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Full text of "Levini Lemnii Occulta naturae miracula : Wunderbarliche Geheimnisse der Natur in des Menschen Liebe vnd Seel, auch in vielen andern natürlichen Dingen, als Steinen, Ertzt, Gewechs vnd Thieren ..."

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LE vINI LEMNII 
Oceulta natur miracula, 
— — Wunderbarliche En 
Seheimniſſe der Matur 
in des Menfchen Leibe vnd Seel / auch in 


vielen andern natürlichen dingen als Eteinen / 
Erge / Gewechs vnd Thieren, 


Allen frommen Haußwirthen / verſtendigen 
Haußfrawen / fleiſſigen Naturkuͤndigern / guten Hauß⸗ 


aͤrtzten / liebhabern der geſundheit / vnd gemeinem Vatterland 
zum beſten / nicht allein aus dem Latein in Deutſche Sprach gebracht / 


Sondern auch zum dritten mal vermelret/ vnd eines groſſen theils vom 
' newen felbs Zefchrieben / Durch) 


IACOBVM HORSTIVM 
; der freyen Kuͤnſt vnd Artzney Doctorem. 






Saͤchſſtiſchen vnd bon 


theite vermehrter 


ie Romiſcher Rayfı 
des He Roniife 





Ir Johannes von Gottes Gnaden Pfaltzgrave bey 
Rhein / Vormund vnd der Churfl. Pfaltz Adminiſtrator, deß Heiligen 
—— ‚Reichs in den Landen deß Rheins / Schwaben vnd Fraͤnckiſchen Rech⸗ 
tens Fuͤrſeher vnd Vicarius / Hertzog in Bayern + Grave zu Veldentz vud Spon⸗ 
heim &c. Bekennen offentlich mie dieſem brief vnd thun Fund allermenniglich / in⸗ 
ſonderheit aber allen Buchverlaͤgern / Buchtruckern / Buchhandlern / Buchführern vnd 
Buchbindern / wo vnd welcher orten die geſeſſen feind / Als Ons Onfer nd deß H. 
Reichs lieber getrewer Gotthard Voͤgelin / Churfl. Pfaltz Buchtrucker / vndertheniglich 
zu erkennen geben /. waß maſſen er nachfolgende onderfchiedliche nutzliche bücher / dar⸗ 
- über feine Vorfahren vnd er / von weyland jüngft abgeſtorbener Kayſ: May: auch 
derofelben herrn Vattern / Keyſer Maximilian, aller Chriftfeligfter gedächtung / vnd 
dann von anderen Chur: vnd Fuͤrſten / albereit vnderſchiedliche privilegia erlangt mit 
mercklichem vncoſten ond groffer muͤhe getruckt / Alß nemblichen Levinum Lemnium 
durch Iacobum Horſtium verdeutſcht &c. Vnd er gedachter Gotthard Voͤgelin dieſel⸗ 
bige widerumb vfzulegen / vnd noch ferner vorhabens fen / gemeinen nutzen zum beſten / 
andere mehr / ſelectos & ſingularis notæ libros, & authores veteres, præſer- 
tim verò Patres, quotquot vel hactenus nondum impreſſi, vel ab aliis qui- 
dem impreſſi, novis autem ſcholiis, annotationibus, manuſcriptorum 
collationibus, aut commentariis aucti & illuſtrati fuerint &c. in offentli- 
chen truck außgehen zu laſſen Diemweil ex aber in fuͤr org Fehen mäfter daß ſelcher 
bücher etliche von andern Buchtruckern zu jhrem vorthel / vnd hergegen feinen beſchmer⸗ 
lichen nachtheil ond ſchaden / nachgedruckt werden möchten: Hat er defitwegen Vas/ 
als des H. Reichs Vicarium, vnderthenigſt gebetten / jhme hierunder zu vorfemmung 
deſſen / ein ptivilegium gnedigſt mitzutheilen Damit obbemelte bücher / Über welche 
er vnd feine Worfahren / fo wol hiebevor privilegirt geweſen / auch an jetzo von newem 
bon Vas / als Vicario priyile girt würd / niemand anderſt / ohn fein / ſeiner erben o⸗ 
der nachkommen vorwiſſen vnd verwilligung / im H. Roͤmiſchen Reich nachtrucken / 
verkauffen oder verhandlen / noch einigen verlag dazu thun möge. Daß Wir dem⸗ 
nach. angefehen ſolch ſein zimlich bitt / auch die von feinen vorfahren vff jhn kommene 
Privilegia / dieſelbige renovirt, vf jhn und feine erben oder nachkommen extendirt 
vnd erſtreckt / auch dieſe fernere gnad vnd freiheit gegeben / Renoviren, cxtendiren, 
Thum vnd geben auch jhme ſolche freyheit hiemit von des H. Reichs Vicariats macht 
wiſſentlich in crafft diß Briefe / alſo daß er / feine erben vnd nachkommen allein / die 
hiebor fpecificirte Bücher in truck aufgehen / Und fo oft es von noͤthen / wider vflegen 
laſſen / Andere hinter feinem wiffen ond willen etwa nachgetruchte Exemplaria onver- 
zuͤglich abgefchafft / vnd alfo Die von jhm bißher verlegte editiones , wie auch die je- 
nigen / fo er ins Fänftig craft di ilegii von nerven trucken oder verle⸗ 
gen wuͤrd / innerhalb ublicirung eines jıden 
weder durch fich ſelbſten 
noch dur eiß / noch auch in 











der formb art vnd ordnung / wie die jemals getruckt / nicht nachgetruckt 7 noch alfe 


machgetrucht verführt / vmbgetragen vnd verkauft werden follen / in Feine weiß, wie 
das vorgenommen werden möcht. Vnd gebieten darauf allen vnd jeden des H. 
Reichs vnderthanen / vnd getrewen / was würden / ſtands / oder weſens die ſeyen / 
vnd fonderlich allen Bächerverlagern/ Buchtruckern / Buchführern vnd Bächervertauf: 
fern / bey vermeidung Zchen Marek löttigs golds / halb in deg N. Reiche Cammer / 
vnd den uͤberigen halben theil gedachtem Gotthard Voͤgelin / feinen erben oder nach 
kommen / vnnachleſſig zu bezahlen  hiemit ewnftlich vnd wollen / daß niemand weder 
durch fich felbft noch durch andere + obangeregten Lemnium &c. fo er albereit ges 
truckt / oder ins künftig in truck kommen laſſen wird in beftimpten Fuͤnfzehen Jah⸗ 
ren / vmb keinerley vrfach wegen’ wie die nahmen haben und erdacht werden mögen? 
nit nachtrucke / oder alfo nachgetruckt vmbtrage / feilyabe oder verkauffe + noch deß an⸗ 
dern zu thun geftatte / viel weniger einigen verlag darzu thue / in Feine weiß / bey vers 
meidung obbemelter poͤn / darin ein jedweder / fo darwider thut / fo oft vnd viel folches 
geſchicht / verfallen ſein ſoll / wie auch bey verluſt der Exemplarien / welche mehrbemelter 
Gotthard Voͤgelin / ſeine erben oder nachkommen / durch ſich ſelbſt oder jhre befehlha⸗ 


ber wo vnd wie viel fie dergleichen ben jemanden finden wuͤrden / auß eigenem gewalt / 


ohne verhinderung menniglichs / zu fich nehmen / vnd damit nach jhrem gefallen hand⸗ 
len vnd thun mögen / Daran fie auch nit gefrevelt haben ſollen / Sonder alte gefehrd 
Doch ſoll vielgedachter Gotthard Voͤgelin / feine erben oder nachkommen / in allen 


vnd jeden buͤchern / fo vnder dieſem Vnſern privilegio, titul vnd nahmen wie obs Er 
ſteht aufgehen / mit dem wenigften nichts / weder in prefationibus oder auchim dm - 


operibus einmifchen / fo deß 9. Reichs Conftitutionibus zu wider / oder. fonften je 
mands an ehren verkleinerlich oder nachtheilig fen: Darneben auch fchuldig ſein vom 
jeden Druck drey Eyremplaria vf feinen coften zu Churft Pfalg Cantzley zu uͤberfen⸗ 
den / Alles ben verluſt dieſes vnſers privilegii vnd ſtraf nach ermaͤßigung Mit 


vrkund diefes briefs verfiegele mit Onferm anhangenden Vicariats Inſigel Geh | 


zu Heydelberg den Drey vnd zwangigften Monats tag Mayr nach Eprifti vnſers ie 
ben Herrn vnd Seligmashers geburth im Sechzehenhundert vnd zwölfften Jahre. 


Johannes Pfaltzgrave zc. 
der Chur Pfaltz Admini- 
Rtrator vnd des H. Reichs 
Vicarius. m. pp- 


Ad mandatum Serenif.. 


— 







Joh. Chriſtoph. von der 
Grün 2c. der Pfa 


Cantzler. m. pp 


Dem Durchleuchtig⸗ 


ſten / Großmechtigen Fuͤrſten vnd 


Her / Herm Chriſtiane dem vierden / zu Den⸗ 
nemarck und Norwegen / dir Wenden vnd Gotten Koͤ⸗ 
nig / Hertzog zu Schießwigk/ Holſtein / Stoͤrmarn vnd der 
Ditmariſchen/ Granen zu Oldenburg vnd Del⸗ 
menhorſt / meinem guedigſten Herrn. 


> R Vrchleuchtigſter / Große 
ae richtiger König vnd Herr / Ewer 
Koͤmgliche Mayeſtet werden in 
OR: Denskhlond wegen Ihres hochbe⸗ 
EI gabten verſtandes / vornemen tu⸗ 
>. ‚genden / fonderlicher luft zu guter 
— — breit geruͤhmet. 
Dieweil aber die rechte weißheit vnd fuͤrſichtig⸗ 
keit / wie noͤtig ſie bey ſedem / weß ſtandes er iſt / erfor⸗ 
dert / in dieſe: Ar Bien seiten/ leider Gott zuklagen / bey 
vielen mangelt / vnd beyd ꝛe durch: gutelchr / ſo wol auch 
durch gute exempel ſoll auffgemuntert / angereitzet vnd 
außgebreitet werden: ist Habe zu guter bequemer Lehr 
auffs kuͤrtzeſte verfaſſet / michts mutzicherz als das Buch 
Levini Lemnii pon tre whertziger ermanung in allem 
thun vnd bandelicben te nfihen leben / vnd zum herr⸗ 
lichen exempel deſſen/ni⸗ als E. Koͤn. May. 
ich erachtet. 
Denn 












Denn difsbuch inlatein der Hochberämbte Le- 
vinus Lemnius da er auff der gruben gangen / kurtz 
für feinem ende auß vieler erfahrung geſchrieben/ 
welchs alfo kurtz verfaſſet nach feinem tode außgangen/ 
das ons Deutfchen / Die wir nicht gern lange groffe 

weitleufftige Bücher lefen/ fur viel andern / die vns 
zur weißheit ontersichten/ fonderlich den Höhern Po⸗ 
tentaten/ vornemen Herrn und von Adel/ fo ſonſt mit 
vielen gefchefften und mübefeligfeit ihres. ampts belas 
den / wol dienet. | 

Dazu fo find die andern Bücher der alten lehrer 
vonder weißheit/ rem Ampt vnd tugend / weil fie als 
Heyden / von Bottes wort/das ein Brunn vnd quell 
der rechten weißheit iſt / nichts gewuſt / oft Irsig vnd an 
vielen oͤrtern zu wenig. Daher weiſere leut heutiges 
tages Philoſophiam der alten Heyden / das iſt / die 
lehre von der rechten weißheit / zum rechten brunnquell 
Goͤttliches wortes gefuͤhret / — Chriſtlich gebeſ⸗ 
ſert vnd wol gereiniget / als denn Philippus Melanch- 
thon, David Chytræus, Conradus Bergius, vnd in 
ſonderheit dieſer vᷣnſer Lemnius allhier in dieſem 
Buch herꝛlich vnd geſchicklich gethan. | 

arumb / dieweil ih diß erſt Bud / vom 

unterricht eines aller beften lebens auzuftellen / auß 
dem latein ins deutſche / auff bitte etlicher leuth ge⸗ 
bracht / und d ß r niemand zugeſchrie⸗ 
in vnterthenig⸗ 
keit 





keit zufchreiben wollen/ vnterthenig bittend/ E. Koͤn. 
ray. wolle dieſe meine geringſchetzige vnnd gutge⸗ 
meinte ehrerbietung im beſten vnnd zur anzeigung 
meiner vnterthenigen willfertigen dienſte auffnemen. 
Deſſen meines zuſchreibens mehr vrſach / ob ich wol 
€. Koͤn. May. nichts befant / find geweſt / das ich 
glaubwirdig berichtet werde / das E. Koͤn. May. 
Her: Bater/Hochlöblicher gedechtnis / viel und groß 
fe vnkoſten auff gute Bücher zu drucken / fonderlich 
auffdie Bibel auß andern fprachen in die Dänifehe 
ſprache zubringen angewendet / vnd E. Kön. May. 
Der gelehrten cin Liebhaber iſt Darumb vorneme wei⸗ 
fegelchrte Leuthe an E. Koͤn. May. Hoff fich finden/ 
unter dieſen denn ſo ſehr zween fürnemblich geruͤhmet 
werden / das ich derer abweſendt mich offter erimnere / 
wann ich Ihrer oder anderer von Ihnen ſchrifften leſe/ 
end von viel Gelehrten meinen guten freunden Ihrer 
loͤblich gedenken hoͤre / als nemblich einer Heinrich von 
Rantzaw / E. Koͤn. May. Stadthalter / der ander 
E. Koͤn. May. Cantzler Nicolaus Caas. Darzu/ 
dieweil E. Koͤn. Van. Diefe zeit wegen tödlichen abs 
gangs E. May. herrn Battern/Nochlöblicher gedecht⸗ 
nis / hochbetruͤbet werden E. May. furken vnd herr⸗ 
lichen troſt in abſterben der ſeinen darinn finden. Der⸗ 
wegen ich in vnterthenigkeit verhoffe/ es ſoll E. Koͤn. 
May.angeneme ſein/ ond.i oͤn. May. namen 
vielen guther natuͤrlichen 





— 


kunſt vnd der rechten weißheit deſto gefelliger vnd nuͤtz⸗ 
licher ſein. Thue alſo E. Koͤn. Mey. der ich zudienen 
willig mich in vnterthenigkeit befehlen. Datum in der 
Julius Vniuerſitet zu. Helmſtedt den erſten Iunii 
Anno ss. | 2 | 


E. Sin, Man. 


J 


Vnterthenigſter vnd gehorſambſter 


lacobus HorftiusD. 








Berjeichnus und Inhalt der Buͤch 
— in dieſem werck begrieffen. 
Das erſte Buch. | 
8On unterricht. eines -allerbeften lebens anzuſtel⸗ 
Nen / in jedem ſtande des zeitlichen Lebens: Allen wes ſtan⸗ 
des fie ſein / re. nuͤtzlich vnd fruchtbarlich zuleſen. 


Das ander Buch. 


Ron vielerley noͤtigen lehren / beyde der natuͤrlichen Kunſt Phy- 
ſicæ genandt / ſo wol auch der Artzneykunſt Medicinæ, welche 
3 gemein jedem verſtendigen Menſchen zuwiſſen vonnoͤten 
yes 

Das dritte Buch, 


Don mancherley erempeln der natürtichen vnd Artzneykunſt / 
in Sendbrieffen der Alten Gelehrten vnd etlichen Rahtſchle⸗ 
gen zu vnſern zeiten / vornemen HErrn vnd Stenden mitge⸗ 

cheilet. 

Das vierde Buch. 

Von mancherley exempeln der natürlichen vnd Artzneykunſt / 
in Sendbriefen vnſerer Gelehrten / vnd in etlichen Rahtſchie⸗ 
gen zu vnſern zeiten / vornemen Herrn vnd Stenden mit⸗ 

getheilet. 

Das fuͤnffte Buch des erſten cheils. 

Von den wunderbarlichen Geheimniſſen der Natur / vnd derſel⸗ 
ben fruchtbarlichen betrachtung / in der Natur der gantzen 
Weit / vnd ſonderlich der Geſtirn / ond der Himmelsleufften. 


Das ſechſte Buch des andern theils. 


Von den wunderbarlichen Geheimniſſen der Natur / vnd der⸗ 
ſelben fruchtharlichen petrach a | 






\ 


ſementen / auch vieler anderer Eimnuhen Dinge aus 
jhnen gemacht. 


Das ſiebende Buch des chells 


Von den wunderbarlichen Geheimniſſe en der Natur / vnd derſel⸗ 
ben fruchtbarlichen betrachtung / in der natur der vnuernuͤnff⸗ 

tigen thier / zahm vnd wilde / auch eintzelen ſtůcken von den 
thieren zur haußartzney zugebrauchen· 


Das achte Buch des vierten theils. 


Von den wunderbarlichen Geheimniſſen der Natut / vnd derſel⸗ 
ben fruchtbarlichen betrachtung in des Menſchen Leib vnnd 
Seel / dariñ auch ein kurtze Anatome des Menſchlichen leibes 
gelehret wird / vnd die ſubtileſten fragen von der Seele er⸗ 
kleret. | 

Das neunde Buch des dritten Du 


Bon denwunderbarlichen Geheimniſſen der. Natur / vnd der⸗ 
ſelben fruchtbarlichen betrachtung / in der Natur der kranck⸗ 
heiten des leibes / die nicht gar kranckheiten find/\ vnnd nicht 
rechte gefundheit/ auch vieler dinge / die der geſandheit —*— 
men vnd ſchaden. 


Das zehende Buch besfechften —— 


Von den wunderbarlichen Geheimniſſen der Natur / vnd der⸗ 
ſelben fruchibarlichen betrachtung / in der Natur der geburts 
glieder des leibs / mennlichen vnd weiblichen / auch — 
heiten der Weiber vnd —D artzneyen 





Das erſte Buch. 
Eine Ermahnung / zu Anſtellung deß 
aller beſten Lebens jedes Menſchen. 


Das 1. Kapitel. 


Wie man vornemlich ſeine Augen auff Gott den HEeRAN 
in Jeſu Chriſto wenden / vnnd ſein Gemuͤth wacker hal⸗ 
ten ſoll. | | 

I, Erdafein Wolfart recht bedencket / vnd gern ſei Bob, 
Ye Sache am beſten anſtellen will / oder in dieſem Stan⸗ und Gtie 
de deß zeitlichen Lebens mit guter Wache / wider allerley komme. 

5 Bnfalonnd taͤglichs Vngluͤck fich vorfehen / derrichte 
EN feine Augen ſtets vnd ſtracks auff Gott / den allernöchften 
5 himlifchen Barter / durch Jeſum Chriftum feinen aller» 

\ RI liebſten Sohn: Der halte fein Gemüth / welches dann 
nieraendt anders woher als von diefem vberſchwencklichen Brunn ſein 
Brfprunghariwacker: Der fehe nicht zuriickinoc; fuche anderswo Hilfe: gene 
Sondern trawe Gott dem HER Ra allein / ergebe fichihm gar / diene jhm / der Sectevn 
halte jhn hoch / vnd bitte alles guts won jhm / in ſtarckem Vertrawen auff vn green 
ſern einigen Mitler. Darnach betrachte er auch mit Fleiß vnnd offt bey ſich Beten ; 
ſelbſt wie Gore ver HERR fo groffe Miltigkeit gegen menfchliches Ge, Menſchen. 
ſchlecht bewieſen hat / wie cr fo herrlich mir vielen Gaben den Menfchen ae; 
ziert / ihn mir Ehren ond Anſehen gekroͤnet / ja das Gefchöpffe / von Erde ge⸗ 
macht / alſo zu groſſen Ehren vnd Ruhm gebracht. — 


Das 11. Kapitel, 
Wie groſſe Dingam Menſchen Gott der Aumaͤchtige 







Schoͤpffer gethan. 


Ber es war noch nicht genug / daß Gott dem Menſchen in 

der Schoͤpffung sine ſchoͤn euſſerliche Zier des Leibes / al⸗ ler Geſtaut. 

h auffg bevor allen andern Thieren 

aanſehlich 
Fr 







I. 
fo gerade pn Euffertich, 


2 Das erſte Buch von Anrichtung 


Geneſeꝛ. anſehlich vnd artig war / vnd daß er ſeine Augen gerade auff gegen Himmel! 
2. als ſeine erſte Ankunfft / erheben möchte) —5 — hatte: Sondern er zieret 
ertzue auch jhn jnnerlich noch vielmehr vnd wunderbarlicher an feiner Seel vnnd 
ehe Biet des Gemuͤt / daß er diejhinzum Ebenbildt vnnd Gleichnus bilder / das iſt / daß 
an ſie ſeines Schoͤpffers Weſen vns vorbildete vnnd ſeiner Natur am meiſten 
Ebensun. gleichfoͤrmig war / welche hohe vortreffliche Krafft dem Menſchen von Gott 
Gore. ſelbſt jnnerlich mitgetheilet / gantz vnd gar in der Seelen vnd dem Gemuͤt ſte⸗ 
het / vnd aus dem Heiligthumb der Gottheit / als dem erſten Ebenbildt / her» 
kompt / damit der Menſch mit Verſtandt / Vernunfft vnd Vrtheil begabet / 
koͤndte die Goͤttliche Lehr faſſen / Gott erkennen / im Glauben erleuchtet / vnd 
mit Gott deſto beſſer vereiniget werden / ja der —— Vatter — 
Sehn vnnd heiligen Geiſt inn jhm wohnen / vnnd er ein Tempel G DT 
TES werden. Vber dieſe alle Hoheiten har der Menfch noch ein * 
23 Ding von Gott erlanget / als nemblich / da alle Thier auff der Erden ſtumm 
Menfens vnd ohne Nedegef chaffen / daß er die Gaben deß Redens bekommen / dadurch 
ENDE nicht allein einer dem andern feine Siune vnd Gedancken des Gemürs am 
zeigen oder miecheilen kan / fondern auch / welchs das allergröfteiftiond Gote | 
vnſerm HER RNam angenembſten / daß wir vnſern Schoͤpffer / wenn wir 
fein Erkaͤndtnuß durch den Glauben zu Gemuͤt gefaſſet / mit heller Stimme 
Dis Ben ruͤhmen / vnd mit vielen Lobgeſaͤngen preifen mögen. Denn dadurch Gottes 
—— Namens Majeſtaͤt vnd Hoheit nicht allein weit erſ⸗ challet /ſ ondern auch nach 
Pſalm. in. dem armen Vermügen deß Menſchen Gott dem allmaͤchtigen Danck geſa⸗ 
get / vnd die Anzeigung eines danckbarn Gemüts / vor ſo vil empfangene Ga⸗ 
ben gegen dem ergnaͤdia ſten himliſchen Vatter an Tag gegeben wird. 
Dann dieweil GO TTonſers Thuns nicht bedarff / wil er auch nichts von 
vns haben /als allein / daß wir — inn rechtem Vertrawen lieben vnd danck⸗ 


ſagen. 


Das 111. Kapitel, 
Daß Gott nichts liebers als der Menſch iſt / vnnd daß dem 
Menſchen alles andere zu Nutz vnd Dienſte geſchaffen. 


Gog s Luft Emnach aber Gott gegen dem Menſchen / inſonderheit aber 
rn Aa fein Gemuͤt vnd Seel / das ein Ebenbild feiner Gottheit warı 
vnd mit viel groſſen Gaben gezieret / alfo herzlich vnd anmuͤtlich ab 

lein geſinnet / ſo hat er Ihm viel euſſerliche Gaben geſchencket vnnd gegeben] 

jhn in Beſitz gller Dinge! die die Natur alg Dienerin auf die Welt bringet / 

Der ent eingefiibtei/ondjpt er *. ſcafft ober alles / was lebet 


ein Deriwgis vnad webet /i in de dem zeringſten ſo wol⸗ 
Y als dem 








des aller beſten Lebens des Menſchen. 3 
e - } R ter ber gan⸗ 
als dem groͤſten. Denn ſihe an den wenigſten aus dem gemeinen Man! gen Weit. 
Hnd bedencke / ob er nicht deß ewigen allmächtigen Schöpffers milde Bega / Brkinnieg 
bung / vnnd der gantzen Welt zierliche vnd anſehliche Luſt / eben ſo wol als anesineer 
einer der vornembften Koͤnige / fo viel Reiche der Welt vnd Guͤter vberfluͤſ Bet 
fig haben / aenieffein dieſem / daß er in dieſer weiten Welt wandern mag / 
nicht wie ein Außlaͤnder oder Frembdling / der da in den Befis nicht gehoͤret / 
Sondern als ein Buͤrger vnnd Mitglied der gantzen Welt / ja als ein 
Herr alles deffen / was auff Erden iſt. Denn zu ſeinem Nutz / Wolfahrt 
vnd Gebrauch / find alle Ding von Gott geſchaffen / die da entweder der hohe 
Himmel vmblauffet / oder die Erde vnd Meer in ſich begreiffen / welches mit 
dieſen worten David der beſte und vornembſte Preiſer aller Werck Gottes / 
alſo bezeugt. e 
Pſalm.. HER Rvnſer Herrſcher / wie herrlich iſt dein Name in allen pam.s, 
Landen: da man dir dancket im Himmel? 
Was iſt der Menſch daß du ſein gedenckeſt / vnd deß Menſchen Kindt / 
daß du dich fein annimbſt? ER | 
Du wirſt jhn laffen ein Eleine Zeie von Gott verlaffen ſeyn / aber mit Eh⸗ 
ven vnd Schmuck wirſtu jhn kroͤnen / Du wirſt jhn zum Herrn machen ober 
deiner Haͤnde Werck. 
Alles haſtu vonter ſeine Füſſe gethan / ze. 
In weichen Pſalm David darthut / wie groß Gott nach dem HERRR 
Ehrifto den Menſchen achtet / vnnd wie hoch er denn dem die gantze Natur 
in der Welt vnterworffen vnnd gehorſam iſt I halte I Ja das noch mehr iſt / 
dem nicht allein alle Geſchoͤpff Gorreszn Nutz vnnd zu Dienſte geſchaffen / 
Sondern auch deß wegen ſich der HERR Ehriftus ſo hoch demuͤtiget / daß 
er ſich dem Todt vnterworffen / vnd dem der himliſche Vatter aus Lebe vnd Noms. 
Verdienſt deß HERRN Chriſti / ſo viel vnaußſprechliche Gaben taͤg⸗ 
lich mittheilet. hr —— 
N — —2 — 
Wie groß deß Menſchen Danckbarkeit billich gegen Sorte 


— ſanſe.. ee 
AIpßi iſt noch ober alles andere das aller groͤſte /dasden Men⸗ Die Ber 
EI Then zu inbruͤnſtiger Siebe vñ ſtettiger Ehrerbietung gegen Gott reitzen huugde 
oder auffbringen ſol / daß / da er bey Gott in Vngnaden kam / vnnd sy Bor. 
wegen Vbertrettung des Görtlichen Gebots / zu dem ewigen Todt verdam⸗ 
met / der himliſche Vatter aus ſonderlicher Lebe vnd vollkoͤmlicher Gnug⸗ 
thuung ſeines Sohns / hn wider u mmen. Denn vnſer 
a ar HERR 








— Das erſte Buch / von Anrichtung 
* SER Jeſus Chriſtus / da er ſich hertzlich dieſes menſchlichen Jammers 
erbarmet / hat er den Menſchen mit ſeinem thewren Blute außgebuͤſſet / vnnd 
den himliſchen Vatter verſuͤhnet. Der HER ReChriſtus / nach dem er den 
Todt vberwunden / vnd die Tyrañiſche Gewalt deß erſchroͤcklichen Feindes / in 
deß Haͤnden die Menſchen alle waren beſtricket / vnd gleich verbuͤrget / gebro⸗ 
chen / hat den Menſchen wie zum andern mal frey gemachet / vnd in das Him⸗ 
melreich zum Erben geſetzet / alſo / daß wir / wie ©. Paulus bezeuget / nicht 
mehr ſeyn Frembdling / oder Gaͤſte Gottes / ſeondern Buͤrger vnd Haußgenoſ⸗ 
ſen / ja ſene Freunde vnd Mitbruͤder / in der Apoſtel vnd Propheten Schriff⸗ 
ten Grundt erbawet / auff den allermaͤchtigſten Eckſtein / welcher iſt Jeſus 
Chriſtus / durch den wir Zutritt vnd Zugang zum himliſchen Vatter vnd N. 
Geiſt haben. Darvmb weil ein jeder der vnſern / durch dasheilfame Wort 
zi,. Gottes / vnnd die heilige Tauffe im Glauben dem HERR Chriſto ein⸗ 
Awot.a. geleibet iſt / und wie S. Paulus ſagt / durch Vernewerung deß N. Geiftesi 
den er reichlich in ung außgoſſen hat / Gnade vnnd Erbſchafft dep ewigen 
Lebens erlanget / iſts billich vnd erforderts die newe Erbſchafft der Seligkeit / 
daß wir alle vnſer Hoffnung vnnd Vertrawen auff den aller gütigſten him⸗ 
Newes keben liſchen Vatter / vnnd feinen Sohn Jeſum Chriſtum / der uns von Tode und 
*— Suͤnde erloͤſet / ſeten / jhm vns vntergeben / jhm vnſer geben) Sitten vnd alle 
Reten. Arbeit gefaͤllig anſtellen / vnd mit reinem Hertzen / heiligen Sitten! vnſtraͤffli⸗ 
chen Geberden / ſtettigen oder emſigen Gebet / ſeine Gunſt vnd Gnade durch 
Krafft deß H. Geiſts hatten. Be — 
Das V. Capitel. 
Was die Tauffe dem Menſchen Guts mitbringe / vnnd w 
ſie außrichte. az h 7 
Der Tauffe Jeweil aber die Tauffe vnd das heilige Bad / iſt der erſte Ein⸗ 
Nut. Hana die heilige Kjrche / xũd in die Gemeine a ligen / ſo iſt die 
Tauffe die erſte That vd Schwelle! die wir Menſchen gehen oder 
tretten muͤſſen / follen wjr Hoffnung onnd/ Troft deß ewigen Lebeng haben: 
dann die führer vns ndtlich in gewiſſe Hoffnung per ewigen Seligkeit. 


£ (2 7 * 
Danfto hd Blaubenvnn OR STILE € 99 Re 


Ephefst. 















4 
328; 






gebens vnnd vnfeerſten beganagen⸗l 
Paradeiß / went 
wir Chriſto ugelei 

Das Gebet mit zuthun des euß 

im HErrn 


da Gſe ir 
Ehrifto was r Ki & ” 
eomüne, ſers Heils werden / vnd GEN Er pelte 


desallerbeften Schens des Menſchen. f 


Anruffung ſo kraͤfftig vnnd huͤlfflich iſt / daß wi 
Vatter erlangen / wann nur dieſe on cufftzen vn 






Das VI. Che. 


Wie nechft Gott / wir auffunfern Nechſten ſehen / vnd ſyyhn rm 
lieben ſollen. A 


Ber wiewir gegen Gott / dem wir alles ſchuldig finde / dem Beucs. 
wir all vnſer Thun vnd Krafft des Gemuͤts / deß Hergeng / der See pr, 
len / vnd des Athems verpflichtet haben vornemblich vnſer Siebe vnnd tucao, 
Hoffnung oben ſollen: alſo muͤſſen wir gegen vnſerm Nechſten / der inet 
Natur vnd eines Standes mit vns iſt / nicht weniger noch ſchlaͤffigere Liebe / 
als gegen vns ſelbſt haben. Daher will vns gebuͤren / daß alle vnſere Kraͤffte 
vnd Thun dem Nechſten vnbeſchweret dienen / vnd ſo es die Noth erfordert / 
oder ſo es die Gelegenheit ſo giebet / die man auch ſelbſt ſuchen ſoll / wir ſeiner 
Armut zu Hülffe kommen / jhme beyſtehen mit Rath und Tharfollen. Denn 
diß iſt die vornembſte Frucht deß Glaubens / vnd die reine vnverfaͤlſchte Vor⸗ 
gewiſſerung deß Chriſtlichen Lebens. 


Das vII. Fapitel. 


U groß die Erbarkeit der Kinder gegen die Eltern ſeyn 
oll. | 


Arnachwie wir alles Guets / das meiſte vnſerm Vatterlandt | 
Jin Freunden’ Alſo find wir auch viel vnſern Eltern ſchuldig / vnnd eh 
was vor Dienft oder Ehrden Eltern gebüre/ift ohn noth weitlaͤufftig ſou verſtan 
davon zufchreiben / da jedem von Natur eingepflantzet iſt die Liebe vnnd die den werden 
Zuneigung zu den feinen/ ja auch den Heyden] die Sort nicht kennen / Wie Man. r. 
Chriftus ſagt: Vnd diß allesalfo fehr / daß auch der Dienſt vnnd die Ehre/ 
foden Eltern von Kindern gefhehen) nicht sob noch Dansf verdienen! for 
dern nur alſo viel Pa daß fir des boͤſen Sal chuld / vnd dergroffen 
ESTER RN Schande 





{ 


u Dasg erſte Buch / von Anrichtung 
e 
—* tan Schande entgehen. Jedoch ſoll man / von Kind auff / einem jeden feſt eynbil⸗ 


error den / daß er die Eltern / durch welche er das Leben / vnd Anfang des Liechts an⸗ 
Zoſſ⸗ zuſchawen bekommen / hertzlich vnd ſehnlich lieber; ja vor alle andere fieb habe / 
— „,, daß in allem / was — er gehorſame / vnnd folge: Wie auch wir leſen / 
Die Lebe der daß der HER KR Chriſtu feiner Meter Marig / vnd feinem Patter Joſeph 
en * vnterthan vnd willig geweſen ſey. Dann eg iſt Gore eine angenemme Erbar⸗ 
Aff ange⸗ keit vnnd wolgefaͤlliges Rac der Denſ der Eltern geſchicht.· Darvmb 
— es alſo fleiſſig im alten vnd newen Teſtament ung vorgefchrieben iſt. Man 
— weiß des weiſen Mannes Pittaci weiſe Rede: Was du vor Dienſt dei⸗ 
— — nen Eltern thuſt / das ſoltu wider ar Kindern gewarten. m das 
Gore, EHER N Chriſtus weiter auch ſpricht / gehoͤret auch hieher: Mi dene : 
Eyxo0.20, A da jhr mit meſſet / fol euch wider aemeffen werden. Denn aus vnſer 
SM ent.r 

Match. Nadchlaͤſſigkeit gegen die Eltern kompts gemeiniglich / daß nachmals wenn 
e wir Eltern werden / vnſere Kinder auch vngehorſam / vnnd widerwilliger 
nt y gegen ons fich anlaſſen / alſo daß wann vnſere Kinder erwachfen fie vnſere 
Der Rinder Vermahnung vnnd Schr / als jhrer Eltern / wider verachten vnnd vernich⸗ 
ee ten / vnnd billich bißweilen durch gerechte Rache GOTTES in gleichen 
worone Fall wir leyden muͤſſen / darvmb daß wir vns nicht wel noch dienſtlich ge⸗ 


vomme · gen vnſere Eltern genug anen ſondern ſie noch wol le. vnd 
tet haben. | 
a Das vIr. Capitel. — 
* Wie cinjebergegen feine Praveproresfih { vahalen 
ſoll. 


Der Preces a Einen Preceptoren } die dich vnterweiſen / vnd dein Gemũt 
ptorn Lieb vñ 
Ehr / ſoll init guter Lehre beſſern / thue nicht weniger Ehre/ denn deinen Eltern. 
gieihienn RT Denn darvmb der Poet Juvenalisfeine Borfahren lobet / vnd jhnen 
der Eitern lieb 
ndChre. alles gutes nachſaget / vnd mit einem Geber nachwuͤnſchet 1 daß ſie die Præ- 
Satyr.7. ceptores vnd Eltern in gleicher Ehre) Wuͤrde / vnd Liebe — ER 
ſpricht: 

Gott geb all Seliges vnd Guts / * 

Vnſern Vorfahrn wegen guts Muts / 

So fie ghabt gegen jhrn Præceptorn / 

Vnd den Eltern gleich außerkorn / 

Gott geb jhnen das Himmelreich⸗/ 

Vnd ewig Frewde allen gleich. 
Sib.2,0m. Solcher Geftalt vermahner der ———— auch ſeine Diſchel 
w. daß ſi ejhre Precc = weniger lieb haben wolk n / denn das — 





deß aller beften Schens des Menſchen. 7 
ſelbſt / vnnd daß fie gaͤntzlich dafuͤr halten ſollen / daß auch fie Eltern ſeyn od 
wol nicht der Seibe/rdoch deß Gemuͤts. Denn eg find zwey gleiche Ding / vnd u 
haben eine Natur / geboren / vnd vnterweiſet werden : Sintemal das eine prorn vnd Et⸗ 
vnſern Leib / das ander vnſer Gemuͤth / vns gibet. Wo es auch kommet / pre em 
daß Eltern gelehrt ſeyn / vnd ſelbſt die Rinder vnterweiſen vnd vnterrichten aros Dina 
ſind die Eltern ſo viel deſto mehr lobens werth / vnnd verdienen ſich vmb die —— 
Kinder geduppelt. Wo ſie aber ſelbſt ſo viel nicht ſtudieret haben (oder das der ſeh. 
von verhindert werden ) vnd dennoch einen gelehrten Præceptoren zulegen / 
vnnd alſo helffen den Kindern / daß ſie gelehrt werden / vnnd Weißheit be⸗ 
kommen / ſo koͤnnen auch dieſe Eltern mehr oder beſſer vmb die Kinder ſich 
nicht verdienen. Dann durch dieſe Weiſe wirdt das Gemuͤth nicht allein 
mit den herrlichſten Tugenden / als nemblich / Erbarkeit des Lebens / Froͤm⸗ 
migkeit / Maͤſſigkeit / Sanfftmuͤtigkeit / Friedſamkeit / Zuͤchtigkeit / Freundt⸗ 
ligkeit / Gerechtigkeit / nuͤchterm Leben / vnnd Sittſamkeit gezieret / ſondern 
auch ſonſt hoch begabet / als nemblich / daß von jhm ſelbſt jhnen auch / wenn 
fie gleich nicht wollen I vnnd fich des wiedern / Reichthumb / Wuͤrde vnnd 
Ehren angetragen werden / welches alles Vrſach iſt / daß fie gelehrt worden 


ſeyn. 
Das ıx- Capitel. 
Welchen Leuten vnter allen Menſchen ſonſt am meiſten 
Ehre zuerzeigen iſt / oder die groͤſte Ehrerbietungge⸗ 
buͤret. Fa ES 

— jedem ſeiner Wuͤrde oder feinem Stande Der ten 

=, nach Ehre zuthun iſt / wie auch der Apoftel Paulus Ichrer: So gehoͤ⸗ eure Eprer 

ver die gröfte Ehrerbierung im menfchlichen Geſchlecht / den alren Wiesrof ge 

vnd gramwen Leuten / denen jederman gerne gleich werden wolte. Dennalfo Roma. 
Moyſes aus Befehl Gottes gebott: Stehe auff für eim grawen Haͤupt / Levit.is. 
vnd thue Ehr dem Alten. Deßgleichen har auch der Oberſte zu Lacedemon / 
Lycurgus genannt / ein Geſetz gegeben / daß jederman die groͤſte Ehre nicht 
den Reichen noch Gewaltigen / ſondern den Alten I nach dem einer aͤlter als 
der ander were / thun ſolte. Vnd iſt auch an feinem Ort auff der weiten Welt 
das Alter hoͤher geehret worden / als eben daſelbſt. — 
Hieher gehören auch Oberkeit / Buͤrgermeiſter vnnd Schultheiſen / Nom. 
durchwelch er Klugheit und Authoritet Regiment erhalten vnd alles wol be nein 
friediget wird. Nechſt dieſen find fromme wolbetagte Seurioder groſſe Herren anderer vor⸗ 
aus Sürftichen Stämmen, Nechſt huen widervmb gelehrte vnnd hochbe⸗ "rat 
gabie deute. — — J—— 















Wenn 


8 Das erſte Buch / von Anrichtung 
Die Ehre der ¶ Wenn aber auch die Beiftlichen/wolberagre/alterfonderliche Wuͤrde in 
Prieſter. Kirchenſtaͤnden haben / vnd Fleiß anwenden die verderbte Sitten der boͤſen 
Welt abzubringen / vnd die Gemuͤther beſſer zur vnterrichten / ſo gehoͤret jhnen 
wegen jhres Ampts die groͤſte Ehrerbietung. Dann darvmb der heilige 
Zins Paulus die Prieſter / das iſt / die da mit Erbarbeit des Lebens / wolbetagter 
Weißheit vnd vnſchuldigem Wandel der Gemeine vorſtehen / vnd mit heil: 
a famer Schre / auch mit reinem und vnverfaͤlſchtem Wort Gottes die Chriſt⸗ 
Pr ¶ liche Schaͤfflein weiden / geduppelter Ehrerbietung wuͤrdig achtet / nicht allein 
ſie reichlich will geehret / ſondern auch in Leibes Nahrung vnnd Notturfft er⸗ 
halten / vnd mir allem Haußrath nottuͤrfftig verſehen haben. 


— Das x. Kapitel. 


Was die Vnterweiſung des Menſchen nuͤtze / vnd wie dieſelbe 
ſeyn ſoll. | 


zusam 165 Siſt viel daran gelegen waferley Weiß einer vnterweiſet 
—— werde. Daromb ſo bald die Kinder in jhrererften Kindheit die Lehre 
si faffen koͤnnen / vnd geſchickt zum lernen erfunden/follen fie bey Zeit in 


guten vnd freyen Kuͤnſten vnterrichtet werden. Denn durch diefelben des 

Die Vnter⸗ Menſchen Natur / viel ſittſamer / frooͤmmer vnnd erbarer wirdt. Es iſt aber 
nn, derbefte Anfang der Vnterweiſung / wenn man anfehet die Sitten recht zu 
onterfehied- vnterrichten. Derwegen wer da zum ſtudieren gehalten werden ſoll / der as 
uchet zein. wehne am aller erſten ſich zu guten Sitten. Darnach lerne er wol reden von 
jedem Dinge vnd alles recht außſprechen / welches letzte nimmermehr recht 
—— gm gelerner wird ohne gute Sitten / wie der Pliniusfagt: Dann es iſt viel ein 
berteratoge, Höher Ding recht erbarlich Leben / als wol vnnd beredt zu reden / vnnd iſt 
seötfamteit. mehr zu wuͤnſchen vntadelhafftig Leben / als Beredtſamkeit. Wiewol ſichs 
geziemet / daß ſie beyde beyſammen ſeyn / vnnd eines dem andern die Hand 

reiche. Der Geſtalt ſoll man ſchlieſſen auch von der Wahl der Woͤrter vnd 

der Meynung. Denn ob wol an der Sachen ſelbſt vnd Meynung mehr ge⸗ 

legen iſt / denn an den Woͤrtern / jedoch ſo will ſichs gebuͤren / daß jedere Sach 

vnd Meynung mit klaren vnd geſchickten Wörtern vorbracht vnd auf ge⸗ 

redet werde. Ja die Regeln deß Sehens / die das Gemüt erbawen / vnd vnſern 

Sinn vnd Gedancken zu Gottes Furcht anweiſen / ob fie wol erbar vnd heil 

ſam gnug ſeyn / jedoch haben ſie vielmehr Anſehens vnd Macht in der Vn⸗ 

Der Berede⸗ terrichtung / wenn die ſchoͤne Schr eine zierliche Rede außſtreichet. Denn es 
famteie Nutz wird des Menſchen Ge er eingebildet / alles was an jhm ſelbſt wich⸗ 
vn nig oder kraͤfftig iſt pnd not ʒeredtſamteit wol herauf ge⸗ 








2 


ſtrichen 


des aller beſten Lebens des Menſchen. 9 
firichen. Es iſt zwar nicht recht / daß map fo genaw und aͤngſtig ſich mie den 
Woͤrtern martere / wie erliche ehun/die da ſonſt nichts wiſſen / aber doch ficher 
es wol / beredt vnd klug zugleich ſeyn / damit nicht vngeſchickte / barbariſche / 
ausländife Wort in Brauch zu reden kommen / dadurch auch verdunckelt 
die aller kluͤgeſte vnnd nuͤtzlich ſt Dration wirdt. Wenn es aber dahin kom⸗ 
men ſolte / daß einer allein ſolte gezieret feyn mir ſchoͤnen vnd zierlichen Wor⸗ 
ten / vnnd hätten diefelbe nichts hinderfich / auch derfelbe were nicht flug noch 
verftändig/rals denn were billiger vorzuziehen ein eynfältigerechte Weißheit 
vnberedt / der närrifchen vnd beſchwatzten Beredtſamteit· Dann die Weiß⸗ 
heit / wie Cicero bezeugt / iſt nicht allein anderer aller Dinge / ſondern auch der 
Beredtſamkeit Grundt. Der Poet Horatius hat fein geredt / welches man 
vberal wol mag in acht haben: u. 

Ein Poet entweder nutzen wil / 
Oder doch machn der Luſt gar viel / 
Oder zugleich was jedem Leben 
Gar nuz vnd angenemm iſt / reden. 
Der duſt mit Nutz zugleich vns macht / 
Hat im ſchreiben alls wol vorbracht. 

Aber die heilige Schrifft / welche durch Gnade des heiligen Geiſts vns du 
mitgetheilet / darff Feiner menſchlichen Huͤlff. Denn dieſelbe nicht durch Be⸗ vnd ſeine 
redtſamkeit / noch durch Zierde der Woͤtter / deß Menſchen Gemüt einnimbt / Kraffe. 
ſondern durch eine. heimliche vnnd Goͤttliche Krafft das Hertz erweichet / 
vnnd gar verwandeit / ja vom Boͤſen zum Guten bekehret. Daher der A⸗1. Cor.m. 
poſtel Paulus / da er ſolchs die Corinther lehret / ſpricht: Vnnd ich / da ichh 
zu euch kam / kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weißheit / euch zu 





verkuͤndigen die Goͤttliche Predigt. Denn ich hielt mich nicht dafuͤr / daß 
ich etwas wüſt e vnter euch / ohn allein Jeſum Chriſtum den gecreutzigten. 
Vnd ich war bey euch mit Schwachheit / vnnd mit Furcht / vnd mit groſſem 
zieren} vnnd mein Wort vnnd meine Predigt war nicht in klugen Reden 
menſchlicher Weißheit / ſondern in Vberweiſung deß Geiſtes vnd der Krafft / 
auff daß ewer Glaube beſtehe / nicht auff Menſchen Weißheit / ſondern auff 
Gottes Krafft. Mit welchen Worten ©. Paulus nicht verwirfft die ſchoͤ⸗ 
ne Zier deß redens / vnd guter Sprüche / damit er reichlich begabet war / noch 
vermeynet die Krafft vnnd Wirckung der Beredſamkeit / dadurch er ſelbſt / 
wenn er zierliche Wort vnd außfuͤhrliche Vrſachen brauchet / offt der Men⸗ 
ſchen Gemuͤt zu Erkaͤñtnis der Warheit vberredt / ſondern er hat allein weiſen 
wollen / daß die Evangeliſche Prediger nicht auff jhre Beredſamkeit ſich ver⸗ 
laſſen ſollen / vnd nicht ſich vnterſtehen mit jhren geſchmuͤckten Worten mehr 
als mit dem Geiſt vnd der Krafft Gottes / der Menſchen N eyn zunem⸗ 












12 


ir £ IE TREE 

* Das erſte Buch/von Anrichtung 
men. Derwegen der Apgftelrederdie Weißheit vnter den volkommenen / vnd 
nicht eine Weißheit dieſer Welt / noch eine Weißheit der groſſen gelehrten 
Redener / welche vntergehet / vnnd wie cin Rauch auß leſchet  fogdern eine 
Weiß heit Gottes in Geheimnus verborgen / die da viel hefftiger die Hertzen 
der Menſchen trifft / vnnd härtere Stich zum Hertzen giebet / als jrgendt eine 
menſchliche Lehr / fie ſey auch mit ſo je gs Worten dargerhan o⸗ 
24 ¶ der vorgeben / als man jmmer wolle. Dann Gottes QBorrift ein lebendiges: 
Wort / kraͤfftig / durchtringende / als das fchärfffte zweyſchneidig Schwert/ 
das da acher in Marck vnd Bein / vnd biß indas innerlichfte der Seelen ond 
deß Geiſts / vnd das da vnterſcheidet Gedancken vnd Zuneigung des Her⸗ 
Cap. ꝛʒ. tzen. Alſo ſpricht Gott bey dem Propheten Jeremia: Iſt mein Worenicht 

wie Fewer / vnd wie ein Hammer der Felſen zufchmeift 2 

Pſam. uus Difß hat auch der König David erkennet / da er die Krafft vnd Brunfk 





deß Worts Gottes in feinem Hertzen erfahren hat / da er ſpricht: Dein Wort 


iſt wol gelaͤutert. — 
oe  Dnd Salomon: Alle Wort Gottes find durchlaͤutert / vnd ein Schild 
een eräfftige denen die. auff jhn trawen. — — * 
md Derhalben ſol die Chriſtliche Lehr / welche mit fo himliſcher vnd heilſa⸗ 
mer Krafft / der Menſchen Hertzen erweichet / nicht vergeblich oder vngeſchickt 
vnd ſchlecht / von einfaͤltigen vnverſtaͤndigen geachtet werden. Daß aber die 
Propheten nicht vnerfahren der andern Kuͤnſte geweſen ſeyn / ſondern ge⸗ 


lehrt vnd beredt / ſihet man daraus / daß in der Bibel hin vnnd wider ſo vor⸗ 


treffliche Gleichnuß / Figuren + Metaphoren / diſputationes, gezierte Reden / 
Gleichnis der Thieren vnd Kraͤuter / auch allerley natuͤrlichen Dingen / befun⸗ 
den werden / vnd ſo geſchicklich angewen det / daß auch nirgent anderswo in 
weltlichen Scribenten gleiche Zier der Woͤrter vnd Herrligkeit der Spruͤ⸗ 


che gefunden / die ſo ſehr die Menſchen bewegten / vnnd zu heilſamer Schr an⸗ 


reitzten. 


Dasxı. Kapitel. 


Woher rechte Erbarkeit der Sitten / vnd die beſten Regeln 
des Lebens zu nemmen ſeyn. 


* 


Der Sucen Jemand kan die Erbarkeit der Sitten / noch heilſamere Wei⸗ 
Bun: fe fein geben wolanzuftellen / anders woher beffer nemmen/als allein 


Yebret am bes N) 5 N 
flen Gottes aus der Schre Chriſti / darauff wir geraufft ſeyn / vnd vns haben ſchrei⸗ 


md ben laſſen / welche fo kraͤfftig das 
Eprif. vnd betehret. Dann dieſe Lehr 


Ih Bf 2 







es heiligen Geiſtes offenbaret / 
k hat nichts 


Geinuͤt des Menſchen erweichet / veraͤndert 


— 


deß aller beften Lebens des Menſchen. u 


hat nichts vnreines vermifcher mie weltlichen Thant oder Eirelfeit / Da 

iſt nichts aberglaͤubiſch / welches nur ein Scharte vnnd Schimmer der fal⸗ 

ſchen Religion ift. Das ift auch das groͤſte / daß fie fern ift von aller Abgoͤtterey 

das iſt / von allem falfchen ond ſchaͤdlichen Sortesdienft. Darvmb / es begebe 

ſich einer auff ein Leben / welches er in dieſer Welt will / oder fo er ſtudieren — 
will / er hebe ſein ſtudieren anin welcher Kunſt oder Facultet er woͤlle / darlnn ap ores it 
er gedenckt die Zeit ſeines Lebens zuzubringen / fo vbe er ſich vornemblich in ie — 
Goͤttes Wort vnd Chriſtlicher Schre / vnd habe von Kind auff dieſe heilſame — 
Chriſtliche Lehr lieb von Hertzen. 

Denn des Menſchen Gemuͤt / wenn es von Kind auff mir Gottes Wort A157 
vnterweiſet / erweichet / vnd wie mit einem feſten Zaun bekraͤfftiget / ſo beſtehet Gortes bev 
es wacker vnd feſt / wider alle böfe Begierde vnnd Mackel oder Schande der ds Jugend. 
boͤſen Laſter Davon Jeremias ſagt: Es iſt dem Menſchen gut ſo er von Ju ⸗ Fremen. 
gendt auff das Joch des HERRN auf ſich nimmer. — 

Vnd Salomon zeuget: Wie man einen Knaben gewehnet / ſo leſt er nicht proverb. az. 
dauon / wenn er alt wirdt. Mit welchem auch vbereynſtimmet der Spruch 
Cyptiani: Jung gewohnet / alt gethan / vnd was Jung gewohnet / lange ge⸗ 
than / das kan im Alter nicht abgebracht werden. 


Daher kommeis / daß aus der alten eyngewurtzelten Gewonheit ſo viel al⸗ 


te trunckene / vnkeuſche / leichtfertige Leute gefunden werden / Wie der heilige — 





Job ſagt: Ihre Gebein werden gefüllet —— Jugendt / das gob. ꝛo. 
iſt / Sie werden wider Alters Gewonheit Vmucht treiben / daß ſie von jhren 


angewehnten Laſtern nicht koͤnnen noch mögen abſtehen. Etliche zwar vers Wiedas 


den gefunden / wenn ſie in der Jugendt außgeſchwermet / daß ſie von den bi, Weiher 


fen Laſtern abſtehen I vnnd rechte gute erbare Leute werden / Wie Cicero ſagt; ms * 
ver 


Es ſeynd viel zu vnſern vnnd vnſer Eltern Zeiten I groͤſſe vortreffliche Secure Yergen, 


worden / die da in der Jugendt ausgethoͤret und darnach guter Tugendt ſich 

befliſſen. Aber wie diß in etlichen geſchehen iſt / die da entweder aus des boͤſen 

Lebens Verdruß / oder auß Goͤttlicher beſonderer Gnade / oder auß fleiſſigen 
Ermahnen der Freunde wider zu ſich ſelbſt kommen ſeyn / alſo doch viel mehr / 

entweder ehe mans gedacht in dieſem boͤſen Leben geſtorben ſindt / oder ſtets 
darinn beharret haben. Derowegen iſts beſſer / daß man nicht ſaͤume / ſon⸗AIreneeen 
dern mit hoͤchſtem Fleiß fein Leben beſſere / vnnd von Kindt auff ſich gewehne zu beſſer 


jhr Leben. 





laſſen / ſondern alle Augenblick annemmen / vnnd alle Gelegenheit ſich zu beſ⸗ 
— — Er, ij ſern jm⸗ * 


12 Daserfie Buch / von Anrichtung 
FR fern jmmerdar in acht haben vnd folgen / daß fienicht vnverſehens vberfallen / 
un, mit den Boͤſen vntergehen. Der HERR Chriftus auch vberall erwecket 
die faulen vnnd ſchlaͤfferigen vnnd vnachtſamen / vnnd heiſt ſie munter ſeyn / 
da er ſpricht: Wachet vnnd betet: vnd vermahnet ſie / daß ſie als gute Kriegs © 
knechte gute Wache halten / daß der Feinde fie nicht gewinne. Der Prophet 
Cap.ꝛ. Abacuc braucht auch diefes Gleichnus / da erfpricht : Hie ſtehe ich auff mei» 
ner Hut / vnd trette auff meine Feſte / vnd ſchawe vnnd ſehe zu / was mir geſagt 
werde. Er nimmet eine Geſtalt deß Wechters an / der heimlich mercket den 
Eynfall der Feinde / wendet fein Hertz vnd Gedancken auff Gott / mit welches 
Huͤlff er ſich wider den Feind leget / vnd alle Eynfaͤll verhuͤtet. Vnſer Hey⸗ 
land Jeſus Chriſtus / bringet die ſchoͤnſte Gleichnis / dardurch er einen jedern 
ei „, erinnere ſeines Ampts vnd Fleiſſes / als von der Nachtwache / von dem Diebe / 
.von dem der des Nachts vberfaͤllet / von dem vnverſehenen Schmertzen eines 
pers. gebaͤhrenden Weibes / von dem Braͤutgam / von der heimlichen Zukunfft deß 
HERKRENNd Haußvatters / von kuͤnfftigem Elend vnd Krieg / von Ge⸗ 
Luc.iꝛ · fahr der Thewrung vnd Verwuͤſtung / von dem Feigenbaum / der da verdor⸗ 
Mathar. ret / von dem ſchnellen Todt / von dem Tage des Juͤngſten Gerichts / und von 
Mai yvielen andern / dadurch er vns die Ohren raͤumet / vnd vns fleiſſig su betrach⸗ 
ring er⸗ ken das Heil vnfers Lebens machen wil. Ja er hat den jungen Knaben vnd 
smperder Geſellen bald in a > ndt ſelbſt ein gutes heilfames Exempel / das 
n 


“ 






r 

Jugendt. Sehen recht anzuſtellen Meb aer zun amm in Alter vnnd Weißheit bey 
Gott vnd den Menfchen. Dann bey den Menſchen machet er ſich angenem̃ / 
mit ſeiner Zuͤchtigkeit vnnd Erbarkeit des Lebens / der vornemblich ein jeder 
nachfolgen ſol vnd ſeinem Exempel nach / bey eynwohnenden Buͤrgern vnd ſei⸗ 
nen Geſellen Gunſt erwerben. Be - 
n. Daß auch der HERR Chriſtus da er zwoͤlff Jahr alt geweſen / bey 
alten Leuten ſich hat finden laſſen / vnnd ſeines Verſtands Herrligkeit bewei⸗ 
ſet / vnd viel Ding wol / auch geſchicklich geredt hat / wenn er gefraget iſt wor⸗ 
den / ſchamhafftig vnd zuͤchtig ohne alle Anzeigung der Ruhmredigkeit / welche 
ſonderlich den ſinnreichen Knaben anhaͤnget / geantwortet hat / Halte ich 
daß diß die Vrſach ſey I daß die Jugendt vom HERAN Jeſu Chriſto 
ein Exempel nemmen ſoll / ſich auch. gerne zu den Alten zu haften / von jhnen 
zu lernen vnnd zu fragen / auch auffs aller erſte muͤglich / eine Anzeigung gu⸗ 
tes Verſtandts von ſich geben / vnnd alſo den Eltern vnnd gantzem Vatter⸗ 
landt eine ſonderliche Hoffnung der angefangenen Kunſt vnnd Tugendt 
machen. Bag 
Bi Die weil abervon Nöhren iſt einer / der da wie sin Zeiger den Weg wei⸗ 

ſet den man zu Erbarkeit des Lebens / vnnd allen Guten gehen muß vnd 

Exempel des beſten Sehens für dig Augen ſtellen: Will ich vngefehrlich wei⸗ 

al es; a - ſen / was 









des aller beſten Lebens des Menſchen. iz 
ſen / was man fuͤr Kuͤnſte lernen ſoll / welche Buͤcher zu leſen / damit einer 


recht gelehrt werde / vnnd auffs aller hoͤchſte / oder ja nicht weit davon ans 
komme. 


Das x lII. Kapitel. 
Welche Seribenten nüglichzu leſen ſeyn / daß man daraus 
beſſer reden vndgroͤſſer Erbarkeit des Gemuͤts lerne:vnd 


welche Kuͤnſte am meiſten dienſtlich ſeyn. 
Nter den Seribenten oder Büchern ſoll man billich gute Biene 
N MWahlhaleen daß einjeder die allerbeften und bewerteſten zulefen und den Wann 
nad) sufolgen jhme vorſetze. Den es iſt ja eine Thorheit / — zuhalten ſey. 
Nachamen vñ embſigen Fleiß nach zufolgen nicht recht Gutes noch das beſte 
folge. Diß lernet uns fuͤrwahr von Natur das ſeen vnd pflantzen aller Dinge. 


Denn wir ſeen ja am liebſten den beſten Weitzen auff den Acker: pflantzen 


auch fleiſſig die aller beſten Pflantzen. So geſchichts auch / daß wir in ma⸗ 


| len / ſingen / Poeterey vnd reden / vberaus fleiſſig das befte Gemaͤlte 1 das befte 


Stuͤck ſingen / vnd das befte Carmen, oder die Schoͤnſte Oration / auffs ge⸗ 
naweſte nachfolgen: Vnd der Apoſtel Paulus will immerdar in Sachen 
Gottes Furcht / vnd die Gaaben deß heiligen Geiſtes anlangend / von vns ha⸗ 
ben / daß wir fachfolgen vnnd ſehen nad) dieſem / welche das beſte vnnd vor⸗ 
ereffiichfteift. Denn wer da alſo fein Studieren I oder den Wandel ſeines Le⸗ 


bens anſteliet / den wirdt nimmermehr der gehabten Muͤhe vnd angewandten 





Arbeit verdrieſſen noch gerewen / welches gemeiniglich geſchicht denen / die da 


ein aberglaͤubiſch Leben fuͤhren / oder die da ſo vngereimt reden / vnnd vnge⸗ 
braͤuchlich Oration fuͤhren / deren hernach mit groſſem Verdruß ſie wider 
entlernen müſſen. Derwegen Welſchland / vnd Grichenland / eine Mutter 
deß Studierens billich zu loben iſt / daß ſie der zarten Jugendt das aller beſte 
bald vorgeben / welchen auch Franckreich vnnd Niederlandt folget. Denn 
daher kompts daß die jungen Geſellen nicht allein beſſere Wort im Latein 
9 vnnd zeitlicher reden / ſondern auch daß fie deſto zierlicher ale Kuͤnſte 


Das xiri. gapitel. 
Was man halten ſoll von den heidniſchen Seribenten. | 
x Jewol gefunden werden / die dadieheidnifche Seribenten Prise 


— Seri 
Wwie fie ſie pflegen ſpoͤttlich zunemen ) verwerffen / vñd ausſchelten / ja ri 
micht wollen / daß man von jh empel zierlicher zu reden oder en; Syraach 


tij barer zu *h 






7 Das erſte Buch / von Antichtung 
barer zu Leben nemmen ſoll / Jedoch verachte ich fie nicht. Denn die Poeten / 
Redener / Comoedienſchreiber / Tragoedienſchreiber / vñ Hiſtorici, der fleiſſigen 
Jugend ſehr nuͤtze ſeyn / vnnd gleich ein leichten Zugang machen / zu lernen 
ſierliche Spraachen / freye Kuͤnſte vnd die hoͤchſte Faculteten. * 
Fa Nun hat diß Studieren aus billichen vnd groſſen Vrſachen den Tittel / 
feusieren daß ſie von der Freundligkeit Humanitatis ſtudia, vnd von den beſten Sch» 
se sense ganz gute Kuͤnſte genennet werden. Denn ſie bringen die zarte Jugendt / 
ſo fleiſſig darinn ſtudieret / zu aller Freundligkeit / aller Leutſeligkeit / vnnd allen 
zuͤchtigen Sitten / ja die alte vnnd wolbetagte Leute ſuchen darinnen jhre Er⸗ 
quickung / vnd beluſtigen ſich damit / wenn ſie durch allzuviel Geſchaͤffte jhres 
muͤhſeligen Lebens vberdruͤſſig werden / welchs denn gemacht hat / daß nicht 
. w ad allein andere Chriſtliche Lehrer fondern auch der S. Baſilius, ſonſt Magnus 
Nepor.  genannt/feine Kindes Kinder gar fleiſſig zu der en der Oratoren vnnd 
Poeten vermahnet haͤt. — 


Das xi V.Fapitel. 
Von dem Ampt der Pocten/ond was es für nutz jungen Sn 
denten vnd alten Gelehrten bringe. RE 


as ein Er Poet dem Oratori am nechſten / iſt ein artiger Vnterwei⸗ 
—* yon fer beydeder Spraachen vnd der Sitten: daher gr auch genannt wirdt 
ein Pr&ceptor der freyen Kuͤnſte / vnnd gutes Leben anzuſtellen. Wie 
denn Horatius in ſchoͤnen Verſen diß erweiſet: 
Eins zarten / ja auch vnverſtaͤndigen Kindt / 
Mund vnd Wort der Poet gantz feuberlich gewind / 
Sein Ohr von vnʒuͤchtigen Redt zuhoͤhren wendt / 
Macht daß er davor gute Lehr lieblich erkendt / | 
Zanck / Neid vnd Zorn ſtillt / Wolthat hefftig lobt und preiſt , 
Mit Exempel macht klug / arm troͤſtet allermeiſt. — 
Wenn er nuͤtzliche vnd hey lſame Gebott in die zarte Jugendt bringen 
will / thut er diß nicht ſcharff / noch widerwertig / noch vngebietig / damit ſie 
nicht von gutem Anfang abgeſchrecket werden / ſondern gehet mit der Jugendt 
freundlich / ſtille vnnd lieblich vmb / vnd mir ſolcher Beſcheidenheit und Ge⸗ 
NAAR ſchickligkeit gleich wie die Stallmeifter und Abrichterder Pferden mit den 
us. ſchoͤnſten Roſſen jihnensufprechen vnd Schmaken des Mundes /hurtig 
vnnd auff den Fuͤſſen tantzendt zumachen / ja ſie gewehnen ſtoltz herein zutret⸗ 
ten. Vund dieſes ſtudieren Luſt erwecket / nicht allein bey jungen Geſellen / 
ſondern auch bey Alten sin wackeres friſches Gemuͤt / ſonderlich wann 
er von der 


vi 


4 





des aller beſten Mbens des Menſchen. * 
vonder Muͤhſeligkeit ſich erquicken vnd die ſchweren Laſt der Regierung et⸗ 


was ruhen laſſen wollen. | 
Vnd der Theophraſtus, Cicero vnd Quintilianus geben Zeugnus / 
daß das Geſchlecht der Poeten der aͤlteſten eines ſey / vnnd bey den Alten ſehr 
gelobet werde. Denn man weiß / daß fie die wilden vngezogene vnd Baͤwriſche 
Menſchen / welche wie das wilde Vieh gelebet vnd geſchriehen / in die Staͤdte / 
in eine hoͤffliche Gemeinſchafft des Lebens gebracht / wie gar ſchoͤn der Hora- 
tius Carmine dis beſchrieben hat: | EN. | 
Der Poet Orpheus heilig und Gottes Mund / 
Die wilden Leut von rohlofen Leben fund 
Abwenden/daher jederman ihn vermeynet / 
Daß er wild Tigerrhier und böfe Lewen zaͤumet / 
Auch die Stein mir feiner Sauren fangen macht / 
Vnd durch Bitt diefelbe wohin er gewolt gbracht. 
Diß war die erſte Weißheit gmein vnd eign ebenn - \ 
Zu vnterſcheiden heilig und heidniſch Leben / 
Eheſtand machen / Städt bawn / Gſetz zuſchreibn: 
Dite Ehr / der Nam muß wol Poeten bleibn. 


Me... Das xv. Fapitel. 


— Boder Hiſtorien rechten Gebrauch vnd Nutz. 


Emnach die Hiſtorien / das iſt / warhafftige Beſchreibung hr 

D alter Geſchicht / nicht weniger Nußdenn Luſt hat / darzu vber alle ſt / Pi ; 

‚reiche Frucht zuvermehren alle Klugheit mitbringet / als ift billich / daß lieb ſeyn. 
ein jeder in denen fleiſſig ſich vbe. Was aber fuͤr Nutz vnnd Frucht die Hi⸗ 1. 
ſtorien haben] zeiget der Titus Livius vngefehrlich alſo an: Das iſt am mer" 
ſten in Wiſſenſchafft der alten Geſchichte heylſam vnnd fruchtbarlich / daß — 
einer anſihet aller Exempel Schr / gleich wie fie auff einer herrlichen Taffel ge⸗Der erſte 
mahlet wehren / vnnd daß er mag jhm vnd ſeiner Regierung ee 
was er will oder ſoll / auch daß er ſihet was er meyden ſoll / als nemblich / was 
ſchaͤndtlich angefangen oder vbel hinauß gangen I ale da einer iſt gefragee 
worden vom Lenone, auff waſer Weiß einer gluͤckſelig werden moͤchte hat er 
geantwortet / So einer feine Augen fleiſſiganſchawen lieſſe das vorgehen⸗ 
de Alter der Welt / das iſt / Diealte Geſchicht der Borfahrensnndder" 1" 
Alten Gedaͤchtnis. Dann es iſt die Hiltoria, wie Cicero bezeuget / ein Siccht 
der Warheit / ein Huͤter der Zeit / das Leben vnnd der Beſtandt des Gr 
daͤchtnis / ein Meiſter des Lebens / ein Botte des alten Weſens / darinnen a 

: — | zierli 









111. 


16 Das erſte Buch / von Anrichtung 
zierlich vnnd vollkoͤmlich / auch gantz getrewlich vnnd warhafftig / wie es ge⸗ 
ſchehen iſt / beſchrieben wirdt. Vnnd die heilige Bibel bringet vns mit ſehr 
viel Hiſtorien / vnd gibet weitlaͤufftige Beſchreibung der Geſchichten / darin⸗ 
nen viel heilſamer Lehre vnd ſchoͤner Exempel / wie wir vnſer Leben anſtellen 
ſollen / zufinden ſeyn / derer etliche das erſchroͤckliche Gericht Gottes vnſern 
Augen vnd Hertzen vorbilden / vnnd einem jedern der vnſern ermahnen / wie 
vermaledeyet von Gott ſey alle Abgoͤtterey / vnd Gottes Worts Verachtung! 
auch daß wir Gott nicht genugſam ehren / vnd viel mehr vnſers Heyls Huͤlf⸗ 
fe anderswo ſuchen. — 


Das XVI. Kapitel. 
| Von der Comadia. 


Je Com œdia iſt der Hiſtorien nicht vngleich / vnd ein Spies 
8 gel deß menſchlichen Lebens / darinn ein jeder feine Sitten / Begierden / 

taͤgliches Lebens abgemalet / Ebenbildt in einer andern Perſon ſihet 
vnd betrachtet / ſeine Tugendt vnd Vntugendt beſſer mercket. Vnnd iſt jhre 
Art / wie der Cicero ſagt / hͤbſch / hoͤffllich / ſinnreich / ſchertzhafftig vnd luſtig. 

Dieſe Comoedien werden gebraucht bald in allen Landen / vnnd auff 
eines jedern Landes Spraach. Bißweilen auch mie allzu groſſer Liceentz ouund 
Freyheit des Redens / daß die Freyheit / wie der Horatius ſagt / ſchier zum" 
ſter vnd zur Frechheit wird. Dann ſie ſind gemeiniglich gar zu ſcharff die La⸗ 
ſter zuſtraffen / dieweil fie nicht allein gemeine vnnd geringe Leut ſondern offt 
auch in oͤffentlichen Schawſpiegel / die vornembſten Herren vnnd anſeheliche 
deut angreiffen / vnnd in jhren Reimen vbel ausmachen. Welches ſo es 
geſchehe ohne Schmach vnnd Mackel der Schandt / oder ohne auffrühriſche 
Wort / vnd allein gegen die ſchuldigen die Znuge gewetzet / fo möchte es zu er 
leyden ſeyn / auff daß dieſelben / welchen da Schweer auffgeſtochen / wider Buſ⸗ 
ſe theten / Vnd jhres Ampts beſſer ſich erinnerten. Die Niederländer heiſſen 
ſolcheLicentie Comoedien / Batamenten / vnd die Reim Weiſe oder andere Ge⸗ 
dicht / Rym obdichten. ER. Br 
Aber dieſe Luſt ſoll man brauchen / und diefe Spisfindiafeit lernen bey 
Zeit vnd in jungen Jahren in alten Left fihs nicht lehrnen / Es fey denn daß 
auch groſſ eGeſellen / die es vorhin in jüngern Fahren gewohnet / bißweilen fich 
damit belüffigenond erquicken wöllen. 

Vnd zwar was gurift / heilfam vnnd nuͤtzlich zu Tugendt vnd Froͤm⸗ 





migkeit / ſoll niemand / wie alt er auch iſt / ſich ſchaͤmen zu lernen. Dann das 
Sure zu erlangen / vnd von Böfen abzuſtehen / ſoll niemandt die Zeit zu lang⸗ 


ſam oder zu Vnzeit gehalten werden. 


— 


Das 










des aller beften Schens des Menfchen. y 
Das XVI. Gapitel. 


VWon der Kunſt beredt zu werden oder wol zu reden / vnnd wie 
dieſelbe in allen Spraachen nuͤtz vnd noͤtig ſey. 
Je Rheroricaoder der Rednerkunſt / welche ſtehet in wolre⸗ Bimer 
8 den / in deutlichen reden / in zierlichen reden / in außerwehlten Worten / — 
vnd in herrlichen Spruͤchen / daß dadurch die Gemuͤth der Zuhoͤrer be⸗ — 
weget / entzuͤndet / vnd der Reden beyfallen / iſt vornemblich nuͤtz vnd noͤtig den 


* ne . N I, 
Prediger den Regenten des Landes / den Bürgermeifternonnd Schul» 
ſen / den Oberſten vnd Haͤuptleuten im Kriege / daß wann der gemeine Mann 
will auffruͤhriſch ſeyn / vnd wuͤten / dieſelben das grobe gemeine Poͤfel erhitzet Br 


toider fillen / mit Nach regieren I vnnd mir Herrligkeit der Woͤrter zu Ruhe 
bereden mögen. Dannes iſt nicht allezeit außgerichter mir Draͤuworten / 
Schrecken / Gewalt / Zwang / Schwerdt / vnnd Straffe (Es ſey denn / 
daß die Noth deß Auffruhrs ſo groß iſt / daß fie blutige Artzeney erfordere) 
Sondern die Vnterthanen moͤgen offt von jhrem boͤſen Vornehmen ab⸗ 
gewendet / vnnd wider zu ſchuldigen Gehorſam gebracht werden / allein mit 
ſtillen Worten / lieblicher vnnd zierlicher Rede / ja auch mit ernſtem vnd be⸗ . 
ſtaͤndigem Angeſicht. Eben dieſe Klugheit vnnd Beſcheidenheit / muß ein 6. 
Haußyvatter gegen fein Hauß / vnd ein Schulmeiſter gegen ſeine vngezogene 
Diſeipel gebrauchen. 


Dasx vıu. Capitel. 


Zu welchen Kuͤnſten obbemelte Studieren dienen vnd Ein⸗ 
gang machen. 


>, Ber diefes Studieren der erſten Jugendt / iſt nicht allein nug DEE 
8 zu zieren vnſere Rede I mir ſchoͤnen Wörtern vnd herrlicher Oration / nunsu bs 
fondern dienen auch zu andern Künften / welche in vnſerm Leben nuͤtz ir 
lich vnnd noͤtig ſeyn / als nemblich / zu der natuͤrlichen Kunſt / Phyficamg 
nannt / zu der Artzney / Nedicinam- zu der Juriſterey / Jurisprudentiam, vnd 
zu der allerhoͤchſten Weißheit / darin vornemlich des Menſchen Gemuͤt ſich 
erfärtiger/ vnnd allen Troſt hat / welche iſt nicht die menſchliche Philoſophia, 
ſondern die Himliſche / dadurch wir mit Anleytung deß HERRg Chriſti rech⸗ 
ge Erkaͤnntnuß Gottes / Kebe und Vertrawen faſſen. Denn alle Künſte / die 
menſchen Vernunfft erdacht vnnd treibet / ſollen hieher gerichtet ſeyn / wie auff Gera 
ein Ziel all vnſers Lebens / welchs die weltweiſe Gelehrten / welche von dem Studierens / 
rechten Wege jrre gangen / vnnd falſches vor warhafftiges /vergeblichs vor Kesken, 
nuͤtzes / verfaͤlſchtes por rechees zweiffelhafftiges ud vnnd ſchaͤd⸗ 
PER, > 







liches 


B Das erfie Buch /von Anrichtung 

liches vor heylſames / offt gelehret / nicht erlanget haben / darvmb daß fie von 
dem heiligen Geiſt nicht erleuchtet geweſen ſind. 
Aut 4 Die weil aber vnter allen freyen Kuͤnſten / dreye vornemlich geftudierer 
— Pr werden /die da nicht allein den Gelehrten / die höchfte Ehre and Mus bringen) 

(wiewol Niemandt dahin fehr trachten fol) fondern auch dem gemeinen 

Mann amnüslichften ſeyn / vnd viel helffen das Leben recht zuzubringen/ Als 

ſoll ein jeder bey zeit mit ſich einig werden / welche er ſtudieren will / vnd zu wel⸗ 

cher er von Natur am geſchickſten iſt. 

J. Die Theologia das iſt / die rechte Goͤttliche Weißheit / durch den heili⸗ 
en gen Geiſt geoffenbarer / vnterrichtet des Menſchen Gemuͤth in aller Got 
a fe es Furcht / vnd wie Gott ſoll geehret werden / vnd ein jeder ſeiner Seelen Se⸗ 

ligkeit erlange. 
Bau Dieſe vbertrifft / ſo fern fie nur rein gelehrer wirdifo weit alleandere Küns 


Th l ) ’ 7 e 5 Pe A 3 e = e 
uber one ſte / als weit die Göttliche Ding die menſchlichen / vnd wuͤrdige das vnnuͤtze 


andere Kaͤn vbertreffen. — 
Weiches Dieſer Goͤttlichen Weißheit iſt ein Stuͤck ſonderlich noͤtig allen zu jhrer 
—— Seelen Seligkeit / welches da iſt der Glaube an Jeſum Chriſtum / welchen 
Fi die Werck der Siebe folgen. Denn durch den Glauben in Chrifto Jeſu haben 
jur Scetond wir allein einem Geiftiden Zutritt zudem himlifchen Vatter. 
Seligteit. Die Artzney / Medicina, ſchreibet uns vor / ein nüchtern und maͤſſiges Le⸗ 
— * A ben / darzu auch hey ame Artzney damit ſie vnſere Geſundtheit des Leibes er⸗ 
.. halte / vnd die Kranckheiten heiite. | 
fey. — Dieſe Kunſt vnter allen andern freyen Kuͤnſten / wie Plutarchus be⸗ 
 DerRusder zeuget / ſtehet zuten Regiment wol an / vnd iſt die lieblichſte vnd luſtig ſte Die⸗ 
*ſe belohnet jhre Gelehrten wol: denn ohne diß / daß es jhnen jhre Nahrung 
beſſert / fo bringet fie mit ſich Geſundheit deß Leibes / welche beſſer iſt denn al 
les Geld vnd Gut. 
Was kan aber fuͤr groſſer Luſt vnd beſſer Nutz ſeyn / als in Betrachtung 
allerley Kraͤuter jrer Natur vnd Wirckung / in Erforſchung deß Menſchen 
Natur vnd mancherley Gliedern? Denn diß Niemandt glaͤuben kan / der 
es nicht ſelbſt durch Gebrauch vnd Vbung erfehret. 
3 Die Juriſterey iſt allezeit auch ia groffen Ehren gehalten worden / derer 
Die Zuſe⸗ Ampt iſt Landt vnnd Staͤdt regieren mit gutem Rath / gute Geſetze machen / 
he Cantzeley vnd Schöppenffüllanrihen: 0° L 
Geben guten Rath in der Noth / I 
Aushelffen dag nichts komm zu Spott / 
Dem Elenden helffen dagegen 
Die ſtoltz vom hohen Much bewegn. 


rt] — PN 7 EN % — V f6 
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deß alter beften Lebens des Menſchen. 19. 


Vnd ſo dieſe Ordnung jemand verachten wolte / der zureiſt / wie Cicero Schaden 
ſagt / nicht allein alle Recht vnnd Gericht / ſondern zerſtoͤret auch gemeinen en * 
Mus vnd friedliches geben. | Rechten. 

Denn dadurch ſehen wir / daß die Regiment beſtettiget/ alles vnter Munster 
Buͤrger vnnd Bawren in Frieden geruͤhiglich beſeſſen wirdt. Denn durch Rechten. 
das anſehen ſolcher gerechten Geſetz und Gerichte / die da Fuͤrſten vnd Herren 
als Obrigkeit gebrauchen / wirdt die Gewalt / jhr von Gott gegeben / erhal⸗ 
ten / die Boͤſen geſtrafft / vnnd die Frommen geſchuͤtzet: Darvmb will Gott / 
daß wir ſonderliche Ehr vnd Gehorſam / Koͤnigen / Fuͤrſten vnd Herren / die 
im Regiment ſitzen / leiſten / ſo fern ſie billiches gebieten / vnnd nichts wider. 
ott. 


Dasxıx. Sapitl. | 
Wie daß man auff ein einiges vnd gewiſſes Studierenfich: 

begeben ſoll. 

Jeweil auch etlichen das Studierender freyen Kuͤnſte alſo Einer Kunp 
ES) geliebet / daß ſie in demſelben alt werden vnd flerben / vnd doch nichts — —— 

rechtes inn jrgendt einer Kunſt wiſſen / alſo rath ich einem jeden / Der. gehen. 
was redtlichs willen will / vnnd die Zeit nicht verlieren / daß er fich auffein einer kun 
gewiſſes Studieren begebe / darzu er von Natur fonderlich geneiget /"damiter waͤchtig wer⸗ 
nicht wider feine Natur / vnd wider ſeinen Kopff etwas thue noch angreiffe. ie 
Darnach daß er derfelben Kunſt darauff er fich begeben har / allegeit fleiſſig Niere wiber 
obliege und mir gantzem Ernſt vnd grofler Hefftigkeit / darinnen zum Ende die Natur. 
eyle / damit wenn er das meiſte Studieren verbracht / eine gnugſame vnnd 
vollkommene Erudition / ſo mmer muͤglich / erlange. Aber die andere Kuͤnſt er 
nicht anders / als wie nur zur Luſt bißweilen end in zufälliger Zeit / wenn er Kunſt. 
ſich von feiner Arbeit erquicken will / anruͤhre vnnd ſtudiere / auch allezeit auff — 
dieſe Weiſe / daß er ſich doch alle Tage an ſein recht Studieren und ſchuldige nen, 
Arbeit wider begebe / vnd das Gemuͤth auff das vnterlaſſene Studieren der ſte. 


rechten Kunſt wider wende. 
| Dasxx. Gapitel. 
Welches Studieren / vnd welch Arbeit im lernen mühfelig 
vnd nicht recht nuͤtz / welche auch fchadlich find. 
nd Vnntze vnd 


Ber man muß wol zuſehen / daß man nicht zuviel Muͤhe vnd Iris 
Studierens / welche erliche in vielen Kuͤnſten thun / auff dunckele / u mins 
ſchwere / vnd doch vnnoͤtige Ding / wende / ſondern / auff erbare Sachen / keo. 

ee ü vnd Die 


I 
" 1 Aa 





J 


. gen. 


* Das erſte Buch / von Anrichtung 
7 vnd die de werth ſeyn / welchs allein billich zu loben iſt. Dann etliche vergeblich 
end vande ſich bemühen / vnd allen fleiß legen auff diß Studieren / das da hat viel Angſt / 
ge Fragen · Wehe vnd Verdruß / aber das wenigſte nicht nuͤtzlich iſt. Dergleichen find 
Las die allzu forgfäftige / vnnd vorwitzige Nativitaͤten vnnd Vrtheil der Geſtirn 
färtigeNau, var der Chaldaiſchen Leichtfertigkeit entſproſſen / was einem jeden die gantze 
vadten. Zeit des Lebens begegnen ſoll / was jhm inn feiner Nativitaͤt außerſehen iſt / 
ie was fein Ende ſeyn ſoll / was er fuͤr Gluͤck haben wirdt / vnd da man Gottes 
Zeichenn Berfehung nie mit zu Rath nimmet / durch welches Macht vnnd Gewalt die 
— gantze Welt regieret wirdt. Dieſe Leichtfertigkeit vnnd vngewiſſe Prophe⸗ 
ceyung / der Prophet Eſaias tadelt / vnd gleich die verlacht / die da von jhnen 
engtüd»  Anewort begeren/ond ſolcher Betrieger Außſage ſo hoch als das Wort Got⸗ 
bene Za⸗ es halten. Denn alſo ſchilt er fie; Laß hertretten vnd dir helffen / die Meifter 
4. des Himmels laͤufft / vnd die Sternkucker / die nach den Monden rechnen / was 
Progno- vber dich kommen werde. a. : - 
Sera falſch Vnd nichts andersfagrder Prophet Jeremias: Ihr ſolt nicht der 


Zucht Heyden Weiſe lernen vnnd ſolt euch nicht fuͤrchten fuͤr den Zeichen des Him⸗ 


Cap. 47.44. 


Cap. 10. mels / wie die Heyden ſich foͤrchten: Denn der Heyden Geſetz ſind nichts / Das 


iſt / zhre Kunſt vnd Außſagen find falſch und nichtig. Mit welchen worten die 
heiligen Propheten nicht gar verdammen oder verwerffen die Aſtrologiam, 
welche an ſeinem Ort ſeinen Nutz vnd Brauch hat / ſondern ſchelten auff dieſe 
Mathematicos, die da dar gemeinen Mann / mit jhren ertichten vnd falſchen 
Propheceyungen betriegen / vnd dem gemeinen Hauffen / fo ſonſt gerne glaͤu⸗ 
bet / ein blawen Dunſt für die Augen machen I daß fie viel vnnuͤtes Dings 
vergeblich hoffen vnd fuͤrchten. 

Das Handı, Dieſem find auch gleich die Darfagung ausden Händen ſehen /darvmb 

fehen. daß wenn fie die Sinien inden Haͤnden anfehen/meifterfich darauß lügen, 

⸗ Vnd was iſt anders die Alchimiſtiſche Theophraſtinerey vnd Betriege⸗ 
ee rey / damit diefelben Betrieger ſich groß herfür brechen / dadurch fie ſich ruͤhmẽ / 
pbraftinerep daß fie Eyſen vnd Kupffer zu Goldt machen:mit welchen denn ſich gerne ver⸗ 
N mifchen nochärgere ſtuͤcklein / als nemlich / Necromantia,welchesifteinezäu, 

7. berey / dadurch man gie todten Coͤrper aus den Graͤbern herfürbringer / vnnd 
Zauberey von jhnen Antwort fordert auff Fragen / wie wir leſen im erſten Buch der Koͤ⸗ 
Br De nigen am 28. Capitel / daß Saul ein Weib geſuchet / die ein warſager Geiſt 
8. hat / zu jhr gegangen / vnd ſie gefraget / vnd fie geheiſſen Samuel herauff brin⸗ 

gen/da er lang zuvor geſtorben war / welcher zwar nicht ſelbſt fondern einer, 
tichterin feiner Geſtalt fich har fehen laſſen. 

8. Dieſer are boͤſe Kuͤnſte find auch Hydromantia vnd Pyromantia, wenn 
ir man saubere durch Waſſer und Fewer / vnnd dadurch warfager. Band viel 
fer. anderes Teufelswerck vnd Zaube y/ Ariolatio, Arufpicina, Augurium, 
| N u RR a ‘ Aufpicium, 










- 


dis aller beften Lebens des Menſchen. 2, 


Aufpieium,das if] Warſagung / die man aus anſehen der Eingeweide / der ro 
Opffer der Thieren / an Gehör des Vogels Geſchrey / nimmet. Öucch dewet 
Vnter dieſe boͤſe Kuͤnſte gehoͤren auch alle andere Zaubereyen. Als? Draden. 
nemblich: Wenn ſie der Nachbawern Viehe beſchaͤdigen / vnd jhnen Durch gieunh 
Huͤlffe der boͤſen Geiſter Milch vnd Butter benemmen / das Korn auff dem Zanberen der 
Felde / vnd die Fruͤchte deß Weinberges verderben. Ja ſie duͤrffen noch wol Alten. 
die Ehemaͤnner vntuͤglich machen /wie denn derer etliche zu mir kommen opyg uns 
vnd Rath geſucht / welche ich erſtlich zu Gottes des allmaͤchtigen Huͤlff / mit Korndieb⸗ 
feſtem Vertrawen geweiſet / vnnd die Zauberey verachten lernen / darnach 
Artzney gegeben / vnd fie wider zu recht bracht. 

Es iſt aber nicht allein vergeblich / ſondern auch ſehr ſchaͤdlich an Leib 12, 
vnd Seel / daß man feinen Kopff auff die Verblendung leget. Dann es iſt Wiefhäd- 
in Gottes Wort hart verbotten / vnd die Rechte gebens / daß dieſe Menfchen 3 
mit dem Todt ſollen geſtraffet werden / vnd an ein Pfal gebunden / verbren⸗ aubegeben. 
net / alle die welche ſolche boͤſe Kuͤnſte durch Huͤlff der Teuffel vben. Aber Deut. 18. 
wie man ſoll die Zauberey wider wegbringen vnd heilen / ſoll auff die letzt im 
Ende des Buchs geſagt werden / wenn zuvor von der Majeſtaͤt des Namens 
Jeſu gehandelt / damit nicht die Ordnung des Buchs / anzuſtellen des beſten 


Lebens / verhindert werde. 
Das XXI. Capitel. 


Daß man nicht weniger vor das Gemuͤt vnnd die Seel / als 
fuͤr den Leib ſorgen ſoll. 
Vnterſcheidt 


Jeweil aber der Menſch aus Leib vnnd Seel gemacht iſt / ſo des Seises vi 

fell man auch mic hoͤchftem Fletß dencken / wie ſie alle beyde vnverletzet "FT Bon 
LT Hleiben. Die Seelift das vornembfte Stück des Menſchen / der Leib 
ift der Seelen Haͤußlein: Von der Seelen vnd den Gemürlaffen wir vns Bean — 
regieren / den Leib brauchen wir zu Dienſt / vnd er muß vns folgen: derwegen vmb der Leib 
beyde Stück fleiſſig muͤſſen in acht gehabtwerden. Deñ ſo wir Fleiß ankehren / Lutea 
daß vnſer Haͤuſer nicht vol Waſſer oder Sumpffs werden I und des Hau⸗ werden. 
ſes Dach nicht eynregene / noch vom Winde durch gewehet / ja auch das vnſe⸗ 
re Kleider vnd Bettgewandt nicht verſchimelen / noch von Matten gefreſſen Die berteis 
werden Wieviel mehr follen wir vnſern Leib rein vnd ſauber behalten / vnnd Sinn Ze 
für allen Boͤſen bewahren? Sintemal die Gebrechen des Leibes / auch aus fon, fhweret und 
derlicher Verwandtnuß / das Gemuͤth des Nenſchen fhwächen vnd verun.uın. 


reinigen, Dann wie der Horatius ſagt: Horatix 
| g ii Des Men⸗ 






22 Das erſte Buch / von Änrichtung 
Deß Menſchen Leib von aufin bſchwert / 
Das jnnerlich Gemuͤth verkehrt / 
Vnd obs ſey ſo hoch vnd ſinnreich / 
Machts doch vnluſtig vnd jrrdiſch gleich. 
Mit welchen vbereyn kompt auch deß weiſen Mannes Rede:Der deib der 
vntergehet beſchweret die Seele / vnd drucket vnter den Siñ / ſo vielgedenckt. 
Darumb muß man den Leib auch recht warten / durch deſſen Stuͤtzen das 
.Zimn 4. Gemuͤth ſelbſt / mie Plinius ſagt / erhalten wird. Diß hat auch der Apoſtel 
Paulus in acht gehabt / da er dem Timotheo das Waſſer verbeut / vnnd ein 
maͤſſigen Trunck Wein trincken heiſſet / damit er den Magen ſtaͤrcke / vnd wa⸗ 
ckerer in Außbreitung der Evangeliſcher Lehre were. 

Denn der Leib vntadelhafftig dem Gemuͤth deß Menſchen beſſer die⸗ 
nen kan / vnnd den Gedancken inn tieffſter Betrachtung hoher Dinge nicht 
ſchadet / noch beſchwerlich iſt. 

* Man muß aber vornemlich ſehen auff das Gemuͤth / wie daſſelbe gezieret / 
Wie das BGe⸗ und verbeſſert: Welchs durch fein Ding beſſer geſchicht / als durch feſtes vnd 
— beſtaͤndiges Vertrawen auff Gott / daß da dem Menſchen eine gewiſſe Hoff⸗ 
sornenbuich nung deß ewigen Lebens macht / vnd dem Hertzen alle Furcht vnd Schrecken 
on gzeege Dep Todtes benimpt. Aber wie dem Leibe die Speiſe Nahrung gibet / alſo 
werden. Gottes Wort erquicket das Gemuͤth. Denn durch diß allein wird dem Ge⸗ 

1. muͤth deß Menſchen geſchaffet Friede vnd Ruhe / welchs inn deß Menſchen 
Sue geben das befte und annemlichffeaefunden wird. Ä 25 
Gott. Wie aber dieBöfen geaͤngſtigt werden/ond in rem Gemuͤch vnruhig ſeyn / 

auch wie groffe Pein jres Hertze ns heimlich leyden / die da etwas arofles Bu⸗ 

Des Ge⸗benſtuͤcks begangen / das weiße auß die euſſerliche Geſtalt deßeibes. Deñ die 
an Bboßeit iſt eine Raͤcherin jrer ſelbſt / dieweil ſie das Gemuͤth I welchs ſie eyn⸗ 
Mareer bey nimpt / nimmermehr zu frieden leſt / ſondern ohn vnterlaß martert vnd peini⸗ 
En. deſen. get / wie denn der Propher Eſaias eine Gleichnuß nimmer! von deß Meers 
Wuaſſerbaͤlgen / da er fpricht: Die Gottloſen find wie ein vngeſtuͤm̃ Meer / das 
nicht ſtille ſeyn kan / vnd ſeine Wellen / Koth vnd Vnſlat auswirfft / das iſt / 

das Hertz derer die etwas Boͤſes begangen haben. Vnd das Gemuͤt der Gott⸗ 

loſen / iſt mit ſich ſelbſt auffruͤriſch / vnruhig / vnd vnfriedlich / vnd wer kan ein 

luſtigs und lieblichs Leben fuͤhren / vnd wer fan fein Gemuͤth zur Ruhe vnd 

Friede gebẽ / der entweder amLeibe vnreine ſchwere Kranckheitẽ hat / oder ein 

vnreines Gemuͤt / voller Laſter vñ boͤſer begierd bey ſich traͤgt Darvm̃ dieweil 

der groͤſte Hauff alles Boͤſen / von den boͤſen Begierden deß Gemuͤts kompt / 

fo fol man mit allem fleiß demſelben wehren / daß daven der Leib nit ſchaden 

—— nem̃e. Gleicher geſtalt folmanin Kranckheiten zuſehen / daß nicht der Leib 

böfe deuch Dem jnnerlichen Gemuͤt Schande vnd Mackel zufuͤge: denn die boͤſe und ver, 

derbte 





NT TE le 


des alter beften Lebens deß Menſchen. 3 
derbte Feuchtigkeit def Leibes / wenn fie wuͤhtende werden / vnnd viel boͤſer — 
Duͤnſte von ſich geben / bewegen vnd bringen das Gemüth zu viel Böfs. Brass 

| Das XXII. Kapitel, — 
Wie dem Leibe des Menſchen zu rathen / daß er lange geſundt 
vnd vnvorletzt bleibe. 
„Ichts iſt / das die Geſundtheit beſſer erhaͤlt / vnd alle Kranck⸗ 
heiten verhuͤtet / als ein nuͤchterns Leben / und Maͤſſigkeit inn Speiß a; 
vnd Tranck / auch anderer Dingen / die zu Erhaltung Geſundheit vnd Dee en. 
Kraͤffte deß Sehens von nöten ſeyn. Aber diefe werden von der vornembſten ben erhalte. 
Aertzt einem Galeno, Vrſach der Geſundheit genannt’ darumb daß fie 2 
koͤnnen eine gute Geſtalt deß Leibes erhalten / wenn ſie nur recht gebrauchet Dinge, . 
werden. Die jungen Aertzt haben fie vnnatuͤrliche Ding genannt/non 1. 
naturales, nicht daß fie wider die Natur weren / ſonder daß fie auflerhalb deß sa Be. 
Leibes ſeyn / end vnſerer Natur nit wie diejnnerliche natürliche Feuchtigkeit ar 
eyngepflantzet / auch daß fiemit jrer Wirefung ond Brauch die Natur / vnd Bunarärtis 
allenatürliche Kräfft verlegen/fo fie unrecht und vngeſchicklich angewendet He Ding 
werden. Diefer Art iſt die duffe/darin wir eufferlich leben Speißond Tranck / i 
Schlaff vnd Wache Bewegung des Leibes und feine Ruhe Voͤlligkeit und a ” 
Entledigung / Affect oder Bewegung deß Gemuͤts / vnter welchen keines iſt / ſeyn / die die 
deß des Menſchen Leib zu ſeiner Erhaltung vnd Nahrung nicht bedirfkte Seren 
Vnd dieweil die vornembſte Huͤlff der geſundheit ſtehet in geſunder Diet / ſol 
man mit Fleiß in acht haben I welche dem Leibe Schaden oder Nutz bringe. 
Darumb iſt nichts ſchaͤdlichers der Geſundheit / noch ſchaͤndtlicher / dann die 
Voͤllerey. Derwegen fo viel Speiß vnd Tranck allein einer zu ſich nemmen 
ſoll als die Notturfft der Natur erfordert / das iſt / daß die Kraͤffte des deibes Maſſigteie 
ernehret / oder erhalten / nicht daß ſie vberladen vnd vntergetruckt werden. an nr 
Dann ein mäfliges' Leben in Speiß und Tranck / iſt ſehr nutz und nötig zu A: fenn fon. 
allen Sachen / es ſey ſtudieren oder andere groffe ding / ſoll man daſſelbe recht⸗ — 
ſchaffen thun vnd beſtellen. Dann die erhaͤlt lange Geſundtheit die machet ” * 
alle lebliche vnd ſinnliche Geiſter deß Menſchens / die von Hertzen vnd Haͤupt 
kommen / wacker vnd munter: Die hilfft daß ein Menſch / was er iym in Sinn 5 
faſſet / wol vnd recht / auch ohne Beſchwer voll ziehe vnd außrichte Dargegen 
gibt die taͤglich Erfahrung / daß durch Schwelgen / Freſſen und Sauffen oder ſ⸗ den der 
andere Vnmaͤſſigkeit / wir ung Kranckheit zufuͤgen / vnſer Studieren verhin⸗ Böteren 
en / alle vnſere Gedancken ſchlaͤfferiger machen / die Freudigkeit deß Go 7, 
muͤths verlieren / Muth und Staͤrcke deß Hertzens vertreiben / vnd vns faul / 
vngeſchickt / traͤge vnd ſchlaͤfferig machen / daß wir nichts vortrefflichs ini 5 


gendt ein Sachen außrichten. re 
— Dero⸗ 





* a —* * Hua i 2 
NEN A ER ERY a 
ER: Ä —— a 
Br 2 FEN 
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24 Das erſte Buch / von Anrichtung 
——— Derowegen / wer ſich auff das Studieren gegeben hat / vnd gern gelehrt 
Hatten ſeyn will / der woͤlle ſene Sachen alſo moderieren / daß er nicht feinen Begier⸗ 
den oder Willen folge / ſondern daß ſein Wille der Vernunfft vnterworffen 
ſey / vnd die Sinnligkeit vom Verſtand regieret / auch alles zu Nutz des Lebens 
vnd Notturfft der Natur allein angewendet werde. 
MWiekhris Diß fordert der HERR Chriftusvon den feinen / da er mit ſolchen 
—— Worten ſie zur Maͤſſigkeit vermahner: Huͤtet euch / daß ewere Herten nicht 
St, beſchweret werden mir freſſen vnd ſauffen / vnd mit Sorgen der Nahrunge / 
vnd komme dieſer Tag ſchnell vber euch / denn wie ein Fallſtrick wird er kom⸗ 
men / vber alle die auff Erden wohnen. | 
Mit welcher Predigt der HER RiChriſtus dem Menfchen eynbilden 
willdie Nuͤchternheit / abbringen dig Sorge derweltlichen Dinge/ond ein be⸗ 
ſtaͤndiges Hersin aller Maͤſſigkeit / biß auff den jünaften Tag einreden will / 
a damit vil Böfes verhuͤtet. Man weisden Spruch des Cornelij Celſi: Wen 
Fenfeyngon, man von fpeife reden ſoll / ſo iſt es niemals gut ſehr ſatt feyn / offt auch ſchaͤd⸗ 
lich zu ſehr faſten / ſo fol man auch nach der Voͤllerey nicht zu ſehr faſten / noch 
nach groſſen faſten / ſich zu ſehr vbereſſen: alles was zu viel geſchicht / taug 
nicht. Darvmb thun die unrecht die da / wenn fie einen Tag ſich vollgefreſſen 
vnd geſoffen haben / den andern Tag bald ſo ſehr caſteyen / daß ſie ſchier matt 
vnd Ohnmaͤchtig davon werden / vnd offt mit wolrichenden Dingen wider 
haben erquicket werden muͤſſen. Dergleichen auch die / welche einen Tag gar 
zu ſehr gefaſt haben / vnnd den andern Tag darauff mit Speiß vnd Tranck 
ſo ſehr ſich vberfuͤllen / daß wo fie ſich nicht vberm eſſen auffmachten / zuſprin⸗ 
neh gen möchten. Aberdaß man biß weilen zu Gaſte gehet / vnd mit ſeines gleichen 
se ein gutes Abendtmal / doch nicht in die Nacht / haͤlt / das hat ſeinen Weg / vnd 
kan nicht geſcholten werden / nur allein daß alles maͤſſig zugehe vnd nit vber 
Zug deß Die Maß geſchritten / noch zu Voͤllerey gereiche. Dann durch ſolche Relaxa⸗ 
Mr · jon des Gemuͤts wird vertrieben Trasvrigfeirund Sorge / die da aus viel 
Arbeit kompt / deß Menſchen Gemuͤth dunckel vnd ſchwer macht / den Ge: 
lehrten vnnd Studenten Safft vnd Krafft verzehret / vnd fie melancholiſch/ 
einſam / ſtill / vnd muͤrriſch / ja widerwertig zu Geſellſchafft und aller weltlichet 
Gemeinſchafft machet. Welches von Gelehrten und weltweiſen Leuten / auch 
Studenten / fern ſeyn ſoll. ——— 


Das XXIIIL Kapitel. 

Wie man erkennen ſoll / daßalle Speißvon Gottes milder 

Handt / vnd groſſer Guͤtigkeit keomme: Auch wie man 
dieſelbe mit groſſer Danckbarkeit vnnd ehrerbieriger 


Danckſagung nemmen folk, — 
— * Fe — Aber Digr 





dep alter beften Sehens dep Menfchen. ap. 


Her dieweil wir aller&efchöpff Gottes / auß groffer vnuͤber⸗ eine 
ſchwencklicher Mildtigkeit Gottes deß HERMAN reichlich und vber⸗ nk 
flüffig genieſſen / auch alles von Anfang der Welt herigu onferm Nutz 
und Brauch ons zugeey gnet iſt / ſo follen wir mir aller Ehrerbietung / fo bald 
wir vns zu Tifch ſeten / vnd che wir die Handt inn die Schüffel oder Speife 
fahren laſſen / vn fer Hertz vnd Gemuͤth ermuntern / vnd mir freudigem / hertz⸗ 
lichen Gebet von Gott erbitten / daß er vns alles das / was wir im rechten 
Glauben vnd gewiſſer Zuverſicht auff jn / zuns nemen werden / woͤlle gebene⸗ 
deyen / nuͤt vnd kraͤfftig zu eruehren vnd erhalten vnſereLeibe / machen. Denn 
die rechte Krafft vns zu ernehren vnnd zu erhalten / ſtehet nicht in Eſſen vnnd — 
Triucken / ſondern indem Wort Gottes / daß jhnen die Krafft gibet. Dar⸗ Kom 14. 
vmb muͤſſen wir erkennen / daß alles von Gott kommet. Alſo neben dem Apo⸗ Ieer 
ſtel Paulo / der Prudentius fein lehret von wenn wir Hülff deß ebens vnnd demzag_ 
der Nahrung bitten vnd gewarten ſollen / nemlich von Gott dem Vatter / von Pradenry. 
dem wirs durch den HERAN Chriſtum bekommen. Denn auff dieſe Wei⸗ 
fe richtet er fein Geber zujhm : 
HERR Chriſt dur ewig Gottes Sohn / 
Mit Gnad vnd Segen hieher kom / 
Erleucht das Hertz vnd Sinne mein / 
Daß ſie dein Namen ehren fein. 
Die Speiß danckbar nemmen von dir / 
Denn fie ohn dich nichts huͤlffe mir] 
Vnd weniger Speiß und Tranck nehrt / 
Wbo nicht dein Wort diß gnaͤdig mehrt. 
Darumb laß all Gericht deß Tiſch / 
Im Glauben nach dir ſchmecken friſch: 
Gott ſey bey ons in Ernſt vnd Schertz / x 
Dreyfaltigkeit regier das Merk. | 
So vermahnet uns auch der HEnn Chriſtus mir feinem Exempel ſelbſt / &ramper de 
daß / wenn wir Spelſe zu vns genommen ] vnnd vnſer Leibes Schleier Henn 
maͤſſig erquicket / daß wir Gore dein himliſchen Vatter danckſagen ſollen: am zife. 
denn vnſer Heyland nad) verbrachtem Abendmal nicht ſich von Tiſch ge⸗ ee 
macht / es ſey denn daß er Gott gelobet vnnd danck geſaget / dardurch wir cr, 
kennen ſollen / daß alles von der reichen vnd mildten Handt Gottes herkom⸗ 
me / vnd durch fan Mitwirckung allein uns wol betomme vnnd geſundt ſey. Hanaſagag 
a denn auch der Prudentius ſolche Danckſagung weiter vorbringet / nad ziiw. 
Alſo: 
Wir haben gegeſſn vnd getruncken / 
Erſtatt was am Leib war ſuncken / 
Fa Nun preis 





26 Das erfte Buch / von Anrichtung 
Nun preiß mein Zung Gott Vatter mein / 
Daß ſein Gaab mich erquickt hat fein / 
Dir ſey Ehr vnd Preiß vberal / 
Wegn Gdeye allzeit vnd diß mal. 
Des Vatter Vnnd ſind dergleichen Geber bey den vornembſten Seribenten viel 
a Mehr. Vnd auch in der Bibel hin vnd her werden gefunden ſolche Vermah⸗ 
Dates. nunge / aber ke ine iſt zum erbitten bey Gore dem HERRN kraͤfftiger / als das 
wen Barer vnſer / vom HERAN Chriftoong felbſt vorgeſchrieben Denn hier 
inn wirdt begriffen / alles was man von Gott bitten oder gedencken fan. Es 
hat wol wenig Wort / vnd ſtehet in ſechs oder ſieben Sprüchen! aber es iſt fo 
reich von vielen Geheimnuß / daß es alles begreiffet / was entweder zu Gottes 
Ehre / oder in vnſern Nutz vnd Notturfft / oder zu des Nechſten beſten gehoͤret. 


Das XXIV. Gapitel. 
| Wie man Gafterey halten folk, 


3 orfichttgs Asdie Gaͤſte inn onferm Haufe anlanget / oder auch die / 
bi ng x welche gute Geſellen geben/ond ſich gern eynladen laſſen / ſoll ein jeder 
Gafiftey 2 klug vnd vorſichtig ſeyn. Erſtlich ſoll ein jeder Gaſtfrey ſeyn / wie es 
—— or denn neben vielen andern Leuten die Apofteln loben / vnd der heilige Paulus 
1.Zm;.  Ineinem Biſchoff erfordert / vnd ſoll erbarn / zuͤchtigen Mitbuͤrgern / Hauß 
ER und Hofoffen ftehen. Denn der Cicero fehrer auch / wie es inſonderheit wol 
He.  Feherldag vorncehmer Herren Haͤuſer / vornehmen Gaͤſten auffſtehen. Dar 
5 ſoll nach follin ſolcher freundlicher Erzeigung fern ſeyn Ehrgeitz / wollen geſehen 
ſeyn groſſe Pracht vnd Anſehen der Perſon. Derwegen hat der HERR 
Draht kenn. Chriſtus gewolt / daß man folte beruffen Arme vnd Elende / und diefelben zu 
wie Gäften eynladen / da feine Hoffnung weregleicher Eynladung oder daß fie 
haben. es wider verdienen koͤnten / Allein daß jhrentwegen Soft der Vatter im Him⸗ 
werd ¶ mel alles reichlich vergelsen wiirde, — 
Bde Aber dieweil etliche fo frech und har vor der Stirnen ſeyndt / daß ſie auch 
ohne Schew und ohne Scham ſelbeſt ſich eyndringen / vnd wenn fiewol ge⸗ 
wiemanfie wartet ſeyn / noch keinen Danck darzu wiſſen / halt ich dafuͤr / daß man der 
m Gaͤſte eine gute Wahl halte Jalfo daß man nüchterne vnd maͤſſige Leute al⸗ 
lein gerne habe vnnd zulaſſe / die Schwelger vnd Sauffer / auch verleckerte 
Maͤuler / wie wir reden / gute Bißlein / die ſich vnverſchaͤmbt wider den Wil, 
len des Wirts eindringen / vnd ſelbſt bitten / abſchaffen / es fen mit Guͤte / oder 
daß man die Thuͤr fir jhnen zuſchlieſſe. * 
Vnd ſo man es auch alſo nicht abwenden kan / ſo muß man jhnen 
zute / herrliche Spruͤche und Stiche / die nicht bluten / vorſchreiben hin und 
an wider in 





des aller beſten Lebens deß Dienfchen. 27 
wider in die Zimmer vnd vber die Tiſch / vnter welchen auch diß an die Thuͤre 
kan geſchrieben werden / ob man ſie koͤnde ſchamroth machen / vnd lehren was 
jhnen gebuͤrte: RER 

Wer an den Tifch will fisen mein] 
Der leß vnd halte dieſen Reim / 
Nie mande mit Stich den [handel 
Sondern alles zum Beſten wend / 
Das Maul mit Speiß vnd Trincken ſtop⸗ 
Wanns gleich nicht verdient groſſes Lob / 
Doc) nicht vbel geredt noch ſchaͤndt/ 
Allhier hat alles Boͤß ein Endt / 
Nicht trinck gantz oder halbes zu / 
Den Zorn vnd Trotz allhie abthu / 
Biß froͤlich / luſtig / guter Ding / 

Nim vor lieb es ſey auch gleich gring / 

Danck Gott / dein Wirth / mich nicht veracht⸗ 
Es iſt allhier nicht Ruhm und Pracht / 
Diß thu / vnd anders Boͤſes meidt / 
Sonſt haſtu hiermit gar Abſcheidt. 

Man ſoll aber die Freundtſchafft feines Wirts hochhalten / und Gaſt Seferd,, 
vnd Wirt ſich allezeit freundlich vnd erbarlich vertragen / wie das lateiniſche mander 
Sprichwort anzeiget: Salem & menſam ne pretereas. Dann wann die boch halten. 
Alten vnter ſich Gaſtung hielten / war das ein Zeichen einer angerichten oder 
beſtaͤndigen Freundtſchafft / vnnd lieſſens jhnen gefallen / daß ſie durch ge⸗ niesie 
meinen Tiſch dieſe Freundtſchafft beſtettigten. Derhalben vorzeiten Ver⸗ Freunde⸗ 
raͤther vnd trewloß die geſcholten worden / die das Saltz vnd den Tiſch verletzt En * 
hatten / Das iſt / die Freundſchafft vber Tiſch gebrochen / oder das Gebuͤndt⸗ gen ſinde 
nuß bey Brot vñ Saltz gemacht / zerruͤttet. Hieher gehoͤret die Klage des Pro⸗ Fri 
pheten Davids / da er in der Perſon Chriſti ſchilt ſeinen Freundt vnd Tiſch⸗ 
gaſt / der Verraͤtherey vnd Trewloß / vnter einem Schein als wolte er noch 
fromb ſeyn:denn diß ſeynd die Wort Davidis: Auch mein Freundt / dem ich Pſaim.a0- 
mich vertrawete / der mein Brot as / tritt mich vnter die Fuͤſſe. Als ſolte er 
ſprechen: Es koͤndte geduldet werden lieber ein Feindt / der einem im oͤf⸗ 
fentlichen Kriege durch ein Herolt abgeſagt haͤtte / dann ein ſolcher / der mit 
mir alle Gemeinſchafft gehalten / vnnd alle meine Heimligkeit gewuſt / vnd 
fol mir nad) Leib vnnd Leben ſtehen. O wie wehe thut diß. Alſo auch Chri Jeden. 
ſtus / durch ſolche Vnmuth beweget / ſpricht: Der mit mir aß wird mich —— 
verrathen / das iſt / mein eynheimiſcher Feindt welcher der aͤrgeſte iſt / wird 
mich mit Heimlicher Vexrraͤtherey vberfallen / — Gleichnuß gen | 

ij meni 





wuog rechtes 


38° Das erſte Buch / von Anrichtung 

men iſt von den Freunden / die forne wie die Katzen lecken / hinden kratzen / 
die vorwerts gute Wort geben / vnd im Hertzen Gifft tragen. Die Niderlaͤn⸗ 
der heiſſen es mir der vnrechten Seiten zuſchlagen / van achten Ende met de 
cromme pycke ſteken. Dieſem tft gleich eine andere Klage des Davidis ‚das 
ꝓfaim.a. rinn er fich beflager/daß er fehr verlener were von feinen beften Freunde / vnd 
dem er allefeine heimlichkeit vertrawet hab: denn alſo fpricht er: Wenn mic 
doch mein Feind fchändere / wolte ichs leyden und wenn mich mein Naffer 
pochet / wolt ich mich vor jm verbergen: Dis aber bift mein Geſelle / mein Pfle⸗ 
ger vñ mein Verwandter / die wir freundlich mit einander waren vnter vns / 
Safe ¶ wir wandelten im Hauſe Gottes zu hauffen. Es iſt gar anmuͤtig geredt / vnd 
en wer gehet jhm fehr zu Hergen ] daß der fich vor har für ein trewen Freund ausge⸗ 
ben / er nachmals muß zum aͤrgeſten Feinde leyden / vnd heimliche Verraͤ⸗ 
therey erfahren / vnd daß er jhn noch beſſer abmahlet / wie verſchmitzt vnd be⸗ 
truͤglich er ſey / wie freundlich vnd fromb er ſich ſtellet mit Ange ſicht / mit Aus 
gen / mit Reden / mit Schmeichlen / da er doch inwendig im Hertzen alles Boͤ⸗ 
fe hat / ſo ſetzt er diß noch darzu zu Beſchreibung des Laſters den Meineydig⸗ 
keit: Ir Mundt iſt glaͤtter den Butter / vnd haben doch Krieg im Sinne / jre 
Wort find gelinder den Oel / vnd find doch bloſſe Schwerter. Durch welchs 
Gleichnus er anzeigt und erflärer falſche vnd vntrewe Freunde / die in einer 
Handt Brot weiſen / vnd in derandernein Stein geben / die ein andersim 
Hertzen haben / ein anders auff der Zungen Welcher Berrärherey-ein rech⸗ 
9 Exempel ift Judas Iſcariotes, vnnd nach jhme alle die 1 Dis dergleichen 

tun, 3 


Dasxxv. Capitel. 
Von der Haußhaltung / Sorg vnd Verwaltung. 


Hauhhat⸗ RR der Haußhaltung / welchenachder Schr Ciceronis ein 
Dienerin vnd Magdt deß Leibes iſt / recht anzuftellen / vnnd zierlich zu 
— haften / ſoll einer geſchickt vnd klug feyn 1} alfo daß deſſelben Erweite⸗ 
Lake, rung allein zu Notturfft des Lebens / zu Nutz vnd zu Zier gereiche / nicht zum 
En 
ierdedes Bing mo ) ⸗ 
— chen. Darvmb wenn anricht Eſſen / vnd den Tiſch beſtelt / ſoll man vor 
nemblich in acht haben die Nuͤchternheit vnnd Maͤſſigkeit / deßwegen einer 
fen Ende, muß meiden die Speiſen / fo die Kehle vnd Luſt anbringen / ja die herrliche 
ee Confect | die man nach Tiſch pfleget auffzutragen / denen die allbereit ſatt 
sunamitdem ſeyn worden / damit ſie noch einmaͤhl Luſt zum Eſſen kriegen. Diefe Schwel⸗ 
— gerey vnd Vberfluß / ohne des / daß ſie die Guͤtter pmbhringen/ond * 
| eiten 


vnd gutes 


des allerbeften Lebens des Menſchen. 19 
helten machen’ fo geben fie auch Vrſach zu böfer Suft / zu Vnzucht / vnnd / 
daß ich des Apoſtels Wort brauche / zum entbrennen / ſonderlich wenn der his „ayer, 
tzige Wein dazu kompt. Darvmb der heilige Paulus will / daß nichts geſche⸗ 
hen ſoll zu Luſt der boͤſen Begierde / Leib vnd Seel ſchaͤdlich / ſondern zu Not ⸗ 
turfft vnd Nug der Natur. Aber Niemandt iſt ſo kalt in ſeiner ehelichen Liebe gung 
daß er ſein eigen Leib gehaſſet haͤtte / vnd nicht viel mehr / wie Paulus lehret / 
ernehret vnd erhalten haben will / wie Chriſtus die Chriſtliche Kirche. Mit - 
welchem Exempel der Apoſtel die Eheleut vermahnet / daß ſie jhre Eheweiber aypepr. 
lieben / vnd den Fleiß anwenden / den ein jeder ſeinem Leibe ſchuldig zu leiſten 
iſt / Welche der HERR Chriftugder Chriſtlichen Kirchen / feiner allerlieb⸗ 
ſten Braut / ſo er hertzlich geliebet / gethan hat. Aber in Verwaltung der Hauß⸗ 
haltung / ſehe ein jeder wol zu / daß er nicht entweder gar zu karg / koͤderiſch und 
genaw ſey / noch vor ein Schwelger vnd Praſſer gehalten werde. 

Die gute Haußwirtſchafft wird zwar erhalten durch Sparſamkeit / vnd Sparſa⸗ 
dadurch nimmet alles zu / aber man ſoll es nicht zu enge ſpannen / daß einer trit ſou ein 
jhm felbft abbrechen gar zu fehr wolte / oder fich vnnd die feinen erhuns — 
gern / wie etliche karge reiche Leute thun. Hinwider fol man auch nicht ererbet 
Gut oder wol gewonnen / wie die Straußguͤtlein thun / verſchlaͤmmen vnd 
verzehren / oder mit dergleichen Geſellen / die da fleiſſig hierzu reden helffen / 
vnd Fewer zu kolen tragen / vmbbringen Denn wie man muß Vutkoſten du zudt 
machen / nach der Lehre Terentij, daß man etwas erwirbet / Alſo kan auch tungmita's 
nach der Lehre Plauti fein Gewinn vbrig ſeyn / ſo die Vnkoſt vbertreffe / welche ne 
Meynung die Niderlaͤnder alſo außſagen: Stelt vteringhe naer v neringhe. 

Damit wird angezeiget / daß die Vnkoſten alſo ſollen gemaͤſſiget werden / daß 
nicht etwan durch allzugroß verſchwenden / die Nahrung abnemme / ſondern 
dag Eynname vnd Außgabe auffs wenigſte allezeit gleich bleiben: daher es 
einem guten Haußwirt zuſtehet / daß er nach Gelegenheit der Zeit etwas her⸗ 
auß gibet / wie auß einem Vorrath / vnd zu ſeiner Zeit wider eynnimmet / vnd 
darzu thut. Denn wie das Sprichwort lautet: Es iſt viel zu lang geſpart / 
wenn der Wein auff den Boden iſt. Es iſt aber auch diß Geſetz gut / vor die Men im 
Hauß haltung / welchs Amalis der Königin Eghpten gegeben hat/ vnd Solon Ansiraue 
der Oberſte Rechtſprecher su Athen gebraucht / dadurch verhuͤtet / iſt wie He- vnd nüg. 
rodotus bezeuget / daß alle Eynwohner alle fuͤnff Jahr bey den Hauptleuten uch 
darthun muſten / woher fie febren / vnnd wavon ſie fich erhielten! welchedas 
nicht kundten darthun / noch bezeugen daß ſie recht gelebet / geſcholten vnnd 
peinlich geſtrafft wurden. Durch welches Geſetzes Ernſt ſie haben wollen 
daͤmpffen die Muͤſſiggaͤnger / daß ſie nicht Rauberey vnnd Stelen an⸗ 
fingen / dahin denn gemeiniglich kommen alle die / welche das jhre verſpielen / 
Herhuren / vnnd verſauffen / oder wol gar verzehren. Vnd nirgendt 9 

iij woher 





u ah —— 
DE A A ES a Et NE 


;. Das erſte Buch / von Anrichtung 
woher wird kommen ſeyn das Geſetz der Vnkoſten / wider die Verſchwelger/ 
kr hi end Verpraſſer / die da vnvberſchwencklich mehr verzehren / als ihr Vermoͤ⸗ 
Schweiger gen vnnd Eynkommen mitbringt. Welchs dieweil der Diphylus bey dem 
— Athenæo meldet / vnnd Eralmus in lateiniſche Verß gebracht / ſo will ichs 
nicht vnterlaſſen hieher zuſchreiben / damit ein Obrigkeit auff Mittel vnnd 
Wege gedencke I dardurch Städte vnnd Schloͤſſer beſſer befriediget von 
den Raubern / die Tag vnnd Nacht eynbrechen / nemmen was ſie koͤnnen / 
vnnd die Menſchen jaͤmmerlich martern / wenn ſie nicht baldt jhren Schatz 
offenbaren wollen: Vnd deſſelben Geſetz Meynung ſtehet inn dieſen Ver⸗ 


ſen: 
Das iſt der Corinther ale Gſetz / 
Wo jemandt ſchlembt vnd wollebt ſtets / 
So wird gefragt woher er lebt / 
MMntd diß erwirbet / wie er ſchwebt / 
Obs Gut die Vnkoſt lang ertraͤgt / 
Wird nicht gefragt / wie ers bewegt / 
So aber einr thut mehr verzehrn / 
Als daß er ſich davon kan ernehrn / 
Dem ernſt Gebott bald hiemit gſchicht/ 
So er nicht drnach nun richtet ſich / 
Am Geldt ſolche That gſtrafft ſehr / 
So er abr diß noch thut viel mehr / 
Vnd er / oder andr hat fein Geldt / 
Peinlich Halßgricht wird jhm gefaͤllt / 
Vnd wird in der Marter hart gfragt / 
Der jedrman billich iſt verdacht / 
Daß er deß Nachts raub / deß Tags ſtell/ 
Oder ſonſt derſelbn ſey boͤß Gſell / Ian 
Oder ſonſt boͤß Tuͤck ſchelmſch gebrauch) 
Immr weg mit dem / nicht vor vns tauch. 
Tbeſſo. Der heilige Paulus ermahnet auch die Diebe mit ſolchem Ernſt / vnnd 
re die Wucherer : da er ſpricht: Wer geffolen har / der ſtele nicht mehr for 
ger fich berep dern arbeite vnnd fchaffe mir den Händen etwas Guts / auff daß er habe zu 
sen ſolen. geben den Duͤrfftigen. Denn wenn einer Vnrecht gethan hat / vnnd all⸗ 
bereit auff boͤſer That / Diebſtal oder Wucherey inn Schande komme / ſo 
kan ers mir Mildtigkeit vnnd Almoſen gegen die Armen wider ableſchen / 
19 wenn er ſich zuvor bekehret / wie am Zacheo dem Zoͤlner zu ſehen iſt: denn 
alſo werden die Laſter vnnd boͤſe Thaten deß vorigen Lebens / durch Erſtat⸗ 
sung Tugendt vnnd Gottsf oͤrchtigtei wider gußgeleſchet / der Men ſch ver⸗ 
De Newert / 


I 


- 





deß aller beften Lebens des Menſchen. gr 
newert / die boͤſe Begierde verwandelt / vnnd die verderbee Gewonheit abge, 
bracht. £ a“ 
So iſt auch gut / daß wir alle unfer Haußſorge neben obbemelten Fleiß/ Gemeine 
Gore heimftellen/ond an feiner Sörtlichen Gnade und Beyſtandt inn aller Fee 
. Haußhaltung nicht das wenigfte zweiffeln / fonderlich wenn wir in vnſerm tung. 

Beruff trewlich fortfahren / wie einer gar bequemlich eine Artzney befchrieben 
hat / Gut vnd Haabe wol zuerhalten / alſo: 

Wiltu erhaltn dein Gut vnd Haab / 

So merck wol auff mein junger Knab / 

Fuͤrcht Gott vnd lebe erbarlich / 

In groſſe Schuldt dich ſtecke nicht / 

Enthalt die Buͤrgſchafft gantz vnd gar / 

In Vormundtſchafft halt Rechnung klar / 

Ins Recht laß dich nicht leichtlich eyn / 

Steck nicht zu viel ins Bergwerck neyn / 

Befieiß dich nicht der Erckmeney / 

Es iſt nichts drinn denn Buͤberey / 

Huͤt dich mit fleiß fuͤr groſſem Spiel / 

Auf Herren Gunſt traw nicht zu viel / 

Vor Hoffart enthalt gaͤn tzlich dich / 

Denn Gott den ſtrafft gantz ſichtbarlich. 

Vnd ſey fleiſſig in deinem Hauß / 

Das ander laß Gott richten auß / 

Wirſtu hierinne folgen mir / 

So will Gott dein Gut ſegnen dir. 


Das XXVI. Kapitel. 
Von Maͤſſigkeit deß Schlaffen vnd Wachens. 
N Jemandt iſt noͤtiger eine gewiſſe Ordnung deß Schlaffens Wesen 


vnd Wachens / als eben den Studenten I vnd die in weltlichen Aem⸗ rg 

DPF pen fisen. Denn ſo ſie maͤſſig vnnd reche gebrauchte werden) ſchaffen f&raffen und 
fie viel Dus zu Bekraͤfftigung ond Erhaltung der Geſundtheit. Dennober —— 

das / daß ſie den Leib wacker vnd friſch erhalten / machen ſie auch da s Gemuͤth 

zu allerley Arbeit vnnd Aemptern geſchickter. Aber der Schlaff / wenn er zu Des zu vier 

viel vnnd zu lang iſt / macht er vnverſtaͤndige / faule / traͤge / vergeßliche Sense) Nhen 

vnnd die nicht leicht fort kommen / noch etwas groſſer Kunſt erlangen. Dar; ** 

vmb ſolche eut zu Mühe vnnd Arbeit ſollen angetrieben werden / damit 

TEN. a ſie die 
EL —8* RR h ; u; 


— — 
——— 
—— 






2 Das erfte Buch / von Anrichtung 
Wen Mie⸗ ſie die Faulheit vnnd Schlaͤffrigkeit ablegen) und etwas richten /dag einem 
ae freyen Menfchen wol anſtehet. Was aber den Mittags Schlaff anlanget / 
Dep Mir, ratheich nicht / daß junge Leute ſich Daran gewehnen / es fey denn daß fie von 
tags Schtaff Hitz oder Arbeit gang muͤde vnd matt ſeyn / oder Die vorgehende Nacht gar 
ſcaden. zuriiel gewachet vnd getruncken hätten. Denn damals ohne Schaden die 
Mittags Ruhe jhnen vergundt werden möchte:fonft ſchwaͤchts das Gedaͤcht⸗ 
nuß vnd verdunckelt das Gemuͤth / Vnd neben Haͤnptwehe bringet es auch 
3° dunckele Augen / vornemlich denen / die ſich voll geſſen ſchlaffen legen / welchen 
darnach das Vngluͤck darzu kompt / daß ſie nach dem Schlaffein Eckel im 
a - Magen/viel gehnens vnd ſtehnens / darinn Arm und Dein fich hin vnd her 
„ ausdehnen] von den böfen Dünften durch den ganzen Leib außgebreitet / 
bekommen / noch wol mit einem Fieber oder andere heimliche Rranckheir. 
Diefes heiffen die Niderlaͤnder Wanluf die alten Latini Helucum, welches 
En Wort bedeutet die Faulen vnd Schlaffrigen / nach dem Vollſauffen / vnd 
Mittags» Mitragsfchlaff/ont die jmmer gehnen muͤſſen. Aber die Alten vnd Wolbetag⸗ 
Schlaff iſt ten / die können ſicher zn Mittage ſchlaffen / das iſt wenn dag Mittags Mahl 
en verbrachriftiNurallein daß man ein wenig nach dem Eſſen warrer/fo mögen 
fie fich ſchlaffen legen / vornemlich im Sommerrin den häffen Tagenı welche 
Zeit des Gewitters die Leute fchläffrig machet. Vnd iſt der Mittags Schlaff 
am beſten im ſtuel / oder auff pulſtern das Haupt wol hoch gelegt: denn durch 
ſolche Art des Schlaffens die natuͤrliche vnd lebliche Geiſter / von welchen die 
ſinnliche im Haupt entſpringen / erquicket vnd kraͤfftiger werden. Aber all 
zuviel wachen / wie es allem Alter ſchaͤdlich iſt / alſo am meiſten ven Alten / nicht 
a „, viel weniger als das Faſten / welches beydesdas Gehirn außtrucknet / vnd 
den. ohne des / daß es macht jrrigkeit Phrenelfin genannt / fo verdoͤrrets den Leib / 
1. machet denſelben ſchwach end runtzlich. Darumb wo die Kraͤffte abnemmen / 
2. vond die lebliche Geiſter verzehret / auch eine Verdoͤrrung erfolget von allzuviel 
3. Wachen oder Faſten / oder Studieren / oder Arbeit oder Ehewerck / ſo ſoll der 
4. Maeanſch wider erquicket werden durch gute Suppen herrliche Waller und 
u Traͤncke / gemacht von Salatı Spineth / Melden DO chfenzunge/ Borragen / 
an as, frifchen Mahn Seeblumen / blawe Biolen / Piniennuͤß / ſuſſe Mandeln, 
— Pimpermuͤß / Gerſten Graupen / Roſinlein / Weinbeern / Datteln / Citrinath / 
anizerwers ſonderlich die Citrinathſchale mir Zucker oder Honig eyngemacht. Dann 
don. durch diefes wird der natuͤrliche vnd lebliche Safft des Bluts wider erfarter/ 
und das Gehirn’ als dag öberfie Theil des Gemuͤths / wie mir einem liebli⸗ 
chen Dampff erquicket und gefeuchtet: daher fomprein fanffter Schlaf und 
—— ſtille Ruhe. = y 
“  Scläffrig Wenn aber einer von Natur ſchlaͤffriger iſt end fein Gemüth zu nichts 
e- gehats hohes Dinges luſt hat / fol er ohn vnterlaß arbeiren / vnd viel mühe auff ſich 
en werden, — x nemmen 


I, 


ig 





deß aller beſten Lebens deß Menfchen. 33 
nemmen / vnd die Artzney brauchen/diedurch die Krafft / zu erwaͤrmen die vbe⸗ 
rige Feuchtigkeit / als eine Vrſach deß zuviel Schlaffens / außtrockne / welcher 
Geſtalt ſind / Yſop / Roßmarein / Salbey / Doſten / Meyerahn / Thymiahn / 
rothe Ruͤben / Ingwer / Pfeffer / Muſcaten / Neglen / vnnd viel andere Ding! 
welche das Gehirn vberladen mit viel Feuchtigkeit vnnd Dunſt / entledigen / 
vnd das Gemuͤth darvon vertunckelt / auffmuntern / vnd zu faſſen ehrliche ho⸗ 
he Gedancken / wacker vnd munter machen. 


Das XXVII. Capitel. 


Was Rus oder Schaden bringe Vberfuͤllung oder Entle⸗ 
digung / weicher oder harter Leib. 


Nd dieſe Maͤſſigkeit will auch von Noͤthen ſeyn inn andern Der ses ron 
WSDingen / die der Geſundtheit Nutz und Schaden bringen / als da ſeyn / ee 
Bberfüllung vnnd Entledigung / dardurch gleich der Seib mit Speiß su bare fenm 
vñ Trangf ernehrer/oder von den vbrigen Feuchtigkeiten / damit er vberfuͤllet / 
geſaͤubert wird. Gleich wie aber beyde Studenten vnd Regenten Leben / inn 
Eſſen vnd Trincken nüchtern vnnd maͤſſig ſeyn ſoll / alſo ſoll es auch nicht zu 
geringe noch zu wenig ſeyn / damit nicht die lebliche Geiſter zu ſehr geſchwaͤ⸗ 
chet / mit welchen auch das zu mercken / daß der Bauch nicht zu ſehr verſtopf⸗ 
fet / noch zu weichleibig ſey: alles beydes I wenn es vber die Maß iſt / ſchadet Eade de 
ſehr der Geſundtheit. Denn fo gar zu ſehre die Stulgaͤng gehen / vnd der Leib Zaugſiuß. 
fluͤſſig iſt / ſo wird der Leib außgedoͤrret / runtzelich / vnd nimpt der Schlaff ab / . 
vnd wenn das Gehirn gar zu ſehr außgetrocknet wird / verderbet das Gedaͤcht⸗ 2. 
nuß: foaber das Gehirn vberfuͤllet wirdt mir viel Feuchtigkeit / vnd dieſelbe 3. 
verſtopfft bleiber/fo wird das Gedaͤchtnuß auch boͤſe vnnd noch aͤrger / es wer⸗ 4. 
den auch die Augen dunckel vnd der Schlaff boͤſe. 5. 
Darumb die Ding / die den Leib fein linde erweichen / ſeynd Violen / Sa, Zogeed 
lat / gruͤn Koͤhl / vnnd allerley Art der Pappeln / welche der Post Martialis sep naup-s, 
— — gs —— 
Bring die Pappeln gut zum Clyſtir / dep Lo. 
Vnd viel Kraut deß Gartens ſchoͤn Zier. 
Hieher gehoͤret auch Ochſenzung / Borragen / Kerbelkraut / vngeriſche 
Pflaumen / damaſceniſche Pflaumen / groß vnd kleine Roſinen / Maulbeer / 
Feigen / Bingelkraut / Erdtrauch / Engelſuͤßwurtzel / SenesbläteeriRhabar- Searee pur 
bara, wildt Saffranſaamen / Epithymus, Coſſia, Manna, welchs iſt ein siererded: 
Himmelsthaw auff den Baͤumen in Calabria zuſammen geronnen vnd ab⸗33 
geleſen. Dann die ander purgirende Stuͤck / als Scamonea, Turbit / Colo⸗ werden, 
———— — quinten / 





3° 


" Arsn 


34 Das erſte Buch / von Anrichtung 

quinten / vnd dergleichen find gar zu ſtarck / vnd ſchwaͤchen einen Menſchen 

Derwegen ſie nicht gebraucht werden / denn in gar ſtarcken Leuten vnnd in 
we groſſer Noth / da man bißweilen auff ein boͤſen Aſt ein boͤſen keil ſuchen muß, 


KR Deßgleichen wenn der Leib zu ſehr durchfluͤſſig iſt fan — werden / 


mit der Krauſemuͤntz / vnnd mit demſelben Syrup von Krauſemuͤntz / wel⸗ 
cher in allen Apotecken verhanden feynfoll, So ſtillen auch die Bauch⸗ 
fluͤſſe die quitten / und alle Confect darauß gemacht / deßgleichen rote Roſen / 
Miſpeln ehe fie weich werden Beiſſelbeer / S. Johannesbeer / welchs eineuſt 
zum eſſen dazu macht / den Eckel vertreibet / ſonderlich im Sommer / vnd wenn 
die Gall in Leib faͤllet darzuder ©. Johannesbeerſafft / den der Avicen- 
na Rob nennet / ſehr kraͤfftig: denn er den Leib zu durchfluͤſſig / nicht allein 
ſtopffet / ſondern auch die geſchwaͤchte Kraͤffte widerbringer / wie auch die 
Granath / ſo inwendig haben viel kleine Koͤrner voller Safft / jetzt ſuͤſſen / jetzt 
ſawren / den man außſaͤuget vnd zu ſich nimmet. I 


Das xx Vin. Gapitel, 


Miedie Studenten onndandere weltweifeLeute/ die Gänge 
des Leibes dardurch alle Vnreinigkeit außgefuͤhret werden/ 


reinigen follen. | r 
Biesie OTTder Schoͤpffer des menſchlichen Leibes / hat nicht vers 
— geblich fo vil Gaͤnge vnd fo viel Gefaͤß / zu Entreinigung vnd Außſpuͤ⸗ 
niget wer⸗ lung aller Vnſauberkeit gemacht / ſondern daß er den Menſchen von 
a Vberfluͤſſigkeit derfelben/on von Gefahr / vnd boͤſen Duͤnſten / ſo darauf ent⸗ 


ſtehen / vñ den Menſchen erſticken moͤgen / errette. Alſo das Haupt ſich reiniget 
vnd putzet durch Naſe / Ohren / vnd den Mund / vnd mit rüßpern / nieſen vnd 
ſchnupffen ſich ſaubert: Die Bruſt vnd die Lung durch die Lufftroͤhre / mie 
Huſten / Schleim vnd Speichel herfuͤr vnd hinweg bringet. Der Mage vnd 
Schlungt durch brechen / vnd ruͤltzen / wenn ſich zuviel etwas darin ſamblet / 
außfuͤhret: die Ingeweyde (die Leber / die Miltz / vnd die Blaſe der Galle) rei 
nigen ſich durch vnten: die Nieren vnd blaſe durch die Waſſergaͤnge vnd den 
Harn / führen auch aus was vbrig iſt: das Fleiſch vnd das Blut in dem auß⸗ 
wendigen Theil des Leibes treibet qus durch die Haut gar kleinlich durchloͤ⸗ 
chert / die Daͤmpff vnd boͤſe Duͤnſt. 


Bee Daromb dieweilder Leib des Menſchen nicht ohne Schaden bleiben 
nd Com, Fan’ wenn nicht alle Gaͤnge vnd Glieder recht geſtalt / nochjhre rechte Wir⸗ 


piegion 
Glied 


mach 


de ung haben / als ſoll man Fleiß ankehren / daß nicht jrgend ein Irrthumb ge⸗ 
can ſchehe / oder boͤſe Eygenſchafft eynſchleiche / die da der Glieder Thun vnnd 
| RE Wirckung 


— ne 3 
a Fr Fe PR nn 
a MN TE FE SEE —— 


des aller beften Lebensdes Menſchen. 35 
Wirckung ſchwaͤche oder aͤrger mache. Denn ſo baldt ein Kranckheit vber⸗ —— 
faͤlt / der Kopff ſchwer wirdt / der Stein ſich beweiſet / das Waſſer ſich verhaͤlt / 
die Augen threuen / Haͤnde vnd Fuͤſſe gichtbruͤchtig werden / die Haut Kraͤ⸗ 
tzig / der Leib gelbfüchtig/fandas Gemuͤth deß Menſchen nicht fo recht ſinnen 
noch gedencken / noch anders gnug verbringen. Darumb jeden zu rathen ſte/ Seudenten 
het / daß er ſeine Geſundtheit in acht hab / den Leib vnd alle Glieder von allen PR 38 
Vberfluͤſſigkeiten rein halte denn alſo des Menſchen gemuͤt luſtiger / vnd zu spre Glieder 
allem thun geſchickter wirdt. Die Menſchen mehrer Theils wenden nichts Feinbatten. > 
auff jhre Geſundheit oder pflege des Leibes / ſondern ſtehen nur nach Geldt et 
vnd Gut / vnndſind bemuͤhet / wie fie nurvielzufammen feharren moͤgen / da denn Neichs 
doch Geſundtheit des Leibes / vnd Geſchickligkeit des Gemuͤths I mehr ſeyn lhumb. 
ſolten als alles Goldt / welches der Horatius mit dieſen Verſen bekraͤfftiget: 
Wenn dir iſt wol an Leib vnd Fuͤſſen / 
Was haſtu doch am Reichthumb ſuͤß? 
Nicht Hauß / noch Hof / nicht Silber noch Geld / 
Gibt dir was mehr noch guts in der Welt / 
Der Artz die Kranckheit bnimpt deim Leib⸗ 
Aber dem Gemuͤt doch vnnuͤtz Sorg bleib. | | 
Vnd damit er auch die Reichen widervmb zu gutem / vnd maͤſſigen brauch 
Geldts vnd Guts gern bringen wolt / ſetzt er hernach: 
Wenn aber einer hat Geldt vnd Gut / 
Vnd diß recht brauchen vnd anlegn thut / 
Der iſt nichts weniger lobens werth / 
Wol dem / der Reichthumb alſo ankert. fe 
Jeſus Syrach ſtimmet auch mir diefem allen vberein / da er alfo ſpricht: 739 
Es ift beſſer einer fey arm / vnd dabey frifch und geſundt / dennreich und vn⸗ 
gefund. - Gefund und frifch ſeyn / iſt beflerdenn Geldt / und ein gefunder Leib 
ift beffer denn groß Gut. Es ift fein Reichthumb zuvergleichen einem gefuns 
den Leibe / vnd feine Freude deß Hertzens Freude aleich. 

Derwegen ſoll man ſich guͤckſelich achten nicht wenn man reich iſt / vnd Wer reche 
alles genug hat / ſondern wenn man geſund genug am Seiberond fehr geſchickt ͤcſelig i. 
im Gemuͤth iſt. Denn der endtlich wol lebet / vnd dem gehet es recht wol / der 
Geldt vnd Gut ohn Anfechtung vnd vnbeſchweret genieſſen kan. 


Das XXIX. Kapitel. 
Heylſame Schr / nicht allein dem Gemuͤth / ſondern auch dem 
Leibe des Menſchen gut vnd bequem. | 
% Ei Manfage/ 


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BEN. EUER EBENE NEE EAN 


i Das erſte Buch/von Antichtung: 
si zen 3 Anfagt/drey Ding ſeyn am gefündeften/ welches man awol | 
in acht haben mag: 
Eins / auffhoͤren mit eſſen wenn es am beſten — 
Das ander / keine Arbeit nicht fliehen. 
Das dritte / die Natur erhalten. 
Drey Ding Alſo ſage ich demſelben das Widerſpiel / daß auch drey ding ſeyn / die da 
a neben den Kranckhetten am vngeſuͤndeſten ſeyn / ſchnell ait — die 
meiſte Vrſach zum Todt geben: 
Eins / daß man ſich offt vollſauffet. 
Das ander / daß man vor Faulheit ſtets trege iſt. 
Das dritte / durch vnmaͤſſige Liebe ſich ſchwaͤchen. 
Gräfe Dann dieweil Nuͤchternkeit / die da vbriges ſchwelgen hindan ſetzet / 
— vnnd vbung der Arbeit des Leibes / davon fern ſeyn muß Muͤſſiggang vnnd 
vemieiese Faulheit / den Lib hurtig vnd geſchickt macht / wie man an den Pferden ſe⸗ 
en hen kan / foift nichts. / das mehr ſtaͤrcket / als Maͤſſigkeit der Siehe vnd Che 
werck / auch dag Gemuͤt munter vnd wackerer macht. Dann mie freche 
vnnd vnzuͤchtige Jugendt / feinen alten Mann giber / oder ja faſt ſchwach / 
Derhalben / wie in der Jugendt / alſo noch viel mehr im Alter diß Laſter 
vbel ſtehet / wie der Cicero lehret. Dann wie im Kriege und Feldtlager 
man viel leyden vnnd außſtehen muß / vnnd wer darinne ſich brauchen 
Lib.r. leſt / Staͤrcke bedarff / alſo geſchichts auch demſelben / wie der Ovidius ſchrei⸗ 
bet: 
Wer liebet vnd nicht maͤſſig iſt / 
Derſelb glaub nur / ſey vor gewiſt / 
Daß er gewißlich harte kriegt / 
Vnd mit einem Heer zu Felde liegt / 
Wer Arbeit viel nicht leyden kan / 
Der giebt hier kein Sqen Kriegsmann / 
Denn Nacht vnd Tag hat er ſein Noth / 
Dazı Schmergen und letztes Spott. 
er fiher aber nicht / was die Vnmaͤſſigkeit der Siebe mir fich bringt / da⸗ 
her der Sophocles yon dieſem alſo geantwortet: Gott gebe ein beſſers: wie 
gern ſolt ein jeder von ſolchem Wüten erloͤſet ſeyn. 


Das xxx, Gapitel. 


—* ung foltfein guten * vnnd ae — 
aben. 


Ein; je⸗ | 


des aller beften Lebens des Menſchen. 37 


‚Sir jeder fehe auch wolzu / daß feine Mitbürger fich alles sofescur 
& Guts zu jhm verfehen/ fein gut Gerücht onnd feinen Dramen ehrlid) ——— 
halten / von jhm viel guter Hoffnung haben vnnd ehrlich ruͤhmen. was andere 
Es ſoll auch einer ſich nicht ſchaͤmen auffzumercken / was feine BETEN HH 
gegen jhm geſinnet ſeyn / odervor Gemüt ragen, Denn csiffnicht allein 
ein auffgeblafener / fondern auch ein lofer Mann) dernicht darnach fraget/ 
was ein jeder von jhm halte oderrede / wie der Cicero lehret. Dazu der 4 
HERR Chriſtus ſelbſt / wie wir leſen gefragt hat die Apoſteln / was doch Macho. 
von jhm hielten die gemeinen Leute / nicht auß Ehrgeitz / ſondern daß er doch 
verſuchen wolt / was ſie / nach fo viel heyſſamen Predigten vnd groſſen Wun⸗ 
der / mehr von jm hielten. Darvmb hat er diß gefraget / daß er die rechte Be⸗ 
kaͤntnus des Glaubens von jhnen braͤchte / vnnd erfuͤhre / wie viel ſie in der 
Goͤttlichen Lehre / die nichts betruͤglich / noch falſches / noch vnnuͤtzes in ſich 
hat / wie die Phariſeer diß Calumniert haben / ſondern gantz heylſam vnd rein 
iſt / von der Warheit ſelbſt / vnd von dem rechten Heyland dem Sohne Got⸗ 
tes entſproſſen / zugenommen haͤtten. Welches da Petrus / durch Gnade 
des himliſchen Vatters / im Namen aller / deutlich vnd klar bekennet hat / vnd 
vngezweiffelt außgeſagt / daß er were Jeſus der rechte Meſſias / durch wel⸗ 
ches Todt das gantze Menſchliche Geſchlecht erloͤſet wuͤrde /Ihar ver HERR 
Chriſtus dieſe Bekaͤndtnus von oben herab eingegeben / gelobet vnd bekraͤff⸗ 
tiget / daß fig ſey der rechte vnd vnvberwuͤndtliche Felß / auff gutem Grundt 
gebawet. | 
Darvımb ein jeder wol bedenck / in alle feinem Neden / Thun vnd War qzuter Nam 
del / was da wol ſtehet / vnd was jhm wol gebuͤhre: daher das Sprichwort enpvon 
kommen iſt: Das vornembſte Stuͤck der Kunſt iſt / daß ſich diß gezieme / aeburr. 
das du thuſt / das iſt / daß es deiner Natur bequem / vnnd deinem Verſtandt / Fa 
auch Sitten gebuͤre Anfang bedenef das Ende, So iſt auch fein ncherond;gnatem 
richtiger Weg zu Rhumb ond Ehre denn ſo du dich alfo haͤlſt wie du gerne Wandel. 
son andern wolteſt gehalten werden: vnd hieher der Post Horatius ſihet / dã Wehe; 
er ſpricht: 
Als denn ein jeder lebet recht / | Es 
| Wenn er das wer / was hoͤren brecht / 
Das iſt / was man von jhm redt /ond was von jhm Mitbuͤrger / end ſei⸗ 
nes gleichen ruͤhmen: Als / fo ſie einen rühmen / einen frommen redtlichen 
Mann ſo iſt es zwar gut / allein daß nicht vnter dem Geſchrey einer die Leut 
betrieget / vnd fich alſo ſtellet / wie die Perſonen in der Comeedien / die da fromb 
anzuſehen ſeyn / vnd doch den Schalck hinder den Ohren haben. | 
© Ein jeder wolte bey fich bedencken / daß zwey vornembſte Tugendt ſeyn / z2e 
Trew vnd Verſchwiegenheit / zu welchen ſo da Fümmer Scham / sin zierliche zendi. 


44 4 6 
ii Far bhe 





38 " Das erfie Buch / von Anrichtung 

Bene Farbe der Jugendt / da Weiß vnnd Roth / wie geſchminckt durch einander 
— leucht / ſo kan nichts angenemmers noch lieblichers / zu zieren die Erbarkeit 
—— vnd Zuͤchtigkeit / gefunden werden. Wer auch anf der Jugendt dieſer man, 
> ugende gelt / der iſt allbereit verdorben / vnd mag wol fuͤr den verlohrnen Sohn ge⸗ 
wol halten werden. Daher nicht vergeblich diß geredt iſt: 

Wer Scham verleurt / glaub mit fuͤrwar 

Iſt verdorben / vnd iſt ein Narr. 

Denn Scham vnd Zuͤchtigkeit zieret die ungen Knaben und Geſellen 
vber die maſſen ſehr / vnnd welche deſſen feine Anzeigung von ſich geben / kom⸗ 
men ſelten zu etwas Gutes / vnd iſt wenig Hoffnung bey jhnen. | 

Alfo der Diogenes,da er einen jungen Gefellen ſich roth entfaͤrben / auß 
ſcham / ſahe / ſprach: Sen getroſt mein Sohn daß ift die Farb der Tugendt / 
der Frömmigkeit vnd der Züchtigfeit. Deßaleichen / da beydem Terentio 
der Mitio von feinem Sohn gute Hoffnung faller/alfo fager: Er iſt roth wor⸗ 
deniesiftein gure Anzeigung. Denn Scham und freymilliae Befändenus 
deſſen / das man nicht auß Boͤßheit gethan find Zeuanus der Vnſchuldt: 
Aber unverfehämbrefügen vnd Hartneckigkeit / ſind Zeugnus eytel Buͤberey. 
Alſo doͤrffen etliche junge Leut ſo trotzig ſeyn / daß ſie mit vnverwandten Au⸗ 
gen / auch groſſe Leut anſehen / vnd die That leugnen / ſie ſey ſo offenbar / wie ſie 
wolle. 

Diem ¶ Aber daß auch einer fein Lob ohne Neidt erhalte / vnd gute Freunde mache 
Seiheerar, Fol er ſich gewehnen / wie der in der Comaddia ſaget / Daß er jederman leyden 
den mag · vnd dulden kan: — BIN | 
Mit welchn du Geſellſchafft haͤlteſt / 

Vnd jhn zum Freund außerwehleſt / 

Dem folg / gib nach / doch nicht vnehr / 

Sey niemandt zuwider / ſie ehr / * 

Nicht ſtoltzier / fuͤr groß Vbermuth / 


— 5* Miemandt dich vor ʒeug / es wehe thut. 
febfireden - Dennesifteines groſſen Muths vnd zuͤchtigen Gemuͤths Anzeigung / 


ſtehet vbel. viel thun vnnd wenig von ſich reden / wie der Jugurtha bey dem Saluſtio 
gethan / anders als die ruhmredigen Landtsknechte / die Thraſones, die 
ſich hoch ruͤhmen / vnd von jren groſſen Streichen nicht genug ſagen koͤnnen. 
Dieweil aber jederman ſolche vnnuͤtze Ruhmredigkeit verdrießlich iſt / 
ſoll niemandt an ſeinem Verſtandt / Kunſt vnnd Reichthumb jhm ſelbſt lieb⸗ 
koſen / vnnd feine Gaaben ehrgeitzig ſelbſt loben / ſondern viel mehr ſoll er 
alle ſein Thun alſo moderiren / daß er demuͤtig / vnnd gantz zůchtig von ſich 
Kom.  felbeft halte vnnd rede / damit nicht wie Paulus ſaat / er angeſehen wuͤrde / 
Zibr. als verachte vnnd vernichte er andere / welchs Horatius mir dieſen Verſen 
erinnert: —— Kein 


deß alter beften Lebens deß Menfchen, 39 
Kein Heimligkeit zu wiſſn beger / 
So dirs auch vertrawt / diß viel mehr 
Verſchwiegen bhalt / vnd niemandt ſag / 
Sonſt dir das außſchwatzen macht Klag / 
Dich ſelbſt nicht lob / noch vbel ſchildt / 
Fuͤrwahr es verdacht / vnd nichts gildt. 0% 

So iſt es auch noch aͤrger / daßeiner deß andern Vngluͤck fich freien Anders Vn⸗ 
oder ſtoltzieren will / wenn er gleich ſein Feind were: denn er ſoll viel mehr Mit⸗ ——— 
leyden haben / vnnd deß andern Vngluͤcks vnnd Elendt ſich erbarmen. Schande. 
Denn das gehet in deß Menſchen Leben vmb / wie ein Radt / daß viel der al 
ler gluͤckſeligſten vnd reichſten in groſſe Armut vnd Elendt kommen ſeyndt / 
vnd noch wol ein ſchmehlichen vnnd erſchrecklichen Todt haben leyden muͤſ⸗ 
ſen. Hinwider / andere von geringen Ort vnd Standt ſeyn auffkommen / 
zu Guͤtern / zu Ehren / zu Wuͤrden vnd groſſen Koͤnigreich. Was du nicht Fette. 
wilt / das man dir thun ſoll / das thue einem andern auch nicht. Nach die⸗ Me 
fer Regelwillder HERR Ehriftus ſelbſt all vnſer Thun vnd Fleiß gerich⸗ — 
tet haben / da er ſpricht: Alles was jhr wollet / daß euch die Leute thun ſollen / 
das thut jhr jhnen auch / das iſt / thut einem jedem Ehre / Rhum / Beyſchub / 
vnnd alle erbarliche Dienſt / die ein jeder gern wolt gethan haben. Seydt Bedacht i 
nicht mit Reden zu ſchnell / leichtfertig vnnd vnbedaͤchtig / ja ſehet zu / daß Ber —* 
nicht die Zunge den Verſtandt vbereyle / oder Wort / die man zuvor zwey⸗ ten. Br 
mal kawen ſolt / herauß wifchen. Denn es ſeynd viel mißtrewe Leut / vnd die 
nicht ſchweigen koͤnnen / vnter denen / mit welchen wir vmbgehen. Denn 
fie nicht allein / was einem vnverſehens an den Mundt koͤmmet / weit auß⸗ 
breiten / ſondern noch darzu deß Nechſten guten Namen vnnd Geuuͤcht / 
durch Verleumbdung deſſelben vnnd Nachreden ſchaden / vnnd einem ein 
Kleck anhaͤngen. Derwegen Horatius einem jedern darinn einen gun Zuikuy. 
Rath gibet / Alſo: | 

Nun hoͤr / was ich dich hier vermahn / 
Wo duredeſt / ſo ſihe vas Mann 
Der iſt / mit wem / vnd von welchen 
Du redeſt diß vnd das dergleichen. 
Den Verraͤthr fleuch / vnd gib fein Ohr 
Der nicht ſchweiget / er iſt in Thor / 
Ein Wort / das einmal iſt geredt / 

Iſt weg / das hilfft nun keine wedt. ns ’ 

Mit welchen Berfen er einen jedgrn vermahnet / daß er bedaͤchtig unnd 
wenig por ander Leuten reden wolle / vnd nichts leichtfertig außſchwatze / das 
jhm dermal eins koͤndte zu Schaden gereichen / vnd nach heilt fiyn, Dar 

N, 





— Das erſte Buch / von Anrichtung 
nach / daß man wol mercke die Außtraͤger vnd Kundtſchaffer / welche ſich ge⸗ 
meiniglich gerne in alle Geſellſchafft vnd Gaſtung tringen / vnd wol auffmer⸗ 
cken / was ſie anders wohin tragen ſollen / alſo daß niemandt ſchier ſicher iſt / 
von jrgendt einer Sache zumucken / ich geſchweige denn offentlich vnd gera⸗ 
Berrätter De herauß zuſagen / vnd was daß Gemuͤth im Sinne hat / vnd der Verſtandt 
vnd Der» mitbringet / wenn es auch gleich der Warheit gemeß iſt / allein auß Furcht der 
de Verleumbder / denen man auch noch Sohn darzu gibet / vnd Ehre thut / daß fie 
deſto fleiſſiger ſeyn in Außkundtſchafft / obs gleich die ſelbſt / die fie brauchen / 
nit vor Recht halten. Dann etlichen daß Kundtſchafften und außtragen lieb 
iſt / aber dieſelben / die es thun / doch verhaſt / vnangeſehen ob ſiejhre Dienſt 
nach Gelegenheit der Zeit annemmen / denn ſie doch dieſelbe vor trewloſe Leut 
verdacht haben. Solchs hat der Keyſer Auguſtus bezeuget / da der Koͤnig 
Rhymirales feine Vordienſt bey jm hoch ruͤhmet / da ſpricht er: Ich habe lieb 
die Kundtſchafft / Aber den Kundiſchaffer halt ich fuͤr ein loſen Mann. Alſo 
hat der Keyſer Antonius Pius die Partietenmacher alle außgetilget / daß iſt / 
die da den vierdten Theil der Guͤter auß der Klage jn zugeteilet. Die Nider⸗ 
laͤnder heiſſen die Leut Anbringers / welche deſto mehr billich verhaſſet werden / 
hohes vnd niedriges Standes / daß ſie in Reden vnd Thaten alles groͤſſer 
machen / vnnd aͤrger vorbringen / als es an jhm ſelbſtiſt. Derwegen der 
Keyſer Marcus Philoſophus denſelben falſchen Anbringern ein Zeichen der 
Falſchheit har anthun laſſen. Der Fuchsſchwaͤntzer Saturio bey dem Plauto, 
haͤlt ſelbſt fuͤr ſchaͤndtlich das Partietenmachen / vnnd will viel lieber mit 
Schmeicheln den Leib ernehren / wie ſeine Eltern / als Partietenmachen / dar⸗ 
durch reich werden / vnd anderer Guͤter vnnd Leben nachſtehen / vnangeſehen 
ob dieſes Handtwerck bey verſtaͤndigen Leuten / die jhnen nicht laſſen die Oh⸗ 
ren krawen / auch nicht viel gilt. | | 


Das XXXI. Capitel. 
Wie loͤblich es ſey / daß man Zanck vnd Hader vertrage. 
Zanck vnd 


—— Enn ein Widerwille oder Zanck etwann vnter Buͤrgern 

iſt erbarlich · oder Mitgeſellen vorfaͤllet / fo ftchers einem erbarnıfrommen Mann 

wol anldaßer nach Vermögen denfelben ſtille / den Groll fchlichte 

vnd beylege I daß die Gemuͤther nicht fehrer gegen einander verbirtere. wer, 

den: Ja daß erden Zanck vnternemme / alle Vneinigkeit wegnemme / ver 

trage / wider Einigkeit vnnd Fried mache / vnnd alle zeit das beſte / zu ſtillen 

aan her Vneinigteit vnnd Zanck der Leute / rede. Dieſes ehrliches vnd redtliches 
gen. — | 

Mar Werck erbarer frommer Leute / het or HERR Chriſtus vnſer —— 

nicht 


te 


BE | 
—— — a IR 
BER 2 —— 


a — 


| deß aller beſten £bens deß Menfchen, 4ı 
nicht ver das gerinafte Stück unfar Scelen Schigkent/ ta a daren uns isch 


Kinder Gottes nenner. Diefe und andere Tugendten damit die dicbe / das iſt / gen teur. 


der embfige Fleiß / ſich wol zuverdienen vmb jederman / begabet iſt / haben viel 
Kute nicht / die da zaͤnckiſch und auffruͤhriſch ſeyn: denn jhnen iſt Ruhe vnd 
Friede nicht lieb / ſondern aus angeborner Boßheit und Rachgierigkeit deß 
Gemüths / verwirren fie alles und wenn etwas geſchwieriget vnnd verbittert 
iſt / ſo ſtillen fie es nicht alleine nicht fonder machen es auch noch vnruhiger 
vñ verbitterter / vnd wie das Sprichwort lautet / Sie tragen Fewer zu Fewer. 
Dieſe brennen auff und bewegen zugorn jelänger je mehr / auch groſſe Herrn / Zriedfertig⸗ 
die da großmuͤtig vnd ſehr zornig ſeyn / richten mit jhren Rathſchlaͤgen viel je — 
Boͤſes an / welches boͤſe vnd verfluchte Leute ſeyn / deſto mehr / wenn es dic Re⸗ 
ligion angehet / davon alle boͤſe Bewegung deß Gemuͤths gar fern ſeyn ſollen / 
damit nicht fromme Hertzen / durch Vneinigkeit vnnd Widerwillen / mehr 
von vbung der Gottesfurcht abgewendet / denn durch Lindigkeit dazu gereitzet 
werden. Dann es woͤlle einer die alten Gebraͤuch oder Kirchen Ceremo⸗ 
nien beſtettigen / oder dieſelbe auß dem Irrthumb / der allmehlich eynge⸗ 
ſchlichen iſt / wider vernewren / verbeſſern vnd die Religion mir dem reinen 
Brun quell erfriſchen / ſo ſoll dach alles mir gutem Verſtandt / vnd reiffen 
Rath geſchehen / daß man brauche Vernunfft / Ordnung / Maß vnd Weiß! 
daß nichtsgroffes Weſens / oder auffruͤhriſch darauß entſtehe / wie wir ſe ⸗ 
hen / daß die vergangene Jahr im Niderlandt hergangen iſt. Denn da man Zee 
gewolt har die Kefigion mit Gewmalt vnd Kriege forrbringen! vnd der Eynyefrinener 
wohner Gemuͤth unter fich felbft vervneiniget / was erſchreckliches Blutver⸗ Retigion. 
gieſſens iſt darauß erfolget? N u 
Nechſt ſolchen enrühigen Leuren / iſt der ſchaͤdtlichſte vnter allen ein heim· Fan 
licher Verleumbder / der inem Vnſchuldigen ruͤckwerts ein Kleck / Schan und Scha⸗ 
de / Schmach vnd Nachrede auffthut / vnd mit ſeiner gifftigen Zunge anruͤch⸗ den. 
tig machet. Welche Leut der Poet Horatius mit dieſen Verſen meynet / vnd 
zu meyden vermahnet: ER el 
Wer ſchmehet den / ſo nicht da iſt / 
Wer nicht ſchützt den / ſo gſcholten iſt / 
Weber luſt hat an hoͤniſchen lachen - 
Vnd an vmůtz Geſchrey machen! / 
Wer gſehen Ding nicht weis eigen / 
Noch was jhm vertrawt zu ſchweigen / 
Der iſt ein Bub / das glaub fuͤrwar / 
Ein jeder den haßt / ſo erbar. 
Dieſem iſt gemaͤß auch die Lehre deß weiſen au da nn Proverb. 4. 
| hue 





wi: - Das erſte Buch / von Anrichtung 


Tpue von dir den verkehrten Munde / vnnd laß das kaͤſtermaul ferrn von bir 


n. 
Provedıra ¶ Vnd bald hernach: Menge dich nicht vnter die Auffruͤhriſche / denn jhr 
Vnfall wird ploͤtzlich entſtehen. 

So bezeugens auch die heiligen Patres,daß sujebersetdas ſchaͤndtliche 
vnnd heimliche Nachreden / auch allen anſehnlichen Leuten verhaſſet geweſt 
ſey / v nd ſonderlich dem heiligen Auguſtino wehe gethan hat. Deßwegen er 
in ſeinem Luſthauß etliche Vers fiber die Verleumbder angefehrteben hat _ 
vnd jhnen das Maul damit geſtopfft / Die auff teutſch alſo lauten: 

Wer abweſende ſchelten thut / 
Vnd an viel Worten hat ſein Muth / 
Auch nur die Gaͤſt will vollſauffen / 
Der bleib von Tiſch ben ſeim hauffen. 

Denn erharnicht beffer koͤnnen abweifen von — vnnd feiner 
Gemeinſchafft ſolche Sefellenidie nur am fauffen vnd böfen Nachreden luſt 

haben / oder die gar zu a grobe Reden vber Aſch romtüb- 


ren. 
Das xxxit Kapitel. 


Mieniemandfich vberheben ſoll gutes Gluͤcks daß er nicht 
wider verſtoſſen werde inn Vngluͤck / ſondern ſich allein 
auff Gott verlaſſe. 


Vndekan ⸗· Emnach in dieſem menſchlichen Leben nichts beſtaͤndiges iſt / 
a Dnoch jmmerdar wehret / viel weniger einen Lauff / oder ein Weife ſtets 
inge in der 

Melt. jnnhaͤlt/ Sondern durch ſtetiges Verwechſeln jetzt es gluͤcklich gehen / 

bald vngluͤcklich: So ſoll das Gemuͤth ein jeder beſtaͤndig vnnd ſtets gleich 

jhm bekraͤfftigen / daß es weder inn gutem Gluͤck ſich erhebe / noch im Vn⸗ 

Veſtandt deß gluͤck zu ſehr betruͤbe oder vnterliege. Vnd iſt am beften i inn allen Sachen 

Samüche in deß Menſchen / fiewegen fich hin / wo fie woͤllen / wie es leichtlich jene dahin! 

Bor, jetzt dorthin zugeſchehen pflege 7 ſich gang und garhaften vnnd verlaſſen alle 

| Zt auffdas Wort Gottes vnd die Derfehung dep Allmaͤchtigen. Denn 

durch feinen Willen wird die gantze Welt regieret / nach ſeiner Meynung ge⸗ 

ſchicht alles / Iym haben wir das Gluͤck zu dancken / vnd das Vngluͤck zu ley ⸗ 

m den. Nicht follen wir etwas dem hey dniſchen Glück sufchreiben I ja es fol 

Slag ver⸗ fern ſeyn von einem Chriſten / der in Gottes Wort vnterrichtet iſt l daß er 
ſtehen ſell. gedencke / es geſchehe was vergeblich / oder ohne gefehr ; dann die meiſte vnnd 


—A Dre aller Dingen Gott allein iſt. * 8 
Erg as 


des aller beſten Lebens deß Menſchen. 4 
Das XXXII Gapitel. 
Wie man Vorwit meyden ſoll. 


7 Jemand ſoll ſich ſehr bekuͤmmern vmb ander Leut Sachen / HS" 
die da jm nit befohlen ſeyn / fondern ein jeder ſoll ſtets vnd embſig dar⸗ — 
auff ſehen / wie er ſein Sehen viel mehr beſſere / als daß er wolte auff Kirn 

frembder Senne Leben ſehen / vnd nachreden. Alſo der Apoſtel Paulus ſtets dev 2. Cor. 5. 
mahnet / daß wir vnſere Augen nicht außwerts / auff andere richten ſollen / 

ſondern ſcharff vnnd wacker behalten in vnſern einheimiſchen vnd eigenen 
Sachen / damit nicht von vns geſchehe / das Frembde billich ſchelten koͤndten / 

vnd will / daß wir vns vmb frembde Sachen vnd Geſchaͤfft / die vns nicht ans ker . 
gehen / nicht ſehr ſollen bekuͤmmern noch angelegen ſeyn laſſen / wenn gleich Sehrvon 
etwas verſehen iſt. Denn es ſeyn viel Leute fo vnchriſtlich und verhartet in jh⸗ ——— 
rem boͤſen Sinn / daß ſie keinen guten Rath hoͤren noch annemmen / ja daß ſie 

noch wol haſſen und zornig werden auff die / die ſie wider auff den guten Weg 

bringen wollen. Dieſe find gleich den vnheylſamen end vngeſunden deuten 

die da alle trewe vnnd gute Jertzte verachten / vnd lieber wolten in jhren boͤſen 

Gebluͤt vnd groſſen Kranckheiten ſterben vnd verderben / ehe fie eine Artnney 

brauchen wolten. Derhalben / dieweil nicht Rath iſt / in alle Sachen ſich eyn⸗ 
zumiſchen / noch ſich geziemet / vmb frembde Sachen ———— haben 
die Niderlaͤnder ein Sprichwort wider die vorwitzigen Leut: Luttel onder⸗ 
wins mager beel axeedts Des'Ttı Der macht jhm viel Ruhe / der frembde feie 
Sachen zu frieden leſt. Daher Paulus die Theſſalonier vermahnet / zu — 


e Re 


jhren eigenen Sachen vnnd Sefchäfften in jhren Beruff / und nicht leydet / Sen is 


daß fie ſich vmb frembde Sachen befümmernfollen. Es iſt aber wol zuver⸗ Zeus 
wundern / wie etliche viel Leute fo geſchwin de mercken fönnen I was einander dee: 
vnrecht thut / vnd wie ſie ſo genaw anderer Leut Mangel ſtraffen / vnd anderer yorwirigen 
Leut Sachen auff die Wage legen koͤnnen da ſie doch jhr eigen Ding ver fremsden 
hinlaͤſſigen / vnd alle Zeit / mit allen jhren Sinnen vnd Gedancken / auswerts Gedantn 
bey frembder Leut Sachen finde / vnd daheim nichts verſtehen noch außrich⸗ munctin. 
ten / ja blinder als die Maulworff gefunden werden / Alſo gar Niemandt ge⸗ ſelbſt. 
het inn ſich ſelbſt / Niemand ſihet was jhm ſelbſt fehlet / wie der Hoxatius mit 
dieſen Verſen ſolche Leute abmahnet: 

Wie iſt der daheime ſo blindt / 

Der Mangel bey dern andern findt / | ! 
Heb dich heim / vnd richt das dein aus / | 
Der du wilt ſeyn pberall kraus/ 





44 Das erſte Buch /von Aurung 
" Duhaft daheim viel außzuroten. 
Sonft werdendaraußgrobe Knottn. 
Bermigvaß Bid dieweil ſolch Safter des eigenen Dunckels und Vorciß in andern 
——— Sachen den Menſchen viel ſchaden thut / vnd ein ſolchen blawen Dunſt fuͤr 
derwes die Augen macht / daß er ſich beduͤncket / er ſeye allein klug / vnd dieſe feine La⸗ 
—— ſter ſtehen jhm noch wol an / als hat der HERR Chriftusharsauffdie ge⸗ 
inc. ſcholten / die da jhre Augen mehr richten auff ander Leut Sehen vnnd Sitten / 
als auff jhres ſelſt / vnd die da den Splitter i in eines andern Auge ſehen / das 
iſt / die da die geringeſte vnnd wentgſte Maͤngel vorwitzig bey andern in acht 
haben / oder noch wol groͤſſer machen dürffen / da fie doch den Balcken bey 
ſich ſelbſt in jhren Augen nicht ſehen / das iſt / die groͤbeſte bl er Lebens 
nicht merck en noch betrachten. 


Das XXXIV. gopl 
Von Maſſigkeit der Kleider. 


rar, (XLich wie in ehrlicher Gaſtung / gute Wirthſchafft vnd Maͤſ⸗ 
* —* ſi gkeit erfordert wirdt / alſo ſoll dergleichen Reinigkeit vnd Maͤſſigkeit 
— in Kleydern vnnd Ziere des Leibes gehalten werden / daß nicht zu vber⸗ 
ftůſſiger Schiwelgereyinoch zuvergeblicher Pracht / ſondern alles zu Notturfft 
der Ders Der Natur vnd Nutz des Lebens angewendet werde. Zu welchen fo da auch 
wandt · ¶ kommen ein Zier vnd Herrligkeit / der nicht zuviel iſt / ales wol gelidten wer⸗ 
BVumaͤſſig denfan. Dieweil aber das weibliche Geſchlecht vor andern gern will ſchoͤn 
set Eon. thun/gepugt vnd gezieret ſeyn daß fie andern mit ihrer Geſtalt vnd Schoͤne 
meiften bey gefallen moͤgen / fo dermahnet der Apoſtel Petrus die Weiber / daß ſie nicht 
— zu viel Vnkoſten auff den weiblichen Schmuck wenden / nicht mit Krauſen / 
pers. fremden eyngeflochtenen Haaren / nicht mit Goldt / Edelgeſtein / Halsbaͤnder / 
vnnd Armbaͤnder / die Augen füllen ſondern daß fie viel mehr mit zuͤchtigen 
Geberden / reinlicher / maͤſſiger / gierlicher Kleydung jhren Ehemännern fich 
ſchmuͤcken / vnd jhre Gunſt vnd Liebe gewinnen / wie die alten erbare Chriſt⸗ 
Gheſas. hen Matronen Rahel / Sara / Rebecca I vnnd Suſanna gechan haben, 
topmder Aber ich hab viel von vnſern vnd der vorfahren Zeiten gekannt / die mit praͤch⸗ 
—* tiger Kleydung vnnd vnma fig jmmerdar vom einer außländifchen Art 
zur andern vernewret / vnd mit vnerhoͤrten prangen/ vieler Gericht in Gar 
ſtung / ſich in die groͤſte Armut vnd an Betcelſtab gebracht haben: Auch die 
noch wol verlacht ſeyn worden von denen ſelbſt / diejnen zu ſolcher Schwel⸗ 
gerey vnd verſchwendung jhres Vattercheils geholffen haben / vnd die da mit. 
Beirn gonnd 5 Finantzen ſie außgeſogen habe 17] vnd hrem Elendt nicht mit 
einem 





des aller beften Lebens des Menſchen. as 
einem Pfennig zu hülffe komme wehren. Weiter dieweil oberal viel folche 
Schlemmer vnd Praſſer / Verſchwender / vnd aller freimbden Pracht begirig or 
gefunden werden/folles niemand wunder duͤncken / daß fo viel beſchuldete / vñ befehuidsten 
verbuͤrgete Leut gefunden werden / nicht allein von gemeinen Mann / fon, Leut. 
dern auch von groſſen Herrn / Fuͤrſten vnd Koͤnigen / vnter welchen auch wol 
ſeyn / die das Geldt auffnemmen von Witwen vnd Weiſen / vnd Niemandt 
zahlen / weder bey Leben noch nach ihrem Todt / fintemal fie mehr ſchuͤldig 
ſeyn / als alles was fie haben / vnd fo baldt fie ſterben / alle jhre Guͤter zu feih⸗ 
len Kauff kommen / vnd die Gläubiger genug zu ſtreiten wer vor oder nach 
ſoll gezahlet werden. — | ' 


2 DAEXXXV. Capitel. 
Wie Niemandtfeinen Standenoch Beruff verlaſſen ſoll. 


=, "in jeder ſey zufrieden mit dem Standt vnd mit dem Beruff / einem jebev 

E jhm in dieſen zeitlichen Leben / vnnd in dieſer Welt gegeben iſt / ver⸗ w — 
achte den nicht / ſondern laſſe jhm den gefallen / vertrage jhyn und gedul⸗ fanen. 

de jhn nach Gelegenheit der Zeit / wer er ſey / an was Ort vnd in welchem 

Stande es Gott gegeben hat. Solches erfordert S. Paulus von den Corin⸗ 

thern da er prediget und anzeiget das Exempel eines Freyen vnd eines Knech⸗ 

tes / eines Beſchnittenen / vnd eines Vnbeſchnittenen I eines Verehelichten 

vnd eines Vnverehelichten / vnd fie alle ſaͤmbtlich vnd ſonderlich vermahnet / * — 

daß fie geduͤltig jhren Standt vertragen / vnd nicht vmb jrgendt eines andern Herumbisie 

beſſeren Standes willen wider die Chriſtliche Religion handeln. Denn ben fol, 

es sin grofer und reicher Gewinn / wie ermweiter den Timorheum lehret / Got⸗ 

tes Furcht in einem Hertzen / das anfeinem Stande fih genügen left, Nu 

ſeynd etliche / welchen gerewet jhres Standesifeyn vberdruͤſſig ihres weſens / 

wollen ſie gern veraͤndern vnd verbeſſern / welches ſo ſie es nach jem Wunſch 

vnd Willen nicht erhalten koͤnnen / oder auch wol gar jhnen nichts nuͤtze iſt / ſo 

ſollen fie ſich nicht damit martern / noch aͤngſtigen / fondern alles ſtille und ae 

geduͤltig ragen nicht GOtt dem Allmaͤchtigen / der mit fonderficher Weiß / feines Stan 

heit die gantze Welt regieret / vnnd in Sachen des Menſchen nicht allein ar rs 

alle / ſondern jede wie Cicero ſagt / fuͤhret vnnd leitet / widerſtreben noch 

wider murren. Welches and David an vielen Oertern vns erinnert / vnnd pſalm.zꝛ. 

ſonderlich da er ſpricht; Er lencket jhnen allen das Hertz / er mercket auff alle 

jhre Werck. ve 


ti. Derhalben 


——— 
Sr MS — 
Su SR Aa 


4. Reg. ⁊ c. 
Efaie 38. 
J oſue 10. 


Yſalm. itz. 


Eſaie zo. 


0 


4 Das erſte Buch / von Aurichtung 
Derhalbenfolein jeder gewiß dafuͤr halten/ daß Gott ein Regierer ſey 


aller Dinge / vnd daß nichts iſt / das nicht nach Aner Meynung / Wincken en 


Willen geſchehe. Es ſoll auch ein jeder gewiß glan hen / daß Gott ein ſcharffes 
Auge auff vns hat / was ein jeder ſey / was er thue was cr Boͤſes begehe / mit. 
was fuͤr eim Gemuͤth vnd Hertzen / oder auch Gottes furcht Die Religion er 
handele / was einem jeden nutz ſey / vnd was einem jeden diene. Darumb 
wenn gleich nicht alles nach vnſerm Wunſch gehet / vnd das begerte Ende 
erreichet / ſo ſoll doch ein jeder in feinem Beruff / den jhm Gott gegeben hat / 
verharren / ſo lang biß des allerhoͤchſten Vatters Gnade vnd Gunſt etwas 
anders in vnſern Sachen ordner. Denn er nach feinem Goͤttlichen Willen! 
vnd nach feiner weiſen Regierung die Staͤnde des men ſchlichen Geſchlechts 
aͤndert / beſſert vnnd geringert / Er richtet auff den geringen auß dem Staub / 
vnd erhoͤhet den Armen auß dem Koht / daß er jhn ſetze neben die Fuͤrſten / Er 
ernidriget die ſtoltzen / hoffertigen / vnd vbermuͤtigen / vnd Hört ſie von dem 
Stuel des Gluͤcks / Er machet die vnfruchtbaren Weiber fruchtbar / under 
frewet fie mit vielen Kindern. Derwegen billich an jder mit feinem Gluͤck 
und feinem Standt verlieb nemmen ſoll / in Hoffnung eines kuͤnfftigen 
beſſern / vnd ſoll ſich gantz auff Gott verlaſſen / vnd in jihm auff welchen die 
Sorge aller Ding mn menſchlichen geben am meiſten lieget zu frieden ge⸗ 
ben. Hicher gehört auch! das im Propheten Eſaia am 30. Capitel ſtehet: So 
foriche der HERR der heilige in Iſrael: Wenn jhr ſtille bieiberifo würde uch 


geholffen / durch flille feyn vnd hoffen würden jr ſtarck ſeyn. Mit welchen wor 
sen gar hart der Prophet vnſer Mißtrawen auff Bet: ſchildi / vnnd vns ver⸗ 


mahnet / daß wir ſtille vnd ſicher Gottes Huͤlff vnd Segen gewarten: Denn 
es werde wol geſchehen / daß zu ſeiner Zeit wir erlangen / was wir wuͤnſchen / 
nur daß wir an feiner Zuſage nicht zweiffeln. Vnd obwol Gott der HERR 
langſamer hilfft / ſo bleibt er doch nicht auſſen / denen die jhn fuͤrchten / vnd 
auff ſeine Guͤte warten. 
Aber der Poet Horatius, da er ſahe / wie die Leut jhren Standt vnnd 

Beruff / den ſie einmal angenommen / ſo vnbeſtaͤndig vnd widerwillig ver⸗ 
worffen / vnnd jmmerdar einer mit dein andern gern wechſeln wolte / jetzt der 
Kauffmann / jetzt der Landtsknecht / jetzt der Bawer / jetzt der Juriſt /o fra⸗ 


& 
Wie kompts / daß Niemandt ſeinen Standt * 
Allezeit vnd recht thut bekandt / * 


Er hab jhm ſelbſt gleich außerwehlt / 
Oder ſonſt das Gluͤck zugefelt? a 
Vnd antwortet jhm ſelbſt mit einem feinen Sprichtwort: — 
Nicht 


deß aller beften Lebens deß Menſchen. 47 
Nicht gute ſondern faule Pferd / 
Ihrer Arbeit verdruͤſſig werdn. 
Alſo ein faul Rinde wuͤnſcht den Sattl / 
Das Pferdt will ackern / das reiten tadln. ——— 

Mit welchen der Poet ſticht auff dieſelben Leute / die da jhres eigenes ſtan⸗ 
des gerewet / vnnd mit andern verbeſſern wollen / auch vnerfahrnes dem er⸗ 
fahrnen vorziehen. a 

Dieſer Vnbeſtaͤndigkeit vnnd Seichrfertigfeit des wanckelmuͤtigen Ge⸗ 

muͤts giebet er Vrſache an einem andern Ort / da man ſich zancket / ob beſſere 
Luſt auff einem Dorffe oder inn der Stadt ſey: denn einer lobet die Stadt / 
von wegen Gemeinſchafft viel Volcks / das darinn viel ſihet vnd hoͤret / r 
ander preiſet das Dorffweſen / daß es fein ſtille ſey / vnd luſtig von Garten vnd 
Waͤlden:denn alſo zancken fie mit einander: 
Ich ſag / wer lebet auff dem Feldt / 
Iſt beſſer / dir die Stadt gefelt / 
Alſo einem jeden das ſein 
Bringt Schmergen vnd fehrgroffe Pein / 
Ein jeder Narr ſchilt ſeinen Ort / 
Welchs doch onbiliich iſt Mort / 
Denn der Ort hat daran kein Schult / 
Es mangelt an des Gemuͤts Gedult. — 

Vnd meines Erachtens ſchilt der Poet recht das Gemuͤth derer Leute / Die vrſach 
und gieher billich Vrſach deſſelben Leichtfertigkeit vnnd Vnbeſtandigkeit. —— 
Denn da das menſchliche Gemuͤt ſich laͤſt von Affecten und nicht von Ver⸗ des Berufe 
nunfft regieren / iſt nichts anders] wie cin Schiff / das im Meer / zur Zeit des 
Vngeſtuͤms / von den Waſſerwellen hin vnd her geworffen wirdt / daß alle 
Augenblick hier vnd dorthin wancket vnd mancherley Gedancken faſſet. Da⸗ 
her geſchichts / daß es nicht beſtaͤndig bleibet in dem Standt vnd Beruff des 
Lebens / den es einmal angenommen hat / ſondern daß es jmmerdar etwas 
anders gedenckt / welches es nuͤßlicher vermeynet: ſintemal des Standes. 
vnd des Beruffs Verenderung die begierde nicht wegbringet / noch die Sor⸗ 
ge benimmet / als die da nicht in den Dingen I ſondern in dem Gemuͤt des 
Menſchen ſeyn. Dieſelben / wenn ſie gleich vom Dorffe in die Stadt ziehen / 
oder aus armen Leuten reiche werden / ſo haben ſie doch jhr Gemuͤt nichts 
mehr befriediget / darvmb daß daſſelbige die vnbeſtaͤndigen Affecten / die der 
Vernunfft nicht folgen I nicht abgelegt I vnnd finde dieſe Leut gleich / wie 
Platarchus vnnd Bablius lehren / denen die da aus einem ſicheren Port 


fi in das weite Meer begeben / daß ſie daſelbſt mögen noch ſicherer 
ſeyn / denn fie haben vberall jhre Angſt vnnd Gefahr / fir haben im 
groſſen 


* 


Kater KA F 
RE EL N A i 
PATENT EN TE TTENT 


48 Das erſte Buch / von Ansichtung 
groſſen Schiff fo wol / als im kleinen / Eckel / Schwindel / vnnd Brechen / ohn 
alles auffhoͤren / weil Gall vnd Schleim in jhrenn Leibe vberfluͤſſtg Fe vberall 
behalten. Alſo niemandt in Verwechſelung des Standes fan ſich zu Frie⸗ 
den geben / er ſchlage denn ſeine Affeeren auß / vnnd laſſe die Vernunfft regie⸗ 
ren daher Seneca ſaget garfein / Es ſey die beſte Anzeigung eines erbarn 
beſtaͤndigen Gemuͤths / daß es mir ſich ſelbſt zu Frieden ſey vnd bleibe. Vnd 
Die Arisney redet welter: Darvmb lieber Lucili frewe ich mich! daß du nicht hin vnd her 
soider Bnbes lauffeſt und ſchwermeſt: denn wer vberall iſt / der iſt niergendt. Derwegen 
u hilfft nichts vber Meer fahren / Staͤdte und Dre wechſeln / jetz einen / jett den 
andern Standt annemmen. So du wilt die Ding entfliehen / die dich ver⸗ 
drieſſen / muſtu nicht an einen andern Ort ziehen fondern ſelbſt anders wer» 
den/dasift/das Gemuͤth zu frieden geben / die böfen Affect vnnd Begierde 
außſchlahen / Vernunfft / Rath und Klugheit / alle dein Thum vnnd Arbeit 

regieren laſſen. Denn es iſt wahr wie jener ſagt: 
Wer hin vnd her vber Meer laufft / — 
Ein andern Dre nicht Gemuͤth kauffft. Du 

Weiter ſo iſt es das befte / mit dem lichen Wort Gottes vnd ſeiner heyl⸗ 
ſamen Lehr / dieſen Begierden deß Gemuͤths / darvon alle Leichtfertigkeit 
kompt / widerſtanden. Denn dieſes das Gemuͤth befräfftiger / vnnd beft aͤn⸗ 
dig machet / vnd vns recht lehrnet / an vnſerm Stande vnnd Beruff zu frie⸗ 
den ſeyn / alſo daß wir jhn nicht verlaſſen noch verachten / noch leichtfertig/ 
ehrgeigig zuverwechſeln gedencken. — 


Das XXXVI. Capitel. 


Wie man boͤſe Geſellſchafft / vnd der Rohloſen Gemein⸗ 
ſchafft / meyden ſoll. 
Boſe Geſell⸗ 


in za Er Boͤſen Geſellſchafft / vnd Gottloſen Gemeinſchafft ſoll 
Gift. = sin jeder fliehen / wie ein Gifft. Denn wieder Senecafchrer/ ſo nim⸗ 
mer man die Sitten derſelben / mit denen wir vmbgehen /als bald anl 

vnnd gleich wie der Leib deß Menſchen von anfaͤlligen Seuchen als baldt 
verletzet wirdt / Alſo das Gemuͤth eines jeden / von den Worten inn der Ge⸗ 
A⸗af meinſchafft inn Laſter geraͤht / vnnd vervnreiniget wirdt. Hier entgegen fan 
Nut. feine geſunde Lufft ſo ſehr die gute Geſundtheit ſtaͤrcken I als das ſchwache 
Gemuͤth die Geſellſchafft die gut iſt / vnnd die Gemeinſchafft mit den From⸗ 

men. Diß ſehen wir an den wilden Thieren / welche durch Gemeinſchafft bey 
en den Leuten zahm vnnd fürre werden. Gleich wie cs vmb die Froͤmmigkeit ges 
* ſchaffen iſt / daß ſie alle jhre Geſellen voll Tugendt machet / vnnd nie guten 


Sitten 


N —* — 


Br 


deß aller beften Lebens deß Menſchen. 43 
Sitten zierer : alſo geſchichts auch mir der Boßheit vnnd Schalckheit / daß 
fie jhre Geſellen mit viel Laſtern beſchmeiſſet / vnd ſehr vbel an guten Sitten 
verderbet. — 

Darvmb der Apoſtel Paulus die —— damit fie nicht et⸗ Eon 
wann abgefuͤhret wuͤrden von Warheit / Hoffnung der Seligkeit / Troſt deß a Hua 
ewigen Lebens / vnnd Erbarkeit der. Sitten / daß ſie ja nicht wollen die Mey burd böfe_ 
nungin Sinn faſſen / daß kein Leben nach dieſem Leben ſey / ſondern daß alle u 
Menfchen wie das wilde Viehe dahin flerben / welches dis rohelofen vnnd 
böfe Gefellen offe den vn vorſichtigen eynreden / vnd alfo das zweiffelhafftige 
Gemuͤth von der heylſamen vnd vngezweiffelten Schr abwenden. Deßwe⸗ 
gen der Apoſtel die Chriſten abſchreckt von der Gemeinſchafft derer I die fig 
ärgern in der Lehre moͤgen / da er des Menandri Verßlein anzeihet: 

Nichts mehr verderben Sitten gut / 
Denn boͤſer Gſellen Rede thut. 


Das XXXVII. Hapitel. 


Wie man in der Rede ſich enthalten ſoll / nicht allein der vn⸗ 
ſchambaren / ſondern auch der vergeblichen Wort. 


Emnach wir wiſſen / daß der Henx Chriſtus vnnuͤtze wort / Darbortene 
is iſt / vergebliche / leichtfertige lofe Nede/die da weder dem Zuhoͤrer / de Wortim 
noch dem der da redet / nuͤtze ſeyn / ſtraffet / auch alſo ſehr / daß von den⸗ Reden. 
ſelben am jüngſten Gericht ein jeder Rechenſchafft geben foll: wie viel mehr — 
ſeyn zu ſchelten vnſchamhafftige / grobe Wort / vnzůchtige Poſſen / vnver⸗ Eppers. 
ſchambte facetiæ, die der Erbarkeit der Sitten ſehr ſchaden? Endtlich auch 
Stichreden / Luͤgen / boͤſe Nachrede / welche / dieweil fie inn vieler Hertzen ge, Dnihar 
bracht / vnnd wie ein Weſpen Stachel ſticken bleiben gaben fie Vrſach zu Pollen. 
Haß vd Zanckıfofehr / daß ein Wort vmbs ander folang gegeben wirdt 3. 
biß man zu blutigen Streichen kompt / vnd durch Aureitzung anderer mehr / Stiwreder 
verbitterte Haß vnd vnſoͤhn liche Zorn erwecket werden. —S— 
Es gefaͤllet aber vber die maſſen vbel dem Apoſtel Paulo / Zanıf vnnd red: 
Hadermit Schmachreden I darımb vermahnererdieBalater / daß fie ſich Wickie 
enthalten follen von läfterlichen vnd ſchaͤndtlichen Affecten / damit nicht un, Loriſten in 
er jhnen zunemme Derbitterung vnd Suchrede noch Schmehwort/ und Apareenvor. 
heimliche Nachrede. Denn wenn einer den andern alſo angreifft / beiſt / ſticht fichriger ſeyn 
vnd vbel außmacht / ſo bringt einer den andern vmb / vnnd zufleiſchet jhn / wie uen. 
die wilden Thiere. Nicht anders thut er auch bey den Corinthern / die er gar 
freundtlich / durch den Namen Jeſu Chriſti vnſers H = RR / zu guter Eis 
nigkeit 


1. To rinth J Ir 


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N 19 


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u — 


o Das erſte Buch/von Anrichtung: 
nigfeit vermahnet vnnd anreisen! daß ſie ja nit wöllen fich einander haffen 
noch feinden/fondern viel mehr einig ſeyn / eins Sinns ond einer Mehnung. 
Yehanıs Di Erempelnimpr der Apoſtel Paulus von den JERKER Chrifterder 
ſo offt und viel die bruͤderliche Liebe. gegen dem Nechſten ons eynbildet. Dieſe 
Wieene alleine iſt ein Bandt der Vollkommenheit / die ſe eine iſt ein Bandt vieler Ge⸗ 
fon Ga: feg. Denn sg darff Feiner Geſetzpredigt / wo guter Wileondinbrünftige rech⸗ 
astwerden.. te Siebe gegen dem Nechſten verhanden iſt. Dieweil aber von einer vngezaͤu⸗ 
meren Zunge viel ſchaͤdtliche vnnd moͤrdtliche Sachen zu entſtehen pflegen / 
vornemblich / wenn einer auff den andern die Gifft der Verbitterung aus⸗ 
ſchuͤt / ſo hat der Apoſtel die Coloſſer wol vnterrichtet vnd vngefehrlich ange⸗ 
zeigt / was für Maͤſſigkeit in Worten ſoll gebraucht werden: Ewer Rede ſey 
allzeit lieblich / vnd mit Saltz gewuͤrtzet daß jhr wiſſet / wie jhr einem jeglichen 
antworten ſollet / das iſt ewer Rede ſol in Frewden vnd Schertz nicht zu frech 
ſeyn / daß ſie nicht vn verſchembt erſcheine / auch nicht su ſauer / hart vnd bitter / 
daß ſie die Zuhoͤrer vor den Kopff ſtoß / abtreibe vnd gar abwende. Ein jede 
Rede ſoll etwas freundtlichs in ſich haben) vnd mit dem Saltz der Klugheit 
Timoth.ʒ. gewuͤrtzt ſeyn. Daher er auch erfordert von Biſchoffen vnd Kirchendienern 
— zer Sanfftmuͤtigkeit vnnd Lindigkeit / vnnd laͤſt nicht die Vnterthanen zu hart 
Gphefermwie ſchelten / oder zu vbel tractieren / vnd dieweil Paulus in dem Leben des Men⸗ 
— ſchen / im Reden vnd in Thaten alles gar genaw abwieget / nach der Nichte 
ba tenfonen, ſchnur der Erbarkeit vnd ehrlichen Zier / vnd ein vngezaͤumte Zunge / neben 
dem ſchmehen und nachreden / mir [handlichen vnzuͤchtigen worten die zarte 
Gemuͤt vervnreiniget / hat er groſſen Fleiß angewandt / auch dieſe Safteraus 
der Menſchen Herten zubenemmen. Denn alſo ſpricht er / da er den Mundt 
der Ephefer zaͤumen / vnnd das Gemüt richtig machen will: Laſſet kein faul 
Geſchwaͤt aus ewerem Munde gehen / ſondern was nuͤtzlich zur Beſſerung 
iſt / da es Noth thut / daß es holdſelig ſey zu hoͤren / das iſt / daß ſie vnterweiſen 
die Zuhörer/ond jhnen nuͤtlich vnd fruchtbarlich fen. —— 
Demnach aber alleLaſter zuſammen geflochten ſind / vnd immer eins aus 
dem andern koͤmpt / ſpricht er / daß er ja alles boͤſe aus dem Hertzen des Men, 
ſchen wegnemme : Alle Bitterkeit / vnd Grim̃ / vnd Zorn / vnd Geſchrey und 
Kãſterung ſey fern von euch / ſampt aller Boß heit / Seydt aber vnter einander 
freundtlich / hertzlich / vnd vergebet einer dem andern / gleich wie G OTTeuch 
cap.ı2. vergeben hat in Chriſto. D hat er auch den Nömernn ol eyngebunden / 
yempat der vnd befohlen / daß die Liebe nicht fol falſch ſeyn / daß ſie haſſen was boͤſe iſt / 
none, Daß ſie in bruͤderlicher Liebe einander herklich fieben daß einer dem andern 
denhatten mit Ehrerbierung vorkomme / das iſt / mie HUF vnd Dienſt einer den an 
polen. dern vbertreff / daß man ſich indie Zeit richte / daß fie der Hoffnung leben / daß 


2. Cor. 8. 


Her, fie guts reden von denen / die ſie verfolgen viel weniger vbel ſchelten / einan⸗ 


Cap.£. 


Der dem 


\ x at 
X, 


ab u >, 


deß aller beften Schens des Menſchen. gt 
der dem Teuſſel geben / daß fie gegen einander aleich gefinner ſeyn / daß Nie / Deut. ze. 
mand zuviel von ſich halte / daß Zorn fern ſey / daß Niemand ſich ſelber reche / 
daß fie dem Feind guts thun / und wider Vrſach zu bruͤderlicher Liebe geben. 
Denn das heiſt ſeinem Widerſacher brennende vnd fewrige Kolen auff ſei⸗ Provsrd.ar. 
nem Kopff ſamblen. Derwegen vnter andern / was er ſonſt erzehlet / er fuͤr 
billich achtet / daß ein jeder alle Freundtligkeit allen Leuten beweiſe / vnnd ei⸗ 
nem jedern bereit ſey. Denn wie der Cicero bezeugt / Es machet nichts 
beſſer Gunſt vnter den Leuten / als Freundtligkeit / gern reden / viel zu Wil, 
fen ſeyn / vnnd guter Fleiß ſich vmb andere wol zuverdienen / machet gute 
beſtaͤndige Frenndtſchafft. Weil denn dieſes vnter Heyden alſo geſchicht / 
wie viel mehr ſoll diß vnter denen ſeyn / die Chriſten ſeyn wollen vnnd ſol⸗ 
kn? | EUREN. 


Das XXX VI. Gapitel, 
Wie im Reden / vnd in allem Thun des Menfchen ein fchänd- 
lich Ding es fey/omb den falſchen Schein vnd Betrug. 


An ſoll lernen alle zeit die Warheit reden: denn Lügen oder datſhe Re⸗ 
falſche / dunckele / verwirte / hinderliſtige / vnbeſtaͤndige wort reden / vnd ee. 
FRI darnadı nicht geftehen/ iſt ein bübifch Dina vnnd ſtehet feinem ehrli⸗ 

chen Mannezu. Darvmb der Apoftel Paulusfager: Was warhafftig Pha 
iſt / was erbar / was gerecht / was keuſch / was lieblich / was wol lautet / Iſt etwa Wartaptr 
eine Tugendt / iſt etwa ein Lob / dem dencket nach / das iſt / was ein gut Gerücht —— 
vnd Namen machet / vnd fo etwas Tugendt oder Lob iſt / Als wolt er ſagen / —— 
fo etwas der Erbarkeit verwandt iſt / vnd loͤblich ſeyn mag / das gedencket / das 
iſt / das laſſet euch zu Hertzen gehen / laſſet euch in ewrem Gemuͤth ſtets ange⸗ 
legen ſeyn / dahin richt ſtets ewer Augen! Sinn vnd Gedancken / vnd bemuͤhet Kom.s. 
euch zu erlangen / vnnd in allem Leben vnd Sitten nachzufolgen / ſo wird der 
Gott des Friedes mit euch ſeyn / Sintemal es wahr iſt / wie geſagt iſt: denen 
die GO TT fuͤrchten / gereichet alles zum guten / das iſt / gewinnet ein gluͤck⸗ 
ſeligen Außgang. RE — 


Das XXXIXG apitel. | 


Wie Gurduͤnckel / das if/linde Liebe ſein ſelbſt / nnd daß man 
ſich duͤnckt zu gelehrt ſeyn / ſoll abgeleget werden. 


& 5 Demnach 


52 Das erſte Buch / von Anrichtung 
——— = Emnach nichts fehrer fchadet dem Studieren /nochdaffek 
I biae mehr verhindert / alsder gefaſte vnnuͤtze Wahn ſeiner eigen 
Kunſt vnd Weißheit / ſo hat ein je der ſich zu huͤten / daß er ſolchen 
Gutduͤnckel nicht laſſeeynwurtzeln / weder im Studieren noch in jrgendt ei⸗ 
ner Kunſt / die einer zu lernen auffſich nimmet. Denn was iſt naͤrriſcher denn 
dieſer Wahn / darinnen wir vns duͤncken laſſen / daß wir das erlanget har 
en / davon wir doch noch weit ſeyn / vnnd das vns vnbekandt vnnd vner⸗ 
Fahren ift? Denn es feynd erliche und der meiſte Gutduͤnckel | die ibnenin 
ihrer Kunft alfofeht ſelbſt gefallen / daß fi ie vermeynen / es fehle jhnen gar 
nichts / weder in Lehren noch in Gottes Furcht / vnd daß ſie das Ziel haben 
Dame gang vnnd garerlangee I da fie doch kaum die helffte deß Weges darinnen 
Schaden. vollbracht. Hierdurch gefchicht / daß viel vortreffliche Ingenia ‚die wol haͤt⸗ 
1. ten moͤgen zu groſſen Dingen fommen /dahinden bleiben. Welches da es 
Dar Kerl der Quintilianus bedacht / er von den Preeeptoribuszmwey Ding begerete / 
recht geiehre entweder daß fie gelehrt weren / oder daß fie fich ſelbſt erkenneten / daß ſie noch 
nalen. nicht gelehrt worden weren. Denn es iſt nichts aͤrgers / denn ſolche Leute / die 
da kaum etwas mehr als den Anfang guter Kuͤnſte gelernet / vnd ſich vnbil⸗ 
lich viel duͤncken laſſen: denn dieſelbigen folgen andern nicht mehr /vnd find 
ſo auffgeblaſen / daß ſie fuͤr ſtoltz jhre Vnwiſſenheit andern anſorinsen 
2. bond vber die andern herrſchen wollen. So finder man auch heutiges Tages 
zun Kewder dergleichen Koͤpff in denen die da predigen I daß dieſe zum predigen vnver⸗ 
Geiehree ſchembt aufftretten / da ſie doch nicht aenber I noch dazu geſchickt mit reden! 
—— noch dazu etwas Rechtes in der heiligen Schrifft fndiere. Davon es 
koͤmpt daß je die Zuhoͤrer durch ſolche Weide Goͤttlicher Lehre nicht erqui ⸗ 
Daß ee cket /viel weniger Troſt Gottes Worts empfangen / oder — der See⸗ 
———— Seligkeit Sintemal ſie nur eytel vnnuͤtze vnd Weiber Tandt hoͤren. 
ern Sicher aehören auch alle die/ fo nicht genug auff Kunſt vnnd Erfahrung ges 
4. gründet vnd doch fich zu Artzneyen vnkerſte hen duͤrffen / vnd das Artzneyen / 
Dafonete mit groſſem Schaden der Leute / vnd mir Verluſt vieler ee de - 
he ben/jmmerforr gebrauchen. 
Aertzte Derwegen / dieweil der vnnuͤtze vnd ruhmredige Gutdünckel —— 
De ftuz Kunſt auch guten Ingeniisfo groſſen Schaden thut ‚als follen fromme 
der Studer⸗Studenten / die da recht gelehrt werden wollen / mit Fleiß dahin dencken / wie 
Ben Sucdans fe durch allerley Hülff vnnd Foͤrderung im Studieren auffs hoͤchſte kom⸗ 
etnich beife men / vnd ſich ja nicht laſſen den Wahn einnemmen / als haͤtten fie bereit wol 
ſen laſſen · ſudjeret. Als wirdt geſchehen / daß wenn ſie etwas weiter fort ſtudieret / nicht 
bald ablaſſen vnnd den Fuß zu ruͤck ſetzen / ſondern werden in jhrem ſtudie⸗ 
ven fo lange fortfahren / daß ſie das Ziel recht erlangen / vnd den beſten Preiß 
BER: / oder; ia nice weit davon kommen. Ein ſe naͤrriſcher vnnd 
ſchaͤdlicher 


wer; % 
— 


—* 
R —2 —* 


.. deß alter beften gebens deß Menfchen. 3 
ſchaͤdlicher Wahn wolte ja inn keines frommen Hertz noch Sinn kommen / 
daß wenn er noch forn im Anfang / vnd wie man ſaget / auff der Schwelle / o⸗ 
der auff dem erſten Tritt zu der Weißheit vnnd Kunſt ſchreitet / er meyne es 
ſey allbereit gar außgericht / vnd er habe erlanget diß / davon er noch weit vnd 
ſern wandert. Denn dieſe Eynbildung in deß Menſchen Hertz machet / daß 
man weit diſſeits des Ziels niderſitzt onnd von der Arbeit des Studierens 
ablaͤſſet. Dieſe find gleich den faulen vnd traͤgen Wettlaͤuffern / weiche im 
Wettlauff nicht gerade vnd ſtets zum Ziele eylen / ſendern jmmerdar zu ruͤck 
ſehen / offt ſtille ſtehen / vnd mit Schande verlieren. | 
Vnd hierinnen follen wir folgen den» Erempel des Apoftels Pauli / der —— 
in ſeinem Apoſtelampt / vnd in fortpflantzung der Evangeliſchen Lehr / darin / Pauır. 
nen vnſer Seel vnd Seligkeit ſtehet / gerad aus bekennet / daß er noch nicht or⸗ Ft 
langet habe / was er ſuche / vnd wohin er eyle / aber doch wolle er ſich nicht ſaͤu⸗ 
men / jmmerdar ſeinen Lauff beſtaͤndig vollbringen / vnd mit gantzen Kraͤfften 
vnd Vermoͤgen nach dem vorgeſatzten Ziel / oder nach dem Sieg deß oͤberſten 
Beruffs / welches iſt die ewige Seligkeit / einem jeden von Gott durch Chri⸗ 
ſtum den HER RoRovorgeſatzt / eylen / alſo ſehr / daß cr dariiber alles / was zu⸗ 
rück geblieben / vnd dag er allbereit verricht hat / vergaß / niemals widerholet / 
ſondern noch viel mehr getroſt vnnd gantz begierig fortfuͤhre zu vollbringen / 
was noch zu thun wehre. Hat auch daruͤber verachtet / vnd hindan geſetzt alles 
was da jhn von dieſem Eyfer zu eylen nach dem vorgeſatzten Ziel vnd Sohn 
der ewigen Seligkeit / auffhalten koͤnte. er. 
= Hiehergehset auch die Predigt des HERRN CHA: Niemandt der umso — 
feine Handan Pflug leget / vnd zuriick ſihet / iſt wuͤrdig deß Neichs Gottes: En 
Mir welchen Gleichnuß des Ackerbawes er vns errin nert / daß wir auch in Be : 
onfer Seel vnd Seligkeit Sachen / was wiranfahen/ond ing Werck ſetzen / 
beſtaͤndig vollziehen / vnd darinnen verharren ſollen / biß wir auff das hoͤchſte 
kommen / das iſt / wir ſollen vns von vnſern Vorſatz kein weltlich Ding ab⸗ 
wenden laſſen / ſondern was wol angefangen iſt / auch wol volbringen. Denn 
alles auff ziehen fonderlich in ſo hohen Dingen / dazu alles langſames fort⸗ | «,, 
gehen vnd ſchlaͤfferiges zun emmen / iſt ein ſchaͤdliches Ding / darumb Pau⸗ ie 
(ug fich nirgendt hatjrren laſſen / vnd feft eingebilder/wieerin einem Schran⸗ 
cke wertlaufferallesdarob thun / vnd leyden muͤſſe / auch fein geben laſſen daß 
er die Krone der Ehren erjage. | a ar 
Horatius,der Heydniſche Poer 1 aber ein vorsrefflicher Aufffeher guter Zir-E- 
Sitten / da er berrachter/wie groß Schaden braͤchte / im Studieren vnnd au 
lem erbarn Thun deß Menſchen / langſam auffziehen / vnd morgen noch wol / 
nimpt er ein Exempel / vns zu ermahnen zu guter Arbeit / auch von den ſchaͤnd⸗ 
lichen Moͤrdern / da er alſo ſprich: A | 
— Br S Dar Mor 


De 


* Er ? 2 
A — — 


54 Das erſte Buch / von Anrichtung. Ar 
Der Moaoͤrder ſteht auff bey Mitnacht / | 
Daß er die Leut im Waldt vmbbracht/ 
Warvmb du nicht auch ehe erwachſt / 
Vnd was dir hilfft / beſſer betrachſt? 
Wer nicht zubhalten ſich geſundt 
Thut fleiß / dem wirds in Kranckheit kundt. —— 
Was ſteubet in das Auge dein / 
Bald weg nimmeſt / vnd ſauberſts fein / —* 
Aber was deim herꝛlichen Gmuͤth 
Vbl anſteht / Schandt vnd ſehr weh Re 
Das achſtu nicht imgansen Jahr / 
Darumb biſtu fuͤrwar ein Narr. 
Wer ſich zu beſſern wol anfaͤngt / 
Baldt als vber die helffte brenat. 
—— Meynung meldet auch Ovidius: 
* Dem Leib zu gut du leydeſt viel 5 
Durch Schwerdt / Froſt / Durſt / ohn alles Zien 
Dem Gemuͤth zu gut dir alles ſchwer 
Iſt / welches doch lohnet viel mehr. 
Andere vid Der HERR Chriftus auch ermahnet vns mit vielen Secnüfen Ns ; 
merdeg vom vngerechtem Haußvatter / von den Dieben / die deß Nachts eynbrechen. 
Her has Denn gleich wie dieſelben auff) hren Nutz abgerichtet ſeyndt / vnnd alle Gele⸗ 
— = genheit ſuchen / wie fie etwas zufammen fragen mögen! etwas ſtelen / oder 
tg»  rauben: Alfofollen wir auch auffonfer Seel vnd Seligkeit Heyl trachten/ 
vnd fein Gelegenheit verlaſſen / dardurch wir zeitlich vnnd ehe zu dem / was 
vns heylſam / ſelig / vnd am Gemuͤth nuͤtz iſt / tammen mögen. 


Dasxı. Garitel: 


Wie man vnter guten Geſellen vnd Freunden ae vnd 
Vnterſcheidt halten ſoll. 


Sute Geſel⸗ N Jemandt ſoll leichtfertig vnnd ohne Wahl / oder auch ohn 


len vnd 


Freunde foll Vnterſcheidt Gefellen und Freunde annemmen!fondern allein die’ 
— welcher Tugendt vnd Erbarkeit deß Lebens er wol erkannt hat. Diß 


Bin. lehret uns das Sprichwort: Sihe zu / wen dur ben der Handt nimmeft, Vnd 
iſt diß Syrhwort genommen durch Gleichnuß von den Taͤnzen. Denn 
junge Geſellen im Tanz nicht einer jeden die Handt bieren/fondern Verſtandt 
vnd SPA Wahl halten unter gemeinen Jungfrawen oder Frawen / 

vnd 


* 


mögen ärgefte Feinde warden: Dergleichen follman fich haften auch gegen 





des aller beften Lebens des Menſchen. ss 
vnd vnter Öefchlechrern. Welches vielmehrinder Geſellſchafft des Lebens / 
vnd in Freundſchafft machen / ſoll in acht gehabt werden. Denn es ſeynd etli⸗ Vrſach wars 
che noch wenig vnter Leute auskommen / vnd fon en gute rechte Freunde von vmb man in 
den falſchen / die gute Wort geben / nicht vnterſcheiden Daher kompts / daß Be 
fieohn Vnterſcheidt in die innerlichfte Freundtſchafft zu beften Freunden wird. 
annemmen / die fie noch nicht kennen / vnd vberlang Außſchwaͤtzer und Betrie⸗ au 
ger erfahren. Derhalben wiedu dich jederman trew vnd erbar halten ſolſt / Sreunden 
alfo ſoltu auch nicht leichtfertig jederman trawen / es ſey denn! daß du nach — 
dein Sprichwort / mit einem ein Scheffel Sal habeſt auffgeſſen / das er nemmen ſou. 
dulange mie jm Gemeinſchafft gehabt habeſt / und feine Sitten und Kopff 
tool erkannt oder fahren. Daher gehöret auch der Spruch des Jeſu Sy ca. 8. 
rachs: Einem Frembden vertrame feine Heimligkeit / denn du weiſt nicht 
was er im ſinne hat / das iſt / was hinder jm ſtecke / eroͤfne nicht dein Gemuͤth 
jederman daß du nicht davon kriegeſt boͤſen Lohn / vnd er dich hernacher 
ſchmehe. 
Dieſe Leichtfertigkeit der Leut macht auch Vnbeſtaͤndigkeit / daß die Zeter «s 
angefangene Freundiſchatft nicht lange wehret / vnd viel haben derwegen ge⸗ ae 
meynet / man jeil gute Freunde vñ Geſellen alfo halten / als dieda mit der Zeit * kn 
Feinde | mit Groll vnd Haß / daß man gedencke / wie man mit der Zeit fie zu 
beſten Freunden vielleicht haben möchte. Alſo der Poet Martialis alle ab» Zib.rz, 
ES von gar zu harter Verbůndtnuß des Lebens / mit FL da er 
pricht: au 
Wecer meyden will wag ſehr weh thut / 
Viel heimliche Stich ohne Blut / 
Der mach fih niemande gar zu gmein / 
© fpart er Freud vnd Schmergen fein. 
| Aber: doch die andere Meynung des Widerſpiels derer/die davor halten / 
daß Groll vnd Feindſchafft ſterblich ſeyn ſoll / dargegen Freundtſchafft ewig / 
iſt nicht vnrecht: denn die leichtfertig Freundtſchafft zerreiſſen / ſeyndt billich 
aller Leichtfertigkeit und Vnbeſtaͤndigkeit verdacht. Deßwegen Cicero mey⸗ fez- 
nee: Die Freundtſchafft die da mißfallen / ſoll man lieber — ill 


nen / als mit Gewalt zuſchnelden und zubrechen. 

Das XLI Gapitel. 

; Wie man ſich in Bürgfchafft eynlaſſen ſoll. 

M Jemandt werde leichtlich vor den anderen Buͤrge: denn Bürarsare 


Vuͤrgſchafft vnd Schade iſt bald beyſammen. Denn der vor einen KT. , 


andern ſeinen Glaub verſetzt / gibet ſi F inn groſſe Gefahr. Denn ſo Schader. 
der 


6 Das erſte Buch / von Aurichtung 
der Schuͤldiger nicht jnne haͤlt / wird der Buͤrg geſtrafft / vnd muß der Bürge 
bezahlen / was er vor ander gelobet hat Darumb Salomon / der aller weiſeſte 
vnd erfahrenſte in menſchlichen Sachen / feinem Sohn verbeut / daß er nicht 
leicht ſoll Buͤrg werden / da er ſpricht: Mein Kind / wirſtu Buͤrge fuͤr deinen 
Nechſten / vnd haft deine Handt bey einem Frembden verheffter/ fo biſtu vers 
tnuͤpfft mit der Rede deines Mundes / vnd gefangen mit der Rede deines 
Mundes / ſo thue doch mein Kind alſo / vnnd errette dich / denn du biſt deinem 
Nechſten in die Haͤnde kommen /eyle / drenge vnd treibe deinen Nechſten / laß 
deine Augen nicht ſchlaffen / noch deine Augenglieder ſchlummern / errette dich 
wie ein Rehe von der Handt / vnd wie Vogel auß der Hand des Vogelers. 
Aber man muß dis alſo ſtrack auch nicht verſtehen / die weil ſichs geziemet / in 
groſſer Noth guten Freunden zugefallen zuleben / vnd denen/welchen wir ver⸗ 
wandt ſeyn / zu dienen ſchuldig ſeynd / vnd nicht allein vnſer Glauben vnd 
Gürer/fondern auch vnſer Leben für fie darzu ſtrecken. Jedoch diß alles alſo / 
daß Niemandt jhrentwegen vnerbar werde / oder etwas thue / wie das Sprich⸗ 
wort lautet: Man muß gehorchen einem guten Freundt / auch jhm zu gefal⸗ 
len leben / aber nur allein biß zum Altar / das iſt / daß er nicht vberſchreyte die 
Goͤttliche Recht / denn es were vnbillich einem guten Freundt zu dienen / mit 
Verletzung ſeines Gewiſſens / vnd mie. Verluſt ſeiner Gottſeligkeit. 


Das XLII. Capitel. 
Wie man die Heuchler / ſonſt Plumſtriecher oder Fuchs⸗ 


ſchwantzer genannt / meyden ſoll. 


Heucheleh Emnach heuchlen vnd ſchmeichlen / oder daß ich teutſch ſa⸗ 
iſt ſchaͤrlich EN ge liſtiger Betrug mit gleiſſenden Worten / manchen einfaͤltigen 
Menſchen leicht betreuget / ſo will ich ein jedern erin nert haben / daß er 

feinem Schmeichler glaube / noch ſeine geſchmierte ſanffte Wort ſich betrie⸗ 
ran, gen laſſe. Das find aber die Zeichen / dabey du sinen frommen / getrewen 
Srenndes, Freundt kennen / vñ von einem Schalef und liftigen Heuchler onterfcheiden 
moͤgeſt. Dennderrechre trewe Freunde / einen jeden dem er gerahten haben 
will / ſeines Ampts frey vnd ernſtlich erinnert welche Salomon für das ba 
Proverb.ꝛ7. ſte Stuͤck der Freundtſchaff halt. Der ander / als nemblich der Heuchler / 
— ſchmeichlet / vnd ſuchet wie er alles billiche / alles approbiere / lobe / vnnd nicht 
Heuchiers allein nach deinem Willen / ſondern auch nach deinem Wincken vnd Augen 

rede. Dieſe Leute hat meiſterlich abgemahlet der Gnatho bey dem Terentio, 

welcher ſich mit dieſen Verſen erklaͤret: 


Es iſt 








G Leich wie von andern gelerten Leuten viel gelehret wird von Noeturfft 


wie mit einem Finger weiſet / wie man ein gutes sebenzubringen ſoll / vnnd 


deß aller beſten Sn def Menſchen. 7 
Es iſt ein beſonder Art der Sant) | 
Die duͤncken fich die beften Haͤut / 
Vnd ſinds doc) mir dem wenigſte u 
AIn die ich mich gar dapffer richt / 
Wenn fie lachen /ſo lach ich auch 
Nur das ich füllt meinen Bauch 
Gar hoch ich ruͤhm jhren Verſtand / 
Ich ſprech recht allen jhren Thandt / 
Alſo Leben iſt mein Gewin / 
Alſo der beſte Mann ich bin. 
Derwegen dierseil jederman / er fey auch fo geringes Standes als exwoͤl⸗ 
le / vnd halre gleich geringe Hauß / die Heucheley ſchaͤdlich und verdruͤſſig iſt / 
ſo ſoll ein jeder ſich vorſehen / daß er ſich zu keinem Schmarutzer gebrauchen 
laſſe. Es thut zwar etlichen wol in jhren Ohren / aber es wehret nicht lange. gar geuges 
Es kompt auch wol bißweilen aus denen ein vberſchwencklicher groſſer Se m Spaten. 
— ein vnehrlicher / vnd der nicht ohne Schande iſt. Darnach wenn 
diß offenbar wird / ſo iſt es dem Geſellen ſeibſt ſehr ſchaͤdlich / daß kein erbarer 
ch Ba Mann ihm die Schande nachfagen ie. Denn Heuchler find Derufigen 
gleich die Betrieger vnd liſtige Reinicke Fuͤchs / die da viel vnd munderliche 5 Zune 
Wege haben / einfaͤltige Saure zubetrie gen / welcher Geſtalt ſie ander Leute Si” 





tern vnd Weibern / wiedie Schlangen vnnd Crocodilen nachftehen / zum 


erſten Anſehen ſich freundlich ſtellen / aber hernacher groſſen Schaden thun. 
Vnd ob wol dieſe leute liſtig vnd betrieglich ſeyn / ſo erzeigen ſie ſich doch wun⸗ 
der dienſtlich / nur daß ſie auff ſolche Weiſe anderer Gemein ſchafft vnnd 
Freundtſchafft hekommen I vunnd jhnen etwas abzwacken oder abſchinden 
koͤnnen. Darvmb ſoll Niemand jhnen leichtlich Glauben geben noch trawen / 
es ſey we er fie wol trew vnd fromb etfahren hat. 


Das xLIII. Gapitel, 
Etliche gute Lehre wol vnd recht zu leben. 


rechtem vnd guten Leben Alſo auch von dem Poeten Martiale etliche — 
Stuͤck nicht vnbequemlich vorgeſchrieben werden / darinnen er gleich ——— 


nicht gllein des Leibes Geſundheit / ſondern uw des Gemuͤts befiss ſuchen 
fol, Vnd lautet auff tet teut ſch alſo: 


Kl 


8 Das erſte Buch /von — 
| Wilen haben und erhalten gutes Lebn / 
So merck was es alles erfordert gar ebn / 
| Gut Erbe vnd reihen Acker von Vorfahrn / 

Eign Hauß vnd Herdt / maͤſſig Kleydt / Gemuͤth erbar / 
Freyen Sinn / Staͤrck des Leibes / vnd ſtets Geſundt / 
Kluge Froͤmkeit / gute Freundt vnd Geſelln kundt / 
Ein Tiſch ohn Kunſt / nuͤchtern macht ein froͤlichs Bet / 
Vnd doch in Ehrn / wort mit der That / nichts mehr gwed / 
Darzumufte nicht mehr / als Gott wil / wuͤnſchen debn / 
Doch den Todt vnd letzte heimfahrt fuͤrchten ebn. 

Dieſe Notturfft des Lebens iſt zwar gut / Aber welcher dieſes nicht nach 
feinem wunſch vnd Willen Haben kan / der ſoll ſich nicht daruͤber bekuͤmmern 
noch zumartern / ſondern alles Gottes Willen vnd Goͤttlicher Vorſehung / 
die da alle menſchliche Dinge inn der Welt regieret / heimſtellen. Denn 
dis hat auch der Koͤnig David gethan in allem / was jhm hegegnet iſt / es ſey 
Gluͤck oder vngluͤck geweſen / da er alſo ſpricht: In deinen Haͤnden iſt meine 
Zeit / das iſt / nach deinem Willen gehet alles her vnd hin. 


Das XLIV. Capitel. 


Von der Arbeit/dadurch alle abgematte Kräffteeibes vnd 
Gemuͤths wider erquicket werden. 


vſaim30. 


Diem Emnach die Menfchliche Natur nicht fan Seftchen wenn ie 
— ſich nit wider erholet mit einer Erquickung / ſo iſt von Noͤthen / daß alle 
quicen folk, Arbeit Seibes und Gemuͤts bisweilen auffhörenidag nicht die leibliche 


1. Krafft Leibes vnnd Gemuͤts verlefche / und durch vnmaͤſſige Arbeit erfticker 

a werde. Den gleich / wie cin linder vnd maͤſſiger Schlaff die Glieder abgemat⸗ 

tet / vnd alle Muͤdigkeit wider erquicket: alſo auch das auffhoͤren vnd ablaſſen 

Durch von groffer Arbeit / das abgematte Gemuͤth in embſigen Studieren oder an 
SH. derer Arbeit und alle ertrockente Geiſter wider erholet und erfriſchet. 

Die Alten haben diefe Erquickung auch gehabr anderfehönen Luſt des 

Dur ch icer· Ackerbaws vnd Gartens / denn wenn fie vom Regiment vnd andern ſchwe⸗ 

De ren Sorgen abgemattet worden/ fo haben fie jhre Ruhe und Luft gefucht auff 

Yrerbames den Dörfern. Vnd zwar der Ackerbaw nicht alleine Nutz /fondern auch Luſt 

£nfommd giebet. Denn ohne dag fiegchabt jhre grüne Waͤlde ı Wiefen / Gaͤrten / 

Rus. fchöne Sträucher / Inftige Spagiergängel herrliche Fuhrwerge I fohaben 

fieauch aus dem fruchtbarn Acker / in der Zeit der Erndie / ein reichen vnnd 

billichen ae davongehabt, Denn ein billiger vnnd erbarer ke} w 

von Nie⸗ 








deß alter beften Lebens des Menfchen. 9 
son Niemand geradelt werden. Denn wie der Cicero ſagt: Vnter allen 
Dingen / davon man Nus hat / iff nichts — ———— reichers nichts ehr⸗ 
lichers / denn der Ackerbaw. Daher der Hefiodus es darfür gehalten / 
es were nichts groß / mächtigers / noch das einem Könige wolanftünde als 
der Ackerbaw / vnd daß man ſich auff dem Felde erluſtiget. Vnd die alte Roͤ⸗ 
mer / wenn ſie der Stade muͤde ſeyn worden / fo haben ſie ſich auffs Feldt Des Ackerbaws 
geben / vnd gemeynet / ſie weren gleich auß einem Gefaͤngnus auß gelaſſen wor pag 
den: Denn hier gibts viel Luſt / jezt kompt die Zeit die Bäume zu beſchnei⸗ zug, 
den / jetzt dieſelbe auff andere zupflantzen / jetzt ein Weinberg anzurichten / bald 
wenn der Wein groß waͤchſt weiter zuzurichten / jetzt die Netzjagt / jetzt das 
Setzen der Leim ſpillen / jetzt die Hundejagt / jetzt der Vogelherdt / jetzt das Ras 
den der alten Staͤmme / aber das Vogelſtellen vnd die jagt iſt einem jeden sch 
be / er ſey jung oder alt / eine geſunde vnd bequeme Vbung / vnd keines weges zu 
ſchelten / nur allein / daß derſelben Nemandt ſich zu ſehr ergebe / das iſt / daß et 
deswegen nicht alle andere noͤtige Sachen / vnd die Haußhaltung / vnterlaſſe. 
Weiter fo iſts auch eine groſſe Suft und Erquickung deß Gemuͤths / wenn 4 
einer ſich beiliffiger mir den Landtaffeln vieler Laͤnder in der Welt / vnnd alſo mn in 
daheim in feinem Studierſtuͤblein durch wandert die weite gantze Welt / mit Bappen der 
ſeinen Augen vnd Circkel / als ein ander / der auſſen mit ſeinen Fuͤſſen vnnd er 
Leibe nicht ohnegroffe Gefahr end Vnkoſten. Unter diefem Mappen oder oe Bes 
Landtafeln verſtehe ich auch / ale fünflliche Gemaͤlde vnd Kupfferſtich / die mäisernd 
da eiwas gurs in ſich haben / vnnd ſonderlich / was da dienet zu Tugendt vnd Kuorfferſtich· 
Gottesfurcht / als da ſeyn die heilige Bilder vnd Geſchicht / nur daß man die 
nicht gebrauche zu Aberglauben. Daher auch das Gemaͤlde von den Alten dueð bi⸗ 
eine ſumme Pochs genannt iſt / aber die rechte Poeterey ein vollbrachtes / le⸗ Peefn. 
bendiges / und gar keines weges ſuummes Gemälde. Vber diß alles iſt ehr⸗ 7. 
lich vnd ſehr lieblich die Luſt der Muſſcæ, das iſt im Singen vnd Seiten Durs die 
ſpiel / deun dadurch des Menſchen Gemuͤt / es ſey ſo matt als es woͤlle / am al⸗ „Siege 
lermeiſten erquicker vnd erfriſchet wird / denn dieliebliche Stimme des Sin 
gens vnd der Inſtrumenten / wol in einander geſtimmet / nicht allein die Oh⸗ 
ren mit dem lieblichen Laut kuͤtzelt ı fondern auch durch die leblichen Luffta⸗ 
‚dern durch und durch in Seib acher/biß zum Hertzen koͤmpt / alle Beifter leblich 
vnd ſinnlich auffmuntert / alles dunckele und betruͤbte wegnimbt 1 vnnd das Exemyat ges 
Gemuͤt luſtig oder wacker macht. | a 
Alſo hat der Pyihagoras pflegen fich luſtig zumachen mit der Harffen / ander Mu 
frühe wenn er erwachet / damir er den gantzen Tag defto gefchiekter zu allem Fr geſuche 
Thun vnd ſtudieren were / end des Abends mirder Lauten wenn er ſchlaffen PH" 
schen wolte / damit er die Affect wider ſtillete. Deßgleichen leſen wir auch nis pyrhe- 
daß der fuͤrnemme Fuͤrſt im Griechenlandt gar ſchoͤn habe koͤnnen auff gora, 
F ii den In⸗ 


Bi Er F 
ET 
— EL! 


60 Das erfte Buch/von Anrichtung 

2. den Inſtrumenten ſchlagen ı vnnd daß erdafürgehaften hab / wie Cicero 
Deß Epe- ſchrelbt / die hoͤchſte Kunſt finde auff den Stimmen deß Menſchens vnnd 
FHFEZAR- Der Inſtrumenten / vnd wer nichts von denen gewuſt hat / der iſt auch ſo viel 
* deſto vngele hrter gehalten worden. Vnd was iſt es anders geweſen / daß die 
Der A Alten vber Tifch die Geſchicht groffer Herren vnnd Fürften haben bey der 
aufder  Leyresu fingen pflegen? Oder daß der Virgilius ſchreibet / wie man auff guͤl⸗ 
Lcher. denen Zittern geſungen hab / von dem Lauff deß Mondens vnd der Sonnen 
— von der Natur Menſchen vnd Viehes / von Regen vnd Waſſer / von Fewer / 
aufder gi. vom Geſtirn am Himmel / dem Wagen / dem Siebengeſtirn / den zweyen 
denen zicer. Beeren / warvmb im Winter der Tag kurtz vnd die Nacht lang ſey. So har 
Re 5 a auch diefe Luſt nicht gemangelt im Volck Gottes bey den Hebreern / da man 
FR — ſihet auß der Hiſtorien Davids / daß die vornembſten Leut mit Inſtrumen⸗ 
ff m.een ſich beluſtiget haben / vnd ſie in Ehren gehalten. Denn der Prophet die 
Pſalm bey der Harffen hat zu fingen pflegen / deß Koͤniges Sauls wuhten⸗ 

de Gemuͤth vom boͤſen Geiſt vnd von Melancholey zu gleich hart angefoch⸗ 

6. ten / zu ſtillen vnd zu ruhe zubringen Der Prophet Helifeus, daer von vnge⸗ 
* — legenem Anreden der Koͤnige verbittert / zu ſich hat holen laſſen Pfalter⸗ 
Propheten · Symphoney / vnd die Mufica ‚fein Gemuͤth widervmb zufrieden gegeben / 
auch alle Verwirrung vnd Affecten dardurch geleget I hat er wider dan heili⸗ 

gen Geiſt bekommen / anfangen zu Propheceyen / vnnd dreyen Königen ein 

Sn Außgang ihres Weſens zu verkuͤndigen. So bezeuget die heilige Schrifft / 
e mesa⸗ daß inn Gaſtung man hat pflegen gute Muſica zugebrauchen / wieder weiſe 
—— Mann die Muſicam mit den edlen Geſteinen inn Goldt verſetzt vergleichet / 
Eectefzz, da er ſpricht: Wie ein Rubin in feinem Goldt leuchtet / alſo zieret ein Geſang 
das Mahl / wie ein Schmaragdt im ſchoͤnen Goldt ſtehet / alſo zieren die Sig 

der bey gutem Wein. — 

Aber damit Niemandt dieſer Luſt zu ſehr obliege / vnnd ſich jhr gar allein 

ergebe / fo meldet er zugleich / was für ein groͤſſer Luſt noch dieſer vorzuziehen 

Eeeleſ. at. ſey / mit dieſen Worten: Wein vnnd Seitenfpielerfrewen das Herk / aber 
die Weißheit iſt lieblicher denn die beyde. Eſaias zwar der Prophet ſchilt 
die Trunckenen vnd die ſtets zu Gaſt liegen / vnd der Inſtrument der Muſi- 

cæ gebrauchen / aber der Geſtalt / daß ſie darinnen Gott deß Allmaͤchtigen 
Schoͤpffers nicht gedencken / noch jrgendt etwas derſelben / der ſie vberfluͤſſig 
genieſſen / Bote danckſagen / da doch alles von feiner mildten Handt kompt. 
nt Denn alſo drawet er jhnen: Wehe denen / die deß Morgens friie auff ſind / 
deß Sauffens ſich zu fleiſſigen / vnd ſitzen biß in die Nacht / daß ſie der Wein 
in Gaſte⸗ erhitzt / vnnd haben Harffen / Pſalter / Paucken / Pfeiffen / vnnd Wein inn 

Er. Ihrem Wolleben / vnnd ſehen nicht auff das Werck deß HERER A vUNDd 
ſchawen nicht auff das Geſchaͤffte ſeiner Haͤnde / das iſt / dis jhr ewer Augen 
vnd 





des aller beften Lebensdes Menſchen. &h 
vnd Verſtandt nicht auff Gott / von deffen aroffer Mildigkeit alles herkompt / 
richtet. Dieſes Inhalts ſtraffet der Prophet Amos auch die / ſo reichlich und CF 
vberfluͤſſig leben. Wehe den Stoltzen su Zion] vnnd denen die ſich auff en 
Berg Samaria verlaſſen / die ſich ruͤhmen die vornembften ober die Hey⸗ 
den / vnd gehen eynher im Haufe Iſrael. Die jhr euch weit von boͤſen Tagen 
achtet / vnnd trachtet jmmer nach Frevel Regiment /vnd ſchlaffet auff Helf⸗ 
fenbeinen Lagern / vnnd treibet Vberfluß mir ewren Betten / jhr ſpielet auff 
dem Pſalter / vnd ertichtet euch Lieder wie David / vnd trincket Wein aus. 
den Schalen / vnd ſalbet euch mit Balſam / vnd bekuͤmmert euch nicht vmb 
den Schaden Joſeph. Darvmb die Luſt der Muficz oder jhrer inſtrument / 
vnd daneben maͤſſiger Gebrauch Speiß vnnd Weins / dadurch alle Geiſter 
vnd Athem / wie matt vnd abkommen ſie ſeynd / wider auffgerichtet werden / vñ 
ſich erquicken / dardurch die boͤſe Melancholiſche Duͤnſte vertrieben werden / 
hat kein Laſter vnd kan nicht billich geſcholten werden / es ſey denn daß man 
daruͤber Gottes vergeſſe. 

Aber vnter die Arbeit / die vns von Müdigkeit anderer allzugroſſen Ar⸗ 8. 
beit Leibes vnnd Gemuͤts erquicket / ſindt die linde Fuhrwerck 1 fie beſchehen Durch das 
durch Reiten / Wagen oder Schiffen / oder dz leiſe fpahleren gehen in den Gar, Chakiren 
ten vnd Weinlauben / gantz vnd gar vberwelbet vnd vberzogen mit Weinre⸗ Fahren vnd 
ben vnd Blaͤttern. Denn fo auch einer vnter dieſem leiſen gehen muͤde wuͤr · ANne 
de / hat er als baldt in den Gaͤrten feine Ruheſtelle / vnnd ſchattige Sommer; pen. 
haͤußlein Wo einer aber ſich will ſoͤnnen / vnd in freyer Lufft bewegen / kan er 
das chun auff offnem Feldt / oder in hohen Haͤuſern. Vnd gleich wie Studen⸗ 
ten vnd weltlich en Regenten gang bequem iſt / ein helle / deutliche Section oder 
Vbung gantzer Rede zu declamiren / alſo den ſtarcken gewaltigen das Bal⸗ 
ſpielen / vnd Stangen werffen von Galeno zugeordnet / auch Ritterſpiel / ren⸗ 
nen / ſtechen / fechten dardurch die natuͤrliche Waͤrme gemehret / das Blut in 
alle Glieder Hin vnd her zertheilet / vnd deß Leibes Kraͤffte zunemmen wie 
man deñ fiher/daß ſolche Leute in dieſer vbung mehr Farbe kriegen / vnd ſchoͤn 
roth werden. Diß aber wolf ein jeder / der in Ritterſpielen ſich vbet / wolbeden⸗ 
cken / daß Maſſe von Noͤten / damit nicht durch hefftige Gewalt / vnnd groſſes 
Ringen der Glieder / etwas verletzt / das iſt / daß nicht etwan ein Glied des 
Leibes aus ſeinem Glenck komme / oder eine Ader ſprenget. Aber wie man on 
nicht bald nach Effens Studieren ſoll damit der Magen deſto beffer feiner Sungsesten 
Dawung warten fan / vnnd auch daß die natuͤrliche Wärme des Leibes 55 
nicht an viel Oerter zertheilet / vnd zugleich Arbeit habe: Alſo wenn man et⸗ — 
was wol geſſen / vnnd den Leib voll hat / iſts nicht gut harte Arbeit des Leibes 
auff ſich zu nemmen. Denn die groſſe vnnd hefftige Bewegung ſchaden der 
Dawung / vnnd alſo viel Vbung des Leibes zeihet die rohe vnnd halbgekochte 

FE H iij Speiſe 


— J * RE F 
EN a An Ed u zen N 


62 Das erfte Buch / von Anrichtung ı 
Speiſe nach fich in die Adern / darauß Verſtopffung vnd Faulnus / die groͤ⸗ 
od ſie Biſach der Kranckheiten entſtehen. 
% Das alte Spiel im Niderland Pickelen genannt / iſt an etlichen Oer⸗ 
Zus 20 tern der Jungfrawen Luſt che fieheyrashen. Das Korenfpiel der jungen 
welchs mans Geſellen / wie das Nußſpiel vnd Brummeyſen alles Kindiſche Spiel ſeynd / 


serien. Hillich verachtet werden ais vnerbare ben denen / die da Älter worden? vnd Dis 


2.Koten pi. Kinder Schue zerriſſen haben. Denn wie der Horatius ſagt 
armen. er K ar tenhäu fer WERE 

4. Brumey⸗ — 

gen ſpiel. Daer Maͤuß zuſammen binden viel / 


Spielen geradt vnd vngeradt / 
AIrus Steckenreiten auch graben. in e 
WBWVWudiſt darzu groß erwachſen. er Der 
| Denm ſind Hönerwolgewachfen . Bee 
9. Das Bret⸗ Aber dieweil das Drerfpielein ander Ding ift / vnd demſelben man in 
ſpiel gantz Europa mißbrauchet / alſo ſehr daß auch etliche damit jhr Vaͤtterlich 
Erbe verſpielen / vnd vmb alle das jhrige fommen / So were es am beſten / 
daß man es nur darzu brauchete / daß man die Zeit vertribe / Oder ſo man 
mit der Karren ſpielet / daß man allein. Kaftanıen / Nuͤſſe / Knoͤffelnalden 
s. Dae Kren / ynnd andere geringe Sachen auffſetzt. Das Kreuſeltreiben auffs aller ge⸗ 
ſorureiben · ſHwindeſte / daß fein Bewegung kaum zuſehen / iſt ancheine Luſt der jun⸗ 
gen Knaben / ſonderlich in den Winter Tagen / daß ſie ſich erwaͤrmen moͤ⸗ 
gen. Jedoch haben diß Spiel auch vorzeiten die Alten gebrauchet / wie der 
Petlius bezeuget / und dar er ſelbſt daran habe Luft achabr/ond der Virgilius 
von diefen Kinderfpiel Gleichnus nimpt / in Befchreibung des Gemuͤt 
Laviniæ, vmbgeben mir würender Siehe des Turni , vnd meldet / daß fie nicht 
anders vmb vnd vmb geweltzet / als cin Kreuſel mit der Peitſchen / da er alſo 
ſpricht: | | | 
i Die Elendt vbel aufgebracht 
- Bor siebond Vngehewer kracht / 5 
Schr vnmaͤſſig vnd vnmenſchlich 
Durch die Stadt wuͤhtet vppiglich / 
Nicht anders als von der Geiſſel i 
Ein Kreuſel von Kindrn gegeiſſelt / RB Rt 
Die auff dem Plagevmbondomb. | R 
Spielen / und gar bemüher drin / 
Die andern Kinder ſehen zu / 
Darob ſich auch verwundern thun / 27 
Wie bhertzt die Kinder geben ſchmitz / Kat 
Den Kreuſel treiben wie ein Plitz / 


dep aller beſten Lebens deß Menſchen. 6 
Nicht weniger ſie durch die Stadt KR 
Leufft / rent / vnd alle Ort ausbadt. 

Aber dis alles find der Kinder Spiel. Alte Leut vnd die Kinder Schue Fruet⸗ 
zerriſſen haben / ſollen ehrliche Spiel brauchen. Denn dieſe ſollen in jhrer Ar wieviefeibe 
beit zur Luſt / vnd in allerjhrer Vbung nicht allein ſehen auff diß / was fie dem — 
Libe vnd Gemuͤt nuͤtze ſeyn / ſondern auch was fie fir Erbarkeit vnd Wol⸗ heben, 
ſtandt an ſich haben / vnd wie es ihnen geziemen woͤlle. 

Alſo lobet der Saluftius der Jugurtham, daer noch nicht verderbet 
war dirch Ehrgeitz vnd groſſe Begierde zu regieren / denn derſelbe / fo bald er 
gros wuchs / ſchoͤn von Angeſicht / ſtarck von Kraͤfften / vnd geſchwinde von 
Vrerſtande war hat er ſich nicht begeben auff Schwelgen oder Faulheit / 
fondern wie es deſſelben Volcks Brauch war / auff reiten / ſchieſſen / wett⸗ 
lauffen / vnnd da er ſie alle mit Ruhm vbertraff / hat er ſich doch befleiſſiget 
jederman lieb zu ſeyn / andere hoch zuachten / vnnd von ſich am wenigſten zu 
reden. gr 
Bretſpiel / Karten ſpiel / vnd was dergleichen müffiger Leut Luſt ift ı ſoltu 
meyden / als ein ſchaͤdlich vnnd vnehrlich Spiel: denn in ſolchen Spielen iſt 
kein rechte Kunſt / ſondern Liſt / Betrug vnnd Gefchmwindigfeiridarinnhat , 
Feine ſtatt Vernunfft / Raht noch Weife / ſondern Gluͤck / gerath wol / vnnd Z-re 
Leichtfertigkeit / vnd begreifft das Bretſpiel in ſich alle Spiel dem Gluͤck vn⸗ 
terworffen / daher dieſelben auch bey Kindern geſcholten werden / wenn fie 
zuviel gebraucht / wie Martialis fein ſagt: 

Bretſpiel / Karten / mit Nuͤſſen 

Schlecht ſcheint / als ſeys nicht zu buͤſſen / 

Offt doch darob junge Kinder 

Koſten die Ruth nichts deſto minder. En 

Derhalben / dieweildas meifte als inn diefen Spielen begierlich Und Arren. 
betruͤglich pfleget zuzugehen / ſoll ein jeder fich maͤſſigen / daß er darinnen Luſt —— 
vnd nicht Gewinn ſuche. Denn es geſchicht / daß die vnvorſichtigen vnd eyn⸗ Alten. 


faͤltigen von den andern vmb das Gele gebracht werden. So ſindt auch L, —5 


vbnter dem Bretſpiel vnnd Kartenſpiel / zwey ehrliche Spiel / die da faſt pei 








mehr Kunſt als Gluͤck haben / als nemblich Ruͤmpffen auff der Karten / en se 
vnd Sortfeh auff dem Bretſpiel 1 welche Spiel fo viel deſto mehr den Alten —3 — 
geziemen. Das Schachtſpiel vbertrifft die andern alle gweyer Vrſachen me, fiel. 

gen / Bor eins daß es zu Luſt vnd ehren) ohne alles auffſetzen des Geldes ge⸗ 

ſpielet wirde / Vors ander / daß es cine vortreffliche Kunſt hat / vnd faſt des 

Gluͤcks nichts bedarff. Denn die Kunſt dariñen iſt ſo groß / daß hier nicht al⸗ Re — 
gein rechnen / Grentze vergleichen / Geometriſche Triangel und Quadrangel / —— 
Dialectiſche Mechodi, ſondern and) Kriegspoſſen / kluge — Kein 


vn 


N * ne 
2 ER ET REN 
N N EEG 3 


a Das erſte Buch / von Anrichtung 
vnd weiſe Anſchlaͤge gebraucht vnnd geybet werden, Es ſollen aber auch 
dieſe erbare Spiel nicht Gewinns halben / ſondern zu erquicken die Ge 
ſundtheit deß Leibes vnnd zu beluͤſtigen das abgematte Gemuͤth angewendet 
werden. — 
Es iſt aber leyder zuklagen / daß die Spieler die Natur vnd Eygenſchafft 
bekommen / daß wann ſie einmal dieLuſt vnd Siebe darzu eynnimbt / nicht kan 
Wweggebracht werden noch gemaͤſſiget (denn es ohne auffhoͤren zur Zeit vnnd 
Vnzeit darnach geſchicht / daher denn vielZeit vergeblich zubracht / da ſich viel 
mehr gebuͤhren wolt / dieſe Luſt vber zwo Stunden nicht zugebrauchen / auch 
ſonſten fein mal / als nach Eſſen) Denn wenn die Spielgeſellen kommen vnd 
anhalten / fo widerholen die Spieler dieſe vnmaͤſſige cuſt alle Augenblick / 
nicht viel anders als die Hurer jhre ſchaͤndlich e Luſt / darv mb der Ovidius 
wol geredt hat: 
Wer flug ſeyn will / der veracht gwinn / 
Das Spiel geht vngewiße dahin / 
Vnd ſpielen viel vnd gar zu offt 
Ein jeden hat gebracht zu ſpot. 


——— Es moͤcht wol jemandes ſagen / Warumb ſoll ich nicht billich das meine 
drd zu beſſern / vnd etwas gewinnen? Ja ein Gewinn ſtehet einem jeden frey / ſo ferrn 
dem lieb ſeyn er ehrlich vnd nuͤtzlich iſt / auch nicht mit eines andern Schaden vnd Vnbillig⸗ 
a geſchicht. Man weiß das Sprichwort bey dem Plauto: 

Ein jeder foll auff feinen Gwinn BE . 

Brauchen fein Liſt / ſondern recht Sinn. 

Denn vbel erworben Gut zugleich Schande bringet / vnd nicht lange daw⸗ 
ret / ſendern baldt verſchwindet / welchs man ſihet an groſſen Guͤtern / mir Liſt 
vnd Betrug an ſich gezogen / oder durch Wucher / Karten vnd Brettſpiel 
erworben. ER: 

Biemn Darumb ein jeder/der ein trewen Geſellen hat / wolle jhn ja abmahnen / vnd 

— abwenden von allen vnehrlichen Sachen / vnd ſonderlich von dem viel ſpielen / 
Sd leicht⸗ dargegen jhn anreitzen zu Erbarkeit / Hoͤfligkeit vnd aller Tugendt. 

en Dieſes erbares Werck bringet einem jeden auch groſſes Job I bey deſſel⸗ 

son, ben Geſellen Eltern und guten Freunden / auch bey allen weiſen verffändigen 

Leuten / darzu iſtes Gott dem HERRN IM Himmel angenemm vnd wolge⸗ 

faͤllig wie er ſelbſt diß bey dem Propheten Jeremia bezeuget / oa er ſpricht: 

Bo du die Frommen lehꝛeſt ſich ſondern von boͤſen leuten / ſo ſoltu meinLehrer 

ſeyn. Mit welchen er anzeiget / daß eben der das beſte Werck gethan / vnd 

GO TTam gleichfoͤrmigſten gehandelt hab / ja Goͤttliche Ehre verdienet / der 

entweder ſich ſelbſt oder ſeinen Nechſten (Denn Gott iſt nichts liebers 

noch werthers als der Menſch) vom Boͤſen zum Guten / von argem zu 

eben 


u 


— TEE 
u We I, 2 E74 4 


desaller beften Lebens des Menſchen. 65 
Sehen / vom Irrwege auff den rechten Weg bringer / und eines gottsfoͤrchti⸗ 
gen erbarn Sebensond Wandels einem andern Vrſach iſt. Hicher gehoͤrt 
auch der Spruch deß Apoſtels lacobi, da er alſo ſpricht: Sieben Bruͤder / ſo 
jemand vnter euch jrren wuͤrde vonder Warheit / vnd jemand bekehret jn / der 
ſoll wiſſen / daß wer den Sünder bekehret hat von dem Irrthumb feines We⸗ 
ges) der hat einer Seele vom Todte geholffen / vnd wird bedecken die Menge 
der Suͤnden. u 


Das XLV. Capitel. 


Wie man in allem Thun vnd Handel Vernunfft ſoll zu 
Raht nemmen. | | | 


M An ſoll in allem Thun vnd Wandel vorſichtig ſeyn / vnd ſo —— 


viel Vernunfft vnnd Rahts anwenden I daß einer nicht heute thue / Zar harte e⸗ 
daß es jhn Morgen gerewe. Denn es iſt ein Schande / ſolch Ding — 
thun oder vollbringen / daß einer darnach ſagen muß: Ich haͤtte es nicht ge⸗ Borfichtige 
dacht. Vnd damit nicht jemand dahin gerahte / ſo thue er nichts leichtfertig ld 
noch gar zu ſchnell / fondern alles bedächrig / mit reiffem Rath vnd alfo weiß. = 
lich / daß ers gar eben mit der Wage der Dernunfft abwaͤge. Denn alſo der 
Saluftiusrccht ſaget: Ehe du was anfaͤheſt / ſo halte guten Rath / wenn du aber 
des Raths einig biſt / ſo thue es baldt. Vnd der Cicero: Man ſoll in allen 
Dingen /ehe man ſie anfaͤhet / fleiſſſge Berathſchlagung zuvor halien. Vaher 
gehoͤret auch das Sprichwort: Eyle mit Weile. Vnd das ander / Es iſt riſch 
genug / ſo es gut genug itt. | 


Das XLVI Fapitel. 
Wie man nichts thun foll/ daran man zweiffelt. 


NMIJemandt thue ja etwas / das da noch im Hertzen einen Ha Marien. 
cken hat / oder Zweiffel bringen kan / alſo daß er noch nicht mit ſich ei⸗ daran man 
nig iſt / ob diß / das er anfahen will / billich oder vnbillich ſey / deun wie net. 

der Cicero ſagt: Die Billigkeit weiſet ſich allezeit ſell ſt / vnd iſt effenbar ae OT 
nug / auch allegeit verwand mir Erbarteit vnd Tugendt: Aber dar Zweiffel iſt inaercestige 
ein Bruder der Vngerechtigkeit vnd aller anderer Laſter. Hieher gel oͤret auch nd 
die Schre Pauli: Selig iſt der jh m ſell ſt kein Gewiſſen machet / in deme das Yen X str, 
annimmer/das iſt / der in dem was er anfaͤhet / nicht mercket ein widerſpenſti⸗ Remaa. 
as Gewiſſen. Vnd ob wol der Apoſtel diß geſchricben hat ven der Wahl der 

Speiſe / vnd von Verhuͤtung des Ergernuß / wie oben bezeuget iſt / jede ch fon 

man es auch auff alle and ere Ding geſchicklich dcuten: dcñ in alien hin ind 
Se. Im Rerdd 





66 Das erfte Buch/von Anrichtung 
Wandel / was wir nicht getroſt vnd beſtaͤndig fondern wanckelmuͤtig vnnd 
zweiffelhafftig thun / das iſt allbereit durch vnſer Gewiſſen als ein Richter 
verdampt / vnd tadelhafftig worden. Denn was da nicht koͤmpt aus Glau⸗ 
ben / damit wir Gott allein gefallen / vnd welchem das Gewiſſen widerſpricht / 
iſt ſuͤndlich vnd vnerbar. Denn wenn einer zweiffelt auch an einem guten 
Thun / ob es boͤß oder gut ſey / vnd ers daruͤber thut / fo zeigt er an / daß er ein 
vnbillich Ding auch thun wolte / wenn er nur Gelegenheit darzu haͤtte. Aber 
die rechte Gottesfurcht vnd Weißheit / in rechtem Glauben an den HERRN 
Chriſtum bekraͤfftiget / vnd mir dem heiligen Geiſt erleuchtet / die chut alles 
wol vrtheilen vnnd vnterſcheiden / laͤſt auch nichts anfangen / das da vor 
oͤſe moͤchte angeſehen werden / oder das Gewiſſen des Gemuͤts betruͤ⸗ 
en. | 


a Das XLVIr. Gapitel, 
Der guten Tugendt vnd der böfen Laſter Sohn. 


— As der alte Cato ſeinen Geſellen offt hat pflegen eynzubin⸗ 
uſt bald da Be : 

Hin/ond G den / das ſoll vns allen billich in vnſer Hertz geſchrieben ſeyn. So du 
se ’ was ehrlichs und rapffers thuſt mit Arbeit / fo gcher die Arbeit balde 


gernah dahin / aberdie redliche That bleibt famprder Tugendt ewig. So du mit 
— Luſt das Boͤſes begeheſt / ſo gehet diesuftin einem Augenblick dahin / vnd weh⸗ 
tet iange und ret kleine weil aber Schande vnnd Schade iſt gros / vnd als ein vnausleſch⸗ 
bleibet ewig. liches Laſter haͤngets immerdar an. Hieher gehoͤret das Sprichwort: Wer 
einmal zu Schanden kompt / der kompt nicht wider auff. Denn wer ein⸗ 
mal ſeine Ehre vnnd Redligkeit verleuret / der kan nicht bald wider gut wer⸗ 
ed „den / wenn er gleich reich wird vnd Geldt ſamblet. Alſo der Plato die junge 
Platone, Seutauch hat wollen vermahnen / zu jhrer ſelbſt beſten Heyl vnd Wolfart / 
da er jhnen vor die Augen beyde Bilder / eines der Tugend / das ander der 
ſchaͤndtlichen Wolluft abmahler. : denn den Luſt / kleine Suͤſſigkeit vnnd 
— kurtze ebligkeit / folget ſchnelle Rewe / groſſe Angſt des Gemuͤts / vnauß⸗ 
gent ben ſprechliche Vnruhe des Hertzens / vnnd ein ewige Pein. Hinwider der 
Pigtone, Tugendt kurtze Arbeit vnnd kleines Elendt / folget von Fuß auff nach I ein 
gutes Gemüt! ein ruhiges Hertz / ein ſtilles Gewiſſen / vnnd eine rechte 
ewige Freude. Daher gehoͤret auch der Spruch des heiligen Gregorij: 
Pi da beluͤſtiget / iſt wie ein augenblicks Freude / aber das Creutz gibt ewige 


* nr Re 








des aller beſten Sehens des Menſchen. 67 
Dasxıvıu, Capitel. 
Wie man in allen Thun und WandelGott vor allen Dingen 
ſoll zu Raht nemmen. 


MER Is einer gedenckt anzufahen oder zuvollbringen / darinnen Anfangarte 

va nemmeer Gore den allmächtiaften vnnd allerweifeften ja su SU Degen 

1. vnd Rath. Alſo / ſo du was reden ond fehreiben wilft oder fo du fonft Sour ges 

ein öffentliches Ampt oder jrgendr ein andere privat Sache anfaheftlalsruf (heben, 

fe an feine örtliche Gewaͤlt / daß er mir feiner Götrfichen Krafft dir das be, —— 

ſte und heylſamſte eyngebe. Denn es kan nicht wol außgeſprochen werden / denen die ats 

wie viel es zu gutem Gluͤck helffe / alle vnſer Thun vnd Wandel mit Gott — 

anfahen / vnd von Gott erbitten. Vnd warlich was nicht alſo angefangen iſt / 

das gehet nicht gluͤckſelig / noch wol fort: daher die Drawwort Gottes kem⸗ Cap z0. 

men bey dem Propheten Eſaia: Wehe den abtruͤnnigen Kindern / ſpricht der Honregieree 

HExRxdiechne mid) rath ſchlagen / vnd ohne meinen Geiſt Schutz fuchen. Feanuın 

Mit welchen Worten er eitel Vngluͤck und boͤſen Fortgang anmeldet / date Weſen. 

vmb daß fie anderswoher / als von jhm / jhrs Heyls Huͤlffe ſuchten / jhn nicht 

zu Rathe nem men / noch jhn darvmb fragen / da doch alles jhme vnterworf⸗ 

fen iſt / nach feinem willen und Wancken gehet. Denn durch jhn / wie Sa⸗ Provelb.s 

lomon ſaget I regieren die Könige, / vnnd die Rathherren ſetzen das Recht / 

durch jhn herrſchen die Fuͤrſten / vnd alle Regenten auff Erden / ſein iſt beyde 

Rath vnd That / ſein iſt Berſtandt vnnd Macht / die da wandeln auff dem 

rechtens Wege / die berathe ich wol / vnnd mache jhre Schaͤtz voll. Darvmb 

dieweil alles nach dem Willen Gottes vollbracht wirdt / vnd Gott die fuͤr⸗ 

nembſte Vrſache iſt aller Dinge / ſo laſt vns von jhm ja fleiſſig vnd ernſtlich 

bitten Gluͤck in vnſern Beruff / vnnd alles was vns gut vnnd noͤtig iſt / zum 

zeitlichen vnd ewigen Leben. Welches der HER RChriſtus anzeiget / da er Meno, 

ſpricht. Sucher zum erſten das Reich Gottes / vnd ſeine Gerechtigkeit / ſo wird 

euch das ander alles zufallen. | ra eek * 
Vnd was fan ſeyn für ein alieffeliaer Anfang des Tages / als den man Zıfansds 

nimmet von Betrachtung der Goͤttlichen Sachen / vonder Evangeliſchen tefenin ter 

Lhr / vnnd von Ehre der Goͤttlichen Majeſtaͤt rim leſen Gottes Worts oder due, 

Anhoͤrung der Predigt in feinen heiligen Namen -. m 


| Das xLix. Gapltl,  - 
Wie die Fruͤhſtund vnd Mi rgenrot am bequembſten ſey / ſich 


vnd fein Gemuͤth zu Gott zu wenden, 
J ij Keim 


68 j ‚Das erſte Buch / von Anricheung 
Früeſtunden Eine Zeit des Tages iſt bequemer dem Gemuͤte in Gottes 


— Sachen / als die Fruͤſtunde vor Mittag / denn dieſelbe zeit iſt des Men⸗ 
befte Zeit Yſchen Gemuͤt munterer / wackerer / vnd geſchickter su allen guren Ge⸗ 


zum beten · dancken. So bezeuget hin vnd her auch die Bibel / daß die H. Propheten dieſe 
Zeit ſonderlich zu Gott ſich gewendet / jhn geehret vnd gepreiſet haben / dem 
da David in aller Angſt war / ſpricht er:. HERR früh wolleſtu meine 3 
Platse mæe hoͤren / fruͤe will ich mich zu dir fchiefen / vnd darauff mercken: GOTT 
du biſt min GOTT früe wache ich su dir. Vnd: Eſaias Fruͤhe ermun⸗ 
PIE gererfrüheermuntere mich der HERR / zwacket mir die Ohren / daß ſie hoͤre 
den rechten Meifter. Vnd widerumb amandern Ort ſprichter: Don 
Hertzen begere ich dein deß Nachts / dazu mit meinem Geiſt in mir wache ich 
fruͤh zu dir. Mit welchen Worten der Prophet anzeiget / daß ſein Gemuͤt vnd 
alle Kraͤffte der Seelen I auch alles Vermoͤgen des Leibes / aller Geiſt im 
Menſchen leblich vnd ſinnlich / vnd alles was in vns iſt / in Gott gantz vnd 
gar vertieffet ſey / alſo daß keine Zeit fuͤrvber gehe / darinnen wir nicht Gottes 
gedaͤchten / vnnd daß alle vnſere Wort vnd Thun / ja auch vnſer Gedancken 
auff Gott gerichtet ſeyn. —— 


DL. apitel. 


Wie im Ende des Tages man ſoll von ſich ſelbſt Rechnung 
fordern alles des / was man den Tag vber gethan hat. 


N ſoll auff den Abendt ſchlaffen gehen / er habe denn 


Cap. 6. 


bey fich ſelbſt in feinem Gemuͤth fleiſſig widerhofer und wol bedacht / al⸗ 
les Geſchaͤfft / Handel vnd Wandel / vnd was den gantzen Tag geredt 
gm&nde vnd geſchehen ſey. Alſo frage dich vnd dein Gemuͤt ſelbſt im Ende des Ta 
des Tages ges / was dur heut fiir boͤſes geſtillet vnd geheilet haſt: Was für laſter du vber⸗ 
ſouman ſtreitet vnd Vberwunden haſt / in welchem theil du beſſer worden biſt: wieviel 


rechnnug al⸗ 


tes Zpuns du an Gottes Furcht zugenommen haft / wie viel du dich in Erbarkeit vnnd 


tugendt gemehret haft. 
—— Wo du ſeiſt heut fuͤrvber gangn / 
Wieviel dieſe Zeit erlangeſt / 
Das auch noch nicht geſchehen iſt 
Wie zierlicher deßwegn du biſt / 
Was Vrſach diß in ſich gehabt / 
Warvmb das andere nicht trabt / 
Wie dieſe Meynung gut bleiben 
Wie beſſer wer anders treiben / N | 
RER, iR Wie du 


des aller beſten Lebens des Menſchen. 6 
Wie du erbarmſt dich der Elenden REN 
Vnd thuſt deinen Schmergen wenden. 

O wie ſehr ruhig vnnd ſtill wirdt dein Gemuͤth ſeyn / wie ſtill vnnd ſanfft Wie man al⸗ 
dein Schlaff / wenn du das verricht haſt vnnd ein guten Fuͤrſatz noch beſſers 1e Race em 
Lebens anderer Tage in dein Gemuͤt ſchleuſtꝰ Aber dieweil des Tages Arbeit —* 
vnnd was man bey Tage vor hat / im Schlaff offt fuͤr kompt / ſoll man Fleiß anderer Ta⸗ 

Anwenden I daß des Tages vber man nichts thue I denn ehrliche Handel Klynir 


vnnd Wandel) damit die Nacht Ruhe nicht verderbet / noch jrre gemacht des Zaues- 
werde, } seiten — 
yn. 


Das Ln. Kapitel, | 


Niemandt ſoll ſeine Lafter oder boͤſe Thaten entſchůldigen noch 
geringe machen. 


D etwas vbel gethan iſt / vnnd durch Abfuͤhrung des boͤſen Safkerund 
I Willens von der rechten Vernunfft gejrret / ſoll einer nicht gedencken / —— 

RNwie an Irrthumb nicht viel gelegen / noch wie erden entſchuͤldigen vnd wandes vor 
gering machen wolte. Denn Verachtung der Suͤnde vnnd boͤſen Laſtern ee 
bey fich ſelbſt macher vnverſchembt / und giber Vrſach die Safter zu widerho⸗ 
len. Alſo da Daviderfahrenhar / wieviel Boͤſes aus folchen jrrigen Ge; Pfat.9- 
dancken komme / ſpricht er: HER Rdu erforſcheſt mich vnd erfenneft mich! 
ich ſitze oder ſtehe auff / fo weiſtu es du verſteheſt meine Gedancken von fern. 
Mit welchen Worten er bittet / daß von jhm ſelbſt moͤcht fern ſeyn boͤſer 
Sinn /boͤſes Gemuͤth / dadurch die boͤſen ein Schelmſtuͤck vber das ander 
thun / vnd jre Laſter noch entſchuͤldigen wollen / ja trotzen wer jnen etwa s Boͤ⸗ 
ſes zumeſſen duͤrffte. Daher kompts / daß wenn ein ſolch boͤß Gemuͤth an die 
Laſter ſich gewehnet / vnd der boͤſen duſt fo gar ergibet / daß er von Tag zu Tage 
mehr in Sünde / Schande vndLaſter gerathe / und feine Hoffnung des Auff⸗ 
hoͤrens mehr iſt. Daher gehoͤret der Spruch Salomonis: Wer feine Mille Proverb.i8. 
that leugnet / dem wirdt nicht gelingen / wer ſie aber bekennet vnd laͤſt / wirdt 
Barmhertzigkeit erlangen / Wol dem der ſich allezeit fürchtet / wer aber halß⸗ 
ſtarrig iſt / der wirdt in Vngluͤck fallen. Damit er anzeiget / daß die Boͤſen 
jhren guten Namen ſo ſehr verlieren / vnd jhre Schand ſo hoch begehen / daß 
ſie nimmermehr wider redlich werden koͤnnen. 

Gleicher geſtalt ſeyndt vnrecht die da etwas Boͤſes begehen / vnnd inn Des Gece⸗ 
Suͤnden gefallen ſeyn / vnd nicht erkennen jhre Bubenſtuͤck / wenn gleich das mit 


gung iſt / die 


Gewiſſen ſie dahin dringet / ſondern ſtillſchweigen / vnd alles gerne verdunckeln Sünde zu⸗ 
J r \ >‘ ij vnd ver⸗ verbergen. 


1 


Ba Das erfte Buch / von Anticheung 


vnnd verſchweigen wollen. Denn dieſen geſchicht wie den kleinen Kindern? 
denen was verbotren wirdt / vnd fiees doch darüber thun / vornemblich / wenn 
ſie vermeynen / es werde heimlich bfeiben / vnnd die Eltern werden es nicht 
erfahren. Deſſen Exempel find zuſinden in Adam vnnd Cain / vnd in jhren 
Nachkommen / vns allen! auff welche dieſe boͤſe Seuche geerbet ift.=Derhals 
ben wer da will ſeinen guten Tagen ſelbſt rathſchaffen / vnd ſolche Marter des 
Gewiſſens verhuͤten / der woͤlle ſeine begangene Sünde nicht leugnen / noch 
Se verdunckeln / ſondern Gott offenbaren; denn die Erfännenus der Suͤnden / 
der Sünden vnd Bekaͤnntnus des Boͤſen / erlanget Gnade vnnd Vergebung der Suͤn⸗ 
Zanget den: Aber das verſchweigen vnd verdunckeln / machet alles a ärger / vnnd gie⸗ 
Plan bet zu vielen Boͤſem Vrſach / welches der heilige David bey ſich ſelbſt woler⸗ 
fahren hat / daerfpricht : Denn daichs wolte verſchweigen verſchmachten 
mir meine Gebeine durch mein taͤgliches heulen. Die Pein vnd Marter 
des Gewiſſens hat ſolch ſchreyen vnd heulen angericht / aber doch hat die Be⸗ 
kaͤnntnus der Miſſethat nicht herauſſer gewolt / vnd nicht lange hernacher be⸗ 
denckt er ſich anders / vnnd offenbaret ſeine begangene Suͤnde Gott dem 
HERRN denn er wol weiß / daß er willig vnnd gnaͤdi g 1 zu vergebendie 
Sünde) allen denen / die von Merken fich befehten/ vnd jhre Laſter bekennen / 
derhalben faffer er wider ein Herk vnd fpriche: Ich Hab es gefager / ich will 
dem HERAN meine Vbertrettung befennen / da vergabeſtu mir die Miſ⸗ 
ſethat meiner Suͤnde. Denn ſo groß iſt die Liebe Gottes gegen die Menſchen / 
die Verſuͤnung vnd Sanffenmitigfeit / daß wenn ſie mit Ernſt nur dencken 
Buſſe zu thun / als baldt er jhnen die Suͤnde vergiebet. Welches er auch 
durch den Propheten Eſaiam anzeiget: Ich werde funden von denen / die 
Ce... mich nicht ſuchen / vnd zu den Heyden / die meinen Damen nicht anruffen / 
ſage ich I Hiebinich. Damit Gott der HERR erflärer feinen gnaͤdigen 
vnnd beaierigen Willen! Gnade vnnd Gunſt gegen dem Menſchen / der da 
in feinem Hertzen einen rechten Vorſatz eines beſſern Lebens für ſich nimbt. 
©ap.18. Deßgleichen auch der Prophet Ezechias ſagt / Wo ſich der Gottloſe be⸗ 
von allen ſeinen Sünden die er gethan hat ſo ſoll sr leben vnnd nicht 
rei en, 


Das LII. Kapitel, 


Wie alles was vns Gutes begegnet / wir nimandts anders 
als Gott zu dancken haben. 


ne Enneinem in diefem armen geßrechlichen Leibe / vnnd ver⸗ 
—— * gaͤnglichen vnbeſtaͤndigen Leben / etwas herrliches / ſtadtliches / vnnd 
ee anſehnlichs begegnet / fo einem zukommen Acker vnnd Hauß / ſo da 


zuflieſ⸗ 


⸗ 


| 





J 


deß aller beſten Lebens dep Menſchen. 71 
zuflieſſen Geld vnd Gut / vnd dieſelben zieren / Ehre / Redligkeit / groſſer Na 

me / Wuͤrde vnnd Ruhm / ſo das Gemuͤte begabet iſt mie Weißheit / Der 
ſtandt / vnd beſcheidener Klugheit / ſo der Leib geſundt vnd wol auff iſt / ſo auch 

etwas mehr vnd beſſers vns begegnet / So ſollen wir das alles dem guͤtigſten 
himliſchen Vatter / von welchem alles Gutes herkompt / fleiſſig dancken. 
Paulus ftraffer alſo die auffgeblaſenen / vnnd will jhnen benemmen den on, "Torre 
nuͤtzen Stoltz / mit dieſen Worten: Was haſtu / das du nicht empfangen 

haſt? So du es aber empfangen haſt / was ruͤhmeſtu dich denn / als der es 

nicht empfangen haͤtte? Dergleichen Gott der HERR bey dem Prophe⸗ 
ten Jeremia ſelbſt diß von vns erfordert: Ein Weiſer ruͤhme ſich nicht ſeiner 
Weißheit / ein Starcker ruͤhme ſich nicht feiner Staͤrcke / ein Reicher ruͤhme 

fich nicht feines Reichthumbs / fondern wer ſich ruͤhmen will der ruͤhme ſich 

des / daß er wiſſe vnnd erkenne / daß ich der HERR bin. Wie auch Paulus 1 Cor x 
ſagt: Wer ſich ruͤhmen will / der ruͤhme ſich des HERRN ef Chriſti / * Cotao 
welcher vns gemacht iſt von GOtt zur Weißheit / vnnd zur Gerechtigkeit / 

vnd zur Heiligung / vnd zur Erlöfung. Vnd daß Niemandt jhm ſelber lieb⸗ 

koſe / noch ſich vberhebe in euſſerlichen Gaaben / ſo erinnert vns der Apoſtel 
Paulus / daß wir ein ſolchen Schatz tragen in jrrdenen Geſchirre / das iſt / 

in einem ſchwachen ſterblichen Leibe / damit jederman offenbar wuͤrde / daß 

ſolches Gottes Krafft vnnd Hoheit allein / vnnd nicht des Menſchen Ver⸗ 

moͤgen zu zuſchreiben ſey. Aber wie aller Verſtandt / Weißheit / Erbar⸗ 

keit vnnd Tugendt / GOTTonnd dem Vatter aller Weißheit / von wel⸗ 

chem alle Gaaben und Geſchenck kommen / nach der Lehr des Apoſtels Ja- 

cobi⸗ zugeeignet werden ſollen: Alſo alles Boͤſe / Vnerbares / vnſerm bo, Carr. 
fen Willen ſoll zugeſchrieben werden / vnd mir dem wenigſten nicht GOTT ee 
jugemeffen werden, Denndie Suͤnde vnnd Vbertrettung Goͤttlichs Ge⸗ vniermböfen 
boes / ha nicht allein mit ſich gebracht allerley Elendt / Sammer / Noch des Pl 
Leibes vnd der Seelen / endtlich auch den Todt / ſondern auch hat vns eynge⸗ 
pflantzet alle boͤſe Zuneigung zur Buͤberey. | 


Das LIII. Capitel. 


Wie man Wahl vnd gut Bedacht halten ſoll im Beruff des 
Lebens. Er 


% 


“ 


IR 8 deme er die Zeit feines Lebens zu zubringen und zuveraltern gedenckt / 


F RE da will einen gewiſſen Beruffdes Lebens annemmen / in 


der foll ſleiſſig uſehen / daß er bedaͤchtig diß anfahe vnnd nicht 
leichtlich ſich dieſem Leben ergebe / davon er nachmals / wenns jhn — 
za a nicht wo 


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ala u A —* RL, 


2 Das erſte Buch / von Anrichtung 
Bedacht in 


Annemmung nicht wol konte ledig oder [of werden. Denn die da zu jung vnnd ohne Be⸗ 
eins Be⸗dacht ſich auff ein gewiſſes sehen begeben / darinnen ſtets zuleben / die haben 
Hirt: hernacher/ wenn ſie es vberdruͤſſig worden / viel Jammers vnd Elendt. Dar, 
vmb / daß nicht jemandt vnvorſichtig ſich verbinde / ſo nemme er jhm eine Zeit 
zu rathſchlagen / welchen a des Lebens er eyntretten will ehe er jhn an⸗ 
nemm ne. 
* r. nf In welcher Serarkiählänuitg, wie der Cs vermahnet / ein jeder 
Sun — ſeine — Natur anſehen ſol / ob ſie neben angewandtem Fleiß ſeines Be⸗ 
Varuffs wei⸗ ruffs / auch koͤnne Beſtaͤndig in demſelben Leben verharren. Denn viel die 
—5 nach guten ‚Dingen ſtreben / haben nicht fogroffen Mangelan ihrem Wil⸗ 
len / als an jhrem vermögen/ond wenn fieden nicht bey dem HERRRChriſto 
ſuchen / kommen ſie auff viel Aberglaubens / das iſt / nur auff einen Schein 
der Religion. 
Zejan.ie. Darumb vnſer Schutz / Huͤlff vn d Heyl ——— zubitten iſt / von 
hü:ff dee Be, dem SJERRN Chriſto / durch welchen einigen — g/ wir indiefer Welt / zu 
ruffs toͤmpt dem gewuͤndſchten geben gefuͤhret werden. Dennerift die Thuͤr die ung 
le  auffmachtden zugang zu dem himliſchen Vatter / er iſt der Weg / die War 
heit vnd das Leben / von welcher vns abwenden wil der Satan / der ſich ver⸗ 
kehret in einen Engel des Liechts / vnd durch ſalſche Lehrer / falſches an ſtatt 
der Warheit / zweiffelhafftiges an ſtatt des gewiſſens / verfaͤlſchtes vor reines] 
ſchaͤdtliches vor heylſames / vnſerm Gemuͤth eyngibet. Das iſt der erſte Be⸗ 
trug vnſers Feindes geweſen / Damit er Adam angegriffen harıfein Gemuͤth 
verdunckelt / jn vnverſehens / vnd eynfältig vnter der Geſtalt der Warheit ver⸗ 
führer hat / vnd ſene Nachkommen zuverfuͤhren noch nicht auffhoͤret / ja an 
ſtatt des wahren Gottesdienſts vnd heylſamer Religion / Aberglauben / Ab⸗ 
goͤtterey / falſche Lehr / vnd zweiffelhafftige Art des LKebens darſtellet / endtlich 
nichts vnterlaͤſſet / damit er nur moͤcht das menſchliche Geſchlecht von dem 
rechten Erkaͤnntnus Gottes abfuͤhren / vnd dem Gemüth —— ein 
blawen Dunſt vnd blinden N tebel machen. 


; Dasııv. Sapit. 
Yon der rechten: vnd ordentlichen —— des Ehe⸗ 


ER 


ſtandes. 
Diede Er Eheftande ift eine rechteosdentliche und — | 
——— Gemeinſchafft Mannes vnd Weibes / von Gott ſelbſt eyngeſett / eins 


ds. Theile zu meyden die vnordentliche Luſt vnd Schande) eines Theils 


Kinder zuzengen, Vnd nicht allein der heilige Paulus / ſondern auch der 
Columel- 


| 
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Rath pflegen vnd wolerliche gar davon gefiorben ſeyn. Darumb daß nicht 





deß aller beſten Leben 
Columella nach der Hauslehr Xenophontis ſchreibet: daß der Eheſtandt 

von Natur erdacht wete / daß nicht allein die aller leblich ſte / ſen dern auch die Fopanges, 
nuͤtzlichſte Geſellſchafft deß ebens gehalten wuͤrde Denn damit das menſch⸗ Genefn. 
liche Geſchlecht mit der Zeit nicht vntergieng / hat Bott gewolt / daß der Mañ 

dem Weibe verehelichet auch mir zugethanem Goͤttlichen Segen / damit er 

in diefenongertrenfichen Ehe auch haͤtte einen Gehuͤlffen / mir deme er auſſer⸗ 

halben des Kinderzeugens zu gleicher Gefahr vnd Gluͤck alles Lebens / d 
aller Haab vnd Güter verbunden were. Derwegen dieweil der Eheſtandt iſt ee, 
ein ficherseben/ond des menfchlichen Geſchlechts / das zum Kinderzeugen 4% gande bege⸗ 
artet iſt / hoͤheſte Notturſſt / ſo thut ein jeder wol / der ſich in Eheſtandt begibet / ber 
vornemblich wenn er erwachſen wird / vnd ſeine rechte Staͤrcke des Leibes be⸗ 
kommet. Die thun aber vnrecht und dem Alter Gewalt die da vnzeitig vnd pergegur 
zu riſch ſich in den Eheſtandt begeben / vnd nicht jrer Kraͤffte zunemmen vnd unscic ın den 
Starcke der Natur betrachten. Denn eiliche ob fie wol noch nicht mannbar / ea kenuken, 
doch vnvorſichtig vnd durch anreitzung anderer in diſen Standt ſich begeben / a 
welcher erlicheich gekannt / daß ſie das erſte Sahralfe von Kräften fommen 
ſeyn / daß ſieſich nicht wider haben erholen koͤnnen / ſendern muͤſſen der Aertzte 


no deß Menſchen. = 


Kinderjedernicht viel mehr als Kinder / ſich verehelichen / woͤlle ein jeder feine 
Kraͤffte ſelbſt ermeſſen und bedencken was jhm zutraͤglich ſey edernicht. 
Das iſt wol wahr / daß etwann erliche Leute ven drey zehen Jahren fo ſtarck Zpſerane 
vnd groß / auch geſchickt zum Eheſtandt / als andere von achtzehen Jahren Leuten &hes 
erwachſen / die da zum Eheſtande nicht vnbillich zugelaſſen / fo fie ſen derlich ſtanet. 
derſelben ſich maͤſſig die erſten drey oder vier Jahr gebrauchen / vnd es ehr⸗ — 
lichenötige Biſachen erfordern. Wer ſich aber gedenken Eheſtandt u. nme 
begeben) ſoll vornemblich dasin acht haben / daß er auß ehrlicher Freundt⸗ Freyen. 
ſchafft / mehr ein erbares I redliches / ſche mhaftiges vnnd frommes / als rei⸗ | T- 
ches (wiewol diß auch nicht aus zuſchlagen iſt) Weib bekomme. Denn / wie a Er Ge⸗ 
der Poet ſaget / Frömmigkeit iſts beſte Reichthumb. So lautets auch gar 
wol bey dem Plauto, welches alle Jungfrawen end Frawen wol mercken Srömmiatew 
follen: Ich halte das nicht für in Morgenogabe / was man Morangaabe !ı? tar 


- nennen fondern Scham vnd Zuͤchtigkeit / moͤſſige Siebe, Sertesfurcht/siche 


gegen die Eltern / vnd Einigkeit mir dan Freunden / Gehorſam dem Manne / Diercte 
ſollen Eltern billiche une fleiſ ige Sorge tragen / daß nicht das weibliche Ge ee 
ſchlecht / ſenſt ſchwach und gel rechlich / wenn sg zu jhren mannbaren Sahren — 
koͤmpt / zu Tall kemme oder in Schande gerathe / vielmehr fromme Eltern 
jre Toͤchter zu Ehre vnd Tugendt ziehen ſollen / vnd fie zu aller Erbarkeit vnd 

allen vnſtraͤfflichen Sitten ainſtlich ben, Dan N sol fo boͤſe Eltern / 

— die da 


en gegen dan Amen / Hauf haliung mie Frem men. Darımb Torsr 


- 


Ge ET 


74 Das erſte Buch /von Anrichtung 
die da vbeljhrer Jungfrawen Zucht vorftehen: denn fie verderben fie ſelbſt 
mit böfen eynheimiſchen Erempeln/ond thun jhnen Thuͤr vnd Fenſter auff / 
zu aller Trunckenheit / Kuͤnheit vnd vnverſchaͤmbien Vntugendt / daher es 
geſchicht / daß ſie allmehlich ſich gewehnen / die Scham vnd Zucht abzule⸗ 
gen / vnnd zu allen boͤſen zu vberreden zu laſſ en! oder ja ſi ſich nicht ſehr zu weh⸗ 
ren. 
— — Aber drey Ding ſeyn vornemblich vnter vielen boͤſen Laſtern / die bey den 
vornemblich nerven Eheleuten zu ſtraffen find/als daraus das allermeiſte Boͤſe koͤmpt. 
aubedencken. Das erſte / daß der meiſt teil der Leute / ſchnell vnd vnbedacht / auch ohne 
I Rath dieſen Standt des Sehens anfahen / vnd in dieſem Alter / welchs zu dies 
ſem Eheftand noch nicht dienet. 


2. Das anderidaß etliche gar zu langſam ond im gröften Alter 1 da Krafft 
und Macht weg iſt / ſolchen Eheſtandt anfahen. 
3. Das dritte / daß viel aar ungleich zuſammen heyraten/ein Geſunder zu ei⸗ 


ner Krancken / ein zunger / der das Geldt anfiherizu einem alten Weibe / welchs 
gar wider die Natur iſt / ein alter Mann zum jungen Maͤgdlein / welches 
nicht gar kan geſcholten werden / auch nicht der Natur zu wider / noch vnrecht 

iſt: ſintemal viel alte Maͤnner vermoͤgen Kinder zu zeugen / welchs in alten 
Weibern vnmuͤglich. 

Aber wie in juͤngern Leuten die da freyen wollen I billich geſcholten wir * 7 
vnbedacht vnd eyl / alſo auch in aͤltern / das auffziehen vnd harren. Denn wer 
fich allzuriſch vnd vnjzeitig laͤſſet allhier binden / vnnd von Leibe nicht Kaffe | 
noch Macht hat / der gehet bald onter/in einem oder dem andern Sahr. Der . 
auch zu lange harret / vnd leſſet das Freyen viel Jahr fuͤruͤber gehen der hat 
ein eynſames trawriges Leben / oder geräth noch wolin verbottene / ſchaͤndliche 
Hurerey / welchs mã ſihet an ſo vielen Frantz oͤſiſchen / krumen / Podagriſchen / 
vnd rinnenden Augen / welche alle gemeiniglich das boͤſe Leben fo lange trei⸗ 
ben / bis ſie ſein vberdrüffig ſeyn / vnd darnach erſt ſich in Eheftand begeben 
da denn fie deſto weniger Freude vnd mehr Vnluſt haben / weil fie durch vo⸗ 

rige Vnmaͤſſigkeit jhnen Schaden gethan haben vnd vmb dit Hoffnung 
Fruͤchte zu zeugen gebracht. 


Das Capitel. | 
Miealle Gemeinſchafft der Weiberanfferbalbd des Eheſtan⸗ 
des ſuͤndtlich vnd ſchaͤndtlich / auch wider den rechten Ehe⸗ 
ſtandt iſt. 


———— Emnach der Hein Chriſtus vnd die Apoſieln verfluchen 
— ——R ——— ——— | 


groffe Suͤb⸗ 


deß alter beften Lebens deß Menſchen. 75 

Reich Gottes außſteſſen alle / die fich mir Ehebruch eder Hurerch ix Regler Saure. 
fo ſehe ich nicht / wie die andern / welcheden Eheſtandt fiehenitinden oſes Oebraꝛ. 
vnzuͤchtiges geben führen / ſich entſchuldigen mögen. Dann etliche werden 
gefunden / die da auſſerhalb der Ehe eine Zeitlang eines gewiſſen Weibes 

ſich halten / aber vnehrlich vnd wider jhr Gewiſſen. Denn ob fie wol fuͤrgeben / 

es ſey jhnen gelegener I daß fie. alſo eine haben / vonder ſie allezeit mögen ab⸗ 
 Taflen / jedoch erfahren fie bißweilen groͤſſere Widerwertigkeit / vnnd muͤſſen 
viel vnbilligers leyden von den loſen Brecken / als ein Chemann von Gr gas er 
nem chriichen Meibe Dazu koͤmpt auch dis Vngluͤck / daß ſolche loſe Wei / Gemein 
ber dutch lange Gemeinſchafft baldrtroriger werden daß ſie auch dem / der TE mE, 
fie verſtoſſen oder auch weglaſſen will] trotz bieten doͤrffen / vnd allen Tumult gen Ders 
machen. Dieſer Exempel ſeynd viel zu finden bey den Pfaffenkoͤchin / mit de⸗ 
nen fich die Geiſtlichen / weil ſie nit hehraten duͤrffen / behelffen. Denn es ein Zem® 
ſchweres vñ vntraͤgliches Weſen / Ehelos leben / ſonderlich den geſunden ſtar⸗ ferhalben der 
cken. Darvmb jrren fie gantz vnd gar / vnd ſeyn blind in der Wahl menſchli⸗ SP a 
cher Gefellfehaffe / dieda meynen ſie leben wol vnnd friedlich / wenn fie fein Fe 
Eheweib haben / vnnd eine andere an die ſtelle daheime halten / oder noch wol 

auſſerm Hauß ſolche loſe Weiber beſtellen / mit denen ſie Gemeinſchafft ha⸗ 
ben / wenn ſie woͤllen Denn daß ich geſchweige des vnruhigen Gemüts vnud 

böfen Gewiſſens / ſo muͤſſen fie mehr Zorn vnnd Verdruß / auch Eyfer vnnd 
Argwohn / als von einem verehlichten vnd trewen Weibe / die gantze Zeit jhres 

Lebens leyden. Vnd ob wol im Eheſtandt ſuͤſſe und bitter / froͤches vnd traw⸗ 

riges vermenget / auch wol bißweilen Zanck / Scheltwort end Cyfer eynfa len / 

wie nichts an allen Oertern vollkoͤmchen iſt / ſo ſoll man doch dein Eheſtand Kinder fern 
von GT felbft georäner keine Schuld aben. Denn wiearoßalle Bnge Sara 
legenheit dieſem Eheſtande vorfäller /aroffe Sorgen I Anaftin Kinder anff- tern. 
ziehen / Arbeit inder Haußnahrung / So lindert doch und machet lieblich ab 

les dis die rechte Siebe gegen einander / vnnd das Kinderzeugen nach Gottes 
Ordnung.So find die Kinderlein ein ſonderliche Frere de vnd Wolgefallen 

der Eheleute / dardurch waͤch ſet vnnd zunimbt die eheliche Kebe / vnnd aller 
Troſt im Creutz. Vnd fo wider der Cheleut Willen vnnd Hoffnung biß wei / Zroß der vn⸗ 
je Kinder lange oder wol gar auſſen bleiben / ſo ſoll doch die eheliche Trew fruchtbarn 
heilig gehalten werden / vñ die liebliche Gemeinſchafft deß ebens alſo ſich ſelbſt — 
erquicken / daß eins das ander vbertragen ſoll / wie die gepflantzte Baͤume ne⸗ 
ben den Weinſtoͤcken den Wein tragen / vnd weiter außzubreiten Vrſach ge⸗ 
ben:wenn auch der Weinſtock ſeine Stuͤtze vnd Huͤlffe nit hat / fo ligt er auff 
der Erden / vñ verdirbt / alſo auch der Eheſtand vnd alle Nahrung in Hauffen 
faͤlt / wo nicht durch Mannes vnd Weibes eynigkeit ſie geſtuͤzet. Wo auch et⸗ 
wan mangel in dieſer ehelichen Geſelſchafft vorfaͤlt / Vngewitter / Argwohn/ 

Ku Tumult/ 





r6 Das erſte Bich / von Anrichtung 


Tumult boͤſer Rauch / ſoll ein jeder — dis mehr der Menſchen Be⸗ 
gierde / als Gottes Wort zufchteiben. Denn dieſe Laſter find nicht des Eye⸗ 
ſtandes 7 fondern der verderbten Natur / vnnd des verwirten Gemüts / 
von der Erbſuͤnde her entſproſſen denen man — — — dt zu geben 
hat, ER 


„ Das LVI. Sapitl. 


Wie man es 9 chen koͤnne / daß der Todt / dem Menſchen 
von Natur ſonſten ſchroͤcklich / von vns nichts gefuͤrchtet 
Ba 


Der erſte —S in Me aſchlichen Dingen nichts beftändiges noch 


Kachmidet ewiges / ſondern alles verg anglich / gebrechlich / ſchwaͤchtich iſt / vnd das 
— aller anſehlichſte feinen ſchnellen Fall hat / ſo ſoll Niemand ober der 


ſelbigen etwas ſich ſo groß verwundern / oder ſie achten / viel weniger das 
Ber: er ung Hertz gar zu fer daran hengen, Diß iſt viel mehr zu rathen / daß ein jeder 
*— — alle ſeine Sinne / Gedancken vnd Gemuͤt empor gegen vnſere himliſche vnd 
2. ewige Herberge erhebe / daſſelbige ſelige vnd vnauffhoͤrliches herrliches We⸗ 
Vererawen ſen bedencke und betrachte. Denn werfeingans Vertrawen auff Gott den 
Ae himliſchen Vatter / ſampt dem HERRN Chriſto feger / vnd gewißlich hof⸗ 
fum, fe oder erwartet die on terbliche ewige Frewde | der rdarff nit fuͤrchten in die 
fer Welt / Creutz / Vnzluͤck / oder auch endlich den Todt / welchen die am mei⸗ 
ſten fuͤrchten / die da Gott nicht kennen / noch den Geiſt Gottes haben: aber 
die Gott trawen vnnd mit dem heiligen Geiſte geſtaͤrcket ſeyn / die ſind vner⸗ 
Sa ibe des ſchrocken wider alles Boͤſe in der Welt. Denn wie Paulusfagt; Wir 
beugen  habenempfangen / nicht einen knechtlichen Geift 1.daß wir ons fürchten 
Rems.  miften/fonderneinen kindlichen Geiſt / vnd einen Geiſt der Krafft / der gie 
beit. be / vnd der Zucht / durch welchen wir ruffen / Abba lieber Vatter. Vnd Jo⸗ 
— hannes ſagt: Darinnenift onfere Siebe vollkommen I daß wir gewiflen 
Troſt Haben an dem Tage deß juͤngſten Gerichts : wo biebe iſt ı daifffeine 
— Furcht / vnd volllommene — thut weg alle sn die Furcht brin⸗ 
wo get Zittern vnnd Zagen. Darvmb daß wir alle Furcht aus vnſ ) 
ae vnd fo En anders mehr Zittern vnd Zagen machen kan /ſo 
wir alle vnſere Gedancken / Hoffnungı Wunſch vnnd Vertrawen allein 
auff den allerguͤtigſten Vatter / vnd feinen Sohn Jeſum CEhriſtum I der 
uns mit feinem thewren Blur außgebüffer 1 und von Sünden und Todtes 
Gewalt frey gemacht / jadie Handtſchrifft / dieder Teuffel allbereit wider 
7 ons bekommen] zerriſſen vnd caffierer hat / gaͤntzlich ſtellen. Daher ſpricht der 
HERR —— Seyd getroſt / ich habe die Welt vberwunden. a = 
er 






— 
* Kar 











des alterbeften Lebens deß Menſchen. 7 

der Fuͤrſt der Welt gericht / das iſt / der den Tode vber die Menſchen geführee 4 
hat / derift dutch meinen Todt vertrieben vberwunden / vnnd hat alle ſeine Zrafude 

Krafft weiter su ſchaden / verloren / der Fuͤrſt dieſer Welt koͤmpt / vnnd har Spiüche 
fein cheilweirer an mir, Welche troͤſtliche Wort vns weifen/wieder Satan 

vnd ſein Geſindtlein indiefer Welt / durch die Suͤnde vereiniger / nichts 
mehr Gewalt haben / weder in den HERRN Chriſtum noch in feine Glieder / 

die jhm durch den Glauben vnzertrennlich anhengen vnnd verbunden 

fun. Sieh i ; ee 

Die heylſame und lebendige Predigt deß Her nn Chriſti ſelbſt ma⸗ 

chet in dem Hertzen vnd Gemuͤt des Menſchen / der ſich daran feſt helt / daß er 

alle Furcht des Todtes ableget / vnd getroſt ſich bekraͤfftiget / wider allen Vn⸗ 

fall dieſes Lebens / ſich nicht vberwinden leſt / ſondern getroſt dieſe Wort 
ſpricht Meine Augen ſehen flerszudem HERRNI denn er wirdt meinen Pfrtmır 
Fuß aus dem Netze ziehen. Der HERRiſt mein Liecht und mein Heyl / fuͤr Pſoim ar 
wein ſolte ich mich fürchten? Der HERR iſt meines Lebens Krafft / fuͤr wem 
ſolte mir grawen? Der HERRerhaͤlt mich / ich fuͤrcht mich nicht fuͤr viel Praim.n 
hundert tauſent / die ſich vmbher wider mich legen. Wenn ſich ein Streit wider 
mich erhebt / ſo will ich auff den hoffen / vnnd wenn ich gleich wandele mitten 
inn dem Schatten des Todtes / fo will ich doch fein Boͤſes fürchten: denn dur 
HERR biſt bey mir. Wenn er mich gleich toͤdtet / fo will ich doch auff jhn dob. ꝛo⸗ 
hoffen / das iſt fo Gott der OER R mirgleich vorbringet ein Schawer des 
Todtes / vnnd daß ich muß berauber werden meines Lebens / ſo will ich ihm. 
doch trawen / der da durch ſeine Goͤttliche Verſehung wol weis / wie er mich 

erhalten fol. Der HERNRiſt mir mir / darvmb fuͤrchte ich mich nicht / was Pfemus. 
koͤnnen mir Menſchen thun? Vnd das it emia: Sihe / fie ſprechen zu gJeremir 
mir / wo iſt denn des HERRR Wor hergehen / aber ich bin dar⸗ 

vmb nicht von dir geflohen mein Hirte eich Menſchen Tage nicht 

begeret / das weiſtu / was ich geprediget h as iſt recht für dir/fey dur mir 

nur nicht ſchroͤcklich / meine Zuverſicht in der Noth / laß ſie zu Schanden 

werden / die mich verfolgen / vnnd mich nicht / Laß ſie erſchrecken / vnnd mich 
nicht / das iſt / Ich erwarte nirgendt anders woher huͤlffe / denn allein von dir / 

Alſo daß ich alle die / die den Todt drewen fir nichts halte vnd nicht das 
wenigſte fuͤrchte. Du meine Hoffnung an dem Tage meines Troſts wirſt 
mir nicht ein ſchrecken ſeyn / ſondern jhnen / ich will mich nicht fuͤrchten / fuͤrch⸗ 

ten fie ſich. Alſo iſt in Glauben entbrennet ©. Paulus / vnd auff den Schutz 
GDTees befräfftiger I da er getroſt außſaget / Es ſey nichts jrgend wo ſo 
ſchroͤcklich oder fo furchtſam / das da koͤnne Gottsfuͤrchtigen Hertzen eine Remn. 
Furcht eynjagen / oder ſie von der. Siebe Gottes / vnd rechtem Vertrawen auff 

den HERRR Chriſtum wegreiſſen I ——— er: Jeh bin gewiß/ 







— 


iij daß 


a, 


7 N 


— Das erſte Buch/von Anrichtung 

daß weder Todt noch Leben / weder Engel noch Für ſtenthumb noch Gewalt / 
weder Gegenwertiges noch Zukuͤnfftiges / weder hohes noch Tieffes Inoch 

feine andere Creatur mag ons ſchelden von der Liebe Gottes / die in Chriffe 
£ Jeſu iſt vnſerm HER R R. Afo Paulus beftändig lehret / daß der da Gott 
* dem Batter durch den HERAN Chriftun ſich ergeben hat / vnerſchrocken 
beſtehet wider alles Bin des Todtes / woher es auch komme / wider allen 
Anfall vnd Wuͤten des Teuffels / vnd der Welt / wider allen Schrecken des 
Todtes / es geſchehe von der n Feinden mit moͤrdtlichen Wehren/ oder von 
Kranckheiten / oder das Ziel der Natur thue jhn mitbringen. 

Ki: Sa Derwegen /dieweil nichts beſſers vnſern Hertzen vnd Gemuͤt benim⸗ 
und Abfter- MIEFDIE Furcht vnd Erſchrecknus des Todtes / den das rechte Vertrawen auff 
an der Er Goreiond den HERE RJeſum Chriſtum / dadurch eine gewiſſe Hoffnung 
Imderer Der Aufferſtehung vnnd des ewigen Lebens vns bekraͤfftiget I Als ſollen ale 
Fremd, die weichen verſtorben ſeynd entweder jhre Eltern / oder Be Kinder) vnnd 

das Gemuͤt trawret oder weheklaget / hieher eylen / allhier Troſt vnd heylſame 
Lehr ſuchen allhier jhr Gewiſſen vnd Hertzenleid füllen, Dergleichen iſt der 
lebendige Troſt ©. Paull / da er die Theffatenier‘ wider auffrichtet / durch die 
Erwartung der Aufferſtehung von den Todten / vnd Hoffnung des ewigen 
Lebens / vnd nicht will / daß fig zu ſehr weinen oder betrawren jhre ver ſtorbene 
Fr eunde ſollen / wie die Heyden Wir wollen euch aber / lieben Bruͤder / 
Theſſ.a. nicht verhalten / von denen die da ſchlaffen / auff daß jhr nicht trawrig ſeyd⸗ 
wie die andern/diefeine Hoffning haben. Denn ſo wir glaͤuben / daß Jeſus 
geſtorben vnd auff erſtanden iſt / alſ o wird Gott auch die da entſchlafſen ſind/ 
durch Jeſum mit jhm führen, 
phꝛtip.c. Widervmb / da er die P 
vnd su Betrachtung deß 











von der Sorge Bier Welt abmahner! 
ahnet / ſpricht er: Vnſer Wandelaber 
iſt im Himmel / von danne Herten des Heylandes Jeſu Chriſti 
des HERRN / welcher vnſern ohrigen Leib verklaͤren wirdt / daß er ehnlich 
werde ſeinei verklaͤrten Seibe I nach der Wirckung / damit er kan auch alle 
Ding jhm vnterthaͤnig machen. Mit welcher Schr Paulus den Rath gibet / 
daß fie in allem Truͤbſal ſich troͤſten vnnd ſtaͤrcken ſollen / mit der Siebeond 
Verlangen nach der ewigen Seligteit / vñ daß ſie in dem Kampff dieſer Welt 
nichts fürchten ſollen / was ſie abfuͤhren möge von dem herrligen Leben / das 
vns Chriſtus der HER Rin der Krafft ſeiner Aufferſtehung bereitet har. 
Darvmb wenn es auffs letzte Stuͤndlein kompt / vnd der Todt / welcher allen / 
die an Chriſtum ſich Ih hatten) erſchroͤcklich vorhanden iſt / oder auch uns 
bey geſundem Leibe des Todts Gedancken eynfallen I oder vns ſonſt ander 
Elend/ Kranckheiten / Armut / vnd allerle Gefahr des Sehens truͤcken / Sol⸗ 
fen wir ja vnſer Seufftzen / Hoffnung vnnd Verlangen allein wenden auff 
den 


X 


En nn 





| deß aller beften Schensdes Menfchen. 7 
den Henn Chriſtum / der fuͤr vns mit ſeinem Tode vnſere wolverdiente 
Siraff gelidten hat / vns alle vnſere Suͤnde geſchenckt / der da iſt eine außſuͤh⸗ 
nung aller vnſerer Buben ſtuͤck / der uns vertritt vñ ein Fuͤrſprecher iſt bey. dem 
himliſchen Vatter / wie Johannes ſagt: Der da Gott vnd Menſchen wider 
einig macht / der da / wie Paulus ſagt / fichfelbft gegeben hat zum Opffer fuͤr 


alle / in jhm iſt Seligkeit / Leben vnd Aufferſtehung / durch jhn haben wir zutrit 
im einem Geiſt zu dem Vatter / durch fein thewres vergoſſenes Blur haben 
wir erlanget Erloͤſung vnd Vergebung der Suͤnden. Denn in jhm wohnet 
die gantze fuͤlle der Gottheit / vnd durch jhn on fein thewres werthes Blut wer ⸗ 


den wir verſuͤhnet mie Gott in einem Leibe und haben Frieden. Dieweil wir 
denn ein groſſen Hohenprieſter haben / Jeſum den Sohn Gottes / der gen 
Himmel gefahren iſt / ſo laſſet vns halten an dem Bekaͤntnis: Denn wir ha⸗ 
ben nicht einen Hohenprieſter / der nicht koͤnte mitleyden haben mir vnſerer 
Schwach heit / ſon dern der verſucht iſt allenthalben I gleich wie wir / doch ohne 
Suͤnde. Darvmb laſſet uns hinzutretten / mit Frewdigkeit zudem Gnaden⸗ 
ſtuel / auff daß wir Barmhertzigkeit empfahen und Gnad finden auff die Zeit 
wenn vns Huͤlffe noth ſeyn wirdt. Wenn wir nun die Huͤlffe eines ſolchen ne 
Hertzogen bey vns haben/end mitfolden Troſtſpruͤchen wie mir Trabanten Lebens. 
vmbgeben find / ſo werden wir wol feſt —— 






beſtehen / wider ale Lermen der boͤſen Gogern- 
Geiſter I die da nicht bleiben koͤnnen wo das Kecht der Warheit auffgehet / Toloſſu 
wider Suͤnde / Todt vnd die Helle / vnd werden ans dieſem elenden Jammer ⸗ Sepere 
shalin die zewuͤnſchte Herberge vnd ewige Seligkeit mir Freuden ziehen. 

So vns auch die Zeit vnſers Lebens etwas Vngluͤck vnnd Vngelegen⸗ 
heit vorſtoͤſſet 1 als ſo ein er kom met in Gefahr ſeines Lebens / wirdt geplaget ——— 
mir Kranckheit / muß viel leyden von Feinden / fallen hereyn Krieg vnd Rau⸗ — 
ben / geſchehen viel boͤſer Schelmſtuͤck / vnſchuͤldige werden gedruͤckt / vnnd Zag⸗ gu 
wirdt jhnen noch wol das Leben genommen) reine vnd heylſame Lehre wirdt a 
verachtet / Ketzerey und ſchaͤdliche Irrthumb kommen herfuͤr / falſchen &ehren 
werden vberal außgebreitet Als denn halten wir vns billich an den HERRN 
Chriſtum / ſuchen bey jhm Huͤlff / geben vns in ihm gar zufrieden / laſſen jhn 


vnſere Ancker ſeyn / endlich behalten im Hertzen was David ſagt: Ich habe 


den HERRN allezelt fuͤt Rugen denn er iſt mir zur Rechten / darymb werde 
ich wol bleiben. Nit welchen Worten er anzeiget / daß er ſeine Augen ohn Prime 
vnterlaß auff Sort gerichtet habe / vnnd an ſeine Huͤlff ſich halte / durch ſei⸗ 
ne Staͤrcke in aller Gefahr feſt ſtehe / beſtaͤndig bleibe / nicht wancke / noch je⸗ 
dern Wind der Lehre ſich treiben laſſe / vnd von Gott nicht eines Haars breit 
weiche / darumb daß er Gott allezeit gnaͤdig vnd beyſtaͤndig erfahren habe / 
daher er auch trotzig dieſe Wort von ſich ruͤhmet: Sihe der HERR iſt meine 
Huͤlffe / vnnd in jhin hat gehoffet mein Hertz / ynd mir iſt geholffen nn 
> in jhm 


so. Das erſte Buch / von Anrichtung — 
in jhm bin ich verjunget / vnd ich will jm von grundEnneingE a 


fasen. 
Das LVII Capitel. 


Von der Herrligkeit / Majeſtaͤt vnd Gewalt deß Namens Ken 
ſu Chriſti / durch welche allein wir onsrathen folienwider 
die Zauberey/alle Geſpenſte der boͤſen Geiſter vertreiben/ 
allen Schaden / ſo ſie an Leib oder Seel oder ſonſt thun / 
heylen. 


ee — vorhin geſagt / wie Zauberey vnnd alle boſe Kuͤnſte 
renfehen außzurotten / vnd niemandt gebüren wöllen / müffen wir allhie auch 
bergen, lehren / wodurch vnd wie die beſeſſene Gemuͤther / vnd andere Zauberey 
von den Hexſen / als der boͤſen Geiſter Diener eungefühteriweggebracht wer⸗ 
den mögen. Die boͤſen Geiſter machen ſich heimlichin die Letbe der Menſchen / 
vnd thun des Menſchen Natur groſſe Gewalt / berauben ſie jhrer Krafft / 
oder verwandelen ſie gar ſehr: Sie vermiſchen ſich die boͤſen Geiſter in die 


} 
"Ara 


Speiſe / in das Gebluͤt / in die lebliche Geiſter / in die Lufft / in den Athem / den 


* —— iſt/ vnd dadurch vnſer Geſundtheit er 


Kathwiber iranonszichen vnd —— ——— viel anders / was vns nuͤtze 


ten wird. Derhalben achte ich es 


Herſter vnd nuͤtzlich / daß ich lehre / wie die elenden Leut von dieſem Verbuͤndtnus / darin ⸗ 


Zauderer · neu fie ſich verknůpfft befinden / fuͤglich entlediget werden. Denn die Schaͤ⸗ 


den darauß koͤnnen nicht auff natuͤrliche Vrſach gebracht werden / noch mit 
denen Artzeneyen / mit welchen gemeine Kranckheiten / geheylet. So eine 
Kranckheit des Leibes kommen iſt von Sauffen / Vnmaͤſſigkeit / Muͤdigkeit / 


PR Froſt/ Hitze / Vberfuͤllung / Hunger / ſo wirdt ein jeder derſelben mit ſcinen 


böfen nn Artzeneyen curiret: Aber was böft Geiſter machen / das koͤnnen natuͤrliche 
den Menfht Artzneyen nicht gar heylen / ſondern Goͤttliche vnd vbernatuͤrliche. 

22 — ei Etliche verwundern fich/ daß der böfe Geiſt folche Gewalt Haben ſoll / daß 
— —— er auch die Leut plagen vnd martern fan. Gott ſihet vnnd verhenaer ſolche 
Saft * ſe Schaden /die der boͤſe Geiſt oder die Zauberer den armen Menſchen zufuͤgen / 
—— vnd laͤſſet ſie wol plagen: darinnen hat Gott ſeinen eigenen Rath vnd Verſe⸗ 
. hung. Darnach fo treiber Bortanch an die bfen Geifgerondire D Dieneridaf 


iaſſung fie wuͤten vnd toben in dem mehrer T Theils / als die fe es verdienet haben / vñ 


8. Dutch An⸗ 


webonage laͤſt ſie jhr boͤſes Muͤthlein wol an andern kuͤlen zn Straſſe der Gottloſen. 


——— Alſo ward geſandt ein luͤgenhafftiger Geiſt in den Mundt aller Propheten / 
© 


3.zubewche Daß der Kinia Achab betrogen ward / vnd die Schlacht anfteng / darinnen er 
die ommen vmbkam. Bißweilen left er viel Schaden thun etlichen daß er jhre Beſtaͤn⸗ 
der diskzit — Alſo hat er zugelaſſen / daß der Satan Job nicht allein aller 


Guͤter 





des allerbeften Schens des Menſchen. 8 
Guͤter vnd Kinder beraubet fondern quch am Leibe hefftig plagete / welchs 
Gott geſchehen ließ vor einsrdaßer diefes fremmen Mannes Beſtaͤndigkeit 
bewehrete / und die andern Menfcher zur Gedult im Leyden vermahnete / daß 
fie nicht baldt durch Elend vnd Kammer kleinmuͤtig von GOTT abfielen: 
Fürsander I daß er erzeiget feine groſſe Allmacht I damit er alle die auff jhn 
trawen troͤſtet / ſtaͤrcket / vnd wenn ſie gleich gar verdorben ſeyn / wider auff⸗ 
bringet / vnd indie alte Würde oder Ehre eynſetet. 
Es iſt aber ein andere Art in den gemeinen Beſeſſenen Leuten / die da — 
vom Teuffel eyngenommen oder von jhm in jrgend einem Theil des Leibes ge⸗ A; 
plagt werden : denn diefelben Leute der mehrer theils ſindt vnverſtaͤndige Leu⸗ am Leibe. 
te / vnnd in Erkaͤnntnus Gottes nichts vnterrichtet / in welchen der boͤſe Geiſt / 
wie in ein bequem Werckgezeug / ſeine tyranniſche Gewalt vbet / vnd ſie hefftig 
plaget / als da gefunden werden / faule traͤge Leute / Abgoͤttiſche oder Aberglau⸗ 
biſche / in welcher Gemuͤt der boͤſe Geiſt lieber ſen Wohnung hat / vnnd 
Stallung machet / als in denen / die GO T T fennen/ond mir rechtem Ver⸗ 
trawen auff GOTT fich verlaſſen. Ja der Teuffel der erſchrickt vor dieſen / 
vnd fuͤrchtet ſich Hand anzulegen / daß er wol weiß / ſein Thun vnd Fuͤrnem⸗ 
men werde vergeblich ſeyn gegen die / welche diefen frommen Wache und 
Schutz halten: denn die Schloͤſſer vnnd Staͤdte / welche keine Mawren / 
Wahl / noch Graben / haben darzu keine Beſatzung von Kriegsleuten / koͤnnen 
am allererſten eyngenom̃en werden: Alſo faule vñ träge Herhen / nichts unter, 
wieſen in reiner vnd heylſamer Sehr) nicht mit rechtem Vertrawen auff Gott 
bekraͤfftiget / ſtehen des boͤſen Geiſtes if vnd Gewalt mehr offen / vnd werden 
eher eyngenommen vnd beſeſſen. — 
Dieweil aber der Satan nichts mehr ſuchet / als daß er Gottes Chr ver durs gu⸗ 
dunckele / den Menſchen von der ewigen Scligkeit verfuhre vnd zum Abfall gen zeige: 
bringe /ſo vnterlaͤſt er nicht jhn anzugreiffen / jnnerlich vnnd euſſerlich / jetzt nenimtab 
am Leibe / jetzt ander Seelen / jetzt an beyden / vnd Schaden zuzufuͤgen / deſſen FE 
Cxempel nicht allein Cain end der Kinia Saul find/ ſondern auch der Ju- "Neon. 
das Ilcariores, welches Gemuͤt da er in Verzmeiffelung es gebrocht harte) 
jhn durch Verdruß des Lebens auch zum Strick an Hals bringet / vnd den 
Leib mit öffentlichen auffhaͤngen zu ſchanden machet. — | 
Vnd wiewol der Satan / der Arafte Feinde menſchliches Geſchlechts / Rath vnd 
vieltauſendt Kuͤnſte ons nachzu ſtellen end zu ſchaden hat / ſo iſt er doch wol ed 
abzutreiben vnnd weg zu bungen I durch ein einiges gewiſſes und bewertes tmnatıoBör 
Ding / als nem blich / durch den rechten Glauben / vnd groſſes beſtaͤn diges Be 
Verrawen auff Gott den Himliſchen Darrerenndfeinen Sohn Jeſum Mann, 
Chriſtum. Mit weichem Rath vnd Huͤlff der Apoſtel Petrus auch wıll) def 
wir vns wehren ſollen wider fi En ene ben / 
J—— da er 


2 Das erfte Buch / von Anrichtung 
da er meldet von Nuͤchternheit und Wachen / mit rechtem Glauben bekraͤff⸗ 
tiget. Dann diß raumet er den Faulen in die Ohren: Seyd Nuͤchtern vnd 
wacker / denn ewer Widerſacher der Teuffel gehet herumb / wie ein bruͤllender 
1. Pet.c. Loͤw / ſuchet wen er verſchlinge / dem widerſtehet in rechtem Glauben. Denn 
diß / wie Johannes ſagt / iſt der rechte Sieg I der die Welt vberwunden hat / 
vnſer Glaube. Denn das Vertrawen / das wir ſetzen auff den HERAN 
Chriſtum / vnnd darauff wir vns befehlen gantz vnnd gar dem rechten Fuͤr⸗ 
fechter / wider die boͤſen Geiſter vnnd Fuͤrſten der Welt / erhaͤlt vns den Sieg 
ſo ſehr / daß wir fetten Raub von dem vberwundenen vnd geſchlagenen Fein⸗ 
de heimbringen. Derwegen wenn wir was wollen anfahen wider den Wis 
derſacher / vnnd vertreiben Zauberey vnnd Seren oder boͤſe Geiſter von den 
Beſeſſenen / ſo fol das geſchehen mir gewiſſem Vertrawen auffün HERAN 
Chriſtum / vnnd mit groſſer Verachtung des weibiſchen Aberglaubens / hind⸗ 
an geſetzt alle heidniſche Eitelkeit vnd andere Zauberey /die helffen ſoll / o⸗ 
Her der Segenſprechen. Denn GOTT durch ſeinen Sohn / der da ift ein 
Glanz feiner Herrligkeit / vnd ein rechtes Ebenbild ſeines Weſens / der voll⸗ 
bringet alles in allem / und regieret ein jedes mit feinen allmaͤchtigen nr 
Diefe Prerogativam harder Sohn Gottes mit feinemfonderlfihen Ge⸗ 
horſam / Nidrigkeit vnnd Demuͤtigkeit gegen feinem himmliſchen Darter 
Piip· ꝛ. Herdienet. Denn da er war in Gottes Geſtalt / das iſt / jhm gleich / hat ers 
nicht für ein Raub geachtet / daß er GOTTgleich war / vnnd ſich ernidriget / 
Knechtes Geſtalt an ſich nam / demuͤtiget / vnnd gehorſam ward / biß zu dem 
ſchaͤndlichen vnnd verfluchten Todt des Creutzes Darvmb jhyn GOTTer⸗ 
hoben hat in die hoͤchſte Ehr / vnnd hat jhm ein Dramen geben / der vber alle 
Namen iſt / daß im Namen ESP fi beugen ſollen alle Knie derer / die 
im Himmel / auff erden vnd in der Hell / vnd daß alle Zungen bekennen vnd 
erkennen / daß der HERREN Jeſus Chriſtus I zu Ehre Gottes des Bar 
ters / auff welchen koͤmpt vnd gedeutet wird alle Ehre des Sohns / vnnd hin⸗ 
Ze Feaft wider. Darvmb fo einer was anfahen will / gedencket betrübte Hertzen zu troͤ⸗ 
Sefn Ehrims ſten / boͤſe Geiſter von den beſeſſenen amseibe auszurreiben / der ruffe an Gott 
ei ik den Vatter / in echtem Bertrawen des Namens Jeſu Chriſti / ſo wird er alles 
schtem erlangen, vnd ſein ſeufftzen oder bitten nicht vergeblich ſeyn. Dieſes hohen 
Glauben. wunderbaren Namens Krafft / wo wir anders im rechten Glauben jn anruf⸗ 
fen / nit zweiffeln / noch den Verheiſſungen Gottes mißtrawen / macht linder 
alle Kranckheiten / ſtillet alle verwirrete und betruͤbte Gemuͤt / gebeut dem vn⸗ 
geſtuͤmme des Meer / vertreibet die boͤſen Geiſter / wie Chriſtus / da er gen Him⸗ 
mel fahren wolte / verheiſchet / macht zu nicht die Gifft / toͤͤdtet Schlangen vnd 
alle ſchaͤdliche Thiere / zertreibet des Gemuͤts Blin dheit / benimpt Schrecken 
und Furcht des Todres / verhuͤtet boͤſe Gedancken / machet das Gemuͤt ruhig 
7* — vnd ein 


1. Johan.5. 


Fe 





deß aller beſten Lebens deß Menſchen. 83 
vnd ein ſtilles Gewiſſen / alſo daß nirgendt nichsſchaden kan / noch ſchrecken / 
wo Gott der Vatter durch Jeſum Chriſtum mit ſeinem heiligen Geiſte vns 
ſtaͤrcket vnd bekraͤfftiget. Derwegen durch Gnade des Sohns Jefıı Chriſti un 
vnſer Gemüt alleseit fol gerichtet ſeyn / auff den lebendigen Gott / vnd ſoll ge⸗ Artor... 
dencken / alles was wir anfahen zuvollbingen / durch die Krafft des wunder, 
baren Namens Jeſu:denn jhm iſt gegeben aller Gewalt im Himmel vnd auff 
Erden / vnd iſt fein Namen vnter der Sonnen / in dem vnſer Heyl ſtuͤnde / der 
den Gottloſen erſchroͤcklich were den boͤſen Geiſtern eine Furcht / den from̃en 
die auff Gott trawen / eine Krafft / Weiß heit / Heyl / Leben / vnd Aufferſtehung. 
Er iſt geſatzt von Gott zum Richter der Lebendigen vnd der Todten / ein treu⸗ — 
wer Zeuge / ein König aller Könige auff Erden / der ons geliebet und gewaſchen Yyacarı. 
hat von vnſern Suͤnden mit ſeinem eigenen Blut / dieſem / wie Petrus in der 
Apoſtel Geſchicht ſagt / a. Daß durch feinen Damen alle die an jhn glauben 
Bergebung der Suͤnden empfahen ſollen. Das iſt aber das ewige Leben Johannır 
(welches Zeugnus Chriſtus dẽ Vatter giebet) daß fie dich / daß du allein was 
rer Gott diſt / vnd den du geſandt haſt Jeſum Chriſtum / erkennen. Denn in 
jm iſt alle Gewalt der Gottheit / vnd was Gott zugeſchrieben werden kan an 
Weißheit und Krafft / das gehoͤret jhm auch zu. N 
Darovmb dieweil diefer Name ſo herrlich vnnd heilig / folcher Majeftät Mirtraud 
vnnd Macht iſt / follen wir wol zuſehen / daf wir den nicht vergeblich noch ku, 
leichtfertig brauchen wie die lächertichen Teuffelsbeſchwerer thaten / die da 
mit gewiſſen Ceremonien vnd fonderlichen Worten zu Ehrgeis vnd Gewin Actor.is. 
gerichtet / ſch vnterſtunden die Teuffel auszutreiben durch den Namen Jeſu / 


Attor. i10. 


urch welches Krafft Paulus viel Wunderʒeichen gethan hat / aber den miß⸗ 





brauchten / vnd ſich in groſſe Gefahr gaben / vnd dieſe Austreibung oder Be⸗ 
ſchwerung deß Teuffels jhnenzu groſſen Schaden fam: Denn der Beſeſſene 

vom boͤſn Geiſte ſprang auff ſie / vnd zerkratzte fie jaͤmmerlich / alſo daß fie mit 

der Flucht ſich retten muſten. So hat man auch wol zu vnſern Zeiten Meß⸗ 

pfaffen gefunden / die da in feinem rechten Glauben des Namens Chriſti / 

noch in rechten Vertrawen auff GOTT I haben ſich ſolches vnterſtehen 
duͤrffen / Aber ſindt von boͤſem Geiſte verlacht worden / vnnd Scham» 
roht gemacht / daß ſie nichts außgericht vnnd zitternd wider davon gegan⸗ 

gen. a | ee 
Wer aber recht willden Namen Jeſu brauchen / vnnd boͤſe Geiſter von zerresee 


den Beſeſſenen austreiben / der folge nach dem Exempel der Apoſtel / Petri @etrauh 





die Namens 


vnd Johannis / die da keine ehrgeit ige 1 Imbſchweiffige Wert gebraucht ha⸗/ Ien n 
ben / ſondern den Lahmen auffgericht / vnnd afager ; Im Damen Icſu delor.3. 
Chriſti Nazareni ſtehe auff / vnnd wandele: vnnd er iſt als baldt gerade ge⸗ 
ſianden / gegangen vnd geſprungen / vnnd mit jhnen N ungen aan 

ij hat 


Es st. 
Hebrit, 


Die Hoheit 


vnd Ehredes 


HErꝛrn Chri⸗ 
i — 

Epheſe. 
Chriſtus iſt 


das Haupf 
der Rischen. 


Epheſ.6. 


Eyheſ.s, 


85 Das erſte Buch / von Anrichtung 
hat Gott gelobet. Denn dieweil Jeſus Chriſtus / der einige Sohn Gottes / 
mit dem Vatter gleich ewiger vnd gleicher Gewalt / in dem alle Schaͤtze der 
Weiß heit verborgen ſeynd / alles regieret mir dem Wort feiner Allmacht / ſo 
iſts ja billich daß wir all vnſer Vertrawen auff Gott durch den HERRN 
Ehriſtum ſetzen durch feine Krafft und Huͤlff widerſtehen dem Satan / Suͤn⸗ 
de vnnd Teuffel / vnnd was dergleichen mehr vns Menſchen anfeindet oder 
ſchaͤdlich iſt. REDEN — — 
Es iſt aber eine groſſe Hoheit / Krafft / Macht / vnd Staͤrcke / die Gott 
mit ſeiner Krafft / in Chriſto dargethan har + wie Paulus ſagt / da er jhn er, 
wecket von den Todten / vnnd gefetzt zu feiner Rechten im Himmel vber alle 
Fuͤrſtenthumb / Gewalt / Macht / Herrſchafft vnd alles was genannt werden 
mag / nicht allein in dieſer Welt / ſondern auch in der zukuͤnfftigen / vnd har 
alle Ding vnter ſeine Fuͤſſe gethan / vnd hat jhn geſetzt zum Haͤupt der Ge⸗ 
meine] vber alles I welche da iſt fein Leib / nemblich die Fuͤlle des der alles in 


allen erfuͤllet / vornemblich in denen die jhm vertrawen / vnd wie der Apoſtel 
Paulus vorhin geſagt: Die da verſigelt ſeyn mit dem heiligen Geiſt der 


Verheiſſung / welcher iſt das Pfandt vnſers Erbes / zu vnſer Erloͤſung daß 


wir ſein Eygenthumb wuͤrden / zu Lob ſeiner Herrligkeit. Darvmb Paulus/ 


der vielerley Streits wol gewohnet / vnnd viel Jammers hat leyden muͤſ⸗ 
ſen / jederman raͤth / daß ſie / wenn gleich Gefahr daher gehet / der Todt fuͤr 
Augen I vnnd der Teuffel das Gemüt anſicht / mir getroſtem vnnd vner⸗ 
ſchrockenem Hertzen ihnen Widerſtandt thun. Denn alſo ſtaͤrcket vnd be⸗ 


kraͤfftiget er die Epheſer: Zu letzt / lieben Bruͤder / ſeyd ſtarck indem HERRR/ 


vnd in der Macht feiner Staͤrcke / ziehet an den Harniſch Gottes / daß jhr 


beſtehen koͤnnt gegen die liſtige An lauffe des Teuffels. Denn wir haben 


nicht mit Fleiſch vnd Blut zukaͤmpffen / ſondern mit Fuͤrſten vnd Gewal⸗ 
tigen / nemblich mit den Herren der Welt / die in der Finſternus dieſer Welt 


herrſchen / mit den boͤſen Geiſtern vnter denm Himmel. Vmb des willen ſo 


ergreiffet den Harniſch Gottes / auff daß jhr / wenn das boͤſe Stuͤndtlein 
kompt / Widerſtandt thun / vnd alles wol außrichten / vnd daß Feld behalten 
moͤget. — 

Mit welchen vielen Worten vnd reichen Spruͤchen / auch ſchoͤnen Fi⸗ 
guren / genommen von dem Streit der Feinden / er anzeiget / daß die boͤſe Gei⸗ 
ſter / jhre Lehrjungen vnd Geſindtlein / Zaͤuberer oder Hexen / wunderliſtig 
nachſtellen denen/diedem HERREN Chriſto ſich ergeben haben. Derwe⸗ 
gen er auch Geiſtliche Waffen / die denſelben Widerſtandt thun / als bald 
weiſet / da er ſpricht: So ſtehet nun vmbguͤrtet ewere Lenden mit Warheit / 


und angezogen mit dem Krebs der Gerechtigkeit / vnd an Beinen geſtieffelt / 


als fertig zutreiben das Evangelium des Friedes / damit jhr bereit ſeyd. * 
allen 


re} 
- E 





des aller beſten Lebens des Menſchen. 86 
alten Dingen aber ergreiffet den Schild des Glaubens / mit welchen jhr aus, 
leſchen koͤnt alle Fewrige Pfeil des Voͤſewichts / vnd nemmet den Helm des 
Heyls / vnnd das Schwert des Geiſtes / welches iſt das Wort Gottes / vnd 
betet ſtets in allem anliegen I mie bitten vnd flehen/im Geiſt. Zu welchen er 
auch heift zulegen / wie ein hinderhalt / beren vnd ſtettige Vorbit / die da mas 
chen / daß wir den Sieg erlangen / vñ Gott vns / wenn wir in ſo groſſem zweif⸗ 
felhafftigen Streit ein wenig geaͤngſtiget / vnd gleich wie zum Fall geſtuͤrtzet 
werden / wider auffricht / ſtaͤrcket und bekraͤfftiget. Vnd weil des Pythagorz "Pf 
Lehr oder anſehen bey ſeinen Studenten fo groß geweſen I daß niemandt wi⸗ Ebrifti Lebt 
der das / was ergeredt hat / ſprechen hat duͤrffen / ſondern es gegolten aurds ifvber ale 
392 , Ipſe dixit, Er hats geſagt; Wie viel billiger geben wir die Ehre Weißheit. 
vnd Machtden ) RRNIEGVCHhRXISTCO bnd 
in rechter Lehre beſtetigen vnſern Glauben mit dem Spruch / miseueor, zürds 
&pxowrig , Crede,ipfe dixit ſervator, glaͤube / der Heyland hat es ſelbſt 
geſagt. Bir RR, 
— Denn ſeine Schrift nicht menſchlich / nicht kalt noch lahelechtig / ſondern 
lebendigh eylſam / kraͤfftig / Goͤttlich / vnd die den Menſchen alle Seligkeit 
zubringet / weſche einige vom HERRN Chriſto / der ein Brunnquell aller 
Weißheit vnd Guͤtigkeit iſt / vnd in dem wohnet alle Vollkommenheit Got⸗ 
tes leiblich / Durch den wir vollkommen ſeyn / zu bitten iſt. Denn durch den / 
wie Panlus ſagt / hat Gott der Vatter vns errettet von der Oberkeit der Fin⸗ 
ſternus / vnd vns verſetzet in das Reich ſeines lieben Sohns / an welchem wir 
haben die Erloͤſung durch fein Blut / nemblich die Vergebung der Suͤnden / 
welcher iſt das Ebenbildt des vnfichtbaren Gottes / der Erſtgeborne für al⸗ 
len Creaturen. Denn durch jhn iſt alles geſchaffen das im Himmel vnd auff a 
Erden iſt das ſichtbare und vnſichtbare / beyde die Thronen vnd Heirfchaff- Ir 
ten / vnd Fuͤrſtenthumb / vnd die Oberkeiten / es iſt alles durch jyn vnd zu jum 
geſchaffen / vnnd er iſt vor allen / vnnd es beſtehet alles in jhm / vnd er i ſt das 
Haͤupt des Elbbes / nemblich der Gemeine / welcher iſt der Anfang vnnd der 
Eſtgeborne von den Todten / auff daß er in allen Dingen den Fuͤrgang hab, 
Dennes iſt das Wolgefallen geweſen / daß in jhm alle Fuͤlle wohnen ſolte / Coloſſa. 
vnnd alles durch jhn verſuͤhnet würde zu ihm ſelbſt / es ſey auff Erden oder 
im Himmel / damit er Friede machet durch) das Blut an ſeinem Creut/ 
durch ſich ſelbſt. ee 
Die weil denn Gore der Barrer foreichlich vnd oberflüffig alles in dem 
HErren Chriftogegeben/ fo laffer ons hauffig eylen zu dem reichen vnnd 
vbermaͤſſigen Brunn / vnd mit groffem Vertrawen von jhm alles bitten und 
hoffen. So einer will Teuffel außtreiben / Kranckheit curieren/ der Gefahr 
entgehen? gifftige Thier vmbbringen / die Gifft vnſchaͤdlich machen / Berge 
— verſetzen / 





% Das erſte Buch / von Anrichtung 
verſetzen / ſo gedencke er diß alles zu vollbringen durch Krafft vnd Macht des 
HERR Jeſu Chriſti / vnnd in groſſen Vertrawen auff jhn. Denn der 
HE R Chriſtus verheiſchet allen die auff jhn trawen / daß jhnen ſoll ſeyn 
alles gleich muͤglich / welches er noch in ſeiner lezten Predigt / ehe er gen Him⸗ 
Darcıc. mel auff gefahren iſt / hat woͤllen zum Zeugnus hinderfich laſſen / da er ſpricht: 
Wer da glaubet vnd getaufft wird / der ſoll ſelig werden / wer aber nicht glaͤu⸗ 
bet / der ſoll verdampt werden. Vnd die Zeichen derer die da glaͤuben / werden 
alſo folgen: In meinem Dramen werden fie Teuffel austretben / mit new en 
Zungen reden / Schlangen vertreiben / vnnd ſo ſie etwas toͤdliches trincken / 
wirds jhnen nicht ſchaden. Auff die Krancken werden ſie die Haͤnde legen / 
fo wirds beſſer mir jhnen werden / das iſt / ſo bald fie ſie anruͤhren / werden fie 
geſundt werden. Diß alles wird. allzeit vorhanden ſeyn I wo die Notturfft 
vnd Nutz des Evangelij ſolch Mirackel vnd Wunderwerck erfordert. Vnd 
diß geſchicht ſtets von den Predigern in dem Gemuͤt der Menſchen / wenn ſie 
vertreiben die ſchaͤndliche Gedancken des Hertzens / vnd boͤſe Laſter des Ge⸗ 
muͤts / wenn ſie durch die Krafft des heiligen Geiſts vnd heylſame Lehr die 
Kranckheit des Gemuͤts heylen / wenn fie vieler vergiffte Hertzen mit Geitz / 
Haß / Zorn / duſt / Neid / Verleumbdung oder auch andere Vnart / gut mach⸗ 
en / von ſolchen boͤſen erledigen / vnd mit Goͤttlichen Gaaben begaben. 


Das LVIII. Kapitel. 


Odb Krauter vnd Edelgeſteine auch eine Krafft haben wider 
die boͤſe Geiſter vnd andere ſchaͤdliche Ding. 
Wie fern et⸗ 


Jewol Kraͤuter vornemblich von GOTT dem allmaͤchti⸗ 


nem m AR Caendahingeordner/auch die Krafft eyngepflantzet haben / daß ſie des 
deruche Ey⸗ Menfchen Leibe zu gut kommen / entweder in Speiſe oder Artzney: 


—— Jedoch werden geruͤhmet von den Alten etliche Kraͤuter / daß ſie wider Zaͤu⸗ 
berey dienen / vnnd die boͤſen Geiſter wegtreiben: Dieſe werden genannt 
Amulera,daß fie alles boͤſe / nnd dem Menſchen feindlich / vertreiben. Die⸗ 

fe Krafft auſſerhalben obbemeldter Kraͤuter / wirdt auch den edlen Geſteinen 
ʒugeeygnet I welche fie befommen nicht von der Complexion der vier Qua⸗ 

litaͤten / Hitze Kälte} Trockenheit) und Feuchtigkeit / ſondern von einer 
ſonderlichen Eygenſchafft und verborgenen Krafft / welche Vrſache nimmer, 

en mehr fan genug ausgelegt werden. Alſo der Magnet durch reiben das Ey⸗ 
Börnftein. ſen nach ſich zeucht / der Athſtein vnd Boͤrn ſtein Sprew vnd Federn / der blau⸗ 
Sa we Saphirdie Keuſchheit ſchuͤtzet „der Hyazint / vnd Chryſolit / wenn er am 
Smaragd, Goldtfinger getragen wirds / der Peſtilenz widerſtehet / der Schmaragdt 
vnd 


des aller beften Schensdes Menſchen. 5 
vnd Prafius grüne edle Geſtein / erfrewen das Hers (dienen wider das Er» Prof 
ſchrecknus vnd die fallende Seuche) Jalpis vnnd Tuͤrckis dienen wider den pe 
Fall / daß einer entweder nicht leichelich fäle 1 oderfo er doch) gefallen iſt / der KG 
Leib nicht zu Fehr beſchaͤdiget wirdt / Corallen / wenn man fieanden Hals bin, Corallen⸗ 
det / vertreibts die vnruhige Traͤwme / vnd hilfft den Kindern wider das Er⸗ 
ſchrecknus vnnd die Furcht in der Nacht Rubin vnd Corneoll / wenn durch man, 
den gantzeneib das Blut zerteilet wird / macht es Froͤligkeit des Gemuͤts vnd 
gute Farbe. Alſo ein Edelgeſtein den andern mit Tugend vnnd Krafft vber⸗ 
trifft / vnd die Nachtgeiſter / Geſpenſte / Alp / vnd andere boͤſe Geiſter / vertrei⸗ 
ben / ſo wir der Alten Schrifften glauben ſollen / wie etliche Kraͤuter ſind / die 
da ſonderlich denen Kranckheiten helffen / die da mit der Anfechtung der boͤ⸗ 
fen Geiſter viel Gemeinſchafft haben / als da ſind Melancholey / Phrenelis, 
wuͤtende Vnſinnigkeit / ſchwere Kranckheit / vnd das erſchroͤckliche auffſtei⸗ 
gen der Mutter bey Jungfrawen vnd Witwen / wann ſie entweder langſam 
heyraten oder ſonſten verderbet werden. Sintemal aus den boͤſen Duͤnſten 
des verderbten Gebluͤts Sinn vnd Gemuͤt alſo verwirret wird / daß einer ge⸗ 
dencken moͤchte / ſie wuͤrden von einem boͤſen Geiſte geplagt / vnd ſie ſelber ſich 
beduͤncken laſſen / der Teuffel habe ſie beſeſſen vnnd treibe ſie zu allen boͤſen 
Gedancken / welchem vbel doch geholffen wirdt / wenn man jhnen die Frau⸗ 
wenader ſchlagen leſt / vnnd darnach nuͤtzliche Kraͤuter braucht / die da ſie von Beyfaß / 
ſolchem Jammer vnd Elendt erledigen / als da finde: Beyfuß / Pfefferkraut / Pfeffertiome 
Quendel / Thymian / Polen! Wolgemuth / Scharlach. Aber onterden Fhemimn, 
Kraͤutern / die das betruͤbte Gemuͤt erquicken / vnd wider den boͤſen Geiſt / o⸗ Pal 
der die Gedancken des boͤſen Geiſts / oder die böfe auffſteigende Duͤnſte aum Samıamd 
Haͤupt / die das Gehirn verwirren helffen / find Raute / Meerzwiebel / aus . 
welcher man beyde ein Syrup / Oximel Scylliticum genannt / vnnd cin EP ScyAiticãũ. 
ſig machet / Meiſterwurtz / Angelica, vnnd Faͤrberroͤte / die auch das vnſin⸗ Meerzwibet. 
nige Wuͤten von den tollen Hundesbiß heylet I vnnd iſt daſſelbige Wuͤten wurg. 
nicht vngleich einem / der vom Satan eyngenommen were. Der Roßma⸗ Angelica. 
rien ſchmuͤcket die Haͤuſer / vnd vor die Thuͤr vnd Fenſter geſatzt / treiber die ei 
böfen Geifter ab / vnnd die Gefahr der Peſtilentz / wie auch Wunderbaum / 
das man ſonſt in latein die Hand Chriſti nennet / daß die Blätter I wie ein baum. 
Hand auß gebrettet ſeyn / auch diß thut. Alſo Corallen / Peonien / Miſpein verdiefatwe 
wider die ſchwere Kranckheit dienen / wenn man fie entweder an Hals hen⸗e Krande⸗ 
get oder aber in Wein zutrincken giebet. N — 
© Diefer obbemelden Stuͤcklein etliche / ſo x mand dafuͤr halten wolte / daß 
fie dieneten zu Abtreibung der boͤſen Geiſter ſo ſoll diß nicht leichtfertig noch 
aberglaͤubiſch geſchehen / noch zauberiſche Wort ſagen / oder vnnuͤtze Gebet / 
vñ murmeln dabey geſchehẽ: ſondern wir ſollen wiſſen / daß dieſe Ding alle vor⸗ 
J | nemblich 


— 22 


% Das erfte Buch / von Anrichtung 

nemblich dem Leib / der Verwirrung des Gehirns / Gedancken vnd Gemuͤte / 
aus angeborner Eygenſchafft dienen! vnd ſo fern / daß dieſelbe Werckgezeug 
Wiefen der boͤſen Geiſter ſeyn / vnd die boͤſe Geiſter weniger oder gar nicht bleiben] 


Essigeain Kenn fienichtjhrebequeme Melanchofifcher Phrenerifche oder dergleichen 
— —— gifftige Feuchtigkeit finden / ſo fern auch die boͤſen Geiſter abtreiben / vnd nicht 
N anders. Dazu daß dieſe angeborne Eygenſchafft ſonderlich haben / wie die 

Erfahrung außweiſet / ſollen wir vns errinnern / daß ſie die Krafft von Gott 
Kräuter ha· dem HER RN haben. Denn alle Artzney vnd Kraͤuter / die zu des Menſchen 
be Lelbe gebraucht werden /ſind kraͤfftig / nicht von jhn ſelbſt fondern durch Gor 
von ſich ſeibſt tes Gaabe / vnd bringen durch Gottes gnaͤdige Guͤte ſo viel Nutz. Darvmb 


(enden aus ein jeder / der da will mit Huͤlffe der Kraͤuter etwas außrichten / der woͤlle nicht 


Gottes 


Saabe. ſo ſehr den Kraͤutern als Gott trawen. Denn alſo wird er in Curation der 


Z Kranckheiten gewuͤnſchtes vnnd viel Gluͤck haben / ſonſten wirdt alles den 
— Quergang gehen / vnd dem beſten Artzt die meiſten Krancken ſterben / wo man 
ee nicht ernſtlich allezeit gedencket an den Schoͤpffer den Allmaͤchtigen / von 
den elertzcen dem alle Krafft und Macht herkompt / vnnd wo man nicht fein gang Ver⸗ 
trawen auff ihn allein ſetzt Daher Aſa der König Juda / da er ein Podagram 

hat / vnnd GOTT nichezu Rath nam / fondern allein den Aertzten trawet / 

fand er feine Huͤlffe aus allen jhren Artzneyen vnnd anfflesen / fondern 

Pſalm.. ſtarb daran / wie die Bibliſchen Hiſtorien bezeugen Denn GOTT verbeut 
nicht / daß man ſoll der Aertzte Rath vnd Huͤlffe brauchen / ſondern daß man 


jhnen nicht zu ſehr trawen foll / noch vergeſſen deß allerhoͤchſten Artztes / 


der vns Geſundtheit gibet / vnnd durch deſſen Gaaben alles kraͤfftig vnd thaͤ⸗ 


tig iſt. | — 

es So thun auch diefe aberglänbifch vnnd abasttifch / die da Kraͤuter mir 
sruiibßer etlichen errichten Gebet ſegnen laſſen / vnd darnach brauchen / oder auch die 
Ktauter, mit gewiſſen Worten die Kranckheiten beſchweren / wie denn dieſe feyn / die 
das Farenkraut in dem Nohannistaae mitten in der Nacht ſuchen vnnd 
ausgraben / die Raute vnd dag Kleeblat von vier Blättern hochhalten Ey» 

ſenkraut zurZauberey brauchen/ond den gemeinen Leuten ein blawen Dunft 

für die Augen machen nur daß fis diefelben vmb das Geldt bringen / vnd ſich 

groß herfür brechen moͤgen / da doch fölche Betrieger vnd vnnuͤtze ruhmredige 

Meiſter nimmermehr reich werden. Vnd diß lieber Leſer habe ich hiemit 

melden wollen / daß ein jeder fuͤr Zaͤuberey ſich huͤte / enthalte / vnd wol mer⸗ 

cke / von wen er huͤlff ſeines Heyls vnd der Geſundtheit ſuchen ſoll / vnnd wie 


man rechte Argney (hindan geſetzt Aberglauben vnnd heydniſchen Wahn) 


recht gebrauchen ſolle / als nemblich / als eine Gaabe / ſo vns von Gott dem alle 
maͤchtigen reichlich verlihen iſt. 


Das 





deß aller beften Lebens deß Menſchen. | 89 
Das LIX. Kapitel. 


Von der Majeſtaͤt vnd Gewalt Gottes / vnnd wie mancher 
fen Namen das einige Goͤttliche Weſen in dreyen vnter⸗ 
ſchiedlichen Perſonen habe / vnnd wie aus Betrachtung 
deſſelben / menſchliches Gemuͤt / Troſt / Friede / vnd groß 
Vertrawen in Gott haben ſoll. 
t Vrſack der 


Jeweil das fuͤrtreffliche vnd vnaußgruͤndliche Weſen / Gott Ihne 
vnd das ewige Gemuͤt / von allem leiblichen Weſen abgeſondert vnd Bertes. 
frey / ſich ober die maſſen ſehr weit erſtreckt / vberall aus breit et / vnd al⸗ ——— 
les oder jedes regieret / leitet / fuͤhret und mir feiner Krafft begabet / Als hat 
die einige Gottheit vielerley Namen vnd viel herrlicher Tittel / nicht allein bey 
den Hebreern / ſondern auch bey andern Voͤlckern / die da jrgendt etwas von 
Gott gewuſt haben. Eng 
- Daher in der heiligen Schrift Gott genannt wird Jehova,El,Eloim, NRamen Got⸗ 


es in der 


Adonai , Emanuel, welcher jeder sin ſonderliche Krafft vnd Tugend bedeut / —— 


vnd eine groſſe Gewalt / welche er gegen die andere Ding alle jhm vnterthan SEHft- 
gebrauchet / zueygnet. Darvmb GOTT der HER Rals er gab die zehen De 
Gebott / vnd wolte / daß dieſelben fleiffig gehalten wuͤrden / ſeine Macht vnd 1. 
Ehre zu erklaͤren / ſpricht er: Ich bin Jehova dein Gott / der ich dich aus dem Zehod.. 
Lande Egypten / vnd aus dem Hauſe der Dienſtbarkeit gefuͤhret hat / du ſolt era 
nicht andere Görterneben mir haben. Dafelbft mit dem herrlichen vnnd mactigen 
wunderlichen Namen erflärer erfich einen HERAN END Negiereraller Din, Gewalt, 
gen die da ſeyn im Himmel vnd auff Erden. Denn / dieweil er iſt in Qu 
vnd Vrſprung der gantzen Welt / vnd er iſts allein / der aus eigener Krafft bes 
ſtehet / vnd allen andern die Krafft etwas zu ſeyn mittheilet / derwegen es billich 
iſt / daß ſeinen Gebotten vnd Befehlich alle Menſchen gehorchen / vnd derſel⸗ 
ben Geſetz ſich vnterwerffen / von Niemand anders als von jm allein / der von 
Ewigkeit iſt / Huͤlff vnd Heyl ſuchen / welchs die Hebreer Jehova,die Griechi⸗ 
ſchen aurogun,die Lateiniſchen Exiſtentem, die Teutſchen ein ewig Goͤttlich 
Weſen nennen: Vnd alſo wird von vielen Dingen der Name des Goͤtt/ OfrF 
lichen Weſens genommen. Erſtlich / vonder Krafft vnd Allmacht / von Roumna 
der Ewigkeit / von der Majeſtaͤt / vonder Herrſchafft dem alles vnterthan 
iſt / vnd damit cr alle Geſchoͤpff durch vnausgruͤndliche Vorſehung weißlich 
regieret. — 
Darnach hat Gott auch einen Namen von ſeiner Suͤhnligkeit Sanfft⸗ 2 
muth vnnd Gnade / die er braucht gegen den Leuten / die in ihrem Elend vnd — 
— M Jam⸗ 


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| 


des aller beſten Lebens des Menſchen. * 


iſt / Gott mit vns. Ein Kind iſt vns geboren / ein Sohn iſt vns gegeben / — 


welches Herrſchafft iſt auff ſeiner Schuldter / vnd er heiſt Wunderbar / Rath / — 
Krafft / Held / Ewig Vatter / Friedefuͤrſt. Es ſind viel vnzehliche Natnen /  gmarer. 
die da der Goͤttlichen Majeftät gegeben werden koͤnnen I ja die er jhm ſelbſt 72, 
zueygnet. Alſo nennet er ſich einen Arge I daß er giebet Geſundtheit Leibes Friede duͤt ſt. 


vnd der Seelen / vnd heylet die euſſerliche vnnd jnnerliche Maͤngel der Men 
ſchen. 


Mehr wird er auch genennt ein Hirt / daß er mit groſſer Sorge vnd Fleiß ts 
feiner Herde vorftehe/die zerſtrewete Schaaf zufammen bringe / und fie mit — —* 
der heylſamen Weide des Worts Gottes weide vnd erquicke. Ejal.ao- 
Dergleichen der HERR Chriftus ſich ein Fruchtbarn Weinſtock nen, Joan-1°- 
net / den Vatter im Himmelein Ackersman / vns aber die Weinreben in den a8 
Weinſtock gepflanger / die er reiniget / vnd die vntuͤchtigen abfehneider/da8 ger. 


iſt / vbermaͤſſige Begierde wegnimbt daß wir deſto mehr Frucht tragen: Die Par 
er aber vnfruchtbar find / vnd daß ſie kein Jahr nichts tragen / vnter welchen 
Weinreben er die Menſchen verſtehet / die keine Frucht des Glaubens brin⸗ gungen, 


Joan ar. 


gen / dieſelbe wirfft er ins Fewer / als ein verdortes vnnützes Bund reiß / darin⸗· 76. 
nen keine Krafft noch Safft mehr iſt. Der Apoſtel Paulus braucht auch der⸗ Agerman. 


gleichen Figuren im reden / vnd nim ſie von dem Fleiß im Ackerbaw / und "Ermeds- 


im Haͤuſerbawen. Denn nach dem die Corinther durch heimlich Schmol⸗ 
len vnd Zanck vneinig durch ſich ſelbſt waren / vnnd hoch wolten geſehen ſeyn 
von wegen jhrer Lehrer / einer gegen dem andern / wie wir noch heut zu vnſern 
zeiten gleiche Cxempel finden / fo ermahnet er alle und jede I Die da etwas gu⸗ 
ter Lehre bekommen haben / daß fie diß niche den Kirchendienern zueygnen 
wolten/fondern Gott / der da eine Vrſach alles guten iſt. Wir / ſpricht er / ſind 
Gottes Mitarbeiter / jhr ſendd Gottes Ackerwerck und Grund:denn wir bau⸗ 
wen mit dem Saamen heylſamer Lehre / jhr ſeyd das Gebaͤw / das da auffge⸗ 
het zu Gottes Ehren. Weiter was GOTtes Hoheit vnnd Majeſtaͤt anbe⸗ 


langet / fan nichts erdacht werden / oder in Sinn genommen / es ſey wie hoch / 


großmaͤchtig / durchleuchtig / fuͤrtrefflich / anſehnlich / herrlich / vnd nichts vber⸗ 

all ſo vollkoͤmlich als es jnmer wolle / dag nicht koͤnte GOtt zugeſchrieben 

werden. Seine Weißheit / die alles regieret in dieſer weiten Welt) vnd die er „.. Ze 
hält oder fchüger durch vnaußſprechlichen Rath vnnd Vorſichtigkeit / iſt vn⸗ prama.aı. 


begreifflich / vnmuͤglichen auszulegen/onendlich/fo ſehr / daß ober der ſchoͤnen m 


Drdnung fo hoher Dinge / ein jederman vber den allmächtigen Schöpffer "” ER 
fich verwundern vnd jhn lieben mus, Seine Staͤrcke / Krafft und Macht) auenärce. 


damit er die Feinde darnider fchläger I vnnd die Gottsfuͤrchtigen fehliger / Dfat.r. or. 


iſt groß vnnd vnvberwuͤndtlich / nichts iſt das für feiner Macht beſtehen Tr 


kan / auch nicht jrgendt ein Schloß / feſte Paſtey ſie 


ij immer⸗ 


NEM, 58 
—RJ — 


Proverb.8. 
Luc. ⁊ 
19. 
Die Gerech⸗ 
tigkeit. 
Pſalas. 47 
8 


84. 
N fal.16.22, 
144. 
29, 
Barmbers 
Pſal zꝛ. 8 6. 
Eotoff.r. 


+ 


Hera, 


9, Timot. 2. 


92 Daserfte Buch / von Anrichtung 

jmmerdar ſeyn möchte. Sein Gericht und Gerechtigkeit / darinnen er einem 
jeden das feine außteilet / vñ nach dem ers wuͤrdig iſt / ſein Lohn zu teilet / iſt ge » 
recht / gleichmaͤſſig /heilig / rein / loͤblich un auffs billichſte / daß keiner / der rechten 
Verſtand hat / jhme darinnen vbel nachreden Fan. Seine Barmhertzigkeit / 
Guͤtigkeit / Verſuͤhnligkeit / die alle Propheten weit vnd breit geruͤhmet ha⸗ 
ben / die iſt vnmaͤſſig / vnnd vbertrifft alle Tugenden / zu der alle / die ſeine Ge⸗ 
rechtigkeit fuͤrchten / wie zu einem Friedeſchild fliehen vnnd Huͤlffe zuſuchen 
kommen / damit der heilige Geiſt der Troͤſter alle Schwachen ſtaͤrcket vnd 
kraͤfftiget / macht Hoffnung vnd Vertrawen die ewige Seligkeit zu erlangen / 
treibet die Gottsfuͤrchtigen zudem Thron der Gnaden / daß ſie Barmher⸗ 
tzigkeit erlangen / nichts jnen zugerechnet werden kan / noch jrgendt eines Tod⸗ 
tes ſchuͤldig vervrteilet: Welchs da es Paulus erfahren hat / daß erein verfol⸗ 
ger der Apoſteln war / vnd darnach ſo groſſe Barmhertzigkeit empfangen / be⸗ 
kraͤfftiget er anderer Leute wanckelhafftiges und kleinmuͤtiges Gemuͤt mit 
ſeinem herrlichen Exempel / vnd ſpricht: Ich dancke vnſerm HERAN 
Chriſto Jeſu / der mich ſtarck gemacht hat / vnd trew geachtet hat I und ge⸗ 
ſetzt in das Ampt / der ich vor war ein Laͤſterer / vnd ein Schmaͤher / Aber mir 
iſt Barmhertzigkeit widerfahren / denn ich habs vnwiſſend gethan / im Vn⸗ 
glauben / das iſt / ic hab den rechten Glauben nicht gehabt / vnd Gottes Raht 
nicht erkannt. Denn er hat nichts anders gewuſt / da er die Chriſten ſo verfol⸗ 
gete / er thaͤt Gott einen dienſt daran. Damit aber ein jeder ſelig wuͤrde / vñ ver⸗ 


gewiſſet / daß die Suͤnde genug gebuͤſſet / durch das Blut Jeſu Chriſti / allen 


030.16, 


ade, 


Zit3, 


alſo: 


die auff jhn trawen / fo bewehret der heilige Paulus gar hoch vnnd thewr diß 
iſt je gewißlich war / vnd ein thewres werthes Wort / daß Jeſus 
Chriſtus kommen iſt in die Welt / die Suͤnder ſelig zumachen / vnter welchen 
ich der fuͤrnembſte bin: Aber darvmb iſt mir Barmhertzigkeit widerfahren / 
auff daß an mir vornemblich Jeſus Chriſtus erzeigete alle Gedult / zum Ex⸗ 
empel denen die da an jhn glaͤuben ſolten / zum ewigen eeben / das iſt / zu Hop 

nung vnnd Erwartung des Himmelreichs. Welche hohe Wolthaten / die, 
weil ſie kommen von dem himliſchen Vatter / vnd jhm zu Lob und Danck ge⸗ 
reichen follen richten; SOTT dem ewigen Koͤnig / dem vnvergaͤnglichen / 
vnd vn ſichtbarn / vnd allein weiſen / ſey Ehr vnd Preiß in Ewigkeit / Amen. 
Der Apoſtel Petrus / auch von wegen des Wercks der Erlöfung I gieber 
gleiches Lob Gott dem Vatter vnſers HERREN Jeſu Chriſti I der 
vns nach ſeiner groſſen Barmhertzigkeit wider geboren hat zu einer lebendi⸗ 
gen Hoffnung durch die Aufferſtehung Jeſu Chriſti von den Todren / zu 

einem onvergänglichen / und vnbefleckten / vnd vnverwelcklichen Erbe / das 
behalten wirdt im Himmel / euch / diejhr auß GOTtes Macht bewahret 

werdet sr Seligkeit. Als wolte er ſagen / Aus groſſer Liebe gegen vns. Em | 
da er⸗ 





des aller beſten Lebens deß Menfehen. 9 


da erſchiene die Freundlichteit vnnd Leutſeligkeit Gottes vnſers Heylands / 


nicht vmb der Werck willen der Gerechtigkeit die wir gethan hatten / ſondern 
nach ſeiner Barmhertzigkeit machet er vns ſelig / durch das Badt der Wider⸗ 
geburt vnd Ernewrung des heiligen Geiſtes welchen er außgoſſen har ober 


vns reichlich / durch Jeſum Chriſtum vnſern Heyland / auff daß wir durch 
deſſelben Gnade gerecht vnd Erben ſeyn des ewigen Lebens I nach der Hoff 


nung: das iſt je gewißlich war. Derwegen / dieweil Gottes Siebe vnnd Zu, Wina® 
neigung / GOTtes Gunſt vnd Gnade gegen das menſchliche Geſchlecht ſarLeben fors 
fo groß iſt / daß er nicht allein alle andere Dinge zu vnſerm bequemen Nutz ien richten. 
vns gegeben hat / ſondern auch ſeinen einigen Sohn / zu Erloͤſung des Men⸗ 

ſchens I daß wir erlangeten das ewige Leben / durch den Todt vnd Auffer⸗ 

ſtehung CHrifti / ſo iſts ja billich vnnd recht / erforder ts auch die Danckbar⸗ 

keit / daß ein jeder ſeine Hoffnung vnnd Vertrawen auff Gott ſetze / jhn 

lobe vnnd preiſe / fein Leben nach jhm richte I jhm gefallen wolle mir einem 
Glauben / der nicht muͤſſig noch traͤge ſey / ſondern reich von Fruͤchten und zn. 
Wercken der Liebe / jhm ſich gantz ergebe / nicht mehr anhange dem gottloſen 

Wiſen vnnd fleiſchlichen Süften / ſondern Gottfuͤrchtig / rccht vnd nuͤchtern 


lebe / vnnd warte auff die ſelige Hoffnung vnd Erſcheinung der Herrligkeit 


des groſſen Gottes / vnnd vnſers Heylandes Jeſu Chriſti / der ſich ſelbſt für 

vns gegeben hat / auff daß er ung erloͤſe von aller Vnreinigkeit / vnnd reiniget 

jhm ſelbſt ein Volck zum Eygenthumb / das fleiſſig were zu guten Wercken. 

Denn wenn wir alſo vnſer Leben anftellen / vnd empfangen haben den hei⸗ Rom.5. 
ligen Geiſt den Tröfterifo Haben wir Friede mit Gott in vnſerm Gemuͤt / vnd 

haben nicht mehr Furcht noch Zittern für dem Todte /ſondern haben einen 

Zugang indem Hertzog Chriſto / zu der Vnſterbligkeit vnd der ewigen Woh⸗ 
nung / daß alſo der Todt nicht iſt ein Vntergang deß Seibesifondern eine Ver⸗ erTode i 


newrung / nicht eine Verleſchung der Natur / ſondern eine Stuffe oder Thuͤr eins Dernewe | 
tung des 


Des. andernschens/ond der erſte Zugang zu der himmliſchen Stadr/oder&in gens, 


gang zu der Ewigkeit. An welchem allen Niemandt zweiffeln ſoll 7 weildie Gott iſtwar 
Warheit ſelbſt / die niemand betreuget / diß verheiſchen hat. Den Gott iſt war / ee 
vnd ale Menfchen find Luͤgner / das iſt / Gott betreuget Niemand / haͤlt was er fungen, 
zuſaget / machet kein vergeblich hoffen noch warten / iſt nicht ein vergeblicher A ae > 
Außbierer/wie die Menſchen / die viel sufagen vnnd wenig halten] oder man⸗ ſchen £ügen 
cherley Außfiuͤchte ſuchen / ſondern ift beſtaͤndig / gewiß und rrew/in allem was ee 


"er verheifchen har oder zugeſagt zu thun Aber ein jeder Menſch iſt ein Luͤgner / werden. 


das iſt / eriſt betruͤglich / loſe / leichtfertig / wanckelmuͤtig / vnbeſtaͤndig / zweiffel/ Nug 
hafftig / hin vnd her wanckende / mancherley Sinns liſtig / nichtig / hin derli⸗ erawen auff 
ſtig / vntrew / der da anders redt wenn er figt/anders wenn cr ſtehet / daß Nie⸗ —— 
mandt ſicher jhm glauben darff. Welche Laſter von = Goͤttlichen eh Gunft, 

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4 Das erſte Buch / von Anrichtung 


Zroſtin ſtaͤt fern ſein / als die von feinen boͤſen begierden getrieben werdẽ. Derhalben iſt 
Gott. 4 der beſte Rat h / daß man jhm allein trawe / auff jhn alle vnſer Wuͤnſch / Hoff⸗ 
Gone. nung vnd Begierde ſtellen / es lomme daher Gefahr oder Vngluͤck / Tode oder 
Der Kiafft das juͤngſte Gericht. Denn durch feine Gunſt vnd Gegenwart wird alles lin⸗ 
de der / das herbe vnnd bittere wird in füfles verwandelt / durch den Troft auff 
sunsss jhn wird benommenalle Furcht des Todtes / vnnd vergehet alles zittern vnd 
Ser: ge, sagen vnſers Hertzens durch feine Siebe ſetzen wir hindan / vnd verachten Die» 
wiften®tans fer Welt Luſt vnd diefes Lebens Liebligkeit / durch feine Krafft end Huͤlff er⸗ 
Ben, tragen wir fo viel Jammer vnd Elend / das da alle Augenblick ung zukoͤm⸗ 
met / Durch feine Hoffnung onnd Wartung der Ewigkeit ziehen wir in ons 
ferm Sterbftündlein frölig dahin/ond werden von dem HErrn Chriftoin dz 
Paradeiß geleiteriond wo wir allein gewiß feyn/daß ons das Verdienſt Chri⸗ 
ſti erloͤſet vnd Gnade erworben hat / fo ſterben wir nicht ſchwerlich / haben kei⸗ 
Die Auffer⸗ Me aͤngſtige Todteszuͤge und Anfechtung. Denn der HERR Jeſus Chriſtus / 
a der Mitler zwifchen Gott und Menfchen/har vns dem Vatter verſoͤnet / mit 
—— ſeinem thewren Blut vnſere Suͤnden abgewaſchen / vnd durch die Auffer⸗ 
zehn. ſtehung die Gerechtigkeit ung zubracht. Dennder HERR Chriftusift auff 
Todten omb onfer Gerechtigkeit willen/alfo daß durch die Aufferfiehung des 
HERRN Ehrifti / wie durch ein Pfand / wir vergewiſſet ſeyn / daß wir felig 
werden ſollen / vnd durch deſſen Krafft wider aufferſtehen. Er wird auch / wie 
Pbiup·ʒ· der Apoſtel Paulus bezeuget / vnſern nichtigen Leib verklaͤren / daß er ehnlich 


werde feinem verklaͤrten Leibe / nach der Wirckung I damit er auch kan alle 


Dingjhm vnterthaͤnig machen. Vnd ob wol nach der Lehre Pauli / vnſer jrr⸗ 
diſch Hauß diefer Huͤtten zubrochen werden muß / daß wir einen Baw ha⸗ 
ben von Gott erbawet / ein Hauß nicht mit Haͤnden gemacht / das ewig iſt im 
Himmel. Denn Gott / der aufferwecket hat von Todten den HERAN 
ſum / der wird vns auch durch jhn aufferwecken / vnd theilhafftig machen des 
Ruhms der gemeinen Aufferſtehung / Welche aller gewiſſeſte Hoff 
ER nung machet / daß wir weniger beſchweret von | 
Be binnen in die ewige Freude 
ziehen. ae 


Das 


geopffert / vmb vnſer Suͤnde willen! wie Paulus ſagt / vnd erwecket von den 


ee ce En * 


a 
Das ander Buch/ 

a 1 — e ET, 
Von vielerlen noͤthigen 
Eehren / beyde der natuͤrlichen Kunſt / 

Phyſicæ genannt / ſo wol auch der Artzuey Kunſt / 

Medicinz,mwelcheingemein jedem verſtaͤndigen 


| 

| 

Menfchen zu wiſſen von Noͤthen 
ſeyn: 


Geſchrieben 
Von 


lacobo Horſtio, der FreyenKuͤnſt 
vnd Artzney Docote. 





96 — 
Den hoch vnnd wolgebornen Herren / 
Herrn Wilhelm von Roſenberg auff Kruͤmlaw vnd 
Wittingen / ꝛc. Regierenden Herren deß Hauſes Roſenberg / 
Roͤm. Keyſ. Majeſt.ꝛc. Geheimen Rath / vnd der Kron Boͤhem Oberſten 
Burggraffen: Herrn / Herrn Adam / Herrn von vnd auff Newhauß vnnd 
Frawenburg / ec. Roͤm. Keyſ. Majeſt. Rath vnd Caͤmmerer / vnnd Oberſten 
Cantzler der Kron Boͤhemen: Herrn Michael Spanoffsky von Kyſſaw / 
Ritter auff Pazon / Roͤm. Keyſ. Majeſt. Rath und Oberſten Landtſchrei⸗ 
ber der Kron Boͤhem / vnnd dem Erbarn Herrn Johanni Nepreſſio Rath⸗ 
herrn der Stadt Satz / ec· Auch allen andern Wolgebornen / Edlen / Ge 
ſtrengen / Erbarn / Wolweiſen Herrn / Herrn N. N. der dreyen Staͤn⸗ 
de von Herren / Ritterſchafft vnnd Staͤdten der Erſamen 
Landtſchafft in der Kron Böhmen + Meinen gnaͤ⸗ 
digen vnd großguͤnſtigen 
Herren. 










N 
DE I Demnach vor fechs Jahren dig ander Buch vonmir 
 itentfcher Spraach außgegangen / vd außdamals 
bemelten Brfachen Ewer On. etlichen dediaret / vnd nun mit vie⸗ 
len nothwendigen Lehren / wol zwey oder dreymal vermehret / hab 
ich diß mehrern Herren vnd fuͤrnemmen Leuten / doch kwrer Kron 
Boͤhmen allein / zuſchreiben billich ſollen vnd wollen. 
Dieweilaber mir eine groſſe Anzahl vieler Herren / Adel vnd 
fuͤrnemmen Buͤrger als bald fuͤrkoͤmpt / die ich alle wuͤrdig / oder 
auch noͤthig achte / denen ich dieſe Lehr zu zuſchreiben oder zu zuſchi⸗ 
cken ſchuldig mich erkenne / Bin ich Raths worden / dieſes Buch 









einer gantzen Erſamen Landtſchafft der loͤblichen Kron Bchmen - 
zu zueygnen / vnd Tittels weiſe etliche der fuͤrnembſten / auff welche 


als das Auge / die andern ſehen / mit Namen zunennen. Die andern 
ne alle mit gemeinem Tittel ſaͤmptlich vnnd fonderfichen zube⸗ 
gruͤſſen. | . 
Esiftdie Kron Böhmen / wie ich fie faſt meiſtentheils durch 

vnd durch / mit meiner muͤheſeligen Practica für zehen Jahren / da 
ich zwar 


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BT Te 7 ER N er 


Och vnnd Wolgeborne/ Edle Seftrenge/ 
WErbare / Wolweiſe / Gnaͤdige / Großguͤnſtige Herren. 

















Vorrede. 97 
ich zwar bey Tag vnd Nacht von E. G.vnd Gunſt erfordert einen 
Medicum inn E. G. Landen gegeben / von mir ſieben Jahr lang 
wol erkannt Das Landt iſt ſo gut von allen Gaaben Gottes / vnd 
Reich von guten Gewaͤchſen vnnd Kraͤutern / daß nicht allein die 
Einwohner / ſondern auch ich als ein Medicus ſagen muß / Terra 
erat bona das Landt war gut. 

Vnd das nech viel mehr iſt / weil ſonſt gut Sande vnd gute Leite 
te nicht beyſan men ſtehen / wie die heilige Schrifft lehret: Terra 
erat bona, mali autem homines , ſo iſt es faſt zuverwundern / daß 
allhier in fogutem Landt ohn ale Maͤngel / vnnd derer gleich inn 
teutſchem Reich / deſſen die Kron Böhmen das fuͤrnembſte eines 
iſt / an reichen Gaaben Gottes / von aller Luſt vnnd Vberfluͤſſig⸗ 
keit nicht baldt zu finden / dennoch fo fuͤrtreffliche / fromme / erbare 
Leute / meiſten theils gefunden werden. Denn daß etlich boͤſes Ge⸗ 
ſindlein ſich findet / foift feine Gemeine niemals gar fromb gefun⸗ 


den. Ich geſchweige / daß vieler frembder Nationen / durch groß⸗ 


mächtige Hofe Keyſer und Koͤnige / das verloffenſte Geſindtlein / 
eins Theils ſich nach dem ſchoͤnen luſtigen Lande / eines Theils 
nach den groſſen Hoͤfen eynmiſchet / das der erſamen Landtſchafft 
der Kron Boͤhmen nicht ſoll zugerechnet werden. 

Diß iſt viel mehr am Tage / daß viel fuͤrtrefflicher / hochver⸗ 
ſtaͤndige / beredte Herren / viel fuͤrnemmer Leute / im Lande vnnd 


Staͤdten gefunden werden / denen nicht wol jemandt inn andern 


Landen zuvergleichen iſt. Daß ich auch vieler / die heut leben / vñ die 
ich wol kenne / vnnd billich zu ruͤhmen haͤtte / geſchweige / damit ich 
nicht angeſehen werde /als heuchelte ich jemandt / ſo laß mir je⸗ 
derman / der einen Verſtandt hat / die / welche obbemeldet hat der 
Tittel / anſehenliche/ fuͤrtreffliche / verſtaͤndige Herren ſeyn / derer 
einen die Kron Polen zum Koͤnig begeret / aber er ſich deß gewidert / 
vnnd ſeinem Vatterlandt trewlich / vnnd biß an feine Ende viel 
lieber beywohnen woͤllen: Die andern mit hohen Gaaben gezie⸗ 
ret ſeyn. 
erinnere mich auch / daß der Wolgeborne Herr / Herr 
Chriſtoff Pappe Rom, Keyſ. Majeſt. Rath / vnnd Cam merer zu 
| N Newhauß / 


— 


a aa 


38 Voarrede. | 
Newhauß / in Zufammenkunffevieler anfehenticher Herren / mich 
auff den Saal zu ſich erfordert / vnnd gefraget / mit den Worten: 
Iſts nicht alſo / daß viel fuͤrtreffliche Ingen a das Landt zu Boͤh⸗ 
men gibet / vnnd daß die / ſo in frembde Landt außziehen / fuͤrtreff⸗ 
lich werden ? Welches alles gewiß alſo iſt / daß es faſt an keinem / 
fo außgezogen / inn hohen Schulen ſtudieret / oder ſonſten an Ho⸗ 
fen teutſcher Fuͤrſten ſich verſuchet / gefehlet / der nicht hoch für an⸗ 
dern begaabet / vnd inn der Kron Boͤhm heutiges Tages fuͤrgezo⸗ 
gen: Ja derer viel auch / die nicht außkommen / vnnd daheime ſtu⸗ 
dieren im Lande / doch nach Ehr vnd Tugendt geſtanden / Vbung 
vnd Erfahrung obgelegen / ein Zier der Kron Böhmen ſeyn / vnnd 
in fuͤrnemmen Aemptern nuͤtzlich gebraucht werden. — 
Was follichaberdißverhalten/ daß auch in denen Einwoh⸗ 
nern der Kron Boͤhmen / ſie ſeyn Herrn / Adel oder Buͤrger / die da 
zum ſtudieren oder viel Vbung vnnd Erfahrung nicht gehalten / 
vnd derwegen in jhrem Verſtandt die Suchen fo weit vnnd hoch / 
als es wol von noͤthen / nicht verſtehen / dennoch eine fuͤrtreffliche 
Gaabe vnd Gnade Gottes / welche gewißlich die nechſte nach der 
Weißheit vnd Verſtandt ſelbſt iſt / gefunden wird/alsnemlich die⸗ 
ſe / daß weñ ſie es gleich nicht verſtehen / doch andern verſtaͤndigen / 
vnd die jhnen guts rathen / gern folgen. Es iſt viel vnd offt von den 
Alten inn griechiſcher vnnd lateiniſcher Spraach geruͤhmet wor⸗ 
den dieſer Spruch: Primum eum virum judico, qui ipſe con- 
ſulat, quidinrem ſit: Secundum eum, qui benè monenti 
obediat. Tertium extremi ingenij eſſe, qui nec ipſe intelli- 
gat, nec alteri benè monenti obtemperare ſciat, welchs auff 
teutſch alſo lautet: 
Diß iſt der beſt vnd fuͤrnembſte Mann / 
Der ſelbſt die Sach gnug verſtehen kan/ 
Der ander iſt gut vnd nechſt bey dem / 
Der folgt gutem Rath / vnd ſiht doch wem / 
Der boſeſte iſt der dritte Hauff / 
a Soniemande folgt / vnd gibt alles auff. | 
Vnd daß dieſes die Warheit alſo ſey / ſo wiſſen EG, Hochgebor> 
PR + ner Herr/ 


ki 








Vorrede ar «99. 
ner Herr / Herr Wilhelm / Herr von Rofenberg/ was zu Wittyn⸗ 
gaw mir von den Boͤhmen E. Geetwann geruͤhmet nit dieſen 
worten: Vnſere Boͤhmen / ob ſie gleich nicht alle verſtaͤndig feyn/- 
fo folgen fie doch denen / die ſhnen Guts rathen / gern. So weiß 
ich auch wol / daß inn oͤffentlichen Landtagen / viel vnmuͤgliche 
Dinge geachtet / die der meiſte Hauff mit jhrem Verſtandt nicht 
begreiffen hat koͤnnen: Aber da ſie E. G. vnnd andere verſtaͤndige 
Herrn haben davon hoͤren reden / daß ficallegefolget/und einmüs 

tig mit E. G. vnd andern verſtaͤndigen Herren geſchloſſen. | 
Diefer Exempel viel hindan geſetzt / will ich allein widerhofen/ 
wasingemeiner Artzney deß Leibes / dem Lande zum beſten / in oͤf⸗ 
fentlichengandtagen beſchloſſen / daß ſonſt / weil die Kron Boͤhmen 
geſtanden / vor nichts gehalten / vnnd vielen nicht inn Sinn hat ge⸗ 
wolt: Als nemblich / Eins / vor etlichen Jahren die Viſitation der 
Apotecken in allen Staͤdten / daß ſie alle Jahr ſollen zwier viſitiret 
werden / vnnd jede Stadt einen Doctor halten: Das andere / ver⸗ 
ſchienen nechſten Jahr / daß ein Ehrſame Landtſchafft 2000. 
Schock zu jaͤhrlicher Proviſion etlicher Sande Doctorn / mit Roͤm. 
Keyſ. Majeſt Bewilligung / auß gemeinem Fifco verordnet. Deñ 
dieſe Sache / von deß Leibes Huͤlff vnd Artzney / Beſten oder Not⸗ 
turfft / haben viel Einwohner wenig geacht: Aber die verſtaͤndige 
vnd fuͤrtreffliche Herren vnd Leute haben es wol verſtanden / vnnd 
erfahren lange Zeit her / wie es inn der Kron Boͤhm mit Apotecken 
vnd Artzney(wenig Gelehrten / darvnter noch der alte vnd fuͤrtreff⸗ 
liche Medicus D. N. N den hoͤchſten Ruhm bat/ aufgenommen). 
fo vbel ſtehet / wie Rath in groſſer Kranckheit offt mangelt / wie / weñ 
ſchon Rath vorhanden were / diß damit man helffen ſoll / in Apote⸗ 
cken nit zu finden geweſt / wie Stoͤreraͤrtzt / in mangel rechter Aertz⸗ 
te / die arme Leute verblenden / vnd fich groß machen:Wie durch ſol⸗ 
che Maͤngel vnd Vnordnung die fuͤrnembſteLeute deß Landes vn⸗ 
zeitig vntergangen / wie Peſtilentz mehr gewuͤhtet / vnnd viel groſſe 
Menge deß Volcks auffgeraͤumet / ja faſt das Landt an etlichen oͤr⸗ 
tern verwuͤſtet hat. Darvmb dieverftändige Herren vnd fuͤrtreffli⸗ 
ehe Leute / als rechte Vor ſteher deß Landes/ wie man liſet von 
Se ! | ij dem 


100 . Porrde 
dem Rath der Abderiter inn Griechnlande/ wol bedacht haben / 


daß fuͤrtreffliche Medici, nicht allein Aerzte / ſondern auch Er⸗ 


alter deß Landes / der Regiment / der Geſetz vnd Gerechten we⸗ 
ren / deßwegen der ehrſamen Landefch ft diß nicht allein vor⸗ 
bracht / ſondern die andern haben mit jhnen diß zugleich fuͤr noͤthig 
erkannt / vnnd denen als Verſtaͤndigen gefolget. Vnd obwol die 
Apotecker mit jrer vnbillichen Außflucht ſich der Viſitation wider⸗ 
ſetzt / dieſelben biß anher auffgezogen / auch noch die Landt Medici 
nit beſtellet / ſo iſts doch Fein Zweiffel / daß ein ſolch loͤbliche anſehen⸗ 
liche Landtſchafft / Herren / Ritter / vnd Buͤrger diß wol dem vnwi⸗ 
derſprechlichen Brauch nach der Boͤhmiſchen Rechten / daß alles / 
was beſchloſſen / ins Werck geſetzt vnd vollzogen werden muß / voll⸗ 
bringen thun: Sonderlich wenn fiediefe hochgelehrte / erfahrne 
Landt Doctores bekommen / die nicht allein inn den Kranckhei⸗ 
ten zu curiren geuͤbet vnd gluͤckſelig / Sondern auch in Anrichtung 
der rechten Apotecken / vnd Widerlegung der Eynredung der A⸗ 
poteckern / durch viel vorhin gehaltene Viſitation geuͤbet / vnd wol 
bekraͤfftiget ſeroyn. Da auch die Landt Medici täglich nicht fo 
bald zu finden/wieleyder / Gott ſey es geklagt / inn feiner Kunft 
mehr Mangell / als inn rechter Artzney / vberall heutiges Tages ge 
ſpuͤret / ſo vermoͤgen eine loͤbliche Kron Boͤhmen / wol etliche fuͤr⸗ 
nemme Aertzte auß Teutſchlandt / ſie ſeyn nahe oder auch ferrn zu⸗ 
ſammen zuvorſchreiben / inn jhr Landt auff ein Monats Zeit zuer⸗ 
fordern / mit jhnen diß zuoberrathſchlagen / vnnd ins Werck zu ſe⸗ 
tzen. Nun iſt Niemandt ſo weiß noch ſo verſtaͤndig / der nicht durch 
gute Lehr Vnterrichtung beduͤrffte / Niemandt iſt ſo gelehrt / der 
nicht durch gute Buͤcher / Geſprech vnd Erfahrung / an Weißheit 


vnd Verſtandt zunemmen wolte. Chriſtus vnſer Her“ vnnd J 
Bruder / der Sohn Gottes / hat als bald in dem zwoͤlfften Jahr ſei⸗ 
nes Alters ſich mit Fragen vnd Geſprech geuͤbet / daß von jhm ge⸗ 


ſchrieben ſtehet: Er namb zu an Alter / Weißheit vnd Verftande/ 
ſonder Zweiffel vns allen zum Exempel. Die alten Koͤnige auch 


beyden Heyden / ja Koͤniginnen / daher die Sibyllen beruͤmbt / has 


ben einander fragen / jhren Verſtandt zu vben vnd Ne 
I auffge⸗ 





- Vorrede. 107 
auffgegeben/ond ſelbſt auff weißliche Geſprech vnd Vbung ſich in 
jhren Landen beſucht / jre Sendtbrieff haben vberall gute Lehre vnd 
Erinnerung der Weißheit inn ſich gehalten / wie wir zur Zeit des 
Artzts Hippocratis, vnd des fuͤrtrefflichen gelehrten Philofophi 
Democriti, auß jhren kurtzen vnd doch wichtigen Sendtbrieffen / 
derer etliche hieher hernach gedruckt / zuſehen haben. | | 
Darumb dieweil gute Lehren in allen Spraachen vndKuͤnſten / 
ſe laͤnger je mehr inn vnſern teutſchen Spraach / die die Kron Boͤh⸗ 
men neben jhrer angeborner Boͤhmiſchen Spraach mit vns ge⸗ 
mein faſt vberall brauchet / billich außgebreitet / vnd dem gemeinen 
Vaiterlandt mit getheilet werden ſoll / laß ich / in andern Kuͤnſten 
vnd allerley anderer Art der Weißheit / andere fuͤrtreffliche Leut 
das jhre thun / aber in meinem Beruff der natürlichen Kunſt Phy- 
ſicæ vnnd der Artzneykunſt Medicinæ, wie vorhin die gange 


Zeit meines Lebens / alſo noch viel mehr vnnd bedaͤchtiger inn mei⸗ 


nem herzukommenden Alter / wolte ich gerne / nach meinem we⸗ 
nigen verliehenem Pfundt / viel Guts erbawen vnnd vermehren 
ffen. 

Geſtalt ich auſſer ander vielfaltiger vnnd faſt vntraͤgli⸗ 
cher Muͤhe vnd Arbeit / mit offentlicher Profeſſion oder leſen der 
Artzneykunſt / inn vnſer loͤblichen Julius Vniverſitaͤt / auch mit 
privat leſen zu Hauß / vnd Vbung der jungen Studenten der Me⸗ 
dicin / ich geſchweige meiner Arbeit mit Buͤcher Lateiniſch vnnd 
Teutſch zu ſchreiben / darzu mit Curation vieler Krancken inn 
Staͤdt vnnd Landen / nicht vnterlaſſen fan noch ſoll / inn teutſcher 
Spraach biß teutſche Buch auch zu ſchreiben / zuvermehren / vnd 
ſonderlich / was zu gemeinem Brauch der rechten wahren Artzney / 
biß anher mit groſſem Schaden vnterblieben / meinem armen 
Vermoͤgen nach/an Tag zu geben vnd zu erklaͤren. Ich habe auch 
dieſes Buch faſt gantz vnd gar ſelbſt gemacht / vnd etwas wenig in 
lateiniſcher Vorreden deß Lemnij zu Huͤlff genommen. 

Vnd ob ich hiemit jederman nicht genug thaͤte / ſo will ich mich 


doch frewen / daß ich den fuͤrtrefflichen / erbaren / frommen Aertz⸗ 
ien / daß ſie was beſſers in gemeiner natuͤrlichen Kunſt und Hauf- 


iij artzney 


102 Br Vorder” 
artzney Kunſt anreiget/ ven vnerbarn auffgeblaſenen / leichtferti⸗ 
gen Aertzten / daß ſie beſſer von jeder man vrtheilen / vnd ſie etwas 
felbft von jhrer Betriegerey Der Leute abſtehen / Vrſach geben Bas 
ben. En 

‘  Demnachaber/ Hoch und Wolgeborne / Edle/ Geſtrenge / Eh⸗ 
renveſte / Namhafftige / Gnaͤdige Herren / E. G.vnd Gunſten / vn⸗ 
ſer Artzney Kunſt / je laͤnger je mehr inn ewern ſchoͤnen Landen be⸗ 
ſtellet haben woͤllen / vnd wie inn aller Dinge Anfang / alſo hie viel 
ſchwere Hinderung eynfallen: Als habe E. G.vnd Gunſten dieſes 
ander Buch / welchs den rechten Brauch der natuͤrlichen Kunſt 
Phyſicæ, vnd viel guter Ordnung der ArtzneyKunſt Medicine 
kurtz weiſet / ich in Vnterthaͤnigkeit / nach als ewrer incorporirten 


Landen Erbſaͤſſen / dediciren vnd offeriren wollen. Bitt gantz de⸗ 


muͤtig / E.G. vnnd Gunſten wollen dieſe geringe Verehrung von 


mir im beſten auffnemmen / vnnd mich ihnen beſohlen ſeyn laſſen. 
Vermahne auch E. Gvnd Gunſten / vmb ewer ſelbſt beſten vnnd 
hoͤchſten Notturfft willen / E. G.wollen die rechte Aertzte je länger: 
je mehr im Lande auff bringen / vnd ſich von dem loͤblichen Landt⸗ 
beſchluß der Kron Boͤhmen / in Beſtellung der Aertzten vnd Viſi⸗ 


tation der Apotecken / nichts abwenden laſſen. Datum inn der 


Julius Vniverſitaͤt zu Helmſtaͤdt / den legten Maij / Anno 1587. 


Ewer Gnaden 
Williger 


Das | 


Jacobus Horftius D. | 


ne nat m Tre N un 


m) 





103. | 


Das ander Buch / Don bielerley noͤ⸗ 


thigen Lehren in der natuͤrlichen Kunſt Phyſica, 
vnd der Artzney Kunſt Medicina. 


Das J. Gapitel, 


Ob man vonnatärlicher Kunſt Phyfica, vnnd von Artzney 
Kunſt Medicina, auch teutſche Lehren der Bücher ſchrei⸗ 
ben ſoll. 


IM S ift fo vngl eiche Meynung der Menfchen faftvon jedem Lustige 
Dinge) daß nicht vnrecht geſagt: Soviel Köpffe find / ſo viel findet ai 
7 man auch Meynung. Darumbiftauch in diefer Frag fein Wunder eeuefepen 


daß erliche wollen / man ſoll teutſch lehren vnnd fehreiben von natuͤrlichen Buchern im 


der Phyfica 


Dingen vñ von der Artzney / Etliche diß verbieten und hart fehelten. Aber die, en 
weil aller Meynung nicht fan recht ſeyn noch bleiben / ſondern eine mit Wars ⸗· 
heit vnd Grundt beſtehen muß / wollen wir im Anfang dieſer Schr die ſelbige fehreiben., 
auch erwegen. Die da wollen / man ſoll nicht von dieſen Dingen lehren noch ie erfe 
ſchreiben I die haben fuͤrnemblich zweyerley Eynrede / ſo etwas Schein hat 
vnd bey vielen gilt: Eine / es iſt durchauß nichts werth / daß man von der Artz⸗ 
ney vnnd natuͤrlichen Dingen inn teutſcher Spraach ſchreibe ‚oder lehre / Beſah. 
daromb / daß man nur halbgelehrte Naturkuͤndiger vnnd Störerinn der . 
Argtzney Kunſt damit macht / vnd daß dieſelbe / die alſo etwas auf den teut⸗ 
ſchen Buͤchern gelehrnet / vnnd doch niemandt Kranckes / ohne groſſe Ge⸗ 
fahr Leibes vnnd Lebens curiren noch Artzneyen eyngeben koͤnnen / die Leut 


Meynung 


vmb den Halß bringen / vnnd haben dieſen ſchoͤnen anſehenlichen Beweiß / 
daß die Artzney Kunſt vnd Phyfica ſo groß iſt / daß die gelehrteſten Docto- 


res dieſelben nicht recht außlehrnen koͤnnen / wie viel weniger ſollen die / wel⸗ 
chenur teutſche Bücher leſen / die Artzney Kunſt ſicher brauchen / oder 
inn der Phylica,das iſt / inn der natuͤrlichen Kunſt etwas wiſſen. Die an⸗ 


der Eynrede iſt / die Lehre von natuͤrlichen Geheimnuß iſt an vielen Oertern Brio 


onſchambar als vonder Empfaͤngnuß / Bildung vnd Geburt deß Men⸗ 
ſchen: darvmb ſoll es im Latein bleiben / vnnd nicht teutſch geleſen werden. 
Denn vnſchambare Wort reitzen den Menfchen zur boͤſen Luſt vnd Begier⸗ 


de / ja verführen dieſelbe in boͤſe That oder Schande / die von Gott vnnd den. 
Apoſteln verbotten ſeyn. Welche beyde Eynreden nicht genuͤgigen Schein 
haben / als dieſe dehr nicht ſolt inn der teutſchen Mutterſpraach gelehret noch 
— * u RE SACHEN 


104. Das ander Buch / von noͤthigen Lehren 

geſchrieben werden. Aber dieweil wir in allen Voͤlckern bey vnſern Vorfahren 
Exempel haben / daß die Verſtaͤndigen / allerweiſeſten / gelehrten injhrer 
Mutterſpraach die Natuͤrliche Kunſt / auch die Artzney Kunſt / vnd eben die 
vnſchambaredehren von der Geburt / auffs tieffs ſinnigſte vnd deurlichfterald 
jmmerdar muͤglich iſt / gelehret vnd geſchrieben haben / ſo will von noͤten ſeyn / 
daß die Eynrede beſſer bewogen / vnd außfuͤhrlich widerlegt werde / dadurch 
die Meynung der Alten / die da in Mutterſpraach / den jhren Phyſicam vnd 
Medicin gelehret vnd geſchrieben / gelaſſen / Als Hippoctates den ſeinen in 
Griechenlandt in Griechiſcher Spraache / der Avicenna ein Araber / den ſei⸗ 
nen in Arabiſcher Spraache / vnd viel vnzehliche mehr / beſſer bewehret werde 
vnd beſtehen bleibe. 


Das 11. Kapitel. 


Wie die Eynrede / teutſche Bücher machen Stoͤreraͤrtzt / vnd 
ſchaden an vielen Oertern / nicht ſtatt hat. 
— * S iſt wol wahr / daß teutſche Bücher etliche vnverſtaͤndige / 
Bücher ME & hoffertige Haußaͤrtzte / oder Vmblaͤuffer oder Balbigrer zu Huͤlffe 
brand. nermmen daß fie ihrem böfen onnüsen Gutduͤnckel / als weren fie die 
beften Aertzte allein / erftarcfen vnd erſtarren / und dardurch andere gelchrrer 
Aertzte verachten / freventlich aller Kranckheiten / fie ſeyn klein oder groß / ſich 
zu curiren / mit Gefahr des Lebens vnnd groſſem Schaden vnterſtehen / web 
Deß Miß⸗ ches leyder Gott zuklagen iſt. Aber was ſeyn die teutſche Buͤcher Vrſach 
Pia der daran 2jhrböfer Sinn vnnd Gutduͤnckel / der die Sachen mißbraucher / iſt 
Bücher Br, Vrſach daran. Iſts nicht alſo? daß wenn fie gleich nicht diefe Bücher zu⸗ 
. leſen finden / ſie dennoch fich viel duͤncken laſſen unnd artzneyen allein mit 
dem / was ſie etwann gehoͤrt vnd geſehen haben / vnd ſich auch vberall mehr / 
als ſie nie gehoͤrt noch wiſſen / vnterſtehen oder rühmen / vnnd trotzig auff 
ein geradwol Artzney eyngeben? So ſehe man auch die Lateiniſche Bücher 
an: dieſelben eben der geſtalt etliche Apotecker / ſo gar Doctorib ſich gleichen! 
vnd mehr ſeyn wollen / auch die Pfaffenaͤrtzte / und dergleichen Aertzte mehr / 
leſen / vnd zu huͤlff nemmen jhren Gutduͤnckel / mit frevenlichen viel ſchaͤdli⸗ 
chen Curation der Krancken zu ſtaͤrcken. Vnd darumb nicht folget / daß die 
Sareinifchen Bücher nicht follen geleſen noch geſchrieben werden. Wie viel 
gelehrte Aertzte ſind / die lateiniſche Buͤcher viel Jahr ſtudieret / aber nicht recht 
gruͤndtlich alles gefaſſet / ſon der jrrig vnd halbwerck die Kunſt der Artzney ge 
lernet / die Galenus femirationales nennet / vñ noch ärger als die kmpiricos, 
di iſt / Stoͤreraͤrtzt achtet? Was moͤgens die lateiniſche Buͤcher / daraus * 
er 











inder Phy ſica vnd Medicina. do 
der ſie recht gebrauchet / ein guten gewiſſen bewerten Artzt giebet / einer der fie 
mißbraucht / einen boͤſen Artzt? Eben alſo iſts mit den teutſchen Buͤchern — 
in natuͤrlicher Kunſt vnd Artzney kun ſt auch geſchaffen. Viel fromme Hauß / der teneichen 
aͤrtzt brauchen die recht / mit Nutz vnd Frommen vieler Krancken: Viel mehr Buͤcher ſot 


Höfe Hauf arte brauchen fievbel. Darvmb es ſo viel geredt iſt / man fol die kr meinen 
teutſche Buͤcher gar weg thun / weil etliche daraus boͤſe Vrſachen / mehrer — 
Artz ney als fie koͤnnen ſich zu vnterſtehen / n mmen. Denn es muß ich vnnd er 
ein jeder verftändiger auch loben die Haußaͤrtzte / die da gute Befcheidenheit 
brauchen / vnd erwas erfahren habenifiefeyn Männer oder Weiber. Vnnd 

achte mit dem Galeno fürrecht / daß fie etliche geringe leichte Kranckheiten | 
heylen / ja auch noͤthig · Denn dieweilinn allen Landen wenig rechte Do- Pr Sant 
&ores oder Aerhte ſoyn / vnd offt auff zwoͤlff Meilen einer gefunden / wie wer Ins on 
es muͤglich / daß ein Doktor bey allen geringen vnd groſſen Kranckheiten zu⸗ turfft. 
gleich ſeyn koͤnte? Aber die Hauß ͤrtzte ſollen jhr Ziel nicht vberſchreiten / in 

groſſen Kranckheiten bey ſo vielen Leuten vnd aus vielen Oertern zuDodo- 

ribus ſich vnd andere halten. Denn ob wol alle Ding auff der Welt / fie ſeyn 

ſo gut als fie wollen! jhren Schaden auch haben / vnd vbel gebraucht werden 

koͤnnen / wie Philippus Melanchthon pfleget zu ſagen: Omnium rerum 

ſunt commoda&incommoda, alle Ding haben jhren Nutz vnnd Scha⸗ 

den / ꝛc. So ſoll doch deßwegen das Gute nicht vnterlaſſen werden. Daß es a⸗ 

ber gute vnnd noͤthige Lehren ſind dem gemeinen Mann inn der teutſchen 
Spraach / kanſtu aus dem mercken / was vorhin von dem rechten Nuz dieſer 

Lehren gemeldet. met. 

Vnnd ſo leſen wir im Galeno, daß er auch die Leyen / fo nichts haben le⸗ Haufärgte 
fen noch ſchreiben gekundt / fuͤr recht haͤlt daß fie srliche Kranckheiten curi⸗ —— ig 
ren / wenn fit etwan gutes Verſtands ſeyn / da er ſpricht: Die Hitze kuͤhlen / die auch jbren 
erkaͤlten Glieder erwaͤrmen / vnd die Feuchtigkeit außtruckenen / koͤnnen auch Ifbhrd. 
wol durch anleitung der vernunfft beſcheidene Leut aus den gemeinen Leyen 
thun: Aber wenn die Fluͤſſe ſich bewegen / das Gebluͤt auffwallet / das heilige 
Fewer ſich finder/derfalte Brand oder was dergleichen mehr iſt / da bedarff 
Br einen gelehreen erfahrnen Mann / vnnd find allein Wercke dep rechten 

rztes I EN 
“ Wieviel mehr follen die Haußaͤrtzte / ſo da gutes Verſtandes oder nicht gar SFT, 
Leyen ſeynd / vnd zugleich leſen konnen! teutſche Bücher der Aertzte / bequem⸗ fepreiben 
lich für ſie geſchrieben / mit außerleſenen Artzueyen / ſichern vnnd linden / zuge⸗ — N 
laſſen ſeyn? Danach auch ſo man die vnterſchiedlichen Sehrder Arensy undnörig. 
kunſt anſihet / darinnen von vnſerer Leibe Natur oder Complexion / von Ord⸗ 
nung in Eſſen vnd Trincken / in Lufft oder dergleichen / gelehret / iſts gut daß 


sin jeder verſtaͤndiger Haußwirt fein ſelbſt Artzt ſey mir ſchonen und auffmer⸗ 
O 


cken / was 


— Das ander Buch /von noͤthigen Lehren 

Gerweihe  CEENIAS jnen gut oder nicht. Deßwegen denn diefes teutſhe Buch / von ta 

aan türlichen Geheimnuſſen der Natur / nüslicheriftidaß es die meifte Schry zur 

iu tefenwer Machforfchung jedes Natur giebt / vnd in Haußargney dient. Vnd wil dage⸗ 

wende gen mit dieſen Gelehrten vbereynſtimmen in allen teutſchen Büchern / daß 
die da hoͤhere Artzney / als Haußartzney / gefaͤhrlich vnnoͤtiger Weiſe in der 
teutſchen Spraach lehren / daß dieſelben vnbillich teutſch gemacht werden / vñ 
gemeine Leute dardurch in Schaden geführer ja ich wolte / daß in allen teut⸗ 
ſchen Hauß Apotecken / Kränrerbücherniete.dasziellfo Galenus den Hauß⸗ 
wirten geſteckt / fleiſſig gehalten wuͤrde und mehr von der Menſchen Leibe / 
Kranckheit / Natur / als von vielen zu höher Artzneyen gelehtet. Aber in die, 
ſem vnd dergleichen teutſche Bücher zu ſchreiben / vnd nicht vnſichere Artzney 
lehren / iſt nichts vnziemlich noch boͤſes. 


v 


Das ili.Capitel. 


Wie die ander Eynrede / die Lehr von der Geheimnus der Na⸗ 
tur iſt an vielen Oertern vnſchambar / vnnd ſoll derwegen 
nicht teutſch geſchrieben werden / auch nicht ſtat habe. 


— Je Exempel / der allerweiſeſten vnnd erbareſten Leute in den 

natürlichen allerberuͤmbſten Landen / vorhin angezogen I follen billich jeden vers 

— ſtaͤndigen genug ſeyn / daß auch wir Teutſchen in vnſerm Vatterlandt 

ven Dingen billich in der teutſchen angebornen Mutterſpraach / von den verborgenen Ge⸗ 

— heimnuſſen inder Natur / in Geburt des Menſchen / ausfuͤhrlich vnd deutlich 
lehren vnd lernen moͤgen. 

Denn wer iſt in Griechenland / da ſo viel ſchoͤner Kuͤnſte gefundẽ / da ſo ge⸗ 
waltig vber Zucht vnd Tugend gehalten / da ſo ſehr vber Hoͤffligkeit / Zier vnd 
Erbarkeit die fuͤrnembſten Staͤdte Athen vnd Lacedæmon geſtritten / jemals 

I. erbareriverftändiger vñ hoͤfflicher / als Hippocrates Magnus in der Inſelo 


gun, von Bott hat wiſſen mögen / allezeit ſehr geliebet vnd gelehret / daß auch Chri⸗ 
ſten ſich verwundern muͤſſen. Demnach dieweil er ein Griechiſcher Artzt iſt / 

hat er in Griechiſcher ſeiner Mutterſpraach offentlich viel Buͤcher ausgehen 
laſſen / gantz deutlich vnd ohne Schew geſchrieben / von der wunderbarlichen 
Empfaͤngnus / von der Natur maͤnnliches vnd weibliches Saamens / von 

Bildung der Geburt / von dem Vnterſcheid der Ehewerck. 

— Desgleichen hat der allerberuͤmbteſte Artzt Galenus, ſo etlicher Keyſer 
Leibartzt / jur Zeit des Keyſerz Antonini, gewefen / vnd a  ? 


ſerli⸗ 


geboren geweſen? Dieſer har Erbarkeit vñ Gottesfurcht⸗ ſo viel als an Heyde 











“- 


Inder Phyficaund Medicina, 167 
ſerlichen Hof beygewohnet / ſonder zweiffel auch! was wolftand oder Hoͤfflig⸗ 
keit ſey / gewuſt / nichts deſto weniger in ſeiner Mutterſpraach / / noch viel mehr 
dergleichen oͤffentliche Buͤcher davon ausgehen laſſen. Daß ich geſchwei⸗ 
ge der andern Voͤlckern / ſo etwas weniger berühmbt / als der Araber / da 
die Koͤnige vnnd Herren des Landes / Avicenna vnndKaſes, vnnd derglei⸗ goyeemne 
chen / viel von dieſem allen I öffentlich inn jhres Landes Spraach ge⸗ 4: 
ſchrieben. Rafes, 
Aber dieweil einer fagen möchte / man folfich nicht nach dem Exempel / Brfad war⸗ 
fondern nach dem / wagrechrift / halten wöllen wir allhier auch auß fuͤhren Zune an 
daß dieſes billich vnd recht / erbar vnd nuͤtzlich iſt. der Geburt 
Erſtlich leſt ſichs wol anſehen / daßeinjedes Weib oder Mann vom — 
Doctorin geheim ſolches wol erfragen koͤnte vnnd allda alle Notturfft anhoͤ⸗ uch vn d noͤ⸗ 
ven / etc. Gleich ais ſolte im Reden nicht groͤſſer Scham ſeyn als im [hr NE oe man 
ben / davon wol geredet / Literanon erubeſcit. Man kan aber viel Ding von den Sa⸗ 
ſchreiben / deſſen man ſich ſchaͤmet gegenwertig zu reden / vnnd ſo es gleich ei⸗ * —— 
nem oder dem andern in Vertrawen meldet / ſo iſt doch dieſe Lehr ſonſt viel ais reden mit 
tauſenten vorbergen. Was aber fuͤr Schaden aus Vnwiſſenheit biß an⸗ andern tan— 
her in Teutſchlandt entſtanden / nicht allein an Geſundtheit des Leibes vnnd 
Verkuͤrtzung des Lebens / ſondern auch in den gemeinen boͤſen Gebrechen 
der vntuͤchtigen Erben / ſampt deren ſchweren Kranckheiten / vnd ſonſt / ete. 
iſt leyder Gottes zubeklagen / viel gemeiner als von Anfang der Welt je gehoͤ⸗ 
rer. Daß alſo die teutſchen Bücher von dieſem Geheimnus gang nuͤtzlich / er⸗ 
bar vnd noͤthig find. mies 
Darnach ſo erfordert das teutſch ſchreiben von diefem verborgenen Ge⸗ vberatiierge 
heimnus der Geburt / des Menſchen hohe Noth offt / vnnd were ja vnerbar / ygeſn gen⸗ 
daß wegen Mangel dieſes / die Leut ſterben vnd verderben ſolten. Denn an Weiber 
viel Oertern Feine Aertzte gefunden werden / oder / wo fie ſind / dieſer Dinge on, Aertzee. 
gelehrte Aertzte / die nichts rechtes von weiblichen Gebrechen oder Mängeln 
wiſſen. Denn es nicht einem jeden Medico, auch aus zehen kaum einem of⸗ 
fenbar / wie alle / oder meiſte Eygenſchafft / Zufaͤll vnd Kranckheit der Weiber 
geſchehen. Die jungen Aertzte / wenn ſie noch nicht im Eheſtande Leben / weil 
entweder ſie der Sachen Erfahrung nicht haben / ſind beſchweret dieſe Sa⸗ 
chẽ zu ſtudierẽ / oder ſo ſie es auch ſtudieren / werden doch von Weibern veracht 
wenig vnd nichts erſucht / laſſen dieſes ſtudieren wider fallen / vnd ſtellen es in 
Vergeſſenheit. Andere Medici, die Eheleute / haben mit leichten Kranckheiten / 
derer Erkaͤnntnus nicht ſo weitleufftig / gnug zu thun / vnd laſſen jhnen die 
weiblichen Kranckheiten / als etwas zu ſchwer / weniger angelegen ſeyn / etli⸗ 
che verſpotten es noch wol / daß man vnfruchtbare Weiber durch natuͤrliche 
Mittel der Artzney wil fruchtbar machen. Aber wer es * bedenckt der 
ij indet 


108 Dasander Buch / von nöchigen Lehren | 


tern gegründer / daß die Weiber viel mehr francken als die Männer : Nun 
“ mehr vnnd ſchwerer weibliche Kranckheiten findieg achören auch dazu mehr 
vñ beſſer Aertzte. Vnd da diefe weibliche Kranckheiten hindan geſetzt / wird das 
meiſte theil menſchliches Geſchlechts verkuͤrtzet Daß nu beyde Aertzten mehr 
jhres Ampts erinnert / vnd jhrer Hinlaͤſſigkeit ſich ſchaͤmen muͤſſen / auch daß 
dem gantzen menſchlichen Geſchlecht mehr gerahten / iſt nuͤtz vnnd noͤtig daß 
dieſe dehr / wie vnſchambar ſie ſey / teutſchem Vatterland zum beſten / in jhrer 
Spraach gelehret werde. 
Br e Zum dritten / wonicht Anfang des Vnterrichts / da fragen man weiter 
Sucheeu, Nichtnach:Ignotinullacupido. Yun har der gemeine Mann feinen Br» 
fee Bäder terricht in der Naturkuͤndigung oder Artzney / als durch Buͤcher / die fiel 


— — fen : denn das leichtfertige Gewaͤſch der vmblauffenden Aertzte erticht vnnd 


ihre Dei nichtig / billich zu verwerffen iſt: ja wenn Maͤñer vnd Eheweiber geſund und 


a fruchtbar finde / welches iſt ein groſſe Gnade Gottes] die důrffen des Arsstes 
—— vnnd Vnterrichts nicht. Aber der mehrertheil Eheleut ſind nicht ſo geſundt 
vnd ſtarck / Auch die Eheleut / ſo geſund vnd ſtarck zuſammen kommen / vnd 
langeZeit alſo leben / die gerathen doch dermal eins in die aller groͤſſeſte Maͤn⸗ 

gel jhrer zarten Geburtsglieder / vnd eben die / ſo ſich am ſtaͤrckeſten befunden / 


alle Mittel verachtet / die werden ober etlich Jahr ſo ſehr kranck / daß eben die 


ſtaͤrckeſten Weiber mit jnnerlicher Wehe der Muster / die ſtaͤrckeſten Mäns 
ner mit groſſen Schmertzen jhrer Geburtsglieder geplagt / oder noch wol gar 
daran ſterben / Wie ich erbaͤrmlicher ſolcher Faͤlle viel / mit groſſen Wehkla⸗ 
gen der gantzen Freundſchafft erfahren hab. Weren nun dieſelben vorhin beſ⸗ 
ſer vnterrichtet durch leſen dieſer Bücher geweſt / ſo haͤtten ſie nicht ſo lange 
geharret / Huͤlff vnd Raht bey Aertzten zuſuchen weren ihrem Vnfall zuvor 
kommen / vnd haͤtten ſich beſſer oder ſicherer gerettet. 

4.Dafman Zu letzt / ſo iſt es nicht der Sehr. oder teutſcher Bücher Schuldidaß etliche 

———— mehr vnd wanſinniger Weiſe zu Schandt vnd boͤſer Luſt durch dieſes leſen 

Schuidge- gereitzet werden / ſondern es iſt jhre ſelbſt eygene boͤſe Vnart vnd ſuͤndhaffti⸗ 


ben tan noch ges ſchaͤndliches Leben die Vrſach. Den Gott hat die Geburtsglieder / maͤnn⸗ 


N 


Free fich vnd weiblich / euſſerlich und innerlich gang zierlich und wol / eben als ans 
— dere geſchaffen / daß wir Menſchen deſſen ung nicht des wenigſten / wenn wir 
Dnaremie nicht durch die Sünde verderbet 15u ſchaͤmen haͤtten / wie wir leſen / daß A⸗ 
bringt. dam vnd Eva nackend ſich nichts I weder fuͤr ſich ſelbſt noch für GOTT 
geſchaͤmet haben / che fie gefallen / aber da fie geſuͤndiget / iſt ihre Suͤnde die 
Vrſach der Scham geweſt: Daß verſtaͤndige / erbare / Gottsfuͤrchtige Leut / 
vor aus / wenn die Schamhafftigkeit in dieſen guten nuͤtzlichen Lehren jyn 
fuͤrkoͤmpt / jhre eigene Verderbung der Natur erkennen ſollen / daß ſie nach 
— dem Fall 


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findet es inn Erfahrung / auch in Gottes Wort / inn dem Fluch der erſten El / 








in der Phyſica vnd Medicina, 109 


dem Fall der erſten Eltern alfo ſuͤndhafftig / daß auch was anznen ſelbſt gut 
iſt / ärgerlich jhnen ſelbſt von andern fuͤrfaͤlt / vnd fie Vrſach dieſer vn ſer vn⸗ 
ſchambarn Schr / vnd nicht das Buch ſind / Derwegen ſich gewehnen ſollen / 
diß in aller Gottsfurcht / in Scham vnd Zuͤchtigkeit / zu Nutz fein ſelbſt / jhres 
Ehegenoſſen vnd Kindern zu betrachten / nicht zu Vorwitz / Schand / Laſter 
vnnd vnzuͤchtigen Worten anzuwenden / vnd alſo die angeerbte Vnart oder 
Suͤnde zuvermehren / Welchs gewißlich fromme tugendſame Hertzen thun / 
vnd alſo die jungen Jungfrawen vnd Geſellen die noch zur Ehe nicht ſchrei⸗ 
ten / mit zuͤchtigen Augen diſes fuͤruͤber gehen / gar nicht leſen noch wiſſen wol⸗ 
len. Die aber Ehelich ſind / oder bald werden ſollen / mit groſſem Fleiß leſen / 
bewegen vnnd zu GOTTES Ehre zu brauchen gefliſſen ſeyn. Hinwider 
wer frech diefes mißbraucht davon vnverſchaͤmbt redet / vnerbar vnd Gottlos 


iſt. 


Das ıv. Kapitel. 


Von der Straffderer/diedadiefe Geheimnus der Natur von 
der Geburt / ſpotten vnd zu Schande gebrauchen. 

Elche aber die teutſche Lehr / von der Geburt des Menſchen / ieaustue 
Eygenſchafft vnd rechten Gebrauch der Geburtsglieder / weib licher duhn⸗ 
Maͤngel vnd Kranckheiten / entweder nur zu Vorwitz vnd Anreitzung Gor, 

böfer Luſt / auſſer der eingeſaͤtzten Ordnung der Eheleſen / oder noch vielmehr 

zu vnzuͤchtigen ſchaͤndlichen Reden vnd Thaten mißbrauchen / die wird Gott 

der Allmaͤchtige / der ein reines keuſches Weſen iſt / nicht vngeſtrafft laſſen / wie gramperse, 
denn derer Exempel täglich genug vorhanden find: Ich muß an ſtatt vieler rer die wegen 
Exempel zweyerley Gelehrten I erſt / eines groffen / geſchickten / anfehlichen Tante 
Mannes / welchen ich Ehre wegen nicht nennen will/ gedencken: Dieſer kratfe ind 
hatte feinen Mangel noch Tadel / als allein dieſen / daß er grobe vnnd vnflaͤ⸗ worden. 
tige Schergreden / vnverſchaͤmbt Frawen vnnd Jungfrawen mirgroben 1 
Hiſtorien einfuͤhrete / lebet doch im Eheſtandt / auch ſonſt wie einem erbarn 
Mann gebuͤret. Was geſchicht: Er wird Kranck in feinen beſten Jahren und 
bluͤendem Gluͤck / alſo daß er im Munde faulet bi in den Hals / vnnd auff 

die Lunge ſtincket / daß nie mandt faſt vmb jhn bleiben kunt / wuſte ſelbſt feine 
Vrſach / als daß jhn GO TT mir dem Munde Ida er fo vnflaͤtig geweſt / 

auch faul vnd ſtinckent machet: jederman hatte Milteyden mit jhm / erkann⸗ 

ten aber ſolches für ein ſondere Straaff Gottes wegen ſeiner vnſchambaren 
Wort. Dieſes wolle maͤnniglich zu Hertzen nemmen vnnd dieſen Miß⸗ 


brauch abſtellen. gi 
Si 0 Das 


to Das ander Vuch /von noͤthigen Lehren 
Das ander iſt geſchehen mie einem fürnchmen jungen Gefellen / der 
nicht allein grobe vnflaͤtige Schandreden in Worten ſtets brauchet / ſondern 
eben dieſe Bücher auch ſchaͤndet vnnd vbel mißbraucht / ſonderlich weil er ges 
lehrt/ vnd meynte er ſolte es allein in ſeinem Latein oder Griechiſchen wiſſen. 
Was geſchicht? wie er Ehelich verſagt / ob er ſchon jung vnnd ſtarck / dar⸗ 
zu noch ein Doctor der Artzney war / fehet er baldt an ſo jaͤmmerlich zu kran⸗ 
cken / ſolche Wehein feinem Leib vnnd Geburtsgliedern zufuͤhlen / zuverdor⸗ 
ren vnnd ſtirbt / ehe er des Eheſtandes geneuſt. Er gab fuͤr /er were vergiff⸗ 
tet. Aber die ſeine vorige Schandtreden vnnd ſchaͤndliche Außſchatzung die⸗ 
fer Buͤcher gewuſt / die muſten dieſes für eine Straffe GOTtes achten! daß 
er des Eheſtandes von Gott eyngeſetzt / vnd offt veracht von jhm / nicht werth 
ſeyn ſolte. * 
in Derwegen zu lichen vnd zu meyden finderlicherohlofe Leute und grobe 
groben Bes Geſellen / die unfchambar verborgenfte Dina / offentlich und vnverſchaͤmbt / 
a daten fr erbarn Jungfrawen vnnd Frawen ausreden vnd leſen vürffen / welcher 
Vndlaͤtereywegen / ſie Gott ſchwere Rechnung werden geben muͤſſen / vnd von 
allen erbarn Leuten billich fo gehaſſet werden ſolten I daß fie nicht gehoͤret 
noch geſehen wuͤrden. Es iſt auch hierauff jhnen nichts zu antworten als 
dieſes / Erſtlich / daß denſelben rohloſen Leuten und groben Geſellen viel ons 
ſchambare Sachen / mehr als dieſe natuͤrliche Sehr in teutſchen Schrifften 
muitbringt / laͤngſt zuvor bekannt / vnnd ſonſt viel grober Vnflaͤterey ohne diß 
gebraͤuchlich / Darnach / daß ſie wegen jhrer Vnzucht vnnd Vnerbarkeit / 
durch Gottes Straaff jhren Lohn wol bekommen werden. Dann Gott bey 
vnzuͤchtigen Menſchen nicht wohnen / noch recht Gluͤck vnd ſegen geben kan / 
ja ſie in jhrer Geſundtheit vnd Leben verkuͤrtzet werden / wie geſagt wird / Wer 
Frawen / Jungfrawen vnnd Prieſter vnehret / dem gehet es fein Schrag nicht 


wol. 


Das v. Capitel. | 

Miedienatürliche Kunſt / ſonſt Phyfica genannt / wenig vnd 

faſt nichts in teutſcher Spraach geſchrieben iſt / vnnd noch 
mehr zuſchreiben were. 


In der na · Lle freye Kuͤnſte vnd gute Lehren ſind in teutſcher Spraach ſo 
in reichlich beſchrieben / daß auch die fo fichin dem ſtudieren oder latei⸗ 
\ ung Zi niſchen / Griechiſchen und Hebreiſchen Spraach verfäumer/derfelben 

in jhrer Mutterſpraach etwas kuͤndig vnnd habhafftig werden moͤgen / vnnd 
oder an wo dennoch verfländige und erfahrne Leute vber ſolche teutſche Bücher kom⸗ 
oeſchruhen men / vnd ſonderlich mir guter Ordnung leſen / viel Nus darauß faffen. Aber 


in der 





inder Phyficaund Medicina. " KER 

in der Naturkunſt / Phyfica genannt / iſt ſehr wenig end faſt nichts geſchrie⸗ 
ben. Welches Vrſach ich achte / da entweder die natuͤrlichen Werck aller aras def 
Ding auff Erden / gantz ſubtii / zuerkuͤndigen ſchwer iſt / oder auch daffelbe gut”, 
teutſch vnnd deutlich auszureden / zu lehren vnd zu lernen / vielen vnmuͤglich . 
geduͤncket. Dann wann es zu teutſch dolmetſchen mit den natuͤrlichen Din⸗ 
gen kompt / ſehe ein jeder zu der ſich ſolchs vnterſtehet wann gr es gemacht 
hat / wie dunckel vnd frembde es in vnſer Spraach lautet. 

Zu letzt ſo finde auch meiſten Theils die Buͤcher / Phylici genannt / mit 
Vngrund vnd vngereimbt geſchrieben / ehe ſie verdolmetſchet / wie man ſihet 
an dem Alberto,da dag meifte Theil falſch oder nichtig iſt / vnd nicht der Muͤ⸗ 
he werth geweſen / daß von etlichen gedolmetſchet: dergleichen ſind auch viel 
Theophraſtiniſche Buͤcher / welche doch etliche / verantworten / daß ſie des 
Theophraſti nicht geweſen / ſond en jhm falſch zugeſchrieben. —— 

Derwegen die vnſern teutſche Bücher / von den wunderbaren Geheim /Tbeopbta⸗ 
nuſſen der Natur / viel Anleitung zu der natuͤrlichen Kunſt Phylica geben / Bi 
viel natuͤrlicher Schr genuafam auslegen I noch vielmehr anreisen den Leſer warumb fe 
mehr und mehr Naturkuͤndigung zuerforfchen:desmwegen die auch von vielen ing. 
geliebet / vnd fehr gelefen worden feyn. Es find wolerliche Theophraſtini ſpt ·⸗· 
sig darauff / als ſolte diefe Schr nichts von der rechten natürlichen Lehre ſeyn / 
es muͤſſe mehr fubriler Geheimnus dargugehören / aber wenn man es beym 
Liechte befiher ı ſo iſt entweder jhre Sehre wol ſo ſchlecht an vielen Orten als 
N m da fiedie am fubrileften machen / fo lehren fie diefelbe alfo Ddaß / 
wie jener ſagt / ich will dich lehren was du nicht weift / vnnd ich nicht weis. 
Welches unmügliche Ding find, Aber das möchte ich wol wuͤnſchen / Natirı- 
daß eine teutſche Phyfica das iſt Narurfündigung artig vnd vollkoͤmlich / 2, — 
von allen natuͤrlichen Dingen / vnnd jhren Vrſachen /erſtlich kurtz / darnach wienefore 
außfuͤhrlicher / in guter teutſcher Spraach geſchrieben wuͤrde. Ich zweif, ve ge⸗ 
fel nicht / es wuͤrden die Teutſchen etliche / ſo den Kopff vnnd die duſt zu dies werden. 
fen Dingen ſonderlich haben / dieſes auch in der Mutterſpraach verſtehen / 
ergruͤnden vnnd nachforſchen koͤnnen. Ich zwar etwas dergleichen ange⸗ 
fangen / werdeaber durch viel Arbeit meines Beruffs davon noch verhin⸗ 
dere (willes GOTT / ſo fan es die Zeit geben) darinn genugſam werde auß⸗ 
gefuͤhret aller Erdbeben / Donner / Blitz / Regen / vnnd vieler andern Dinge 
Eygenſchafft / Wirckung vnnd Vrſach. Dißmal haben wir mit Vormeh⸗ 
rung dieſer Bücher beſſer Anleitung zu der Phyſicam, das iſt / Naturkündi⸗ 


gung / geben wollen. 
Das 





m. DasanderWuch/onndihigengehren 
a ONE VL SU 
Worauffder Grundt der natürlichen Kunſt Phy ſicæ für 
nemblich ſtehet vnd beruhet. ——— 
— Ste Kuͤnſte die da zu des menſchlichen Geſchlechts Nutz ge⸗ 


die Heyden reichen / haben die glten Weiſen vnd gelehrten Leute dafür gehalten / 
— daß ſie auff zwey ſtuͤck gegruͤndet ſind / dadurch beſtaͤttiget vnd bekraͤff⸗ 


* tiget werden / Eins / die Vernunfft / das ander / die Erfahrung mir der 
3. That. Die Vernunfft faſſet einen gewiſſen Verſtandt vieler Dinge in ge⸗ 
1. Bernunffe. mein zuſammen / davon die Regelnvnd die Kuͤnſte ſelbſt beſchrieben ſind. Die 
Be Erfahrung mir der That ſtehet ineingelenjeden Dingen / der Natur ſonder⸗ 
lich / als in Erempeln/ond wirdt erlangt duch felbs anfehen vieler Dinge / o⸗ 

der warhafftige Hiftorien / fiewerden gehöre oder geleſen. Dazu hilfft die 

\ —— der vielen Reiſen: Es mus aber alles beydes ſtets bey einander 

eyn. * 

Ausfuͤhrung  - Dann hierauff nicht allein die natuͤrliche Kunſt / ſondern auch die 
——— Kunſt von der Sternen Laͤuffte / vnnd andere mehr gemeiniglich gegruͤndet 
Künften, ſind / Sintemal alles / was hochverſtaͤndigen Leuten gefallen ſoll / nach ſolcher 
icichtſchnur gerichtet / vnnd auff ſolchem Probierſtein verſucht werden muß. 
Was kan ein Artzt groſſes ausrichten / wann er ſich allein befleiſſiget / durch 

die Vernunfft auszuführen / daß Kraͤuter vnd Artzney groſſe Wirckung ha, 

ben / vnd bewehrt es niemals mit der Erfahrung oder. That ? Hinwider / wie 

kan derſelbe auff die Erfahrung ſich verlaſſen / wo nicht die Vernunfft mit 
vbereynſtimmet? Dieweil es am Tage iſt / wie die bloſe Erfahrung betrieg⸗ 

lich und gefaͤhrlich / welchs dann aller vngelehrter Aertzte / welche man Empi- 

ricos von der bloſen Erfahrung nennet I vngewiſſe Artzney bezeuget. Vnnd 

wiewol es etwan jemandt frembde fuͤrkommen moͤchte / daß vber die Außwei⸗ 

ſung bewehrter Erfahrung noch mehr die Vernunfft zu Raht geyommen 

werden ſolt / Jedoch iſt kein Hochverſtaͤndiger / oder der mit guten Bedacht 

ſchleuſt / gefunden worden / welcher der erfahrnen Artzney gan nd gar bey⸗ 
gefallen were / oder dieſelbe zuverſuchen freventlich ſich vnterſtanden / wo fie. 
nicht der Vernunfft vberal gemaͤß 8 
Der drictte __ Aber dievornembften Gelehrten heutiges Tags die Chriſten ſind / vnd 
Srund der Gottsfuͤrchtiger Weiſe all jres Beruffs Thun in Kuͤnſten anſtellen / die haben 
Re geſehen / daß nicht gnug iſt / daß die Kunſt auff dieſes beydes gegruͤndet / ſon⸗ 
Ichrtendie dern es muͤſſen fie alle auch auff Gottes Wort gebawet / vnd dadurch bekraͤff⸗ 
nr iger ſeyn Darumb fie wollen/daß ohne diß nichts vermüge die Natur / oder 
dis natürlichen Kraͤffte / ja bedencken / wis Göttliche Gewalt in der Narur 

zu⸗ 








inder Phyficapnd Medicina. _ 113 


zugleich mieden narürfichen Drfachen wirefe / vnnd auch ohne vnnd wider der driete 
alle natürliche Vrſachen / bißweilen durch Wunderwerck vorhin und noch Stund der 
regiere / alles leite vnnd führe. Dieſem Grund hat aus den alten wolweiſen —— 
Heyden oder Gelehrten / der vortreffliche Arkt Hippocrares Magnus auch Arpperrase 
ſehr beygefallen / da er ſpricht: Ein Artzt ſoll alle ſeine Gedancken auff dieLeh⸗ 

re von Gott richten. Dann die Erfahrung gibts / daß nicht allein in andern / 

ſondern auch in der Artzney die Goͤttliche Gewalt / die alles regieret / nicht ver⸗ 

geblich noch muͤſſig ſey. Es werden die Kranckheiten ohn des Artztes Huͤlffe 

von jn ſelbs beſſer oder durch Huͤlffe vnd Mittel der Aertzte. Dann was fuͤr 
Kranckheit die Artzney Kunſt heylet / die heylet fie mir Gottes Huͤlffe / vnd die 

weiſe zu artzneyen beſcheidenlich / iſt eine Gaabe Gottes / vnd die Wirckung der 

Artzney kompt von GOTT her. Daß nun etliche diß nicht glauben (ſon⸗ 

derlich die da ſehen / daß Augenſcheinlich durch Vernunfft vnd Erfahrung / 

die Kuͤnſt jre Werck vollbringen) daß Gottes Wort muͤſſe ſtets mitwircken / 

vnd der fuͤrnembſte Grund ſeyn / darauff alle Kunſt / ſonderlich auch Phyſica 

vnd die Artzney Kunſt ſtehet / iſt bey den alten weiſen Gelerten / die Heyden ge⸗ 

weſt ſeyn / ken Wunder / bey den vn ſern aber / die Chriſten ſeyn oder ſeyn wol; 

len / eine groſſe Suͤnde vnd Vnverſtand. Dann nicht allein Hippocrates 

daſelbſt diß widerlegt / vnd ſchleuſt: Es koͤmpt doch endlich die Summa aller 

diefer Diſputation dahin / daß wir muͤſſen erkennen / daß ein Gott / vnnd al⸗ 

les Gottes Werck ſey: Sondern auch der HERR Chriſtus ſpricht: Wir le⸗ 

ben nicht allein vom Brot / ſondern von einem jeglichen Wort / das durch den 

Mund Gottes gehet. 


Das VII. Gapitel, 
Wo die natuͤrliche Runftmirder Vernunfft vnd Erfündi- 
gung nicht fort kann / vnd wie man ſich darinnen verhal⸗ 
ten ſoll. 3 
a inder Natur ſind zwar auch vnerforſchlich / vnd in Braferis- 


der Natur ſehr verborgen / aber dieſelben ſollen zweyerley vnterſchieden — 

werden. Einer Art ſindt / da die Vernunfft kan etwas nachdencken / er 
vnd etwas von jhnen / vnd derſelben Wirckung / Vrſach / ob nicht fo deutlich / ”r. 
doch der Warheit ehnlich / an Tag geben: Ale wann der Baſiliſcus den Mens ar ir 
fihen mit feinem anfehen alsbald ertoͤdtet. Welcher Narurfündiger/der was — 
gelehrt vnd geuͤbt / weis nicht / daß ſolchs aus ſeinem gifftigen Athem / welchen dengen vnd 
er mit feinem heimlichen Anhauchen dom Menſchen zufuͤgt / aefchehe? Dan — 
nicht allein dieſes Vngezieffer / ſondern alle Gewuͤrme vnd wilde Thier dem Baflıfer 
Menſchen alſo gefaͤhrlich ſind / vnd begehren ihn mir jhrem anhauchen oder vet 

| P Anſe⸗ 





a Das ander Buch/von noͤthigen Lehren 
gen Anfehen ſchaden zuthun. Alſo / das Anfehen des Wolffs / wann eg gar in der 
masse. _ Näheiftibringe durch fein gifftiges Anhauchen dem Menſchen ein Heiſerkeit 
ee oder benimbt jhm wol gar die Rede. Abermals die verdorbene Blum eines 
bes Spieget Weibes in ihrer Mondenzeit / verderberden Ölans des Spiegels vnd Help 
ey fenbeins / auch die fehärffe des Eyſens / macher zu nicht alles Getreidigt vnnd 
allerley Gewaͤchs / ja nicht allein was jr begegnet / ſon dern auch ſich ſelbſt ver⸗ 
nen). ſtellet mir ſcheußlichen Stecken. Deßgleichen einpfinden wir! daß vnſere Au⸗ 
| BöfeXugen gen von eines andern böfen vnd ſchwerenden Augen verletzet werden welche 
eriegt. die Poeten OvidiusondJuvedlalis fein dargerhan haben: _ 
| Ins Geſicht desder böß Augen hat 
Sih nicht / daſſelb dir auch bald ſchadt / 
Daß du boͤs Augen auch bekümbſt / 
Vnd am Geſichte ſchaden nimbſt. 
Viel Kranckheiten anfaͤllig ſeyn / 
Vnd eins vom andern wird gemein 
Vervnreiniget vnd vergifft / 
Daß jhn auch gleicher Vnfall trifft/ 
Wie auch das Vieh / Ochſen vnd Rind / 
Deßgleichn die Schaaf geartet ſind / 
Daß eins vom andern ſchaden nimpt / 
Ein gantze Herd die Reud bekuͤmpt 
Von eim reudigen Schaaf fuͤrwahr. 
Ein faule Weinbeer faulet gar 
Die andern Weinbeer ſo ſie ruͤhrt / 
Wie jederman ſolchs klaͤrlich ſpuͤrt. 
wie anfaͤli⸗Die Menſchen vergifften einer den andern am meiſten / wenn fie gerade 
geKrand> gegen vberſtehen. Denn die Anhauchung vnd boͤſe Duͤnſt von krancken deu, 
ever, sen finde nicht fo anfällig / fo die ſeithalben / entweder von der Rechten oder 
aifften. Lincken anfallen. Denn gleich wie das Gefichte nicht fo ftarcfift mfondern 
was geringer von feichalben alsin denen die da fchielen gefchicht / alfo auch 
die anfälligen Seuchen / die von einem andern Menfchen herfommen / aug 
den böfen Augen / oder fonft anderer krancken Glieder des Leibes / ſo fie ſeithal⸗ 
ben geraten / ſind nicht ſo kraͤfftig / vnd koͤnnen den Beyſtehenden nicht ſo viel 
Schaden zufuͤgen. Welches ich ſelbſt deſto fleiſſiger in acht habe / ſo ich mit 
den anfaͤlligen Krancken vmbgehe / alſo daß ich aͤllzeit ſeithalben mit jhnen 
rede. Denn ob woljhre boͤſe Duͤnſt vnd Anaͤthemen nicht ſichtbarlich / jedoch 
“find ſie anfaͤllig / vnd werden durch die Naſe vnd Ohren / oder Gehirn / oder 
Lufftroͤhr vnnd Lungen an ſich gezogen. Alſo hab ich vermerckt / daß etliche ci» 
nen ſolchen ſtincken den Athẽ vnd Faͤulung in ſich gehabt / daß / wo einer nicht 
fern 








inder Phyſica vnd Medicina, ng. 


fern abgeftanden / von jhnen bald veronreinigerift worden. Wie weit aber 

die Anhauchung der Thier / vnd wie fern die anfälligen Kranckheiten einen 

erreichen / fanman Ninterszeit / wennder Wind von Mitternacht in 
der groͤſten Kälte fich erzeiget / leichtlich abnemmen / fintemalwir mir Augen 
ſehen / daß als denn in ſolcher kalter Lufft vnſer Athem aus dem jnner⸗ 
lichen Leibe jmmer fort vnnd fort gehet / wie ein groſſer Dampff / vnnd ſich 
weit vnd ferne breitet / welchs obs wol im Sommer / da die Lufft ſubtiler / nicht 
ſichtbarlich befunden wird / jedoch empfindets mancher durch den Geruch / o⸗ 
der wird damit wol heimlich im Hertzen vergifftet. Vnd gleich wie dieſe Ding PieinObms 
dem Leibe anfaͤllig ſchaden / vnnd offt ein toͤdtlich Gifft zufuͤgen: alſo die Menihen 
loͤblichen Geruch vnnd wolriechende Kraͤuter erhalten die leblichen Geiſter / etauickt wer⸗ 
vnnd erquicken dag Hertz: welchs denn in der Ohnmacht zuſehen / was fuͤr "© 
Krafft einem Menſchen / der von allen Kraͤfften abkommen / durch dieſe Ge⸗ 

ruch entſtehet. 

Die ander Art iſt der vnerforſchlichen natuͤrlichen Dinge / die gar nicht ER * 
toͤñen ergruͤndet werden. Denn hier mus ich bezeugen / daß in den natuͤrlichen uepeDing,fo 
Sachen viel Ding alfo verborgen / vnnd vnausgruͤndlich befunden werden) eins, 
daß es faſt vmb ſonſt ſcheinet / darinn die Vernunfft zu ſpuͤren / vnnd derer geündentan, 
Wirckung Vrſach zu ergruͤnden / Welche von einem alten hochgelehrten 
Artzt Dioſcoride, in Griechiſcher Spraach avarıoay nra,dasiftı Vernunfft 
vnd allen Sinnen vnbegreifflich / genennet werdon / Von den Aertzten aber 
vnſerer Zeit / verborgene Eygenſchafften. Denn weil die Leute vermeynen / daß 
ſolchẽ Dingen was zufalle / entweder aus dem Geſtirn des Himmels / oder auß 
Goͤttlichem Willen / oder Vermiſchung der Elementen / oder aus ſonderli⸗ 
cher Eygenſchafft / welche wir mit keiner Vernunfft oder Verſtand ausgruͤn⸗ 
den koͤnnen. So ſtellen wir es auff die verborgene Natur vnd heimliche Ey⸗ 
genſchafft / vnd die Geheimnus / ſo nicht gantz vnd gar geoffenbaret / auch mit 
zu wenig Worten oder Grundt beſchrieben. Vnd wollen hiemit fürnemblich 
die gelehrten deute allein zu beſſer Betrachtung gereitzet vnd vervrſacht haben. 

Darzu denn nicht allein der groſſe Plato, ſondern auch der Post Perhus ver⸗ 
mahnet / da er ſpricht: 
O Menſch du elend Creatur / 
Lern doch erforſchen die Natur / 
R Was wir doch find auff diefer Erdn / 
Vnd wern wir doch geboren werdn. 
Wie ſichs Leben anfaͤht vnd endt / 
Wie fern der Brauch des Gliedes wendt. 
Was du dem lieben Vatterlandt / 
Vnd guten Leuten wolbekandt / 


RR | DR Zu 


— 


II6 Das ander Buch /von noͤthigen Lehren 
Zu thun pflichtig und ſchuͤldig biſt / 
Wozu der Menſch geſchaffen iſt / 
Von vnſerm allerhoͤchſten Gott / 
Wozu er dic) beruffen hat. gi r 
Wie man in  Derhafben folder verſuchen / wasin folder Lehr von den Scheimnuf: 
Katurtundi ſen der Natur er außrichten kan / vnnd billich hat / ſo er nicht alles vollendet / 
Perze ee Dieweil dieſe Lehr alſo weitleufftig vnnd vnmaͤſſig iſt / daß es nicht wol muͤ⸗ 
daiten / ſo glich / auch bey denen die des hoͤchſten Verſtandes / alles auffs genaweſte zu⸗ 
et. ergruͤnden / vnnd dieſe Lehr nach gnugſamer Wuͤrdigkeit auszulegen. Dar 
vmb dieweil auch der Poet Horatius in einem geringen Werck vnnd Schul⸗ 
red ſpricht: 
Die Maͤngel ſo nur aus verſehn/ 
Odr der Natur Gebrechn geſchehn / 
Dieſelben ſoll ein guter Mann / 
Denm andern nicht fuͤr vbel han. 
Wie viel mehr will ſichs gebuͤren zu etlichen zuſchweigen in ſolchen ſchwe⸗ 
ren Sachen / vnd nicht alles auffs genaweſte zu ſuchen? “a 
— Hierzu koͤmpt auch diß / wo ſolche gar vnerforſchliche Ding in der Na 
Dingen tur kommen / vnd die Vernunfft weder eins noch das ander darinn zuthun 
oe vermag / ja alles der Vernunfft vnmuͤglich / daß wir zudem Wort Gottes 
fenbarung. fichen/fonderlich wenn fo hohe Noth daran gelegen /ond durch embfig Gebet 
von Gott groſſer Geheimnus Auslegung zu erlangen / zu Rettung des menſch⸗ 
lichen Geſchlechts verhoffen. Wie ein fuͤrnehmer beruͤhmbter Artzt / verſchie⸗ 
nen jahren verſtorben / wider einen andern geſagt: Ich habe mehr Krancken 
durch beten / denn durch meine Kunſt curieret. Vnd Gott der HERRIN die⸗ 
fen vnerforſchlichen Geheimnuſſen der Natur / vnd Zuflucht zu dem Wort 
Gottes oder Gebet / ein herrlich Exempel in der heiligen Schrifft / vnd in der 
hiſtoria Davidis vñ vieler Weiſen vorgeſtalt. Denn da der Koͤnig Nebucad⸗ 
nezar ſeinen Traum vergeſſen hatte / vñ wider wiſſen wolte / auch hart auff die 
Weiſen / ſo gefordert aus ſeinem gantzen Lande waren / drang / ſie ſolten jm den 
vergeſſenen Traum wider ſagen / huben die Weiſen / als die allein auff Ver⸗ 
nunfft vnd Erfahrung gegruͤndet / an zu reden: Herr Koͤnig / diß fan kein 
Menſch ſagen noch wiſſen / es ſolles auch keiner von Weiſen fodern oder bes 
gehren: die Goͤtter wiſſens allein. Darvmb Gott ſie zuſtraffen /daß ſie nicht 
auch auff Gottes Mitwirckung gegruͤndet haͤtten / ließ durch Tyranney des 
Koͤnigs vmbbringen vnd wuͤrgen. Aber Daniel da er auch einer aus den 
Weiſen herfuͤr gezogen / antwortet anders vnd ſprach: Gebe mir der Koͤnig 
raum zu bedencken. Vnd da ſie jm gegeben war / beruhet er nicht auff ſeinem 
Verſtande vnd Erfahrung allein / ſondern a 
@. : i ellen / 








inderPhyficaund Medicina, 117 
fellen vnnd erlanget Verſtand des Geheimnus / ſon ſt vnerforſchlich. Diß iſt 
vns zur Lehr vnnd Vermahnung geſchrieben /wie wir vns in den gar vner⸗ 
forſchlichen natuͤrlichen Dingen oder Kranckheiten / wenn es ſonderlich die 
hohe Noch Chriſtlicher Kirchen vnd Regiment antrifft / halten ſollen. 


Das VIII. Kapitel, 


Wozu die Naturkindigungvieler ond mancherlen Geheim⸗ 
nuſſen der Natur diene vnd nuͤtze 


= Jeſe Naturkuͤndigung der Geheimnuſſen bringet an jhm 
D ſelbſt alten verſtaͤndigen Hertzen Luſt vnd Freude. Denn was iſt doch 
groͤſſers oder luſtigers / als die allerweiſeſte /zierlichſte Herrligkelten der 
Natur in allen Dingen? Wohin ſich nur die Augen vnd Gedancken wenden / 
auch in der weiten Welt / daſelbſt iſt uſt vnd Ergetzligkeit / die alle verſtaͤndi⸗ 
aebillich hoͤher / denn alles vergaͤngliche Gold vnd Gut ſchatzen / vnd / ſo bald fie 
son jhren Geſchaͤfften abkommen moͤgen / hertzlich begeren / Ihr viel ſich auch 
derwegen in die Wuͤſten vnd Waͤlde begeben / wie denn viel Eynſiedler ſich 
damit beluͤſtiget haben / vnd Gott im Himmel ſtets gepreiſet / ſo offt ſie entwe⸗ 
der den Him̃el / als ein herrliches zierliches Gebaͤw / oder ein Baum / Kraut / ec. 
als Geſchoͤpff Gottes angeſehen / vnd auch betrachtet. 

Darnach / die weil jhrer viel der vnſern mit ſchlaͤfferigen Augen und nich, 
tigen Gedancken / die ſchoͤnen Creaturen Gottes anſehen / will es den Natui⸗ 
tuͤndigern vnnd Aertzten gebuͤhren / daß ſie von eines Dinges in der Natur 
wunderbaren Krafft vnd Eygenfchaffren Buͤcher ſchreiben. Denn darinn 
werden die herrlichen Geſchoͤpff Gottes gantz vnd gar aus dem Grunde tieffer 

usgefuͤhret / Gottes Werck ruͤhmlicher gepreiſet/ des Menſchen Gemuͤt zu 
Gottes Liebe gereitzet vnd auffgemuntert / ja auch Die Leute recht vnterrichtet / 
wie ſie die herrliche Geſchoͤpff Gottes / fo eins Theils vñter der Erden gefun⸗ 
den werden / als nemlich allerley Ertz / Stein / Edel vnd Vnedel / auch außer⸗ 
leſene Erde / ein Theils zu Waſſer vnd Land auff Erden: Zu Waſſer / als Co⸗ 
rallen / Perlen / Boͤrnſtein: Zudand / als Wurtzeln / Kraͤuter / Blumen / Saa⸗ 
men / Fruͤchte Safft / Hartz Thier / außgezogene Waſſer / Oel / vñ dergleichen 
zu jhrem ſelbſt Heyl vnnd Nutz gebrauchen koͤn nen. Alſo dieſe Lehr von den Der erſte 
Geheimnuſſen der Natur / Erſt / lehret Gott den allmaͤchtigen Schoͤpffer er⸗/ Mus aen 
kennen / daß er alles durch vnauß ſprechliche Weißheit / durch milde Guͤtig @cheimnufe 
keit / durch groſſe Barmhertzigkeit wol vnd zierlich geſchaffen / vnd noch heute / ſen der Na⸗ 
durch wunderliche Wirckung / dem gantzen menſchlichen Geſchlecht zu gute ur. 
erhält. Daher wir denn zu ſtettiger Danckbarkeit gegen Gott vnſerm HErrn 
gereitzet vnd wie aus einem tieffen Schlaaffsu vielfaͤltigem Preiß / Lob vnnd 
je: P iij Ruhm 








2, 


1 Dasander Buch / von noͤthigen Schren 


Ruhm vnſers himliſchen Vatters ermuntert werden. Denn dieſe wuͤnderli⸗ 
che Werck der Natur in vielen Dingen / vnd in ſonderheit in der Bildung 
des Menſchen / Gottes hohe / aller gnaͤdigſte Guͤte / nicht mir Worten / for 
dern mir lebendigen Figuren ons für Augen bilden / vnd am allermeiſten zu 
Hertzen führen. Fuͤrwar Gott der HErr hat ung derwegen fo ſcharff Geſicht / 
vnd ſo ſcharffen Verſtandt verliehen / daß wir ſeine herrliche Geſchoͤpff der 
Welt / vnd inſonderheit des Menſchen Bildung / anſehen vnd berrachten - 
ſollen / ja je mehr wir diß thun / je ſehrer wir den allmaͤchtigen Schoͤpffer aller 
Ding lieben vnd ehren muͤſſen. 
Bondeder. Dann wiewunderbarlichifts/dag alle Geſchoͤpff dieſer Welt ohne Ge⸗ 
— —* dancken vnnd Verſtandt geſchaffen / ohn allein der Menſch / der verſtehets / 
wie er geſchaffen vnd gebildet iſt / der macht einen Vnterſcheidt der Zahl vnd 
ſchen Ordnung / der befindet bey ſich das Erkaͤnntnus des Guten vnd Boͤſen / der 
weiß vnd kennets / wie alle ſeine Glieder des Leibes ſo geſchicklich an ſeinen 
Ort geſtellet / herrlich gebildet vnd nuͤtzlich gemacht. Der weiſe Mann Socra- 
tes, da er als ein Heyde alle Geſtalt der Glieder / die Geſchwindigkeit der 
Sinnen / die angeborne Liebe der Eltern / die wuͤnderliche Bewegung des Ge⸗ 
muͤths des Menſchen betrachtet / ſchleuſt / es muͤſſe ein Gott ſeyn / der da aller⸗ 
weiſeſten Rath gehabt daß er ſolche Glieder gemacht I der da gegen uns fo 
herrlichem Geſchoͤpff vberaus groſſe Siebe habe / vnd ſtets für uns forae. 
Foͤrbitdt der ¶ Das rechte gantze Weſen der Natur in vnſerm Leibe iſt ein ſchoͤnes Fuͤr⸗ 
—— bildt eines guten Regiments. Der oͤberſte Regent iſt die Vernunfft und das 
im Menfepe. Gemuͤth / darumb har ſie jhren Sitz am hoͤchſten Ort des Leibes im Haͤupt / 
vnd iſt weit vom Rathhauß des Hertzen / oder von der Garkuͤchen des Magens 
abgeſondert / damit nicht / wenn ſie ſich berathſchlagen / in geiſtlichen oder 
weltlichen Sachen / durch gewaltige Handt der Affecten / oder durchs Getuͤm⸗ 
mel in der Kuͤchen / gehindert vnd gejrret werde. 
Wie der ⸗Dieſer Regent / das Gemuͤth oder der Verſtandt / hat neben ſich das 
en Geſetz der Natur den Vnterſcheidt Erbarfeit und Schanden / als gerrewe 
Dienfehen Pd tweife Näche/die da alle vnſer Leben / Ffuͤrnemmen ond Anfchlägeregieren] 
— = folten fich nicht jere machen laffen von den böfen Begierden / Affecten / Zorn / 
Dieder Haß / Gunſt / Rach und Geis. Daherdie weifen Heyden gefagt haben: Wer 
a da will daß das Geſetz regieret / der willdaß Gott regieren : Wer da aber will; 
rem Krhe, daß der Menfch regiere / der thut darzu ein wildes Thier / das iſt / Zorn vnnd 
— boͤſe Begierde / die da offt die fromme Regierung auff ein boͤſen ea bringen. 
2. Bnters Denn das Geſetz iſt nicht anders als ein freyes Gemuͤth ohn alle Begierde / 
— je welches vns lehret die menfchliche Natur. ; 
Öuten. Dieweil nun der Regent ift gute Vernunfft oder ein freyes Gemüch/fo 
Wie die n⸗ muß man auch gedencken / wie jm alle Glieder des Seibes achorfamen. Gleich 


wie 








® InderPhyficasnd Medicina, — 
wie eg aber im weltlichen Regiment zu gehet / daß ein Herr etlichen zuſchaffen / Omen. 
das fie thun muͤſſen / etlichen jhre Freyheit gibt daß ſie es thun mögen oder der dep Leibe 
nicht / vnd mit denſelbigen nicht zu ſchaffen / ſondern allein durch gute Ver, —— 
mahnung zu handeln: Alſo der Verſtandt vnd das Gemuͤth des Menſchen / Diefreye 
mit ſeinen getrewen Raͤthen / dem Geſetz der Natur / vnd Vnterſcheidt Guten Fa ige 
vnd Boͤſen / thut wie eine weife Negierung/ und bringe die Glieder des Leibs find die Afe⸗ 
zweyerley Weiſe zum Gehorſam / Etliche als freye / durch Rath und Vberre⸗ u 
dung / als nemblich die Affecten des Hertzen / Etliche durch zwingen vnnd gene Bacer, 
ſchaffen / wie faſt alle andere Glieder des Leibes / Haͤnde / Fuͤſſe / ꝛc. Deſſen ——— 
Exempel vernimb alfo: | 38 ER 
3 Erempet eis 
ner ſchoͤnen 


Socrates war cin vernuͤnfftiger vnd mäfliger Heyde / er verfiundtdurch Kegierung 
Huͤlffe des Geſetzes der Natur dap, Vnmaͤſſigkeit Schaden / und Mäffig- ein:s Men⸗ 
keit Nutz braͤchte Derhalbendie Begierdt vnd Affecten willigen / daß fie wol" 
len meyden die Laſter der Vnmaͤſſigkeit / die andern Glieder / Haͤnde / Fuͤſſe / 
Sehnadern / Fleiſch vnnd Blut muͤſſen folgen / ohne Widerrede. Es ge⸗ 
ſchicht doch mit den Begierden vnnd Affecten oͤffter / weil ſie jhre Freyheit / 
daß ſie der Vernunfft widerſtreben / woman fie wicht gewehnet der oͤberſten 
Regierung zu folgen / darzu denn gute Vermahnung vnnd Schulen gehoͤ⸗ 
ven. J 
Darnach iſt das Hertz wie das Rathhauß / das da vollendt ing Wiedas 
Werck bringt / was im hoͤchſten Rath der Vernunfft beſchloſſen fl. Dann a 
der Wille) der Zorn / andere Affecten / die vom Hergen herkommen / ſollen ſeyn der Regie 
die Hauptleute / Buͤrgermeiſter / vnd andere Verwalter eines Koͤnigs / die da Yenfgen. 
thun ſollen / was jr Herr haben will / vnd des Koͤnigs beſchloſſenen Rath ins 
Werck ſetzen / wie denn vor dem Fall Adæ / dieſe Regierung in vnſer Natur 
gleich zugetroffen. Aber dieweil wir durch Adams Fall jetzt verderbet / ſo ge — 
horchen Buͤrgermeiſter / Zorn vnd Affecten / offter nicht jhrem Könige det rungsm 
Vernunfft / ſon dern legen ſich wider jhren Herrn auff. Dieweil denn Gottes Menſchen. 
Sohn kommen iſt / zu heylen die verwundte Natur / fo laſt ung bitten / daß er 
woͤlle Vernunfft vnd Begierde in Einigteit vns behalten / daß vnſere Hertzen 
Wohnungen Gottes ſeyn / daß fie ſich frewen in Erkaͤnntnus Gottes jhres 
HErrn / daß ſie jren Nechſten lieben / den Teuffel vnd das Boͤſe haffen. Denn 
wo diß nit geſchicht / ſo ſind die Affecten nicht allein Freyen / vnd viel ehe geneigt 
zum Boͤſen / ſondern koͤmpt auch dazu des Teuffels Gewalt / der ſich mit den 

boͤſen Affecten vermiſcht / ſehrer dem Guten widerſtrebet / vnd endtlich gantz 
vnd gar verderbet den rechten Verſtandt / Wider welches allein die Artzney 
iſt des HErren Chriſti erworbenes Heyl / und Beyſtandt des H. Geiſtes / 
in derer Hertzen / die jhn anruffen / daß er jhre Hertzen heyle / die en 
ecten 


N 
N 


120 Das ander Buch / von noͤthigen Cchten 


Affecten reinige / ja macht reine vnd GOTIwolgefällige Zuneigung / rechte 


Siebe gegen Gott / rechten Glauben / rechte Gedult / rechteLiebe gegen dem Nech⸗ 
ſten / rechten Troſt vnd ein newes Leben. nl 
Von den Die Geiſter vnſers Hertzens / fonft Athem oder Duͤnſte genannt / finde 
Fa and auch wunderbarliche Geſchoͤpff. Denn fie fo geſchaffen / daß fie wieein Dunſt 
des Gehirns. oder Athem im Hertzen entſpringen / darnach durch alle Lufftadern hin vnnd 
wider gehen / vnd wenn ſie ins Haͤupt oder Gehirn kommen / viel ſubtiler vnd 
heller werden / ja daß auch die hellen Sternen / oder der Sonnen Glantz jhnen 
nicht fan vergliechen werden / vnnd dieſelben durch die Nerven vnd Sehna⸗ 
dern / wie ein Siecht eynfallen / in Augen / Ohren / Haͤnde vnd Fuͤſſe / vnnd al⸗ 
fe Glieder. Diefe Geiſter des Gehirns find darnach Werckzeug der Sinnen 
vnd Gedancken / Gedaͤchtnus / aller Bewegung vnnd fuͤrnembſten Thaten 
des Leibes / damit ſie jren Dienſt der Regierung beſtellen / Gleich wie die Gei⸗ 
ſter des Hertzen Werckzeug des Lebens vnd der Affecten ſind / dadurch Hertz 
vnd alles im Menſchen lebet. Vnd ſo bald die hellen Geiſter etwas zu ſehr ver⸗ 
vnreiniget / oder wol in jren Adergaͤngen gantz verſtopfft / da werden die groͤſſe⸗ 
ſten Kranckheiten draus: So die Geiſter des Gehirns vervnreiniget / koͤmpt 
Schlag / Freſeln: ſo des Hertzens / Ohnmacht / ete.. EB 
Wie der vn⸗· CEndtlich / iſt derdrirrerheildes Regiments in vnſer Natur des Leibs / die 
er Kuͤchen / als Mage / Leber / Eyngeweyde / vñ der meiſte Theil des Bauchs / da⸗ 
Staa inder ran wir ſehen / wie Gott fuͤr vns in Leibes und Lebens Notturfft ſorget. Vnd 
Degen wenn wir die enge Adern Meſaraicas, dardurch die Speiſe vom Magen zur 
ats nembiich Lebern gehet / das ktleine Gefaͤß des Magens / die ſchwachen zarten Glieder ber 
en trachten wollen / muͤſſen wir bekennen / daß wir zu Maͤſſigkeit / zuter Ordnung 
vnd Schonung geboren / vnd nicht zu Freſſen / Sauffen vnd Vberfuͤllung. 
enge  DerPlaro lehret auch hilbſch / daß die Menſchen derhalben ſo vielfaͤltige 
durch einans vnd durch einander geflochtene Eyngeweyde haben / damit ſie nicht ſtets eſſen 
Ber geflochter duͤrffen / vnd deſto beſſer jhres ſtudierens / guten Verſtands vnnd Gedancken 
verde haben. Pflegen koͤnnen. a 6 
Zu letzt / diee Geburtsglieder / weil ſie ſehr kuͤnſtreich vnnd zart gebildet / 
vielen gute Lehr geben / vnnd anzeigen / daß GOtt will auff gewiſſe weiſe das 
menſchliche Geſchlecht vnd feine Kirchen gemehret haben / vnd daß wir ſollen 
ehrerbietig und ordentlich des Eheftandes mir Vernunfft gebrauchen / nicht / 
wie das wilde Viehe / allein aus Luſt. Denn Keuſchheit iſt nicht allein / fh 
der Ehewerck enthalten / ſondern / auch in Vermiſchung vnd Eheſtand or⸗ 
dentlich beywohnen / vnd nicht wider die Geſetz der Natur / vnnd Gottes han⸗ 
deln. Wer dis nicht bedenckt / noch ſich dardurch zu groſſer Ehrerbietung vnd 
Liebe gegen Gott bewegen laͤſſet / der iſt nichts anders / als der Cyclops oder 
Rieſe bey dem Euripide, der niemals aus dem Loch gieng / nicht den SM 
| 2 mel an⸗ 











inder Phy fica vnd Medicina. 121 


mel an ſahe / vnd nicht glaͤubte / daß Gottbeſſer als er were. Ja wer hie nicht ſe⸗ 
hen will / der were werth / daß jm die Augen(dieer nicht zu dem braucht / dazu 
fie gefchaffen)die Naben außkratzten. 
Zum andern / Ichrer fie ung auch viel herrlicher Sprüche der heiligen D er * 
Schrifft / der Propheten vnd Apoſteln / ja Chriſti Sehrfelber beſſer verftchen. geprevon se 
In Summa / die Lehr von den wunderbarlichen Geheimnuſſen der Natur Beheimnuf 
ifteine ſchoͤne Außlegung vieler Geheimnus Gott es. liege 
Gore der allmaͤchtige hat dem Menfchen ein weifes / vernuͤnfftiges vnd 1.Eremper 
beſcheidenes Gemürgegeben / vnnd will/daß des Menſchen Gemuͤt ſey ein ars 
Spiegel darinn die Stralen der ewigen vnd allmaͤchtigen Weißheit Gottes 
einen Widerſchein geben / vnd bezeugen / daß Gott der allmaͤchtige Schoͤpffer 
fen die hoͤchſte Weißheit / vnd der hoͤchſte Verſtand / daß er ſey ein ebhaber 
guter Ordnung / Guͤtig / Warhafftig / Gerecht / Keuſch / ja ein Richter vnnd 
Recher des gottloſen Weſens. 
Darnach har er neben dem Gemuͤt auch vns Menſchen einen freyen Wie Gott 
Willen gegeben / daß wir freywillig gehorchen koͤnnen / oder nicht Band ob — 
dieferfreye Wille nach Adams Fall auch ſehr verderbet / daß wir nur in euſ⸗ one 
ſerlichen Dingen deſſen Wirckung noch befinden : So iſts doch eine ſchoͤne 
Erinnerung von dem Goͤttlichen Weſen / daß Gott alles freywillig thut / vnd 
nicht wie die weltweiſen Stoici gemeynet / an die Natur gebunden iſt / oder jm 
durchs natuͤrliche Weſen der freye Will / wie einem durch einen Daumſtock 
die Haͤnde / verſchrencket. 
Desgleichen / dieweil das Hertz iſt gleich wis ein Rathhauß / darinnen ei, 
nes Koͤnigs oder Fuͤrſten Befehl der Richter oder Buͤrgermeiſter ins Werck 
ſetzet / ſo ſollen die Affecten / Zorn vnd Begierde allzeit dahin gerichtet ſeyn / daß 
fie der Vernunfft Anſchlaͤge und Vrtheil / ſo doch dieſelben von Gott erleuch⸗ 
tet vnd regieret / volnziehen / vnd Gottes Spiegel gleich leuchten. 
Wofern aber ſolches nicht geſchicht / die Affecten wider die Vernunfft to / ; Von den 
ben vnd wuͤten / Gottes Ordnung verkeren / ſo hat Gott ein erſchroͤcklich Ge⸗ a. 
fängnus der Natur im Hertzen jm fürbehalsen/als nemtich die vnausſprech⸗ Grhifiens, 
liche Schmersen des böfen Gewiſſens / die da / durch fondern Rath der aller, 
höchften Weißheit gewiß und vngezweiffelt auffm Fuß nachfolgen denen 
die da Gottes Drdnung brechen / vnd wider Dernunfft vnd jhreigen Gewiſ⸗ 
ſen handeln. Diefe Schmertzen des böfen Gewiſſens find / grewliche Schre» 
cken / Zittern und Zagen : daher die heilige Schrift nenner das böfe Gewiſ⸗ 
ſen / einen Wurm des Hertzens / der da am Hertz ſtets naget / vnnd nicht auff⸗ 
hoͤret. Vnd ob wol die Suͤnde bißweilen ruhet / vnd viel boͤſer Thaten ſicher ei⸗ 
ne Zeitlang geſchehen / ſo koͤmpt doch zuletzt dieſe Wurm des Hertzens / vnd 
dieſe erſchroͤckliche Marter des boͤſen Gewiſſens deſto Sk — 
nd⸗ 


ur; Das ander Buch/oon noͤthigen Lehren 
4 Bon dem Endtlich / ſo iſtt das Wunderwerck der Natur mit der Buͤrde des Kindes 
si bey einem ſchwangern Weibe / auch fo ein herrlichs Gleichnus den Chriſtli⸗ 
Kirsenin hen Kirchen auff diefer Welt / daß auch Gott felbft im Eſaia diefes gebraucht. 
— Denn wiedas Kind in Mutterleibe mit zarten Banden gefaſſet / vnnd mit 
gern Wels zarter Haut vmbgeben oder eyngewickelt / vnd wunderbarlich von der Mur 
* ter Blut vnd Milch durch den Nabel ernehret: Alſo auch die Chriſtliche Kir⸗ 
he ſitzt inn dieſer Welt eyngeleibet dem HERRN Chriſto / durch fein Wort / 
vnd wird ernehret vnnd erquicket durch die himliſche Milch im Predigampt 
des Evangelij / ſuchet nicht eigene Gedancken von GOtt / machet ſich nicht 
auſſerhalb der Banden Gottes Works / ſon dern bleibet bey der reinen Lehre 
von Gottes Weſen vnd Willen / von der rechten Anruffung / von Vergebung 
der Suͤnden / vnd ewigen Leben vnd ob die Ehriſtliche Kirche gleich ſo wenig 
ſihet die Herrligkeit im Wort Gottes zugeſagt / als das Kind in Mutterleib 
das ſchoͤne Liecht der Welt / oder das euſſerliche Weſen des zeitlichen Lebens 
der Menſchen / ſo iſt ſie doch mit dem Wort begnuͤget / biß fie wird des ewigen 
Lebens theilhafftig werden / vnd Gott von Angeſicht zu Angeſicht ſehen. Die 
andern aber / ſo da nicht in den Banden des Worts Gottes bleiben) ſondern 
durch jhre eigene Vernunfft vnd Weißheit Gott ſuchen wollen I bringen ſich 
in ewige Verdamnus / nicht anders als die vnzeitige Geburt / ſo da zu riſch ab» 
ortirn nicht bey Leben bleiben. Vnd find dergleichen viel ſchoͤne Auslegung / 
der heiligen Schrifft / durch die natuͤrliche Abmahlung / in den Pſalmen Da⸗ 
vids / in der gantzen Bibel / vnd in vieler Patrum Schrifften / die zuerzehlen hie 
nichtſtatt noch raum iftifondern in dieſen Büchern der wunderbaren Wer 
cken der Natur ſehr herrlich dargerhan werden / welches ein jeder im Leſen er⸗ 
faahren kan. | 
ar Zum dritten / lehret fie vns inn fonderheir ein reines feufches und Gott 
£chr von den wolgefaͤlliges Leben anſtellen / daran fo viel gelegen iſt / daß recht geſagt wird: 
ee Cafta Deus mens eſt, caſtâ vult mente vocar. GOTT iſt ein rei⸗ 
tur. nes keuſches Wefen/ond will derhalben von vns Menfchen in einem reinen 
— — keuſchen Hertzen angebetet ſeyn. Denn die Keuſchheit iſt zweyerley: Eine 
derer / ſo auſſerhalb der Ehe leben / welcher Keuſchheit darinnen ſtehet / daßſie 
ohn alle Vermiſchung leben / auch alles meyden / was zu fleiſchlicher Luſt rei» 
tzet / es ſey in Worten oder Wercken: Die andere der Eheleute / die da er⸗ 
fordert / daß fie dievon GOTT verordnere Vermiſchung erbarlich vnnd 
Gottfuͤrchtig gebrauchen / zu Vermehrung des menſchlichen Geſchlechts / vñ 
freundtlicher Gemeinſchafft / nach dem Geſetz der Natur vnd Gottes Ord—⸗ 
nung / nicht nach viehiſcher Luſt / oder vnvernuͤnfftiger Weiſe / mit Schaden. 
Darsınd die Keuſchheit der Eheleute durch dieſe Schr der Geheimnuſſen der 
Natur erbarlich und wol vnterrichtet wird/ und fo vbel es denen anfteher / N 
auſer⸗ 





in der Phyficaund Medicina. 123. — 
auſſerhalb der Ehe leben / daß ſie die Natuͤrliche Dina wiſſen wollen / alſo boͤ⸗ Der, —* 
ſe iſts / daß Eheleute nicht wiſſen / wie ſie die Ehewerck mir Erbarteit / vnd beſ⸗ — — 
ſerin Rus brauchen koͤnnen oder follen. Fuͤrwar die eheliche Pflicht im Che Iaſen 
ſtand iſt nicht jederzeit recht vnd frey. Deñ daß ich etwas außfuͤhrlich hie da⸗ 1. 
von kurtz rede / welches ſonſt anderer Dre weitlaͤufftig gelehret wird. Die Ehe Di a | 
werck zur Zeitdes Blutgangs der Weiber) findt fowol Todrfünden Ind gpawirs 
Blutſchanden / als wenn du dich zu deinem nechften Blutfreunde macheſt. sung. 
Denn alfo verbeut dieſe ongeitige Dermifchung GOTT feloft an dem Ort / 
wo er die andern Blutſchanden zuftraffen drewet / vnnd erzehler fie in der 
mitten derſelben / damit ſie niemand abſondern oder entſchuldigen moͤchte / 
So bringt es auch nach der Lehre aller Aertzte groſſe Vngeſundheit des Leibes 
mit ſich. 
— Ehewerck eines ſchwachen krancken Mannes / wenn er von der gi ri 
Kranckheit genefenifo er nicht recht wol wider zu feinem geib unnd Nahrung Drzeit‘ Ber 
kommen / ob ſie ſchon mirsuftgefchehen/machen fie jhm wider ein recidivam, ne 
das iſt / newe Kranckheit / vnd bringen jhn wol offtmals gar vmb den Hals. 

Die Ehewerck im newen Monden ſind ſo ſchaͤdlich / daß / veñ das Weib ,, 
als denn empfaͤhet / auch wider im newen Monden gebaͤre / vnnd dieſelben dDie dritte 
Kinder / nach der Lehr aller fuͤrnembſten Mathematicorum, nachmals an za a 
der ſchweren Kranckheit entweder gefährlich Kranck werden muͤſſen / oder «ung. 
fonft im Haupt verderber/oder wol gar fterben. Solche wenns aus diefen bil, 
ligen und vernünfftigen Vrſachen verhuͤtet / wurde die ſchwere Krankheit 
auch weniger ſeyn / als leyder heutiges Tages gefchicht, 

Endlich / die Ehewerck mit frembden Gedancken vnd vngeſchickter Wei⸗ . 
ſe viel Schaden vnd Jammer an Leib vnd Gemuͤt vnſern Kindern anerben. Serien 
Daher es koͤmpt / daß die ſinnreichen / klugen Leute / bißweilen die vngeſchick⸗ Ehwir⸗ 
ſten Kinder bekommen / darvmb daß fie mit frembden Gedancken / vnge⸗ Auns . 
ſchickter Weiſe / zur vnzeit ſich zum Weibe halten / vnd die mit einem vnkraͤff⸗ 
tigen Saamen ſchwaͤngern. Vnd ſind dergleichen Auffachtung von Roͤ⸗ 
ten. Darvmb vernuͤnfftige / fromme / erbare Eheleute daraus nuͤhliche Schr 
nemmen / vnd ſich guter Ordnung / Gott zu ehren / jhnen ſelbſt / vnd jren Nach⸗ 
kommen zum beſten befleiſſigen / vnnd reine Keuſchheit im Eheſtand pflegen 
koͤnnen. Darneben auch jhren vnbeſonnenen Nechſten / nach Gelegenheit / 
bruͤderlich vermahnen / daß er die Sinnligkeit nicht fuͤr die Vernunfft gehen 
laſſe / ſondern der Keuſchheit allzeit ſtatt gebe. 

Zum vierdten / lehret vns die Lehre von den wunderbarlichen Geheimnuſſen 
der Natůr / vnterſcheiden das Rechte von dem vngerechten / die Billigkeit von Der vierdte 
der Vnbilligkeit / erklaͤret viel Rechtsgruͤnde / und hilfft das Vrteil ſprechen. Rutz dieſer 
Als wenn ein ſchwanger Weib geſchlagen wird / daß es jhr vbel gehet / iſt der 
a; Thaͤter 


121 Das ander Buch/ von noͤthigen Schren 
en Thaͤter allzeit vnrecht / aber nicht einerley Weiſe ſtrafffaͤllig Denn wenn es jr 


enden obel gehet / da die Frucht an allen Gliedern gang vnd gar gebildet vnd jhr der 
ben gehabt / iſts Halspeinlich / zuvor aber nit alſo / wie dieſe Lehr im erſtẽ Theil 
herrlich außgefuͤhret wirdt. Desgleichen iſt an etlichen Oertern braͤuchlich / 
daß man in heimlichem Mord den verdachten Thaͤter vber den todten Coͤr⸗ 
per oder Leibzeichen führet / vnd fo es blutet / derſelbige für den Thaͤter gehalten 
wird: welches doch mir Vnterſcheid allhier gelehrt wird. Desgleichen in Eh» 
ſachen I was jedes Ehegenoſſen ehelich Pflicht erfordert / was Ordnung 
vnd Erbarkeit billich mit ſich bringe / wird etwas mehr / als vor niemals / jetzt 
allhier gelehret. 
Derfünfte Zunm fuͤnfften / dienet fie beyde sur Geſundheit vn ſers Leibes / ſo wol auch 
su der Vermehrung vnſers Geſchlechts / vnd Wolfahrt vnſer Nachkommen. 
Seheiwnuf Denn warvmb etliche jren Kindern gute geſchickte Gaaben / erbare Gemuͤt / 
ar en Na⸗ ſcharffe Sinne / geſchwinde Gedancken und ſtarcke Kraͤffte des Seibes aner⸗ 
ben / etliche nit / wird alles zierlich vñwol hier ausgefuͤret vñ gelehret. Desglei⸗ 
chen wie es kompt / daß etliche Auſſaͤtzige vnter den Augen / etliche gichtbruͤch⸗ 
tig von jhren Eltern her ſind / vnd wie durch gute Ordnung vnd erbarn Ge⸗ 
brauch diß alles fromme vernuͤnfftige Eltern haͤtten gleich verhuͤten fönnen. 
Wer will aber fo vergeſſen an feinem eigenen Leibe / oder an feiner Kinder Le⸗ 
ben feyn/daß er wiſſentlich vnd fürfäglich im ond den feinen Schaden zufuͤge / 
wo er fol Witz vnd Verſtand haben? 
Der ſechſte Zum ſechſten / lehren vns die natuͤrliche Geheimnus auch viel Schriff⸗ 
en ten der Weltweiſen Heyden / Philofophorum vnd Poëtarum, verſtehen. 
Geheimnuf Denn offt nemmen fie jhre befondere Deutung von den natuͤrlichen Lehren. 
—— Alſo Achilles,da fein Hertz brannte für Zorn vnd Rachgierigkeit / vnnd ſich 
doch mit feinen Händen enthielt daß er nicht ſene Wehr in den Agamem- 
non ſtoͤſſet / auch ſchaffet / daß er jym aus den Augen weichet / ete. iſt ein Fürs 
bild der guten Regierung der Vernunfft / vber die Afferten / Zorn und Begier⸗ 
de / vnd des Gebiets das ſie haben vber Haͤnde vnd Fuͤſſe / ꝛec. Desgleichen die 
Poeten alle / die fo Vbelthat begangen / abmahlen I als wenn fie vom boͤſen 
Geiſt / mit brennenden Fackeln gemartert / oder ſtets geplaget / dadurch verſte⸗ 
het man das boͤſe Gewiſſen des Menſchen / welches Schmertzen vnaußſprech⸗ 
lich im Hertzen der Boͤſen empfunden werden. Vnd ſind dergleichen viel mehr 
verborgene Schrifften / ſo die natuͤrliche Lehr klar vnd deutlich machen. 
Der ſiebende Zum ſiebenden / lehret ſie auch loͤblicher vnd herrlicher reden von allen 
— noͤthigen Sachen / es ſey in Goͤttlichen oder in weltlichen. Denn ſie giebet viel 
Beheimnufe ſchoͤner Gleichnus / Figuren und Art / eynmuͤtig vnd deutlich zu reden. In 
ſen der Na⸗ geiſtlichen haben wir deſſen die ſchoͤnſten Exempel in Pſalmen Davids / als / 
da er will lehren wie das Wort Gottes erquicket die Hertzen der Menſchen / 
vnd 


inder Phy ſicavnd Medicina. 425 


vnd heylſame Narung der Seelen gebe / nimpt er dz Gleichnus von der Wei⸗ 
de der Schaaffe / vnd ſpricht: Der Hera Riſt mein Hirt / mir wird nichts 
mangeln / er weidet mich auff einer gruͤnen Awen / vnnd fuͤhret mich zum fri⸗ 
ſchen Waſſer / er erquicket meine Seele / ꝛc. In weltlichen find derſelben alle 
Poeten vnd Oratorn voll. 

Cicero der fuͤrnembſte Redener im Latein / da er lehret daß fein Regi⸗ u —— 
ment weder in Staͤdten noch auff dẽLande beſtehen kan / wo einer mir des an⸗ Keutefenndy 
dern Schaden ſich reich machen will / vnd viel eygennuͤtzige Leute find / die ab une 4* 
les nach ſich ziehen / vngeachtet wie es den andern geher/2c. vñ ſolche boͤſe Vn⸗ zu Boden ges 
art jederman ausreden will / ſpricht: Wenn wir alſo geſinnet ſindt / daß wir ben. 
vmb vnſers Nutzes willen einen andern bloß machen / und das feine an vns 
bringen wöllen / fo müffen alle ehrliche Gemeinſchafft des menſchlichen Ge 
ſchlechts / wes Standes fie ſind / vntergehen / da doch nichts mehr der Natur 
gemeß iſt denn folche Societates. Denn gleich wie vnſer ganser Leib muͤſte 
Schwach werden/fehr abnemmen / vnd endlich ſterben / wenn ein Glied / oder et⸗ 
liche Glieder allein wolten ſtarck ſeyn / vnd der andern Glieder Nahrung nach 
ſich ziehen: Alſo muͤſſen alle gemeine Beywohnung / Regiment / Staͤdt vnd 
Lande vntergehen / wenn ein jeder zu ſich zeucht der andern Nahrung / vnd ſei⸗ 
nes Nutzes wegen den andern entfrembdet / wo er kan ec. Vnd find dergleichen 
viel Exempel mehr zu finden. 

Darvmb vernuͤnfftige Haußwirte / verſtaͤndige Frawen / vnd erbare Ehe⸗ 
leute dieſe Lehren von den wunderbarlichen Geheimnuſſen der Natur / nicht 
werden verachten / noch durch vnflaͤtige Wort der rohloſen vnverſchaͤmbten 
vernichten laſſen / ſondern fleiſſig in acht haben / vnnd in Geſundtheit vnnd 
Kranckheit deren beſcheidenlich ſich gebrauchen. Verſehe mich auch / vnd hab 
es zwar allbereit empfangen / daß viel hochgelehrte Aertzte vnnd Naturkuͤndi⸗ 
ger werden mit mir gleicher Meynung ſeyn. Denn der hochgelehrte Herr 
D. Johannes Nevius, ſeliger Gedaͤchtnus / mich zu dieſer Arbeit ſelbs ver⸗ 
mahnet vnnd etwa mit ſeiner Handt etliche Zeilen mitzudrucken hiebey ge⸗ 
ſchrieben. So aber jemandt wolt aus Neid / Haß / oder ander Leichtfertigkeit 
an Vnbedacht vnd falſcher Nachrede luft haben) den befehl ich der Straaff 
Gottes / vnd achte jhn nicht Antwort wuͤrdig. 


Das ıx. Kapitel. 


Wie die meiften Theilsder Yergtenurden Namen haben / 
vnnd nicht rechte Aerstenoch Dotores ſindt / Wie man 
auch ſich gegen fie verhalten ſoll. 


O ij Der 


Was die 


brin⸗ 
mediecâ, 
nach dem 
Namen. 


Die meiſte 
Aertzte ſind 
Schein⸗ 
mwedıcs, 


Exempel des 


VBawren 
Bil 


126 Das ander Buch/oonnöthigen Lehren 


—5 * aller weiſſeſte Hippocrates hat zu ſeinen deiten geklagt / 


lalęol giun mima,eeyn dal ger. Viel Aertzte find mit dem Na⸗ 
men aber wenig mit der Char. Vnd gibt ein Gleichnus / daß die Aertz⸗ 
te mit dem Namen allein gleich find den vermeynten Perſonen in Coma- 
dien ſpielen / welche ſcheinen als weren ſie dieſelbe Maͤnner vnd Weiber / vnd 
ſinds doch nicht. Diß haben wir zu vnſern Zeiten viel mehr zuklagen / als 


N 


nemblich / daß das meifte theil der Aertzte / vnd die man Doctores ſchilt / al» 


lein Scheinmedici ſind / aber mit der Warheit vnd der That nicht. 

Denn eg ſehe einer an alle Landt vnd Staͤdte / am allermeiſten aber die 
Seeſtaͤdte / wie viel Maͤnner vnnd Weiber werden Doctor geſcholten / oder 
auch Aertzte genennet / die doch mit Warheit nichts rechts von der Artzney 
wiſſen / ſondern auff ein Geradwol eingeben / waß jhnen am erſten fuͤr koͤmpt / 
da ſie doch nicht wiſſen / was die Kranckheit iſt / oder was die Artzney wircke? 
Vnd daß ich vieler geſchweige / will ich drey Hiſtorien erzehlen. 

Ein Bawers Weib ward hart geſchlagen von jhrem Mann / vnnd ge⸗ 
dachte wie fie es rechnen möchte. Der Juncker jr Erbherr / wird ſehr Kranck 
an der Gicht vnd Reiſſen in allen Gliedern / ſchreyet ach vnd wehe / die Fraw 
erfindet die Gelegenheit ſich zu rechnen / ſpricht zu dem Junckern: Lieber 
Juncker / ich wolt euch wol ſagen / wie euch geholffen were / aber jhr muͤſt mich 
nicht beſagen. Der Juncker forſchet nach / ſaget zu feine Verſchwiegenheit / 
vnnd begeret es zu wiſſen / haͤlt an / daß ſie ſolchs berichten wolle: die Fraw 

ſpricht: Mein Mann iſt ſo ein guter Artzt / aber er verleugnets / wollet j hr 
guten Rath von jhm haben / ſo muͤſt jhr einen oder zween beſtellen / die jhn 
wol abſchmieren / ſo wirdt er euch Huͤlffe zuſagen vnd thun. Der Juncker 
folget / leſtden Bawren / fo fein lebenlang an Arnney nie gedacht / viel we⸗ 
niger davon gewuſt / fordern / begert zu feinem Schmertzen Artzney vnd Linde⸗ 
rung; wieder Bawr nein darzu ſagt / leſt er jhn jhrer zwey wol abpruͤgeln / 
daß der Bawer ſchreyet / er ſoll jjm Bedenckzeit geben / will jhm gern Artz⸗ 


ney machen / koͤmpt alſo hineyn zu feinem Weibe / klagets jhr / vnd bitt vmb 


Rath / wie er es machen ſoll / die Fraw ſpricht / In vnſerm Garten wachſen 
Kraͤuter / ſamlet die eyn / badet jhn / villeicht wirds beſſer / wie denn ohngefaͤhr⸗ 
lich geſchicht. Alſo ward der Bawr jederzeit ein groſſer Arge mie dem Namen / 
aber nicht mit der That. 


Erempel der ¶ Deßgleichen war cin fromme erbare Sram vom Adel / dieweil viel ar⸗ 


Weiber 
Aertzt. 


me Leute jhre Vnterthanen fie offt anlteffen vmb Rath I vnnd ſie auch gehoͤ⸗ 
ret / Krebs augen geſtoſſen zu Pulver dieneten zuviel Kranckheiten / gab fie 
das Pulver der geſtoſſenen Krebsaugen allen Krancken. Yun wurden viel 
geſundt / dancketen ihr ſehr / wie jre Arsıncy fo wol geholffen / hielten fie für eine 
fuͤrtreffliche gute Aertztin. Sie auch ſelbſt ſich auff die Arhiney / hielt dafuͤr / 


weil 


inder Phyficasnd Medicina. 127 


weil die Krebsaugen alfo vielen huͤlffen ſie dieneren wider alle Kranckheiten / 
vnd war ein erbar from / eyn faͤltig vnd Gottsfuͤrchtige Fraw / ohne alle falſch. 
Was geſchicht aber? Ihr Eheman bringt auff eine zeit weiſſen Strahſand 
in einer folchen Schachtel zu Hauß / ſetzt vngefehrlich den auff den Rechen 
da das Pulver der Krebsaugen ſtehet. Die gute Fraw vom Adel (wie fie mit 
altes ſeloͤſt hat erzehlet) ſihet die vnrechte Schachtel mit dem weiſſen Strah⸗ 
fandt/giber j mmerdar Artzney weg von dem Sandt / die Leute kommen haͤuffig 
wider / fagen jhr ſo groſſen vnd groͤſſern Danck als vor jemals / es habe jhnen 
fo wol geholffen / ſie iſt auch injhrem Glauben / die Krebsaugen huͤlffen fo 
wol / biß daß die Schachtel Strahſand gar verbraucht / vnd jr Juncker bedarff 
den Strahſand / leſt in ſuchen / fin det jhn nicht / ſonder eine Schachtel voll ge⸗ 
ſtoſſen Krebsaugen. Da ſihet die gute Fraw / daß fie vnrecht Strahſandt vor 
Kerebs augen den Krancken gegeben / vnd daß fie vnd die Krancken mit jhrer 
Artzney betrogen / bekennets als ein erbar Weib offt fuͤr viel Adel vnd Vna⸗ 
del / auch mir ſelbſt in beyſeyn jhres Herrn. Wer ſihet nicht / daß die Aertz⸗ 
te auch Fehr geruͤhmet / die nur mit dm Namen vnd nach dem Schein Aertz⸗ 
te ſind? 

Alſo war ein Apotecker in einer fuͤrnemen Stadt / der die Leute beredet Fremper dee 
hatt / er were ein guter Artz/ der ſelbe / wie nahend ein Rathsherr der Ort die htzet 
Zeit Arsney machen ließ / wird in vnſerm beyſeyn von einem Bawren ange⸗ 
ſprochen / er were Kranck / er folrejpm doch Artzney geben / Er fraget nicht 
eins was er für Kranckheit haͤtte / ſeondern giebet alsbald jhm ein Pulver / Da 
ich jn darumb / da der Bawer weg war / fragete / ob er wiſſe was er fuͤr Kranck⸗ 
heit haͤtte gehabt / ſpricht nein / ſondern es ſey dem Bawren gleich gut gnug. 

Das ſind Aertzte auch beruͤmbt mit dem Namen / aber in der Warheit nichts. 

So geſchweige ich / daß wol beſtalt Doctores in Staͤdten gefunden ter; Erempetets 
den biß walen / die nichtin Araney fudieren. Vnd woher kompts / daß in allen Doro 
Schulen vnd Vniverſitaͤten fo gar wenig ſtudioſi Medicinæ ſind / vnd doch 
viel Doctores vnd Aertzte gefunden werden? Es ſchleichen mir vnter / die nur 
von auſſen die Medicin anſehen / vnd Recept außſchreiben / bald verdorbene A⸗ 
potecker / bald betrigeriſche Theophraſtiner / bald Pfaffenaͤrtzte vnd dergleichen. Wieman 

Wie ſoll man ſich aber gegen ſie verhalten / Die Scheinaͤrtzte / ſo nur den on * 
Namen / vnd nicht die That haben? Dieſe find Zweyerley. re fort 

Einer Artidie eynfaͤltige / fromme / erbare Leute / die es nicht anders verſte⸗ en 
hen. Der ander Arc I dieatlermeifte / find Derrieger I willen wol/ daß —— 
fie feine Aertzte find / noch vmb Artzney recht zu allen denen Kranckheiten wiſ⸗ 1. 
ferdiejhnen fuͤrkommen / vnd gelieben ſich entweder des Ruhmbs / daß jhnen Berrieger, 
wol thut / daß fie gute Aertzte / Doctor vnnd Doctorinnen I kluge Frawen ge⸗ 
ruͤhmet / ja noch wol rechten Aertzten fürgezogen werden / oder des Nutzes / 

daß ie 


128 Das ander Buch/vonnöthigen Lehren 
daß ſie davon Gaaben friegen und reich werden. Dieſe follman meyden / als 
vnerbare Leute vnd Betrieger / Gott in feine Rache befehlen / der zu feiner Zeit 
vieler Krancken Blut / die verderbet / oder durch jhren vnnuͤtzen Troſt verſau⸗ 
met / von jren vnd jhrer Kinder Haͤnden fodert. Wie ich derer Exempel viel 
erfahren / daß das gantze Hauß / fie ſelbſt vnd jhre Kinder mir Peſtilentz ploͤtz⸗ 
lichen Todt erleyden muͤſſen. Wo es auch Zeit vnd Stelle leydet / der Obrig⸗ 
keit vnd jederman offenbaren / nicht mitheuchlen jhnen / noch beyfallen / ſie 
hoch heben / damit die eynfaͤltigen Leute verfuͤhren / welches Gott nicht vnge⸗ 
2. ſtrafft laſſen wirdt. Jene aber / die es auß Eynfalt nicht anders wiſſen / vnd 
Einfärtige guter Meynung glaͤuben / ſie haben rechte Artzney / ob fie es ſchon nicht ſind / 
Fromme done Die ſind erbare fromme Leute / Die ſich unterrichten laſſen / welche gelehrte Do- 
ctores nicht meyden ſollen / ſon dern freundlich vñ beſſer fie unterrichten / auch 
alſo auff den guten Weg bringen / daß ſie entweder gar abſtehen von der Artz⸗ 
ney / wie die vorgemeldte Edelfraw / oder doch von den meiſten / wañ vnmuͤg⸗ 
lich / daß ſie allen Kranckheiten Rath wiſſen / vnd ſie laſſen bey jhr etlichen ge⸗ 
wiſſen ſichern Haußartzneyen. 


Das x. Kapitel, 


Mas dierechteMedieinoder Artzney iſt / vnd wiediefelbe mans 
cherley gefunden. / oder mit Fleiß onterfcheiden werden 


foll. : | 
Vuterſcheidt Enn nun die Aertzte / ſo ſich darfuͤr außgeben / oder auch faſt 
an geruͤmet werden / vnd nichts mehr denn den Namen haben’ erkennt / 


verworfen und abgeſchafft / wie esjeder Fürft unnd Herr inn feinem 
Lande / jede Stadt bey jhren Bürgernrjeder Wirth des Hauſes bey feinen 


BR nannt wird. 
Gerfcheidt., Die Haußartzney iſt auch ungleich: Denmerliche iſt derer / die gar Leyen 
I. find/ond die weder leſen noch ſchreiben koͤ nnen / vnd doch verſtaͤndige Hauß⸗ 
wirte oder Matronen ſeyn / daß ſie beſcheidentlich auß der Vernunfft vnd Er⸗ 
find, fahrung ſchlieſſen koͤnnen / in aller Gottesfurcht vnd embfigen Geber! * 
etlichen 


Inder PhyficaendMedieina. er 


erlicken Krancken aut end rarhfemiftimelkeGalenuslib.g.defim plmed. 

facult.billicher. Die anderift derer Hanpärsterdie nicht gar goynfindufen 5 rin 

dern leſen vnd fehreiben koͤnnen / auch viel in den Arency Biden teutſch Dauf ahte. 

findieren / oder noch wol etwas latein / ob nicht alles / verſtehen / vnd erkuͤn⸗ 

digen. Dieſe alle ſind noch keine rechte kunſtreiche Aertzte / haben die rechte 

Kunſt der Aertzte nicht gar gelehrnet / vnd ſind doch mehr als die Haußaͤrtzte 

Leyen. Darvmb fie möchten die gelehrten Haußaͤrtzte genennet werden. Woa⸗ede 
Die kunſtreiche Aertzte artiſices medici, find die Meiſter der Kunſt der . 

Artzney / die da zweyer Ding kuͤndig ſeyn muͤſſen: Eins) daß ſie wiſſen die Aertzie me- 

Kraͤffte vnd Wirckung aller Materien / damit fie vmbgehen: Das ander / daß drauf 

fie einen gewiſſen Weg vnd Weiſe zu thun vñ zu handeln mir der Artzney wife “wien 

fen. Die Kraͤffte der Materien / damit der Arge vmbgehet / werden zweyerley "" 

betrachtet / Eine in eintzelen Dingen / Simplices genannt) Die ander inn zu⸗ 

ſammen geſetzten / Compoſite. Vnd auch di Martrienidamir die Artzneyen 

vmbgehen / find zweyerley / Eine / darinn fie ſich befteiffigen Geſundtheit zu er⸗ 

halten vnd wider zubringen / welcher Art ſind die Leibe der Menſchen: Die 

ander / dadurch die Geſundtheit zu Wege gebracht / als Werckzeug / welcher 

Art find Speiſe / Artzneyen vnd dergleichen. 

Nun find die kunſtreichen Aertzte fo vngleich / als die mit dem Keyſer reiten / a 
vnd laſt ſich nicht echt reden ich bin fo wolein Doktor als du / drumb kan ich gneate 
fo viel als du. Sondern dieartifices medici find vnter fich felbft vngleich / vnd 
nach dem einer mehr oder weniger vollkommen iſt / ſolten fie billich vnterſchie⸗ 
den / vnd vnterſchiedlich gebraucht werden. | 

Die Kunftreihen Medici ‚die erſten werden billich gezehlet die jungen 1. 
Doctores, die zwar nicht zu Dodtores zuzulaſſen / fie wiflen denn alles / was Iurse 
zur Artmey gehörer in gemein, vnd haben fich etwas gevbet. Aber Doch weil 2% @renge 
die Artzney fo weitläufftig / daß man von Tag zu Tag / von Jahr zu Jahr der äiunen 
mehr fernen mus / auch vbung viel mitbringet / ſo fötienond follen die jungen Shen. 
Dodtores zwar viel hundert Kranckheiten nuͤtzlich curiren / abernicht ale. 2 
Denn diemweilviererley Art find der Kranckheiten lenes linde/graves ſchwere / Viererley 
periculofi gefährlich / lethales toͤdtliche / fo find diefe von keinem Artzte allein Kranahew 
gu curiren müglich. | Er 

Die erſten linden / dereingrofle Anzahl find/ allen jungen Doctorn : die 
un: ſchwere als denn / wenn fie ſtarcke Leute zu curiren haben / fonft 
nicht. 

Die dritte gefährliche / fol ein junger entweder nicht allein zu curiren fich 

vnterfangen / fondern auff andere ältere gelehrte Medicos wegweiſen / deſſen 

wir bey den Alten feine Exempel haben / Da Petus die Kranckheit in des Koͤ⸗ 
nigs Artaxerxis Jägsr/ ob er ſchon gefodert / zu curiren ſich nt ynterſte⸗ 
R hen / 


130 Das ander Buch /von noͤthigen Lehren 

hen / ſondern den Hippocratem, der allein die Kranckheit fuͤhlen kundte / 
2. zu holen rieth. Die ander kunſtreiche Aertzte find aͤltere vnnd erfahrne Do- 
ee, Kcores, die da allerley Art der Kranckheit curieren koͤnnen / wenn vnnd weil 
Die Srenge es jhnen zu viel wird aller Kranckheiten abzuwarten / ſo gebürt jhnen die lin, 
deractznev de Kranckheiten den jungen Doctorn / oder auch den Haußaͤrtzten zu laſſen / 


der altern 


soctoren. vnd der ſchwereſten und gefährlichften allein fich anzunemmen, 
Das xı. Capitel. 


Was der Grundt der rechten Artzney ſey/ darauff ſie ge⸗ 
gruͤndet. RS 


an a se alten Gelehrten / weitfie Heyden gewefen/ haben nur 
en zween Gruͤnde / darauff die Artzneykun ſt ſtehet / geſetzt / als nemblich: 
den gupden, ı. Experimentum, Erfahrung. 
2. Rationem, Vernunfft oder Beſcheiden heit. 

Orey Gruͤn Abermwir Ehriften follen wiſſen / daß der dritte Grundt / als nemblich das 
or ur Wort Gottes auch dabey feyn muß. Denn Chriftug ung Iehrer/ daß der 
epafen.  Menfeh nicht vom Brot allen (darauff die vernünftigen Heyden allein 

unrecht aefchloffen) lebet fondern auch von einem jeden Wort / das durch 
Dr den Munde Gottes cher. Vnd Hippoctates, wie oben angezogen /diß leh⸗ 
ret / daß die Wircfung der Artzney von Hort komme / vnd daß man auff Got⸗ 
fteondfürr tes Weißheit vnd Krafft in aller Artzney ſehen fol. Alſo auch der Prophet 


nembſte 


ndeser David im Pſalmen ſaget / Er ſchicket fine Wort / vnnd fie find worden ge⸗ 


Arench ip, ſundt. Vnd dazu Jeſus Syrach deutlich lehret im z8. Capitel: Es kan die 


Stunde kommen / daß den Krancken allein durch beten geholffen werde / 
wenn ſie den HERRER bitten / daß es mit jhnen beſſer werde / vnd —34 
heit kriegen lange zu leben. Es find wol etliche Aertzte / die diß dritte vergeb⸗ 
lich halten / vnd vermeynen / es ſey zu weit geſucht. Aber Hippocrates zu ſei⸗ 
ner Zeit dergleichen Verachtung Gottes mit Wirckung in Kranckheit hey⸗ 
len / widerleget da er ſpricht: Der Weg / die Artzney recht zugebrauchen / iſt 
eine Gaabe Gottes / vnd die Krafft der Artzney / ob ſie in Wirckung kommen 
oder nicht / ſtehet bey Gott. Vnd ſpricht bald darauff: Aber es ſeynd etliche/ 
die das nicht glauben / ſon derlich / weil alles / was in leiblichen Sachen vnnd 
Kranckheiten geſchicht / offenbar iſt / daß es entweder durch Artzne y verwan⸗ 
delt vnd gewircket / oder durch Aderlaſſen vnnd dergleichen Handreichung / o⸗ 
der Ordnung der Speiſe geſchicht: Aber ſchleuſt dahin I daß man erkennet / 


daß Gott ſey. Vnd anders wo wird gemeldet / in einem Drieft def Hippo- . 


cratis an den Cratevam: Die Gelegenheit derzeit iſt das beſte und fuͤrnem⸗ 
ſte in 


inder PhyficaundMediecina. 131 
frein Artzney zu gebrauchen / aber doch iſt dem auch gut Gluͤck von noͤthen / 
daß nicht die Kunſt oder rechte Vernunfft etwas vberſehe.. 

Daher mir fonderlich gefallen hat / daß ein fuͤrtrefflicher gelehrter Mann / —— 
ein Theologus ‚zur Zeit zu mir ſagt: Ach wie viel gehoͤrt zur Artzneykunſt / 
vnnd wie baldt kan es entweder vom Doctor / oder von dem Apotecker verſe⸗ Kransen. 
hen werden? Darvmb wenn ich kranck bin / vnnd ewren oder anderer Aertz⸗ 
te Rath brauche / ſo bitt ich hertzlich Gott den Allmaͤchtigen 1 er wolle ja mei⸗ 
nen Doctor vnd Apotecker in allem ſeinem Thun / Rathſchlaͤgen vnd Eyn⸗ 
gebung der Artzney mit ſeinem heiligen Geiſt regieren / leyten vnd fuͤhren / daß 
fie nicht etwa jrren / oder Die Artzney vmb vnſer Suͤnde willen jhre Krafft 
verlieren muͤſſe. che ba 

Vnd was iſts anders / daß Jeſus Syrach einen wolweifen Juriſten / Erempet ge⸗ 
der Sande vnd Leut regieren ſoll / dieſe nachfolgende sehr fuͤrſchreibet⸗ Er den⸗ De 
cket / wie er fruͤe auffftehe den HERAN zu ſuchen / der jhn geſchaffen hat / vnd Borees 
betet für dem Hoͤchſten / er thut ſeinen Mundt getroſt auff / vnnd betet fürdeh Toast, 
gantzen Volcks Suͤnde / vnd wenn der HERR alſo verſuͤhnet iſt / ſo gibt er und su der 
ihm den Geiſt der Weißheit reichlich / daß er weiſen Rath vnnd Schre geben Artzney. 
kan gewaltiglich / darfuͤr er dem HERRN dancket in feinem Gebet / der gibt 
Gnade daru / daß fein Rath vnd Lehre fortgehe / vnnd cr betrachtets vor bey 
ſich ſelbſt darnach ſagt er ſeinen Nach vnd Lehre herauß / vnd beweiſets mit 
der heiligen Schrifft / vnd viel verwundern ſich feiner Weißheit / vnnd wirdt 
nimmermehr vntergehen / ſein wird nicht vergeſſen / vnd fein Name bleibt für 
vnd für. Fuͤrwahr er redet daſelbſt im gantzem Capitel vor vnd nach von al⸗ 
fen Ständen der Welt / ſonderlich der Gelehrten / vnnd hat gewiß durch diß 
Exempel der rechten / erbarn Juriſten / vns Medicos auch lehren wollen / als 
wolt er ſagen: Ein verordneter Artzt eines Landes oder Stadt denckt / wie er 
fruͤe auffſtehe den HERRyR su ſuchen / betet für ſich vnnd feine Krancken / ſu⸗ 
chet erſtlich Vergebung der Suͤnden / damit nicht entweder er / noch die Kran⸗ 
cken in Gottes Zorn verbleiben / vnd vngluͤcklich die Artzney forgehe. Wenn 
er nun gewiß iſt / daß Gott jhme gnaͤdig ſey / mie Segen vnnd Huͤlff beyſte⸗ 
he / ſo bedenckt er ſich fleiſſig in allem / was die Kranckheit erfordert / vnnd ſagt 
als denn feinen Rath / der gehet wol foxt. 

Darvmb der erſte vnd fuͤrnembſte Grundt / darauff die rechte Artzneykunſt Straff derer 
ſtehet / vnd ſicher gehandelt wirdt / iſtdas Wort Gottes / daß wir nicht allein on we 
wiſſen ſollen / daß vnſer Kunſt vnvollkom̃en es wircke denn Gottes allmaͤch⸗ achten. 
tige Krafft in vnſern Gedancken vnd Raͤthſchlaͤgen / vnd daß diegereichte Ark 
ney jhre rechte Wirckung nicht Haben werde / es ſey denn Gott aller gnaͤdigſt 
mit ſeinem Segen dabey: Sondern wir ſollen auch vns vñ vnſere Krancken / 
au Gottesfurcht vnd fleiſſtg beren ymb feinen Segen / ſtets ermahnen. Der 

N 4 wegen 


1 


132 Dasander Buch / von noͤthigen Lehren 

wegen ich denn / vornembſt in dem Beruff deß Braunſchweigiſchen Fuͤrſten⸗ 
thumbs / vnd der Profeſſion der Artzney in der loͤblichen Julius Vniverſitaͤt 
zu Helmſtaͤdt / ein Gebetbuch der Aergrerin jhrem Thun vnd Wandel zu för 
derſt / in lateiniſcher Spraach hab außgehen laſſen / vnd jetzt auch ein teutſches 
Betbuͤchlein der Haußaͤrtzte / darinn ſie jhres Ampts erinnert / außgehen zu 
laſſen willens bin. Wer fein Artzneyampt recht fuͤhret / der laͤſts jhm gefallen: 
Wer nicht / der wird wol von Gott ſeine Straffe zu ſeiner Zeit gewarten / vnd 
Vngluͤck gnug erfahren. 


Das XII. Kapitel, 


Was das Gluͤck der Aertzte ſey ond wie deß Gluͤcks Aertzte 
vnd Krancken ſich zu troͤſten haben. 


Das Biůc As Gluͤck wirdt mancherley verſtanden / ein mal von dem / 
re ee ) was es für einen Außgang hat / das andermalvon der Brfach/ die v⸗ 
den. ber Kunſt vnd Erfahrung darzu fömpr. 
Yuenane  , ABennes nun auff der erſten Weiſe verftanden wird / iſt das Gluͤck zweyer 
2.Brüc ober (ey: Eins / gut Gluͤck / wenn es wol außgehet / fortgehet oder geſchicht Das 
rind eines ander böfe Glück / wenn eg vbel anßacher oder ſich endet / ſonſt Vngluͤck ge⸗ 
vrterſcheide nannt. Wenn es aber von der Vrſach deß guten Außgangs verſtanden 
ar wird / iſt diefelbe faſt dunckel / vnd wenig von den alten Gelehrten den Heyden 
gangverkan offenbaret. Der meiſte Hauff har gemeynet / es geſchehe vngefehrlich / und we⸗ 
ang Fe deſſen Vrſach nichts / als ein Geradwol / ſo viel auß den Poeten vnd Philos 
Bra fophen haben gered und geſchrieben: Gott regiere die Ding ober vns / aber die 
en vnterſte habe erdem Glück vnterworffen: Dahin ſie gerahten / weil fie geſe⸗ 
vom gemeine hen / wie die Natur aller Dinge ſich fo vnbeſtaͤndig verwandele I wie alles 
en — Thun vñ Weſen fo wandelbar vn vber alle Meynung oder Verſtand ſich ver 
wechſele / oder ungleich gerahte : darvmb fie in Fabelweiſe ertichtet den Pro- 
theum, der viel hundert oder tauſendt Weiſe an ſich nemmen föndre / auch 
Städt iiees der Geſtalt Thetida. Aber etlich / vnnd die aller gelehrteſten haben die Vrſach 
Ddeß Gluͤcks hieher geſucht / alſo auch vnter den Heyden blats vnd Atiſtote 
les, welche billich allen andern vorgezogen werden / dieſes Gluͤcks · Vrſach 
Siag wie es Gott gemacht haben / wiewol vngleicher weiſe: in allen dingen Plato, der dem 
Aover⸗ Chriſtlichen Glauben vberall am neheſten koͤmpt In etlichen Dingen al⸗ 
kanden. lein / als die da von Menſchen gethan vnd gehandelt werden / hat Ariſtoteles 
des Gluͤcks Vrſach das goͤttliche Weſen gemacht / iun andern Dingen / die 
natuͤrlich / oder deß vnvernuͤnfftigen Viehes I hat er das Gluͤck außgeſchloſ⸗ 


vor, 
Nun 


R inder Phyficapvnd Medicina. 133 

Nun der aller vornembfte Arge Hippocrates nennt ein mal das Glück —— 
den Außgang / als da er ſpricht: Ich halt dafuͤr / daß die Krancken / die da wol — 
curiret ſind / meiſten Theils gut Glück gehabt / die da vbel / boͤß Glück. Das ſtanden. 
andermal nennet ers die Vrſach / als da er in einem Brieff ſchreibt / wie die 
in guter Auffachtung rechter Zeit / in Artzney eynnemmen mit Kunſt / fleiſſig 
durch Beſcheidenheit der Vernunfft anzuſtellen ſey / vnd daß es nicht gnug 
ſey / es muͤſſe das Gluͤck auch dabey ſeyn / daß nicht die Vernunfft jrre gehe. 
Bad wer man anſicht ſeine Schrifften an vielen Orten / ſo finder man / daß 
er wieder Plato, der auch bald nach jhm / vnd eins theils Leben mit jm gelebt / 
die Meynung gelehret / daß Gott die Vrſach des guten und boͤſen Gluͤcks in 
allen Dingen ſey / Deß guten / wenn er ſegnet vnd wol thut / Deß boͤſen 
Gluͤcks wenn er ſtraffet. Ja er vermahnet / wie ein jeder Arge foljmmerdar gg 
zugleich Mitachtung darauff geben / wenn die Goͤttliche Gewalt alle Artzney wir Ebriſten 
bey den frommen ſtaͤrcke / ſegne / regiere / leite und fuͤhre / Vnd wenn Gott bey ev verſtehew. 
den boͤſen Leuten ſie vermaledeye vnd hindere / daß ſie jre Wirckung nit habe. 
Wie viel mehr wir Chriſten ſollen das gute Gluͤck in der Artzneykunſt ver⸗ 
ſtehen einen ſonderlichen Segen Gottes / oder eine Krafft deß Goͤttlichen 
Worts? vnd ich vnwuͤrdig zumelden von Jugend auff den Nenn gefuͤhret: 
Medicina nititur arte,experientia,& benedictione Domini: Artzneykunſt 
ſtehet auff Kunſt / Erfahrung vnnd Segen Gottes. Welche ich mir oder 
meiner Kunſt Artzney auch nicht außthun laſſen will / weil ich lebe. Es ſchrei⸗ 
ben die Gelehrten vnter den Heyden von Themiſtocle, einem fuͤrnemmen 
Kriegsmann / der nicht gewuſt hat was Gluͤck ſey / da er ein groſſe Schlacht 
gethan / vnd geſaget ſoll haben / Diß hab ich vnd nicht das Gluͤck gethan: 
Vnd nach dieſer Rede ſoll er kein Gluͤck mehr gehabt haben / wie er denn gar 
herunter kommen / vnnd mit Schanden auß ſeinem Vatterlandt verweiſet 
worden. Chriſten die nun wiſſen / daß gut Gluͤck nicht ſey ein vngefaͤhrlich 
Geradwol / ſondern eine ſonderliche Gaabe vnnd gnaͤdiger Segen Gottes / 
die haben mehr Vrſach / daß ſie darumb Gott bitten taͤglich / daß ſie ſeyn moͤ⸗ 
gen gelehrte / erfahrne / vnd gluͤckſelige Aertzte. 


Das XIII. Kapitel. 
Was Erfahrung inder Artzney fey/ wie vonrechten Aersten 
ſie ſoll erlanget / vnd recht gebratichet/oder zu deß menfchli> 
chen Geſchlechts Nutz angewendet werden. 
En iſt aber der rechte Tittel der beſten Aertzte auch nicht der ges S:fabren 


ringſte / da man recht vnnd warhafftig einen ein erfahrnen Arge ſchilt / —— 
welcher Tittel herkompt von dem Namen Experientia, Erfahrung. 1 


iij Der 


* Das ander Buch / von noͤthigen Lehren 


Erfahrne Der Galenus ſagt an einem Dre) Ein alter bemehreerierfahrner Artzt / vnd 
Aztewa ein gelehrter recht tationalis Medicus, das iſt / beſcheidener Artzt / geben dem 
er ,, Kranefen einerley Artzney / vnd curiren beyde die Krancken recht. Auch an⸗ 
gnjtrem derswo vermahnet er junge Aertzte/ daß ſie ſo wol der Erfahrung / als der 
Br Kunſt obliẽegen ſollen. en — 

Aber allhier iſt der Mangel / daß / wer der Erfahrung allein oblieget / vnd 
— a nur auß Erfahrung ein Artzt worden iſt / der macht viel hoͤckeriche Kirchhoͤfe / 
Na miedie Wie denn diß Sprichwort allein auff die vnerfahrne Aertzte geredt und ge⸗ 
Kun deutet iſt / weil ſie jung / vnnd noch nicht alte erfahrne Aertzte ſind / Aber die 
rechte Aertzte / d ie nicht allein erfahren / ſondern zugleich gelehrte vnd gluͤck⸗ 
felige Aertzte ſind / nicht angehet / dieweil dieſe allein von Jugendt auff / auff 
Erfahrung nicht trawen / ſie haben denn ſie mit jhrer Kunſt vergewiſſet / vnd 

zu Gott vmb Segen fleiſſig gebetet. —— x 
Was Er ⸗Darvmb / daß Erfahrung der Aertzte recht verſtanden vnnd gebraucht 
bahrung · werde / hievon weiter Lehre folget. Die Erfahrung iſt ein Wiſſenſchafft bewehr⸗ 
* ter Artzney / die man etlich mal hat geſehen / daß ſie dieſer oder jener Kranck⸗ 
heit hat geholffen. Hier iſt wol zumercken / daß nicht Erfahrung bewehrte 
Artzney heiſt / die einmal dem Krancken geholffen / wie viel ſich duͤncken laſſen 
vnd ſelbs verfahren: Sondern Erfahrung vnd bewehrte Stuͤck ſind / die oͤff⸗ 
ter alſo vnnd gleicher Weiſe geholffen. Denn ſonſt kan wol die Natur ſelbſt 
geholffen haben / wie oben in den Krancken / die Strewſandt fuͤr Krebs augen 
geftoffen brauchten doch geneſen vnd ſehr dancken. 


e 


** pen Aber die bewehrte Artzney hilfft eine auch oͤffter / die ander weniger. Da⸗ 
ne Stuͤ 


her bewehrte Artzney zweyerley geſchrieben. Etliche ſchlecht bewehrn als, 


haben. nemblich die auffs wenigſte drey oder vier mal geholffen habe: Die ander/ 
——— ſehr bewehrt / probata oder fidelia genannt / die da ſieben mal auffs wenig⸗ 
* ſte / oder acht mal alſo Krancke gebraucht haben. I: 
Bewehrte So fömprdie Erfahrung in der Artzney von Gedaͤchtnus vieler bewehr⸗ 
ober proba- ten Artzneyen / das Gedaͤchtnuß von Dbfervarion/ das iſt / fleiſſig Auffach⸗ 
her gr, tung oder Auffmerckung. Die Obſervation oder auffmerckung kompt entwe⸗ 
fahrungent- der von Hiſtorien / durch hoͤren oder von felb eignen Anſehen / Autoplia ge⸗ 
ee nannt. Aber feines diefer iſt darin man nicht jrren oder vnrecht ſchlieſſen 
gebranspen. kan: deßwegen auch deutlicher jedes allhier außgeleger werden foll. 

15 Die Gedaͤchtnus vieler bewehrten Artzneyen iſt bey eim befler als be; 
— dem andern. Dieſe iſt die beſte / daß man nicht alle / ſondern viel gewiſſe vnd 
vieter Eype⸗ ſichere bewehrte Artzney außwendig behalte, Da auch das Gedaͤchtnuß zu 
rimenten · ſchwach iſt / oder im Alter ſchwaͤcher zu werden pfleget / iſt ein groſſe Huͤlffe / 

wenn dem Gedaͤchtnus zu Stewer kommet ein gut Verzeichnus oder Ma⸗ 
nualbuch / darinn die probierte Experiment fein ordentlich verzeichnet / daß 
man ſie bald finden kan / wenn ſie von noͤthen. Die 


in der Phyficapnd Medieina. | rg 


Die Obſervation / das iſt die Auffachtung und Auffmerckung der ge⸗ 


wiſſen Experimenten / geſchicht nicht allein mit fleiſſigem Sinnen / ſondern Auß iaff 


ſoll auch mit etwas Vernunfft geſchehen. Dieſe regieret das Gehoͤr in Hiſto⸗ — 


FalſcheAu ff 


rien / vnd daß Geſicht in ſelbſt eigen Anſehen. Sonſt falſche Auffinerefung 3. 


geſchihet: As wenn man nimpt gebrandten Wein mit Zucker] zuruͤhret jn / er 
vnd zuͤndet in an / leſt den gebrandren Wein außbrennen / vnd nimpts wider Yorom. 


den Huſten hilfft ſi htiglichTdaß mans nicht verfteher/ond der meifte Hauff 


ſpricht: Der gebrandre Wein hilfft wider den Huſten. Da doch diß falſch / 
der Zucker thuts / mit dem warmen Waſſer vermiſchet: Denn der gebrandte 
Wein iſt gar wer gebrandt / vnd hilfft nicht mehr / das Waſſer iſt im gebrand⸗ 
ten Wein mir Zucker bleibt allein / wirdt gebraucht vnd hilfe. Dergleichen 
falſche Meynung geſchahe zur Zeit / wie eine groſſe Haͤuptkranckheit / die Pe⸗ 
Ritenkifche Fieber durch Schleſi ien vnd Böhmen waren / da war bewehrt dar 
wider Theriack eines Guͤlden ſchwer / Weyrauch einer Erbiß groß / Schwe⸗ 
feleiner halben Erbiß groß I da gieng das Geſchrey / diß thaͤt der Weyrauch 
end Schwefel / da doc; diß der Theriack / gewißlich allezeit gut inn peſtilentzi⸗ 
ſchen Fiebern / that / vnd nicht deß Weyrauchs klein Bißlein / das ſonſt auch 
im Theriack vorhin iſt / wenn man jhn gleich diß mal nicht darzu that. Vnd 
gehet denen wie einfaͤltigen Leuten / die da hoͤren ſagen / von einem armen 
Mann /vngefaͤhrl lich Dionyfio genannt / der fein Thaler eygen hatte / daß er 
vnd der Fucker zu Augſpurg hundert tauſendt Thaler hatten / ſo dencken ſie 
der Dionyſius muͤſſe reich ſeyn Aber vnrecht. 

Darvmb / wenn man Vnteerricht nicht hat / wie vnnd was für bewehrte 
Aruey man auffmercken ſoll / ſo iſts baldt gefchehen [daß man viel vnnuͤtz 


Ding auffmercket / auffzeichnet / vnd vergebliche Muͤhe hat. Daß aber die Recht⸗ 


Auffmerckung / obſeryatio genannt / recht geſchehe / ſoll man ſich nach dieſen ei 


Regeln richten. 

Die erſte Regel iſt was inn eintzelen Dingen oder Artzneyen man recht 
ſihet / vnd gewiß hoͤret / daß oͤffter alſo geſchihet / iſt wol zu mercken. 

Das ander / in eintzelen Dingen / die wir erfahren vnd auffmercken / koͤn⸗ 
nen wir nicht mehr / als die gemeine Wirckung mercken / aber den Vnter⸗ 
ſcheidt / wie viel jeder Natur zu gebrauchen / welche Zeit beſſer oder ärger / und 
mit waſer Ordnung / das kan nicht auffgemercket oder obſerviret werden / 
ſondern ſtehet bey der Kunſt. 

In vielen vermiſchten Dingen iſt Auffmerckung von Noͤt hen / aber al⸗ 
lein denen moͤglich / die die Kunſt vor ſtudieret / oder lang bey der Erfahrung 
geweſen / Sonſt würde vnrecht auffgemercket werden. 

Die Hiſtorien oder Exempel / die wir inn der Artzney hoͤren ſollen vnnd 


et in die⸗ 
— 


| 3. 
muͤſſen / wollen wir erfahrne — Aertzte ſeyn Daß durch vieler Aertzten / Oiſ o⸗ len 


in viel 


136 Das ander Buch / von noͤthigen lehren. 
9 Be in viel Zeiten her / alle Geſchicht / oder Curation als inn einer Schul gelehrt 
Moutz. vnd erfahren wird / Welches auch deſto noͤthiger iſt / daß deß Menſchen Leben 
ſonſt kurh / vnd dieſer groſſen Kunſt der Artzney viel zu wenig. Aber leyder zu⸗ 
klagen iſt / daß viel falfehe Hiſtorien die Leute verfuͤhren / vnd kommen die fal⸗ 
3% Pe fche Hiſtorien daher: Erſt! daß wenig Leut trew vnnd warhafftig ſeyn / der 
‚un. meifte Hauff auff Leichtfertigkeit / oder Ehrgeitz / vnd dergleichen erzehlet / zu⸗ 
— fehreiber/ond noch wol hoch verthewret / die Artzney hab diß vnd das gethan / 
rien inder was nicht geſchehen. Darnach daß / wenn ſie gleich alſo geſchehen / jeder nicht 
Artzner. recht verſtehet / was die Artzney geweſen oder nicht I als / es war ein Febrici⸗ 
tant / derſelbe Krancke nam zu ſich ein purgierende Artzney / faſtet auch vnnd 
wird geſundt / da ſpricht einer / es habe den Krancken geholffen das Faſten / 
der ander ſpricht / die purgierende Artzney. 
Wie die Hu⸗Daromb muß man in Hiſtorien anhören oder leſen vernuͤnfftig ſeyn / 
an vnd ſoll keine Hiſtorien wahr noch recht gehalten werden / es ſey denn daß de ⸗ 
ceſcheiden rer eins dig mit bewehret. | 
en Erſtlich daß der diß erzehlet / oder beſchreibet / ein warhafftig Mann / vnd 
fepn. verſtaͤn diger Artzt ſey. 9 
Zum andern / daß viel oder alle Aertzte vbereyn diß darfuͤr halten / welches 
doch auch nur inn den ſichtbaren Dingen / aber inn verborgenen nicht ſtatt 
hat. 

Zum dritten / daß man diß ſelbs auch mit geſehen. 
Masiun. Zum vierdeen/daß dergleichen etwas vorhin vns bewuſt. 
pfateoıdas Das felbfk eigen anſehen / Aut opſia, inn der Erfahrung / hat bey jeder⸗ 
—— man ein groß anſehen inn der Erfahrung / daher es billich geruͤhmet / daß einer 
Wree Mee daheim / oder ſonſt viel Landen / viel geſehen oder gelehrnet / aber doch iſt etlichs 
dir Anto- gut vnd nuͤtzlich / etlichs vnnuͤtzlich. Nuͤtzlich iſt das ſelbſt anſehen in der Ark» 
pſia neyen / ſo viel antrifft: 


— ir Erſt / die Geſtalt vnd Form der Glieder deß Leibes in der Anatomia. 
feeninsiten Darnach die Kraͤuter / ſo viel jhr Geſtalt oder Form belanget. 
ei Zum dritten/die Kranckheiten / fo euſſerlich find. 


matomija, zum vierdeen/diejnnerliche Kranckheit / wenn fievon Geſchwür oder 

In Kräutern Wunden ſeyn / darumb fie als dann nüslic nad) dem Todt anatomiret. 

en and Zum fünffteniinerlichen Zeichen der Krankheiten. 

Sn Zeichen Hinwider vnnuͤtzlich vnnd vergebens ift das felbft Anſehen inn diefen 

derKrands Stücken : 

N. Erſt / i Erforfchung oder Verkuͤndigung der Wirckung vnd Thaten je, 

Vnnud ich Des Gliedes / wie Galenur bezeuget / ꝛ. Meth. med. vnd verlacht die Aertzt / die 

a da innder Anatomia wollen weifen oder Ichren die Vrſach alles Thunsim 

der Taten Leibe / da deſſen ift nicht die Geſtalt / Groͤſſe / noch zuſammenfuͤgung / fondern 
die 


inder PhyficaundMedicina. 37 
die Complexion jedes Gliedes / durch Vernunfft / vnd nicht durchs Geſicht 
in Anatomien zuerkuͤndigen. EM 
Zum andern in der Natur / Compferion oder Wircfungder Kräuter] InderComs 
die fich aus dem Anſehen / wenns tauſentinal geſchehen / nicht laſſen erkennen. Kinn 
Zum dritten / in Kranckheiten. Denn meiſten Theils hilfft das Eroͤffnen In viei m⸗ 
der todten Coͤrper / noch das Geſicht nicht. Denn in Fiebern / in Kranckheit utee 
yon Kälte / Trockenheit / Feuchte / Hitz / derer die meiſten finde / kan man ren die nicht 
nichts ſehen / ſondern allein in Geſchwuͤren oder im Anwachſen. Daher —— 
wol zumercken iſt / wie vnrecht groſſe Herren alle Kranckheit / daran der den. 
In an geftorben / nad) dem Todtin der Anatomiajhnen wollen werfen 
aften. f | 
Zum vierdten / in Zufällen der Kranckheiten / welches find Verlegung - 
des Thuns vnd Wirckuna der Glieder / da Läft fich auch nichts fehen. — 
Daher offenbar / wie Erfahrung entſtehet / auch wie die Erfahrung allein Zufäuen de 
einem Artzte nicht gnug iſt / ſondern Kunſt mit Erfahrung zugleich ſoll ge⸗ —— 


brauchet werden. 
Das xıv. Capitel. 


Wie die Erfahrung misgebraucht werde heutiges Tages/ond 
was fuͤr Schaden in der Artzney daraus erfolge. 
Falſcher 


14 Ber ein falſcher ſchaͤdlicher Wahn (vnd nechſt Gottes Wort SH. 
der Vernunfft Beſcheidenheit oder kuͤnſtlicher Verſtand in Artzneyen vewehrte 
angewendet werden ſoll) noch heute vnter vns Teutſchen / Boͤhmen — 
vñ Maͤhren / nicht viel anders als die toͤdtenden Schlangen bey den Kindern fe. 
Iſrael / zu groffer Straff vnſerer Sünden hin vnnd her ſchwermet / ben den 
Jertzten Stoͤrern / Ewpiticis, als weren die bewerte Artzneyen recht / vnd doͤrff⸗ 
te man keiner groſſen Kunſt oder rechten Naturkuͤndigung / davon ſie auch 
ein falſche Regel haben / vnnd ſprechen: Experimentum certiſſi mum, tu- 
tum, iudicium facillimum. Es iſt ein bewehrte Artzney / ſie hat vielen ge⸗ 
holffen / darumb brauch dur es auch alfo / es wirdt dir gewiß helffen / darff 
auch wol ſeinen Hals zu Pfand ſetzen. O GOtt koͤnnte dieſe Artzney recht 
ſeyn / ſo haͤtten wir Aertzte gute Tage / die nun lange Zeit viel erfahren / be⸗ 
wehrte Stuͤck geſamlet / duͤrfften nie kinen Vmbſtand bedencken / vnd vns 
vmb die rechten Vrſachen einer jeden Kranckheit zuerkuͤndigen / nicht fo mar⸗ 
tern / ja auff diß / wie ein jede Stund oder Tag ein Leib / fonderlich wenn er 
ſchwach worden / vnd nu vberall bawfaͤllig / ſich verandert / jmmerdar bekuͤm⸗ 


mern / ich geſchweig / daß wir dieſer Geſtalt vnſere Kinder od aber andere gute 
S Freunde/ 


138 Dasander Buch / von noͤthigen Lehren 
Freunde / mit gnugſamen Regiſtern vnd Verzeichnuſſen bewehrter Stuͤcke / 
in wenig Wochen zu vollkommenen Aertzten machen koͤndten. Aber es hat 
gareinander Meynung. Gott hat kein Arbeit des Menſchen / es ſey der Acker 
baw oder ſonſt das geringſte I viel weniger die Artzney / leichte ſeyn laſſen wol, 
len. 3 — 
Bewehrte Darumb / ob wol bewehrte Stück gut / ſo iſt doch das Widerſpiel wahr / wie 
Stütfind Hippocrates, der aller erfahrneſte Artzt / fuͤr zweytauſendt Jahren geſchrieben / 
veſicher. daß die bewehrteſten Stücke vnſicher / gefaͤhrlich / vnd hinwider der Berftand; 
wem oder wie es gut iſt / am aller ſchwereſten. Denn alſo ſpricht er / als wenn 
er durchauß das Widerſpiel wider gemeinen falſchen Wahn der Stoͤreraͤrtz⸗ 
te ſetzet / im Anfang ſeiner Artzney: Experimentum periculoſum, bewehrte 
Artzney oder Experiment iſt vngewiß /gefaͤhrlich / es habe gleich vor viel ge⸗ 
holffen / ſo kan vnd iſts doch dir oͤffter ein Schade / ein Gifft. Denn es leydets 
nicht eine Complexion wie die ander es iſt nicht ein Schuch an alle Fuͤſſe 
gerecht / dazu ſo ſihet man offt eine Kranckheit vnrecht fuͤr die ander an / ſo 
koͤmpt verborgner Weiß offt die ander vnd dritte Kranckheit dazu / daß / was 
es dieſem ſchon hilfft / dem andern ſchadet. Derwegen er auch das ander 
Dad, Stuͤck im Widerſpiel ſetzet / Judicium difheile,der Verſtandt / wenn oder 
a wie es gut / der iſt am ſchwerſten / da gehoͤrt nicht allein Erkuͤndigung der Na⸗ 
ſchwereſtetur des gantzen Leibes zu / daß du alſo hilffeſt / damit du nicht fchadeft/fondern 
auch wiſſeſt / was fuͤr ein Art vnd Eygenſchafft die Artzney hat / welche Zeit fie 
ſich leydet / wie viel einem oder dem andern abzubrechen / welches lange zeit 
vieler Jahr / beyde mir Studieren und Vbung in der Artzney bedarff a 
man muß allhier nicht ſehen auff einzele Stuͤck / derer ſich einer oder der an⸗ 
derrühmer/fondern eg muß der rechte Grunde der Artzneykunſt und natuͤr⸗ 
fichen KunftPhyfice wol gefaſſet / vnd diefer Kunſt Meifter muß geuͤbet feyn/ 
auffeinesjeden Natur alles recht zu deuten. Auch infonderheit Sort vom 
Kranefen und Artzte darvmb acbeten feyn will/ daß er mit feinem heiligen 
Geiſt all onfer Thum vnd Rathſchlaͤge regieren/ond feinen Segen dazu ver⸗ 
leyhen wolle. g- 
Dareäpnige Vnd ob auch jederman nicht zubedeuten / oder auff gute Wege zubringen / 
m. fo scher doch gute Sehrenicht ledig ab I dieſelbige erweichet doch erlicher from» 
er der Artz, men Hertzen / vnd fürnemlich der Berftändigen / daß fie dierechte Kunſt 
veytunſt. der Artzney lieb haben / dieſelbige inn der Noth ben den verſtaͤndigſten vnnd 
bewehrteſten Aertzten in Gottes Furcht ſuchen / derer rechten Kunſt Meiſtern / 
nicht den auffgeblaſenen Seoͤreraͤrtzten / ſich vertrawen. Denn fie wiſſen / wie 
daß dem edlẽLeib des Menſchen / ſo cin zartes ſchwaches Weſen iſt / leichtlicher 
geſchadet / denn geholffen. Vnd weil ſonſt in allen Kuͤnſten war iſt / daß man 
nicht jederman / ſondern Aruficiin ſuã arte, den Meiſtern in jhren Kuͤn⸗ 
ſten al⸗ 


inder Phyficapnd Medicina, 139 
ſten allein foll glauben geben / darzu recht geſagt iſt / daß es als denn vmb ein 
jedes Landt wol ſtehe / wenn ein jede Kunſt jhre rechte Artifices brauchet / wie 

viel mehr in der Artzneykunſt / die ſo mie einer edlen zarten Materien / als 
nemblich des Menſchen Leibe / vmbgehet I diß alles von noͤthen ſeyn will ? 
Aber Gottes Wort / von welchem die heilige Schrifft ſagt / Der Verſtaͤndi⸗ 
ge nimpt die Artzney an / bleibt war / daß die Vnverſtaͤndigen die rechte Ars, 
neykunſt verachten / an die Stoͤreraͤrtzte ſich halten / die muͤſſen wir bey jhrem 
Vnverſtand laſſen / daß ſie zu ſpat Rewel erfahren / vnd daß ſie oͤffter wenn 
der Todt auff der Zungen ſitzet / erſt nach rechtem wuͤnſchen oder ſchicken. 


Dasxv. Kapitel. 


Wie die Vernunfft das fuͤrnembſte in natuͤrlicher Kunſt vnd 
Artzney ſey nach Gottes Wort. 


vnd allen andern Dingen / iſt nicht allein an jhm ſelbſt etwas luſtigs der Fbyſica 
vnd liebliches + ſondern iſt auch von Gott alſo geordnet / daß darinn ?"Pmedss- 
der Verſtand des Menſchen ſich vbe / vnd voraus feinen allmaͤchtigen / wei⸗ e® 
feften/hocyalleranädiaften Schöpffer / darnach auch was jhm felbft gut oder 
ſchaͤdlich / es ſey in Sachen oder Gerechtigkeit / mir Regierung fich ſelbſt und 
andere Leute / oder in Artzney Huͤlff vnſers Leibes / erkennen lerne. Denn der 
heilige Apoſtel Paulus ausdrücklich ſaget / Gottes vnſichtbares Weſen / das 
iſt / ſeine ewige Allmaͤchtigkeit vnnd Gottheit muß man mercken an den 
Wercken / die er thut in der Welt / die er geſchaffen hat. Vnnd Galenus der 
fuͤrnembſten Aertzte ein er / da er redet von der Natur des Leibes vnd aller Glie⸗ 
der Wirckung / nennets ein heilige Lehre / vnd deß der uns geſchaffen / rechten 
Lobgeſang / etc. 

Darzurobwolin allen Wercken vnnd Thaten deß Men ſchen drey fuͤr⸗ Drev fůr⸗ 
nembſte allein find / als Verſtand / Wille vnd Reden / darumb daß in rech nn 
tem Verſtand iſt ein Wiſſenſchafft aller Dinge / vnſichtbarer vnnd ſichtba⸗ (sen. 
rer / ſo viel vns in dieſer verderbten Natur möglich: In rechtem Willen ein Ra 
erbares gerechtes geben vnſer vnd aller derer / mit denen wir vmbgehen I das 2 Rater 
von allerley Regiment / Hauß | weltlichs vinnd si entſtehet: Sin u Se 
rechten Reden / ein wolgezierde deutliche Erklärung aller Dinge, mit folchen den. 
Worten / die ſich in einerjeden Sachen / auch jederer Spraachen geziemen / 
damit alle Kunſt vnd Weißheit / alles deſſen was vns nuͤßlich oder ſchaͤdlich / 
begriffen: Jedoch ſo muß der Verſtand durch des heiligen Geiſtes Gaaben 

S ij erleuch⸗ 


SF Betrachtungder Natur in deß Menſchen Leibe / Secl aim 








na 
RR 


140 Das ander Buch/von noͤthigen Lehren 
erleuchtet / vnd von Gott regieret / der rechte Heerfuͤhrer vnd Reglerer des Wil⸗ 
lens / des Redens / vnd aller anderer vnſer ruͤhmlichen Wercke ſeyn. 
Berſtand Daher in allen Kuͤnſten vnd Lehren recht geſagt wirdt / Cognitio pre- 
de Renſchẽ cedit operationẽ, Theoria praxin: Wer was recht thun will / der muß vor 
weyerley. * Pla: 
| hin alles recht willen. Vnd weil aller Berfland zweyerley iſt Einerin om 
In vnſicht⸗ ſichtbaren Dingen/von Gore vnd den Engeln / Der ander in ſichtbaren die⸗ 
baren Div» ſer Welt / Himmel / Erden / Menſchen vnd Thiere: ſo wird der erſte Verſtand / 
en 2. oder die erſte Wiſſenſchafft der vnſichtbaren Ding / Gottes und aller Engel / 
gIn ſirba⸗ was ſie ſind / beyde an jhren Weſen / ſo wol auch an jhrem Willen / den armen 
———— Menſchen allein durch Offenbarung Gottes Worts eroͤffnet / vnd durch ſon⸗ 
der Berftand derliche Gnade Gottes verliehen / davon dieſelbige Theologia billich genennt / 
— vnd ſich endlich dahin erſtreckt / daß wirs nicht allein roiffen.oder hoͤren fon» 
dern auch / nach der Lehr Pauli / darnach leben / vnd Thaͤter ſeyn. Der ander 
os wie Verſt and aber oder Wiſſenſchafft der Natur jederer ſichtbaren Ding / es ſey 
der Berftand im Himmel oder auff Erden / nicht daß wir fie allein von außwen digen anſe⸗ 
gtbarer hen vnd wiſſen / ſondern daß wir fie auch jnnerlich / vnd wo fie am meiſten ver⸗ 
—— — borgen find / an allen jhren Vrſachen vnnd Wirckung erkennen / davon der 
Nugder Name Phyſica, als die natuͤrliche Kunſt kommet / iſt allein denen bekannt / ſo 
entweder die gantze Zeit jres Lebens diefelbige in vielen Schrifften der weit⸗ 
er Welt. FR 
werfen Narurfündiger gefischer od fonft von Sort aus fonderer Gnaden da, 
Für Theo⸗ mit hochbegabet. Aber diefe bleibe auch nit allezeit in Betrachtung jrer ſelbſt / 
logen. ſondern bricht bißweilen gang ruͤhmlich herfuͤr / zu nuß aller Stände der welt, 
Dann in geiſtlichen Sachen vnd Auslegung der heiligen Schrifft / wer⸗ 
den viel vnzehlicher ſchoͤner Lehren oder deutliche Erklaͤrung aus den Gleich⸗ 
nuſſen der natuͤrlichen Dinge genommen / wie obgemelt / vnd ich die Theolo- 
gos weiter außfuͤhren laſſe. Allein diß allhier ich nicht ſchweigen ſoll / daß die⸗ 
fe Bücher der Geheimnuſſen vnd Wun derwerck der Natur / Gottes Allmaͤch⸗ 
tigkeit / Weißheit / Gerechtigkeit / Guͤtigkeit / vns lernen ruͤhmen / vnd ſichtbar⸗ 
lich fuͤr Augen ſtellen / als fuͤrnemblich aus dem 14. Capitel des erſten Buchs / 
von gewiſſer Aufferſtehung der Todten / gnugſam zuſehen. 
2. In weltlichen Regiment / wie fleiſſig alles mit guten Geſetzen vielerley 
= Sur Rechten und guter Policey gefafler/derer viel aus der Natur jhren Vrſprung 
haben / fo koͤmpt es doch gar offt / daß alle geſchriebene Recht zu wenig ſind / 
vnd daß als denn die groͤſte Weißheit / vnd billige Gerechtigkeit / in dem grun⸗ 
de der natuͤrlicheg Kunſt oder dieſem Verſtand der verborgenen Natur / ei⸗ 
nes jeden Dinges / allein zuſuchen vnd zufinden iſt. Daher viel weltliche Koͤ⸗ 
nige vnd groſſe Herren ausErfündigung einer rechten natürlichen verborge⸗ 
Eyompa nen Vrſachen / fuͤr andern gantz weis vnd gerecht / mit Verwunderung gan, 
Saiomonis. tzer Lande vnd Koͤnigreich / ſich erzeiget. Denn alſo Salomon der König / da 


er das 


in der Phyficapnd Medicina. 11 
er das allerberuͤmbſte / weiſeſte / vnd gang weit erfchollene Gericht zwiſchen den 
zweyen Weibern / da ein jede wolt daß dag lebendige Kind jhr feyn ſolte / in 
mangel alles Beweis / Chriſtlich ruͤhmlichen gethan / hat allein auß. Wiſſen⸗ 
ſchafft der angebornen Natur vnd des muͤtterlichen Hertzens gegen die Kin⸗ 
der / gerecht und weiſe gevrteilet / daß diß Kind dieſes Weibes were / welches 
nicht dulden koͤndte / daß es in zwey Theil ſolt getheilet werden. Vnd nicht we⸗ 
niger hat man ſich verwundert vber dem weißlichen vnd gerechten Gericht 
des Königs Alphonfi sur Neapolis. Denn da ſichs in feinem Lande zutrug / 
daß drey Freyherrn / eines Vattern vnd Mutter Kinder) unter fich felbft vn⸗ 
eins worden / vnd den jüngften von der varterfichen Erbfehafft gang und gar 
ausſchlieſſen wolten / darvmb daß die Mutter jhr Gewiſſen eroͤffnet / vnd be⸗ 
kannt / daß ſie etliche Kinder mit einem andern Mann im Ehebruch gezeu⸗ 
get Der süinsfte Herr aber / wie er zu Jahren kommen / ſich deſſen bey dem Koͤ⸗ 
nig Alphonſo beklaget / vnd von jhrer Koͤniglichen Maj. Schutz vnd wider 
| Eynfesung in fein vaͤtterliches Gut begerer/ darauff alle Partheyen / vnd die 
jweyfpaltigen Brüder vor befcheiden / verhörer / vnd dieſen Abfcheid bekom⸗ 
men / der Sarck des Vattern mir dem todten Coͤrper ſolte ausaegraben wer» 
den vñzum ziel den dreyen jungen Herren auffgeſtellet / daß ſie alleſampt nach 
des Vattern Hertz mit Pfeilen ſchieſſen / vnnd die da am nechſten des Vat⸗ 
tern Hertz treffen / die ſolten für die ehelichen Kinder vnnd rechte Erben] 
der aber am weiteſten vom Hertzen ſchoͤſſe / ſolte fuͤrein Baſtart gehalten / 
und erblos gevrteilet werden. Da denn dig elteſten Brüder alle beyde den Ab» 
ſcheid mir aller Ehrerbierung angenommen vnd geliebet / der juͤngſte Bruder 
aber geſagt / er wolle lieber in ewiger Armut vnd Schande leben / ehe denn er 
auff ſeines lieben Vatters todten Leichnam ſchieſſen / vnd an ſeines Vattern 
Hertzſich fo tyranniſch vergreiffen wolte. Darauß der RönigAlphonfus den 
juͤngſten Bruder allein den rechten Sohn des verſtorbenen Vatters vnd ei⸗ 
nigen Erben erkennet / die ander beyde aber Baſtarte gevrtheilet / vnd aller Erb⸗ 
ſchafft beraubet. Vnd ſolches alles mit aller Beyfall vnnd groſſem Ruhm. 
Darvmb nicht vnbillich die alten heydniſchen Koͤnige / Fuͤrſten vnd Herren / 
mit natuͤrlichen fragen der Geheimnuſſen der Natur auffzugeben vnd auffzu⸗ 
loͤſen / ſich geuͤbet vn beluͤſtiget. Vnd iſt auch noch heute vielen wiſſentlich / daß 
vnſer allergnaͤdigſter Herr / der Roͤmiſche Keyſer Maximilian der ander die, 
ſes Namens hochloͤblicher vnd ſeliger Gedaͤchtnus / in vielen verborgenen 
Dingen der Natur gantz gewißvnd gründlich viel vrtheilen vnnd außſagen 
hab koͤnnen. 

Im Haußregiment / beyde zu Wirtſchafft / ſo wol auch zu Rettung der 
Geſundheit / Staͤrcke und Krafft vnſers Leibes vnd aller Glieder dienet dieſe zur Haug, 
Wiſſenſchafft der natuͤrlichen Kunſt fuͤrnemlich. Denn was das erſte an⸗ wre 

ij langer 








142 Das ander Buch/von nöthigen Schren 


langet / bezeugets das gemeine Sprichwort aus der langwirigen Erfahrungs 
ſo man meiftencheilg gelehrte Haußwirte (ihr wenig aufgenommen) anſi⸗ 
het: Studenten geben gute Wirte. Was das ander anlanget / iſt am Tage / 
wie in dieſen letzten Zeiten der Welt diß herrliche Gebaͤw Gottes in vns 
Menfchen als nemblich / der Leib / ſo ſchwach I beyde an feinem Weſen ſelbſt / 
ſo wol auch an allen Kraͤfften / Geſundheit vnd aller Wirckung ſey / ja auch 
zu ſchneller Abnemmung des Alters geneiget / daß ſonder Zweiffel derwegen 
die rechte Artzneykunſt / als ein leiblich Mittel des verderbten Dinges / davon 
auch Artzney im Latein den Namen hat remedium, als medium rei, von 
Gott ſo reichlich verliehen iſt / vnd nechſt Gottes Wort die Vernunfft / Be⸗ 
ſcheidenheit / kuͤnſtlicher Verſtand in Artzneyen angewendet werden ſoll. 


Das XVI. Capitel. 


Wie die Vernunfft / in der Artzney vnterſchiedlich wircke/ re⸗ 
giere / vnd vngleiche Aertzte mache. 


Vernunfft Je Vernunfft aber vnnd der Verſtand in der Artzney wird 
— nicht jedes Verſtandes oder ein gemeine Vernunfft geachtet. 
—— Denn vieler Menſchen Vernunfft ein jrriger Verſtand vnnd ein 


. vngewiſſe Meynung iſt / der in der Artzney kein Theil haben ſoll / darvmb auch 
Irtiger Ver⸗ nicht alle lehren koͤnnen / noch Aertzte geben I wie vnter den Haußaͤrtzten viel 
en zufinden / die davon einem auffsander fallen / oder noch wol vnter Doctorn 
Bra: verwirrete Koͤpffe gefunden / die in einer Stund ein Ding weiß und ſchwartz 
Meynung. machen / oder ſonſt zuviel geleſen vnd erfahren / aber diß nicht zu nutz machen / 
noch recht ſchlieſſen koͤnnen. 
— Darumb die Vernunfft oder der Verſtand / der in der Artzney gilt / ſoll 
Key ygus. ſeyn ein rechte ware vnd gewiſſe Vernunfft / wie Galenus lehret in Außlegung 
des Hippocratis in Aphotiſmo Denn der Medicus gehet nicht mit Holtz 
vmb wie ein Tiſcher / noch mit Silber wie ein Goldſchmidt / welches alles zu 
vergeſſen oder wider zuerſtatten / ſondern mit des Menſchen / der edleſten lieb⸗ 
lichen Creaturdeib vnddeben / welchs einmal verderbet oder getoͤdtet / nicht kan 
widergebracht werden. 
ae Dieſe rechte / gute / ware Vernunfft in der Artzney iſt zwar vngleich bey den 
-eenwabren Aertzten / aber alle gut vnnd recht / wenn fie wahr vnd gewiß iſt / vnd nichts wei⸗ 
— ter ins Werck ſetzet / als fie weis vnd recht verſtehet. 
1.Bernunse Darvmb die geringſte Vernunfft oder Verſtand der Haußaͤrtzten iſt / 
7— hi die noch Leyen ſind / vnd weder ſchreiben noch leſen konnen / vnd die doch aus 
Anleitung der Natur recht ſchlieſſen koͤnnen / die Hitze ſey zu kalt / die Kälte fen 
zu warm. 
Die 





inder Phyficavnd Medicina. 143 

Die ander Vernunfftiſt der Haußaͤrtzten / die da nicht gar Leyen find! / ger offe 
ſondern ſtudieret haben / die iſt noch beſſer und hoͤher / doch bedarff fie diß auch / dee Haußaͤrge 
daß ſie nicht zu ſehr ſich erhebet / vnd vber die Grentze der Haußartzney fehret / Frage ge⸗ 
davon bald hernach gelehret wird. 3. 

Die dritte Vernunfft iſt der rechten gelehrten Aertzte / ſo mmerdar höher Vernunfre 
vnd groͤſſer ſeyn ſoll / vnd wo die Haußaͤrtzt auffhoͤren anfahen ſollen. Jedoch —— 
weil junge Aerste/ ſie ſeyn Doctores oder nicht / bald zum Anfang nicht alles jung find. 
zugleich lernen / viel weniger vben moͤgen / als iſt die dritte vnd nechſte Ver⸗ 
nunfft der jungen Doctorn / vnd der gelehrten Aertzte / die da zwar alles in der 
gantzen Artzney ſtudieret haben / ſo viel die gemeine Lehr in dem vblichſten ge⸗ 
ringen leichten Kranckheiten wiſſen / aber noch nicht alle ſchwere Kranckheit 
zu curiren geſtudieret. Dieſe ſollen auch jhre Grentz wol bedencken vnnd jnn⸗ 
halten / vnd wenn zu ſchwere Kranckheiten vor ſie kommen / andere aͤltere / ge⸗ 
lehrte und erfahrne Aertzte zu ſich ziehen in Rath / oder ſich gar en tſchuͤldigen / 
vnd zu obbemelten weiſen / wie zur zeit ippocratis der Petus den Artaxerxen 
hat geweiſet zum Hippocrate. 

Die vierdte / an der guten rechten Vernunfft iſt der alten wolerfahrnen ——— 
gelehrten Aertzte / die da in allen Kranckheiten ſich geuͤbet / die da wie wenig jr der alterges 
leyder heut gefunden / wol zurath zu halten ſeyn: vnd ohn derer Rath vornem̃e aan or 
Haͤupter der Chriſtenheit / Keyſer / Könige) Fürften / Herrn / Vorſteher der 
Kirchen / Land vnd Staͤdt / nicht ſollen in ſchweren Kranckheiten ſich curiren 
laſſen. Es left wol ein junger ſich duͤncken / er kan es ſo wol als ein alter Aber 

wenn es dahin kompt / ſo weiſts der Außgang / leyder Gotts / viel zu ſpat wol 
aus / mit Schaden. 


Das XVII. Gapitel. 


Wie in der Haußartzney guter rechte Vernunfft erlanget / 
vnnd wie ein jeder Haußartzt nach ſeinen von Gott ver⸗ 
liehenen Gaaben fein Haußartzney mehren ſoll / vnd feine 
Grentz inhalten. | : 
Vtſach wars 


Jeweil denn die Aertzte aus Erfahrung allein nicht gut ſeyn omsven 
| fondern gefaͤhrlich / mißlich vnd offt ſchaͤdlich. ante 
Aber die Hausaͤrtzte allein gut vnnd ficher/die da fich beydes be⸗ Erfahrne 
fleiſſigen / als nemblich Erfahrung und befcheidener Vernunfft neben Son Hukient 
tesfurcht / fo wollen wir allersrft die Haußaͤrtzte und jhre Gebuͤr in der Ders venpeic böfe 
nunfft Sachen berrachran. ee Hang 
Die erſte Haußaͤrtzte dig Leyen / dieweil ſie Galenus für gut vnnd recht ürsee eye, 
a R hält) 





144, Das ander Buch / von nöthigen Lehren 


Masite haͤlt / follen wir ſie auch nicht verachten. Denn alfo fprichter lib. 3. de imp- 
Ama med. fac. cap. 2. Die Hitze fülen! die erkaͤlten Glieder erwaͤrmen / die Feuch⸗ 
tigkeit außtrucknen / die abacdörrere und abgematte zuerquicken end zu erfri⸗ 
Base ſchen / toͤnnen anch noch wol durch Anleytung der Vernunfft beſcheidene Leu⸗ 
Leyen Hauß⸗ te auf den Leyen thun. Allhier wirdt von dem fuͤrtrefflichen Arge Galeno 
3 gelehret / daß fie nicht allein gut vnnd recht ſey I ſondern auch wie ſie er⸗ 
langet / das iſt / durch Anleytung der Vernunfft / wie ſolches täglich in vielerley 
iestr Ständen gefunden I auch wol vnterden Bawren. Dieſe koͤnnen nicht 
N alle Krankheiten euriren/ehung auch nicht/fo fie fromb vnd erbar / ſonſt wir, 
tentönnen, Den fie berrieglicher Weiſe mehr auff fich laden / als fie koͤndten / vnnd viel 
Schaden brewen : Wieerliche leichtfertige Barbierer / oder Haußaͤrtzte thun / 
vnd Gott vieler Krancken Blut von jhren Haͤnden fordern wird. Derwegen 
vnter dieſen Haußaͤrtzten allein die recht vnnd gut ſeyn I die auf jhrer eyn⸗ 
gepflantzten Natur vernuͤnfftig wiſſen / wo Hitze oder Kaͤlte koͤmpt / was in 
jedes dieſer Kranckheit zu thun / die ſollen auch die angeborne Vernunfft mit 
Die Zrerte guter Bbung vnd Erfahrung befräfftigen. Aber dieſe Haußaͤrhe fännen weit 


dieſer Hauß⸗ 


aͤrtzte / vber nicht alle Kranckheiten curieren / ſondern gemeiniglich nur eine / oder etliche. 
—— Der Galenus an bemeltem Ort ſetzet jhnen die Grentze / daß ſie nicht mehr 
ſchretten. artzneyen koͤnnen noch ſollen / als Hitze kuͤhlen / kalte Magen vnnd Glieder 
erwaͤrmen / Feuchtigkeit außtrocknen / doͤrre erfriſchen vnd feuchten. Jedoch 
wolt ichjhnen auch euſſerlich Schäden zulaſſen / die fie ſelb ſt ſehen / vnd curie⸗ 
ren koͤnnen / daß ſie das vnſauber reinigen / das geſauberte durch Pflaſter hey⸗ 
len / dieweil diß durch Außtrockung der Feuchtigkeit geſchicht / vnd ichs viel ge⸗ 
ſehen / daß Leyen Haußaͤrtzte / oder Leyen Barbierer fein vernuͤnfftig haben 
heylen moͤgen. Aber vber dieſe Grentze ſollen dieſe Haußaͤrtzte mit Artzney 
eyngeben / nichts ſich vnterſtehen / ſonſt Gottes Zorn vnnd groſſe Straffe 
gewarten. 
ei Die andern Haußaͤrtzte / fiefeyn Herren oder Frawen / dielefen / ſchrei⸗ 
und fchreiben ben / vnnd alfo mehr inn der! Argney ſtudieren koͤnnen / vermögen wol 
ee etwas mehr auß zurichten in Artzney / vnnd follen auch erwas ment nuͤtliches 
Yerseefiyn Artzney anwenden / daß derrechte Doctor nicht allzeit zubemühen fen. Denn 
mögen · ¶ hat Galenus den Leyen foviel zugelaſſen / warumb follen fie nicht diß vnnd 
etwas mehr im curieren thun koͤnnen? Darumb ich dahin ſchlieſſe / daß fie 
auch Hitze kühlen! kalte Glieder erwärmen) feuchte trocknen / gedoͤrrete erfri⸗ 
ſchen billich moͤgen / vnnd noch mehr linde purgieren mit den Artzneyen / die 
da Benedicta genannt / als Senetblaͤtter / Knabarb. Agarico, Diet vnnd ans 
zurathen / wenn ſie nur wol ſtudieren / vnnd etliche teutſche Buͤcher fleiſſig 
leſen. 
Wie gelehr ⸗Wie aber ſie dieſe leſen vnd ſtudieren ſollen / welchs iſt hoch von * 
da 





inder Phyficavnd Medicina, 145 
daß ſie vnterrichtet. Sie ſollen wiſſen vnnd lernen den Innhalt der gantzen en 
Kunſt der Artzney. Dieſer ſtehet darinn / daß fie wiſſen zwey Ding. Eins / die u = 
Materien recht kennen / damit ſie vmbgehen: darnach ein gewiſſe kuͤnſtliche — 
Weſe zu thun alles mit dem Krancken / vnd zu gebrauchen. Die Materien / EIER, 
damit ein Artzt vmbgehet / ſind zweyerley. Einer Art / darin die Geſundheit ers —— 
langet / als die Leibe / vnd dieſe Materien ſind die Speis vnd Artzney: Die as kunſt. 
der / dadurch die Geſundheit erhalten. | ; 

Die erſte Marerien / die Seibe/ werden wider berrachter / anders wie fit — 
ſeyn in aller jrer Natur / Complexion / Kraͤfften / Thun vnd Wirckung / davon — 
das erſte ſtuͤck der Anzney koͤmpt / Phyſiologica, das iſt / Artzn eykunſt von der fen, 
Coͤrper Eygenſchafft. Denn ein Leib viel anders genaturet als der ander iſt / 
ſonderlich Manns oder Weibes / junges oder altes / auch nicht allein in Com⸗ 
plexioñ / ſon dern auch in Kraͤfften / vnd allem Thun oder Leyden. Anders wer⸗ 2, 
den die Seibe betrachtet in jhrem Stande / ob fig geſundt / kranck oder ſchwaͤch / Bon But 
lich I kompt das ander Theil der Artzneykunſt von dem Vnterſcheid der Go — 
ſundtheit vnd Kranckheiten / jhrer Vrſachen vnd Zufaͤlle. Desgleichen die Kraucheit. 
andere Materien / der Huͤlff des Leibes / nicht allein an Form / wie etliche ſich 3. 

viel duͤncken laſſen / wenn fie Namen vnd Geſtalt der Kraͤuter kennen / fon, Don Mater 
dern an jhrer Subſtantz / Complexion / Kraͤffte vnd Wirckung muß erkandt guf. 
werden / auch nicht allein einzefen/fondern auch wenn ſie vermiſcht ſeyn: Nu 
find dieſe Speiß und Artzney. Speiſe wird von uns hier nicht verſtanden al, Sechſerley 
lein Speis vnd Tranck Ifondern alles was zur Leibes Nahrung vnd Nor Zaprumg. 
turfft gehoͤret / Als fuͤrnemblich ſechs Ding find: | 

1. Lufft. 

2. Speis und Trank, 

3. Schlaffund Wachen. 

4. Bewegung deß Leibes. 
7. Entledigung der Vnreinigkeit. 

6. Bewegung des Gemuͤts. 

Artzney ſoll hie nicht alle verſtanden werden : denn ſie ſo weit ſich ſtrecket / rue * 

daß Fein Artzt ſie alle weisifondern bey den Haußaͤrtzten / ſonderlich wenig und a — 
groſſe ſichere Artzney / es ſeyn Kraͤuter / Straͤuche / Bawmhartz / Safft / Thie⸗ fol, 

ren Artzney / Gewuͤrtze ſchlecht vnd zuſammen vermiſchte / gnug feyn: Davon 
das dritte Stuͤck der Artzneykunſt / Æiologica den Namen hat. Wie vbel 

nun die thun die ſich mit groſſen Kraͤuterbuͤchern martern / vnd nit wenig ge⸗ 
wiſſer Artzney befleiſſigen gibt die Erfahrung. 

So weren dieſe beyde Materien verborgen vnd vnerforſchlich in vielen _ 4- 
Dingen / wenn nicht Zeichen derſelben / dadurch ſie recht erkennet / vornuͤnff⸗ — 
tig gelernet oder angewendet: Davon iſt das vierdte Stuͤck der Irtzney / von 
T Zeichen 





P / — 
146 Das ander Buch / von noͤthigen Lehren 
Zeichen / Geſundheit / Kranckheit / derer dreyerley vernemblich im Brauch 
ſind / als / Vrin / Puls / Speichel: aber doch viel mehr hieher gehoͤren / wenn die 
Kunſt volkoͤmlich ſeyn ſoll / allhier zu weitlaͤufftig zuerzehlen: dieſes Stuͤck der 
Artzney von dem Zeichen den Dramen hat/Simiorica genannt. Wo nug ein 
fleiſſige vernuͤnfftige Erfännenus der Kranckheiten jhrer Vrſach und Zur 
faͤllen / auch jedes Complexion / in der Materien der Huͤlff / damit wie zuthun 
iſt / darnach allererſt vnd nicht zuvor ſoll der Haußartzt / fo nicht ein. Leye / ſon⸗ 
dern etwas beleſen vnd gelehrter iſt / etliche geringe leichtere Kranckheiten / vnd 
in ſtarcken Menſchen zu curieren ſich vnterſtehen vnd gedencken / wie er ſein 
thun / das iſt ſeinen guten Rath recht anſtelle. — — 
gänfienie , Hier faͤlt es vor / daß bißweilen die eute recht Geſund ſeyn / vñ nicht mehr 
der Arnney duͤrffen / denn daß fie lang oder jede zeit Geſund erhalten / davon das fuͤnffte 
ng, Stuͤck der Artneykunſt Katio tuendæ ſanitatis lehret. 
beit. Disweilendaß fie ſchwaͤchlich vnnd doch nicht gar Kranck / darinn die 
6. manselhafftige Gefundheir geftüger / davon das fechfte Stuͤck der Artzney⸗ 
— kunſt/ præſervativa. 
des Böfen, Bißweilen daß ſie gar kranck / da dann das curieren die Kranckheiten 
7verordnet / davon dag ſiebende Stuͤck der Artzney / Curativa genannt / erfol⸗ 
ee get / zweyerley Weiſe: Eine in gemein eine Lehre / nuͤtzlich zu allen Kranckhei⸗ 
Darinn jwo ten / was man darin thun ſoll. Generalis methodus medendi genannt. 
— Die ander ein eynzeleLehre oder Weiſe / die Kranckheiten inſonderheit zu 
Yarticntart, curieren / die da Practica genannt. Dieſe letzte ſoll in Haußartzney nicht auff 
* Prads- alle Kranckheiten gericht feyn : denn es viel zu hoch vor einen Hauß⸗ 
artzt iſt alle Kranckheiten zu curieren / fondern allein für erfiche gemeine 
Kranckheiten. Viel weniger follein Haußartzt derda Bücher Tiefer / geden⸗ 
cken / daß gnug ſey / wenn er diefe letzte Srück der Artzney lieſet / als Pradticam 
Wirſings teutſch: Fürwar dieſes letzte iſ von hinden angefangen / vnd die 
Pferd hinder den Wagen geſpannet / wenn man nicht zuvor ordentlich etwas 
gruͤndlichs / von den andern 6. oder 7. Stuͤcken der Artzney auch weiß. 
Darvmb ein Haußartzt keine rechte gute gründliche Haußartzney lernen 
noch erlangen kan / es ſey denn / daß er zuvor ſtudieret die erſte Stuͤck der Artz⸗ 
ney / vnd ſich befleiſſiget vmbzugehen vnnd zuerkennen die Vnterſcheid der 
Complexion / Kranckheiten / Speiſe / Artzneyen / Zeichen. Denn ſoviel als ei⸗ 
nem in Erkaͤnntnus dieſer Materien mangelt / ſoviel gehet er jrr mit Rath⸗ 
geben oder Artzney gebrauchen. 
Buͤcher der Nu ſolte wol allhier ausgeleget werden / welche teutſche Buͤcher in ſolchen 
daußartzte· Seren nuͤtzlich gefunden werden, Die vornemſten in erſten beyden Theilen find 
die vier Theil des Lemnij von Geheimnuſſen der Natur / die hier nachfolgen / 
find aber nicht genug / vnd gehoͤret mehr zu / daß von noͤthen wer zu beſe — 
en. it 





inder Phyſica vnd Medicina. n 147 
Die Vuͤcher im dritten Stück der Artzneykunſt find Kochbücher No- 
veniani, von Erhaltung der Gefundheit / Kraͤuterbuͤcher / die doch nicht vor 
Haußaͤrtzte recht bißanher geſchrieben erliche kurze Apotecken Bücher. Im 
vierdten Stuͤck iſt wenig aber faft nichts geſchrieben. Im fuͤnfften Stuͤck 
find auch Regeln der Gefundheit / in ſchola Salernitana verteutſcht / nur halb 
fuͤrgeſchrieben / mangelt viel. Im fechften etwan feing kleine Büchlein zufin⸗ 
den. Im ſiebenden iſt die Haußartzeney Ochonifrunstelf nuͤtzlich für 
Haußaͤrtzte / beſſer alsdes Wirlingi gemehret / vnd gar zu weitlaͤufftig. 

Vnd wenn nu in dieſen oder in mehrern / die ſich finden möchten mit der Grentze der 
Zeit / vnd den Haußaͤrtzten wol zu goͤñen / ein Haußartzt auffs fleiſſigſt ſtudie⸗ —— a 
rer vnnd gelehrt worden / ſoll er doch gewiß glaͤuben / daß die rechte gantze Artz⸗ N 
neykunſt / jm noch weit fehle / vnd daß wo etwas gefährlichg oder groffes vor, 
faͤlt / er alsbaldt / ehe die Kranckheit vorkoͤmpt / die Aertzt erſuchen / vnnd den 
Krancken zu rechten Doctorn der Artzney weiſen vnd treiben ſoll. 


Das x vi. Gapite, h 
Miedierechte Artzneykunſt mit Vernunfft vnd Befcheiden- 
heit bey jungen Aertzten moͤge erlanget vnd recht gebrauchet 
werden. 
Enn auch der rechte gute Doctor der Artzney (hindan ge⸗ Daferer 


geſetzt viel mehr die Doctores, die den Namen vnd nicht die That ha⸗ der gg 
wie ſie nit 


ben / ſondern die ſich eyngekaufft vnd eyngeſchlichen)nicht vermag bald grancper 


noch ſoll alle und jede Kranckheiten curieren. Ich weis wol / daß ſoviel junger een curieren 


toͤnnen noch 


Dodoresftolg find / daß fie ſich in jhrem Sinn beſſer duͤncken laſſen als die zen, 
aͤlteſten / aber es ift dem nicht alſo / Witz kompt nicht vor alter / Auch ein rech⸗ 


te vollkoͤmliche Artzney iſt nechſt Gottes Segen nicht ohn vollkoͤmliche Kunſt 


vnd viel Erfahrung. Nu ſeh es / daß einer die Kunſt in der Jugend gefreſſen / 
als doch nicht muͤglich / ſo iſt doch ſoviel Erfahrung nicht dabey / als bey den 

aͤlteſten Aertzten / Dies diem docet, Ein Tag lehret den andern. Vnd wenn 

wo Zeit bey der Artzneykunſt ſeyn / alsdenn lernen fie allereſt / was jhn 
ehlet. — 

Sch geſchweige hier / daß die junge Doctores der Artzney nicht recht off⸗ Jungern Do 
ter jhre Artneykuuſt lernen. Einer lat jhm gelieben ein Stück der Artzney Krmbons 
am allermeiſten / vnd bleibet darinn mit aller ſeiner Arbeit nnd Studieren / Vrvoutom ⸗ 
thut nicht anheben / ich geſchweig vollnbringen / die andern Stuͤck der Artz⸗ — 
neykunſt zulernen. Als wie ich sin Doctoren / den ich Ehren wegen nicht 
nennen will / gekannt / der ſchon zwey JahrDoctor der Artzney war / vnd noch 
lag vber dem erſten Stuͤck der Artzney / mit ſubtilen diſputieren vnd Buͤcher 

Tauij ſchrei⸗ 





148 Dasander Buch / von noͤthigen Lehren 
ſchreiben / von des Leibes Natur / in andern Stücken fo wenig wirckte / daß 
er weder Kranckheiten recht kennete / noch die Kraͤuter oder Materien in der 
Apotecken wuſte / Er bekannt mir ſelber darnach / daß er ſich dariñ verſaͤumet / 
muͤſte darvmb von newes ſtudieren / vnd vber lang gab er / wie noch heute / ein 
guten Medicum, damals kandte er nicht zehen Kraͤuter / noch zehen Ma⸗ 
ferien in der Apoteck. Bo find viel andere / die ſich gar auff das ſtudieren der 
raͤuter legen / vnd vermeynen / es ſey damit außgericht / vnterwinden ſich nit 

des ſtudieren der andern Stuͤck der Artzneykunſt / Dardurch ſie auch jrre ge⸗ 
hen / vnd wenn fie Artzneyen ſollen / nur wie die Stoͤrer Aertzte Empirici, auf 
der Erfahrung allein / mit Schaden / Kraͤuter oder Recept von andern abge⸗ 
ſchrieben / brauchen. 

Einguer _ Fürwahr es iſt niemandts ein guter rechter Arge/viel weniger Meifter der 

Yrsneywas Artzney / oder guter Doctor, der nicht in den oben erzelren Stücken der Artzney⸗ 

— kunſt allen zugleich ſtudieret hat. Daher der Galenus recht gelehret hat / da cr 
ſpricht;: Hippocrates vnd alle andere Aertzte / die da zu feinen Zeiten beruͤhmt 
geweſt / haben billich das Lob gehabt / daß fie gewuſt / wie fie die Geſundtheit ers 
haften ſollen / vnd die verlorne widerbringen / durch Curation der Krancken / 
haben die gantze Artzney gekunnt / wie jhre Schrifften bezeugen. 

Vnd alſo ſollen heutiges Tages junge Doctores nicht ehe promoviret 
oder tituliret werden. Wie hinwider es vnmuͤglich iſt / daß ein junger Doctor 
der Artzney alle Particularitaͤten bald kan ſtudieret haben / vnd iſt deñ wol ent⸗ 
ſchuldiget / ſo er bißweilen dieſe oder jene Kranckheit noch nicht weiß / diß oder 
jenes Kraut nicht kennet / wie die Juriſten ſagen: Die Statuta aller Oerter 
zu wiſſen iſt keinem Menſchen muͤglich: Alſo alle Materien der Kraͤuter auff 
der weiten Welt zu wiſſen / iſt keinem Artzt muͤglich / viel weniger einem jungen 

. Dodori. Vnd iſt vngereimbt Ding / daß verſtaͤndige Leute / wie der gemeine 
vngelehrte Hauff thut / jedes jungen Doctoris Kunſt aus eynzelen Fragen 
oder Erkaͤnntnus / vrtheilen woͤllen. Die betruͤglichen Theophraſtiner (ich rede 
hie nicht von den guten) haben das fuͤr ein Brauch / daß ſie das wollen herfuͤr 
ſuchen / vnd ein guten gelehrten Doctorn von einem Dinge fragen ober diß 
koͤnne vnd wiſſe / Vnd wenn der ander Nein ſaget / vermeynen ſie der ſey zu 
Schanden worden / vnnd ſie wuͤrden deſto hoͤher vnd beſſer Aertzte geruͤhmet 
werden: Es iſt aber nichts / vnd gilt bey Verſtaͤndigen nicht: der gemeine vn⸗ 
wiſſende Poͤfel laͤſt ſich damit verführen. Aa 

Pie junge Diemweil aberinfo groffer weitläufftiger Kunſt der Artzney die Der 
—— nunfft nicht kan noch mag in jungen Jahren alles begreiffen / viel weniger 
beten wiſſen noch erfahren/fo halte ichs dafuͤr / vnd vermahne auch offt meine Zuhoͤ⸗ 
erlangen. rer dahin (daß fie ſollen das vblichſte gebraͤuchlichſte vorauß lehrnen / vnd in 
allen Stuͤcken der Artzney etwas in gemein / ſo ſie nit bald alles moͤgen wi ten 

| and) 





in der Phyſica vnd Medicina, 149 
auch diß / ſo bald fie es recht gelehrnet / oben inn den geringſten / leichſten 
vnd vblichſten Kranckheiten / der andern ſchweren Kranckheiten ſich gar 
halten / oderja alte Doctores neben ſich erfordern laſſen. Es kan jaf 
ein lateiniſche Oration baldt für Fuͤrſten vnnd Herrn machen / er muß ſich 
zuvor in Schulen mit declamationibus, fententiis,fabulis vnd dergleichen 
gnug oben. Nie follein vnterſchiedlich Schren und Vbung nicht auch von 
Noͤten ſeyn zur Artzneykunſt / die fo mir einer edlen onwiderbringlichen Mas 
terien vmbgehet? : 


Darvmb diejungen Dodtores hie beften ſeyn / die da nicht allerfondern Junget Do, 
etliche viel Kranckheiten curiren/ vnd frey herauf bekennen / was jnen — 
ſey / vnd wozu gelehrtere vnnd aͤltere Doctores der Artzuey von Nörhenfeyn : jpre@rene, 
Es iſt auch an dem / daß dieſe gute Doctores der Artzney noch vbrig gnug zu⸗ 
thun haben / vnd von verſtaͤn digen wegen jhres guten Gewiſſens vnd Erbar⸗ 
keit ſehrer geliebet. Dieſe junge Doctores gehen auch nicht allein bedaͤchtig 
mit den Krancken vmb / ſondern ſtudieren als denn / wenn ſie ſchon Doctores zig 
find / Tag vnd Nacht fleiſſiger nemmen zu von Tag zu Tag in der Artzney⸗ noch faiffs 
kunſt / zuvor aber che ſie Doctores werden / find ſie in jhren ſtudieren vorfich, 8" 
tig / ſtudieren nicht allein in Stuͤck der Artzney / ſondern alles ordentlich nach 
einander) diſputieren nicht / che fie gruͤndtlichen alles ſelbſt wiſſen / mbgehen 


viel vnnoͤthige Fragen / befleiſſigen ſich der warhafftigen / nuůtzlichen / vnnd Orten 


Nnoͤthigen Lehren / damit andern zu dienen; Wenn ſie die gelehrnet in vornem⸗ 
ſten Stuͤcken / vben ſie ſich in Exempeln / erſt mit zuſehen anderer gelehrten er⸗ 


fahrnen Aertzten Practica, bald mit Vbung / auch mit beſten alten Doctorn 
Rath: Als denn koͤnnen ſie auch allein ſicher ſchwimmen / das iſt / ſicher 
Kranckheiten curiren. Vnnd das iſt noch das beſte / daß ſie zuͤchtig / forcht⸗ 
ſam / eyngezogen vnd Gottsfuͤrchtig ſeyn / zugleich beten vnd arbeiten / vnnd 
allezeit bedencken: kleine Wunden vnd geringe Kranckheiten find nicht zuver⸗ 
achten / ja Vermeſſenheit / vnd daß man auff ſich ſelbſt zu ſehr getrawet / 
bringet Gottes Zorn / vnnd daß die Krancken auch in heylſamen Kranck⸗ 
heiten ſterben / wie in Koͤnig Aza Gott ein Exempel hat ſehen laſſen. 


Das XIX Fapitel. 


Wie die rechte vollkoͤmbliche Artzney Kunſt / mit Vernunfft 
vnnd Beſcheidenheit bey alten Aertzten moͤge erlanget 
vnd gebraucht werden. | 


Ei Dieweil 





50°... Dasander Buch/vonndihigen Schren | 
Diedievoe Jeweil aber diegroflen Schmergen des Leibes/ vnd die ho⸗ 
he Noth auch Gefahr des Lebens vollkoͤmliche Aertzte erfodert und es 
[eyder Gott zuklagen daß auch wir Alten nicht fo vollkoͤmlich gut / ge⸗ 
ehrt / erfahren vnd gluͤckſelig ſeyn / als wir wol ſolten / ſo iſt billich zubetrach⸗ 
ten / wie die Vollkommenheit der Artzneykunſt heutiges Tages / ſoviel menſch⸗ 
MEN licher Weiſe muͤglich / moͤchte auffs hoͤchſte erlanget werden. Die aller beſte vñ 
teiftbienige atike Volltommenheit der Aertzte iſt auff dieſer Welt vnnd auff dieſem 
azu hoffen. Jammerthal nicht zu hoffen: denn wir find der beraubet / wegen deß Falls vn⸗ 
ſer erſten Eltern durch den Fluch / vnd hatt Gott einen Engel geleget / zube⸗ 
waren den Eyngang zu dem Paradeiß / das iſt / zu der Vollkommenheit der 
Artzneykunſt / die da alle Krancken eurigrer/ vnd ale Schmertzen wegnimpt / 
darvmb wir dieſe an ſeinen Ort ſetzen / Vnd wie wir ſie verloren / alſo im e⸗ 
wigen Leben mit Freuden gewarten / vnd ob wir ſie dort nicht werden beduͤrf⸗ 
fen doch in Wiſſenſchafft vollkoͤmliche Freude haben werden. 
Bortommen Daß aber die gute Aertzte | Doctores, wo ſchon nicht jung / doch aͤltere 
—— mögen auffs vollkoͤmlichſte / muͤglich in dieſer Welt / werden / befinde ich zwey 
bier iftgm, Vollkommenheit der aͤlteſten / vnd der beſten Aertzte / Eine die beſte / die gar 
erley. wol ſeyn koͤnnte / dardurch man viel fuͤrtrefflicher Aertzte haben moͤge / als je⸗ 
— tzund nicht iſt: Die ander die beſte / derer ſonſten vorhanden. Die erſte Voll⸗ 
beit de: Ang, kommenheit der beſten Die nicht iſt / vnnd doch wol ſeyn fan / der auf Man⸗ 
rtnftfo gel des Corporis medicinæ nicht vorhanden! doch zuhoffen. Denn gar 
nd wol das Corpus medicine ordentlich vnd gnugſam / durch etliche vornemb⸗ 
fen. fie Medicos , zufammen in einer Stadt vereyniget / vnd diefer Arbeit erge⸗ 
ben / ſampt etlichen vielen Studiofis Medicinz , als ſieben oder fünff Jahr 
fang I Eöndregefaffer vnnd beſchrieben werden I nicht weniger als durch ge⸗ 
Ichrre Juriſten / mit Huͤlff des Keyſers Jultiniani,das Corpus Juris. Vnd 
fehlet allein hier an groſſer Herren vnd Potentaten Huͤlff / die da vom hoͤchſten 
Standt biß auff den nidrigſten dazu geben / was jhr guter Wille wehre / 
oder nach jhrem Vermoͤgen / damit erſtlich eine mit Mediciniſchen Buͤchern 
gnugſam gattirte Bibliot heca erkaufft: Barnach die zuſammen vereinig⸗ 
ten des Methodi halben ſich vertruͤgen: Zum dritten ein jeder vnd fie alle die 
Autores Medicinæ, kein außgelaſſen / durch leſen / vnd alſo mit gemeinem 
Rath das beſte an ſeinen Ort braͤchten in ein Corpus medicinæ. Iſts doch 
alſo / daß die Theologi die Biblia, die Juriſten das Corpus Juris haben: 
Aber die MedicinichtsvomCorpore Medicine. Vnd wem were es noͤtiger 
als Keyſer / Koͤnigen / Fuͤrſten vnd Herren daß beyde fie / fo wol jhre aͤlteſten 
vornemen Raͤthe länger beym Leben erhalten / vnd die Regierung beſtaͤndig in 
geiſtlichen vnnd weltlichen blieben / darvon zur andern zeit ſtaͤrckere Ermah⸗ 
nung / ſie helffe was ſie kan / erfolgen ſoll. — 












erlanget. 


Die an⸗ 








inder Phyficapnd Medicina. st 
DBortommen 


Die ander Vollkommenheit der erſten rechten alten Doctorn / oder kunſt⸗ nei verare 
meiftern der Artzney fo verhanden ift / kompt zwar bey erfichen zweiffelnafftig Fer? — 
für. Denn fuͤr eilichen Leuten mir dieſem thun herfuͤr ziehen die Theophraſti⸗ nundet· 
ner / die andern die Galeni Stoͤrer haben / die dritten duͤrffen dieſe beyde ver⸗ 
werffen / vnd ſagen es fen kein rechter vollfommener guter Artzt / als allein der/ 
ſo zugleich ein Theophraſtiner vnd Galeniſt / vnd ruͤhmen ſich ſelbſt alſo / wie 
denn der vierdten Art der Thornheuſer war / der ſich ruͤhmen dorffte / er wolt 
einen auff Theophraſtiniſch oder Galeniſch / oder Arabiſch / nach dem Avicen- 
na vnd dergleichen curiren. Aber es waren Wort vnd kein That / ſein curiren 
vberall weiſets aus / die meiſten ſtarben / vnd ſelten ward jemand Geſund: wie 
es auch ein Außgang gehabt / ſihet man wol. Deßgleichen iſts nicht anders 
mit dem dritten Hauffen / die ich geſehen daß ſie ſich des geruͤhmet / vnd haben 
die Artzneykunſt der Galeniſten kaum geſchmeckt. Derwegen / hindan geſetzt * — 
ſolche Betrieger / iſt noch zuerwegen / was jetzt vnter den Theophraſtinern vnd fine er 
Galeniſten vollfömlichs in Artneykunſt zufinden. Dierechre Theophrafti- u. nicht 
ni,diedaohn Betrug vnd Falfch ſeyn / haben zwarjhrefonderfiche Kuͤnſte // 
zujzurichten die Artzney viel ſubtiler / vnd find darinn nicht vnbillich zuloben. 

Iſt aber noch nicht die gantze Artzneykunſt / ſondern in Warheit iſt es nur 

ein Stuͤck Pharmacopeæ, das iſt / der Apotecker Kunſt: ir den andern 

Stuͤcken allen der Medicinen fehlet jren viel / vnd erfiche dienichtGalenicam 

(ich verſtehe aber hie Hppocraticam vnd aller Araber / wie ſie in Warheit 

ein Artzney iſt) Medicinam ſtudieren / die wiſſen nicht jhr zurathen recht zuge» 

brauchen: So ſie es auch brauchen / ſo thun fie wie die Stoͤreraͤrtzte die Em- 

pirici: Es hat den geholffen / es wird dir auch helffen. Diß auch ſoviel deſto 

gefaͤhrlicher 1 als geſchwinder jhre ſubtile Artzney wircken. Etliche / die die 

rechte Kuͤnſte Hippocratis vnd Galeni fleiſſig mitſtudieret / die werden fürs 

trefflichen / aber alles aus den obbemelden Lehren Hippocratis, vnd Galeni. IN 

Darvmb iſt und bleibt diefürnembfte volltoͤmlichſte Artzneykunſt der Gale⸗ yuanmendıe 

niſten: Wie man denn ſihet / daß fie vorhin vnd noch bleiben / und allen vor⸗ voruemften, 

gezogen werden. Vnd gefaͤlt mir eines vornembſten Keyſers Rudolphi Re⸗ 

de recht / der da ſagt: Es gehet mit der Artzneykunſt zu / wie mit der Kunſt 

der Calofactorey: Es kam ein ein newe Kunſt herfuͤr eynzuheitzen mit 

wenig Holtz / jederman wolt die haben / es weret nicht lang / ſo verleſcht 

fie / vnnd man heitzet wider eyn wie lang vor Alters : Alſo auch da die 

Theophraftinifche Artzneykunſt geruͤhmet ı fiel jeder zu / aber letzlich bleibet 

man * den Galeniſten wie zuvor / vnnd die Theophraſtiner werden wider 

veracht. 

Derwegen wie die Galeniſche rechte gute Artzneykunſt erlanget / iſt te die es 

vorhin in der Schr I wie gute junge Doctores werden / gelehret. Wie — 
voll⸗ 


152 £ Das ander Buch /von noͤchigen Lehren 


volltͤmblich vollkoͤmblicher auch die Alten werden / iſt die Frage. Galenus ſagt recht an ei⸗ E 


werden. nem Ort / Es find viel Alten / die nichts mehr wiſſen / als wir jungen. 
— Darvmb / daß ältere Aertzte vollkoͤmblichſte ſeyn / viel darzu gehöre. Erſt⸗ 
on lich / daß fie alljhr ftudieren vnd curtren der Krancken / fo bald fie gute junge 
beten. Doctoresworden/inn Gottesfurcht brauchen 1 fleiffig Gore umb Segen 
bitten / vnd ſich vor felbeygner Schuld / Verſaͤumnuß der Krancken/ derer 
Blut Gott von den Aertzten fordern will! huͤten / damit fie niche alles Vn⸗ 
gluͤck jhnen zufuͤgen / viel weniger ſolten ſie trotzig / kuͤhn / vnd auß jhrer eygen 
Kunſt vermeſſen werden / deßwegen Gott auch mir Vngluͤck Artzt vnd Par 
2. tienten ſtrafft. Darnach fol täglich ein nuͤchterner Fleiß / nicht allein im Stu⸗ 
me nad / dieren / ſondern auch in allem Curiren angewendet werden: Da anderege 
n Fleiß. Ss ; 3 SR € ? 
hen zum Sauffen / Spielen/oderdie gantze Nacht ſitzen / ſoll er nuͤchtern ſei⸗ 
Durch Stu⸗ nem Beruff mie Fleiß obliegen / dafuͤr Studieren / vnd dencken / wie er jedem 


oieren. Krancken beſſer helffen moͤge. Dieſer Arbeit foller nicht muͤſſig gehen I weil. 
er lebet / vnnd je aͤlter er wird / je lieber leſen oder ſelbſt was ſchreiben. Zum 


Be fuͤnfften foller auch jemehr vnnd mehrder Erfahrung ſich befleiſſigen / wenn 


Bir. er eine Zeitlang an eim Ort curieret / das ander vnd dritte Jahr an einem an⸗ 


RR ee, dern die Leute curieren. Denn wie alle Kräuter an einem Ort nicht wachſen / 


änderung Alfoalle Kranckheiten an einem Ort nicht gefunden / viel weniger curieret 


* — werden koͤnnen: Wie ſoll denn ein vollkoͤmmlich Artzt / der an einem Ort al⸗ 
zradica, (ein bleiber, werden? Diß iſt ja wolein Huͤlff / daß er von dem Dre weit zu 20. 
oder zu zo. Meilen gebraucht wird / aber diß geſchehe vielen nicht. Darzu find 
die Vnterſcheidt der Waſſer / Bier / Wein vnd Speiß / ja Complexionen / 
nicht an einem Ort alle zuerkuͤndigen / daß wer da will der vollkoͤmmlichſte 


Artzt in allen ſeyn / der ſoll an vielen Oertern ſich verſuchen / auch an vielen 


Mpocra- Oertern / wenn er gleich Doctor iſt / gebrauchen laſſen. Dergeſtalt Hippo- 
26 Crempel crates, den Gott zum vollkoͤmmlichſten Artzt zu feiner Zeit har werden laß 
ae ſen / gethan / dernichralleinin Macedoniaden König Perticam und Deme- 
trium den jungen curieret / fondern da er alt worden iſt / von einem Ort zum 

andern gezogen / vnnd an einem Ort / wie gern man jhn behalten / oder mit 
groſſen Geſchencken gebeten / nicht bleiben wollen. Den alſo ſchreibet Galenus 
von jhm: Hippocrates hat nicht allzeit an einem Dre ſeyn wollen / ſondern 
har daheim feine Krancken die aͤrgſte curiret / die geringſten feinen Difeivein 
befohlen. Vnd iſt er von jhm ſelbſt / auch vnerfordert gegen Cranon, Tha- 
fum,onnd ander viel Städte gezogen / ja erhargang Griechenlandt durch 
practiciret / daß / ſo er etwas har ſchreiben ſollen von der Natur der Laͤnder / 


Aertzte. 


Waller! Wein vnnd dergleichen / har ermüffen nicht allein auß den Buͤ⸗ 


chern diß lehrnen / ſondern auch ſelbſt hat ers erfahren wollen / die Staͤdte 
mit ſeinen eygen Augen anſehen / welche gegen Mittag / welche gegen Mitter⸗ 
nacht/ 





“ 


- inder Phyſica vnd Medicina, — 
nacht / welche gegen Auffgang oder Nidergang liegen. Er hat auch in acht 
genommen) welche am nidrigen Ort / welche am hohen Dre gelegen welche 
Waſſer haben / welche nicht und ob das Waſſer von dem Vfer des Meers / 
oder von friſchen Quellen herkommen / ob von Regenwaſſer / oder See / oder 
Flieswaſſer / die Leute ſich haben nehren muͤſſen. & hardie Seeſtaͤdte bes 
ſucht / auch die Beygeſtaͤtte / hat gefragt / ob ſie hart oder weich Waller / obfie 
ſalpetriſche Bruͤnn / oder Alaunbaͤch haben / vnd hat nichts vnterlaſſen 
zubetrachten / das einem Medico gebuͤrt. Diß ſchreibet Galenus vom Hip- 
pocrate. 

Dieſem Exempel ſollen nachfolgen gute aͤltere Aertzte / die da die vollkoͤm⸗ Bun 
fichften feyn wollen / derer gewiß wenigerfindt. Viel vermeynen / wenn ſie Erfahrung. 
nur allein in Büchern die Artzneykunſt ſtudieret / ſo ſey es gnug / vnd fragen 
nad) diefen Dingen wenig. Dieſe laſſen ſich duͤncken / fie wiſſen alles was 
in allen Buͤchern der Artzney ſtehet / vnd ſie koͤnnen alle Kranckheiten heylen / 
ja wenn es mit reden ausgericht were / vnd ſie allein in der Studierſtuben mit 

leſen die Krancken curieren ſolten / fie beredens einen mit groſſen Schlußre- 
den / wie ſie ſchon wol die Vrſachen der Kranckheiten / die Vnterſcheid der 
Complexion / vnd der Zufaͤlle / abrichtig der Zeit / vund rechten Gebrauch der 
Artz ney willen. Aber damit ſeynd die Kranckheiten nicht curieret / wie Arifto- 
teles ſagt / Wer da Vernunfft hat ohne Erfahrung / der muß in allem ſei⸗ 
nem Thun offt jrren. — 

Daromb gehoͤrt Klugheit und Beſcheidenheit auch zu den guten Aertz⸗ 6. 
ten. Wenn er nicht mit groſſer Klugheit vnnd Beſcheiden heit von Jugendt ing 

auff das ſeine thut / ſo gehet er jrre im ſtudieren / bekuͤmmert ſich vmb ons ggeisengen, 
nuͤtz Ding in der Artzney / Wiejener der ſolte die Natur und Krafft der Spei⸗ 
ſe vnd Enten ſtudieren / bekuͤmmert ſich lang ob den Enten / ob es Voͤgel oder 
nicht weren: ein ander Artz will der beſte Poet / oder beſte Lateiner ſeynd / der 
keins dieſer Dingen iſt / das nicht des Lebens allein erfodert. Es iſt gnug / daß 
etwa Zierligkeit des Lateins oder Pocfeos vorhanden / das fan zur Zeit zuge⸗ 
laſſen dem Artzt ſeyn / aber allzugroſſer Fleiß iſt dem Artzt ein Schand vnnd 
ſchade. Vnd ſind dergleichen viel vnnuͤtze ſtudieren der Aertzte / darinn ſie ſich 
verhindern mehr / davon ich ſonſt ein lateiniſche rede gehalten. Dieſe Aertzte a⸗ 

ber die nicht vorſichtig und klug im ſtudieren / ſo wol im Gebrauch der Artzney 
ſeyn / werden nimmermehr / wie Galenus ſagt / vollkoͤmblich. Denn er ſpricht 
von jhnen: Vnd wenn ſie auch die gantze Zeitdes Lebens vnzehliche viel Wir⸗ 
ckung der Kunſt geſehẽ / dieweil ſie nicht klug ſind / werden ſie doch nicht mehr 
zunemmen / vnd wenn ſie alt werden / moͤgen ſie doch nichts mehr wiſſen. 

Nechſt der Beſcheidenheit vnd Fleiß hilfft auch zu vollkoͤmlichem Ver⸗ — se 
fand der Artzney / ein erbares Leben / vnd recht a rege Scbenund 

er al⸗ 





TER 


: —— 
J 


153 Das ander Vuch / von noͤthigen Lehren 
ri ber alle vnd jede Kranken. Der HER“ Chriftus hat vns ein Erempel ge⸗ 
gebẽ / daß er durch ſeine Goͤttliche Almacht niemand geheylet / er hat ſich zuvor 
fein erbarmet. Dieſem ſollen wir auch folgen / alſo werden wir Aertzte erbarer / 
weiſer vnd in Gottesfurcht nicht zu ſchnell mit Artzney fahren / die Kunſt vn⸗ 
zeitig zu gebrauchen anfangen / ſondern jmmerdar ons fuͤrchten / daß wir nit 
etwan fehleten mit vnſer Kunſt / vnd Schaden thaͤten. Denn diß ſoll einem 
guten Artzte vor Augen allzeit leuchten / Ita profis,ne noceas, du ſolt alſo helf⸗ 
fen / daß du nirgend ſchadeſt. Durch dieſe Furcht wird ein Haußartzt nicht 
mehr thun / als jhm gebuͤrt / ein junger Doctor nicht zur riſch / noch zu viel an⸗ 
fangen / Ein alter Doctor nicht zugeſchwinde mit Artzney fahren / ſondern 
als denn erſt / wenn er aller Sachen gewiß iſt. Daher die Alten die Artzney 
den Pfeil oder Buͤchſen ſchieſſen vergleichen / daß man nit eher ſoll Artzney 
brauchen laſſen / nicht ehr den vermeynten Rath abdrucken oder außſagen / es 
ſey denn das Ziel genaw abgezielet / Wind / Berge / vnd alle Vmbſtaͤnde der 
Kranckheit wol abgewogen. ne 
8, Hierzu hilfft nicht allein Gottesfurcht vnd Fleiß! fondern auch die heff 
RE tige inbruͤnſtige Siebe des Argteg genen feine Runft / daß er feinem Dina fo 
beaenen fein fehr oblieget / als der Artzney / vnd nicht gedencket auffzuhoͤren / weil er Athem 
Kanft en hat / auch verfteheridaß er die Kunſt der Artzney nimmer außlernen fan. Dar» 
——— vmb er nicht allein die ſtudieret / viel braucht I ſondern auch auff fein Ab 
9, ter zuwerbeffern gedenckt / mit dem was er erfahren oder ſtudieret / was vorhin 
Durch ſein recht erfunden / lieber vnd behält / was mangelt dazu thut / in gute Ordnung 
an bringer/ond alsein Fürfteherder Gefundheit des Leibes viel vnd oft GOtt 
aunſt. vmb Segen und Hnade zu der gemeinen recht Artzney kunſt in allen Landen / 
auch vor die gute Aertzte feine Geſellen / vnd für feine Krancken betet und den 
Dramen des Allerhöchfien anruft. | 


Das xx.Gapitel. 


Wie die guten Aertzte alle vnd jede nach jhrer Art / viel vnd offt 
nuͤtzlich gebraucht werden moͤgen vnd ſollen. 
Alle Artzte 


—** Jeweil den gute Aertzte ſind erſt / die Haußaͤrtzte Leyen / dar⸗ 
Barca nach die gelehrten Haußaͤrtzte / zum drirten die junge Dodtores der 


autzfollen BT Arsney/Zum vierdten die äfterebeften Doctores der Artzney / ſo iſt gar 
en, fein zweiffel / daß wo jeder fein Ampt recht vnd fleiſſig thut / vnd nicht zur wenig 
gen vnd an mit faulentzen iſt / auch nicht zuviel vber fein vermögen herauß bricht / daß fie 
—— alle / vnd jeder an feinem Ort viel Nutz ſchaffen / auch einer den andern lieben 

vnd die Hand bieten ſol / nicht mißgoͤnnen noch haſſen. Was ein jeder zuthun 


ſchuldig / | 


wur ? — N 
BR REN 2 





AA ia] 


inder Phyficavnd Medicina. 154 


ſchuldig / iſt bißanher gelehret / wie die Krancken jeden zu jhrem beſten zuge. 


brauchen / iſt zwar hieraus auch abzunemmen / Aber kürtzlich nur znerklaͤren 
vmb der Vnverſtaͤndigen willen weiter folget. — 
Woenn du eine Hiee haft / der fon den Magen erkaͤlteſt / vnd dergleichen Keancrm se 
vnd weiſt ein Leyen Haußartzt / der diß beſcheidenlich vnd aus Erfahrung Fan Leyen Haufe 
Kindern vnd heylen / fo braucheſtu feines Raths billich: Deßgleichen ſo ein gen ER 

Winde oder cin Geſchwuͤr zu heylen / du einen Leyen beſcheiden Haubarkt 
ruͤhmen höreftibillich gebrauchen kanſt. 

Wenn du etwas mehr Kranckheit haft da vertrawe dich jhme nicht / iſt 
einem die Kranckheit die er nicht curieren fan/gänge vnd gemein] daß ſie an⸗ 
dern gelehrten Haußaͤrtzten bekannt vnd vorhin bewerth / ſo darffſtu auch noch 
nie bald zu einem Doctori Medicinz lauffen / ſondern halt dich an den Gott⸗ 
fuͤrchtigen / erbaren / getrewen vnd gelehrten Haußartzt / der wird nicht zu viel 
noch zu wenig thun / vnd ſelbſt / ſo die Kranckheit jhm zuviel wuͤrde bey Zeit 
ſagen / vnd an die gelehrten Doctores der Artzney weiſen. 

Wenn ſie aber den Haußaͤrtzten zuviel iſt / oder du ſelbſt verſteheſt / daß jm — 
zuviel werde / ſo ſuche bey zeit ein rechten guten Doctorem der Artzney / wo fern den iungen 
die Kranckheit täglich im Gebrauch ift / vnd du nicht allzu ſehr ſchwach biſt / a 
fan dir der junge getrewe Doctorder Medien wol gnug ſeyn / daß du nicht mögen. 
den alten brauchen darffeſt. 

Wbo aber anders / daß du ſehr ſchwach biſt / ſo moͤchte in den taͤglichen Bitte 

vblichen Kranckheiten vom jungen Doctore was vberſehen vnnd vergeſſen atten read 
werden / darvmb du gute Vrſach haft / allhier den älteften volleömlichften Are Dodtorer 
zu erſuchen. Vnd ſo du auch ſtarck wereft / die Kranckheit aber groß gefaͤhr⸗ a 
lich / vnd die ſelten vorfält / ſo iſt als auff einen Altern Medicum zuwarten. 
Wer aber auch in geringſten Kranckheiten vnd Wunden / weil dieſelbe nicht 
allzeit zuverachten find/ältere Aertzte haben koͤnne / find auch deſto beſſer dar⸗ 
an / doch finde der alten vollkoͤmblichſten Aertzt fo wenig / das diß nicht wol 
maͤglich: deñ alte Aertzte fo nicht gut ſind / da es einem an Kunſt / dem andern 
an Erfahrung / dem dritten an Witz / Weißheit mangelt / hier nicht ſollen ver⸗ 
ſtanden werden. 

Es iſt aber wol zumercken / daß viel Krancken gern wollen / daß der Artzt Basdie 
jhrer ſtets abwarten / vnd nimmer abziehen zu andern Krancken / ſondern bey rn 
jhm allein bleibe/ bif zum Ende der Kranckheiten: Aber leyder ort der. gu⸗ Aersten un, 
tenDodtores find zu wenig / wenn diß feynfolreimüften fo vielDodtores als nme gen 
Krancken ſeyn / daß ein jeder Krancker ein Doctorẽ härte. Es fan nicht ſeyn / ber Gegen» 
darumb muß ein rechter guter Doctor, der ſein Gewiſſen bedencken wilimicht Aprccm 
auff gemeinen hauffen der Krancken / der viel öffter zugleich krancken / vnd ſei⸗ Arsevon 


nes Raths vnd Gegenwart beduͤrffen / denn auff einen allein ſehen / vnd der ee 
—B rancke 


Is5 Das ander Buch/von noͤthigen Lehren 
Krancke billich zu frieden ſeyn / fo das meifteder Doktor der Artzney gegen⸗. 
fertig thut / vnd dag ander/fo er ſchon wegziehet / nit mündlichen und gnug⸗ 
famen ſchrifftlichen Bericht hinderfich laͤſt Es hat zwar der Hippocrates zu 
feiner Zeit Diſcipel achabr/die er bey den Krancken neben feiner Inſtruction 
gelaſſen: Aber heuriges Tages finder man nicht allein der Doctorn/fondern . 
auch der Difeipel zu wenig / vnd wenn fie fchon vorhanden weren / folaffen 
vnſere Krancken ſich nicht an die Difeipel weifen. 

So faͤlt wider ein Frag für! wenn jhr viel zugleich Franck feyn I zu wel, 
chen der Artzt erſten ziehen ſoll gegenwertig / dieweiler vberall nicht fan zu» 
gleich ſeyn? Biel laſſen jhnen gelieben Gelt vnd Gewinn / vnd ziehen zu den 
reichſten / daß ſie deſto mehr von jhnen haben: Aber diß iſt Suͤnde vnd vn⸗ 
recht / Gott wirds auch vngeſtrafft nicht laſſen. Ein Artzt der recht thun will / 
ob er wol die reichen nicht verlaͤſt diejhm auch vorhin danckbarlich viel zu 
ſeiner Notturfft gedienet / ſoll vnd will doch zu dem / der die groͤſſeſte Noth / 
Schmertzen oder Gefahr der Kranckheit leydet / am erſten zu eylen / den / ob 
er wol arm iſt / mit Rath verſorgen gegenwertig / die andern ſchrifftlich / bis 
auch auffs eheſte den andern vnd dritten Krancken gegenwertig er beſuchen 
oder erreichen kan / beleren / vnd ſich auch hoͤfflich entſchuͤldigen: So wird der 
Krancke reiche mit ſeinem ſchrifftlichen Rath / ſo er ſonſt verſtaͤndig / zu frieden 
ſeyn / ja Gott ſelbſt wird mit dieſem Rath vberall mitwircken / daß auch mit 
Verwunderung vberall cs gluͤckſelig zugehe / wie dann deſſen Exempel ich 
wunderlich in meinem Beruff viel erfahren habe. 


Das XXI. Kapitel. 
Was das Ampt vnd die Gebuͤhr des Artztes ſey bey den 
Krancken. 
iſt auch nicht gnug /daß ein Artzt Gottsfuͤrchtig / erfahren 
— & vnd gelehrt ſey / wenn er zugleich diß nicht alles recht ins Werck fexer. 
bürtfondern Dentn jederman ſihet / wie die Welt / der Teuffel vnd viel Zufaͤlle auch 


ee den frommen / erfahrnen ond gelehreen Doctoren der Artzney vielfältig von 
—— —— koͤnnen / daß er diß / was er weiß / das jhm gebuͤre / doch 
Wie ein Artzt nicht ins Werck ſetze. 
—— Darombein Artzt nicht allein fein Ampt recht wiſſen / ſondern auch thun 
— ſol. Diß aber wird er dermaſſen deſto beſſer hun / wenn ererſtlich Freude 
bringe. darob hat / daß er Krancken Huͤlff thun kan / vnd nichts hoͤhers jhm als diß 
a net taͤglich und alle Stunden angelegen ſeyn laͤſt. 
beit lelcht. Darnach wenn er alle Morgen / ſo bald er auffſtehet / Gott den Henun 
ſuchet / 








inder Phyſica vnd Medicina. 156 


fuchet / vnd nechſt feiner Seelen Seligkeit die Hohe Noth der Artzney 1 des Sei, 

bes / den groſſen Mangel aufer Aergterond die Gefaͤhrligkeit rechte Artzney zu⸗ 2. Gottes 
aebrauchen jhm ſelbſt zu Gemuͤth führer! ſolchs Gott ſeinem HER RNim rare 
Gebet vortraͤget / betet für dem Hoͤchſten / thut feinen Mund gerroft auff / betet 

fuͤr des gantzen Volcks Schmertzen und Kranckheiten. J 

Zum dritten / wenn der HEN alfo verſuͤnet iſt / ſo gibt er ihm den Geiſt der de 
Waoßheit reichlich / daß er weifen Rath und Lehre geben fan gewaltiglich: Da Kransen 
wartet erjedes wer ſeyn bedarff/ zu gewiſſer Stunde I dod) außgenommen e⸗ — 
lende Noth der Ohnmacht / Schlags vnd dergleichen / die er vor ſich auch vnter 
dem Eſſen vnd Beten vorkommen laſſen foll. 4.3um Au ße 

Zum vierdten / wenn er höre von einen oder ander Kranckheiten reden! bören die 
den hörer er gern vnd wol auß / ſaget feinen Rath nicht eher von ſich / er habe Kryngern ei 
denn die Kranckheit vnd alle Zufälle wol eyngenommen / vnnd verftanden. drauf. 
Denn was mangelt an rechten eynnemmen vnd Erfündigungder Kranck⸗ 
heit / das gehet auh an Huͤlff vnd Rath in der Curation der Kranckheit ab. 

Wo nun die Kranckheit ſo geringe / daß man abweſend Rath mittheilen kan / 
wo nicht / beſuchet er den Krancken ſelber / vnd erinnert die abgeſandten / daß 
ſich der Krancke ſelbſt ſehen laß. Zam Rach 

Zum fuͤnfften / wenn er alles verſtanden / betracht ers wor bey ſich feLdft/ na oem 
darnach ſaget er feinen Rath / in abweſend / fo die Krancken nicht viel Man⸗ 
gel haben / aber ſonſt gegenwertig. Hie faͤlt / lieber Gott / groſſer Mangel für] ek. 
daß viel Krancke arme deute des Vermoͤgens nicht ſeyn / daß ſie ſelbſt zum Nabben 
Doctor kommen no den Doctoren zu ſich holen laſfen können / fo fan der Zernwerit— 
Doctor auch auff alle vnnd jede Armen die Vnkoſten nicht wenden / ſelbſt 
Fuhr zubeſtellen. Die Oberkeit were wol ſchuͤldig die Armen zuverſorgen / vnd 
ewann iſt diß wol angeordnet mit Spittal Doctoren: Aber an vielen Oer⸗ rk: 
tern iſt diegiebe erkaltet. Was fol denn bey folchen Armen / vnd da jm vnmuͤg⸗ nicht anwe- 
lich iſt hin zu kommen / ein Doctor der Artzney thun? Da er etwas von der ſetdin ra⸗ 
Kranckheit verſtanden / ſeinen Rath ohne alles Geld hinauß ſchicken? Da er DR 
nicht Bericht harmoch die Waffer Anzeisung geben entweder den Kram 
cken noch einmal wider zu fich ſchicken heiſſen / oder ſo diß auch wegen der wei⸗ 
te vnd groffen Eyl vnmuͤglich / derDodtor eing gute ſtaͤrckung allein ſchicken / 
vnd fonft beten heiſſen / dieweil diß bißweilen / und ſon derlich wo nicht Mittel 
ſeyn koͤnnen / allein hilfft. 

Zum ſechſten / wenn aber der Krancke gegenwertig iſt / mag billich zu .Beſchei⸗ 
loben ſeyn der Doctort, der ſich in jedes Weiſe alſo wuͤſte zu ſchicken daß er jn raPEr, 
wol hoͤren / erkuͤndigen / vnd zu guter Folge oder Gehorſam in Rarhfehlägen 7, 
bringen möchte, Der alte Artzt Hippocrares fegereine Weiſe / die ohne zweif⸗ Nach dem 
fel die beſte iſt bey dem erbarn vnd verſtaͤndigen Krancken: aber viel vnd der Mpocrate. 

iij meiſte 


17 Das ander Buch / von noͤthigen Lehren 
meiſte Hauff der Krancken ſindt anders geſinnet / derwegen auch offt ander 
2. Weiſe vorgenommen muß werden. Daher nu dieſe Lehr des Apoſtels beſſer 
— ſich reimet / dz einer jedem gleich werden ſoll. Wie diß geſchicht / iſt mehr durch 
Vbung / als durch Lehr zufaſſen. Welches aber in Gegenwart deß Krancken 
Hipporran, verſtaͤndigen / allezeit auff eine Weiſe ſich gebüret 10nd Hippocrates vorge, 
Lebr. ſchrieben / auch mit feinem Exempel dargethan hat / iſt dieſes: Der Artzt ſoll 
Gottsfoͤrchtig ſeyn / vnd mercken / wie Gott alles mit den Krancken ſchickt 
vnd regieret. Darnach erbar von allerley Tugenten / baldt infonderheit leicht 
zubewegen oder willig zu Dienſten. Zum dritten / ſoll er wiſſen / wie die Apo⸗ 
tecken des Orts beſtellet ſeyn / daß er nicht mit dieſen Dingen zuhelffen ge⸗ 


denckt / die nichtzubekommen. Zum vierdten / ehe er hineyn gehet / ſoll er ſich 


von denen die vmb den Krancken ſeyn / das meiſte / was er ſich klagt / vnd wie 
er vorhin gelebet / berichten laſſen / daß wenn er zu jhm hineyn koͤmpt / ſchnel⸗ 
ler alles erkennen vnd beſſer Nach geben koͤnne. Wenn er hinyn gehet / GOtt 
vmb Gnad bitten / ſich ſehen / den Krancken ſelbſt oder die ſeinen reden laſ⸗ 
ſen / ehe er fraget: Was ſie nicht von noͤtigſten Dingen berichten / als denn 
erſt fragen / vnnd kurtze Wort machen / ſich ernſt halten / nicht von Weinen 
vnd anderm Geſchrey jrre machen laſſen: Als denn feinen Rath ſagen / vnd 
ſo der Krancke jhn ins Werck ſetzen / die gelehrten Diener laſſen die Artzney 
darreichen / ſich froͤlich vber allen Dingen halten / daß der Krancke nicht klein⸗ 
muͤtig / vnd oͤffter zum Krancken aus vnd eyngehen / fleiſſig nach fragen. Dañ 
bald etwas zufallen kan / doch ein mal mehr / einmal weniger / nach dem es die 
Kranckheit erfordert / auch zuſehen / daß der Krancke mit Ordnung im Eſſen 
vnd Trincken nichts verderbe. 

7. Zum ſiebenden / fo giebet der HERR Gnade darju / daß fein Rath vnd 
en Artzney fortgehe / dafür er dem HERAN dancken in feinem Gebet / vnd viel 
far are verwundern fich feiner Weißheit / vnd fie wird nimmermehrvergeffen / vnd 
vnd Segen, fein Name bleiber für vnd für. 


| Das xx ı1. Capitel. 
Was der Krancken vnd Waärterin Ampt vnd Gebührfen. 
— Sr Hippocrates hat recht gelehret / es muͤſſe nicht allein 


— er der Artzt dag feine thun / fondern auch die Krancken vnd die vmb den 
Yrnney. Krancken feyn/ond alles was von auffen jhnen begegnet. 
——2— Denn fo der Artzt alles thut / was er ſoll / vnd der Krancke nicht / ſo iſt die 


1. Arkney vergeblich und vmbſonſt: Deßgleichen auch / wenn der Artzt vnd der 


and Krancke das ſeine thut / aber nicht die da vmb den Krancken ſeyn / iſts baldt 
verderbet. 
Gleich 





inder Phyfica vnd Medicina. 158 

Gleich wie auch) wen diß alles recht angeftalt / vnd von auſſen etwas derer di⸗ 
der Kranckheit zuwider iſt / ſo hilfft es nicht / Gott gebe Arge I Krancker / vnd umbden 
die Waͤrterin der Krancken habens recht oder auffs beſte gemacht 1 die Fiygeyägr. 
Kranckheit verzeucht fich doch deſto länger. Alfo zu Corfun da cin Kömv  ,, 
ſcher Haupeman mir feinem Kriegsvolek jinmerdar krancket / nichts hilffet / Der ennfär- 
finder man zuletzt die rechte Vrſach / daß von auffen ein Ding alles verderbe, — 
Denn die Haͤuſer waren alle gebawet / daß ſie gegen Mittag jhre Thuͤren vnd bir. 
Fenſter harten / derwegen ließ der Oberſte die Thuͤren vnnd Fenſter zuma— an 
en / vnnd gegen Mitternacht / da geſunde Lufft von auflen herkompt / 
brechen / fo wurden nicht mehr krancke Kriegsleute gefunden. Vnnd 
wie offt hilfft nichts / biß der Dre verwechslet / vnd der Krancke in ander Lufft 
gebracht. all 

So gefchichts auch offt daß des Vnglücks in langwiriger Kranch yerferandın 
heie nicht der Artzt fondernder Krancke ſelbſt / wie bey den König Aza zur fünne. 
fehen iſt / Vrſachen gefunden. Vnd was kan nu vor Schuld der Arge tragen / 
daß vngluͤcklich zugehe / daß Gottder HERR nicht die Artzney wircken laͤſſet / 
noch Gluͤck zur Geſundheit dem Krancken giebet. —— 

Zu letzt / ſo find die da vmb den Krancken find / meiſten Theils offter die rer die om» 


Vrſach boͤſer Artzney / vnd des Todtes. Denn fie haben jhre gute Geſellen / — 


Doctores, mit den ſie ſauffen / ſpielen / oder ſonſt heucheln / die wollen fie her⸗ 
fuͤrgezogen haben / da ſie doch nicht rechte Aertzte ſind / ſondern allein den Na⸗ 
men haben / Ja da ſie halbgelehrte Aertzte / die ärger vom Galeno, als die Stoͤ⸗ 
rer Empirici, gevrtheilet worden ſeyn. Vnd von dieſen were ſtuͤckweiß viel zu 
viel zuſagen / aber weil es dieſes Buch nicht leydet / geſchehe es an einem au⸗ 
dern bequemen Ort. | 


Das XXI Capitel. 


Wie die Kunſt der Artzney vnd Verſtand vnmnuͤtz / viel faͤltig 
vergeben / oder wo ſie auch etlicher maß iſt / doch nicht 
recht gebraucht wird. 


te Aırste 
wie man ſich oft vnnuͤtz der Kunſt der Argneyrihmer / oder hohen machen den 


Verſtand fürgibe in Artzneyſachen / vnd iſt doch nichts / auch was fuͤr ee: 


S!: vielmehr allhier auch weiter außgeführet werden muß / Pferd 


Gefahr und Schade hieraus entſtehe. Denn diefer Leute / die ſonſten vnrechte men. 


boͤſe Aertzte ſeyn / vnd doch den Dramen oder Schein guter Aertzte haben wolf] 

ſind zu jeden Zeiten vnd in allen Landen viel geweſt / vnnd machen die guten 

veracht / oder Nachrede den rechten guten Aertzten vnd der Artzney He h 
Daher 


159 Das ander Buch/vonnöthigen Lehren 
Daher derHippocrates recht gelehret: Biel zwar find mir dem Namen oder 
mit dem Schein Aertzte / aber mie der That nicht. Vnd bey den Roͤmern / da 
fo viel vngelehrter / boͤſer / nichtiger Aertzte zur Zeit Caronısherfür brachen / 
warddie gemeine Stadt dahin bewogen / daß fie alle Aertzte / boͤſe vnd gute ver 
warffen / vnd auß der Stadt verweiſeten. 

Wie die boſe Marın fehe noch heutiges Tages an etliche groſſe Staͤdt vnd Lande / da viel 

alte Weiber curieren / die Barbierer Platz haben / vnd ſich vor Doctoren auf, 

bracht verde geben / vnd vorziehen duͤrffen / wie die Artzneykunſt daſelbſt veracht und vbel 
gehalten. Darvmb / ſollen rechte gute Aertzte jre Stelle vnd Ruhm behalten / ſo 
iſt von noͤthen / daß die boͤſe vnd falſche Aertzte abgeſchaffet. Vnnd kan diß 
nicht durch Befehlig oder Ordnung des Raths verhuͤtet werden / wie man 
den nicht allezeit hierauff giebet / ſo gebe ich den Rath / daß man in den Staͤd⸗ 
ten deſto mehr gute Doctores zu ſich annemme vnd erhalte. Denn wenn ſie 
die Kranckheit curieren / ſo iſt der rechten / guten / gelehrten Aertzte Auffnem⸗ 

w men / der andern böfe Aertzte gewifler Todt und Verderbung. 

— PER r Aber diefe nichtige / falſche / boͤſe Aertzte ſind zweyerley: Erliche aus Eyn⸗ 

Rertzte. falt / die dennoch zu berichten oder zu lehren / vnd wider auff ein zuten Weg 
gebracht werden koͤnnen: Die andern Besrieger/die vorfaslich vnd wiſſentlich 
ſich für Aertzte ausgeben / vnd wiſſens doch wol / daß ſie nicht Aertzte mir dem 
wenigſten ſind / oder ja in dieſen Kranckheiten / dazu ſie ſich gebrauchen dieſel⸗ 
be Zeit laſſen / nichts verſtehen noch koͤnnen. 

I. Diefe letzte böfe berriegerifche Aertzte find mancherfey : der meiſte Hauff 
a ifts allein mir dem namen / vnd nicht mir der That. Alfo find erftlich die Vm̃⸗ 
Aerssteiweis laͤuffer / vnd Sandftreicher/ die da jhreGefellen haben / die zuvor ineim Dorff 
che ſind. oder Stadt außkunden / was fuͤr Krancken daſelbſt ſeyn / auch was fie klagen / 
Zheri 4, wie es daher gangen / darnach vberlang koͤmpt der Landſtreicher / Theriacks⸗ 
ame. mann gibt ſich an / ſelbſt oder durch ander Leute / wie er ſolche Kranckheit wol 

wiſſe / ſagt jeddem Krancken alles / und wird fuͤr einen klugen Artzt gehalten. 
Aber der Krancke weis nicht / wie er jhn vor durch andere Außkundſchaffet / 


die Artzney / die er vorgibt / ſtellet er auff einen Geradwol / geraͤths nicht / ſo zeu⸗ 


het er davon / laͤſſet den Krancken liegen. 
DieSten, _ Zum andern / die Steinſchneider / die da nicht in jhren Beruff vnd in jhrer 
ſchneider. Artzney allein bleiben / ſondern wie gemeiniglich geſchiehet / alle jnnerliche 


Kranckheiten / die ſie nicht gelehrnet / curiren wollen / alein vmb Gewins wil⸗ 
len / es gerathe wie es wolle. 


Die hote ⸗Zum dritten / die Apotecker / die da ſich Artzney eynzugeben vnterſtehen / 


ger. vnd wiſſen doch wol / daß ſie es nicht gelernet. 

Die, Zun vierdten / die Barbierer / die nicht benjhren Wunden vnnd euſſerli⸗ 

bier hen Schäden bleiben / damit ſich doch gnug zuthun haͤtten / vñ die —— 
ranck⸗ 





SB 





inder Phyſi ca vnd Medicina, i6t 
Kranckheiten zu curiren fich vnterſtehen / die fie wol wiſſen / daß ſie es nicht 
ſtudieret / vnd daß jhnen zu hoch ſey. A 
Zum fünfften/die Haußaͤrtzte / die da mehr als jhnen bewuſt oder erfahren Rn sre 
iſt / zu curiren fich vnterſtehen / derer fehr vielgefunden. Haufarkte. 
- Zum fechften) die ftudiofi Medicinz, dieda ſich onterfangen zu curiren / 6. 
vnd wiſſen doch wol / daß fie noch nicht gelehrnet / wie fiesin Recept compo, Behr 
niren ſollen. in der Artz⸗ 
Zum ſiebenden / die junge Dodtores, die da alle Kranckheiten / und die fig vev 
tool wiſſen / daß ihnen zu hoch find/curiren wollen. N = 
Diefe alle find gefährliche Aertzte / boͤſes Gewiſſens / vnd diegroffen Sch@ Dasores, 
- den zufuͤgen / bey denen auch kein Hoffnung der Befferung iſt / weil fie wiſſent⸗ weiche su 


kuͤhn ſeyn. 


lich vnrecht ſind / darvmb ſie von jederman / wer Witz vnd Verſtandt hat / zu pieman 


fliehen vnd zu meyden find / auch Gott in ſeine Raache zubefehlen / der ons fit genen die 


ſchuͤldig Blut vieier Krancken von jhnen wolfodern wird wie es die Erfah ⸗/ uug 
rung außweiſet / daß nicht allein fie / ſondern jre Kinder ſchroͤcklichen Todtes hatten for. 
wider ferben 1 ich geſchweig derewigen Straffe, Alfo wer Blut vergeuſſet / 

des Blut ſol wider vergoſſen werden. 

Die andern boͤſen nichtigen Aertzte / die auß Vnverſtandt ſolches thun / die 
ſind viel mal zubekehren / die ſoll man nit verachten / ſondern jeder / wer es ver⸗ 
ſtehet / er ſey Artzt oder Krancker / die follen jhren onbefonnen Bruder wider 
auff die Bahn / vnd auff den rechten Weg bringen. 

Der Geſtalt ſind widerumb dieſe. | 

Erſtlich dieböfe Haußaͤrtzte aus Eynfalt / die da meynen ſie machen es 
gar gut / und verſtehen es doch nicht. 

Zum andern / die hoch gelehrten / die da etwas in der Arency ſtudieren / vnd 
ſich viel zuviel duͤncken laſſen / von welchen auch recht geſagt iſt: je weniger 
gelehrt / je ſtoͤrriſcher auff ſeiner Meynung. Vnd Galenus ſagt / ſie ſeyn ärger 
als die Empirici. Als die fromme ehrliche edel Matron / die da nicht anders 
wuſte / denn Krebsaugen helffen wider alle Kranckheiten / wegen deß / daß 
fie offt hoͤrete / wie man jhr ſo fleiſſig dancket / biß fo lang fie für Krebsaugen 
Strewſandt erwiſchet vnd gebrauchet hat / vnd einen gleich groſſen Danck 
verdienet / da ſie verſtanden / daß die Wirckung fuͤr nichts were / ſondern es 
hats die Natur allein gethan. 

Dergleichen hat ſich zugetragen / daß ein roernen me Haußfraw auff jede | 
Kraͤuterbůcher ſich begab / vnd was fie geſchrieben allda fandt / alſo vor gewiß Yakanr 
hielt / daß ſie es als baldt brauchet. Die warnet ich ſelbſt / daß viel Kraͤuter in Yerst ſo zu⸗ 
Kraͤuterbuͤchern beſchrieben / noch viel mehr viel Kraͤffte der Kraͤuter / die da FM" 
fein erfahrner gelehrter Doctor weder in Teutſchlandt noch anders wo ge⸗ 
brauchet haͤtte / vnd darr mb / daß fie nicht jren SO FIRE glaub» 

RZ ten / 





4 
— 


ri Dasander Buch / von noͤchigen Lehren 


ten / vnd auch wol wuͤſten / daß viel vergebliche vnd nur zu Ruhm geſchrieben / 
daß die Wirckung nicht haͤtte / viel weniger ſolten es Haußaͤrtzte alles / wie fie. 
es geſchrieben finden / brauchen. 

Zum dritten / die rechtgelehrten / die da viel geleſen / vnnd ſehr wol ſtudie⸗ 
ret haben / auch vortreffentlich vnnd ſubtil difpuriven konken: dieſe wenn fie 
nicht der Erfahrung zugleich ſich mit befleiſſigen die Krancken zubeſuchen 
vnd mit jhnen vmbzugehen / offt vben / iſts gleich gefaͤhrlich / vnd ſind nur hal⸗ 
be Aertzte / die wiſſen es offter nicht anders / denn es ſey gnug / auß den Buͤ⸗ 
chern curiren / vnd es ſey vnnoͤthig / den Gebrauch vnnd Beſichtigung vieler 
Oerter ſich zu befleiſſigen. ae j 

Zu letzt / die bewehrte Aertzte / die auß Einfalt nicht anders wiſſen / es fey 
die beſte Artzneykunſt / habe es einen geholffen / ſo muͤſſe es andern auch helf⸗ 
fen / vnd iſt doch nicht alfo. Ai 

Diefe alle ſoll manıfo fern fie es auf Einfalt thun / erinnern / vnnd bep 
ſers berichten / daß fie die beflere Artzney lehrnen vnd annemmen / aber in jhrer 
Artzney nicht weiter / als ſich gebuͤhret / ſchreiten. Vnd ob wol etliche ſchwer 
zu vnterrichten / doch auß Chriſtlicher Siebe nichts vnterlaſſen. Gute War 
nung vnd freundtliche Straff hat bißweilen ſtatt. 


Das XXIV. Capitel. 


Wie man alle andere gute Kuͤnſte vnnd alles guten erbaren 
Weſens in der Welt / inſonderheit aber der Artzneykunſt / 
auch recht brauchet / wo man ſich nur gar allein darauff 

gibet. 


Jel wollen alles / was gut iſt / zugleich thun / vnd ziehen jhnen 
zu hohem Ruhm / viel wiſſen / vnnd viel außrichten / aber an jhm ſelber 
iſts ein groſſes Laſter / das viel Schaden / Gefahr vnnd Vngluͤck mit 
ſich bringet. Wie denn diß in Griechiſcher Spraach gar fein ein groß Laſter 
polypraginofyne den Namen harlvon vielen Thun. Vnd ob es wol ſich an⸗ 
fehen laͤſt / man folte eg verftchen von vielem boͤſem Thun) foiftsdoch von al⸗ 
len Gelehrten gerede und verffanden von vielem gueen Thun / wenn einer al 
es wilfen vnd hun will : Die Sareiner nennen diß Saffer Curiofitarem , die 
Teutſchen / Vorwitz. Die heilige Schriffe verbeuts / vnnd fagt der Apoftel 
Paulus: Ein jeder fol fein eigen Werck thun / vnnd feinen Beruff jhm ge 
wiß machen. So gibt die Erfahrung auch/daß niemande in vielen Künffen 
zugleich fürerefflichjemals har feyn koͤnnen: Ja da auch einer koͤndte zugleich 
fuͤrtrefflich in vielen fenn/fo gibt dach Gott kein Gluͤck darzu. 5 
a8 








inder Phyficaund Medicina. — 
Das XXV. Capitel. 


Von der fuͤrnembſten Vrſach / warvmb die Artzneykunſt an 
ea Oertern veracht / vnnd kein Gehoͤr noch Anſehen 
hat. | 


4 

Je nichts iſt auff der gantzen weiten Welt / dem nicht vbel 
nachgeredt / vnd durch Nachrede an ſeiner Ehr / Wuͤrde vnnd Anſe⸗ 

hen etwas abgebrochen wirdt: Alſo auch der loͤblichen Artzneykunſt 

ſehr viel Nachrede / vnd noch viel mehr Schade / jedoch an eim Ort mehr / an 
dem andern weniger geſchicht. Vrſach iſt vornemblich der boͤſe Feind der 
Teuffel / der da aller guten Ordnung zuwider iſt / vnnd der da weiß / wie er mit 
ſeiner Liſt / Betriegerey / vnd Gewalt / nicht auffkommen kan / wenn inn Kir⸗ 
chen vnnd Weltregiment gute Leute von GOTT hoch begaber ſtetts ge⸗ 
ſundt ſeyn / oder lange leben : wenn die vorhanden ſeyn / vnnd darzu wol ver⸗ 
moͤgendt an Kraͤfften deß Leibes vnnd def Gemuͤths / wirdt durch Gottes 
Gnade viel boͤſem Vornemmen gewehret: Wenn fie aber nur cin FleineZeie 
geſchwaͤchet / durch Krankheit nicht vermögen zu Rath gehen / noch ihr Ampt 
zu halten / gehets bald ärger zn: Wie viel vbeler ſtehets / wenn fie zeitlich abſter⸗ 
ben / vnd jhr rechtes Alter nicht erreichen? Was iſt aber das Mittel / dadurch 
Gott der Allmächtige die vornembſten Leute in Kirchen vnd Weltregiment / 
in guten Kraͤfften / ja bey langem Leben erhaͤlt? Die Artzneykunſt / die da nicht 
allein privat weiſe jedem ſeine Kranckheit curiret / Schmertzen lindert / Vn⸗ 
fall deß Leibes vnd vnzeitiges Alter mit gutem Rath verhürer/fondern auch in 
gemein gantzen Landen / Städten vnd Flecken / mit fleiſſigen kuͤnſtlichen Eyn⸗ 
ſehen / entweder die Lufft rein zubehalten / dadurch viel Schaden vnd Kranck⸗ 
heit abgewendet / oder die heimliche Gifft gemeiner Waſſer / vnvorſichtig ge⸗ 
braucht / abzuſchaffen / oder die ſuͤchtige Art deß Viehes anzumeldten / oder der⸗ 
gleichen / vorſtehet. Vnd ob es wol der meiſte Theil der gemeinen Leute nicht 
verſtehen / wie ſie durch vnſere Vorfahren I die rechte Aertzte haben gelehrnet / 
das Brot vnd andere Speiſe mit Saltz zu eſſen / damit wir in vnſerm Fleiſch 
vnd Blut nit ſo riſch abnem̃en / noch erfauleten / vnd viel andere Artzney mehr 
die taͤglich alle Sure gebrauchen / ſo find Doch etliche die es verſtehen / vnnd die 
Gott ſchwere Rechnung muͤſſen geben / wenn fie die Artneykunſt / vnd jre hohe 
Notturfft den vnverſtaͤndigen nicht erklaͤren noch ruͤhmen: Ja wenn ſie noch 
wol zu dem groben Außſchelten oder Vernichtung der Artzney kunſt ſtillſchwei⸗ 
gen / oder ſeloſt dazu helffen. Fuͤrwahr / wo Gott mit Gnaden imLandt / Staͤd⸗ 
ten / oder Geſchlechten erſcheinet und beywohnet / daſelbſt gibt er nicht allein 
AT: aufe 


N N 


164 Das ander Buch / von noͤthigen Schren 

gute trewe gelehrte Aertzte deſto mehr / ſondern auch verſchaffet / daß ander 
Leute aller Staͤnde die Artzneykunſt ehren vnd hochhalten. Darvmb die al⸗ 
ten Heyden ſelbſt darfuͤr gehalten / daß wo Artzneykunſt nicht gilt / da gelte 
weder Tugendt oder ander Kuͤnſte / vnnd ſey derſelben Voͤlcker ein lauter 
Barbarey. 


Das XXVI. Capitel. 
Widerlegung der erſten Eynrede. 


Wider den Todt iſt kein Huͤlff / vnd jedem iſt ſein Stuͤndlein 
geſatzt / darvmb Artzney vergeblich. 


2 S ſind wol vielerley Eynrede / die da von denen / ſo es entwe⸗ 
(a: nicht verſtehen / oder ſo böfe Aertzte find / daß fie wider Gewiſſen Die 
Artzneykunſt vernichten / vorbracht werden. Vnter dieſen iſt diß faft 
die erſte vnnd gewoͤhnlichſte / fo viel Leute verfuͤhret: Einem jeden iſt fein 
Sterbſtuͤndlein geſatztvon ED T /vnd wider den Todt fein Rath! war⸗ 
vmb fol man denn Artzney brauchen / oder von der Artzneykunſt etwas hal 
gen? | 
Allhier ift die Antwort: Das Ziel deß Lebens / der Tode / iſt von GOtt 
jedem ohn allen Zweiffel geſetzt / welches er natuͤrlicher Weiſe / er brauche auch 
fo viel Artzney / Rath oder Kuͤnſte / als er wolle / nicht vberſchreiten fan / er er⸗ 
jange denn deſſen Erlaͤngerung durch fein embſiges Geber / wie der König 
Ezechias / oder durch ander frommer Leute Vorbitt vor jhn / wie bißweilen zu 
vnſern Zeiten fromme Chriſtliche Prediger vnd Regenten erfahren. Aber 
durch Vnordnung / durch Mangel gutes Raths / durch Frevel / durch Ver⸗ 
achtung der Mittel / von Gott zu Erhaltung vnſer Geſundtheit vnd Lebens / 
oder deß angeſatzten Ziels geordnet / koͤnnen wir wol vns vnſer Leben ſelbſt 
verkuͤrtzen / vnd ein vnzeitiges viel ſchnellers Ende / vnd den Todt vor der Zeit 
vervrſachen. Darvmb die weltweiſen Naturkuͤndiger vnſer Leben einem 
brennenden Liecht vergleichen / als das länger nicht brennen kan / wenn es 
einmal gar zum Ende außgebrennet / aber doch offt leyder Gottzu klagen/ 
kans durch Vnvorſichtigkeit vnnd angelegte Gewalt / im Anfang Mittel / 
vnd laͤngſt vor ſeinem Ende verleſchet werden. | 
KHieherhargefehender Prediger Salomon / da erfagt : Sihe wolzw 
daß dur nicht flirbeftiche dein Zeit Eömpe. Daß alfo zweyerley Todt ſeyn: Ei⸗ 
ner der zu rechter Zeit jedem Menſchen koͤmpt / den Die wenigſten / wenn wir 
die 








inder Phyſica vnd Medicina. 166 
die gewoͤhnliche Bauordnung vnd Verachtung der Mittel / guts Raths / vnd 
Arney anſehen / erleben. Der an der / der Tode vor der Zeit / der vnzeitige Tode] 
den jhnen die Menſchen lange vor jhrer Zeit ſelbſt machen. Vnd ob jemandr 
noch fagen moͤchte / es wiſſe auch diß GOTTwol / daß der oder ein ander 
Menſch ſolch vnzeitigen Todt jhm vervrſachen werde / vnd es geſchehe doch 
alles auß VorſehungGottes / vnd muͤſſe ein jeder ſeinen Todt / von Bote auf. 
erſehen / alſo haben / So iſt doch gewiß / das GOtt nicht will / daß wir vnſer 
geben vns vnordentlich vnd vermeſſentlich fuͤr der Zeit verkuͤrtzen ſollen / ja 
Gott will durch vns ſelbſt am juͤngſten Gericht vns anklagen / erweiſen / daß 
wir vnſers Kibes vnd Lebens Moͤrder ſelbſt geweſen / vnd ernſtlich daruͤber 
richten / ſo fern wir durch den Verdienſt Jeſu Chriſti vnſers Erloͤſers nicht 
uubvor verfoͤhnet vnnd außgebuͤſſet ſeyn. Vnd iſt mit denen / die inn ſolcher 
Blindheit fortfahren / die Mittel der Artzney verachten / auch darauff gefaͤhr⸗ 
lich vmbkommen / oder vnzeitlich ſterben / nicht anders / als mie denen / die 
durch den Rhein / Elbe oder Donaw / mit Roß vnnd Mann durchſetzen / er⸗ 
ſauffen / vnnd haͤtten doch eine Brücke gehabt / da fie ſicher Hätten mögen dar; 
pberreisen oder fahren. Es reimet ſich hieher auch nicht / daß man will für, 
werden: Dieweil es geſchehen iſt / ſo muß ſo ſeyn vnnd bleiben / aber zuvor 
haͤtte es wol anders ſeyn koͤnnen / wie einer ſich bedencket / ob er mit ſeinem 
Pferdt ſoll durch die Donaw ſprengen vnnd ſchwemmen / darauff ſpricht: 
Wen ich ſo erſauffe / ſo ſagt man mes hat muͤſſen alſo ſeyn / Nun muß es 
nicht alſo ſeyn / ich will vber die Bruͤcken reiten / vnnd laͤnger leben. Dar⸗ 
vmb gilt die Eynrede nicht / als vom Todt zu ſeiner Zeit / auch dag Sprich⸗ 
wort / wider den Todt iſt kein Rath / gilt allein von dem Todt zu rechter Zeit. 
Aber viel vnzeitige Todt / kan Artzney verhuͤten. Ich ſetze auch das dar⸗ 
zu / da der Todt zu rechter Zeit dem König Ezechia kam / vnd das eben durchs 
Gebet laͤnger erhalten / daß Gott ſeinen Propheten ließ Artzney / auch zu 
Rettung deß Lebens / vnnd wider den zeitigen Todt neben dem Gebet brau⸗ 
chen. 


Dos XXVII.Gapitel. 
Widerlegung der andern Eynrede, 


Viel werden geſundt ohn die Aertzte / darvmb iſt nichts nuͤtze 
die Artzneykunſt. 
Ipßiſt wol wahr / daß viel ohn Aertzte geſundt werden / aber 
— das geſchicht auch wol / daß / welche die Xergie nicht ſuchen noch ge⸗ 
brauchen / doch vnverſehens vnnd vnwiſſentlich ſich ein Artzney thun / 
iij welche 





166 Dasander Buch / von noͤthigen Schren 


welche auch die Aertzt / fo fie gebraucht / gerathen haͤtten / welchs ein groß An⸗ 
zeigung iſt / daß ein Areneykunſt ſey / auch fo groß daß die / ſo nicht die erken⸗ 
nen noch glaͤuben / dardurch erhalten werden / muͤſſen bekennen / daß fie ſeyn 
geſundt worden / inn dem ſie etwas gethan haben oder ſtille ſich alles ent⸗ 
haften : denn fie haben jhre Geſundtheit wider bekommen durch Faſten / o⸗ 
der durch Fuͤllerley / mit Eſſen vnd Trincken / oder durch Durſt / oder durch 
Baden / oder durch Arbeit / oder durch Ruhe / oder durch Schlaffen / oder 
durch Wachen / oder durch alles zugleich. Vnd da fie Huͤlff geſamlet / muͤſ⸗ 
ſen ſie wiſſen / was da geholffen / hinwider / als wol / wenn jhnen was geſcha⸗ 
det / ſo ſollen ſie billich wider wiſſen / was jhnen geſchadet. Diß aber kan nicht 
jederman wiſſen / ſondern allein der Artzt / der ein Vnterſcheidt deß Geſun⸗ 
den vnnd Vngeſunden gelehrnet. So der Krancke diß weiß / thut ers nicht 
als ein Krancker alles / ſondern als ein Artzt / vnd beyde was da hilfft / ſo wol 
als das da ſchadet / bezeuget daß ein Kunſt ſey. Denn was geholffen / das iſt 
gut geweſt / Darvmb daß man es recht gebraucht: Was geſchadet / das iſt 
boͤß geweſen / darvmb daß nicht recht gebraucht iſt / Vnd was recht vnnd vn⸗ 
recht / fein Vnterſcheidt vnnd Grentze hat / wie kan diß nicht Kunſt ſeyn? 
Denn diß heiſt jederman vor kuͤnſtlich / da vermiſcht weder recht noch vnrecht 
gehandelt : Da aber beydes iſt / wie fan man daſelbſt Kunſt vermeynen? 

Darnach / ſo die Artzneykunſt / vnd die Aertzte allein mit purgierenden o⸗ 
der ſtopffenden Sachen vmbgangen / ſo were vnſer Widerlegung ſchwach. 
Aber die beſte vnd vornembſte Aertzte heylen viel mehr mit Diet / vnd etlichen 
andern Art der Artzney / die weder in Leye noch Gelehrter / wenn ſie ſolcheshoͤ⸗ 
ren / anders als Kunſt ruͤhmen kan / vnd da die Geſundtheit nicht zuerſtatten / 
daß weder Artzt noch Apotecker daran kein Schuldt haben / Will man dar⸗ 
wider murren / ſo murret man wider Gott / der dieſe Zeit die Kranckheit ge⸗ 
ſchickt hat. Im erſten Fall iſt auch leicht zuverſtehen / daß der Artzt fein 
Schuldt / ſondern entweder der Apotecker / der die Zeit nicht mit nothwendi⸗ 
gen Stücken gefaſt / oder die weltliche Obrigkeit dieſes Orts / als Rathheren 
der Stadt / Herr vnnd Fuͤrſt / die gar nicht Apotecken halten I oder doch nicht 
recht eynſehen mit viſitiren anwenden. Vnd koͤndten viel vnzehliche Faͤlle er⸗ 
zehlet werden / da dem rechten Artzt mangel der Inſtrumenten / das iſt / zur 
Artzney tuͤglicher vnd vollko mmener Waar vorgefalln. 

Darnach die auder Vrſach / warvmb nicht die rechte Aertzte jhr Ziel vnd 
Endt erlangen / find viel mal die Krancken ſelbſt / die nicht folgen / die nichts 
brauchen koͤnnen / die ihnen andere Gedancken machen / viel in einander mi⸗ 

ſchen / daß man nicht weiß I welches Koch oder Keller iſt / Vnnd wer hat die 
Schuldt / als die Krancken ſelbſt / von derer eygenem Verſaͤumnuß ich vor 

etlich viel Jahren ein eygenes Buch geſchrieben? 
Die 








indtrPhyficapndMedicina. 167 
Die dritte Vrſach ſeynd / die bey vnnd vmb den Krancken ſeyn / bald die 
Blutverwandten / bald die gute Freunde / ſo den Krancken beſuchen / balddie 


Waͤrterin. Die nechſt Blutverwandte Freunde / Vatter / Mutter / vnd Ge⸗ 


ſchwiſter / koͤnnen nicht leyden / daß der Krancke etwas ſchwer Artzney brau⸗ 


che / ja ſſe vermoͤgen nicht die Schmertzen vnd Wunden anſehen: Darvmb 


in Eynſchrauben der Gelencke / inn Wunden heylen / inn Auffmachung der 
Geſchwer / in Clyſtirſetzen / i Eyngebung der Artzney zum Brechen und an» 
derer dergleichen / alle verſtaͤndige Aertzte fo fonft andere Leute zubekommen / 
nechſt verwandte Freunde ein zeitlang abſchaffen / vnd nicht zum Krancken 
dieſe Zeit zulaſſen. Die gute Freunde koͤnnen den Krancken ein mal zuviel 
eynreden / vnd die Kraͤffte biß zum Todte damit ſchwaͤchen / daß ſie nicht wi⸗ 
der erholet werden moͤgen. 


Das ander mal ein kalte Suffe! vnnd boͤſen Dampff / darvnter auch 


wol riechende Biſem / vor viel Krancken / wie ich verſtehe / bringen / vnd oͤffter 
boͤſen Rath vnd Vngehorſam jhnen eynreden. Darvmb die Krancken / die 
nicht wollen verſaͤumet ſeyn / in groſſen Kranckheiten / ohn Rath vnd Vor⸗ 
wiſſen deß Doctotis, vnd rechten Aextzte / jederman zu ſich nicht kommen laſ⸗ 
ſen ſollen. 

guten Waͤrterin / wie viel Guts ſie thun koͤnnen / alſo viel Schaden 
koͤnnen die vnbeſcheidenen zufuͤgen / wie ich leyder erfahren habe / daß man 
heimlich vngeſunde Traͤncke zugeflickt / darauff ſie folgende Nacht geſtorben. 
Wieviel iſt an ihrem warten / zuſprechen / eynreden gelegen ? Denn dardurch 
die Artzneykunſt geholffen vnd geſchadet hat. 

Die vierdte Vrſach ſind zufaͤllige euſſerliche Ding / jetzt Erſchrecknuß / 
jetzt Zorn / jetzt Kaͤlte / jezt Hitze. Was kan ein Arsedarfürı dag GOTT 
diß plößlich und vnverſehens dem Krancken zu Schade vnnd Todt verhen⸗ 

et? 
Die fuͤnffte Vrſach iſt auch deß rechten Artztes Vnvollkoͤmbligkeit / da⸗ 
durch auch der rechte Artzt in etwas jrren und verſehen kan / ſonderlich wenn 
er den Trunck vor die Sorg nimpt / leichtfertig ſein Ampt brauchet / mit vieler 
Haußnahrung ſich verhindert/welchg ferrn von guten Aertzten ſeyn ſoll / vnd 
wenn ſich ſchon huͤtet vor dieſem allen der rechte Artzt auffs fleiſſigſte / ſo iſt 
es doch noch wol verſehen / daß man etwas nicht bedencket / oder zu lang⸗ 
ſam betrachtet. Darvmb deßwegen der Hippocrates recht ſchreibet dem 
Cratevz: Im artzneyen der Krancken iſt dem Artzt hoch von Noͤthen gutes 
Gluͤck / darvmb daß auch die rechte Artzneykunſt / wie gewiß fie iſt / wegen Vn⸗ 
fall kan jrren. Ja wann alles recht betrachtet / ſo bleibet doch viel vns 


Men⸗ 


- 


168° Das ander Buch / von noͤthigen Schren 
Menſchen verborgen / beyde von verborgenen Kranckheiten / ſo wol auch von 
ihren jnnerlichen heimlichen Vrſachen. Vnd wer fan in dieſem dem rechten 
getrewen Artzt / weil jhm Gott nicht mehr offenbaret / noch Vermoͤgen gibt / et⸗ 
was vor vbel haben? Da entweder durch andere oberzelte Vrſachen / deſſen er 
nicht ſchuldig / jetzt einer vnd darnach der ander ſtirbet / oderaus Vnvollkom⸗ 
menheit der Kunſt vnd Menſchliches Vermoͤgens / wenn er gleich fleiſſig 
ſeinem Ampt oblieget / nicht alles thut was die Kranckheiten erheiſchen. 
Diß aber iſt dem rechten Medicovon Noͤthen / daß er vorauß fleiſſig in 
ſeinem Ampt ſey / die gantze Zeit ſeines Lebens / darnach auch vorſichtig vnnd 
beſcheiden in Abwendung boͤſer Apotecken / vnzeitigem Rath ver Blur vers 
wandten vnd anderer Freunde / vnd inſonderheit der vntuͤchtigen Waͤrterin. 
Zum dritten / daß er nuͤchtern vnnd willig ſey inn allen ſeinem Thun. Zum 
vierdten / daß er Gottsfuͤrchtig ſey / vnnd fleifftg bete / damit Gott jhn inn ak 
lem Thun regiere / vnnd vber alle ſein oder ſeiner Kunſt vermoͤgen ſegne vnd 
gebenedeye. Alſo wird er viel vnd die meiſten Krancken durch Gottes HUF 
alle wol heylen vnd curiren. — 


Le _ XXVIi. Faopitel. 
Widerlegung der dritten Eynrede. 


Die Artzneykunſt will ſich entſchuͤldigen in etlichen Krancken 
die ſterben / vnd die Aertzte wollen allein die Kranckheiten 
curiren / die nicht groß ſind / die aber am hefftigſten vnnd 
am meiſten Huͤlff beduͤrffen / die greiffen ſie nicht an / vnd 
fliehen ſie. 


Jeſer Eynrede Vrſach vermeynen ſie zu haben / daß die Artz⸗ 

ney / ſo es ein rechte Kunſt were / ſolte allen helffen /vñ alle Kranckheiten 
curiren / doͤrffen wol ſagen / was von jhm ſelbſt gut wird / vnnd die Na⸗ 

tur jhr geholffen / das befleiſſigen ſich die Aertzte zu heyſen. Aber da die Na⸗ 
turvnterliat / vnd von Kranckheiten vberwaͤltiget / ob man da ſelbſt die meiſte 
Huͤlff beduͤrffe / die wollen ſie nicht euriren. Dieſen wirdt gnugſam geant⸗ 
wortet durch diß / daß fein Kunſt alles verheiſchen kan / fondern allein diß/ 
deß fie durch Huͤlffe der Natur / oder Kunſt / oder Inſtrument / end Gaaben 
die von Gott / maͤchtig iſt Darvmb ſo ein Menſch härter kranckwird / als die 
Inſtrument der Artzney su bekommen / wer will allhie hoffen / daß die Arhney⸗ 
kunſt 

BA — 


er: aM > 
— — 








| 
| 


inder Phyficapnd Medicina. 169 


| kunſt was außrichte / es ſey denn daß bißweilen durchs Gebet / Krancker vnd 


Aerte / etwas vber Menſchen Vermoͤgen außgericht? 
Das XXIX. Capitel. 


Widerlegung der vierdten Eynrede. 


Dem Artzt ſterben offt feine Krancken / ſo muß er ſie ja vmb 
degn Halß gebracht haben / vnd iſt die Artzney die Schuldt 
deß Todtes. 


Ca» Vnder Ding / daß man die Vrſach derer / die da ſterben / 

Y will den Aertzten zumeſſen / da doch viel glaͤublicher iſt / daß der Kran⸗ 

cke etwas verſehen / vñ ſein Vngedult oder nicht recht Verhalten / deſ⸗ 

ſen Vrſach geweſen. Denn es koͤnnen ja eher die rechte Aertzte / was gut 
vnd geſundt iſt / heiſſen oder gebieten / als die Krancken daſſelbe thun. Hin⸗ 
wider gibt es die Vernunfft / daß die Krancken ehe alles das / was jhnen be⸗ 
fohlen / thun / als daß die Aertzte vngeſundes vnd vngebürliches rathen vnnd 
heiſſen ſollen. Denn die rechte Aertzte / darvon hier allein geſagt / bey geſun⸗ 
dem Leibe vnnd gutem Verſtandt jhren Rath mittheilen / gegenwertiges be⸗ 
trachten / vnd von verſchienenen auß den gegenwertigen vrtheilen alſo recht / 
daß offt die Krancken von jhnen ſelbſt diß ruͤhmen / wie ſie durch jhre Huͤlff 


And Artzney weren geſundt worden / dagegen die Krancken nicht wiſſen / wo⸗ 


her jhre Kranckheit komme / wie ſie kranck ſeyn / noch was endtlich darauß 
folgen kan / ja dieſelben voll Schmertzens inn den boͤſen Suͤnden / vnnd voll 
Furchtes vor dem Kuͤnfftigen / nicht als Krancken vbel auff ſeyn / ſich deß 
vngeſunden ſchaͤdtlichen jmmerdar geluͤſten laſſen / offt gar nicht ſich von 
dem Boͤſen enthalten koͤnnen. Wer will nun ſagen / der rechten Verſtandt 
habe / daß die Krancken kein Schuldt an jhrem Todt / vnd boͤſen Fortgang 
der Curation darauf haben / oderfprechen I daß die rechten Aertzt dieſelbe 
Schuldt allein haben vnnd tragen ſollen? Viel mehrgeſchichts / daß Aertzte 
rechten Rath geben / aber Krancke nicht folgen / vnnd jhnen ſelbſt den Todt 
vervrſachen / da zu viel euſſerliche und jnnerliche Schwachheit dem Artzt die 
Leytung verderben. Darvmb wolle niemandt vnvorſichtig / vnnd mit groſſen 
Suͤnden die vnſchüldigen rechte Aertzte damit beluͤgen / wenn bißweilen die 
Curation jhr gluͤcklichs Endt nicht erreicht / fondern jederman wolle viel an⸗ 
ders Dinge / die am meiſten daran ſchuldig ſind / billicher erkennen / vnnd die 


WE Ding 


Aertzte entſchuldiget nemmen. 


— 


170 —— noͤthigen ern, 
MODE XKLX. Kapitel, ; 


Widerlegung der fünften Eynrede. 


Die Artzneykunſt fehlet offt vnd bald ihren Krancken / einer 
vnnd die andern ſterben / was ſoll die Artzneykunſt denn 


helffen? 
Ei iſt keine Kunſt / ſie fen: gering oder groß/ erfimden/ die alle⸗ 


zeit jhr Ende sen har ihre Werck darthaͤte: als / man ſehe an die 

„sägerresäft alle Tag Jagetag aber nicht Fangtag jmmer. Es miß⸗ 
raͤth eim Toͤpffer bißweilen ſein Gefaͤß / dem Tiſcher dem Mahler / den 
Bildtſchnitzer fein Bildt / ja eg iſt nichts vollkoͤmbliches in der gantzen Welt / 
Warvomb wolte man von der Artzneykunſt auch mehr fordern / als von an⸗ 
dern Kuͤnſten? Ding ſoll man in dieſer Eynrede viel mehr bedencken / 
Eins / daß alle Kuͤnſte ſelten fehlen / vnd meiſten Theils zutreffen / Dargegen 
vnkuͤnſtlich Arbeit offt fehlet / vnd ſelten zutrifft. 


Zum andern / dieweil auch die gewiſſeſte Kunſt / vnd der beſte kuͤnſtli & 
fie Arge nicht allezeit fein vorgefagteg Ziel / als nemblich / daß der Krancke ges 
ſundt werde vnnd geneſe / erreichen mag / daß man deſſelben Vrſach wol be⸗ 
rrachte / woher es komme / daß die Artzneykunſt bißweilen ſo wol als andere 
Kuͤnſte / das jhre nicht außrichtet und daß man dem mag deſto mehr begeg⸗ 
nen. Deſſen Vrſachen find viel / Erſtlich find offt die Inſtrument / damit der 
Kuͤnſtler das Werck erheben ſoll oder muß / nicht verhanden / als denn der 
Artzt vnnd die Artzneykunſt billich zu entſchuldigen iſt: Denn entweder die 

Apotecken nicht gnug beſtalt / vnd die Artzney nicht haben: oder auch ein 
friſcher Safft eines gemeinen Krauts / der die Kranckheit heylen 
ſolte / im Winter nicht zu haben. Wer ſihet hie nicht / daß 
dieſer letzte Mangel ein groſſe Beſchwernuß 
iſt / daran ſich viel aͤr⸗ 
gern. 


Das 


Kar 
SDas dritte Buch / | 
Von mancherley Ereni- 
pel der Natuͤrlichen vnd Artzneykunſt / 
imn Sendtbrieffen der alten Gelehrten / vnd etli⸗ 
chen Rathſchlaͤgen zu vnſern Zeiten / vornemmen 


Herren vnd Ständenmitge 
theilet: 


Geſchrieben 
Von 


lacobo Hortftio, der FreyenkK uͤnſt 
vnd Artzney Dokore,. 





⸗ 


5 , 92 —— | + | 
Sen Edlen/ Geſtrengen / Ehrnbeſten 
Junckern / Jacob von Bartensleben / aͤlteſten deß Ge⸗ 
ſchlechts dieſer Zeit / Guͤnthern vnnd Girtzeln von Bartensleben / 
Gebruͤderen / alle ſampt Erbſaͤſſen auff Wolffsburg / 
Bean Se gan gutem 
Freunden. IB 


ERES DlvSefirenge Junckern / Esfind bil Drs 
* ſachen / die mich inn meinem muͤhſeligen Beruff / der 
eg niemandt beffer als E. G. ſelbſt bewuſt / zu befchreiben 

nügliche Bücher bewegen. Denn ob ich wol mit mei⸗ 
ner Profeſſion der Mediein inn der Julius Vniverſitaͤt zu Helm⸗ 
6 wol auch mit meiner Practica bey Fuͤrſten / Herren / Edel 
vnd Vnedeltaͤglich ſo viel zu thun / daß ich deß billich ſolt entſchuͤl⸗ 
digt ſeyn: Jedoch find erſtlich viel /die darvmb anhalten / darnach 
fo ſpuͤre ich den groſſen Mangel in der natürlichen Kunſt Phyfi- 
ca, vnnd in der Artzneykunſt Medicina, vnnd kan auß mitleyden 
nicht vnterlaſſen / auch meines Theils den Kuͤnſten / darzu ich be⸗ 
ruffen von Gott bin / darinn Huͤlff zu thun / vnd andern mehr vnd 
beſſers herfuͤr zu bringen Vrſach geben. Darvmb biß anher vnnd 
noch weil ich lebe / vnnd durch Gott geſundt erhalten werde / noͤthi⸗ 
ge vnnd nuͤtzliche Buͤcher / nicht allein im Satein/fondern auch im 
— an Tag zugeben fortfahre / fo viel Gott Gnad vnd Zeit 
verleyhet. — 

Es ſollen aber nuͤtzliche Buͤcher nicht allein gute Lehr ſondern 
auch gute Exempel derſelben Lehren eynfuͤhren oder mitbringen / 
Sonſt die Buͤcher / in welchen Kuͤnſten ſie auch ſeyn muͤgen / dun⸗ 
ckel bleiben / vnd wenig Nutz ſchaffen. Denn die Lehre inn guten 
Kuͤnſten alle Ding nur in gemein ſagt vnnd lehret: aber die Exem⸗ 
pel jetzt in dieſem / jetzt inn jenem die Lehre deutlicher machen / zum 
Gebrauch fuͤhren / vnd vns alles beſſer Nutz machen lehren. Als 
wenn man ſagt: Erkuͤndigung gehet für allem thun / das iſt eine 
gemeine gute Lehr: aber ſie wirdt nicht ſo recht verſtanden / wenn 

——— man 





Vorrede. 175 


man nicht diß jmmerdar betrachterin Eyempeln. Darvmb nem⸗ 
me man deß ein Exempel / in dem fürteefflichfienArgtvon Anfang 
der Welt her / Hippocrate , da er inn der Stadt Abderis den 
Demoeritum curiret / was thut er Erftlichdaer beruffen wirde 
vonweite zu jhm / behertziget er wol den ſchrifftlichen Bericht / ſo 
der gantze Rath dieſer Stadt von der Kranckheit deß Democriti 
jhm gethan / dencket jhm alſo nach / daß er auch auß dem Schrei⸗ 
ben vermuhtet / vnd gantz vnd gar recht abmercket die Kranckheit / 
che er zu jhm koͤmpt / doch trawet er feinem Nachdencken nicht 
ſelbſt / ſondern zeucht zu jhm / zu dem er gefordert / da er herrlich 
empfangen von der gantzen Stadt / vnnd zur Mahlzeit die Stadt 
jhn führen will / fuͤrbitt er das / vnnd begeret zuvor den Krancken zu 
ſehen / hoͤret was die Vmbſtehenden ſagen / ehe er hineyn koͤmpt / fis 
het dem Krancken von ferrne zu / gehet darnach neher zu jhm / er⸗ 
kuͤndiget ſich noch beſſer / vnnd ſpricht zu letzt allererſt / was er von 
feiner Kranckheit halte / wie diß inn den Sendtbrieffen deß Hip- 
pocratiszn finden. Man ſehe nun andere Exempel anderer 
Aertzte an / die es thun / die ſeyndt gute Aertzte. Wie viel werden 
jhr aber gefunden die es nicht thun / die da als baldt Artzney 
anbieten oder auch eyngeben / wenn ſie noch nichts gehoͤrt noch ge⸗ 
ſehen / viel weniger wiſſen von der Kranckheit deß Krancken ? Fuͤr⸗ 
wahr alle die ſind nicht fuͤr rechte noch gute Aertzte zu halten. 


Derwegen dieweil im vorgehenden Buch etliche nothwen⸗ 
dige Lehren / gemeinem teutſchen Vatterlandt zum beſten / in teut⸗ 
ſcher Spraach / was die Natuͤrliche vnnd Artzneykunſt belanget / 
von mir geſchrieben vnnd vorbracht worden find / hab ich auch für 
noͤthig erachtet / daß ein ſonderlich Exempel Buch darauff folgete. 
Nun ſind die Exempel Hiſtorien der Dinge / die inn der Natur o⸗ 
der Artzneykunſt geſchehen / welche zu finden / entweder in Sendt⸗ 
brieffen / oder in Rathſchlaͤgen / oder in Hiſtorien / wie es vor zeiten 
vnd noch heut inn der Welt mit natuͤrlichen vnd Artzney Sachen 
zugehet. Was die Sendtbrieff anlanget / iſt eine ſonderliche Are 

Fa | De dee 


174 Vorrede. * 

der Alten geweſt / kurtz vnd gut / welche viel herrliches Dinges inn 
ſich gehalten: Alſo find die Sendtbrieffe deß Hippocratis vor⸗ 
handen inn Griechiſcher Spraach/ welche viel verſtaͤndige Leute / 
nicht allein Öelehrte/gerne leſen fondern auch Vngelehrte gerne 
außfegen gehöre. Ich habe ein Zeit dem wolgebornen Herrn / 
Seren Carol Ruber / Feldtoberſten deß Kriegsvolcks inn Vngern 
zu Dukay / da er etlich Wochen zu Crembs in Oſterreich inn mei⸗ 
ner Curation gelegen / etliche derer Brieff teutſch interpretirt vor⸗ 


geleſen / die er ſo gerne gehoͤrt / daß er ſagt / er habe ſein Lebetag 


nichts gehoͤrt / daß jhm beſſer gefallen haͤtt / vnnd wolte wuͤnſchen / 


daß ſie alle verteutſcht weren. Auch da er daſſelb mal geſundt 


worden / hat er vber lang hernach mir wider geſchrieben / vnd gebe 
ten / die ins Teutſch zu bringen / welchs ich jetzt gethan. So ſindt 
auch ſonſt Rathſchlaͤge und Schrifjten/ oder auch Vermahnung 
von mir an andere geſtaͤlt/ die ich etlichs Theils zum Exempel vie⸗ 
fer Dinge hiezu in ein Buch druͤcken laſſe. ER 
Dieweitaber Carol Änberfeliger Gedaͤchtnuß nicht mehr bey 
Leben iſt/ vnnd E. Eee: alle als die legten ewers Öefchlechts Diefe 
Zeit / denen ich vnd vielandere Vermehrung deß Geſchlechts goͤn⸗ 
nen / vnd ewere fromme arme Vnterthanen / ſonder Zweiffel von 
Gott erbitten werden / beſonder Liebhaber der Weißheit vnd aller 
Tugendten/ auch der Gelehrten ſeyndt / habe ich diß dritte Buch 
niemandt als E. Geſtr. zuſchreiben wollen noch ſollen / bitte E. 
Geftr.wollen dieſe kleine Verehrung vnd Dedication von mir im 
beſten auffnemmen. | Lie 


Sch erfennemich auch deſto mehr ſchuldig / E. Geſtr. inndie 


fen Büchern / die da wol vnſterblich bleiben / fürandern vorzuzie⸗ 


hen / daß ich nicht allein ruͤhmen hoͤre / ſondern nun drey Jahr ſelbſt 
erfahre / ewere Gottesfurcht / beſondere Gaaben deß Verſtandes / 
vnd erbare Tugendten. So hoͤren wir auch / daß die vorzeiten die⸗ 
fe Landt / da jetzt das Biſchoffthumb Magdeburg vnnd el 
u t 2 adt / 


| Sie Vorrede. 175 
ſtadt / auch Marck vnnd Braunſchweig ſeyndt / bewohnet haben / 
ſind Sachſſen vnd Longobarder durch einander geweſt / darvnter 
zween fuͤrnemme Hertzogen entſtanden / einer Bardo genannt / der 
ander Alvo.Bnd von demBardo iſt noch viler Meynung / daß das 
Geſchlecht derer von Bartensleben / vom Alvo das Geſchlecht de⸗ 
rer von Alvensleben herkommen ſey / wie dennoch gewiſſer iſt / daß 
dieſer fuͤrnẽen vom Adel beyder Geſchlechten Vorfahren Graf⸗ 
fen geweſen vnd mit Graͤffen Heyrath ſich befreundet / auch Gott 
noch zu dancken / daß in dieſen benachtbarten Landen ewer beyder 
Geſchlecht groß vnd anſehlich fuͤr viel andern ſeyndt. Gott woͤl⸗ 
le E. G.alle ſampt der Chriſtlichen Kirchen / die ewer vnaußſprech⸗ 
liche Allmoſen jaͤhrlicherfahren / zum beſten lange erhalten / vnnd 
ewer Geſchlecht viel machen. Datum .Helmſtaͤdt den erſten Tag 
Maij / Anno ry5 8 2. 


8* Ewer Geſtr. 
Dienſtwilliger 


ER HorftiusD. 


Das 


76 Das dritte Buch/von Erempel > | 


Daso dritte Buch. 


Sendtbrieffe der alten gelehrten Na⸗ 


turkuͤndiger vnnd Aertzten / auß Griechiſcher 
Spraach in Teutſch gebracht. | 


Democritus, der gelehrteſt Mann vnd Naturfüne 


diger bey den Abderitern in Griechenlandt / ſchreibet 


dem Hippocrati. 
—— He Menſchen / lieber Hippocrates, muͤſſen wiſſen die Artz⸗ 
—— neykunſt. Dann es iſt eine erbare und nuͤtzliche Sache inn der Men 


foflen/ond fehen Sehen. Aber am allermeiften follen die wiſſen die Artzneykunſt / 
hu die da gelehre und berede feyn. Denn die Wiffenfchafft der Weißheit iſt eine 
Schweſter vnnd Geſell der Arsneyfunft. Die Weißheit errerter das Ge⸗ 
Verwande Müch von boͤſen Begierden. Die Artzney errettet den Leib von Kranckhei ⸗ 
auf dern, ten / darnach ſo nimpt der Verſtandt viel mehr zu / wenn der Menſch geſundt 
a it. Vnd was kan erbares ſeyn / denn daß / die es verſtehen / die Geſundtheit in 
acht haben? Denn wo der Leib kranck iſt / da iſdas Gemuͤth auch traͤge / vnd 

Veſchreibug zu allen Gedancken / nach Ehr vnd Tugendt verdroſſen. Alſo Kranckheit / wo 
—— 5° fiewerhanden iſt / die Seel hart beſchweret un den Verſtandt durch Verwant ⸗ 
imgangen NUBaugleich Franck machet. Aber die Beſchreibung der menſchlichen Natur 
ind, wird alfo betrachtet: Das Gehirn iſt zwar ein Befchliger deß öberften Theile 
deß Leibes / deß Verſtandes / vnd ob es wohner innerlich inden Haͤutlein def 
Haͤupts / die Leyſe genaũt / ſo haͤlt es doch Wache dem gantzen deibe / Aber daß 

es ficher ſey durch das Gehirn / als feinen Herrn / der das Gemuͤth deß Mens, 


ſchen bewachet vñ ſchuͤtzet / ſind nothwegen ſtarcke Gebeine die Hirnſchalen / 


daß das Gehirn nit Schaden nem̃e. Die Zier der Haar iſt eine Zier der vmb⸗ 
gebenen Haut. Hinwider die Augen ſind vnter der Stirn / als an einẽ ſichern 
Orrt / vñ die krafft deß Geſichtes in Augen iſt jnnerlich verborgen / in den wun⸗ 
derbarlichen vnterſchiedlichen Augenhaͤutlein / vnd Feuchtigkeit / darvon das 
Sehen koͤmpt. Der Augapffel wird rein bewahret von den Augbraͤmen / als 
feinen Huͤtern. Die weiche Zuſamenfuͤaung der Lefftzen im Munde vmb vnd 
vmb / die da regieret das Reden / vnd vnterſchiedliche artienlirte Wort / bringet 


ie Spraache hafin, Das Kinn der Menſchen / vnten ſpitzig wie ein Leyer / 


iſt mit 


EEE ci Alan 








in Sendtbrieffen der alten weifen Leute. 177 
iſt mie de Zähnen wie die Leyer mit wirbeln befeftiger. Die Ohren / die die rede 
hören und eynnemmen / hat der ewige allerweiſeſte Schöpffer offenftehen ge⸗ 
macht / daß fie/wenn man redet / nicht dem leichtfertigen Frevel bald glauben. 
Die Zunge eine Mutter des Redens / ein Bott des Gemuͤts / ein Inſtru⸗ 
ment des Geſchmacks / mit einem aun vozähnen verwahret. Der Schlung 
vnd die Lufftroͤhr ſind beyde hart beyſammen / vnter welchen dieſe in die Lung 
vnd das Hertz den Athem / jene in den Bauch die Speiſe fuͤhret / vnd hervn⸗ 
ter drucket. Das Königliche Hertz / geſtalt gleich wie ein Tannzapff / vnd das 
den Zorn haͤlt / zeuhet an die Bruſt zu einem Harniſch / aber die hole Winde / 
weil ſie heraus kommen / vnd antreffen / machen ſie ein Schall / der da Vrſach 
der Stimm iſt. Die Leber die da Blut machet / vnd die Speiſe ſo Gott ver⸗ 
wandelt zur Nahrung / vnd voller Adern gefunden wird / iſt Vrſach der Be⸗ 
gierde. Die gruͤne Gall neben der Leber / wenn ſie zu ſehr auffkochet / verderbet 
fie den Leib des Menſchen / vnd iſt ein ſchaͤdlicher vnnuͤtzlicher Gaſt des Leibes. 
Hinwider wenn ſie ſtill iſt / thut ſie ken Schaden. Bald darvnter iſt der vn⸗ 
terſte Bauch / der alles vom Leibe auff ſich nimbt / die Dawung vollbringt. 
Dann die Eyngeweyde rund gemacht / vnd in einander artig geflochten / daß 
ſie dem Leibe nicht ſchaden / ſind Werckzeuge des Eynnemens in Eſſen und 
Trincken / vnd des Ausfuͤhrens. Zwey Nieren in den Lenden feſt geſatzt / vnd 
mie Fett durchwachſen / bringen mir ſich den Harm. Aber das Neßtzlein den 
sangen Bauch begreiffet alles / ausgenommen allein den Miltz. Deßgleichen 

die aͤderige Blaſe / fo da liegt in der Huͤffte mit jyren Waſſergaͤngen / iſt die 
ander Vrſach des Harms. Inwendig im verborgenen vñ dieſen am nechſten 
ligt die Mutter / eine Gebaͤhrerin der Kinder / ein hefftig wuͤtend Glied / ein 
Drfachviel Gutes vnd Jammers im Weibe. Der Maſtdarm / als ein 
Pfoͤrtner / gehet heraus zwiſchen den vnterſten Gebeinen der Huͤfft / vnd thut 
mit den Sehnadern ſich zu vnd auff. Vnd wenn der Bauch vber ſeine Na⸗ 
tur zuvoll wirdt / ſo entlediget er durch Gottes Fuͤrſehung das vbrige. Weiter 
die zwey Haͤuſerlein / die herauſer fuͤr den Leib hangen / vnd das Menſchliche 
Geſchlecht erbawen / geſchaffen zur Geburt / ſind mit viel Haͤutlein vmbge⸗ 
ben vnd verwahret. Die Scham iſt ein zuſammen geflochtenes Gliedt / von 
Blutadern vnd Sehnadern / das da Harmen macht / zur ehlichen Beywoh⸗ 
nung dienet / vnd die Luſt der Manbaren bedecket. Die Arm vnd Beine / vnd 
was dieſen von den vnterſten Oertern angehänger iſt / haben in ſich die Krafft 
alles Thuns / vnd vollbringen den Dienſt der Sehnadern ſicher. Inwendig 
am tieffſten im Leibe hat die Natur noch mancherley erſchaffene Arc der jn⸗ 
nerlichen Gemaͤcht / welche der Todt / wenn er koͤmpt / bald von jhrer Arbeit 


vnd Dienſi ledig machet. Hiermit Gott befohlen. 
3 Hippo- 


178 Das dritte Buch/von Exempeln 


‚Hippocrates ver fürtrefflichfte Artzt von An⸗ 
fang der Welt her /wuͤnſchet Gluͤck dem 


Democrito. 


Sewösne MEdrer theil der gemeinen Leute / lieber Democrite, loben 
der Hersite. ( wenig auch die befte Werck vnd Thaten der Artneykunſt / fondern 
wenn was guts mit Artzney gefchicht bey Krancken / fchreiben fie dig 
gemeiniglich zu den Goͤttern. Aber / wenn die Natur der Kranckheit fo heff⸗ 
tig widerſtrebet / daß der Menſch / der curiret von Aertzten wird / ſtirbet / damals 
ſchelten ſie die Aertzte / geben esjhnen Schuldt / vnd da har Gott nichts ge⸗ 
Stemand than. Vnnd ich zwar / weil ich lebe / laſſe mich beduͤncken / daß ich mehr boͤſe 
tömbrzu Machreden/ als Ehre meiner Kunſt erlanget habe. Denn ich bin zum Ende 
en: der Artzneykunſt nicht kommen / wiewol ich jege Alt bin: Vnd mein Vorfah⸗ 
ner. rer Æſculapius, der die Artzney erfunden hat / iſt auch nicht vollkommen in 
der Artzneykunſt geweſen / Sondern er ſelbſt in etlichen Dingen mit fich felbft 
om⸗ EIER 2 : 5 e £ 
manbsir, -bneinig geweſen / rote feine verlaffene geſchriebene Bücher außweiſen. Dar 
rs vmb iſts Fein Wunder I daß jhr in ewrem Brieff an mich die Artzney von 
kom Chriſtwurtz vbel außmachet ¶ Ich zwar bin erfordert worden / daß ich folse 
euch / als einen Vnſinnigen / damit curiren / vnd hatte noch nice Kundſchafft 
wer jhr weret / vnd wie es mit euch ſtuͤnde. Aber da ich bin zu euch kommen / 
ah lieber Gott / hab ich euch erkannt / daß jhr nicht Mangel an Verſtand 
noch Sinnen haͤttet / ſondern dag jhr aller Ehre und Lobes wirdig weret / dar⸗ 
vmb hab ich ewer Natur ſehr gepreiſet / euch einen verſtaͤndigen gelehrten 
Mann / vnd der da am beſten von der Natur vnd der Welt lehren koͤndte / ge⸗ 
halten. Die andern aber / die mich zu euch gefordert haben / die habe ich toll vnd 
vnſinnig geſcholten: denn fie haͤtten Artzney zum Gehirne bedorfft. Derhab 
ben dieweil vns das Glück alſo zuſammen gebracht / thut jhr wol / daß jhr 
mir offt ſchreibet / vnnd ewre Buͤcher ſchicket: Ich habe jetzt auch euch das 
Buͤchlein von rechtem Gebrauch der Chriſtwurtzel mitgeſchickt. Hiemit 
Gott befohlen. 


Hippocrates Couswünfchet Gluͤck dem Koͤni⸗ 
ge Demetrio. 


Erna xEmnach ich fleiſſig / vnnd kurtz wie in einer ſumma die Lehr 
—— >) von des Menfchen Natur betrachtet / habe ich diß ewt en begeren nach 
Zeit funs cuch abgeſchrieben zugeſchickt. Nun aber hab ich euch wider beſchrie⸗ 
un den dit Ding / der ſich kluge verſtaͤndige Leute am fleiſſigſten annem̃en ſollen / 
kin. sing Theils / wie ichs von den Alten meinen Borfahren befommen } eins 

Theils 





Ä 


in Sendtbrieffen der alten weiſen Leute. | 179. 


Theils / wie ichs felbft erfahren. Welches fojhr bald / wenn die anſangende 
Krankheiten Zeichen von fich geben / in acht habet und offt thut / fo koͤnnet 

ihr die gantze Zeit des Lebens ohne Kranekheiten leben. Zweyerley Kranck⸗ Zngerſhen 
heit ſind in alen Thieren / eine nach ſeiner Art / die ander die man ſich ſelbſt heit. 
macher welcher beyder Art vnter ſich ſehr vngleich find. Die man jhm ſelbſt 
machet / kan ein jeder erkennen aus der Art des Widerſpiels / in der Nahrung 

des Leibes: ſintemal was ſich entlediget oder purgieret / anzeiget / was iſt vbrig 

vnd voll geweſen: Vnnd was vollmachet / giebet eine Anzeigung des was Wieeine 
mangelt. Aber ale Kranckheiten kommen von dem / was der Natur zuwider ee 
ift: Kranckheiten werden von Kranckheiren. In der ſchweren Kranckheit / mayeund 
ſonſt Fraß genannt / wenn ein Fieber hernach kompt / ſo benimpt es dieſe vertreibet. 
Kranckheit: Das Blur zur Naſen / oder zun Ohren / benimpt das Haupt⸗ 

wehe / ſchwere Kranckheiten / vnd Zittern in Melancholiſchen Kranckheiten 

vertreibt die Melancholey. In ſumma, das Haupt iſt eine Wurtzel der 
Kranckheiten in Menſchen / on die groͤſte Kranckheiten fomen vom Haͤupt. 

Denn dieweil das Haͤupt vber dem Munde wie ein Schroͤpffkopff auffge⸗ 

ſetzet iſt / ſo muß es aller derer / was wir eſſen oder trincken / Feuchtigkeit vnnd 

Duͤnſte an ſich ziehen. Es muͤſſet jhr aber wol auffmercken / vnd ordentlich 

leben: denn wenn jhr euch auff allen Seiten alſo dazu geſchicket | ſo werden ie Zuberei⸗ 
die zufallenden Kranckheiten nicht die Vberhand nemmen. Die Zubereitung rung der Leis 
geſchicht durch fleiffige Sorge und gute Ordnung / alſo daß jhr Maͤſſigkeit in & — 
Ehelichen Sachen ober) mieht in mancherley Speife vnd Tranck euch geluͤ⸗ Kranapsie, 
ſtet / nicht zuviel ſchlaffet / noch den Leib vnbeweget laſſet: ſondern daß jhr die 

Zeichen im Leibe / fo ſich mit dem wenigſten etwas reget / baldin acht habet / 

vnd kein Gelegenheit des Leibes zuwarten / vnd Kranckheit Merhuͤten / fuͤr⸗ 

vber laſſet. Wenn jhr werdet die Kranckheiten ſo da anfallen / alſo meyden / 
vnd die Artzney / die ich vorſchreibe / brauchen / werdet jhr lange leben / vnd ohn 

alle Kranckheiten ewer gantzes Leben zubringen. Hiemit Gott befohlen. 


Artaxerxes, Der gröfte Koͤnig aller Koͤnige / wuͤn⸗ 
ſchet Freude dem Artz Pæto. 


a} Kranskheit/genaniedie Peſtilentz / hat bey vnſerm Kriege» — 
heer eyngeriſſen / vnd da wir gleich viel gethan / fo hoͤret fie Doch Nicht ger des Ko— 
a auff. Darvmb bitten wir euch gar ſehr / vnd vmb aller Geſchenck wil⸗ nige Ar=- 
len / ſo jhr von vns bekommen habt / daß jhr wollet hieher eylend zu vns ſchi⸗*. 

efen I entweder daß jhr ſelbſt darwider erfunden / oder aus der Kunſt ge⸗ 
lernet / oder ſonſt eines gewaltigen Artztes Rath. Wir bitten / bringet ee 
Seuche hinweg. Das Kriegsvolck / das da ſonſt keck Ei hochmuͤtig 

ij hat 


180 Dasdritte Bueh/von Erempeln 
hat groſſe Angſt. Wir werden befrieger mit ſtilliegen / dieweil wir einen Feind 
haben rein Thier das alle Schaaff aufffriffer. Sie hat viel verwundet / nie⸗ 
mand kan ſie heylen / die Krancken haben groſſen Schmertzen. Wir wiſſen 
fein Rath / ſo iſt auch niemands mehr von weiſenLeuten / bey denen wir Rath 


ſucheten. Errette vns von dieſem allen / vnnd verlaß vns nicht mit deinem 
guten Rath. Hiemit Gott befohlen. 


Der Pætus wuͤnſchet dem groſſen Koͤnige — 
Könige aller Koͤnige / Gluͤck vnd Freude. 


Je natürliche Huͤlffe kan dem grauſamen Wuͤten der Pe- 
> fitfeng nicht wehren, Denn Kranckheit I fo sen Natur fommenidie 

fandie Natur ſelbſt heylen. Dieda aber mit ſolchem groffen Würen 
vnter viel Menſchen fommen / die Hifffe die Kunſt alleine / dieda kuͤnſtlich 
der Menfchen Leibe Verwandlung erfenner / und onterfcheider. Esiftein 
Arge Hippocrates ‚der fandiefe Seuche curieren. Iſt ein geborner Grieche 
aus der Stadt Co,hat feinen Vatter gehabt Heraclidem,der da ein Sohn 
warHippocratis,cin Kindsfind Gnofidici, ein Nachkommen des Nebri, 
Softrati, Theodori,Cleomitade, Chryfamidis. Dieferift ein vortrefflicher 
hochbegabter Mann von Gore / und har die Artzneykunſt / wie aerina vnnd 
£lein fie vorhin war) fehr groß vnnd fünftlich gemacht. Diefer fürtrefflicher 
Hippocrates ift in feinem Gefchlecht unter ven Vorfahren / die alle Aertzte ge⸗ 
weſen [der neundte vom Könige Chryfamide, der achtzehende vom Alcula- 
pio. Man wigauch / daß Zfculapius vom GortJove geboren fey. So hat 
er feine Mutter Praxicheam gehabt /welche sine Tochter des fürneimen Drang 
Phenaretis war / vñ des Geſchlechts desHerculis,daß alfo fein Ankunfft von 
Vatter vnd Mutter groß iſt / vnd von GOtt ſonderlich hoch begabet / weil er 
vom Vatter Æſculapij Geſchlecht / von der Mutter ein Hercules, vom Greß⸗ 
vatter ein Hippocrates. Was ſeine Kunſt / die hat er gelernet eins theils vom 
Vatter Heraclida,eing Theils vom Großvatter Hippocrate, aber dieſe has 
ben jhm allein die Anfänge der Artzneykunſt I ſo viel fie gewuſt I gelernet / die 
rechte gantze Kunſt der Artzney hat er ſich garfelbft gelerner : So begaber 
iſt er von Gott / vnd fo viel mit feiner Natur vnd Tieffſinnigkeit iſt er andern 
vorgangen / ſo viel ſeine Kunſt die Vorſahren weit vbertrifft. Er vertreibet 
nicht die gifftige Thier / ſondern groſſe gifftige vnd vnheylſame Kranckheit / vñ 
breitet aus in ferne Dreszu Sand vnd Waſſer die Artzney I wie der Triprole- 
mus die Saamen des Gerreides vberall faͤet. Daher har er billich in vielen 
Oertern Goͤttliche Ehr erlanget / vnd eben fo groffe Geſchenck von den Athe⸗ 
nienſern / als Æſcculapius vnd Hercules bekommen. Dieſen Hippocratẽwol⸗ 


let jhr 


if. 





in Sendtbrieffen der altenweifen Leute. gr 


fee jhr holen laſſen und ihm Gold vnd Silber / ſo vieler willigeben. Denn er 
hat nicht eine Weiſe dieſe Kranckheit der Peſtilentz zu curiren. Dieferift ein 
Vatter der Geſundheit: Dieſer iſt ein Helffer: Dieſer fan Schmertzen lin⸗ 
dern: In (umma,dieferift ein Meiſter der fuͤrtrefflichen Goͤttlichen Kunſt der 
Artzney. Hiemit Gott befolen. en 


Der Artaxerxes der groffe/der Koͤnig aller Koͤni⸗ 
ge/dem Hyftanidi, Haͤuptman in Grie⸗ 
| chenlandt. | 


Ir haben gehöre den Ruhm der Kunſt in dem Hippocrä- g,gugung 
G te, Artzt zu Co, der da aus dem Geſchlecht Æſculapij iſt. Derhals Aupoeraris 

ben gebet jhm Goldt ſo viel er haben will / vnnd alles andere / was er vom Koͤnig. 
darff / reichlich / vnd ſchicket jyn zu ons. Denn er ſoll gleich den Oberſten Her⸗ 
ten der Perſer gehalten werden. Vnd ſo fonft etwan ein fuͤrtrefflicher guter Gorsner fürs 
Mann iſt in Europa,fo machet jhn vnſerm Königlichen Hauß zum Freuns seutebeyden 
de / vnnd laſſets an Geld vnd Gut nicht mangeln. Denn es iſt nicht leicht Mr» 
en folche Leute die gufen Rath haben und geben koͤnnen. Hiemit Sort 
befohlen. 


. Hyftanısder Hauptman in Griechenland Freu⸗ 
ded:m Hippocrati,außdem Öefchlecht des 
ÆEſculapij geborn. 


Er groſſe König Artaxerxes bedarff euch / vnd hat zu vns Kertchen 
3) Haͤuptleuten geſandt Befehlich / euch zu geben / Geld / Gold / vnd alles find aieis 
was jhr beduͤrffet / vnnd was jhr haben wollet / vnnd daß wir euch zu in 
ihm verſchicken follen. Denn jhr ſollet dem mächrigften Herren der Perfer Herrn, 
ins Sande gleich gehalten werden. Derhalben wollet jhr baldfommen. Hie⸗ 
‚mit Sort befohlen. : 


Hippocrates der Argtwünfchet Freude dem | 
. Hyftanidi Hauptmann, 


RR Ein Antwort auffden Brieff / den jr mir geſchickt vnnd ges rüppoerares 
fchrieben / daß er vom König fomme / wollet dem König wider ſchi⸗ —— 
cken / vnnd jhm eylendt ſchreiben / daß ich genug habe an Nahrung! Vatterlanos 

Kleyder / Hauß vnnd allem Reichthumb noͤti g zum Leben. So will mir eg Mor dienen, 

auch nicht gebuͤhren / daß ich ſoll gebrauchen der Perſer Guͤter oder Reich⸗ 

3 Mi thumb 


32 Das dritte Buch / von Erempeln 

thumb / viel weniger daß ich die Tyranniſche Leute / die da der Griechen 
meines Darterlands Feinde feyn I an Kranckheiten heylen ſoll. Hiemit 
GO TThefohlen. 


m König aller Koͤnige / meinem Herrn dem groſ⸗ 
fen Artaxerxi wünfchet Freude Hyfta- 
nis Hauptmann, 


En Brieff / den ihn mir geſchickt / mit Befehlich / daß ich ſol⸗ 
8 dem Hippocrati Coo, võ Geſchlecht des lculapij zuſchicken / habe 

ich vberantworten laſſen. Aber ich hab dieſe Antwort / die er geſchrieben 
geſchickt / vnd euch zu Hauß vnd Hoff zuzuſchicken begereribefommen. Der 
halben hab ich denſelben Botten Gymnaften Dieutychen ſelbſt euch ſchi⸗ 
cken wollen. Hiemit Gott befohlen. 


Der König aller Koͤnige der Artaxerxes leſt de⸗ 
nen von Co diß ſagen. 


aan Eher meinen Abgefandten ewren Hippocratem, den Artzt / 
* Koͤnigs der fo boͤſer Sitten iſt / und fich ſo vbel gegen mich und die Perſer ver⸗ 
taxerxis 


—— haͤlt. Wo nicht ſollet jhr erfahren / wie jhr derwegen geſtrafft von mir 
Hippoera. werden ſollet. Denn ewere Stadt willich verwuͤſten / vnnd ewre Inſel zerſtoͤ⸗ 
vom. ren / vnd ing Meer werffen / daß fünfftig niemand willen foll/ ob in diefem 
Ort geweſt ſey ein Inſel / oder Stadt Cos genannt. 


Antwort derer aus Co. 
uber & In Erbarer Rath der Stadt hat dahin gefchloffen / was wir 


Hippocratis den Öefandten des Artaxerxis antworten follen. Dievon Co wollen 

vom Rath nichts thun / das wider Meropem, noch Herculem, noch Afcula- 

c. pium were. Derhalben niemand onrer den Bürgern zu Co williget den 
Hippocratem euch zugeben / vnnd wenn fie ſchon alle des Argeften Todreg 
fterbenfolten. Denn dadie Könige Darius vnnd Xerxes Brieff hicher ge⸗ 
ſchrieben / vnd begerten wir ſolten vns jhnen ergeben / hat das Volck das auch 
nicht gethan / vnnd betrachtet / daß ſie ſo wol als andere / Menſchen weren. 
Vnd nu geben wir auch dieſe Antwort: Gehet weg von vns: Denn den Hip- 
pocratem geben wir nicht in ewre Hände. Vnd jhr Botten fagt dem König 
wider; daß Gott ons such nicht verlaſſen wirdt. 


Hippo- 


« 
GE \, VER 


in Sendtbrieffen der alten weiſen Leute, 183 
Hippocrates wuůnſchet alle Geſundheit dem Koͤ⸗ 


nige Demetrio. 
a Er König der Perſer hat mich zu ſich erfordert / vnd hat nicht Demise 
gewuſt / daß mir mehr an der Weißheit / denn an Gold vnd Geld gele⸗ Meipgeie 


Pu RR? als Heid ans 
gen. Hiemit Gott befohlen. : geiegenfiyn, 


Ein Erbar Rath vnd die gantze Gemeine der Abderi⸗ 
ter wuͤnſchen dem Hippocrati Freude. | 


Vmehr iſt in groſſer Gefahr onfer gemeine Stadt / lieber gerum to 
Hippocrates, wegen vnſers beſten Mannes der jetzt vnnd kuͤnfftig #5 pocratis 
ein Ruhm vnd Zier vnſer Stadt hat ſeyn ſollen. Der Mann iſt por de urınn ee 
groſſer Weißheit / die in jhm iſt / kranck / daß nicht wenig su fuͤrchten iſt ifo nn 
De wocritus vntergehet / es wuͤrde fuͤrwar vnſer gantze Stadt der Abderiter 
vntergehen. Denn er vergiſſet aller vnnd fein ſelbſt / wachet Tag vnd Nacht gurgesee 
vnnd es komme jhm fuͤr / was es woͤlle / es ſey groß oder klein / ſo verlachet Rartsvon 
erg / vnnd haͤlt dafuͤr / das gantze Leben des Menſchen ſey nichts. Einer — 
nimpt ein Weib / der ander giebet einen Kauffmann / der dritte ein Redner / der 
vierdte ein Regenten / der fuͤnffte ein Abgeſandten / der ſechſte wird erwehlet / 
der ſiebende wirdt abgeſatzt / der achte iſt Kranck vnd wundt / der neundte ſtir⸗ 
bet / der Democritus lachet diß alles / Gott gebe er ſehe einen trawrigen oder 
froͤlichen / vnnd der Mann bekuͤmmert ſich auch / vnnd ſchreibet davon / was 
in der Helle geſchehe. Sage dieduffe ſey voller Goͤtter Die Stimme der Voͤ⸗ 
gel mercket er fleiſſig im Hoͤren. Vnd ſo offt er des Nachts auffſtehet / ſo 
gehet er alleine / als wenn er heimlich ſuͤnge. Bißweilen ſpricht er / er wan⸗ 
dere in der weiten Welt / vnd er weren viel vnzeliche Democriti ſeines glei⸗ 
‚hen. Alſo martert er den Leib / ſampt den Sinnen vnd Gemuͤt in feinem Lei⸗ 
be biß zu dem Todt. Diß lieber Hippocrates fuͤrchten wir vns / deßwegen ſind 
wir betruͤbt. Darvmb bitten wir / daß jhr wollet eylendr zu ung kommen / 
vnſerm Vatterlandt rathen / vnnd ons erhalten / vnnd den Democritum | 
geſundt machen. Wollet onfer Bitt nicht abfihlagen. Denn wir finde fein teren 
die geringfte nicht / vnnd vns foller glauben geben 1 von jhm 7 wenn jhr jhn einen Mann 
geſund macher) ſollet Ruhm Ehr vnd Geld erlangen] wiewol die Weißheit Kata. 
bey dir viel mehr gilt als Neichthumb ; Jedoch wollen wir darinn euch auch vn. En 
mit ſechtzig tauſent Ducaten begaben. Denn wenn auch die gantze Stadt 
Gold were / wolten wir diß darvmb geben I vnnd wag gröffers mehr moͤch⸗ —— 
te erdacht werden / das wolten wirds Mannes halbenmangeln, ——————— 
alten / 


HM, 


Selten gehal 
ben find, 


Dasdritte Buch/von Erempeln 


184 
“ Halten / Hippocrates ‚daß vnſer Regierung kranck ſey / vnſer Geſetz vnd 
Recht Noch ieyden. Darvmb wollet jhr / O fuͤrtrefflicher Mann / zu vns 
kommen / vnnd den Mann geſund machen. Als dann jhrniche vnſer Artzt 
allein/fondern ein Erbawer des Landes ſeyn werdet / als der dem Rath vnſer 
Stadt / gantz kranck wegen des Democriti, geheylet / vnd dem Rath / der in 
Gefahr jetzt ſtehet / daß er gar vntergehe / wider auffgeholffen habt. Ihr 
werdet ſeyn als der Buͤrgermeiſter ſelbſt / als der Richter / als der Fuͤrſt / als 
der Heiffer / ja als der aller Oberſte / jhrer aller Meifter. Darvmb hoffen wir 
auff euch / lieber Hppocrates, vnd vnſer Hoffnung wird nicht fehlen : wenn 
jr nu kommen werdet / auch nicht allein wir / die Stadt / die nicht die gering⸗ 
fe iftıfondern gang Griechenland bitten euch / daß jhr das Werck der Weiß⸗ 
heit erhaltet / bedencket euch / daß alle Kuͤnſte dieſe Werbung mit vns bey 
euch haben / vnd den Schaden mit dem Democritogerne wolten verhuͤtet 
wiſſen. Denn die Weißheit iſt verwand allen Dingen / wie man ſihet / vnnd 
wie jhr ohne das wol wiſſet. Ihr werdet euch wol verdienen vmb die Nach⸗ 
kommen / ſo jhr den Democritum vmb der Warheit I ſo er fuͤrnemblichen 
für alten Dingen ſuchet / nicht laſſet. Dazu ſo ſeyd jhr einander verwandt. 
Denn jhr ſeyd von Geſchlechte und Kunſt ein Aſculapius, So iſt der De- 
mocritus von Herculis Bruder Kindskindt. Davon auch koͤmpt der Ab- 
derus, von welchem jhr ohn zweiffel gehoͤrt habt / vnnd vnſere Stadt ein 
Namen hat. Derhalben werdet jhr auch jhnen ein Gefallen daran thun. 
Darvmb / dieweil jhr ſehet / lieber Hppocrates, daß beyde der Rath vnd der 
fuͤrtreffliche Mann Democritus gar jrre werden / bitten wir euch / eylet zu 
vns. Ah wie gros Beſchwerde ſindt die Kranckheiten. Denn ſoviel der 


Democritus zu der hoͤchſten Weißheit herrlich geſtiegen / fo ſehr iſt er jetzt in 


Gefahr / daß er nicht gar jrre vnnd vnſinnig werde. Das ander gemeine 
Volck / ſo nicht gelehrt iſt / hat zwar ein ſchlechten Verſtandt / aber jetzund / 
da der weiſeſte Mann Kranek iſt / find fie kluͤger / und koͤnnen viel von feiner 
Kranckheit reden / die vorhin nichts gewuſt haben. Des Herculis Tochter 
Epione ſtehet euch bey. Des Æſculapij Soͤhne / die da in dem Kriege vor 
Troja mitgedienet / beleiten euch her. Kommet und bringet die Pocenien 
Artzney wider die Kranckheit. Jetzund iſt das Land voll Wurtzeln / Kraͤuter 
vnd geſunden Blumen / auch anderer Artzney wider die Wanſinnigkeit. Es 
haben weder die Erde noch die Berge ſo fruchtbar vnnd fo viel / die Artzney / 
welche zu des Democriti Geſundheit dienen / niemals gebracht / als jetzund. 
Hiemit Gott befohlen. | 


Dur 


— in 


2 2 2 Su Ze  0 u Su adcZu /, 


in Sendtbrieffen der alten weifen Leute. ty 


Der Hippocrates wuͤnſchet dem Rath vnd dem ge⸗ 


meinen Volck der Stadt Abderis Freuden. 
„> Wer Bürger Amelaſſagras iſt in die Stadt Co kommen / Eramper der 


eylenden 

Fer yaman gleich ein Feſt gehalten. Dieweil er aber mit allen worten vnd Dosturfte 

N geftalt Anzeigung von fich gabı daß er was eylendts außzurichten haͤt rennen 
te / vnd vermeynet / es fordert es die Noth / wie es denn wahr war / habe ich ew⸗ 
ren Brieff bald geleſen / vnd mich verwundert / daß jhr vmb eines Mannes 
willen fo fehr betruͤbt weret / gleich als wer ein Mann ewre gantze Stadt. Vnd Wee diebe⸗ 
gewiß ſelig find die Voͤlcker / die da wiſſen I daß jhre Feſtung vnnd Verwah /⸗ fe Mauren 
tung find nicht Mauren / noch Thuͤrn / noch Wahl / noch Paſteyen / fondern Be Bee: 
weiſe Leute / vnd weifer Leute Rath. Aber dieweil ich dafür halte / daß die Kuͤnſt Feſtungen 
Gottes Gaaben / vnd die Menſchen nur Werck der Natur ſeyn / als glaube maende 
ich(doch wollet mirs zu gut halten) daß nicht jr Abderiten / ſendern die Natur nie Künfte 
ſelbſt mich beruffe vnd erfordere / zu erhalten je vornemmes Werck / das da in fin Ken 
Gefahr ſtehet / daß es nicht durch Kranckheit möchte zu nicht werden. Dar ynddie Men 
vimb ich mehr der Natur vnnd Gott / denn euch zugefallen lebe / vnnd eyle die [hen 
fen krancken Democritum geſundt zu machen? So ferin es nur ein Kranck⸗ Zar. 
heit iſt / vnnd nicht ein falſcher Wahn bey euch jrret: Vnter welchen diß ich 
euch lieber wuͤnſchen wolie / vnnd weret jhr ſo viel deſto mehr zu loben / daß jhr 
auch vmb eines Argwohns wegen / für dieſes Mannes Kranckheit euch fo 
ſehr bekuͤmmert. Aber das Goldt / daß jhr mir / wann ich komme / anbietet / og gs auf 
kan weder He Natur noch Gott mir eynbringen / Viel weniger jhr Männer Seiner 
von Abderis werdet mich darzu zwingen. Ihr wollet die Werck der freyen Print 
Kuͤnſte auch frey bleiben laſſen. Die da Geldt nemmen / die machen / daß die 
Weiß heit dien ſtpflichtig und verbunden ſeyn muß / vnnd die vor frey geweſt / 
nemmen ſie gefangen. Darnach iſt glaͤublich / daß dieſe auch viel vergeblichs 
von den Kuͤnſten liegen / alſo daß ſie die kleine Kranckheit groͤſſer / die groͤſere 
klein machen. Wenn ſie zu ſagen / kommen ſie nicht / vnd wenn ſie nicht geruf⸗ 
fen werden / ſo thun ſie ſich ſelbſt eyndringen. Es iſt fuͤrwahr ein arm Ding 
vmb deß Menſchen Leben / wenn ſie eynnimpt der vntraͤgliche Geitz / und wie 
der winteriſche Windt vberall eyndringet. Wolt Gott daß alle Aertzte zuſam⸗ 
men kommen moͤchten / vnd die Kranckheit deß Geitzes / die viel groͤſſer iſt als 
die Wahnſinnigkeit / heyleten. Aber es ſey der Geitz ein Kranckheit / wie fie 
will / vnnd beſchweret ven Men ſchen wie hoch ſie kan / ſo wird fie hoch gelobt. 
Darvmb halte ich darfuͤr / daß alle Kranckheiten deß Gemuͤths ſeyn rechte 
Wahn ſinnigkeit dieda der Vernunfft vnd dem rechten Verſtandt ein fal⸗ 
ſchen Wahn und Meynung eynbilde. Von welcher! foginer durch die Tu⸗ 
gendt gereiniget wird / kompt er eek. Kir ich auch hätte BL 

| | a rei 


+ 


186 Das dritte Buch/von Erempelt | 
reich werden wollen] O je Abderiter / ſowolte ich nitwegen der fechgigtaufende 
Ducaten zu euch ziehen / ſondern su dem großmaͤchtigſten König der Der 
 Waremb feridamirgange reiche Städte zu Geſchenck angebotten / gekommen ſeyn / 
ee vnd haͤtte daſelbſt jhre Peftileng curieret. Aberich hab es abgefchlagen / vnd 
tet; habe die Kranckheiten der Feinde deß Griechenlandes niche heylen wollen 
Denn (mas were esgewefen 2.) ich haͤtte mich vmb die Tyrannen vnnd da 
grobe Volck wol verdienet. Aber ich hätte diefes Reichthumb deß Koͤniges 
zur ewigen Schande gehabt / vnd were damit meinem Vatterlandt verhaſt 
Warvmb gewefen. Daryu haͤtte ich hören muͤſſen / daß ich zu Verſtoͤrung der Staͤdte 
— in Griechenlandt / noch dem Feinde haͤtte helffen muͤſſen. Es iſt nicht erbar 
essen, Reichthumb an allen Oerten gemein zu ſuchen woman fan. Denn die Tu⸗ 
gendt lehrt vns anders / welche mit der Gerechtigkeit nicht kan die laͤnge ver⸗ 
borgen bleiben / ſondern muß offenbar werden. Es iſt eine gleiche Suͤnde / 
die u ſtaͤrcken oder erhalten/ond einen Freunde vmb Geldt geſundt zu 
machen. Aber lieben Abderiter / mit mir hat es dieſe Meynung nicht. Ich ſu⸗ 
che meinen Gewinn nicht in Kranckheiten / vnd ich habe nicht gerne gehoͤrt / 
daß der Democritus ſey von Sinnen kommen. Vnnd ob er mag ſeyn ge⸗ 
ſundt / ſo ſoll er doch mein Freunde ſeyn. So er faſt kranck iſt / vnd wirdt von. 
mir geheylet / ſoll er noch viel nehr mein Freundt werden. Denn ich hoͤr / daß 
er ein Mann ſey / von erbarem Leben / vnd ernſten Sitten / auch einer zu Zier 


der Stadt. Hiemit Gott befohlen. 


Der Hippocrates winfchet Stüfdem “ 


Philopoemini. EL, 
— Je Geſandten / die mir von ewer Stadt Brieffe gebracht / 
Pe N > haben auch ewer Schreiben an mich geantwortet / vnd ich habe. mich 
ticht an ST erfreweridaß jhr euch / mich zubeherbirgen vnd zubewirthen / ſo freund⸗ 
— lich erbietet. Sch will kommen mit Gottes Huͤlffe / vnd mir groſſer Hoffnung! 


wie ich meyne / bey euch erſcheinen. Sintemal es ſich anſehen laͤſſet / als habe 
der Mann nicht eine Bufinnigkeit des Gemuts / da er weder nach Kindern 
noch nach Weibe / noch nach Freunden / noch nach Haußhaltung / noch nach 
Enameeie jrgent einem Dinge fraget: Sondern Tag vnd Nacht bey fich ſelbſt iſt und 
eines Men» alleine lebet / amallerrmeiften jetzt in Loͤchern / jetzt in wuͤſten Waͤlden / jetzt in 
Mr Schatten der Baͤume / jetz bey gruͤnen Kraͤutern / jett bey vielen Waſſerfluͤſ⸗ 


nn = fen. Diefes zwar gefchicht gemeiniglich bey denen! fo viel Melancholey ha 


1. ben. Denn die find bisweilen verſchwiegen / einſam / verſtecken fich alleinem 


m die Wuͤſte / vnnd ſfliehen die Gemeine / darvmb daß fie dieſe nicht jhr wuͤrdtg 
gchten. So iſt es auch nicht viel anders in dznen / ſo fleiſſig allerley — 
J n 


ne = ie al Zoo 


in Sendtbrieffen der alten weifen Leute. 187 
vnd Weißheit ſtudieren. Denn fie find allein gegen die einige Weiß heit aſſo 
enebrantidaß fie alle andere Sorgen ablegen / vnd gefchicht etwas / gleich als Aug Wein. 
wenn Knechte und Maͤgde im Hauß groß geſchrey oder vie Weſens hätten) —* und Zur 
vnd onrer einander ſich nicht vertragen koͤndten / die Fraw vnverſehens dazu 
koͤmpt / daß die andern alſo erſchrecken / ſtillſchweigen. Denn alſo die ander 

boͤſe Begierden des Gemuͤths im Menſchen / viel Arbeit vnnd Vneinigkeit 

mit ſich ſelbſt haben / biß daß die rechte Weißheit ſich ſehen laͤſſet / alle Bigier⸗ 

de als Knechte ſich baldt gar ſtillen. Aber nicht allein die Wahnſinnigen 

ſuchen doͤcher / nd Abſonderung von Leuten: Sondern auch die / welche die 
menſchliche Eytelkeit verachten / vnd zu Ruhe zu ſeyn begeren. Das Gemuͤth 
zwar / wenn es mit euſſerlichen Sorgen angefochten / den Leib erquicken recht 

will / ſuchet dem eibe Ruhe. Wie ſolte nicht viel mehr das Gemuͤt / wenn es jm 

ſelber aus chun will / gern allein ſeyn ?ja damals richtet ſichs wacker auff / vnd 

beſihet ſich luſtig in allem weiten Vmbfang aller Warheit / da hindern jhn 

nicht Vatter vñ Mutter / Weib / Kinder Bruͤder / Freunde / Geſinde / Gluͤck / 
Vngluͤck / noch etwas anders / das dieLeute verwirren fan Alles Vnrichtiges 

muß auſſen ſtehen für Furcht / vnd darff nicht wol zu einem ſolchen Gemuͤth 
nahen / als die ſich ehrerbietig vor dieſer fuͤrtrefflichen Hochheit ſchaͤmen müp 

fen. In dieſem wohnen Kuͤnſte / gute Tugend / allerley Art Götter] Geiſter / viel 
vornembſte Verſamblung / vnd guter Rath / vnd darinnen iſt der Himmel 

mit allen feinen bekand. Dahin vielleicht ewer Democritus por groffer Weiß⸗ 

heit verzucket iſt Vnnd weil er nicht mehr ſiehet euch/die jhrin der Welt vnd 

Stadt wohnet / als einer der weit verreyſet / oder abweſend iſt / duͤncket euch als 

were er vnſinnig / allein darvmb / daß er eynſam gern iſt. Was aber die Abde⸗ 

riter an Geld mir anbieten / da geben ſie an Tag jhr eygen Geitz des Geldes / 

vnd daß fieDemocritum nicht verſtehen. Darvmb mein lieber hilopæmen 

du wolteſt die Herberge vor mich anrichten. Denn dieweil ich euch allzeit vor⸗ 

hin zum Wirth gehabt / will ich der betruͤbten Stadt nicht gerne Muͤhe ma⸗ 

chen. Hiemit Gott befohlen. * urn 


Der Hippocrates wlinſche t Freude dem Cratevzdies 

| fer Zeit Apotecker. | 
J Ch weis wol / lieber Freund / daß jhr der beſten Apotecker ei⸗ Rahm der 
oQ 





ner ſeydt / beyde wegen langer Vbung / vnnd ewer Vorfahren Kunſt. Yroteser, 
Denn jhr auch ewrem aͤltern Vatter Crate yæ wenig zuvor gebet. Der⸗ 
wegen wollet jetzt ſo viel vnnd ſo gut / als jhrs vorhin jemals thun habet fen, 
nen / gute Kraͤuter femlen:denn die Noth iſt vorhanden. Ihr woliet dieſelbe 
auch zuſchicken / zu Nutz vnd Notturfft des ſuͤrtrefflchen Mannes in Appe, 
| I ü ris / des 


188 Das dritte Buch /von Erempen 
ris / deß rechten Democriti. Denn fie ſchreiben mir er ſey kranck / vnnd be, 
duͤrffe ſehr ein Purgation / als der Wahnfinnig worden / vielleicht moͤchten 
fein wir die Artzney nicht brauchen / wie ich mich duͤncken laſſe. Jedoch ſoll man 
—* alles vberall in Vorrath haben. Ewer Kraͤuterſachen habe ich mich warlich 
eng verwundert / wie auch aller Dinge in der Welt Natur vnd Eygenſchafft / vnd 
nice dar. den heiligen Schatz der Erden / darauß kommen Thier / Gewaͤchs Speiſe / 
— Artzney / Gluͤck vnd Reichthumb. Denn es koͤndt ſonſt der Geitz nicht erfuͤllet 
u werden/noch die Abderiter mich mir Erbietung fechsig tauſendt Ducaten zu 
fich locken / indem fie auß einem Artzt ein Tagloͤhner gemacht härten. Aber 
höremein Crateva, wenn jhr Föndrer die bittern Wurtzeln deß Geitzes auß⸗ 
graben / daß nichts davon vberbliebe / ſo glaͤubet daß wir beyde die Seel vnnd 
Leib der Menſchen wolten wol purgieret haben. Aber was hilfft wuͤnſchen? 
Seydt auch bedacht / daß jhr fo viel muͤglich / die Kraͤuter / ſo auff den Bergen 
vnd hohen Huͤgeln wachſen / mit aller Wurtzel außgrabet. Denn ſie ſeyndt 
beſſer vnd kraͤfftiger / als die an waͤſſerigen Oertern wachſen / beyde wegen der 
Erde Haͤrtigkeit / vnd der Suffe Subtiligkeit. Denn was fie an ſich ziehen / iſt 
kaͤlter. Jedoch ſamblet auch von denen / die da vmb das Waſſer / Seel Teiche 
vnd Fluͤſſe ſtehen / die Blumen / darvmb daß dieſelben Kraͤuter ſchwaͤcher 
ſeyn / aber ein ſuͤſſen Safft haben. Vnd alle Saͤffte oder flieſſende Ding hal⸗ 
set in glaͤſern Gefaͤß / aber Blaͤtter Blumen vnd Wurtzeln / in newen Töpf 
fen verglaͤſet / vnd wol eben verkleibet / daß kein Windt hindurch kan / noch die 
Krafft der Artzney / als wie fieinn Ohnmacht gefallen were / verliere. So iſt 
auch noͤthig / daß jhrs vns bald ſchicket. Denn die Zeit deß Jahrs iſt gleich 
recht / vnd die hohe Noth der zugeſchriebenen Vnſinnigkeit erforderts. Wie in 
allen Kuͤnſten Verzug vnbillich iſt: alſo am allermeiſten in Artzney / da Ver⸗ 
zug mit Lebens Gefahr geſchicht. Die Erinnerung deß Gemuͤths hat jre Zeit / 
vnd wer die wol trifft / hat alles außgericht. Ich hoffe der Democritus ſey ohn 
alle Artzney geſundt. So nicht die Natur / oder die Zeit / oder eine andere natuͤr⸗ 
liche Vrſach vbel ſich verhaͤlt / wie denn viel vns ſterblichen Menſchen verbor 
gen bleibet / als die wir nicht gar in der Warheit erſtarcket / ſo muͤſſen wir auff 
eine Vorſorge deſſen / das vngewiß oder verborgen iſt / mit aller Gewalt inn 
Vorrath ſchicken. Denn der da inn Gefahr iſt / will nicht zu frieden ſeyn / mit 
ec dem / was wir fönnen / fondern begerer offt die Ding / die ung vnmuͤglich. 
Dingrichten Vnd wir Aertzte muͤſſen allzeit auf zweyerley vnſer Gedancken vnd Arbeit 
‚fon haben / ein mal auff den Menſchen / das andermal auff die Kunſt. Vnter 
af bwelchen das eine vngewiß vnd verborgen / das ander / als nemblich die Kunſt⸗ 
Run. durch die Weißheit offenbaret: Vnd vber diß alles inn beyden iſt noch von 
Noͤthen das gute Gluͤck. Denn die Abrechnung derer / die da mit purgieren 


2. 
vmnbgehen / iſt vngewiß. Denn wir muͤſſen deß Magens Widerwillen fuͤrch⸗ 
Menſchen. sen 





in Sendebrieffen der alten werfen Leute. 189 


ven / vnd der purgierende Artzney Maß / nach einer vnbekandten Natur / wie n 2 
einen Gutduͤnckel nur abrechnen. Denn es iſt nicht eine Natur wie die ander, Nachdem 
vnnd eine jmmerdar anders wircket als die ander / darvmb daß die Artzney Wacvmb 
purgierenden / ſich zur Wirckung gar anders vergleichet / vnd mehr oder wer Hae einn 
niger ins Werck kommet. Ja bißweilen wol gantz vnnd gar / daß fie nichts nöchen if, 
wircket / auß bleibet / ſo kompt diß auch darzu / daß viel Vnziefer jhren Gifft 

auff die Kräuter ſetzen / oder mit jhrem Anhauchen heimlich jhrer zarten Na⸗ 

tur ein Schaden vorHuͤlff zufuͤget / vnd diß bleibet verborgen / es ſey deñ / daß 

etwann ein Zeichen / ein Mackel oder harter Geruch etwas darvon anzeiget. 

Zu letzt fo kan die Kunſt / von wegen Zufall des Gluͤcks / bißweilen Fehl ſchla⸗ 

gen. Uber die Purgation durch Chriſtwurtz ſeyndt allweg gruͤndtlicher. 
Darvmb dieſe haͤtte der Melampus im curiren deß Drasti Tochter / deß⸗ 

gleichen der Anticeus inn dem Hercule zu curiren gebraucht / wie geſagt 

wirdt. Aber ich wuͤnſche / daß der feines wir beduͤrffen in Democrito, vnd er 

= eg die beſte vnd Eräfftigfte Artzney iſt habe. Hiemit Goft 
befohlen. 


Hi ppocrates wünfchet dem Damageto | 
i Freude. 


eher Damagete, wie ich gedacht / ſo iſts geweſen. Der De- Cinfamteie 
mocritus iſt nicht Vnſinnig / ſondern vber alles weiß vnd hochverſtaͤn⸗ ee 
dig. Er hat mich Weiſe gemacht / vnd durch mich alleseurezu Abderis. auß Kranck⸗ 
Ich habe euch / O guter Freundt / das Schiff 7 welchs ein recht Alculapi Veran 
Schiff iſt / wider geſchickt. Sieber zudem Zeichen der Sonnen / laſſet auch heitvnd Tu⸗ 
das Wappen der Aertzte oder Geſundtheit darauff mahlen. Denn gewiß bendt. 
wir haben gluͤckſelig damit geſchifft / vnnd ſind den Tag / den ich zugeſchrie⸗ 
ben / in die Stadt Abderam kommen. Derwegen habe ich ſie gleich alle vor 
dem Thor verſamlet gefunden / ſonder Zweiffel haben fie mein gewartet / vnd 
ſind Maͤnner vnd Weiber geweſt / Alte vnd Kinder / alle warhafftig trawrig. 
Vnnd das geſchach allein wegen deß / daß ſie Democritum fuͤr wahnſinnig 
hielten / da er doch als denn in der Weißheit vnd philoſophiren gar rein vnd 
richtig war. Da ſie mich erſehen haben / hat mich gedaucht / wie ſie zu ſich 
ſelber wider kommen / vnnd ein Hertz gefafler. Vnnd Philepemen’begert Be, 
mich indie Herberge zuführen / auch dag gemeine Volck ſahe es fuͤr gut an. erftfotten in 
Aber ich ſprach: O jhr Männervon Abderis, es iſt mir mehr angelegen/ —— 
den Democritum zu beſuchen. Da ſie das gehoͤrt / haben ſie es gelobet / ſich — 
gefrewet / vnd den nechſten Weg durch den Marck mich gefuͤhret / vnnd ſind 
ein Theil Volcks vor / sin Theil Volcks nach / ein Theil von beyden Seiten 
Ya ij gangen 


EB Ü- 
ur - 


10 Das dritte Buch / von Erempeln 


— gangen / vnnd haben geſchriehen I heyle / Hülff Artzney. Ich aber hab ſie ver⸗ 


Serseenng, mahnet / fie ſolien getroſt ſeyn / es würde nichts boͤſes ſeyn / vnnd ſo es were / 


ftenfoltendie wuͤrde es doch wenig ſeyn / vnnd dem leicht zurathen ſtuͤnde / ſonderlich in der 


en Meyenzeit / vnnd gieng jmmer alſo fort. Denn des Democriti Hauß war 


een, nicht weit / auch die ganze Stade nicht alfo kamen wir zu jpm. Denn 
das Hauß war nahe bey der Mawer / dahin fie mich gar ftille fuͤhreten / vnnd 


hinderdem Thurn war ein hoher Huͤgel / ſchattig bewachfen von ſchwartzen 
Popeln / davon man des Democriti Hauß ſehen koͤndte. Vnnd gleich ſaß 
der Democritus vnter einer Weyden vnnd nidrigen Geſtraͤuch / mit einem 
groben Kleide / das jhm vonder Schulder hervnter hieng / aaralleine / ohne 
Schuch / auff einem ſteinern Stul / ſehr bleich vnd mager / hatte ein langen 
Bart. Neben jhm zur rechten Handt floß ein klein Baͤchlein eben vom Ber⸗ 


ge / vnnd rauſchet ein wenig: Denn eben am Berge / wie ich mich duͤncken 
ließ / war ein Brunn den Nymphis geheiliget / vnd mit wilden Weinreben 
vmbwachſen. Aber er hatte auff den Knien ein ſchoͤn Buch / vnnd viel mehr 


Buͤcher lagen neben jhm zu beyden Seiten. Es waren da auch viel Thier in 


Der mitten entzwey geſchnitten. Vnd er hub bißweilen an embfig zu ſchreiben / 


bald hoͤret er wider auff / vnd war lange ſtill / vnnd betrachtet bey ſich ſelbſt et⸗ 
was / nicht lange darnach ſtund er auff / ſpatzieret hin her / beſahe die Eynge⸗ 


weyde der Thiere / leget ſie wider nider / gieng davon / ſaß wider ſtille. 


Aber die Abderiter / die gantz trawrig vmb mich hervmb ſtunden / vnnd ſich 
kaum vom weynen enthielten! ſagten / Sehet jhr Hippocrates das Leben 


Democriti, ie vnſinnig iſt er wie gar nicht weiß er / was er thut / noch 


will? Vnd einer der noch deutlicher feine Wahn ſinnigkeit anzeigen wolte / 

weynet ſehr als ein Weib / der der Sohn geſtorben were. Darnach heulet 

er mit groſſem Geſchrey / lieff vmbher wie ein Wandersmann / der etwas 

verloren haͤtte. Aber da diß erhoͤrete der Democritus, eins Theils lachet 

Wie man eins Theils ſchalt er jhn auß mit Spotten / vnnd ſchriebe nicht mehr / a⸗ 
pdenKran ber den Kopff ſchuͤttelt er offt. Da ſaget ich zu dem Volck / bleibet jhr hie / ich, 
IR aber willnäher zu jhm gehen! dag ich ſeine Wort hoͤre / vnnd fein Leib ſche / 
fang Kin vnd den rechten Grund ſeines Gebrechens erkenne. Vnd da ich diß geredet / 
nm ſo gehe ich allgemach hinnvnter zu jhm. Der Ort war ſehr ſteiger unter 
warts / vnnd ſteinig / daß ich mich kaum erhalten kondte. Da ich nun hin⸗ 
vnter näher zu ihm komme / finde ich jhn / daß er gleich. etwas wichtiges 

0. Miteinemgroffen Eyfer / vnd wie in ganzem Geiſt ſchreibet. Derhalben ſtun⸗ 
ren 4 de ich eine gute Weil ſtill / vnd wartet biß er auffhoͤret. Baldt hernach da er 
An aenre⸗ auff gehoͤret / vnnd die Feder nider leget / ſihet er mich / vnnd ſpricht: Mill 
in kommen Gaſt. Gore gebe euch D.Demoerire, du allerweiſeſter Mann / 
auch viel Guts. Aber er als baldt (heim daß er ſich ſchaͤmet / daß er mich 


mit 


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in Sendtbrieffender alten weifen Seuee, 1m 
mit Damen nicht genenner) fpriche wider / wie werde ich euch nennen ? 
Denn weilich ewern Namen nicht weiß / müffeich euch nur Saft nennen. 
Da antwortet ich: Hippocrates Medicus tft mein Name. Exwider fpricht: 
Ewer Adel deß Geſchlechts Æſculapij, vnnd ewer groſſer weitberuffener 
Ruhm iſt auch bey mir erſchollen. Aber mein Freundt I was für Sachen 
haben euch hieher gebracht ? Vnd lieber ſitzet für allen Dingen nider. Sehet 
® ie cs cin grüner weicher Sie iſt / von grünen Blaͤttern luſtig / vnd viel gelin⸗ 
der / als die schäflige thewre Stuͤle. Da ich mich nun gefägt hatte / ſpricht 
er wider. Habt jhr fuͤr ewer Perſon / oder in das Landes Sachen allhie et⸗ 
was zu thun ?fagts kuͤhnlich / denn ich will) fo viel ich kan euch helffen. 
Vund ich gab antwort: Fuͤrwahr die rechte Vrſach iſt / daß ich ewert halben 
herkomme / vnd ein weiſen Mann beſuche. Deſſen Vrſach iſt das Batter⸗ 
landt / der Geſandten ich gebe. Vnd er wider: Darvmb ſeydt mein Gaſt. 
Aber ich / wie wol ich nun wol wuſte / daß er nicht wahn ſinnig / wolte den Mai 
noch beſſer erforſchen / vnnd ſprach: Ihr kennet ewren Buͤrger Philepe- 
men, Ja ſagt er / ſehr wol / jhyr meynet den Sohn Damonis, der da wohnet 
beydem Brunn Hermaide. Eben den / ſprach ich / deß ich beſonderer Gaſt 
bin von meinen Eltern her. Aber lieber Democrite, jhr wollet mich bewir⸗ 
then mit Antwort / vnnd ſaget mir erſtlich / was iſt das davon jhr ſchreibet? 
Darauff er wider: Von der Wahnſinnigkeit. Vnd ich fahre herauf / O du Beſprach 
König Jupiter; jhr ſchreibet fuͤrwahr recht wider die Stadt. Vnd er als bald ahnfnr 
fragen: Wider welche Stadt? Ich aber antworte / nichts Imein Democrite, nigteis 
ich weiß nicht / wie mir das Wort entfahren iſt / aber was fchreiberjhr von der 
Wahn ſinnigkeit? Was anders /ſagt er / als was die Wahn ſinnigkeit ſey / 
wie ſie in den Menſchen ſich gebaͤre / wie ſie wider geſtillet. Denn die Thier / 
die du ſicheſt / die Hab ich zuſchnitten nicht deßwegen / daß ich GOTtes Ge⸗ 
ſchoͤpff haſſe / ſeondern daß ich die Natur vnnd Vrſprung der Gallen ſuche. 
Denn jhr wiſſet wol / daß dieſe ſey ein Vrſach des Wuͤhtens vnnd der Vn⸗ 
ſinnigkeit im Menſchen / aber in einem mehr in einem weniger. Die Kranck⸗ 
heit die Vn ſinnigkeit / iſt nichts denn der Exceß der Gallen / die wol einmal 
gut / ein mal boͤſe feyn fan. Vnd ich falle jhm in die Rede / Ffuͤrwahr Demo- 
crite, jhr redet davon recht vnnd beſcheidentlich: Derhalben muß ich euch 
ſelig achren / daß jhr ſolch ruhſelig Sehen habt / vnnd uns iſt das nicht gege⸗ 
ben. Da fraget er wider: Warvmb lieber Hippocrates, iſt euch diß 
nicht gegeben ? Darvmb ſprach ich! die Haußnahrung / die Kinder / dee 
Wucher / die Kranckheiten / der toͤdtliche Abgang / das Geſinde / die Hoch⸗ 
zeiten / vnd dergleichen vns darvon verhindern. Als dann der Mann De- 
moct;tus wider auff feine gewoͤhnliche Welſe koͤmpt / ſehr laut lachet / vnnd 
kakert / vnd endtlich wider auffhoͤrte. Vnd ich ſprach: Was lachet jhr De- 
mocrite? 


Geſpraͤch 
von den La⸗ 
chen deß 


Democriti. 


12 20° DasdritteBu/von&rempen 
mocrite? Habeich wol oder vbel geredt ? Aber er lachet noch ſehrer Vnnd 
da die Abderlter vom Berge das ſahen / fiengen ein Theil ſich an Kopff / ein‘ 
Theil andie Stirn sufchlagen. Etliche raufften die Haar auß dem Kopff. 
Den wie fie mir gefagt haben / hat er damals vielfehrer gelacht / als er jemals 
vorhin gepfleget. Vnd ich fpreche wider: O Democrite, der fuͤrnembſte vn⸗ 
ser den Weiſen / ich möchte gerne die Vrſach ewers Lachens wiſſen / warvmb 
ich des Lachens werth bin / oder aber meine Rede. Denn ſo ichs weiß vnd er⸗ 
kenne / will ich davon abſtehen / vnd nicht mehr Vrſach zulachen geben: Wo 
nicht / fo werdet jhr von mir darinn billich geſtrafft / und ſtehet des Lachen ab. 
Vnd er antwortet: Bey dem Hercules, ſo ſollet jhr ein ſolche Curation / als 
niemals vollbracht / haben. Vnd ich wider: Allerliebſter mein] wie ſoltet jhr 
nicht gethadelt werden ? iſts nicht naͤrriſch / daß jhr verlachet deß Menſchen 
Todt / fein Kranckheit / boͤſes Gemuͤth / Wahnfinnigkeit/ tolles Weſen/ 
Todtſchlag oder dergleichen / Vnd das Widerſpiel gleich ſo wol / als nemblich 
Hochzʒeit / groſſe Feſt / Beſtellung des Regiments / Ehr vnd alles ander was 


gut iſt? Denn deß man ſich erbarmen ſolte / deß lachet jr gleich ſo wol / als des 


man ſich frewen ſolt / alſo daß kein Vnterſcheidt bey euch Gutes noch Boͤſes 


gefunden werden fan. Dagegen der Demoeritus wider redet: Das iſt wol 


wahr / das jr Hippocrates ſaget / aber jhr wiſſet meines Lachens Vrſach noch, 


nicht / wenn jhrs wiſſen werdet / ſo glaub ich noch wol / daß jhr mein Lachen / als 


ein beſte Artney und Curation ewers Vatterlandes / vnnd ewer ſelbſt auff⸗ 
nemmen werdet / vnd andere auch klug machen koͤnnen / Vnnd werder mich 
dafuͤr vielleicht wider eine Artzney lehrnen / wenn jhr gedenckt / mit was Muͤhe 
alle Menſchen ſich vnterfangen der Sachen / die der Muͤhe nicht werth ſind / 
vnd die da nichts gelten] Doch damit jhr Leben zubringen / vnnd ſolche Ding / 
die deß Lachens werth ſeyn / fuͤrhaben. Da antworte ich / lieber Democrite, 
ſaget mir / ob. niemandt in der Welt ſey der da mercket / daß er kranck ſey / vnd 
nicht hat wohin er ſchicke / daß er Huͤlffe haben moͤge? Vnnd was kan ſeyn 
auſſerhalb der Welt? So nimpt er ſich deſſen baldt an / vnd ſpricht wider⸗ 
vmb: Es ſind warlich viel vnzehliche vnd vnbegreiffliche Ding. Auſſerhalb 
der Welt find vnzehliche viel Welt / vnd lieber Hippocrates jhr muͤſſet mir 
die Natur fo vbel nicht vorgeringern. Ich aber ſorge wider / lieber Democrite, 
von dem ein ander mal / Denn ich fuͤrchte / wenn jhr erzehlet die vnzehliche 
Welt / daß jhr wider in das Lachen kompt / diß iſt von noͤthen / daß jhr die Vr⸗ 
fach ewers Lachens anzeiget. Da ſihet er mic) ſawr an / vnnd ſpricht: Ivo 
Vrſachen meinessachens machet jhr / Boͤſes vnd Gutes. Ich aber weiß nur 
eine Vrſach: Ich lache allein deß einen Menſchen / der da vol Thoͤrigkeit iſt / 
fein recht Thun vollbringet / in allem Rath kindiſch vnnd naͤrriſch ſch haͤlt / 
vnd fuͤrnimmet vnnuͤtze Arbeit / ſo nimmermehr vollendet werden kan / deß⸗ 

wegen 


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in Sendebrieffenderialten werfen Leute, 195° 
wegen leydet / fuͤr groſſer Begier alle Ende der Welt vnd alle gefährliche Ders 
ger durchreiſet / Gold vnd Silber ſuchet / vnd niemals deſſen genug hat / noch 
jmmerdar mehr will haben / damit ſich vnruhig macht / nur daß er nicht der 
geringſte will angeſehen ſeyn / vnd nicht zu ſchanden komme / wen er nicht 
fir gͤckſelig gehalten würde Mehr lache ich des Menſchen / daß er alſo in 
die Tieffe der Erden / in Bergwerck ſich giebet / mit Haͤnden ſuchet / vnd ent⸗ 
weder von der Erden verfaͤlt / oder doch gar langwirig in den Löchern ſich 
martern / vnnd jmmerdar in dieſer Straffe / als wen er daheime were / bleibet / 
ſuchet Silber vnnd Goldt / alle Bißlein vnnd Staͤublein betrachtet / einen 
Sand nach dem andern außfuͤhret / die Adern der Metall erſuchet / groſſe 
Stuͤcken Aertz außhawet / daß er nur reich werden möchte, Die Mutter die 
Erde machet er ſich zu einem Feinde / vnd einmal verwundert er fich derſel⸗ 
ben / bald tritt er die mit Fuͤſſen. Wie laͤcherlich iſt diß auch / daß er die ſchwere 
verborgene tieffe Erden ſo hart ſuchet / vnd die offenbare euſſerſte Erden ver⸗ 
achtet? Andere kauffen Hunde / andere Pferde / andere nemmen eyn mit Gren⸗ 
gen ein groß Theil des andes / machen ſichs engen] wollen viel regieren / vnd 
vermoͤgen ſich ſelbſt nit zu regieren. Sie nemmen Weiber / vnd bald verſtoſſen 
fie fie rider von ſich I haben ſie ieb 1 vnd bald haſſen fie ſie wider / fie gebaͤren 


Kinder begierlich / darnach wann ſie groß werden / achten ſie jhr nicht / was iſt 


das fuͤr ein eyteler vnd vngereimbter Fleiß? Was iſt gleicher der Wahnſin⸗ 
migkeit? Sie uͤhren innerlich Krieg / koͤnnen feine Ruhe haben / machen 
ndere Koͤnige /ſetzen die erſten ab / wuͤrgen die Leute / graben die Erde / vnnd 
ſuchen Silber. Wenn ſie das Silber gefunden haben / wollen ſie die Erde 
kauffen / wenn ſie die Erde gekaufft haben / ſo verkauffen ſie die Fruͤchte / wenn 
ſie die Fruͤchte verkaufft haben / nemmen ſie wider Geld. Wie viel Verwan⸗ 
delung halten ſie? Wenn ſie nicht Reichthumb haben / fo ſtehen ſie nach 
Reichthumb. Wenn ſie es nu haben / ſo verleugnen ſie es / verbergens oder ver⸗ 
ſchwenden es wider. Sch lache / daß ich ſehe / wie eytel boͤſe Ding dieLeute thun. 
Sch mußjegemehrlachen / wenn ich ſehe / daß fie fo vngluͤckſelig alles thun. 
Sie vberſchreiten die Geſetz der Warheit / ſie ſind begierig des Zancks / vnd 
haben fo groſſe feindliche Vneinigkeit mie Brüdern / Eltern / Buͤrgern / vnd 
darzu fuͤr ſolche Guͤter derer niemand I wenn er ſtirbt Herr bleibee / duͤrffen 
fie einander ſelbſt toͤdten. Sie fuͤhren ein vngebuͤrlich Leben / und verachten 
die Armut der Freunde vnd des Vatterlandes. Sie halten geringe veraͤcht⸗ 
liche Sachen hoch / von Reichthumb kaͤuffen fie Bilder, / Darvmb daß fie 
ſcheinen / als koͤndten ſie reden. Die aber / die da recht reden koͤnnen / die halten 
ſie fuͤr nichts / vnnd haſſen ſie noch wol / ſie trachten nach ſchweren Dingen. 
Die da wohnen auff dem Lande / die wolten gern auff das Meer. Hinwider 
die in den Inſeln wohnen / tragen verlangen nach ale Vnd 
RR ren al, 


— 


194 | E Das dritte Buch / von Exempeln 


ten alles nach jhren eygnen Begierden. Vnd im Kriege loben ſie die Mann 


heit / oder Beſtaͤndigkeit. Hinwider alle Tage werden fie vberwunden vor 
Mutwillen vnd Geitze. Sie ſeyn von allen Begierden Franck. Sa aller Sehen 
iftdem Therſitæ gleich / wie ſoltet jhr aber mein lachen ſchelten / lieber üppo⸗ 
erates? Denn einer lachet nicht fein eygen / ſondern des andern Narrheit / als 
wer ſich nuchtern duͤncket I lachet des trunckenen / die andern lachen derer die 
Bulen / da ſie ſelbſt groſſen Mangel haben / die andern derer die da Schiffen / 
die andern derer die da den Acker bawen: denn alle find nicht eins wenerin 


Kuͤnſten noch Wercken. Hierauff fage ich / lieber Demoerite; Diß iſt war - 


lich war / vnd was kan beſſer geredt werden / des Menſchen Elend zuerklaͤren? 
Aber die Sachen ſelbſt erfordern die Notturfft der Haußhaltung / der Schif⸗ 
fart / vnd das ander Leben / das ein Menſch pfleget. Denn die Natur hat den 
Menſchen nicht zu Muͤſſiggang gebohren. Vnd daher breitet ſich der Ehrgeitz 
auß / bey vielen / die da recht vnd fleiſſig alles chun / als in einem gewiſſen vnd 
beſtaͤndigen Werck I aber fie find nicht fo verſtaͤndig / daß fie kuͤnfftig wiſſen 


moͤchten / was geſchehe. Dann lieber Democrite, fo einer ein Weib nimpt / 


ſolte er bald fuͤrchten die Scheidung oder den Todt / Vnd fo er Kinder zeuget / 
den Vntergang? Fuͤrwar weder in Ackerbaw / noch in Schiffen / noch in Re⸗ 
gieren / noch in Rath / noch in jrgendt einem Dinge / faͤnget einer was an / daß 
er nit gute Hoffnung darzu haͤtte. Wie will ſichs aber gebuͤren / daß man dar⸗ 
zu lachet: Da antwortet Democritus: Fuͤrwahr lieber Hippocrates, jhr ſeyd 
ſchweres Verſtandes / vnd vernembt mich nicht recht / in dem / daß jr der Hoff⸗ 
nung vnd der Forchte maſſe nicht betrachtet. Denn ſo ſie diß nur weißlich vñ 
beſcheidentlich mit Maſſen thaͤten / ſo haͤtten fie die Marter nicht / vnd ich das 


lachen auch nicht / Nu aber handeln ſie in dieſen vnbeſtaͤndigen Dingen nicht 


anders / als wenn fie gar gewis weren / vnd find noch toͤricht ſtoltz damit / ja fie 
ſind ſo ſchwaches Verſtandes / vnd koͤnnen jr vnordentlich Vornem̃en vbel 
abgehen. Es were Lehre gnug vor fie: Alle Ding haben jhr Verwechſelung / vñ 
die da ſchnell ſich voraͤndern / vnd das Gluͤck ſich gar vmbkehret. Aber ſie ver⸗ 
geſſen dieſer ſtaͤttigen Vmbwechſelung vnd Voraͤnderung / vnd handeln als 
wann alles ewig oder gewiß beſtaͤn dig were / vnd wollen einmal die Ding / die 
ihnen zu Trawren vnd Leid gereichen / einmal wollen ſie / was jr Schade iſt / vñ 
bringen ſich ſelbſt alſo in viel Elend. So aber einer alles nach feinem Vermoͤ⸗ 
gen thaͤte / ſo haͤt er zwar ein gewiſſer Leben / gienge in ſich ſelbſt / vnd bedaͤch⸗ 


16 wol / was fich jhm gebuͤrete / folgete nicht den vnmaͤſſigen Begierden / ſon⸗ 


dern betrachtet die reiche Natur / die vns alle nehret / vnd gnug iſt. Vnd zwar 
wie in einem beſten ſchoͤnſten Leibe die Gefahr am groͤſten iſt / alſo im beſten 
gluͤckſeligſten Wolſtand der Nahrung alles am gefaͤhrligſten iſt / vnd die vor⸗ 
crefflichſt en Seas durch Vngluͤck kommen in den groͤſten Spon, Aber andere 

die da 


De —— 


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in Sendebrieffen der alten weiſen Leute. 


die da auff des nechſten Exempel nicht mercken / die kommen vmb in ihren ey⸗ 
genen boͤſen Thaten / vnd ſind ſo blind / daß ſie weder das Gegenwertige noch 
das Iufünfftigeerfennen. Da doch in ſo langen Zeiten her Cxempel gnug⸗ 
ſam feyn derer was geſchicht / vnd viel mehr vorhanden iſt / auß welchen fie jhr 
kuͤnfftiges Weſen leicht zuſchlieſſen haͤtten. Diß ſind die Ding / die mir Vr⸗ 
ſoch geben: O jhr toͤrichte Leute die jhr. der Boßheit Straff leydet / des Geitz / 
der vnſaͤttigkeit / der Feindſchafft / der Hin derliſt / des Betrugs des Neids / vñ 
wie diß alles ſchwer zuerzelen iſt / vnd in dieſem betruͤglichen diſt noch ſicher dar 
her wandelt / vnd vbel davon vrtheilet / als thärer jhr recht: Allein der Tugendt 
halter jr Mas oder Maͤſſigkeit / das alles deſto aͤrger iſt. Ihr habt ewren hoͤch⸗ 
ſten Fleis auff falſch reden / wolluſt zugebrauchen / vnnd folget feinem Geſetze. 
Aber etliche aus jhnen ſprechen / es ſey Fein Goͤttliche Vorſehung / welche Leute 
Augen haben vnd ſehen nicht / Ohren haben vnd hoͤren nicht. Allein die recht⸗ 
verſtaͤndige / erleuchtete / die ſehen kuͤnfftige vnd gegenwertige. Die andern in 
allen Dingen haben mißgefallen / vnd kommen doch wider darzu / Sie verre⸗ 
den Schifffart / vñ ſchiffen doch wider. Sie verkauffen den Acker / wollen nicht 
mehr Haußwirt ſeyn / vnd heben doch wider an. Sie ſtoſſen die Weiber von 
— ** nemmen doch wider andere / ſie begraben jhre Kinder / vnd gebaͤren o⸗ 
der ziehen doch andere wider auff / ſie wolten gern alt werden / vnd wenn ſie 
alt worden ſeyn / ſo klagen fierfie haben Einen rechten Sinn nirgend wo. Die 
Fuͤrſten und Koͤnige loben den Stand der Vnterthanen die Vnterthanen 
der Fuͤrſten / der ein Ampt fuͤhret / preiſet ſelig den Handw ercksmann / als der 
da auſſer Gefahr iſt hinwider / de Handwercksman den Amptman / als der 
groſſe gewalt har. Denn den rechten Weg der Tugend / der da richtig / ſchlecht 
vnd vntadelhafftig iſt / den ſehen ſie nicht / viel weniger ſie den geben. Viel 
wollen denn auff den krummen / hockrigen / ſchweren vnd rauchen Weg wan⸗ 
dern / Gott gebe fie gehen / fallen oder ſtoſſen an / der ander Theil wollen was 
ſonderlichs ſeyn / lauffen als wenn ſie jemand jagte / zancken ſich / ſind bald die 
letzten / bald wider die erſten. Vnd etliche ſeyn fo kuͤtlich / daß ſie nur darauff 
gedencken / wie ſie den Eheſtand eines andern vervnreinigen I vnd wagens 
vnverſchaͤmbt hineyn. Andere ſindt / die die vnanfaͤllige Kranckheiten des 
Geitzes verzehret / etliche ſtellen den andern nach Leib vnnd Leben I etliche vor 
groſſem Ehrgeitz laſſen ſich duͤncken / fiehören Graß wachſen / vnnd werden 
baldt gar zu nichte. Etliche bawen Haͤuſer auff / die andern reiſſens eyn: 
Etliche ſindt milde / vnnd baldt nemmen ſie es wider / vnnd verderben alle 
Freundſchafft / die boͤſe gehaͤſſtge Leute an ſtatt guter Freundtſchafft machen 
Krieg I vnnd jhr allergroͤſte Brſache iſt der Geit. Darinn fie fuͤrwar nicht 
anders thun / als die jungen Kinder! die da in jhrem Rath fein Verſtandt 
brauchen / vnd das fuͤr ſchoͤn halten / was jhnen ohn gefaͤhr fuͤrkoͤmpt. Aber 
Sb ü in den 


‘196 Das dritte Buch/von Erempeln 
inden Begierden des Verlangens / was ift für Vnterſcheid zwiſchen Men⸗ 
ſchen vnd Vieh / das noch ein Maß hält? Denn welches Thier hat Gold in die 
Erden vergraben? Welcher Ochſe hat von wegen des vbrigen Haͤwes | das 
er nicht bedörffe / geſtritten? Welches Partherchierift jemals vnerſaͤttiget 
geweſen? Es ſeyns vielleicht die wilde Schwein / moͤcht jemand ſagen / Aber 


En 


hoͤre / allein fo fange/biß fie Wafler trincken. Der Wolff wenner ſich ſatt geſ⸗ 


fen/hörer er auf. Ein Menſch foer Taa vnd Nacht effe / fo hat er an der Gas 
ſtung nir genug. Vnd die Thier find zufrieden / daß fiein einer Jahr zeit in die 
Brunſt schen: Aber der Menſch ift mir der onfinnigen Liebe ohn vnterlaß ge⸗ 
plagt. gieber Hippocrates,ich frage euch / ſoll ich nicht lachen / daß der da wey⸗ 
net im Bulen / darvmb daß er von feiner Bulſchafft außgeſtoſſen ſey? Vnd 
ſo einer ſo frech iſt / daß er ſich auff die hoͤheſten Felſen vnnd in das tieffſte 
Meer mitwaget / ſoll ich nicht noch mehr lachen? So einer ein Schiff belaͤdt 
mit viel Waaren / vnd darnach zornig auffs Meer wird / daß es vntergangen 
iſt / iſtts nicht laͤcherlich: Ich zwar lache meiner nicht / ich wolt aber lieber zor⸗ 
nig auff mich ſeyn / ſo hilffts nicht / weñ man alle Peonien Kraͤuter zurichtet: 
Vnd das habt jhr zuſehen an ewrem Vorfahren Æſculapio, der / als er viel 
Leute geſund machet / iſt er vom Donner geſchlagen worden. Sehet jhr nit / 


daß ich ſelbſt in dem boͤſen Weſen auch vber die Ohren ſtecke / da ihnachfon / 


ſche die Vrſache der Wahnſinnigkeit / vnd ſo viel Thier ſchlachte vnd Anato⸗ 
mire? Ich ſolte es billich aus dem Menſchen erforſchen. Wer ſihet nicht / daß 
die gantze Welt vol boͤſes vnd Haß wider die Menſchen iſt? Dann ſie ma⸗ 
her viel vnzehlichen Jammers den Menſchen: Der gantze Menſch / ſo bald er 
geboren wird / iſt Creutz vnd Schmertzen: Weil er auffgezogen wird / iſt er 
nichts nuͤtz / vnd bedarff viel frembder Huͤlff. Wenn er waͤchſet / ſo iſt er wild / 
naͤrriſch / muß ein Zuchtmeiſter haben. Wenn er wider abnimbt / fo wird er 


elend / vnd darff noch wol ſeine gethane Arbeit wider gedencken vnd ruͤhmen. 


Von der Mutter weiblichen Vnreinigkeit iſt er alſo an die Welt kommen. 
‚Daher etliche vol Zorn vnd Haß / ſtets Krieg vnd Elend haben: Etliche ſich 


martern mit Ehebruch / vnd Jungfrawen ſchaͤnden: Etliche mit Fuͤllerey / 


etliche mit frembden Begierden / etliche mit Verſchwendung jhrer Guͤtter. 
Wenn wir koͤnten wie durch ein Fenſter in aller eut Haͤuſer ſehen / vnnd alles 
offenbar vor vns haben / oder welches noch beſſer were / ohne Fenſter alles was 
ſie machen / kundt haben / wie wuͤrden wir ſehen einen eſſen / den andern ſpeien / 


den dritten martern / den vierdten Artzney zurichten / den fuͤnfften / der vns 


nach Leib vnnd Leben ſtellet / den ſechſten der rechnet / den fiebenden der fröfich 
were / den achten der weynet / den neundten der auff ſein Feind ſchilt / den zehen⸗ 
den der fuͤr Ehrgeitz toll iſt? So wir aber in jhr Gemuͤt was verborgen ſehen / 
da wuͤrden wir mangel vnd Alter ſehen / bitten und abſchlagen / arm vnd reich / 

hunge⸗ 


Er a Tl = 


in Sendtbrieffen der alten weifen Leute. 197 
hungerige und ſchwelgeriſche / karge vnd wilde/reich von groffem Gefinde vnd 
mangelhafft / Todtſchlaͤge / vnd Todtesgraͤber / geizige und verſchwender / kar⸗ 
ge vnd vnſaͤttige / gehaͤſſige / vnd andere Balger / ſtoltze vnd Hoffertige: Ja 
auch die vnter dieſen etliche den Pferden / etliche den Leuten / etliche den Hun⸗ 
den / etliche den Steinen / etliche dem Holtz I etliche den Aertzten I etliche 
den Gemälden zuzuſehen duſt haben; Etliche auch ſich in Bottſchafft / etliche in 
Krieg / etliche zum Prieſterthumb gebrauchen laſſen / die andern tragen Creu⸗ 
tze andere find gewapnet / andere werden Todtgeſchlagen / vnnd ein jeder aus 
denen haben jhr Begierde / entweder zu Meer zu kriegen oder zu Lande / oder zu 
Ackerbaw / oder zu Handelſchafft / oder zu Marck / oder zu reiten / oder zu ſpie⸗ 
len / oder zu fliegen / oder anders was dergleichen / Widervmb etliche zu Wol⸗ 
luſt vnnd Vnmaͤſſigkeit / etliche zu Muͤſſiggang vnnd Faulheit. Demnach 
wir aber ſehen fo vndilliche vnnd vngluͤckſelige Gemuͤter der Menſchen / wie 
ſollen wir nicht ausfporten mit lachen jhres Lebens Vnmaͤſſigkeit? Denn 
ich fuͤrchte mich ſehr / daß auch ewer Artzney euch ſelbſt nicht recht gefall. 

Denn die Vnmaͤſſigkeit iſt Vrſach daß alles jhnen mißgefaͤlt / vnd Wahn⸗ 

ſinnigkeit halten fie fuͤr Weißheit. Fuͤrwahr ich hab ein Argwohn / daß mehrs 

theils alles in ewer Kunſt vernichtet vnnd geſchmaͤhet wirdt / entweder wegen 

des Neidts / oder wegen Vndanckbarkeit. Denn die da Kranck ſeynd / ſo bald 

ſie geneſen / ſo geben ſie die Vrſach den Goͤttern oder dem Gluͤck / viel auch 
ſchreibens jhrer Natur zu / vnd haſſen den der jhn geholffen vnd guts gethan / 

ja es fehlet nicht viel / daß ſie es verdreuſt / venn man meynet ſie ſolten Danck 

ſchuldig ſeyn. So finder man auch wol vngelehrte Aertzte oder vnerfahrne / 

die da das beſte aus dem Leibe zu Schaden purgieren / vnd wollens nicht wort 

haben: Denn ſo naͤrriſch als der Artzt iſt / ſo naͤrriſch iſt der Kranck auch / 

vnd koͤmpt darzu der Neid auff einen andern beſſern Artzt / darvmb ſie jhren 

eygnen Schaden weder ſehen / weder verſtehen / noch bekennen wollen / jhr 

ſeyd dieſer Eytelkeit der Menſchen wol erfahren / ja ich weiß wol / daß jr deßwe⸗ 

gen in groſſen Kranckheiten ſeyd erfordert worden / vnd die Sache nach dem 

Neid nicht gern verſpotten mit lachen habt wollen. Denn Warheit hat ſel⸗ 

ten Erkaͤntnus noch Zeugnus. Vnd nachdem er diß alles geſagt hat / lieber 
PDamagete, laͤchlet er cin wenig / vnnd kam mir fuͤr als ein Mann Gottes / 

vnd der garnicht geſtalt were als vorhin / darauff ſagt ich 1 O allerweiſeſter Des Frrpo- 

Dewocrite, ewer groſſes newes Jahr / Ewere ſtadtliche Beweiſung / Ewere 

groſſen Gaaben will ich mir heim in die Stadt Co nemmen: Denn jhr habt ber dñ deche 

mic) gemacht / daß ich diegroffe Weißheit verwunden muß. Ich gefeane Tr” 

euch hiemit / und rühmeewer Warheit / als die jhr recht des Menfchen Da- %. rei 

sur erforſcht vnnd bedencket / vnd dieweil jhr mein Gemuͤt vnnd Gedancken vorn nor 

wol Artzneyet / ſo will ich fein auch ewren Leib heylen / wenn ee die Zeit erfor FT" 


we : Das dritte Buch / von Erempeln 

37 vert. Morgen vnd darnach mehr wollen wir widervmb zuſammen kommen 
Kcranden · Vnd als ich diß geredet hatte / ſtehe ich auff / da wolte er mir folgen / vnnd ich 
weiß nicht was es fuͤr einer war / vnd der kam vnd gab jhm Buͤcher / vnnd ich 
gieng ſchnell vnnd eylend zu den Abderiten / die oben auff dem Berge meiner 
warteten vnd alles geſehen hatten. Vnd ich ſprach zu dem gemeinen Volck: 
Ihr Maͤnner von Abderis, ich ſage euch groſſen Danck fuͤr die Bottſchafft 
zu mir. Den ich hab geſehen / den allerweiſeſten Mann Democritum,der ab 
fein mächtig iſt / de Menſchen klug zumachen. Diß lieber Damagete, hab ich 
euch von dem Democrito mit groſſen Freuden ſchreiben wollen. Hiemit 

GO TThefohlen. | | — 


Hippocrates an ſeinen Sohn Theſſalum auch ein 
hochberuͤmbten Artzt zu dieſer Zeit. 


Nutz gweyer ri Sohn) du wolleſt guten Fleiß anwenden zu lernen die 
— —— Eunt die mit Abmeſſung der Erden vmbgehet / vnd 
end Arsch. die Kunſt zur zehlen vnnd rechnen / welche Arichmetica fonff genannt. 
metica. Denn die beyde Kuͤnſte werden machen I nicht allein dein geben beruͤhmbt / 
vñ zu vielen Dingen bequem in den Ständen des menfchlichen Geſchlechts / 
fondern auchdein Gemuͤt geſchickter / vnd deinen Verſtand ſchaͤrffer / zu er⸗ 
langen alles deß was in der Artzney gebraucht vnd erfordert wird / rechten 
Kutzder Nun. Die Wiſſenſchafft der Kunſt Seometriæ welche mancherley Art in ſich 
‚Geometria haͤlt/ vnd alles mit gewiſſer Demonſtration thut/ wird Nuͤtze ſeyn beyde zuer⸗ 
infonderpeit, indigung der Gebeine des Menſchen / wie ſie im Leibe liegen / fo wol auch 
zu dem eynrichten der Glieder die aus ſeynd / vnd zu aller Ordnung anderer 
Glieder deg Seibs. Denn welcher Artzt weiß was es fuͤr ein Ort vnnd was 
es fuͤr ein Bein iſt / das ſich herauß berruckt hat / der kan geſchickter vmbgehen | 
mir vielen dieſen Kranckheiten / es ſey Eynrichtung der Berrenekten Sie _ 
der sder Abnemmung der zuknirſchten Knochen / oder durchboren/oder wi⸗ 
der zufammen fegen / oder gar wegnemmen / oder andere dergleichen Cura⸗ 
under Kon ‚Die Nechenfunft diener zu erkennen beyde die Vmbwechslung der boͤ⸗ 
Kunſt ſen Tage vnd Stunden in Fiebern / ſo wol auch anderer onperfehenerfichrie 
he ſcher Zufaͤlle nnd infonderheit die Wechfel ſchneller Kranckheiten zum 
{ Tode oder Sehen. Fuͤrwar eg iſt ein herrlich Ding folche Kuͤnſte su Dienſt ha | 
ben / die dir leichtlicheronnd gewiſſer erkennen machen jede Zeit der Kranck⸗ 
heit / wenn fie gleich ungleich ſeynd / ob ſie zunemmen oder nachlaſſen. Dar 

vmb kere du allzeit Fleis an / daß du in dieſen Kuͤnſten wol geuͤbet ſeyſt. Hie⸗ 

mit Gott befohlen. ER 
De⸗ 





— 
DI 0 > ur Fre tn: Asian au m nn 


4 A 4 


in Sendtbrieffen der alten weiſen Leute. 19 
Decret der Stadt Athen vom Hippocrate, Ä nn 
& Er Rath vnnd die gange Gemeine zu Athen haben für gut Aseniate 


angefehen vnnd befchloffen demnach Hippocrates der Artzt aus der — * 
Siadt vnd Inſel Coo, vnd aus dem Geſchlecht Zfculapij > guten gippoeratis 
Willen vnnd groſſe Huͤlff allen Griechen gethan / da zur Zeit der groſſen Pe⸗ groͤſeThatẽ. 
ſtilentz / welche von den Barbariſchen Voͤlckern in gang Griechenlandt ge⸗ 1. 
bracht / er nicht allein ſelbs der Peſtilentz wehret / ſondern auch feine diſcipu- 
los außſchickt / an die Oerter / da die Peſtilentz eynreiß / vnd jhnen Inſtruction 
mitgab / wie man die Artzney brauchen muͤſte vnd den anfaͤlligen Seuchen 
ſicher entfliehen / damit Griechenland vnd viel Krancken durch ſeine Artzney 
erhalten wurden. Darzu auch er geſchriebene Buͤcher hat ausgehen laſſen / 2. 
von der rechten gewiſſen Artneykunſt / vnd gewolt / daß viel Aertzte würden 
die den Krancken heiffen koͤnnen. Vber diß da der Perſer Koͤnig ihn zu ſich 
erfordert / vnd gleiche Ehr mit der Perſier Fuͤrſten jm antrug / ja allerley Ge⸗. 
ſchenck die Hippocrates nur begeren wuͤrde / gros Reichthumb vnd gantze 
Städt verhies / der lippocrates diß alles außſchlug / darvmb / daß der König 
ein gemeiner Feinds ſeines Vatterlands der Griechen were. Als hat das 
gantze Volck zu Athen deßwegen / vnd daß jederman ſehe wie die von Athen 
den Mus des Griechenlands hoch achteten / vnd fie danckbar fuͤrempfangene 
Wolthat ſeynd / fuͤr gut angefehen vnd beſchloſſen / den üppocratem offent⸗ en 
lichzuchren mit der aröften Ehre damit Hercules der Sohn des Jupiters Kipenin- 
geehret worden ift/ vnd zu Erönen mir der guͤldenen krone von tauſend Guͤl⸗ fen 
den ſchwer / vnd diefelbe Krone in den aroffen Feyertagen derMinerve offen 
fich duch einen Herold außfchreyen laſſen. Die von Athen geben auch all ſei⸗ 
nen Kindern in der Stadt Athen Freyheit / darvmb daß fein Vatterland ei⸗ 
nen ſolchen Mann geboren hat. Sc haben die von Athen zugleich verordnet / 
daß dem Hippocratidie Zeit feines kebens ſoll freye Taffel gehalten wer, 
den im Schlog zu Athen / vnd an dem Dre da der Rath gehalten / Prytanneo 
genannt / welche Ehre die Höchfte zu Arhen gehalten wird, 
Die Dration Thegali des Sohns Hippocratis,, DALF 
—— geſand ward zu den Athenienſern. 


Ihr Männer von Athen / ich halte dafür/es wolle ſich ge⸗ Ye, 
F buͤhren / daß / der fich für euch gegenwertig fteller F unnd nicht jeder, 

, man bekandt iſt / erſtlich anzeige / wer er ſey / vnnd woher er komme / 
darnach ſeine Rede fuͤrbringe. Mein Vatter iſt der —— 
Re a i Ihr 


100 Das dritte Buch/von Erempeln 
en ihr wol kennet / wagerin der Artzneykunſt vermag / ich heile mie Namen 
Dee 8eThellalus, vnd bin auch bekannt niche wenig / ſondern viel der ewren: Mein 
Pe Vatterland iſt Cos, wie fehr vor Alters es euch verwandt fey/fagen beruͤhmb⸗ 
Saas te Hiftorienfchreiber. Sch komme aber zu euch geſandt von meinem Vatter / 
Thaten  pndwillviergroffe Wolthaten / ſo von ung euch erzeigt find / ergehlen. Das 
1. erſte ein gar Altes / das zu vnſerer Vorfahren Zeit / an die Gemeine aller 
Amphyctionum, darvonter jhr nicht der geringſte Hauffe ſeyd / angewendet 
2. iſt. Das ander noch ein groͤſſers / vnnd mehr Griechen zu gut koͤmpt. Aber 
3. dieſe ſind mehr meiner Vorfahren Wolthat. Das dritte iſt meines Vatters 
allein / vnd ſo groß / aß niemals ein Mann weder euch / noch allen Griechen 
4. gethan hat. Das letzte aus dieſen vier Wolthaten iſt meines Vatters vnnd 
mein zugleich / vnnd das allein euch vnnd niemand mehr zu gute gekommen. 
Diß zwarläftfich anfehen / fo mans gegen die erſten Wolthaten haͤlt / gerin⸗ 
gelaber fo mans gegen anderer Leute Gutthat rechnet / iſts groß / vnnd in 
Warheit verhalten ſie ſich alle alſo / wie ich geſagt habe / wenn ichs kürtzlich 
reden ſoll. Man muß aber nicht allein reden / ſondern auch darthun daß eg 
war ſey. Derwegen ich meiner Rede Anfang nemmen will von vnſern geſche⸗ 
henen Dienſten / vnnd die aͤlteſten erſt erzehlen / darinn jhr etwas hören wer 
det / das euch vielleicht zu alt vnd zu weit geholet duͤncken moͤcht. Es will 


— aber ein jeder gerne alt ſeyn. Vorzeiten war in Griechenland ein Volck Cri- 


van die Bors lea genannt / das wohnet vmb den Tempel Pythicum, vnnd hatte das Sander 


fa ren  jnnen/ das jetzt dem Apollini geheiliget iſt. Dieſe Crifei da fievorzeiten 
m DVolekreih waren / darʒu ſtarck vnn d Vermoͤgens an Guͤttern / haben ſie dieſe 
gethan. Gaaben Gottes vbel gebraucht / ſind ſtoltz worden / haben viel vbels gethan/ 
gottloß Weſen gefuͤhret / Die Delphos jhnen dienſtbar gemacht / die Nacht⸗ 
a bor« barn beraubet / die Bawren gepluͤndert / Weib vnd Kind weggefuͤhret / Jung⸗ 
feeben, frawen vnnd Frawen geſchaͤndet I dadurch die Amphyctiones zu Zorn bee 
wegt / vnnd ein Kriegsvolck in jhr Sand gefuͤhret / ſie durch eine Schlacht v⸗ 
berwunden / daß Landt verheeret / vnnd die Staͤdte eyngenommen / da 
denn die / fo viel Boͤſes vnnd Gottloſes vor begangen / vbel tractiret wor 
n finde) vnnd nicht weniger elendt zur Straaff erlitten / als fie andern a» 
gethan. —— 
— Die allergluͤckſeligſten find geachtet worden I dis in der Feinde Haͤnde 
Bngtüc und geſtorben / die nechften darnach die gefangen worden / vnnd in andere Sande 


— vnd Staͤdte weggefuͤret Denn ſie haben jhr Vngluͤck nicht mehr ſehen koͤn⸗ 


iicten. ne. Die find aͤrger dran geweſt / die im Sandegefangen blieben / vnd taͤglich 


1. in jhrem Land Angſt vnd Qual hatten: Denn fie ſahen im Fewer dahin gehen 
2. nicht allein jhre Haͤuſer vnd Sräde/fondern auch Weiber vnd Kinder, Vnd 
3. am aller aͤrgſten ſindt gemartert worden / die noch vbrig in Feſtungen der 


4 Staͤdte 


—— —— 34 





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‘ in Sendtbrieffen der alten werfen Leute. 201 


Städte fich erhalten’ dieweil fie jmmerdar erfehröcktiche böfe Mehre von 
newes entweder felbs fahen oder erforſchten / vnnd offt mehr als wahr sit höre, 
ten / denn alfo pfleat c8 zugehen) darzu wuften feine Hoffnung jhrer Hülffe 
noch Heyls. Es war aber eine ſehr groſſe Stadt / nicht weit von dem ort / da 
man jetzt das Turnier rennen haͤlt / diejhre Mauren je laͤnger je mehr befeſti⸗ 
get / vnd ſich von allen Oertern her mit Beſatzung ſtaͤrcket / mit Proviant ver⸗ 
fahe / das vnnuͤtze Geſindlein herauß ſtieß / vnd die Belagerung lange zu er⸗ 
wehren gedacht / ja vnvberwindlich in die laͤnge ſeyn wolt. Aber die Amphi- 
ctyones ſo wol als fie andere Oerter verheeret vnd verwuͤſtet hatten / alſo bes 
lagerten fie auch hart vnd feſt dieſe Stadt / behielten fo viel Kriegsvolck / als fie 
dorfften zu der Belagerung. Das ander lieſſen ſie von ſich ins Winterlager 


hin vnd her in die Staͤdt. Es wehret aber nicht lang / die Peſtilentz kam vnter 


das Kriegsvolck / welchs die Stadt belaͤgert / eines Theils wurden kranck / 

eines Theils ſtorben / eines Theils waren fo matt / daffie von der Belaͤgerung 

ſich muſten weg führen laſſen. Als denn worden die Amphictyones vnter ſich zu griens 
ſelb ſt jrre / vnd einer gab dieſen Rath der ander einen andern. Denn es pflegt Tumuit iſt 
gemein lich alſo zugehen / weñ die Sache die gantze Gemein angeher. Endlich / ya 9e 
da fie gar groß Elendt an der Peſtilentz litten / vnd an jhrer Belaͤgerung miß / In Kriegs 
traweten / befohlen fie die Sache Gott / vnnd fragten jhn vmb Rath / wie ſie a. 


€ 


thun folren. Aber ort that befehlich / ſie ſolten fort jren Krieg fuͤhren / vñ ſaget Sort fuchen. 
jhnen zu / ſiewuͤrden die Stadt erobern / ſo ſie in die Inſel Coo Abgeſandten 

ſchickten end deß Hirſchen Sohn zu huͤlffe nemmen / ſampt jhrem Golde / 

vnd diß eylend bald thaͤten che die Chrylei herauß fielen end ſie vberwaͤltigen / 

Wo aber diß nicht geſchehe / ſo koͤndte die Stadt nicht gewonnen werden. Da 

num fie dieſen Rath Gottes gehoͤret / haben fie baldjhre Geſandten gegen 

Coo abgefertiget / vnd dem Rath deſſelben Volcks / Gottes Geheimnuß auß / DeßAbgotis 
geſagt / vorgehalten. Aber die von Coo haben gezweiffelt / vnd diß Geheim⸗ Spolimzs 
nuß deß Raths Gottes nicht verſtanden / biß daß auffgeſtanden iſt ein Man Kar fin 
auß dem Geſchlecht Æſculapij, vnſer Vorfahr / ein Arht zur ſelben Zeit vnter weiffethaff⸗ 
den Griechen / wie jhn jederman geruͤhmet / der fuͤrnembſte: dieſer hat mit "% 
Namen geheiſſen Neborus: der hat im Rath fuͤr allem Volck geſagt daß 

das Geheimnus deß Raths Gottes ſey / daß die Abgeſandten ſollen zu jhm 


kommen / denn er legets alfo auß: Gott hat euch erinnert / daß jhr ſollet ziehen deß Or=- 


cuol⸗Außle⸗ 


gegen Coo, end zu Huͤlffe nemmen den Sohn des Hirſchen. Cos verſtehet yne, 


jhr recht / daß es die Inſel vnd die Stadt ſey / aber der Hirſchen Söhne oder 


die jungen Hirſchen / werden im Griechiſchen genannt Nebri, nun iſt mein 
Dam Nebrus:wie koͤndte aber ewer kranck Kriegsvolck beſſere Huͤlffe haben / 


denn von einem enten Artzt? Vnd fuͤrwahr mir iſt nicht glaublich / daß Gott 
euch / die jhr min Reich humb alle Griechen vbertrefſt / hat heiſſen hieher gegen 
ac - C £ 00 


* 


207 Dasdritte Buch / von Exempeln 
Coo ziehen / vnd guͤldne Ming fordern / ſondern dieſer Theil des Oraculi, 
weiſet euch auch inn mein Hauß denn mein juͤngſter Sohn wird genannt 
Chrylo,miteinem Griechiſchen Namen / welches Goldt heiſt / nun iſt der⸗ 
ſelbe mein Sohn an Seibes Geſtalt vnnd Dapfferkeit deß Gemuͤths / vnter 
Oꝙz Acuts allen Bürgern anſehlich / doch ſo viel als einem Vatter von feinem Sohn su 
Nebrs reden gebuͤret. Darvmb ſo jhr Geſandten diß auch fuͤr gut anſehet / will ich nit 
groſſe Tba⸗ allein ſelbſt mir euch siehen/fondern auch meinen Sohn mit nemmen / vnd 
ien in Krieg ine Gallee von funffsig Rudel auff meine eigene Vnkoſten zurichten / dag 
xe⸗Schiff zugleich mir Artzney vnd Kriegsruͤſtung wol vorſehen / daß wir auff 
beyde Theil ewrem Kriegsvolck zu Hülffe fommen, Vnnd da er alſo geredt 
hat / habens die Abgeſandten jhnen gefallen laſſen / vnd hat Nebrus der Artzt / 
auch einen Mann / Chalydonium genannt / den er bey ſich erzogen / mit ſich 
auffs Schiff gen ommen / von dem jhr auch bald hernach hoͤren werdet. Da 
nun dieſe Leute ſind ins Lager kommen / hat Gott bald beſſer Gluͤck gegeben: 
denn das Sterben vnter den Kriegsleuten hoͤret auff. Vnd darzu der Ne- 
brus das Waſſer / ſo in die belagerte Stadt ablieff durch Kunſt der Artzney 
vergifftet / daß der Chryſeer Seibe verderbet / abmattet / vnd ſturben. Denn er 
richtet zu mit Gifft das Pferdt Eurilochi, welcher ein Hertzog deß Kriegs 
war / der Landtart nach ein Theflalus,und vom Geſchlecht Herculis, welchs 
Pferdt alſo zugerichtet / da es in die Waſſerflut ſo in die Stadt gehet / kompt 
mit den Fuͤſſen / durch ein ſonderlich Gluͤck von Gott inns Waſſer ſchlaͤget / 
vnd im Waſſer ſich niderleget zu weltzen. Vnd zwar dieſe Sad) hat nicht we⸗ 
nig geholffen / daß die Stadt iſt eyngenommen worden. Denn da die haufen 
vorder Stadt ſahen / daß Gott ſichtiglich halff I haben fie wider ein Hertz ge⸗ 
wonnen / vnd wie ſie zu Sturm gelauffen / haben ſie viel Dancks vnd Lohns 
Chryg verheiſſen / dem erſten der die Mauer erſtiegen. Das ſtuͤrmen war auffs haͤr⸗ 
Zhaten. teſt / vnd die Stadt ward eyngenommen / aber der erſte auff der Mauer war 
Nebri Sohn / Chrylus genañt / auff teutſch Goldt und nam ein den feſten 
RR Thurn, Der ander nach jmauff der Mauren / war der Man Chalydonius, 
gen. gon dem vorhin geſagt / vnnd Chryfus der Sohn Nebri befamein Stich! 
von einem Spieß/ daß er von dem höchften Thurn hervnter fiel und ſtarb: 
denn erward gefchlagen vonMermode einem Bruder deß Lyci,der herauf 
ins Sager gefallen war / vñ mir Steinen zu todt geworffen. Alfoift die Stadt 
gewonnen worden / vn d die Huͤlffe deß Nebri mit ſeinem Sohn beyde in der 
Artzney / ſo wol auch i m Krieg fruchtbarlich geweſt / vñ Gott har wahr geredt / 


vnd gehalten / was er zugeſagt hat. Daher die Amphyctiones dem Apollini 


Veworung einen Tempel gebawet / der noch iſt zu Delphis, vnd Ritterſpiel gehalten ha⸗ 
—— ben / vnd das gantze Landt der Chryſeer / dem Gott danckbarlich geheiliget und 
su Deipbn. gegeben / als von dem ſie es durch Rath deß Oraculi bekommen, Vnd ur 

| | Sohn 





in Sendtbrieffen der. alten weiſen Leute, 203 
Sohn Chrylus iſt im Kriegslager begraben / vnd inDelphis hat man oͤffent⸗ 
lich fein Begaͤngnuß gehalten / den Nachkommen Æſculapij auß Coo hat 
man Stell im Rath gegeben / von wegen der Klugheit zu Weiſſagen ı vnnd 
ſolchs allein vmb deß Nebri willen / deßgleichen den Nachtommen deß Cha- 
jydonij, vmb deß Mannes willen vnd ſeines trewen Dienſts / auch su. Del- 
phis deß Raths Stelle / vnd alle Vnterhaltung gegeben wird. Aber ich will 
wider von vnſern trewen Dienſten reden. Vnd daß es wahr ſey / was ich redel 
iſt darauß offenbar / da mein Vatter Hippocrates vnd ich derer Ort kom̃en 
ſeyn / haben die Amphyctiones dieſes vernewert / dieſe Ehre ung beweiſet / 
vnd zu Delphis eynſchreiben laſſen. Solches zeiget gnugſam an / daß vnſere 
Vorfahrn viel Guts bey euch gethan. Aber ich will das fahren laſſen / vnnd 


ein anders von jhnen erzehlen. Denn da der großmaͤchtigſte Koͤnig der Per⸗ 


ſer / vnd ein groß Kriegs volck der Barbariſchen Leut / die Griechen bekriegten / 
welche ſich nicht jynen ergeben wolten / da har vnſer Vatterlandt viel lieber 
gar zu boden gehen wollen / ehe denn daß ſie ſolten den Feinden beyſtehen wi⸗ 
der euch / vnd jre Schifffart leyhen / haben es vor beſſer geachtet / der Feinde bit⸗ 
te abzuſchlagen / vnd nichts vnerbares vorzunemmen / als welcher Vorfahren 


Die Thaten 
Chal don 
vnd die Ehre 
ſeiner Nach⸗ 
ommen. 
Mannheit 
der von Co⸗ 


n 

Freund t⸗ 

ſchafft mit 
en von 


v 
Athen. 


ehrliche Leute / Rieſen und Herculis Nachkommen weren. Darvmb da die 


vier Mauren in der Inſel Coo waren / haben ſie dieſelben verlaſſen / ſind auff 
die Huͤgel der Berge geflohen / vnd daſelbſt jhr Heyl geſucht. Ach lieber Gott 
welch Vngluͤck haben fie daruͤber leyden muͤſſen? das Landt iſt verwuͤſtet woꝛ⸗ 
den / die freyen Leut ſind zu leibeygen verkaufft worden / viel von Feinden er⸗ 
ſchlagen / Stadt / Kirchen / vnd Kriegsruͤſtung iſt zu Pulver gebrandt wor 
den. Vber diß der Artemiliæ, welche eine Tochter Lygdamis geweſen / iſt ber 
felch geſchehen / die vbrige ſo geflohen zu erforſchen / vnd in frembde Gefaͤng⸗ 
nuß wegzufuͤhren. Jedoch wie jhr hoͤren werdet / ſind wir von Gott nicht ver⸗ 
laſſen worden / ſondern es har ſich ein grawſam Vngewitter erhaben / daß alle 


Schiff der Artemiſiæ in Gefahr kom̃en / viel auch vntergangen / Es iſt Fewe 


vom Himmel in jhr Kriegslager gefallen / da Donner vnd Plitz vnſer Inſel 
fein Schaden gethan / Man ſagt auch / daß die Artemifia ſoll geſehen haben 
viel Geſichte groſſer Herren vnd Helden / darfuͤr ſie erſchrocken worden / vnd 
von jhrem fuͤrnemmen abgelaſſen / auch bekandt / ſie muͤſte alles vnterwegen 
laſſen. Vnd daß ich die Warheit vnd nichts ertichtes von meinen Vorfahren 
rede / ſo haben ſie / die Coi, niemals wider euch I noch wider die Lacedemonier / 
noch wider andere Griechen gekrieget / oder ſich entpoͤren wollen / da doch 
viel inn den andern Inſeln vnnd inn Afıa zu den Barbaris, vnnd jhrem 


Krieg ohne Noth ſich geſchlagen haben. Denn dieſelbe Zeit waren Fuͤr⸗ 


ſten der Stadt Cadmus, vnnd Hippolochus beyde meine Vorfahren. 
Cadmus der oͤberſte im Rath / war meiner —— Hippolochus 
ES Me auß 


204 Das dritte Buch / von Erempeln 


auß dem Start Zfculapij, war der vierdte von dem Nebro, durch welches 
Huͤlffe die Chryſeer vberwunden worden. Wir aber find vom Vatter her / 
Die groſſe auß dem Geſchlecht Ziculapjj: Derhalben jhr doch moͤget behertzigen auch 
Taten die Wolthaten vnſerer Vorfahren. Aber ich will wider vom Cadmo reden, 
— Dieſer Mann hat ſich ſo ſehr vnnd hoch deß gemeinen Nutzes in Griechen⸗ 
landt beflieſſen / daß auff eine Zeit / wie das Landt der Belagerung der Arte⸗ 
miſier loß war / erfein Weib vnd Kind ſitzen laſſen / und gezogen iſt mit an⸗ 
dern / die das Landt vertheidigten / in Siciliam, damit er den Gelonem, vnd 
feine Brüder inhielte / daß fie ſich nicht ſchlugen zu den Barbariſchen Fein⸗ 
den wider die Griechen. Dieſer Mann hat auch ſonſt viel herelicher Thaten 
b:zangen / die allhier zu erzehlen zu fang weren / vnnd dieſe oder dergleichen 
Wolthaten vnſerer Vorfahren / gegen das gemeine Vatterlandt der Gric⸗ 
Hippoerasis chen / werden viel mehr gefunden. Ich koͤndte auch nad wol mehr davon res 
Woithaten den / aber ich will nur ſagen / was guts mein Vatter der Hippocrates bey euch / 
— die jrs ſelbs wol wiſſet / gethan / auff daß jhr ſehet / daß ich euch nicht Vnwar⸗ 
heit ſage. Da die Peſtilentz in der Barbarey bey den Feinden / in jhrem La⸗ 
ger groß ward / auch biß anher in diefegandr ſich außbreitet / haben die Koͤnige 
derſelben Barbariſchen Voͤlcker / das Geruͤcht heylſamer Artz ney wider die 
Peſtilentz von meinem Vatter / wie es denn wahr geweſen / gehörer/ond haben 
geſchickt jyr Botten zu meinem Vatter in Theſſaliam. Denn daſelbſt har 
mein Vatter vorhin vnnd noch eygne Bewohnung gehabt / vnd haben jhn 
Hippoera- vmb Huͤlff angeruffen. Sie haben auch nicht allein Silber / Goldr 7 vnnd 
ses bat ** groſſe Guͤter jhm angebotten / ſondern auch gewolt / daß er nemmen ſolt was 
3. er nur wolte / ſo er jnen in der Peſtilentz geholffen. Vnd zwar mein Vattet hat 
die Geſandten fein auß geforſchet / was dieſelbe Peſtilentz für ſonderliche 
Weiſe vnd Wege haͤtte / auch wie die Winde; Nebel / vnd boͤſe Dünſte dariñ 
ſich erzeigeten / darzu noch mehr anders dergleichen / was da den Menſchen 
anfaͤllig macht. Aber da er ſich nun alles wol erkuͤndiget / hat er die Geſand⸗ 

ten heiſſen zuruͤck ziehen / vnd hat jhrem Koͤnige die Huͤlffe gar ab geſchlagen. 
Hippoeratx Dargegen er mein Vatter / auffs eheſte allen im Laudt Thellalia hat anſagen 
— laſſen / auff welche Weiſe ſie ſich fuͤr dieſer Peſtilentz huͤten koͤndten / vnd hat 
geſchriebene Regiment vnd Artzney / wider die Peſtilentz öffentlich den Staͤd⸗ 
Aapoeratia ten mitgetheilet mich auch hater ie in Macedoniam, Dann mit den 
Königuhe Koͤnigen dafeldft auß dem Geſchlecht Hereulis haben wir Blurfreumdt: 
—— ſchafft. Vnnd ich zwar zog von Theflalia auß dahin mich mein Vatter ge⸗ 
Runtvnd fihickt hat / vnd halff der Peſtilentz daſelbſt wehren und mein Vatter hat mir 
oithaten. auch befohlen / daß ich ewer Stadt huͤlffe thun ſolt / aber meinen Bruder 
ee, Draconem, ven hieß er ſchiffen inn Hellefpontum vnnd gab jhm auch ein 
ſonderliche Inſtruction / zum guten Rath wider die Peſtilentz / welche er * 

* | an 


\ 


in Sendtbrieffen der aften werfen Leute. 205 
auch gebraucht hat. Denn in allen Derrern hilfft nicht einerley Artzney und po1, 
Rath / darvmb daß nichteine oder gleiche Lufft an allen Oertern iſt. Endtlich Worker, 
hat er auch auf geſchickt den Poly bium, der feine Tochter / meine Schweſter 
zum Weibe hat / auch andere Diſcipulos zu andern Gemeinen der Griechen / 
vnd auff andere Wege / daß erja vielen helffen möcht. Er ſelbſt aber mein 
WVatter da er in Thellalia die Peſtilentz gedaͤmpfft / iſt er zu den benachtbarten 
weiter gezogen / jhnen Hülffe zuthun / vnd har alſo geholffen den Dorienſern / 
Phocenſern vnd andern / vnd da er gegen Delph kommen / hat er Gott ange⸗ A⸗oerat⸗ 
ruffen / geopffert / und fein Geber gechan / fin das gantze Volck der Griechen / Hege 
vnd iſt hernach weiter gezogen zu den Beotis, vnnd da er jhnen gleichsfalls 
geholffen hat / iſt er auch zu euch kommen / vnnd hat euch gute Artzney trew⸗ 
lich mitgetheilet. Vnnd ich zweiffel nicht / eg find ewer viel die da wiſſen / was 
ich jetzt warhafftig rede. Denn es iſt nicht ſo gar lang / ſondern vngefaͤhrlich 
das neundte Jahr / daß es geſchehen. Vnd zwar vns hat man groſſe Ehre er⸗ 
zeigt / vnd nit allein mir Worten / ſondern auch mit der That gedancket / daß cs 
ovns nicht gerewet / daß wir den Gewiñ der Barbariſchen Koͤnig haben fahren 
laaſſen. Aber feine Stadt hat vns fo viel Guts gethan als ewere. Denn auch 
ewer Regiment und Gemeine gröfferiftiond Athen / wenn man aller Staͤdte 
Ruhm anſiehet / das Haͤupt iſt. Ihr habt meinem Vatter oͤffentlich ein guͤl⸗ 
dene Kron auffgeſetzt / vnd jhn hoch geehret / darzu / das noch mehr iſt / ſo habt 
jhr meinen Vatter vnd mich / oͤffentlich in den Feſten Cereris vnd Proferpi- 
nz geheiliget. Alſo find dieſes drey Wolthaten / vnſer Stadt / vnſer Vorfah⸗ 
ren / vnd meines Vattern / euch vnnd vielen Griechen erzeiget / die ich kurtz er⸗ 
zelet / vnd mie Worten nicht rühmen wollen. Das vierdte will ich jest ſagen Wottbaten, 
das ich vnd mein Vatter gegen ech gerhan haben. Denn da jhr den Alcibia- ya Theffah 
dem außruͤſtet / vnnd außſchicket in Siciliam mie groffer vnnd anfehlicher aegen vie 
Macht / vnd berarhfchlagt ward vom Medico, der mit dem Kriegsvolck fort vor Athen. 
zoge / iſt mein Vatter auffgetretten / vnnd hat ſich erbotten / er ſolt mich darzu 
geben / daß ich euch im Feldtlager heylete / wolte auch auff ſeine Vnkoſten mich 
außruͤſten / vnd kein Lohn darfuͤr begeren / ſo lang als das Kriegsvolck abwe⸗ 
ſend were / er achtet auch nichts was jm darauff gienge / nur allein daß er euch 
zu willen lebte / vnd nuͤtzliche Huͤlff thaͤte Denn ich verzehrete nicht allein dag 
vnſere / da ich euch ſo dienet / ſondern ward ſehr in groſſen Sachen von euch 
gebrauchet. Aber das iſt das geringſte / das ich ſagen wolt. Das iſt viel groͤſſer / 
daß mein Vatter mich in ſolche Gefahr ſtecket / beyde in frembden Landen / ſo 
wol auch zu Waſſer auff dem Meer / in Kriegen / in Kranckheiten / die da 
denen / welche hin vnd her wandern / mehr zu begegnen pflegen / als denen die 
da oͤrdentlich daheim leben / Aber er wuſte Guts mit Gutem zuvergelten / vnd 
Ec ij wolte 





206 Das dritte Buch/von Exempeln 
wolte nicht auffhoͤren guts zuthun / mie die Handelsleut / ſo baldt der Con⸗ 
traet ein Ende hat. Diß zwar hat mein Vatter alſo gethan / ich aber fein 
Sohm habe fein Fleiß neh Kunſt geſpart / euch zu helffen / vnnd bin bereit / 
alle Gefahr mit euch auß zuſtehen / ſo es vbel gerieth / mich auch hat von 
dieſem nichts abgeſchreckt / weder Kranckheit / noch Noth / noch Furcht des 
Meers / oder Gefaͤngnus der Feinde / vnd will zu Zeugen niemandt anruffen 
als euch ſelbſt. Darvmb ſo jemand vnter euch etwas darinn verneinen moͤch⸗ 
te / der ſtehe auff vnd ſage es. Aber ich halte nichts daß ich etwas vnwarhaff⸗ 
Teſala liges geredet habe. Da ich nun drey gantzer Jahr diß gethan / darob mit einer 
Chr güfdenen Kron gefröner ward / vnd noch vielmehr Ehr erlanget / bin ich heim 
za Hauß kommen / vnd habe Hochzeit gehalten / damit ich nicht allein vnſer 
Sefchlechtifondern and) die Kunſt der Artzney vermehret mit Rachkommen. 
Vund was euch vnſere Stadt / vnſere Vorfahren / mein Vatter vnd ich ge⸗ 
than daß iſt diß: ſo wol auch was jhr vns guts gethan habt. Ich kan aber 
wol gedencken / daß viel vnter euch ſich verwundern / auß was Vrſachen diß 
alles ſo weitlaͤufftig her ich erhole / vnnd das will ich jetzt ſagen: O jhr Maͤn⸗ 
ner von Athen / mein Vatter vnd ich / als die wir freye Jeure find / vnd allzeit 
ewre gute Freunde geweſen / vnd noch in Hoffnung ſtehen / durch freundtliche 
Bippoeratis Bitt bey euch etwas zuerlangen / Wir alle beyde / Vatter vnd Sohn bitten 
* Theffals euch / jhr wollet wider vnſer Vatterlandt nicht kriegen / oder ſo jhr ja muͤſſet / 
. wie es etwann die duͤncket / die ſich einer Sachen zu fehr annemmen / fo bitten 
wir euch / daß jhr doch vns / die wir ſo groſſe Wolthaten gegen uch beweifee 
haben / nicht gar zu Knechten noch Sclaven machen wollet / vber diß auhh 
fuppliciern wir demuͤtig / daß jhr doch in ewrem Krieg / ſo dag Gluͤck gebe daß 
ihr ſieget / nicht wollet vns preiß geben. Bedencket doch euch / daß das Gluͤck 
ſich baldt wandelt / vnnd daß wol ehe groſſe Leut der geringen bedurfft haben / 
oder aber ſtarcke von den fehwachen huͤlffe empfangen. Ss iſt auch offenbar / 
daß nicht allein gantze Städte/fondern Lande vmb eines Mannes willen im 
Kriege geſichert ſeyn worden / Vnd wo ferrn Kunſt euch lieb iſt / ſo werdet jhr 
vns nicht gar verachten: dennwir find die geringſten nicht / ſon dern mie jhr 
ſelbſt wiſſet / ſo fömpr vnſer Geſchlecht vom Afculapio end Hercule, welche 
Ku von wegen jrer Kunſt vnd Tugendt / jederman für Goͤtter gehalten: darvmb 
zes auch diefe beydein allem guten die Griechen gefehliger. Denn der Kricaflie 
" Trojaift feine Fabel) darinn die Stadt Cos mit jhren Inſeln groffe Hilf — 
gethan / vnnd Afculapij Soͤhne nicht allein als Aertzte / fondernalsgute 
Kriegsleute den Griechen beygeſtanden. Der Machaon hat ſein Leben dar⸗ 
vber gelaſſen / da er wie die Hiſtorien ſchreiben / der erſte auß dem Pferdein 
die Stadt ſich gewaget. Ich will diß alles nicht lange erzehlen / jhr wiſſets 
vor 


u ee a — * 


in Sendebrieffen der alten weifen Leute, 207 


vor wol. Betrachter doch / wie Gottlos es ſeyn wolt / beleydigen die/die einem 
Gures gethan haben. Vnd daß wir allezeit Gutes gethan / weiſet die That 
auß. Vnd dawir eines Geſchlechts find / wie vngut geſchehe vns / gehet inn 
euch ſelbft / vnd ohne mein erinnern bedencket / was jhr thaͤtet. O jhr Maͤn⸗ Gawate 
ner von Athen / Sewalt iſt cin boͤſe Ding / ſie weiß jhr eigene Maß nicht und SI 
hat viel Staͤdt vnd Lande zu Nicht gemacht. Wenn jhr die Hiſtorien wie 
einen Spiegel an ſehet / werdet jhr ſehen was jhr thut / vnd daß ich wahr rede / 
vnd es iſt eine gemeine rede: 
Wer ſich verlaͤſt auff Gluͤck zu ſehre / 
Der ſieht nicht vieler Leut beſchwerde. wi 
Diß wolte aber euch zu Athen vbel anſtehen. Denn jhr wuͤrdet fehr Gott vers 
ſuchen. Wir haben kein vnrecht euch gethan / ſo wirs aber auch euch gethan 
haͤtten / ſo bekriegt vns doch nicht / ſondern ſetzt vns druͤber zu Rede. So bit⸗ 
ien wir auch / jhr wollet vns nicht Vrſach geben / bey andern Huf zu ſu⸗ 
chen. Denn die Koͤnige der Macedonier / Lacedemonier vnd anderer Bluis⸗ 
verwandten mit dem Hercule, ſo ſie ſonſt recht thun wollen / werden vns ge⸗ 
wiß helffen: darvmb were es beſſer / jhr thaͤtet gutwillig was ſich gebuͤret / als 
daß jhrs gezwungen thun muͤſtet. Ich ſage nicht / dag wir vns wider euch 
wollen aufflegen / Allein ich offenbar euch / daß viel Mitleyden mit vns has 
ben / vnd onfer fich annemmen werden / es haͤtte denn gar auff Erden auffge⸗ 
hoͤret / daß die Leut ein ander guts thaͤten. Vnd diß ſey genug von mir gefagt / 
der ich wenig vermag zu reden / vnd anderer Sachen mich befleiffige. Sch bit⸗ 
te aber noch euch / vnnd vmb vnſer Blutverwandten Freundt willen / auch 
vmb Gottes vnd aller Gerechtigkeit willen / daß jhr ewere Feindtſchafft ge, 
gen ons ablegt / vnd wider mit vns zu Freunden werdet. Dennfo 
wir diß in ewer Stadt nicht erlangen / weiß ich nicht / wie 
wir fortfahren moͤgen / diß anders wo 
erhalten. r 


Eine 


208 Das dritte Buch/von Erempeln 


Eine Örarionsondemgroffen Hippo- 


crate, In der Julius Gniverfität zu Helmſtaͤdt 
in Sateinvon Jacobo Horftio D. gehaften/ 
vnd nachmals verteuffcht. 


— | 
Zu Ehren dem Edlen / Geſtrengen Herrn / Hrman 
Rauſchenplate / vnd zu gemeinem Nus vieler / die da 
wollen wiſſen / was — Dr guferrechter 
rizt ſey. Be 


725, Dier Geftrenger infonder günftiger Herr 





SE DG der Bürgen hat / Daß eroder die feinen nicht einmal 
II mochten fehr Franck werden / vnd eines Artztes be duͤrf⸗ 
fen. Aber wenn man einen Artzt bedarff / iſt wol von Noͤthen / daß 


man zuvor wiſſe / was ein rechter Artzt ſey / vnnd wem doch er ſich 


vnd die ſeinen zu curiren zuvertrawen habe. Es hat der fuͤrtreffent⸗ 


liche Artzt /fojemalsauff der Welt geweſt iſt / Hppocrates, der 


auch Magnus der groſſe genannt / zu ſeiner Zeit geſagt: Viel ſind 
Aertzte mit dem Namen / aber wenig mit der That / wie viel billi⸗ 
cher moͤchte man es heute ſagen / da wenig die rechte Kunſt ſtudie⸗ 
ren / vnd doch viel dieſelbe vergebens brauchen / vnnd der ſich hoch 
ruͤhmen ?¶ Darvmb wer da Wis vnnd Verſtandt hat / der ſoll bey 
gutem geſundem Leibegern wiſſen wollen / was fuͤr cin Dann ein 
rechter fuͤrtreffentlicher Artzt ſeyn fol. Die Gelehrten haben diß 
auch biß auff heute nicht kurß zuſammen verfaſſet / ſondern hin und 
wider weitlaͤufftig inn Lateiniſcher Spraach gelehret / vnd richten 
ſich fuͤrnemblich nach dem Exempel deß Hippocratis Magni, o⸗ 
der deß groſſen genannt. Derwegen daß der gemeine Mann auch 
Vnterrichtung davon haben moͤge / iſt dieſe Oratien vom Hippo⸗ 
crate Magno, in Lateiniſcher Spraach gehalten inn der Julius 
Vniverſitaͤt / von mir / noͤthig geacht worden / daß ſie auch verteut⸗ 
ſchet. Vnd daß E. Geſtr. vnd in E. Geſtr. Namen / viel andere diß 

| i nuͤtzlich 


vnd Freundt / Es iſt niemandt vnter allen Menſchen / 





im eben Hippocratis Magni. 209 
nůtzlich genieſſen moͤgen / hab ich E. G. diefe zuſchreiben wollen/ 
Bitte diß von mir im Beften an vnnd auffzunemmen / auch zum 
Vnterricht zu leſen oder zubetrachten. E. G. zu dienen bin ich all⸗ 
zeit willig. Datum inn der Julius Vniverſitaͤt zu Helmſtaͤdt den 
12, Februarij, Anno 1588. | | 


ON RE TERL O 


Don den groſſen Hippocrate, bon 
D.Jacobo Horſtio, Lateiniſch gehalten / 
vnd darnach verteutſcht. 


Jewol ich / lieden Zuhoͤrer / wenig beredt bin / auch hoher vnd xaoralam 
Ipraͤchtiger Wort im reden mich nicht befleiſſige / als der ich andern oder Eyn⸗ 
Sachen in meinem Ampt vnnd Beruff / nun viel Jahr anher oblie⸗ 
ge: jedoch I weil ich die Aphoriſmos Hippocratis Magni zuerklaͤren für Zen Trfag 
mich genommen) vnnd deſſen gluͤckſeligen Fortgang von Gott durch Chri⸗ diefer Ora⸗ 
ſtum ernſtlich bitt / hab ich zuvor / wie in andern Academiis braͤuchlich / ein Ne 
oͤffentliche Rede thun follen ond wollen. Sch will aberdiefe meine Rede nur m ups 
dahin allein richten / wie ich entweder die / ſo die Kunſt der Artzney ſtudieren / — 
ermuntern moͤcht zu groͤſſerm Fleiß vnd Ernſt dieſe Kunſt zu ſtudieren / oder nügeund 
aber / wie ich die jenigen / ſo dieſer Kunſt nicht zugethan / ja dieſelbe wenig oder dien ſilich ſey. 
nichts achten / hievon recht vnterrichten vnd lehren / damit maͤnniglich / vnnd 
ſonderlich die ftudioli Medicinz auß dieſer Rede Nutz ſchoͤpffen mögen. 2. 
Deñ die ſtudio den Hippocratem recht kennen vnd ſtudieren müſſen. An⸗ en Fol 
dere dagegen / weñ fiein Kranckheit gerathen / iſt nicht gnug / daß fie Medicos een T 
oder Aertzte zu ſich fordern / ſondern ſie muͤſſen dieſelben recht zu vrtheilen und !evvnd dee 
zu vnterſcheiden wiſſen / welche gute Medici zu achten / vnnd wenn ſie ea 
nicht / weil fie geſundt find/fennen lehrnen / werden ſie hernachmals/ wenn na, * 
der beduͤrffen / dieſelben ſchwerlich ſinden / recht vnterſcheiden vund vrthei⸗ 
len. 
Es ſind zwar etliche Krancken I bie von denen Medicis viel halten I die 
inn jhrer Kranckheit jhnen nur wol heuchlen koͤnnen / ſie ſind auch gleich der 
KRunſt erfahren oder nicht / welchs dann nicht zuverwundern / weil ſie die gu⸗ 
ten Aertzte zur Zeit der Geſundtheit nie recht erkennen lehrnen / oder auch die⸗ 
ſelben verachtet / vnd nicht kenn en haben woͤllen I fondern dic allein für die be⸗ 
ſten geachtet / mit denen ſie täglich vmbgangen / vnd * ch rein auß getrun⸗ 
| Dod cken / 


2 
— 
7 — x RK 


20. Das dritte Buch/von Exempeln 
cken / wie Galenus dieſelben Medicos beſchreibet / im erſten Buch Methodi 
medendi ‚da cr ſagt: Solche Medici, die gute Geſellſchafft die beſten ſchilt / 
geben den Krancken kalt Waſſer zu trincken / wenn fie es begeren / laſſen fie 
baden / wenn fie wollen / reichen ihnen Waſſer vnd Wein / wenn ſie es fordern / 
vnd thun den Krancken / wie die leibeigene Knechte / alles zu gefallen / vnnd 
ſagen eg ſey geſundt / bringen alſo ſolche Mediei die Krancken mehr / denn die 
Kranckheit ſelbſt / in Leibes vnd Lebens Gefahr / oder auch wol gar vinb den 
Half. Wer derhalben Aus iſt und fein Geſundtheit in acht haben will / der 
befleiſſige fich / fo viel muͤglich weiler noch geſundt vnnd guter Sinnen iſt / 
gute trewe vnd bewehrte Aertzte recht zu erkennen vnd vnterſcheiden. 
Propofitio Weil ich dann zur andern Zeit auch an diefem Dre geredt unnd geſagt 
3 Mel hab / wie man diefalfchen Aertzte kennen / ſich fuͤr jihnen hüten / vnd fie ſampt 
Kon. andern Verhinderungen abſchaffen koͤndte / als willich nun ein deutlich vnd 
klaͤrlich Exempel fuͤrſtellen /eines ſolchen Medici der nichts / was des Kran 


en Heyl vnnd Wolfart zu befördern dienlich / mangeln laͤſt / ſon dern fo viel 


muͤglich ihm Trew vnd Flelß erzeiget / rechte Kunſt beweiſet. Denn auf 

dieſem Exempel offenbar / daß / welcher Artzt jhm am meiſten nachfolget / wird 

man jederzeit billich für den beſten Medicum achten vnd halten. 
An Ein folcher Medicus aber / möchtjemandt fagen / wo iſt er zu finden / o⸗ 
ea yon Zins DEE wen wiltu mir zum Erempel fürftellen ? Hierauf anworte ich. Es 
fangder iſt der Hippocrates ‚mit dem Zunamen Magnus, auß Koͤniglichem Start 


— EÆſculapij, vom Jove vnd Apolline,der ander dieſes Namens / ein geborner 


Griech auß der Inſel Coos. Dieſer Hippocrates wird von ſeinem Mitge⸗ 
huͤlffen Pæto, einem fürtreffenlichen Medico, genannt ein Vatter der Ge⸗ 
ſundtheit / vnd zwar nicht vnbillich / ein Artzt der Krancken / ein Mann von 
GOtt mit Weißheit vnnd Verſtandt fuͤr andern ſonderlich begaabet. Ga- 
lenus nennet jhn einen rechten und warhafftigen Philofophum ‚einen from⸗ 
men vnd ehrlichen Mann / den Erſtling vnter allen Philoſo phis vnd Medi- 
cis der die Artzney erſt erfunden / dieſelbe vernuͤnfftiger Weiſe für andern 
gluͤckſelig gebraucht / vnd ein ſolcher Alter / der mit goͤttlicher vnd vbernatuͤr⸗ 
licher Weißheit begnadet were. Die vnſern ruͤhmen jhn fuͤr den hoͤchſten vnd 
— vortrefflichſten Philoſophum vnd Medicum. EL 
en ih Diefer Hippocrates iff geboren im 3 5 3 7 Jahr nach Erſchaffung der 
dep Hıppo- Welt / das iſt / fuͤr Chriſti Beburrg 2 5. Jahr / in der Inſel Coa, am Eghpti⸗ 
cratis. ſchen Meer gelegen / in der Stadt Ce,da die Lufft am geſuͤndeſten vnnd wol 
temperiret iſt / wie Galenus,der ſich auff alle Complexiones wol verſtanden / 


o 


* 


N —— 


£ “ 


im (chen HippocratisMagni. 21 
Darvmb wird der Hippocraresin feiner Mutter Geſchlecht / der 2o gezehlet Pr feine 
von dem Hercule, ins Vatters Geſchlecht der achhende vom Zlculapio, en, 
oder auch / wie die Poeten ven feiner Ankunfft ſchreiben der zwantzigſte ich je 
ven dem Gott Jove vnnd der neunzehen de ven dein Apollıne ‚daß er alfo “77 vs 
bald ven Kind auff eine ſenderliche Zunelaung gehabt / bey des zur Kunſt Ees. 
vnd erbaren Tugendt. Denn die Kunſt der Arttney hat er vom Vatter / das 
beſtaͤndige vnd erbare Gemuͤth aber von der Mutter gleich auffgeerbet vnnd 
angeboren / ohne welche Tugendten keiner ein rechter Medicus ſeyn kan. 
Dann es verh ¶ ntlich iſt / daß / wer von Ehr vnd Tugendtreichen Eltern ge⸗ 
born / gleichs falls inn Ehren / Tugendt / Kunſt / vnd Geſchickligkeit denen 
nachartet / wie der Poet faat : Fromme Eltern / fromme Kinder / böfe 
Eltern / boͤſe Kinder. Von deß Herculis groſſer Staͤrcke / Mannheit / er⸗ 
barn vnd dapfferm Gemuͤth / weiß zwar jederman zu ſagen I Aber von dem 
Gecſchlecht Alculapij, von welchem vnter allen Heyden / vnnd in der gantzen 
Welt / die Kunſt der Artzney jhren Vrſprung hat / wiſſen wenig etwas gruͤnd⸗ 
liches. Darvmb diß Geſchlecht / in welchem die Kunſt der Artzney / auch für 
deß Hippocratis Zeiten / laͤnger denn tauſendt Jahr im Geſchlecht von den 
einen auff die andern auffgeerbet blieben / ſollen wir billich außfuͤhrlich ma 
chen / wol betrachten / vnd Gott dafuͤr von Hertzen dancken / daß er auch vn⸗ 
ger den Heyden die Kunſt der Artney (die viel laͤnger zuvor im Volck Got⸗ 
tes / als bey jihnen an Tag gebracht worden / durch dig Geſchlecht des Æſcula- 
pij vnnd iſt billich Aeſculapiſche Medicin zunennen ) nicht allein auff jhre 
Nachkommen / ſondern auch auff vns rein erhalten vnnd fortpflantzen laſ⸗ 
ſen / welchs nicht geſchehen hat koͤnnen wenn fie bald allen Leuten kundt wor 
den / vnd es an ſolchen Leuten gemangelt / die von der falſchen / auff die rech⸗ 
te vnd wolgegruͤndte Kunſt / die Nachkommen gewieſen | 
Nun hat der Zfculapius, seie Homerus der Poet bezeugt / von dene 
Chirong, der auch ein vortrefflicher beruͤhmbter Artzt geweſen / die Kunſt der 
Artzney bald in feiner Jugendt angefangen zu findieren. Darnach iſt er in 
Egypten gezogen / allda die Egyptiſche Medicos, Prieſter vnd fürnemblich 
Apin zu hören. Wie er auch I als bald er aus Græcia kommen Jin diefer 
Kunſt fich hat brauchen laſſen end darinnaroffen Ruhm erlangen: Dann 
viel anders geſchwiegen / ſo harerden Hippolytum,der sen Pfadr vnd Wa⸗ 
gen faſt todt geſchleifft / daß auch feine Hefinung ſeines Kbens mehr gewe⸗ 
ſen / gantz gluͤckſelig herwider hracht / curiret / rnd zu guter Geſundtheit acholfs 
ſen / dadurch er jhm ein ſolch Lob zuwegen gebracht I daß auch viel ut vnter 
dem gemeinen Volck anders nicht gemernnet / dañ er koͤnd te die Todten auff⸗ 
erwecken. Daher die Poeten / wenn Ferch heut zu Tas di Arencykunſt eder 
derſelben Anfaͤnger recht leben wollen / dieſe That ſenderlich hoch zuruͤhmen 
iin A Od ij pflegen / 





- 


Wie E/ſcu- 
læaiu fo ein diu 
bershmbter 


Medscus 
worden, 


Wie die 
Aiten die 
AMcedicos 
in groſſen 
Ehren ge⸗ 
habt. 


ar Das dritte Buchen Exempeln 
pflegen / vnd ſagen / EÆſculapius hat den Hippolytum, den die Pferdte inn et⸗ 
lius der Poet im 8. Buch Æneidos alſo: 
Hippolytus, man ſagt / 
Da er bezahlet hat 
Mit eignem Todt vnd Blur 
Was nicht gethan fuͤr gut / 
Sein Vorfahren etlich / 
Geſtorben ſey ſelig / 
Vnd Æſculapius jhm 
Widerbracht Lebens ſinn / 
Sey wider worden gſundt 
Durch Artzney zuſtundt. — 
Nun iſt ſich auch diß zuverwundern. Dann man ſagt / daß das Reme⸗ 
m oder Artzney / die darzu gebraucht / jhm die Schlangen gezeiget has 
ben / vnnd als Eſculapius mir feinem Stab eine Schlange geſchlagen / daß 
fie vor todt gelegen! da koͤmpt eine andere zu der Verwundten / bringt auff 
der Zungen getragen ein grün Blat I welchs ohn zweiffel eine Artzney zum 
Hertzen geweſen / ein Rofenblar oder anders dergleichen / legts jr zum Haupt / 
macht ſie dardurch lebendig / vnd lauffen beyde darvon ſicher vnnd vngehin⸗ 
dert. Das ſihet der Eſculapius nimpts in acht / vnd fuͤhret hernach ſtets inn 
ſeinem Schildt vnd Helm zwo Schlangen mit einem Stabe / wie es in allen 
Buͤchern Hippocratis forn an gemahlet wird / welches Wappen alle Nach⸗ 
kommen deß Afculapij,auch der Hippocrates Magnus, gefuͤhret haben / an⸗ 
zuzeigen / daß fie ſich darbey erinnern wolten jhres Gluͤcks / dardurch jhr Ge⸗ 
ſchlecht mit dieſer Kunſt der Artzney geſtiegen / vnd zu Koͤniglichen Dignitaͤ⸗ 
ten vnd Wuͤrden erhaben worden. Denn diß Geſchlecht der Aſclepiadeer in 
ſolchem Anſehen geweſt / daß es auch in der Meſſener Koͤnigreich / welches der 
König Neſtor deß Eſculapij Erben gutwillig geſchenckt / vñ fonft in der In⸗ 


lich viel Stuͤck zerriſſen / wider zu recht gebracht / vnd ſchreibt darvon Virgi⸗ | 


fel Coo an vielen oͤrtern Macht gehabt zugebleten vnd verbieten / vnd haben 


doch neben der Regierung jmmerdar die Kunſt der Artzney geliebet vnnd ge⸗ 


vbet. Alſo Podalirius vnnd Machaon dieſes Geſchlechts / vnnd fuͤrnemme 


Leut / mit zwey vnd dreiſſig Schiffen vor die Stadt Trojam gezogen / wie bey 
dem Homero zu leſen. 


Es moͤchte aber dieſe koͤnigliche Wuͤrde einem vielleicht ſelzam fuͤrkom⸗ 


men / oder auch wol vnglaͤublich duͤncken / weil die Kunſt der Artzney jetziger 
Zeit bey vielen ſo veracht vnd vnwerth gehalten wird. Aber die jenigen ſollen 
bedencken die Exempel der Alten / ſo werden ſie befinden / daß zujederzeit alle 
Koͤnige / Fuͤrſten und Herren entweder die Kunſt der Artznen ſelbſt *5 
gevbe 


im Seben Hippocratis Magni. 218 
gevbet / oder dach die Medicos in gleichen Ehren vnnd Werth neben andern 
Sperren gehalten, Artaxerxes der Perfer Koͤnig / befihlefeinen Oberſten / er 
ſolt dem Hippocrati ſchreiben / er wolle jhn den Herren vnd gewaltigen inn 
Perſia gleich achten. Die von Athen Haben dem Flippocrati eine guͤldene 
Krone auff fein Haͤupt geſetz. Michridares der König in Ponto iſt ſelbſt ein 
Artzt geweſen Daher der Mithridat noch geruͤhmet wird, Gleichsfalls Gen- 
lius ein Königin Ilycico, darvmb der Gentian auch feinen Namen hat, 

Almanfor der Königin Arabia zu Zeiten Rhafıs, vnd viel andere / die jene 
alle zuerzehlen mir unmüglich find. — 

Vnd ob wol vnſere Aertzte wenig zu den Dignitaͤten und Würden jetziger Tas si 
Zeit kommen, finder man doch andy noch erliche/die den Alten nicht ungleich Kin Fr, 
zuachten. Es ifteinanfehlich Geſchlecht vnter den Herzogen in Italien zu A gehauen 
Florentz / Medices genannt / darvmb daß es von Medicis oder Aertzten her⸗ wird, 
kommen / welches heut zu tag noch beruͤhmbt iſt. Herzog Coſmum zu Flo⸗ 
rentz / hat Pabſt Pius der fuͤnffte dieſes Namens / zum Großherzog in He- 
truria gemacht / welchs Sohn jetzt noch in der Regierung ſeyn ſoll. Die 
Vorfahren aber des Geſchlechts Medices, als fie ſehr arm geweſen / und die 

rtzney kunſt mit groſſem Fleiß getrieben / ſind nachmals fo reich worden vnd 
geſtiegen / daß ſie auch von vielen darvmb geneidet worden. Daher der Groß⸗ 
maͤchtige Keyſer Friederich der dritte / als er nach Rom ziehen wolt / vnnd zu 
Sioreng durchreyſet / vnd ſahe den vberſchwencklichen Reichthumb bey dem 
Coſmo, der ein Arge / vnd ſehr arm geweſen / ſoll geſagt haben: O wieviel 
ſchelt vnd ſchmehwort / wirdt er haben hören müſſen / ehe er su ſolchem Reich⸗ 
thumb kommen? In Oeſterreich iſt ein Geſchlecht vnter denen vom Adel / 
die Craͤmer genannt / welches vor wenig Jahren / als ich inn Mehren zu 
Iglaw beſtalter Medicus geweſen / inn den Herrnſtandt angenommen 
iſt / deſſen Vorfahr wenig Jahr zuvor auch einen Medicum gegeben. Zu 
Wien finder man noch Buͤcher eines Medici, Martini Stampei, welches 
Nachkommen jetzt die reichſten geachtet / vnnd in den Ritterſtandt erkohren 
worde. 
Diß vergangene Jahr iſt zu Wien ein beruͤhmbter Medicus geſtorben / 
mit namen Paulus Weidnerus, welcher wegen der Artzneykunſt bey Koͤ⸗ 
nigen / Fuͤrſten vnd Herren / ſehr lieb vnd werth gehalten / der hat an Guͤtern 
faſt eine Tonne Goldes werth gelaſſen / deſſen Nachkommen im Ritterſtandt 
ſind / vnnd ſein Sohn beym Keyſer fuͤr einen Geſandten gebrauchet wird. 
Sein Eydam in dem Ritterſtandt der Marcomaner ſtelle hat. Was wolt jr 
Studiofi Medicinæ denn nicht auch hoffen / fo jhr fleiſſig ſtudieret / vnd euch 
trewlich vbet? Es mangelt nicht fo fehr an Belohnung der Kunſt / als an 
erfahrnen vnd rechtgelehrten Leuten vnd Aertzten. 
Dd iij Abet 





214. Das dritte Buch / von Erempeln 

Aber ich komme nun widervmb jesumder zum Eleulapio yon welchem 
Hippocrates herkommen iſt / deſſen Gchnrtslineafichaffonerhät.e 
Die Ankunft 
vñ Seſchlecht 


ſtratum den andern, Soſtratus der ander zeugete den Chrylamidem den 
andern / der cin Koͤnig geweſen. König Chryſamis zeugete den Cleomita- 
dem. Cleomitades jeugete Theodorum den andern. Theodorus der ander 
zeugere Softrarum den dritten. Softratus der drifte zengereNebrum.Nebrus 
zeugete Gnofidicum. Gnofidicus zeugete Hippocrarem ‚den Großvatter 
diefes Hippocratis Magnı. Hippocrates der erſte zeugete Reraclidem. He- 
raclides zeugere Hippocrarem den andern mit dem Zunamen der Gro ſſe / 
vnd iſt vom Eſculapio im achtzehenden Gliedt oder Gradt. 
Was Hip- Vnd wenn ich von allen Vorfahren deß Hippocratis, welche meiſten 
pecratu Theils beruͤhmbte Leut in der Medicin oder Artzneykunſt geweſt / ſagen ſolt / 
A was fie für herrliche Thaten in diefer Kunſt bewieſen / wolt mir die zeit viel 
ney fürzear zu kurtz werden. Ich willallein von wenig Meldung thun / vnd von andern 
ten gethan · geſchweigen. ER TE 


=) Machaon, Æſculapij Sohn / als er für Trojam mitziehen ſolt / har dem 
Mach.o- gantzen Kriegsheer mir feiner Kunſt der Artzney gedienet / vnter andern auch 
mis. den Telephum geſundt gemacht / davon Homerus ſchreibt Es warder Ma- 
chaon ein folcher Mann / der es mir feiner Kunſt vielen zuvorrhat. 

2. Podalirius, Afculapij ander Sohn) hat fih im Trojanifeben Krieger 


Pedahri. als ein Medicus auch brauchen laſſen / vñ vnter andern hater den Philodte- 
rem gluͤckſelig curirer. Als er aber fuͤr Troja weggezogen / vnnd vom Winde 
auff dem Meer verſchlagen / daß er inn Cariam kommen / hat er deß Koͤnigs 


Dameti Tochter / mit feiner Artzneykunſt auch widervmb geſundt gemacht/ 
fie hernach zum Weiße genommen / vnd das gantze Sande mit jhr geerbet. Er 


hat auch nicht allein viel Staͤdt vnd Schloͤſſer gebawet / ſonder hat auch vn⸗ 
ger andern eine herrliche Schul geſtifftet / darinn die Kunſt der Artzney ſolt 
getrieben vnd ſtudieret werden / auß welcher hernach drey andere beruͤhmbte 


Schulen herkommen ſind / als eine in der Inſel Khodis, die ander Cnidia, 


die dritte Coa. Darzu hat er in dieſer Schul Coa, die Artzneykunſt ſelbſt ge⸗ 
lehret / vnd die Jugendt darinn vnterwieſen. I a 
——— Nebrus. £fculapij Kindskindt / dem jederman zu der Zeit diß Lob ge⸗ 
Nebri. geben / daß er fuͤr den beſten Medicum zu halten! hat auch eine großmaͤchtige 
That gethan. Denn da die Amphictyones lange gekrieget hatten / vnnd der 
Chryſeer Stadt belagert / haben endlich die von Am phicty on, die dem Feinde 

N 


Eſculapius hargeboren Machaonem vnnd Podalitium. Podalirius 
Hıppocra. deugete Hippolochum. Hippolochuszeugete Soſtratum. Softratus zeu⸗ 
Eis. get? Dardanum. Dardanus zeugete Cleomiradem. Cleomitades zenaete 
Chryfamidem.Chryfamis zeugete Theodorum. Theodorus zegere So- 


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im £eben Hippocratis Magni, 


bedrengt waren / das Oraculum vmb Nah gefragt! welches Theil’doch wol 

obſtegen wiirde. Das Oraculum aber jhnen diß zur Antwort geben! Sie 
würden den Sieg erlangen / wenn fie nach der Stadt Co zoͤgen / dafelbft deß 
Hirſchen Sohn fampeshrem Goldt nemmen zu ſich / vnd das folten ſie bald 
thun. Niemand verſtehet was das Oraculum darmit meynet. Da ſagt Ne- 
brus im fisenden Rath / zu dem Geſandten: Es hat euch das Oraculum 
diß damit wollen zuverſtehen geben / jhr ſoltet ziehen gen Co vnnd des Hir⸗ 
ſchen Sohn mir Goldt zum Beyſtandt / mit euch nemmen / Sehet diß iſt die 
Stadt Co davon geſagt: deß Hirſchen Sohn aber iſt mein Sohn / dent 
| Die Hirſche werden inn vnſer Spraach genannt Nebri, Ich aber heiſſe Ne- 


volck mehr zutraͤglich ſeyn koͤndte / als einen Medicum oder Artzt? Darnach 
duͤnckt mich diß nicht wolgerathen ſeyn / daß jr / die ihr zuvor Goldts vnnd 
Geldts gnug habet / vnd mehr denn jemandt in gantz Griechenlandt / daß jhr 
ſollet hinziehen nach der Stadt Co vnd allda erſt Goldt oder Geldt begeren. 
Aber das Oraculum will euch hiermit gewieſen haben mehr in mein Hauß / 
da findet jhr daſſelbige Chryfos oder Aurum. Vnd das iſt mein Sohn der 
juͤngſt / vnd derſelbe / vas Mannheit vnd Tugendt belanget / vnd ſo viel mir 
als feinem Vatter jhn zuruͤhmen gebuͤret / darff ich wol fagen / iſt unter allen 
Buͤrgers Kindern der fuͤrtrefflichſte gehalten. Mein Perſon belangendt / doch 
maoͤcht jhr thun was euch gefaͤlt / will ich ſelbſt mir ziehen / vnd meinen Sohn 
miitbringen / ſampt einem wolgeruͤſten Schiff / welchs ich auff mein Vnkoſt 
will zurichten laſſen / mit Leuten vnd aller Ruͤſtung wol verſorgen / daß wir 
euch alſo durch Gottes Huͤlff / in Krieg vnd Artzney trewlich Beyſtandt thun 
wollen. Vnd was alſo Nebrus jhnen zum Rath fuͤrgeſchlagen / haben die Ge⸗ 
ſandten zu groſſem Danck angenommen. Es hat aber Nebrus in ſeinem 
Schiff bey ſich gehabt einen Chaldeiſchen Mann / Chalcedonium, den er er⸗ 


hoͤret als bald die Peſtilentz auff weiter zu graffieren. Da nun durch ſonder⸗ 
lich Gluͤck das Pferdt Eurilochi, deß Hertzogen auß Theſſalia der auch 
vom Heraclide feine Ankunfft hat / ſonſt vergifftet / mit Pulver beſprengt / 
und ſich weltzet in die Rhoͤren / dadurch das Waſſer indie Stadt geleitet / 
mit dem Huff geſtoſſen / in dem ſichs im Sandt har weltzen wollen /hat ſich 
das Wa ſſer vergifftet / vnd find davon viel Menſchen vergifftet worden und 
geſtorben / welches ihnen denn ein groſſe Huͤlff geweſen / daß die Stadt ge⸗ 
wonnen vnd erobert worden. 

Es wollen etliche fürgeben / es haͤtten d 
lichen Artzney allein gewuſt I wie denn P 


geſ hich 





ie alten Medici von der euſſer⸗ 


| denn Plaro auch der Meynung iſt / daß der⸗ ferune Arte 
ſelben beym Homero, da sr den Krieg für Troja bheſchrieben / aſein Meldung 


ae per 
mir jrem Kriegsvolck viel zu ſchwach / vnd darzu mit einer ſtarcken Peſtilentz 


brus. Was wolt jhr aber fuͤr eine beſſere Huͤlff begeren / die ewem Kriegs⸗ 


zogen. Als fie nun ins Laͤger kommen / frewet ſich auch Gott mit jhnen / vnd 


Wie jnner⸗ 
liche vnd euſ⸗ 


ney bey den 
Alten geweſ⸗ 


Ge 


238 Das dritte Buch / von Gempeln 


geſchicht: daher die Wundtartzney noch su vnſern Zeiten in Kriegslaͤufften 
fuͤrnemlich gebrauch wird. Aber weil Theſſalus, Hıppocratis Sept] in ſei⸗ 


ner Oration / an die von Athen gethan I dieſe Hiſtoriam Nebri, def al⸗ 
gen Artztes / vom Gebrauch der jnnerlichen gifftigen Artzney / ſo hoch be⸗ 
zeuget / So iſt gewiß / daß die Alten die gantze Artney vollkomlich / ſo wol 


3 


die jnnerliche / als die euſſerliche auch gehabt haben. Vnd Gott ſelbſt hat lan⸗ 


ge zuvor die jnnerliche Artzney gelehret / vnnd dem menſchlichen Geſchlecht 


durch die Propheten vnd Prieſter offenbaren laſſen / wis die heilige Schrift 


J 


bezeuget. 


ipperrass Gleich wie nun vnſer Hippoctates der groſſe / des Namens in ſeinem 
Leibegeſtat. Geſchlecht der ander von Vatter vnd Mutter auß Koͤniglichem Stamm 


Bewer der 
Geſtalt 
Hıippocra- 
2u,auf Ans 
Beigung def 
Galent, vnd 
fein feibft, 


vnnd Gebluͤt geboren / zur Artzneykunſt ein angeborne Geſchickligkeit ſelbſt 
mitgebracht / alſo hat er auch feiner Landtart nach einen recht qualifteierren 
Leib / wie ein guter Medicus haben ſoll / von Natur gehabt / Seine Figur 


vnnd Geſtalt deß Leibes belangendt / hat er eine ziemliche Groͤſſe vnd Laͤnge ge⸗ 


habt / nicht zu fett oder mager /ſchoͤn vnd lieblich von Angeſicht / weiß vnnd 


roth / ſehr freundtlich gegen jederman / faſt ſchertzhafftig / ja durchauß tempe ⸗ 


rierter Natur geweſt / den man ſonſt pfleget zunennen einen ſanguiniſchen 
Menſchen. Fin. 3% 
Hier moͤcht einer fich verwundern / vnd ſagen / Wie fanftırden Hippo- 
cratem ſo eben abmahlen I den du felbft nicht gefehen haft / deſſen auch fein 
Bilde oder Abconterfeyung jrgendt recht zu inden? Darauff antworte ich / 
Obs wol an dem / ſo hat man doch deſſen etliche gewiſſe Anzeigungen beym 
Galeno, daher gewiß abzunemmen / das Hippocrates muß ein folcher 
Mann gewefen feyn. Denn Galenus, der ſich auff die Complerion des Men» 


fchen fonderlich wol verſtanden / ſchreibt in feinemandern Buch /deruenda 


fanit. am 7. cap. daß in feinem Landt die Lufft beffer remperierer ſey / als im 
Mittel Griechenlandt / vnd meldet darneben / daß Hippocratis Vatterlandt 
die Inſel Co, recht mitten in Eræcia gelegen / in welcher Stadt es ſonderlich 
gute vnd aefundesufft gehabt. Weil denn Hippocrates an dem Ort geboren / 
auch die Zeit ſeines Lebens feine ſonderliche Leibes Beſchwerung gefühlen 
vnd auch ein hoch Alter erreicht / welchs Alter allein den wol temperirten Leuten 
begegnet: Wer wolte den daran zweiffeln / daß er nicht ſolte einen wol tempe⸗ 
rirten Leib gehabt haben / vnd ein recht ſchoͤner vnnd wolgeſtalter Menſch ge⸗ 
weſen ſeyn? Denn dieſe Leut I wie Galenus bezeugt / 6, de tuen. ſanit. fiir 
andern die geſuͤndeſten find on länger leben. Vnd wie in den hitzigen Laͤndern / 
als im Morenland / gemeiniglich magere Leut gefunden'werden / inn falten 
ganden aber groffe Vngleichheit der Complexion unter den Leuten geſehen 
wird / alſo find and) ohne zweiffel / in reinen vñ geſundenLaͤndern / als Hippo⸗ 
n ciatls 


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“ CIAtcs, x 
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ond ſeiner Sitten hernach gedencken DesHippocratis Geſchickligkeit / ho⸗enmæ. 
hen Verſtand vnd Kunſt betreffend / ſchreibet von jhm Perus,dergudesHipr 
pocratis Zeiten gelebt alfo: Don feinen Vorfahren iſt jhm die Kunſt der 
Arttney erſtlich angeboren vnd auffgeerbet / vnd er gleich darzu geweyhet / Aber 
die rechte vnd vollkommene Wiſſenheit derfelben / hat er allein von ſich ge⸗ 
habt / daß er in Verſtandt vnd Wei Ri vnd inder Artzneykunſt auch feine 
Borfahren weirpbertroffen. Es werden zwar heut zu Tagdie auch für gute 
Medicos achalten die nichrfo hoch begabt find mir Verſtand / Kunſt / vnnd 
Geſchickligkeit / wie der Hippocrares geweſen / die auch wol wider jhre Natur / 
auff die Kunſt der Artzney fich begeben / Aber dieſe Medici kommen gewiß 
Hull dem Verſtande / den fie billich haben folten. | 
Welil denn nun Hippocrates von Natur fonderfiche Zuneigung) Luſt — 
vnd Liebe zu dieſer Kunſt gehabt / er auch darin von andern trewlich vnterwie⸗ Eee — 
fen worden wie hats denn fehlen koͤnnen / daß nicht jederman ein fonderlich 
Au ze/ vnd gute Hoffnung zu jhm muß gehabt haben? Seine przceptores Mopoeratu⸗ 
finde geweſen ſein Großvatter Hippocrates, fein Vatter Heraclides, mehr praceptorer. 
gias Leontinus, der der beruͤmbſte Orator vnnd Redner zur ſelben 





Der Gorg 
Zeit geweſt / vnnd Herodicus ein fehr gelehrter Manni diefealle hat er fleiſſig 
gehoͤret. Etliche fagen/daß auch Democritus fein Pr&ceptor geweſen / Aber 
das iſt nicht / weilan vielen Dreen Hippocrates vnd Democritus ſelbſt b& 

zeugen / daß fie erft in jhrem hohen Alter einander geſehen / vnd Freundſchafft 

gemacht / durch ſchreiben / vnd converfieren. Vnnd das noch mehr iſt / weiler 
nNnoch ein Kind geweſen / hat er von ſeinen Eltern die Artzney / vnd andere freye 
Kuͤnſte ſtudieret. Heraclides fein Vatter der ein Medicus geweſen / vnd fein 
Großvatter / deſſen Buͤcher etliche zu des Hippocratis gedruckt worden / ha⸗ 
ben jn von Kind auff darinn vnterwieſen. Als bald er die Buchſtaben hat ken⸗ 
nen lernen / vnd kaum recht reden koͤnnen / iſt er darzu gehalten worden / daß er 
hat muͤſſen bey der Artzney ſeyn / wenn man Anatomias gehalten / oder herba- 
cum gangen iſt / daßer alſo ordentlich / alle Stuͤck zur Se gehörig / zuvor 
Ba Ku, | e wol ſtu⸗ 


” Rn re — — 
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— | s — — Bi ge E RE "a 
ꝛx8 Das dritte Buch / von Erempeln & 


wol ſtudieret / ehe er zur Practick kommen. In fumma, alles was ſeine Bor ⸗ N 

fahren indem Gefchleche Zfeulapij in der Artzuey befehrieben 7 harermiet 

groſſem Fleiß jhm daffelbe wol eyngebildet. Das heift denn recht junggo 

Wohnt / alt gethan. Vnd es iſt nicht auszuſagen / wieviel daran gelegen) und" 

wie groſſen Nutz es fchaffe / wenn die Eltern gelehrt ſind / vnd jhre Kinder 

ſelbſt recht erziehen / lehren / vnd nicht den Præceptoribus allein vertrrawen / 

die bißweilen mehr auffs Geld ſehen I als auff die Kinder /wie ſie diefteiffig 

vnterrichten ſolten zum guten / Wie der alte Lehrer Quintilianus bezeuget / 

da er fagt: Ich wolte wenns muͤglich were / daß die Eltern alle ſampt / Vatter 

vnd Mutter / ſelbſt fo viel wuͤſten / wie ſie ihre Kinder recht lehren / vnd vnter ⸗ 
richten fon, as Rn 

— Ich weis wol / daß etliche viel difpurieren 7 wie man die Artzney ſtudie / 

Armery ins ren ſoll / da etliche fuͤrgeben / man folt feinen Medicinam ſtudieren laſſen ee 

dieret. Hättedenn zuvor Philofophiam vollkoͤmblich gelernet. Etliche ſiudt dar ⸗ 

wider / vnd ſagen / man ſolte die Kunßz / dabey einer gedenefrzubleiben/balde 7 

von Jugendt auff mit der Philoſophy jhm wol eynbilden. Aber / wie einen 

jedern gefaͤlt ſeine Weiſe / alſo duͤnckt mich das beſte ſeyn / die ſen Cxempel 
Nippocratis nach zu folgen / weil nicht er allein fordern Das gantze Ge⸗ 

ſchlecht Afculapij auff dieſe Weiſe / nemblich von Kind auff die Medien 

Wa⸗ Plaro vnd Philoſophy zugleich ſtudieret haben / Welcher Meynung blato auch iſt / 

faguwie da er ſagt in feinem erſten Buch delegibus: So ſchlieſſe ich alſo /ein jeder 

er Menfchlder gedencker was zu werden/follvon Kind auff mir denen. Gedan ⸗ 

cken vnd Sachen vmbgehen / damit er die Zeit feines Lebens mit Goreonnd 

Ehren willzubringen. Denn gleich wie einer / der fich will begeben auff den 

Ackerbaw oder Zimmerhandwerck / muß / wie te Kinder pflegen etwaszu 7 

ſchnitzen oder Häuferlein zu bawenjfich auch bey Zeitim Acferbaw oben? 

vnnd darzu gewehnen. Darvmb ein Preceptor , der Kinder recht inftir 

tuiren will / vnnd aus einem diß / dem andern was anders macdien/muß oder ı 

fol billich ſolch Ding fürgeben / mahlen / vnnd fuͤrbilden / das ſie hernach / 

wenn ſie zu jhrem Verſtand vnd Jahren kommen beſſer auff jhr fuͤrhaben 
deuten / applicieren / vnd jhnen nuͤtz machen koͤnnen vnd alſo darauß weiter; 
was jhnen noͤtig vnd nuͤtzlich iſt / ſtudieren mögen. As wenn einer cin Zim⸗ 

mermann werden I muß erſt lernen / wie er die Elle / Mas oder Richtſchnur 

recht brauchen ſoll / Wer aber ein Kriegs mann geben will / der muß erfiren, 
ten lernen / vnnd in andern Ritterſpielen vnnd Kriegs Sachen ſich vben. 

Soll derwegen ein Præceptot ſehen / wie er durch Schertzwort ver Knaben 

Gemuͤther dahin lencke / worauff ſie Achtung haben ſollen / vñ darauff beruhen 

laſſen. Diß achte ich / ſey der beſte Weg wie man die Jugendt recht auffer ⸗ 

ziehen koͤnne I in dem ſie yon Kind auff / wie man ſie haben will / gewehnet 

werden 














WR. Y,, 


im Schen Hi i on —— » 219 


werden vnnd nicht hernach / wenn es zu lang geharret. Denn was ſie in der 
Jugendt jhnen angewehnen / bleibt jhnen die Zeit jhres Lebens. Diß iſt die 
Meynung Platonis. Dieſem Exempel iſt auch nachgefolget dieſer Hip- 
pocrates ‚in der Inſtitutien ſeines Sohns Theflali, wie wir ſehen in der anıeFippe- 
Epiſtel an jhn geſchrieben / vnnd ſagt. In der Geometria vnnd Arith⸗ 7a Sohn 
merica, lieber Sohn! wolleſtu dich Reiffig oben : denn fie dir die gantze Zeit kudieret. 
Deines Lebens nicht allem ſehr noͤtig vnd nuͤtlich ſeyn werden I ſondern auch 

“bey jederman Gunſt vnd Anſehen machen / vnd deinen Verſtand ſchaͤrffen / 

daß du alles was in der Artzneykunſt zuwiſſen von noͤthen I wirft verſtehen 
koͤnnen. Daher denn gnugſam offenbar iſt / daß auch Theſſalus, Hip- 
pacratis Sohn / von Jugend auff die Artzney ſtudieret / vnd darnach von ſei ⸗· 
nem Vatter ermahnet worden | dieGeometriam vnd Arithmeticam zu⸗ RS 
gleich mit zu lernen / Wieviel mehr wird nun Hippocrates Medicinam, 
vnd andere freye Kuͤnſte mit einander geſtudieret haben? Vnd gleich wie die 
Philofophia einem Medico ſehr nuͤtzlich vnd noͤthig iſt / auch viel Arbeit 
leichter macht / Alſo ſindt nicht zu loben / die keinen zum Studio Medicinæ 
zulaſſen wollen / erfey denn in der Philoſophia zuvor gar vollkemlich/ 
Welcher Meynung geweſen iſt Herophilus, zu Hippocratis Zeiten / vnnd 
Galeni Vorfahren der erflich die rechte Artzneykunſt / wie Galenus bezeugt] 

verwirret hat. Es find zur felbigen Zeit drey fuͤrnemme Schulen geweſt / 

die alle von dem Aiculapio geſtifftet vnnd erbawet worden/als zu Rhodis, 

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Cnidia , vnnd Coa, in welcher Hippocrates allefreye Künfte / vnnd die 
Artzney nicht allein ſtudieret hat ı fondern auch hernach ſelbſt gelehret / diefo 
beruͤhmbt geweſen / daß keine der andern hat etwas wollen zuvor geben / je⸗ 
doch hat dieſe Schul Coa, weil Hippocratesfelbft Proteſſor gervefen den 
Preiß vor andern behalten. Die Schu⸗ 
Vnd iſt kein Wunder) daß Nppocrates Magnus ein ſolch Lob bekom⸗ Ion gu bes 
men / vnd mirder Kunſt der Artzney ſo hoch und weit es hat bringen koͤnnen / 7 — 
weil es jn weder an Verſtand vnd Geſchickligteit noch an guter Vnterrich⸗ 
tung gemangelt vber das auch / cin ſehr embſig / fleiſſig vnnd ſtandhafftig 
Gemuͤth gehabt / daß jhm kein Ding zu ſchwer gedeucht oder ankommen. 
Des Nachts hat er dem ſtudieren obgelegen / am Tage hat er mit gutem Rath 
vnd mit ſeiner Kunſt / den Krancken gedienet / Er hat keine Muͤhe / Sorge 
noch Gefahr / von feinem ſtudieren / vnd Artzney ſich abſchrecken noch abtrei⸗ 
ben laſſen / da dargegen jegigerZeit/faft alle die Medicinam ſtudieren / ſich der 
muͤhe vnd vnkoſten /die ſie drauff wenden ſollen / gerewen laſſen / oder wenn fie 
ſich auch gleich drauff begeben haben / ſo verdreuſt ſie es / wenn ſie etwas Muͤhe 
haben ſollen / vñ wenden bald diß / bald ein anders zum behelff fuͤr / daß fie nur 
— kom̃en / vnd das ſtudiũ gantz fahren laſſen / od wenn fie ja noch darbey 
| Ey. blieben! 


— m * — — 


220as dritte Buch / von ——— 

blieben] fo thun ſie es vngern / verdroſſen vnd ſchlaͤfferig vnnd iſt jhnen jhr 
era fein Ernſt / oder laſſen fich den Stoltz oder andere Vrſach ſchaͤnd⸗ 
lich darvon bringen. Aber vnſer Hip pocrates iſt der Meynung gantz vnnd 
garnicht geweſen ſondern er hat ſich mit trewem Fleiß vnd Ernft ſines ſtu⸗ 


Mppocratis 
groſſer fleis 


niemand davon hat bringen noch abhalten koͤnn en / daß er jhm den ſchoͤnen 
vnd herrlichen Spruch Achillis,bey dem Philoftrato hateynacbilder/ennd 
auff ſich recht applicieren können | den der Herr Philippus Mlanchthon, 
feliger Gedaͤchinus I auch in feinem Alter offr darpflegen inreden zu ge⸗ 
brauchen : Ich will arbeiren in meinem Beruff / trew vnd fleiffig ſeyn vnnd 
einen andern laſſen nach Geld vnd Gut trachten e 

Hippoerais Mehr iſt nicht auszufagen/ was fürein Reifigi ſtan ndthafftig Ge⸗ 

Ey. nuͤth er mus gehabt haben / weil er auch freywillig ein Jurament v end. Eydt / 
darzu jhn niemand gezwungen / zur Artzney gethan / die Zeit ſeines Lbens / in 
all ſeinem thun vnnd laſſen ſich nach demſelben mit trewem Ernſt zuverhal⸗ 

Die aller fürs ten / vnnd von der Artzney keines Weges zu weichen. Ich War wuͤſte nicht / 

Fa ei was einem Menfchen mehr in feinem fürha ben nechſt GOTT Eſtandhaffüg 

alten einen erhalten / jemals herrlicher gemacht / und in gröffer anſehen gebracht haͤtt / als 


Ben eben ein ſolcher freywilliger Eyd den man in rechtem Ernſt jhm fuͤrſetzt / den⸗ 





gar nicht bringen koͤnnen / wohin fie ſollen oder Willens find Es kan auch 

feiner fo fleiſſig ſeyn / daß ers mit ſeinem Fleiß vnd Ar beit alles ausrichten wol 
vnd erjagen / vnd wenn ers vermeynet am beſten zu treffen / ſo fan dochleicht 
ein Vugluͤck kommen / daß jhm mißgelinget / vnd feilſchlaͤgt. Aber wenn jhm 
einer fuͤrſaͤtzt in feinem Beruff / ſo viel muͤglich vnd menſchlich / nechſt Gott / 
trewlich vnd fleiſſig zu arbeiten / thut daſſelbe mirguftiond braucht einen Ernſt 
darzu / dem fan es nicht fehlen / ſondern erlangt das jenige / was er begeret: 
daran iſt fein zweiffel / vnd es fan nicht triegen. Woher koͤmpts / daß David 
fo geruͤhmbt wird / wegen feiner Gortfiirchrigkeitjal s fein Menſch je mals ge⸗ 
ruͤhmbt werden mag / daß jhm Gott ſelbſt diß Zeugnuß aibr? Daher koͤmpis/ 
daß er freywillig ſich darein verſchworen hat / wie im Pſalmen ſtehet: Ich hab 
geſchworen / deine Rechte zubewaren. Joſias der Koͤnig Juda hat geſchwo⸗ 


ren / daß er die Abgoͤtterey außrotten wolt vnd abſchaffen / Er hat einen Bund ; 


mir Gore von jm felbft gemacht / vnd iſt Fein Menſch geweſt / der jemals ſehrer 
des Worts Gottes wegen geruͤhmet worden / wie die Schrifft von jhm bezeu⸗ 


get / im andern Buch der Könige am dritten Capitel. Vom Annibale, dem 


Hertzogen zu Carthago, lieſet man / daß er ſich zum Kriege die Zeit feines Le⸗ 
bens Bu chworen hat / vnd wird guch kein —2 aa ang jhn 
ſey. 





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im Studie⸗ dierens angenommen / vnd jhm alſo daſſelbe angelegen ſeyn 5 daß hn 


ſelben haͤlt vnd thut. Es koͤmpt zuweilen / daß die geſchwindeſten herrlichſten 
ingenia aus Vnbeſtand darob zu Grund vnd Boden gehen! vnnd es dahin 


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im Leben Hippocratis Ma gnĩ. 227 
fa Wieder Hippocrares zur Artzney ſich verſchworen har’ und verflucht / 
wenn er nicht halten wuͤrde / was fein m den er jhm guewillig 
zu halten auffgelegt / mit ſich braͤchte / iſt noch heut zu Tag in feinen Schriff- 
ten zu leſen / daher denn auch kein beruͤmbterer Medicus jemals erfahren iſt 
worden. — 
Dieweil es aber mit vns Menſchen gemeiniglich alfogerhan / daß vn⸗ . 
fer Gemuͤt / Sinn und Gedancken / mit dem Werck vnd der Char nicht allzeit furgr. 
vbereynſtimmen / fondern jmmerdar eine Schwachheit / Mangel vnd Ge 
brechen mit vnterlaͤufft / Als wollen wir auch beſehen / wie es mit dem Hippo- 
crate dißfals geſchaffen geweſen. Sein Gemuͤth vnd Sitten belangend / iſt 
er ein ſehr frommer / gotts fuͤrchtiger vnd ehrlicher Mann geweſen / der Gottes 
Worrt ſehr lieb gehabt / vnd die Gottes dienſt jhm hat angelegen ſeyn laſſen / 
doch wie es feine Religion mitgebracht / vnd wie er von Gott gewuſt / vnd 
vnterrichtet worden. Welchs daher leicht abzunemmen / weil er an dere Me⸗ 
dicos fo fleiſſig vermahnet / daß fie allzeit / wenn fie Krancken curirten Gore 
fuͤr allen Dingen ehren / vnd für Augen haben ſolten / welchs er denn nichtal⸗ 
lein andere zuthun vermahnet hat / ſondern er ſelbſt iſt der erſte geweſen / der 
ſich vber die Geſchoͤpff der Natur verwundert / dieſelbe ruͤhmet / preiſet / vnnd 
Gott allein die Ehr gibt / wie Galenus bezeuget / wie er denn auch ſelbſt zuletzt 
ſchleuſt / vnd ſagt: Es iſt alles dahin gerichtet / daß wir daraus abnemmen 
ſollen daß ein Gott ſeyn muͤſſe / der alles was im Himmel vnd auff Erden / 
das Meer / vnd was im Meer gehet I erſchaffen / erhalte / vnnd biß zum En⸗ 
de der Welt erhalten werde. Vnd Galenus in ſeinem Buch / welches er ge⸗ 
ſchrieben vnnd genennt ı Vom Aus des Menſchen Glieder / am 7. Cap. 
bezeuget. Hippocrates ruͤhmet in allen feinen Schrifften die Gerechtigkeit der 
Natur / vnd die Vorſehung Gottes / in allem was lebet vnd Athem hat. Ich 
glaͤub fuͤrwar daß die rechte Gottes furcht nicht darinn ſtehet / daß man viel 
Ochſen / Kälber oder Boͤcke / vnſernm HERRN Gott opffert / oder Raͤuchopf⸗ 
fer ehue/fondern daß man wiſſe vnd betrachte / was Gottes rechte Weißheit / 
Krafft vnd Guͤte ſey / vnd diß andere Leute lehre. Diß hat der Hippocrates 
in ſeinem hohen Verſtand vnnd Weißheit / mit Gottes furcht gethan /Ja fo 
offter ein gluͤckſelige Cur bey dem Patienten gehabt / ſo offt hat er Gott von 
Hertzen dafuͤr gedanceket / vnd oͤffentlich zur Kirche gangen. Als er in Thelſa- 
lia die geſchwinde Seuche der Peſtilentz gluͤckſelig vertrieben / vnd von glei⸗ 
cher Gefahr der Peſte auch die Dorienſer vnd Phocenſer erlediget hat / iſt er 
gen Delphis gezogen / Gott für feine Huͤlffe vnnd fuͤr die Griechen gedanekt 
vnd angeruffen. J 
Wo findet man het zu Tag einen Medicum, der dieſem Exempel des 
Hippocratis nachfolget der GOtt danckbar were I wenn er in ſeiner Cura 
Ex iij ein 





Pr 


Re 
— ——— Buch / von Eempeln 
ein alůck gehabt? Wo iſt jetzt einer zufinden / der für die Geſundheit der Stadt 3 
oder ſeines Vatterlands mir Ernſt zu Gott ein Vatter vnſer thaͤt Derman 
ſe vnd Gottsfuͤrchtige Jeſus Syrach erfordert zwar ſoſchs / vnnd will! daß Ei 
ein jeder er fey auch fo reich / gewaltig) weife / und verffandig er jmmer woͤlle / i 
einem Beruff in alkr Gottesfurcht vnd Heiligkeit nachgehe / lebe vnnd voll. 
ſringe. Denn ob er wol von einem weltweiſen Regenten / oder von eine 
vObrigkeit daſelbſt redet / dennoch ſoll diß auch von eines es jeden Beruff / vnd 
alſo auch von den Medicis verſtanden werden niemandt ausgeſchloſſen / 
da er ſagt in feinen Spruͤchen am 19. Cap. Er erhebe fein Hers fruͤe zu dem 
HERRNd der jhn geſchaffen hat / vnnd bete fuͤr dem Alerhoͤchſten er thue 
ſeinen Mund auff / vnnd laſſe ſein Gebet erſchallen fuͤr ſeine Lieben Hippo- 
erates fürwar hat folche Schre Jeſu Sprache gehalten / beſſer als wir/die wir 
Chriſten ſeyn wollen / vnangeſchen daß er ein Heyde geweſen / diefe vnd an⸗ 
dere Lehren von Gott vnnd —— nicht GEHABT vns nicht fein 
——— nachgeſaget wird. 
erbarBemie Wir haben nun gehoͤrt bon feiner Froͤmmgkeit vnnd Gortfürchtige 
vnd Leben. keit oder von feiner Schre vnd Glauben. Nun wollen wir auch reden vnnd 
fagen von feinem Leben vnnd Wandel I wie er ſich darinn habe verhalten. 
Kuͤrtzlich davon zureden / ſo iſt er ein ehrlicher / auffrichtiger Mann geweſen / 
der jederman gerade vnter Augen gangen /es iſt kein Falſch noch Betrug in 
jhm geweſen der jederman glet ch gethan / vnnd die Warheit geſagt / ſeine 
Wort nur ja ja / nein nein ſeyn laſſen. Da jhn der Koͤnig Artaxetxes erfor⸗ 
dert zu ſich in fein Laͤger I ſeyn Kriegsvolck fo mit der Peſtilentz angeariffen 
war / vnnd die Vberhand genommen daß er daſſelbe curiren ſolt / wiewol er 
fuͤglicher Weiſe ihm ſolches här verfagen und abfehlagen koͤnnen / vnnd 
alſo feine fonderliche Vngnad des Königs auff fich vnd ſein gantzes Dar 
terland hätladen dürfen Jedoch hat ergerade ausgefagt / vnd Ihm diß zur 
Antwort geben] Er koͤndt es in ſeinem Gewiſſen nicht verantworten / vnd ge⸗ 
daͤchte es nicht zu thun / daß er einem / der ſeines Vatterlands Bu & 
Feind were / ſolchs zuaefallen feyn vnd thun wolte. F 
2 Noch eins) Der Rath vnd alles Volck zu Abderisin der Stade da 
arben. dieſelben alle vermeynten / vnd haben wolten/der Hippocrares ſolte den De- 
mocritum curieren weil er vnſinnig vnnd ſeiner Vernunfft Eher we⸗ 
re] welchs die guten Leut nicht beſſer verſtunden / vnnd nicht anders wuſten / 
denn es were dem alſo / da will er ſolchs auch nicht thun / ſondern zeiget jh⸗ 
nen klaͤrlich an der Democritus were weder mit diefer noch mit einer an⸗ 
— dern Kranckheit beladen / ſondern durchaus geſundt vnnd nicht vn Al innig / 
he fondern fie Die eg niche verftanden. Alſo iſt dem Hipposrati fein Traum 
war worden / den —— denn er zum Democrito kommen war! als 
— wie er / 
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im Leben Hippocratis Magni. 23 
wie er geſehen haͤt ein ſchoͤn lang Weib in ſchlechter Kleidung / glaͤntzend vnd 
weis als der Schnee! jhre Augen fo helle vnd klar als ein Liecht / vnd leuchtet 
wie ein Stern / daſſelbe Weib nemme jhn den Hppocratem bey der Hand / 
ſpatzieret mit jhm gar langſam vnd ſittig durch die Stadt / vnd als ſie fuͤr das 
Hauß kom̃en / da der ippocrates vermeynt / daß er ſeine Herberge haben ſolt / 
verſchwindet fie fuͤr jym wie ein Geiſt oder Geſpenſt / vnd ſagt zu jhm nur die⸗ 

ſe Wort: Morgen will ich bey dem Democrito widervmb zu dir kommen 
Vnd als ſie ſich wider weg wendet / da fraget Hıppocrates fie / vnnd ſpricht: 
VKieber ſag mir doc) / wer biſtu denn / oder wie heiſtu? Sie antwortet jhm / die 
Warheit. O wie ein lieber / werther und anfehlicher Medicus iſt das / der dies 
ſe Tugendt an ſich har? Es iſt wol glaͤublich / daß etliche verwegene / vntrewe 
Medici wol ſagen duͤrffen / es iſt eine groſſe / ſcwere vnd gefaͤhrliche Kranck⸗ 
heit / daß jhr wol zuſehen muͤſt / vnd iſt Artzney hoch von noͤthen / da es nicht 
alſo iſt und wol feine Gefahr dabey / oder ſagen das Widerſpiel / die Kaanck ⸗ 
heit iſt gering / ſonder gefahr / da einem wol offtmals das Leben drauff ſtehet. 
Etliche verachten jhre Mitgeſellen / vnd tadeln alles was andere darbey thun / 
auch diß wol das fie nicht recht eyngenommen haben / oder davon niemals ge 
hoͤrt / noch daſſelbe geſehen haben / vermeynen es ſey nichts recht / was andere 
darzu rathen oder thun / aber alles was ſie thun / muß allein gelten / vnd jhr 
Rath der beſte ſeyn / Gott gebe es feyioder nicht / eg habe davon geſchrieben 
NHlippocrates oder nicht. Lehren oder ſchreiben auch wol das / und laſſens in 
Druͤck gehen / falſche vnd ertichtet Ding. Solchs find eitel falſche / vnd Feine 
rechte Medici, vnd nicht werth / daß fie den Dramen haben vnd Medici ſol⸗ 
len genennet werden / fuͤr denen ſich ein jeder zu huͤten. Aber ein ſolcher Me- 
dicus jft Hippocrates nicht geweſen / wie denn Galenus recht von jhm ſchrei⸗ 
bet / da ex jhn wider die Verleumbder verficht / verteidiget / vnd ſpricht: Wer 
will oder kan den Hippocratem beſchuͤldigen oder vberwinden / daß er falſch 
oder vntrew in ſeiner Kunſt gehandelt ? da iſt er viel zu ehrlich zu geweſen / 
daß man jhm ſolches mit der Warheit haͤt nachſagen koͤnnen / Er iſt war⸗ 
hafftig geweſen / hat die Warheit geliebet / vnd dieſelbe allein jhm gefallen laſ⸗ 
fen. Darvmb wir auch von feinen Schrifften vnd Büchern (wiewol jm viel 
zugefchrieben wirdt / das er niemals gedacht] und von fich gefehrieben mehr 
als von feinem newen Sceribenten / derer etliche verbracht find/nicht on billich 
halten. — — | 
Darnach in all feinem Thun iſt er fürfichtia geweſen / denen von Abde- zy,poeraris 
zis zu welchen er / den hochweiſen Mann Dewocritum zu curiren / einen groffe Be⸗ 
weiten Weg zu Waller vber Meer hat reyſen muͤſſen / hat er jren Abgeſandten / Weidenheit. 
weil er geeylet / bald gehoͤrt / aus der Kirchen zu jhm gangen / daß nichts ver⸗ 
ſaͤumet / er guch einen gewiſſen Tag eruennt / wenn er kommen wolt / welchs er 
denn 





mA Dasdrittedtich/oon Erempeln 9 
denn auch gehalten / wie zu leſen iſt in der Epiſtel / geſchricben an Damage- -· 
um: Ich bin den Tagzu Abderis ankommen welchen ich jhnen geſchrie⸗ 
ben / daß ich erſcheinen wolte / vnn d habe fie alleſampt gefunden / daß fie am 
Thor meiner gewartet / Maͤnner vnnd Weiber / jung vnd alt / vnnd fuͤrwar 
ſehr trawrig. Bey den Krancken / wenn er zu jhnen kommen / vnd von jhnen 
gaͤngen iſt / hat er ſich im Reden wol / weißlich und bedaͤchtig zuverhalten wiſ⸗ 
fen / alle Vmbſtaͤndt fleiſſig erwogen fleiſſig zugehoͤret / beſcheidentlich geant / 
wortet / vnd gute Lehr vnd Rath den Krancken mitgetheilet Sein Studie ⸗ 
ren vnd Kunſt hat er alſo koͤnnen moderiren vnd anſtellen / daß ſeine Patien ⸗ 
gen ein genuͤge vnnd wolgefallen daran gehabt / hat auch feinen Nachkom ⸗ 
men viel herrlicher nuͤtzlicher Schrifften hinderſich verlaſſen Er hat nichts ge 
than / ehe er der Sachen rechten Verſtand vnd Grund gehabt / vnd wenn er 
gleich die Kranckheit gar wol erkandt / dennoch har er Immerdar mehr wiſſen 
wollen damit er ja im curieren vnnd rathgeben nicht jrrete. Einem Medico 
wirdt befohlen oder vertrawet / das herrlichſte vnnd edelſte Geſchoͤpff vnnd 
Creatur / nemblich der Menſch I darvmb er wol zuſehen muß /daß er den in 
feiner Kranckheit nicht verſaͤume / oder mutwillig ver warloſe / ſondern ver⸗ 
nuͤnfftig / beſcheidentlich vnd bedaͤchtiger Weiſe mie denſelben vmbgehe 
vnnd han dele / wie denn dieſer Hippocrates einem jedern ein Exempel ſeyn 
Püpporaa Wie ſoll ich nun gnugſam ruͤhmen vnnd ſagen von des Hippocratis 
ne Gerechtigkeit vnnd Auffrichtigkeit? Er hat fih den König Artaxerxem,der 
tige, feines Vatterlands ein abgeſagter Feind war / keines weges durch Geſchenck / 
Gunſt oder Anſehen dahin bringen noch vberreden laſſen wollen / daß er ei⸗ 
nen Leibartzt an ſeinem Hoff oder in ſeinem Kriegslaͤger gegeben / vnangeſe⸗ 
hen / daß erjihm viel Goldes und Geldes verheiſſen hat. Widervmb von ſei⸗ 
nem Freunde dem Democrito zu curiren hat er auch kein Geld haben wollen / 
da man es jhm ſchon angebotten: denn er denen von Abderis geſchrieben: 
Es iſt ſo wol vnrecht / wenn man von ſeinem Freunde Geld nimpt / als wenn 
man ſeinen Feind vmb Geldes willen curiret. Er iſt nicht ein Mann gewe⸗ 
ſen / der mit ſeiner Kunſt gewuchert haͤtt / oder der auff den Geitz were abge⸗ 
richtet geweſen / darvmb ſchreib er auch zu den Abderitern Es iſt fuͤrwar 
ein arm Ding vmb diß zeitliche Leben. Denn es hat der leydige Geis allent⸗ 
halben die Menſchen / wie ein holer Wind im Herbſt / durchwehet / eyn genom⸗ 
men vnnd beſeſſen / vnd were wol zu wuͤnſchen / daß alle Medici zuſa mmen 
thaͤten / vnd dieſelbe Kranckheit / die groͤſſer vnd gemeiner iſt denn die Vnſin⸗ 
nigkeit / heylen / curieren vnd vertreiben koͤndten Denn dieſelbe / vnange ſehen 
daß ſie eine Kranckheit iſt / vnnd beyde Leib vnnd Seel zugleich verderbet / 
Dennoch wirdt fie für keine Kranckheit geachtet I ja man darff fie noch, 
f Ä wol fuͤr 











“, 


im £chen HippocratisMagni: 225 


wol fir eine ſenderliche Tugendt ausſchreyen vnnd loben. Denn ich 
allein were nach Geldt und Gut geſtanden / ſo haͤt ich nicht derhalben zu euch 
ziehen wollen / ſondern were hingezogen zu dem Großmaͤchtigen Koͤnig inn 
Perfia,der mir nicht allein Geldis vnd Guts gnug angebotten / von dem ich 
auch wol ſtattliche Schloͤſſer vnnd Städte haͤt bekommen koͤnnen / Aber 
ich hab es nicht thun woͤllen. 
Darnach ſchreibt der Hippocrates an einem andern ort / in einem Sende 
prieff an den Cratevam, vnnd fagt : Sieber Crateva, wenn du koͤndteſt auch 
eine ſolche gute vnnd ſtarcke Wurtzel außgraben / die zugleich den Geitz vers 
triebe / ey wie gute Medicos wolten wir geben / vnnd wolten die Leut alt Leib 
vnd Seel geſundt machen ? das find feine Wort. Aber wie viel finder man 
Medicos heut zu Tag / die jhnen dag Geldt leyder mehr denn zu viel laſſen an⸗ 
gelegen vnd lieb ſeyn / vnnd von dem leydigen Geitz alſo eyngenommen ſind / 
daß vnangeſehen / ob fie vorhin reich gnug weren / ſie dennoch richten vnnd 
trachten / wie ſie deſſen mehr bekommen moͤgen. 
Hippocrares aber iſt nicht allein nicht Geitzig I fondern viel mehr gegen Hippoeratıs 
jederman milde geweſen / vnd har mir Rath vnd Thar den Dürfftigen willig Mudte igteit. 
gedienet vnnd Handtreichung gethan. Als die von Athen wider den Koͤnig 
Alcibiadem ziehen wolten / hat er feinen Sohn auff ſein eigen Vnkoſten 
mit ziehen laſſen / fuͤr einen Leibartzt / da er feinen Soldt genommen / vnnd 
nichts deſto weniger / ſo wol als ein ander Kriegsman / hat er ſich wider vnd 
gegen den Feind brauchen laſſen / beydes mit dem Schwerdt / vnd auch mit 
feiner Kunſt der Artzney / fo lang der Krieg gewehret. 

Weil denn dem alſo / warvmd wolte denn nicht einer auch gewiß glauben Fripporra’z 
vnd halten / daß der Hippocrares ein behertzter vnnd ſtandthafftiger Manni eh 
in al feinem thun muß gewefen feyn / wie er gerühmer wird ? Es ift jhm kein ſarocen 
Gewinn fo lieb gewefen / feine Luſt noch Furcht fo groß vnnd ſtarck / die jhn Gem. 
von feiner Kunſt der Artzney här abhalten oder abwenden fönnen / Er iſt bey 
feiner Einfalt vnd Trewe allzeit blieben / Ehr / Tugendt und Nedligfeit hat 
er geliebet / alle Vntugendt gemeydet vnd gehaſſet. | 

Er hat fich für feiner Peftileng oder andern Kranckheit gefürchtet noch Hipporrar# 
geſchewet / ſondern iſt zu denen die damit behafft gewefen / gerroft zugangen / Aeta NEr, 
fiedarvon errettet / frey vnnd geſundt gemacht / hat auch feine beyde Söhne! ing zum. 
Theflalum vnd — auff die Practicam mit genommen / an andere 
Oerter verſchicket / feine Gefahr Leibs oder Lebens / die jhm oder den feinen 

haͤt begegnen koͤnnen / geachtet. 
Da auch die von Athen den Alcibiadem abfertigten vnnd außſchickten in ⸗cratu 
Siciliam miteinem ſtarcken und mächtigen Kriegsvolck / vnd vnter andern Bſiandia⸗ 
in derſelben Außſchickung auch gedacht ward eines Medici den das Be ta in Sende 
Li . Sf vol 







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Bipporras Mehr muͤſſen wir auch nicht wergeffen feiner Maͤſſigkeit in Luſt vnnd ab 


niuchtern vnd 


mafſiges Le⸗ 
Bea. 


Hippseratis 
Heyratb ond 
Eheſtan dt. 


Buspoeran OR hat ein erbar / tugendtſam Weib gefreyet / deß Stadthalters Cadmi Toch⸗ 


Weib. 


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26. Daspritte Buch/von Erempeln m 
volck bey ſich haben muͤſte triee Hippocrates herfuͤr und erbeut fih / er wol⸗ 


te feinen Sohn jhnen zum Medico mitgeben der ſolt auff ſein eigen Vnkoſt 


mitziehen / vnnd feinen Soldt nemmen. Vnd es hat jhm der Hippocrates 
fuͤrgeſetzt / ſines Sohns halben Gluͤck vnd Vngluͤck zuverſuchen zn Wap 
ſer vnd Landt / an vnbekandten vnd bekandten Oertern / im Krieg vnnd bey 
den Patienten / welchs alles einem der in frembde Lan dt reyſet / mehr zubegeg⸗ 
nen pflege / denn einem andern / der in Ruh vnd Fried daheime ſitzt / vnd gute 
Tage hat. Er hat ſeinem Vatterlandt zu rathen vnnd dienen / jhm keine 
Kranckheit zu ſchwer / kene Gefahr zu Waſſer vnnd fuͤr dem Feind zu groß 
noch zu wider ſeyn laſſen. 


ler Begierde: wollen derwegen beſehen / wie er auch hierinn ſich verhalten hab 
die gantze Zeit ſeines Lebens. Ihn hat kein einige boͤſe Luſt der Vnkeuſchheit 
eyngenommen / derentwegen er denn baldt inn ſeiner Jugendt ſich darzu hat 
gewehnet / ja zum maͤſſigen vnnd zuͤchtigen Leben ſich verſchworen / wie auß 
ſeinem gutwilligen Eydt oder Verpflichtung zuerſehen / da er ſpricht: Dar⸗ 
nach ſo will ich heilig in aller Zucht vnd Maͤſſigkeit mein gantzes Leben / auch 
meine Kunſt an ſtellen und vollnfuͤhren. Vnd bald darnachfagter: Wo ich 
in ein Hauß werde eyngehen / da will ich wegen der Krancken Geſundtheit 


vnd Beſtes eyngehen / vnd will mich aller Vnzucht und ſchaͤndtlichen Thaten 


enthalten / ich habe gleich Mannes oder Weibes Perſon I Kinechte oder 
Freyen zu curiren. Vnd folchs hat der Hippocrates nicht allein geredet / ge⸗ 
ſchrieben oder vermeynet / daß ers thun wolte / ſon dern er hat es aud) in der 
That vnd Warheit gehalten / vnd ins Werck gerichtet. 

Man ſagt vnd iſt gewiß wahr / kein Buler freyet gern / vnd wenn ers ja 
thut oder muß es thun / fo thut ers nur zum Schein / vnd haͤlt es mit andern I 
oder freyet ein loſes vnehrliches Menſch. Aber der Hippocrates hat gefreyet / 


ger / der zugleich ein Rathsherr mit geweſen / vnnd viel herrlicher Thaten ger 
than. Denn Cadmus wird geruͤhmet / daß er ihm fo ſehr den gemeinen Nutz 
feines Vatterlandts hat angelegen feyn laſſen / daß / da fein Vatterlandt 
widervmb frey worden / vnd der Feind von der Stade abgezogen /er allda 
Weib vnd Kind hat gelaſſen / iſt hingezogen fuͤr einen Geſandten neben an⸗ 
dern in Siciliam., zuverhuͤten / daß nicht etwann vnd ſeine Bruͤder 
mit dem frembden barbariſchen Volck einen Bundt 
gemeinen Vatterlandt einen Schaden oder Nachtheil bringen moͤchte / Er 
hat auch ſon ſt viel herrlicher Thaten gethan / weil er ein dapffer vnd behertzter 
Mann geweſen / vnd dem Boͤſen zuwider / der auch ein hohes Alter in ſeinem 
LAeben erreicht hat / Deſſen Tochter iſt deß Hippoctatis Weib geweſt / die hat 
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im [eben HippocratisMagni.- 227 
dem Hippocrati eine Tochter geboren / welcher Namen wir zwar nicht wiſſen Hissoerars 
aber jhr Eheman iſt geweſt Polybus, Hippocratis diſcipulus, ein gelehrter vnd 
Mand / vnd ween Soͤhne / Theſlalum vnd Draconem ‚derer aller Schrift, 
een vud Buͤcher noch vorhanden ſind / vnd vnter andere Hippocratis ſchriff⸗ 
ten gerechnet werden. Vnnd wird zwar dieſer in Helleſponto wegen ſeiner 
Kunſt fehr geruͤhmet / der ander aberin Peloponnefo, der Eydam Polybus, 
von dem Ariſtotele. | | 
Hippocrates har fich in feinen Eheſtandt auch weißfich vnnd vernünft, 7'970“ 
tig gehalten) Vnd da er zu feinem Patienten / dem Democrito,einen weitet er 
Weg verreifer/hat er fein Weib nicht allein zu jhren Eltern / in jhres Vattern 
Hauß gethan I damit fiejhrer Ehren onverdächtig bleiben möchte / fondern 
ober das daß fiejhre Eltern in acht haben folren / hat er feinen Collegam in 
der Artzney den Medicum Dionyfium vermocht /daßer auch bifweilen 
auff fiefehen folte. Denn alfo fehreiber er dem Dionyfio von feinem Weibe: 
Sie iſt zwar von Jugendt auff zu Zucht vnd Erbarfeit erzogen vnd gehalten 
worden / aber nicht deſto weniger muß ein Weib jmmerdar einen haben / der 
ſie in Zucht halte. | 
Es ſind etliche / die dem Hippocrati auffruͤcken ond fuͤrwerffen / er ha⸗ Nachrede 
be vnverſchaͤmbt vnnd vnrecht gethan / daß erein gemein Weib / die er ver deß Aıppa- 
mæerckt daß ſie Schwanger ſey I gelehret hat / wie fie ober ſechs Tage durch 5. 
antzen vnd ſpringen eine Mißgeburt machen koͤndte / damit er ſehen möcht / 
wie cin Frucht von ſieben Tagen in Mutter Leib geſchaffen were. Diß findet 
man im Buch de natura infantis, welchs etliche dem Hippocrati zuſchrei⸗ 
ben wollen. AberGalenus in ſeinem Buch / de fœtuum formatione, zweiffelt 
noch I ob es der Hippocrates geſchrieben habe / oder nicht / vnd iſt mehr der 
Meynung / daß Polybus, Hippocratis Diſcipel / das Buch ſolt geſchrieben 
haben / welchs ich denn auch dafuͤr halte. 
Weil denn Hippocrates niemals das Ziel feiner Keuſchheit vberſchritten / 
fo wird man hierin dieſem Buch von ihm diß auch nicht recht ſagen koͤnnen / 
Ich geſchweige / daß ein anders iſt / mit einem Weibe zuhandeln / zuerforfchen 
die Warheit vnd Heimligkeit der Natur / ein anders Vnzucht zubegehen. 

Weiter ſo iſt rauch nicht vnmaͤſſig geweſt in eſſen vnnd trincken. Denn upperrar 
ſo er dem vollen Fraß nachgehenget / vnd nur ſich guter Bißlein beflieſſen Raͤſigten 
haͤtte / wie koͤndt er fein ſtudieren / in der Artzney zuvorauß / welchs ohne das — 
ein ſchwer ſtudium iſt / recht in acht gehabt haben / oder Luſt und Liebe darzu 
getragen? Wenn er auch ſo ein Zaͤrtling geweſen were / wie haͤtt er fo viel 
Muͤhe vnd Arbeit / im Reyſen zu den Krancken / in lehren vnnd Gebrauch 
der Artzney außſtehen koͤnnen? Wenn hät er ſtudieren ſollen / wenn er alle⸗ 
zeit im Luder gelegen / vnd alle Gelack außgangen were? 

} SH Viel 


4 


—— Das dritte Buch / von Exempeln 
y⸗verara Dieltwenigerharer Sorge fuͤr zeitliche Nahrung getragen: denn er nam 
—— vorlieb / vnd war zu Frieden mit dem / was das Gluͤck mitbrachte. Vnd redet 
g ur ; 5 e 
fäsigter, Der Galenus nicht unrecht dran / als er Vrſach anzeigerrwaromb wenigMe- 
dici jetziger zei dem Hippocrati gleich würden / da er ſpricht: Esiftjegefee 
ner/ der / wie der Hippocrates gethan / nicht lieber mehr haͤtte / als ſeine No⸗ ⸗· 
turfft erfordere. Vnd wenn wir vns gleich alſo ſtellen / als wolten wir nicht 
mehr haben / So geben wirs doch mit der That anders zuverſtehen / vnd vber⸗ 
zeugt vns vnſer eigen Exempel. Wir halten ung nicht nach dem Ziel vnnd 
Maß / wie weit man diefem zeitlichen Gut nachtrachten ſoll / nemlich ſo fern 
ſich vnſer Notturfft erſtreckt / das iſt / daß wir vns deß Hungers vnd Durſts / 
vnd der Kaͤlte erwehren koͤnnen / ſondern wir greiffen jmmerdar weiter / denn 
ons befohlen / vnd find nur auff Reichthumb geflieſſen / vnter deß verſaͤumen 
vnd verlaͤſſigen wir vnſere Kunſt / ſchlahen dieſelbe in Windt / vnnd verach / 
Vnnütze IM fie. 3 
Sorafarige Wie vielfind jhrer heutiges Tags / die leyder nur Reichthumb / groß 
ee Befpeond Gut mit jhrer Kunſt gedencken zueriagen ? Vnnd wenn ſie reich 
Tages,  wordenfind/wiessdengoftmalsglückt / ehe ſie das rechte Zielvnnd Ende 
jrer Kunſt erlangt / verlaſſen fie entweder jhr ſtudieren gar / wollen die Kunſt 
nicht mehr brauchen / oder gehen doch ſchlaͤfferig mit derſelben vmb / vnnd 
thun keinen Fleiß darbey. 

Aber vnſer Hippocrares iſt weit anders geſinnet geweſt: denn Reich⸗ 
thumb hat er oerrachtet. Da jhm die von Abderis viel Geldes angebotten / 
das ſie jhm geben wolten ehe er auß ſeinem Hauß ziehen wuͤrde / wenn er nur 
zum Democrito fommen wolt / vnd jhn in ſeiner Kranckheit curiren / hat 
ers nicht haben wollen. Den Köniz Artaxerxem har er mit feinem groſſen 
Geſchenck werachter und hindan geſetzt / vnd allzeit mehr nach Weißheit / als 
groſſem Geldt vnd Gut geſtrebet. Derhalben ſollen wir dem Hippocrati auch 
nachſolgen / Geldt vnd Gut ſo groß nicht achten / vnd mir wenigen zu Frieden 
ſeyn / vnd vns deß troͤſten / das der alte Lehrer Palingenius von einem rechten 


- 


% 
. 
; 








Medico fagt: E wird fein rechter tremwer Medicus duͤrffen Hungers ſterben 

oder nach Brot sehen. Vnd die Schrift fagt : Ich hab niegefehenden Ge⸗ 

rechten verlaffen feyn/oder feinen Saamen nah Brot gehen. Derwegen fol, 

en wirnicht weniger Gottes Ehr / als vnſer Kunſt / in acht haben / ſondern 

für allen dingen dahin ſehen / vas GO T Tzu Ehren gereichen möcht / was 

vns hernach an Reichthumb zufaͤllet / ſollen wir als eine Gaabe Gottes / mit 

Danckbarkeit empfahen. ? \ * 

song Das mwereaber auch nicht gnug geweſen / wenn der Hippoctates nur 
gantem nero DET leiblichen zeitlichen Güter ſich nicht haͤtte vberhaben  wereaberin feinem _ 
a Se⸗Hertzen vnd Gemuͤth ſtoltz vnd auff geblaſen geweſt / haͤtte nderman 7 2 
# 


any 
RE 


im Leben Hippocratis Magni. 229 
fich verachter und niemandt gut feyn laſſen: Sondern er hat viel mehr gegen 
jederman ehrerbietig vnd dienſtwillig ſich erzeiget / gedemuͤtiget / vnd wenig / 
oder nicht zuviel von ſich ſelbſt gehalten / wie ſolches in ſeiner Epiſtel an den 
Democritum zuſehen / da er ſchreibt: Viel auß dem gemeinen und unver 
ſtaͤndigen Volck / wenn ſie ſehen / daß es einem Medico mit ſeiner Cur bey 
den Krancken wol fort gehet / meynen nicht / wenn der Krancke geſundt wird / 
daß der Medicus das ſeine auch darbey gethan habe: ſondern meſſen es jhrer 
Froͤmmigkeit zu / vnnd meynen / Gott habe jhn allein wegen ſeiner Froͤmb⸗ 
keit Geſundt gemacht / vnnd gedencken nicht daß der Medicus oder Artzt mit 
feiner Kunſt auch etwas darbey gethan habe. Aber wenn einer flirbe / ſagt 
Man nicht / daßjhn GOTTwegen feiner Suͤnde hat ſterben laſſen / Son⸗ 
dern man gibt dem Medico die Schuldt / der habe jn verderbet / daß er ſterben 
muͤſſe. Vnd wie mich duͤnckt / ſo habe ich mehr Spott / denn Ehre / mit meiner 
Artzney / mehr Vndanck / als Danck verdienet vnd erlangt. Denn ich hab 
die Artzney nicht außſtudieren koͤnnen / ob ich ſchon alt worden bin / wiewol 
ich nicht allein / ſondern auch der Kſculapius, der der Artzney ein Anfaͤnger / 
iſt darinn nicht vollkommen worden. 
Darnach da den Hippocratem der gantze Rath vnd die gantze Stade 7 — 
zu Abderis holen lieſſen / vnnd erforderten zum Demoerito , vnnd man Yorombeker 
jhn herzlich tractiren wolt / hat er niemandt beſchwerlich ſeyn / vnd lieber mir ges» 
| feinem alten Wirth vor Feb nemmen wollen / wie feine Epiftel bezeuget / die 
eranfeinen Wirth gefehrieben : Es wollen mich die Herren von Abderis 
ſtattlich tractiren / ehren vnnd verehren / vnnd es an nichts mangeln laffen 7 
Aber du ſolt mein alter Wirth ſeyn vnd bleiben / vnd bey dir will ich eynkehren 
denn ich wolte nicht gern / daß jemand meinet wegen ſolte bemuͤhet oder be⸗ 
laͤſtiget werden denn ſie ohne diß bekuͤmmert vnnd trawrig find / Ich auch 
ſonſt bey keinem Lieber denn ben dir / wie du weiſt / meine Herberge habe. 
WVrlnnd legtzich / ſo hat er ſich ſeiner Kunſt vnnd feines Gluͤcks nicht ober, 
haben / viel weniger drauff ſtoltzieret / oder ſich deßhalben geruͤhmet / wie er 
denn groß Gluͤck gehabt mit dem Könige auß Macedonien / Perticca, den 
er gluͤckſelig curiret hat. Darnach als er die Peſtilentz in gang Griechen⸗ 
landt vertrieben / vnnd ein ſolch Gluͤck gehabt / daß man jhn deßwegen eine 
guͤldene Krone hat auff geſetzt vnd verehret zu Athen. 
Der euſſerlichen Zucht vnnd hoͤflichen Sitten hat er ſich auch ſehr beflief;Hirpoerari 
ſen / daß er davon ein Buch geſchrieben / wie ein Arge ſich mit Sitten und Ge⸗ ... * 
berden recht verhalten ſoll da er einen rechtſchaffenen ſittſamen vnnd hoͤfli⸗ Siem. en 
chen Medicum beſchreibet vnnd abmahlet / wie er ſich in Kleydung zuverhal⸗ 
ten / was er fuͤr Sitten an ſich haben ſoll im gehen ſtehen / reden / ſihen / vnnd 
dergleichen. Mer wolte aber einem a ee er fich recht hal. 
Sf ij ten 





230 Das dritte Buch/von Crempeln 
ten ſolt / wenn er ſelbs von groben Sitten were / vnd Davon wenig / oder nichts 
da re) i —3— 
sei Soc o iſt ereinfehr freundtlicher Mann geweſen / inn feinem Thun fire 
ee ſam vnnd ſtill / Er hat bißweilen pflegen zu ſcher en / bey deuten hat er ſich 
Schertz · wol wiſſen zuſchicken / vnnd mit jhnen koͤnnen vmbgehen. Bey den Kran⸗ 
cken iſt er nicht allein ernſthafftig geweſen / vnnd har jhnen koͤnnen zureden 
ſondern auch freundtlich / wie ſolche Ingenia pflegen / die guter Natur ſind / 
onnd fuͤrnemblich die wol erzogen werden. Alſo hat cr mir dem Dionyſio 
auch geſchertzt / da er zum Democrito hinziehen wollen / vnnd fein Weib jh⸗ 
ren Eltern befohlen / ſagendt: Die Weiber muͤſſen allzeit einen haben / der ſie 
weiß in Zucht zu halten / ſonſt wo man jhnen den Willen laͤſt / haben ſie von 
Natur an ſich etwas fuͤrwitziges / welches wenn es nicht taͤglich gezuͤchtiget/ 
ſo geſchicht jnnen wie den jungen Baͤumen / die nicht beſchneittelt werden / 
daß fie mit hauffen inn die Wilderey wachſen. Darnach ſchertzt er mit Da⸗ 
mageto, vnd ſpricht: Die von Abderis ſagen / Es lachet der Democritus 
jmmerdar / darvmb ſo muͤſte er vnſinn ig vnd naͤrriſch ſeyn / Derwegen ſage 
du deinen Freunden zu Rhodis, daß ſie maͤſſig ſind vnd nicht zu ſehr lachen/ 
auch daß ſie nicht gar zu trawrig vnnd verzagt ſeyn / ſondern allzeit vnter die⸗ 
ſen beyden das Mittel halten / daß ſie etlichen freundtlich vnnd holdt / etlichen 
ernſt ſeyn ſollen. 
Bippoorass Hier iſt auch zu mercken / daß er feine Collegas vnnd Mitgehuͤlffen 
—— inn der Artzney / andere Aertzte / vnnd die Apotecker / jeden hat inn Ehren ge⸗ 
ia Yerts halten / vnnd gute Freundtſchafft mit jhnen gehabt. , Dionyfus ift ein Artzt 
end Apos geweſen / vnnd ſein Mirgefell denfelben] wenn er an weite Oerter vnnd dans 
Diomyfiun, de abgefordert/ hat er jhnen an ſeine Stell geordnet / vnnd hat jhm fein eigen 
Hauß eyngeben / darinn zu wohnen vnnd zu handeln / nur daß er die Kran⸗ 
en verforge / ja er hat jhm alle Ehr vnnd guten Willen erzeiget vnnd ber 
wieſen. | VON ! 
eure Der Crateva iſt ein Apotecker geweſen / dem ſelben ſchreibt er / vnnd ruͤh⸗ 
da Apote⸗ met jhn gar ſehr wegen ſeiner Kunſt vnd Geſchickligkeit / wegen feines Fleiſ⸗ 
wir fesjonnd feiner Trew / vnd ſchreibet: Ich weiß lieber Crateva,, daß jhr ein 
zuter Apotecker ſeydt / nicht allein daß jhr von ewern Eltern viel habt gelehr⸗ 
net / ſondern auch inn der Kunſt wol fo fleiſſig geuͤbet  onnd den Damen bey 
jederman habt / daß jhr in dieſem Fall feinem ewrer Voreltern etwas zuvor 
gebt in der Apoteckerey Kunſt. Weiter ſchreibt er jhm chen in derfelben Cpi⸗ 
ſtel / vermahnet jhn / vnnd bitter gar freundtlich / er wolle feinen Fleiß ſparen / 
allerley gute / noͤthige vnnd nägliche Wurtzeln vnnd Kraͤuter eynzuſamlen/ 
worzu man auch gleich die gebrauchen koͤndie / vnnd ſpricht: Wir möchten 
vielleicht keiner Ar ney in dem Democtito zu curiren beduͤrffen / wie ich gaͤnt⸗ 
* Bee lich 





im Sehen Hippocratis Magni: 237 


lich ſchlieſſe / aber doch nichts defto weniger foll ein Apotecker allewege geruͤ⸗ 
ſtet vnnd geſchickt ſeyn. Deralerchen freundtliche Befcherdenheit braucher 
Hippocrates gucy/da er feinen Bruder Sofandrum ffraffer ond ſchilt / daß 
er ſich auffdie Pferdt Artzney beaebe: Denn es jhn hefftig verdroß / doch er⸗ 
mahnet er jhn freundtlich / vnnd ſagt: Endtweder vergiß deiner Kunſt / oder 
verzeyhe dich deines Vatter | 
AUippocrates in ſeiner Kunſt vnd Vbung / vnangeſehen dag erder fürs Fürpoerand 
trefflichſte war / wol gevbet vnd erfahren / hat ſich deſſen doch nicht vberhaben / a 
ſondern alles I was er inn feiner Kunſt außgerichtet ED TT zugefehri» " 

ben / darvmb fagt erauıh / da erdie Peftileng Inn gang Griechenlandt curis 

ret / Gott habe ſolchs durch jhn gethan / vnd in der Peſtilentz ſey etwas Goͤtt⸗ 
liches. 

Darvmb dieweil Hippocrtates fein Geldt geachtet / zuͤchtig vnd maͤſſig in Hopper 
ſeinem Leben ſich verhaften / erbar end heilig gelebet / vber diß auch mir goͤttli⸗Thaten. 
cher Weißheit vnd Verſtandt gezieret und hoch begaabet / vnd fein vertrawen 
auff Gott geſetzt Wer kan anders ſchlieſſen 7 denn daß ein fo fuͤrtrefflich 
Mann in feiner Kunſt vnverhindert ſey geweſt / es mirfeiner Kunſt dahin 
gebracht habe / wohin er es hat ſollen bringen / ja nicht die Kunſt mir der That 
oolt beſtettiget haben? Niemandt / der zu gleich guten vnd geneigten Willenf 
vnd gnugſam vermuͤgen hat / mangelt etwas / oder macht andern Leuten ver 
gebliche Hoffnung. | 

Was iſts denn’ moͤcht ein er ſagen / daß Hippocrares mit feiner Kunft 

gethan vnd außgerichtet hat / er hat die Artzney Kunſt dermaſſen gelehret und 
getrieben / daß ein jeder nicht allein zu ſeinen Zeiten / ſondern auch noch heut 
zu Tag ſich darvber muß verwundern. Denn ſeine Lehre hat er gethan auff 
beyderley Weiſe / muͤndtlich vnd ſchrifftlich: Muͤndtlich hat er gelehret inn 
feinem Vatterlandt / in der Schule Coa, die da Podalirius angerichtet hatt 
vnd zu ſeinen Zeiten iſt dieſelbe Schul neben andern / als Cnidia vnd Rho- 
dia, ſehr beruͤmbt geweſt / aber als er darinn geleſen / iſt die Coa allein be 
ruͤhmbt blieben / vnnd hat die andern alle vbertroffen: Schrifftlich hat er ge⸗ 
lehret / inn dem er viel herrlicher Buͤcher darvon geſchrieben / die ſeine Nach⸗ 
kommen gebraucht / vnd die vns auch biß auff heut zu gut erhalten worden / 
vnd die hinfort auch wol bleiben werden biß ans Ende der Welt / fuͤrnemlich 
die zu gebrauchen. Ra, 
WVon der Artzney haben zwar Hippocratis Borfahren auch etwas ge⸗ Bier 
ſchrieben / als £lculapıus / wie Hippocrates in feiner Epiftel an Democri- H'ppoerat# 
tum Philofophum geſchrieben / bezeugt / daß er ſeine Buͤcher in der Artnney "Fr "® 
hat ſtudieret. Orpheus, wie Plinius ſchreibt / hat auch von den Kraͤutern / 
derſelben Natur vnd Eigenſchafft geſchrieben. Muſæus, der Otphei pa. 
i ; gemein 





2 


232 Das dritte Buch / von Erempeln 


geweſen / hat geſchrieben / wie man die Kranckheiten euriren ſoll / Aber diefe 
Buͤcher alle find verlohren worden / vnnd iſt keines jetzt vorhanden / außge . 


nommen eins von deß Zfculapij Buͤchern / feine Practica, welche doch ent⸗ 
weder von den Nachkommen vermehret worden / oder dem Eſculapio falſch 
zugeſchrieben ſind. Es iſt aber kein Wunder / weil ſonſt keiner Gottfuͤrchtig 
vnd heilig / ſo man anders das auch von — kan / mit der Kunſt 
der Artzney vmbgangen / daß durch Gottes en ſeine Artzney blieben iſt. 
Man weiß auch wol / daß zu deß Hippocratis Schrifften / die wir noch heut 


zu vnterſcheiden. Ich aber / kurtz hiervon zu reden / will mich vnterſtehen / 
wenn ich zum Texyt greiffen werde zum Eyngang vnſer Außlegung def 
Hippocratis tlaͤrlich anzuzeigen / auß gewiſſen Gründen vnnd Zeugnuſſen 
der Gelehrten / welchs die rechten Hippocratiſche Bücher ſindt oder nicht. 
Darnach will ih auch Vnterſcheidt machen zwiſchen feinen vnnd feiner 
Nachkommen Buͤchern / denn es hier alles zuerzehlen will zu lang ſeyn. 
pocratie Aber von dieſen Büchern ſummarien Weiſe will ic) allein ſagen / wel⸗ 
— che er ſelbſt geſchrieben / rnud die ſind zweyerley: Einer Art / die er von feinen 
" Vorfahren gelehrnet vnnd ſtudieret har: Der andern Art / was er ſelbſt er⸗ 
se welchs dann dag beſte und meiſte iſt / das er inn feinen Büchern bes 
rieben. 
Tr. Belangendt was er vonfeinen Borfahren in der rechten Artzney kunſt 
on trewlich vnnd fleiffig har aufgezeichnet / vnnd nach fich verlaffen / dieweil ex 
Luſt hatte zur Warheit / hat er auch alles das jenige / was Gut vnd Nägeift 
jhm lieb vnnd angelegen ſeyn laſſen / auß guthertzige Wolmeynung. Was 
recht geweſen / hat er gut ſeyn laſſen / vnnd feines weges geaͤn dert / wie jetziger 
Zeit viel junge Doctores vbermeiſtern vnd außſchelten I oder gering deuten 
wollen / welchs doch bißweilen niergendt zu dienet / offt auch nicht noͤthig / al 
lein daß ſie fuͤr andern woͤllen geſehen ſeyn / vnnd geruͤhmet werden / ſondern 
hat viel mehr dahin gedacht / wie er die Kunſt der rechten Artzney moͤchte weit 
außbreiten vnd lehren. 
2. Was aber von ſeinen Vorfahren inn dieſer Kunſt nicht gelehret noch 


— geſchrieben geweſen / hat er mit fonderm Fleiß ſelbſt erfunden / damit nicht an 


—* der Kunſt etwas mangeln moͤchte / wie er denn viel nuͤtzliches Dinges er⸗ 


dacht / darzu er auch eine ſonderliche Zuneigung gehabt / welchs zuvor keiner 
gehoͤrt oder außdencken koͤnnen / vnd hat die Arneykunſt nicht allein in. ger 
‚nein hin / ſondern in allen Stuͤcken durchauß / fo hoch vnd weit menſchliche 

re Vernunfft 
— 


— N 
HP 2 
Ju re", Fe Va La 


7A 





im Leben Hippocratis Magni. 23 


Vernunfft kommen kan / erweitert / ausführlich gnugſam gelehret und bes 
ſchrieben. Iſt nun etwas von den newen Scribenten darzu kommen / ſo iſts 
doch nur in einzelen Stuͤcken / vnd in vnterſchiedlichen Lehren / dieſelbe zuer⸗ 
weitern geſchehen:hoͤher wird es Feiner bringen / ſo lang die Welt ſtehet. 

Vnd damit wir kuͤrtzlich vnd orden tlich betrachten wagHippocrates FPPrerates 
erfunden / vnd zu dem / was er von den Alten in der Artzney ſtudieret / gethan —— 
hat / ſo hat er anfänglich erſt erdacht und geſchrieben / welchs der rechte Grund sefhrichen 
feh / darauff die Artzneykunſt beruhet / nemlich / von der Kunſt / genannt Phy- de 
fiologia vnnd Phyfica das iſt / vonder eygentlichen gründlichen Veſchriu Fu, rem 
bung aller vier Element / augwelchen alles was genennt mag werden / fein F 
Wefen vnd Geftalt hat / wie folches ihm Zeugnus gibt Plato der alte Schrer/ 
vnd Galenus zum öffternmalin feinem Comment / das er gefchrieben har v⸗ 
ber das Buch de narıırahumana, pnd de Methodo medendi.Xuff welche 
KunfPhy&olvgiam ſich alle Medici vnd Philofophi, die andersnicht für 
Darren wollen gehalten ſeyn / in jhren Schrifften vnd Büchern billich refes 


tieren vnd beruffen ſollen. 


Fuͤrnemblich aber haben auff dieſen Grundt geſehen Ariſtoteles vnnd 
Theophraſtus. 

Zum an dern / hat er am erſten auch geſchrieben von den viererley Feuch Hrppoorater 
tigketen des Gebluͤts des Menſchen / die numores genennt werden 1. Blut Ya engen 
2. Gall / z. Schleim / 4. Melancholey / welches die gelehrten nennen dieandere die Lehr von 
vnd ſichtbar iche Element. Dieſerdehre / wie alenus bezeuget im achten Buch dn 
de placidis Hippocratis vnnd Platonis, haben auch nachgefolget alle hoch⸗ * er 
verſtaͤndige Philofophi. | : 

Fürs dritte / hat er erſt erfunden die Lehr von den narürlichen Kraͤfften / Die lebt von 
vnnd wie er ſich nicht gnugſam hat verwundern koͤnnen vber die herrlichen —s—— 
Werck der Natur / alſo hat er dieſelben auch oͤrdentlich und vnterſchiedlich ge Game 
leret / wie Salenus im andern Buch de decretoriis cap. 2. ſagt: Hippocrates Mernung 
iſt der erſte geweſen vnter allen / die wir gedencken koͤnnen / der geglaͤubet hat — 
daß alles was herzlich und ſchoͤn / wol vnd oͤrdentlich / artig und kuͤnſtlich in 
der Natur geſchaffen wirdt / daſſelbe alles von Gott alſo erſchaffen / was aber 
vnordentlich / vnnd vnbeſtaͤndig / vngewiß / das komme nicht von oben 
herab / ſondern ſey in vnſer verderbten Natur aus der boͤſen Materia ent⸗ 
ſtanden. —— 

Zum vierdten /hat er diß auch erſt erforſchet / daß ein Kind in Mutter / p fe 
leibe wenn es 182. Tage / ein en halben Tag / vnd eine Stunde alt iſt / das iſt / — 
ſieben Monat / ſo hab es ſein recht / war / vollkoͤmlich / natuͤrlich Weſen vnd Le⸗ 
ben. Diß ſchreibt Hippocrates de ſeptimeſtri partu Welchs zuvor kein 


Ahr rn EEE ETW 0 + — 
Menſch geglaubet / gewuſt noch verſtanden Darvmb noch heut zu Ta⸗ e 
G meoı 
PR RS a 
—— 
— NE 


234 Das dritte Buch/von Exrempeln 


Juriſten vnd Obrigkeit dieſem Hippocrati folgen / vnnd alo viel ehrlicher 

Jungfrawen vnd Matronen billich entſchuldiget vnd vnverdaͤchtig haben / 

die in jhrem rechten Eheſtandt Leibsfrucht zu 7. Monden tragen. 
Die lehr von Zum fünffeen / hat Hippocrates erſtlich die Lehr von dem Puls / wie 


en Galenus bezeugt / erfunden vnd gelchrer. 


hatzumerge Zum ſeehſten / hat er auch zum erſten die Vnterſcheid der Kranckheiten 
Bnterfehes mir feiner Vernunfft erfunden / vnd davon etliche Bücher gelaſſen / daher fi agt 
der Krang, Galenus: Ja er hat erſtlich den rechten Grund gelehret / wie man die Kranch, 
beiten · heicen vnterſcheiden muͤſte / wie vielerley ſie weren / vnd wie ſie genennet wuͤr, 
den / desgleichen von allerley Zufaͤllen der Kranckheit / vnd jhren Vrſachen 
was fie ſind / vnd was ſie fuͤr Vnterſcheid vnter einander haben. 


ei ; 
mer zum fiebenden viel guter and bewerter Artzneyen der Geſundheit des | 
zur Befunde Menfchen dienſtlich / hat er auch afınden. DennGalenus fagrs.Merh.med 


beit. cap.3. Das Gebluͤt wird in dem Adsrlaffen von einem Glied oev Eritrea sum | 
andern abgetrieb en oder abgewand / nit indie neheften allein /fondern auch in 1 
die andere weiteſte Glieder. Vnd wirdeins genenntgeradezu/dasanderiqgue! 7 
vber. Das find auch Hippocratis Künfte/fagt Galenush, u © | 
Von derdri· Mehr hat Hippocrates erftlich recht gelchret von der Friction /wie durch 
erion, warm Tücherreiben 09 fonft der Geſundheit geholffen. So hat er erſt auffge⸗ 
bracht / dz mädie Kinder windelt/mwieGalenuslib.5.de comp.med.hezeuaet. 
—— — Zum achten / die Kennzeichen der Kranckheiten belangendt / wie man eine 
nee Kranck heit fürderandernerfennen foll 7 har er viel Zeichen allen erfunden] 
erfunden. · vnd hargelchrer / wie man ausandern gewiſſen Anzeigungen fängft zuvor 
wiſſen vnd vrtheilen koͤndte / was die Kranckheit fuͤr Wechſel haben / vnd wie 
ſie ſich en den werde. | 
eat So hat er das erfte Buch auch gefchrieben I wie erfiche Träume Anlei⸗ 
aus Zräume tung geben / die Kranckheit des Menſchen zu erfennen ond judieiren/ond ſon⸗ 
artennen fol derlich wenn fieordentlich einem fürfommen / davon zuleſen in feinen Epts 
ſteln / da ausdrücklich vnter an dern auch dieſe Wort hinzugeſetzt ſnd Die 
Artzneykunſt vnd Weiſſagung ſtehen ſehr wol beyſammen / vnd find faſt ein⸗ 
ander zuvergleichen / wie Bruͤder vnd Schweſtern / davon niemand gewiſſer 
lehren von zukuͤnfftigen Zeichen in Kranckheiten gelehret / noch geſchrieben 
verlaſſen hat. 4 
ae Er hat die Wechſeltage erfunden/ond Vnterſcheid gemacht / welche gut 
——— oder boͤs find. Vnd ſchreibet Galenus darneben auch / daß etliche Aertzte zu fer» 
3 vi en Zeiten gefunden / auch von des Hippocratis Nachkommen / die fürges 1 
peid gana, ben und geſagt haben/Hippocrateshabenichtrecht von ſich geſchrieben / vdd 
chet es were mehrertheils nur ein Wahn bey jhm geweſen / oder eine Vermeſſen⸗ 
beit. I daß einer baldr auf dem erſten Antrit der Kranckheit koͤnne judicieren 


| vnd 
PN 











im leben Hippocratis Magni 235 
vnd fagen/diefeift die Kranckheit / und alfo wird fichs mit jhr verhalten: A⸗ 
berich/fagt Galenus, ohne Ruhm zu melden) habe ſolchs / ob ſchon nicht bey 
allen / jedoch in vielen / in der Tharwarhafftig alfobefunden. Vnd diß findr 
hiervon Galeni ſeine Wort. —— 
Zum neundten / So ſagt Hippocrates ſelbſt / daß keiner fuͤr ¶I I m etwas geichrer und 
vonder Diet gelehret oder geſchrieben / ſondern er habe allein dieſelbe Lehre gefhrieden 
erſtlich herfuͤr gebracht vnd gelehret. Daher denn leicht zuſchlieſſen vnd abzu⸗ 
nemmen / daß er diß Stuͤck der Artzney erſtlich muß erfunden / gelehret vnnd 
geſchrieben haben. * Das Sca⸗ 
Zumehenden / ob wol die Artzney / jnnerliche und euſſerliche Kranckhei⸗ der Argnen 
gen zů curiren / noch fuͤr des Hippocratiseiten auch fehrim Schwange war / erſt efunden 
fo war es doch mir derſelben nicht mehr] denn eine lautere Empirica, aus et⸗ 
lichen zuſammen geleſenen eintzelen Stuͤcken / die ſie fuͤr koͤſtlich geachtet / biß 
ſo lange daß Hippocrares herfuͤr kommen iſt / davon recht gelehret vnd ger 
ſchrieben hat / wie man oͤrdentlicher Weiſe mit den jnnerlichen Kranckheiten 
vmbgehen muͤſte / Oaß man nemlich gewiſſe vnd richtige Anzeigungen oder 
Regeln / auff den Grund der Artzney / vnd Vrſprung der Kranckheit gerich⸗ 
tet / haben vnd halten muͤſte / nach welchen Regeln / gleich als auff eine gewiſſe 
Richtſchnur vnd Maaß / welche Artzneyen eygentlich zur Kranckheit gehoͤ⸗ 
rig / der Artzt ſich richten ſolte. Alſo bezeugt Galenus 4. Methodi medendi, 
daß Hippocrates fen der erſte geweſen / der den gewiſſen Grund vnnd richtige 
Weiſe geſchrieben / wie man die Kranckheiten curieren muͤſſe / vnd 6.Merho- 
di medendi verwundert er ſich vber dem Fleiß Hippocratis in all ſeinen Bil 
chern / vnnd ſonderlich darvber / daß er fo eygentlich beſchrieben / gründlichen 
bericht) worauff man fuͤrnemblich in Kranckheiten ſehen ſolte / Scopos ge. 
nannt. x wir 
Zum eylfften / Hippocrates hat erftlich gefehrieben / wie man recht die Hippoerazes 
Wunden / Geſchwuͤr vnd dergleichen heylen folliwie Galenus bezeugt 7. Me- bestiih 
' * 
thodi medendi vnnd derſelben folgen noch heut zu Tage alle gute und rechte Eu man die 
Barbierer / da hergegen andere vngeſchickte Bader oder Barbierer diefersehr — 
nichts achten / vñ ſich nur darauff begeben / was fie von andern ſehen oder hoͤ⸗ fon. eher 
ren / wiſſen offtmals nicht was der Schade fey/oder was fuͤr Artzney darzu 4% 
hörig / welchs denn ohne der Krancken Schaden vnd verderb nicht abgehen 
fan. Die folches thun / ſind anders nicht / als für ſchlechte gem eine Bader 0, z;; 
8 ae ppocra- 
der Badſtuͤber zu achten vnd zu halten, A ———— 
Zum zwoͤlfften Es hat auch Hippocrates eine practicam geſchrieben Pragıcam 
wie man mit einer jeden Kranckheit in ſonderheit vmbgehen ſoll. Aber die, geſchrieben 
ſelbe / wiewol ſie jetzt nicht mehr verhanden / finder man doch etwas davon ag» gm Kroner 
meldet in feinen bůchern / geſchrieben de allectionibus, welche Buͤcher mit des beit infon, 
Gg ij Hippo- derheit, 





| * 

npeln Nachtom 

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— an vielen Deren 
dern Kranck s habe der * we —— 
inerie | e ie tion ela 
lle von einer fäst — ders > koͤnd⸗ 
er wo 1 Sof ragen Hippoc vnd et / vñ 
agt / a der F en H unden: ewehn 
se — ———— sec. 
r $ { 0 Ippoc [4 3 örig/ chen L 
—— ige Hipp nſer eho irliche aſſer 
—* —— — if — lager 
ba gwa- zu diefe (chen ichtau Stu mp el ond je 
nn rſagt / Zu ſo ch nich talle /Co ller v 
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Aare * Meine ſcheidt. 
ee ven —— —— nd Eyg d Vnterſch u⸗ 
—— — barkeit v rſach on vnter rosa 
ae Ale — — 
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im Leben HippocratisMagni. 237 

Dergleichen iſt Hippocrates billich zu ruͤhmen / vnd allen vorzuziehen / Waromb 
weil er in dieſer herzlichen Kunſt fo viel guter Lehren gegeben / vnd nach ſich Rn 
verlaſſen hat. Denn es nicht müglich geweſen / daß Hippocrates, ober wol arediea 
ein herifiches ingenium gehabt / zů folcher Emineng für allen andern Medi- fürsusichen, 
eis hät formen fönnen/wenn nicht etwas fonderlichg in jm geweſen were / vnd EHI: 
er von Gott mit folchem Derftandr erleuchter worden. Wir lefen in der heilt 
gen Schrifft/Exodi am ein und dreiffigften / Daß Gott / da er jhm ein Hei ⸗ 
ligthumb har bawen laffen/gänglich verfprochen und zugeſagt hat / Er wolle 
den Bawleuten Beſeleel vnd Achaliab den Geiſt der Weißheit ſenden / vnd 
redet vom Beſeleel / vnd ſagt: Sihe ich habe jn beruffen / vnd jhm den Geiſt 
Gottes mitgetheilet / vnd mit Weißheit vnd Verſtandt begaabet / daß er wiſ⸗ 
ſen ſol was zu dieſem Werck von Noͤthen ſeyn wirdt oder nicht: Wie viel 
mehr wirdt GOTT dem Hippocrati Weißheit vnnd Verſtandt verliehen 
haben / daß er diß herrliche Werck der Artzneykunſt an Tag gebracht vnnd 
gelehret. * Warvmb 
Denn als vnſern HERRN Gott gerewete des groſſen und mercklichen Bott dem 
Abnemmens des menſchlichen Geſchlechts / daß die Menſchen / da fie zuvor ae Si 
900. Jahr in jhrem Alter erreicht / dagegen in dem vierdten tauſenten Jahre vertichen in 
kaum hundert Jahr erleben / vnnd jn derwegen jammerte des menſchlichen Se 
Gefchlechts / daß es wegen des Fluchs forthin länger alfo abnemmen folte/ Zeitfonders 
vnd weniger alt werden / daß auch die Leute nach folchem abnenumen kaum Kb FTgEt, 
fo viel Jahr erreichen wuͤrden / daß ſie jhr Geſchlecht vermehren / oder Kinder Gottes babẽ 
zeugen vnd gebaͤren koͤndten. Damit nun dieſem vnzeitigen Vntergang des Medrema 
gantzen menſchlichen Geſchlechts gewehret wuͤrde / hat er darzu ein Mittel werke 
verordnet / nemblich die Kunſt der Artzney / vnd hardiefelbein feinem Volck und Apofts 
durch die Propheten vnd Apoſteln / vnter den Heyden aber durch den Hippo- — 
cratem außbreiten laſſen. geſchattet. 

Es iſt auch ſeine Lehr / beyde die er muͤndlich / ſo wol auch die ſo er ſchrifft⸗ Dee 
lich gethan / ohne Nutz vnd Frucht nichtabgangen. Denn feine Jünger die der Eu) 
jhn gehoͤrt / ob ſie ſchon nicht alle bey diefer Kunſt beharrer / weiljhrer viel me Auppoerarss 
gen Mühe und Arbeit fih davon abgewendet / ſo find dennoch etliche beftäns “Pitr-, 
dig blieben/ond anfehenliche Leut geworden / Als erftlich feine beyde Söhne) er 
Theflalus vnnd Draco, vnter welchen Theflalus dem Draconi weit zuvor Aippoeraris 
gangen/darnach auch andere feiner Zuhoͤrer / wie denn derfelben drey mit Na⸗ Sobne. 
mengenenner werden / Polybus fein Eydam / Apolloniuspnd Dexippus. ?/-7*" 
Alſo iſt auf denfelben einer ein Medicus worden / nemblich der Polybus, der BER a 
wirdt vom Galeno vnnd Ariftorele ſehr geruͤhmet / die andern ſein eZuhoͤrer Vogerathne 
find jhm gar nicht nachgefolget / werden auch derwegen wom Galeno hefftig SSuler des 
geſtrafft und ihr, Schrſfften find alle vmbkommen vnd verloren worden. 4, 


Ga ij Aber 





R 


| ‚238 Das dritte Buch / von Erempeln 
Mippoeratu 


fesrifftenfind?'  Aberdes Hippocratis Schriften findrzu allen Zeiren hochachafeet 


bo b sehon worden / haben auch viel Nutzes geſchafft / alſo daß feine Machtommen /Zeu- 
38 po. xis vnd Heraclides, alle ſeine Bücher / wie Galenus bezeugt / wol expliciret 
erarem as vnnd Comment drein geſchrieben haben / *Bacchus aber vnd (*) Alcle- 
ben commen» piades nicht in alle / ſondern in die fuͤnembſten allein. *Cornelius Cel- 
— lus ein Sareinifcher Seribent } hat auch feine Lehr in herrlich gut Latein ge⸗ 
bracht / vnnd weitlaͤufftiger ertlaͤret. ©) Galenus hatalles auffs weit⸗ 
Bacchzs, laͤufftigſte diſputieret / vnnd erliche Bücher fehr herrlich vnnd wol inter, 
(*) Sfele- pretieret. \ 

ꝓaaer in et· Zu vnſern Zeiten haben auch etliche Medici,jege diefe/bald andere / des 


us · Hippocratis Bücher außgelegt vnnd erklaͤret / welche alie zuerzehlen es lang 


Celfüs. = werden wol. Vnd man ſolt heut zu Tag den Medicum des Namens nicht 
(9 Galenns werth achten / der Hippocratis Schrifften nicht wol ſtudieret hat. 

der fuͤrtreff · Wetiles aber auch nicht gnug iſt / daß man die Artzneykunſt weis vnd fir 
—— dieret hat / oder auch in derſelben andere Leut lehrer vnd vnterrichtet / ſondern 


Wer des manmus auch dieſelbe ins Werck ſetzen vnd gebrauchen: Als moͤcht einer 
Hpocratus vielleicht gern wiſſen wollen / wie ſich denn Hippocrates darinn verhalten 


Schriften hab / ob er dieſe Kunſt / da er fo viel von geſchrieben vnd gelehret / auch jmmals 


nicht geleſen / 


derifttein beweiſet vnnd inns Werck gerichtet hab. Hierauff antwortet Gale- 
Medıcss. nuspnndfagt / Hippocrates habe aus freyem Willen] nicht Ruhms oder 


A Mae Gewinnes halben / die Artzneykunſt gelernet / gelehret / gefchrieben vnnd ges 


fein:m ftudie braucht. 


— Was iſt diß anders / als daß er dem Exempel Chriſti nachgefolget iſt > 


Ele der hier auff Erden auch die Kranckheiten geheylet / vnnd allein au Darm» 
anzeiget. hertzigkeit die Krancken geſund gemacht har? Wie gefchrieben ſtehet / Er hat 
* ih fich feiner erbarmet / vnd hat jhn geſund gemacht. 
pocrates 
ben trancken Darnach zum andern / hat der Hippocrates ſich auch bey den Kram 
verhalten. cken / beydes in Kleydung vnd Geberden / mit feiner Kunſt vnd hoben Tugen⸗ 
den dermaſſen verhalten / daß man hat ſagen muͤſſen / er ſey ein fuͤrtrefflicher 
vnnd hoͤfflicher Medicus, den man einen Außbund vnter den Medicis bil⸗ 
lich nennen moͤcht. Denn ehe er zum Krancken gangen iſt diß feine für, 
nembſte Sorge geweſen / was dem Krancken zu ſeiner Geſundtheit dienſt⸗ 
lich vnd von Noͤthen ſeyn moͤcht. Zuvor ehe denn er zum Krancken iſt hin⸗ 
gangen / hat er bedacht / was in der Apotecken zu beſtellen were / oder ſonſt von 
noͤthen ſeyn wuͤrde. 
en proersses — Diedipotecken befteller er auff ʒweyerley Weiſe / ein mal nur auff die Rey⸗ 
etenwor  feallein / ſchlecht zugerichtet / wenn er zu den Kraucken vberLand gezogen / wie 
beſtellet. man pflegt zuſagen / eine Feld Apotecken. Das andermal auffs beſte / als eine 
Stadt Apotecken / die nit allein für die! fo allbereit Kranck weren / ſondern 


ac 





—— —— — 


4 


‚im Seben HippocratisMagni. 239 
auch für andere / die tuͤnfftig Kranck werden möchten / und derfelben eylends 
beduͤrffen. Denn daß ich ſeine Wort gebrauche / lauten dieſelben faſt alſo: 
Odb ſchon der Medicus alles thut / was er thun ſoll / vnnd es an jhm nicht 
mangeln laͤſſet. Jedoch wenn die Artzney in der Apotecken nicht recht vnnd 
| —* — oder an etwas mangelt / ſo iſts alles vmb ſonſt vnnd ver⸗ 
geblich. aha | 
WWenn auch ein Medicus nun zum Handel thun will / was jhm zu thun 
gebuͤhret / vnd aber nicht zuvor / ehe denn erzum Krancken gehet / entweder bey 

ſich ſelbſt oder mir andern rathſchlaget / was oder wieerg anfahen will / fo 
iſts hernach verdrießlich / gehet nicht ſo fort / vnnd iſt offtmals zulange gehar⸗ 
ret / daß es beyd en Theilen nachtheilig iſt vnd Schaden bringt. Solchem al⸗ 
lem {ftp poctates zuvor kommen / vnd hat ſich zuvor aller Vmbſtaͤnde von 
den jenigen / die vmb der Krancken geweſen / erkuͤndiget / was es für einen Zu⸗ 
es hie ein Ende mit Dei VERA Hrancken habe / jaer hat jhnen geſaat / was 
dergleichen Kranckheiten erfahren. 

Wenn er nun zum Krancken kommen iſt / hat er nichts vergeſſen / vnnd 
ſich zum Krancken erſt nidergeſetzt / ſich züchtig in Kleydung verhalten / ſeiner 
Autoritaͤt in acht gehabt / nicht viel vergeblicher Reden gefuͤhret / iſt fleiſſig ge⸗ 
| weſen / dem jenigen was vnrecht gerhan zuwider / ſtandthafftig in ſeinem Ge⸗ 
mich / vnnd vnverzagt / wenn etwas vnrichtiges bey Krancken vnd Vmb⸗ 
ſtehenden fuͤrgelauffen I die ſonſt baldt zaghafftig vnnd kleinmuͤtig wer⸗ 
den / er hat ſie auch zufrieden ſprechen koͤnnen / vnnd hat ſich willfertig jeder, 
man erzeiget. Er hat keinen vbermaͤſſigen Pracht getrieben / ſondern iſt mit 
einem maͤſſigen Kleyde zur Notturfft wol zufrieden geweſt / vnnd hat mehr 
geachtet in dem Fall / was Ehr vnd Tugend / Kunſt vnd Geſchickligkeit ans, 
langet / oder was zum Reyſen ſich ſchicket / hat ſich reinlich vnd ſauber gehal⸗ 
ten / vnd mir den Leuten nicht viel zuthun gehabt / die jhm an Perſon / Leben o⸗ 
der ſonſt vngleich geweſen. Er iſt auch fein Schlemmer geweſen / ſon dern hat 
jhm an geringer ſattlicher Speiſe begnuͤgen laſſen. Wenn es die Nor 
turfft erfordert / iſt er offtmals sum Krancken gangen I damit er beſſer die 

ranckheit kennen lernet / vnd der Sachen gewiß ſey / wenn ſich die Kranck⸗ 
heit offtmals veraͤndet. Wenn es aber nicht ſo noͤtig geweſen / hat ers vn⸗ 
ierlaſſen. Er hat die Krancken nicht alles wiſſen laſſen / was er thaͤte oder ge⸗ 
brauchte / iſt aber etwas geweſen / daß dem Krancken daran gelegen / vnnd es 
hat wiſſen müſſen / hat ers jnen auch vnverdroſſen / gern vnd willig geoffenbas 
ret / vnd nit verhalten / vnd hat jnen entweder einen guten Troſt zugeſprochen / 
vnd ein Hertz gemacht / oder hat ſie von jrem fuͤrnemmen abgehalten / vnd mit 
ernſt ſie davon beredet. Er hat allzeit etliche ſunge Studenten / bey ſich gehabt / 








ie in 


240 Das dritte Buch/von Exrempeln 


ieinder Kunſt der Artzney fort ſtudiereten / die hat er zu Kranckheiten ger 

er * an jnen befohlen daß fie entweder was von Noͤ⸗ 

chen were / jhnen verſchaffeten / oder jhn erinnern moͤchten / ſo etwas manglen 

wiirde. Er hat keine vngelehrte oder vnerfahrne etwas verrichten laſſen / 

auch denen die Krancken nicht vertrawet. Wenn feine diſcipuli oder ftu- 

diofi den Krancken mit Rath vnnd That haben vorſtehen Fonnen! 

iſt er zu andern gezogen / vnnd hat jhnen Abweſendt ſeinen Rath mit⸗ 
etheilet. ig 

Wie ſich ie feinen Mitgeſellen in der Artzneykunſt hat er gute Freundtſchafft 

2 gehalien / ſie ſehr lieb vnd werth gehabt ja wenn er iſt verreyſet / hat er andere 

gesgegen an ſeine ſtaͤt verordnet / vnnd hat jhnen ſein eigen Hauß vnter Handen ge⸗ 

feine Mitge- Han vnd vergoͤnnet / wie wir deſſen Exempel haben am Dionyſio der auch 


Na de: ein Artzt geweſen / darnach auch an dem Pæto. der bey dem Könige Artaxerxe 


dc lippocrtem forühme/ af GBR BE 
PERR A LUB SO IP PWER PT POPL PPDE Een Sun — - — ——— ; 


—  ,, ec | | 
Mas kan einem Menſchen nuͤtzlicher feyn in feinem Seben / als gute ge⸗ 


trewe Freundſchafft? Dagegen was thut der Artzneykunſt den gröffeften 
Schaden / als eben die vneinigkeit / vnd der ſtreit zwiſchen den gelehrten? Als 
zum Exempel: Da die Medici in Griechenland nach Abfterben des Hippo- 
cratis, als Erafiftratus lebet / der oͤffentlich wider die Schul zu Coa gefchrieben 
hat / Vnd zu den Zeiten Philini,derin der Schule Coa erzogen / vnd ein Em- 
piricus war/der auch erfifich die Empiricam harauffdie Bahn gebracht / da 
diefelben wider einander waren/ift nicht allein der Irrthumb vnd Mißbrauch 
in der Artzneykunſt eyngeriſſen / daß fich dieſelbe in drey Rotten oder Secten 
gerrennerhatjals inRationalem ‚Empiricam vnd Methodicam, Sondern 
es iſt auch zuletzt dahin kommen / daß die Nomer allerley andern guten Kuͤn⸗ 
ſten und Spraachen haben ſtatt und raum gegeben / die Medicos aber gang 
und gar fahren laſſen / vnd jre Kunſt ſelten gebraucht daß fie auch gemeynet / 
es were gar eine vnerbare vnnd zweiffelhafftige vnbeſtaͤndige Kunſt / daß fie 
derhalben jhre Kinder die nicht haben ſtudieren laſſen woͤllen Aber es muͤſſen 
all die jenigen von vnſerm HERAN Gott einer ſchweren Straff gewertig 
ſeyn / die dieſe herzliche Kunſt der Arknnen begeren zu hindern / verfolgen / vnd 
mit jhren Laͤſtermaͤulern alle der Kunſt verwandte vnd zugethane hin vnd wi⸗ 
der bey andern ſchmaͤhen vnd ſchelten / die alſo dieſe Kun ſt nicht allein verfol⸗ 
gen vnd nicht gut ſeyn oder fort ſetzen laſſen fondern auch einem jedern kran⸗ 
cken Menſchen / der dieſer Kunſt bedarff / an jhrem Seib und Leben mir jhrem 
verleumbden Schaden zufuͤgen. | 
Da gegen iſt zu loben der Hippoerates , der hat mit feinen Mitgeſellen 


ſehr 





en EEE ER — 


im Leben Hippocratis Magni. 241 
fehr gute Freundtſchafft achalten / iſt gern mit denſelben vmbgangen / vnd iſt 
keine Falſchheit an jhm geweſen. FÜR 

Darsımb hat erauch nicht allein für fich in feinem Vatterlandt mit grof 
ſem Lob vnnd Ruhm feine Kunſt an den Krancken bewiefen / fondern hat 
auch mit ſich zu den Krancken genommen baldt feine Collegas , bald feine 
difeipulos ‚ die zujhren Jahren gefommen / vnnd hat jhnen gern vom Zur 
ſtandt der Kahrzeir und Kranckheit feine Meynung mirgerheiler ] wie feine 
Epiftel / aefehrieben an feinen Collegam den Dionyſium außweiſet. 

Es hats Hippocrätes darbey nicht bleiben laſſen 1 daß erdie Kunſt in Bippoera- 
feinem Vatterlandt allein gebraucht / fondern weiler wufte 1 daß die Kunft bat in 
der Art ney an vielen Oertern muͤſte gerbet werden wenn fie volltoͤmlich ſeyn 5 nenn 
ſolte / als bat er gang Sriechenlandr durchzogen I die Patienten feinen dilci- eurer. 
pulis befohlen er aberanderer Krancken gewartet. | 

Es fagen wol etliche fchimpfflich davon I wenn Medici von einem Ort Ein aredi. 
zum andern zichen / vnd in frembden Landen jhre Kunſt brauchen / Aber die ⸗ muß ats 
verſtehen nicht / wie noͤthig diß einem Medico ift / vnd daß ſolchs einem Arge en 
ein groß Anfchen ı Erfahrung vnd Vbung gibt. Denn gleich wie micht ein trauen. 
jedes Landt alle Kraͤuter vnnd Gewaͤchs trägtjalfo finder man auch nichrin. 
einem Sande alle Kranckheiten. Ich geſchweige / daß viel andere Mutzbar⸗ 
feiten einem Medico inder Artzney gibt die Veränderung der Derter oder 
Sande. Denn derfelbe fan einbeffer Judieium faffen / die Eemplegien der 
Menfchen zu vnterſcheiden / auch lehrnet man viel andere Kranekheiten fen» - 
nen / man ſiehet auch viel vnnd mancherley herrlicher Arkney / es macht gute 
Freundtſchafft vnter gelehrten Doctorn end Aertzten / gibt gute Vlung / vnd 
macht weiſe vnnd verſtaͤndige Leut / Wer vns nicht Beyfall geben will / der 
leſe / daß Galenus diß für der groͤſten Vrſach eine haͤlt / marrmb fo wenig 
Medici dem Hippoctati gleich ſind/ nemlich daß ſie ſtets an einem Ort ſitzen / 
vnd nicht andere Laͤnder auch beſehen. Hippocrates aber hat an einem Ort 
nicht ſtets ſeyn wollen / ſendern hat ſch in Cranonem, Thaſum, vnd in an⸗ 
dere Staͤdte vnd Landt begeben / ja er iſt gantz Griechenlandt durch gereyſet. 

Denn wenn cr hat ſollen ſchreiben von Gelegenheit der Oerter / von Eygen⸗ 

ſchafft der Waſſer / von mancherley Mein vnd dergleichen / als hat er darinn 
der Vernunfft nicht allein trawen wollen / ſendern hats auch in der That ac. 
ſo erfahren vnd probieren wollen. Er har vil herrlicher Staͤdte beſehen wollen / Mooera- 
bald eine geacn Mittag / bald eine gegen Mitternacht / jetzt eine gegen Auff⸗ebot ſon⸗ 
gang der Sennen jeht eine gegen der Senmen Nidergong Er hat auch fon nah 
derlich Achtung gehabt / welche Stadt at ff ebenem Landegelegen / eder welche auf @räde 
auff Berge vnnd Felſen gebawet /welche Stadi ſchiffrach end mit Waffe" Per 
vm bfloſſen / ebſe am Meer gelegen / oder ob fie ſonſt viel en er Brunnen 

t Hh haͤt / 








zu Das dritte Buch / von Erempeln. 


haͤt ob die Brunnen vom Regen ſich ergieſſen / F ob ſie von ſtehenden 


rhatauch die Staͤdte 


AR erg vnnd wolbedacht. Vber das] onangefehen daß erfelbft luft gehabt allerley 
detandtsu Kranckheiten / frembde regiones vnd Griechenlandt zubeſehen /ſo iſt er auch 
er, von außlaͤndiſchen Koͤnigen vnnd Herrn in jhren Kranckheiten vber Sandr 


nigenge» gefordert vnnd geholet worden. Als er noch etwas ſehr jung war / hat er den 
I Königin Macedonia, Perdicca genannt / dergefährlich Franck war / gluͤck⸗ 


und zu vben / hat er bey jhm nicht bleiben wollen / ſendern in fein Vatterlandt 
widervmb ſich begeben. — 
mopocrateæ Zum andern / ſo ſtelleter dem König Demetrio einen Rath zur Ge⸗ 
—— ſundtheit / welcher in den Epiſteln Hippocratis zu finden / wie er nemblich die 
nie gantze * feines Lebens jmmerdar möchte geſundt vnd friſch ſeyn / vnd ohn 
einen Rath / einige Kranckheit ſein Leben zubringen koͤndte. Iſt denn die Artzney / noch nicht 
ee, füreine ſonderliche herrliche Kunſt zu achten / weil ſie vns fan vnſer Leben bey 
geſunde feyn friſcher Geſundtheit nechſt Gott erhalten ? Es möchte vielleicht ſolchs einem 
vnmuͤglich zu ſeyn duͤncken / daß vn ſere Kunſt ſo viel ſolt außrichten koͤnnen / 
Aber wenn man den Rathſchlag / den er dem Koͤnig vberantwortet hat / 
recht anſehen vnd betrachten will / fo wird man befinden / daß des Hppocra- 
tis confilium vnnd Rathſames Bedencken nicht vnrecht ſey / ſondern in 
Warheit ſich alſo verhalte. Deñ das weiß man gewiß / daß Galenus zuvor ehe 
denn er Medicinam hat ſtudieret / ein Valetudinarius vnd krancker Menſch 
allzeit iſt geweſen / Da er aber ein Medicus worden / nach 25. Jahren / iſt er 
ſtets geſundt vnd friſch ohne einige Kranckheit blieben. En 
Aippoerates Reiterralsnun Hippocrates ein alterMedicus worden / hat er fonderlich 
batdte pe⸗ auch die Peſtilentz zu curiven wiſſen Darinn erdem Könige Arraxerxi vom 
Ruensfone Pro billich ſehr commendirer vnnd geruͤhmet wird und wiewol er jhm / der 


derlich zu y ? ? 5 2: , 
enricenge einFeind warfeines Batterlandes / die Hulffe abgeſagt / hat er dennoch nichts 


— deſto weniger von den Geſandten des Koͤniges alles zuvor wiſſen / vnnd ſich 


Grawſame e “ : s 7 e % 
Shen in recht erkuͤndigen wollen / wie vnd an welchem Ort in Griechenland die Seuch 


— der Peſtilentz ſo geſchwindt were / daß auch / wie Herodotus bezeuget / vor groſ⸗ 
fer Faͤulnis / den Leuten km vnd Dein abgefaulet vnd abgefallen / etliche aber 





die. 











im Schen Hippoctatis Maghi. 2.43 

Die widervmb geneſen und geſundt worden ſind / haben jhres eigenen Namens 
vergeſſen Er hat auch jederman in ſeinem Vatterlandt für dieſer Gefahr ge 

warnet / die Leute aber widervmb haben ſolche ſeine Warnung im beſten auff⸗ 
genommen / vnnd ſich bey ihm Raths erholet. Daher es denn geſchehen iſt / 
daß ppocrates jhm nicht allein ſonderlich hat angelegen vnd befohlen ſeyn 
laſſen / wie der Peſtilentz vorzukommen / oder wie fie zu curiren were / ſondern 

hat auch ſeine zween Soͤhne vnd ſeinen Tochterman Polybum, inn dem er 
jhnen guten Rath mitgetheilet / darzu gehalten / daß fie die Krancken an die 

ſer Seuch haben curiren muͤſſen. Seiner Soͤhne einen den Theſſalum 

ſchickt er in Macedoniam vnd Peloponneſum „den Draconem in Helle- 
fpontum Polybum an andere Derterida diefe Kranckheit der Peſtilentz ſich 

erenaer / Er aber hat ſonderlich Theſſalum mit nosrürfftiger Artzney verſe⸗ 

hen / weil an dem Ort die Peſtilentz am hefftigſten war. Vnd nach dem er in guppomares 
Theſſalia auffs beſte alles beſtelt / das iſt / als er jederman in der Stadt Artz⸗ baten Wa⸗ 
ney gegeben / vnnd die gefunden deibe der Menſchen gereiniger / daß ſie nicht arga 
bald die Peſte einpfiengen / ja auch einen Wacholder Waldt angezuͤndet / vnd böfe rufe 
alſo die Lufft geſaubert / iſt er fort gezogen zu den Dorienſern / Phocenſern / zu isen 
denen in Beotia, vnd endtlich iſt er auch gen Athen kommen / vnd hat gleichs⸗ verdutet nit 
falls mit ſeiner Kunſt jhnen gedient / vnd gute Huͤlff erzeiget Man kan nicht rien. 
allzeit mit dieſem oder jenem Amuleth oder Raͤuchwerck / welche doch auch je Zuppoerares 
Stelle haben vnnd nicht zuverachten ſind / die Peſtilentz verhuͤten / es muͤſſen haider ** 
die Leibe der Menſchen / die dieſe Seuch leichtlich an faͤlt gar anders vnd mu⸗ I ale 

tiret werden / welchs denn Hippocrates ambeften hat thun koͤnnen / vnd es können. 

wird es im fein Artzt leichtlich nachthun / Ja er hat auch das gewuſt und ver 
ſtanden daß dieſe Seuchen eine ſonderliche Straffe von Gott ſeyn / darvmb 
er ſeiner Kunſt zuviel nicht hat zuſchreiben vnnd allein trawen wollen / ſon⸗ 
dern harfeinen Rath allzeit. auff die gnaͤdige Huͤlff Gottes deß Allmaͤchtigen 
gerichtet / vnnd wenn er dieſe Seuche jrgendt an einem Ort vertrieben / hat er 

Sort feine Opffer gethan / vnd hertzlich gedanckſaget. 

Vnd letzlich als er nun gar ein alter vnnd wolverdienter Medicus war / —— 
wird er von den Abderitern zum Democrito,der an der Melancholey kranck wirt von 
geachtet ward / gefordert / zeucht hin / vnd koͤmpt auch den Tag allda an / den er — 

jhnen ernennet / daß er kommen wolt. Er hat auch ehe nicht eſſen oder rinefen Democrire 
wollen / noch in der Herberge eynziehen / er haͤtte denn zuvor den Krancken ge⸗ gefordert. 
ſehen / die Kranckheit erkandt / vnd feinen Rath gegeben, Widervmb / ehe er 
auch zum Democrito hineyn gieng /hoͤrt er zuvor / was der Rath und das ge⸗ 
meine Volck / welchs deß Democriti halben bekuͤmmert vnnd ſtets vmb jhn 
Pe von feiner Kranckheit / vnnd wie er fich verhielte. Vnd weil fie fo 
gar an ſeiner Geſundtheit verzweiffelten / troͤſtet er ſie wider / vnnd da ſie jhn 
BE E07 Aal ſtracks 


* 


244 Das dritte Buch/von Exempeln 
ſtracks in die Herberge führen wolten / ſagt er / Mir iſt nichts liebers / als daß 
ich den Democritum ſehen moͤcht. Vnd er ſchreibt auch diß von ſich ſelbs / 
vnd ſagt / Ich / da ich zu jhm gieng / vnd noch auff dem Wege war / vermahne⸗ 
te ſie / ſie ſolten getroſt ſeyn / es were die Gefahr nicht ſo groß / oder were es ja 
etwas / haͤt es doch nichts ſonderlichs auff ſich / vnnd ſtuͤnde jhm noch wol zu⸗ 
helffen. Darnach als er zum Democrito hinneyn gieng / hat er gar hoͤflich / 
verffändig und weißlich im Reden ſich verhalten / vnnd hat wol Achtung ge⸗ 

ben auff ſeine Antwort / welches alles zur erzehlen zu lang werden wolt. Wer 
darvon weitern Bericht begeret / der leſe ſein Epiſtel die eran Damagetum 
geſchrieben hat / die noch vorhanden iſt. Diß will ich allein melden: In deß 
Democriti Kranckheit / iſt er ſonderlich fleiſſig geweſen die Kranckheit zu⸗ 
Kengser eforfchen/onnd da er auch ſchon alles gewuſt / hat er doch jmmer mehr vnnd 
Demos. mehr der Kranckheit vnnd Natur Democriti nachgedacht. Denn alſo 
ſchreibt er ſelbs: Ich aber wolt esdabey nicht bleiben laſſen / ſondern verſuchte 
den Democritum allenthalben / wiewol ich daran nicht zweiffelte / daß es die 
Kranckheit nicht were / die fie meynten / ſondern ich hielt noch etliche Geſpraͤch 
mit jhm / ob ich vielleicht etwas dergleichen an jhm ſpuͤren möchte. Die Cu⸗ 
ration belangendt / wolte er darzu nichts thun / als was die Sach an jhm 
ſelbſt war / Nemblich er ftellere feine Curation nicht an deß Democeriti hal⸗ 
ben / denn derſelbe geſundt vnd bey guter Vernunfft war / ſondern wegen deß 
gemeinen Volcks / das die Sache nicht verſtundt / vnnd deß Democriti 
Kranckheit vnrecht judiciret. EBEN: E 
ee Endtlich da erhundereond vier Jahr alt war / vnnd ſich vmb ſein Dar ⸗· 
artıfrhezu terlandt mit guter Lehr / Rath vnd That in feiner Kunſt der Artzney ſehr wol 
Zaraverdienet hatte / iſt er zu Laris in Thelſalia verſchieden / vnnd zwiſchen Laris 
Theffalia. vnd Gerdon begraben worden, Sein Grab haben viel Leute fuͤr ein ſonder ⸗ 
— —— ꝰ (ich Wunderwerck gehalten / weil am ſelben Ort / wie man ſagt / die Bienen 
Eimfonders fo guten vnd heylſamen Honig gemacht / daß die Seutfodie Braͤune im Hal⸗ 
—* hg „ feschabt/onnd diß Honig aebrauchtidarvon als balde find gefundr worden. 
Hıppsera. Aber weildiß viel mehr ein Wahn ond Aberglaube iftlaffenwirs billich fahr 
⸗⸗ Grab. ren. Wollen derwegen auch ferner vermelden vnd reden von feinen groffen 
Hıppoera- Ehren die man jhm erzeigt hat / Nemblich / wie die zu Athen jhn mir einer 
nr guͤldenen Krone von tauſendt Ducaten ſchwer gefröner haben / vnd jhm zu⸗ 
nırKron von geſagt / ſie wolten ſeinen Kindern und Kindskindern die gantze Zeit jhres ice 
ae bens in brittanæo freye Tafel halten. a 
gefrönet. Bey jederman / auch bey den allergelehrteſten / wie wir ſaͤmptlich beken⸗ 
Hıppoers- yenmüflen/haterjhm einen ewigen Ruhm vnnd Namen gemacht. Denn 
Bon. fein Collega oder Mirgefel Pztus,da er fchreibt in einer Epiſtel an den Koͤ⸗ 
senen ewigen nig Artaxctxem, nennet jhn einen Vatter der Geſundtheit / einen 5 
ranck⸗ 








im Leben Hi ppocratis Magni; 245, 
Kranckheiten vnnd Schmertzen / einen Außbundt vnter allen Gelehrten / ja Knmand 
einen Mann) der für andern mit Tugendt ſonderlich begabet were. macht. 
Plato hat des Hippocratis Schrefehr hoch gehalten / vnnd iſt von derfels 27,4, hae 
bein niemalsgewichen, Er braucher eben den Merhodum,die Art vnd Weife/ vistvonzire 
in Erfündigung der Natur vnd der Seel deß Menſchen / wie Hippocrates, pocraru 
der dieſe Lehr erſt erfunden hat. u PT —— 
Ariltoteles, da ei ſchreibet von natuͤrlichen Sachen! erklaͤret faſt Alle arsßarelie 
Wort vnd Spruͤche deß Hippocratis, wie Galenus bezeuget / er erweiſet auch Meprung 
gleicher Geſtalt / wie der Hippocrates, eben mit der Demonſtration / daß alle "°" #70- 
Ding auß vier Eiementen erſchaffen: Item / daß dreyerleh fürnemme Br" — 
ſachen geſunden werden / dadurch ſich alle natuͤrliche Ding endern / vnd da⸗ 
durch ſie widervmb vergehen. Ja es hat Ariſtoteles die gantze Lehr Hippo- 
cratisheffertigee vnd fuͤr recht erkandt / probieret vnd richtig befunden. Vnd 
wie Galenus ſagt / was Hippocrates hat kurtz geredet / das hat Ariſtoteles 
weitlaͤuffig erklaͤret / auch mit ſtattlichen Gruͤnden außgefuͤhret vnd erwieſen. | 
Cicero berufft fich auch auffden Hippocrarem in feinen Epifteln ad Atti- Cieeroni 
cum geſchrieben / da erfaat: Mit welchen Krancken es gefährlich ſtehet / daß Reynung 
feine Beſſerung gleich nicht vorhanden oder zuhoffen / denen verbeut Hippo Hr 
crates, dag man diefeibennicht follargneyen. Galenus achrer ſich füreinen gieng 
Diſcipel vnd für einen Dolmerfcher deß Hippoctatis. Eraſiſtratus hat Hip- Cælen⸗⸗ 
pocratis Buͤcher ſo lieb gehabt / daß er fie ſtets bey ſich getragen / vnd öffentlich 9" Frr- 
biß weilen recitieret hat. Vnſere Medici,die anders rechte Medici ſind / halten air 
auch billich deß Hippocratis Bücher für die beſten vnnd fuͤrnembſten unter zr4/ßra- 
alten / die in vnſer Kunſt der Artzney jemals geſchrieben find / oder noch moͤ⸗ 4 wie 
gen geſchrieben werden. | Ka ne 
Es halten auch die Juriſten fich an deß Hippoctaris Sententz vnd Meys ger, a“ 
nung / vnd fprechenjhr Vrtheil drauff / vnd laffen das wenigfteniche dawi⸗ Buͤcher ge⸗ 
der thun oder handeln. —— 
Etliche werffen dem Hippocrati fuͤr / vnd ſagen / er habe ſehr vndeutlich vernemm⸗ 
geredet / das fuͤrnembſte inn der Anatomia nicht gewuſt / auch viel Kraͤuter a 
nicht gekandt. Wahrifts / er hat etwas dunckel vnd vndeutlich gereder / aber bean. 
das hat er thun muͤſſen / weiler alles in fo kurtze Schren verfaſſet hat vvnnd es «er diebenz. 
ſich in feiner Spraach nicht anders leyden wollen. Erhat abermit kurtzen Juriften bat 
vnd wenig Worten viclbegriffen vnnd zuverfichen gegeben / daß man ſich —— 
vber ſeiner Weißheit vnnd hocherleuchtem Verſtande / den er in allen feinen Yırpor=s 
Vuͤchern / vnd faſt in allen Worten gebraucht hat / billich verwundern muß! en 
daß auch Galenus alles was Hippocrates gelehret vnd gefchrieben / ſo hoch ppoerari 
vnd werth gehalten hat / als wenn es von Gott ſelbs geredt oder geſprochen Fan: 
were. Vnd ob ſchon etwas vndeutlich feine Wort ſcheinen /fo Haben fie doch anıe.on 
— sh ij Galenus 





ne Dasdritte Buckh / von Erettpefn | 
Galenm  Galenus und andere fo viel defto deutlicher vnnd Flärticher außgelegt vnnd Ge 
Eunpoeraek Grichen, 
Runge  Delanaendr aber daß er icli in der - Anaromia vnnd Kräuter kunſt nicht 
— gewuſt ſoll haben / muͤſſen wir das ſelbſt bekennen / aber nichts deſto weniger iſt 
* dem Hippocratfdamte an feinem Ruhm vnd Ehren nichts benommen / vnd 
wird jhn kein verſtaͤndiger deßwegen verachten koͤnnen. 
Einer kan Der gemeine Mann zwar meynet bald / wenn einer nicht in allen 8 achen 
Een Zevber iſt/ oder an dieſem oder andern Smůet hm etwas manget / erfepam 
nicht gelehret / oder ſey nicht ſo gelehrt als der ander / der diß wiſſe Welches . 
falſch vnnd vnrecht iſt. Alſo halten fie offt einen fuͤr gelehrt / der wol am aller 
— vnd vngeſchickſten iſt / Vnd den fuͤr NaOH der der gelehr⸗ 
teſte iſt 
Ein mei- Dagegen was verſtaͤndige vnnd recht gelehrte eure find) die wiſſen wol 
eur, der das daß man einen Medicum nicht derhalben bald verwerffen oder verachten fol 
Te fo er nicht alles weiß / wenn er nur das fürnembfte vnnd nöthigfte fan vnnd 
in Medsci- gelehrnet hat und man doch wol weiß) daß weder diefernoch jener/ ja feiner 
—5 iſt / er ſey ein Medicus fo beruͤhmbt er wolle / der alle Kräuter vnd Gewaͤchs / 
An  oderaller Menſchen fonderliche Eygenſchafften außftndierer haͤt / oder noch 
wird thun koͤnnen. Das fuͤrnembſte aber vnnd viel herrlichſte in der Artzney⸗ 
kunſt hat Hppocrates alſo gelehret vnnd beſchrieben / daß / wie geſagt / er die 
gantze Arkneyfunft vollkoͤmblich in ſeinen Schrifften gnugſam dargethan 
3,Eynrebe, hat vnd erwieſen. Zum dritten kommen etliche vnd ſagen / Es mag wol dem 
alſo ſeyn / daß er ales gruͤndlich vnd außfuͤhrlich gnug gelehret hat / es iſt aber 
noch der Manget / daß er darinn keine Ordnumg hält. Darauff iſt dieſe Ant⸗ 
wort: Es iſt jhm nicht muͤglich geweſen / daß er alles fo oͤrdentlich haͤt ſetzen 
koͤnnen / weil er ſo viel vnnd ſchwere Sachen in der Arsen erftlich erfinden 
hat. Wenn aber einer) wieGalenus den Rath gibt / das jenige / was er alſo 
hin vnnd wider vnoͤrdentlicher Weifein feinen Schrifften vnnd Büchern _ 
— der ůiſet / im ale feinem Thun mercket / vnd jhm eynbildet / kan ersihm leichtlich in < 
denvomsebe eine Ordnung bringen/ond wenn erdiß alfo in einem oder erlichen Büchern 
Appoerass sufammen gebracht hat wird es alles fo klar vnnd richttg ſeyn / daß an der 
Kunſt kein Mangel zu finden. 
Br Darvmb alle / die jhr ſtudioſi Medicinæ ſeyn wolt / euch jederzeit ge⸗ 
ter Sasutcär buͤren will / dieſem hochberuͤmbten Arge Hippoerati,der auch ein Fuͤrbildt 
— iſt aller / die ſich Aertzte nennen / allein nadhzufolgen/ vnnd euch zubefleiſſigen / 
daß jhr es jhm entweder gar oder in etlichen Stuͤcken / als muͤglich / nachthut. 
2 andere aber ftudiofi Juris, Habt uch im dunckeln Fragen deß Rechtens / 
auß der Natur deß Menſchen herfommen/ an niemand mehr alsanden 
KAppoFr: atem zu halten und ſollet Gott darfuͤr dancken / daß er euch d Rn | 
dieſen 





‚ | im Leben HippocratisMagni. 247 

diefen Mann die rechte Geburt derficben Minden Kinder erft har zuerken⸗ 
nen gegeben] damit alfo viel erbare ondehrliche Weiber) Frawen vnnd Mas 
tronen bey gutem Gerücht und Namen erhalten werden. Mehr jhr ftudiofi 
Philofophix follet eiwren Ariftorelem vnnd den Hippocratem allzeir gegen 
einander haften’ vnd was Ariſtoteles geſchrieben / und andere alte Philofo- 
phi,fintemaldie alles som Hippocrate haben ſtudiren muͤſſen / iſt von noͤten / 
alles was jhr in ewer Philoſophia ſtudiret / wie die kleinen Waͤſſerlein oder 
Baͤchlein zu jhrem Brunnquell / auff den Hıppocrarem zu referiren vnd zur 
gichen. Endtlich jhr ſtudioſi Theologiæ, vnd alle die jr freye Kuͤnſte ſtudiret / 
müſſet ja gute Medicos bey Zeit kennen lehrnen / damit / wenn jhr dieſelben be⸗ 
duͤrfft / die rechten Medicos finder. So nempt ein Exempel vom Hippocrate, 
wenn dieſelben Medici auch / wie der Hppoctates, jhre Artzneykunſt / Thun 
vnnd Leben anſtellen / find fie billich für andern zu loben: Hinwider / went 
fe ſich nach jhm nicht verhalten / ſoll man ſie vnrechte Medicos achten / vnnd 
keinen vmb ſeiner Kundtſchafft vnnd Heucheley willen fuͤr einen guten Artzt 
außſchreyen / vnd alſo zum Moͤrder oder Todtſchlaͤger an fein ſelbſt / der ſeini⸗ 
genonandererseib vnd eben werden. Wenn man auch den beſten Medicum 

recht beſchreiben will / fo fan man Fein beſſer Exempel haben / als den Hippo- 
cratem: denn gewiß er fuͤr den beſten Medicum vnter allen iſt zu halten 
man auch einen guten Artzt in etlichen Stuͤcken allein beſchreiben will / der es 

andern entweder mit Fleiß / Tugenden / Verſtandt / Kunſt vnd Thaten zuvor 

thue / ſo ſehe man an den Hippocratem. Weil denn alle rechtſchaffene Me- 

dici vnd Philoſophi, auch zu vnſern Zeiten den Hippocratem fo hoch vnnd 
werth halten / wer wolt denn vnter vns jhn vnverſtaͤndiger weiſe vergchten / 
vnd nicht billich hoch ruͤhmen? 

Band ein vnwuͤrdiger Medicus muß der ſeyn / der deß Hippocratis fo Einicber 

herrliche Schrifften nicht geleſen vnnd wol ſtudieret hat / ſondern vielmehr — 
in feinem Thun vnd Wan del jm zuwider lebet vnd nicht nachartet. Dagegen Schrifften 
aber iſt der ein guter Medicus zuruͤhmen / der feine Buͤcher wol durchleſen vnd Aecratu 
ſtudieret hat / vnnd befleiſſiget ſich auch mit Tugenden vnd Sitten in feinem (m 
Beruff dem Hippocrati gleichfoͤrmig zu werden vnd nach zu leben. Wer diß 
thut / der wird nicht ein Stoͤrerartzt geben / wie die Landtbetrieger thun / die Stoͤrer vnd 
nichts ſtudieret wenn ſie nur eines oder etliche Recept erwiſcht 1 fich bald für. — 





Medicos außgeben / ſondern er wird feine Philofophiam vnd die gantze vn⸗ 
verfaͤlſchte / rechte Artzneykunſt ſtudieren vnd zugebrauchen wiſſen. Er wirdt 
auch nicht kleine Kranckheiten groß / vnd groſſe Kranckheiten klein machen! 
vberall wird er betrachten der Artzney Hoheit vnd Wuͤrden / vnd oben Gottſe⸗ 
ligkeit vnd erbares Gemuͤth. Denn der Tugendten keine ohne die andern et⸗ 
was Nutz ſchaffet / vnnd wenn ein Medicus die nicht hat / fo hilfft jhnn weder 

Br Wei | ' Kunf 


Eunrede 


Vermanung 


248 Das dritte Buch / von Exempeln Be. Pe 
Kunſt neh Erfahrung / iſt auch fein Gluůck noch Segen dabey Ein Medi- 
cus foll gelehrt 7 erfahren vnnd gluͤckſelig ſeyn / welcher Tittel denn recht dem 


NHippocrati, der recht der groſſe genennet / eygentlich Fan gegeben werden, 


Vnd duͤrffte das fagen/ wenn einer noch fo ein berühmbrer Medicus were / 
vnd haͤtte diefezwo Tugenden nicht / daß er nemlich bey feiner Kunſt Gott⸗ 
fuͤrchtig were / vnd haͤtte ein erbar / auffrichtig Gemuͤth / daß jm feine Kunſt 
ja fo bald und mehr ſchaden koͤndte / denn zutraͤglich ſeyn Denn er wird ent⸗ 
weder mit Geldt ſich ſtechen laſſen / vnnd vnſchuͤldiger Weiſe heimlich gute 
Leut / die auch wol eine Zierdt der Kirchen vnnd dem Regiment weren / mit 
Artzney vergifften vnnd vmbbringen / oder mit ſeiner groſſen Vermeſſenheit 
jhm ſelbſt den Zorn Gottes zur Straff vnd Vngluͤck vervrſachen / vnnd alſo 
täglich an vielen zum Mörder werden. Ich will geſchweigen / was Hippocra- 
tes von folchen Aertzten fchreiber / daß fie vber diß mit Sügen vmbgehen / vnd 
Peine Kranckheit groß / vnnd groffe klein machen I verachten vnnd ſchlahen 
alles in Wind / vnd ſagen / es habe keine Gefahr / da es einem offtmals ſein 
Leib und Leben gilt / Vnnd wenn ſie ſagen I daß ſie zum Krancken kommen 


wollen / da bleiben fie auſſen / vnnd kommen vngebeten / wenn manjhnen, 


keinen Botten ſchickt. 


Noch eins muß ich hier auch melden: Es möchten die ſtudioſi Medici- 


nz ſich beklagen / vnd ſagen: Es ſolte zwar alſo ſeyn / daß ein jeder ſich alſo 
verhielte / wie der Hippocrates, aber es iſt mir zu ſchwer / vnd es kan ja ein 
jeder nicht nach Rom ziehen / wie man ſpricht. Vnnd wie iſts muͤglich / daß 
wir alle Hippocratiſche Medici werden Fünnen ? Antwort. Galenus in 
einem Buch difpuriererrechr/ob es feyn koͤndte und ſchleuſt endtlich: Wir 
föndten wol dem Hippocrati nadhfolgen / vnd gleich werden /aber cs man⸗ 
geltvns nur daran / daß wirs nicht thun wollen / vnd daß wir auch weder lieb 
noch Luſt darzu haben. Denn eben wie das Geſtirn zu Hippocratis Zeiten 
gerichtet geweſen / alſo findet ſichs noch / daß die Ingenia oder Gemuͤther der 
Menfchen eben alſo muͤſſen geartet ſeyn. Darnach ſo iſt auch diß ein groſſe 
Huͤlff / daß alles was vnſere Vorfahren mit groſſem Fleiß vnd Muͤhſeligkeit / 
vnd lange Zeit anher erfunden / wir koͤnnen jetzt mit geringer Muͤhe wider⸗ 
vmb von jhnen auß jhren Schrifften ſtudieren vnd lehrnen Vnd vber das 
alles / was fig injhrem vermeyneten Aberglauben von jhren Nothhelffern 
vergeblich gebeten / vnnd nicht erlangt / das koͤnnen wir jetzt durch Gottes 
Gnad / in der Furcht des HERREN vnd ſeiner wahren Erkaͤndtnuß / vnnd 
Anruffung deß Sohns Gottes / durch Huͤlff vnnd Beyſtandt deß heiligen 
Geiſtes / in gewiſſer vnd troͤſtlicher Zuverſicht von Gott bitten / vnnd deſſen 
theilh afftig werden. » | 
Derwegen jhr Rudiofi Medicinz, alle vnd in ſonderheit / laſſet euch Hip- 
pocratis 


— 


er a 


im Leben HippocratisMagni, 249 
pocratis Medicinam trewlich befohlen vnnd ernftfich angelegen ſeyn I vnd 
haltet euch an diefelbe mir hoͤchſtem Fleiß / wie ſichs gebuͤret vñ von nöten ſeyn 
will / werdet auch nicht laß oder wanckelmuͤtig in ewrem ſtudieren / ſondern 
bleibe ſtandthafftig dabey / vnd habet Luſt darzu die Zeit ewres Lebens. Es wird 
euchewre Hoffnung / die jhr einmal geſchoͤpfft / nicht betriegen / ſonderlich Die 
jhr für andern etwas mehr mit Verſtandt vnd Weißheit von GOtt begna - 
det ſeydt / vnd mehr durch ewren Fleiß thun koͤndt als andere / So werdet jhr 
dem Hippocrati nicht weit vnterlegen ſeyn. Ihr andern aber ſtudioſi der 
Argzney Idie jhr nicht fo hoch begaabet / thut ewren Fleiß / daß jhr dennoch ein 
Zeichenvon euch geben koͤnnet / daß jhr Hippocratiſche Medici ſeydt vnnd 
ſeine Nachfolger. 10 | nt ' | 

Wie in eines reichen Mannes Nanfe man finder allerley güldene / ſil⸗ 
berne vnd erdene Gefäß :Alfo auch in der Artzneykunſt / vnter den Studen⸗ 
ten vnd gelehrten Doctorn / muß man mancherley nuͤtzliche Wercfzeug vnd 
Gehuͤlffen / gute vnd geringere / gelehrte vnd vngelehrtere haben. Damit nun 
ein jedes in feinem Stande ſeinen Beruff verrichte vnnd Nur ſchaffe / fo 
wollen wir Gott den ewigen Vatter vnſers HErrn Jeſu Chriſti / der der beſte 
Artzt iſt mir dem heiligen Geiſt / ſaͤmptlich vnd ſonderlich anruffen / vnd jhn 
bitten / daß er vns mit feiner Huͤlff beyſtehen / vnd was er in vns angefangen 
hat / vollbrin gen / vnnd vns alle nuͤtzliche / heylſame Aertzte in feiner Chriſt⸗ 
lichen Kirchen vnd Gemeine machen wolle / Amen· er 


Turament oder Eyt t deß fuͤrtreffl⸗ chen vnd weitbe⸗ 
ruͤhmbten Artztes Hippocratis, deß Groſſen genannt / 


den er freywillig ſelbs jhm gemacht / vnd zur Artzney 
geſchworen. 


Arc Hippocrates, ein Argt auß Griechenlandt / von Coa, 
J 





ſchwere bey dem hoͤchſten Artzt Apolline, vnd dem Æſculapio, vnnd 
ruffe allhie zu Zeugen an alle Goͤtter vnnd Goͤttinnen / daß ich dieſen 
Eydt / vnnd meine freywillige Verpflichtung / wie folgender Geſtalt ſchrifft⸗ 
lich verzeichnet / ſtets / feſt  onnd vnverbruͤchlich halten vnnd davon keines 
Beats weichen noch abtretten will, 5 
Meinen Preceproren / der mich diefe Kunſt gelehret / will ich ehren und 
- lieben als ein Kind feine Eltern / mit jhm leben vnd ſterben / was er von mit 
bedürffen / jederzeit gerne darreichen / die von jhm gezeugte Kinder für meine 
geliebte Brüder achten und halten / ſie auch dieſe Kunſt / wenn ſie die lehrnen 
wollen / vmbſonſt / laut vnſers Vertrags / widervmb lehren ? Alles was ich 
gelehrnet / gehoͤret / vnd vnterwieſen worden / das will den meinen / u 
i & errn 


Eric 


256 Das dritte Buch / von Erempeln 

HermPreceptoris Kindern / auch andern meinen difeipulis, die fich gegen 
mir verſchreiben und verpflichten eydtlich / mittheilen / vnnd fonft niemand, 
Wenn ich die Krancken zu curiren anfango / will ich gewiß ſolche Diet / die 
mich nach meinem Vermoͤgen vnnd Verſtandt jedem dien lich vnd bequem 
duͤncken wird / ordnen / allen Schaden vnnd Gefahr von jhnen abwenden, 
Vnd ſoll kein Geſchenck / noch Bitt bey mir fo viel kraͤfftig ſeyn oder gelten! 
daß ich einem andern Gifft eyngeben wolte / oder auch Rath vnd Anweiſung 
darzu geben. Gleichfalls will ich auch keinem Weibe Artzney zu Hinderung 
der Empfaͤngnuß / oder zu Abtreibung der Frucht geben noch anzeigen / ſon⸗ 
dern ich will viel mehr mein Leben keuſch / vnnd meine Kunftrein erhalten. 
Ich will aber auch keinen / der am Steine kranck liegt / ſchneiden / ſonders diß 
den Wundaͤrtzten vñ derſelben Zugethanen laſſen. Wo ich auch in ein Hauß 
eyngehen werde / da will ich wegen der Krancken beſtes zubefoͤrdern eynge⸗ 
hen / mich aller mutwilligen / freventlichen Gewalt / vnd ſchandtbaren Lebens / 
ſonderlich aber der Vnzucht enthalten / es kommen mir gleich zu handen 
Weibs oder Manns Perſonen / Freye oder Dienſtbotten vnnd Geſinde zu 
cuͤriren. Was ich auff meiner Practica bey den Krancken ſehen / hoͤren oder 
ſonſt mir vertrawet / das heimlich ſeyn ſoll / will ich nicht nachſagen / ſondern 
ſchweigen / vnd biß inn die Grube bey mir behalten. Derhalben ich wuͤnſche 
vnnd bitte / daß / wenn ich diß mein Eydt halterecht und vnverletzet / daß ich 
moͤge gluͤcklich meines Lebens vnnd meiner Kunſt genieſſen / vnnd bey allen 

Menſchen jederzeit mein Ruhm erſchallen möge. Wenn ich aber vbertret⸗ 
te vnnd falfch ſchwere / fowermaledeyeich mich ſelbſt daß mirals 
denn das Widerfpiel darauß gleichsfalls enrftche / vnnd 
mir nimmermehr wolgehe / So wahr mir 
Gaott helffe. 








— 
Das bierdte Buch / 


en) co , OS 
Von mancher ley Exem⸗ 
pel der Natuͤrlichen vnd Artzneykunſt / 
inn Sendtbrieffen vnſerer Gelehrten / vnd etli⸗ 
chen Rathſchlaͤgen zu vnſern Zeiten / vornemmen 


Herren vnd Staͤnden mitge⸗ 
theilet: 


Geſchrieben in Teutſcher Spraacy 
Von 


—— Horftio, der FreyenKuͤnſt 
vnd Artzney Doctore. 





* 252 x “ 
Das bierdce Buch/ 


Don Exempeln in Sendebrieffen nd 


andern Rathfchlägen vnſerer Ge⸗ 


DELL: iR WATRENS Berge 


Dem Edlen / Geſtrengen Junckern Joachim vonder 
Schulenburgk zu Weſterburgk ꝛc. Vnd Reichhardt von der 
Schulenburgt auff ybenaw / Churfuͤrſtlichen Branden⸗ 
burgiſchen Raͤthen / meinen günftigen Herrn 
vnd Freunden. 


RE; Die’ Geſtrenge Junckern / Großguͤnſtige 
— Herren / E. Geſtr ſind mein willige Dienſt allzeit zirs 
vor / Demnach E.Öefir. beyde Vatter vnnd Sohn/ 
> durch Gottes deß Allmaͤchtigen Gnade / billich von je⸗ 
derman geruͤhmet / wegen jhrer anfehenlichen vermoͤgenden Guͤ⸗ 






ter / erbares vnnd gottfuͤrchtiges Lebens / Gedencke ich dabey offt / 


wie daß ſie nicht allein in Hoͤfen / Kriegen vnd Vniver ſitaͤten er⸗ 
zogen / vnd viel erfahren / Sondern auch noch heutiges Tages / da 
ſie hoch mit vielen Geſchaͤfften beladen / dennoch die Gelehrten 
vnd jhre Bücher gerne vmb ſich haben vnd wiſſen moͤgen / welchs 
nechft ewers anſehenlichen Geſchlechts / vnd groſſen Vermoͤgens 
an Landtguͤtern nicht die wenigſte Gaabe E. Geſtr. ſo wol Vat⸗ 
ters als Sohns / von Gott gegeben / zu achten iſt. Denn obwoldie 
Gelehrten vnnd jhre Buͤcher viel vnverſtaͤndige verachten / jedoch 
haben ſich die alten weiſeſten Leute / beyde Perſien vnnd Griechen 
hoͤheſtes beflieſſen / gelehrte vnnd beruͤhmbte Leut in weiten Landen 
zu erfündigen/ond jhnen zu Freunden zu machen. Alſo der König 


Artaxerxes, der Groſſe genannt / ſeinem Hauptmann Hyſtani- 


di ſchreibet: Wir haben gehöre den Ruhmb der Kunſt inn dem 
Hippocrate, derhalben gebt jhm Goldt / ſo viel er haben will/ond 
ſchickt jhn vns / Er ſoll gleich den Oberſten Herren der Perſier ge⸗ 

| halten 





| Vorrede. 25 
halten werden: Vnd ſo ſonſt ein fuͤrtrefflicher guter Dann iſt in 
Europa fomachetjhn vnſerm Koͤniglichem Hauſe zum Freunde / 
vnd laſſets an Geldt vnnd Gut nicht mangeln. Deßgleichen die 
Stadt Abderis von dem Philoſopho oder gelehrten Democri- 
to ſchreibt dem Hippocrati: Nun mehr iſt in groſſer Gefahr ons 
ſere gemeine Stadt / wegen vnſers beſten Mannes Democriti, 
daß er kranck iſt / vnd es iſt nicht wenig zu fuͤrchten / wo Democri- 

tus vntergehet / ſo werde die gantze Stadt der Abderiter vnterge⸗ 

ben. Daromb dieweil E. Geſtr.beyde gelehrte Leute lieben / ſie ſh⸗ 
nen gern zu Freunden machen / vnnd wie die altweiſen Konige fie 
hoch halten / Hab ich diß vierdte Buch von Exempeln / inn Sendt⸗ 
brieffen vnd Rathſchlaͤgen der Artzney der Gelehrten heutiges Ta⸗ 
ges / vnter ewerm Namen außgehen laſſen wollen / entweder dar⸗ 
vmb / daß E. Geſtr. die Gelehrten jetziger Zeit inn vnſer Kunſt dee 
Artzney von noͤthigen Sachen reden / tichten / ſchreiben / gerne hoͤ⸗ 
ren / Oder aber daß ich weiß / daß E. Geſtr.die alte Freundtſchafft / 
mit mir juͤngern vnwuͤrdig gemacht in Vniverſitaͤten vnd anders⸗ 
wo / nicht vnwerth halte. E. Geſtr. wolle dieſe meine Anzeigung als 
ler Ehrerbietung gegen euch vnnd die ewern / im beſten auffnem⸗ 
men. Vnd bin E. Geſtr. ſonſt zu dienen willig. Datum Helm⸗ 
ſtaͤdt den 20. anuarij Anno 1588. | 

Ewer Geſtr. 
Dienftwilliger 


JacobusHorftiusD. 


Ji iuj An der 


Theophras 
ſtinet Artz⸗ 
wey. 


Das vierdte Buch/von Exempeln 


* 


Anden Durchleuchtigen / Hochgebor⸗ 


nen Fuͤrſten vnd Herrn / Herrn N. zu N. 
geſchrieben 


Von Martino Copo, der Artzuey Doctorn / vnd 
Stadt Phyſico zu Braunſchweig / 


Wegen deß Rathſchlags / wie man auß hochdringender Noth 
anfienge / damit die rechte / alte / göttliche Kunſt der Artz⸗ 
ney nicht in einen gaͤntzlichen Abfall durch die Landtbetrie⸗ 
ger vnter dem Schein der Paracelſiſten moͤchte gebracht 
werden. | —* | 


Vrchleuchtigſter / Hochgeborner Chusfürft / Gnaͤdigſter 
) Herr / Nach dem nun mehran vielen Derrern teutſches Landes / von 
der fonderlichen fünftlichen Zubereitung erlicher föftficher und kraͤff⸗ 
tiger Artzneyen / auß derAlchymia genommen / viel gehalten / vnd nicht allein 
von allen Staͤnden in gemein / ſondern auch von vilen erfahrnen Aertzten die⸗ 
ſelbe gelobet / vnd nun mehr angenommen / vnd in vielen ſchweren vnd gefaͤhr⸗ 
lichen Kranckheiten vnd Fällen) nuͤtzlich und kraͤfftig befunden worden / wie 
ſolchs jhre Zeugnuſſe vnd oͤffentliche Schreiben bezeugen. 

Bnd aber dieſe Præparationes vndZurichtung nicht allein groſſe Arbeit! 
Muͤhe vnnd Fleiß erfordert / ſondern auch ſonderliche Handtgriff vnnd Ges 
ſchickligkeit / vnnd eine groſſe lange Erfahrung dieſer Dinge / nicht ohne ſon⸗ 
derliche Vnkoſten beduͤrffen. Demnach gehet es mir dieſen Artzneyen / wie mit 
allen Dingen auff dieſer Welt vnd Erden / nemblich / je koͤſtlicher / noͤtiger vnd 
nüslicher ein Ding / je groͤſſer vnd mehr Betrug / Sophiſtication vnnd Der, 
faͤlſchung auch darinnen befunden werden / vnnd derhalben maͤnniglichen 
billich ein groß Bedencken fuͤrfaͤlt / die Artzney zugebrauchen / wie denn auch 
der Schade vnnd Nachtheil ſolches oͤffter bezenget / Wie es denn vorzeiten 
mit denen koͤſtlichen Artzneyen / als der Theriaca, Mithridat vnnd andern 
auch ergangen iſt. Derhalben auch ohne zweiffel die gewaltigſten Koͤnige vnd 
Fuͤrſten ſolcher Muͤhe ſich ſelber vnternommen haben / vnnd dieſelbe vnter 
ihren Namen zurichten laſſen / damit maͤnniglichen vnverfuͤhret geblieben, 
Vnd werden jetziger Zeit obgedachte Artzneyen nicht derhalben allein verdaͤch⸗ 
tig gehalten / daß von den vmblanffenden / verdorbenen / vermeyneten Alchy⸗ 


miſten vnd Paracelſianern / dieſelbe mit vngebuͤrlichen ſchaͤdtlichen Dingen 


zuge 





in Sendebrieffenonferer Gelehrten. a5: 
ugerichtet / auch nicht recht gefeheiden/ond von jrem Gifft gereiniget werden 
fondern auch darvmb / daß fie die rechte natuͤrliche Kunſt der Alchimey(welche 
nichts anders iſt denn die rechte Phylica) nicht wiſſen / viel weniger der Artz⸗ a 
neyen / die fie bereiten / Natur Krafft und Eygenſchafft verftehen oder crfahs neyen uns 
ren haben. Darauf denn erfolgen muß /daß vnzehlich viel Leute mit jren ver, I vnd 
faͤlſchten Artzneyen verfuͤhret / vnd groffer Schade damit angerichtet wird / wie i 
wir denn in groſſen Städtenond Emporüs wol erfahren. Nun befinder fich 
gleichwol / daß viel derſelben Artzneyen allbereit im brauch ſind / vnnd taͤglich 
derſelben mehr auffkommen / die für recht gehalten / auch von etlichen bewehr⸗ 
ten vnd beruͤhmten Medicis gebraucht werden in etlichen faͤllen / die doch nit 
recht zugerichtet ſind / auch bißweilen nach Gelegenheit mehr Schaden brin⸗ 
gen denn frommen / wie ſolches mir dem vitro Antimonii, vnd andern mehr 
gnugſam offenbar iſt. Welchs daher am meiſten ſich vervrſachet / daß der 
rechte Weg vnnd Kunſt / nemblich die Kunſt der Reſolution vnd Separa⸗ 
tion / dardurch man ſolche Bereitung der Artzneyen vnnd jhre Verfaͤlſchung 
vnd Corruptelen gewiß vnd deutlich koͤndt erkennen vnd vrtheilen / biß daher 
nicht gebraucht vnnd gevbet / erkandt oder geachtet / ſondern die als vnnuͤtz / 
oder die zu groſſe Muͤhe vnnd Vnkoſt beduͤrfftig / verlaſſen iſt worden / jetzt 
aber zum hoͤchſten von Noͤthen iſt / vund vorzunemmen were / vnnd mit nich⸗ 
ten / wie jetzt geſchicht den obgedachten verdorbenen und vmblauffenden Al⸗ 
chymiſten vnnd Paracelſianern zu befehlen / vnnd vnter die Handt zu thun / 
damit vnnd dardurch den vnzehlichen vnnd hochſchaͤdtlichen Verfaͤlſchun⸗ 
gen vnnd Sophiſticis rationibus, ſolcher heimlichen vnnd kraͤfftigen Artz⸗ 
neyen / inn der Zeit moͤcht vorgekommen vnnd gerathen / die Leut fuͤr jhren 
Schaden gewarnet / vnnd die rechtſchaffene Bereitung auß dem rechten 
Grundt obgedachter Kunſt angezeiget vnd fuͤrgenommen werden. 


Denn nicht allein imAntimonio(darinn denn vnzehlich viel falſcher Ber Amrimeng 
zeitung verhanden/die vnrechte Tincturen fürgeben werden / vñ doch nurtin- Bifftvnd 
&urz Sulphuris immundi,derim Antimonio iſt /oder auch wol etwas aͤr⸗ CI 
gers / als Auripigmenti,&c.find/wie auß meinem gedruckten Büchlein zus 
erfehen ) fondern auch inn andern Föftlichen Artzneyen (die doch gleichwol 
mit ſolchen groffen Herfichen Titten werden geſchmuͤckt) mancherlen Berei⸗ 
tung gefunden werden] die nicht beftehen vnd rechrfehaffen find. Es feynd die 
Tincturen Antimoni, Sulphuris, Rubinorum, Corallorum, Chalybis, 
Marxgaritarum.&c.vnd die andern abftra&aszformalia medicamenta herz 
liche Artzneyen groffer Kunſt vnd Wirckung in vielen ſchweren Faͤllen / vnd 
ohne alle Schaden vnd Schwaͤchung deß Leibes zunemmen / Aber dargegen 
nicht recht zu gerichtet oder verfaͤlſchet / ſind ſie auch deſto ſchaͤdlicher / wie — 

< | ale 


256: Das vierdte Buch / von Exempeln Se 
alle Dinar je beſſer fie ſind / je gröffer Corruption vnnd Purrefaction fie auch 
geben / vnd folches auß der Philofophia befand vnnd grunde hat / Als zum 
Scwfl Exempel: Der Schwefel ift in vielen Kranckheiten ſehr nuͤtzlich / wie er denn 
au andere uch von den alten Medicis vnnd noch / ſo rohe viel gegeben wird. Vnd in der: 
Dates echten Peſtilentz vielen Leuten / nechſt Gott / damit geholffen / und das Gifft 
Pate und außgetrieben iſt. Deßgleichẽ der Stahl oder Eyſen / in viele Krankheiten auch 
vſens Ne» von den alten Medicis gelobet wird / Item das Goldt vnd andere Mineralia 
Die Zeric, mehr. Was auch vom Oleo victrioli vnd andern von vielen Medicis gehal⸗ 
tung derMe ten / iſt kundtbar. Aber es befindet ſich / daß diefe undandere mehr praparatio-. 
a, nes nicht allein mancherley / ſondern derer viel auch unrecht ſind / vnnd damit 
leh. viel Leut / auch Medici betrogen werden. Denn bey etlichen dieſer Ding biß⸗ 
weilen ein Gifft / oder ſonſt ein Mineraliſcher gifftiger Spiritus, befunden 
wirdt / als beym Schwefel bißweilen ein Arſenicaliſcher Spiritus, wie Para- 
celſus ſagt / vnd die Erfahrenheit zeuget / deßgleichen bey dem Stahl vnd ans 
dan Metallen und mineralibus auch erſcheinet / welche in Warheit nicht ſo 
leichtlich / wie die vermeynten Alchymiſten vnd Paracelſtaner meynen / mit 
jhren gemeinen Handtariffen vnd Diſtillation / abgeſondert und feparirett 
ſondern mit groſſem vnd fleiſſigen auffſehen / vnd durch andere Mittel vnnd 
Kunſt / die ſie nicht wiſſen / geſchehen muß / und ohne ſonderliche / jnnerliche / 
gewiſſe Erkaͤndtnuß derer Dinge / Natur vnd Eygenſchafft / vnd jrer Anato⸗ 
Mangelin mia vnd Separatien / nicht geſchehen fan. Daher auch der groſſe vnd hoch⸗ 
Ferse ſchaͤdliche Irrthumb entſtanden / daß jhr viel(doch vieleicht vnwiſſendt) das 
Artncn pre» Gifft oder recrementum, vnd dasSulphur combuſtibile, (der nit allein im 
paration. Antimonio, ſondern auch in mehren Dingen iſt) ſuͤr die rechte Mediein und 
1. Tincturn derſelben Dinge außgeben vnd erkaͤndt haben / vnd die rechte Me 
dicin entweder in fecibus bleiben laſſen / oder weggeworffen / alles auß Vn⸗ 
wiſſenheit rechter Separation und Reſolution / vnd jhrer partium Erkaͤndt⸗ 
nuß. So werden auch offt ſolche Ding vnnd Waſſer darzu genommen / die 
2in den Leib nicht dienen / ſendern mehr Schaden thun / als ſchaͤdtliche cor⸗ 
roſiva, ſtarcke / eende Dinge / die keines wegs hierzu zugebrauchen / ſondern 
mit linden / lieblichen / vnd der Natur deß Menſchen angenemmen Mitteln 
dieſe Bereitung gu vollbringen ift. Vnd wenn bereit hiemit auch recht vmb⸗ 
3 gangen wird(weichs ich doch bey keinem der vmblauffenden Alchymiſten / de⸗ 
rer mir doch viel fuͤrgekommen / noch nicht befunden) ſo koͤnnen ſie doch nicht 
wiſſen / wenn dieſelben praparationes zum Endt / vnnd zu jhrer rechten pre⸗ 
deſtinirten Form vnd Perfectien gebracht ſind / will geſchweigen / daß ſie den 
4. gradum vnd andere requiſita, derer viel find end ohne Noch hie alle zu er⸗ 
schlenifo zu rechtſchaffener ſolcher Pra paration gehoͤrig / wiſſen / vnnd erfah⸗ 
sen haben ſolten. Denn darzu gehoͤret eine greſſe end lange Erfahrung 1: 
kaͤndinn 


o. 
— 











in Sendtbrieffen vnſerer Öelchrten. 277 
kaͤndtuuß end Nachforſchung der natuͤrlichen Dinge vnd jhrer Wirckung / 
nicht geringe Vnkoſten / vnnd vnverdroſſene Arbeit / mit Nachtheil vnnd 
Schaden der Geſundtheit / wie die Erfahrung anzeigt. Vnd derhalben auch 
wenig Megiei auff die Dinge ſich begeben / vnd denſelben nachforſchen / oder 
auch nicht koͤnnen / von wegen jhres Beruffs / vnnd obliegender Practicken 
vnd Arbeit / daß alſo auß dieſen vnnd vielen andern Vrſachen / die nicht alle 
Noth zuerzehlen / zubeſorgen / daß wir derſelbigen Artzneyen / ob ſie wol die 
groſſen vnd herrlichen Tittel fuͤhren / vnd derſelben nun ſchier die gantze Welt 
voll iſt / wenig rechtſcha ffen haben! ohn allein was die Medici in dieſen Din⸗ 
gen gevbet / für ſich allein ſelbs zurichten vnnd gebrauchen / vnd heimlich hal⸗ 
ten. 

Es wird von den Iralis inn Welſchlandt / wie man ſagt / auff dieſe Ding — 
jetzt viel gewandt / vnnd vermeynen dieſelbe ins Werck zubringen / wiewol ſie 
die Teutſchen Buͤcher / ſo vom Paracelſo vnd andern darinn geſchrieben in nr 
frembder Spraach / nicht verfichen. Es wird aber von vielen guthertzigen Leu⸗ pprsftiner. 
ten darfür gehalten / daß inn Teutſchlandt (darinn auch diefen Dingen / wie 
billich / mit allem Fleiß nachgetrachtet / als bey andern Nationen ſeyn kan) 
eben fo wol dieſe præparationes zum Ende gebracht / vnnd auff den rechten 
Grundt dieſer Ding koͤnne gekommen werden / vnnd erfahren / was darinn 
gewiß oder vngewiß / recht oder vnrecht. Denn ob wol Paracelſus vnd ſeine Basın der 
Schr von etlichen verworffen / vnd nicht angenommen wirdt (wie denn auch kmma.ır 
viel darinnen iſt / das nicht zu probieren) fo werden doc) feine pr&paratio- vnreht. 
* nes der Artzneyen von denfelben nicht gänglich verdammet / Wie dann auch Zpnnkran 
viel derfelben find / die von den rechtſchaffenen Medicis,juxtaMerhodum, finer Lehr 
mit groffem Nutz vnnd Frommen / inn vielen Fällen fönnen gebraucht / auch * 

taͤglich gegeben / vnd in öffentlichen Schrifften gelobet werden. Es ſind aber og gun da 
gleichwol nicht alle dermaſſen geſchaffen / auch nicht von jhm fo deutlich vnd Tgeopära, 
Reiffia befchrieben/daf fie zum Ende gebracht/ fondern find noch viel darvn⸗ ide 
ter / vnd faſt die beften / die er nicht complierer/fondern den Nachkommen/wie men, 
erfelbft befenner) zu perficieren end zuvollbringen gelaflen / fecundum ar- 

tem, die er Spagyricam nennet / dardurch denn von denalten Medicis die 

Artzney nicht zugerichtet worden / ohn allein etliche wenig Stücfin Meſue, 

vnd andern vnſern Scribenten zubefinden / vnd gleichwol bekandt muß wer⸗ 

den / daß durch diefelbigen Kuͤnſte viel Stuͤck / ſo in der Artzney gebraͤuchlich / 

viel hoͤher zubringen und kraͤfftiger zu werden / denn fi zuvor in corpore con- 

creto geweſen. | 

Man vermeynet aber / daß dieſem allen vorzuto mmen und gerathen Fön, Wiemen 
ne werden / wenn die Obrigkeit vnd Hohen Potentaten / dam Exempel der al Fine, 

sen Könige. nach / dieſen Weg vnnd Mittel fuͤrnemmen / Rembiich / daß ne. 
— zween 


— 


258 Das vierdte Buch/von Erempeln 
zweenMedici,diein difen laboribus gevber und erfahren (nach dem ſonſt ein 
jeder ſolchs heimlich haͤlt / vnd niemandt mittheilet) auff gemeine Vukoſten / 
ſampt vier Laboranten oder Diſtillierer beſtalt vnnd angenommen würden] 
denen dieſe Arbeit trewlich / vnnd mir allem Fleiß zuverfertigen aufferlegt 
würde. Denn einem Menſchen diß zuverrichten vnnd zuverwalten / von we 
gen groſſer vnd vielfaͤltiger Muͤhe vnnd Arbeit / groſſer Gefahr der Geſundt⸗ 
heit / vieles Nachdenckens / vnd anderer Vmbſtaͤnde / nicht muͤglich. 
iemnie  Bnderflich / daß die gedachten zween Medici alles dasjenige das fie 
Sifche Kunſt allbereit in diefen Dingen erfahren/probierer/onnd durch jhre Pradtica recht⸗ 
Te be ſchaffen / kraͤfftig vnnd nuͤtzlich befunden / mit allem Fleiß vnd Trewen / jhrer 
Verwandtnuß vnnd Beſtallung nach / auffzeichneten / vnnd dem gemeinen 
Beſten zu gute nicht verhalten / ſondern zu dieſem Werck contribuleren und 
eynbringen wolten / darfuͤr jhnen vnd jhren Gehuͤlffen auch billiche Erſtat⸗ 
tung / vnd von wegen jhrer darauff gewandten Vnkoſten vnd Arbeit / gebuͤ⸗ 
ren wolle. | 
emp Zum andern daß ſie auff die Stück vnnd Artzneyen / die ſie noch nicht 
die Theo⸗ SAN EWR: R . 3 — 
 ppraftinifhe zum Ende gebracht vñ complieret haͤtten / ſaͤmptlich vnd ſonderlich mit allem 
Kunſt com⸗ Fleiß nachdencken / nachleſen / nachtrachten / vnnd einer dem andern die be⸗ 
pissen Jůlffliche Handt reichen wolt / auch bey andern / da fie diß vermeynten / mit 
Fleiß erfahren vnd nachforſchen / vnd durch die obgedachten vier oder weni⸗ 
ger Laboranten / auch mit jhrer eignen Handt / da es von Noͤthen / dermaſſen 
zurichten vnd preparieren laſſen / als wenn fie dieſelben für ſich ſelber haben 
vnd gebrauchen wolten. — 
— Zum dritten / daß ſie alle verfaͤlſchte Bereitung / Irrwege vnnd Impo⸗ 
Foespora, ſturen aller derer Ding / ſo fie zurichten / mir Fleiß auffzeichnen / darfuͤr fie 
a männiglicheniwie vnten folgen wirdt / für folchem vnrechten vnnd falſchen 
finfot.  Megeverwarnen fönnen. 
Zn Bunmoierdienidaß ſie auff die angenommene Saboranten oder Diftillies 
finsichengae rer gute Achtung geben / daß fie mir Fleiß ( ohn alle Zuthuung vnnd Verfaͤl⸗ 
En fi hung) alle Arbeit / ſo ihnen wird unter die Handt gethan / verwalten / vnd in 
FR allen Dingen ſich trewlich und erbarlich verhalten / vnd fein andere Arbeit / 
denn jhnen befohlen / fuͤrnemmen. —— 
Das die Zum fünfften / daß die Medici fuͤr ſich keine andere Arbeit / ohn allein was 
5 = re zur Artzney gehoͤret / fuͤrne mmen / auch keine ſchaͤdliche C orrofiva,oder ande⸗ 
Boraitiniiape re gefaͤhrliche ſchaͤdliche Mittel Hierzu gebrauchen / vnd darvon richtige / klare 
nur vnd deutliche Verzeichnuſſen vnnd Regiſtratur halten / auch alles was für - 
wen,  Dnfoften darauff gehet ond gewen det wird/aufffchreiben laſſen / vnd darfür 
den inſpectoribus wo / oder wie viel derfelbigen möchten gefagt werden) klaͤ⸗ 
rern Beſcheidt vnd Rechnung jedes Jahr zweymal thun vnd rn * 
um 





in Sendtbrieffen vnſerer Gelehrten. 259 
| rum fechften / daß fie nach Berrichtung und Vollendung inn einem 
 Sffentlichen Druck flärlich an den Taggeben und anzeigen! vnter jhrer bey⸗ 
den Namen erſtlich was die vnrechten und falfche Bereitung jedes Stuͤcks / 

ſo ſie vorgehabt / vnnd darfuͤr maͤnniglichen verwarnen / vnnd darnach 
den rechten Proceß vnnd warhafftige præparationem berichten vnnd wei⸗ 
en. | ' 
\ Bas der Saboraneen vnd Difilierer Beſtallung vnnd Ampt weiter be Def 
langet / wuͤrden dic beyde Doctores jhnen wol ferrner fürfchreibeninad Ge versasoran 
legenheit vnd Notturfft der Arbeit / auff daß jhnen das Geldt vnnd Beſol⸗ tm 
dung nicht vmb fonft gegeben. | 
Hierzu iſt nun noͤthig / daß fie mir aller Notturfft zu diefer Arbeit muͤſten 
verſehen werden / Nemblich / mit Kolen / Glaͤſern / vnnd der wateria, darauß 
fie die Artzney extrahiren vnd zurichten. Da es auch für gut augeſehen wärs 
de / koͤndte man dieſen beyden Medicis befehlen / daß fie sine jegliche Artzney 
mit vorwiſſen vnd bewuſt der verordneten In ſpectorn / derer oben gedacht / zu 
præpariren fuͤrnemmen. 
Weil auch dieſe Stuͤck von andern die etwas darinnen erfunden / 
heimlich gehalten / vnd denſelbigen darfuͤr eine Verehrung ſolte gegeben wer⸗ 
den / koͤndte ſolches mir derſelben Inſpectorn Rath vnnd Verwilligung ge⸗ 
ſchehen / denn ſolches darnach viel Vnkoſt / die Kunſt darauff zu wenden / 
ſparen wolte. | | 
Die veroröneren Medici, nach dem fie al jhre Arbeit mir groffer Mühe Wastte 
und Vnkoſten / erfahrne vnd bewehrte Secreta vnd Zubereitung anden Tag Anſenuns 
zugeben / erboͤtig / ſie auch dieſem allein obliegen / vnd darauff warten muͤſſen / ohraſiiſchen 
koͤndten mit folcher Beſoldung bedacht werden / daß ſie darfuͤr billiche Er⸗ Fette 
ſtattung bekommen / vnd dieſe Arbeit mit allem Fleiß vnnd Kunſt abwarten 
koͤndten. | Ä 
Dieandern vier Saboranten / eder fo viel man der halten wolt oder be⸗ 
duͤrffte / würden auch nottuͤrfftige Vnterhaltung haben / nach dem fie ge⸗ 
ſchickt / vnd in diefer Arbeit fertig. Vnd müfte fürnemblich einereinen Be⸗ 
fehl (nechft den zweyen Dedtoribus ) vber dis andern haben! wie denn dieſe 
Arbeit folchg erfordert. | Ä Bil le 
Der Ort aller Vmbſtaͤndt vnnd Gelegenheit nach / were am bequemſten PM 
in der Stadt Braunſchweig / da denn dietindurz Antimonjj, vnd andere 
ſolche przparationes nun mehr angerichtet / vnnd im Gebrauch ſeyndt Da. 
auch viel Handtwerck / da man auch allerley Notturfft von Glaͤſern / vnnd 
Kolen bekommen kan. Es ſind auch allda etliche Perſonen inn deß Raths 
Dienſt / die man dazu gebrauchen koͤndt / die andern koͤndte man auch anders 


St Da diß 





wo betommen. 


260 Dasvierdte Birch/von Exempeln 
Nutz vdd Da diß alſo vnd ordentlich gefaffer wuͤrde / wuͤrde von vielen gucherkigen 
— Leuten / die auch die Ding verſtehen / dafuͤr geachtet / daß man in wenig Jah⸗ 
poratinifgg FEN Al die præparationes (Mach dem der mehrertheil derſelbigen allbereit ers 
Kup, funden / ohn daß fie noch heimlich gehalten werden) derfelbigen Artzney / fo 
im baracelſo vnd anderswo ſtehen / verſuchen / vnd den rechten Grundt der 
ſelbigen erfahren koͤndt / auff daß den vielfaͤltigen impoſturis vnnd Verfaͤl⸗ 
ſchungen gewehret / vñ maͤnniglich fuͤr ſeinem Schaden gewarnet wuͤrde / vnd 
die rechten warhafftigen Artzneyen / ohn alle Impoſturen vnnd Schaden an 
Tag kommen moͤchten maͤnniglichen zum beſten / vnnd zu ſeiner Geſundtheit 
dienftlich. Vnd doͤrffte auff die Wahl / Determination ond Judicium, vnd 
jre Bereitung nicht gewartet werden: denn wir nichts deſto weniger zweiffeln 
wuͤrden / ob ſie auff den rechten wegen / vnnd gleichwol noch ſelber vnter die 
Hand nemmen muͤſten / wolten wir anders mit gutem Gewiſſen vnd Grundt 
den Menſchen hiermit dienen. Da aber ſolcher / oder ein ander beſſer Weg / 
dieſe Ding recht vnd gruͤndtlich zu erfahren / nicht ſolt fuͤrgenommen werden / 
ſondern alles verbleiben / beſorgen ſich viel guthertzige Leut / nach dem Teutſch⸗ 
landt mit dieſen Artzneyen nun mehr haͤuffig erfuͤllet wird / vnter dem groſſen 
Tittel vnnd Namen / es werden eytel verfaͤlſchte Bereitung vber Handt nem⸗ 
men (nach dem die rechten præparationes heimlich hinderhalten / vnnd mir 
denautoribus verſterben) mit groſſem Schaden vnd Nachtheil / vnnd werde 
alſo die facultas Medica endtlich fallen / vnd ein gantze gefaͤhrliche / hochſchaͤdt⸗ 
licher / vngewiſſe Empirica vnnd Betriegerey darauß werden. Solchs E. 
Churf. G. in Vnterthaͤnigkeit zubedencken / zugeſchrieben. Datum Braun⸗ 
ſchweig / den ı. Maij, Anno 1570. 


Anden Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürften 
vnd Herrn / Herrn N.N.ꝛe. vnſern Gnaͤdige 
Herrn. 


REINE Vrchleuchtiger Hochgeborner Fuͤrſt / Gnaͤdiger Herr / E. 
Gelehrten er Ba Ben re 3 FRE 
von Metats 5 3. G.ſeyndt vnſer vnterchaͤnige geflieſſene Dienſt zuvor. Gnadiger 
uſehen Artz⸗ Fuͤrſt vnd Herr / Nach dem der hochgelehrie Doctor N N. E. F. ©. 
veyen . Kibartzt / vns Schreiben von E. F. ©. vberantwortet / darinnen fir ons jhn 
zuhoͤren / vnnd auff ſein Anbringen / vnſer Bedencken vnnd Rathſchlag inn 
Schrifften verfaſt / mit zutheilen gnaͤdiglich angeſinnen / haben wir daſſelbe 
muͤgliches Fleiſſes auffs foͤrderlichſte E. F. ©. zu vnterthaͤnigem Gefallen 
außrichten wollen / wie fie hierbey zu ſehen haben / der Allmaͤchtige gebe ſeine 
Gnad vnd Gedeyhen darzu. Was von den Saͤfften der Erden vnd Metal⸗ 
len / EF. G.von etlichen Spagyriſchen / ſo Theophrafti Schr a 
| rathen 





in Sendtbrieffen vnſerer Gelehrten. 26ꝛ 


rathen worden / welche wir nicht verachten / ſo fern ſie mit gutem Vrtheil vnd 
Vnterſcheidt gebraucht wuͤrden. Denn wo der Perſonen Natur vnd Com⸗ 
plexion / auch der Kranckheiten Eygenſchafft nicht wol erkandt / moͤchten ſie 
einen vnwiderbringlichen Schaden zufuͤgen. Wir haben in dieſen Landen 
auch etwann dergleichen gebraucht / mit gutem Nutz / es will aber inn hohen 
Perſonen eine andere Rechnung haben / ſon ſt iſt wol wahr / daß die Kranck⸗ 
heitenifo da fommen von Influß deß Firmaments der groſſen Welt / vnnd 
eine analogiam zu derſelben vnnd kleinen Welt haben / durch keine andere 
Artzneyen fo leicht zu heylen find / als durch Antimonium vnd ſeine eſſen⸗ 
tiam, wie auch mit Vitrioli Oel / vnd dergleichen mehr gefchicht. ' 

Denn das Antimonium reyerberatum , vnd darnach durch den Spi- Naturdep 
fitum vini corre&ti außgezogen / hat in jhm gewißlich eine ſtarcke / gewaltige "7 
Wirckung / die alle Glieder erſucht / alſo daß wo es nicht ſtaͤrcke findet / zu ei⸗ 
ner vbernatuͤrlichen Darre gerathen moͤchte / allermeiſt in corpore calido, 
welcher darnach nicht leichtlich zuhelffen were. Es treibt gewaltig den 
Schweiß durch den gangen Leib / foͤrdert auch Die ſedes, doch nicht hefftig / in 
zweyen oder dreyen Stunden / vnd machet wol alle Glieder etwann ſchwach 
vnd matt / aber bald drauff fräfftigereswiderumb. Derhalben wiewol die 

andern vermeynen dieſe eſſentiam Antimonij mit einem ſtarcken Wein 
zugebrauchen / iſt doch vnſer Rath / daß ſie auß Taubenkropff / oder Meliſſen⸗ 
waſſer nuͤtzlicher moͤchte eyngenommen werden / damit die hitzige Subtili⸗ 
taͤt etwas temperieret / vnd doch feine Wirckung nicht verhindert wuͤrde. 

Ferrner / Gnaͤdiger Fuͤrſt vnnd Herr / nach dem die ellentia Antimonij 
gebraucht / wie angezeigt / ſoll das Hirn vnd Lung durch die tincturam coral- 
lorum,margaritarum auri velargenti widervmb geſtaͤrcket vnd præſervi⸗ 
ret werden / Vnd das alles in beyſeyn eines verſtaͤndigen gelehrten Medici. 

Denn wie viel daran gelegen/zeiger die tägliche Erfahrung anugfam am In Fbror, 
Derhalden E. F. G. nicht leichrlich einem jeden glauben ſoll: Dieleiner vers — if 
heiſſen oder fagen kan / und doch nie recht / weder inn diefer noch andern Arg, Mihtseder. 
neyen / jhm iſt glauben zu geben. Es haben vielzu diefer Zeit nicht wenig gu⸗ graben. 
ter Ding/die mit groffer Nutzbarkeit zugebrauchen weren / wenn fie darneben 
die vralten Hippocratis vnd anderer Nachkommen Artzneyen und Dieren 
nicht gar verwuͤrffen / die fie dach erwann felbs brauchen muͤſſen / wie oͤffent⸗ 
lich am Tage / ja darauß fie ihren Grundt vnnd Anfanggenommen. Es iſt Mangel der 
nicht gnugſam / viel ſelzamer vnd bißher vnerkandter Metalliſcher Artzneyen ae 
zubereiten / fondern diefelben.auch recht zugebrauchen willen onnd bey den Kunft. 
Krancken / biß zum Ende der Kranckheit verharren / fonft mag wol sine ge⸗ 
ſunde Artzney zum Gifft werden. 

Es beduͤnckt aber vns / Gnaͤdiger Fuͤrſt und Herr / wenn der Leib von Na⸗ Natur def 

iij ade 7 


262 Das vierdte Buch / von &rempein 
Lavdani tur hitzig / vnd mit vielen Fluͤſſen beladen / daß das Laudanum Optatum 
Theopbra. Theophrafti,nach feiner rechten Defeription zubereitet / nüslicheronnd fir 
* cherer ſeyn wuͤrde. Denn es die Fluͤſſe ſtillet den Schlaff foͤrdert / allerley 
Schmertzen deß Haupts / vnd den Huſten vertreibet / de Bruſt vnd Lungen 
Beſchwernuß hinnimpt / die Fluͤſſe der Augen außtrucknet / vnnd Blaſen 
vnnd Nieren Mangel / auß boͤſer Feuchtigkeit mit groſſem Schmertzen ent⸗ 

ſtanden / heylet. 
Maas ¶ Wo nun E. F. G. der zweyen jetzt gemelten Euren feine zu gebrauchen 
ẽrß Sawr⸗ gefallen wuͤrde / iſt noch eine andere vorhanden! auß artzneyiſchen Waſſern 
bennnen. per Brunnen / fo ober Eyſen lauffen beſondern / oder mit Vitriol / Allaun 
vnnd Schwefel / wie denn die Sawerbruͤnnen das meiſte Theil gefunden 
werden / inn Italien das Wildtwaſſer / Villenſer genannt / bey der Stadt 
Me / von Eyſen und Allaun temperieret. In Teutſchlandt der Brunn zu ©. 
Moritz. Im Wirtenberger Sande moͤchte der Sawerbrunn zu Goͤppingen 
oder bey Rotten burg / wie auch viel treffliche nicht weit vom Rhein bey An⸗ 
dernach vnnd Coblentz / E. F. G. nuͤtzlich I erſtlich getruncken / darnach zu 
Tranck vnd andern / wie in dem Buͤchlein von den Baden gnugſam wirdt 
angezeigt. Denn gemelte ſawre Waſſer ſehr gut find / zu der Hitze der Scher/ 
Nieren vnd Miltz / auch zu Kuͤhlung deß Haupts vnd Lungen / dardurch die 
Duͤnſte vnd geſaltzene Fluͤſſe gedaͤmpffet / außgetrucknet / vnd der gantze Leib 
corrigieret oder gebeſſert wird / vnd dieſe Cura auß den Baͤdern mag wol der 
Spagyriſchen zugeſetzt werden / denn ſie auch von den Metallen vnd Saͤff⸗ 
ten der Erden jhre Wirckung bekompt. 

Diß vnſer Bedencken / Gnaͤdiger F. vnd Herr / haben wir auff E. F. G. | 
gnaͤdiges aefinnen/ennd Doctorn N. N. muͤndtlichen Bericht! ſo viel vns | 
abweſendt inn der Kuͤrtze muͤglich / nicht follen verhalten! mir vnterthaͤniger 
Bitt / ſie wolle es inn Gnaden annemmen / vnnd derſelbigen vns laſſen be 
fohlen ſeyn. Actum Augſpurg den 14. Januarij, Anno 15 66. 


E. F. G. 


Vnterthaͤnige vnd 
Gehorſame 


——— 


Johannes Guinterius Andernacus D. 
Sebaldus Hauenteuter D. 


An den 





in Sendtbrieffen vnſerer Gelehrten. 263 


An den Durchleuchtigen / Hochgebornen Fuͤrſten 
vnd Herrn / Herrn N. Nꝛc. vnſern Gnaͤdigen 
Hrn 


a Drchleuchtiger / Hochgeborner Fuͤrſt / Gnaͤdiger Hert / De mir 
Hu den Gebrauch der Metalliſchen Artzney anlanget / dieweil die —— 
preparation vnd Wirckung ſolcher Artzneyen vns vnbekandt / vñ wir / fine 
anders auß deß Herrn Doctoris Andernaci vnd Hawenreuters Bericht / 
alſo viel befinden / wie fie denn ſelber melden / daß ſolche Artzneyen / fo ferrn fie 
nicht mit fonderer Vorſichtigkeit preparircr vnnd eyngegeben werden / den 
Men ſchen mehr Schaden / deñ Nutz zufuͤgen / wie wir denn auch täglichen cr 
fahren / Neben dem Gebrauch deß virri exAntimonio pre pariert/fo dag den 
Menſchen eyngegeben wird / als laſſen wir es bey gedachter Herrn Doctorn 
Judiciis vnd Vrtheil wenden / vnd wollen es alſo in E. F. G. gnaͤdiges Bw 
dencken geſtellet haben / ſolche Artzney zu gebrauchen oder nicht zugebrauchen. 
Vnd iſt an dem / wie E. F. G. gedachte Herrn Doctores geſchrieben / Daß et⸗ 
liche Doctores, fo ſich Spagyricos nennen / gar zu hefftig find die Medica- 
menta,fo vom Aſclepiade, Hippocrate, Galeno vnnd andern alten appro⸗ 
bierten Medicis erfunden / ſampt den Gelehrten / die ſolche gebrauchen / alſo 
laͤſtern / thadeln vnd verwerffen / dieweil ſie / wie mehr gedachte beyde Docto- 
res ſchreiben / ſolche Medicamenta nicht allein ſelber offtmals gebrauchen 
muͤſſen / ſon dern auch jhren Grunde vnd Anfang darauß genommen haben. 
Vnd iſt auch im Grundt gaͤntzlich war / daß es nicht gnugſam iſt / viel ſeltza⸗ Der techte 
me / vnd biß anher vnerkandte metalliſche Artzney zubereiten / vnd den Leuten engee 
in den Leib zugeben / ſondern es iſt auch noͤthig / derſelbigen recht zugebrauchen ſiniſchen 
wiſſen / vnd bey den Krancken biß zu Ende der Kranckheit verharren / ſonſt rw» 
kan wol eine geſunde Artzney zu einem Gifft werden / vnd wolt ſonderlich bes 
dencklichen ſeyn / ſolche newe vnd geſchwinde Artzney / die noch keinen Metho⸗ 
dum haben / an E. F. G. vnd andern Fuͤrſtlichen / vnnd hohen Perſonen erſt⸗ 
lich zu probieren vnd zuverſuchen / vnd in Leib zugeben / Dieweil wir von vie⸗ 
len Leuten berichtet werden daß jhnen dieſelben gang vbel bekommen / vnnd 
offtmals viel beſchwerliche accidentia excitieret vnd zugefuͤget haben. Doch 
ſtellen wir ſolches alles inn E. F. G.hohen Verſtandt vnd Bedencken / Vnd 
thun hiermit E. F. G. vns gang vnterthaͤnig befehlen. Darum Dreßden den 
a0. Februarij, Anno 1566. | 

€. 2.6, 


Johan.Neff.D. 
Cafpar Peucer D, 
HermannusD. 


Anden 


* * 
A Ta 


%- 


164 Das vierdte Buch / von Exempeln 


Anden Hochgelehrten Herrn D. Marcellum Squarcia- 
lupum, Kon. Majeſt.in Polen Leib Medicum. 


8Ein willige Dienſt zuvor / Achtbar / Hochgelehrter Herr 

Doctor, Ich hab vorhin offt euch auff ewer fuͤrnemmes ſtudium, 

WEe in lateiniſcher Spraach mir dem Calepino zu augiren / und mit deß 
Ciceronis newe Arbeit auff ewer beger geantwortet / jezund muß ich von der 

Artzney an euch ſchreiben / vnnd bitte / wollet mir ewer Meynung von den 

Zeichen der Theophraſtinern ſchreiben. Die Theophraſtiner genannt / vnd die da Aertzte 
nee ſeyn wollen / auch vmbgehen mit diſtillteren / Extraction / Delen/Tincturen/ 
vnd dergleichen Chymiſterey / ſind meines Erachtens meiſten Theils Betrie⸗ 

ger / als die diß anſehnlich fuͤrgeben / vñ es doch nicht wiſſen noch koͤnnen. So 

mercket man ſie auch bald an dem ruhmredigen vnnd falſchen Fuͤrgeben / wie 

ein vornemmer Medicus, deß Marggraffen hochberuͤhmbter Leib Medicus, 

ein alter gelehrter Mann D. Gnarus ſagt: Theophraſtiner Eygenſchafft iſt 
mentiri,das iſt auff gut teutſch geſagt / liegen / vñ man kennet ſie daran bald, 

g66 der rech⸗ Aber doch etliche gelehrte / rechte Theophraſtini, muͤſſen den noch für gute 
sen Toeo⸗ Set geacht werden / wiewol derer ſehr wenig gefunden / die jhre gewiſſe Kunſt 
rbraſimer. hrauchen / vnd die ſich haften jres diſtillieren / extrahieren vnd ſeparieren / da⸗ 
her die nuͤtzliche fubtile Artzney / Oel / vnd extractiones, als gute Artzney der 
andern zu Huͤlff kom̃en. Vnd iſt nicht recht / daß die Apotecker der ſich nie be⸗ 
fleiſſigen / vnd neben andern Artzneyen von Traͤncken / Syrup / Küchlein /tc. 

dieſer fubtilen / lieblichen Arsneyen auch præparieren / wiewol die Stadt 
Braunſchweig darinn zu loben / daß ſie neben einem wolbeſtalten Apotecker 

mir viel Geſellen / allzeit auch einen Theophraſtiner in der Apotecken zu diſtil⸗ 

liren beſoldet / der nichts thut / als ſolche ſubtile Artney zurichtet dab im Vor⸗ 

rath ſey wenn es die Doctores brauchen wollen. Er der Theophraſtiner muß 

auch bey Dem præpariren bleiben / nicht ſelbs artzneyen den Krancken / noch 
et ſich fuͤr einen Artzt außgeben· denn es iſt ein ander Ding! Artzney machen! 
phraftiner ° End ein anders die recht zugebrauchen wiſſen: Diß gehoͤrt den Doctoren zu / 
rd feste jenes den Apoteckern / Alſo die rechte gute Theophraſtiner ihren Lob behalten 
im præpariren / vnd nicht mehr als fubrile Apotecker / vnd cin Stuͤck der Apo⸗ 

teckerey von mir geacht werden / aber keine gute Aertzte von mir koͤnnen gehal⸗ 

ten werden: denn ſie die Artzneykunſt nicht wiſſen / vnnd die ſich zu artzneyen 
vnterſtehen / Stoͤrer oder Empirici ſeyndt. Es iſt vnmuͤglich daß einer die 

Kunſt deß Doctoris und Apoteckerey oder Theophraftinerey zu gleich recht 

brauchen fan. Aber ich bitt / wollet mir ewer Meynung davon fehreiben. Hie⸗ 

mit Gott befohlen. Datum Iglaw den 8, Augulti. 


Jacobus HorftiusD, 
An Ja- 





In Sendtbrieffen onferer Gelehrten. 265 


An Jacobum HorftiumD. verordneten Stadt⸗ 
Phyſicum zur Iglaw. 


Ochgelehrter Herr Doctor, ich hab ewre Brieff / mit eyge⸗ Zieontre- 
ner Handt.gefchrieben/empfangen/end bald darauff geantwortet. A nemmen we 
ber feinen Boten gehabt mit dem ichs ſchickt / Nu aber vberſend ich fie fie gut find. 
euch/ond ich bin einer Meynung mit euch von den Theophraftinern. Denn 
fie haben erliche gute præpatationes vnd confedtiones, die nicht zu verach⸗ 
gen ſeyn / Ich hab nie kein Buch fo vngeſchickt und fo veracht gelefen! daß ich 
nicht etwas guts darinn haͤtt finden koͤnnen. Ein fleiffiger und erbar Manır 
" foll alles bewegen / auch feinem Feinde fein Lob geben. Vnſere Apotecker / vnnd 
auch gelehrte Seribenten vonder Zahl der Artzney / richten ſich ale nach dem 
Avicenna vnd Meſue. Denn wer iſt nicht / der bald fieuget zu den Syrupen / 
diſtillierten Waſſern / Pillen / vnd andern gemeinen Confedtionibus ? den 
beſten Weg zu curiren durch gute Diet vnd bequeme Purgation / laͤſt ſchier 
jederman fahren / da doch Hippocrates vnnd Galenus, dig vornemlich von 
vns Aergeen fodern. Daß jhr aber allein diefe Artney vom Theophralto, die Fern, 
ſicher vnd bewehrt iſt sur gebrauchen entlehnet / thut jhr eben dis was ich thue / ſimiſchedirtz⸗ 
vnd zwar ewer erbares vnverdaͤchtiges judicium, darinn Ihr auch niemals 
hals ſtarrig befunden worden / wo jhr etwas beſſers habt lernen moͤgen / iſt mir 
vorhin gnugſam bewuſt. Vnd zwar / man ſolte den nicht für einen Menſchen 
halten / der in einer ſolchen Maͤnge vnnd Confufion vieler geſchriebenen Artz⸗ 
neyen nicht eine wol hielte / vnd nicht gewiſſe oder bewehrte Artzney jm gefallen 
lieſſe Darvmb ich / wir jhr wiſſet / auch die gewiſſe Artnney der Bawern nicht 
verachte. Diß hab ich euch wollen antworten / vnd bitte / wollet mir offt ſchrei⸗ 
ben / ſo viel jhr fürden Krancken Ruhe habt. Datum Drebitzſch den 16. 
Auguſt. Anno 1576. —— — 


MarcellusS quarcialupus, 


Anden Achtbarn / Hochgelehrten Herrn /Chrito- 
phorum Leuſchner D. vnd verordneten Stadt 
Phyficum zu Meiffen, 


Chtbarer / Hochgelchreer Herr Door ‚infondersgünft zearceo, 
A ger Herr / ich kan nicht vnterlaſſen euch zuſchreiben. Denn wie offt der e⸗s⸗ 
IH ich mit Freuden geden cke vnſer lieblichen Gemeinſchafft / da wirgeaan un 
13 warnen 





IV Wei 


266 . Das vierdte Buch/von Erempeln 
wertig beyſamen waren; alſo offt ragih Schmerzen daftich fo weit von 
euch bin. Damit ich aber abweſend durch Briefe mit euch rede / muß ich euch 
etwas ſchreiben / vnd vonder Artzney fragen. Die Theophraſtiner gefallen 
mir meiſten Theils nicht / aber doch muß ich loben jhren Fleiß / die Artzney 
ſubtiler zu prepariren/ aber dieweil ich mir euch auch nicht alte ſubtile Artzney 
approbieren kan / fo bitte ich / wollet mir wider ſchreiben / was jhr von einer je⸗ 
> dern Art der Theophraftinifchen ſubtilen Artzneyen Halter. Die Art jrer ſubti⸗ 
YKrrderzpen [ent Artzney find faſt diefe: diſtillierte Waſſer / Oehl / extradtiones und Tin 
phraftinifge cturen. Bon den Waſſern halten erfiche nicht viel / vnd vermeynen / daß fir nit 
Fe koͤnnen die Krafft haben / die jhre Kräuter oder dergleiheninjhrer Sub ⸗ 
ſtantz wircken. Aber ſo viel ich durch Vernunfft vnnd Erfahrung weis / hab 
ich befunden / daß etliche diſtillierte Waſſer / durch das diſtillieren nicht allein 
jre Krafft behalten / ſondern auch ſtaͤrckere Wirckungen bekommen / als nem⸗ 
lich die hitzige gediſtillierte Waſſer / als Lavendel / Roßmarien / ec. Dargegen | 
befindr ich auch / daß erliche diſtillierte Waſſer durch das diſtilliren geſchwaͤch | 
werden] ond nicht fo kraͤfftig find/ als nemlich / die Waſſer ſo da fühlen over 
fiopffen follenrals Wegebreitwaſſer / Sawerampffwaſſer. Darnach fo iff dig 
auch wol zumercfen/ weilerliche Artzneyen / und die meiffenim Leib von der 
natürlichen Wärme müflenzujhrer Wirckung angebracht werden daß fie i 
nicht bald actu, fondern vber lang wenn fie angebracht! potentia wircken / i 
durch die Diftillierung alle difkillieree Waflerı ſchneller Wirckung / als die | 
Kräuter ſelbſt / gemacht werden/ond daß fiecher von der Natur inn die Wir 
chung gebracht. Was die diſtillirte Del belangt / die find viel kraͤfftiger / als die 
Waſſer / aber doch halt ichs dafuͤr / daß etliche Oel im diſtillieren jhre Kraͤffte 
ſtaͤrcker kriegen / etliche ſie etwas verlieren / wie die Waſſer. Die extractiones 
vnd Tincturen ſind gemeiniglich am aller ſtaͤrckſten / vnnd iſt das aͤrgſte / daß 
etlichen derſelben Zuſatz geſchicht / mit ſcharpffen Corroſiven oder andern. 
Bag jhr aber von dieſen allen fuͤr Bedencken / verhoff ich werdet mir zuſchrei⸗ 
ben. Euch wider zu dienen willig, Datum jur Schweidnitz den 4. Decemb. 
Anne 1572 —— 


Kanye (ag 





Jacobus HorfiusD, 


Ay 





in Sendibrieffen onferer Gelehrten. 267 


An Jacobum Horftium D. beftalten Medicum 
‚Provincialem, im Schweidnigifchen 
Fuͤrſtenthumb. 


Ochgelehrter Herr D. guter Freundt / ich wolt euch auff 
ewer Schreiben gern weitlaͤufftig antworten / ſo hab ich nit ſo viel weil / 
darvmb kurtz ich diß fchreibe. Don der Theophraſtiner Artzney / fo viel 
die kunſt Medicinam anlangt / halt ich davon nichts / vnd find nichtige Leut / 
daß fie freventlich den Galenum vnd Hippocratem ſchelten. Was aber an⸗ 
belangt jhre zugerichte Arbeit / verwundere ich mich etlicher Dinge / vnnd ſind 
der gar wenig / die auch diß / weß fie ſich ruͤhmen / ſubtile Artzney zu prepari⸗ 
ren / recht machen koͤnnen. Ich halte dafuͤr / jhr werdet geleſen haben die herr⸗ 
lichen Buͤcher deß Eraſti, wider die Theophraſtiner geſchrieben / in welchen er 
jetzt das dritte Theil laͤſſe außgehen. Hiemit Gott befohlen. Datum Meiſſen 
den 10. Decembris, Anno 1572. 


Chriftophorus Leuſchner D. 


An jacobum Horfium D. verordneten Stadt⸗ 
Phyficum zur Iglaw 


fehrieben hab in dem Buch des Ackerbaws / von den Theophraftinern/ —— 
das hab ich von Hertzen geſchrieben. Ich verſtehe aber daſelbs nicht als finer Aertz⸗ 
le Teophraſtiner / auch den Theophraftum ſelbs nicht) ſondern den Severi⸗ R 
num Danum, der geſchrieben hat ideam Medicinæ, einen gelehrten herzli⸗ —T 
chen Mann / vnd den man nicht ſchelten kan / allein daß er die Theophraſtiner 
gar zu ſehr erheben wil / vnd derſelben Sect ſich zu ſehr ergeben hat / Derſelbige 
bringt etliche Spruͤche auß dem Hippocrate, damit er die Theophraſtiniſche 
Lehr beſtetigen will / vnnd bemuͤhet ſich der gute Mann vielleicht ſehrer als cs 
nuͤtze iſt Doch were ſein Fuͤrnemen noch zuloben / wenn er nicht den fuͤrtreffli⸗ 
chen Hippocratem ſo ſchlim / weniger als den vngelehrten Theophraſtum, 
der nit mehr als einen ſpitzſinnigen Kopff gehabt / geachtet. Der ander 
Theophraſtiner Vnkunſt vnd vnverſchamptes ruͤhmen / wie ichs billich fuͤr 
vnrecht halte / Alſo verwerffe ich auch nicht die / welche vnter jhnen der Kunſt 
ſich befleiſſigen / vnnd der guten alten Aertzten Lehre / darinn ſie der Kunſt 
gemeß iſt / nicht verwerffen. Denn dieſelben noch eine Philoſophiſche Ader 
haben / vnnd etwas Tugendt. Das ſchreib ich auch dag Theophraſtus 
Aij Paracellus 


—— Horſti, daß jhr euch verwundert / das ich ge⸗ Suq·⸗ 


268 Das vierdte Buch/von Erempeln 


Theophra- Paracellus‘ war zu ſchelten ſey in ſeiner vngereimbten Sehr. aber doch wegen 
fa Lob. deß einigen zuů oben daß er der erſte geweſt iſt / der auß dem Geheimnuß der 
Chymiſten an Tag gebracht / die Weiſe ſubtilere Artuney zur prepariren on Vr⸗ 

ſach beſſeres fleiß den Apoteckern gegeben. Vnd ob wol die Gelehrten von den⸗ 

——— 5 ſubtilen Artzneyen nicht g leiche Meynung haben / ſo halt ich ſie doch an 
Arsny Rraͤfften vnnd That fuͤr groß / nur allein daß fie wollen haben einen rechten / 
Bird gelehrten vnd beſcheidenen Artzt / damit fie nicht leichtfertig vnnd vnrecht ge⸗ 
A braucht / vnd alſo mehr ſchaͤdlich als huͤlfflich ſind / ſchnell die Krancken koͤd⸗ 
Amer safter ten/ vnd groß Nachtheil bringen. Was man aber ſagt von der Theophraſti— 
in perfonen ner Liſt / Geit vnd Betrug / das find Laſter der Menſchen vnd nicht der Alchy⸗ 
Dekan miften Kunſt / welchen in der Artzney ich dafuͤr halte / daß es nicht die Kunſt 
zugerechnet der Artzney ſelbſt ſey fonderis der andern Kuͤnſte / die der Artzney dienen / als 
werden. Apoteckerey der vornemmeſten cine. Ich haͤt euch mein Buch von der Wanı 
derkunſt gern geſchickt / ſo hab ich niemand gehabt / der es euch bringt. Datum 


Baſel den 1.Septemb. Anno 1577. 
—— — D 


Anden Durchleuchtigfien / Hochgebornen Fuͤrſten 
vnnd Herrn / Herrn N. Churfürfen Ne. meinen 
Gnaͤdigſten Herrn. 


Wegen Rahtſchlags vnnd Befoͤrderung eines gemeinen Wercks 
in der Artzney / daß ein gant Corpus Medicine mit groſſen Vnkoſten 
vieler PR! vnd groſſer Arbeic vieler Aertzte / gefördert 

werden moͤchte. 


a DBrehleuchtigfter Hochgeborner Churfuͤrſt/ Gnaͤdigſter 
Her E. C. ©. find meine gantz gefliſſene / vnnd willige Dienſt in vn⸗ 
— thaͤnigſtem Gehorſam allzeit zuvor. Gnaͤdiger Herr / demnach ich auß 
ne tragenden Ampt meines Beruffs mie Schmergen offt betrachte / was für 
iufafen, Mlßbraͤuche der Artzney bey vielen ſeyn / ja wis auch die vngelehrten Aertzte 
freventlich mit Krauckheiten vmbgehen / vnnd doch ſich zum Schein fuͤr ge⸗ 
lehrt ruͤhmen oder außbringen / dardurch viel vornemmer Leut / in Kirchen 
vnd Regimenten / an jhrem Leib vnd Sehen verſaͤumet: Als hab ich ein Buͤch⸗ 
lein / gemeinem Nutz zum beſten / vnter dem Tittel: Verwarnung der Kran⸗ 
cken für jventfelbft eianen Schaden vnd Verſaͤumnuß / in teutſcher Spraach 
außgehen laſſen / vnd inſonderheit guff einen weg / dadurch dis Artzney 
icher 


2 


RER NE * 
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A EN roh 

















in Sendibrieffenonferer Gelehrten. 269 


licher erbawet / geſchicklicher gefaſſet / vnd höher dran kommen koͤndte / geweiſet / 

Damit ſich vornemme / milde Leute vnd groſſe Herzen annemmen / etwas zu⸗ 

ſammen zuſchieſſen / vnd gelehrter Aertzte etliche vnter ihnen nach einander in 

einer Arbeit mit Vnkoſten erhalten wuͤrden. Denn niemals / weil die Artz⸗ 

neykunſt in Teutſchlandt geweſen / die Gelehrten beſſer darzu geneiget / noch an⸗ 

her / wie man pflegt zu ſagen / gereumet / daß ſichs in luce Methodi clariotis 

anſehen leſſet / als wolte Gott / auß ſonderlicher Gnad / der groſſen Schwach» 

heit deß meiſten Theils der Menſchen mit geſchicklicher Artzney zu Huͤlffe 
kommen. Denn was ſoll ſonſten guts in Regimenten vnd Kirchen zu hoffen Nutz das 
ſeyn / wenn die beſten ingenia in jhrem vnzeitigen Alter abſterben vnnd faſt Cr“ 
niemandt der Gelehrten zu dieſem Alter / darinn er rechte Witz haben mag / —— 
kommen fan? Dieweil aber ſich als denn / wenns angienge / etliche Herin all 
bereit etwas darbey zuthun freywillig erbotten / vnnd E. Churf. G. vaͤtterliche 
Vorſorge / in Abwendung der guten Lehren Vntergang / auch hier bey vns 
erſchallen / als habe E. Churf. G.ich diß mein Buͤchlein / fo ſonſt vnſerer 
Lande oͤbern Hauptman zugeſchrieben / doch auß vnterthaͤnigen geneigtẽ Her⸗ 

ken vnd guter Wolmeynung / zuſchicken wollen / bittende / E. Churf. G.wol⸗ 

ten diß leſen / vnd die Erbawung der rechten alten Artzney im beſten allzeit 
gnaͤdigſt befördern. Denn dieweil E. Churf. ©. ein gemein Gut / vnd trewer 
Vorſteher jhrer Landen zu ſeyn begeren: denn ſie die zeitlichen Guͤter fuͤr 

zwey Jahren / durch wolbeſtelte Juſticien / Aempter vnnd Reformation der 
Schoͤppenſtuͤl beſtaͤtiget / das beſte Gut der Seelen / durch Bewahrung deß 
vnverfaͤlſchten Worts Gottes in billiche Reputation genommen : zweiffel 

ich gar nicht / E. Churf. G. werde das beſte Gut des Leibes / durch anord⸗ 

nung recht gelehrter Aertzte / vnnd Viſitation der Apotecken nicht allein fuͤr 

jhrer Churf. G.Leib (welchs allzeit geruͤhmet / vnnd ich in dieſem Buch dem 

Herrn D. N. N.groß Zeugnuß gebe) fondern auch für jhre gantze Sande 

vaͤtterlich verſorgen / vnnd Fuͤrſtlich fuͤrſtehen damit E. Churf. ©. ernſtes 

Eynſehen in allen dreyen Facultaͤten recht vollbracht. Darzu E. Churf. G. 

ich nicht allein Gluͤck von Gott dem Allmaͤchtigen / der da zu Joſua vnd allen 

fromen Regenten ſpricht: Ich will dich nicht laſſen / noch verlaſſen / ſey getroſt 

vnd freudig : wuͤnſche / fondern auch mich inn meinem Beruff der Artzney 

vñ Philofophizin vnterthaͤmen Dienſten offerire / Thue mich in E. Churf 

©. hiermit vnterthaͤnigſt befehlen. Schweidnitz den 13. Nouemb. Anno 74, 


E. Churf. ©. 


Vnterthaͤnigſter 
lJacobus Horſtius D. 
Aiij Von 


170 Dasvierdie Buch/sen Exempeln 


Bon Gottes Gnaden N. Hertzog zu N. Churfuͤrſt / ie. 
* An D. lacobum Eorſt. 


corm (m Dchgelarter lieber beſonder. Wir haben ewer Schreiben? 
Medieina ſampt dem vberſchickten Buch / welchs jhr/ Krancken Leuten zur Wars 
— nung / inn teutſcher Spraach inn Druck gegeben / neben ewerm fernern Be⸗ 
denohne  Dencken/ der zuſammen Ordnung halben selicher erfahrner vnnd gelehrter 
— * Aertzten / zu gnaͤdigſten / guten Gefallen / empfangen vnd angenommen / Thun 
Be zuchun, Eng auch ſolcher ewer zu vns tragender vnterthaͤnigſten Neigung vnnd Era 
zeigung gnaͤdigſt bedancken. So viel den beruͤhrten ewern Vorſchlag / mit 
zufammenſchickung der Aertzte / betrifft / wiewol wir vns ſolch ewer Beden⸗ 

cken nicht mißfallen laſſen / vnd dem gemeinen Nutz zum beſten gemeynet ver 

mercken / Dieweil aber diß gleichwol ein gemein Werck ſeyn fell; fo ſtellen 

wir zu ewrem Gefallen / ob jhr ſolches der Key. May. vnſerm aller gnaͤdigſten 

Herꝛn zu foͤrderſt vnterthaͤnigſt zu erkennen gegeben / vnnd jhrer Key. May. 

Gemuͤth darinnen vernommen hättet. Da als denn jhre Key. May. hierzu 

geneiget / wollen wir uns drauff aud) gnaͤdigſt zu erklären wiffen, Solchs 

haben wir euch zu gnädigfter Antwort nicht verhalten moͤgen. Datum auff 


vnſerm Schloß Nden 17 Decemb.Anno15 74. 


Wie die Artzneykunſt heute moͤchte erbawet vnd 
recht ergaͤntzet werden. 


See ate die Je alte Kunſt der Artzney iſt von Anfang der Welt geweſt / 


Kufrnd Daber der Gebrauch der Artzney iſt im Volck Gottes / im dritten tauſendt 
dravo der Jahr erſt entſtanden / von Gott vnd ſeinen Prox heten ſelbſt angefan⸗ 


nr gen / nachmals durch den König Salomon vnter viel Voͤlcker außgebreitet/ 
Konfi der endtlich mit vieler Voͤlcker Erfahrung oder VBuͤchern gemehret vnnd ge⸗ 
— * a, haͤuffet zu ung fommen / 20. die noch heut recht vnnd gut bleibet / nurdaß fie 
beſſer zuſammen gefaffer feyn ſolte unnd nicht allein mit denen bewehrten 
Moayeeider eintze len Stuͤcken / ſs von newes darzu kemmen / auch mir der Art der ſubtilen 
Kunfder ¶ Zuhereitung der Artzneyen / durch Chymiam (es ſey der Theophraſtiner / oder 
Hr ¶ der andern Vorfahren Aertzten) ſondern auch mit der Lehr ven der Natur / 
Complexion / Vnterſcheidt der Krancken / inſonderheit der Weiſe die Artzney 
zugebrauchen / geſtaͤrcket werden ſolte / welches wir durch Gottes Schickung 

noch täglich zu andern gelehrten vnd geyvbten Aertzten hoffen. Bid ob wol 

dieſes jedermans Arbeit nicht iſt / ja wie viel gelehrte Aertzte / vnd ich vn wuͤrdig 

ſelbs meine / nicht eines Menſchen / ſondern viel gelehrteſten Leute / mit emb⸗ 

| figen 





in Sendtbrieffen unferer Gelehrten. 271 
fen Studieren ohne aufhören erlicher Jahr zuſammen / in inftrudtifi- ir 
ma Bibliotheca, verbunden feyn wuͤrde: Jedoch weil fo viel nicht allein F — 
denen / die da ſtudieren die Artzneh / ſondern dem gantzen menſchlichen Ger german nis 
ſchlecht / ſo inn dieſer Schwachheit der Leibe der Artzney faſt fein Tag entra⸗ eig zu wife 
then kan / vnd viel newer / haͤrterer Kranckheiten gewarten muͤſſen / daran ge⸗ 
legen / damit wir alle deſto gewiſſern vnnd ſichern Rath / zu Erhaltung vnſer 
Geſundtheit / vnd zu Verhuͤtung die ploͤtze Gefahr des Lebens / brauchen vnd 
haben moͤgen / vnnd nicht vnverſehens Gifft fuͤr Artzney eynnemmen / oder 
den Todt / an ſtat der Speiſe inn Toͤpffen kochen: So haͤtten Fuͤrſten / Her⸗ 
ren / Keyſer vnd Koͤnige vmb jhr ſelbs beſtes / vnd vmb des gemeinen Nutzes 
willen billich Vrſach / drauff zudencken / wie fuͤnff Jahr lang ongefährlichr 
fuͤnff gelehrteſte vnd erfahrne Doctores, mit etlichen viel nottuͤrfftigen Copi⸗ 
fen’ an einem Dre beyfammen vnterhalten würden! Die da vorauß eine voll⸗ 
koͤmliche Bibliothecam, ſo viel muͤglich / aller Griechiſchen / Lateiniſchen / 
Arabiſchen / auch Teutſchen Buͤcher / von allen vnd jeden Artzneykuͤnſten zu⸗ 
ſammen gerragen haͤtten / vnnd alsbald mit einem guten Methodo corporis 
Medicinz,das iſt / mit einemrechren ordentlichen Örunde derrechten bewehr⸗ 
sen Artzney / vom geringften an big auffs höchfte / vom erften biß zum andern; 
dritten / ec. vnnd endrlich das letzte zu lehren / vnnd gute vnnd falfche Artzney 
zer vnterſcheiden / gefaſſet vnnd wol geſchickt weren / darnach mir hoͤchſtem 
Fleiß vnd vnbeſchwerter Arbeit / ſtets ohn vnterlaß / alle vnnd jede Buͤcher 
vernuͤnfftig durchleſen / jedes an feinem Ort ein mal lehreten / mie Huͤlff der 
Copiſten oͤrdentlich beſchreiben und in ein Corpus faſſeten. Dazu Theo- 
dorus Zuuingerus Baſilienſis, Doctor Simon Scheibig Lipſenſis, vnnd 
ich vnwuͤrdig / nun bey acht Jahren / vns durch Schrifften bemuͤhet habenz 
Methodum compoſitivam Medicinæ, ex ipla rei natura ductam, das iſt / 
die gruͤndliche Ordnung der Artzney / vom kleineſten biß auffs groͤſte zu lehren 
zu ſuchen vnnd zuverfaſſen. Wir haben auch nach vielem conferieren (Gott 
ſey Lob) dieſelbe ordentlich / mit vieler Gelehrten Wolgefallen in Einigkeit 
meiſtentheils gefaſſet / vnd noch weiter zufaſſen bedacht. Da es nun an groſ⸗ 
fer Herren vnd Meccenaten Huͤlff nicht mangeln wuͤrde / iſt fo viel deſto mehr 
was nuͤtzliches von dieſem Werck zuhoffen / ſonderlich weil vnſer Theodorus 
Zuuingerus (deßgleichen in Teutſchland mit Muͤhſeligkeit / Kunſt / Geſchick⸗ 
ligkeit der Spraachen / geſchwinder Vernunfft vnd Erfahrung / vnter Aertz⸗ 
ten ſchwerlich zufinden)in feinem beften Alter / etwas dabey thun koͤn dte. Deñ 
auch heutiges Tages / jhn der vortrefflichſte / keyſerliche Artzt Johannes Cra- 
to, vnd Conradus Geſnerus, ſeligen / zu dem Werck des Hippocratis, ſo er jetzt 
in Haͤnden hat / billich vermocht haben. Geſchicht es aber nicht / vnd laſſens 
die weltliche Potentaten an Beförderung dieſes hohen noͤtigen — in der 
J rtzney 





272 Das vierdte Buch / von Exempeln 


Artzney fehlen / ſe werden deſto mehr Kranckheiten vnheylſam bleiben / ſo viel 
weniger gelehrter Aertzte ſeyn / vnd die Potentaten ſelbs derwegen / wo Huͤlff 
des Seibes were / huͤlffloß gelaſſen werden / vnd zur Vnzeit ſterben. Aber weil 
jederzeit / in aleen Voͤlckern von Anfang deß dritten tauſendts der Welt / 
durch fondern Rath Gottes / ein ſolch Werck nicht maͤchtiglich vnd nuͤtzlich 
den Nachkommen verlaſſen iſt / fo bin ich gewiß / Gott werde es jetzt auch / da 
es wegen der ſchwachen Natur deß Leibes am noͤthigſten / gnaͤdiglich durch 
ſolche Wege etwann / wie vorgemeldt / ſchicken / es wolte denn Gott mit ſeiner 
froͤlichen Zukunfft dieſer Welt Ende machen / daß mans nicht duͤrffte. Doch 
onter deß / ob man es alſo / oder ſonſt beſſer dieſe Verfaſſung eines corporis 
Medicine anſtellen moͤchte / wollet ewer Bedencken mir zuſchreiben. 


Iacobus Horſtius D: 


An Jacobum Horftium D.veroröneten Stadt⸗ 
Phyſicum zur Iglaw. 


u a id Chtbarer Hochgelehrter Her: Do&or , was jhr für Ant- 
Corpors wort befommen auß vnſerm Hof / auffewer Schreiben vnnd vber⸗ 
— ſandtes Buͤchlein / weiß ich biß anher noch nicht: denn ich hab muͤſ⸗ 
es fern gleich weg ziehen wie daſſelbe antommen. Ich habe aber nicht vnter⸗ 
Vroney nur laſſen / euch / den ich zwar von Angeſicht nicht kenne / aber doch von Namen 
en nd Kunſt beruͤhmbt weiß / vnſerm decretario, einem erbaren vnd fro mmen 

Mann / zu commendiren. Mit meinem gnaͤdigen Fuͤrſten und Herrn hab ich 
dieſelbe Zeit] / vnnd noch biß anher / wegen viel fuͤrfallender Geſchaͤfft / nicht 
ſelbs reden fönnen. Was aber anlangt ewer Vornemmen / in einer ſolcher 
wichtigen Sach / vnd die das gemeine Heyl der gantzen Artzney antrifft / das 
kan ich nicht allein mit dem wenigſten nicht thadeln / ſondern muß cs auch eh⸗ 
ren / vnnd will euch vermahnet haben) daß jhr wollet fortfahren / vnnd damit 
vnſerer Kunſt der Artzney helffen / vnnd fie herrlichermachen. Wenn diß ge⸗ 
ſchicht / ſo werden viel Irrthumb der Artzney / die jhr in ewrem Buch billich 
ſtraffet / ſelbs fallen vnnd ſich verlieren / vnnd wird die Kunſt der Araneyjhre 
Wollkom̃enheit / der ſie wegen deß gemeinen Nutzes wirdig iſt / mehr erreichen: 
Was mich anbelanget / will ich nichts ſparen / damit ich ewrem Willen / und 
erbarem / auch Gottfuͤrchtigen Fuͤrnemmen helffen koͤndt. Hiemit Gott 
befohlen. Datum zur Anneburg bey Lochaw den 17, Decemb. Anno 15 74. 


: nn Boat Hrambach D, 
—— 77ond Churfuͤrſtl Saͤch⸗ 
ſfiſcher Leib Medicus 

An 








in Sendtbrieffen vnſerer Gelehrten. 273 


An Jacobum HorftiumD. beftalten Medicum, beyde 
der Landſchafft im Saganiſchen Fuͤrſtenthumb / vnnd 
der Stadt Sagen daſelbſt. 
H Ochgelehrter Her: Doctor, wasjhrinewrem Schreiben geranıı. 


für Sragen/ als ein Pfand onferer Freundſchafft / weiter fürbringer/ —— 
ift zwar alſo / daß es wenigen in Sinn kommen iftivielwenigerdavon Funıner 
etwas rechtes geſchrieben / vnd ich / ob ich wol etwas davon weiß / mir es doch nierung 
zu ſchwer duͤncken las / daß ich davon recht vrteilen koͤndte. Aber daß jhr ſehet / 
daß ich euch / als meinem guten Freund / nichts abſchlage / wil ich euch nichts 
verhalten / nur allein daß jhr mir / als einem guten Freund / zu gut haltet / ob 
ich etwann jrren / vnd daß jhr meinen Irrthumb gerade auß vnnd freundlich 
mir anmeldet / geduldet / vnd mich wider auff den rechten Weg bringet. Daß jr 
ſo fleiſſig nachdencket / wie die gantze Artzney oͤrdentlich moͤchte in ein Werck 
oder corpus gebracht werden / vnnd euch von ewer taͤglichen practica ſo viel 
Weil nemmet / das lob ich gar ſehr / als ein Embſigkeit die Warheit an Tag zu⸗ 
bringen / ſonderlich weil etliche andere Aertzte / mit jhrer Arbeit zu curiren die 
Kranckheiten / ſuchen Gewin des Geldes / Ehr vnnd Wolluſt / jhr aber viel 
billicher vnnd mehr die Weißheit der Kunſt ſelbſt. Derhalben thut jhr recht / 
daß jhr ſolches fuͤrhabet / vnd ich zu ewrem fuͤrhaben allen gluͤckſeligen Fort⸗ 
gang wuͤnſche. ch zwar / da ich in Italia ſtudieret / vnnd heimtommen / habe 
hieran ſehr agzweiffele.Hippocratem vnd Galenum achten wir billich für die Auppoera- 
beſten vnter allen Aertzten / vnnd fo wir dieſer Kunſt rechte Ordnung vnnd rer nd Ga- 
Grund haben wollen / haben wir davon etwas auß jren Buͤchern / de arte ER 
medica & de conftitutione. Aber nichts rechtfehaffenegs noch anuafames. ken aredie? 
Wir haben zwar in alln Stücken] zur Artzney gehoͤrig / angedeute Mittel vñ geweſen. 
Wege / als Fußſtapffen / wie man diefer Kunſt nachgehen muͤſſe. Weil es vns 
aber mangelt an guter Nachrichtung vnd Vnterweiſung / koͤnnen wir dieſelbe 
weder verſtehen / noch recht zu nutz machen / ſintemal die autores vnd rechten 
Meiſter der Kunſt / wenn ſie etwas hierinn lehren oder ſchreiben / meiſtentheils 
die Inſtrument allein weiſen / aber keine rechte Ordnung tractiren und hans 
deln / vnd viel ding nicht an ſeinem Ort wider die Ordnung lehren / welches in 
einer oͤrdentlichen gantzen Kunſt / alles muͤſte beſſer gelehret werden I ꝛtc. 
Datum zu Baſel den 1. Septemb. Anno 157 6. Be 


Theodorus Zuuingerus D. vnd 

Ä Profeflor der Artzney in der 
Vniverſitaͤt su Baſel. 

Mm In 


— 
— — 


274 Das vierdte Buch / von Erempeln 


An Jaeobum Horſt um D. beſtalten Medicum, 
zu Schweidnig, 


Bermahr Ochgelehrter Herr D. vnnd guter Freund/ ich hab empfan⸗ 
hd : gen erore Brieffe / mit dem Büchlein das jhr meinem gnadigen Fuͤr⸗ 
nee fien und Herrn zugeſchrieben onnd darauf verffanden beyde ewer bes 
Medicine ſtaͤndiges gutes Gemuͤth gegen mir) ſo wol auch ewer herrlich Nachdenken 
zu vollziehen ynd Fuͤrnemmen gegen die Artzneykunſt. Was das erfle anbelangt / bedanck 
ich mich / vnd will eg wider verdienen / wie ein auf Freundt gegen den andern. 
Was aber das ander belange frewe ich mich gar ſehr / vnnd wuͤnſche vnſer 
Artzneykunſt Stück darzu / Ich bitte euch auch garfehr/ daß jhr in den ange» 
fangenen Werck fortfahren wollet / ond feine Mühe fparen. Viel Gelehrten 
werden gewiß diefen ewern Willen vnnd Fleiß ihnen gefallen laſſen / loben 
sndrühmen. Vnſer Gnaͤdiger Fuͤrſt vnnd Herr iſt dieſe Tage nicht eynhei⸗ 
miſch geweſen / Darvmb wir ewren Botten nicht haben warten laſſen wollen. 
Aber ich wils jhr F. G. vnſer guten Freundſchafft nach / zu commendiren nicht 
vnterlaſſen. Hiemit Gott befohlen. Datum zur Neuß den 25. Novembris, 
Ahno 15744 : 


Stanislaus Weißkopff D. 


Anjacobum Horftium D. Und beftalten Medicum 
zu Schweidnig in Schlefien. 


fr Ochgelehrter Here D. was ewer Fürnemmenfey inder Args 
ney / ein gang corpus zu faffen/ das habt jhr mir niemals fo Elärlich ge⸗ 
Mrtbodss ſagt oder geſchrieben als in dem nechften Schreiben. Dieſe Arbeit wil 
is zu vorhin dag haben) daß eine gar gewiſſe vnnd gang genawe Ordnung der 
Mediems gantzen Kunſt der Artzney ſey / Merhodus genandt / deffen Galenus zwar in 
schatten feinem Buch artis parvæ gedenckt / aber in den Büchern von jhm außgegan⸗ 
wadin. gen de demonſtratione, auffs vollkoͤmblichſte ſoll gelehret haben / wolt Gott 
diefe Buͤcher weren nicht verloren worden / oder fuͤnden ſich noch ein mal wi⸗ 

der. Etwas der gleichen Schrifften haben wir ja / vnd derſelben Exempel fin⸗ 

den wir hin vnd her / in den Buͤchern Ariſtotelis vnnd Galeni. Vnnd es iſt 

bald verſehen in der Ordnung / daß entweder etwas vnnoͤtiges mit eyngemi⸗ 

ſchet / oder das gute vnd noͤtige nit in ſeiner rechten Stelle gelehret noch geſaͤtzt 
wird / dadurch dag corpus Medicinæ vnrecht gemacht / wie ein Leib deß Men» 

ſchen / der wol alle ſeine Glieder hat / aber viel derſelben vnrecht vorſaͤtzt / In 

nicht 





in Sendtbrieffenonferer Gelehrten. 277 
nicht an ſeinem rechten Dre. Ihr werdet euch in ewer Arbeit diefes Wercks 
dic helffen laſſen / denen jr ewre außgegangene Buͤcher zu ſchickt. Ich bin euch 
wol ſo trew als andere geweſt / aber jhr habt mir keins geſchickt / vnnd ich habe 
doch ben andern Sauren ewren Fleiß vnnd Embſigkeit geſehen. Datum zu 
Franckfurt an der Oder / am Sontag Miſericordias, Anno 1574. 


Jacobus ſokiſſus D. und Pro- 
fellor der Artzney daſelſt. 


An Jacobum Horftium D. beſtalten Medicum 
zu Schweidnig. 


Ochgelehrter Horfti, ich hab furg nach einander zween nanataaız 
Brieffe von euch, empfangeni zu derer einem gebunden war ein herrli⸗ für das aufs 
ches Büchlein von euch außgangen / das jr mir ſchencket. Dafür dan⸗ Bud. 
cke ich euch vnter deß gar ſehr / biß ſo lang / daß ich euch zum Geſchenck wider 
ein Buch / das für euch dienet / ſchicke. Es gefaͤllet auch ewer Arbeit nicht al⸗ M. 
lein mir wol / ſondern auch viel andern / die es geſehen / vnnd jhr habt darmit 
euch bewieſen / was jhr in beyden Spraachen / in Teutſcher vnd lateiniſcher / 
thun koͤnnet / ich wolte wuͤnſchen / daß jhr in einer Academia lebtet / daſelbſt 
koͤndtet jr mit ewerm vnauffhoͤrenden Fleiß die faulen Diſcipel auffmuntern / 
vnd viel gelehrt machen. Wir haben gnug mit einem Ding zuthun / vnd koͤn⸗ 
nen daſſelbe nit wol recht außrichten / jr habt fo viel practica, in der Stadt / vñ Vermah⸗ 
auff dem Lande / jhr reyſet fo offt / nech habt jhr ſolche Arbeit für cuch/ jr muſſet yepamaan 
weniger ſchlaffen / als eine Nachtigal / aber das find Gaaben Gottes. Die corpw Me- 
weil euch Gott diß Pfundt gegeben / ſo bitt ich / jr wollet diß nit vergraben / ſon⸗ dene. 
dern wollet gedencken / wie Gott befohlen / daß es wuchern ſoll. Was jhr mir 
habt zugeſchickt / das ich ſoll dem Zuuingero vberſenden / will ich gern thun, 
Hiemit Gott befohlen. Datum Leipzig den 6. Ianuar. An. 1575. 


Simon Scheibe D. vnd Profef- 
— .  forMedicinzdafelbft 


Tui An 


4— * —* * u 7 nr 
FIEBER, 


276 Das vierdte Buch / von Erempeln 
An jacobum Horftium D. verordneten Stadt⸗ 
Phyficum zur Iglaw in Maͤhren. 
Eommenda⸗ Ochgelehrter Herr. D. daß jhr mir geſchrieben habt von 


tion deR der Form / zu faſſen ein corpus Medicinæ, vnnd wie jhr dieſen zum be⸗ 
na ffen mie D. Zuuingero zu Baſel zuvor vnd allbereie arbeiter] die ge 


wife Ordnung der gantzen Artzneykunſt richtig zumachen / habt jhr mir ein 
groſſen Gefallen gethan. Ich weiß wol vorhin / was der Zuuingerus fuͤr ein 
fuͤrtrefflicher Mann ſey / vnnd wie eines jeden Verſtandt noch groͤſſer werde / 
wenn man mit andern Rath haͤlt / vnd conlilia communiciret / das bedenck 
ich hierin ſonderlich auch. Derhalben muß ich das für ein groſſes vnd ſonder⸗ 
lichs halten vnd ruͤhmen / was jr mit jm ſchlieſſen werdet / vnd ich ſchreibe das 
nicht / daß ich euch zugefallen reden wolt / der D. Zuuingerus weiß vorhin 
meine Auffrichtigkeit / fo wiſſet jhr auch daß ich gerade zugehe. Darumb ſag 
ich noch mit Warheit vnnd von Hertzen / wer will das / was jhr fuͤrhabt vnd 
ſchlieſſet / tadeln oder verwerffen? Ich geſchweige / daß jhr ſelbs nicht allein die 
ſumma oder Inhalt ewers Rathſchlags / ſondern auch den Grundt vnd Vr⸗ 
ſachen ewers Fuͤrnemmens ſchreibet. Wolt Gott / lieber Horſti, daß vnſere 
Hr Artzneykunſt nicht fo ſehr geſchwaͤchet worden. Denn fieift nicht anders wie 
der Arszney, ein herrlicher Thurn / oder ein heylſame troͤſtliche Burg / die längft bawfaͤllig 
worddẽ / dieweil fie ſogeſtuͤrmet wird mir mancherley Geſchuͤtz on Bollwerck der 
Vnkuͤnſt / Vnwiſſenheit / Barbarey / Halßſtarrigkeit / Leichtfertigkett / Geitz vñ 
allerley Laſtern von zauberiſchen Leuten / Segenern / Teuffels bannern / alten 
Weibern / Pfaffenaͤrtzten / Landbetriegern vñ dergleichen. Derhalben vermane 
ich euch / O jr hochgelehrtẽ eut / fahret fort / j habt angefangen den rechten weg 
zu gehen / hoͤret nicht auff / as Werck wird euch ſelbs munter machen / Gott 
der Allmaͤchtige wird euch regieren / vnd zu dem gewuͤnſchten ziel fünren. Ich / 
ſo viel an mir iſt / entweder mit Huͤlff / oder mit Arbeit / oder mit Gedancken / 
oder mit gutem Gemuͤth / das erbiete ich mich gantz vnd gar / vnnd gebe mich 
euch. Der trewe Gott gebe / vmb ſeines Sohns des HEREN Jeſu Chriſti 
willen / daß ewer Fürnemen gute Förderer und Mecœnates Medicorum bes 
komme. Aber doch / lieber Horſti, die Mecœnates wollen vnnd muͤſſen ge⸗ 

ſucht werden / ermahnet / jhr Gemuͤth ermuntert / vieler Gelehrten / ja auch der 

Schulen in vnſerm Europa, ernfter Fleiß angebracht werden. Hiemit Gott 

befohlen. Datum zu Liebitzſch den 16, Novembris, Anno 1576, 


Marcellus SquarcialupusD. 
Koͤn. May, in Polen Seibs 
Medicus. 
An 





in Sendebrieffen onferer Gelehrten. 277 


An Jacobum Horftium D. der Erfamen Landtſchafft in 
Dfterreich onterder Ensbeftalten Landt Medicum. 


s Ochgelehrter Herr D. ch wünfche euch viel Gluͤck zu ew⸗ 

remangefangenem Werck / vnnd bedancke mich] daß jhr in ewrem auß⸗ 
‚gegangenem Buch mein vnnd meines Brudern ehrlich gedencket. Es 
‚hät es auch mein Bruder gethan / foer noch lebet. Aber wolte Gott / daß wir 
das thun koͤndten / dasjhr in ons rühmer/ wir wolten nichts lieber, Es 
ſtehet uns im wege eines Theile die vberhaͤuffte Menge der Pradicz mir den 
Kranken! wiejhrfeibft recht ſchreibet: denn diefe har meinem Bruder daß 
Sehen verkuͤrtzt onnd hindert mich vom fludieren offter. Was ich aber noch 
thun fan zum gemeinen nutz der Artzney / mit Vnterrichtung der jungen Aertzt / 
das thue ich gern. Daß ich aber ſolte die gantze Artzneykunſt in ein Corpus 
Medicinz faſſen / iſt mir zuviel. Derwegen / dieweil jhr in der Arbeit mit an⸗ 
dern euch bemuͤhet / ſo bitt ich / wollet fortfahren / vnd etwas nuͤtzliches an Tag 
bringen. hr habt gute Gehuͤlffen D. Zuuingerum, vnnd D. Scheibium, 
die alle beyde mir jhrem fuͤrtrefflichen Verſtandt euch helffen koͤnnen: der eine 
iſt ſehr gelehrt / der ander iſt nicht allein gelehreifondern hat auch Zeit darzu. 
Denn er weder Weib noch Kind hat / die jhn an dieſer Arbeit hindern. Wol⸗ 
let euch ewer Arbeit nicht verdrieſſen laſſen / noch dieſelbe viel Jahr bey ſeit le⸗ 
gen. Ewer erſte außgegangeneBuͤcher geben vielen Gelerten gute Hoffnung / 
es werde was beſſers folgen / vnnd jhr werdet euch alſo einen guten Namen 
vnd ewig Gedaͤchtnus machen. Hiemit Gott befohlen. Darum Leipzig den 
4. Augufti, Anno 1580. 


Cafpar Nefl D.vnd Profeffor 
der Artzney inder Vniverſi⸗ 
taͤt daſelbſt. 


Andere Brieff der Gelehrten zu vnſern Zeiten / von et⸗ 


- 04 


lichen Krankheiten. An Johan Baptiſt. | 


CH hab mir fehr wol gefallen laſſen /die Anzeigung der Der Loge⸗ 
Engeliſchen Schweißſucht / darvmb / daß ich auf derfelben Parti- Swap 
culatim verſtehe / was ich vorhin in gemein geſchrieben. Fuͤrwahr es iſt Hit Re 
ein verborgen Ding in der Natur / darvon ich nicht anders diſputieren kan] ""- 
als in gemein / wie auch von andern vielen Dingen / derer eygentliche / parti⸗ 
culariſche Vrſach man nicht wiſſen kan / noch ſo genaw außforſchen mag / 
nicht anders gediſputieret werden kan. So duͤncket mich / ich hab gnug da⸗ 
— Mm ii von 


LIEF « a 
£ Kup FAR { 
FERNEN BR N 
BE TEN < 


Mas die 
Engeliſche 
Schweiß⸗ 
ſucht ſey. 


* Das vierdte Buch/von Exempeln 
von gelehret in meinem Buͤchlein / von anfaͤlligen Hranckheiten / da ich ſage / 
daß die Engeliſche Schweis ſucht ſey / eine Abtile and geſchwinde Kranckheit / 
auch das Theil des Leibes / darinn ſich die anfältae Seuch erhebt! daß ſie 
auch das aller ſubtileſt im Leibe ſey / als da ſind die piritus, vnd der Geſcht deß 
Gebluͤts. Wenn man nun dis weiß / ſo iſt icicht auff ewer Frage / ob die Seuch 
koͤnne weit mit getragen werden / in Sranciteich oder Italien / zu antworte. 
Vnnd ich ſage nein darzu / ſondern daß ſie allein in die nechſten Oerter oder 
Inſel des Engellands kan gebracht werden / deſſen Vrſach hab ich dieſe: 
Daß der Anfang der Kranckheit ſelbs gar ſubtil ſey / das ſubiectum auch 
ſubtil / vnnd derwegen nicht kan weit mitgefuͤhret werden. Denn was ſich 
ſchnelle endet vnd in 24. Stunden / daß auch in einem Leibe des Menſchen 
die Kranckheit nicht länger wehren kan / das fan and) andere nicht laͤnger ans 
fallen / noch vergifften als 24. Stunden lang. Deßgleichen die Lufft / die da⸗ 
von vergifftet wird / fan auch nit weit kommen / denn es iſt ein zu ſubtil Ding! 
daß es bald verendert wird / wenn es von einem Ort zum andern getragen. 
Den ob es wol geſchehen / daß es in das benachtbarteLand Flandriam kom̃en / 
iſt es doch weiter nicht geſchehen. Dagegen die Kranckheit der Frantzoſen / die 
indem Theil des Leibes iſt / der ſchleimig vnd grob iſt / vnd die gantze Kranckheit 
ſchwerer vnd groͤber iſt Darvmb ſie auch lange Zeit wehren kan / vnd von ei⸗ 
nem Leib zum andern in ferne Sande gebracht werden. Aber daß jhr auch von 
mir fragen woller/ob auch diefe Peſtilen tziſche / geſchwin de / anfaͤllige Seuche in 
Italia fo wol als in Engelland / durch eine newe / vngewoͤnliche Faͤulnuß ent⸗ 
ſtehen koͤnne / ſag ich ja) und vielleicht iſts allbereit an einem Ort geſchehen / 
da cs Niemand hat in acht gehabt / und dech alaͤub ich / daß es ſelten geſchicht. 
Denn gleich wie die Natur in ltalia nicht iſt / daß diß Sande Pfeffer Ingwer 
vnnd Elephanten trag / alſo iſt auch in Italia nicht ein ſolche Natur / wie inn 
Engelland / darauß eine Engeliſche Schweißſucht kommen moͤcht. Woher 
aber die Natur ein Vrſach ſolcher Seuche in Engellandt entſtehe / weiß ich 
nicht. Denn mir auch nicht bewuſt / was es fuͤr Winde daſelbſt ammeiſten 
pflegt zu haben / wie die Winde zertheilet / oder wohin ſie kommen / viel weniger 
was vor Landt oder Bodem der Erden / darauß die Duͤnſte entſtehen. Man 
ſagt wol / daß auß dem Erdreich / dieweil es habe viel Gyps / ſollen auff gewiſſe 
Zeit die ſubtileſten ſcharpffe Dünftein die hoͤhe / wie ein Nebel gehen / die ſolche 
Engeliſche Schweißſucht vervrſachen. Aber was für Gelegenheit derſelben 
Zeit ſey / vnd wie ſolches geſchehe / halt ich es ſey niemand / der es jetzt bey vns 
wiſſe, Datum Verondgn 18,Maij, Anno, 154, 


Hieronymus Bgacaftorius 
Med. zu Veron. 


An 





in Sendebrieffen onferer Gelehrten. 279 


An Herrn Frans von Nechern zu Kuͤn⸗ 
gendorffin Schlefien. 
N Ein willige Dienft zuvor / Eder vnnd Ehrenvefter Here 


von Nechern / mir hat mein guͤnſtiger Herr vnnd Freunde Melchior 
Hauff der Hauptmann vermeldet / wie daß jhr ewer Waſſer / mie 

Gunſt zu ſchreiben / offtmals nicht wol laſſen koͤnnet / ſondern es verhaͤlt ſich 
| offt bey euch / und har mich acberen/ daß ich. euch für folchen Gebrechen zurich> 
| zen vnd vberſenden wolt laſſen / was fürfolchen Gebrechen dienen möge. Nun ER 
| will ich euch nit bergen / daß folcher Gebrechen von mancherley Drfachen herr artırer 
koͤmpt / vnd ſonderlich / wenn fich das Waſſer des Steins oder Schleims hal, — 2 
bei verſetzet. Vnd dieweil jhr in ewrem Schreiben meldet / daß fich bisroeilen wiefecneis 
Sand in ewerm Waller erzeiget / vnnd bisweilen feiner/ift zubeſorgen / dag ret. 
Waſſer wird ſich bey euch zu Zeiten von wegen des Steins / zu zeiten auchdes 
Schleims halben verſetzen. Hab euch derwegen drey Artzneyen fuͤr ſolchen 
Gebrechen allhier in der Apotecken zurichten laſſen / nemlich eine linde Pur⸗ 
gation / ein Pulver / vnd eine Salbe / die wollet gebrauchen wie folget. Erſtlich 
die Purgation oder Caſſia belanget / dieſelbe wollet auff einen gelegenen Tag / 

zu morgens fruͤe vmb fuͤnff Schlaͤge / gar auff einmal eſſen / oder in acht Loͤf⸗ 
feln vol warmer Zwetzſchken Suppen zertrieben / gar auff einmal außtrincken / 
vnd wollet fuͤnff Stunden drauff faſten / jr moͤget eine Stundt drauff ſchlaf⸗ 

fen / aber doch nicht ſchwitzen Dieſe Purgation wird euch zum Stulgang trei⸗ 
ben / den Magen / das Haͤupt / die Nieren vnd die Blaſen reinigen / vnnd die 
ſchleimige Feuchtigkeit durch die Stulgaͤnge hinweg treiben. 

Wenn jhr aber befinder daß ſich das Waller bey euch verſetzen will 
ſo nempt von dem Pulver ein halb Quintlein wol gewegen / zertreibs inn 
ſieben Loͤffel voll Peterſilgenwaſſer / vnnd trinckt es warm gemacht auß im 
Bette / haltet euch warm darauff / vnnd ruhet eine Stunde oder zwo dar⸗ 
auff. Darnach ſetzet euch gr ein Wannenbadt / biß an den Nabel / inn weh 
chem Pappeln / Eybiſch / Tag vnd Nacht zu latein parieraria genannt / Her⸗ 
melchen vnnd gelber Steinklee / auch Peterſilge mit der Wurztzel / jedes grob 
zerſchnitten / eine Handt voll / auch Leinſaamen grob zerſtoſſen / alſo viel / 
vnnd alles inn ein Saͤcklein gethan / geſotten ſind / vnnd inn der Wannen 
leget das Saͤcklein ſorne an den Leib / zwiſchen der Schoß vnd dem Nabel / 
verharret in der Wanne eine halbe Stunde / oder ein vierdtheil einer Stun⸗ 
der vnnd nicht länger / auff daß jhr nicht matt werdet / badet auch nicht ſehr 
warm / darnach laſſet euch abtreugen mit einem warmen Tuch. Darnach ſoll 
man von der Salben nemmen einer Bonen groß / vnd ſoll fie in einem rei⸗ 

nen Scherben zergehen laſſen / mit ſolcher ſoll man euch ſalben hinden auff 
der 
⸗ 








280 Das vierdte Buch/ven Cxempeln 

der Weiche deß Ruͤckens / und forne vnter dem Nabel / gegen der Schoß sur 
vnd legt euch in ein warm Bette / vnd ruhet abermals eine Stunde drauff / ſo 
wird ſich mit Gottes Hülff das Waſſer wider finden. Da aber nicht / ſo ſetzet 
euch vier Stunden nach der Mahlzeit wider ins Bad / vnd eine Stunde zuvor 
nembt das Pulver mit dem Peterſilgen Waſſer wider zu euch / vnnd badet 
abermals eine halbe Stunde / darnach laſt euch mit Salben wider ſchmieren / 
ſo wird ſich das Waſſer / mit Goͤttlicher Huͤlffe / wider finden. Wolt es als 
denn noch nicht von euch gehen / ſo nempt fünff oder ſechs roher Zwibeln / laſt 
dieſelbigen ſchelen / darnach klein zerhacken / laſt ſie darnach in ein wenig Gaͤn⸗ 
ſe oder Enten Schmaltz wol praͤgelen / ſtoſt es darnach in einem Moͤrſel zu⸗ 
ſammen / daß ein Pflaſter drauß werde / ſolchs laſſet auff ein leynen Tuͤchlein 
ſtreichen / vnd legts euch warm gemacht forne auff den Bauch / zwiſchen dem 
Nabel vnnd der Schoß / laſt es eine Stunde drey oder vier daſelbſt liegen / ſo 
werdet jhr / mit Gottes Huͤlff / das Waſſer wider laſſen. 

Enthaltet euch auch in ewrem Eſſen von viel Kaͤß / von Milch vnd Milch⸗ 
muͤſern / auch von allem ſchleimigen Eſſen / auch von allen kalten Speiſen / ver⸗ 
meydet alle truͤbe Getraͤncke / von Wein vnd Bier / deßgleichen auch den roten 
Wein / haltet euch taͤglich ſtulfertig / gebraucht gute / gelinde / dawliche Speiſe 
vnnd lautern Tranck / vnnd haltet euch am Leibe / ſonderlich vmb die Nieren 
zimblich warm / beweget euch nicht bald auffs eſſen / legt euch zu Nachts nicht 
viel auffn Ruͤcken / ſo wird euch / mit Gottes Huͤlff / beſſer werden. Gegeben zu 
Dreßden / den letzten Tag des Monats Martij, Anno 1575. 


JohanNeffD. 


Rathſchlag ineiner melancholiſchen Kranckheit / dem 
Edlen / Geſtrengen Herrn N. N. geſtellet / eines Theils ge⸗ 
genwertigen / eines Theils abweſenden / 


V on Johan Neff D. Churfuͤrſtlichen Saͤchſiſchen Leibartzt / 
| und Jacobo Horft Dzum Sagen Stadt und Landt⸗ 


hyfico. 


ex Jeſer Herr ift mie allen feinen Befchwerungen / fo cr be 
>) richten härte koͤnnen ſelbſt / als nemlich / daß jhm viel mal änaftig vnnd 
vbel wuͤrde / daß er niemand vmb ſich leyden koͤn dte / auch ſtetige Weh⸗ 
tag im Haͤupt haͤtte / auß dem Haupt wie ein Falter Wind gienge / offt er 
ſtechen in Seiten fuͤhlet von D. Johan Neff / Churfuͤrſtlicher Gnaden zu 
Sachſſen Leibartzt / vnd Jacob Horſt D, damals Saganiſchen — 

— — angehoͤret / 











in Rathfchlägen vnſerer Gelehrten. 28: 
angehoͤret / gegenwertig angeſehen / feine Waſſer / die ruf coloris, coronz 
ſpumoſæ, perlucidæ, vnd ſedimenti craſſioris geweſen / dijudicieret / vnnd 
weil er vorhin / durch einen vnd andern Artzt / bißweilen etwas evacuieret / et⸗ 
was Adergelaſſen / weiter dieſe Artzney vnd Rath geordnet. Den ı9.Janua- 
rij, vmb Veſperzeit / iſt jhm folgendes Clyſtir / vmb 2. Vhr deß halben Sei⸗ 
gers eyngegeben worden] in Gegenwart beyder Doctoren / hat wol vnd linde 
vier Stuͤl gewuͤrcket / ſchleimige und verbrandte Materien weg getrieben. 

Deß Clyſtirs Beſchreibung iſt dieſe geweſen. | 
R.Fol. Malvz 
Bifmalvz 
Mercurialis 
Brancz urfine 
Fumariz an. m. j» 
Betonicz 
Scolopendriz 
Scarlezan.m.S$, 
$em. Anifi 
Feniculi an.drach.ij. 
Pæoniæ excorticat& drach.j.S. 
Furfurisin petia ligati P.ij. 
Fol.Senz Alex. unc;j. 
Rad. Altheæ. 
Polipodij an. unc.S. 
Bacc.Lauridrach.iig 
Rad.Pe&onirunc.S. 
Fiat decoctio horum lege artis in ſ. q. aquæ usque ad tertias; 
pofthorasduas colentur. 
R.Col.lib.j.inaqua disfolve. 
Hierz picræ Galeni drach. iij. 
Conf. Hamech. ji 
Benedidtz laxativzan. drach.j. 
Ol, Violarum. 
Liliorum alborum communisan. unc.j. 
vitelliovorum num,. 
Sacch. rubeı unc.$. 
Mifce & fiat Enema, prefentetur hora 2.fig. Clyftir. A. 
Nach dieſem iſt geordnet werden ein Weichtraͤnck / auff nachfolgende 
Morgen) auf ein mal warm auf zutrincken defgleichen ein Pulver zu 


raͤuchern damit / wenns auff gluͤende Kolen run wird / alles — 
—8 n . yr. 





282 Das vierdte Buch / von Exempeln 
R.Syr.de Fumo tertæ unc.s. 
Endivia J 
Betonica 
Mellis rofati colati an.drach.ij. 
Aq.Fumi terræ 
Betonicæ 
Endiviæ an.unc.j. 
Mifce & fiat potus.Signerur Morgentranck B. 
Diefer Weichtranck iſt gebraucht worden/den 20. Jan. darnach auch etli⸗ 
che mal widerholet / wie drunten gemeldet. 
R. Ligni aloẽs ſcrupj. 
Maſticis drach.s. 
Succini albi ſcrup.j. 
Olibani drach.j. 
Gr. Juniperi drach.ij. 
Thymiamatis ſcrup.ij- 
Menthæ drach.s. 
Mifce & fiat pulvis craſſus pro fumo.Sig. Raͤuchpulver C. 
Dieſes Raͤuchpulver iſt auff gluͤende Kolen geworffen / zum raͤuchern ge⸗ 
hraucht worden / damit gute Lufft in Kammern vnd Stuben gemacht. 
Nach dieſem iſt wider Rath gehalten worden / daß er den Purgiertranck 
D. gezeichnet / brauchte den 2 1.Januarij,frü Morgens / drey Stunden fuͤr Eſ⸗ 


ſens / vnd von den Morſellen E. gezeichnet / oͤffter nuͤtzte / wenn er matt were. 
R.Rad.Borraginis drach.vj. a 


Pe&oniz unc.S. 
Cal.arom.drach.ij. 
Polipodii querciniunc.j. 
Glycyrrhiz& ralz & inciſæ unc.s. ı 
Cort.rad.Capp.drach.iij. 
Pafful.parvarum eledt.unc.j. 
Fol. Betonic® 
Fumi terræ an.Man.j. 
Scolopendriæ. Ceterach 
Scarleæ an. M.s. 
Cuſcutæ 
Cichorijan.m.s. 
Sem.Anifi. 
Feniculian.fcrup.ij.s. 
Paeoniz excorticarz dıach.j.s 
' —— 4. Sem. 








in Rathſchlaͤgen onferer Selchrien. 28 

4. Sem. frigidorum majorum an.drach,s, FE 
Senz Alex.fine ftipitib.unc.ij. 

Fol. Agaricitrochifcatirecentisdrach.iijj. _ 
Rad.Elleb.nigri drach j. 
Epithymi Creticiunc.s. 

_ Zinziberisalbi drach.j. 

Cort.citridrach.jj.s. 
Prunorum parvorum exnucleis n.viij. 

Flor. Borrag. 
Bugloifem.j. 
Stzch.Arab. 
Anthosan.p j. 

Fiat decodio horum in ſ. q. aquæ fontane purz adtertiz partis ca- 
füm , ftentpoftea ininfufione in loco calido , per horas quatuor , poftca 
eolentur cumaliqua expreflione. 

R.Colaturz lib.j.s.&adde Rhab.el.opt.drach j.s, 

Schenanthi 
Spiczan.gra.iij. 

Conquallentur pro nodulo longo , qui coquatur in priotidecodto, 
donecvisRhab.in decoctum infufa tuerit,poftbenc exprimatur,& aro- 
matifetur decoctum Cin.opt.drach.jj. 

R. Colaturz hujus unc.iij. in qua disfolve 

Syrupide Beronica 
de Fumaria 
deEndivia 
 Mellisrof.col.an. drach.ij. & fiat potio, 
v Signetur Purgiertranck D. 

R.Morful.Imperatoris meliorum unc.iij. 

Sing. Morfellen E. | 

Den 22. Yan. harter das Confect F. brauchen muͤſſen / fruͤe Morgends 
einer Caftanien groß / vnd Abends. — 

R.Cont.Roflsrum. 
Borraginis 
Bugloſſæ 
Violarum 
Salviz an.unc.s.. 
Rob.deRibes unc.j. 
de Berberis unc.s, 


Spec. Diarhodon drach.j. 








Sn ü Diamo- 





284 "Das vierdte Buch / von Erempefn 
Diamoſchu 
Letificantis Rafısan.ferup.j. 
Nucis Mofchatz — 
Charyophill. 
Macis an. fcrup. s. 
cum Syr. de cort. Citrig.(.hat mixtura forma conditi. 
Den 23. Jan. harer wider den Purgiertranck / G gezeichner / wie folget / 
gebraucher. / J 
R. Colaturæ decoctionis ſcriptæ drach. ij.s. & adde Syrupi, ut an- 


tea, & fiat potio. 
Tranck / G. 


Die nachfolgende Tage ſind bißweilen die Staͤrckconfect / Morſellen vnd 
der Purgiertranck noch einmal widerholet worden. 

Im Außgang des Monats iſt dem Krancken etwas beſſer worden / vnnd 
wider nach Hauß erlaͤubt worden / vnd folgends Regiment mit beygelegten 
Recepten jhm zu Hauß gegeben / vnd iſt beſtaͤndig Geſundt worden. 

Geſtrenger vnnd Ehrnveſter Herr / von E. Geſtr. Beſchwerung deß 
Haupts vnnd deß Leibs / mit welcher E. Geſtr. nun ein Zeitlang beladen 
geweſen / vnd zum Theil noch ſeynd / kompt von ſchweren Melan coliſchen ver⸗ 
brannten Gebluͤt und Feuchtigkeit / von welchem ſich boͤſe Daͤmpffe ins 
Haupt erheben / ſchwaͤchen dag Gehirn / vnnd vervrſachen alſo bey E. ©; 
Traurigkeit / Furcht vnnd Kleinmuͤtigkeit / erregen auch zu Zeiten Winde / 
Blehen vnnd Stechen in der Seiten / vnnd in dem Magen / auch fliegende 
Hitz im Haupt vnd andern Gliedern des Leibes / vnd pflegen ſolche Beſchwe⸗ 
rung beym Menſchen gern lang an zuhalten / vnnd ſonderlich / da man ſich 
mit Eſſen und Trincken nicht wol verhaͤlt. 

Diefer Beſchwerung aber / mit Gottes Huͤlff / abzuhelffen / ſtehet die Cu⸗ 
ration oder Heylung in dreyen Stuͤcken / als nemlich / in Benemung vbriges 
Gebluͤts / darnach in guter Ordnung Eſſens vnd Trinckens / vnnd anderer 
nothwendigen Ding / ſo die Lateiniſchen Aertzte Kes non naturales pflegen 
zunennen / letzlich auch im Gebrauch vernünfftiger Artzney. 

Das erſte Stuͤck / als die Aderlaß belangend / were es wol E Geſtr. Not⸗ 
turfft geweſen / daß man E. Geſtr. eine Ader haͤt ſpringen laſſen / dieweil aber 
E. Geſt. in wenig Monat zwier zur Ader gelaſſen haben / hab ich fuͤr vnnoth 
geachtet / daß man E. Geſtr. jetzt das Gebluͤt mehr hinweg laſſen ſolt. Kan 
derhalben biß auff den kuͤnfftigen Meyen verzogen werden / mitlerweil moͤ⸗ 
gen E. G.zu zeiten / wenn ſie baden / Koͤpffe laſſen an den Schultern ſetzen / 
vnnd das vberige Gebluͤt von jhr laſſen / vnnd ſonderlich / ſo ſie zuvor auch 
koͤpffen haben anſtehen laſſen. 

Das 








in Rarhfchlägen onferer Gelehrten. 28F 
Das ander Stuͤck belangend / wollen E. Geftr. gute Ordnung in Eſſen 
vnd Trincken halten / denn an dem am meiſten gelegen. Darvmb wollet alle 
grobe / vndawliche / kalte Speiſe / von Fiſchen vnd Fleiſch meyden / deßgle ichen 
alteıfo mie Blut oder Farbe gekocht find: Wolten ſich auch enthalten von ſehr 
geräucherten) fehrgefalgenen Speifen/ vnnd ſonderlich von denen’ fo lange 
zeit im Salg gelegen / oder mie Pfeffer ſehr gewuͤrtzet: Vnd desgleichen wol 
gen fih E. Ge. enthalten von allem / foin Tiegel gebacken vnnd ſehr feiſt iſt. 
Item von altem Kuͤhe / Ziegen ond Bockfleiſch / von alten Hirſchen Wilde 
pret / von alten Schweinen Wildtpredt / auch von Haaſen Wildt⸗ 
pret / von allen Waſſer Federwildtpret / von Gaͤnſen / Enten vnnd andern 
Waſſer Vogeln. Alſo wolten auch E. Geſtr. nicht viel Milch oder Milch 
muß eſſen / auch kein faule Kaͤſe / wolten ſich auch enthalten von Erbeis / Bo⸗ 
nen / ſawer Kraut / von rohem Obſt / von Linſen vnnd ſehr ſchwartzem Brot. 
Denn dieſe Speiſe alle geben wie Galenusfchreiber/ z de locis aff. ein boͤſes / 
ſchwer / Melancoliſch Gebluͤt. Alſo wolten auch E. Geſtr. alle ſehr ſchleimige 
Fiſche / auß ſtehenden Waſſern und andern Waſſern gefangen / fliehen / als 
da find Karpffen / Schleihen / Olrupen / Stoͤhr / Lachs / Wels / Neunaugen / 
Bricken / Steinbeiffen / vnd andere dergleichen. Vnd ob E. Geſtr. zu weilen 
davon eſſen wolten / ſol es doch maͤſſig ſeyn Sondern E. Geſtr. wolle gute 
dawliche Speiſen zu jhr nemmen / welche jhr gut friſch Gebluͤt geben moͤgen / 
als da ſind / Kappaunen vnnd junge Huͤner / Schoͤpſen vnd wol erwachſen 
Kalbfleiſch / Laͤmmer / junges muͤrbes Rindfleiſch / zu Zeiten auch von einem 
jungen / reinen Schwein fleiſch / welches nicht ſehr feiſt iſt Von feder Wildes 
pret moͤgen E. Geſtr.eſſen alles / ſo ſene Speiſe in Waͤlden ſuchet / als da find 
Phaſan / Haſelhuͤner / Brickhuͤner / Awerhanen / Feldthuͤner / Von anderm 
Wildpret bekompt E. Geſtr. Rehen Wildtpret / junges Hirſen Wildtpret / 
junge jaͤrige Foͤrſchlinge von Sawen. Vnd ſolche Speiſen mögen E. Geſtr. 
zu Zeiten gekocht / zu Zeiten gebraten zu jhr nemmen / Viel ſchwartzes Eſſen / 
wie zuvor gemeldet / find E. Geſtr. nicht geſundt. Daaber E. Geftr. von 
Wildpyret eſſen wollen / moͤgen ſie es in andere Weiſe laſſen zurichten. Es 
moͤgen auch E. G. zu zeiten von friſchen / newen Eyern eſſen / auß der Scha⸗ 
len / oder auffs Waſſer geſchlagen: Harte Eyer / oder auff Butter geſchlagen / 
find E. ©. nit geſundt. Bon Zugemuͤſern eſſen E. ©. Zwetzſchken / gedoͤrte 
Kirſchen / Gerſten Graupen / mit Huͤnerbruͤe durchgeſchlagen / Item Haber⸗ 
muͤfer / Weinmuͤſer / Mandelmuͤſer / Roſinmuͤſer / gelbe vnd weiſſe Ruben. 
Von Fiſchen moͤgen E. Geſtr. eſſen Hechte / Perſchken / Fohren / Aſchen / 
Elraß /Schmerlen / Gruͤn deln / vnnd andere auß flieſſenden Waſſern gefan⸗ 
gen / vnd mögen dieſelben geſotten / gebraten / auch zu Zeiten auß der Wuͤrtze eſ⸗ 
ſen / doch ſollen ſie nicht ſehr gewuͤrtzet ſeyn. 
in dl Es 





285 Das vierdie Buch / von Exempeln 


Es wolten ſich auch E. Geſte. gewet hnen / nicht mehr deñ zwey mal ein Tag 
zu eſſen / vnd zwiſchen Mahl nit zutrincken vnd wolten zu Morgenmal mehr 
eſſen / denn gegen Nacht / Wolten auch gegen Abendt zeitlich eſſen / vnd zerslich 
auffhoͤren zu trincken. Dach dem eſſen / wolte E. Geſtr. von dem Pulver / welchs 
E. G. R. verzeichnet haben / als viel zu jr nemmen / als fie mit vier Fingern moͤ⸗ 
gen erheben / vnd nit ſo bald drauff trincken wird E. G. den Magen ſtaͤrcken / 
vnd auch wehren / da ß die Daͤmpffe alſo ſehr ins Haupt nit ſteigen moͤgen. 
Es moͤgen auch E. G.an ſtatt des Pulvers bißweilen ein Stuͤcklein gute 
Latwerge gebrauchen / oder etliche Koͤrner vberzogen Coriander. 

Die Lufft belangendt / wolten E. G. in mittelmaͤſſiger Waͤrme vnd Kaͤtre 
wohnen / wollet allen verhaltenen / duͤmpffigen / ſtinckenden / neblichten / ſehr 
windigen / auch ſehr hitzigen Lufft meyden / wolten auch alle morgen ihr Zunmer 
mit wolriechenden Raͤuchpulvern / oder aber mit ein tocnigAgeflein/oder auch 
mit Wacholderbeeren beraͤuchern laſſen / vnd da es muͤglich ſeyn kan / ſollen 
E. Geſtrengheit gegen Mitternacht / oder gegen Morgen jhrer Gemach Auf 
gang der Fenſter haben. 

Den Schlaff — wolten ſich E. ©. ja fleiſſig zur naͤchtlichen 
Ruhe halten: denn in dieſer E. ©. Beſchwerung iſt nichts beſſers / denn ein 
natürlicher Schlaff / vnd da E. 5. zu Nacht fchlaffen koͤnnen / wolten ſie den 
Tagſchlaff meyden. Es wolten ſich auch E. G.gegen Nacht nicht bald auffs 
Eſſen ſchlaffen legen / ſendern auffs wenigſte zwo Stunden nach Eſſens ver⸗ 
harren / vnd da E. Glan Nachtſchlaff mangeln wolte / haben E. ©. ein Ver⸗ 
zeichnuß etlicher Kraͤuter zum Fußbad / auß welchem man E. ©. die Arm 
vnd Bein / von oben herab, — ſeuberlich reiben vnd waſchen ſoll / 
darnach mit einem warmen / treugen Tuch / auch vnter ſich abtruckenen. Diß 
Fußbad wird E. G. die hitzigen / ſcharffen / boͤſen Feuchtigkeiten von dem 
Haupt vnter ſich ziehen daß E. Geſtreng. deſto ſaͤnffter ruhen moͤgen. 

Die Bewegung des Leibes belangend / wolten ſich E. G.weñ das Wetter 
gut iſt / zu morgens mit gehen ziemlich bewegen / denn ſolche Bewegung iſt zu 
Erhaltung der Geſundtheit gantz dienſtlich / vberige Ruhe iſt dem Leibe ſchaͤd⸗ 
lich. Da aber auch E. G. Vngewitters halben ſich nicht bewegen koͤndten / 
fo mögen fie fich zu morgends im Bette / ehe denn fie auffſtehen / mit wa rmen 

Tuͤchern an den Schuldtern Armen vnd Beinen ’enter ſich reiben laſſen. 

Die Reinigung des Leibes belangende/ wolten / E. G. Achtung auff fich 
haben / daß ſie taͤglich ſtulfertig ſeyn moͤgen / auch keine Wind vnnd Waſ⸗ 
ſer verhalten / vnd da Verſtopffung des Leibes vorfallen wolte / ſo moͤgen E. 6. 
ein gemein Stulzaͤpfflein / von honig vnd ein wenig Saltz zu gerichtet / von 
hinden zu jr nemmen / oder wolte an ſtatt der Zipfſame eine linde Clyſtir ge⸗ 
brauchen / wis denn allhier geſchehen. So haben auch E. G.etliche Feine ge⸗ 

ringe 








in Rathſchlaͤgen onferer Gelehrten. 287 
ringe Pillen] J. gezeichnet / von welchen E. G. in vierzehen Tagen oder drey 
Wochen ein mal7.oder . auffn Abendt / wenn ſich E. G. zu Bert legen wollen / 
mit einem Loͤffel vol Biers eynſchlingen / moͤgen die folgen de Nacht jre Nor 
turfft hernach ſchlaffen / wollet aber nie ſchwitzen / vnd muͤſſen E. ©. denſel⸗ 
bigen Abendt zuvor zeitlicher vnd weniger eſſen denn ſonſt. Es wolten ſich 
auch bißweilen E. G. in ein Wannen Bad ſetzen / vnd eine halbe Stunde dar⸗ 
innen verharren / vnd ob man zu Zeiten Roſen / Salat / Erdbeerkraut / Ca⸗ 
millenkraut / Blumen / vnd auch eine gewachſene Gerſte / jedes eine Hand⸗ 
poll darinnen verſieden lieſſe / koͤndte nicht ſchaden. Es mögen auch zu zeiten 
E. G.ein Schwitzbadt halten / vnd am ſelbigen Tage des Morgens fruͤe 
vmb drey Schlaͤge / wollen E. G. ein Quintlein guten Thyriack oder Mithri⸗ 
dat / in vier Loͤffel voll Cardobenedickenwaſſer / vnd in alſo viel lauterm Werts 
zuſammen vermiſcht / vnd warm gemacht / im Bette außtincken / moͤgen auch 
in ſolchem Schwitztranck ein Quintlein eyngemachten Borragen Zucker zer⸗ 
treiben. Auff ſolchen Schweistranck wolte E. Geſtr. ſechs Stunden fafteny 
Ihres Gefallens drauff ſchlaffen / vnd da ein Schweiß hernach folgen wolt / 
mögen in E. G. eine halbe Stund gehen laſſen. Koͤndte nun E. G. auff ſol⸗ 
chen Tranck nüchtern baden / ſo mages geſchehen / koͤndten aber E. Geſtr.nuͤch⸗ 
gern nicht baden / ſo faſten ſie / wie angezeigt / ſehhs Stunden / darnach eſſen fie 
linde / vnd dawliche Speiſen / vnd nach gehaltener Malzeit / vber vier Stun⸗ 
den gehe E. Geſtr. ins Schwitzbad / vnd ſchwitzen wol drauff / und da E. ©. 
gewohnet weren / Koͤpffe an der Schuldtern zuſetzen vnnd zu hawen / moͤge 
E. G. der Gewonheit gnug thun / darnach laſſen ih E. G. außbaden / nach 
dem Baden legen ſich E. Geſtr. in ein Bette / wollet nicht eſſen noch trincken / 
biß jhr wol erkuͤlet ſeydt. Dieſer Schweißtranck wird E. G. die Verſtopffung 
der jnnwendigen Glieder des Leibes eroͤffnen das Hertz ſampt dein gantzen 
Leibe ſtaͤrcken. 

Letzlich wolle E. Geſtrengheit auch alle Sorgen / ſchwere Gedancken / 
Furcht / Trawrigkeit / vnd was das Hertz ſchwer vnd trawrig machen kan / zum 
hoͤchſten vermeyden / vnd muͤſſen hierinn E. Geſtr. jhr eygner Artzt ſeyn / wol⸗ 
let nicht muͤſſig ſeyn / ſondern allzeit etwas fuͤrhaben zuthun vnd zuſchaffen / 
wollet auch nicht alleine ſeyn / fondern wollet gute Freunde bey euch haben / 
welche E. Geſtr. wol leyden koͤnnen. Es wolt auch E. Geſtr. mit ſolchem Ge⸗ 
ſchwaͤtz vnd Beywohnungen ſich froͤlich machen fo werden E. Geſtreng.viel 

chwermuͤtigkeit vergeſſen / vnd derer / mit Gottes Huͤlff / loß werden. Da 
aber ſolchs nicht geſchehen ſolte / ſo wuͤrde E. Geſtr. Beſchwerung deſto laͤn⸗ 
ger anhalten. Vnd alſo viel vom andern Theil dieſes Berichts. 

Folget das dritte Stück dieſes Berichts vom Gebrauch der Artzney. 
VBVunnd wolten E. Geſtreng. hiebey wiſſen / daß wir derſelben ſieben Arhney 
allhier 


> 


uf 4 IL h, 
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788 Das vierdte Buch / von Exempeln 
allhier in der Apotecken haben zurichten laſſen I mir jhr anheim zunemmen/ 
als nemblich etliche Kuͤchlein / ein Pulver / ein gemachte Staͤrckung ein Ma⸗ 
genpfiaſter / ein Pflaͤſterlein aufs Haupt zulegen / vnd etliche geringe Pillen / 
auch eine Salbe fuͤr die Hitz der Leber / dieſelbigen wolten E. Geſtr.brauchen / 
wie folget. 
Erſtlich ſeynd die Kuͤchlein K. gezeichnet / welche E. G.allbereit haben / von 
denſelben wolt E. G. morgens drey / vmb Veſperzeit zwey eſſen / vnd wolten 
zwo Stunden hernach faſten / vnd wolten damit anhalten / als lange fie weh⸗ 
ren / werden E. Geſtr. das Haupt / das Hertz den Magen / das Miltz / ſampt 
dem gantzen Leibe ſtaͤrcken / gut friſch Gebluͤt machen / vnd fuͤr die Schwer⸗ 
muͤtigkeit dienſtlich ſeyn. Zum andern haben E. Geſtr. das Pulver H. ge⸗ 
zeichnet / von demſelbigen wolte ſie alle mal nachm eſſen / wenn ſie nimmer 
trincken wollen / als viel zu jhr nemmen / als E. Geſtr. mit fuͤnff Fingern moͤ⸗ 
gen erheben / vnd wolt auch etliche Tage damit nachfolgen / wollet auch alsbald 
nicht mehr drauff trincken / noch eſſen / wird E. Geſtr.den Magen ſtaͤrcken vnd 
ſchlieſſen / auch wehren / daß die Daͤmpffe in E. Geſtr. Haupt nicht vber ſich 
ſteigen moͤgen. Zum dritten iſt die Staͤrckung L. von derſelben wolle E. G. 
nach vernuͤtzten Kuͤchlein / alle Morgen vnd Veſperzeit / einer guten Caſta⸗ 
nien groß zu jhr nemmen / vnd wollet auch zwo Stunden allemal darnach fa⸗ 
ſten. Vnd muͤſſen E. Geſtr.hierbey Achtung geben / daß E. Geſtr. die vorigen 
Kuͤchlein / ſo es jhr gefaͤllig und auch dieſe Staͤrckung / eine Woche vmb die 
ander / vnnd nicht zu gleich gebrauchen duͤrffen / wirdt E. Geſtr. auch das 
Haupt / das Hertz / ſampt dem gantzen Leib / ſtaͤrcken Zum vierdten haben E. 
G.ein Magenpflaſter / M.gezeichnet / daſſelbe Affe E. Geſtr.an einem ſeidenen 
Borten hefften / vnd hengen es vor den Magen / daß der ſpitzige Ort die Hertz⸗ 
gruben / vnd das breite Theil den Magen bedecke / vnd wenn E. Geſtr.blehen 
oder Wehtagen im Magen empfinden / ſo tragen es E. Geſtr. einen Tagynd 
Nacht / acht oder zehen / oder auch laͤnger vber dem Magen / daß es gerade 
aufn Magen liegen bleibe / vnd alle mal wenn E. Geſtr. eſſen wollen ſollen 
ſie es abnemmen / vnnd zwo Stunden nach Eſſenswider vberlegen / denn es 
wird E. G.den Magen / ſampt der dawlichen Krafft ſtaͤrcken / vñ die Blehung 
vertreiben. Zum fuͤnfften / haben auch E. G.ein klein ſpitzig Pflaͤſterlein / N. 
gezeichnet / wenn E. G. befinden / das jhr der Fluß vnter ſich fehr fallen will / ſo 
ſol man ſolch Pflaſter E. ©. fruͤe auff das Blaͤtlein des Haupts legen / vnd 
ſollen es E. G. die Nacht biß auff Morgen vberhalten / darnach moͤgen es G. 
G. am Tage abnemmen / vnnd gegen Nacht wider aufflegen. Denn es wird 
E. G. die Fluͤſſe auffhaͤlten / daß ſie alſo ſehr vnter ſich nicht fallen moͤgen / 
vnd wird E. Geſtr. das Haupt mit ſtaͤrcken vnd wenn der Fluß auffhoͤret zu⸗ 
fallen fo mögen auch E. G. mit dem Pflaſter nachlaſſen. de 
sich 











in Rathſchlaͤgen onferer Gelehrten. 289 
Legylich / und dieweil die Feuchtigfeit/ von welchen E. G. Beſchwerung 
jren Vrſprung nimpt/ ven Tag zu Tag fich pflegen zufamlen / haben die Ge⸗ 
lehrten vnd gerftändigen Aertzte fürgut angeſehen / daß manin ſolchen De 
ſchwerungen / offtmals die Leute purgieren vnnd reinigen ſoll / doch mit ver⸗ 
nuͤnfftigen Artzneyen / damit ſolche Feuchtigkeit und Fluͤß nit zun emmen mo 
gen. Derhalben haben E. G. wir etlichen Pillen verordnet / von welchen fie 
in zehen oder vierzehen Tagen einmal ſieben oder neun gegen nacht / wenn 
ſich E. Geftr. jest zur Ruhe legen wollen / mit einem gebratenen Apffel / oder 
mit einem doͤffel voll Bier eynſchlingen wollen. Es mögen E. Geſtr. jhre 
Notturfft drauff, ſchlaffen / woller abernicht ſchwitzen / müffer aber auff den. 
felben Abende zuvor defto zeitlicher und weniger eſſen. Diefe Pillen werden 
E. Geftr.den andern Tag hernach einen Stulgang oder zween / mit Gunſt 
zu ſchreiben / mehr machen denn ſonſt / vnnd werden dieſelben Melancoliſche 
boͤſe Feuchtigkeiten / ſo E. Geſtr.beſchweren / mit den Stulgaͤngen hinweg 
treiben. 
Da auch E. Geſtr. His der Seber empfinden! mögen fie fich mit dem Ce- 
rato Santalino ©. zurrecheen Seiten / auff die kleinen Rieben reiben! zu 
Morgens end Abend falben laſſen / wird E. Geftr. die Hitze der Leber lindern. 
Gott gebe durch Chriftum vnſern HER RN / daß E. Geſtr. diefe verordnete 
Artzney wolbekommen moͤge / zu feinem goͤttlichen Lob / vnd E. Geſtr. Seelen 
Seligkeit / vnd langem geſunden Leben / Amen. 
R. Cinamomiinterni optimi drach.iij. 
Galangæ drach. j. 
ZZ. albi drach.j.s. 
Maceris ferup. ij. 
Carnium Cyton. ficcarum drach.ij. 
Caryophyll. drach.j. 
Myrtillorum Ical. icrup. ij. s. 3 
Coriandri przparati fcrup. iiij. 
- - Corall.rub.drach.s. 
Sem. Aniſi 
Fœniculi an. drach.). s. 
Carui ſcrup.ij. 
Margar.pr&paratarum drach.s. 
Pulverifanda pulverifentur, commifeeantur,& mixtisadde: 
| “> .,. $p.Diatrion Sandali drach. j. 
| degem. frig.drach.s. 
| Sacchari albi adpondusomnium:immilceantur folia auri in- 
Be Oo ciſa, 








"290 Das vierdte Buch / von Erempeln 
eifa ,numero iij. & fiat pulvis. Signetur Pulver nach Eſ⸗ 
ens H. Bi; 
R. 2 Hierz fimp.drach.j. — 
Malſſæ pill. de fumo terræ R .i 
accreoativarum an.fcrup. ij. 
Kork — 
R hab. electi.opt. 
Epith. Cretician.drach.s. 
Maftiches electæ 
Flo.Stach. arab. an. gr. iij. 
Spicæ gr. ij. 
ZZ. albigr.v. ——— 
Redigantur ſingulain Pulverem, & cum aqua fiat maffa, exqua 
formentur pillulenum. 21. cum aquis preferiptis. Dentur in pixide.Sig. 
illen I. 
? R.Sp. Dianthos drach. j. 
Diambre drach.j.s. 
Diamarg. frig. drach. ij. 
LztiizGaleni _ 
Rhafısan. drach. j. 
Sacch. albifs. in aquis Borrag. & Rofarum odoriferisdisfoluti une, 
1X. fiat confe&ioinRotulis. Sig. Staͤrckkuͤchlein K. 
R. Conf. Borraginis 
Buglofl& an. unc. ij. 
Violarum 
Rofaruman. unc. j.s. 
Anthos 
Paonizan.unc.j. 
Cort. malicitri condit. unc.j. 
Cort. arantiorum condit.drach.vj. 
Sp. el. delignoaloes ferup. ilij, 
Diamofchu dulcis 
Diarrhodon.abb. drach. j. s. 
Margarit. orient.non perfor. & pre- 
parat. fcrup.ij. & 
Sem. malicitri drach.s. 
Spec. Læticiæ Galeni,lztificantisan. drach.j. 


Cynamomi inter. opt. drach.j.s. 
Nucis 








in Rathſchlaͤgen onferer Gelehrten. 29 
Nucis Mofchatz cond.ferup. ij. Miu 
Pulverifanda pulverifentur, & ıerenda terantur & cum Syr. de 
Borragine & corticibus Citrig. (.mixtum decimetur. Signetur Con 
fect L. 
R. Maſticis 
Cort. Thuris 
Cariophyllorum 
Ligni aloẽs crudi an. drach 
Calamiarom. ſcrup.iij. 
Galangæ drach.j. 
Cor præparat. 
Rad. Cyperian. drach.s. > 
Cardamom utriusquean.drach;j. 
Gr. paradyliferup.j. 
Storacis calam. drach. ij. 
Ladani puriunc. s. 
Pulverifentur pulverifanda craffo modo, & cum cera & pice navali 
q. ſ.ſiat cum piftillo calido mafla, quæ extendatur füper corioad for- 
mam ſcuti facto. tegatur ferico & interluatur.Sig. Magenpflafter M- 


Do U Becricht 





292 Vorrede. 


Bericht son den Wechſeltagen/ auch 


Monden vnd Jahren / criticis oder climactericis ge⸗ 


nannt / woher fie kommen / welche esfind/ond wie fie 
nuͤtzlich ſollen gebraucht werden / 


An | 
Den Wolgebornen Herr / Herrn Hyneck Sreyherin 
zu Waldtſtein auff Pirnitz / Roͤm. Keyſ. Majeſt. Rath 

vnd Landtshauptmann in Maͤhren /geſtelt / 


PVorhinkurs in Rathſchlaͤgen / Nun aber vermeh⸗ 
ret vnd außfuͤhrlicher gethan: 


Zu Ehren vnd Nutz obgemeldten meinem gnaͤdigen Herrn/ 
vnd der gantzen loͤblichen Landtſchafft / dreyer Staͤnde / von 
Herrn / Rittern vnd Staͤdten in Maͤhren / 


Durch 


Jacobum Horftiumder freyen Kuͤnſt vnd Ark 
ney Doctorn. 


Olgeborner Gnaͤdiger Herr / ewer Gnaden / 
der meine demuͤtige geflieſſene Dienſte allzeit zuvor 
ſind / gehen zwar offter in ſich ſelbſt / mit Betrachtung 
der Muͤhſeligkeit deß Lebens inn allen Staͤnden dieſer 
Welt. Jedoch wenn ſie von der ſchweren Laſt der Regierung deß 
loͤblichen Marggraffthumbs in Maͤhren / die Roͤm. Keyſ. Majeſt. 
E. Gn.wegen jhres hohen Verſtandes vnd Erfahrung fuͤrnemb⸗ 
lich aufferlegt / ſich erholen / vnd etwas Ruhe haben / ſuchen E. Gn. 
auch jhre Erquickung / nicht allein durch Jagen / vnd andere Herrn⸗ 
Luſt / ſondern auch durch Erkuͤndigung der Geheimnuß der Na⸗ 
tur / in Schrifften der Gelehrten. Denn dieſelbe vns nicht allein 
zu Gottes Erkaͤndtnuß / ſondern auch zu vnſers vnvermercklichen 
Elendts Vinbwaͤchslung / Vrſach vnd Mittel fuͤhren / vnnd ons 





viel 


* len ’ 








| | Vorrede. 293 
viel Schmertzen vnd Creutz dieſer Welt lindern. Darvmb / da ich 
durch viel Ermahnung / neben meinem muͤhſeligen Beruff der 
Profeſſion / in dieſer hohen Schul / der Julius Vniverſitaͤt / wider⸗ 
vmb Teutſch etlich Geheimnuß der Natur außlegen vnnd außge⸗ 
hen laſſen ſollen / kan ich dieſe Arbeit / die ich etwañ kurtz von Wech⸗ 
ſeltagen E. En. ſchrifftlich und muͤndtlich vorlaͤngſt mitgetheilet / 
beſſer vnd mehr außzulegen nicht vnterlaſſen. Es wird dieſe Lehr 
von jeden vornemmenvnd hochverfiandigengeuten offtinalleriey 
Geſpraͤch gedacht / aber fieift faſt ſchwer vnnd dunckel/ bißweilen 
mehr vnrecht / als recht / Deffen gemeldet oder gebraucht. Ders 
wegen außführlicher vnnd weitläufftiger Lehre inn teutſcher 
Spraach wol von Noͤthen. Es iſt wol alſo / daß nichts ſo vollkomb⸗ 
lich / ſo gewiß / es kan wol bißweilen jrren / aber dennoch das meiſte 
Theil bleibet der Kunſt jhre Gewißheit / vnnd gibt viel gute Nach⸗ 
richtung. Solchs wiſſen hochverſtaͤndige / erfahrne vnd hochge⸗ 
lehrte Leut / vnd iſt dieſe Lehr von dem allerweiſeſten Hippocrate 
vnd Galeno ſehr fleiſſig erſt inn acht genommen worden, darnach 
beſchrieben. Sie koͤmpt auch vbereyn mit Goͤttlicher Sehre/ daß 
der ſiebende Tag von ſhm geehret. Den 40. Tag die gröſſeſten 
Veraͤnderung vnnd Auffhoͤrung vieler Dinge inn der Welt ge⸗ 
ſchehen / der Suͤndtflut ab vnnd zulauff / deß Faſten deß HERAN 
Chriſti/ꝛc. Nun kan ichs nicht gnug achten / daß diß inn Latein vnd 
Griechiſcher Spraach in hohen Schulen allein gelehret / ſondern 
ich thue meinen Fleiß / daß ſolche noͤthige Lehr von den Wechſelta⸗ 
gen klaͤrlich an Tag / auch bey den Teutſchen / gebracht werde, 
Denn es iſt eine nuͤtze und noͤthige Schr inn vielen Kranckheiten/ 
auch im Alter deß Jahrs / dieweil es nicht allein die Tage/fondern 
auch die Jahr deß Alters deß Menſchen antrifft. Darvmb vnter 
ewerm Namen / zu Ehren vnd Nutz E. Gn. vorauß / vnd der gan⸗ 
tzen ehrſamen vnd loͤblichen Landtſchafft in Maͤhren / ichs allhier 
an Tag geben wollen. Bitte aber E. Gn. vnd andere Herren / Rit⸗ 
ter vnd Buͤrger ewer Landtſchafft / wollen dieſe meine geringe Ar⸗ 
beit in beſten auffnemmen / als eine vnterthaͤnige geflieſſene Erzei⸗ 
PR. 6 gung 


— 
ER, Be 
——— Pa — 


294 Das vierdte Buch/von Crempeln 

gang in alweſen verſtehen / und euch alien mich befohlen ſeyn laſ⸗ 
‚fen. Hiemit Gott befohlen. Datum inn der Julius Vniverſitaͤt 
zu Helmſtaͤdt den 12. Januatij, Anno 1588, 


€ Gm r 
Dienſtwilliger 
Jacobus HorftiusD; 
Bericht vonden Wechfeltagen/fo fonft 
eritici genannt. 
ge K Siſt eine groſſe Frage / ob ein Tag / Mondt oder Jahr für 
ais deran · ¶ dem andern mehr gelte / inn Veraͤnderung der Kranckheiten / deß Ab 
Cie Mey. ters / Lebens vn allerfey leiblichen Zufaͤlle. Etliche find in der Meynung 


nungresfen geweſen / daß fein Ding ſey / esheiffe Rieränderung der Krankheit) oder wie 
hide 68 wolle / daß da nit koͤnne in einem jeden Tageı Monat oder Jahr fo wol end 
Tage, fo offt / alsin den andern geſchehen. Vnd diefeiben pflegen die] welche etwas 
anders lehren / zuverachten / vbel außzumachen / vnd Tagewehler zu ſchelten. 
Vnd es iſt zwar nicht an dem / daß faſt alle Ding auff allen vnnd jeden Ta⸗ 

gen zu geſchehen pflegen als wie der Galenus lehret / daß er vie Veränderung 

oder Wechslung der Kranckheiten fleiſſig in acht gehabt / von ſeiner Jugendt 

auff / biß an fein hoͤchſtes Alter / auchwol gemercket / wz andere Gelehrte vor jm / 
fonderfich der fuͤrtreffliche / hohe Arge Hippocrates auffgemercket / erfahren 

vnd davon geſchrieben verlaſſen / vnd habe nicht anders befunden / denn daß 

alle vnd jede Tage die —— der Kranckheiten geſchehen were / aber in 

etlichen viel mehr / in etlichen weniger / auch in andern gluͤckſeliger / in andern 

Weiche Ta⸗ vngluͤckſeliger / vnd den zwoͤlfften Tag nicht / vnd den 16. tag niemals. Gott 
— ſelbs in der heiligen Schrifft ſchilt auch die Tagewehler / vnnd die Egyptier 
werfien. haben eine aberaläubifchesehr hinder ſich verlaſſen / die jhr viel jetzt in dem Ca⸗ 
1. lender boͤſe / vngluͤckſelige Tage heiffen. Denn dieſelben Tage feine Vrſach / 
—— weder in Gottes Worrt / noch in der natuͤrlichen Kunſt haben / daß fie boͤſe / 
ond ſo boͤſe ſeyn ſollen / daß werden Tag zur Ader laͤſſet / fol das Jahr ſter⸗ 
gränbifih, ben oder vnſinnig werden. Darzu iſts wider die Erfahrung. Denn ich ſelbſt / 
vB. daich ein junger Medicus pra&icuswar/nicht allein für den Zeichen ſondern 
viel mehr vor den angehenckten Lehren / mit groſſen Trawworten Todts vnd 
Vnſinnigkeit / wie obgemeldt / mich faſt entſetzet / vnnd doch jhnen nicht zu 


glauben 


in Bericht von Wechſeltagen. 295 
glaͤuben dachte / ich befuͤnde denn gewiſſe rationes, das iſt/ Veſach / warvmb 
die Tage ſolten boͤſe vnd vngluͤckſelig ſeyn / oder da ieh nicht anuafam Vrſach 
haben koͤndte / Erfahrung / die es beſtetiget. Aber es geſchahe bald / daß in einem 
derſelben boͤſen Tagemeun oder schen zugleich zur Ader lieſſen / die ich zwar 
wol merckte / da geſchach keinem das geringſte Boͤſes anſeinem Leib noch 
Sinnen das gantze Jahr. Deßgleichen ſonſt oͤffter ich erfahren / daß ſolche 2. 
Egyptiſche Tage nicht / dieſes das fie von jhnen ſchreiben / mitbringen. Dar⸗ Inſerae 
vmb ich jhren Vnglauben vnnd Superſtition ſtets verachte / als eine rechte ſhe boſe Ta⸗ 
abgoͤttiſche Tagwelung. Dergleichen abgoͤttiſche / aberglaͤubiſche Tagwehlung sewehlet. 
kompt mir fuͤr in den Calendern / oder Jahrs prognoſticis, da in einem hier/ 
im andern dort / etliche wollen vnd duͤrffen prognoſticieren / die Stadt ſoll die⸗ 
ſe Tage deß Jahrs außbrennen / der groſſe Herr ſoll dieſen Tag ſterben / oder 
gefangen werden / etc. Es iſt doch dieſem feine Vrſach in aller Kunſt / noch 
jergend eine Erfahrung. Aber dieſe wagen es hineyn / ob es ein mal gerathen 
wolle / das alsdann ſolte jhnen groſſen Namen machen / wie offt / wie viel 
hundertmal es ſonſt gefehlet. Dieſem ruhmredigen Betrug kommen ſie auch 
zu Huͤlffe mit etlichen Buchſtaben auff die Tage im Calender zu ſetzen / aber 
wer Verſtandt hat / der weiß / daß Buchſtaben etliche zuſammen geſaͤtzt / wol 
moͤgen auff viel oder mehr Weiſe außgelegt werden. 

Aber wo vernuͤnfftige Vrſachen / oder auch allein Erfahrung klaͤrlich Eh 
lehret / daß ein Ding / oderetliche Dingenichtan allen Tagen ond Zeiten] — 
fondern auff ſonderliche Tage vnd Zeiten allein geſchehen / oder aber / wenn fie Ib iſt. 
gleich auff alle Tage geſchehen / doch auff etliche ſelten / vnd nicht ſo recht noch 
fo gluͤckſelig / auff etliche andere gewiſſe Tage viel oͤffter / mehr vnd gluͤckſeliger / 
dieſe Tage ſind billich zumercken / vnnd wegen groſſer Veraͤnderung der 
Kranckheiten / Alters / Leibs vnnd Lebens von den Aertzten fleiſſig in acht zu 
haben. Vnd koͤnnen dieſer Tage Auffmerckung / nit Tagewehlung von Gott 
verbotten / verſtanden werden. Denn die Erfahrung gibt diß klaͤrlich vnnd 
ſichtbarlich. Die Vrſach / ob ſie wol dunckel vnd nit allen glaͤublich fuͤrkoͤmpt / 
ſo iſt doch etliche nicht zuverachten / ja ſo auch deſſen keine rechte Vrſach die 
Vernunfft faſſen kan / ſo iſts doch gnug / daß eg die taͤgliche Erfahrung alſo 
vnd nicht anders bezeuget. Denn es ſind viel Ding in der Natur / die die be⸗ 
wehrte Erfahrung außweiſe / vñ derer doch keine Vrſach die Vernunfft geben 
kan / genaũt. Darvmb die Wechſeltage / Monden vnd Jar / in welchen gewiß 
ein Tag / Mond oder Jahr / mehr vnnd offter gluͤckſeliger als in den andern / 
oder in welchen gefaͤhrlicher vnnd gluͤckſeliger als inn den andern ſonderliche 
Veraͤnderung der Kranckheiten / Altersisgibs vñ Lebens geſchehen / billich zu * * 
mercken find. Dieſe haben die rechte gelehrte vnd allerweiſeſte Medici, die Al-Wechſelta⸗ 
cen / ſo fleiſſig der warheit ich befuiſſen / vñ ales nach der Richtſchnur / entweder far 


der 





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In welchen 
Krandheis 


Es... | 
der Erfahrung oderder Vernunfft / abgemeſſen / allererſt gemercket / auff ge⸗ 


Das vierdte Buch / von Exempeln 


zeichnet / vnd gewiß gemacht. Den Hippocrates angefangen / Galenus ſolchs 


ten die Weg Volbzacht. Aber die plöge Veraͤn derung oder Wechſel der allergroͤſſeſten ſchnel⸗ 


fetmeiften 


fen Kranckheiten / hat erſtlich aelchre die Erfabrundlllein. Denn esfind 


ee iel groſſer Kranckheiten / Peſtilentz / Hauptkranckheiten / ſtarcke Fieber / 


Wechſels 
Zeichen. 


Wechſels 
Vorbotten. 


@rcfe 
ſchnelle 
Kranckhei⸗ 
ten zweyer⸗ 
Ky. 

Is 
Datinnder 
Wochſel 
erıfis 083 
rannt/ges 
ſchich t. 

2% 
Darinn der 
Wochſel 
erafıs atz 
nanntı nicht 
aeſchicht. 
TE ie die 


arc fie Krãck⸗ 


beiten darıh 
feinrechter 
Möcchfel 
erıfis,ges 
ſchicht / ge⸗ 
fabriich wi⸗ 


datoen.man. 


Vrſach der 
ſchnellen 
Kranckhei⸗ 


Halßgeſchwuͤr / Stechen der. Seiten / Lungen Entzuͤndung / vnd dergleichen 
Kranckheiten alle / welche ſchnell vnnd nicht langſam auffhoͤren / darinn zur 
gewiſſen Beränderung oder Wechſel der Kranckheit vorfältijesundeine groß 
ſe / vbermaͤſſige Entledigung / durch Schweiß oder Waſſer / oder Stulgaͤn⸗ 
ge / oder Brechen oder Naſebluten / oder guͤlden Ader / oder Weiblichen Blut, 
gang / das andermal ein Fluß ins Bein oder anders wo hin / vnd eine Eroͤff⸗ 
nung deß Geſchwuͤrs / abſceſſus genañt. Vnd ehe dieſer Wechſel der Kranck⸗ 
heit geſchicht / gehet die nechſte Nacht oder Stunden zuvor groſſe Angſt vnnd 
Vnruh in des Krancken Leibe / entweder / daß er niergend fan auff einem Dre 
bleiben / oder daß er ſchwer Athem holt / oder waͤſſerige vnd rothe Augen hat / 
oder groß Haͤuptwehe vnnd des Genieks fuͤhlet / oder dunckel vnnd vnrechte 
Phantaſey ſihet / oder groſſe druͤcken des Magens vmbs Hertz empfindet / oder 
wie im Fewer liget / oder jrre wird / oder in einen Schlaff geraͤth / als wenn er 
todt were) oder am Bett ſtets pfluͤcket / oder gar niemandt kennet: Ja die 
Leute die dabey find! jhn fuͤr todt ſagen / auch wol Aertzte / die ce nicht verſte⸗ 
hen. Dieſes / wenn bald vnd ſchnell Veraͤnderung der Kranckheit drauff 
folget / iſt vr Wechſel der Kranckheit genannt / vnd die Tage / darinn am al⸗ 
fermeiften vnd zum beſten die Veränderung gemeiniglich geſchicht / die Wech⸗ 
ſeltage genannt werden. Es iſt auch alſo geſchaffen / daß welche groſſe 


Kranck heiten ſich alſo / vnnd in den Wechſeltagen gut enden / die haben ihre 


gantze Noth vberſtritten / vnd werden gewiß geſundt. Welche groſſe Kranck⸗ 
heiten aber nicht alſo / vnd nichts dergleichen ploͤtz fuͤrfellt/ da iſt gemeiniglich 
die Beyfahr / daß ſie entweder wider eynfallen / oder in andere langwirige 
Kranckheicen veraͤndert werden. Darvmb wir dieſen Krancken nicht wie de⸗ 
nen / fo alles vbberwunden haben / vnnd nun recht geſundt worden / bald alles 
in eſſen / in trincken / in baden / in außgehen / zulaſſen muͤſſen / ſondern fie gar 
genaw halten) damit Me Kranckheit derer] die alſo gefundt werden / geringer 
ſcheinet / vnnd gleich ruhet / nicht vielleicht ) wenn man ſich vbel haͤlt / wider 
auffwache / ſondern viel mehr / entweder dag vberbleibende in derer Kranck⸗ 
heit ſich vollendt verzehre / vnnd nicht Vrſach gebe zum widerkemmen / oder fo 
fie gleich fo boͤſe noch were die materia, die nicht gar außgetrieben / daß fie 
moͤchte widerkommen / daß fiedennech nicht ſo ſtarck kaͤme vnd Gefahr mach⸗ 
te. Woman aber diß nicht thut / fondern dieſen greſſen Kranckheiten cken fo 
wol / als die da den rechten Wechſel gehabt / trawet / als deñ muͤſſen die Kran ck; 


heiten 


ER De 
— 


— 











in DBerichtvon Wechſeltagen. 197 
heiten ſtaͤrcker und mir Gefahr Seibes und Sehens widerkommen oder noch een / daß nei 
wol in andere langwirige Kranckheiten / Waſſerſucht / Verlaͤhmung / Darre / Tangwiine 
oder dergleichen verwandelt werden. Ja es ſind wol Kranckheiten / Acuti ge/ Wergeding 
nannt / die jhren Wechſel mit groſſer / ſchneller Veraͤnderung / Criſi genannt / — 
haͤtten jnnerhalb viertzig Tagen / auff die Wechſeltage / fonderlich wenn det pindcm, 
Krancken Natur auch etwas ſtarck iſt / daß ſie wider die Kranckheit ſich auff⸗ 
lehnen / o der mit jhr ſtreiten kan / wo nicht Irrthumb in der Kranckheit vor⸗ 
fiele / der da dieſe gute / ſchnelle Veraͤnderung / erifin, verhindert. Denn drey 
Ding dieſe Wechſel verhindern / vnd jrrig machen. Erſt die Aertzte / die ſich 
duͤncken laſſen / man halte ſie nicht vor Aertzte / wenn ſie zu einem Krancken 
gefordert / nicht allzeit etwas Artzney eyngeben / Clyſtir ſetzten / aderlaſſen / ſal⸗ 
beten / oder Pflaſter aufflegeten / da doch / wenn ſichs zum Wechſel nahet / die 
Kranckheit nit viel Artench leydet / ſendern meiſtentheils mit guter Ordnung 
Eſſens vnd Trinckens will gehalten feyn. Darnach die Krancken / die nicht 
folgen noch thun / was der Artzt fuͤr zut anſihet. Zum dritten / euſſerliche Zur 
fällerals wenn Fewer außkompt / Diebe eynbrechen / das Wetter eynſchlaͤgt / 
das Haußeyn faͤlt / groß Gewaͤſſer kompt / die Hunde mit jhrem bellen einen 
im ſchlaff erſchrecken / oder Zorn vorfelt. Dieſe Irrthumb / ſo ſie nicht groß find/ Keine ge 
ſchaden zwar nicht fo ſehr / aber doch verhindern ſie den Wechſel und machen uunn 
die Kranckheit laͤnger: Als / welcher Krancke den 14. Tag haͤtte ſollen Veraͤn⸗ was feim 
derung der Kranckheit durch einen Wechſel haben / der bekompt den Wechſel — | 
dieſen Tag nicht / fondern zeugt fich auff in die laͤnge fommernicht wolden i 
20. Tag. Welche Kranckheit Hätte follen den 40. Tag fich enden die verzengt Grofe Ire⸗ 
fih noch längerrennd wird entweder den 60. Tag / oderden Bo. Tagderfelbe thumb wann 
Wechſel / oder wird darauß eine langwirige andere Kranckheit / als Lungen⸗ —— 
ſucht / Darre / boͤſe Geſchwuͤr / Waſſerſucht: Dann Hippocrates lehret / Alle 
Waſſerſucht die auß groſſen hitzigen Kranckheiten / acutis genannt / wird / iſt 
boͤſe. Wenn aber die Irrthumb groß ſind / ſo folget noch mehr Schade / es 
bleibet nicht allein der Wechſel gar auſſen / ſondern folget auch ſchnellere Ge⸗ 
fahr des Todtes. Wie Wech⸗ 
Darvmb die Wech ſel in groſſen Veraͤnderung Alters / Kran ckheit / Leibs aaa 
ER —J——— * hen vnd 
vnd Lebens / vnd die Wechſeltage an jhnen ſelbſt / ohne Zufall der Irrthumb / zuvor bedeu⸗ 
ſollen verftanden vnd betrachtet werden Denn alſo behalten ſie jhre Natur / * 
wuͤrcken viel / vnd iſt der Wechſeltage / Wechſelmonden / vnnd Wechſeljahre 
eine ſonderliche / eygene / vortreffentliche Natur WieGalenus im erſten Buch —— 
am z. Cap. von Wechſeltagen bezeugt. Vnnd wer darauß kuͤnfftig etwas Narurfen. 
richtiges derkundigen / vnnd den Kraucken atıfagensvill/ der fell akgeit mit Aenfiease 
Defcheidenheit alſo reden / oder wo ers nicht darzu ſagt / doch von Krancken Zatur und 
alſo verſtanden werden : dieſe Kranckheit wird ſich A diefen Tag / — ee, 
p oviel 
— 


RL, 





298 Das vierdte Buch // von Exempeln | 
" Soviel Tagen wechſeln / ſo er erſtlich einen rechten Arge hat / der jhn nicht al⸗ 
fein mit Artzney / ſondern auch mit guter Ordnung der Speiſe vnnd Tranck 
recht regiere / Darnach ſo der Keane nicht ſelbſt ſuͤndiget / Son dern alles 
was jhm vom Arge befohlen wird / thut Zum dritten / fo Fein euſſerlich Zufall 
darzu kompt / als Fewer / Erſchroͤcknuß / Zorn oder dergleichen. Vnd ſo diß 
nicht hindert / iſt der Wechſeltag / Wechſelmonat / Wechſehjahr / derer Tag/ 
oder Monat / oder Jahr einer / an dem eine groſſe ploͤtze Veraͤnderung zum 
Guten oder Boͤſen mehr geſchicht als andere Tage. Dieſer Wechſeltag / der 
zum Guten wol recht vnd gluͤckſelig offt geſchicht / iſt ctiticus vnd decretorius 

genannt. 
Was Wech Der Wechſeltag / oder Mond / oder Jahr / der zum Boͤſen / vbel / gefaͤhr⸗ 
—— lich vnd vngluͤckſelig offt gericht / iſt nicht recht criticus noch decrerorius, mie 
Zaprjeyy man jhn nennet / ſondern möchte climactericus dies, menſis, velannusim- 
ersisc propriè genannt werden / vnnd lautet im Teutſchen Stuffenjahr. Damit 
a, Man aber die boͤſe vngluͤckſelige Tage / criticos oder climactericos vnrecht 
fentagy vnd improprie genannt / möge von den guten beſſer vnterſcheiden / wollen wir 
ee die gute glückfelige eriticos, allein Wechfeltager die böfe unglückfelige cli- 
alımadeni. mactericos, Stuffentage / Stuffenmondenond Stufferjahr nennen. Vnd 
genannt. ob wol es nicht muͤglich iſt / daß diefelben nicht bißweilen einmal fehlen ſolten / 
ſo iſts doch gewiß daß die Wechſel vnd Stuffentag / Mond / oder Jahr ge⸗ 
Se anne warhafftig vnnd mir der Thatjhr Gluͤck oder Vngluͤck mitbringen. 
Deblelta.· Die Wechſeltage das Gluͤck vnnd Geſundtheit / die Stuffenjahr das Dis 
sehon. gluͤck vnd Vngeſundtheit. Hieran fol niemand zweiffeln / daß ein ſolcher Vn⸗ 
terſcheidt der Tage ſey. Denn ob wol alle Tage geſchehen kan / daß einer 
Def, Gluͤck vnd Vngluͤck hat / ein Krancker ſtirbt / der ander geneſet / fo find doch 
etliche gewiſſe Tage / Monden vnd Jahr / darinn am allermeiſten vnd oͤffters 
der Krancke ſich ploͤtzlich zum Guten verwandelt / der nemblich mehr Gluͤck 
vnd Gutes hat / oder ſich ſonſt am Alter veraͤndert / etlichen darinn das Wi⸗ 
derſpiel auch offt geſchicht / vnd die andern Tage / darinn bißweilen oder ſelten 
dergleichen geſchehen find nicht Wechſeltage / critici, oder Stuffenjahr / 
2. climacterici. Denn dieſe andere Tage nicht allein ſelten diß mitbringek / ſon⸗ 
dern auch vnvollkoͤmblich / vnd ohn alle Vorbotten oder Zeichen dieſes Wech⸗ 
ſels⸗ Ich geſchweige daß auch Tage gefunden werden / darinn niemals dieſe 
Wechſel geſchehen / wie die Alten / ſo etwas fleiſſiger / als wir / geweſen ſind / ge⸗ 
Bere mercket haben / daß den 12. vnnd 16. Tag feine Veraͤnderung geſchehen. 
Besfeltee Denn diß haben vornemlich die allerweiſeſte / beruͤhm̃te / gelehrte / alten Aertzte / 
BETTER Hippocrates, Archigenes, Diocles, Galenus, vnnd viel andere inn adır ge⸗ 
habt. 
Synreden Vnnd ob wol viel darwider moͤchte auffgebracht werden / ſo hat — 
dod 


nu: 





| in Bericht von Wechſeltagen. 298 

doch keinen Grundt. Als erliche/ die diß vernichten] ſagen / was ſolte ein Tag wisertte 
mehr oder beſſer als der ander / diß wechſeln vnnd verändern ?ich will eben fo Westeae 
wol auß Erfahrumg / Exempel der Tage bringen / die du nicht Wechſeltage * 
erkenneſt / als auff andere Tage deine Wechſeltage. Aber dieſe reden ſind et 7 
was zu inilde / vñ jrren ſich damit / daß fie bißweilen etwas auff die an dere Ta / Antwort 
ge / die nicht Wechſeltageſind / Veraͤnderung erfahren. Wenn ſie aber die recht auff die cn fe 
betrachteten / würden fie nicht fo offt / ſeondern ſelten fie alſo befinden / darzu End 
auch nicht fo gut noch gluͤckſelig fondern meiſtentheils boͤſe / gefaͤhrlich ons 
gluͤckſelig vnnd vnvollkoͤmblich. Alſo Hppocrates, Galenus, Archigenes, 
Heraclides, Diocles, Philotimus, welche alle vortreffliche / geuͤbete Aertzte 
geweſen ſeyn / haben diß in acht gehabt / daß im ſiebenden Tage / Mond vnnd 

Jahr / alles offt und meiſtentheils aut und gluͤckſelig geſchicht / daß nicht koͤn⸗ 

nen die Exempel gnug erzehlet werden / die ſie geſehen / vnnd auffgemercket. 

Im ſechſten auch haben ſie erfahren / daß offt / wiewol nicht ſo viel als im ſie⸗ 
benden / Veraͤnderung der Kranckheiten geſchehen / aber meiſtentheils boͤſe / 
gefaͤhrlich / ſehr ſchwer / mit groſſer Angſt / auch ohne Vorbotten / Zeichen / 

vnd ſelten etwas Gutes / das dennoch vnvolkoͤmblich gut bleibet. So ſchreibet 
Galenusim 6. Cap. des 2. Buchs von Wechſeltagen: Ich hab es geſehen / 

daß inn einem Sommer! da hitzige / ſchnelle Fieber regierten 400. Krancken 

alle am 7. vnd 9. Tage / ihren Wechſel vnnd gut Ende gehabt; oder Geſundt 
worden / Andere Jahr auch hab ich etliche viel erfahren / die durch Naſeblu⸗ 

ten / am ſiebenden vnd neundten Tage / vollkoͤmlich geſundt worden / etliche am 
vierzehenden Tageı etliche am zwantzigſten Tage. So hab ich auch Herbſt ge⸗ 

ſehen / daß alle Krancken / die geſtorben / den ſechſten Tag ſich boͤſe ge⸗ 
wechſelt vnd vorſchieden. Darvmb / wer wolte nicht einen Vnterſcheidt der 

Tage machen ? oder wer wolt ſagen / daß alle Tage einer Wuͤrde vnd Krafft 
weren? 

Die andern auch haben dieſe Eynrede / ſonderlich wenn ſie eines vnver _ 2 
nemblichen Kopffs find : Ja dennoch iſts wahr / daß nichtein oder der ander Fe 
Tag allein Wechſeltage / oder auch Stuffentage / Mond oder Jahre find. 

Den Pjesehatman dergleichen drey oder ſechs erfahren! jener Art im guten / 

den 7. 9. 14. 20. ꝛc. Vnd iſt auch alſo nichts gewiſſes mir den Wechſeltagen. Anewon. 

Hierauff iſt leicht zu antworten: Ob wol viel der andern Wechſel oder Stuf⸗ 

fentage werden! fo find die es doch nicht alle / vnd hat nimandt den 3.12. oder 

16. Tag / Mond oder Jahr erfahren / daß darinn etwas ſenderliche Veraͤn⸗ 

derung bey Kranckheiten offter geſchehen / darrmb bleibet noch ein Vnter⸗ 

ſcheidt der Tage. 

Vber diß iſt noch eine groſſe ſtarcke Eynrede vieler hochgelehrten und 5, 

verſtaͤn digen Leute. Die Gelehrten ſind nicht einig mir don Wechſeltagen / Die dricte 

By yj Stuffen, 


oe _ DasvierdreBuch/vonErempefn 
Eunreßees Stuffentagen! Monden oder Jahren: Etliche wollen derfelben mehr / etliche 


ticher Bes weniger erzehlen: Etliche wollen / es ſeyn Wechſeltage der zwan tzigſt / vierzigſt / 
ſechtzigſt. Etliche verwerffen die / vnnd wollen an Stelle der Wechfeltagen! / 


leyrten. 


Monden oder Jahr haben / den ein vnd — vnnd vierzigſten / 
ſechs vnd dreiſſigſten / ja das ſechs vnd dreiſſigſte Fahr vor den groͤſten Wech⸗ 
ſel halten / vnd iſt niemand einig mit dem andern in der Wechſelzeit. Dar 
vmb behaͤlt jeder fine Meynung I vnd iſt nichts. 
Dieſe Eynrede iſt ſehr an ſehnlich / vnd darff wol guter Außfuͤhrung. Deñ 
ehr der Galenus gelebt / find mit dem 20.40. 60. tage vneins geweſen Archi- 
genes vnd Diocles. Dieſe beyde vnd viel Gelehrten die jhnen nachgefolget / 
haben gewolt den 21. 42. 63. Tag / Mond vnnd Jahr / zu We hſel oder 
Stuffenzeit haben. Vnd wer iſt vnter den Gelehrten heutiges Tages / auß ge⸗ 
nommen die Aertzte / der nicht alſo nach ſieben oder 9. jmmerdar fort rechnet / 
vnd dag meiſte vom drey vnd ſechtzigſten Jahre haͤlt? Deſſen Beweiß auch 
von vielen / vnnd ſonderlich von dem Edlen Geſtrengen Herrn / Heinrico 
Ranzovio, des zleichen vnter denen vom Adel / mir Kunſt vnnd Fleiß alle 
gute Lehr an Tag zu bringen / vnſerer Zeit wir nicht faſt haben / dargethan / in 
feinem Buch / von den Stuffen Jahren / climactericis genandt / wie fo viel 
fuͤrtrefflicheeute im 63. Jahr geſtorben / vnd ſich vom leben zum Tode veraͤn⸗ 
dert. HinwiderHippocrates, Galenus, vnd alle recht gelehrte Aertzte von jren 
Zeiten bis hieher / denzo. Tag dem 21. Tage / den 10. Monden dem 21. das 20 
Jahr dem 21.008 40. dem 42. das 60. dem 63. vorziehen / vnd höher halten: 
Ja daher der Hippoctates, Galenuspnnd alle Aertzte den achtzigſten Tag 
120. Tag auch Wechſeltage machen. Vnd Galenus im 2. Buch von Wech⸗ 
ſeltagen / am neundten Cap ſchreibet / die Proportion der Wechſeltage wird 
jm merdar fort und fort gehalten. Denn wie der 14. Tag iſt der ander Wo⸗ 
chen Ende / vnd der dritten Wochen Anfang zugleich / alſo daß der 14&ug / der 
7. tag der 2. Wochen! vnd der erſte Tag der dritten Wochen gezehlet: Alſo 
der 34. Tag iſt zugleich das Ende / das iſt / der 7. Tag der fuͤnfften Wochen / 
vnd Anfang / das iſt / der 1, Tag der ſechſten Wochen. Alſo drey Wochen all 
jeie Durch 20. Tage vollendet / vnd derwegen der 60. Tag / Monden od. Pxahr 
nicht der 63. der rechte Wechſeltag iſt. 
An wort Was ſollen wir aber antworten auff ſolche vngleiche Meynung? 


ee Erſtlich / ob die Gelehrten nicht vberal einig / folget darvmb nicht / daß keine 


er Wechfeltage feyn/ vnd daß die Schrevon Wechſeltagen nichts fey. Denn ob 

i fie wol nicht einig, fo find doch diefe/ die zweyerlen Meynung haben nicht 
2. alle vnrecht / dennein Theil kann recht / das ander onrecht haben. Dazu fo 
find in vielen Wechfeltagen! Monden onnd Jahren die Gelehrten alle einig, 

3. Denn daß der ſiebende Tagı Mond vnd Jahr der fürnembfte — 
ondt 





in Bericht von Wechſeltagen. 302 
Mondt vnd Jahr ſey / nicht allein nach der Zahlen Ordnung / ſondern such Worinn hie 
Krafft vnd Wuͤrde / ſiimmen die alten vnd newen Gelehrten vbereyn Deſſen Gerehrren 
aber iſt dis die Vrſach / daß im 7. Tage alle Zeichen des guten groͤſfen Wech guegun. 
ſels / auch der ſich zuvor wittert / oder durch erliche Zeichen als Vorbotten er⸗ Die Ratur/ 
kennen laͤft Denn es geſchicht gemeiniglich die guter gluͤckſelige Veraͤnde⸗ a 
rung im 7. Tage / end viel mehr alsin feinem Tage / ob wol bißweilen erfiche 7. Zagss,, 
darinn ſterben / oder fich fo bbel verkeyren / daß fie imnachfolgenden Wech⸗ 
ſeltaz terben můͤſſen / ſo geſchichts dach ſelten. Darnach fo hat der Wechſel De En 
des Tages zweyerlen Vorbedeutung: Eine / daß die nechſte Stumde oder Were 
Nacht zu viel Anaſt iſt / Irrigkeit oder Beſchwerligkeit vorfaͤlt / welche Bor; in’ Tas 
botten der kuͤnfftigen Veraͤnderung ſeyn: Die ander / daß der vierdte —— N 
wie die helffte der Wochen eine Anzeigung des Wechſels im fiebenden Tage a 
gibt. Denn ſo der vierdte Tag gut iſt und etwas Zeichen guter Damungin 
Stulgaͤngen / Waſſer vnd Speichel von ſich gibt) doch die Kranckheit groß / 
vnd ſchnell zu nimp/ dazu die Kraͤffte der Natur nicht noth haben / ſo wirdder 
Wechſel gewiß im firbenden Tage / vnd hoͤret die Kranckheit gar auff. Vnd 
dis thut der ſiebende Tag nicht allein inn der erſten Wochen / ſondern gleicher 
Weiſe in der andern Woche / die den 14. ſich endet / vnd in dem achten Tage 
fich anfaͤhet. Denn welche Kranckheiten nicht ſo gar ſchnelle ſich bewegen / Im. Ta⸗ 
daß ſie in 7. Tagen ſich enden / wie die Peſtilentzen I diefelben als Vngeriſche di 
Fieber der Haͤuptkranckheiten Wenn die Kraͤffte der Natur in Kraucken Eu 2 
nie Kg habenjpnd am 7. Tage fich nicht aͤndern / der Wechſel wittert ſich t+- Tess. 
am ı1.Tage/ond®r ır.,Laggibt Anzeigung von ſich / wie im 14. geſchehen 
fol / darauff im 14. Tage geſchicht die Veraͤnderung / gehet der Wechſel zum 
guten. Diß I was mit den groſſen ſchnellen Kranckheiten in 7. oder 14. Tas 
gen geſchicht / der Wechſel in andern Sachen / findet ſich aluuch in 7. oder 14. 
Do dazu im 7. oder 14. Jahren. Darinn find alle Gelehrte einig / daß 
dis die Rchre eritici, das iſt / Wechſeltage / Monden over Jahr find, darinn 
das meifte zum Guten ſich veraͤndert. Was den 9. Tag anlangt / iſt man Imo.Tane. 
auch nicht weit von ein ander / Ale halten jn auch für einen guten Wech ſeltag Kun e⸗ 
aber Min iſt der Vnterſcheidt / daß jhn etliche fo gut als den 7. halten / cr- Würde dep 
liche / wie die gelehrten Aertzte Hippocrares, Galenus, pnd onfere efehrren, 273% 
haften jhn etwas geringer fo wol deran Krafft vnnd Wirckung dem am 
nechſten kompt / wie auch der eylffte / darvmb daß darinn auch offt Veraͤnde⸗ 
rrung zum beſten / wiewol ſo offt nicht boͤſe oder. vbel / als im & vnnd micht all⸗ 
jeit ſo gut als im 7. geſchicht / Gal.y. Cap. des. Buchs von Wechfeltagen. Inder auß⸗ 
Die andern Tage allegeben feine Veränderung sum guten ſo offteifondern Ale men 
erlichehaben feine / oder ja ſelten Veränderungen) als der erſte / ander / achte / sm 
woͤlffte vnd 16. dig Hippocrates vnnd alle Aertzte fuͤr nichts halten. Etliche 
pp u haben 





ser Das vierdte Buch / von Exempeln 


au, Haben Beränderung auch Wechfel offtersiaber nicht ſo offt / ale die rechte 
fen Bee Wechſeltage / vnnd am allermeiften zum Boͤſen / daß feleen erfahren wird / 
lelcagen. daß in den Wechſeltagen jemandt geneſet / oder guts geſchicht. Darvmb ich 
dieſe boͤſe Wechſeltage / darinn am allermeiſten die Leute ſterben / Stuffenta⸗ 
ge vnnd Jahr / zum Vnterſcheidt der andern guten Wechſeltage / allhier ge⸗ 
Amin Marne haben will. Solche böfe Wechſeltage / Monden oder Jahr / allhier 
Sndfehfien Stuffentag/elimadterici genannt / find der dritte vnd ſechſte am meiſten / das 
Tages  Yoner vom Galeno ein Tyrann des Lebens genannt wird. Darvmb find 
alle gelehrte einig von den guten Wechſeltagen / daß die allerbeften find der 7. 
und 14.dienechften dabey der 4. 11. vnd 9. Von den böfen Wechfeltagen/das- 
der 6. Tag jeder Wochen vnd der dritte Tagjeder Wochen / der gefährlichfte 
ſey. Darvmb ſchreibet Galenus, daß ers vielmal erfahren / daß denn die Leute 
ſterben / vnd iſt niemandt der andern Gelehrten darwider. 
— Was nun die dritte vnnd kuͤnfftige Wochen / in Wechſeltagen / Mon⸗ 
vneinigmie den vnd Jahren anlangt / da iſt groß Vneinigkeit. Aber was will man viel 
En — machen? Darinn wird die Erfahrung erſtlich Richter ſeyn / darnach vernuͤnff⸗ 
Sn Ber drice tige Vrſachen / die doch wol etwas dunckeler vund vngewiſſer find / geſucht 
ae werden toͤnnen. — 
* ie Erfahrung iſt bey niemandt ſo groß / als bey den Gelehrten / vnd viel⸗ 
iſt die beſte geybten Medicis, ſonderlich bey dem Hippocrate vnnd Galeno, da wir 


vnter allen 


Getehrten,. Nahrechnen koͤnnen auß jren angezogenen Exempeln / daß ſie in 






— tauſendt / vnd mehr Krancken curiret. Darvmb ob wol an dere Hiftoriih vie⸗ 
der deinen ler jahr Exempel anziehen koͤnnen / ſo iſt doch die Erfahrumg der hochgelehr⸗ 
Boden, ten vnd vielgevbten Aertzte beſſer welche fie auch warhafftig in Schrifften 
hinderſich verlaſſen. Dieſe haben erfahren / daß die dritte Woche / es ſeyn 

Tage / Menden eder Jahr / allezeit einen Tag eyngerechnet wird / alſo daß 

der letzte Tag derandern Wochen / als nemlich der 14. Tag zwier geze Jet / ein 

mal zum Ende der andern Wochen / da er der 7. iſt / das andermal zun An⸗ 

fang der dritten Wochen) da er der erſte Tag iſt der 15. Tag der ander Tag 

der dritten Wochen / der 16. Tag / der dritte Tag der dritten Woche / der ſieben⸗ 

zehende Tag / der vierdte Tag der dritten Wochen / vñ das Mittel der itten 

Wochen / der achtzehende Tag / der fuͤnffte Tag der dritten Wochen / der neun⸗ 

zehen de Tag / der ſechſte Tag der dritten Wochen / der zwantzigſte Tag / der ſie⸗ 

bende Tag der dritten Wochen / denn der zwantzigſt Tag iſt allezeit der rechte 

gute Wechſeltag criticus befunden worden: Der kleine Wechſeltag criticus 
EN in der dritten Wochen / der 17. vnd nicht der achtzehende. Der groſſe Wechſel⸗ 
Sn ders.  tAgder 20. vnd nicht der 21. Tag. Nach dieſer Erfahrung hat ſichs befunden / 
= * daß die vierdte Woche wider fuͤr voll gangen / vnd der 27. Tag die vollendet 
oe oder den rechten Wechſeltag geben. Die fünffee Woche auch für voll / vnnd 
der 





+ 


in Bericht von Wechſeltagen. 303 

der 34. die fuͤnffte Woche vollendet / aber die fechfte Woche als wider die 

Dritte Woche / nit ſo fuͤr voll fondern allhier wird gedoppelt eyngerechner der 

34. Tag / einmal zum Ende ders. Wocher das andermal zum anfang der 

fechſten Woche / daß der 40. Tag die 6. Woche vollendet / vnnd alſo wider 

3. Wochen jmmer fort nur zo, Tage machen daß das so, Jahr das rechte 
Wechſeljahr criticus. | 

Denn im so. Jahr ſich etwas hart mirjedem Menſchen pflege zuzutra⸗ ie) 

gen / davon das fprichwort kompt: Im fechsigften Jahr hüre ſich jederman. —— 
Denn es iſt nicht von dem Jahr der Welt / wie etliche ſolchs vnrecht deuten / vr Raturtm 
wen man so. Jahr ſchreidet / ſon dern von den Jahr des Menſchen zuver⸗ gem, — 
ſtehen iſt. Alſo auch in den hitzigen Kranckheiten / die in die laͤnge ſich verzie⸗ 
hen / der 60. Tag der Wechſeltag gefunden iſt worden] vnd welche derſelben 
Kranckheiten / acuti genannt / ob fie wol gemeiniglich alle in 40. Tagen auff⸗ 

hoͤren / doch wenn ſie laͤnger ſich erſtrecken / ſonderlich wenn ſie einmal auff⸗ 
u 2 widerkommen / diehaben im so, Tage noch einen ploͤtzen groffen 

Wechſe | 1 

Welche auch noch längerfich auffziehen / hat Hippocrates in feiner &rfähr anpeenb 

zung! vnd verlaffenen Exempeln fein gemercket / daß nie gefchshen die Ver⸗ tente Wech⸗ 
änderung derfelben Kranckheiten / cher alsin demo, Tage) oder in dem "3" 
120. Tage / welches widervmb nicht allein durch 20. Tage oderz. Wochen? 

fondgn durch 40 Tage oder s. Wochen allzeit gerechnet fl, Davon die letzten 
ch — vom Hippocrate vnd Galeno viel langſamer 
als die te critici dies,geschler werden / als nemlich der 60. 820. vñ 120. Tag. 
Es haben dieſe viel gevbte / hochberuͤmbte Aertzte / jetzo obgemeldet / Ben be 


Wechſel⸗ 


| auch durch Erfahrung fein gemercket / daß eben diß / was durch Tage/in acu- monden und 














tis ſchngen Kranckheiten gefchicher fich wechſelt oder aͤndert das geſchehe ehren 
in lan Merigen Kranckheitenjoder andern Sachen I Alters / Lebens vnnd finacn/onb 


derglei en / durch Monden oder Jahr. Ja das noch mehriſt / ſo haben fie auf die 
wol in Acht gehabt / daß in — — u Nah 
ler fchygllefte Enderung oder Wechslung aut aefchehen daß diefelbedieerfte Wire die 
Bo innerhalb 7. Tagen / entweder den 7. Tag / oder den vierdten Tag / hat ae 
zu gefchehen pflegen. Darnach / welche Kranckheiten ſich etwas länger aufge, Itneu ten 
zogen / doch hart / gefaͤhrlich vnd ſchnell geweſen / acuci morbi genannt / denfel andre 
ben der Wechſel / criſis, in derz. Wochen oder z. auch entweder den 9. Tag / os Died 
der 11. Tag / oder a. Tag / oder 17. Tag / oder 20. Tag / zum Guten iſt begegnet) pam m 
vñ alſo in den erſten z. Wochẽ / alle 4:00 7. Tag wechſel (doch — ——— 'ten 
der 3. Wochen / wie obgemelt) zu hoffen oder zugewarten fey: Aber wenn es in Ypune 
die anderz.wochen kom̃en da haben fich die Kranckheitẽ nit durch halbe Wo⸗ taramirge 


chen / ſondern durch gantze wochen gewechfelt / Darvmb 27:34.01d — — 
⸗ 





—— 


304 Das vierdte Buch/ ven Exempeln — 
Weehſeltage critici genandt / fo wol in den dritten 3. Wochen / das iſt / nach 

40. Tagen oder 4. Wochen / iſt in Siranecheiient fein recht Wechſel / mit 

fehneller groſſer Veraͤnderung mehr vorgefallen. Vnd doch bißweilen / aber 

allein durch drey Wochen allezeit hoffentlich / als in so. oder in Lo. oder end⸗ 
lich in ı7. Wochen 120. Vnnd wenn etwas Wechſel noch laͤnger als dieſes 
hat geſchehen ſollen / als nemlich in den langwirigen Kranckheiten / eder im 

Alter des Schens/ fo hat der Hippocrates erfahren daß in den Monden vnd 

Jahren geſchehen ift. Denn alles was in des Menſchen Krankheiten oder 
Alter langfamer ſich veraͤn dert / das gehet weniger geſchwinde fort / vnnd oil 
er Die durd) länger Zeit der Wechfelfeyn. Daher / wenn der Wechfelnichtim 120. 
nn Tagegefchehenift/ fo fchreiberder Hippocrates, daß er darnach nicht / als in 
Schrenges 7, Monden zu Wechſel vnd Beränderung kommen iſt / vnd haben dieſe Mon 
bbehcn. den hernach jhr Wechſel wider gehalten im9. Mondenim.ır. Monden / 
im 14. Monden / im 17. Monden / im 20. Monden / im 27. Monden / im 34. 
Monden / im 40. Monden / im 60. oder im 80. Monden / etliche zu Jahren / 
in 7. Jahren / 9. Jahren) ır. Jahren / 14. Jahren / 17. Jahren / 20. Jahren / 
227. Jahren / 34. Jahren / 40. Jahren / 60. Jahren / go. Jahren / 20. Jahren. 
Eemperder ¶ Deſſen Exempel / ſo vns Hippocrates in feinen Buͤchern von Hiſtorien 
Wechſeltag der Krancken in Landſterben / und Galenus in dreyen Buͤchern vom Wech—⸗ 
ſel / oder in dreyen Büchern von Wechſeltagen beſchreiben / allhier alle zuer⸗ 
jehfen wolte viel Zeit nemmen / auch dem as ges D aaa et⸗ 

n moͤ 










liche wahre Erempelderer Krancken / die nach vierzehegz Tagen f@berän, 
dere] nach der Aertzten Wechſeltage / allhier gnug ſey gen / damt man 
ſon derlich ſehen mag / wie den ſiebenzehenden Tagjden zwantzigſten Jag 
vier vnd dreiſſigſten Tag / den vierzigſten die gute Wechſeltageſa 
pocratis Zeiten gefun den. ee) Hehe 
Exctipet der Hippocrares im erſten Buch Epidemiorum ſchreibet alſo: 
aımız, Nia brennende Fieber gewefen/erc. Vnnd der Wechfel har fich gar d 
zig gefunden auff den fiebenschenden Tag / da die Kranckheit auffgehoͤret. Wider 
am andern Ort ſchreibet er vom fiebenzehenden Tage dieſe We a 
Brüder Epigenis bekamen cin Fieber) der aͤlter hoͤret auff im fechften Tageı 
der Küngerimfiebenden : Band der älter beke mpts nach fünff Tagen; der 
Juͤnger nach ſechs Tagen wider / vnd beyde in einer Stunde / aber am ſieben⸗ 
ſehenden Tage koͤmpt ein Wechſel criſis allen beyden / vnd verlaͤſſet ſie Mehr 
anderswo ſchreibet Hippoctates: Welchen das Fieber wider kam / vnd durch 
einen Wechſel criſin den fiebenzehenden Tag auffgehoͤret / da ward keiner ge⸗ 
funden / bey dem eg were wider kommen / ſo gut / ſo vollkoͤmlich hat der Weder 
ſel an dieſem 17. Tage die Kranckheit veraͤndert. | eg 
crempel der Deralsichen leſen wir auch ferner vem zwantzigſten Tage / welchen neben 
| den 







nn —— 

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BP KON Pr % — 
Fr Were ART ae 








ut in Bericht von Wechſeltagen. ER... 
den Ohren der Knaͤutel auff geſchoſſen am zwanzigſten Tage / diehaben die Fette 
fen Tag Wechſel und Veraͤnderung der Kranckheiten befunden. An ders wo Zux. 
ſchreibet er wider / welche Fieber am ſiebenden Tage anfiengen fi zu veraͤn⸗ 

dern / doch nicht vollkoͤmlich / denen iſt am neundten Tage das Fieber auſſen⸗ 

blieben / darnach wider kommen / vier Tage gewehret / vnd den zo. den rechten 

Wechſel vnnd Veraͤnderung bekommen / vnd gar auffgehoͤret. Mehr ſpricht 

er: Dan hat auch Krancke gefunden / denen am ıı. Tage Wechſel oder 
Veränderung gefolgerr am 14. Tage wider eyngefallen / am 20. Tage ift der 

rechte Wechfel kommen / vnnd hat alles auffgehörer. Alfo vom 34. Tage bes ABER 
fehreiber Hippocratesdas Exempel vom Änaxione. Anaxion befam ein gpeferas 
acutam febrim, er hatte ohn vnterlaß ſtechen der Seiten / truckenen Huften geinse- 
vnd Fondredie erſten Tage nichts außwerffen / war durſtig / ſchlieff nichts /die *vse 
Waſſer waren wol gefaͤrbet / aber vndawlich und viel / den ſechſten Tag kam 

er gar von Sinnen / vnd was man jhm aufflegt / halff nichts. Den ſiebenden 

Tag gehabt ſichs noch ärger / denn dag Fieber war hitzig die Schmersen lieſ⸗ 

ſen nicht nach / der Huſten hielt an / vnd der Athem war ſehr ſchwer. Den ach⸗ 

ten Tag ließ ich jhm zur Ader / vnd viel Blut / wie es denn ſeyn muſte / der 
Schmertzen leget ſich I die dͤrren Huſten hielten aber noch an. Den eylfften 

Tag wirdt das Fieber kleiner / ſchwihte wenig vmbs Haupt / der Huſten wird 
feuchter Den ſiebengehenden Tag hat er außgeworffen concocta, ge⸗ 
da lei: Taghut er geſchwitzet vbern gantzen Leib / iſt des Fie⸗ 
ber orden crifi iſts beſſer / dach duͤrſtet jhyn / vnnd huſtet nicht 
natuͤkhen Speichel auß. Den 27. tag kompt Fieber vnnd Huſten wider 
irſfepiel auß vnd natuͤrlich / die Waſſer find gut/ geſundt / hat keinen Durſt / 
MED . Tag ſchwitzt er / Allda bleibet das Fieber gar auſſen. 
40. Sage ſchreibet Hippocrates im 1. Buch Epide. Welche am 20. —— 
en groſſen Schawer gefuͤhlet / die haben das Wechſel am 40. Tage ceimao. 

/ age. 















7:9. II. 14: 17. 20.27.34. 40,60. 80. 120. oder Monden / 7.14. 17. 20.27. 
34.40. 60. 80. oder Syahr!7. 14. 17.20.27. 34.40:60.80. Wenn aber die se 
Natur vnd außtreibende Krafft vnoͤrdentlich fich reget / das da gefchicht wenn feirag:. 
die Gewalt der groſſen Kranckheiten die Natur antreibet / dieſe boͤſe Feuchtig⸗ 
keit / die ſo ſehr den Leib beſchweret / vor der Zeit auf zutreiben / ehe die Feuchtig⸗ 
keit beauem iſt zum außtreiben: Damals erwartet die u. nicht die 

24 gute 


306 Das vierdte Buch / von Erempeln 
gute Wech ſeltage / ſondern zuvor vnd vnzeitig wechſelt / vnd veraͤndert ſich / 


darob die Seel außgehet / vnd die Kraͤffte vnterliegen / ja der Menſch ſtirbet. 


Darvmb dieſe vnzeitige Wechſeltage / mali critici vnnd climacterici, Suf 
fentage von ung geneñt werden. Diefe böfe Wechſeltage / Monden oder Jahr / 
darin am meiften Die Leute ſterben / ſind derdriere vnnd fechfte Tag erfaͤh⸗ 
ven, Denn den erſten vnd andern Tag die Natur ſich noch wehret / den dritten / 
wenn ſie am ſehreſten ſtreitet / ligt fie vnter / vnd ſtirbt der Krancke. Alſo wenn 
in hitzigen Fiebern im vierdten Tage ſich etwas wechſeln will / aber nicht any 
vnnd alle boͤſe Zeichen ſeyn der boͤſen Dawung im Waſſer / oder derglei⸗ 
hen / ſo erwartet der Menſch den ſiebenden Tag Richt / vnnd ſtirbt den ſech⸗ 
ſten. Daß diß die Erfahrung außweiſet / ſind vorhin Exempel gnug ge⸗ 









dern fechften Jahꝛ dag gefaͤhrlich 
den Woche dag dritte Jahr zum gehenden mal wider komp und ze 
aͤrger iſt denn die erſte drey Wochen zwantzig Tage die andern drey 
viertzig Tage / abermals drey Wochen ſechtzig Tageſafaͤhetmi 
ſechtzigſten Tage die zehende Wochen ſich an / vnd der drey vnd ſechtzi 
Mond oder Jahr iſt der boͤſen / gefaͤhrligſten / vngluͤckſeligen We 
Stuffen Jahr eins / ja das aͤrgſte / weil es das z. Jahr in der 10. W 
wie denn dergleichen das 66. eben dieſer Rechnung nach das gefaͤhrlichſte / 
oder aͤrgſte zurechnen vnd zuhalten iſt / alle beyde als Tyrannen des ns. 
Bngteiche· Darvmb wir Aertzte vnd alle Gelehrte bey den Alten und onfern Zeiten eins 
en finds wie die Erfahrung außweiſet / daß das 83. Jahr des Alters der gefaͤhr⸗ 
Zahr. lichſte Wechſel zu fuͤrchten / vnd Hort jeder zu dancken / der diß vberlebet / vnd 
fo denn nichts Boͤſes ſich reget / noch wechſelt. Aber darinn find die Gelehrten 
en Meye nicht einig / wie das Stuffenjahr 83. zurechnen. Der meifte Thal der Gelehr⸗ 
"ten rechnen esidaß es Steigevon 7.0189. Als neun mal ficben mal wie die 
—— Rechnung klar iſt / wenn man die Zahl der vollen Wochen / Mond vnd Jahr 
be. "nachrechner. Aber wenn die Zahl der Tag / Monden oder Jahr recht weren / ſo 
muͤſte 





eiſt 


an 











* 


——*8 


in Bericht von Wechſeltagen. 307 
muͤſte daß 43. Jahr der beſte Wechſeltag / Monde oder Jahr ſeyn / und muͤ⸗ 
ſten die meiſten alle / wenn fich gleich boͤſes dariũ findet / zum guten veraͤndern⸗ 
geneſen / wider auff kommen / vnd nicht allein diß Jahr vberleben / ſondern 
auch darnach lange wol geſundt bleiben. Denn diß iſt die Natur der guten 
Wechſeltage ſieben oder neun von der Welt Anfang / biß hieher geweſen / daß 
ſie gemeiniglich zum guten alles veraͤndert. Darwider iſt die Erfahrung / dar⸗ 
ob die Rechnung nit recht ſeyn kan / dieweilam allermeiſten die Leute darinn 
ferben. Dazu weil eine Woche volliftreg fehler derfechfte Theil des Tages 
daran wie wolten 7. Jahr immer fort gang gerechnet werden? 
Die ander Rechnung des 63. Jahrs iſt der Aertzte / vnd der gelehrten Aertz⸗ 5 * 
te allein / doch aller zugleich bey den alten vnd newen / daß ſie 9. mal 7. 60. Ta⸗ ee 
ge Monden oder Jahr rechnen! und nicht 63. Vnd ob wol zween von den Jahr. 
Alten Diocles pnd Archigenes diß anders haben rechnen wollen! daß das Beweiß vnd 
rechte gute Wechfeljahr 63. end nicht 60 were fo iſts doch als ein Irrthumb Anpfübs 
vom Galeno widerlegt und verworffen. Darvmb diſe gelehrte Aerhte Hippo- m mins 
erates,Galenus, Paulus, Aeg. Adtuarius, Oribaſius, vnd alle gelehrte Aertzte nung. 
nach jhnen biß auff den heutigen Tag / ob ſie gegen alle andere Gelehrte wol 
weniger von jemandt geachtet werden / ſo muͤſſen ſie doch jhnen den andern 
alten fuͤrgezogen wenig, Denn der Erfahrung in Leibs / in Lebens vnnd 
r ſten · Vey die, Aertzte mehr obliegen / vnnd dieſelbe auch Regnung 


eo t ↄmal 7. im 60. Jahr finden) Fe 
2 Jaht rechnen / alſo. Wochen, 
. 2. 3: 46. 7. 









‚22.23.24: 25.26.27. 
28.29. 30.31.32. 33. 34. 
34.35.36. 37. 38.39.40: 
41.42.43.44:45- 36.47. 
43.49.50.51.52. 53.54 
ern 54:55: 56.57.58.59.60: | 
"Dieferio. Tagift derfürnembfle gute Wechſeltag / Mond oder Jahr / dar / Berare- 
inn wol groſſe Kranckheit koͤnne erſolgen /aber gute Hoffnung auch guter Fund? 
Außgang des meiſtentheils. Vnnd was die Aertzte weiter auffs 63. Jahr — 
rechnen / koͤmpt durch die Stufſch der zehenden Woche ennd des dritten 
—5 Darvmb wie die dritte Zahl; alfe auch diß 63. Jahr / ein Feind end 
yrann des Lebens des Menſehen nennen. 
Diß ſey nu gnug von gemwiflen/ageen und boͤſen Wechſel oder Stuffenta⸗ Vrſachen 
gen Mond oder Jar auß der Erfahrung. Aber vern uͤnfftige Vrſachen deſſen Pe, 
| Da ij werden 







B 
.. 


308 Das vierdte Buch/oon Exempeln 


werden von Gelehrten billich auch geſucht / vnd elliche gefunden / viel vergeb ⸗ 
lich / wenig tuͤglich. 


Bad Die erſte vernuͤnfftige Vrſach habe metliche toelctoeifer gelehtte/Philofa- 


Auf Bol phi genanntjergründet auß der Zahl / daß beyde volltommene Zahl drey vnd 


tommenheit 


der zahl. vier in ſieben zuſammen kommen / vnd daß die Zahl eins / die Form fey/swey 
were die materia, 3. Ey die vollkommenlichſte vnd werde volle Zahl. Alſo im 


vierdten das 2. zur Form / 2. zur materia gerechnet / auch eine volle Zahl feys- 


Dieſe inn dergleichen Zahl / jene inn der vngleichen. Aber Galenus lachets 
auß / vnd ſpricht / was fol diß hieher dienen / daß ſolch Wechſel oder Veraͤn⸗ 
derung der Kranckheiten / Leibs oder Lebens geſchehe? 

*Vrſach · Die ander vern ſifftige Vrſach / wird auch auß der Zahl genommen / daß 
in der 7. Zanldut } dt dieren alle Zahl gefunden! 1.0nd6.2.0nD 5. 3. und 
4.0187. malstins: er was iſt diß alles oder huffts zu den Wechſel vnnd 
Veraͤnderung der Kranckheit / Leibs vnd Lebens 

eh Diez. vernuͤnfftige Vrſach gib: —— Planeten / daß dieſelben 

Seftun deß zugetheilet jeder Stunde vnd jeden Tage werden / vnd daß der Saturnus dag 

Himmels. 7. Jahr das Kben regiere / vnnd wenn von jhm als dem Hoͤchſten die Regie⸗ 
ai biß auff den vnterſten Planeten des Monden koͤmmet / daß grofle Der 














aͤnderung folget. — Jan 7. Jal 
gu dem Zeichen) das N H SH. a Saar iii 
iſt / kompt / Aber diß a — 


ſach aller —— a 
a Die vierdre vernünftige ar J 
dem Ge· Wirckung vieler Planeren. OB 


fün, ckung des Monden / die W ABechfel der) 


Denn der Monde hatin7.Ta — Hi etwañũ * he 
dem 7. Tag etliche Stunden) die man nicht eben rechnen EA 
er wider gehet in das Zeichen / das dem erſten / darauß er gandeı 
der / Als iſt es uuceneche geweſt / das erſt im Außgang der Srgug 
het der Monde wider den 7. Tag in dag feuchte waͤſſerige Zeicht #2 
die Woche nicht vollift, sig etliche Stunden fehlen / alſo nr, TORE, 
schermehr * ein halber Sage abe das die 3. Wochen nicht duxreh Er. 


fondern 20. Tage. Als welchen Tage dag Ende viel neher / als dem 21. iſt / 
und z. Wochen mie Abnemmung des Fas alle Wochen mangelt! machen 
nur 20. Agge vnd den 6. Theil noch ei Tages. Alfo fehler auch an jedem 


Jahr ein gut Theil / wie wolte man- ZI. Täge in 3. Wochen) oder 21. 


NOTE: Jahr fuͤr voll rechnez viel weniger fan RAD. Wochen . 


den 24. Tag den We eine. zehlen / ſondern es muß der 40. Tag I 
ieſe 


— 





* 





in Bericht von Wechſeltagen. 309 
Dieſe wol gegruͤndte Vrſach ins Himmels Läufften hat etwas mehr ftarıı 


warumb die Wechſeltage ſolcher Krafft / Wuͤrde vnd Wirckung ſind. Deñ 


die Sonne regieret das Leben der Menſchen / als ein Koͤnig / der Mond iſt 
als ein Fuͤrſt des groſſen Koͤnigs / der der Sonnen hilfft mitregieren / der 
Saturnus iſt ein Feind des Schans, | Dr 
Dieweil es aber noch alles ſchwache Brfachen findı fo folger die letzte Dr A 
fach auß Gottes Wort dienichs fehlen fan. Den 7. Tag hat Gore felbft ge: der hettigce 
heiliget / vnd geſegnet / darvmb daß er jhn feyret. Wie aber die Kirche wil / daß CHF" 
den fiebenden Tag der Menſch gegen Abendt / mit ſeiner argllen Suͤnde des 
Vngehorſams jhn entheiliget / fo gehet dem ſiebenden 











daß die. Woche auffzo. Tage / vnd dies. Woche au ompt. Vnd 
ſo gleich diß nicht gnug / ſo leſen wir doch in der hglig daß den 40. 
Tag auch Gott mehr zu Veraͤnderung groſſe der Welt 
her / gebraucht hat. Den 40. Tag hoͤret d hri iff zu faſten: 


Den 40. Tag nach der Aufferſtehung / faͤ 
Himmel:40. Tage ließ Gott regnen z 






eyng 
des 
Kö ap Belt außgefchryen 
war * 

ſchle 
von 
ren 
daß 







Danuf ffden HERRN Chriftummas 
el mehr »muß / ſind in der heiligen Schrifft / 
fe dieſe Wechſeltage / Monden und Jahr / auch 











obge 5 andere / geheiliget vnnd geſegnet. Welche Wuͤr⸗ 
ckun Avon Gott jhnen auch vnerforſchlicher Weiſe gegeben / 
iſt no vu vnd mit der That taͤglich in Kranckheiten / Alter Leib 
vnd9 ahrenwird, - | 


a ten / wenn jhr Anfang ſoll gerechnet werden / wird auch ſehr 2D7- ders 
difpusierer. Aber es darff des diſputierens nichts. Die Kranckheit fahet ſih Kranaher, 
bißweilen fo ſchnell an / ſonderlich in den groſſen geſchwinden Kranckheiten ter on vr⸗ 
darinn der Wechſel der Kranckheiten am meiſten / oder faſt allein / vorfaͤlt a 
mit Froſt oder Hitze / daß niemand ift/ der diß nicht verftcher. So iſt auch wie der Uns 
nichts angelegen / ob ein oder zwo Stunden vnwiſſentlich / doch daß man der —— 
dritte Stunde gewiß ſey. Es faͤhlet aber ſelten in fo groſſen ſchnellen Krank) generessner. 
heiten / daß nicht jederman die erſte Stunde diß wiſſe / Vnd in dieſen können in Kane 
dig Wechſeltage hernach nicht vnrecht gerechnet / oder erfahren werden, Darz beiten. 


Da ij nad 


310 Das vierdte Buch / von Exempeln 


nach rd andere Kranckheiten / die nicht ſo groß noch geſchwinde fahren / ſon⸗ 
—— dern die erſtlich ein wenig ſich anheben / vnd jmmerdar ſehrer zunemmen / in 
Kranehet, dem / daß wir noch vmbgehen / und thun alles / was wir pflegen / fühlen doch 
sin Kopffwehe / koͤnnen nicht recht ſchlaffen / eſſen / werden müde in Armen vnd 


Beinen / vnd legen vns nicht ehe / wir werden denn gar vberwunden / vnd v⸗ 


berwaͤltiget von der Kranckheit / auch nach dem einer ſtaͤrcker iſt als der ander / 


ſo gibt er ſich ehe Kranck als ſonſt. In dieſen Kranckheiten laͤſt ſichs anſehen 
als ſey ſchwer zufinden der Anfang der Kranckheit. Denn etliche gewolt / cs 
fen der Anfang XKranckheit / wenn man ſich zu Bette leget. Die andern / 
wenn ma etag des Haͤupts / oder Vnruhe deß Schlaffs gefuͤhlet / 
it vmbgangen. Aber diß iſt in dieſem auch einem Artzt 


































nicht ſchwe fol hie nicht auff Zufaͤlle Hauptwehe oder Wachen / 
das noch ni iß d / ſehen / ſondern viel mehr auff die Krauckheit 
ſelbſt / es ſte Bart wie ein Fieber / denen die zu Bette lies 
gen / oder di an. Diß iſt der Anfang der Kranckheit / 
vnd iſt feinen ck er un von Kopffwehe / oder dergleichen vber⸗ 
wältiget/ da Amuß. Aber doch diefe Kranckheiten! die 
nicht fo har Dt haben auch nicht leichtlich Wechſeltage. 

Der Wechfelcrifis en wirdt Wetli Wot / die 


Wasch, 
fender Kraar Angſt / fo erliche 
beit ſey / lichen die Derwand 


erıfıs ge \ 
any Wandlung sum Def 


welches der Verwandlung nac MN. Aber de 
ſel zum guten verſtanden werden. Vnd iſt Ice 
anders / denn eine groſſe und ſchnelle Verwandlum 
ſundtheit / entweder mit einer groſſen Excretion / Entledid inem 
Außſchlahen. So ſichs entlediget / geſchichts durch Blut 
Smenerteg denader / Weiberfluß / Brechen / Stulgaͤnge / Waſſer ode 
Wechſet. geſchicht durch Außſchlahen / geſchichts durch Mund auß 
Br druͤſen / oder daß es mit Geſchwulſt inn die Beine ſchlaͤgt / oder daß das Ge⸗ 
uch. ſchwuͤr außfahr vnd auffbreche. Diefer Wechfelder Kranckheiten iſt zweyer⸗ 
ley einer vnvollkoͤmlich / der ander volltoͤmlich. Vnvollkoͤmlich vnnd nicht 
gnug geſchicht dieſer Wechſel / wenn dergleichen Verwandlung mit Erzei⸗ 
gung Excretion oder Außſchlahen zu wenig end nicht gnug geſchicht. Denn 
wenn die Kräfft der Natur des Krancken zu ſchwach findr/ oder die materia 
zu viel) zuvngedawet / da wird nicht alles gnug außgetrieben. Vnnd wenn 

gleich dis Kranckheit auffhoͤret fo koͤmpt ſie doch wider, = 
1 


eimn oder zwen Tage ein wenig beffer befinden /hilffes nich 








in Berichtvon Wechſeltagen. 31 


Der ander Wechfel der Kranckheit / der vollkoͤmlich iſt / da die gantze ma⸗ 2. 
teriaaufgerrieben wird / weichs denn geſchicht / fo entweder die Natur ſtarck Zramth 
iſt / oder der Materien wenig/oder da jhrgleich iſt / doch wol gedawet / vnd dieſe 
geſchicht auch mehr in den Wechſeltagen / jene auch wol in vnzeitigen Tagen. 

Aiſo ſchlaͤgt vielen das Maul auß / bekommen einen Schweiß! ſchlaͤgt jgen Sremperbep 

in die Beine/befinden fich mir dem felben etwas befferraber iſt ein vnvollkoͤm nanen Wet 

licher vngewiſſer Wechfel. Denn etlichen gereichts zum beſten / daß fie allmeh⸗ 1% 

lich und vber lang geneſen / oder gefunde werden / da es wol mag ein gefunde 

Zeichen heiſſen mie der gemeine Mann fagt. Aber etliche: fie ſichgleich 
n fie fallen 
























bald wider härter eyn/ond ſterben gar hinweg. Da pflegt ine Mann = lid 
wenn fiedas außfchlagen des Mundes / oderderafgichen i TBechfervgs 


gur Zeichen zunennen / vnd gewiß Gutes zu tr da es dog kin vngewiß voltoͤmu⸗ 
Zeichen iſt / einmal gut / das ander boͤſe / vn erlichſind di ichen zweif⸗ * 
felhafftig / fuͤr eins inn den guten Wechſel uͤrs ander 
guter vollkoͤmlicher Dawung / im Waſſer Exeichel / wie fie Jun auch gute 
Zeichen / wenn ſie in guten Wechſeltag | 









geſchehen. Ja die vnvollkoͤmliche ech] 8 der Kranck⸗ ans 
ie alcig J och nicht auff einmal koͤmuchen 


ranckheit Vnd da Zyediere 

EN was vber⸗ fi Saiten 

umachen pfleget / ent, 127 mynvo 

feibe / oder doch/ dafie Mecfet, 
ranckhboͤſe materia gemindert / nicht 

Tehue. Wenn aber die Kranckheit 

lesmlichen Wechſel / wie es pflegt fo muß man 

Bechfel erwarten biß daß vollkoͤmlicher Wechfel 

chter Zeit] und amauten Tage. Ä 


mpel Hippocrates alfo.befchreiber : Anaxion bekam ein Eremperveg 


groß yen der Seiten] trucken Huſten / den 6. kompt er von Sin, Kuhn rt 
nen / * yabt ſichs noch aͤrger / den 11. wird das Fieber kleiner / ſchwi⸗ feis. 


tzet wenig vmbs Haͤupt / der Huſten wird feuchter / den 17. Tag wirfft er dicken 
wolgedaweten Schleim auß / den 20.ſchwitzet er vber den gantzen Leib / iſt des 
Fiebers loß / doch duͤrſtet jn / vnd huſtet nicht natuͤrlich auß / den 27. kompt Hu⸗ 
ſten vnd Fieber wider / den 34. ſchwitzet er wider / da bleibet daß Fieber gar auß. 

In dieſem Exempel ſind drey Wechſel kom̃en / zwey vnvollkoͤmliche am ır. & 
Tage vnd am 20. Tag / eins vollkoͤmlicher zum gnuͤgen Wechſel / amz 4. Tage, 
Das ander Exempel iſt des Iphicratis Weib die hat an einer groſſen 
Kranckheit den 4oTag wenig Galle aufgebrochen am 80, Tage aber den gan⸗ 
tzen 


3ir Das vierdte Buch / von Srempeln i 
tzen Wechfel gehabt. Allhier iſt der vnvollkoͤmliche Wechſel einer am 40. Tage / 
ond der vollkoͤmlichſte zur gnuͤge am 80. Tage. 

Aber der vollkommene Wechſel zur gnuͤge / der gut / heyſſam vnd loͤblich 
iſt / darinn wirdt alles Boͤſes im Menſchen außgetrieben durch Sckweis / 

oder Blutgang / oder Brechen / oder Stulgang / oder Maſern / oder Bocken / 

oder ſchlaͤgt ſonſt in einen Ort des Leibes / indie Bein oder Arme / mit Ge⸗ 
ſchwulſt / an andere Ort mit Hegdruͤſen / Blattern oder Geſchwuͤr / Dieſer ge⸗ 

ſchicht allein am guten Wechſeltage / und auch wenn die Materien der boͤſen 
Seuchrigkeitz ol gedawet vnd wenn die Kranckheit am hoͤchſten kmpt/ 

dazu die Kr ibes eine Staͤrcke haben. Wenn der eins mangelt / iſt 

der Wechſe t gnug noch vollkoͤmlich / hierauff hoͤret auch ale Kranck 

| heit bald auff / NAm und gan aund ift der Krancke ficher / daß er darnach chen 
—— mag / was er gl. Daß a geggdet / daß die Kranckheit am hoͤchſten kom, 
gefägege, men’ fol verſy den werder je iſt in der dritten Zeit] Ratu morbi,dgg 
dã doch die Natur ſtarck / die Kranckheit am 


iſt / in ihrem haghffen Stand 
groͤſten / darau ſich ein Streit t / dag die Natur wider die Kranckheit 


” 







































vnd ihre Hefft keit ſich auffle uvberwinden gedencket / auch alſo durch 
den Wechſel / als eine 7— erung / vberwineet vnd den Sieg behaͤlt / 
Diß geſchicht fo viel deſſbeſſer | i We as 


helffen / auch daß die je b6 
, iſt darzu fehr gemindert 
Biet zeiten Darvmb vier ZHren 
re Kranckheit / principium mor 
1.  fehroder geringe / vnd diefe wehr 14 | 
Anfanader Materien bleiben vnd die Krankheit die an 
Krandbeit reichet. Diefer Anfang wird nicht verftanden alle 


wie lange er 
— heit / fondern die gantze Zeit / da alles vndawlich bleikzt. 


Zu ER langer einmal kuͤrter / en mal am aller kuͤrtzeſten / daß glei fang 
Dieerfte im Augenblick die ander Zeit der Kranefheitzunemmen/ a Die 


Bei. dritte Zeit der Kranckheit / als ſtatus morbi, vnd hoͤchſte S 
— heit / Zufall toͤmpt / als in den gar groſſen Peſtilentzen / oder Haͤn tro heitẽ. 
Aber in den finden Haͤuptkranckheiten hitzigen Fiebern / Stehen der Seiten / 
Diedritte weret dieſer Anfang bißweilen vier / bißweilen ßeben Tage / oder dergleichen, 
Weiſe. ſo lange im Waſſer / Speichel / ec. vn dawlich ſich erzeiget / wie in den langwi⸗ 
ers gar rigen Kranckheiten nicht allein ficben Tage, fondern fieben Wochen vnnd 
Kranehler laͤnger dig mehren fan. Dieander Zeit der Kranckheit iſt zumercken / au-: 
ERBE. Aa morbi,das Zunemmen der Kranckhett / dieſe fäher anı wenn der 
7. Tag der Kranckheit ein ende hat / das iſt wenn die Zeichen der Dawung 


gehen.wecnig / vnnd noch dunckel im Waſſer / Speichel vnnd andern ſich erzeigen. 
Dieſe 





in Bericht von WDechfeltagen. 3 
Diefe Zeit iſt auch einmal laͤnger als das ander. In den gar groffen obbemer 
ten Kranckheiten / Peſtilentz / Hauptkranckheit / etc. iſt fie nicht allein baldt 
mit dem Anfang / ſondern wehret auch nicht lange vnd vber drey Tage nicht 
auffs laͤngſt / offt nur ein Augenblick / als den hoͤret ſie bald auff / und folget 
jhr der hoͤchſte Standt der Kranckheit. In den andern Kranckheiten / als ge⸗ 
ringe Hauptkranckheit / Stechen der Seiten / ec. wehret das Zunemmen der 
Kranckheit länger 7. oder 1. Tag / mehr oder weniger. In den dritten lang 
wirigen Kranckheiten / einmal wenig Tage / ein mal etliche Wochen / vnd hoͤret 
nicht auff / es ſey denn vollfömliche Damung offenbar im Waſſer / vnd der 
gleichen. Vnd wenn das Zunemmen der Kranckheit au het / koͤmpt die - 
dritte Zeit der Kranckheit / der hoͤchſte Standt / oder die ses Deffrigfeit der 
Kranckheit. Dieſe Zeit der Kranckheit iſt am fleiſſigſten zu megken / wenn fie 

















e Der dochſte 
aͤffte bleiben / — * 

Kranckheit 
teñ / nicht zu we⸗ — 


So ſoll im hoͤchſten Stande der undwieer 


r Dawung. Diefer vnd vor dem 

* Beiten nur drey Tage/bißs Krande der 
ich druͤber / in andern langwirigen Krangheit. 
Wen vnnd Monden. Die vierdte * 


— Abnemmen 
Zeitd | ranckheit in welcher aller Kranck⸗ — 
heit ( Mrrden / eder bißweilen gar auffhören. au 

ey / v 


ollkoͤmliche Wechfelin der dritten Zeit der Kranck⸗ gernnarte, 
fm höchften Stande der Kranckheit /fonderlich am böfen ben. 
Ami: Die vnvollkoͤmliche aute Wechfel entweder im höch- —— 
ranckheit / oder auch inn Zunem̃en / aber feine gute Wech⸗ Kranaheit 
RR Kranckheit. Vnd wer da ſihet das außſchlahen des Mun⸗ te, 
des / Schweiß) der anders cher alsim höchften Stande kompt / derfeyge Bmbweihe 
wiß / daß diß gure Zeichen vnvollkoͤmlich und vngewiß ſey. So geſchehen auch 34 — 
die guten ſchnellen Wechſel der Kranckheit mehr im Semmer / denn im Weafar 
Winter / mehr in hisigen Lan den / als in falten Landen / mehr in hitzigen Ecm- —— 
plexionen / als in kalten vnd feuchten. 
Der boͤſe Wech ſel / wie er auff ander Tage gemeiniglich geſchicht / alſo 3 —— 
der gute Wechſel / wie oben gemeldet / allein in guten Wechſeltagen ſich erzei⸗ Kıar ker 
get. Hinwider der boͤſe Wechſel geſchicht auch nicht — der dritten Zeit ah 
' ht Der 


314 Das vierdte Buch / von Erempeln 
‚der Kranckheit / das iſt / im hoͤchſten Stande der Kranckyheit / ſondern viel vnd 
offt zůvor / bißweilen in der andern Zeit der Kranckheit / als im zunemmen der 
Kranckheit / bißweilen in der erſten Zeit der Kranckheit / im Anfang. Der boͤ⸗ 
fe Wechſel vollkoͤmlich / iſt der Todt / der boͤſe vn vollkoͤmlich / groſſer Schwach⸗ 
heit vnd Ergerung der Kranckheit. Bird wieder Todt cin boͤſe Wechſel iſt / 
alfo gefchiche der Todt in obbemelten allen dreyen Zeisen der Kranckheiten / 
in Anfang / oder im zunemmen der Kranckheiten / oder im hoͤchſten Stande / 
aber nicht in der vierdten Zeit der Kranckheit. Denn daſelbs hat die Natur 
die Kranckheit vberwunden vnnd geſieget / daß die Kraͤffte nicht vnterliegen 
koͤnnen / es ſeydenn daß ein Irrthumb eynfalle dreyerley Weife. Eins durch 
die Aertzte / di eynen / ſie beſtehen nicht vor Aertzte / wenn ſie nicht allzeit 
Artzney geben vmd im abnemmen der Kranckheit / da mans nicht duͤrffte / 
wider Artzney Fuͤrs an der / durch die Krancken ſelbſt / die da nicht den guten 
gemelten Aertzten folgen / vnnd zu riſch außgehen / oder ſonſt etwas verſehen. 
Fürs dritte / durch euſſerlicher ¶ all / als wenn Fewer außkoͤmpt / etwas eyn ⸗ 
faͤlt im El bon Bellen der Hunde erſchrecket die Krancken im Schlaafl 
fonft groß Zom / oder Erfchröcknuß sufäle. Welche Irrthumb nicht allein im 
abnemmendef Kranckheit Schaden bringen/fondern auch zuvor / ehe denn 
der Wechſel koͤmpt / denſelben fie Irrthumb klein vnd geringe find / 
dern oder auffziehen / daß welche Wechſel am: F rane! 
eſchehen ſollen / un uſſden 4 8 fon | 
irfalenyfe 0 verhindern wild — ſick 
den Todt. Darvmb etliche kuRegeln von 
von mir gelehret / vnd jetzt verbe Alſo: 
1. Die allergeſchwindeſte Kruetheiten pe 
im vierdten Tag oder eher. 
2. Die nechſt jhnen geſchwinde Kranckheiten per 
lentiales, Haͤuptkranckheiten / Maſern / Blattern / Pe 
auff die Natur dringen / aͤndern vnd wechſeln ſich in 7. Ta 
3. Die geſchwindte Kranckheiten / acuti, die ſich in 4. oderz 
aͤndern / vnd in die länge verziehen / aber ober 40. Tage nid 
rechten tertianfteber und auch pleurifis, Maſern / Bocken ı fo nichtgart 
find / verwandlen fih in ı 1.oder 14. Tagen. | 
4. Dienoch länger auffzichen / die pflegen fich in andern Wechſeltagen / o⸗ 
der andern Wochen / als im 17. Tage / 20. Tage / 27. Tage / vnd 34. Tage / oder 
40. Tage auffs laͤngſte zu wechſeln. 
5. Woaher dieſe geſchwinde Kranckheiten ſich noch länger auffziehen / 
welches doch ſelten geſchicht / amals wird der Wechſel alleine in z. Wochen/ 
alle 2o. Tage / vnd geſchicht der Wechſel im 60. oder 80. Tage. 































6. So 





in Bericht von Wechfeltagen. ip 
6. So ſich noch länger diefelben auffziehen / geſchicht der Wechfel durch &, 
Wochen / vnd allein in 120. Tagen. 
7. Was ſich wech langſamer / in langwirigen Kranckheiten / Alter / oder Se 
bens Gefahr wechſelt / das geſchicht durch ſieben Monden / eylff Monden / oder 
14 Monden / oder 17. Monden / oder zwantzig Monden / oder 27. eꝛc. biß auff 
80. Monden. 
8. Was in Monden ſich nicht wechſelt / das iſt in Jahren des Alters zu⸗ 
hoffen / im 7. Jahr oder eylfften Jahr / vierzehenden Jahr / 2o. Jahr / biß auff 
80. Jahr. 
9. Die Zeit ob ſichs in Wechſeltagen der erſten oder and ¶n Wochen / wech⸗ 
ſelnwuͤrde / kan men auß den vier Zeiten der Kranckheiten erfonnen. Denn 
jegeſchwin der dieſelben auff einander folgen / je ehe auch diecrihis erfolget / als 
daß wo in gar geſchwin den Kranckheiten principium vnd augmentum fta- 
tus offt in einer oder zweyen Stunden zuſampꝛen kommen / auch die Wechſel⸗ 
ſtunden deſto ehe Ende machen / vnd offt in einem Tage ſich die Kranckheit 
zum Todte oder Leben endet. Vnd allhier muß man gleich ſowdl auff die ho- 









eichen Tage, m w 
hcigifo fich ver ͤder 7. F agen wechſeln / wenn fie 
d eh, ſter hen die Krancken meiſten 


einer au 
geaf! oder Veraͤnderung der hi 






m ehr ſchnelle 


anertt. | 
Icern die einen Tag edereine Stunde haͤrter / als die am 







der FRE NG dcr paroxy/morum haben / werden die Kranckheiten fo 
an oichen Tagen jhredöfe Stunden! als am dritten Tagehaben / cher 
vnd eisen Tagen / als ficbenieytffifichenzehen/gewechfelt : die 


aberjäte bofe Stunde vnnd Tage an gleichen Tagen / als vier etc. haben / die 

haben auch defto langſamer / vnnd in gleichen Tagen jhren Wechſel / als 14- 

20.34.40. Tage. 

15. So die paroxyſmi, das iſt / boͤſe Stunden eder Tage der Kranckhei⸗ 

ten cher kommen / eder fortruͤcken / vnd darnach laͤnger wehren / darzu groͤſſere 

beſchwerlichere Zufall bekempt / nmpt die Kran elheit zu / eylet zum böchfien 

Stande / vnd dem rechten guten Wechſel. | 

16, So die Patroxyſmi, das iſt / boͤc Stunden lanafamer kommen / dic boͤſe 

ſlunden nicht fo lange wehren / auch alle Zufaͤll aut A nimpt en 
' She ! eit 


316 Das vierdre Buch / von Eremyeln 


heit wider ab ift lommen auff die vierdte Zeit Declinationem morbi, vnd 
gefchicht darnach fein Wechſel / ſo vorhin fie fich recht geendet. — 
17. Soaber die Kranckheit alſo abnimpt / vnd vorhin nicht vollkoͤmlich 
Wechſel geweſt / fallen fie gern wider eyn / vnd muͤſſen mehr vnd beſſer Wech⸗ 
ſel gewarten. 
18. So die boͤſe Stunde end Tage der Kranckheiten / Paroxyſmi ge⸗ 
nannt / auffs hoͤchſte kommen / vnd etliche Paroxyſmi 2. oder drey gleich ſind / 
in der Stunde deß Ankommens / in der laͤnge der Zeit / in der groͤſſe der Zu⸗ 
faͤll / iſt der hoͤchſte Standt der Kranckheit / ſtatus morbi, der in ſchnellen 
Kranckheiten bbggdrey mal nit alſo gleich wider ankoͤmpt / in den langwiri⸗ 
gen viel mal mehl vnd offt viel Wochen. 

19 Der vollkoͤmliche gute Wechſel geſchicht ale Zeit allein im hoͤchſten / 
Stande der Kranckheit. 

20. Der vnvollkoͤmliche gute Wechſel geſchicht allein imhoͤchſten Stande / 
ſtatu morbi, oder im Zunemmen / inaugmento morbi. 

21. Derböß Wechſel / vnd alſo auch der Todt geſchicht in allen drey erſten 
Zeiten der Kranckheit / entweder im Anfang / oder im Zunem̃en / oder im hoͤch ⸗ 
fen Stande, ' 

22. Wenn in der Größe der Manckhei auch in allen böfen Zufällen / die 
Natur nicht fo gar yhel ſich gehabt Stulgänge ı A: ! 

natürlich ſich gehaben vñd zur ung 
deſto eher vnd gewiſſer / vñd gef gute We 
23. Wenn in der Groͤſſe der Kranckheit / au 
Natur ſich vbel gehabt / vnterliegt Stulgaͤnge A 
natuͤrlich ſich gehaben / vnd keine Dawung / ſtirb 
gewiſſer / vnnd geſchehen boͤſe Wechſel. 
24. Wenn ein Zeichen gut / das ander boͤß iſt / vnnſ 
Menſch in boͤſer dawung ſich wolzugehaben vermeynet / ſo 
nung zum Tode vnnd Leben / vnnd faͤllet inn andern Wechfi 
eyn. | 
25. Wenn ein criſis, das iſt / Wechſel / auch zum beften gefd m 
Natur vnruhig / aͤngſtig / die Schmergendesvorgehenden Tages gröffer. 
26. Wenn die crilis zum beſten geſchicht / ſind in Waſſer / Speichel vnd 
Stulgaͤngen Zeichen guter Dawung / und koͤmpt auff gute Wechſeltage / 
vnnd geſchicht entweder ein plotz entledigen / Schweiß / Bluten / Waſſers / 
Stulgaͤnge / Brechen / oder doch anders wohin ſchlaͤgt an einen Dre des Sci» 
bes / mit Beulen / Geſchwulſt / etc. 

27. Wenn die Natur ſtarck iſt / die Kranckheit groß / vnd Zeichen der Dau⸗ 
wung / iſt der gute Wechſel beſſer zuhoffen. | 




















23. Wenn 


* in Bericht von Wechſeltagen. 317 
22. Wenn die Natur nit ſtarck iſt / doch ſonſt gute Zeichen der Dawung / 
Eehen nicht ploͤtze Wechſel / ſondern langſame Veranderung der Kranck⸗ 
heit zum Guten, 
29. Wenn die Natur nicht ſtarck iſt / die Kranckheit groß / boͤſe Zeichen der 
Vndawung / ſo iſt zu fuͤrchten der Todt. 
30. Wenn die Natur gar zu ſchwach iſt / vnd die Kranckheit zunimpt / die 
Zeichen böfe / ſtirbt der Krancke auff den böfen Tag Paroxylmi, an welchem 
die Natur gar/oder auffs ſehreſte vnterligt / vnd iſt gut außzurechnen. 
31. Wenn die Natur gar zu ſchwach iſt / vnnd die Kranckheit zunimpt / 
auch boͤſe Zeichen und eine Stunde des boͤſen Tages Paroxxſmi, allzeit inn 
vorgehenden boͤſen Tagen am aͤrgſten ſich erzeiget / ſtirbt der Krancke andere 
felben aͤrgſten Stunde gewiß / durch ſchnellen groſſen Wechſel. 
32. Wenn inn zwantzig Tagen Wechſel geſchehen / muß man auffalle 
gantze und halbe Wochen mercken. Wenn in 40. Tagen] allein auff gantze 
Wochen rechnen. Wennin 60. Tagen oder laͤnger / allein auff 20. Tage oder 
drey Wochen rechnen. 






ne ſchnelle Wechfelder Krankheit / fondern alle 
rgerung der Kranckheit / folutiones morborum 


. | Rh. Dom 





z 318. * 

— iR EEE VER 
Vom 8Weinſtock vnd feinen rückten: 
Darinnen deß Weins / Eſſias / vnd anderer Dingen 

Natur / Vnterſcheidt / Gebrauch / Complexion / Krafft / vnd vicl 

außerleſene Artzney davon zugerichtet / erſtlich in Latein gelehret 
vnd geſchrieben iſt worden / darnach verteutſcht / 
Su Ehren 


Dem Wolgebornen Herrn Herrn Georg Ehren⸗ 
reich / Freyherrn zu Rogendorff vnd Muͤllenburg / O⸗ 
berſten ara ae Sie in Oſterreich unter 

der Ens. 







758) Digeborner Gnaͤdiger Herr / Ewer Gn. ſeyn 
Ch S mein willige geflieffene Dienft allzeit zuvor. Demnach 
in Oſterreich/ nicht allein wegen deß epnheimifchenZus 


&> 











vernünfftiger Bedachtgebraucht/in vielen 
ſehr boͤß vnd ſchaͤdlich ſeyn: Als hab ichdiefe 
ſo ich allhier in der Vniverſitaͤt öffentlich 
geſchrieben / darnach auff Bitt vieler vornen n 
außgehen / vnd niemand / als E. Gn. zuſchreiben wo 
E. Gn.ſonder Zweiffel ſich zuerinnern / daß / wie ie 
reichiſcher beſtalter Landt Medicus ordinarius geweſen/ 
wider geweſt / daß Haußaͤrtzte ſich brauchen mit den g aͤu⸗ 
terbuͤchern / darinn viel Kraͤuter und Artzney jhnen zu hoch Denn 
je groͤſſer Herbarius gehalten / je mehr Kraͤuter braͤuchlich vnd uns 
gebraͤuchlich zu jedem Kraut geſchrieben werden. Es geſchicht aber 
bißweilen wol dadurch viel Schaden in gemeiner Artzney / nicht 
allein bey Haußaͤrtzten / ſendern auch bey jungen Doctorn / die da 
auff eine jede vngewiſſe Artzney / weil ſie im Kraͤuterbuch geſchrie⸗ 
ben / ſo riſch als auff eine gute fallen / dardurch vergeblich den 

ii Krancken 





Dorrede. 419 

Krancken artzneyen / die Kranckheit auffziehen / offt wol noch groͤſ⸗ 
ſer Schaden den Krancken zugleich mit thun. Vnnd gewis dieſe 
groſſe Kraͤuterbuͤcher dienen mehr erfahrnen / gelehrten vnd lang⸗ 
geuͤbten Aertzten oder Doctorn / die da das Boͤſe vom Guten vnter⸗ 
ſcheiden koͤnnen / den andern Haußaͤrtzten aber die Rrauterbücher/ 
die da allein von etlichen gewiſſen Kraͤutern oder Gewaͤchs / vnnd 
dazu in jeden nuͤtzlithen Gewaͤchſen / von gewiſſen guten Artzneyen 
allein geſchrieben ſind / die ſollen Haußaͤrtzte jhnen belieben laſſen. 
Denn alſo bleiben Haußaͤrtzte bey gewiſſer / ſicherer / linderer Arge 
ney / vnd bringen die Zeit nicht zu mit vnnuͤtzen ſtudieren vnnd ver⸗ 

achlicher Mühe. 

Welches / da es ewer viel Ehrentugendreiches Gemahl / in E. 

Gn beyſeyn / etwann von mir gehoͤrt / hat ſie gewuͤnſchet / ſie moͤchte 
dergleichen Kraͤuterbuch dermaſſen dermaleins genieſſen / vnd hat 
von mir begert / daß ich auff dergleichen eins moͤchte bedacht ſeyn. 
Wiewol ich nun ſoviel Zeit dazu nicht habe / jedoch weil ich deß eyn⸗ 
gedenck/ habe ich in meinem Ampt der Profeſſion der Artzney / 
Fuͤrſtlichen Julius Vniverſitaͤt zu Helme 

iten / neben andern Lehren / faſt ſiebentzig 
ie da am vblichſten in Artzneyen in vielen 
n ſeyn / in Latein verſchienes Jahrs geleſen 
dr Gebrauch / Natur / Complexion / Kraͤffte / 
nd gewiſſe gute Artzney allein ſeyn / darinn der Wein⸗ 
Gewaͤchs / von Wort zu Wort alſo im Latein auß⸗ 
| ich allhier teutfch aufgehen faflen : Sofindauch 
Bume Haufärstin/diediß Ißerevom Wein / da es von mir 
gangen / begert / daß es Teutſch außgehen möge. Dies 
weil aber ich E. Gn. als der vnnd derſelben Gemahls Wolthaten 
viel ſtaͤts erfahre / nichts dieſe Zeit zuzuſchreiben habe / als habe ich 
E. Gn. zu Ehren diß verteutſcht / vnnd offen gedruckt zuſchreiben 
wollen. Bitte aber E. Gn. wollen diß mein gering Kraͤuterbuͤch⸗ 
lein vom Weinſtock / da ſonderlich des Weins Natur /Comple⸗ 
rion / Kraͤffte und gute gewiſſe Artzney außgelegt / im beſten von mir 
auffnemmen 1 beydes zu Anzeigung meines sun 
ER Fleiß/ 












220 Das vierdte Buch / von Erempeln 
Fleiß / auch in Abweſens gegen E. Gn. vnnd allen den ewren / dazu 
auch zu Vnterricht des Weins Wirckung vnd Artzney / weil E G. 
vielerley Wein ſelbſt wachſen vnd zukommen. Verhoffe E. Gn. 
die ſonſi ein Liebhaber der Haußartzney / vnd natuͤrlichen Nachfor⸗ 
ſchungen ſeyn / werden dieſer jhr gefallen laſſen / vnd jederzeit mein 
Gnaͤdiger Herr ſeyn. Gott wolle & ©. in dieſem hohen Alter / vnd 
vielerley Schwachheit / gemeinem Vatterlandt zum beſten lange 
erhalten. Darum in der Julius Vniverſitaͤt zu Helmſtaͤdt / den 
2. Tag Januarij, Anno 1588. 


E. Gn. Dienſtwilliger 
Jacobus Horſtius D. 


Don dem Weinſtock vnd ſcinem Gewaͤchs. 


Be — Er Weinſtock iſt zwar das aller letzte Gewaͤchs / ſo reiff wird/ 
aber mit feiner Loͤblichkeit / Frucht / Luſt vnd Nutz gehet erden andern 
Vweit zuvor / iſt mancherley Geſtalt / alſo daß fiafaft unzchlicheigd, wie 
der Post Virgilius von dem Weinſtock fehrgikggs — 
Wie mancherley des Weinſtocks Art 
Niemand wegn Menge hat gelahrt / 
Viel weniger wie offts nuͤtzte / 
Jemand zu zehlen recht wuͤſte. 
Ihr ſeynd ſo viel als Koͤrnlein Sandız ⸗ 
Die man am Meer odr Troͤpfflein fandt. 
Es traͤgt nicht alls ein einigs Landt / 
Drumb ſie jedem nicht all bekandt. * 


Der Gebrauch des Weinſtocks. 


einer Der Weinſtock wird gebraucht / eins Theils an den Blaͤctern / eins Theile 
Ehren. an den Froͤchten / welches ſnd die Weinbeeren / eins Theils am Safft / eine 
TWRheils am Weineſſig / eins Theils an der Wurtzel. 
ta Die Blaͤtten werden friſch alein gebraucht vnnd aufigelegt zu Pfla⸗ 
m. a) 

Fon a: Die Weinbeeren werden gebravcht / ſie nd aleich frifch oder gedoͤrret. 
Wid ervm b werden die frifchen Weinbeeren gebraucht / zugleich die vnreif⸗ 
fen vnd die reiffen. Die 





in der Lehr vom Wein. gu 

Die friſchen enreiffen Weinbeeren / entweder gun Saͤfften / ale wenn ek 
mit Zucker gekocht wird zum Syrup / daven denn herfömpeder Syrup von 
Agreſt / oder der Agreſt / Omphacium genandt. 

Diereiffen Weinbeeren / haben noch ein groͤſſern Nutz / vnd werden ge⸗ 
braucht / bißweilen gantz / bifweilen außgepreſt. 

Die gantzen koͤnnen auff zweyerley weiſe genuͤtzt werden / friſch vnnd ge⸗ 
doͤrret. ae 
Die frifchen widerumb auff zweyerley Art, Erſtlich fo fie geffen werden? 
oder gepreſt. | | 

Außgepreſt geben fie ein Safft ohn alten Zuſatz / oder werden gemiſcht mie 
Waſſer / daher denn koͤmpt die legte Preß / welches Laur genandt wird. 

Die abgedoͤrreten vnd gantzen Weinbeeren werden auff gehengt / vnd eins 
Theils gedoͤrret / welche denn nicht ſo viel Feuchtigkeit an ſich haben / vnd nicht 
fo auffbiaſen / auch geſuͤnder finde zu eſſen / als die friſchen: Eins Theils wer⸗ 
den fie auch an der Sonn gedoͤrret / daher denn kommen die Weinbeeren oder 
Rofinen genande welcher man heutiges Tages dreyerley hat. 

Die erſte Art das find die aller aröften Weinbeerenidieman vorzeiten Da» 
mafcenifch gehalten hat / werden aber heutiges Tages in der Apotecken Cybe⸗ 
ben genandt. 

Die alider Arc find die mirtelmäfligen Weinbeeren und werden heutiges 
Tages die.groffen RE enandt. \ | 

Die dritte MMdAE fin ddie aller kleinſten Weinbeeren / welche feine Koͤr⸗ 
nr haben / werden jetzunder aber die fleinften Rofinen genandt / oder Chorin⸗ 
thacen. * 

ne Bi der Weinbeeren / wirdt eins Theils gekocht eins Theil vnge⸗ 

ocht icht. 
Milan der Meinbeeren wird auff zweyerley Weife gebraucht. 
Erſtlich er gebraucht zum Rob / welcher allein gebraucht wurd in et⸗ 
lichen gemiſchten Artzneyen. 

at wird eꝛ gebraucht mirdem Zucker vnd mit allerley Gewuͤrtz / ſo 
er gekocht wird zu einer Geſtalt eines Mus / Weinmus genandt. Darvmb cr 
denn gebraucht wird in den Haͤuſern zu allerley Speife / wie ein Eyntunck / 
jener aber wird in den Apotecken gebraucht. 

Der vngekochte Safft wird wideremb auff dreyerley Weiſe verſanden. 

Erſtlich / der Moſt / welcher nichts anders iſt / als ein Safft / der noch nicht 
geſchaͤumbt / oder ein vnaußgegorner Wein. 

Darnach / der Wein / welcher zwar der vergorne Safft der Weinbeern Wein 












Zum dritten / der Eſſig / welcher nichts anders falsch NOIR Effi. 
Big Ss 8 





PRESSE 
— * 


322 Das vierdte Buch / von Erempeln 


Es wird aber nicht allein der Wein / Moſt / Eſſig in den Speiſen gebraucht / 
fondern dienet auch zu den Artzneyen auff mancherley Weiſe. 


Duerrfheie Aber die Vnterſcheidt des Weins vnd Eſſigs find mancherley / darvmb 


des We 


achtzehe 


ins 
N 


es fehr nuͤtzlich ift / daß einernicht allein fie kennen kan fondern aud) wolalk 
seit zu vnterſcheiden wiſſe. ee 
Die vornembſten Vnterſcheidt deß Weing ſind dieſe. 
Der erſte Vnterſcheidt wird von dem Weſen oder ſeiner Subftang ge⸗ 
nommen. M SIEB 
Ein Wein ift ſchlecht oder vnvermiſcht / der ander iſt gemiſcht. 
Der ander Vnterſcheidt kompt her vom Alter. — 
Ein ſchlechter Wein iſt new/der ander alt / der dritte mittelmäßig. 
Der dritte Vnterſcheidt kompt her vom Lager. | 
Ein Wein iſt lauter / der ander truͤb / der dritte mittelmaͤſſig. 
Der vierdte Vnterſcheidt kompt her von der Farb. 
Ein Wein iſt roth / der ander weiß. 
Der fuͤnffte Vnterſcheidt wird von dem Vnterſcheidt der rothen Far⸗ 
ben genommen. 
Ein rother Wein iſt ſchwartz / der ander dunckelbraun / der dritte rötlich, 
Der ſechſte Vnterſcheidt kompt her von der Art der weiſſen Farb. 
Ein weiſſer Wein iſt ſchlechter weiſſer Wein / der ander iſt gelb / der drit⸗ 
te helt Mittelfarb zwiſchen weiſſen vnd gelben. 
Der ſiebende Vnterſcheidt kompt her vom Gſchma 
Ein Wein hat gerade einen Geſchmack / der gnder hakdiel Geſchmack 
zugleich an ſich / als der Wein der da zugleich —53 vnd hart ſchmecket. 
Der achte Vnterſcheidt kompt her von dem Geſchmack des ſ hlechten 
Geſchmacks deß Weins. | 
Ein Wein einerley Geſchmacks / iſt ſuͤß / der ander ift ſawer der drſtte hält 
onter dieſen das Mittel / vnnd iſt zartlich /der vierdte iſt he elcher mehr 
ſtopfft als der ſawre / der fuͤnffte iſt ſcharpff / der ſechſte bitter / der ſiebende Eſſig⸗ 
fator / vnter welche die letzte zwey Art des Weins Galenus will / dal nicht 
rechre/fondern verdorbene oder gefaͤlſchte Wein ſeyn. 
Der neundte Vnterſcheidt koͤmpt her von dem Geruch. 
Ein Wein hat ein ſonderlichen Geruch / der ander hat keinen Geruch. 
Der zehende Vnterſcheidt kompt von Art des Geruchs. 

Ein riechender Wein iſt eines guten Geruchs / daher denn in die Apotecken 
geſchrieben wird / wolriechen der Wein / der ander iſt eines boͤſen Geruchs o⸗ 
der ſtinckender Wein. 

Der eylffte Vnterſcheidt koͤmpt her von Krafft und Wuͤrckung. Ein Wein 
iſt kraͤfftig derander gering, Derfräfftig Wein wird fonft ſtarck oder edler 











Rein 





Inder Schr vom Wen. 323 
Wein genane. Der geringe Wein wird ſonſten ein waͤſſeriger Wein genañt / 
vnd vnter dieſen zweyen Geſchlechten finder man allzeit ein Mittel drunter. 

Der zwoͤlffte Vnterſcheidt von dem Ort / da der Wein waͤchſt. Ein Wein 
iſt ein gemeiner Wein / der ander edler Wein. Die gemeine Wein werden 
verſtanden die taͤglichen / vnd die gar gemein ſind / vnd dieſer Art iſt der Fran⸗ 
cken Wein / der Meißniſche Wein / der Laußnitzer Wein. 

Die edlen Wein aber / welche heutiges Tages fuͤr die vortrefflichſten ge⸗ 
halten werden / ſind dieſe / der eine der Reiniſch Wein / der Mehriſche Wein / 
der dritte der Oſterreichiſche Wein / der vierdte der Vngeriſch Wein / der fuͤnf⸗ 
te der Welſch Wein / der ſechſte der Griechiſch Wein / der fiebende der Wide 
bacher Wein / der achte Malvaſier / der neundte Reinfall. Daher allzeit ein 
Wein edler denn der ander gefunden wird / als nemblich vnter den Mehri⸗ 
ſchen / Oeſterreichiſchen / vnnd Vngeriſchen / gehen die Vngeriſchen vor mit 

Kraͤfften vnd Tugenden. Vnter den andern Weinen / die Mehrifchenfind 

die geringſten / die Oeſterreichiſchen ſind die mittelſten. Dieſen aber allen gehet 
vor der Reiniſche Wein / zu Erhaltung der Geſundheit. Es werden auch vor 
die aller edleſten Wein gehalten / Wie debacher / Griechiſ che / Reinfall I vnnd 
Malvaſier. 

Zum dreyzehenden / von Vnterſcheidt der gemiſchten Wein. Die ge⸗ 
miſchten Wein ſind / etliche gemiſcht durch kuͤnſtlich Zubereitung etliche 
werden mit Waſſer vermiſcht. 

Zum vierzehenden vom Vnterſcheidt der gemiſchten / ſo ſi nd durch kuͤnſt⸗ 
fich Zubereitung / derer etliche find von Gewuͤrtzen welche gewuͤrtzte Weinge⸗ 

nant werden / etliche werden auß Kraͤutern gemiſcht / vnnd werden Kraͤuter⸗ 
wein genannt. 

Der fuͤnffzehende Vnterſcheidt wird genommen von gewuͤrtzten Wein. 

Die gewuͤrtzten Wein ſind / einer Art Claret genannt / der ander Sauren 
tranck / der dritt wird ſonſten auß allerley Artzneyen gemacht. > 

Widerovmb find Wein / welche eins Theils auß — eins Theils 
aufggoem Materien EN nomanderky,. 

Alfo ſeyndt: 
Erſt / der Wein in fein Goldt abgelöfcht, 
Der ander Schiehen Mein, 
Der dritte / Wermutwein. 
Der vierdte / Citrinat Wein, 
Der fuͤnffte / Alant Wein. 
Der ſechſte / Augentroſt Wein, 
Der ſiebende / Hyſſop Wein, 
Der achte / Lavendel Wein. 

Ss ij Der 


324 Das vierdte Buch / von Crempeln 
Der neundte / Roßmarien Wein, 
Der zehende / Salvey Wein. 
Der eylffte / Hirſchzungen Wein, 
Der zwoͤlffte / Wein von Frantzoſen Holtz gemacht. — 
Der ſechszehende / iſ von Vnterſcheidt der Diſtillierung. 

Ein Wein iſt gediſtilliret / von Weinhefen / der ander von dem Wein 
ſelbſt / vond wird beyder gebrandter Wein genandt. Welche Vnterſcheid auch 
vngleich / nach groſſer oder kleiner Diſtillirung Art / wie denn etlicher ein mal / 
etlicher mehrmal diſtilliret wird. Der gebrandte Wein / auß den Feuchtigkei⸗ 
ten anderer Dingen iſt vor nichts / vnd ſoll hie auch nicht verſtanden werden. 

Der ſiebenzehende Vnterſcheidt von gebrandtem Wein. 

Der gebrandte Wein einer iſt ſchlecht / der ander gewuͤrtzt / darvmb dieſer 
von dem andern vnterſcheidet wird / vnd vngleich / jetzt von dieſem / jetzt von 
andern Gewürgze diſtilliret / aqqua vitæ genandt wird. 

Der achzehende / kompt her vom Vnterſcheidt der gemiſchten Wein mie 


aſſer. 

Die Wein fo mit Waſſer gemiſcht werden / ſollen auch fleiſſig vnterſchei⸗ 
der werden. 

Der eine iſt / da nicht mehr Waffer als Weindrunrer vermiſcht/ alſo daß 
man allzeit den Wein mehr ſchmecken kan / welcher Wein den Geſunden 
am bequembſten iſt. 

Der ander iſt / in welchem das Gegen ſpiel gef chicht / alſo daß man allzeit 
das Waſſer mehr ſchmecket / welcher Wein gemeiniglich denen bekoͤmpt / ſo 
das Fieber haben / welcher auch mehr kuͤlet / denn das * aſſer * Diß iſt 
von der Art der Vnterſcheidt des Weins. 


Der Gebrauch deß Weins iſt. 


u Erſtlich wird er gebraucht zur Nahrung im Eſſen vnd Trincken / wie je 


.. dem bewuſt. 
Darnach wird er gebraucht zum Artznenen / welche jnwendig vñnd auß⸗ 
wendig genuͤtzt werden. 


Der Gebrauch dep Eſſigs. 


Gebdrauch Wo in den Buͤchern das Woͤrtlein Eſſig gefunden wird / ſoll allzeit der 
verein Wein Eſſig verſtanden werden. 
Es iſt auch der Eſſig nichts anders / als ein ſawer Bein / wird auch von 
etlichen ein verderbter Wein genandt. Dieſer wird auff zweyerley Weiſe ge⸗ 
braucht. 
Der 


Inder Schrevom Wein. zꝛy 
Der eine iſt ſchlecht / der ander gemiſcht. Der ſchlechte Weineſſig iſt nicht dp nee 
durchauß ſchlecht / ſondern hat zwo vngleiche Naturen in ſich / wie in dem 
Galenodiß gelehret wird / jedoch zum Vnterſcheidt des gemiſchten Eſſigs iſt 
von Noͤthen daß dieſer ſchlechter Eſſig genannt wird I vnd wird einer weiß / 
der ander roth gefunden. Der weiß Eſſig aber iſt allzeit der beſte. Der ge⸗ 
miſchte Eſſig iſt mancherley Art. | 
Dereineift Violen Eſſig. 
Der ander Roſen Eſſig. —J 
Der dritte Eſſig / ſo mit Honig und Waſſer abgeſotten iſt. 
J Der vierdte / iſt Meerzwiebel Eſſig. 
| Der fünffrerift Meerzwiebel Eſſig fo mie Honig und Waſſer abgeforren, 
Der fechfte Roſinen Eſſig. 
Der fiebende iſt ſchlecht ſawer Syrup / ſawer Honig / oder Eſſig Syrup 
enandt. 
Der achte iſt gemiſchter ſawer Syrup. 
Der neundte iſt Eſſig / ſo mir Zucker gemiſcht I welcher ſchlecht vnnd ge⸗ 
miſcht gefunden/wird genandt ſawer Zucker / oder Eſſig Syrup. Der ſchlech⸗ 
2 Eſſig wird gebraucht / Zum erſten in der Speiſe. 
Zun andern / in dem Eynduncken. 
Zum dritten / in der Artzney / entweder in den außwendigen Artzneyen / ſo 
wolalsin den Inwendigen. 
Inwendig zu Traͤncken / als zum Thyriack / vnd dergleichen andere wer⸗ 
den mit dem Eſſig gebraucht / oder zum waſchen des Mundes / ſo er gemiſcht 
wird mit Waſſer / welchs gar gebraͤuchlich iſt / vnd fuͤr den Durſt genuͤtzt / wird 
von Welſchen Polca genannt, | 
Außwendigzum Geruch / zum Auffiegefloder die Saamen eynzubei⸗ 
gen/auch zu Pulvern und andern Artzneyen. 
Der rote Eſſig wird gebraucht: 
Erſtlich zum Aufflegen / zum andern zur Sals / das iſt eynduncken. Auff 
dieſe Weiſe wird auch der Roſen Eſſig / Viol Eſſig / Roſinen Eſſig zur Ohn⸗ 
macht gebraucht. 
Dir Meerzwiebel Eſſig wird gebraucht in den vermiſchten Artzneyen. 
Der Eſſig mit Honig wird auff mancherley Weifegebraucht / Einer 
wird anders vom Diolcoride gebraucht / anders vom Galeno , anders vom 
Mefug,aberdie Zubereitung wird allein in den Apotecfen gebraucht ion wird 
gehalten der Eſſig mit Honig zweyerley / einer ſchlecht der ander gemiſcht. 
Waeerzwiebel Eſſig / mit Honig vnd Waſſer geſotten / wird widervinb auff 
| zweyerley Weiſe gebraucht, dereine ſchlecht / der ander vermiſcht / welcher am 
allergebraͤuchlichſten. Erſtlich / ſe man allein ein oder zween oͤffel voll außle⸗ 
=) 90 cket. 





316 Das vierdte Bitch/von Erempeln 

cket Zum andern! ſo er mit Waſſer oder andern Saͤfften / auff ein Form a 
Tranefsaemifchr wird. 

Der ſchlechte fawer Syrnp wird gleich alfo gebraucht. 

Der ſawer Zucker / wenn Eſſig mit Honig vnd Zucker vermifcht / iſt ii 
dervmb zweyerley / einer fchlecht / derander — cht / vnd wird gebraucht al⸗ 
lein daß man jhn lecket /oder zu einer Form eines Trancks / ſo er mit Waſſer 

vnd andern Traͤncken gemiſcht wird. 
ARE Die Wurgeldes Weinſtocks / wird nicht allein das inwendige verſtan⸗ 
Sebianc. den / ſondern auch die Reben / an welchem die Weinrauben hangen / dieſes 
Weinrebens Aſche wird gebraucht in die Lauge / z ER den se die 
Fuͤſſe / auch zu Pflaſtern aufflegen. 


Von dem Wefenoderfeiner Subſtantz. 


Sub ſtantz Die Subſtantz des Weinſtocks iſt mancherley. 

a RE Supftang der Blaͤtter des Weinſtocks iſt erdtich / ob gleich die fri⸗ 
ſchen eins Theils waͤſſerige Natur haben: das weſen der vnreiffen Weinbee⸗ 
ren iſt auch erdtich: Die Subſtantz der reiffen vnd friſchen Weinbeeren / was 

Safft anlanget / iſt waͤſſerig / daher ſie dann erquicket die Glieder / was a⸗ 
ber die Saamen oder koͤrner anbelanget / ſind die erdtich / vnd ſtopffen. 


Heimliche Aber die verborgene Subflang! welche der Wein an fich hat / wird mit 
Eoomafit Verwunderung auffgemercket. 


ie Bens Dieesineifti die da nehret: denn vnter allen Fruͤchten / die bald vergehen / 
beer nehren. jſt Feine) die beſſer nehret ſals Weinbeeren / oder die weniger boͤſen Safft an 
ſich haͤtte / wiewol ein Vnterſcheid derſelben iſt: Es nehren die ſuͤſſen mehr/die 
ſawern weniger / die bittern am Aewengſten 
Die ander Subſtantz iſt / daß fie den Leib erweicht / vnd purgirt / am aller 
meiſten die ſuͤſſen vnd feiſten Beer. 
Die Subſtantz der Weinbeeren iſt auch eine verborgen / die ander offent⸗ 
lich. 
Verborgene Die verborgene Subſtantz iſt vornemblich der allerkleinſten Roſt nen / 
welche wol zur Leber dienen / mir heimlicher Eygenſchafft die Leber vnnd die 
der feinen Milk ſtaͤrcken / wie das Galenus dezeuget in feinem dritten Buch von derZu⸗ 
Roſinen. hereitung der Artzney. 
Die oͤffentlich Subſtantz iſt waͤſſerig / vermiſcht mir erdtich / alſo daß an 
ſich die Natur hat / die ſtopffet jedoch hats ein groſſen Vnterſcheidt / daß etli⸗ 
che friſcher oder feiſter / etliche duͤrrer ſind / vnter welchen allzeit die duͤrre mehr 
ſtopffen / vnd weniger reinigen / die friſchen haben das Gegenſpiel: Als die 
groͤſten Roſi BADER Cybeben genannt werden / erweichen den Ba Ai an 
ehrſten 


| 
in der Lehr vom Wen. 327 
ſehrſten / aber am allerwenigſten die aller kleinſten Roſinen / vornemblich ſs 
fie duͤrre vnd gartrocfenfoyn. 
Die groſſen Roſinen halten das Mittel zwiſchen den kleinen vnd Cybe⸗ 


ben. 

Die Subſtantz des eyngemachten Weins iſt allein oͤffentlich / nemblich 
waͤſſeriger Subſtantz / daher es mehr den Leib weichet / vñ die verbranten Feuch⸗ 
tigkeiten reinigt / vnd die ſchwartz Gall / als in dem Syrup von Thymian. 
Die Subſtantz des gewuͤrtzten Weinſaffts / mit Zucker oder Honig eyn⸗ 
gemacht / weichet nicht alſo / als das ſtaͤrcket / derhalben iſt ſein waͤſſerige Sub⸗ 
ſtantz weniger / vnd iſt mehr erdtichter Subſtantz. Die Subſtantz des Moſts / 
iſt auch waͤſſerig vnd grober Natur / daher es denn zugleich den Bauch weichet 
vnd auffblaͤſet. 


Die Subſtantz des Weins. 


Iſt hetmlich vnnd oͤffentlich. Die heimliche Subſtantz iſt mancherleh. . 
Erſtlich nehret ſie. —— 
Darnach ſchadet ſie den Sehnadern vnnd dem Kopff / ſo man ſie vn⸗ 1. 
maͤſſig nimpt / iſt in Schad der Weißheit / vnd der Sehnadern. 2. 

Zum dritten / ſo dringets durch / vnd vornemblich dringets zu Nieren vnd _ 3. 
Gelencken. 

Zum vierdten / ſo erfrewets das Gemuͤt / vnd macht lebendig die lebendt, 4, 
gen Geiſter des Hertzen / wenn er maͤſſig gebraucht. Aber dieſe heimliche Sub⸗ 
ſtantz wird nach Vnterſcheidt der Art des Weins / mehr vnd weniger gehal⸗ 
ten / nach dieſen Regeln in der Nahrung. | 2 


nafeid 


1. Die ſuͤſſen Wein geben mehr Nahrungrals andere. re 
2. Dierrüben Wein haben mehr Nahrung / als die lautern. Dein. 

3. Die rothen ſuͤſſen geben mehr Nahrung / als die weilfen Weit. 

4. Die rothe ſawren vnd waͤſſerigen Wein nehren am aller wenigſten. 

Vom Schad der Sehnadern vnd Kopff. 

1. Die gelbe Wein ſind ſchaͤdlicher dem Kopff / als andere. Wie Mein 
2. Die duͤnnen Wein ſteigen mehr einem in Kopff vnd in die Sehnadern / dm Kor o> 
als die dicken Wein. ek 


3. Die ſtarcken Wein ſchaden mehr / als die geringen. 

Zum letzten im durchdringen zu Nieren vnd Gelencke / ſind die ſe Regeln 
auch nuͤtzlich. — | 
1. Wein / auff Kaͤſe getruncken / ſamlet den Stein duppelt als fonften. 
2. Wein / mit Peterſill getruncken / iſt gut denen / die den Stein haben / vnd 
die da Lahm ſeyn. ; 
TREE Aa 3. Wein 


4 


EN N 


36 Das vierdte Buch / von Exempeln 
3. Wein / mit Betonien und mit den Stechasblaͤttern getruncken / iſt den 
Lahmen gut. Der Wein mir Steinbrich getruncken / iſ mehr vor den Stein 
gut. 
4. Die lauter / gelbe oder rote end ſtarcke Mein / ſind am aller ſchaͤdlichſten 
den Sehnadern. 
Die oͤffentliche Subſtantz deß Weins / nach den vnterſcheiden des Weins 
iſt zuvor erklaͤret / derhalben iſt es gnug davon etwas zumelden. 
Wide. 1. Die aller dickſten Wein find die ſchwartze Wein. Die dunckelbraunen 
en vynd roten Wein find auch ſo grober Subſtantz / die weiſſen vnnd gelbe Wein 
ſind am aller wenigſten dick. 
en 2. Diegelbe Wein find am aller fubrileften 7 die weiffen zwar nicht ſo ſehr/ 
er. die mittelmaͤſſigen halten das mittel. J 
Die Subftang des gebrandeen Weins iſt am aller ſubttleſten. 
Eſſig wider Des Eſſigs Subftang iſt eine Theils verborgen / eins Theils öffentlich, 
Sit. Die verborgene Subftang iſt / daß er wider die Gifft gebraucht wird. 
Die oͤffentliche iſt ſubtil / vnnd defto mehr / wo ſtarcker Effig gefunden 


wird. 
Die Subſtantz der Weinreben iſt erdtich / wiewol die Afchedavon erwa 
vermiſchter Art iſt. 


Von Natur oder Complexion. 


Beinbiäts Des Weinftocts Natur vnd Complexion ſoll widervmb fleiſſig vnter⸗ 
ter Tomples ſcheiden werden / in jedem Theil. 
ro Die Blätter des Weins find Falter and doͤrrer Natur / in erſten Brad, 
einbern Die pnreiffen Weinbeern / vnd der Safft derfelbigen Omphaciuw, iſt 
enreiffer kaͤlter vnd truckner Natur in dem andern Grad. 
Ze m Diereiffen Weinbeern / wie dimon Serh bezeuget / ſind heiß vnd feucht 
zeiffer Com» im erſten Grad. . | 
om Der Moftinie Galenus bezeugen ift warmer und truckner Natur im er⸗ 
yierion. fin Grad. 
Mein Der newe Wein iſt warm vnd truckner Natur / im andern Grad. 
Eompisin. Der alte aber iſt warm vnd trucken / im dritten Grad. 
hr Aber in den Graden ift ein groſſer Vnterſcheidt / darvmb die fe Regeln ge 
ſetzt werden. 
Soden 1. Se ältere Wein fie ſind / je wärmer, 
ee, Re cpfere Wein / je wärmer Natur. Ä 
Tompimion. 3. Die wäflerige geringe Wein find nicht fo warmer Natur. a 
Die ſtarcken find hitziger / die edleſten Wein find am aller higigffer Na⸗ 
sum 


Fe ae 
ee; I dd 


inder Schr vom Wein. 329 
eur / die ſawer Wein find am allerwenigften warmer Natur / wieman offt 
bey den Gelehrten finder geleſen / daßſie Falter Natur feyn/da muß man aber 
allseie darauff fehen / fo der Wein gegenandere hikigere Wein gerechnet 
wirdirefpedtive. a 

Die weiſſen Wein find wärmerer Natur / als die rothen. 
sg. Die rothen ſchwartzen dicken Wein find gar wenig warmer Natur / da⸗ 
her man darauff ſehen muß / ſo gegen die rothen Wein die weiſſen gerechnet / 
daß ſie kalter Natur ſind / da ſie ſonſt auch warmer Natur ſind / vnndalle 
Wein hitzen. 


6. Die braune Wein ſind warmer Natur / die roͤthliche noch waͤrmer / die 

gelblichte die ſind am aller waͤrmſten oder hitzigſten. * 

7. Die gelbe Reiniſchen Wein ſind nicht ſo warmer Natur / die gelben Vn⸗ 
geriſchen find mehr hitzig / Reinfal vnd Malvaſier am aller higigften. Die ge 
wuͤrtzten Wein aber / nach Art der gemiſchten / ſind auch mehr oder weniger 
warmer Natur. —J 
Der Wein nach Krafft vnd Vnterſcheidt der Diſtillierung. PUR, 
Der gebrandre Wein / welcher von dem beſten Wein gebrand / iſt warm gen deine 
vnd trucken / als die auß den Weinhefen / oder von den vnbekandten Wein Eompierion 
darnach ſo er zweymal diſtillieret wirde 1 iſt er ſtaͤrcker als der ander Wein. arm En, 
Denn der gebrandte Wein wird ſonſt kein ander verſtanden / als der auf keiſcheidt. 
ein gediftilliereriftiinden Artzneyen / vnd diß alles iſt warm vnd trucken 
im dritten Grad. Vnd wo man deſſen gar zu vnmaͤſſig oder zuviel brauchen 
ſo entzuͤndet er den Menſchen. 
Diefe Truckenheit des Weins bezeuget Galenus, da er ſagt / vonder 
Krafft der ſchlechten Artzneyen: Der Wein iſt in dem andern Grad warmer 
Natur / der alte im dritten / vnd der Moſt im erſten Grad / aber die Truckenheit 
henget ſich an die Waͤrme / vnd iſt gleich trucken. 
Item / an derswo vom Puls Ichrereridaß Trincken vnd Speiſe / die tru⸗ 
cken findrals Malvaſſer / Hunger vnd Durſt / wenn fie viel werden lange a 
braucht / ſo wird der Menſch davon doͤrrer oder außgedorret / vnd muß ſich 
niemand jrren laſſen daß er ſihet / oder auff der Zungen fuͤhlet / daß der Wein 
feucht iſt:denn der Dein zum erſtenmal zwar feuchtet / aber nicht langeactu: 
Son dern wenn er in dato kommet / ſo trocknet er ſehr / vnd ſtets. 

Der Eſſ iſt ſo viel als der verdorbene Wein / vnd iſt nach allen Gelehr⸗ ehn 
ten truckner Natur im dritten Grad/ aber eb er warm oder kalt ſey / haben die — 
Gelehrten mancherley Meynung / dieweil etliche jn warm im hoͤchſten Grad / 
etliche jhn kalt im hoͤchſten ſetzen / etliche wollen es beyde im Weineſſig finden / 
als nemblich warm in erlichen Theilen / etliche wollen / er ſey ein wenig warm 
vnd wenig kalt / von welchem Galenus ſchreibet a erften Buch von der Na⸗ 

a: t tur der 






gr Ran 
udn, cn 


BR Das vierdte Buch von Eynttpefn 

tur der fchlechren Artzneyen. Aber fo man die Sach recht anſehen will iffeg 
alſo / daß der Wein Eſſig mancherley Natur an ſich hat / vnnd die einander 
felöft zuwider ſind / vnd zugleich etwas warm / von wegen der Erfaͤulung / vnd 
kalt / von wegen der Verderbung des Weins / nichts deſto weniger iſt der Eſſig 
am meiſten kalter Natur / alſo / wie von dem Dioſcoride vnnd Galeno recht 
geſagt wird / daß der Weineſſig kalt im erſten Grad / vnd zwar im andern auch 
feh / vnd wiewol der ſcharff Eſſig etwas waͤrmer als der ander iſt / jedoch behält 
er allzeit mehr kalter Natur. 


Des Weinſtocks Wurtzel iſt kalter vnnd truckner Natur / im andern 
Der Wein⸗ Grad 
reben Com⸗ rad. 


en Von Krafften des Weins vnd ſeinen Früchten, 
— Die Kraͤffte ſollen wider / nach jedes Theils oder Frucht des Weinſtocks / 
er onterfcheider werden. san Y | | 
—J Erſtlich in des Weinſtocks Blaͤttern iſt die erſte Krafft der grünen Blaͤt⸗ 
ter / daß ſie feuchten / welche doch nicht lang wehret / vnd viel mehr die Macht 
haben / daß ſie erkaͤlten vnd außtrucknen. 
Zum andern ſtopffen ſie. | 
Zum dritten / machen fiegefund die Wunden des Haͤupts / und andere 
3° fenchreKräne BE 
—— Zum andern in den vnreiffen Weinbeeren / im ſafft Omphacio ge⸗ 
raffen nandt / im Syrup davon gemacht / nemlich Syrup von Agreſt. 
Seinbeeren. Die erſt iſt zu kaͤlten vnd außzutrucknen / die ander zu ſtopffen / die dritte 

Bauchfluͤß / vnd brechen ſo von Galle kompt / es lin dert auch den 

a urft, ' 
aa Zum dritten / indenreiffen Weinbeeren. 
in Ben Dieerfte Krafft iſt zu waͤrmen vnd zufeuchten. 
becren. Die ander iſt den Bauch zuerweichen oder laxieren. 

I, Zum vierdeen/ inden Roſinen. ; 
—— Die erſte Krafft iſt zuerwaͤrmen vnd zufeuchten mit wenigem ſtopffen. 
Rofinen. Die anderift die groben Feuchtigkeiten zu temperieren / vñ fie zu reinigen. 

1. Die drirte Wirckung ift zuerweichen den Bauch und defto mehr/ wenn 

2. fie feucht oder friſch find. Er 

; Aber die verborgene Wirckung der kleinen Roſinen / nad der Subftang 
—— iſt / daß ſie ſtaͤrcken die Leber vnd Miltz. 
——— Zum fuͤnfften / in Saͤfften oder, Weinmuß / der 
Kräfftedes abgekocht iſt. 
— Die erſte iſt zuerwaͤrmen vnd zu feuchtigen ein wenig. Die ander zuer⸗ 
weichen / die dritte zueroͤffnen den Bauch. Die verborgene / nach der a 
; antz / 


’ — 
in der Lehr vom Wein. u 
ſtantz / it diewierdte/su reinigen die verbrandten Feuchtigkeiten / vnd das Me Rranrerce 
lancholiſche Gebluͤt. ——— — — Renee” 
- Zum fechften/im Safft mit, Zucker oder Honig eyngemacht. Nobs. 
Die erſte if zu warmen und zu trucknen / die ander iſt zu rein igen die gro⸗ 1. 
be Feuchtigkeiten / die dritte iſt zu theilen die Winde / vnd zu ſtaͤrcken das Hertz 2. 


vnd den Magen. Bu nz * 
— Zunm ſiebenden im Moft. | | Srifude 
Die erſte iſt zuerwaͤrmen vnd zu trucknen cin wenig. * 
Die ander iſt fett zu machen den Leib / vnd auffzublehen. — 


Die dritte iſt zueroͤffnen vnd zu laxieren den Bauch. 
Zum achten im Wein. Kräfte def 
Dieerfte Kraffriftı daß alle Wein hitzen vnnd austrucknen / aber doch Wein» 
darnach einer mehr der ander weniger / alſo daß nicht vbel geredt wennein "> 
Wein gegen des andern Krafft gerechn et / daß etliche Wein fühlen I als 
nemblich der rothe Wein hißzt fo wenig / daß wenn er gegen dem weiſſen ge⸗ 
halten / muß man ſagen / er were kalter Natur / widervmb etlicher weiſſer 
Wein / als nemblich der weiſſe waͤſſerige vnnd ſawere / gerechnet gegen dem 
gelben I hitzt er fo wenig / daß auch von etlichen Gelehrten geſchrieben wirdt / 
er ſey kalter Natur. Aber das nemmen ſie nicht von ſeiner eygnen Na⸗ 
zur / vor ſich ſelbſt / weil alle Wein hitzen oder waͤrmen / ſondern daß einer 
weniger hitzt / wenn man ſie gegen andere Wein hitziger Natur haͤlt vnnd 
vergleicht. 
Die andere Krafft iſt auch in einem jeglichem Geſchlecht zu vnterſchei⸗ 2. 
den / alſo ſawer weiſſer Wein hat die ander Krafft zuſtopffen. 
Die dritte / Fluͤß und Gebluͤt zu ruͤck zurreiben. Hinwider die ſuͤſſen weiſ⸗ 3: 
fen oder gelben Mein haben die ander Krafft / die rohe Speiß zu dawen / vnd ae 
die groben Schleim zuverzehren / die dritte Krafft / zu eroͤfnen die Berfiopp ,, 
fung der Leber vnd Mittz / zutreiben den Blutfluß der Guͤldenader / die Vrin 


vnd der Weiber Zeit. Kraffte des 
Die rothen vnd groben Wein haben die ander Krafft zuſtopffen. De 


Die dritte Krafft zuſtopffen die Leber und Miltz / zu mehren die Winde, an 
zu flilen den Weiberfluß / vnd ſchadet dene Stein. 
Der neun dte / von Krafft des gebrandten Weins. Rröftedes 
Dergebrandte Wein hat die erſte Krafft zuerwaͤrmen vnd außzutruck⸗ gjrandıen 
nen / am aller ſehreſten. | ins, 


Ä . + . . — Y . 
Die ander / zu zurtheilen die Winde / zu zurtreiben die groben Feuchtig >, 
keiten / auch durchzt dringen / biß in die euſſerſten Glieder. 
Die dritte Krafft zubewegen der Weiber Kranckheit / Vrin / vnd außzu⸗ 3. 


reiben den Schweiß, 
U j Der 


332 Das vierdte Buch/von Erempeln 


Pe Der zehende / von Krafft der gewuͤrtzten vnd getraͤuterten 
u Dein. a 
J Die erſte bleibet war eben dieſe / nemblich zu erwaͤrmen vnd zu — 


aber es iſt ein groſſer Vnterſcheid / nach Art der Gewuͤrtz / Kräuter vnd Fruͤch⸗ 
ten / davon ſie gemacht / vnd das kan man wiſſen auß der Krafft eines jegli⸗ 
lichen Krautes oder Gew ürtzes / darauß der Wein zugerichtet wirdt. > 
z Dieander Krafft iſt das Fe Gebluͤt leichter zu machen. — 

3. Die dritte iſt / zu ͤffn en die Verſtopffung der inwendigen Glieder / nach 

Eygenſchafft eines jeglichen Krauts oder Gewuͤrtzes / als nemblich Hirſch⸗ 

zungen Wein iſt dem Miltz gut / Roßmarin Wein iſt dem Kopff vnd Sehn⸗ 
Karies, dern gut / Wermut iſt dem Magen vnd derseher gut / Jedoch bißweilen wird 


Schlehen⸗ 
Ban. zugericht ein Schlehenwein / derer Tugendt das Gegenſpiel iſt. 


I. Die erfte Krafft des Schlehen Weins iſt / zukuͤhlen und zu trucknen. 
2. Die aniderizu ſtopffen. 
3. Diee dritte/ zu ſtellen alle Fluͤß / es en des Bluts / oder der Weber Kianth 
heit / oder des Durchlauffs. 
—— Zum eylfften / von des Wein Eſſigs Krafft. 
3 Die erſte iſt / zu kuͤhlen vnd auß zutrucknen. 


Dee ander iſt / daß ſie zertreibet / vnnd zu gleich zertheilet vnnd machet 
—— Galenus bezeuget / im andern Buch von Zubereitung der Artz⸗ 


"Die dritte ſtillet die Fluͤß / vnd gurcheifer die Geſchwulſt. 


3. 
De Die heimliche verborgene Krafft des Weineſſigs iſt / — wider die 
Be Peſtilentz vnd alle Gifft viel dienet. 
Rräffecdes | Zum zwoͤlfften / des Weinftocks Wartzel Krafft. 


u — Dieerfteifkigu kaͤlten vnd zu rucknen. 
Die ander Krafft iſt zu ſtopffen. 
2. Die dritte treiber zu ruͤck die Fluͤß / jedoch wird in der Aſche die Kraft et⸗ 
3. wasanderg erfunden / vnnd die Stopffung temperire / derhalben wider die 
Geſchwulſt oder Waſſerſucht / oder das heilige Fewer / Lauge davon gemacht 
vnd mit der Venediſche Seiff zugericht / gebraucht / wird — mit story 
fachtigen Tuͤchlein / darinn eyngenetzt. 


Von den vornembſten Artzneyen / ſo vondem 


Weinſtock vnd ſeinen Fruͤchten herkom⸗ Ar 
men/find dieſe. 


Je Weinblaͤtter / fofie aufwendig aufgelegt werden erwei⸗ 
D chen von ſtunden die duͤrre kraͤtz des Haupts / aber durch groſſe zuſam 
menzie 


Inder £hesem ein. 332. 
menziehung werden ſie widervmb bald duͤrre I Darm reiben ſie die su 
eyn vnd machen ſie gantz heyl. F 
2. Die Weinblaͤtter / fo ſie auff die Stirn gelegt werden heylen ſie die 
Schmertzen des Haupts / welche auß den boͤſen Choleriſchen euchtigkeiten / 
N kommen / vnd lindern die Mupiwehe 
‚Der Sprup von Agreſt ſtillet das brechen vund den Durchlauffder 
fen Shoterifchen Feuchtigkeit / ſo er allein Loͤffelweiß eyngenommen / oder 
ae geſtalt eines Trancks vermiſchet / getrun⸗ 
en wirdt. 
Der Syrup von Agreſt loͤſchet den Durſt in den groſſen hitzigen Fie⸗ 
ern. 
$. Der Syrup von Igreſt ſtillet das brechen den Schwangern Weibern / 
pvnd ſtaͤrcket den Magen. 
6. Das Omphaciumoͤhl / wie man es in der Apotecken macht / iſt ein nüge 
lich Oel wider die Hitz vnd Entzuͤndung. 
7. Daſſelbige Oel genommen / vnd im Bad damit geſchmiert / macht ge⸗ 
ſundt die lahmen giechtbruͤchtigen Glieder. 
8. Eben das Oel geſchmiert in die Naſe und Ohren / benimbt den Ohren 
ſauſen vnd klingen. 
9. Diereiffen Weinbeeren / ſo ſie geſſen werden ohn die Koͤrnen / laxieren fie 
ſehr den Bauch / vnd deſto mehr / welche ſuͤſſer vnd fetter ſind. 
9 Die reiffen friſchen Weinbeeren blehen auff den Leib / vnnd ſind dem 
agen ſchaͤdlich / verſtopffen auch Leber / Miltz vnd Nieren. 
11. Die groͤſten Weinbeeren / welche Cybeben genandt werden / ſo ſie entwe⸗ 
der allein geſſen werden / eine Handvoll vor Eſſens / oder das Sodt von gekoch⸗ 
ten Cybeben getruncken / laxieren den Leib. 
12. Die mittelmaͤſſigen Roſinen / ſonſt groß Roſinen genandt / erweichen 
gleichfals als die Cybeben den Leib / alſo gebraucht / wiewol nicht ſo ſehr. 
13. Die kleinen Roſinen / ſonſt Corinthien genannt / ſo ſie in friſch Waſſer 
geworffen / vnd alſo geſſen werden / im Sommer / oder wenn einem das Fieber 
ankoͤmpt / leſchen ſie den Durſt. 
14. Rleine Roſinen / welche ſuͤſſe ſind / in der Speiſe gebraucht / nehren wol / 
vnd mehren den Saamen. 
If Keine fuͤſſe Roſinen / ſo fie entweder gegeffen werden/oderin Waſſerge ⸗ 
kocht / vnd gerruncken / lindern den duͤrren Huſten / vnd wann einem der Hals 
geſchwollen iſt. 
.Rleine ſuͤſſe Roſinen / ſo fie mit Gerftenwafer gekocht werden / ſind gut 
fuͤr den Huſten / lindern mehr den Durſt / vnd erweichen den Leib. 
17. Groſſe Roſinen / weiche Cybeben —— werden I derfelbigen ein 
iij Handvoll / 





} 4 u 


32... Daspiebie Buch/von Exempeln —2 
Han dvoll / mit Ingwer ein Quintlein / mit Senesblaͤttern zwey —— 
Waſſer / alſo eynge ſotten / daß nur zehen Loth bleiben / wenn ſie durch geſeigt 
werden / vnd davon acht Loth auff einmal / warm / zwo oder drey Stunden vor 

Eſſens getruncken / iſt ein inde Purgation / beydes der Gall vnd Schleims, 
18. Anderer Roſinen Trancek / eben alſo getruncken vnd zugerichtet / iſt auch 
ein fräfftiger Tranck im Purgieren / wiewol nicht fofehr. 
19. Kleine Roſinen in Eſſig gethan vnnd in der Speiſe zum eynduncken 
gebraucht / ſtaͤrcket zugleich die Nieren. a 
20. Kleine Rofinen ‚fonft Corinthien genannt /wenig vnd offt gebrauchen 
ſtaͤrcken und heylen diegeberfüchtigen. — ange 

21... Kleine feifte vnd fülfe Rofinen gebraucht / iſt gut den Lungenſuͤchti⸗ 
Ace > 2 

22. Kleine Roſinen / etwas duͤrrer und ſawerlechtiger / find mehr. der Leber 
Nieren vnd Milk geſund. | 
23. Abgekocht Weinmuß / welches an ftart des Syrups gebraucht wird / 
mir den Tränckenoder andern Syrupen gemiſcht / alfo mehlich zween 
oder dreydoͤffel volleyngenommenjoder in einer Form eines Trancks aufge 
truncken / purgieret die verbrandten / vnnd Melancholiſchen Feuchtigkeiten. 
24. Abgekocht Weinmuß vnnd gewuͤrtzt / entweder in der Eynduncke oder: 
zum oͤfftern in der Speiß gebraucht / ſtaͤrcket den Magen / vnd bringet wider 
die leblichen Geiſter. 

25. Der Wein warm gemacht) vnnd mit dem Tuch eyngenetzt / daſſelbige 
auffgelegt / als ein Pflaſter / lin dert die Schmerzen der zerſtoſſenen vnnd zer⸗ 
brochenen Glieder. 

26. Der Wein warm gemacht / vnd mit dem Tuch eyngenetzt / alſo auffge⸗ 
legt / lindert die Geſchwulſt / vornemblich fost ſawer iſt / haͤlt jnne vnnd treibet 
zurück die Fluͤß der Feuchtigkeiten. 

27... Der Wein mit einem Tuch eyngenetzt / vnd in die Wunden gelegt / 
heylet dieſelben. | 

23. Der Wein mäflig getruncken / bey den Kindern mehrer das Gebluͤt / 
End wird ſchnell zur Nahrung: — 
29. Des Weins Eygenſchafft iſt / daß er bald zur Nahrung wird/wieGa- 
lenus im dritten Buch von den Complexionen bezeuget. 

zo. Zweymal Weein nehret nicht ſo ſehr als einmal Honig / wie Galenus 
von dem Vnterſcheid des Eſſens bezeuget. 
31. Der Wein hat feine gewiſſe Zeit zu dawen / ſondern nach der Natur 
des Weins vnd nad) der Natur des / der jhn trincket / wird er ein mallangſa⸗ 
‚mer | dag andermal riſcher verdawet / wie Galenusim fuͤnfften Buch des 
fuͤnfften Aphorifini pejenger, * 

32 Die 


Zr. 
— 


in der ehr vom Wein J— 


32. Die Wein helffen viel / daß ander Nahrung ehe i in Kib kommen 

33. Det Wein bringt ein ſtarcke Veränderung des Leibs⸗ wie Sr 

im erſten Buch / von der Vrſachen des Puls/lehre.- 

34. „Dur Wein hilfe dawen einem jeden Stiedder Scibe, —— 

Der Wein zu rechter Zeit genommen /mehrerdienarrliche Hit 
leibliche Geiſter / vnd zutreibet de Winde 

36. Der Wein ermwecker Begierde zu eſſen / vnd die von Reanckheitenwt 

vergenefen / hehret er ſchneller. 

—— Der Wein oͤffnet die Verſtopffung der Sungen! Kber vnd Miltz. 





Wein erfrewet das Hertz / vnd macht einem ein Muth. | 
39. Der Wein vnmäflı ſig genommen / wegen des Mißbrauchs erkaͤltet 
— Lib macht boͤſe kalte Feuchtigkeiten / vnd erſtickt die natuͤrliche Wärme, 
Wein vnmaͤſſig getruncken / erweichet die Falten Kranckheiten / als da 
en nd der Schlag / die ſchwere Kranckheit/ Berlähmung der Glieder / das Zit⸗ 
tern / Contract / vnd Krampff. 
A. Wein vnmaͤſſig getruncken / ſchadet dem Gedaͤchtnus / verderbet alle 
Sinn / macht vnauffhoͤrliche Kranckheiten I vnnd bringe den ſchnellen 
Todt. 

42. Kalt Wein /der mit Schnee / Waſſer / Eys / kalt gemacht wird / ſchadet 
vnd — groß Verderbung im Gehirn / Sehnadern / Bruſt / Lungen vnnd 
in der Leber. 

43. Starcke Wein / ſo deſſen viel in Anfang der Malzeit getruncken wer 
den / bringen das Podagram. 

44. Wein im Anfang der Mahlzeit / von den Menſchen / welche hitziger 

Natur ſind / getruncken / ſchadet ſehr / wie Galenus bezeuget / imm . Buch von 
Erhaltung der Geſundheit. 

45. Wein ſchadet allen / die hiziger vnd duͤrrer Complexion ſeyn / vornem⸗ 

lich den jungen Geſellen / wie Galenus auch daſelbſt lehret. 

46. Wein erquicket alle Krancken / aufgenommen welche das Fieber ha⸗ 
ben / Galenus im 7. Buch Methodi medendi. 

47. Wein ſchadet den Krancken / welche das Seiten ſtechen haßenjPleuri- 
fin, ſo man jhn trincket / cheder Leib gereiniger wirdt wie Galenus im erſten 
Buch / von der Speiß in groſſen Kranckheiten / lehret. 

48. Es ſoll dem Krancken / welchen es in der Seiten ſticht / kein Wein nach 
der Purgation zugelaſſen werden I als allein weiſſer / geringer / waͤſſeriger 
MWeiniwie Hippocrates auch daſelbſt lehret. 

49. Wein ſchadet allzeit in den ſchnellen groſſen Sterben die ohn vnter⸗ 
laß wehren wie Galenus im eylfften Buch Merhodimedendi iim 7. Cap. 


ER — 
jo, Wein 


” 


— VRR 


2. Ta PIUS I WR = 
so. Wein foldenen/fo das Fieber ober den drirten Tag habenmichtzuges 
laſſen werden / es fey den nach det Dawung / das iſt / wenn das Fieber begind 
linder zu werden. 
g1. Der Wein iſt geſund wider das sich Suse fovon Mattigkeit oder 
Trawrigkeit fömpt. 
$2. Der Wein wird auch wider das viertaͤglich Fieber mehr zugelaſſen. 
73. Wein foeiner trincket voreffensnach der Purgation / Bauchfluf/ 
Blutgang / oderdergleichen Entledigung / ſchlaͤgt in den Kopff / vnd macht 
bißweilen ſchwere Kranckheit / vnd Verlaͤhmung der Glieder. 
54. Wein ſchadet bißweilen zum Krampff / vnd ſchwere Kranckheit / biß⸗ 
weilen hilfft er / wie Galenus im fuͤnfften Aphoriſmo des fuͤnfften Buchs 
bezeuget. 
55. Wein ſchadet den Schmertzen des Haupts / welche von Hitz kommen / 
wie Galenus von der Kunſt der Cur / in Glaucone bezeuget. 
56. Wein macht geſund die Schmertzen des Haͤupts / die von andern Glie⸗ 
dern kommen / als vom Magen / wie Galenus im andern Buch / von der Zu⸗ 
bereitung der Artzney bezeuget. 
57. Wein getruncken macht geſund die Schmertzen der Augen / welche kom⸗ 
men von vielen zuſammengelauffenen Blut in Augen / doch ſo der Leib nicht 
ſehr Blutreich iſt / wie Hppocrates im ſechſten Buch im 31. ———— 
vnd Galenus im dritten Buch Methodi medendi, bezeuget. 
53. Wein treibt auß den Schweiß und Vrin / vnnd reiniget dadurch den 
Leib / wie Hppocrates von der geſunden Dier bezeuget. | 
59. Kühler Wein ftärcferden Seibiwie Hippocraresdafelbft bezeuget. 
8. Wenig warm Wein iſt gut denen welche Falter und feuchter Natur 
ſind / Galenus im erſten Buch in Hippocratem de Epidemiis morbis. 

i. Wein getruncken zutreibet das Gebluͤt durch ſeine ſchnelle Bewegung / 
vnd eroͤffnet die Verſtopffung derLeber / Galen. im 21. Apho des 6. Buchs. 
62. Wein getruncken bewegt die Guͤldenader / vnd der Weiber Kranckheit. 
63. Wein darin ein Buͤſchlein gehängt / das gemacht iſt von Fenchelſaa⸗ 
men / Roſmarienbluͤt / Roſenwurtze / Muſcaten blumen / vnd Zimmet / vnnd 
davon getruncken / ehe den Weibern jhre Zeit koͤmpt / fruͤe vnd Abends / eroͤff⸗ 
ner die De ſtopffung der Mondengeit. 

64. Der Wein iſt nicht gut den Complexionen / die da voll vnnd blutreich 
fiyn/G lenusim 46. Aphorifmodes 7. Buche. 

65. Wein iftdie befte Artzney wider die Gifft / und lindert dieſelbe / Gale⸗ 
nus im 14. Buch Methodi medendi. 


65. Wein machetfchlaffende/Galenusim vierdten Buch vonder Kraft 
der fihlechten Artzneyen. 


67. Wein 


— 





in der Lehr vom Wein. — 
Wein bringet die allerbeſten natuͤrlichen Feuchtigkeiten wider Galc- 
* im 46. Aphoriſmo des ſiebenten Buchs. 
68. Wein macht die Altenjung/Galenus. _ 
69. Weim / ſoman nach der Purgation trinckt afdoemntagnnahimh- 
ret die Schmertzen des Haupts. 
70. Die verwundten im Kopff ſollen ſich des Weins enchalten, Galenus 
imandern Buch/von der Zubereitung der Artzney. 
71. Wein nüchtern getruncken ſchadet / Galenusim ſechſten Buch / von 
gemeinen Kranckheiten. 
72. Wein! ſo er fiugs nach dem Bad / vor allen andern Speiſen vnnd 
——— getruncken wird / macht Kopffwehe / vnd ſchadet den Sehnadern. 
Hip ppoctates von der Gefunden Diet. 
73. Weinim Bad getruncken / ſchadet fehr den Schnaden vnnd macht 
Giechtbruͤchtige Libe / auch wol gantze Verlaͤhmung. 
74. Wein nach dem Bad bekoͤmpt keinem / als den Alten / vnd fol alsdenn 
Wein vor die Alten nach dem Bad ein waͤſſeriger geringer Wein ſeyn. 
Weiſſer Wein mit wenig Waſſer vermiſcht / iſt nach dem Bad geſund / 
PR man jhn nach Effens trincket. 
76. Wein der Kindbetterin oder Sechswoͤcherin geben / nach der Geburt / 
bringt Schmertzen deß Haupts / macht offt Krampff I vnd ſchwere Kranck⸗ 
heit / biß weilen bringt auch Rahujianigkeit, 
77. Wein muß man trincken / daß der deib geftärcferiond beſſer dawen kan / 
* ippoctates im Buch / von der Speiß. 
78. Der Wein hilfft deſto beſſer / den ein jeder gern trincket / Galenusim 
achten Buch / von der Zubereitung der Artzney. 
79. Wein iſt den meiſten Krancken nicht gut / Galenus im ſechſten Buch 
von den gemeinen Kranckheiten. 
80. ein iſt ein Herrliche Artzney⸗ abuſpulen die Zaͤn / nach dem Eſſen 
der Milch / vnd daſſelbe viel mehr / ſo cr mir Honiggemijcht wird / Galenus im 
3. Buch von der Nahrung. 
81. Wein iſt geſund wider das Bilſenkraut. 
82. Wein mit Bilſenkraut getocht / vnd damit die Naſen und Schlaaff 
gewaſchen / bringet den Schlaaff wider. 
23. Wein wirdt vom Dioſcoride beſchrieben / daß er Geſund ſey wider 
die Gifft Opium genannt / aber ich habs erfahren! daß es nicht genug wider 
ſtrebet dem elben Gifft. 
84. Wein wird bißweilen gegeben in der gröffen Gefahr der Kranckhei—⸗ 
ter lals in der Ohnmacht / welche kompt von der Erfüllung. 
se getruncken ſchadet den 9 afeın vnd wiewol der ge⸗ 
Vu menge 


Er 
—— 


30000 Das vlerdte Buch / ven ri 


eine Gebrauch iſt / daß der rothe Wein außaenenimen wird/ welchs euver⸗ 
ſtehen iſt von denen Krancken / die ſtarck Gehirn vnd Sehnadern ind ing 
Die ſich nicht zubefahren haben vor der ſchweren Kranckheit. 
86. Wein ſchadet den Kindern als Gifft Calenu⸗ im erſten Buch von Ei 
haltung der Gefundheit. 
37. Wein fchader den Kindern und jungen @efelen/amı allermeiften aber 
den dörren/das iſt / die da hitziger vnd truckner Natur ſind / wig Galenus im 
—9—— Buch / von Erhaltung der Geſundheit bezeuget. | 
füffen Wein 88. Suͤſſer Wein nehret ſehr. 
genommen · g9. Suͤſſer vnnd ſchwartzer Wein mehret das Geblůe / vnnd bringet den 
Schwindel in Kopff / Fettigkeit des Leibs / die Verderbungdes Magens / vnd 
ſchweren Schlaaff. 
90. Suͤſſe truͤbe Wein getruncken nach dem rothen / mehten das Gebluůt / 
wie Galenus von den natuͤrlichen Kraͤfften bezeuget. 
91. Süfferrorher truͤber Wein nehret am beſten / vnd nach dieſem der trů⸗ 
be ſuͤſſe ſchwartze / vnd darnach der weiſſe truͤbe ſuͤſſe / wie Galenusi im fuͤnffze⸗ 
henden Buch Methodi medendi ſchreibet. 
92. Newer ſuͤſſer Wein macht kranck / vnd blehet auff. 
9. Süffer Wein laxiret den Leib 1 jedoch weniger / wenn er nicht arefify 
wie Galenus in dem dritten Buch von Zubereitung der Speiß ſchreibet. 
4. Suͤſſer truͤber Wein erweichet mehr denseib. 
97. ; —— nach Vngeriſchen PRaumen getruncken / reiniget mehr 
den sei 
6. Suͤſſer ſtarcker W ein/oder auch andere ſtarcke Weinzöffnen die Guͤl⸗ 
denader / vnd bewegen der Weiber Kranckheit. 
97. Starcker ſuͤſſer Wein dringet mehrer durch / als ale andere Wein / vnd 
vertreibet den Vrin. 
98. Suͤſſer Wein mehrer die Gallſvnd ſchadet den Choleriſchen / auch de 
nen die das Fieber haben. 
9. Süffer ſtarcker Wein leſchet den Durſt / wie Calenus im dritten Buch / 
von der Zubereitung der Speiß zeuget. 
100. Alter / ſüſſer ſtarcker Wein verletzet die Sehnadernionnd ſchadet den 
Gliedern / wie Dioſcorides bejeuget. 


101. Starcker ſuͤſſer Wein verletzet auch ſehrer den Kopff / Sehnadern 
vnd Glieder. 


102. Suͤſſer ſtarcker Wein macht außwerffen vor allen andern Weinen / 
wiel lippoc. vonderZubereitung der Speiß in groſſen Kranckheitenſchreibet. 
ae Suͤſſer ſchlechter Wem fi chadetzoeniger dem Kopff als der ſuͤſſe ſtar⸗ 


ein. 
104, Saſſe 4 





UT IR —4 


in der Lehr vom Wein. 38 
104, Suͤſſer Wein lindere die Suffrröhren und erweichet die Bruſt. 
10%. Suͤſſe Wein mehren die Berfiopffung der Leber und Miltz / ſchaden 
auch am allermeiſten der Leber wenn ſie new find] wie Galenus von Zube, 
reitung der Speis bezeuget. RN 
06. Suͤſſe Wein fchaden allen / welchen entweder die jnnerlichen Glieder 
faulen / oder Verſtopffung der Nieren haben. 
107. Suͤſſe Wein mehren das dicke Gebluͤt. ee 
108. Suͤſſe rothe Wein machen nicht böfe Feuchtigkeiten wie Galenus 
von guter und böfer Speife bezeuger. | J—— 
109. Kein lauter geringer Wein iſt gar ſüß / derhalben iſt er gut inn den 
Artzneyen / wie Galenus im dritten Buch / von Zubereitung der Speiſe in 
groſſen Kranckheiten / ſchreibtt. 
10. Ale Wein) die nicht ſehr truͤbe oder ſuͤß ſind werden von wegen des 
Alters gelb und glimmend wie ein Fewer / hitzen auch mehr! wie Galenus von 
guter und böfer Speis bezenger. 
111. Suͤſſe ſtarcke Wein bekommen denen / welche erquicket follen werden / 
ſo ſonſt die Leber / Miltz vnd Nieren geſundt ſind. * 
112. Truͤber ſuͤſſer Wein iſt gut auff den Weg. 
113. Suͤſſer Wein iſt den Alten ein bequeme Artzney / wie Galenus im 
fuͤnfften Buch / von Erhaltung der Geſundtheit / ſchreibet. 
114. Suͤſſer bleicher Wein bekommet den Alten / wie Galenus im fuͤnff⸗ 
ten Buch / von Erhaltung der Geſundtheit / bezeuget. 
zı5. Sawer Wein nehret wenig vnd wird ſehr in den Artzneyen gebraucht. an 
116. Samer Wein getrunken hitzet nicht fo fehr die Glieder des Leibes / als genommen 
ander Wein auß genommen der herbe Wein. | 
117. Sawer Wein hitzet mehr den Leib / als Waffer. (dicken Wein. 
118, Dicker Sawer Wein nehrer weniger alg die ſchwartzen ond rothen 
119. Sawer Wein flärcker den Magen wie Galenus im vierdten Capi⸗ 
tel des zwölften Buchs Mechodi medendi fehreiber. 
120. Gamer Wein macht am wenigften Weherag im Kopff / vnter aller: 
andern Weinen / wie Galenus, im 4. Capitel des 12. Buchs Methodi me- 
dendi ſchreibet. 
- 121. Newe ſawre Wein ſoll man in der Ohnmacht meyden / vnnd nicht 
brauchen / wie denn auch boͤß iſt / Waſſer trincken in der Ohnmacht: denn 
dieſe Ding koͤnnen nicht bald zum Hertzen kommen. 
122. Sawre Wein / welche nicht mehr Sawer ſeyn / find die aller beſten 
in der Ohnmacht / die von der Gall koͤmpt. 
123. Sawre Wein; die nicht allzu alt ſind / ſtopffen ſehr / wie Galenus, 
im fuͤnfften Buch von Zubereitung der gemeinen Artzneyen / ſchreibet. 
Vu ij 124. Sawer 


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REN TB * 





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ei — — Dh —— hu 


Sawer Wein ſtopffet / wie Galenus | im fünffeen Buch a 


Helena freier 


Artzney von 
dem berben 
Wein ges 
nommen. 


Artzney vo 
wittelmaͤſſi⸗ 
gen Wein 
genommen. 


125. Sasre Wein getruncken ſtellen die Fluͤß des Bauchs. 
126. Sawer Wein iſt denen gut/diedierorhe Ruhr haben / wie Galenus 
im fechften Buch von den ſchlechten Artzneyen / ſchreibet. 
127. Schwartzen ſaweren Wein fol manaufflegen in den zubrochenen 
Gliedern / wie Galenus im dritten Buch / von den zubrochenen Gliedern / 
chreibet. 
— Sawere Wein / ſo in denſelben etliche Artzney / die da ſtoyffen / gekocht 
werden / als Sumach / oder Galloͤpffel / ꝛtc. ſtopffen am ——— N) auß⸗ 
wendig auffgelegt. 
129, Sawer Wein treiber zu ruͤck die vberfluͤſſi Feuchtigfeiten, 


130. Schwarser ſawer Wein rreiberam aller ſehrſten zu růck / wie Sale · 


nus im 14. Buch Methodi meden di,fchreiber. 

131. Schwartzer ſawer truͤber Wein / ſamlet das dicke vnd ſchwartze Se 
bluͤt / derhalben mehrer er allen Schaden inden Melanchofifchen Leuten. 
132. Samer wäfferiger Wein befömpr denen die fi chwacher Natur ſeynd / 
wie Galenus im fiebenden Buch Methodi medendi,fchreiber. 

na — Sperber Wein wärmer am allerwenigſten den deib / jedoch fehrer ale 

aſſer. | 

134. Herber Wein wärmer weniger / als der ſawer Wein / vñ ſtopffet ſehrer. 
135. Herber Wein nehret weniger als der ſawer. 

136. Herber Wein ſchadet allen Bruſtkranckheiten mehrer / als der ſawer / 
wie Galenus von der geringen Speiß ſchreibet. | 

137. Herber Weiniauffgelege mit einem Schwan oder leinen Tuch / ift 
ein gut Artzney vor die groſſe Hitze / ſie ſey gleich allein oder mit Geſchwuͤren. 
138. Herber Weinaußwendig auffgelegt / ſtopffet vnd rreiber zu rück die v⸗ 
berfluͤſſigen Feuchtigkeiten. 

139. Mittelmäffiger Wein vnter dem firffen und ſawren / nehrer mirteb 
maͤſſig den Leib / vnd waͤrmet jhn. 

140. Mittelmäffiger Wein / vnter dem füllen und ſawren / dawet mehr die 
halbgekochte Speiß. 

41. Mittelmaͤſſiger Wein vnter dem ſuͤſſen vñ ſawren /ſoer ſich mehr zum 
ſawren nahet / vnd etwas anſich zeucht / iſt ein vortrefflich Artzney der Leber / 
vnd bringe wider die ſchwachen Kraͤffte vertreibt zugleich auch die Bauch⸗ 
fluͤß / ſovon Schwachheit des Magens und der Leber fommen. 

142. Mittelmaͤſſiger Wein / vnter dem ſuͤſſen vnd ſawren / ſo er hartlechtig 
iſt / vnd man jhn nimpt / mit Brot vnd Wein eyngedunckt / macht geſund die 
ÆWber / vnd iſt ein gute Artzney den Leberſuͤchtigen. 

14 . Der 





in der acheron ein. * 34 


743: Der ——— vnd ſuͤſſe Wein frůe eyngenommen mit Brot 
vnd Pulvern zum Magen / ſtaͤrcket wunderbarnich die deber vnd den Magen. 
144. Mittelmaͤſſiger Wein / vnter dem ſuͤſſen on Hſawren hilfft gewaltig 
die Dawung des Gebluͤts in Leib zurtheilen. 

145. Mittelmaͤſſiger Wein / vnter dem fi aͤſſen vnd ſawern / laxirt nicht den 
86 — dem Kopff ſo ſehr / wie der gelb / jedoch mehr als der ſawre 


148. "Mittelmäffiger Wein / vnter dem fuͤſſen vnd ſawern — vnnd der trüb 

iſt/ hehrer mehr / vnd dawet weniger. 

147. Mittelmaͤſſiger weiſſer tlarer Wein / vnter dem ſuͤſſen vnnd ſawern 

ſo er getruncken wird / dawet alle Speiß im Leib / wie Galenus im z. Buch von 

den natuͤrlichen —— 

148. Mittelmaͤſſiger Wein vnter dem fuͤſſen vnnd rothen ſuͤſſen waͤrmet 

vnd ſopſte — die jnnerliche Glieder / als der ſawer / nehret an Bi 
149. Scharpffer Wein erhiger alle Enngemeyde deskeibs mehr / als ande engen 
ve Wein / vnd dringer durch am aller fehrften. nommen? 
150. Scarpffer alter Wein / iſt ein gut Artzney denen / die kalter Feuchtig⸗ 
keit — Galenus von guter vnd boͤſer Speiß ſchreibet. 

151. Scharpffer Wein ſchadet allen / die hitziger Feuchtigkeit ſind. 

152. Scharpffer Wein iſt ein nich Artney / zubereiten Küchlein von den 
Schlangen im Thyriack / wie Galenus ſchreibet. 

153. Scharpffer Wein iſt — man die Fiſch vmbbringen will / als 
Lampreten vnd dergleichen. 

154. Waͤſſeriger Wein hilfft nicht ſo wol zur Dawung / wie Galenus im — 
erſten Buch wider die Gifft ſchreibet. Wein ges 
155.. Diegeringen wäflerigen Wein dawen am allerwenigſten / wie Gale- "HH 
nus von der guten vnd boͤſen Speiß ſchreibet: Item im 18. Aphoriſmo des 
andern Buchs. 

156, Waͤſſeriger Wein hat nicht viel ein ander Arc / als der haͤrtliche / wie 
Galenus im dritten Buch / von der Speiſe in groſſen Kranckheiten ſchreibet. 
157. Wein ei nicht gut denen/die das Fieber haben ober den andern Tag! 
alsnach der Dawung:alsdann auch fein ander / als wälleriger Wein] wie 
Galenus im erften Buch von der Cur an den Glauconem ſchreibet. 

158. Waͤſſeriger Wein in Fiebern gebuͤret ſich zu ſeiner Zeit zu geben. 

159. Waͤſſeriger Wein iſt gut denen / die nur en dasdieber gehabt 


— Waͤſſeriger Wein ſchadet weng dem Sof! wie Salenus im 12; 
Buch Methodi medendi fchreiber, 


161, ARD Rein wird nicht zugeben i in den harten Fiebern / als de; 
* Vu iij nen die 


ET a ———— 


Bla, RN — er 
nen die es gewohnt find / vnd derſelbige mit Waſſer vermiſcht / wieHippe- 
— a vonder Speiß in harten Kranckheiten / ſchreiben. * 
62. Waͤſſeriger Wein hilfft An Sisbern befördern die Reinigung burch 
den Vrin vnd Schweiß. 
163. Wäfferiger Wein nach ſuͤſſem gerruncken / befoͤrdert das außwerſ⸗ 
fen wie Gale nus im 3. Buch von der Speiß lehret. 
164. Waͤſſeriger Wein iſt gut den Waffer fuchtigen / vnnd beweget den 
Vrin / wie Galenus im r2. Buch Methodi medendi lehret. 
165. Wein / ſo man Waſſer drauff einefefehader Wdiedea.Ropf wie 
Galenus von der Speiß ingroffen Kranckheiten Ichrek.! Me; 
166. Mein mir wenig Waſſer vermife cht / dawet vnd daß der Vrin 
deſto leichter von einem gehen wie Galenus von. Waſſern ſchreibet. 
Yanıyvon 167. Dervermifchte vnd kaͤlteſte Wein Iefcher den Durſt. AR 
—— 168. Wein mit Waſſer vermiſcht / ſchadet am wenigſten den Krancken/ 
aber den Geſundeſten iſt er am beſten / wie Galenus: im dritten Buch von der 
Speiß lehret. 
169. Bein mit wenig after vermiſcht alſo daß man das Waſſer ein 
wenig ſchmeckt / dringet durch vnd ſchadet den Gliedern vnd dem Gehirn. 
170. Wein mit wenig Waſſer vermiſcht / alſo daß man das Waſſer ein 
wenig ſchmeckt / leſchet den Krancken ſehr den Durſt / vnd fanin den Fiebern 
zugelaſſen werden. 
171. Wein mit Waſſer vermiſcht / wenn einer Milch — hat / iſt ein 
guͤt Artzney zum Mund ſpuͤlen / wie Galenus im dritten Buch von der Nah⸗ 
rung lehret. 
172. Wein mir wenig Waſſer vermengt / bringe den Schlaaff wider. 
173. Wein mit wenig Waſſer vermen gt / befördert alle Reinigung! wie: 
Galenusim 12. Buch Methodi medendi lehrer. 
174. Waͤſſerige Wein gehen gar geſchwinde durch den Vrin hinweg / wie 
Galenus in 18. Aphoriſmo des andern Buchs lehret. 
nr. Starker Wein trucknet der Menfehen Leiber / wie Calenus vom 
Wein ge⸗ Puls lehrer, 
no wes. 776. Getemperierter ſtarcker Wein mie Waſſer macht geſunde die Ohr 
mächtigen von groſſer Reinigung / wie Galenus im er der Cur 
an den Glauconem, lehret. 
177: Derftärckfte Wein hitzet vnd trucknet auß 
178. Starcker Wein ſchadet den Schwachen wie re A Apho- 
riſmo des ſechſten Buchs lehret. — 
179. Starcker Wein vor Eſſens / vndi im Anfang der Mittag vnd Abende 
ah dem Bier .: das Zipperlein. | 
180, Stardır 






Pa EL. 
3 NEUN IE 9 
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ERBE 343 


180. Starcker Nein vnd Malvafiefftärckerdie Därme 

131. Starcfer Wein mir Semmeln geffen hilfftin den Opeimacheimehrer 

Die lebendige Geiſter / vnd iſt ein gut Artzney der Leb⸗ 

182. Malvafier vnd ſtarcker Wein / hilfft in der Shnmacht / welche von 
vngedawter eherdenchtigten tompt vndenter alen der ge Malvafter am 


a Starcker wolriechender Wein bringet gut Seblu I verderbet aber 

fehr den Kopff. 

184. Wolriechender Wein hilffe der Sungen/fo fein Gicht da iſt wie Ga- 

lenus son der geringen Speiß ſchreibet. 

‚135. Guter Wein treibet das Waſſer / vnd iſt gut denen/dieden fein haben, 
6% Starcker Wein und Malvafier befördernden Schweiß. 

1 187. Starefen und wolricchenden Wein / wie Galenus ſchreibet / ſoll man 

allein nach dem Thyriack trincken. 

188. Starefer Bein zutheilet auch alle Winde vnd grobe Feuchtigkeiten. 

189. Der Durft ſchadet einem am allermeiften / welcher vom ſtarcken 

ein fompr. 


190. Mir ſtarckem Wein werden bisweilen geheiler die halben Wehtage 


des Kopffs / wie Galenus im 6,Epidemiorum desfechften Buchs Ichrer. 

191. Sauter fkarcker Wein befördert den Vrin / wie Galenus im 4. Bud; in 
Hippocratem,von der Speiß in groſſen Kranckheiten ſchreibet. 

192. Starcker Wein ſchadet denen / die das Fieber haben. 

193. Welche ſtarcks Weins viel trincken / die zittern / wie Galenus von der 
gefunden Diet ſchreibet. 

194 Wenn ſich einer gebadt hat / vnd trincket darnach mancherley Wein / Artzney von⸗ 
als ſtarcken ſuͤſſen vnd ſawren / vnd beweget ſich darnach im gehen / der fire De — 
des gehlingen Todts / wie Galenus von der geſundten Diet geſchrieben. — 
195. Warm ſich gebadt / flugs nach vielen fahren oder gehen! und darauff 
mancherley Wein getruncken / waget ers mit Gefahr des Todtes. 

196. Wein flugs nach dem Bad getruncken / vnd deſſelbigen viel / iſt als 

Gifft / wie Dioſcorides von der Artzney in der Vorredei im 6. Buch ſchreibet. 

197. Lauter Wein dringet ſehr durch. Arsen vom 


lautern 


198. Lauter Wein beweget den Vrin / vnd die weibliche Kranckheit. Mein ges 


199. Dicke Wein getruncken / geben viel Nahrung. \ Een. 
200. Dicke Wein verletzen die Milg/ wie Galenusim 3 Buch! VON der Bene 
Speiß in groffen Kranckheiten ſchreibet. genommen, 


201. Dicker Wein nehret die Verſtopffung der inmerfichen Glieder. 

202, Weiſſer Wein kan die Leber der Menſchen nicht erhitzen / wie Gale Kirn son 

aus im z. Buch von der Speiß in groſſen Kranckheiten ſchreibet. — 
203: Weiſſer 


EAN * — ** * — — * — 
1978 'prr —— 


ae F ie — 
4 Weiſſer lauter Wemmacht gute &uffer wie Galenüsimg. Buch/ 
yon haluum der Geſundheit ſchreibet. 
ER Weiſſer lauter Wein zutheilet die großen denchegeenen ſunce ond 
reimiget das Gebluͤt der Nieren / wie Ga vonder geringen Speiß ſchrei⸗ 
def. ARE: 
205. Weiler (auter Weinbefompt denen die stoßen vnd talter Feuchtig⸗ 
keit ſind / wie Galenus von der Loͤſung ſchreibet. 
206. Weiſſer lauter Wein befoͤrdert den Vunwie Galenusi im ı, Buch 
von natuͤrlich en Kraͤfften ſchreibet. 
207.Weiſſer lauter haͤrtlicher Wein / iſt ein ir Arten vordieGebbſucht 
wie Galenus von der Cur der Gelbſuͤchtigen ſchreibet. 
208. Weiſſer haͤrtlicher Weinifkein gut Arzney wider beſchweteKeand— 
heit / ſo da toͤmpt vom ſchwach en Magen. 
209. Weiſſe dicke Wein nehren weniger / als ſchwartze vnd rothe / wie Ga 
lenus imı8.Aphorifmo im andern Buch fehreiber. | 
210. Weiſſe dicke Wein nehren beſſer / als die weiſſen geringen / wie Gale- | 
nusim z. Buch von den krancken Gliedern fehreiber. 
zır. Weiſſe dicke Wein / ſo dis Alten trincken / fallen fiein die Waſſeſuch/ 
vnd kriegen den Stein. 
212. Weiſſe dicke Wein mehren alle Verſtopffung der jnnerlichen Glieder. 
213. Guter weiſſer Wein / das iſt / der vnter dem weiſſen der hitzigſte / vnnd 
auch mehr den Vrin durch die Blaſe treibet / auch gut iſt vor den Steip. 
214. Guter weiſſer Wein befoͤrdert mehr den Vrin durch die Blaſe / als 
der ſuͤſſe / wie Galenus von der Speife fehreiber. 
Artzuey vom 215. Dleicher Wein hitzet mehr als der weiſſe / vnnd weniger als der gelbe. 
— 216. Gelbe Wein erhitzen ſehr den gantzen Leib / wie Galenus von Zuberei⸗ 
tung der Speiß ſchreibet. 
Yemen vom 217. Gelbe Wein helffen mehrzur Dawung. 
el" 2 18, Gelbe Wein koͤnnen die nicht trincken ohn Schaden / die hiiger a 
ſind wie Galenusim fünften Buch von Erhaltung der —— 
zeuget. 
219. Gelber vnd ſcharpffer Wein /iſt ein sunshine 
figer Feuchtigkeit find. 
220. Gelber füller Wein nehrer fehrer. 
221. Gelbe füle Wein find auch den Alten mlumdemwm DaB fe m * 
Nahrung geben. 
222. Gelbe Wein ſchaden denen / die das Fieber haben / wie Galenus im 
vierdten Buch Methodi medendi bezeuget. 


223. Gelber vnd lauter Wein ifeden Wafferflüchtigengur. | vr 
| * 224. Gelber 









GA 4 — ; — 
RA PR A N 





: > Inder Lehr vom Wen 343 
224. Gelber wolriechender Wein iſt vnter allen die bequembſte Artzney vor 
die Ohnmacht / außgen ommen welche jhren Vrſprung hat von der Gall. 
225. Gelbe Wein ſchaden mehr dem Gedaͤchtnuß vnnd Kopff / als die 
ſchwartzen / wie Galenus im dritten Buch von der Speiß bezeuget. 

226. Gelbe Wein mehren das Fieber mehr. 

227. Gelbe ſtarcke Wein find gut vor die Eingeweydt / vnnd dienen in der 
Colica,wie Galenus eben daſelbſt ſchreibet. 

328. Lautere gelbe Wein ſind den Alten am geſuͤndeſten / vnd waͤrmen zu⸗ 
gleich die Glieder / vnd treiben auß die waͤſſerige Feuchtigteiten durch den V⸗ 

rin weg / welche ſich geſamlet haben / wie Galenus im erſten Buch von Erhal⸗ 

tung der Geſundheit lehret. 

229. Die dicken gelben Wein kommen langſam in Leib / wie Galenus im 
12. Buch Methodi medendi bejeuget. 

230. Die lautern gelben Wein mehren alle Fluͤß deß Gebluͤts / vnd treiben 
ehrer. ⸗ 

1. Die Lautern gelben Wein foͤrdern allmehlich die Guͤldenader / vnnd 
Weiber Kranckheit in den Choleriſchen / aber in andern Leuten ſchnell vnnd 


ſehr. | 
232. Die ſcharpffen gelben Wein heiffen fehr denen! die kalte Feuchtigkeit 
im Leib haben. 
233. Rother Wein hitziget weniger als der gelb / darvmb ſagen ſie / daß er 
bißweilen Falter Natur ſey / wie Galenus von der Complexion ſchreibet. 
234. Rother ſchieleter Wein der eines ſcharpffen Geſchmacks iſt / hitziget / 
wie Galenus im 2 1.Aphorifmo des andern Buchs lehret. | 
235. Rother fchielerer Wein ift ein gute Artzney wider die Kranckheit des . 
Hungers / da man nic aufhören kan zu effen/Galenusimzr. Aphoriſmo 
des andern Buchs ſchreibet. 
236. Rother gewaͤrmter Wein mit einem leinen Tuch auffgelegt / macht 
geſundt die Geſchwulſt der Glieder oder Wunden. 
237. Suͤſſer rother Wein macht nicht boͤſe Feuchtigkeiten / wie Galenus 
von guter vnd boͤſer Speiß ſchreibet. 
238. Grobe ſuͤſſe Wein machen die Verſtopffung der Leber / vnd mehren 
die Kranckheit der Nieren. | 
239. Rothe grobe Mein higen weniger I alg die vberauß lauten rothen 
Wein / aber ſie nehren mehr. 
240. Rothe dicke Wein ſchaden den Alten zum allerſehrſten. 
241. Schwartze Wein machen viel Gebluͤt aber vberfluͤſſig vnnd melan⸗ Attzney vom 
doliſch / wie Galenusim vierdt en Buch / von der Speifein groſſen Krank te 
heiten / ſchreibet. nommen· 

| Kr 24. Schwarke 


Artz ney von 
dem aller be 
ſten Bein 
genommen. 


Artzney von 
den vnreif⸗ 
fen Beeren⸗ 
Wein ge⸗ 
nrommen. 


Artz ney von 
gebrandten 
Wein ge⸗ 
nommen. 


340Das vierdte Buch / von Exempeln 
242. Schwartze Wein bewegen nicht den Vrin / Sondern laxiren viel 
mehr den Bauch / wie Galenus von Erhaltung der Geſundtheit ſchreibet. 
243. Schwartze Wein ſol man denen nicht zulaſſen / die das Fieber haben. 
244. Schwarzer Wein ſchadet den Alten. 

245. Lauter / klarer / goldtgelber / durchſichtiger Wein / vnd der eines wolrie⸗ 
chenden vnd lieblichen Geſchmacks iſt / iſt der beſte vnd edleſte Wein / gibet die 
beſte Nahrung / vnd wird die ſtaͤrckeſte Artzney in vielen Kranckheiten. 

246. Sauter klarer / goldgelber / durchſichtiger Wein / vnd der eins wolrie⸗ 
chenden vnd lieblichen Geſchmacks iſt / auff dieſe Art iſt der Titziner vnd Wie⸗ 
debacher Wein / welche billich die beſten Wein ſind / ſtaͤrcken die Kraͤffte deß 
Leibes / erfrewen das Gemuͤth / vnd mehren alle lebendige Geiſter. 

247. Eben der Wein mehret den Saamen / vnd macht die Männer frucht⸗ 
bar / wo ſie zuvor nicht hitziger vnd Melancholiſcher Natur find, 
248. Eben der Wein erhaͤlt auch lange die geſun den Menſchen. 

249. Eben der Wein erhaͤlt auch auff das aller ſehrſte vnd laͤngſte das de 
ben der Menſchen. 

2x0. Vnreiffer Beeren Wein flopffer mehrals er ſolte / wie Galenusim 
erſten Buch) von Zubereitung der Artzney ſchreibet. 

251. Vnreiffer Beeren Wein erkaͤltet den Kopff / wie Galenus im andern 
Bud von Zubereitung der Artzney ſchreibet. * 
er Vnreiffer Besen Wein fit die Stulgaͤnge / wenn man jhn erſtlich 
trincket. 

253. Der Syrup vom Agreft ſtillet die Gal/ vnd leſchet den Durſt / der 
von der Gall koͤmpt. 

254. Gebrandter Wein macht gervaleig warm die Leber der ——— 
vnd wenn man jn vnmaͤſſig trincket / toͤdtet er einen flugs mit ſeiner Hitzung. 
255. Gebrandter Wein) wo er wenig grobe Feuchtigkeiten findet / thut er 
eben wie zuvor / wo er aber viel derſelben findet / denen der Leib zudunſt oder ge⸗ 
ſchwollen iſt / ſchadet denen / welche ſubtil ſind allein verzehret / die andern gro⸗ 
de Seuchrigfeiten mehr zuſammen leimet / verhart vnd vnheylſam macht. 
256. Gebrandter Wein mit einem halben£öffel voll Zucker vermiſcht vnd 
mit dem Mehl zukrimet oder zurieben / vnd alſo Fruͤe vnd Abends geſſen / be⸗ 
nimpt alle grobe Feuchtigkeiten in den Voͤlligen / es ſey denn daß derſelben 
gar zuviel ſind. 

257. Gebrandter Wein benimpt die groben Feuchtigteiten / vornemlich 
die kalter Natur ſind. a 
258. Gebrandter Wein fchader nicht den völligen Seibern welche cin we⸗ 
nig ſchleimige / obrige Feuchtigkeit haben fondern hilft jhnen. 

259. Gebrandterwein verwahren die Bölligen vnd Kalten vor dem Schlag / 
ſchwerer Kranckheit vnd Todtſchlaaff. 260. Ge 


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inder Lehr vom Wein. 3 
260. Gebrandrer Wein iſt im Winter ſehr gut im Sommer aber ſchadet er. 
2601 Gebrandter Wein iſt den doͤrren vnnd truckenen Leuten / wie ein 
Gifft. 
262. Gebrandter Wein / in welchem eyngehencktiſt ein Saͤcklein mit Ge⸗ 
wuͤrtz vnd Poley / ſo er getruncken wird von Weibern / die kalter Natur / ſind 
befördert ihre Blum. 


263. Gebrandeer Wein / in welchem eyngehencktiſt das obgenañte Saͤck⸗ 


lein / benimpt die Blehung deß Magens / welche von kalter Natur kompt. 


264. Gebrandter Wein / in welchem vermiſcht iſt / Fenchelſaame / Roſen⸗ 


wurtz / Muſcatenblumen / Zimmetrinden / Roßmarienbluͤt / fo mehlich ge⸗ 
truncken wird von Weibern / benimpt die Auffſteigung der Mutter / oder lin⸗ 
dert zum wenigſten. 

265 Gebrandter Wein mit Lavendelwaſſer vermiſcht / iſt ein gute Attney 
wider den Sch lag / welcher von kalter Natur kompt. 

266. Gebrandter gewuͤrtzter Wein iſt gut dem kalten Magen / vnd zutrei⸗ 

bet die Blehung von der Kaͤlt. 
267. Gebrandter Wein iſt eine gute Artzney / in falten Kranckheiten vnd 


Leibern / ſo damit eyngenommen werden die Pulver welche ſtaͤrcken / entweder 


auff Brot oder ohne Brot. 
268. Gebrandter Wein! fo er allein oder mit dem Thyriack getruncken 
wird / macht / daß die Artzney deſto beſſer durchdringet / vnnd den Schweiß 


beſſer außtreibet. 


269. Gebrandter Wein mehret die Melancholiſche Feuchtigkeiten / vnd 
bringet einen leichtlich das Fieber vber den andern Tag / zuvorauß in im 
Sommer. 

270. Gebrandter Wein ſchadet ſehr den hitzigen Naturen der Leiber / vor⸗ 
nemlich den jungen Geſellen die da duͤrre find. 

271. Gebrandter Wein fuͤhret die hitzigen Leiber zur Waſſerſucht / fie ſeyn 
hitzig vnd trucken / oder hitzig vnd feucht. 

272. Gebrandter Wein / ſo offt er getruncken wird / von denen die da hitzi⸗ 
ger Natur / oder ſonſt Complexion der Leberſucht ſind / mehret die Schwach⸗ 
heit der Leber vnd verderbet ſie. 
273. Gebrandter Wein bringet die Gelbſucht in hitzigen Naturen. 

274. Gebraͤndter Wein vnmaͤſſig getruncken / bringet einen vmb / wo 
man nicht flugs darauff offt trincket Milch / oder ſonſt gediſtillirte Waſſer / 


die da kalter Natur ſind. 


275. Gebrandter Wein / außwendig damit gewaſchen / ſtaͤrcket die Sehn⸗ 

adern vnd Glieder / benimpt auch die grobe Feuchtigkeiten. 

* Gebrandter Wein mit Wachholderbeeren vnd gruͤner Venediſcher 
F x ij Seiffe 


348 Das vierdte Buch / von Crempeln 
Seiffe gekocht / zu einer Form eines Pflaſters / vnd damit die Haͤnde vnd 
Fuͤſſe im Badt geſchmieret / vertreibet die Fluͤß / ſe von kalter Feuchũgkeit kom⸗ 
men. 
277. Gebrandter Wein mit Lavendelwa ſſer gemiſcht / vnd damit gewa⸗ 
ſchen die Glieder vnd Sehnadern / ſtaͤrcket ſie / vnd machet alle Schwachheit 
der Bewegung ſtaͤrcker. * 
278. Gebrandter Wein / mit ander Artzney auff die Haͤnde vnd duͤſſe ge⸗ 
ſchmieret / machet alle andere Artzney deſto beſſer durchdringen. 
| 279. Gebrandter Wein mit Saffran gemiſcht / vnnd mir einem leinen 
a warmen Tuch auffgelegei hilfft denen die das kalte Fewer anden Haͤnden 
vnd Fuͤſſen haben. we; 
280. Gebrandter Weinmiteinem doppelten leinen Tuch auffgelegt / auß⸗ 
wendig auff den Magen / waͤrmet den kalten Magen / vnnd lindert die Ble⸗ 
hung der Colicken / welche von kalter Natur kompt. — 
281. Gebrandter Wein mit Zucker auff den Abendt außgetruncken / ver⸗ 
treiber den Huſten / welcher von kalter Natur kompt. 
282. Gebrandter Wein auff Brot geſprenget / wie es auß dem Ofen 
kompt / vnnd darauff geſtrahet Pulver von Zitwer / Kuͤmmel / Fenchelſaa⸗ 
men / Violenwurtzel / vnnd Peonien / auffgelegt auff die Ohren / hilfft den 
Schmertzen / welche von dem Brauſen der Ohren kommen. 
283. Gebrandter Wein etlich mal auff geſprenget auff die Pulver / die 
man außwendig braucht zu den verlaͤmbden Gliedern / vnnd widervmb ge⸗ 
trucknet / fuͤnff oder ſieben mal alſo auffſprenget / iſt ſehr gut wider die Verlaͤh⸗ 
mung oder Gicht, | | 
284. Gebrandter Wein fchaderden Schmerken der Ohren! welche von 
vielen Feuchtigkeiten kommen mehret diefelbigen! weil fie die geringen be⸗ 
Achney yon nimpt / vnd Die groben behaͤlt. 
Sawer Wein 285. Wein / der Lawer genannt / wird von Huͤlſen gemacht / iſt gut denen / 
genommen. die da geneſen von hitzigen Kranckheiten / vnd denen die ſich des Weins wi⸗ 
der gewehnen wollen. = 
286. Wein derda Sawer genannt) wird von Hülfen gemacht / je aͤlter er 
iſt / je mehrerdem Kopff ſchadet. ee 
287. Wein / der daLawer genañt / wird von Hilfen gemacht / iſt ein gut Artz⸗ 
ney den Vrin zubefoͤrdern / wie Galenus von der ſchlechten Artzney ſchreibet. 
288. Wein /der Lawer genannt / wird von Huͤlſen gemacht / ſo er im Lentz 
und Sommer getruncken wird / ſtaͤrcket und treibet ſehr den Vrin / auch ſcha⸗ 
Aaey von det er dem Kopff. 
Reiten 289. Nelcken Wein erhitzet vornemlich den Magen vnd die Mutter. 
—— 290. Nelcken Wein trucknet auß / vnnd benimpt alle grobe Feuchtigkeit / 
vnd ſonderlich den Schleim. 291, Nelcken 


er 


in der Lehr vom Wein, ‚3 


291. Nelken Wein iſt gut wider den Huftender Alten. 


252. Relcken Wein iſt gut vor die Obnmacht / die da kompt von Auff⸗ 


ſteigung der Mutter. 
293. Nelcken Wein ſchaden allen / die holeriſcher Natur ſi nd, 

294. Nelcken Wein ſchadet dem Kopff v vñ bringet die ſchwere Kranckheit. 

295. Cardomomen Wein getruncken treiber weg die Wind. 

29% Cardamomen Wein iſt nicht gut wider die Aufffteigungder Mutter, ziyen sem 
297. Gardamomen Nein lindert die Colicfen. ABeinger 
298. Cardamomen Weiniftein gut Artzney wider die Melancholey.  Nemmen, 
299. Cardamomen Wein machet Die Vnfruchtbarn von Kaͤlte der 
Mutter wider fruchtbar. 

300. Claret iſt ein Wein in der Apotecken von WON. om under —— 
lichen Gewuͤrtzen gemacht / jedoch in ein er Apotecken anders als in der andern. Rei 
307." Claret machet etwas mehr ſtarck den kalten Magen) und treibet zu ; 


ruͤck die Winde, 


‚302. Claret offt getruncken / iſt geſundt wider die Waſſerſucht / ſonderlich 


die da hart iſt wie ein Pauck / Tympanites genannt. 

303. Claret iſt gut wider die Ohnmacht / die da von der Gall kompt. 

304. Lautertranck iſt auch ein Wein / von Gewuͤrtz gemacht in der Apote/ Artzney vom 

cken / vnd wird nuͤtzich getruncken vor die Colicke / die von Kaͤlte kompt.  nmmant 

305. Aautertranck iſt geſund wider die Auffblehung des Magens. 

306; Hautertranck iſt geſund vor die Ohnmacht welche von der Gall kom̃t. 

307. Aautertranck iſt gut den Waſſerſuͤchtigen. 

308. Vautertranck ſchadet ſehr denen die das Fieber haben. 

309. Lautertranck ſchadet dem Haupt / Sehnadern vnd Öliedern. 

310. Aautertranck ſchadet den weibern / welche jre Kranckheit zu ſehr habe, 

311. Wein mit Pfeffer warn getruncken / macht warm den kalten Mas Artzney vom 
ein mit 


2 
gen] wie Galenus von der ſchlechten Artzney fchreiber. — 


312 Wein mir Pfeffer gemiſcht / ſol man denen geben die fein Dawung nommen. 


haben / wie Galenus fchreiber. 


313 Wein mit Pfeffer ſchadet allen / die ein ſubtilen Magen haben / wie 
Galenus im 8. Bud) von der Artzney ſchreibet. 
314. Wein darinn fein Goldt abgeleſcht iſt / ſtaͤrcket das Hertz und alles 


vnreines Gebluͤt reiniget. 

315. Wein darinn fein Goldt abgeleſcht / fft gebraucht im Trincken / rein i/Artzney vom 
get die Krancken / die da die Frantzoſen haben vnd in der Schmier gelegẽ ſind. — 
316. Wein / darinn fein Goldt abgeleſcht / vornemlich ſo er ſawer iſt / hilfe —— 
ſehr denen / die die rothe Ruhr haben. 


317. Wein / darinn fein Goldt abgeleſcht — en —— iſt den Kup 


länigen gut. 318. Wein 





350 Das vierdte Buch / von Srempeln 


3 — Wein / darinn fein Goldt abgeloͤſ cht iſt / erleuchtet die Iebendige@eifter 

des Leibes. 

319. Weinydarinn fein Gold abgeleſcht iſt / macht gefundrdie Thoͤrichten J 

vnd die die ſchwere Kranckheit haben. 

320. Wein darinn fein Gold abgelsfcheiftierhäledie Jugendt. 

321. Wein / darinn fein Gold abgeloͤſcht iſt / erlangert einem das gehen. 
Arknenvom 322. Wermut Wein iſt dem Magen gut / ſo es vom kalten kompt / oder von 
Dermuts roher Feuchtigkeit / welche ſich vberfluͤſſig geſamlet hat. 


Rs: 323. Wermut Wein iſt dem Magen und der Leber ein gute Artzney zu⸗ 
ſtaͤrcken. 
324. Wermut Wein iſt eine geſunde Artzney wider die Verſtopffung der 
is und Leber. 


325. Wermut Bein macht daß die Damuna ehe gefchicht als ſonſt. 
326. Wermut Wein iſt gut mider die Auffblehung des Magens / vnd ſe 
einer lang vmb das Hertz verſtopfft iſt. 
327. Wermut Wein macht geſund die Abnemmen / oder Schwindſucht⸗ 
welche geſchicht / wenn ſich der Magen verderbt / vnd wehe thut. 
328. Wermutwein iſt ein gut Artzney vor die Gelbſucht. | 
329. Wermu Wein iſt ein aut Artzney wider Kranckheit der Nieren. 
330. Wermut Rein treibet der Weiber Mondenzeit. 
331. Wermut Wein treibet auß vnd toͤdet die Wuͤrmer. 
332. Wermut Wein ſchadet dem Kopff / vnd macht viel Feuchtigkeit. 
333. Wermur Wein ſchadet denen / die die Schwindſucht haben. 
334. Wermut Wein ſchadet der fallendt Sucht / vnd dem Schlag. 
335.. Wermut Wein ſchadet denen die die Hauptkranckheit haben. 
336. Wermur Wein ſchadet den Fluͤſſen / die indie Ötigderfallen. 
; % Wermut Wein macht ſchlaffendt. es 
Wermut Wein gewaͤrmet / vnd außwendig auffgelegt / mit gebehetem 
Ar auffden Magen / ſtaͤrcket denſelben / vnd treiber auß die Winde, 
339. Wermut Wein gegurgelt / iſt ein gut Artzney wider die Geſchwulſt der 
Zungen / wie Arnoldus de villanoya ſchreibet. 
340. Wermut Wein /den Ranch davon indie Ohren gehen laſſen / lin dert 
die Taubigkeit vnd Schmertzen der Ohren. 
es vom 341. Schlehen Wein / offt getruncken / macht ſtarck die ſchwache Leber / 
Being Welche von vielen vnd ſtarcken Purgationtreiben geſchwaͤcht iſt. 
sommm 342. Schlehen Wein vertreibet die Geſchwulſt vnd Tunſigkeit des Leibes / 
welche von groſſen Bauchfluͤſſen kompt. 
343. Schlehen Wein ſtillet alle Stüß des Geblůts vnd macht geſund die 


rothe Ruhr. 
344. Schlehen 


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inder Schrvom Wein. 


0; el 2. 351 
344. Schlehenwein fliller mehr / als alle Arsney thut / N) Weiber krauckheit. 
345. Citrinatwein iſt die allerfräfftigfte Artzney / zuverhuͤten die Peftileng. Armen vom 


itrinat⸗ 


346. Citrinat Wein temperiret die Melancholiſche Feuchtigkeiten. eh 
347. Citrinat Wein ſtaͤrcket das Hertz. ee: meinen. 
348. Citrinat Wein fan man nuͤtzlich trincken / in den täglichen peſtilentzi⸗ 

jchen Fiebern / wenn fie ſchier auffhoͤren. 

349. Augentroſt Wein ein gantz Jahr getruncken / hilfft den Blinden / oder artzney von 
die ein Schwach Geſicht Haben gehabt / bringt wider das Sehen / wie Arnoldus Augeneroſt⸗ 
de villa nova ſchreibet. as 
350. Augenrroft Wein offe getruncken ftärcferdas Geſicht. 

351. Augentroſt Wein erfrewet das Hertz / vnd nimprdie Melancholiſche 
Feuchtigkeiten weg. # — 

352. Alant Wein iſt gut / ſo man den in Peſtilentz Zeiten trincket. —— 
353. Alant Wein iſt geſund / getruncken wider die Beſchwerung der Bruſt. Alant Wein 
354. Alantwein hilfft dem Huſten. spe 
355. Man Wein ift auch bißweilen gut / wider die Angſt des Magens. 

356. Alant Wein treibet den Vrin. eh 

357. Hyſſop Wein hilffe dem alten Huften. 


352. Hyſſop Wein ift geſund / wider die gemeinen Kranckheiten der Bruſt — 


vnd Lungen. Wwem ges 
359. Hyſſop Wein erhaͤlt eine helle Stimme / vnd reiniget den Hals. wommen. 
360. Hyſſop Wein hilfft der ſchweren Kranckheit / vornemlich bey Kindern. 

361. Hyſſop Wein treibet den Vrin. % 

362. Hyſſop Wein beweger der Weiber Mondenzeit. 

363. Hyſſop Wein hilffe ven Wafferfüchtigen. 

364. Hyſſop Wein I foder Bauch damit aufwendig warm gewaſchen 
wird / trucknet auß die Feuchtigkeit der Mutter / vnd machrdie Weiber / ſo uns 
fruchtbar geweſt von vieler Feuchtigkeit wegen / fruchtbar. Yrguepvom 
365.  Weichfelber Wein täglich getruncken / ſtaͤrcket die Sehnadern. Weichfers 


366. WeichfelberWein / 0b wol andere Wein fehaden der ſchweren se 
KRranckheit / ſo hilffeer doch denen die die Fallendſucht haben, i 


* 


367. Weichſelbeer Wein ſtaͤrcket den ſchwachen Magen / der von Hitz ge⸗ 

ſchwaͤcht it. A 

368. Weichſelbeer Wein gerruncfen in Fiebern /higer wenig / vnnd iſt ein 

Sehr lieblicher Geſchmack / jedoch iſts nicht allzeit ſicher derhalben fol man jn 

ſelten brauchen. | 

369. Lavendel Wein maͤſſig getruncken / iſt gut dem Gehirn und Sehna⸗ Artznen vom 

dern welche von Falter Feuchtigkeit befehmerer. —— 

370. Lavendel Wein iſt ein Artzney / denen die fett find, nommn. 
371. Laven⸗ 


x 4 — 


z8Das vierdte Buch / von Exempeln 

371. Savendel Wein vnmaͤſſig getruncken / machet einen eylendt vol vnd 

fhadeedem Kko * — 

372. Savendel Wein warm gemacht / vnd damit Arm vnd Dein warm ge⸗ 

BE ſtaͤrckt die Glieder und Sehnadern / vnd hilfft wider die ähm vnnd 

Krampff. | Pe OR 
gehen, 373. DerBeinvon Frantzoſenholtz getruncken / iſt denen gut / die da die 
von Frantzo⸗ Frantzoſen haben / vornemblich fo fie kalter Natur ſind. 

— * 374. Beer Wein von Frantzoſenholtz gemiſcht / fan nuͤtzlich gebraucht 

werden / mit dem andern Holtzwaſſer / wenn der Magen ſich vbel beſindet. 
375. Beerwein von Frantzoſenholtz iſt ein kraͤfftig Artzney wider die boͤſen 
und langwirigen Fluͤß / ſo man taͤglich vber Tiſch davon trincket. 
—— Roß marien Wein iſt ein gut Artzney wider das Stechen der Seiten / 
Spenge, vnddiefalfchePleuriin.. | | 
nommen. 377. Roßmarien Wein ift allen/dieda Falter Natur ſind / geſundt. 
. 378. Roßmarien Wein ſtaͤrcket alle Sehnadern und Glieder. 
379. Roßmarien Wein macht gefundr die kalter Mutter. 
380. Roßmarien Wein iſt geſundt den Weibern / die da feuchter Natur 
ſind zur Fruchtbarkeit. — (tern. 
381. Roßmarien Wein iſt ein kraͤfftig Artzney vor die Gicht / vnd das Zit⸗ 
3 = Per aha vertreibet den Schlaaf / vnd mache die Leute wi⸗ 
der friſch. | ' | } 
383. Roßmarien Wein erquickt das Gemich/ond ſtaͤrcket das Hertz 
384. Roßmarien Wein iſt geſundt vor das vier taͤglich Fieber. 
385: Roßmarien Wein wird nuͤtzlich getruncken von den Weiber / die die 
Monden Kinder tragen / nur daß ſie zuvor gewiß ſind / daß es ein Monden⸗ 
Kindſe (Geruch. 
386. Roßmarien Wein / das Maul damit außgeſpuͤlt / macht cin guten 
387. Roßmarien Wein I das Maul damit außgeſpuͤlt I bewahret das 
Zahn fleiſch / daß nicht ſtinckend wird. ie 
388. Roßmarien Wein iſt ein gut Artzney vor den Krebs / damit gewaſchen. 
329. Roßmarien Wein gekocht mit Nachtſchadt / vnd andern Falten Kraͤu⸗ 
tern / lindert noch mehr den Krebs / damit gewaſchen. 

320. Roßmarien Wein / das Geſicht damit gewaſchen / macht ſchoͤne. 
on Salvien Wein getruncken / iſt gut vor den Huſten. | 
Deines 392. Salvien Wein iſt gut dem Magen / vnd Falter Mutter. 
noamen >95, Salvien Wein iſt ein nuͤtzlich Artzney der ſchweren Kranckheit I die 

da kompt auß dem Magen vnd der Mutter. 

394. Salvien Wein lindert die Schmergen der Nieren vnd Blaſen. 

395. Salvien Wein treibet der Weiber Kranckheit. 
| 396, Salvien⸗ 


in 
sh Kiez — * 
—— 








A. X A er, 
KR N 


| in der Lehr vom Wein. HER 253 
396. Salvien Wein iſt gur wider die Ohnmacht / welche Fönnpt von Auff ſtel⸗ 
ung der Mutter. TR ERS ; 
—*— Salvien Wein / den Mund damit geſpuͤlet / vertreibet das blutige 
— — 
8.Salvien Wein ſtaͤrcket die Glieder vnd Sehnader. * 
399 Salvien Wein / warm damit gewaſchen die Glieder / lindert bie 
Schmertzen in deml odagra, welche kompt von kalter Natur / vnd benimpt 
die Kranckheit allmehlich. —— | 
400. Hirſchzungen Wein getruncken / iſt fehr gut wider die Verſtapffung S777"® 
der Mil. —— 
401. Hirſchzungen Wein wird nuͤtzlich getruncken wider den boͤſen Athem. Pommern. 
402. Hirſchzungen Wein wird nuͤtzlich getruncken vor das Hertzkloppen / 
welchs kompt von Verſtopffung der Seiten. 


— 


403. Ehrenpreiß Wein reiniget das Gebluͤt. re 
404. Ehrenpreiß Wein iſt guevorden alten Huften. Wen ace 


405. Ehrenpreiß Wein / ſo er mir Zuckerkandi vermiſcht wird/ ift auch ge, Pr» 
ſundt denen/diedie Schwindſucht haben / ſelten getruncken. 
406. Ehrenpreiß Wein iſt ein herrliche Artzney vor die Colicken. 
407. Ehrenpreiß Wein getruncken hilfft etlicher maſſen vor die Kraͤtz. 
408. Ehrenpreiß Wein ſtaͤrcket die Glieder vnd Sehnadern. 
409. Ein Eymer Wein / ſo darvnter gemiſcht wird Borragenwurtzel / 
Senesblaͤtter zwey Pfund / rothe Roſen vier Handvoll / Rhabarbaren acht zugerihren 
gorhin einem Seckel / vornemlich weil der Wein noch Moſt iſt / wird cin pur⸗ yurgierenden 
gierender Wein / der da reiniget die Schleimigkeit vnnd Gall / ſo man jhn nommen, 
trinefervor dem ſchlaffengehen / ein Becher voll von zehen oder zwoͤlff Loth 
er widervmb den andern Tag des Morgens furg vor dem Fruͤ⸗ 

fan. 
410 Eben der purgirende Wein alfo zugericht / vnd ſo man mit Wermur: 
kraut vier Handvoll miſchet / kan man fuͤr Wermutwein verkauffen / iſt auch 
gleichwol kraͤfftig zu reinigen die. Schleimigkeit vnd die Gall. — 
411. Eſſig inwendig vnd außwendig gebraucht / hilfft wider Gifft. —— 
412. Eſſig iſt auch gut fuͤr die Gifft / vornemlich vordiegifftigen. Schtwätns nommen. 
mue / ſo er getruncken wird mie Waſſer oder Oel / daß man jhn trincken kan. 
413. Eſſig offt in Speis gebraucht oder auch mit Waſſer gemiſcht / vnnd 
getruncken / bewahret die Feuchtigkeiten des Leibes vor der Peſtilentz vnd al⸗ 
ler Faͤulnuß. | 
414. Eſſig mie Rauten vnnd welſchen Nuͤſſen / welche außgeſchelet ſind / 
ein boͤffelvoll genommen / bewahrt denſelbigen Tag vor der Peſtilentz 
ars. Eſſigeben alſo ons init Jachandelbecren gebraucht / erhaͤlt einen vor 

der Peſtilentz. Yy 416. Eſſig 


— Das vierdte Buch / von Exempeln 
416. Eſiſig mit Tyriack gemiſcht / vnd getruncken den erſten Tag in Peſti⸗ 
ientziſchen Fiebern / erhaͤlt dieſelben. a ee 2 
417. Eſſig mit Rrebsaugen zwey Loth / Einhorn zehen Gran gemiſcht/ 
warm außgetruncken / iſt ein ſehr gute Artzney wider die Gifft des Opij. 
418. Eſſig mit Krebsaugen vnnd Honig gebraucht / außgetruncken / iſt 
ein gut Artzney wider dag Seitenſtechen vnnd andere Schmertzen / welche 
kommen auß Verrenckung oder vom geronnen Blut. 
419. Eſſig mit Mumien / Wolrath / vnd Krebsaugen gemiſcht / heylet viel 
mehr die Wehetag. a RR Se 
420. Eſſig mir eim Schwan offrer andie Naſen gehalten! zur Zeit der 
Peſtilentz / bewahrt einen. Be . 
421. Eſſig leſcht den Durſt. ENT 
422. Eilig braucht man jnnerlich / nicht allein zuerkaͤlten vnnd zu feuchti ⸗ 
gen / ſondern mit Waller alfo vermiſcht / daß man jhn trinken kan / wie Ga- 
Ienus im 10.Buch Methodi medendi, ſchreibet. Ei 
423. Eſſig kan den Durſt / welcher von Duͤrrigkeit fompr / wicht gefund 
machen / ſondern mehret viel mehr / wie Galenus im erſten Buch von ſchlech⸗ 
ter Artzney ſchreibet. 
424. Eſſig lindert den Durſt / welcher kompt von Hitz und Feuchtigkeit. 
425. Effig hilfft dem Durſt der von der Waſſerſeicht kompt / wie Galenus 
von der ſchlechten Artzney ſchreibt. 1 
426. Eſtſig allein in Fiebern getruncken / leſchet nicht den Durſt / wie Gale⸗ 
nus von der ſchlechten Artzney ſchreibet. Dr 
427. Eſſig ſo er mir Waſſer gemiſcht wird’ vnnd alfo getruncken inn Fice 
bern / lindert den Durſt / wie Galenus eben daſelbſt ſchreibet. | 
428 Effig mit Wafler vermiſcht / macht / daß das Waſſer mehr durchdrin⸗ 
get vnd feuchtiget / wie Galenus daſelbſt ſchreibet. rn 
429. Eſſig / er werd getruncken / oder in der Speiß genuͤtzt / iſt ein gat Artz⸗ 
ney allen / die viel Gall haben / wie Galenus vnd Hippocrates ſchreiben. 
430. Eſſig / er werde getruncken / oder in der Speiß genuͤtzt / iſt der Melan⸗ 
choliſchen Complexion ein ſchade. 
431. Eſſig ſtaͤrcket den Magen auß feiner Natur / wie Galenus im dritten 
Buch von der Nahrung ſchreibet. ae, 
432. Eſſig getruncken / oder inn der Speiß genuͤtzt / reiniget das wällerige 
Gebluͤt auß dem Magen, 
433. Eſſig mit Oliven geſſen / ſtaͤrcket den Magen. 
454. Eſſig mit Cappern geſſen / oͤffnet die Verſtopffung der Miltz vnd Le⸗ 
ber / vnd ſtaͤrcket die jnnerliche Glieder. F 
435. Eſſig mis Ingwer / weiſſen Pfeffer! Quittenſafft vnd ER ” 
& | | miſcht / 


vr, N * 
J — 


in der Lehr vom Wein. aus 
miſcht / it ein Artzney zu Widerbringung der &uft zum eſſen / wie Galenusim. 
fechſten Buch von Erhaltung der Geſundtheit ſchreibet. | 
436. Scharffen Eſſig fan ein fubriler Magenmundr nicht vertragen / wie 
Galenus von den francken Gliedern fchreiber. N 
437. Eſſig maͤſſig genügt in der Speiſe / ſtilet die Bauchfluͤß / wie Galenus 
von der Nahrung ſchreibet. — 
8. Eſſig mit Salat geſſen / lindert die Wehetag im Kopff vom Wein / 
wie Galenusim andern Buch / von Zubereitung der Artzney / ſchreibet. 
439. Eſſig mit Waſſer vermiſcht / wird gar nuͤtlich getruncken inn hiigen 
— | ESTER 


440. Eſſig gekocht mit Honig ſchadet weniger / wie Galenus im drittens 
Buch in Hippocratem ‚yon der Speißin groffen Kranckheiten / ſchreibet. 
441. Eſſig ſchadet dem Gemuͤth vnd Sehnadern / wie Galenus im erſten 
Buch in Hippocratem, vonder Speiß in aroſſen Kranckheiten / ſchreibet. 
442. Eſſig ſchwaͤchet die Subſtantz der Sehnadern I wie Galenus int 
zwoͤlfften Buch Methodĩ medendi ſchreibet. 
443. Eſſig ſol man nicht trincken in Fiebern / da ſchlucken mir eynfaͤllet / 
. wie Galenus von der Speiß in groſſen Kranckheiten ſchreibet. 
44. Eſſig iſt den Weibern mehr ſchaͤdtlich als den Männern! wie Gale- 
nus eben daſelbſt ſchreibet. 
445. Eſſig bringt Schmertzen der Mutter / wie Galenus ſchreibet. 
446. Eſſig ſchadet in der Colicken / ſo man jhn ſonderlich nimpt / entweder 
allein / oder mit andern Artzneyen gemiſcht. | 
447. Eſſig / dareyn heilig Geiſt Wurtzel geworffen / oder andere Wurtzel / 
vnd vier vnd zwantzig Stunden alſo in dem liegen gelaſſen ſeynd / iſt ſehr gut 
wider die Gifft / vnd benimpt den Wurtzeln die Gifft / iſt auch vnrecht geſagt / 
Eſſig ziehet die Peſtilentziſche Gifft in die Wurtzeln / oder benimpt die Gifft 
den Wurtzeln. AN er 
448. Eſſig / ſo dareyn gemeicht wird Karben und Kuͤmmel / iſt mehr gefunde 
dem Magen / darinn die Gall übrige Feuchtigkeiten har. | 
449. Kuͤmmel in Säckkein gethan / vnnd alfo gefocht mie Eſſig / vnd auß⸗ 
wendig auffgelegt auff den Magen / vertreibt das ſchlucken. * 
450. Eſſig in die Nafe gehalten / vnd ſonſt im Hauß geſprenget / hilfft wi⸗ 
der die Gefahr der Deftileng, 
451. Eſſig dem Puls offer auffgelegt / bewahrt einen vor der Peſt. 
452. Eſſig darinn Rauten eyngeweicht find / gebraucht / hilfft noch beſſer 
wider die Peſtilentz. 
453. Eſſig außwendig auffgelegt auff hitzige Schwer / leſchet vnnd lin dert 
die Schmertzen / wie Galenus von der Areney ſchreibet. 
Yy ü 474.Eſſig 


— 


R 


E Das ee — 


454. Eſſig ſolen riechen / oder an seen a em Oman ’ 


[7 


wol. 

ass. Eſſig mit Poby iſt uut vor di Oh nmnach / wie Galenus imneund · 
sen Buch / von Zubereitung der Artzney / ſchreibet. Er 
456. Eſſig mit Rauten iſt gut vor die ſchwere Krankheit. — 

457. Eis mir Kanten offe in die Naſe gehalten / lindert die Schlafffuche. 
458. Eſſig mit Thymian / Wolgemuth / Poley getocht / vnnd an die Naſe 
gehalten / lin dert die Schlaffſucht / wie Galenusi im;. Buch Methodi me- 
dendifehreiber. 

459. Der aller ſchaͤrpffſte Sffigifkein gur XrtneyYordie Schmetgender 
Zaͤhne / ſo mit demfelbigen gekocht werden/ferter Kien / Galoͤpffel/ vnd Bil⸗ 
bi damit dieZähnegefpüle. 

460. Eſſig mit Roſenoͤhl gemiſcht / hilfft im Anfang wol vor die Enkän, 
An wie Galenus im. andern Buch von der Zubereitung der Arne 
chreibet. 


461. Effig mir Rofen vnd Wegebreittwaffergemifchriondauff die Stim 


mit einem leinen Tuch gelegt / hilfft den Schmertzen des Haupts. 
462. Eſſig mit Roſenoͤl auff die Stirn vnnd Schlaaff gelegt / lindert die 
Schmertzen des Haͤupts I in der Peſtilentz Zeit wie Galenus im andern 
Buch / von der Zubereitung der Artzney / ſchreibet. 
455. Eſſig mit Roſenoͤl in die Ohren gelegt mir Baumwollen / hilfft des 
nen / die da entzuͤndet ſeyn vnd Schmertzen haben / wie Galenus im 13. Buch 
Methodi medendi ſchreibet. 
464. Ein wenig Eſſig / mit andern zugethanen vermiſcht / vnnd mir einem 
Schwam auff die Schwulſt gelegt / heylet dieſelbige / wie Galenus im andern 
Buch von der Cur an den Glauconem ſchreibet. 
465. Effig mit verbrandten Leym auff die Schwulſt / welche kompt von 
Fluͤſſen / vnd eytert / auffgeſchmieret außwendig / treibet zu ruͤck / vnd heylet die 
Fluͤſſe vnd Wunden. 
466. Eſſig mit Ammoniack aufwendig auffgelegt / vnd zu einer Form des 
Pflaſters gemacht / hilfft der harten Miltz / wie Galenusim 14. Buch Me- 
thodimedendi ſchreibet. 
467. Eſſig mit Wermut vnd Capern gemiſcht / der auch mit Seinfanmeny 
iſt ein gut Pflaſter zur Milg wie Galenus im eylfften Buch Methodi me- 
dendi fchreiber.- 
er Eſſig außmwendig gebraucht / mit weiſſen Pappeln / vnd andern derglei⸗ 
chen I hilfft wider den Riebekuchen der Miltz / wie Galenus von der Cur / im 
andern Buch an Glauconem , ſchreibet. 
469. Eſſig auffgoſſen / auff heiſſe Steiner / vnd damit die Sehnadern gebe⸗ 
| het / 





in der behr vom Wein. 377 
het / iſt gut wider die harte Geſchwulſt / ſo es geſchicht / daß einen Tag vmb den 
andern die weichende Artzney widerholet wird. 
470. Eſſig / oder Artzney auß Eſſig / ſoll man nicht offt / noch bald / noch zu 
lange Zeit gebrauchen zu den Sehnadern / sie Galenus im 14. Buch Me- 
thodi medendi, im 5. Capitel ſchreibet. ea 
471. Sauter Eſſig haͤrtet die Geſchwuͤre / welche follen zuſammen ziehen / vnd 
thut ſehr wehe / wie Galenus zeuget. e | 
472. Wenig Eſſig gemiſcht mit viel Waſſer / ziehet zuſammen die Schwer / 
ie Galenusim iĩ. Buch von den ſchlechten Artzneyen ſchreibet. 
473. Eſſig alſo vermiſcht / daß man jhn trincken fan / wird fonft Polca ge⸗ 
naunt / iſt zut wider die Entzuͤndung der Schwere. a 
474. Eſſig mit Waſſer vermifcht / vnnd alſo gegurgelt / wider die Fluͤß ge⸗ 
braucht / hilfft auch wider die Braͤune im Hals. 
475. Eſſig mit Waſſer vermiſcht / vnnd auff die Entzuͤndung von Fluͤſſen 
gelegt / mit einem leinen Tuch oder Schwam /hilfft. | 
475. Eſſig mit Waffer vermiſcht / vnd außwendig auffgelegt / ſtillet das ju⸗ 
cken der Haut / vnd ſtopffet zugleich. iur) 
477. Eſſig gebraucht in der Artzney / iſt allzeit gut zur Mile. 
478. Eſſig ſo damit die Ellenbogen vnd Fuͤſſe gewaſchen werden / daß Blas 
tern aufflauffen / ſtillet die Schmertzen vnd brechen des Magens / wie Gale- 
nus im achten Buch / von Zubereitung der Artzney ſchreibet. 
479. Eſſig / ſo damit die Naſe offt gewaſchen wird / ſtillet dz Blut der Naſen. 
480. Eſſig mit Eychen Moß oder ſchwam auff die Wunden gelegt / ſtillet 
das Gebluͤt. | WERT | 
431. Eſſig mit Pulvern und andern Specereyen / welche ſtopffen / auffgelegt 
auff die geberi mir doppelten Tuch / ſtillet das Blut der Naſen. 
482. Eſſig daß man drinn figer biß an die Knie / wird Gluͤckſelig gebraucht 
zu ſtillen das Blut der Naſen / wie Dioſcorides ſchreibet. | 
483. Eſſig allein offt gebraucht / vertreibet die Flechten. 
484. Eſſig mit dem lebendigen Krebsſafft auff geſchmieret / heylet die flechten. 
485. Eſſig mir Bolo armeno iſt ein gemein Doͤrrband der Barbierer / 
dienet die Geſchwulſt zutreihen. — Drag 
436. Eſſig mit Bolo armeno, Weyrauch / Maſtix / iſt eben die Artzney / 
ond treibet ſtarcker zu ruͤck. Ar leE 
487. Eſſig vnd Laug / jeglichs gleich viel vermifcht mie einem wenig Saltz / 
vnd Bolo armeno, vertreibet alle Geſchwulſt vom fallen. 
488. Eſſig mie Muſcatennuͤs / roten Roſen / Maſtix koͤrner / Nelcken / auff⸗ 
gelegt mit einem gebeheten Brod auff den Nabel / oder Bauch / hilfft wider die 
rothe Ruhr vnd viel purgieren. 
Yy Mi 489, Eſſig 


— — vierdte RR SALE: 
489. Eſſig alſo gemiſcht / vnd mit den ——— 
mut vnd Krauſemůnt / ſarcket mehr den Magen / vnd die Eingewende / aber 


ſopffet weniger. 
—450. Eſſig mit Muſcatennůß / rohen Noſen / Schlehen ſafft / Maſtirkör⸗ 


nern vnd gebehetem Brot auff den Nabel geleget / iſt ein bewerte Artzney / wi · 


Anney vom der die Vberfluͤſſigkeit der Weiber Blutgang. 
Maren 491. Eſſig von Malvaſier ſtaͤrcker mehr das Hertz / als andere Eſſige. 
ren, 492. Eſſig von Malvafierriftfehr gut wider die Ohnmacht. 
493. Eſſig mie zuſtoſſenem Knoblauch gemiſcht/ iſt sin bewehrte Isny 
Yesnen vom wider die Wunden / von ftechen der Schlangen. 
Vioien Eſſig 494; Violen Effig wird zum eynſaltzen gebraucht vnd wird auch liblih 
Br · ¶genuͤtzt wider den Durſt / im Sommer / oder in Fieber. 
495. Violen Eſſig iſt gut vor die ſchwere Kranckheit 
496. Violen Eſſig iſt dem alten Huſten etlicher maffergefunde: 
Artzney vom 497. Roſen Eſſig hilfft am allerfehrften wider die OInmacht. 
Roſen ſig 498, Roſen Eſſig auff die Stirn und Schlaaff gelegt / mir Wegbreitwaß 
gmommen, Key / oder —— mehr den Schmertzen des Hanns! welcher von 
Hitz oder Fiebern kompt / als der ſchlechte Eſſig 
499. Roſen Eſſig mir Specereyen / von 5 vnd Diarrhodon / onnd 
andern Pulvern I welche ſtopffen / gemiſcht / vnnd mit einemeyngetunckten 
Tu) auff den Ort / da die Seberiftigefegriftiller das Blut der Nafen. 
soo: Eſſig mit Honig und Waller abgeſotten / in der Apotecken Oxymel 
Artznen vom genannt / ſo etliche Söffelvollgeflen werden / auff ein Form eines Trancks ge⸗ 
3cruncken / iſt ein gut Artzney / zu inderung vñ Auffweichung der groben Feuch⸗ 
tigkeiten / welche ſich langezeit in der Seberund Magen geſamblet haben. 
or. Eſſig mit Honig und Waſſer geſotten / Oxymel genannt] vertreibet 
die boͤſe Materien in den langwirigen Fiebern. | 
— Eſſig der alſo zugerichtet iſt / iſt ein gut Artzney vor die ſchwere Krane 
kit 
10% Eſſig / der alſo zugerichtet iſt / wird Inwwendig gehraucht vnd offheall 
Verſtopffung der innerlichen Glieder. 
504 Eſſig / der alſo zugerichtet iſt / befoͤrdert leichtlich das außwerffen. 
5x0o5. Eſ—ig / der alſo zugerichtet iſt / ſt der Miltz gut / wie Salenus im ⸗. Buch 
Arznen vom von Zubereitung der Areney fchreiber. 
— 506. DOrymelmit Honig vnd Waſſer ſchadet den Sehnadern. 
women: 507. Vermiſchter Oyymel wird eben —— wozu der ſchlechte ger 
nuͤtzt wird / nur daß er ſtaͤrcker iſt. 
508. Vermiſchter Oxymel treibet den Vrin vnd Schweiß auf. * 
509, Schlechter oder vermiſchter Oxymel / ſo ſie zu ſehr vnmaͤſſig / vnd ie 
zuu offt 


⸗ rm 





in * nö vor Wein, 359 

auofft gebraucht werden / it er dem Eingeweyde beſchwerliqh / vd ſchadet den 
Sehnadern. 

510, Neeczwiebel Eſſig / fo man frů ein wenig cynnimbt/ vnd beweget ſich — 
ein wenig / macht gefundt das Zahnfleiſch. Eſſig geuom⸗ 
514. Meerzwiebel Eſſig benimpr alle Bserflüffigkeieiond abedem Leib eignen. 

beſſer Geſtalt. 

y12. MeerzwiebelEſſig ſtaͤrckt den Magen! vnd bringt ein gute Summ/ 

vnd aͤndert die lebendige Geiſter / macht ein ſcharff Geſicht. 

513. Meerzwiebel Eſſig weicher hefftig die Haͤrtigkeit der Miltz. 
Meer wiebel Eſſig beweget den Vrin / vnd iſt gut vor den Stein 

515. Meerzwiebel Eſſig iſt denen gewaltig gut die keinen Athem holen 
foͤnnen. 

516. Meerzwiebel Oxymel ſondert hefftig ab / vnd zutheilet alle boͤſe / grobe / | 

gehe Feuchtigkeiten. 

sı7.  Meerzwiebel Oxymel / vermiſcht mie Muſcatennuͤß Pulver / vnnd 
zween oder drey Loͤffel voll getruncken / vertreibet gemach die lange ſchwere — 
Kranckheiten. 

518. Meerzwiebel Eſſig mit Muſcatennuͤß Pulver vnd Kirſchwaſſer ge⸗ 

wmiſcht/ hifft denen / die die ſe chwere Kranckheit haben / vnd iſt lieblich zubrau⸗ 


en. 
g19. Meerzwibel Eſſig Oxymel ſtillet die Vnmaͤſſigkeit des Bring. 
Is Meerzwiebel Oxymel öffnet ſtarck alle Verſtopffung der nnerlichen 
Gliedern. 
g21, Meerzwiebel Oxymel dienet dem Magen vnnd hilfft dem Auffſtei⸗ 
gen / welchs einen ſawer an kompt. 
522. Vermiſchter Meerzwiebel Oxymel ſtaͤrcket die wackelnde Zaͤhne. 
523. Vermiſchter Meerzwiebel Oxymel iſt ein gut Krane vor das vier⸗ 
taͤgliche Fieber. 


724. Roſinen Eſſig oͤffnet die Verſtopffung der Leber vnd Miltz. at: 
525. Roſinen Eſſig iſt gefund denen / die viel Gall haben / vnnd lindert der ig genon⸗ 
Gall Feuchtigkeit. men. 


526. Rofinen Effig wird erlicherrmaffen denen / die den Huſten vnnd 
Schwindſucht haben / nuͤtzlich zugelaſſen. 
Ei. — ſawer Safft zurtheilet die Choleriſchen Phlegmatiſchen — vn 
euchtigkeiten 
528. Syrup von Eſſig lindert die Gall vnd melancholiſche Feuchtigteit. 
529. Schlechter Syrup von Eſſig / vertreibet die taͤglichen Fieber / und die 
vber den r 
— ter Syrup oͤffn et die Berftopffung der janertihen € Glieder / 
vnd befördsir den Bein, s31, Schlech⸗ 


————— 


360 Das vierdte Buch / von Exempeln * 
Be Schlechter Syrup ſtillet die Säufungder Feuchtigkeit in gar 
vnd heylet dieböfen Fieber. Fr 

332. * Schlechter Syrup leſchet den Durfiin Fiebern. 3 
533. Vermiſchter Syrup treibet hefftig auß die Gall vnd Schleim 
534. Schlechter oder vermiſchter Syrup / ſo er mit Sawerampffer Waſ⸗ 
ſer zum Julep gemacht wird / leſchet den Durſt in Fiebern. 


— 


535. Eben dieſer Syrup thut die vorigen andern Artzneyen alle ſtaͤrcken. J 


536. Eben dieſer Syrup treibet fo hefftig auß / daß er bißweilen den Kopff 
vnd die Sehnadern verletzt. 
— 37. Bermifchter Syrup / offter gebraucht / kan leichtlch die eier ſchwaͤ⸗ 
en. 
ee 533. Eſſig mie Zucker vermifcht fo ſawer Zucker genandt / für das 
eirgemifah / Hertz / vnd alle lebendige Geiſter. 
BE un 539. Eben der Eſſig iſt gut wider die Gifft vnd ſtillet die Peſtilentz. 
dann⸗ ze⸗ 740. —* der Eſſig lindert vnnd vertreibet das doppelte Fieber vber den 
nommen. andern T 
— Bern chter Eſſig mi it Zucker ſo ſawer vermiſchter Zucker genandt 
wird / iſt inn den langwirigen Fiebern / welche von dem Gebluͤt oder Galle 
kommen / geſund. 
4 Eben der Eſſig / ſtaͤrcket das Hertz und mehrer die Freude des Ge⸗ 
muͤths. 
543. Eben der Eſſig hilfft auch zur Leber. 
Arttney von 44. Eben der Eſſig vertreibet die Verſtopffung der Miltz. 
dee Wein, 545. Des Weinſtocks oder Weinrebens Wurgel Aſch / ſo man ein 
draus macht / vnd den Kopff damit waͤſcht / trucknet auß die Feuchtigkeit 
Burg "ds Gehirns. 
mem 1,6, Die ſchlechte gemifchte Lauge mie Seiffer und ein einen Tuch date 
inn naß gemacht / daſſelbig auff die Roſe gelegt / lndert den Schmertzen / vnd 
macht geſund / aber man ſol es offt aufflegen. 
547. Dieſe Laug mit Majoran vnd ArabifchenStzchas,ond Betonicken 
gekocht / iſt ein herrlich Laug / außzutrucknen die Feuchtigkeit des Gehirn 
vnd zuſtaͤrcken den Kopff. 
548. Dieſe Laug mit Seiffe zugexichtet / vnnd Seintücher drein getunckt / 
widerumb getrocknet / vnd die trocknen Tuͤcher auff die Roſe gelegt / glaͤuben 
etliche / es ſey viel ſicherer / als weñ es naß auffgelegt / aber es iſt ein Aberglaub / 
vnd wird eben fo ſicher naß auffgelegt / ja wuͤrcket ſtaͤrcker naß / welchs gleich 
gefund vnd beſſer hilfft / vnd keines wegs vn ſicher iſt. 
549. Aſche von Weinfiock end Giforien Kraun / ſo man ein aug drauß 


macht vnnd den Kopff damit waͤſcht / machet ſchoͤne Gelbe PEN ! 


F Er 2 
re 


— 
— — 
De 


im Ampteinesrechten Artztes. 362. 


| foman fie ander Sonnen trucknet / allein daß es ſchwache Haͤupt machet. 


s5o. Laug von Weinreben Aſche / ſo man den Kopff damit waͤſcht / ſtaͤrcket 
das Gedaͤchtnuß. | 


Vachſchlag son böfen vnd guten 
| Aertzten zuvnterſcheiden. | 


Der Edlen/ Dielchrentugendtreichen Frawen Ans 
nen/ Geborne von Stemberg/ Afchenvon Marnholt 
Eheliche Haußfrawimeiner günftigen Frawen 

Gevartern. 

5 Die Bielchrentugendtreiche Zram Gevat⸗ 

ter/ichhabe in dieſem dritten Buch allerley / was in der 

HB Arsneynötigiftzumillen/wieinn cin Bündelein zus 

| fammen faffen wollen. Vnd dieweil es eine groffe Ge⸗ 
fahr ift/im fall der Noth / auff einen böfen Arge gerathen / auch viel 
betrogen werden/diebdfe Aerzte vor gut halten / als habe ich nit vn⸗ 
terlaſſen woͤllen / dieſe Fehr vom Ampt eines bewerthen Artztes / vnd 
von Vnterſcheidt der guten vnnd boͤſen Aertzten / Ewer Tugendt⸗ 
hafft vornemblich / vnnd dann auch vielen frommen Chriſten zum 
beſten kurtz zuoerfaffen. Denn jhr nicht allein eine groſſe mächtige 

Haußhaltunge an vielen Dertern haltet / daher es nicht fehlen fan/ 





es muͤſſen ewer liebe Diener vnnd Dienerin bißweilen inn groſſe 


Kranckheiten gerathen/ denen jhr gern / als eine Erbare / Fromme / 
Chriſtliche Matron vnnd Haußwirthin wollet gerathen haben: 
Sondern jhr habt nun mehr ewer ſelbſt Geſchlecht / von ewerem 


Fleiſch vnd Blut gezenget von Tage zu Tage gemehret / als nem⸗ 


lich ewern lieben Mann / ewere liebe Mutter / ewer Sohn vnnd 
Zochter/denen offter Schwachheit vorfaͤllet / vnnd je ehe je beſſer 
Rath von Nothen iſt. | 
Darvmb auſſerhalb mündtliches Unterrichts / Ewer Tugendt⸗ 
hafft diß ich nicht allein geſchrieben / ſondern auch vielen andern 
zum Beſten / in ewerem Namen wider außgehen laſſen / vnd in dies 
ſen dritten Buch von Exempeln der Artzneykunſt bringen wollen. 


Bitte Ewer Tugendthafft/ als meine liebe Fraw Gevatter / wolle 


33 dieſes 


=, DasvierbteWBuch/oonCrempeln 
diefes vor mir im Beſten auffnemmen/ond mit jhrem Herrn alles 
Gutes / wie zwar zuvor / alſo auch noch ferrner / in Leibes Kranckhei⸗ 


iR. der 


ten / Gefahr vnd Noͤthen / zu mir nechſt Goͤttlicher Huͤlffe vorſehen / | 
Ewre Tugendthafft hiemit in Goͤttlichen Schug befohlen. Da-- 


tum inder Julius Vniverſitaͤt Heimfkidedenn.Au gufti, Anno 


1557 r 
& 8 
3 . Jacobus Horkius D. 


Nöthige Lehre / vom Ampt eines bewehrten Artztes / 
vnd Vnterſcheidt der guten vnd boͤſen Aertzten. 


Det Artnen NOmerus, der gelehrteſte vnter den Seribenten ſchreibet: Ein 

de a Argeifkein fuͤrcreff licher Mann vor vielen andernLeuten / vnd ſeynd ders 

gleichen mehr Spruͤche / die die Hoheit der Kunſt der Artzney ruͤhmen / nicht 

Eeeleſ.oy. allein in aller Gelehrten vnd verſtaͤndigen Leute Buͤchern / ſondern auch inn 
Sap.ʒ. der H. Schrifft vorhanden. 

Aber / ob wol etliche Aertzte / zuvertheidigen jhren ſtoltzen Vbermuth / der 

bey vielen der vnſern zu ſehr eynreiſſet / vnd alles verderbet / dieſe wiſſen herfuͤr 

zuſuchen: Jedoch / ſo halte ich darfuͤr / daß fie vornemblich bey ons Aertzten / 

fo wol auch andern Leuten / die der Aertzte beduͤrffen / zur Lehre vnnd Erinnes 

rung eines jeden Beruff geſchrieben ſind. Vns Aertzten zwar / daß wir die 

groſſe Sache / Artzuey in Leib zu geben / die gantze Zeit deß Lebens vernuͤnfftig 

betrachten / vnd nicht leichtfertig mit den Krancken vmbgehen / ſondern auffs 

fleiſſigſte vnd beſcheidenſte / inn die fuͤrfallende Leibes Noͤthen der Menſchen 

vns ſchicken lehrnen / vnd jmmerdar durch Fleiß vnd viel Erfahrunge / darzu 

gefaſt macheten. Den andern Leuten / die der Aertzte beduͤrffen / daß ſie in jren 

Kranckheiten nit jederman trawen / nicht vnbedaͤchtig / wie die Waghaͤſſe / jhr 

Leib vnd Leben in die Schantze fegen/fondern nach einem bewehrten Arge ſich 

Artznereunſt wol vmbſehen. Denn die Kunſt der Artzney iſt ſo tieffſinnig vnnd weit vmb⸗ 

anal fangen / daß nicht allein ein Arge diegange Zeit feines Lebens daranzu lehr⸗ 

nen hat / fondern auch jederman nicht gegeben ift / diefer Kunſt maͤchtig su 

Yernepeme werden. Daher der Apoſtel Paulus billich die Artzney vnter die Gaaben deß 

Saabedes heiligen Geiſtes zehlet / darvmb daß dieſe allein gute Aertzte geben koͤnnen / 

DS. welchen Gott einen geſchwinden Verſtandt / von Ratur vnd Jugendt auff / 

| darzu ein erbares Gemuͤth / nicht luͤgenhafft / nicht betriegeriſch nicht vn be⸗ 

ſtaͤndig / nicht geitzig / nicht frech / nicht auffgeblaſen von Hoffart / ſondern 


Gottfoͤrchtig vnd willig / beyde die Kunſt fleiſſig au erforſchen / vnd jeden / Die 
ein 


AR. en — — De a ep 
a EN ER Pr — — 
% 


| 
| 
| 





im Ampteinesrechten Artztes. 355 


en Hoffnung vnnd Zuflucht zu jhm haben / zu feiner Zeit Damit zu dienen / 
verliehen hat / vnnd dabey / durch Schickunge guter Inſtitution / vnnd Bey⸗ 


ſtandt ſeines heiligen Geiſtes / erhaͤlt. Denn man ſehe an ſo viel vnzehliche Artznentonte 
Kranckheiten / auch wie offt eine Kranckheit viel vnterſchiedtliche Arc hat / er (me 
sind wieeinejede Arcder Kranckheit / nach eines jeden Menfchen Comple neh. 


xion ein mal anders denn das ander iſt zu heylen. Vber diß alles / daß der 
Artzneyen wider die Kranckheiten an derZahl etliche tau ſendt gefunden wer⸗ 
den / vnter welchen keine iſt / die da nicht fo wol als es etlichen Leuten hilfft I et⸗ 
Yen ſchadet / auch offt einem jedern ſelbſt / nach dem es ein mal anders eyn⸗ 
gu wirdt / als das ander/einmal helffen / einmalfchaden fan / weicher 
Vrſach wegenjhre Natur / vnd Eygenſchafft / vnd Wirckung dem Artzte / der 
dieſelben recht gebrauchen will / wol vnnd gnugſam ergruͤndet oder bekandt 
ſeyn muͤſſen / darzu warlich groſſe Beſcheidenheit / vnd bewehrte Erfahrunge 
gehoͤren will, Denen aber Gott der HERR diefes nicht goͤnnet / die ver⸗ 
moͤgen nimmermehr zu kommen zu ſolcher hohen Weißheit / die Kranckhei⸗ 
ten / jhre vnterſchiedliche Art / die Complexion deß Menſchen / alle Krafft der 
Artzney / was Nutz oder Schaden ſie bringen / vernuͤnfftig zuermaͤſſen / oder 
recht zu vnterſcheiden. 

Derhalben Galenus recht geſagt: Auch alte Aertzte / die da nicht die Kunſt 
haben / koͤnnen ſich wenig in. die Kranckheiten ſchicken / vnd find vmuͤtze boͤſe 
Aertzte / wenn fie ſchon die gantze Zeit deß Lebens mit Krancken vmbgehen / 
vnd viel vnzehliche Wirckunge ſelbſt mit Augen angeſehen haben: denn fie 
es doch nicht verſtanden. 

Darauß iſt wol abzunemmen / wie viel Leute fuͤr Aertzte zur Vnbilligkeit 
ſich außgeben / vnd groſſe Gewalt thun / beyde jhnen ſelbſt vnd andern Leuten / 
die da entweder auß Einfalt jhren Artzneyen trawen / oder ſich durch jhre be⸗ 
triegeriſche Wort oder Pracht / oder auch wol erkauffte Zeugnuß anderer fuͤr⸗ 
nemmen Leute / darzu verfuͤhren laſſen. Aber dieweil ſie viel Leute vmb den 
Halß bringen / che denn daß jhre Zeit kompt / ſo muͤſſen ſie SO TT dem 
HERRR ſchwere Rechnung darfuͤr geben / vnd den beiſſenden Wurm deß 
boͤſen Gewiſſens / wenn es dermal eins auffwachen wird / in jren Hertzen mit 
groſſer Angſt fühlen. Alſo hab ich ein Weib gekandt / das einem jrem befand» 
ten Freundt / der ſich vor einen groſſen Artzt außgeben / inn der Hauptwehe ge⸗ 
folget / vnd zur Purgation fiebenzehen Springkoͤrner eyngenommen / darauß 
ein vnmaͤchtiges brechen vnnd durchlauffen befommen / daß fie den dritten 
Tag hernach darob geſtorben. Deßgleichen bin ich vor wenig Jahren zu ei⸗ 
ner edlen frommen Matron gefordert worden / inn jhrer Todtes Angſt vnnd 
groſſer Vergifftung / die fie davon gehabt / daß ſie einem alten Weibe auß Ein⸗ 
falt getrawet / vnd auff jhren Rath das abgefeilte von der Glocken in rothem 
3 ij Wein 


Alte Aertzte 
ohne die rech 
te Kunſt / boͤ⸗ 
fe Aertzte. 


Exempel boͤ⸗ 
ſer Artzney 


gebraucht. 


I, 


+ 


3. 


Abgoͤttiſche 
Aertzte. 


Levit 20. 


BGooettloſe 
Yeräte, 


J Das vierdte Buch/ von Erempeln 

Wein in ſich getruncken / aber bald drauff ein vnmaͤſſiges brechen / acht 
Stulgaͤnge / einen boͤſen Dampff wie Schwefel / Reiſſen vnd Stechen im 
Magen vnd Haupt / einen auffgelauffenen Leib / mit Geſchwulſt empfunden / 


endlich ſich nicht beſonnen. Wie ſie aber zu ſich ſelbſt gekommen / vnd ſchwer⸗ 


lichen beym Leben erhalten / doch das Stechen im Magen / wie mit Nadeln / 
etliche viel Tage gefuͤhlet / biß jhr die abfeilere Glockenſpeiſe mir Artzney / von 
mir geordnet / durch die Stulgaͤnge abgetrieben iſt worden / daß mans ſichtig ⸗ 
lich geſehen / vnd in Papier geſamlet hat. ———— 

So geſchach auch / daß zu meinen Zeiten ein Pfarherr in Schleſien / ein 
frommer trewer Mann / durch vnzeitiges Aderlaſſen / vnnd vnbequeme Ark, 
ney vmb den Hals gekommen. Dazu denn jhn ein ſelbwachſener Artzt / vnd 
betriegeriſcher Mann / beredet hatte. Denn wie ſelten ein frommer / getrewer / 
bewehrter Artzt gefunden wird / je öffrer und mehr ſeynd die boͤſen vngelehrten 
Aertzte / wie ſie ſich vor viel Jahren vnd jetzt gefunden / dafuͤr ſich jederman zu 
hüten hat / nicht wol erzehlet werden koͤnnen. Allein zu onfern Zeiten die vor⸗ 
nembſten boͤſen Aertzte / ſollen dieſe gemieden werden. 

Erſtlich / die Abgoͤttiſche Aertzte die dadurch vnordentlich Mittel / Zau⸗ 
berey / Segenen / chatacteres, Mißbraͤuch der Kraͤuter / Teuffelsbannunge / 
Spiegel ſehen / Gluͤcksradt / die ſchwartze Kunſt / viel geſchwinde oder auch 
vbernatuͤrliche Artzney thun. Denn dieſe alle ernſtlich von GOtt verbot⸗ 
ten ſind / wie er ſelber ſpricht: Du ſolt keine andere Goͤtter neben mir haben. 
Vnd durch Moſen: Wenn eine Seele ſich zu dieſen wenden wird / vnd jnen 
nachhuret / ſo wil ich mein Antlitz wider dieſelbe Seele ſetzen / vnd wil ſie auß 
jhrem Volck rotten. Dazu hat Niemand auff jhre Huͤlffe ſich zuverlaſſen / 
denn ſie vngewiß iſt / vnnd offt betreuget / darvmb / daß entweder der Teuffel 
ein Luͤgner iſt / vnd von ſeiner Art nicht ablaͤſt / oder aber daß Gott dem Teuf⸗ 
fel nicht allezeit verhenget / ſo wol / wenn ſie ſchon bewerth in der That gefun⸗ 
den oder angeſehen wuͤrden / wie denn der Teuffel / auß Gottes Verhaͤngnuß 
ein Tauſentkuͤnſtler groſſer Macht iſt / ſo ſol man doch bedencken / daß den 
Menſchen mehr zu Schaden denn Nutz gereiche / entweder am Leibe oder der 
Seelen / entweder hie zeitlich / oder dort ewiglich / dafuͤr vns Gott behuͤten wol⸗ 
te / ſintemal der Teuffel ung nichts zu gute thut / es ſey denn / daß er durch den 
Schein des Guten / ein aͤrgers vnd ſchaͤdlichers vns zu zufuͤgen verhofft / vnd 
vns durch ſolches in Suͤnde vnd Abgoͤtterey zuführenweis: 

Zum andern / die gottloſen Aertzte Denn ob fie ſchon gelehrt / beſcheiden 
vnnd erfahren gnug ſeynd / jedoch weil fie fein erbares / ſrommes / Gottfuͤrch⸗ 
tiges Gemuͤth haben / gibet Gott zu jhrer Haͤnde Werck fein Segen noch Ge⸗ 
dehen / vnd iſt in aller jhrer Artzney eytel Vngluͤck / davon die Krancken dar⸗ 
nach in Schaden gerathen muͤſſen. Dieſes geſchicht auch deſto mehr wenn 


— 


— EU 


fe 





im Ampt eines rechten Artztes. 365 
fie einen Folgen Vbermuth faſſen / als können ſie allein helffen / vnnd Gottes 
Segen vnd Huͤlffe nicht beduͤrfften / von welchen der König David ſingtt Platz, 
Die Thoren ſorechen in jhren Hertzen / es iſt kein Gott. Vber dieſes ſo iſts 

auch derwegen gefährlich mit die ſen gottloſen Aertzten I daß fie boͤſes Gewiſ⸗ 

ſens ſind / vnnd vmb Geldes willen / oder anders / die Krauckheit auffziehen/ 

vnd aͤrger machen koͤnnen. 

Zum dritten / die ſtoltzen vbermuͤtigen Aertzte. Denn wie ſonſt Stoltz al⸗ Seottze 
les verderbet / alſo ſchadets ſonderlich inn der Artzney ſehr / wenn der Artzt zu Aertzte. 
ſtoltz wirdt I ſo hoͤret er den Patienten nicht recht außreden / viel weniger be⸗ 
rrache er recht alle Zeichen / darauß dann gefährlicher Rath / vnd groͤſſer Irr⸗ 
thumb folget / alſo viel gelehrter bewehrter Aertzte / wenn fie ſtoltz vnd vnfleiſ⸗ 
ſig worden / haben jhren Namen verlohren. 

Zum vierdten / die leichtfertigen Aertzte. Denn viel gelehrte Doctores chefertige 
gefunden werden / die da zwar viel geleſen / gehoͤrt / geſehen vnnd erfahren has Aerzte, 
ben / aber doch einen vnbeſtaͤndigen leichtfertigen Sinn haben I betrachten 
vnd bewegen nicht hoch gnugſam die groſſe Sachen / Artzney in Leib zu geben / 
fondern heiſſen und gebieten / was jhnen in Sinn kompt / vnangeſehen / daß 
offt die Kranckheit nicht recht erfündiger / ich geſchweige denn gevrtheilet / es 
ſchade oder fromme. Dieſe ſchneiden in eines andern Haut / wie in ein Filtz⸗ 
hut / nach dem Sprichwort / Daher kompts / daß bißweilen die Artzney vnbe⸗ 
ſcheidenlich in den Leib gefuͤllet wirdt / die Krancken mit Artzney vbertrieben / 
dadurch ſie Leib vnd Leben laſſen muͤſſen. J 
Zunmn fuͤnfften / die halb gelehrten Aertzte / die zwar mit allen Gaaben zur Hatbaerehr, 
Artznen noͤtig / von Gott be gnadet / vnnd auff den rechten Weg deß Studie⸗ ! Aertzte⸗ 
rens inn der Artzney wol fortfahren / aber doch ehe die Federn gewachſen ſeyn / 
außfliegen / das iſt / allzu riſch ſich vnterſtehen die Krancken zu artzneyen / 
vnangeſehen / ob ſie die Kunſt nicht recht gelehrnet / wenig gevbet / vnnd feine 
Erfahrung haben. Darvmb dann ſolche Aertzte als denn erſt von der 
Kransfpeit und Artzneyen wider die Kranckheit lefen vnd ſtudieren wollen! 
wenn den Krancken die Seele auff der Zungen ſitzet / darvnter viel Leute ver⸗ 
ſterben vnd verſaͤumet werden/denen fonft Rath geweſen were. Diefe werden 
newe Aertzte genannt / vnnd gehoͤren hieher die Doctores, die den Tittel auß 
Gunſt oder ander Vnterſchleiffung / oder durch Brieffe / leyder / vnſchuͤldig 
bekommen / von welchen das Sprichwort lautet / Newe Aertzte machen hoͤ⸗ 
ckerichte Kirchhoͤfe. et, he o 

Zunm ſechſten / die böfen gelehrten Aertzte / die da groſſe Irrthumb jhrer a 
Kunſt haben / vnd dardurch in Kranckheiten fehr gefährliche vnd ſchaͤdtliche en 
Aergte find. Dieſe werden mancherley onterden Gelehrten gefunden / aber 
zweyerley fürnemlich werden und ſollen zu onfern ra Acht gehabt wer 
Br ; ü den / 


366 DasoierdtieBnk/sn&rempeln ° > 
den/die Empirici, vnd Theophraſtini. Die Empirici geben ſich auff bloſſe 
Empirich Erfahrung / haben die Kunſt nicht recht geſtudieret / daher ſie die Kranckhei⸗ 
Pr fen nicht recht erfennen / noch zuvnterſcheiden wiſſen / ſondern einsfürdas an⸗ 
der deuten vnd curieren. Solches ich bey den Pfaffen Aertzten / vnnd etlichen 
Dooctoren offt erfahren / die da viel zu langſam / oder wenn den Krancken die 
Seel außgangen / allererſt geſehen / daß ein ander Kranckheit geweſt / als ſie 
nicht gemeynet / gewuſt / noch curiret. Fuͤr wenig Jaren curirt ein Doctor ei⸗ 
nen vom Adelin feiner Kranckheit fuͤr einen Pleuriticum, vnnd finder auff 
Zbeepkraf die lete / wie er ſterben wil / ſich dareyn / daß der Stein ſey. Die Theophra- 
&ieböfen.  Skini ſind auch zu vnſern Zeiten zweyerley / etliche Theophrakini, vnnd der 
mehrertheil ruͤhmen ſich nur des Namens / wiſſen weder die alte noch newe 
Kunſt der Artzney / betriegen die Leute vmb jhre Gefundheit / Leib vnd Sehen] 
allein vmb des Geldes willen / vnnd geben groſſe Ding fuͤr / beweiſen nichts 
mit der That / ja wenn ſie hundert Guͤlden auff die Curation genommen / 
ſelten weniger / wie ich von vielen Krancken vber ſie klagen gehoͤrt / machen ſie 
ſich ſtillſchweigens davon / vnd verlaſſen den Krancken mit Schaden vnnd 
Schanden / ſintemal all jhr Thun vnd Weſen auff Betriegerey gericht iſt / 
vnd wo es einmal gluͤckt / wie der blinden Haͤnnen / ſo haben ſie zehen Jar ſich 
davon zu ruͤhmen / ja duͤrffen auch wol groſſe Brieffe davon nemmen / wo es 
aber vbel zu gehet / oder nicht von jhm ſelbſt die Kranckheit ſich legen will / wel⸗ 
ches zum oͤfftern jhnen begegnet / ſo verharren ſie nicht bey den Krancken biß 
Be ang Ende / ſondern wider allejhre Zufagung Ruhm / auch groffe Verſchrei⸗ 
BB! bung/entflichen ſie ſchaͤndlich / toͤnnen auch nicht davon jeden hoͤren / ja wenn 
ſie etwas von Artzneyen anwenden / iſts mehr ein alte Weiber Artzney / von ge⸗ 
brandeem Waſſer / oder vngereimeten Kraͤutern / oder auch wol ein Arabiſche 
vnd Galeniſche Latwerge / denn ein Theophraſtiniſch Kuͤnſtlein / da ſie doch 

auff die Galeniſten / von dem fie es boͤßlich geſtolen I auffs hefftigſte ſchelten _ 
za vnd durch anderer Bnglimpffjhren Ruhm ſuchen. Soicher Theophraſtini⸗ 
stwargut fche Aertzte findet man an vielen Oertern / aber fie find nicht rechte Theo- 
phraftini,fondern rechte Betrieger / vnnd die Feine Kunſt / weder der Galeni⸗ 
ſten noch Theophraſtiner / recht wiſſen / darvmb gehoͤren ſie mehr vnter die 
vngelehrten Aersre, Die andern vnd rechte Theophraftini , welche ſelten ge⸗ 
funden werden / find gelehrte Aertzte / fürnemblich was die Merallifche Ark 
neyen / Kräuser Kinfter Diſtillierung / alle Artzney reinlich vnnd fubtil zus 
machen/anbelanger:denn Kunſt vnd Fleiß / ſo fie hieran wenden / iſt nicht zu 
tadeln / ſondern zu ruͤhmen. Ich wolte auch wuͤnſchen / daß die Apotecker / 
welche mit der Zubereitung der Artzneyen vmbgehen / nicht allein bey jhren 
alten fpeciebus blieben / ſondern diefer Kunſt / Metalliſche Artzney / vnnd an⸗ 
dere Saͤfft der Erden / durch Fewer zubereiten / vnnd ſubtiler u 

We i 





inm Ampt eines rechten Artztes. 367 
fich befleiffigten / oder das noch mehr iſt / wo es mir dem Apotecker nicht ger 
ſchicht / daß diefürnemmen Staͤdte neben dem Apotecker / auch die Theo- 
phraſtinos verhielten / damit derſelben ſubtile Diſtillierung vnd newe erfun⸗ 
dene Artzney / die gelehrten Aertzte oder Doctores, nicht weniger als der Apo⸗ 
tecker Kunſt / vnd etlichen Specereyen / zu rechtem Nutz anwendeten / vnnd 
mit Beſcheidenheit gebrauchen koͤndten. Daß aber dieſe Kunſt / mit ſubti⸗ 
ler Diſtillierung vnd Zubereitung der Metalliſchen Artzney / nicht die gantze 
Artzuey vnd vollkombliche Kunſt der Medicin ſey / iſt daraus abzunemmen / 
daß dieſes Stuͤck / von Zubereitung der Artzneyen / vnnd jhren Kraͤfften / 
Doctrina de materia medica genannt / nur ein kleines geringes Theil der 
sanken Kunſt der Artzney iſt / (eben ſo wenig als bey den Juriſten / titulus de 
tutelis nicht die gantze Juriſterey) zu welchen mehr gehoͤret / die Lehre von der 
Menſchen deibe / vñ Vnterſcheid der Complexionen / die Lehre von den Kranck⸗ 
heiten / vnd jhrem vielfaͤltigen Vnterſcheidt / die Lehre vom Puls / Vrin oder 
andern Zeichen / die Lehre von dem Gebrauch der Speiſe / die Lehr vom rechten 
Gebrauch der alten vnd newen Artzneyen / vnter welchenschren feineiftidieda 
nicht eben fo weit vmbfangen oder eben fo viel Muͤh vnd Studieren erfordert / 
als die Schr von kuͤnſtlicher Zubereitung der Artzneyen / vnd jhren Kraͤfften. 
Darvmb die Theophraftini darinn jrren / daß fie die Metalliſche Artzney / o⸗ 
der andere wol außgearbeitete Artzneyen / welcher Krafft vnd Wuͤrckung nit 
recht erkandt noch gründlich erfahren iſt / ſich vnter ſtehen an den Krancken / 
mit Gefahr / Schaden vnd Mord des Leibes / zuverſuchen / zu probieren / vnd in 
Leib zugeben. Fuͤrs ander / da auch denſelben gelehrten Theophraſtinis die 
Krafft vnd Wuͤrckung ſolcher Artzney in etlichen / die da nu probiret / bekandt 
wuͤrde / wie denn die gelehrten Apotecker vnd andere jhrer Specereyen Krafft / 
durch viel Vbung kuͤndig offt werden / fo jrren fie / fo wol die Apotecker auch/ 
fo ſie derſelben zugebrauchen ſich vnterſtehen / dieweil fie der Kranckheiten Bits 
terſcheidt / de Naturen Eygenſchafft nicht wiſſen zu vnterſcheiden / viel weni⸗ 
ger die Artzney zu appliciren vnd recht gebrauchen moͤgen / denn es kan nicht 
ohne Gefahr Leibs und Lebens zugehen. Da aber fie auch ſagen wolten / daß 
ſolchs jnen befand vnd bewuſt ſey / ſo ſtelle ichs in jr und aller bedencken / ob es 
auch muͤglich ſey einem Menſchen / zugleich vberm Kolfewer vnnd diſtilliren 
ſolche lange Zeit liegenialle arsneyifche Materien erforſchen / vnd newe Di⸗ 
ſtillierung zuerfinden / welchs warlich niemand die Zeit ſeines Lebens außſtu⸗ 
dieren kan / vnd ſampt gleich mit vbern Buͤchern ſtets ſitzen / vnnd die andere 
noͤtige Lehr in der Artzney ſtudieren / welches nicht weniger ein gantzen Men⸗ 
ſchen allein bedarff. Fuͤrwar / wo ſolchs hätte beftehen mögen] die Vorfahren 
hätten nicht Apotecker vnd Doctores von einander geſondert. Hppocrates, 
er IN der ſich 


v R Er *7 
368 Das vierdte Buch /von Exempeln | 
der fich zur Artzney geſchworen hat / vnnd auß groſſem Eyfer gutwillig vnnd 
vngetrungen / wegen feines groſſen Fleiß / ſich GO TTvereydet / in kein Hauß 
noch zu keinem Menſchen / als wegen feines Beruffs oder Artzney zugehen / 
haͤtte nicht fuͤr gut angeſehen / daß andere deut ſeyn ſolten / die da Wurtzeln gruͤ⸗ 
ben; die da Artzney zubereiten / andere Leute die derſelben zugebrauchen wiſſe⸗ 
ten / vnd die Artzney Krancken verordneten. Es find viel Handwerck die we⸗ 
nig Kunſt gegen die Artzney haben / als der Mundkoch / etc. fie koͤnnen aber 
nicht Weil oder Zeit dazu haben / die Inſtrumenta von Bradſpieſſen / Toͤpf⸗ 
fen / etc jhnen ſelbſt zubereiten / ſon dern muͤſſen andere Kuͤnſtler vnd Han» ⸗ 
werck dazu brauchen / Wieviel mehr ſoll in der Artzney eins dem andern die 
ee  Handreichen? Was die Theophraftini aufgeben von dem Vnterſcheid der 
werdamiich. Kranckheiten/von der newen Eygenfchafft der Seibe / vonder Teufflifchen 
Hülff in Kranckheiten / vnd Sefpenften/ im Namenjhresaurhoris Theo- 
phrafti,diefegehr halte ich nicht allein verdamlich / fondern auch ongereimpr/ 
wider ſich felbg contradictorie in den newen Büchern gefchrieben/ond trage 
Beyſorge / daß derTheophraftus jr Author ſolche Bücher nicht gefchrieben? 
fondern die vngelehrten vnd falfchen Theophraftini folche mit eynmiſchen / 
vnd für des Theophrafti Bücher fälfchlich aufgeben / darvmb die rechren 
Theophraftini, ob fie ſchon jrren / jedoch weil fie gelehrt / möchtennoch auff 
rechte Wegegebracht werden) wo fie ſich aber nicht weifen laſſen / nicht allein 
bey der Zubereitung der Argneyen bleiben nicht den nüglichen Gebrauchven ⸗ 
ſtaͤn digen Aertzten befehlen wollen /fo ifts nicht ohne groſſe Sefahriwelhsju 
der mir feinem Schaden erfahren fan. 
Vngelehrte Zum fiebendenyfind die vngelehrten Aertzte / welcher viel gefunden werden] 
Aertzte. als vmblauffende Aertzte / Pfaffen Aertzte / gemeine Theophraſtiner / verdorbe⸗ 
ne Apotecker / ruhmredige Barbierer / Thyriacksleute / alte Weiber / Recept⸗ 
ſamler / kluge Weiber / kluge Maͤnner / vnd wie ſie mehr einen Namen haben 
mögen: denn dieſe Aertzte die Kunſt niemals ſtudiret / entwender wenig oder 
— nichts von Artzneyen wiſſen / darrmb ſie viel Leute in lanawirige und jmmer⸗ 
wieweirge werende Kranckheit verfuͤhren / viel Leut auch vmb den Hals bringen. Aber 
ne allhier follen nicht verftanden werden Haußaͤrtzte / alsverftändige Weiber / 
" Verſtaͤndige Haußwitt / die da in einer oderandern Kranckheit / was erfahrne 
bewerte Artzney geſamlet / ſelbs ſich derſelben mit gutem Gewiſſen oder Nutz 
anderer Leuten / wol gebrauchen koͤnnen / allein ſie ſollen nicht zuweit ſchreiten / 
vnd in Artzney zugeben zufrech ſeyn. Wol iſts ein erbares Chriſtliches Werck / 
vnd gute Allmoſen / daß etliche hohe Potentaten vnd edle Matronen / darvmb 
daß ſie der verborgenẽ Kuͤnſt in der Natur rechteiebhaber ſind / vnd den kran⸗ 
cken Leuten mit Rath zu dienen willig / den Artnneyen mit allem Fleiß nachfor⸗ 
ſchen / bewehrte erfahrne Stück gebrauchen / den Kranckheiten — 
encken / 


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ni — im Ampt eines rechten Artztes. 369 
dencken / vnd befcheidenlich darinn fich ſchicken / fonderlich wenn das allein 
in gemeinen vblichen Kranckheiten / als Fiebern / Huſten / Schwachheit des 
Magens ꝛc gefchihet / vnnd wo was verborgener jnnerlicher Kranckheiten 
fuͤrfallen daß man nicht fo weit auß Kuͤnheit ſich mie Artzney eynlaſſen / dar⸗ 
durch den Leib Gefahr vnd Schaden entſtehe / ſondern als denn gelehrtere 
vnd beſſere Aertzte zu Rath nemmen. Dieſes hat alſo der gelehrte Artzt Sale⸗ 
nus ſelbſt für gut angeſehen / da er ſpricht: Die hitze kuͤlen die erkaͤlten Glie⸗ 

der erwaͤrmen / vnd die Feuchtigkeiten außtrockenen / koͤnnen auch wol durch 
Anleitung der Vernunfft beſcheidene Leute auß dem gemeinen Mann thun / 
Aber wenn die Flüffe ſich erregen das Gebluͤt auffwallet / das heilige Fewer Haufärste 
ſich fin det / der kalte Brandt / oder was dergleichen mehr / da be darff manch Kin ann 
nen gelehrten erfahrnen Dann vnd find allein Werck des rechten Artztes. mir Vnter⸗ 

Zum achten / ſeynd die vollſaͤufferiſchen Aertzte. Allhier verſtehe ich nicht ee En 
die Äertzte / die da bißweilen mir einem groffen Trunck vbereylet oder vbernoͤti⸗ rifehe Yers- 
ger werden. Es were ja viel beſſer / —— jemals ſich vollſoͤffe / denn to 
es bald ſchadet / vnd ſein Ampt etwas verſaͤumet: Ich geſchweige auch die 
groſſe aͤrgernis / die die Aertzte welche es andern wehren ſollen / ſelbs damit 
thun/wir befinden auch! wie Gott auff die letzte / grewlichen das Vollſauffen 
an Aertzten ſtraffet. 
Zu Jehna haben ſich vollgeſoffen zwey Doctores, ein Juriſt vnnd 
Medicus. Der Medicus legt ſich auff den Tiſch / wie man jhn wil auffwe⸗ 
cken / iſt er todt. Wie viel hab ich der Aertzte gekaͤndt / die ſich haben Waſſer⸗ 
ſuͤchtig oder podagriſch geſoffen vnd daran geſtorben? Aber dieweil in Teutſch 
land das zutrincken vnd vollſauffen alſo eyngeriſſen iſt / aß Niemand deſſen 
gar vberhaben ſeyn kan / ſo muͤſſen die Aertzte / ſo bißweilen vnd doch ſelten ei⸗ 
nen vbrigen Trunck thun / nicht allhier die vollſaͤufferiſche Aertzte / verſtanden 
werden Sondern die da offt vnnd gemeiniglich oder ſtets ſich vollſauffen. 
Denn es iſt ein ander Ding vollſauffen / da es ein actio oder Miſſethat iſt / 
ein anders / da es ein habitus oder angenommene Gewohnheit / vnnd ſehr 
boͤſe Laſter iſt. Welche letzte Aertzte / vollſaͤufferiſche Aertzte / allhier boͤſe Aertzte 
billich geſcholten werden. Denn ſie koͤnnen jr Ampt nicht recht beſtellen / wenn 
man fie am beiten bedarff / find fie truncken dienen weder zu Rath noch zu 
Huͤlffe / ja da fie fich bergen / vnd im Rath mir feyn wollen] wie viel vor ein 

Ruhm jhnen halten /in groſſer Truncken heit klug ſeyn / machen ſie es noch 
ärger und verſehen das beſte / vnd führenden Krancken mit jhrem Rath in 
Todes Gefahr / So geſchicht ihnen auch! wennfie ein Tag oder zween nuͤch⸗ 
tern ſeyn / daß fie weit des verſtandes nicht ſeyn / des fie fich duͤncken laſſen. 
Was wird num mehr verfäumer an ihrem ſtudieren und nachfinnen! das die 
Artzneykunſt erfordet? Darvmb nimmermehr ein verftändiger dieſen voll 

Yan ſaͤuf⸗ 
a 





Geitzige 
Ferse. 


ſeyn. 


N . EN ; iR 


370. Das vierdte Bitch) von Exempeln \ 


en 


+ 


Nufferiſchen Aertzten etwas trawen 1 viel weniger vor gute Aertzte ſie Halten 
H s —— —— 


* . 


Zum neundten / fo find auch geitzige Aertzte / welche ihnen fein Gewiſſen 
nemmen / wardurch fie Geldt vnd Gut zuſammen kratzen. Es iſt ja wol der 
Artzt ſeines Lohns werth / vnd wird / leyder / die Artzneykunſt an — 
gering geſchaͤtzt / aber es ſoll bey einem jeden guten Artzte ein angeborne Mildig⸗ 
keit ſeyn / den Armen vmb ſonſt oder geringes Geld zu dienen. Doch die Rev 


chen ſollen auch nicht das jhre vergeſſen / vnd je beſſer es einer vermag / je reich _ 


licher er den Aertzten ſoll lohnen. Es iſt ja das hoͤchſte Gut / nechſt der Seelen 
Seligkeit / die Geſundheit des Leibes / vnd ich gewißlichen geſehen / daß wo die 
Reichen zu ſehr gekarget / vnd am Lohn den Aertzten geſparet / daß die Geſund⸗ 
heit deſto vnbeſtaͤndiger geweſt / vnd ſie deſto ehe wider dem Artzt in die Haͤnde 
kommen ſeyn / als wolte Gott die Vndanckbarkeit ſelbſt ſtraffen. Hinwider 
ein Artzt dieſes alles Gott befehlen / vnnd ſich an ſeinem Lohn genuͤgen laſſen 
ſoll. Ich hab es ſelbſt erfahren / daß reihe Patienten / wenn fie geneſen / ſich vn⸗ 
danckbar gegen einem Artzt gehalten / da der Artzt auch lieber nichts / als das 
wenige / ſo fie gebotten / nemen wollen. Aber fie find vber langſt hernach haͤrter 
kranck worden / vnnd ob ſie wol in jhrer andern Kranckheit gute weil andere 
Aertzte gebraucht / vnd den Medicum gemeydet / ſo hat doch nichts helffen wol⸗ 
len / biß fie haben wider zu dem vmb Rath vndHuͤlffe / nach Sort fliehen muͤſ⸗ 
ſen / vnd ſich darnach / zweyfach zubezahlen / ſelbſt angetragen. So treiber Gott 
der HER Rdie Reichen zur Bezahlung der Aertzte. Dazu lohnet ung Aertz⸗ 
gen GOtt der Armen wegen / vnd Vnvermoͤgen auchreichlichen. Es geſchach 
in Boͤhemen bey des Herren von Donaw Vnterthanen / daß ein arm Weib 
eines Gaͤrtners auff jhrem Dorff vom Schlage geruͤhret / vnnd an der 
Spraach auch an der gantzen Seiten gelaͤhmet / meiner Curation bey vier⸗ 
schen Tagen gebraucht vnnd geneſen / jyr Mann wolte gleich mein Arbeit be⸗ 
zahlen / auch erbott ſich eine Kuhe zuverkaͤuffen / dieweil er aber nur zwo 
Kühe vnnd ſonſt wenig hatte / ſchenckt ich jihm alles / vnnd nam kein Lohn. 
Es wehret nicht zwo Stunden / ſo kommen von Kuttenburg auß der Stadt 
Abgeſandten / begehren mich hineyn / vnnd bleibe nur eine Nacht / ſo wer⸗ 


de ich mit einer Gaaben dreyſſig Thalern vnnd faſt mehr belohnet: So 


zahlet GOtt durch die Reichen vor die arme Frawe / da ich nicht drey Tha⸗ 
ler verdienet. Darvmb die Aertzte milde / auß Barmhertzigkeit / vnnd vmb 
GOTTES Willen ſeyn wollen. Hinwider geitzige Aertzte / boͤſe Aertzte 
ſeyn / kein Gewiſſen haben / vnnd was kleine Kranckheiten ſeyn groß 
machen / was groſſe / klein machen / ja die Kranckheiten in die länge auff⸗ 


* 


ziehen / Artzney geben I da keine Noth iſt / daß geitzige Aertzte billich zufliehen 
Aber 





a" Ha J 


Im Ampt eines rechten Arktes. — 

Aber der gute Artzt / wie wenig jhr anzutreffen iſt / alſo deſto lieber vnnd are 
wuͤrdiger wirdt er von klugen Leuten geachtet / wenn auch Kranekheiten 
fuͤrfalien / ſo vertramen dieſemLeib vnd Leben vernuͤnfftige Leute. Dieſen ehret 

der Henn Chriſtus ſelbſt / da er ſpricht: Der Krancke bedarff des Artztes. 

Dieſem gibt Zeugnuß mir feinem Exempel Gott der Allmaͤchtige I da er den 

König durch den Propheten Eſaiam / nicht allein mit dem troͤſtlichen Wort / 

ſondern auch mit dem Pflaſter zum Geſchwuͤr heylet. Die boͤſe Aertzte dage⸗ 

gen fliehen die klugen Leute / vn ver ſtaͤndige nem̃en ſie zwar auff / denn die Welt 

will betrogen ſeyn / aber ſie erfahren jhren Schaden vnd Mord des Leibes doch 
endlichen vnd zu ſpat. Das Gluͤck gibts wol boͤſen vngelehrten Aertzten / daß 
bißweilen jhre Krancken geneſen / es geſchicht aber felten / vnd da es etwas bey 

einem oͤffter aefchicht/ ſchagts doch bald wider vmb. Derwegen niemand ſein Di nut 
Leben fo in die Schantz ſetzen ſoll / mir böfen Aertzten / auch foll niemandt auß te Arte ver⸗ 
Gunſt vnd Heucheley willen boͤſe nichtige Aertzte erheben / oder gröffer machen! hy sn? 
vnd die guten vntertrucken helffen / wie etwann geſchicht. Denn jhme ſelbſt heuchlen. 
nicht allein ein Schaden darauß heimk ommen moͤchte / ſondern auch zum Ge⸗ 

wiſſen erwachſen / darvmb daß er fic) fchuldig macht an ander Leute Vnge⸗ 

ſundheit vnd Todt / denen er zu dieſen Aertzten gerathen hat / oder ſie mit ſei⸗ 

nem Exempel verfůͤhret hat. Dieſe fromme bewerthe Aertzte werden von Ju⸗ De 
gendt auff dazu geboren / wie der heilige Apoftel Paulus die Artzney eine fuͤr tommen. 
Gaabe des heiligen Geiſtes neunet. Darvmb ſie von Natur mit einem ge⸗ 
ſchwinden Kopff zu faſſen viel Ding / mit gutem Verſtandt zuvrtheilen alksı 

mir einem willigen Gemuͤth zu der Kunſt begnadet ſeyn. 

Nachmals verleyhet jhnen auch Gottgute Lehrer / vnd diefer Kunſt An⸗ 

leyter / dardurch ſie erinnert / in ſolcher Weitlaͤufftigkeit etliche viel Jahr die 
wolbewehrte erfahrne Kunſt der Artzney / auß den ſchoͤnen Lehren der alten 

vnd newen Comprobierten Aertzten fleiſſig zu ſtudieren / gruͤndlich zu faſſen / ja 

wenn ſie der Kunſt maͤchtig worden ſind / muͤſſen ſie viel vnzehliche Kranck⸗ 

heiten mit andern gelehrten Doctoribus beſuchen / rechten Gebrauch der 

Artzney bey jhnen offter anſehen / vnnd wol zuvor betrachten / was bewerth 

iſt / auffmercken / vnnd ſich neben andern Gelehrten wol vben 1 che fie ſich 


allein vnterſtehen die Kranckheiten zu argneyen. Endlichen nemmen fie 


——— Werck / mit guter Beſcheidenheit vnnd Gottesfurcht / indie 
Handt. | 
Die Befcheidenheit aber des Artztes ſtehet darauff / Erſtlich / daß er Gott Ztgenee 
den HErrn vmb ſeine Huͤlffe / ohne des nichts gluͤckſelig iſt / anruffe / Sort den heit des» 
He R in wahrem Erfänmuß vnd Bekaͤntmuß diene / vnd ſon derlich wol "RT" 
in Acht habe / wie die Goͤttliche Gewalt zugleich mir der Artzney bey den Kran gon⸗ foreh⸗ 
cken wircke / entweder Daß der Artzney Krafft von Gott gefoͤrdert durch fein ige Ferse. 
Aaanh Worr 


—— 
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5 | Be 
372 Das vierdte Buch / von Exempeln 
"Wort! oder durch fein Zorn gehindert. Auch daß der rechte Weg zur Artz⸗ 
neyen bald fehlen kan / wenn jhn Gott nicht regieret vnd gibte. 
2. Darnach zum andern / daß mit allem Ernſt vnd Erbarkeit die Artzney 
eluͤglichen gehandelt / dardurch der Artzt vor eins fuͤrſichtig ſich erzeiget / daß 
ee r nichis thue noch rede / in Artzney rath / als warhafftig vnd auffrichtig. 
| Fauaͤrs ander / daß er von ſtundt an allen Fleiß / auff Erkuͤndigunge vnnd 
Erkaͤndtnuſſe der Kranckh eiten / durch jhre Zeichen / anwende. 
Daß wenn er die Kranckheit vnd jhren Vnterſcheidt / vnd Vrſach recht 
erkandt vnnd ergruͤndet / als denn erſt davon vrtheile / was es ſey oder werde 
werden. u N 
4. Daß viel weniger was thue / oder Artzney eyngebe / er habe denn der 
Kranckheit vnd jhrer Vmbſtaͤnde gute Wiſſenſchafft. EA 
s. Daß / wenn er anfange etwas su thun vnnd zu Curiren / fich wol beden⸗ 
cke / wo die Mittel oder Artzney / die er darzu bedarff / zunemmen. Bir 
6. Daß er auch ſelbſt fich keiner Krauckheit zu Curiren / die jhm zu hoch iſt / 
vnterſtehe / vnd viel lieber andern die Curation laſſe. 
Daß er bey den angenommenen Patienten Fleiß thue / fo viel muͤglich 
jhme iſt / vnd da er ja zu andern ziehen muß / entweder ſchrifftlich Rath nach 
ſich laſſe / oder andern Aertzten befehle / oder in Mangel ander Aertzte muͤndt⸗ 
lich berichte. 
— * Zum dritten / daß der Artzt ein gerechter Mann ſey / welchs darinn ſtehet. 
Yertste, Erſtlich daß erjederman diene/ Armen vnd Reichen / bey Tag vnd Nacht / 
fo es die eylende Noth erfordere. 
2. Daßer Barmhersigfeis bey jederman vbe / vnd nicht Gewinns halben / 
ſondern auff Erbarmung vnd Mitleyden den Krancken curire. 
Daß er Armen vmb ſonſt / Reichen aber vmbs Geldt diene. 
Daß / wenn er viel Patienten zugleich hat / dem am erſten zulauffe / der 
die groͤſte Noth hat / er ſey Arm oder Reich. 
Zumletzten daß er zum Patienten ni 
Noͤthen iſt / gehe. 
Se a; Zum vierdten / daß er ein beſtaͤndigen / vnd groſſen gleichen Muth behalte / 
arogmüchts welchs geſchicht. 
aedeiste. 7, Daß er ſich die Kranckheit nicht bald ſchrecken laſſe. 
| 2. Daßer auch niche Thumbkuͤn fey. BIER 
3... Daßerdie Patienten felbft und Vmbſtehenden tröfte 
4. Daß erdie Gefahr der Peftileng vnnd anfällige Seuche micht zu ſehr / 
goider dag Gewiſſen / noch zuwenig / jhm ſelbſt vnd den Krancken zn Scha⸗ 
den oder Vntergang / fliehe. J 
e,. Daßer Seoul Leyden allerley Vngemach bey Krancfenihabe 
| zum 


cht oͤffter noch weniger / als von 





u 


RR im Ampt eines rechten Artztes 37 
Zum fuͤnfften / daß er ſittig / maͤſſig end nüchtern vberall ſey. 5 

r. Als erſtlich / daß er nicht Wunden heyle oder Apoteckerey mache / es er⸗ — * 

fordere es denn die Noth / daß die Barbierer oder Apotecker nicht ſelbſt zu er⸗ Yergın 

reichen weren. — 

2. Daß er nicht zu viel auff ſich lade. 

3. Daß er in groſſen bedachtſamen Rath vnd gelehrter Verbeſſerung al⸗ 

les ſtelle. 

4. Daß er nuͤchtern lebe / vnd ſelten zu Gaſt gehe. 

5. Daß er ſich euſſere aller Vnzucht. 

6. Daß er zierlich ſey / in gehen mie Zuͤchtigkeit / in figen mit Ernſt / in reden 

mie Scharpffſinnigkeit / in Geruch Keblich / in Geberden höflich. 
Solches verleyhe vns / vnd allen frommen gelehrten Aertzten / zu Ehren 

ſeinem goͤttlichen Namen / vnnd Erhaltunge deß menſchlichen Geſchlechts / 

Gott der Allmaͤchtige / der Vatter vnſers Seligmachers Jeſu Chriſti / mit 

ſeinem heiligen Geiſt / Amen. 


Ein Tafel / darinn die wahren Tugendten eines 
frommen getrewen bewehrten Artztes / auffs fürs 
tzeſt zuſammen gefaſt. 


FF: har aefchaffen die Artzney 





Auß Erdt / vnd geordnet dabey / 
Daß wer von jhmift außerkohrn 
Zum Arge/denn viel find nicht geborn / 
Soll eheldenn fich deß brauchen will/ 
Die Kunſt vor lehrn vnd oben viel 
Nachmals Krancken recht zu rathen / 
Vnd an jhm thun weißlich Thaten: 
Welchs doch der heilig Geiſt vollendt / 
So da zu Gottes Huͤlffe wendt / 
Denn weil Gott die Natur erhaͤlt / 
Geraͤths ſehr wol / wenns jhm gefaͤlt. 
Offt zwar der Artzt gar nichts verſaaͤumbt / 
Noch was deß Krancken Schadt eynraͤumbt / 
0 Bndifts Gotts Wilder Kranck doch ſtirbt / 
0 Hiedurch fein gut Nam nicht verdirbt. 
MNMNiemandt den Todt vertreiben ka n 
Wenns Ende kompt / muͤſſen wir dran. | 
Yaa ii Darvmb 





37% 


Was durch Kunſt vor iſt recht erfahrn/ 
New Artzeney als denn erſt ehrt / 


Muß man nicht werden mitgſellig/ 


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— Hal DR ER ARTE 
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Das vierdte Buch / von Exempeln 
Darvmb wo ſichs ſo thaͤt begebn / RR 
Daß Kranckheit nicht ſey zuerhebn / Tre 
Iſts gnug / der Artzt erkenn ſolchs fei / — 
Vnd dir zu guter Warnung ſeyn. 
So ferren auch Huͤlff iſt zu indn / 
Wird ers an allen Ecken windn / 
Durch viel der Kraͤuter Wunderſafft / 
Die Gott geflantzt mit jhrer Kraffe 
Schnell manche Kranckheit heylt beruͤhmbt/ 
In langen auch zu Huͤlffe kuͤmpt / 
Iſt dann die Gfahr faſt biß zum Todt / 
Wagt er das ſein auff Gotts Berodt / 
Denn beſſer iſts noch was gethan / 
Als den Krancken gar liegen lahn. 
Die Kranckheit vnd Natur am Leib 
Betracht ein Artzt in Mann vnd Weib, 
Nichts thut er durch Zauberer Kunſt / 
Weiß daß es ſey widr Gottes Gunſt: 
Nicht falſch Theophraſtiſch Fuͤndel 
Braucht zum Betrug in ſeim Gſchwindel. 


Das bleibt gut noch zu vielen Jahrn / 


Wenn ſie vorhin iſt wol bewehrt / 
Alſo thut helffen Armn und Reichn/ 

Nicht Perſon / ſondern Noth vergleichn/ 
So ferrn ſein ordentlich Beruff 

Kein Hindernuß vnd anders ſchuff. 
Vben ſoll er Barmhertzigkeit / 

Ohn Geldt bey Armn in Ewigkeit. 
Dagegen muͤſſen jhn die Reichen 

Vergnuͤgen jeder nach ſeins gleichen. 
Der Reich vndanckbar wo er kargt / 

Zur andern Zeit wirdts jhm verargt. 
Kein Kranckheit iſt die der Artzt ſchewt/ 
Bewuſt wers denn / daß jhn gerewt/ 

Als in Stuͤcken die Anfaͤllig/ 


Als Fräsen | Bi 





— mr FI ar Ag 
EN Del... ME NE 


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im Ampt eines rechten Artzteb. 
Als Kraͤtzen nicht beyleg / ncch geb 
Das Maul Frantzoſen / weil er leb. 
Viel weniger Peſt vnd Außſat / 
Duurch boͤſe Lufft jhm ſelbſt zuſchatz / 
Es wer denn / daß er wagt ſein Lebhn / 
Dreeer ſeinen vnd nechſt Freunden wegn/ 
Mund ſonſt Leuten mag ſchaffen Rath / 
2 Dhnfeinondandergroffen Schadt. 
Gifft und gefährliche Artzney 
Lehrnt nicht die arge boͤſe Ley. 
Verſtockte Leut brauchen manch Liſt / 
Thoͤricht wird / wer die Lieb dran friſt. 
Ein altes Weib vnd fauler Pfaff / 
Treiben dadurch viel ſchaͤdtlichr Gaff. 
Verborgens in der Kunſt zu ſchweign / 
Will ſich viel mal auch wol geeygn. 
Daher die gantz Kunſt niemandt lehrn / 
Es ſey denn nicht Verbuͤndtnuß feren. 
Was der Kranck dem Artzt ſagt trewlich / 
Nicht heimlich halten / ſteht grewlich. 
Ein Artzt der Krancken pflegte ſtets / 
Oder beym Studiern davor ſetzt. 
Ein froͤlichs Stuͤndtlein zu Ehrn kaum / 
Oder Ruh deß Lebns mit eynraum. 
Diß helff vns Gott Dreyeinigkeit / 
Hie zeitlich / dort in Ewigkeit. 


RR 
— 


Regula narratur: medicusſe curet & ipſum. 
Nam [ua qui novit non benè, nemo Japit. 

( onveniens igitur, quæcunq recurrere mente, 
Mauneris ad proprij debita ſæpè ſui. 

Atgq ſolent ipfiregimen confcriberefani: 
Sic medici [ana fe quog, lege regant. 

Horflius hac etiamdepin.cit in ordine Doctor, 
Contemplanda ſuum femper ad intuitum. 


* — 7 J. M. P. 
* * — 


Y — 


Vermanung 
an die Aertz⸗ 
ee zu grofien 
Fleiß im ſtu⸗ 
dieren vnnd 
Vbung der 
Kunſt. 
Eine Bleich⸗ 
nuß von neu⸗ 
wer Kriegs⸗ 
ruͤſtung vnd 
newer Artz⸗ 
ney. 
Exempel 
newer Artz⸗ 
ney vnnd 
Kranckhei⸗ 
ten. 


Vnfleiß in 
Artzney was 
es ſchade. 


Daß den qu⸗ 
ten Aertzten 
an dem Fleiß 
mangelt. 

Der Stoltz 
vnd Vnfleiß 
verderbet 

gute Aertzte. 


nen leyden. 


—— Das bierdte Buch / von Crenipets 






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Def Lexiai Lemnij Lehre vom Ampiond Gebuͤr der 
Aertzte / auf dem Latein in ER gebrachte Auß den 
erſten Theil vnd 17. Capitel ven den Geheim⸗ a 
nuſſen der Yan er & 
en Arvmb / dieweil die Kunft der Artzney fo groffen Fleiß vnnd 
ane vnablaͤßliche Arbeit erfordert / ſo ſollen wir Aertzte memals auff /⸗ 
hören/onfere Sinn und Gedancken in denen Dingen zuſpitzen / die 
Natur der Kranckheit zuergruͤnden / vnd abſchickte kuͤnſtliche Wege / dadurch 
der Kranckheit abgeholffen werden moͤchte / zufinden. Denn gleich wie wir 
ſehen / daß im Kriege jmmerdar newe Fuͤndlein vnd Kriegsboſſen wider den 
Feind ertichtet / vnd vnerhoͤrte Kriegsruͤſtung oder Geſe chuͤt erfunden werden: 
Alſo dieweil jm̃erdar newe Kranckheiten ſich befinden / ſollen auch newe Arz⸗ 
ney geſucht vnd erfunden werden. Welchs denn geſchehen iſt in kurtz verſchie⸗ 
nen Zeiten mit den Frantzoſen / mit der Engelifchen Schweißfucht 1 mie 
den Scharbock/in welchen der Mund böfe wird / vnnd die Beine erlahmen. 
Es iſt vor zeiten eine gemeine Klagegeweſt / daß das dand durch allzugtoffe 
Fruchtbarkeit in vorgehenden Zeiten / were alfo außgefogen und geringert/ 
daß cs kaum die nottuͤrfftige Nahrung den Menfchen bringen koͤndte. 
Dieſes widerlegt der Columella mit dem / da er ſpricht / es ſey allein der 
Menſchen Faulheit vnnd nachlaͤſſigkeit Schuld I diedanicht ſofleiſſig das 
Felde baweten / vnd nicht fo gute Haußwirt geben. Welchs den recht auff vn⸗ 
fere Aertzte kan gedeutet werden / denen Gott der Allmaͤchtige nichts verſaget 
hat / oder weniger als den Alten gegeben / ſondern viel mehr auch feine ſon der⸗ 
liche Gaben mitgetheilet / daß ſie nicht vergebliche Arbeit anwenden duͤrffen / 
fo fie fonft wolten was ruͤhmliches außrichten. Darvmb fehlet es vnſern Leu⸗ 
tenniche am Verſtande / wenn nur der Will zu lernen die Kuͤnſte vorhanden 
were / wenn nur gleicher Fleiß vnnd Begierde nachzuforſchen die verborgene 
u angewender. Denn wie das Sprichwort lauter) Die Bbung beinget 
unft. — 
So ſiehet man / daß der groͤſte Hauff der gelehrten Aertzte / wenn fie erſt⸗ 
lichen angefangen ſich in der Kunſt zu gebrauchen laſſen / wacker / fleiſſig / vnd 
begierlich zuerfahren viel Dinges ſeyn. Wenn ſie es aber ſo weit gebracht ha⸗ 
ben / daß fie jhnen einen Namen vnter den Leuten gemacht] ſo laſſen fie von 
ihrem fleiſſigen Nechdencken allmehlich ab / wenden in jhren Krancken weni · 
ger oder geringern Fleiß an / werden endlich ſtoltz / auffgeblaſen / vnfreundlich / 
widerwiliig / vnd nicht alſo Dienſtbar / als vorhin / ja auß eygenem Gutduͤn ⸗ 
ckel vnd vnnuͤtzem Stoltz verachten fie die andern / vnd koͤnnen neben ſich fer 


Noch 


—— — 





im Ampt eines rechten Artztes. 377. 

Noch mehr, fo werden bißweilen auf dieſen / fo fich für gelehrte Aertzte Dienewen 
aufgeben/gefunden/welche zu riſch / vnd ehe jhnen die Federn gewachſen / den — 
Leuten Araney zugeben ſich vnterſtehen / vnd dieſe ſind die da noch nicht wiſ⸗ 
ſen / was einem Artzte gebuͤhret / oder als denn erſt lehrnen wollen / was ſie haͤt⸗ 
ten laͤngſt ſollen gelehrnet haben / vnd alſo den Namen vnd Tittel des Artztes 
oder Doctors vnwuͤrdig fuͤhren / Derwegen wenn ſie den Krancken fuͤr ſich 
haben / vnd Artzney geben ſollen / als denn erſt wollen ſie in den Buͤchern daſ⸗ 
ſelhe leſen vnd ſtudieren / welches viel zu langſam iſt. er 

Denn gleich wiein dem Feinde ſchlagen / alfo in den Krankheiten iſt ei⸗ Be 
nes / daß mang zuvor wiſſe / unnd im Gebrauch habe/ das ander) daß mans von Krieges 
indie That bringe / vnd ins Werck fege/wie Marcus bey dem Salultio davon PP 
geredehat. So fihreiber der Demofthenes auch) daß die von Athen ſolche 
Leute gewefen/ die da nicht wie ander Leute zuvor berathſchlagten / ehe fie was 
thaͤten fondern was gefchehen war / darnach erſt darvber su Narhe giengen: 

Desgleichen thun auch diefe Aertzte / die als denn erſt wollen zu Rathe gehen / 
oder nachſuchen was ſie thun ſollen / wenn die Kranckheit fürder Handt 
iſt / welche keinen Verzug leydet / keinen Stillſtandt oder Raum zu berath⸗ 
ſchlagen gibet. 

Darvmb fol ein Artzt fleiſſig darauff Achtung haben / daß wie der Day Anet 
Cicero von Kriegs haͤndeln lehret erder Sachen zu rechter Zeit ſich vnter⸗ trewen und 
ſtehe / vnnd mir guter Vernunfft oder Beſcheidenheit beywohne. Vber diß Bewebren 
alles ſoll ein Artzt nit allein die gegenwertigen Ding ſondern auch die Kuͤnff⸗ Kranckhei⸗ 
tigen bey ſich ſelbſt ſchlieſſen was dem Krancken begegnen werde / damit "- 
er es nicht dahin kommen laſſe / daß er etwann ſagen muͤſte: Ichhaͤtte es nicht 
gemeynet. 

Bißweilen in gefaͤhrlichen Kranckheiten / vnd zweiffelhafftigen Faͤllen / da * 
das Leben an einem Fadem henget / ſol ein gelehrter verſtaͤn diger Artzt / wie ein geeffen 
Fechter jetzt im Streich / einen guten Weg ſchnelle finden / vnd nach Gelegen⸗ et € 
heit der Krancken auff ein Meifterfkiick hch iegẽ / daß den Krancken scholffen geh parcen 
werde. Solche weiß ich mich zuerinnern / daß mirg ſelbs etlich mal begegnet muß. 
it. Denn ob ich fehon die Kranckheit / vnd ale jhre Zufaͤll / wol gewuſt / vnd von 
der Kranckheit außtruͤcklich geredet / auch gute gnugſame Artzney nad) jhrer 
Geſtalt verordnet / jedoch hat ſichs bald alles anders / als ich vorhin verlaſſen / 
mit dem Krancken gefunden / vnd hab ich alles muͤſſen aͤndern / auff ein en an⸗ 
dern Weg angreiffen vnd Rath ſinden. 

Wie denn der Tereutius wol gelehret / da er ſpricht: Riemand hat ſo gewiſ⸗ — 
ſe Rechnung feines Lebens gemacht / daß nicht entweder die Sache ſelbſt / oder aten Rath. 
das Alter / oder die Vbung jmmerdar was newes intt ſich braͤchte / vndwas an⸗ 

ders lehrete. Darauß man lehrnet / wie man das noch nicht weiß / was mon 
Bbb vorhin 


IN 


378 Das vierdte Birch/oon Erempen 
vorhin wol hat wiſſen wollen, vnd was einer erſtlich für gurangefehen / dar⸗ 
nach in der That wider verwirffet. Dieſes iſt gewißlich wahr / nicht allein in 
allen vnſerm Fuͤrnemmen des Lebens / ſondern in den Schlachten mit den 
Feinden / oder Kranckheiten zuheylen. Denn wiewol einer lange vnd fleiſſig 
einer Sachen bißweilen nachdencket / und auffs genaweſte außrechnet / wie 
die Sache anzugreiffen ſey / was man zum erſten oder zum andern thun ſoll / 
jedoch wennerdie Sachen angreifen ond außrichten will / fo verändert ſich 
alles in einem Augenblick / als daß er die vorigen wolbedachten Rathſchlaͤge / 
oder den vorigen Weg fahren laͤſſet / vnd einen andern beſſern / nach Gelegen⸗ 
heit der Zeit / finder. Derwegen iſt kein Zweiffel / daß auß dem Gebrauch / 
Vbung / vnd vieler Din gErfahrung / entſtehe bey ons die Befcheidenheit vñ 
rechte Kunſt der Artzneyen / darvon kompt ein gluͤckſeliger vnd gewuͤnſchter 
Fortgang / als nemlich / eine beſtaͤndige Geſundtheit derer / die da kranck ſeyn 
geweſen / welche inn guter Hoffnung zugewarten iſt / ſo man ſich einem ge⸗ 
oem een vnd erfahren Artzt vertrawet / vnd jhm folget. 
eDenn jederman ſoll ſich huͤten fuͤrden Vmblauffern vnnd oͤffentlichen 
im Lande Betriegern / die trotzig der Menſchen Leib vnd deben auff die Schantze ſaͤtzen / 
ombatehen · Ewas verſuchen / wie das ſprichwort lauter: vnd ſolten ſie dem Faß den Bo⸗ 
den außſtoſſen / das iſt / mit groſſer Gefahr der Leute lehrnen / vnd durch betrieg⸗ 
liche Experiment oder falſche Wahn offt den Menſchen vmb den Halß brin⸗ 
1,Eorineh.tz gen. Durch ſolche Leut kompt die loͤbliche Kunſt der Artzney (die Paulus vn⸗ 
ter die Gaaben des heiligen Geiſtes erzehlet / vnd wir alle nach Gottes Wort 
fuͤr das nuͤtzlichſte vnd noͤtigſte halten ſollen) in Verachtung. 
Von der Ich will hie geſchweigen der vnverſchaͤmbten alten Weiber / die da wol ſich 
Ei für gute Aertzte ruͤhmen oder ausgeben duͤrffen / da doch jhnen nicht allein 
das Artzneyen alle gefchriebene Recht und die verftändigen Dorfahren ver 
botten haben / fondern auch der heilige Paulus fie außſchleuſſet von aller 
weltlichen Regierung! von der geiftlichen Verwaltung! und vom Predig⸗ 
ampt. Sintemalder Perfius auch fein Davon redet: 
Vns lehret die Natur gar fein] 
Vnd alle Recht die bſchrieben ſeyn / 
Daß wir vns nicht ſolln vnterſtan / 
Was wir nicht wiſſn noch glernet han. 
Es gibts Vernunfft / das Gwiſſen zwar 
Erinnert vns deſſelben klar / 
Daß wir nicht ſollen nemmen fuͤ ͤ / 
Dadurch ein Ding wird aͤrger nur. 
Offt einer der da kein Beſcheidt 
Vmb Artzney weiß / ſchnell zubereit 
Nießwur⸗ 





im Ampt einestechten Artztes. CH +, 
Dießwurgeliwildamirzumeiln ren | 
Den Krancken helffen Schaͤden heyln / 
So es doch iſt Betriegerey / Mr 
Vnd wider die Kunſt der Artzney. 
Welchen auch gemäß iſt der Spruch Horatij: n 
 MWernichtdas Schiff regieren kan / 
- Der taugzu feinem Stewerman. 
* Wers nicht gelehrnt / der darff gar ebn 
7 Kein Nießwurtzel dem Krancken gebn/ 
Die Aertzte koͤnnen reden frey 
Was gwiſſes von wahrer Artzney: 
So auch ein jeder Handtwercksmann 
Von ſeinem Handtwerck reden kan. 
Dergleichen zeiget an das Sprichwort mit kurtzen worten: Was ein jeder ge⸗ 
lehrnt hat / das braucht er. Daher har Plinius dafür gehalten / daß es wol vmb nn 
gute Künfte ſtehen wuͤrde / ſo die Meiſter der Runft und wolerfahrne ein jeder hen wor 
wol ſeine Kunſt obere] vnd davon zu vrtheilen gelehrer wurde. Vnd diemweil/ in 
wer in Hauß bawen will sin geſchickten on Eunftreichen Bawmeiſter ſuchet / Ber der Kung 
"wer da fchiffen/einen erfahrnen Stewermann / das Schiff zuregieren / wer kebrauchen 
da krieget / einen fürfichtigen onnd geſchickten Feldtherrn und Oberſten / In 
Spraachen zu lernen, einen gelehrten und bewehrten Schulmeifter: In gu⸗ 
ten Sitten zuvnterweiſen vnd Froͤmmigkeit zulehrnen / einen frommen er⸗ 
baren Præceptorem: Warvmb wollen wir inn Kranckheit heylen / vnnd 
vnſer Geſundtheit deß Leibes zuerlangen / vber vns laſſen loſe Vmblaͤuf⸗ 
fer vnnd naͤrriſche Weiber / welchs eben fo viel iſt / als geben wir vnſern Leib 
gutwillig auff die Schlachtbanck / vnd weren ſelbſt ein Vrſach daran / daß 
dag Haͤußlein der Seelen che eyngeriſſen wuͤrde / denn feine Zeit kompt? Als 
foifts zwar von Natur gefchaffen / daß ein jeder ein Arge fern will oder was Yonendrerge 
von Artzney wiſſen / daß fich dermal eins wie Pontanus bezeuget / zu Ferrar tefeonnwenn 
zugetragen hatte / daß vnter den Hofraͤthen eine Frage entſtunde / welche ng 
Handthierung die groͤſte Anzahl Leute Härte. Da aber nun einer ein Handtzher. 
werck / der ander ein anders genenner hatte / wie denn derer viel onterden ein Wäne 
Luten vnnd inn den Städten gefunden werden! Becker / Fleiſcher / Röche/ faıfehen 
Tuchmacher / Wagener Fuhrleute / Welcker / Tapezirer / Wechſeler / Wuche⸗ Aertzten. 
rer / Schneider / Schiffleute / Gaſtgeber / So hebet der verſtaͤndigſten Raͤ⸗ 
the einer an zu reden / vnd ſpricht: Es iſt kein groͤſſer Anzahl der Leute in jrgend 
einer Handthierung / als derer die ſich Aertzte nennen / vnd ſeyn wollen / wel⸗ 
ches er auff das eheſte beweiſen wolte. Derhalben vber zween Tag richtet er ei⸗ 
nen auß / der da mit verhuͤltem Haͤupte vnd on ſich 
5bb ij als 


J 


- - 


35. Dasvierdte Buch / von Erempeln/ic. 


als thaͤten jhm die Zähne fehr wehe / vnnd auff dem Marck oder anallen 


Straffen geher. Wie er nun gang klaͤglich thut / wenn jhm jemandr begegnet] 


vnd da er gefragt / antwort / von der Zaͤhnwehe / ſo iſt niemandt vnter viel vn ⸗/ 


zehlichen Leuten / der jhn nicht was gelehrnet haͤtte / das da gut ſey das Zahn⸗ 
wehe zuſtillen / vnd was er gebrauchen ſolle. Alſo behaͤlt der fuͤr allen andern 
Hofraͤthen gewonnen / daß da kein groͤſſer Anzahl Leute inn einer Handthie⸗ 
rung der Stadt ſey / denn der Aertzte / welchs wol vnd recht geredt iſt. Denn 
der gemeine Mann / vnnd ein jeder Vnerfahrner / will von der Artzney 
auch was wiſſen / vnd darffs noch ruͤhmen vnd trotzig außgeben / 
da doch offt weder Erfahrung noch Kunſt bey jhnen 
| if. Diß fen genug von dem — 
Bu. Ä 


— 





Das fünfte Buch deß dritten 
Theils/ 


Von den wunder bar li⸗ 


chen Geheimnuſſen der Natur / 


vnd derſelben fruchtbarlichen Be⸗ 
trachtunge / 


Zu Ser Natur der gantzen Welt / vnd 


ſonderlich der Geſtirn / vnd der Him⸗ 
mels Laͤufften. 


ne ide in Teutſcher Spraach 


Durch 
Iacobum Horſt der freyen Kuͤnſt vnd Artz⸗ 


ney Doctorem. 








— — — — — — — — 


JJ 


—— 


Sn Volge boꝛnen /Ed⸗ 
6 SEN tr 
den/ Geſtrengen / Erbarn / Namhaff⸗ 
ten Herrn / Harn N. N. Landts hauptmann / verord⸗ 
neten / vnd andern der dreyen Stände von Herren / Ritterſchafft 
vnd Staͤdten der Ehrſamen Landtſchafft inn der Stewer· 


marck / Meinen gnaͤdigen vnd guͤnſtigen 
Herren. 


0Olgeborne / Edle/ vnd Geſtrenge / Erba⸗ 
TR re und Namhafftige / gnaͤdige vñ guͤnſtige Herren / 

N Die Weißheit deß Menſchen iſt zu jeden Zeiten 
— von denen / ſo es verſtehen / das Hoͤchſte vnd Wuͤr⸗ 







Stande der Vollkommenheit die Weißheit viel mehr als heut 
haͤtte war er darinn nicht allein ein Ebenbildt Gottes / ſondern 
hielt dieſelbige Weißheit auch fo groß / daß er vmb Hoffnung meh⸗ 
rer Weißheit vnd Wiſſenſchafft / ſich in den Todt Leibes vnd der 
Seelen bereden ließ. Denn da der boͤſe Geiſt nicht wufte/ wie cr 

inn Geſtalt der Schlangen den Menſchen verführen folte/ vers 


ſucht er jhn mit Verheiſſungen deffen/ das jhm am allerliebſten 


vnnd hoͤchſten geachtet war / nemblich an der Weißheit oder Wiſ⸗ 
ſenſchafft mehrer Dinge / vnnd gewann jhn auch damit. Denn ſo 


ſiehet geſchrieben: Vnd die Schlange war liſtiger denn alle Thier Beneſs. 
auff dem Felde / die Gott der HERR gemachthatte/ vnnd ſprach 


zum Weibe / Ihr werdet mit nichten ſtekben / ſondern Gott weiß⸗ 
daß / welches Tages jhr davon eſſet / ſo werden ewere Augen auff⸗ 
| CH gethan 


| Vorrede. * 
gethan werden / vnd ſeyn wie Gott / vnd wiſſen was Gut vnd Bd 
ſe iſt. Der Hex R Chriſtus ſelbſt / dem wir billich nachfolgen 
ſollen / in feinem Stande der Ernidrigung / hat ſich mit der Weiß⸗ 
heit gantz ſittig aller erſt / als nemblich im zwoͤlfften Jahr ſeines 
Alters / inn der hohen Schule/ bey den Gelehrteſten derſelben 
Zeit im Volck Iſrael / herfuͤr gethan / und uns allen zum Cxempel / 
den Ruhm der Weißheit geſucht vnnd behalten / wie geſchrieben 
ſtehet / Er nam zu an Alter vnd Weißheit. * 


Dieweil aber wir Menſchen nun gefallen / vnnd in alle vnſerm 
Verſtandt vnnd Kraͤfften deß Gemuͤths vnnd deß Leibes ge⸗ 
ſchwaͤcht / iſts ſo weit kommen / daß viel deſſen das wenigſte nicht 
achten / wie wir an denen ſehen / Die inn Wolluͤſten erſoffen / wie 
Das wilde Viehe leben / genug haben / wenn ſie wol Eſſen / wol 
Trincken / wol Schlaffen/ wol Spielen oder wol Bulen koͤnnen/ 
welche Leute auch die Heyden viehiſche / vnnd der Prophet Das 
wid gleich dem vnvernuͤnfftigen Viehe geachtet hat onnd Dieda 
von Geitz der Ehre oder des Geldes gantz vnd gar eyngenommen 
ſind / fragen auch nicht viel mehr nach der Weißheit / oder ach⸗ 
£en fie ja viel weniger/ als Geldt vnnd Gut. Die wenigſten vn⸗ 
ger allen Voͤlckern inn jedem Sande lichendie Weißheit für allen 
dingen / vnnd begerenjelängerjemehr von guten vnd heylſamen 
Lehren zuwiſſen. Darvmb der hochweiſe Ariſtoteles, ſonſt von 
vielen guten Lehren reich / ſehr jrret / da er ſpricht: Omnes ho- 
mines ſcire deſiderant, Ale Menſchen begeren zu wiſſen vnnd 
weiſe zu ſeyn. Denn er nicht gewuſt / wie das Gemuͤth dur 
die Erbſuͤnde verderbet / vnnd hat nach ſeinem vnnd anderer ver⸗ 
ſtaͤndigen Sinn vnnd Gedancken / die da auch inn jhrem Alter 
iehrnen vnnd mehr zu wiſſen begeren / alle Leute geortheilet/ Da 
doch der meiſte Hauff die Weißheit nicht achten / die wenigſten 
Reife vnd Verſtaͤndig gefunden werden. Aber diß iſt gewiß / das 
der Hippocrates ſchreiket zu dem Rath der Abderiter zur Ant 
wort / da ſie bey jhm hefftig anhalten / ober Landt vnnd Meer zu 


jhnen zu kommen / vnnd den weiſen Mann jhrer Stadt Demo- 
critum 








| Dorrede, 
erirum sit Curiren und geſundt zu machen: Ofelig ind die Voͤl⸗ 
cker / die da wiſſen / daß jre Beftung oder Verwahrung ſeyn nicht 
Mauren / noch Thuͤrne / noch Waͤllen / noch Paſteyen Sondern 
weiſe Leute/ vnnd weiſer Leute weiſe Raͤthe. Denn dieſe Stade 
vmb deß einigen weiſen Mannes Democriti Kranckheit alſo 
betruͤbt vnnd bekuͤmmert ware/ als wenn ein Menſch Die gantze 
Stadt were. Denn alſo der gantze Rath ſchreibet dem Hippo- 
crati: Wir thun euch zuwiſſen / O Hippocrates, daß zu vn⸗ 
fer Stadt groſſer Gefahr kranck iſt vnſer Bemocritus, darvmb 
bitten wir / daß jhr wollet eylends zu vns kommen / vnſerm Bar 
terlandt rathen / vnd vns erhalten / vnd den Democritum erret⸗ 
ten / denn wenn auch die gantze Stadt Goldt were/ wolten wir 
die darvmb geben / vnnd was groͤſſers mehr moͤchte erdacht wer⸗ 
den / das woͤllen wir deß Mannes halben mangeln. Wir hal⸗ 
ten / O Hippocrates, daß vnſer Regierung Franck ſey / vnſer Ges 
ſetz vnd Gericht Noth leyden / Darvmb wollet jhr / O fuͤrtreffli⸗ 
cher Mann / zu ons kommen / vnnd den Mann geſundt machen/ 
‚als denn jhr nicht vnſer Artzt allein fondern ein Erbawer deß 
Landes ſeyn werdet / als der den Rath vnſer Stadt / gantz kranck 
wegen deß Democriti, geheylet / vnd dem Rath / der inn Gefahr 
jetzt ſtehet daß er gar vntergehe / wider auff geholffen habt / auch 
nicht allein wir die Stadt / die nicht die geringſte iſt / ſondern gantz 
Griechenlandt bitten euch / daß jhr das Werck der Weißheit er⸗ 
haltet. Bedencket auch / daß da alle Kuͤnſte dieſe Werbung mit 
vns bey euch haben / vnd den Schaden mit dem Democritogern 
wolten verhuͤtet wiſſen. Diß ſind die Wort der Abderiter / in jhrem 
Brieffe an Hippocratem. 


Vnnd daß ich andern Voͤlckern in Teutſchlande nichts be⸗ 
nemme / ſo iſt doch ewre Erſame Landtſchafft / gnaͤdige vnnd guͤn⸗ 
ſtige Herren/ ein augenſcheinlich Exempel / aller groſſen Nuͤtze 
vnd Notturfft der Weißheit zu vnſern Zeiten. Denn nicht allein 
bey euch weiſe verſtaͤndige Leute geliebet / mit groſſen Vnkoſten 

| I hineyn 


| Vorrede. — 

hineyn geholet / vnd ich ſelbſt / der etwann mehr / als ich nicht wuͤr⸗ 
Dig bin / moͤchte von andern in der Artzneykunſt / welche Demo- 
eriruseine Schweſter vnnd Verwandte der Weißheit nennet/ 
euch geruͤhmet ſeyn worden / durch den Hochgelehrten · Herrn 
Doctor Johann Eychholtz zu Wien / da ich allbereit allhier mei⸗ 
nem gnaͤdigen Fuͤrſten vnnd Herrn / Herrn Julio / Hertogen zu 
Braunſchweig vnd Luͤneburgk / Dienſte dieſer Zeit zugeſagt / von 
euch erfodert / ſondern auch gute Landtſchulen/ Weiſe / Gelehrte 
vnter euch auff zuziehen / taͤglichen angerichtet / vnnd ewer viel 
von Weißheit vnnd Verſtandt hochgeruͤhmet / alſo in allen be⸗ 
nachbarten Landen der Wolgeborne Herr/ Herr Friederich / 
Herr Hauptmann / beyde der Elter vnnd der Juͤnger / von hoher 
Weißheit / Verſtandt / vnd vortrefflichen Gaaben offter geprei⸗ 
ſet worden ſeynd. So kan ich auch das nicht vergeſſen / daß ich 
noch inn Schleſien vnnd Boͤhmen gehoͤret habe / daß Keyſer Fer- 
dinandus vnnd Maximilianus hochloblicher Gedaͤchtnuß / der 
allerweiſeſten Raͤthe viel auß Stewer genommen hat. Daher 
es niemandt verwundern ſoll / daß ein ſolch offen / vnnd nicht ſon⸗ 
derlich befeſtiget Landt / wider ſo viel feindtſelige Gefahr / vnnd 
den Erbfeindt der Chriſtenheit / den Tuͤrcken / zu vnſerer Vorfah⸗ 
ren vnd vnſern Zeiten feſt widerſtandt thut / vnd ewre Landtmau⸗ 
ren feſt ſtehen. Denn die weife/ verſtaͤndige Leute ſind / ſonder 
zweiffel / die Mauwer vnnd Feſtunge / damit jhr durch GOttes 
Gnad befeſtiget / vnnd ſtets wol verwahret bleibet / vnnd alſo noch 
heut befriediget ſeydt / Gott der Allmaͤchtige / von dem alle Weiß⸗ 
heit koͤmpt / vnnd durch welchen alles regieret wirdt / der woͤlle ja 

ewre Lande inn dem Ruhm rechter Weißheit vnd Friede lange er⸗ 
halten. 
Aber dieweil auch der Her x Chriſtus / vns zum Exempel / ohne 
allen zweiffel / an Alter vnd Weißheit gewachſen / ſo iſt niemand ſo 
weiß vnd klug / der nicht auch / biß in ſeine Grube / noch mehr vnnd 
mehr in Weißheit zunemmen ſolte / oder nicht ſich der zu befleiſſi⸗ 
| gen 





Vorrede. 

gen haͤtte. Darzu vor allen dingen gute / nuͤtzliche Lehren dienen) 
Vnnd ob wol die hoͤchſte Weißheit in Gottes Wort / der heiligen 
Bibel / gelehret iſt / So ſind doch auch von der weltlichen Weiß⸗ 
heit ſchoͤne vnnd gute Lehren inn anderer Gelehrten Schrifften/ 
mancherley Spraachen / welche daſelbſt Philoſophia genennet 
wirdt. Nun iſt die alte Philofophia, weil ſie von GOttes Wort 
nichts gewuſt / vnnd die Vernunfft / darauff dieſe Weißheit ges 

gruͤndet / durch der helliſchen Schlangen Biß verwundet / Bin vnnd 
her etwas jrrig. Darvmb weiſere / gelehrtere heutiges Tages / 
Philofophiam der alten weiſen Heyden/ zum rechten Brunn⸗ 
quell dem Wort Gottes zuerwachfen oder zuerläutern geführer/ 
vnd der rechten Philofophizfich befleiffiget. 


Aber wie zu vnſern Zeiten gantz ruͤhmlich vnnd wol Philippus 
Melanthon, D. David Chytræus, M.Conradus Bergius, &c. 
diß Stuͤckweiſe gethan: Alſo hat vornemblich der Levinus Lem- 
nius dieſe natuͤrliche Weißheit inn ſeinen Schrifften beſchrie⸗ 
in vnnd viel inn diefen vierdten Buch deß erſten Theile ge⸗ 


Dieweil aber ich das num zum dritten mal vermehret / auch 
Heändert/ niemandt/ als Liebhabern der Weißheit / vnnd guten 
erbaren Lebens / dediciren wöllen onnd follen: Als habe ich / Gnaͤ⸗ 
dige / Geſtrenge / Erbare Namhafftige Herren / diß Buch E. En, 
Geſtr. vnnd Erb. Gunſten / als die durch verehrende Anbringung / 
vor zwey Jahren jhre Zuneigung zu mir ſich erklaͤret / zuſchreiben 
vnd zueygenenwoͤllen. 


Derwegen ich bitte von Hertzen / erſtlich / daß Gott woͤlle ew⸗ 
rem jungen Landtherrn / vnnd andern Landtkindern / auch viel 
frembder Teutſchen Nationen inn ewerem Namen laſſen zu 
gut vnnd heylſamen Nutz kommen: Darnach / E. Gn. Geſtr. 
vnnd Erb. Gunſten woͤlle diß mein demuͤtige vnnd vnterdienſt⸗ 


liche Erzeigung / gnaͤdig vnnd guͤnſtig annemmen / vnnd ſich zu 
| ; mie 


— 


— Vorrede. ME RE = | 
mir aller willfertigen Dienſte / ie längerfe mehr / attchabwelende 
verſehen E. Gn Geſtr.vnd Erb.Bunften/thueichhiemitinnden 
Schuß Gottes befehlen. Datum in der Julius Vniverſitaͤt zu 
Heimftaͤdt / den erſten Tag Februarij, Anno 1988. 





E.Gn. Geſtr.vnd Erb. Gunſten | 
Dienfiwiliger 


Jacobus Horftius D. Fuͤrſtlicher 
Braunfchweigifcher Rath / Leib⸗ 
artzt vnd Profeſſor der Medicin 
in der Julius Vniverſitaͤt. 


Das 





Das fuͤnffte Buß deß erſten 
| Theils/ | 


Von den wunderbarli⸗ 
chen Geheimnuſſen der Mas 
Das 1. Fapitel. 


Von der Natur / wie ſie ein recht Goͤttlich Mittel ſey. 


* Je Natur / in welcher ſich die Allmaͤchtigkeit Got⸗ apıc Bote 
tes erzeiget / vnnd ſehr deutlichen ſehen laͤſt / iſt ein ſolcher — 
Vrſprung aller Ding / dardurch ſie weſentlichen ſeyn Und genwertig- 
oleiben / alle jhre Eygenſchafft / Krafft / Wirckung nd 
2» fälle haben’ ja die Natur ift das aller verffändiafte / das Ding fichfes 
3) aller vernünfftigfte. hen tft. 
Welche Krafft feinem Dinge/als allein Gott / vnd dem Oie Wir⸗ 
Henn Chrifor welcher mit dem Vatter ein vnzertrennlichs Wefen ift/ an : 
zůgeſchrieben werden fan. Denn der Clans deß himlifhen Vatters Herr⸗ fernen Dr, 
ligkeit / vnd das außerückliche Ebenbildt feines Weſens / iſt ſampt dem Dar: —— 
ter ein Schoͤpffer der Natur / vnnd gantzen Welt / der da alles hat auß Nichts yem HErın 
gemacht? der da iſt das Leben vnnd die Krafft aller Geſchoͤpff / von dem die Chriſto. 
leibliche Krafft einem jeden Ding eyngepflantzt / das iſt / durch jn hat ein jeg⸗ 
lich Ding ſein Weſen vnd eygene Krafft vnd Wirckung / durch jhn breytet 
fich die jnnerliche Krafft aller Dinge auß / vnd erhaͤlt ſich / nichts inn der gan» 
gen Welt iſt vergeblich oder vnartig / nichts ohne gefahr / oder vmb ſonſt ge⸗ 

ſccaffen / allen Gewaͤchſen iſt feine eygene Krafft eyngepflantzt / allen Thieren 

ſein eygene Art vnnd natuͤrliche Zuneigung gegeben / vnnd inn ſumma / alles 

was auff dem gantzen Erdtboden / end enter dem Himmeliiſt / das iſt durch 

ſeine eyngepflantzte Eygenſchafft zu einer ſonderlichen Wirckung geſchaf⸗ 
fen / vnd alles an feinem rechten Ort vnd Zeit verordnet / daß alle Ding durch, 

wunderliche Veraͤnderung / eins vmbs ander / fein Ampt außrichten / vnnd 

feinen Sauffvellbringen. Darımb da Gott der Almächtig/ein Schoͤpffer 
vnnd Regierer diefes Wercks / angeſchawet / was erinn fechs Tagen geſchaf⸗ 
fen hat / deucht es jhm ſehr gut ſeyn / das iſt / alle Ding nach der beſten — 

a außge⸗ 







Geueſ.im. 


a a — 
RE" 2 N — Ha 2 * or * F — * 
ER NEN. Buch deß erſten Theils / ** ar E 
: erichtet / vnnd alſo wie es die Hrdnung 66 
beftn gieret/ und zu been Pens gereichen onde. 


'e * hi m 5 si . 
Acifkotelesfehr huͤbſch aereder hat / da er ſprich 8* 
Die gering· Von welchen allem d Be; * veraͤchtlich / das nich 
en der ganzen Natur iſt nichts fo klein Ka diwieman lift dag Hora- 51 
——— liche Perwunderung mic ſich braͤchte. Schmelshäcen eyngekehret / 
baben hre ſonderli nn ein Sehmeltzhuͤ 7118 
esse tias Tarencinus gefage Hätte | da no ie find auch Goͤtter Solchs muß man J 
ae Kompt hereyn jr lieben Geſellen/ a an ———— geringfien.na» 
.2 viel meht in den Wercken ee —— 
lage tuͤrlichen Dingen allzeit ein Goͤttlich uam den Wercken der Natur zu⸗ 
vnnd herrlich geordnet / ſintemal ken $ efaͤhr gemacht iſt / fondern alles 
— finden iſt / daß nichts freventlich oder ohne gefe 
haben jhren 


—— Vrſachen halben. Vnd gleich 
8* vmb was gewiſſes willen / vnd einer endlichen ee * 
— ben wiein einem ſchoͤnen Gebaͤwde / wenn man das n u nands zu 
wiſſe Vrſa 


Materien / darauß das 
dr SP den hat / von dem Hols/ Steinen! Kalek / oder ander Materien / ß 
fung. 


zu die Gemach nuͤ⸗ 
— — rder Geſtalt oder Zier / vnd worzu — 
Hauß — — 3 « rc — will / der muß nicht von 
tze ſeyn: Alſo der die Werck der Na erfelben ganten Wiſen jreus 
SEE NG en ae der Seit vmb der Seelen 
Der Run Mus oder Gebrauch! Ban Bi 2 en jrer Wirckung /dadurcheine 
5 ice <har dep Menfchen vollbracht) a feine Allmaͤchtigkeit 
—— Be Ehren 1 daß der Menſch fich — ii alleine fich genuͤgen laſ⸗ 
ms pnd onaußfprechliche Wolthat — Dertwegen in ſolcher / vnnd fo grofe 
ſe / vnd alle ſeine Hoffnung auff jhn ſetze. icht allein jhre Krafft vnnd Wir 
haften, ei irlichen Dinge fol nicht allein jh a 2 ni 
ef fer Menge aller natürliche je aroffe Herrliafeit snnd dass 
erden / fondern auch die groſſe Herrli Taaeehrachr/ 
ung m. fen deß / der alle Ding erſchaffen / vnd Tag — en 
sfprechliche Weſen deß / deralle Dit Ding erhaͤlt in feinem Wefe 
ae ſeine groſſe Guͤte die natuͤrlichen Ding erhẽ 
vnd von dem DEE unfes-Geinüich mark, obe ſchon fonft 
Die Betrach⸗ Diefe Berrachtung mag) r denuf Gottes. Dennob wol 
£ung der Naͤ⸗ Rs / vnd bringt vns zu den Erfänden: ßdenna⸗ 
eur lehrt vas ſchlaͤfferig were RI ER dach, wie Paulus bezeuger Mo kan er ar A, 
er Re ne dem Erdboden / alſo — acid 
Soma. ehrlichen Gefchöpffen ; en werden / Vnd glei 
Rom > alfo weißlichen ee henuf der Menfchen/ 
— tieCicero wil / daß auß dem wunderbar ſcharffen Sinnligkeit / vnd ſol⸗ 
— ſeinem ſubtilen Verſtandt / auß feiner ſch der Seelen deß Mens 
Aup fein | Tugenden) wie die Krafft rauß— 
— — kennen koͤnnen / Alſo lehrnen wir aud 
Genres traft ſchen / welche wir doch nicht ſchen / er —— erkennen / vnd ſeine Krafft “ 
Bing ap GottyonD das ewige Wefenjanß IR eKraftiftin allen Dingen außgebreis 
al Wirckung verſtehen. Dann feine ter/gibe 








x ER 8 ER | 
Won den Geheimnuſſen der Natur. 3 


Lib.2 


Ar terraibe allen Dingen die natuͤrliche Waͤrme / leblichen Athem / vnnd das Le⸗ Aetot·in 


ben ſelbſt. Derhalben der heilige Paulus gar ſchoͤn geprediget hat denen von 
Athen auß der Meynung Arati, welchs der Lucanus ein Post huͤbſch an 
Tag gegeben. | 
2 Bon Gore wir Menſchen alles habn / 
5 Es find fein Gſchenck vnd milde Gaabn: 
Nach Gottes Willnallen geſchicht 


Durch Verſehung / der Gore fan nicht 
Mit Worten fchleche befchrieben werdenf } 
— Sein Sitz iſt Himmel vnd Erden / 
Beyd Lufft/ Wafler vnd alle Krafft/ 


RE 


pfindet / welches Gebrauch er täglich geneuſt / fo wir billich doc in Ehren 
halten / die Keyſer / Rönige ı Fürften vnnd Herren] die jhr Königreich vnnd uns Gore 


Ss Bor im Himmel vnd Erdt fhafftr 
Was ſuchen wir Hort alfo weit? 
So er vns doch ſo nahe leit / 
Woman hin ſiht / ſich kehrt vnd wendt/ 
Da ſiht man Gott an allem Endt. 


Darvmb wer wolt den nicht ehren / welches Wircfung er deutlich em⸗ — 
tur lehret 


Lande ohne Blutvergieſſen erworben / mit guter Gerechtigkeit regieren / daß — 


fie jhre Aempter durch fleiſſige und vnſtraͤffliche Leute beſtellen / darmit jeder⸗ nuß. 

man bey dem ſeinen bleiben moͤge / vnnd alles friedlich zugehe / Nicht das Re⸗ 

giment durch Zwitracht / oder bürgerliche Auffrhuͤhrer zertrennet werden: 

Wie vielmehr ſollen wir GOtt den Almaͤchtigen ehren / welcher allein mit 

ſeinen Wercken / ohne alle Muͤhe vnd Sorge / ein ſo groſſes vnd weites Reich 

der gantzen Welt regieret vnd erhaͤlt? Hieher reimet ſich der Spruch Apu- Ein ander 
leij, welcher ob er wol ein Heyde iſt geweſen I jedoch hat ers ohne Zweiffel in Breihnuf. 
der Hebreer Schul gelehrnet / vnnd diß von den Altvaͤttern gehoͤret: Was in rag eh 
dem Schiff der Kegierer deß Schiffs iſt auffdem Weg der Fuhrman in Negenten 
den Comedienfpfelen der Adtor,in kaͤmpffen der oberfie Gebieter und Ri, "Far 
ger/onter den Bürgern der Bürgermeifter/in Kriegslaͤufften und Gefaͤhrlig⸗ 


keit außzuſtehen / ein Ritter / das iftin der Welt Gott der Allmaͤchtige / allein 
daß Gott nichts muͤheſelig / nichts beſchwerliches an feiner Regierung iſt. 


* 


Se Dasıı. Capitel. 
RU Was die Natur ſey. 
78 Linier woͤllen mir die Medici vnd Philoſophi zu gut halten / 
Edaß ich die Natur / inn deme ich jhre Herrligkeit beſchreibe / zu jhrem 
ar rechten 


Nat 


BR, 


Ei RE, 
——— 
— 
Rn 


— Das V. Buch des erſten Theilh 0 
rechten Quelle vnd Vrſprung fuͤhre / denn alſo mauͤſſen alle Ding auff das 
rechter Br» einige allmaͤchtige Weſen / vnd dergangen Natur Ebenbilde / widervmb ger ⸗ 
heran EB bracht werden. Bad wiewol das Woͤrtlein der Natur ſich ſonſt weit außbre, 


Der Natur 


en 
Seren tet] bnnd nach vieler gelehrrer Seute Meynung / mandheriey Beſchreibung 
A er hat / ſo kommen fir doch endelich vbereyn. Vnd alfo fprechen die Medici: 

de Rau. Die Natur iſt die angeborne und eyngepflantzte Geſchickligkeit aller Ding. 


I, Die Natur ift die Bermifl chung vnd Geſchickligkeit der vier Elementen/ 


2. in allen Dingen. — es, 
3. Die Naruriftdie Krafft und Zuneigung eines jeglichen Gemuͤths. 
Die Philofophiaberfagen, 


4. Die Natur iſt der Anfang aller Bewegung vnnd Ruhe in den natuͤrli⸗ 
chen Dingen. 

$. Die Natur iſt diß / welche einem jeglichen Ding feine vnterſchiedtliche 
Eygenſchafften gibt. E 

6. Die Natur ift die eyngepflantzte Krafft vnnd Vrſach / die alle Ding ge⸗ 
macht vnd erhaͤlt. 


5 Ich aber / ſpricht der Lemnius, damit euch die Natur noch beſſer beſchrie⸗ 
Wa⸗e die Na hen wuͤrde / ſage / daß die Natur ſey die Ordnung vnnd Geſchickligkeit 


tur in allen 


Dingen fey. der Goͤttlichen Werck / welche feiner allmaͤchtigen Gewalt vnterworffen / 


nach demſelben ſich richte / vnd von jhm alle Kraͤffte entlehnet. 


Alle Beſchrei· Aber diefe Beſchreibung der Natur / vnd die weiter erdacht werden koͤn⸗ | 


bungder ar nen / muͤſſen fich doch endlichenauff dag ewige allmächrige Nefen I auf 
auf Bottes welchem I als einem vberſchwencklichen Quell die vornembften Vrſachen 
Zmãchtig · vnd Vrſprung aller Ding herflieſſen / geziehen / welchs alle Menſchen willen 
vnd betrachten ſollen / auff daß der allmaͤchtige Schoͤpffer aller Ding deſto 
mehr erkandt werde / vnd ſeine Majeſtaͤt oder Guͤtigkeit eyngebildet. Denn 
dieſe Betrachtung der Natur vnnd aller Ding machet / daß auch rohe Leute / 
vnd die von GOtt nichts wiſſen / vber der Goͤttlichen Majeſtaͤt ſich verwun⸗ 
dern muͤſſen / es were denn gar fein Sinn noch Vernunfft bey ihnen / ſinte⸗ 
mal die Natur aller Ding / nach dem fie weit und ferne außgebreitet / vberall 
ſich ſehen laͤſt / hefftig den Menſchen bewegt / vnnd auff die Liebe vnnd Chr 
deß himliſchen Vatters weiſet. Denn fo jemand mit Fleiß dieſem allen nach⸗ 
dencken will / wie ein groſſe Herrligkeit vnnd Zier aller Gefhöpffefen / wi: 
kunſtreich und ſchoͤn alle Ding außgearbeitet und zugerichtet / wie alles oeß 
Menſchen Nutz vnnd Notturfft / oder auch zu ſeinem Wolluſt geſchaffen / der 
muß warlich ſolches zu Gemuͤth nemmen / vnd das ewige allmaͤchtige Weſen 
deſto Höher achten vnnd ehren / dieweil GOt der Allmaͤchtige gewolt / daß es 
alles vmb des einigen Menſchen willen vorhanden were / vnnd durch ſtettige 
Verwechslung / oder wunderbarliche Ordnung / in dem Werck Fruͤchte ſelbs 
zuzeugen / jmmer fort vnd fort wehrete. Ich 


CE 
— A z 
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— — 


FRE \ Au u u Ne VAR 
Be Von den Geheimnuſſen der Natur. Me 
w 2 S ch Jacobus Horſtius ſage / daß diß von Lemnio in Beſchreibung der Belt 


ER 1 
v Ag 


Ber Nacur / wol geredet / daß wir die natuͤrliche Werck zu jhrem rechten Brunn pn der Na⸗ 


vnd Quell / als GOttes allmaͤchtiges gegenwertiges Weſen / in allen natuͤr⸗ 
lichen Wercken I als præſentiam Deigeneralem, dardurch nicht allein alle 
natuͤrliche Ding geſchaffen / ſondern auch noch erhalten werden / fuͤhren vnd 
leyten / alſo die natuͤrliche Werck in Warheit nichts anders / als Goͤttliche 
Werck / die durch ſeine eyngeſatzte Ordnung / ohn all vnſer Kunſt vnnd Ge⸗ 
wonheit / ſtets / oder doch meiſten Theils I offter gleicher weiſe nach jedes Art 


oder Natur / geſchehen vnd wircken. Denn GOtt alles thut / entweder durch un 
Mittel I oderohne Mittel. Durch Mittel I als entweder die Kunſt deß 1.Durg 
WMenſchen iſt / davon artificialia, kuͤnſtliche Dinge / oder die Gewonheit / dar⸗ 


innen viel thun ein Gewonheit macht / Moralia genannt / gute Gewonheit 


Mittet. 


die Tugenden / boͤſe Gewonheit die Safter. Die Werck Gottes ohne Mittel Pre Pr 


finde wider zweyeriey in allen Dingen / etliche ı die ſelten durch Vorſehung 
Gottes geſchehen / vnnd werden gefunden auch entweder wol / das Glück! 
fortuna genaunt / oder vbel / Vngluͤck inkortunium genannt. Denn nichts 
ohne gefaͤhr / caſu, geſchicht / fondern alles durch Gottes Willen. Etliche / die 
ſtets nach gewiſſer Ordnung / oder ja das meiſte offt geſchehen / natuͤrliche 
Ding / naturalia genannt. Dieweil aber in jhnen etwas iſt / das als das We⸗ 
ſen jedes Dinges iſt / wircket gewiſſer weiſe / nach jhren eygnen Kraͤfften / von 


Gott eyngepflantzet / wir Chriſten wiſſen ſollen / daß es GOTtes allmaͤchtige 


Gegenwertigkeit / ſen Wort vnnd die heilige Dreyfaltigkeit GOttes ſelbſt iſt. 
Vnd da die Natur ein Mittel genannt / wir daſſelbe das Goͤttliche Mittel / 
vnnd ein Diener ſeiner Majeſtaͤt verſtehen follen. Die welt weiſe Heyden / o⸗ 
der Gelehrten / die zwar ein wenig gemercket / daß dieſe natuͤrliche Werck / 
voneinem Goͤttlichen allmaͤchtigen Weſen herkommen / haben ſich doch 
nicht recht dareyn finden koͤnnen I ſondern mehr etwas inn den natürlichen 
Wercken eyngebildet / das vor ſich ſelbſt eine ſolche Geſchickligkeit were / vnd 
diß eygenmaͤchtig thaͤte / vnnd darvmb diß die Natur / natutam genannt / 
vnd alſo ſich vnnd andere von der Betrachtung Gottes Worts /allmaͤchtige / 


gnaͤdige / ſtets gegenwertige Wirckung zu der Sicherheit abgefuͤhret / daß die 


Natur / als ein ſonderlich eygenmaͤchtig Weſen verſtanden. Die Werck 


Gottes / ſo ohne Kunſt vnd Gewonheit von ung vnd allen natuͤrlichen Din⸗ 


gen geſchehen / mehr natuͤrliche / denn Goͤttliche Werck genennt vnnd geach⸗ 
ter werden. 


Aber dieweil wir Chriften gegen GOtt ſuͤndigen / wenn wir der Goͤtt / Dnterfheitt 


lichen Majeſtaͤt nicht feine Ehre laſſen / vnnd feine allmaͤchtige Guͤte ſtets / hen on 
in allen natuͤrlichen Wercken erkennen / fowillvon Noͤthen ſeyn die Phyfi- vnd eLehte. 


cam, das iſt / die Lehr der natuͤrlichen Dinge mehr Chriſtlich vnnd Heilig zu⸗ 
a ij machen 


1. Chriſtliche 


da ww, Neue, ie do 
Fl a bi SR NT 5 


— ** N 
pe a az J— 


* — Er 
“ ar Das V. Buch des erfien er. 
ee machen und zubetrachten / vnnd doch die Sehr der weltweiſen Heyden] fosit 
don, fiemicht wider diefen Spruch Chriftiift x DerMenfeh Iebernichralliin 
vom Brot / fondern von einem jeglichen Worte / das durch den Mund Gor 
F gehet / oder ſonſt wider Gottes Wort iſt / vernuͤnfftig behalten / vnnd 
lehren. * — 
Die letzte Be⸗ Derwegen ich die Natur beſchreiben wolte / daß fie ſey die Ordnunz 
a Gottes in jedes natuͤrlichen Dinges weſen / und wircken / dadurch feineya» 
nes Weſen / vnd alle Geſchickligkeit beſtehet / auch feine Krafft vnnd Weiſe 
zuthun oder zu leyden / allzeit / oder doch oͤffter / meiſten Theils auff eine Weiſe 

nach ſeiner Art geſchiehet. — 


Das Irı gapiteee. 


Don der gantzen Natur Zierond Herrligkeit / auch derſelben 
Betrachtung Nutz vnd Notturfft. s 


Sie dier vnd⸗ Leich wie nun alle Landt vnnd Staͤdte/ durch mancherley 


we) > 

* —* 
* 

A u 





Sr Aempter / Obrigkeit vnnd Vnterthanen / vnnd mit Öliedern ordent⸗ 
der gangen fih von uns Menſchen beftellee 7 damireine Geſellſchafft vnnd Ge⸗ 


Der mæeinſchafft der Menſchen recht erhalten / vnnd in die länge beftehe: Alſo viel 
mehr iſt das Weſen / Eygenſchafft und Wirckung vieler Ding in der Natur / 
ſchoͤn vnd ordentlich von Sort geſchaffen / außgetheilet und wird noch heute 
alſo erhalten / daß alle die natuͤrliche Dinge inn der gantzen weiten Welt ein⸗ 
ander zuſagen / ſich zuſammen einigen / die vnterſten vnter dem Himmel von 
den oͤberſten regieret / vnd jhre Krafft empfangen / die oberſten einander ſelbſt 
helffen regieren / alles inn der vnterſten Welt auff Erden leblich vnnd kraͤff⸗ 
rig / zu vnterſchiedlichen Zeiten zu machen. Vnnd ob wol bißweilen vielna⸗ 
tuͤrliche Dinge jhnen ſelbſt gar zu wider / mit allen Weſen / Eygenſchafft / 
Krafft vnnd Wirckung gefunden werden / wie bißweilen inn einer groſſen 
Stadt mancherley vngleiche / jhnen ſelbſt widerwertige Händel / jedoch 
kommen endtlich alle ober eyn / beyde zu Nutz des Menſchen / und zu der Eh⸗ 
re Gottes / daß die gantze Natur / dardurch weißlich vnnd ordentlich erhalten 

Vierertey wird / vnd jmmer fort vnd fort wehret. Derwegen iſt es nütz vnnd nötig / daß 

—5 Ve⸗ wir die Natur aller Dinge je laͤnger je fleiſſiger betrachten / daß wir ſolche groſ⸗ 

a ſe Werck Gottes / vnd fo mancherley zierliche / natuͤrliche Dina) ordentlich 

allen Din⸗ mit einander vereiniget / vnnd täglich von Gott dem Allmaͤchtigen regieret / 

Fehr Mir auffgethanen Augen der Vernunfft inn GOTtesforcht anſehen / vers 

Aus. wundern / und zu Lob vnnd Danckfagung Gott dem Allmächtigen amuns - 
dert vnd angereitzet werden, Wir lefen yon den weliweiſen Heyden / daß fie 

durch 





I 


* 5 
— — es ; 
re 4 RE 5 






durch Beratung der Natur) Gott Lob vnd Danck geſungen. Galenus, da 
er lehret von Nutz vnnd Wirckung jedes Gliedes inn deß Menſchen Leibe / 
ſchreibt: Das ſind die rechten Hymni, die rechten Lobgeſaͤng / die heilige 
Lehr von Bote / die Gott beſſer als viel tauſent Ochſen opffer gefallen. Hip- 
pocrates,derallervorerefflichfte Artzt / lehret / wie wir in den Kranckheiten / 
nicht allein / die wir durch die Kunſt heylen / ſondern die auch von ſich ſelbſt 
gut werden / Gottes allmaͤchtig / gerechtes Gericht vnd Mitwirckung taͤglich 
ſehen vnnd erkennen ſollen. Dean wenn Gott gnaͤdig iſt / ſo gehet es alles 
gluͤckſelig vnnd wol fort: Wenn Gott nicht gnaͤdig / ſondern zornig iſt / ſo 
koͤnnen auch gute gewiſſe Artzney nicht jhre Krafft haben / vnd ſchleuſt end⸗ 
lich dahinn: Es find wol etliche / die nicht diß bedencken / ſondern noch ver⸗ 
achten / ſpricht aber/ diß iſt das Lied vom ende / Daß Gott will vnnd ſoll dar⸗ 
auß erkennet werden. Wie viel mehr ſind wir ſchuldig / die Natur aller Din⸗ 
ge zu betrachten / vnd in dieſer Betrachtung Gott ernſtlich danck zu ſagen? 
Zum andern / ſo werden wir auß Betrachtung der Natur aller Dinge 


vergewiſſert / daß Gott ein allmaͤchtiges Weſen ſey / das alles regiere / leite / 


fuͤhre / vnd ſo ein groß herrlich Werck der gantzen Natur in der Welt erhal⸗ 
ie. S. Paulus Rom. rMlehret ſelbſt / Daß ein Gott ſey / iſt jedem offenbar / da⸗ 
mit daß Gottes vnſichtbares Weſen / das iſt / ſeine Krafft vnnd Gottheit 
wirdt erſehen / ſo man das warnimpt an den Wercken / nemblich an der 
Schoͤpffung der Welt / daß ſie keine Entſchuͤldigung haben / dieweil ſie wu⸗ 
ſten / daß ein Gott iſt / vnd haben jhn nicht geehret als einen Gott / noch ge⸗ 
dancket. Deßgleichen die weltweiſen Heyden jhrer viel außfuͤhrlich auß⸗ 
fuͤhren auß den Wercken der Natur / daß ein Gott gewißlich ſey. Vnd an⸗ 
derer viel geſchwiegen / Cicero nimpt vier Anzeigung deſſen auß der Natur: 
Die erſte / daß die kuͤnfftige Dinge in der Natur vns vorgebildet. Das ander / 
daß die Gewitter vns fruchtbar Landt vnd Boden machen. Das dritte / daß 
Donner) Blitz / Erbeben / vnd dergleichen ons lehren / daß ein Gott iſt Das 
vierdte / daß alles in der gantzen weiten Welt / wie vngleich es ſcheine / doch 
gleichfoͤrmig ſich bewege / und ordentlich zuſammen regiere / und alles zu Er⸗ 
haltung der Natur in der gantzen Welt gedeyhe. wi 

Zum dritten / fo lehrer ung die Betrachtung der Natur aller Ding nicht 
allein 1 daß ein Gott ſey / ſondern daß er ewig / allmächtig / guͤtig vnd barm⸗ 
hertzig ſey. Denn wie viel geſchicht taͤglich in der Natur / daß / wo Gott nicht 
ſo auß groſſer Buͤtigkeit vnnd Barmhertzigkeit vnſer ſich ſon derlich annem⸗ 
me hier vnd dort gantze Landt vnd Staͤdte muͤſten vntergehen. 

Zum vierdten / fo lehrnen wir / in Betrachtung der Natur jedes Dinges / 
auch jedes Geſchoͤpffs Gottes Natur vnd Wirckung ergruͤnden. Deñ es iſt 
viel anders / ein Ding von auſſen / wie wir halb Blindt weren / anſehen / ein 
| * anders / 


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Won den Geheimnuſſen der Natur. 7 


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3⸗ 


4. 


6 


7. 


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vi i a 


¶Das V. Buch deß erſten Theilbh 0. 


lichs / vnd auffs meiſte möglich zuwiſſen. 


anders / jhre Ratur / Weſen / Eygenſchafft / Kraͤffte vnd Wirckung nner⸗ & 
Zum fünfften / fo bringen die wiſſenſchafft der Natur aller Dinge viel 


Mus / vnd groſſe Beſcheidenheit inn allen Ständen. Die Regenten vnnd 
Juriſten / wo fie nicht außtruͤckliche Geſetz beſchrieben haben / finden das 
durch die Naturkuͤndigung / wie König Salomonin dem Spruch zwiſchen 
beyden Weibern welcher das lebendige Kind were / vnnd Alphonfus zwi⸗ 


ſchen dreyen Brüdern durch huͤlff der natürlichen Weißheit / weißlich thaͤ⸗ 
ten. Die Aertzte koͤnnen niergendt / ohne Erforſchung der Natur / gut noch ge· 
wiſſe ſeyn. Die Haußwirth / durch Erkuͤndigung der Natur viel weiter / 


als ſonſt fommen. Die Kauffleute vnnd Handelsleute dadurch jhren Nutz 
foͤrdern / vnd viel Schaden verhuͤten koͤnnen. 

Zum ſechſten / fo bringet die ſtets fleiſſige Betrachtung der Natur mie 
ſich ſonderliche Luſt vnd ebe. Denn was iſt lieblichers / das wiſſen / was ein 
ander nicht weiß / und ſonderlich diß was Gott darvmb alſo geſchaffen / daß 
wirs erforſchen vnnd ergruͤnden / ja darinn beluͤſtigen ſollen? Es zeucht 
mancher weit vnd feren/ daß er nur etwas viel hoͤret / vnnd thut 2eche daran / 
aber er muß darob viel Gefahr außſtehen vnd leyden / vnnd iſt in langer Zeit 
doch nur ein wenig die Natur etlicher Dinge erkuͤndiget / ders nun daheim 
in Büchern findet / vnnd darnach in denen Dingen / die er taͤglich am Him⸗ 
mel / vnd auff Erden ſehen kan / diß vbet / wol betrachtet / ja die Landtafel vie⸗ 
ler Lande / Staͤdte / durch die gantze Welt vor ſich nimpt / Hiſtorien drauff 
lieſet vnd bißweilen außkoͤmpt / vnnd nicht allein die Augen / die leiblichen / 
ſondern auch der Vernunfft zur ſtetigen vnnd vieler Betrachtung aller Din⸗ 
ge / der Natur auffthut / was iſt fein Leben anders / als eytel Luſt an allen oͤr⸗ 
tern / wo er iſt oder hin koͤmpt? 

Zum ſiebenden / fo lehret die natürliche Betrachtung der Natur aller 





re 
Ex 


Dinger auch vns felbft beffer erkennen) wer wir find/ worauf mir gemacht / ' 


was wir nicht allein vor Glieder haben’ fondern auch an Kräfften vnnd 
Thaten vermögen oder nicht! was vnſer Gemuͤth / vnnd wie eg verderbt / wie 
es auch vnnd wie weit es gebeſſert werden mag / dadurch wir zu dem rechten 
Fr der Seligkeit / vnnd dem rechten Artztdem HERAN Jeſu Ehrifto ge⸗ 

uͤhret. | 
Das alfodie Betrachtung vnnd Wiffenfchafftder Natur der Dinge / 
auff der Welt gewiß an jhm ſelbſt lieblich und luſtig iſt / viel Nutz vnd From⸗ 
men bringet / vnnd ons Gott den Allmaͤchtigen erkennen / lieben end ehren! 
vnd in aller Noth / Leibes vnd der Seelen / deſto beſſer an ſuchen lehrnet. 


Das 








— — Scheimnufender Ran. = 


Das ıı1ı. Sapitel, 

* die natuͤrliche Dinge ſind / vnd wie dieſe von vielen tůhm⸗ 
lich gelehret vnd gebraucht. 
¶Ber die natuͤrliche Ding / wie die Natur ſelbſ/ werden anders 


betrachtet von den weltweiſen Heyden vnnd Naturkuͤndigern / an⸗ 
ders von vns Chriſten / Naturkuͤndigern. Die Weltweiſen Heyden 


Aoresjenimacrtiche Ding find dieſe welche auß einer Materia vnnd Form 


gemacht / vnnd eygenmaͤchtig für ſich ſelbſt wircken: Wir Chriſten ſagen / 
daß die natuͤrliche Dinge ſind / die durch Gottes Ordnung / vnd ſeine gegen⸗ 
wertige Krafft / ohn alle der Menſchen Kunſt vnnd Zuthun / ein eygenes 


Weſen ſind / vnnd nach jhrer Ratur / ſtets oder meiſtentheils / auff eine Weiſe 


wircken. 

Derowegen fromme Chriſten nicht allein die herrliche Weißheit der 
Natur / ſondern viel mehr Gottes Majeſtaͤt / Allmaͤchtigkeit vnnd vnauß⸗ 
ſprechliche Güte behertzigen / vnnd damit ſich beluͤſtigen / alfo / daß vnter ans 
dern ein Einſiedler / Antonius (welcher / wegen groſſer Verfolgung der Deß Ein ſieb⸗ 
Chriſten / die jmmerdar gewehret / vnnd jetzt je mehr vnnd mehr ſich mercken Pr en 
laͤſt / in die Wuͤſten entwichen / vnnd an den Dertern/da er ficher vor den Ty⸗ Natur. 
rannen geweſen / gewohnet) ſich alſo ſehr beluͤſtiget / mit Betrachtung der 
Natur / vnd aller Ding / daß auff eine Zeit / als jhn einer fraget / warvmb er ſo 
wenig Buͤcher haͤtte / zur Antwort gab Die natuͤrlichen Dinge der gantzen 
Welt / die er anſchawet / die beluͤſtigten fein Gemuͤth/ vnnd — ſchoͤne Leh⸗ 
ren von ſich / alſo / daß er nicht vieler Buͤcher beduͤrffte. Denn das leſen der 
Bricheriwie luſtig vnnd ſchoͤn das iſt / fo erſaͤttiget es nicht allein einen jeden / 
ſondern mache ihn auch offt muͤhde vnnd verdroffen : Dargegen die Be⸗ 
trachtung der Natur / vnd Anſchawung der Geſchoͤpff / ſolche duſt vnd Sram 
de mit ſich bringet daß niemands ſich deß noch erſaͤttiget / oder darvber ver⸗ 
droſſen worden were. 

Die gelehrten Scribenten zwar koͤnnen jhre Buͤcher mit ſchoͤnen Leh nur Baer, 


ren vnnd Gem, aͤhlden zieren / geben auch alles an Tag mit herrlichen Wor / febeidr der 


gen. Aber die Natut / als ein Goͤttliches Mittel / vnd ein Diener feiner Maje⸗ Gere 


ſtaͤt / brin get herfuͤr alle Ding / nichemiee ngeſtrichenen Farben oder Geſtalt / Dingenıınd 
ſondern mit angeborner Eigen ſchafft / daß auch vor groffer Luſt weder die X Aare din, 
gen anzuſehen erſaͤttiget / oder das Gemuͤth mit Gedancken von jhnen Br wur de 
erquicket werden koͤnnen. 

Denn wer kan genugſam darthun vnd erklaͤren die Weißheit vnnd Ge⸗ Sen BerZier 
ſchickligteit der Natur / deßgleichen ſo viel fehöne vnnd mancherley Geſtalt abteb der 


aller Gewaͤchſe auff Erden / Blumen / Thieren / Gewuͤrmen / — vnnd gange Wert, 
b ögel/ 


+ 


TE Das v.@üchbeperfien Theil / 


Vogel/ mi ihrer Eygenſchafft / Kräfften vnd Wirckung ? Welcher unter 
allen Bildſchnitzern / wie gewaltig er ſey / kan jre Geſtalt vnd Ebenbildt glei⸗ 


cher weiſe darthun? Was hin vnd wider bekandt iſt / oder taͤglich ſich ſehen 
Ws laͤſt darin fan der Naturdie Kunſt nachahmen / vnnd die Menfchen Eins 


nen daffelbige fünftlich abmahlen oder befchreiben. Alſo ein gelehrter Reiffis 


Fe ger Mann mit Namen Conradus Gefnerus, hat eine groſſe löbliche Arbeit 
Conradi gethan / in Befchreibung der Hiſtorien / von der Natur der Thieren / vnd al⸗ 
— les was da lebet / welches gleichen ich niemals gefunden. Andere mehr haben 

bung der na» th einen Ruhm erjager in Befchreibung der Kräuter / vnd jhre Gemaͤhl⸗ 


— Hi den / Aber vngetadelt alles daſſelbige / welches billich feinen Lob hat / ſo kan 


oder mag doch nichts von jhnen vorgebracht werden / darinn ſeine eygene 
Stim oder Leben / Geſchmack oder Geruch / Krafft oder Wirckung zufinden 
iſt / darinn wider die Natur derer Dingen nicht gantz ſtum̃ / noch vntuͤchtig / 
noch faul / noch ſchlaͤfferig / noch todt iſt / ſondern lebendig / wacker / die ſich 
ſelber herfuͤr bricht / vnd durch allerley Sinnen von vns lieblich ſich eynnem⸗ 
men laͤſt / alſo daß fie einem jeglichen / der mit ihrer Betrachtung vmbgehet / 
vieler Dingerinnert/ allerley lehret / vnd dahin bewegt / daß er nicht allein mit 
jhr ſich beluͤſtige / ſon dern an den / durch welches Krafft alles lebet vnd webet / 
gedencken muß. 
Wie ſoiche  Derhalben wirin allen Dingen / die vns vorkom̃en / nicht allein die herrli⸗ 
ne heund vnbegreiffliche Kunſt der Natur betrachten ſollen / ſondern viel mehr 
natiriiten Gottes Majeſtaͤt / Allmaͤchtigkeit / vnnd groſſe vnaußſprechliche Guͤte oder. 
ee BDarmherkigkeit gegen das menſchliche Geſchlecht / die Erde / Waſſer / Lufft / 


tes Allmaͤch⸗ 
eistevnd Fewer / Himmel / Auffgang vnd Vntergang der Sternen / Tag vnd Nacht / 


Gute lehret. pie vier Zeitungen deß Tages / in welcher zwier Tag vnd Nacht gleich ſind / als 


im Lenten und Herbſt / vnd einmal der Tag am laͤngſten / als im Sommer] 


Viet natuͤr⸗ BR ns 2 
nat ei mal die Nacht am laͤngſten / als im Winter / vnd durch welche vmbwechs⸗ 


uche Ding le⸗ 


z lung die Kraͤuter ein mal die Krafft verlieren I einmal wider auffgehen vnd 
ver zo lebendig werden / lehren ung beyde andere Ding vnd ſonderlich auch die Auff⸗ 


der Todecũ 
ehe erfiehung vnſer Leibe von den Todten zum Leben. N 
ersanuten Soldye wunderliche Krafft der Natur hat David / als der fich ſleiſſig 
nr EDIT befümmert vnnd verwundert / ſehr gelobet / vnnd dem allerhöchften 
Schöpffer billich zugeſchrieben / welchs Werck / wie fie auff Erden vnnd im 
A Himel geſchaffen vnd zuſehen / er Immerdar lobet / vnd auß fleiſſiger Betrach⸗ 
er tung derfelben ſchreyet 1 IERR / wie find deine Werck fogroß vnd viel / du 
eugnug dee Part ſie alle weißlich geordnet / vnnd die Erde iſt voll deiner Guͤte. Deßglei⸗ 
a Herder hen haben die Heyden / bey welchen dieſe Betrachtung der Natur faſt ge⸗ 
— ringe geweſt / fie auch vor nuͤtzlich vnnd lieblich geachtet wie denn Cicero 


bleiben 


vetrachtũg. ſpricht Sch halte darfuͤr / daß die natuͤrlichen Fragen zu keiner Zeit vnter⸗ 


El, 
ERBE 


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Gemuͤths und der Dernunffe/ Dann dadınd werden wir wacker / verach ⸗ 


"grünen/ andere in dem Winter verwelcken oder vergehen) vnd im Lentz doch 2" 


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Bild 


Don den Geheimnuſſen der Natur. z 
bleiben follen denn die Betrachtung der Natur iſt wie eine Nahrung dep 


ten diß Dergängliche oder Zeitliche / vnd richten vnſere Gedancken nach dem Day Per fuf 
Ewigen vnd Himliſchen. Endlich / die Nachforſchung dernatürlichen Ding ihungnatür 
gibe an jhm ſelbſt duſt / vnd fpeifer das Gemuͤth mir guten Gedancken. werd 
Aber alles was die Natur gezeuget / nicht allein die Thier / ſondern auch schen nacurır 
die Gewaͤchſe / ſind nach feiner Are vollkoͤmlich. Auf welchen erliche Gewaͤch einge 


feein wenig vondem Erdboden auffwachfen etliche ſehr hoch / etliche flers — 
r Sewach⸗ 


wider durch die natuͤrliche Waͤrmbde außſchlagen / gruͤn werden / vnnd von 


newem auffwachſen / darzu iſt nichts alſo geringe / daß da auß eyngepflantz⸗ 


ter Krafft nicht fo viel wirckte / daß es auß einem fruchtbaren auffwallen den Zacerſcheidt 


Saamen nie Blumen oder Frucht / oder Beer trage, In den Thieren auch / der Thiere. 
welchen zwar die Vernunfft mangelt / jedoch die Sinnen mitgetheilet ſeyn / 

kan man die Krafft vnd Eygenſchafft der Natur ſehen. Denn etliche die da 
ſchwimmen koͤnnen / hat die Natur verordnet / daß ſie im Waſſer wohnen / 

etliche die da kriechen oder gehen / daß ſie auff vnd vnter der Erden hauſen / 

darnach daß etliche allein ſich halten / etliche / vnd der mehrer theil / mit hauf⸗ 

fen ziehen / als Stiglitzen / Fincken / Sperling: Zu letzt / daß widervmb etli⸗ 

che wilde vnd vnbaͤndig / etliche zam vnd geduͤltig / als die Thier ſo inn Haͤu⸗ 
ſern auffgezogen. Der Menſch aber / welchem alles vnterthan gemacht / iſt mit 
was herrlichers begaabet / als nemblich auſſerhalb der Rede mit der Ber, ſchen Ratur. 
nunfft vnd dem Gemuͤthe / welches der himliſchen Natur / vnd Goͤttlichen 

Weſens theilhafftig iſt / ſinte mal deß Menſchen Gemuͤth genommen iſt auß 

dem Goͤttlichen / ja kan mit nichts vergliechen werden / als mit Gott / vnd iſt 


Gottes Ebenbildt. Die der 
Daromd follein jeder Menſch fleiß anwenden damit er feinem Schöpf, Mei at, 
vn 


fer) auffs meifte muͤglich / ehn lich ſey / vnd im am nechſten zuſeyn begere. Den Gedancen 

da Gott ale Thier verſtoſſen Haste auff die Weyde / hat erden Menſchen auß nad Bates 
Erden gemacht / allein erhoͤhet / vnd auffgerichter Geſtalt gefchaffen Daß er viren von, 

feine Augen und Gedancken allzeit gegen dem Him̃el / als feine rechte Woh⸗ 


nung anzufchawen / wendete] von welchen imnachfolgenden Capitel mehr 


4 zu ſagen iſt. 


ie Das v. Capitel. 
Wie viel natuͤrliche Ding in der gantzen Welt gefunden wer 
‚den, 
Eilwir Bierinn lehrnen wasdie Natur ſey / warzu jhr Erz Da natir- 
kandtnuß dienet / vnd wis fs inn allen narirlichen Dingen wunder hy 
bi barlich 


N 
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ur > 4 


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a2 ir Das V. Buch deß erſten Theilo / 


Be Be⸗ harlich iſt / auch in den geringftenfo wollen wir auch mercken ein kurtzen Be⸗ | 


NT griff alfernarürlichen Dinge / alſo: 


Auie wefentliche Ding inn der Natur find entweder vnſichtbarlich / oder 
neerfepeide fichtbarlich/davon ©. Paulus zum Roͤmern ſaget: Die vnſichtbaren wer⸗ 


ee den auß den ſichtbaren erkennet. RE. 

er 11T: Die unfichtbarlihen Dinge find entweder vnendtlich / vnbegreifflich / 

Vnterſcheide ohn Anfang vnnd Endt / als Gott der ewige Schoͤpffer aller Ding inn der 

— Natur allein iſt / Oder ſind endtlich / an gewiſſen Orten verfaſſet vnnd be⸗ 
ſchrieben / als ander vnſichtbare Ding von Gott geſchaffen / welche Geiſter 
genennet werden / darvmb / daß fie weder Fleiſch noch Beine haben / nicht 
mit Augen geſehen / noch mit Haͤnden gefuͤhlet / kein Groͤſſe noch Geſtalt deß 
Leibes / ob fie auch offt wie ein Leib erſcheinen / viel weniger mit jrgend einem 
Sinn deß Menſchen empfindlich ſind / ſondern allein durch Vernunfft 
auß jhrer Wirckung ergruͤndet / oder viel mehr durch Gottes Wort vns of⸗ 


fenbaret / welche vnſichtbare Geiſter natürlich allzeit nur an einem oder an ⸗ 


dern Ort vmbſchrieben / nicht vberall zugleich ſeyn koͤnnen. 
Bofiheben Die geſchaffenen Geiſter find wider zweyerley. Etliche find Engel / et⸗ 
—— liche die Seelen der Menſchen. 

Die Engel / ob ſie wol einerley von Gott geſchaffen / fo haben ſie ſich 
doch durch Stoltz vnnd Vngehorſam auch getrennet / vnnd ſind nunmehr 
etliche gute Engel / vnd etliche boͤſe Engel / Teuffel genennet. 

on welchen vnſichtbaren Dingen die weltweiſen Heyden durch Ders 
nunfft fich vnterſtanden etwas zuerforſchen und zuwiſſen / aber wenig auß⸗ 
gerichtet / vnd ſich mit vielem Irrthumb vnnd vnnuͤtzen Gedancken verfuͤh⸗ 
rer. Aber wir Chriſten mehr als alle Heyden / auß Offenbarung Gottes 
5 davon wiſſen / vnnd ſollen davon im Wort Gottes billich mit 

Danckbarkeit je mehr vnd mehr lehrnen. 
Die ſichtbaren Ding in der Natur ſind leibliche Ding die wir ſehen / fuͤh⸗ 


b — —— — N 
—— len / mit Sinn vnd Vernunfft erforſchen vnd begreiffen koͤnnen / als Him⸗ 


he es ſeyn. mel vnnd Erden / oder auch alles was darinnen iſt. Diß ſichtbare zierliche 
Weſen der Welt / will Gott als fein herrliches Geſchoͤpff / mit nüchtern 
Augen vnd wackern Hertzen jmmerdar betrachtet haben damit wir darauß 
feine ewige Weißheit / Guͤte vnd Allmacht erkennen / ja auß dem ſichtbarn 
das vnſichtbare ergruͤnden. Denn es recht geſagt: 
Prafenremg,refert qualıbet herba Deum.. 
Nichts iſt in dieſer Welt ſo klei 
Das nicht zeiget den Schoͤpffer ſein. 
Vnnd ob ich Jacobus Horſt D.angefangen habe dieſe natürliche Kunſt 


Phyſicam deutlicher dem lieben Teutſchen Vatterlandt zuſchreiben / 2 
| wei 


* * et SEN — — 


N 


a # Bor den Sebeimmffen der Natur, Y 


weil fie. noch nicht zum Ende bracht / allhier zum kurtzen Vnterricht von 

der gantzen Lehre der ſichtbaren natuͤrlichen Ding inn der ———— inch 

den muß. 
Die gantze Welt iſt von Gott dem Allmaͤchtigen auf vnaußſprechli⸗ Eee 

her Weißheit / wie ein zierliches Gebaͤw / darob verftändige Leute nicht tehrer Gos 

genugfam ſich verwundern koͤnnen / geſchaffen / und wird ſo wunderbarlich eikennen. 

von Gott regieret vnd erhalten / daß guch auß dieſer allmaͤchtigen vnnd al Weichs die 

lerweiſeſten Regierung die Heyden / ſo ſonſt nichts von Gott gewuſt haben / — 

feftiatich geglauden / dag ein Gott fey / der da ein alm aͤchtiges / allerweifeſtes dufer Auer. 

allergerechteftes Weſen were. 1 Miss buch 
Diefer Welt find die fürnembften Theil Hinmel vnnd Erden! doch — 


alſo / daß wir durchs Wort Erden / alle vier Element / vnd alle elementariſche danden were 


ing begreiffen / davon die Lateiner zwey primarias partes mundi machen] Aupses — 


ein ætheream, incorruptibilem, das ander elementarem, & corruptioni ayerie mi. 


obnoxiam. 

Wideromb / im Himmel find sehen Himmel / die oberſten beyde Him⸗ ee ; 
mel / als der zehende und der neundre Himmel / decima & nona ſphæra ge RS 
nannt / fan mit Augen nicht gefehen werden / fondern wird allein erkandt / Zimmer. 


De 
durch die Vernunfft / daß man mercket eine newe vnd andere Bewegung als uno ne 


ler anderer acht Himmel] davon hernacher. Himmel, 
Der achte Himmel iſt das Firmament / dadie Sternen ſtehen / den tn ar 
man an dem Geſtirn mit Augen fiher. ‚darinnen be 
Der fiebendedeß Planeren Saturni. — 
Der ſechſte deß Planeten Iouis. vechnetwirde 
Der fuͤnffte deß Planeten Martis. “ ee 
Der vierdte deß Dlaneren der Sonnen, | Derr. 
Der dritte deß Planeten Veneris, — 
Der ander deß Planeten Mercurij. = r 
er * 


Der erſte vnd vnterſte deß Monden. 
In dieſen Himmeln iſt nichts als Sternen / die die heilige Schrifft — 


iechter nennet. Vnterſcheldt 


Derer Stern etliche ſtehen ſtille / etliche haben jhren eygenen Gang] der Sternen 


Planeten genanne / vnndob woldie ſtilſtehen den Sternen / die alle im ach onen. 
ten Himmel deß Firmaments ſind / nicht koͤnnen gezehlet noch gerechnet de find unge 


werden / wie Gottes Wort recht Ichrer: So hat doch vernuͤnfftig die Phi nn, 
loſophia, das iſt / di ie Weltweißheit der Gelehrten / dieſe ſtillſtehende Ster⸗ bia die se: 
nen /ſo viel ſie jhrer haben ſehen koͤnnen / etlich viel zuſammen gefaſt / vnnd ben mir 


denſelben hauffen Geſtirn /aſtra oder fidera genennt / mit einem andern diefeb enges 


Bildt gerechnet / daß alſo alle Sternen /ſo viel fie Gcfiche SAL 
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Das V. vuch deß erſten Theils / 

Sm vnnd Vernunfft erreichen kan / inn gewiſſe Zahl / jhres Gutduͤnckens ge 

Alıa 7 racht. BR ” . N 
— ⸗ Die ſtillſtehende Geſtirn ſind wider zweyerley. m 
nnet, Der erften Arc der ftillftehenden Sternen find die zwoͤlff Zeichen deß 
Boeeriheidt Himmels’ faft jedermann bekandt 1 da ein jeder Dame oder Zeichen Dirk 
a Srernen in ſich hält. je 


nen. r Der Midder, 
en | i 
Zeichen def 3. Die Zwilling. N 
an 4. Der Krebs, | N 


5. Der öne. — 
8 Die Jungfraw. = 
7. Die Wage. 

8. Der Scorpion, 

9. Der Sdhuͤtz. 


10. Der Steinbock. | n 
11. Der Waſſermann. 


Briahwar: Vnd dieſe zwoͤlff Zeichen oder Geſtirn / ob fiewolimachten Himmel 
en wie andere ſtillſtehende Stern / ſeynd vnbeweglich: Jedoch werden die forte 
ano vechnet derlich gerechner vnnd gezehlet / darvmb / daß durch diefe der Sonnen Lauff 
ynd zeblen deß Jahrs vber gehet / vnd der Ort / darinnen fie ſtehen Zodiacusgenande 
Wie der Ort 

* Heiffeer darin wirdt. Der andern Art Geſtirn ſind / die auch in dem achten Himmel no 
ne ben den zwoͤlff Zeichen ſtillſtehende geschler onnd gefunden werden! onnd 
ben. pflege man die zuvnterſcheiden wider zweyerley: Etliche die auff oem Mein 
Dergudern” gernächtifchen Theil find gegen vns / etliche Die auff dem andern Theitdeg 
Bntesiheide Himmels gegen Mirtag. ; . 
auch zweyeꝛ⸗ Auff dem vntern Theilgegen Mitternacht: 


Die Ster- 1. Derfleine Wagen. 

nen gegen Ye} n 

Mitternacht: 5 a —— 

derer 22. ge⸗ x * 

u 4. Die SiebenBeftivn Pleiades,. | 

u. s. Der Wagenmann $ 
amen inn imantı, 

Zenefeher 6. Die Mitrernächrifche Krone, | 

Spraach Der Knie ' ; 

gegeben. 7» er Kniemann. 


3 Die Leyer. = 
9. Da Schwan, 
10, Der König. 
11, Dis Königin, | 

“2. Der 


* 
* 
— 


Ei Von den Geheimnuſſen der Naturx. 15 
Be 12. Der Mann mitdem Kopf, ae 
23. Derfleine Wagenmann, 

14. Der Schlangenmann, 

15. Die Schlange, 

16. Der Dfeil, 

17. Der Adler. 

18. Die Raute. 

19. Das halbe Pferdt. 

20. Das Pferdt mit den Flügeln, 

21. Der Triangel. 

22. Die Sram, 





In dem andern Theilgegen Mittag. Der Sce⸗ 
1. Der Walfiſch. nengegen 
2. Der Jacobs Stab. — 
3. Der Fluß. gejehter. 
4. Der Haafe. 
5. Der groſſe Hunde. 
6. Der kleine Hunde. 
7. Der Herren Schiff. 
8. Halbmann / Halbpferdt 
9. Der Altar. 


0. Die Otter 
11. Der Becher. 
12. Der Rabe. 
13. Der Wolff. 
14. Die Krone gegen Mittag. 
15. Der groſſe Fiſch. — 
Die Sternen) die jhren eygenen Lauff haben / vnd davon Planeten ge, Die Stets 
nenne werden / ſind ei ntzele Sternen / vnd ſtehen nicht im Firmament [oder nennmenn 


im achten Himmel / ſondern darvnter / inn den vnterſten ſieben Himmeln / ar Dınme 
vnd hat jeder Planet ſeinen eygenen Himmel / dieſer ſind ſieben: ee 
ı, Saturnus, finds, 
ir 2. Jupiter. 

Bu 3. Mars. di 


04: Die Sonne. 
205 Venus fonft Morgenftern genandt. 
01056  Mercurius. 
nett; Te Der Monde, | zw 
Vnter dieſen werden zween / als Sonn und Mondt / groſſe Liechter ge nem; * 
nennt, 


* 


mW 


ı6 — Deew Buch deß ME F 
Mn nennt.Es iſt aber eines jeden wicht allein fein ſon derlicher Kein — 
auch Bewegung vnd dauff / davon hernachgefagewerdenmagnie. 
Ertlaͤrvng Die Erde vnter dem Himmel verſtehet man alle elementariſche Ding / 
Er die vnter dem Himmel find] als nemblich.dienier Element / Fewer / Lufft / 
IF MWafferı Erde / vnnd was auß den Elementen gemacht iſt / Als da ſindt / ent ⸗ 
weder die in der Lufft / weteora genannt / oder im eſenvoer in der Erde / ⸗· 

der auff vnd vber der Erden. 


555 4 
— * 
— 





Em Die elementariſche Ding in der ufft / meteora zenannt ind: 
der&ufft oder 1. Cometen. | 
en 2. Dierweifie Jacobsftraf. 


—— 3. Die fewrige Stralen am Himmel. 
4. Die ſchieſſende Sternen. fe 
5. Der Trach / fewrichte. 4 
6. Der Hof vmb die Sonne, 4 
7. Zwo Sonnen. | 
8. Zween oder drey Monden, 
9. Der Regenbogen. 
10. Der Regen. - ; 
11. Der Thaw. 
12. Der Reiff. | — 
13. Der Schnee. | 5 
14. Der Hagel. | = 
15. Der Donner. Er 
16. Der Plitz. . 
17. Die Wolken, 
18. Der Wind, 
19, Das Erdbiben / vnd dergleichen viel meet Teufen 
Bu feinen Damen haben. * 
Dteyerlen Die elementariſche Ding im Waffe ſind/ Fiſch vnd Gewůrm. 


Art der ele⸗ 


mentarithen Die elementariſche Ding in der Erden find: 


Das ; 1. Die Art des Erdreiche. 
ale neR. 2. Allerley Steine / geringe vnd Edelgeſtein. 


3. Allerley Ertz vnd Metall / als DI ley / Rupffet) Zn) Gol bi ® 
Silber und dergleichen, — 
en E lementariſche Ding auff der Erden find die geringeften die Gewachs / 
darnach etwas mehr / die lebendige Thier 1, dasallerfürfrefflichfte aber / dee 
Herrſcher aller Dingiinn der Natur / auß Befelch GOttes als nemblich der 
Menſch / ein vernuͤnfftiges Thier / vnnd u u Beer zu — Eben⸗ 


bilde. 
Die 





BR — 17. 
Die Gewaͤchsſind eins Theils Kraͤuter / eines Theils Sträucher —— 
nes Theils Baͤume / welches alles allhier zuerzehlen weitlaͤufftig it vnnd in ER Bu 
Kraͤuterbuͤchern zufinden. 
Die Thier auff der Erden / ſind etliche kriechend 1 welche Gewuͤrme ge⸗ —— 
nandt / etliche gehen / als allerley Wilde) Ochſen / Schaafe / ec etliche fliegen / — 
als allerley Geflügel / etliche find vern uͤnfftige Thier / als der Menſch. den. 


Das VI. Kapitel, 
un der Himmel Natur / jhre Kraͤfftung vnnd Bewegung 
ſey 
In Himmetl hoͤher iſt als der ander / vnd natuͤrlicher Weiß ze⸗ Dich 


(ie Himmelgerechner werden. — 
Der vnterſte Himmel de Monde, werden, 
Der ander deß Mercurij. 
Der dritte Veneris. 
Der vierdre der Sonnen, 
Der fünffre Mattis. 
Derfechfte Jovis, 
Der fiebende Saturni. 


Der achte deß Firmaments / da alle ſtillſtehende Geſtirn ſte hen. 

Der neundte Himmel / da kein Geſtirn / aber die Bewegung von 
Nidergang biß zum Auffgang iſt. 

Der zehende Himmellda auch kein Geſtirn / aber die Bewegung 
som Auffgang biß zum Nidergang / in Tag vnd Nacht. — 

Aber alle Bewegung / beyde der Himmel / ſo wol auch der Sternen Pla nie Bew, 
neten / wenn ſie recht bedacht werden / vnd es allhier zu lang alles zu erzehlen / gung · 
iſt noch viel wunderbarlicher. 

Der zehende vnd oberſte Himmel wird primum mobile, die erſte De Deren 
wegung darvmb genennet / daß wie ein Achs am Wagen auff zwey Raͤdern / Himmeis. 
alſo der Himmel auff zweyen polis, derer einer vber vns / nicht weit von den 
vnterſten Sternen deß kleinen Wagens in der Deichſel / der ander vntervns 
iſt / in vnaußſprechlicher Geſchwindigkeit vmbgehet / als nemblich inn 24. 
Stunden / Tag vnd Nacht ſeinen Lauff vollbringet / vnnd dieſe Bewegung 
deß letzten vnnd oberſten Himmels geſchihet vom Auffgans big; zum Nider⸗ 
gang / vnnd nimpt mit ſich zugleich inn ſeiner Bewegung das Firmament / 
alle Planeten / und andere Himmel. 

Der neundte Himmel wird nona Sphæra genandt / har feine Bewe⸗ —— 
sungom — biß zum Auffgang / vnd gehet fo langſam) alſo / daß er Hmm 
in hun⸗ 


VE ER 
EN 


8 Das V. Buch deß erſten Theils / ba 
in hundere Jahren kaum ein gradum fortkommet / vınnddiefer Himmels 
gauff nimpt auch die andern Himmel alle mir fich / vnnd ohn deß / daß fie jh⸗ 
ren eygenen Sauff von Nidergang biß zum Auffgang / fohaben fie doch auch 
den andern Sauffvon Auffgang biß zum Nidergang inn Tag vnd Nacht / 
welchen der zehende Himmel giber. 
um Der achte Himmeliftdas Firmament / welchs fo viel Sternen hatı daß 
amazten ſie nicht gezehlet werden koͤnnen / vnnd am meiffen.allein der ſtillſtehenden 
Znmel ſind Sternen gantze Geſtirn 48. gezehlet werden. Diefer Himmel an jhm ſelbſt 
Bewenung hat einen beſondern Gang / motum trepidationis genennt / daß er einmal 
en. hieher / einmal dorthin geher Jam wentaften außzurechnen / den Menſchen 
auch ein Vrſach aller Veränderung inn Rechnung der Himmelsläuffreny 
in calculo Aftronomico. Aber fonft leytet diefer auch beyde Himmels Lauff 
deß neundten und schenden Himmels. 
Denn Derfiebende Himmel iſt darinn Sarurnus feinen Sauff hat / von Ni⸗ 
Himmeis  dergang biß zum Auffgang gang langſam / daß diefer eygene Lauff deß Sacur- 
Sacurx-. ni in z30. Jahren nur einmal vollbracht wirdt. Dieſer Lauff Saturni, wie 
auch anderer Planeten / kan die andern vnterſten Himmel nicht bewegen. 
Sonſt hat der Lauff Saturni, auch der erſte vnd ander Himmelslauff / wie 
obengemeldt / wider ſeine Natur vnd Eygenſchafft. 
Bewequna Der ſechſte Himmel iſt deß Planeten Jovis, welcher ſeinen Lauff von 
immo Nidergang biß sum Auffgang / wider deß schenden Himmels Lauff / den sr 
109. doch auch behält! in 12. Jahren vollender. — 
ee» Der fünffte Himmel iſt Martis, welcher in dritthalben Fahr feinen ey⸗ 
Hmmers genen Lauff von Nidergang big zum Auffgang vollbringer / jedoch ſtets mir 
Maris. den gemeinen Himmelslauffen wie obgemeldt / fich bewege. 
ur Der vierdre Him̃eliſt Solis, der Sonnen / die jhren eygen enauff auch alſo 
Himmeis hat / vnd / in z65. vnd ein vierdtheils tags / das iſt / in einem Jahr vollbringet. 
— Drer dritte Himmel iſt deß Planeten Veneris, welcher Stern mit der 
Sonnen faſt gleichs Lauffs und Zeit feinen Himmelslauff vollzeucht / nach 
Himmeis der Lehr Pcolomæi. | 
Seweung ,_ Derander Himmel ift Mercurij, der auch wie Venusvon Nibergang 
sesandern biß zum Auffgang feinen eygenen Lauff hat / aber faſt gleiche Zeit wie die 
Sonne vollbringer. ’ 
— Der erſt vnd aller vnterſte Himmel / iſt deß Mondens / dann vnter jhm 
deßerftien iſt das Element deß Fewers / dieſer Monde vollbringet ſeinen eygenen Lauff 
Du yon Nidergang biß zum Auffgang in 27. Tagen vnd acht Stunden. 
Wirkung Diefer oberften narürlichen Geſtirn Wirckung auff die vnterſte Ele 
Be Beeens mentariſchen Ding / als Feuwer / Lufft / Wafferı Erden / Ertz oder Metall / 
A Ding, Steine! Wurtzel / Kraͤuter / Straͤuche / Baͤume / Thier / vnd er 
iſt durch 








* 


* Von den Geheimnuſſen der Natur. ı9 
iſt durch Gottes Ordnung nicht geringe/ Aber die gröfte Wirckung auff diß 
alles haben Sonn und Mondr/ als die groſſen Liechter deß Himmels in der 
H. Schrift genennt/ jedoch dienen vnd helfen viel auch andere Geſtirn. e 

Die Sonne har jven Sauff durch die swölff Zeichen dep Himmels und ze.” 
der Sonnen Weginnden Himmel durch die zwoͤlff Zeichen iſt Zodiacus 
genenne/ gleich wie in zwoͤlff Theil abgetheilet 7 welche diefe Namen befom» 
men, Widder, Stier] xc, Aber ein jedes diefer Zeichen hat man in 30, Theil 
wider getheilet derer einjedeg Theil gradus genennt. ar | 

Nun hardie Görtlihe Majeſtaͤt deß Himmels Kraͤfften ı alß ein ver 
ſtaͤndiger Haußwirth / alfo ordentlich angefteller / daß allzeit vbers gantze 
Jahr / es ſey gleich kalt / warm / naß oder trucken Wetter von noͤthen / die 
Sonn in ein ſolches / es ſey kalt / warm / naß oder trucknes Zeichen! eynlauf⸗ 
fen ſolle. Sonn im 
Als wenn der Winter vergangen ſo kompt die Sonn auß den Fiſchen Widder. 
inn den warmen Widder / daß die Leute vber Sommer trucken eynſaͤen 
koͤnnen. 

Darnach laͤufft ſie in Pleiades vnd hyades im Tauro, daß die Saat be Sonnim 
goſſen werde. | Ä Sonnim 

Daß aber die Bäume auch blühen / ond die Saat wachſen koͤnne / ſo fol,” 3willing. 
sen die groffen warmen Stern im Zwilling. 

Wenns aberdem Gerreydegar zudiirr werden wil / fo toͤmpt die Sonn Gin '® 
— re wäflerigen Krebs / weil dis Leut auch das Kraut ſte⸗ 
eken ſollen. 

Darauff folget denn der Loͤw / darinn die groſſen fewrigen Hundsſter⸗ 
nen find / derer einer 72. mal groͤſſer als der gantze Erdboden / damit alles 
Getreyde reiffen / vnd trucken in die Scheuren kommen moͤge. — 

Daß man aber die Aecker auch auffs kuͤnfftige Jahr zurichte / gibt die Sonn in der 
Jungfraw etliche Regen / daß die Leute braachen / rhůͤren / auch die Ruͤbaͤ⸗ ngfraw. 
cker bereiten koͤnnen. 

Vnnd wenn man vber Winter ſaͤen ſoll fo laufft die Sonn auff rue der 
cis in die warme Wage / vnd wird die Saat hernach fein begoſſen im Scor⸗ —— 
pion. rpion. 

Damit aber der Winter oder die Kälte nicht gar zu ploͤtzlich auff die Sonn im 
Saat komme / ſo hat Gott noch dag dritte warme Zeichen im Schuͤtzen gar Su 
jenſeit deß quinoctialis verordnet / daß die Koͤrnlein fürm Winter fein de 
tieff eynwurtzeln koͤnnen / biß im Falten Steinbock der Schnee vnd Froſt die @rmbon, 
liebe Saat gleich wie mit einer Decken den Winter vber beſchlieſſen vnnd 
verwahren. 

Solche Wirckſchafft haͤtte die Senn nicht allein verrichten koͤnnen / 

ij wenn 


Sonn im 
Loͤwen. 


Spa 
—— — Far Kan 
HERZEN N RT 


N 


te 


ee Das V. Buch deß erſten Theile, 
wenn Gott nicht an den 12. Zeichen / an den Planeten vnnd mancherley 
Seaenen mit jhren vnterſch iedlichen Kraͤfften ſolche Witterung ſein an⸗ 
geſtellet haͤtte. TE Der A 
u 2 Damit aber deſto oͤffter vbers Jahr Veränderung im Wetter geſche⸗ 
hen moͤchte / vnd nicht ein gantzen Monat lang naß vnd hitzig W etter nach⸗ 
Mondens einander were fo muß der Monat durch ſolche zwoͤlff Zeichen alle vier Wo⸗ 
ge — lauffen / vnnd etwas offter das Regenwetter vnnd ſchoͤn Wetter ver⸗ 
wechslen. | 
Bonmonde ¶ Vnd was im Winter die Sonn zu kalt ſcheinet fo hat Sort angeſtel⸗ 
en let / daß alle volle Monaren / die im Winter find in den warnen Sommer 
denwarmen Zeichen geſchehen muͤſſen / daß die harte Kälte offt ein Tag zween etwas 
Z37 nachlaſſen kan / vnnd hin widervmb alle volle Monaten / die im Sommer 
a n den ſind / in kalten Winterzeichen geſchehen muͤſſen / auff daß im Sommer die 
talten. Hitz nicht Schaden thue / wie denn auch die fühlen Winde Etheſiæ, dar⸗ 
vmb auff die Hundstag geordnet. 
Sonn im Vnd das noch mehr iſt / mit dem Eccentrico, weil im Sommer die ge⸗ 
— raden Sonnenftrahlvon oben herab gar zuſehr ſtechen wuͤrden / fo muß die 
Sonne in jhrem Eccentrico gar weit vnd hoch von deß Erdbodens Cen- 
tro hinauff ſteigen damit die groſſe vntraͤgliche Hitze dem Erdboden be⸗ 
Sonnim nommen / vnd das Fewer gleich von uns weggeruͤcket würde. Vnnd hinwi⸗ 
— dervmb / auff daß auch im Winzer / wenn die Sonne fo ſehr von der Seh 
eLeo.· ¶ ien hergehet / nicht gar zu Kalt ſcheine / fo muß fieinjhrem Perigeo gegen 
dem Erdboden viel naͤhender hervnter ſteigen / daß das Feuwer ein wenig 
naͤhender gegen uns zugeruͤcket würden wie.denn ſolche Kunſt Goͤttlicher 
Majeſtaͤt auch an den andern Planeten zu ſehen / wenn der gifftige vnnd 
ee £alteSaturnus dem Erdboden nahend kommen foll/fo muß er allwegen in die 
gen Mars, Histge Sommerzeichen/damir die Kälte nicht Schaden bringe / Vnd her 
—— widervmb ſo offt der hitzige Mars dem Erdtboden nahendt ſoll kommen / 
muß er vorhin die Falten Winterzeichen eynnemmen / daß die Hitze nicht 
alles verderbe. = € 
Aber dasift wunderbarlich/daß zu diefen letzten Zeiten folche Himmels» 
kraͤfften beweget vnd veränderr werden. Denn nicht allein die Puner wenn 
Tag vnd Nacht gleich iftidas Ziel wenn der Tag am längften end am kuͤrtz⸗ 
gen | durch den.Sauff None Ipherz etlich viel hundert ranfendt Meilen 
an Sternen zurück gewichen / wie man folches an den Siebengeſtirn / wel⸗ 
ches dem Æquinoctio verno Biel raufende Meilen ‚vorhin nähender ar, 
Don andern ſtanden / ſehen kan. Item / daß auch die andern Stern faſt Ale am Ge— 
nt ſtirnten Firmament morurrepidationis octavæ ſphære, viel hundert rau, 
satten, fendt Meilen naͤhender gegen, Mitternacht gerucket / wie an ðtella Pe 
a Er zuſehen / 





Won den Geheimnuſſen der Natur. * 


zuſehen / welcher vorhin etliche viel tauſendt Meilen dem Polo tochter ge⸗ 
anden. — — 
Sondern diß iſt noch wunderbarlicher / daß fuͤrm juͤngſten Tage deß en 
Jahres Sänge/ der Wochen Sänger vnd Tage Lange fich fo fehr verkuͤrtzen Ho 
ond abſchneyden / daß der Sonnen ſphæra oder Gewaͤlbe fo tieff geſuncken / —— 
end ſich eyngeſchmogen / daß die Sonne / es ſey gleich Winter oder Som / Sonnen 
mer / mehr als 9900 teutſcher Meilen nach dem Erdtboden naͤhender hervn⸗ ar 
ser laufft / als vorhinn / vnd noch von Tag zu Tagrieffer hervnter ſincket wie gerungen 
ſolches die Artilices in Eccentricitate abmaͤſſen / vnnd auch die Erfahrung vnb fh cun, 
ſolche Veraͤnderung gibet. —— 
Daß ſich auch gelehrte Leute darinn nicht verſtehen koͤnnen / ob die — 
Sonne an jhr ſelbſt fo ſchwach werde / daß ſie auff jhr Alter gleich hervnter fin, kat, 
cken vnd fallen wölle / oder ob der Erdtboden zu diefen letzten Zeiten fo kalt / 
daß Gott das Fewer der Sonnen nähenderherzu ſchuͤren vnd ruͤcken muß / 
oder aber ob die Sonne kuͤrtzlich gar hervnter fallen / vnnd die Element an 
| Aare fol / vnnd den Juͤngſten Tag vnnd letztes Ende der Welt vervrſa⸗ 
m tg 
Vnd von etlichen in dieſen Himmelslaͤufften kurtz diß gelchrer: | m 
Aug weniger Tachrechnung fları 
Nemb ich diß ab auff manche Jahr / 
Das hell vnd ſchoͤne Firmament / 
Welchs rundt iſt rings vmbher ohn Endt / 
Beweget ſich in Nacht vnd Tag 
Vnmb den Erdtkreiß / nichts hindern mag. 
Daran ſind Liechter mancherley / 
De findt ich daß ſie zweyerley 
Geſtalt / vollbringen jhren Lauff / 
So viel ich hab koͤndt mercken drauff / Scitifchens 
Eins Theils mit gwiffen Vnterſcheidt de Sternen, 
Auff eine Weiß / ein Laͤng vnd Breitt / 
Vom Auffgang biß zum Nidergang / 
Vollbringen jhren Lauff / ſo lang 
Als Tag vnd Nacht geordtnet hat 
Der Schoͤpffer durch ſein weiſen Rath. 
Die andern / derer ſieben iſt / Pianeten, 
Kehrn ſich daran zu keiner Friſt / 
Sondern behalten jhren Gang / 
Einer machts kurtz / der ander lang / 


ce Werden 


2. Das V. Buchdep erſten Theile) 
Werden wol mir dem Firmament 
Bon Morgen big zu dem Abende 
Hervmb geführt / doch fie für ſich , 
s Bom Abendr fteigen vberfich / - 
nd machen Endrungin der Zeit) ! 
Wie diß ihr Art vnd Ordnung geit. 


Das VII. Kapitel. 


Was fuͤr Natur / Kraͤffte vnd Bewegnuß / auch Groͤſſe der 
Sternen vnd Planeten ſeyn / ꝛc. 


Ca Segroffen Liechter / Sonn und Mondt / haben die aller groͤ⸗ 
)ſte Krafft vnd Wirckung in allen natuͤrlichen Dingen / es ſey in Ge⸗ 
Sonnen waͤchſen / Thieren oder Menſchen. Die Sonn iſt hitziger vnd trucke⸗ 
Darm. ner Natur / gibt ein liebliche / gleichmaͤſſige und rechte natürliche Waͤrmbde / 
ordense vnd das Lehen allen Dingen. Der Mondt iſt kalter und feuchter Natur / hat 
Daum, fuͤr ſich ſelbſt kein Liecht fondern wenn er ſich am nechſten zu der Sonnen 
gefuͤget / wird das halbe Theil deß Monden / ſo auffwarts gegen der Sonnen 
gekehret / allein erleuchtet / vnd das ander halbe Theil deß Monden gegen der 
Erden verfin ſtert bleibet davon die Conjunction / Zuſammenfuͤgung oder 
Zuſammen kunfft deß Monden vnd der Sonnen] welchs alſo gezeichnet o 
vnnd iſt der rechte Newmondt: Aber je mehrder Mondt von der Sonnen 
abweichet / je ſehrer er feinen Schein gegen uns betoͤmmet / biß daß er gerade 
der Sonnen gegen vber ſtehet / vnd das halbe Theil deß Monden gegen ung 
gantz vnnd voll beſcheinet / dovon oppolitio Solis & Lunæ alfo # gezeichnet 
wird / vnd der rechte volle Mondt iſt. Wenn aber der Mondt von der Son -⸗ 
nen abgewichen / oder 7 Tag lang wider zugangen / iſt das Viertheil / davon 
der Mondt nicht allein kaͤlter / ſondern auch etwas waͤrmer / aber fuͤrnemb⸗ 
lich gibt er allen Dingen eine Feuchtigkeit / daß wie das Leben deß Menſchen 
im warmen vnd feuchten ſtehet / alſo das Leben deß Menſchen vnd aller Thier 
von der Sonnen vnd Monden / als den groͤſten Liechtern / entweder den mei⸗ 
fen Frommen vnd Nutz / oder / ſo es Gott verhaͤngt / Schaden nimpt / Dar 
von dieſes fein geſagt wird I 
Die Sonn jhrn Sauff in einem Jahr 
Mit groffem Nutz wird enden gar / 
Das fie jetzt diß bald jenes Landt 
Erleucht vnd Fruchtbar macht zuhandt / 
Daß Winter / Sommer / Herbſt vnd Lentz / 
Mit Froſt vnd Waͤrmbd / mit Feucht vnd Glaͤnt / 
Ihr lieb⸗ 


— 
A Aa RT 


WVon den Geheimnuſſen der Natur. 23 
Ihr lieblich / lebendtmachendt Krafft 
Beſuch / alſo hats Gott geſchafft. 
Der Mond von jhr den Schein empfaͤht / 
Den Weg ſchnell in vier Wochen geht / 
Nimpt ab vndzu / nach Naͤh vnd Weit / 
Er von der hellen Sonnen ſchreit / 
Nechſt dem Erdtboden er ſich haͤlt Rh 
Nordt / aͤndert viel Gefchöpff der Welt. & 
Die Stern find auch zweyerley. Die erften Erraticz Stelle, das iſt/ ——— 
die Planeten / alſo genennet / daß ſie in ſtetem Lauffe ſind / vnd groͤſſer Wir⸗ 
ckung auff Erden haben. Die andern / Fixæ Stellæ, das iſt / ſtillſte hendt Ge 
ſtirn Planen 
Die lauffende Sterner Planeten I neben Sonn vnnd Monde find Bapn 
noch fünffe: daß wenn Sonn und Monde mit gezehlet / fieben Planeten ger 
rechner / vnd ſtehen im Himmel einer immer höher als der ander / vnnd inn 
biefer Drdnung: catumas 
Saturnus, der oberſte Planet / wird am Himmel wie ein bleicher Stern was far ein 
geſehen / har die Natur daß er kalt vnd trucken iſt darumb Vnfruchtbarkeit a: 
macherideß Lebens / welches in Waͤrmbde und Feuchtigkeit ſtehet / feindt iſt / 
in Thieren vnd in Menſchen Melancholey / Sorgen vnd Argwohn mehret. 
Jopiter iſt der ander Planet / dem Saturno am nechſten / wird im Him⸗ 
mel mit ſchoͤner gelblichter Farben geſehen / hat die Natur daß er Warm 
vnnd Feuchte iſt / darvmb gute liebliche herrliche Natur inn Menſchen vnnd 
Thieren wircket / blutreiche / ſanguiniſche / auch herrliche Leut machet. — 
Marsift der dritte Planet / dem Jovi am nechſten / wird am Himmel Scan. 
wie ein roͤthlicher Stern geſehen / hat die Natur / daß er hitzet vnnd trucknet / 
davon er Brunſt / Zorn / Vneinigkeit vervrſachet / Krieg erreget / in Menſchen 
vnd Thieren duͤrre hitzige Leibe machet / Choleriſche ſchellige Koͤpff anerbet. Sonnen 
Sol, die Sonn iſt der vierdte Planet / ſtehet gleich in der mitten aller Ratus. 
Planeten / wiedas Hertz in deß Menſchen Leibe / daß davon alle Planeten / 
auch andere Sterne jhre Krafft / ſich ändern vnnd temperieren laſſen nach 
dem fie jhren Aſpect gegen einander haben. Die Natur der Sonnen iſt 
vorhinn gemeldt. 
Venus iſt der fuͤnffte Planet / wird ſonſt der Morgenſtern vnd Abend En ie 
fern von gemeinen Leuten genenner / vnnd laͤſſet ſich alzeit nach Auffgang 
der Sonnen Abendes / fo wol für Tageı für Auffgang der Sonnen fehen? 
hatdie Natur / daß er kaͤltet vnnd feuchter / iſt aber miche ſchaͤdtlich / fondern 
semperiererialfoldaß die ſelbige Liebligkeit den Menſchen vnnd Thieren wol⸗ 
thut / zu duſt reitzet / weiche zarte Leiber und weiſſe Leute machet. 
Mereurius 


Sea RE 27 


Be . Das V. Buch deß erſten Theile? | 
—— Mercurius der ſechſte Planet vnter der Venus, wird ſelten geſehen / daß 
acur. e ; > 
er vonder Sonnen Siehe meiften rheils für onfern Augen verliſchet Wenn 
er aber gefehen / ifter einmal hoher Farbe / einmal bleicher / darvmb daßer 
jetzt von der Sonnen etwas Natur an ſich nimpt / jest vom Mondt / dem er 
am nechſten ſtehet hat am meiften die Natur / daß er ein mal trucknet / das 
ander mal feuchtet Wenn er fich mir dem Monde vermifche / feuchter er / 
wenn er aber mit der Sonnen Ithut er das Widerſpiel / davon er auch con- 
vertibilis nature dicitur,dasift/ ein onbeftändige Natur / die allzeit fich jetzt 
hieher / jetzt dorthin verkehret mie Guten gut / mir Böfen boͤß mit Man⸗ 
nen maͤnnlich / mie Weibern weibiſch iſt / alſo mirdemJove vnd Venere iſt 
er gut / mit dem boͤſen Saturno vnd Marte iſt er boͤſe. 
Monden Luna, der / Mondt der ſiebende / letzte vnd vnterſte vnter allen Planeten / 
ih ift jedermanbefande / ſein Natur auch vorhin aufgelegt. Aber die heilige 
AT Schriffeden Mondt vnnd die Sonne nicht vergeblich diegroffen Kechter 
nennet / darvmb daß ſie mehr Liechts vnnd Krafft haben Davonaud) deß 
Mondens Gegenſchein / gegen andern Planeten oder Geſtirn / Aſpectus lu- 
— næ wol in acht gehabt wird. 
Sfieben Die andern Stern / Fixz, das iſt / ſtillſtehende Stern / find vnzehlich 
Wiee ſie ge⸗ viel / einer groͤſſer als der ander / ſtehen vber alle Planeten im Firmament / 
a haben für fich felbft feine Bewegung! als allein / daß fie mie deß Himmels 
Lauff beweger werden. Damit auch die Stern beffer vnterſchieden werden 
möchten / haben die Alten etliche Stern zuſamen ineines gerechner / Aſtra 
velfidera Geftirn genenner / vnd einem jeden derfelbigen zuſammen gerech⸗ 
neten Geſtirn / ein befondern Namen gegeben, 
amälf Ars Diefer Geſtirn find etliche Signa Zodiaci, auff Teutſch / die zwoͤlff 
uns turn Zeichen deß Himmels / darinn die Sonn jhren Sauff durchs gantze Jahr 
— hält. Etliche andere Geſtirn oder Zeichen deß Himmels / als der kleine Wa⸗ 
de ge⸗ gen / Vrſa minor, der groſſe Wagen / Vrſa major, dag Siebengeſtirn / Dleia- 
Sa Bel des , der Jacobsſtab / Orion, Hundsgeſtirn groffes und kleines / 2c, welche 
Bine, alle Zeichendeß Himmels sufammen gerschner/ in der Kunft Atronomia, 
deutlich gelehret und zu ſeiner Zeit befler außgeführer werden. - X 
Die zwölff Zeichen deß Himmels haben die groͤſſeſte Krafft vnter den 
andern Geſtirn / vnnd ſind in jhrer Natur weit von einander vnterſchieden / 
als nemblich: | 
Die Eygen⸗ Der Widder / Aries, iſt das erſte Zeichen deg Himmels hat ein fewri⸗ 
ee geihinige vnd truckene Natur / daromb er dienet zum Anfang dep Lentzens / 
newem Leben aller Gewaͤchſe / Zunemmung deß Tages / wird am Himmel 
geſehen mit 13. Sternen I vnter denen ſechs am ſehrſten leuchten / zweene am 
Horn deß Widders / drey am Schwantz / vnd einer am Hinterfuß. Ob wol 
| die 








Kara * na?‘ x“ sen % 
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VWon den Geheimnuſſen der Natur. ag 


die Sternen mie dem Himmel alſo hervmb geführer werden! daß jetzt die, 


— 
— 


ſes vnter / jenes vber vnſerm ſichtbarlichen Vmbkreiß auffſteigen / darvmb 
keines daß erſte noch letzte Zeichen koͤndte genennet werden: So wird doch 
der Widder neben andern Drfachen/ darvmb daß er zur Zeit der Schoͤpf⸗ 
fung der Welt / in der mitte deß Himmels geſtanden / das erſte himmeliſche 
Zeichen genennet. Eigenſchafft 
Taurus, der Stier / das ander Zeichen im Himmel / hat ein kalte vnnd def Stiers. 
truckene Natur / doch temperirt / daß eg allem Gewaͤchs zutraͤglich wird auß 
3. Sternen zuſammen geſetzt / derer 12. ſich am meiſten ſehen laſſen / vnnd 
beicht am fieben Geſtirn erfände/ derer einer auff def Stiers Naſen iſt. 

Gemini, Zwilling / das dritte Zeichen deb Himmels / hat die Natur zu⸗ Eigenfchafft 
feuchten vnd waͤrmen maͤſſiglich / zuſtaͤrcken die natürliche Waͤrmbde / vnnd d— 
das Leben / auch Saamen zubringen / wird auß 18. Sternen zuſammen geſe⸗ 
tzet aber mit 13. iſts ſehr ſichtbar. 

Cancer, der Krebs / das vierdte Zeichen / hat ein kalte vnnd feuchte Na⸗ Eigenſchaffe 
tur / darvmb es zu Nahrung vnd Zunemmung im wachſen dienet / wird auß deß Krebs. 
8 Sternen gerechnet / vnnd jhr acht werden am meiſten geſehen / zweene im 
Kopffe / vier auffm Leibe / zweene auff den Fuͤſſen. 

L eo, der Loͤw / das fuͤnffte Zeichen deß Himmels / hat ein hitzige vnd tru⸗ rk 
ckene Natur / davon daß Getreyde reiffer / vnnd alle Früchte ſich zeitigen / ift — 
auß 34. Sternen gerechnet] 10. aber ſind am ſichtbarſten / einerin der Mit⸗ 
ten deß boͤwens auff dem Hertzen / die andern im Schwantz / Darnach laſſen 
ſich auch noch 8. ſehen / drey am Halß / die andern an den Fuͤſſen / find aber 


nicht ſo ſichtbar als die erſten. 


Virgo, die Jungframw / das ſechſte Zeichen / hat die Natur zukuͤlen vnnd Eigenſchaffe 
zutrucknen / davon die Gewaͤchs / Kraͤuter vnd Fruͤchte als denn abnemmen der Jung. 
ond verwlecken / iſt auß 26. Sternen zuſammen gerechnet / darvnter jr neun MW 
ſich deutlich ſehen laſſen / der erſte in der lincken Hand / leuchtet am ſehrſten / 

Spica genennt / vier zun Fuͤſſen / zween im Gurt / vnnd zween oben bey den 
Schultern. 

Libra, die Wage / das ſiebende Zeichen deß Himmels / hat die Natur zu — 
hitzen vnd zufeuchten maͤſſiglich / davon es etlichen Gewaͤchſen dienet / vnnd 
iſt auf 3. Sternen gerechnet / die da vom Scorpion entlehnet / vnd werden 


die allerſcheinlichſte zwene oben / die andern / die da weniger leuchten I vn⸗ 


ten geſehen. 


Scorpio , der Scorpion I daß achte Zeichen deß Himmels /hat die Na⸗ Larer haffe 


deß Scor⸗ 
piano» 


tur zu fülen vnnd feuchten faft fehr / davon es auch mehr verderbet als Nut 
ſchaffet / diß iſt auß viel Sternen zuſammen gerechnet / aber jhr 10. find für; 


nemblich ſichtbar / drey auff dem Leibe deß Scorpions / darvnter einer am 


d ſehrſten 


— — 


* 


Das V. Bach deß erſten Theils / 


ſehrſten leuchtet / ſechs auff dem Schwantz / vnnd drey auff dem Kopff. 
Eigenſchafft Sagittarius der Schuͤtz / das neundte Zeichen des Himmels /iſt hitig 
deß Schuͤtze · Innd trucken vbermaͤſſig / darvmb es vielen Thieren ſchadet / vnnd wird auß 


3 1. Sternen gerechnet / darvnter 12. Sterne am meiſten geſehen werden / die 
aͤrſten zween auff den Fuͤſſen vier auff den Armen vnnd Bogen die andern 
an den Schultern vnd an dem Leibe. ® 
Capricornus, der Steinbock 1 das zehende Zeichen deg Himmels’ hat 
| —* die Natur zu fühlen vnd zutrucknen vnmaͤſſig / darvmb es zu nicht macht alle 
Gewaͤchs / wird auß 28, Sternen zuſammen gerechnet / vnd zwoͤlffe laſſen ſich 
fuͤrnemlich ſehen / zweene auff einem Horn / darnach vier auff dem Schwantz / 
vier auff dem Leib / einer auff dem Ruͤcken / einer auff dem Knie. 
Eigenſchafft Aquarius/der Waſſermann / das eylffrezeichenihardie Natur zuhitzen 
des Waſſer⸗ vnnd feuchten / fo ſehr / daß fie auch ſchadet wird auß 42. Sternen gerechnet / 
BD ¶ darvnter jhr ro. am beſten zuſehen / einer am Ort / wo das Waſſer außgegoſ⸗ 
ſen / drey in der lincken Hand / zweene in der rechten Handt / im rechten Bein 
einer / vnd in der lincken Schulter einer. 
Eigenſchafft Piſces, die Fiſche / das zwoͤlffte Zeichen deß Himmels / kuͤlet vnd feuch⸗ 
ver diſche. er faſt ſehr / avon viel Saamen vnd Thier verderben / iſt zuſammen gerech⸗ 
net auß 34. Sternen / darvnter eylffe am ſichtbarſten find / als nemblich / 
zweene die aller ſichtbarſten / da beyde Fiſche zuſammen kommen / ſonſt vier 
auff einem / fuͤnff auff dem andern Fiſche. 


Die ſtillſtehen den Geſtirn aber auſſer der zwoͤlff Zeichen werden noch 


3 6.gejehler und ein jedes mie beſonderm Namen genen net / derer etlich we ⸗ 
nig dem gemeinen Mann bekandt / als der Wagen / der Jacobsſtab / ec. wel 7 


chealle mit jhrem beſondern Geſtirnen allhier zuerzehlen zu lang werden wol⸗ 
te / vnd in der Teutſchen Phyſica zu feiner Zeit gelehrt wird werden, 
Das fürs Nun iſt in allen diefen Geſchoͤpffen Gottes im Himmel wunderbar 
er Ding! welchs jedermann allhier fürglich zubeden cken. 


feböpffen Erſtlich die Stern / daß fie fewrige vnnd helle Elare Kicchter de Him⸗ 


—— 


I. Darnach jhre Groͤſe / daß fie meiſtentheils alle groͤſſer find / als der 


Die ee gantze Erdtboden. Dann 
— Die Sonn iſt 166. und. zgröffer denn der Erdtboden. 
Die ftilftehenden gröften Sterne der erfien Groͤſſe / iſt ein jeder 155, 
mal gröfferı denn der Erdrboden. = en) 
Saturnus iſt 95. malgröffer/algder Erdrboden. - 
Jupiter ift 91. malgröffer / alsder Erdrboden. - | 
Die ftillfiehenden Stern derandern Groͤſſe iſt ein jeder 36, mal groͤſ⸗ 
ſer als der Erdtboden. 


Die 





— 





| Von den Geheimnuſſen der Natur, 27 
Die ſtillſtehenden Stern der dritten Gröffe ift einer zwey und fiebensig 
mal groͤſſer 


x 


gro], —— 
Die ſuͤlſtehenden Stern der vierdten Groͤſſe / iſt ein jeder fuͤnfftzig mal 


roͤſſer. R 
; Di ſtillſtehende Stern der fuͤnfften Groͤſſe / ift ein jeder fechs vnd dreiſſig 
malgroͤſſer. | 2 
Die ſtillſtehende Stern der fechften Gröfferift einer zwantzig mal groͤſſer. 
Mars der Planer iſt zweymal groͤſſer. vr 
Venus iſt fleiner als die Erde/ond ander gröffedag 73. Theil der Erden. 
Der Mond ift auch Feiner als die Erde / vnd iſt / das 39. Theilder Erde- 
Mercurius iff vnter den Planeten der aller Eleinefte Stern, 
Welche gröffeder Sternen nicht zuverwun dern iſt wenn manjhrehör : 2 
he bedencket / welche die Altronomi fein aufführen] daß von der Erden hin / der Himmen, 


auff / 
@ ——— ———— 
Mercurium | a 
Venerem “ 1 
Sonnn 2079562. 
Martem find I — 
biß zuJ Jovem eut⸗ 15271024. 
Saturnum feber 111181564- 
Firmament oder Mail | 18044611. 
Be Himmel ) 25191542 * 
Neundten Himmel 1503843523» 
Das VIII. Kapitel. 


Wiedurch die Wirckung der Sonnen vnd deß Mondendas 
Gewitter fich verändert/ Auch durch die Veränderung deß 
Gewitters / eine Veränderung dem Leibe / Gemuͤth vnnd 

Gebluͤt deß Menſchen geſchehe / mit angehengter Lehre / wo⸗ 

her es kompt / daß das Meer in vier und zwantzig Stunden 

zwier ab vnd anlaͤuffet. | 


Er Schein oder die Strahlen der Sonnenond dep Mon- kreemmenı 
den geben gewiſſe Zeichen deß Gewitters von ſich I ob es regnen dr Monde 
ar⸗ 


a wirdt / 0b es windig oder ſchoͤn Wetter werden I nad) dem — —— 
ER — d ij herley 





a Das V.Vuchdeßerfien Theile? 
—9— —— erley Farben an ſich nenmmen / entweder auß der Art deß Orts / da ſie da⸗ 
lers von ſich · mals ſtehen / oder auß der Geſtalt deß Himmels den fie ie vmblauffen muͤſſen / 


oder der Natur der vmbſtehenden Lufft vund Wolcken / dardurch fie ihren 


Schein geben. Dieſes ſo die Leute recht in acht haben / die da gemeinem Volck 


prognoſticiren woͤllen was fuͤr Wetter ſeyn ſoll / fo würden ſie nicht fehlen / 
vnd die Seure mit betrieglicher falſcher Deutung bey der Naſen vmbfuͤhren. 
Denn dadurch kan man am allergewiſſeſten die Vngewitter vnnd Sturm⸗ 
winde / auch was ſonſt fuͤr Wetter werden ſoll / ob ein fruchtbar oder ein theu⸗ 
wer Jahr komme / vnnd anders dergleichen mehr / welches der Virgilius be⸗ 
ſchrieben hat / als der da inn natuͤrlichen Sachen ſehr erfahren geweſt / fie 
Mahn Reiffig betrachtet vnnd gelehrnet hat / mic auch das Gemuͤth deß Menſchen 
ondeuffertis nach der Veraͤnderung deß Wetters ſich was veraͤnderte vnnd richte. Denn 
Bee die Leute haben mancherley Sinn vnnd Gedancken / befinden ſich auch ein 
Achtas ve⸗ mal anders als das ander / nachdem die Zeit deß Jahrs der Auffgang vnnd 
en, Midergang der Geſtirn / die euſſerliche Lufft / ſih verändern. 
Dastrübe Alſo wenn der Himmel truͤbe / vnd das Wetter tunckel vnd finfter iftıfo 
en find die Menfchen auch trawriger / vngeſchickt / faul vnd ſchlaͤfferig: Wenn 
faute unnd Aber. der Himmel hell / vnd das Wetter ſchoͤn / als wie in dem Lentz geſchiehet / 
—— da alles bluͤhet vnnd außſchlaͤget / ſo ſind die Menſchen froͤlicher / wackerer / 
Dasheite vnd zu allen Kurtzweilen geſchickter denn die helle ſchoͤne Lufft zutreibet die 
ee böfen Dünftedeg Gemuͤts vnd alle grobe Feuchtigkeit / die da vnſer Gemuͤth 
te. beſchweren / erfriſchet die leblichen Geiſter und mache den Menſchen froͤlich / 
Lib.i. welchs der Virgilius in einemhuͤbſt chen Gedicht darthut: 
Georg. Kenn ſich das Werrer ändern thut / 
Die Wolcken an dem Himmel gut 
Anders beginnen eynher zugehn / 
Oder die Winde ſich verdrehn / 
Ein trockner in ein feuchten Winn / 
Ein truͤber in ſubtil vnd lind / 
Was vor ſubtil geweſen iſt / 2, De 
Daß wird denn dick zurſelben friſt / * 
Das hart wird weich / deß Menſchen Muth SH 
Sich nach dem Wetter richten thut / ER 
Darnachs ſchoͤn oder tunckel wird / — 
Daher auch jeder € offter ſpuͤrt / Ef 
Wenn ſchoͤne helle Tage ſeyn / 
Daß die lieben Waltvoͤgelein 
So ſchoͤn vnd luſtig ſingen wol / 
Daß Vieh iſt muthig SAN a 
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—— Nora — — 
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Von den Geheimnuſſen der Natur. 29 
Vnd wie groffe ſchwartze Naben! i 

e So Fhhanben Ir. de weſens haben. 

Denn die Ieblichen Geifter / dievorhin verfehloffen geweſen feyn vnnd DE Dr 
vntergedruckt / die thun als denn herfür hüpffen für Freuden / vnd erquicken heile Werte 
fich durch den linden Weſtwindt. Vnnd gleich wieein Rauch oder böfer ee 
Dampffineinem verfchloffenen Gemach vererisben wird / ſo man Thuͤr vnd 
Fenſter auffthut / vnd die eu ſſerliche Lufft hineyn laͤſſet daß fie das Gemach 
durchwehet / vnnd allenthglben durchgehe: Alſo in deß Menſchen Leibe die 
grober. boͤſen Duͤnſte / vnnd fo etwann ein boͤſer Geſtanck ſich darinnen ver, 
halten haͤtte / oder Trawrigkeit vorfiele / durch ſchoͤne helle Lufft zurtheilt 
vnnd weggehet. Derhalben find nicht allein jnnerliche Vrſachen der Ge⸗dI 
ſundtheit und Kranckheit deß Leibes / als nemblich I die jnnerliche Feuchtig / der tnffe m 
keit / vnnd das Gebluͤt / ſondern auch euſſerliche / als das Geftirn/die Derwanıh San 
delung der Lufft / die Eygenſchafft der Winde vervrſachen auch mancherley ver Krands 
Veraͤnderung deß Leibes / entweder zum guten / oder zum boͤſen / welchs denn — def 
der mehrer Theil der Seute täglich an fich felbft erfinden’ Denn daßichder” 
Anmurbung def Gemuͤths in dem Gewitter geſchweige / fo empfinden viel 
Leute / auch woldrey Tage zuvor / chedenn das Vngewitter koͤmpt / vnd das 
Wetter ſich veraͤndert / entweder ein Stechen wie mit Nadeln in den Glie⸗ 
dern / oder ein zucken end wuͤten / wie in einem Schweer / oder ein reiſſen der Wie auß dt 
Sehnadern vnd zittern / oder andere Schmertzen. Alſo alle ſchwartze Blar, fer ee 
tern / verhartete Geſchwulſt an Händen vnnd Fuͤſſen Warkein Beulen) dul gra⸗ 
Knorren / alles geſtoſſene / geriebene / zurbrochene / vnnd was da jrgendt in ei⸗ dem Wetter 
nem Gliede zur Kranckheit geneiget iſt / das kan einem bald die Beraͤnde, Prem 
rung deß Wetters eine gute Zeit zuvor anſagen. Die da aber ein verborgen 
Stuͤcklein von Frantzoſen bey ſich tragen / die leyden zu dieſer Zeit deſto groͤſ⸗ 
ſer Marter / ſonderlich wenn ſich kalte Winde erheben ſollen / darvmb daß 
die Sehnadern geſpannet werden / das Fleiſch erkaͤltet / und alle boͤſe Feuch⸗ 
tigkeit in den Gliedern eyn vnd herauß gebreitet / ſich erregen / vnd auffs heff⸗ 
tigſte wuͤtet / denn die Glieder haben etwas eine Verwandtnuß mit dem euſ⸗ 
ſerlichen Gewitter / vnnd leyden an den innerlichften Oertern groſſe Marter. 

Welche Leute aber recht Geſundt ſeyndt / die fuͤhlen keinen Schaden noch 
Schmertzen von der Veraͤnderung deß Wetters / Dieſes geſchihet darvmb / 
daß gleich wie die geflickten zuſtoſſenen Schiffe eher vom Gewitter Schaden 
leyden / denn die guten: Alſo auch die krancken ſchwachen Leibe der Menſchen 
von einem jeden kleinen Vngewitter mehr Schmertzen empfinden / denn die 
Geſunden / ſonderlich wenn die Sonne oder Mondt eine Veränderung deß 
Wetters mitbringen. Diegröfte 
Denn dieſe echter deß Himmels oder Geſtirn für allen andern die Kraftvnin 
d iij groͤ⸗ 


— 
As PTR. — 


u Das V. Buch deß erften Theils / 
eg gröfte Gewalt haben zuverändern/ nicht gflein aber onfere Leib / ſon dern auch 
er ve alles auff dem Erdboden] Sintemal jre Kraͤffte vnd Wirckung fich fo weit . 

Donden, ftrecfen/ daß alles was vnter dem Himmel iſt / eine Zier und Krafft von jh⸗ 
us „ren entlehnet / vnd alle natuͤrliche Geſchoͤpffe / auch deß Jahrs / von jnen ge⸗ 
Wirdung regieret werden. Vnd wiewol deß andern Geſtirns Kraͤffte auch nicht ohne 
der Sonnen. Wirckung ſeyn / jedoch wird der meiſte Theil durch die Sonne in der gangen 
Welt gewircket. Dean die Sonn zieret fuͤrnemblich die gantze Welt / vnnd 
gibt allen Dingen eine ſchoͤne Geſtalt / durch fie wird alles geregieret mit huͤb /⸗/ 
ſcher Ordnung / durch jhre Wirckung gehet die Saat auff / vnd reiffen alle 3 
* Fruͤchte / ja alles nimpt zu vnd ab / c. — i 
Bon det Der Mond harwol auch groffe Wirckung in den natuͤrlichen Dingen! 
a omnd aber doch nicht fo fehr als die Sonne I denn der Mond felber geneiſſet jhrer 
eg Donts. Wirckung / vnnd entlehnet feinen Schein von jhr / da erfonft eygentlich kei⸗ 
nen hat / darvmb hat der Mond allzeit nur fo viel Schein / als weit die Sons 
ne jhn mit jhren Strahlen erleuchtet vnnd beliechtet / Ja verleuret ſeinen 
Schein gantz vnd gar / wenn der Erdboden darzwiſchen koͤmpt / daß er nicht 
von der Sonnen den Schein haben kan. Daher hat der Mond die groͤſte 
Wirckung in allen Dingen / wenn er entweder der Sonnen gegen vber ſtehet / 
REN als da geſchihet inn dem vollen Monden / oder erftlich mie der Sonnen ſich 
Faa die zuſammen fuͤget / welchs da geſchicht im newen Monden. Denn in denſel⸗ 
m Era ben Tagen wäachfer die Saar beſſer / ſind die Adern voller Blut / vnd die Kno⸗ 
en Hen voller Marck/ daromb find die ehlichen Werck als denn nicht fo [ch ad» 
——— lich / vnnd dieweil er alle Ding mit Feuchtigkeit erfuͤllet / ſo geſchihets / daß 
de das Fleiſch / darauff der Mond ſcheinet / cher riechen der wird / vnd die Leute / 
vnnd erfuͤlet auff die im Schlaff die Strahlen deß Monden gehen / ein groß wehtage deß 
Seustigeeie, Haͤupts / vnd bleiche Farbe bekommen / darzu mit der ſchweren Krankheit 
Sas fuͤr befallen I denn der Mondenſchein verderbet die Sehnadern / feuchtetdas 
se Gehirn allzuſehr / vnd mache das Gemuͤth thum vnd onderfländig. 
Srrabten Noch mehr / ſo iſt kein Zweiffel / daß der Mond die Waſſerbaͤlge deß Meers 
een erweckt / vnd ein Brſach ſey / daß das Meer ein mal anlauffe / ein mal ablauf⸗ 
Sebeinen. fe. Denn mir ſehen / daß wenn der Mond ein viertheil oder halb iſt / es ſey im 
an zunemmen oder abnemmen / daß das Meer nirgend ficherhebeoderanlanffe 
Waſſerbaͤl⸗ an jrgend einem Vfer / Widervmb wenn der Mond new iſt oder voll ide 
eeh das ſich das Meer am ſehrſten erhebt. Daroımd wer will das anlauffen vnd ab» 
abtauffen lauffen einer andern Vrſach / denn der Wirckung deß Monden / zuſchrei⸗ 
er anlauf henꝰ Gleich wie der Magnetſtein Eyfen an ſich euget / Alſo der Mondes 
Ein Bieich ⸗· wenn er dem Erdboden am nechſten iſt / das Meer vnd das Waſſer beweget. 
Dan, Denn wenn der Mond im Auffgang ift fo laͤufft das Meer an in derſelben 
Ram gegend gegen Auffgang / vnnd laͤufft ab inn den Oertern gegen — J 
m 


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4 Be 203 * 





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0 Von den Geheimnuſſen der Natur, 37 
- Wenn aber der Monde koͤmpt gegen Nidergang/ ſo erhebet fihdas Meer 
in den Deriern gegen dem Nidergange ) läufft dafelbft an / wiewol ein mal 
fehrer / ein malmweniger/ nach dem der Mond voll iſt am Schein oder ver, 
tunckelt / welches die fo an der See wohnen / Augenſcheinlich fehen vnnd ab» 
mercken können. > Ein Gleich⸗ 
Denn gleich wie die Sonne außdem feuchten Grafedas Waſſer onnd nu von der 
alle Feuchtigkeit außzeuget / auch auß dem Meer / Seen oder Pfügen Waſ⸗ rung 
fer ſchoͤpffet darvon hernach der Regen fömpggaßäleich wie viel Kraͤuter mit auf- 
durch die Krafft vnnd Wirckungder Sonnen die da jhre Feuchtigteit an yore der 
ſich nimpt / in einem Circkel vmbgetrieben werden / vnd der Sonnen Schein 
oder Lauff vom Auffgang biß zum Nidergang mit jhren Bluͤmlein nachfol⸗ 
gen / davon fie Sonnenwirbel genannt werden:alfo das Meer durch Krafft 
vnd Wirckung deß Mondens jetzt an einen Vfer / jetzt an den andern ange +» 
trieben wird / vnd allda ſich ergeuſſet / dahin der Monde laͤuffet oder Strah⸗ 
len gibt / Dieſes hat man an vielen Oertern / Staͤdten vnnd Vfern / da das 
Meer an vnd ablaͤuffet / Mfehen. Bde 
Vorauß aber / damit man das verſtehen fanı muß man willen Dieweil Mond einen 
der Mond allein feinen Schein von der Sonnengegen vber nimpt / vnd auff ———— 
einer Seiten den Schein bekoͤmpt / auff der andern befin ſtert bleibet / da an encichner, 
dem Ort da er befinſtert iſt end von der Sonnen abgekehret iſt / ſo er zu⸗ 
nimpt / gegen Auffgang ſehe / fo er aber abnimpt / gegen Nidergang / da er ent 
lich drey Tage bey der Sonnen aleich bleibet / vnd gar befinſtert wird. Nach⸗ 
mals wenn er weiter ven der Sonnen weichet / wider ein Schein bekoͤmpt / 
vnnd wie ein Sichel zuſehen iſt / vnnd je mehr der Mond zunimpt / je weiter 
der Mondt von der Sonnen koͤmpt / daß er auff den ſiebenden Tag deß zu⸗ 
nemmens mit dem halben Schein zuſehen iſt / da die Theil deß Mondens / 
ſo da ſcheinet der Sonnen gegen Nidergang im Vntergang zugekehret / 
vnnd recht gegen vber ſtehet / der befinſterte Theil deß Monden aber gegen 
Auffgang ſihet / von der Sonnen abgekehret. Denn der Mond weil er zu⸗ 
nimpt / folget allezeit de Sonnen im Vntergang / vnd darvmb deß Abende 
ſcheinet. Wenn er aber abnimmet / der Sonnen vorgehet / ehe ſie auffgehet / 
daher deß Morgens vor Tage ſcheinet / vnd muß allzeit der Theil deß Mon⸗ 
dens / der gegen die Sonne gekehret iſt / den Schein haben. Davon koͤmpt 
auch I daß der eyngebogene Theil im Mondenſchein wie eine Sichel der Inia Ta⸗ 
Sonnen abgewand iſt / der Runde ond eufferfte der Sonnen zugetehret und Sul pen nee 
gegen ober ficher. Inden 14. Tagen / wenn der Monde am weireftenvon der Sonnen ges 
Sonnen gelauffen/ vnd gerade gegen ober der Sonnen ſtehet / ſo wird er vol⸗ Bin vier Fer 
les Scheine geſehen / In 17. Tagenıwenn die Sonne auffgehet / ſihet man feden Mons 
den Mond im Nidergang vntergehen / vnnd den 25. Tag / wenn dis Sonne —— 
J—— En auff ; 


” Das V. Buch des erſten Theils / 


auffgehet / laͤſet ſich der Nonde faſt mitten am Himmel ſehen / darvmb daß 


er der Sonnen jmmermehr zunahet / vnd der Theil / der Sonnen zugekehret / 
ſcheinet halb. Nachmals wenn er alle Tage sur Sonnen genahet / und der, 


halben am Schein jelängerje mehr abgenommen hat / vollbringerer feinen 


Sauffin 28. Tagen vnd acht Stunden / vnd vollender feinen Circkel / da er fich 


denn mie der Sonnen wider gar zuſammen fuͤget / vnd derwegen gantzbe 


Woher die ſinſtert wird. Darvmb gleich wie die Sonne mit jhrem vollfommenem Lauff 
Monatzen, das Jahr machet alfoogltondeein Monarzeit / vnnd jeder waͤchſel deß 
Boperdie Mondens eine Woche / Dinn eine jede Zeit / da er new iſt / biß er halb wird / 
Monear vnnd von da wenn er voll wird / haͤlt ſieben Tage / welche gedoppelt machen 
14. Tage vnnd im abnemmen wider alſo gerechnet vnd gedupliert / thun die 
Wie dieMo 28. Tage / deß Mondenſcheins / vnd acht Stunden. Derhalben iſt oͤffentlich 
natzeitvom am Tage / daß die Monatszeit vom Monden veraͤndert wird / welcher wider⸗ 
nz, vmb feinen Schein und alle Kraͤffte entlehnet von der Sonnen / daher der 
Mond / wenn er mit der Sonnen gar zuſammen gefuͤget iſt / als im newen 
Monden / oder wenn er geradesegen vber ſtehet / alaam Vollmonden / die groͤ⸗ 
ſten Veraͤnderungen zu Waſſer vnd Sande vervrſacht end mitbringet / Wel⸗ 
ches man an dem abzunemmen hat / daß er als denn dir groͤſten Sturmwin⸗ 
de macht / vnd das anlauffen deß Meers erwecket. Man hat auch erfahren / 
daß in wenig verſchienen Jahren nun zum vierdten mal daß Meer ſich er⸗ 
a er goſſen hat / vnd den Laͤndern ander See viel erbaͤrmlichen Schaden zuge 
ge mit feiner fuͤget / vnd daſſelbig allzeitim Winter in welcher zeit der Mond feine Wir⸗ 
——— ckung / die Vngewitter zu machen / vnd daß Meer oder Waſſerbaͤlge zuerwe⸗ 
fien. ” cken / viel kraͤfft iger iſt als im Sommer / alſs daß allzeit die Ergieſſung deß 
groſſen Waffers auff den newen Mondt / oder vollen Mondt eyngefallen iſt / 
Vnd dieſe Laͤnder oder Oerter ſind am erſten mit dieſem Schaden deß Waſ⸗ 
ſers geplaget worden / auff welche der Schein am meiſten gefallen / vnd wenn 
ſich der Schein anders wohin gewandt hat / dahin iſt deß Waſſers Macht 
Siferinven als denn auch gekommen / daher die in Flandern / die am erſten gefuͤhlet ha⸗ 
5 ben das Witten def brauſenden Meers inn Gefahr kommen / darnach am 
Waſſers. nechſten die Seelaͤndiſchen Inſeln / bald die Brabaͤnder / vnnd jmmerdar 
ein Port nach der andern vnnd wie gut oder ſicher die Anfurten ſeyn moͤgen / 
ſo werden ſie doch von den Waſſerbaͤlgen vbermenget / wenn durch ſolche 
Krafft der Geſtirn das dahin ſich ergeuſſet Die Winde Norde vnnd Weſt 
fommen denn auch dazu / vnd machen das wuͤtende Meer viel vngeſtuͤmmer / 
daß das Waſſer auffs Landt mit gewalt ſchlaͤget / jetzt hier / jetzt dort / vnd hat 
* Ort deß Landes ſeine Zeit / nach dem das Waſſer an vnnd ab⸗ 

laͤuffet. 
Damit nun ein jeder dieſes deſto beſſer verſtehen moͤge / will ichs deſto 








wei ⸗ 





aber a = 


A a ge EXT 
Von den Geheimnuſſen der Natur. 3 
weitlaͤufftiger handein. Wenn dernewe Monde fich mir dem Schein erſt 
ſehen laͤſſet welchs allezeit gegen Vntergang der Sonnen geſchicht / daß die 
Sonne daſelbſt hin auch fich neiget / vnd durch ihren Glan der Mond wi⸗ 
der zuſcheinen beaint/ oder wenn der Mond vollift/ fo erheber fich das Meer 
mirfeinen Wafferbälsen zubewegen / dadurch €8 erftlich die nechften An⸗ 
furt / einer ziemlichen hoͤhe / verfüller / darnach beginner es gegen Auffgang 
der Sonnen oder Oſt zulauffen / vnnd fich an viel Vfern vnterwegens zu⸗ 
ergieffen/ alſo daß es die andernnachfolgenden Tage jmmerdar ein Stunde 
länafamer ſich anheber zubewegen / vnnd gegen Mittage oder Auffgang der - 
Sonnen fich zuerheben / darvmb daß der Monde jmmerdar weirervon der 
Sonnen abweichet / Als wenn inn der Flandern Graͤntze an etlichen Städ» 
ten und Dfern / das Meer im newen vnnd vollen Monden/ nicht weit von 
eylff Vhren / daß der Mond damals gegen dem Weſt den Schein bekoͤmpt / | 
fo fömpts an Srancfreich an die Städte am Meer vmb dieander oder dritt 
te Stundte deß Nachts vnnd deß Tagesı darvmb daß der Mondedamals 
gegen Sudweſt der Sonnen zugekehret iſt (end den Schein bekoͤmpt. Im 
Niderland / als zu Antdorff / ec. geſchihts faſt vm die ſechſte Stunde / zu Me 
cheln vmb die achte / allein daß bißweilen riſcher geſchicht das Anlauffen 
deß Meers / nach dem es gang ſtill iſt oderwenig Windig / darvmb daß der 
Monde damals gegen dem Vntergang der Sonnen oder Sude zugewandt 
oder ſcheinet / vnnd dieweil der Mond in ſechs Stunden von dem Ort oder 
gegendt weg gehet / ſo laͤuffet das Meer in ſo viel Stunden wider ab / vnnd re 
laͤſſet ein jeder Vfer / biß daß der Monde widervmb denen! die ung entgegen zwier an 
wohnen) ond die Fuͤſſe zu vns fehren I auffache / fo läuffer alsdann zum an; en 
dern maldas Meer wider an / vnnd wenn der Monde abermals jhnen vnter 24.Stuns 
gehet / foläuffers wider ab. Darvmb muß man indiefen Sachen die Gele, de 
genheit der Sandart/ und den Lauff deß Auffgehenden vnnd Nidergehenden 
Mondes in acht haben oder dagegen halten. Dann dadurd Fan man wiſ⸗ 
fen/ wiedas Waſſer ab und zu lauffer. Man ſoll auch wiſſen / dag man nicht 
auffdie Seite deß Mondens / da er wie ein Sichelift die Rechnungoder 
Deutung machen ſoll / diemeil dafelbft der Mond feine Wirckung hat / ſon⸗ 
dern auff die andern Seiten deß Monds / da er rund vnd kuglicht iſt / welche 
die Sonne erleuchtet oder ſcheinende macht. Denn die Seite / die der Son⸗ 
nen vnd dem Erdboden zugekehret wirdt / die zencht das Waſſer nach ſich / 
vund macht das Anlauffen und Ablauffen deß Meers / an denen oͤrtern / da 
die Strahlen deß Mondes gleich aufftreffen / vnnd das Waſſer hintreiben. 
Dardinb wer da vber Meer ſchiffen will / der ſoll nach Gelegenheit der Wie ſich die 
Oetter den Lauff deß Mondens betrachten unnd wohin er ſeine Strahlen Sa Tente 
werffe / welche Bier und Anfurten er eynnemme. Denn ſo der Mond 9 Mond rich⸗ 
— e et / 


—* * * Pe a 
— —— 


— 


Ken ſollen ei oO as V. Buch deß erſten Theils/ 
miejbree het / vnd bey vns fcheiner/follman gewiß wiſſen / daß das Theil / dag von der 
Schiffahrt. Sonnen den Schein hat / ſeine Strahlen gegen dem Auffgang wendet / da⸗ 
ſelbſt das Meer angelauffen ſey / vnd das Waſſer gewachſen / wo es aber ſei⸗ 


ne Strahlen gegen Mittag oder Nidergang kehret / daß inn denſelbendas 


Meer angelauffen / vnd im Auffgang wider abgelauffen ſey. Daher wer vom 
Auffgang oder Mitternacht / mit dem Oſtwindt oder Nordtwinde nach 

Vntergang ſchiffen will / der muͤſte auff dem hohen Meer / vnnd wenn das 

Meer am ſehrſten angelauffen were / ins Schiff tretten / vnd mit dem Waſ⸗ 

fer anlauffen / Widervmb wer vom Nidergang oder Auffgang ſchiffen will/ 
der ſoll eyntretten und abſchiffen / wenn das Meer abgelauffen / vnd ſchier wi⸗ 
der anlauffen ſoll. 


Das ıx. Kapitel. 


Von der Krafft vnd Wirckung deß Mondens / auch wie 
durch deß Mondens Wechſel das Meer ab vnnd zu 
laͤuffet. Deßgleichen was den Krancken / wenn fie fters 


; ben follen / oder fichzum Todte nahen / außdem Oſt 


deß Meers/ vnnd des Mondens Ißechfelzubegegnen 
pfleget/fonderlich in den Seeftädten/da die Leute mehr 


BE OR die Wirckung deß Mondens / als anderswo / empfindẽ. 
erſte Le⸗ 


—— Je der Mond ein Liecht der Nacht ſey / ein bekandt Geſtirn / 
Racur / iſt vnnd vnter allen Planeten der nechſte den Menſchen / daß er billich 
— groſſe Krafft / in allem was da lebet / habe / vnnd die Gewaͤſſer oder 


det. EN E N 2 ; } 
Die ander Feuchtigkeit erreget / iſt oben gelehret. Diemeiler aber wunderbarliche Wirs 
schrvondeß ckung hat / in Erregung nicht allein der Gewitter vnnd Gewaͤſſer / ſondern 
ondens * — e e 
Eigenfhapre auch der Kranckheiten / die er fehr vervrſachet / anfaͤnget I oder auch wol har 


ter macher / als fonderlich zufehen ift im Schlage I toͤdtlichem Schlaaff ° 
derMond Krampffifchwerer Kranckheit / / Verlaͤhmnuß / Waſſerſucht / Fluͤſſen onnd 


vnptgzoet Schnuppen / So wollen wir hier etwas mehr lehren von deß Mondens 


a Ratur vund Cyaenfchaffe. Woelchs die / ſo an der Seroder auch ſonſt an 


WBegereu⸗ ſuͤmpffichten Oertern wohnen / fleiſſiger in acht haben moͤgen / darvmb daß fie 
te deß Mon⸗ 

dens Bir, viel ſehrer als andere / die auffim Sande oder an trucknen Oertern wohnen] 
niig, ſolches empfinden, Denn die an der See im Niderland wohnen / dem Mond 
Ienundem, wenn er ſich nach Niedergang neiget / am neheſten ſind / darzu mehr von dem 


vßenden. Mondenſchein beſcheinet werden / dieweil keine Walde noch Berge wie 


auffm Sande / hindern / daher es koͤmpt / daß ſie anch dis Krafft vnnd Wir⸗ 


ckung 


— 





Donden&cheimnuffender Naı.. 37 
ckung deß Mondens deutlicher empfinden’ / vnd von dep Mondens find Dumf 
ee d vo zfruchten 75 
Strahlen ſuͤchtiger vnd fluͤſſiger werden. A 


Denn wie Plinius fehreiber / der Mond ift ein Weibiſch vnnd weiches Ey, — 
Geſtirn deß Nachts / erreget wol die Feuchtigkeit / aber — ſie nicht zu —2 
gut / viel weniger zeuhets wider auß / wie die Sonne! ſondern alles wirdt mit JR —— 
einem feuchten Dunſt von dem Mond erfuͤllet / wirdt feiſt / zudunſen vnnd es 
auffgeblaſen. Darauf cs auch geſchicht / daß der Mond vielgröffere Wir⸗ Bien: 
ckung hat / vnd fich fehrer mercken Läffer / inn denen dieda kalte vnnd feuchte is: 
Bewohnung haben / oder fonftfehnupffig oder Hüffie von Natur ſind / oder BE 


offt mir Huſten / Heiſerkeit / Darre vnd vielandern Fluͤſſen zubefallen pfle⸗ Wenſchen 


gen / auch ſo viel deſto mehr / wenn dieſelben muͤſſig / Faul vnd Polf Zube Baer 
v o mehr] g Polſterhengſte nr. 
ſind / oder ſonſt wenig ſich bewegen / vnd ſelten arbetten. Er er 
Wie eine 


Dagegen die Boͤßknechte / Schipper / Fuhrleute / Bauwern / Boten⸗ 

laͤuffer vnd andere mehr / die da viel J ſſen / oder der re * — 
ser) nicht fo leicht deß Mondens Wirckung empfinden / noch ſo bald ein —— 
Schaden vom Mendenſchein befommen. Denn fie Durch Die natürliche türgemehe 
an RE a vnnd Bewegung mehrer alleonreine Feuchtig⸗ 

11 vbrig oder geſa in be be ar 
en mu N s geſamlet / verzehren reine geſunde Leibe behalten / —* 
Aber damit wetter vermeldet was ich durch vielfaͤltigen Geb —— 

langer Vbung erfahren / von der ee 2 A —— 
dens/ die ſhun Gott) ver Schöpffer der Narur/gegeben) vnd au ſerhalb deß Yancrn 
daß er deß Nachts ſcheinet / oder daß er alles Gewuͤrm / Fiſche Saamen ee 
Kräuter vnd Baͤwme wachfend macher noch mehr mitgetheilet So — — 
ich auch diß dazu ſetzen. Der Plinius, auß des Ariftotelis Meynung / Sehen fon 
daß alleswasdaim Meer vnd an den offenbarn Seen lebet vnd webet / al, — ——— 
lein im Ablauffen deß Meers ſterbe. Aber ob wol dieſe Meynung nicht at — 
vmbzuſtoſſen / ſo muß ich Doch diß darzu ſagen / daß nicht alles dermaſſen ſi Ri dep Mon  - 
beweiſet denn ich erfahren hab daß etliche im anlauffen deß Meers / wel⸗ Shenfehen 
ches geſchicht / wenn der Mond ſich nad) Nidergang neiger/onnd die Nider, faberwene 
laͤndiſchen oͤrter anſihet / ſterben / die meiften im Ablauffen deß Meers / a 
welchs geſchicht wenn der Mond vonden Niderländifchen oͤrtern abwei⸗ —— 
eher vnd wider nach auffgang fich kehret/ toͤdtlich verlöfchen. Denn inn der Arge 
u ne Seeſtaͤdte nachm Niderland / befind ich die Zeit deß enter indeg 
ns ungleich / nach dem die Feuchrigkeirin der Menfchen Seibe entwe · Vettn 


der zuviel vbrig iſt / oder zu ſehr mangelt/ Denn diefelbe von deß Mondens vom Done 


Schein gleich fo wol alsdas Meer iderſit 
Sid auffwallet / vnnd niderſitzet / der en 
Krane vnd Schwach wirdt / oder auch wol ſtirbet / vnd — 


* Derwegen wenn ich gefraget werde von der Wechſelzeit inn Kranckhei⸗ 


e ü gen! 


— 


— Das V. Buch deß erſten Theils / 
Ka ten / Crifis genandt / wenn ſichs mir den Krancken wandeln werde / entwe⸗ 


Fin ee zum Todte / oder zum geben / ſo ſage ich / daß dieſe Krancken I die jhre 


eie im Mo, Kranckheit haben auß vberfluͤſſigkeit vnd groſſer menge der Feuchrigkeitialis 


denfben da ſind Entzuͤndung der Lungen / ſtechen der Seiten / Halßgeſchwuͤr Angina, 
va . Schlag / toͤdtlicher Schlaff / Fluͤſſe / Kraͤte / Geſchwuͤlſt/ Waſſerſucht vnd 
dergleichen / ſterben werden / wenn der Mond voll / vnnd das Meer am ſehr⸗ 
ſten angelauffen iſt / oder ſo die Natur dep Lethes ſtarck daß ſie etwas vber⸗ 
winden koͤnnen / vnnd die Kranckheit ſich zur Beſſerung ſchicket / daß fie da⸗ 
mals eine groſſe Verwandtlung haben werden / entweder durch groſſen 
Schweiß / oder durch Bluten / oder durch ander Entledigung der Feuchtig⸗ 
keit / es ſey Bauchfluß / Kraͤtze / Geelſucht oder dergleichen außſchlagen. 

ie fihern Herwider ſage ich auch / daß dieſe Krancken / ſo von Mangel der Feuch⸗ 
Kranghei⸗ tigkeit / oder auß zu groſſer Truckenheit jre Kranckheit haben / als die da abge» 
= Ver fen, zehret vnnd verdorret / es ſey an der Schwindfucht / oder Lungenſucht / oder 
aigteit / im ab Herkdarre / rc. Deßgleichen die Steinfucker Hockrichteenngebogene Alten 
ee, geneiniglich ſterben swenn fein Mond ift / und fich das Meer wider geſaht 
delt. hat. Ja das noch mehr iſt / je fehreroder weniger entweder die vberfluͤſſigkeit 
oder der mangel dieſer Feuchtigkeit im Leibe ſich erzeiget / je langſamer oder je 
ehe ſie ſterben. Alſo die Feiſt vnd groß von Leibe ſind / oder auch ſonſt voller 
Feuchtigkeit / wenn ſie dazu Waſſerſuͤchtig werden / oder ſonſt eine groſſe ge⸗ 
faͤhrliche Kranckheit von vieler Feuchtigkeit bekommen / ſo ſterben ſie bald / 
wenn das Vngeſtuͤmb deß Meers nur ein wenig ſich herzu nahet / vnnd der 
Mond nur voll oder new zu werden beginnet / etliche auch verleſchen wenn 
die Waſſer die helffte gewachſen / etliche wenn das Meer auffs ſehrſte ange⸗ 
lauffen. Dagegen die da verdorret und abgezehret ſind / als magere Leute / alte 
runtzlichte Weiber / vnd Schwindſuͤchtige / wenn das Waſſer abgelauffen 
oder ſich geſetzt / oder der Mond vntergangen / daß er nicht ſcheinet / allmeh⸗ 
lich vnd ſanfft abſterben / oder wie ein echt außgehen. Etliche derſelben / fo 
ſie gar ſehr von Kraͤfften abkommen / auch wenns kaum halb abgelauffen 

iſt / etliche ſo ſie ſtaͤrcker / wenns gar trucken iſt. 
Er —* Vnd zwar nicht allein die Krancken / ſondern auch die da Geſundt ſind / 
2 empfinden dieſe euſſerliche Wirckung deß Mondens / aber doch je weniger ei⸗ 
auch die Be: ner geſundt / on je ärger Complexion ein jeder hat / je ehe derſelbe von der Lufft 
en vnnd Mondenfchein Schaden nimpt / Wehtage ſchadet auch fo viel deſto 
—2* mehr / wenn fein Leib viel ſuͤchtige boͤſe Feuchtigkeit geſamlet. Alſo wenn der 
DR Mond zunimpt / oder voll iſt / vnd ein fawer Wind koͤmpt / ſo empfindens ab 
Kungihe- le Sehnadern I Gelencke vnnd Glieder / vnd muͤſſen mehr Schmertzen 

—— Re 

Diefe Krafft vnnd Wirckung deß Mondens ſoll niemand fuͤr ein on 
nuͤtze 


——— 
Tl Pe —— 


ee 


Don den Geheimnuſſen der Natur. 37 
nüse Weibereheidung oder Gedicht halten] denne die Erfahrung außwei⸗ a ih er \ 
fer) und die Vernunfft fo nur etwas witzig / natürlich befennen muß. Denn die Wir. | 
auch diefes in denen Dingen fo fein Leben noch Sinnigkeit haben’ zuſehen giant, 
ift. Die Haͤute von Meerfälbern / wenn fie ſchon längft abgezogen / Börfen vñ diedeuch⸗ 

ſie doch / mit jhren Haaren auffgereckt wenn das Meer anlaͤuffet / vnd wenn see 
das Meer ablaͤuffet / fo legen ſie ſich widervmb nider / welchs auch Plinius die Ratut 
nicht vnbeſchrieben gelaſſen. Dergleichen erfahren wir auch inn etlichen a 
Thieren auffm Sande/dieihre Nahrung inn Wälden fuchen. Denn die 30, täıbern. 
bein ond Armelgen futter / fo man fie zu vnterſt in Kaſten leget / und mit an⸗ —— 
dern Kleydern gleich beſchweret / fo ſihet man doch I daß ſie nach dreyen Tas weresvon 
gen mehr als weniger an jhren Haaren empor fteigen / Vnnd diß thun die Zabetn nnd 
Zobeln am meiften. Denn gleich wie daffelbe Thier fehr behende onnd vnru⸗ 
big ift / alfo beweget fich auch fein Rauchwerck / wenns ſchon nicht mehr das Wenn die 
schen hat. Solches aber alles defto mehr / wenn inn guten truckenen er Rauchweret 
ger/ wenn der Nordtwindt wehet / oder inn truckenem Winde / oder inn ſehr ehbeſten. 
harter Kaͤlte / dieſe Rauchwerck abgezogen ſind. Denn alles Rauchwerck / 
es ſey wie es wolle / Koͤnigle futter / Parden / Luͤchſe / Hamſter / Wilde Ka⸗ 
tzen / Fuͤchſe / Eychhorn / Wyſeln / Marder vnd dergleichen / damit man ſich 
gegen der Kaͤlte verwahret / laͤſſet die Haare / wenns im Sommen abgezo⸗ 
gen / darvmb daß damals die Haut weich / die Haar loß ſtehen. Davon 
kompts auch / daß dieſe Rauchwerck che von Morten vnnd Schaben gefreſ⸗ 
ſen werden / daß ſie nicht zu rechter Zeit deß Jahres abgezogen. 

Darvmb iſts nicht zurathen / daß man im Sommer / wenns Regen ⸗ Bieman 
wetter / oder die Mittagswinde / Sud Sudweſt / wehen I das Rauchwerck / das Rauch⸗ 
gefuͤtterte Schauben / Bette / Teppicht on andere herrliche Kleyder / die man fgunenoper 
zu Ehren braucht / vnnd der Evangeliſt Mattheus hochzeitliche Kleyder mit der Lufft 
nennet/ an die Lufft leget / vnd auß ſonnet / denn alſo fie mehr gefeuchtet / vnd Hugeu 
jnen Schaden geſchihet. Hinwider wenn der Nordwind blaͤſet / da ſollen ſie 
an die Lufft gethan werden / damit ſie außgetrucknet / gehartet / vnd die Haar 
wol vber ſich ſteigen / denn durch truckene / harte / kalte Lufft werden alle 
Rauchwerck vnnd Kleyderbeſſer / daß die Schaben vnnd Motten / ſo die 

Rauchwerck freſſen / verdorren vnd abfallen. Was kalt vnd trucken / iſt gut / 
geſundt / vnd bewahret für aller Faͤulnuß / Desgleichen die ſtetige Bewegung 
vnnd Vmbweltzung auch die Rauchwerck gut behaͤlt / darvmb daß es den 
Staub vnnd Schmutz herauß ſchuͤttelt. Denn was nicht die truckene Lufft 
durchgehet / noch beweget wirdt / ſondern ſtets im Kaſten ligt / das wirdt 
moͤttericht / ſchadhafftig / vnd von Tag zu Tag aͤrger. 
Es iſt auch nicht gut / daß man gefuͤtterte Schauben oder ander Rauch / Die Schlaff 
werck vber Die Bette decket oder ſenſt nahe bey den Betten auffhenget / gemach Ind 
a denn 


4 


ie Das V. Buch deß erſten Theile/ / ei 
eu denn der Schweiß vnd Dampff / ſo der Leib dep Menſchen im Schlafen 
micht gut. ſonderlich bey naͤchtlicher weile von ſich giebet / zeucht in die Kleyder vnnd 
das Rauchwerck / alſo ſehr / daß ſie davon feuchte werden / vnnd darnach ve · 
mottern. Was Warm vnnd feucht iſt / hecket viel Vngezieffer / Daher es 
kompt / daß im Sommer / vnnd ſonderlich wenns feucht Wetter / Stuben / 
Kammern / Schlaaffgemach / Keller / Gewelbe / Garten / von Wuͤrmen / 
Wantzen / Rauppen / Kefern / Weßpen / Der Menſchen Leibe aber von Laͤuß 
vnd Floͤhen voll werden / welches im harten Winter nicht geſchicht. | $ 
Ei 
F 





a Derwegen auch die rauchen Börfichten Thier/ vnnd alles was fo zar⸗ 
Paauchwer Te vnd weiche Haar hat / darauß dierhewerften Schauben gemacht / in kalten 
— ee Sändern lieber alsin warmen wohnen / vnnd fi oviel weniger die Haar gehen | 
wi laſſen / daß fie harte fefte Haut haben / vnnd vonder Kälte wolerflarıeroder 
sufammen gezogen. = h 
Barımbin Alfobeyden Seeländern / faftander Anfurt deß Meers / finderman 
Seit ein vnzehlichen Hauffen Kuͤniglin / welche gang Brabant den Winter vber 
Königtin pflegt zu eſſen / vnnd auch nicht wenig Haaſen / die da viel groͤſſer als fonft 
un» ſeyn / auch gutes Geſchmacks vnd geſuͤnder / denn fie auff den Bergen vnnd 
| fandichten Hügeln / etwas gegen Mitternacht von Natur gelegen / woh⸗ 
nen / da fie von der falten Lufft vnnd dem truckenen Sande am aefündeften 
ſind / fehr behend / vnd viel beſſer als dieda in Stuben auffaggogen/oderauh 
mit Menſchenblut gemeſtet / welchs etliche Barbirer thun ſollen / daß fisie 
nen das Blut vom Aderlaſſen zutrincken geben / vnnd ſie dardurch ſehrfet 
machen / aber es kan nicht geſundt ſeyn. Derhalben die Haaſen auffm Felde 
gezogen / vnd an guten Gebirgen gegen Mitternacht / viel gefünderfeyn/onna ' 


beſſer Rauchwerck haben / daß da nicht fo bald die Haare fallen läfler, 


Dasx. Kapitel, 

Wieder Mondtdurch wunderbarliche Wirckung der Na⸗ 
tur / anders / als ander Geſtirn deß Firmamenis / alle vnd je⸗ 
de Glieder deß Leibes alle Monden / in geſunden heimlich 
vnd verborgener Weiſe / in krancken Leuten oͤffentlich / vnnd 
wol mit ziemlichen Schmertzen angreifft / vnd denſelben biß ⸗ 
weilen zween / bißweilen drey Tage zuſetzet / Mit angehaͤng⸗ 
ier Lehre / ob an dem Ort dep Leibes / darinn das Zeichen deß 

| Mondensift/auch ficher fan ein Ader gefchlagen werden. E 

Die Geſtien Aß die Geſtirn dep Firmaments jhre Wirefung inn allen 

BERHIR Dingen auff Erden haben / iſt leicht zuſehen auß Premiere u 
hen 


R 
24 
— 

—* 

| #8 


N 


| Von den Geheimnuſſen der Natur. PR, 
hen Vmbwechßlung derſelben / vnd allem Weſen der gantzen Welt, Denn allen Dingen 
die Natur nirgend feyret / noch muͤſſig / Vn kraͤfftig und Vntuͤchtig iſt / ſon⸗ auff Erden, 
dern lebet / webet / wircket vnd iſt thaͤtig / nach dems Gott der ewige Schoͤpf⸗ 
fer begnadet / durch welches Wort alle Ding ſind angefangen / vnd noch biß 
auff heute beſtehen vnd bleiben. 

Darnach iſt dieſe ſchoͤne Geſtalt deß Himmels / die Veränderung der nu. Sem 
Geſtirn / die wunderbare Ordnung / Vmbwechslung und vnauffhörendgg beriftigen 
Weſen deß Firmaments / nicht allein vns vor die Augen geſtaͤlt Luſts we, BER 
gen / welche gewiß groß iſt fondern auch ons zu Nutz vnnd allem Frommen Praım.sı. 
gegeben. Denn Gott der H Err / ohne diß daß erdamir das ſchoͤne herrliche Er Sefitn" 

Werck der Schöpffung / den Himmel zieren vnnd ſchmuͤcken wöllen / al⸗ — 
les gut vnd nuͤtzlich geordnet / darvmb alles Gewaͤchs / Waſſer / Meere / Fluͤſ⸗ Fr» 
ſe / Metall / Edelgeſtein / vnnd was nur fonft jnnerlich oder euſſerlich den 
Erdtboden zieret / deßgleichen der Menſchen Leibe vnd alle vnſere angeborne em 
Seuchtigfeiten dem Himmel unterworfen har alſo / daß fie täglich deß Ge ſich iepder. 
ſtirns Wirckung empfinden oder leyden müffen. Aber was das Gemürh deß 
Menſchen sderdie Seel anlanget / diedaniche ſterben onnd von Gottes Die Seſtirn 
Athem genommen ſind / haben die Geſtirn deß Firmaments nichts mit jh⸗ — 
nen zuthun noch zuſchaffen / es were dann / daß auß Verwandtnuß vnnd eigentlich. 
Vereinigung deß Leibes / Seel vnnd Gemuͤth / weil ſie darinn als in einem 
Haͤußlein wohnen / bisweilen von guter Vernunfft abweichen / vnnd deß 
Kibs Wolluſt ſich verfuͤhren lieſſen. | 
Dieweil aber der Mond ein gemein befandr Geſtirn 7 auch der Erden Wie der 
am nechſten / ſo wircket er vornemblich in der Menſchen Leibe / vnd beweiſet yepappen 
in allen vnnd jeden Gliedern zu ſeiner Zeit ſeine Krafft oder Natur / offt mit ſchen Leibe 
hefftigen Schmertzen. Denn wo in einem Gliede etwas boͤſe Feuchtigkeit "re 
oder groſſe Kranckheit verborgen ligt / ſo muß daſſelbe auch deſto haͤrter 
Schmer tzen leyden / wenn der Mondt diß angreifft / vnd die Feuchtigkeit in 
jhm vom Monden erregt werden. Alſo alle Kranckheiten oder Vngeſundt⸗ 
heit von deß Mondens Krafft ſich bewegen / vnnd nach dem Monden aͤrger Die Kran 
werden) Ja auch Wunden / wenn fie gehawen in dieſen Gliedern / in deren hutgu 
Zeichen der Mond iſt / vbel heylen / vnd offt toͤdtlich ſeyn. Monden 
Gleicherweiſe Haͤupt / Halß / Bruſt / Lunge / Leber / Miltz / Nieren / Blauen 
ſe / Eingeweyde vnnd die Sehnaderichten Glieder ! defto groͤſſer Beſchwe⸗ koͤdtuich 
rung fühlen / wenn fie Kranck in dem Zeichen / darinn das Geſtirn iſt. Alſo man 
die Bruſt ſehrer keichet die Sehnadern vnnd alles Fleiſch ſchwaͤcher iſt / Wondens. 
wenn der Mond durch jhr Zeichen durchgehet. Dann alle Feuchtigkeit der Iue uenet 
Glieder / ſie ſeyn Geſundt oder Vngeſundt vnnd Kranck / fuͤhlen vnd muͤſ⸗ nahm Ace 
fen leyden die Wirckung deß Mondens. van 
ae * Darvmb 


u Po . R — — 
Be Das V. Buch des erſten Theil | |. 
gu3 Daromb dieweil der Lauff deß Mondens zu feiner Zeit dem franden 
Ader aſſen Leibe vnnd allen Gliedern ſchadet / iſt billich eine Frage ob man darff zur 
I Aderlaſſen an dem Dre oder Gliede deß Leibes / veffen Zeichender Monde 
Mond en damals eyngetretten? denn viel gar Forchtfam in diefem find’ vıtndfoldhes 
getreten. nicht wagen duͤrffen / wie fehr die Kranckheit das Aderlaffen erfordert. 
Darnach ich gänzlich ſchlieſſe daß die Aderlaffeingroffer Noch /vnanafr 
hen deß böfen Zeichens / ſoll zur beften Hülffder Kranckheit angewendee 
werden / vnd nit vnterbleiben / denn ſchnelle und groſſe Kranckheiten leyden 
— feinen Verzug / Fein ſtilleſtan dt noch langwirige Berathſchlagung / aleich 
— ſo wenig als der Feind im Kriege ſo vor der Hand / Fewer auffm Dache / 
—— Peſtilentz in der Stadt / Brandt im Holtz oder auff der Heyde. Darvmb 
Kraney ſoll ſich niemandt in groſſer Noth der Kranckheit vom Aderlaſſen abſchre⸗ 
Zisen zum fen laſſen / wenn gleich der Mond in dem Zeichen / deſſen Glied ſoll gehawen 
Aertafen. werden als wenn ein Srechender Seiten vor der hand iſt / oder Halßge⸗ 
ſchwuͤr angieng / oder Entzuͤndung dung vnd Leber / ſo muß man beyZeit zum 
1. Aderlaſſen greiffen / vnd nicht zu lange harren. Denn wie ein Schiffmann 
— wre “ mit groſſen Vngeſtuͤmb / auch widern Windt / an ſichere Dre ſchiffet / oder 
nenmicden auffs eheſte jhm zuhelffen oder zu rathen begeret / ja zum ſichern Anfurt oder 
— Geſtadte zueylet. Deßgleichen wie ein Ackers mann zur Zeit der Erndte oder 
„Saad / ſchnell vnd eylendt alles vollzeuhet / vnnd ſich immer fuͤr dem Regen 
Mit Ner⸗ foͤrchtet denn ein zeitige Saat wol offt / aber ein ſpat Saat allzeit betreu⸗ 
Leuten. get: Alſo auch der Artzt / ſo mit bewehrter Erfahrung vnd Geſchickligkeit 
ſeiner Kunſt gefaſt / in allen Kranckheieen / auffs eheſte muͤglich / auch» 
queme Artzney anwendet / den vberfluß boͤſer Feuchtigkeit daͤmpffet / vnd die 
Gefahr der Kranckheit mehr als die Vngelegenheit deß Zeichens anſiheet. 
Wie der Die Geſtirn vnd Himmels laͤuffte ſind zwar nicht zuverachten / denn 
Simmels⸗ ſie von Gott geſchaffen ſind / daß ſie geben Zeichen / Zeiten! Tag vnd Jahre / 
nom, Aber alſo ſoll man fie in acht habenı daß man nicht frevenelich end leichtfer, 
men werden. tig darauf Propheceyet / wider welchs der Prophet Eſaias vnd viel andere 
7. ſchelten / vnd nicht woͤllen / daß man GOttes Borfehung/ das iſt / was von 
u" Gott jedem aufferleger / was jeder gewarten foll / was einer für Gluͤck vnd 
Vngluͤck haben ſoll / was Gott vber alle Dingverhengen willidaraußgewißg 
Propheceyen oder vnverſchaͤmbt vnnd trotzlich außſagen ſoll / Es ſind wol —4 
vornemme gelehrte Leute / mit denen ih diß fals zweyſpaͤltig / daß ſie haben ge⸗ 
wolt alle Veraͤnderung / zunemmen vnd abnemmen / im weltlichen vnd geiſt⸗ F 
lichen Stande / auch alle Kriege / Verfolgung / Blutvergieſſen (welches 
meiſten theils die Vnſchuͤldigen / die da Gottsfoͤrchtig im HErrn Chri⸗ 
Zmothz. ſto ben woͤllen ober ſich nemmen muͤſſen )auff die Geſtirn vnd Revolution. 
deuten. Aber das zunemmen deß Evangelqj / darinn durch Gottes Krafft vn⸗ 
dm 


est 


—*— 





| Von den Geheimnuſſen der Natur. Phi 
fer Glaube vnd aller Troft fich entzuͤndet oder geftärcker wirdt / koͤmpt gewiß 
allein auf Gottes anadiger Barmhertzigkeit und vaͤtterlichem Willen / bey 
welchem / wie der heilige Apoftel Paulus ſagt / von Emigfeit diß verborgen 
geweſt / vnnd zu ſeiner Zeit offenbarer durch Jeſum Chriſtum / allen die da Veran- 
theilhafftig der Verheiſſung find. Alſo wenn er geoffenbaret die Warheit / derung der 
hat er woͤllen durch das helle Liecht deß Evangelij unnd feines Worts auß⸗ —5 
tilgen alle Rotten / Ketzerey / Abgoͤtterey vnnd Irrthumb / Hinwider auch pure durch 
den reinen Gottesdienſt anrichten / vnnd fein Erkaͤndtnuß in der Menſchen — 
Hertzen wider bringen. Derwegen muͤſſen hie ſchweigen / die da dem Geſtirn ſane ſon⸗ 
vnd Himmelslaͤufften zuſehr anhangen / nicht hoͤhers dencken noch willen] daz nvh 
nicht jhre Gedancken auff Gott richten / nicht mercken daß viel I nach dem Guase. 
es Gottes deß ewigen Schoͤpffers Wille iſt / geſchicht / Ja die da vnſer Ge⸗ 
muͤth vnd * cken der Zuneigung deß Geſtirns zuſchreiben. 





Ephefz. 


Denn ob Ol das Blut in onferm Leibe / vnnd alle vnſer Feuchtigkeit! Die Feuch⸗ 
auch die leblichen vnnd ſinnlichen Geiſter / die Wirckung deß Geſtirns ſicht⸗ ri 
barlichempfinden / Jedoch Seel vnnd Gemuͤth / als GOttes Ebenbildt vom Be, 
vnnd vnſterblich / nicht von der Influentz deß Geſtirns beweget / noch ſgendt muͤth regie⸗ 
einandern Schaden bekoͤmpt es were dann daß ſich Seel vnnd Gemuͤth *th 
mit dem Leibe / wegen der groſſen Verwandtnuß vnnd Vereinigung / bißwei⸗ 
fen verändern lieſſe. Denn deß Menſchen Gemuͤth / Vernunfft / Ber 
ſtandt / Wille / Erkaͤndtnuß Gottes / wahrer Glaube / rechte Andacht vnnd 
Ehrerbietung / dardurch der hoͤchſte Gottesdienſt vollbracht / von der Regie⸗ 
rung Gottes deß Allmaͤchtigen / vnnd ſonſt niergend an derswoher koͤmpt / ja 
deß Menſchen Gemuͤth durch ſonderliche Gnade Gottes vnnd Anreitzung 
deß heiligen Geiſts / allein ein guten Vorſatz eines beſſern Lebens hat. Inn 
ſumma da alle Thier auff der Welt jhrer Zuneigung der Naturfolgen / iſt 
der Menſch allein / der ſich Vernunfft vnnd guten Rath regieren laͤſt / wo 
ferrn er als ein Menſch / nicht wie ein wildes Viehe lebet / vnnd nicht gar die 

herrlichen Gaaben Gottes / damit jhn Gott gezieret / beſchaͤmet. 


Das x 1. Kapitel, 
- Wie die Gewächfevon dom Mondenfehein vnnd deß Mon⸗ 
den Wirckung zunemmen/ oder auffwachſen / abernicht 
reiff werden. = Be 
Sr Monde ifts/ durchdenalle Kräuter oder Gewaͤchs groͤſ⸗ — 


——— nd de 
D ſer werden und zunemmen / die Sonneaber durch welche fiereiff wer; Senmnım 
> den. Denn der Mond hat die Krafft alle Feuchtigkeit in allen Din, Beten 


gen zu mehren / vnnd das auffwachſen zufoͤrdern / aber foffarefifternicher Senägin. 
f daß 


vnd allerley Bluͤmlein / bey Tage fih nicht auffthun / vnnd breyt werden! 
ſonden ben der Nacht vnd für Tage. ER 


Die Lufft fein kuͤhle lähliche weht / 
Die Nacht vnd der roͤßlichte Mon / 
Erquickt die grünen Blümlein ſchon. 


Das x 11. Kapitel. 

Bon den Wechſel Jahren / Climattericı genannt /darinn 
ſich der Menſchen Leibe fichtbarlich verändern / alsdie da 
durch Neun vnnd Sieben häpffen/mwelcher Geſtalt das drey 
vnd ſechtzigſte bey den Altenamgefährlichften iſt / Auch von 
dergleichen Tagen in Kranckheiten Criticigenannt / dar⸗ 
inn die Aertzte koͤnnen offt gewiſſen Todt oder Leben den 
Krancken abmercken vnd außſagen. 


—e SI Keyſer Auguſtus / wie Gelliusdavon ſchreibet / ſoll ſich 


Georg li.a. 


rer fehr gefrewet haben / und grofe Hoffnung längers debens oder guter 

fechtzigſten Wolfahrt gehabt / da er das drey vnnd ſechtzigſte Jahr ſeines Alters 

un vberlebet haͤtte denn daſſelbige Jahr bey den Alten ohne Gefahr felten fürs 

Bas We vber gehet / wie ich felber unzehlich wich Erempel erfahren habe. 

—— Es find aber zwo Zahl der Jaht / als nemlich / Sieben vñ Neun) durchs 

Fed. gantze deben zurechnen / darinn gemeiniglich allen Menſchen ſich der ee 
; an 


a fr 
nn 


Be 4 Si BEER 4 


—— Von den Geheimnuſſen der Natur. 43 
aͤndert / Kranckheiten vnd allerley Gefahr deß Lebens entſtehen / auch Gluͤck 
vnd Vngluͤck ſich verkehret / Daher koͤmpts / daß das drey vnd ſechtzigſte Jahr 
deß Alters einem jeden Menſchen am gefaͤhrlichſten iſt / darvmb daß alle 
beyde Zahl / Sieben vnd Neun / darinn zufammen kommen durch die Rech⸗ 
nung ſieben mal neun / macht drey vnnd ſechtzig daher denn inn Griechiſcher 
Spraach Climactericus zu Latein Scalaris dieſes genant wird / daß es durch 
neun vnd fieben wie durch Grad oder Stuffen / huͤpffet oder gerechnet wird, 
Auch die andern Jahr / die durch neun vnd fieben koͤnnen gerechnet werden) 
inn Sateinifcher Spraache Decretorij anni, zu Teutſch Wechfeljahr 96 
ande) daß die Menſchen inn jhnen gemeiniglich eine Veränderung leyden 
müffen / vnnd entweder an jhrem Gerücht / guten Namen / verlaͤumbdet 
werden / oder mit groſſen Kranckheiten befallen / oder Gefahr außſtehen | 
muͤſſen / vnd Schaden am Leibe oder Gut nemmen. Ich zwar pflege groffe Von dem 
Achtung auff dieſe Jahr def Alters in allen Menſchen zuhaben / vnnd befin Kerala, 
de es in der That / daß die jungen Kinder das Wechfeljahrim vierdten / oder kieinen Kin 
ſiebenden / oder neundten / vnd vierzehenden jhres Alters haben / vnd darinne a 
die meiffe Gefahr leyden / Mir welchen ſtimmet vbereyn deß Cornelij Celfi z6.2e.r. 
Lehr / daer fpricht / Mit allen Kindern ifts gefährlich umbden 40. Tag nach 
der Geburt / darnach vmb das fiebende Jahr jhres Alters / zu letzt vmb das 
viergehehde. Noch mehr fo habe ich jhr viel gekandt / daß ſie inn dem ein vnnd 
zwantzigſten Jahr jhres Alters in Gefahr kommen / etlich im acht vnd zwan⸗ 
tziſten / etliche die kein Wechſehahr / durch das ſieben de vnnd neundte gerech⸗ 
net / haben ohne Kranckheiten vmbgehen koͤnnen. Darvmb ob wol die Zeit Wieferm 
der Wechfeljahren die Chriſtenleute nicht fo gar foͤrchten / noch fich alſo ſehr — 
drauff verlaſſen ſollen / jedoch iſts nicht vnrecht dieſelben inn guter Achtung Ace su ha⸗ 
warzunemmen / vnd darnach fein geben maͤſſig / vnd mit guter Schonung in den fps — 
Eſſen vnd Trincken / anzuſtellen / daß wir nicht deſto mehr boͤſes Gebluͤt ſam⸗ ae 
fen/ das denn in denfelden Fahren sin Zunder der Kranckheit iſt / und defto werden moͤ⸗ 
ärger Gefahr machen fünne. | en 
Wie es aber koͤmpt / daß inn folcher Berwechfelung der Jahren die ange ee eem⸗ 
Kranckheiten gemeintglic wider kommen / vnnd aröffer Gefahr entſtehen / mertat die 
hat niemandt bißanhero außgeleget / Sch aber ſchlieſſe / Daß es darvmb ae Fran? 
ſchehe dag inn gewiſſen Jahren der Leib deß Menſchen ein groſſen Hauffen oder andere 
der vbrigen vnreinen Feuchtigkeit geſamlet habe / die denn beginnen auffzu⸗ zung 
wallen / ſich gar auff ein mal auffzuruͤhren / vnnd groſſe Kranckheiten ma- gabs mie 
chen. Denn wann die Natur aufs ſehrſte vberfuͤllet iſt / vnnd die Gefaͤß der gr a 
vorigen Feuchtigkeit menge nicht mehr ertragen koͤnnen / fo muͤſſen Kranck⸗ in vieiges 
5 heiten darauf folgen. x ee böfe 
Darvmb halte ichs darfuͤr / daß man groſſen fleiß anwenden fell) vnnd ter. 
— fi Rath 





4. DasV. Buch deß erſten Theils/ 
Wie man Rath fischen oder finden wie man die vbrigen böfen Materien zuvor enefe 


aflerforher dige / welches am beften iftin dem Lentz vnd Herbſt / entweder durch Aderlaſ⸗ | 


ee ſen / oder durch Purgier Artzney denn dadurch Fan man jhm zuvor foms 


zungdeßteis en / daf-das fiebende Jahr / oder wenn das Wechfeljahr eynfaͤllt kein 


en. Kranckheit zu förcheen / oder zuder Veränderung deß Leibes ſo groſſe Ge, 
fahr nicht ſey. Auß diefer Auffachtung der Zahl iſt etwann auch eine Ge— 
wonheit worden/daß der Herr deß Fuhrwercks oder Guͤter mie dem Hof⸗ 


Von derzeit mañ oder Baweren biß auff das ſiebende Jahr gedinget. Gleicher weiſe wer, ⸗ 


zu ſtuͤmmeln 


vndzuber den die Waͤlde von Weiden] Eldernbaͤumen / Weiſſen vnnd Schwartzen 
met Pappelnbaͤwmen / vnd alln Stauden! die da weich Holtz haben) im vierd⸗ 
vnd Bäume. ten Jahr vmbgefaͤllet / die aber von hartem Holtz als Eychenbaͤwmen / 
Eſchenbaͤumen / 2c. im fiebenden Jahr geftiimmelt oder behamen werden. 

Donden Dergeſtalt haben diegelehreen Aertzte auch Achtung auff die Wechfel 

Wechſelta⸗ — Ye ; 
gen Cririch LAGE in den Kranckheiten / criticos diesim Latein genannt / welche fo man 
dies genant. fie genam nach der Schr Hippocratisrechner / felten fehlen fondern inn der 
Deihes Warfagung gewiß vbereyn treffen. Diefe aber heiffen Wechſeltage / dar⸗ 
Fr inn fich die Kranckheit ſchnell verändert / entweder zum Todt oder Leben / 
welchs da pflegt zugeſchehen indem vierdten Tage der Kranckheit / oder ſie⸗ 
benden / oder neundten / oder vierzehenden / nach dem die Kranckheit ein mal 
ſchneller vnd geſchwinder iſt. 

Die Vrlach ¶ Dieſes Vrſachen machen etliche der Sternen Lauff / wie denn die A- 
der Behr ſtronomi davon nem̃en jre Anzeigung der Kranckheit / nach dem der Mond 
ſeltage. in einem Grad weiter vom Zodiaco ſtehet / Als im Anfang der Kranckheit / 
vnnd dieweil er einmal länger zu dem vollem Schein koͤmmet wegen ſeines 

Lauffs / fo woͤllen ſie daß ſich die Kranckheiten nicht auff ein Zeit veraͤn⸗ 

dern: So aber der Mond zur Zeit deß Wechſeltages ſtehe in feinem Hanfe/ 

mit dem Jove vnnd mir der Venere, welchs gute glückfelige Planeten ßud⸗ 

ſo zeigen ſie jhnen an / daß die Veraͤnderung der Kranckheit zur Beſſerung 
gerathen werde / vnd nicht Gefahr haben. So aber der Mond ſtehet inn fin 

nem Hauſe mit dem Sarurno oder der Sonnen / ſo ſey es ein boͤß Zeichen vnd 
gefaͤhrlich entweder zum Todt oder zur langwirigen Kranckheit / vnnd was 
dergleichen mehr iſt. Aber gleich wie ich will / daß man die boͤſen Zeichen der 

Geſtirn nicht ſoll verachten / alſo kan ich auch nicht loben / daß mans fo gar 

gen aw mit jhnen ſuche / vnd Aberglaubiſch darauff halte / ſondern rathe / daß 

man viel mehr bey der Rechnung Hippocratis bleibe / die da auß Erfahrung 

gewiſſer iſt / und nicht fo betrieglich wenn mans nur recht und auffs genaw⸗ 

Res der ſite nach feiner Meynung alles betrachtet. Darvmb ich die Vrſach dieſer 
e Wechſeltage nicht der Sternen Lauff / ſondern die Natur der Kranckheit 
iparfe avnnd deß Menſchen Leibes / auch deß Gebluͤts oder Feuchtigkeit 
chafft 


Pr 
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en 
— 


J—— 
Von den Geheimnuſſen der Natur. 

ſchafft vnnd geſamblete menge / halte vnnd gaͤntzlichen ſchlieſſe / Denn die vorigen Ge⸗ 
Natur mit der Kranckheit ſtets ringet / oder kaͤmpffet / vnnd die Kranck⸗ ehe 
heit gerne vberwinden / oder jhr loß ſeyn wolte / welche fofieder Krankheit wage an 
zu ſchwach wirdt / vnnd die laͤnge nicht dawren kan / fo wird der. Kampff wiſſerit. 
auff eheſte geendet / als nemblich auff den ſiebenden / neundten / oder auffs Rd 
längfte den viergenden Tag. | vnd Natur 

Denn es begegnet dem deibe deß Menfihen inn diefem Kampff der Nas cnem 

tur vnnd Kranckheit eben diefes/ daseiner Stade] die auffshefftiaftebn 
laͤgert iſt / vnnd nicht wol mie Kriegsleuten befagt / eder mir anderer Krie⸗ 
gesmunition / dieda dienet den Feind abzurreiben I verſehen iſt / denn dieſel⸗ 
bige kan ſich nicht lang wehren / vnnd kaum einen oder den andern Sturm 
außſtehen / ſondern muß ſich baldt ergeben / oder von Feinden erobert wer⸗ 

den / Vnnd aleich wieder Feind mit dem Stuͤrmen der Stadt bißweilen 
auffhoͤret / vnnd wenn er eine kleine weile außgeruhet oder verblaſen / mit vol⸗ 
ler Macht den Sturm oder Streit wider anfaͤhet / vnnd jmmer hefftiger an⸗ 
ſtellet / Alſo ſehen wir auch inn geſchwinden Kranckheiten / daß das Wuͤten 
vnnd Toben der Kranckheit / wie ein boͤſes Wetter oder Windt eine kleine 
weile ſich lege vnnd ſtill werde / bald mit groffer Macht vnnd Sturm von 
newes ſich erheben / daß die Natur kaum beſtehen kan / vnd das Leben biß 
an den ſiebenden Tag erhalten / da denn der Kampff brechen muß / vnnd der 
eines die oberhandt behalten / entweder die Natur / ſo der Krancke geneſet 
oder die Kranckheit / ſo er ſtirbet. BL 

Darvmb dieweilder fiebenden Zahl Krafftmit Beränderumg inn vielen Diegası 

natuͤrlichen Dingen fich beweift / und der Geiſtlichen Standt auch viel von, az zage/ 
jhnen haͤlten / ſo will ſichs nicht anders gebühren / denn daß die gelehrten * 
Aertzte auff jhn gut Achtung haben. Darzu beweiſet es die Erfahrung mir hud worin 
der That / daß zur Zeit der Geſundheit vnnd Kranckheit die Zahl der Tage / a ge 
Monden vnd Jahr was mitbringen / davon denn die Hungersſterben / am der Befund» 
febenden Tage jhr Leben enden / oder ſchwerlich / ſo ſie was zutrincken DE Kranapeie 
kommen / jhr Leben biß auff den neundten Tag friſten / da denn alle lebliche 
Geiſter vnnd natuͤrliche Waͤrme verleſchen / vnnd die eyngepflantzte Feuch⸗ 
tigkeit / der beſte Safft deß Lebens / ſich gar abgezehret hat. 

(Daß die Seiftlichen die ſiebende Zahl fuͤr Heilig halten / vnnd offt Warvmb 
gebrauchen / geſchicht auß vielerley Vrſachen. Erſtlich darvmb / daß Gott F— ae 
am fiebenden Tage geruhet hat von allen feinen Wercken. Fürs ander / daß babe null 
Chriſtus 1 das ewige Liecht / den ſiebenden Tag wider aufferffanden von den für Haͤtig 
Todten. Fürs dritte daß wir hoffen die gemeine Aufferffehung der Todten — 

in dem ſiebenden Tauſendten Jahr. Fürs ende / daß die heilige Schrifft / 
wenn ſie vngefaͤhrlich von der Zahl redet / die. ſiebende meldet / Als wie ges 
| f ü ſchrieben 


46 | Das V. Buch deß afen Theils / 


ſchrieben ſtehet / Dem Nechſten ſoltu vergeben nicht ſieben mal / ſonder ſie⸗ 


bentzig malfieben mal.ı.Sam.2. Biß daß die Vnfruchtbare ſieben gebähre, 


Hal. 110. Sieben mal hab ich dich in dem Tage gelober. Proverb. 26. Ein 


Narr iſt weiferin feinen Gedancken denn fieben/ die da vernünfftigen Be 
fcheyd geben. Alfoauch die Senden und Weltweiſen haben viel von der fie 
benden Zahl gehalten) daß fie groffe Beränderung inn allen Dingen durch 
Der7.Zag fieben entſonnen / die Viertheil deß Monden / daß durch fieben gerechnet) fies 
ed ben Planeren / fieben freye Künfte zehlen müffen. Jedoch iſt die fiebende 
net, Zahl / oder der ficbende Tag nicht fuͤr voll Heilig noch fuͤr voll zurechnen. 
Dfhder Denn da Gott im Anfang der Welt geſchaffen hatte Himmel vnd Erden / 
mennfies End den ſiebenden Tag ruhet vnnd Heiliget: Vnd der ſiebende Tag / wider 
ben Tage. yon dem erſten Menſchen Adam im Paradeiß / vmb Abendzeit / entheiliget 
— zn, Ward I daß er wider Sort mir feiner Eva fündiger / vom verbottenen Bat» 
deamfis meaß/durdh Betrug vnd Verführung deß Teuffels/ und alſo jhn ond allen 
en nase vns Nachfommen den Fluch / vnnd das ewige Verderben anerber. Derwe⸗ 
gen inn jeder Wochen dem ſiebenden Tage etwas abgehet / inn allen natuͤrli⸗ 
chen Wirckungen. 


2 Der Mond fömpr alle ſieben Tage inn ein ander Zeichen’ darauf er erſt⸗ 


de Won, lich fürfieben Tagen außgangen / zu wider in feiner gangen Natur iſt / vnnd 


den, alſo der Mond ein Circkel oder ein Biertheil vollbringer :Als weñ der Mond 
am Freytage in ein waͤſſerig Zeichen eyntrit / vnd die Woche meiſten theils 
regieret / fo koͤmpter am Donnerſtage wider gegen den andern Freytag in ein 


trucken Zeichen / davon das Sprichwort kommen iſt / wenn es an einem 


Freytag regnet / muß am andern Freytage ſchoͤn Wetter werden. Aber 
wie diß auß obbemelter Vrſachen wahr iſt: Alſo iſts auch wahr von den Ta⸗ 
gen der Wochen. Wenn der Mond am Sontag oder am Mittwoch in ein 
waͤſſerig Zeichen eyntritt / vnnd regnet / fo tritt er an dem andern nechſten 


Sontage oder Mittwochen wider inn ein trucken Zeichen / vnnd wird ſchoͤn 
Wetter meiſten theils. Doch iſt dieſer ſiebende Tag jeder Woche inn deß 


Mondens Lauff auch nicht vollzurechnen. Denn in dem Circkel deß Men 
dens gehen ab etliche Stunden / vnd fehlen an jedem Tage etliche Stunden / 
darob die gelehrten Mathematici nicht gar einig / doch alle mehr als vier 
Stunden ſchlieſſen / etliche fuͤnffe / etliche auch ſechſe. Diß iſt aber gewiß / 
daß ein ziemlich Theil deß Tages am ſiebenden Tage abgehet. Deßgleichen 
in Wechſel der Kranckheiten in jeder Wochen / am ſiebenden Tag / in jedem 
Monden / am ſiebenden Monden in jedem ſiebenden Jahre / am ſiebenden 


Jahre etwas abgehet / ohne zweiffel / daß den ſiebenden Tag / den GOtt ge⸗ 
heiliget haͤtte / gantz wirMenfchen/ noch im Paradeiß einstheils entheiliget / 


vnd daß Gott dis Natur deß Higumelslaͤuffte vnd der Kranckheiten — 
ſel / 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 47 
fel / die fich ohn allen Zweiffel / wider deß Lemnij Meynung / etwas nach en 
Himmelslaͤufften richten / Alſo in ſieben Tagen auch vnvollkoͤmblich geor⸗ —— 
dener. Daher koͤmpts / daß der Hippocrates, Galenus, snndallefürnembfte menpeiener 
Aertzte / zwar die erſte Wochefieben Tage gezehlet / vnnd am fiebenden Tage Bewegung 
den Wechſel der Krauckheiten / ja am fiebenden Monden und Jahre Wech-kuke zen, 
fel der Natur vnnd Alters / weil die erſte Woche wenig abgehet / in der an, 
den Wochen auch alfo wider ficben/ alfo daß in vierzcehen Tagen I Mon⸗ 
den oder Fahren die Wechfelder Kranckheit / Natur vnnd Alter gefchehen! 
weil daſelbſt noch nicht mehr alsderhalbe Tag abgangen / Aberin der drit⸗ 
gen Wochen zehlen fie nit wider fieben für voll) daß fie dem 21. Tage / Mon⸗ 
Den oder Jahre den Wechſel zu fchrieben / weil viel mehr als der halbe Tag 
fehle / oder der meifte Theildeß gangen Tages fehler / vnnd zehlen oder ſtel⸗ 
Ion den Wechfel der Kranckheiten / Natur vnnd Alters auff den 20. Tag’ 
Mond oder Jahr / vnnd daß ſie doch durch ſieben angedeutet / zehlen ſie den 
14. Tag gedoppelt / daß derſelbe der letzte in der andern Wochen / vnnd der er⸗ 
ſte zugleich in der dritten Wochegeſchiehet / alſo fort wider in der s. Woche / 
27. Tage / Mond oder Jahr deß Wechſels / in der 6. Woche / den 34. Tag! 
Mond oder Jahr / daß / wie drey mal ſieben macht 20. alſo ſechs mal ſieben 
40. neun mal fieben ſechtzig Jahr / vnnd das rechte Wechſeljahr durch neun 
vnnd ſieben macht so. Tage / Monden oder Jahr criticum oder climadteri- 
cum genandt / vnnd nicht drey vnnd ſechtzig / darvmb daß alle dritte Wochen / 
ein Tag Monde oder Jahreyngehet. 

Vnd deſſen iſt Vrſach / erſt die Entheiligung deß fiebenden Tages / von 4. 
uns Menſchen am Abende / wie die Chriſtliche Kirche will / vngefaͤhrlich Die Enthei⸗ 
vmb . Vhr nach Mittage. Zum andern I die Vnvollkommenheit deß Ci, "4 
ckels deß Mondens / in Himmelslaͤufften von Gott alſo goordnet. Zum 
dritten die Erfahrung / fo die beſte Aertzte Hippocrates, Galenus vnnd ders 
gleichen alle andere in Acht gehabt / daß in der dritten Woche der 20. vnnd 
nicht der 2 r.oderin der ſechſten Woche der 40. vnnd nicht der 42. oder in der Dedeere- 
neundten Woche der so vnnd nicht der 63. derrechre Wechfelfey. Denn roris 
Galenus ſchreibet / daß niemandt außallen Gelehrten von diefer Meynung 
das 60. vnnd nicht 63.abgerechnet / auch nicht Hippocrates allein/Diocles 
vnd Archigenes. 

Darombdaß heutiges Tages die Gelehreen erliche/fonderlich Philofo- Itrthumb 
pri,Hiftoriographi,ond gemeine Leute neunmal fieben rechnen] sehlen und ae 
machen den rechten Wechſel 63. das ift allein die Eynfaleunnd Vnwiſſen / ſieben. 
heie : Erft dep Abgangs der Wochen : Fürs ander / daß fie nicht wiſſen / 
was Wechfeltag / critich, fiir Vnterfcheid haben. Die rechte Wechſeltage / Ziegute 


critici ſollen allzeit die gute Wechfeltage verſtanden werden / di Ottaun 


ſegnet 


ſiß / auch Gefahr gibt / doch der Menfchen meiften Theils gluͤcklich vnnd 


Die boͤſe 
Wechfelta⸗ 
ge. 


Wie der 
Monde der 
Weibe zeit 
regieret. 


Monatzeit 
der jungen 
Jungfrau⸗ 
ven 


48 Das V. Buch deß erſten Shi 
ſegnet / ale den fiebenden Tag. Denn ob es wol hart viel Kranckheit / An⸗ 


wolvberftrieren/aufffommen vnnd ſelten ſterben: Ja dag weltliche Händel 


zum beſten gerathen / wenn fie gleich hart vnnd boͤſe ſuͤrfallen vnnd daß alles / 


alſo viel hundert vnd tauſentmal am 7. 14. 20.27. 34.40.47. 54. 60. Tage 


zugehe / haben die Medici fleiſſig in acht gehabt / vnd daß ſelten jemands dar⸗ 


inn geſtorben. Hinwider haben ſie auch gemercket vnnd erfahren / wenn daß 


harte Kranckheit / Angſt / Wechſel an andern Tagen auſſerhalb dieſer ge⸗ 


ſchehen / doch der neundte dem ſiebenden am nechſten in guten Wechſeltagen 
iſt / So ſey es viel gefaͤhrlicher geweſt / vnnd am meiſten am ſechſten Tage inn 
jeder Wochen / den ſie darvmb einen Tyrannen deß Lebens genandtisnnd 
nach dem ſechſten Tage / iſt der dritte am aͤrgeſten geweſt / vnnd auch ein Ty⸗ 
rann def Sebens / derowegen ſie boͤſe Wechſeltage nicht ſchlecht genandt / 
die Wechſeltage / ſondern die boͤſe Wechſeltage / criticos malos, alsnemb» 
lich den ſechſten vnd den dritten in jeder Wochen / der Tagen / Monden vnd 


Sahren / daß gewiß erfahren / vnd noch heute die Erfahrung gibt / daß in die⸗ 


fen boͤſen Wechſeltagen die meiſten Leute oder Krancken / die cine harte 
Angſt auff dieſen Tag oder groſſe Bewegung mir Bluten / Schweiß / etc. 
kriegen / ſterben vnd ſelten jemandt auffkoͤmpt / wiewol doch «liche diß vber⸗ 
kommen. Von dieſer Rechnung der boͤſen Wechſeltage koͤmpt / daß das 63. 
Sehr der aͤrgeſten Wechſeljahr iſt / das zehenmal dreye / vnd das dritte Jahr 
in der zehende Woche iſt / wie noch mehr / das 66. Jahr der Tyrann de Le⸗ 
bens bey den Alten ſind / vnd die Warnung heute bezeuget / daß im se. Jahr 
in Erbarn Geſchlechten alle geſtorben / vnnd in einem Geſchlecht der Fuͤr⸗ 
ſten einer allein noch lebet / der diß vberſtan den / vnd mir nechſt vermeldet.) 


Das XIII. Kapitel. 


Wieden Weibern die Natuͤrlichen Blumen von der Wir⸗ 


ckung deß Monden regieret. —— 

ex Je Vrſache der Weider Monat zeit / die da bey Gefunden 
3 ihregeriffe Zeit und Stelle hat / bey Krancken aber faſt jrrig iſt / iſt 
RL em ander / aAs deß Monds Wirckung vnd Bewegung. Denn de⸗ 
nen ſo Geſundt / vnd die es richtig haben / in dreiſſig Tagen / oder wenig Ta⸗ 
ae cher) / welches deß Mondes bLaͤufften Zeit iſt / zugeſchehen pflegt / wo es aber 
viel eher / oder viel lanafamer kommet / iſts wider die Natur I ennd geſchicht 
denen / die da Kranck / vnnd nicht recht Geſundt ſindt. Alſo den jungen 
Jungfrawen / von vierzehen Jahren biß auff zwantzig Jahr im newen 
Mondt / vnnd wenn der Mond wie ein Circkeliſt / die natuͤrliche * ſich 
— indet 


X 2, 


wenn: 


% 


Le 3 


Bonden Geheimnuffender Natur. 
Der älter 


49 
finder. Dach diefem Alter / weil ein newer MWechfel koͤmpt / von stwansig Zungfrans. 
Jahren biß auff acht und zwantzig / im erſten Viertheil / wenn der Mond halb Der gar al 
fcheiner) ſich beweiſet. Inn den aͤltern / fo ober fieben onnd zwantzig Jahr — 
ſind / biß su fünff nnd dreiſſig finder ſichs im vollen Mond: In den gar Al, der Svyrich⸗ 
ten / vber fuͤnff vnd dreiſſig Jahr / biß zu vier vnnd viertzig / bißweilen auch biß Dee 
zu fuͤnfftzig / hoͤret fie allmehlich auffı vnnd geſchicht nicht cher als wenn der zum nati, 
Mond alt wird / vnd im vierdeen oder legten Viertheil iſt / davon das Sprich⸗ wiernd wel⸗ 
wort koͤmpt: Quarta luna nati, das iſt / Diefe find geboren im vierdten deß ——— 
Mondd / welchs nicht vom vierdten Tage / ſondern vom vierdten Viertheil vird. 
deß Mondes foll verſtanden werden / darvmb daß auff die Zeirdas Gebluͤt / Jateee 
vnd alle gute Feuchtigkeit im Menſchen abnimpt / und weniger wird. Denn vmbein 
durch diß Sprichwort werden verffanden alle die / welche vngluͤckſelig vnnd Veran" 
vngeſchicklich inn vielen Dingen gefunden werden. Denn welche geboren ifiond ges 
werden wenn der Monde Alt wird / oder im legten Viertheil / denen gehet viel Hizhr, 
ab / ja fie werden auch ſchwerlicher geboren / nicht allein von wegen der genratsder 
Schwach heit der Mutter / ſondern auch von wegen dem Schein dep Mon: Zi, 
dens vnd Himmelslaͤuffe. Denn je mehr vnnd newer der Mond ſcheinet / je Ei deß 
‚mehr Blut vnd Feuchtigkeit im Menſchen iſt / vnd auch bey den Weibern / a 


je mehr aber Blues vnnd Feuchtigkeit / je leichtlicher die Geburt bey den Seien mie 
Weibern fortgehet / vnnd gefchicht gicht viel anders als mir ven Schiff De 


| oder andern Saft / welche beſſer auff Leyttern forebringer / wenn fie fett wievndwen 


vnd naß feyn/als wenn ſie duͤrre onnd harte ſeyn. Derwegen die Rindberte, es deu dem 
J g 


Menſchen 


rin im vollen Mond leichter / als im newen Mondt gebaͤhren. So iſt auch zwoder abe 


diß die Vrſach bey den Alten / daß ſie nicht ſo leichtlich Schwanger werden] zimer. 


weilfie gar zu trucken inn jhrer Mutter feynd nicht allein von Natur teil 3333 


alle Leute im Alter truckner werden) vnnd wein ger Gebluͤt haben / fondern — DR 


auch wegen der Wircfung deß Mondens /denndie alten Weiber im Ich „perradenen 
sen Viertheil noch truckner und weniger Gebluͤts / alsfonft ſeyn / vnd derwe⸗ Shift auff 


dem Meer. 


sen als dann garnicht empfangen / ſondern / fo ſie noch Fruchtbar werden ang 


ſollen / geſchichts den Alten bißweilen im zunemmen deß Mondens / vnnd im Brſach der 


nfruchts 


vollem Mond / gleich wie auch die Alten nach der Jahrzeit cher im Lentz als gazteichen 


ſonſt Schwanger werden / darvmb daß diefelbe Zeit das meifte Gebluͤt noch den diten be, 
bey den Alten gefunden. Alſo wircket der Mondt mehr Gebluͤt end Fach, fasten Der 






tigkeit im zunemmen vnnd vollem Mond / als ſonſt im ewen Mond vnnd Brad * 
ie Men 


abnemmen oder legten Viertheil / da bey den Alten zu wenig Gebluͤt / vnd all⸗ —— 


au groſſe Truckenheit / daß entweder nicht / oder ja gar ſelten inn dem legten werden. 

Biertheil fie Schwanger werden. Denn eben der Vrſachen halben die / wel, Degtet 

en im legten Viertheil geboren werden / deure ſeyn / die da immer fawer ſe⸗ Frustbare 
hen) mit gerne reden / Argwoͤhnig vnd Melancholiſch / auch Kleinmuͤtig 6 ar 

ER eig 8: 48 


en 


1% | Das V, Buch des erften Theit / 4 
| Das xıv.Sapitl. 


Wiedie Schiffer nach dem Geſtirn fich richten / vnd woher 
der Compaft komme. | | 


u Emnachichvonder Natur onnd Wirckung der Windeim 
=) vorgehenden Capitel gelehret 7 fo mußich nunvonder Schiffleure 
Eompaft etwas fagen. Denn es ja wunderbarfich I daß durch diefe 
Kunſt vnnd Erfindung / die Schiffleure ale ihre Schifffahrt richten koͤn⸗ 
nen/ond auff dem weiten Meer willen mögen fo gar eben / wo fie ſeyn / vnnd 
wie weit ſie von einem oder anderm Lande abgefahren / wie weit ſie noch zu⸗ 
ſchiffen haben / ehe fie anfommen an den Dre dahin fie woͤllen / Ja wenn fie 
durch Vngewitter verſchlagen werden / darnach ſich wider bekennen. Aber 
Die Vrſach die Krafft vnnd Wirckung bekoͤmpt der Compaſt auß dem bereiben deß 
—— Magnets / der da fonderliche Krafft har / an ſich zuziehen das Eyſen / es ſey 
vs · ¶ denn daß er mit Oele oder etwas Fettem verderbet werde / vnd dadurch feine 
Dame Natur verliere. Vnnd von dieſem Gebrauch der Schiffleute wirdt der Ma⸗ 
wird Zie gnet Zielſtein genannt / darvmb daß die Schiffleute darnach jhre Schiffe 
Reingemen fahrt richten / fleiſſig zielen / vnd —— 
SieVeſchrei ¶ Dieſer Compaſt iſt eine runde fern Scheiben / mit einer Papiren une 
Bungdefleie terlegt / die ſich vm bwenden thut / vnnd ſtehet auff einer Eyſern Pinne gan 
vos. feſte /in welcher Eyſern Pinne in der mitten ein Eyſern Tuͤrmlein mit der 
Lilgen angemacht / welches gleiche Gewichte hat / vnnd gerad in der mitten 
ſchwebet / wenns aber ſtille ſtehet / ſo iſt das eine Theil fo wie ein Lilge gemacht! 
vnnd ſein Eyſen mit Magnet berieben / allezeit vnnd gewiß gegen Mitter⸗ 
nacht Norden gewandt / das Schiff werde getrieben durch Vngewitter wohin 
es woͤlle / Vnd in der Scheibe von dem mittelſten Punct ſindt wie in einem 
Circkel / zwey vnd dreyſſig gleiche inien gezogen oder abgeriſſen / welche die zwey 
vnd dreyſſig Winde der Schiffleute vnd alle Ecken der Welt bedeuten / auch 
ſie belehren / wo ein oder das ander Landt vnd Anfurt lieget / ſonderlich wenn 
fie dabey die Sandſeiger brauchen / ſo mögen ſie auch dadurch wiſſen / wie weit 
ſie geſchiffet haben / vnd wie weit ſie noch vom Lande. 


Sanbſeiger. 


Barumb Aber wie vnnd warvmb der Magner dem Compaſt dieſe wunderbarlis 


Ken ame che Krafft giebet / daß er fich gegen Mitternacht wenden thut / vnd dieſe Ecken 


geaen Mit der Welt alleine inne haͤlt / iſt nicht leicht zuerkuͤndigen / vnnd haben ſichviel 


ternacht 


Bender, Naturfündiger vergeblich darinn bemuͤhet. Etliche meynen I daß es her ⸗ 
tomme auß der groſſen Verwandnuß mit dem Eyſen / wie der Magnet das 
Eyſen nach ſich zeucht / alfo ſoll er auch mercken vnnd wittern das Eyſen 


in den Gebirgen nach Mitternacht / darauß man das meiſte bringet / nichts 
anders 


F- 


Y 





! Von den Geheimnuffen der Matur. fi 
anders als die Geyer / auf fonderlicher Eygenſchafft der Natur / wittern — 
die Todten Aaß / wenn ſie ſchon ſehr weit davon ſeyn / ja wie etliche meynen / ee 
auch zween Tag zuvor) che der Tedrfchlag gefchehen iſt denn viel Ding u 
durch fonderliche Eygenſchafft der Natur gefchehen / alfo wunderbarli —— 
vnd vnerforſchlich / daß ob man ſchon die Wirckung deutlich ſihet vnnd em⸗ 
pfindet / doch niemandt deſſelben verborgene Vrſach an Tag geben kan. 
Gleicher geſtalt Rhabarba rum vnnd Scammoneadie Galle durch Stul⸗ 
gaͤnge reinigen / Engelſuͤß / Senisblaͤtter die Melancholey vnnd das ſchwere 
Gebluͤt / Dannenſchwamb / Agaricus genandt / den Schleim / Bornſtein / 
Agtſtein / Adamant / Sprew vnd Spaͤne nach ſich ziehen / Queckſilber das 
Goldt an ſich nimpt / vnnd mit jhm vermiſchet / Ja alſo etliche Kraͤuter beſ⸗ 
ſer vnd lieber neben andern wachſen / vnnd hinwider neben andern verwel⸗ 
cken vnd verderben. Auff dieſe Weiſe der Magnet dem Compaſt / wenn der 
euſſerſte Ort ſeines Eyſens mit Magnet beſtriechen iſt / die Krafft gibt / daß 
er ſich allzeit nach Mitternacht lencket / die Schiffleut weiſet ı wohin ſie 
fahren / vnnd allezeit ſich nach dem letzten Stern inn der Deyſſel deß kleinen a u « 
Wagens / Polas genandt / wenden thut / Daherdiefen Stern die Poßleu⸗ eieine Bas 
ge heiffen Leyte / welchs den Namen hat vom leyten / daß er gleich ein Leyts⸗ gengenaM. 
mann fen / durch welches Huͤlff ſie ihre Schifffahr vnnd Reyfevollbringen. 
Der kleine Wagen’ Vrfa minor genandt! iſt den Schiffleuten auf langer 
Erfahrung wol bekandt / darvmb daß ın dem letzten Stern diefes Wagens 
- am Himmeldas gange Firmament vmbgehet / und fich beweget / er aber als 
fein am Himmel file vnnd vnbewegt ſtehen bleiber gegen Mitternacht. Es 
iſt auch ein groffer Wagen / Vrfa major, Elice genandt / deffen Cicero ges 
dencket mit diefen Worten : Ich richte meine Gedancken nicht nach dem Zon den 
Heinen Wagen deß Himmels / fondern nach dem groffen Wagen) als die Sn 
helleften Sterne. Als wolt erfagen / Sch meyne es nicht ſo gar genaw / fon» u * 
dern rede groͤblich darvon / vnd meyne es vngefaͤhrlich. Denn er wol gewuſt / 
daß mannach dem groſſen Wagen inn Mitternacht nicht ſo wol ſich richten 
Zn 2 nad) dem Eleinen Wagen vnnd diß der Poet Ararus fein beſchrie⸗ 
n hat: ar 
Sins Himmels Gſtirn gegn Mitternacht 
—— Zween Wagen haben groſſe Macht. 
— Der groß Wagn mit groſſn Sternen leucht / 
* Vnd den Grichn im Schiff beſſer daͤucht. 
Der klein zwar tunckler Sterne hat / 
Vnd iſt der Phenicier beſter Rath. 
Abr doch der klein iſt gewiſſer / 
Auffm weiten Meer dem gutn Schiffer. 
g ij Denn 





DasP.Buchdßafenthid 000 
> Denn dig DOresfihder Himmelwendt 7m. 
| * VBVnd hat das recht Mitternaͤchtiſch Endt/ — 
J Gleich · Vnd braucht Cicero in ſeinen Reden diß Gleichnuß von den Wagen 
am Himel / Gleich wie die Schiffleute / welche / wenn ſie vngefaͤrhrlich ſehen 
nach der Gelegenheit / vnd in keiner Angſt ſtehen / allein den groſſen Wagen 
deß Geſtirns in acht haben / Aber wenn ſie gantz eben vnd genaw wiſſen woͤl⸗ 
len vnnd muͤſſen / wo ſie ſeyn / ſich nach dem kleinen Wagen deß Geſtirns 
richten: Alſo auch wenn er vngefaͤhrlich vnnd weitlaͤufftig von der Sachen 
redet / auff den groſſen Wagen deutet / Aber gewiſſer ſchiffet man nach 
dem kleinen Wagen oder Leyte / wie es vnſere Schiffleute nennen / Vnd 
vnſere Stewerleute / neben der Betrachtung deß Geſtirns / ſehen ohn vnter⸗ 
‚laß auff den Compaſt / durch welches Kunſt fie auch in den Nebeln vnd fin⸗ 
ſtern Naͤchten zu regieren wiſſen. > — 
RR Aber obdiefer Compaſt der Schiffleure auch den Alten unnd Vorfah⸗ 
Eompaft ren bekandt geweſen ſey / vnnd gebraucht worden] oder aber su vnſern Zeiten 
funden ſey. auffkommen kan ich nicht vorgewiß ſagen. Das finder man dennoch / dag 
bey dem Plauto deß Compaſts gedacht wirdt / welches eben dieſer oder der⸗ 
gleichen hat muͤſſen geweſt ſeyn. Denn vielleicht iſt er zu derſelben Zeit nicht 
ſo gar Kuͤnſtlich geweſen / als jetzo / da er alſo genaw vnd richtig zeiget. Wie 
haͤtten die Mittags Voͤlcker vnnd Carthaginenfes fo ſehr geſchickte Schif⸗ 
fer ſeyn koͤnnen / vnnd bey zwey Tauſendt Jahren auffm Meer / nicht allein 
hin vnnd herwider geſchiffet / ſon dern auch weiter mit einem groſſen Kriegs⸗ 
volck ins hohe Meer ſich begeben, vnnd ſonſt gantz Mauritaneam vmbgezo⸗ 
S gen / vnnd dieſes Compaſts können mangeln? Ich geſchweige deren von Tr 
ro vñ Sidon welche nach der Lehr deß Propheten Ezechielis / vorzeiten den 
groͤſten Handel fuͤhreten / vnd die meiſten Schifffahrt trieben Oder Salo⸗ 
monis Schiffahrt I die da durch das Rothe Meer / wie es die Juͤden nen 
nen / das iſt / da man in Indiam ankoͤmpt / geſchiffet hat / vnd vnmaͤſſig viel 
Goldt / Affen / Pfawen / Elephanten / Edelgeſtein gebracht / wie noch heut 
zu Tag die Portůgalaͤſer und Hiſpanier thun / vnd dieſe Schifffahrt koͤnnen 
Dig, in eim gantzen Jahr vollbringen. 4 
wandetung  Dersvegen ift glaublicher / daß dieſe nottuͤrfftige Kunſt zur Schiffahrt 
an one mit dem Sompaft / zu Zeitenfo da viel weiſer verffändiger Leute vnnd 
fin, £unftreiche Meifter gelebet wol bekandt gewefen fen ı Allein daß ſichs sur 
getragen habe/ daß durch Krieg / Verwuͤſtung / Nämbereyi2c.folch hey 
ſames Inſtrument verloren worden / vnnd die kanſtreiche Meiſter vnnd gu ⸗ 
te Schiffleure vntergangen ſey. Da ſich aber die Kriege vnnd Verwuͤſtung 
geſtillet / iſt durch fleiſſiges nachdencken geſchwinder Koͤpffe / dieſe Kunſt 
wider an Tag kommen. BR; — 
Alſo 


— — 
5 er 
: u Wi 
x m 

Fi 


‚I9* 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 

Alſo wollen etliche Gelehrte dafuͤr halten / daß viel Ding / die jezt New Wienicht⸗ 
vns vor kommen vnd nicht vnlaͤngſt erfunden ſeyn / doch den Alten auch be; newes. 
kandt vnd gebraͤuchlich geweſen / welchs der Koͤnig Salomon hoch bethew⸗ 

ret / da er ſpricht: Was vorzeiten geweſen / iſt auch jetzt / vnd iſt dem gleich das 

hernach werden ſoll. Was vorhin geſchehen iſt / geſchicht noch / vnnd wenns 

ein wenig vnterbleibt / wirdts doch nachmals wider geſchehen. Inn Sum⸗ 
ma / nichts vnter der Sonnen iſt new / ob ſchon uns nem vor fömpt. 

Alſo viel meynen / daß Buchtruckerey ſey newe / Aber man finder Zei Das and“ 
‚hen / daß fie bey den Alten auch bekandt geweſen / als nemblich in den alten ait es ſeh. 
Gemaͤhlden / Muͤntz / Sigillen / Ringen / in welchen die Buchſtaben fehen als 

weren ſie getruckt. Denn es wirdt ſonder zweiffel bey den Alten Bildthawer 

vnd Formſchneider gehabt haben / Vnd moͤcht diß allein ſeyn / ob ſie es ſchon 

erfunden / wie niemandt fein Ehr vnnd Ruhm absufehneiden iſt / daß die 
Truckerey nit ſo Schoͤn / Keblich / Herrlich vnnd gemein geweſen / als jetziger 
Zeit. Deßgleichen wollen etliche beweiſen außm Virgilio, daß vorzeiten auch u 

feyn die Geſchuͤtz vnnd Büchfenifondertich die Zuͤndtbuͤchſen gewefen/denn dung. . 

er alſo ſchreibbheee er { 

Sch hab groß Strahl gar offt geſehn Æneid.lis. 
Daher wie Plitz vnd Donner gehn / — 
RR Denn derwegen fihs Triumphirt / 
I Bndmirvier Roſſen wolgeziert / 
Durchs Volck ein Hertzog in der. Stadt / 
- Biel Plitz vnd Donnrs in düfften macht. 

Vnnd wiewol alle Ding nicht fo deutlich von dem Buͤchſenſchieſſen / —— 
auch etwas anders bedeuten mögen) jedoch es auch etliche von dem Buͤch⸗ eurfredeg 
ſenſchieſſen verſtehen woͤllen. Compaſis. 
Das mit dem Compaſt aber / iſt noch einander Meynung / denn daß 

die Schifflenreinn Vngewitter vnnd finſtern truͤben Naͤchten wenn man 
kein Geſtirn / viel weniger den groſſen oder kleinen Wagen ſehen mag / ſeiner 
nicht entrathen koͤnnen. Vnnd weil bey den Alten die Schifffahrt ſehr ge⸗ 
braͤuchlich / zuvermuten iſt / daß der Compaſt nicht werde gemangelt haben. 


So weiß ich auch wol deß Philandri Meynung von dem Compaſt / da er neppgu 
bobpber den Vitruvium geſchrieben / daß er vermeynet / dieſer Compaſt / welcher — 


vr 
Ce, 


E52) 


* 
— 


durch die Krafft def Deaaners fo chen vnnd gewiß den Nordt oder Mitter⸗ hunen 


nacht weiſet / fey nicht fo gar längfl zwar inn der Stadt Amalthen gemacht. voft. 

Sch aber bin dennoch der Meynung / daß er dafeloft nicht erfklich erfunden 7° 

M ſondern wider vernewret / vnnd durch gute kunſtreiche Meiſter gebeſ⸗ 
fett / daß en deſto gewiſſer vnnd ſtandhafftiger das Mitternaͤchtiſche Ende 


mmels anzeige / vnnd beſſer Nachrichtung den Schiffleuten / zuregie 
g il. ren 









. 


y Das V. Buch deß erſten Theils 


— 
Deß Iaut⸗ ren die Schifffahrt / gebe. Derwegen der alte Poet Plautus mit dieſen nach⸗ 


Zeugnuß fo ( 


vom Com ⸗ 
vaſt. Compaſt zu jhren Zeiten / da er alſo ſpricht: 
Penn du fo wol hieher eyleſt / 
Als du biß anher dorthin treibeſt / 
Warlich viel beſſer ons thaͤteſt / 
Vmnd ſelbs gluͤcklichern Wind haͤtteſt. 
Nimb noch fuͤr dich vnſern Compaſt / 
Vnd ſich zu was du gemacht haſt / 
Der hell vnd ſtille Weſt iſt hier / dh: 
Der Sud dort ſtuͤrmen macher dir. 
Daß hierauß nicht zu zweiffeln iſt / daß bey den Alten auch folch Inftru⸗ 
ment gebräuchlich geweſt fey. R \ 


DAEXV. Gapitel. 


Wie weit die Altrologia,dasift/ die Kunſt auß dem Geſtirn 
deß Himmels war zuſagen / vnnd kuͤnfftige Dinge zu ſchrei⸗ 
ben / ſtatt hat / vnd wie dieſelbe gemißbraucht wird. | 

2 Ie Altrologiaiftder ältefte Kuͤnſte eine / aber dieweil ſie 
Der aite ſen SS) fehr vnverſchaͤmbt von vielen gemißbraucht / vnnd mit errichteren 


— Prognofticis außgeſchrieben worden / haben etliche Gelehrte nicht vn / 


sa. billich ſolche leichtfereige Machematicos vbel aufgemacht. Denn eben die, 
Wie aber die fe alles vnd jedes auß den Geſtirnen / von kuͤnfftigen Dingen fuͤrgegeben / 
u vieler Menſchen Sinn vnnd Gedancken auffjhre vergebliche vnnd nichrige 
_Affrologia Ei mir berrieglicher Hoffnung / oder vnnuͤtzer Forcht / die 
ben ertichen Leute auffgehalten. 2 
nat _ Dennobmwoldie Kunſt Alttologia, feine gewiſſe behre von künftigen 
wen vnnd Dingen / vnnd feine Demonftrationes in vielen Dingen hat / fo haben doch 
tree diefer Kunſt Profefforn an denfelben fich nicht genügen laſſen / ſon dern meht 
— als ſichs gebüret fürgegeben/ deſſen fie feinen Grund noch Vrſachen haben / 
2 Als wenn fie ohne alle gewiſſe Vrſach vnd Demonſtration / Gluͤck oder Vn⸗ 
faemig.  alück vieler vngewiſſen Dinge / daſſelbe Jahr verkuͤndigen vnd damit die eins 
—— faͤltigen Hertzen nur aͤffen / alſo auch / wenn fie alle Jahr jedes Tages ſonder⸗ 
wodurch es lichen Regen / Donner / Plitz / Vngewitter / Kranckheiten verkuͤndigen / vnnd 


aeſchicht. meiſten Theils nichts derſelben geſchicht / fondern vielmehr das Widerfpielt 


5 daß ſie ſolche Particularitaͤten / die vngewiß / fahren laſſen ſolten / vnnd bey 


gewiſſen univerſalibus prognoſticis bleiben. So geſchichts auch noch Por 
— da 


genden Sprüchen klaͤrlich anzeiget / daß etwann gebräuchlich geweſen der 


f 


ai 
——— 
{77 — 
N ———— 


—— a TEE fe 
u; — —— 


vr. 


| Von den Geheimnuſſen der Natur. — 
daß ſie Thewrung vnnd gemeine Kranckheiten deſſelben Jahrs verkuͤndi > 
gen / derer keins / ſondern das Widerſpiel / geſchicht / Daher fie bey jederman 
—* Vnglauben kommen / als fehlen ſie gemeiniglich / vnd ſagen ſelten die 
arbeit, Tr ur Ri 
So find die Gelehrten viel auch ruchloß / ſicher onnd Verächter Got⸗ 3°. 
tes Worts / vnd fragen nicht viel nach Gott vnd ſeinem Evangelio / Dar⸗ 
vmb doͤrffen fie vnbedaͤchtig inn jhren Calendern ſchreiben / was dieſes oder 
jenes Regiment fuͤr Schaden nemmen wird / was fuͤr Zuſtandt oder Gluͤck 
dieſes oder jenes Landes ſeyn werde / wie es gehen werde Gluͤckſelig den Koͤ⸗ 
nigen / Fuͤrſten / Herren / vnd vornemmen reichen Frawen / Denn dieſen lieb⸗ 
koſen ſie vmb Hoffnung Gewinß vnd mildter Gaaben / von gemeinen vnnd 
armen Leuten / die doch Gott gleich ſo wol lieb ſindt / vnd die Gott bißweilen 
erhebet zu Reichthumb / zur Regierung / vnd ſie machet zu groſſen vnnd ge⸗ 
waltigen Herrn / ſchreiben fie nichts. Man weiß daß im Jahr 1529. die En, wire h 
geliſche Schweißſucht / als eine gemeine Kranckheit alle Jand angegriffen, ſirologen m 
daß viel taufendt daran geftorben/ auch daß im 1580. Jahr ein gemein Ca- — 
tarrhalis febris kommen / vnd alleLand durch gangen / aber alle Mathematici der uffe 
nicht ein Wort davon geſchrieben noch davon verkuͤndiget. enge 
Anno ı5s2.iftfogroß Gewaͤſſer ander See in Niderland worden / daß haben. 
den groͤſteu Theil deß Landes vber vnnd vbergangen / alle Thaͤmme eyngerif⸗ 
ſen / vnd viel Menſchen vnd Vieh erſoffen / Aber diß hat kein Mathematicus 
zuvor verkuͤndiget. ” 

Meiſten heil der Calenderſchreiber befteiffigen fich vieler newer Zei Aaperre 
tung in alerley Landen / vnd richten ir Prognoſticon darnach / vnd ſprechen / fen Pras 
die Conſtellation bringe das mir / daß der Noth leyden wird / dernicht viel che 
vermag / und von Freunden verlaffen wird / jest folder König in Hifpanien ARrodogia 
inn Gefahr fichen / jege der Keyſer Vngluͤck haben jegt der König von — 
Franckreich nach eins andern Nachbarn Sande ſtehen da doch diß die Ge km anno 

ſtirne nicht mitbringen / ſon dern die newe Mehr jhm zugebracht. | 

Daher ift die löbliche Aftrologia inn Verachtung fommen] nicht al 
fein bey den Alten / fondern auch heutiges Tagesı vnnd ift offt fehr außge⸗ 
ſcholten worden. Alfoder Cornelius Tacitus fpricht: Die Methematici Zibur7. 

- find Leute / dieden gewaltigen DBnrremw/ vnnd denen die auff fie hoffen! bes 

>. trieglich gefunden werden’ welchs inn vnſer Stadt allezcit verbotten werden 

ſoll. Deßgleichen Seneca vnnd Favorinus bey dem Gellio ſie vbel außma⸗ 

chen / vnd alſo von jnen ſchreiben: Die Altrologi verkuͤndigen / entweder boͤ 

ſes oder guts / So fie guts verkuͤndigen / vnnd betriegen / forft dag ein armer 

Menſch /der vergeblich hoffet. So fie boͤſes ſagen / vnnd wird doch nicht 
wahr fo koͤmpt der Vbel darzu / der ſich f lang vmb ſonſt fuͤrchtet / So aber 

— * das 


* 





RT EN: 


I a⸗V. Wuchdeßerſten Ley 


das boͤſe wahr wirdt / iſts noch aͤrger ı daß einer ſein boͤſes laͤngſt vor der Zeit 
fich aͤngſten laſſen ſoll So das gute fünfftige gewiß iſt /¶ hat er zween Scha · 
den davon. Einen daß die Vngedult in Erwartung anfahe / vnnd wenn das 


gute darnach koͤmpt / weniger Freude davon hat. Solchs auff die Weiſe 
auch der Erafmus verwirfft / vnnd noch vielmehr die Propheten die Kinder 

Env.ro, Iſrael / da fieihr Herkan die Prognoktica der Geftirn hiengen abmahnen 
vnnd abſchrecken / Jeremias ſpricht: Ihr ſolt nicht der Heyden Weiſe ler 
nen / vnnd ſolt euch nicht foͤrchten für den Zeichen deß Himmels /wie die 
Heyden ſich foͤrchten denn der Heyden Goͤtter ſind lauter nichts. 

Cap. a47. Eſaias ſagt: Laß hertretten / vnnd dir helffen die Meiſter deß Himmels⸗ 
laufft / vnnd die Sternguͤcker die nach den Monden rechnen / was vber dich 
kommen werde, Sihe ſie find wie Stoppeln / die das Fewer verbrennet / ec. 

So bezeugts auch der H Err Chriſtus / daß es nicht gut ſey / daß wir 
vns aͤngſtigen vor Erwartung der kuͤnfftigen Ding / da er ſpricht: Sorget 
| nicht was jhr Eſſen oder Trincken wollet. a, 

Vak E Aber wenn man diß alles recht bedenckt / ſo find diefer aller Betrieglig⸗ 

Be * keit ſchuldt die Perſonen / ſo der Prognoſticon mißbrauchen / vnnd nicht die 

autsftrond Kunſt ſelbſt. Darvmb es nicht allen / ſondern etlichen fol Schuld gegeben 

Bande werden / vnnd die werden der Kunſt recht brauchen / vnd billich zu loben ſeyn / 

wird, die da die Geſtirn vnnd Himmelsläuffte zwaranfehen vnnd fleiffig betrach⸗ 
ten / wie da wircken die oͤberſten Geſtirn inn die vnterſten Elementariſchen 

Ding: Als Erde / Merallı Kraͤuter / Straͤuch vnnd Baͤwme / auch ſonſt al 
lerley Feuchtigkeit der Thieren vnd deß Menſchen Leib / alſo auch in Kranck⸗ 
heiten vnd etlicher Bewegung deß Gemuͤths / doch jhr Hertz vnnd Gemuͤth 
allezeit auff Gott gericht haben / der dieſer aller Dinge Krafft vnd Macht in 
Patm. ias. feinen Haͤnden hat / vnnd offters feines gefallens aͤndert / daß er von Hertzen 
Prim ¶ ſagen kan mit David: Er zehlet die Sternen / vnnd nennet ſie alle mit Nas 


Job.9. 


ne] fo gehet ſie nicht auff / vnnd verſiegelt die Sternen. Vnd widervmb mir 
Pam. David: Ich werde ſehen die Himmel deiner Fingerwerck N, den Monden / 
vnd die Sterne / die dur bereitet, 2 
Erempe der ¶ Denn alſo werden wirnicht allein Gott dem Hennen vornemblich 
Apßrologia trawen | fondern auch bertachten wie GOtt nichts vergebliches noch vmb 


in vielen ſonſt gefchaffen / fondern allesinn dergangen Welt weißlich geordnet / die 


Dingen, 


i Sternen an feine ſtelle geſetzt neben Sonn vnnd Monden / jhnen ihre ge⸗ 


wiſſe Krafft vnd Wirckung gegeben. Alſo muß ein Bawman bekennen / daß 
das Holtz zu rechter Zeit gehawen länger wehret / als nemblich wenn der 
Mond am wenigſten iſt / vnd die Sonn im Jenner am weite ſten vom Erd» 


boden 





Furt 


men. Der Himmelift durch das Wort deß HErren gemacht / vnd alle fein 
Heer durch den Geiſt ſeines Mundes. Vnd mit Jeb: Er ſpricht zur Son⸗ 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 7 

bodem iſt / Darvmb daß auff die Zeit das Holtz am wenigſten Safft vnnd 
Feuchtigkeit har: Ander vnrechte Zeit — ſondern baldt 
Wormfreſſig werde. Dargegen was da Geſaͤckoder Gepflautzt wirdt / das 2. 
hat ſeine beſte Zeit wenn der Mond zunimpt / darvmb daß die Saamen 
vnnd alle Gewaͤchs mehr Feuchtigkeit haben / vnnd ſchneller auffwachſen. 
Abermals / das Getreydig iſt am beſten / wann mans in die Scheune bringt 3. 
wenn der Mond abnimpt / darvmb daß als dann die wenigſte Feuchtig-· 
keit hat / trocken iſt / vnnd länger gut bleibt / vnnd von Wuͤrmen nicht alſo 
gefreſſen wirdt. Ja Brot vnnd Bier von ſolchem Getreyde gemacht 
weniger verdirbt. Diß iſt auch die Vrſach / daß das Mertzen Bier) welche 
im Mertzmonden gebrawet / laͤngſamer Sawer wirdt. So iſt das Regen⸗ 4. 
waſſer im Mey gefallen am beſten / vnnd wirdt am wenigſten riechend / 
darvmb daß dieſelbe Zeit die Lufft am beſten temperirt iſt / vnnd alle Kraͤu⸗ 
ter wol riechen / daß das Waſſer auch nicht ſo bald faulet / noch fremb⸗ 
den Geſchmack an ſich zeucht / ſondern offt biß inns dritte Jahr gut bleibt / 
vnnd noch viel mehr die Feuchtigkeit deß Leibs inn den Thieren vnnd Men⸗ 
ſchen / von den oͤberſten Geſtirnen ungleich verwandelt vnnd regieret wird, 
Viel Kranckheiten nad der Mondenzeit ſich wittern / als die Kranck⸗ 
heiten fo von zu vieler. Feuchtigkeit herfommen: Schlag / ſchwere Kranck⸗ 
heit / 2c. die fommen am meiften wennder Mond zunimpr oder voll wirdt/ 
die andern die von zu wenig guter Feuchtigkeit vnnd Außtruckung kom⸗ 
men / odervon ſcharffer Feuchtigkeit / als Schwindtfucht/ Darre / etc die re⸗ 
gen ſich vnnd machen ſich am beſchwerlichſten im letzten Viertheil / vnd Ab⸗ 
nemmen deß Monds. Ja der Todt deß Menſchen / nach der Influentz der 
Geſtirnen vorfelt. Die an der Darr ſterben gemeiniglich / wenn der Mond 
abnimpt vnd am wenigſten iſt. Die da von viel Feuchtigkeit kommen / als 
Schlag / ſchwere Kranckheit / Stechen der Seit / Entzuͤndung Lungen vnd 
Leber / Waſſerſucht / ſterben am meiſten in Zunemmen deß Monden. Oder 
da ſie nicht gar ſterben / haben ſie doch vmb dieſe Zeit einen groſſen Wechſel 
durch Bluten / Schweiß oder Stulgaͤng. 


Derwegen die Kunſt Altrologia billich hoch zuhalten iſt / vnnd im Lob vnd 
Buch der Weißheit fie geruͤhmet wirdt / daß wir deß ganten Himmels / Jubn der 
vnnd der Sternen Laͤuffte wiſſen ſollen / darauß etliche Veraͤnderung / als ARrologia 

durch Zeichen von Gott geordnet) verfündigen. Denn GOtt der H Err Carr. 
hat das Firmament nicht ombfonft fo ſchoͤn / mit allen Sternen agziere; CT. 
fondern wie Mofeg bezeuget I daß ſie vns geben Zeichen / Zeit] Tag / vnnd 
Jahr / vnnd die Calen derſchreiber nicht gar zuverwerffen / ſondern alle die / 
Sa die 


4— 


— —— RE — 
Das V. Buch deß erſten Theils / re. 0 
dieda Maß in Progno Rico halten! der Warheit ſich befleiffigen/unnd int 
GO Tees Forchr diefelbe ſchreiben / hoch zu halten / So können die Aergee 
diefer Kunſt nicht entrathen 1 dieweil wirfehen wieder Hundsſtern viel 
hitziger Fieber macht / auch Hundt vnnd Menſchen tolle Bufinnigkeit zu 
faͤgt / die Mittagslufft in den Kellern fawer Bier mache) viel Fluͤſſe in den 

Menſchen erregt / der Sarurnus Melancholiſche Suteond Kranckheiten 

gibt / daß es wahr iſt / wie der Ariſtoteles fage: Die Sonn 

vnd der — den Men⸗ 
en. 






— 
* SE 
— EEE ER 





Das - 





Das ſechſte Buch ee andern Theils/ 
Von den wunder barli⸗ 
chen Geheimnuſſen der Natur / 


vnd derſelben fruchtbarlichen Be⸗ 
trachtunge / 


In der Natur der vier Elementen 


auch vieler anderer elementarifchen Dinge 
auß jnen gemacht/fonderlichder Metallen / E⸗ 
delgeſteine / Kraͤuter vnd anderer Gewaͤchs 
der Erden. 


Geſchrichen in Teutſcher Spraach 


Durch 


Angebum Horftium, derfreyen sah und 
— Doctorem. 





en | 5 | 60 | | 
Sen Ehrwuͤrdigen / Wolgebornen / 


Edlen / Geſtrengen / Erbarn / Nomhaͤfftigen Heren/ 


PN. Landtshauptmann / verordneten vnd gantzen Erſamen 


Landtſchafft in Defterreich/ob der Enß I meinen Gnaͤdigen 
vnd guͤnſtigen Herren. x 
788; Hrwürdigev Wolgeborne / Edle /Geſtrenge/ 
+ Erdbare / Namhafftige / Gnaͤdige / guͤnſtige Herren / E. 
LI Gn.Hefir.vnd Erb. Gunſten wiſſen / daß es eine alte 
Gewohnheit iſt / daß newe außgegangene Buͤcher / fuͤr⸗ 
nemmen Leuten dediciret vnd zugeſchrieben werden / vnd daß die⸗ 






ſelbe Gewonheit / zu vielen Dingen nuͤtzlich iſt Denn etliche da⸗ 


durch inn Vnterthaͤnigkeit und Demuch Hoͤhere gruͤſſen / jhnen 
Willfaͤrtig vnd Dienſthafftig ſich erzeigen:etliche dadurch mit jh⸗ 
res gleichen / oder auch höhers Standes / Freundtſchafft machen: 
Etliche jhre vorhin bekandte Freundſchafft damit bekraͤfftigen: 
Etliche dadurch andere etwas mehr / als ſie vorhin wiſſen / lehren: 
Etliche ihren guten nuͤtzlichen Lehren darinn jhre Patronen vnnd 
Schutz ſuchen: Etliche jhre Lehr vnnd Bücher Dadurch mehr be⸗ 
ruͤhmbt vnd angenem̃ machen:Etliche viel mehr die / denen es zuge⸗ 
ſchrieben / weit vnnd breit dadurch preiſen / ſa vnſterblich machen / 
ſonderlich wenn es dieſe Bücher find/ die da immer fortwehrende 
bey den Nachkommen gerne von jederman / oder vielen geleſen wer⸗ 
den: Etliche darinn jhre Danckbarkeit gegen die Wolthaͤter erzei⸗ 
gen. Dieweil dann nun dieſer vrſachen nicht eine / ſondern viel find/ 
E. Gn. Geſtr. vnd Erb. Gunſten DIE Buchzudediciren/ So hab 
ich nicht vnterlaſſen wollen / noch ſollen / euch hiemit zu begruͤſſen / 
denn ich abweſende meine willfaͤrtige Dienſte nicht allein in dem / 
ſondern auch in allem was mir muͤglich iſt vnnd gebuͤhret / euch bil⸗ 
lich offerire. Denn E. Gn. Geſtr.vnd Erb. Gunſten wiſſen / daß 
wie ich von dem Durchleuchtigen Hochgebornen Fuͤrſten vnnd 
Herrn / Herrn Julio / Hertzogen zu Braunſchweig / vnd Luͤneburg / 
auch der Julius Vniverſitaͤt zu Helmſtadt / zum Leibartzt jhrer 
Fuͤrſtlichen Gnaden / vnnd zum Profeſſorn der Medicin der 


*5* 
— 


ne 


AR Vorrede. 6 
WMVniverſitaͤt erfordert / jr mich gern zu ewrem Landmedico hättet 
haben wollen/ond ewer etliche vornembſte geſagt / wenn wir diß ges 
wuſt / daß jhr auß Oeſterreich vnter der Enß zuerheben / wir wolten 
euch nicht fo weit weg gelaſſen haben. Darnach daß E. Gn. Geſtr. 
vnd Erb. Gunſten viel ſich gnaͤdig vnd freundlich mir erzeiget / viel 
gutes gethan / daß ich danckbar billich mit zuſchreiben diß bekraͤff⸗ 
tige Zu letzt / wie billich vnd hoch E. Gn. vnd Geſtr.zunemmen / iſt 
mir nicht wol muͤglich zuerzehlen. E. Gn. Geſtr/ vnnd Erb. Gun⸗ 
ſten halten fo feine beſtaͤndige Eynigkeit in der gantzen Landſchafft / 
daß dergleichen nicht erhoͤret / auch niemand ſie trennen kan / keine 
menſchliche Schwachheit weder in geiſtlichen noch weltlichen 
Sachen euch trennet / Wer einen Standt oder einen vornemmen 
Mann angreifft / der hat euch alle angegriffen. So ſind in ewrem 
Land auch viel vornemme Herren / mit Gottes Forcht / Tugendt / 
vnnd allen guten Gaaben gezieret. Das Hauß derer von Starn⸗ 
berg wie weit es vorhin beruͤhmbt iſt / alſo ſehr ſolte es billich noch 
zuruͤhmen ſeyn / durch vnſterbliche Bücher und Schrifften/wegen 
jhrer Wolthaten / inn jhrem Vatterlandt. Der Junge Achatius 
Herr von Starnberg / wie mit fuͤrtrefflichen Gaaben / GOTtes⸗ 
Forcht vnnd Tugendt gehet er andern vor! Weichhardt Freyherr 
von Polheim vnd Wartenburg / wie leuchtet er vnter ſo vielen fuͤr⸗ 
trefflichen andern Herren ewers Landes wiewol ſtehen ewrem 
Lande an / Wolffgang George Freyherr / Hans Freyherr von 
Heym in Reichenſtein / Lutz von Landaw Freyherr? Wie nuͤtze iſt 
der Edle Geſtrenge Herr Achatius Hohenfelder zu Ayſchers⸗ 
heim / wie groſſe ſorge traͤget er für guten Zuſtandt der Kirchen vnd 
deß gantzen Landes? Wiewol dienet ewer erſamen Landtſchafft / 
der hochgelehrte anſehenliche Wann Zacharias Cirinus Secre- 
tarius ? GOtt erwecke in ewer Erfamen Sandrfchafft jelängerje 
mehr / Gottsfoͤrchtige vnd hochbegabte Leute / Wie denn E. Gn. 
Geſtr. vnnd Erb. Gunſten ſindt auch infonderheitbefliffen / die ge⸗ 
lehrteſte vnd erfahrenſte Leute auß andern Landen zu euch zuer for⸗ 
dern / vnd ſparen keine Vnkoſt die dahin zubringen. 
Derwegen ich diß ſechſſe Buch deß andern Theils von den 
Br iij wun⸗ 


* 


6Das V IL. Buch deß andern Theils / 


wunderbarlichen Geheimnuſſen der Natur vnd derſelben frucht⸗ 


barlichen Betrachtung / E. Gn. billich zuſchreibe vnnd dedicire. 


Bitte E. En. vnd Geſtr. woͤllen diß Buch zur Anzeigung meiner. 


Dienſt / Ehrerbietung vnnd Danckbarkeit / von mir im Beſten an⸗ 
nemmen. Vnd dieweil dieſe Buͤcher in Teutſcher Spraach / faſt 
ſehr angenemb / vnnd von mir ohne Vnterlaß / ehe ſie dieſes Jahr 
fertig / erfordert vnnd von vielen ermahnet / verhoffe ich / es ſollen 
nicht allein dieſe Buͤcher weit vnnd fern / auch viel Jahr nach 
vnſerm aller Todte bleiben/fondern auch E. En. Geſtr. vnd Erb. 
Gunſten mit diefem Buch weiter onfterblich werden. E. Gn. 
Geftreng. vnnd Erbar. Gunſten zu dienen bin ich allzeit willig. 
Datum zu Helmftäde in der Julius Vniverſitaͤt / den 1. Maij, 
Annoısd, - ; | 


E. Gn. Geſtr. und Gunſten 
| Dinfiwilliger 


Jacobus Horſtius D. 


Das ſechſte Buch deß andern Theils/ 
Bon den Geheimnuffen der Natur. 


Das ı. Gapitel. 


Was die Natur ſey der Erden / wiefie GOtt in der Heili⸗ 
gen Schrifft nennet / vnnd allhier verſtanden werden 


— 


2} . 


Diedie r- Ye Erde vnd Himmelmachen die gange Welt / alfo die Er⸗ 


de auff man⸗ — ER R 
eheriey weiſe de/ nicht allein. die Erde / wie wir fie fonfi nennen / verftanden wirdt / 


—— oder der Erdtboden / ſondern alles was vnter dem Himmel iſt / ſonſt 

regio mundi elementaris genannt. | * 

Darinn ſind nun zufinden die vier Elementen / vnd was auß den vier 

Vier Eie⸗ Elementen / in ſich ſelbſt vermiſcht / durch Gottes Ordnung wird gemacht. 

ment. Vnter dem Himmel iſt das erſte / das Fewer / welches iſt das nechſt Ele⸗ 
I ment vnter dem Mondeny oder vnter dem vnterſten Himmel. Diefes Ele, 


Fewer. mnient iſt von Natur hitzig vnnd trucken / hat an fich ſelbſt frinandır Ben · 


gung) 





Bon den Geheimnuſſen der Natur. 6 
gung / als was feine leichffe Natur aller Dinge mit fich bringet / nemblich / 
daß es von der Erden auffs hoͤheſt aufffaͤhret / jedoch durch deß Himmels⸗ 
lauff vom Auffgang biß zum Nidergang / wird es auch runder Weſſe inn 
Tag vnd Nacht vmbgewaltzet / als durch ein fembde Bewegung. Vnd diß 
iſt Augen ſcheinlich in Lufft vnnd Fewer zu ſehen / wenn die Cometen vnnd 
andere Wunderzeichen im der Lufft erſcheinen / wie fie mit deß rechten Hin 
melslauff auff vnd nider gehen / welchs ſonſt nicht geſchehe / wenn nicht die 
Lufft /darinn fie ſtehen / auch rund hervmb gieng. | 
¶Die Sufft iſt das ander Element / dem Fewer am nechften/ geheromb „rc“ 
vnd vmb / iſt von Natur hitzig vnd feucht / auch leichte / aber nicht ſo leicht als 
das Fewer / darvmb ſie nicht ſo hoch auffſteiget. Dieſe Lufft wird in drey En 
Theil getheilet: Die oberfte Lufft / diedem Fewer am nechſten iſt / die Mit⸗ Tyeitgerheis 
telſte / vnnd die Vnterſte / ſo der Erden am nechſten iſt. Die euſſerſte beyde e! . 
Luͤffte finde warm / eine als die oberſte wegen nahende deß Fewers vnd der 
hitzigen Geſtirn / Die vnterſte wegen deß / daß die Sonn / wenn ſie durch die 
Lufft ſcheinet / ein Refraction / das iſt / ein geduppelte Hitz vnd Schein auff 
Erden im zuruͤckprallen gibt / vnd alſo auch ſtets waͤrmet. Die mittelſte Lufft 
iſt am wenigſten warm) vnd der Ort darinn alle Wunderzeichen der Lufft / 
als Comet / Fewerſtrahlen / Drachen / ſchieſſende Stern / Regen / Donner / 
vnd dergleichen geſchehen / Davon andere Ort mehr. 3. 
Das Wafferift das dritte Element / welches für onnd innder Schöpf: Waſſer. 
fung / ehe Gott die truckne Erden geſchaffen und das Waſſer durchs Wort 
abgeſondert / auch runder Weiß vmb den gantzen Erdboden gangen / Aber 
alßbald Gott am dritten Tage den Erdboden zu Nutz deß Menſchen / vnnd 
ſeinem Lob zierlicher zurichtet / allda hat er durch ſein Wort die Natur 
dem Waſſer geben] daß es vonder Erden abgeſondert / hin vnnd her nuͤtz⸗ 
lich inn den Gaͤngen der Erden wie in einem Kaſten / in gemeinen Fluͤſſen 
der groſſen Waſſerfluͤſſe flieſſen laſſen / an vielen Orten auch wie ein Berg 
feſt wider alle ſeine Natur / da ſonſt Waſſer hin vnnd her fleuſt / ſtehet / als 
im tieffen vnnd weiten Meer. Vnnd alſo heutiges Tages Waſſer vnnd — 
Erde miteinander einen runden Circkel oder globum, wie ein Apffel ma⸗ an: Kugcı, 
chen / vmb welches die Lufft vnnd das Fewer / auch alle Himmel runds her⸗ 
vmbgehen. Dieſes Elements Natur iſt kalt vnnd feucht / auch daß es 
ſchwer iſt / darvmb es von jhm ſelbſt nicht empor will fondern jmmerdar vn⸗ 
terwerts dringet 
Die Erde iſt das vierdte Element wie ein Puncrim Circkel centrum „ + 
genennt / deſſen Natur iſt das kaͤlteſt vnd truckneſte / auch ſchwerſte / arvomb 
nicht allein Erde / ſondern alles was von Erden gemacht iſt / als nemblich / 
Menſchen / Thier / Kraͤuter / etc nicht in die Hoͤhe gegen Himmel 9 Lufft / 
EN | ondern 


J — ee 


64 ar Das VI. — 


ſondern vnterwerts zu der Erden ſich neigen / vnnd die Leute ſo vnter vns 


| wie eie denn die Erde wie ein Apffel rund iſt wohnen Antipodes, gewiß die 
Fuͤſſe gegen vns kehren / vnnd gleich ſo ſicher auff der Erden als wir gehen. 


Von Eie⸗ Die klementa aber ſind die aller ſubtileſten Ding inn der Natur / welche 


menten in 


gemein. Die höhfte Qualitaͤt vnd groͤſte Wirckung haben / vnd alſo ſchlecht oder vn⸗ 
vermiſcht weren ſie weder vns Menſchen noch den Thieren nichts nuͤtz / 
ſondern ſchaden. Denn das Waſſer wuͤrde gar zu ſehr feuchten / das Fewer 





zu ſehr brennen / die Erden zu ſehr trucknen / daß vnſere Leib zerſtoͤret onnd 


alles getoͤdtet. Darvmb ſie die Natur jetziger Zeit durch Gottes deß allerwei⸗ 
ſeſten Schoͤpffers willen haben / daß eins mit dem andern jmmerdar vermi⸗ 
ſchet / nicht rein / j doch vns bequemere Nahrung geben / davon dieſe Erde / ſo 
wir jetzt haben / darauß Kraut / Laub vnd Graß waͤchſet / nicht ein ſchlecht 
Erden oder das rein Element iſt / ſondern ein vermiſchte Erde mit allen an⸗ 
dern Elementen / als Waſſer / Fewer / Lufft / vnd ein vnrein Element / Aber 
doch uns bequemer vnd nuͤtzlicher davon Elementariſche Ding / die auß E⸗ 
ee lementen gemachet / alles vermifchte Ding find. 
- Diefe Elementarifche Ding find entweder inn der Sufft im Waſſer / o⸗ 


Inder Luffe. der in und auffder Erden. Elementarifche Ding in der Sufft find Wolcken / 


2. Regen / Regenbogen / Cometen / Fewerſtrahlen / und dergleichen Wunder 
Im Waſſer. zeichen / Meteora genannt. Elementariſche Ding im Waſſer ſind / Fiſche 
— vnd Gewuͤrm. Elementariſche Ding inn der Erden ſind / Erſtlich allerley 
den.  Aredeß Erdreichs / Darnach die Steine / beyde gering vnnd Edelgeſteine / 
er Zum dritten allerley Erg und Metall / als Bley / Kupffer / Zien / Goldt / Sil⸗ 
auffder &, ber vnnd dergleichen, Elementariſche Ding auff der Erden find die gering⸗ 
Den oreyer⸗ ſten Die Gewaͤchs / darnach etwas mehr die lebendigen Thier/ Daß allefürs 

* trefflichſte aber / der Herrſcher aller Dingi inn der Natur auß Befelch Got⸗ 
tes / als nemblich der Menſch / ein vernuͤnfftiges Thier und Geſchoͤpff Son 
tes zu ſeinem Ebenbilde. 

* Die Gewaͤchs ſind eins theils Kraͤuter / eins theils Straͤuche / eins 
Bewäsfes theils Baͤume / welche alles allhier zuerzehlen weitlaͤufftig iſt. jr 
Res Die Thier auff Erden find / erfiche kriechende / welche Gerwirm a6 
Tier. nennt / Etliche gehen / als allerley Wildt / Ochſen / Schaaf / re. Etliche flie⸗ 
gen / als allerley Geflügel / welches noch heutiges Tages niemand beſſer als 
der Conradus Geſnerus beſchrieben hat / vnd inn dieſen ae fein 
lauter: 
O lieber Sramdtfoleihdirnun 
Beſchreiben nur ein Graͤßlein grun / 
Wie das Gott ſeinen Schoͤpffer zeigt / 
In dem ſichs wunderlich ereigt / Br r 
Wenns 


— — — work Y 
——— 


— —— 
* Br 4 a 


BT ea NE EN 


Bonden Geheimnuſſen der Natur. 


Wenns waͤchſt / wenns gruͤnt / wenns bluͤt / wenns traͤgt / 


Biel Saamen / Nutz/ Speiß /Luſt erregt 
Den Menſchen / Thiern / vnd Voͤglein klein/ 
Durch Gottes kraͤfftigs Wort allein, 
Die Zeit vergieng / glaubts / wenn ich dir 
Mit Namen jedes nennernür/ 
Deſſn ich allhier kuͤrtzlich durchlauff / 
Wie mirs zufaͤlt / merck du nur drauff. 
Erſtlich die Gewaͤchs zu Nutz vnd Preißr 
Sind mancherley kuͤnſtlicher Weiß / 
An Form / an Groͤß / an Brauch vnd Gſtalt / 
Ihr Vnterſcheidt iſt manichfalt / | 
As Baͤwm von Stamm vnd erſten Grad / 
Die Frucht ſein Saamen in ſich hat / 
Zu Nahrung der Menſchen vnd Thier / 
E.ttlicher Safft und Gruch gibt zier / 
Bekleidt mit ſchoͤnen Blaͤttern gruͤn / 
Darauff ſingt manches Voͤglein kuͤn. 
Etlichs ſind ſchwache Straͤuchlein klein / 
Doch hat jedes den Frommen ſeyn. 
Die zarten Kraͤutlein manichfalt / 
Von Gruch vnd Bluͤmlein wolgeſtalt / 


Mit Farben bund gemahlet ſtahn / 


Das Hertz einem lachet davon /⸗ 
Der aller keins vergebens waͤchſt / 
Vnd preiſt die Weißheit Gotts auffs hoͤchſt. 


Zum andern find die Thier in gmein 





Gar mancherley / beyd groß vnd klein / 
Eins geht / eins huͤpfft / eins laufft / eins kreucht / 
In Waſſern ſchwimbt / in Luͤfften fleucht / 
Vngleich an Stimm / Farb / Haut vnd Woll / 
Sindt ſchüpffig / oder Federn voll / an 
Ein jegliche ſucht fein Weyd und Speiß 
Nach dem eg zu genieſſen weiß, 
In diefer wolgefchaffnen Welt 
Ein jeds ſich zu ſeins gleichen haͤlt / 
Sind maͤnnlich vnd weiblichr Geſtalt / 
Mit Wis begabt zu jhrm Enthalt / 


u 


Shen 


3 + 
Menſche. 


der Leib genennt. Welche Naturen Gott alſo vereiniget / daß / ob eg wol zwey 





— 


eDas VI. Buch deß andern Theils/ 
Ihrn Schadn vnd Nutz fie bald verſtahn / — > 
Odb ſie gleich gang Vernunfft nicht han. 
In ſumma / die vnendtlich Krafft 
Vnd Weißheit Gotts / ſo alls erſchafft / 
Ereugt ſich in jhn alln zumal / PL u. 
Woman ſich hinkehreoberall. | 
Der Menſch iſt ein Ding / vnd doch zweyer Naturen / alg nemblich / ei⸗ 
ner geiſtlichen / vn ſichtbaren / vnſterblichen Natur I welches die Seel ge⸗ 
nennt / Vnnd wider einer leiblichen / ſichtbaren / jrrdiſchen Natur / welchs 


vnterſchiedliche Ding ſind / jedoch in dieſem Leben eine ohn die ander nicht 
beſtehen noch bleiben kan / vnd alle heilige Altvaͤtter di eſes ein Vorbilde Chri⸗ 
ſti ER zwo Naturen / Goͤttlicher vnnd Menſchlicher / inn dereinigen 
erſon. * 
Wer diß recht bedencket / muß GOTT loben preiſen / und jhm dancke 
Darzudiealte Chriſtliche Kirche den ſchoͤnen Lobgeſang recht wol vnnd 
kurtz gefaſſet / auch vns zuſingen zum Exempel fuͤrgeſtellet. a 


HYMNV:S. 
Immenfecealiconditor,&c.. 


&? sröffer Sort von Rath und Thatı 
Der Waflr ond Fewr geſchaffen hat / 
Vnd gibt dem Waſſer ſein Beſcheidt | 
Sm Himmelida die Nacht anleidt. & 
Ein Waffer iſt im Himmel hoch / J 
Das andr im Bach auff Erden noch. T 
Das Waſſer folldem Fewer wehrn / we 
Daß es die Welt nicht fan versehen, — 
Guͤtigſter Gott von Gnad vnd Gut — 
Hab vnſer Geiſt vnd Seel in hut / Re 
Das wir nicht wider fallt zu rück/ * 
Vnd kommen in verlaugnet Stuͤck. — 
Diß Sicht das geb den Glauben rein / re, a 
Mit feiner Krafft und heikm Schein! — 
Auff daß auffhoͤr all Finſternuß 
Vns nicht verletzen Ergernuß.) 





ODas 


* 





Bonden Gcheimmuffender Natur. * 
| - Dasıı. Kapitel. 
Wie mancherley Natur und Eygenſchafft ſey der Elementa- 
riſchen Erden / die ſonſt auch der Boden / oder das Erdreich 
genannt. 


Lich wie vorhin / da alles nur Himmel vnd Erden genannt / A 
G die Erde verſtanden ward von allen vier Elementen / vnnd allen Ele, lement ſey. 
mentarifchen Dingen! alfo hier allen von der Erd oder dem Erd» 
boden! das iſt / von dem einem Element auß den vieren/die Erde verffanden 
vnd genannt wirdt. a 
Die Erde zwar) dag vierdre Element / wie vorhin befehrieben/ wirdt Das Ein 
zweyerley verſtanden / Eine dag.reine Element der Erden / welches das kaͤl Iminywa- 
teſte vnd truckneſte Ding auff der gangen Welt iſt / und alfo rein vnd vn ver⸗ erten. 
miſcht / nicht wol kan gefunden werden I auch dem Menſchen oder andern Tr 
Grearuren / nicht nüge feyn fönnen / fondern mehr mit Gedancken ver, 
fanden wirdt. Die ander Erde wird verſtanden das vermifchte Element 2 
der Erden wie wirs jegt haben / daalle Erde auff der gantzen Welt / mit 
andern Elementen etwas vermifcht / vnnd dadurch vns Menfchen vnnd 
allem Viehe zu groͤſſerm Nutz vnnd Wolfahrt gereicher / daß alfo alles was 
qart vnd trucken inn der Welt gefunden / wird die Erde genannt / darvmb / 
daß es eine vermiſchte Erde iſt / vnnd das meiſte von der Natur der Erden 
hat / vnnd iſt nicht daran gelegen / daß ein Ding mehr / das ander weniger Er⸗ 
de inn ſich haͤlt / Als inn deß Menſchen Leibe ſind die Gebeine die Erde deß 
Menſchen / in der gantzen Welt iſt die Erde / die wir ſonſt alſo nennen / nicht 
allein Erde / vnnd doch eben eine vermiſchte Erde mit andern dreyen Ele⸗ 
menten / ſondern auch die Steine / Edel vnd Vnedel / vnnd am allermeiſten 
der harte Adamant. | 4 
Daß wir nun weiter was berrachten / dag dem vorigen nicht gantz vn⸗ DieAiten 
gleich oder vngemaͤß / fo achreich darfür 1 es fey den Aertzten fonderlich von en 
Noͤthen achtung zu haben’ auffdie Natur eines jeden Erdreichs onnd Ey⸗ reidvndd# 
genſchafft deß Bodens / ſintemal die ein Vrſache find / daß mancherley ae 
SGeſtalt / oder Kräuter herfuͤr wachfen/ vnd auch fieerwag andere Wirckung fieiſig be⸗ 
oder Kraͤffte befommen. Darvmb Hippocrates dem Cratevæ befihlet / KH, 
daß er ſoll eynſamlen die Kraͤuter / die auff den Bergen vnnd hohen Huͤgeln — 
wachſen / deñ ſie ſind kraͤfftiger vnd ſtarcker Wirckung als die in waͤſſerichten — 
len wegen hres harten Bodens / vnd ſubnleſten euffein der höherdie Din, Zerene. 
men aber der Kraͤuter heiſſet er Leſen / vnnd inn Vorrath ſchaffen / die da ne; 
ben den Bruñ quellen flieſſenden Waſſern oder Baͤchlein wachſen / An 
— ij hen 





* 








Pe — ri. Bw: — Amis 


en en er —— die Kräuter vn kraͤfftiger / vnd ſchwaͤcher ——— 4 * f 


ſeyn / aber eines lieblichen Sefhrnasfs und ſuͤſſen Saffts. 


Danvmb / dieweil die Krafft der Kraͤutet/ vnnd jhre Complerioniaug | 


(Gafft 


Bodens ii der Natur dep Bodens/wenn man ihn fleiſſig ergruͤndet I fan erkandt wer⸗ Ei 


* en den / vund die Kräuter felbft eins aneinem Dre lieber denn an dem andern/ 
Befatund wächfer / vnnd fein fonderlich Erdrreich engen haben will / Somillich die 
u Kräfte Vnterſcheidt derſelben / welcher am meiften der Poet Virgilius gedencket / 
Th 1, vnd Galenus am beften vnterſcheidet / erzehlen / vnnd als ineiner Tafel für 
Geore. ſchreiben I daß alle Kräuter einjedesan feinen Ort geſatzt werden moͤge / 
Lsb.9.de vnd nicht wegen Mangeloder Nahrung / oder ungereimbren Bodens /feine 
. fimmed» Kraͤffte verlieren / Denn auß feiner andern Vrſachen geſchiehets daß fie 
Fendt ung bißweilen nicht mie der Wirckung gleich zuſagen / vnnd in den Kranck⸗ 


heiten heylen / nicht allzeit vnſerer Hoffnung genugthun. 
Deß Bodens vnd Erdreichs Vnterſcheidt. 


| L, 
L.d 
—7— Die Erde wirdt von den gelehrten Aertzten anders verſtanden / als von 
Facl, cap, den Bawren oder Ackersleuten. — 
1.t4b.9. II, 


Bidcaps, Die Erde / davon die gelehree Seure reden / iſt dreyerlen Art / Dieerfte find 


Steine / Die andern Meralloder Ertz / Die dritte iſt die Erde / dig die Ackers⸗ 


leut ſo nennen / vnd wir auch RN allhier verſtehen. 


M. 2 Die Erde / davon die — ir Vnterſcheidt / vnd iſt et⸗ 
icher Bodem fenchrisusarein humidum: Etlicher duͤrr / zudatein aridum ge⸗ 


nandt. 
IV. 


Etlicher Feift/Pingue & oleofum: — genandt / Macilen⸗ 


tum, Macrum, Gracile. 
v. 
Etlicher Boden zehe / viſlcoſum, lentum & ae, Eiißae 
ruͤhrt / friabile & pinguedinis — BER 
VI. — 
Etlicher iſt ſtarcker Bodem Robuftum,Denfum: Srier —— 
folutum;tophaceum;poröfum. | 
VILN 283 
Etlicher hat darinn Laͤttig I argillofum : Stier Kate ] | Sypfofum: ; 
Etlicher Hargıbituminofum: J si 


28 VI, Ei 





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— —— 





Bonden Geheimnufienber War, 69 
Etlicher iſt grobffeiniche, — — kleinſtein⸗ 
mgus — 


Elcher Semfelfi Iaxoſum: — Sanicinrenofum, fabulo- 


fum,cineraceum, 


Etlicher Eutcher Schiefferig tefaceum: & 
licher Bruͤchſteinig / ruderatum. 


Etlicher Bodem iſt Suͤ ferduteer Etlicher Blect amacum — 
Sawer / acidum: Etlicher — & ſalſuginoſum. 


een ein fs ee Ellicher ein guter Boom | fer- 
tile. 
XII. 
Etlicher ein vnfruchet arer Boden ejunum ‚fterile: Erficher Frucht 
nnd. ä 
XIV, 
Erficheriftein geringer Bodem ſtrigoſum: Serie ein Galle 
coratum. 
XV. 
Etlicher Bodem ff Brachlande novale & veruadtum: Eekches aG⸗ 
ee badtum: Etliches zug gerichtet re paltinatum & defoſſum. 
XVI. 


Erficher Bodem iſt Wieſenwachs / pratenſe: Etlicher getraͤyde Landt / 


Frumentecum & frumenticeum. 


| Das 111. Kapitel. * 
Die Vnterſcheidt Ei Derter der Erden, 


0 Erliche Derter fi Be Extiche verbrachen Iprarup: Etliche 
Eee gen > 


A Br Oerter ſind aan, Eitche vngebammennineulta. 
Eude a durſtig/ ficca ,arida, jejuna ‚ fti- 


cul⸗ A ef; Etliche feucht: 4 humida „irrigua,humedta : Etli— 
Tuer a | io ij che Waͤſ⸗ 










* — wer F 
BE er — — —— 
A Ve ale; —— re 





noſa. 


LV. 
Etliche Oerter ſind — Etliche ak 


Etliche Oerter find voller — Aprica, Soli pervia: Etliche ſchat⸗ 
ticht / opaca, denſa vm broßa, 
v1 
Etliche Derter find gegen dem ABerterjventis expoß ıta : Etliche vom 
Wettekabgewendet / avento ſilentia: Etliche find luͤfftig / autæ expotita: 
Etliche vnter der Erden/lubterranea: ae außgedorret / retotrida. 


Etuiche Oerter ſind ——— Etliche gar ohne Safft / exſucca. 


Etliche Oerter ſind N er Warm / calida: Hitzig / zftuo- 
fa,fervida : LEER Froſtig / algentia : Enpfalt / gelida, 
rigida, 


IX. 
Etliche Oerter find Gebirgig / montu ofa: Etliche N 
caliginoſa:Etliche voll Thaw a 


Etliche Oerter find Geſundt / bei: Etliche Vnzeſundt / inſalu⸗ 


bria. 


XI. 
Etliche Oetcerſ find ſumpffich —— : Etliche mit viel Seen / ſta⸗ 
gnancia: Etliche Rhoͤricht / iqualida. 
XII. 


Etliche Derrer find Oſt / gegen Auffaang der Sonnen/Orientalia: Et⸗ 


liche Sudt / gegen MM ttag/Meridionalia: Etliche Weftigegen Abend Occi 
dentalia: Etliche Nordt / gegen Mitternacht / quilonia. er — 
* 
Dasıv. Capitel. — en 
Wie die Natur vnd Eygenſchafft der Waſſer fepymit etlichen 
Hiſtorien von der Waſſer Ergieflung- 


= As WB affer/das Element / wird verftandeneinreinesonvere ⸗ 





che ——— Etliche Pfuͤtig vnnd ſuͤmpfficht / as uligi- 





I Tas * PR.) * 
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8* 
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mifchtes Weſen / kalt und feucht auffs hefftigſte daß fan Ding fab · 


: ter vnnd feuchter feyn kart. Ab er dierweildißreine Element fo hefftig ; . 
Zu vnnd ſehr wircket / daß es eig verderbet Hat GOtt ———— in Ent Be. 
Schoͤpf⸗ 





’ Von den Geheimnuſſen der Natur. 71 
Schoͤpffung diß Element deß Waſſers / ſo wol als andere / vermiſcht / vnd 
temperiret / daß das Waſſer dem Menſchen bequemlicher / und behaͤglicher 
vberall were / aiſo daß das Waſſer das Element an jhm ſelbſt reinimehr mit 
der Vernunfft oder Gedancken gefaſſet / als daß man ſehen oder fuͤhlen kan. 

Denn wenn natuͤrlicher Weiſe ein Elementariſch Ding gemacht / ſo wird 
es auß vier Elementen / die da rein ſind / vermiſcht. Wie die 

Aber das Waſſer / das wir inn der Welt ſehen / oder fuͤhlen / iſt allbereit ae 
Vnrein vnnd etwas vermiſcht / eins mehr / dagander weniger mit den an⸗ vermifge 
dern drey Elementen / dardurch es ung nüglicher oder bequemer / zu Nah ⸗ dos eins 
rungoder Erhaltung vnſers Seibsonnd Lebens wird / das fülfe Waſſer inn aner 
allerley Fluͤſſen / Quellen oder Spring / iſt mehr rein Element/onnd weniger 
vermiſcht / das Meerwaſſer / Saltzwaſſer / Sawerbrunn / Warmbade / etc. 
find weniger reine Waſſer / vnnd mehr mir allerley Metallen / oder Erden 
vermiſcht. | 

Die Wafler auch! welche GOtt der HErramandern Tage) oder wie 
manfagen möcht am allererften/ aufgenommen Fewer vnnd Liecht / Wer 
cken def erſten Tagesıgefchaffen hat ı find ohne zweiffel / erftlich das reine 
Element geweſen / vnnd hat GOtt die Waſſer / fo vorhin omb den gantzen 
Erdboden giengen / an zwey Derter zertheilet an einem Drei daß fie find 
vrpber alle Himmel / welchs wir zwar nicht fehen / aber doch auß Dffenbarung 
deß Worts Gottes gewiß wiſſen / An dem andern Ort / daß ſie ſind hiervn⸗ 
ten auff Erden / vnnd an gewiſſe Oerter verſamblet / welche / wo ſie am groͤ⸗ 
ſten ſeynd / das Meer geheiſſen werden / wo ſie am wenigſten ſind / Fluͤſſe oder 
Baͤche / da diß Element deß Waſſers vnreiner vnnd mehr vermiſcht / aber 
doch vns nuͤtzlicher. 
Dilfe Waſſer auff Erden / haben jhren ab vnnd zu lauff / ohne Endt vnd Kin aſe 
ohn Vnterlaß / daß wol zuverwundern / vnnd find jhre Grentzen alſo von tauffwie es 
GOtt geordnet / daß fie dieſelbe nicht weiter vberſchreiten oder vberlauf- ehe 
fen. Etliche Gewitter machen! daß das Waffer durch Influentz der Geſtir⸗ gierer. 
ne bißweilen fich ergieſſe / als die Schiffleure an der See wiffen! daß zween 
Tag fuͤr dem newen Mondı und zween Tag hernach das Meer fich ergeuſt / 
höher wirdı vnd die Waſſerwaͤllen fich mehren! welchg die Eynwohner das 
ſelbſt den Springftromm oder Chierfirdmm nennen/ welchs da cs der Roͤ⸗ 
wiſche erſte Keyfer Julius nicht gewuſt hat / ift er vbel anfommen auffdem 
Meer / hat viel Schiff und Munition verlohren/ond were bald mit dem gan⸗ 
sen Hauffen vntergangen. Man hat auch erfahren dag in wenig verſchiene⸗ 
nen Jahren nun zum vierdten mal / das Meer fich ergoflen hat / vnd dendans 
dern ander See viel erbaͤrmlichen Schaden zugefügt) vnnd daſſelbe allzeit 
im Winter / in welcher Zeit der Mond feine Wirckung / dis Vngewitter zus 
— | Ä machen/ 


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— ER RE AP AR TR ARE NS — * 
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72 Das VI. Buch deß andern Theil) 
machen / vnd das Meer oder Wafferbälge zuerwecken / viel kraͤfftiger iſt / als 
im Sommer / alſo daß allzeit die Ergieſſung deß groſſen Waſſers auff ven 
newen Mond / oder vollen Mond eyngefallen iſt / vnd dieſe Sänderoder De /⸗ 
ter ſind am erſten mit dieſem Schaden deß Waſſers geplagt worden / auff 
welche der Schein am meiſten gefallen 7 vnnd wenn ſich der Scheinanders 
wohin gewandt hat / dahinn iſt deß Waſſers Macht als denn auch gekom⸗ 
men / daher die inn Flandern / die am erſten gefuͤhlet haben das Wuͤten deß 
brauſenden Meers / inn Gefahr kommen / darnach am naͤheſten die Seelaͤn⸗ 
diſche Inſeln / bald die Brabaͤnder / vnd jmmerdar ein Port nach dem an⸗ 
dern / vnnd wie gut / oder ſicher die Anfurten ſeyn mögen! fo werden ſie doch 
von den Waſſerbaͤlgen vbermenget / wenn durch ſolche Krafft der Geſtirn 
das dahin ſich ergeuſſet / Die Winde / Norde vnd Weſt kommen denn auch 
darz u / vnd machen das wuͤtende Meer viel vngeſtuͤmmer / daß das Waſſer 
auffs Landt mit Gewalt ſchlaͤgt / jetzt hier / jetzt dort / vnd hat ein jeder Ort deß 
andes feine Zeit nach dem das Waſſer an und ablaufft. 


Das v. Capitel. 
Mas die Natur der Luffefey/ auch jre Krafft/darzudie Ißin- 
de / jhre Namen / Natur/ond Wirckung / wie fie Kranckheit 
erwecken / das Gebluͤt / vnnd alle Feuchtigkeit erregen / dar⸗ 
durch dein Gemuͤth deß Menſchen Schaden etwann ge⸗ 
Das Ele⸗ ſchicht. | N 
— Je Lufft iſt das dritte Element / hitzig / vnnd feuchte / ſofern 
ri 9: das rechte Element iſt / rein vnnd vnvermiſcht / fofern winonfer 
Element die Lufft anſehen / vermiſcht vnnd vnrein / aber groſſes Nu ⸗ 
Euſſerliche tzes / die da nehret deß Menfchen Athem durch Mund vnd Naſe. Be. 
— Zwey Ding begegnen vns von außwendig am meiſten / dadurch vnſe 
den vnd beif⸗ Leibes Geſundtheit bißweilen gebeſſert / bißweilen verderbet wirdt / als nemb⸗ 
sr lich die Speife vnd euſſerliche Lufft / Aber auf der Beweguna der Lufft ent⸗ 
ſtehen die Winde) derer faſt keinen Augenblick wir entrathen koͤnnen / vnnd 
Bon den jn⸗ vnſere Leibe dadurch ſichtbarlich verwan delt vnd veraͤndert werden. 
zeichen Denndie Windefommennichtalein in vnſern Leib / wenn der Wind 
Biehung im ſtarck wehet / ſondern auch Durch die Speiſe / die da viel Winde machen I den 
ihre Dre Bauch auffbiehen ı alsda find Bohnen) Erbſen / Schoten /rohe Kraut 
Aen. Ruͤben / Meerrettich / Obſt / Moſt / jung Bier / auß welchem im Leib viel 
7 Winde werden / die den Magen beſchweren / voll Eyngeweyde / boͤſe Sep 
2. ten vnd Engigkeit vmbs Hertz machen. Vber diß auch geſchichts / daß wel 
3. che geitzig eſſen vnnd trincken / deſto mehr euſſerliche Lufft vnnd En: “ 
— PP R 












J — — 
— EN 


„fehr zuſetzen / den gantzen Leib offt durchtringen / vnnd bißweilen an vnſer 
Geſundheit groſſen Schaden thun I weil ſie eniweder aUmehlich den Cib Materie 
durchgehen] oderauchoffter mit Gewalt vnnd Hauffen auff vns tringen! un # Pan 


IR on lt —— 
ſchoͤpffen vnd in Magen nemmen / welche nachmals entweder durch Ruͤlek⸗ 
ſe oder durch ander Schleicher wider weg muͤſſen / oder da ſie laͤnger im Lei⸗ 
be verbleiben / vnndetwann an einem Dre ſich ſtopffen / fo machen ſie viel 
groͤſſer Schmergen/ ( Als nembticht groß trucken vmbs Hertz / Engigkeit # 
deß Athems / Stechen der Seiten / vnnd gewaltige Reiſſen) daß von nß 
then iſt Huͤlffe durch euſſerliche vnnd jnnerliche Artzney zu ſuchen / Euſſerlich 
durch warme Behung / innerlich durch diefe Artzney / die die Bbehung vnnd 


Winde zutreiben / als da find Kuͤmmel / Lorbeern !Anisı Fenchel / Carui / N 


Malvafier und dergleichen. 
Weiter wöllen teir von den eufferlichen Minden reden / als die unge ade 


inden 
vnd ihrer 


vnd nicht allein den Menſchen / fondern auch Viehe / Getraͤyde / alles Krane” 
und Gewaͤchs befeydigen. - Aber diefe euſſerliche Winde kommen von der 
Lufft / wenn ſie beweget vnd erreget wirdt / daher ſie ein mal ſtille vnnd linde ER 
ſeyn / das andermal ſtarck und gehewrig / nach dem Die Lufft mehr oder we⸗ ee 
niger ſich beweget / daß nicht vnbillich der Wind geſchaͤtzt wirdt / ein Krafft 
der bewegten vnd erregten Lufft / die da ſich erhaͤl t/ er nehret vnnd mehret / von 
den Duͤnſten der Erden vnd Waſſer. 
- (Diefesift auch offt erfahren inn Fewers noͤthen / daß die Lufft vnnd Watumbin 


der Wind gar linde vnnd gang ſtille geweſen / wenn ein Fewer im der N 


Stoadt oder Dorff iſt außkommen / je mehr end mehr es aber enebrantı der Wrdfig 


Rauch vnd Dunſt in die Lufft gezogen / je mehr ſich die Lufft beweget⸗ wo 
die Winde erreger haben / daß auß Erfahrung dag Sprichwort wahr wor⸗ 
—— ſich in Fewersnoͤthen der Wind gern erhebet. Viel die da natuͤr⸗ 
liche Vrſachen nicht verſtehen / gebens den boͤſen Geiſtern fehulde da doch 
dieſes natuͤrlich iſt an jhm felbſt daß von fo groſſen Dampff deß Fewers / 


ae von foviel Rauch vnd Duͤnſten / ꝛc. die. eufft bi eget / vnd hierdurch, — 


AR Binde folgen muͤſſen.) _ ynbeftändig 


> Hand jesrfehrer / jetzt weniger / daher flärefereder iinde Winde kommen / die hat. 


Dieweil denn num auß diefen Dünften der Erden die Lufft bewegt / — 


hin vnd her ſich bewegen / ſo hat Virruvins gleicher weiſe aefagt; Der Wind 8 


ſchreib 
iſt ein Suffen selle/ / vngewiſſer und enbeffändiger Weiſe beweget vnd erreget. — 


Welchg denn der HERNn Chriftus auch meldet / da er ſpricht / Der dis durch 


Vunnd blaͤſet we er wil / du hoͤreſt ſein Sau J aber du weiſt nicht ES: 


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von warnen er koͤmpt oder wohin er fährer. Alſo onterweiſet der. Da⸗ Gleich⸗ 


HEnNicodenmm durchdas Gleichnuß vom — Winde / wie der Fe om 


— 9 das Gemuͤth deß Menſ chen heimlicher an d fräfftiger Weife Winde, 
bewe⸗ 


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Wind ſey. 


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aſſen noch von jemand regierer werden kan / ſondern bin vnd her blaͤſet und 


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ond newen Menſchen machet. Wie nun das Gemuͤth und Hertz deß Men⸗ 


ſchen durch den H. Geiſt erfuͤllet vnd erquicket wird: Alſo Lufft vnnd Wind 
den jrrdiſchen Leib nicht weniger als Speiß vnd Tranck / ernehret vnnd er⸗ 
friſchet. Denn wir duͤrffen gleich fo wol die Lufft vnnd Winde / welche wir 
ans täglich mir dem Arhem ſchoͤp ffen / vnd in vnſern Seib nemmen / Ja ohne Ep 
im Hunger fen vnd Trincken kan ſich der Menfch eine zeitlang erhalten / etwann ſieben 


dawren tan hder neun Tage lang aber der Lufft vnd Wind koͤnen wir nicht ein Augen ⸗ 


Senee, blick emperen /wir müften ſterben 
AAber je reiner die Lufft iſt / jegefünder die dem Leibe iſt. Wenn aber die 
ar Lufft vnrein vnd verfaͤlſchet / oder auch wol vergifftet und Peftilensifch ift/fo 
Sun. ſſt fie viel ſchaͤdlicher dann ein vergiffte Speiſe Denn die vergiffte Speiſe 
kan entweder durch brechen entlediget / oder durch die natuͤrliche Waͤrmbde 
Reine Lufft. perd awet vnd vberwunden werden: Aber die vergiffte Deftitensifchesufft fan 
— nicht leichtlich weggebracht oder außgeleſcht werden / wenn ſie den Leib recht 
sufe. pnaeneinmen/ dieweil fie alsbalddas Hertz vnnd den leblichen Athem an⸗ 
Dnreine greife vnd toͤdtet. Darvmb die euſſerliche Lufft / welche den leblichen Athem 
* be onſers Hertzen ernehret / vnd durch daffelbige Arhemen auß vnnd eyn gehet / 
unteime an vns gezogen wird / vnd wider außfähren) follgar fleiffig und befcheidenslich 
——— von vernuͤnfftigen Leuten in acht genommen werden. 
BGleicher weiſe ſollen die Winde / welche von der Lufft entſtehen / auch 


_ fiheideder 
Binde, betrachtet vnnd wargenommen werden] darzu nicht. allein im weiten Felde 


die Winde oder öffentlichen Strafen / die wir nicht wol meyden koͤnnen / fondern auch 
Di: in Haͤuſern / Gebaͤwden / Luſtgaͤrten / Sommerhaͤuſern / Fenſtern/ Thuͤrge⸗ 
richten vnd allen außſehen / dadurch in die Gemach / Saal / Stuben / vnnd 

—— Kammern die eufferliche Lufft eynfallen fan. Denn etliche Winde vns ge⸗ 
dr Bin ſundt ſeyn / vnd Leib vnd Leoin erfriſchen / etliche vns Schaden und Kranck⸗ 


von 
Er heit machen. 


Dieles / als Hippocratesin der Peſtilentz / die da regiert in sa Aſia / 
3 e 


a ondaroffen Schaden auch in Grzcia that / zu feiner Zeit mit den Winden 

2, | 
Mars chen Seuche errettet. | | 
Parroni, Alfo auch Marcus Varco,da gran Corphu war / ynd in allen Haͤuſern 
| ER, faſt 


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feiſſig wargenommen / hat er viel tauſendt Menſchen von dieſer ſchroͤckli⸗ 


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| Von den Geheimnuſſen der Natur. 75 
faſt krancke Leute darnider lagen / hat er laſſen alle Fenſter nach Mittage zu⸗ 
machen / vnnd den Sudwind abgefteller/abernewe Fenſter gegen Mitter⸗ 
ter nacht bawen / vnd den Nordtwind in die Gemach / Stuben vnd Haͤuſer 
fuͤhren laſſen / ja auch die Thuͤren verwechſelt / welchs da es geſchehen / ſind die 
Leute bald Geſundt worden / vnnd feine Geſellen friſch wider davon mit jyym 

gezogen. | ? = ! 
| ef Dichre anders iſts / daß auch in den SeeftädtenimNiderlandrdiedem 5, 

te faſt das gantze Jahr krancken / vnnd ſoviel Fluͤſſe haben denn viel Staͤdte 
gegen Mittage gebawt ſind / vnd den Sudwind ſtets empfinden. 
NHieher gehoͤrt deß Virruvij Lehr / da er ſpricht / Inn der Inſel Lesbo iſt 
die Stadt Mitylene Herrlich gebawet / vnd Luſtig / aber vbel angelegt) dar⸗ 
vmb / daß / wenn der Sudrwind blaͤſet / die Leute in derſelben Stadt kran⸗ 
cken / denn dieſer Wind gibet Vrſach zur Faͤulnuß / Wenn aber vom Nider⸗ 
gang der Nordtoſt blaͤſet / ſo huſten die Leute / Wenn aber von Mitternacht 
der Nordt oder Nordtoſt blaͤſet / ſo werden ſie wider Geſundt /2c. Auß wel⸗ 
chem gnugſam zuſehen iſt / wieviel die vngeſundten Winde der Geſundheit 
ſchaden / Kranckheit mehren / vnd derwegen deſto ſehrer zu meyden ſind / daß 
man mit Kranckheit ſo leicht nicht befalle. Ja wenns auch verſehen were / 
daß jemand durch ſolche vnbequeme Winde in langwirige Kranckheit ge⸗ 
riethe / der kan auch ſo viel deſto eher wider friſch werden / wenn er die vnge⸗ 
ſundten Winde abſtellet und verbawet. 
Die Alten / dieweil vier Ecken der Welt ſeyn / haben ſie auch viererley 
> Hauptwinde gemacht I welchs der Poet Ovidius mit dieſen Verſen ber 
ſchrieben: — ER 
Der Dftwind fih vom Auffgang find} 


4 
Lib,1.ca@: 


Er 


Vnd wohnet bey der Perfer Kind. L; 
Der Weftwind koͤmpt vom Abend gut / — 
Dem Gwaͤchs vnd Getraͤyde wolthut. ER 
Der hart Nordtwind auf Mitternacht! a : 
“  Bonftarefen Seitn hat groffe Macht. Mordtwind, 
— Der Sudtwind von Mittage wehet / 4. 
Der Menſchen Leib gar feuchte behet. Sudwind. 
¶¶Denn dieſe vier Hauptwinde nach den vier Ecken der Welt / zuvor⸗ 


> anßjedem vernuͤnfftigen Haußwirthe oder Siebhaber feiner Geſundtheit zu Rar 


: wiſſen von Noͤthen ſeyn / vnd wer die nicht recht vnterſcheiden fan / der wird recht erten⸗ 
dieandere Collarerales, das iſt / Nebenwinde / viel weniger kennen / ich ge," ſou. 
ſweige denn jhre Krafft vnd Wirckung verſtehen. 

Die Ecken der Welt aber werden gerechnet / nach Auffgang vnd Nider⸗ 
gangder Sonnen / wie ſie im erſten Lentz gefunden / wenn die Sonn ins Zei⸗ 

EN ij chen / 





4 4 


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76 — —— 
— hen der Widder genandt / tritt / welchs damals ein jeder leicht abmercken 


fan vnnd in feiner Behaufung / Srädten oder Gegend abtheilen / endtlich 
nach den abgetheilten Oertern daheim ſeine Winde nennen / vnterſcheiden / 


vnd jhre Wirckung vrtheilen. 
 Subfolanus , der Oſtwind / der da blaͤſet vom Auffgang gerade gegen 


Subfola- © ; 
* Nidergaug. 


we Aufter,ögr Sudwind /iſt / der da blaͤſet von Wirtage garapegegen Me. 


ternacht. 
Sur. Favonius,dgr Weſtwind / iſt/der da blaͤſtt vom Ndergang gerade gegen 
111, Auffgang. 


Außer, 


 Fabonim, deptentrionalis der Nordwind / iſt / der da blaͤſet von Mirtermachtgegen 


Bf Mittage. 


— Rohh moͤchte jemandt dagegen eynbringen / Wenn ich nun gleich da⸗ 
— heime die vier Ecken der Welt alſo gemercket / ſo weiß ich doch an frembden 


Nord Oertern nicht allezeit mich darnach zurichten. Welchs zwar alſo iſt / Aber 


Vrage. hier iſt ein ander Rath / als nemblich / Nimb den Compaſt oder Sonnenzei⸗ 


ger fuͤr dich / vn nd fiche wohin der Eyſern Strahlgleich vber der Linien ge⸗ 
ſtalt an dem nr Die Lilge / weiſet /daſelbſt ift allezei unnd gewiß Mitter⸗ 
nacht / denn der Strahl mit dem Magnet berieben / allezeit Mitternacht 
vnnd Mord weiſet / nach welchen die andern Ecken der Welt alsbaldt abzu⸗ 
rechnen ſeyn / vnd alſo alle vier Haͤuptwinde abermals kuͤndig.) 


Figur der zwoͤlff Winden. 


—— die Winde zehlen / als die Alten gerhan / machen zwoͤlff 


Rinde. (Welcher zwoͤlff Winde Abtheilung alſo geſchicht: Jederm 


Hauptwinde werden zween Seitenwinde zugetheilet Jeiner zur Rechten / der 


ander zur incken / welche Winde allezeit jhr ſon derliche Natur! Krafft vnd 


Wirckung haben. 


cebla⸗- 


———— gnandt gub olanu⸗⸗ Oſt / blaͤſet von dem rechten Punet deß Auff gangs der 
11. . Sonnenim Lentzen gegen Nidergang 


Cecia, Der anderift der Nebenwind gegen Mitternacht / wirdt genannt 


Oſt Neꝛd⸗ cias, Oſt Mordeoftibläfervonderrechten Seiten deß Auff gangs gegen Min 
Fr tage / Seitenwarths zurrechten Hand deß Werte. 
Die dritte iſt der Nebenwind dep Oſts gegen Mittage wirdt genandt 


ef, Y M ittage / Seitenwarths zur lincken Handt. 
Deßgleichen find wider drey Sudwinde von Mittage her. 

— Der mittelſte iſt der Hauptwind / vnnd wirdt Aufter, Sud genandt⸗ 
blaͤſet/ 


* 


HA Sud Eurus, Oſt Sudoſt / blaͤſet von der lincken Seiten deß Auffgangs gegen 








Der Seſtalt ſind drey Oſtwinde / der mitelſte iſt der Hauptwind / wirdt | 


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Von den Geheimnuſſen der Natur. Uri 
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| blaſet son dem rechten Mittag / wie die Sonne im Lentz ſtehet / wenn ſie erſt 
in den Widder tritt. 
Der ander iſt der Nebenwind gegen Auffgang / wird genandt Eurono- V. 
tus, Sudroft blaͤſet von derrechren Seiten deß Mittages gegen Mitter⸗ Eur, — 
nacht / ſeitenwarhs zur rechten Hand deß Nordts. VI ; 
“ Der dritte iſt der Nebenwind gegen Nidergang der Sonnen wirdt Libonotuss 
Libonotus. © Sudt Sudtweſt genannt. Sud Sud⸗ 
Abermals ſind dreyerley Winde vom Nidergang her. | “T IL, 
Der mittelſte iſtder Hauptwind Zephyrus, Weſt genanut/ hlaͤſet von Zephyrus 
Nidergang der Sonnen, wo die Sonne yntergehet im Lentz / gerade ge gen Def. 
Auffgang. VII 
Der ander % der Nebenwind gegen Mittage / wirdt genannt Rt 5 can = 
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er £ Dat VI.Buch Wr andern ei Zeit) “ 
Sud tweſt blaͤſet von der rechten Seiten deß ß Nidergangs gegen Auffga nal 
| ſeitenwarths zur rechten Handt. Bi 
SI RE Der driere iſt der Neben wind gegen Mitternacht / wirdt genannt Corus, 
——— Weſ Nordweſt / blaͤſet vom Auffgang der Sonnen ſeitenwarths Be die Bi. 
Woeſt Rord- lincke Hand Mitternachts. — 
— weß Zu letzt find dreyerley Winde von Mitternacht her. 
—. Der mittelſte iſt der Hauptwind / deptentrionalis. Nordt genannt / Bär 
Seyrenrio- ſet von Mitternacht her / gerade gegen Mittage. | 
a, Deranderiftder Nebenwind gegen Nidergang/ wird genannt Circius, 
Norde. Nordemweft/bläfer von der rechten Seiten deß Mittern achts / gegen die rechte 
— Seiten Mittages ſeitenwarths. 
ortewert. Der dritte iſt der Nebenwind gegen Auffgang / wirdt genannt Aquilo, 
XII. Nordioſt /blaͤſet von der lincken Seiten deß Nordts oder Mitternachts ſei⸗ 
Aqualo. tenwarts gegen der lincken Seite Mittags.) 
—— Aber vnſere Schiffleute durch mehr Erfahrung / machen 32. Winde/ 
der Schi. darnach fieauff dem weiten Meer ſich richten / vnnd in jhrem Eompaſt fieiſ⸗ 
une fig vnterſcheiden rauch alfo mercken / dag ſie inn der finſtern Nacht vnnd inn 
groſſem Vngewitter / wie nebelicht vnd tunckel es iſt / ſich darnach richten / vnd 
die Schiffe nicht anlauffen laſſen. 
a Der Compaſt aber iſt nicht ein newes Kunſtſtuͤck / ſondern auch bey 
emmeiftn den Mten gebräuchlich geweſen / wie man im Plauto lieſet Doch'gemeinen 
aubeasien Leuten / die nicht zu ſchiffen pflegen/ift mehr von noͤthen zubetrachren die Na⸗ — 
eungder tur vnd Wirckung der Winde denn derſelben Zahl. 
Diebe mp Darvmb folkein jeder nach der Schre Hippocratis, die vier Zeit deß Jahrs / 
vnd die Wirckung der Winde end deß Gewitters in jeder Jahrzeit wol auff⸗ 
in mercken / denn dieſelben koͤnnen gar viel thun zu Erhaltung vnſer Geſundt⸗ 
heit / vnnd Verhuͤtung der Kranckheiten / weil nicht allein der Leib / ſondern 
auch Hertz / Sinn vnd Gemuͤth deß Menſchen / nach dem Wetter ſich veraͤn · 
dern thun / alſo I daß auch die gefunden friſchen Leute anders geſinnet vnnd 
gemuͤtet ſind / wenns Wetter hell / vnd der liebliche Weſtwind wehet / als weñ 
das Wetter truͤbe iſt und der Sudwind ſtürmet. Derwegen nicht allein der 
Men ſchen Leibe friſcher / wenn ein ſtille Lufft / lieblicher Weſtwind vnnd ſchoͤ⸗ 
nes klares Wetter vorhanden iſt / ſondern auch das Gemuͤth gleich wackerer 
vnd froͤlicher iſt Daromb woͤllen wir jeden Wind in ſonderheit fuͤr vns nem⸗ 
men / jhre Namen / Eygenſchafft / Kraͤffte vnd Wirckung erzehlen / damit ein 
jeder meyde die Winde vnd die dufft / die jm ſchaͤdlich / vnd lehrne / welche suffe | 
= 1. Vnd Winde m annemblich vnd geſund ſeyn. — 
—5 s.. . Dffisu Latein Subſolanus wirdt gen annt / der von Auffgang koͤm ori. 
men, Lent / wenn die Sonn ins Zeichen / de Wi dder genannt / tritt / darvmb die 
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RR: y „ 6 y — ER ET RN + Luk 
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BondenGcheimnuffender Na 79 | 
Græei jhn nennen drnauerkösder von der Sonnen weg blaͤſet gerade gegen nur 
Oſtwindes 


Nidergang. Dieſer Oſtwind iſt mehrers theils ein geſunder Wind / benimpt a 
das ſchwere Gemuͤth / erfriſchet Sinn vnnd Gedancken / im Lentziſt er früh, "" — 
morgends etwas ſcharff vnd kalt / zu Mittage / vnnd wenn die Sonn hoͤher 
koͤmpt / iſt er linde vnnd faſt warm / machet die Leute etwas faul / ſchlaͤfferig 
vnd vnluſtig / Die Niderlaͤnder heiſſens Wahnluſtig / vnd die gemeine Teut ⸗ 
ſchen ſprechen / der Lentz nimpt Knecht an. Denn Cornelius Cellusonnd vr ren, 
Ovidiusnennen diefen Wind den kuͤlen Wind/Egelidum. Aber mitten im Sommer. 
Sommer) wenn die Sonne am heifleften ſcheinet / und diefer Oſtwind we, 
het / fo bringer er aroffe Hitze mehrer die Gall / entzuͤndet das hisige Gebluͤt / 
darauf brennende Fieber kommen. Wideromb in dem Winter iſtar ein Fal des mu, 
ser Wind) vnd doch nicht ſo ſcharff vnnd fehr kalt / als der Nor d / ſon⸗ ter. 
dern etwas linder. | 
Oſt Sudtoſt / zu Latein Eurus genannt / weilerein gut Luͤfftlein ma _ 2. 
chet / iſt der aler nehefte dem Oſtwinde / gegen die lincke Seiten vnd Mitte, SR 
ge / blaͤſetauch von Auffgang gegen Nidergang feitenwarths. Diefer Wind windssie 
iſt im Sommer ſehr heiß / machet brennende Fieber / vnnd die gemeine an⸗ Ser yarur 
faͤllige Hauptkranckheiten / mie boͤſen Geſchwuͤren und Carbunckeln / roten ond Engens 
Flecken / auch Maſern vnd Blattern / welchs man ſonderlich im Niderlandt —— 
von dieſen Winden erfahren hat. Deñ da er im Sommer laulichte Waͤrme 
machet / vnd eine Feuche mit ſich bringet / ſo gibet eretwas Vrſach dem Ge⸗ Sie 
bluͤt zur Faͤulnuß. Aberim Winter bringer er mir ſich die haͤrteſte Kaͤlte vnd im ne 
feharffe Reiffe / gemeiniglich auch Schnee I alfoı daß wer in diefen Winden 
im Winter rey ſet / gnug zuthun hat / daß er jm die Naſen / Angeſicht / Dhrene. 
fuͤr der groſſen Kaͤlt und ſchneiden dem Winde bewahren kan / welche Krafft 
auch dem Winde / zu Latein Vulturnus genannt / zu geſchrieben wird / darvmb 
daß eben der Wind verſtanden wird / oder ja der nicht weit davon iſt. 
Sudtoſt / zu Latein Euronotus genannt / iſt der Wind / welcherdernechfte  3- 
dem Oſtſudt Oſtwind iſt / gegen Sudtwinden / iſt einer auß den Mittags —— | 
Winden / blaͤſet von Mirtagegegen Mitternacht ſeitenwarths / darvmb er Namen. 
Sudtoſt genennet. Dieſer Sudtoſt Wind iſt im Sommer mehres theils Be 
ein fehönerheller Wind) doch bißweilen bringer gr mit fich tunckel / truͤbe mer 
vonnd Regenwetter / daher erauch Nebel machet / und ſchwermuͤtige Leute / ja 
Melancholey / nur daß fie nicht lange wehret. Denn dieſer Winderres 
das ſchwere Gebluͤt / doch nicht ſo ſehr als etliche andere. Aber gleich wie die 
Waſſerwellen deß Meers durch die Gewalt der Winde vnnd Vngewitter 
ſich erregen vnd brauſſen: Alſo auch in deß Menſchen Leibe wird das Geblůͤt 
ond alle Feuchtigteit durch die Winde erreget / dadurch denn die böfen Duͤn⸗ 
ſte zum Hertzen vnd Haupt ſteigen / die Sinne vnd das Gemuͤth beſch 
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ſo ſehr offter / daß auch / wo das Gewitter ſich nicht leget / niemandsondens 


ſelben Leute etwas erlangen oder erhalten kan / vornemblich wenns karge 
Muͤtterlein ober alte Geitzteuffel ſind / denn je freundtlicher man mit jhnen 
thut je melancholiſcher fie ſeyn / vnd bald argwoͤhnig / als daß man durch ſol⸗ 


che Freundtligkeit vnd Hoͤfligkeit ynen was abzwacken koͤndt / vnd jh nen 
was abbitten / darvmb fie die. eute bald mit groben ſtarcken Worten / ja offt 
mit Schmehworten abzuweiſen wiſſen / Es komme denn einer gar zugelege⸗ 


ner Zeit] daran viel gelegen / welchs kluge erftändigedent thun / die gute 


Zneid.4.. Gelegenheit ſuchen / wie Virgilius ſagt: | ey 
Wer Wit hat / wart auffrechteseit 
Monk merck wenns Gmuͤth iſt wolbereit / 
Dem fein Wort fein linde fingen) r 
| Vnd in der Sach recht durchtringer. 

Derwegen ob wol viel Ding ſind / die das Weſen der Menſchen veraͤn⸗ 
dern thun / jedoch iſt der vornembſten eines die Eygenſchafft der Gewitter 
vnnd Natur deß entſtandenen Windes / durch welches nicht allein der Leib 

vnd alles Gebluͤt/ ſondern auch daß Gemuͤth bewiget vnd veraͤndert wirdt / 
alſo daß nach Veraͤnderung der Winde truͤb oder helle / ſie auch trawrig oder 

vwoacker ſind / Nach dieſem hilfft die Schwelgerey vnd Vnmaͤſſigteiti in eſſen 

vnd trincken auch etwas darzu. 

25 Aber der Sudwind / su Latein Auer genannt / der rechte Mittagswind/ 
Dom. Sud hlaͤſet gegen Mitternacht / vnter alen Winden dem Menſchen am ſchaͤdlich⸗ 
—S ſten vnd ungefundeften. Dieſes Windes N atur vnd Wirckung iſt warm vñ 
ale feuchte) denn wenn er blaͤſet / fi oregnets / vnd iſt die gantze Lufft feuchte / daher 
koͤmpts / daß er groſſe Faͤulnuß inn der Menſchen Leibe machet / das Gebluͤt 

Yeroerber/ alle. boͤſe Feuchtigkeit erreget vnd mehret / Schnuppen / Fluͤſſe / boͤſe 

Haͤlſe / Heiſſerkeit / Huſten / ſchwere Kranckheiten/ Schwindel / toͤdtlichen 


en Schlaf Schlagitrieffende Augen’ boͤſe Gehoͤr fauffen der Ohren und der 


ducchden gleichen vielmehr Kranckheiten macher. Ja es iſt auch ein groſſes / daß ich off⸗ 


N te ter erfahren habe] Daß ſchwangere Weiber vnrichtigen Abgang jhrer Geburt 
es vnrichtig vnd goße Blutgaͤnge erleyden muͤſſen / wenn dieſer Wind ſehr vnd lange we⸗ 
gehet. het / Vnd dieſes iſt die Vrſach / daß die Glieder /welche die Frucht deß Leibes 
tragen helffen / als nemlich die Bande dep Muͤtterleins / Sehnadern Fleiſch 
vend Haut / von der Feuchtigkeit dieſes Sudwindes ſchlaff werden / vnnd 


nachgeben / vnnd wol das Muͤtterlein ſelbſt zuviel Feuchtigkeit an ſich nına 


Met) dardurch es ſchlipfferig vnnd gar zu weich wird / ſich eroͤffnet / vnnd die 

uͤrde der Frucht nit länger ertragen kan / vornemblich wenn ſolchs Gewit⸗ 

Diyonnb ter vnnd der feuchte Sudwind ploͤtlich ach ein důrren truckenen Wetter 
adenen unfall, Das iſt wol wahr⸗ daß dennoch Dice Wetter vñ der feuchte Sud⸗ 9 


wind 
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Von den Geheimnuſſen der Natur. 8r 
wind den higigen vnnd trockenen Complerionen/dieman Biliofos nenner/ an 


nicht fehader 7 ſondern offters gut vnnd gefund iſt Aber denjungen Kin, ie. 

dern vnnd Weibern / vnnd denen fo anden Seen oder in waͤſſerigen vnnd 

ſuͤmpfigen Oertern wohnen / iſt der Sudwind ſehr ſchaͤdlich und vngeſund. 

Darvmb die Kinder vnd jungen Knaben davon bißweilen den hefftigen rn: 

fehröcklichen Huſten / den die Niderlaͤnder den Rindhuften nennen befom. Sndwine. 
men / welcher mir einem ſtettigen Külftern koͤmpt / das fein aufhören hat / 

offter den Athem verhaͤlt. Denn alſo iſts viel mals geſchehen wenn ſie ohn 

Vnterlaß huſten / vnnd nichts fortbringen koͤnnen / daß der Athem aufge, 

blieben iſt / vnd die Leute haben erſticken woͤllen / Vnnd ſonderlich die feiſte 
Kind lein / welchen offter / nicht ohne groſſe Gefahr jhres Lebens / der Athem 

in ſolchem ſtettigen huſten zum Hindern außgefahren iſt / daß man in ſolcher 

Noch den Kinderlein beyde Arßbacken mie den Knien feſt zuſammen gehal⸗ 

ten / vnd den Athem nicht weggelaſſen / biß daß der Athem / welcher an vn⸗ 

rechten Oertern Außgaͤnge geſucht / wider an feine ſtelle der Lufftroͤhr kom. 

men vnd daſelbſt auß vnd eyngangen. Aber dieſes ſehr Huſten der Rinder ng; 4 
koͤmpt von einer waͤſſerichten vnd vndawlichen Feuchtigkeit / weiche nicht Kinderhu⸗ 
zuſammen gerinnet vnd ſich ſetzet / fonderninden Gängen der Lungen hin Fer . 
vnd her fleuſt / alſo daß den natuͤrlichen Kraͤfften deß Leibes ſehr ſchwer wird 
ſolche flieſſende / duͤnne vnd waͤſſerige Feuchtigkeit außzuwerffen vnnd von 
ſich subringen, Denn gleich wie cin Troͤpfflein Waſſers oder anders Safftes Sir nr" 
auff einer glatten Tafel außgegoffen/nicht gerinner /fondern bald hin onnd Huſtens · 
her fleuſſet / daß mang nit wol mic den fördern Fingern ermifchen fan: Alfo 
diefer waͤſſerichter ungedamter Fluß deß Haupts im Halß / die Keele vnnd 
auff die gantze Lunge oder Bruſt faͤllet / vnd ſich außtheilet / daß man nicht 
leicht / wie ſehr vnnd offt die Natur verſuchet / durch den Huſten ſolchs auß⸗ 
werffen / jhn wider von ſich bringen kan / denn wegen der duͤnnen waͤſſerigen 

Natur iſt vbel zuhandlen. Der grobe Schleim / welcher wie ein Leim bißwei⸗ 

len der Lungen anhanget / iſt auch boͤſe / vnd mattet die Leute ſehr ab, / Jedoch 
iſt nichtſo groſſe Gefahr der Erſteckung beyhm / als bey dem obgenannren 

Huſten. Solche vnd dergleichen Kranckheiten vnnd Schäden fügen vns | 
die Sudwinde vom Mirtage zu / denn auch davon die geſchwollene Selen: ee 
fe vnd Gichtwehe(dadurch alle Glieder def Seibes unlichtig werden) her Bistvom 
kommen. Was aber die innerlich Schäden deß Hemuͤths anlanger font Sbowind. 
das Gemuͤth zu der Zeit / wenn der Sudwind wehet / vnluſtig / faul / ſchlaͤffe⸗ 
rig vnd trawriger. Nicht vngleiche Kraͤffte dieſes Windes erfahren wirin gWür⸗ 
andern Dingen/da wir ſehen / wie in Haͤuſern vom Sudwind alles weich unases 
vnd feucht wird / als Leinwad / Kleyder / Bettgewand / Papier / Pergament ZN mie 

vnd dergleichen mehr Haußgeraͤth: In Waſſerſeen / in Fluͤſſen oder im an. 
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8: DasV I. Buch deß andern Theils/ 
Meer wird das Waller truͤb vnnd dicke / vom Nordwinde aber alles hell / 
tlar / gantz rein a'fodag man audy den Bodenim Waſſer ſehen mag. Nie 
anders gefchicht in dem Gebluͤt und aller Feucht gkeit ber Menſchen Leibe / 
Bag wenn der Mittagswind blaͤſet / die böje Feuchtigkeit ſich erreget / das Ge⸗ 
muͤth vnd Gedancken ſich beſchweren. Wenn ſich aber ein lieblicher Oſt⸗ 
wind / oder andere ſtille vnd truckene Winde erheben / ſo iſtder Menſch am 
——— froͤlichſten / Vnd wenn es neblicht / truͤbe Gewitter / iſt der Menſch auch 
Geftant trawriger. In Summa / auß dieſer Vrſache geben die heimlichen Gemach / 
gm · Pfuͤtzen / ſtehende Waſſer / See / auch mehr boͤſes Geſtancks von ſich / wenn 
es regnet oder der Sudwind blaͤſet / als ſonſt / ja davon auch die Speiſe deſto 
ehe verdirbet und riechend wirdt. 
— ER Sud Sudweſt / zu Latein Auftroafticus vnd Lybonotus genannte / iſt 
Sudwer. deranderaußden Mittagswinden / gegen Nidergang. Dieſer Wind blaͤſet 
Winde Ra faſt von dem Ort deß Himmels / da die Sonn im Winter vntergehet / vnd 
Dieftacue iſt ein ſtuͤrmiger vngeſtuͤmmer Wind / auch beyde dem Leibe deß Menſchen / 
be Sa vnd dem Gemuͤth ſchaͤdlich. Denn diefer Wind har die Krafft / daß er das 
3. jnnerlichſte Gebluͤt und Feuchtigkeit deß Leibes errege vnd truͤbe / nicht viel 
| anders als wie die Neig im Fafle durch Fleine Bewegung gerrüber/durch 
VoleGeiſter welches boͤſe Duͤnſten vnd Bewegung das Gemuͤth auch vnrichtig / vnmu⸗ 
vermifhen thig / zornig vnnd wuͤttericht wird / da denn die boͤſen Geiſter / gleich wie mit 
Din biefen dem Vngewitter / alſo auch mie dem vnrichtigen Gemuͤth / ſich eynmiſchen / 
heimlich eynſchleichen / den Menſchen plagen vnd martern helffen. Es iſt 
im Niderland bey vielen vnſinnigen Leuten gebraͤuchlich / daß ſie drey Tage 
zuvor / ehe das boͤſe Gewitter vnnd dieſe hefftige Winde eynfallen / wüchend 
vnd rafender werden / vnd durch alle Straſſen entweder lauffen / gantz ſtill / 
oder mit groſſem Geſchrey / Wenn diß die Leute ſehen / haben ſie das Sprich⸗ 
wort: Es wird abermals groß Vngewitter / Regen vnd Sturmwinde wer⸗ 
den / wie denn auch geſchicht. Wenns aber ſchoͤn / helle vnd ſtille Wetter iſt 
von Lufft vnd Winden / ſo find dieſelben Wahnwitzigen Leute / bald freund⸗ 
licher / luſtiger / ſtiller und laͤcherlicher / dardurch man leicht abnemmen fan/ 
was für Eygenſchafft deß beibes vnd Gemuͤths fie haben. : Si 
> Sudweſt / zu Satein Africus genannt / iſt vnter allen Winden / ſo von 
— Nidergang der Sonnen / doch etwas gegen Mittagwarts / kommen / am als 
ecftwinde. lrongeftiimmeften / blaͤſet vom Nidergang gegen Auffgang ſeitenwarts / 
Zer eer denn im Sommer bringt er Donner / Plitz / vnd grauſame Vngewitter / alſo 
Donter daßerdas Getrayde mit den Wurtzeln außm Acker raͤuffet / die Saat er⸗ 
Wuͤrdung. ſchlaͤgt / die Schiffbruͤch machet / vnd iſt das beſte / daß er im Sommer nicht 
ſo lang wehret / als im Winter / denn ſo ſchnell er entſtehet / vnnd fo fehrer 
wuͤtet / alſo bald hoͤret gr wider auff vnd leget ſich Aber wenn der Weſt⸗ * 
| we 


Don den Geheimnuſſen der Natur. Br. 
weſt darzu koͤmpt (den Horat lus Japiganenner) weil er iſt auch ungeflüumsfo Bon TIer 
hilfft er das Bngewitter ſehr mehren. Oteſer Weſt Sudweſt blaͤſet im jar DieRamen. 
faſt am meiſten / vnnd fo ba d der Winter anhebet / muͤſſen jhm die andern —— 
Winde weichen / vnd blaͤſet als denn ohn vnterlaß / thut groſſen ſchaden der aungim 
nen die da fchiffen. Im Sommer iſt er etwas ſtili / vnd nicht fo vngeſtuͤmm. ee 
Weſt / zu Latein Favonius und Zephyrusgenanne/bläfer auch auß rech / mer. 
sem Nidergang der Sonnen gegen Auffgang. Dieſer Wind iſt der erſte 7 
im Lentz wenn ſich die Schwalben ſehen laſſen / ſtill / lieblich / frucht bar / er⸗ —— 
quicket / erfriſchet / vnd machet lebendig alles was vorhin verwelcket oder er DieNatur 
rodtet war / denn mit Hülffe der zunahenden Sonnen vnnd natuͤtlichen bir 
Waͤrmbde bringet er Bluͤmlein vnd Gewaͤchs herfuͤr / das Gebluͤt vnd alle 
Feuchtigkeit / die den Winter vber gleich ertoͤdtet geweſen / vnnd machet das 
trawrige Gemuͤth wider wacker vnd froͤlich Im Herbſt aber vnd gegen dem 
Winter / ſind dieſe Winde vngeſtuͤmmig / ſcharff vnd ſchaͤdlich / machen 
groß Vngewitter auffm Meer / erwecken viel Fluͤſſe vnnd kalte Kranckhei⸗ 
ten / ja faſt ſo ſehr alsdie Sudwinde vom Mittage. 
Die Winde aber zwiſchen Nidergang der Sonnen vnd Mit ternacht 8, 
find zween vornemblich / als nemblich / einer der Weſt Nordtweſt / Corus Bon des 
oder Argeſtes genannt / der dem Weſtwinde zur lincken Hand iſt der nechſte / —— 
vzd blaͤſet vom Nidergang gegen Auffgang ſeitenwarts. Der ander Nordt⸗ Dom —— 
weit, Circius genant / u welch m auch gerechnet wird der dritte / Thracius, "Ind 
Nordtweſt / iſt der nechſte Wind dem Mitternacht Winde Nord / blaͤſet 
von Mitternacht gegen Mittage ſeitenwarts. Es find aber alles ſtarcke Die Natur 
Winde / welche das Meer und die Waſſerwellen braufende machen / die Ben, —5* 
ſtung deß Landes vnd alle Thaͤmme darnider reiſſen / vnnd erzeigen ſich am Winde. 
meiſten im angehenden Lentz und außgehenden Herbſt / ſonderlich im Mertz / 
zu welcher Zeit fie Hagel / Sturmwinde / Donner vnnd Plitz machen / alſo 
daß fie oͤfft er zuſammen ſich vermiſchen / vnd in kleiner Zeit groſſen Scha⸗ 
den /Menſchen vnd Getrayde thun. Auß dieſen Winden. entſtehen man, 
cherley Art deß Sturms vnnd Vngewitters / auch Fewer / Hagel / die ſonſt 
genennt werden Præſter, Ecnephias, Typhonicus ventus, die auch dem Act. 27. 
Apoſtel Paulo auff feiner Schifffahrt begegner find. Diefes haben die Al, 
ten gleichsfalle in acht gehabt / wie außm Virgilio zufehen iſt der. da befchret, 
bet / was ein jede Zeit deß Jahrs für Gewitter vnd Winde mir ſich bringe/ Ceor...a. 
vnd was fuͤr Schaden darauß erfolge: 
Wenn Hitz nachlaͤſt / der Tag zunimpt / 
Der Herbſt viel Vngewitter bringt / 
Wenn der Tag etwas ſehr gelangt / 
Im ink. der Himml voll Hagels hangt. 
kw Men 


Pi a, > SE 


4 Das V 1 Buchdeßandern Theils/ 
| Wenn auch der Sommer herzutrier/ 
Vnd das Getrayd im Feld reiff wird / 
Viel Vngwitter der Winden gue 
Gans hefftig zuſa nm ſtuͤrmen thut / 
Die ſchoͤne Saat vnd reiffe Gerſt 
Mit Wurtzeln auß dem Erdreich dreſcht / 
Viel Wirbelwind vnd groß Gewaͤſſr 
Bringen mie ſich / machen nichts beilr. — 
Ja der Menſchen Leibe ſetzen fie nicht weniger zu / als dem Getrayde / vnd 
machen viel Kranckheiten im Herbſt vnd Lentzen vornemblich im Mertzen 
mehren ſich die Gicht / Wehetage der Slieder / der Krampff / das Herkpo, 
Weiche chen / die Verlaͤhmnuß / vnnd verderbte Geſchwuͤr / deßwegen auch ſoiche 
Kranten Krancken offter Zeichen von ſich geben deß fünffeigen Getwirters/ denn fie 
Be, es zuvor fühlen und fagen fönnen/was fiir Wetter werden fol. Die Nider, 
witenund länder nennen fie Werwieß / darvmb daß fiedie Wetter zuvor wiſſen mögen, 
ren Welcher Art auch die Frantoͤſiſche Krancken find. Band gleich wie dief⸗ 
Be Wins Winde Kranckheiten / Fieber vnd andere Schäden der Geſundheit mir ſich 
de verderben bringen / vnd dem Leibe ſchaden: Alſo thun fie auch einen fruchtbarn vnd be⸗ 
ne färren Acker an ſeiner Saat vnd Fruͤchten fchaden. Denn das iſt gewiß / daß 
Frucht. die Erde gleicher weiſe wie von boͤſem kaltem Regen / alſo auch von den on, 
fruchtbaren Winden / mehr verderbet denn gebeſſert wirt / onnd nur Vn⸗ 
kraut / Diſtel vnd Doͤrner / Kletten und ander Vngezieffer waͤchſet. 
Der Nordtwind Septentrionalis genannt / den Welſchen Tramonta- 
Vom Ders, no; iſt der nechſte Wind neben dem vorbenanten / fo auß Mitternache ge⸗ 
winde rade blaͤſet gegen Mittage / vnnd fo gar ein wenig nachm Auffgang ſich len, 


cket / betoͤmpt er auch den Namen Aparetias. Der Nordtoſt / Aquilo ſeu 


10. „ Boreas, genannt / iſt dem Nordtwind gegen Auffgang der Sonnen am ne⸗ 
. heſten / einer auf den mitternaͤchtiſchen Winden / allein daß er von dem Dre 
men. deßh Mitternachts herblaͤſet / das etwas beſſer gegen Auffgang der Sonnen 

iſt / ge gen Mittage Seit enwarths. Der Oſt / Nordtoſt / Cecias genannt / iſt 
der Wind ſo zwiſchen dem Nordtoſt vnd dem Oſt der mittelſte iſt / ꝛc einer 
auß den Oſtwinden vom Auffgang gegen die rechte Hand blaͤſet vom Auff⸗ 
n. gang nachm Nidergang Seitenwarths. 
Bon der Der Nordewind iſt von Natur ein falrer ond trockener Wind mehres 
— theils heil, ſelten regnicht / temperiret durch feine Krafft das Vngewitter / 
die Vngeſtum̃ deß Weſts / Nore weſts / vnd des Nordtweſts Winden. Den 
Gewiaer wenn fie etwas hefftig ſich erzeigen / vnd ſchier auffhoͤren ſollen / ſo zurtreibet 
* ſie dieſer Wind / weñ er dazu koͤm pt / alſo daß das Gewitter linder wird. Dar, 


nagrab, bmb alle verfländige Leute gerne ſehen / daß die Sewitter nach m. 
hin, 








Don den Geheimnuffen der Natur, &% 


ziehen / Diefe Wetter find im Sommer gröfferonnd ſtaͤrcker. Daber 
koͤmpts / daß jaͤhrlich viel Kaufmanns Schiffein Gefahr gerathen / auch 
wenn man ſie ſchon an die Anfurt treiben will / ſich die Schiffe anſtoſſen 
vnd zubrechen / ehe ſie die Anfurt erreichen / offt auch in die Syrten fallen / 
welchs mit groſſem maͤchtigen Schaden der Kauffleute vnnd groſſer Ver⸗ 
luſt der Wahr geſchicht. Daromb iſt dieſer Nordtwind nicht allein geſuͤn⸗ 
der / ſondern auch ſtiller / vnd nicht fo vngeſtuͤmmig als der Weſt / Nordweſt 
oder Nordoſt. Im Winter zwar iſt er ſehr kalt / vnd ein ſcharffer Wind / er⸗ 
wecket auch Schnuppen / Fluͤſſe / pleuriſes, Halßgeſchwuͤr / aber auff ande, 


re weiſe als der Sndwind. Denn wenn der Sudwindbläfer / fo erweichet Der Sud⸗ 


vnd mehret ſich ale Feuchtigkeit / faͤt außm Haupt auff die Bruſt / vnd an⸗ wind vnd 

der Ort deß Leibes. Aber wenn der Nordwind vnd Nordtoſt blaͤſet / ſo zeu Noms 

het er alle Glieder feſt zuſammen / vnnd zwinget alfo die vbrige Schleimig de stufe 

keit / daß fie herauß flieſſen muß / nichts anders / als einer mirden Händen — 

einen naſſen Schwamb außtrucket. Denn dieſe beyde Winde / ſie biaſen in e 

welch er Zeit deß Jahrs ſie woͤllen / ſo haͤrten fie die Leibe / ſtopffen / ziehen an 

ſich / vertreiben die boͤſe oder anfaͤllige Lufft / vnd weil ſie die jñerliche Waͤrm⸗ 

de zuſammen zwingen / auch mehren / ſo helffen ſie die Dawung ſtercken. Wnueerſchei 

Vnd gleich wie die Sudwinde die Leibe der Menſchen laxiren / erwei Sudwinde 

chen / matt / traͤge / ſchlaͤfferig / ecklich / faul vnd vnluſtig machen: Alfo die — 

Nordwinde / die nach der Lehr Hippocratis ſtopffen / haͤrtere / friſche / wacke⸗ 

re / lebliche / hurtige vnd gan luſtige Leute machen / ſonderlich in denen / die 

feucht er Natur find. Denn daß etliche duͤrre hitzige Leute auch in dem Sud⸗ 

winde geſuͤnder ſich befinden / iſt ein ſonderlichs und har feine Vrſache / da⸗ 

von droben geſagt. Aber dieſe beyde Winde / der Sudwind vnd Nordtoſt / Sud vnd 

vnd die nechſten neben jhnen beyden / machen in gantz Europa die groͤſſeſte Bin 

Beränderungdeß Gewitters vnd der Zeit / darvmb fie billich vor.allen an. ſten in un» 

dern Winden follen in guter acht gehabt werden, Denn fein Wind iſt / der lern Landen— 

durch die gantze Zeit dep Jahrs mehr und ſtettiger nacheinander bläfer/als 

dieſe beyde / alſo daß wenn einer auffhörer/der anderanheber. Dieandern 

Binde aufferhalb deß Sudwinds vnnd Nordwinds / ob fie wol bißweilen game 

auch blaſen / ſo wehrers doch nicht lange / vnd legen fich bald wider. Derme, fi baid ie⸗ 

gen diefer Eygenſchafft ung zuwiſſen vonnöchen wegen vnſer Befunde, 9" 
heit / vnd allerley Gefahr su meyden / nicht allein daheim im Hauſe / ſondern 

auch wenn wir zu Waſſer oder Landt verreyſen woͤllen. Diß iſt auch gewiß 

auß Erfahrung / daß wenn der Nordtoſt in der Nacht ſich erhebet / daß er 

nicht lange wehret / vnd innerhalb drey Tagen fich wider leget / welchs auch / 

nach dem Zeugnuß Ariſtotelis, Homerus angezeigt / in feiner Hiſtorien von 


der Verjrrung deß Ulyfsis. 
| Sm ° 


Gleichnuß. 
I, 


2 


12: 
Nemo 
Nordtoſt / 


86 DasV I. Buch deß andern Theile, 
In Vngwitter den dristen Tag BR 
Des Nachts Nordtoſt ſeltn dawren mag 
Welchs daher geſchicht / daß der Nordtoſt nicht viel materiam, dag 
iſt / Dampffs auß Erden und Waſſer bekoͤmpt / vnd alſo nicht viel oder lang» 
wirige Winde machen fan. Denn je weniger Dampff auß der Erden / je we, 


niger die Lufft bewegt vnd erregt / vnd endtlich ſo viel deſto weniger Winde 


feyn muͤſſen. Denn gleich wie in den Ftebern vnd andern Kranckheiten / die 
groſſe Menge der boͤſen Feuchtigkeit alles ſchwerer vnd langwiriger machet: 
alſo die hefftige Bewegung der Lufft / vnnd der vielfaͤltige Dampff auß der 


Erden / die Winde ſtaͤrcker vnd langwiriger machen. Vnd wie ein Fewrbald 


außleſchet / wenn kein Holtz oder Kohlen mehr zugelegt wird / alſo der Nord⸗ 
oſt / ſo in der Nacht / bald ſich wider verleuret / vnd nicht lange werden kan. 
Davon koͤmpts / daß die erfahrnen / verſtaͤndigen vnd wolgevbten Schiffs 
leute / zum erſten Anfang dem Nordtoſt nicht trawen / noch etwas darauff 
bawen / noch ſich auff die Reyſe wagen / es habe denn laͤnger als drey Tage ge⸗ 
wehret / Da hinwider deß Sudtwinds bald den erſten Tag die Schiffleute 
ſich troͤſten / vnd verhoffen / er werde langwirig vnd beſtaͤndig ſeyn / welchs 
die Schiffleute( fo man nach jhrer Art Schipper / Steurleute nennet) durch 
diß Spichwort angezeiget: Nör®- @par©-, Baplas rpir®“ 

! Der Sudramerfien Tag gibt Rath / 

Der Nordtoſt am dritten ſolchs that. 

Dieſer Meynung iſt auch der Andreas Dorea, oͤberſter Schipper big 
den Genueſern geweſen / denn er Keyſer Carolo Quinto gerathen / da er wi⸗ 
der Africam mir einem Kriegßvolck ſich ruͤſtet / vnd ſo bald er Nordoſt hatte / 
abſiegeln wolte / und dieſelben Voͤlcker in Africa angreiffen / re, daß er nicht 
ſolte die Schiff ablauffen laſſen / vnnd ins hohe Meer ſich begeben / es were 
denn der Nordtoſt drey Tage beſtaͤndig geweſen / Wenn aber der Sud zum 
erſtenmal ſich erzeiget / moͤchte man bald mit dem Schiffen abfahren / Vnd 
wo man ſonſt mit Krieggruͤſtung vnnd Volck vorſehen / wider den Feind 
ablauffen laſſen / vnnd die Siegel erheben / denn man doͤrffte ſich nicht be⸗ 
foͤrchten / daß er ſich bald leget / oder nicht lang dawren wuͤrde / denn er iſt 
9 Nebels vnd dicker Wolcken / vnd gibt allezeit beyfahr einer Langwirig⸗ 

kit. vn. 

Der DE Nordroft iſt der neheſte Wind dem Oſt / gegen die rechte 
Hand vnd Auffgangder Sonnen iſt nicht fo hefftig ſtuͤmmig fair als der 


Nordtoſt / darvmb daß erder Sonnen naͤher iſt / Vnd inſonder heit wirffet 


Die Reue er die Wolcken vbereinander / vnd weltzet ſich wider zu ruͤck / gleich als zoͤge «x 


vnd Ebagen⸗ 
ſchaffe dieſes 


Windas. 


ſie wider nach ich. Dig aber muß geſchehen / daß die Wolcken vom Winde 
Oſt Nordtoſt ſtarck getrieben / an den andern Woleken oder Bergen an⸗ 
ſteſſen 

gr 


— 
— PR HET TRN 





Don den Geheimnuſſen der Natur. 87 
fioffen vnd ich zu ruͤcke watgen / Wieich denn auch wunderbarlicher weiſe 
diß in den Waſſerwellen der F uͤſſe vnd deß Meeres offters gemercket habe / 
daß ſie an das Vfer oder ander Waſſerbaͤlge ſich angeſtoſſen / vnnd wider 
zu ruͤck getrieben worden ſeyn / doch nicht gerade / ſondern jetzt auff die Rech⸗ 
Aetzt anff die Lincke Seite ſich vmbgewaͤltzet haben / Daher ich vermeyne / 
daß nicht wol ander Vrſach der su ruͤck getriebenen und vngleichen Bewe⸗ 
gung der Wolcken kan gegeben werden. Vnnd auß dieſes Windes Natur 
iſt das Sprichwort von Poß oder Schiffleuten kommen / daß man ſagt / 
Er zenhet das boͤſe gar wider nach ſich / nicht anders wie der Wind Oſt 
Nordtoſt die Wolcken. Alſo hin vnd wider die Nachträuber / die da in fin, 
ſtern Naͤchten in die Haͤuſer eynbrechen / vnd den Wirth / vnnd wen ſie ſin⸗ 
den ſo lange martern / biß ſie bekennen wo ſie jhre Schaͤtze haben / kuͤne Lawer 
gen annt werden / daß fie ſolche Gewalt vben / vnd die Leute fo boͤß vnnd vbel 
martern. 

Wetter / zu einer heylſamen / gnten vnd noͤthigen Schre/ will ich diß jeder Seren 
mann verlaſſen / das gewiß iſt / daß alle diefenarürliche Wuͤrckung der Lufft Geware 
vnd Winde / geſchehen nach ſonderlichem Willen Gottes deß Allerhoͤht rate 
ſten / von jhm regieret vnd auch oͤffter geändert werden. Denn alles Fewer / Waraung 
Hagel / Schnee / Reyff / Eyß / Wirbelwind vnd windsbrauß / feinem Wort 
vnd wincken gehorſam ſeyn / deñ er ſchuͤttet den Schnee wie Wolle / ſtrewet 
Nebel in die &ufft wie Aſche / wirfft Hagel Stuͤckweiß / und machet alles ge⸗ 
froren vnd kalt / daß niemand für feiner Kaͤlte beſtehen kan. Ja er zuſchmel⸗ pain⸗/⸗. 
het ſie wie Wachs / vnd machet ſie zu Waſſer / Er vertreibet den Oſt / vnnd 
durch feine krafft machet darauß den Su dweſt / Er herrſchet ober das Meer / Plaim 09. 
vnd fan den Waſſerwellen ein Zaum eynlegen / vnd fie ſtillen. Er bringet ein 995*- 
duͤrren Wind / vnnd trucknet auß allen Safft der Erden. In ſumma / Gott 
der H Er: laͤſſet die Welt vnd die gantze Natur nach feiner Ordnung / wie 
er ſie geſchaffen hat / wuͤrcken / als nemblich / die Element / Geſtirn / Waſſer / 

Lufft / Winde / die vier Zeit deß Jahres Lentz / Sommer / Herbſt vnd Win⸗ 
ter / aber doch dz die Regierung vnd groͤſte Gewalt in ſeinen Händen bleibe, 

Denn wenn es jhm gefaͤllet / ſo werden viel Leute verſtecket vnnd verhar Don Ver⸗ 
tet in jhren Suͤnden / darauff viel Schaden auß der narüchichen Wuͤrckung —— 
dern Menfchen geſchihet / vns zur Straffe / vnd daß wir wacker onndflcifftg unen&in, 
werden feine Gebott zuhalten. Denn alſo draͤwet er zu ſtraffen die Veraͤch 
ver Gottes · Werder jhr mir nicht gehorchen / vnd nit thun alle dieſe Hebore/ " —— 
vnd werdet meine ſatzung verachten / ſo will ich euch auch ſolches chun / Ich 

willeuch heimſuchen mit ſchrecken / geſchwulſt vnd Fieber / daß euch die An⸗ 

geſichte verfallen / vnd der Leib verſch machte für Trawrigkeit / vnd will ewern 

Himmels Eyſen / vñ ewere Erden wie Ertz machen / vnd ewere muͤhe und 


Arbeit 


N an 
Ne, _ — hi 
2 * a N ” Pe 


88 Das VI. Buch deß andern Theils / 


Arbeit ſoll verloren ſeyn / daß ewer Land ſein Gewaͤchs nicht geben / vnd die 


Ymosa. Baͤume im Lande jhre Fruͤchte nicht bringen. Alſo auch anderswo ſtraf⸗ 
fer Gott der HErr fein Volck Iſtael: Ich plaget euch mir duͤrrer Zeit / vnd 


Et 


mit Brandtforn fo fraffen euch die Raupen alles was in ewern Gaͤrten / 


Weinbergen / Feygenbaͤumen vnnd Delbäumen wuchs / noch befehrer ihre 
euch nicht zu mir/fpricht der HErr. Daher iſts auch gefchehen / wieder an. 
Yoga der Prophet fager/ daß der Himmel vber euch den Taw verhalte / vnnd das 
Erdreich fein Gewaͤchs / ꝛc Welche alles ons gnugfam Ichren fol, dag Vn⸗ 
gewitter / Platzregen / Hagelı Donner’ Plitz / Wirbelwind / rtc zwar narürki, 
cher weiſe geſchehen / aber doch hefftiger und ſchaͤdlicher find / wenn GOtt 
vmb dit Sünde vns ſtraffet / zur Buſſe locket / Vnd fo baldder Sünder ſich 
bekehret / Gottes Zorn geſtillet / daß auch dieſe Jammer / Schaͤden vnnd 
Vngluͤck auffhoͤren / oder ja linder werden / offter hinwierrns gegeben vnd 
geſchenckt werde / Fruchtbarktit / gut Gewitter / reiche Ernde / ſchwere Schut 
Soͤller / volle Faß / gut gedeyen im Viehe / geſunde friſche Labe / / gute Hauß⸗ 
nahrung / vnerſchrocken vnnd freudiges Gemuͤth / weſchs nicht kleinmuͤtig 
oder aͤngſtig ſey / ſondern GOtt feinem HErrn mir feſter Hoffnung 

diene. 
— ( Diß iſt genug vonder euſſerlichen Lufft vnd Winden’ was ſie an jh⸗ 
Yrtigute Men felbft natuͤrlicher weiſe gemeiniglich / vnnd bißweilen auch vbernatuͤrlt⸗ 
da cher weiſe / durch Gottes Krafft vnd Macht / ja Wunberwerck / wenn Gott 
chen, der HErr erzuͤrnet / vnd vns flraffen will / wuͤrcken. Aber nech mehr find an⸗ 
dere natuͤrliche anfälleder euſſerlichen Lufft vnd dieſer Winde / dadurch fie 
andere Natur vnd Wuͤrckung annemmen / vnnd nach mancherley Vmb⸗ 
ſtaͤnden / ein mal anders denn das ander wuͤrcken / vnnd auff eine andere Art / 
als fie genaturet vnd gewohnet ſind / vns helfen vnd ſchaden. 
Rom ter Die Lufft von Mitternacht und Auffgang / vnd daher der Mordwind 
ie: Oſtwind / vnd doch am allermeiſten der Nordwind ‚find an jhm felbft 
en Ange, rein vnd geſund / vnd die befte Windes dermegen diefeiben zu erfriſchen die 
Gemach in den Haͤuſern / vnd zuküͤhlen de warme Stuben end Rammern/ 
allein von verftändigen Leuten follen gebraucht werden / ja gegen Mitrer, 
nacht ond Morgen Fenſter und Thüren gebawet. Aber dag fehler nicht / 
daß bieſe Winde fo viel deflo reiner vnd gefünder ſeyn / wenn die nechfle Ge⸗ 
gent deſſelben Orts von Mirrernacht und Morgen / entweder an jhm ſelbſt 
trucken friſchen Erdboden / oder wol vnnd herzlich gebawet iſt / von ſchoͤnen 
Gaͤrten / darinn viel wolriechender Blumen wachſen / eder von lieblichen 
Wieſen / die durchflteſſende / vnnd nicht durch ſuͤmpffige ſtehende Waſſer 
gewaͤſſert / oder von gruͤnen Gebirgen / Wachholderbeerwaͤlden / vnnd der⸗ 
gleichen reinen vnd truckenen Landen. Dieſe Verbeſſerung der reinen T 
geſun⸗ 


RR RN 
ar. — — 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 89 
gefunden Lufft an auch mehr geſchehen durch sugerichte gure Geruͤch er. In Som 
licher worttechenden Walfer/als im Sommer dep Roſenwaſſers / foneer, " 
lich wenn Nägelin darin geweicht / Oder durch wo riechende Blumen ge, 
ſtrewet / als Naͤgelinblumen / Roſen / Violen: Im Winter durch Roſen⸗ Am Wins 
marinfrane / Lavendelbluͤt / Rimerey / fonft Camillen genannt / Meyran ir. 

oley / Doften vnd dergleichen truckne wolriechende Kraͤuter. Allzeit aber 
durch dieſe Stuͤck / ſo von Eygenſchafft einen guten Geruch machen / der 
das Hertz und alle Glieder ſtaͤrcket / vnter welchen der Safft ſtorax calamita 
der fuͤrtrefflichſte iſt. Vnd diß ſey zu furgem Vnterricht von Zurichtung 
oder auch Vermehrung einer gefunden guten Lufft genug.) 


Das v 1. Capitel. 
Wie etliche Dingnicht Fewer fangen/ noch durchs Fewer per 
zehret werden / vnd worauß diß geſchehe. 


¶Evwuͤrckte Tücherond Handquelen / auß einer wunderlichen niexre se 
G Materien gemacht / daß fie nicht koͤnnen verbrannt werden / viel we⸗ — 
niger Fewer fangen / oder durch Fewer Schaden nemmen / derhalben Zuger: fo 
fo fie ſchwartz werden / reintger man fie nicht mir Seyffen oder daugen/ —* wor 
fondern wirfft fie ſchlechts ins Fewer / vnd läffers glüende werden/nicht an wenn men 
ders, wenn man die onreinen oder fetten Toͤpffe laͤſſet außbrennen / biß fie Sehen 
gar rein und ſchoͤn weiß werden. | : 
> Diefe Materia wächfer inder Wuͤſten India / an gantsheiffen Derrern „Narr 
vnnd feſten Bodem / denn daſelbſt koͤnnen diefe Gewaͤchs oder Kraͤutlein / der Mare, 
auß der harten Arc deß Bodems vnd heiſſer Lufft / eine ſolche Natur an fh ne zen 
nemmen / daß fie moͤgen su Flachs gemacht vnd sn Tuͤchern gewebet werden / ber gemacht 
vnnd doch nicht durch Fewer verbrennen. Denn ſo in dem Meer vnnd der "Ed" 
See koͤnnen ein ſteinerne Haut gewinnen / vnd ſo gar hart werden / Krebſe / 
Meerſchnecken / Schildtkroͤten ‚und dergleichen mehr / in welchen die Na⸗ 
zur mancherley weiſe ſpielet / alerley Farb vnd Form bildet / So auch der 
Corallenſtrauch in der Tieffe deß Meers Zweyge gewinnet / vnnd ſo bald er 
auß sem Meer genommen wird / zu harten Stein verwandelt: Wer will 
zweiffeln / daß etliche Gewaͤchs in frembden Landen / auß groſſer Hitze deß 
Orts vnd feſten Boden / die Natur haben ſollen / daß ſie durch brechen vnnd 
klopffen eben alſo wol zu Rlachs werben koͤnnen / vnnd ſich su Tuͤchern wuͤr⸗ 
cken laſſen / vnangeſehen / daß fie / wie die Stein / von keinem Fewer verzehret 
werden koͤnnen. Denn iſt nit auch ein wunder Ding genug / daß auf Haͤnf⸗ 
fenktaͤuter / auß Neſſeln / auß Flachs kraͤuter / auß Geniſt / Stricke / Zwirn / 
Kinwand gemacht werden / denn dismweil ſie ſo — — — 
>, m anen 


\ - 


* A: 
— a ae 


90). Das VI. Buch deß andern Theils / 
koͤnnen ſie auch zu Fadem vnd Tuch gewuͤrcket werden / wie das Goldt vnd 
Siefatfhe Sütberzu Blaͤtter vndFlamen g · ſch agen / Vnd auf dergleichen Gtwaͤchs / 
vom Saia⸗ nit auß dem Haar deß Salamanderchiers/ wie es etliche vnrecht außgeben / 
mander · werden gemacht die Tiſchtuͤcher oder Hand quelen / die da nicht verbrennen/ 
wie von den Seyden oder von Baumwollen ander Gewand / nur allein daß 
hierzu mehr Arbeit gehoͤret / vnd diſe Materien ſchwerer ſich zurichten laſſen. 
We dieſ⸗ Diß Leingewandt oder Flachsgewandt / weſchs vom Fewer nicht vers 
Tücher und zehret wird / nennet man wol in Teutſcherſpraache Salamander / in Grie⸗ 
Saoese , chiſcher Asbeſtinum, darvmb / daß ſie ein gieiche Natur haben mir dem vn⸗ 
den zuge⸗ geleſchten Kalck / der durchs Fewer ſchoͤner wird / vnd doch nicht v rbren⸗ 
nn, net/nochjergend ein Schaden nimpt. Dieſe Natur hat auch der Stein zui- 
arlo,welcherdem Federweiß gleich ſihet / denn daran machen die India, 
ner Leinwandt und Tücher / wie Diofcorides bezeuget / die da ing Fewer ges 
worffen werden/ond zwar brennen/aber wenn man ſie wider herauß nimpt / 
ſchoͤner find ondonverfchrer. | 
ie som „ Gleicher geſtalt enebrenner fein Holt oder getaͤfelte Wand / welche mir 
vndgera» Alaun beſtrichen wirdt / auch feine Thuͤren / Schwellen vnnd Balcken / die 
erde da mir grüner Farbe gefaͤrbet / wenn man ſie nur dicke auffſtreichet und mol 
werdendag haͤrtet / welchs daam beften gefchicht / foman Alaun vnnd die Afche von 
enisrene Bleyweiß deſto mehr vnter die Farben vermifcher denn die Kraffı def 
vongewer. Fewers fan niche durchtringen / darvmb daß das Holtz fo hart vnnd feſt 
wird / daß es von Fewer vnd Regen vnverſehrt bleibet. 
Dieſes beweiſet die That Archilai, des Koͤnigs Mithridatis Haupt⸗ 
manns / welcher als er auff einem Hoͤltzern Schloß beiägert mar von den 
Feinden / als nemlich Sylla, vnd derſelbe wolte das Hoͤltzern Schloß anzuͤn⸗ 
den / vnd durch Fewer verderben/har er ſich vnd das Schloß errettet / durch 
diß / daß er das Holtz vberall mie Alaun hat laſſen verſchmieren vnd feſt ver⸗ 
wahren / daß es nit hat entbrennen koͤnnen / Denn alſo hat der Feind nichts 
außgerichtet / vnd mit dem Fewerwerffen keinen Schaden thun koͤnnen / ſon⸗ 
dern mie Sport absihen/ vnd die Belagerung verlaſſen muͤſſn. 
—ã— Deßgleichen richtet C. Cælar auch nichts auß / da er an cin Hoͤltzern 
Lerchenbau⸗ Schloß / vonLerchenbaͤumen Holtz / Fewer angeleget / denn der Lerchenbaum 
mes do Fein Fewer faͤnget / ja iſt nicht allein von Wurmfteſſen vnd Motten ſicher / 
ſondern vermag auch nicht weder zu Kohlen noch Aſchen verbrandt werden / 
wegen feiner Haͤrtigkeit vnd feſten Natur fall wie Steine / die das Fewer 
nicht durchdringen noch eynnemmen kan / daher alſo ſchwer das Holtz / daß 
es auch nicht ſchwimmet / ſondern bald zu Bodem ſiucket / wie das Buchs⸗ 
baͤumenholtz oder das Frantzoſenholtz / die beſte Artzney wider alles vnreine 
Gebluͤt vnd die Frantzoſen Kranckheit. Eo iſt auch deſto mehr darob ſich 
zuve⸗ 


ns 
ar 


Don den Geheimnuſſen der Natur. 9 
zuv erwundern / warvmb es nicht brenner/oder Femer faͤnget / Sint emal es 
ein ſchoͤn gelblich Hartz / wie ein Wachs / von ſich gibt / Aber diß geſehicht 
allein wegen der Haͤrtigkeit vnnd feſten Natur / die dadem Fewer keinnen 
Kaum oder verborgen doͤchlein gibt / dadurchs entbrennen oder entzuͤnden 
möchte. Wiewol Matthiolus darvon ſchreibet / daß der Lerchenbaum / der dat 
ſehr gemeine waͤchſet in Lombarden / ſchnell Fewer fahen ſoll. (Dieſes 
gt bey ons auch die Erfahrung / daß die Lerchenbaͤum liche brennen.) 


Das VII. Capitel. 


Wie Donner vnd Plitz Wein vnnd Bier verderbet / auch wie 
man dieſem zuvor kommen kan / vnnd es wider gut machen 
oder zu ſeinen Kraͤfften wider bringen. 


Aß der Donner vnd Plitz ein Schaden thun / dapfie Wein 
8 und Bier verderben / das lehret die taͤgliche Erfahrung. Denn vom 3 
Donner vnd Plitz wird der Wein matt / ſtehet auff / vnnd nimpt ein Putz vnd 

ander oder roͤter Farbe an ſich / vnnd verleuret den natuͤrlichen rechten Ge⸗ bee 
ſchmack / welchs gefchicht wegen der fewrigen Narur und durchtringenden | 
Krafft deß Plitzes. Das Bier wird von dem groffen erzittern vnnd biben 
den Donnerfchlagauch ſawer / vnd verleuret den Geſchmack. Denn mic ah 
wol die Hitze im Sommer die fuͤrnembſte Vrſach iſt / daß alles Getraͤncke grofem 
ſawert / jedoch fan der Plitz vnd Donner eine ſchnelle Veränderung in ſol⸗ BT, 
chen Dingen machen/auch wol indem Winter da es die Hitze laͤngſamer (awrer. 
vnd nicht ploͤtzlich thut. Derhalben fo die Keller vnter der Erden ſind / vnd 
gewelbet / ſo nimpt das Getraͤuck weniger Schaden davon / als fo es in ei⸗ —— 
ner. Kammer ligt / oder in einem Keller / der nur mir einem Erdreich bedeckt yernnsners 
oder ſonſt nicht tieff iſt denn das Gewitter durchtringet fie eher / vnd trifft wahrentön> 
die Wein vnd Bierfaß ehrer. Darvmb pflege ich das Getraͤncke alfo zuver, "" 
wuoahren / wie denn das Vngewitter eher denn das Wetter eynfaͤllet / laſſe ich ſonder⸗ 

ein eyſern Blech auff die Faß legen / vnnd Saltz oder Kiſelſtein darauff us Kunfs 

ſtraͤwen / damit das Gewitter deſto weniger dran ſchlage / vnnd ſeine Krafft En | 

Darinne beweife, Dennder Donneronnd Plitz ſchlaͤget gemeiniglichin für dem . 

die haͤrteſten Ding vnnd will daran feine Macht beweiſen / hinwider zarte sun 

vnnd ſubtile Ding haͤſſet er vnbeſchaͤdiget / darvmb daß er. diefelbigen un. 

empfindlicher weiſe durchgehen / vnnd nicht daran ſtutzen darff / davon es 

koͤmpt / daß die Eychenbaͤume vn nd Buchen / vnnd andere gar feſte vnnd 

hoͤchſten Bäume / den groͤſten oder meiſten Schaden nemmen / vom 
Vngewitter da der Sorbeerbaum / darvmb daß er weicher iſt / vnnd 

dem Vngewitter nicht widerſtehet / vnverſehret bleiber. Gleicher ih 

| u m ü erfaͤ 


es 


‚92 Das VI. Buch deß andern Theile, 
erfahret man / daß die Haut vom Meerka be von keinem Donn:roder Plit 
geruͤhret wird / darvmb daß fir ſubtel / vnnd nicht ſtarck oder hart iſt weicher 
DB ſachen wegen denn auch der Adler vnnd feine Federn vom Vngewieter 
ey ht ſchaden nemmen. 
und zrandg _  Weitersfoifies von Noͤthen jedermann zuwiſſen / damit mir vnſer Ge⸗ 
— ſundheit nicht mut willig in Gefahr ſetzen / daß kein ſchaͤdlicher Ding ſey/ 
fehiagen dar als die Speiſe oder Tranck / ſo der Donner troffen har vnd verderbet Sin» 
find ehe unseermal auch die Hunde dieſelbe nicht koſten noch eſſen woͤllen / wenn ſie jnen 
ham un [HON vorgeſetzt wird / denn fie befommmen gar einegifftige Krafft vnnd böfe 
— Eygenſchafft von der boͤſen Lufft deß Vngewitters / darvmb alles / was da 
vom Wetter verbrannt iſt / ſtincket vbel / wie man denn ſihet indem ver, 
brannten Getrayde / wenn man die Eerenresbet/ vnnd daran reuchet / daß 
Artzney / die ſie gar nach Swefel ſtincken. — 
den Wein  Abtrnachdem genug geſagt vonder Wuͤrckung der natuͤrlichen Vn⸗ 
fo vom Zet gewitter / vnd allem Schaden / der darauß entſtehet / ſo muͤſſen wir beſchrei⸗ 
benswider ben etliche Ding / dardurch die befchädigren Getraͤncke wider zu recht ge, 
gut machen. bracht mögen werden / ſolchs iſt nicht leicht zuͤͤndern / es ſey denn daß man 
den Wein in ander Gefaͤß geuſſet / welchs zuvor rein außgefeget vnnd auß⸗ 
gekratzet wird / nachmals mit dem Sodt von gemachten Kräutern / als da 
find Pfefferkraut / Thyman / Lorbeern / Welſchenuͤßblaͤtter / Fenchelſamen / 
Wacholderbeer / Scharley / eyngeweichet / vnd wol eynziehen oder eyntruck⸗ 
Artzned / tie nen laͤſſet / vnd alſo fleiſſig auffhebet / biß mans darff / daß ein guten Geruch 
An oder Geſchmack behalte. Das Bier / wenns den Schmack verleuret vnnd 
wider zu ſawer wird / kan man mit gutem Geruch auch wider zu rechte bringen/ 
recht bringt· ynd wolſchmaͤckende machen / ais nemlich durch Veilgenwurtzel / Ingwer / 
Muſcatennuͤß / Naͤgeln / Lorbeern / oder Lorbeernblaͤtter / gedoͤrreten Cal⸗ 
muß / Toſten / roten Kohl: Denn gleich wie weiß Kohl / Bralsica genannt / 
den Wein verderbet / alſo der rote Kohl jhn wider gut machet / darvmb daß 
er eine ſcharffe Natur hat / dardurch er nicht zulaͤſſet daß der ABein zuſam⸗ 
men laͤuffet / auffſteige oder zehe werde. ® 
Von Nutz Mehr / ſo thut diß auch der Saamen vom Senff / aber doch nicht ohne 
a Schaden der Geſundheit / darvmb di er eine brennende hitzige Natur hat / 
Sons. Die Sehnader verletzt / vnnd die Gicht oder das reiſſen der Glieder macht / 
eig al gieich wie anderegemachre Wein mehr. Vnſere Schenden beräuchern 
em Wein. erſtlich die Faßmit Schwefel / oder weichen ſie eyn mit Meerwaſſer in Ho⸗ 
nig geſotten / auch wol etliche gefunden werden / die da Rindernmilch hin⸗ 
eyn thun / et liche Kalck / etliche Sand / etliche weiſſe Steine / ſampt etlichen 
Haͤnd voll Saltz / darzu ſechs Eyer / dard urch fie gemeiniglich pflegen den 
Wein zu artzneyen / wider zu recht machen / vnnd zum rechten — 
ringen 


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De A. on 
IE Er IE an, 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 9 


bringen / Aber ob wol eius weniger ſchadet als das ander / jedoch find allzeit 
diegemachten Wein vngeſuů er / als dis vngemachten / vnnd die da an jhn 
ſelbſt bleib en / wie ſie gewachſen. 


Dasv ııı. Kapitel. 
Von dem Zeichen eines Vngewitters auß dem Meerwaſſer / 
vnd was es bedeute / ſo es in dem Winter donnert. 


Enn ich mich habe laſſen von einem Vfer zum andern an Das ern⸗ 

x der See vberfuͤhren / vnd ın das Meerwaſſer mir der Hand gefühler/ ne. 
M ſo hab ich eben in acht gehabt / daß fo das Meerwaſſer lawlich oder wizers auff 

war geweſt / daß es anzeige/daß ein Vngewitter / chedenn drey Tage fin, dem Der, 

vber gehen eynfallen werde ond Vngeſtuͤm würde oder Waſſerbaͤlge mie 

ſich bringen. Denn ſo das Vngewitter auff dem hohen weiten Meer ent⸗ 

ſtanden iſt / davon es zu vns faſt laͤngſamer an das Vfer koͤmpt / ſo wird doch 

das Waſſer indem Meer durch die Bewegung bald warm vnnd erhitzet / 

gleich wie wenn man zwo Haͤnde ander Kaͤlte zuſammen ſchlaͤget / vnnd 

oberlangſt erſt auß dem hohen Meer koͤmpt das Vngewitter auch an das 

Vfer / vnd erheben ſich die groſſe Waſſerbaͤlge nahende bey dem Sande nicht 

vlel anders / als wie im Anfang deß Lentzens die warme Regen vnnd Vnge⸗ 

witter Graß vnd Kraͤuter auß der Erde bringen / darvmb daß ſie durch die 

Bewegung erwaͤrmet werden. PER 

Gleicher Weife wenn es bißweilen indem Winter donnert und plitzet / Zichen der 

bedents / daß ein groß Vngewitter auff dem Meer / vnnd groſſen Waſſerwo⸗ eg 

gen entſtehen werden. Denny dieroeil diefe Vngewitter ſich erheben auſſer d.m Meer. 

halben der Zeit / vnd faſt wider die Ordnung der Natur / ſo iſt wol zu fayiief, OF — 5* 

ſen / daß eine deſto groͤſſer Vrſache vorhanden ſey / die ſolche Vngewitter er, Winter find 

rege. Denn ich habe dieſe Donner vnd Plitz oder plicken im Winter nie ge —— 

ſehen oder erfahren / daß nicht ſtets vber den andern Tag hernach ſehr groß 

Vngewitter im Meer ſich erhoben habe / auch Ergleſſung der Waſſer erfol⸗ 

get / denn der Donner vnd Plitz find gemaͤß dem Sommer vnd gehoͤren jm 

zu gleich wie auch die brennenden Fieber. Darvmb jo fir in dem Winter 

vorfallen / oder den Menfchen anfonsmen / ſoiſt zu vermuthen / daß fir auß 

einer groſſen Hitze / die die kalte Zeit deß Jahrs nit loͤſchen noch wehren har 

koͤnnen / vervrſacht ſeyn. Daher gehoͤret der ſchoͤne Spruch Hippocratis, 

da er ſpricht: Die Kranckheiten ſind nicht fo gefaͤhrlich / die da nad) eines 

jeden Natue / Alter / Hewonheit oder Zeit deß Jahrs geſchehen vnnd fuͤrfal⸗ 

len / aber die da denen nicht gemäß entſtehen / ſind deſto gefaͤhrlicher. 


m ij Das 


ee Var 


94 Das VI. Buch deßandern Theile/ 
MEERE. Dasıx.Sapith | 
Bon Natur def Goldes / ſeiner Krafft vnd Wuͤrckung / ſo viel 
es zur Geſundtheit des Menſchen / vnd zu Erhaltung Leibes 
vnd Lebens diene. > | 
% ches iftonterallen Dingen/welche durch groffen Fteif vnd 
Bon iR DIET: der Menfchen auß der Erden herfür bracht werden / daß da 
Benistd def fleiſſ ger begereren gemeine Leute / die da nicht viel nach hohen Dingen 
Goldes. fragen / ſondern alltin nach dieſen seitlichen vergaͤnglichen vnnd nicht igen 
Dingen trachten / als das Gold / mir weichen Doch fie nit erfuͤllet noch recht 
erfärtiger werden koͤnnen / wenn fie ſchon das haͤufftg vnd vberfluͤſſig geſam⸗ 
let haben. 
—— Aber der fuͤrnembſte Nutz Goldes vnd Geldes ſtehet in dem / daß er vns 
uud: Menſchen zur Notturfft diene / in aemein / daß gantz Reich vnnd Staͤdte 
Geides. durch diß wie ein Leib durch Schnadern)biy einander gehalten werden / al⸗ 
fer Handel vnd Wandel / Jahrmaͤrckte / Vorſtrack / Geſellſchafften / Kauffe 
vnd Verkauffe vollzogen werden / Inſonderheit aber daß ein jederjömdas - 
ſchicken koͤndte / dardurch ſein Leib vnd Leben erhalten / vnnd deſſen er keines 
weges entrathen kan / als da find Kleyder und Haͤuſer / dardurch wir vns vor 
Wind vnd allem Schaden der euſſerlichen Lufft verthedigen / vnſer Rarung 
vnnd Haußrath / vnfer taͤglich nottuͤrfftig Speis vnnd Tranck / ſampt viel 
andern Dingen / ohn weiche wir nicht fo mol als zuvor / geſund leben mögen; 
ee Diefen mälfigen und nottuͤrfftigen Brauch aller Ding / will von vns 
Gashätfe. haben der Horatius, ein fcharffer Zucht meiſter / da er vermahner alledte/ fo 
da vnter einem Schein der hohen Notturfft / den Geitz verbergen möllen/ 
was ſie vornemblich in Acht haben follen/ da er alſo fpricht: 
Bas hilffet dich groß Gut vnd Gelds / 
So du es nur verborgen heltſt 
Für Forcht in Kiſtn / als wers geſtoln / 
Vnd weiſt dich des nicht recht zur holn. 
Der Pfennig iſt gmacht daß er gelt / 
Sein Gbrauch gehoͤrt wol in die Welt / 
— eynkaufft werde Brot vnd Wein ⸗ 
Vnd was zu jedes Noth muß ſernnn. 
— Dardurch gedeutet wird / daß alles — — ſoll / allein zur Not⸗ 
zur Zier ge⸗ turfft deß Leibes / vnd sur Er haltung deß Lebens. Sch bin auch nit darwider / 
Te Daß es etwas zur Zierde / Schmuck vnd Keinligfeie moͤge angewand werden’ - 
fol, bey Männern sur Zierde und Wuͤrdigkeit / die einem Manne wolanftcher/ 
bey Weilbern sur Schoͤnheit / die bey jhnen billich gelobt wird/ allein in | 
a 


— 
ls a —— — 


\ 
Von den Geheimnuſſen der Natur. 9% 
Maß dariingehaiten werde / beſcheidentlich fürgenommen /alles auff Er. 
barkeit vnd Zier / nicht auff Schweigen und praffen gericht fey. Denn viel 
Leute ſo geſinnet / dab fie nuran großmächtigen Dingen onnd vberſchweng⸗ 
lichen Bnkoften gefallen haben / dadie Natur doch allegeis mie wenigern 
vno geringern Vnukoſten erfärtiger werden koͤndte. } 

Aber diß fen genug ron dem / wir wöllen nun von der Natur deß herrli⸗ ne 
chen metalls reden / welchs mie vielen Wuͤrckungen vnnd groſſen Kräften der »oı.s 
begabet iſt. Sintemal Solo ſehr kraͤfftig iſt / u vertreiben groſſe Kranckhet "wand 
ten / vnnd zu ſtaͤrcken die ſchwache verlorne Kraͤffte. Denn die da von dem uch zuge 
Frantoͤſiſchen vergifftet werden / koͤnnen durch deß Goldes Brauch wider brauchen. 
zu jhrer Zeſundheit kommen. Den Außſatz reinigts auch / oder machet jhn 
ja linder / die wacklende Zaͤne machet eg feſte / vertreibet die Faͤule im Zan⸗ 
fleiſch / vnd andere Geſchwuͤr der Blattern im Munde. Alſo hab ich offt ge⸗ 
rat hen denen / welchen der Mund ſtincket vnd der Athem reucht / daß fie alle 
zeit Ringe von gefeindtem Gold im Munde tragen / vornemblich wenn ſie 
auß den Frantzoſen boͤſe Lippen vnnd Zanfleifchbefommen/ denn es zeucht 
auß alle Gufft / vnd trucknet auß alle Schäden, Wo auch jemand gefeyhlet 
Gold oder ander Abſchnitlinz deß gefeindten Goldes mir dem Fleiſch ko⸗ 
chen will laſſen / vnd dieſelbe Fleiſchbruͤhe den Krancken zu eſſen geben / mag 
ein jeders fchwerlich glauben / wie groſſe Kraͤffte vnnd Staͤrcke ſie den Sie⸗ 
chen geben. Darvmb die da verdorret ſeyn an Kranckheiten vnnd Verzeh⸗ 
rung / oder bißmerlen durch Vnmaͤſſigkeit der Ehewerck abgemuͤdet / ich off ⸗ 
ter mit ſolchen Suppen erquicke vnd ſtarck mache / Dazu das Gold durch 
ſolch kochen vnd ſieden nicht 8 Ärger wird / noch weniger ſich befindet / wenn 
mans wider herauß nimpt. Ich hab auch bißweilen kleine & rücklein von Sun 
gefeindtem Gold oder gangengüldenen Kersten mir einem Kappaun oder "I" 
Kalbfleiſch klein zuhacken / auch etlichen Eyerdortern vnd vielen gefunten 
kraͤfftigen Kraͤutern diſtillieren / daſſelbe diſtillierte Waſſer drey Tag an der 
Sonnen ſtehen laſſen / vnd su vielen Dingen nuͤtzlich gebraucht. Denn diß 
Guͤldenwaſſer dienet wider Ohnmacht / machet den abgezehrten vnd abge⸗ 
dorreten new Fleiſch / erquicket gar fehr die ſchwachen Krancken an der Car⸗ 
diack vnd ander Enalifchen Schweißſucht / In Summares iſt ſehr kraͤff⸗ 
tig vnd heylſam in aller Mattigkeit deß Hertzens vnd Schwachheit der na⸗ 
tuͤrlichen Kraͤfften / ſo man deſſelben Waſſers einen Loͤffel voll / oder ein we⸗ 
nig mehr jhnen bißweilen gibt. —— 

Nicht weniger fan man das Gold außwendig brauchen / wenn das Herk eg 
gefaͤhrlich kranck it, Denn das anfehen der guͤldenen Muͤntz / vnnd dastra, deß Ser. 
gen der Guͤldenen Ring mic herzischen Edelgeſteinen gezieret / nit allein die 
Augen erfriſchet / die Haͤnde zieret / ſondern auch in fondscheit je: * 

aͤrcke / 


GR j PET 
— 


6 Das VI VBuch deß andern Theils) 
ſtaͤrcket / deßggleichen wenn einer ohnmaͤchtig worden iſt / und fein Leben an 
jhm zuſpuͤren / iſt nichts beſſers / denn daß man den Menſchen an der lincken 
Hand den Finger / der dem kleinen Finger am neheſten iſt mit Gold vnnd 
Saffran alsbald reibe / vnnd den Menſchen alſo wider su ſich ſeiber bringe. 
Gold gluͤend gemacht / vnd in Wein abge loͤſcht / ſtaͤrcket ſehr die vornemb⸗ 
ſten Glieder und alle natuͤrliche Kraͤffte denn fo was boͤſes im betbe verblei⸗ 
bet / verzehret es / machts zu nichte / bringets weg / vnd gibet wider allen leben⸗ 
digen At hem den abgekraͤnckten Gliedern. Aukwendig auch wird der Wein 
gebraucht wider alle Flechten / Pfinnen / Außſatz / Malatzey / Schuppen der 
Haut boͤſe Geſchwuͤr der Naſen / vnnd dergleichen / ſo die Haut verſtellen / 
wenn man ſie damit waͤſchet / ſonderlich wenn man daronter ein wenig 
Weinſtein vermiſchet / welcher vom Wein in den Faſſen ſich wie ein Stein 
anlegt / denn es bringet weg alle ſcheußliche Flecke vnter den Augen / alle 
rote Maſern / es machet glatte Wangen / Stirn vnd gantzes Angeſicht / wel⸗ 
cher Ort deß Leibes allztit zierlich vnd ohne Mangel ſoll gehalten werden, 


Das Xx. Gapitel, 
Von der wunderbarlichen vnerhoͤrten Art / Saltz zumachen / 


auch deß Saltzes Natur / Krafft / Wuͤrckung / Nutz vnnd 
mancherley Vnterſcheid. aeg 


x > ift zwar vorhin deß Saltzes Natur vnnd Nutz etwas ge 
ag (enacı doch weiles fo cin gefundes Gewuͤrtz der Speiſe iſt dag ohne 
Saitzes, Saltz alle Speife vngeſchmack bleiber / foerforderes die Notturfft / 
as daß diß alles fleiſſ· ger vnd mehr allhiergelehrer werde. Erſtlich folen alle 
36. Cayitet die Haußwirthe / Stadthalter oder andere / welchen befohlen iſt Schloͤſſer 
ee a —— iu ee / * das newe Saltz nicht ſo gut ſey / 
eihes Fiſche vnd Fleiſch eynzuſaltzen als das alte, — 
wen Das Meerfalz wird gemacht in vielen Seeftädren / im heiffen Som 
eonzufatgentMer/ wenn die Sonne fehr ſticht / vnd das Meer am ſaltzichten macht / denn 
ee damals geuſſet man groſſe Pfannen vol Meerwaſſers / machet outer dis 
. Pfannen ein Fewer von Kolendem ſtinckichten Hartz / daß fie Turff nen⸗ 
Die erſſe nen / ſelten brauchen ſie Holtz / davon es auch nicht fo gut wird / und wird al⸗ 
——— ar: Were - is Pr ie weiß Salk giber, In: man aber ie 
chen. altz / che es recht erfühler iftroder wenig tage darnach / wenns gemacht iſt / 
brauchet / ſo zurgehet es riſch / vnd zurthellet ſich in einen ſalzizen Speichel / 
faines.  Jaauffdasfo man mit ſaltzet / leget fichs an wie ein Schleim. Darvmb nem 
—— Saltz / ſo nicht vnlaͤnaſt gemacht / oder ſonſt nicht recht außgedorret / iſt nicht 
Salzes. ſo gut als das alte außge dorrete Saltz / dienet auch nicht fo wol sum eynſal⸗ 


tzen vnd 


=“ 5 2 
FH W Mn e 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 97: 
ken und sur wehre der Speiſe. Dermegen werda will eynſaltzen Meerfchne, Die Natur 


chen, Meufilche, Hering Hechre, Opeelfeiten/ Sapıncden/ond fienbers Yin 
Jahr halten daß fie nicht ſchmeckendt werden / oder ſonſt weit ober Sande 
fuͤhren / der mag alt aufgedorrer Saltz brauchen. 

Die Alten haben vorzeiten in den Seeſtaͤdten mie groſſem Gewinn das gie andere⸗ 


Sal⸗ auff ein ander Weiſe gemacht / als nemlich duͤrre Kloͤſer des ſaltzigen Art Age 


Erdreichg/oder def Saltzmeers genommen / vnd su Pulver gemacht / Waf.""* 

fer darauff goſſen / vnd ein ſchoͤn ſchneeweiß Saltz darauß gemachet / welche 

ſie genandt Selbſaltz oder Sylſaltz / vnd haben damals kein ander Saltz ge⸗ * 
braucht biß auff die heutige Zeit / da es verlofchen iſt / vnd jetziger Zeit die drit oner @pie 
te weiſe Saltz zumachen erdacht iſt / welchs man Boyeſaltz nennet / Denn ſattz 
manauß etlichen Seeſtaͤdten ein ſchwartzlechtig vnrein Saltz bringet / Boye  Kuux 
genannt / von welchem man das vnreine außſeudet / vnd ein gut Saltz dar. Arc Bones 
auß machet / welchs wol dienet zum eynſaltzen. ‚fat zuma⸗ 

Erliche Salsfieder machen auch Saltz auff die vierdte Weiſe / als ®"”" 
nemlich / daß fie im dritten / oder aber im vierdten Jahr den Herdt der Dievierdte 
Salgpfannen eynreiſſen / vnd die Stuͤcke Erdreich / die da viel Saik an ſich Ar Küng 
gezogen haben / in die Pfanne werffen / klein zurreiben / Kochen vnd Sieden erg: 
laſſen / nach etlichen Stunden / wenn ſich das onreine geſetzt hat / das ſchoͤn⸗ 
ſte Saltz drauß machen / welchs Saltz man Klingeſaltz nennet / darvmb daß 
die Kloͤſer vom Herdte klingen / fo duͤrre ſeyn fie. Dieſes Saltz iſt wol ſchoͤn 
anzuſehen / vnd gut wenn mans auff die Tiſche traͤgt / vnd zu vielen Dingen 
nuͤtzlich / aber zum eynſaltzen nichts werth / daher man mit dieſem Saltz und Die Orz⸗ 
mit der vnzugerichten Boye / die Gerberhaͤute zurichtet / Vnd in den See. nunader 
ſtaͤdten durch ernſtes Verbott eines Erbaren Raths verhuͤtet iſt / daß nie⸗ SET 
mand Saltz verkauffen ſoll / er ſage denn an Eydes ſtatt auß / ob es rein vnd Saınvers 
auß dem Meerwaſſer gemacht / oder ob er ſonſt gegraben oder zugerichtet Pit" 
Saltz feil hab / damit kein Betrug geſchehe. Denn weil es weiß iſt / vnd alle 
Anzeigung gutes Saltzes hat / ſo fan mans nicht leicht erkennen noch vnter⸗ 
ſcheiden / man erfahre es denn in den Stücken die damit geſaltzen ſeyn. 

Denn was mir diefem Salk sugerichter/ wirdt viel che garſtig / wenns weit 
in Sommer folgehalten werden, 

Deßgleichen Natur und Wuͤrckung hat auch das Bratſaltz / welchs itt 
ſchoͤn / klar / durchſichtig / har laͤnglichte Stuͤcklein / glitzendt wie ein Stern _ S: 
welehs wird gemacht auß Meerwaſſer / weñs deſto laͤnger geſotten vnd auß⸗ ar * 
gedorret iſt. Die Niderlaͤnder vnd Brabaͤnder brauchens offt vnd, fehr im Bracſatzes⸗ 
Hauſe / ſonderlich wenn ſie herrliche Mahl zurichten / vnd koͤſtliche Speiſe 
aufftragen laſſen. Denn weil es ſchoͤn vnd glaͤntzet / auch lieblich anzuſchen / 
zierets Fuͤrſtliche vnd Königliche Tafeln herrlich. Di 

| i 


— — 


3 Des VE Buch deß andern Theile, 
See Woͤr DIE Saltz mit Honig vermiſcht / hilfft widerden collen Hundsbiß / ver⸗ 


ereibet die Kratze / Widervmb mie Sawerteig / Honig vnd Butter zugerich⸗ 


«fund! 

—5 — A 1” 4 * 
tet / oder mit Schweinenfettes / eroͤffnet boͤſe Geſchwuͤr / auch Carbunckel in 
der Peſtilentz / Meer ſaltz Lachen vnd Sattz waſſer auffgelegt. Wenn ſich ei⸗ 


Erich Are ner gebrannt hat / zeuchts auß Hitze vnd Brandt / lindert ale Schmertzen / 


nen wider 


dcnBrande, vnd heylet / es ſey der Brand von Büchfenpuiver oder fisdend Oele / heiſſem 
..Prech / ſiedend heiß Waſſer oder gluͤenden Kolen / ſonderlich wenn man ein 
leinen Tuͤchlein in das Saltz waſſer neker/onnd den Brandt bamit beher/ 
denn dardurch der Brand außgezogen wird / vnnd groſſe Schmertzen ſich 
ſtillen. Die aber im Brand kalte Bände brauchen / thun vbel / diewerl fie al⸗ 
fo nicht den Brand außziehen / ſondern eyntreiben / in dendeib zuruͤck sichen/ 
2. vnd gleich groͤſſer machen. Darvmb iſt im Anfang den verbranten Sliedern 
nichts beſſers als Saltzwaſſer / welches ſonſt Peckel genannt wird / entwe⸗ 
der friſch auß Waſſer vnd Saltz gemacht / oder das auff der Butter ſtehet / 
> vnd den Schaden damit gebehet. Dieſen iſt gleich an Kraͤfften die Seyffe / 
damit man Kleyder außwaͤſchet / wenn man auß Seyffe / Monig vnd But⸗ 
*. gereine Salbe macht. Das Waſſer von gekochten Rüben thut auch ſo viel / 
vnd iſt viel fräfftiger/fo man vngeleſchten Kalck drunter zurgehen laͤſt / vnd 
gie einLaugen auffleget / ſo heylets deſto beſſer den Brand / vnd trucknet auf 
ohne ſonderlich beiſſen. 
— Demnach etliche Art deß Saltzes erzehlet find fo muͤſſen wir auch fa, 
— gen von einem gemachten Saltz / welchs man in Mangel def rechten Sal, 
En 2 ges brauchen koͤndte / ſo die Araber Salkali genannt haben von dem Meer⸗ 
Krane, eraut / das gemein ander See wacht. Es wachfen auch fonft hin und hir et⸗ 
Saltali. liche falgige Kraͤuter / auß welchen man im Mangel deß rechten Saltzes / 
vors HaußSaltz machen koͤndte und brauchen / wie denn gefunden wird die 
Merlin · Meerduͤrgel/ weiches deß Matchiali kunſtreicher vnd hochberuͤhmbter Her- 
barius beſchreibet. Denn dieſelbige wird im Außgang deß Sommers ander 
See eyngeſamblet / mit einer Saltz lacken eyngemacht / oder mie ſchlechtem 
Eälk beſtrawet / vnd alſo ober Winter gehalten / wie ſonſt Oliven / Capern / 
Meerfenchel vnd dergleichen / denn es macht Luſt zum eſſen / vertreibet den 
Eckel vnd brechen / verzehret die boͤſe ſchleimige Feuchtigkeit vnd verderbte 
Speiß im Magen / vnd iſt daſſelbe Kraut auſſer halb de kleinen Saamens 
gang vnd gar gleich der zamen Buͤrgel / welche etliche vornemme Leute andy 
pflegen eynzumachen mit grobem Saltz / vnd für eins Salſſe zubrauchen. 


Be Dasx ı.Gapitel, 
Miemanin Mangel deß Salkes Fleiſch oder andere Spei⸗ 
fe hatten kan / daß ſie lange wehren vnd nicht verderben/mit 
ange⸗ 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 99 
angehängter Lehr von der wunderbarlichen Krafft deß Sal⸗ 
tzes vnd Eſſiges. | RI REN N 
Je ſehre vñs von noͤthen ſey die beſte Gewuͤrtz das Saltz / das Dan or 
x aller Speiſe den rechten Geſchmack g bt / ſe angenem zueſſen macht / ER 
Ä ſo hilffes auch daß die Speiſe länger wehren koͤnnen / vnd nicht faul deß Sitzes. 
Oder riechend werden hoch verderben fondertich wenn man alle ſchletmige Finae 
Feuchtigkeit jnenzuvor aufgefortenhat/ denn alfomwirdr alles ſchoͤner / rot / air. 
vnd kan beffer eyngeſaltzen werden / auch länger auffden Sommer gut blei — — 
ben ‚dann das Saltz versehrer alle vnreine faule Feuchtigkeit / vnnd das länger weh» 
F eiſch oder alle eyngefaigene Spetfe haͤrtet / daß fie die weiche Lufft nicht TR oe retie 
durchachen fannochriechende machen. — 
Noch mehr aber moͤchte dag wol wunderbarlicher fuͤrkommen / daß das —** 
Saltz auch die vnfruchtbaren deute kanfruchtbar machen / darzu gleich krafft ae 
habe in etlichen Aeckern / wenn mans darauff ſtrawet / daß ſie beſſer vnd mehr une 
Setrayde tragen / welchs in der Warheit und mir der Tharich ſelbſt erfahren das Ba. 
habe. Denn die fetten Weiber / die da wegen jrer Fertigkeit Bnfruchtbarge. nr 
meintalich find / wenn fiesiemlich mo'gefalgene Speiſe eſſen / ſo werden fie geſund ſeyn⸗ 
fuchrsar ondgefäickter zuempfahen / Sintemal das Sals ale Schleimig karganı. 
feit verzehret / die gar zu feuchte Mutter deß Weibes außtrucknet vnd reini⸗ ir 
get / daß der Saamen deſto leichter in der reinen Gebaͤhrmutter haften mag. Wie Satz 
Woache Weiber aber durte ſind / vnd ein truckne Gebaͤrmutter haben / gleich ht 
wie et liche Aecker einen dünnen duͤrfftigen Boden oder Erdreich / denen ſcha 
det gefalgene Speiſe ſo wol als ſcharffe Speiſe / darvmb ſollen ſie wenig gt und zur Luft 
ſattzens / und oil mehr — iebiicheSpelſe effen. Gieicher waiſe reigetbas —oben. 
Saltz die Männer zur Luſt / vnd machet fie geyl / mie denn die Teutſchen dar 
her denen / ſo da fchrgefaigens gerne eſſen / fuͤrwerffen / eg ſey eytel Geylbeit / 
Vnnd viel Fiſche auß dem Meer eſſen / als dte Meerſpinnen / Schnecken / 
Krebs / vnd dergleichen ſcharffe beiſſende Speiſe / die zur fleiſch ichen B egier⸗ 6 
dereihet oder groͤffer machet. Darbinb fchreiber Plurarchus, daß dee Em nenn 


pter kein Saltz / noch Speiſe die geſa Ken iſt geweſt haben eſſen doͤrffen DaB Is nicht 
fie gewuſt /daß Saltz die fleiſchliche Begierdie erre hete / vnd habenver Dr, "tan 
ſachen wegen viel lieber gewolt alles ungefatgen eſſen / vnn der he ꝛichen AR 
Benirndep Sal’ entrathen welche meines era iens gar im Aberglaͤu⸗ Die Tugen⸗ 
biſch geweſen ſeyn vnd jrer Geſunt heit nir wol vorgeſtanden haben / Sinte, de des Sala, 
malcasfalgder Menfchenteibe bewahret für janeriicher faͤu v3 Diet Mieofa 
. bir hret für janerkicher faͤu nuß / ver z hret Dienfesen 

Die boͤſe vnreine vbrige Feuchtigkeit har ein fonderliche pnger kanke: krafft Leibe, 
die Fruchtbarkeit zumehren. Denn derrechte Gebrauch dei Saltzes gibr ein 
liebliche Krafft dem kelbe / nit alein im Hortzen / Boſſen und den Wercken 

— deß 


100 Das VIL. Buch deß andern Theils/ 


dep Leibes / ſon dern auch in allen andern Thaten und Geſchaͤfften / daß wir 
deſto wackerer vnd geſchickter zu allen Dingen find. Vnd daß das Sal die 
Fruchtbarkeit mehre / iſtabzunemmen darauß / daß in Schilffen an der See / 
da ſaltzig Waſſer iſt / vnmaͤſſig viel Vngezieffers iſt / denn ſich gebuͤret / Auch 
dieſelben Weiber an der See viel geyler vnnd fruchtbarer find / als andere / 
ſonderlich da die Fiſcher vnd Boßknechte auffm Meer darzu kommen / die 


da in ſolchen Sachen auch vmb der Vrſachen ſich beſſer wiſſen zuhalten / 


Vmb welchs willen man an etlichen Oertern dem Viehe vnter die Speiſe 
Saltz thut / damit ſie nicht allein beſſer Luſt zueſſen haben / ſondern auch de⸗ 
ſto fruchtbarer ſeyn moͤgen / So kan man auch die vnfrucht baren Aecker / 
welche zu ſumpffig vnd gar zu feuchte ſeyn / dadurch beſſer zurichten / daß ſie 
mange, mehr tragen vnd fruchtbarer werden. | | 
de6 Saines Weiter / wo et wañ belaͤgerte Städtean der See mangelleyden anSalk/ 
gi? dieſelben können ander ſtatt das Meerwaſſer gebrauchen / und diß geſotten 
Brauchen. zu Saltz der Speiſe nuͤtzen Das Meerwaſſer aber iſt alsdenn am beften zu 
Se — dieſen ſachen / wenn ein Ey oder Bornſtein darinne ſi chwimmet / vnd nicht 
undMeers zu Bodem ſincket Nach dieſem zubewahren die Speiſe für allerley Faͤul⸗ 
a — nuß / vnd dag fie nicht riechend werden / iſt der Eſfſig am beſten / jed och fan die 
sr N Speiſe durch jhn nicht fo ange gu bleiben / als durch Saltz / es ſey denn / 
— gu daß nach etlichen Monden der erſte Eſſig von dem Fleiſch ober eyngeweich⸗ 
* Rrafftund ter Speiſe abgeſeiget würde / vnd ein friſcher Eſſig von newes auffgoſſen. 
ürdung Mas aberder Eſſig fuͤr Krafft vnd Wuͤrckung habe/fan man zwar f& 
de h hen an vielen andern Dingen / vnnd ſonderlich an einem Eye / daß man in 
rendie böfe ſcharffen Eſſig z. Tage lang / oder etwas laͤnger / weichen hat laſſen / alſo daß 
DR die Eyerfchalen fo versehrer werden / vnnd fo fubriel gemacht’ daß es gleich 


2. Die har⸗ wie ein duͤnnes Haͤutlein durch ein engen Ring fan gebracht werden. Deß⸗ 


re gleichen ein Kiefelftein / der da ſieben Tag lang in Eſſig gebeiſſet iſt / wird 
macenund ſo muͤrbe / daß man jhn zwiſchen den Fingern zureiben fan. Daher der Car⸗ 
een haginenſer Herkog Hannibal / als er in WWelfchlandr mis feinem Kriegs⸗ 


volck verreyſen wolte / vnd jhm ein weg machen durchs Gebirge / hat mit ſie⸗ 


denheiſſen Eſſig die groͤſten Felſen zuſprenget / daß er darvber auch das eine 
eh al had groſſe durcheringende Krafft har der Eſſig / daß er 
zutreibet. auch die Steine zurtreibet vnnd zurmahlet. Darvmb ich etwann an einer 
— Perlen / doch nicht fo herrlich / als der Koͤnigen Cleopatræ, verſucht und ers 
Im Be — ——— daß ſie a J bald verzehret vnd zutrieben hat / welches von 
vndalleans feiner ſchaͤrffe wegen geſchihet. | 
Kane fi Alſo iſt der — 3 wider die Gifft und anfällige Kran ckheiten/ 
—— fonderlich die Peſttlentz / daß mich ſehr rathſam duͤncket / in der Peſtilentz⸗ 


Inn geitoffteinmwenig Effig gebrauchen / denn er bertreibet — 3 
- % 






| 








Von den Geheimnuſſen der Natur. rot 


fe Lufft / vnd da fi: ſchon dem janerlichen Leibe deß Menſchen begegnete / be⸗ 

huͤtet er das Blut / daß es nicht ſo riſch fange / vnnd bewahret die Feuchtig⸗ 

keit für aller boͤſen Faͤulnuß. Davon koͤmpt her / daß die fo andern Gifft / 

oder eine ſtinckende Wunde außgeſogen / den Mund mit ſcharffen Wein, 

eſſig außſpuͤlen. Wiewol man hiensben fol mercken / daß niemands gut iſt u 
allzuviel Eſſig zu nuͤtzen / Sintemal er den Schlaaf benimpt / das Gehirn figswenn 
außerucknet / vad Schwindel machet / darvmb ich gemeiniglich Roſenwaſ Yıarkrn 
ſer / vnd ein wenig Reiniſchen Bein vnnd Saffran darvnter vermiſchen Her 
iaſſe / auff welche weiſe er weniger dem Haupt ſchadet. 

Nicht ungleiche Natur oder Würcfung haben auch alle ſeht ſawre und Antaſar 
hebe Ding / Granaten / Citronen / Limonien / welche fo ein ſawren beiſſen, Ding behar- 
den Safft in ſich haben / daß wenn ein Guͤlden etlich Stunden darinnen gh aug 
liget / wird er bald leichter am Ge vichte befunden. Wie aber durch die groſ⸗ ange weh⸗ 
fe ſchneidende Kaͤlte diß geſchihet / alſo thut ſolches die brennende Hitze kende. 
auch: Daher ſiedendheiß Waſſer auch die Wuͤrckung hat / ein Ding lang 
vnverſehret zuhalten / denn Fleiſch vnd Fiſche / ſo mans mit heiſſem ſieden⸗ 
dem Waller begeuſt / aͤnger gut bleibet / nicht riechende wird / noch Maden 

ecket. — 
b Mehr / eynzumachen die Speiſe / ſind am aller beſten nach dem Saltz / 
diefe Stück, Kummel vnd Carvi / wo man deſſen nur genug har / vnnd die, Kümter 
ſelb wol ey ar⸗ ibet / dieſes geſchiehet ſonder zweiffel wegen jhrer Krafft auf: Man 
zueruchen. Denn auß der Brfachen fehen die Leute / die deß vieleffen/ bleich — 
vnd duͤrre / darvmb daß ſie alle natuͤrliche Feuchtigkeit / vnnd ſampt den boͤ⸗ —52 
ſen auch den beſten Safft deß Leibes verzehren. Gleicher weiſe auch Honig / — 
vnm die langen Soͤdt von Honig und Zucker / Syrup genannt / dienen bie, 
zum eynmachen etlicher Ding / daß ſie lange que bleiben / als Kirſchen / 
Pflaumen / Pfirſichen / Weinbeer / vnnd alles Obſt / welchs ich offt an den 
cyngemachten vnreiffen Weinbeeren verſucht habe, 

Aber dieſes iſt noch die beſte Kunſt vnter allem Obſt eynzumachen vnnd Wieman 
gute Fruͤchte / ſo man nimpt ein jedes nach feiner Art / vnd thut fie alſo friſch er gar 
in einen Topffsreyhen |weife ober einander gelegt / vnd fo feſt mit der Rürken Iren 
zuzedeckt / darzu mit Pech verſchmieret / daß gar fein Lufft oder Waſſer hin, 
eyn kan kommen / nachmals in einen tieffen Brunn biß an Bodem gehen⸗ 
get / Denn alfo bleiben fie gantz friſch vbers Jahr lang / vnnd fehr koͤſtliches 
Geſchmacks / welchs davon koͤmpt / daß feine Lufft noch boͤſer Dampff oder 
Feuchtigkeit darzu kompt / welche alle Ding faulen machen / Wo aber keine 
Feuchtigkeit iſt / vnnd alles recht trucken behalten wirdt / fan es nicht leicht, 
lich anbruͤchig werden. Der Vrſach wegen auch Stockfiſche / vnd andere arvmb 


viel Ding mehr / das da vom Winde recht außgetrucknet iſt / viel Jahr lang Stoaſich 
n ij wehren 


102 Das VE Buchdeßandern Theils / 
vnd ander wehren kan / vnnd nicht verdirbet / wie denn auch dag zwiergebackene Brot 
inatang , daroımd nie ſchiemlich wird / daß alle Feuchtigkeit außgedorret wird. 
wehren.  —— Merwegindiegröfte Kälte vnnd groͤſte Hitze zugleich beyde außtrucke⸗ 
— nen / vnnd die Leibe fuͤr aller Faͤulnuß oder vnreiner Feuchtigkeit vermah, 
auch aufs ren / darauß ein jeder leicht wiſſen fan / warvmb in dem Winter vnnd in der 
—— ß groͤſten Kälte leichter em Bein einer brechen kan / als nem blich darvmb / daß 
Sir die Gebeinedeg Menſchen von der truckne Lufft deß Winters doͤrrer vnund 
muͤrbe werden / daß ſie hinw der im feuchten Wetter zehe vnd feſter ſind / vnd 
nicht vie) anders geſchicht mir den eiechten auß Oalck oder Wachs gema⸗ 
chet / wie wir taͤglich ſehen. 


Das XII. Capitel. 


Von der wunderbarlichen Natur vnnd Wuͤrckung deß Queck⸗ 
ſilbers. 
Bon den QWey Ding find in den jnnerlichſten Oertern deß Erdreichs / 
ee end dem Gobege / darauß all andere W:tal zemachı werden,ond da⸗ 
def Queck⸗ ourch fie fich ardeiten laſſen / als nemblich / Schwefel vnd Queckſi ber. 
Aber dr Schwefcliſt wie ein Batter deß andern Ertzes / der alle Ding macht 
vnd außrichter. Das Queckſi ber iſt wie die Mutter / die da alles auß ſich 
machen onn> arbeiten laͤſſet / es ſey Hold oder Sober / oder andere geringe 
Metall / als ZH / Bley / Ertz / Kupffer / Eyſen. In Summa / alle Met 8 
find mir dieſen beyden / als jhren Vrſprung / in jihrer Natur verwandt / v nd 
gleich / denn alle Metall zerſchmetzen durch Fewer / vnnd koͤnnen zu allem 
Gießwerck gebraucht werden. 
—— Aber was das Queckſi ber für Krafft vnd Tugends habe / waſer NRatur 
de Due» KB ſey kalter oder warmer, find die gelehrten Aertzte nicht einsverliche ſchlieſ⸗ 
Pe Fen / daß es Falter vnd feuchter Natur ſey / Sintemal man eine groſſe Kälte 
sudbete  fühletrwenn mans anruͤhret / daß die Glieder gar Darvonerfla:zen vnnd er⸗ 
Fang lahmen Dieandern meynen / daß es heitfer und truckner Natur ſey / darvmb 
ten. daß wir cine durchtrengende Krafft in im offt erfahren / als nemblichymenn. 
— das Queckſilber auß der Aber denen Leuten gefommenzeie da an den Fran⸗ 
9" goſen kranck gelegen/ vnd ein mal oder drey in der Schmiere gelegen. Aber 
ich halte es darfuͤr / daß ſolchs in dem Queck ſilber nie von ein er eyngepflantz, 
Bantem en Wärme ſondern zugericht / koͤmpt / als nemblich / wenn man das Queck⸗ 
Mercurso Flder mit andern brennenden Dingen ond die heiſſer Natur / dadurchs ge⸗ 
pracipita- toͤdtet / vnd feine kalte hin und herlauffende Krafft gedaͤmpffet /vermiichee 
#0, wirde/ Alſo stein Pulver von Queck iAlber im Gebrauch bey den Sandıbes 
trieger ſchen Aertzten Mercuiius przcipitaius genannt / weiches 
anfaͤl⸗ 


ER 
nk ER NN 


: 


| Von den Geheimnuſſen der Natur. 103 
anfaͤllet vnd friſſet / diß hat ein brennende / beiſſende vnnd gifftige Krafft bes 
fommen durch fonderiiche Zubereitung / auß vermiſchung Kupfferwaſſers / 


Alaun ons Salpeters. 


Aber dieweil das Queckſi ber alſo ein flieſſendes vnnd lauffend Ding iſt / 


Wie man 


daß es ſi h nit handein oder bearbetten / viel weniger vnter Artzney vermi Zean ber 
ſchen laͤſt / es ſey denn daß die bewegligkeit vnd lauffende Natur jm benom, koͤbten tan. 


men werde / haben dieLeute mancherley weiſe ſolchs zu aͤndern / oder wie man 
pfleget zuſagen / das Queckſilber zu toͤdten / erdacht vnd erfunden / vnter wel⸗ 
chen diefer der ſicherſte weg iſt / der da durch den Speichel deß Menſchens / 


darvnter ein wenig Aſchen oder gefeyletes Fiſchbeins / oſsis ſepiæ genannt / 


vermifche iſt / geſchicht / vñ lepia,savon das weiſſe Bein / ſo die Goldſchmide 
gebrauchen / genom̃en wird / iſt die Meerkatze / welche ſchluͤpfferig Fleiſch hat / 
vnd ſchwartz Blut wie Dinten / das man auch vor Dinten gebrauchen kan. Woher 
Beirer har man ſich billich zuverwundern / wie es koͤmpt / daß auff dein Quegſiber 
Queck ſilbet alle Metal oben ſchwimmen / wie ſchwer ſie auch find Stahl ern 
Eyſen Bley vnd alles Ertz / allein das Sold ſincket zu boden vnd gleich vom ſchwimmen / 
Queckſi ber auff gefreſſen wird / oder mir der Farbe deß Queckſi bers vberzo ddee 
gen / weſche weiſſe Farbe durch nichts / deñ allein durchs Fewer / vom Boldt finden. 
kan geſchieden werden / deñ im Fewr bleibt das Hold alleine / vnd verraucht 
davon das Queckſilber mit einem grewlichen Geſtanck / groſſer Gefahr vnd 
Schaden / derer / ſo dabey ſtehen / Sintemal jnen die Glieder davon verlah⸗ 
men vnd verſtarren / die Sehnadern werden geſchwaͤcht / wie wir denn ge⸗ 
meintglich erfahren an denen ſo da mit verguͤlden der Becher vnnd andern 
Gefaͤſſen vmbgehen / denn es kan das Silber nicht verguͤldet werden / ohne 
Mittel deß Queckſi bers / dadurch allein das Gold ſich Handeln vnd arbeiten 
laͤſſet. Diß geſchicht aber darauß / daß eine ſonderliche Verwandtnuß deß 
Queckſilbers mit dem Solde iſt / alſo daß das Queckſiber / das doch ſonſt 
fein Metall leydet / das Gold allein begierig an ſich zeuhet / vnd mit jhm ſich 
vermiſchet / auch handeln laͤſſet. Dieſes habe ich offt verſuchet / wenn ich in 
anderhalb Pfund Queckſilber für zweene Pfenning Bley geworffen / vnd 
das dritte Theil deß Suͤldens / daß doch das Bley oben geſchwummen hat / 
vnd das Gold vntergeſuncken / vnter allen Metallen bleibets am fchmerlich. Tief® 
ſten hangen am ſilber / darnach am Eyſen / vnd auch nicht leicht am Ertz. an Subers 
Dieſes wunderbarlichen lebendigen Queckſilbers Natur hat auch etwas en 
das zurlaſſen Bley an fih/ denn wenn es fo ſiedendheiß odersurlaffen iſt aer. 
fo ſchwimmet alles darinnen/was da nit von der Hitze fehmelgen kan / wie — 
ſchwer es auch ſey / als Eyſen / Steine / Erdenetoͤpffe. Denn dieweil ſonſt zwiven fäs 
nichts heiſſers ſeyn fan / denn ſiedendheiß zurlaſſen Bley / fo ſchwimmen 55 —* — 
zwar auch oben in jm Sold / Silber / Zihn / aber zuflleſſen alsbald — wi ge 
* achs. 


— 


ie die 
Sransöfls 
ſchen Ge 
birge gute 
Gemwächfe 
bringen, 


104 Das VI. Buch deß andern Theils/ 


Wachs. Darnach fo iſt es darvmb auch gleich dem Queckſilber / daß wenn 
man das zurlaſſene Bley auff eine ebene Tafelaußſchuͤttet / ficher es wegen 
ſeiner groſſen Feuchtigkeit nirgend ſtille / noch klebet an / ſondern in kleine 
runde weiſſe Kuͤgelein geſchwinde / vnd wie es lebete / hin vnnd wider laufft / 
vnd wider zuſammen fleuſt vnd gerinnet / Welchs denn geſchicht darvmb / 


daß es fo eine harte / feſte / volle Natur hat / daß es auch kelgen Athem zu ſich 


laͤſt / daher ſinckts vberall zu Bodem / nicht allein wegen der ſchwere / ſondern 
daß es fein verborgen doͤchlein / dareyn es Lufft ſchoͤpffet / wie man denn ſihet 
an dem Paradißholtz / Lignum Aloes oder Agallochum genannt / denn 
daſſelbe iſt zwar leicht vnd nicht ſchwer / aber doch ſinckts zu Bodem / wenn 


mans ins Waſſer wirfft / vnd ſchwimmet nicht ob / allein darvmb / daß es 


eine feſte harte Natur hat / darinnen nichts holes / noch verborgene Lufft in 
ſich halten kan. | 


Das XIII.Capitel. 


Mo vonjedes Sandtfein engen Metall oder Edelgeſteine hat / 
vnd wo der etliche gefunden. 


Je groſſen Gebirge in Franckreich / die mit dem groſſen 
> Meer einen langen vmbſchweiffigen Weg vom Merg'niande, biß 
andie Mitrernächtigen örter/ ombfloffen ſeyn / allerl y fehön Ge⸗ 
waͤchs tragen/diein den fandichten Dertern (darvon fiein ver ferne weiß 
leuchten / daß viel fich betriegen laffen / vnnd meynen fie find von Schneefo 
glängend ) von jhm feibft ohn alles Zuthun deß Menfchen wachſen / diß 


macht die Natur deß Bodems / vnd die Influentz der Seſtirn / welche dem 


Wopon je⸗ 
des & ınd 
fein Metall 
bringe, 


Ort deß Landes ſolche Kraffe und Würcfung mittheilet. | 
Vmb ſolcher Brfach willen har auch ein jeglich Sand feine Bergwerck / 
auß welchen nad) der Natur eines jeglichen Bodems / vnnd Influentz der 
Geſtirn / außgegraben werden / entweder Kupffer oder Silber / Gold / Tuck⸗ 
ſtein / Marmelſtein / Krayde / Ogkergel / Zinober / Menige. BR 
Gleicher geſtalt find auch die Seelaͤndiſchen Ser von den Eynwoh⸗ 
nern der Oerter Moͤer genannt / auß welchen Stücke Hark gebracht wer, 
den/die da wenn fie angezuͤndet / far einen Geruch haben / mie ein Born⸗ 
ſtein / allein daß fie was mir ſtincken vnnd vbelriechen / daher das gantze See⸗ 
landt / vnnd alle dieſelben See ober Gruben Morinenſes genannt werdeni 
vor Zeiten von den Aiten Morini; vnd find fürdie Leute gehalten worden / 
die am Ende oder den euſſerſten Oertern der Welt wohneten / jhre Stadt 


aber vnnd die gantz Gegend wird Terra vana zulatein / das iſt / ein öde oder 


lediges Landt geheiffen / darvmb daß jhr Erdreich gar außgehoͤlet wirdt / 
durch 





ur SA. — 


En 


Bon den Geheimnuſſen der Natur. 1of 


durch das außgraben der ſchwartzen Bornſtein / dardurch groffe vnnd ledige 
Gruben hin vnd wider ſeyn / vnd Bas Landt nicht fan beſaͤet werden. 

In Brabandt werden auch ein faſt gleiche Materien / Turff vnnd Dar / Von andern 
ry genandt / außgegraben / wie das Harginn Seelandt / allein ſie riechen 03 
was lieblicher / dieweil dag Landt nicht ſo grob Saltzig Erdtreich hat / vnd BVornſtein 
weiter vom Meer abgelegen iſt / aber man fewret davon gleicher Weiſe / als 2" 
von dem Hartz in Seelandt / vnd wenn das Fewer zu groß davon gemacht 
wirdt / verzehret vnd verbrennet es alles Eyſen / Kupffer / Zihn / Sulber / 
vnd alles Ertz / ja verderbet alles im Hauß / allein das Goldt nicht. 

Denn das Goldt wirdt nicht Schwartz oder mit Roſt vberzogen im en. er 
Fewer / ſondern je länger je fchöner und glängender / ſonderlich je pur lauter En. ih 
Soldt es iſt / vnd ohn alen Zuſatz / welchs denn geſchihet wegen der Subti⸗ 
ligkeit vnd weicher Natur deß Goldtes / daß jemehr es an ſich zeucht den 
Dampff deß Fewers / jeſchoͤner vnnd glaͤntzender es wird. Denn wiewol 
das Holde ſchwer iſt am Gewichte / jedoch wegen der Subtiligkeit iſts gleich 
was wol zuhandeln / vnd voller holen Loͤcherlein. Dieſes iſt eine gewiſſe An 
zeigung / daß man in einem Becher gang voll mit Waſſer etliche viel, Guͤl⸗ 
den oder eyne zimliche Guͤldene Ketten thun kan / daß das Waſſer im Be-· 
cher nicht vberlaͤufft. Denn vber diß / daß etliche Duͤnſte vom Waſſer ver⸗ 


rauchen / ſo zeucht das Goldt ein gut Theil Waſſer an ſich / vnd verzehrets / 


dardurch das Goldt gleich voͤller wirdt / das Fewer aber / vnd ſein Dampff 
von gluͤhenden Kohlen / macht das Goldt jmmerdar ſchoͤner. Dann dieweil 
das Fewer alle Ding gelb machet / gleich wie die Gall in dem Menſchen / die en 
Geibfächtigen Leute muß das Goldt auch fehöner werden vom Fewer / imgewe 
Sintemaldie gelbe Farben dem Golde zugeeyanet iſt / vnd ein jedes Goldt eine 
muß entweder Gelb / oder Roͤthlich oder Saffran Farben / mie die Ringel, 
blumen / ſeyn 

Viel gelehrte Leute werden in der Meynung gefunden / daß dieſe Mare» 
rien / die auß der Erden / wie ein Kind auß Mutterleibe koͤmpt / ein geſam⸗ 
let Hark von Baͤumen ſey / welchs das Meer / wenn ſichs ergeuſſet / in den 
groſſen vnbekandten Waͤldten abwaͤſchet / dieſe laſſen ſich diß vberreden / 
von der einigen Anzeigung / daß Zwetalein / Blaͤtter / Abſchnidtling vom. 
Holtz vnd Rohr in der Materien gewachſen oder vermiſchet / offt zu ſehen m 
iſt. Aber ich befinde fo viel / daß fie nicht fleiſſig genug die Bergwerck vnd jn⸗ Kan 
nerlichſten Derter des Erdtreichs er ſuchet / da wir fehenvdaß auch in Rupf. — — ⸗ 
fer / Goldt / Silber / vnd anderem Ertz / gar offt Zweiglein vnd Stücklein oberander 
Holtz gleicher Geſtalt eyngemifcher ſeyn / welchs in den jnnerlichſten Der’ —— 
gern der Erden auf ſonderlicher Würcfungder Natur vnnd der Infinentz “iſret. 
dep Geſtirns geſchicht. Denn die Natur fan nit muͤſſig oder vnartig I 

0 on, 


n Theils / 
eß andern leret nicht allein der 
— PAIR Dinazend * —— 
zo d wunder! nder 
roſſe vn rmen / ſo 
ſondern bildet vielg 9 mancherley Fo | in / von jhnen 
Erdbode den. elſtein / vo J 
— — Pe nr —— —— 
ſten ve ie Steine Jaſpes, sen ſeyn / vnnd wi iemen gebildet / fo 
| Daberbi menioengefchnissen inwendigen Strieme anderm 
Saal en — fen — Dry > en 
den Edelge⸗ sein den hölgern f 8 mit ſchoͤnen Ade nders / wie die d; 
geſteinen. wol w fehen / mieg mierer/nicht a acht wirdt / oder 
Dee Behötgmehr (ey Blumen formierer, enhaaren gemacht 
deß Faſers. it mancherley Bock vnd Zieg ben formieren. 
iſt/ vnd m loth / welcher auß Boc eblůmten Farbe ben werden / 
— ehr ne 3 Erdengegraben wert fi 
cken zube ing auß der dem aller kuͤn 
den Damaſcken er iel ander D nfievonde ief⸗ 
ehr v ais wen der Tie 
— een N A —— re chs / ſo 
füdede dieda ſchnitzet o um Strau inen ſich vers 
Natur vber⸗ n Meifter gt winnen / vnd z ird / zu Stein iche 
treffen alle lichſte s Zweiglein ge eer gezogen wird, oder ſo es n 
Veiſter⸗ fe deß Meer Netzen auß dem M Farben gewinnet den an etli⸗ 
— smitden d tze oder rothe F icht anders wer die da 
der Coral⸗ wandelt / vnn itzen außgekochet / ei ienaußder Erdeng n nicht ale 
im. n der Hitzen je Steinfobte /vonmelchen nicht d/ 
recht vo anckreich di inern Har ehalten wir 
oͤrtern in Fr erhartet vnd ſte er im Haufeg an ſie 
Die Jatar chen oͤr ders feyn / als d ndern auch Fewer im ee / ſo kan m 
der Steine nichts an ehe gemacht / ſo / vnnd außgeloͤſch ſchon alle andere 
kohlen. lein das Eyſenz tlich mal gebrann r / Darzu / ob von Waſ⸗ 
Bun Ja wenn fie —— geben new ni reren 
Kerne doc) Ne Pe ſehr —— en on Dele — Ba — 
Steintobs Fewer vo euſſet / vn dere Bergw ed / et li 
Ion. mans eyng n Sanden an etliche Ockerg er / 
ſer / wenn ch in ander liche Steps /e der purlaut 
ind au Kalck / et ſtuͤck Ertz / od llen / 
Von andern So ge / eeliche ber’ entweder in me Baͤder que 
S⸗ S old / etliche Silber e der Erden war werck am Meer 
— Each aan BA Papa, a De 
wen Baden. Auß welt affer ihre Natu it / daher jhr Er acht offt fallen / v 
vnd die 280 igte Natur * en / in Ohnm beyde Stein⸗ 
n hartzig mit vmbgeh len auch / bey and 
Bon dem haben ade ei at / darvon die die gluͤende Koh it jhrem Geſt 
er Schwadenh rden / wie denn ia Schaden m beſpren⸗ 
der Kobten. fiir lode — — weil fe —— — 
— kohlen on un / es ſey de 
—— —— 


ſchaͤdliche 
ird jhnen die 
nn dadurch wi 08 boͤſe 
nimpt allen set —— weggebrachtv Son 
— * 


Das 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 107 
Das XIV. Kapitel. 
Von der Krafft vnd Tugend der Edelgeſteinen / die da auß der 
Erden vnd dem Meer genommen werden. 


Aß die Edelgeſtein jre Krafft vnd Wuͤrckung haben / wo ſie die 
> nur recht ſeyn / vnd nicht falſcher weiſe zugericht / gibt beyde die Der, groſſet wärs 
nunfft onnd Erfahrung: Daromb Ringe tragen / vnd Halßbaͤnder ins we⸗ 

voͤlſer ſchoͤner oder kraͤfftiger Edelgeſtein / iſt nicht allein ein ſchoͤn liebllch Schöndett 
Ding den Augen anzuſehen / ſondern auch dem Leibe geſundt / welchs da ge⸗ nn. 
ſchicht nicht alleine auß verborgener Eygenſchafft / die jhnen die Seflirn 
mitcheilen / wie Marlilius lehrer / fondern auch von ſubtilen vnſichtbarn 
Duͤnſten / die ſie ſampt jhrer Kraft von fichgeben / vnnd damit alle lebliche 
Geiſter erquicken. Dieſes kanſtu alſo verſtehen / Gleich wie die Edelgeſtein 
von der trüben Lufft an ſich ztehen vnnd annemmen / alſo geben ſie auch eine 
heimliche Krafft von ich. Denn ob fie wol hart und feſt find / jedoch die na⸗ 
tuͤrliche Wärme dep Menſchen oder fein anrühren / oder ſtetiges reiben/ 
bringer die verborgene Krafft herauß / vnnd dem Hersen vnnd Gehirn im 
Haupt zu gut machen. LA 

Alfoder Tuͤrckiß verwandelt fich bißweilen / wirde Bleich / vnnd verleu 
ret ſeine natuͤrliche Farbe / wenn der jhn traͤgt / Schwach vnnd Vngeſundt —— 
iſt: Wenn derſelbe aber friſch und wol zu paß wird / fo bekoͤmpt er auch fchö, Tuͤrcis. 
nere vnnd feine rechte natürliche blawliche Farbe / weiche er als der blawe 
Himmel hat / auß eyngepflangter Natur. 

Vnd es iſt faſt kein Edelgeſtein / der da ſich nicht veraͤnderte / wenn der 
Menſch Vnkeuſch / oder ſonſt nicht feinem Stande gemaͤß lebet / denn ee 
verleuret dardurch feine Krafft vnd feine Geſtalt / ſpringt wol darüber ent 
zwey daher koͤmpt / daß die in Hurerey leben / oder ein Ehebruch begehen / nit 
ſchoͤne glaͤntzende Edelgeſteine oder von rechten Farben behalten / ſond ern 
tunckele / vnd die da offt von der Vnreinigkeit Flecken kriegen / denn ſie wer⸗ 
den von dem vnreinen Leibe der Huren / die da einen onreinen gifftigen As 
them von ſich geben / verderbet / gleich wie die Spiegel von den Reibern in: 
Day Zeit jhrer Bnreinigkeis duncfelermerden/ond den Glantz verlieren. 

Weiter ſo die Edelgeſteine nicht fo fräffrig weren / oder feine Wuͤr Was e- 
fung haͤtten / wofür Härte Moyſes auß befehl GOttes / deß Hohenprie. 9 — 
flerg Leibrock im Ampt mit einem Schildtlein zumachen befohlen / der Ram be 
mit ız. Edelgeſtein in Go'drgefafler / gisierer were / in vier reyhen verfagt. ss“ 
Die erfie reyhe gefuͤllet mit Sarder / Capaſer / Smaraed / Dieandır Ru⸗ 
bin / Saphir / Demand / Die dritte mit einem Leykuͤhrer / Achat / ua 

| | 


108 DasV I. Buch deß andern Theils / | \ 
Die vierdre mie einem Tuͤrckiß / Dnicher / Jaſp s. Welcher auch der Apo⸗ 
fiel Johannes in der Offenbahrung gedencket. Fuͤrwahr er hat gewolt / daß 

nicht allei die Zier und Schönes fondern auch ihre wunderbariiche Krafft 
vnd Wuͤrckung berrachrer würde. Ä 


Dasxv. Kapitel. 

Wie wunderbartiche Wuͤrckung vnnd groſſe Kraffi die Kraͤu⸗ 
ter haben / auch wie einseinem Gliede dep Leibes / Dasandere 
einem andern zugeeygnet / vnd deſſelben Orts deß Leibes ſei⸗ 
ne ſonderliche Wuͤrckung am meiſten beweiſet. 


Duiee __ AmitGottesdeß Allmaͤchtigen hochallergnaͤdigſte Guͤte/ 
Ta der der alles durch vnaußſprechliche Weißheit den Menſchen zu Nutz 
Damm u 7 gefchaffen/die wunderbarliche Wuͤrckung der Natur / die ihr von 


angeeygne⸗ 


er Nat: Gott mitgetheilet / vns deſto mehr bewege vnnd zu Merken gehe:muͤſſen wir 
Ten auch lehren / wie einem jeden Gliede deß Leibes ihre fonderliche vnnd gewiſſe 
dere Bieter Kraͤut er gantz geſchicklich und bequemlich / zugeeygnet vnd zugenaturet / al⸗ 
— — ſo / daß wenns in Leib genommen / dieſem Gliede dem es zugehoͤret / allein 
fheideder vndam allermeiſten mir aller feiner Natur vnd Kraͤfften zueylet / daſelbſt 
Kraͤnter. zu wuͤrcken / vnd mir der That ſich zur beweiſen / es fen Speiſe / oder Artzney / 
oder beydes zugleich. Denn den Kraͤutern diß eyngepflantzt vnnd zugeey⸗ 
gnet / daß ſie auß natuͤrlichen Eygenſchafften etlichen Gliedern allein Ge⸗ 
ſundt ſeyn vnd helffen / alſo / daß ſie durch andere Glieder ohne ſonderliche 
Wuͤrckung durchtringen / vnd allein an jhren eygenen Gliedern / den fir zu⸗ 
gehoͤren / ſich anlegen, beluͤſtigen / vnd ihre kraͤfftige oder empfindliche Wuͤr⸗ 
ckung haben. Deßgleichen hinwider die Glieder deß Leibes alſo genaturet 
ſind / daß ſie nicht allein ihre Nahrung von Speiſe / ſondern auch jhre zuge⸗ 
ey znete vnd gewiſſe Artz ney an ſich ziehen / vnd mit fonderlicher Verwandt⸗ 

nuß genieſſen. | 
Daher esbann koͤmpt / daß etliche Kraͤuter zu den Seiten / zur Bruſt / 
oe zur Keelen / ſo es etwaͤnn daſelbſt mangelt / in ſonderheit gebraucht / etliche 
ran forscht, zum Miltz / keber / Nehren / Eyngeweyde / Gebaͤhrmutter / Haupt / Gehirn / 
een Augen / Raſen / Ohren / gute geſunde Artmey ſeyn/ etltche den Schnadern/ 
nun andım. Knochen / Gebeinen /Marck / Fleiſch vnd Haut, ſond rlich mit jrer Krafft 
ersfflich dienen / vnd ſo bald ſie genuͤtzt / ſich in ihren cygenen Sliedern / da fie 
genaturet zu wuͤrcken / allein empfinden laſſen / es ſey mit Staͤrckung der 
Eder / oder mie Reinigung der boͤſen Feuchtig keit in denſelkem. Ja daran 
das meiſte gelegen iſt / daß man weiß / wo on im wii Site auf ſon 
17 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 109 
cher Eygenſchafft jedes Kraut wuͤrcke / damit es nuͤtzlich gebraucht / vnd alſo 
geholffen / daß niemandt ſchadet. ROT 

Deſſen Erempel vieldargerhan werden koͤnnen. Der $eber iffgar ein sugesianeren 
gefund vnd herrlich kraͤfftig Kraut das Odermenning genannt / deßgleichen —— 
Wegwartwurtzel Endivien / Gaͤnßdiſtel / Sawerampff / Habicht kraut / mo Suedern. 
ein hitzige Kranckheit an der Seberift. Wo aber ein faire Kranckheit an der m 
———— ihre geſunde Kraͤuter / Anieß / Roͤmiſch Wermuth / Seyd im 

lachs. 


Deßgleichen iſt der Galle gut Rhabarbarum, Schellwurtzel / Scam- Gallen 
— die da die Gall entweder durch Stulgaͤnge oder durchs Waller rei, 
nigen. 

Mehr dem Miltz / der da am lauffen Hinderung machet / dienet wider Die hing 
alle Verhartung vnd Auffblehung / Hirſchzunge / Engelſuͤßwurtzel / Cappa⸗ 
ren / Tamariſchen / bittere Mandel / Pfirſingkern / denn ſie reinigen das 
ſchwere verſtopffte Gebluͤt / vnd ſtaͤrcken den Miltz. 

Abermals den Magen ſonderlich gut ſind / Krauſemuͤnt / Muſcaten / hm, 
blumen / Maſtix / Ingwer / vnd die Confect darauß gemacht. 

Gleich wie dem Haͤupt oder Schien kraͤfftig ſind / Roßmarienbluͤt Die Haupt⸗ 
Calmuß / Mayeran / Batenige / Rheinblumen / eynheimiſcher und fremd, kraͤucẽr. 
der / Muſcatennuͤß / Peonien Koͤrner vnd Wurtzel / Eychen Miſpel. 

Aiſo auch Bruſt Kraͤuter find / vnd die der Jungen dienen/ ais Iſop / Die Zrufs 
Pfefferkraut / Thymian / Andorn / Hufflattig / Seabioſen / Suͤſſe Holtz / 

Gerſten vaſſer / Roſinen. 

Nichts wentger dem Hertzen cin Labſal ſind / Saffran / Zimet / Perlen, Di: De 
rothe Roſen / Citrinat / Corallen / Hiacynth / Gold / Naͤglein / das Bein auß 
deß Hirſchen Hertz / der Geruch von warmem Brot / Muſcateller und guter 
ſchmackhafftiger Wein / der das Hertz erquicket vnd erfrewet. 

Wund derlich iſts auch / daß die Niehren reinigen / Steinbrech / Stein / Die Ni 
ſaamen / Fenchel / Meerhirſch / Juͤdenkirſchen / wilde Moͤren ſaamẽ / Appich. kraͤuter. 

Mutterkraut davon genandt wird / daß die Mutter reiniget / wie auch Die Wuger⸗ 
Sadenbaum / Kornmuͤntz / Poley / Toſten / Thymian / Scardehe / etc. ja auch kraͤuter. 
erliche durchtringen in die weiteſte Glieder / auß angeborner Eygenſchafft / * 
vnd alſo mit jhrer Krafft den Sehnadern dienen / als da find. Hermodacti- nn 
lu, Schluͤſſelblumen / Roͤthe / die auch dem Viehe die Fuͤſſe rörhlia; färder/ die den Ner⸗ 
wenn ſie nur das Krane eſſen / da doch ſonſt die Wurtze allcin zu Färberröre "3 
gebraucht wird / wie man denn ſihet / wenn man deſſelben Biches Fleiſch zu⸗ 
kocht / vand an den Syern die damit roth gefaͤrbet / wie mit dem Weyd alles 
blav / vnd mit Safftan oder Ocker gelb. 

Alſo Wolrarh oder Walſcot / genandt Sperma * J na — 5 


’ 


* Das VI. Buch deß andern Theils / 


rinum, die die zubrochene / zuſtoſſene Glieder heylet / vnnd alſo durchtringet/ 


daß esauch durch feſte harte Buͤchſen / darin es gehalten wird / gleich ſchwi⸗ 

tzet vnd mir Troͤpfflein außfaͤhret. Darnach Mumia auch fehr koͤſtlich dar⸗ 

zu iſt / darvmb daß dieſelben todte Körper groſſer Herzen / ſo auß Egypten 

vber Meer su ons gebracht / herrlich ſeyn vor Zeiten Balſamirt worden / mit 

rechtem Balſam / Myrrhen / Aloe / Saffran vnnd anderm guten Gewuͤrtze / 

davon die Stuͤcklein ſolche groſſe Krafft vnnd Wuͤrckung noch heutiges 

Tages haben, Denn fo liſet man auch / daß deß H Errn Chriſti Leib ſey geſal⸗ 
Ben bet vnd balſamieret worden. 

en, ( Bon der Mumia,als nemblich Dienfchenfleifch / von todren Coͤr⸗ 

pern zu vns gebracht / iſt vngleiche Meynung / was es heuriges Tages ſey / 

das in der Apotecken ſo viel gebraucht / vnd ſo offt gewiß vnd bewerth befun⸗ 

den / ia Artzney / wider ſchlagen / ſtoſſen / fallen / verbrechen vnd wehethun. Es⸗ 

liche haben es für ein Hark halten woͤllen / etliche / die da beſſer erfahren / vnd 

gantze Coͤrper der Menſchen / mit Händen, Fuͤſſen / Haͤupt / Bruſt / etc. be⸗ 


kom men / haben anders muͤſſen lehren / als nemblich / daß es Menſchenfleiſch 


Woher vnd Gebeine todter Coͤrper ſey doch nicht eben gewuſt woher fie kemen. Der 
Mumia. meiſte theil hat vermeynet / die todten Coͤrper wuͤrden in heiſſen Landen / in 
eomyt · dem ſandichten Eroreich / da fie begraben / ſo außgedorret von der ſehr heiſſen 

Sonne. Aber die Meynung die vorhin geſchrieben / iſt gewiſſer. Denn auch 
nechſt der Edle Wolbenambte Herr Adam Tſcheſche von Krypttz / ein vor⸗ 


trefflicher erfahrner junger Mann / deßgleichen in vnſerm Landt Schleſien 


nicht gefunden wird / mich warhafftig bericht / daß / nach dem er Tuͤrckey vnd 
viel weite oder frembde Lande / mit groſſen Vnkoſten und Gefahr Leibes vnd 
Lebens / durchgereyſet / an einem Ort in Egypten vnter der Erden / inge waͤlb⸗ 
en Graͤbern / etliche vielhundert ſolcher todter Eoͤrper / die man jetzt zu Mu- 
wia braucht / geſehen / mit Fuͤſſen vber ſie hergangen / Welchs gewiß balſa⸗ 
mierte Coͤrper groſſer Herren geweſen. Denn dig auch zur ſonderlichen An⸗ 
zeigung / welchs er ſelbſt geſehen / vnd anheim mit gebracht / daß man in aller 
ſolcher todten Coͤrper Baͤuche ein ebenbildt eines Heiligen / von Metall 
gantz zierlich gemacht / eines ziemlichen Fingers ang / vnd orey quer Finger 

dick / deſſen eins er mir ſelbſt geſchenckt / finder / daß kein zweiffel / daß /nach 

dem die Sörper geweydet / dieſe Bilderlein auß ſonderlicher Andacht der A⸗ 


bergl aͤubiſchen Abgoͤtterey / an ſtatt der Eyngeweyde eyngeſetzt ſeyn. Ja die 


Schifflente auch die todten Coͤrper mit wiſſen vns jhrem willen nicht ger⸗ 
ne mit fuͤhren / denn ſie das Meer vngeſtuͤmm machen / wie andere todte 
Coͤrper / welchs jhm auch begegnet. ) 
Die Atzney Auch find ſonderliche Stuͤck die den Schweiß treiben / daß ſie die Feuch⸗ 
zum ſawaß. tigleit zurt heilen vnd ſchwitzend machen. J 
rg 





Von den Geheimnuſſen der Natur. zit 

Andere auf angeborner Eygenfchaffe das Waſſer ereiben / die Stein Die Arancn 
zureiben / zumalmen und wegbringen / als da find Peterſilge Mörenfamen/ sm Stein. 
Seſel Ammi, Juͤdenſtein / Bocksblut / Liebſtuͤckel vnd anders mehr. 

Etliche das Geſicht ſtaͤrcken / als Augentroſt / Fenchel / Schellkraut / DieKräute 
Raute. ſamðeſicht. 

Etliche wider Gifft dienen / als Zitwer / Angelica /Scordium , Knob, Die Gifte 
lauch Tyriack / Michridar vnd andere mehr beruͤhmbee Stuͤck / von Galeno '" 
ſonderlich beſchrieben. 

Etliche auß heimlicher Eygenſchafft / nicht auß jhrer Elementaliſchen Die die Gat 
Natur / nach ſich ziehen eine befondere Feuchtigkeit / vnnd dieſelbe durch FT" 
Stulgaͤnge reinigen / als Rhabarbarum vnnd Scammonea reinigen dig 


Gall. 
Etliche reinigen das ſchwere Gebluͤt / vnd die grobe Melancholey / als Gun man 
Senes blaͤtter / Engelſuͤß / Epithymus, Nieſewurtz. — 
ie e- 


Erliche reinigen die wärlerige Feuchtigkeit und grobe Schleim Phle- „,,, 
gma genannt / als da ſind / wilde Saffran/Agaricus, Bingelkraut / Wolffs ee 
milch / vnd die ſiebenerley Are derfelben. 

Etliche das gute Geb uͤt erfriſchen / vnnd von dem vnreinen reinigen / Die das Ge⸗ 
als da ſind / Erdrauch oder Albraute / Calsia, Pflaumen / Hertzbluͤmlein. LI putgie— 

Daß aber alle die Artzney / die da etwas durch Stulgaͤnge reinigen / diß Die Vrſach 
thun auß angeborner heimlichen Eygenſchafft vnd ſonderlichen Verwant⸗ u; 
nuß der Subſtantz / mit derfelben Seuchrigkeit/beseuger der Galenus. Denn Würtung 
die ſichtbare Eygenſchafft / Elementaliſch fonft genannt / diedaift die Na⸗ nn 
tur der Complexion / vnnd fteher in einerrechten Gleichfoͤrmigkeit / Kälte Em; 
oder Hitz / feuchte oder trucken / kan nicht das Brechen machen / oder durch 
Stulgaͤnge dieſe oder jene Feuchtigkeit reinigen / ſondern wie vorhin ge⸗ 
meldt / die heimliche verborgene Eygenſchafft vnnd wunderbarliche Ver⸗ 
wandtnuß der gantzen Subſtantz mit der Feuchtigkeit / die von Natur zur 
Außtreibung reitzet vnd durch Stulgaͤnge reiniget. Alſo die Eygenſchafft 
oder Krafft nach ſich zuziehen / geſchicht durch Verwandtnuß der Natur / 
darvmb daß zwiſchen dem / das nach ſich zeuhet oder reiniget / vnnd dem / das 
nach ſich gezogen vnnd gereiniget wird / eine Gleichheit vnnd angenemme 
Sleichfoͤrmigkeit iſt. Daher folget / daß alles was reiniget den Schleim / 
anch ſebſt ſchleimige Phlegmatiſche Natur hat / vnd dergleichen. Wie atle 

Der wegen die Wuͤrckung der Kraͤuter / die von Eygenſchafft der Com⸗ ne 
plexion / auß kaͤlte vnd hitze / vnd die fovon heimlicher eygenſchafft derSub feet under, 
Fang oder deß zantzen weſens her kommen / auch auff zweyerley wege muͤſſen — 
ertundet werden. Erſt die Eygenſchafft der Complexion / von kaͤlte od er gigenfgofte 
ize / fuchte oder trucken / vnd andern Qualltaͤten / in etwas mehr — ber Ton vie⸗ 

J——— | n 


u DasV I Buchdep andern Theils / 
yion wird er vnnd Fan durch vernuͤnfft lges nachdencken leicht von Gelehrten der Kunſt 
guten Ders er Artzney erkuͤndet werden. | | 
font. Aber die Eygenſchafft der Subflans im Purgieren die böfe Feuchtig⸗ 
Die Zhen⸗keit / vnd dergleichen verborgene Wuͤrckung / muß allein durch Vbung vnd 
fharrdee Erfahrung erforfcher und bekannt werden / Alſo wie in dem erſten gute Ber, 
— nunfft vnnd Verſtandt / alſo in dem andern bewehrte Erfahrung ſeyn will / 
elens von welchen beyden der alte weiſe Artzt Hippocrates wol geredt: Der Ber, 
wirbalktn ſtand iſt ſchwer / die Erfahrung iſt vngleich / vngewiß / betrieglich vnnd ge⸗ 
erkuͤndet auf 8 — 
Erfahrung. faͤhr lich. 
Daseme — Darombdiepurgierende Artzney / vnd was die boͤſe Feuchtigkeit außm 
Ginesurh Leibe reiniget /deßgleichen Die Giffte / dardurch die Leute bey etlichen Voͤl⸗ 
ee ckern / nichts anders als bey vns durchs Schwert / gerichter vnnd gerödtet/ 
necwied.  Mündurch Vbung vnd Erfahrung allein gelerner werden. Denn fit 
diefe Wuͤrckung von jhrem gantzen Weſen der Subſtantz / nicht vonirgend 
einer Qualitaͤt haben / denn ſo diß von der Qualitaͤt zu hitzen entſtuͤnde / ſo 
— würde Pfeffer-Cardamomum,als die am ſehrſten hitzen / diß hun. Daher 
sierende Yen Der Hippocrates, der alte bewehrte Artzt / auch dieſe Meynung beſtaͤttiget / 
nen jbrewͤr⸗· da er ſpricht: Die purgierende Artzney / wenn fie in Leib genommen werdt / 
aung bat. heweget vnd zeuget nach ſich dieſe Feucht igteit deß Leibes / da jht am gleich⸗ 
ſten vnd am meiſten verwandt / ja am ſehreſten zugeeygnet if. Darnach 
Ein Gleich⸗ wenn dieſelbe nicht mehr im Leibe gefunden wird / vnd die Artzney durch jre 
cn Krafft nicht gar abgearbeite:/fo bewegee fie mit der obrigen Wuͤrckung als, 
dann erfk die andere böfe Feuchtigkeit / vnd reitzet fie sur Außtreibung. Denn 
gleich wie ein Pflantz / der erſt geſetzt / vnd ſich von der Erden nehren ſoll / nach 
ſich zeuget den Safft vnd die Feuchtigkeit / die jym bequem iſt / vnnd alſo fich 
nehret: Alſo die Artzney / die da reinigen / durch Stulgaͤnge oder purgieren / 
nad) ſich ziehen die Feuchtigkeit / die jrer Natur bequem iſt / vnd dieſelbe ent⸗ 
enn weder oben ober vnten außtreiben. 
anmitjgre Wer willnun dieſer sche nicht glauben / oder ſie für cin wahn halten / 
Kraft in daß jedem Gliede feine ſonderliche Kraͤuter vnd Artzney sugecygnefond zu⸗ 
durch ale gefchrieben. Denn auch Galenus ſchreibet / und wirs offt in taͤglicher Er⸗ 
an fahrung befinden / daß die Cantharides, Spannifche Fliegen / allein die 
ascodrige Blaſen verwunden / ſchneiden vnnd Blurharmen machen’ wenn ſie jnner⸗ 
ich in Leib genommen / die andern Slieder gar nichts verwunden / ba it 
anf  DOchdurchSchlung’ Magen / Leber / Blut adern / Nieren zuvor durchgehen 
— vnd durchtringen muͤſſen / ehe ſie zur Blaſe fommen. 
verborgenen Defgleichender Safft deß ſchwartzen Mohns / vnnd das Berſtekraut / 
en ein Gifft iſt Hersen end Haupt allein ſchadet 7 Der Stoͤr die Lungeal⸗ 
(osrten. lein verletzet / Endlich alſo alle Gifft / es ſey denn daß ſie wider east 


Tre 





| Von den Geheimnuſſen der Natur. uz 
chen / oder daß jhre Krafft durch Gifftartzney / Tyriack vnnd dergleichen zu⸗ 
nichte gemacht / zu den Hertzen allmehlich durchtringen / ja wenn fie auch — 5 
außwendig den Menſchen nur anruͤhret / wie wir indem gifftigen Biß der dig auf 
tollen Hunde ſehen / daß derſelbe Biß vnnd Geyffer deß tolien Hundes/ fo 9 
außwendig anhanget / mit durchtringender Krafft / nicht allein durch die 
Haut / biß zu den vornembſten Gliedern gehet / ſondern auch das Gehirn 
eynnimpt / vnd endlich gar toͤricht machet. Nichts anders iſt / daß Magnet 
Eyſen / Agtſtein vnd Bornſtein Splitter / Holtz / Stroh / Sprew / vnd an⸗ 
der leichte Ding an ſich ziehen. | 


Die Influentz der Geſtien wůrcket auch kraͤfftiglich in dieſen Dingen / TDiediedn 
und beweiſet ſeine That an alle dem das vnter dem Monden iſt. Denn der Seſtaͤndie 
Mars erreget die Sally der Sarurnusdie Melancholey / der Mond mehrer Ferhrigtit 
den Schleim vnd alle Feuchtigkeit / die Sonn vnnd der Jupiter herzfchen bewege. 
vber das Blut. Noch mehr / ſo iſt der Planeren Krafft inallem Gewaͤchs en map 
vnd ſonderlich in den Metallen / Edelgeſteinen / gemeinen Steinen / Gold / tauen r⸗ 
Suler / Ertz / Bley / Zihn / vnd was man auß der Erde dem Menſchen zu gut un" 4 
herfuͤr bringet / vnter welchem fein Ding iſt / das nicht fein ſonderliche 


Wuͤrckung vnd Zuneigung vom Geſtirn bekomme. 
Das XVI Gapitel, 


Daß die Kräuter zweyerley findim Geſchlecht / als nemblich / 
Maͤnnlein vnd Weiblein / onnd daß eins dem andern neher 
geefreundet vnd beſſer verwandt ſey. 


Lech wie die Menſchen nicht auff eine weiſe gegen einander d 
G geſinnet / vnangeſehen daß die Ordnung der Natur vnnd das arme "rn Senne 
Weſen vnſers gemeinen Lebens ſolches wol erfordert / ſondern einer Dinge 
dem andern jmmer beſſer verwandt / daß zu etlichen vnſer Hertz vns traͤget / 
von etlichen auch vns ſcheidet / vnd gleich feindſelig machet: Alſo die Kraͤu⸗ 
ter / Hewaͤchs vnd viel Metall auß heimlicher eyngepflantzter Eygenſchafft 
der Natur gegen etlichen gantz geneigt vnnd wol vervandt / gegen erlichen 
gantz widerig vnd vnleydlich ſeyn. bet 
Denn daß ich auß vielen Erempelnder Natur nur etliche erzehle / Das Verwande⸗ 
Queckfilber iſt ſo begierig deß Holdes / vnnd nimpt das Boldaifo an ſich/ Tran 
daß es alsbald weiß davon wird / vnnd ſich nicht ſcheiden laͤſſet / als allein  ı 
durchs Fewer vnnd Schetdwaſſer / durch welche Wege das Gold doc) 
faſt ſchwerlich deß Queckſilbers geloͤſet onnd feine rechte Farbe wider ber sum oiero 


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verwandt. 


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Von den Geheimnuffen der Natur | 1 
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ſo fleuget / daßſi 
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rig / pchenbaum vnd s drauff koͤmpt / verd 
en ee > * ——— ee a 
Der Beinen feirenwares ** ruͤhret / ſie ch von a Er 
Sorbeerba will nicht w ER | ‘ 14. 
um nimvej achfenneben einem$o Dep Ehch 
ee ee 23 
zu viel Feuchtigkei r Kraut / ichen wille feindfe 
ckenheit ver chtigkeit an fich darvmb daß d rauch“ hafft. 
verdorren m zeuhet / da aß der Kohl vnnd das D Ep 
' 5 ewaͤchs nſtock wegen Tr ſtocks feind⸗ 
lieb haben / d nd find viel mehr Kraͤ viel Feuchtigt Ur feharremi 
aß fie fich mehr Kraͤuter vnd Bi geeit deß Bodeng K mie 
widerig von N gemeiniglich zuſan aͤume / die eina — 
er ae : IR, EUER ſelbſt von — ſo 
ech di - zeu re 
ſo wol verwandt ſeyn —* Da ſich außmaſche er laſſen. Er 
— an ——— —— 
reinigen / daß kein en Kleydern / D wie man ſehen £ Mr wandenufg 
e Flecken enn But an an den Pebsv 
auch / daß Seyffe / dami noch Mackel ter vnd Oeld — 
* / damit el in Kleyd dOel das Pech ſo els. 
ſie auß oͤl/ fettem man leinen Geraͤthe ern bleibet. D 
/v eraͤt he waͤ Davonk 
* gleich — ————— — —— — 
aben jhr viel; tnuß der Natur iſt i egemacht wi 
alſo genannt/da weyerley Geſchlecht / ann iſt in den Kraͤute 
ſen / vnd wenn ſi Ak tigen dieſer V aͤnnlin vnnd Weibli rn / alſo rei die 
ichey ein erwandtnuß li Zeiblin / davon cäuter 
tern vnd an Fruͤch ander ſtehen / ſch € eber bey einand Wwey erley 
ten / Ja oͤner / groͤſſe er wach, Beſchlecht 
ren / wenn man ſi offt geringe w r werden / bey d habe ‘ 
von ein erden/abfom: ydcan blät- Drännn 
nes guten Eheſi ander thut. Mi mmen vnnd ga daͤnnlichs 
Kraͤuter Maͤ andes Gott in der N it welchem gleich ein E Ed 
ännlinund Weibli atur vorgebi ein Ebenbild ei uchs 
tig / vnd nicht fo hitz eiblin genan gebilder. Denn alfı y 
Waͤrmbde v hitzig / auch etwas f ne Weiblin/ die da mer 0 ſind die aocns 
nfruchtbar/ni euchter / darv a merniger fräff, » Pete 
guten Saamen tt nicht Fruͤchte / B mbfemegen Nedgeis der — 6 Chefin 
Kraͤffte gert ragen, ſondern n ——— Igel Der Srarur. 
: inger / wie fo ur etwas an aller j oder ja nicht fo A atur. 
Die Maͤn nſt das weibli er jhrer Wi o Aeiche 
nlinab ch Geſchl uͤrckung vnn Kraͤuter 
ſcheinbarlich er vnter den Kraͤ echt der Men ID Scc 
rlicher und ſchoͤ raͤutern we ſchen auch iſt in 
cher groß werd oͤner ſeyn / groͤ rden dieſe get ft, genaue, 
en’geitiger Fri ſſere Blaͤtt getaufft/ die d 
fortgezeuget v seitiger Frůchte er vnd Zwei a cr 
nd fort und Saame gehaben/herzli, Ki * 
Natur nit h gepflantzet w n tragen / dad herzli, Kräuter 
aben / es erden / welchs di urch fie oͤnnen immtin 
derfelben gem were denn / daß die der ande nen 
ein ſie na ma: in Art fin genantı.. 
a ee tn anna na 
| auch ſchoͤner east * 
r f rJ N { 
ee 


* 


uucDas VI. Buch deß andern Theils / | 
243. vom Palmbaum deutlich ſchreibet Denndas Weiblein / gleich wenns einẽ 
4 Krafft vom Maͤnnlein bekommen / empfaͤhet und wird Frucht bar. Hinwi⸗ 


der wenn des Maͤnleins / gegen den ſichs allzeit freundlich mir Außbres 


tung der Blaͤtter fellee/beranber/fobleibees Bnfruchtbar. Davon die Ara, 
ber gemeynet / daß die Weiblein ohne die Männlein nichefruchtbar/fondern 
nur Blumen vnd Wolke truͤgen. Denn jhnen gefchichr gleich als den Huͤ⸗ 
nern/die ohne des Hanes zuthun zwar Eyer legen / aber darauß nimmer jun. - 
| ge Hänlein zeugen / wenn fiegleich von der Henne gebruͤtet. | 
Wie der Derwegen Kraͤuter / Baͤume vnnd alle Gewaͤchs gleich ſo wol als das 
Buft Bot: Viehe / durch den Saamen deß Maͤnnleins gezeuget / ſich auß ſonderlicher 
der Verwandtnuß zuſammen halten / welche heimliche Verwandt nuß vnnd 
* Krafft ſie von dem Geiſt / der vber die gantze Welt ſchwebet / alles Gewaͤchs 
A gruͤnend anffwachſend / bluͤend vnd fruchtbar macht / bekommen / vnnd iſt 
ger: dieſer Geiſt ein ſonderliche Krafft der gangen Welt / vnd allem was darin, 
dt. nen iſt eyngepflantzt / dardurch alles ſich ehn Vnterlaß erhält oder fort vnd 
fort beſtehet. DHarvmb auch Theophraſtus, der äfteften Naturkuͤndiger einer 
vnnd andere / gemeiniglich die Kraͤuter vnd Gewaͤchs in Maͤnleins vnnd 
Weibleins Geſchlecht / vnt erſchieden / nach de fie mir dem Saamen frucht⸗ 
bar ſeyn oder nicht. 
Die Be⸗ Alſo der Peonienſtrauch das Maͤnnlein genandt wird / der da herrlich 
eh auffwaͤchſet / vnnd wenn die Haͤußlein ſich auffthun / ein ſchoͤne Itebliche 
fange. Frucht von Saamen oder Koͤrnern / daß ſie gleich an einem Ort ſchoͤn rorhy 
am andern ſchwartz ſind / traͤget / damit nicht allein die Angen erfrewet / ſon⸗ 


dern auch die ſchwere Kranckheit kraͤfftiglich curteret wird / welche Krafft 


| obnd biebligkeit die Weiblein nicht haben. 
ze a Die Alraun das Weiblein’ iſt auch Vnfruchtbar / oder trägt ja ein ger 

ne singe Frucht. Das Maͤnnlein aber träger ein liebriche / ſchoͤne wolriechende 
1... Fruchr/mieein Eyerdotter faſt anzuſehen / durch welches Luſt vnd Wolge⸗ 

— Weib⸗ fallen die Rachel vberredet ward von der Lea / daß ſie an jhrer ſtatt die Lea leß 
2, beym Jacob dem Parriarchen ſchlaffen / vnd ver meynen die geiſtlicheScri⸗ 

Das Män, benten / daß fie davon haͤtten wollen fruchtbar werden / vnnd deſto eher em⸗ 
— pfahen / welchs ich keine natuͤrliche Vrſach finden kan / vnd vbel zuglauben 
SR iſt / daß Alraun wider die Vnfruchtbarkeit dienen ſolte / dieweil fie fehr kaͤl⸗ 
Findbar tet / es were denn daß man dahin ſehen wolte / daß hikige und gar zutruckene 
madentöns Gebaͤrmuͤtter / gleich fo wol als kalte vnd gar zu feuchte / Vnfruchtbar / wie 
„bern Hippocrates bezeuget / vnd dieſen hitzigen außgetruckneten Gebaͤhr⸗ 
Dieerie Müttern dieſe kalte fenchte Frucht des Alrauns dienen koͤnne / daß ſie beſſer 
Vefach. temperieret / vnnd zum empfahen geſchickter. Deßg eichen har die Alraun 
= noch ein andere Krafft / alsnemblich ſchlaaffend zumachen / gr 9— 
geſeh ehen 


Von den Geheimnuſſen der Natur. ix7 


geſchehen koͤnnte / daß die Gebaͤrmuͤtter der Frawen den Saamen beſſet 
behielten. Vnd der gieichen Vnterſcheidt deß männlichen vnd weiblichen 

Geſchlechts iſt zufinden in den Lorbeerbaͤumen / Palmbaͤumen / Cornelbaͤu⸗ 
mwen / Oelbaͤumen / gelb Veilchen / Eychbaͤumen / vnd vielen andern / da all, 
zeit die da Maͤnnlein genannt / Bluͤte / Frucht vnd Saamen tragen / Die 
da Weiblein / vnfrucht bar gefunden werden. Nichts weniger auch in Kraͤu⸗ 
tern / auffm Felde vnd in Gaͤrten. 

Nur allein diß iſt auch wo zumercken / daß die wilden Kraͤuter / wenn Arrcwitde 
man ſie fortpflantzet in die Bärten/ durch fleiſſige Wartung ſchoͤner vnnd Barren ges 
herzticher wachfen mie anderesahme oder gefaamre Kräuter. Denngleich Bay sabı 
wie ein Bawer / er ſey fo grob und ongefch!iffen als er will / wenn er gen Hof Ein ieich⸗ 
koͤmpt / außgemuſtert / reinlicher Kleyder traͤget / vnd herzlicher Speiſe gewo / 
net / durch lange Gewonheit oder viel Gemeinſchafft der Hofleute / vber sum Hof- 
langſt auch hoͤflich / vnd offt ein tapffer Mann wirdt / nur allein daß bißwei, nann wirds, 
ken erlich: Fußitapffen der Bawrenart ſich mercken laſſen: alfo auch die 
Kraͤuter / durch fleifſige Wartung ond Gartenzucht / die wilde Narr able, 
gen vnd ein Gartenart und zierlicher Narr annemmen. 

Hinwider die Gartenkraͤuter und zahme Gewaͤchs / durch vnfleiß oder — — 
Vnachtſamkeit verwildern vnd gar andere Art an ſich nemmen / Nicht viel verwinere 
anders als wie die vom Adel / ſo tets mit Bawren vnd andern gemeinen on. Dura Pate 
hoͤflichen Leuten vmbgehen / oder in Kretſchmarn ligen / durch ſtettige Ge, Ein 818. 
wonheit jhre Adeliche Sitten / erbare Geberde / herriſch Gemuͤth vnnd alle Fir von dem 

ie 





Höfligkeit verlieren/ja alfo Baͤwrſch werden / daß man viel Sechrer anzün. zen Bars 
den wuͤſte / wenn man ſie vntern Bamrenerfennen folre, Denn gleidy wie Tin werden. 
die Garienkr aͤuter ſchoͤnet ond herzlicher find als die wilden/ wenn man hr K-iurerens 
fleiffig gewarter / vnangeſehen dag die Gartengewaͤchs alle erftlich milder Bwaͤchs 
Art gewefen: Alfo durch Vnfleiß vnd Vnachtſamkeit fie wider verwildern. —— 
Darvomb wolte darauß ein jeder ſich pruͤffen vnnd erkennen / was doch waͤchs gewe⸗ 
Fleiß vnnd gute Zuche / nicht allein in andern Dingen / ſondern auch in |" 
Menſchen thun kan / was an guter Wartung deß Leibes vnnd Auffachtung 
der Geſundheit gelegen / denn dadurch vornemblich alle Wolfahrt beyde 
Leibes vnd Gemuͤths erhalten wird vnd beſtehet / welche ja in dieſem Leben 


das beſte Gut iſt. 
| Das x v11.Gapitel. 


Wie die Kräuter mancherley weife und wege verwandelt wer⸗ 
| den / vnnd jhre eygene Geſtalt / ſo wolauch jhre Wuͤrckung 
verlieren / wo jhrer nicht darnach gewartet, 


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7 


I et 3 


— — 


= . Banden Geheimnuſſen der Natur. 119 
fein in Sternweiſe rund herumb wol gesierer. Depgleichen die Veilgen / 
Leucoia oder Bellis genannt / auß der Vrſachen auch auff mancherley Ge⸗ 
ſtalt bluͤhen. N R 
Vnd daß in vorgehenden Zeiten die Härener ſich dieſer Veränderung = Baus: 
der Gewaͤchſe fehr befliſſen haben / iſt zuſehen auß dem Virgilio, da er ſpricht: Morten. 
Das hab ich traun offt geſehn / | Geor.lib.t. 
Daß die ſo etwas wolln beſaͤen / 
Dem Saamen eine Artzney than / 
Begieſſen jhn / vnd weichen lahn / 
In Salniter vnd Deiheffan/ 
Damit er mag deſt baß auffgahn / 
Vnd auch deſt groͤſſer Frucht tragen / 
So wol im kochen erbrageln. en ar 
Darzu / wenn fchon de Gaͤrtners Arbeit vnd fein fleiffiges oder Fünf, Kräurer fig 
liches Ackerbawen nichts darbey thaͤte / ſo nemmen doch die Kräuter für ſich — 
ſelbſt offt ein andere Art an / was entweder jre Farben / jre Geſtalt / jre Groͤſſe abien. 
oder jhre Kraͤffte anlanget / welchs geſchihet ent weder auß ſonderlicher In⸗ 
fluennaeß Beftirns / oder auß jhrem Alter und Zeit der Jahren / damit die DieNatur 


der Kraͤuter 


Sewaͤchſe / welche ſich anſehen laſſen / als wuͤrden fiejmmer fort vnnd fort winnise 
wehren oder beſtaͤndig bleiben / in ein ander Geſtalt verwandelt wuͤrden / vnd —— 
mochten vir faſt ged eucken /daß die Natur hierdurch (mie Erafmus ſaget) Yantern > 
mit Fleiß verhuͤtet / vnd nicht wolte / daß ein gruͤndliche und beſtaͤndige Be, feifligee 
ſchretbung der Kräuter ſeyn ſolte / darauff ſich die Nachkommen recht zu⸗ he 
verlaſſen haͤtten / ſondern viel lieber ſelbſt angefehen/ und flertig erforfchersu 
werden begerte in allem / wie es täglich vntergienge / vnd wider herfür kaͤme / 
oder von neweſten wuͤchſe / Alſo die Natur den Fleiß der Menſchen in dieſen 
Dingen ſelbſt antreiber / vnd ſie nicht faul oder traͤge leydet. EIER 
Denn Bott der HErr hat traun gewolt/ | ' 
Das Ackerwerck nicht leicht ſeyn ſolt / 
Dem Rocken hat er zwar die Krafft 
Gegeben / doch dar bey geſchafft / 
Auff daß die Menfchen drauff gedaͤchtn / 
Wie ſie vns reine Fruͤchte braͤchtn / 
Er hat nicht gwolt / daß vnſer Leib 
Viel feyrens und faulentzens treib / 
Sondern daß durch taͤglich Vbung / 
Vnd viel fleiſſiger Nachdenckung / 
Erfunden würden Kuͤnſte frey / 
re Derſelben viel vnd mancherley/ — 
| Ja 


20 Das VI Buch deß andern Theils / 
Ja daß man auch allmehlich fan 
Erlangen moͤcht gut Getrayd rein / 
Durch Ackern / Pfluͤgen vnd dergleichn / 
Ja daß man auch mir harten Streichn 
Verborgens Fewr erzwingen fein / 
Auß einem harten Kiſelſtein. 


Die der Noch mehrhilffe zu diefer Veraͤnderung der Kraͤuter vnnd Gewaͤchs 
31nicht wenig die Eygenſchafft deß Himmels / oder die dufft / die Natur dep 
arudie arau Bodems oder deß Erdreichs / vnnd die Landart / durch welche den Leuten 
an ſelbſt auch die Haar / die Farbe vnnd gantze Geſtalt deß Leibes verwandelt 
wird. Denn die Kraͤuter oder Gewaͤchs nach der Natur deß Orts / vnnd 
Eygen ſchafft der Lufft / find Höher vnnd groͤſſer / ja wachſen geringer vnnd 
kleiner auff / etliche werden mie Wurtzeln ge ſetzt / oder ſonſt in Staͤmme ge⸗ 
pfropffet / der mehrer theil aber wachſen auß der Erden / ohne alle Pfropf⸗ 
— fung / Etliche / nach der Natur deß Bodems / bekommen liechte gruͤne Blaͤt⸗ 
Bergres ter / etliche Saatgruͤne oder Dunckel und Schwartzlechtig. Denn gleich 
—— wie die Kinder / denen die Ammen jhre Nahrung enstchen oder ſparſam 
dern den darreichen / mager vnd geringes Leibes / auch boͤſer Farbe werden: AMb auch 
pn die Kräuter/die in einem magern/dürzen oder durſtigen Bodem auffwach⸗ 
Kräutern, fen/die find ungefchaffener/ vnnd mir geringer Geſtalt oder Farben anzufe, 
ben. Wer diß nicht glauben will / der ſchawe an / wie die Kraͤuter / die auß den 
Waͤnden oder Steinfelſen wachſen / kaum einer Spannen lang ſeyn / die 
doch in einem guten Erdreich wol Elen hoch / vnnd mit ſchoͤnen weit auß⸗ 
gebreiten Zweigen grünen. Alſo die Ochſenzunge / vnnd Beinwellvoffr mit 
weiſſen Bluͤmlein geſehen worden ſeyn / die Naͤgelein an einem Stengel / 
entweder wegen fleiſſiger Wartung oder Miltigkeit deß Bodems / haben 
offt weiſſe / rothe vnd ſprencklichte Blumen getragen. Die purpurfarben 
Veilchen / werden offt in eine liechte blawe oder Korublumen Farbe verwan⸗ 
delt. Dergleichen etliche Gewaͤchſe / haben an einem Ort zaͤnckichte oder 
zerkerbte Blaͤtter / am andern nicht / und die da ſtachlichter ſind / nah Ge⸗ 
legenheit eines hohen oder nidrigen Bodens / werden mildt ſamer / vnnd be⸗ 


ai, kommen wenig Stachel. 
ee dieher gehoͤret auch dieſes / welchs die taͤgllche Erfahrung glbt / daß die 
ziersurg Kräuter vnnd Gewaͤchſe nicht allein jhre Geſtalt veraͤndern / weun fie cin 
Harur onnd ander Lufft vnd Bodem darnach bekommen / ſondern auch beſſere Natur an 
— ver⸗ ſich nemmen / vnd geſuͤndere Fruͤchte tragen wenn fie ſchon vorhin Giffti⸗ 
Ermyeran ge vnd Vngeſundte getragen haben. Denn dieſes iſt wahr ron dem Pfer, 


—— ſingbaum / da er erſtlichen auß Perſier sandt in Aegypto — N5— 


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4 





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A Bonden Geheimnuſſen der Natur.  zzr 
igt / nach der Schr def Plinii vnd Galeni, welche loͤbliche Erfahrung der Co- 


lumella mie dieſen Verſen an Tag geben hat: Er 
Hier find gut Aepffel auß dem Landt 
Der Perſier herauß geſandt / 
Welch / wie manfage/in Perſia 
Solln gifftig ſeyn / vnd ſo ſie da 
Herauß gebracht in ander Erdn / 
Vnd widervmb gepflantzet werdn / 
So gebens ein wol ſchmeckend Obſt / 
Das du hernach fuͤr andern lobſt / 
Verlieren auch die ſchaͤdlich Krafft / 
Alſo / daß man davon den Safft 
Zur Artzney nuͤtzlich brauchen fan / etc. 
Denn dieſe Arc der Aepffel werden nicht recht reiff / wenn ſie nicht wol 
gegen der Sonnen wachſen / darzu wegen jhres falten vnd feuchten Saffts 
faulen ſie bald / vand thun am Magen groſſen Schaden / wo man ſie nicht 
vor Tiſche jſſt. | 
Daromb die Natur aller Dingdurd) guten Fleiß vnd kuͤnſtliche Be bieder 
ſcheid der Menſchen wol gewartet vnd angerichtet / viel newes Dinges an San 
Tag bringen fan. Alfo Weinbeer ohne Körnlein wachſen / wenn man ein und Srädte 
Weinrebe fpalter ondden jnnmendigen Kern herauß nimpt / jedoch daß in 1," 
dem wider zuſammenbinden das Aeuglein an der Weinrebe vnverletzt blei Leinbeer 
bet. Denn wenn man nur beyde gefpaltene Theil der Weinreben recht wol ge 
sufammen fuͤget / ſo wächfer es bald zu Die Mifpeln/P firſingen / Datt eln / Sꝛapein 
Kleſchen / Pflaumen / vnd die fleinigen Heriten / fönnen auch durch Fleiß uttge 


Datteln! ꝛc. 


vnd Geſchickligkeit der Leute ohne Kernen und Steinen gezeuget werden / ohne Ker⸗ 


Als nembiich / ſo man die Jungen Baͤume biß auff zweyer Schuch lang " 
abſchneydet vnnd biß auff die Wur tzeln ſpaltet / darnach alsbald die Kern 
auff bryden Seiten außhoͤlet / vnnd rein auß ſchabet / endlich die geſpaltenen 
Theil wider zuſammen bindet / vnd den oͤbern Theil / ſo wol die Ritze beyder 
Seiten mit Miſte / oder Leym / oder Wachs zuſchmieret / vnnd mit einem 
naſſen Papier wol verwahret / Nach einem Jahr / wenn die Ritzen außge⸗ 
wachſen / wird man fihen / daß ſichs alles wider zuſammen gibt / vnnd der 
Baum ſoll darnach mit jungen Pfroͤpfflein die doch nichr getragen haben / 
gepfropffet werden / vnd bekleiben / ſo wird er ohne Kerne vnd Steine Fruͤch⸗ 
te bringen/melchesich ſelbſt / nach der Schr Theophraſti, in einem Wein⸗ 
ſtock verfucht habe / vnd iſt mir gerathen. Das pflantzen / auch pfropffen/ver. 


Binden vnd fortſetzen / zeigt an die groſſe Weißheit der Natur vnnd fleiſſiges 
Auffachtung deß Gaͤrtners. | 


4 Denn 


23 Bas VI. Buch deß andern Theils/ 
Denn diefebende machen daß die Kraͤuter und Gewaͤchſe jhre eygen 

Art verlaſſen / vnnd ein ander Geſtalt annemmen / ja offt eins ins ander be, 
quemlichen verwandelt werde. Denn gleich wie wir ſehen / daß die Men⸗ 

ſchen nach dem Vnterſcheide der Naturen / vnnd mancherley zucht oder 
Vnterweiſung nicht allein mancherl y Koͤpff / Sinn vnd Bemurh haben / 

ſondern auch einer ein groͤſſern Lib / der ander ein kleinern / einer cin beſſe⸗ 

re Farben / der ander gar grewlicher / einer ein glatte Haut / der ander ei⸗ 

ne rauche / vnnd doch niemandt der Menfchiichen Natur beraubet iſt / vn⸗ 
angeſehen / daß etliche ein wildes Geberde haben: Alſo geſchihets auch 

in den Kraͤutern / die da auß gleichen Vrſachen offt nicht eine Geſtalt oder 

Krafft behalten / vnnd doch nicht alſo gantz vnnd gar verwandelt werden / 

daß nichts von jhrem Weſen vnnd Wuͤrckung bleibe / denn es bleibet alle 

zeit was in den Kraͤutern / das mir jhrem Namen vbereyntrifft / vnd behaͤlt 

auch feine Kraͤffte / allein / wie ſie demſeſben Boden / darinn fie wachfen/ 
bequem / vnnd von den Eynwohnern deſſelben Orts deſto beſſer gebraucht 

— werden koͤnnen. 
2 Biel Ding wird auß den reichen Inſulen / die man Canarias nenner/ 
ann ie vben Meer su ons gebracht / aber dieſe / wenn ſie in vnſern Landen gezeuget 
— werden / fo behalten ſie zwar nicht gantz vnnd aar die vorigen Kraͤffte / und 
was von jb ⸗ wachſen auch nicht fo eben in der vorigen Geſtalt / Figur / oder Groͤſſe auff / 
— aber doch verlaſſen ſie nicht gar die angeborne vnnd vorige Natur / wiewol 
Aangelıea. es etwas von der Art ablaͤſſet / Vnnd diß geſchihet in vnſer Angelica, oder 
le heiligen Geiſt Wurtzel / die den Alten iſtspondilium genannt / deßgleichen 
ge in der Meiſterwurtzel / die den Alten iſt Laſerpitium oder Silphium Cisal- 
pinum ‚den vnſern mie was verfehrerem Namen Oſteritium oder Magi- 

ſtrantia zu Latein genannt / welche bey ons zwar / wegen deß vngeſchickten 
Bodems vnd der kalten Landtart was anders wachſen / als ſie Theophta- 
ſtus oder Dioſcorides beſchrieben haben in jhren Landen. Aber die Erfah⸗ 
rung gibts / daß einerley Kraͤuter ſeyn / auch gleiche Wuͤrckung haben / al⸗ 
lein / daß fie wegen der vngleichen Lufft an Kraͤfften oder Wuͤrckung was 

ſchwaͤcher ſeyn. 

etDenn dieweil ein jedere Landtart ſein eygene gewiſſe Kraͤuter hat / vnd 
ee jedes G ewaͤchſe ſeinen eygen natuͤrlichen Bodem / ſo tanz nicht ſeyn / daß / 
art. fo die Kraͤuter anderswohin gezeuget / jre vollkoͤmmliche Kraͤffte behalten. 
Denn etliche wachſen gerne an ſchattichten Oertern vnnd grünen Thal⸗ 
etliche an Huͤgeln vnnd an der Sonnen / Deßgleichen etliche in einem 
ſuͤmpffigen oder feuchten Sande’ etliche in důrrem oder ſandi htem / wel⸗ 

ches Gewaͤchs / ſo man ſie auff einen andern Bodem vnnd in einer andern 
Lufft zeuget / gewiß was an jhren Kraͤfften oder Geſtalt verlleren — 

| (fo 


* 2 En a 
% 173 
2 Gen N Rabe 





3 


7 


ER Von den Geheimnuſſen der Natur, 23 
Alſo die Veilgenwurtzel am fräfftigften in Illyria wächfer die Nießwurtzel 


in Antycira , die Wermuth am groffen Meer vnnd in Santonia. Noch 
mehr / die Meerwurtzel / Steinkraut / Empetron genannt / vnnd Soldanel/ ee 
lieben die Vfer deß Meers vnd wachfen allein in falgichtem Erdreich. Alſo Dre eraͤffti⸗ 
stein Kraut an einem Ort beruͤhmbrer und fräfftigeralsamandern und Kirn 
in feinem rechren natürlichen Boden wächfers auch beſſer. Dihß beweiſet andern. 
Virgilius auß der Natur aller Ding / mit diefem: | Ä Gew. Köhıt 
Ein Landt al Gwaͤchs nicht bringen fan, 
Am Fließwaſſer am beften ſtahn 
Die Weyden / wachſen gern darbey 
Die Erlen am Geſuͤmpffe frey / 
Die Hagenbuchen an den Felſn/ 
Die Heydeldeer genannt die Welſchn⸗ 
Die wachſen an den Vfern wol 
Der Wein ſtock aber haben foll 
Frey offn Sebirgsdargegen wöllen 
R Andre Gewaͤchs an falten fiellen 
4 Vnd Mitternaͤchtiſch Oertern ſtahn / 
Die Baum ein jeder auch will han 
Ein Eygen Bodn / alſo allein 
Bringt India das Ebnholtz fein. 
Auß welchen Worten die mit Kraͤutern vnnd dem Gewaͤchſe vmbge⸗ 
hen / lernen ſollen / daß nicht. ein Gewaͤch ſe gleichwolanallen Oertern auff⸗ 
ee anderswo ſpricht er auch / Ein Landt traͤget nicht allerley 
ruͤchte. 
Alſo daß / fo man was frembdes Gewaͤchſe in vnſern Landen zeugen 
will / deß mehrer Theil nicht auffacher / oder wenns ſchon erwaͤchſet / verdir⸗ — 
bets doch ehe es zur Krafft koͤmpt / Etlichs auch / da es ſchon gantz vnnd gar Gewärfe 
auffkoͤmpt / behaͤlts doch miche eine ſolche fuͤrtreffliche Krafft / Art vnnd kunnie ne 
Natur / ja har nicht fo kraͤfftige Wuͤrckung als ſonſt / Darvmb nach deß Bon. 
Virgilüi Sehr: Rah 
Wer ansdem Erdreich zeugen will rommen 
Der muß Auffachtung haben vil/ —— 
Auffs Switter / Wind / auff Art vnd Brauch 
Dep Felobaws / was dar neben auch 
Ein jedes Land trag oder nicht/ 
An einem Drrvmieman wol ſicht / 
Getrayd viel beſſer wicht denn Wein / 
Am andern lieber Baͤumelem 
6 Auf 


— 
ie ED 


124 Das VI. Buch deß andern Theils/ 
Auffwachſen / dort das gruͤne Graß 
Viel lieber ſteht und waͤchſt auff baß. 
Der beſt Saffran auß Tmolo koͤmpt / 
Der Helffenbein ſein Vrſprung nimpt 
Auß Indien / der Weyrauch gut 
Von Saba hieher kommen thut: 
Von anderswo wird vns zu theil 
Gut Eyſen / auß Meer Bibergeil. 
Wie dem allen / obs wol gewiß iſt / wie etliche melden / daß dieſe natuͤrli⸗ 
fe 1, che Kraͤffte der Kräuter herfommen von dem Geſtirn welche in alen Din» 
use gen groffe Wuͤrckung haben / vnd diß außführlich mic dem bemeifen/daß er 
Kräfte der liche Dinge bald vergchenrerliche wider von newem wachſen / vnd viel herr⸗ 
dh licher als vorhin je an die elle kommen / jedoch halte ich darfuͤr / vnd ſchlieſſe 
Dieandere es dahin / daß viel Ding/fonderlich was Kraͤuter anlanget / wegen Vnfleiß 
an seöfire der Gaͤrtner vntergehen / vnd von Ihrer Art mißrathen. Denn wie Theo- 
Gewägs phraftusaneigt / fo wird der Weitzen in Drefpen / die Baftlien in Quen⸗ 
—— del / die Fiſchmuͤntze / daß ſie mit dem Geruch der Krauſemuͤntze / mir der 
der Kräuter Geſtalt der Kornmuͤntze / gleich werden und andere © ewaͤchs viel mehrin 
re was anders verwan delt / vnd verlieren Ihreengene Natur oder Stärcke dir 
ah, Kräffeen/ wo nicht durch guren Fleiß derLeute fieimmerdar wider new ger _ 
De caufis zeuget oder fort geſetzet. Solchs pflege ich zwar in vielen Dingen warzunem⸗ 
plansa-  menvaber fonderlich finder fichs in den Naͤgelenblumen / welche / fo fie nicht 
Fr alle "ahrfore gefeht werden / gar viel geringer und onanfehelicher ſind / auch 
nicht fo wol rischen Mit diefem trifft fein obereyn der Virgilius: | 
| Ich hab erfahren und geſehn / 
Es iſt auch offt und viel geſchehn / 
Daß alles was man fleiſſig hat 
Geleſen / darzu fruͤh vnd ſpat 
Mit groſſer Muͤhe vnd Arbeit ſchwer 
Hat außgeaͤrbt in gurer Lehr / 
Das iſt zu nichte worden gar / 
Wo nicht der Menſch ſolchs alle Jahr 
Widerholt hat mit groſſem Fleiß/ 
Denn alles hat die Are und Weiß / 
Wie di⸗ | Daß es viel mehr werd arg denn gut / 
wuden Bau⸗ Vnd von dem guten weichen thut. 
deeet NHintider ſo man die wilde Art der Gewaͤchſe was fleillig wartet / fo 
gen. werden ſie bald zahmer Natur / vnd legen ab die angeborne Wildigkeit / wie 


Georg ha, der Virgilius diß auch herelich befchreiber: & nt 


Geor.Lib.ı 














Von den Geheimnuſſen der Natur. iꝛ⸗ 
Denn alles was im Feld auffgeht / 
Vnd von jhm ſelber waͤchſt / das ſteht 
Viel ſchoͤner / nimpt auch ſtaͤrcker zu/ 
Denn ſonſt / es mangelt aber nur 
Daran / daß es vnfruchtbar iſt / 
Vnd vngeſchlacht zu aller friſt / 
Derhalben es auch traͤget nicht 
Artige vnd liebliche Fruͤcht. 
Im rechten Bodn zu aller friſt 
Die Natur viel kraͤfftiger iſt / 
Jedoch mag man ſie pfropffen fort / 
Verſetzen an gelegnen Ort / 
So werden ſie die wilde Art 
Ablegen / vnd durch Arbeit hart 
Vnd gute Wartung ombgestelt/ 
Sich ziehen laſſen wie du wilt. 
Derwegen viel newe vnd vnerhoͤrte Gewaͤchſe die Natur herfür brin Ticdtette 
get / noch viel mehr das Geſtirn / die allermeiſten / die kunſtreiche Geſchicklig⸗ — 5 
keit und Flelß der Gaͤrtner / oder derer / die das Erdreich bawen. Vnd gleich Dead in 
tote Manſe / Rasen / Ael / Murenen / Schnecken / Regenwuͤrm / nicht ale ein cite 
zeit auß einem Saamen gezeuget werden / ſondern gemeiniglich auß der a nen 
Feuchtigkeit der Erdensallkem Vnfiar vnd Faͤulnuß erwachſen: Alſo in ek, und Zpies 
lichen ſandichten Oertern / wiedte Seelaͤndiſchen Gebirge find / Dunen ren. 
genannt / gehen viel Kraͤuter und Gewaͤchs von ihnen ſelbſt auff / alle in auß 
dem / daß etliche Feuchtigkeit mit der Erden ſich zuſammen gemiſchet vnnd 
daß der Ort gegen der Sonnen wol gelegen / gank bequem iſt su Kraͤuter 
zeugen / welche / wenn ſie einmal auffgewachſen auß der Erden ohne Saar 
men / darnach ſich ſelbſt beſaamen / vnd vnzehlich viel mehren. Re 
Daromb fol fich niemand verwundern / daß die Kraͤuter fo offt ver. —— 
wandelt werden / vnnd jmmer jhre Geſtalt oder Kraͤffte etwas veraͤndern / verlen ob fie 
denn da diß ſchon nicht wegen Berwandenuß geſchehe / daß eins ins ander hehe 
verwandelt / ſo bringets doch mie ſich die Natur deß Bodems / die Eygen / Kraffte ver⸗ 
ſchafft der Lufft / der kuͤnſtliche Fleiß deß Gaͤrtners oder Arbeiters / wie denn DAHER, 
der Pfeffer / die Cardamomen / der Sefel / die Khapontica, in vnſernLanden 
gezeuget / was anders ſeyn / vnnd nicht fo hitzige oder brennende Natur har 
ben. Aber nichts deſto weniger ſoll niemand anders glauben / denn daß ſie die 
rechten Gewaͤchſe ſeyn / vnnd daß bey jhnen die Kraͤffte oder Wuͤrckung ge⸗ 
ringer werden / auch fie nicht recht groß vnd zeitig erfolgen / das machet daß 
ſie zu wenig Hitze haben / vnd es jnen an rechter Lufft vnd * — 
u. | q iii 13 


De 


ee Das VI. Buch deß andern Theils/ 
— 3 Aber man erfaͤhret / daß die Kraͤuter gemeiniglich auff zweyerley weiſe 
r vnd wege verwandelt werden. Denn bißweilen werden ſie an jhrer Wuͤr⸗ 
en kung ond Kraͤfften etwas verwandelt / wenn ſchon die Geſtali vollkoͤmm⸗ 
Kraͤfften/ lichen bleibet / bißweilen wird die Seſtalt ſelbſt veraͤndert / wenn fie ſchon die 
en arckung vnnd Kraͤffte behalten / diß macht eins theils die Iufluentz deß 
Biber. „ Beſterns / eins theils die Natur deß Bodens / eins theils die Eygenſchafft 
ee der Lufft vnd dep Himmels, Denn dieveil mancher eh Vnterſcheidt vnnd 
img: Natur der Erden iſt / geſchihets / daß die Kraͤut er ſichtiglich verändert wer⸗ 
den / wegen anderer Lufft vnd anderer Erden / vnnd eme andere Art an ſich 
a nn nemmen. Alf die Haſelſtaude / der Kirſchbaum / der Cornelbaum / wenn fie 
derung der nahe bey den Fluͤſſen ſtehen / die da mir einem hoͤſen oder ſaltzigen Waſſer 
— vervnreiniget werden / ſo gibt es die Er fahrung / daß jre F uͤcht etwas einen 
Dug der ſaltz'gen Geſchmack au ſich haben / Ja die Memnſchen ſelbſt nach Geſtalt 
ee jhrer Nahrunz / der fie brauchen / nach der Eygenſchafft der dufft / dar nn fie 
felbſi Ratur. wohnen / einer hat einen andern Leib vnd Complexron / auch ander Gemuͤth 
vnd Gaaben denn dir ander / Gleich wie auch ein Brabaͤnder zum Span» 
ke niger / ein Teutſcher sum Frantzoſen oder Welſchen wird / wenn erlang mie 
Erdreich jhnen vmbgehet / oder durch taͤglichen Gebrauch vnd Gewonheit. Alſo ein 
—— grüner lieblicher Baum in einem ſaltz gen oder boͤſen Erdreich verſatzt / auß 
der boͤſen Nahrung der Erden veraͤndert wird oder ver dirbet. 
Viargilius N Geſaltzen Erdreich allezeit — 
Gewg.ha.  Bermifchemit ſcherſer Bitterkeit 
Vnd frembden Sſchin ek/iſt gantz end gar — 
Nichts werth / bringt michs / iſt vnfruchtbar / 
Wirdt auch gebeſſert nimmermehr / 
Durch Pflaͤgen / Egen / Arbeit ſchwer / 
Es iſt vntůchtig zu dem Wein / 
Auch daß man Obeſt pfropfft hineyn. 
Denn alles was darauff gepflant bi 
Oder geſaͤet wird, verdirbt gan tz. 
Die Alle- So aber jemand auch will / der fan allhler zu gleich mir bedencken die 
BSoͤttuche Vorſehung der Vergaͤngligkett / vne daß etnes dem andern wei⸗ 
der Bere chen muß als nemb ch / ſo er zu Hertzen nimpt / daß alle Kraͤuter vnnd Ge⸗ 
a waͤchſe / wie fleiſſig auch man jhrer wartet / entweber durch Alter abnem⸗ 
er mMemW/odergankverdorten/ound ichts deſto weniger ſterben oder vmbkom⸗ 
men / ob fie ſchon mit pfropffen jmmerdar new gezeuget / oder durch Be⸗ 
ſchnetdung der Zweige wider erfriſ het oder verjunget. — 
Ob die vet·Dieſe Beränderungder Kraͤmter vnnz mancherley Vmbwechſelung 


nn hat bey vielen gelehrtn Luten gein It / dah ſie dieſem theil der Aranıy 
en 


U 
—* 


— 





- Wroaon den Geheimnuſſen der Natur. 127 

den Kräutern nichtig oder vnnuůtz geachtet / vnd von der Arbeit deß Diofco- g⸗ den 
ridis, oder andern / die da Fleiß in Beſchrebung derſelben angemender/we, rerher. 
nig gehalten haben. Warlich ich bin in der Meynung / daß fein Artzt feinen Zerie, 
Kampffruͤhmlich oder gnug nah Würden außrichten kan / der nicht kenne CF, 
Die lieblichen vnd wolt haͤtigen Kraͤuter / welchs wir erlangen auß ſtet igem in Kraus - 
anfehinder Berwächie mie vnſern Augen / vnnd auß dem fleiſſigen befchrei, Nah 
bender Scribineen. Denn man finder wol srlicheder vnſern / die da / wenn 
fie die Kraͤut er nicht recht gef hen haben wunderliche Ding von ihnen ro, 2.2 5.De 

zlg reden vnd ſchreiben doͤrffen / wie einer Pamphiius, deßGalenus geden: frm.men. 
cket welcher kaum in dem Taum die Kräuter geſehen hatte / dayon er fich /Acultac. 
vnterſtundt zuſchreiben / vnd jhte Wuͤrckung zuruͤhmen. 

Dieſe Leute vergleichete der Horatius Tarentinus den Herolden / die da ae 
vmb Gelt gemeetet / alle Ding oͤffentlich auß ſchryen vnnd lobeten auch on. —— 
bekandte Ding oder die fi niemals geſehen / als offt einen boͤſen Wein / oder —— 
einen loſen Dienſtknecht. Der Cicero gibt auch ein’ fein Gleichnus mir je zn 
dem Phormione tircm Philofopho , der da für den Hannibale erliche Einander 
Stunden werrlänftig geredet von dem Ampr eins Oberſten / vnd von al, Rggnra⸗ 
len Kriegsjachin, Da nun die andern Vmbſtehenden alle vber jhn fich wer, dem groͤſten 
wundert / vnd von dem Hannibale gefsager/ was er von dem Philofopho Zi. 
hielte / hat er frey herauß geantwortet / Er hätte vielalte Narren fein leben⸗ 
lang geſehen / aber keinen groͤſſern als den Phormionem: vnnd iſt nicht vbel 
geredt geweſen Dein was haͤtte vngereimet ers oder vngeſchickters koͤnnen 
fuͤrgenommen werden / denn daß dem Hannibali, der ſo viel Jahr mit dem 
vnvberwindlichſten Volcke den Roͤmern / wegen der Oberhand / geſtritten 
hatte / ein ſchwaͤtz gs Maͤnnlein / das niemals kein Ruͤſtung / feinen Feind 
geſechen hatte / viel wentaer das wenigſte mir Kriegsruͤſtung vmbgegangen / 
ſolte gute Lehr von Kriegsſachen fuͤrſchreiben. Vnd wer will dem nicht vers 
gleichen alle die da ſich ruͤhmen / daß ſie wol willen die Kraͤffte der Wall⸗ 
wurtz / deß Suͤſſenheltzes deß Andornen / deß Pfeffertrauts / der Poleyen / 
vnd doch allein auß den Vuͤchern / aber koͤndtens nicht wiſſen / wenns hart 
fuͤr der Naſen ſtuͤnde / welchs das were / das von ſo groſſen Wuͤrckung vnnd 
Kraͤfften von jhnen geruͤhmet wirde. 

Denn die weil wir die Krancken geſund machen mie Artzney und guten Be 
Kraͤutern / wer iſt ſo ſchlecht / der einem Arkr die Vner fahrenheit vnd Vn⸗ witenbeie 
wiſſenheit der ſelben zu gut halte? Wer verſtehet nicht / daß diß an einem der Krauter. 

| Artzt den Krancken allerley Sefafr bringe 2 Meines Erachtens / wirda 
| nicht recht dir Kraͤuter unnd Gewaͤchſe kennet / der beſtehet nicht für einen 
elehrten Artzt. Ein Gleich⸗ 
Denn gleich wir einem Schiffman nicht allein von noͤthen = 2 bie nup von 
rt bung 





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28 Das VI. Buch deß andern Theils / 


Vn zetrer Vbung vnd Kunſt das Schiff zu regteren oder beym Ruder su ſeyn / ſon⸗ 


vnd vnge⸗ 
lehrten 
Artzt. 


Von dem 
Dur der 
K aͤuter⸗ 
kunſt. 
Doctores 
ſollen nicht 
allein den 
Apoteckern 
trawen. 


Die Kraus 
terkunſt 


bym Gale 


dern auch / daß er den Ruder wol kenne / damit nicht etwann er eine Stan» 
ge fuͤr das Ruder erwiſche: Alſo iſt einem Artzt ſonderlich von noͤthen / daß 
er ſelbſt die Kräuter kenne vnd erfahren habe. Denn einem Artzt / der die Na⸗ 
tur der Kranckheit verſtehet / ſind ſie als Mittel vnd Inſtrument die Cura⸗ 
tion der Kranckheit anzufangen vnd zuhollziehen / Wer koͤndte aber deß nit 
lachen / der was machen wolte / vnnd das Werckzeng / dardurchs geſchehen 
muͤſte / nicht kennete? 

Fuͤrwahr man hat ſich gnug zuverwundern vber etlicher Gelehrten 
Nachlaͤſſigkeit und Vnwiſſenheit / bey welchen dieſer Theil der Artzney alſo 
veracht geweſen / daß ſie allein die vngelehrten Apotecker darfuͤr haben ſor⸗ 
gen laſſen / da doch jedermann weiß / daß nicht allein die alten Jertzte / ſondern 
auch die gewaltigſten Könige vnnd Herren in dieſer Kunſt ſich ſehr gevbet 
haben / ja jnen iſt nichts liebers geweſt / nichts herr lichers oder fuͤrtrefflichers 
fuͤrkommen/ denn daß fie wiſſen moͤchten die Wuͤrckung der Kraͤuter / vnnd 
die Kunſt zu artzneyen. Mic dieſen Sachen haben fie ſich beluͤſtiget vnnd er⸗ 
quicket / vnnd gewiß vieler alter Rönigen Namen vnnd Gedaͤchtnuß weren 
verloſchen / wo nicht jmmerdar wachſende Kräuter derer ein Theil mit jh⸗ 
ren Namen genennet / ein theil ſonſten jhnen zugeſchrieben worden / ſie im 
Gedaͤchtnuß erhielte. Dieſen ſollen nachfolgen alle Liebhaber der Kunſt der 
Artzney / vnnd nicht allein mir fleiſſiger Sorgen die Geſtalt der Kraͤuter er⸗ 
forſchen / ſondern auch jhre Kraͤffte erwegen und erfinden / vnnd fie zuheylſen 
die Krancken / vnd Erhaltung der Geſunden / recht anwenden. 

Welchs alles die vortrefflichſten Aertzte Galenus vnd Hippocrates, 
ſtets gethan haben / die durch Vbung vnnd Gebrauch die Erfahrung der 
Artzney bekommen / vnd einen richtigen Weg dieſe Kunſt zugebrauchen / be⸗ 


vo vnd Ap ſchiudentlich vnnd auß bewehrter Erfahrung gelehret. Sintemal alleine 


pocrato. 


Die Vbun 


durch weitlaͤufftiges ſchreiben oder fleiſſiges leſen niemand kein Meiſter der 


vad Erfah Kunſt wird / vnnd rechte Huͤlff beweiſen fan / denn es ſo ein geringe Ding 


rung muß 
neben der 


Kunſt ſeyn. 


Zweyerley 
Gebrauch 
der Artzney 
vnd aller 


Kuͤnſte. 


nicht iſt / den groͤſſeſten Kranckheiten zuhelffen / ſondern auff dieſe Weiſe 
werden wir nicht allein ſelbſt einen guten Nutz darvon bekommen / ſondern 
andere Set das genieſſen. Wer aber anders fein ſtudieren anwendet / vnnd 
das mehr zur Luſt / denn dem Nechſten zu Nutz gebrauchet / der verdienet ſich 
in dieſer Kunſt nicht wol / ſchaffet darzu keinen Frommen / weder biy jhm 
noch bey andern Leuten. Alſo werden die Kuͤnſte / wie Cicero bezenget / an⸗ 
ders gehandlet von denen Leuten / die ſie zu gemeinem Nutz gebrauchen / oder 
dem Nechſten damit dienen / denn von jenen / die allein ſich in jhrer Kunſt 
vnd der ſelben Betrachtung beluͤſtigen / oder in jhrem Leben fie nicht anders 
anwenden / denn daß ſie Luſt vnd Freude darinnen fuchen. Denn gleich wie 


die 


a ie 





| Von den Geheimnuſſen der Natur. 129. 
die Tugen dt inder That / alſo auch jedere Kunſt / allein in dem Gebrauch 
ihren Ruhm verdienet, 


Dasx vııı.Gapitel, 


Warvmb alles / was da zu riſch / oder vor der Zeitreiffet/oder 

zu groſſem Verſtandt koͤmpi / vnd groß waͤchſet / nicht lange 

wehret / noch zum rechten Alter kommen kan / als da ſonder⸗ 

lich in jungen Kindern vnd Gewaͤchs zuſehen iſt. 
Die Kinder / 


«> Scich wie diſe Baͤume der Kraͤuter / die da ſchoͤn herrlich auffz reriroer 
G wachſen / vnd ehe denn daß die Zeit koͤmpt / reiff vnd groß werden / bald ach elug 
wider vergehen vnnd ſchnelle verdorren: Alſo die Menſchen / darin a 
fich ſchoͤne herzliche Gaaben der Natur / Verſtandt vnnd Klugheit vor der —— 
Zeit jhres Alters beweiſen / nicht lange dawren / ſondern ploͤtzlich zu ſterben senken. 
pflegen / denn es iſt nicht eine rechte verſtaͤndige Krafft bey jhnen / darvon —— 
dieſes geſchihet / darvmb ſie auch nicht zeitig werden / noch zu rechter Frucht —— 
kommen koͤnnen. 
Wie man denn ſihet an den fruͤhezeitigen Kindern / die da su riſch Zaͤ⸗ 
ne hecken Denn man har wol etliche gefunden / die da Zaͤne auß Mutterlei⸗ 
be mit gebracht haben / daß ſie deſto loͤſer Zaͤne kriegen / vnd riſcher ſie verlie⸗ 
ren. Denn die erſten Zaͤne / wegen der weichen Sehnadern / dardurch ſie zu⸗ 
ſammen gebunden werden/fiad loͤſer / vnd ſtehen nicht fo feſte. Alſo auch Atzuriſch 
die da riſch gehen lernen / die bekommen nicht fo ſtarcke Beine: Wit ervmb ia. 
die da laͤngſammer gehen / werden nachmals beſſer zu fuß / vnnd fallen nicht fus. 
ſo leichtlich. Vund eben dieſes begegnet auch diefen / die da altzu riſch re Mliutiib 
den lernen / daß fie nachmals vbel reden lernen / ſſammlen / vnnd nicht ſo Hrefiam- 
deutliche Wort machen. Daromb ifis beſſer / daß ales laͤnaſammer zunem re —* 
me / vnnd ſich mit feinen Gaaben beweiſe / Sint emal es kaͤmpt / daß wenn dende. 95 
dir Natur alle jhre Kraͤffte vnnd Gaaben ver der Zeit vnnd vber die Maß fr —* 
außſchuͤttet / in nachfolgendem Alter mangel leyden muß / davon diefelben weiter mir 
Glieder / die ſich vber der Zeit herrlicher beweiſen / nachmals vbeler jhre ch 
Merck und Tharen volbringen / daß fiejhree Staͤrcke vnnd Nahrung bes Seffer, 
raubet wirden. | — 
In allen Gewaͤchſen auch vnd Fruͤchten gibts die Erfahrung / daß die 
fparen Fruͤchte länger wehren / die fruͤhzeitigen eher faulen end verwelcken. 
Denn was da fuͤr der Zeit reiffet / das vergehet riſcher / vnnd wehret nicht ſo 
lange. Derhalben fan uns Gelehrten nicht gefallen in den frührzeitigen 
Kindern der geſchwinde Verſtandt vorder Zeit / oder dig allzu groſſe Ge⸗ 
r ſchick ig 


36 Das VI. Buch deß andern Theils / 
ſchſckligkeit der Narur/ond in Summa / alle ſchoͤne Gaaben deß Gemuͤths 
oder deß Leibes die ſich wider die Gewonheit / vnndderrlicher als jhtr Alter 
mitbringet / erzeigen / denn ſolche Kinder leben nicht lange / ſondern ſterben 

loͤtzlich. >. | 

: Daher iſt das Sprichwort auffgefommen/Er geher alleine für. feinem 
Jahr / damit bedeutet wird/ daß wider alle Gewonheit / wider den gemeinen 
Lauff der Weir / wider alle zute Ordnung der Menſchen Vernunfft / offt 
was geſchehe / vnd iſt durch ein Gleichnuß genommen von den jungen Kin, 
dern / die das Jahr nicht erwarten / ſondern zu vor auff die Fuͤſſe feſt tretten / 
vnd davon lauffen / welches ſich nachmals vmbkehret / daß fie vbeier gehen / 

vnd ſchwerlicher auff die Beine tretten. 


Das XIX. Kapitel. 
Warvmb das Miſten der Aecker von einem Seribenten He- 
ſiodo geſcholten vnd verworffen wirdt. 


Das hen Eſiodus, ein fuͤrnemmer Scribent / vom Ackerwerck vnter 
ae den Alten, wird von vielen geſcholten vnd geſtrafft / daß er das Miften 
Getrayde der Aecker fuͤr nichts gehalten har / aber es iſt nicht ohne Vrſach von jhm 
vnaefinden eſchehen / denn er hat mehr auff die Geſundheit / als die Fruchtbarten der 
Aecker geſehen / darvmb har er gewolt / daß man mit was anders / als Mifte/ 
die Aecker tuͤngen ſoll Vnd dahin geſchloſſen / daß diß beſſer geſchehen koͤnd⸗ 
te / vnd die Aecker dennoch fruchtbar gemacht wuͤrden / durch das vnter⸗ 
pfluͤgen der Wickenſtroh / Kychetnſtroh / Erbsſtroh / Bohnenſtroh / oder ans 
arm Der Getrayde Stroh. 
etlich Be: Sintemaldas Getrayde / das auß den gemifteren Aeckern wächfer/ 
—— ſuͤchtig / vnd nicht ſo geſund oder rein Gebluͤt gibt / Alſo Weitze end Korn 
wirdvers auff ſolchen Aeckern gtzeuget / ehe von den Kornwuͤrmen gefreſſen wird / vnd 
er alle Fruͤchte vnd Küchenfpeife auß dieſem Bodem ehe verderben / nicht fo 
mengefre lange wehren oder behalten werden koͤnnen / ſondern werden dumpffig / oder 
ſen wird. von Wuͤrmen gefreſſen / Ja aller Tranck hierauß gemacht / vnnd das Bier 
von ſolcher Gerſten / verdirbet bald vnd wird ſawer. 4 
Darvmb har Hefiodus,meines Erachtens / recht gelehrer / daß diefe 
— Aecker das geſuͤndeſte vnd beſte Getrayde braͤchten / die da von einer tem pe⸗ 
epnung. rierten &uffr allzeit durchwehet ſeyn / vnd von der lieblichen Sonnen mäffig 
erwaͤrmet / da nicht Waſſer ſtehet / noch die Tuͤngung mir ſtinckigtem Miſte 
geſchihet / ſondern alles auf reiner guter natürlicher Feuchtig keit vnnd 
Waͤrme auffwaͤct ſet vnd reiff wird / Denn was durch dieſe weiſe waͤchſet / 
das bleibet lange gut und vnverd orben / vnd gibt geſunde reine Nahrung. 
* Derwegen 


nn : 
2 ER 

—— Be je 

dor Se * — 


» 








durch den Eſſig vnd Banmoͤhl / damit er zugericht wirdt. Vber diß fo hat 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 131. 


Dertegen koͤnnen auch die deute in diefen Landen nicht lange leben oder Zienäfe 


geſundes Leibes ſeyn / da beyde die Lufft ſelbſt vnd die Speiſe vnrein / vnd zu ges Lebens. 
aller Faͤuinuß zeſchicke ſeyn / vnter welchen dieſes daher koͤmpt / daß Die He ak ut 
cker mit Wiſt getuͤnget / vnd das Jand nicht durch bequeme natuͤrliche / fon» Speiieuns 
dern frembde vnreine Feuchtigteit feiſt wird / Jenes aber / daß die Seepfuͤ⸗ Zranc. 
tzen vnd Teiche ſolchen Geſtanck machen. 

( Dieſe Schr der Alten von dem gefunden Getrayde vnd Schaden der 
Miſtung der Aecker / iſt in vnſern Landen / da faſt alles gemiſtet / vnglaͤublich 


anzuſehen / aber ſie beſehet mie Warheit und Grunde / denn gelehrte Leute 


denen Dingen fleiſſig nach dencken. Alſo geſchihets in Lifflande heutiges 
Tages / daß fie von feiner Miſtung der Aecker wiſſen / ſondern wenn fie die 
Aecker tuͤngen woͤllen / ſo bbrennen ſie die Stuppeln auff dem Felde abe / daß 
ſich Die Aecker von ſich ſelber tuͤngen / welchs nach dieſer Lehre ſonder zweif ⸗ 
fel geſunder Getrayde machen wird, ) rl 


Dasxx. Kapitel, 
Von der Natur vnd Tugend deß Salats/ vnd welchen geuten 
er geſund oder vngeſund ſey. 


a} st offt brauchen, vnnd feinen Senff oder Bornkreſſe / oder Studen⸗ Satarı 
kraut / ſonſt Dragum genannt / darvnter miſchet / dem Geſichte fa Knie eeage 


* — Er Salat hat die Natur vnd Krafft / daß wenn man jhn gar DeSänte 


ddoet / vnd die Klarheit ſehr verdunckelt / ober truͤbe machet / vnnd deſto mehr / brauar. 


wenn man nicht Wein drauff trincket. 
Die Alten Haben auch nicht gepflegt den Salat im anfang der Mahl. Die Xıten 


; habenden _ 
zeit / wie wir/ zu eſſen / ſondern zu let nach aller anderer Speiſe / wie es der ih in 
Martialis meldei —— 

Sag mir / wie koͤmpts daß der Salat / braucht. 


So manvor Zeien am legten har 
Im eſſn gebraucht auff newe weiß) | 
ir erftlich brauchen in der Speiß? i 
Weiche fie nicht ohne Vrſach gerhan haben / denn dieweil der Salat un ne 
kalter und fsuchrer Natur iſt fo macherer znach der andern Speiſt geſſen / senden Sa⸗ 


oder zuletzt der Mahlzeit / einen guten Schlaaff / vnnd fühler die Hitze vom iatz uletzt 


* geſſen . 
vbrigen Rein, Vnſere Leut aber ſind gewohnet im Anfang der Abend ⸗ Warvmb 


mahlzeit jhn zueſſen / welchs denn ohne zweiffel darvmb geſchicht / daß / die, en 


tell von dem langen tiſchen jederman vnluftig zur Mahlzeit äfl/dem DA: fanader Us 


gen eine Fur zu eſſen bald im Anfang der Mahlzeit gemacht werde nhnn)“ 


ve y 737 


- ' > f — 


z3 BasVL Buch deß andern Theils / 
der Salat auch dieſe Natur vnd Krafft / daß wenn man jhn vor aller ander 
aAuhn vier Spelſe su ſich nimpt / deſto cher indie Adern gehet / das Gebluͤt kuͤhlet / die 
Sarat eſſen Hitze der Leber und deß Hertzens lindert. Davon es denn koͤmpt / daß wenn 
a man deß Salars zu viel jſſet / die Begierdte dep ehelichen Wercks fich vers 
ar lieren / vnnd onfruchtbar wird / gleich wie vonden Kürbiffen, Melaunen/ 
Pertze kraut ond Campher.Daromb diefe Leute / dieda auſſer halb deß Ehe, 
lichen Standes leben / vnd die fleiſchliche Begierde dämpffen/oder den vor, 
witzigen Kuͤtzel vertreiben woͤllen / ſollen deß Salats viel gebrauchen. Die da 
aber in dem Eheſtande leben / ſollen deſſelben nicht ſo viel / ſondern maͤſſig 
eſſen / ſint emal es jhnen auch nicht gut iſt / wenn das Gehirn zutrucken wird/ 
Der Salat wegen Vnmaͤſſigkeit der ehelichen Werck. Aber doch folk allzeit die kalte na⸗ 
ine tur deß Salats temperiert werden / mit Vermiſchung der hisigen Kräurer/ 
weiden. damit nicht der natuͤrliche Saame / mehr denn es gut iſt / erkaͤltet / vnnd die 
Natur vnfruchtbar oder vnkraͤfftig werde. Eu 


Das XXI. Kapitel, 
Von dem gruͤnen Kohl / welchs von etlichen / Patientia, von 
den Alten Hippolapathum genannt. 


Von aller⸗ 
warmem a JelRräuter ſind / die da gleiche Blaͤtter / binden breit / forn 
wir in der pitzig wie Ochſenzunge / haben / aber vnter denen werden zweyerley in 
en: der Speiſe am meiften gebraucht/als nemblich / eins der Sawrampff / 


der da gerieben in Eſſig eine gute Salſſcgibt / vnnd eine euſt zu eſſen macht / 

Oie Kraffe allen Eckel vertreibet. * 

endBür  Dasander/der groſſe gruͤne Kohl / Hippolapathum genannt / denn di, 

ee ſes Kraut iſt ein groffes Gewaͤchs mie breiten Blättern / forn langelicht 

Kohls. vnd etwas ſpitzig / mit einem Staͤngel / der da roͤthlicht wird wenn er reiffet / 
vnd hat eine gelbliche Wurtzel / Dieſer Kohl hat die Krafft vnd Natur / wie 
es die taͤgliche Erfahrung gibt / daß er alles Fleiſch / wie alt oder zehe es ſey / 
ſo er damit gekocht wird / muͤrbe vnd ſchmackhafftig macht. — 

Lob deß gru. Dieſes geſchicht darvmb / daß der Kohl eine feuchte ſchlipfferige Natur 

> Rob hat / damit er hart Rind fleiſch und ale Huͤnerfleiſch weich oder beſſer macht / 

ten. darvmb habendie Alten fehr viel def grünen Kohls genuͤtzet / darvmb daß er 
die Speife wol dawlicher und ſchmackhafftiger gemacht / darzu den Bauch 
erweichet. Gleiche Krafft mit dieſem Kohl haben auch die Melden vnd der 
Spinaͤt / Spinachia genannt / weicher da faſt ehnlich fiher deß Dioſcoridis 
Lampfana, vnd ich halte darfuͤr / daß Martialis der Poet jhn verſiche / da er 
ſpricht: Brauche Salat vnd dieſen weichen Kohl in der Speiſe / denn da⸗ 
von ſaget Horatius auch: | 

* Gebrau⸗ 


” 





“ < 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 19 
. Gebraucheder Olivien / 
Die anden ferren Baͤumen ſtehn / 
Iß Sawerampff vnd grünen Kohl / 
Der iſt geſund / bekoͤmpt auch wol. 


— Das XXII. Capitel. 
Waromb die Niderlaͤnder ſagen von denen / die da im Haupt 
verruckt ſind / daß ſie mit Bohnen vmbgehen. 


Enn die Teutſchen in dem Niderlandt einen woͤllen Mel Auble⸗ 
—68 nicht wol bey Sinnen oder bey ſich ſelbſt allzeit iſt Und mir gung deß 

Geberden / Sitten / Reden oder Thaten / in feinem Leben viel naͤrri Syrien. 
ſches fuͤrgibt ſo ſprechen ſie / er gehe mit Bohnen vmb / daher das Sprich⸗ Bohnen 
wort außkommen: Die Bohnen bluͤhen Er hat ſich in den Bohnen verjr⸗ blůben. 
ret / vnnd wird verſtanden von den Leuten / die nicht recht bey ſich ſelbſt ſind / 
oder ſonſt vnverſtaͤndig. 

Denn wir ſehen / daß in dem Lentzen / wenn der Bohnenſtengel begin/ ai. au 
net zu b uͤhen vie Lute am meiſten im Haupt verruͤcket werden / viel unge; keuteim _ 
reimet lächerlich Ding fuͤrgeben / ja ihr Narrhelt fo weit offt an Tag geben vn ce 
daß man ſie in Eyſernketten vnd feſten Banden angeſchmidt halten muß: attein von 
Denn wenn der Lentz angchee / ſo nimpt das Gebluͤt wider zu / wallet auff Bänfındes 
vnd treibet viel vnreiner boͤſer Duͤnſte ins Haupt / welchs alles der Geruch Bebtürsr 
vonder Bohnenbluͤt hilfft mehren, darauß denn erfolget / daß die Leute der nn gene 
Sinn beraubet / vnd am Gemuͤth verruͤckt werden. Denn wiewol der Ge; derBohnen⸗ 
ruch von Bohnenbluͤt faſt lieblich iſt / jedoch verlegt er das Haupt / vnnd blt. 
nimpt mit ſeinem boͤſen Dampff das Gehirn auch von weite eyn / fuͤrnemb⸗ 
lich bey denen / welche ſonſt ein ſchwaches Haupt / mit vieler entweder Cho⸗ 
jeriſchen oder Melancholifchen Feucht igkeit vervnreiniget haben / Denn du Rntrr 
von dieſem koͤmpts / daß die verrückten Leute einmal vnruhig ſchreyen vnnd vnſinniichen 
vbel toben / einmalgank ſtill vnd in tieffen Gedancken ſeyn / als die / die den berte. 
Kopff ſtets vnter ſich hengen. | | 
Vnd gleich wie etliche Ding dieböfe Daͤmpff verrreiben / alles was en 

dern Haupt ſchaͤdtlich iſt / benemmen / darzu die matte Seele vnd alle lebliche —5 
Geiſter erquicken / als nemlich / Eſſig / Roſenwaſſer / ſonderlich ſo Naͤgelen ſe — 
dariñ eyngeweicht ſeyn / davon ein ſubtiler guter Geruch wird: Alſo andere snddas 
etliche Ding das Gehirn beſchweren / vñ Hauptwehe machen’ Knoblauch / Haupt 
Zwiebeln / Hollunder Wermuth / Rauten ⸗ Ebereiß / vnd allzu viel Gewuͤrtz/ erhe 


welche ein gar zu ſtarcken Geruch machen / vnnd in das Haupt oder Naſen Dauptwehe 


heftig fahren / welches der Hippocrates in dieſem Spruch melden: Det" 
— — 


ij ſtare 


134 Das VLBuch deß andern Theils/ 
ſtarck Geruch der Gewuͤrtz befoͤrdert die natuͤrliche Blume deß Weibes/ 
Stiockende vnd were zu viel andern Dingen gut / wo er nicht dem Haupt ſchadete. 
Ding/ was Denn alles was ſehr Facchreucht / nicht allein von den hitzigen Ge⸗ 
tn fa, wuͤrtz / ſondern auch von falten Gewaͤchs und Früchten / ſchadet dem Ge, 
dee nicht at» hirn / vnd treiber das Gebluͤt gar vberwarts ins Haupt / ſonderlich bey de⸗ 
anperfon, nen Leuten / die da geringes ſubtiles Leibes find / ober ſehr vom Fleiſch ab⸗ 
dern können konmen / denn diefelben koͤnnen nicht wol den Dampff vnnd Seruch von 
der Speiſe leyden / darzu viel weniger wenn fie Ohnmaͤchtig werden / daß 
tet · man jhnen etwas fuͤr die Naſen haͤtt / das da eins ſtarcken Geruchs iſt denn 
fie woͤllen von dem ſtarcken Geruch gar erſticken / vnd wird hhnen der Athem 
verhalten /gleich wie ſonſt den Leuten begegnet / die da in Gemachen figen/ 
die voll Rauchs vnd Dampffs find’ dag jhnen der Athem kurtz wird / vnnd 
erſticken muͤſſen / wenn man nicht die Thuͤt vnnd Fenfier eroͤffnet / dardurch 
der boͤſe Seruch hinauß gienge / vnd fie Lufft betaͤmen. a 
un find auch andere Seure/die gar ein andere Natur haben / vnnd die⸗ 
fen zarten Leibe zuwider / Als nemblich / dieanden ſtinckenden Seen woh⸗ 
nen / oder bie gewohnet find dieonreinen Schiff zu fegen / vnnd die heim⸗ 
lichen Gemach zu reinigen / dann dieſelben werden von den wolriechenden 
Die Leute in Dingen kranck / vnnd koͤnnen ſie nicht leyden. Alſo ſchreibet Strabo, daß in 
Saba fagen Saba die keute / wenn fie von gutem Geruch kranck werden / vnnd in Ohn⸗ 
Beudin Macht fallen/ wider durch Anzindung def Rincfenden Bocksbart / vnnd 
Ohnmacht) Räncyerey/von vbelriechendem Hark erquicket oder ermuntert werden. 
ide Bondiefem har ſich auch ein fonderlich Exempel zu Antdorffsugerrageny 
— mit einem Bawren / welcher / als er in eine Apotecken koͤmpt / vnnd von gu⸗ 
*.tem Geruch in Ohnmacht ſincket / hat man jhn nicht herwider su ſich ſelber 
ker Et bringen koͤnnen / biß daß einer einen Pferdsdreck alfo wars vnnd ſtinckendt 
room Mafürdie Naſe haͤlt / dadurch er bald ermuntert / Als deſſen sr am beſten 
sewohnen. 


Das XXIII.Capitel. | 
Wie Gewaͤchs deß Graß mit den Haaren kan vergleicht wer⸗ 
den / vnd wie junge Öefellen ſchoͤnern Bart zeugen mögen. 


Vngfrawen haben gern ſchoͤne lange. Haar / daß ſie deſto eher 





St ͤrcke bekommen / vnd deſto zeitlicher Baͤrtig werden moͤchten / oder auch 

daß der Bart ſchoͤn herriich groß wachſe. Denn die Leute in vielen taphep/ 

end ſonderlich im Niderlandt / darfuͤr halten / daß die Glatten / vnd 
Bar 


— 
N Be 


Ymannbar oder etwas vornemm geachter / vnd gefreyet. Aberdie 
et fangen Sefellen haben verlangen darnach / wie fie eines Mannes 


Se 


* Von den Geheimnuſſen der Natur. tzy 
Boart / nicht männlich vnd tuͤcht g sum Eheſtand find / darvmb auch der 
maſte Theil jhr· Toͤch er denſelben nicht gerne zur Ehe geben / Da doch diß 
nicht gewiß / vnnd bißweilen die ohne Bart vnnd glatt ſind / ſich auch 
in Kinder zeugen als Männer halten / Aber gemeiniglich gefchichts / daß 
dieſelben Weibiſcher / kalter Natur / ſchwaͤcher vnnd vnfruchtbarer 

ind. | 
Weiter / die da gerne wöllen Baͤrtig ſeyn / vnd daran ihrem Fleiß legen / er 
die follen jhn den offrer abnemmen laffen/ damie die Schweißlöchlein beffer umacher · 
Lufft bekommen / vnnd die Haar cher herauf koͤnnen. Sonderlich aberifts 
gut / daß es im Lentz geſchihet / zu welcher Zeit deß Jahrs alle Hitz vnd Feuch⸗ 
tigkeit deß Leibes auff wallet / ſich mehrer vnd in alle oͤrter außbreitet. 

Denn wo der Bart offt abgenommen wird / ſo geſchichts wie mit dem br 
Graf / daß er defto dicker herfür waͤchſet / denn dte Haar haben eine Weife Grates unt 
mit dem Graß vnnd jungen Sträuchern / dis da je mehr fie abgemeyet / je Darts. 
mehr firauffwachfen vnd fchöner herfür fommen. Darvmb die jungen Ge⸗ 
ſellen / die nicht viel Bares haben / vnnd etwas weibiſch außſehen / ſich offt 
mit dem Scheermeſſer barbieren laſſen ſollen / denn das warme abwaſchen 
vnnd viel feuchten deß Kynnes Oberlippen / auch ſehr hilfft / daß die 
Waͤrmbde vnd Feuchtigkeit deſſen Orts beſſer herauß fan / und Haaricht 
wachſen mag. 

Aber damit die ohne Bart Haar gewinnen / vnnd huͤbſch Baͤrtig wer zur om 
den / hab ich in meinem andern Buch von Complexionen / eine Artzney be zus. e. 7. 
ſchrieben / die da defto ehe den Bart herfuͤrbringet / auch dicker vnnd län, 
ger wachſend macht/ damit den jungen Sefellen zu Ehren geholffen. Auf 
ſerhalb deffelben find gemeine Artzneyen / dieda viel Bares machen / als vn⸗⸗ 
geſaltzene Butter / roth Zwiebelnſafft / Seeblumenwurtzel / Dachs ſchmaltz / 
Beerenſchmaltz / Loͤwenſchmaltz / Stichwurtzel / Mangolt / Rettich / Pfef⸗ 
ferkraut / weiß Lyligen / Veilgenwurtzel / davon kan ein Salbe gemacht 
werden / damit das Kynn geſalbet / daß erſt ein zartes weiches Haar her⸗ 

* wachſe / darnach jmmerdar dicker oder haͤrter Haar / vnnd ein ſchoͤner 
art. 
Aber damit er nicht allzu bald graw werde / ſoll man den Bart lie, Wiedie 
ber mir kaltem Waſſ.r / darvnter etwas Wein vermifchee /feuchren wenn denen 
man jhn kaͤmmet / Denn warm oder lawlicht Waſſer macht ein runtzlicht 
Angeſicht / vnd zeitlich graw. Denn gleich wie warm Waſſer den jungen 
un den Bart heranß bringen / alfo warm Waffırdie Alten graw 
machet. 
Weit er find doch etliche / bey denen alle Muͤhe vnnd Arbeit im Bart 
wachſen verloren iſt / als nemblich / die Kaͤmmerling / Eunuchi genannt / 
od er 


136: Das VI Buchdeß andern Theils / | 
oder die ſonſt anden Geburtsgliedern mangel leyden / denn fie kalter Natur / 
vnd mehr Hitze beduͤrffen / dadurch die Feuchtigkeit erreget. Daher koͤmpts / 
daß fie gemeiniglich kleine Spraache haben / Weibiſch vnnd glat von Leib / 
da ſie ſonſt wol weren Baͤrtig worden. 


Das XXIV. Capitel. 

Wie es komme / daß der Lorbeerbaum / davon etliche ſchreiben / 
daß er nicht in kalten Landen wachſe / niergendt ſchoͤner vnnd 
groͤſſer wachſe als in Seelandt / vnnd wie mans machen ſoll / 
daß jhm die Kaͤlte im Winter nicht ſchade noch verderbe. 


irder Jel verwundern fich/daß fofchöne vnd groffe Lorbeerbaͤume 
en 3 $ wachfenin Seelandt / vnnd an dieſem Ort deß Seclandes / das von 
Seeland/ dem Fuſſe Scaldia genannt wird / dieweil es ein kalt Landt ſey / vnnd 


une di 5084 die Lorbeerbaͤume nicht Kaͤlte leyden koͤnnen. Welchs Werck der Natur ſo 

zeitig darin» viel deſto wunderbarlicher jederman ſeyn foll / daß nicht allein alle Guͤter 

newerden. derſelben voll ſeyn / vnd ſchoͤn herzlich hoch wachſen / oder ſtets grunen ſon⸗ 
dern auch daß fie wolreiffe vnnd gantz kraͤfftige Lorbeern tragen / die da wi, 
der alle Blehung vnd Berftopffung böfer Feuchtigkeit gleich fo gut und ges 
fund ſeyn / als die man auf den heiffen Landen bringer. 

Kätteift Der Sorbeerbaum fuͤhlet zwar die ſcharffe Lufft deß Seelandes / vnnd 

en. iſt nicht ohne Gefahr im Winter / wenn die Kaͤlne am groͤſten eſt / alſo / daß 

uich / aber nit hißweilen Blaͤtter Zweige und Bäume davon verderben / aber die Wurtzel 
der Wortel. nimpt kein Schaden. Darvmb wenn ſchon der Lorbeerbaum vber der Erde 

Vrſach / gar verdorret iſt / ſo ſoll man jhn doch nicht mit der Wurtzel außrotten / ſon⸗ 

saromb der dern nur abhawen / ſo waͤchſet er auffn Lentz wider huͤbſch gruͤn / vnnd auch 

ee deſto zeitiger herauß. Daß er aber in diefen Sanden fo hoch) mächfer macht 
der fruchtbare Boden / vnnd das feſte harte Sand /das wie auß einem zehen 

Schneewaſ⸗ Erdreich feſt zuſammen haͤlt / daß die Kaͤlte durch die Erde nicht durchtrin⸗ 

— —— gen kan biß zur Wurtzel deß Baums. 

derbetalte Es iſt auch nichts ſchaͤdlichers allem Gewaͤchs / als Schnee vnd Eyß / 

De wenns zurgangen iſt / vnd man mit dem ſelben Schneewaſſer die Wurtzeln 

— ———— begeuſſet / ſonderlich wenns etwann bald wider drauff gefrewret / Denn alſo 

— thut ſich die Erden auff / und zeuhet an ſich die allerkaͤlteſte ſchaͤrfffte Feuch⸗ 

ge Ah bes tigkeit davon die Wurtzel darnach ver welcket vnd verdirber. 

—* Damit auch die Baͤume vnd Kraͤuter nicht ſo bald im Erdreich erfrie⸗ 
—zugroffer ren / ſo fol man den Dre / da die Gewaͤchſe drauff ſtehen mir Stroh vnnd 
Koaͤice. auffgeſtrewter Aſche wo! verwahren / denn die Ding / vnd ſe onderlich Aſche / 

das Erdreich warm behalten / vnnd ſo gar grimmige harte Kaͤl * 
ur h⸗ 


waͤchſt vberall in Seelandt / aber ss wird niche hoch / fondern bleibet auff 
E 6 $ 


- 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 137 


ü durchdringen laffen. Denn gleich wie Eſſig und Weinhefen / alſo auch Ko⸗ 
len vnd Aſche eine hitzige Natur haben. | 


Aber daß die Brabänder vnd andere Niderlänber feine Lorbeerbaͤume Der Bra⸗ 


habenvoder jafpärlich daſelbſi wachfen/ift nicht der Suffe zdiefehr ind vnd Serrkäume 
geſund daſelbſt iſt fondern deß Erdbodems ſchuldt / denn derſelbe iſt duͤrre / N x 
hol vnd loſe / alſo / daß die Kaͤlte bald durchdringen kan / vnd der Baum keine auch nic, 
rechte feiſte Nahrung darvon haben mag / daher es geſchihet / daß / wenn in 

dieſen Laͤndern gleich etwann der Lorbeerhaum auffwaͤchſt / doch niedrig 

vnd vnſcheinlich bleibet / darzu auch kein korbeern traͤgt. Da er zu Zytizea - 


in Steland / wegen Bequemligkeit dep Bodens zehen Elen hoch wirdt / vn⸗ 


ten vmb die Wurtzel viel Zweige gewinnet / wie newe Sproͤßlein / vnd damit 


ſich wider die Kaͤlte ſchuͤßet und bewahret / derwegen auch die Wilderey von 
Zweigen / vmb die Wurtzel / keines wegs ſoll abgeſchnitten oder außgerot⸗ 
tet werden. Denn es iſt viel daran gelegen / daß er wider die Kälte etwas 
verwahret / vnnd nur die Wurtzel vnverſehret bleibet / wo ſolches geſchicht / 
gruͤnet er vnd waͤchſt wider auffs newe im Lentzen. 


| Das XXV. Capitel. 
Was fuͤr Meerkraͤuter an der See gefunden werden. 


6 DBdie Meerbürgel eben das Meerkraut ſey Halimus ge Yeyrant 
G naunt / kan ich nicht wiſſen / weil die Meerbuͤrgel Luſt zueſſen macht / genannt. 
das andere die Luſt vertreibt. Aber ſonſt in etlichen ſandigten Gebir⸗ 

gen am Meer waͤchſet ein Strauch zwey oder dreyer Elenbogen hoch / hat 
Blaͤtter vnnd Zweige faſt wie ein Oelbaum / nur allein / daß die Blaͤtter 

kleiner vnd kaͤnlichter ſeyn / oben gruͤn / vnten etwas weißlechtig / Die Frucht 

in einer Blaſen / nit vngleich einem Wirbel / welchs Gewaͤchs dem Halimo eye 
am ehnlichſten iſt / wie es Diofcorides vnnd Plinius befchreiben / vert reibet s.Capitar 
auch nicht allein den Hunger / ſondern auch dag boͤſe Luͤſtern / damit die E5T” 
ſchwangern Weiber im drieren monden befallenvond auch etliche Männer’ / 
wenn fievon Kranckheiten wider genefen: Denn jhnen begegnet ein foldye 


boͤſe vnd abſchewliche Begierde zu eſſen / jetzt Erde Aetzt leym / jetzt Kolen und 


dergleichen / wenn der Magen viel ſchaͤdlicher Feuchrigfeit vnnd ſawren 
Schleim geſamblet / weldem allein ein gute Artzney iſt das Meerkraut Ha- 
limus genannt/wenn man die Blaͤtter wie ein Kohl kochet / mit einer fetten 


Bruͤhe / vnd kein Saltz darzu thut. Etliche kaͤwens auch nur mie den Zaͤnen / 


vnnd haltens im Munde / vnd meynen / daß ſie damit geneſen, Seemelden / Seemelden. 
Atriplex marina, iſt etwas vnſchmackhafftig / vnd an der Farbe vngeſtalt / 


Dr 


zu N * 
— NE N EN 


⸗ 


138 | Das VI. Buch deß andern Theils/ 


der Erden nidrig. Meerkohl / Soldanella genannt / oder wie die Niderlaͤnder 


Meertohl. Zoultinelle / vom ſa tzigten Geſchmack / waͤchſt haͤuffig in den Seeländt, 
ſchen Gebirgen / frewet ſich der Lufft deß Meers / waͤchſt aber nicht im Waſ. 
ſer / wie der Meerſchilff / von dem hernach folget. Dieſes Kraut waͤchſt auff 
der Erden / nidrig / faſt wie Kreſſen hat rothlechtige runde Blaͤtter / ſeine 
Stengel geben Milch / der Saamen iſt ſchwartz in einen Stock verſchloſ⸗ 
ſen / machet Stulgaͤnge / vnd eroͤffnet den Leib / die wirdt gebraucht / gekocht 

N ineiner Suppenbruͤhe / damit ſigpegen jhrer ſaltzigten Natur / dem Ma⸗ 
gen nichtſchaden. | 

ne Das Kraut Kalitft gantz gemein bey den Seeländern / denn auß dem⸗ 

Maumwers felben/wenn mans nimpt mie der Erden vnnd Raſen / haben die Alten das 
a ſchoͤnſte weiſſeſte Saltz gemacht / auff dieſe Weiſe / wie droben vermelder. Es 
den Rider, iſt aber ein Meerkraut / welches ich pflege zunennen den Seelaͤndiſchen 

— 5 Mawerpfeffer / hat ein gar geraden / runden / ſtarcken Stengel / einer Hand 

Grauen, hoch / mit vielem Gewaͤchs vnterſchiedlich / hart in einander verwachſin / die 
man eintzlichen ableſen kan / wie die B aͤtter von Katzenzagel / daß dar Sten⸗ 

gel onverfehrer bleibt / die Blaͤtter find dicke / fett vnd ſafftig / aß den Wan⸗ 
dersleuten in die Beine faͤllt / vnnd hindert ſie im gehen / auch ein gerauſch 
macht / hat ein kleine haarichte Wurtzel / das gantze Kraut iſt von vnten biß 
oben an ſchoͤn gruͤn / Winter vnnd Sommer / alſo / daß wenn mans an ein 
Balcken indie Stuben hengt / gruͤnets ohn alle andere Zuthat /ſo feucht iſt 
es an jhm ſelber. Die Niderlaͤnder heiſſens Crabbequell / darvmb / daß es die 
Crabben oder Krebſe quaͤlet / vnnd im gehen hindert / weil es waͤchſt wie ein 


Ein Artz⸗ Strauch in einander / verhindert dem Krebs den Durchgang / vnd madıer 


— daß man ſie deſto ehe erwiſchen kan. Es iſt eine geſunde vnnd angenemme 
wider den Weyde den Schaaffen / denn wenn ſie im Regenwetter alſo geſchwollen / 


Dosen daß fie erſticken woͤllen / vnd wie wir reden / den Bludt haben / wie die Nider⸗ 


länder ſagen / den Bott bekommen / ſo geneſen ſie / vnnd werden wider friſch 

von der Weyde dieſes Krautes / denn es iſt ein ſaltzig Kraut / das vom Meer⸗ 

waſſer ſtets gefeuchtet wird / ſonderlich wenn das Meer ab vnnd zu laufft. 

Die Weiſe Wers auch ſonſt ſchoͤn groß mil wachſen ſehen / der begieß es offt mit Saltz⸗ 
epnzuma⸗ waſſer. So aber jemanddas will zur Salſe in den Speiſſen brauchen dem 
2 rathe ich / daß er viel lieber cin wenig koche mie Eſſig fo nicht gar ſcharff / als 
aueh. daß ers mit einem Peckel oder ſchlechten Saltz eynmache wie den Bürgel/ 
welche Salſſe den fetten Leuten / oder die ſonſt ſchleimig find / geſuͤnder iſt / 

denn den hitzigen vnd magern Leuten. Dieſes Krautes boden iſt erſtlich ein 

fetter zeher Leym / die Niderlaͤnder heiſſens Cley / vom ankleben. Darnach 

vnter demſeldẽ iſt ein hartzizt Erdrich / genant dari, welchs man wie cin Er 
außgraͤbet / ſind fette vnd ſchwartze Stuͤck wis dis Steinkolen / brennen wie 

ein 


f 
i 


| Von den Geheimnuſſen der Natur. 239 
ein duͤrrer Raſen / daß man damit fewret / Die Aſche darvon / wenn man Finzıkr 
Meerwaſſer darauff goſſen har den Alten jhr Saltz gegeben / wird aber nim imachen, 
mer gebrauchet / weil man die Boyz auß Franckreich vnnd Spannien in 
Seeland fuͤhret / Es koͤndte aber leicht wider in ſchwang kommen / wenn ein 
ceuſſerlicher Feind oder andere Vrſache / die Zufuhr wehrete. Vnd hat mich 
nicht vnnuͤtze oder vergeblich gedunekt / dieſe alte Weiſe / Saltz zumachen / 
vnd wider zuvernewern / damit wenns don noͤthen / gefahr verhuͤtet. | 
Aber weil wir von Meerkraͤutern vnd Meergewaͤchſen angefangen ha, Bom Min 
ben sufchreiben/fo muß ich auch def Meerfchitffs etwas gedencken / denn der M'- 
vortrefflichſte Her barius vnd hochberuͤhmte Arkt Rembertus Dodoneus, 
Stade Doctor zu Mecheln / har gar fleiſſig von mir begert / denſelben jhme 
zu zuſchicken. Es werden ing Meer etliche Hauffen vnd Wehr gebawet wi⸗ 
der die Vngeſtuͤmme deß Meers / an der Anfuhr oder im Eyngang deß Ha⸗ 
fen / welche werden gemacht von groſſen eychenen Baͤumen / feſt in einander 
geſchrenckt / vnd mir arı fen Steinen außgefuͤllet / vnd ſehen wie ein Berg / 
der ſich ins Meer ſtreckt / darhinder koͤnnen die Schiffe ſicher ſtehen / vnnd 
ſich uffhalten / an den ſelben waͤchſt das Meerſchilff mir hauffen. Vnd ob 
es moi gering vnd veracht / wie dag Sprichwort lautet / Nichts iſt verachter Frrgr- 
als der Schilff / Jedoch hat es ſeinen Nutz in der Artzney weil es lindert alle 
gicht bruͤchtige Schme tzen der Glieder vnnd wenn man den Leib zuvor ge⸗ 
reiniget hat / alle brennende Hitze der Glieder ſtillet / kuͤet den Brand der ge⸗ 
ſchwollenen Glieder / trucknet viel hefftiger auß / denn die Waſſerlinſen / wel⸗ 
che find wie ein Schaum deß Waſſers/ gruͤn / vnnd ein angenemme Speiß 
Endten vnd Gaͤnſen Aber der Sch: IFift mancherley / vnd der Meerſchilff 
iſt wie ein groſſer Strauch / glatt / dick / oben mit einer feiſten Kolben / welche 
plagen wie die Senisblaͤtter / har pergamenen Biärter/ voller Blaſen / 
ſchwimmet oben auf den Waſſer / mehrercheils von der Farbe iſt das 
Kraut Rochlechtig vnnd B raun / vnnd fchier etwas Saatgruͤn / kget ich 
ſehr feſt an Die geſchuͤtte Gewehre / daß mans vbel wegbringen fan. Die an⸗ 
dere Art deß Meerſchilffs iſt / die da vnterm Meerwaſſer waͤchſt / wie der ge⸗ 
meine Schilff in Teichen vnnd Seen / har Blaͤtter wie Fenchel die onſern 
niennens Woer oder Wert / darauß man Fiſchreuſen machet. 
Der Moß aber iſt ein ander Ding / vnnd iſt ein Art / die da nicht allein Bon der 
am Vfer / ſondern auch an Schiffen waͤchſet / ſonderlich wenn ſie von lan tzeß 
ger Reiſe anfommen/ond in der Anfurt ſtille ſtehen / da denn nit allein Moß * 
vnd Schilff waͤchſet / ſondern auch die F ſche daran niſten / daß man nicht 
gar wol damit fahren kan / es ſey deyn daß man mir ſcharffen Beſamen die 
rein et / vnd mir ſcharffen Schnittmeſſern fie wol abſchneydt vnd die Na⸗ 
ven zum abſchiffen leicht führig mache. Dieſe Art deß Noß waͤchſet haͤutttg 


9 33 [Er 2) 


Don der 
andern Att 
deß Moß. 
Die er ſte 


Art. 


140 Das V J. Buch deß andern Theils / 
im Meer / wie ein gruͤner Strauch / der doch / wenn er alt wird / gelblich vnd 
fahle Farbe bekoͤmpt / wie die Weinblaͤtter / hat kein Wurtzel / vnnd haͤlt ſich 
doch hart an / entweder am Grunde oder an dem Vfer deß Meers / ſteiget 
auff vnd nider mit dem Meer, 
Weiter iſt noch ein ander Moß deß Meers / ſo der Diofcorides beſchrei⸗ 
bet/Corallina, dag iſt / Corallenkraut / von den Vmblauffern genannt / daß 
es den Corallen / die man in dem mitternaͤchtiſchen Meer mit Netzen faͤn⸗ 
get / anhaͤngt / iſt gar ein andere Art / denn diß Kraut waͤchſet wie einſtrauch / 
mit ſubtilen Stengeln / vnten wie ein Holtz mit haarichten Blaͤßlein / krau⸗ 
ſpe und grawlecht / im Alter rot hlechtig / reucht wie die Roͤmiſche Wermuth / 
iſt ſehr gut wider die Wuͤrme / wenn mans eines Quintleins ſchwer im 
Wein eyngibt. Die euſſerſte Niderlaͤnder / welche man Seelaͤnder nennet / 
der Tacitus Mathiacos, haben groſſe ebene Feld / vnnd an den Thaͤmmen 
ſchoͤne Vieheweyde / in welchen viel ſchoͤne Kraͤuter wachſen / als nemblich / 
Widerthan / Meerfenchel / Crabbequell / Meldten / Buͤrgel / Meerkohl / 
Meergewaͤchs / Stallkraut / Schilffmeer / Corallenkraut. 


Det Stech⸗Der Stechdorn / Rhamnus genannt waͤchſt gern an den ſandichten 


dorn 


Rhamnus. 


Bergen / dreyer Elen hoch / an etlichen Oertern wird er auch groß wie ein 
Baum baliurus genannt der da nicht fo fruchtbar / hat Zweige / Blaͤtter 


wrie ein Oelbaum / allein etwas kleiner / oben gruͤn / vnten weiß / hat runde 


Pſalm58. 


Beerlein / ſo groß wie ein Roͤmiſche Erbeiß / ſawers Schmacks / vnd die da 
viel Speichel machen / vnd alſo den Durſt vertreiben / mit einem Kern / jnn⸗ 
wendig dem Beiſſelbeerle gleich. Bird weil er gern in Hecken vnnd ſandich⸗ 
ten Oertern waͤchſt / heiſſen jhn die Seelaͤnder Duyn Beſyen, wirdt auch 
leichtlich mir den Zaͤnen zurbiſſen. Im anfang deß Herbſts werden von dis 
ſem Strauche ſchoͤne Loͤben gemacht / vnd alsdenn werden die Beer etwas 
gelblicht / laſſen ſich lang auff den Winter ſehen / erfriſchen das Geſicht / vnd 
von wegen deß ſawren Geſchmacks machen ſie dem vndawlichen Magen 
Luſt zu eſſen. David / der da viel ſchoͤner Gleichnuß in Gottes Wort von den 
natuͤrlichen Dingen ſehr huͤbſch entlehnet / vnnd an vielen Oertern / der 
Menſchen Gemuͤch zu ruͤhren / ſich gebrauchet / gedencket auch dieſer Frucht 
alſo: Ehe ewere Dornen reiff werden am Dornſtrauch / wird ſie ein Zorn ſo 
friſch wegreiſſen / vnd der HErr wird fie machen zurgehen / wie eine Schne⸗ 
ce verſchmachtet / oder wie ein vnzeitige Geburt eines Weibes nicht fiher 
die Sonne / ꝛc. Damit der Prophet anzeigt / daß der boͤſen vnnd Gottloſen 
Vornemmen / Tyranney / Wuͤten vnd Toben / Rath vnnd That vergeblich 
ſeyn ſoll / vnd keinen Schaden thun / wie ſtarck ſie ſich auch duͤncken laſſen. 
Vnnd nimpt ein Gleichnuß von dem Dornſtrauch / welcher ſtachlicht iſt / 
wenn er groß wird / im anfang aber zart / feucht / vnd nicht ſo ſchaͤdlich. 


Der 


J ER ale 
ev ZN N 


; Von den Seheimnuffender Natur. 142 
0 Der Stefräureraber am Meer find viel, vnd etliche derfelben wachſen Von dem 
etwas weit vom Vfer / nehren ſich allein vonder Lufft auß dem Saltzmeer yasnaıe 
werden aber nicht mir dem Saltzwaſſer gefeuchtet. Etliche werden Immer, gewaͤchſe. 
dar von dem Meer gemwällert/fonderlich wenn das Meer ſich ergeuſt / wie in 
dem Winter zugeſchehen pfleger/wenn der Mond voll oder new iſt Daher 
es geſchicht / daß alle Meergewaͤchs vngeſtalter ſeyn / etwas ſchimlicht / nicht 
ſo friſch als die Hartenkraͤuter / auch nicht ſo recht oder lieblich gruͤn / wie⸗ 
wol wenn man fie fortſetzt / vnd in den Gärten zeuget / werden fie ſchoͤner / an Die Vrſach 
Geſhltalt groͤſſer / vnd grünen herrlicher. Nie anders als wie die Handwercks⸗ SEE 
leute / Grobſchmide / Becker / die vorm Backofen fichen/ Koͤler / Boldſchmi⸗ Handwerss 
de / die da verguͤlden / vnd mie Queckſilber vmbgehen / Kannengieſſer / Kupf⸗ leuten. 
ferſchmide / Rothgieſſer / ſich alle mit jhrer Farb an Tag geben / vnnd die na, 
tuͤrliche Farbe nicht behalten / ſondern ein andere frembde Farbe von Rauch 
vnnd boͤſem Dampffbefommen / daher fie mehres Theils gelblicht / braun 
vnd raͤuchericht außſehen / Sa wenn fie hoͤhers Standes werden / jhr Hand⸗ 
werck verlaſſen / vnnd im Rath leben / bekommen fie bald wider ein andere 
Zier und Geſtalt / andere Farbe / andere Herrligteit / beyde im Angeſicht und 
am gantzen Leibe / nur daß ſie etwas die Zeichen ihrer alten Handtierung be, 
halten. Welchs wir denn auch offt zu ſehen haben in Knechten / Maͤgden / 
Bawren / ꝛc wenn ſie zu Herren werden / daß ſie allezeit sin Zeichen jhres vo⸗ 
rigen geringen Standes von ſich geben. 


sk Das XXVI. Capitel. 

Wie die Muſcatennuͤſſe vnnd Corallen ſchoͤner vnnd beſſer 
werden / wenn ſie von einer Mannsperſon getragen / bey den 
Weibern aber vnſcheinlicher / oder wol gar verderben. 


Aß etwas herrlicher Ding ſey vmb ein Mannsperſon / als 

Weibesperſon / vnd alle jhre Geſtalt beſſer / denn der Weiber / bezeu⸗ — 
RT gen nicht allein die Gaaben deß Gemuͤths vnd deßLeibes / in welchen Mannes 
der Mann weit vbertrifft das Weib / vnd viel beruͤhmbter iſt / ſondern lehret er 
auchdierägliche Erfahrung in den natürlichen Dingen / die da nun auffe Weißes» 
gehörer haben fich subeffern. Denn die Muſcatennuß / wenn ſie ein Mann 

"bey fich erägs/behäte nicht allein ihre Krafft / ſondern nimpt zu / onnd wirde DIRT“, 
kräftiger und fafftiger. Denn dieweil auß den Muſcatennuͤſſen / die am ber denictänger 
ſten ſind / die da ſchwerer oder fafftiger gefunden werden/ond dap wenn man — 
fie auß druͤckt / oder mir einer Meſſerſpitze ſticht / ein liebliche unnd vberauß nen ara» 
wolriechend es Oel geben / ſo iſts gewiß / daß die natuͤrllche wästik plan gen werben, 
| s ü ne 





a⸗ 


SUR 


142. ,DasVIBuchdepanden Theiß/ | 
nes die Muſcaten nuß nit alein in ſolcher Wuͤrde behaͤlt / ſondern / das noch 
wunderbarlicher iſt / ſi auch ſchoͤner / beſſer vnd ſafftiger macht. 
Webe die Denn ſo liebliche vnd angenemme / ſo geſunde vnd friſche Duͤnſte kom⸗ 
Mucaun, MenHondem Leibe der Männer / daß die Muſcatennuß ſie an ſich zeuhet / 
—— Kg und damit erquicket / kraͤfftiger vnnd wolriechender wirdr / weiches da ohne 
- fobeffern, sweiffelgefchiher wegen der gleichmäfligen und lieblichen Natur der narür, 
lichen Wärme in jhnen. Denn die Muſcatennus wird gleich ernehret und 
erquicket von den ſubtilen Duͤnſten vnnd dem warmen Achem / die der Leib 
deß Manns von ſich gibt / als von einer angenommenen lieblichen Nah⸗ 
rung. Vnd iſt dieſes faſt gleich dem / das da geſchrieben iſt vom groſſen Ale- 
xandro,daßfeine Kleyder ſehr koͤſtlich gerochen haben / da man doch feine 
Artzney jhnen gethan / vnnd feinen euſſerlichen Geruch angewandt habe / 
ſondern fern Leib fo wolriechenden lieblichen Geruch von ſich gegeben. 
DieBeibr Die Welber aber / wenn ſie ſich verderbet haben / dieweil fie vnreines 
— Gebluͤt bißweilen haben / vnnd von dem vnreinen Gebluͤt auch vngeſunden 
madens ¶Dampff von ſich geben ſo machen ſie alles aͤrger / vand verderben die Wuͤr⸗ 
aͤrger. ckung der natuͤrl chen Dingen. Daher die Muſcatennus / wenn ſie von ei, 
nem Weibe getragen wirde/ Duͤrr / Leichte / Wurmfreſſig / Schwartz / vnnd 
gantz vbel geſtalt wirdt / vnnd durch die boͤſe Spur der verderbten Blume 
pe können erliche Weiber alles Gewaͤchs / Getraydig / vergifften oder zunichte 
von Min, machen / auch dem Spiegel ſeinen Glantz benemmen. Mit den Corallen ge⸗ 
—— detB gleicher weiſe zu / denn wenn ſie zum Pater noſter, wie mans nennet / 
Wabern , geMacher werden / vnd vom Manne getragen / ſo werden fie viel ſchoͤner / als 
re Ruf wenn ſie von Wetbern gebraucht / welchs gefchehen muß darvmb / daß ent, 
weder die Weiber mehr ongefünder böfe Dünftevon fich geben/ oder auch / 
daß fie weniger natürlicher Wärme an fich haben und Falter feuchter Natur 
ſind / dadurch ſie nie beffer werden. Hinwider bey den Mannen wegen mehr 
natuͤrlicher Waͤrme / gleich wie bey Gewuͤrtzgeruch / die Muſcatennuß beffer 
ligen vnd laͤnger wehren. | — 
eye 3 Diefer Geſtalt machet auch Senffdie Corallen röcher/fo man fie dar. 
gehsien MAHA'e/ vnnd damit beſchuͤttet / ohne zweiff el wegen hitziger Natur deß 
„werden fh Senffs/dadurch die Corallen faſt wie durch ein Server erhiger werden- 


Das XxXxVII. Capitel. 


Ein Roſenkraͤntzlein von allerley verborgenen Kuͤnſten in na⸗ 
tuͤrlichen Sachen / vnd mancherley Geheimnuſſen der Na⸗ 
tur / ſummarien Weiſe zuſammen verfaſſet. 

— Die 


J 


7 


Won den Geheimnuffender Natur. 143 
Je gebrandten Waſſer auß den Kraͤutern faulen niemals in Von den 
> ſich ſelbſt / vnd werden nımmer riechend / das gejchicht darvmb / daß ER 
jnen durch das diſtilliren alle grobe Subſtantz und das Element der brannten 
Erden gang benommen iſt / vnnd deſto fubrilere Natur / oder viel vom Ele: —— 
ment der Sufft haben / darauß koͤmpts / daß fie nit koͤnnen leyden / daß fie wei. nicht fauien 
tengekocht wirden / oder mir dem wenigſten ſieden ſollen / denn ſo baid fie bey In en, 
dem Femer ſieden / verlieren fie ale Krafft vnnd Wuͤrckung / ſintemal ſie ſo de werdin 
rein ſind / daß jhnen nichts abgehen kan / ſondern jhre beſte Subſtantz ſelbſt 
zutrieben vnd verderbet muß werden / wie man denn ſihet / daß ſie gekocht vil 
eher riechend und ſchimlich werden / als das gekochte Bornwaſſer. Gleicher — —— 
weiſe das Bier / ſo auß dem Bornwaſſer oder Waſſergraben gebrawen wird / ie —9* 
wietruͤb oder vnrein es ſeyn mag / ſo ſchmecket es doch beſſer / vnnd ſawret ret eber as 
länsfammer/als das Bier auß dem Negenmwaifer oder klaren reinen Wafı Aalen 
fer geforten. Denn dastrübe Waſſer / ob es ſchon vnrein iſt / jedochwirddie 
Vnreinigkeit außgeſotten / vnnd das Waſſer bekoͤmpt ein beſſere Natur. Wie das 
Hieher gehoͤret die Schr def Hermolai Barbari,da er ſpricht Das Waſſer / Xa7 
wenn es ſiebenmal an ſich ſelbſt erfaulet oder riechend worden iſt / vnd wider riechende 
gereiniget / fo werde es nachmals nie mehr riechend oder faul / denn endlich ide. 
wirdt alle vnreine Materien / vnd die Subſtantz der Erden / welche deß Er⸗ 
faulens eine Vrſach iſt / gantz abgeſondert vnd abgeſaubert. Alſo hat man es 
erfahren / daß die Jopen Bier genannt / im Niderland zu gewiſſer Zeit deß 
Jahrs ſawer wer den / vnd darnach wider zu jhrer Krafft oder guͤte kommen / 
welchs denn auch begegnet iſt dem frembden Wein / Baſtardt genannt / vnd 
dem Spanniſchen Wein / Alakandt genannt / der die Handzwelen vnnd 
Tücher gar roth machet / vnd faſt faͤrbet wie die Kirſchen. 

Zweyerley Safft werden gefunden / die da deß Menſchen Leibe nicht al, Dom rein 
lein angenem oder lieblich / ſondern auch gut vnd geſund ſeyn / als nemblich 
der Wein jnnerlich / das Oel euſſerlich / denn dieſe beyde wenn man fie maͤſ⸗ 
ſig vnd zu rechter. Zeit gebraucht / den Menſchen bey guter Geſundheit vnd ni. Kraffe 
langem Leben halten. Denn gleich wie harte vnd verdorrete Stiefeln weich der Weins. 
werden / wenn man ſie mie Del eynſchmieret: Alſo der Leib deß Menſchen / 

vnd ſonderlich der alten Leute / mit Wein erquicket / huͤbſcher vnnd lebendi⸗ 

ger werden. Deßgleichen das Oel vnd Salbung / wiewol fie faſt abgefom: Die Krafft 

men ſeyn bey allen Voͤlckern / vnd nicht mehr in dem Gebrauch ſeyn jedoch FI 
weren fie bey den alten vnd jungen Leuten gut / vnnd dieneten jhren Leiben 
wol / denn dadurch fan man die Haut deß dLeibes / ein mal dicker machen / daß 
die euſſerliche Lufft vns nit ſo bald ſchaden kan / das ander mal ſubtiler vnnd 
weicher / daß die jnnerlichen Duͤnſte deſto beſſer ſich zurtheilen koͤnnen. 

WVber diß die Hans mit Oel geſalbet / leydet auch feine Gifft / noch nimpt 

Be 3, an / wie 


Aunertihe 
Krafft deß 
Dis, 


Menden 
Bornſtein. 


Von dem 
Kuͤrbiß. 


Vom Wein 


ſtock. 


J 


Von der 
Krafft deß 
Scharltey 
Saamens. 


Von der 


urcku 
deß Krauts 
Scharley. 


“= 
= 


44 Das VIL. Buch deß andern Chile) 
an / wie denn zuſehen iſt an den Oertern deß Leibes / die man durch gifftige 
Arsen auffbeihen will / daß wo fie mir Oel geſchmieret worden ſeyn / feine 
Wuͤrckung derſelben Arkney erfolget / darvmb dag fie nicht anhangeninoch 
durch die Haut fommen fönnen. Noch mehr / das Oel innerlich gebraucht/ 
Diener auch wider die Gifft / und macher / dag man entweder bald die Sifft 
von fich breche / oder fie nicht ſo groſſe Krafft habe. Vber diß / foman Oel 
zu dem Wein / oder ſonſt einem Safft zugeuſſet / macht daß es nicht bald ver⸗ 
derbe / oder sche werde / ſint emal er die Lufft nicht hinzu laͤſſet / vnnd alle boͤſe 
Dunſt vertreibet / davon die Faͤulnuß jedes Dinges ent ſtehet. 

Der Bornſtein zeuhet an ſich Splitter 7 Holtz / vnnd andere 
leichte Ding / aber doch wenn er mit Oel beſchmieret wirdt / ſo verleu⸗ 
ret er dieſe Krafft. Gleich wie Magnetſtein / wenn er mit Knoblauch 
beſtriechen wirdt / auch das Eyſen nicht an ſich zeuhet / ſonder zweiffel 
darvmb / daß was Fettes an dem Knoblauch iſt / dadurch die Krafft deß 
Magnetſteins verderbet wirdt. 

Kuͤrbiſſe / ob fie wol von der Feuchtigkeit zunemmen vnd ſich mehren / 
jedoch koͤnnen ſie das Oel gar nicht leyden / denn ſie zuſpringen vnd verwel⸗ 
cken fo man ſie mit Oel beſchmieret / denn alle Gewaͤchs verfaulen eher / 
wenn man Oel zugeuſſet. 

Der Weinſtock / wenn er feine Weintrauben träger) fondern mehr 
MWeinreben vnd Blaͤtter / wird wider fruchtbar und gut gemacht / ſo man al, 
te Kammerlauge drauff geußt / das geſchicht darvmb / daß dieweil die Krafft 
deß Weinſtocks durch allzuviel Feuchtigkeit erſticket / erdurch Zugang meh⸗ 
rer Hitze vnd ſcharffer Naͤtze ſich ermuntern muß / vnd ſchoͤne / gute hertzli⸗ 
che Fr uͤchte traͤget / welchs man denn auch erhalten fan / ſo man die Wein, 
heffen auff die Wurtzel des Weinſtocks geuſſet. Aber daß etliche auß vnſern 
Leuten woͤllen die Weinſtoͤck mehr tragende machen durch diß / daß fie rahm 
auß der Fewermauweren vmb die Wurtzel deß Weinſtocks eyngraben / iſt 


nichts / denn ob wol etwas Fettigkeit in jhm iſt / jedoch bringet ſeine ver⸗ 


brandte Natur dem Weinberg groſſen Schaden. 


Scharley Saamen zeuhet auß alle Splitter auß den Augen / ſo einem 
et was in die Augen geſtoben iſt / durch feine an ſich ziehende Krafft / ſinte/ 


mal derſelbige Saamen / ſo bald er ins Auge gethan wird / vmb vnnd vmb 
ſich waltzet / vnd die vbrige Feuchtigkeit der Augen / davon ſie tunckel werden / 
alſo annimpt / daß der Scharley Saamen was groͤſſer ſcheinet / vnnd gleich 
mit einem dünnen Haͤutlein vberzogen. Aber das Kraut Scharley muß zu 
Pulver gerieben werden / ſo zeuhets auch außdte Strahlen vnnd Splirter/ 
vber das / fo fordert es die ſchwere vnnd langſamme Geburt / in Wein ge⸗ 
brauchet / erfrewet das Gemuͤth / vnd vertreibet alle Schwermuͤtigkeit / vnd 


— 


reitzet 


N, 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 145 


# . yelkken die fleifchlichen Begierdre chelicher Werck / jedoch wenn mans zuviel 


braucher/fihadersdem Haupt, 

Die fchaͤbichte oder rungiichte Hauran Händen vnd ſonſt / vertreibet Eibeh- 

das gekochte Waſſer von Pappeln / Ibiſch / denn es machet eine klare wei⸗ ne an dem 
che Haut. Daſſelbe wuͤrcket auch noch beſſer der Leinſaamen vnnd Bocks⸗ —— 
hornſaamen / darvmb daß ſie eine weiche zehe Fettigkeit an ſich haben. Es 
werden auch bey uns auf dem Leinſaamen zuſtoſſen und zupreſſet Lein tuchen 
gemacht für das Viehe zumeſten / derfelben ſo du ein Stuͤcklein in Regen, 
aller eynweycheſt / vnd damit die Hände wäfcheft,fovergeherdir die Kraͤ⸗ 
tze der Haͤnde / vnd wirſt befinden / daß es dir eine klare glatte Haut machet. 
Die runtzlichte Stirn vnd welcken Bruͤſte vernewert auch die Feuchtigkeit 
deß Leinſaamens / ſo man darzu thut Arabiſch Gummi / Tragacand vnnd 
Maſtix vnnd gar ein wenig Campher / welchs denn auch die roten Augen 
vnd grewliche Geſtalt der Augenbranen / welche auß groſſer Duͤrrigkeit vnd 
ſtet tem offenſtehen koͤmpt / benimpt / vnd fie ſchoͤner macht. 

Viel halten das fuͤr ein Wunderwerck / daß etliche Krancken gantz Biem arof 
heiß am Leibe ſind / vberall wie Fewer brennen / vnd doch fein Durſt fuͤhlen / 97 * 
da doch dieſes natuͤrlicher weiſe alſo geſchihet / daß / dieweil die Hitze durch ——— 
den Schweiß ſich zurtheilet / darzu vom Hertzen vnnd jnnerlichen Gliedern eb findet. 
abweichet heraußwerts / und auch die Lufftloͤcherlein der Haut mir hauf⸗ 
fen weggehet / können ſie von der Hitze jnnerlich nicht ſo ſehr geplaget mer, "Wie jnnet⸗ 
den / noch Durſt leyden. Wo aber die Hitze nicht heraufwerts in die Haut . 
ſich begibt / ſondern jnnerlich verborgen ligt vnnd brennet / da folget ein ons ſey / wenn fe 
leydlicher Durſt / wenn ſchon außwendig keine Hitze ſich beweiſet / welche * ee 
Fieber am aler ſchaͤdlich ſten fiyn. weifet. 

Das Eyweiß wol zuruͤhret / und mir ungelöfchtem Kalck verm ſchet / — 
machet die zurbrochene Glaͤſer wider fo feſte zuſammen tote cin Eyſen / deß Kaigver⸗ 
gleichen die zurbrochen en Toͤpffe / daß fie auch nicht können wider jubre chen he 


werden / welchs allein die z ehe vnnd feiſte Schleimigkeit eine Vrſach iſt. 


Denn wie Kalck mit allerley vermiſcht zu Steine wird / alſo noch viel fehrer 
geſchicht diß / ſo man jhn mit Eyerweiß eyn machet / welches zehe wie ein 


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—— —— 
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Wer da willgerne ſchoͤne Gaͤrten / vnnd die da viel tragen’ follen oder Tranenne 


fruchtbar ſeyn / bawen / der muß fle ſſig in Acht haben / was da mit einander ander ver⸗ 
vbereyn koͤmpt / vnd was einander sumidertft Bennein Krausofft deimanı our nnd 
dernfeine Kraffr binimpr oder fchader, A ſo der Wenſtock / ſo er nahendt We rfioe 
bey dem Kraute Tcher /verdirber entweder gar / oder traͤget vbler denntk 5. — we 

weil der Weinftock ſafftiz ſeyn fs rend dag Kraut ſo gettzig alle Feucht ig der feier. 
eit an ich zeuhet oder verzehren’ ſo entgeher dem Wein teck sid Krafft / 
vnd 


— 


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4 Das VI.Wuchdeß andern Theile) = 


\ —— 


vnd wird vnfruchtbar. Der Lorbeerbaum vnd Eppich iſt dem Wein auch 


ſchaͤdlich / vnnd machen auß jhrer hitzigen truckenen Natur / daß er verdor⸗ 
ae ret / wie denn diefer Geſtalt die vnrechte gemeine Spicanardi/die man da, 
ben vieren Hendel fonft nennet / vielen Kräutern jhre Krafft benimpt / allein wegen jrer 
— trockenen Natur. Alſo auch Rettich wegen ſeiner ſcharffen Natur die nech⸗ 
icein ſten Gewchs verbrennet / davon er andy wider die Trunckenheit cin Ark 
— ney iſt / darvmb / daß er dem Wein ſeine Krafft benimpt. 
SE Knoblauch nebenden Rofenfträuchern in den Gärten beyſammen ge⸗ 
Knoblauch zeuget / machet die Roſen wolricchende /daromb daß der Knoblauch durch 


nina feine ſcharffe vnd eyngepflantzte Hitze den Roſen eine Krafft und Staͤrcke 


fing gibt. Alſo in gemein was von Kälte Schaden nimpt / das wiro durch Hitze 


ofen bef geſtaͤrcket und gebeffere. 
Een Der Delbaumiftdem Kicher ein Artzey / denn er vertreiber die Rau⸗ 
kann neben pen / ſo fie freſſen / vnd mache durch den ſtarcken Geruch / daß niche die ſchaͤd⸗ 
— lichen Gewuͤrm darinn wachſen. Widervmb aber diewell er bitter iſt / fo. 
Raupen, dorret der Oelbaum auß das Kraut / vnd andere Kraͤuter feuchter Natur / 
welchs dann auch thun Toſten Kraͤuter und Erdaͤpffel durch jre hikige und 
trockene Krafft / Denn wiewol ich weiß / daß viel dergleichen mehr in den 
Gewaͤchſen auß verborgener vnaußgruͤndlicher Natur geſchicht / deſſen 
niemandt Vrſach geben kan / noch die weiſe der wuͤrckung außlegen / jedoch 
ſtehet es einem fleiſſgen Naturkuͤndiger wol an / vnd gibt was Luſt / augen, 
ſecheinliche Vrſach der Natuͤrlichen wuͤrckung / ſo viel muͤglich / nachzufor⸗ 
ſchen. Denn ſo es ſchon die Vernunfft vberall nicht außgruͤndet noch be⸗ 
greifft / fo vberneynet ſie doch dag auch nicht / was die bewehrte Erfahrung 
v̈ber alle Vernunfft an Tag geben, ſondern verwundert ſich wol mehr ober 
derſelben wunderbarlichen Natur / vnnd lobet GOtt den Allmaͤchtigen 
Schoͤpffer. Etliche aber derfelben koͤnnen wol außgegruͤndet werden / wie fie 
Die Pers ihre wuͤrckung haben / vnd auß waſer Vrſachen / Als wie Pertzelkraut hilfft 
a ade / ſo Die Zaͤne eylich werden von ſawren herben Eſſig / darvmb daß das 
Hegäne. ¶ Pertzelkraut eine weiche zehe Feuchtigkeit an ſich hat / dadurch es dieſelben 
eylichen Zaͤne vnd Sehnadern inden Zaͤnen ſtumpff gemacht / wider lin» 


Andererern dert / vnd mit ſeiner zehen Feuchtigkeit den Gebrechen vertreibet. Aber auſf 


ney fuͤr ey⸗ 


liche Bänc, ein ander weiſe / als nemblich / wegen der hitzigen ſcharffen Natur / hilffts 
deßgleichen in denen Sachen auch / wenn man ein wenig Schaaffäfe mir 
kaͤwet / darvmb / daß er außtrucknet / vnd die eylichen Zaͤue ſtaͤrcket / darzu die 

da von kalter ſawrer Feuchtigkeit wackeln / machts feſter 
Anderen, Denen dieda in der Naſen verſtopfft ſind / vbel riechen oder geruchs / 
nen denmot, dent hilfft gar wol der ſchwartze Kuͤmmel / welchen im Propheten Efaia S. 


Ben, Hieronymus Gith nennet / daran gerochen / deßgleichen Elenis, — 


— 
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Von den Scheimnuffender Natur. 147 


vnnd alles was da einen ſtarcken wolriechenden Geruch Hat denn fie eröff. Nafen wider 


ubringen. 


nen die verſtopfften Gänge deß Gehirns / und zurtheilen oder zertreiben die? 
grobe Feuchtigkeit und böfe Duͤnſte im Gehirn. Ich habe auch faft nichts 
kraͤfftigers oder bewehrters hierinn erfahren darzu bey alten Leuten 7 als fo 
man die Krauſemuͤntz ſtets für die Naſen haͤlt / welchen Beriich denn diefe 
Leute empfinden die doch fonft gar nichts / vnnd auch dik inckeflen Ding 


nicht riechen. 


Den Rertich foll man vor der Speife eſſen / datvmb daß er alfoein&ufl zug 
zu effen macht / vnd dem Magen weniger fchadet. Darvmb thun onferegen, der Drabte 
ge vnrecht / die jhn nach der Mahlzeit effen / fie find wol in der Meynung/ 22: 
daß er nachder Mahlzeit dawen helffe / aber erift ven Magen in der War, 


heit ſehrer su wider ond ſchaͤdlicher wenn man ihn nicht vor der Mahlzelt Nas ser 


jſſet / vnd mit Waller und Salt befprenger ‚denn er fonft viel böfe vbelrie Mabtseie 
chende Duͤnſte vnd aufffleigen deß Magens macht / wenn man ein Bißlein — 
abſchneidet / vnnd in Wein eynduncket / ſo bekoͤmpt der Wein alsbald den 
vbelrlechenden Geſtanck dep Rettichs. * 
Weinſteinoͤl benimpt allem Eyſen vnd Gewehren den Roſt / vnd ma, Von ber 


chet fie am glaͤntzeſten / darnach heylets alle Flechten vnter dem Angeſicht / —— 


dazu benimpts die Pfinnen an der Stirn vnd am Kyn / durch feine Krafft keine. 
zureinigen. ' | 
Cambpffer in Regenwaſſer gethan / bewahret das Waſſer / daß nicht er, Bon Camef 
faulet oder riechende wirdt / vnnd thut ſolches durch den guten Geruch /wie ket· 

denn auch Myrrhen vnd Paradißholtz. 

Zweene Saͤfft Benzoi vnnd Styrax Calamites genannt / find die aller — 
kraͤffigſten / die Faͤulnuß in vnſern Leiben zuverhuͤten / denn ſie treiben toeg gefündeften 
alle boͤſe Duͤnſte vnd Lufft / auch die Peftilensifche/ja fie machen die eufler, Ser 

liche Lufft / darinn wir find, vnnd darvon wirgemeintglich sur innerlichen Sum cm 
Faͤulnuß vervrſacht werden /reiner onndgefünder / durd) ihren lieblichen lamites. 
Geruch / den fie auß warmer vnd trockener Narur haben. 

Das Kraut Wolffsmilch / welches ſiebenerley Arc iſt / hat einen weil, Kerner, 


fen Safft wie Milch / dieſes benimpt die Wartzen durch feine brennende mich jhrer 


vnd beiſſende Krafft hinweg: Denn wegen ſeiner hitzigen durchdringenden YrWad/ 


MNatur heylet es die Wartzen von grund auß / macht jhre Wurtzel duͤrr / daß gung 


fie abfallen wie Schuppen. Gleicher weiſe die Zeitloß vnd Sadelbaum zu NR", 
Pulver geſtoſſen / vnnd mie dem Oximel von Meerzwibbeln zugericht / oder hen 


mit dem Safft der geelen Ringelblumen vermiſchet / vertreiber die Beulen 


vnd boͤſe Gewaͤchs / auch an denheimlichen oͤrtern / da fie offt von vnreinen 
Huren entſpringen. | 

Wenn man den Wein in dem heiſſen Sommer willfrifch halten / vn Bein jms 
A EG da 


” 


BI BASETT 


* 


148 Das VI. Buch deß andern Theils/ — 
weft daß er nit warm werde / ſo fol man in das Waͤnnlein voll kalt Waſſer / dar⸗ 
FDA der Krug oder ander Gefaͤß mir Weingefänt werden / Salperer ihun / 

fo bleibet der Wein fo friſch / daß man ihn nicht mol an den Zaͤhnen icyden 

fans denn diefe Eygenſchafften dep Sa peters macht auch in dem Büch, 
fenpufver das plagen ond ſtoſſen Earomb fo mandas Stuͤck vom Buͤch⸗ 
ſenpulver auſſen läßt / fo plager das Buͤch ſenpulver nichts, 

an Ber da will trincken verm ſchten Wein mir Waſſer / der foll nicht vber 


ee 


— 


Beinvers dem Eſſen erſt den Wein miſchen / ſondern eine haibe Stunde ehe er ſich zu | 


miſchen [OR Tiſche ſetzt / aamit der Wein vnd das Waſſer deſto beifer vereyniget / vnd eine 
Natur an ſich nemmen koͤnnen / denn ſonſt vber dem Eſſen Wein mit Waſ⸗ 
fer vermiſchet / wie es faſt gebraͤuchlich zweyerley Natur hat / die wider ein, 
Sawre und ander ſind / vnd die Dawung ſchwer machen / daher alſo ſehr ins Haͤupt ſtei⸗ 
az gen / viel Windeond Blaftung im Magen macht / ſawre vnd fülle Wein 
mit einander ſoll man auch) von ber Vrſachen nicht miteinander vermiſchen / noch roten 
trincken. mit Blancken / damit dieſe zwo Eygenfchaffren / fo ſtracks wider einander 
BR“ ſeyn / dem Magen viel mehr Arbeit machen / dieweil eine Natur rifcher ver, 
Bein ifige, dawet vnd in Leib genommen wird / die ander längfammer. Daher fan ichs 
fünderzu auch fürs befte anſehen / daß man ober der Mittags mahlzeit blancken Wein 
in erinckerober dem Nacht eſſen roten Wein / ſint emal der blancke Wein ſchnel⸗ 
zu Racht. ler verdawet wirdt / riſcher in die Adern vnnd den gantzen Leib koͤmpt / das 
Waſſer treibet / und alle Waſſergaͤnge eroͤffnet. Der rote Wein aber / wenn 
er ſehr gut iſt / nehret beſſer vnd ſtopffet was mit. 
Diedas Wo man aber ober einem Tiſche ja muß zweyer ley Wein trincken / foll 
en man au eheit zuvor Blancken / darnach rothen Wein trincken. Vnd ob wol 
ſers vnge⸗ die Are Wein zumiſchen mie Waſſer nicht zu tadlen iſt / jedoch gefaͤllet mir 
fr affegeie wol der Spruch Plutarchi: Man fol Wein surechrergeir lieber deſto 
weniger trincken / als daß man jhn mie Waller miſchen will’ denn die Ras 
Sie man kur deß Weins mirdt durch das zugegoſſene Waſſer veraͤndert. 
fol Caſtan Wer da will Caſtanien lange gut behalten / der ſoll die welſchen Nuͤſſe 
en, nemmen / vnnd ſie damit heſtrawen / ſint emal fie alle boͤſe Feuchtigkeit vnnd 
een, Faͤulnuß / davon fie böfe werden, verzehren / vnd laffen ſie nit ſchimlich wer⸗ 
den / denn die welſchen Nuͤſſe haben die Natur aufsurtocknen vnd zuverzeh⸗ 
Donder ren alle Feuchtig keit / daher der Safft von Nuͤſſen / Rabunen genannt / ſo 
eo heylſam der Keelen ond dem Halfe/ darzu von Nuͤſſen ein Confect / Dia- 
Dom Saft nucum genannt / zugericht wirdt / das da alle Fuͤſſe deß Haupts verzehret 
Dom — und das Haupt ſtaͤrcket / vber diß ſo wider ſtehen fie allem Gifft / und verwa⸗ 
3 ren die Menſchen fuͤr anfaͤlligen Seuchen / vnnd ſonderlich der Peſtilentz. 
aſen · Darvmb haben alle Gelehrten eine bewehrte Artzney / ein Hauß Thyriack ge, 
nannt / wider die Peſtilentz / die da Diateſſaron Davon genannt wirdt / daß 
| nur 


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— 


| Von den Geheimnuffender Natur. 249 
nur vier Stücke darzu kommen / als nemb ich / zwo welſche Nüffe/ fo viel - 


Fedlqgen / zvwantzig Raut enblaͤtter vnd eiliche Koͤrnlein Saltz / Denn wer 


deſer frnhe nuch ern gebraucht / d nganken Tag ſicher für der Gifft 
vnd aufallian Seuchen. RE * 
Die Zwiobeln haben eine fonderliche Natur / die da allen Gewaͤchſen Sc 
unge ch iſt als zemblech / daß ſie in dem Abnemmen deß Mondes beſſer aichen Natut 
machten zu nemmen vnd groͤff werden/ hinwider in dem Zunemmen deß sn. 
Mondes abnemmen / dieſes geſchicht darvmb / daß der Monde mit ſeiner 
Feuchtigkeit die Krafft der Zwibbeln gleich erſticket. Denn dieweil ſie von 
Natur ſehr feucht vnd ſafftig find/fo mehrer der Mond im zunemmen auch 
wol jhre Feuchtigkeit / aber gar su ſehr / daß jhre natuͤrliche Waͤrme / darinn 
alle Kraͤffte vnd Wuͤrckung der Gewaͤchs ſtehet / dardurch erſticket wirdt / 
weicher Geſtalt die Leute / ſo gar zu fett vnd feuchter Natur find / vnfrucht⸗ 
bar werden / darvmb / daß die natuͤrliche waͤrme / die da den natuͤrlichen Sa⸗ 
men fruchtbar machet vnd ernehret / bey jnen weniger / oder wol gar erſticket. 
Dß iſt auch die Vrſach der Zwibbeln: Alle die Wurtzeln von Saff / Warvmb 
r an / Meerzwibbein / Aſchlaug / und deßgleichen mehr, ſo da ſafftig iſt / oder ne 
viel Feuchtigkeit hat / waͤchſet auß wenn mans mis Garben in der wärme inder Orue 
auffhaͤnget / denn weil fir fo viel Feuchtigkeit haben / bedoͤrffen ſie nur der jn⸗ = oa 
nerlichen waͤrme / daß fie außwachſen ond Blätter fragen. warfen. 
Etuche Fieber find/die dadie Leute hungerig machen / oder daß fie ich n,, Vrſach 
nicht wol ſatt eſſen koͤnnen / aber dieſelbigen find langwirig / vnnd koͤnnen des Hm. 
nicht riſch weggebracht werden / darvmb ichs noch fuͤr beſſer halte / daß die en ; 
Fehr eitierenden fehrerdorflig feyn / denn daß ſie huͤngert ‚Denn diemeil Heiren, 
denen / ſo da ſeht dorſtig ſeyn / das Fieber von vbriger Gall vnd verbrandten 
hitzigen Gebluͤt koͤmpt / ſo fan man leichtlich diſe Fieber lindern vnd benem⸗ 
men durch Söfchung der Hitze vnd Außtreibung def natuͤrlichen Schweiß. 
Wid rvmb denen fo da hungerig werden in den Fiebern / den fömpt dag 
Fieber von ſchweren Melancholifchen Gebluͤt / vnd verſawertem ober ſaltzi⸗ 





- gem Schleim/melcheböfe Feuchtigkeit ſo hart ſich indem Magen anleget / 


daß diefe Lente wider alle Bernunffe / und nie ohne groffe Dermunderung 
je frängfer fie ſind / j hungeriger fie werden / vnd wen fie denn fehr eſſen / hilfft 
ſie es doch nicht / ſondern machen die Kranckheit jmmerdar groͤſſer / und le⸗ 


N Fewer an / daß ſie deſto länger mit den Fiebern zuthun haben muͤſ⸗ 


fen. Denn dieweil drey Art deß Schleims find / wie Galenustehret: Das 


erftiftetn füffer ſchletm / das ander ein ſawer ſchleim / das dritte ein ſaltziger Dr⸗ Vn⸗ 
ſchleim / So machet der erſte Schleim ſchlaͤfferige Leute / der ander hunge⸗ — 
rige / der dritte dor ſtige / vnd onrerallen finddie Kranckhelten am langwie, FH" 
rigſten vnd ſchwereſten / die da bon dem Schleim kommen / der da Saure 

Rn P t iij unge⸗ 


en 
* 


er 


75 Das VI. Buch deß andern Theils / 
hungerig macht. Darvmb ſo man will / daß fie eher der Kranckheit loß wer⸗ 
den ſollen / ſo ſoll man jnen dk Spei 
heit ſie anſtoſſen. 4 

Wie man Daß der Wein von der euſſerlie 

N su fehen in dem Sommer/daromb fol der Wein in die tieffeſten Keller ge 
foll, legt / vnd wol zugeſpuͤndt gehalten werden. Wo diefes aber nicht gefenn Fön» 
ü te / ſo ſoll man nemmen anderehalb Pfunde Speck vnd ungefalgen ſchwei⸗ 
nen Fleiſch / oder was mehr / nach dem das Faß groß iſt / in ein leinen Saͤck⸗ 
lein thun / vnnd mit einem Faden in das Faß hengen / auch ſo offt man dar⸗ 
auß zapffet / zu boden gehen laſſen. Dieſes ſoll fo lange geſchehen / biß das 
Faß außgetruncken iſt / ſo wirdt der Wein nicht ſawer / vnnd verdirbt auch 
ſonſt nicht / Denn alles was da dem Wein ſchadet / das zeuhet ſich in den 
Speck / jedoch fol mans neben diſem allen zuſpuͤnden / daß keine Lufft hin, 
eyn komme / vnd mit einem Saͤcklein voll Saltz oder grobe Steine den 
Spundt zudecken / denn alſo wird der Wein nicht ſchal / vnd kan auch ſonſt 
nicht verderben. Auch ſo kan man den ſawren Wein mit Aſchlauchſaamen 
wider gut machen / auch den Weineſſig zu Wein wider / oder ſo man hin⸗ 
eyn thut Weinblaͤtter oder Weinreben. 
Wie man Sonſt verdorbener vnd zeher Wein wird durch Kuͤhemilch / ein wenig 
5 borbenen geſaltzen / zu rechte gebracht. Etliche Leute brauchen dazu Schwefel / Alaun / 
wideraus Aber damit fie nicht dem Menſchen gar zu wider ſeyn / vnd an Leibs Geſund⸗ 
wachen. heit ſchaden / were mein Rath / daß man Veielwurtzel vnnd Wacholderbeer 
darvnter vermiſchet. 
em Werda will den Wein baß ſchmeckende / oder von Geruch vnd Farben 
guten Ge⸗ lieblicher machen / der nemme ein Granatapffel oder Citrinat / der vberall 
ra ma⸗ wol mit Nägelein beſtackt iſt onnd henge jhn ins Faß / alſo / daß er nur ein 
wenig den Wein anruͤhre / vnnd doch nicht naß werde / (denn davon würde 






er fon faulen) fo wird der Wein nicht ſchal / ſondern bekoͤmpt einen ſehr 


lieblichen Geſchmack. 


bentztehen / ſonderlich wenn die Kranck⸗ 


warmen Lufft ſawer wird / iſt leicht 


Zon der Rauten iſt zwar zu allen Dingen gut / vnd wider viel Kranckheiten eine 


8* 
Ihrer Kraft koͤſtliche Artzney / aber darinne bemeifer fich feine wunderbarliche Krafft am 
Si meiften/biß das Wieſelgen den Bafililcum, das allergifftigfte Thier erbeiſ⸗ 


fen vnnd vmbbringen kan / wenn fichs nur zuvor mis Rauten bemahrer har/ 
Davon ifkleicht absunemmen / wie groſſe wunderbarliche Kraffe fie baden 
wider die Gifft und andere anfällige böfe Seuchen. Be 
Diegeleyrein Aertzte in Welſchlandt / vnd nunmehr in Teurichlande/ 
ſonderlich in der Julius Vniverſitaͤt zu Helmſtaͤdt / erbitten zu gewiſſer seit 
deß Jahrs die Vbelthaͤter / die den Hals verwircket haben von Amptlen⸗ 
ren / daß die jnen zu anatomieren / das iſt / zum auffſchneiden vnd su — 
geſchenckt 





Bon den Geheimnuſſen der Natur. iyt 


gſſchenekt werden / damit die in der Artzney ſtudieren / ſich hierinn vben koͤn⸗ 


nen / darvmb damals fie denſelben / damit kein Blur wegkomme / noch die 
groben Spiritus ſich verlieren/onnd alles beſſer ſehen laſſe / bißweilen eynge⸗ 
ben zwey oder drey quintlein Opii, welches iſt ein zugerichter Safft von 
ſchwartzen Mohn / vnd alſo zu toͤdten pflegen. Wenn ſie aber dieſes getrun⸗ 
cken haben / fahen fie er ſt an gleich was froͤlich su werden / oder als wie ſie la⸗ 
cheten / bald in einen Schlaaff zukommen daran ſie ſterben / Denn dieſe 
ſchaͤdliche Sifft nimpt alſo das Gebluͤt vnnd die fuͤrnembſten Glieder eyn / 
daß man geſehen / wie es dem Hertzen angehenckt / wenn man dieſe / die durch 


den Safft Opium getoͤdtet worden / auffgeſchnitt en har. 


Wein und Bier / ſo es vonder Sonnen vnd Lufft nicht zu Eſſig ſawer Was guten 
werden will / ſo fan man ihm heiffen mit Salg Pfeffer und Samerreig su, Eſſig macht. 


ſammen vermiſchet / daß fie bald ſawren vnd Eſſig geben. So man auch fol, 


ches noch ehe außrichten wolte / ſoll man nemmen ein gluͤenden Stahl oder 
heiſſen Ziegelſtein / oder die Rettichwurtzel / vnd hineyn ins Gefaͤß thun / ſo 
ſawren fie ſchnell. Dergleichen Miſpeln oder vnreiffe Cornel oder Maul⸗ 
beeren oder Schlehen / vberall zukerbet / oder Morellen Kirſchen / machen 
ein ſawren Geſchmack / vnd eine ſchoͤne rothe Farbe / welchs denn auch thut 
Sommerthor / Hollunderbeer vnd die ſchoͤnen roten Naͤgelein. Daß aber Von den to⸗ 
etliche darzu gebrauchen rothe Blumen in dem Korn von wilden Mohn, de Modus 
welche zwar ſchoͤn roth färbenvift ein fhadkicher und gefährlicher böfer Ge, Gerrane, 
brauch / darvmb die Aertzte vbel thun / die da inden Halßgeſchwuͤren vnnd 

Seiten ſtechen / davon entweder ein gekochten Tranck oder gebrannte Waſ⸗ 

fer den Krancken zutrincken geben / ſintemal fie mir ſtopffen vnd mehr boͤſe 
Feuchtigkeit machen / viel weniger / daß ſie die durch den Speichel reinigten. 

Die Kranckheit Elephantiafis,gemeiniglichender Außſatz genannt / iſt om ug, 
eine abſchewliche boͤſe Seuche / daher dieſelben Krancken von der Gemeine 
abgeſondert werden / vnd in das Feldt müffen zur Bewohnung. Vnnd die⸗ 
weil dieſe Kranckheit nicht leicht zu erkennen iſt / ſo hat man an viel Oertern 


| ſonderliche Aertzte darzu geordnet / die fie befichtigen vnd vrtheilen. Ich bar 
be deſſen ein gewiß Zeichen am Waſſer / alſo / daß ſo ich die gebrandte Aſchen 
von Bleye ins Waſſer thne / vnd fie ſich zu Boden ſetzet / in deſſelben Men, Das gewiſ⸗ 


ſchen Leibe iſt nichts vnreines von dieſer Seuche: So ſie aber ſchwimmet / fe en 


vnd nicht zu Boden gehet / daß derfelbe Menſch den Außſatz am Halſe ha fazes, 


be / denn es zeiget an / daß das boͤſe Gebluͤt vnnd die Melancholey durch den 
gantzen Leib allbereit außgebreitet ſey. | 
ag die Goldtſchmideverguͤlden wöllen / fo müffen fie allegeit durch Vom Queck 
das thun / melet s nach mals / wenn es in Ofen gehalten wirdt / re, 
vnnd viel Dampffs gibt. Wo man aber mas darüber tut, 
da 







ıfr Das VI. Buch deß andern Theils/ 


daß der Rauch nicht davon kommen kan / wird der Rauch wider zu Queck⸗ 
ſilber / nicht anders als ſonſt ein ander Rauch zu dickem Rahm. Mehr wie 


groſſe Gemeinſchafft die Metall mit dem Golde haben / iſt vorhin außfuͤhr⸗ 


Einwuns 


dertihe lichdargerhan worden. Diefes ift aber das wunderbarlichſte Ding / daß de⸗ 
2ürdung nen / ſo wegen der Frantzoſen in der Schmiere gelegen’ begegnet /alsnemb, 


de Hu cs a < r 
| * cp fo ſie ein guͤlden Ring in Mund nemmen / oder mit den Zaͤnen vnd der 


ander Satbe Zunge vmbwaltzen / daß der güldene Ring das Queckſi ber / welchs in den 
rantzofen, Leib geſchmieret iſt / an ſich zeuget vnd annimpt / alſo / daß weñ man den auß 
dem Maul nimpt / der guͤlden Ring gar Silberfarbe iſt / welchs nit che ab» 
gehet / ſie werde deñ durchs Fewer abgeſondert / vnnd alſo der guͤldene Ring 
wider glaͤntzende gemacht. Darvmb iſt mein Rath / daß ſolche deute / ſo in der 
Schmieregelegen / dieſes offt thun / damit fie durch ſolche meife var Queckſil⸗ 
ber wider auß dem leibe bringen / welchs bey groſſen Hauffen bey jnen betie⸗ 


ben iſt / vnd fo feſt anhaͤnget / daß man erfahren hat / wenn ſolche Leute zur A⸗ 
der gelaſſen / daß man in den weggefloſſenen Blut etlich quintlein deß Queck⸗ 


filbers gefunden har. Daher koͤmpts / daß die Leute / ſo durch die Schmiere 
ſich haben heylen laſſen / bleich vnd vngeſtalt bleiben / auch zittern an allen 
Gliedern behalten / weil jrgend ein bißlein Queckſilber bey jnen iſt Darvmb 
muß ich mich auch deſto mehr verwundern / daß etliche Aertzte das Queckſil⸗ 
ber / in der ſchwere das dritte Theil vom quintlein / den Sechswoͤcherin eyn⸗ 
geben / vnnd damit ein leichte Geburt machen woͤllen / welchs gewiß ein ge⸗ 
faͤhrliche und mißliche Artzney ift. Auch daß etliche das Queckſi ber gebrau⸗ 
chen / die Wuͤrme bey den Kindern zutoͤdten / doch bin ich darwider nicht / 
daß rein vnd gefewert Queckſilber nicht fo ſchaͤblich ſey / als das ander / der⸗ 
gleichen ſo es mit Speichel oder was anders getoͤdtet iſt / denn ſonſt noch 
mehr zugerichte Queckſilber ſeyn / als eins / das Mercurius ſublimatus ge⸗ 


nannt wirdt / vnd am allerſchaͤdlichſten iſt / dieſes wirdt gemacht durch Di⸗ 


ſtillirung auß Kupfferwaſſer / Alaun / Huͤttenrauch / Saltz / Salniter / Sal⸗ 
Vom an · armeniack. Das ander zugerichte Queckſilber wird præcipitatus genannt / 


er har eine rothe faffran Farbe / davon das Pulver etliche / ſo fürdas fechfke theil 


eurins pra deß Bülden ſchwer / den frantzoͤſſſchen eyngeben / nit ohne groſſen S chaden 
epitarus deß Zanfleiſch vnd deß Kawens weich: dar urch ſehr verändert werde. Die 
genannt. Barbierer ſtrawens in die Wunden wenn fie beitzen woͤllen / welchs in den 


boͤſen vnd vnheylſamen ſchaͤden offt ſeyn muß vnd recht geſchicht / ab er biß⸗ 
weilen auch ohn alle Notturfft gebraucht wird yon erlichen / daß der ſchade 
groͤſſer gemacht werde / vnd fie laͤnge daran zuh⸗ylen haben Das Scheid⸗ 
waſſer / ſo die Goldſchmide haben wuͤſſen 7 iſt gleich ſchaͤd ich / geol die 
Niderlandiſchen Fraͤwlein ſich nicht ſaͤmen dam̃tt aelb Haar achen⸗ 

aber es geſchicht mir groſſem Schaden vnd ft das Haat ſeht weg. 
Das 


* 


fi | 
Das ſiebende Buch / deß dritten Theils/ 


J ca ch en. HH, | 
Von den wunderbarli⸗ 
chen Geheimnuſſen der Natur/ 

vnd ——— Be⸗ 


In der Natur der vnbernuͤnfftigen 
Thier / zahm vnnd wilde / auch einzelen 
Stuͤcken von den Thieren zur Hauß⸗ 
| Artzney zugebrauchen: 


Geſchrieben in Teutſcher Spraach 
Durch 


lacobum Horſtium, der freyen Kuͤnſt vnd 
Mg Artzney Doctorem. 





; —— ri se 
Dem den / Öeftrengen Junckern 
Gebhardt von Alvenßleben zu Ertlebem meinem 

‘ günfigen Herrn vnd guten Freunde. 


se Dier / Geſtrenger Herr Ewer Geſtrengig⸗ 
N Abkeit / vnd derſelben fürnemmes Geſchlecht / werden bit 
lich geruͤhmet / nicht allein wegen der Vorfahren / ſon⸗ 
> dernauchbefonderer Liebe vnd groſſen Fleiſſes in Er⸗ 
bawung / vnd Erhaltung guter vnnd wolgegruͤndeter Kuͤnſte / vnd 
rechtgelehrter Leute. Denn daß ewere Vorfahren fuͤrnemme an⸗ 
ſehenliche Leute geweſen ſeyn / vnnd mit fuͤrnemmen anſehenlichen 
Geſchlechtern in Freyheiten befreundet / iſt offenbar / ſintemal Hi⸗ 
ſtorien geben / daß ewer Vorfahren Graffen geweſen / vnd von dem 
Fuͤrſten der Sachſſen vnnd Longobarder Alvo, Alvensleben ges 
nennet worden ſeyn. So iſt Gott zudancken / daß nicht allein vor⸗ 
hin ewer Geſchlecht anſehenlich geweſt ſondern auch noch der fuͤr⸗ 
nemmeſten Geſchlechter vnter denen von Adel in Sachſſen eins 
iſt. Diß aber ich nicht vmbgehen ſoll / daß E. Geſtr. vnd ewer Herrn 
Vetter mit deß gantzen Geſchlechtes Vnkoſten zu Exxleben in 
ewerm Schloß eine anſehenliche Bibliothecam halten / derglei⸗ 
chen in Sachſſen nicht bald gefunden werden mag / vnnd alle Jahr 
je mehr vnd mehr vermehren / daß nichts außgehen kan / das inn die 
Bibliothecam nicht bald gekaufft. Denn diß Werck zu Gottes 
Ehren vorauß / darnach zu vieler Gelehrten die E. Geſtr. gern vnd 
ſtets befordern thun / Nutz / ja der freyen Kuͤnſte Außbreitung Dies 





ne. 

Dermwegen ich nicht onterlaffen wollen / dißfiebende Buch von 
den wunderbarlichen Geheimnuſſen der Natur in den Thieren E. 
Geſtr. zu zuſchreiben. Vnd bitee/dißin gutem auffzunemmen/ond 
mich als den wenigſten vnter den Gelehrten / jhr befohlen ſeyn laſ⸗ 
ſen. E. Geſtr. vnd den ewren im gantzen Geſchlecht zu dienen bin 
ich willig. Datum Helmſtaͤdt den . Maij Anno 1588. 

| E. Geſtr. 
Dienſtwilliger 
Jacobus Horſtius D. 


doch die M enſchen vom Brot far werden / vnd den Hunger ſtillen fönnen. 
Darvmb alle Kornhändfer onrcchrihumvdiebamirgroffem Schabeh Scahasen 


nicht jhre Rornföler auffthun / allein anß der Vrſachen / daß es jhnen noch 


TER, ss 
Das fiebende Buch deß dritten Theils / von den 
Geheimnuſſen der Natur. 
Das 1. Kapitel. 
Wie die Kornwuͤrme / vnd andere Vngezieffer / im Getrayde 
ſchaͤdlich / ſollen weggebracht vnd außgerottet werden. 


nich: mas widerwertiges leyden muͤſte / vnd allerley Plagen oder Vn⸗ Ding Be 
fal vnterworffen were. Denn gleich wie die Menſchen viel Elendes Berwents 
gewertig ſeyn muͤſſen / vnnd oberallombfangen feyn mit denen Dingen / die A 
da jhrem Laib vnd Leben heimlich nachftellen: Alfo haben die Früchte vnnd 
das Getraydeauch jhre Feinde / non denen es zu nichte gemacht wirdt / als 
nemblich din Roſt / die Mücken / die Ameiſſen / die Hewſchrecken / die an 
Schaaben / dit Graßwuͤrme / denn diß Vnzieffer mir einer fpikigen des Sera 
Schnansenvond ſcharffen Schnabel / durch boren alles Getrayde / vnd friſ⸗ * 
ſets alles auß / daß es nur die Huͤlſen vberig laͤſt. 

Dieſer Zaͤſte wachſen im Getrayde im Anfang de Lentzes ſehr viel 
vnd haͤuffig / ſonderlich wenn das Getrayde in dem Vollmonat eyngeern⸗ en 
der iſt / oder naß in Scheren gebracht / oder die Fenſter der Kornföller ge, inden Ge 
gen die feuchte Miittagskuffe/ ond nicht gegen dierruchenne Mitternacht of» Wehe ware 
fen ſtehen / denn die Truckenheit in allen Dingen verhindert / daß ſie nicht fo fer- 
riſch faulen oder verderben. 

Etliche find auch der Meynung / welches meines Erachtens ein gut erdte 
Bedencken iſt / vnd wol zu glauben ſtehet / daß Gott der Allmaͤchtige bißwei⸗ Vrſaw der 
len ſolch Vnge zieffer haͤuffig in die Gerraydföller zur ſichtigichen Straffe pet che ’ 
ſchicket / denen dte da mehr/ denn billich / auff den wucher geflieſſen / vnd das Kornföllern 
Setrahde en weder auf Thewrung oder vber billiche Zeit verhaſten / nicht dir ue 
ohne groſſen Schaden der armen deure/ die da in Mangel dieſer offenen narsrtichr 


DIErE iſt in dem ſterblichen onnd vergänglichen Leben / das 


Kornſoͤller / muͤſſen groſſe Noth liyden / vnd Hungers ſterben. Denn Gott ee 


der Allwmaͤchtige / auß Vaͤcterlicher Sorge vnd mi dter Guͤſe / hat das Korn Gone 
fuͤrne mblich ſo vberfluͤſſig mitget heilet / allein zur Speiſe vnd Nahrung deß 
Menſchen / damit / ſo ſchon alle andere Speiſe vnnd Zugemuͤſe mangelien / 


Von dem 


Ber armen Leute das Korn thewer machen / vnnd auch in der groͤſten Noth de 5 
van lets. 
Bicht thewer genug dünder/ fondern jmmerdar noch gröffern Wucher fü 
en / aber himit ſchaden fir der gemeinen Stade / vnd betriegen den gemei⸗ 

Fr ee ij niB, 


156 Das V II. Birch deß dritten Theile) 

proverb. in nen Mann / welches Fluch fie auff fich laden. Denn wie Salomon fager: 
Wer Korn jnnen haͤlt / dem fluchen die Leute Aber Segen koͤmpt pberden/ 
fo es vertaͤuffet. So verhaͤnget auch Gott gemelniglich dieſe Straffe vber 
vns / wegen vnſer Vndanckbarkeit für ſolche ſeine mildre Haaben. Dena 
alſo draͤwet er durch den Propheten Erechiel allen Gottloſen und Veraͤch⸗ 
sern feines Worts viererley Plagen / thewre Zeit/ Sterben / Krieg / und boͤ⸗ 


ſe ſchaͤdliche Thier / damit ſie durch dieſe Plagen froͤmmer werden / vnd ſich 


zu jhm bekehren. 
Yan Wo aber dieſer Schaden im Getrayde durchs Vngzzieffer nicht von 
der die Rorn Gottes Zorn zur Straffe ober uns koͤmmet / ſondern auß natürlichen Vr⸗ 


nat fachen / fo folaler Fleiß angewendet werden, wie die ſchaͤduiche Gaͤſte moͤ⸗ 
eine Be gen weggebracht oder gerödrer werden, Alſo nichts diener beſſer die Korn⸗ 
men." wuͤrme wegzubringen oder zu toͤdten / denn fo man nimpt ein Saltz waſſer / 
— darinn Knoblauch geſotten iſt / vnd der Boden vnd die Waͤndte damit he⸗ 
ous· icht· nrenget werden / denn alſo kriechen ſie bald anderswe hin / vnd verlaſſen den 
Kornſoͤller / oder ſterben von dem grewlichen Geſtanck / das macht auch das 
2. Hartz. ſtinckende Hark Sagapenum, Oder die Oelhaͤfen / das Bibergeil / Saden⸗ 
baum / Schwefel ı Hirſchhorn / Eppich / Salban / vnnd alles was ftarck 
raͤucht / mie welchen geraͤuchern man beyde die Schlangen vnnd Fieder⸗ 
Gcor.lb.3. maͤuſe vertreibet / wie das bekraͤfftiget der gelehrte Mann Virgilius mir 
dieſem: 
r Den Cederbaum wolriechendr fein 
Lehrn zuͤnden an im Viehſtall dein/ 
Vnd durch des Galbani Geſtanck 
Vertreiben die gifftige Schlang. F e 
1 Rräutee. Gleicher Weiſe / wieda nicht wäachfer neben flincfenden Blumen der 
Hopffen / der dem Haͤupt des Menſchen ſchadet / vnd das voller Duͤnſte voll, 


fuͤllet / Alſo hilfft auch wider die Kornwuͤrme die Hollunderbluͤt / welcher 


Geruch auch ſonſt ale Raupen / Motten vnd Schaben vertreibet. Noch 
un mehr / Wermuch/rauch Pferdemuͤntz / Eberiß / Pfefferkraut / Welſchenuͤß⸗ 
ee hlaͤtter / Fahrenkraut / Lavendel / der Alten Pleudonat dus, ſchwartzer Kuͤm⸗ 

mel / gruͤn Eoriander / Pſilienkraut / Stendtbaum / vertreiben die Floͤhe vnd 
Wantzen / entweder den Betten vntergelegt / oder die Bettſtollen damit / 


fo fie doch zuvor in Eſſig von Meerswichbeln zugericht / geſotten / beſprengt. 


4. Ruͤben⸗ Die Erfahrung auch / beyde zu vnſern vnd der Vorfahren Zeiten / hats 
ſaamen · gelehret / daß Stecfrübenfaamen / darvon die niderlaͤndiſchen Kauffleute 


groſſen Gewinn nemmen / eine wunderbarliche Krafft habe / die Kornwuͤr⸗ 


mesuperireiben vnnd auß urotten / nicht daß ihnen derſelbe ein Gifft ſeye / 
ſondern dag ſie eine ſolche groſſe Zuneigung zu der Suͤſſtgkeit haben / * ſie 
orn 


** 


Won den Geheimnuſſen der Natur. 15 

Korn vnd Weisen fahren laſſen / und geitzig das Suͤſſe in den Ruͤben ſaa⸗ 

men begehren vnd freſſen / wenn ſie es aber gefreſſen haben / ber ſen vnd ſter⸗ 
ben / Welches auch ihnen mehr begegnet / wenn fie ſich auff die Roſincken5 · Rofincken 
Reben ſetzen vnd eſſen. Vnd iſt diß nicht vngleich dem / das ich bewehrt vdd 
erfahren’ daß die Kinder die Spuͤlwuͤrme durch Roſincken eſſen entlediget Pu Ren 
werden / als nemblich / fo man fie nuͤcht ern die eſſen laͤſſet alleine / vnnd mie me vertrei⸗ 
feinerandern Speiſe vermiſchet. Denn gleich wie die bittern Ding / alſo "- 

auch die ſuͤſſen haͤuffig geſſen / die Wuͤrm toͤdten / denn ſie muͤſſen von dem / 

daß ſie mir zu vielem Suͤſſen ſich beladen’ zer ſpringen vnd ſterben / wie denn 

auch der Magen deß Menſchen ſich auffblehet / vnd ein Reiſſen bekoͤmmet / 

wenn man allzuviel ſuͤſſe Ding jſſet. 


Das 11. Kapitel. 


Von der Liſtigkeit der Spuͤlwuͤrme inn dem Leibe deß Men⸗ 
ſchen / vnd andern Vngezieffer / daß ſich bey dem Menſchen 
heckt / Auch was es bedeute / daß die Spuͤlwuͤrme zu Mund 
vnd Nafenheraußfommen, 


— es für ein Wunderwerck gehalten / daß die Spüb zen su 


4 


würme inn dem Leibe dep Menſchen / ſonderlich die länglichten vnnd en 
kaͤulichten oberwerts ſteigen / vnd sum Mund oder Naſen herauß krie me, 
chen / da ſie doch diß auß natuͤrlichen Vrſachen vnnd Bewegung thun / als 


nemblich / wenn der Menſch was lange nuͤchtern bleibet / denn damals na⸗ 


gen ſie den Magen / vnd ſuchen jre Nahrung / Wenn ſie aber nichts finden / 


darmit ſie ſich ernehren / vnnd jhr Leben erhalten koͤnnen / ſo ſteigen ſie vber 
ſich / vnnd ſuchen jhre Speiſe / auch wol biß inn die Keel vnd den Mundt. 
Denn ſie auß ſonderlicher Liſtigkeit der Natur mercken / daß von oben hin⸗ 
ab die Speiſe in Magen komme / vnd demnach die Naſe loͤcherichte Gaͤnge 
biß in die Keelen hat / ſo machen ſie ſich auch bißweilen hin in die Naſe / vnd 
erhalten ſich allda fo lange / biß ſie cin Kuͤtzel dazu machen / darvon fie entwe⸗ 
der mit einem Nieſen durch die Naſenloͤcher herauß geworffen werden / oder 
mit der foͤrdern Fingern erwiſchet / vollendt herauß gezogen. | 

Diefes habe ich vielmal in den gefunden deuten gefehen/ und nach dem Be 
fie ſich darvmb bekummert / die Vrfach ſolches Thuns angezeigt, vnnd zu merduher, 
frieden geſtellet. In den Krancken hab ichs auch bißweilen erfahren jedoch Ay — 
allzeit als ein boͤß Zeichen einer-groffen zutuͤnfftigen Gefahr. Denn biy aufteicchen. 
denfelben Rrancken ift fo eine groſſe Exud;e,Fäuinuf/ond engündung dep Wie rolle 


Gefabr es 


Gebluͤts / daß auch die Spuͤlwuͤrme ſie nicht ertragen koͤnnen / vnnd herauß dedeuce beh 


v ij tkom⸗ 


| 158 L Das VI l. Buch deß dritten Theile / 
ah ommen/nicht von eygener Bewegung der Natur sum guten Zelchen form 
Hei, dern auß groſſer Sefährligfeit der Kranckhett. Widervmb weñ die Krane 
rn heit nachlaͤſſet / vnd als denn ih die Spülwürme durch die Srüle dep det 
wernchen, bes entledigen / ſchreibt Hippocrates, daß es gefundt ſey / Wenn ſie aber von 
Zirı. jhm ſelbſt / vnd durch feine Außtreibung ber Natur in den Krancken oben 
a herauf kommen / wie wir ſehen tn denen / den der Tode an nechſten iſt / brin⸗ 
gets ein gefährliches Zeichen / denn die Wuͤrme empfindens auf groſſer Li⸗ 
ſtigkeit der Natur / daß es mir den Menſchen aus ſey vnd ſie keine Nahrung. 
mehr haben werden / darvmb verlaſſen fir jhre Stelle. Dergleichen bat mar 
erfahren / daß die Maͤuſe vnd Ratten von einem boͤſen Haufe das da eyn⸗ 
fallen ſoll wegsichen / auch ein drey Monat zuvor / che ec zurfalle denn fle - 
merckens auß ſonderlicher Sifkigkeit der Natur / daß alles Gebindt deß Ge⸗ 
baͤwdes ſich auffloͤſet / vand es in kuttzem in hauffen fallen werde. Die Laͤuſe 
vnd Flöhe auch / wenn ſie fuͤhlen / daß der Leib deß Menſchen ahnimpr/ vnd 
allmehlich das Gebluͤt mangelt / kriechen ſie entweder vom Menſchen gar 
weg / oder nemmen die Oerter eyn / da das Blut vnd die natuͤrliche Waͤrme 
am laͤngſten wehret / daher die Todrengräber/oder die die Todten anziehen / 
offt erfahren / daß ſich die Laͤuſe entweder in der Hertzgruben / oder in das 
Gruͤblein vnter dem Kyn / vber der Keelen / ſamblen vnnd behalten / welchs 
darvmb geſchihet / daß dieſelben oͤrter deß Leibes am laͤngſten / auch biß auff 
den letzten Athem / warm ſeyn. Derwegen fo mir bißweilen dieſes von etli⸗ 
chen / die der Krancken gewartet / angezeigt iſt worden / hab ich fünficdfhuß, 
geſagt / es ſey das gewiſſeſte Zeichen deß Todtes / vnd es werde bald die See⸗ 
le von jhm außfahren. 
en Meicer /diewell wir hie von den Spuͤlwuͤrmen in deß Menſchen 
wiöerdie Bauch zu reden worden ſind / ſo will ich auch diß Hierzu ſetzen / daß zwar viel: 
ae Ding feymdiedte Spuͤlwuͤrme vnd Vngezieffer deß Bauchs toͤdten vnnd 
benemmen / aber doch nichts fräffttger gefunden werde / als wenn man dis, 
ſelben Wuͤrme gu Pulver in einem gluͤenden Tiegeloder Pfannen brennet / 
vnd diß Pulver denen / die da Würme haben eyngibt / denn diß treibet auß 
als bald ale jnn wendige Spuͤlwuͤrme auß dem seibe / nicht viel anders / als 
Libro. wie Plinius, vnnd viei Naturkuͤndiger gefchrteben haben / daß wenn ein 
73. Menſch von Scorpionen gebiſſen ſey / fo helffe ihn bald das Pulrer von 
Scorpion getruncken / in Dei oder Wein eyngenemmen. Eifofagen die vn⸗ 
ſern / daß wer von tollen Hunden gebiſſen wird / ſol Hund haar / bom ftir 
gen Hunde gebrandt / in Weintrincken denn es ſoll von dem Menſchen die 
— Ihm die Krafft benemmen / daß ſie den Menſchen nicht 
aden. 
EmeSie Dergleichen gedopoelte Gifft zweyerley vnterſchledener Naturen zu ſam⸗ 
men 


Bonden Geheimnuſſen der Natur. 159 
men gethan / offt ein Artz ney wider die Gifft den Menſchen werden / viel Senimbedu. 
weniger daß es ſchaden folte / Wie denn der Poet Aufoniusdißineinee oa⸗ 
kurtzweiligen Hiſtorien / von einem Weibe / welche den Mann mit gifftiger 
Wolffswurtz vmbbringen wolte / anzeiget / da er ſpricht: 

Ein Weib das thaͤt in Vnzucht lebn / 
Wolt jhrem Mann mit Gifft vergebn / 
Vnd als ſie meynt die Gifft zuſchwach 
Zum Todt wird ſeyn / da folgt ſie nach 
Mit Queckſilber / damit jhr Mann 
Deſt ſchleiniger ſolt vntergahn. 
Merck aber / wer jhr eins dieſr zwey 
Beſonders braucht / dem iſt es frey 
Ein jeders ein beſonder Gifft: 
Wenn es ſich aber alſo trifft / 
Daß man fie beyders gleich nimpt eyn / 
Ein Artzney fuͤr die Gifft fie ſcyn. 


Das iII. Kapitel. 
Wie viel Thier / Fiſch / Vogel / Gewuͤrm vnd Kraͤuter / ohne 
Saamen ſich zeugen / auch wie Vogel vnnd Thier vnge⸗ 
woͤhnlicher weife/ ohne deß Maͤnnleins zuthun / bißweilen 
empfangen. 


Aß etliche Dinginder Welt natürlicher Weiſe / vnd durch Zirdirs 
8 jhr eygen Krafft gezeuget / nicht auß einem Saamen / ſondern auß nem Duft 
Vnflat vnnd vnreinem Miſt / iſt znugſam zuſehen an den Ratzen / / seboten. 
Maͤuſen / Schnecken / Raupen, Weſpen / Kefern / Wantzen / Froͤſchen / 
Kroͤten / Oelfiſchen vnd Spuͤlwuͤrmen deß Leibes / Denn ob ſie wol jnner⸗ 
lich einen Saamen haben / davon fie darnach häuffig ſich mehren / ſo find fie 
doch erſtlich ohn allen Saamen / nur auf Vnreinigkeit gezeuget. 

Deßgleichen find auch etliche Kraͤuter / die auß einer ſchleimigen Erde Kräuter 
fich felber seugenvond ſchoͤn herfuͤr wachſen / ob fie gleich nie geſaͤet noch ge, Serge 
pflantzet / als da ſind Vnkraut / Raten / Neſſeln / Schilff / und was ſonſt für ser- 
Kraͤuter mehr ſeyn mögen / die da von ſich ſelbſt auffwachſen. 

Mehr har es im Niderland Steimtauben / Monedulas petreas, davon ye'yenns 
alfo genannt / daß ſie in den Felſen vnd Klippen /niche in Baͤumen / wie anı ses. — 
dert niften/die haben nicht mir einander zut hun wie ander Geflůgel / als die im, 
Hun eer vnd dergleichen / die da gemeiniglich ich alfo begatten vaß der Heher gacuna 2er 
dr Sihen auff den Rücken ſitzet / vnnd einen druck gibee ; Sondern dieſe om 


Stetintau⸗ 


160. Das VII. Buch deß dritten Theils/ 
Steintauben ſehen einander nur ſtracks an / mit vnverwandten Augen / biß 
daß dem Heher die Zehren auß den Augen gehen / welche die Sihe alsdenn 
verſchlinget / vnd alfo begattet ſeyn fol. Es möchte aber auch wol ſeyn / daß 
ſie mit dem Schnabel empfiengen vnd gebaͤren / wie in Seeſtaͤdten man er⸗ 
faͤhret mir den Meerſpinnen / Meerkrebſen / Meerfiſchen / die da ſcwartz 
Blut wie Dinten haben / Meerſchnecken / Meerfiſchen mir viel Fuͤſſen / 
vnd dem gemeinen Fiſch Haye genannt / denn derſelbe / der Schuppen hat / 
feine junge Fiſchlein / auch wenn er feil gehabt wird auffm Fiſchmarcke / efft 
Die wunder⸗ jebendig durch den Mund außſpruͤet / vnd zuſehend gebieret Denn es iſt nit 
Euredersi, laͤngſt geſchehen / daß als ein Bawer etliche Hayen wolfeil gekaufft / vnd auff 
fe duo, der Achſel getra zen / dem Fiſch diejungen Fiſchlein auß dem Halſe getro. 
Sie Behr chen / daß es jederman geſehen / vnd deß Bawren haben lachen muͤſſen / darob | 
der Sifhe der Bawer fo ſchellig worden / daß er Die Fiſche in Koth geworffen. Es iſt 
ah, aucjeinandere Art der Fiſche Hayen / ſo nicht Schuppen haben / dieſelben 
fpringen am Bauch vmb den Nabel auff vnd gebaͤren jhre Fliſche alſo / wie 
ein Weib. Vnd weil die erſte Art der Hayen offt ein ſechs oder ſieben Fiſche 
durchn Mund herfuͤrbringen / fo haben die Fiſcher offt dieſelben ins Meer 
geſetzt / die tooͤnnen vor gewiß berichten / daß fix bald gantz behend vnnd ſchnell 
hin vnnd her geſchwummen / nicht anders wie die Huͤnlein / ſo bald ſie auß 
der Schale kommen / lauffen. en | 
Die Begar ⸗¶ Vnd ob nun die Steintauben alſo auch empfangen / moͤchte ſeyn / weil 
eungder - eBeinArrder Tauben iſt / die da ſich mit den Schnaͤbeln ſonſt begatten / vnd 
Zauben . wie Buler mir boͤſem Liebhaben / Davon auff dieſe / ſo da fir Vorwitz micht 
genug boſſen koͤnnen / vnd immer ſchnaͤbeln woͤllen / diß Sprichwort gedeu⸗ 
ter: Sie backen Tauben/Columbare. | 
Wie de Diel halten auch darfür/ond der Plutarchus bezeuget / daß Mäufe ohne 
Mäufenh Huͤlff eines Maͤnnleins empfangen /tiagen vnd gebaͤten / fofienur Saltz 


mehren. 





offt lecken. 
Wie die Deßgleichen ſchreibet Virgilius, da er der Veldin gedencket / alſo: 
Stuttẽ vom Ein Wunderding vnd vnerhort 
em Iſt was gefchiche mir dem Pferde dort, 
Georg, }. De Veldin im denk muchig iſt / 


Bor Begierde dag Blut im geib giſcht / 
Vnd nur fich genen Weft wind wendt / 
Vnd a afo bald doch recht empfängt 
Vom ſchlechten Wind / ob ſie kein Hengſt 
Gar nicht erkandt noch gſehen laͤngſt. | 
ke Dennder Veldin geſchicht hie nicht viel andere als etlichen hungeri⸗ 
he gen / die da vom Geruch er Kuchen erquicket / vnnd in Mangel deß Brots/ 
| nur 


* —4 5,7 i = 
Ban # 


a — 


Von den Geheimnuſſen der Natur. » 


mie dem Geruch ſich erſaͤttigen / Oder wie einer Jungfrawen / die da ihr / Wieernba 
ren Allerliebſten nicht haben kan / vnd doch in jhrem Hertzen und Gemuͤth — 
jhn abweſendt fuͤr groſſer Liebe alſo eyngeſchloſſen / daß ſie auß vielfaͤltiger — 
Eynbildung / bißweilen ohne alles suchun eines Mannes in jhrem Leibe / da 
die Empfahung zugeſchehen pfleget / viel Feuchtigkeit zuſammen geſamlet / 
verhaͤlt / vnnd darauß ein vngeformiert Stück Fleiſch bilder (welches wie eß 
verſtanden werden ſoll / oben zwier vermeldet.) 


Das 1V. Capitel. 


Was die Hunde raſendt vnd thoͤricht machet / vnnd in welcher 
Zeit deß Jahrs ſolches am meiſten geſchicht / auch wie man 
jhnen helffen kan. 
Je liebſten Thierlein der Menſchen / die da ſehr gerne vmb apa di⸗ 
8— die Menſchen ſind / jhr Hauß / Leib vnd Leben trewlich bewachen vnd Hunde thös 
behuͤten / als nemblich / die Hunde / werden raſendt thoͤricht / entweder lichtwerden. 
in zu groſſer Hitz der Sonnen vnd den Hundstagen / oder im Winter / wenn 
es am kaͤlteſten iſt. m: | 

Solchs aber geſchihet daher / daß in derſelben Zeit deß jahrs / die ſchwar __ 
tze Salben den Hunden nicht allein ſich mehret / ſondern ein boͤſe Art an Anm 
ſich nimpt / vnd wie ein Gifft ſich außſchuͤttet / welcher Gifft alles Fleiſch / toicht 
welches er ergreiffet oder mir dem wenigſten anruͤhret / vergifftet und toͤdtet. vetden. 
Im Sommer wirdt das Gebluͤt je mehr vnd mehr erhitzt / vnd endlich alſo 

verbrandt / daß es in ein gifftige raſende Wuͤterey verwandelt wirdt. Im 
Winter aber gerinnet das Gebluͤt von der groſſen Kälte / wirdt verſtocket / 
faulet in ſich ſelber / weiles obereynander ligt / vnnd nicht Lufft hat / gibet ein 
boͤſen giffrigen Dampff von ſich / der den lebendigen Athem roͤdtet / vnnd al⸗ 
les wuͤtericht macher. 

Darvmb ſoll man den Hunden in dieſer Zeit deß Jahrs offter Waſſer 
fuͤrſetzen / daß ſie jmmerdar trincken / oder mit der Zungen daran lecken / ſon a. up. 
derlich wenn ſie neben ons herlauffen muͤſſen in ſehr hitzigen oder falten ör. Artnen wis 

tern / keichen / vnnd die Zunge fern herauß ſtrecken / Denn durch die abkuͤh —* er 
Be deß Waſſers das Gebluͤt erfriſchet wirdt / auß Duͤrrheit aber ſich ver, Hunde 

ocket. 
Der Columella vnd der Plinius, auf jhrer Meynung melden / daß die 
Hunde nicht koͤnnen ehörtchr werden / mern man fie mutzet / nachdem fie „,, "nur 
viertzig Tage alt wor den / auff diefe weiſe / Die Flachs / oderdie Sehnader / Aranen m, 
die da durch das Ruͤckbein gehet biß zum euſſerſten Dre deß Schwantzzes d* — 
wird in einem Grimme mit dem letzten Glied oder Knoͤchel Rn — 
F o weit 


Diedrite 
Artzney wis 


berdas Ra 


fen der Hun 
de. 


Von dem 

Geadar der 

Saaffs⸗ 
fuͤſſe. 


182 Das V 11. Büchdefdritten Theile) Ä 

fo weie man fan / heraußgesogen onnd abgeriſſen. Dieſes hab ich geſe⸗ 
hen / daß es auch eeliche der enfern thun / Vnnd wenn es geſchicht / fo wer. 
den die Hunde nicht fo vngeſchickt lang / auch nicht fo vngehewrig groß/ 


fondern bleiben etwas kleiner / vnd werden nimmer t hoͤricht / wie viel Huten 


ſagen. 


⸗ 


keulicht iſt / vnnd gantz gleich einem Holtzwurm / nit viel anders als das letz⸗ 
ge Hindert heil deß Gehirns in deß Menſchen Haͤupt / welches darvmb dem⸗ 
ſelben Holtzwurm auch vergleiche wird / derſelbe Wurm vnter der Zungen/ 
fo er jnen benommen wird / ſind die Hunde ſicher für der raſenden Wuͤterey / 
vnd werden nimmer toll. Nicht vngleicher weiſe ſind gefitzte Adern in den 
förderften vnd hinder ſten Schaaffsfuͤſſen / an dem Die / damit ſie auff die 
Erde tretten / faſt geſtalt wie ein runder Wurm / der jnnerlich haaricht were / 
wie auch die Roſenſtoͤcklein ſind / darinn der Saamen waͤchſt / dieſes in den 
Schaaffs fuͤſſen / wenn man ſie kocht / vnnd gefunden wirdt wie ein runder 
Holtzwurm oder auch weiſſe Stuͤcke / faſt wie ein Haſelnuß / ſollen wegge⸗ 
worffen werden. Da es aber jemand mie den Schaaftsfüllen jſſet / entweder 
daß er nicht gewuſt hat / oder auß Vnacht ſamkeit / bekoͤmpt er bald ein Eckel 
vnd Magenwehe / viel ruͤlckſen vnd brechen / daher die gemeinen Leute glau⸗ 
ben / es ſey gifftig / welchs ob ichs wol nit dafuͤr halte / ſo muß ich doch leicht⸗ 
lich glauben / daß daſſelbe harte vnnd in einander geflochtene Geaͤder der 
Schaaffs fuͤſſe ſehr vndawlich ſey / vnd dem Magen ſehr ſchade. Die Hir⸗ 
sen ſind der Meynung / daß fein ſchneller Thier vnter den vierfuͤſſigen Thie⸗ 
ren ſeyn wuͤrde denn ein Schaaff / wo nicht dieſe Geaͤder ſie hinderten. Vnd 
ob ich wol davon nichts gemifles ſchlieſſen kan / fo bin ich doch deſſen billich 
ein Zeuge / daß ich offt geſehen habe die Schaaffe ſehr ſchnell lauffen wenn 
die Hunde oder Woͤlffe hinder jhnen her geweſen / aber nicht weit / ſondern 


daß ſie bald ſtille ſeyn ſtehen bliben / vnd ſich zu ruͤck vmgeſehen / ſonder zweif⸗/ 


fel darvmb / daß fie nit allein forcht ſam / ſondern auch andere Hind erung ha⸗ 
ben / entweder an den Fuͤſſen mit dieſem Gewaͤchs / oder aber auch der kei⸗ 
chenden Lungen / welche anzeigt jr ſtettiger duͤrrer Huſt. Derwegen was die 
Schaaffe in den Fuͤſſen haben / vnd zu groſſem Schaden jhnen gereichet im 
lauffen / das haben die Hunde vnter der Zungen / in einer Geſtalt eines 
Wurms / vnd macht ſie raſend thoͤricht / wird in Griechiſcher Spraach ge⸗ 
nannt alora,tweldyes Wort zur gleich einen Wurm vnd ein raſende Vnſin⸗ 
nigkeit bedeutet Daher iſt auch der Name dem Kraut aavaroy kommen / 
darvmb daß es wider die Vnſinnigkeit dienet / and) bey denen / die von den 


thoͤrich⸗ 


Es iſt noch ein ander Ding / dat durch mans den Hunden benemmen 
kan / daß ſie nicht raſend thörtche werden. Die jungen Hunde haben vnter 
der Zungen eine Flachßader / in der Geſtalt eines Wurms / der da rund vnd 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 163 


khßoͤrichten Hunden gebiffen feyn. Wenn mansden jungen Hunden ang, 


ſchneydet oder außnimmet / ſo werden fie nimmer thoͤricht / thun feinen ſcha⸗ 


den / vnd bellen auch nicht fo ſehr. 

( Dieſes vom Wurm der Hunde vnter der Zungen / hab ich biß anher Vom wurm 
vert eut ſchet / wie es der Author lehret in Sareinifcher Spraͤache / Vnd weil 23° 
die taͤgliche Erfahrung etwas anders oder mehrers lehret / hab ich diß dazu Zungen 
zum beſſern Vnterricht ſetzen woͤllen Der Wurm vnter der Zungen bey den 
Hunden / iſt den Weydleuten wol bekannt / iſt faſt wie ein kleiner Regen⸗ 
wurm / et was weißlechtig / wird gefunden bey allen Hunden / vnnd iſt gewiß / 
wenn man jhn den Hunden / ſie ſeyn jung oder alt / benimpt / daß fie weder 
Menſchen noch Viehe beſchaͤdigen / wenn fie ſchon raſendt tolle werden. 

Vnd da ſie ſchon ander Menſchen oder Viehe beiſſen / ſo haben fie doch kei⸗ 


nen Gifft mehr/ond vergifften niemandt. Aber ohne das iſts nicht / daß fie 


nicht wärericht werden. Den Wurm aber benimpt man jhnen alſo / daß 
man in der miete de Wurms mit einem Pfriemer indie Zungen ſticht / 
vndjhnenheraußreiffer. ) 

Wenn nun den Hunden die ſchwartze Galle / vnnd das andere nechffe Don dem 
Geblür erhitzt oder erfaufer/onnd gang ſuchtig wird / als denn gefchtwüllet cola ia 
ihnen die Zungen auff / vnd diefelbe Ader vnter der Zungen’ der Wurm ge des Spã⸗ 
nannt der Munde der rollen rafenden Hunden gifchermir einem gifftigen " 
anfälligen Speichel. Denn meil dieſelben Hunde Bekandte vnnd Vnbe⸗ 
kante ohn vnterſcheid anfallen / ſo da vngefaͤhrlich der Schaum oder Spei⸗ 
chel auff eines Menſchen oder Thieres bloſſe Hanı koͤmpt / thut er dem ſcha⸗ 
den / vnd vergifftet auch ohn alle Biſſe. 

Aber die erſte Huͤlffe iſt / daß man den Speichel alsbald mir einem Luſſeruche 
Saltz waſſer rein abwaſche / ſo ſchadet er nie. Darnach find viel andere Ark — 
ney erdacht wider den gifftigen Biß eines tollen Hundes / vnnd iſt diß die Schaden 
vorn embſte / daß man alsbald die Wunde weiter mache/ond auff dem (dia Sum 
den ſchrepffe und Koͤpff ſetze / nach demſelben ein Pflaſter aufflege von Aſch⸗ 
lauch / Zwibbeln / Knoblauch / Senff / Erdgall / Wermuth / geſaltzen Butter 
vnd Honig zugericht / der Harm eines jungen Knaͤbleins vnter zwoͤlff Ja⸗ 


ren iſt auch gut / daß man den Schaden mir behet / außwaͤſcht vnnd vmb 


ſchlecht / Deßgleichen mag man aufflegen Opoponacum, Rauten / Saltz / 
Feigen / Rothkol / mit Honig oder Butter zum Pflaſter gemacht. Yetiaf if 

Die Ader laß iſt nicht gut in diefen Faͤllen / vnd ſoll feines weges gefiche, verboren 
hen / denn die Gifft durch dieſe vnbequeme Artzney vnd vngeſchickts vorne⸗ 8353 
men vielmehr in Lab gezogen wird / vnd alsbald das Hertz eynnimpt / ja alles 
Sebluͤt / vnd denn den lebendigen Athem vergifftet. 

Dorwegen ſolche jnnerliche Artzney / die da die Gifft vom Hertzen weg Innerliche 
x ij treiben / 


14 Das VII Buchdefdriten Theilo / 


Azuen wun treiben / vnd alles böfesurtheilen / an ſtatt der Aderlaß eyngenommen wer, ⸗ 


— — den ſollen / als nemblich / Tyriack / Mithridat / Knoblauch / Scordium, Mei, 

Hunden, ſterwurtzel / vnd die im faſt gleich iſt / heilige Geiſt zwurtzel / Zitwer / Rauten / 

Dotterblumen / Mutterkraut / Veielwurtzel / Alant / Feigen / Frantzoſen⸗ 
holß / Baſilien kraut / Pfefferkraut / Iſop / Thymian / Toſten / welche alle und 
jeder inſonderheit haben die Krafft zu zurtheilen vnd durch Schweiß auß⸗ 
— allen Gifft / auch die Natur zu bewahren das Gebluͤt fuͤr aller Ver⸗ 
gifftung. 

— Die Seeſtaͤdter vnd ander Leute ſo am Meer wohnen / nemmen Men⸗ 

enntauchen ſchen vnd Viehe / die von tollen Hunden gebiſſen ſeyn / vnnd tauchen ſie ſie⸗ 

ben mal ins Meerwaſſer vnter / welchs nicht ein vergeblicher Aberglaub iſt / 

ien Hunden ſondern natuͤrlicher Weiſe hifffts / daß die Gifft deſto beſſer außgewaſchen 

werde / vnd dieſelben Krancken vonder Waſſerfurcht / welche ſehr mit su, 
ſchlaͤgt / entlediget. Denn dieſe / die von tollen Hunden gebiſſen ſeyn / gehen 
wol gerne mit Waſſer vmb / aber fuͤrchten ſich vnd zittern gar darvon / wenn 
ſie Waſſer ſehen. | 

Von der Alſo gar verruckt werden ſie / daß ſi ohne Vnterſcheidt das Gute ver, 

Ordnung achten vnd fuͤrchten / das Schaͤdliche aber begeren ond fuchen. Denn wenn 

eher Kran⸗ ſie offeer trincken / werden ſie geſundt / derwegen mie ſehr fie ſich für Waſſer 
foͤrchten vnnd vngern trincken / je ſehrer man ſie zum trincken noͤtigen ſoll / 
damit die Gifft deſto weniger su den jnnerlichen Gliedern kommen kan / vnd 
deſto mehr gedaͤmpfft werde. 

Se Ss iſt wol ein wunder / daß nicht allein die Gifft / ſo in Leib gegeben wer, 

warumb den / toͤdtlich / ſondern auch gifftige Biſſe und Wunden / ſo von auſſen begeg⸗ 


J 


en nen / allgemach / ſtillſchweigend und heimlich auch langſam das Leben toͤd⸗ 
dt tenvonndfeinen Gang sum Hertzen / als dem Quell deß Lebens / Haupt und 
andern vornemmen Gliedern nemmen ſollen: Aber es geſchicht alſo / daß der 
ſpeichel derer / die am Außſatz kranck ſind / vnd der Schaum deß tollen Hun⸗ 
des / wenn er auff friſch Fleiſch faͤllet / vnd nicht bald abgewiſchet / auch der 
Ort mit Saltz gerieben wird / durch jhre durchtringend gifftige Krafft groſ⸗ 
ſen Schaden thun / alſo ſehr / daß wo die Glieder ſo viel Sehnadern oder 
Pulßadern haben / durch anfallen oder beiſſen der tollen Hunde verwundt / 
vnnd mir ſchroͤcklichem Geſcht oder Speichel vervnrein get werden / das 
Hertz vnnd das Gehirn die Gifft alsbald empfinden / das Hertz an ſeinem 
leblichen Athem geſchwaͤchet / matt vnnd ohnmaͤchtig werde / das Gehirn 
von wegen der Sehnadern / die davon ent ſpringẽ / an jren Sinnen und Ge⸗ 
dancken verderbet / verruckt vnd gar vnſinnig werden. Wo aber die Fleiſch⸗ 
liche oͤrter deß Leibes / die da von Gebluͤt durch die Blutadern ernehret / vers 


letzt vnd vom rollen Hundsbiß verwundet werden / fo koͤmpt die toͤdtliche 


G ifft 


— 
4 


l 
| 
| 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 165 
Sifft allmehlich vnd erwas laͤng ſamer durch dassuflieffen und dem Blur, 
que der Bintadern anfänglich sur Leber / vnnd von dannen sum Herken 
vnd in alle andere Glieder / vnd am viertzigſten Tage/oder etwas laͤngſamer / 
werden ſie raſend toll / vnd gerathen in die Waſſerfurcht. 

Diß muß man aber eben mercken / will man anders recht vnd gluͤcklich ine nöcige 
dieſen Schaden heylen / daß man nicht leichtlich laſſe die Wunden zufallen Lehre dar 
oder zuheylen / nicht viel anders als wie in den Peſtilentzen / Carbunckeln en 
vnd gifftigen Geſchwuͤren ſolches fleiſſig in acht gehabt wirde / denn fo dag nit batd zu 
geringfte Süneflein oder Zunder def Suffts verbliebeond fich heimlich ver, P"'" 19% 
hielte / ſo fan der Schaden bald wider nem werden / vnnd das letzte ärger ale 
vor. Darpmballer Gifft in Schäden Heiffiggereiniger werden muß / mit 
ſcharffen Artzneyen und Auffeken deß rothen Pulvers / daß die Barbierer 
vnd Apotecker præcipitatum nennen denn daſſelbige laͤſſet kein Wunden Wieman 
noch Schaden zufallen / vnd beiſſet den Gifft herauß. Vnterweilen iſt auch pursieren 
gut in diefen Schäden su purgieren das ſchwere böfe Geblůt / damit die Saum 
Wahnſinnigkeit beſſer geſtille vnnd weggebracht werde / darzu nuͤtzlich in | 
träncken geben werden Senisblärter/ Engelfüßwurge/Epichymum ‚ Ries 
ſewurtz / Hirſchzung / Miltzkraut / Erdtrauch / Borragen / vnnd vornemblich 
die Latwergen Hamech genannt / deßgleichen die Syrup von Epithymo 
vnd Erdtrauch / welche denn auch in anderer gifftigen Thieren Biß / vnter 

welchen etliche ſchaͤdlicher ſeyn denn die andern / koͤnnen gebraucht wer⸗ 


den. 
Das V. Capitel. 

Von den Pfinnen der Schweine / auch allerley andern ſchwein⸗ 
ſuchten / ſo die Schweine haben / nicht viel anders als die 
Menſchen den gemeinen Außſatz vnd die Fraͤntzoſen / vnnd 
wie man jhn bey Viehe vnd Menſchen wehren kan. 


Emnach ſchweinen Fleiſch / auch bey den Hoch vnd Wolge⸗ 
D bornen / eine herrliche Speiſe geſchaͤtzet wirdt / vnnd faſt keines Herrn 

Hauß ſt da man ſich nicht befleiſſigte guter Speckſeiten ja da man 
nit von weiten gute Schweins koͤpffe vnd Schincken jm bringen lieſſe / vn d Oie Wars 
jederman Leberwuͤrſt / Bratwuͤrſte / Groſſewuͤrſte vnd dergleichen / was dar Ian) 
auß gemacht wird / gern im Hauſe har/2c.So habe ich nicht vnterlaſſen woͤl ver —* 
len / aewas von dieſer Eygenſchafft zu melden. Soll aber ſchweinen Fleiſch "* 
rein vnnd geſundt ſeyn / ſo muß man auff das Viehe Achtung haben / mit 
Wartung vnd Maſtung. Denn dieweil die Schweine ſich gern im Koth 
vnd allem Vnflat waͤltzen / ſo gehoͤrt cin ſonderliche —2 darzu / daß 

N S NER y j man 


16 Das VIL. Buch deß dritten Theils/ | 
manjnen den Stall vnd dassager rein halte. Deßgleichen fol die Maftung 
vonreiner Speife geſchehen / denn fo manjmmer fore faͤhret die Schweine 
mit Trebern / Hilfen oder ander vnreiner Speifesu meſten / ſo friegen ſie am 
Halſe Kröpfferend werden am gantzen Leib pfinnig. i 
Das pfins Daher das pfinnige Fleiſch der Schweine fo gar vngeſundt und füch« 
5 tig iſt / daß es den ganken Leib vnd alles Gebluͤt vervnreintget. Band diß iſt 
ſundt es fep. die meiſte Vrſach geweſen / warvmb den Juͤden das ſchweinen Fleiſch ver, 
botten / vnd fie es nicht haben eſſen dürffen. 
F Spree Denn dieerfte Schweinſucht iſt / wenn ſie vmb den Hals Kröpffe krie⸗ 
Stwen, gen / welchs daher geſchihet / daß ſie vngeneuſſeg geſſen / vnd ohne vnterſcheidt 
ſucht. allen vnluſt zu ſich nemmen. Darnach iſt die ander Schweinſucht / die man 
Tr. nennet die Pfinnen / welche den gantzen Seib vervnreiniget / denn das Fleiſch 
2 ond alle jnnerliche Geder / wie fie beſchuͤtt weren / mit weiſſen Flecken vnter⸗ 
loffen ſind / vnd ſind die Pfinnen ein wenig erhaben / vnd wie weiſſe Blaͤtter⸗ 
ne lein hin vnd her zurſtrewet Ob fic aber pfinnig feyn oder nicht / fenner mann 
een Sawa an der Zungen / daher die Schlachter den Schweinen ein Eyſen in Halß 
Die Are der ſtecken / die Zunge beſehen und pruͤfen / ob fir zu ſchlachten oder nicht, 
Be Diefen ift andy gleich der gemeine Außfag der Menſchen / welcher fi 
nen Augja, vnterm Angeficht und am ganzen Leibe mit Pfinnen fehen laͤſt / denn disfel, 
hesder  berote Pfinnen oben ander ſpitze weiß werben, welches daher gefchicht weil 
Menfhen. ſich das ſchwere gebluͤt eins cheils wie in ein Afche verwandelt. Das pfinig, 
te ſchweinen Fteifch ift wol fülle und ſchmackhafftig / aber wegen dep Auf, 
ſatzs und vermifchung vnreines Geblues fehr ungefunde. Denn alſo auch 
das Fleiſch neben den Beinen allzeit ſuͤſſer vnd beffer ſchmecket / darvmb dag 
daſſelbige Fleiſch auch mehr melancholiſch Gebluͤt hat / wie denn die Beine 
auß ſolchem Gebluͤt gantz vnd gar gemacht ſeyn / vnd jr Nahrung daher ha⸗ 
ben / Aber die Pfinnen der Schweine ſind nichts anders / als bey den Men⸗ 
ſchen der Außſatz vnd die Frantzoſen / denn es ſind Geſchwiſter Kinder / vnd 
ob ſie in Namen vngleich / ſo ſind ſie doch in der That vnnd Wuͤrckung ein 
Ding / wie denn der gelehrt ſte Arge Actius im Cap. vom Außſatz ſchreibet. 
— * Der wegen in wolbeſtelten Regimenten ein Erbar Rath der Städte 
Beteiten _Alseiz ernfllich verbeut / zuverhuͤt en die groſſe Gefahr auß der vnreinen ſpei⸗ 
en: fe daß fein Mutterſchwein noch Eber geſchlachtet werden muß / es fey denn 
Schwein Mit außgerackter Zungen gar gepruͤfet / daß es nicht Pfinnig. Denn wo 
lochten. auff der Zungen oder im Gaum ſich weiſſe Pfinnen erseigen / oder auch die 
Adern blawlecht vnnd mit ſchwartzer Farb vnterloffen ſind / fo iſts ein ge⸗ 
wiſſe Anzeigung / daß fie auch jnnwendig gar pfinnigt / da denn alsbald dag 
Vrtheil gefaͤllet / daß man dieſelbe Schwein nicht ſchlachten ſoll / oder ſo ſie 
vnverſehens allbereit geſchlachtet ſeyn / daß man ſie begraͤbet. Da * 
nicht 


— 


EEE 
Kos tar = 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 167. 


nichts dergleichen fehen dt 
eile / ſo vrthei 
Scans um. Suarfadter daß das 
* ewe ie A 
gefund fie auch —* er Dishe viel füchtigesond vnreimes huſe hen / wi 
——— J ſchichts im Niderlandt an etlichen Oertern Ha — 
voberfenget/ vnd mit le Bann Schweine erſt mit angegündtem ——— 
Fewer alles vnreine vnd * Al fie außbruͤhet / denn alfo verzehret das — 
ſer Kr fo allein hun fan. er Haut / welchs das ſiedend heiß Waſ⸗ ia 
Aber die pfinnigen Schwein En aͤchtigtelt. 
alſo / Den Stall⸗ e werden gehe (et und 
ee Se —— ee itr (a 
Ber efır anlage ehren / vnd fauber machen’ Darnach Pfinnigen 
hen/bewegenond ee & J— halten/ baß fie fich ertwas *— Sawane. 
die er? ue wader amblen. Dahe 
die em — die Wälde gefchlagen erden Ol gefinder ae Fon A 
———— ‚ond die in Staͤllen gehalten werden / ſie b als gefünder ats 
e@eiärhadı ER der Schweinfucht ac un 
ol man fe offter ſchw : R 
auch Waſſer geben mir etwas he emmen in reinen Waſſern / bipmeilen Inderemeh: 
mr ermiſchen / die Meerſchnecken  Mofchelnge orbeern vſangen⸗ 
a Schwein zurecht / wenn man fie focher/i ee — 
Beinhülfen VRR. Item die Weinhefen von Wein In —— 
daronter gegoſſen "Rod * Wein gepreſſet iſt / ſenderlich wenn — Sof 
heit deß? e egewiſſe Huͤlffe vnd Artzn oſt 
Viehs. ey wider dieſe Kranck⸗ 
er vi 
dieſes en fragen nichts nach der Geſundheit / weder Wiasd 
Bi —— r Menſchen / die da von ſchweinen Fleiſch ich GE Damen ir 
en Schw —52 nicht allein alte ſawre Bierhefen vnnd allen Au ger machet. 
er! a auch ftincfende faule Aepffel undandere ſchi nluß 
ab | iefe böfe ſeuche der Pfinnen vnd milch. Etigfeader 
‚fondern zunimpt vnd d vnreinen Gebluͤts nie cn Nen⸗ 
———— rger wirdt. Denn alles ſehr ſawre hat die Nat —* 
—— en Gebluͤt ſchaͤdlich iſt / zu ſehr kaͤſtet / ſto Ey 
ee were macher/aber denCholerifcheond Hist pfft / vnd nee 
aern andern Tag eh a ſſig das vierrägliche Fieber ke ER 
* vertreibets 
een en Te RR: den higigen — FDRBAERTAKEDIE 
Ya er / welche ein fifchreich E 
ne mit ch Land haben /e 
het Bon durch welche Maſtung / ob di Ja Ai enehren jre Schwei Die Ma, 
| efommen fie davon weich Fleifch vnnd fli eine wol fett werden / Runa der 
flieffigen E peck/ denn wie sn nen 90» 


groß und dick di 
| . d dick die Schweine davon werden / ſo vnſch mackhafftig find fie. laͤndern. 
Ich 


18 Das VIL Buch deß dritten Theile! 
Krsnenwir ¶ Ich weiß auch wol / daß die Leute / fo da den gemeinen Außſatz haben 
ae oder pfinnig vnter den Augen ſehen / durch ſtettigen Gebrauch der Froͤſche 
Menſchen. geſund worden ſeyn / denn dieſe Waſſer Thierlein / als nemblich die Froͤſche / 

giſſen / das hitzige Gebluͤt fühlen / vnd dag ſchwere Gebluͤt der Melancholey 
anne ſurecht bringen. Die andern Froͤſche die auß der Erben kommen / in den 
Straͤuchern niſten / vnd nicht auffſpringen / ſondern mehlich fortkriechen / 

ſind gifftig / vnd werden Padden genannt. Die Laubfroͤſche / mit einem gruͤ⸗ 

nen Ruͤcken vnnd weiſſen Bauch / die im Lentz ſich finden / ſind auch einer 

andern Art. Derhalben allein die Waſſerfroͤſche / die ſo ſchlang ſind / vnnd 

hoch empor ſpringen / wider dieſe Kranckheit dienen / vnnd in einer Huͤner⸗ 

bruͤhe genuͤtzt werden / wider die Schwindtſucht vnnd das abnemmende 

Fleiſch. Mehr de Schiltpaddẽ / Kraben / Creuitſen Gaernaert Moſcheln / 

Vnterſcheid Oeſters / Cruyken vnd andere Schneckenart / kuͤhlen vnd temperieren das 
der Krebſe. ver brannte boͤſe Gebluͤt. Deßgleichen auch die Krebſe / vnd die Waff rkreb⸗ 


fe ſehrer alsete Meerkrebſe / darvmb daß die Meerkrebſe stwas ſaltzig Ding 
an ſich haben / dardurch fie wol beſſer ſchmecken / aber doch ſehrer auß⸗ 


— / vnnd den Geſunden bequemer, den Krancfen aber die Waſſer⸗ 

rebſe. 

— Vnter allen Waſſerthieren / die ein harte Schale haben / iſt nichts herz, 

(en, lichers denn die Fließkrebſe / die da an der Geſtalt sen Meerkrebſen gleich 
ſind / allein etwas anderer Natur vnd Wuͤrckung / am Ruͤcken ſind ſie kew⸗ 
lichter / haben auff beyden ſeiten vier Fuͤſſe / vnd ein jeder Fuß ſechs Gelencke 
oder Glieder / am euſſerſten ort etwas ſtachlicht / damit fie gehen koͤnnen hin, 
derwerts vnd vorwerts / haben auch zwo Scheeren mit zween Zancken / da⸗ 
mie fig feſte angreiffen / ſie mercken auch balde einen jeden / wie ſtille man jh⸗ 
nen nachfolget / vnd verkischen ſich ins Erdreich / fonder Zweiffel weil fie 
wunderbarliche Augen vnd Ohren haben / Jedoch find fie auch ſehr Siftia/ 
wie fiedenn das beweiſen / wenn fieden Oeſters nachſtellen onnd bey ihnen 
ihre Speife fuchen. Diefe Fließkrebſe find cin bewehrte Artzney wider die 

Die Artzney Darr vnd Verzehrung / wenn man fie rein abgewaſchen / in Gerſtenwaſſer 


ehe ſieden laͤſſet / Nit weniger dienen fie auch wider den gifftigen tollen Hunde, 


3brung. bih / wenn man ſie zu Pulver brenner / vnnd deß Brilders ein £öffel voll mit 


vn” Entz an vnd wenig Weyrauch nuͤtzet / welches Gifft pulver offter ſoll wider⸗ 


an touen holet werden / ein halben Monden lang / damit die tolle Raſenhei vnnd die 
Feuer Waſſerfurcht meggebrachr werde. 

wider tolle Diefesvon allerley Waſſerthieren ſey deſto fleiſſiger gemelder / damit 

Partei ein jeder verſtehe / daß dardurch nicht allein Die Schwein ſucht vertrieben 

werde / ſondern auch alles verbrandte vnd ſchwere Gebluͤt / vnnd viel andere 

Kranckheit den Menſchen benommen / Ja daß man auch billich wiſſe / wie 

die 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 169 

die Fließkrebſe gute feuchte Nahrung geben / vnd die natürliche Waͤrmbde grebs Hart, 
ſtaͤrcken / ſonder fo man ein Trünckiein guten Wein darzu trincket / de Dia, in inn.. 
gen wol dawet / und alle Speiß wol außgearbeit wirdt. fhwere Ges 

Die Meerkrebſe find nie allein den Sefunden/fondern auch den Kran, —— 
eken / die da mit viel boͤſer Feuchtigkeit vberfuͤllet / geſuͤnder / denn weil fie et, und Woͤr⸗ 
was ſaltzigs an ſich haben / machen fie eine Luſt zu eſſen / vnd trocknen auß al Sarnen... 
Ve vberfluͤſſige Feuchtigkeit auch wehren ſie der Faͤulnus deß Gebluͤts / wie 
gut zuſehen iſt in den geſaltzenen Fiſchen vnd Fleiſch / die da lange gehalten 
werden / vnd doch nicht verfaulen. 

Darvmb iſts wol gethan von den Hollaͤndern / Niderlaͤndern / vnnd 
mehrers theils allen Teutſchen die nach Mitternacht wohnen / daß ſie ſich 
gebrauchen in gemein jhrer Speiſe / mit Saltz vnd Gewuͤrtz / als nemblich / 
Ingwer / Pfeffer / Greyn / denn alſo werden die nicht alſo Phlegmatiſch / 
famblen nicht ſo viel Feuchtigkeit / werden nicht ſo gar fett vnnd vngehew⸗ 
riſch / wie ſie ſonſt darzu geneiget / denn die Fettigkeit vergehet von ſaltzigten 
Dingen / wie die Schnecke zurſchmiltzt / wenn man Saltz drauff ſtrewet. 


Das v I. Kapitel. 


Wie die geraͤucherten vnnd gedoͤrꝛeten Murenen / ſonſt Pri⸗ 
cken genannt / wie ein Liecht vnnd Fackel brennen / vnnd 
in Mangel derſelben nuͤtzlich gebraucht / wenn man ſie an⸗ 
zuͤndet. 


Je Fiſche zu Latein Murenæ, ſonſt Pricken genannt / ſind 
faſt gleich den Lampreten / gantz beruͤhmoͤten und herrlichen Fiſchen / fapreibung 
? Welche jhren Namen Lampreten / zů latein Lampretas darvon has, der Pricen. 
ben / daß ſie gerne ſaugen vnnd mit dem Maul ſich feſt anlegen an die Felß 
und Steine / gleich als wenn man ſagt / Lambens petras, ſaͤuget an Stei⸗ 
nen, Jedoch find die Pricken etwas kleiner / rund wie cin Ahl / mir ſieben 
Augen vnterſchieden oder punctiert auff der lincken Seite., Diefe Fiſche — 
haben feinen Ruͤckgrad / wie andere / fondern nur ein Sehnader / viel wei⸗ — 
cher als jergend ein Knorpel / dar durch es geſchicht / daß fie fo behend ſich be, devnd er 
wegen / eynkruͤmmen / in einander flechten/ eynziehen / außſtrecken / hüpffen/ —— 
ſpringen und ſpielen können. Sie kriechen aber faſt fort wie die Schlangen / 
vnd haben auch jre Krafft deßlebens im Schwantze / daran fie eher ſterben / 
als wenn man jhnen das Haupt eynſchlaͤget. Die Niderlaͤnder heiſſens 
Pricken / darvmb / daß fie mit jhrem ſpitzigen Maul an die Schiffe / Gemoͤſe / 
der Menſchen Leibe hart ar fallen / vnd mie etwas hefftiges beiſſen / zwicken / 
ſtechen / vnd mir Gewalt gleich su einem eynbrech en. 
— — e⸗ 


#6 DasVI1Bichdeßdrieeen Theils/ 
——— Dieſer Fiſch har uns ein newe Kunſt gelehret / nicht jederman bekannt / 
das fie ren, JEDOCH der Ver nunfft gemaͤß / vnnd wol bewehrt / als nem blich / daß wenn 
ke. man jhn anzuͤndet / er brennet wie ein Liecht oder Fackel / doch muß er zuvor 
in einer Stube oder Fewermamer gerauchert vnnd abgedörzer feyn / wie die 
\ Miderländer Hering’ Lachs / Schincken / Speckſeiten / Wuͤrſte / etc. raͤu⸗ 
chern / oder an der harten Lufft Nordt abgedoͤrret / viel Jahr gut behalten. 
Denn alſo fie mit Schweffelliechtlein / wie ander Wachs oder Vnßletliech⸗ 
ter / bald angezuͤndet werden , vnnd wie ein Fackel leuchten in der gantzen 
ala Nacht / daß man davon in Häufern vnnd vberall fich wol beſehen 
an. | 
rn Diß geſchicht davon / daß die Fiſche viel Fettes vnnd Schmeerdurd) 
Prigen vnd durch haben / wie man auch ſihet / wenn fie auffm Roſt oder gluͤenden 
brennen. Kohlen gebraten werden / daß ſie gar ſchnell / wie Oel / brennen / lauter Flam⸗ 
mn Fewers / vnnd wer ſie angreifft / dem heiß die Finger verbrennen. Glei⸗ 
cher weiſe / wenn ſie in der Fewermawer abgetrucknet / davon mie Liechter 
brennen vnd leuchten / dazu denn auch hilfft die Sehnader / die an ſtatt deß 
Ruͤckgrads / vom Haͤupt durch den gantzen Ruͤcken biß sum Schwantz ge⸗ 
het / denn dieſelbe wie ein Liecht den Tacht gibet / daß fich die Fewerflamme 
daran erhaͤlt und nehret / aber das fette Fieiſch am Fiſche gibt Zunder / wie⸗ 
wol ſie bald verludern / vnd nicht fo lang als Vnßletliechte leuchten koͤnnen / 
die da nicht ſo leichte rinnen / noch ſo behend verbrennen. 
de Derhalben wo Liechte / Fackeln / Lattern mangeln / da fan man / im 
Man gel derſelben / mit Pricken leuchten vnd fewren / ſonderlich / wenn fie 
Wennpri⸗ dieſe Zeit abgedoͤrret / da ſie etwas fetter vnnd viel Schmaltz haben / welches 
denfolen ag Anfang deß lentzes / im Mertz vnnd Aprill zugeſchehen pflegt / auch im 


ba: ⸗ * > z 
Set werden. angehenden Herbfl/als nemblich in beyden Aquinodtiis,dadis Kälte ond 


Hitze nicht zu groß iſt. 

Das VII.Capitel. 

Von dem Ey / das der Han leget / vnnd zu welcher Zeit oder in 
waſem Alter / Endlich was darauß geboren wirdt. Deßglei⸗ 
chen von dem Hanenſtein vnd Adlerſtein. | 

en a Er Haniftvnter viel zamen Geflügel allein der behergefte/ 
Löwen mit yvnnd mit inem ſchoͤnen rothen Kamp auffimm Haupt generet / tre⸗ 
Be WNhet von heller Stimmesond fchläger mir feinen Slügelnvin weichen 

beyd en er auꝝ dem fremdigiten vnnd herrlichſten Thier / dem oͤwen / ein 

Furcht vnnd Schroͤcken machet. Von dieſem Han glaubet man / daß er 

mcht leichtlich muͤde werde / wenn gr gleich offt mis den ae 

x abe / 


Don den Geheimnuſſen der Natur. 178: 
habe / vnnd daalle Thier nad) vollbrachtem Werck der Siehe vnmutig were Zuneaue 
den/onddie Frewdigkeit ablegen, iſt der Han allein / der darnach viel Frew⸗ ir — 


diger / vnnd mir feinem ſtaͤrckſten Krehen beweiſet / daß er noch ein frewdig 


Hertz hat. 
Wenn aber der Hañ auffs aller aͤlteſte wirdt / welches etlichen im ſie / Wenn vnd 


benden / etlichen im neundten / oder auffs laͤngeſt im zehenden Jahr deß Al. ne 
ters geſchicht / nach dem einer flärefer oder ſchwaͤcher von Natur iſt als 
der ander / oder auch nach dem er weniger oder mehr mit den Huͤnern zu⸗ 

thun gehabt ( Denn alles / was den Iebendigen Athem hat / durch diß Werck nu. wre 
etwas an ſeiner Natur geſchwaͤcht wird ) alsdenn leget er felbft ein Ey im der trebe 
heiſſeſten Sommer / in den Hundstagen / welchts ſonderzweiffel bey ihm u. 
auß einem verdorbenen vnnd erhaltenen Saamen / oder anderer böfen Natur. 
Feuchtigkeit zuſammen gerunnen / gezeuget / aller Geſtalt / wieein Küner 

Ey / nur allein etwas runder / vnnd ein mal Gerb / das andermal Blawlich / — 
offter ſprencklicht / darauß der Baſiliſcus, zu darein Regulus genannt / her. v 
kommen ſoll (mie etliche meynen) ein gifftiges Thier / anderthalb Schuch ſrung 
groß / mit drey Spitzen an der Stirn / dreyeckicht / wie gekroͤnet matt ein er Koͤ⸗ ie 
niglichen Krone / gerade von Seibe/garg gehaͤſſig and mit glimmenden Au. bayslirer. 
gen / dadurch er allen Athem vergifftet und toͤdtet. 

Der gemeine Mann in gantz Europa iſt der Meynung / daß der Ba- Von auß⸗ 
filifcus alſo geboren werde / auß dem Ey deß Hanes / ſo ein Kroͤte daſſelbe Saunen, 
außbruͤtet / Welches obs ein Gedicht oder warhafftige Hiſtoria fey kan AuRorsa. ı 
ich nicht ſagen. Aber das habe ich in Erfahrung / daß der Han ſelber auß⸗ 
bruͤte. Denn alſo im Seelandt / in der Stadt Zirizea, bey vnſern Zeiten/ 
zween alte Hanen Eyer gelegt / vnd mit groſſen Schlaͤgen kaum davon ha⸗ 
ben koͤnnen abgetrieben werden / daß ſie die Eyer nicht bebruͤteten / Ja die 
Eynwohner / weil fie geglaubt / es muͤſte ein Baſiliſcus darauß geboren wer, 
den / da ſie geſehen / daß die Hanen ja jhre Eyer außbruͤten willen’ haben 
ſie dieſelben Eyer zurmalmet vnnd gar zurieben / die Hanen aber ger 
wurget. Wie das Ey 

Vnd wieder Han nun in ſeinem legten Alter ein Ey empfahe / trage / ge vom Hane 
bäre/ vnnd auf den neunzehenden Tag außbruͤte / tſt wol werth aller na-⸗seboren. 
tuͤtlichen Nachforſchung. Ich halte es darfuͤr / daß ein ſolches geſchehe 
sorgen der faulen boͤſen Feuchtigkeit in feinem Leibe geſamblet / vnnd wegen 
der Hitze deß Hanes / der die Feuchtigkeit mit einer Schalen bilder / fon 
derlich wenn er nun auffhoͤret mie den Huͤnern zuhun zuhaben. Denn 
alſo wirdt auß dem verhaltenen Saamen deſto mehr boͤſe Feuchtigfiit ger 
ſamblet / vnnd dieſelbe deſto eher in ein Ey gebildet / welches wenns vom 
Hane ſabſt oder von eim andern Thier außgebruͤtet wirdt / ſo lompt daran 

—D y ij ein 


wu Das V II Buch deß dritten Theile/ | 
ein gifftlger Wurm / oder ein ander gifftig Thier / Balılifcus genannt / ein 
Arc der Schlangen in Africa,ond den gar heiſſen Ländern mehr befannr. 
Ein Gleich⸗ Gleich wie die Spuͤlwuͤrme in der Menfchen Leibe wachſen / vnnd ſich 
es. im Bauche / auß einer sufammen geronnenen Mareri fauler Feuchtigkeit / 
der Spät durch die Waͤrmbde gebaͤren / mehren vnnd lebendig machen / Wie auch 
are zue Weſpen / Kefer / Raupen / Fliegen / auß Kuͤhemiſt vnnd andern vnreinen 
andere Feuchtigteiten entſtehen oder wie Kornwuͤrme im Korn / Holtzwuͤrm im 
Gewirme Holtz / andere in Eycheln / Nuͤſſen / Kaͤſen vnd dergleichen / durch Huͤlff der 
euſſerlichen waͤrmbde gezeuget vnd lebendig werden: Alſo auch auß deß Ha⸗ 
neß Ey ein gifftiger Wurm oder ander ſchaͤdlich thier / vnd dag vngehewre 
geboren wird / der Baſiliſcus, der da mit feinem anruͤhren / anhauchen / ans 
aͤthemen / pfeiffen vnd Geſicht / alles ſchnell toͤdtet / was er nur anſihet. 
Wie die Nicht vngleich dieſem iſts / wie etliche ſchreiben / daß auß dem erfaulten 
Satemen Marek dep Ruͤckbeins deß Menſchen eine Schlange geboren werde. 
etengeadgee _ Was aber die Natur vnd Eygenſchafft dep Baliliſci anlanget / der auß 
ae einer gifftigen Mareriengeseuger/fchreiben viel gelehrter Scribenten ſo viel 
und Krafft deſto fleiſſiger / daß der Bafılifcus die ſchnelleſte und groͤſſeſte Gifft hat / denn 
des Bafıls- or is dem Sefiche/ Athem / Pfeiffen / auch von fern baldrödrer / da andere 
fer Schlangen nicht ehe als nahe / durch anrühren oder beiſſen / den Gifft auf, 
theilen / vnd faſt langſam das Hertz toͤdten. Darvmb der Poet Lucanus 
ſagt / da er viel andere Art der Schlangen / vnd inſonderheit auch die Natur 
Zib ↄ. deß Baſiliſci mir dieſen Worten beſchreibet: 
Die groͤſte Gifft vor allen iſt 
Deß baliliſciklug du biſt / 
So den Baliliſcum fleuchſt weit / 
Damit nicht dirs zu ſpaͤt werd leyd. 
Der Baſiliſck im ledign Landt 
Regiert / vnd iſt auch ferrn bekandt / 
Denn mit ſeim Athem alles Todt / 
Wegen ſein Gfahr hats groſſe Noth. NE 
Damit angezeigt wird / daß der Bafılifcus mir feinem Sefiche alles faͤl⸗ 
let / vnd mit Gifft toͤdtet / auch cheer nahe zum Leibe deß Menſchen komme. 
Der Aber⸗ Aber daß die gemeinen deute glauben / daß in vnſern Landen ein ſolch 
atem ſchaͤdlich Thier von dem außbruͤten der Kroͤten herkomme / vnnd lige das 
— Thier in den verborgenen Loͤchern / vnd toͤdte die Leute / wenn ſie vnter die Cr, 
en dein ſolche Loͤcher ſich begeben / iſt Weiber theidung vnd ein fa ſcher Wahn. 
Bavnb Denn dag erlicheseure ſterben / wenn ſie in die holen Löcher vnter der Er⸗ 
ons, dengehen/ geſchicht darvmb / daß daſelbſt viel boͤſer Dünfe, Geſtanck / 
See Damoff vnd Gifft ſchwaden / der da von der verſchloſſnen lufft ſich — | 
i ⸗ 








Von den Geheimnuffender Natur. 
ent ſpringen / die dem Menſchen den Athem erſtecken / vnnd offt gar toͤdten / 
daryu doch et was gifftiger Thiere anaͤthemen / ſo in den tieffen Hoͤlen ver, 

borgen ligen / helffen fan. 

Etliche gelehrte Scribenten ſchreiben / daß in Sachſſen eine wilde Are Witde Va⸗ 
der Baſiliſcken geſehen werde / mit einem ſpitzigen Haupt / gelb an Farbe / Mt 
drey Schuch lang / ſehr dick / mit ſprencklichtem Bauche / von viel weiſſen 
Tippeln / mit blawem Nücken/gebogenem Schwantz / groſſes Maules / ge⸗ 
gen der Proportion deß Leibes gerechnet. Aber es iſt ein Zweiffel / obs Baſi⸗ 
liſcken oder ſonſt ſolche Schlangen ſeyn / darvmb daß die Bawren ſich ge⸗ 
gen jhnen sur wehre ſtellen / mit Pruͤgeln und Dreyeckern oder Miſtgabeln 
außſchlagen / vnnd von jhrem anaͤthemen feinen Schaden nemmen / noch 
Gifft empfangen. Denn es find mancherley Schlangen vnnd Ottern / die 

da die Ställe beſuchen / das Vihe beſchaͤdigen / als Hydra, Aſpis, Coluber, 
Vipera,die mit dee Wuͤrckung deß Giffts und Beſchaͤdigung dem baliliſco 
faſt gleich ſeyn / welches der Virgilius mit einem ſchoͤnen Carmine be⸗ 


ſchrieben hat / alſo: 
So offt die Kripp deß Viehs erwigt / 
Dar vnt er cin gifftig Schlang ligt. 
Alſo auch Coluber gewohnt 
Sm Hauß / dem Vieh doch vbel lohnt. 
Die wilden Schlangen in dem Waid / 
Sich hin vnd her vmbwerffen bald / 
Ein ander gantz ſprencklichte Art / 
Ihr Gifft außthut vberall hart. 
Die Otter im Waſſer wohnet / 
— Mit Gifft / wie gewohnt / ſie lohnet / 
Sonderlich wenns von Hitz außdort / 
Sie hefftiger alles durchbort. Dasa 
Diefe Art der Schlangen mag man am etlichen Oertern in Tentfc). Gennihepo 
landt finden / ſo wol auch ein wilde Are Baſiliſcken / aber fie koͤnnen nicht — 
fo gifft ig ſeyn als in den heiſſen Laͤndern in Affrica. ee 
Die heilige Schriffe nimpt auch von der Feindſeligkeit diefer gifftigen — 
Thiere offter Gleichnuß. Denn der Prophet Eſaias deutet auff die vnge ugen Pas 
hewre Geburt dep Bafılifei, daerfpricht: Stegtengen ſchwanger mir du. 1, 
benſtuͤcken / vnd gebaren Boßheit / Die Eyerder Schlangen find geporften/ &a.19: 
vnd die Spinnen haben ihr Netz geferriger, Wer vonihren Eyern jſſet / der 
wird ſterben und wenn ſie gebruͤtet / wird ein Baliliſcus herfür gehen. Dar⸗ 
durch er anzeiget / daß ſie in nichtigen Dingen ſorgfaͤltig ſind / vnd in allem 
boͤſen vornemmiſch / ja auch ihre Lehre vergifftet eg 2 
, y iij a 


Sur.db. 


174 DasVil Buch beßdritten Theil ⸗/ 
2. Schaden thue den Zuhörern, Endlich alles was von inen fommebar fiy 
Prover.ꝛz, vergifftet wie ein Baſiliſcus. Der König Salomon vergleicht die Voll⸗ 


ſaͤufferey deß Meines / davon die Seute Raſendtoll werden / unnd groß 


Schaden nemmen/dengifftigen ond ſchaͤdlichen Schlangen/da er fpricht: 
Du foleden Wein nicht anſehen / wenn er Gelb iſt / vnd glimmer im Glaſe / 


er gehet glatt hineyn / aber zu letzt wird er ſtechen wie eine Schlange / vnnd 


Sifft außſpruͤen wie ein Baſiliſcus. Wir ein Wolff die Stimme benimpt 


vielen die jhm begegnen ſie heiſſer machet durch Vergifftung deß Athems: 


Alſo der Baſiliſcus mit feinem anblaſen vnnd pfeiffen / mie mir einem giff⸗ 
tigen Pfeil audy von weitem toͤdtet. Vnnd das noch mehr iſt / ſo ſchadet er 
nicht allein dem Menſchen / ſon dern auch den andern Thieren / aller Saat. 
vnd Fruͤchten. | 


Artzney Denn es it fein Thier das wider den Bafililcum vnnd ſeine Gifft beſte ⸗ 


wider den 


&ajilfeum hen kan / anfgenommendas Wyſelchen / welches ſich mit der Speiſe der 
Rauten zuvor wider die Gifft verwahret / vnnd darnach getroſt dieſes unge« 
hewre gifftige Thier angreifft / auß den Loͤchern darinn es ligt / zeuhet / zutritt 


vnd zumalmet: Jedoch muß das Wyſelchen / ſo bald die Schlange todt / 
ſich davon machen / vnd mir Raute außheylen / ſonſt ſtuͤrb es von dem giffti⸗ 

Wie Kay ben Dampff. Rei | 
soider viel Daromb die wolrhun die da in Gärten vornemblich diefes Kraut 
, pflantzen / dieweil es fichebarlicher Weiſe vom Giffe widerſtehet / vnnd fein 
Kraffedee Schlange darvnter ſich behalten kan. Denn auch Naute geſſen / oder mie 
Dane · ¶ Wein gekocht / vnd getruncken hüufft / wenn jemand durch das Eſſen deß Al⸗ 
Jrauns / Berſtekraut / Bilſenſaamen / Bleyweiß / Schwartzmoͤren ſafft vnnd 
2 dergleichen kalte Ding vergifftet Denn die Krafft deß Berſtekrauts / das 
3° von man liſet / daßSocrates geſtorben / vnnd andere groſſe Erkaͤltung mit 
4. Mahn / Salat / Puͤrtzeltraut / welche offter gifftig rund toͤt tlich die Raute 
artzneyet / lindert vnnd wider zu recht bringet / ſintemal die Raute ſo hitziger 
vnd verzehrender Natur / daß / wenn man jhr zuviel braucht / auch dem Leibe 


ſchaden mit jhrer Hitze vnd außdoͤrren thut. Diß hab ich ſonderlich erfah⸗ 
ren / daß zur Zeit / da die Peſtilentz regieret / alle die da Raute mir Eſſig zuviel 


brauchten / vnnd jmmerdar für die Naſe hlelten / Blattern auff den Lippen 
bekamen. Denn wenn ſie von auß wendig auffgelegt / ſo brennet ſie / vnnd 
beiſſer / alſo / daß durch hartes reiben ſie Blattern auffzeuhet / derwegen auch 


laſſe ich ein Pflaſter darauß machen / daß man nimpt ſcharffen oder geſaltze⸗ 


nen Sawerteig / geſtoſſene Raute / Feygen / Spamiſche Fliegen / gebratene 
Zwibbeln / vngeloͤſchten Kalck / Veniiſche Seyffe / Salmiack / vnd Br 
{ nie „ ' 


\ 


FEIANET 4 


— ſie nuͤtzlich auff die Apoſtem vnnd Peſtilentziſche Carbuuckel auffg hunden 
wird / daß ſie die Gifft außzeuhet / vnd nicht wider in Leib fahren läffer. Alle: _ 


| Von den Geheimnuſſen der Natur. m; 
tig Tyriack / vnd das Pflaſter bey Zeit auff die giftige verborgene Geſchwuͤr 
legee. Bon innerlich aber ordne Ich den Krancken zubrauchen / daß die böfe 
Gifft vom Hertzen treibet / als da find gantz Fräfftig Tyriack / Mithridat / ei⸗ 
nes quintlems oder anderthalb quintlein ſchwer / nach dem die Perſon alt 
oder Kranck iſt / auch ſolches im Wein / oder in einem Tranck von Goldblu⸗ 
men. 

Weiter / gleich wie dieſe vngehewre Geburt deß Hanes mit dem Baſi / Dom se 
liſcken Eyer / jeder man ſchrecket und grauſen machet / Dagegender Hann." 

ſtein / Lapis Alectorius, allen Leuten wolgefaͤlt / vnnd jederman annemblich 
iſt / ſintemal der Hanenſtein bey ſich getragen die Maͤnnliche Staͤrcke 
mehree / vnnd ein Mannes Hertz in allem vornemmenmachet. Dieſer aber 
wirdt gefunden indem Magen eines Capaunes / mit einem ſubtilen Haut, 
fein vmbwickelt / gemeiniglich das vierdte Jahr hernach / wenn er gecapau⸗ Hanen⸗ 
net / vnnd iſt dieſer Edle Geſtein durchfichrig / in der Geſtalt einer Criſtall iz, 

vnd in einer Groͤſſe einer Bohnen / etliche meynen / daß er auß dem verhal, ſchreibung. 
tenen Saamen zuſammen gerinnt / vnnd durch die Huͤlffe der natuͤrlichen 
Waͤrmbde alſo verharte. Denn dieweil die Natur nicht auffhoͤret / auch in 
den Capaunen den Saamen zumehren vnnd zuſammen zuhaiten / ob er wol 
nie fo kraͤfftig als vorhin / auch nicht fan außgetrieben werden / fo muß er zu 
einem Stein verharten. Dennal ſo die Milch in den Bruͤſten der Weiber 
verhartet / wenn ſie nicht außgeſogen / davon fir denn ſchweren / vnd viel ſtei⸗ 
nig Ding heraußgenommen wirdt. 

Gleich wie aber der Hanen ſtein den Maͤnnern eine Gun ſt machet / daß de a. * 
ſie angenemmer bey den Weibern / darnach auch die Maͤnnliche Staͤrcke vnd Ba 
mehret / daß ſie in Ehewercken deſto ſtaͤrcker vnnd kräftiger ſeyn: Alfo der Lunadh 
Adler ſtein / Æites, der in deß Adlers Neſt gefunden wirdt / vnd jnnwendig feins. 
tleine Steine hat daß fie klappern / hufft den Welbern / daß ji: deſto eher Di Natur 
empfahen / wenn man jhn auff der bloſſen Bruſt traͤget / oder an den lincken eins. 
Arm bindet / an dem Ort / da die Lufftader vom Hertzen biß zum kleinen Die Wir 
Finger durchgehet. Deßgleichen wenn die ſchwangern Weiber an denfelhen Arıerfeins, 
Oertern jhn tragen / ſtaͤrckets die Frucht in Mutterleibe / bewahret ſie fuͤr 1. 
Vnrichtigkeit vnd allem Abgang. Hinwider eine Frawe / die gebaͤren ſoll 2. 
wenn ſie ihn thut auff die Huͤffte / machet ſie jhr ein leichtere richtige Geburt. 3. 
Diß ich ſe bſt in erfahrung habe. Denn da etwann eine FramrhehesStän, 

des / den Adlerſtein bey ſich zuhalten gedachte / vnnd friſch dabey alle zeit war / 
fort ſie doch bald ſcha erer zur Geburt geweſen / da man den Adlertein auff 
der Bruf vergeſſen / biß man jhn von dem Halſe nemmen muͤſſeh/ vnd inn, 
wendig auff die Huͤffte / nicht weiı von der Scham / auffl⸗gen / dadurch bad 
ſchnell vud guͤchſelig die geburt fortgan gen. Darvm̃ ich effter den Werten 
Fi pernish, 


76 Das II. Vuch deß dritten Theile) / 
vermeldet / wie daß ein nuͤtzlich Ding ſey vmb den Adlerſtein / vnd wie ſie jhn 
entweder auff die Bruſt oder die Scham aufflegen. 


Es moͤchte aber jemand fragen/der da gern lernen wolte / woher ſolche 


Er Kraffe dem Adlerftein komme? Darauff ich fagen muß / wie ich glaube/daß 
es herfomme von der Rraffe an fich su siehen/ gleich wie dam Magner im 
Eyſen / dem Agtſtein in Spaͤnen vnd andern leichten Dingen / welches ſich 
niemand verwundern ſoll / dieweil die Gebaͤrmutter ein vortreffliche Sinn, 
ligteit hat zufuͤhlen / vnd vom Geruch alfo beweget wird / daß fo man wol, 
riechende Ding vor die Naſe haͤlt / ſie auffhuͤpffet vnd oberwerts tritt / dar⸗ 
von das auffſteigen der Mutter den Weibern und Manbaren Jungfrau⸗ 
wen koͤmpt / So man aber den Geruch bald wegthut / oder vnterwarts in die 
Schoß leget / die Mutter dardurch wider zuruͤck gesogen vnnd vnterwarts 
getriehen wirdt. 
Bon Kits Daher «8 koͤmpt / daß die Schwangern Weiber oberwarts die ſtaͤrckſte 
nepin der riechende Ding wol leyden / damit der lebliche Athem erquicket / vnnd die 
Be Sruchtauffiteige. Deßgleichen / daß die / ſo nach dem Manne ſehr verlan⸗ 
beit. gen / ſtinckende Ding von oben riechen müffen / und von vnten wolriechen⸗ 
de Ding in die Schoß vnd jnnerliche Huͤffte legen fonderlich wenn fiedas 
böfe aufffleigen der Mutter fühlen. Wo aber die Gebaͤrmutter ſich zu fehr 
hervnter begeben wolte / fo muß man von vnten die ſtinckende Bing anbin⸗ 
den / vnd oben was wol reucht / geben / dadurch die matte Krafft erquicket. 
Denn daran viel gelegen / daß dieſe Ding recht angeftellee,fonft die Kranck⸗ 
heit und die ſchroͤckliche Plage der Weiber jmmerdar zunemmen vnd groͤſ⸗ 
fer werden / biß die hefftigſte Angſt darauß koͤmpt / vnd die Weiber gantz ohn⸗ 
maͤchtig wie todt wegfallen / welchen doch auch das eheliche Beywohnen 
offter ein Artzney iſt. | 


Das VILCapitel. 


Warvmb ein Ey/wenn mansmitbenden Spitzen oder Ecken/ 
damit ſichs wie das Firmament mit dem Polo Arctico vnd 
Antarctico haͤlt / in einer Hand / oder zwiſchen zugethanen 
Fingern / wie feſt es gedruckt / nicht fan zubrochen werden. 
Auch warvmb die Schale vom Ey / wenn ſie im Eſſig gele⸗ 
gen / ſo weich wird wie eine Haut. Endlich / wie daſſelbe vom 
Brandtenwein / wennes dareyn gelegt / wie ein Eyſen vom 
Scheidtwaſſer verzehret wirdr, 


Das 


RS * * 2, . ar 
; EIERN 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 177 
As Eye / wann mans in fcharfffien Eſſig eynweychet / vier / Das. 
& oder auffs meiſte 7. Tage/fo wird jederman erfahren / daß die Schalt im Effi. 
deß Eyes wie ein Haͤutlein weich werden wird / daß man durch ein 
Fing erꝛing das Eyesichen fan. Deßgleichen wenn es in Brantenwein ge, DER. 
leget / ſo wird die Schale verzehret / vnd verleuret fich gantz vnd gar/ daß nur —— 
ein duͤnnes Haͤutlein bleibet. Wie man denn auch erfaͤhret / daß die Kieß⸗ — 
lingſteine vnd Mawerſteine vom Eſſig fo verzehret / daß ſie gar su Pulver ARu⸗⸗ 
werden. Diß geſchicht daher / daß dteſe beyde Ding / als nemblich / Eſſig vnd —— 
Braͤntewein / haben ein fewrige durchtringende Natur / die alles auch was nn 
hart iſt / angreifft vnd verzehret. Darvmb wer deffen zuviel brauchet „davon Die ll 
mager ond duͤrr wird oder abnimpr/gleich wie wenn man zuviel Sal oder es er 
Kümmel jſſet / Ja diefe Ding den jungen Leuten an jrem wachſen fchaden/ Leute dürt 
daß fie nicht ſchon groß werden / als ſie ſolten. —* 


machet. 


Gleicher weiſe die ſaltzigten / beiſſenden / brennenden / falpererifhen apiesär 
Feuchtigkeiten / wenn derer in deß Menſchen Seibe zuviel geſamblet / verzeh, Seuchtigters 
ren vnd wegfreſſen die Haut / das Fleiſch / Sehnadern / vnd endlich die Kno⸗ —— — 
chen / wie hart fie ſeyn moͤgen / es ſeyen Zaͤne / Hirnfchädel oder dergleichen / wegfreſſen. 
nicht viel anders als die Raupen das grüne Kraut / vnnd der Roſt das Ey, 
fen wegfreffen ond zu nichte machen. 

Weiter / daß ein rohes Ey fohart und feſt ſey an ben Spitzen / daß auch Fa 
niemand fo ſtarck / der es zutrucken koͤnne / wie hart erdißmirden Spigen Spitzen 
sufammen foffer / kan ein jeder mit der That bald. erfahren denn es zubricht 1 TR- 
nicht / es ſey denn / daß mans auff die Seite etwas beuget / wenns fonft ſchon 
wider was hart es gehalten würde. Diß geſchicht darvmb / daß die Schale 
am ſelben Ort feſt widerhaͤlt vnd nicht nachgibt / auch wie mir zweyen Stuͤ⸗ 
tzen an den bey den Seiten geſtuͤtzet. Nicht viel anders ale Balcken / Siuͤ⸗ 
tzen / Eyſen gerade auffgericht / ſchwere Laſt tragen vnd nicht biegen. Da, 
her die Bawersweiber / vnd alten Kaͤſemuͤtterlein / auß Erfahrung ſo klug 
ſind / daß wenn fie Eyer zu Marckte tragen / ſie dieſelben nicht auff die Sch Wie Eyer 
ten / ſondern gerade auffwarts mit den ſpitzen legen / Darvmb / daß die Eyer nicht su bo⸗ 
der Geſtalt nicht ſo bald ſich zurſtoſſen oder entzwey brechen / vnd wenn man den ſiacen. 
die Eyer an den gemeldren zweyen Oertern mie Saltz oder Alqunwaſſer be⸗ 
ſtreichet / ſo ſchwimmen ſie empor / vnd ſincken nicht zu Boden / gleich wie der 


Bornſtein. 
————— Dasıx.Gapite, 


Von dem rechten Gebrauch der Mitch/ondder Wrckung der 
vnzeitigen Milch / die man Bieſt oder Bibesmilch heiſ⸗ 
—* 3 ſet / vnd 


— 


78 Das VII. Vuch deß deicten Theile) / 
ſet / vnnd der dicken Milch / fo wir Rahm nennen / auch was 


die Milch im Magennichtgerinnen läffer. Ri 
Woichen & Je Mitchift nicht allen Leuten geſund / darvmb daß fie bey 


— denen die da einen Falten Magen haben / verſawert /vnnd viel Bela⸗ 
Fand ſey. ſtung oder Winde machet / Widervmb bey denen / die da hitziger Na⸗ 


tur ſind / verbrandt wirdt / vnd viel boͤſer Duͤnſte ins Haupt treibet / vnd we⸗ 

he machet. were 5 
——— Aber dieweil die Milch dieſe Natur hat / daß ſie von der Hitze gerinnet 
‚gerinnet am vnd dicke wird / von der Kälte fleuſſet / ſo folget / daß in den hitzigen Maͤgen 
en die Milch viel eher gerinnet vnnd zuſammen laufft / welches nicht beſſer kan 
au „ verhürer werden /denn daß manein wenig Zucker oder Honig / oder cin we⸗ 
2 — nig Saltz in die Milch thut / Denn ich habe wol etliche gekandt / die da von 
Geronnene der geronnen Milch ploͤtzlich er ſticket find / daß alsdenn ſich ein brechen er⸗ 
im Haben hat / vnd die Lufftroͤhre verflopfferiff worden, 
ih. Daromb thun die vorwitzigen Weiber und junge Geſ· llen vbel / die da 
ne in die frifche Milch ſpatzier en gehen / vnd ſich fehr mie Milchrahm vbereſſen 
aufdie oder vberfuͤllen / darzu wol ſich bald drauff im Wein vollſauffen / nicht ohne 
ee geoffen Schaden jhrer Geſundheit vnnd Gefahr deß Lebens. Denn der 
Wein macher/ daß die Milch in dem Magen defto ehe gerinnet / vnnd wie 
ein Kaͤſe zuſammen laͤuffet / davon denn der Magen fehr verletzet wirdt / ſich 
Weinge wuͤrgen muß / oder daß er es nicht ſonſt verdamwen fan / ja daß endlich zur 
erundenı  jnnerlichen Faͤulnuß gereichet / oder viel groſſe Kranckheit vervrſachet. Alſo 
a Fiſche vnnd Milch zuſammen geſſen / oder ſawer Milch vnnd ſawer Ding 
Ding/oder in ſich zuſammen gefuͤllet / oder Wein darauff getruncken / machet die 
6 m Leute pfinnig / kraͤtzig / vnnd bringer den Außſatz mit / denndiefe Ding 

fand durch einander in ſich gefuͤllet / geben bald im Leibe faul vnd boͤſes ver derbtes 
Gebluͤt. ER. 
Bus Die Baft / das iſt die vngeitige Deilch/ fo die Kuͤhe / wenn ſie newlich 
getalbet haben geben / vnnd viel Leute am liebſten eſſen / iſt das aller unge, 
* ſuͤndeſte vnnd ſchaͤdlichſte Ding. Wie denn auch den jungen newgebornen 
Rindern nicht gut / jaofft toͤdtlich iſt / ſo ſe die Mitch der Mutter in den er⸗ 
ſten dreyen Tagen ſaugen / ſint emal dieſe Milch in vnſerm Leibe zuſammen 
gerinnet vnnd zu dicke wirdt / Verſtopffung in den Adern vnnd geronnen 
Gebluͤt machet / daß die ander Speiſe darnach ohne Schaden nit kan zu ſich 
genommen werden / Jedoch beyde die dicke vnd das geronnen Gebluͤt zutrei⸗ 
ber Kuͤmmel / Eſig von Meerzwibbeln / heiligen Geiſtwur tzel / Meiſt erwur⸗ 

tzel / vnd Oximel. — —J 


u | Das 


7 Won den Geheimnuſſen der Natur. 179 
Das X. Kapitel. | 
Ob die Maſern durch den roten Wein und dierindern Milch / 
welchs die Weiber etwann in dieſen Kranckheiten zugebrau⸗ 
chen pflegen / herauß getrieben werden koͤnnen. J 
Ißdie Kranckheiten / darin das Gebluͤt auffwallet / ſich ent⸗ Im Maſem 
= sünder vnd bleher / woͤllen Artzney haben / die da außtreiben das Boͤſe Den ge, 
vnnd die grobe Feuchtigkeit fubriler macht / damit fie durch die Lufft⸗ braugpens 
loͤcherlein der Haut vnd das Fleiſch beſſer weg kommen / vnnd ſich reinigen —— 
moͤge / darff niemand zweiffeln / derhalben muß man ſich verwundern / wie 
die Weiber drauff kommen / daß wenn fie woͤllen die Maſern / oder Blattern Dar Weiber 
außtreiben / ein rothen Wein den Kindern zutrincken geben / da doc) der Arne. 
rothe Wein gemeiniglic) ſtopffet / vnd alles Gebluͤt ſchwerer machet. Denk 
ich zwar laſſe in dieſen Kranckheit en allegeir gebrauchen ſolche Artzney / die 
die Lufftloͤcherlein in der Haut eroͤffnet / vnd die geſamlete grobe boͤſe Feuch/ —— 
tigkeit zutreibet / darzu ich ein Tranck su dieſen Stücken machen laſſe / als Malen. 
nemblich / von den gelben Ringelblumen / Bienenkraut / Till / Iſop / Pfef⸗ 
ferkraut / Feygen / Anihß / vnd Fenchelſaqmen /rc 
Jedoch bedencke ich wol / daß der Weiber Artzuey auch mit Nutz in Wiereches 
dieſen Kranckheiten zu feiner Zeit alſo fan gebraucht werden / als nemb⸗ — 
lich / ſo es alsdenn den Kindern zutrincken gegeben wirdt / wenn alle boͤſe aufireiben 
Feuchtigkeit biß zur Haut allbereit außgetrieben iſt denn nachmals hilfft 9— 
es foͤrdern / daß die Maſern vollend herauß kommen / vnnd treibet ſie beſſer 
auß / faſt auff die Weiſe wie etliche ſtopffende Ding bey etlichen Leuten 
Stulgaͤnge machen / den ſie vollend helffen / durch jhr Stopffen eines Orts 
deß Leibs / den andern eroͤffnen / als da ſind Myrobalanennuͤſſe / Repontica, 
und Rhabarbara,in welchen man gnugſam die ſtopffende Krafft befindet / 
ob fie ſchon durch Stulgaͤnge den Leib reinigen / darvmb diefir Geſtalt der 
rothe Wein die Maſern außtreiben kan / daß er eine ſtopffende zuſammen⸗ 
ziehende Natur hat / vnd gleich durch hartes druͤcken die Maſern außtrei⸗ 
ben vnd was die Natur allb reit zwiſchen Fell vnd Fleiſch fortgebracht / n 
der Haut außfahrende macht. Gleicher Weiſe erfahre ich daß ber rothe Zandet 
Spann ſche Weinyden die Teutſchen Alekandt / die Frantzoſen von färben Eigenfhaffe . 
Tinctoer nennen / etlichen Leuten Stul machet / daer Doch ſonſt eine Ark, fans" 
nay iſt wider die rothe Ruhr / da vmb daß erden Bauchfluß ſtopffet / dieſeis 
aber muß alſo geſchehen / daß entweder wegen feiner dicken Natur er bey 
denen Leuten / da er Stul machet / nicht durch die Adern kommen kan / oder 
durch ſeine ſtopffende Krafft alles was in dem Leibe oder Eyngeweyden 
iſt / zum Außgang forttreibet vnnd Stulgaͤnge wuͤrcket / denn auß keiner 
36 andern 


Be vi 1. Buchdeßdritten Zeile, 


andern vrſache har der rote Wein / ſonderlich ſo er was hitzig iſt / eine Kraffe 


su zurtheilen das boͤſe / vnd ein Schweiß zumachen oder Maſern zufoͤrdern. 
Dom ſcha⸗ Die Milch aber kan ich Feines weges in dieſen Krauckheiten zulaſſen / 
a oberjrgend einem indem Maſern fuͤr gut vnnd geſund erk anen / fintemal 
fie in allen Fiebern ſchaͤdlich iſt / vnd ſchnell erfaulet / oder boͤſe sifftige Art an 
ſich nimot. Denn ich habe diß erfahren / Laß wenn einer farbe die Milch 


blaw vnd boͤſe wird / vnd Peſtilentziſche Sifft an ſich zeugrt. 


Das xI. Kapitel, | 

Wie nicht ein jeder Geſtanck oder böfer Geruch dem Mens - 

fchen fchadlich fey/ fondern etliche auß jnen vielmehr dienen 

wider dieanfällige Gifft / vnnd die groͤſten Kranckheiten be⸗ 

nemmen / mit angehaͤngter Lehre / woher das Sprichwort 
koͤmpt / Man brandte Horner, x 
——— Jel Ding haben den aͤrgſten Geruch oder groͤſten Geſtanck 
nn ’ vnnd find doch dep Renſchen Leibe nicht ſchaͤdlich / ia diefeiben ſtin⸗ 
der ettüche ckenden Geiaͤch find wider etliche Rranckheitenein Artzney reinigen 
Krandbeb die verdaͤchtige Lufft / vnd vertreiben die Gifft. Bergleichen find Bibergeil / 


ten ſind / vn 


dieböfeturte Galban / Sagapenum, Teuffelsdreck / Stinckenbaum / Schweffel / Buͤch⸗ 


reinigen. ſenpulver / vnd der Geſtanck von gebrandten Ledern oder Horn / denn dieſe 


alle haben ein Geſtanck / aber der niemand ſchadet / ſondern vielmehr wider 
, „die Peſtilentziſche Lufft dienet / die vergiffte Dünft auß dümpfigen Pfuͤtzen / 
De Seen / oder heimlichen Gemachen reiniger vnd vertreibet / dar zu den Jung⸗ 
das Herz: fraͤwlein wider die Ohnmacht vnd Hertzrittern gut iſt / welches jhnen auß 
— dem auffſteigen deß Muͤtterleins zubegegnen pfleget / ſonderlich wenn ſie 
deß Min nun Manbar / zu lang im Jungfrawen ſtand bletben / oder zu ſpat vercheit, 
leins · ¶ get werden. Die Geſtanck aber / die da von Todtenaß / oder heimlichen Ge⸗ 
machen / oder riechenden Waſſern kommen / die machen jnnerliche Faͤulnuß 
deß Gebluͤts / vnd erwecken groſſe Kranckheiten / ja vergifften die Sufft/ wel, 
ches! da geſchicht wegen vieler hitzigen feuchter Duͤnſt die mir dem Seruch 
oder Geſtanck / der ſonſt an ihm ſelbſt fo ſchaͤdlich nicht were / in den Leib der 

— Menſchen fahren. 
— — Denn alſo ſehen wir / daß der gemeine Mann die Abſchniedling von Le⸗ 


der vers derpnnd Horn ins Fewer werffe / vnnd mir ſolchem Geftanck die Haͤuſer 


treiben die 


Peftiieng. vnd Gemach außraͤuchere / wenn ſie die Peſtilentziſche kufft vertreiben woͤl⸗ 
len vnnd ſich wider die anfaͤllige Kranckheiten verhuͤten. Daher ein 
Sprichwort worden iſt / Man brennete Hoͤrner daſe bſt / Welches lautet 

von 


— 4 


——— ——— 
ae er hi r 





Von den Geheimnuffender Natur. 181 
von den Dertern/dieda mir der Peſtllentz oder anfäligen Seuchen vervn⸗ 


reiniget / wegen ſterbens Gefahr verdächtig find. 


Welchen allen auch faſt gleich iſt die Artzney / damit in verſchienen Ja⸗ 


gewandt vnd weggebracht. 


Das XII.Capitel. 


Don der Würde vnnd Lob deß Goldtfingers an der lincken 
Hand) welcher der nächfteben dem Eleinen Finger ift/ Auch 
wie er auffs allerlegtevonder Gicht angriffen wirdt/ vnd ſo 
diß geſchicht / daß der Todt gewiß nicht weit ſey / mitange- 
hengter Lehr / warvmb man an demſelben Finger die meiſten 
Guͤlden Ringetraͤgt. 
sy Ste gelehrten Aertzte / die lehren eynmuͤtig / daß ein jedes Glid dr, Zur 
A deß Leibes ſein Schmertzen oder Kranckheit bekompt zweyerley weiſe Krantbew 
vnnd wege / Entweder daß fie in demfelben Gliede allein ſeyn / vnnd hencen 
Für ſich ſelbſt entſpringen / Oder aber / daß die Kranckheit dem ſelben Gliede 
durch Mitleydung der andern begegnen / als nemblich / wenn die Kranck, 
heit nicht in demſelben Gliede / das den Schmertzen fühler / ſich gebieret / en Glieb 
ſondern in einem andern Ort deß Leibes / davon doch das Glied / ſo twol ale def Leibes 
e ſelbſt alleine kranck were / ſich leyden muß / vnd auch ſonderliche Schmer a 
ken oder Kranckheiten empfindet / denn es geher allhter zu nach dem gemei denn das 
nen S prichwort : Deines Nachbarn Vngluͤck geher dich ſelbſt an jedoch woet · | 
hat die Natur / als ein fürfichtiges Weſen / die fuͤrnembſten Glieder def Sci, # ; 


bea/als Herh/ Haupt. und deber / was ſtaͤrcker gemacht vñ beſſer verwahre # — 


daß ſie nicht der nechſten Glieder Kranckheit ſo baldan ſich nemmen duͤrf⸗ 
Bd: Wi fen, 


u EA er > 


N 


Denn die 


3  . DasVILDBuchdefdrirren Zhelle/ / 

‚fenıfondern ich darfür wehren koͤnnen / vnd vielmehr die geringen oder 01% 

geachten Glieder dep Leibes diß muͤſſen mir ley den vnnd vber ſich nemmen. 
Solches geſchicht aber durch eygene Wuͤrckung vnd Bewegung der Na⸗ 


tur / in gewiſſer Zeit oder Tagen / wenn die boͤſe Feuchtigkeit vnd Schmer⸗ 


gen auß dem jnnerlichſten Leibe an die euſſerſten Oerter abgewandt / vnnd 
den geringern Gliedern die Kranckheit zugefuͤget wird. 


Natur e 
ſawach iſt/ tig ſeyn / daß die Natur jhnen nichts widerfichen kan / vnd das Würen oder 


der die 


Kıanezeie Toben der Kranckheiten vberhand nimpt / viel weniger die Narurdem Leibe 


— sum beſten nach jhrem gefallen fig regleren / Alsdann ſchlaͤgt die boͤſe geſam̃⸗ 


das Herne lete Feuchtigkeit auff die fuͤrnembſten jnnerlichen Glieder vnd die Kranck⸗ 
———— heiten nemmen eyn / Hertz / Haupt / Leber vnd Lunge / welchs man ſihet in der 
— Entzuͤndung Lungen vnnd Leber / in dem pleureli, in den jnnerlichen Ge⸗ 


ee ſchwuͤren / in dem Schlage / vnd andern ſchnellen Kranckheiten. 
en Wideromb in den Kranckheiten der eufferften Glieder / als der Gicht / 
—— Huͤfftwehe / welche in dem Lentz vnd Herbſt am meiſten ſich erzeigen / ermun⸗ 
ereibung, tert ſich die Natur / vnd find die natuͤrlichen Kraͤffte fo ſtarck daß fie die boͤſe 
geſamblete Feuchtigkeit in dem Leibe von den fuͤrnembſten jnnerlichen ſtaͤr⸗ 
ckeren Gliedern auff die geringere euſſerliche ſchwache außtreiben. 
ae . Darauß hab ich vermercket / daß vlel Gichtbruͤchtige Leute in Franck, 
Betommen reich vnd Niderlandt / in denſelben Kranckheiten zwar an allen Gliedern 
Een, vnd Fingern / allein aufgenommen den Goid finger der lincken Hand / der 
am Soid- dem kleinen Singer am nechften iſt / bie groͤſten ſchmertzen vnnd Schwulſt 
— dergelidten haben. Deñ dieſer Goldfinger wegen Verwañtnuß und Vereyni⸗ 
ſelbigen. gung mit dem Hertzen / damals iſt von dieſem Schmertzen on aller Kranck⸗ 
heit gang frey geweſt / vnd man darff auch in der Gicht für der Gefahr def 
Sterbens ſich nit fuͤrchten / dieweil ſolche Kranckẽ vil andern boͤſen entge⸗ 
hen / wo fern nicht die Frantzoſen mie sufchlagen’biß fo Lang die boͤſe Feuch⸗ 


sigeete auff der lincken Seiten / da das Hertz ligt / zuſammen laufft / oder der 
Gold finger geſchwillet und knorrig wird denn wenn ſolches beginne zu ge⸗ 
ſchehen / fo verliſchet die lebendige Krafft deſt Hertzens / faͤllet hiemit alle 
Staͤrcke / vnd beginnt ſich Leib und Seel zuſcheiden. Re, 
————— Daher iſt bey den Alten ein Gewonheit auffkommen / daß ſie den Gold⸗ 
dem Gord, iger mie Guͤldenen Ringen zierten und mehr ſchmuͤcketen / denn andere 
— Finger / daxvmb daß ſubtile bufftadern / nicht Sehnadern / wie Gellius ein 
Rnge ges falſchen Wahn gehabt / vom Hertzen in dieſen Finger geben / welchs Puls 
eigen. oder Bewegung man deutlich fuͤhlet in den gebaͤrenden Frawen / oder ſonſt 


ſehr ſchwachen Leuten / vnd allen Kranckheiten deß Hertzen. Vnd das ſoll 


niemandt wunderlich fuͤrkem̃en / dieweil man die Leute / die da in der Ohn⸗ 
Ne macht 


Ro aber dt: Kranckheiten / vnd ihre Zufaͤlle / alſo geſchwindt oder heff⸗ J— 


' * * * 
Von den Geheimnuſſen der Natur. 183 
mache vergangen ſeyn / nicht beſſer ermuntern kan / als wenn man diefen I bet. 
Finger mit Geld vnd ein wenig Saffran wol reibet / denn durch diefen Fin: man ven 
ger wirdt ein lebendige Krafft / die jhm eyngepflantzet iſt dem Herken mit — 
getheilet / vnd der Quell deß Lebens / mit welchemder Goldfinger vereyniget Goinund . 
vnd verbunden iſt / wider erfriſchet / Darvmb iſt er wol würdig ſolcher Ch, Saffran. 
ren / vnd haben jhn die Alten mit Gold nicht ohn Vrſach gezieret. 
Nodq mehr/ wegen ſolcher Würden / die jhm das Hertz mittheilet ha ine 
ben die alten Aertzte ein Gewonheit gehabt / die Artzney und Traͤncke mit den den Ar 
ihm vmbzuruͤhren ond zuvermiſchen / darvon auch diefer Finger der Aerktegiey run, 
Finger / zu Latein Medicus digitus, genanne ift worden. Denn diefer Fin; ancübren 
ger eufferlich fein Gifft fan faſſen / es muͤſtẽ bald toͤdtlich ſeyn / vnd von ihm"? 
dem Hertzen zugefuͤget werden. ee 
Daß fonft die Alten vor Zeiten Guͤldene Ringe gerragen haben’ auch gasenaug 
anden Zeiger Finger der rechren Hand / bezeuget neben andern der Pro ——— 
phet Hieremias am 22. Capitel. Denn alſo ſtraffet der HErr den Koͤnig: Zeigerfinger 
Wenn ſchon David / der König Juda / ein Siegelring were an meiner —— 
rechten Hand / ſo wolt ich jhn doch abreiſſen. ——— 


Das XxITI.Capitel. 
Wie die Haͤnde vnd andere Glieder deß Leibes von Kaͤlte vnnd 


Froſt erſtarren / vnnd durch Waͤrmbde wider gleich lebendig 
werden. 


Sgeſchicht gemeiniglich / wenns fo gar Kalt vnnd ſo ſcharffe 1, 
Lufft von Mitternacht oder andern kalten Winden iſt / daß nicht al farrec von 
(cin alles gefrewret und mie Eyß geſtehet / ſondern auch daß die Hin, Fr“ 
de und andere Glieder deß Leibes mit vnleydlichen Schmertzen erfrieren vnd 
erſtarren / daß fie auch offt gar todt wegfallen / oder wie verdorrete Aeſte von 
Baͤumen / alſo auch fie vom Leibe muͤſſen abgeloͤſet werden/ damit nicht dag 
geſunde auch von jhnen verderbet. | 
Wo nun das vor fiele / wie denn gefchicht denen/dieda entweder durch fal, 
te Oerter vnnd viel Schnee wandern, oder die nachm Schiffbruch in fat. nn bb 
tem Waffer mit einem Brette herauf geſchwummen / So fellman fie nicht © ieder. 
bald nahesum Fewer thun / fondern etwas ferrn davon flellen / damit die J. 
Schmeirtzen durch die ſchnelle vnd harte Waͤrmbde nicht zunemmen / vnd 
vberauß hefftig werden. Darnach ſoll man die erfrornen Glieder fein linde TI. 
vnd ſanfft mie Händen reiben / ſo mit Camillenoͤi/Tyllenoͤt/ Mandeloͤl/ ge. TIL 
ſalbet ſeyn / offt allein in kalt Waſſer Halten / dadurch ſich die Kaͤlte ſanfft IV. 
außtenhet Endlich mis sine: friſchen Milch / darin grüne dorbeer wi cr NV. 
" ; r mas 


Kaͤlte ſcha⸗ 
det Sehn⸗ 
adern vnd 
aulem Ge⸗ 


beine. 
Wie die Er⸗ 


kaltung eis 


nes Biiedse 


zugehet. 


Die ęradus 
der Erkäls 
tung def 
Leibes. 

I 


IL 


111. 


84 Das VII. Buch deß dritten Theils / 

Roſmarin / Salvey / Reinblumen / Spica, oder Lavendel gekocht / alſo 
warm behen / daß man daſſelbe Blut wider herzu bringe / vnnd die Todten 
Glieder lebendig mache. Welchs alles ſoll fein gemach geſchehen / damit der 
Schmertz nicht aͤrger werde. 


Ich glaube woĩ / es iſt niemand der nicht bißweilen erfahren haͤtte / wie 


vbel einem die Glieder thun / welche er ſehr erkaͤltet / diß aber gefchtchr wegen 
der Schnadern/ im Fleiſch vnnd allen Gliedern außgebreiter / die da gar 
ſcharff fühlen wol vnnd wehe thun / dieſe Sehnadern empfinden bald die 
Kaͤlte / alſo / daß ent weder das Gebluͤt alsbald oder allgemach getoͤdtet. All⸗ 
gemach wird das Blut durch Kälte alſo getoͤdtet / erſtlich wenn etwas fehr 
erkaͤltet / ſofleuhet das Blue vondem erkalten Gliede weg / zu den jnnerlich⸗ 
ſten Oertern deß Leibes / die noch warm find / davon die Haͤnde in der erſten 
Erkaltung roth werden wie ein Krebs. Da aber nun die Kälte !änger we⸗ 
ret / vnnd fehrer zunimpt / ſo wird das Fleiſch / als das nicht viel warm Blut 
mehr hat / noch jmmerdar mehr ertoͤdtet / avon es Braun oder Blaw wird. 
Endlich da die kaͤlte am haͤrteſten / verleuret ſich ale Waͤrmbde / Gebluͤt und 
Leben in dem Glied / vnd wird alles ertoͤdtet / davon es blawlich oder ſaͤ wartz 
ſich faͤrbet. | 

( Aber wie eingele deß Leibes Glieder / alfo auch der gantze Leib / ein mal 
ſehrer als das ander von Kälte Schaden nimpt / denn die euſſerliche kalte 
Luͤffte vnd ſonderlich die durchdringende ſchatpffe kalte Winde / wenn die⸗ 
ſelben nur ein wenig hart kaͤlten / ſo werden die außwendigen Glieder erſt⸗ 
lich) allein erkaͤltet als nemblich / Haut / Fleiſch / Schnaderns ſchadet techt 
Befunden nicht groß / aber ſchwachen vndvngeſun den leichtlich / ſonderlich 
den Gichtbruͤchtigen fluͤſſigen Leuten / vnd denen / ſo newlich vom Fieber ge⸗ 
neſen / erꝛegets Kranckheit. Wenn aber die Kaͤlte noch haͤrter vnd groͤſſer / ſo 


dringet fie durch biß auff die jnnerſten Gebeine / Blut / Magen / Eyngewey ⸗ 


de / Mutter / Blaſe / vnd nit allein durch Haut vnd Fleiſch / ſondern auch mi 
dem Athem durch die Naſen vnd Mund / davon verderbet wird das Marck 
in Beinen / vnd das Blut in Adern / macht darauß boͤſen Schleim / Inſon⸗ 
derheit aber wo man in der Kälte jſſet oder trincket / dadurch Schlung vnd 

Rasen ich auffthun muͤſſen / erkaͤltet auch den Magen deſto ſehrer / machet 
Blehung / trucken vnd reiſſen / welche Erkaͤltung doch einem mehr als dem 
andern ſchadet / nach dem er ſtarck oder ſchwach iſt / Vnnd die da gar ſtarck 
ſind / jre natuͤrliche Waͤrmbde dardurch mehren ich gefchmeige denn verlie⸗ 
ren / aber der meifte Theil hierdurch greſſen Schaden nimpt. Wenn aber 
die Kälte noch haͤrter iſt / vnd laͤnger wehret / ſo durchtringet fie auch wetter 
biß auff Die jnnerlich ſten vornembſten Glitder Sehirn / Leber vnd Hertzen / 
veretzet ſie / t aß fie es nich wol vberwinden. Denn od wol die Natur nicht 


gerne 


J 
* 


ae ae 5 
a Ne 


u —— — 


ae 


| Von den Geheimnuſſen der Natur. se 
gerne flirbe) vnnd alg gegen dem Feind fich wehret / wider die Kaͤlte / jedoch 
gehers nicht ohne groſſen Schaden ab / vnd folgen vber lang hernach I wen 
Noan meynet / daß es vergeſſen / denen fo das Haupt erfälterifehmwere Kranck⸗ 
heit / Schlag / Fluͤſſe denen ſo den Magen erkaͤltet / Brechen / Reiſſen deß 
Leibes / denen fe die Leber erkaͤltet / Waſſerſucht / etc. J 

Wenn aber auch endtlich die Kälte fo viel Mache vnnd Raum hat / 7 v 
daß ſie gar vberhandt nimmet / vnd die Natur vberwaͤltiget / ſo durchtringet 
ſie micht allein die jnnerlichſten Glieder / ſondern leſchet auch auß die natuͤr⸗ 
liche Waͤrmbde / ertoͤdtet Leib vnd Leben / wie wir erfahren / daß etliche in der 
Kaͤlte ſo lang verharren / daß ſie gar erfrieren / welchs wol zu mercken / damit 
ſich jederman für Schaden auß Kaͤlte zuhuͤten weiß ) 

Derhalben maß man die obernannte Artzney wider die erfrornen Glie Wie Nenn 
der / nicht ohn bedacht vnd onterfcheidt anwenden. Wo die Erfältung nicht Se 
fo groß / oder fonft im Anfang / iſt gut die erfrornen Glieder bewegen oder rei⸗ ehe. 
ben laflen. Darnach fo etwas mehr von nörhenift/ behet man fie billich mie braudet 
einer Suppen von gekochtem Geſchling / Wuͤrſten oder Füffen deß Die, so 
hes / daß darinn / oder inn einer Milch’ geforren weren die vorhin geſchriebe⸗ 7 
nen Kraͤuter / denn dieſe Behung lindert die Schmertzen / ſtaͤrcket die Glie ⸗· 
der / gleich wie die Wannenbaͤder / Stuben vnnd gemeine warme Bade. 
Deßgleichen die erfroͤrten Glieder zum allererften / ehe ſie verſtarren / oder 111. 
das Blut gar verlieren I leicht wider zu recht bracht werden koͤnnen mit kal⸗ 
tem Waſſer / ſo man die erkaͤlten Glieder entweder damit begeuſt / oder ſie gar 
hineyn ſtecket / welchs jeder im Winter leicht probieren kan. Alſo gefrorne 
Aepffel / wenn man ſie in kalt Waſſer eyntauchet / den Froſt außzeuhet / vnd 
wider zu recht werden. Der gleichen Eyß in Brunnenwaſſer gelegt / alsbald ae 
gurgeheriden die Bruñenwaſſer haben im Winter gleich eine Wärmbdean im Winter 
fich /wie die Keller oder verborgene Hölen/im Somer aber eine groſſe Kälte, Sommer 
Weceiter / damit auch von innerlich herauf die Wärmbde vnd das Ge⸗ eacu. 
bluͤt wider herzugebracht / fo ſoll man auch von jnnwendig diefe Traͤncke ge, fees 
bexn / dieda vom Wein vnnd andern warmen Dingen zugerichtet / dadurch der dieer- 
die natuͤrliche Waͤrmbde / als ein verborgen Fewer / ſich wider finde 7 entbren / dt" nOts 

ne vnd erhite / Alſo iſt auch gut ein wenig deß beſten Thriacks mit Wein. 
Außwendig moͤcht man auch auffn Leib legen zienerne oder glaͤſerne em außwen⸗ 

& — PR K — ee. — * — * 

Flaſchen / darinnen heiß Waſſer / mit welchem gekocht die Kraͤuter die da dige Artzney 
Schweiß machen / vnd die Schweißloͤcher eröffnen I als daſind Senchell ber, ac 
Waſſeraͤppich ı Liebſtuͤckel / Großaͤppich / Lorbeerblaͤtter / Meliſſa / heiligen 
Geiſts Wurtzel/ Raute / Toſten / Pfefferkraut / ꝛc. welchs ich denn auch in 
der boͤſen Seuche der Peſtilentz zuthun pflege / dadurch vom Hertzen alle 
Gifft vnd alle boͤſe Seuche ſich zurtheile. ER i 

RS Ri | ap Wo 


836 Das II. Buch deß dricten Theile; ⸗ 
treuen ¶ Wo auch jemandt nachm Schiffbruch und Errettung / ohne deß daß er 
Erfauffung am Leibe vnd allen Gliedern erkaͤltet / auch zu viel Saltzwaſſers mit hauffen 
m Meer er⸗ — — 6 
rerterneg 0 fich geſoffen haͤtte / fo ſoll man jhm die Traͤncke geben / die den Harm tteis 
Bahr * ben / damit nicht die Schaͤrffe deß Saltzwaſſers jnnerlich verwunde die vor⸗ 
den nembſten Glieder / laſſe ich jnen ein Tranck auß Gerſte / Feigen / Roſincken / 
Anis ſaamen / Fenchelſaamen / Fenchelwurtzel / rote Kuͤchern und etwas La⸗ 


ckeritzenholtz machen / denn die Ding deß Meerwaſſers Schaͤrffe zu ruͤck trei⸗ 


ben / vnnd die verwundten Glieder heilen. In Speiſe ſollen ſie meiden alles 
geſaltzene / alles ſawre vnnd herbe / alles ſcharffe / Dagegen brauchen Meth / 
Rindern Milch mit Zucker / Gerſten Graupen vnd Suͤplein. Wo auch 
außwendig an der Haut ein Beiſſen von dem Saltzwaſſer / wie gemeiniglich 
geſchicht / folget / ſoll man ſchmieren mir friſcher Butter / vngeſaltzenem 
Schmer von Schweinen / Entenſchmaltz / Gaͤnſeſchmaltz / Huͤnerſchmaltz / 
Roſenſaͤlblein / Populeenſalben. 


Dasxıv. Kapitel. 

Von der newgebornen Kindlein Helm / oder weichen ſubtilen 
Haͤutlein / diefie auß Mutter Leibe erſt auff die Welt brin⸗ 
gen / vnd hiemit jr Angeſicht / oder wol den gantzen Leib / ver⸗ 
huͤllet haben / ſonſt Waſſerhembdlein genannt. 


Einfatfäet — fallae Toapneniflanbrn/tichentlin ohrecdegen 
Babıven E Leuten vnnd vnerfahrnem Volcke / ſondern auch etlichen ge⸗ 
——* lehrten vnd anſehnlichen Aertzten / wie daß die newgebornen Kinder / 
ieim der eie welche ein Helm oder Waſſerhembdlein mit auff die Welt bringen / koͤnne 
—— darauf erkannt werden / was ſie für Gluͤck oder Vngluͤck die Zeit jhres Le⸗ 
bens haben ſollen. 
Die WaßDieſe Leute laſſen ſich betriegen / vnnd wiſſen nicht / daß alle Frucht deß 
Killer Leibes mie ſolchem Häutlein oder Wafſerhembdlein in der Gebaͤhrmutter 
Kinder moſ ⸗ dep Weibes befleidet ſey / Denn drey Hembdlein oder Haͤutlein find/ dar⸗ 
Veee mit an den verborgenſten Oertern inn Mutter deibe die Frucht vmbhuͤllet 
allen Kin⸗ vnd vmbgeben iſt. —— 
ee Das enfferfte Haͤutlein wird in Griechiſcher Spraache ger, in Ktei⸗ 
DieRachger niſcher Secunda, in Teutſcher / die Nachgeburt / genannt darvmb daß die 
a Weiberiwennfehon das Kind geboren iſt / auch ſie noch gleich wie durch ein 
Häntten. ander Geburt entledigen muͤſſen. —— 
Haͤutlein. Vnter dieſem Haͤutlein find zwey andere / das eine wird von der Ge⸗ 
ſtalt einer Worſt / in Griechiſcher Spraache genannt / amarrondes, welchs 


iſt auß dem weiblichen Saainen gezeuget / vnnd wird vmb a e 
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— 
Vale: 54} a 


4%) 





WVon den Geheimnuſſen der Natur. 187 
dertheil deß Leibes / vnd Füffen der Frucht / vmbwickelt / auff dag indem deß 
newgebornen Kindleins Harm oder Waſſer in Mutter Leibe geſamblet 
und behalten werde. Das ander vnd jnnerlichſte Haͤutlein wird wegen groſ⸗ 3 Dänen, 
fer Subriligfeit Aurı© genannt/ombgibee rundt hervmb das newgeborne 
Kindlein in Mutter Leibe / und behaͤlt in ſich den Schweiß ondalleonreine 
Duͤnſte der Frucht dep Leibes. D wie wunderbarliche Huͤlffe vnnd fleiſſige 
Verwahrung hat die Natur / durch Verſehung Gottes / der Frucht in 
Mutter Leibe außgeſonnen vnd geordnet / allen Schaden in der Bewegung 
oder Anſtoſſen zuverhuͤten. — 

Dieſe letzte zwey Haͤutlein fomen bißweilen mit dem newgebornen Kind» Die Waf 
kein an die Welt / und find vmb das Haupt / Angeſicht / oder wol den gantzen ferbembd- 
Leib vmbhuͤllet wie ein Hembdlein / welchs denn ſonderlich geſchicht / wenn die —— 
Geſchloß der Geburtsglieder den Weibern ſich weit genug eroͤffenen / oder die — 
Geburtsglieder der Weiber ſchlefferig ſind / wo aber die Weiber in der Ge⸗ Kintey 
burt enge ſind / vñ das newgeborne Kind durch die enge Geburtsglieder der biftweiten 
Mutter gedrenget / vnd ſchwerlich geboren wird / ſo ſtreiffen fich die Häutlein "*" 
oder Waſſerhembdlein ab / und bleiben in der mitte der Geburtsglieder haͤn⸗ 
gen / daß die newgebornen Kindlein kein Helm oder Waſſerhembdlein mit 
auff die Welt bringen. Deñ es begegnet jnen nit viel anders / als denen / die da 
woͤllen durch kriechen / vnd die Haut an der Stirnen oder ſonſt beſchinden. 

Dieſes Haͤutlein / damit das Angeſicht / und etwann der gantze Leib be⸗ 

decket iſt wenns die newgebornen Kindfein mir auff die Welt bringen / heiſ⸗ 
ſens die alten Weiber ein Helm oder Waſſerhembdlein / vnd koͤnnen lange 
darvon predigen / was es bedeute / machen den Sechswoͤcherin entweder grofe 
fe Hoffnung! oder groſſe Furcht. | * 

So das Wafferhembolein ſchwaͤrtzlich iſt / ſo geben die naͤrriſchen un, Der Aber 
verſtaͤndigen Weiber auß daß dem newgebornen Kindlein viel Bugluůck be gaubevon 
ſcheret fen / daß fie viel Widerwertigkeit nnd Creutz die Zeit jhres Scheng gen adafe 
außftchen muͤſſen von böfen Beiftern und Gefpenften angefochten werden / ferbembds 
die Nacht viel Vnruhe im Schlaff / vnnd Träume haben / es fey denn da keine . 
mans zu Duluer mache und jnen zu Trincken gebe / welchs ich weiß daß erlis 
he mit groſſem Schaden der Kinder/onangefehen mein vorbitten/gerhan. 

Bo aber der Helm auff dem Haupte / oder das Wafferhembdleinam Ders 
geiberdas ihnen abgenommen! roth iſt / fo propheceyen ſie / daß das newge⸗ g'eub von 
borne Kind gut Gluͤck haben werde / vnnd was tapffers auß ihmersichen! nm 

was tapffers auß jhm erziehen / Water 
nn B Dr flat gehen werde / was es fürnimpr, ar —— 
Soolcher Aberglaube vnd naͤrriſcher Wahn) i en 
weſen. Deñ alſo ſchreibet Alius Lam — min —— der Bahr 
meni dem ſein Haupt mit einer Kron vñ zarten Kranz gefehmijcfer Gun — 
ij ie 


— 
RE 


3838  - Das VII Buch deß dritten Theils) 
Die newgebornen Kinder pflegen bald im Anfang jhresscheng zu gutem 
Gluͤck ein angebornen Helm mit ſich auff die Welt zu bringen, Die Wehr 
mmauͤtterpftegeten auch etwann dieſes Häutlein zu ſich zunemmen / vnd den 
Der Aber, aberglaubiſchen Zungendtefchern zuverkaͤuffen. Denn für Zeiten haben 
ee dig Procuratores oder Vorreder feſt darauff gehalten / wenn fie das ben fich 
| hätten / ſo erhielten fiedeffocherjpre Sad. — 
Die rechte Daß aber dieſe Helm oder Waſſerhemdlein der newgebornen Kind⸗ 
Re (sin einmal andere Sarbe als das ander haben / das geſchicht auß feiner an 
after, der Drfachen / denn daß das Gebluͤt vnnd die Feuchtigkeit in der Gebaͤr⸗ 
hembdlein mutter deß Weibes gefambler/ einmal ander Natur als das ander har. 


An Denn daher kompt die mancherley Farbeder Waſſerhembdlein ſo die Ge ⸗ 


haben · baͤrmutter deß Weibes vnrein iſt von boͤſer Feuchtigkeit / vnd dieſelbe mit 


dem empfangenen Saamen ſich vermiſchet / darauß das Haͤutlein gezeu⸗ 
get / ſo wirdt das Waſſerhembdlein vnnd auch die rechte Haut der Kinder 
Braun vnd Schwaͤrtzer. So aber die Gebaͤrmutter deß Weibes gantz rein 
iſt / vnd das reine zuflieſſende Blut allein mit dem empfangenen Saamen 
vermiſchet wird / darauß das Haͤutlein gezeuget / ſo wird das Haͤutlein vnd 
die gantze Haut deß Kindes lieblicher Farbe vnd ſchoͤn Roͤſelicht. 

Die Eynbil⸗ Denn] auch nicht allein die Farbe / ſondern die ganze Form vnnd Ge⸗ 

en ſtalt dieſer Waſſerhembdlein mancherley erſcheinen / beyde von jnnerlichen 


färbeauh vnd euſſerlichen Vrſachen: Als wenn den Weibern was für Geſicht ploͤtzt⸗ 


Benson, lich kompt / vnd ſonſt eyn gebildet Alſo wenn die Ehemaͤnner begierig ſeyn 
der Ehelichen Wercke / daß ſie keine Wahl vnnd keinen Vnterſcheidt der 
Mondenzeit halten / ſondern zu jeder Zeit ſich der Ehewercken mit den 
Weibern gebrauchen / kompts bißweilen / daß die Weiber damals / wenn ſie 

die Ehemaͤnner auch offt wider jhren Willen zulaſſen muͤſſen / vnd darüber 
empfangen / ſich nicht wenig entſetzen oder ſchaͤmen / alsdann werden ſie offt 
roth darvber / vnd gedencken an jhr rothes Blut / davon die Frucht alſo gefaͤr⸗ 
bet vnd geſtalt wird. Daher kompts / daß die Kinder offt gantz roth ſeyn auff 
den Backen / vnd vnter dem gantzen Angeſicht / denn ſolchs wird der Frucht 
am meiſten von den Muͤttern angeboren / wenn ſie ſich ſehr ſchaͤmen oder 
zornig werden / weil ſie empfangen / oder weil ſie Schwanger ſeyn /darvmb 
daß die natuͤrliche Waͤrme alsdann ſich auffblaͤſet / vnd das Gebluͤt außtrei⸗ 
bet. Denn welche ſich fürchten oder ploͤtzlich erſchrecken dieſelben Weiber 
erben jhrer Frucht deß Leibes an eine bleiche Farbe / vnnd eine ernſte oder 
trawrige Geſtalt deß Angeſichts. re na 

Dasxv.Gapith 


Warpınb vnter den Menſchen / die inn dem Waſſer ofen | 
* uud 











J SE EEE 
ar 


Mi hats ftets erfahren an der See /wie auch Plinius beʒeu⸗ zi8.7.c4,. 
— 


Von den Geheimnuſſen der Natut. 189 
find / der Männer todeen Corper auffm Rücken ſchwim⸗ 
men/der Weiber aber auff dem Bauche: Vnd warvmb die, 
welchen die Lunge auf genommen ft / nit auff ſchwimmen / 
fondernauff dem Bodemligenbleidben! 


get / daß die todten Cörper derer Männer! fo erſoffen findim Wafler/ x; Efah 
auff dem Rucken / mitauff gekehrtem Angeficht gegen Himmel / der Yang abe 
Weiber aber auffdem Bauche / mit vntergekehrtem Angeficht gegen dem todten Coͤr⸗ 


Waſſer ſchwimmen / welchs darfür gehalten wird / als die Natur hiedurd) ——— 


die Schande der Scham in beyden Geſchlechten zudecken wolte / daß ſie nit 
jederman zuſichte kaͤmme. Aber ich dencke mir dieſer Dingen gar ein ander Die Veſa⸗ 


Vrſach / als nemblich dieſe / daß ein Weib einen groͤſſern vnd weitern Bauch ————— 
hat / darzu ein offene Gebaͤrmuͤtter / vnd viel hole Gänge beyde in dem jnner ⸗ micden er 
lichen Eyngeweyde / vnd auch in den Waſſergaͤngen / deß gleichen an jhren Baus uns 
Bruͤſten / die da wie ein Schwan viel Feuchtigkeit an ſich ziehen koͤnnen. 
Be denn num diefe alle Waſſer ſchoͤpffen haͤuffig / ſo geſchichts / daß das men. 

eib an jhr ſelbſt / vnnd durch die Erfaͤllung deß Waſſers / am Bauche 
ol wird / als die Maͤnner / vnd darymb vnterwerts im ſchwimmen den 

eib kehret. a 

Denn diß fehen wir auch inn den Schleuchen oder Gefäffen 7 die halb Warvms 
voll Feuchtigkeit oder Waſſer find ı halb ledig oder voll Athens / daß / als te 
nemblich der halbe Theil / welcher ledig oder voll Athems iſt / fich vberwerts Que wo ſie 
kehret im ſchwimmen / der ander Theil der voll Waſſers / vnterwerts ſincket. as, 
Gleicher weife gehers auch zu mir den Eyern / wer Achtung drauff har / daß 
wenn manfiein Saltzwaſſer wirffer fo ſchwimmen ſie zwar / aber der Theil 
deß Eyes derda gut iſt / der ſincket zu Boden / der Theil aber der. ledig ift / und 
nur Athem in ſich hat / als wie man offt in den alten Eyern hole Gruben und 
—— I wenn man fie aufffchläger / derſelbe ſchwimmet empor / vnd ra⸗ 
get herauß. 

Wo auch die Natur dem weiblichen Geſchlecht nicht weiter Glieder / 


vnd mehr hole Gefaͤſſe deß Leibes verliehen haͤtte / wie haͤtte moͤgen das Lheli⸗ 


ehe Werek geſchehen? Wo ſolte die Empfaͤngnuß vnd das Kinder tragen/ 
darinn der Leib immer allmehlich zunimpt / und die Frucht groͤſſer und groͤſ⸗ 


 ferin Nurter Leibe waͤchſet / fich geſchickt Haben? ER) 
Wie föndreein Weib inder ängfligen Geburt jhr helffen/darinnen die DieSsöpf 


Glieder deß Seibesmüffen außgedehnet vnd eroͤffnet werden / dardurch die Zurvuna def 
Frud t an die Welt koͤmpt? Wie moͤchten die Kinder vonder Mutter cr, Weibe. 
nehret werden / wo nicht die Gebaͤrmutter vnnd jhre Gaͤnge alſo geſchaffen / 
Ve N aa N wo nicht 





wo Das VII. Buch deß dritten Theils / 
wo nicht die Milch kruͤſſe dermaſſen von Gott gebildet? Darumb dieweil 
der Bauch deß Weibes an allen Gliedern weiter vmbfangen / mehr holle 
Gaͤnge hat / vnd viel Waſſer an ſich ziehen fan / fo muß der Theil deß Leibes 
a ihr zu Bodem gehen / vnd vnterwerts fich kehren / der das meifte Waſſer 
ns fchöpfferrals nemblich der Bauch. Der Mann aber hateinengen Leib / vnd 
deresfoffer Kleine Waflergänge / welchs darauß abzunemmen iſt / daß die Männer den 


nen Mi Stein viel härter vnd gefährlicher als die Weiberhaben I darzu die Roͤh⸗ 


Eörper B 2 — —— 
—— ren nicht ſo offen / Hinwider aber groſſe ſchwere Knochen in der Huͤfft / ſtar⸗ 
en cke Schultern vnd breite Achſeln / den gantzen Ruͤcken von ſtarcken Gebei⸗ 
wennfie nen zuſammen gefuͤget / die Lunge weit vnd loͤcherig / daher die Männer ein 


auf [win groͤbere vnnd ſtaͤrckere Spraache haben) die Weiber aber wegen Engigkeit 


“der Brufkeine ſubtile kleine Rede führen) / welchs alles gnugſam amzeget / 
warvmb die todten Coͤrper der Männer auff dem Rucken / der Weiber auff 
dem Bauche ſchwimmen / Denn es iſt von Natur alſo geſchaffen / daß was 
ſchwer iſt / vnterwerts ſincket / was leichterift/jempor ſchwimmet. 

Daromb Auß dieſem erachte ich auch / daß geſchehen muß / daß die erſoffenen Leu⸗ 


* u te nicht bald / fondern nach erlihen Tagen auffſchwimmen. Denn dieweil 


sichebatd erſtlich ihr Leib mie Wafler gar vollgefüllee, und aller Achem durch die Er 
ihezame füllung deß Waffers weggewichen / dardurch fiedenn gantz ſchwer ſindt / 
auffihwin, koͤnnen ſie nicht auffſchwimmen / aber innerhalb ſieben oder neun Tagen 
verweſet der Leib / vnd wird an vielen Oertern hol vnd leicht / ja die Lunge 
ſamblet wider Athem dardurch fie denn leichter werden / vnnd auffſchwim⸗ 

men / Daher die gemeinen Leute ſagen / daß in neun Tagen die erſoffenen 
auffſchwimmen / wenn jhnen die Blaſe zuſpringet. Aber ſolches geſchihet 

nicht wegen zuſpringens der Blaſen / ſondern daß das Waſſer auß dem tod⸗ 
sen Coͤrper wider herauß fleuſt / vnnd ledige loͤcher laͤſſet / dardurch denn der 

Leib / wenn er zuverweſen beginnet / vnd die Lunge wie ein Schwam loͤcherig / 

wider Athem an ſich zeuhet oder bekoͤmpt / leichter wirdt / vnnd auffſchwim⸗ 
met. 

Je groͤſſer Denn dieſes Gliedt deß Leibes / die Lunge / fuͤrnemblich dem Menſchen 
— hilfft / daß er ſchwimmen kan / darvmb je weiter Bruſt vnd Lunge einer hat / 
iebefferdie ¶vnd je beſſer ufftroͤhren / je mehr erden Athem an ſich halten fan / vnd länger 
emmen vnter dem Waſſer / auch im tieffeſten Boden / feyn. Alſo hab ich den für⸗ 
ennen.  trefflichen Arge Vefalium hören reden von einem Taͤucher auß Aftica, ders 
ne felbige als er gegen Ferrar auff einem Schiffe gebrachrift worden harer in 
siavoneis feiner Gegenwertigkeit vnd vieler Seute/ feine Stimm und Gefchrey in ei⸗ 
ae nem Arhem länger außdehnen gekundt / alsfonft die vier flärcfeften Leute / 
_ deßgleichen auch den Athem länger an ſich ziehen oder die Nafen vnnd das 


Maul zuhalten / denn ſonſt vier andere / Dardurch er ſo geſchwinde auch re 


geweſ 








Mehr waͤchſet auch diefes Orts die Röre / damirdie Tuchmacher die 3; 

Tuch roth faͤrben / vnnd durch welches die Farbe am beſtaͤndigſten bleibt / zu 5, 

Aatein Rubia, auff Niderlaͤndiſch Medecrappẽe / auff Frantzoͤſiſch Garanſa Die Hürbıe 
“_ oͤte. 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 197 
geweſt iſt / daß ob er wol erlich malgefangen worden auff dem Meer jedoch 
entfommenift. Denn gleich wiedie Voͤgel die Taͤucher / iſt er in die vnterſte 
Tieffe deß Meers gefahrenieine halbe Stunde lang darvnten geblieben / vnd 
— alſo von dem Gefaͤngnuß / offt vnleidlicher als der Todt ſelbſt / ledig 

emacht. | | | 
; Darvmb dieſe Befchicklichkeit auf der weiten Sungen vnd guten Athem Wem die 
herkoͤmpt / daß einer leichtlicher wandern kan / oder im ſchwimmen / mit ungau 
Huͤlffe der Kunſt / länger außdawren / oder vnter das Waſſer geſchoſſen wirdiver 
nicht fo riſch erſauffen / oder wenn er erſoffen iſt / nach wenig Tagen wider — 
auffſchwimmen: Denn wo dieſe Blaſebaͤlge / das iſt / die Lunge den Men⸗af. 
ſchen oder todten Coͤrpern außgenommen wirdt / wie man ſagt / daß die 


Meerraͤuber bißweilen thun ſollen / ſo bleiben fie am Boden ſtets liegen / vnd 


ſchwimmen niemals wider auff / darvmb daß ſie nit mehr Athem oder Lufft 
faſſen koͤnnen. we 


\ 


Das x v1. Gapitel. 


Monden Fifcheninden Seeländifchen Inſeln / Natur / Wẽ⸗ 
ſen / Sitten / vnnd Vrſprung der Seelaͤnder / auch was fuͤr 
Nutz dieſes Landes Boden vnd Fruchtbarkeit den Außlaͤn⸗ 
dern gebe/eine kurtze vnd deutliche Beſchreibung / dariñ vie⸗ 

ler alter Geſchichte gedacht / vnd viel Geheimnuß der Natur 
außgelegt. ak Br 


Enmnach Seeland ſo viel Nutz gibt / auch den Außländern/ Deut 
D verwundere ich mich! daß etliche dieſes gering fchägen. Denn daß ich *8 
von deß Landes Boden anfange / ſo hat es ſchoͤne vnd groſſe Lorbeer⸗ 1. 
baͤume / die da fruchtbar ſeyn / vnnd wol reiffe Lorbeer geben / welche die 
Nachtlaͤnder deſſelben Orts / als Brabandt / nicht tragen. 
Darnach fo finder man daſelbſt auch viel kraͤfftige geſundte Kraͤuter / — 
welche eins theils zur Speiſe / eins theils zur Artzney dienen. auter * 
Deßgleichen machet man daſelbſt das ſchoͤnſte ſchnee weiſſe Saltz. der Kräutere 


Las Satz⸗ 


ih gibets auch den fhönften vnd gröften Weisen! daß man jhn in 5 Tigsupe 
keinem Sande ſchoͤner noch weiſſer / noch fehtwersr finden fol, a * 
aan ! ehr 





gu Dasvın. Eu, gaßdrteren Ehele / 
6. Mehr gibets viel eyngeſaltzene Speiſe / vnnd inſonderheit den Bergen 
Vergerfiſch. fiſch / der an der Lufft hart gedoͤrret wird. 
7. Mehr gibts auch ein groſſen Vorraht allerley Fiſche I alſo daß man 
—— „fe eynſaltzet in Thunnen ſchlaͤget / vnnd hin vnnd wider in gang Enropam 
zuerien führer. 
di 8, * Vber diß hat Seelandt auch viel ſchoͤner wolgebawter Staͤdte / darinn 
Schoͤne die Eynwohner nicht allein jhre ſchoͤne luſtige Bewohnung haben / ſondern 
auch alles reinlich / glantz vnd zierlich halten / welchs der Koͤnig auß Hiſpa⸗ 
nien Philippus / als Herr deß Niderlandes / vnd ſeine Raͤthe / die vor etlichen 
Jahren mit jhm darinn geweſen / ſich ſehr verwundert. 
© En Noch mehr / ſo hat Seelandt auch viel bequeme/fichere vnnd fefte Port 
Hafendeg oder Meerhafen / daran die Schiffeihre Geſtatt und Anfuhre haben / allen 
Mes. Landen wol gelegen / vnd zum anfchiffen oder abrepfen an mancherley Ort / 
wie weit anch fie ſeyn / gantz gefchickt. 


S 10. So mangeln auch nicht Schiffer die erfahren find/denn viel Schiffer 
ve da gefunden werden denen alle onfichere Oerter deß Meeres / auch in weiten 
Landen / wol bekandt find. 


- 1m. Deßgleichen ifts ein ſehr fruchtbares Landt / feiſtes Bodens / das allerley 
— Getrayde gnug gibt / die Aecker we bringen. 
Wie groſſe Menge auch von Vieye dieſe Lnde zeugen / iſt nit wol glaub⸗ 
r2. Nch / e⸗ ſey denn daß mans ſelber mit Augen ſehe. Denn es hat die ſchoͤnſte 
Shönfe Weyde / nicht allein an den Vfern vnd gemachten Thaͤmmen der Landweh⸗ 
re / ſondern auch auſſerhalb der Vfern in den hoͤhen deß Meers / da findet 
man etliche tauſendt Schiffe davon die Handelsleute guten Nutz vnnd 
Gewinn haben / jederman auch ſich labet / weil ſie groͤſſer als ſonſt / vnd liebli⸗ 
ches Geſchmacks / welches ſonder zweiffel mitbringet die ſchoͤnſte geſuͤndeſte 
Weyde. Daher auch das Sprichwort bey den Seeländern kommen iſt daß 
nichts den Zungendrefchern ein beffer Hertz mache / noch die Sache foͤrde⸗ 
re / als wenn man jhnen ſchencket einen guten Schoͤps vnnd etliche gute 
Schaffkeſe / denn es jhnen ein ſonderlich angenemb Geſchenck iſt. 
73. Was ich aber von der Lufft in Seelandt rühmen fol iſt nicht 
Daß ee nie lich / darvmb daß fiemeiften Theils ſcharff / vnnd nicht fo gefundt an 
Beten der dern Sändern/vornemblich im Sommer / wegen der vielfältigen See / ftc 
fi, henden Waffern/böfen Dämpfe und Geſtanck auß den Pfügenpdazu daß 
Me San es alles frey offen an der See fteher und diefes Sand nicht viel Baͤume noch 
wine. Waͤlde hat. Diß allein iſt etwas / daß die Lufft nicht bald von der Peſtilentz 
vergifft wird / und an dieſen Oertern eg ſelten ander boͤſen Seuche ſtirbet / 
aber wenn da beginnet die Peſt eynzureiſſen / ſo geſchichts deſto haͤrter / t(uut 
Me groͤſſern Schaden / hörst auch nicht bald wider auf Denngleihwie 
in 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 193 


ein hart Holk nicht bald brenner / aber wenns entbrandt iſt / lang ſam mi, 

der geleſcht wirdt: Alſo die Leibe der Seelaͤnder / weil fie vom Nordt win⸗ 
de vnnd der ſcharffen Lufft am Meer geheylet werden / empfangen nicht ſo 
ni die Gifft / Wenn fie aber vergiffter / fo fönnen fig dieſelbe langfam ger 
ofen. \ 

Das Brunnenwafkrinn diefen Inſeln / weil fie nicht fo gar laͤngſt 14 
aufm Meer erbawet / iſt auch etwas vnſch mackhafftig / und nie fo geſundt / ui. Das 
ſondern har et was ſaltzige o er nachſchmaͤckende Arc an ſich: Jedoch in der waſſer inn 
ion — ſind Brunnen / die nichts dem Fließwaſſer oder Regenwaſ⸗ Er Bu 
er nachgeben. 

Vnd daß dieſes Landt am Meer gelegen / vnd Seelandt ung genannt, en: 
auch den Alten vor vielen Zeiten bekandt geweſen ſey / kan man in Cornelio Yıren ges 
Tacito,dem alten Geſchichtſchreiber fehen. Denn ob ſchon diß Sande nicht "rt 

mit onferm Namen Zelandia daſelbſt sufinden / folefen wir doch / daß die we 
Eynwohner deß Seelandis mir dem Namen Mattiacigenannt / Von dem genannt 
gemeinen Wort zureden / ſo noch die Seeländer brauchen / Maet, Denn al? 7. 
fo fpricht der Cornelius Tacitus:Esiffinderfelben Gegend das Voick der Fran 
Mattiacorum, faft gleich den Batavis,fo wir jetzt Holländer nennen/allein Batab⸗ 
daß fie ein feftern Boden / vnnd davon auch erwas frecher werden. Hiemit KM 
Angezeigt wirdt / daß ob die Seelaͤnder wol den Holländern nahe benach⸗ 
bart vnd begrentzet / daß ſie doch jhren ſondern Namen gehabt / vnd allezeit 
etwas frecher oder haͤrtere Leute geweſen ſind / welchs auch noch heut alſo 
iſt / daß die Seelaͤnder am Leibe ſtaͤrcker / am Verſtandt und Geſchickligkeit 
liſtiger / geſchwinder / betrieglicher / vnd auffihren Frommen beſſer abgerich. Vyterhere 
tet. Daß ſie aber Mattiaci den Alten genannt / koͤmpt her nicht von Art / oder der vd See⸗ 
von einem Anfaͤnger / ſondern von jhrer Spraach vnd Weiſe zureden / als aͤndet. 
nembliech von Maẽt, welchs Wort noch heute in taͤglichem Reden vnd Han⸗ 
deln bedenreinen®efellen/in alem Thun, Handel / Wandel / Gefahr Rath 8R 
ſchlag / Muͤhe vnd Sorgen / Nutz vnd Schaden. Denn die da Geſellſchafft deinpeift, 
machen / zuſamen je Vermoͤgen legen / vnd auffs Gluͤck in Kauffmansſchatz 

oder Schiffen wagen / derer viel an dieſen Orten gefunden werden / nach jh⸗ 

rer Spraach Maẽt genant werden / als Geſellſchafften. Was aber Geſellen 
find in Aempter / als Buͤrgermeiſter / Rahtherren/ Caͤmmerer / Bawher⸗ 
ren Weyſeherren vnd dergleichen, dieſe werden Veynont genañt. Derwe⸗ 

gen die Roͤtner / da fir in dieſen Landen geweſen / die Seelaͤnder jhnen vnter⸗ 

than vnnd zinßhafft gemacht / wie andere Voͤlcker / haben ſie in lateiniſcher 

Sbraache von dem Woͤrtlein Maet, Martiacos genannt / gleich wie die ... Bell. 
fo Hennan heiſſen / Anninios, vnnd die Ambadjsherren Ambactos, wit Ga. 
man im Julio Cælare lieſet denn Ambachs herren a dieſe N im 
2 47) 


E $ 
— 


RR 


194 Das V II. Buch deß dritten Theils / 
Master Niderlandt / die da die Oberhandt inn einer Stadt oder Lande haben. 
Name Ser Aber das Wort Seelandt / iſt ein newer Name dieſes Landes / vnd den 
ef · Alten vnbekandt / vnd koͤmpt her von der See bnd dem Lande / Als wenn eis 
ner ſaget: rt, rn dep Meers oder der See / denn esift allenthalben 
vmbgeben mir der offenbaren See / vnnd wird gerheiter in funfftzehen In⸗ 
ſeln. Denn ob wol vor wenig Jahren das Meer diefem Lande ein groſſen 
Schaden mir Vngeſtuͤmmigkeit vnd Ergieſſung gethan / vnd ein groſſen 
Theil Seelandes mit den Thaͤmmen vnd Landwehren eyngeriſſen vnnd er⸗ 
ſaͤuffet. So find doch noch vorhanden etliche ſchoͤne Inſeln / vnter welchen 
dreye vornemblich mie dem wuͤtenden Meer ſtets zu arbeiten haben / vnd nit 
ohne großmaͤchtige Vnkoſten / wider das Waſſer ſich mit GOttes Huͤlff 
Die as nehrlich erhalten. 
Safe See- Vnter dieſen iſt die erſte / die ſich am Meer ſehen leſt / Wallackria, ſoll 
me, alfogenannt ſeyn von jrem erſten Anfänger: Sch erachte aber / daß von den 
shrn. Walen genannt / daß ſie derer Ort offte geſchiffet. Dieſe Inſel hat von 
Auffgang Brabandt / von Mittage Flandern / von Mitternacht Holland / 
von Nidergang Engellandt / welchs faſt nahe zuerreichen / vnd an weſchem 
Ort man auffſitzen kan / zu Waſſer zuſchiffen / wo man auch hin will, 
Derbee Vnd ſonderlich hat Arnemuida ein guten ſichern Hafen,va die meiſte 
sn Schifffahrt an vnd außf aͤhret / auff alle Ecken deß Mers. Dieſe In el 


Vualls- 


— 


chria.  Wallachria,ohne alle gebawte Vfervnd angeflickte Sande / welchs fie Pol⸗ 


si ders nennen’ hat acht Meylen vmbfangen / begreiffer viel ſchoͤner Flecken 
em und Dörfferrinfonderheit diegroffe Handelſtadt Mittelburgk/ latinis Me- 
Miscburg. telliburgum, ſehr weit beruͤhmbt / welche ſoll zenanne ſeyn / wie etliche mey⸗ 
| nen vondem Römer Metello, Ich aber erachre / daß weiles ein grofle Fe⸗ 
ee Kung/ond inder Mitten diefer Inſel lizt / von dem Wort Burgk / welches 
Die Din den Teutſchen heiſt ein feſtes Schloß / den Namen habe. Denn alſo die Fuͤr⸗ 
Ober Burg, ſten vnd Herren ihre Haͤuſer / die am hoͤch ten Der zur Feſtung gebawet / zu⸗ 
sanfter nennen pflegen. Daher auch kommen iſt / daß die Niderlaͤnder die Oberſten 
in den Staͤdten Buͤrgermeiſter / vnd die Oberſten im Lande Burggraffen / 

als Beſchuͤtzer der Feſtung genannt haben / darvmb dag fir das oberſt Regl⸗ 

ment vnd groͤſte Gewalt haben. Vnd ohne diß koͤndte vielleich der beruͤhm⸗ 

te Roͤmer Metellus die Burst gebawet haben / vnd zugleich alſo genannt 

ſeyn. Nicht weit von Mitte burgk / nah Sudtweſt / faſt zwo Meyl weges / 

— ligt eine Stadt / nicht ſo gar groß / aber ſehr feſt genannt Fliſſingen / Fliſſinga 
der Sad latinis, darinn die vornembſten vnd erfahrneften Fiſcher vnd Schiffer mod, 
duſſingen. nen / hat ſeinen Namen nicht von Vlyſſe, Nyſſea, wie etliche meynen / fon, 
dern von einer Flaſchen / die die Eynwohner auff jhre Spraache Fliſſin 


nennen / vnd fe auch zum Wappen der Siadt fuͤhren / wie denn die Flaſche 


auch 


— 


J 1 * 
EI en 


— 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 195, 
auch auffihren Schiffen / Segeln / Maftbäumen/ gemahler geführt wirdt. 
Wie ſie aber die Flaſche zum Wappen bekommen / iſt gläublich daß es das 
her geſchehen / daß die Leute inn der Stadt / nicht allein die Maͤnner / fon’ 
dern auch Die Weiber ſehr gerne trincken / vnnd gemeiniglich auß Flaſchen / 
alſo daß ſie die Flaͤſchen offt für Freuden herhen / vnnd jhr Truͤncklein 
am meiſten brauchen vor ein Artzney wider Schwermuth / der da inn die⸗ 
ſem Lande ſehr gemein iſt / daß es trawrig / ſtoͤrrig vnd ſtoltz Volck hat / gar 
vngleich den Brabaͤndern vnnd Flandern / als die da wenig vom Saturno 
vnnd Marte wiſſen / ſondern nur froͤliche vnnd leichtſinnige Jovis vnnd 
Mercurij Kinder ſindt. Aber die Seelaͤnder / weil ſie viel Widerwertig⸗ 
keit außſtehen / wollen als denn ihnen mit dem Trunck guͤtlich chun / vnnd 
die Trawrigkeit deß Hertzen vertreiben. Die dritte Stadt inn dieſer nn, Die Ve⸗ 
ſa/ it Terveor, Campoveria, oder Veria genannt / auch faft zwo Meyl ne 
wegs von Mittelburgk / ein Stade nicht fonderlich groß / welche vor we⸗ Campove- 
nig Jahren von den Schotten ſehr beruͤhmet / hat den Namen von der ""- 
Veer / daß man von demſelben Vfer inn den weiteſten See Cam, Teer. 
pen / der an Nordt wenden ſtoͤſt / zu ſchiffen pfleget. Denn die erſte Ans 
fuhrt / da die Schiffe ablauffen / wirdt von den Niderlaͤndern Veer / 


von vns Teutſchen die Fahre genannt / Latinis Trajectus, vnnd Trans- 


vectio. 
Die ander Inſel deß Landes / iſt Scaldia, hat gegen Nord Wallachriam, Die ander 
welche alſo genannt wird von dem Fluß Scaldy, der daſelbſt in die offenbar a 
See fleuſt. Dieſe Inſel hat viel volckreiche Flecken vnd Doͤrffer / gibet fh, 
ne zierliche Fuhrwerge / alles groſſer Herren vnd groſſer Geſchlechter in den 
Staͤdten / als Haemftaͤdte / Kems, Moermonda, Auch feine Staͤdte / als nn. 
Broverſaviam ‚nicht ein kleine Stadt / vnnd die aller beruͤhmbſte deß See⸗ ſchrebun 
landes / Zirizeam , die da nach Ehrift vnſers Seligmachers Geburt im der Stade“ 
849. Jahr / da der Keyſer Lotharius regieret / erſt zu Stade gebawet wor Dasschbie 
den / vnd mir Mauren vmbgeben / von geringer Ankunfft / ſo groß vnd zier⸗ fr Stadt. 
lich gemacht / vnnd ſo hoch dran kommen / daß jhr feine Seeſtadt / wie groß — 
fie ſey / zuvor thu. Bon dieſer fan ich ohne Rhum vnnd Heucheley meir are 
nes Vatterlandes / vor gewiß ſagen / daß ſie viel gelehrter Leute vnd fuͤrtreff IL. 
liche ingenia gebe / Auch von geſchickten und vorſichtigen Kauffleuten faſt Kauffleute. 
voll ſey / die da an Getrayde / gutem Weitzen / Faͤrberroͤthe Heringendan, „U: 
dern Fiſchhandel / auch Vieh kauff viel gewinnen / Ihre Haußhaltung vnd —— 
alles reinlich ſauber vnd herrlich halten / die Koſt deß Tiſches ehrlich vnnd 
maͤſſig / daß nicht jemand vnnuͤtze Vn koſt anwendet. In Kaufſmanſchatz it IV. 
jederman auß den Eynwohnern vorſichtig / beſcheiden / gnaw auff fein Rug/ Diedets 
doch gegen den Armen pnnd Eyn wohnern — guͤtig / heiffen —— 
» 1 ib 


En * 
— 
— 


95 °°.Das VII. Buch deß dritten Theils/ 

gern in Noͤthen / gegen den Yußländern gaſtfrey / freundtlich / holdſelig / ae; 

rew vnd ohne falfch ja erbar vnd auffrichtig / in Geiſtlichen Sachen mehr 

V. Gottfuͤrchtig denn Aberglaubiſch oder heuchliſch. Darvmb ſo man anſehen 
er will den meiften Hauffen der Eynwohner / finder man nicht bald an einem 
Dee fo viel geſchickter / kluger / vor ſicht iger Leute / die ſich wiſſen beſſer su hir 
ten für den betrieglichen Worten vnd ſchmeichlen vieler O hrenkrawer vnd 
Landtbetrieger / denn ſie können Weiß vnnd Schwartz verſtehen / vnd ei⸗ 

nen leicht erkennen / was er im Schilde führe, Bon denen der Post Perlius 


ager: / 
Sar.5. ſeg So bald ſich finden ſuͤſſe Wort / 
| Vnd was da ſonſt iſt vnerhort / 
Du magſt wol haben auff dich acht / 
Er Daß dir nicht werd boͤß Muͤntz gebracht. 
Daher find die gemeinen Sprichwoͤrt er fommen/da man zur Zeit ein 
Comediam gefpieler/daß ein Narr / dem mans billich nicht für vbel haben 
kondte / auff die Weiſe von allerley Niderlaͤndern geredet: F 
Sch bin friſch / froͤlich / on Braband / 
Schertzhafftig / vnverſchaͤmpt nachm Lande. 
Ich bin wild/onfeufch/son Flandern / 
Weibiſch / geb ein vmb den andern. 
Ich bin grob / faul / komm auß Hollandt / 
Daſelbſt nie mandt nichts Kluges fandt. 
Ich bin liſtig / geborn See aͤn der / 
Niemandt iſt mit Betrug behender. 
* Welche Laſter im hoͤchſten Alt er gemeiniglich vberhandt nemmen / vnd 
—— mehr Schaden thun / wo nicht die boͤſe Zngneygung der Natur durch gure 
Sitten bey Zucht abgewehnet vnnd gedaͤmpffet wird. Denn auch die boͤſen Stuͤck ge⸗ 
Seutenmepe meintglich bey dem gemeinen Poͤfel am meiſten gefunden werden / vnd nicht 
ed bey den Geſchlechtern / oder den vornemmen Buͤrgern / welche wol erzogen 
handen find. Denn weitalle Sandejre Man gei / Laſter / boͤfe Zunthgung vnd fonders 
liche Sitten haben / ſo iſt dieſem Voſck / entweder auß der Are der Lufft / oder 
auß jhrer Eltern Natur / Sitten vnd Gewonheit / auch ihr ſonderliches an⸗ 
geboren / welchs bißweilen ſo hart eynwurtzelt / daß mans nicht abgewohnen 
kan. Daher geſchichts / daß der gemeine Poͤfel wegen der boͤſen Zucht alle, 
zeit roher / groͤber / frecher vnd vnhoͤflicher iſt / als die Geſchlechter vnd vor⸗ 
nemmer Leute Kinder / man ſehe an wilche Landtart man will. 
— Aber damit die boͤſe Sitten vnnd angeborne Laſter abgeleget / ſtehets 
vndböre den Eltern zu / daß ſie jre Rinder erbarlich aufferziehen / jr Herznd Gemuͤth 
Siten ſol⸗ mit gut er dehre vnterrichten / vnd zu aller Frrundligteit nd er, 
| gsweh⸗ 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 197 


gewehnen / welchs warlich unfere Eynwohner fleiffig ehun. Denn gleich (en adaetveh» 


wie ein wilder Baum durch HetffigeBarrensucht und Feldt baw zahm wird, 
wie wilde Thier fich zaͤhmen laſſen: Alfo auch dep Menfchen Gemuͤth / fo 
niche gar Enfern oder Stählern iſt / kan gebogen / vnnd zu guten Kuͤnſten / 
Erbarkeit / Tugendt und Borrförchtigfeirgehalten werden, 


alle Tage zu Fiſchern ſich toͤnnen brauchen laſſen / obs wol ein rohes wildes 
Volck / vnnd deß Meers gewohnet / jedoch fo erbar vnnd redlichts Lebens 
ſind / daß niemals vnter jhnen jrgendt ein Zanck oder Auffrhur entſtanden / 
noch etwas jrent ha ben vor einen Rath hat kommen duͤrffen / ſondern fie 
ſich allezeit in jhren Gemeinen vnd Zuſammenkunfft vertragen / Ja ſie ley⸗ 
den vnter jnen kinen Bettler nit vn ſchaͤmen ſich / ſo jemand auß jen Mita 
geſellen betteln gehen ſolte oder anderswo Huͤlffe ſuchen. Darvmb die Fi⸗ 
ſcher Gemeine / vnnd dervnter jhnen der Oberſte iſt den fie Dechent nen⸗ 
nen/machen auß jhren gemeinen Kaſten einem jeden der Arm iſt / vnnd ſich 
oder fein Geſinde nicht erhalten kan / fein deputat / alſo / daß er fein Hunger 
noch Gebruch leyden darf. Wenn auch ein fo groſſe Menge auf faͤhret auff 
den Fiſchfang / vnd fein Nahrung weit auffm hohen Meer ſuchet / vnnd es 
etwann etlichen mißgeraͤth / fo iſt memandt der dem andern vbel nachre⸗ 
det / ſpottet oder fluchẽet / ſondern dulden alles gantz ſanff muͤtig vnnd hof⸗ 
fen / es werde einander mal beſſer werden. Aber dieſe Erbarket tdeß Ge⸗ 
muͤths in ſo rohen ſchlechten Leuten / kompt nicht von groſſer Vnterwei⸗ 
fung vnnd koͤſtlicher Lehre / ſondern auf angebor ner Guͤtigkeit vnnd guter 
Vernunfft / die da ſelbſt ſihet was jhnen wol anſtehet oder nicht, 


Weiter / daß wir wider von dem Fluß Scalden reden / ſo gehet derſelbe let 


durch Sende und andere Oerter in Flandria,biß er gegen Antdorff kompt / ae Sing 
da er nebender Stadimamer wegfleuſt / vnnd einen feſten Hafın onnd be Sew/den. 


rhuͤmbt Geſtatte den Außländifchen Schifffahreen giber. Nachmals 


wenn er etwas weiter gangen / theilet er ſich in zween Waſſerfluͤſſe / vndehei⸗ 


let alſo von Seelandt abFlandern vnnd Brabandt / der erſte Fluß zur lin⸗ 
cken Seite / gegen Sudt oder Mittage / ſcheidet F andern / vnd wird mit dis 
nem andern Namen genannt / de Honte, von der Hunde heulen / vnnd ſei⸗ 
nem Sauſſen / da er endtlich zwiſchen beyden Inſeln /Zuytbeuelandiam 
vnd Walachriam, indie offenbare See faͤlt. Derander Fluß zur rechten 
Seiten / fleuſt neben Brabander Grentze / behaͤlt den Namen Scelt, vnd its 
ſchen der Inſel Scaldia, ſonſt Schouwe genannt / vnnd dem an e Bra⸗ 
banderfäller erins Meer. Denn die Inſel Scaldia hat den Namen von tem 
Fluß Scalde,odgr Scelt, welches Strom da sr am tieffſten iſt / dis E duffer 


ET 
ze ⸗ 


net werden. 


Denn daher kompts auch / daß dieſe Fiſcher / derer in der Stadt Ziri- Ben 


zæa vber fuͤnffhundert ſeyn / ohne alle Knechte / die da noch lehrnen / vnd num Seelande. 


ij Canael 


4 . 


198 Das VII. Buch deß dritten Theile/ 

Canaelnennen/dag fiedenfelben jnnehalten müffen / damit ſie nicht mir jh⸗ 

ren Schiffen su ſeichte fommen/ welches Stroms fir fo gewiß find, daß fie 

in der fingterften Mache und im gröften Vngeſtuͤm deß Meers / deſſelben nie 

feilen / welches doch mir Verluſt groffer Kauffmannſchatz offrer den vnbe⸗ 

kannten oder vnerfahrnen geſchicht. EN 

Von dem An dieſen Orten groß hoͤret man Gerauſch vnd erſchroͤcklich Sauſſen / 
Pr entweder wenn das Meer ablaͤuffet / oder wider anzulauffen beginner/ oder 
ame ein Vngeſtuͤm deß Meers fich erhebet / welchs am meiften zugeſchehen pfle⸗ 
landt. get / wenn nach dem Nordt die Sudt eynfallen / vnd alſo ſehr/ daß die Eyn⸗ 
wohner auff ein Meyl wegs davon diß Gethoͤne deß Meers hoͤren / vnd offt 

ein drey Tage zuvor wiſſen / daß ein Vngewitter kommen werde. Vorjzeiten 

da der Strom dieſes Fluſſes Scalden etwas enger war / iſt er beſſer gu erken⸗ 

Sde nen geweſt / an dem Dre wo er ins Meer faͤllet / Nu aber er weit er gehet / vnd 
Infeinim von Tage zu Tage das Landt vnnd Vfer durch das Vngeſtuͤm deß Meers 
Dee eyngerifen wird / wie denn in hundert Jahren dieſe Inſel drey tauſent Joch 
andes verlohren hat / So iſt nit ſo leicht in ſehen / wie er gehet / oder eynfaͤlt 
Seeiſiſch Es ſoll auch der Fiſch / den etliche Alellum ‚der Plinius Callarias nen» 
— net / von dem Fluß Scelt, den Namen Seelfiſch haben / wie etliche wöllens 
Aber derſelbige Fiſch iſt viel mehr von feinen Schuppen oder feiner Haut / 
die die Seelaͤnder Scellen nennen / Seelfiſch genannt. Denn wenn man 

ihn kocht (gebraten fan er nicht werden)fo muß man feine Haut wie ein 

as für ein Panker abnemmen vnd abſchuppen. Derredjre Afellus aber/ Cabbelliau 
hben genannt / iſt ein glatter Fiſch ohne Schuppen/ der auch nirgendr anders 
denn im hohen Meer gefangen wird / es weredenn daßer etwann dem fri, 

fchen Waſſer nachgangen were / wie erliche Meerfifche thun / die da dem füß, 

ſen vnd friſchen Waſſer alſo nachgehen / daß ſie davon ſehr feiſt werden / vnd 
darnach in den flieſſenden Waſſern gefangen werden. Alſo der Lachs auß der 

Wie der Engliſchen vnd Schottiſchen See / widern Strom dem friſchen Waſſer 
Eee nach / in Rhein vnd in die Mofel fompr/deßgleichen die Jeſen / Elriß / Har⸗ 
tomme.  der/Stöer. Hierwider die Aehle das Widerſpiel halten / vnd nad) dem Meer 
a . Oderfalgenen Waſſer gehen / daſelbſt werden fie viel geſchwinder / ſchnel⸗ 
Maenin ¶ ler / ſchmackhafftiger vnnd gefunder/fie find auch in dern Meer oder im geſal⸗ 
Ben; kenen Waller nicht fo fchlipfferig: Daher kompts / daß anden Schlaufen’ 
Abis Natut. dadurch im Winter das Waſſer ing Meer faͤllet / vner hoͤrter Groͤſſe / vñ mir 
groſſer Menge die Aehle gefangen werden / von welchen allen in dem Buch / 
das ich dent Conrado Geſnero, einem ſehr gelehrten Manne zu gefallen? 
vonder Fiſche Namen und Natur gefchrieben/ mehrsu finden iſt. 
Bon pweyer⸗ Noch mehr / dieſer Fluß dcelt. an dem Ort da er an die Inſel Scaldia 
dog Zeit der krifft / vnnd als dann in das Meer filllee/ vnterſcheidet dis Rn 
fe 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 19 


Inſeln von dem Dccidenralifchen diefer Sander vnnd die Drienralifchen Gectändı 
gegen Auffgang Bw. fEirfcelt von den Steländern/ die gegen Mittage vnd ſchen gInſeln. 
Flandern / Beweſter ſcelt genannt werden / Gleich als wolt einer fagenifie „ 
legen ober dem Scald oder jenſeidt dieandern legen vnter dem Scald,oder fche Deves 
dißſeidt deß Fluſſes. n ſterſceit. 

Daher auch zwey herrliche Gebiet vnnd Regierung in dieſen Landen 6 — 
gehalten werden / welcher Verwalter Koͤnigliche Macht haben / im gantzen Ihe Bmen 
Sande(aufgenommen die Städte die jhr ſonderlich Recht halten / vnd den Kerr. 
Buͤrgermeiſtern vnterthan find) aler Bnter vnnd Obergerichte jeden 1n @n 
Vmblaͤuffer / Rauber vnd Bettler eyn zuziehen / peinlich su fragen/suffraf. 5” Piefen 
fen / auch den Halß zunemmen / dadurch guter Fried erhalten wird / vnd nie, Ko 
mandı Frembdes / der dahin verrey ſet / etwas feindfiliges förchren darff. 

Dieſes Ampt hat mir groſſem Rhum verwaltet der Herr Hieronymus Von Herr, 
von Seroskercka / Rittersſtandes ond mir vielen Gaaben begnader / wel, EEE 
chem Herrn ein fonder Zier auch ift fein Eydam Herr Jodocus von Wer, Bert Hieros 
via / glaͤchs Geſchlechts / vnnd mit deß Sandes Aemprerinngroffer Anwar⸗ Cerveren » 
tung beſtellet. Es iſt auch vor wenig Jahren wegen dieſes Waſſerſtroms / en. 
viſchen den Seelaͤndern die da mir den Hollaͤndern in einer Graffſchafft N; 
ligen vnnd din Flandern ein arofler Zanck vnnd blutiger Krieg geweſen. Wervia, 
Denn diefe biyde Laͤnder jhre Fuͤrſten Comites, Graffen nennen / neben en 
andern herrlichen Tittein / welchs daher kompt / daß dieferirrerliche Herren be die Gras 
Bor Zeiten die Roͤmiſche Kenfer in allen Kriegen onnd greffer Gefahr be: Sep emmen, 
leytet / ond jhnen tremlich beygeftanden haben. Dergleichen dieda im Bra- Hertzoge ges 
bandt Rönigliche Macht haben/Duces, Herkoge fir nennen’ von dem / daß ,.,. wer⸗ 
fiedas Kriegsheer wider den Feind gefuͤhret / Als wenn einer ſaget: Exerci- 
tus Duktores, Führer def Heers. 

Da aberder Graff von Flandern/GuidoDampetra, fein Landt zu er⸗ Ein G⸗ 
weit ern gedacht / vnd jhm vorgeſetzt / etliche Seelaͤndiſche Inſeln zu gewin, ſchicht vom 
nen / hat er Tag vnd Nacht geſo nen / wie er möchte die Inſel Vallachriam * — 
ibm Vnterthaͤnig vnd Zinß hafftig machen / vnd har ſie mit einem Kriegs 

volck vberfallen / denn er nit weit hineyn gehabt / vnd fie mit Rauben / Bren, dlandern 
nen / Schwerdt vnd Fewer verderbet / die Stadt Mittelburg belaͤgert / vnd 
durch einen Heerhold von jnen begert ſſie ſollen ſich ergeben. Da er aber diß 
nit erlangen koͤnnen / hat er etlich maldie Stadt geſtuͤrmet. Derwegen Herr 
Wuhelm / der dritte dieſes Namens / Graff zu Seelandt vnd Hollandr/der 
Stadt zu Huͤffe zeuhet / vnnd ſich mie den Bürgern von Zirigea/su derer 
Trew er fich viel verſahe / ſtaͤrcket / dem Feinde in einem Tage zwo Schlady, 
sen lieffert /aber dag Felde verleurer / vnnd mit blutigem Fähnlein abzie, 
henmuſt / Daher der Zirizeer Wappen noch heursin ea rue 
| ndili 


200 Das VIT. Bitch deß dritten Thello/ 


Endtlich der Graff in die Stadt Zirizæam / als die dem Fuͤrſten getrew / 
vnd ſehr feſt / fleuhet / Graff Guido von Flandern erhebt ſich ſeins Gluͤcks ⸗ 
laͤſſet ſeine Hauptleute in der Belaͤgerung vor Mittelburgt / vnnd er ſelbſt 


wender alle feine Macht wide rdie Stadt Zirizeam / aber da fie andert⸗ 
halb Monat belägert / wird er von denen auß der Stade vnverſehens uber, 
fallen / vnnd nimpt groſſen Schadens viel gefangene Flandern werden in 
die Stade geführer/ daß er muſt ein Stilleftande machen, fechs Wochen 
lang / mit den Zirigeern/ vnter deß Graff Gnidoin Hollandt fälle. Da 
aber der Stilleſtandt auß iſt / vnd die Zirigeer fich geflärcfer/ / vnnd ein aut 
Kriegsvolck sufammen bracht / da fahren fie vber nach der Sinfet Wala- 


ch:iam,fchlagen die Feind die Flandros,entledigen die Stade vonder Be⸗ 


Von den er⸗ laͤgerung / vnnd ohne ſonderliche Niderlage / kommen glückfelig wider su 
worbenen ¶ Hauß. Der Fuͤrſt Wilhelm / Graff zu Holland vnd Seelandt / da er hoͤrete 
zen von dem tapffern Sieg der Zitigzer/chue de: Stadt groß Ehr, vnd begabet 
Zirtzca. ſie mit newen Prinilegien/Schiffensnd anzern Ehrgaben. 
en ‚Der Hraff Guido von Flandern / da ers bey den Holländern vbel auß⸗ 
rn: —* gericht / vnd ein gute Shnappe krieget / weicher wider nn Seelandt / Vnd 
zea. da er ſich ein wenig geſtaͤrcket / hebet er wider an mirgroffer Mache die 
Stadt Ziriseam’ als die jihm Mittelburgk aufm Rachen geriffen/ zubelaͤ⸗ 
gern/ond gedencker fich su rechnen / darvmb ob er ſchon in anderehalb Mon⸗ 
den zwier abgetrieben ward / vnd nichts außrichten konnte / doch immer fich 
mehr ſtaͤrcket / vnnd mir haͤrteſter Belaͤgerung zubez vingen fort faͤhret. Da 
es aber nun mit denen in der Stadt die hoͤchſte Noth hatte / wegen Pro⸗ 
viant / vnd doch weder durchs gute noch boͤſe konnten dahin gebracht wer⸗ 
den / daß ſie ſich ergeben / denn ſie nun den ſiebenden Monden / ohn alles 
Fewerwerffen / Stuͤrmen / zu Landt vnd Waſſer belaͤgert waren / Alsdann 


ob ſchier kein Huͤlffe mehr ſeyn ſolte / da hat der Koͤnig in Franckreich / Phi- 


lippus Pulcher genannt / in groſſer Eyl den Hertzog Johannem Paydero- 
ſum, Gubernatorn deß Meers vnd den Reginerium Grimaldum Genue⸗ 
ſer / mit einer groſſen Kriegsmacht vnd etlichen Galeen / die die Latini Tri- 
remes nennen / daß fie mehr mit Rudeln / denn vom Winde gerrieben/nach 
Ziriseam abgefertiget / daß ſie den Belaͤgerten zu Huͤlffe kommen ſolten / 
vnd nicht ſaͤumen / wis dena get han / vnd jres Ronigs Befehl trewlich auß⸗ 
gerichtet / welchs als der Herr Wilhelm / Graff in Seelandt und Hollandt / 
der Schweſter Sohn deß Koͤniges in Franckrelch / durch die Schildtwache 
erkuͤndiget / vnd daher ziehen ſiehet / beſchleuſt er zusleich mit den Frantzoſen 
die von Flandern anzugreiffen vnd zuſchlagen / vnnd denen in der Stadt 
die nun ſehr vom Feinde abgemattet / ein Hertz zumachen. Aber do ſie nun 
angreiffen ſollen / fo haben die Flanderiſchen durch sin wunder — 9 


(} 


Won den Geheimnuſſen der Natur. ze 
Schiff voll Schindelr Strobl Raſen vnnd Gehoͤltz / das leicht brenner, mie * 
Pulver / Schwefel und Bech angezuͤndet / vnd weil der Winde auff die Fein⸗ 
de ſtundt / das fewrige Schiff vnter die Frantzoͤſiſchen lauffen laſſen / da ſich 
denn daſſelbe hin vnnd wider an die Schiffe angehenget / vnnd fein langſam 
alles voller Fewer ſpruͤet / groß Schaden thut / So ſchicket ſichs ſonderlich 
durch Gottes Willen / daß das Meer / welchs am hoͤchſten angelauffen / wi⸗ 
der ablaͤuffet und der Windt gegen Nordt ſich wendet / dadurch das fewrige 
Schiff wider zuruͤck getrieben wirdt / vnter die Flandriſchen koͤmpt / jhre eige⸗ 
ne Schiffe brennet / alſo daß jhr viel / damit ſie nicht vom Fewer verderben! 
ins Meer ſpringen / vnd auß einer Gefahr in die andere ſich geben. Da nun 
der Flandriſchen Schlachtordnung fo zutrennet / ſo greiffen die andern mis 
jhren Galeen vnnd Schiffen an / die Flandriſchen find nicht faul / leſchen wie 
fie fönnen / wehren ſich mit den vnbeſchaͤdigten Schiffen ritterlich. Im an⸗ 
fang iſt der Sieg vngewiß von Mittage / biß die Sonne gar vntergehet / alſe 
daß auch die Nacht nicht die Feinde ſcheiden kondte. Die Seelaͤndiſchen 
ond die Frantzoſen / da ſie wider guten Windt hatten / vnnd das Meer wider 
ablaͤuffet / ales Vortheil vor ſie / breñen mit Fackeln / werffen Pulver / Fewer⸗ 
kugeln in der Feinde Schiffe / ſie zuverderben. Vnter deß / die in der Stadt 
nicht allein Maͤnner / ſondern auch Weiber / die alſo widern Feind ergrim⸗ 
met / daß ſie nicht weniger als die Maͤnner zur Schlacht behertzt / fallen zum 
Stadthor herauß / greiffen die Flanderiſchen von hinden an / machen daß dig 
Frantzoſen von fornen zu nit ſo hart bedranget / damals hat ſich erſt ein ſolch 
ſchieſſen / ſchreyen / heulen / krachen erhaben / daß viel Zeugen geweſen ſind / daß 
mans auff drey Meyl weges gehoͤrt habe / welches deſto mehr zu glauben iſt/ 
weil auffn Meer man weiter hoͤret als ſonſt / ſonderlich bey Nacht / wenn alles 
ſtill iſt. Diß geſchihet auch anderswo / daß wo kein Holtz noch Berge ſind / 
ſondern ebene Felde / man weiter hoͤret. Da aber nun die gantze Nacht ein er⸗ 
baͤrmlich toͤdten vnnd ſchlagen geweſt / ſind die Flanderiſchen da es Morgen 
worden / von dem Feind vberwaͤltiget worden / damals find acht tauſend Flã⸗ 
dern blieben / vnnd che mehr als weniger / viel auch gefangen / inſonderheit der 
Fuͤrſt Guido Dampetra, vnnd mit jhm viel groſſer Herren / viel Faͤhnlein / 
Kriegsruͤſtung erodert / vnd indie Stadt gebracht. Der Feind aber biß auffs 
Haͤupt erleget worden. 
Diieſe jaͤmmerliche vnd blutige Schlacht der Flandern / ſoll allen Für, Ein aute 
ſten ein Beyſpiel ſeyn / die da nach anderer Herren Lande trachten / daß ſie kei Sy wie 
nen Krieg wider jhre Grentznachbarn anfahen ſollen / da ſie nicht rechtmaͤſſi⸗ grafe Br⸗ 
ge Vrſach haben zu kriegen. Ja ſo ſie auch derſelben haben / iſts beſſer alles gu, fat nicht 


Krieg an⸗ 


vor zuverſuchen vnnd aller ley Mittel deß Friedes vorſchlagen / ehe man die fangen ren, 


Waffen zur handt nimpt. 


x 


ee... Aber 





208 Das VII. Buch defdritten Theils/ 
Wie das deff  Aberdadie Stadt Zirizea der Belägerung entlediget / vnnd der Krieg 
—— ‚ein ende hatte / welchs geſchehen im Jahr nach Chriſti Geburt 1303. den 13. 
Sertanıı Tag Auguſtt / an S. Laurenti Taaeı hat der Raht vnnd die gantze Gemeine 
gehalten. der Stadt / damit ſolches nicht in Vergeſſenheit kaͤme / ein herrlichs Feſt vnd 
Gebet / Gott zur Danckſagung / gewilliget / zu einem ewigen Gedaͤchtnuß zu⸗ 
halten / wie auch vorhin vnd noch ſtets geſchehen. Sa auch die Knaben in der 
Schul dieſen Tag feyern / vnd duͤrffen nicht indie Schule gehen. Alſo blei⸗ 
bet das Gedaͤchtnuß dieſer Geſchicht ben Ihnen end jren Nachkommen / daß 
ſie ſich erinnern / inn welcher Gefahr Leibes vnnd Lebens ſie geweſen / was fuͤr 
Noht jhre Vorfahren außgeſtanden / daß fie fuͤr ihyr Weib vnd liebe Kinder 
embſig geſtritten / vnnd jhren Fuͤrſten vnd Herren Trew geweſen. Vber dig 
dieſe Erinnerung die Nachkommen auch lehret / daß ſie von GOtt dem All⸗ 
maͤchtigen in Noht vnd Truͤbſal allein Huͤlffe bitten vnd hoffen / jn vmb Er⸗ 
ledigung der Belaͤgerung vnd Sieg / vmb Fried mit ernſter Andacht anruffen 
ſollen. Wie wir auch leſen / daß Abraham / Moſes / David / Ezechias / Judith 
vnd viel andere / die da durch ſolche Huͤlffe geſieget und jhren Feinden obgele⸗ 
gen haben / gethan. * 
> MWeirerigleich wie keine Inſel deß Seelands mehr von Feinden geplagt 
Seelandes als Scaldia, vnnd die Hauptſtadt Zirizea: alſo iſt keine weniger vom Krieg 
un. angefochten / als die dritte Inſel Seelandes / Suidbelandia, welche von dem 
Diedefre, Mittagswinde Sudt / wei er jhr entgegen ſtehet / alſo genannt / als nemblich / 
bungder Inn Sudtlandt. Diefe Inſel hat ein ſchoͤn luſtig gewaͤchſig Landt / faſt weit vmb⸗ 
——— fangen / nach Flandern vnnd Brabandt gelegen / wiewol ſie ſtets vom Meer 
eyngewaſchen wird alſo / daß ſie in wenig Jahren viel Landes verloren Hat 
Dieveſchrei, vnd wol halb kleiner worden iſt. | 
hung der Alſo ift von der Inſel abſondert worden die Stadt Romerfualla,nicht 
State Ro- Sogar vnbekandt / dieda alfo eyngewaſchen iſt / vnnd noch ſtets eyngehet / daß 
merfaahs ſie keine Aecker noch Gärten haben kan / ſondern allein von dem Salshandet 
ſich enthaͤlt. In derſelben Inſel gegen Niderlandt ligt ein ander Stadt / die 
8 heiſt Goela, nicht groß / aber wol vnnd zierlich gebawet / vnd von erbarn hoͤfli⸗ 
Goefa. hen Eynwohnern ſonderlich beruͤhmet. Vber diß iſt eine Inſel / ſo da mit 
bung Drabandtgrengeriond mit einem kleinen Waſſer vnterſchieden darinn lige 
dSa Die Stadt Toletum, welche den Namen hat vom Zoll vnd Port / iſt gar ein 
Toler. alte Stadt] von welcher nicht weit iſt die Stadt Martiniana, ein ſchoͤner lu⸗ 
—— ſtiger Ort / von ſchoͤnen Gaͤrten / vielen Voͤgeln vnnd Gefluͤgel / inſonderheit 
der Stadt von vielen Reygern. Darnach find mehr Inſeln dig Orts / als nemblich 
Marsimae Durvelandia, alſo von der menge der Taubẽ / ſo viel als Taubenlandt genañt / 
9 vnd Gœreda, daß die Schiff gewiß da ſtehen / vnnd Platelſa, vnd dergleichen 
mehr / die nicht ynlaͤngſt auß dem Diese von newes erbawet / welche 9 * 
i 














Von den Geheimnuſſen der Natur. 263. 
iſt weitlaͤufftig zu meldten / dieweil Seelandt ohne dep mir fleiſſigen Mappen 
beſchrieben / darin der Leſer ſich beſſer erſehen kan. | 
Was aber den Vrſprung der Seelaͤnder anlanger/ift ein gewiſſe Sa, Bon dem Be 
ge bey den Eynwonern / vnd gleich wie ein Lehre ihrer Vorfahren, daß fic her, Nmste 
fommen von den Schotten vnnd Dennemaͤrckern / infonderheie der Inſel / daß Kevon 
die in Dennemarck genannt wirdt Seelandt / darinn die groͤſte Handelſtadt ben Dandeis 
— Coppenhagen / latinis Haffnia darumb daß dieſelben Handelsleute dieſen Toppenhage 
Erdboden als ein ledig vngebawt Landt eyngenommen / mit Thaͤmmen ver⸗ —— 
wahret / zu Inſeln gemacht / vnd erſtlich kleine Hirtenhaͤuſer drauff gebawet / ar 
dardurch Niehe vnd Wende gerugerfey.. 
Denn dieſes Sandt/welchs nicht andersals ein anfang deß Hollandes ap ,z ur 
iſt / war zur zeit lulij Crfaris,im anfang der Römifchen Monarchia / gar vn⸗ Seeiande 
gebawet / nie geackert noch gegraben / ſondern voller Meerſuͤmpff oder Meer⸗ ſeweſen. 
graben / darinn ein Arm vom Meer gienge / wie deñ auch Hollandt noch heu⸗ 
se mit ſolchen Meergraben allenthalben vmbgeben iſt / ſo ſehr / daß / ſo die wege 
zu Sande bald verhawen / niemand als allein durch Schiffen dazu fan. Deß⸗ 
gleichen gefchicht auch in Seelande mit den Armen deß Meers / welche ſon⸗ 
derlich im Winter alfo außtretten / daß fie nicht wol anders zuſammen koͤn⸗ 
nen / als durch Schiffen / Vnnd welchs Erdtreich am hoͤchſten herauf ficher 
vnd nicht fo offt mic dem Meerwaſſer vberfaͤllet / das gibet allein dag gute herr⸗ 
liche Landt / vnd koͤſtliche Weyde fürs Vieh. 
Dieſe oͤrter deß Seelandes / mit Waſſer vmbfloſſen / daß man weder zu Die enthate 
Sande noch mit groſſen Schiffen darzu fan / find vor Zeiten / da die Römer der neeins 
Niderlandt bekriegeten / jhre enthalt geweſen / da fie Weib vnud Kind vorm Feinde, 
Feinde beſchützet / arumb daß man vbel hat zu jhnen kommen koͤnnen. Den 
dieſelbe Stelle deß Viehes haben auch fo krumme Steige vnnd verborgene 
Löcher / dardurch das Meer quillet / die fie Creken heiſſen / daß / wenn ein unbe, 
kandter oder vnvorſichtiger Reuter hineyn koͤmpt / darin erſauffen vnnd ver⸗ 
derben muß / daß ſich niemandt / der nicht wol bekannt / hineyn wagen darff. 
Aber doch viel ſchoͤnes gruͤnes Feldes / viel ebene Wieſen / ohn alle Landt⸗ Vom bloſa 
wehre oder Thaͤmme darinnen gefunden werden / welche auch nie mangeln ſichern Feiden 
werden. Denn was das Meer einer Inſel oder einem Sande nimpt / das gibts * Sertmndr- 
dem andern wider / alſo daß niemals Dre oder Stelle zu bawen newe Inſeln 
mangeln kan. Dieſe Felder werden etliche von den Eynwohnern wegen deß 
gruͤnen Graß vnd koͤſtlichen Weyde Gartzen genannt / etliche die nicht ſo gar 
gruͤnen oder von Futter gewaͤchſig ſeyn / Scorren. Dieſe Felder / wenn jhrer Yon Er⸗ 
eclich tauſendt Joch zuſammen verwimmern oder geſchwemmet werden] yunınad® 
Ne Eynwohner Inſeln darauß / vnd find alle alte vnd newe Inſeln 





celands alſo erbawet. 





10% Das VII. Buch deß dritten Theils/ 
1 Key 7 ief Seuterda fie Fruchtbarkeit diefes Orts geſehen / vnd jhnen Die ſch % 
eelande, 


— dencken geſchehen / daß ſich etliche Feinde derwegen wider Hollandt vnnd 


made Geelandt gefunden / aber dieſe beyde Sande haben allezeit feſte bey eynander 


gehalten / vnd die Feinde abgetrieben Daher es koͤmpt / daß dieſe beyde Bölr 
cker biß auff heut eine Herrſchafft / ein Recht / einen Schutz haben. Vnd daß 


en bey den alten Hollande vnnd Seelandtein Volck / vnnd Stelandt nur ein 


Auen ia Stuͤck von Hollandt gerechnet / ſihet man vnter andern inn dem Iulio Cxfa- 


Det. ze,außdiefen Worten: Der flug Moſel koͤmpt auß dem Berge Valeno, vnd 


Com. Belli 


2..wenn er auff die letzte eins Theils mit dem Rhein vermiſcht / ſo machet er die 


Inſel deß Hollandes / vnnd nicht weit davon faͤllet er ins Meer. Der Rhein 


aber entſpringet bey den Elſaſſern / die das Gebirge die Alpes bewohnen / vnd 


fleuſſet ſehr weit / aber ehe er ins Meer koͤmpt / ſo theilet er ſich in viel oͤrter / vnd 


machet ſehr viel groſſe Inſeln / darnach faͤllet erins Meer. Aber dieſelben In⸗ 
ſeln werden von Wilden rohen Leuten bewohnet / die dafür gehalten werden! 


daß fievon Fifchen vnnd deß Geflügels Eyern leben I da denn der Rhein in 
viel Hauptwaſſer ſich theilet / vnnd an viel Ecken inns Meer feller. Mit wel 
chen Worten er deutlich beſchreibet die Hollaͤnder / als die mit dem Meer gren⸗ 
tzen / vnd die Seelaͤnder / welcher Inſel Natur vnd Eygenſchafft bald darnach 


weiter alſo abmahlet: Dieſe Eynwohner fliehen / alsbald das Kriegsvolck 


koͤmpt / eines Theils inn die Waͤlde / eines Theils in die Meerſuͤmpffe / die der 


offenbar See am nechſten ſind / die verbergen ſich in die Inſeln / welche einmal 
fehrer anlauffen / das ander mal ablauffen / welche gewiß keine andere als die 


Seelaͤndiſchen Inſeln geweſen. 
Die Art vnd 


diſchen In⸗ 


fein. daß in wenig Jahren diß Sande an einem Dre fehr zunimpt / vnd am andern 


Ort auch ſehr abnimpt and groß Schaden leidet. Vnd ich weiß ſchier nicht / 


was mehr die vmbwechslung deß Glücks vnnd aller dinge zeigen kan / als die 
Die Ver⸗ Seelaͤndiſchen Inſeln / welcher Gluͤck auff dem abwaſchen vnnd zuwaſchen 
wandeung deß Meers ſtehet. Es iſt fein Landt / das beſſer Getreyd und ſchoͤner Weitzen 
braͤchte / alſo daß zwey Joch Ackers in Seelandt mehr bringen / als vier Joch 


im Seeland. 


Ackers in Brabandt. Jedoch iſt der Befis dieſer Sande nicht fo ſicher vnnd 
feſt / dieweil man alle Augenblick / vornemblich im Winter wenn der Nordt⸗ 
weſt / oder Weſt Nordtweſt wehet / ſich vor dem vngeſtuͤm deß Meeres zube⸗ 
fahren hat. Daher das Sprichwort kommen iſt / wenn man loben will was 


gut iſt: Ich nemme in Brabandt Lufft vnnd Boden / Im Seelan dt ps ’ 


om⸗ 


5 * 
EIER HS 


nen Aecker selieben haben laſſen / haben das Landt vberzogen / die alten Eyn· 
He wohner außgetrieben / vnnd ſich ſelber dareyn geſetzt. Es iſt bey Menſchen ge⸗ 





Denn wieviel Inſeln im Niderlaͤndiſchen Meer ſeyn / die ſind erſtlich 
Eigenfhafft alſo zuſammen verſchwemmet vnnd gewimmert von Natur / darnach durch 
der Sestäne groſſen Fleiß erbawet. Es wechſelt in dieſen Landen jmmer ab vnnd zu / alſe 


Von den Geheimnuſſen der Natus. 205 
kommen vnd Rennten. Welchs die Niderlaͤnder alſo außſagen: Brabanti⸗ 
ſche Lufft / Zeenſche Rennten. Denn zu vnſern vnd vnſerer Großeltern zeiten 
find mehr den hundert tauſendt joch Ackers / wol mit Thaͤmmen vnnd Landt⸗ 
wehren verwahret / eyngeriſſen von den Wellen deß Meers / vnd gar zu Waſ⸗ 
fer worden. Hinwider ſich auch die Eynwoner befleiffigen newe Landt zu ma⸗ 
chen / fo bald gewaͤchſig Feldt inn der See ſich herfuͤr thut / alſo daß ſie offt in 


wenig Jahren vberauß Reich von bawen werden. 

Abermals / dag ja nichts gewiſſes bey den Seelandern zu finden / ſon⸗ sie 
dern alles auff Stück ſtehet / ſo finder man / daß auch die feften Geſtade oder Hafen und 
HafenidarindieSchiffeficheranfaren/ Grundtloß werden/oder mit Sande Dandeikaß 
und Schlam gefüllet / daß auch nirdie Fleinften Schiffe hineyn fönnen. Dar 
wegen ander Dfer die da nie zu Hafen gemacht dahin auch nie fein Schiff 
anfahren/gank bequeme Anfuhrten vnnd Meerhafen geben / Darauß denn 
zeſchicht / daß der Handel vnd Wandel / oder die Niderlagen / nicht allezeit ars 
einem Ort bleiben koͤnnen fondern der Bequemigkeit der Geſtade nach / am 
derswohin offter gelegt werden muͤſſen. 

Alſo die Stadt in Seelandt Zirigea I auch bey Menſchengedencken Fuge J 
mit einer anſehenlichen Anzahl Naven / allerley Kauffleute / nicht allein auß m Zirno- 
Hiſpanien on Portugal / ſondern auch auf den weitſten aͤndern nach Nordt / 
als nemblich auß Nordtweden / Dennemarck / Revel / Riga / Dantzig / Sto⸗ 
cholm in Schweden / welche bemeldte Handlung! wie ſichs alles verwandelt / 
newlich gegen Hamſterdam gelegt worden iſt / allezeit waͤr. Aber nun mehr 
der Handel frembder Kauffleute meiſten Theils ſich verlohren / jedoch aller⸗ 
ding Vberfluß hat / nicht weniger als da viel außlaͤndiſche Kauffleute dahin 
handelten / vnnd ſich faſt beſſer gehabt. Denn die Niderlagen von außlaͤndi⸗ Kim mb 
(hen Kauffleuten / Maͤrckten / vnd Zuſammenkunfften gar leicht zurgehen / der find ber- 
entweder wenn cin Krieg oder Zanck im Volck / bürgerlicher Auffruhr I oberking Sr, 
ander Widerwill entſtehet / ſo zutrennet ſich bald die Kauffmanſchafft / vnnd wire. 
ſuchet ein jeder ſein beſtes. Aber der Handel vnd Wandel der zwiſchen Buͤr⸗ 
gern vnnd Einwohnern vmb ein Chriſtlichen Gewiñ geſchicht / oder auch ein 
ſiemblichen Nutz bey den Außlaͤndiſchen nimpt / iſt erbarer / beſtaͤndiger / 96 
wiſſer / vnd wird einem jeden and) beſſer aeacnnet. Wofern etwann ein Vn⸗ 
glück vorfelt / da halten die Buͤrger vnnd Eynwohner bey einander] vnd ver, 
laſſen nicht bald jhr Vatterlandt / jhr Religion / ir Hauß vnd Hoff / jr Weib - 
vnd Kind / daß ſie wie frembde / das jhre nemmen / vnd dauon zoͤgen. — 

Darumb dieweil ſolche Berwandlung aller Voͤlcker ſind / vnnd Gott 3 
alles nach feinem willen ſchicket / fo find die Eynwohner zu Zirizeaam beftenin 
dran / daß fie das gewiſſe fürs vngewiſſe genommen. Denn weil diegemeinen gieranen 
due Schiffens wolerfahren find / da die Handlung nicht mehr * Bien, 

e ci olt/ 


—— 
ee 
Ang Ve 


206 Das VII. Buch deß dritten Theils/ 
wolt / ober Meer mir Kaufmanns waar zufchiffen / haben fie fih auff den 
Fiſchfang befleiſſiget / vnnd davon ein reihen Gewinn biß auff heut gehabez. 
der nie mandt fein Schaden bringer I der ohne Gefahr aller Schiffbrüche o⸗ 
der groſſes Verluſts iſt / der nicht darff fürein Wucher gefchoften werden. 
Die anſehnlichſten Bürger haben jhre Haͤndel mit anderm / was das Landt 
reichlich dem Menſchen zu gut gibet / welches ſie / ohn jhre Notturfft / genug 
fuͤr frembde Leute haben / an Getreyde / Faͤrberroͤthe / Viehe / Saltz vnnd der 
gleichen / daß ſie gemeiniglich jhren Kindern anſehnliche Erbtheil vnnd gu⸗ 
tes — jhres Vaͤtterlichen Namens vnnd Vattertheils hinder fich 
verlaſſen. | 
Die gelegen, Zuletzt / damit auch die frembden Außlaͤnder willen mögen / wie diefe 
a Seade nach der Abrheilung dep Erdbodens vnnd def Himmels gelegen fen! 
fo hab ich diß alfo abgemeſſen / daß diealtitudo poli Arctici vber difer Stadt 
ſey y 1. grad unnd 47. Minuten! Dielongitudo aber 25.gradı Dadurch fol 
get / daß weil die Sonne nicht fogar weit von Zirizea abgewandt / vnd nicht 
weiter von der Inſel abreiche / ſondern in beyden Æquinoctijs vnd Solſtitijs 
ſie maͤſſig beſcheine / daß die Eynwohner nicht ſo gar grob oder vnverſtaͤndig 
ſeyn / ſondern hoͤfflich / ſittig / freundtlich / vnd von wegen der ſaltzigen Lufft deß 
Meers / gemeiniglich ſpitzig vnd waͤſſerig / davon ich mit dem erfahrnen vnnd 
vorſichtigen Mann Hiobo Nicolaide etwas mehr geredet / als der da dem 
Regiment trewlich vorſtehet / vnnd gern ſehe / daß die Buͤrger Erbar vnnd 
Auffrichtig ſich verhielten / auch auff gute Zucht I dardurch der Mangel der 
ſaltzigen Lufft gemindert / groſſen fleiß leget. 


Das XVII. Kapitel. 


Wie allerley Speiſe bißweilen von dem bekriechen der Gewuͤrme 
beſchmeiſſet vnd vergifftet wirdt / vnnd wie davor nachmals 
in dem Leibe deß Menſchen / der fie geſſen hat / gleiche Vnge⸗ 
zieffer wachſen koͤnnen / als Maͤuſe / Ratten / Froͤſche /Kroͤten / 
vnd dergleichen. | 


EEE 83 auß boſer Speifenicht allein bo⸗ 


— * fe / verderbte / oder wol gifftige Feuchtigkeit geſamlet / ſondern biß wei⸗ 
böje Jeuchtig len auch allerley Spuͤlwuͤrme / vnnd vber dieſes / welchs wuͤnderlicher 


bean iſt noch andere Vngezieffer / von mancherley Thieren. Affo hat mans erfah⸗ 
— ren bey vnſern Zeiten / als man eines Verſtorbenen Weibs Leib eroͤffnet hat / 
47 DAB kleine Thierlein / wie Maͤuſe geſtalt / gefunden worden ſeyn / vnnd her⸗ 
Bm auß genommen / welchs ich erachte / daß ſie darauß entſtan den oder — 
* J 


ae. 








Won den Geheimnuſſen der Natur. 207 
ſeyn / daß dieſelbige Fraw vnreine beſchmeiſte Speiſe von Maͤuſen geffen har. 
Denn die natůrůche Waͤrme der Menſchen im Leibe / weun fe wircket in eine Dede 
Naterien / bildet fie nach eines jedern Art feines gleichen darauß / Daher kan N deiswes 
fie wol auß dem Geſchmeiß auff der Speiſe ein lebendig Thier feiner Art im 3 
Leibe darauß gebaͤhren / ſonderlich wenn das Geſchmeiſſe der rechte natürliche auf die & pi 
Saame deß Bngesieffersiftienndin ſich leichter wircken leſſet Denn mau HH" 
hats offt geſehen / wie die jungen Huͤndlein / Katzen / Maͤuſe / Ratten /Kroͤten / 
vnnd was dergleichen mehr ſind / alle kalte Gewelbe vnnd Speiſekammern Diefem «€ 
bekriechen / jyren Saamen auff die Speiſe beſchmeiſſet haben / darumb / wen —7 
die Leute nicht fein rein dieſen Vnflat von der Speiſe abwiſchen I oder vom yes Brerer 
Obs die Schaalen abſchelen I fo kan ſolches Vngezieffer in der Menſchen * ir 
— auß dem Geſchmeiß / damit die Speiſe vervnreiniget geweſen iſt / ſich —— 
gebaͤhren. elm de 
Wer dieſes nicht leicht verſtehen oder glauben kan / der ſchawe an / wie an 
auß erfaultem Moder/ Schnecken! Schildrfröten vnnd Maͤuſe / auf Kuͤh⸗ 
dreck Muͤcken / Kefer vnd Weſpen / auß Sonnen Regen vñ Melthaw / Rau⸗ 
pen / Sommervoͤgel / Teuffels beltzen / Ohmeiſen vnnd Hewſchrecken ſich he⸗ 
cken vnd herkommen. Warvmb ſolte denn nicht in der Menſchen Leibe glei⸗ 
cher weiſe was Vugezieffers auß boͤſer Materien fichlgebähren / ſonderlich 
dieweil mehr Vrſach ſolches alles in dieſem verhanden iſt / deñ jenes geſchicht 
allein auß Verfaͤulung der oben erzehlten Dingen / nicht auß einem natürli⸗ 
chen lebendigen Saamen / wiewol die verſamlete Materien nachmals einem 
Saamen gleich wird. Dieſes wachſen aber der lebendigen Thier / oder Bir 
gezieffers / in dem Leibe deß Menſchen / entſpringen vnd entſtehen auß einem 
Geſchmeiß / welches iſt der rechte natuͤrliche Saamen der Lebendigen Thier / 
vnd ein lebendige Feuchtigkeit. Darvmb ſol dieſes wunderbarliche Werck 
der Natur / davon wir reden / niemand vnglaͤublich ein Fabel beduͤncken laſ⸗ 
ſen / ſintemahl wir auch ſonſt ſehen viel lebendige Thier / die da von jhnen 
ſelbſt / ohne zuthun anderer / geboren werden / nur allein auß ſonderlicher 
Feuchtigkeit / Denn die warme euſſerliche Lufft wircket einen Athem oder Le⸗ 
ben. Denn daß ich geſchweige alles deſſen / was auff dem Lande / vnnd ſonſt A 
im Waſſer inn der gantzen weiten Welt geboren wirdt I wie vielerley vnzeh⸗ den geboren 
liche Art der Fiſche werden gezeuget in dem Meer I welches das aller Frucht⸗ nn 
barlichſte iſt / beyde wegen feines groſſen Waſſers / vnnd daß es tin natuͤrli⸗ Feuchtigkeie 
che Waͤrme bey ſich hat. In dieſen aber / gleich wie viel Fiſche auß einem —— iin 
Saamen / alſo auch viel ohne Begattung fich gebaͤren / Welcher geftalt denn jederer ns 
alles / was harter Schaalen iſt / erſtlich auß einer ſchleimigen Feuchtigkeit ſich 9 
gebaͤhren / ſo wol als ſchlipfferige Fiſche als Schleyen / Aehle / vnnd derglei⸗ 
wen Nachmals aber nach Gattung sn Beſaamung ſich weiter Me: 
auft 


ns DasV 11. Buch deß dritten Theils / A 
Hauffen zeugen. Gleicher weifein Holland gar kleine Fiſchlein / Springe ge { 
nannt / auß dem Geſcht deß Meers werden / fonach langwirigen doͤrren groſ⸗ 
fen Plagresen eynfallen. Deñ dieweil daſelbſt / wo die Moſel und der Rhein⸗ 
ſtrom ins Meer fellet / vnd das Meer wider herauß tritt / in dem heiffen Som⸗ 
mer nit volle Vfer ſeyn / ſendern außdorren / biß daß die Waſſer von viel Re 
gen wider groß werden / ſo bringen die Waſſer / wenn ſie wider anlauffen / viel 
derſelben kleinen Fiſchlein / auß dem Geſcht deß Meers erſtlich gezeuget / nach⸗ 

mals mehren ſie ſich ſelber durch Beſamung. 
Darumb dieweil die Krafft der Natur / welche Gott allen dingen eyn⸗ 
gepflantzet / vnnd vberall fich außgebreitet hat / fo viel vnnd wunderbarliche 
Ding machen kan / ſol niemand diß fuͤr ein Weiber Tand halten / daß ſolche 
wunderbarliche Vngeziefer in dem Leibe deß Menſchen koͤnnen gebildet wer⸗ 
den / denn auch inn einem alten muͤrben Holtz / vnnd andern todten Dingen / 
die Kroͤten / vnnd lebendige lauffende Wuͤrmlein ſich gebaͤhren / wie man inn 
dem Sommer in den Keſen vnd vielerley Speiſe / die voller lebendiges Din⸗ 
gun ge8 werden / zufehen hat. Darzır außböfen ſtinckenden Geſchwuͤren offt 
eb daar / Naͤgel / oder Steine) Beinlein / oder Gewuͤrme felgamer Geftalther, 
Worme auß kommen / Ja ich habe auch geſehen daß die Leute Wuͤrmer mit langen 
xachſe · Schwaͤntzen vnnd mancherley Geſtalt durch Brechen von ſich gebracht ha⸗ 
Eme gewiſſe ben / welches am meiſten geſchihet bey denen / die da boͤſe Seuchen oder Sram 
Anzeigung Köfifche Kranckheiten haben / inn welcher Leute Waſſer ich offt geſehen habe 
Da 23 kleine Wuͤrmlein / wie Ohmeiſſen / oderdie da indem Regenwaſſer Som⸗ 
fer. mers zeit fihfambien 1 vnnd har bey feinem nie gefchler / fie haben alle die 

Sransofenachabt. 

en Dieſes alles erzehle ich darumb / daß wirdie Speiſe nit vnvorſichtig / 
. oder ohne Wahl erhinder eſſen / ſondern lernen die vnreinen Speiſe meiden / 
wvhalten. oder ſie zuvor wol abwiſchen vnd außwaſchen / von allem dem / was außwen⸗ 
dig auff fie gefallen oder gekommen iſt. Denn daher koͤmpts / daß die gemet⸗ 
nen Leute / weil ſie darauff keine Achtung geben / ſo ſehr kretzig werden / vnd al⸗ 
lerley Auſſatz oder abſchewliche Kranckheiten bekommen / denn fie find nim⸗ 
mermehr ſo fein geſtaltes Leibes / fo ſchoͤn von Angeſicht / ſo groſſer Gaaben 
der Natur / ſo geſchwinde Koͤpffe / oder guter Geſundtheit / alß die Geſchlech⸗ 
ier / vnd die vom Adel / welche nichts auff den Tiſch laſſen bringen / auch nicht 
die Semel / es ſey denn daß die euſſerſte Rinde beſchnitten iſt / vnd alle andere 
Speiſe fein ſauber / vnd auffs herrlichſte zugericht. Denn dieſe Herrligkeit iſt 
nicht zu ſchelten / wo man nur nit eine Schwelgerey darauß machet / oder ein 
Vberfluß gebraucht / ſondern alles maͤſſig anſtellet / nd vmb der Geſundtheit 
WwWwillen thut. | RENNEN S 
Suter  ı Meiidiefen ſtehet den groſſen Herren wol an / daß ſie in jrem ur 
ender 














Von den Geheimnuſſen der Natur. 209 
Totiderftch inden Speifenzalle Ding nach der Geſundtheit / orbentlich vnd feidendeit 


mir guter Zier anſteen/daß jhraropmächriger Standt vnd vberſchwenck h es 
Hehe Wolfahrt in allen Dingen / weiche Gottes mildte vnnd reine Gaaben che 
finds nicht zur Schwelgerey vnnd Vberfluß gebrancher werde/fondern inn Bid, 
ziemblicher Maͤſſigkeit end aller Erbarkeit / Gott — sur Dos: 


turfft bryde jhr ſelbſt vnd jhres Nechſten diene. 


Das XVIII. Kapitel, 


Von den Steinenfoinder Thieren Leibe gefunden werden/ / 
auch vonjhrer Krafft vnd Wirckung. 


Vn woͤllen wir allein vonder Krafft vnd Tugendt der Stei⸗ 
ze / fo da auß dem Leibe der Thieren / Vögeln oder Fiſchen genom⸗ 
men / vnnd einmal im Haupt / das ander mal im Magen gefunden 
werden / was ſagen. 
Im Anfang def Herbfi/wennder Mond kunimpe/ finder man indem Bonden 
Band) der Schwalben einen Stein / welcher von jhnen Schwalben ftein Seien ’o 


aufdem sets 


zu Latein Chelidonius genannt wird/diefer iſt eine bewehrte Artzney wider be der Thier 
die ſchwere Kranckheit / dann er ſehr außtrucknet vnd verschrer die zehe TE 

ſchleimige Feuchtigkeit / darvon dieſe Kranckheit ſeinen Vrſprung hat. 3% 

Denn die Schwalben/ welche dem Tobta feine Augen mir ihrem Miſt ver⸗ 


derbet / ſind warm vnd truckner Natur. 


Darumb die Schwalben leicht an die Wände fünftlih N fter bawen ga swan 
koͤnnen / dieweil fie mir ihrem anrühren bald die Materien vnnd Koth anf, beyſtein. 
dorren / vnd die Aertzte machen Pflaſter drauß / vnd bhrennen dr Schwalben 
zu — das da hilfft dis Geſchwulſt der Kehlen / vnnd Halßgeſchwuͤr 
vertreiben. | 

Diegroffen Schnecken Limaces haben auch Steinz/Limaces lapides Bom ſchne⸗ 
genanne/ weiller Farben’ laͤngelicht / gruͤblicht / Vnd an beyden Ecken fpigig senken. 
wie ein Spill / dieich ihnen auß dem Haupr ln, vnd zu vielen Dingen 
gebrauche. Denn ſie ſind gut wider das Tröpffeln dep Harms / ftranguriam 
in Satein genannt / vnd treiben das Waſſer / fo man fie auffs fleinftesu Pul⸗ 
ver reibet / vnd in Wein zu trincken gibt. Darnach alſo eyngegeben / helffen 
ſie auch dengebährenden Weibern / vnnd machen die Geburt leichter / denn 
fie eröffnen vnd machen weiter alle Glieder / davon die Mutter auch leicht⸗ 
lich ſich ergibet. Auch wenn man jhn vnter der Zungen haͤlt / fo machet er 
viel Speichel / darvmb laß ich jhn offt gebrauchen / vnd vnter der Zungen 
halten / die einen doͤrren Mund haben / ynd den Durſt * leſchen — 

enn 


* 


* 


\ 


- Dom Erys 
ſtall. 


Vom Kroͤ⸗ 
kenſtein. 
“ 


210 Das VII. Buch deß dritten Theils/ 
denn er macht die Zunge feucht / vnd leſchet den Durſt. Denn die Art deß 
Steins wirdt auß der ſchletmigen Feuchtigkeit oder ſchlipfferigen Feuch⸗ 


eigkeit in denſelben Schnecken / davon er auch eine ſolche Natur bekompt. 
Wie auch der Edelgeſtein Cryftall / auch dieſe Krafft hat / daß er den Durſt 


leſchet / ſo man jhn jmmerdar in kaltem Waſſer erfriſchen laͤſſet / vnnd im 
Munde haͤlt / Vnnd dieſe Krafft haben auch etliche Kraͤuter / Pertzelkraut 
Curbiſſe / Haußwurtzel. 

Die Krösen bringen auch einen Stein / der da bißweilen jhnen gleich 
ſihet / vnd fo ſprencklich iſt / aber als denn erſt mean fie alt find/ und lang on’ 
ter dem Rohr oder Straͤuchern / oder Dornhecken gelegen haben / damit der 
Stein im Haupt wachſen fan’ ond groß werden. Alfohabendie Lemniani 
in Franckreich einen Kroͤtenſtein / der da wie ein Hafelnuß groß iſt / den 
hab ich offe bewerch befunden / daß er alle auffgelauffene Geſchwulſt / von 
gifftigen Thieren gebiſſen / vertreibe durch fein ſtetiges anruͤhren. Denner 
hat die Natur / wie auch das Thier / daß er alle Sifft auß zeuhet vnnd verzeh⸗ 
zit. Denn fo die Meuſe / Spinnen’ Weſpen / Kefer / Ratzen / jrgendt an ei⸗ 


nen Ort geſchmeiſſet / gebiſſen oder geſtochen / ſo lauffen die Leute daſelbſt 


bald zu dem Stein / vnnd legen jhn auff den Schaden / davon vergehet der 


Schmertzen / vnd ſetzet ſich die Geſchwulſt. 


Von den 
Steinen in 
Fiſchen. 


Alſo ſind auch viel Art der Fiſche / inn derer Haupt man harte Steine 
findet / als Zeerwolff / Schneck / Hechte / Mugiles, Schelfiſch / dieſe allzu 
Pulver geſtoſſen oder gerieben / vnnd im Wein zutrincken gegeben / dienen 
wider das Reiſſen der Darmgicht vnnd zubrechen den Stein / der in den 
Nieren verſtopffet vnd treiben jhn weg / nicht wegen der Schwere / wie etliche 
meynen / ſondern wegen jnnerlichen Krafft / dadurch fie zuſammen geron⸗ 


Vom Kar⸗ nene Materien zurtreiben koͤnnen. Der Karpenſtein / einer dreyeckigten 


wenflein, 


Forms ſtillet ondflopffer das Nafenbluren/ darvmb daß er eine Na⸗ 
tur hat zu ſtopffen vnd an ſich zu zichen / welchs man bald am 
Geſchmack empfindet. 


Das 


1, SR ie 





211 


Dis achte Buch / deß vierdten Theils / 


vVon den wunder barli⸗ 
Ben Geheimnuſſen der Natur / 
| und — ONE Be⸗ 


In deß Menſchen Keib vnd Seel / da⸗ 
rinn auch ein kurtze Anatome deß menſchlichen 
Leibes gelehret wird / vnd die ſubtiliſten Fragen: 

von der Seele erklaͤret. | 
Befchriebenin Teutſcher Spraab 2 
| Durch tl 
‚ TacobumHorft,der freyen Künft und Ark ; 


ney Doctorem. 





212° er 2 2 = 
Sen Ehrnwuͤrdigen / Wolgebornen / 
Edlen / Geſtrengen Herrn / Herrn N.NLands Mar⸗ 
ſchalck / vnd verordneten vnd gantzen Erſamen Landtſchafft 
in Oeſterreich vnter der Ens / Meinen gnaͤdigen 


guͤnſtigen Herrn. 


28; Hrwuͤrdige / Wolgeborne / Edle / Geſtrenge / 
Erbare / Namhafftige / Gnaͤdige / Guͤnſtige Herren / 
(29 ewer Gnaden vnd Gef.feynd von Gott dem Allmaͤch⸗ 
—0 9 tigen alſo begnadet / daß fie nicht allein gelehrte Leut 
lieb haben / mit groſſen Vnkoſten zu ſich erfordern / Sondern auch 
ſelbſt meiſten Theils ſtudieret haben vnnd Gelehrt ſeyndt. Dar⸗ 
vmd ſie nicht allein in jhrem Landt / ſondern auch bey den außlaͤn⸗ 
diſchen vnd benachtbarten Oertern hoch angeſehen werden / als die 
da ſelbſt verſtehen was gut vnd nuͤtze iſt / vnd nicht vnbillich / Denn 
der alte Spruch bey vielen Voͤlckern ons zur Lehre geſchrieben / 
den Heſiodus bey den Griechen / Livius bey den Lateinern wider 
holet / gewiß wahr iſt: Eum primum eſſe virum judico, qui i- 
pſe conſulat, quid in rem ſit: ſecundum eum, qui benè mo- 
nenti obtemperet: tertium, qui neq; ſibi ipſi confulere,neg; 
alteri benè monenti obtemperare queat, extremi ingenij eſ- 
fe. Welchsauff Teutſch ſo vielheiffer: 
| Das iſt der aller beſt Mann / 
Der jhm ſelber recht rathen kan. 
Der ander iſt der nechſt darbey / 
Der guten Rath kan folgen frey. 
Der dritt iſt nicht eins Hellers werth / 
Der nichts verſteht / die folg verkehrt. 
Derwegen iſt E. Gn. vnd Geſtr. ohn mein Erinnerung wol 
bewuſt / wie viel daran gelegen / daß ein jeder Menſch ſich ſelber 
recht erkenne / betrachte vnnd wol erwege / nach dem Spruch / No- 
ſce teipſum. Diefes lehret vns das achte Buch / von den wunder⸗ 
barlichen Geheimnuſſen der Natur / alſo / daß es nuͤtzlich vnd lieb⸗ 
lich zuleſen iſt / vnnd in Teutſcher Spraache noͤtig ſeyn will / . 
SE Ä ma 





— 
F — 





mal biß anher vonder Natur dep Menſchen in Leib vnd Seel den 
Teutſchen nichts rechtes geſchrieben / Sondern viel Falſches inn 
den Büchern Alberti Magni, vnd dergleichen vorgegeben. Vnd 
was allhie in dieſem achten Buchjemande zuwenig außgefuͤhret 
duͤncken moͤcht / das iſt doch gruͤndlich vnd warhafftig beſchrieben / 
vnd kan mit der Zeit von andern / oder mir ſelbſt / weitlaͤufftiger ge⸗ 
lehret werden. 

Demnach aber E. Gn. vnnd Geſtr. jhrem hohen Verſtandt 
nach / dieſe Lehr beſſer als andere verſtehen vnd erwegen / ſo habe ich 
Fein zweiffel/diefes achte Buch werde E. Gn. vnd Geſtr.wolgefaͤl⸗ 
lig vnd angenemb ſeyn. Thu derwegen E. Gn. vnd Geftr. diefes 
Buch zuſchreiben vnd Dediciren / Bitte E. Gn.vnd Geſtr. wollen 
diß vor lieb annemmen / vnnd wie ſie mich mit Gnaden vnd Gunſt 
gegenwertig / da ich ewer Landtsbeſtalter Medicus geweſt / gemey⸗ 
net / auch da ich weggezogen / weg gelaſſen / alſo noch im Abweſen 
meine guͤnſtige vnd gnaͤdige Herrn ſeyn vnd bleiben. E. Gn. vnnd 
Geſtr. zu dienen bin ich allzeit willig. Datum zu Helmſtaͤdt in dee 
| Julius Vniverſitet den. Maij / Anno 88, 


| E. Gn vnd Geſtr. 
| — | Dienflwilliger 


Jacobus Horſtius D. 


Das achte Buch deß vierdten Theils / von den Ge⸗ 
| heimnuſſen der Natur. Bi: 


Das 1. Kapitel. 


Waas die Natur deß Menfchen fey/ eufferlich und jnnerlich / 
ampt Erzehlung aller Glieder /Werck vnd Thaten. 
IeDing find zwar in den Creaturen augenſcheinlichen / dar⸗ Der Prem 

| | innen ſich Bor: der Allmaͤchtige fehr fehen laͤſet / aber fürnembtich tn hr entins 
7 dem Menſchen erfcheiner feine Weßheit. Denn was iſt in der Welt/. — 
obs ſchon zierlich vnd hůbſch gemacht / daß det Herrligkeit dep Menfhen he zing 
Tr | | 1 toͤndie 





214 Das VIIT. Buch deß vierdten heile) 
koͤndte vergleicher werden / Sintemal auch Gott har gemoͤlt in Menſchen 
ſonderlich erkandt werden / vnd in jme ein Ebenbildt der Gottheit darıhun/ 
das iſt / Er hat gewolt / daß ein jeder jhn ergreiffen ſoll auß feinen ſelbſt engen 
Gemuͤthe / vnd feiner ſelbſt Erkaͤntnuß. Denn nichts mehr Gott den AL, 
maͤchtigen erkennen lehret / als das Gemuͤthe vnd die Vernunft deß Men; 
ſchen / welchs wegen allein der Menſch ein Ebenbildt Gottes genannt wird, 
Der Met; Derhalben euſſerlichen vnnd jnnerlichen der Menſch alfo gezieret iſt/ 
en und mit ſolchen Gaͤaben gefchmücker/daß auch der Menſch eine kleine Wele 
iichen vnd in Griechiſcher Spraach genennet wird / dem Gott als ein Schöpfferund 
ne mildter Vatter reichlich alles mitgetheilet hat / ſeinet halben alle andere 
eleine Bere Ding herfuͤr kommen laſſen / vnd alles / damit es jhme diene / vnd su Nutz ge⸗ 
Dis, Feicheigefchaffen/ welchs ſelbſt der König David ruͤhmet/ vnd mit Danch, 
boarkeit gedencker/ mit diefen Worten: Was ift der MNenſch / daß du fein ge, 
denckeſt? Dir Ehrn und Schmuck wirſtu jhn kroͤnen / du wirft ihn zum 
Herrn machen vber deiner Haͤnde Werck / alles haſtu unter feine Fuͤſſe ge, 
than. Vnd ſolche Herrligkeit hat der Menſch von Anfang der Welrgehabtr 
alſo / daß alles was da lebet und webet / dem Menſchen muß vnterthan ſeyn 
vnd dienen / wie denn im erſten Buch Moyſis Gott alle Gewalt dem Men⸗ 
ſchen vber alle Ding gegeben: Seyd frucht bar vnd mehrer euch / erfuͤllet die 
Erden / machet fie euch vnterthan / vnd herrſchet aber die Fiſche im Meer/ 
vnd vber die Voͤgel in der Lufft / vnd vber alle Thier auf Erden. 
Wie der Vom Gemuͤthe aberdeß Menfchen / mit weichem dar Menſch GOte 
er mie am gleichften iſt / vnd von innerlichen Gaaben deß Gemuͤths / als Bernunffs 
Me vnd Verſtandt / dardurch er die wilden Thier weit obererifft/ haben viel Ge⸗ 
—— lehrte geſchrieben / wir woͤllen nachmals weiter davon melden. 
er. Vom Leibe aber und herrlichen Dingen am Menſchen / will ich etwas 





Dep teibes erſtlich erflären / denn feine Schöne end Herrligkeit iſt den Sirtend Sr - 


herunddas maths gemeß / feine anffgerichte gerade Figur/ fein Angefichteanffwarte 
Angie gegen dem Himmelsufchawen gegeben / die Skeichfürmigfeie vnnd Reinig⸗ 
keit deß Leibes / vnnd aller feiner Glieter /iſt auc von den Heyden gerůͤhmet 
förmigteit vnd gepreiſet worden / als nemblich / wie wir darzu geſchaffen / daß wir allzeie 
Ber if man, auffwerts Gott vnſern Schoͤpffer vnd den Himmel, als vnſere subereitete 
derbaruch. Wohnung / anſchawen ſollen / alſo dag man fich billich zuverwundern hat | 
vber der groffen Vnachtſamkeit der Chriftenleure / die da entweder nichts 
jr von denen erforfchen /oderdiefen Dingenmenig nachden cken / da doch dir 
Be hochberuͤhmbte König David / als et auffs fleifftatedte Natur dep Mens 
dieNaıe fchen berracht/ im Geiſt entbrandt iſt vor groffer Siebe end Bermunderung 
beirachtec. folches allen. Denn alfo preifer erdig Werch Ich dancke dir darvber 


daß ich wunderlich gemacht bin / wunderbarlich find Deine Werek / gi 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 21 

Bas kenne meine Seele wol / Es war dir mein Gebein nicht verholen / da ich 
im verborgen gemacht wardt / vnd da ich gebildet war vnten in der Erden / 
Deine Augen ſahen mich / da ich noch vnbereittet war / vnnd waren alle 
Tage auff dem Buch geſchrieben / die noch werden ſolten / vnd derſelben kei⸗ 
er da war / Aber wie koͤſtlich find für mir Gore deine Gedancken / wie find 
ihr ſo ein groſſe Summa? Als wolt cr ſagen / Wenn ich mich ſelbſt anſehe / 
meines Leibes Geſtalt / die Herrligkeit der Seelen / die Krafft deß Gemuͤths 
betrachte / vnd nicht gnugſam mit meinem Verſtandt ergreiffen kan / ſo ehre 
ich deine Majeſtaͤt vnd daneke dir vor deine Miltigkeit. 

Aber ſo man wiſſen will die ſchoͤne Geſtalt deß Menſchen / muß man Diefsöne 
weiter betrachten / nicht allein eines jeglichen euſſetlichen Gliedes Ge Finn 
ſchickligkeit vnnd vnauß prechliche Zierde / vom Haupt bißauff die Fuͤſſe / diſchenLeibes 
fondern auch der jnnerlichen Glieder wunderbarliche Geſialt / jhre nat ur⸗hp 
liche Kraͤfften vnnd Wirckung / wie eins dem andern dienet / vnnd alle dahin dig. 
arbeiten (foein Menſch ſonſt geſundt vnd wolgeſtalt) daß nicht allein 
der. Leib / ſondern auch Sinn vnnd Gemuͤthe zterlich vnnd in allen Thaten 
luſtig erhalten werden. Vnnd wenn man von außwendig alſo den Leib mit | 
feiner geraden Geſtalt / bald auch innerlich mir feiner wunderbarlichen Bil, pi 
dung / Wirckung vnnd ftertigem Wefen anſihet / alginderrechten Anato- | 
mia eines gantzen Menfchens angenfcheinlich / oder inn ſolchen Büchern 
ſchrifftlich und klaͤrlich geſchihet / ſo beluͤſtiget ſich ein vernuͤnfftiger Menſch 
vber die maſſe ſehr / als der nicht allein ein ſchoͤn Gebaͤwde deß allerweiſeſten 
Werckmeifters /Gottes deß HErrn / außwendig vnd jnnwendig beſchawe / 
ſondern auch ſich ſelbſt erſt recht kennen lehrnet / vnnd beſſer darauf wiſ⸗ 
ſen kan / was er an ſeinen natuͤrlichen Kraͤfften vermag oder nicht / wie das 
ſchoͤne Werck aller natuͤrlichen Wirckung durch den fall Adz wandelbar / 
wie es guter Vernunfft vnnd beſcheidener Regierung nechſt GOTtes 
Gnade bedarff / wie zart vnnd ſchwach viel vnzehliche Glieder deß Leibes 
finds daß wir das jrrd iſche Haͤußlein / vns trewlich von GOtt befohlen / 
ſo lang es fein goͤttlicher Wille iſt / zu ſchonen vnd zu bewahren / hohe Vrſach 


Haben. 
| Dasıı. Kapitel. 
Won der Anatomiadeß erſten vnd oͤberſten Theils deß Leis 

bes / nemblich deß. Haupts. | 

Vſſerlich iſt der geibin vier Theil getheilet / Einsift Caput, Dervor 

das Haupt / Das ander iſt Pectus,die Brust’ Das oritte iſt Venter, A 
der Band / Das vierdte find Katantes, die euſſer ſten Glieder / Hände kib:s ns 
vnd ” 





2 








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I. Buch deß Labes im —— 
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Don den Geheimnuffender Natur. 217 
widerſchall gebe / bald von ven Sinnen deß Gehoͤres entpfunden / dem Ge⸗ 
hirn finnlich oder verſtaͤndlich wird / vnnd endtlich von dem vnſichtbaren 
Berfte der Seelen durch Verſtand gefaſſet. 

Deßgleichen dem Sinn deß Geſichts/ Viſus, die Augen an einem hohen Die Sera 
ort / daß ſie wol vmb fich ſehen / geſetzet und hin und her beweglich gemacht. Br 
Endtlich weil diß die herrlichſten Glieder dep Leibes find / foin der Geburt 
deß Menſchens am laͤngſamſten vollfommen werden / vnnd im Todte deß 
Menſchens am erſten ſterben / Vltimum vivens, primum moriens, hat Die Augen 
Gott der HEr / euſſerlich ſie mit den zarten Augenlieden gantz geſchicklich 2.8 is 
von unten vnnd oben zugedeckt / vnd noch mir den Augenbrauen / daß fein — 
Staub leichtlich hinei falle / wie mit einem Zaun verwahꝛret / jnnerlich aber — 
die glaͤntzende Augen wie ein Spiegel ſchimmern / geſchaffen / daß alte ſicht, 

barliche leibliche Dinge / gantz ſchnell vnnd vnbegreifflicher weiſe dem Ge⸗ 

ſichte einen Glantz geben / damit das Geſicht die leiblichen Dinge eynnem⸗ —— 

me / vnnd durch ſolchen Anblick die vnſichtbare Seele dieſelbigen verſtehe der Augen. 

vnd wilfe. Daher die Augen auß drey vngleichen Feuchtigteiten / ſo doch alle 
widerſchein geben / die erſte aqueus humor, Waͤſſericht / die ander Vitreus, Die Xugen 

Glaͤſern / die dritte Crifallinus, Criſtallin / vnd auß viererley garen Haͤut zangeen, 

kin gantz wunderbarlich in eynander gebildet / von welchen ein Seheader in ten. 
jedes Ange hol vnd rund biß ins jnner lichſte Gehirn gehet / damit der glaͤn gan augen? 

tzende Geiſt Spiricus viſivus genant / hindurch dringe biß zum Gehirn / vnd viererley. 

allererſt alſo kraͤfftiglich das Geſicht mache / vnd die Seel durch Verſtandt 

vnd Geſichte viel leiblicht vnd geiſtliche ding entpfinde und gründlich faſſe. 

Was woͤllen wir aber yber dem Riechen Olfactum, ſo etliche Teut ſchen —* der Are 
ſchmecken nennen / vns nicht verwundern / weil die Naß wegen diefes Sin. 8 Seal | 
nes deß Riechens euſſerlich weit / jnnerlich ſpitz zugewelbet / auch endtlich in der so 
kleine Loͤcherlein ich) endet. Vnnd foder Menſch ſonſt recht geſund / mir der 

vbrigen Feuchtegkeit deß Gehirnes maͤſſiglich gefeuchtet / daß der Geruch 
von Kraͤutern vnnd andern / welchs ein feuchter zarter Dampff iſt / von der 
temperirten Feuchtigkeit der Naſen vnd jnnerlichen Gehirnes / je genawer 
vnd genawer gepruͤffet / gerochen / vnd alſo auch von der Seeſen durch Ber, 
nunfft vnnd Sinn deß Riechens entpfunden vnd deutlich vnterſchieden 
wird / Daher inwendig zu oͤberſt / da der Geruch ins Gehirn kommet / vnnd 

die Feuchtigteit deß Gehirns durch die Hirnſchaͤdel ſeiget / kleine Loͤcherlein 
in der Hirnſchaͤdel ſind / welches Cribrum dagift/ein Sieb genannt. 

In Summa / die letzten beyde Sinnen’ Guſtus, Schmecken / vnnd Ta, 
ctus, Foͤhlen / erhalten auch den Verſtand nicht wenig / alſo / daß wenn ein Die Art deß 
Menſch Blind vnd Taub wuͤrde (wie ich denn nicht vnlangſt einen ſolchen — 3253 
Patienten mit andern Doctoribus gehabt Gott behuͤte jederman) Durch 

ee das 





218 Das VII I. Buch deß vierdten Theilh © 
— das Fühlen allein er verſtehen koͤndte / was man von jhm haben will’ alfo/ 
SS Zr daß mañ jhm in die holle Hand Buchſtaben und Zeichen zu fuͤhlen gebe/ 
ſchmades. von gantzen Worten vnd Rede. Dann dieſen beyden Sinnen ſind zugege⸗ 
ben ſonderliche Sehnadern / Nervi, welche vom Gehirn im Haupt ent, 
ſpringen / vnd faſt viel durch die ſubtileſte Haut / Fleiſch vnd Bein im Mun⸗ 
de / in das euſſerſte Haͤutlein der Zungen vnnd Gaums / zu den Schmack⸗ 
Oie Adern adern kommen / Noch viel mehr durchs Genick deß Ruͤckgrads im gantzen 
oe 5 Keibzum Fuͤhladern ſich in alle Glieder außtheilen daß dardurch im Mun⸗ 
de das Schmecken / anderswo vberall am gantzen Leibe das Fuͤhlen vnd alle 
Bewegung / aber doch am meiſten in der Hoͤhle der Hände vnnd Fuͤſſe / deß⸗ 
gleichen an andern Orten / wo viel Adern zuſamen kommen / entpfunden 
wird / vnd der Verſtandt ſein Natur vernemmen kan. 
Die Are der Es iſt auch zuviel außfuͤhrlich allhier zuſchreiben wie das Reden oder 
Spraache. die Spraache nie der fuͤnff Sinnen eine / ſondern ein hohes groſſes werck / 
von Gott dem Allmaͤchtigen auß ſonderlicher Gnade den Menſchen allei⸗ 
ne vor allen Thieren verliehen / geſchehe. Weilesaber auch einsrheilevom 
Seibesfo viel die Stimme deß Redens anlanger/ koͤmpt / meiften theils von 
der vernünffeigen vnſichtbaren Seele / ſo viel dievurerfchiedlichearticulirce 
Stimme mit ſonderlichen Buchſtaben / Syllaben vnd Woͤrtern / ja die Er⸗ 
klaͤrung deß Menſchen Gedancken durch deutliche Woͤrter anlanget / her⸗ 
fſleuſſet: So iſt ung diß wunderbarlich Werck deß Redens mit ſtiſchweigen 
Die 5 nit zu vmbgehen. Vnd gehören sum Reden gute geſchickligkeit der Zungen/ 
— deß Mundes / deß Gaumes / der Zaͤne / deß Zapffens / deß Schlundes / der 
geringelten Gurgel / vnd inſonderheit zweyer Haͤutlein im anfang der Gur⸗ 
gel / welche ſich einmal ſehrer / einmal weniger auffloͤchern oder auffthun / 
dardurch die Stimme grob und klein geremperiert wird / Die Lunge / ſo die 
Lufft an ſich zeuhet / darauß die Stimm gebildet / denn wenn die Lufft in den 
Gaum koͤmpt / an die Zaͤne ſtoͤſſet / faͤlt fie wie in ein Gewelbe / daß fie wider, 
Der Zungen ſchallet / dazu noch mehr der Schlung / vnd der Zapff im Schlunge / alle ar⸗ 
Eigenſchaft. tig der Simme wegen geformirt / helffen / alſo / daß / wenn eins dieſer Glieder 
verletzt oder mangelt / die Rede verderbet wird / oder ſich gar verleuret. Die 
Zung iſt das vornembſte Werckzeug deß Redens / regiert die Spraache am 
meiſten / ſoll mir dem Haͤutlein nicht su ſehe angewachſen ſeyn / vnnd wo es 
angewachſen / in der Jugend geholffen werden oder auch im hohen Ater/ 
ob es mol ſchwerlicher geſchicht als ſonſt / mit Beſcheidenheit gebeſſert / mie 
ich offt bey meinen Patienten gethan. Der Gaum iſt wie ein Gewelbe / die 
Zaͤne helffen viel zum Widerſchall / ſonderlich die foͤrderſten. Die Zaͤne 
find gemeiniglich ſechzehen in jedem Kinbecken/ ale nemblich / vier förder 
Zaͤne / neben jhnen die Scheidzaͤne / auff jeder Seien giner / ſo t was ſchwe⸗ 
| B rat an⸗ 





Mu 3 . 
— 
ee ee A 


\ — PO: | 
w säne am ſchwerſten / auff jeder Seiten fünf Di 
e vornem⸗ 


apffe temperiert d 
meldet. Bud w ie Lufft / Andere G 
Re 
enſchen gröfferva! eß Leibes fich fehen laſſen / ſo i manch er 
als das reden / o aig Die entweder deß Leib ſt doch keine Th 
der eibes vnnd 
9J nur zwo — ** 8 Au he vnd der — — * Dina, 
ich gebilder/ Di Verſtandt / darinn a vornem⸗ 
Tharenfteh yet ander der Wille / darinnen di De Gedancken wunderbar · n Fyer⸗ 
hen / davon die Welt Sitten vnd B flande. 
vortreffeniliche Weſe weiſen / oder alte vnd new re 
narürlichen | DingePh ee im reden’ Logica, ode eGelehrten / alles Der Bit 
vn⸗Klugheit / ſich ica, vnd Medicina,oberih a in Berftande der “. 
tia geſtellet. andere Leute zu regieren / Ethica u vepdebene: 7 
Vorwar die urispruden- 
beſten/den ſe dreyerley Thaten 
n Verſta zieren den Men 
len / hn afe Dre 2 Bussen engenelich —* noch heut am Aıtung 
* eibes / darvmb ſie auch im gepflantzt der See/aher Peits 
gern y fich offt vnaußſ härtefien Schlaf 
5 ee gedeniferan —— weiſe durch —64 en ea 
m vorhin nie b iß / was er vorgehabt / od voin, 
Serlevom Seib ewuſt / vnd doch den f t / oder auch a Thaten der 
e olgen n diß / vi⸗ 
dencket / weiß ee — ſie ——— Ja u Baranıc 
men / ehe fie wid on nicht ſihet noch wiß viege Andinter 
mird/entpfinder. Bike ber Aufferſt· hung mit ee einen Cesien/ obs 
wohnen/erzeger fich ehe are e gufamengefüget Bitter 
Sinnen / in der Er — Wille bißweilen * Seel beyſammen tie 
fenn woll enyoiel höre ung/davon es herfömpr/daß fo urch die euſſerliche en 
alle Mirhüift der Si n vnd viel leſen müfın / bißmweil wir klug vnd gel bet vom” 
— innen / als weñ ein Menfchi en von jhm ſelb t ohn v 
zuhoͤren noch een Beiſt A — Betrachtuns Ba, 
das iſt / eygen na ehrt gnug wirdt / went niemand von bärenrand 
Semüchefo viel .. darzuanmender, ° Da nicht Meditationem, ie r 
ondeufferlichen “ii anlanget / etwas durch ae Die Seeloderdas Aredı 
huͤlffe der Affecten ve fo wolauch wasden Willen — hg 55 
— — Bei 
je Stnnen ſind / E egewolt / es wohne di in dieſem von Be n 
ie Seel! ‚daß 
find / Davon tliche / daß fieim Hertzen w eim Haupt / wo man mehr 
geſaget w nachmals in der Lehte vond ohne / da Wille vnd Affect ie 
erden. Jetzt ab er Seelen H — — 
auch die Se er von wegen der Si auslein notre mehr Sn 
— ——— d.B Hauprs wis weit ms 
g gemelder. % die Seele 
dem Haupt 


ß e ij Mas zugeorduet. 





RS 


der Bruſt. 


220 Das VIII. Buch deß vierdten Theile) / 


a a deßandern Theile dep Leibes/ nembl 
8ruſt. RR 

Die euer, u Er ander Theil dep Leibes If die Bruſt / welche euſſerlich 
he Beftalt Ga)vem Haupt anfaͤhet / vnd fich in der Hertzgruben endet jnner ich a⸗ 


— blat genent werdẽ moͤchte von dem Bauch vnterſchiedẽ wird / wer daſſelbe 
Zertzbiates Hertzblat von der Hertzgrube biß zum Rücken in die Lenden durch vñ durch 
Eigenſchaft. faſt rund außgebretet / nur daß die Speißroͤhr vnd groſſe Blutadern durch» 
gehen / welch Hertzblat deß Lachens vnnd Kutzelns ein Vrſprung ſeyn ſoll / 
auch ſo es durchſtochen / gantz toͤdtlich / daß man erfahren hat / daß et wan 

ſolche Leute am Hertzblat verwundet / mit Lachen geſtorben find. 
Die euſſeri⸗· Dieſe Bruſt iſt euſſerlich mit Haut / Fleiſch / auch bald vnter dem Fleiſch 
9 eg etwas ſtaͤrcker verwahret mir zwoͤlff Rippen / an weichen Die obriflen ſieben 
Bneerfeide gantz ſind / vñ vom Nückgrad biß herfuͤr gar zu / die vnterſten fuͤnff halbicht. 
dor Rippen. ynd forn offen / davon fie Spuriz.oder kurtze Rippen gensunt / alles zierlich 
alſo geſchaffen / damit die nechſten Glieder vnter der Bruft als Mage oder 
Leber vnd Miltz / wenn ſie etwas vberfuͤllet / oder ſich blehen / nicht Schaden 
nemmen / ſondern beſſer außdehnen koͤnnen. Es ſind auchsmölff Rippen 


— heutiges Tages bey Männern vnnd Weibern/ vnnd iſ derer Meynung 


deenzehen  Falfch / die da woͤllen / daß die Weiber eine Rippe mehr haben als die Di, 
— ner / als nemblich dreyzehen. Diß aber in fein zweiffel geſtelle wird / vnd bil, 
aus weichen ligens die Gelehrteſten / daß Adam dreyzehen Rippen / vnd eine mehr als al⸗ 
Br fe Männer oder Weiber heuriges Tages gehabt hat / darumb daß die heilige 
Schrifft außdruͤcklich meldet / Gott benam jhm eine Rippe / vnd ſchuff dar. 

auß ſein Weib die Eva. Ja es gibts auch die Bildung vnſerer Leibe / daß 

auß den Lenden dieſelbe rippe Adz/daran sdie Eva gemacht / genem̃en ſey. 

Wo die Davyon die weiſe Gelehrten viel ſchoͤne Bedeutung nemmen / als nemblich 
ee DaB das vmbfahen der Liche noch daſelbſt geſchthet / zur Ansiigung vnſerer 
der Seiten wunderbarlichen Erſchaffung / Deßgleichen daß das Weib auß der vnter⸗ 
darum Ten Rippe genom̃en iſt die der Kuͤchẽ deß Leibes am nechſten / Als Magen / 
unten. Leber vnd andern Glieder der Nahrung oder Geburt / darumb dz Sott das 
mit anzeigen woͤllen / daß ſie auff die Kuͤche / vnd Kinder erziehen am meiſten 

ſehen ſollen / n Nahrung vnd Vermehrung deß Geſchlechts einen getrem ẽ 

Der Bruͤſte Gehuͤlffen geben Vber diß find euſſerlich bey dem Hertzen die Bruͤſte Ma- 
Esenſchaft. mille,moelcher Fleiſch weiß vnd wie cin Schwamift/ volle Blutadern / fo 
zwar von der Leber vnd groſſen Blutroͤhr kommen / aber nicht gerade / ſon⸗ 

dern vmbſchweiffig durch die Halßadern un Geburteglieder / alſo / daß auch 


— 
a 
Se 


Das ırı. Kapitel. * = 
Bw: 


ber durch das Hertzblat / Diaphrag na, welches wolbilticher Quer - 





Er\ 


Won den Geheinenuſſen der Natur. az 
zur zeit der G burt in Weibern / durch vatterliche Vorſerge des hinmeli. 
ſchen Vatters / das Blut dahin häuffig ſich gibt von dem weiſſen Fleſche 
in Mitch verwandelt / ond wenn die Frucht auff die Welt kompt / die Bruͤ⸗ 
ſte voll Milch als sin zubereitete vnd wol proviantierte Kuͤcht vorhanden. 


Daß fie aber bey dem Hertzen euſſerlich geſetzt / geſchicht darymb / Erßelich/ 
daß die Hitz deß Hertzens die newe Verwandlung deß Blates in Milch 


vollbringen hitfft / Darnach / daß deſto mehr lebliche Kraͤffte hertzliche Lebe 
den Kindern gegen jhre Eitern / vnd hinwider / mitget heilet. 
Innerl ch in der Bruſt iſt Muth / Staͤrcke vnd Leben / ja nach der hei Die inner- 
er A Par . tiche Geſtalt 
lizen S chef außfage vnnd der vornembſten Weiſen meynung / der Sitz Sr Brurt. 
der onfich baren Serien. - Darvmb dir jo neruche Geſtaltder Buft gantz 


 gterlich vnad wunderbarlich gebildet / ja wenn man es genaw außzruͤnden 


ſoll faſt vnaußſprechlich. Aber alhier iſts genug die wunderbarliche Geſtat 
der jnnerlichen Bruſt in vornembſten Gliedern aufs kurtzte außzuden en. na 
Das Hertz / wie es das vornembſte Blied der Bruſt vnnd gantzen kebig ſt/ Sa nr 
alſo die Natur auß Goͤttlicher Verſehung diß auch an den jnnerlichſter 
Dit in der lincken Bruſt / da die fuͤnfſte Rippe ſich ſehen laͤſt / vnd das Hertz⸗ 
ſchlagen deutlich gefuͤhlet / geſetzt hat / damit der Quell deß Lebens nicht fo 
leicht lich verletzt werden möchte. Dann dem Hertzen al. bald vbergezogen 


Dos for 


iſt ein Hertzhaͤußlein / Pericardium, von einer Pergament Haut / dem Her päufiene 


ken gang gleich an Geſtalt / aber fo viel groͤſſer dag das Herz Darinngeraum Sefau und 


ER, 


“ 


jnnhaͤlt / mrgendt anrriffe/ und allzeit etwas waͤſſerige Feuchtizkeit ſich 
groſſer jnnbruͤnſtiger Hitze damirsuerfrifchen/gehalten wird. we dh s alles 
auff der Lunge / wie auff einem Kuͤſſen ruhet / daß nichts vuſanffts jhm von Die Lunge 
auſſen begegene / darzu noch die Lunge / alle Adern / Hertzh aͤnß cin vnnd das He ii 
Heiz ſelbſt mit einer feſten Haut vnter den Nippen/Lleuragenandtromb szene 
geben / vnd gueiner guten Verwahrung vmb vnnd vmb gefaſſet / swifchen ae 


weiches Haͤutlein pleura, vnd die Rippen / wenn ein Feuchtigkeit deß Fluf wein Fear. 


ſes kompt / vnd ſich er hitzet / das gefaͤhrliche Stechen der Seiten / Pleureſis leureſi. 


ge zannt / welchs in ſieben oder nein Tagen toͤdtet / mo jhm nicht recht bey Moin“ 


Zeiten geholffen / entſtehet. 
Es iſt das Hertz deß Menſchen an ſeiner Geſtalt rund vnd laͤnglicht / on der 


wie ein Tanzapffe / vnnd weil es lebet / runder auffgeblaſen / als wenn der — 
Menſch todt iſt / denn es ale bald eynfaͤlt. Welche Menſchen groſſe Hertz Groffe Her, 


habe, fin> forcht ſamer / welche kleiner Hertze haben / ſind behertzter. Vñ weil S° Fortis» 


mer / kleine 


‚sehn Vrſprung deß Lebens vnd aller Affecten oder Anmutung iſt / ſo iſts deherheer. 


auch ein Anfang aller Pulß vnd alles Athems / ohn welche fein Leben beſte⸗ 


hen kan. Daher das Hertz am dickſten Ort gang wunderbarlich gebildet / 


vnd in zwo holle Cammen abgetheilet / wis in zwo Werckſtaͤdte / oder zwo 
ce iij Huͤt⸗ 


Ant 


an 
a, Ge 
LO “ 
— 


rd 


212 Das VIIT. Buch deß vierdeen Theife/ 
Huͤtten / daß in jeder natuͤrlich und gang zierlich zugerichtet vnnd aufgear⸗ 
beitet werde / alles diß / welchs zur Erhaltung vn ers Lebens und Nahrung 
deß Athems dienet / als nemblich / in einer vnnd in der lincken Werckſtadt 
deß Hertzes / die angezogene Lufft durch den Athem / zu einem reinen lebli⸗ 
chen Geiſt / welcher nachmals in alle Glieder deß gantzen Leibs außgebrei⸗ 
tet / alles lebendig machet. In der andern aber das eyngenommene Blut 
von der groſſen Blutroͤhr der Leber Vena cava, nicht allein zu Nahrung der 
Lunge/als deß Hertzes Kuͤſſen vnnd Blaſebalgen / ſondern auch zu etwas 
ſubtilerem Blut / deß der lebendige Athem deß Menſchen in der lincken 
Werckſtadt vnnd in allen lufftadern / Arteriis, ſtetigs zu feiner Nahrung 
vnd Erhaltung bedarff. 
Von der Die Werckſtadt deß Bluts in der rechten Seite deß Hertzes / Dexter 
an“ ventrieulus cordis,harstwo Pforten: Eine / darinn das Blut von der Leber 
durch die groſſe Butroͤht Venam cavam, ins Hertz faͤllet. Die ander Pfor⸗ 
te/ darinn das Blut der Lunge zur Nahrung noͤtig / durch die Ader Venam 
Die Pforrs arterioſam in die Lunge wider aufgefuͤhret / wiewol etwas viel Blut auch 
pi ige; durchrringer durch die Mittelwand deß He tzes in die lincke Werckſtadt / 
Der Bang wenn es fo ſubtil worden / daß der lebendige Athem zu feinem beſten dulden 
— re vnd brauchen kan. Vnd damit nicht im eynflteſſen deß Bluts haͤuffig das 
Dergang Hertz verletzt oder erſtecket hat das Hertz im Eyngang der Leberader Venæ 
m — * cavz,einzipffel wie ein Ohrlaͤplein / Auriculam dextram,darinn ſichs zu⸗ 
indie Larze vor auffhaͤlt / ehe es ins Hertz kompt. Mehr es auch die Natur durch Gottes 
er Weißheit wunderbarlich verwahret: daß das Blut nicht zugleich eyn vnnd 
fäpteins deg außlauffet / denn diß zuverhuͤten im Eyngang deß Bluts der Venæ cavæ 
ei drey Thürleinvon Haͤutlein / im Außgang deß Dintsjurdunge der Venz 
teinindeg arteriofz, zwey Thürlein auch von ſo chen Haͤutlein / wie fallend gemacht / 
He vnd alſo geordnet / daß wenn das Herstas Blut an ſich nimpt / welchs ge, 
pflten. fchicht im eröffnen deß Hertzes / Diakole genannt / die drey Thürlein ſich 
auff / vnnd die z vey Thürfein ſich zuthun / Aber wenn das Hertz das Blut 
außtreibet / welchs geſchicht im zufallen deß Hertzes / Syſtole, die drey Thuͤr⸗ 
lein ſich zu / die zwey Thuͤrlein ſich auffthun / vnnd als denn auch durch die 
Mittelwand def Hertzes das Gebluͤt / zu gleich durchſeiget oder haͤuffig 
durchtringet. 
an Be: Deßgleichen die Werckſtadt dep leb ichen Athems in der lincken Seite 
"dep sebtichen deß Hertzes / ſiniſter ventriculus cordis, har gleichsfalle zwo Pforten: Ft, 
a ne/dadnedh die kufft vonder Lunge / oder Arteriavenola genannt in das 
Zoe dep Hertz ſtets oder faſt ohn vnterlaß gehet. Den die eufferliche lufft durch das 
2* eynathemen an vns gezogen / in der kunge zuvor wel geſaubert / gereiniget 
vnd zubereitet / nach mals in dieſer lincken Werckſtadt deß iger 
au 





| Von den Geheimnuſſen der Natur. 223 
außgtarbeit ee vnd in einen brennenden leblichen Arhem verwandelt / endt sum Enns, 
lich allen Gliedern deß gantzen Leibes / zu Erquickung jhres Lebens vnd leb⸗ — 535 
liches Kraͤfften / mitgetheilet. Darvmb die ander Pforte dieſer lincken — 
Werckſtadt dep Hertzes / iſt zu Außfuͤhrung deß leblichen Athems indem Zie tung- 
gantzen Leib deß Menſchen geordnet / Vñ iſt daſelbſt / da die groſſeduffttoͤhr/ en 
Arteria wagna genannt, fichanfäher / davon wie außeinem Stamm viel Diegrofe 
tleine Zweige der Adern hin ond wider in gansen Feib vnd alle Glieder auf Tinnr, 
getheilet werden. Mehr / damit auch inanfichziehin der eufferlichen Lufft / Dernus dep 
nicht jeden Augenblick der Menfch / wegen Mangel der Suffe/ erſticke / hat ae. 
diefe lincke Seite deß Hertzes auch ein Ohrlaͤplein Auriculamfiniftram, gerses. 
neben der Pforte zum Eyngang der Lufft / darinn fih etwas Athem ver, 
haͤlt / ehe er ins Hertz kompt / davon cin Menſch ein wenig dawren kan / daß 
er nicht bald erſticke / vnnd deſto beſſer zum Achemmider fommenfan. Sa... 
auch die Natur der Lufftader / dadurch die Lufft ins Ders eynfaͤllt / vnnd De 
Athem eynnimpt / drey Thuͤrlein gemacht welche in Eröffnung deß Her, Lufftloͤchern 
tzes / Dialtole ‚die Thuͤrlein der Lufftader auß der Lunge / Arteriz venoſæ, deß Hertee · 
dadurch das Hertz Lufft ſchoͤpffet / gleich wie in der rechten Werckſtadt deß | 
Bluts im Hertzen die Thuͤrlein der Blutader in der Sunge fich auffthun / 
Die andern drey Thuͤrlein der Lufftadern / Arteriæ magnæ, dardurch der 
Athem auß efuͤhret in Leib / zuthun. Aber in Zuſchlieſſung deß Hertzes Sy- 
ſtole, das Widerſpiel mic den Thuͤrlein geſchicht. Welches ja vns die groſſe 
Weißheit deß Werckmeiſters / Gottes / in der Natur groß machet / daß wir 
Gott billich mehr ehren vnd lieben. X 
Daß auch das Hertz ein Quell deß Lebens vnd Ichendigen Athems / ein Die 6 
Anfang deß Pulß / ein Herdt der natuͤrlichen Waͤrmbde / oder die erſte rech⸗ —— 
te Fewerſtadt / ein Di ſprung aller Affecten vnd Anmutung / dieſe wunder / 
barliche vielfaltige Wirckung deß Bluts vnd leblichen Athems beſſer vor⸗ 
braͤchte / ha Gott der HERRons das Hertz nicht allein mie obbenannten 
Gliedern / Werck taͤdten / Pforten g ſchaffen / vnd vor euſſerlicher Gewalt 
wol verwahret / ſondern ihm auch ein ſonderliches Fleiſch vond Adern ver, 
liehen / alſo daß die ſubſtantia deß Fleſches im Hertzen etwas härter vnnd Bas Bing 
fefter ift atgander Fleiſch / Hamit er durch ſtete Hitze vnd groſſe Arbeit nicht ven DAN j 
licht verbren nete / wie denn noch ingar zu greſſer Angſt deß Hertzes diß — | 
gar zu ſehr offt verdorret oder vetwelcket die empfindliche Adcen Nervi yepnerne, 
jhm auch vom Haupte ichrbarlich mifgerheilee / damtt «8 Fremde vnnd 
Trawrigkelt / Schmertzen deß Gewiſſens empfinde, Die andern Adern 
Fibre, die laͤngevnnd quere gebil et / damit ſich dag Hertz auff vnnd zu⸗ 
thun tan vnnd Natuͤrlich ſtets bewege / Hertzfuͤhlen / Pulß vnnd anders 
verorſacht. De iR A 
£ Di⸗e 





Bee) — hHeils/ 
| Das VII. Vuch deß vierdten Thei 
— 


aßesdarinn 
— ertzes / daß es dar 
er iſt eins Theils ein Verwahrung deß Hertz 
Die Lun ge 
Der Lungen 2 


90 Athems welche 
| als aberein Werckſtadt deß A Aare 
a Lufft durch Athem 
Ligeſchafft. deſto ai die an [ich gezogenee | nem Bine leichter 
. . bmN Speiß durch Effenvder an 9 die game Brufl 
die zu fich gen — dem —— — A 
itet. Darum̃ die St s micht ſo recht roͤt Adern wunder⸗ 
Der Lungen vorarbe ein zartes Meiche 8 vonvielen kleinen anden/ 
Seſtalt. er fuͤllet / vnd ieden hat / welche roſſen Adern entſt 
nvnterſch und von dreyen groſſen ll Adern auffg 
;, zwo Lunge inander geflochren/ ont lebet / es alle zeit vo feiner 
BE Garlich ineinande eil der Menſch Ie ſt / die Sunge ſich 
— t / daß w Menſch todt iſt / er rechten 
zuſamen gemach igk / wenn der ioſam, ſo vond 
Die Lungen zuſ cin Blaßbalg ——— Den 
gange zung DIATEN/ "Denn opn ei heise vnd mit vielen — zur Nah— 
NR deß —— Lunge Br Bar fo vonder euſſerli⸗ 
Men ⸗ —9 in vnd lauch den Ath Be ander: zwo 
bit in Zweig fich bit vnd ohn zweiffe in ec be 
— &unge gebenyoni den/nehrer vnd mehrer, | edieenffertic 
in der bunge, rung der ßgear beitet wer ſpera arteria, welch en Mund an 
Die bintader chen Sufft fol auf ich die Gurgel / Alp jötweilen duch den Mu (ei 
Se ern / als nemblich die ‚oder auch bißweilen d fuͤhret: Deßglei⸗ 
Vena arte⸗ Lufftad Naſe am meiſten * eins Herk eyn ſende / 
| die die Lung eerwach 
riofa. Lufft durch impt / oder durch ildeß Hertzes in die Lung eauß⸗ 
Die Gurgel ich gezogen / eynn lincken Theil deß H rote Zweige in die Lung | 
in der £unge/ ſi te Lufftader vom li hlichen Adern wie en die Lunge auff⸗ 
chen die dt ofa, mir viel ohne t außzefuͤllet / mach hut / vnd im 
——— Arteriavenola, 4 At hem vnd Luff ß auff vnd zut — 
itet / welche mir Ach hn vnter a Na edie euſſer⸗ 
Die Lufft⸗ ebreit et / welche p4 balgk der fich 6 oder feine Zweig 
aber d Lunge N ‚wie ein Blaſe ar dh) die Gurgel ode ve Lunge erwach⸗ 
geblaſen /wie ch nimpt oben dur dern vom Hertzen zur rein nicht 
uffthun an ſic erſt durch Die Suffea chen das Hertz als vñ Athem 
venoſa liche Lufft / aber jnn ſam, den Athem / we — ithun Lufft vnnd At 
Wovon die li Arteriam venolam, uͤck treibet: Im zi iglein die Lufft / wel⸗ 
wnge auf» ſende / ider in die unge zur ʒelond jhre Zweiglein Außaͤche⸗ 
gefallen duldet / vnd wi durch DE Gurgel Z wird / davon das Fuss e 
ent Bereiber / oben Durch Die inge befunden m Herken gehoͤ⸗ 
auff und zu» roider au N tig in bir st ader ber Lunge zu beitet / 
thun. che vnrein he * durch die Lufft hen Luft gu aupgear % 
fompe : Aber inner] ige auß der eufferli ung deß lebu chen 
——— — — ein De Daumbivenn 
rig / den ßgefuͤ a Hitze im Hi rtz zufaͤllt / 
in das Hertz außg uden Hitz as Hertz zu 
vnd in das H shi ngöerbrennei vnnd wennd N [eich 
> Abfühlung de auffehut, 8 Bewegung vnglei 
ne Bee N ; ach zuthut / das Ri * vnnd ae jre Zweig⸗ 
auf and sus & hut / aweiſen / daß die Surgelond: lich in der 
er nge ſich aufft ich zuweiſen / d alſo ſich endtli 
derſgietzeß ig Lu iſt auch ſichtbarlie ſich außbreiten / a Hertzen zur 
Dede np Jae⸗ ie ſie ia die Sunge ſich au die duffta er vom Merke * 
ng. 3 Adern wie ſie leichen in der dungen Fleiſ 
— ae gar verlieren. netgäbeicin auch in der dunge ſich 
avenue SUumgen ermacfende/unDihte 3 | 
“ Gungegefen sung zu er 


Pe — ro 
—— RER 
Pe Tuer. 


1 4 
ie der Mag 
iſt/ nicht viel anders / als w 
tet zu einem Iebiichen Geiſt / nicht viel 
vnd zubereitet 5 


4 


J 


x Von den Geheimnuffender Natur. 225 
fich verlieren / daß die Suffe nicht bald durch die dung: sum Herken gehet / ir Iufams 
fordern in der Lunge ſich behaͤlt / biß fie aufg arbeitet / vnd zuvor mol zube vertieren fich 
reitet iſ. we — 

Die Gurgel / Aſpera arteria, iſt die dufft kehle oder vnrechte Kehle (denn Der Gurgei 
ſonſt im Halß noch ein Roͤhr der Speiß vnnd Trancks zum Magen / die ie 
Speißkehle vnd rechte genenner)daromb geher meiften theils allein in dieſe 
Lufftkehle die eufferliche Lufft / die durch die Nafe onnd Mund an fich ge⸗ 
zogen / durch die Schlingloͤcher eynfaͤllt oder eyngeaͤthemet / vnd iſt oben auf 


in der Pforte oder Eyngang die Lufftkehle mir einem Thuͤrlein von Haut, Der Lufft⸗ 


tehlen Thuͤr⸗ 


lein etwas groͤſſer oder breiter als Die Pforte der Kehlen Epiglottis genañt / obz suff 


wol verwahret / damit nicht Eſſen oder Trincken / foin die Speißkehle ge Epielorra, 


hoͤrt /haͤuffig oder goͤblich hiniyn falle / vnd die Menſchen erſtickte / wie offt Dovon die 


Me 
geſchehen / weñ es in die vnrechte Kehle gekommen / denn es ſoll in die Lufft⸗ Eh e 


fehle oder Gurgel allein die bufft genommen werden oder ja gar wenig Keb'e erfis 
Trancks oder Saffts dir flieſſenden Speifenan den Seiten dir Kehle / wie ke 

an einer Wand’ almehlich hinhinder ſchlipffen / welch es dem matten Hev 

sin zuerquicken / vnnd das Waſſer / welches von His deß Hertzes im Hertz, 

haͤußlein zuſehr verzehrt / offt ſchleunig zu huͤ ff kompt. Darvmb diß Thuͤr⸗ 

jein der Surgel ſich auffonudguchn / Wenn man jſſet / ſchleuſt fit zu/ nen 


wenn man redet / muß ſich dag Thuͤrlein der Surgel auffthun + darvmb es gicch if ges 
ahrlich 


gekfaͤhrlich / zugleich eſſen vnd reden. Dazu im Eyngang der Gurgel / da erſt Guras oder 
lich die Lufft eyn faͤllt iſt die Snffekehlegeringelr/ond in der mitredeß drirten &uifttißte 


rſach man 


Ringels mit einem Qurbetnlein gebildet / dag die Stimm auf der eyn fal gerioy Sem 
lenden enffe manche ley laut im Reden vnd Singen geben fan, Diß ſey 
vonder Geſtalt der Bruſt diß mal genug. 


Das VI. Kapitel. 


Von den Anatomia deß dritten Theils deß Leibes / nemblich 
deß Bauchs. 


Er dritte Theil deß Leibes iſttder Bauch / Venter, welcher Wasser 
ex euſſer lich von der Hertzgrube anfahet / vnd an der Scham ſich endet / —— 
vorwerths vnnd hinderwerths in viel Theil getheilet wird auch viel in fie bes 
wunderbare Glied maß begreift. Euſſer ich onndvoriwerrs oben Läffer fich KEN". 
ſehen die Hertzgrube / Cartilago ſcutalis, das erfte Stuͤck deß Bauchs / dor uce Betare 
vnter der Magenmund / Orißcium ventriculi, liget / welcher Nag umund Tut 

* 2 . RN on Mas 
bey den alten Griechen / Lateinern / vnd ons Tenrfchen /cynfältiger weiſe aenmund. 
aber vnrecht / das Hertz genanne/danon deß Magenmunds wehrhun heu Di 
nes Tags noch Hertzwehe von eynfaͤltigen Leuten / welche nicht wiſſen wo websagen 

ff das erden 


— 
ER 
MET BRIr % 
* 





226. DasV II. Buch deß vierdten Theile) 
Hettzvehe das Hertz ligt / gedeut et. Das ander Stuͤck deß Bauchs vorwerthe von der 
genannt. Hertzgrube biß zum Nabel bihich der Mage genannt weil jnnerli h daſel bſt 


Dep Ma 


gensfteite. Der Mage ligt / vnd darauff Magenfaͤcklein / Magenpflaſter / Magenſolben 


gehören. Das dritte End die Seiten / rechte vnd lincke/ Apochondeia dex- 
—— tra de ſiniſtra. Vnd die rechte Seite die Leber die incke Seite die Mutz an 
Deß Miltzes dem Ort wo die furken Nippen / genannt / darvmb dag fie daſelbſt Ligen. 
Rabeis Das vierdte iſt der Nabel / Vinbilicus, welcher ein rechtes Bundtzeichen 
Ruf — zwiſchen vns vnd Gott dem Allmächtigen / auch gwflchen vnſern Elrern/ 
aseisichre vnſerer wunderbarlichen Echa tung vnnd Aukunfft in Murterleibe iſt. 
le Dann dadurch wenn wir auff die Welt kommen /keinen Nutz mehr haben 
ferer Une  abse doch infonderheit gedeutet wie wunderbarlich GOtt vns mit $etb/ 
eunfft. eben vnnd Seele / durch vnſere Eltern in Mutterſe be anfänslich vorfe, 
hen / ernehret ynnd erhalten / daß wenn wir vnſern Nabel auſehen / daran 


—— billich genencken ſollen alfo : Wenn der Menſch wi: Milch in Mutterlet⸗ 


feat. b: zufamen geronnen / vnnd endtlich an allen Glie ern vollkoͤmmlich au 
ende? beldet / wird zu ent der Nabel / mit drey Röhren / wie drey groſſe Adern / wel⸗ 
abel⸗ches die Weiber Nabelſchnuͤr nennen/gebilder/ Derer cine Köhrvondeß 
ehem, Kindes Hertz onndleblichen Lufftadern / Arterüs, biß zn der Mutter dußt⸗ 
botenter adern vnd Hertz gehen / dadurch wir alsbald in Mutterleibe vns regen vnd 
ie, bewegen / vnſer Leben von dem leblichen Achem der Mutter ſchoͤpffen / ja 
Der Seelen durch den Nabel / vnd nicht durch den Mund Athem holen’ En tlich als 
en fo ſampt dem leblichen Athem die onfichrbare onflerbiiche Seele / im Leben 
durhden vnzertrennlich mie dem leblichen Athem verbunden / durch den Nabelvon 
ec vnſern Eltern als onferem Stamme eynnemmen / wie im Tode fie mit dem 
Yupsang Feblichen Athem durch ven Mund wider auffahren laffen Die ander Roͤhr 
a dh Nabels ein Blutader / Vena, welche auch von vnſern Adern vnd cher 
Dienat bißsrder Mutterader vnd Leber erwachſen / dadurch wir vnſere Nahrung / 
— weiche in Mutt erleibe allein Bine geweſen ‚won vnſern Eltern geholet. 
ſhrur. Di dritte Roͤhr deß Nabels iſt ein Harmaang / von vnſer Blaſe biß in 
Harms der Mutter Afft erbuͤrdt / dadurch wir in Mutterleibe in ein Haͤutlein / wel, 
nabeifchuus. ches zum erſten bricht / wenn die Hebuer ſich erzeigt / geharmet / welcher 
alter Harmgang von der Blaſe in Nabel / noch heut!ges Tages in Anato⸗ 

mien zuſehen / ob er vns ſchon nichts mehr nuͤtze. Wer wolt aber nicht far 

gen / daß GO TTons Vaͤtterlich vnnd wunderbarlich verſorget? Das 

fuͤnffte Stuͤck deß Bauchs / vnterwerths deß Nabels / vnnd vor werths biß 

sn der Scham / wird Epigaſtrion, der Vnte baud) genannt / darinn die 
RER Eyngeweyde Blaſen / Heburte glieder den Männern enfferlich/ den Wei— 
Seren, bern jnnerlich ligen Aber nachm Ruͤcken zu in dieſem Theil deß Leibes find 


erſtlich dis Lenden / Lumbi,darinn die Nieren zu beyden Seten nicht went 


vom 





H 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 
vom Ruͤckgrad ligen. Das ander das Nückbein/Spina dorli, von vielen Iöabein⸗ 
Gelencken zierlich zuſamen geſetzt / daß es ſey sin Vrſprung vieler Schn, Serarr. 
adern / zufuͤhlen imgansen Leib. Darinn geſchicht das rechte Wehrhun/ ae 
"wenn fichdte Gebein verrucken. Andere Wehthun / fodie Teutſchen on, 
recht alfo nennen/find vielmal Lendenſteins Erzegung/ offt Verſtopffung 
deß Gebluͤtes in Adern der Leber oder Nieren, vielmal auch Aderfpringen/ 
vnnd wo eynfaͤltige Leute oder Arrtzte ſind / heiſt alle Kranckheit deß Leibes 
wehthun / vnnd wird eine Artzuey / aber gar vnrecht / dawider gebraucht. Der Hüffr 
Das dritte Sluͤck deß Ruͤck ens iſt die Huffte vnnd das Geſeß / weichs von Geha. 
etlichen Gelencken deß Ruͤckgrads vnnd breiten Beinen’Olsis facri,gefor, ae 
met / vnd vorwerts vber der Scham ſich zuſammen ſchleuſt / nur daß in der ate 
mitten by en Weibern ein Knurpelhat / damtt daſelbſt das Bein ſich de, 
ſto beſſer auff vnnd zuthun kan / zur zeit der Geburt / da es doch ſonſt ſcheinet / 
als wenns gar cin gantz Bein were. Vnd dieſer Knurpel in einer Frawen 
haͤrter als in der andern / davon auch eine ſchwerer Geburt har als die an⸗ 
dir. Ind in Niderland vnnd Hifpanien gemeldet wird / daß die Fraͤwlein 
von Kind auff vor jhren Eltern vnnd Ammen mit dieſem Foͤrderbein am 
Ort deß Knurpels offter auff vnd ider gebogen / damit es gantz weich und 
beweglich bleibe / vnd die Schmertzen der Geburt verhindert. 
Wie nun euſſerlich die Haut den gantzen Bauch vmbgibet / darunter 
Fleiſch vnnd wenig Bein. Alſo jnnerlich vnter dieſen allen widervmb ein 5 
feſte Haut deß Bauchs / Peritonzum vorn vnd hinden in ſich alle jnnerli des — 
che Glieder deß Bauchs / Magen / Eyngeweyde / Metzlein / Leber / Miltz / — 
Gallblaſe / Nieren / Waſſerblaß / Geylen / Mutter / begreifft vnd vnverſehret vauchs/ ve 
behaͤlt / dann fie alſo feſte iſt daß / da fich gleich etwas fehr dieſelben Glieder Frroran. 
außdehnen oder auffblehen / die Haut nicht zurſpringt / es werde jhr denn 
gar zu groſſe Gewalt mit ſtoſſen / fallen / ſpringen oder huſten angelegt / da⸗ Bann 
vondie Brüche fommen. Vnter diefer Haut / Peritonæo, iſt gin ander vnd zufaue. 
Haut / Omentum,das Netzlein genannt / mit viel Adern und Feiſtem vn⸗ 
terwachſen / welche den vnterſten Theil deß Magens / Miltz / Leber / Eynge⸗ 
weyde / wie ein Kuͤſſen zudecket vnnd erwaͤrmet / Aber wenns zu feſt wirdt / Die verruck⸗ 
groſſe Beſc wer dem Magen gibt / auch den Geburtsgliedern / darvmb daß 
Maze vnd Mutter von heer natuͤr ichen Stelle verruckt / verkert / zu viel gens 
brechen / auffblehen vnnd techragen genötiger wird. Drerdiefir Haut ha, ummemmry 
ben / durch fonderlihe Weißheit Gottes / bequeme Stelle die © lieder, varvmb fie 
beyde der Nahrung vnnd der Geburt / denn alſo endtlich fie beſſer am vn Sursee 
terſten Ort deß eibes jhre Außgaͤnge / zu Aufführung der nuͤtzlichen vnnd bes gefetzt. 
vnnuͤtzlichen Materien / haben koͤndten / Darnach auch in jh er vie falti⸗ 
4 ee Speiſ flegchlicher 
—J— ij Ver⸗ 





— — 


———— 
—— 
SEO 


Ä 


228 Das VII. Buch deß vierdten Theile) 


Bermifchung deſto weniger fehaden den vornembften Werfen dr See. 


len als Gedancken vnnd Willen’ Sinn vnd Muth / Rath vnnd Gerichte 


thun möge. Den den Geburtsgliedern wird in nachfolgenden Capiteln / 


als von heimlicher Scham / mit aller Erbarkeit denen allein fo ſichs gebuͤ⸗ 


ret zuleſen / gelehret werden / In dieſem auffs kuͤrtzte von Gliedern der 


Nahrung. 


Dis Pr Die Nahrung def Menfchens geſchicht alfe/daf in allen Gliedern deß 


de egantzendeibes täglich etwas am gantzen Weſen / Fleiſch / Bein / Blut / abge⸗ 
ð Rahrung. het / dukch ſtetige Bewegung / vnd angeerbten Fluch deß Abnemmens oder 
Todes / vnd darvumb taͤglich diß abgangene Weſen der Glieder muß erſtat⸗ 
tet werden / ob wol nicht fo vollkoͤmmlich als viel ſich verleuret / denn dig im 


erſten Leben vor dem Fall geweſen were / vnnd zur VBuſterbligkeit gerechnet 


worden / jedoch heute in dieſer verderbten Natur / ſo viel als moͤglich / daß die 
ſubſtantiadeß deibes ein zeitlang were / Vnd wenn deß Abnemmens zuviel / 

Dr der Todt vervrſachet. Dieſe Erſtattung deß abgenom menen wersehreen 
Rahrung. Fleiſches / vnd alle Arbeit wegen der Erflartungndiiz / wird von gelehrten 
Artzten Nahrung vnd Dawung genennt. Dean Memalda Menf nicht 
fan bald ein gantz gleiches vnnd gerechtes Fleiſch / an deß vergehrren Flei⸗ 

ſches ſtat zut hun / muß etliche Berwandlung vnſerer Speiſe zuvor geſche⸗ 

Dawung hen / ehe vns rechte Nahrung wird / durch kochen abſchaͤumen / abſeigen / al⸗ 
a les gantz wunderbarlich. Davon die Gelehrten drey rley Dawun gen gema⸗ 
SDowungen chet / vnd in jeder Dawung dreyerley vnterſchiedliche Glieter / Eine / die da 


haben dr 


a etiener, Die Toͤpffe ſind / darinn gekocht wird / Die ander / die Gefaͤß der Bnreinig, 
Die Engen- keit / wie Spuͤlfaſſe in Kuͤchen / Die dritte / die Speißgaͤnge sun ab vnd zu⸗ 
 , fuͤhren / wie gelegte Rinnen oder Roͤren in Küchen. Die britte Dawung / 
wung, da ein jeglichs Glied das Blut / welches faſt gut gemacht / zu fich nimpt / 
gleich troͤpfflen der weiſe in jhre Subſtantz verwandelt / gleich machet / das. 

Fleiſch zu Fleiſch / das Bein zu Beinrzc.ift allhier nicht zumelden / weil auf 
ſer deß Bauchs diß im gantzen Leib geſchicht / auch alle Gaͤnge gantz heim⸗ 
lich / daß die Gelehrten kaum außzugruͤnden. Von den andern beyden Dau⸗ 
wungen ſoll allhie kuͤrtzlich gelehrt werden / weil dieſelben augenſcheinlich / 
vnd in dieſem dritten Theil deß Leibes / dem Bauche / geſchehen. 


Die Leber 


das vorneme Nun iſt in der andern Dawung das vornembſte Glied die Lber / dar⸗ 


fie Stich der eyn wie in einem Topff oder Pfannen / der weiſſe flieſſende Safft auß der 
— zurmalmeten / vnd erſtlich im Magen abgekochten Speiſe / außgeſogen vnd 
Derscher zu ſich genommen / zum andern mal abgekochet vnd durch dieſe Abfochung/ 
tg welches die Naturkuͤndiger vnnd Aertzte Dawung nennen/in sin ſchoͤn rot 
—— nuͤtzlich Blut verwandelt wird. Darzu hilfft / daß die Leber an jhrer Sub⸗ 


ee er 


ſtantz ein zartes rotes Fleiſch 7 wie sin zuſammen gerunnen hartes En | 
| vnd 





— 
* 





Von den Geheimnuſſen der Natur 9» 
vnd weil ſie den Safft jr ſelbſt gleich machen will / Nord färber, fo iſt ſie auch Der Leber 
von Natur hitzig vñ feucht / dazun mir viel vmzehlichen Heinen Blutaͤderlein / Blutadern. 
alle von viel ſubtileren Haͤutlein / ale fonftandere Blutadern / gemachet / 


durch vnd durch wachſen. Damit dieſelben uns hliche kleine Aderlein / weil 


die Leber fein weite Höhle hat / deß flleſſenden Saffts auß dem Magen deſto 


mehr in ſich begreiffen / vnnd ſo lange behalten koͤndten / biß derſelbe von der 

Leber / auß angeborner Eygenſchafft / vnnd eyngepflantzter natuͤrlicher 
Waͤrmbde / jhr ſelbſt gantz gleich gemacht / vnn d zu Blur verwandelt. Ja es en; 
kommen auch vom Herkenin die Leber die Lufftadern / Arterix , die da hiel 
lebendigen Athems vnd mehr waͤrmbde zu führen / So wol auch die Fuͤhl⸗ 

adern Neryi, ſo vom Gehirn nur zwo in Die ſubſtantz der Leber eyngefloch⸗ 

ten daß ob wol die Leber nicht fo ſehr als der Mage vnd andere Glieder ſich — 
fuͤhlen/doch etwas empfinde / vnnd bißweilen die Beglerde der Nahrung zu ooiadern. 
temperiren wuͤſte. So iſt dieLeber deß Menſchen groͤſſer als in jrgend einem 
Ther / vud bey einem Mienſchen auch groͤff er ais bey dem andern Bd da, Fienannd 
mit diß herruche Glied / der vornembſten eines im gantzen Leibe / nach aller angebefftet. 
Gelehrten Meynung / mie dem Hertzen vnd Gehirn / wegen feiner ſchwerde Nnge 
oder Stelle nit ſchaden nemme / ligts vnter den kurtzen Rippen in der rech, Gtiederdsf 
sen Seite vater dem Hertblare / erwaͤrmet den Magen wie ein Küffen, rt abe 
und iſt mir einem zarten Haͤutlein vmbgeben / darnach ruͤckwerts an die di, 


cke Haut deß Bauchs / Peritonæum, vorwerts an das Netzlein vber dem 
Magen / ond vnten an die Haut deß Bauchs / Peritonzum ‚ durch vnſern 


vntuͤchtigen Adergang zu dem Nabel / der in Mutterleibe gantz nuͤtze gewe⸗ 
ſen durch die Nabelſchnur nahrung deß Gebluͤtes von der Mutter Adern 
vnd Leber zunemmen / feſt angehaͤnget. 


Dieweil aber die groſſe Werckſtadt deß Blutes / die Leber / den an ſich Die Abſei⸗ 
gzogemen Safft deß Eſſens vnd Trinckens auß dem Magen / nit alles mie SI Here 
jhrem kochen oder damen kan zu gut machen / ſondern wie wir im Moſt jeh am Bintma- 
ren vnd Bierfaſſen oder dergleichen ſehen / daß allzeit etwas Vnreinigkeit — 
außgetrieben / vnd das im Wein oben außgetrieben der jeſcht ſubtil iſt / das nigteitendep 
ander aber / welchs vnten im Wein ſich ſetzet / Hefen genennt / grob if: Alſo Zune un, 
vornemblich im Blutmachen zwo Vnreinigkeiten abgeſaubert. Das je reinigteit 


ſchicht⸗ vnnd ſubtilſte / gantz vntuͤchtig zur Nahrung / weil es bitter vnnd duZe 


5 ſcharff / die Galle genannt / wird in ein befonder Spuͤlfaß / Veſicam fellis, Das Gefaß 
das Blaͤßlein der Galle genannt / durch feine ſonderliche Aderlein /außder der Ace 


Der Auß⸗ 


ber ent ſpringende / abgeſondert / darinn es icher vnnd ohn Schaden def nana der 
Ailbes bleibet /biß daß es zuviel wird / da das Blaͤß ein der Galle feine Gaͤn. Bau. 
ge in die Eyngeweyde hat / dahin ſich entlediget / vnnd mir der Vnreinigkeit 


deß Magens durch Slulgaͤnge / diese gelb faͤrbet / wegkoͤmpt. Im Dia 
ER. ff gen 





——— 


— 


Biedte gen esauds jedoch ſelten / auff ſteiget/ vnd Bitterkeit deß Mundesgibe/ fe. 
en uch wenn die Außgaͤnge deß Blaͤßleins der Galle / oder Zugänge der A, h 


Magen 


le cken vmbs Hertz gibt / vnd die Geelſucht / Ictericiam, machet. Die ander vn⸗ 
Bone reinigkeit / ſo in Blut machen der Leber ondin diefer andern Dawung am 
fehmer Ges ſchwerſten vnten ich ſetzt / vnnd gar zu grob Gebluͤt / it diß ſchwere ſchwartze 


bluͤte / der Blut / die vnreine Melancoley / ſo durch etliche Adern in der Leber aufge, 


vnrein Me⸗ fuͤhrt wirdt in das ander Spuͤlfaß / die Miltz / welche in der lincken Seite 


ncoley. 
Das gefäß vnter den Furgen Rippen ligt / da ſie den Magen auff der lincken Seire wie 
ar ee das ander Küffe bedecket / faſt gleich und wie die Leber / vnten cyngebogen 
der Mitg. holl / aufwendig eyugebogenglart hat auch neben den Blutadern erliche 
— Lufftadern / Arterias, vom Hertzen wenig Fuͤhladern / vnd welche mehr ins 
Don Adern Haͤutlein / damit die Milk vmbgeben / denn in die Miltz gehen / dartnn be⸗ 


(8, 
D ſchwartz durch die natürliche Waͤrmbde / vnd dep leblichen Athems Krafft / ihm am 
an —* Hertzen durch die Lufftadern zugangen / auch ang borne Eygenfchafft deß 
versehrer. Miltzes / ent weder das meiſte dieſes ſaa wartzen Blutes dem Miltz zur Nah⸗ 
en , rung koͤmpt / ſich verzehret / oder das groͤbſte onnd wenigſte in den vnterſten 
gen Ötues. Theil deß Magens durch eine groſſe Ader entlediget / vnnd mir der Speiſe 
eine, Vareinigkeie durch die Eyn geweyde vnd Stulgange hinweg gehet / davon 
wieBch der vnreine Miſt braun vnd ſchwaͤrtzlicht gefaͤrbet wird. Ja offt erfahren / 
ſGaͤduch · daß die vnreine Melancoley / welche häuffig vnd ſa wartz wie Bech auß der 
Miltz in Magen vnd Eyngeweyde gangen / brechen / reiſſen im Leibe / Ohn⸗ 
macht / auch vielmal den Tod vervrſachet / welchs als wider die Natlur / vnd 
allein bey vngeſunden leuten iſt. 


ne Vber diefe beyde Vnſaubrigkeiten / iſt in Blurmachen der Leber no 
Bine. ein vbrige waͤſſerige Feuchtigkeit vom Trincken / welche bey der Speiß im 
Vet deß Magen /auch bey dem Blut in vns auſſer der Leber ſeyn muß / damit das 


— — Blut in Adern ſich nicht verſtopffet / ſondern die Nahrung Heiffiger fortge⸗ 

er he / daher die Gelehrten diß ARaffer ein Wagen der Spetfeunnd Bluts / 
gende  Vehiculum alimenti, genennet. Aber wenn das reine Blur zur Nahrung 

Due, in der andern Dawung tuͤchtig g emachet / auf der Seber durch ein groſſe 
Waferim Blutröhr/Venam cavam, in gangenseib tritt / o bedarff das Blut der waͤſ⸗ 
Diut nicht ſerigen Feuchtigkeit vom trinckẽ / Serum ſanguinis gentũt / fo viel nit mehr 

ge alsvorhin. Darvmb Hort den Menſchen alſo geſchaffen / daß fobald das 
Blut von der deber indie groſſe Blutroͤhr gehet / diß Waſſer deß Blutes 

als jmmer weniger hoͤtig / auch etwae viel abgeſonder:. Roell aber bald ” 

| — 


m —*4 — Ne 
EN — 


EEE haͤlt ſich die vnreine Melancoley oder ſchwartz Gebluͤte / ſo lang bß daß «8. 





Von den Gheiunuffender Starr. 231 


"u Ber Seher oder Bluttoͤhr nicht fo cin groß Gefaß hett ſeyn können / darkın Die Dıfad! 
Be Bnteinigken behalten / viel weniger balo anßgelaffen werten koͤnnen / Seren md 


ſo har dieewige Waßheit an ſtatt eines Waſſerfaſſes zweyerley Gefaͤſſe Ka de 


geo dnet / die Nieren vnd Blafe. Brand erfilich die Neren / Renes, dfügche/ fine. 
einen zur rechten / vnnd einen zur lincken Stite / welche jinnwendig me Tie Nieren’ 
zwo Hoͤhlen vnd mir einem harten Fleiſch faſt wie das Hertz / darein duch ;wenertenr 
einen Abergang von der Blutroͤhr die waͤſſerige Feuchtigkeit eins theils Dane fie 


ſich abſeiget / eins theils aber nech mir in die Adern deß ganken Leibes gehet / 


weil das Blur dort / ob wol groͤſſer Adern / vnnd das Blue reinen / jedoch apy die 
noch etwas dieſes Waſſers ſich ſelbſt Alıffiger zumachen bedarff. Aber daß Reeten sn 
hier in Neren fein Blut mitte durchgehet / geſchihet darauß / daß die Nie a nn? 
ren mit jhrem harten Fleiſch vn nd Adern ineinander / diß auß angebor⸗ 

ner Eyenſchafft abſcheiden / daß weil fie gefunde / nicht das wen gſte 
Blut / ſondern eirelrein Waſſer abſeigen in jhre Höhle / allda wider zween 
Waſſerg aͤnge / wie zwo weiſſe Adern Vreteres, vnnd Albz venz genennt / 
entſtehen vnnd biß zur Biaſe gehen / damit ſie auß der Mitten der Nieren 
tröpflender weiſe ſtets in die Blaſe das Waſſer / oder auch mir dem Waſ⸗ 
ſer / wae ſich in der Höhle der Nieren gebiert / als Lent enſtein vnnd derglei⸗ 
chen / außfuͤren. Die Blaß iſt am vnterſten Dre ober dem Maſtdarm den Der Siaſen 


Maͤnnern / den Weibern vber der Mutter / bald am Schloß / gantz bequem N 


sum Außgang / gelegen / vnnd alfo mie Adern gefchaffen/ daß fiegroßonnd Narurvnd 
fiein ſich außdehnen kan / nach dem fieviel oder wenig Baſſers in fich haͤlt / Subſtantz⸗ 


iſt auch nicht allein von einer feſten ſubtilen Haut / ſonderlich noch mehr / 


damit ſie / ſo wol die vorgenannten Waſſergaͤnge / von Nieren durch dag 
Fleiſch in Senden biß sur Blaſe anrischende /defto feſter verwahret / mit der a 
Haut peritonzi noch einmal vmb und vmb ombgehen. Denn fo bieblaf fie bents 

amodernif, 


verwundet / kans fein Heylung leiden’ als vnten im Ha'f/dader Außgang Tr &aup 
deß Waſſers in die Scham / den Meibern faſt kurtz ben Männern aber ferder Bla⸗ 


durch das Männliche Glied etwas länger fich erfrecfer. Daſelbſt auch N" 


gank wunderbarlicher weiſe ein Fleiſch den Halt der blafen ganz rund vm⸗ 

geher / welchs entpfindeliche Fühladern vom Gehirn hat / daß ſich / wenn 

der Menſch will / oder nicht will / die blaſe aufft hun oder zubehalten kan / da⸗ 

durch das Waffer gehalten wird. 

Diceie dritte Art der Glieder in dieſer andern Dawnng / die da wie 

Roͤhren zum ufuͤhrenden flieſſenden Safft auß dem Magen zur leber/ 

vnnd zum Abführendas außgearbeitete blu⸗jedem Gliede deß Leibes gfareader, 
geordnet / ſollen auch fleiſſig betrachte Moden. Vnnd if zum Zu Yerapor- 


fuͤhren deß flieſſenden Saffts auß dem Magen zur Leber gantz ge. != 


ade ſchicklich sin Ader zwiſchen der esbir vnnd dem Magen / auch Eyn⸗ 


gewey⸗ 





Die kleinen 
Adern der 
Pfortader. 
Wie bie 
Pfortader 
den Safft 
auß der 
Sveiſe 
nimpt · 


Die Blut⸗ 


ader Nena 
cæva. 

Zur Auß⸗ 
führung def 
Bintes auf 
der Leber in 
gangen eid. 
Die Ränge 
8 Blutröbr, 
Die oͤber ſte 
Blutroͤhr / 
wie ſie A⸗ 
dern von 
gibt. 

Die Adern 
in Armen. 


Die Adern 
im Haiſe. 


Die Adern 
im Haupt. 


Zunge / auch big ins Gehirn mir viel vnzchlichen Aederlein ſich zurtheilen / 


Wie die 
Biutroͤhr 
vnterwerts 
fteiget. 
Die Adern 
zu Abfah⸗ 
rung def 
Waſſers. 
Die Adern 
zum zufaͤh⸗ 
ren den 
Saamen. 


Das VIII. Buch deß vierdten Theile/ ⸗ 


geweyden / Vena portæ genannt/die Pforta⸗ 
taber welche von den kle J 
derlein ver Leber / aavon vor geſagt erwaͤchſet / faſt ock es | 


Leber /ond darnach mit viel onsehlichen kleinen vnd groſſen Adern fich auß⸗ 


bre tet / welehe durch den Wanſt vñ das Netz / jeßt an den Magen mund / jeht 


* an Thel deß Magens/ gar bald an die oͤberſten Eyngeweydte 
N — Eye Item an die andern Eyngeweydte / ſich — 535 
eſten Safft der Speiſe / nicht allein im Magen / ſondern faſt 


am meifteni | | 
eiſten in Eyngeweyden werner auß dem Magen außgetretten / anß⸗ 


ſaugen / vnd der Leber zur Blutmachun 
yıng zubringen. 
——— 
er deber oben auff ein groſſe Blutroͤhr / Vena cava, welche in den Rück 
ſich zurtheilet / vad eins Theils ober ſich big zum Half ins Haupt en ich 
BnD une ches elsone pn Bode Schendl onno ie 
eufferfte Zehe / mit vielvnzehlichen Zweigaͤderlein außgebreiter. Denn — 





fie vber ſich gehet / allerer ſt dem Hertzen durch ein faſt groſſe Ader in die rech⸗ 


re Werckſtat viel Blut gibt / zu Nahrung der Lunge vnd leblichen Athems 
Darnach auch viellein Zwstgäberletn in das Růckbein vnd bie Kippen/ 
dieſelben zuernehren: Endtlich im oͤberſten ort der Bruſt am —— 
ein groſſer Baum in ſechs Aeſtetheilet / derer zweene in jeden Arm gehen / 


der vnterſte Aſt deß Arms in viel Adern ſich zurthetlet / vnd vornemblich die 


Lunge vnnd Leberader gibt / der oͤberſt Aſt die Hauptader am Arm vnnd auff 
der Hand gibt / mitten im Gelenck deß Ellbogens da die Hauptader Hund 
Lungader wit zween Zweige ih zuſamen fügen und ein Telangelmach 
entſtehet die rechte Medianader. Mehr die letzten zween groſſe At 3 —4 
Blutroͤhren / ſteigen am Halſegrad auffwerts / auff jeder Seite deß Nele 
ein Ru oder groſſe Ader / welche die Balbierer die Halßader a Hehe 
Schleſien die Bauren gar gemein jnen ſchlagen aſſ en / vñ re 
ader / wenn ſie im Haupt euſſerlich ins Fleiſch vnnd innerlich im Munde 


das Blut zur Nahrung anch deß gantzen Hauptes aufff de 

Glied nach ſeiner Subſtantz / durch — kan — 
genehret wird. Deßgleichen wenn die groſſe Blutroͤhr / Venacava gm * 
cken vnter ſich gehet / theilet fir auch viel Eeine Zweige auff alle Seitenin 
alle Glieder / Fleiſ ch vnt Beisze. Dieſelben zuernehren /gibt infonderheit 
von jich jederfeirg ein — Nieren / zu abfuͤhrung dep vbrigen Waſ⸗ 
ſers vom Blut / Vnd au aſelbſt ein faſt groſſe Ader auff jeder Sc 


teguden Gebures Beylen tefticulis ‚beyde Männern vnd Werbern Blut 


zuzufuͤhrẽ / darauß der natuͤrliche Saame n den Geb tegli 

hrẽ / dara nat Saame m den Seburtegliedern gemacht. 

Aber wenn die Bluttoͤhr vnten ins Schloß koͤmpt / theilet fie ſich in u 
g oſſe 





Don den Geheimnuſſen der Natur. 238 
groſſe Aſte / alſo daß jeder Aſt in cin jedes Bein gehet / vnd oberall viel Zwei⸗ 
ge von ſich mit vnzehlichen Aederlein abgehen / jetzt indie Seitenglieder / in 
Maſtdarm / Blaſe / Geburtsglieder / jttzt in die Beine hin vnd her biß in die 
euſſerſte Zehe. Damit auch das Blut deſto leblicher were / hat es nicht allein n Vin⸗ 
feine Krafft / von der Leber eyngepflantzet / ſondern bey dem Hertzen die groſ adern und 
fe Suffiader/ Arteria magna,fich zu der Blutroͤhr Vena cava geſellet unnd Tine" 
faſt vberall in alle Aeſte / Zweige ond figineften Aederlein gleicher weifesurs fhaiit- 
cheilet / vnd allzeit ein Blutader und Lufftader beyſammen ligen / durch be⸗ 
ſondere Söchlein ſich nehren vnd erquicken: die äuffradern der Blutader le 
ben / die Blueadern der Lufftadern Blue zur Nahrung deß leblichen A⸗ 
thems geben. 

Die erſte Dawung der Speifegefchiher im Magen / darvmb der Mage Di iin, 
iſt wie der erſte Topff / dareindie Speißond Tranck durchden Mund su Des Me- 
ſich genommen vom groͤbſten abgekocht/iwie ein Gruͤtze zermalmet / vnd der Sc? Tune. 
geber vorgearbeiter werde / damit der nügliche Safft deſto beſſer von der fe ſchafft. 
ber außgeſogen / vnnd defto cher ein reines Blut zur Nahrung aller Glieder 
geben möge: Vnd weil die Speſſe faſt grob / vnd nur ein nig gekewet von DieSub⸗ 
den Zaͤnen / durch den Schlung in Magen kommen muß / auch dieſelbe ae 
mancherley Art hat GOtt der HENNR den Magen auß zweyfacher fe⸗ 
ſter Haut gemacht / darinn die jnnerlichſte Haut etwas ſubtiler / mit fon» Innerliche 
derlichen Haͤutlein von Adern wie Haͤublein geformiert / dadurch der Ma- ne 
ge die Speiſe an ſich ziehen / behalten vnnd außtreiben / auch fich ſelbſt auff DieXsern 
vnnd zu thun kan / welche Adern / wenn man zuviel feuchter, Obſt oder der, Mes. 
gleichen jſſet / ſich laxieren matt gemacht werden / daß ſich der Mage nicht — —— 
ſchlieſſen fan. Die euſſerſte Haut iſt wie Pergament / vnnd dicker / etwas ——— 
Fieiſchig / daß der Mage eiwas iey den kan. So iſt der Mageauch faſt groß / Pieens. 
wenn man jhn auffs meiſte außdehnet / wie in etlichen Gefreſſigen vnnd —— 
Saͤuffern zuſehen / In jedem aber / fo er ſonſt geſund / iſt er nur ſo groß / als aır s- x 
er Speiß vnd Tranck zu fich genommen / denn er mit feinen Haͤublein gear⸗ —— 
rer iſt / ſich fo feſt zuſammen zuziehen / welchs die Gelehrten heiſſen den Ma zuſchueſſew · 
gen swichlieffen/ daß er oberalldie E peife vmb vnnd vmb gantz feſt begreif- Diem 
fet / in ſich behaͤlt / biß ſie recht gedawet / welches bey recht Gefunden in drey Dawung- 


Stunden nach der Mahlzei geſchihet / In Schwachen aber in viel Stun, 


den / oder auch offt in etlich Tagen fan. Wenn die Dawung volnbracht / Ei —* 
hrung 

thut der Mage den vnterſten Außgang / Pylorum genannt / auff / daran die Spa auß 

Eyngeweyde angehaͤnget / vñ läffer den zugericht en Brügenvdas iſt / den gu, Mes 

ten Safft der Speiſe / ſampt der Vnreinigkeit noch ver miſchet außgehen in 

die Eyngeweyde / ja tre bet jhn kurch Huͤlff der geͤderten Haͤutlein ſelbſt 

von ſich / da denn alßbald dis kleine Acderlein / vonder Pfortader der Leber⸗ 


88 ga 


234 Das VIII. Buch deß vierdten Theils/ 


gantz haufig im Magen vnnd in Eyngeweyden außſaugen den beffen 
Safft / vnd der Seber zubringen / aber das vnreine / grobe / den Miſt Rercus, 
in den Eyngeweyden ligen laſſen / biß die Natur / als hr beſchwer / durch viel 
vmbſchweiff außtreibet durch Stulgaͤnge. 
Site / Darvmb allhier / weil die Eyngeweyde gar zu vnterſt im Bauch ligen / 
weiche die vnd jhren Außgang per podicem ın Maſtdarm gerad außhaben/ nicht 
ee von noͤthen iſt geweſen / ein fonderlich Gefäß der Buremigkeit/ ſondern 
führen. die Glieder gnug / welche die Speiſe dem Magen zufuͤhren / vnnd welche fie 
abfuͤhren. Die Glieder / welche die Speiſe in Magen zufuͤhren / ſind Mund 
Der Mund / vnnd die Eßkehle Der Mund / dieweil er mit ſeinen Zaͤnen die Speiſe keu⸗ 
sea wavnd zurmalmer/äfvon Ariltorele vor das erſte Befäßder Dawungge; 
ehut. rechner worden / vnnd hilfe zwar recht fewen der Dawung deß Magens 
ER viel / boͤß kewen ſchadet pic, Der Schlung aber vnd die Eßkehle iſt wie ein 
Di Ereöhte. Stuͤck deß Magens / damit der Magen in Mund gereichet / hat auch ſeine 
ee Adern / damtt er an ſich zeuhet die Speife / vnnd iſt ſtets feuche / damit die 
schatten. Speiſe deſto glaͤtter hin hinder gehet / darzu oben zwo Mandeln im Halß 
werden · dviel helffen / ie Speichelonnd Feuchtigkeit geben / vnnd in der Mitten der 
| Bruft wider folche zwo / Glandulæ genennt / die jmmer feuchten / da die Eß⸗ 
— me kehle an Magen angewachſen iſt. Der Magenmund / dadurch der Mage 
Eigenfeharte die Speiſe eynnimpt / welcher zur lincken Seite / doch faſt in der Mitte wo 
die Hertzgrube liget / iſt gantz fubrilvon Haut ond Adern / darvmb er nicht 
Woyven der yiel leyden fan / vnnd doch mehr mit viel Fuͤhladern vom Gehirn begabet / 
 daßer,dem Gehirn / Sinnen und Verſtandt zuverſtehen geben fan / wenn 


£sinpt. . 
Dir Btiedet der Mage leer / vnd von der Leberadern zu fahr geplaget / vnd zu Hunger genoͤ⸗ 


T, 


tige. Die Eyngeweyde find sum außführen der gedaweten Speiſe im Mas 
Magen, gen geordnet / ſind derhalben rund / vnd gank wunderbarlich in einander ge⸗ 
—— flochten von Gott geſchaffen / damit die Dawung alles fein gemach geſche⸗ 
zund. .,beitchdie Speiſe ziemlich lange daſelbſt verhaelte / vnd die Leber den Safft 
en, rechtan ſich zoͤge / nichts nuͤtzes vonder Speife vorhinlaͤſſiget Dieſe Eyn ⸗ 
Der eſie geweyde ſind zwar alle an einander / biß zum euſſerſten ort deß Maſtdarms / 
— aber doch weil fie an einem Dre weiter / dicker / vn anders genaturt ſind / als 
——am andern / ſo haben die Gelehrten ſechſerley Daͤrmen deß Menſchen geze⸗ 
let. Den erſten Darm zwoͤiff Finger breit lang / welcher gerade von dem 
Ander Dam Außgang deß Magens gehet / vnter der keber ligt / vnd Duodenum geht 
leıunum. Den andern Jejunum, darvmb daß er allzeit öde oder leergefunden wird/ 
vnd daſelbſt die Galle ſich entlediget / welche denn den Darm fo ſchlipfferig 
Dritte machet / iſt etwas länger als der erſte Darm / auch weiter / vnnd etwas ring⸗ 
Dam —fiche Den dritten / weicher zwar ſubt il vnd duͤnne / aber dir groͤſte und laͤng⸗ 
ſte / gantz ringlicht / liget vnter dom Nabel / in beyden Huͤfften / vnd vber dem 
gantzen 


RS 


— Ra 9* 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 235 
gantzen vnterſten Bauch / darein gehen viel Adern der Leber / vnnd wird die 
Speiſe lange gehalten / daß viel Nahrung oder Saͤfft allhier außgeſo⸗ | 
gen wird/Lleum genennt / davon das aller gröfte reifen Iiaca den Namen ee: 
hat / welchs reiffer im Leibe / daß der Kor oben sum Halfe herauß gehet / vnnd uacn. 
die Aertzte Miſerere mei Deus, Erbarm dich mein O HErre Gott / nicht 
vnbillich nennen / denn ſelten jemandt beym Leben bleibet. Einen ich meiner 
Patienten geſehen / der durch Goſt in meiner muͤheſeligen Curation geret/ 
iet / vnd noch heut in Schleſien lebet. Den vierdten / welcher iſt wie ein Zip: ag 
fel / vnd keinen Außgang hat / liget auff der Hüffre bey dem rechren Nieren Carum. 
davon ſie jhn Cxcum , den blinden Darm genennt. Den fünfftenveinen Sünftee 
fat groffenond langen Darm / welcher erſtuch vnter der Leber in der rech Coyen, 
ten Seite / bey dem Blaͤßlein der Halle lige / darnach unter den Magen in 
der lincken Seite ſich gibt zur Miltz / vnnd wider in den Seiten bißzum 
Maͤſtdarm / in die Schoß / iſt faſt geruntzelt und ringelicht / darzu geordnet / 
daß er den Miſt etwas lange pri viel behalte / biß zur Außtreibung geſchicht / 
den die Aertzte Colon nennen / vnnd in dieſem auch die reiſſen von verhalte⸗ 
nen Binden/alliugrojler Verſtopffung / Colica genennt / geſchehen / ſon⸗ ze Be 
derlich wenn der Miſt wie Sorbern in den gefchrumpffinen Därmen ſich Cobc«. 
verhaͤltet. Den letzten / den Maſtdarm / welcher die Vnreinigkeit / ſo nun — 
nichts mehr nuͤtzt / an ſich nimpt und gerad auß gehen laͤſt davon fie Ihn Reaſtdarm/ 
Rectum genener/ der die Vnreinigkeit auch nit verhalten koͤndte / wo Gott Kedum. 
der HErr vmd den Maſt darm nicht ein rundes Fleifch von etlichen Fůhl Anm 
adern / davon er ſich auff vnd zut hun kan / darnach der Menſch will / oder Maſtdarm. 
nicht will / geſchaffen / vnd zum Schluͤſſel verliehen. Vnd diß ſey auch vom 
dritten Theildeß Leibes /d em Bauche / gnug. 


Das V. Kapitel. 


Von der Anatomia deß vierdten Theils deß Seibes/nemblich 
der Haͤnde vnd Fuͤſſe. Der Ru 


der Hände 
Ac vierdte Theildeß Seibes / Extantia membra, find die vd Saft. 
=> Haͤnde vnd Fuͤſſe / dadurch der Menſch einfchöneaufftgerigre@re,  " 
arur iſt / welchs der wunderbarlichen dinge in Menſchen nicht das * 
kleineſte iſt / weil ſolchs feinem Thier gegeben / dardurch er auch damit wider di⸗ Hände 
wilde Thier vnd Gefahrs noch fich ſchuͤtzen und wehren rauch viel vnzehlt· Intzunene 
che Thaten vollbringen fan. Daher der nostrefflicheweife Heyde Ariftore. denn 
les die Händeein Inſtrument vber alle Inſtrument genennt. Der Ana; Xie grande, 
xagoras,die Vrſach der Weißheit / darvmd / daß dardurch die Buchflaben/ le 
durch welche wir zur Weißheit kommen / gemahlet. | 
98 ü Euſſer⸗ 





236 - Das VILT. Bitch dep vierdten Theils/ 
565 Euſſerlich laſſen ſich die Glieder / Haͤnd vnd Fuͤſſe / wol von jeder man 
Zande. erkennen werden vor ſchlecht angefehen. Sie werden in dreytheil getheilet / 
== — der oͤber theil biß zum Ellbogen iſt der Arm / Brachium, genennet / der ander 
gen, Theil vom Ellbogen biß zur Hand / Cubitus, der Ellbogen / das dritte Theil / 
Manus,die foͤrderſte Hand / vom Gelenck biß zum euſſerſten Finger. Oben 


iſt der Arm in das Schulderblaf/ Hamerum, gefaſſet. Im Ellbogen find. 
izwo Roͤhren / die ſich faſt euſſerlich fuͤhlen / vnd bey magern Leuten ſehen laſ⸗ 


ſen / zwiſchen den Ellbogen vnd der Hand / da dag Gelenck iſt / vnd di: Arm, 
baͤnder vmb die Hand getragen werden / iſt ein wunderbar Gelencke / Bra⸗ 
chiale, von acht runden Knoͤchlein zierlich vnd geſchickt zuſammen geſetzt. 
Dr Hand. Nach dieſem Armband iſt die holle Hand / Metacarpium genennt / von 
vier beinen zuſammen geſetzt / die ander halbe Hand von fuͤnff Fingern / 
Die Namen welcher einer san der Seite der Hand herauß gehet / Pollex, der Daum ein 
ver dinger. Stadthalter der Hand offt genennt / darvmb daß er offt fo viel thun muß / 
als die gantze Hand / Der ander Index der Zeiger / Der dritte Medius, der 
Mittelfinger / Der vierte Medicus, der nechſte Finger von Artzten zu lat ein 


* 


genennt / darvmb daß er dafuͤr gehalten / wie daß die Ader vom Hertzen da⸗ 


felbſt hineyn mehr als andere gehen / vnd die Artzney mit dieſem Finger vor 
zeiten allein vmbgeruͤhret worden / daß mo was gifft iges darin / das Hertz das 
durch bald entpfuͤnde. Heutiges Tages wirds der Goldfinger genennt / daß 
In gemein vnd auch nuͤtzlich die guͤlden Ringe daran getragen. Der fuͤnffte 
Finger iſt Minimus, der kleine oder Ohrfinger genennt jeder Finger auß 
drey Gliedern zuſammen geſetzt. 
Euſſetliche Die Füfe find euſſerlich auch in drey Theil getheilet / Das erſte / von der 
— er Huͤffte biß auff die Knie / iſt genannt Femur, das Bein in der dicke. Das 
ander Bein / vom Knie biß auff die Fuͤſſe / iſ genennt Crus,das Schien⸗ 
bbeſin / iſt von zweyen Röhren zuſammen geſetzt. Das dritte Theil deß Beins 
iſt Pes,der Fuß / daran die Knoͤchel / Malleoli genennt / der Oberfuß von 
vier Beinen zuſammen geſetzt der Reyen / Tarlus, die Verß /Calx die Sole 
am Fuß / Planta pedis, die Zeen / Digiti pedis, wie fünff Finger. 
Dovon Innerlich in Haͤnden vnd Fuͤſſen if ein groß Gleichnuůß / denn fie bey, 
ir vnd de duſammen geſetzt ſind von diefen Gliedern 7 weiche man Simularia 
sufanmen membra nennt / darvmb / daß ſie durch jhre Verm ſchung in ſich elbſt / die 
ee  Inftrumenta, das iſt / die groffen Glieder im ganttzen Leibe wund erbarlich 
õlieder machen / vnd anfaͤnge der leiblichen Glieder / Elementa, werden. Der ſelben 
—— vornemblich neune geiehlet / 1.2a8 Bein / Os, 2. der Knurpel / Cartilago, 
—* 2 die Flachsader / Nervus, 4. die Sehne Ligamentum, 5.Ddie Haarwachs / 
teiötichen - Chorda, 6.die Blutader /Vena, 7. bie Lufftader oder Puißader / Arteria, 
zen Haͤutlein / Panniculas, 9,.da8 Fleiſch / Caro. 


x 


Das 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 237 


> Das Bein / wie auch alle ander jetzt erschlee Glieder / ohn das Fleiſch / Wovon die 
wird auß dem Saamen der Eltern gezeuget / das Fleiſch aber allein auß vein ges 
dem Blut / daher jedes Beines ſubllantia oder Weſen leicht zuerachten. 3“ 
Auch iſt gewiß / daß bie Beine / ſo in Schäden außgenommen / nicht ſelbſt Beine wach. 
wider wachfen/fondern ein ander feſte materia, von ſchleim verhartet/ off |," wi 
feſter als das Bein ſelbſt / an deß Beins ſtelle waͤchſit. Es fuͤhlet an jhm Sühten der 
ſelbſt kein Bein / als allein die Zehe / ſondern was fie fuͤhlen in Wehtagen ””* 
oder Wolt hun / das geſchicht allein durch die Fuͤhladern / fo in vnnd auſſer 
den Beinen hin vnd hergehen / auch gantz ſubtile vnnd groſſe Entpfindlig⸗ 
keit machen. Die Beine find im gantzen Leibe mancherley / im Haupt / Die Beine 
Ruͤckbein / Bruſt / Schloß / Arm vnd Beinen / vnnd wenn ſie abgeſondert — 
von Fleiſch / Adern / Haui vnd allen Gliedern / darnach wider alle Bein" 
ſammen geſetzt / iſts ein zierliche und noͤtige Betrachtung vor Wundärkte/- 
vnd ale Naturkuͤndiger / wird genennt axirer, ein Beinern Menſch. Aber 
vornemblich hat Gott die groͤſte zier deß Menſchen beweiſet dardurch / daß 
erden Menfchen gerader Figur geſchaffen / damit er fein Angeſicht empor 
truͤge / vnd GOtt im Himmel feinen Schöpfer / auch den Himmel feldfty 
als ſein rechte Wohnung / immer anfehe vnnd betrachte / Welchs alles in — 
Biidung der Gebemn deß Menſchen ſtehet / alſo / daß die Beine / pedes,den Sue“ 
gantzen Leib empar tragen / vnnd der Ruͤckgrad ober den Huͤfften wie eine 
Stange / die Bruſt neben ſich / den Kopff aber / als ein Schloß / darinn der 
König vnd Herrſcher deß Leibes / die Vernunfft / wohnet / zu ͤberſt gantz ges 
rad hielte Ja damit der Menſch auch nicht ſtarrend oder vnbeweglich we⸗ 
re/ hat Gott das lange Bein deß Ruͤckgrads / vom Genick biß zu der Huͤff⸗ 
te / nicht ein gang Bein haben woͤllen / ſondern gantz artig vnnd bequemlich 
zu allem regen vnnd bewegen von vielen Gelencken / Vertebris genennt / ge⸗ 
machet / im Halß oder Genick von ſieben / im Ruͤcken vnter dem Genick von 
zwoͤlffen / in Lenden vnter dem Ruͤcken von fuͤnffen / in Huͤfften vnter den 
genden ſcheinet der Rückarad gantz ſeyn / aber wenn man jhn in heiſſem J 
Waſſer vnnd ſiedendem Oel lang weichet / finden ſich noch drey Gelencke / 
vnd ein laͤnglicht Bein / der Schwantz im Ruͤckbein genannt. — 
Der Knorpel iſt faſt gleich dem Bein / nur daß ein weichere materia, —— 
vunnd wie ein zuſammen gerunnener Schleim / denn der Knorpel ein mittel fansontee 
iſt / dadurch entweder in Gelencken oder ſonſt die Bein / Flachsadern vnnd senſchafft. 
ale Sehnen / ſic beſſer zuſammen fügen / welches ſonſt vngeſchicklich ge, 
weſen were / weñ ein Bein indem andern in Gelencken / oder ſonſt we ſichs 
auff vnnd zuchut / ſich ohn Mittel dieſes Knorpels her ſollen zuſammen fuͤ⸗ 
gen und harte ſalieſſen / Ja auch wegen der bewegung auff vñ nider an vie, 
kn Orten / da die Natur dig Knoͤrpel hat haben muͤſſen / als in der & hieß 
99 ij der 


238 Das VIII. Buchdeßvierdien Theils/ 


Der Kaor⸗ der Weiher / da die Gebein zur Zeit der Geburt ſich oͤffnen / vnnd ſonſt vtel 


yıinder leyden muͤſſen / iſt das Gebein vber der Scham in der mitte nicht gantz / ſon 


et dern mir einem Knorpel ſicht iglich verſehen / amit ſichs ohn Schaden bes 
© wegen / vnd deilo mehr leyden koͤnnte / vnd jt feuchter Natur oder juͤnger je⸗ 
Der Knor⸗ denſt / je finder der Knorpel ſich ergeiger. Deßgleichen das Bruſtbein / fo ſpi⸗ 
—* * tz zzu hervnter gehet / vober dem Magen mund in der Hertzgrube / iſt nur ein 
Knorpel / Malum punicumgenannt / damit / wenn der Mage vberfuͤllet / in 
— —— Auffblehung es beſſer weichen fan. In der Naſen / Augenbrauen / Gurgel / 
ſind auch zur Bewegung die Knorpel beſſer geſchickt als die Beine gar zu 
hart / oder ſchlecht Fleiſch gar zu weich. * 

BE Die Flachsadern Newvi, find wunderbare Geſchoͤpff Gottes / wie ein 
oder Nerven Zwirns faden an jhrer ſubſtantia, an einem Dre dicker als am andern / an 
Natur. im Orte weicher / am andern haͤrter haben Ihren Vrſprung vom Gehirn 
vnd vom Margk im Ruͤckgrad / ſind die vornembſten Inſtrument / da⸗ 
durch wir alle Sinnen fuͤhlen / bewegen vnd vollnbringen. Etliche Flachs⸗ 
adern gehen gantz vom Gehirn in gewiſſe Slieder / dazu ſie verordnet / als die 
Der Flachs Flachs deß Hefichts/Vilorij nervi,derer eine in das rechte Auge / die ander 
eh: in das lincke Auge gehet / die andern zurtheilen fich in viel fleine Flachs⸗ 
Aderlein wie Zweige / vnnd breiten fich auß in viel Glieder, Aber in gemein 
entſpringen alle Flachsadern zu Parn / davon fie pariangrvorum geneñt / 

daß eine zur rechten / die ander zur incken / entweder eintzel / oder weit auß⸗ 
gebreitet / in gantzen Leib gehet. Die Adern dic da weicher ſind / wircken auch 

mehr Sinnligkeit / denn ſie mehr leyden vnd fubriler empfinden / Die Adern 

welche härter ſind dienen beifer sur Bewegung / jedoch Feine Flachsader / 

wie fie auch den Leib vnnd die Glieder beweget / mangelt deß fühlens vnnd 

empſind nuß deß wolthuns und weht age. Damit auch die gaͤnge de Flach⸗ 

fen beſſer erkuͤndet / ſoll man wiſſen: Erſtlich / daß die Flachs adern vom Ge⸗ 

hirn im Haupte / vnd vom Marat im Ruͤckenbein / wie von einem Stamm 

e entſpringen / durch ihre gute Feuchtigkeit lieblich ernehret / ſo wol durch jhre 
boͤſe vbrige Feuchtigkeit mit vielen Fluͤſſen vberladen / von denſelben ſich 

vbel empfinden / zureiſſen vnd Verlaͤmnuß vervrſachet. Darnach daß vom 

Gehirn im Haupt ſieben par Flachsadern / ſeptem paria Nervorum, ent⸗ 

ſpringen. Das erſte Par die Abern deß Geſichts / davon nechſt gemelt ck 

Das ander Dar die Flachsadern / welche in die Angenbrauen gehen / vnnd 

hin oder her ſich außbreiten / mit viel kleinen Aederlein die Augenbrauen ſo 
geſchwinde bewegen Das dritte Par die Flachsadern / welche gantz ſubtil 


Der Flachs 
notz. 


inden Mun / vnd ſonderlich in die euſſe rſten Haͤutlein Fir Zunge weit 


außebreitet aehen/onnd daſelbſt den Sinn ich Geſchwack perprfachen. 
Das vlerdie Par / die Jlachsadern / welche in Mund gehen / machen auch 
| | ſchme⸗ 


—— 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 239 


ſchmecken / wiewol erwas tunckeler als die dritten Flachs. Das fuͤnffte par / 
die Flachs adern gehen ins Gehoͤr / vnnd machen die wunderbare Empfin⸗ 
ligkeit d.8 Gehoͤrs. Das ſechſte par der Flachſen / welche vom Gehirn ent⸗ 
ſpringen breiten ſich auß zur rechten vnnd lincken Seiten / in fo viel Zmeige 
hin vnnd her / als ſonſt fein Ader / daß ſie gehen nicht allein in Halß / Bruft / 
Hertz / ſondern auch in die genden vnd faſt alle jnnerliche Glieder / auch ſon⸗ 
derlich in Nagenmund vnnd Geburtsglieder / daß alles fein empfindliche 
Krafft dadurch haͤtte / vnnd durch lindes Fuͤhlen / dem Gehirn / Sinn und 
Verſtandt zuerkennen gebe. Das ſiebende par/diefe Flachsadern entſprin⸗ 
gen vom vnterſten Dre deß Gehirns / da es ſich faſt mit dem Margf ine 
Ruͤckzrad vereyniget / darvmb dieſelben Adern haͤrter ſind / vnnd gehen zum 
Fleiſch der Zungen / machen die Bewegung der Zunge / daß man kauf, >... 
ſtrecken vnd zuruͤck ziehen fan, 
Die andern Flachsadern alle / welcher 29. par ſind / ohn die vorigen von 
Gelehrten gezehlt / ent ſpringen alle auß dem Margk im Ruͤckbein / finder 
was haͤrter / dienen vornemblich zur Bewegung / vnnd machen doch auch 
das empfindliche fuͤhlen / vnd entſtehen par vnd par auß jedem Gelenck de 
Ruͤckgrads / außbreiten ſich zur rechten vnnd zur lincken in alle Glieder deß 
Leibes / daß fie dadurch ſich fuͤhlen vnd bewegen. Welchs von Flachsadern 
diß mal auch genug ſey. 
Die Sehnader Ligamentum, damit die Beine vnter ſich ſelbſt / vnnd DS 
auch mit andern Gliedern feſt zuſammen gefaſt werden / find den Flachs vnd Eygens 
adern faft gleich / nur daß ſie haͤrter vnd scher ale die Flachs / auch daß fie ſchafft. 
nicht ſo mit Fühlen noch jrgendt einem andern Sinn empfindlich find. 
‚Ariftoteleshat fie auch Flachsadern / Nervos genenne/ diefe haben den 
Vrſprung auß den Beinen / fuͤhlen niche/find vngleich / erliche ſubtiler wie z,, Ch 
Flachs / etliche breiter wie Häutlein / welche alle die lieder vnnd Gebeine nn flärse, 
feſt in einander verbinden/welchg man zur Zeit in Franckreich an Fraff 
‚Sebaftian gefehen/daman ihn har mie vier Pferden zureiffen lafjın daß er 
in einer gantzen Stunde nicht hat zuriffen werden koͤnnen / auch nicht ehe / 
‚man habe dann die Banteder Sehnen / mir blojfer Gewehr in den Gelen⸗ 
en entzwey geſchnitten oder gchamen. ” 
nn, Die Haarwachs / Chordæ five Tendines, finden SchnadernLi, DeterHaar, 
7 gamentis etwas gleich/ nur daß fie auffs ſubt leſte fuͤhlen. Derwegen von cur. — 
den meiſten Gelehrten darfuͤr eehalten wird / aß gar Nerven / Flach adern / 
vnd Ligamenta, Sehnen wenn fi ſich zuſammen fuͤgen / ein Haarwach / 
Tendinem machen / welchs da zugleich fubeil fuͤhlet/ vnnd die Glieder vnd 
Bem auch ſtarck beweget / darzu jhm denn ſonder ich hufft / daß mir Fleiſch 
bewachſen ſtaͤrcker iſt. 








Die 


Ä 240 Das VIII. Buchdeßvierdten Theils⸗ 
Der Blut⸗ Die Blutadern / Venz,find von ſubtilen Haͤutlein / vnd an einem Drr 
— groͤſſer als am andern / An der Leber / von welcher ſie ent ſpringen vnnd er⸗ 
35 E 
fie werden/führen das grobe Blur zur Nahrung in alle Glieder deß Leibes / 
Davon vorhin in Beſchreibung der Leber aenugfam. r 
Def Dre tufftapern oder Pu ßadern / Arteriæ, find von ſtaͤrckerer / dazu auch 
dern Ratur. geduppelter Haut / denn fie führen nicht allein ein ſubtiler Blut /fondern 
auch den leblichen At hem felbft vom Hertzen in alle vnnd jede Glieder / ent⸗ 
ſpringen vom Hertzen / breiten ſich dermaſſen auß / wie im Hertzen vermel⸗ 
ã— der. Dßiſt aber allhie das wunderbarlichſte / daß die Blutadern vnd Lufft⸗ 
adern ſo geſchicklich vereiniget / daß fie Loͤchlein haben / dardurch die blut⸗ 
rufftadern. adern von den Lufftadern leblichen Athem / vnnd die Lufftadern von den 
blutadern das ſubtileſte blut zur Nahrung an ſich ziehen / vnd der lebliche 
Athem vom blute / wie ein Fewer vom Feiſten oder Oel in der Sampenv ſich 
ernehret vnnd erhält. Dadurch ung vorgehalten / wie wir ſollen in vnſerm 
Leben einan ver mitt heilen / vnd getrewe Geſellſchafft halten / ſoll anders et⸗ 
was guts vnd nuͤtzliches beſtehen. 5 
a Die Häutlein / Panniculi werden allhier verſtanden / die ſubtileſten 
Haͤutlein / damit die vornembſten Glieder / Leber / Lunge / Hertz / Miltz vmb⸗ 
geben / verwahret / vnd an die ander n Glieder ſich halten. Davon iſt zuwiſ⸗ 
ſen / daß ſie auß den Sehnen vnd Flache gemachet / und eines mehr von der 
Natur deß Flachs / das ander mehr von der Natur der Sehnen hat / dar 
vmb auch mehr oder weniger fuͤhlet vnd entpfindet. 
Deß diel·Das Fleiſch / Caro, iſt mancherley. Etliche nennen das Geſchlinck der 
gie leber / ꝛc auch Fleiſch / die meiften verſtehen dag Fleifch welchs in der Mauß 
Kor, Alrdanon auch allhiersureden / denn die Mauß durch alle Glieder deß gan⸗ 
Ken leibes vielfältig außgetheilet / die Flachsadern / Sehnen / Haarwachs / 
blutadern vnnd lufftadern bekleidet / vnnd iſt as vornembſte Werciung/ 
dadurch alle Glieder von einem Ort zum andern beweget werden / vnd ſich 
etwas außſtrecket vnd wider zuſammen thut. A: 


Das vıGapiih 
Welche die Element oder Anfänge deß Menfchen Leibes 
feynd, =: 


2 Vß welchem allen die wunderbarliche Geſtalt dep Leibes 
fang. vnnd aller Glieder / vom gröften biß auff die fleineften / gantz zierlich 
vnnd wunderbarlich erfcheiner / anch den Verftändigen Gelehrten 

offenbar worden / auß mas erſten Materien der leib entſtanden / ee 


wachſen / ſind fie am groͤſten / je welter fie fich in Seib aufbreiren / jefubeifer 





Von den —— 24 


noch jmmerdar erhaͤlt / alz nemblich anß den vier Elementen / Erſtlich Dep Leches 
vnnd am meiſten auß der Erden / wie auch die Scriffe dep Erdentloſſes yrdatıe R 
gedencker. Zum andern / auß dem Waller/ Zum drirren/ auß der &uffe, Katie 
Zum vierd — auß dem Fewer. Denn die jetzt erzehlten Glieder alleſampt 
der Erden Materien am meiſten haben / vnnd die Erde bedeuten / Aber die 
Feuchtigkeit deß Bluts / Hamores genannt / das Waſſer bedeuten / vnnd 
waͤſſeriger Natur ſind / ob wol in jedem Blut durch Abſonderung / 1. ein rei⸗ 
nes / Sanguis, 2. ein Schleimiges / dem Waſſer am nechſten / Phlegma, Achem oder 
3,ein Sefchigs/Bilis,. ſchwartz Blut / Melancholia, gefundẽ. Deßgleichen leib uch Geiſt 
der ſubtuleſt A: hem / der deß uffts Natur am meiſten / vnnd wegen natuͤr⸗ ?enetlen. 
licher Waͤrmbde auch deß Fewers Eygenfchafft an ſich hat / von der Lufft 
ſich nehrt vnnd erhaͤlt / ſPPiritus genannt / iſt im Libe dreyerley am Geſtalt / Was Ne- 
vnd an drey Oert er vnterſchieden. Einer naturalis ſpiritus, der natuͤrliche +4" /pr- 
Athem oder Geiſt (jedoch daß Geiſt ein leiblich Ding verſtanden) einem ee 
jeden Glied eyngepflantzet. Derander/vicalis fpiricus,derlebliche Athem / * 
faſt ſubtiler / ſo m Hertzen entſpringet / vnnd durch die Pulßadern in gan, Satir. 
gen deib und alle Glieder ſich außbreitet / den natuͤrlichen Geiſt ſtaͤrcket und ee 
kraͤfftiger machet. Der dritte / animalis fpiritus, iffder Lubtileſte Athem zus, der (chs 
oder Geiſt / entſtehet im Gehirn / vnd durchgeher durch die Flachsadern mie nche Athem 
cin Blicks vñ ſicht barlich doch enrpfindlicy/in ale Gliedmaß / machet ale an, uni. 
Sinnen vnd alle Bewegung / ent ſpringet vom leblichen Athem / wenn der main ——— 
lebliche Athem ins Haupt kompt / vnnd darnach ſubtiler durch Krafft deß Mus, der 
Schirns aufgenrbeiter. Der natuͤrlich eAhem oder Geiſt it mit der natür, LAN 
lichen Waͤrmbde wis ein lieblichs Liechtlein / doch fo — — faſt gar nit / Eeiſt ſey. 
oder ja ſeiten / wie in ſterbenden Leuten zur Zeit der Peſtilentz etwann geſe⸗ 
hen / zuletzt außfaͤhret / vere iniget / daß ſie beyde von der ſubtileſten Feuchtig⸗ 
keit deß Blutes / wie ein Fewer in der Lampen ſich nehren / vnnd dag Leben * 
darvmb von etlichen Welt weiſen in der natuͤrlichen Waͤrmbde / calore 
naturæ; vnnd in den rechten Safft deß Bluts / humido radicali, geſetzt. Gleichnuß 
Vnd wahr iſts / daß vn ſer leben iſt wie ein Liecht / welchs / wenns außgebren * — 
x net / wir nicht länger machen koͤnnen / aber wol ehe durch Vnvorſichtigkeit Be 
außleſchen koͤnnen. Denn allhier dieſe ding alſo bereiniget / daß das Blur, DER 
bey edie natuͤrliche Waͤrmbde vnnd den natürlichen Geiſt ernehret / gleich eu Bares 
weee ein Zunderdas Fewer. Darzu der natürliche Geiſt / ſampt der natuͤrlt, de ynd Vint. 
chen Waͤrmbde vnd dem Blut deß menſchen erhaͤlt und ernehret den gan⸗ 
zen Leib / vndgibt die Krafft zu ———— Thaten vnnd Wirckung 
deß Leibes / darvmb dieſe drey ding Mit groſſem fleiß ſollen bewahret wer, 
den / durch den Schlaff Wein, 8335 vnd Bewegung / welche alle / doch 


maͤſſ ui gibraucht werden / damt nicht ” — uns * 
rau 








142 Das VIII.Buch deß vierdten Theils / — 
brauch Vnmaͤſſigkeit erfolge / der Menſch in mancherley Gefahr geriethe / 
oder ſich gar vom Leben zum Todt brecheee. Me 
Eim jeden Dienfcheniffgegebn | 
Ein brennend Kraffe in diefem Lebn / 
Vnd himmliſch Vrſprung / doch ſo weit 
Nicht vnſers Leibes Bloͤdigkeit 
Hindert / denn die Gliedmaſſen ſeyn 
Bon Erd gemacht all in gemein / 
Dieſelben Gliedmaß ſterblich find/ 
Daher ein Menſch ein mal entpfind 
Groß Furcht / Begierde / Trawrigkeit / 
Bar bald entpfind er Fehrligkeit / 
Vnd ſo der Menſch er ſoffn iſt zwar 
In dem ſterblichen Fleiſche gar / 
So dencket er darnach nichts mehr / 
Was Gott jhm dort ewigs gewehr. 


Das VII. Kapitel. 


Von der Wirckung vnd allerley Thaten deß Menſchen. 
Akten ED Vletzt laſt vns vnſere Gedancken dahin richten / wie nichts 
ganhzen beibe im gantzen Leibe vergeblich / wie ein jedes Slied deß Leibes / es ſey fo ge⸗ 
En Zring als es woͤlle / ſein eygene Krafft / Wirckung vnd mancherley tha⸗ 
ten habe / Vnd daß dennoch ſo viel manchfaͤltige / vnd faſt vnzehliche Werck 
En Br oder Tharen der Glieder deß Leibes / ſo wol auch der Seelen / einander nicht 
en hindern / fondern viel mehr alfo vereyniger / daß eins ohn das ander nicht 
enden. ſeyn fan’ gantz wunderbarlich vnd zierlich mir einander / wie in einer guten 
Geſellſchafft / oder gantz wolbeſtelten Regiment / vbereyn ſtimmen / jedes 
eim andern an feinem Ort vnd in ſeim Beruff dienet vnd trewlich hilffet / 
damit nicht allein ſie fondern auch alle Glieder und der gantze Leib / ja end⸗ 
lich der gantze Menſch in ſtettem Weſen mancherley kuͤnſtlicher Wercke 
gefunden werde / in der Gemeinſchafft der Chriſtlichen Kirche nutz ſchaf⸗ 
Wie das fe / vnd in allem thun Gottes Ehr / Ruhm vnd Lob außbreite Welchs auch / 
en ſo der Menſch nicht durch den Fall der erſten Eltern vnd den Fluch Bor 
im ganzen tes in allen feinen Weſen / Kraͤfften / Wercken vnnd Thaten verderbet / ein 
SE ſchoͤner / gewiſſer vnd fünftlicher/ auch lieblicher Werck ansufehen geweſen 
Diedie were. Nun aber gehets zu / wie mit einem Kunſtſtuͤcke / gantz wol zugericht et / 
Eee; aber verderbet / welchs offt wandelbar / offt ſich ſelbſt zn Schand und Scha⸗ 
Mein den arbeitet / ja gar zu boden gehet / wo Sort der Allmaͤchtige vnd — 
A 


— NER 


i 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 243 


- 


VMatter mie feinem Hetligen Geiſt den Regenten dep Wercks / ale nemb⸗ regiert weg 
lich / den Verſtandt / vnd ſeinen vornemen Leytena mpt / den Willen vnnd den wählen. 


Muth deß Menſchen nicht ſelbſt regieret / richtig machet vnnd erleuchtet. 
Darzu er denn auch feine hey ſame Auffſeher / in der Seelen Sachen die 
Philofophos, als Schulmeiſter in Schulen / Magiſtratum, die Obrigkeit 
auffm Ra hhauß / die Diener deß Worts in der Kirchen / In Leibſachen 


die Aertzte gibet won denen vnſer Verſtandt und Wille ſich an Gottes ſtatt 
allzeit weiſen laſſen ſoll. 


Dnd weil dep Wenfchen Kraͤffte vnd Thaten beyde in Seel oder beib Zirandıf 


das auch in jedem Gliede deß Leibes fo viel ſind / daß fie nicht wol gezehlet / 


viel weniger gelehret werden moͤgen: haben alle Naturkuͤndiger die Kraͤff⸗ 
ten on Thaten / wie denn eins auß cm andern folget / auß der Natur die 


Krafft / auß der Krafft die Wirckung oder That zuſammen gef ſſet Sum» 


marien weiß. Vnd ſind etliche Kraͤffte vnd Thaten deß Menſchen / ſo von Die Thaten 
der Seelen allein kommen / incorporeæ facultates & actiones genannt / Be 
welche die Seele ohn alles zuchum deß Leibes / auch wenn fie vom Leibe abge, Leib abſchei⸗ 
ſchleden / abgeſondert volnbringet / as Verſtand /Wille / Anmuthung vnd den nen 
das Gewiſſen. Im Verſtand werden begrieffen / Gedancken / Erinnerung / 

Nachdencken / Gedaͤchtnuß vnd dergleichen. Etliche Kraͤffte vnnd thaten Die Thaten 
deß Menſchen / ſo fommen von der Seelen vnd den Leibe zugleich / die auch I Sarkn, 
davon / daß fie nicht von der Seelen anders als durch den Leib vnnd feine bessugiii, 
Glieder wie Iuſtrument vollnbracht werden / von vielen Gelehrten nur 
leibliche Kraͤffte vnnd ehaten /corporez facultates & adtiones genannt 
werden. Darvmb dieſelben auch in der Seel / wenn fie abgefondert vom 
Leibe / nicht find / biß fie fich mir dem Seibe wider in der Aufferftehung sus 
fanımen fügen. Dergletchen iſt vornemblich die Rede deß Menſchen da⸗ 
von vor gnugſam gemeldet / daß alle andere thaten deß Menſchen gegendie 
dreyerley Werck oder thaten / Verſtandt / Will und Reden gering geach⸗ 


ser. Darmachanch ale andere Werck und ihaten / nach deß deibes Engen, Di, nur 


ſchafft / ob fie wol mehr thaten dep Leibes venn der Seele find / und mir fol, auein. 
een die wilden Thier andy begaber find / fo werden fie doch von der Seel 

auch gewircket. Ja darvmb fie bey dem Menfchen mir Verſtandt / Muth 

and Reden geſchaͤrffet / vnnd vortreffentlicher ſeyn koͤnnen als in Thie⸗ 

ren / ſo der Menſch dieſelben ſonſt recht brauchen will. Gleich wie aber 
dreyerley vornembſte Glieder deß gantzen Leibes find / 1. Gehirn / 2. das Wuvia 
* 3. die Leber / darvmb daß von dieſen jedes Glied fein ſonderliche a. def 
Krafft / Wirckung onnd Thar har. Auch wie dreyerley Spiritus, Geifloder 


Athem in dem Menfchen gezehlet werden, 1.Animalis,der Sinnliche A⸗ 


them / 2, Vitalis, der lebliche Athem / 3. Naturalis, der natuͤrliche Athem: 
| bb Alſ⸗ 


- 


244 Das VIIT. Buch deß vierdten Theite/ 


_ Afodreyerlin Ichliche Kraͤfft en vnd Tharen def Seibes biltich geschler wer⸗ 

Abievtet den: Die erſten Animales, die Sinnlichen / die andern Vitales,die :eblichen/ 
entpfindtiche Die drie ten Narurales, die Natuͤr ichen Animales, die finnischen Kräffte 
— vnd Thaten / welche im Gehirn entſteh en / vnd durch die Flachs der Nerven 
= vom Sehirn in alle vnnd jede Glieder di serbes ſich wunderbarlich wie zu⸗ 
vor gelehret / außbreiten / möchten wol billicher enepfindliche heiſſen am La⸗ 

sein aut ets / als wenn einer Thierlich fager / ſind zweyerley / eine der Sin⸗ 


nen / ſenſuum, die ander der Bewegung von einem tum andern / 


motus. 

Die Sinnen ſind wider vnterſcheeduch Die jnnetliche vnnd euſſerliche 
ab Sinnen, Innerliche Sinnen, interni fenfus, der werden drey gerechnet; 
— Der erſte / die Entpfindligkeit communis ſenſus, dardurch wir Mies eyn⸗ 
— 2 nemmen faſſen vnnd onrerfcheiden. Der ander / Vrtheil Judicium vel ra-- 
ep " tiocinatio,dadurd) wir außrechnen vñ fchlichlen. Der drirte/ Gedecht nuß / 

Memoria, dadurch wir das gefaſte und geſchloſſene behalten vnnd geden⸗ 

Luſſeruche eken / welche alle jhre ſtelle im Sehien jnnerlich haben. Eufferliche Sinnen / 

Sinnen · externifenfus,fühffe.ı. Das Giſicht / Viſus, dazu die Augen als ſein werck⸗ 

zeug gebildet / dag Liecht als ein Mittel gegeben / alle lebliche Dinge dem 

Ver ſtandt entpfindlich werden.2. Das Ge hoͤr / Auditus, darzu die Ohren 

gebildet / die Lufft als ein Mittel geben / durch die Rede ſichtbare vnnd un, 
ſichtbare Ding den Verſtande vorbracht; DerBeruch/Olfactus,weldie 

durch die Naſen geſchihet / das Mittel ein fubtiler Dampff vnnd Geruch 

empfunden 4.Der Geſchmoeck / Guftus,welchsim Munde geſchihet / das 

Mittel der Speichel ift/ / dadurch der Geſchmack eyngenommen. 5. Des 

Fühlen, Tackus, welchs hin ond her im gangen Leib / wiewol an einem Dir 

mehr als am andern / ducch Mittel deß Anrührensder Haur geſchihet. 

Band find die Sinnen den Thieren darrmb zugethan / daß fieauch Speife 

oder Nahrung ſuchen koͤnnten / vnd wider Gewalt fürfehen. Dem Men, 

ſchen aber nicht allein deßweagen / wie ley der G Ott zuk agen viel Menſchen 

allein wie die Thier ur auff Nahrung vnn⸗ Sich erh ait deß debens ſinnen / 

— — davon ſo viel Handels Wandels / Fuhrwercks/S aiffahrezcentflanden/ 

fondern vmb was groͤſſers / als nimblich / daß jie auß den firhrbaren Din, 

gen das vnſichtbare emige Werfen Gottes erkennen / vnnd auß dem Gehör 

dep Goͤttlichen Worts feinen Willen verſtuͤnden / zu jhm all ihr Dertram, 


wen ſetzten / rechten Glauben faſſeten / vnd in aller Gottſel gkeit hu biegen, © 


Beverung lich dieneten vnd dert ewig greiferen. ; 
def zeibes. Die Bewegung von einer Sielle zur andern / wird allhienicht die na⸗ 
tuͤrli he bewegung der Nahrung oder wachfen in allerley Gliedern vertan, 

den, welche auch den Kraut ern vñ Gewaͤchs zugem eſſen / ſondern die da von 

sinem 


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Von den Geheimnuſſen der Natur. 245 


einem Ort zum andern auß Horſatz geſchihet / das iſt / nach dems die Sin, 
nen oder Vernunfft erkennen / vnnd mit zuſtimmen deß Willens als deß 


rechten Leytenampes vorſetzen / darvmb dieſe Bewegung auch Voluntarius | 
motus genennt / daß fie mic willen gefihiher od auffhören fan, wenn man _. 
will / welchs in der natuͤrlichen Bewegung nicht geſchihet. Diefe Bewe— Ken 
gung fömpt auch vom Gehirn durch die Slachsadern /fo etwas ſtaͤrcker Wersscug 
ſind / auß dem Ruͤckgrad entfpringen/ond zu gleich mit fuͤhlen / aber brauchẽ I — 
zu jhren Wercken oder Thaten / noch mehr als Haarwachs / dag Fleiſch die 

Mauß genennt / Sehnen / Knorpel / Gelencke vnd alles Gebeine. Denn 

wenn der Verſtandt oder die Sinne was außgeſonnen / ſich wohin zubewe⸗ 
gen vnnd der Wille ſolches hiermit vorſetzt zuthun / erhebet das Gehirn 
die Flach adern gantz geſchwinde / durch den eynfallen € finnlichen Athem / 
daß die Flachsadern / wie Seyten oder Stricke das Fleiſch / die Maͤuſe / 
Muſculos ur Bewegung ziehe damit ſichs als bald auff vnnd zuthut / dar⸗ 
durch denn die Sehnen / Knorpel / Gebeine / in den Gelencken beweget / nach 
dems dag Gehirn vnterſchiedlich außgeſonnen / jhr bewegliche That voll, 
bringen. Bnd iſt die Bewegung mancherley. Eine / wenn der gantze Leib bes Vnterſchteb 


er Bewe⸗ 


wegt wird / als m ehen / reiten / fahren / wiegen vnd dergleichen. Die ander / —— ei 


wenn jzzt eins / jetzt das ander Glied / oder erliche Glieder zugleich bewegt Leibes. 
werden / ale im regen der Finger / im treten der Fuͤſſe / im sngreiffen dir 
hände/im biegendeß Letbes / davon vnzehlich viel mancherley vnd fonderit, 
che Handehierung/ der Tuchmacher / Schneider / Schuſter / Schmiede / 
Glaſer / Tiſcher/ꝛtc entſtanden. —— * 
Die lebliche Thaten Virales ſind / dadurch alle Glieder leblich vnd £räff, 
tig injhren Thaten erhalten werden / ent lpringen im Hertzen / vnnd breiren 
ſich auch in gangen Leib / durch den leblichen Athem / der in den Pulßadern 
hin vnd her biß in das geringſte Glied toͤmpt. Dieſe lebuche Thaten weh⸗ 
ren ohn vnter aß vnd ohn au fhoͤren / weil der Menſch lebet / vnnd ob fie wol 
nicht fo genaw koͤnnen ergrundet werden / ſind fie dach von gelehrren Aerk- 
ten vornemblich zweyerley geachtet / . Tins / das lebliche Arhemen /prilfus Fe vier 
= Er © e “2 Tebtiche Tha⸗ 
arteriarum dardurch die natürliche A arımbde geftärcker / diegar zugroffs.cen find. 
Hitze temper ert alle Krafft vnd das Leben wacketer gemacht. Biefe 
an etlichen Oertern / wo die Pulßadern weit hauſſen ligen ale in der Hand ⸗ 
imSchlaafre ſicht iglich g fuhlet / da er auff vnnd nider ſchlaͤget meiſten Das testige 
Theils der Hlieder / wetl⸗ ie Pulßadern deffer ligen / nicht ſo groß noch fo Atbemen⸗ 
heffig leblichen A hems hbab:n/nıtr arfühier, 2 Sf aber dag gewiſte Zu, —— 
chen deß Lebens / auch Verwandluna⸗ unterer leblicher Kraͤffte / auff ein oder 
ander Weiſe ſo es richt vnterſch eoen wiret / als wenig Gelehreen willen >. 
ob man ſic wol ruhmet. 2. Dis. ander isbliche N iſt die Aumu hung Die Anıım 


£ 
— EN an 
A u m pa eu — 


— 


246 = DasVIII. Buch deß vierdten Theils/ 

2. deß Hertzes / Allectus cordis, welche iſt wir ein entpfindligkeit deß Hertzes 
a mit groſſer Bewegung / daß ſiche zu ſehr aufft hut / als im lachen / oder zu ſehe 
Sergens. zuthut / als in Trawrigkeit / oder zu ſehr entbrennet vnd erhitzet / als im Zorn/ 

oder zu ſehr ertrucknet / als in Rummer vnd Jammer / vnd was dergleichen 

mehr iſt / darzu Gott wunderbarlich das Hertz nicht allein in ſtetter Bewe⸗ 

gung auff vnd zu zuthun / ſondern auch fon*erliche Werckſtaͤdte deß Blu⸗ 

tes vnd leblichen Athems geſchicklich geſchaffen / wie oben gemeldet. 
Biene  ° Dienstücliche Kraͤffte / Werck und Thaten / Naturales, find zweyer⸗ 
natruche ley / etliche dadurch der Menſch ſeinen Leib vnd alle Glieder erhaͤlt / vnd der 
Rand: find zwey / eins die Nahrunz / Nutritio, das ander das Wachſen / Auctio. 
Etliche dadurch der Menſch ſich mehret / vnd ſeines gleichẽ zeuget / diß wird 
genennt Generatio, das gebaͤren. Jede Art der Thaten har ſeine Glieder / 
als Werckzeug / vnterſchiedlich. Dieweil aber wir der zůchtigen Hertzen 
halben / die Geburtsglieder in dieſem Capitel nicht haben außlegen wollen 
ſondern in die nechſten Capitel abſondern / damtt dieſelbigen zuͤchtige Her⸗ 
tzen entweder gar vmbgehen moͤchten / oder doch mir groſſer Gottfoͤrchtig⸗ 
keit vnd ernſten Erbarkeit leſen koͤndten / wollen wir die Kraͤffte vnnd Tha⸗ 
Die Nab⸗ ten deß Gebaͤrens biß dahin auch ſparen / vnd die erſten natuͤrlichen Kraͤffte 
— 5 allein vollfuͤhren. Die Nahrung geſchihet durch viererley Thaten. Erſt⸗ 
wi. lich durd) an fichsichen / Attractionem, ba ein jedes Glied feine bequeme 
Nahrung nach ſich zeuhet / wie die Melaunen die Feuchtigkeit / vnd an⸗ 
der Gewaͤchs den Safft der Erden / vnnd das Fuͤhlen deſſelben an ſich zie⸗ 
hen / bey den Menſchen ſenſus ſuctio nis, in der Speiſe I. der Hunger / fa- 
mes, im Trincken der Durſt / ſitis. Zum andern / durch an ſich halten / 
Retentionem, denn was gut an ſich gezogen / were vergeblich wenns 
nich ſo lang bliebe / daß es zum beſten verwand elt / welches die Aertzte offt 
ſchlieſſen nennen / als wenn man ſpricht / der Kaͤſe ſchleuſt den Magen / das 
iſt er machet daß der Mage deſto beſſer die Speiſe an ich halten kan / denn 
das an ſich halten im Magen durch feſtes zuſammen thun vnnd ſchlieſſen 
vollbracht wirdt. Zum dritten / durch Dawung / Concoctionem, welche 
iſt ein Verwandlung der Speiſe in ein gleichmäfltg Weſen / dem Leibe zum 
Dreyerley beſten / vnd zu ſeiner abgangenen Weſen Erſtattung. Dieweil aber nicht 
ee. balddie Speiſe / als Brot / Fiſche / Fleiſch ze. Bein / Fleiſch vnnd jedes 
Gliedes sleichmäffigem Wefen verwandelt werden föndre/ hat Gott drey⸗ 
erley Dawung im Menſchen geo dnet. Daß in der erfien Dawung / wel⸗ 
che im Magen gefchiher/dte Speiſe ein wenig gleicher wird / als nemblich 

zu eim fürn Safft Inder andern Damung/melcein der Leber geſchihet / 
noch gleicher/alenemblich ein Blut In der drit en vnd letzten Dawung / 
milch in allen vnd jedem Gliedeiſt / als nemblich / auß dem Blut ar 
| re 


N 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 247 


recht Wefen oder Subſtantz jedes Gliedes / als Bein Fleiſch Haut vnnd 
dergleichen. Zum vierdten / durch Außtreibung / Expulſionero, denn was in 


Verwandlung oder Dawung vnrein / vntuͤchtig abgeſondert werden ſoll / 
treibet die Natur auß / als vntuͤchtig / damit es dem Leibe nicht zulang be, Ye Ber 
ſchwerlich were / vnd zu fehr ſchadet. Dieſe Werck der Nahrung / es ſey an dernaprung 


ſich nemen / behalten / Dawung oder außereibe/find in allen vnd jeden Glie Mrd in jede» 


— 


gerinnet /oder zu Schmer wird / vnd den Menſchen gröffer macht / heiſt aber 


er dawung. 


dern deß Leibes nach ihrer Arc. Deñ kein Glied die länge dawren koͤndte / wo v 
es nit erſtlich ſich nehret / das abgegangene durch bewegung im lauffen / ge, Nohruns⸗ 
hen / ꝛtc. wider erſtattet / darnach das boͤſe von ſich treibe / davon die natuͤrliche 
Waͤrmbde ſampt dem natürlichen At hem / welche im beſten ſafft deß Blu⸗ 
tes / wie ein Liecht in der Lampen leben / ſich erquicken / vnd machen auch ſtaͤr⸗ 
cker alle die naruͤrliche Kraͤffte / Wirckung vnnd Tharen. Daher in der er⸗ 
ſten Jugend / weil die natuͤrliche Waͤrmbde ſampt dem natuͤrlichen Athem 
ſtarck iſt / die Kraͤffte der Nahrung auch alle ſtaͤrcker find / daß nicht allein 
gleich viel / als abgehet / zugeſetzt wird welche Nahrung heiſt / ſondern auch 
was mehres / darvon das Wachſen / auctio, die ander Krafft und That der naswaz: 
Natur geſchicht / welche iſt in Zunemmen an der groͤſſe / in die laͤnge / dicke fen wiecs 
vnnd breite / vnnd von Boit alſo geordnet / daß alle glieder nach jhrer Pro, SP" 
portion gleich vnd gantz geſchicklich zunemmen an jrem Weſen. Denn die Wochſen 
Fettigkeit ein ander Ding.ifi/darinn die vbrige Feuchtigkeit / ſo auß gutem und faire 
Gehlür vbrig / etwas erfalter wird / vnd zwiſchen dem Fleiſch vnd der Haut n 
nicht wachſen / datvmb daß der Leib daſelbſt nicht an aller Subſtantz ſich 
mehrer. Diß find nun alle Kraͤffte / Wirckung vnd Thaten / außggenommen Fir der 
das gebaͤren / im gantzen Leibe / welche / wenn der Menſch nit verderbet durch Herten und 
den Fall Ade / hette viel ſtaͤrcker und vortreffentlicher ſich erzeigt. Jetzt aber ER 
ſehr marzond durch viel Rranckheitzalser/euffertich durch böfe Sufft/Spel- bes ubneme 
ſe / Tranck / groſſe Mühe oder allzu groſſe Ruhe / vor derlich ſchlaffen und Te" win 
wachen / verſiop ffung oder eroͤffnung / Affecten dep Semürhsfehr aefhmi. Sobe. 
chet / in welchem diß zuwiſſen / daß bißweilen die natuͤrlichen Kraͤffte / biß⸗ 
weilen die ſinlichen / bißweilen die leblichen erſt abnemen. Wenn die natuͤr⸗ 
lichen erſtlich abnem̃en / als imalteroder toͤdtlichen Kranckheiten der fun 
genſucht / ꝛc geſchihet / alßdenn allmehlich die ſinnlichen / vñd bald auch die 
leblichen Kraͤffte von Tag sn Tage ſich abmatten / daß endlich der Todt / bar ⸗ 
in alle Krafft zu nit gemacht / alle natuͤrliche waͤrmbde verleſchet / aller lebli⸗ 
cher Athem außfaͤhret / Seel vnd Seib ſich ſcheidet / folgends gieichsfals / die 
finliche Krafft / wenn fie er ſtecket / als im Schlage / etc zugleich aber eiwas ge⸗ 
ſchwinder die natuͤrlichen vnd leblichen Kraͤffte benimpt vnd toͤdtet. Vud 
die lebliche Krafft / auffs aller geſchwindeſte auch finnliche und Da 
| | Kraͤffte 


v 


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28° Das VII. Buch deß vierdten Theils/ 
raͤffte zu nicht machet / vnnd den ſchnelleſten Todt / als in Peftifengenr 
macht / ec zuſehen / vervr achen / vnd vnter dieſen oreyerley Todt wird 


die er ſte von vnten auff zuſterben genennet / die andern beyde Todte / werden 


der Todt von oben an zuſtetben genannt. — SR 


Das VIII. Capitel. 


Warvmb die Todten Coͤrper derer / die da entweder en 
der erfchlagen / oder erflochen / oder fonft ermordet findt/ 
wenn mandie Blutsfreunde / oder die Ihater DE Mords 
darober führer/ anhebenzu bluten durch die Naſen / oder an 






der Derterdeß Leibes. — 
— Jewol viel Ding in der Natur gefunden werden / darob 
derwerck der G man ſich billich zuverwundern har / jedoch halte ich dafür / kaß diß 
male der gröften und fürnembflen Wunder einsfey / als nemblich / daß 


verborgeften die Todten Eörper der Erflochenen vnd Ermordten anheben zubluten/ weñ 
pe der darzu koͤmpt / der jhn ermordet / oder dep Todrfch/agee ſchult ig iſt/ vnnd 
fin daß der Ertruncknen Todten Coͤrper/wenn ſie auß dem Woſſer genommen 
werden / vnd einer auß den Freunden darbey iſt / auch anheben zubluten/ vnd 
gemeiniglich fo ſchoͤn rot / leblich Gebluͤt / als were das Leben / vnd alle Kraͤff⸗ 
le / welche das bluten machen / noch vo handen. Denn ſolches haben die Ser 
richt in gantz Niderlandt / die alle gefundene Todte Coͤrper der Menſchen / 
wie fie mögen geſtorben ſeyn auffheben vnnd wol befichtigen / ehe denn daß 
fie die begraben / gar offt erfahren / Weher aber diß geſchehe / iſt nicht wel zu⸗ 
ergruͤnden / oder leicht an Tag zugeben. 
% Ich weiß wol / daß die verſtorbenen Todten Coͤrper eine zeit lang erliche 
Oee erae natuͤrliche Kräffte oder Wirckung behalten / at durch jhnen die Haar vnd 
natsrtihe Naͤgel wachſen ſonderlich fo die euſſerſiche waͤr me in jre innerfiche Feuch⸗ 
Bee dars gigfeie wircket / Gleicher weiſe wie die Zweige von gruͤnen Baͤumen abge⸗ 
Eöryer bin⸗ ſchnitten / etliche Tage lang wachſen / Blätter und Bluͤte gew nnen / ſo man 
genen ſie nur mit Wafferjmmerdar erfrifcher / denn eine natuͤr lich e KRraffı vnnd 
tie wenn ie Wirckung iſt noch vnd bleibt bey den abgeſchnitt enen Zweigen / die ſie von 
2 7 der Wursefbefommen haben’ wenn diefe'te aber vauſchet ſo verw elcken 
fhüteners ſie / vnd falen die Blaͤtter abe Alſo moͤchte auch ſchier jman tgedencken / 
wärme. daß das Blut / welchs dat inden Ad rn ligt bey den Todrem/ wenn man die 
Cörper beweget vnnd ruͤttelt / hrraußflieſſe 7 ( Denn man ſihet auch / daß 
Wierns die Todeengräber oder die fir führen / Dierodren@örper derfelben cin mal 
bistender vber Haupt at das ander die laͤnge yvberwerffen /) air 


wol 


* 


— * J 








— 


er Ro den Geheimnuſſen der Natur. 2995 a 


wol kommen koͤndte / daß die Adern fich eröffnenond bluten / Ja wenn fie seht ör 


newlich ermordet / ein friſch Blut / das die eyngepflangee Natur vnnd feine Sense 


Farbe an ſich hat / auß den todten Coͤrper herauß ftieſſe vnd blute. Wenn fie sts 


— 


aber nun laͤngſt zuvor erſchlagen feyn on laͤngſam gefunden werden / nicht 
fo ein friſch / ſchoͤn / roth Blur / ſondern ein blutigen Ey er / ſo fie erſtochen 
find oder erſchlagen / durch die Wunden: So fie aber durch ſtoſſen / druͤcken 
oder fallen ermordet / durch die Oerter / da ſonſt der Leib natuͤrlich offen iſt / 
als durch das Maul / durch die Naſenloͤcher / durch die Augen / durch die 
Dhrenvoder durch den Maſtdarm Denn alſo ſehen wir auch gemeiniglich/ 
daß auß den todten Coͤrpern die blutreichen vnd fetten Menſchen / die ſonſt 


ſterben/wenn man ſie zween oder drey Tage vnbegraben ligen laͤſſet / viel blu⸗ 


tes vnd Waſſer herauß fleuſſet / wenn die Bahre darinne der todten Coͤrper 
gelegen / ſehr vom tragen geruͤttelt wird. Die Ochſen / vnd ander Vieh auch / 

wenn ſie ſchon geſchlacht et vnd auffgehenckt / machen den Boden vnnd die 

Erde bluttg. Dar vmb ſich einer wol faſt beduͤncken möchte laſſen / daß auß 

Au oberzehlten Vrſach auch folch blut en der Todten ermordeten Cörper 

geſchehe. — 
Aber Doch iſt noch ein anders / das ich der Warheit ehnlicher erachte / dee 
vnnd mehr glauben wild Wenn die Freund / oder der denſelben vom Leben na 
zum Todre gebracht hat / den todten Coͤrper anſihet / daß die todten Coͤrper edengar 
bineen. Den diewetl auß ſolchem anſehen alle Anmuthung derſelben Freun/ he 
den vnd Todſchlaͤger / die die todten Coͤrper anfehen / ſich hefftig bewegen / dieſib mebr 


hieher rei⸗ 


vnd in ſich ſelbſt ergrimmen / folget / daß das Geblůt / vnd alle lebendige Gei merAber 


ſter bey hnen nicht ruhe haben / ſondern hin und her auffwallen / erhitzen / dos nie 
ſtarckes feh gen vnd ſeufftzen den Athem von ſich geben. Denn alſo ſehen wir / Nnn 
daß ſie vielfältig betruͤbet werden / auch alſo fehr/ dag fie nicht willen mag fie ſcheinet. 
reden oder gedencken ſollen vnnd jetzt verblaſſen / jetzt ſich roth faͤr ben / baldt 


für Forcht zittern / durch welche Anmurungalsden geſchicht / daß von fer, 


tigem anſehen vnd ſehnlichem anaͤthemen der Freunde oder deß Todtſchlͤ 


gurs / auch den todten Coͤrpern das Blut zur Naſen heraußſpringet / welchs 
auch) vtllen Leuten beym Sehen begegnet / welchen vnver ſehens was wider, 
werttges fuͤr die Augen ſtoͤſſet / oder in Sinn koͤmpt / vnd gar erſchroͤckliches 


jhnen eynbilden. 


Wo aber jemand viel mehr wolte / daß die Bluts freunde auß ſonderli⸗ Die detete 
cher Verwandtnuß / das iſt / auß ſonderiicher Zuneigung der Natur ein BAR der⸗ 


Vrſach weren / daß die todten Coͤrper der Erſoffenen vber hnen bluten / die rodten Coͤr⸗ 


Todtſchlaͤger aber vnd deß Mordts ſchuͤldig / auß ſond erlicher groſſer wider. Lee. 


wertigkeit oder Nacht Gottes ſolchs auch vervrſachten / bin ich nit ſehr dar- nich eine 


wider, Allein das ſoll jederman wiſſen daß das Blut auch herauß der en iäaffe: 
| ee Ru 





270 Das VIII. Buch deß vierdten Zheils/ 
Wunden blutet durch alle Tuͤcher / damit er verbunden til vnnd berwahret / 
wenn der gegen vber geſtellet wird / der die That begangen vnnd Ihn ermor⸗ 
der. Denn fo groſſe vnd gewaltige Krafte/ auch ſonderliche Empfindung 
der verborgenen Natur iſt in den todten Coͤrpern wenn nur was leben vor, 
handen iſt / oder der todte Leib wider erwaͤrmet wird / daß das Gebluͤt noch 
auffwallet / vnd ſich fo gewaltig mir bluten beweiſen fan. 
Die vierdte (Oieſes Wunderwerck ın der Natur gibt die Erf hrung / daß der Erw’ 
ra 2 foffenen todten Coͤrper offe bluten / wenn die nechften Srenndedarsırfoms 
erfptägne men / der Ermorberenabersmenn die Todefchläger darvber gefuͤhret unnd 
Zodsen bin fonderlich wenn ſie die anrühren/aber die Drfach woher dieſes geſchihet / iſt 
* faſt vnaufgruͤndlich in der Natur / darvmb auch der dreyerley Vrſachen / 
daß es vom ſchuͤttein der todten Coͤrper / oder von dem Anaͤthemen derier 
bendigen Geiſter / oder verborgenen Eygenſchafft der Natur geſchehen ſoll / 
keine allhier gnugſam beſtehen kan. Denn daß die todten Coͤrper vom ſcauůt⸗ 
teln oder ſtoſſen bißweilen bluten / begegnet bey den Ermordeten nicht allein 
in Gegenwaͤrtigkeit def Thärers/fondern auch anderer vnſchuldiger Leute / 
‚natürlicher Weiſe. Darvmb willvonnörhen feyn den Schörpen und Ge⸗ 
richten / daß fie den Thärer nicht ploͤtzlich auff dag tragen oder ſchuͤtteln zum 
todten Eörperführen/fondernein Vnterſcheid lerMen / Wenn die todten 
Coͤrper der Ermordeten vom ſchuͤtteln natuͤrlichen / oder von wunderbarli⸗ 
cher Anzeigung deß Thaͤters / bluten. Darnach iſt wol wahr daß die ander 
Vrſach etwas fehr gilt / daß als nemblich durch das hertzliche Anſehen und 
‚leibliche Anaͤthemen der nech ſten Freunde / oder Thaͤters im Todtſchlag / die 
Todten wider newen Athem / newes Leben vnd friſche Erregung d eß Bluts 
bißweilen bekommen / ohn zweiffel auch ſonderlich wenn es Gott alſo haben 
will. Denn daß ich vieler andern Geſchicht en geſchweige / ſo hat ein warhaf⸗ 
tiger vornemmer Mann vom Adel Hang Borzieck Dohalsky der Alter 
von Dohalis diefe Hiftorien von einer verfforbenen Frawen / ſo durch jres 
Ehemannes threnen onnd füffen ober erfiche Tage wider zu fich ſelbſt ge⸗ 
bracht / vnd mit der er ſelbſt nachmals geredt befchriebenvalfe: Dag un, 
der iſt in der rechten War heit geſchehen / daß einer vom Adel / Her Mnie⸗ 
tyhicy / deß alten Herrn Niclas Mmieryhicy Vaͤtter / ſich mit einer Jung⸗ 
fraw von Stammen der. Herzen Bedrzihowßky / mit Namen Indeth / eheli⸗ 
chen verheyratet / in der Koͤnigen Kreiß ver Kron Behem / mit ir gantz wol 
gelebet. Da fie aber offter ſich wesen deß Steins beflagr / hat fibe zugetra⸗ 
gen / daß wie hr Gemahel feiner Geſchaͤffte halben zu dem Hertzog gegen 
Dreßdden gezogen / ſie in jhren hefftigen Rranckheiten verſchleden / daß alle 
die ben jhr geweſt / ſie or todt gehaleen/ kein Leben mehr befunden / ſie als ein 
todte Leich angelegt / zugerichtet / ſuͤr das Hauß / wie in er Kron B ge, 
| raͤuch⸗ 








EN EI Ya 
ET RM 


Von den Geheimnuſſen der ocatur. * 
braͤuchlich / getragen / auff die Bahr gelegt / nach jhrem Mann gegen Dreß⸗ 
den eylends gifdyiekt/ viel ſeiner guten Freunde von Mann vnnd Weibs 


Perſonen zum Begraͤbnuß deß todten Coͤrpers eyngeladen / in Summa / 


ale Sachen sur Beſtetttgung def todtendeichnams verordnet. Wie die gu⸗ 
sen Freunde vorhanden / das Begraͤbnuß vollnziehen woͤllen / die todte Leich 
ſchon drey Tage auff der Bahr gelegen / vnnd darın Winters zeit. fo koͤmpt 
sl ich jr Ehemann auch dazu / vnd iſt jhm hertzlich leid ſeines lieben Weibes 
Tedt zeweſen vnnd finger an fein liebes Weib mir ſehnlichen Seufftzen / 
mit weinenden Augen vnd hertzlichem deid su letzen vnd zugeſegnen / daß jm 


bie scher von ſe nen Augen auff jhr Angeſicht und auff jhre Augenglied ge, 


fallen ſeyn / In dem fo hat fein Weib auffgeſehen / die Leute welche dabey 
geweſt nicht wenig ſchew oder furcht ober ſolchem Wunderzeichen gehabt / 
was das bedeuten wird / vber ein kleine weil har fie angefangen sn reden / vnd 
wie n einer Ohnmacht / geſagt / daß ſie lebe / mit bit / man ſoll mit jht zu Grab 


nich: eilen/ In etlichen Stunden hat man fig von der Bahr auffgehaben / 


und mein warmes Beth gelegt / alſo iſt fie wider zu jhr felbft kemmen / vnnd 
noch 20.jahr mit jjem Manne gelebt / vnd andy jn vberlebt / daß fie ein Wir, 
we worden / mit welcher ich darnach zu Prag ſelbſt geredt habe. Diß ſchreibt 
dieſer warhafftige Mann mir groſſer bethewrung. Vnnd vom Propheten 4 Reg.⸗ 
Eliſeo leſen wir auch / wie er den Knaben aufferwecket von Todten / nicht al, 
lein durchs Gebet / ſondern auch durchs kuͤſſen / anaͤt hemen / erwaͤrmen / vnd 
infonderheit daß er ſeine Augen auff des Knaben Augen ſehnliche druckt / 
aber doch / weil es mehr durch Gottes Krafft / denn durch die natuͤrliche 
Erhikung deß menſchlichen Gebluͤts / Geiſt und Krafft geſchicht / auch ſel⸗ 
ten erfahren / ſo kan auff das gemeine bluten der todten Leichnam für dem 
Thaͤter nicht die natuͤrliche Vrſach allein gnugſam gefeyn. Zum drittẽ / kan 
es derwegen auch nicht auß verborgener Cygenſchafft der Natur geſchehen / 
fintemaldierodeen Coͤrper der Ermorderen nicht allezeit bluten / wenn der 7, erſchia⸗ 
Thaͤter darzu gefuͤhret wird / ſondern die Erfahrung gibts / daß gemeiniglich gene Todlen 
wenn der Thaͤter ohne das gnug offenbar iſt die todten Coͤrper der Ermot name 
deten nicht bluten / weñ ſchon der Thaͤter darvber gefuͤhret. Wenn die Thä. nichr orfene 
ter aber laͤugnen oder ſonſt nicht offenbar / fo bluten die Todten Coͤrper der Pf 


Ermordeten in Gegenwaͤrtigkeit deß Thärers ſo viel deſto mehr. Alſo hat es 
ſich bey vnſerm Gedenceken in Gerichten deß Welgebernen Herrn / Herrn 


Seyfried von Promnitz / rtc welcher mir ſelbſt diß offt erzehlet / zugetragen grempet 
beyderley Weiſe. Ein Bawer feiner Vnterthanen iſt ſeinem Weibe alſo von erfehra- 
gra ð daß er fie zuermorden viel mal ®elegenheir ſuch t / vbel haͤlt / auch ein ii, 
mal in den Wald allein mir nimpt / vnd daſelbſt ſie heiſſet den Halß auff den due. 
Stock legen / denn ſit muͤſte jhr den Halfebhanen laſſen / mit der ” 
RR ö 


252. Das V III. Buch deßvierdten Theile, 
ſo er in den Händen haͤtte / welchs das arme Weib auch nicht abbitten kan / 
ſom ern enditch allda ven Halß eyngeleget / aber doch hats jhn damals noch 
berawen / vnd jhr auff Eyd kommen laſſen / daß ſie es niemand ſagen wolte / 
welchs ſie jhr lebenlang gehalten nur allein feiner deß Mannes eygenen 
Mutter har fie es geoffenbaret. Vber diß wie ſie wider heim kommen / vber 
laͤngſt hernach / ſchicket er alles Geſinde auß dem Hauſe weg / vnd erfchläge 
ſie / wirfft ſie hinder die Pferde / als were fie von den Pferden erſchlagen. 
Das Geſchrey koͤmpt / daß die Sram todt im Pfiröftal lige deß Mannes 
Mutter laͤufft dazu / vnd ent ſetzet ſich darvber / laͤufft in grofler Wehmuth zit 
ihrem Sohn / ſchreyet jhn an / da er auff dem Stalle iſt / vnd nichts dar vmb 
wiſſen will / Dun Moͤrder / du haſt dein armes frommes Weib er mordet / Da 
ers laͤugnet / ſpricht fie Du haft ſie doch vor auch einmalim Walde ermor⸗ 
den wollen. Solches koͤmbt durch das Geſinde für die Gerichte/ vnd Herın 
Seyfried von Promnig/wird indie Verwah ung genommen / vnd da man 
gewiſſe Zeichen an dem todten Leichnam findet / daß ſie nicht von Pferden 
erſchlagen / ſondern ſonſt ermordet ſey / auch er darvber geführe mir Gerich⸗ 
gen/bebt ſie auffs hefftigſte an zublut en / da ſie allbereit etliche Tage todt ges 
legen / Hierauff bekaͤndt der Bawersman / was er vorhin gelaͤugnet / nem⸗ 
lich / daß er der Thaͤter were. — Rn." 
Hinwider gefchichts vor wenig Jahren zu Soramin der Stadt/ daß 
ein Sohninder trunckenen Weife feinen leiblichen Vatter auff der Gaſ⸗ 
ſen / in vieler Leute beyſeyn / erſticht / darnach führen jhn die Berichte den an⸗ 
dern Tag hernach vber den todten Coͤrper deß Ermordten / als den Thaͤter / 
aber der todte Leichnam blutet nicht. &% 
— Darauß wol zuſehen iſt / wenns ſonſt offen bar / daß ſolchs Wunderwerck 
von eefehta, Mir dem bluten nit gefchiher / wenns aber gelaͤugnet daß fo viel deſto mehr 
fer die todten Coͤrper bluten. Ich kans aber nit für jrgend ein verborgen natuͤr/ 
abinter. Mc) Werck halten / ſondern mußesallein fuͤt ein Wunderwerck GOttes / 
gantz vbernatuͤrlich achten / welchs da geſchicht sur Rache dep Thaͤters daß 
er nicht der Straffe ſolcher grewlicher Suͤnden entfllehe. Denn alſo leſen 
wir / daß Gott zu Cain / da er ermordet hatte feinen Bruder Abel / vnd laͤug⸗ 
nen wolte / ſpricht: Sein Blut ſchreyet vber dich. Diß Wort Gottes iſt 
noch heutiges Tages kraͤfftig. Daß aber die todten Coͤrper der Erſoffenen 
biß weilen bluten / wenn Die nechſten Freunde darzu kommen / geſchicht glei, 
her weiſe als nemblich vbernatuͤrlich / vnnd alsdenn am meiſten / wenn ſie 
Vrſach su ſolcher Schiſfahrt oder abreifung ober Meer geben / welchs mean 
ander See offt erfaͤhret / vnnd fonderlich beweiſet da ein Weib zu demred, 
ten Coͤrper deß erſoffenen Ehemans kommen iſt / die ohn ale Noth Ihn zur 
Schiffahrt genoͤtigt / darvmb a Schiffbruch gelidten vnd alſo erſoffen ſt.) 








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Von den Geheimnuſſen der Natur. 253 
Miedienatürliche Waͤrme deß Menfchen erhalten / oder auch 
wie dieverlofchene wider erquicket wird von der natuͤrli⸗ 
chen “en der lebendigen Thier / vnnd fonderlich 
der jungen Huͤndlein / fo man ſie auff diefaften oder ſchwa⸗ 
chen Glieder deß Leibes auffleget / biß fie fich wol erwaͤr⸗ 
men. Dann dieſe Erwärmung nicht allein die ſchwache 
Dawung ſtaͤrcket fondern auch die Schmergen der Glie⸗ 
der in den Gichtbrüchtigen lindertundftlles/onndfindfür 
‚andern Thieren die jungen Huͤndlein am beſten darzu. 
WeyDingfind/dieda vnſern Leib erhalten/ond darinn vn⸗ Das natůr⸗ 
fer narürtiches Sehen ſtehet: Eins / die natut liche Waͤrme / das ander Khrchen 
die natuͤrliche eyngepflantzte Feuch igkeit / der beſte Safft deß Leibes/ swenen 
dadurch die natürliche Waͤrme in vnſerm Leben weſentlich bleibet / vnd ſich Oingen. 
jmmer dar ernehret / nicht anders als in der Lampen das Kecht / durch das Die end 








Oel brennendt erhalten wird/denn eins bedarff deß andern Huͤlff und fan tie War» 


feines ohne das ander weſentlich beſtehen / noch weſent lich bleiben. Diena, ?* 
tuͤrliche Feuchtigkeit iſt wie ein Zumder oder Speifeder natürlichen Wär gun 
me / darvmb daß ſie von ihr jmmerdar wider angezuͤndet / vnd gleich ernehret oflannte ’ 
wird: Widervmb die natuͤrliche Wärme wircket fein maͤſſig in der natuͤr RNocheig⸗ 
lichen Feucht igkeit / daß fie ſich nicht su ſehr mehre / vnnd das Leben er ſtecke / Keins tan 
oder al zuſch winde entzůndet / vnd der Leib gar vollbrenne / denn eins durch Pdf an. 


dern Huͤlffe 


deß andern Huͤlffe weſentlich beſtehet / vnnd ſie beyde durch den lebendigen bieiben oder 


Alhem vereyniget vnd kraͤfft ig gemacht/breiten ſich auß in dein gangen Set, beſtehen. 
be / vnd erhalten das natuͤrliche Leben aller Glieder. 

Daromb iſt wol von noͤten / daß wir auff dieſe beyde Stuͤck in vnſe / Diere Sense 
rem Leibe gut Achtung geben / jhr wol warten / damit fielange moͤgen vnver⸗ Stücfolen 
ſehrt erhalten werden / denn wenn der Leib oder jrgendt ein Glled diefes et, Imre man 


haiten wer⸗ 


nes beraubet wirdt / ſo fan das natuͤrliche Leben nicht Länger beſtehen / fon, den’ ats das 


dern muͤſſen verleſchen alle natuͤrliche Kraͤffte vnnd Wirckung / ja Fleiſch Sehen feibft, 
vnd alles ertoͤdtet werden, Ob aber wol in denen Dingen vielerken fürfälle/ 


 "dabon ſie zunem men / wie denn davon die Belchrren Aertte hin vnnd wider Denn 


nd denen 


Bücher gefärrieben/fo woͤlen wir Doch der andern geſchweigen / ond allein eſund / viet 

dieſe bedencken oder befchreiben / was da eufferlich die natuͤrliche Waͤrme Veden. 

es oder der Glieder erhaͤt vnd wider erquicke. 

a vnter denen Dingen / die die natuͤrliche Wärme mehren / oder 

wider vernewern heiffen / darzu die Schmertzen lindern / ſind gut die jungen 
EU Bee) Huͤnd⸗ 





— 


£ 


\ 


lege, der Glieder benemmen. ne 


20254. Das VIIT. Buch deß vierdten Theile, 
Diejungen Huͤndlein / nicht zwar alle / ſondern dieſe fuͤrnemblich / die von einer Farben 


ne und nichts fprenchiiche an fich haben / denn diefelbigen nicht allein die in, 


Barden’ fo nerliche natürliche Wärme ſtaͤrcken / ſondern auch die groſſen Schmergen 


man fie auff 


Alfo in den Büchrbrüchtigen/fie haben die Gicht an Han ober Fuͤſ⸗ 
ſen / als die podagrici, oder ſonſt anderswo / iſt ——— ie 
größten Schmergen und Mearrerindiefer Kranckheit / als folche junge 








Huͤndlein / ſo man fie auff die krancken Gliedmaſſen anffleger/ denn ſie heif, 


fen durch ihre Waͤrme die natuͤrliche Wärme deß Leibes mehren / vnnd die 
verloſchene wider verneweren / ja durch jhren warmen Athem / alſo ſtettig 
auffgeleget / ziehen an ſich die böfe Feuchtigkeit / dit da foiche Schmertzen 
macht vnnd benemmen ſie durch ein heimliche verzehrende Krafft. Denn 
man hat das auch erfahren / wenn man die jungen Huͤndlein abnimpt / vnd 
jhnen ein weil zu geſehen / wie ſie auff den Fuͤſſen gangen / daß fie an allen 
Gliedern geſchwaͤcht ſeyn geweſt / vnnd kaum auff den Fuͤſſen fort gkonnt / 

darvmb daß ſie die meiſten Schmertzen an ſich genommen. N: 
Warımb Daß aber diejungen Hlndlein von einer Farben ſeyn muͤſſen / vnnd 
ee bie ſprencklichen nicht fo kraͤfftig ſeyn / das macht die gleichmäflige Tompfe, 
einerZarben xion / vnnd gleichmaͤſſige natuͤrliche Waͤrme in denen/fo einer Farben find. 
ſeyn mͤſſen. Denn gleich wie in den Pflantzen der Bäume / das Pfropffreißlein der 
Nactur deß Baͤumleins gleich ſeyn muß: Alſo in Erquickung deß Menſchen 
Leibe / oder deß Leibes Gliedern / muß ein gleichmaͤſſige Wärme / vnnd gar 
a nicht vngleich / angewannt werden. Darvmb fojemande will denfchira, 
me muß 


a ge Complexion oder natürliche Wärme deſſelbigen zu erhalten fich befletſſi⸗ 
sen noch er⸗ gen / vnd die natürliche Wärme weder zu ſehr außlefchen/ noch zu fehr meh⸗ 


san. ren laſſen / daß nicht wo die Waͤrme zu ſehr vberhand nemme / ein vnnatur⸗ 


liche Hitze darauß folgete. ei 
VBunter andern aber / was zu Erquickung der verlofchenennarürlichen 
Therap. 7. Waͤrme gebraucht wird / werden fehr gelober die jungen Kinder / wir Gale- 
nus bezeuget / ſonderlich die da völlig onnd wolgeſtalt ſeyn wenn man fie 
die quere vber den Leib vnnd Magen fich legen laͤſſtt. Diefer ſpricht auch 
weiter: Etliche Leute halten darzu fette Hindiein/ vnd gebrauchen bisfels 
ben nicht allein zur Zeit der Schwachheit / ſondern wenn ſie ſchon geſund 
ſeyn / vnd es kan denen Leuten wol bey ihrer Geſundheit dienen / die dacinen 
ſchwachen Magen mit haben / wegen jhrer truckenen Natur / oder wegen 
jhres dürzen beibes. Die da aber die jungen Huͤndlein in jhrer Schwach, 
heit / zuerholung der verloſchenen natuͤrlichen Waͤrme / vnd quer vberwerts 
vber den Leib jhnen legen laſſen / dig ſollen gute Achtung drauff haben / daß 
— die 


— 
ihn 


chen Magen / oder fonfl ein ander Glied ſtaͤrcken / ſo muß er die gleichm aͤſſi. 





* Von den Geheimnuſſen der Natur. 255 

die jungen Huͤndlein nicht naß an der Haut ſeyn denn die da deß Nachts 

ſchwitzen / erkaͤlten mehr den Leib / dann daß ſie jhn erwaͤrmen. eh 

Deßgleihen Aran'y auß Narhfetaer Aertze / hat der König David in Dartdedtt 
feinem Alter auch g braucht / da jhm die natürliche Wärme entgieng / vnd jungen Dir, 
ſich nicht erw ͤrmen Funde. Denn er ließ zu / daß eine junge Dirne jhn durch „'y,,.. 
beyligen vnd vmbfangen ſtet ig erwaͤrmete / nit auß fleiſchlicher Begierdte / 
demnach er fie nicht erkannt / wie die heilige Schrifft lehret / ſondern daß er 


ſeinen srkasten Leib erwaͤrmen moͤchte. 
Das X. Capitel. 


Wie es kompt / daß die Leute / wenn ſie ſterben ſollen / ein ſchnau⸗ 
bende vnd hole Stimm von ſich geben / welchs die Teutſchen 
Roͤcheln heiſſen. 
Das Roͤ⸗ 


N dem Niderlandt / vnd gantz Teutſchlandt / geben die kran ein gem 
| FAR cken Leute / wenn fie ſterben ſollen / aewiſſe Anzeigung jhres Abſcheids Anzeigung 
Ràoon ſich / durch das jnnerliche Roͤchein / vnnd iſt memandt gefunden year n® 
worden / der ohn diß Zeichen geſtorben were. Denn wenn ſich das Stuͤnd⸗ 
fein herzu naher / ſo geben ſie ein Laut von fich / gleich mie das rauſchen ei, _ 
re ee anſtoͤſſet / oder das fallen eines Waſſers inden 
. Röhren. 
Dieſes aber geſchicht darauß / daß die Lufftroͤhr / dardurch wir reden / in Wovon das 
den letzten Stuͤndlein ſich zuſchleuſt / oder zuſammen faͤllt / vnd der lebendi⸗ —— 
ge lebliche Athem / der mit Hauffen alsdann heraußfleuſt / ein engen Weg 
oder eyngefallene Lufftroͤhr finder / darvmb muß er faſt mie in einem Sur, 
geln herauß brechen / vnd ein heiſſes Gemuͤrmel machen / vnd alſo den abge⸗ 
kraͤnckten Leib / vnd die nichtigen Glieder todt verlaſſen. Alſo macht das 
Roͤcheln / faſt gleich einem rauſchenden Waſſerbaͤlgen deß Meers / dir le⸗ 
bendige außtringende Athem / mit was auffgebiafenem Geſiche vermiſcht / 
denn auch diß ſonſt bey andern Leuten etwann bißweilen geſchicht / die da 
haben in den Suffiröhren die Haͤutlein ſehr gerunhelt / oder von jrgendt ei, 3 —* 
nem Fuß was verſtopffet / daß der Athem nicht gerade hinauß kompt / ſon ihihtauß 
„dern quer eyngehet / vnnd etwan hart antrifft. Pe = 
Die da aber mir dem Todte ringen’ vnnd nun flerben mülfen / fo fie weiten, die 
 ftarofeg Seibes find, vnnd ſchwerlich verfcheiden / oder heffrig fich für dem ufanen-. 
Todte wehren / die geben ein gröffer Roͤcheln vnnd flärefere Stimm far %- 
von ſich / wegen des herauf dringenden ſtarcken lebendigen Arhems  vnnd Kun 
auch wegen vieles Jeſches oder Feuchtigkeit. Se fie aber am Leibe vnnd End, 


an 


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—* 


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76 Das viii. Such Fe" 


allen natürlichen Kräfftenifehr abfommen find, und leichter eynfchlaffen/ 
‚in demfelben dringer der lebendige Athem niche fo häuffig herauf / vnnd 
macht auch nicht fogrofleg oder ſtarckes Nöcheln / ſondern gibt nureinen 
kleinen laut von ſich / wie es einmal erlich ober die Kehle ler damit fie fein 
linde verſcheiden vnd gleich eynſchlaffen. 


Dasxı. Capitel. 


Daß die Seele der Menſchen nicht von — den 
Saamen der Frucht deß Leibes angeboren / ſondern von 
Gott dem A mächtigen von oben herab eyngegoſſen vnnd 
mitgetheilet werde / vnnd onfterblich ſey: Darzu welcher 
Tag / von der Empfängnuß dep Weibes / die Seele vnnd 
das Leben der Frucht zukomme. 


—— Er Menfehlernetdurchnichts Sort den Henn alſo lie⸗ 
fung unfer > ben vnnd ehren / ja erkennen / als wenn er mir fein ſelbſt Betrachtung 
en fle ſſig vmbgehet / denn dadurch kompts / daß der Menſch fin Hertz 
 HErner- sn Gotebefehrer/ihnerfenner / vnnd anhebt ſich zubedencken / daß er ſelbſt / 
wenn: Schande vnd Laſter abgethan wuͤrden / der Gottheit mag theil⸗ 
rhten. hafftig ſey Fuͤrwahr es iſt micht ein geringe Ding / vnd daß alſo leicht in den 
— (ep Wind zuſchlagen iſt / daß dem Menſchen / von dem Ewigen Allmaͤchtigen 
das Eben» Schoͤpffer ſelbſt das Leben eyngeblaſen ſey / vnd er zu Gottes Ebenbitd und 
RB Gleichnuß geſchaffen iſt. Niemandt auch darfuͤr ſoll halten / daß dieſe Herr⸗ 

ligkeit deß Menſchen in der euſſerlichen Geſtalt deß Leibes ſtehe / ſondern fie 

iſt zuſuchen vnd zufinden indem jnnerlichſten vnnd vnſicht baren Theil / als 


nemblich / der Seelen / welche / dieweil fie ift ein lebendiger Am iſche 4 


Geiſt / vnnd ein vnſichtbares Wefen / auß dem Goͤttlichen ent tſproſſen/ ſo 

thut fie dag bey den Menſchen / daß er Gott ehnlich ſey / vnd deß Goͤttlichen 

Weſens was theilhafftig. Der Leib iſt zwar von Gott geſchaffen auß einem 
Erdenkloß / oder Bermiſchung der jnrdiſchen Materien / vnnd iſt eine seit, 

lang ſterblich und vergenglich. Die Seele aber / die er vns auß ſeinem Athem 

vnd Eynblaſen mitgetheilet / hat er gewolt / daß fie vn ſterblich ſey / vnd ewig 

lebe. Denn dieweil G Dre das ewige Weſen ein Ebenbild vnſerer Seelen 

iſt / vnd die Seele auß Gottes ewigem Weſen jren Vrſprung hat / ſo muß 

die Seele auch dieſelbe Natur behalten / das iſt / vnſterblich ſeyn / vnd ewig 

Wie der leben. Vnnd wiewol die Krafft der Seelen was verderbet iſt dutch den Fall 
.n deß erſten Menſchen / vnnd das Ebenbild Gottes bey ons fogarreineunnd 
SDemegeea ne nicht gefunden wird / jedoch iſt es nicht gar außgeloſchen/ Bi: 





—F a 
\ 
x u 


= 


Von den Seheimnuffender Natur. 277 
etwas durch 


lich weil die verletzte Wunden von dem Ertzfeind durch das Verdienſt vn gen Sattvers 
ſers Heylands widervmb geheilet / vnnd von dem: Verderbnuß wir erret⸗ — 
tet ſeyn. ſtum wider 


Darvmb wer da will das Sörtliche Weſen * Seelen erfahren / vnnd zurcht ges 
fein ſelbſt Gewalt onnd Vermögen erfennen / der gehe in fich ſelbſt / vnnd Barden 
betrachte fleiſſig fein engen Bemürh/ von newem durch das Wort vnd den (Hin En 
heiligen Geiſi gebornver wird gewißlich finden diealler herzlichflen Gaa- fer Serznas 


keit der See⸗ 


| > benond Zler deß Semüchz/als Vernunfft / Verſtand / Vrtheil / den Vn⸗ Mile fe 


lerſcheid deß boͤſen vnnd guten / Geſchwindigkeit der GedandenGedächt- Gemüche 
nuß / vnnd andere viel Ding mehr / welche beweiſen / daß die Seele was herr⸗ a 
lichers fey als ein leiblich oder vergänglich Ding. Denn die Seele iſt allein, eg, 
die den gantzen Seib lebendig macht / jhn regieren und fuͤhret / geſchickt macht — 
zu vielen Thaten / vnnd leget jhm alle Aempter auff. re 
Dahır wirddie Seele mit mancherley Namen genannt / wie denn Au / yugrenung 
guſtinus fehr huͤbſch ſaget: Wenn fie den Leib lebendig machet vnnd erhaͤlt / deß — 
wird ſie die Seelegenanne: Wenn fie was will oder begert/das Gemůt he: der Seeien. 
wenn ſie mit Weiß heit gezteret / vnd beſcheidenlich vrtheilet / der: Verſtand: 
wenn fit vorgeſchehene Ding widerholet und gedencket / das Gedaͤchtnuß: 
wenn ſie allen Dingen nachrechnet vnd vnterſcheidet / die Vernunfft: wenn 
fie mie tieffen Gedancken vnnd Betrachtungen vmbgehet / der Geiſt: weun 
fie empfindet das euſſerliche durch leblie lieder / die Sinne: welchs alles 
Werck der Seelen ſind/ dadurch die Gewalt deß Menſchen beweiſet/ vnnd 
alle Thaten vollbracht. Sie hat ihren Sig in dem oͤberſten Ort deß Leibes / —— 
vnnd dem Himmel am nechſten / breitet ihre Krafft auß in alle Glieder deß dene 
Leibes / ſie iſt nicht in dem Blut / ſie wird nicht von den Eltern oder dem leib, Lebe def 
lichen Saamen vns angeboren / ſondern als ein vnſichtbarlich Weſen / das —— 
nichts leiblichs oder jrrdiſch an ſich hat / wenn jhre Behauſung vnnd Be⸗ 
wohnung / das iſt / der Leib/ einer jeglichen Frucht in Mutter Leibe gantz zu 
gericht iſt / wie er ſeyn ſoll / ſo wird eine newe Seele bald von GOtt geſchaf⸗ 
fen / vnd von oben herab dem Leibe eyngegoſſen oder mirgerheiler. ee 
Daromb derer Meynung falſch iſt / die da gewolt / daß einem newgebor⸗ ſprung vnd 


berfommen, 


nen Menfchen die Seele geliehen würde / voneinem andern verflorbenen Sun fa fcher 


Menſchen / welchs die Weltweiſen Pychagorzi 
widervmb in deß andern verwandelt wuͤrde / dard ſie beredet ſeyn wor — 
den/ daß nach abſterben / jhre Seele in eines andern Leib wanzere/ auch nit — 
"alleine der Menfchen/ fondern auch zu g eich der vnvernuͤnfftigen Thier/ Serien, 
Welches Ovicius 5 hardargeihan: | 
— Die Scelen zwar nn ſeyn / 
RR Wenn ſie werlaffer ihr Haͤußlein / 
ft 


olt / daß eines Seele ahnvon 


er⸗ 






So 


58 Das VIII. Buch deß vierdten Theile, 
— Sonemmenfienew Haͤuſer eyn / 
Vnd lebn wider wie vorhin fein. 
Denn alles nur verwandelt ſich / 
Nichts gehet onzerfiherun. 
Auch dieſer vnſer Geiftherfömpe 
Anders woher / bald er annimpt 
Ander Gliedmaß / das iſt ſen Brauch / 
Daß er offt mals thut wandern auch 
Auß dem eeichnam der wilden Thier / 
Wol in der Menſchen Leib allhie 7 
Vnd wider auß vns in die Thier / — 
Behr nicht vnter / bleibt für vnd für, — 
Daher dieſelben den Aberglauben gefaſſet / daß es S uͤnde wehre / Fleiſch 
DT su effen von jrgendr einem Thier. Denn wie esTertullianus laͤcherlich vnd 
nicht Feiſh ſpoͤttlich anzeiget / wer da Rin dfleiſch eſſe / der moͤchte etwann ſemen Groß⸗ 


alten babe: vatter freſſen. 


Frucht in Aber ſolcher Aberglaubeond Wahn ſoll von den Chriften ferne ſeyn / 


ne die da / GOtt ſey Lob / deß gewiß ſeyn / daß ein jeder ſeine eygene Seelt habe/ 


betompt/ vnd von Gott new geſchaffen / vnnd von oben herab dan Menſchen eynge⸗ 


ve fir goſſen werde / wenn die Frucht in Wurterleibe an allen Gliedern ſuůbere tet / 
‚ Benndie End volltoͤmmliche Geſtalt beföffiinen / welchs gemeintglich den 45. Tag 
| ung vonder Empfängnuß pfleger zugeſchehen fonderlich in den Knäblein/die 
soltömm- den neundten Monat anf die Welt fommen ſollen. Die Maͤgdlein aber/ 
nalen die da kalter Natur findwerdeninjhren Sliedern was längfamer gebil, 


ſind / unddie det / vnd die Zeit der vollfömmlichen Geſtalt ihres Leibes vnnd aller Geder 





Seel em⸗ ſtrecket ſich biß auff den 0. Tag von der Empfaͤngnuß ‚Und wiewol dieſes 


pfahen. 


Benndie nicht ſo gar an eine gewiſſe Zahl der Tag gebunden iſt / jedoch fo hat der vor - 


Mändiein treffliche Artzt Hüppocrates ſolches alles auffs genawſte gerechnet / als nem⸗ 


üibenen  lich/twelche Zeit dievollfömmliche Geflate def Seibes vand Bildungaller 
Sen „ Glieder volnbrachr / welche Zeit das Kind erſtlich ſich beweget / oder das 
ihre Sea ſchwanger Weib fühler/melche Zeit esfol geboren werden. er 

Ber Denn da er ein gantzes Buch von der Eygenfcaffe der Frucht ſchrei⸗ 
Kenuna bet / ſpricht er: So ein Knaͤblein in Mutter iibe den dreiſſigſten Tag eine 
Sauna! volltoͤmmliche Seftaflllller Glieder vnnd deß ekeibes erlanget / ſo beweget es 


Fuͤhlunag / 





und Seit der ſich auff den ſechtzigſten Tag der Empfaͤngnuß / vnnd kompt den ſcbenden 
ee, Monat an die Welt, Soaberam fuͤnff vnnd dreiſſgſten Tage daſſelbe dite 


ch der Leh — = r 
—— vollkoͤmmliche Bildung vollbracht / ſo bewegers ſich den ſiebentzigſten Tag / 


in Mon wird geboren im achten Monat. So aber am 45.Tage es die vol kͤmmliche 


= Geſtalt bekompt / alſo bewegets ſich erſt im neuntzigſten Tage / vnnd ge⸗ 
ec r | oren 


9 





Br 


F — Von den Geheimnuſſen der Natur. 259 
boren im neundten Monat. Pac) weicher Reeh humg der Tag leich uch n, 
04 abzumercken iſt / daß der Bildung Tage geduppelt a die RR nung 
wegung /vnnd dir drenfache Tage der Berweguung Die Zeit der Geburt, Als Zar 
| nemblich / wenn inzs. Tagen die Frucht vollkoͤmmlichen gebildet iſt wor, — 
den / ſobr ingen die geduppelten dag⸗ / das ıf/ o die Vewegung / wma che tät, ge 
u ‚ge der Bewegung drenfach gerechnet / machen 210 Tage / oder ſieben — mean“ 
% nar/einen Monat vordreifftg Tage gerechnet / biß zu der Geburt / Derglei⸗ Be 
chen Rechnung aefchiher auch in der andern Empfängnuß oder Geburt. 
Disweilsber ie Mägdlein was längfamer mit jhrer Bildung fertig/ 
fo muß die Rechnung hie etwas andere angefteller werden. Denndie Liest 
Mägdiein die da hrs volfämmliche ©efalt dei Scibee erlangen inzs. Tas der raitin 
BEn/DR bewegen ſich den 70. Tags vnnd werdengeberen in fieben Monat. lien Zi 
Diedaaberden 40, Tag nach der Empfängnuß volfömmerlicher Weife ne 
gebildet ſeyn worien/denen begegner.die Bewegung am 80. Tage, vnnd die Beltter u 
Surt i m achten Monat. Widervmb dieſe / ſo hre voßtömmliche Geſtalt Matte 
den 45. Tag bekommen / die bewegen fich den 90. Tag nach der Empfän nach f.ben 
muß / vnd kommen an die Welt den 9. Monar.Abermals/die da am ie a Dieandı 
& en — koͤmmliche Geſtalt deß Leibes vnd aller Glieder — — 
an — — oasgen / vnnd anſchawen Das Liecht der Welt in Deu 
F er habe ich deſto weitlaͤufft iger erflären woͤllen / damit jederman fehe/ — 
— dam erſt die S eeleder Frucht deß Leibes eyngegoſſen wird von oben Dievierdre 
erab / wenn fie einevoltömmiiche Gehalt aller Glictder unnd deß gansen onen 
Libes bekommen hat / vnd die Bildnuß gantz vollbracht: denndie Bıldun Zune 
* en F her — die Seele / ſondern die Kal ——— 
oe Krafft der Gebaͤhr mutt er de Leibes / vnnd die Wirckung deß Saa Ltvon der 
mens / auß vnauß prechlicher Weißheit der Natur / vollbri aa Selen 
mehlich vnt erſchledlichelieder / ynd eine — 34 
ſchen her fuͤrbracht werde / auff dieſe Weiſe. Dal AUS uf dep. 
— Die er ſten ſeche Tage nach der Empfängnuß deß Weibes/werden bey. — 
— are ie — Salat in der Gebährrmturser dutch —— 
0 ee > faft wie ein Ey gebildet / oder daß es gleich wie cin — 
ne Milch anʒuſehen iſ / mit ſubtilen Aederletn d rn re 
rbriien Häuslein/oteein —— * urchſtochen / vnd mit einem 
= t gen. Darnach in 
Re hernach folgenyeröffnen ſich die Adern ak —* — 
— Bu ornd bringen der Frucht die Nahrungdeß Gchlürs" 
Glieder , . r eg — dadurch werden gebildet die fuͤrnembſten 
inne onderlich die da zur Nahrung außzuarbetten dienen/als 
e / Das Hertz / Die Miltz / die lunge / das Gehtrn / welche gefchtcht 
ER wi 


* * 


N. 
Aa 7 











\ 


20. DasVIII. Buch deß vierdten Theils/ 
In den nach biß auff den 19. Tag vondererften Empfaͤngnuß. Nach dieſen Tagen / biß 4 
. auff den 44. Tag / werden alle andere Slider deß Leibes vollkoͤmm ichen / 
ET vnd alsdañ hebet die Frucht an zu leben vnnd zu empfinden / wiewol wegen 
J groſſer Schwachheit ſich dig Frucht noch nicht beweget / oder ja fo wenig / 
Dierien daß die ſchwangern Fratwen es nicht fühlen koͤnnen. Vmb diefe Zeit be⸗ 
Seetin der gibt ſich die Seele in den Leib deß newgebornen Menſchen / vnnd die natuͤr⸗ 
a chen Kraͤffte vnd Wirckung durch jhre Thaten bald vermügener macht/ 
wird. vnd die gantze Geburt hilfft vollbringen. ( Bon dieſem allen was zweiffel⸗ 
hafftig / vorhin vnd hernach etwas anders außgelegt.) 
Welches der heilige Auguſtinus ſampt dem Moyſe bezeugen / da er fa, 
erod ꝛe. ger: So jemandt ein Schwanger Weib ſchlaͤgt / daß jhr die Frucht deß 
Leibes abgehet / ſo die Frucht nicht jhre vollkoͤmmliche Geſtalt deß Leibes 
vnnd aller Glieder hat / ſo ſoll man jhn vmb Seile ſtraffen / So aber die 
Frucht vollkoͤmmlich gebildet / ſo laſſe er Seele vmb Seele / Leben vmb Leben. 
Dadurch er will zuverſtehen geben / daß die Frucht / wo ſie nicht gantz vnnd 
gar an allen Gliedern gebildet vollkoͤmmlicher Geſtalt / noch nicht die See⸗ 
le vnnd das Leben habe / ja nicht ein rechter Menſch ſeyn koͤnne: So bald 
aber die Geſtalt vollkoͤmmlich / auch Leib und Seel vorhanden / iſt auch der 
rechte Menſch. —— | 
Widerle⸗ Vnd dieweil dem alſo iſt / ſo ſoll niemandt glauben / daß die Seele in der 
en Empfaͤngnuß mit dem Saamen gezeuget werde. Denn wo der Saame die 
Meynungs lebendige Seele in ſich haͤtte / oder durch ihn die Seele vns angeboren wuͤr⸗ 
gr dem de / ſo müften viel Seelen mir der vergeblichen Entledigung deß Saamens 
nihedie vmbkommen. Darvmb mehr darvon zuhalten iſt / daß die Seele nicht von 
Seele ſe.· Adam / oderfeinen Nachkommen / gezeuget meerde/fondernvon GOTT 
dem Allmaͤchtigen alle Augenblick new geſchaffen / vnd oben herab dem Lei⸗ 
be die Frucht onfichtbarlicher Weife eyngegeben wird’ welchs ich auch mit 
Iohans. dieſem Spruche Chriftibefräftigen fan : Mein Vatter wircket bifher/ 
und ich auch. Darinnen eranzeiger/daß Gott der Varter / vnnd der Sohn / 
dem Vatter in allem Weſen vnd Wercken gleich/noch heutiges Tages mit 
dem Werck der Schoͤpffung / deß Menſchen / vnd Erhaltung aller Creatu⸗ 
ren / ſtets ombgehet. Hieher gehoͤret auch der Pfaim: HErr du hilffſt beyde 
den Menſchen und Viehe / das iſt/ Gott er haͤlt alles lebendige / vnnd erſaͤtti⸗ 
get ſie mit Fuͤlle. en 
( Diefedifpurierliche Frage von der enfichtbarlichden Seele dep Men, 
ſchen iſt: Wie fie in die Frucht deß Leibes oder den newgebornen Menſchen 
komme / das iſt / von jhrem Vrſprung oder Fortpflantzung. Vnd ob wol die 
Gelehrten zu jeden Zeiten mancherley Meynung davon gehabt / fo find 
doch vnſere Gelehrten jtziger zeit allein auff zweyerley weiſe alſo ei 
B ie 


4 


* 
DE FEN 





Von den Geheimnuſſen der Ratur. 261 
Die er ſten meynen / daß wirdie Seele haben durch die Forrpflankung Dis fe 
von Vatter vnnd Mutter / ex traduce, vnnd das auß den Saamen der EI, —— 
een nicht allein der Seib / ſondern auch die Seele geseuger werde / welchs fie cn none 
vornemblich beweiſen mir dem kraͤfftigen Wort Gortes/ das außdruͤcklich ern —— 
zudem gantzen Menſchen / das iſt / Lab vnd Seel / geredt iſt / vnd die natuͤrli⸗ ——— 
che Ordnung deß Gebaͤrens over Fortpflantzung geſtifftet hat / als nemb⸗ der Seelen. 
lich:Seyd fruchtbar und mehrer euch. Darnach / dieweil es die Augen nicht 
ſehen / noch die bloſſe Vernunfft begreiffen kan / daß eine Seele von der an⸗ 
dern außgehen fol / oder ein Geiſt den andern zeugen / muß folgen / daß die 
Seele nit von der Eltern Seele / ſondern jhrem Leibe durch den Saamen / 
gleich wie ein Baum von dem andern durch die Sproͤßlein fort gepflantzet 
werde. In welcher Meynung viel hochgelehrter Leute geweſen ſeyn / vnnd 
noch ſeyn mögen. Aber dieſe Meynung wird außfuͤhrlich widerleaet / Erft, —— 
lich: Daß ein vngereimt Ding iſt / daß von einem leiblichen / ſicht barlichen / 2 hg 
vergaͤnglichen / jrrdiſchen Weſen / als dem Leibe oder Saamenvein geiſtli, erſten Mey⸗ 
ches / o ſicht bares / vnfferbuiches Weſen / als die Seele / ſolte gezeuget wer, "" 
den, Zum andern / daß foın dem Saamen die lebendige Seele deß Men- 
ſchen were / muͤſten viel Seelen taͤglich / durch die vergebliche Entledigung 
deß natuͤrlichen Saamens vmbkom nen / vnd viel Toͤdte geſchehen. 
Die andern Gelehrten ſcheieſſen / daß die Seele deß Menſchen nicht von Die ander 
den Eltern gezeuget oder fortgepflantzet werde / ſondern von Gott zur Zeit — 5 
deß newge bornen Kindes new geſchaffen / vnnd in den Leib teß Menſchen cn zungen 
von oben herab eyngegoſſen / In welcher Meynung vnſer auchor auch iſt / — 
vnd diß weiter erklaͤret : Daß die Seele der Tage einen / zwiſchen dem 45. der PER 
Tag vnd so.vonder Entpfaͤngnuß anzurechnen / von Gott new geſchaf⸗ 
fen / der Frucht deß Leibes von oben herab eyngegeben werde, Welche Mey⸗ | 
nung der Gelehrten vnd vnſers authoris, vmb vieler Vrſachen willen / auch Die Wiser, 
nicht beſtehen fan. Erſtlich / daß Bote Fein new Geſchoͤpff mehr fehaffer/ Kaunader 
fonsern alles vollbracht in den erfien ſechs Tagen deß Anfangs der Welt, nung. 
wie gefchrieben ſtehet / Ceflavirab omni opere, Er ruhete von allen feinen 6 
Weccken / die er gemacht harte. Derhalben es auch nicht ſeyn kan / daß Gott * 
der Menſchen Seele von newes taͤglich ſchaffe Denn daß der HErr Chri⸗ 
ſtus ſpricht Joh.. Mein Vatter wircket bißher / vnd ich auch / iſt nach allr 
Selehrten Meynung allein zuverſtehen von ser Goͤttlichen Erhaltung der⸗ 
MNarur / in dem daß eim jedes durch Gottes Ordnung vnd Krafft z uge vnd 
gebare ein anders nach feiner Art / nicht von der newen Schoͤpffung / daß 
Sort etwas anf nichts/ wie anfänalich. nem ſchaffen woͤlle. 
Fuͤr das ander’ da auch zugelaſſen werden ſolte / daß Gore heutiges Tas 
ges newe Seelen ſchaffet / vnd von oben herab in die Leibe deß N 
4 ff ij Mens 


— 
* 


262 Das VIII. Buch deß vierdten Theils / | 
Menſchen eyhngoſſe ſo iſts ein vngereimet Ding / daß GOtt eint vnreine / 
uͤndige / beſieckte Seele / mit boͤſen Begierden vnnd vnvollkoͤmmlichen 
Kräften ſchaffen ſolte. | 
venden Wort/die Ordnung / daß eins das ander nach feiner Are felbftzcn, 
gete / in bern sanken Menfchen das iſt / Leib vnd Seel geſtifftet hat / vnnd 
noch erhält/wig vorhin gemeld et / auch feine Philoſophia zu ewigen Zeiten 
diß kraͤfftige Wort nichtig machen kan / die Fortpflantzung der Seelenvon | 
den Eltern / nicht zwar fo. cher Weiſe / wir vnſere Helehrten heutiges Tages 
meynen / mehr in der H Schrifft / denn die newe Schoͤpffung der Seelen / 
gegruͤndet vnd beſtettiget wird. Er et 
; Vnd ſoll mir deſto wenigerverarger werden /daßich keine Meynung / 
a auß gnugſamen Brfachen/gank vnd gar nicht bleiben laſſe / daß auch onfe, 
vom zweffen re Gelehrten bey derſeits in dieſer zwie ſpaͤltigen Meynung nichts gründe, 
— lichs vnd ſtandhaffe iges bey ſich ſelbſt befinden / fonzern viel mihr gezweif⸗ 
felt / ſo wol auch die Altvaͤtter mehres theils nichts gewiſſes außſagen koͤn⸗ 
nen. Vnd ſonderlich hat Auguſtinus, der die letzte Meynung in der. Kit 
chen gelehret / gezweiffelt. Denn die hohe Geheimnuß / von dam Vrſprung 
vnd Fortpflantzung der Seelen / gewiß ſchwer iſt außzugruͤnden vnd zuver⸗ 
ſtehen / ent weder darvmb / daß die Seele deß Menſchen iſt ein geillichesum 
ſicht bares Weſen / mie dem jrrdiſchen ſicht baren Leibe veremiget / wie da 
helle ſchoͤne Liecht mir der euſſerlichen dufft / das den Menſchen lebendig ma ⸗ 
chet / vnd daß er faſſen kan / verſtehen / vnterſcheiden / ſchlieſſen / Gedaͤchtnuß 
vieler Dingen haben / auch fo er nicht durch den Fall ſich an Bote verfüni ta 
get haͤtte / zum guten oder boͤſen auß feinem willen ſich begeben mögen. Was 
£an aber viel von vnſichtbaren Dingen die bloſſe Vernunfft verfichen ? 
Nichts mehr / als was fie auß ihrer Wirckung ond Tharen vorſichtiz vnnd 
beſcheiden ſchleuſt oder vrtheilet. So aber die Vernunfft durch GOttes 
Wort / oder Zeugnuß der H-Schriffe / vnterrichtet wird / kan man mo! et» 
was gruͤndliches in dieſem verborgenen Wunderwerck erforſchen vnnd an 
Tagoͤringen / auch mir gutem bedacht ſchließlich / nicht allein vonder See⸗ 
len / ſondern von den Engliſchen Geiſtern / reden. Fat ER 
Die dritt·Darovmb ob ich wol nor geiren/da sch durch öffensliche Difpuration end 


Dan Profeſſion doctrinæ de Anima in hohen Schulen / zu dieſer verborgenen 


Für das drice Daß / dieweil Ott mit ſeinem lebendigen immernche ⸗ 





vondem · Geheimnuſſen Betrachtung offt vervrſacht worden bin / ich gleiches falls | 


uns Nichts gruͤnduchs von beyderfeits Meynung ſchlieſſen können / vnnd mit 


et was gwerffeleben an diefe Meynung / ber onfer auchor folget /gehalten: 


Jedoch muß ich jetzt / nach vieler Betrachtung der natuͤrlichen A irefung 
in deß Menfchen Seele ond Leib / vnd Erwegung etlicher Zeugauß Pest e. 
a igen 


an 


RS .o. Mey oh 
Pi I er ee fi 


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Dr 
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Von den Geheimnuſſen der Natur. 263 
ligen Schrifft / dieſe zweyerley Meynung der Gelehrten zu vn ſern Zeiten 
hindan ſchen vnd ein andere Meynung / beſſer gegruͤndet / faſſen / glauben / 
ond in dieſem Buch / von wunderbaren Geheimnuſſen der Natur / andern 
Gelehrten weiter andächtig und beſcheidentlich zubedencken heimfellen/ 
als nemblich dieſe: Daß die Seele der Menſchen durch Gottes eyngeſetzte 
Or dnung / vnd allmächtige wunderbare Wirckung / von den Eltern / vnnd 
beſonder von der Mutter / wie ein Reißlein auß feinem Stamme / ex tradu- 


ce, fort gepflantzet werde nit von jrem Leibe / oder durch den leiblichen Saa⸗ 


meien / ſondern vnſichtbarer weiſe von der Seelen / vnd ale denn erſt / wenn die 


Glieder deß Leibes / vnd die gantze Frucht in Mutterleibe vollkoͤmmlich zu⸗ 


bereitet iſt / zu ſampt gleich mit dem leblichen Athem / welcher als ein leibli⸗ 


cher Dunſt vom Hertzen der Mutter zu aller letzt / nach geſchehener Bil, 

dung / ſein ſonderlichen Sang in die Frucht deß Leibes gewinnet / vnnd mit 

dem ebendigen vnſicht baren Athem der Seelen vereiniger vnd vnzertren⸗ 

lich vermiſchet / weil der Menſch lebet / ja alsbals die Seele fortgepflantzet 

iſt kraͤfft g ſich mit Leben / Kühlen und Bewegen / in der Frucht dep zeibes/ 

erzeiget vnd als ein vnſich es Weſen mit groſſen Zeugen vernünfft:gen 

Leuten zuerkennen gibt / welchs denn geſchihet zur dieſer Zeit / weñ die Frucht 

in Mutter leibe ſich be weget / vnd durch den Nabel / nicht durch den Mun⸗/ 

von der Mutter lebendigen Athem ſchoͤpffet / oder das ſchwanger Weib fü, 

let. Darvmb damals erſt der Menſch recht ergaͤntzet wirdt / vnd welche boͤ⸗ 

fe Dirne jr ſelbſt / oder welcher Mann dem Weibe die Frucht abtreiben / an 

dem Todtſchlag ſchuͤldig ſind / vnd nicht zuvor. 
Denn fuͤr das er fie ſtimbt hie gar fein vberein die wunderbarliche Be, Die ente 

heimnup der Bildung der Frucht in Mutterleib / welchs mir fleiß habẽ war seh es 

genommen/nit allein die altın Naturkuͤndiger / ſon dern auch etliche Aerkte nung. 

zu vnſern Zeiten, Denn alsbald in Mutterleibe die Frucht in allen Glie⸗ 

dernvolllömmlich gebildet ift / ſo gewinnen die jnnerlichen Lufft adern deß Taler 


Wobes oder der Mucter / die von Ihrem Hertzen / biß in die Gebaͤr mutter au“ Prrrr 


der Frucht deß Leibes gehen / zum aller letz en Gewaͤchſe / wie zwo NRoͤhren o- — fe- 


der Adern/dteda durch den Nabel d. Kinder komen / biß zn deß Rindesin: zuz1s. 15. 


nerlichen Sufferöhr end dem Hergen. Nachmals a'sbald dieſelben ſich auff de #/% par. 


chun / wird dardurch von der Mutter leiblichen Dünfte deß Derzenson on. “+5 & 


ſichtbarẽ Seelen / dem Kinde der lebendige Athem mit der Seelẽ vnz rtren⸗ 
‚lich vereiniget / mit get heilet mir dem es zu gleich fuͤhlet / empfindet / vnd ſich . 
beweget / Ja alſo durch den Nabel vnnd die Lufftadern der Mutrer/nit aber ca. 


4 ’Pk06 
in ohferV. 


durch den Mund / At hem ſchoͤpffet / vñ lebet / biß fo lang es an diewelt koͤmt / 
da den dieſelbigen Gänge der Seelen / vñ deß lebendigen At hems ſamt zwo 
Blutadern / vnd ſonſt deß Kindes Waſſerroͤhr welche alleſamt die Weiber 

| die 


—— 


264 Das VIII. Buch deß vierdten Theils/ 7 
die Nabelſchnur nennen / entzwey geſchnitten werden’ geheylet / vnnd die 
Zeit vnſers Lebens am Nabel mit vmbgetragen / zum Zeichen / daß dart urch 
wir eins theils / als die Blutadern / vnſer Nahrung vonder Mutter gehabt / 
eins theils / als durch die Lufftadern / Seel vnd geben betommen. Denn oh⸗ 
ne Zweiffel Gott der OERR dieſem vnſichtbaren Zeugen der Seelen der 
RKygmoer / von der Mutter lebendigen Athem / ſonderuiche Gaͤnge und orga- 
na, zum augenſcheinlichen Gezeugnuß / hat vorftellen woͤllen. 
Fuͤr das ander / gibts auch die Erfahrung / vnd kans die Vernunfft fein 
begreffen daß weil der Menſch lebet / die vnſichtbare Seele mit dem leibli⸗ 
chen Athem / den wir von der Lufft ſchoͤpffen / vnd von vns eyn oder außge⸗ 
hen ſtettig ſehen / vnzertrennlich vermiſchet vnnd verbunden / alſo daß eins 
ohne das ander in dem lebendigen Coͤrper nicht feyn fan / vnnd im Todte 
auch der leibliche jrrdiſche Athem mit der vnſterblichen Seele vom Coͤrper 
abſcheidet vnnd außfaͤhret. Denn die Abſcheidung der vnſichtbaren See⸗ 
len wir im Todte oder letzten Zügen nicht ſehen noch empfinden koͤnnen / 
aber das Außfahren deß leiblichen Athems / welchs zugleich mir dem on, 
ſich baren Abſcheiden der Seelen geſchihet Sen vnd fühlen wir durch 
das ſtarcke Roͤcheln oder letztes ſchlucken / mit welchen der leibliche Athem 
zu letzt vber die Kehle faͤllet / vnd abzeuhet. Nach dem Todt aber / wenn ſchon 
die Seele vom andern Leibe vnnd auch vom leiblichen Athem abgeſchieden / 
an feinem Ort onfterblich bleiber/fo kan doch der leib iche Athem nicht ohne 
die Seele ein augenblick bleiben fondern verlieſcht / vnnd wird in die Lufft / 
- als eine jrrdiſche Materien / zuttheilet. Wie viel weniger fan der leibliche 
Athem deß ſchwangern Weibes / vnzertrennlich verbunden mir der lebendi⸗ 
gen Seele / wenn er vom Hertzen mir Hauffen in den zubereiteten deib jhrer 
Frucht koͤmpt / ohne die lebendige Seele ſeyn / oder dem Kinde mitgetheilet 
werden. 
Fürs dritte / ſo iſt es ja durch das außdruͤckliche allmadirige Wort Got 
Seneſ. 1. kes / welchs zu dem gantzen Menſchen / das iſt / Leib vnd Seel / nicht allein 
geredt / ſondern offt widerholet worden / als nemb ich: Seyd fruchtbar vnd 
mehret euch / von Hort geordnet vnnd geſtifftet worden, aß ſo wol der Leibßb 
durch den leiblichen Saamen ein anderen Leib / alſo auch die Seele der El⸗ 
tern in der Geburt einander Seele zeugen / vnd fortpflantze nkoͤnne Denn 
ob es die bloſſe Vernunfft nicht begreiffen kan / kaß eines Menſchen Seel / 
als ein vnſichtbarlichs Weſen / von der andern auß angen / ſo kan die Ve⸗· 
nunfft durch Gottes Wort vnterrichtet / doch diß wol verſtehen vnd glau 
ben / daß es durch Gottes Oronung vnnd allmaächtiges Wort natuͤrlichen / 
daß eine Sele deß Menſchen die andere vnſich bare Weiſe zuuge. Be | 
Fürs vierdie / wenn die Bernunfft mir zuget hanen Augen deß Ar 7 
ſichts © 


— — . : & 
SE BEE u & 
* —— — * 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 265 


ſichts / welchs von vnſichtbaren Dingen nichts begreiffen kan / diß wunder, 
bare Werck der Natur weiter betracht / muß fie dahin ſchlieſſen / daß es viel 
muͤglichee ſey / daß eine Seele die ander zeuge / als daß der leibliche Saamen/ 
als ein jrrdiſch ſterblich Weſen / ein geiftliche onvergängliches Weſen / die 
Seele zeugen ſolte / nach der gem inen Regel / Simile gignit ſimile, Ein je⸗ 
des Dingim Gebaͤren zeuget ſeines gleichen / nach ferner Art. 
Fürs fuͤnffte / So das ſichtbare Gebaͤren deß Leibes / darinn auß dem 
natuͤrlichen Saamen der Eltern alle Glieder / vnnd der gantze deib gebo⸗ 
ren wirdt / vnſicht barer Weiſe zugienge / gleich wie mit der Seelen / wer 
wolte nicht die Krafft / zu zeugen ein anders nach ſeiner Art / viel mehr der 
wircklichen vnnd kraͤfftigen Seelen / als dem ſchwachen vnnd krafftlo⸗ 
fen leibe / zueygnen oder glauben? Denn iſt nicht die Seele deß Menſchen 
“u mächtiger in allen Tharen vnnd Wercken / denn der krafftloſe nichtige 
eib? 
Fuͤrs ſechſte / dieweil die Kinder von den Eltern / vnnd am allermeiſten 
von den Muͤttern / nicht allein die Stuͤck / ſovon Eygenſchafft deß Leibes 
vnnd deß Gebluͤts herkommen / ſondern auch ſonderliche Gaaben und Sit, 
ten deß Gemuͤths oder Eygenſchafft der Seelen ererben / vnnd angeboren / 
jhr lebenlang behalten / ſo muß ja folgen / daß wir nicht allein vonder El⸗ 
tern Leibe / ſondern auch jhrer Seelen gezeuget worden ſeyn / vnd vnſer Leib 
vnnd Seel durch Gottes allmaͤchtige Ordnung vnd wunderbare Wir⸗ 
ckung bekommen haben. 
Bntd ob jemand ſagen moͤchte / warvmb ich die Fortpflantzung der See, Wideri⸗⸗ 
len von der Eltern Stamme mehr der Mutter als dem Vatter dueygnete / Air eun, 
der wolte betrachten die augenſcheinlichen Außfuͤhrung / vnd mir wider vm̃ reden, 
Ant wort geben / warvmb die Gelehrten alſo reden / Daß vnſer Leib von bey⸗ 
den Eltern gezeuget durch den Saamen / da doch der Saame deß Vattern 
das wircklichſte iſt / vnd allein der Werckmeiſter in der Geburt / der Mutter 
Saamen nur ein Materien dagegen zuſchaͤtzen. Denn alſo thut die Seele 
der Mutter das meiſte in der Fortpflantzung derſelben wircken / ob ſchon 
deß Vattern Gemuͤth heimlich in dem Saamen mit fortgepflantzet / biß ſie 
von der Mutter Seelen im Werck der Geburt außgearbeitet wird. 
Aber diß ſey genugſam von dem / welches ich allen Gelehrten heimſtelle Beſchtuß 
weiter zubetrachten / der ich niemand in ſolchen Lehren / fo feine Artickel deß deſer Durw 


tation / vnnd 


Glaubens ſeyn / oder Ketzerey machen / vor vbel haben will / ob er ſchon met: Zuenuß 


ner Meynung nicht bryfalle. Vnd daß dieſe meine ſchließliche Meynung / see, 
von der Fortpflantzung der Seelen von der Eltern Seelen vnſicht barer 
Weife / nicht fo gar nem jederman vorfommen möchte / will ich den Leſer 
ermahnet haben / daß die Gelehrten vnd heiligen ARE / Tenalane 

| 9 


we, . 
— 


< 


266  DasVIIEWuchdeßvierdien Theil / 
vnd andere mehr/in der Meynung auch geweſt ſeyn. Dazu fchreiber Hiero- 
nymus, daß der mehrer Theil alfer Gelerten in Ecclehis Occidentalibus 


diefes geglanber haben / daß der Kinder Seelen von der Eltern Seelen ge⸗ 


zeuget vnd fortgepflantzt werden.) 
ben 
Def voltöm diß Sefchöpff vor alle andere Thier / mit vielfaͤltigen Saaben geziert. Denn 
— es iſt gar an ders vmb den Menſchen geſchaffen / ale das vnvernuͤnfftige 
Thier / ſein Stand iſt gar viel beſſer / Sintemal GOtt har gegeben dem 
Menſchen Vernunfft vnd Verſtandt / dazu daß ſie jhren Schöpffererfen, 
nen / vnd was Goͤttliches Weſen an ſich Haben vnnd behalten / welchs an, 
dern Thieren weit mangelt. Dieſe Mildigkeit GOttes / da ſie Hioberfen, 
Hiob ixv. net / ſpricht er: Der HErrlehret ung vor ale Thier auff Erden/ vnd vnter⸗ 
weiſet ven Menſchen vber alles Gevoͤgel. Damır er anzeigen will / daß die 
Menſchen weit vbertreffen ale Thier / vnd Bott feine Gaaben jhnen reich» 

lich mitget heilet. 
Die Bnvol⸗Dieſer milder Gaaben vnnd herrliches Segens Gottes find beraubet 
he a alle vnvollkommene vnzeitige Fruͤchte / vnrichtige Abgang ſchwangerer 
burt. Frawen / alle vnmenſchliche vnd vngeherre Seſtalt der Leibesfrucht / vnter 
welchen ob wol etliche ſich bewegen oder huͤpffen / als hetten fie was Lebens / 
jedoch haben ſie nicht die Seele vnd das rechte Leben deß Menſchen / ſon⸗ 
derndie Bewegnuß / die ſich da befindet die haben ſie allein von den natuͤr⸗ 
lichen Wirckungen vnd lebendigen Athem deß Saamens vnnd Gebluͤts / 
darauß fie gezeuget / Deñ dieſelben ernehren vnd erhalten die erſten 40. Tag 
von der Entpfaͤngnuß die Frucht deß Leibes / vnnd bilden die Geſtalt deß 
Menſchen / gleicher Weiſe als die vnvernuͤnfftigen Thier / haben einen le⸗ 
bendigen Athem / vnd natuͤrliche Kraͤffte / dadurch fie ſich mehren / fuͤhlen 
vnd leben / welches fie befommen auß dar Krafft deß Saamens on deß Blu⸗ 
tes / nemmen zu / vnd kriegen jhr Leben. Daher gehoͤret der Spruch Moyſis: 
Leviteiv. Das Leben deß Fleiſches iſt in dem Blur, Denn es wird nicht alleine von 
Dem leben der vur ernuͤnfftigen Thier ver ſanden / welchs da ſtehet im Blut / 
dardurch cs ernehret vnnd erhalten wirdt / wie ein Liecht durch das Oele in 
der lampen. Derhalben ob es wol Galenus gewuſt hat / was diß Leben der 
vnvernuͤnfftigen Thier ſey / jedoch bekennet er ohne ſchew / daß er nicht wiſ⸗ 
ſe / was das Leben oder die Seele deß Menſchen ſey / vnnd woher fir herkom⸗ 
me / denn er / als ein Heyde / von Gottes Wort / ond der Schoͤpffung nichts 
gewuſt / welchs fo es jihme bekandt / ers ohne zweiffel mit vns wuͤrde gehalten 
haben / daß die Seele deß Menſchen ſey ein Fuͤncklein vnnd lebendiger A⸗ 
chem Goͤttliches Weſens / welchs din Menſchen von den Thieren vnter⸗ 
ſcheid et / vnd vnſtexblich machet. 
— | Daß 





Jedoch hat GOtt der Allmaͤchtige / als ber ſehr den Menſchen geliebt / | 


J 


—— 





WVon den Geheimnuſen der Natur. 267 


Daß Bi ein jeder Menſch feine eygene Seele habe / vnd feinem Leibe ER ag 
bequeme / kan man abnemmen zwar auß vielen andern Dingen / aber fon» Gesten oder 
derlich auß fo groſſer Dngieichhete oder Vnterſcheidt dee Menſchen in BE 
Sitten / Verſtandt / Vrtheilen / Gedancken / vnd allerley Anmuthung / — 
Si ntemal ſo manches Haupt / ſo mancher Siũ / vnd wie der Horatius ſagt: 

Viel he Koͤpff der a Kind Kir ⸗ 
Auff mancherley gefliſſen find, — 
Es ſeyn viel Gabe Vnterſcheid/ | a 
An Gſtalt der Menſchen allezeit / | 
Vnd aller Dingen brauch darbey 
Iſt ſeltzam vnd gar mancherley / 
Ein jeder hat ſein eygen Muth / 
Nach eins Wunſch man nicht leben thut. * 
Walchs ja nirgendt anders fan herfommen/denn auf mancherley Art kr um 
deß Gemuͤths vnd vielfaͤltigen Vnterſcheid der Herken. Denn wie David ppd autes 
ſaget: Er lencket jhnen allen jhre Hertzen / vnnd er mercket auff alle Werck. ae Books 
Daher der weiſe Mann frolocfet/ vnnd Gott dancket / daß er eine fromme ae 
Seele be komman hab, vnd einen onbeflscften deib derden Sitten deß Ger Shaun o, 
müchs bequeme vñd gut iſt. 
Weao aber die Seele jhre Stelle vnd Sitz habe / oder in welcheim Gliede Von dem 
ſie jhre Bewohnung habe / wird von den Gelehrten fleiſſig nachgeforſchet. ale 
Die Philofophi machẽ das Herk zum Haͤuß ein der Seelen’ Welchs auch der —— 
der König Salomon will / da er ſpricht Behuͤte dein Hertz mit allem fleiß / — 
denn darauß gehet dag Leben. Aber die Aertzte / die da was weiter die verbor. — wi; 
gene Natur begründen die machen der Seelen Sitz das Gehirn un Haupt / 
auß dem alle Sin / Gedancken / vnd fuͤrnemſte Thaten der Seelen fommen. 
(Dieſe Meynung / von dem Dre vnnd der Stelle der Seelen in deß 
Menſchen deibe, iſt auch zwieſpaͤltig / wie der auchor lehrer. Demnach 
aber nicht alleine die heilige Schrifft ſondern auch etliche Aertzte / als der 
Hippocrates,der Seelen Haͤußlein das Hertz machen / ſo muß ich mie dem. 
ſelbigen einer Meynung ſeyn vnnd bleiben / wider aller ander gelehrte Aertz⸗ 
te ung. Denn fuͤr das erſte / Dieweil die Seele deß Menſchen vnnd 
lebendiger At hem eyngeblaſen von GO TTdem Alwmaͤchtigen / iſt meh⸗ 
rer Theils dahin zuſchlieſſen / daß die Lufftroͤhren vnnd Hertz verſtand⸗ 
ten werden / dardurch vnnd darinn GO TT dem Menſchen die 
Seele eyngeblaſen. Fürs ander / fo iſt das fuͤrnembſte Argument der 
Aertze / ſo die Seele im Gehirn oder Haupt wiſſen wollen / diß: Wo die 
fuͤrnembſte Krafft der Seeleniſt / da muß die Seele auch ſelbſt ſeyn / Aber 
im Haupt find die fuͤrnembſten Kraͤffte der RL als nn 
ij 12 






— 
Rn TER: * 


28 Das VIII. Buch deß vierdten Theils / 
Verſtand /freyer Wille / darvmb iſt ͤn Haupt auch die Seele / Welche Ar, 
Zument nicht gnugſam gegruͤndet / eneweder daß den freyen Willen Die an⸗ 
dern Gelehrten dem Hertzen zuſchreiben / oder da ſchon die fuͤrnembſten 
Kraͤffte der Seelen im Haupte ſeyn / daß doch die vnſterbliche Seeleden, 
noch im Hertzen jhr Haͤußlein haben moͤge / vnd anderswo dit Kraͤffte auß⸗ 
getheilet / gleich wie ein König fein Stk hat / vnd anderswo ſeine Amptleu⸗ 
te / auch nicht allzeit iſt / wo die fuͤrnembſten Amptleute ſeyn.) 
— Der Seelen Krafft aber iſt außgebreitet in alle Glieder / erwaͤrmet vnd 
Kräften machet fie lebendig / auch geſchickt su allen Thaten / ſo wol erquicket das 
—— Hertz / als ein Brun deß Lebens / mit der vornembſten Krafft eine durch die 
Sem, Lufftadern / ſo am Halſe vom Haupt ins Herg kommen / darvmb wenn die 
verſtopffet oder verſchnitten werden / alsbald der Menſch ploͤtzlich ſtirbet / 
denn es muͤſſen etliche Gaͤnge ſeyn / durch welche alle Feuchtigkeit vnd fub, 
tile Geiſter / ſo wol die Sinliche oder die Lebliche / hin vnnd wider einander 
erreichen koͤnnen / vnd vonder Seelen eine Krafft nemmen. Denn gleich 
wie ein Stubẽ / wie weit fie auch iſt / durch ein Fewer erwaͤrmet werden kan / 
vnd von derſelbigen Waͤrme der Stuben auch das nechſteGemach erfuͤllet: 
Alſo der Leib die Kraͤffte der Seelen allent halben empfindet / end durch fie 
feine Thaten wol außrich tet. Vnnd ob wol die Seele jre Stelle vnd Sitz an 
einem Ort deß Leibes hat / jedoch breitet fie jhte Kraͤfft e weit auß / laͤſt ſich an 
allem Theil deß Leibes ſehen / vnd hat ſo mancherley Werck jrderm Gliede 
ſonderlich zugeordnet. Alſo die Augen / Ohren / Naſen / Zungen’ die Glie⸗ 
der in Haͤnden vnd Fuͤſſen / ſind Werckzeug der Seelen / der fie dienen. 
Wie der Wo fern aber die Werckzeug oder die Gliedmaſſen deß Leibes ent weder 
Sn. vngeſchickt findyoder verderber/fogefchehen die Werck der Seelen nicht ſo 
Bemürhes recht vndvollkoͤmblichen / dag man gnug ſihet in den altenLeuten oder Kin⸗ 
Bnaefchids dern / vnnd Die was verruckt ſeyn / denn bey denen etlichen die Werck der 
ei Seelen langſam fich ſehen laſſen / oder gar verlefchen. Denn wir din Fewer / 
— Dianges das mit Aſchen beſd uͤtt iſt / meht gliimmet oder brennet / vnd die Sonne be⸗ 
verhindere Decke mie ſchwartzen dunckeln Wolcken / weniger glantzes vnd Scheins von 
verdun⸗ ſich gibt: Alſo die Seele / die da in einem feuchten vnd vnreinen vngeſchick, 
sem Leibe iſt / bekoͤmpt was Blindheit / dardurch auch Gemuͤth v 
ſtandt vertunckelt. 
Vnd ob wol die Seele oder das Gemuͤthe ſich in der Jugendt nicht al⸗ 
ſo dapffer erzeiget / als bey denen / die da wol erwachſen / jedoch ſoll niemande 
darfuͤr halten / als daß die Seele jre Kindheit oder Alter habe vnnd einmal 
zunemme / einmal durch Alter vnd Kranckheit abnemme / ſintemal ein jede⸗ 
re Seele mit gewaltiger Krafft vnnd ſchoͤnen Gaaben gezieret bleibet / als 
wie fig erſt geſchaffen vnnd dem Menſchen mitgetheilet iſt. Denn ur 
| cihft 





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Von den Geheimnuſſen der Natur. 269 
ſelbſt leydet die Seele feinen Schaden / ſondern wegen Vngeſchickligkeit 
der Glieder deß Leibes / als der Werckzeug / geſchihets / daß einmal die Seele 
jhre Wercke mehr oder weniger beweiſen kan von welchem ich mir vorge, 
fast habe imnechften Capitel weitlaͤufftiger zuhandlen / damit dep leibes 
vnd der Seelen Kraͤffte deſto vollfommener verſtanden werden / vnd jeder, 
man ſehe / was ſie beyde vor Eynigkeit mit einander haben / vnnd wie eins 
durchs andern Verderbnuß in Gefahr vnd Noth komme. 


Das x ı1. Gapitel, 


Die Seel deß Menfchen / daß ob fie wol nichts leibliches ſey / 
vnd auß keiner Materien oder Elementen gemacht/ jedoch 
ihre Anmuthung vnnd Affect habe / davon auch der Leib bes 
weget. 
Jeweil die Seele jhre Thaten vnnd Werck durch den Leib Zor de 
D außrichtet / vnnd volbringer/auch denfelben/als ihr Hanf mit fich nur see 
vmbtraͤget / wie ine Schneck: die Schale fo kompts daß wenn der vnd Seelen⸗ 
geib Franck wird / der Seelen auch alfo gefchehe / nicht zwar / daß die Seele 
an jhr felbft kranck ſey / wie es erliche beduncke/fondern auß der Verwannt 
nuß vnd vmbs Weibs willen. Dennesift eine ſolche Vereynigung vnnd 
Ver wanntnuß der beyder / daß die Laſter vnnd Tugendt deß Bemuͤthes der Ss 
Seelen den Leib hinwider deß Leibes die Seele eynnemmen unnd beruegen, fiuare 
Denn diemeil die Seele oderdas Gemürh / der leiblichen Werckzeug ge, de win 
brauchen muß welche doch offevonfchädlicher Feuchtigkeit mangelhaft, vie Surfen 
tig vnnd verderbet werden/fo Fan die Seele/alg welcher Werckzeug verder⸗ en Be 
ber oder onrichtig / nicht jhre Krafft genung oder nach Wirdigfeit pben Seren 
und ſehen laſſen. lag Sets 
So der Leib wird mie Kranckheit bſchwert / * 
Das Bmuͤth im Menfchn fich auch verkehrt / 
Vnd wacht das kleine Liecht / fo Sort 
Dem Menſchen micgetheilet hat / 
Gantz Irrdiſch / Kindiſch / Schwach vnd Kranck / 
Daß jhm wird Zeit vnd Weile langk. 
Daß auch dem Weiſen Mann / vor der Zeit Horatij / bekannt geweſt / 
da er ſpricht: Der ſterbliche Leichnam beſchweret die Seele / vnd die jrrdiſche 
Huͤtte druͤcket den beſtreweten Sinn’ Wir treffen das kaum ſo auff Erden 
iſt / vnd erfinden ſchwerlich das vorhanden iſt / wer will denn erforſchen was Die Gieich 


im Himmel iſt? Wer auch nicht glauben will / daß die he was Mangels muf vonder 
iij oder 


270 "Das VIII. Buch deß vierdten Theils / Bi 
Verduncke⸗ oder Verderbnuß von Vermiſchung dep Seibes bekomme / der ſehe/ wie die 
tung der hellen Strahlen dar Sonnen eine dicke Wolcken beſinſtern / oder wie dag 
ee Geficht der Augen ein Glaß von mancheriey Farben verändern / als ſchet⸗ 
trüben Wot⸗ nen jhm alle ding anders / jetzt Gehl / jetzt Gruͤn / jetzt Blaw / jene Roth: 
Sehne Denn gleicher Weiſe deß Seibes Bngeftalt dag Recht der Vernunfft ver, 
durch die dunckelt / vnd macht / daß auch die Thaten der Seelen vnnd Wirckung deß 
Sri Gemuaͤths boͤſer find vnd vngeſchicker. es 
Dievbrige Alſo die Trunckenen vnd Narren laſſen ſich offt beduͤncken / wie fie zwen 
böfe Feuch⸗ Ding ſehen / das eins iſt. Die Melancoliſchen buden jhnen viel vngereimt 
ne Ding eyn / vnd haben ſchwere Traͤume / DieCholerici werden bald zornig / 
Baaben des vnd fchnell auff Ihre Sachen / wegen deß / daß das Gehirn mir einem hitzigen 
nn Gebluͤt vberladen Endtlich / was fuůr Schaden und Mangel dem Semuͤth 
ſeiner Are. oder Seelen die Feuchtigkeit deß Leibes zufügen’ zeigen an nicht allein an⸗ 
® peregeringe Kranckheiten deß Leibes / ſondern vornemblich dieſe ſchreckli⸗ 
che / als der toͤbtliche Schlaff / der Schlag die Verlaͤhmung / der Rrampff/ 
die Wahnſinnigkeit /die fallende Seuch / welche Kranckheiten alle Kraͤffte 
deß Leibes vnd der Seelen alſo bald zu zichte machen / daß der Menſch jhm 
ſelbſt nicht ehnlich iſt / vnd die Haaben deß Gemuͤths gar verleſchen. 
Dergleichen das Gemuͤth / ſo se mit was boͤſen angefochten wird vnnd 
—* Mad vergifftet/entweder mit Haß oder Zorn / oder Neid / oder Verlaͤumbdung / 
= ha alfo bringer es den Leib auch in Gefahr / vnd chut jhm viel Vugluͤcke zufu 
sder Wo gen. Vnd damit ich nicht weitlaͤufftig die andern Begierden deß Gemuͤths 
wuſt bringen exzehle / welcher Gedancken allen Schlaff und Ruhe verderben: Nichts iſt / 
—— wie Quintilianus bezeuget / alſo muͤheſelig / alſo Wanckelbar /alfo Vnru⸗ 
Erg, hig / alſo mie mancherley Bewegnuß vnnd Affteten verwirret / als ein boͤſes 
"ges Bemärh Bemuͤth. Dahsrdiefelben nicht fönnen gefund fenn / ober einem ehrlichen 
Ahlen Dornemmen obligen, Denn jhnen iſt der Schlaff / welcher alle münden er, 
masttrans quicket / boͤſe dis Speife ond der Tranck/ welcher den Leib ernehret vnnd er, 
ee Leibe. haͤlt / vnlieblich / die Rede / welche alte Krancken vnd Trawrigen troͤſtet / u, 
wider. Denn was kan jhnen vor Ruhe ſeyn an der Seelen? Was fuͤr be ⸗ 
ſtaͤndige Gedancken vnd Sicherheit deß Gemuͤths. * 
zwar Wer ſich weiß ſchuldig einer böfen That / ——— 
—— Ein forcht ſam trawrigs Hertz er hat / | 
Nichts anders alg mit Knuͤtteln hart 
Geſchlagen / vnd zu aller fahre —9 
Gemartert vnd gepeiniget: 2. 
Einfolche Pein der leydet ſteht / 
Der boͤß Gewiſſen Nacht vnd Tag | 
2. Mit fich vmbtraͤgt / leydt aroſſe Plag. Re 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 271 

Allhieher gehoͤret auch der Spruch Eſatæ: Deß Go ttloſen Hertz wird —8 
braufen wie das Meer / vnnd wird wuͤten / aber der HErr wird ſie ſchelten feisun- 
vnm ob wol ein boͤſes Gemuͤth bißweilen froͤlich ſcheinet / fo iſt ss doch nie, loͤbis. 
mals mit ſich ſelbſt eins / oder ohne Furcht. 

Solches Bewegnuß deß Gemuͤths ſind alſo hefftig und vngebietig / da Die Affecten 
u ſchaͤdlich / daß ſie ſich alsbald euſſerlich ſehen laſſen. Denn gleich wie ein non 
erbar tapffer Gemuͤth an den Augen / am gantzen Angeſicht / an der Farbe / fertiche zus 

vnnd allen lineamenten leicht zuerkennen: Alſo boͤſe vnartig Gemuͤth gibt IF * 
ſich auch bloß / vnd ergeiger ſich euſſerlichen / wie der Prophet Efaias wider⸗ 
vmb meldet / da er ſpricht: Die Geſtalt jhres Angeſichts weiſets auß / das 
iſt / die euſſerliche Geſtalt dep Leibes zeiget an / daß ſie Gottloß / und boͤſe Luſt 
im Sinne haben. Dit weichen der Spruch Salomonis fein vbereyn 
kompt: Ein Berffändiger geberder weißlich Ein Narr wirfft feine Augen 

hin vnd wider. Denn das Angeficht sch Menſchen iſt eine gewiſſe Anzti⸗ 

gung deß Gemuͤths / vnnd offenbaret was einer indem Sinn habe. Alſo 
ſchreibet Saluftius von dem Auffruͤhrer Catilina, daß ex ſey bleicher Farbe Wars 
geweſen / groͤßlichs Angeſichts / im Gange bald ſchnell / bald langſam / 3 
forch ſam anzuſchen / eines hoͤſen Gemuͤths / das weder nach Sort vnd den (dirdisen 
Menſchen gefraget / vnnd eines vnruhigen Gewoſſens / das jhn weder Tag dep scibes, 
noch Nacht hat ſchlaffen laſſen / vnd jmmerdar genaget. 

Denn es iſt fein Laſter deß Gemuͤths fo gering / das nicht euſſerliche ; 
Zeichen von ſich gebe / ſinte mal auch dar Zorn Haß ⸗Vnreinigkeit/ Forcht dis — 
Liebe / Neid / Verraͤhterey / vnnd alle Bubenſluͤck / in dem Angeſichte herfuͤr fen einem 
brechen / vñ füch fehen laſfen / alſo daß der Diogenes,da er einmal einen fin. uzzeen 
gen Geſellen mit gelblicher bleicher Farbe angeſehen hatte / ſprach: Dieſer 
hat ent weder dieb oder muß ein neidiſcher Menſch ſeyn. Denn die neidi Die Are deß 
fchen / dieweil ſie fich bekuͤmmern ober dem / daß einem andern wol gehet / fo Nides. 
verdorren ſie / vnd iſt ihnen der Neid Eyter in Beinen, Derſelbe ſihet auch 
einen andern vor groſſer Liebe bleich ſeyn / vnd ſpricht / Dieſer liebet nicht in 
jhme / ſondern in einem andern Leibe. Welchs alles anzeiget / daß die fa de 
fer beyde deß Leibes vnnd Gemuͤths / hin vnnd witer eins mir dem andern der Gebres 
verbunden/onnd eins durch deß andern Schaden verwarloſet werde / und — ei 
Noth leyde. Cyprianusaber derſelbige entfchuldigee den Seib / daß er feine dep keiber. 

Schuld an den Saleın habe / vnnd rechnet fie alle der Seelen oder dem Ge Dina 
muͤth zu / als dis allein empfinde / den Seib bewege vnnd lebe. Diefer Ichrer, def Lypria⸗ 
Daß die Seel deß Leibes gebrauche / wie ein Schmidt feines Hammers sasıs Gn- 
oder Amboß / dardurch ſie mache ale Art ver after / vnnd alle böfe Begler⸗ see 
devollbringe. Denn cr läffee nicht zu / daß das Fleiſch fey ein fündiger senonn cas” 
Dingsopsssins Defach be) Zöfınolmel das Sl fing Ordanden Fo 

gr ihm 


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272 Das VIII. Buch deß vierdten Theils / 
jhm eynbildet / oder an jme was thaͤtig ift/fondern der Weift ſey diß / welcher 
allesdurch das Fleiſch / was er begert /vollbringt. Vnnd daß da geſchrieben 
iſt / Das Fleiſch widerſtrebet dem Geiſt / vñ der Geiſt ſtreite mit dem Fleiſch / 
das verwirfft er als vnrecht / vnnd der Warheit nicht ehnlich: Denn der 
Streit / will er / fol allein der Seelen und dep Semüchs ſeyn / die mir jhr ſel⸗ 
ber zancket / vnnd mit dem freyen Willen fechtet / daß alſo das Gemuͤth mit 
feinen eygen begierden vervnreiniget / dem Leibe oder Fleiſch ein Schmach 
auffthue / und wegen der Vermiſchung ihrer beyder / Leib pnnd Seel in die 
toͤdtliche Luͤſte gerahten / vnd zuſammen verderben, 
— Diß / obs wol ſcharffe Lehren ſind / jedoch iſts billicher / daß man hitrinn 
enden, dei heiligen Apoſtel Paulo recht gebe / der da darvor haͤlt / daß deß Leibes 
en Eygenſchafft / die Thaten deß Gemuͤths oder der Seelen hindere/ und dem 
a Geiſt zuwider ſey. Denn erfpricht: Das Fleiſch geluͤſtet wider den Geiſt / 
Pauli, vnnd dem Geiſt wider das Fleiſch / diefelbigen find wider einander / daß der 
Menſch nicht thue / was er woͤlle. Denn die leibliche beywohnung iſt der 
Seelen ein groſſe Laſt / vnnd hindert ſie / daß ſie nicht vollbringen kan jhre 
Gedancken. Vnd gleich wie das Pferd dem Reuter nicht allzeit folget / ſon⸗ 
dern ſich offt bemuͤhet jhn abzuwerffen / Alſo iſt der Leib der Seelen / die da 
nach hohen Dingen trachtet / zuwider / vnd auß angeborner bofheit wird er 
ſeinem Herrn vnd Heerfuͤhrer widerſpenſtig. 

Diß prediget der HErr Chriſtus den Juͤngern / da fie ſchlaffen woͤl⸗ 
len: Der Geiſt iſt willig / aber das Fleiſch iſt ſchwach / denn das Fleiſch will 
dem Geiſte nicht folgen / vnd vollbringet bie Werck def Geiſtes vbel. Denn 
gleich wie einer der da wandert / froͤlich dahin eylet / da er zu herbergen ge⸗ 
dencket / aber wenn er zu ſehr beladen / deſto langſamer forrgehet / vnnd deſto 
ärger feinen Weg vollbringet: Alſo die Seel / die da mir der buͤrde deß kei 
bes beſchweret / mit groffer Widerwertigkeit jhr Than vollendet / vnnd jhre 
Werck vbeler vollbringet. | 

Die ander Derhalben foll niemandt glauben / daß der Seib gar muͤſſig fey und uns 
Widerle⸗ tuͤchtig zu Tharen/fondern viel mehr/daß der natuͤrlichen Kraͤfften / vnnd 
—— —* der natuͤrlichen Feuchtigkeit Wirckung hindere / eder foͤrdere die Thaten der 
Eirittt Seele oder deß Gemuͤths / vnnd einander verwandt ſeyn. Denn der Leib / 
Mandat . wenn er nichts mit verdienet oder verfehnlber ja vnſchuldig dazu kaͤme / daß 
er mit leyden ſolte die ewige Fremde oder Qual in de ewigen Sehen. 
— Wenn nun gleich jemandt ſagen wolte / daß der Leib ſey allein ein du 
See⸗ faͤß der Wohnung / oder Werckzeug / oder Herberge der Seelen / der muß 
ie — dennoch zulaſſen / daß die Seele vom Leibe etwas Mangel bekomme / gleich 
Shanden wie ein guter Wein einen Nachſchmack vberkompt vom Faß / daß da nicht 
irbringee rein gehalten wird, DNd als Werck deß Meuſden/ vnd alle — 
geh 


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DENE, , E ! 
BR Von den Geheimnuſſen der Natur. 173 
Seelen allein zugerechnet werden ſolten / ſo muͤſte auch die Seele allein ley⸗ 
N denn tranct werden vnd were der Leib feines wege de Straffe ſchuldig. 
Ausguſtinus aber wil/taßdte Seele auch leibliche Echmerkenfühle, van 
thut eane ſoſche ſchatffe Außf hrunz Alles was da empfinden Trawrigkeit / ic die 
orch / Zorn / Begieideder Rache / Schmertzen / das muß was leibluchs mi 
leyden: Die Seele empfin det ſolche Sch mertzen / wenns jhr nicht nad) Jh sufomm:n 
rem Waunſch vnnd Willen gehet Darvmb muß fir was leibliches leyden. — 
eñ ſo die Seele ſampt bem Leibe zuſamen gefuͤget / die leiblichen Schuler, n.» en 
en nicht empfinde / fo fuͤhlete ſie in der Helen auch nicht die Pein vnnd I" 
Marter / Welchs doch gewiß das Suangelium vom reichen Manne vnnd 
armen Mzaro beweiſet Daß da der reiche Mann in dem helleſchen Fewer 
Qual keyd/ begeret / daß er ſeine Zunge erfriſchen / vnnd den Schmerten ji, 
liudern was haben moͤchte. 
Bund diß zwar follwerflanden werden / durch Gleichnuß vnnd darff dar, Died“ 
—— — ee Be bge⸗ 
anf nemandt ſchlieſſen / daß die Geiſter vnnd Seelen alleine ohne zufamn «fordere vom 
men Fügung deß dLeibes was leibliches thun oder leyden Denn die Schrifft/ N 
da mit es deſto beſſer eyngenom̃en en hübfche Worten oder fchönen cn pfinder. 
Gleichnuſſen / die Seäigfefter Frommen / vñ die Verdamnuß der boͤſen Muruaums 
bat abmahlen woͤllen. Wie man dergleschen Reden mehr finder in der H. mofvomreis 
Schrifft / weñn Hott dem HErrn Zorn / Seufftzen / Angeficht/ Augen’ Han, Ber Mann 
de / vnd Arm zugeſchrieben werden / darvmb daß wir das Allmaͤchtige ewige 
Weſen / vñ ſeine Gewalt mit vnſer angterbten S chwachheit anders nit er⸗ 
greiffen koͤnnẽ / es werde vns deñ alſo groͤblich durch Sleichnuß vorgebidet. age ti⸗ 
Derh alben weil durch die Schriffe wol zubeweiſen / daß die Seele vom Eecien ars 
© Lüibegefondere/Pein und Qual leyde / warvmb fol fie mir dem Eetbe vermi⸗ Nae ap 
ſchet / nicht viel mehr Marter vnd Qual leyden? Warlich ich bin der Mey⸗ befinden, 
nung / daß die Seelen an jhn ſelbſt / als Geiſter vnnd himmliſche Naturen / 
nicht ſterben oder den Tot fuͤhlen / aber doch haben ſie jhre Plage / vnd em⸗ 
pfinden deß Semuͤths Beſchwerung vnd Angſt dei Gewiſſens. 
Dlieſes ſampt dem Eſaia lehret er HErr Chriſtus: Ihr Wurm lite Oer Wurm 
bet nicht / vnd jhr Fewer verleſchet nicht. Denn gleich wie die Motten vnd Aal 
Wuͤrme ein Holtz/ wie hart es auch iſt zu nichte machen / vnd das Fewer al Sein, 
les verzehret: Alſo die Gewiſſen die Seele durchnagen / vnnd mit jnnerlicher 
Pein aͤngſten oder quälen, 
Wenn das Gemuͤth vor groſſem Geitz ſich aͤngſtet / vor Begierdte der Die Qust 
vnd Dein 


ebrennet vor Zorn entzuͤndet / vor Neid fich nager / vor Liebe von ſich 2°, 


8 


nicht weiß / vor Trawrigkeit ond Sorgen Barühigift / daß iſt fuͤrwahr ſaareſa 
denn die 


felber nich 

eine olche Plage / daß einer am Leibe alles lieber leyden ſoll / als diß. Denn Sure deß 
die Qualder Seelen iſt groͤſſer / als die Marter deß Leibes. a kcibes, 
— ER er 





* 








Ian Das vun San deß vndten Zei 


Oet Seelen Derhalben die Seele auff andere weiſe leydet vnnd empfindet / als der 
DT Seib/wenn er geſchlagen wird / oder gegeiſſelt / oder perwundet / oder die Glie⸗ 
— derin der Marter gedehnet / oder mit Kechtern vnnd Fackeln gebrannt. 

Bea gi Denn die Seele alscin Geiſt / vnnd die nicht leiblich iſt Fühler Widerwer⸗ 
dentsib. tigteit / Angſt / Forcht / Neid / Haß / Zorn / Vnruhe vnd Nagen dep Bewiſ⸗ 


ſens / welche Plagen / wenn ſie dem Gemuͤth hart zuſetzen / vnnd lange weh⸗ 


ren / als nemblich / wenn ſie durch Beſcheidenheit der Vernunfft nicht au 


lindert / oder durch Gottes Huͤlffe vberwunden / ſo aͤngſten ſie die Seele nit 
alleine / ſondern machen auch den Leib zunichte / daß alſo eins deß andern 
theihafftis wird / vnd Leib vnd Seele mit einander verbunden. 
Vuterſcheid Die Seele har doch den vortheil / vnnd ſo viel beſſer zuachten / daß fie viel 
der Wert Ding ohne den Leib thun fan. Der Leib aber nichts ohne die Seele Daher 
ee die Werck der Seelen zweyerley ſind / Etliche die mie Huͤlffe deß Leibes voll, 
bes. bracht werden’ erliche ohne Zuchun de Leibes. Alſo find dieſe Werck ver 
An Seelen alleine / die da durch den Verſtandt oder Vernunfft vnnd Krafft 
Serien. deß Gemuͤths geſchehen. Andere Werck der Handwercksleute find nicht 
alleine der Seelen Werck / ſondern auch deß Leibes / als die Werck der Bam, 
leute / Zimmerleute / Maler / Bild ſchnitzer / vnnd andere vielmehr Kuͤnſte 
Die Seele oder Handwerck / in welchen deß Menſchen Gemuͤth jhms wol außdencket / 
ohne aber durch die Haͤnde ins Werck bringet / vnnd die Glieder dep Leibes als 
Hütte deß Werckzeug darzu brauchet. Weit er / wenn die Seel oder das Gemuͤth vmb⸗ 
gaben · ¶gehet mit Betrachtung eines Dinges / vnnd dencket an was vorgehendes / 
oder bekuͤmmert ſich vmb dag zukuͤnfftige / oder mir dem vorgehenden dag 
gegen wertige vergleicher / oder vernuͤnfftig eins auß dem andern ſchleuſt/ 
oder verborgene Ding erforſchet / oder entzuͤcket wird / vnnd heimliche Ding 
erkundet / alsdann brauchet die Seele jhre eygene Krafft / vnnd bedarff keine 
Huͤlffe deß Leibes darzu / ſie wolte denn daſſelbige weiter ing Werck ſetzen / 
denn der Leib neben der Seelen das feine darbey thun muß / als eine zugege⸗ 
bene Huͤlff / mit welchem die Seele jhre Thaten vollbringet. 
Deß Ge⸗ Wo auch die Arbeit deß Gemuͤths mir einem Dinge hefftig iſt / vnnd 
ee lange wehret / ſo bompts daß der Leib als von der Wirckung der Seelen vers 
ten embſig⸗ laſſen / gar —— offt darvber ſterben muß. Welchs man in denen 
et ſehen kan / welche Tag vnd Nacht vber den Ruͤchern ligen / vnnd allzuemſig 
ſtudieren / welchen der Leib allmehlich ver dorret vnd verbleicht / auch alle leb⸗ 
liche Geiſter geſchwaͤcht. 
Einfhin Darvmb die da ſagen / daß das Gemuͤthe an jhm ſabſt nichts befinde / 


52 oder die Secle an jhr ſelbſt keine Pein vnd Qual eyde / ſondern allein wegen 
vomLeyden 





—* 
9* 





ehrifian deß Leibes Schmettzen fuͤhlete / die jrren ons fehlen. Denn woher kaͤme die 


der Serien. groſſe Angſt vnnd Pein vnſers Heylandes der da in ſeinem bittern Kyden 
bald 


— 


I rg 


> Von den Geheimnuffender Natur. 275 


5 bald erſtlich / da er betrachtet die groffe Saft der Suͤnden vnnd jhre Straff / 
die er auff ſich für one genommen / vnd die groſſe Vndauckbarkeit der Welt 
für folche feine Wolt hat / auß menſchlicher Schwachheit faſt Todtes Züge 


fuͤhlet / vnnd jnnerlichen fchrey: Meine Seele iſt betruͤbet biß in den Todt / 


vnnd wolte ſich gleich gerne dim Vatter abbitten / ſintemal da noch nie, 
mandts von den Juͤden oder Krieges ſcharen jhn am Leibe angegriffen oder 


Schaden gethan / ſondern dieweil er mir gantzem Gemuͤh vnnd ſeinen Ge⸗ 
dancken auff die gegenwertige Noth gedacht hat er ein ſolches Zittern cder 
Zagen deß Gemuͤths bekommen / daß er auch nach mals blutigen Schweiß 
geſchwitzet der hefftig am Leibe hervnter gefloſſen / alſo / daß er erſtlich die 
Angſt deß Gemuͤths gefuͤhlet / vnnd von deme nachmals dem Leibe auch 
Schmortzen zugefuͤget. Vnd niemandt ſoll gedencken / daß in ſolchem Zit⸗ 
teen die Seele / vnnd die leblichen Geiſter alleine Noth gelitten Haben / fon» 
dern der meiſte Theil deß Menſchens iſt in den Schmertzen gerahten / vnnd 
har ſich vbel befunden welcher Doch wider vmb ſeines Vrſprungs eynge⸗ 
denck ſich erholet / vnd wie er von Himmel herab geſtaͤrcket / vnver zaget alle 


Gefahr auß dawret / vnd fein Leyden keck außſtehet 


Deßgleichen hat in jhrem Gemuͤthe ober an jhrer Seele die reine Jung⸗ 
fraw Maria auch befunden / daß jhr Geiſt oder Seel einmal mir Frewden/ er 
anmalmie Schmergen vmbfangen worden iſt: Mir Fremden mie der En⸗ via teyden 
stHabriekjhrdichettiige Geburt angefündiger / vnnd wie die Weiſen auß — 
Morgenlandt/das Kindlein anzuberenfommen: Mit Schmertzen aber / Smith. 
da ſie erfahren vnnd ſehen muſte / was jhr Simeon propheceyet / als nemb⸗ 
lich / daß hr Sohn ans Creutz geſchlagen ward. 

Dieſer Exempel / welchen in jhren groſſen Vnfaͤllen das Gemuͤth faſt Das Eu 

ſehr verwun et worden / gebendie Hifforien von Helia / Helifeo / Davıdı RER > 


Hierema / Moſe / Eſata / Jona / Zacharia / vnnd viel tauſendt Maͤrt rern / Wartrer/ 
ſonderlich aber in dem Apoſtel Paulo / weicher feinem HErrn nachfolget/ —— 


nnd nicht alleine am Leibe ſondern auch an der Seelen groſſe Noth vnnd cn baben 
Augf gelitten Denn ein jeder berrachte bey fich felbſt was für Angů vnnd 6,” er 
Beſchwernuß jhrem Gemuͤthe vorgeſtanden / was Trawrigkeit snnd Zit⸗ 
tern / da fie weg geſtoſſen auß jhrem Vatterlandt / vnnd verlaſſen vom Troſt 
ihrer Freunden / haben muͤſſen leyden alle Schmach vnd Mart er / verjagt 
werden / vnd in wuͤſten Oertern ein Theil jhres Lebens Rettung ſuchen. derberiaen 


en 


Zeuanuß 


Wo ferrn auch die Seele / dadurch die Menſchen von Thieren ein In, Schaft 


von der Se⸗ 


terſche dt haben / keinen Troſt fuͤhleten / oder Schmertzen empfinden / woher in Anaf 


kaͤmen die flägliche Wort? Mag betruͤbeſtu dich meine Seee / vnnd biſt fo 37,2." 
varühigin mir, Meine Seel verlanget nach deine Heyl / ich hoffe auff dein vᷣao. 
EMI Seele will ſich nit zroͤſẽ laſſen. Vñ hn wider / da fi ſich m da "> 


wu N erqui⸗ 


er 


276 . DasV ILL. Buch deß vierdten Theils/ 


"farm. 16. en Sey nun wider zu friedenmeine 


Seele / denn der HErrthut dir auts Lobe den HEun meine Seele / vnnd 
was in mir iſt / ſeinen heiligen Namen, Deine Seel hanget an dir / 

rechte te Hand ahälmih. 
Durch weiches nicht allein dit — Rräffee der Seen, — 
das Vergaͤngliche an ihr / fondern auch dag Bernunfftige/ weiches an der 
Seelen onferblich iſt / vnd von welchen ale Thaten deß Menfchen bherflieh 
ſen / verſtanden werden/onnd dieſem ſt von Gore dem Allmächtigen eynge⸗ 
pflantzet das Erkaͤnntnuß oeßrechten vnd vnrichten /vnd Bnc ſched deß 

boͤſen vnd guten. 

— Welche Krafft / wie S Paulus bezeuget / mache / daß das Semäch de⸗ 
5 —* " eensdienon Gott nichts wiſſen / der Natur aach das Boͤſemeyden / vnd die 
Bo Tugend lieben. Sintemal die er Theil deß Gemuͤths oder Seelen iſt dar⸗ 
gutetieben innen Gottes Ebenbild erſcheinet / vnnd fich die gute Natur ſchen laͤſt / ver⸗ 
Re wirfft das boͤſe / vnnd damit ſichs vnſtraͤfflich halte / mit feinem Safer befle⸗ 
cken will / ohne allein / daß die Krafft der Narur durch den Fall Adz etwas 
verderbet iſt / alſo / daß / was die Bernunfft oder das Gemuͤh fuͤr gut anſi⸗ 
ee fceye Wille nicht rechiſchaffen ſondern wankeimärhig ins Werck 
etzet. 
— Dieſem Theil deß Semuͤchs iſt noch mehr verwannt / das Sewiſſen deß 
8Menſchen / welchs das Gemuͤth heimlich anklaget / in groſſem Erſchreck⸗ 
deß nuß / durch Erinnerung der vorhin begangenen boͤſen Thaten / das vorige 
we · ¶ eben ſchilt / vnnd vnrecht vrtheilet / ja endlich einen newen Vorſatz faſſet / 
ſich zu beſſern / welchs denn heiſſet rechte Buſſe thun. Denn das Gewiſſen / 
als cin Rache / den Menſchen allzeit mir den boͤſen mol bemuffen Thaten 
die Ohren rumpele/ond was da langt verſchuſdet für ängen itellet: Sch 
a welches genug kan bewieſen werden / daß ie Seele durch m ancherley Hm 
ſte — mutung beweget wird / vnd vnrichtig gemacht. Denn fie empfindet das an⸗ 
vndfrewen nemliche vñ wider wertige frewet ſich deß Zlůcks vnd betruͤbet TH I Be > 


E gluͤck. Darzu nicht alleine die Menſchen / ſondern auch Die ——— — 


Geiſter haben gleiche Anmutung⸗ Denn fie betruͤben ſich wegen der Men⸗ 
ſchen wenn ſie von der Froͤmmigken vnd Tuzendrablaffen. Hinwider ha⸗ 


ben ſie groſſe Frewde / wenn die Suͤnder ſich bekehren. Dergleichen ob, > 


fen Geiſter ſind dem Menſchen feind / be egen jn mi Schmach vnd cůgen / 
find jhm gantz zuwider 7 Welches dieweil es in den himmlifchen Seitens 
Befunden wird / wie ſollen vnſere Seelen nit auch das gute oder boͤſe fuͤhlene 


Das XIII. Capitel. 


Daß die Seelen der Menſchen einander nicht gankgleich/ h 
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& x Jewol ich kurtz zuvor etliche Stuͤcke ersehfer hate) elche Iw. 


Won den Geheimnuſſen der Natur. 27 
auch nicht einerley Weſens vnd Wuͤrdens ſeyn ſondern eis 
ne die andere weit vbertreffe. 
sudiefem Vnterricht dienftlich ſeyn / vnd dieſe gehr gngſam beſtet n 
tigen koͤndten: Jedoch achte ich es der Muͤhe wol werth ſeyn / fo ich orte: don 
di ſe Sehre in einem beſondern Capit el zuerklaͤren vor ſehe.Secuien. 


ns 


Es ſind viel Leute der Meynung vnd Gedancken / als ob alle Seelen der Die Diey- 


ung derer? 


Men ſchen eineriey Weſens vnd Würdens ſeyn / vnd daß auch vnter e nes ne 


weiſen vnd vnweiſen / vnter eines frommen vnd böfen Menſchen Seele gar tericheid der 
kein Vnterſcheid gefunden wirde/fondern daß etlicher Leut Thaten vnvol⸗ ra um 


timbiich/ vnnd daß die Kraͤffte der Serien bey etlichen mehr denn bey an⸗ 
dern verderbet ſeyn / geſchehe al ein wegen der Vngeſchick igkeit der Glie⸗ 


der / durch welche ſolche Thaten vollbracht / vnd ins Werck geſetzet werden, ni. 
Da ⸗· aber alles befinde ich in warheit anders. Denn ob mir wol bewuſt / vnd das⸗e⸗ 


muͤth haben 


daß zum offt ermal / durch eine ſchwere Kranckheit oder gefährliche Verle⸗ — * 
tzung deß Haupts / oder aber durch einen Schaden oder harten Streich vnerſchald / 


einerley we⸗ 


das Gehirn alſo vnnd der maſſen verletzt werde / daß auch der Menſchen gen dep som 


Sinn vnd Verſtand dahin faͤllet / vnnd aller Ding Bergeffenheirzufchta, bes / das ans 


3 
k 
* 


get:So folget doch nicht / daß darvmb aller Menſchen Seelen gleichfor Fr 
mia feyn ſollen / oder aber daß alle Menſchen gleiche Baaben var Br 
naunfft vnd Befcheibenheit von einem Dinge zuvrtheilen / oder endil chen 


zuſchlteſſen / empfangen haͤtten. Denn nicht eines jeden Seele vnnd Ge, 
muͤth weefleiſſig ſie auch vnter weiſet oder geybet wird /die Kuͤnfte oder gute 
Lhrfaſſen oder gelehret werden kan / wie die andere / Ja der mihrer Theil 


ſind ſeht vng ſchekt / vnd wenig geartet gute Kuͤnfte zuhrnen / Ich wl ge⸗ 


ſhweigen / daß erliche was ſie zum offtern mal lernen / fürkemmenvundan 
fangen / alles mit groſſem Beſchwer wider die Natur vnd vber alle jre macht 
thunmuͤſſen. 

Gleich wie aber etliche Fackeln vnd Nachtliecht er heller leuchten / denn 


die andern / oder mehr fcheins haben / vnnd etliche Fewer hitziger feyn / Ind Ein Gleich⸗ 


mehr brennen denn andere Alſo iſt auch mancher Seelen Liecht und Gaa, ji —— 
v ec 


ben herrlicher und ſchoͤner / deñ ber andern/baher viel vnd mancherley Un, —— 
terſcheid der Seelen erfolgen / denn auch die Engeliſchen Geiſter in jhrer Beiſter. 
Ordnung / Wuͤrden vnd Ampt/onterfcheiden ſeyn / welchs denn gnugſam 


welſet / daß etliche in dar H. Schrifft Cherubinverliche Seraphinverliche 


—— himmliſche Heerſchaaren / etliche Ertzengel genannt wer, 

den, Darvmb gleicher Geſtalt ich dafuͤr halte / daß auch ein Vnterſcheid 

der Menſchen Seelen koͤnne vnd ſoll gemacht werden. | 
| wm 


iij In 





238 Das VIII. Buch deß vierdten Theil · 

Wenn ale In dem zwar ſind die Seelen alle unter einander eins / daß ſie alle einen 
gerb chen vund verwefenelichendenb haben/auch den mie menfhltcherse 
a falt(wiewol viet Leute mir felnamen milden Angefichten gefunden werden/ 
gteih find inter welchen auch erliche faſt den Thieren gleich feyn) gesierer/ oder. daßat, 


nn [ein die Begterde Kinder zuzeugen eyngepflantzet ſeh oder daß fix alle einer⸗ 
baden. ley Geſetze der Natur wiſſen / oder daß ſie alle mit Vernunfft begabet / oder. 
daß ſie alle von Gott geſchaffen ſeyn / oder daß ſie alle vnſterblich ſeyn / oder 
ſie alle von Gottes Geiſt einen Vrſprung vnnd was Soͤttlichs an ſich 
aben. J—— Br Pi A aa > 
Wenn die  „Dieweil aber von Gott dem Allmächtigen einer Seelen mehr Baaben 
Secten der geſchencket als der andern/onnd auch dag von Gore Die darger ichten 9%, 
en ſchencke manche Seele nich — verachtet / vnd onmwirdig deß 
gieih eyn/ gebrauchet / vnd es darob wider verleuret. Daher koͤmpts / daß eie Seele 
ti mehr Thaten thun fanydenn die andere / vnd nicht alle Seelenrerdar frdie, 
haben. ° fen noch im kuͤnfftig n vnd ewigen Leben / mit Stand Wuͤrden / vnd Ord⸗ 
nung gan vod gar gleich ſeyn auch in jenem Leben nicht mir gleich er Shre 
gesierst werden. &, — 
Solches bekraͤfftiget auch der Prophet Daniel / ba er fpricht : Viel fo 
ee, vnter der Erden ſchlaffend Itgen/werden auffwachen et che zum ewigen de⸗ 
der Secien ben / etliche zur Schmach vnd Schande et iche sur Straff vnnd Verderb, 
Ben are nuß. Die Schrer aber wer! en leuchten wie deß Himmels Glantz / vnd diefo 7 
Danieinꝛ. vlelen den Weg zur Gerechtigkeit weiſen / wie die Sternen jmmer vnd ewig ⸗/ 
lich. So befinde ich auch / daß der Apoſtel Paulus enter den Geiſtern einen 
ſolchen Vnterſcheid / welcher auß dieſem Gleichnuß von Sternen genom⸗ 
men iſt / gehalten habe Denn gleich wie ein Stern heller iſt denn der ander / 
vnd ein Leib ſchoͤner denn der ander: Ayo iſt auch ein groſſer Vnterſcheidt 
vnter den Seelen der Menſchen / vnd wird in der Aufferſtehung eine Seele 
ſchoͤner vnd herrlicher gezieret werden / denn die ander. — 
——— Es har aber Gott / wie Gregorius Niffenus fein lehret / nach einer jeden 
Thier haben lebendigen Creaturen Geſtalt / fonderlich: Vnterſcheide der Seelen ge⸗ 
teine Ber⸗ macht / vnd einem jeden Leibe feine bequeme Seele verordnet. Alſo hat er den 
pnee Wi'den Thieren nicht einen vernuͤnffe igen Verſtand / ſondern nur eine na 
BANN: tuͤrliche Geſchickligkeit / dardurch fie fich für Schaden vnd Stfahr hüten 
berten En. follen/gegeben: Derhalben denn gemeiniglich eine jedere Arc der Thteren/ 
Bon, einerley Eygenſchafft und Zunengung har. Denn cin jeder Hafeift forcht⸗ 
aunader fam vnd zaghafftig/ein jeder Hund auf die Spur und jagrengefchickt / ein 
Dom. _ jeder Fuchs liftig vnd betrleglich / ein j der Wolff wilde und geisig auf den 
Raub / ein jeder Affe will alles / was er vom Menfchen ſihet / nachthun / 
welches er doch nicht vermag / Sintemal deß Menſchen Thun a | 
— lich⸗ 














Von den Gehamunen der Statut, 279 


lich viel ſeyn / vnnd mancherley Vnterſcheidt / darzu nicht alle Menſchen 
einerley Tharen oder einerley für haben / wie die Art der Thier welche jede, 
re feiner Natur allein folget / vnnd in allen derſelben Arc gleich fi ch be⸗ 
weiſet. 

Aber die Werck vnd Thaten deß Menſchen / welche außd der Vernunfft ua end 
kommen / ſind bey einein jedern gleich etwas befonders/ vnnd nach dem die anracke 
Seele geartet iſt / allzeit bey einem anders als dem andern/ daher denn auch mus Ed 


mancherley Meynung vnd Gedancken in den Herzen der Menfchen ent indman- 
ſtehen. Derhalben gleich wie nach der Lehre S. Pauli ſich in einem jeden — 


erzeigen die Gaaben deß Geiſtes zum gemeinen Nutz / vnd nach dem es jihm a 


von noͤthen iſt / Vnd diemeil der Menſch zu mancherley Aemptern vnd Be⸗ ot 
fehl / welche Gott nach feinem wolgefallen einem jeden mitaerheilet/verord- fegentom, 
net iſt / gibt er ihm auch in dem feinen Geiſt wem er will. Alſo har auch ein — 
jeder Menſch ſeine eygene vnnd ſonderliche & eele / die von dem Schoͤpffer terfcheid der 
aller Seelen jhre Ankunfft hat. Vund ob fie gleich nicht fo hoch begnadet / N der 
vnd mit allem Verſtand der Kunſt gegieret iſt/ kan ſie dennoch Tugend von Bon — 
Tugend/ vnd was jhr von Natur gut ſeyn duͤncket / erkennen vnd annem̃en / 5 
od ch für Schaden hürenvroiemol ea ſch wacher weeaugeher / zuborauß im m 
100 ſie Gottes Hülff: beraubet iſt. 

Derhalben duͤncket mich deß Ariſtotelis —— nicht vngereimet 
ſeyn / da er deß Menfchen Gemuͤth gleich achtet einer glatten polierten Tas 
fel / darauff noch nichts gemahlet ſey / es koͤnne aber allerley Bildnuß / beyde 
von Tugend vnd Vntugend / darauff gemahlet vnd abgeriſſen werden. Da⸗ 
hin ſich denn auch deß heiligen Pault Wort ziehen / da er ſpricht: In eines 
gi offen Herrn Haufe find nicht allein güldene vnd filberne Gefaͤß ſondern 
auch hoͤtzerne vnd jredifche 7 vnnd etliche werden zu Ehren’ etliche aber zu 
Vnehren gebrauchet. Denn dergleichen hat Bote in der Welt / als in eis 
nem ſchoͤnen onnd herzlichen Sufthaufe mancherley Leibe vnnd Seelen ge⸗ 
ſchaffen / vnd wunderlich gezieret und bekleidet / doch daß fie noch herrlichere 
Gaaben zuhoffen haben / vnd erlangen koͤnnen. 

Denn niemand der freye Will / oder die Kraͤffte alſo benommen ſind / Wiedi⸗ 
daß er nicht nad) hoͤhern vnnd beſſern Dingen ſtreben tan. ja dasnoch Sek sun 
muiehr iſt / der HErr aller Gaaben hilfft den Schwachen auff / vnd ſchaffet ſaen Bes 
ſelbſt einen reinen Geiſt. Aber vermag ein jeder / wie ſehr er gefallen / vnd mir LS, 
Sünden befl: E/wideromb fich reinigen / vnd ein herrlicher Gefaͤß werden’ und Gottes 
* Ehren dem Haußherrn braͤuchlich / vnnd zu allen guten Wer, ZT 

en bereitet / Sintemal der Ewige Allmaͤchtige GOtt einem jeden eine Saaben 
ſonderliche Leibes Geſchickligkeit / vnnd eine ſoiche Seele / die feiner Na, beſſernkan. 
tur ROM iſt / welche Bon auff viererley Weiſe fan verändert —— 
geben 


—* — 2.456 2.7 BE: 5 Pe 


2808Das VIII. Buch deß vierdten Theile’ 

ieh geben hat Denn es fehler bißwellen der Menſch / vnd ſchlaͤgt auß der Vol; 
Menschen kommen heit und Herrligkeit / beyde was Leib und Seelbelaugr/ond dem / 

Bee ind Haß feiner Anfuinffe eraifee/ bafdcle er fahnsit (hanst.cie s ciriaen 

Bejrange, vnd Suͤnden / bißweilen wird er auch durch Gottes Gnade erleuchtet / daß 
ern ee er vom boͤſen abſtehe vnd zu aller Tugend / Froͤmbkeit vnd Erbarkeit getrie⸗ 

ysrtießren, ben werde / von welchem man denn cin Exempel geben nag am verlohtnen 
Sohn / vnd im Saule. a a * 

Derhalben emem jeden fein engen GBemuͤth und Seele geg ben ik/entd 

doch alſo daß er durch Goͤttliche Gnade vielericy Gaaben / vnd mehr Gei⸗ 

ſtes theilhafftig werden kan / wiewol einer mehr als der ander. Denn ob wol 

ine HERD Gnade Gottes groß vnd vberſchweng nuch ift doch betoͤmpt einer 
fetten ges Mehr Gaaben von Gott denn der ander. Weiches denn vns erinnert die 

rauen ber Auß heilung der Pfunde / dardurch wir vermahnet werden / wie wir mit als 


lom Reif nahtrach ſollen onferm Heyyonnd die @örelichen Goaalenin 
eis Hong mehren vnd beſſern mögen: Denn einer hat empfangen fünff Pfund, 
oberder  DIEANDEr swWeNn/der drit e eins / nach dem es ein jeder ertragen kan / vnd nach 
Sem · dem es dem gemeinen Nutz / vnd einem jeden in ſonderheit von noͤthen war. 
Alſo will der Apoſtel Paulus ſeinen Juͤngern den Amotheum vnnd jeder⸗ 
maͤnniglich ver mahnet haben / daß ſie jres Beruffs gut Achtung haben vnd 
darob ſeyn / daß fie die Baaben dep heiligen Geiſtes gleich als ein glimmend 
tocht / welchs jetzund verleſchen wil/immerdar wider erwecken / vnd jr befoh⸗ 
len Ampt wacker und fleiſſig außrichten. Denn es will Gott von den ſemen 
haben / daß ein jeder feinen Beruff siehren/onnd feinen vertraweten Schatz 
mit Wucher mehren vnd außbreiten ſoll. Darvmb dieweil er nicht will / daß 
wir ſollen muͤſſig vnd nachlaſſtg ſeyn / ſpricht er: Handelt / biß ich wider fon, 
me / welches / damit es der heilige Paulus andern Leuten / als ein auß erwehl ⸗ 
ter Werckzeug / mit einem guren Txempel eynbilde / hat er ſich je vnd allzeit 
beflieſſen / fleiſſig vnd trewlich feinem Beruff nach zugehen. en: 1 
mar Perhalben gleich wie unser den Edelgefteinen/ Thieren / Kraͤutern vnd 
ein Steh” Sternen elnonterfcheid ift/ Vnnd gleich wie eine Blume, beflern Geruch 
ungieichen gibt / vnd ein Edelgeſtein heller leuchtet als der ander: Alfo geher es auch mit 
an, den Seelen der Menſchen zu / welche dieweil fie mis mancherley Krafft vnd 
feinevnd Tugenden begabet ſeyn / erregen ſie auch allerley Wirckung vnd vnterſchied⸗ 
Kraute. ice Thaten Deñ gleich wie einem jeden Saamen fine fonderliche Rrofit 
(tie der Heilige Baulus davon redet) eyngepflantzet iſt / vnd einander dig 
iſt der Thiere Fleiſch / ein and ers der Menſchen / ein ander Zer und Blank 
der himmliſchen / ein ander der jrrdiſchen Eoͤrper / vnd der Sonnen Blank 
ſchoͤner denn deß Mondes / vnd ein Stern herzlicher denn dir ander = Alſo 
iſt sin deib fuͤrtreff licher vnd adelicher denn der ander vnnd in Serie 
| | ger 








Von den Geheimmuſſen 





J diger den Die ander / beyde in Dr a TE ihrem Stand, 


te vnnd Gaaben / die wir niche vnſern Kraͤfften / fondern alleine Gottes 
Verdienſt vnnd Gnade zuſchreiben ſollen. Sintemal in dieſem Leben gar 
ein groſſe Vngleichheit vnnd groſſer Vnterſcheid iſt zwiſchen Frommen 
vnd Boͤſen / wirdt auch alſo ſeyn vnnd bleiben in jenem Leben. Denn dis 
Gottloſen werden nicht beſtehen in der Verſamblung der Gerechten / fon, 
dern werden zerſtrewet werden wie die Sprew / die der Wind zurſtrewet. 
Derhalben weiferongder Apoſtel Paulus auff viel Ding / ſo in der Natur En Va 
geſchehen / vnnd ung / wo fern wir jie betrachten und anfchamen/ die ewige —— 
Gorcheit zeigen / vnd die verborgenẽ Beheimnuß Gottes offenbar machen / Nyon De 
wie denn er die Erkaͤnntnuß Chriſti ſchoͤn erklaͤret / mirden Gleichnuſſen Krause. 
ſchoͤner lieb icher Geruͤch leiblicher Ding. Denn gleich wie die verborgene 
Wirckung / vnnd jnnerliche Krafft der Kraͤuter / ſich durch den Geruch be⸗ 
weiſet / vnd dem Hertzen entweder Krafft gibt / oder ſchaͤdlich iſt · Alſo auch 
die Seelent entweder ein Beruchdeß Lebens zum Seben/ ober cin Geruch 
deß Todes zum Todre/ond vnter beyden / dieſer SEN moͤrnet den HErrn 
Chriſtum / jener erfrewet ihn lieblich. * 
Ein brennendt Krafft von oben aß — 
Durch Gotte iſt der Sehen Gaab. — 
Aber gleich wie ein Server hitigerift Denn das ander / vnnd wegen feiner x 
Marerien vnnd Zunder beffer brenner denn dasander/ ( Dennvon Del, Sn dh» 
Bech/ Petroleum das Fewer gar viel hefftiger brenner ) Alfo ein jedere vanchericy 
“ Seelenadjihren Saaben vnnd Vermoͤgen hren beib thätig macht vnnd ihre 
ein Menſch geſchickter iſt denn der ander / mit welchen es aber allzeit al⸗ 
ſo bh iſt Daß der deib vnnd alle feine Glieder der Seelen dienen 
muͤſſen. 
In den boͤſen Geiſtern wirds auch faſt der Geſtalt befanden / daß einer a —— 
ſchaͤdlicher denn der ander iſt / einer dem Denfchen widerwertiger denn der vum — 
ander / daher im Evangelio Beelzebub der oͤberſte Teuffel genannt wird / als ne 
der am meiften ſchaden kan zufuͤgen / vnd der ſtaͤrckſte iſt. Anders wo im Ev, a * 
angelio / da vnterſcheidet der HEN Chriſtus die boͤſen Geiſter / daß einer aͤr⸗ 
ger fen als der ander: Denn der außgetriebe Teuffel / als er den Menſchen 
am aller wenigſten plagẽ koͤnnte / nimpt andere ſieben Teuffel an ſich / die aͤr⸗ 
ger vnd ſtaͤrcker find denn er iſt / vnd die da mit zewapneter Hand das Hertz 
deß armen Menſchen alſo eynnemmen / daß alle Hoffnung deß Heyls vnnd 
Verbeſſe ung auß iſt. 
Wo fern einer das vnſichtbarliche mit dem ſicht barlichen vergleichen eis Gieich⸗ 
will / der ſehe an / wie Zien / Bley / Silber / Gold / Kupffer vnnd Eyſen/ Fr; ah 
ki ea fie BNEFRTRDERTON / ——— wie vngebawete Eis / das 


Beer 


282 Das VIII. Buch deß vierdten Theils / 
uman — Aecker verwuͤſtet / vnnd mehr Diſteln vnnd Vnkraut tragen: Alſo auch die | 
Seele deß Menſchen / wenn man fie nicht im guren ober / oder vnacht · 
ſam verſaumet / mit boͤſen Laſtern befinſtert vnnd verderbet wirdt. Wenn ſie 
— mit fleiß in Vbung vnterwieſen vnnd gevbet / glaͤntzet ſie vor ſchoͤnen 
Tugenden. ® : N 
Die nie⸗ Bud es fan niemand dem allahöchften Schöpffer jrgend eine Schuld 
na Bas geben / wie der faule vnnuͤtze Knecht im Evangilio/ der das vertramere 
kanı fonsern Pfund vergraben hatte/fineemaldie Kraft GOttes in uns ale außgegoſ⸗ 
fen iſt / vnd erliche Zeichen Goͤttliches Ebenbildes jederem gelaſſen / das Se⸗ 
unfernan, ſetz der Natur in aller Hertzen eyngeſchrieben / daher das Gemuͤth Gott er⸗ 
De kennen kan / darzu das Gewiſſen der Menfchen hoch btthewret / vnnd die 
sich nemmen Vernunft lehrer, was wir thun oder laſſen ſollen / vnnd vnterſchtiden dag 
6 a gute oder böfe. Darvmb foll ein jeder felbft wol zuſehen / daß er cin ſolch herr⸗ 
und dinug, Ch Pfund nicht vergeblich empfangen habe/oder pnnüg anmwende, Vnnd 
— darff niemand Gott / in deß Macht vnnd freyem Willen alles ſtehet / ankla⸗ 
one gen/ als haͤtte erihmnicht eine gute Seele gegeben / ſondern jederman nem⸗ 
neren· me fuͤr lieb mie der Seele / die er bekommen habe / vnnd vbe oder vnterweiſe 
diefelbe fleiſſig / wie ein Ackerman wartet vnnd arbeitet ſeinen vngebaweten 
Acker und vnterrichte die mit dem Wort Gottes / der Allmaͤchtige Dre 
—9 wo chwachheit helffen / vnnd das Fuͤncklein deß freyen Willens 
elbſt auffblaſen. 3 
Dieatierber · ¶ Nichts aber iſt der Seelen heylſamer vnd nuͤtzlicher / denn nach Gottes 
merk Wort trachten / vnnd viel mis der H. Schrifft vmbgehen / denn Diefeift pie 
der Seien Artzney wider die boͤſen Laſter / die benimbt alles boͤſes / erquicket dag muͤhſe⸗ 
oe ug vnnd betruͤbte Hertz / vertreibet alle Blind heit deß Gemuͤths / Ja kane 
Artz ney iſt fo heylſam vnnd kraͤfftig keine Wunde fo toͤdtlich / kein Bißſo 
gifftig / der da nicht durch diß Pflaſter geheilet wuͤrde. 
Wo dir der Geitz dein Hertze nagt / 
Vnd boͤß Begierd daſſelbig plagt / 
So ſind vorhanden Reden gut / 
Darmit man dich abwenden thut / 
Dardurch man dich auch troͤſten kan / 
Daß du vom Geitz magſt abeſtahn. 
So du biſt auffgeblaſen ſehr / 
Vnd ſtrebeſt auch nach eytel Ehr/ 
So ſind dagegen ohne Ziel / 
Geſchrieben guter Bücher viel / 
In welchen ſo du fleiſſig liſt / 
Dein Gmuͤth bald anders Sinnes iſt. 





NR 
“ — 
— Fayan 
LO 
4. 





vnſers Chriſtlichen Glaubens. Denn ja alle Muͤhe vnnd Arbeit vmbſonſt 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 285 
Deßgleichen biſtu neidſcher Art / 
Traͤg / faul / ver ſoffn / vnd zuͤrneſt hart / 
Vnbãndig ſehr / leit nichts daran / 
Denn man dich wol zam machen kan / 
So du dich vnterweiſen laͤſt / ws 
Vnd folgſt / ſo man dir redr das beſt. 

Dieſen Nutz kanſtu haben / nicht auß der Welt Weißheit oder Philo- ni Bine 
ſophia, wie der Poet Horarius meynet / ſondern auß der heiligen Schrifft dr Te 
vnd Gottes Wort / welchs lehret / wie die verderbte Natur wider new gebo auch mut- 
ren ſoll werden / welche vnſern Glauben und Troſt alleine auff Gott weiſet / EN an 
welche mir jhme vns verföhner / vnnd einrichrig Gewiſſen macht / daß wir Sri 
billich in vnſerm elenden Sehen wor das beſte und hoͤchſte achten follen. Die "a, ve? 
hergehörer der Spruch Panli : Ale Schrift von GOtt eyngegeben iſt Zink, 
nuͤtze zur eehr / zur Straffe / zur Beſſerung / zur Züchtigung in der Gerech⸗ 

— t/ daß ein Menſch Gottes ſey vollkommen / zu allen guten Wercken ge⸗ 
[35 t. 


Das XIV. Capitel. 


Von der Vnſterbligkeit der Seelen / vnd gewiſſer Aufferſte⸗ 
hung deß Leibes / darzu wie diß geſchehen wird. Vnnd wie 
auß ſolcher groſſer Begnadung vnſer Gemuͤth deſto beſſer 


— 


gegen Gott geſinnet ſeyn ſoll / oder deſto mehr Hoffnung der 


ewigen Seligkeit haben. 
IE Fan dent efenden Menfchen/allerley Kranckheit vnnd nı. Ve⸗ 


Treutz vnter worffen / in dieſer Weir mehr Nur geben/ oder wider die 17 

Furcht deß Todes mehr Troſt und Hoffnung bringen / als daß er jm tigen Setige 
merdar bedencke und berrachre die ewige Seligkeit vnd diefeg zuerlangen ei» ng — 
ne gewiſſe ſtette Hoffnung trage / welchs denn ſtehet in der Vnſterbligkeit Be brain 


dir Seelen / vnnd Aufferfte hung des Leibes / als den fürnembften Stuͤcken RN 


were vnd alle Beſſerung vnſers Lebens / aller Gottesdienſt / alle gute Werck / 


ale Gottfuͤrchtigkeit / vergeblich und veraͤchtlich wenn wir nichts gewiſſes 
von dieſen Stuͤcken fuͤr vns haͤtten / oder an der Hoffnung des ewigen Le⸗ 


bens zweiffelten. 

Darvmb muß man ſich billich verwundern ob vieler Menſchen Blindt/ Diefarrse 
heit / die da meynen / daß die Menſchen nicht anders leben / als die wilden br: 
Thier / daß jhr e Seelen ſterben / vnnd nach dem Todte deß Menſchen nichts du te⸗ 

on ü mebt 


A N a hi 


* * * ——— 


284 — I. Vuchdeß vierdten Schelle, 


— ——— drvbrig Seiberbiefebigen/dienei fie die Werk der Natur niche — 
a hensnoch Gottes Alimaͤcht igkeit erkennen / oder auß den Geſchoͤpffen lehr ⸗ 


—— nen woͤllen / geſchichts / daß jht Gemuͤth nicht begreiff en kan / wie das gefche, 
hen ſoll / daß die Seel ewig lebe / vnd niemals ſterde / dazu derLeib wider leben⸗ 
dig werde / vnd feine vollkoͤmmliche Geſtalt bekomme. 

Die weil aber Gott gewolt hat / daß der Menſch vnſterblich ſey / vnnd 

Der Wenſch ſtets fuͤr vnnd fuͤr lebete / har er jhn zu ſeinem Gleſchunß vnnd Ebenbild er, 


ae ſchaffen. Da nun der Menſch SortesChenbild ifo muß er auch eine glet, 


— che Natur mit feinem Vrſprung oder dem Goͤttlichen Weſen haben / vnnd 
pen Gesten. ewig leben. Diefes aber ift den unvernünffrigen Thieren nicht verliehen / als 
in denen kein Ebenbild Gottes / fein Gemuͤth / keine Vernunfft / kein Ge⸗ 
daͤchtnuß / kein Verſtandt oder Kunſt gefunden wirdt + welches alles doch 
Die Seele dem Menſchen mitgetheilet iſt. Darvmb iſt es Schande vnd Suͤnde / daß 
bar einas einer wolte das für jterblich haften / das da von Gottes Wefen entſprun⸗ 
gen / vnnd von der Goͤttlichen Natur dem Menſchen eyngeblaſen / ſondern 
Weſen. weir ſollen viel mehr glauben / daß gleich wie Gott ewig vnnd vnſterblich iſt / 
alfo auch die Seele deß Menſ aemalse bie was Soͤttlichs an ſich hat / auch 

ewig vnſterblichen lebe. 
Weiter / Dieweil Gott alles deß Deenfehen halben / vnd den Monſchen 
— ‚fein ſelbſt halben gefchaffen / har er von Anfang der Welt den Menfchen 
es gegen die geliebt / vnd mit ihm fich su belüfligen und freundlich eGemein ſchafft zuha⸗ 
Wenſchen. hen / begerer / alſo daß auch deßwegen ee mit der Menſchlichen Natur bat 
woͤllen verey niget ſeyn vnnd das onſterbliche mit dem ſterblichen eins ma⸗ 
chen / dar inn die Goͤrtliche Natur mir der Menſchlichen zuſammen gefuͤ⸗ 
get / ein Weſen vnnd Perſon wuͤrde. Dieſes bewafe GOtt beß Vattern 


Plroverb, 8. einig? Weiß heit / Chriftus/ welcher vns das Heyl erworben hat / mitſein 
ſelbſt Zeuguuß da er ſpricht: Der HErr hat mich gehabt im Anfang ſeiner 


Wegẽ / ehe er was machet / war ich da. Ich Bin eyngefaͤtzt von Ewigkeit / von 


Anfang vor der Erden / da die Tieffen noch nicht wahren/da mar ich ſchon 


bereit / da die Brunnen noch nicht nie Waſſer quollen / che denn die Ber⸗ 
ge eyngeſenckt wahren vor den Hügeln war ich bereit. Er hatte die Erden 
noch nicht gemacht / vnnd was dran iſt / noch die Berge deß Erdbodens: 
Da er die Himmel ber eitet / war ich daſelb da er die Teffen mie feinen 
ziel verfaſſet / da er die Wolcken droben feſlet / da cr feſtiget die Brunnen / da 
er dem Meer das Ziel ſetzet/ vnd den Waſſern / daß ſe nicht vbergehen ſeinen 


= 


—* 
——— 


Befehl. Da erden Grund der Erden leget / da war ich der Werckmeiſter bey i 


jm / vnd harte meine Luſt taͤglich / vnd ſpielet fuͤr jme alle zeit / vnd ſpielet auff 
feinem Erdboden / vnd meine Sup iſt ben den Menfchen Rindernvzc. Daher 
— daß —— — mitgetheilet wirdt was in dem HErꝛrn 

C hri⸗ 





Won den Geheimnuſſen der Natır. 235 


 Chriflovargebitdes / Er aber lebet ewig / Das erlanger der Menſch durch 


db HErrn Thriſti Verdienſt auch / er iſt auch erſtl ic) auffer lan den / vnnd 


har den Todt vberwunden / als ein HErrvnd Er N 


Daromb durch feine Krafft alleandere vom Tode follen erwecket werden, 


Serhalben jhin nemandt felbft su kurtz thun fol /odergegendem HErrn 


allge Baaben vndanckbar ſeyn / daß er diefe Ehre jhm ſelber nicht gönnen’ 


oder ſie mutwillig verſto ſſen iolte· Denn wer iſt fo vnbarmhertzig / daß er 


».2 
4 


lebendig werden ſoll / vnd ewig leben, Diefe betracht en nicht recht die Na, Dir Bnfierbs 
ar deß Menſchen / vnd das Werck ſeiner Schoͤpffung darzu gidencken ſie zus 
Nicht anden der dem Nenſchen das Sehen geben has / vnnd Dusch) welches Lafer vnub 


Nicht lieber wolsevom Todte erloͤſet ſey / vnnd eig leben / denn geftorben 
bleiben / vnd keine Hoffnung der Aufferſtehung haben. | 
Iſh vweiß wol / daß etliche zwar die Vnſterbligkeit der Seelen fürrecht a — 

halten / aber doch nicht zulaſſen / daß der Leib fo begabet / daß er auch wider 


Krafft das leben der Menſchen erhalten wrd. —— 
Denn dieweil Leib vnd Seel vnzertrennlich vermiſchet / einen vollkom⸗ — 
menen Menſchen machen / fo muß ja der gantze Menſch / das iſt / die Seele .. 
vnſterblich ſeyn / vnd der Leib das Geimnuß der Aufferſtehung auch Die efte 
ewig leben. Deun das Werck —— — 





e Schöpfung deß Menſchen fan nit zu narımb ver 
laſſen / daß eing ohne das ander / die endliche Seligkeit / darzu er geſchaffen/ Ben 


genieſſe vnd der halbe Menſch / nur ein Theil / die Seligkeir erlange / derhal.faſ 
ben muß der £eib mie der zeit wider aufferſtehen / vnd mir der Seelen zuſam ben. 

mæien gefüger/ingleicher Heſtalt ewig leben. Denn daGott mir dem Werck 

vombgleng ſprach er: aſt ung den Menſchen machen su vnſerm Ebenbilde 


vnnd Sleichnuß: Mit welchen Worren ernicht allein dag eine Theil deß 
Menſchen / der auf Leib vnnd Seel gemacht iſt / har anzeigen wöllen/ denn 
dieſe beyde zuſamen gefuͤget / machen einen vollfümmlichen Menſchen / vnd 
wenn ſie von einander geſondert werden / ſo ſtirbt der Menſch / vnd wird ein 
abgeſondert Theil / allein mit deß Menſchen Dramen nicht genenner. Dar⸗ 
vmb gibts die Vernunfft / daß beyde Theildagbeitimbre Ziel erlangen muſ⸗ 
ſen / entweder die Seligkeit / als ſo ſie vnſchuͤlbig gelebet: oder die Verdam⸗ 


nß ſo ſie boͤſe geweſen. 


we (4 
Fuͤrwar es würde fich auch nicht ſchicken / dieweil der Leib in dieſem Le⸗ Die ander. 
ben viel mit der Seelen leyden muß u daß er hernach der einigen Seligkeit Zupfürung, 
beraubet ſyn ſolte. Denn wegen dee Seclen wird. dcr Scib oft gegeiifeiv/ge: der vie mie 
martert muß außſtehen viel Schmertzen vnnd Gsfahr deß ebens / alſo daB Ar cumman 
offt die Wirckung / die auch bey den wilden Thieren funden werden / als ben. 


naturliche vnd ſinnliche / dardurch gar verderbesund unichr gemacht wer⸗ 


den Bgm gefahren og in faſch Ne Senuhe— 
Ye —— —* fr öfe 


J öl 


* 


86 Das VIIT. Buch deß vierdten Theile 

Die maneinen Wahn nennet / der Leib von der Seelen verfuͤhret wird / oder 
ſonſt der Leib der Seelen einen Geſellen vnd Diener in allen Dingen gibt. 

Derhalben geſchehe dem Leibe gewiß vnrecht / wo er nicht der Woithar deß 


ewigen Lebens mir genieſſen ſolte 


Da der Der Leib iſt zwar ein Werckzeug der Seelen / dadurch ſie jhre Thaten 
geben vollbringet / vnd jhr Ampt außrichter aber doch die Seele brauchet den le⸗ 


— bendigen vnd ſinnli chen Leib auff ein ander Weiſe zum Werckzeug / als ein 


sin. Handtwercksmeiſter oder Zimmermann die Seege / das Beyl / oder den 


Hammer / ſint emal alle Glieder deß Leibes auffs aller geſchicklichſte mit jh⸗ 
ven Aemptern vnterſchieden ſeyn / vnd ein jegliche feine Wirckung hat. 


Ein Steig, Solchen Vnterſcheidt aber kan man zwifchen deib und Seele halten, 


nuß mie der als zwiſchen der Sonnen und Monden.Denn der Mond ober wolfeinen® _ 
Comm Schein / darvmb er in der Nacht leuchtet von der Sonnen nimbr und be⸗ 


und Mons 


den. kompt / jedoch fo harer andere Kraffee und Wirckung auß eygener Natur / 
| als feinen engen fonderlichen Lauff deß Himmels / vnd daß er einen ſonder⸗ 
* lichen Circkel im Himmel mit feinem Lauff machet / das Liecht aber vnnd 


Schein nimbt er von der Sonnen’ gleich wie ein Spi geloder glaͤntzend 


Gefaͤß vnd Becken den Schimmer voneiner brennenden Fackel gegen pber 
gehalten / denn er gibt gar keinen Schein / ohn wenn jhm die Sonne alſo ge⸗ 
gen vber leuchtet / vnd nichts deſto wentger iſt er darvmb nicht gan ohne al⸗ 
le Wirckung vnd onfräffrig/dieweiler die Monvenzeit ohne alle Huͤlff der 
Sonnen vollbringet vnd feinen eygen Himmelslauff hat. Alſo die Seele 
gibt dem Leibe wo die fuͤrnembſten Kraͤfte aber von ſich ſelbſt har der Leib 
auch ſeine eygene vnd eyngepflantzete Kräfte oder Wirckurg als die fon, 
derlichen Eygenſchafft vlererley Feuchtigkeit / durch welche der Leib thaͤtig 
gemacht wird / vnd ein jeglich Ding außzuricht en geſchickt. Vnd gleich wie 
die Sonne befinjtert wird / wenn der Mond zwiſchen fie und den Erdbodem 
kompt / vnd der Sonnen Schein hindert / auch der Mond ein Finſternuß 
hat / wenn der Erdboden zwiſchen die Sonn vnd Monden kompt: Alſo Leib 
vnd Seel leyden offt Schaden vnd Mangel durch das / daß bißweilen eins 
das ander hindert. = | ER 
Die vereyn⸗·Derhalben weilfoldhe Eynigkeit deß Leibes vnnd der Seelen vnter ein, 
gnoah, ander iſt / ſi einander fo getrewe Geſellen geben / bey einander in dieſem Leben 
Seien, halten / eins dem andern hilfft mit einander boͤſes vnnd gutes leyden / ſo iſts 
ja billich / daß der Leib durch die Auffer ſtehung wider erwecket oder vernew⸗ 
ret / in Ewigkeit ſambt der Seelen lebe / vnd gleiche Seligkeit empfinde / oder 
. Berdamnußleyde, — * 
Die dricte ¶ Wie aber ſolchs geſchehen mag / ſo jemandt iſt / der es wegen eyn faͤltigen 
Außfuͤhrung Verſtandes nicht begreiffen kan / vnnd Doch damit er GOtt feiner Macht 


oder 





> Aa ' ZN 
a J 
— 


Von den Geheimnuſſen der Natur. ze 
oder Ehr nicht beraube / jh n mißtrawe / vnnd feine Gedancken vnd Augen d Ze 
© Heifer nad) Sort richten koͤnne / gewiffe Anseigung haben will (tie im yep Lince 
- Evangelio Ricodimus oder Thomas ) dadurch er erkenne / daß Bore nicht fr- 
allein koͤnne den Dienichen / fondern auch was er will/ wider new machen / 
der ſchawe an den Himmel / mit ſo viel ſchoͤnen Geſtirn gezieret / vnnd den 
gantzen Erdbodem /mit fo viel ſchoͤnen wolriechenden Bluͤmlein / ſo viel ge⸗ 
finder Kraͤuter / eins Theils in Eſſen der Speife/ eins Theils in Artzney 
nugebrauchen / Deßgleichen ſo viel Fiſche im Meer / ſo viel Voͤgel in der 
ufft / vnnd auff dem Erdbodem ſo viel Vieh / beyde zur Speiſe dem Men⸗ 
ſchen / vnd zu Erbawung deß Erdbodens geſchaffen / vnd endlich den Men⸗ 
ſchen ſelbſt zum Herrn vnd Verwalter eines ſolchen groſſen Wercks eynge⸗ 
ſetzt. Denn dieſe alle / find ſie nicht von Anfang der Welt von Gott alleine 
durchs Wort auß nichts geſchaffen / vnnd bleiben durch ihn auch befländig 
in jhrem Wefen für vnd fuͤr / haben jhr Verwechſelung Anfang vnd Vn⸗ 
tergang / Zunemmen vnd Abnemmen? Da denn nun eine ſolche Krafft vnd 
Gewalt deß Allmaͤchtigen Schoͤpffers iſt / wer wolte zweiffeln / ob er koͤnnte 
ein zerbrochenen vnd verſtorbenen Leib rider nem vnd lebendig machen / der 
ſo viel wunderbarliche Ding auß nichts geſchaffen hat? Demnach er deß 
Men ſchen Leib auß nichts im anfang der Welt zubereitet / als ein Allmaͤch⸗ 
tiger Schöpffer:fo it jhm ja viel leichter ein todten Menſchen wider new 
und lebendig zu machen/da er jn nicht wider vmb auß nichts ſchaffen darff Der Vnter⸗ 
ſondern alleine auf feiner verwanten Materien / die da entweder in Aſchen Iseitt der 
verwandeit i ober Indie Sufft ber loſchen wider new machen. Gleich aber once und 
wie ein gutec Goldſchmidt ein zubrochen Bild / vnd in kleine Stuͤcklein ger. @w tung 
malmet / auf der Materien wider nem geuſt / vnnd dieſelbe Form / doch ſchoͤ⸗ Hr 
ner als vorhin je / macht: Alſo Gott der Allmaͤchtige den Leib / der zu Erden 
worden iſt / am Juͤngſten Tag wider erwecken wird von den Todten / new 
vnd lebendig machen / in der Geſtalt / wie er vorhin geweſt / doch ohne allen 
Mangel / vnd viel volkoͤmmlicher. Darvmb laſſet vns dem Allmaͤchtigen 
Schoͤpffer die Ehre geben / vnnd feine Almächtigfeir bekennen / daß er ma⸗ 
chen fan was ec will, Denn wie woͤllen wir mit vnſerm Verſtandt / vnnd in a 
der ſchwachen verderbren Natur cin anders ergründen vnd ermeſſen / da wir 
doch viel andere geringe Ding nicht verſtehen / oder mit vnſern Sinnen vnd 
Gedancken begreiffen koͤnnen. — 
Bo fern auch dieſes herzliche Schawſpiel der Welt vnd die Ordnung . 
der gantzen Natur / nicht jederman fan bereden zuglauben die Allmächtig drin Auf⸗ 
keit vnnd groſſe Krafft Gottes / fo worte einjcder fich feldfF alliine anfchaus Kran 
wen / vnnd an feinengen Gemuͤth / mie ein herrlich vnnd gewaltig unauß, fern tönm- 
gruͤnd lich Ding se ſey / gedencken / fürwar er wird gnung ver ſtehen * er⸗ 
| ahren / 


J 


an Bemse Aefteinen/melchenber diß / daß ſie lieblich vnnd luſtig zuſehen / auch aroffe in 


283 Das VIII. Buch deß vierdten T eils / 
fahren / doß ſo d er Menſchen Gemuͤth ein ſolch fuͤrtrefflich Ding ſey or, 
168 Rraffeond Macht / der dem Menſchen dieſes eyngepflantzet onnd gege⸗ 


ben har / viel groͤſſer vnd gewaltiger fnnmng. 
Deß Mein 









Ich kan deß Menfchen Gemuͤth nichts beſſers vergleichen / als bin Edel 


————— derliche Raaffe und verborgene Wirckung haben / welche durch die Nutzung 
yergteispen, oder viel reiben herfuͤr gebracht werden. Denn gleich wie der Agt ſtein oder 
Bornſtein / vnnd der in ziehen mit Gewalt ⸗ — Federn / 
Eyfin: Aſo das Gemuͤth wenns nur erwecket wird / ſcheinet her fuͤr / wie ein 
verborgen Fewer in der Afchen/ondheberallmehlich an zu brennen. 
one nd wirmoldte Goͤttliche Krafft oberallaufgebrtire i / vnnd durch 
feerbiigtese ſo groſſe Beißhat der Natur ſich vberall feben aͤſt/ vnnd Aſs / daß das Ge⸗ 
8—— 
gengligteit NEM EINE DORT r nd Majeſta Eagget / vr utli⸗ 
— cher ſehen laͤſt denn in dem Gemürh deß Menſchen / welchs ein rechtes 
I Edbenbild Gottes ſt Darvmb fellntemandr darfür halten / daß das ſterben 
Die ade werde / das da von der Görtlihen Natur hergefloſſen / ole die Seele deß 
Autfügung Menſchen / vnd mir alſo ſchonen Gaaben / als dem Gemuͤth vnnd Gedan ⸗ 
Platon, Ba a Na a Be, F ER E Ä 
Alles das da nicht auf den vier Elementen / Fewr / Lufft / Waſſer / vnn 
Erden gemacht iſt / das bleiber vnſterblich / vnd bieiber fuͤr vnd für. 
Die Seele deß Menſchen iſt micht gimacht auß den Elementen / oder 
“0 Sgrgendt einer jrrdiſchen Mat erien /ſondern har alleine ein Goͤttlichen Br⸗ 
ſprung: J— 
Sarvmb fan fie nicht erben oder untergehen. x * 
Die ander Vnd wie koͤnnte die Seele haben ſo ein herzliches Gemuͤth / fo einen 
Pi ofchar & —— — 6 ka. 9 Aa She. = = 
BGedancken ſoiche Erkaͤnntnuß aller Ding / ſolche Siebe gegen Sort / wen 
die Seele nicht ohne alle Marerten were / vnd mas himmliſches / Goͤttliches 
Weſens theilhafftig / vnd zum ewigen Leben geſchaffen. er 
Die dritte Dieſes iſt der alten Heyden Meynung auch geweſt Die da / wie Ci cero 
Muffübeung hezeuget / nicht gewolt haben daß der Menſch / wenn er ſtuͤrbe / fo aeßtiret, 
Deu gienge daß nichts vbrig bliebe fondern vlel mehr⸗ daß nad) ben odteder 
i vnſterb⸗ Menſch was empfinde/end die Gedancken behulte weiches denn andy bey. 3 
at de auß andern Dingen/ohnd fonderlid; auß jhren even onen in den 
— graͤbnuß zuſehen if / welche ſie ſo ehrlich wicht gehallen a — | 
ann. den Glauben gehabt / daß der Menſch feiner weaeagantz verſtůt / ſon un 
ae eins Thailskbere/undanderswohtn in in beſſer Seben wandelte, — 9 
Divine ¶ Vud wer kan ſo grob vnnd vn erſt aͤ dig ſeyn / wenn er nur die * 3 


8 


* 








J * a RR TS Ban Va 
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| 
| 
| 


J Von den Geheimnuſſen der Natur. 289 


gegen Himmelauffheber/da cr ſchon nicht wuͤſte / daß durch Gottes Macht zuerig, 
vnd Gewalt dieſes alleg was wir fehen/ geregierer werde / der da nicht ver, Kung auf 
flünde auf dem groffen vnaußſprechlichen Wercke det Welt / der wunder, aha of 
 barlichen Bewegnuß der Natur / jhrer groffen Weißheit / Ordnung / Nutz 
vnd Beſtaͤndigkeit / daß ein Goͤttlichs Weſen ſeyn muͤſte / das alle Ding 
erhalte vnd regiere? Da denn nun GOtt der Allmaͤchtige / welcher nichts 
virgeblich oder ohne ſondern Rath geſchaffen hat / die Verwaltung vnnd 
Herrſchafft aller derer Ding in dieſer Welt dem Menſchen vntergeben / fo 
were es ja gar ein vngereimet Ding / daß der Menſch ſolte alſo zu nichts 
werden / vnnd gantz ſterben oder verderben. Aber Gott der HErr hat dem 
menſchlichen Geſchlecht gewiß was beſſers geguͤnnet. Denn da er diß eine 
ſolche Creatur geſchaffen haͤtte / die da alleine dag aͤrgſte Elend vnd groͤſten 
Sammer indiefemseben erlitte / darnach aber ewig geſtorben bliebe / ja er hat 
jhme viel mehr eine gute ſichere Wohnung zubereitet / in welcher der Menſch 
nach aller Muͤhe vnd Arbeit dieſes Jammerthals moͤchteruhen / vnnd die 
ewige Seligkeit haben. 
Daher Paulus der Apoſtel will / daß wir alleine auff das ewige hoffen Die ſunffte 


Außfuͤhrung 


ſollen / vnd vnſer Gemuͤth vnd Gedancken gegen Himmel erheben / als vn⸗ 


ſere rechte Wohnung vnd Herberge, Wenn vnſer Leben in dieſer Welt ſich Frey 


enden ſolte / vnd nicht weiter wehren / alſo wehre gewiß nichts elenders denn 
der Menſch nichts veraͤcht lichers / vnd ein ungleicher Standt der Reichen 
vnd Armen / Die Relchen haͤtten alles gnug / vnnd genoͤſſen der guten Tage 
in der Welt / die Armen wehren allem Creutz in dieſem schen vmerworffen/ a. Cot ar. 
vnnd ſolten fein welter Hoffnung noch Troſt haben. Darvmb der heilige 
Paulus recht wol ſchleuſt: So wir in dieſem Leben allein vnſer Hoffnung 
auff Chriſtum haben / vnd die Aufferſtehung Der Todten nichts iſt / ſo iſt der 
Chriſtliche Glaube auch vergeblichen / vnnd derer Stondt iſt beſſer / die da 
auſſerhalb Chriſto leben / vnd fich wie Eſſen vnd Trincken wol warten / denn 
der Chriſten / die da / vmb vergeblicher Heffnung willen/ ſich mie mancher⸗ 
ley Vngluͤck plagen laſſen / vnd jedermans Sport ſeyn. 
Wo alles / was am Menſchen iſt / untergehen’ ond durch den Todt ein Die ſechſte 
Ende nimpt / woher kompt denn offt eint graufame Angſt des Gemuͤths / — 
"seine groſſe Plage des Hertzens / ein ſolch Nagen vnd Beiſſen des Gewiſ, Nrenfesen 
es ein Zittern vnd Zagen? Hinwider / woher fompts/ daß offt in groſſer Zerilen 
Widerwertigkeit der Nenſchen ſich gar wol zu frieden gibt / vnd ſolche Be, Zrawse, 
ſtaͤndigkeit g:funden wird? Dieſes zwar geſchicht fuͤr groſſer Hoffnung des 
ewigen bebens / vnnd guten Troſt der ewigen Belohn ung der Got ſeligkeit: 
Jenes aber für Furcht der ewig⸗ n Straff in dam fünffrigen deben, Das 
hat gemach das Paulus ſeinen Juͤnger Tmotheum aiſo trewlich vermah/ 
ENT 09 net 





j SR. 5 an ae 
20 Das VII. Buch deß vierdten Theil) 
f y net zutreiben fein Apoſtel Ampt / dar zu er beruffen werden ſolt. Vnd durch 
hi das Gleichnuß derer die da kaͤmpffen / trotzig foriche: Sch habe einen guten 
Kampff gekaͤmpffet / Ich habe den Lauff volſendet / Ich habe Glauben ge, 
halten / hinfort iſt mit beygeleget die Krone der Gerechtigkeit / welche mir 
der HErr an jenem Tage / der gerechte Richter geben wird / niche mir allei⸗ 
ne / ſon dern auch allen / die ſeine Erſcheinung lieb haben. Darvmb ſoll nie, 
mandt die Hoffnung fallen laſſen / oder fein Gemuͤth in Erwartung ſo groſ⸗ 
fer ewiger Seligkeit / mars oder muͤde machen laſſen. 
nn Denn daßes wahr ſey / lehret dich dein engen Gemmüch / erinnere dich 
— dem Verſtandt /bezeugets die Vernun fft / vnnd weiſets auß die Natur aller 
— — Ding / darzu iſt das nicht eine geringe Anzeigung / Die eyngepflantzte Be⸗ 
Ebren. gierdte der vnſterblichen Ehren / vnnd daß jederman gern ein langes Ge⸗ 
daͤchtnuß nach ſich laſſen will / vnnd einen zuten Namen bey den Nachtom⸗ 
menden haben / der auch ewig wehren moͤcht e vnd nimmermehr verloſchen 
ſeyn. Welchs dem Augultino vnd Ciceroni für die beſte Außfuͤhrung / daß 
„die Seel vnſterblich ſey vnd ewig lebe / gehalten ift worden, Denn die Hoff⸗ 
nung der Vnſterbligkeit iſt ein groſſe Anreitung zur Tugendt / vnd fuͤrnem⸗ 
me Vrſachen guter loͤblicher Thaten. | en 
nd wie wol diß oder anders mehr nicht viel anf der Vernunfft darff 
bewieſen werden / vnd die geiftlichen Sachen durch die Vernunfft / welche 
Gen Sachen menſchliche Weißheit lehret / nicht ergruͤndet wie Paulus ſaget / jedoch) 
ng fans denen nicht für Vbel gehabt werden / die der Vernunfft nach gute be⸗ 
ſpu tieree ſchetdene Außfuͤhrung derer Ding fuͤrbringen / damit auch die Saure koͤnnen 
en folk auff den rechten Weg und Glauben gebracht werden / die nach der heiligen 
Schrifft wenig fragen / und nicht zulaſſen die Vnſterbligkeit der Selen’ 
oder Aufferſtehung der Todten. Sonſt in allen andern Geiſtlichen Tingen 
ſehe ichs ſelbſt nicht für gut an daß man alles mie der Vernunfft difputie, 
ren will. Vnd hat das Wort Sorreseinen Zaum eyngeleget Der vorwigl, 
gen Vernunfft / welchs verbeut / daß fie nicht foll onerforichliche Ding, 
allein in GOTtes Wort geoffenbaret nachforfchen. Dieſes lehret auch 
Romu. Hiob / Eßdras vnd ſonderlich Paulus / da er ſo weit in vernunfftiger Nach⸗ 
forſchung kommen / daß er nicht weiter konnte vnd ſchreyen muß: Owelche 
eine Tieffe des Reichthumbs / beyde der Weiß heit vnnd Erkaͤnntnuß Get⸗ 
tes / Wie gar vnbegreifflich ſind ſeine Berichte / vnnd vnerforſa idh feine 
Wege. Denn wer hat des HErren Sinn erkannt? Oder wer iſt ſein Rath⸗ 
geber geweſen? Der wer hat jhm etwas zuvor gegeben / daß jhme werde ver, 
golten? Vnd durch jhn / vnd in jhm ſind alle Dine. 
Weiter/daß niemandt von dieſem Artickel deg Glaubens / darinn alle 
a Hoffnngdes Nenſchen / vnnd Troſt der Seligkeit ſtehet / ſich u; 
| | | aſſe⸗ 





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Donden Geheimnuſſen der Natur. 291 


Yaffeı fohat Sarcı Panlus fein gelehret / vnnd für die Augen geſtellet die Serift 


Gleichnuß 


Aufferſtehung der Todten / ſampt der Vnſterbligkeit der Seelen / vnnd ber qugder da⸗ 
weiferes mit aller vernuͤnfftigen Außfuͤhrung / auch mie Gleichnuſſen auf wur brau- 


den nat uͤruchen Dingen genommen, Denn die Natur als ein Brſprung — 


aller Ding der nichts gleich iſt / vnnd deß Krafft mir Worten nicht genug 
beſchrieben / noch mir Semählsen genug außgeſtriechen werden kan / brin⸗ 


ger viel Ding auff die Welt / darinn ſich Gottes Allmaͤchtigkeit vnd Krafft 


ſehen laͤſet. Wir können ons ſehr verwundern ob einem kun ſtr eichen Mah · 
der ein ſchoͤn herr ichs G emaͤhlde darthut / oder einem Kuͤnſtler / der ſonſt 


* 


was ſchoͤns außarbeiten kan / wie Gadit anus gethan hat / der lieblichen die 

ginge Hiſtorien Lixi alfo vollbracit: Wie viel mehr ſollen wir ehren vnnd 

groß achten den Schoͤpffer aller Ding / der vns ſo viel wunderliche Ding 

fire die Augen geſtellet har / die da nicht koͤnnen gezehlet noch gerechnet 

werden. — Das Bieich⸗ 
Band darmieder Aufferſtehung der Todten auch durch die gering nup in ders 

ſten Creaturen beweiſet werde / fo ſchawe an/ wir die Schnecken / werm fie ra nöa 

alt werden / vnnd nun faſt gantz verweſet / abwerffen die alte Haut / vnnd yurafce 

werden wider auffs newe lebendig vnnd jung. Deßgleichen wie auß einer bura- 


1. Von den 


"faulen vnnd verweſten Raupen gemahlte vnnd fliegende Wuͤrmlein kom⸗ Sana. 


men / wie auß den Ameiſſen Stiegen + Wie die Seydenwuͤrmlein / wenn > Ten den 


fie ſchon ein zeitlang todt ſeyn / wider Kebendig werden te der Bogel — 5 
Phœnis ſehr von dem Lactantio geruͤhmet / wenn er ſterben ſoll / ſich ſelbſt Be an 
verbrennet / den andern Tag auß der Afchen iin Wurm wird / den dritten wurmten, 


Tag derſelbe Flügel krieget / den vierdten wider derfelbige Iebenöige Bogel — | 


ft / der es vor geweſen / Welches ja cin herzlich Zeichen der Aufferſtehung enin, 


dr | 


derTodren gibt, s ’ \ Ba e der ſich feibft 
Vnd daß indem dentzen alle wider grunet vnd new wird /gibee nicht a 


Anʒeigung der Aufferſtehung genug ? Oder weg Gemuͤth ſoll es nicht wa⸗ iebendig 
cker machen? Bnd wen ſoll eg die Hoffnung der Vnſterblich keit nicht be⸗ — * 
kraͤfftigen ? Alſo / wer ſiehet nicht ſeineLuſt ander Natur vnnd Krafft der gru- 
Erden / denn dieſelbige / nach dem fie wol gepfluͤget vnd zugericht / wird fie be: ne ea 
ſaamet / vnnd erſt lich ſchleuſt Heden Saamen durch das Egen wolin ſich zens. 
darnach erwärmer ſie jhn / biß daß er gar faule vnd ſterbe. Auß dem verſtor VBen dem 


Saamen in 


benen Saamen wird gemacht ein gruͤnendes Gewaͤchs / welchs mit kleinen der Erdcn 
Wauartzeln erſt in der Erden hafftet / vnnd allmehlich auffwaͤchſet / gewinnet verfaulet. 
einen Halm mit Knoͤtlein / wird mie Huͤlſen gleich wie ein Rock angezogen / 


vnd darinn bleibets verborgen / biß daß es zeitig wird / Nach dem es aber 
herauß kompt/traͤgets ſeine Frucht / die Aeren mir vielen kleinen Spitzlein 


erwahret / daß es die Voͤgelein nicht koͤnnen abfreſſen. 
PER — Ich 





192. Dasvin. Buch bessern Lee 


7. Bondem ——— jetzt der Krafft aller Gewaͤchſe / ſintemal wir ſehen / daß 
Gewäds auf: einem Fleinen Koͤrnlein von Feigen / oder von Weinbeer / oder ander 


eer Daumen ächfe / ein folcher Baum mit Zweygen oder fehönen Blaͤuern auff · 


wachſe / die Bekleidung der Kraͤuter / die Bewurtzelun das Pflantzen und 


‚Eeris 
bi Pfropffen der Bäume machts fürmwar / daß die Aufferfiehung nichts un, 
glänblichs geachtet werden muß. Diefe wunderbarliche Kraft der Natur 
—— er hebet hoch der Chryfoftomus ſampt dem Cicerone, und lober die Erden 


als ein Vatter aller Ding / denn aller natürlichen Ding £eben entſtehet aß 
der Milttgkeit der Erden/ die Kraͤuter Bäume mancherley / vnnd ſchoͤne 
Blumen mit lieblichen Geruͤchen haben von der Fruchtbarkeit der Erden 
ei Ben ihren Anfang vnnd Vollkommenheit. Eine dunckele dicke Lufft wird zu 
mmadırvir Waſſer / che ſie auff die Erden fäller,ond feuchter das Erdreich / vidervmb 
Elementen. das Waſſer wird durch die Hitze det Sonnen außgetrocknet / vnnd in einen 
ſubtilen Dampff oder die Lufft verwandelt. 
em Darsupielaußdiefen Dingen haben fo mancherley Derwandlung / 
und — daß man ſich nit weniger darob zuver wundern hat / denn vber die Aufferſte⸗ 
san hung der Todten. Als nemblich / ein Weinſtock auß einem guten wol erbau⸗ 
weten Bodem der Erden / bringet nicht alleine Blaͤtter vnnd Weioreben / 
die ſehr herbe find/fonsern auch einen guten füllen Safft / vnnd wolſchmaͤ⸗ 
ckende Trauben. Der Palmbaum bringet die j üffen/ ſafftigen Weinnen⸗ 
tzenden Datteln. 
—— Weiter / wer fan genugſam verſtehen / wieder Saamen / daranf der 
ber Eitern Menſch empfangen unnd geboren / wird gebildet su Ohren / Haͤnden / Ar⸗ 
Fr — men / Hertz / Lunge / Sehnadern / Lufftadern / F tafe ch / Knochen Knorpel 
nnd Haut? Alſo viel Vnterſcheid der Qualit aͤt / Feucht ſgteit / Rräfften, 
Wirckung vnnd allerley Thaten / werden auß einem Saamen gemacht: 
Wer wills außlegen / wie ein weich vnd flieſſend Ding einem harten vnd 
kalten Knochen werden ſoll? Wie alle Speiſe in das ſchoͤnſte rote Blut 
verwandelt wird? Wie die Nahrung / Fleiſch / Adern / Lufftadern / Bluta⸗ 
dern / Sehnadern / Spannadern vnd dergleichen / geben foll, 
en Darombdiemweil ſo vlel Ding die Natur herfür bringe taͤglich / die deß 
ger natärki- Menſchen Verſtandt niche begreiffen fan, wer will darmwider ſeyn / daß 
Br Be GOtt der Almaͤchtige Schoͤpffer das thun kan in Erweckung der verſtor⸗ 
Gore viet henen Leibe / das die Natur Gottes Dienerin in erwaͤrmen vnnd erwecken 
meht thun. den verfaulten Saamen taͤglich wircket Man ſihet / daß der Saame / wenn 
er gefeuchtet iſt / auffwachſe zu groſſen Straͤuchern vnnd ſchoͤnem Krause: 
Wer wolte denn nicht glauben / daß der Menſch indie Erden gelegt / wider 
lebendig werden ſoll / vnd ſeine Herrligkeit befommen, 
Oyprianı Derhalben Serians mach dem Exempel Pauli / durch die Natur deß 
Saamens 





— Von den Geheimnuſſen der Natur. 293 
Saamens / den Glauben von der Aufferſtehung der Todten erklaͤret / da er Außlegung 
ſooricht: Sojemand mancherley Saamen gar durch einander miſchet / vnd Yon der 
diefe baanßgeleſen oder vngeſondert auff den Acker beſaͤmet / ſo würde doch guna an 
einjeder Saamen zu gelegener Zeit fein Gewaͤchſe nach feiner Art herfür sten) 
bringen/ond feiner Natur ond SGeſtalt ein Leib haben. Derhalben wenn es —5 
Gottes Wilke iſt / ſo ſoll das ver wehſene Fleiſch / obs ſchon an mancherley yemSae 
Orrten zuſtrewet / wider new vnnd lebendig werden / in der Geſtalt / wie der Erden. 
Menſch vorhin geſtorben / vnd wird alſo geſchehen / daß ein jedere Seele jren 
vorigen Leib / nicht einen andern oder vermiſchten / bekommen werde / damit 
in jenem Leben das fromme Fleiſch mit ſeiner Seelen / gekroͤnet / das boͤſe 
aber geſtraffet werde. er SER 
Darvmb S Paulus nicht beffer ung die Aufferſtehung der Todten hat 
fuͤrbilden fönnen/denn durch dasfchöne Weitzenkoͤrniein / in einem feinen 
Gleichnuß / welchs / fo es in den Acker geworffen / darauß ein ſchoͤner Halm 
waͤchſet. Denn wie man das Weikenkörnlein in den Acker wirfft / alſo wird 
der todte Leib begraben indie Erden, Abermals / wie dag Koͤrnlein wider 
auffwaͤchſt vnd gruͤnet / alſo wird der Menſch wider lebendig. Der Leib deß 
Maenſchen wird indie Erden geleget / daß er verfaule / aber eben derſelbige 
wird wider leben dig werden / von aller Menſchlichen Schwachheit erloͤſet. 
Der Leib wird begraben / als der viel Elend / Kranckheit / vnnd mancherley 
WVungluͤck vnterworffen war / aber er wirdt wider auffer ſtehen mir Frewden 
vndohne allen Mangel. 

Dieſes alles iſt dem Menſchen sum Exempel fuͤrgeftelt / deſto beſſer zu Fin Gleich⸗ 
ſchen Schawe in einem krancken Menfchen/ der mit langwieriger Franck, kann 
heit beladen iſt / wie nimbt die Farbe ab / wird bleich / gelblicht / vnnd endtlich —— 
Erdfarb / ja der gantze Leib verſchwindet / alſo / daß Marck vnd Bein versch, nefen. 
ret wird / wenig lebendigs bey jhm iſt / daß er auch nicht wol erkannt werden 
kan. Aber demnach er mit guter geſunden Speiſe erquicket wird / vnd durch 
beqneme Artzney rath gefunden / ſo wird cr wider fett vnnd wolgeſtalt / vnnd 
meſtet ich auß / daß er gar von newem lebendig wirde : Dergleichen wird der 

Leib in der Aufferſtehung der Todten auch wider herfuͤr kommen / aber oh 
herrlicher und volltoͤmblicher / als in dem Fein mangel oder zeichen deß alten 
verderbten Adams bleiben werden. : 2 

Der HErr Chriſtus iſt das erſte Fuͤrbild der Aufferftehungder Tod, 3 
ten / der da ſcine Gottheit mit nichts herrlichers hat ſehen laſſen / als mit dem Faͤrbud der 
heiligen Triumph der Aufferſtehung. Diß ſoll nun auch in allen Menſchen ae 
geſchehen / durch feine Krafft / der da / wie Paulus fager sunfern geringen Corikus. 
Lb verwandlen wird / vnnd gleichfoͤrmig feinem heiligen Scibe machen/in um. 
Krafft feiner Auffer tehung / damit wir feinem Tode ehnlich werden. 
DEE BL a er⸗ 





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»»4 _ DasVILl. Düchdepvierdten Theih ⸗ 
FEN DSe halben will der Apoſtel nicht / daß wir für dem Todte alluſehr er, 
der befte ſchrecken / oder darvber heulen vnd weynen ſollen ſintemal alle die in Chri, 


ER a Roenf chlaffen / durch Gottes Wort follen wider erwecket werden / daß fie in 
im teten Ewigtkeit mit jhm ſelig leben, Welche denn alſo geſchehen wirdt / wie vnſer 
iu Heyland Jeſus Chriſtus zuvor verfündiger har : Es wird die Stundte 
" derdiedo, Fommen daß alle die in Graͤbern ſind / feine Stime hören werden / vnd her, 
fuͤr kommen / die Frommen zur Aufferſtehung des &ebens/ die Boͤſen zur 

IT Aufferſtehung der Berdamnuß. Mit welchen Worten er troͤſtet die Elen⸗ 


den vnd betruͤbte Herkin der Frommen / Bag ſie jhr Ereukinder Welt de⸗ 


ſto geduͤſtiger Ieyden: Die Boͤſen aber erſch ecket er vnnd macht ſie zittern 
vnd zagen / denn ſie nie guff hoͤreten Boͤſes zut un / wenn nach dieſem eben 
nicht die Straffe des Boͤſen / vnd Belohnung des Guten folgeren. Daher 
Hiob in feiner hoͤch ſten Noth / vnnd in ſolchen Jammer / der nicht groͤſſer 
Cap. 14.19 ſeyn koͤnnte / ſich mie der Hoffnung troͤſtek Ich weß daß mein Exlöferle, 
Exemplum het / vnd er wird mich hernach auß der Erden au ferwecken und werdedar⸗ 


“Ad. nach mie diefer,meiner Haut vmbacben werden / vnnd mwerdein meinem 
Fleiſch Gott ſehen / denſelben werde ich mir ſehen / vnd meine Augen werden 
a und fein Frembder. Diefe Hoffnung ift mir in mein Herk ge⸗ 
ſchlo ent. J — 

Wie die Darvmb / dieweil alle Hoffnung vnd Troſt des Menſchen in dem Ar, 


Anfterftes tickel von der Auffer ſtehung der Todten fleher/fo ſollen wir vns in allen Am | 


eo fechtungen des Teuffels vnd ſelnem ſchrecken an dieſen Glauden feft halten/ 


vns tröften vnd vnſer Hoffnung allein auff vnſern Heylandt Jeſum Chriſtum ſtellen. 


ſolvnd tan. Diefelbe Hoffnung aber der ewigen Seligkiit und Troſt ales Hıyla/ fan 
man zwar ſchoͤpffen ander heylſamen Geburt vnſers Seligmachers / auß 
ſeinem Leben auff der Welt / auß aller Gottſeligkeit / auß vielen nuͤtzlichen 
Lehren / auß dem Todt fuͤr vns gelidten: Aber fuͤrnemblichen auf der Auffer, 
ſtehung von den Todten. Denn dieweil er dem Todte obgeſieget / vnnd fein? 
Gewalt ginemmen, fo darff niemand zweiffeln an dem verheiſſenen Heyl / 
Seligkeit vnd Aufferſtehung der Todten / oder ob das in jme auch geſch hen 
werde was in dem Haupte / dem HErren Chriſto / geſchehen iſt. Ja vnſer 
Glaube ſtehet auff der Aufferſtehung Chriſtt / durch welche der Todt vber⸗ 
wunden vnd fein Stachel/ das iſt die Suͤnde / die vns von Gott abgemen, 

det / zurbrochen iſt. Berhalben / weil wir durch den Todt deß HErrn Ehriſti 


vnnd feine Aufferſtehung die Seligfeir erlanget haben / ſollen wir vns von 


| der rechten Meynung nicht verführen oder abwenden laſſen / ſondern in Er⸗ 
1, 2er... wegung folcher Wolthaten Gottes / auff jhn vnſer Augen vnd Gedancken 
richten / der vns nach ſeiner groſſen Barmhertzigkeit wider geboren hat zu 

Coloſſ. ꝛ. einer Lebendigen Hoffnung / durch dig Aufferfichung Jeſu Chriſtt vonden 


Todten 


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2: 


Von den ——— der Natur. 295 


Todten zu einem vnvergaͤnglichen vnnd vnbefleckten Erbe/ vmt ſchencket 
vns alle Schuld / durch Außleſchung vnd Vergebung der Handtſchrifft / 
Die wider ung geweſen iſt. 

Solcher Wolt hat ſollen wir zu feiner Zeit —— fuͤrnembe Dee Du, 
lich eyngebildet ſeyn laſſen / wenn wir in den legten Zügen vnſers lebens mit — 
dem Teuffel / Todt / Suͤnde vnd Helle kaͤmpffen muͤſſen / vnd ſie mit Gore sc Zodten 
des himmliſchen Vattern Barmhertzigkeit / durch den Glauben an Jeſum 
Chriſtum / durch welchen vns das Heyl erworben iſt / vnnd Vergebung der 
Suͤnden / oder Verſoͤhnung mit ſeinem Blut erlanget / widerlegen / durch 


Ihm haben wir einen freyen Zutritt su Bote dem Vatter / er iſt die Außſoͤh⸗ 


nung für vnſere Sůnden. Denn alſo hat Gott die Weir gelieber/ daß er fer, Nohan.n. 
nen Sohn fuͤr vns gegeben / auff daß alle die an jhn glauben / nicht verloh⸗ 
ren werden / ſondern das ewige Leben haben. 

Ditſer Glaube macht vnſere Gemuͤthe wacker daß ſie tragen gute — 
Fruͤchte / durch die Werck der Liebe / damit wir beyde Gott / vnd vmb Gottes frchu una der 
willen den Nechſten von gantzem Hertzen lieben. Alles aber was der Glau⸗ — 


be erfordert / das thut die Liebe / denn ein recht ſchaffener Glaube bringet die —2 


Liebe / vnd die Liebe widervmb ernehret vnd erhaͤlt den Glauben. Alſo in den ar, 
Sampen der närzifchen Jungfrawen verlifcher das Liecht deß Glaubens / da 
das Del der Siebe nicht mehr vorhanden iſt. Derwegen dieſer Glaube vnnd 


Hoffnung auff die verheiſſene Gnade Gottes / welchen der heilige Geiſt in 


vnſern Hertzen wircket / muß jmmerdar gevbet und wacker gehalten werden / 


daß er durch Chriſti vnſers Seligmachers Verdienſt ſchreye / Abba / lieber RR 


 Barter Der Geiſt ſeines Sohns in vnſern Hertzen / vnnd das Pfandt der ee: 


Erbſchafft röfter und erquicket vns / benimbralle böfe Schrecken deß © undbefte 
wiſſens vnd Verdamnuß / vnd macht daß wir Gottes Gnade vnd Barm ⸗ Ooffnung. 
hertzigkeit erkennen / vnd die ewige Seligkeit erlangen / durch Jeſum Chri⸗ 
ſtum / den ons Gore zu einem Mitler / durch den Glauben an jhn / fuͤrgeſtel⸗ 
let hat / darvmb werden wir allein durch jhn gerecht / erlangen Friede / vnnd 
gutes geruͤhiges Gewiſſen / daß wir alle Verzagung deß Gemuͤths vnnd 
Bersweiffelung wegthun / vnd in gewiſſer Hoffnung der Aufferſtehung von 


den Todten / vnnd der Vnſterbligkeit / nichts zweiffeln an der erworbenen 


Selggteit / vnd alſo froͤlich auf dieſem Jammerchal abſcheiden in die rechte 
— Wohnung / vnd das himliſche Vatterlandt / da wir in ſtettiger Frewde mit 


dem HErrn Chriſto ewig leben werden, 
"Damit auch folches in vnſerm Gemuͤth feſtiglich bekraͤfftiget / vnd fol, / Her Glaube 
Wolthat nimmer vergeſſen werde / hat der HErr Chriſtus ſein heilig von s Auf⸗ 
Abendmatond Saerament eyngeſetzet / dardurc wir allezeit erinnere wer EIS: 


den key: Eriöfung durch fein Leyden und durch offte Betrachtung eu 






— —* 


196 Das VIII. Such ——— Thei/ 


ewiger Se⸗ — erbuͤndtnuß / deſto embfiger Gott Heben vnnd ehren / endtlich 
a durch den Gebrauch feines wahren Seibes vnnd Bluts mir jhme verein iget 
durchdas werden / vnd eine gewiſſe Hoffnung vnd glauben an ihn haben / alg der fein 
— Leben für ung gegeben har. Welche Sacrament wir nicht alleine ſonſt offt / 
erammes, fondern auch an vnſerem letzten Ende / vnd wenn der Todt daher ſchleicht / 
gebrauchen follen/in vnſer Hertz vnd Gemůth faſſen / daß wir beyde Ruhe in 
vnſerm Gewiſſen / vnd einen feſtenGlauben an jhn haben. Darzu jhm dan, 
cken fuͤr ſolche Gaaben ſeines thewren vergoſſenen Zluts damit er vns rei, 
niget von allen Suͤnden / vnd auß dem Gefaͤngnuß deß Todtes vnd Teuf⸗ 
fels erloͤſet. Derwegen werden wir durch das hetlige Saͤcrament bekraͤffti / 
get / daß wir gewiß ſeyn / Gott ſey mit vns verſoͤhnet / vnd will vns mit Sn © 
den beyſtehen. 
— Ja wir halt en ung an die angebortene Hoffnung / welche wi haben als 
einen feſten vnnd ſichern Ancker der Seelen / daß wir erlangen moͤgen / daß 
ee wir durch Mitwirckung deß heiligen Geiſtes geglanber haben / auß welchem 
fefe Ancer Slauben/alseiner Wurtzein / die Zweiglein der Liebe wachſen / vnnd ober, 
der Seelen. ſchwengliche gute Fruͤchte tragen / denn die beweiſen es / daß der Glaube 
rechtſchaffen ſey vnd lebendig / denn ein rechter Glaube iſt ſo wenig ohne gu⸗ 
Ze Fond Gott gefällige Werck als ein guter Baum ohne Fruͤchte Darumb 
ben Sich und dieſe herzliche Gaaben dep heiligen Geiſtes / die ſich nicht von einander ab, 
— ſondern laſſen / ſollen täglich geybet werden / auff daß nach dem Elende die⸗ 
ſes Jammert hals vnnd beſtaͤndiger Bekaͤndtnuß deß Glaubens / die Gott 
von vns fordert / wir die Erbſchafft / oder dieſen Lohn empfangen / den er 
ar aus den Frommen verſehen und außerwehlet har. Wo aber auch hierm! twas 
Sind: geſuͤndiget / ſo iſt vns zu vnſer Seelen Seligkeit der nechſte vnd beſte Weg / 
Bu daß wir mir getroſtem und alänbigen Hertzen vns gantz vnd gar auff die vna 
Früchte, außſprechliche Barmherzigkeit und Gnade Gottes verlaffen welche fei, 
sw in nem Suͤnder / der Buſſe thut / je verſa zet worden’ vnd alſo mir gewiſſer Zu⸗ 
finden. Derficht fürfeinen Gnadenſtuitretten / daß wir Gnade vnnd Barmherteig⸗ 
—— deß keit erlangen, Diefer aller wegen follen mir die Wort deß Propheten ohne 
Pfam, us, vnterlaß mit herslichem Seuffgen beren : HErr gebe nit ins Gericht mir 
deinem Knecht / denn für dir iſt fein lebendiger Gerecht / HErr / ſo du wilſt 
fehen wag vnrecht iſt gethan / wer mil fuͤr dir befichen 2 sa) dir iſt allein 
Gnade vnd Vergebung der Suͤnden. 


Das xy. Capitel. 
Ob die vngehewre Geburt haben die Seel deß Menſchen / vnd 
am Juͤngſten Tage auch mit andern vom Todte aufferſte⸗ 


hen wer ⸗ 








Fr 
— 


f 


ie 


— 


ie Die da haben eine menſchliche Geſtalt / vnd von beyder@it- Diet: 


= Sonden Öcheimmuffender Natur. 297 
hen werden / mit angehengter Schr/woher die vngehewre Ge⸗ 


burt komme. 


iR tern Saamen / dem männlichen vnd weiblichen entpfangen / von el, Geburt / die 
nem Weise geboren werden / ob ſie gleich was vngehewres vnnd ab, Rabeeie 


ſchewliches ducch die Geburt mit ſich in die Welt bringen / jedoch find fie Reunſchen / 


ſem eben deß ewigen vnd der Aufferſtehung der Todten theilhafftig. Tage wibet 


Die aber ganz feines Menſchen Geftalt haben / oder anf vngebuͤrlicher arfrerfichen 
Vermiſchung eines andern Thieres geboren find / vnnd gar eines andern Dieandere 
Weſens / denn die Menſchen / die werden nit ewig leben /oder Bon den Tod ranenıe, 
gen aufferſtehen Alſo die Vngehewer / welche diealten Poeten erticht / vnd te Menfchen 
gen ennet haben / Faunos, Satyros, Centauros, Striges, Tritones, Harpyas, —— 
vnd dergleichen mehr / ſind nicht begabet mir der Seele deß Menſchen / noch fehung 
mit der Aufferſtehung der Todten. Eh 

Mean finder vnter ſo viel rauſendt Menfchen wol erliche mie vngehew/ dıe erfien 
rem eibe / mit grewlichem Angefichte/ mit auffgeworffenen vngeſchicktem er Sn 
Munde: Aber dieſe / wie abſchewlicher Geſtalt fie auch ſeyn mögen / fo wer⸗ (eben gerech⸗ 
den ſie doch für Menſchen geachtet / denn ſie reden / verſtehen vrtheilen ver gi aan 
nuͤnfftig / gedencken fie haben alle Thaten deß Menſchen / vnnd Gaaben sine, 


der verruͤnfft gen Seelen allein was geringer vnd vnverſtaͤndiger / als an⸗ 


dere Leute. | 

Die vngehewre Geſtalt de Leibes fommen von vielen und mancherley Woher sie 
Dingẽ als nemlich / von Furcht / Erſchrecknuß / Trawrigkeit / der Influentz vnachewre 
deß Geſtirns / deß natuͤrlichen Saamens mangeloder vberfluß / der Eynbil. Wenn 
dung ſchwangerer Frawen / vnd mancherley Gleichnuß oder Geſtalt / die fig tomme, 
in Sinn faſſen / vnd der Frucht anerben. 

Bißweilen wird auch die Ordnung der Natur darauß verkehret / daß Gleich 

entweder der natuͤrliche Saame deß Weibes oder Mannes boͤſe vnnd ges nuf von den 


brechlich ſind / oder daß die Geburtsglieder / als Werckzeug / vngeſchickt / — 

weilcher wegen die Natur das Werck der Bildung in der Frucht nicht recht «en. 

vollbrꝛingen fan, Denn gleich wie ein kunſtreicher Wercfmeifter kein gutes 
Werck macht / wo die Materien / darauß es ſoll gemacht werden /nicht gut 


iſt / oder der Werckzeug / dardurche zugerichtet / verderbet: Alſo die Natur 
deß Menſchen / wenn ſie ent weder in jhren Kraͤfften vnvollkommen iſt / oder 
eine boͤſe Materien darzu gifsteger/bilder nichts rech tſchaffens / vnd machet 
wicht einen volltoͤmblichen Menſchen. 
Derer gleichen find etliche dis mit groſſem Fleiß die Glieder dep Leibes ZEN, 
pp anders 


—5 N 
— EN — 


28 Das VIII. Buch deß vierdten Theils / * 
Rubin anders bilden / als die Natur mitbringet gleich wie Hippocrates bezeuget / 


x 7 
* 
> 


di € 2 3 £ 
Oicderdef daß in Alıa Menfchen mit länglichen Hänptern geweſt ſeyn /barembüog 


gu die Ammen die Haͤupter den Kindern erſt alfo Länglsch mie dem Windeln‘ 


dei bilden. 
hi zugerichtet (denn es iſt jhnen ein fonderliche Zier und Wolftandt auch ei⸗ 


ne Anzeigung einer guten Natur geachtet geweſen) darnach dag die Natur 


auch ohne alle fleiſſige Muͤhe / für ſich ſelbſt / der Frucht ſolche laͤngliche 
Haͤupter gebildet. — 

ER Die Landtart / Speiſe / vnd Eygenfchafft der Iuffe/machr auch offr er, 
liche Glieder vngeſtalt. Denn die in falten vnnd feuchten fanden woh, 


Landtart 


fonderiihe nen / die haben groſſe Haͤupter / fette Leibe erhobene Baͤuche / auffgeblaſene 
a Backen vnd groſſe Maͤuler. Etliche Laͤnder bringen allein kleine Leiue und 
ach bringet. Maͤuler. Etliche Leute ſehen mit einem Auge in der mitte der Stirne. Eli, 
che Oerter haben Eynwohner mir groſſen Koͤpffen / mit gebogenen Naſen / 

oder mit krummen Beinen. 

2 Vnd wiewol in dieſem viel mangels oder gebrechens gefunden wirdt / 


—— vnnd die Glieder deß Leibes eins Theils vngeſtalt oder abſchen liche find / je⸗ 


Senn Doch dieweil ſie von Menſchen geboren ſind / vnd was Vernunfft bey jhnen 
indem fich beweiſet / auch einerley Geſetz der Natur haben / ſo iſt von allen Chriſtli⸗ 
fünfftinen chen Lehrern dahin geſchloſſen / daß fie mit der Seel deß Menſchen begabe⸗ 
vnd der Aufferſtehung der Todten theilhafftig ſeyn / dardurch alles abſchew⸗ 
on uche Vngeſtalt an jhnen / ein rechte ſchoͤne Geſtalt deß Menſchen bekom—⸗ 
nemanget men wird / die zerbrochenen / krummen oder geſtuͤmmelten Gleeder deß Leibes 
ar zuſehen. jhre Vollkommenheit erlangen. Vnund ob wol in etlichen die Vernuufft 
wenig oder nichts ſich erzeiget / wegen vngeſchickligkeit deß Leibes vnd Glie⸗ 
der / als in den Kindern / gar alten Leuten / Narren / bey welchen bie Krafft 
der Seelen gantz verhindert vnd vntergetruckt wird / jedoch iſt die vernuͤnff⸗ 
tige Seele deß Menſchen allen gegeben / vnd was da verderbet iſt oder man⸗ 


gät / ſoll durch die Herrligkeit der Aufferfichung erfuͤllet werden. 


Aber die vnrichtige Geburt / oder aller vnrichtiger Abgang deß narür,. 


lichen Saamens / bey weichem noch keine Glieder / ober ja wenig gebildet 
ſeyn / werden nicht für einen Menſchen gerechnet / vnnd derhalben ſind fie 
nicht der Aufferſtehung der Todten theilhafftig. Die Jertzte aber halten 
einen ſolchen Vnterſcheid zwiſchen einer vnrichtigen Geburt / vnnd einem 
vnrichtigen Abgang: Der vnrichttge Abgang wird verſtanden / wenn die 
‚ger Abgang. Saamen etliche Tage in Mutterleibe empfangen vnnd vermiſchet / wegen 
ſchlipffrigkeit und Glattigkeit der Gebaͤrmutter all zuriſch wider wegſchieſ⸗ 
ſen / vnd dem Weibe abgehen / daß ein vngeblldete Materten / vnnd die da int 
Anfang einer zukuͤnfftigen Frucht geweſen / von dem Weibe fleuſſet / welchs 


nicht anders zu nichte wird / denn wie ein Kraͤuterſaame / der — A | 


% 





WVon den Geheimnuſſen der Natur. 299 
het. Die vnrichtige Geburt aber / die iſt / wenn Die Glieder mehrer Theile 
gantz gebildet feyn. Ei | . 
Vnd wenn die Frucht 42. Tage in Mutterleibe verbleibet / ſo bekoͤmpt Was dafın 
fie das Leben deß Menſchen. Varvmb wenn dem Weibe durch die Vnrich⸗ Zurihtiac 
tigkeit nach dieſen Tagen ſolche Frucht abgehet / vnd durch ſchnelle Zufaͤlle Weise um 
rodt an die Wels toͤmpt / ſo fan vnnd ſoll man durch groffen Fleiß dieſelbe hhge or 
bißweilen widervmb zum Leben bringen. Denn ob wol auch etwas viel an Menfehen 
diefer Frucht mangelt, vnnd zur rechten geöffe nicht kommen iſt / jedoch fol Shan’ 
in der Aufferſtehung der Todten alles erfuͤllet werden / was die Frucht mit Aufferko 
derzeit weiter Härte erlangen fönnen. Denn gleich wiein den Kindern viel Eng der 
Ding nicht iſt / das doc) mir der Zeit / vnd im snfommenden Alter bey jnen tbeirhaffttg 
herfur koͤmpt / als Zaͤne / Naͤgel Haar’ vnnd die rechre gröffe und länge dep "*?"- 
Leibes / welchs durch die Krafft deß erſten Saamens allmehlich sunimpr/ 
auffwaͤchſet / vnd endlich volltoͤmmet: Alſo alle vnſere Gebrechen deß Seibes 
in der Aufferſtehung der Todten erſtattet werden ſollen / ynd die vnvollkom⸗ 
mene Glieder volltlo mmen werden. Darvmb was da nicht von einer faulen 
nichtigen Materien / oder einem verhaltenen Gebluͤt zuſammen gerunnen 
iſt / ſoadern von dem rechten Saamen deß Menſchen empfangen und gebo⸗ 
ren wird / ob es wol eine abſchewliche Geſtalt / vnd vngehewren Leib hat / je⸗ 
doch ſoll er von den Todten zum ewigen Leben am jüngften Tage wider auff⸗ 
erwecket werden / vnd durch die Krafft der Aufferſtehuug aller Mangel ent⸗ 
lediget / vnd an allen Gliedern volllommen werden. 
Wenn Gott vns Menſchen wird ins Lebn Five. 
Wider auffwecken / wird er gebn 
Vns widervmb ein eeib geziert 
Mit aller Krafft / vnnd wol formiert / 
Daran fein Mangel nicht mehr bleib / 
Denn ſo ein ſchwacher krancker Leib 
Herwider kaͤm / ſo hieß es nicht 
Den Menſchen auffs new zugericht. 
Alfo was verderbt durch den Fall 
Durch Kranckheis/Schmergen Noch vnd Qual / 
Durch Alter abkommn und vergehrt/ 
Das alles wird uns wider gwehrt u 
Vollkommen / wenn wir aufferfichn/ 
— Vnd auß der Erden herfuͤr gehn. 

Denn das iſt dem leichtlich zuthun / vnnd nichts vnmuͤglich / der alles Wie Goet 
hat auß nichts geſchaffen. Denn wie Auguſtinus ſaget: Es iſt ja was ah 
groͤſſers / einen Menſchen anf nichts fchaffen / denn den verflorbenen Ipenien 

k vi Menſchen 


u 0 VAR 
REN ER TE DM De 


300 Das V III. Buch deß vierdten Theile) 


feinen gen Menfchen wider nem pnndlkbentigmacen ? Esift ja was mehrers / ma⸗ 
vundale chen daß das ſey / das vorhin nie geweſt / deun das widerbringen was verlo⸗ 


Giteber wis 


der geben ren iſt / vor Gott kan ſich der Erdenkloß nirgend hin verlieren / jhm ıfklei che 


tan. wider zum vorigen Weſen zubriagen / was da in die Lufft verſchwundeniſt / 


was da entweder die Darre den Menſchẽ abgezehret / oder der Hunger weg⸗ 
genommen / oder die Kranckheit zu nichte gemacht / oder ein Brandt eines 
Theile su Aſchen / eins Theils in andere Eiemensen verwandelt har: Denn 
das Fleiſch wird dem Menſchen wider gegeben werden / welchs jhm genom⸗ 
men iſt / als ein geliehenes Gelt dem Schäldiger. | 
Die Men· Solchegroflegewaltige Krafft werden alle dieda Menfchen genannt 
ee werden / erfahren / vnd auch etliche Vngehewre / die von Menſchen entpfan, 
und ertiche gen vnd geboren / vnd eine Natur mit dem Menſchen haben / ſollen ſolcher 
non Goͤttlicher Gnaden theilhafftig werden. 
gewaltige 
—— Das XV I, Kapitel, 
2 Wie die Speifeonnd das Gebluͤt / oderjbreonterfchiedtliche 
fahren, Feuchtigkeit / verwandele nicht alleine die Geſtalt deß Lei⸗ 
bes / ſondern auch die Art deß Gemuͤths / vnd daß diß ein Vr⸗ 
ſach ſey der Anmuthung vnd mancherley Begierdte: Mit 
angehängter Schr / vonder Melancoley / was ſie außrichte / 
vnd wie ein jeder jhr abhelffen kan. 


Iederman Rs Le Menſchen haben jhre Anmuthung deß Gemuͤths / vnnd 
— A den etwas Affecten oder Begierden / wiewon einer mchr alster 
—— ander. Denn die da gutes geſundes Leibes find / vnd maͤſſig n Eſſen 
tung vnd Trincken leben / die werden in ihrem Gemuͤth nicht ſo leicht vnnd man, 
se ae nisfälrig beweger/noch von den Begierden fo offt angefochten. Darvmb 
re ſaget man / daß der weiſe Heyde Socratesein ſolch beftändig vnd vnbeweg⸗ 

liches Gemuͤth gehabt habe / daß er daheim / vnnd bey andern Leuten / allzeit 


gleichen Ernſt / vnnd gleiche Froͤligkeit beweiſet / wiewol er ſehr viel von ſei⸗ 


nem widerwertigen Weibe hat leyden muͤſſen. Denn diß alles hat er durch 
nichts erlangt / als durch ſeine groſſe Maͤſſigkeit vnd nuͤchterns Leben. Da⸗ 
her Cicero: Den Quell vnd Vrſprung aller Affecten vnd Begierdten ma, 
chet die Vnmaͤſſigkeit / in welcher der Menſch beyde die rechte Vernunfft 
verleuret / ynd von ſeinem gantzen Gemuͤthe abweichet / alſo daß die Anmu⸗ 
thung deß Gemuͤths oder Begierde deß Hertzens weder geregierer / oder im 

oder daum gehalten werden koͤndte. | 

fürnembften Gleich wis aber die Maͤſſigkeit ale boͤſe Begierde fliller/ / vnnd mache 


daß 


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Don den Gcheimnuffender Natur. 3er 


daß alle Anmutung deß Gemuͤts der rechten Vernunfft folgen / ja ein rein ya gu 
vnwande bar Gemuͤth behaͤlt: Alſo hinwider die Vnmaͤſſigkeit das Ge, Afecen 
muͤth gantz vnd gar engünder/ond gantz verlehret. Daher kompts / daß auf ı; — 
der Vnmaͤſſigkeit alle Kranckheit def Leibes / vnd Laſter deß Gemuͤths ent⸗ Semurhs. 
ſpringen. Denn wo das Gebluͤt und waͤſſerige Feuchtigkeit zuviel geſamb⸗ 
let wird / oder beyde Ballen vberlauffen / ſo muͤſſe nicht alleine Kranckheiren 
deß Leibes herauß ent ſtehen / ſondern auch aller Gedancken vnnd Sinnen 
verwirrigkeit folgen / vnnd das Gemuͤth verkehret werden / vnnd der Leib zu⸗ 
gleich mir jme beſchaͤdiget / ſintemal Zorn / Neid / Haß / Trawrigkeit / Forcht 
fo ſie das Hertz recht eynnemmen vnd eynwurtzeln / auch dem Leibe ſchaden / 
vnd groſſe Kranckheiten zufuͤgen / ſo wol die Kranckheit deß Leibes das Ge - 
muͤt hs hinwider in ſolcher Vereynigung verletzen. 

Bnd wiewol viel euſſerliche Zufaͤlle das Gemuͤth deß Menſchen be⸗ Cuſſtcuche 
wegen / vnd viel euſſerliche Vrſachen der Affecten vnd Beglerden gefunden Zufaͤlma⸗ 
werden/iedoch iſi die groͤſte vnd fůrnem̃ ſte Vrfac derfeibigen das Hert deß Amann 
Menſchen / vnnd fein Gebluͤt / oder lebliche Geiſter / weiche alle / ſo ſi nach Bemuͤths. 
der Note fft der Natur / maͤſſ g oder wol temperlert / gehalten werden / vnd —— 
nicht mir was boͤſen veronz einiger / fo iſt das Gemuͤth nicht fo wilde vnnd 
leicht fertig / ſondern ſtill vnd zuͤchtig. Alſo welche Menſchen haben ein gut 
reines Gebluͤt ein wol temperierte Complexion vnnd gute Geſundheit die 
werden nicht leicht ich zu Zorn geretzet / der me was Beglerdten / Forcht / 
vnnd dergleichen bewegt Ja wenn ſie aus ſchon einmal beweget worden 
ſeyn wie denn niemand ohne oas lebet / ſo koͤnnen fie durch zute Vernunfft 
vnd bedaͤchtigen Rath des Remacths dieſe Affecten vnnd Begierdten bald 
maͤſſigen vnd ſtUen. 

Dieſes haben wir ein ſchoͤn Cxempel am Könige David / vnnd den ya 
Heydniſchen Regenten Pericle, diedafiht von einem böfen Buben gu 
ſchandflecket / vnnd vbel geſcholten worden/aber nicht mie Haß oder Nach 
girigkeit gegen demſelben ſich bewegen lieſſen / ſondern jhn viel mehr alle 
freundliche Dienſte erzeigeten. | 

Das Herk dep Menfchen wird offe von euſſerlichen Zufällen zu siner 

vnd der ander Bewegung deß Bemürhegereigee / aber Doch viel mal ohne 
„alleenfferliche Brfachegerächs in hefftige Affecten oder Begierdten / pund 

auß heimlichen Gedancken oder Eynbildung eines Schadens / entbrennt 
das Gemuͤth fuͤr ſich ſelbſt / vnd wird wuͤtterich. 

Der halben if viel heran gelegen wie eines jeden Complexlon geſtalt Firtimen 
ſey / was er für Gebluͤt oder narürliche Feuchtigkeit fambie/ wie dtelchendi, verne A 
gen Geiſter / die auß dem Gebluͤt ober natürlicher Feucht gkeit hertom men⸗/ in 
vnd ſich ruͤhren / geartet find, Denn die ein hitz ge vnnd duͤrre Natur haben / 

pp Mi die 








00302 Das VIII. Buch deß vierdten Theile) - 
— die werden leichtlich ſchellig vnnd zornig / ſonderlich die da nicht groß / ſon⸗ 
vr leicht, dern niderſtendiges Leibes ſind / denn dieſelben koͤnnen von einer geringen. 
ET . Zrſachen / die mehts werth iſt / auffgebracht werden/daß jhnen die@allen 


vberlaͤufft / darvmb / daß wegen Engigkeit der Glieder / wie man im Sprich ⸗ 
wort ſaget: Der Treck liget ihm nahe / alles mir Gallen leichter erfullet 


wird / vnnd wegen der nidrigen Geſtalt dep Leibes / das Gemuͤth bald ent, 
brannt vnd erh tzet / nichts anders/ wie von einem Fewer einentdrige Huͤt⸗ 


te oder Bawren Haͤußlein leichtlich angezuͤndet. Dieſer Vrſachen wegen 


find dieſe Leute füralleandere mit Verſtandt vnd andern Gaaben deß Ge⸗ 
muͤths auch fuͤrtrefflicher oder geſchwinder / daß die lebendigen vnnd ſinnli⸗ 
chen Geiſter nicht zuſtrewet / ſondern näher beyſammen wohnen / oder groͤſ⸗ 
ſere vnd ſchaͤrffere Wirckung haben. 
Die jnner⸗ Aber gleich wie ein Oing ehe Fewer faͤnget oder entbrennet denn das 
ander / vnnd erliche entbrannte Fewer ſchneller / etliche längfamer geleſchet 
gengdeß werden: Alſo nach Art der lebendigen vnd ſinnlichen Seiftern/ darzu jedes 
en Gebluͤts fonderliche Feuchtigkeiten / geſchihets / daß etliche die Affce: ma, 
genihare chen / die da langfam ſich anreiken laſſen / aber lange wehren / vnd vbelweg ⸗ 
et subringen. Erliche andere Affecr/die leicht herfür kommen / vnd bald witer 
Lgtait. vergehen. Daher kompis / daß die Cholerici ‚in weichen ein marme vnnd 
een truckene Somplerion iſt / hitzig für der Stirn ſind vnnd innbruͤnſtiges Ger 
riſchen Leu⸗ miüchs. Aber gleich wie Stro oder Stoppel auffs eheſte ſich ang inden vnnd 
= verbrennen: Alſo fie wegen ſubt iles hisigen Gebluůt⸗ / werden wol ſchnell für 
Zorn entbrannt / aber es weret nicht lang / ſondern vergehet bald wider. Dar 
N die Melancholici,in welchen eine kalte vnd truckene Complex on / die 
ouſchen werden nicht fo leicht beweget oder zu Zorn gereitzet / aber wenn fie einmal 
— zu Zorn beweget / ſo bleibet der Zorn lange / ſtett und feſt / vnnd fan vbel ver⸗ 
der Phleg- ſoͤhnet werden. Die Phlegmaticiaber / in weichen eine kalte vnnd feuchte 
wen · Tomplexion iſt / die fühlen dder empfinden faſt feinen Affect / vnnd werden 
von keinem Dinge ſonderlich beweget / darvmb ſind ſie gemeiniglich faul 
Die Affecten Vnd traͤge / vnnd zu keinen groſſen Sachen geſchickt daß ſich das gemeine 
der sang. Sprichwort fat auff ſie retmet: Wer nicht Zorn bey jhm har oder empfin⸗ 
zeorum. det / der hat auch feinen Diurh. Die Sanguineigenanne / welche warmer 


vnd feuchter Natur ſind / die befümmern ſich vmb fein Ding ſehr / wie groß 


es auch ſey / ſondern find gantz vnnd gar ergeben alleriey Schertz / lleblichen 
| Geſaͤngen / guten Geſpraͤchen / vnd vieler Hoͤfligkeit / ja fie ſuchen nichts an⸗ 
Die verãn⸗ ders / als Wolluſt und Fremde, 


derungdef Vnd dieſe Eygenſchafft der Menfchen werden jmmerdar veraͤn dert - 
nach der Verwandlung dep Gebuuͤts / oder der lufft / darinn wir wohnen / 


Gebluͤts. 


oder der Landtart / dardurch das Gemuͤt) deß Wienfchen mancherley or 
i get / da 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 303 
ger / daß niemandt gweiffeln darff/ ob die Vrſach der Anmutung de Ge⸗ 
muͤths oder Aff cten / dem Gebluͤt oderden viererley Feuchtigkeiten recht sur 
geſchrieben wird / ſiatemal es geſchicht / daß wenn das Hertz die Anmutung 
beweget / die leblichen Geiſter als bald erhitzet werden / vnnd das Gebluͤt oder 
die Feuchtigkeit auffwalle / dardurch nachmals das Gemuͤth aͤrger / als mit 

brennenden Sucfeinenebrannt und angezuͤndet wird. re 

Denn gleich wie in Rriegsläufften / wenn der oberfte Feldher: vom Ein Sleich⸗ 
Feind ine Feld gebracht wird/alle Sandsfnechte oder Kriegsleute alsbald * 
fich gegen dem Feind wenden / vnnd mir jhme treffen: Alſo in den Affecten apgeras 
deß Gemuͤths mit dem Hertzen zugleich alles Blue deß Menfchen beweget Gebiürin 
wird / vnnd ale lebend ge Geiſter ſich auffruͤhriſch machen: In Zorn Kenny 
Scham / Zzuͤcht gkeit / groſſen Frewden heraußwerts in die euſſerſten Der, weget. 
ter deß beibes woͤllen: In Furcht / Schrecken / Trawrigkeit / nicht ohne groſſe 
Gefahr der Geſundheit / hineynwerts vnnd indie verborgene Glieder ſich 
gantz begeben / alſo daß das Gebluͤt ein mal das Hertz gantz verlaͤft vunnd ab ⸗ 
weichet / as ander malallzu ſehr zufleuſſet / vnd das Hertz erſtecket / wie da be / Dapmt 
zeugen die Exempel derer / die fuͤr groſſen Frewden ſchnellgeſtorben ſind / eruche far 
oder auß vnverſehener Erſchrecknuß vnd groſſer Furcht todt blieben / wel bene 
ches denen am meiften begeaner / die ihr Anmurung deß Gemuͤths nicht orten. 
haben lernen regieren / oder ſe mit Vernunfft maͤſſigen / als da gemeinig ich Zaete 
find die ſchwachen Werckzeuge / Weiber / Kinder / alte Leute / Eynſiedler / vnnd Zuce 
vnd fuͤrnemblich alle/ die da von Jugend auff eyn ſam gelebt / vnd nicht viel IP buſfe. 
mit Leuten vmbgangen / denn die natuͤrliche Waͤrme iſt ſchwach bey jhnen 
vnd die leblichen Geiſter was geringer/davon fie Kleinmuͤt hig / Forcht ſam / 
Trawrig vnd Verdagt / daß fie in widerwertigem Vngluͤck ſich nicht troͤſten 
toͤnnen. 

Weiter / das Alter eines jedern Menfchen/die Eygenſchafft dep Kim. Tree gie 
mels/darinn wir geboren werden/die Influentz der Geſtirn / die Vnterwei⸗ fasen der 
fung onfers Lebens und Zucht von Jugend auff /die Gewonheit deß Bar, Affecten. 
terlands / heiffen auch viel, daß einerandere Bewegnuß deß Gemuͤths und 
Sitten habe / denn der ander, Denn wer nur anſihet cder betrachtet ein je⸗ 
dere Landtart / eines jedern Volcks Natur / Weiſe vnnd Vorhaben / der er⸗ 

faͤhret mancherley Gebraͤuche / groſſen Vnterſcheidt der Gedancken / Affe⸗ 

cien deß Gemuͤths / vnnd allerley Sitten. Derwegen iſt nicht wenig daran 

gelegen / was ein jeder für Alter habe / wie er auffer zogen / in welchem Geſtirn ⸗ 

er geboren / was für Complexlon de Leibes / mit wen en lebe und vmbgehe / 

wie viel Gebluͤts / vnnd in welcher Geſtalt cr daffelbtze ſamble / denn denen 

ichrer Theils die Sitten deß Gemuͤths nacharten. 

Alſo welche ein grob Geblůt haben / die ſind gemeiniglich ——— 
— er Sil⸗ 


— 
er. 





4 Das VIII. Buch deß vierdten Theil) = 
te nicht boͤſe fer Sitten / Vnbarmhertzig / Vnfreundlich / haben weder Gewiſſen noch 
a Abſchew vor dem böfen/ fragen nıchts nach GOtt / noch nach Erbarkeit 

-füpiem der Welt / vnnd find beraubet aller freundlichen Anmurhung. Dergleichen 
find Schiffieure/ Pfeiffer/ Fuhrleute / Eſeltreiber Taglöhner / Kriegs⸗ 
knechte / denn ſie haben wegen jhres ſchweren Gebluͤts / vnd groben dunckeln 

Geiſtern / ein erſtarret Gewiſſen / vnd jhr Gemuͤth wird mit vielen groben 

Laſtern gantz verblendet. Wo fern auch etwann eines guten Gemuͤths 

Fuͤncklein ſich nochbey jhnen wutert / oder aber etliche / ehe ſie ſich auff fol 

ches Sehen begeben / mit Tugenden begabet find / ſo verliſchet es doch / der 

wird durch viel boͤſe Laſter verdun ckelt. Denn disweit ihr gantzes Leben auff 
die aͤrgſten Thaten offt gerichtet iſt fo wird auß der Gewonheit deß boͤſen 

Lebens ein angenommene Natur. Alſo ſchreibet Livius,saß Hannibal auß 

ſeinem langwirigen Kriegen habe bekommen cin Tyranniſch vnd vntrewes 

Gemuͤth / darinn feine Warheit noch Erbarkeit / keine Gottfuͤrchtigtelt 

noch Eydeepflicht mehr zufinden / wie Lucanus auch dafür gehalten: 

Die Kriegsleut fragen nichts nach Gott / — 
Doch nach der Welt wer nur Gelt hat / 
Gibt reichen Sold zu rechter Zeit/ 
Dem ſiad ſie alle Stund bereit. 
(Solchs iſt nicht von allen / ſondern boͤſen Kriegsleuten zuverſtehen / die 
ohne Gottesfurcht leben.) 
Warvmb Dieſe mancherley Art der Gedancken / Sitten vnnd Anmuthung oder 
einesDin Affecten / beweiſen meines erachtens genug / daß die Vrſachen aller Anmu⸗ 
Bee tung deß Gemuͤths und Begierdten nicht einerley ſeyn. Denn ob wo! die 
aeuſſerlichen zufaͤll / darnach das Hertz vnd die natürlichen Glieder / dadurch 
die leblichen Geiſter herkommen vnd erhalten werden / ſind die fuͤrnembſten 

Vr achen der Affecten vnd Begierdten / auch Werckzeug vnnd Gefaͤß der⸗ 

ſelben: Jedoch die natuͤrliche Feuchtigkeit im Blut / die groſſe Hitze der Nas 

tur / oder Inflnentz der Geſtern / die Vnordnung im eſſen / die Eygenſchafft 
der Lufft / darinn wir wohnen / vnnd Vnmaͤſſigkeit im Wein trincken / ma⸗ 
chen die Anmuthung deß Gemuͤts viel inbruͤnſtiger / vnd kommen zu groſſer 

Fuͤrwitzigkeit deß Gemuͤths / vnd helffen zur Anreisung der Affecten viel. 
ne Daromb wölk ein jeder gedencken / wie greffer Schade der Bernunfft 
auf böfem vnnd dem Gemuͤth auf diefem entſtehe / wenn die Werefjiuge oder Gefaͤf ⸗ 
Bebluůt. wenn die leblichen Geiſter wennie natuͤrl che Feuchtigkeit deß Gebluͤts / 

mangelhafftig werden / oder verderbet / denn darauß muß folgen / daß der 
Plal. a0 . Menſch von feiner Herrleate ie vnd Zier abweiche / vnd ein wildes Viehiſch 

Leben annemme / wie denn dee Koͤnigliche Prophet David beklaget: Da -⸗ 

noch koͤnnen ſie nicht bleiben in ſolcher Wuͤrde / ſondern muͤſſen da ven mie } 
“ 
= 





ein 





Leibes verdunckelt / Läffer fich weniger fehen/onnd gibr geringere Krafft von 


iR Von den Geheimnuſſen der Natur. 305 


ein Bieh. Dann die Vernunfft verliſchet / vnnd die Herrligkeit des Ge, Wenn ſich 


mürhs wird durch boͤſe Affect oder Begierdte verhindert vnnd verdunckelt. — 
Denn gleich wie ein Uecht in einer vnreinen beſchmutzten Lat ernen viel we Feucriareie 
niger leuchtet: Alſo das Gemuͤth des Menſchen durch die Finſternuß des —— 
ſich. Das iſt zwar der Natur gemaͤß / daß dieSanguinei froͤhlig ſeyn / die Me⸗ 
lancholici trawrig / die Phlegmatici faul vnd traͤg / die Cholerici hitzig für 

der Stirne und zornig. Aber die Affeet find alles mit ſam / vnd deſto weniger 

zu dateln / wo die natuͤrliche Feuchtigkeit des Gebluͤts wol temperiert und 


gleichmaͤſſig gefunden wird. Wo aber der Feuchtigkeit eine oder die ander 


zu viel ſich ſamblete / dazu dieſelben eine boͤſe Complexion oder Natur an ſich Bi 
nemme / ſo muß der Menfch ober die malfe von den Affecten unnd Begierd⸗ * 
ten geplaget wer den / daß er dadurch auch von feiner rechten Vernunfft ab⸗ 
ewendet. 

Band wiewol die Complexion / die natuͤrliche Feuchtigkeit deß Ge⸗ 

bluͤts vnnd die leblichen Geiſter / ſo wol als die Zuneigung der Geſtirn / diß 
nicht vermögen / daß alles geſchehen muͤſte / was jhre Natur mitbraͤchte / je⸗ 
doch haben ſie dieſe Kraff in der Bewegnuß aller Affecten vnnd Begierd⸗ a BIAM 
ten / daß gleich wis ein Schiff durch böfe Gewitter / vnangeſehen allen Fleiß Saıfen. 
der Schiffleute / an einen Steinfelfen angerrieben wirde : Alfo die Men⸗ 
fen / vnangeſehen daß die rechte Vernunfft fich gan darwider leget / 
durch dieſe Ding su allem böfen genöriaer vnd vervrſachet. Denn was da 
iſt das grawſame Vngewitter auffm Meer / vnnd die Krafft deß ſtarcken 
Weins / fo man ihn allzuviel getruncken hat / das iſt auch die Krafft der 
ee oder Melancholifchen Feuchtigkeit / wenn fie im Leibe zuviel 

ich fambier. \ 

Wer ift aber / ſo er felber ſich anſchawet / vnnd feine Natur wol betrach⸗ Wickie ges 
tet / der nicht alzeit empfindet wunderbarliche Anmutung des Gemuͤths / iyemk, 
und viel boͤſer Begierdte / alſo daß er bald zorniger / bald ſtoͤrriſcher / bald geplaget 
neidiſcher / bald geiler vnd fuͤrwitz ger / bald auff dieſen / bald auff jenen Af, Marder ao 
fect beweget / nach der Eygenſchafft der natuͤrlichen Feuchtigkeit im Blut mehr die 


vnnd Fleiſch. Da denn nun das Gemuͤth des Menfchen fo war ckelmuͤtig And 


* 


vnnd vnbeſtaͤndig iſt / wo noch Blur vnd Fleiſch gleichmaͤſſig temperiert ge. vorige boſe 
fun den wird / daß faſt in einem Augenblick das Gemuͤth mit vielen Affe, Rnaegtee 
eren vnnd Begierdten geplaget: Wo meynſtn daß geſchehen muß / wenn bie 
natuͤrliche Feuchtigkett des Bluts und Fleiſches ann viel ſich ſamblet / vnd 


auffs aͤrgſte verderbet / oder das Hertz vnd alle fuͤrneiame Glieder eynnem⸗ 


men? Bir erfahrens zwar leyder allzuviel in den ſchroͤcklichen Exempeln de⸗ 
rer beute die da Vnſinnig / oder Wahnwitzig / oder Melancholiſch werden / 
9q vnd 


—F 


— 


308 8 1J II Burh deße dierdten Theil 


vnd jhre Siunvnd Vernunft verlieren/ben welchen / dieweil die Kranck⸗ 
heiten auß Verderbung dieſer Feuchtigkeiten deß Sebluͤts / nicht allein den | 
Die *— Leib eynnemmen / ſondern auch die Vernunfft v ind das Gemuͤth angreif _ 
fen / groſſe ſchreckliche Angſt vnnd Marter kompt. Darvmb wer da will ich 
* vnd ſeine Geſundheit wol in acht haben / der ſtelle ſein Leben maͤſſig vnnd 
Diönung nuͤchtern an / in guter bequemer Ordnung / damit nicht von den boͤſen Duͤn⸗ 
geindere. ſten der verderbten Feuchtigteit en etwan fein Gemuͤth verrückt, oder fonft 
nungfür mir böfen Affecten und Begierdten geplager werde. 
—5 u Das were fürnemblicy denen zu bedencken / die da in öffencuichen Aem⸗ 
ol ptern der Regierung ſitzen / vnnd die gar gu fehr dem ſtudieren obligen / dar, 
vmb daß fiegemeiniglich vonder Melancholey viel famblen/ond was gefär, 
er. liches ſich zubeſorgen haben. Denn ob woldiefe Feuche igkeit / wenn ſie we⸗ 
nn nig vorhanden ben den Menſchen / wie ein Wein mällig getruncken / das 
ond wiege Gemuͤt ſchaͤrffet / vnd allen Verſtandt mehret / jedoch wenn fie ſich allzuviel 
ſchade. geſamblet / vnd eine verderbte Natur an ſich nimbt / ſo thut ſie dem Gemuͤth 
groſſen Schaden / alſo daß Cicero gewolt / daß die Melancholiſchen mehr 
grob und vnverſtaͤndig ſeyn ſolten / deun Sinnreich und gutes Verſtandts. 
Dandeiy Dieſe Melancholiſche Tomplexion haben etliche von Natur angeer⸗ 
fach der Mes bet / etliche / vnd dag mehrer Theils / machens jhn auß andern vnd mancher, 
lancholerp · ley Vrſachen / ob fie ſchon vorhin niemals die gehabt. Alſo werden erliche 
Melancholiſcher Natur auß dem ſtudieren vnd vbermaͤſſigen Sorgen / die 
andern auf Furcht / Bekuͤmmernuß vnnd Trawrigkeit / viel auch anß Ber, 
a der ſtopffung dir Guͤldenader vnnd natuͤrlichen Blumen deß Weibee / oder 
ei fonft ander onterlafener Reinigung dep ſchweren Gebluͤts. Denn digmeil 
durch diß das Gehirn deß Hanpte mie böfen groben Duͤnſten erfüller wird / 
alſo geſchihets biß weilen dag Sinn vnnd Gemuͤt h vngereimt Ding jhnen 
eynbilden / groſſe noth leyden / vnnd endlich gar verruckt werden ja viel fürs 
trefflicher Leute in Gefahr deß Lebens darvber kommen ſind / daß man ſich 
billich zuverwundern hat / daß die Melancholiſche Fenchtigkeit ſolche 
Krafft vnd Boßheit an ſich haben ſoll / daß ſie einen der Vernunfft berau⸗ 
ben / vnd das Gemuͤth gar zuruͤtten fol. Aber wie eine ſchwartze dicke Wol⸗ 
efedie Sonne verdecket / jhre Strahlen verhindert : Alſo die Melancholi⸗ 
ſche Feuchtigkeit das Gewuͤth deß Menſchen blind machet / vnd zu allen boͤ⸗ 
ſen Thaten treibet. 
Die boͤſen Geiſter zwar vermiſchen ſich in ſolchen Fällen zu gleich mit / 
Bermirgng vnd find nit weit darvon / wo die Melancholen ii,paromb daß dieſe Feuch⸗ 
Bepböfen tigkeit / wenn fie verdirbet / vnd nicht in jhrer guten Natur bletbet / ein Vr· 
a ſach der ärgften Thaten dem Menſchen it. Denn dieſe Menſchen nemmen Pr] 
veicp fi) eins ng ſehr zu Senuche nnd laſſens aicht leicht auß dem Sinn, "| 


wegen — | 





— La: . 






/ 
— — 





| Von den Gchelmmnflender Natur. 307 
megen deß ſchweren vnd groben Gebluͤts / welchs ſchwerlich fleuſt oder fich 
zertheilet. Daher die boͤſen Gedancken / die fie stiamalin Sinn gefaſſet / Tan, 
ge bey jhnen beharren / vnnd bißweilen wenn man ſichs am wenigſten verſi⸗ 
het / ins Werck kommen / daß fie Bekannte vnd Vnbekannte / ohne Vnter⸗ 


ſcheid beſchedigen / darzu nicht allein andere / ſondern auch jhnen ſelbſt ſcha Die Bern, 


den thun. Alſo die boͤſen Geiſter offt die Choleriſchen Leute auch anbringen/ He 
welche doch nicht jnen felbersfondern allein andernLeuten nachſtellen Daß fesmic ver 
aber die Thaten auch fuͤrnemblich vonder Feucht igkeiten eine im Blut ver, eh 
prfacher werben/ond nicht allein von den böfen Geiſtern / wiewol fie fleiſſig Kl 
zuſchuͤren / kan man daran abnemmen / daß die Wahnwitzige Melandyolt 5 —* 
ſche Leute offt geſund werden / vnd wider zu rechte fommen/durchden Blut 1m. 
gang der Guͤldenader / der ſich zwar verſtopffet hatte / durch welche die ſchwe / 
ren Duͤnſte des Gebluͤts / die da alle Siñ vnd Vernunfft thaͤtig machen / ein 
Außgang haben / welchs Hippocrates bezeuget mir dem Spruch: nden zis.e. 
vnſinnigen Leuten / ſo ſich finden die Krampffadern oder Guͤldenader / ſo ge Apk.zr. 
neſen ſie / vnd wird beſſer mu jhnen / durch welche die Natur treibet die boͤſe 
Feuchtigkeit vnd das ſchwere Gebluͤt / von den fuͤrnembſten Gliedern an die 
geringe Oerter deß Seibes. Vnd widervmb ſpricht er: Den Wahnwitzigen / 4.11. 
vnd die in den Nieren kranck ſeyn / iſts geſund / daß fie die Hüldenader haben: 
Denn fo offt dieſe Feuchtigkeit / entweder in den Seiten / vnd ſonderlich in Die Are 
der Miltz fich verhält / oder in dem gantzen Leibe vnd einem andern Gliede Yunssı 
zu viel geſamblet wird / vnd das gantze Gehirn mir böfen Dünften davon er, boͤſen Me 
fuͤllet / bringet fie Furcht / Trawrigkeit / tieffe Seufftzen / ein enges Hertz / ein ndoln· 
Sauſſen der Ohren / benimpt dem Menſchen die Vernunfft / verderbet das 
Sicht des Gemuͤths / vnd bringet jhn in Verzweiffelung / daß er bald hof. 
fer auff den gewuͤnſchten Todt / bald entſetzet ſich für dem Sterben. 

Darvmb nach der Meynung Galeni, ſoll dieſe vbrige Feuchtigkeit in 
dem Lentz vnd Herbſt fein linde vnnd allmehlich entlediget vnnd gereiniget 
werden / durch Brechen / Purgiern / Winde, Auffruͤltzen des Magens / A⸗ 
derlaſſen die Guͤldenader / vnnd dem weiblichen Blutgang / vnnd wer da zu 
dieſer Natur geneiget iſt / der habe mit Fleiß Achtung auff ſich / vnd gebe der 
Melancholey nicht raum vnd ſtatt / laſſe ihm ein Ding nicht fo hart angele⸗ 
gen eyn / darauß die Eynbildung kompt / die erſt lieblich vnnd gut ſchei⸗ 
net / aber wenn fie vberhand nimpt / vnd bey einem erſtarcket / gantz beſchwer⸗ sr 
Sch tiv und vbel weggebracht werden fan. % — 

Schwer muth vnd trawrig Gedancken 

—— Die nemmen jmmer zu im kranckn/ 
Wenn er ſie ſtets verborgen haͤlt / 
Denn ſo die Sorg nicht abgeſtaͤlt / 
Ri So 


38° BDasVIIl Buch deß vierdten Theils / 
Sao iſt vergeblich vnd vmb ſonſt er 
Artzney gebrauchn vnd Doctors Run. 
Die fun, Darvmb ſo Vngluͤck / Widerwertigteit / Bufal/ond Betůͤmm ernuß 
wiberdiebö-foLche Melancholey macht / ſo faſſe dir ein ſtarckes friſches Hertz / troͤſte dich 
—— mit Gottes Wort / vnnd ſtelle deine Hoffnung auff Gott / denn dardurch 
Sortgen/ wird ein jeder alle ſchroͤckliche Geſicht / alle wunderbarliche Eynbildung / 
— leichtlich von ſich bringen. Durch dieſe Huͤlffe vnd Troſt haben ſich die groͤ⸗ 
Baus. ſten Heiligen erquicket vnnd erhalten / wenn fie in die euſſerſte Noth vnnd 
Verzagung gerathen / alſo daß ſie ihr Vngluͤck zuändern jhnen den Todt 
ſelber auch gewuͤnſchet / aber dennoch nicht durch vngedult gantz vmbkom⸗ 
et, men ſeyn. Alfo Helias auß vberdruß feines Elendes und Jammers begeret 
Dvd, zuſterben: David auch / da er von ſeinen Feinden alfo verfolget / vnd in Le⸗ 
bens Gefahr ſtets ſtunde / verzweiffelt offt an feinem Heyl. Hiob in Der, 
zweiffelung wolte lieber ſterben / vnd durch waſerley weile das Sehen aͤndern / 
als ſolchen Jammer leyden. Chriſtus ſelbſt in der menſchlichen Natur / da 
er alle Suͤnde auff ſich geladen vnd genommen / als ein Verzagter ſchreyet 
vnd klaget: Mein Gott / mein Gott / warvmb haſtu mich verlaſſen? Aber wie 
dem allen / ſo haben ſie dennoch ihr Gemuͤth gegen Gott dem Allmächtigen 
Helffer wider ermuntert / vnd durch guten Troſt vnnd Hoffnung alles Zit⸗ 
tern vnd Zagen vberwunden. m 
icdas Dermegen follein jeder darauff bedacht ſeyn /mie das Gemuͤth / nach 
Gsmüchd der Lehr Ciceronis, gute Wache vnnd getrewe Gewarſam dem Leibe halte/ 
— ———— nicht ohne den Willen Gottes / von deme es vns verliehen iſt / vom Leibe 
fell, abweiche / vnd feine beſtimbte Stelle verlaffe/dardurch wir angefehen wer, 
den/ als wolten wir nicht das Ampt / von Bote vns aufferleget / tragen. Als 
fo der Joſephusin feinen Hiſtorien fleiſſſz vns vermahnet / daß wir allem 
Don dener / Boͤſen oder Vngluͤck begegnen koͤnnen / mit getroſtem vnd fremdigem Her⸗ 
ee? gen pberwinden. Niemandt auch ſolls dahin kommen laſſen / daß er fein Ss 
— ben vntrewlich vnd ſchelmiſch durch fein ſelbſt Hände endete. Wo aber je⸗ 
Seit mandt auß Kranckheit oder Wahnfinnigfeit fich felbft vom geben sum 
sn Todte braͤchte / ſo will ichs nicht gebuͤren / demſelben vbel nachzureden oder 
zuverdammen / ſondern wir ſollen vielmehr ein Mitleyden mit den Leuten 
haben / vnd jhrs Vnfalls ons jammern laflenvals die nicht jrer ſelbſt maͤch⸗ 
tig ſind / vnd alle Vernunfft oder Witz verloren / dardurch ſie weder gutes 
noch boͤſes verſtehen / ſondern wie geblendet / ſolche Thaten fuͤrnem men. 
Denn dieweil die Eynbildung zuruͤttet / kommen jhnen viel frembde vnge⸗ 
reimte Ding in Sinn / faſſens ins Gemuͤth ohne Vnterſcheidt vnnd Ver⸗ 
nunfft / endlich richt en ſie ſolche boͤſe Dinge auß. 
Dieſes widerfaͤhret dm Gemuͤth / nicht and ers / als den na en 
jbn; 


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- tigkeit erreget / wider gereitzet vnd erzuͤrnet werden, .. 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 0 
jhnen durch ein gefaͤrbtes Glaß / oder was von mancherleyd arben / alle ding 
ent weder Blaw / o er Rot / Gelb / Gruͤn / vnd dergleichen / wie das Glaß iſt / 
ſcheinen / ja alesanders duͤncket / als es an jhnen ſelbſt iſt. Auff welche weiſe 
die Trunckenen vnd Zornigen auch offt ein Ding zweyfach vnd anders ſe⸗ 
hen / ſo wol die da am Fieber kranck ligen / mancherley Geſicht fuͤr die Augen 


bekommen / vnnd durch boͤſe Eynbildung oder verderbte Sinn / viel falſche 
Ding ins Gemuͤth faſſen / wegen boͤſer Feuchtigkeit und vnreiner Duͤnſte / 


die daimn alle Glieder dep beibes vmbziehen / vnd die jnnerlichſten Oerter deß 
Gehirns eynnemmen. 

Alfo die Kblichen Geiſter / vnnd die natuͤtliche Feuchtigkeit deß Ge⸗ Aehde ſoe⸗ 
bluͤts / die allermeiſten Vrſachen find das Gemuͤth zu zerruͤtten / allerley Prſas der 
Affecten vnnd Begierdten zu machen / auch dem Gewiſſen einen Schand⸗ as 
fleck bey zu bringen. Denn bey welchen Menſchen ſie rein befunden were 
den / vnnd gar nichtsverderben/den machen fir gan süchtig vnnd ſittig / 
nicht ein hörzifch oder widerwertiges. Hinwider / bey welchem fie böfe 
vnnd vervnreiniget ſeyn / der iſt zu vielen Affecten onnd boͤſen Begierdren 
geneyget / vnnd nimbt viel an widerwertiges vnnd vnzuͤchtiges in feinem 
Gemuͤhe fuͤr. 

Darpınb/ dieweil in den Melancholiſchen Gebrechen beyde leib und Dir, 
Seel oder Gemuͤth zugleich Noch leyden / ſoll fuͤr allen Dingen Fleiß ange, de rechten 
wendet werden / daß die Bnrichtigfeit dep Bemuͤths / vnd Angſt deß Her⸗ urn 
tzens / geſtillet werde / welchs denn am beſten geſchihet durch freundliche Ge, der boͤſen 
ſprech und geſchickte Wörrer, Denn wie das Sprichwort lautet: Die Re, Ne | 
de iſt einem krancken Gemuͤthe die beſte Artzney / Aber widervmb iſt die Ne, Die erfte 
de als den am bequemſten / wenn fi alfo angeſtelt / wie es eines jeglichen Na, grau 
tur vnd Feuchtigkeit erfordert. Darvmb gleich wie die wilden Thier durch achen teus 
fleiſſige Warthung vnd Schmeicheln der Leute zam werden : Alſo muß ink, 
man mit jhnen auch freundlichen vmbgehen / vnnd zu reden / denn fie durch durch Ge⸗ 
boͤſe Wort vnd ſchelten viel ärger werden, Jedoch wie man bißweilen in den ſporech. 
Leibes Kranckheiten ſchneiden / beitzen oder brennen muß : Alſo will auch 
von noͤhen ſeyn / daß man bißweilen mit ſchelten oder harten Worten jhnen 
zuſpreche / vnd fie damit abwende von dem boͤſen Fuͤrnemmen / darzu fie im⸗ 
merdar vber etliche Zeit / wenn ſich die ſchaͤdliche Melancholiſche Feuch⸗ 


ie ander 


fie 7 le * 
Darnach ſoll dem Leibe mir gutem Fleiß Rath geſucht werden. Vnd — 
wer da nun will geſchicklich dieſe Melancholiſche Kranckheit eurieren / der ſree 
ſche ſich wol fuͤr / daß er nicht bald erflltch dieſe Feuchtigkeit mir alkuflar. —— 
cken Artzneyen angreiffe / vnnd mehr erretze fondern kehre Fleiß an / daß er vor Kenne. 
allgemach vnnd fein linde auffs bequemeſte DIE ende / denn es iſt auch auhocep. 
RS ra 9 Wi nicht 


30. Das VIII Buchdeßvierdten Theils / 
nicht müglich / daß man einen Brunnauffeinmalaußfchöpffer. Darzu 
diefe Feuchtigkeit / wenn fir gireißer /einen böfen gifftigen Geſtanck oder 
Dunft von fich gibt / davon das Gehirn oberaußfehr verlekit wird vnd dag 
Anni Gemuͤt h gar zerruͤttet. Fuͤrnemblich aber ſollen die leblichen Geiſter ergun, 
Be cket vnd vernewert wer den durch allerley liebliche Heruͤch vnd Räuchpüfch, 
DieDrers lein / in den Haͤnden getragen Deßgleichen muß der Leib ernehret vnnd ge⸗ 
* Dar ſtaͤrcket werden mit den Speiſen /die da das beſte Gebluͤt machen / vnd mit 
elango: weichen Bethen wol gewartet / auch mit einemlinden Schlaff vnnd guten 
uſchen eute · Geruch verſehen ſeyn. A. | 
Bievnd Noch meht / ſo ft fein Ding / das mehr Nahrung vnnd beffer Gebluͤt 
weicher wein gibt / als der Wein / ſonderlich weil er leicht verdawet werden fan. Aber ob 
neo, wol die fuͤrnembſte Artzney wider die Trawrigkeit der Wein iſt / jedoch muß 
ten hüffe, der Wein ſonderlich außerwehlt darzu ſeyn / vnnd zu rechter Zeir gebraucht 
werden / als nemblich / wie es eines jeden Alter / Eygenſchafft der Natur / 
Gewonheitvnd Landtart erfordert. Denn der Wein nicht allezeit den De, 
Der Wein, lancholiſchen Leuten die Trawrigkeit oder Sorg benimbt / ſond ern bißwei⸗ 
nee len ſie jhnen mehret vnnd erreget / vnnd wuͤtt ericht macht / ale nemblich / 
Rein gung wenn der Leib mit gar zuviel verderbter Feuchtigkeit beladen iſt / derwegen 
dr pen den ſelben der Leib zuvor von denen eins Theils entlediget / und durch be, 
£utuam queme Artzney geſchicklich gereiniget werden ſoll / che denn man jhnen gute 
been. Speiſe vnd Wein zuordnen vnd fuͤrſchreiben will Denn es ſtehet geſchrie⸗ 
ben: Vnreine Leibe / je mehr du ſie mit Speiſe vnd Tranck nehren wilt / oder 
zunemmen machen / je groͤſſern Schaden thuſtu. Weiter/diemeilder Wein 
nicht einerley iſt / vnnd nicht gleich gut / fo ſollen dieſe Leute ſich gewehnen 
den beſten Wein zutrincken / vnd der da mit nichts gefaͤlſchet / wie denn die 
Weinſchencken gemeiniglich pflegen gefaͤlſchte Wem zu haben / entweder 
‚mit Schwefel Kalck / Syps / Hartz / Scharley / Senff vnnd Heybelbeer / 
welche Wein ohne groſſen Nacht heil der Geſundheit nicht koͤnnen getrun⸗ 
cken werden. Darvmb viel Bein die Affecten dep Remuths nicht ſtillen / 
ſondern viel mehr auffbringen vnd anreitzen. Alſo die gemeinen Leute von 
etlichem Wein / der da ſcharffe Duͤnſte im Haupte macht / widerwertig/ 
vnflaͤtig / jornig vnnd ſawer werden / daß ſie auch Davon nichts mehr haben / 
denn daß ſie jmmer mit den Weibern zancken / vnd ſie Rage ſchlagen / hinwi⸗ 
der von Reiniſchen vnnd anderm guten Wein keines weges nicht / ja viel 
mehr freundlich / holdſelig kuͤſſen / denn Schlaͤge anbieten / gemacht werden⸗ 
darvmb nach der Lehre Horatii: | 
— Die trawrig und bekuͤmmert ſeyn / 
UNE ‚Die fohen trincken guten Wein / 


Welcher 





Won den Geheimnuſſen der Natur. Be 
— Welcher die Trawigkeit vertreibt / 
Mnd froͤlich macht Gemuͤth vnd eeib / 
Die jungen beute thut bewege / 
— Daß ſie der Buiſchafft freundlich pflegen. 

Hicher gehoͤrt der Spruch Plinii: Alle Trawrigkeut deß Gemuͤrhs wird 
benommen duͤrch den füllen Wein/ welcher lindert die Kaͤhlen une macht 

alle lieder lieblich. | 
Diß kan ein jeder andy bey fich ſelbſt befinden. Denn wer iſt / der nicht 
bißweilen mir Zorn’ Trawrigkeit oder Betruͤbnuß angefochten wird/ aber 
in der Müdigkeit. Durſt Hunger’ vnd onseitigen Wachen / iſt sin jeder zu 


Zorn geneigter als ſonſt / wie denn Paulus ſaget: Der Hunger vnd Verzug — 


macht einen Menſchen ſehr zornig / alſo auch wird der Zorn bald wider ge⸗ 
ſtillet vnd linder / wenn man Eſſen zu ſich genommen hat. Daher koͤmpts / 


Lange faſten 
vnd nuͤch⸗ 
tern ſeyn 
chet zor⸗ 
nige vnd 
trawrige 
eute. 


daß die ſich far geſſen haben / nicht fo bald ſchellig werden / als die Hungeri· 


gen / ſint einal der Leib durch Speiſe vnd Tranck gefeuchtet / nicht ſo trucken 
iſt / vnd da die natuͤrliche Wärme ein lieblichen Dampffbekommen hat / ſo 
iſt der Leib zu dem Zorn nicht fo geneyget. Darzu die natuͤrlichen Kraͤffte in 
denen / die da geſſen / mit der Dawung der Speiſe zuthun haben / vnnd die 
Gall / die da bey denen / die lange faſten / auff zukochen vnnd vberzulauffen 
pfleget / durch den Safft der Speiſe geleſchet vnnd geſtillet wird. So ſehen 
wir auch an den Tiegeln vnnd Pfannen / wie ſie viel gluͤender werden / vnnd 
ſtincken / wenn die Feuchtigkeit oder dag anhangende Fette / durch allzu 


groſſe Hitze verzehret vnnd verbrannt wird / oder jhme nicht mehr zugegoſ⸗ 


fen. Denn alles was da kocht / vnnd nicht mehr Feuchtigkeit oder Fertig, 
tit bey ſich hat / das haͤnget an dem Topff / vnnd ſtincket / wie man hier, 
auff zu ſchertzen pfleget: Der Koch bringet Geſottens vnnd Gebratenes 
auß einem Topff. Darvmb iſts sine gute Meynung / daß die duͤrren Leute 
vnnd magers Leibes / nicht lange nuͤchtern oder vngeſſen bleiben / ſondern 
der natuͤrlichen Waͤrme jhre Nahrung / das iſt / die Speiſe / darreichen / 
denn der Leib nimbt abe durch vnzeitig und langes Faſten / welchs auch ver, 
zehrt die eyngepflanste natürliche Feuchtigkeit der Glieder / darvon Leib 
vnd Leben / wie das Liecht in der Lampen vom Oel / ſich ernehret / von weh, 
chem allen vorhin gnug. 


* Das XVII. Kapitel. | 
Warvmb die Kinder der Eltern Schmach und Schandetra- 
gen muͤſſen / oder ſhnen der Eltern Schande vnnd Laſter fo 


gar zugemeſſen wird / Daß ſie derhalben entweder an 
Ehren 


ꝛ Das VIII. Buch deß vierdten Theils / 
Echren vnnd guten Geruͤcht oder auch an zeitlichen Guͤtern 

ond verlaſſener Haab / an der Geſtalt deß Leibes vnd an den 
Sritten deß Gemuͤths / ſchaden nemmen 


Wie fern 


| Date s { % darinnen Gott der HErr gleich mir zornigen Worten fchilt alle die/ 
fo da klagen / daß fie leyden muͤſſen / was die Eltern verſchuldet haben 


die Schande 


 pnbealler oderdaßfieunbillich der Vorfahren wegen geſtrafft werden. Dennalfo 


ea forichter:: Was treiber jhr unser euchim Sande Iſrael d iß Sprichwort/ 
vnd fprecher : Die Vaͤtter haben Heerlingegellen/ aber den Rindern find 
die Zaͤne darvon kumpff worden: So wahr alsich lebe / fpricht der HErr 


HErv fold Sprichwort ſoll nicht mehr onrer euch gehenin frael, Denn ö | 
ſihe / ale Seelen find mein / deß Vatters Seele iſt fo wol mein / als deß 


Sohnes Seele / weiche Seele ſuͤndiget / die ſoll ſterben / . Darvmb hat 
Gott der HErr diß Sprichwort auffgehaben / vnd will daß ein jeglicher al, 
lein vmb feiner Sünde willen foll ſterben / vnnd daß die Nachkommen der 


Vorfahren Schmach und Schande nicht sragen ſollen / es ſey denn daßfie > 


in derſelben Fußſtapffen tretten / auff der Vorfahren Wegen ſuͤndigen vnd 
der Eltern ſuͤndlichem Leben nachfolgen. Denn wie in dem jetzt gemeldten 
Capitel deß Propheren weirläuffiger gelchrer wirde: Mer da Sorrfeinen 
HErrn verachtet / ſein heylſame Schr verlaͤſſet dem böfen geben und Sitten 
der Eltern nachgehet / jhre Schande vnnd Safer ſelbſt begehet / vnnd ing 
Werck ſetzet / ja mit Wucher / Dieberey / Verleumbdung / Ehebruch / Hm 
rerey oder andern Laſtern / gleicher weiſe wie die Vorfahren ſich beſchmeiſt 


vnd vervnreiniget / der muß die ſtraff der Eltern billich leyden / vnd vielerley 


Vngluͤcks vnterworffen ſeyn. Dermegenrechner Gott der Eltern Suͤnde 
nicht fo vnbillich den Kindern zu / noch ſtraffet fi allein vmb der Vorfah⸗ 
ren boͤſes Leben / wo ſie nur nicht in jhre Fußſtapffen tretten / ſondern will 
daß ein jeder vmb ſeiner Miſſethat willen allein verdampt werde / wie Cy- 
prianus bezenget / da er die Geſetzpredigt durch die Evangeliſche Troſtpre⸗ 
bigt laͤutert / vnd ſpricht: Gott der HErr nach feiner Bötrlichen Gerechtig⸗ 
keiten / richtet nicht dag gantze Geſchlecht / ſondern die Perſonen /c. 

Vnnd ob ſchon jemand Eynrede zuhaben vermeynet mit der Erbſuͤnde / 


De Bea eynsalkıı von Adam angeerbet / ja dardurch wir vnſers Verſtandes dir 


Erbfünde Goörslichen Weißheit beraubet / vnſer Wille von Gott und allem guten ab» 


 gewichen:Soijls doch leicht zuwiderlegen. Denn dieweil Adam ein eint⸗ 
ger Vatter iſt geweſen aller Menſchen / vnnd wir von ſeinem Stamm alle 
gezeuget / ſo hat er ſein Verderbung vnd Gebrechen natuͤrlicher Weiſe / vnd 

gar billich / in das gantze menſchliche Geſchlecht fortgepflantzet / vnnd ſolchs 

| vns an⸗ 


AR 
* 


Siſt eine ſchone herrliche Predigeim Propheten Ezechiel / 











Von den Geheimnuſſen der Natur, 313 


vns angeerbet werden muͤſſen / welchs wir cin fein Gleichnuß in den Fran, 


cken Kindern/geboren von den francken Eltern / haben. Denn diefelben/ 
weil fie viel böfe Feucht igkeit bey fich haben / vnnd durch verderbten vnrei⸗ 


ſter keines an jhm hat. Die Strafe 
Wie wir aber von Adam gleiche Verderbung durchdie Erbſuͤnde ber zer erbiün. 
kommen / alſo müffen wir mit Adam und Eva gleiche Gefahr und Schmer, demüflen 


gen leyden / in Gebaͤhren und Sterben. Denn dieweil wir von jhn geboren en a 


ſeyn / ſo ift uns beydedte Erbfünde und Straffe derfelben gleicher Weiſe an⸗ 


geerbet. Dazu ſo laſſet ung bedencken daß Niemand vnter den Menſchen / 
wie viel tauſent vnſer ſeyn moͤgen / anders moͤchte geſinnet geweſen ſeyn / 
wenn wir an Adams Stelle mir ſolchem Liſt oder lieblichen Worten der 
teuffeliſchen Schlangen angeredet worden weren / ja wir haͤtten vns viel 
anders vberreden laſſen / vnd ingröffere Noth gebracht. N 
Wie nun nicht allein die Könige’ fondern auch Fürften und Herren’ —— 
fo Sand vnd Leute zu rhalten / muͤſſen Schuld machen / und derwegen nicht Erbiehutden 
allein ſich ſelbſt ſondern auch alle jhre Butert hanen / ſo wol die da nun nu⸗ beommen 
mals noch ſollen geboren werden / als ob fie allbereit lebeten / dem Glaubiger 
verſaͤtzen vnd verpfändenvalfofehr vnd hefftig / daß / wo die Zahlung zu rech⸗ 
ter Zeit nachmals nicht erfolget jhrer Vnterthanen Kinder vnnd Kinds⸗ 
kinder auch in frembden Landen derwegen zu Rede geſetzt vnd auffgehalten 
werden / ja nicht ehe ledig werden / oder ohne Strafftavon kommen / es fin 
denn daß fie sahlen die Schuldr/oder gewiffe Bürgfchaffe machen / daß die — 
Zahlung geſchehen foll,zc. Gleicher weiſe find wir arme Menſchen faſi dem Z.uferae- 
Teuffel auch verpfaͤndet und durch Adams Schuldt in fo groſſe Noch vnd zahlet wird 
Gefahr kommen / daß niemand auß allen Menſchẽ wuͤrde ſich ledig machen 
— rr moͤgen / 


314 Das VIII. Buch deßvierdten Theils / 

moͤgen / oder von dem Verdamnuß erretten / wo nicht der hochallergnaͤdig⸗ 
ſte himliſche Weer / durch ſeinen lieben Sohn Jeſum Chriſtum / vns von 
deß Teuffels Tyranney frey / ledig vnnd loß gemacht haͤtte / nach dem er Die 
Hand ſchrifft / ſo wider uns war / zuriſſen vnd außgetilget hat wie der Apo⸗ 
ſtel Paulus lehret / ſagende: Der HER Chriſtus har diß / damit vns der 
Feind gefangen nam / auß dem Mittel gethan / vnnd ans Creutz gehefftet / 
vnd hat a ußgezogen die Fuͤrſtenthumb vnd Gewaltigen vnnd fie ſchaw ge, 
‚tragen oͤffentlich / vnd einen Triumph auß Ihnen gemacht durch ſich ſelbft / 
vnd hat vns geſchenckt alle Suͤnde / daß keine Gefahr mehr vorhanden iſt / 
vnd niemand ſeine Schuld noch Suͤnde zugerechnet werden / wo ferrn wir 
nur beſtaͤndig im Glauben verharren / vnd allen vnſern Troſt auff feine Er, 

loͤſung vnd hochallergnaͤdigſte Guͤte ſetzen. 
— Zu ant worten aber: Ob die Kinder auch der Eltern wegen Schaden 


Kinder vmb 
der@itern nemmen / vnd geſtrafft werden / iſts wahr / vnd gibts die Erfahrung’ daß die 





willen (ba Kuinder bißweilen vmb der Eltern willen an zeitlichen Guͤtern & baden 


e 

an jren gemmen / vnd geſtrafft werden. Wie wir denn ſehen / daß die Kinder an der 
en: BE Eltern Guͤter vnnd verlaffener Haab nicht gedeyen / welche die Eltern vbel 
tönen gewonnen vnd erworben / oder mie Hinderliſt vnd Betrug an ſich gebracht. 
Denn ſolche angeerbt e Güter zurinnen / vnd werden zunichte wunderlicher 
Weiſe / durch das verborgene gerechte Gericht GOttes deß HErrn / der da 
drawet zuſtraffen die Miſſethat der Vaͤtter / biß in das dritte vnnd vierdte 
Gliedt Denn dieſelben erworbenen Suͤter entweder durch Brandt / oder 
durch Schiffbruch / Raub oder ander Vnfall vmb kommen. Alſo garnicht 
Gott die Kinder vom vnrechten Gut der Eltern reich werden / oder das 

vbel erworbene But fafeln/wiedas Sprichwort lauter. * 
Bun Nichts anders begegnet auch denen Kindern / ſo vor der Zeit / und offt 
Irengeib und eines ſchnellen Todres ſterben / allein darvmb / daß dis Eltern mit jhnen gar 
—— zu ſchoͤn thun / vnnd jhrent halben nach nichts anders denn nach Gelt vnnd 
atetn vmb Sut /Ehre vnd Reicht humb / oder groſſen Aemptern trachten / ſolches doch 
— vnbillicher weife/od:r mit boͤſen Practikẽ an ſich bringen. Ja diefen Eltern 
Die vbermär iſt nichts fo boͤſe dep fie ſich nit vnterſtehen doͤrffen / damit ſie nur den Kin, 
—— dern zu hohen Dingen helffen vnd gr oßanfehen machen / hindan geſetzt und 
für die Sin» vergeſſen alle Zuver ſicht und Hoffnung auff Gott / da doch Gott der HErr 
Berif finde gemeimglich dieſelben Kinder / ehe ſie zu recht em alter fommen / auß dieſem 
Eitern ver Leben abfordert / damit die Eltern endlich erfahren muͤſſen / wie vergebliche 
a Hoffnung / Mühe vnd Arbeit fie gehabt. Welchs allesıch mie dem Sprud) 
eheondzeits def weifen Mannes bezeuger Ean/daß der fo Gott erft wol gefiel onnd ihm 


Iiherabfer lieb war / als er vnter den Suͤndern leber / weggenommen wirdt auß dem de⸗ 


Gapient,a, ben / vnter den Suͤndern / vnd wird hingeruckt / dz die V — + 
| ande 


VIJ 





iR Von den Geheimnuſſender Natur. 315, 
ande nicht verkehre / noch falſche Lehr feine Seel betriege. Aber die deu e/ 
ſpricht er weiter / ſo es ſehen / achtens nicht / vnd nemmens nicht sun Hertzen / 
das iſt / ſie toͤnnens oder woͤllens nicht verſtehen. ——— 
Die Vrſach deß ſchnellen vnd vnverſehenen Todts geſchicht offter/daß der Kinder, 

auf fonderlicher Gotter Straffe vnnd Borfehung / der Erbe durch toͤdtli— Er 
hen Abgang ſtirbet / vnd mit jhm das gantze Befchlecht oder Hoffnung der dep teibesift 
Nachrommensurgeher vnd verfaͤllet. Alſo befennerder Prophet Oſeas / daß Maar 
etliche Eltern derhalbenjhrer Kinder beraubet werden / wegen jrer Schan⸗ Sons. 
de vnnd Saffer,damir fie Hottes Zorn vnnd Straffe verdienen. Denn alſo 
drewet der HErr ſolchen Gottloſen Leuten / ſagende: Darvmb muß jre Herr⸗ 
ligkeit wie ein Vogel wegfliegen / daß ſie weder gebaͤren noch tragen / noch 
ſchwanger werden follen. Vnnd ob ſie jhre Kinder gleich erzogen / will ich fie 
doch ohne Kinder machen / vnnd jhnen jhre Kinder toͤdten / ꝛc. Deſſen war⸗ 
lich viel vnzehlich Exempel zu jeder Zeit gefunden werden / wenn wir ſehen / 
wie die groͤſſeſten He zen vnnd Hofieute nicht: allein jhre Kinder verlieren / 
ſondern auch in Schuld gerathen. — 

Denn daß dem Koͤnig David ſtarb der Sohn / welchen er gezeuget hat 4, Erempei 
te auß der Berſabea / deß Vriæ Eheweib / geſchicht nicht ohne ſonderliche uferScraff 
ſtraffe Gottes / vnd heimliche Rache / weil / ſo bald dieſe boͤſe That vom Da. rer 
vid vollbracht / ergrimmet Gottes Zorn vnd Rache / nicht allein wider Den an Danids 
König Davidfondern auch das Kind ſintemai Gott das Kind mir einer Kindt. i. 
eödelichen Rranckheit heimgeſucht / die es ven fiebenden Tag (wie die ſchnel a... 
len vnd gefaͤhrlichen Kranckheiten zu thun pflegen) hinweg nimmet. Denn ER 
Gott der HErr / nach feiner vnaußfprechlichen Gerechtigkeit vnnd vner⸗ 
gruͤndtlichen Weißheit / den Knaben / der in ſolchen Schanden vnd Laſtern 
gezeuget iſt / nit hat verbleiben laſſen woͤllen / wie ſehr auch David / da er mit 
Saͤcken vmbhuͤllet / in der Aſche lag / wie die Schrifft bezeuget / für ihn Tag 
vnd Nacht betet / daß Gott ſich deß Knabens erbarmen wolt. 

Die Hiſtoria gibt uns viel nuͤtzlicher Lehre vnnd Warnung: Erſtlich / —* 
de / ſo viel in ſolcher verderbten Natur vnd Schwachheit deß Fleiſches jm, —— 
mer muͤglich iſt / wir vns von aller Vnzucht vnnd vnreinen Vermiſchung 
enthalten / ſonderlich aber mir denen / die da durch Gottes Eynſatzung vnd 
Ordnung im Eheſtande leben. Darnach / ſo Gott der HErr vns die Rinder 
mimbt / dz man nit ſich fuͤ Bekuͤmmernuß garzureiffe. Denn mag if naͤrri⸗ 
ſcher / denn allzu ſehr ſtch vmb das bekuͤmmern / das uns nicht wider werden 

mag / oder niemand wider lebendig machen kan? Derwegen iſt deß Koͤnig 
Davids maͤnnlich Hertz zuloben / daß er ſich in der Betruͤbnuß ſo fein maͤſ⸗ 
ſigen fondre. So bald der Knab geſtorben war / ober wol mit groͤſter Trau⸗ 
rigkeit in der Aſchen / nach gewonheit deß Iſraelitiſchẽ are ſo 
gr: 9, er ſein 





— 


Li, j 5 * 
316 Das VIII.Buch deß vierdten Theils / 
fein Trawren ab / legt ſein Koͤnigliche Zierdt an / vnd ſitzt zu Tiſche. Was 
aber das ander Theil der Hiſtorien anlanget / welche ein klaͤglichen Auß ⸗ Ei 


gang/fo wol als die erſte / gehabt / ſo leſen wir/daß der HErr durch ſolche boͤ⸗ 
- fe Char deß Koͤnigs ſehr erzuͤrnet war / vnnd ihm durch den Propheten Nas 
than groſſen Zorn vnd Straffe ankuͤndigen lieſſe / daß er ſo ein frommes er⸗ 
bares Eheweib zum Fall genoͤttiget / vnd den thewren Helden Vriam noch 
vmb den Halß gebracht / damit er den Gottloſen on Spoͤttern Vrſach vbel 
ih nicht allein von fich felbft/ fondern auch von ſeinem GOtt / gege⸗ 

ben hatte, | 
N Weiter / daß mir wider von denen Schaͤden reden / ſo die Kinder von 
a ihren Eltern anerben / ſo geſchichts auch offter / daß die Kinder der Eltern 
Extern ſha⸗ wegen einen boͤſen Namen haben / oder mit ſchmaͤhlichen vnnd ehrenrhuͤri⸗ 
aan gen Worten angetaſtet werden / als nemblich / ſo die Mutter in Hurerey 
Berüct und vnd Ehebruch gelebet / oder ein Weinſaͤufferin vnd Trunckenbolt geweſen / 
— oder fonſt mit andern Schanden vnd Laſtern beflecket iſt / daß den Kindern 
dieſelbe boͤſe Geruͤcht auch zugemeſſen / vnd alſo die fo auſſerhalb der Ehe ge⸗ 
boren ſeyn / werden zur Schmach und Schande Hurenkinder genannt / 
vnnd von jederman veracht / von vielen auch vbel vnnd ſchmaͤhlich geſchol⸗ 
ten / wie denn die Leute sum vbel nachreden jmmerdar geneigter vnd frecher 





ſind. 
Wie es ſh Jedoch dieweil die Kinder dieſe Nachrede gar nichts verſchuldet / ſo find 
ziht kiemet/ mehres Theils das boͤſe deute / die andere dardurch ſchmaͤhen / vnd sur Nach, 
men Seuten rede oder Verleumbdung ſetzen. Denn die H. Evangeliſten haben diß für 
— keine Schande gerechnet / daß ſie in der Geburt deß Herrn Chriſti etliche 
vorwerfe, feiner Vorfahren namhafftig gemacht haben / die da außerhalb der Ehe ge⸗ 
Homiliaz. jeuget feyn. Ja Chryſoſtomus vnd viſl andere haltensdafür/ds es mir fon, 
NR, derlichem Fleiß gefchehen ſey / damie fich feiner Vorfahren herslicher Ans 
kommens vberhebe / oder wegen der Eltern nidriges Standes vnd veraͤcht⸗ 
Dh lichen Verhaltens verzweiffele / wo er nur ſelbſt nach Ehren vnnd Tugendt 
u zarfi die ſtrebe / denn eines jedern engene That und angeborne Tugendt mache Edel 
Der Eieann und berühmbe/nit die wir von der Vorfahren Vrſprung entlehnen. Denn 
aicht tragen gleich wie einen vnzuͤchtigen loſen Mana feiner Eltern Vorfahren bereit, 
ches Geſchlecht nicht beſſer machet: Alſo einen erbarn redlichen Mann das 
obla ne geringe vnd ſchmaͤhliche Ankommen nicht ſchadet / wie der Post ſaget: 
lib.n. Fuͤrwar groß Geſchlecht vnd Vorfahrn —* 
ER Dein Ehranfer dich nicht bewahrn. 
.Hither gehoͤrt auch deBandern Poeren Sehr / da er fpricht: 
Iusenal. Was ligt dranvob dein Vatter ſey 
Jayr. 8. Ein armer Mann / ſo du nur fren ar 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 7 


Dich hälefk wie ein dapffer Ritter / 
Vnd gegm Feind dein Waffen flitter. 
Denn beſſer iſts / als nichts gethan / 
Vnd mit den Eltern ſeyn hoch dran. 
Welchs alles gnugſam anzeigt / daß der rechte Adel und Erbarkeit nie 

in der Eltern herzlichen Ankommen / Geſchlechte / Wappen oder Schildte / li 
fondern in eines jeden Tugende ond herzlichen Tharen ſtehen. Darvmb fol 
man niemande verachten / wie geringes Herfommeng er fey / oder von weh 
hen Eltern er gezeuget / wo er nur felbfk guter Weiſe vnd Sitten iſt / vnd in 
Erbarkeit deß Lebens / nach Ehr vnd Tugend trachter/welchs denn die gan⸗ 
tze Predigt bey dem Propheten Ezechiel vns lehret / darinnen GOTT der 
HErr die ſchmaͤhliche und vnbedaͤchtliche Nachrede der Leute / wegen ihrer 
Eltern oder Vorfahren / ſchilt und ſtraffet. 


Das XVIII. Capite. 


Von den Traͤumen im Schlaaff / wenn ſie was bedeuten / 
vnd wie ſie in Acht zu haben ſind. 


Emnach vor Zeitendie Leute vnerhoͤrter weiſe vnd mit groſ⸗ 
D fen Aberglauben auff die Traͤume in dem Schlaaffe fielen/denfeiben Wie die Ab, 
etxraweten vnd ſich zu ſehr darauff verlieſſen / hat Gott der HEr?/der Auficgung 
da nicht will / daß jemand ſich in zweiffelhafftigen Dingen su ſehr befünn, der Zräume 
mern folvond ein vnnuͤtzes Gemuͤt haben verdotten / daß niemande Abgoͤt. 1, — 
tiſche Außlegungder Träume machen / oder allerley darauf weißſagen ſoll / 
— durch ſolche Betruͤgerey erliche von Sort abfielen / vnd den Goͤtzen Das. 
olgeten. 

Wenn aber Gott in dem Schlaaff durch die Traͤume / vns vnachtſame Bade 
Leute warnet / und mag gutes / was den Gebotten gemaͤß iſt / erinnert ſln urnt 
wir dieſelbigen Träume nicht verachten / ſondern viel mehr zu Hertzen nem Yammen 
men / Als darinn Gott anzeiget / daß er von vns haben wil vnnd erfordert r. 
dieſes / dardurch entweder Gottes Ehre außgebreitet / oder das zu vnſerm Die Trau⸗ 
vnd vnſers Nechſten Nutz gereicht. medarinnen 

Bher dißfind auch andere Träume/die man wol mag in ach haben und fürsaren 
bedencken / als nemblich / die danachjnnerlicher Wircfung der Narr ge, Yarnet und 
fchehen. Den feine Schr der Naturkuͤndiger iſt darwider / die es verboͤtte / nur ie 
allein daß man ſich nicht allzuſehr daranff verlaſſe / darvmb daßdie Warfa, 2. 
gung oder Bedeutung viel mal ſich nicht außweiſen / welchs dann geſchicht unen 
daher / daß dis Eynbildung / vnd was einem im Schlaaff fuͤrtoͤmpt / durch me. 

rr iij die 


38 Das VIII. Buch deß vierdten Theils / 
die Besegung oder Wirckung der leblichen Geiſter vnnd auffſteigenden 
Duͤnſten ent ſtehet / Sind num dieſelben boͤſe / grob vnnd dunckel / als in den 
Trunckenen / oder die gar zu hart ſchlaffen / zu geſchehen pfleget / ſo ſind ent⸗ 
weder Die Träume nichts werth vnd feiner Anzeigung oder gar dur ckel und 
verwirret. Denn wie Cicero auß der Meynung Platonis fein lehret: Wenn 
Das eine Theil der Seelen / als das vernünftige Semüch/ durdy den’ 
Schlaaff ruhet / das ander Theil mir vbertgen Setraͤnck vnd Speife vberla⸗ 
den vnnd vberfuͤllet iſt / ſo kommen den Menſchen ſchwere erſchroͤckliche 
Traͤume fuͤr im Schlaaff / als wie er mit einem Werbe vnzuͤchtige Werck 
triebe / mit wilden Thieren oder Menſchen kriege / verwundet wuͤrde / oder 
font andere vnnuͤtze leichtfertige Arbeit fuͤrhaͤt. 
Bieten Wo aber die Menſchen nuͤchtern leben / vnd maͤſſia ſich haften mie Spei⸗ 
—— ſe vnd Tranck ſo Haben fie allzeit ein wackeres reines Gemuͤth / welchs denn 
geniffer Ze auch im Schlaaff / wenn der Leib nur nicht auß Mangel verſchmacht / vnd 
Lentung · auß vbrigem Eſſen vberfuͤllet iſt / durch den Traum herfuͤrbricht leichter / 
PORT natürliche Träume vnnd gewiſſer Bedeutung von fichgibt /fonft: 
Träumen MAasder Menfch am Tage für hat / das toͤmpt jhm deß Nachts tim Traum. 
3 fuͤr / wie denn der Poet Claudianus das huͤbſch beſchrieben hat: 
——— Ras wir deß Tags gdencken / trachten / 
Lib.ʒ ꝓraf. Wuͤndſchen / vnd ſtetig erachten / 
Das bringe vns fuͤr der ſuͤſſe Schlaaff. 
- Der Jäger fo den Wildt jagt nach / 
Sein Sinnim Schlaaff vmbwandern thut 
In Heydt / nacheylt dem Hirſchen gut. 
Dem Richter traͤumbt von Hadr vnd Zanck. 
Dem Fuhrman wie er ſich nicht lang 
Anffm Wege ſaͤume / fahr von ſtatt. 
Ein Buler Luſt vnd Frewde hat 
An falſcher Liebe. Der Kauffman 
Die Nacht mir handeln muß vmbgahn. 
— Der Geitz hals ſuchet Gelt vnd Gut / 
Davon jhm deß Nachts traͤumen thut. 
Der Krancke / den da duͤrſtet ſehr / 
Dem traͤumet eygentlich / wie er 
Sich labt mir einem friſchen Trunck / 
Vnd denen die da gehn im ſchwangk / 
Welch Kuͤnſt ſtudieren Tag vnd Nacht / 
Die Kunſt im Schlaaff zuſchaffen macht. 
Pe Vnd wenn gleicjdgr deib gang vnd wol geſchickt / kommen doch natuͤr⸗ 
| licher 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 2 

licher Weiſe dem Menſchen feine anders Träume eyn / als von dem /das e R up 

am Tag fuͤr hat / oder taͤglich treiber. Geblůt tom⸗ 
Noch mehr / wenn der Schlaaff nicht ſtets nach einander von ſtatt ge, """ 

her vnnd vnruhig iſt davon auch andere Traͤume einer fonderlichen Art 

kommen / ſo iſts eine Anzeigung / wie Plutarchus ſaget / daß der Leib voller a ei 

innerlichen böfen Feuchtigkeit iſt / vnnd die leblichen Geiſter onrein. Alſo v 

Die viel Weins getruncken haben’ oder an higigen Fiebern kranck liegen / die 

‚haben erfchröckliche vnruhige Träumer in weichen gemeiniglich fie ihn eyn⸗ 

bilden / als fchen fir grewliche Geſpenſt / alte Zauberin / vnd den Teuffel leib⸗ 

hafftig. Gleicher Weiſe die deß melancholiſchen Gebluͤts zu viel haben / den Ienum⸗ 

traͤumet jmmerdar von todten Leuten vnd traurigen Dingen. Welche aber horn. 

zu viel des hizigen Gebluͤts / vnd Choleriſcher Natur ſind / von Fewer / Todt Auezn 

ſchlaͤgen / brennenden Kecht ern Hader vnd Zanck. Vnd welche zu viel Ge, Sebutond 

blůts / von Schertz / Kurtzweil / Schamperliedrlein. Die zu viel waͤſſerige mathe 

Feuchtigkeit vnd yh egmatiſch / von Waſſer. Darvmb thun die Aertzte nit 

vbel / die da ſtets ſch aache vnd krancke Leute fragen / wie fie geſchlaffen / vnd Dieſe Traͤu⸗ 

die Nacht vber geruhet haben / oder was jhnen getraͤumet hat. Denn ſolche ea Be. 

Traͤume find gen fe Zeichen / darbey man die Kranckheiten / vnd alle Be, aung Be 

ſtalt deß eibes oder Eygenfchafft deß Seblürs erfennen fan. Alfo wen da Kan 

traͤumet / wie er fich im Breck oder Koch fudele vnnd waͤltze / der dencke nur | 

Daper faul ſtinckend Gebluͤt oder Feuchtigkeit im Leibe geſamblet habe, 

Wem da aber fuͤrtoͤmpt / wie er mir zuten wolriechenden Blumen. vmbge⸗ 

het / daß er gut rein Gebluͤt habe. 


Das XIX. Gapitel. 


Wie es koͤmpt / daß man in einem Spiegel ſich beſehen kan/ 
vnd wie es denen / die ſtudieren / oder ſonſt der Augen viel ge⸗ 
brauchen / gut ſey in einen glaͤnzenden Spiegel offt ſehen / 
vnd daſſelbe das bloͤde Geſicht ſtaͤrcket. 


Je Spiegel / welche jederman heutigs Tags muß brauchen / gonsem. 
vnd ſonderlich die Weiber / die da nur datauß begeren zuwiſſen wie ehr Nug 
ſchoͤn fie eyn / wenn ſie fich gegen ober ſtellen / ſchmuͤcken vnd ſchmin gets on rev 
cken / ſind durch kuͤnſtliche Weiſe gar vmb eines andern willen erdacht wor⸗ Mm Dies 
den / als nemblich / Daß man ſtets die Würde deß menſchlichẽ Geſchlechts / 
vnd deß allmaͤchtigen Schoͤpffers vnauß ſprechliche Weißheit / dadurch be Der aſte 
crachten fol. Darvmb hat der lato anf gutem bebaͤchtigen Rath —5* Ru 
enen 


— 8 * 


z20Das VIII. Buch deß vierdten Theils / 
ckenen und Zornigen vermahnet / daß fie indem Splegel ſich beſehen ſollen / 
denn alſo würden ſie von jhrer Schand vnd Laſter bald ablaſſen. Gieicher 
weiſe der Socrates der Jugendt den Rath gegeben hat / daß fo fie ſchoͤn von 
Geſtalt vnd Angeſicht ſich in dem Spiegel erkenneten / Fleiß anwenden ſol⸗ 
ten / daß boͤſe Sitten deß Gemuͤths den Leib nicht verſtelleten. So ſie ſich 
grewlicher Geſtalt befinden / daß fie mit gutem Verſtandt vnnd erbaremfe, 
ben das wider eynbrechten und erſtatten / was dem eib mangelte. Derwegen 
ae ind die Spiegel / wie es Seneca bezeuget / darvmb erfinden worden / daß ein 
Menſch ſich ſelber erkennen lerne. Denn viel Leute haben ſich darauß ſelbſt 
erkennen vnd rathen helffen: Die ſchoͤnen / daß fie ſich für Schanden vnnd 
Vnehr huͤten: die grewlichen / daß fie die Maͤngel jhres Leibes wiſſen / vnnd 
mit guter Tugendt erſtatten Ein junger Geſell / daß er bedencke / wieriſch die 
Schoͤnheit mit dem Alter vergehe / vnd nach einem andern Zehrpfenning 
trachte / der in dem Alter nicht abnemmen kan / ſondern groͤſſer werde. Ein 
altes runtzliches Weib / daß fie ſich der boͤſenLuſt entſchlahe / vnd sum ſeligen 
Todt geſchickt mache. Darvmb durch den Spiegel allein die Natur deß 
Menſchen ſich ſelber erkennen lernet / der Leib ſich ſelber beſchawet vnnd be, 
trachtet / die Augen ſich ſelbſt ſampt der Stirn vnd Angeſicht anſehen / daß 
dadurch als gewiſſe Zeichen deß jnnerlichen Gemuͤths / jyhrer Sinn vnd Ge⸗ 
dancken ſie ſich ſelbſt erinnern / vnnd alle boͤſe Anzeigung deß Hertzens abzu⸗ 
wenden ſich befleiſſen. Denn alſo koͤnnen wir ſelbſt die Zeichen deß Leibes be, 
trachten / vnnd vns wahrſagen / vnſer Laſter erkennen / vnnd ung beſſern ler⸗ 
nen / Alſo ſaget der Plautus fein: Dan hat den Spiegel nicht allein wegen 
deß Angeſichts muͤſſen haben / ſondern viel mehr / daß man koͤndte die Ge⸗ 
dancken deß Hertzens erkennen / vnd wenn man ſie erkandt haͤtte / nachmals 
gedaͤchte / wie ein jeder fein Lebẽ beſſerte. Vber diß bar auch der Spiegel die⸗ 
ſen Nutz / daß er das Angeſicht ſchaͤrffet / vnd die boͤſen Augen / oder dunckel 
Geſicht / gut machet / denn die ſinnlichen Geiſter vnd Strahlen der Augen 
bleiben bey einander / vnnd dieweil jmmerdar newe auß dem Gehirn deß 
Die es tom Hauptes kommen / werden fie ſtaͤrcker vnd mehr erquicket. 
ge /daf wan ¶ Wie es aber koͤmpt / daß man ſich in den Spiegeln beſehen kan / ſo man 
Eu a gegen ober ſtehet / iſt bey viel Gelehrten im Zweifel, Denn erliche meynen/ 
Vnne.ces ſey in dem Spiegelonfer Ebenbild / das iſt / dz der Spiegel bilde ein glei⸗ 
—3* „Mr Geſtalt vnſers Leibs. Aber die andern ſchlieſſen / daß das Ebenbild nit in 
der Beiehr⸗ den Spiegeln ſey / ſondern vnſere Leibe ſelbſt wider angeſehen wuͤrden / dar⸗ 
de vmb dz dag Geſicht wider gerade vorwerts gegẽ vns ſich kehret / vnd alſo die 
weynung Spiegel alles ſichtig machen / durch ein gekarter Strahlen deß Geſichts / 
a an widerſchein mie welchen ichs auch halte / daß in dem wider ſchein die Stra, 
Drink, Iendeßärfichrs widerprallen / toͤmpt vonsinem glaͤntzenden harten Dinge 
wie 





ee 
er Ali" 


» Donden Geheimnuſſen der Natur. 

mie denn die Spiegel am hinderſten Dre derwegen mit Bley vberzogen 

werden / daß das Geſicht Burch das Glaß nicht dringen kan / ſondern wider, 

prallen vnd einen Widerſchein geben muß / darvmb koͤñen wir in dem Spie, 

gel ung feibft ſehen daß die Strahlen des Geſichts durch den Widerfchein 

wider gerade auff vns gerichtet oder gewandt werden’ und in onfern Augen ne 

das Ebenbild gebildet. Auß der Vrſach fehen wir ung indem Spiegelauch atein vor» 

allein vorwerts / nicht hinderwerts / daß die Strahlen des Geſichts allein "fie" 

auff das Foͤrdert heil den Widerſchein geben, Derhalben werden vnſere E⸗ 

benbildt / vnd alle vnſere Ding / in Spiegeln geformet / daß alſo durch den⸗ 

ſelben die Strahlen des. Geſichts widerprallen / oder einen Widerſchein ge, 

ben / vnd in Bern Widerſchein ſich ſelbſt anſihet / vnd ſein Ebenbild gang con⸗ 

trof ytiſch abgemahlet / anſchawet / denn wir ſehen nicht durch den Spiegel / 

vnd wird das Ebenbildt nicht indem Spiegel gebildet / ſondern in den Au⸗ 

gen / oder durch die Augen / jedoch hilfft der Spiegel darzu / darvmb dz er die 

Strahlen des Geſichts wider zuruͤck auff vns treibet / vnd den Widerſchein 

gibt. Daher koͤmpts auch / daß wenn wir des Nachts erwachen / das Liecht 

am erſten ſchen / als nemblich / daß er den groͤſten Widerſchein gibt / vnd die 

Strahlen vonjhm an vns widerprallen. 

Darauß kan man auch leicht verſtehen / warvmb in dem Spiegel vnſer RZan 

‚rechte Seite lincks / vnd die Lincke rechts wird. Dann es begegnet vnſerm regte Ser 

Lehe nie viel anders als einem Siegell / wenn man es in Wachs oder Thon Gin," 
druͤcket / welchs ſich vmbkehret / und widerſinns mir den Seiten abgedruckt vnddie iin, 
wird, Gleicher Geſtalt ſihet man auch / daß durch die herrlichen Formen und ag 

Kunſtſtuͤck in dem Kupfferſtich ſchoͤne Gemaͤhlde gedrücker werdenohne 

Farben auffs Papier / darinne beyde Seiten ſich verkehren / die rechte gegen 

die lincke vnd hinwider die lincke gegen die rechte. 

Weiter verwundern ſich auch etliche Leute / wie es geſchehen muͤſſe / Woher die 
daß wenn man einen Spitgel in ein Becken voll Waſſer ihut / die Son: Kymigen 
ne zwiefach ſihet / welchs da auch in den Wolcken bißweilen geſchehen kan / in Wolden 
daß ſich zwo Sonnen erzeigen / weſchs etliche vngelehrte Leute für ein vnna⸗ Eifer 
tuͤrlich Wunderzeichen vnnd boͤſe Deutung halten. Denn man ſihet in nem Beten 
dem Spiegel der ins Waſſer gehalten wird / erſt eine Sonne / darnach by er 
der Sonnen noch einen Widerſchein / gleich wie ein Stern. Darvmb fin⸗ 
der man Leute / die es fuͤrden Hundsſtern halten / oder ſonſt für ein herrlich 

Geſtirn / das da nicht weit von der Sonnen ſtehe / vnnd wie andere Ster⸗ 
nen von der Sonnen verdunckelt werde / das man bey tage nicht ſehen koͤnd⸗ 
te / vnd im Spiegel ſich ſehen lieſſe / aber es ſind nicht anders denn zwey E⸗ 
benbildt der Sonnen / durch den gedoppelten Widerſchein / den die Son⸗ 


— ne alſo gibt / einen wegen des Waſſers / den andern wegen des en 
- 58 vnn 





zue DaevViIII. Buch behßz vlerdten Zeil 
vnnd gibt auch cin Widerfchein von ſich / welchs neben andern der Bawer 


cloer. Corydon bey dem Virgilio wol erfahren hatte / da er ſpricht: Ich bin ja 


nicht fo grewlich / ſintemal ich mich nicht ohn langſt im Meer befehen ha, 
berda«sflile worden war von Winden. Alfo einen Widerfchein vnnd 
der Sonnendamals der Glantz Dee gibt / den andern dag 
aſſer. — 
— Dergleichen erfaͤhreſt du auch / wenn man gegen einer Fackel Liecht / 
Licht oder oder Mondenſchein / hält einen Spiegel in ein Becken ORBEEHOdE et /DAR 
nn ſie als nemblich zween Widerfchein geben. 


ee Darnadı fo finder man auch holeSpiegel/oder enngebogen eynwerts / 
geben. die manzuandern Sadıen brauchee. Denn fo man fiegank gerade ober 


Die Bd! Hüte gegen der Sonnen Strahlen / geben fig Bewer oder Flammen /dar, 


Sewerpier durch Stroh / Flache vnnd andere Ding / die da leicht Fewer fahen / an- | 


nn gezuͤndet / darvmb fie auch Fewerſpiegel genannt werden. Alfo lifer many 
daß der Archimedes den Feinden mir ſolchen Spiegein die Schiffe auff 
dem Meer angezuͤndet onnd verbrande har / denn die Strahfen der Som, 
nen / die da ſonſt abgehen / die werden durchdiefen Fewerſptegel gar auff ci, 
nen Ort kuͤnſtlicher weiſe getrieben / durch das widerprallen der Strah⸗ 
len / vnnd werden denn die Strahlen / die man auff den Dir durch deß 
Spiegels Widerfchein treiber / noch eins fo heiß oder brennende als fonft/ 
darzu mache mandaß alle Strahlen der Sonnen auff einen Ort / gleich 
wie auffein Punctensufammen tommen / darvon denn ein wunderbarlich 
Fewer ent ſtehet / vnnd auch was entbrenner / daß man nicht weiß wie oder 
wovon es geſchehe. 


Das XX. FCapitel. 


Von dem Geſi icht oder ſchaͤrffe der Augen / vnd wie es koͤmpt / 
daß etliche von ferne ſcharff ſehen / aber nahend nicht. Et⸗ 
liche nahend ſcharff ſehen / auch in der kleineſten Schrifft/ 
aber von ferne deſto weniger / wenns gleich noch ſo grob 
oder groß. Endtlich / warvmb das rechte Aug mehrers 
theils dunckeler ſihet als das lincke. Dergleichen von den 
Farben der Augen / vnnd wie das Geſicht die Gedancken 
deß Hertzens offenbare / Mit etlichen Argneyen wider Das 
bloͤde Geſicht. 


Niches | 





ER Von den Geheimnuſſen der Natur. 323 
' DIR allen natürlichenKräfften vnd hohen Gaaben / — 5 


damit der Menſch von Gott dem Almaͤchti 
tigen errlich begna Gaabe deß 
Ich wunderbarlicher höher und vortreffiicher als —* emů th —— Menſchen. 
No er —— mit feinem Verſtandte Dem G 
emuͤth deß Menſchen nicht allein alle mich bunt 
nen ond handreichen, ſondern auch das Geſicht ee ke * 
beſtellen muͤſſen / wenn das Gemuͤ eicht on Die Rede jhren Dienft daeru 
| emürh etwas außrichten will. 3 ER 
iſt am meiften der Menfch dem wilden Achten toll. Bid Busch dp 
| em wilden unvernünfftigen V 
daß er beyde vernünfftiger gedenck | —— 
n / vnd die Gedanck y i 
Worten deutlicher außf eadep Semmürhe mit 
prechen fan. Denndas ſehen der M Ar er 
allein der Augen / ſondern auch d ; ran 
/ eß Gemuͤths / derwegen beyde A find Lenſter 
wie Fenſter deß Semürhs/von dem gen beyde Augen ſinde dp Semi 
verborgeneften Ort zal — 
Gehirn / durchſichtig biß rt / als nemblich dem 
zu den euſſerſten Augen / durch —* 
auffthun vnd zu hun / ſtracks —— — 
anſehen / alles Weſen de j fichtia bıfi 
men — — geſehen vnd gedeuter A ß Gemuͤths / vornem Ka 
Das ſehen deß Geſichts ſte er 
ee —— eg —* Min a * Ch, Daror vah 
allene Feuchtigkeit in einem gläfern W elche Shri, Narur und 
* afer/ nicht viei anders ais en &, m te 
ee een eg use 
er JHSrS: ein Eye / davon fie Albugineum genann 
* 
— 
edie obetzehlte Feuchtigkeit nur Werckze 
u zeug deß Ge⸗ 
Bus feyn. Da her wider das Gehirn der Vrſprung iſt — ER 
—— N Seifter vnd Strahien /pirirus genannt/ducch die 
{ eruos vilorios, wie ʒwey Röhrlein mitgetheilet / durch an 
_ Gefiche geſchicht vnd voll urch welche das fprungdef 
gefehen daß fet vollbracht. Daher wenn Das Gehirn verleht vnan· sus au 
sr aß fein Mangel an Augen / doch das Geſicht dunckel wird / oder — 
ol gar vergehet / welchs wir in den trunckenen Leuten / wahnwitzige 
die ge Feder habenvofft erfahren. igen/onnd 
Vnd der Geſtalt muß verſtanden werd 
Kite b erben wi 
mit den Augen / die da auß dreyerley Feuchti en: de fage / wir ſehen von der 
gemacht vnnd —B RD IAtET Rah a en sten 
>. j Mais n/a eirdii daß fie dem Hehir Strahlen 
muͤth / welche die gröjte M n vnnd Se 
ie gröfte Macht und Regierung haben d der Augen) 
oder den Verſtandt / gehorchen —x n durch die Vernunfft oder Sai⸗ 
denn von jhnen kommen durch di fern deß 
at ! | ie Ad 
| a ichenee opticosss ie hellevreme/fubrife/licchte nn ne 
Sch, F— weis heile Sırahien/ durch welche am allermeiſten das ſchaͤrffſte De, 9° 
reinigfzie bo nice gewann in dunekilg Dampiffjenerderäst/entroie un OR 
mini MB. ANGE DINDSTE/N alles CMa fr & * 
Ehtahien oder @ciifer — phil She fichs auch zu růge tz dic helle 
Deo Ber deß Geſichtes ſchadhafftig werden / truͤbe ei 


Ss 
“ 85 si 
J 


‚Warumb 
„Sangwıncı 
oder Blut⸗ 
reiche haben 
das beſte 
Gefigt. 


Warumb 
Bılioß, 
duͤrre / hitzi⸗ 
ge / truckene 
Leut ſcharff 
in der naͤhe / 
aber nit von 

ferne ſehen. 


Wovon das 
dunckele vnd 
boͤſe Geſicht 
toͤmpt. 


Wie die 
Phlegma- 
rici weit und 
viel / aber nit 


ſcharff ſehen. 


* 


3z24 Das VIII. Buch deß vierdten Theils/ 
oder geringe/fo wirbt das Geſicht auch dunckel oder truͤbe / vnnd nimbt ab. 
Denn nach dem dieſelben Strahlen deß Geſichts in einem anders als in 
dem andern temperiert / ſo fiher auch einer andersalgder ander. 


Denn die da viel lebliche Geiſter der Augen haben vnd häufftae Straf : 
fen dep Geſichts haben / dazu rein / heil vnnd liechte / wie ein wolgebutzt er 


Spiegel / die ſehen viel ſchaͤrffer alle Ding / auch auffs weiteſte. Denn wo die 
Feuchtigkeit / auffs aller reineſte außgearbeitet / da wirdt auch ein ſubttler 
reiner Dampff oder liechter Strahl darauß gemacht / darvon das beſte Ge⸗ 
ſicht kompt / das am ſchaͤrffſten vnd am weiteſten ſihet denn je mehr vnnd 
haͤuffiger / vnd zugleich reiner vnd heller die Strahlen deß Geſichts ſeyn / je 
laͤnger ſie dawren koͤnnen / wenn man weit ſehen will / Je ſchaͤrffer man 
auch damit alles kieſen mag / je weniger ſie von ſtettigem Anſehen verleſchen 
oder muͤde werden. Dieſer Natur die Leute ſind / die warmer vnd feuchter 
Natur / als die Sanguinei, das iſt / die blutreichen ſchoͤnen Leute. 


Wenn aber dielebliche Geiſter der Augen / oder die Strahlen deß Se _ | 


ſichts zwar rein / helle / vnd doch wenig ſeyn / fo fiher man zwar die nahen 
Ding ſcharff vnd helle / aber daſſelbe Geſicht fernet nicht wol / vnnd fan in 
die weite wenig recht ſehen / denn die wenigen Geiſter vnnd Strahlen deß 
Geſichts ſich bald zertheilen / verleſchen / vnnd ehe ſie an den weiteſten Dit 
kommen / ſich verliehren. Daher koͤmpts auch / daß dieſelben fo da reine / helfe 
und doch wenige Strahlen deß Geſichts haben / die kleineſte Schrifft gantz 


ſcharff gieſſen / aber von ferne und weite auch die groͤſten Chürneond Berge 


nicht rechte wol erkennen mögen. Diefer Natur find die hinige und truckene 
Leute / die da duͤrres Seibes/Biliofi genannt. Deßgleichen wenndte Sırahı 
len deß Sefichts und Beifterder Augen beyde wenig’ fo wol auch dicke / truͤb 
vnnd dunckelfeyn/fo fiher man die nahen Ding kaum vnnd ſchwerlich / die 
weite und von fern nichts. Denn wenig Strahlendeß Geſichtes / und dazu 
fehr feucht oder grob/macht daß man nicht allein nahe Ding nicht wol / ſon⸗ 
dern auch weite Ding gar nicht fehen fan: Deſſen Vrſach / das wenige ſich 
bald verleuret / vnd in die laͤnge / weite oder von fern nit dawret. Miehr/grob 
vnd feucht das Geſicht verhindert / daß entweder die helle Strahlen nicht 
rein vnd helle auff die Ding die wir ſehen wollen / fallen / oder auch daß die 
euſſerliche Form vnd Geſtalt / die dem Geſicht vorkompt / nicht recht cynge⸗ 
nommen. Dieſer Natur find Leute / die ſchwache / kalte vnd ſehr feuchte Ge⸗ 
hirn haben / als die am Schlage geruͤhrt / oder ſonſt blöde Geſicht. 
Weiter / ſo die leblichen Geiſter der Augen etwas haͤuffig / viel / vnd doch 


dicke / vnrein / ſo ſhet der Menſch zwar lange vnnd weit / wirdt auch nicht 


leichtlich muͤde / wie lang er ohn vnterlaß hart auff ein Ding jmmer in et, 


nem ſihet / erkennts auch. vngefaͤhrlich was cr ſihet / fans a Ku 
art 


4 








Er. 7 
a 


lebliche Seifterder Augen vernewert / geftärcker unnd zuſammen gehalten age. 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 317 


ſcharff ſchen / kennen / oder genaw vnterſcheiden / denn das große fchader 
dem ſcharffen Geſicht. Dieſer Natur find die Leute⸗ die Falter end feuchter 


Complexion / das iſt / Phlegmatici ſind. 

Noch geſchichts auch / daß die lebliche Seifler der Augen’ oder Straf — 
len des Geſichts zart / ſubtil / wenig vnd dunckel find / welchs begegnet denn aaibisde 
verlebten Alten / vnd abgezehrten von Kranckheit / dadurch das Geſicht bloͤ⸗ Heſcht ha⸗ 


de wird / auch offt gar vergehet / Derhalben dieſelben wol thun / daß ſie mit he 
Brillen dem Geficht helffen ‚denn dadurch alles gröffer ſcheinet / vnnd die DrileAe 


tur zum Ge 


werden, Jedoch rathe ich nicht / daß junge Leute allzu zeitlich ſich dazu ge, 


wehnen / denn darnach wenn ſie ſich des wider abgewehnen wolten / gar 
nichts fehen wuͤrden koͤnnen. Den Alten aber / fo Krafft vnd Safftabge - 


zehret / oder die Strahlen des Geſichts verloſchen / iſts wol zu rathen. 
Denn alſo auch die Gemeinen Spiegel das Geſicht ſtaͤrcken / denn die — 


Sirchen amß den Augen wider umnbfehren/ vud ins Geſicht febeinen/da ware Se 


von fie ſtaͤrcker / ſchaͤrffer und laͤut erer werden / dieweil auch vom Gehirn jm⸗ ficht ſtacken. 
merdar neme Strahlen darzu kommen. 

Vber diß ſind wielahdere Ding mehr / die das Geſicht ſchwaͤchen / ver⸗ a 
dunckeln und verderben / als nemlich / ſo die Sehe von ihrer Stelle abweicht, ſchabe 
oder groͤſſer wird / oder kleiner / oder ſich ſonſt verrucket / deßgleichen ſo ein 
groſſe Sefchwntft oder Hitze das Ange eynnimpt / welchs gemeiniglich von 


ſchlagen / ſtoſſen / verwundung / oder dergleichen / hertompt. Noch mehr 


wenn das Auge zu ſehr hauſſen liegt / oder zu tieffeynwarts gebogen, hindere 
beydes das Geſicht. 
Denn wenn die Augen zu ſehr hauſſen liegen / ſo haben fie su viel Stechre 


in der euſſerlichen Lufft / alſo / daß fie wegen der hellen Lufft und klaren Son. —— de⸗ 


e Aus 


nenſchein / nicht ſcharff ein Ding ſehen fönnen / darvmb ihnen das allzu gen peraufs 
groſſe liecht ſchadet / Aber in dunckelem Wetter / vnnd wenns gewuͤlcket / fentiaen, 
beſſer alles ſehen. Daher geſchichts auch daß ſi ſie wol ſchen was nahe if vbel ſehen. 
was ferrn oder weit / nicht wol. 

Wenn aber die Augen fo tieff im Kopff liegen / vnnd eynwarts gebo / “Wiediey de: 


gen / ſo geſchicht das Widerſpiel / daß fie was nahe / nicht wol ſehen koͤnnen / ven sucien 


was weit iſt ohne Mangel ſehen. Davon auch das kompt / wenn man weite ůgen / vbei 


Ding mir dem Geſicht gewiß absielen will / daß man daſſelbe pfleget mir Sec, 


halb zugethanen Augen su thun / denn alfo die Geiſter vnnd Strahlen ſich man mie 
feſt zuſammen halten/haͤuffen / und indie Weit ſchaͤrffer ſehen koͤnnen. ng 
Daher es braͤuchlich / dag wenn wir in die Weite deftofchärffer vnd ge sen adsieter, 
wiſſer mie dem Geſichte zielen woͤllen / das eine Auge zuthun / vnd ein Schat a 
ten vorhalten laſſen / damit es nicht zu helle vmb vns fen. Welchs noch heute Hat zuge— 
sei im Arm» 


War vmb 
man mit ei⸗ 
nem Auge 
mehr ſihet 
als mit 
zweyen. 
Satyr. 2 


ie etwas 
gebuppelt 
gefehen. 


Wovon 
man ſibet 
wie durch 
Ploſter vnd 
Spinnwe⸗ 
ben. 


Warvmb 
das rechte 
Auge dun⸗ 
ckeler ſihet 
als das lin⸗ 


I, 
+ 
3» 


ie 
Unaen ge 


326 Das VIII. Buch deßvierdien Theils / 
im Armbruſt oder Buͤchſenſchieſſen gehalten wird. Denn wenn wir das 
lincke Auge zuthun / ſo laͤuffet der Strahl deß Geſichtes deſto haͤuffiger zum 
rechten Auge zu / vnd machet das Geſicht ſchaͤrffer vnnd gewiſſer / dardurch 
man das Ziel beſſer treffen kan / wie der Poet Perſius fagt; 
Wolan der Vers gewiß dir gilt / 
Wie der Schuͤtz mit eim Auge zilt. 

Daß aber etliche vermeynen / ſte ſcehen geduppelt / macht daß fie die Au⸗ 
gen in zweyer ley Ort verkehren / denn wenn die Strahlen nicht gerade auff 
ein Ding fehen:fondern in zweyerley / vnd hin vnd her wancken / geſchihets / 
daß gedoppelte Ding vorkommen. 

Daß auch etwas wie durch ein Ploſter oder Spinnweb / oder zwyfach 
geſpalten geſehen / das geſchicht / wenn die Sehe deß Auges verdunckelt von 
einer groben zuſammen gerunnenen Feuchtigkeit / vnd ſich Stahr oder Fell 
anheben / Doch die boͤſen Duͤnſte vom Magen auch offter machen / daß das 
Geſicht vngleich iſt / vnd mancherley / alſo daß bißweilen einen deucht wie al⸗ 
les vmbgienge / vnd ſich in einen Circkel vmbdrehet / bißweilen wie Mücken/ 
Fliegen / Spinnlein / Spinnweben/Beficht vorn Augen ſchimmerte / mel, 
ches ſonderlich mit bringet Trunckenheit / viel Fraß / Melancholey / die da 
mit jhren boͤſen Duͤnſten auch das Gehirn verd u ſckeln. 

Weiter / daß das rechte Auge dunckeler fih. denn dag lincke fan ein je⸗ 
der bey ſich felbft abnemmen. Diß geſchihet in beſten Jahren darvmb / daß 
das rechte Auge groͤber Feuchtigkeit vnd groͤber vnreiner Strahlen deß Ge⸗ 
ſichts / denn das lincke dem Hertzen am nechſten. Dazu pfleget man auff der 
rechten Seite am meiſten zu ligen / davon die groben Duͤnſte vnd Feuchtig⸗ 
keit zu dem rechten Auge deſto mehr zuzeuhet. Fuͤrs dritte / wenn wir alt 
werden / die Hitze der Leber die Feuchtigkeit deß rechten Auges ehe verzehret / 
da das lincke laͤnger feuchte bleibet / vnnd aller leblicher Seiſt nicht ſo bald 
ſich darinne verliere. 

Diß iſt auch wuͤnderlich / daß gleich wie das Hertz der Quell deß I 
bens / erſtlich lebet / vnnd auff die allerletzte flirber / ja da mans auch auf den 


BeiderjuichlY Leibe genommen / noch lange fich beweaet: Alſo die Augen / die dafür gehal⸗ 


vnd am ehe⸗ 
Ken ſterben. 


ten werden / daß ſie zu letzt in der Frucht in Mutt erleibe gebildet / im ſterben⸗ 


den Menſchen am eheſten erſtarren / Zeichen deß Todtes von ſich geben/ 


vnd ſter ben / welchs ſonder zweiffel darvmb geſchicht / daß die leblichen Sc, 
fer deß Auges / als die ſubtileſten / wenn der Todt nahet / am eheſten verle⸗ 
ſchen / oder inwarts zum Gehirn / davon ſie entſtanden / weichen / vnnd das 
Geſicht verlaſſen. — 
(Daßaber in Mutterleibe in vns die Augen zu allerletzt gebilderrift 
gewiß / denn ich diß in Abgang der gantz gebildeten Früchten der ger 4 
wis 








Von den Geheimnuſſen der Natur, 327 
mit etlichen beruͤhmbten Wehemuͤttern / ſelbſt geſehen / daß die Augen allein 
zuletzt / da alle Glieder vollkoͤmmlich / gebildet.) * 

Woher aber die Farben in den Augen entſtehen / muß ich auch etas Die Vrſach 
außfuͤhrlich machen. Denn dieſelben kommen her vonder Eygenſchafft der Term 
eyngefaſten Feuchtigkeit der Augen / welcher Natur / Eygenſchafft / Vber ⸗ Anger. 

maß / Mangel / Subtilitaͤt / Grobheit / Vermiſchung / auch mancherley Be 
ſtalt vnd Vnterſchiedt der Farben in Augen machet / als nem̃lich ſchwartze / 
blawe / gruͤnlichte / aläferne/ rote / gelbe / bleiche / braune / fewrige / blutrotte / 
purpurfarbene / ſaffrangelbe / guͤldene / milchene / weißlichte Augen. 

Alſo die ſchwartze Augen /die die ſchoͤnſten vhnd lieblichſten / ſonderlich Due Ey gen⸗ 
wenn die Augenbranen gleicher Farben ſind / werden gebildet / wenn der I Shan) 
Tebliche G eiff der Augenoder Strahlen deß Seſichtes et was ſchwach / die Augen. 

Feuchtigkeit aber haͤuffig / dick / dunckel vnd ſchattig / alſo daß deß andern 
Geſicht / der neben ung ſtehet / wegen der Menge vnnd Tieffe der Feuchtig⸗ 
keit / faſt dick durchtringen fan. Denn keine Strahlen die von vns außge⸗ 
hen / koͤnnen durchtringen dag Geſicht eines andern / der vns gerade gegen 
vberſtehet / denn die Strahlen vnſers Geſichts werden gleich wider zu ruͤck 
getrungen vnnd getrieben: Gleich wie in den tieffen Bruͤnnen das Waſſer 
ſchwartz ſcheinet / ond cin Spiegel machet / darvmb daß die Strahlen deß 
Geſichts vonder dicke deß Waſſers wider zu ruͤck getrieben / vnnd wider zu 
ſich genommen werden. Aber die ſchwartze Augen find der Eygenſchafft 
vnd Natur / daß ſie bey Tage fcharff fehen/ dieweil der Mittag vnnd helle 
klare Tag / in etwas dunckele vñ ſchattige Augen deſto beſſer ſcheinet / die Gei⸗ 
ſter oder Strahlen erreget vnd erleuchtet. Deß Nachts aber ſehen ſie dun⸗ 
ckel vnnd nicht ſcharff / denn ſie haben das euſſerliche helle Liecht nicht / dar⸗ 
durch die leblichen Geiſter vnd dunckele Feuchtigkeit erleuchtet werden ſol⸗ 
te / vnd alles Geſicht geſchaͤrffet. 
Die da aber Haben in jren Augen ein helledurchfcheinende Feuchtigkeit / Die Natur 
mie wenigen / geringen vnnd ſchwachen Ieblichen Geiſtern deß Geſichts / — 
oder Strahlen der Augen / diß ſind die himmelblawe Augen / auß blaw vnd ne: 
weiß tempertert / welcher Farben auch find die durchſichtige Hörneinden” Ansen. 
Laternen / die Augen der Nachteulen vnnd anderer Thiere / die da bey Tag 
vbel vnd dunckel ſehen / darvmb daß deß Tages Liecht vnd der Sonnenſchein 
die leblichen Geiſter / ſo vorhin nicht ſtarek noch feſt mit jhrem Schimmer 
verzehret vnd vertilget / deß Nachts aber hell / vnnd wol alle Ding / die jh⸗ 
nen vorkommen / ſehen / darvmb daß die Augen durch jhr angebornes eyn⸗ 
gepflantztes Liecht vnd Strahlen deß Geſichts erleuchtet / gehaͤuffet vnnd 
zuſammen gehalten werden / denn dieſe Augen im finſtern gleich fuͤnckeln 
Hand leuchten / vnnd wie die Sterne / mit jhren Strahlen — 
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328 ‚di Dase vtlI. Buch defoierdten Theity _ 


daf nicheallin dieſelben Menfchen / fondern auch viel ° Tiere durch biefe | 
BGaabe des Geſichts / allein bey Nacht andern Thieren nachjagen / wol ſe⸗ 


hen / vnd kein Schaden nemmen / da ſie des Tages vbel ſehen / vnnd offt gar 
Blind werden / welches außweiſen die Nachteulen / Nachtraben / Fleder⸗ 
maͤuſe / Katzen / Ratten / Maͤufe / welche alle am Tagevbel / in der Nacht beſ⸗ 
fer ſehen / denn wenn man ihnen Fackeln oder Liechter vorhaͤlt bey Nacht / ſo 
werden ſie geblendet. Vnd die Schiffleute auffm Meer nicht gerne ſehen / 
daß der Mond allzu hell fcheine/ ſondern daß etwas mit gewuͤlckigt ‚damit 
? fie befto beſſer und weiter fehen mögen, 
Die Natur Die blawen Augen werden gebildet auß weiß vnd gruͤn/ ſind feuchter 
a als anders/aber nicht fo rein / helle / glaͤntend⸗ daher es kompt / daß wegen der 
— Yu, groben Feuchtigkeit / vnd wenigen leblichen Geiſtern oder Strahlen des 
Die Ran? Heſichts /ſie n cht fo gar ſcharff fehen/ vornemblich in einer hellen dufft / da⸗ 
und Eygen- von fie auch groß Schaden offt nemmen. 
A Die beſten vnd fchärffeften Augen find dieſe / die davon Feuchtigkeit 


flen braus 
a vñ eblichen Geiſt ern wol temperieret / vnd rechtmaͤſſig find / die da ein brau⸗ 


Zonde ne Farbe haben / ſo zwiſchen Weiß vnd Schwarggang hell herfuͤr leuchten / 


a R damit fanmanam aͤrffeſten ſehen. 
— Diefeond dergleichen Farben der Augen / verwandeln ſich etwas ſehr 
1,  nachm Altervoder nach der Natur/ Eygenſchafft / Vbermaß vnd Mangel 
——— beydes der Feuchtigkeit vnd leblichen Seifterder Augen / welchs jederman 
Fuchtigteie auch ſehen mag in Blaͤttern der Kraͤuter vnnd aber Gewaͤchſe / wie ſie erſt / 
vnd Geiler. wenn ſie her für kommen / bleich / bald ſchoͤn / gruͤn / endlich wenn fie wider ab, 
Duo di, nemmen / blawlicht oder gelbliche werden: Alſo die Kinder / werm ſie auff die 
— Weit kommen / haben himmelblawe / helles blawe / gruͤne Augen / wenn fie 
Fatbender aͤlter werden / farben fir ſich ſchwaͤrtzer / wenn ſie ins hohe Alter kommen / 


nr fo werden fie weiß oder fahliche. Es find auch wol Artzneyen / davon die Au⸗ 


safe, gen fonderliche Farben befommen/mie Dioſcorides auß anderer Meynung 
ide ſchreibet / daß gebrannte Haſelnußſchalen / zu Pulver oder Aſchen gebrant/ 
wenn mans mit Dei hinden auffs Haupt geuſſet vnnd ſchmieret / ſchsartze 
dot © Augen mache, Noch mehr die eufferliche Lufft / die Winde/die andtart / die 
Kranchet Kranckheiten / der Kummer oder ander Begierdre deß Gemuͤths / die vn⸗ 
N ordentliche Liebe / Faſten / Schlaffen Wachen / die Bollſaufferey / verän, 
dern nicht alleindie Farben der Augen / ſondern auch die Eysenſchafft al⸗ 
Die Arhmey ler Feuchtigkeit und innerliche Strahlen. 
— Der halben damit das Geſicht vnd die Augen / welchs eine fehöne herr, 
liche Gaabe Gottes iſt / nicht freventlich verderbet / fofolman ein maͤſſiges 
Gute Oꝛd/ Leben / vnd gute Ordnung in eſſen vnd trincken vnnd allen euſſerlichen din⸗ 


"NS. —— 


auch 


Zr 


3 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 329 
auch gar verblinden / auß Mangel der Feuchtigkeit / oder auß abnemmen der 
leblichen Geiſter deß Geſichts / es geſchehe durch Kummer / Trawrigkeit / 
Weynen / Wachen, Müdigkeit’ verlebtem Alter / Vnmaͤſſigkeit / oder bey 
Uecht ſchreiben / fo ſoll man die Speiſen / die da widervmb Safft den Au. „3. 
gen geben / vnd das Geſicht ſtaͤrcken / ordentlich brauchen / als da find frifche hsccn Ser 
Eyer / gute liebliche Wein / Roſienen / Mandeln / Pimpernuͤſſe / Cafanıın 7, 
geſotten oder weich gebraten / Ruͤben / denn dieſelbe wegen jhrer Blehung dena ug 
ins Haupt ſehr auffſteigen / vnnd wunderbarlicher Weiſe die Geiſter der f- 
Augen / winn ſie gleich abgezehret vnd verloſchen / wider erquicken vnnd er⸗ 
ſtatten. Deßgleichen thun auch die Gehirn von Dogeln / innſonderheit 
aber von Sperling Stiglitzen vnd Fincken. 

Etliche ſind / die brauchen ohne Onterſcheidt vnnd Derrachtungder „ang. 
Vrſachen / wit er bloͤde Geſicht Raute / Schellkraut / die Galle vom Ne, brauc) der 
ger oder Habicht / welchs eine ſcharffe / brennende / außtruckende Natur — Sa 
hat / vnnd thun jhnen oft groſſen Schaden dardurch. Denn ob fie wo bey : 
denen / die da dunckele Augen / ang Vberfluß böfer vnnd grober Feuchtig⸗ 
keit fühlen / deßgleichen den da dicke Fell oder ander Fleck in Augen vors 
Geſicht kommen wollen / nuͤtlich und wol gebrauchet werden / fo ſchaden fie 
doch denen Augen / welchen auß Mangel der Feuchtigkeit vnnd groſſer 
Trucken heit das Heficht vergehet / oder verdunckelt / denn dieſe Ding in 
demſelbigen den beſten Safft der Augen verzehren / vnd alſo deſto ehe Bund 
werden. 

Wo aber zu viel Feuchtigkeit in Augen iſt / Fell vnnd andere Blattern — 
ſich eaaheben/ koͤnnen die obgenannten Sachen beſſer gebraucht wert en / he 
darvmb daß fie zurtheilen die grobe dunckele Feuchtigkeit / vnnd trucknen Seſch— / fo 
das boͤſe auß / dadurch die Strahlen deß Geſichts vnd leblichen Geißer dir Fenaprigreie 
Augen vom Gehirn an jhrem Gange gehindert / darvmb alles was das gro⸗ bat. 
be zurtheilet / zurtreibet / ſubtiler machet / dieſen Augen gut iſt / als da find 
Rettich / Fenchelſaamen / Fenchelkraut / Fenchelwurtzel / Augentroſt / Sto⸗ 
chas / vnd was das Gehirn reiniget von groben Dünften. Derwegen Stu⸗ 
denten / die durch viel ſchreiben bey Nacht jre Augen verderben / Knobloch / 

Zwibeln / Aſchlauch / vnnd was da ſcharffen Geruch har vnnd beiſſet / fleiſ⸗ 
ſig meyden ſollen. Denen aber die grobe harte Leute find / vnd taͤglich arbei⸗ 
ten / ſchadet diß nicht: 
Weas aber außwen dig das Geſicht und Augen ſtaͤrcket / iſt denen die da Fuſſeruie 
ſtudirren am beſten / das den Augen vorgeleger/ wie denn iſt alles gruͤne / deſ Serkr. r 
ſen man in allen Wieſen vnd Waͤlden gnug findet / inſonderheit aber iſt die 
gruͤne Farbe deß Schmaragdis dem Geſicht ſehr annemblich / auch der 
Chryfolitus,Topafius, J aſpis, Tuͤrckis / Laſur / durch welcher ſtettiges % 
SL. tt en 


ar: * 
ey.) Wa 


330 Das VIIL. Buch deß vierdten Theils / 
hen die leblichen Geiſter der Augen ſich erquicken / mehren vnnd wider ver ⸗ 
newern / ja das Geſicht geſchaͤrffet. are | 
Die An gen Weiter / daß etliche auß dem Geſicht der Augen woͤllen vrtheilen vnnd 
geben Anzei erkennen deß Menſchen Stan vnnd Gemuͤch / itt auch natuͤrlich / denn gt· 
he wiß die Augen vnd das Geſicht alles deuten / vnnd die jnnerliche Beglerde ⸗/ 
a. Gedancken / Sinne vermeiden / wenn man gleich fie mir reden nicht auß⸗ 1 
ſaget. Daher kompts / daß etlichen Freundligkeit / Zuͤchtigkeit / Mildigkeit / 
Guͤtigkeit / Froͤmmigkeit zun Augen außſihet / vnnd anderer guten erbarn 
Sitten Anzeigung das Geſicht von ſich gibt / bey andern Stoltz / Hofffahrt / 
Vbermuth / Trotz / Betrug / diſt / Zorn / Neid / Haß / Boßheit / Furcht / Trau⸗ 
rigkeit / Leicht fertigkeit / Frewde / Kummer / Verzweiffelung / an Augen bald 
ſich ſehen laͤſſet. | 
Dießefiae Dre Aertzte betrachten auch in jhren Krancken gar fleiffig / wie die An, 
derAugen gen geſtalt. Denn find ſie rot / vnnd mir vielen Blut ſtriemen / ſo zeigen ſi an 
Fi * ſich ein hitzig Gebluͤt / oder auch Entzuͤndung deß Gehirns / Verruͤckung deß 
1. Haupts / vnd Phreneſin. Sind ſie ſchwaͤrtzlicht / oder bleichfarben / ſo zeigen 
Rote Auge. fie an ein Gefahr deß Todes / darvmb daß das Leben vntergetruckt / vnd alles 
2. natürliche Leben verloſchen. Sind ſie aber vnbeſtaͤndig / hin vnnd her win⸗ 
ckend / vnruͤhtg im Kopffe / ſo eigen ſie an ein Verruͤckung am Sinn vnnd 
Gemuͤth. Sind ſie matt / faul waͤſſerig / dunckel / zittern / auffgeblaſen / eyn⸗ 
Bnbetän» gefallen / ſtets offen / fo zeigen ſie in Krancken vnnd Geſunden offt vielerley 
dige Augen· Iffect deß Gemuͤths an / inſonderheit aber die Complex lon deß Gehirns/ob 
—— fie trucken oder feuchte / auch was Gefahr deß Lebens. Sind fie ſchiel / vnnd 
Seſiane.ſehen ſchlimb / ſo muß man achtung darauff haben / ob ſie von der ſchweren 
5. Kranckheit fo verkehrt / oder obs von Natur iſt. Wo es von Natur iſt / vnnd 
rde dem SGehirn / als dem öberften Koönige dep Seibes/fo nahe / ſo verſtelets nicht 
allein den Leib etwas ſehr / ſondern es gibt auch anzey gung vieler boͤſer Affe | 
eten jn demſelben Menſchen / denn gemeiniglich die ſchielende Geſicht derer | 
Menſchen wo nicht durch gute Zucht diß abgewehnet / find betrieglich / iI,/ 
ſtig / vnbeſtaͤndig / leichtfertig / vnd zu vielem boͤſen geſchickt. Daher die Ni. 
derlaͤnder / wenn ſie einen mit der Geſtalt der Augen / oder ſo von Natur gu 
zeichnet / ſehen / ſprechen: Een ſlim Gaſt / Een loßendeliftig Schalck / das 
iſt / verſchmitzt / vnbeſtaͤndig / dem man nicht bald trawen darff / darvmb daß 
er mit dit gern ſeine Sachen foͤrdert / es gerathe einem andern zu Schaden 
wie es woͤlle nur daß ihm zum beſten gereichet. Dieſer Art ſind auch viel an. 
dere Leute / die da an einem vornemmen Ort deß Leibes / als Haupt / Hertz / 
Leber / mangelhafftig vñ von Natur — in der Phyſiognomia 
im 2. Buch am zs. Cap. mehr gehandelt iſt. 
Das 









4 
3 


Von den Geheimnuſſen der Natur, tr 
Das XXI. Kapitel. | 


-Waromb etliche Leute mit verſtuͤmmelten ond allzuwenigen 
Gliedern / etliche dagegen mit geduppelten / allzu vielen oder 
vbrigen / vnd die keinen Nutz haben / geboren werden. 


Je taͤgliche Erfahrung gibets / daß etliche Leute geborn wer⸗ Dr Zoer⸗ 
8— den mit zwyfachen geduppelten Gliedern / als nemblich / mit vbrigen Seuptiateit 
Fingern / allzu vielen Zehen / zweyerley Armen / oder auch mehr Haͤu⸗ dis at 2" 
ptern als einem. Aber gleich wie vngehewre Geburt auß einem boͤſen ver ⸗ puspstten 
derbten Saamen der Eltern / vnnd auß einer vngeſchickten Gebaͤhrmutter Order 
geboren / nicht ohne ſonderliche Mitwirckung deß Himmel Geſtirn: Alſo 
auch die geduppelten Glieder vnnd angewachſene vnnoͤtige Stuͤcke / auß 
Vberfluß der Feuchtigkeit vnnd Menge deß natuͤrlichen Saamens gezeu⸗ 
get werden / nicht ohne groſſe Mitwirckung der Eynbildung der Mutter / 
die da gebieret vnd bildet. 

Denn dieweil das weibliche Geſchlecht / welchem leicht etwas in Sinn Fiir ser 
kommen kan / das der Frucht angeboren / offt dergleichen gedencket / vnnd ge⸗ gedupperten 
duppelt jhr eynbil det / weil fie die Buͤrde traͤgt / vnnd mit dem Werck zubil⸗ eh 
den die Frucht an allen Gliedern / vmbgehet / fo geſchichts / daß fie alsd ann der Mutter. 
auß dem Zufluß der vbrisen Materien / in denen Gliedern daran ſie ge⸗ 
dacht / geduppelte und unnötige Glieder machet ond bilder. 

Denn daß dem alſo fan man an sen vnvernuͤnfftigen Thieren Beyſpiel Sreihnuf 
nemmen. Alſo nech ein Schaff / da es ohn gefaͤhr geſehen ein Meertalb / Yemanfar 
hats ein Laͤmblein mir eines Meerkalbs Haupt geboren. Deßgleichen iſt im gen Thieren. 
verſchienen Jar ein Schaff / vnd ein Kalb mir zweyen Haͤuptern geboren.  T- 
So hab ich auch zur Zeit eins Henne geſehen / vnd mit meinen Haͤnden ge 2 
fuͤhlet / die da vier Fuͤſſe vnd vier Fluͤgel gehabt Wie viel mehr kan diß den 3⸗ 
Weibern begegenen / da He in der Empfaͤngnuß / vnnd die gantze Zeit jhrer 
Buͤrde / viel mehr gedencken muͤſſen / offt auch geruppelt ohn gefaͤhr ſehen / 
oder wenns gleich eynfach vorkompt / jhnen doch durch ein Wahn oder 
boͤſen Dunſt der Augen zwyfach ſcheinet / davon denn der Frucht / ſo ſich all, 
mehlich in jhrem Leibe bilder / dieſe Art als bald mitgetheilet und angeboren 
wird. Denn die Eynbildung iſt ſo ſtarck / daß / ſo bald ein Weib Augen vnd Wie die 
Gedancken auff ein Glied hefftig wirffe / die gantze Krafft der natuͤrlichen Sryi rung 
Bildung auff diß Glied gewannt wird/alles Gebluͤt und Feuchtigkeit mit ſoihe raft 
hauffen dahin zuflenſt / vnnd dardurch vnge woͤhnliche Geſtalt / geduppelte un 
Glieder vnd angehaͤngte Gewaͤchs geboren werden. 

Hinwider / daß zu venige / oder ver ſtuͤmmelte / oder nicht recht geſchickte Wovon eu 

eh Glie⸗ 


) 


332 | DasV III. Buch deßvierdeen Theils / 


wenig Bti» Glieder bey etlichen Leuten gebilder / gefchicht auß Mangel / entweder dag 
der geboren. die Feuchtigkeit des Saamens / oder das Gebluͤt vnnd Nahrung zu wenig 
verhanden / oder aber daß die natuͤrliche Kraͤffte nicht ſtarck genus / dtean, 
gefangenen Slieder außzuarbeiten. Dazu wenn gleich vberfluͤſſige Mareria 
zur Frucht genug / auch an natuͤrlichen Kraͤfften / zu bi den / kein Mangel 
geweſen / fo koͤnnte doch wegen der Vngeſchickligkeit des Leibes / ben de 
Schwangern Frawen Verhindernuß vorfallen / daß nicht abes RT | 
— bracht / vnnd vollfömmliche Glieder gebildet / ja entlich ein mangelhafftig 
een Kindandie Welt kaͤme. Denn das geſchicht gemeiniglich / daß damals die 
der Frucht Kinder ohn gantze Arm und Beine geboren / wenn die Gebaͤhrmutter zu en⸗ 
a gerri Miltz zu hart / die Huͤfften groß vnd eynwarts gebogen / oder. andere 
dergleichen Vngeſchickligkeiten des Leibes Hinde ung geben / daß die Frucht 
nicht recht kan auffwachſen / vnd ſich gang außbreiten wie ſichs gehoͤrt / ſon⸗ 
dern muß ſich eynpreſſen vnd eynzihen / vnd wider ale Natur verſuͤmmel⸗ 
Ein Gleich⸗ te Glieder bilden. 


nuß von Bond deucht mich diefem nicht ungleich ſeyn das Gewaͤchs dr Baͤu⸗ Ä 


Päumen  merdiedaauffeinen Felfen gepflanger ſeyn / al fo daß die Wun zeln necht bin 
vnd her ſich außbreiten koͤnnen / wie fie wolten/fondern mit der Gewalt end 
vngelegenheit deß Bodens gezwungen / daß fie ſich kruͤmmen vnd an einen 
Ort zwingen. Denn alſo in deß Menſchen Leibe / wenn die Frucht gebildet 
wird / ſo wirds auch gehindert / entweder von Engigkeit der Gebaͤhrmutter / 
oder Mangel der Nahrung / oder Vngeſchickligkeit der Mutterleibe / daß 
nicht recht alle Glieder vollbracht vnd vnterſchieden werden. 

ae Denn alfohab ich geſehen ein Maͤgdlein / nicht geringes Geſchlechts. 

mangelhaff das mit einem Strumpff gebornan Händen’ aber da ichs gefühlerin bey⸗ 

var Se ſeyn der Eltern / habe ich befunden dag die Glieder / die durch Wirckung der 
Natur haͤtten ſollen vollendt herfuͤr kommen / gleich jnwendig geſteckt und 
in ſich ſelbſt eyngebogen geweſen / daß es keinen Finger geben / vnnd iſt doch 
gut zufuͤhlen vnd zugreiffen geweſt / wie alle Knoͤchel vnnd Adern der Haͤn⸗ 
de / damit fie ſich pflegen auff vnnd zu zuthun / jnnwend ig verborgen gelegen 
haben. Der halben hab ich muͤſſen den Eltern anzeigen / daß dieſer Mangel 
der Natur daher komme / daß dieweil die Krafft vorhanden geweſen / die 
Frucht an allen Gliedern vollkoͤmmlich zubilden / fie verhindert worden 
ſeH / daß ſie nit alles geſchick ich vollbringen koͤnnen / vnd zu rechte machen / 
durch eine Vngeſchickligkeit deß Leibes der ſchwangern Frawen / denn auch 
die Mutter in der lincken Seite eine groſſe Verhartung deß Miltzes gehabt / 
vnd weil die Maͤgdlein in der lincken Seiten am meiſten ligen / ſo iſt leicht 
zu glauben daß die Frucht von dieſer Verhartung / wie ven einem Felß ſcy 
getrang t worden / vndd ie verſtuͤmmelte Hand gebildet, a 
| as 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 333 
Das XXII. Kapitel. 

Von der Weiber Natur / Eygenſchafft vnnd Sitten /auch 
warvmb diß Geſchlecht der Menſchen / wenn ſie auffge⸗ 
bracht / haͤrtern vnnd groͤſſern Zorn halten / ja hefftiger zan⸗ 
cken / vnd in vielen Begierdten oder Affecten ſich vbeler maß 
ſigen koͤnnen / als die Männer. Endtlich auff was Mey⸗ 
nung von dem weiſen Mann diß geredet: Die Boßheit der 
Maͤnner iſt geringer gegen der Weiber Boßheit. 

S nicht allein die Weltweiſen Heyden / Poeten / Oratores ae 


Eechef.25. 


vnd allerley Scribenten/ fondern auch die Werfen vnnd Propheren N 
| im Volck Gottes / die Weiber böfe heilen / vnnd vbelfchelren/ das sap eis 
macht dic heffrige Boßheit erlicher böfer Werber / derer die andern / mie ber. 
fromm fie find/ond deifelbigen mir dem wenigſten nicht ſchuldig / auch ent, 
gelsen muͤſſen. | 

Aber viel Weiber nicht fo su Zorn geneyget / noch fo birter vnnd herbe Drestfheid 
find’ fondern foerbare Matronen / vnnd mol anffersogen/ daß fie auch den 5, Mr 
vortrefflichen Männern mie vielen fchönen Baaben der Natur gleich vnd Fromme 
auch wol vberlegen. Hinwider der ander Hauff der Weiber / fonderlich Weiber. 
wenn ſie nicht wol erzogen / frech / naͤrriſch / wilde / wanckelmuͤtig / vnnd fo „ a, 
viel die böfen Luͤſte deß Fleiſches unnd allerley Affecten anlangt / vngezaͤu⸗ ber. 
met / vnnd vnerſaͤttig / doch etliche mehr zu eim vnd andern / als andere ge⸗ 
neyget. — | . 

Daher ee koͤmpt / daß jhrer viel / weil ſie ſehen die gewöhnlichen Safter 
der Weiber / auch wie die Ehemaͤnner ober jrer Weiber Vnvernunfft vnd 
boͤſe Sitten offt Hagen / jhnen Vrſach nemmen / den Eheſtandt gantz zu⸗ 
meyden / vnnd vonder Welber chelichen vnnd vnzertrennlichen Beywoh⸗ 
nung ſich gar zuenthalten: Denn ſie darfuͤr achten / es ſey beſſer mir den 
Weibern zufrieden ſeyn als ein muͤrriſchen / bittern / herben vnd widerwer⸗ 
tigen Geſellen zuhaben / ja es ſey beſſer herrſchen und frey ſeyn / als jhm ge⸗ 
bieten vnd ſich ſchelten laſſen. ER 
Demnach aber die Ordnung der Natur / darzu vnſers Leibes vnnd Le fandfouans 
bens Notturfft / vnnd die Begierde vnſerer Nachkommen es erfordern / daß ei 
der Menſch jhm ein Ehegenof außſche vnnd ein Gehuͤlffen annemme / als 
iſts viel beſſer gethan / daß man ſich in Eheſtandt / darinnen zwen in einem 
Fleiſch / Hemuͤth vnd Sinn eintg vnd freundtlich leben / begebe / denn diß iſt 
der Natur vnnd Gottes Ord nung gemaͤß / Es were denn jemand alſo gebo, 
ren (wis wir in vertrawen wunderbare Exempeln an feinen wolgeſtalten 
Re ge ij Maͤn⸗ 
ns 


3:4 ° Das VIII. Buch deß vierdten Theile) 

Gelib,, Maͤnnern vnd jungen Geſellen / ehrlichs Geſchlechts / gefunden) daß er von 

cNatur allen Weibsbildern zu wider vnd feind / oder ein Mangel des Leibes 

vorhanden / der ſolchs nicht liede. Hieher gehoͤret die herrliche Rede des 

Metelli Numidici, bey den Roͤmern / dadurch er die Eynwohner und Buͤr⸗ 

ger vermahnet / daß ein jeder ihm cin Weib erwehlen wolte / damit nicht dag 

Regiment der Stade vntergienge / ond alfofpricht: So man ohne Weiber 

—— leben koͤnnte / ſo wuͤrden nicht ſo viel Leute wiſſentlich ſich in mehr Muͤhe 

u Redevom vnd Sorge ſtecken / vnd wider jhren Willen fo leicht mehr Kumer machen. 

ee Aber es iſt von Natur alſo geſchaffen / daß man weder mit jhnen ruhig / noch 

dep &heftan» ohne fit wol vnd recht leben kan / darvmb mehr gemeiner Nutz / dardurch 

*— Staͤdte vnd Landte erhalten / denn ein geringer Wolluſt / oder auch Muͤhe 
| Erbartung und Sorge zu bedenefen. ü R 

deß Men Darnadyifts auch offenbar/ wie die Weiber mit ihrer Trew vnd Reif 
ee gem Dienft fo gute Gehuͤlffen ſind m Haußſachen vnd Wirthſchafften. 

"3 Noch mehr / ſo geſchichts in Kranckheiten / daß man ihrer niche entra⸗ 
Weiher gu⸗ hen kan / denn die Eheweiber jre Männer allzeit beffer verforgen als Fremb⸗ 
ia de / vnnd deſto gröfler Elend bey Krancken ift/da junge Geſellen ader ſonſt 

Eheloſe Leute. Denn alſo auch Jeſus Syrach ſaget: We kein Zaun iſt / wird 
Eheweiber das Gut verwuͤſtet / wo Fein Haußfraw iſt / da gehts dem Haußwirt als gieng 
beſte War⸗ er in der Irre / da gehets dem Krancken / daß er frembde Warthung ſuchen 
Eyrach. 7. muß / offt ſeufftzen / vnd deſto vbeler verſorget ſeyn. Denn ein trewes Weib 

alles beſſer verforger/ihr fletſſiger an gzelegen feyn täffers auch nur darauff ſie⸗ 
het / wie ſie dem Manne zu willen oder nach all ſeinen Gedanckẽ leben mödy, 
te/⸗Ja da ein Vng uͤck / Traurigkeit / Kummer / Sorge / vnd dergleichen vor⸗ 
Ebeweiber fiele / iſt ſie der beſte Freund / der in allem mir leydet / licher wolte / daß ſie es ſel⸗ 
—— ber haͤtte / vnd an ſeiner ſtelle tragen koͤnnte / welches die hergliche Siebe vnnd 
Vereynigung in allem Fleiſch / Sian vnd Gemuͤth dardurch gewiß natuͤr⸗ 
licher Weiſe / zwey nicht allein ein eib / ſondern auch sin Menſch werden / 
thut / Davon fein Horatius ſchreibet: 
LibM.OA-. Ach Gluͤck ober alles Gluͤck iſt / 
Wo du mit der verbunden biſt / 
Die da ſich nirgendt von dir trennt / 
Vberall ein Hertz ein Sinn bekennt / 
Kein Klag / kein boͤß dich jhr verleidt / 
Nichts als der Tode die Siebe ſcheidt. 
Se Weiter / daß die Weiber mir allerley affecten vnd böfen Begierden leicht, 
Deibis. Mich und bald befallen / auch vnmaͤſſig ſehr auffprellen vnnd fchellig werden / 
wenn gleich ein geringe vrſach vorhanden iſt / bezeugen die taͤglichen Exem, 
pel / denn offt deß Weibes Zorn vnd Wuͤten aͤrger iſt als alles Vngewit⸗ 
ter / 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 335 
ter, Donner oder Plitz. Darvon der Jeſus Syrach auß kaͤglicher Erfah” Soragar, 
rung / als der auch erfahren har / mas ein boͤß Weibe / wenn fir gereiger und 
auffgebracht / thun kan / oder was fie für Lermen macht / alſo beſchreibet / vnd 
ein Gleichnuß nimbt von den gifftigen Thieren: Es iſt in Wehe ſo groß 
als Hertzenleid / Es iſt kein Kit ober Frawen Liſt / Es iſt kein lauren ober 
Neid harts auren / Es iſt kein Rachgier vber der Feinde Rachgier / Es iſt 
fein Kopff ſo liſtig / als der Schlangen Kopff / Band iſt fein Zorn fo bitter 
als Frawen Zorn / Ich wolte lieber bey Löwen und Drachen wohnen / denn 
bey einem boͤſen Weibe. 

Dieweil aber das Weib in der erſten Schoͤpffung vom Manne genom Pr 
men / vnd ein freundlich / ſtill / ſanfft muͤtig zahm / vnnd wolgeſtalte Creatur Gena. 
iſt / die da ſonderlich gern mit Mannensuchun / vnd dem Manne ſich geſel⸗ 

lig mache : Iſts ſo viel deſto mehr wunder / wie es kompt / daß ſie bißweilen fo 
wilde / frech zaͤnckiſch vnd voller boͤſer Afficten. Ich aber erachte / daß ſol⸗ 
ches in dieſem Weiblichen Geſchlecht vornemblich herkomme auß einem 
vnvermuͤgen deß Gemuͤths / vnd auß groſſer Schwachheit der Sinnen vnd 
deß Verſtandes. 

Denn daher koͤmpts / daß das Weib in Zorn entbrannt / ſich feiber 1. 
nicht kennet / vnnd jht nicht mächtig  fondernalle Begierdte vngez ͤumet / Zeraeam 
alle Bewegung deß Gemuͤths enrwildere/ ale Sinne und Gedancken ver Schwage 
A diß faſt gleich iſt / das man in Kindern und [wachen ML EEiz,, 
sen ſihet: 

Die Jugend in jhrm Vnverſtandt Horst. in 
Drache fich mir gleichem bald bekandt / art, poetic. 
Jetzt zornig / bald wider guts muth / 
Zu hand ſichs offt verkehren thut. 

Denn das Gemuͤth deß Weibes iſt nicht ſo behertzt noch ſtarck als deß 
Mannes / viel weniger fo verftändtg vnnd klug / darvmb durch geringe Br, ie ander 
fach vnnd wenige Gelegenheit fie auffgebracht / auß der Bernunffe fah, Brrac die- 


ren / bißweilen ihrer ſelbſt vergeſſen / vnd ohn Bedacht oder Vnterſcheid be Kirn ann 
kandte vnd vnbekandte laͤſtern. ber auf der 


; Die narirliche Vrſach deſſen allen iſt auch / daß das Weib vom Fleiſch IE, 
weich / zart vnnd fluͤſſig / darvon die Gall entzuͤndet oder erhitzet / deſto cher nuf von Se 
durch den gantzzen Leib ſich außbreitet / vnd durch alles Gebluͤt auffwaliet. Sao mic 
Denn gleich wie ein Fewer in Stroh che entbrennet vnnd groͤſſer Fewer demfäner- 
machet / denn in andern Materien / aber che verlieſchet: Alſo auch die Wei Si; ar 
ber ſchnell zornig werden/onnd ein wunder Weſen machen /aber es wehrer Narur mic 

nicht lange/denn beyde megen dir Schwachhelt def Hertzens / ſo wol auch *""" 
der weichen feuchten Natur / verliſchet das Fewer bald / vnnd endet | 
| germei ⸗ 


336 Das VIII. Buch deß vierdten Theile) 


gemeiniglich mir weynen / welchs deñ wol von et iche n Männern geſchicht / 


die da gar hefftig vnd zornig ſeyn wollen / aber bald weynen mie die Kinder 
vnd Memmen / ſonderlich wenn man ihnen nicht Bald nachgibet. 
ar ei Ber aber noch fleifftger ale Vrſachen diefer Affecren bey den Weibern 
a betrachten oder nach forſchen will/ der wird befinden / daß die Giffe deß Ge- 
beit — bluͤts / ſo ſich alle Monat durch die Mondenzeit zureinigen pfleget/ auch 
onen wol zu dem böfen Zorn vnd ſolchen Affeccen hilfe. Denn wenn fie ſich erre⸗ 
zeit. get / wie leicht geſchehen kan / ſo gibt das Gebluͤt deß gantzen Leibes ein boͤſen 
Dampff von ſich / ſchlaͤget zum Hertzen vnd Haupt mit feinen boͤſen Duͤn⸗ 
ſten / vnd werden die leblichen vnnd ſinnreichen Geiſter / darvon alle Sir.ne 
vnd Gedancken kommen / entzuͤndet oder wuͤtend. Daher es koͤmpt / daß etli⸗ 
che junge Weiber / wenn fie auffgebracht (denn die alten verlebten wegen 
Mangel der Mondenzeit ſtille) alſo bellen vnd ſchreyen wir die Hunde / ja 
mir geklit ſchten Händen fechten vnd vngehewrig ſich ſtellen / Endtlich weil 
— Wis noch Vernunfft bey jhnen iſt / in allen Affec en vnmaͤſſiger 
nd; 5 
Jedoch je geringers Standes jede iſt / je mehr fie wuͤtet und mir vntraͤg⸗ 
— lichen Zorn tobet. Denn die erbarn vnnd vornemmen Leute alſo gezogen 
Zuchtund werden / daß ſie ſich willen erbar vnd bedacht ſam zuhalten / auch ehe die Da, 
Bewonheit. fe allein ruͤmpffen / vnd dagegen ſtillſchweigen / welches jetzt prangen heiſt. 
Aber die gemeinen Leute / weil fie vollonreiner/böfer/ / geſambleter Feuchtig⸗ 
keit ſind / vnnd darzu vbel gezogen / fo find fie nicht allein boͤſe / ſondern auch 
gantz vnverſchampt / daß ſie auffgebrembſt ſehen / als wenn ſie voll Teuffel 
weren / vnd weder mit Rath / noch Eynreden / Vernunfft / Scham / Erinne⸗ 
rung oder Schmeicheln / dardurch auch wilde Thier ſich zaͤmen laſſen / ge⸗ 
ſtillet werden koͤnnen / daß ſie auffhoͤreten mit jhrem Onfinnigen Geſchrey / 
daß gar gehet nach dem Spruch Terentii: | 
ee Hieifkiweder Sinn noch Verfande/ 
Be — Niemand gut oder boͤß erkandt. 
Nichts gilt als boͤſer Zorn vnd diſt / 
— Daran jhr Muth kuͤlt vnd wol briſt. 
Alſo gar vergeſſen ſie jhrer Trew / Zucht / Scham / gut Geruͤcht / Froͤm⸗ 
— vnd alles guten Namens / ſie leyden darob Gefahr was ſie 
woͤllen. | 
nn Diie menſchliche Schwachheit der Weiber befchreiber der weiſe König. 
Ey... Salomon / im Buch der Weißheit / da er fpricht: Ich kehret mein Hertz / zu⸗ 
erfahren und er forſchen / vnnd zuſuchen Weißheit und Kunſt / zuerfahren 
der Gottloſen Thorheit / vnnd Irrthumb der Tollen / Vnnd fand / daß ein 
ford) Weib / welches Hertz nk vnd ſtricke iſt / vnd jhre Haͤnde . find 
itterer 





— Von den Geheimnuſſen der Natur. 37 
birrerer find denn der Todt / vnd meine Seele ſuchet noch / dag ich ein from 
verſtaͤndig Weib finden moͤchte / vnd hars nit funden / vnt er tauſent hab ich 
cinin Menfchen funden / aber kein Weib hab ich vnter den allen funden. Hrovab. ;,, 
Mit welchem ob rey aſtimmet die Frage in Sprüchen Salomonis: Wer 
wird ein tugent ſam / trew / arbeitſam verſtaͤndig / erbar Weib befommen ? 
Als wolreer ſagen / ſie wird nicht leicht gefunden werden / Vnd ſo ſie gefun⸗ 
den / iſt fie edler denn die toͤſtlichen Perlen. } —— 
Weirer/ dieweil wir hie von Weibern reden / ſo muß ich auch betrach/ d«5@pruns 
ten / was der weiſe Mann Jeſus Syrach mie dem Spruchgewole : Alle Ih 7, 
Boßheit iſt geringe gegen ver Weiber: Boßheit. Welches alfo fol vers 2. 
flanden werden / daß cin Mann / wie faul vnd ſchlaͤfferig er ſey / doch 
mehr außrichten fan + denn ein Weib mie jhrer groffen Klugheit vnnd 
frevenelichen Dernemmen. Denn der Mann tramer jhm ſelbſt nicht fo 
bald / fiher ich wol vmb / iſt vorſichtig / nimbt auch ander su rath / wie erg 
machen ſoll / damit alles deſto beffer außgerichret / als wenn ſolches von 
einer vnverſtaͤndigen ondhoffärrigen Frawen plotz und auff ein gerathwol 
geſchehe denn die Weiber plumpen hineyn / daß offt viel ärger wird / dar⸗ 
von die Niderlaͤnder ein Sprichwort haben: Het quaeſte von een Man / iß 
beter / denn het beſte von een vrouwe. Damit angezeiget wirdt / daß alle 
Werck der Weiber geringer als der Maͤnner / beyde wegen der Schwach, 
heit deß Gemuͤths / vnd wegen Mangel der Hitze / ſo wol auch wegen jhrer 
weichen vnd feuchten Naturr. WDarvnb 
Daromb die beruͤhmbten Roͤmer / als die da viel gewaget auff ein wol. Water 
beſtalt Regiment vornemblich grordnet / daß Weiber wegen jrer Schwach⸗ Ps) 
heit / in der Gewalt jrer Dormünden blieben/ond nicht zu weltlichen Aem⸗ fen , ynd nit 
ptern gebraucht / wie es der Cicero bezeuget / vnnd noch hause im Brauch 1%, 
Ds ‘Pro Murs, 
Der H. Apoſtel Paulus / der da für die Kirche forgfä'tig/ond ein trewer Werymb 
Seelſorger geweſen / hat auch gewolt / daß fein Weib inder Kirche weder a 
predigen / noch fragen / noch rath geben ſolte / darvmb daß fie fich in jhren Af; fhweigen. 
fecten nicht mälfigen koͤnnen / vnd jhrer ſelbſt nicht maͤcht ig ſeyn. 
Vnd ob wol die Schwachheit der Natur bey dan Wab in ſo groß iſt / Di Site 


daß Plato / der wolweiſe Heyde / ſie nicht gerne Menſchen genennet hate. aufvicren 





jynen jhre Ehre geben ſoll / vnd fie nicht gar verachtet haben will. Darzu fo 





doch S. Panlus / da er den Frted im Haußbefierrgen will ſaget / doß man Veſ er. 


iſt das Weib in gieichem Stande / Würden vnnd Ehren mit dem Manne " 


billich dar vmb daß ſie durch Hort vom Manne genommen iſt / vnd wie der 
Man ein Ebenbild vnd Ehre Gottes iſt / alſo nach der Lehre deß Apoſtels / 
iſt das Weib deß Mannes Ehre. Denn der Man iſt nicht vom Weibe kom⸗ 

vu men / 


N 


38 Das VIII. Buch deß vierdten Theils/ 
Bunt. men/fondern das Weib vom Manne / wie wir leſen in der Schoͤpffung / daß 
3. der Mann nicht vmbs Weibs willen / ſondern das Weib vmb deß Mannes 
— willen geſchaffen. Aber doch kan der Mann nicht ohns Weib vnnd das 
Weib nicht ohne Mann ſeyn / im HErrn / der alles ſo temper ert hat / daß 
das Reibdem Manne vnterthan ſey. Denn wie durch die Schoͤpffung 
das Weib auß dem Manne / alſo heutiges Tages, durch die Geburt der 
Mann auß dem Weibe fömpe / damit vberall gedeutet die trewe ehrerbietig 
Gemeinſchafft / Verwandtnuß / Liebe vnd Einigkeit. 
Derhalben der heilige Petrus dafuͤr haͤlt / daß die Weiber den Maͤnnern 
Wenn den ſollen vnterthan ſeyn. Die Maͤnner aber guͤtig vnd gelinde gegen den Wei⸗ 
— bern / als ſchwachen Werckzeugen / geringe Schäden zu gut halten / die leib⸗ 
den werden lichen Laſter wiſſen / aber nit haſſen / zu vielem ſtillſchweigen / vnnd ſich ſtellen 
oder nicht. als verſtuͤnden ſie es nicht. Denn es will ſich nicht gebuͤren / daß ein Mañ ſo 
ſtracks gegen ſeinem Weibe handeln / vnd in dem das nicht wider Ehre / nit 
er was verſehen wolte. Denn da wider Ehre gehandelt / vnnd die Ehe gebro⸗ 
Ehebruch en / wiewol es mehr Verdruß als Schaden bringet / wie die leichrfereigen 
niche zuigs Ehebrecher ſagen: Jedoch iſts fo groſſe Schande / in eim Weibe ſonderlich / 
Den. and fo groffe Suͤnde / daß die Schande vbel außgeleſchet unnd die Wunde 
vbel geheylet werden fan. Welchs wir auch nicht derhalben woͤllen gelernet 
haben / daß die Liebe eines Mannes / vnd Chriſtliche Eiche fo hart ſeyn ſoll / 
vnd ſich nit erbitten laſſen / da bey Hose dem himmliſchen Vatter / wie groß 
auch ſey die Suͤnde / allzeit Bnadeond Vergebung gefunden / wo nur rechte 
Buß vnd Vorſatz eines beſſeren Lebens. 
er ( Vnnd daß ein Mann feinem Eheweib viel zu gut haften fol, fondır, 
achastnı lich was niche wider Ehre/ vnnd nicht wol anders gefeyn kan / lehret ung 
po niet met fein der Spruch: Amicorum vitia noveris, non oderis, Das iſt fo viel ges 
Bern zu que Fedet/ Guter Freunde Laſter fol man millen/ vnnd nicht ha ſſen. Denn nie, 
a mand iſt onter allen Menfchen / er fey Mann oder Weib / ja er fey ſo ge⸗ 
U fhiche als er wolle / der nicht feine Maͤngel / Gebrechen oder Safter haͤtte. 
Vnd da Gemeinſchafft der Leute vnter guten Freunden beſtehen ſoll ( wie 
nichts lieblichers als trewe Freunde ſeyn) ſo muß ein gut Freund deß an, 
dern Laſter oder Maͤngel wiſſen / aber ſich nicht bald dran aͤrgern / viel went⸗ 
ger den Freund darvmb verwerffen. Ja er mag den guten Freund wol mit 
Sittigkeit in feinen Laſtern ſtraffen / vnnd verſuchen / ob er ihm dieſelben ab⸗ 
gewehnen koͤndte: Aber da es nicht geſeyn kan / muß er die Laſter bey jhnen 
wiſſen / vnd doch nicht haſſen. Welchs alles ſo es wahr iſt / wie gewiß alle ver⸗ 
münffeige erbare Leute hiemit vbereynſtimmen: mie viel mehr fol man den 
Ehemerbern etwas zu gut halten / jhre gafker oder menſch liche Schwachheit 


wiſſen / aber icht haſſen / wie der vorgemeldte Spruch lehret. Fuͤrwah 
. u 





Donden Geheimnuſſen der Natur. 239 
Eheweiber vnſere nechite vnnd beſte Freunde find / ohne welche weder das 
Menſchliche Geſchlecht noch vnſerer Nachkommen Heyl beftchen fan» 
Der wegen da fie ſchon auß angeborner Menſchlicher Schwachheit vnnd 
allzu geringem Verſtandt etwas findifcher /onbedachtfamer/ vnvorſichti⸗ 
ger / ſchneller / zorniger / freventlicher ſeyn / als wol gut iſt / vnnd was derglei⸗ 
chen Laſter oder Schade bey jhnen mehr ſeyn möchten / ſo nur nicht wider 
Ehr gehandelt ſoll ein erbar vernuͤnfftiger Eheman diß alles jnen zu gut 
halten mit Vernunfft abgewehnen / vnnd wo es nicht anders geſeyn kan / 
- willen vnd nicht halfen.) 

Diß muß ich auch noch meldten / daß die Weiber sur Zeir der ſchweren eb söf 
Buͤrde vnnd verſchloſſenen Gebärmutter / oder wenn fie Rinder tragen / wenn fie 
heyde wegen der verhaltenen Mondenzeit /onnd meaen anderer Beſchwer⸗ 5 
nuß auch etwas boͤſer ſeyn / darvmb daß dieſelben boͤſen Duͤnſte in Kopff pr 
vn zu Hanpresiehenend bittern Rauch machen Dermwegen damals die 
Männer jhnen deffo mehr follen zu guie halten / vnd jnen ihren Willen / auch 
alle Freundligkeit in Eheſachen deſto lieber beweiſen. A aa 

Vnd ob wol dieſe Meynung deß Jeſu Syrachs weitlaͤufftiger außge: er 
legt werden koͤndte / wie es gemein oberall verffanden / fo ift doch auch noch —— 
ein andere Meynung / alſo daß verſtanden wird / die Boßheit der Männer — 
iſt geringe gegen der Weiber Boßheit / als nemblich derer Weiber / die dar⸗ 
nach ein Vrſach der Schanden vnnd Vnehren find / dar durch auch die 
Maͤnner ſehr vervnehret. Als wolte man ſagen: Es iſt beſſer mit einem boͤ⸗ 
ſen Manne handeln / als mit einem boͤſen Weibe. Denn ob ſie ſchon im 
anſehen from vnnd erbar ſcheinet / ſo iſt fie doch vnbeſtaͤndig / liſtig / betrieg⸗ 
lich / abgefeimet / vnd auff alles boͤſe abgerichtet / alſo / daß wenn ein Mann 
einen betriege in einem Handel / es nur Gerechtigkeit zuſchatzen were gegen 
der groſſen Boßheit vnd Betrug deß Weibes. 

Denn alſo die Schrifft offter redet / Im Propheten Ezechiel macht en 
die Schrift Jeruſalem fo arg vnnd boͤſe / daß fie dagegen Sodoma vnnd einen böfen 
Samariam Gerecht nennet / damit zu deuten / daß jhr Schande und Laſter from heiſſet. 
weit vbertreffen alle Voͤlcker / auch der Sodomiter vnnd Samaritaner 
Suͤnde. Denn alſo in allen Thaten / Worten vnnd Wercken / jmmer einer 
aͤrger iſt als der ander / auch mehr ſchuͤldiger als der ander / daß offt die Ke⸗ 
zzer / ſo die geringſten / recht vnd rein genannt werden / als wenn fie gegen ans 
dern gerechnet / die viel gretslicher/ Gottloſer und Abgoͤttiſcher Lehre Ichren. 

Davon die Miderländer ein fein Sprichwort Haben: Defeniß een Goͤdde⸗ 
lich ende helich Man by den anden. Wiewo ſie doch beyde Schaͤlcke / doch 
ſo man fie gegen einander rechner / iſt einer mehr vnſchuͤldig vnnd gerecht er 
Denn Der ander / deßgleichen iſt einer in der Lehre Aberglaͤubiſcher / Sort ofer/ 
vu ij Abgoͤt⸗ 





340 Das VIII. Buch deßvierdten Theils / 
Abgoͤtt iſcher als der ander / wie in welt lichen Lehren oder Meynung auch 
| ungleicher Irrthumb iſt / d avon Horatins alſo fchreiber: 
Viel wiſſen nicht was Warheit iſt / 
Doch ſie der Dunckel gar ſehr friſt / 
Einer jrrt hie / der ander dort / 
Niemand har das recht wahre Wort / 
Doch einer neher zum Ziel ſcheuſt / 
Der ander das Lob gar verleuſt. | 
Derwegen ob wol beyde Männer und Weiber böfe find / jrren können, 
berriegen und zu Schanden kommen / jedoch ift der Weiber Bofhete ärger/ 
als der Männer Boßheit / darvon gereder har die heilige Schnifft : Der 
Maͤnner Boßheit iſt nichts gegen der Weiber Boßheit. Dardurch allein 
pirftanden werdin ſoll/ ſo der boͤſen Weiber Laſter gegen der boͤſen Maͤnner 
Laſter gerechnet / billich aͤrger geſcholten. Die erbare Frawen aber alle 
zeit billich zuloben. 


DAEXXI. Capitel. 


Woher da komme vnd entſtehe die Angſt der Gewiſſen in den 
Menſchen/ ob ſie etwann vom Gebluͤt auffwalle/ wie ande⸗ 
re Affect vnnd Begierdten entſpringen / oder ob fie eine fenz 
derliche Eygenſchafft in deß Menſchen Gemuͤth vnd Wil⸗ 


len ſeyn. 
Was das Ne IE ; 
Geiffen As Gewiſſen if ein Zeugnuß gutes vnd boͤſes in ——— 
kn Kerken / das da ſich erinnert alles was da geſchehen / vnnd das gute 
— billiget / das boͤſe vnnd vbel ſtrafft und verwirfft / vnnd iſt niemandt / 


—— dem ein ſolch Gewiſſen von GOtt nicht gegeben vnnd in fein Hetz ynge⸗ 
Ge a pflantzet ſey. 

ne Davon koͤmpts / daß das Gewiſſen ein mal gut vnd rein das ander mal 
rein Seife bößift. Das gute vnd reine Gewiſſen iſt / weiches fich Feiner boͤſen That oder 
ſen. —— es ſich aller geſchehener Ding erinnert / ſchudig weiß. 
a „. Das boͤſe / vnreine / vnruhige / forchtſame vnd betruͤbte Gewiſſen wer fich 
fen. vieler böfen Tharen fchuldig/ koͤmpt fonderiich wenn man böfis Lebens an⸗ 
— gewohnet vnd iſt wider zweyer ley / Eine Arc deß boͤſen Gewiſſens iſt / daß da 
hören Bes ſich verbergen will / vnd deſto ſehrer darob aͤngſtet / ja offt in Verzweiffelun J 
wine fallet / als in Cain / Saul vnd Juda. Die ander Art deß boͤſen Gewiſſe 
— Fren iſt / das ſich ſelbſt offenbaret / vnd gewiſſe Hoffnung hat / Gnadevnnd ewige 
Griffen. Geligkeit zuerlangen / als in Dapid / Petro / Magdalena. N 
au 








- 


Von den Seheimnuffender Natur. 341 

Derwegen ein ieder Menſch / wenn er fich erinnert / vnnd behergiger fe, 2. 
ne böfe begangene That / ſo fürchrer er Gottes Rache / vnnd fompt in groffe aa das 
Angit deß Gemuͤths / oder erſchroͤck lichen Zittern vnnd Jagen / in welcher — 
Augſt / ſo das Gemuͤth ſich wider zu Gott bekehret / wie in dem verlohrnen 
Sohn geſchicht / fo geneſet er / wird wider from / vberwindet das Zittern / 
vnd erlanget Ruhe im Hertzen / alſo daß er gleich wider erfrewet oder guts 
Muths / ja das Gebluͤt im Leib vnd alle lebliche Kraͤffte / ſo vor hin getoͤdtet / 
wider lebendig / vnd die Farbe ſo vorhin fuͤr groſſer Trawrigkeit verblichen / 
wider beſſer end rößlichter werde. 

D enn diemeil böfe Stůcke / aſter vnnd Thaten ja alle böfe Beglerdte un uuen 
vnd Affecten deß Gemuͤths / im Geſicht vnnd in euſſerlicher Geſtalt deß Lei⸗ des boſen 
bes ſich mercken laſſen / vnnd Zeichen von ſich geben / ſo geſchichts bey denen "ns 
Leuten / die da etwas boͤſes vnnd groſſes verwircket / es bey ſich ſelbſt verber, 
gen / daß fie leicht / wenn was heimlichs von andern geredet / oder ſonſt was 
vorfaͤllet / verbleichen / rot werden / erſchrecken / ſich fürchten, ſufftzen arg Eremper deß 
woͤhnen / vnd auff mancherley Gedancken fallen. Darvmb David ſagt: * — 
Meine Suͤnde iſt jmmer vor mir: Als wolt er ſagen/ ſie fan nicht / nach Met. Day 
nem Wunſch vnnd Willen / vergeſſen oder auß den Augen gethan werden / Parse 
ſondern ſie kompt mir jmmer wider vor / vnd vernewert ſich Hieher gehoͤret 
das Gebet Davids da er in ſolchen Aengſten boͤſes Gewiſſens geweſt / vnnd 
in ſolcher Pein vnd Quallagrda er fprach : Troͤſte mich wider mit deiner 
Huͤlffe / vnd der fremdige Geiſt enthalte mich. Defaleichen da er fich ſelbſt 
anklaget / vnd mit feinen Gedancken vberwirfft: Was berrübeflu dich meine AIMEARe 
Seele / vnd bift ſo vnruhig in mir ? Harre auff Gott / denn ich werde ihm 
noch dancken / ꝛc Deßaleichen da er fein Hertz zu ruhe gebracht / vnnd die 
Trawrigkeit abgelegt: Aber HErr erhebe vber vns das Liecht deines Ant, ee 
litzs / du erfreweſt mein Hertz / ꝛc. Alfo wenn wir alles anders vornemmen / 
als billich iſt / vnd onnfer boͤſe Begierdt vnnd Zuneigung sum boͤſen en tin 
was anderm als der Verſtandt mit bringet / vnd das Gemuͤth billiget / odder 
die Vernunfft he ſſet / vberredet / als dann macht vns die Erinnerung dir 

geſchehenen Thaten boͤſe Gewiſſen vnd groſſe Angſt deß Hertzens. fe 

Hinwider das gute Gewiſſen / ſo bey denen allein iſt / den da nichts böfes au Scnir, 
bewuſt / vnnd gut Zeugnuß jhres ſichernGemuͤths haben / machet daß man In aiwict, 
ſich nichte fürchrernoch erſchrickt wenn auch dasgröfte Vngluͤck / Pefti⸗ ven mn 
lentz / Krieg / Hunger / Armut / Verfolgung oder Tyranney gleich vorfielen / fers- 
Biel wentger fait ſichs auff was boͤſes abfuͤhren oder zaghafftig machen, 
Denn oh wol wir von Daruralle ſchwache Menſchen find / daß niemand 
iſt / der nicht gegen einem onverfehenen Vngluͤck ſich entſetzte / welchs der 
HErrꝛ Chriſtus / wahrer Menſch / mit ſeinem Exempel ſelbſt bezeuget hat / 

| vu ij da er 


— * * 


- — 


34. Das VIII.Buch deß vlerdten Theils/ 
da er ſolte auffgeepffert werden: jeboch ein erbar redlich Mann / vnd der fick 
auff Gotte ſchutz verlaͤſſet / ble bt vnerſchrocken / beſtaͤndig wider alles boͤſe / 


vñ ver laͤſt ſich / nechſt Gott / auff die veſte vñ ficherheit ſeines gutẽ gewiſſens. 


Exempel deß Alſo der König David / da er vberall von den Feinden bedranget / vnd 
| * Se gleich vmbgeben war / ſo behaͤlt er doch ein vnvberwindtlich Hertz in all ſei⸗ 
ner groſſen Gefahr / ja er wird geftärcfer durch den Geiſt Gottes / end redet 
In David. troͤtziglich: Wenn ſich ſchon ein Heer wider mich leget / fo fuͤrchtet ſich den⸗ 
Pſalm⸗. noch mein Hertz nicht / Wenn Krieg ſich wider mich erhebt / ſo verlaſſe ich 
Sn 5 mich auff jhn. Deßgleichen Hiob: Wenn er mich auch ſchon roͤdtet / wil ich 
Sapız. doch auff jhn hoffen. Aber die Gottloſen / Boͤſe vnnd Schuͤldige / ob fie wol 
mächtig find. viel Freunde haben / auff groß Reicht humb bawen / ſich mir 
groſſen Guͤtern gemehret / vnd vberall ang haben / ſo fühlen ſie doch im Her» 
tzen einen Stachel / fuͤrchten alles ſehrer als ander Leute / vnnd haben ein 
heimliche Marter deß boͤſen Gewiſſens / denn das boͤſe Gewiſſen ſchneidet 
Prover iꝛ. Chaͤrffer als das Schwert / wie Salomon ſagt / denn fo bald fie an jhre boͤſe 
That gedencken / ſo werden fit verwirret / wie fie von Sinnen kaͤmen / zittern 
vnd zagen / ſehen ſich hin und her vmb / fuͤrchtẽ alles / wenns auch gar ſicher. 
Die Vrſach Vnd das Gewiſſen kompt daher / daß einem jeden GOtt von Natur 
deß Gewiſ⸗ gegeben vnd eyngepflantzet hat / Vernunfft / Berftandt / Vurerfcheidt gu⸗ 
1. tesonndböfes/ond die natuͤrliche Erkaͤnntnuß GOtes / die Paulus nen, 
Was das net das Geſetz und Ordnung der Natur / welche iſt dardurch wir Erbarkeit 
er billigen / vnnd das boͤſe verwerffen / mit Bezeugung vnſers Gewiſſens vnnd 
en ia vnſerer Gedancken / die da entweder in gutem vns eniſchuͤldigen / od er in 
5 boͤſem anklagen. Derwegen iſt eine groſſe Krafft in allen Dingen de Ge⸗ 
Ra deß wiſſens / alſo dab ein Menſch / wie grewlich vnd ſchroͤcklich Ding man jhm 
nr zumeſſen wills allegeit beftändig bleibe / vnnd in feinem wolbedachten Rath 
verharret / nichts fuͤrchtet / wo er nichts böfes beganaen hat. Dagegen dem 
etwann ein boͤſe That im Hertzen bewuſt / vnnd zu Fall kommen / der bildet 
jhm eyn / als were die Straffe alle Stunden vor Augen / vnnd muͤſte jetzt 
darvber leyden vnnd vnterge hen / denn dieſe Furcht deß boͤſen Gewiſſens / 
darinn nicht allein das Gebluͤt eynwarts laͤufft / vnnd ſich verbirget / ſon⸗ 
dern auch die leblichen Geiſter verſchmachten vnnd ertoͤdtet / nimbt dem 
Menſchen allen Muth / vnnd verwandelt Geſicht / oder auch die Geſtalt 
deß gantzen Leibes / alſo / daß dieſelben / wenn fie ſchon ihre beſten Tage / Herr⸗ 
ligkeit / Zechen oder Fremden haben / ja wenn ſie jhr allerliebſte im Arm ha, 
ben / mitten in Fremden die Angſt vnd Stiche deß Gewiſſens fühlen. Das 
gegen Erbarkeit dep Lebens vnnd gut Scwillen alles ruhig / ſtill/ freundlich / 

— —— froͤlich vnd getroſt machet. Welches einige ein gewiſſe Anzeigung iſt / daß 
mühe. Das Gemůth deß Menſchen von Gott allein herkomme / durch n. Pe 

Ä om 


u 





Bonden Geheimmuffen der Natur. 343 


fo mächtig ſey / vnnd durch feine Gnade regieret werde / ja daß auch vnſterb⸗ 
lich / vnnd am Juͤngſten Tage wenns dem hoͤchſten Richter gefaͤllig / ſeinen 
Richterſtul mit den Menſchen zuhalten / wider den Leib an ſich nemmen 
werde. | 
Aber die meiften Wirckung deß Gewiſſens erseiger ſich vnnd wittert Warums 
gemeiniglich fruͤe Morgens vor Tage / wenn die boͤſen Duͤnſte vnd das gro, En 
be Gebluͤt dardurch das Gemuͤth etwann vor zwey oderdrey Tagen im gensammsie 
Freſſen / Sauffen/Sptelen oder böfen Begierdten gar verdunckelt onnd 9 late 
gejrret / ſich durch den Schlaaff vnnd Ruhe verzehret haben/alfordaßda, 
mals die vorigen Gedancken einem wider in Sinn kommen / vnnd ſich am 
beſten erinnert / was er recht oder vnrecht get han hat. Alſo der Prophet ſagt: ꝓſal. 5. 
HErr fruͤ wolleſtu meine Stimme hoͤren / fruͤ will ich mich zu dir ſchicken ⸗ 
vnnd darauff mercken / denn du biſt nicht ein Gott dem Gottloß Weſen ge⸗ 
faͤllet. Der HErr wecket mich alle Morgen / er wecket mir das Ohr. Mit 
meinem Geiſt wache ich fruͤe zu dir. Der Gerechte dencket wie er fruͤe auff La⸗s⸗ 
ſtehe / den HErrn zuſuchen / der jhn gefchaffen hat / vnd betet vor dem Hoͤch euren 
ſten Gott / du biſt mein Bott / fruͤe wache ich zu dir. Daß a ſo die boͤſe Ge. Plal. es. 
wiſſen bey den nuͤchtern vnd maͤſſigen Leuten ſich am meiſten muntern / vnd 
damit Sort der HErr den Menfchen gleich mie bey einem Ohr zucket: 
Kenn wie fönnen trunckene / verſoffene vnnd volle Leute heyſſamer Weife as Boll, 
erinnert / gelehret odersurccht gebracht werden? Sch hab zwar erfiche ge: fauffen bey 
kannt / wenn ſie das böfe Gewiſſen angegrisffen / daß fir fich alsbald vollge we * — 
ſoffen / damit ſie es vergeſſen / vnnd der Marter loß wuͤrden. Aber es iſt vber fen 
den andern Tag allzeit härter wider kommen / vnd da mach gar arg worden. 
Denn ihnen gleich geſchicht wie den Rranckensfo ihren Schaden ond He. Ein Gleich⸗ 
ſchwuͤr nicht offenbaren/fondern verbergen biß fo lang er fo grof wird / daß —— 
vobler zu heylen / vnd fie deſto mehr in jhr Fleiſch ſchneiden vnd beigen laſſen vnd boͤſen 
muͤſſen Darauff David auch geſehen / da er ſchreyet: Denn da ichs wolt nme 
verſchweigen / verſchmachteten meine Gebeine / durch mein taͤg ich heulen. Pſal. ze. 
Als wolt er ſagen / Die Suͤnde / Schrecken meiner Gedancken / Vnruhe 
deß Gemuͤths / vnd Angſt deß Gewiſſens haben gewolt / ich ſolt meine Suͤn, 
de bekennen / vnd hab doch nieht dazu koͤnnen gebracht werden / daß ich gera⸗ 
de auß bekennete / vnd Buſſe thaͤte. ee 
Wecciter die gute Zucht oder Bneerweifung deß ebens / die Geß alt deß Seifen, 
Leibes / die angeborne natürliche Feuchtigkeit im Bliut / toͤnnẽ gar viel thun 1. 
in Bewegung deß Gemuͤts vnd Erregung deß Gewiſſens. Alſo Boßleute 2. 
Landts knechte / Fuhrleute / Kramer / Wucherer / Spitzbubẽ vnd dergleiben 3. 
ein meiter Gewiſſen / nemmen ihnen nicht groffe Seran idea 
Eon wegen einer boͤſen That / laſſen ſich nicht bald vom Gewiſſen bewegen / witenyaben, 
denn 





344 Das VIII. Buch deß vierdten Theils / 


denn ſie ſind gleich den weiten Netzen / Gleich wie fie alles durch d'e weiten 
— Garen laſſen durchlauffen: alſo dieſelben haben weite Gewiſſen / ſaͤugen 


eiqe Leu⸗ Muͤcken / vnd verſchlingen / wie Chriſtus ſagt / groſſe Camel. 


iĩe hu enge Dargegen ſind etliche / die da gar zu enge Gewiſſen haben / angftig ſeyn / 


er und für Furcht / wo nichts von nörhen / auß der Haut fahren / als da find die 
denn dieſe alle mehr ſorgfaͤltig ſind als gut iſt / vnnd was jhnen einmal in 
Sinn kompt / das koͤnnen fie vbel jhnen außreden laſſen. 
Der Relan Ya Summa / Melancholiſche Leute gar zu aͤngſtig find / Choleriſche / 
BI weil fie ſubtil vnd hitzig Gebluͤt / gar zu weite Sewiſſen haben / leicht das böfe 
Der Cheie⸗ Und Angſt der Gewiſſen abſchůtteln / vnd geringemachẽ oder ſchaͤtzen / auch 
— Be hald vergeſſen. Die Sanguiniſchen / oder Blutreiche Leute / haben auch 
—— nicht groß Achtung auff jhr Gew ſſen / vnd gedencken ſelten zu ruͤck / was fie 
- Beniffen. thun oder gethan haben / ſparens lange zuſammen / von melchen geſagt: 
gob. iz. Denn du ſchreibeſt mir an Betruͤbniß / vnd wilſt mich vmbbringen vmb der 


Suͤnde willen meiner Jugend. Denn was vns weil wir jung ſeyn / nicht 


groß anficht / ſondern troͤtzlich geſchicht / das finder ſich im Alter oder in der 
Kranckheit / Vnzluͤck / oder in groſſen Schaden vnnd Betruͤbnuß / daß 
alsdann das. Gemuͤth ſich der boͤſen Thaten bey den Leuten erinnert / vnnd 
Angſt der Gewiſſen machet / nicht viel anders / als wenn man laͤnſt haͤtt 
Dar vherall zu gleich gemahnet vnd mie Recht vorgenommen. Die Phlegmati⸗ 
Gewiſſen. ſchen find faul vnd traͤge / ſchlaͤffericht und gedencken nicht eins was Gewſ⸗ 


fen ſey / darvmb jhr Gemuͤth / als das in vieler waͤſſerigen Feuchtigkeit gar 
erſoffen ſchwerlich vnd langſam kan ermuntert / viel weniger die Gewiſſen 


Die Gewic, geruhret werden. * 
fender duch Deßgleichen die Gottloſen / fo da in dem boͤſen ſuͤnd lichen Leben gar er⸗ 
en 1 ſoffen ſind / vnd ſicher ohne Gottes Erkaͤnnennßz oder Worr leben / Diener, 


Eoritien ds achten / ſpotten vnd vernichten alles, Etliche die da halbieren / nicht ſo gar 


we Gortloß erzogen / vnnd doch auch nicht rechte fromme Chriſten / die ver⸗ 
mantelns / entſchuͤldigens / vnd deutens anders wohim. Darvmb David 

bee / SOTTwolte jhm fuͤr dieſem Irrthumb behuͤten / vnnd bewahren / 

da er ſpricht: Neige mein Hertz nicht auff etwas Boͤſes / ein Gottoß Weſen 

Bi — mit den Vbelthaͤtern / daß ich nicht eſſe von dem das hnen ge⸗ 

ebet. 


Böte Nähe: · Derwegen viel Ding ſind / die das helle Liecht der Gewiſſen verdunckeln 


| —— vnnd zu nichte machen / als nemblich die Jugend / Vollſaͤnfferey / Vielfraß / 


Vnmaͤſſigkeit/ Liebe / Nacht / Wolluſt / Begierde welche Dingak Scham: | 
Drey | 


vnd Zucht verderben. Alſo der Plautus ſagt: 


A 
Er 


da ſtetts allein leben / vnd daheim fisen/ dergleichen Melancholiſche Leute / $ 


Schuld gemacht vnnd wehre nie gemahner / abervber.längft würde man 








Bon den Geheimnuſſen der Natur, 345 
——— Drey Ding den jungen Leuten ſind 
3» ! Anm ſchaͤolichſten / wo man ſie findt: 
Die Nacht / die Liebe / vnd der Wein / 
Selten bey jhn ſchaffet was fein. 
Deßgleichen Oyidius auch vbereyn ſtimmet: 
Der Wein / die Liebe / vnd die Nacht / 
Kein Maß haͤlt / kein Erbares macht. 
Die Nacht die Schaam viel ehe entbloͤſt / 
| Die Aeb vnd Wein von Furcht erloͤſt. Ba 
Denndiefe Stück boͤſe Räch ſind / das Gemuͤth vom guren abführen/ 


Telego. 


vnnd auff boͤſe Wege verführen / niemand der jhnen das Gewiſſen ruͤhret / 


horen / viel weniger zum beſten ſich vermahnen oder treiben laſſen / ſondern 
verachten / vernichten end verfporten alles / ru7ͤhmen jhre Jugendt vnnd bluͤ⸗ 
ende Jahr / die woͤllen fir vnbetruͤbt haben / das trawren biß ins Alter ſparen. 
Darvımb weil ſie die ichr der Dernuͤnfft verachten / vnnd die Straffe deß 
Gewiſſens ver potten / ſo trachten fie mehr nach fleiſchlicher Luſt / denn nach 
Erbarkeit vnd guter Maͤſſigkeit / davon Salomon wolgereder : Die Ju⸗ 
gendt iſt freventlich / ſchnell / vnbedacht ſam / vnacht ſam / vnvor ſich ig / wan⸗ 
ckelmuͤtig / vnd die Wolluſt vnd Frewde derſelben iſt vergaͤnglich / offt auch 
jhnen feibft ſchaͤdlich Band weil die Jugendt noch vnerfahren vnd vnbe⸗ 


Jugendt iſt 
ohne Rath, 


Eccleſ.i. 


dacht ſam iſt / darvmb ſihet fie auch nicht was jhr gut oder nicht / vnd tan jr 


ſelbſt nicht rathen. 
Es geſchihet auch / daß etliche erwachſene Leute / die nun in jhrem beiten 
Alter vnd denen Regiment / Aempter vnd Kirchen befohlen / auch Ihr Se» 
wiſſen mit jrrthumb und boͤſen Begterdten verführen vnd verdunckeln / daß 
fiegemeiniglich nichts thun noch anſtellen nach dem Rath deß Geſetzes der 
Natur / Vernunfft vnd rechtem Vrtheil / viel weniger nach Gottes Wort 
vnd deß himmliſchen Vatters Willen / ſondern ent weder nach fleiſchlichen 
Begierdten / oder nad; Gunſt groſſer Herren vnd Fuͤrſten / oder nach alisr 
Abgoͤttiſcher Aberglaͤubtſcher Gewonheit / welche offt nicht mie Verwilli⸗ 
gung vnd Rath frommer Gottſeliger Leute / ſondern auß Irrthumb deß ge⸗ 
‚meinen Poͤfels vnd aͤ zichem Gebrauch / den darnach niemand abkommen 
laſſen will / entſtanden. Daher geſchichts / daß in Anrichtung guter Ord⸗ 


Wie viel 
groffer Leute 
nach böfen 
Begierdten / 
vnd nit nach 
dem Gewiſ⸗ 
fen handeln · 


nung / in Vnterſcheidt guts vnd boͤſes / in Fortpflantzung reiner Lehre vnd 


ornverfaͤſſcht es Gottesdienſts / jhr viel ſtraucheln vnd blindt ſeyn / ja offt nit 

ohne groſſen Schaden der Gewiſſen vom rechten Bege jrren. 

Alſo hatten die Juͤden ein Aberglauben / daf fi: Sort ein Deenſt thaͤten / 

daß ſie vbel plageten die da dem HErrn Chriſto beyf en. Deßaleichen 

Saulus den Chriftengans frind und gehaͤſſig war / auß rechtein € A 
RN: xx verfol⸗ 


— IR F 
Yu KR Ah 


Erempel 
der jrrigen 
Gewiſſen. 


I; 
Die Phari⸗ 
ſeer. 


346 DasV III. Buch deß vierdten Theils/ —1 
verfolgete / aber durch Irrthumb verfuͤhrt / vnd der da / wie der Apoſtel ſagt / 
mit Buverſtandt eyffert / das iſt / nicht recht vrtheilet / nicht recht nit Ver ⸗ 
nunfft die Sach bedachte / wie Gamaliel gethan hat / nicht recht Dres 

Willen wahrnam / nicht vom Helft Gottes / den wir durchs Wort / als ob 
es von Bott komme oder nicht / probteren ſollen / regteret ward Darvmb offt 

in Geiſtlichen Sachen / da mans gleich gut meynet / außn Eyffer Gottes 
thut / vnd kein boͤſe Begierdte hat / jrren kan / allein darvmb / daß man der 

Prover.ia. Gnade deß H. Geiſtes / die gewiſſe und vngezweiffelte Schr ins Hertz giebet / 

mangelt. Denn wieder weiſe Mann Salomen ſaget: Es gefaͤllet manchem 

2. ein Weg wol/ aber endlich bringt er jhn zum Todte. Deſſen S- Paulus ge: 

33wiß ein Exempel iſt / da er auß eitnem harten Verfolger ein ſcharpffer Pre⸗ 
diger vnd beſtaͤndiger Maͤrtyrer deß Evangelij ward / der ſich bekennet / daß 

er Gnade erlanget durch diß / was er vnwiſſend gethan im Bnglauben / da⸗ 

mit Gott ein Exempel ſeiner Gnaden geben woͤllen / allen / die an jhn glau⸗ 

ben zum ewigen Leben. | 

Wie fern Aberdiefesvon Erregung der Gewiſſen iſt allhie etwas weiter aufge, 

dieXernee legt / als billich mir zuſtehet / dieweil diß viel mehr den Theologen vnd trewen 

bitichreden Kirchendienern zugehoͤret / daß ſie mit heylſamer Vermahnung das ges 

toiffen unnd aͤngſte Gewiſſen ſtillen und dem betruͤbten Gemuͤth ruhe ſchaffen: Jedoch 
dem Gemuͤt. dieweil dieſe Affect / ſo auß groſſer Angſt deß boͤſen Gewiſſens herkommen / 

deer Geſun dheit ſchaden vnnd alles Gebluͤt / ja auch die leblrichen Geiſter zu 
der Angſt ſehr helffen / ſo iſts nicht vnbillich / daß wir Aertzte dieſe Angſt deß 

Gemuͤths zuſtillen ung befleiſſigen / damit der Leib vberall deſto geſuͤnder 

bleiben koͤnne. Denn es warlich ſchwer vnd faſt vnmuͤg ich iſt / den kraucken 

Leib geſund zu machen / wo nicht das Gemuͤth von Sünden vnd Angſt deß 
boͤſen Gewiſſens zuvor gereiniget / oder wo Sin vnd Gedancken noch ſuͤno⸗ 
Sich verderbet. Gleich wie einem geiftlichen Manne ſchwer iſt der Seelen 
vnd Bemürh zurathen / wo der Leib voller boͤſer Feuchtigkeit und Duͤnſte iſt / 
Denn wegen der wunderbaren vnnd groſſen Bereynigung Leibes vnnd der 
Seele / vnnd jhrer ſonderlichen Verwandtnuß gegen einander / geſchichts / 
daß die Maͤngel deß Gemuͤths der Leib fühler/die Maͤngel deß Leibes wider 
dem Gemuͤth zuſchaffen geben. 

Deſſen Exempel find die Vnſinnigen / Melancholiſchen / Raſendthoͤ⸗ 
richten / Naͤrriſchen / Trunckenen / die vom Schlage geruͤhrt / die toͤdtlich 
ſchlaffen / die Spraachloſen / die wuͤhtenden / die mit fallender Seuche bela⸗ 
den / vnd viel andere / die auß boͤſer Eygenſchafft deß Gehirns Franck ſeyn / 
Daromb beyden / dem Haͤupt / darinn das Gemuͤth vnd die Vernunfft jh, 
ren Sitz haben / vnd auch der Seelen mir leiblicher vnd geiſtlicher Artuey 
allzeit zu gleich gerathen werden muß. Ä a 

a8 


er 
24 





Von den Geheimnuſſen der Natur, 347 
wi . Das xxıv. Gapitel. 

> Wieder Todt deß Dienfchen vnd der Untergang aller Ding / 

18 wider die Natur ſey / vnnd nichtrecht natürlich fan genenne 

werden / darzu wie wir ons follen gefaft machen/ den Todt 
N eo SE | 
entſetzet. ANY 

s Jewol es fuͤr Augen iſt / daß alles fterblich oder verganglich/ De Tode 


welchs der Fall deß erſten Menſchen alſo verdienet / vnnd an vns an⸗ Be FR 


geerberhat / jedoch fol ein jeder vernuͤnfftig bedencken / weichs ich dewider alle 
außfuͤhrlich darthun will daß der Tode und Vntergang aller Dingen nicht — 
natuͤrlich ſey / ſondern wider die Ordnung der Natur durch vnſere Stunde hafft. 
eyngefuͤhret. | 
Es iſt ja den Menfchen ondallen lebendigen Thieren von Natur eyn ⸗ Alemse 
gepflantzet / daß ſie ſich jhr Leib vnd Leben zuer halten gedencken / derwegen re 
mey den oder fliehen was jhn ſchaͤdlich ſeyn moͤchte / vnd mir allem fleiß mar, fürdem 
nemmen oder nachſtehen dem / dadurch jnen wol ſey / vnd jhr Leib oder Leben ie 
erhalten wirdt. Denn mer fiher nicht / wie mit groffem Fleiß und Sorgen 
die Menſchen / durch erianerung der Vernunfft die vnvernuͤnfftigen Thier 
Aber durch anreitzung jhrer Natur / ſich zuſchuͤtzen vnnd zuverwahren wider 

den Todt oder Bntergang / bemuͤhen vnd bearbetten/denm alles entſetzet ſich 

fuͤr dem Todt / niemand iſt der jhm nit gern entfliehen wolte. Dennmwasder _ 

Tod angreifft / das hoͤret auff weſentlich zu ſeyn / on wird zu nichte gemacht. — 

Alſo der H ERR Chriſtus ſelbſt / da er har woͤllen die Menſchliche feiner 
Schwachheit zuerkennen geben / vnnd daß bey jhm alles Menſchen Leben —— 
vnd Wefenschne die Suͤnde vnd Kranckheit gefunden wuͤrde / bar ſich für Harfic ent, 
dem Todte ſehr ent etzet / vnd jhm zu entgehen begeret / Darvmb er Gott den babtſur 
Vaͤtter bittet: Iſts muͤglich / fo nimb dieſen Kelch von mir / doch nit mein Iopan.zı. 
ſondern dein Wille geſchehe. | 
Der Apoſtel Petrus iſt auch ein Fürbild diefer eyngepflantzten Natur Perrusift 
vnd Sch wvachheit deß Fleiſches wider den Tod / da der HErr Chriſtus drey —— 
mal von jhm erfordert / daß er jhn liebhaben / vnd ſe ne Herde fleiſſig weyden 
oll/ durch welchs er deutete was jhm begegnen ſolte / vnd was Todt es er ſter⸗ 
ben wuͤrde vnd muͤſte / Darvmb ſpricht er: Da du jünger wareſt / wandelſtu 
wohin du wolt eſt / vnd guͤrteſt dich ſelbſt Aber wenn dur älter werden wirſt / 
fowirddich ein ander guͤrten / vñd dahin leyten / wo du nicht bin wile. 

Denn hierdurch wlleranzeigen deß Menſchen groſſe Schwachheit / daß Ate Men. 
fie ſich fůr dem Todt ent ſetzen vnd ſehr frchten / ja denſelben gar ſchwerlich rn ade 
leyden / wie willig das Bemuͤth darzu iſt / vnd wie getroſt das Hertz ſeyn Ka dem Zvöt, 

Ir ar⸗ 


* 





—2 


348 Das V III. Buch deß vierdten Theils/ Be 
Daromb dieweil der Todt iſt ein Burergang oder Berderbung der Natur / 


dadurch ſie gar zu nicht wird / wer kan ſcheſſen / daß das der Natur gemeß / 
oder ein naruͤrlich Ding ſeyn fol das der Natur zewan thut jhr abbricht / 


Siam. Od ſie endlich gar zu nicht macher? ER 
der Zen, Ich weiß zwar wol / daßdie Sünde deßerften Menſchen / da er von it, 
Kant nem Weſen vnd Vollkomm enheit abgefallen / vnd ſeinem Schoͤpf er vnge⸗ 
bören Reis horſam geweſt / diß alles verdiener hat / vnnd ons angeerbet / daß das gantze 
nee men ſchliche Geſchlecht viel Schmertzen / groſſe Martern / Kranckheiten / 
unsomb der Hunger vnd Durſt leyden muß / ja endlich mit dem Todt geſtrafft werden. 
— — Aber dieſe Widerwertigkett vnd Sammer begegnet vns nicht nach ordnung 
derfign. Der Natur / darinn wir von Gott geſchaffen find / ſondern die Suͤnde vnnd 
Schmach bringets mit. Denn nach dem Sal Adæ ſind alle Bing in jrem 

Weſen verwandelt vnnd die vns ſonſt zu gut geſchaffen / widerwertig wor⸗ 

Koms. den: Alfo die Geſtirn / die Kranckheiten / die Element / die boͤſen Seifter, die 
wilden Thier / dem Menſchen zuwider ſeyn / vnd alles boͤſe / zur Straffe vn⸗ 

ſer Suͤnden / wircken. Ja alle Geſchoͤpff ſind wegen deß Menſchen ( wie 
Paulus fager)der Eytelkeit vnd Sterbligkeit vnterworffen / die gantze Na⸗ 

tur vñ alle Engel wartẽ auff das Ende der Welt vñ begeren erloͤſt zuwerdẽ. 

Der rꝛoſt in ¶ Widervmb in fo groſſem Jam̃ er vnd Elend deß menſchlichen Geſchlechts 
erben vnd ſoll vns troͤſten vnd behertzt machẽ / die gewiſſe Hoffnung deß ewigen Lebens / 
en 20, und der ſtarcke Glaube an den HEren Jefum Chriſtum / vnſern Heyland / 
des. der die verderbte Natur deß Menfche wider gue macht die verlohrne Boll, 
kommenheit uns von neweſt ſchencket / und das ſchrecken des Todrsaußon, 

fern Herten wegnimbr. Denndie Betrachtung feines Leydens und Ster, 
bens / auch feiner Aufferfiehung / gibt vns gewiſſen Troft /diefe machen dz 

wir feſt glaͤuben / daß der Menſch nicht ſterbe / ſondern in was beſſers ver⸗ 

wandelt werde / vnnd daß der Todt nicht ſey ein Vntergang / ſondern nur 

ein Thuͤr vnd Eyngang zum andern Leben. Wir wiſſen auch / wie Pauſus 

ſaget: So vnſer jrrdiſch Hauß dieſer Huͤtten zerbrochen wird / wie man ein 

Hauß pfleget zurlegen oder eynzureiſſen / daß wir ein Baw haben von Gott 
erbawet / ein Hauß nit mie Haͤnden gemacht / fondern das ewig iſt im Him⸗ 


mel / das er vns bereit hat / damit wir der Ehre der Vnſterbligkeit durch ſei⸗ 


ne Aufferſtehung genieſſen mögen. Re 
Dada, Border HErr hat vns auch feinen H. Geiſt / als ein gemiffee Pfandt / in 
* Kandindem vnſer Hertz geſchenckt / dadurch er vns getroſt machet / wenn wir von binnen 
ee fahren ſollen / vñ die gewilfe Hoffnung depemwigen Lebens bekraͤfftiget / dieſer 
her Heitis ſtaͤrcket vnſern feſten Glauben / daß Gott / welcher den HErrn Jeſum Chri⸗ 
cf ſtum aufferwecket hat von den Todten / vns auch werde durch feine Krafft 
aufferwecken / vnnd ung theilhafftig machen der Ehren der Aufferſtehung 

von den Todten. Das 


9 


dr 


Fi 
* 





Das neundte —— fuͤnfften Theils / 


Von den wunder barli⸗ 
chen Geheimnuſſen der Natur / 


vnd derſelben fruchtbarlichen Be⸗ 
trachtung / 


In der Nacur der Rranckheicen/ oder 
anderer Schwachheiten deß Leibes / die nicht gar 
Kranckheiten ſind / vnd nicht rechte Geſundheit / 
auch vieler Dinge / die der Geſundheit from⸗ 

men vnd ſchaden. 
Geſchrieben in Teutſcher Spraach 
Durch 
lacob umHorft,derfreyen Kuͤnſt vnd Are 


ney Doctorem. 





Sen Ehren / oſſich Beinehf Se i 
weiſen / Ehrnveſten vnd Erbarn Herren NN. Rich⸗ 


ter / Elteſten vnd Dürgermeiftern der Keyſerlichen Stade 
Iglaw / in Mehꝛen / meinen sroßginftigen Herꝛen 
a Freunden. 


Regener Erbare / Wolweiſe ganſuige Her⸗ 

ren / Es iſt gewiß wahr / wie der 41. Pſalm ſagt: Wol 

fe der fich deß Dürfftigen annimbt / den wirdt der 

HERR erꝛetten zur boͤſen Zeit: Dr HERK wirdt jhn 

bewahren / vnd beymgeben erhalten / vnd jhm laſſen wolgehen auff 
Erden / vnd nicht geben in ſeiner Feinde willen. 

Die Duͤrfftigen aber / ob ſie wol mancherley ſind / ſo werden 
doch fuͤrnemblich die Krancken verſtanden. Daher dieſer Pſalm 
von etlichen verteutſcht: Wol dem / der ſich der Krancken an⸗ 
nimbe/ze. Nun ſihet man dieſes ein ſcheinbarlich Exempel an ewer 
gemeinen Stadt. Deñ gleich wie ſeder man bewuſt / daß E. Weißh. 
Ehrnv.vnd Erb. Gunſten allen Duͤr fftigen / vnd inſonderheit den 
Krancken die Handt recht bieten / jhnen helffen vnd jhrer ſich an⸗ 
nemmen: Alſo bewahret Gott der HERR auch ewere gemeine 
Soede / laſſets hr wolgehen/ vnnd gibt fienicht in ewerer Feinde 
Willen/ Denn E. Weißh. Ehrnv vnd Erb. Gunſt/ fuͤr die gemei⸗ 
ne Krancken in der Stadtjeder Zeit fleiſſig ſorgen / jhnen je laͤnger 
je mehr Apotecken vnnd Doctores beſtellen / auch mit groſſen 
Vnkoſten halten. Die armen Schüler /nicht allein eingeborne/ 
ſondern auch außlaͤndiſche / mit Speije/Zrandt/ Kleider ñ Buͤ⸗ 
chern in groſſer Anzahl verſorgen. Viel Staͤdte verachten die 

Noth jhrer Krancken / vnd wie reich oder vermoͤgens ſie ſind/ doch 
keine Doctores vnd Apotecken halten / oder ja gering / vnnd ver⸗ 


aͤchtlich gnug / daß wenig Nutz den Krancken darauß koͤmpt: Aber * 


EWeißh. Ehrnvs. und Erb. Gunſten haben ein fleiſſig Auge au 
diß alles / vnnd laſſen ſich kein r Muͤhe noch Vnkoſten gerewen. 
Diß wird Gott der Allnichtige bie zeitlich vnnd dort ewig bes 


fohnen. 
n Diewei 


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BER TUR- 








J |  REDNDE: 351 
Dieweil nun diß neundte Buch vonder Natur der Krancken / 
auch vieler Dinge/die der Geſundheit frommen vnd fehaden/auch 
ein Stuͤck derſelben Duͤrfftigen oder Krancken als eine nuͤtzliche 
Lehre iſt / will ich mich verſehen / E. Weißh. Ehrnveſt vnnd Erb. 
Gunſten werden diß jhn gefallen laſſen / vnnd thue euch diß hiemit 
offerieren vnnd zuſchreiben / bitte vnterdienſtlich / Ewere Weißh. 
Ehrnveſt/ vnnd Erb. Gunſten woͤllen diß im beſten auffnemmen / 
vnnd mich als ewern trewen geweſenen Stadt Doctor in ewere 
Gunſt jhn befohlen ſeyn laſſen. Datum in der Julius Vniverſi⸗ 
taͤt zu Helmſtaͤdt den Maij Anno 1588, 





E.Ehrns. Weißh.vnd Erb. Gunſt. 
Dienſtwilliger 


Jacobus Horſtius D. 


Das neundte Buß / deß Fuͤnfften 
Theils / von ch Geheimnuſſen de 
atur. 


Das J Kapitel, u. 


Wie nicht die boͤſen Geiſter / ſondern die verderbte Feuchtig⸗ 
keiten deß Gebluͤts / fuͤrnemblich die Kranckheiten deß Lei⸗ 
bes machen vñ wie dennoch die boͤſen Geiſter fich in Kranck⸗ 
heiten offt darzu geſellen / auch mit denſelbigen Feuchtigkei⸗ 
ten nicht anders / als mit einem Vngewitter ſich vermiſchen/ 
vnd vns plagen helffen. RER | 


Jel der Gelehrten / die da in den natuͤrlichen Wercken wol garnne 
BD A gelber vnd erfahren find / wenn ſie die Vrſachen der Kranckheiten / Ding in der 
I xen Vrſprung / Weiſe / oder alleriey Zufalle / nicht willen noch durch NYLli 
die Vernunfft genug außgruͤnden koͤnnen / geben diß Schuld den boͤſen narurtich 
Geiſtern / die da auff vnſer Vngedeyen ſtets warten vnnd umbgehen. Alſo er 
agen ſie / daß / welche vber den dritten Tag febricitiren / dieſelben — 
boͤſen 


362 Da IX. Such * vierdten Theils / 


Ein falſch⸗ boͤſen Geiſt / — vber den dritten Tag das Gebluͤt angreifft/gepfaser/onnd 
Meynung denen die am blertaͤglichen vnnd andern Fiebern franck ſeyn / geſchehe ders 
vom Sicher, r> — 
Welches alles / wie vngereimbt Ding es ſey / vnd gar nicht der Bar, 
—— heit gemäß har cin jeder Natur kuͤnd iger vnnd gelehrser Artzt leicht lich zu, 
Serarigtit rmeſſen. Denn dieweil der Leib deß Menſchen gemacht iſt auß gleichmaͤſſi⸗ 


ſwafft wer⸗ ger Bermiſchung der vier Elementen / vnnd auch der viererley Feuchtigkei/ 


den dem Lei⸗ 


Bedep sen, ten deß Gebluͤts / die durch den Saamen dem Menſchen angeboren wer⸗ 
ſchen ange- den / vnd in ſich haben piererlen Eygenſchafften / Hitze oder Kaͤlte Feucht ig⸗ 
bor keit oder Truckenheit / was fan anders folgen / denn daß die Kranckhit in 
men der Ei deß Leibes / auß Vngleich heit derſelben / wenn ſie ent weder zu viel ſich meh⸗ 
I ren / oer zu ſehr abnemmen / herkommen vnd entſtehen. Fuͤrwar diefes gibt 2 
Die Reini⸗ die Erfahrung felbit / darinn wir fehen wie mancherley Franckheiten be⸗ 
en. nommen werden/odergelindert / durch Entledigung der Feuchtigkeit / ein 
— mal durch Brechen / das ander mal durch ven Schweiß / durch Aderlaffen/ 
durch Koͤpffen / durch Blutgang der guͤldenen Ader oder weiblichen Blu, 
heiten. me / durch gebrauch * Stulzaͤpfflein/ 9 mas dergleichen mehr iſt. 
Denn Gott der Allmaͤchttge hat nach ſeiner groſſen vnaußſprechlichen 
De Weliß heit / allen dinge inder Natur feine fonderliche Bewegung verordnet 
Bimbwecsg. oder eyngepflantzt / vnd nicht gewolt / daß fie vergeblich oder ohn gefähr eing 
aber viee oder das ander wircketen / ondern ein jedes mit geſchick er Ordnung / end 
rigkeleen ina vnauffhoͤrlicher Verwechſelung das feine außrichten. Alſo die Geſtirn deß 
ne Hienmels / die vier Element der Welt / das Meer / die vier Zeiten deß Jars / 
Jayıs, vnd alle Himmels Laͤuffte ihre gewiſſe Bewegung vnnd Vmbwechſelung 
nach Gottes Willen haben Nicht anders geſchichts auch mit den vlererley 
Feuchtigkeiten deß Gebluͤts in deß a ——— —— 
ckung vnnd ſonderliche Bewezung haben, darzu gewiſſe Vmbwechſelung 
ae halten / alſo / dah in den vieretley Zeiten dep Jahrs ein jedere Feuchtigkeit 
Siuss in feine Zeit regiere / vnd in dem Leibe dep Menſchen feine Wirckung vollbrin⸗ 
—— ge. Wie deñ das Blut eine ſolche Eygenſchafft vnd Krafft hat / dz es in dem 
eungder Lentz regieret / daher ſeines gleichen Kranckheiten / die vom vberigen Gebluͤt 
an 5. fommen damals fichfinden ale peffulentifche Fieber / die mit einem ſchawr 
bis. anfangen / vñ darnach ohn vnterlaß hitzen on brennen. Widervmb die Gal⸗ 
Die Dir le / Cholera genannt / hat feine Wirckung im Sommer / daher weñ die Hitze 


S hieimig⸗ von bbriger Galle vber den dritte Tag ich wider erhebt / damals das drey⸗ 


un tägliche Fleber kompt. Die ſchleimige Feucht iateit aber / nlegna geheiſ⸗ 


Die Wir⸗ ſen / hat die vberhandt im Winter / darvmb wenn ſie faulet damals das taͤg⸗ 
rar NE Fieber / gemein macht. Deß ateichen oe Melanchoieyim Herbſt / das 
im Herdſt. viertaͤgliche Fteber / gleich wigsrliche Steben] Diariæ genañt / in einem Tage / 

DR 








Von den Geheimnuſſen der Natur. Be 


ader bald darnach / vergehen / darvmb dag in denfelben feine Faͤulnuß der 
Feuchtigkeit iſt / ſendern allein erliche Duͤnſte erhitzet und verzehret werden. 
Solches alles aber geſchihet nit anders / als wie der Auffgang vnnd Nider⸗ 


gang der Sternen / das Anlauffen vnd Ablauffen de Meeres / die liebliche 


Vmbwechſelung der Kräuter und Gewaͤchſe. — 
Weiter / fo muß man ſich auch verwundern / wie die viererley Seichtig, eumader 
keiten deß Gebluͤts alſo gewiſſe Stunden der Zeit deß Tages jnne halten / viererien 


euchtig⸗ 


vnnd Tag vnnd Nacht in 24. Stunden ſo eben wiſſen absurheilen: Denn 8x 
diß hab ich ſelbſt erfahren / vnnd will auß der Erfahrung vnd Auffachtung deren 
einen jeden zuvor auffs genaweſte verkuͤndigen / wenn jhn die Fieber wider —— 
ankommen ſollen. Alſo das Blut / wie Soranus Epheſius lehret / nach dem deß Tages. 
halben Seyger / von drey Vhr fruͤ Morgendes / biß zu neun Vhr vor Mit⸗ 
tage regieret / welche Stunden das Blut von der Leber außgearbeitet wirdt / Bluis fr& 
und ſich mehrer. Daher kompts / daß frů Morgendes vor Tage / vnnd wenn Merz 
die Sonn auffgangen iſt / die Gedancken vnd das Gemuͤth am wackerſten / 
auch alle Leute / beyde Krancke vñ Geſunde / wegen deß erfriſchten Gebluͤts / Die Wir⸗ 
am geſchickteſten vnd luſtigſten ſeyn Die Gall aber / Cholera genannt / hat grade, 
jhre Wirckung von neun Vhr vor Mittage biß zu drey Vhr nach Mitta⸗ decigen Ges 
ge / in welchen Stunden die natuͤrliche Kraͤffte ſich bearbeiten / die Gall / als e 
ein hitziges verbranntes Gebluͤt / von dem guten Blut abzuſondern / vnd in 
das Blaͤßlein der Galle wegzubringen Daher kompts / daß der Menſch in De Wur⸗ 
dieſen Stunden zu Zorn viel geneygter iſt / vnnd am aller leichſten jhm die le 
Kuͤhe nemmen laͤſſet. Deßgleichen die Melancholiſche Feuchtigkeit von le 
drey Vhr nach Mirage / biß zu neun Vhr in die Nacht / jhr Ampt auf, Abend. 
richter/in welchen Stunden die Leber vnd das reine Blut / von dem groben 
vnd ſchweren Gebluͤt / nicht anders als ein Wein von Hefen / durch die na⸗ 
tuͤrliche Wirckung / gereiniget vnd gelaͤutert wird / das ſchwere Gebluͤt aber 
in die Miltz abgezapffet: Daher kompts / daß in dieſer Zeit das Gemuͤth deß 
Menſchen den Leuten ſchwerer iſt / vnnd von den ſchweren dunckeln Duͤn⸗ 
ſten auß dieſer Feuchtigkeit trawriger wird. Die ſchleimige Feuchtigkeit / 
Phlegma, wallet von neun Vhren vor Mitternacht / biß zu drey Vhren „m, 
nach Mitternacht / in welchen Stunden / dieweil nicht langſt zuvor das 
Nacht mal gehalten / die Speiſe von Menſchen newlich zu ſich genommen / Phirame 
beginnet in dem Magen auffzůkochen / gedawet / vnnd alſfo endrlichverwan, Nadı, 
delt zuwerden in einen weiſſen flieſſenden Safft / welcher ehe / denn daß er 
wird ein recht außgearbeitet Blut / wie ein ſchleimige Feuchtigkeit iſt / da⸗ 
her kompts / daß dieſelbe ſchleimige Feuchtigkeit auß dem Magen ins 
Haupt viel Důnſte von ſich gibt / vnd den Menſchen faul / verdroſſen vnnd * 
ſchlaͤfferig macht. | 

yy Dar⸗ 


54.0 Das1xX.Buchdeßvierdten Theils/ 
Nah Art ei⸗ Darvmb wer da will fleiſſige Achtung hierauff haben / vnd dieſe Stun⸗ 
—* nz den jederer Feuchtigkeit genaw rechnen in den Fiebern / der wird befinden / 
hartendie daß faſt die Fieber / ein jedes nach feiner Art / in den Stunden / in welchen 
ne. ihre Feuchtigkeiten deß Gebluͤts regieren’ den Krancken anfommen / vnnd 
ar ennjhre Stunden außſeyn / wider abnemmen vnd aufhören / es fen denn 
daß die boͤſe Feuchtigkeit / darvon das Fieber herkompt / nicht einerley ſey / 
fondern von vielen vermenget. Alſo die Peſtilentztſchen Fieber / vnd die vom 
vbrigen oder boͤſem Gebluͤt ent ſpringen / die komen gemeimigl ch den Kran⸗ 
cken fruͤ Morgens an / die dreytaͤglichen Fieberomb den Mittag / als vmb 
Die zwoͤlffte Stunde deß Tages / die viertaͤglichen Fieber vmb den Abend 
vmb drey Vhren /die taͤglichen vmb den erſten Schlaaff vnd in der Nacht. 
Sans Wo es aber gefchicht / daß nit einerley Feuchtigkeit allzuviel fich ſamb⸗ 
let / die das Fieber vervrſacht / ſondern mie es offt pfleget / der etliche viel zu⸗ 
pi m ſammen fommen / vnnd mir einander ſich vermiſchen / fo halten die Fieber 
berungemip Nichreine gewiſſe Zeit / vnnd machen jhre böfe Srunden/Paroxilmos ge⸗ 
fe Stunden. nannt / nicht allein härter/fondern auch länger. Denn gleich mie die Bin, 
de / wenn ſie von viei Oertern zuſammen treffen / gröffere Stuͤrme bringen 
sole. der Poet dieſelben beſchreibet: — | 
Wirgilise | Die Winde / Oſt / Weſt vnd auch Sudt / 
— | Welcher am ſtaͤrckſten ſtuͤrmen thut / 
| | Gemwaltigauffeinander dringen, 
Groß Waſſer an das Vfer bringen, <q 
Alſo iſt die Kranekhete groͤſſer vnd hefftiger / toelche von vielerley Feuch⸗ 
eigkeit zuſammen geronnen on vermiſcht / ent ſtehet / ja geduppelte Kranck⸗ 
beiten thun dem Leibe allzeit ven groͤſſeſten Schaden / end bringen die mei⸗ 
ſte Gefahr / welchs der Ovidius alſo lehret: Be 
ee a In einem Leib ſich offt zutreyt / — 
* Daß kaltes mit dem warmen ſtreit / | 
Das feuchremirdereenddenheiy nn" 
Das weiche mir der haͤrtigkeit. 
Das fchiwere ringet mit dem leichtn/rc. my 
Darvmb die da meynen / daß folche Wircfung von sen böfen Geiſtern 
Die Wir⸗ herfommensonricht ſind / vnnd iaͤcherlich darvon reden / ſintemal diß alles 
aus ent ſtehet von der eyngepflantzten Eygen ſchafft / vnd Menge der entzuͤndten 
Grennenden Feuchtigteiten welche machen dag dieſe boͤſe Stunden der Fieber / vnnd 
diebern. Inder Kranefheiren / ein mal laͤnger / etnmal kuͤrtzer wehren. Aſſo dieweil 
dag Blur die meiſte Feuchtigkeit im Leibe iſt / geſchihets / daß wenn Das er⸗ 
hitzet wird / vnnd zufaulen beginnet der Menſch ein Fieber bekompt / dar⸗ 
inne die Hitze jmmer fort vnd fort wehret ohn vnterlaß / biß — 9 
Eu Kranck⸗ 





RS | j 
* Donden Geheimnuſſen der Natur. 355 
Kranckheit / entweder darvmb / daß die Faͤulnuß vnnd Entzuͤndung durch 
die Adern / als Roͤhren oder Baͤchlein / in den gantzen Leib außgebreitet 
wird / oder aber / daß in der Entzuͤndung deß Bluts / die Natur wegen groſ⸗ 
ſer Gefahr auffs fleiſſigſte den Leib zuerretten / vnnd der Kranckheit zuweh⸗ 
ren / nicht anders / gleich wie ein verſtaͤndiger Buͤrgermeiſter in einem ge, 
faͤhrlichen Auffruhr der Stadt / ohne ynterlaß ſich bearbeitet vnnd bemuͤ⸗ 
het. Die andere Feuchtigkeiten aber / als der Schleim / die Galle / vnnd die Die Wir⸗ 
Melancholey / dieweil fie nicht alſo viel in dem Leibe dep Menſchen / als das Feen 
Blut / gefunden werden / vnnd außerhalb der Adern ſich hin vnnd mider im tigteiten in 
Leibe ſamblen / ſo machen fie dieſe Fieber / die nicht ſtets fuͤr vnnd fuͤr weh uden Ste 
ren / ſondern vber etliche Zeit wider den Menſchen ankommen. Dieſe Fi täntichen, 
ber find nicht fo gefaͤhrlich / darvmb dag allhier nicht das Hertz vnnd ande; —— 
re fuͤrnemme Glieder deß Leibes / fo hart angegriffen werden / vnnd ſolchen vierräge 
Schaden nemmen. Wiewol etliche auß dieſen Fiebern langwierig ſind Genug 
vnnd vbel weg zubringen / entweder daß die boͤſe verderbte Feuchtigkeit all, — 
zu viel ſich geſamblet / oder aber daß ſie zehe vnnd hart wie ein Sein ſich ange, Per largwie⸗ 
ieget haben / dardurch fie ſchwerlicher weggebracht / vnnd langſamer ver, mn. 
ichrer werden. Daher kompts auch / dag die Melancholiſchen Siuregar die Name 
felten frölich werden/ vnnd nicht cher ‚fie Haben denn gar zu fehr gerrum. der Meranı - 
cken / denn diefe Feuchtigkeit iſt alzu fehr kalt onnd trucken. Derhalben / 9 
gleich wie ein hartes Eyſen viel Fewer vnnd Hitze bedarff / ehe es gluͤende 
vnnd ſchmeidig wird / dardurch es ſich handeln laſſe: Alſo dieſe Leute viel 
vnd ſtarcken Wein haben woͤllen / ehe ſie ſich beheglich machen. Aber wenn 
en aufgebracht werden / die lächerlichfien Narren geben daß ei⸗ 
ner wol von jhnen fagen möchte: Die Camelchter tantzen auch. Denn wie 
ernſt vnnd ſawer fie fonft fehen von Natur / fa freundlich vnnd kurtzwei⸗ 
lig wöllen fie damals feyn / wenn fie gerruncken haben. Vnnd wie 
ſchwerlich fie truncken werden / alfo lange fühlen fie die Trunckenheit. 
Denn wenn ſie zu viel getruncken / vnnd mit Eſſen vberfüllee / fo fommen 
viel grobe — jhnen ins Haupt / daß ſie noch vber den andern 
Tag deß entgelt en můſſen / vnnd deſto groͤſſere Melancholey darnach wi, 
der haben. Denn es begegnet jhnen nicht viel anders / als den abgebrannten 
Haͤuſern / in welchen / was der Brandt nicht gar verzehret hat / noch har, 
nach einen boͤſen Geſtanck von ſich gibt / die Naſe vnnd das gantze Haupt 
uͤllet: Gleicher Weiſe fühlen die Melancholiſchen Sure erſt vber den 
andern Tag den boͤſen Dampff / vnnd das vnreine Auffſteigen / das da 
dem Haupt vnd Gemuͤth zuwider iſt / vnd viel Schaden zufuͤget. Darvmb 
wenn ſie es nicht recht loß werden koͤnnen / vnd widervmb jhre Beſch wer⸗ 
nuß entpfinden / ſo heben etliche wider an zutrincken / damit fie mir dem 
— yy ij wider⸗ 





76 Das IX. Buch deß vierdten Theils / 
wider holten Wein jnen die Phantaſey vertreiben / nach dem Sprichwort: 


Das zunem⸗ Ein boͤſes mit dem andern. 


menvnd Abe  Derregen/ dieweil alle Vrſachen oder Vrſorung der Kranckheiten 


nemmen der 


Sichern tom, alſo ſich verhalten / vnnd die Feuchtigkeiten ſolche Narr haben / daß kein ge⸗ 


on wiſſer Vrſach de Zunemmens und Abnemmens der Fieber fan gefunden 
fferns fonder Werden / denn die Menge oder Eygenſchafft der Feuchtigkeit eines jeden 
— Leibes / ſo ſoll niemandt glauben / oder ſich bereden laſſen / dag die boͤſen Get, 
Sekt = ſolche Kranckheiten den Menſchen zurichten / vnnd allen Schaden 
eit deß Lei⸗ thun. — 


Die söfen Dißweiß ich wol / vnd laſſe es sn/dag/dieweildieböfen Geiſter Tauſent⸗ 

—* ng kuͤnſtler ſeyn / vieler Ding Wiſſenſchafft und Erfahrung haben / darzu auß 

ofemie Liſtigkeit vnnd Geſchwindigkeit allerley bey vns leicht mercken koͤnnen / ſie 

aan che allein ſich mir denſelben boͤſen Feuchtigketten deß Seibes / auß Gottes 

fie goͤſter Verhaͤngnuß vermiſchen / ſondern auch deß Menſchen Gemuͤth zu allem 

machen · hoͤſen anreitzen vñ antreiben / ſo wol als die gutẽ Geiſter / oder heiligen Engel 

— dem Menſchen su allen guten Fuͤrnemmen vnnd Thaten ſehr heiffen/ den 

udn. Frommen vberall fich zugeſellen / vnd getrewe Diener geben / wieder Engel 

Raphael fich deß Tobie Sohn gab zu einem Gefaͤhrten auffeine weite Rey⸗ 

Reg io. ſe. Auch der Geiſt dep HEren gerierh ober den Samſon / da er den Löwen 

wie ein jung Böcklein zureiß/deßgleichen ober Saul iff gekommen der Geiſt 

deß HErrn / daß er andern Propheren gleich gemeißfager. Nachmals har 

jhn der böfe Geiſt geplaget / vnd ſein Gemuͤth dahin bewogen, daß er David 

Die boͤſen nach dem Leben trachtete. Sleicher weife vermifchen ſich die — 

— die Gewitter / vnd machen Blitz vnd Donner viel groͤſſer als ſonſt / daß wir 

nit dem On, Offt ſehen / wie fie helffen in dem Gewitter die Haͤuſer zureiſſen / das Getrey⸗ 

ee de erſchlagen / Biche und alles lebendig vmbzubringen / vnangeſehen / ob die 

fiearöffer groſſe Macht der Winde / vnnd Vngeſtuͤmme der Gewitter / diß alles ohne 

machen. die boͤſen Geiſter außrichten koͤnnen. Denn alſo die Windbrauſt / die man 

nennet Nordtoſt / deſſen der Evangeliſt Lucas in der Geſchicht der Apoſtel 

Bar gedencket / groſſen ſchroͤcklichen Schaden su Landt vnnd Waſſer thun / vnd 

in dem die Wolcken hart zuſammen treffen / fewrige Strahlen vnd Kugeln 

werffen / dadurch auch die Maſtbaͤume vnd Segel im Schiff angezuͤndet 

werden. Dergeſtalt auch die Buͤchſen ſo maͤchtig / die geſchuͤtten Wallen 

vnd feſten Mawren zubrechen / die Leut todt ſchieſſen / nicht allein die ſie na⸗ 

hend / ſondern auch weit treffen / vnnd gar nicht beruͤhren / allein nur vom. 
— grawſamen Platzen vnd Sauſen betobet. * 






Sauswar Welchs alles / vnd ander Ding mehr / ob es wol natürlicher Weiſe vnd 


ei ns Wege geſchihet / jedoch es von den böfen Geiſtern / die durch Verhengnuß 
GOttes vnnd ſeine Zulaſſung / ſich mir eynmiſchen / haͤrter vnnd — 


er, 
ee 





J a en La 
—— WVrein den Geheimnuſſen der Natur. 37 
cher gemacht wird. Denn diß ſehen wir indem Saul / wie der Sathan fett „ms 
Melancholey aͤrger gemacht / vnd su weilen zu boͤſen Gedancken vnd ſchreck, ward doch 
AUchen Todtſchlaͤgen getrieben hat / da doch fein Irrigkeit deß Hemuͤths und zen, 
Wahnwitzigkeit eine natuͤrliche Kranckheit iſt geweſen / welchs zubeweiſen 
ſtehet mit dem / daß dieſes Wuͤten vnd ſein Irrigkeit ſich von der lieblichen 
Symphoney deß Harpffenſpiels geleget har / vnnd durch diß wider zu ſich 
ſelbſt kommen iſt. Denn gleich wie das Meer vnnd die Waſſerwellen ſehrer * De . 
braufen / wenn die Bngewirter mitennfallen: Oder die Melancholey viel Sareer 
gröffer ift bey den Melancholifchen Leuten wenn fie ein Kummer haben —* Kam⸗ 
wezen verlohrner Guͤter / oder anderes Unglücks : Oder der Zorn Inden einge, 
Choleriſchen Leuten gemehret wird / durch viel Wein trincken / zancken / vnd 
heimliche ſtichel Rede: Alſo das Gemuͤth derer Menſchen / die vorhin zu al⸗ Die Mean 
lem boͤſen geneygt / deſto ärger und boßhafftiger wird / wenns von den boͤſen 836 
Geiſtern oder boͤſen Menſchen noch mehr angetrieben wird / daß es auch der Teuffer 
endtlich ſich weder regieren noch halten laſſen fan. Welches vnſer Heyland — 
Jeſus Chriſtus hat anzeigen woͤllen / da er den Petrum ſchilt / vnd ſpricht / 
Matth am 18, Hebe dich weg Satan von mir / denn alſo nennet er jhn / daß 
Petrus dem HEren Chriſto allda zu wider war / vnd fein Gemuͤth von dem 
guten Vorſatz / vns zu erloͤſen von dem ewigen Verdamnuß / abzuwenden 
ſich vnterſtunde. | 
| Fuͤrwar der Menſch koͤndte nicht ein Augenblick ficher feyn für der Gerede 
grewlichen Tyranney deß Teuffels / oder in jrgendr einem gufen Fuͤrnem DEIN 
men beftändiglich bleiben/wenn nicht Sort der Almaͤchtige auß Vaͤtterli⸗ Teufels 
cher Gnade vnnd vnaußfprechlicher Gůte feinem Wuͤten wehrete / denn er verbenacim 
weiß ſich nach eines jedern Complexion wol zuarten / oder Weiſe dapffer zu⸗ yes — 
ſchicken vnd ver ſucht auff allen Ecken / wo er die Menſchen gewinnen koͤn⸗ 
ne daß er ſie wuͤrffe wie den Weitzen. Darvmb der HErr / wie Job be: Cap.ae. 
zeuget / jhn angreifft mir feinem Schwerdt / das iſt / er ſethet vnd ordner jhm 
Maß oder Ziel / wie weit er ſein Wuͤten treiben ſoll / darvber er nicht ſchrei⸗ 
ten darff. So laͤſſet uch Gott niemand ober fein vermögen verſuchen. Mit 
welchen Troſt / als einer gewiſſen Artzney / der H. Paulus / alle die mie Ge⸗ 
fahr jhres Lebens / Elend / Kranckheit / Hunger vnd anderm Vngluͤck vmb⸗ 
Zeben ſeyn / erquicket und troͤſtet / dieweil Gott niemandt mehr aufflegt / denn 
rertragen kan / ſondern in der Verſuchung ons alſo auffhilfft / daß wir ent, 
weder vnſer Anfechtung ertragen koͤnnen / oder ploͤtzlich von allem Vngluͤck 
erloͤſet werden. its find bie 
| Diß hab ich deſto weitlaͤufft iger möllen darthun / damit der Sefer verſte/ Seuhtic- 
| he / daß digalhier unfer Meynung ſey / vnnd vnt erſchiedlich gelehret werde/ — 
daß die verderbte Fetichtigkeit deß Leibes dis fuͤnembſte Vrſachen ſeyn der Vꝛſachen der 
— us di Kran, 


I x A 
38. Das IX. Buch deß vierdten Theile) 
Krandiel Kranckheit / die böfen Geiſter aber /die In fluentz der Geſtirn / die euſſerliche 
Dieböfen Lufft ond dergleichen / zufaͤllig darzu kommen / onnd Die Kranckheit gröffer 
— 5 heiffen machen. Denn dieweil alle boͤſe Begierdte deß Gemuͤths durch gu⸗ 
der@eftien te Vernunfft geſtillet / vnd alle Kranckheit deß Leibes durch bequeme Ark, 
a, neyen gelindert oder geheylet wirdt / wer fan jergendt einen andern Vr⸗ 
ſprung / oder Vrſach der Kranckheit vernuͤnfftig ermeſſen / denn die Vn⸗ 
maͤſſigkeit der boͤſen Feuchtigkeit / oder jhre Eygenfchaff.e 
— Wo auch jemand die angeborne Feuchtigkeit dep Leibes fleiſſiger be, 
Seuchtiatet tracht en / vnd bey ſich ſelb ſt et wegen will / was ſie fuͤr Krafft vnd Wirckung 
ven def isbe — Ai a; Aa N fie nicht allein mitbringen eine ſonderliche 
aub die Geſtalt deß Leibes / ſondern auch verändern die Sitt en deß Gemuͤths alle 
a daß gute Zucht und Gott fuͤrchtigkeit bey diefem das ——— —* 
Blut / in welchen Menſchen es regieret / die machts am Leibe wolgeſtalt / 
Oie Krafte vnd ſchoͤner roͤſelichten Farben / am Gemuͤth aber geyl / freundlich / wahr, 
Zr hafftig’gerade auß / ohn Betrug / vnnd ſchier eynfälrig. Die Ball aber die 
def Bez Choleriſchen Leute am Leibe duͤrr vnnd ſchwaͤrtzlich am Gemuͤth liffig / be⸗ 
— truͤglich / geſchwindes Kopffs / hitzig für der Stirn / begterlich / klug / ver ſtaͤn⸗ 


Klafft 
— dig/finnreich / vnbeſtaͤndig / leichtfertig / vnnd die den Schal hinder den 
inden Si» Ohren haben. Die Melan choley hinwider bringt vnbeſtaͤndige vnnd halß⸗ 


a ſtarrige Leute / die da von dem das fie jhn einmal fuͤrgeſetzt / nicht leicht abzu⸗ 
enden ſeyn / vnd vber jhrer Meynung feſt halten. Der Schlam aber iſt gar 
nicht tuͤchtig zu guten Sitten / darvmb die Phlegmatici grobes Verftan, 
des ſeyn / vnnd zu keinen Sachen / su feinem Ampt / geſchickt befunden 

Das 11. Kapitel. 


Woher die Melancholiſchen / wahnwitzige/ vnſinnige / oder an⸗ 
der verruͤckte Leute / bißweilen eine andere Spraache reden/ 
als ſie niemals gelernet haben / vnnd doch nicht allzeit vom 
Teuffel beſeſſen ſeyn. | > ; 
An hat ſich billich zuverwundern / was doch für eine maͤchti⸗ 

ei Aue 
bar 1 ge Krafft in den Feuchtigkeiten herfür breche / oder wovon ſo groſſe 
Lnawen Ding in dem Gemuͤt dep Menſchen ſich finden / wenn die Krancken 
er inden hisigen brennenden Fiebern bipweilen ein? Spraache/ die fie niege, 
lernet haben / entweder in dunckelen verfehreen Worten von ſich hoͤren laſ⸗ 


‚gen, 
ſen / oder auch wolgar deutlich reden doͤrffen. ii 
Soäsge Melde wenns zwar anderswo in den Beſeſſenen vom Teuffel auch ge, 


Das Wun⸗ 


weilen 
toͤmpt / 


NE ſiaee an pie diafor ſaung bedarff/ vnd mir mie wunderbarlich fürs ⸗ 











Von den Beheimmuffender Natur. 4 


toͤmpt / ſintemal die boͤſen Geiſter viel Ding wiſſen / vnnd Tauſendtkuͤnſt⸗ Be 
fer feyn. 2 { ne Wunder, 


Aber allhler find allein die Feuchtigkeiten dep Leibes wenn fie entzůn Bifweuk, 
der vnnd ver derbet werden / ſo wuͤtendt vnnd hefftig beweget / daß jhre hitzige ——— 
Duͤnſte / die ins Haupt vnnd Gehirn nie anders / als denen / die voll ſtarckes Pe 
Weins ſind / auff ſteigen / eine frembde vnerhoͤrte Spraache von jhnen er⸗ genDünften 
zwingen. Denn wo diß in denſelben Krancken von den boͤſen Geiſtern her⸗ —— — 
taͤmme / ſo wuͤrden dieſe Kranckheiten nicht durch purgierende Artzney 
geheylet / oder durch dieſe Ding / die den Schlaaff machen / geſtillet / da es 


doch die Erfahrung giht / daß durch den rechten Gebrauch dieſer / vnnd ders 


gleichen natürlichen Mittel mehr weiche die Kunſt der Artzney gnugſam 


lehret / ſie wider su ſich ſelber kommen / zur gewöhnlichen Spraach vnd jhrer 
Vernunfft gebracht werden. 
Derhalden wenn die Feuchtigkeiten deß Leibes alſo in der groͤſten Hitze 


außs fleiſſigſte auffſieden / oder auffwallen / fo muͤſſen die leblichen Geiſter 


auch am aller ſehreſten toben / vnnd das Gemuͤth deß Menſchen auffs ge⸗ 
ſchwindeſte beweget / vnd am meiſten vnruhig ſeyn / dardurch denn von Pie, 
fen Krancken etliche vnerhoͤrte Wörter. vnd offt gar ein vnbekandte Spra⸗ 
Aalen öriger wirds Nicht viel anders / als wie wir fehen/ daß auch auß ei⸗ 


158 


unem Kieſelſteine / durch viel Arbeit vnnd zuſammen ſchlahen ein Fewer ers 


9 


zwungen. Denn in deß Menfchen Gemuͤth / welchs geſchickt iſt alle Dinge 
ſubegreiffen / vnd die Anfaͤnge aller Kuͤnſte oder Spraachen / auch die / die 

ce niemals gelernet / in ſich hat / viel verborgenes wunderbarliches Dinges 

iſt / daß einer nicht vbil don dem / mit demPlatone,fagen koͤndte: Vnſer wiſ⸗ „ ana“. 
ſen iſt nichesanders / als deſſen allein uns erinnern / was wir vorhin koͤn⸗ 

nen / ſintemal deß Menfchen Gemuͤth in fich har aller Dingen’ Künften 

vnd Spraachen Wiſſenſchafft / jedoch verbergen / vnd durch fein ſchweren — 
Leib / oder die groben Feuchttgkeiten deß Leibes / gantz verdunckelt / daß fie nit vu Gcmürs 
eicht lich ſich ſehen laſſen / ſondern wie ein Fewer / das in der Aſchen begra⸗ 

ben iſt / durch viel Fleiß herfuͤr geſucht / vnnd außgearbeitet ſeyn woͤllen / da⸗ 

mir die eyngepflantzten verborgenen Fuͤncklein baß herfuͤr ſchimmern / vnd 

das Sicher der Natur recht leuchtet. 

Darvmb wo etwann der fuͤrnembſte Theil deß Menſchen vnd von Gott ner 
enefproffenen Wefen als nemblich die Seel oder das Semüch in Kranck —— 
beiten hefftig bewegt / hin vnd wider getr eben / vnd auffs ſchaͤrffeſte geſpitzet * F Zag 


urch groſſe 


wiird / ſo kans wol kommen / daß der Menſch her fuͤrbringe was wunderbar, Arbeit und 


liches / das ſonſt bey jm in dem verborgenen geweſen iſt. Denn gleich wie — 
liche Kräuter ketnen Heruch haben / es ſey denn daß du fiewolreibeftonder 
waͤrm eſt: Alſo die eyngepflantzten Kraͤffte vnd Runge deß Menſchen 
N. Ä nicht 


—— 


He 2 DEIX. Buch deß vierdten Theils / 
niicht herfuͤr kommen / ſie werden denn durch groſſe Arbeit / oder hitzige Angſt 
‚der Kranckheiten / wie das Gold durch den Probierſtein / glaͤntzend. Derge⸗ 
worn ſtein Kalt auch Agt ſtein / Bornſtein / den man ſonſt Amber nennet / nit bald / ſon⸗ 
geriebengeu» dern wenn er zuvor wol gerieben vnd erhitzet iſt / Spaͤne / Sprew vnd ander 
—— leichte Materien / an ſich zeuhet. Wie auch die Meſſer alsdann erſt / wenn du 
son“. ‚fie fchnell und ſehr wetzeſt / Fewer geben. Noch mehr ſihet man eben auff die, 
fe Weife die heimliche Wirckung oder verborgene Kräffte der Kräuter. 
Denndie Peonien/ Eichenmifpeln/ Eyſenkraut / Corallen / Blutſtein / 
Perlen / Schmaragden / vnd andere heylſame Ding / zwar nur am Leibe ge 
tragen oder an Hals gehenckt / die Krauckheiten vertreiben / das Blur ſtopf ⸗ 
fen / vnd anders mehr / nach eines jedern Eygenſchafft / außrichten / aber diß 
ai —— vnnd gewiſſer / wenn mans eynnimpt / vnnd im Leibe ge⸗ 
raucht. — 


Die Bir Diß alles magſtu ein fein Gleichnuß nemmen / vom guten herrlichen 
Be deß Wein / welcher zwar / wenn man ihn nur für die Naſen haͤlt unnd daran 
raͤucht / ein Krafft dem Herken gibt unddas Gemuͤth des Menſchen froͤ⸗ 
lich macht / aber wenn man jhn getruncken / vnnd in den Adern des Leibes 
entpfindet / ſeine Kraͤffte viel beſſer beweiſet / ja auch die ſtammelten oder 
groben Leute offt wolredend vnnd ſchwaͤtzhafftig machet. Denn die Hitze 
des Weins ſchaͤrffet das Gemuͤth / bringe herfuͤr vnnd gibt an Tag / was in 
der Stirn vnd in dem Gehirn verborgen ligt. Denn nicht viel anders die 
Feuchtigkeiten die Leute auffbringen / wenn die gantze Krafft vnnd gröfle 
Angſt der Kranckheit das Gehirn angreiffet / vnd alle Geiſter / beyde leblich 
vnnd ſinlich / darzu das Gemuͤth des Menſchen vnruhig vnnd wunderlich 
gemacht wirdt. 


Eremvel deßg ¶ Denn alſo hab ich geſehen / daß etliche Krancken inn den brennenden 
—— Fiebern / die gemeiniglich im Sommer ſich erzeigen / fo beredt geweſen feyn/ 
bensinies ſo jhre Wort und Reden zu ſpitzen gewuſt haben / auch faſt andere Spraa⸗ 
Bern Baus“ chen gebraucht / welchs wenn fie wider friſch worden / nicht haben fonnen 
Bahnwis, Mit dem wenigſten zu wege bringen. Wer wolte aber anders ſagen / denn daß 
aigteine dieſes hertomme von der Hefftigkeit der Kranckheiten vnd Vngeſtuͤmmig⸗ 
eürtiher  keie der erhitzten auffwallenden Feuchtigkeit / dardurch als durch eine bren⸗ 
au nende Fackel des Renſchen emůth erhizt vnd erbrannt. Ich laſſe es nicht 
ur boelenzu / daß es von dem boͤſen Geiſt / als der ſie plage vnd eyngenommen / geſchehe / 
ige denn dieſelben Krancken / da ich allein dem Haupt Artzney gethan und ji, 
nahder en Tränckkeinsum Schlaaf eyngegeben / wider geſund und ſtarck gemacht. 
ee Nach der Kranckheit haben ſie von alle dem / was ſie geredt haben / gantz nd 
wien. gar niches gewuſt / vnnd da ich bey jhnen eilicher ar = 4 
Dingen 








* — — 
we 





* 


Die alten Heyden haben vor Zeiten die ſchwere Kranckheit ſonderli⸗ 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 361. 
Dingen gsdache/ baben fie fich gleich geſchaͤmet / und verwundert / daß ſie fo 
pigier Dingen Wiffenfchafft bald verloren haben. 

Weꝛter / was begegnet offt denen / die da jetzt ſterben follen wenn jhr Sg I 
Bemärhgang jnnbruͤn ſtig her fuͤrbricht / vnd eine Goͤttliche Krafft bey jh/ frersenden. 
nen ſich erzeiget / daß fie u weiß ſagen pflegen / vnd gewiß verkuͤndigen / was 
in kuͤnfftigen Zeiten geſchehen fol, und alles mir fo wol bedachten und ge⸗ 
ſchickten Worten beredeny daßalle die dabeyſtehen / ſich verwundern muͤſ⸗ 
fen. Aber von dem / daß die Seel / als in himmliſches Goͤttliches Weſen / 
koͤnne zukuͤnfftige Ding wiſſen vnd weißſagen / ſonderlich wenn der Todt 
herzu nahet / wird hernach alles an feinem Dre weiter gelehret werden. 


Das 111. Capitel. 


Von der fehweren Kranefheit/welche die gemeinen Leute nicht 
alleinbey den Alten / fondern auch bey onfern Zeiten/ den 
Göttern vnd Heiligen/ wegen jhrer Hefftigkeit zugeſchrie⸗ 
ben haben / vnd wie jhr möchte geholffen werden Mit ange⸗ 
haͤngter Schr / daß die an der ſchweren Kranckheit / dent 
Schlage / vnnd fieffen Schlaaff / geftorben ſeyn / nicht bald 
ſollen begraben werden. | 
2 Merle Wirkung die Feuchtigfeiten in deß Menfehengei, Bi Fir 
G haben / vnnd was ſie außrichten / iſt vorhin geſaget. Aber diem eil be nd uch⸗ 
fie im einem Gliede mehr / als in dem andern / wircken auch mehr SAT. 
Schaden thun / woͤllen wir weiter reden von dem / was dem Gehirn ober Da Sga⸗ 
Haupt begegnet. Denn die Kranckheiten im Haupt / als dem höchtten und Toter 
fuͤrnembſten Theil deß Leibes / bringen nicht allein groſſe Schmertzen mit Krandtheis 
ſich / ſeondern benemmen auch dem Menſchen ale Sinn vnnd Bewegung/ nei 
darzu fo verruͤcken fie etwas das Gebluͤt / vnd berauben ihn der Vernunfft / 
welche man offt ſihet in dem Schlage / eder in dem tieffen Schlaaff / oder 
in der ſchweren Kranckheit / die da die zungen Kinder und die Weiber am 
meiſten angreiffet vnd plaget. 
chen Goͤttern ſchuld gegeben / welchs der Hippocrates damals widerleget. ee 
Denn wenn fie darbey geffanden / vnd gefehen haben / wie die elenden Leute alten ond 
fo ſchnell vmͤgefallen / vnd fich ſo vbei gehabt/haben fie bafür gehalten / daß ner 
entweder die Söirereinem ſolchen Menfchen feind weren vnnd ihn plage, der ſebweren 
ten / oder aber daß die böfen Geiſter ihn anfechren / vnnd ſolchen jammer zu⸗ — 
ſchickten / daher ſie jnen viel gelobet / vnd gantze Tafeln von Geluͤbde gie 
A le | is richt 


DIL 5 * fo 
PUR LEE MENT ER.) u. 
EEE N EEE ET 


_ 


362... Das IX. Bichdehvierdeen Theils/ 
richt haben, Alfo finder man auch bey unfern Zeiren Leute / die vielerley Are 
derfallenden Seuche machen / vnd einedem H. Johanni dem Taͤuffer / die 
ander dem H. Cornelio oder Huberto zugeſchrieben / welche arme Leute / wie 
ſehr fie betrogen werden/fo halte ichs doch darfuͤr / daß niemandt hre Eyn⸗ 
falt jhnen fo gar fuͤr vbel haben fol. fondern ein jeder viel mehr Fleiß bey jh⸗ 
nen anzuwenden ſchuldig ſey / daß fie von der falſchen Meynung auff den 
rechten Weg gebracht werden / vnd verſtehen lernen / wie ſolches von natuͤr⸗ 
lichen Vrſachen herkomme. 
Die vnter⸗ Denn die ſchwere Kranckheit har viel vnd mancherley Art / vnnd laͤſt 
fhiediihe ſich bey einem anders ſehen / als bey dem andern / nach eines jedern Leibes 
nem  Matueond Geſtalt / nach der Glieder oder natuͤrlichen Bänge groͤſſe vnnd 
Kranckheit. Engigkeit / nach der zehen Schleimigkeit Menge oder Vbermaͤſſigkeit. Al, 
1. fohenten etliche in der Kranckheit wie die Hunde/etliche pfe: ffen / und knir⸗ 
2. ſchen mit den Zaͤnen / etliche ſchreyen auffs ſehrſte / etliche toͤnnen ger feine 
3. Stimmevonfichgeben / fürnemblich in melden das Schten mir scher 
4. Schleimig keit gar. erfüllen iſt das Hertzblat gar erſtecket / vnd die Lufftroͤh⸗ 
von verſtopffet / daß der lebendige Athem nicht recht bin vnnd wider gehen 
kan / ſondern enge wirdt / welche / glaube ich / daß fie die ſchwere Krauckheit 
am ſehreſten haben. 
Was die Aber dieſer Krancken Zufaͤlle werden groͤſſer vnd hefftiger / wenn der 
ne Mond vollond new iſt / oder aber wenn er das Hertz oder Haupt eynnim bt / 
mehr vervrs denn damals die Feuchtigkeit am meiſten ſich erzeiget / —* das deſto mehr/ 
eg Mennn nach einem truckenen Winde / von Mittag / nit allein trübe vnd on, 
maden, geſund / ſondern auch kalt vnnd feucht wehen. Denn bie feuchten Leibe / vnd 
deſto mehr wenn fie feuchte Speife brauchen / oder in feuchter Lufft wan⸗ 
deln / zu dieſer Kranckheit geneigter / vnnd mit der ſchweren Kranckheit an⸗ 
faͤlliger ſeyn / welches ein gewiß ausführliche Anzeigung dieſes iſt / daß die 
Die Weiber Kinder und Weiber mir der fallenden Seuche am meiſten geplaget wer, 
oe den / vnnd wenn fie der Kranckheit vor fünft vnnd wantzig jahren Ihres 
meftenmit Alters nicht loß werden / dieweil alsdenn die natuͤruche Waͤrme am groͤ⸗ 
Kranepeit. ſten iſt / vnnd dardurch die Complexion deß Leibes am truckneſten wirdt / 
daß dieſelbigen dieſe Kranckheit darnach am laͤngſten jhr lebenlang ber 
— halten muͤſſen / vnnd nicht eher loß werden koͤnnen / ſie ſterben denn 
B8. daran. 
BDarvmb /dieweil die Brſachen dieſer Kranckheit offenbar vnnd am 
ng Tage ſeyn / ſoll man die gemeinen Leute vnt erweiſen / daß ſie willen / wie die, 
Kunaderbör ſe ſchwere Kranckheit von nichts anders / denn allein von den natuͤrlichen 
—J— Wirkungen der boͤſen Feuch tigteit en ent ſtehe / damit ſie ſich nicht ſo ſehr 
entſetzen / wenn fie khen müffen / wie bey diefen Krancken der Munde 
bruͤllet 
— 


ER ER 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 363 
bruͤllet / das Angeſicht ſchlim vnnd vngeſtalt anzuſehen / der Giſcht fuͤr dem 
Mund elieget / ſondern daß fie viel lieber zu ihnen gehen / vnnd jhnen die: 
Schmertzen lindern helffen / vnns Artzney zugeben nicht vnterlaſſen / denn 

dis forchtſammen vnnd zaghafftigen zuſehr offt eine Vrſache daran ſeyn / 
daß entweder die Krancken vbeler ſich zurichten / vnnd das Haupt an 
den Thuͤren vnnd auff dem Pflaſter ärger zuſtoſſen / dieweil jjnen niemand 
eine Huͤlff thut / oder daß man fie allzuriſch fuͤr Todt achtet / vnnd begra⸗ 
benlaͤſſet / ehe fie recht geſtorben ſeyn. (Denn ich hab erfahren / daß 
zu vnſeren vnnd onſer Vorfahren Zeiten etliche Leute auff der Todtenbahr 
Bat in Sarck geleget / wider finde lebendig worden / vnnd noch heute le⸗ 
- ben.) ' 

Dermegen iſt zu Rechte vorfehen/ond föblichen geordnet /daßdie Tod _, 
tingraͤber feinen Menſchen / welchen fie fon fuͤß Todt halten / vnnd gang reits 
geſtorben ſehen / zu riſch begraben follen / ſonder Maber die da am Schlage fen ander 

oder der fchtweren Kranckhele voder am aufffteigen der Mutter / geſtorben Konnerpeter 
ſeyn / ſintemal in denfelben offt die Seele noch verborgen liger /die da nach, Swiasvnd 


mals ſi h widergemunsert /onnd dam Kibe feinen chem oder Sehen wider yruurderr 
bt. ſollen am 


Jedoch in den anfälligen Kranckheiten / vnnd ſonderlich in der Peſti— Bird ce 
Ing / iſts nicht von noͤthen / auch nit zurathen / daß man bey denfeiben Tod: werden. 
ten wote diß fo fleiſſig in acht haben / denn die anfällige Seuche und Gifft / —— 
nach dem der Krancke geſtorben / baldt ſtaͤrcker wirdt / vnd mehr denen / die an der Peſt 
mir ombgehen / Schaden thut. Denn cs iſt nie ſo groſſe Gefahr / wenn man "arm 
mit den Krancken ander Peſtilentz / oder in andern anfaͤlligen Krancfhei noch zu riſch 
ten / diew eil fie noch leben / vmbgehet / vnnd derſelben wartet / als wenn man hy. 
bey ihnen in todtes Zuͤgen / oder wenn fie geſtorben ſeyn / ſtehet / darvmb daß Die Peſti⸗ 
damals die anfaͤllige Gifft ſich recht außbreitet / vnd alles was jr fuͤrkoͤmpt / a 
vervnreiniget. Denn es begegner denfelben kraucken Seiben / niche vnlangſt gfften im 
v rſtorben / eben diß / das mir den Fackeln oder Siechten geſchihet / welche weil a 
fie brennensfeinen oder wenig böfen Geſtanck von fich geben / aber wenn fig 
außgeloſchen / eine gute weil vbelriechen / vñ mir dem boͤſen Geſtanck die gan⸗ 
tzen Gemach erfuͤllen. Derhalben haben ſich mehr Gefahr zubeſorgen / die 
da mit den Sterbenden / oder newlich geſtorbenen Leuten / in anfaͤlligen 
Kranckheiten vmbgehen / denn dieſe / die da bey jhnen in der Kranckheit / 
weil ſie noch Leben / oder wenn fie nach etlichen Stunden geſtorben / allberett 
kalt vnnd ſtarrend ſeyn. Wo auch die todten Coͤrper / an dieſen anfaͤlligen 
Kranckheiten ver ſorben / was laͤnger / vnnd vber die Zeit vnbegraben Ite, 
gen werden ſie eher riechend / vnnd geben einen gifftigen Geſtanck von ſich / 
welchs in denen / die am Schlage und andern falten Kranckheiten Ge⸗ 
| 4 ij hirns 


je 
— 


34 DasIX. Buch deß vierdten Theils/ 
hirns ſterben / nicht fo bald geſchicht / es ſey denn heiſſe Lufft oder der deib deß 
todten Leichnams ſehr feiſt. * 
Die an kal⸗ 
ten Krands derer die am Schlage/der [ühtveren franckheit/oder andern falten Kranck⸗ 
Bersenipon, heiten deß Behirng/geftorben ſind / nicht eher ale in dreyen Tagen begraben 
e- et nach wer den / denn die Feuchtigkeit in zwo vnd ſiebentzig Stunden ſich erſt recht 
yen Ta⸗ 
im ſetzet / vnnd hoͤret ihre Wirckung auff / auß denen Vrſachen / daß der Mond 
Sm ſolcher Zeit nur ein Zeichen dep Himmels durch aͤnfft / dardurch alle 
on Wirckung der Feuchtigkeit in vnſerm Leibe von oben herab geregieret wird. 
Daher läffer ſichs auch anſehen / daß der HErr Chrifinsdiefe Zeit / in den 
dreyen Tagen / nach dem deſto meh ejeder Menſch todt geſchaͤtt werden muß / 
ſelbſt in acht gehabt / da er Lazarum am vierdten Tage von Todten auffer⸗ 
wecket hat / damit —— ihm dieſes anbers auß egen koͤndte / als we, 
re er noch nicht geſtorben giweſt / ſondern nur durch Ohnmacht vergangen / 


wider lebendig worden. Ja der HErr Chriſtus ſeibſt / da er das heyſſamme 


Werck der Erloͤſung deß Menſchen durch ſein Sterben vnd Aufferſtehen 
vollendet / hat dieſe Zeit / der dreyen Tagen / mit dem Todt wargenommen. 
Denn vber dieſes / daß er ein toͤdtliche Wunden in der Seiten empfangen 
hatte / iſt er drey Tage im Grabe begraben gelegen / damit niemandt fein ſter⸗ 
ben vnd auffer ſtehen anders außlegen / vbeĩ deuten oder verachten ſolte / wel⸗ 
ches doch die verſtockten Juͤden in jhrer Blindheit vnd Vuverſtandt noch 
heutiges Tages rucht laſſen. 


Es find glei⸗ BBeiter/diereil diefe Kranckheiten / die den Menfchen ter Vernunfft 
ve berauben/aiſo fchrocklich ansufehenfind/ daß ein jeder fich de rvber entſeten 
ney oft wir muß / viel Leute auch ſelbſt mit den Krancken fuͤr Forcht zittern vnnd za⸗ 
ne gen/fo hab ichs dafür geachtet / daß ich ein gutes Werck thaͤte / ſo ich bevehr⸗ 
Krandheiti ge anperlefene Artzneyen hierzu ſetzte / dardurch auch cin jeder / ob er ſchon 
den SLR nicht ein Artzt wehre / ſich vnd die ſeinen für ſolchen Kranckheiten bewah⸗ 
tatte Rrand ren / vnnd in der Noth helffen koͤndte. Dieſelbigen Artzneyen aber koͤnnen 
a  inallenfalten Rranckheiten dep Haupts die weil fie einander was gleich 
ſeyn gebraucht werdẽ / als nemolich / in boͤſem Gedaͤcht nuß / in dem ſchwin⸗ 

delrin dem sirtern der Glieder / in der ſchweren Kranckheit / in dem tieffen 
Schlaaff / in dem Schlage / in dm Albdruͤcken / vnd aller ſchweren Phan⸗ 


Die auſſer⸗ taſeyen deß Nachts. 
— Vnd ob wol viel vnzehliche Artzney gefunden werden / die da in dieſen 


ea Krankheiten gut ſeyn / jedoch hab ich vice Stuͤck am bewercheftenonnd 


Kranckheit. kraͤfftigſten erfahren. 


Weichs die Dassrfle/Deonten Saamen / der da gantz rund oder kewlich iſt / vnnd 


ſchwartz⸗ 


Derhalben wo nicht derer eins diß hindert / ſollen die todten Coͤrper 








Bon den Geheimnuſſen der Natur. 365 


ſchwartzlechtig. Denn der Peonten Saamen / der da roth iſt vnd was eyn⸗ 
gebogen, har nicht dieſe Krafft. 

Das ander / die Meerzwippel zu Latein Scylla genannt. 

Das dritte / das geſchabene von eines Menſchen Todtenkopff. 

Das vierdte / die Eych en miſpel / welchs ein zart Gewaͤchs iſt / vnnd auff 
den Baͤumen gefunden wird / welcher Wirckung vnnd rechten Gebrauch 
ich in dieſen Kranckheiten / in einem jeden Stuͤck ſonderlich außlegen will. 

Der Peonten Saamen / welcher nicht weniger vom Galeno, als der 
Kohl vom Catone geruͤhmet wird / vertreibet dieſe Kranckheit / nicht allein 
wegen der Krafft außzutrucknen die boͤſe Feuchtigkeit / ſondern auch auß 
eyngepflantzter Eygenſchafft vnnd heimlicher vortrefflicher Wirckung. 
Bey den Rindern aber / die da nicht ſo gar hart dieſe Kranckheiten haben / 
heiffen die Peonien Körner offt / wenn mans jhnen nur an den Halßhän, 
get / vnd bey ſich tragen laͤſſet / denn fie verzehren die ſchleimige Feuchtigkeit / 
die da iſt eine Vrſach dieſer Kranckheit. Wenn man aber dieſe Peonten 
Koͤrner den Krancken eyngibet zugebrauchen jnnerlich im Leibe / ſo ſind ſie 
kraͤfftiger / welches derhalben bey den erwachfenenseuten deſto mehr von nö, 
ten iſt zugeſchehen / ſint emal alſo diefelbige boͤſe vnnd vergiffte Feuchtigkeit 
außgetrucknet wird / vnd der Leib ein higigeonnd truckene Natur bekompt. 
Viel aber bezeugen / daß dieſer Saamen am kraͤfftigſten ſey / welchen die 
Peonten das Maͤnnlein am erſten traͤget / denn dieſer Strauch lang auff⸗ 
waͤchſet / vnnd gruͤnet mit ſchoͤnen Blaͤttern / ehe er Koͤrner oder Saamen 
bringet. Wenn er denn aber zu dem rechten Alter kompt / vnnd die Huͤlſen 
ſich aufft hun / traͤget er an einem Ort ſchwartze Koͤrner / am andern ſchoͤne 
rothe Koͤrner / vnter welchen die ſchwartzen Koͤrner ſollen zu dieſer Artzney 
gebraucht werden / vnd nicht allein die er am erſten / welches ein Aberglaube 
iſt / ſondern auch die er in nachfolgenden Jahren träger. Denn and) Die 
Körner/diedicfer Strauch zum gehenden malgerragen hat in der Artzney 
kraͤfftig befunden worden ſeyn / wo nur nicht dieſelbigen find was Wuͤrm⸗ 
freſſig oder böfe geweſen. 

Die Meerzwippel aber vbertrifft noch die Peonien mit wunderlicher 
Tugendt oder Wirckung / nicht alleine wider bie ſchwere Kranckheit / ſon 
dern auch wider alle andere Gebrechen deß gantzen Leibes / die da auß zeher 
Schleimigkeit vnnd grober Feuchtigkeit geſamblet werden / in welchem 


Gliede ſie auch entſtehen moͤgen. Denn die Meerzwippel hat eine Krafft 


das zehe zut heilen / das vnreine abzuwaſchen / vnd das feuchte außzutrucke⸗ 
nen. Darvmb zu einer guten Artzney wider dieſe Kranckheit / laſſe ich auß 
dieſer Meerzwippel einen ſonderlichen Safft / Oxymel Scylliticum genoñt / 
zurichten / auß Honigwaſſer drey maß / mit zwey maß Eſſig geſotten / biß es 

RN = zz di was 


— —* * 
En 
NER 


beften Peo⸗ 
nien Koͤr⸗ 
ner, 


Von dem 
Peoni⸗en 
Saamen 
oder Korn, 


Bon der 
Mrerzwig- 
per. 


Bon dem 
Safft auß 
Meerzwip⸗ 
pein Ox⸗- 
mel Soyl. 
Hticam 
genannt. 


366 Das 1X. Buch deß vierdten Theils / 
was dicke wird / vnd gebe es dem Krancken eines Loͤffels voll zugebrauchen. 
Die weil es aber ſehr bitter iſt fo mache ichs bißweilen ſuͤſſer / daß ich den 
Syrupum de ſtochade genannt / darzu thue / oder vermiſche auch ein wenig 
Muſcat ennuͤſſe darvn er. 
a dem Alſo gebe ich) auch den Krancken diefen Rath daß ſie mir Eſſig / von 
Die den Meirwippeln gemacht / den Mund offt ſpuͤlen / vnd auch immerdar ein 
zwippeln / wenig erhender ſchlingen. NT u - 
les 5. DE Menſchen Todrenfopff oder Hirnſchedel geſchabet und gepuloege/ 
et. befinde ich auch mit der Thar ein bewehrte Artzney außzutrucknen dis bofe 
N Feuchtigkeit inden Kranckheiten. So man einen Hirnſchedel von einem 
Zodtentopfp Manne zufeylet / vnnd wol zurieben zum Pulver/eyngiber einem Knaͤblein: 
* deß Weibes aber dem weiblichen Geſchlechte / vnd entweder in einem Wein / 
ſchebet. oder vorgemeldten Sonigwaſſer / mit Meerzwippeln zugerichtet / welche 
zwar mich beduͤnckt / daß es nicht fo gar auß angeborner Eygenfchafft ge⸗ 
ie ſchehe / ſondern vielmehr darvmb / daß es ſo ſehr die Feuchtigkeit außtruck⸗ 
(das e net / welcher Geſtalt das Haſenlieb und Haſenblut / die rote Ruhr vnnd an 
biörftonfen. dere Blutgaͤnge vertreibet. Gleicher weiſe hab ich erfahren / daß die Gebein 
Bundes DB Menſchen gepulvert / vnnd in rotem ein getruncken din Blutgang 
Menſchen ſtopffen/ allein auß ihrer Krafft außzutruckenen. Welchs denn auch thut 
— das falſche Pifalphaltum ſonſt zu catein Mumia Arabica, zu Teut fh Mens 
Menſchen ſchen Fleiſch genannt / vnd deſto mehr / wenn dur das ſubttleſte vom Born⸗ 
Be, ſtem / der im Meer gefunden wird / welche man gemeiniglich ſperma cati, 
Boney dr Teutſch Wolradt nennet / mit vermiſcheſt. | 
Heamipel Der Eychenmiſpel welcher sn Latein Vilcum genannt wird/ wegen ſei⸗ 
ner Beer / die was kleberigs an fich haben / wie ein Leim / hat gleiche ond faſt 
groͤſſer Kraͤffte wider dieſe Kranckheiten. Dieſes aber iſt ein ſchoͤnes Ge⸗ 
waͤchs / darvmb die Prieſter in Franckreich / die der Cæſar hat Druidas ges 
nannt / dieſes für das heiligſte gehalten haben / vnd waͤchſt niergendt auff 
der Erden / ſondern allein auff den Baͤumen / vnd ſonderlich auff den Eych⸗ 


baͤumen / da er gruͤnet Winter vnd Sommer. Noch mehr ſo hat man ſich 


zuverwundern / daß diß Gewaͤchs auß keinem Saamen / vnd auch nicht auß 
den Baͤumen / ſondern auß der Holtztauben vnd Turteltauben Miſt geztu⸗ 
get wird. Ich zwar habe dieſen Strauch offt mit luſt angeſehen / wie er einer 
Elen hoch waͤchſet / die innerlichen Zweiglein grünen / die euſſerlichen was 
roͤtlich ſcheinen / vnd gelblichte Blaͤtter wie Buchsbaum tragen. Welchs 
Virgilius der gelehrteſte vnter den Poeten / vnnd ein Mann von vieler Er⸗ 
fahrung / mit huͤbſchen Worten beſchrieben: « 
Ein guͤlden Gwaͤchs von zweyen ſchon / 
Gruͤnet auff einem Eychenbaum / 


Hneid.6. 








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Von den Geheimnuſſen der Natur. 36 
Die Goldflammen die rauſchen fein 
Bon einem linden Windelein/ 
Daſſelb Gewaͤchs geſtalt gleich) war. 
Eim Eychenmiſpel:welcher zwar 
New Zweig in kalter Winter Zeit 
Zugwinnen pflegt auff gruͤner Heyd / 
Vnd ein gelblichte Frucht zutragen / 
Damit er rings vmb wie ein Kragen 
Sein Zweiglein ziert / vnangeſehn 
Dog er nicht thut augen Baum ent ſtehn / 
Dieſelben Zweige ſcheinen fein 
Wie Sold / die Blaͤtt vnd Stengel ſein 
Subtil / vnd in den Baͤumen dick 
Verborgen ligen ſie geſchickt / 
Sie tragen guͤlden Beere fein/ 
Die gut / geſund vnd nutzbar ſeyn. 

Da denn der Poet zugleich mit anzeigen will / nie nichts heylſamers 
ſey / nichts befferg / wider die tödrliche Kranckheiten deß Gehirns oder 
Kaupts / denn die Artzney vnnd der Gebrauch deß güldenen Gewaͤchs / als 
nemblich deß Eychenmiſpels / denn es zurtheilet / vertreibet vnd verzehret al⸗ 
le zehe Schleimigkeiten / trucknet auß alle boͤſe Feuchtigkeit / benlmbt den 
ſchweren Gebrechen wunderbarlicher weiſe / wenn der Krancke dieſes Pul⸗ 
ver in einem ſtarcken Wein eynnimbt. 

Nun muß ich noch weiter von der Tugendt der Elendsklaw ſagen. Zen der Tu— 
Diefes Thier aber iſt eine Arc der Ziegen / allein daß es mag groͤſſer iſt / wie gende der 
Caius Cfar beseuger / inder Bibeltwirdte genannt Hircocervus, vnnd yo 
fihet gleich dem Steinbock / welcher den Juͤden zueſſen erlauber war, Die car r. 
fes Thiers Klame ift fehr fräfftig wider die fchwere Kranckheit / welchs ich 222 5.2107 
auch ſelbſt viel mal mir der That bewehret habe / vnangeſehen / ob die Vr frcap. 1 
ſachen / warvmb es den Krancken helffe / nicht wol zuergruͤnden ſey. Im 
Niderlandt / dieweil daſſelbige Land ſehr kalt und feuchte iſt / vnnd der ung“, 
ſunde Wind Sude / von Mittage daſelbſt ohn vnterlaß wehet / werden gar 
viel dieſer Krancken gefunden / alſo / daß bald in allen Spittalen vnd Gaſ⸗ 


1" fen die abſchewliche Krancken für unfer Augen fommen / vnnd allda hat 





man zu dieſer Artzney / dardurch die ſchwere Kranckheit weichen muß. die 


groͤſſeſt Zuflucht. 

Mir iſts dermal eins begegnet / daß ein Weiblein / in der Thuͤr meines Ein Aifforia 
Hauſes / als wenn ſie der Doñer darnider geſchlagen haͤtte / daran vmbſiele/ — 
welchs als ichs geſehen habe / bin ich darzu gangen / vnd hab jhr den Rinck / Ham. 

darinn 
Ey = 


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‚3 Das IX. Buch deß vierdten Theile) 

darinnein Elendsklaw verfaſſet von meiner Hand abgesogen / vnnd dem 
Weibe an den Finger/ der der nechſte bey dam kleineſten iſt / angeftackt/ ats 
J bald har ſich das Weib auffgerichter / vnd nach dem fie durch «in Trunck er⸗ 

quicket / wider frifch davon gegangen. 
En! Ein ander Weis / da ich nicht eynheimiſch geweſt / fällen für der Thür 
En hgoria nider an der Kranckheit / ſchreyet grewiich zurſtoͤſſet das Haupt / allda laͤuf⸗ 
flücder fer einer meiner Knechte zu / vnd bringet jhr ein Stück Elendsklaw / laͤſſets 
oe fieinder Hand halten / dieweil es nicht in einen Ningfgefoffer / als bald 
! vertreibet es die Kranckheit. Dieſes achte ich / muß gefchehen auf heimli⸗ 
her cyngepflantzter Tugendt oder Eygenſchafft 7 oder aber auß groffer 

Krafft außzutrucknen. 
Wie Elends Wo es nicht fo gar ein hart Ding were / ſo muͤſte ich dar für halten / daß 
beineyung BON der ein heimlicher Geruch wie von den Blumen vnnd welrtechen den 
andere harte Kraͤutern vns angienge / denn diß kan offt allda geſchehen / wo ſchon die 
zur Duͤnſte ſo ſubtil vnd trucken ſeyn / daß mans nicht entpfindet mern mans 
nur auß den verborgenen Kraͤfften mercket. Alſo die Steine / Edelgefteing/ 
Gold / Eyſen / vnd alles Ertz / hat ein jedes fein verborgene Krafft / vnd gibt 
heimliche Duͤnſten von ſich / welche / wenn man ſie durch reiben erwärmer/ 
oder durch Fewer anzuͤndet / einen entpfindlichen Geruch von ſich geben / 
vnd ſtaͤrcker in dem Leibe wircken. Dieſes laſſet vns abmercken von den Raͤ⸗ 
dern am Wagen / welche wenn ſie ſchnell vnnd riſch vmbgetrieben werden / 
ſich erhitzen vnd Fewer geben: Deßgleichen wenn die Pferde mit den Huff⸗ 
eyſen geſchwinde ſchlagen / daß das Fewer herauß ſpringet: Ja eine heimli⸗ 
5 BR von allen Dingen wird ſtets in die Lufft außgetrieben vnnd sur; 
theilet. 

Wo aber dieſer Wirckung Vrſachen nicht gnugſam gruͤndlichen einen 
ann beduͤncken moͤcht / vnnd nicht anders ſcheinbarliches fürgebracht werden 
Wein ver⸗ kan / ſo woͤllen wir dahin ſchlieſſen / daß es auß eyngepflantzter heimlich er 
en zugendr oder Eygenſchafft geſchehe:Sleich wir Eynhorn mir Waſſer oder 
Schuss Wein vermifcher/wider allen Gifft diener/onnd die Spinnen mir dem an⸗ 
benſtein. ruͤhren toͤdtet. Bonden Schwalbenſteinen / wenn fie auß der Schwalben 

Leibe genommen werden / vnnd der ſchweren Kranckheit abhelffen / wird 
nachmals auch geſagt werden. J— 


Das 1V. Capitel. 

Woher es komme / daß die Kranckheiten bißweilen langwierig 
ſeyn / vnd durch keine Artzney bald weggebracht werden moͤ⸗ 
gen. Woher auch die Fieber einen / den ſie nicht vnlangſt 

ver⸗ 


—X av 9, N 
PEN ha De 








Von den Geheimnuffender Natur. 309 
verlaffen / wider anſtoſſen. Worauß der Stillftande der 
Fieber / oderdie Vmbwechſelung vber den andern / dritten 
oder vierdten Tag entftchen / welches billich alle Leute wif- 
fen follen / damit fie nicht fo bald mit Kranckheiten befal⸗ 
len / oder fo fie befallen ſeyn / die Kranckheiten defto leichter 
wegbringen moͤgen. 


| Se langwirigen Kranckheiten / oder dieda vbel weggebracht REN 
. & werden £önnen,find faſt zuvergleichen einem ſchweren / langen vnnd tigen Krane 
böfen Wege. Denn ein Menſch der da ſchwach und matt / vnd zu⸗ — 

ſehr beladen mit ſchweren Buͤrden iſt / zu Fuſſe wandern ſoll vnnd muß/ er ae 
denn dieſer beyder wegen/der ſchweren Buͤrde / vnd and) deß böfen Weges / — 
langſamer fortkompt / vnd viel vbeler ſeine Reyſe vollendet / als wenn er ſich imböfen 
durch den böfen Weg aufn Wagen führen laſſe / oder einen willigen furg, er 
weiligen Wandergeſellen haͤtte / der hm ein gut Theil feiner ſchweren Bür hen Wans 
den tragen huͤlffe. ie 

. Dbaberviel vnnd mancherley Vrſachen find / darvmb die Kranckhei 
ten längere Zeie den Menſchen plagen’ vnnd langſamer weggebracht wer, Die fürnem⸗ 
den / jedoch vnter allen halte ich diefe die fuͤrnembſte vnnd groͤſte / daß die ſte Brſach 
Krancken nicht / als baldt ſie die Rranckhete ankommen iſt / imerften An, re 
fang einen geſchickten getrewen Arge zu fich fordern Laffen / der jhnen gute Kianden. 
Ordnung ſtellete vnd bequeme Artzney darreicht / dardurch der Schwach⸗ 
heit der Natur auffgeholffen wuͤrde / damit ſie mit Huͤlffe der Artzney die 
Kranckheit vber winden koͤnnten. Denn der Artzt iſt nichr anders / denn ein nn e 
Gehuͤlffe vnd Beyſtandt der Natur / welcher beſtes er am fleiſſigſten betrach — 55— 
ter / zurathen hilfft / vnd fie endrlich zuerretten ſich auffs hefftigſte bemuͤhet. — 
Wo aber die Krancken ohn den Artzt ſind / vnd nicht wiſſen / was jhnen gut 
oder ſchaͤdlich ſey / vnnd ohn Vnterſcheidt die Speiſe / auch zu vnrechter 
Zeit / oder wol offt in der boͤſen Stunden der Kranckheit in ſich fuͤllen / ſo 
muß dardurch alle Verſtopffung vnnd jnnerliche Vnreinigkeit gemehret 
werden / die Kranckheit zunemmen / die Natur aber vntergedruckt / vnd alle 
Krafft deß Leibes geſchwaͤcht. 

Wo aber die Kranckheiten ſo lange wehren / biß auff den Herbſt / oder wie ——— 


man pfleget zuſagen / biß das laub abfaͤllet / wie die Poeten ſchreiben: Be Be — 
Die Kranckheiten vollenden ſtets — ——— 
Ein gw [fen dauff / vnd gehn vmbwerts / — 


Gleich wie in einem Circkel rundt / 
Wenn ſie treffen wider ans Punct / 
aaa as, 


370 Das IX. Buch deß fuͤnfften Theile) 
u Alsdenn vernewern fie ſich widr / 
Alſo das Jahr lauffe auff vnd nidr / 
Vnd wenn es vmbgelauffen iſt / 
Faͤhts wider an zu aller friſt. 
Alſ h) finden ſich gedoppelte Vrſachen der Langwierigkeit / als nemblich 
Ben eine / daß fie die kalte vnnd böfe Feuchtigkeit ſehrer mehret / die ander / daß fie 
ee eher und härter wirdt: Denn der Winter vnnd Herbſt erfälten das Ge⸗ 
rg? bluͤt / vnnd ale Feuchtigkeit machen fie zeher vnnd ſchleimiger / dardurch fie 
Minter und gleich im Leibe oder allen Gliedern verhaͤrtet / verſtopffet feſter anligen vnd 
— ſchwerlicher weggebracht werden mögen. Darvmb / dieweil zu dieſer 
fungder Zeit die vnreinen Feuchtigkeiten ſich geliefern in den Gliedern verhärten/ 
— darzu die Haut auch an den Lufftloͤcherlein / als denn fehrer zugeſchloſſen 
wird / daß die boͤſe Fruchtigkeit durch den Schweiß ſich nicht zurthetlet ge⸗ 
ſchihets / daß die Kranckheiten nicht leichtlich nachlaſſen / oder geheylet 
werden koͤnnen. Denn gleich wie Bech / Wachs / Schmer / Hartz / vnnd 
andere weiche Materien / mehr in dem Winter verharien / daß man 
mit den Fingern ſie nicht gewinnen / oder was mit jhnen handeln koͤnne. 
Alſo in der kalten Lufft die Feuchtigkeit deß Leibes ſchwerſich zutrieben vñd 
zurtheilet / viel weniger weggebracht vnd abgeſchafft werden koͤnnen. Die 
ſes fan man auch an dem abnemmen vnnd ſpuͤren / daß in dem Winter die 
Leute viel weniger ſchwitzen. 

Der halben muß man zugebrauchen geben denſe ben Krancken die Ark, 
nrey / die da gewaltig das zehe zurtheilen /r reinigen / vnnd alle Verſtopffung 
nn eröffnen fan. Denn diefe böfeonreine Feuchtigkeit leger fich Inder Kran, 
mieunres cken Leibe hefftig an / nicht anders ı als wie Hıfıninden Faſſen / welche 
sen daſſen. man offt mit Saltzwaſſer zuvor eynweichen / vnnd darnach mir Beſemen 
außfegen vnnd reinigen muß / will man ſie anders recht rein machen / vnnd 
den Stanck / der ſich eine lange Zeit zuvor hineyn geleget / wegbringen / 
denn ſonſt verdirber alles / vnnd krieget einen boͤſen Geſchmack / was man 
Zibr. imn die vnreinen Faß leget. Daher recht Hippocrates geichrer hat. Je mehr 
ze Speife — in die vnreinen Leiber / je ärger man es macht. Denn al⸗ 
bendeuneet, le Speife vnd Tranck / die da mit der boͤſen vnreinen Feuchtigkeit vermifcher 
eng wird / verditbet und wird vnreine Nahrung / dardurch denn die Kraren 
Een vers entweder länger mit der Kranckheit ſich tragen muͤſſen / oder ſo ſie ſchon 
beyde durch Hitiffe der Artzney / vnd Vberwindung der ſlarcken Natur der 
ven: einmalloß werden / doch alsbald von einer geringen Vrſache fie wider be, 
kommen / vnd von neweſt eynfallen / denn es erheber ſich inderer Leib auß 
der vberbleibenden Vnreinigkeit eine newe Faͤulnuß / vnd breiten ſich sus 


gleich ven vnnd ferrne guß im Leibe viel boͤſe Duͤnſte oder Geſtanck auß den 


boͤſen 


* 





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bb nn mm Don en nn Dee em ann nn mn nn m nenn nn nn ab num Besen ___ _ mn „mm en en _ nn sn hen Ah mm ie nn nn m m en nn mn nn m mn m nn 
⸗ 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 371 
boͤſen Feudt gkeiten / vervnreinigen den lebendigen Athem / vnnd verde· 
ben die natuͤrliche Wärme. Hieher gehoͤret der Spruch Hippocratis: Wo Zr. 
das boͤſe mit dem wenigſten im Leibe verbleibet / ſo werden die Kranckhei⸗ Aph.ı2. 
ten wider vernewert / vnnd find die Fieber wideranfällig. Denndie Speife 


vnd Tranck / die der Krancke zu ſich nimbt / werden nicht ingute Nahrung 


ver wandelt / vnd kommen dem Leibe wenig zu gut / ſondern fie werden durch 

Vermiſchung der vnreinen Feuchtigkeit verderbet / vñ mehren die Kranck⸗ 

heit / wie wir denn in den viertaͤglichen vnd etlichen dreytaͤglichen Fiebern 

ſehen / daß ſolches geſchicht / wenn man nicht dem Artzt folget / vnnd keine 

sure Ordnung im Eſſen vnd Trincken hält. t Die Bıfad 
Daß aber diefe Fieber den Krancken ober den drirten vnd vierdten Tag der Fiebern 

erſt wider anfommen/onnd ein zeit lang ihn zu ruhe laſſen / oder nicht ſtets erbeten 

fort vnd fort wehren / dag geſch cht allein darvmb / daß die boͤſe Feucht ig / drieten / oder 

keit / daron die Fteber ent ſtehen / in den euſſerlichen Oertern deß Leibes ſich erden ns 

geſamblet / vnd weiter vom Hertzen find. 

Bandobmwoleriiche Fieber mir einem Schawer ankommen / vnnd dit die Vrſach 
Hitze darnach fürsnae für immerdar mehrer ohne vnterlaß / das geſchihet de SER 
wegen higiges Dampffs vnd ſcharffer Duͤnſt auß dem entzuͤndten Gebuͤt / a —* 
Ober exhitzten Feuch igkeiten in den jnnerlichſten Oertern deß Leibes / mel. Ber her 
che / dieweil ſie keinen Aufgang gewinnen fönnen / greiffen fie flrack das pe 
Hertz vnd dic Leber an brennen heftiger / vnnd demnach ihre Faͤulnuß vnd brennen. 
Entzuͤndung jn aer lich geftecker oder verſtopffet / plagen fie den Menſchen 
viel haͤrter denn fo ſie in den eufferiichen Gliedern deß Leibes ſind / vnnd ich 
durch die Lufftloͤcherlein fein zurt heilen koͤnnen. Fuͤrwar / wenn der boͤſen 
Feuchtigkeiten ſehr viel iſt bey den Menſchen / oder ſonderlich dag boͤſe Ge⸗ 
bluͤte ſonſt warm vnd Fenchte von Natur / vnd kompt hinzu eine groſſe jn⸗ 
nerliche Faͤulnuß oder Entzuͤndung / fo muͤſſen die Fieber ohn vnterlaß —* 


\ brennenvond ſchnelle zum Ende eyfen, Daher bat Hippocrates geſagt / daß ARE 


diefeibe Kranckheiten nicht vber vierkehen Tage wehren koͤnnen / ja offt wo 


. die Materien fo gar heftig tobet vnnd ſeudt / mic ein firdend Waſſer / den 


fuͤnfften oder ſiebenden / oder neundten / oder eylfften / ein Ende machen. 
Dielen aber find gar vngleich die Vrſachen derer Fieber / die da ober 


etliche Stunden oder Tage / vnnd zu gewiſſer Zeit den Menfchen wider an 


kommen / biyde außfonderlicher eyngepflantzter Eygenſchafft derſelben 


Feuchtigkeit / darauf das Fieber entſtehet / vnnd auß ſonderlicher Are der 


Stellen vnd Zett / dadurch geſchicht daß fie ober etliche zeit wider den Kran⸗ 
cken anſtoſſen / daß ſie ein mal riſcher sunor formen für der zeit / ein mal laͤng⸗ 
ſamer / daß fie offt gar keine Zeit halten, vnd vn beſtaͤndig ſeyn / daß die boͤſen 


ſtundẽ deß Fiebers auch länger. Die boͤſe Stunden werden alsdañ laͤnger⸗ 
| aaa ij wenn 


Zu 


Eh un 


— Das IX. Buch deß fuͤnfften Theils/ 

Was beden wenn daB Fieber Ärger wirdt / vnnd die boͤſe Feucht igkeit zunimbt ober heff⸗ 
wenn die tiger erhitzet: darzu denn ſonderlich wol hilfe wenn man was verſehen hat / 

et] oder in Effen ond Trincken ein Brordnung hält, 
men undgm Defgleichen werden dieſelben böfen Srunden weniger bey den Kran 
Te cken / vnnd laffen nach / wenn die böfe Marerien weniger wirdt / die jnnerli⸗ 
Er che Faͤulnuß oder Berflopffung abnimbt/ vnnd allmehlich ſich das Fie⸗ 

0 berverleuſt. nt 
taten Re s Ben abereine Feuchtigkeit die Natur / Art oder Eygenfchaffe der 
eg andern an fich nimbt / vnnd die Stelle oder Dre verwechſelt / oder durch ver, 
warmbers miſchung ander Feuchtigkeit mancherley Art bekompt / als denn haften die 
ee bofen Stunden feine gewiſſe Zeit oder Ordnung / ſondern vnbeſtaͤndiger 
Stunden Weiſe kommen den Krancken ein mal anders an dann das ander. 
ers / Daß auch die boͤſerr Stunden offt länger wehren vnnd nicht bald ver⸗ 
warembin gehen / das kompt her von dem / daß der boͤſen Feuchtigkeit Hitze vnnd 
5* * Dampffingroffer Menge geſamblet ſeyn / hin vnnd widerim Leibe weiter 
fen Scun⸗ außgebreitet / darzu haͤrter vnnd zeher ſich befinden. Denn gleich wie naß 
An vnnd gruͤn Holt nicht bald / ſondern Länger Zeit haben will / che es ver⸗ 
brannt mwerdenfan : Oder * das — — ae nun aten 
Ochſen iſt / laͤnger will gekocht ſeyn: Alſo die sche boͤſe Feuchtigkrit laͤnger 
muß außgearbeitet werden vnnd ſieden / ehe denn daß ſie verzehret vnd weg⸗ 
ebracht wirdt. | / 

Die Brſach Weiter / ob wol auß din vorgehenden erweißlich iſt / daß die boͤſe Feuch⸗ 
ber Ficher, tigkeiten / wenn ſie in den euſſerlichen Oertern deß Leibes vnd Gliedern fau⸗ 
a (en oder entzuͤndet werden / machen die taͤglichen /drentäglichen/ vtertaͤglt⸗ 
tommen, chen Fieber / als die da ober etliche Stunden wider ankommen / nicht ſtets 
nn a wehren / fondern den Krancken was Loſung laſſen / jedoch gibt die Erfah, 
—2 rung offt / daß eben dieſelbige Feuchtigkeit / in den euſſerlichen Oertern deß 
nee gehe zuſammen gerunnen / die hefftigſten brennenden Fieber ohn vnter⸗ 
laß machen kan / entweder wegen der Menge / oder einer boͤſen gifftigen 
Ratur. Denn das ſihet man offt / wenn ein euſſerlich Glied erwann ein hi, 
Sieber ind tz ges Geſchwuͤr / oder ein Carbunckel / oder ein Schlier / oder ein Peſtilen⸗ 
an sifchgifftig Apoſtem bekompt mie welchen blad ein Fiebergufchläge/ntcht 
das da durch Bmbwechfelung ver Stunden wider anfompr die Kran, 


cken / ſondern für onnd für ohn vnterlaß brenner/onangefehen daß die Biffe 


indie euſſerlichen Oerter deß Leibes vonder Natur gerieben iſt / vnnd weit 
vom Hertzen abgelegen. Denn die Peſtilentziſche vnnd gifftige Krafft 


durchtringet biß zum Hertzen /greifft an alle fürnemme Glieder / Gehirn / 


Haupt / vnnd Leber / darzu vervnreiniget allen lebendigen Athem / vnnd alle 


ſinnliche Geiſter. Daromb dieſe Kranckheit unser die gefaͤhrlichſten vnnd 


ſchnelle⸗ 














u TUT U m oT nn 
\ 





| Me ſihet bißweilen / daß etlichefunge Leute / die in jhrem be⸗ 


| Von den Geheimnuſſen der Natur. + 
fhneliften gerechnet werden / daß fis bald ende machen / entweder zum Todt 


oder Leben. 


Denn es gehet mit dieſer Krancken Seibe gleicher Weiſe ſo zu / wie mie 
einer belagerten Stadt / welche vom Feinde ſo hefftig geſtuͤrmet / vnnd vom 


Geſchuͤtz fo gewaltig ohn vnterlaß zuſchoſſen wirdt / daß es ſich anſehen laͤſ⸗ 


ſet / als wie die Stadt ale Augenblick verlohren ſey / wo nicht ſie widervmb 
mit Geſchuͤtz vnd aller Kriegsmacht dem Feinde ritterliche Gegenwehr 
thue / ja heraußfalle / vnnd den Feind abtreibe / oder gantz abſchlage Denn 
ſich dem Feinde ergeben / vnd dardurch dag Leben erretten / iſt nicht Ritter⸗ 
uich / ja offt auch gefaͤhrlich / ſint emal die da geſteget / viel mal nicht glauben 


halten / vnd aller Zuſagung vergeſſen: Alſo gehets auch zu in den ſchnellen 


und groſſen Kranckheiten / daß die Krancken die groſſen Schmertzen oder 
Gefahr der Kranckheit nicht außdawren koͤnnen / vnd vber viertzehen Tage 

oder kaum fo lange / jhr Leben friſten oder erhalten / es ſey denn / daß die Na⸗ 

sur ſtarck ſey vnnd durch huͤlff oder beyſtand der Artzney ein ritterliche Se, 
genwehr thue / der Kranckheit widerſtehe / ja nach dem endtlich der Feind / nagser 
als die Kranckheit / abgeſchlagen oder abgetrieben ſey / den Sieg behalten. Vberwin⸗ 


Welchs fo es geſchicht / die Natur deß Krancken gantz krafftloß vnd muͤde / Del 


gnug zut hun hat / ehe ſie an Kraͤfften fich wider erholer. Denn wegen er baden titer, 


liedenes Schadens fan der Krancke / wenn ſchon die Kranckhelt weg iſt / ee 

nicht bald genefen/fondern fährer immerdar fort die Kräfften wider zuer surbun eke 

holen / vnd ſich allm hlich zubeſſern / vnnd guflichen / niche anders / wie man NT wider 
geſtaͤrcken. 

die zuſchoſſenen Mauren oder Paleyen wider anzurichten weil haben muß / 

biß er gantz vnd gar wolgefundt wirdt. 


Dasv. Kapitel. 


Von denen Leuten / die deß Nachts auß dem Bette ſich ver⸗ 
lieren / vnnd im Schlaff hin vnnd wider gehen / die Waͤnde 
> oder Dächer hinauff ſteigen / viel im Schlaff fuͤrhaben und 
außrichten / das jhnen ſonſt / wenn ſie wachen / vnmuͤglich 
were. 


—— SUR RN Des Retar 
ſten Alter feyn/micten in der Nacze/oder für Tageim Shlaff auff wnveniae 
ſtehen / auß dem Bett ſich wegſtelen / vn⸗ fo ſchwere groſſe Ding für. * —— 


nemmen oder außrichten / die ihnen wenn fie wacheren / ſonſt vn muͤglich zu, mens 


thun weren / darzu ohn allen Schaden / da jederman / wer jhnen zuſihet nimmer 
| darob ſich ver wundern vnd entſetzen muß / vnd wo man fie nicht anfchrenet/ bey Aus, 


aaa ij 0dr 


374 Das‘ IX. Bitch deß fuaffen Thelb / 


oder an jrem fuͤrnemmen ver ſtoͤret / daß fie allmelich der indas Bette ſich 
finden / vnnd zu ruhe legen. Wo man aber ſie anzuſchreyen zufaͤhret / weil fie 

a in dem Werck ſind / en weder mir betandten Worten / oder mir jrem Tauff⸗ 

wern man namen zuruffen / daß fang Erſchroͤcknuß vnd ploͤtzlicher Verwandtlung 

MR" hervnter fallen/ ohne Zweiffel darvmb / daß die lebendigen Geiſter bey jh⸗ 

nen auch in dem Schlaff ſehr innbrünftig /onnd die groſſe wunderbarliche 

Wie man Krafft / dardurch ſie das gethan / zurſtoͤret / vnnd zu nichte gemach werden. 

mi; m Darombd foll man ſie jhr Weſen laffen vollbringen, biß ſie ſelber an die vori⸗ 

fon, egehen ar Stelle wider ſich zu ruhe legen. Die alten Leute aber / oder auch junge/in 
welchen der lebendige Athem vnd die Kräfte nicht fo ſtarck noch innbruͤn⸗ 
flig find’ fonnen der keins im Schlaff thun. 

Wieder Daß dieſe Leute / die da vmbgehen / vnd viel fuͤrhaen im Schlaff / nicht 

—— allein fo innbruͤnſtige Geiſter / ſondern auch ſo ein rief? Schlaff haben / leh⸗ 

ret Galenuslib,2.de motu muſculorum, vnd gibts die Erfahrung. Denn 
alſo iſt mir bewuſt ein anſehnlich Geſchlecht / welches tch Ehrn wegen nicht 
nenne / daß die Brüder faſt alle ſolche Leute geweſen fiyn. Da aber der eine 
ein Bein darvber entzwey gebrochen / has der Præcepror den andern Bru⸗ 
der / ſo auch die Waͤnde hinanzuſteigen gepfleget / diß auf die Weiſe abge⸗ 
wehnet / auff jhn gewartet / biß er herwider kommen / barnach jhn erwiſcht / 
vnd ſo lange mit Ruten geſtriechen / daß er davon auffgewacht / vnd ſich er⸗ 
mundert. Alſo har er nachmals nicht fo feſt geſchlaffen / vnnd diß abgangen. 
Denn man hat erfahren / daß viel Leute im Schlaff alſo au Vnfall kom ⸗ 

— men / vnd entweder lahm oder todt gefallen, 

—32 Die da aber der Alb druͤcket / oder im Schlaff groſſe Angſt fuͤhlen / vnd 
ſich nicht ermuntern koͤnnen / weiches denn geſchicht / wenn viel dunckele 
oder grobe Duͤnſte ſampt der boͤſen Feuchtigkeit / das Gehirn und das Hertz 

Wie mas beſch veren / ſollen geruͤttelt / aufferweckt / vnnd mir jhrem Dramen genennet 

J denen werden. Denn alſo / wenn man gleich nicht laut fehrsyer/esiwachen fie bald / 

gerade vnd kommen widerzu ſich ſelbſt / auß der Vrſach / daß die Dünfte ſich zur⸗ 

— theilen / vnd das ſchwere boͤſe Gebluͤt / welchs durch die Abern als Baͤchlein 

in den gantzen Leib außgebreitet wird / wider ſich er muntert on leichter wird, 
Vnd dieſer Gebrechen begegnet am meiſten im anfang deß Lentzen denen/ 
die da ſtets ein böfen Magen haben / vnd gemeiniglich auff dem Rücken I 
gen wenn ſie ſchlaffen / darvmb dieſelben mit auffgethanen Augen ond of⸗ 
fenen Maul / nicht ohne groſſe Gefahr der Geſundheit / ſchlaffen. Deun die 
empfinden ſolche Angſt oder druͤcken / nicht anders / als wie ein groſſe Laſt 
auff ſie geleget / alſo ſchnell / daß ſie auch nicht ein Wort reden koͤnnen / ſon⸗ 
dern nur winſeln vnd ſeufftzen von ſich geben. Wenn man ſie aber nur mit 


dem recht en Namẽ nennet ob er ruͤffet / thun fie ſich bald auff eine ſeite wen, 
den / vnd 








| Von den Scheimnuffender Natur. 375 
den / vnd werden aller alten Weiber oder Geſpenſt / welche ſie jhn eynbilden / 
als wuͤrden fie von jhnen gedruckt / loß. 

( Das Albdruͤcken iſt nichts anders / denn cin ſolche Kranckheit oder 
Beſchwernuß deß Gehirus / wie vorh in geſchrieben. Was aber für Phan⸗ 00 u 
taſey den Perſonen im Schlaff fuͤrtoͤmpt / wie fie wacheten / oder wie fie alte Piagtafeo 
Vetteln ſehen / die zu jnen hineyn ſchleichen vnd ſie druͤcken / iſt alles nichts / dung Sys 
fondern Eynbildung im Schlaf. Diefer Alb iſt bey einem ſchwerer als bey Def 
dem andern/wenn er gar zu fehr koͤmpt / geſchichts wegen mehr Feuchtigkeit 
und groͤſſer Erkältung deß Gehirns / vnd iſt verwandt der fehweren Kranck⸗ 
heit. Man liſt von etlichen ſolchen Leuten / die da todt in Betten gefunden 

ſind. Alſo hab ich eine Jungfraw vom Adel geartzneyet / die das Albdruͤcken 
fo hefftig gehabt / daß / ſo bald vnd offt ſie ent ſchlaffen / den gefuͤhlet / vnd viel 
Geſpenſt oder Phantaſey geſehen / nach dem ſie aber die Artzney meinem 
Rath nach gebrauchet / iſt ſie deß gar loß worden. Darvmb fol niemande 
glauben / daß es ein Zauberey ſey / wie viel Leute meynen / vnd jhn mit Zau⸗ 
berey helffen laſſen / dardurch Gottes Zorn vnd boͤſe Gewiſſen auff ſich la⸗ 
den. Denn wie ſolte es durch Artzney weggebracht worden ſeyn / wenns nie 
Leibs Kranckheit were? Bund ob wol zu allen Kranckheiten / vnnd auch zu 
dieſer Zauberey biß weilen kommen fan ſo geſchichts doch ſelten. 

Mit den Lenten aber / die da im Schlaff vmbgehen / hat es gar ein ander Jre cuet⸗ 
Geſtalt. Denn dieſe mie zugethanen Augen vnnd Schlaffende in dem teurrioın 
Flaftern in mal fechten / vnd alles voll Getuͤmmels vnnd Geſchrey ma vn ut 
chen / das ander mal ſtillſchweigende auff vnd nider ſteigen / vnd ohne eini vnd vi 

ge Huͤlffe die Waͤnde vnnd hoͤchſten Daͤcher hinan klettern / welches ich fuͤrhaben, 
‚gewiß darfuͤr halte / daß es geſchehe beyde auß einem auffwallenden hitzigen 
Gebluͤt vnnd Erweckung (vnangeſehen ob fie ſchlaffen) deß jnnerlichen le⸗ 
bendigen Athems welche ins Haupt / da alle Sinn vnnd Bewegung ent⸗ 
ſpringen / gerathen / die varborgene Krafft deß Gemuͤths vnnd der Glieder / 
dardurch alle Thaten geſchehen / und die Glieder beweget / anzureitzen vnnd 
antreiben / ja endtlich ſolche ſeltzame wunderliche Thaten von jhnen auch 
im Schlaff erzwingen Denn durch antreiben vnd anreigen der ſinnlichen 
Geiſter / welche den Sehnadern vnnd allem Fleiſch jhre Krafft / das iſt / die 
Geſchickligkeit zufuͤhlen vnd ſich zubewegen / auß dem Gehirn mittheilen / 
ſtehet der Leib gerade auff / beweget ſich / vnnd kan ſolche Thaten auch im 
Schlaff thun vnd vollbringen. Weichen 
Dieſe Leute aber den ſolches begegnet / finde gemeiniglich kleine Leute / Tomolron 
vnd nicht fo groſſer Staͤrcke / aber ſubtiler von den ſinnlichen Geiſtern hi. — 
tzig fürder Stirn / ſcharffſianig vnd leichtes Leibes. Daher koͤmpts / daß fo score 
fenne mit den euſſer ſten Fingern an Haͤndehn / vnnd Zaͤhen an — 
en / die 


376 Das IX. Buch deß fünffen Theils /. 


a "a angreifen / frey hinan gehen / vnnd ſich erhalten / daß ſe 
nicht fallen. ar 
Ein Gteich ° Denn mit diefer Seibe geher es nicht viel anders zu / als mir den runden - 
des Faſſen / die man in die Anfurt deß Divers wirffet / daß die Schiffleure fich 
darnashrich.en koͤnnen / wo ſie anfahren ſollen / damit ſie nit an die Stein⸗ 
klippen ſtoſſen vnd in Gefahr Leibes vnnd Lebens kommen. Denn dieſelben 
Faß / wiewol ſie mit ſtarcken eyſern Baͤndern vmbleget ſeyn / vnd mit eyſern 
Ketten angebunden / dazu an einen Steinfels / jedoch ſchwimmen ſie in dem 
Meer / vnd gehen nicht zu boden / es ſey denn / daß fig loͤcherich werden / allein 
darvmb / daß ſie mit Lufft vnd Athem / dazu man denn Blaſebaͤlge brauchet / 
gefaͤllet ſind Gleicher weiſe die Leibe derer Menſchen davon wir jetzt reden / 
dieweil fie voll lebendiges jnnbruͤnſtiges Athems ſind / vnd ſubtile ſinnliche 
Geiſter haben / ſich im Schlaff auffrichten / vnd leichter Weiſe in die hoͤch⸗ 
ſten Oerter ſteigen / wenn fie nur mir den Haͤnden vnd Fuͤſſen tappen / gleich 
wie die Schnecken oder Sewuͤrme / die keins Augen haben / jmmer fort krie, 
chen / vnd mit ihren Scheren oder Hoͤrn einden Weg fuͤhlen / ja dardurch 
fie in der Nacht alſo vmbgehen und mancherley Weſen fürhaben, 
Ander Vr⸗ Daß ſie auch dieſes ohne allen Schaden thun / vnd nicht fallen / oder in 
nn der Höhe ſchwindelicht werden / das gefchiher alein darvmb / daß ſit allmeh⸗ 
dertich de, lich und ohne Furcht oder Betrachtung der Gefahr / weiche die Wachen- 
a den von groſſen vnd gefährlichen Dingen offt abſchrecket / thun vnnd an, 
greiffen. Denn ſie vnterwinden ſich deß Thuns im Schlaff / nicht viel an⸗ 
ders als die Trunckenen / oder die der Sinn beraubet / die freventlich / vnbe⸗ 
dacht und trotzig / allerley Gefahr verfuchen doͤrffen / und kein abſchew oder 
forcht daran haben / welches / wenns jhnen vber den andern Tag / vnd wenn 
fie nüchtern worden / oder wider zu jhren Sinnen kommen / von andern wi⸗ 
derholet oder fuͤrgehalten wird / was ſie get han haben / vnnd was fie für Ge⸗ 
fahr außgeſtanden / bekennen ſie freymuͤtig / daß ſie nichts davon wiſſen / vnd 
entſetzen ſich gar ſehr darob / wenn fie von andern hoͤren / in welche Gefahr 
ſie ſich begeben haben / vnd wie es zugangen. 
Dondn Der halben wo nun in etlicher Menfchenseibe auch wol ein auffwallen 
dem Shlaff deß Gebluͤts / vnd innbruͤnſtiger Athem oder Geiſt / jedoch nicht fo gar ſehr 
ek and hefftig / ſondern weniger als in dieſen Leuten iſt / ſo Fömpre zwar daß die⸗ 
fehten / mit ſelbigen Leute im Schlaff ſchreyen / vnd mir den Händen fechten / oder ſich 
73. wol was auffrichten / aber doch im Bette ligen bleiben. Denmdtefelbenin. 
wovon es hruͤnſtigen Geiſter find bey jhnen nicht fo fEarck oder beweglich / daß fie den 
shi geiperhebeniond auffgericht hin und wie er tragen koͤndten. Dieſes bezen⸗ 
get der Hippocrates,daerfpricht: Welchen das Gehirn erhitzet / wie denn 
worb. den Cheleriſchen Leuten / micht aber den Phlegmatiſchen geſchicht 
in Ze 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 377 
ben ſchreyen bey Macht / vnnd Haben viel im Schlaff zuſchaffen / vnnd deſto 
mehr / fo ſie virl am Tage zut hun ghabt haben / mir viel Sorgen beladen 
ſeyn / vnd jhres Thuns fleiſſig warnemmen. 

Der geſtalt finder man etliche fuͤrwitzige Leute / als nemblich / die vnru⸗ Ander zufaäl⸗ 
higen vnnd ruhmredigen / die da vberall die Hand im Sode haben woͤllen ya fasen 
und hin vnd wider lauffen / ſeltame Geberde führen / welche man leichtlich «en Im 
erkennen kan auß den Augen / Geſicht / jhrer gantzen Kleydung vnnd der ube. 


gantzen Geſtalt deß Leibes. Denn dieſes alles vnbeſtaͤndiger Weife bey jnen 
gefunden wird / ſtets veraͤndert / vnd mancherley ſich ruͤhmet / wie ein Gauck⸗ 


ler oder vmblauffender Tyriacksman / der zu vnnuͤtzen Dingen das Volck 
mir groſſem Beſchrey zuſammen ruffet / darvmb geſchichts auch / daß ſie in 


dem Schlaffe aufffahren / vnd ein Geſchrey machen / denn es koͤmpt jhnen 


3 





fürim Schlaff / was fie am Tage treiben. 

Vnd wir alle / wenn wir am Tage was mit Ernſt thun oder in Sinn Was man 
faſſen / ſo erſcheinet uns dergleichen in dem Schlaffe und bey Nacht / vnnd — 
mache ung offt davon redende / welchs der Post Lucretius fein mir dieſen das tömpr 
Verſen beſchrieben: 55 

Witr ſehens und erfahrens zwar / — 
Daß wir im Schlaff die Ding fuͤrwahr 
Beginnen / der wir gewohnt ſeyn / 
Juriſten diſputteren fein 
Im Schlaff / vnd ſprechen Vrtheil ſchwind / 
Die Kriegsleut ſtreiten mit dem Feind / 
Die Schiffleut ſich bemuͤhen hart / 
Mit den Winden zu aller fahrt 
Je mehr ſich einr bey Tages zeit 
Annimbt / vnd jhm im Muthe leit / 
Dam it er emſig handelt und ſchafft / 
Je mehrs jhm fuͤrtoͤmpt in dem Schlaff. 

Denn was vns den gantzen Tag angelegen geweſt iſt / vnnd muͤde ge⸗ 
macht hat / wenns Nacht wirdt / fo koͤmpts wider in den Kopff / macht im 
Schlaffe ein Vnruhe oder vnnuͤtze Bekuͤmmernuß / daß wir nicht ſo wol 
ſchlaffen /fondern vonder Eynbildung offt erwachen muͤſſen. 


Dog VI. Gapitel, 


Wie es offt vbel gerathe/ wenn die Eltern die Rinder fchelten/ 
vnnd der Fluch der Eltern die Kinder treffe. Wie auch der 
Segen der Eltern an jhnen erbe / vnd mache / daß alles nach 
der Eltern Wunſch ergehe. bbb Viel 





378 Das IX. Buch deß fünfften Theite/ 


Wiuge⸗ 9* Leute ſind in ſo groſſe Boßheit gerathen / vnd geben ſo vn⸗ 
faͤhruch der ° 
Fluch der 


nley. wuͤnſchen / echte Thrannen ſeyn. Denn wer hoͤret nicht bald in allen Gaſ⸗ 
ä fen vnd Flecken das granfamme Fluchen / dardurch fir auch ihren Kindern 
das aͤrgſte wuͤnſchen onnd vbel fluchen 7 welchs denn offt war wird / vnnd 
Lib z.de jhnen erſchroͤcklicher weiſe begegnet. Daher Plato recht darfür gehalten, 
keit. daß den Kindern nichts gefährlichers fey/denn der Fluch der Eltern. 
Diefes gefchiher darvmb / daß die Kinder / wenn fie fehen der Eltern 
Zorn / vnd hören jhr grauſammes Fluchen / ſich offt fodarfür entſetzen / daß 
fie zittern vnnd zagen / vnnd fuͤr groſſer Furcht ent weder verlahmen / oder in 
Soher es Die ſchwere Kranckheit fallen / oder gar von Sinnen kommen. Denn ſo ein 
Fe u groſſe Auffwallung deß Gebluͤts Bewegung der leblichen Beifter / plögli, 
Eitenm che Veraͤnderung der Natur / kan bey inen fo in groſſen Schrecken gefche, 
* Kindern hen / daß Sinnoder Gedancken verruckt / vnd alle Kräfftedeß Leibes verder, 
| bet werden/denn auch nicht allein die jungen Kinder / ſondern erwachfene/ 
die da ſich für jhren Eltern fürchren onnd mit aber Ehrerbietung fchemen/ 
£önnen durch jhren Fluch vnd ſchelten alfo erſchrecken vnnd fich ent ſetzen / 
daß fie in Ohnmacht darober/ wie fie der Donner darnider geſchlagen / fal⸗ 
Icnyond davon beyde am Berfland oder Gemuͤth / oder and) am Leibe / ſcha⸗ 
dennemmen, > 
Dusuhe  Derhalben gefaͤllet mir die Zucht bey den Kindern Iſrael am beſten / da 
a die Elrerndie Kinder fein onrermeiferen mit @ltmpff jhnen alles guts 
. frastiten wuͤnſcheten / mit Glimpff vnnd gutem Segen zusufpredy n pflegeren / ja 
en oberall / ſi waren dah ymend oder abiwefend/für fie vmb gut Gluͤck Gott den 
feiigtaueit Allmaͤchtigen baten / ſo waren die Kinder widervmb mit groffer Andacht 
biebefr. vnd Ehrerbierungden Eltern gehorſam / thaͤten ihnen nichts zuwider / ſon⸗ 
dern mit gutem Gehorſam / aller Froͤmmigkeit vnd freundlicher Holdſelig⸗ 
keit / oder rechter Liebe zum guten Segen vber ihnnen/fie vernrfachten. Denn 
durch dieſe Wei e verhofften fie ſich für viel kuͤnfftigem Vngluͤck zu bewah⸗ 
ren / vnd waren gewiſſer Zuverſicht / daß fie durch deß Allerhoͤchſten Schutz / 
dem beyde die Kinder vnd Eltern ſich befehlen thaͤten / wider alle Gefahr 
dieſes Lebens vnd allerley Vnfall / ſicher wehren. 


Das VII. Kapitel. 
Woher es kompt / daß / wie das gemeine Sprichwort mitbrin⸗ 
get / ſelten emand nach groſſer Kranckheit oder langer Reyſe 
ſich beſſere oder froͤmmer werde. 


menſchliche Ding fuͤr / daß fie nit allein gegen frembde Leute / ſondern 


auch gegen ihre Kinder denen ſie billich ſollen alles guts gönnen vnd. 


Ein 











—* Von den Geheimnuſſen der Natur. 379 


g Siftin Gebrauch fommen ein Sprichwort / welchs man Zonsem 
& denen / die auß siner Kranckheit genefen vnnd geſundt worden / pflege SYS 
fauͤrzuwerffen/ als nem blich / Daß niemandt von einer groſſen langwi der Krancte 
rigen Kranckheit / oder gefaͤhrlichen Reiſe / ſich beſſere vnnd froͤmmer wer Be 
de / wie es denn auch inder Thar oderErfahrung befunden wird. Denn das mes. 
iſt aller Menſchen Natur / wie groſſe Kranckheit oder Schmergen fie gelit⸗ 
gen mie viel Gefahr zn Waſſer und Lande auff der Reyſe ſie gehabt / wenn ſie 
davon errettet ſeyn / dah ſie alles vergeſſen / in Wind ſchlagen / wider anfa⸗ 
hen freyer zuleben/dz das letzte ärger wird als das erſte. Solches alles koͤmpt Die Viſach 
meines erachtens daher / daß die Saure ſich nicht ſelber ziehen / oder in der 
Erbar keit deß Gemuͤths vnnd Gottſeligem Leben vben / welchs / ſo eg geſche⸗ 
he / haͤtten die boͤſen Begierde vnd alle angeborne Laſter fein ſtatt oder raum. 
Denn Erbarkeit vnd Gottſeliges schen / welchs da ſtehet in Gottes furcht / 
rechtem Glauben / vnd wahrer Erkaͤndtnuß Gottes Willens / nach dem ſich 
all vnſer Vernunfft vnd Willen richten / vnd all vnſer thun vnd weſen auffs 
genaweſte angeſtalt werden ſoll / machen es / daß wir der Laſter / die wir in vn⸗ 
fer Kranckheit oder Gefahr verredt vnnd verſchworen haben / enıhalten/ 
ſonſt ohne dieſes iſt all vnſer Znſagung vnd Vorſatz deß beſſern Lebens vmb⸗ 
ſonſt vnd vergeblich. Denn wenn wir wider ſicher ſeyn von Schmertzen 
vnd aller Gefahr / nemmen wir wider die alte Weiſe an vns / darvmb einer, 
bares Leben vnnd newer Vorſaz fi zu beſſern / fan durch nichts beſſers be⸗ 
kraͤfftiget werden, oder beſtaͤndig bleiben / als durch die heylſame Lehre Bor. 
tes Worts / vnd Beyſtandt deß H. Geiſtes / welcher ſo er nach der Kranch, 
heit vnſer Hertz regteret / fo werden wir feſt bleiben bey dem guten newen 
Vorſatz /welchs wir uns denn da zur Zeit der Schmertzen in Kranckheiten 
nicht ohne Krafft deß H. Geiſtes vorgeſatzt haben / wie vielerley vns abzu⸗ 
wenden gedaͤchten. 

Ein ſchoͤner Brieff deß jungen Plinii iſt vorhanden / da er ſelbſt ber Vaterſcheid 
kandt / daß er auß eines guten Freut des Kranckheit gelernet haͤtte wie mir Pbitoſcphi⸗ 
am froͤmbſten weren / wenn wir francfanffdın Bett en lig n. Derneinen ——— 
rechten Krancken weder die boͤſe Luſt / noch Vnkeuſchheit plaget / ncch der Si 
Gettz/ die Buler liebe / die Ehrgettzigkeit / der Stoltz beſtrickt fondern jhn —— 
koͤmpt Demitrigfett an / vñ hoͤret auff geyl zu ſeyn. Daher er jm fuͤrnimbt ein 
beſſers vnſchuͤldiges Leben zufuͤhren / ſo er geneſe / rarvmb wird er dardurch 
bewegt / daß er fich vnnd andere gute Freunde lehrt / wie wir vns befleiſſigen 
ſollen zu ſeyn zur Zeit der Geſundtheit / wie jhn die Krancken fuͤrſetzen / vnd 
ſchuͤldig erkennen. Welches zwar einegurenüiglichernötige Lehr vnnd Ber, 

mahnung iſt / aber doch har dieſer weltweifer Heyde nicht gem uſt noch ge⸗ 
lehret durch weiche Beyſtand end Huͤlffe man ſolches enden koͤndte. Denn 
665 wo 





3 Das 1X. Buch deß fuͤnfften Theils / 
wo vns Gottes Krafft nicht beyſt het / vnd die heyſſame Lehre feines Wor⸗ 
tes ſtets erinnert / fo toͤnnen wir durch mag geringes leicht wider verfuͤhrt 
werden / / von gutem Wege abweichen wider zu dem boͤſen / vnd alle Erbar, 
keit / Sottes furcht / vnſchuͤldiges Leben oder Frömmigkeit verlaſſen / ſinte⸗ 
mal zu dieſer Zuſagung oder newen Vorſatz deß beſſern Kbens nicht dee 
Glaube / nit die Lehre Gottes Worts / ſondern die Krauickheit und Menſch⸗ 
liche Schwachheit dich fuͤrnemblich gebracht har. 
Natuͤrtiche So aber jemandt natuͤrliche Vrſachen dieſes alles betrachten will / ſo 
Vrſachen befinde ich fuͤrnemblich dieſes / daß zu den Krancken / ſo geneſen oder auff⸗ 
beſſelbagen · zommen / vlel guter Geſellen ſich finden / welche ſie mit viel Kurtzweil oder 
Boſe Heſet leicht fertiger Gemein ſchafft zum ſchertz / ſchwelgen vnd ſauffen / vnd allerley 
ſchafft. Wolluſt rettzen / oder vermögen / daß fie ein Rehtrunck mit thun vmb der 
Geſundheit willen / su vollen außſauffen / darzwiſchen denn vnſchampare 
Wort vnd Thaten lauffen. Dieſe Ding / vnnd dergleichen mehr/ koͤnnen 
2. leicht den Krancken / der vorhin ſchwach iſt in feinem Vorſatz / vnd ſich ver, 
are giffer/zanff einen andern Weg bringen. Darnach hilft auch darzu narucli, 
fe Begierde. che Weiſe die gute liebliche Speiſe vnnd Tranck / die wider zuſchmecken be⸗ 
gint / vnd wenn fie ſich was mehr geſamblet / den Leib geyl machen / vnnd ein 
vnmaͤſſiges Kuͤtzeln erwecken / datvon fi sur Schweigiriy/ Sauffen / Hu⸗ 
rerey / vnzuͤchtigen Geberden beſſer Luſt / vnd in die ale Weiſe wider gerah⸗ 
ten / vnd ſich wenig beſſern koͤnnen. 
ileboſeve⸗Denn die boͤſe Begierdte deß Fleiſches vnnd verderbliche Zun ygung 
gierde deß der Natur / iſt in den Menſchen fo groß / daß wo Gott der HErr / der vns je⸗ 
enge der Zeit gerne vom boͤſen erretten will / nicht vns ſtets erinnere, bey den Oh 
daͤwpffet ren zwacket / vnd immerdar newe Ereugsufihteket / wir alles bald vergeffen. 
en Alfogarnachdem Spruch Srfaiz: Allein auß dem Schaden lerner man 
klug werden das iſt Niemand wacher anf oder hörer zu / es ſey denn die Ge⸗ 
fahr vorhanden / oder koͤmpt das Creutz. Nemandt gedenckt nüchtern vnd 
maͤſſig zuleben / oder ſich zubeſſern / es ſey denn daß er den Schatenempfan., 
gen habe / vnnd von Fiebern oder andern Kranckheiten die groͤſten Schmer⸗ 
tzen leyde. 
—— Daromb iſt nichts / das den Menſchen ſo gar ſehr verfuͤhre / vnnd von 
reigerons GOTT feinem Schoͤpffer abwende / als Reicht humb / gluͤckſelige Wol⸗ 
aur Vuſſe. fahrt / vnnd daß man alles genug habe / das Creutz iſt alleine daß vns lehret 
zu GOtt ſeufftzen / oder beten / vnnd ons zum newen Dorfag deß beſſern Le, 
bens bringet. Vnnd kan feiner dahin beredt werden / daß GOtt fein Leben / 
Weſen / Sitten / vnnd alles Fuͤrnemmen mißfalle / es ſey denn daß ſein Ge⸗ 
muͤth in Trawrigkeit / vnd der Leib mit Krauckheit geplaget werde. Denn 
ſonſt das Gemuͤth deß Menſchen kein Ohr hat zur heylſamen ag die 
won | 





— — 
m 


Ben den Geheimnuſſen der Natur. 381 

BGexonheit zu ſuͤndigen alſo erſtarret / daß man vernuͤnfftige Erinnerung 
oder tlaine Straffe nicht zu Hertzen nimbt / vnd wenig Hoffnung der Buß 
vor handen iſt / wo Gott der HErr nicht ſcharffe Artzney gebrauchtt. 

Daher kommen die Drawwort Gottes deß HErrn durch den Pro- Zeugnuß der 
pheten Jeſaiam: Dieweil ſich das Dolch nicht kehret zu den der ee ſchlaͤ⸗ Ann Te 
get / vnnd fragen nicht nach dem HErrn / ſo laͤſſet fein Zorn noch nicht xnds. 
abe / vnnd ſeine Hand iſt noch auß gerecket. Band bey Jeremia iſt eine CP” 

| gleiche Klage : Alle Schläge find verloren / fie laſſen ſich doch nicht ste» _ 
hen. Bnnd anderswo ſpricht er: Du ſchlaͤgeſt ſie / aber fie fürchten fich 
nicht / Du plageſt ſie / aber fie beſſern ſich nicht / ſie haben ein härter Ange⸗ 
ſicht denn ein Felß / vnnd woͤllen ſich nicht bekeh en / vnd num ich ſie gefuͤl⸗ 
let habe / treiben fie Ehebruch / vnnd lauffen ins Hurhauß. Darvmb muß 
Gott der HER vns bißweilen mit haͤrter Straffe angretffen / daß er vns 
bekehre vnd wider auff den rechten Weg bringe, Wie venn der König in 
Macẽ donia der groſſe Alexander der ſich fiir einen Gore hat ehren laſſen / 
nachmals mit einem Pfeil geſchoſſen ward / vnnd da er ſahe das Blut auß 
der Wundehäuffig hinweg flieſſen / ſich wider erinnert daß er ein Menſch 
were / vnno ließ den Stoltz oder Dbermuch fallen. Daher lich wol reimet 
der Spruch Davids im Palm: Du haſt den Stoltzen vberwunden vnnd Wor werden 
ernidriget / jihm feine Krafft genomm n. Darvmb ſoll niemandt / der wol — 
ſtehet / vnd dem alles nach feinem Wunſch oder Gefallen gehet / ſich deß gut, und Beffe- 
ten Glaͤcks oberheben / vnnd ſtoltz werden / ſondern bey ſich ſelbſt gedencken / 2 a 
daß Vngloͤck / Jammer vnd Elend’ Gefahr / Schaden vnnd Kranckheit/ sum Ders 
nicht weit daron ſeyn / ſondern alzei fuͤr der Thuͤr / dardurch GOtt der derben. 
Herden Menſchen zur Buſſe vnd Beſſerung feines Lebens locket / daßer 
ſich bekehre / vnd deſto gewiſſer ſein Hoffnung oder Troſt allein auff © Dre 
feinen Schoͤpffer ſetze / weſchs er will / daß es einem jedern folleyngebiltet 
ſeyn / vnd alle betrachten ſollen / da er ſpricht: Woaber ſeine Kinder mein 
Geſetz verlaſſen / vnd in meinen Rechten nicht wandenn / wo fie meine Ord⸗ 
nung entheiligen / vnnd meine Gebott nicht halten / ſo will ich jhre Suͤnde 
mit der Ruthen heimſuchen / vnnd jhre Miſſethat mit Plagen / aber meine 
Gnade will ich nicht von jhnen wenden / vnnd meine Gnade nicht fehlen 
laaſſen. Weit weichen er anzeiget / daß wir gezuͤchtiget werden zur Buſſe oder 
Beſſerung dep Lebens / nicht zum Verderben / damit wir vns alle der böfen 
Begierdre oder Laſter entſchlagen / vnd ein frommes vnſchuldiges Leben / 
in aller Erbarkeit und Gottſeligkeit / an vns nemmen. Denn Gottes Heim⸗ 
ſachung vnd Straffe / dieweil ſie auß vaͤtterlichem Hertzen geſchihet / iſt ei⸗ 
ne gewiſſe Anzeigung ſeiner groſſen Liebe gegen vns : Wen der HErrlieb Kinn 
hat / den zuͤchtiget er. Item: Wen er ſtraffet / den nimbt er auff. 
| | bbb iij is 
— 


332... DasIx. Buch deß fünffeen Theils / 

Die Leute aber / die er laͤſſet vngeſtrafft dahin gehen / allen Muthwillen 

treiben / vnd ohne Ereutz feyn / die haͤlt er fuͤr die aͤrgſten / vnd hat ſie gar von 

Dies fich geſtoſſen / wie er ſpricht · Ich wills euch nicht wohren / wern ewer Toͤchter 
vnd Braͤute geſchaͤndet vnd zu Huren werden. Wie denn wolttlicheder 
gleichen Brecken zu vnſern Zeiten find gefunden worden / welche / ehe denn 
daß ſie mit jhrem rechten Braͤutigam / dem fie die Ehe zugeſagt / Hochzeit 
öffentlich gehalten. zuvor andern heimlich beygelegen vnnd die Jungfraw⸗ | 
ſchafft einem Mitbuler verſchantzet / dem rechten Braͤutigam eine Credentz⸗ 
braut zugebracht. J 
Alſo fan Gott den groben Suͤndern / die da gar darinn erſoffen find/ 
vnnd ſich nicht mehr bekehren woͤllen / zuſchen / vnnd fie immerdar weiter 
vnd weiter in Suͤnde vnnd Schande fallen laſſen / als die er der Straffe in 
der Welt nicht wirdig achtet / ſondern Läffer ihnen zu Lohn jhres boͤſen Le⸗ 
bens allhier ein onrühtg boͤſe Gewiſſen / im Hertzen nicht geringſten Jam⸗ 
mer vnd Elend / vnd endlich auſſerhalb deß boͤſen Ende? vnnd ſchroͤcklichen 
Todtes / darinne fie feinen Troſt haben / die ewige Straffe end vnaußſprech⸗ 

liche Marter. | 

Prunee Derhalden wen Bort ber HEr: feine Haufnahrung Geld end Gut / 
Hecfonen Hauß vnd Hoff / Vberfluß von Kleydung / vnnd andern Haußrach verict. 
wir Gottes het / der vergeſſe ja nicht dep’ der ihm auß mildter Guͤtigkeit ſolches alles ge⸗ 
er geben hat. Denn es iſt an jhm felbft kein boͤſe vnnd verdamlich Ding fchö, 
ne herzliche Haͤuſer / Bürer vnnd Reichthumb haben / wenn man fienur 
recht braucht / vand wir wegen deß / wie es fürnemblich von vns erforders 
wird’ Danckbar gegen Hort ſeyn / vnd den armen Lenten Allmoſen mitthei⸗ 
len. Wie dern Moyſes ung fleiſſig auß dem Befehl GOttes erinnert / daß: 
niemandt ſoll vergeſſen deß / dem wir vns vnd alles das vnſere ſchuͤldigſeyn / 
Das da er ſpricht: So huͤte dich nun daß du deß HErren deines GOꝛtes nicht 
vergeſſeſt / damit daß du feine Gebott / ſeine Nicht vnd Sefeghaireft, Huͤte 
dich auch / wenn du geſſen haſt / vnnd ſatt worden biſt / vnnd ſchoͤne Haͤu⸗ 
fer erbaweſt / vnnd drinnen wohneſt / vnnd deine Rinder vnnd Schaffe/ 
Silber vnnd Goldt / vnnd alles was du haſt / ſich mehrer / daß denn dein 
Hertz a: vergeſſeſt deß HErrn deines GOttes / der dir alles ge⸗ 

geben hat. 
Vber diß ſoll man auch derwegen nicht zu ſehr Stoltz ſeyn / daß ung für, 
Die Drau⸗ geworffen werden möchte dieſes / daß man ſonſt wider die vnd anckbarn vnd 
an vergejfenen Leute gebraucht: Der HErr bat ihnen gegeben Butter von den 
Hm, Kuͤhen / Milch von Schafen / mit der Fertung der aͤmmer vnnd deß Win 
ders / Brot vnnd Wettzen / ein füllen Safft vonder Weinbeer / Aber da ſie 
gelaͤttiget ſind / haben fig widergebollen / da fie Fett — — J 

— 
ar \ 

1* * 








Bon den Geheimnuffender Natur. 38; 


fen Gottes ihres Schoͤpffers / vnnd find vndanckbar geweſt gegen dem / der 
jhnen ſo viel guts gethan hat. 

Daromb Moyſes ſolchen Gottloſen Leuten und Veraͤchtern Gottes / 5 
harte Straffe / viel Fammers vnnd Eiends / die ihnen begegnen ſollen / an: — 
kuͤndiget / damit die Nachtommen ein Beyſpiel nemmen. Vnnd wie Sort geflen/wer- 
der HErr durch den Propheten Hieremiam redet / die auch auff dem boͤſen Strafe ni 
Wear gehen / ſehen mögen / wie erſchroͤcklich vnnd boͤß es iſt 8 Dre ſeinen isch. 


HErꝛn verlaſſen / jhn nicht fuͤrchten noch ehren. 
| Das v111. Kapitel, 


| 
Daß der Leib deß Menſchen in den Kranckheiten jmmerdar 

laͤnger wachſe / wie wenig oder nichts ſie eſſen / vnnd in der 

Breite oder Dicke abnemmen. Ai 
& Je taͤgliche Erfahrung gibt es/daßdie jungen Knaben / je De Kunde 


S 
meh2 fig mie Speiſe gefüller werden je wen iger fig: oß machfen. Dies Teuberfaller 
RT (e8 geſch icht darvmb / daß in ihnen dienarürkiche Wärme durch viel klein bieiben 


eſſen erſticket / vnd durch allzuviel Feuchtigkeit verhindert wird / daß der Leib 


nicht Die rechte Länge hekommen fan. Narımb 
Die da aber nich: vberfüller werden / vnnd mäffig geſpeiſet / auch ordent⸗ — 


lich zu gemilfen Stunden / die werden zwar nicht fo fett befommen auch 5. mafınger 
nicht fo viel Schmer ond Fieifch/ader fie machfen deſto mehr in die laͤnge / baten wer» 
vnd die Knochen nemmen fonderlich zu Daher fehen wir / daß die Knaben kmgm 
end junge Geſellen in angwierigen RranckheitenswaramF eiſch abnem⸗ 
men / vnd duͤrre werden aberjedoch in die Jange wachſen / vnnd groͤſſer wer, 
den / welchs alles geſchicht meines erachtens / allein wegen der Truckenheit. Die Nab⸗ 
Denn dieweil die Gebeine deß Menſchen die haͤrteſten vnd eruicfneften 2 Ka 
Glieder find/fo wollen fie auch gleichm ſſiger durch truckne Leibes nahrung eintrugenes 
ernehrer ſeyn vnd zunemmen. Wenn aber der Menſch kranck iſt / ſo wirdt Erbit. 
das Gebluͤt und alle zu ſich genommene Speif?/ durch die Hitze vnnd duͤrre 
Natur deß Seibes ein truckne Nahrung / darven denn nachmals alle Ge⸗ 
bein / als die mehr bequemere truckne Nahrung als ſonſt haben / groͤſſer er⸗ 
wachſen / vnnd der gantze Leib in der Laͤnge zunimbt / fuͤrnemblich wenn der 
Menſch in dem Alter iſt / da der Leib zuwachſen pfleget / vnd wie ein weicher Tas was⸗ 
fh meidiger Thon in die kaͤnge ſich biiden laͤſſet. me 
Dann ein jeder Menfch bar füirre beftimbre Zeit zu wachſen / vnd gewlſ in dietärae 
fe Maß der Sänge dadurch er al mehlich und ſtillſchweigendt anfwächler, a: —— 
vud ſchon groß. oder vngeſtau klein wird. | 
Die 


384 Das X. Vuch deß fůnfften Thei / 4 


dem But / geboren worden ſeyn. 


Zewes¶ ihes Aber fettes Leibes werden / vnnd in die Dicke eder Breite zunemmen / das 


vudcite gefchiher nicht zu geweſſer Zeit / ſondern von wegen voller Nahrung / wenn 


als Man ſich damit wol wartet / es ſey in den jungen Jahren / oder im Alter. 


allzeit ge⸗ 

fen.  Dennmwenn ſich einer mir eurer Speife ſchon gar wolmäfter 7 waͤchſet er 
darvon koch nicht in die Laͤnge / ſondern virdt feift ond breit. Denn es find 
fuͤrnemblich zwo onrerfchtedliche Wirckung deßseibes/ Eine / d ardurch fich 

—— der Leib nehret / die ander / dadurch der Leib auffwaͤchſet. Die erſte ſtehet nur 

* in voller Nahrung / die ander koͤmpt fürnemblich den Knochen / Gebeine / 

Knorpel / Sehnadern / vnd dergleichen/zu gut / welche harte Glieder deß lei⸗ 

bes / fo fie wachſen / vnnd in die Laͤnge zunemmen / auch der gantze Seid Höher“ 
Statur wirdt / wie die Nahrung ſeyn moͤchte / viel oder wenig / vnnd derLeib 
duͤrre vnd mager werden. 

Derhalben die Natur / in der Arbeit die Knochen und Gebeine groͤſſer 
zumachen / davon die Laͤnge deß gantzen Leibes entſtehet / die Hitze laͤſſet wir⸗ 
cken / dadurch das Gebluͤt / vnd alle zu ſich genommene Speiſe / truckner / vnd 

Der nſers ein bequemere rechte Nahrung der Knochen vnd Gebeine werden moͤchten / 
unfers Labs denn es fan nichts wachſen / wenns nicht feine rechte bequeme Nahrung 
rn, zuvor hat / vnd dadurch gröffer wirde. Darvmb der Anfang vnd das Ende 
onſers Leibes in dieſen Stuͤcken alſo ſtehet. Erſtlich / daß anfaͤnglich alle 

In der Bir Gliedmaſſen geboren oder gebildet werden / nach dem / das fie biß zum rech⸗ 
Geha, fen Alter auffwachſen / vnnd in die Laͤnge / Breite vnnd Dicke zunemmen / 
2. oder groͤſſer werden / Zu letzt / damit nach volllommenem Alter der Leib die 
Im Auff⸗ ander Zeit deß Lebens außdawren / vnd weſentlich bleiben koͤnne / daß ſie gu⸗ 
wachſen. ge Nahrung haben / dadurch was dem Leibe täglichen abgearbeitet wird / vnd 
ande An die bufft verſchwindet / wider erſtattet vñ er holet werde / ob ſchõ fie nichts 
Rahrung. mehr auffwachſen / oder weder in dig laͤnge / noch ander dicke groͤſſer werden, 

Auß welchem klar iſt / daß die natuͤrliche Krafft zuwachſen / oder alles 
groͤſſer zumachen / allein dieſe iſt / die da die Gebeine der Krancken Leuten an 
Fuebern / wie ein Wachs / in die Laͤnge zeuhet / bild et oder groͤſſer macht / durch 
die Hitze vnnd eyngepflantzte Krafft der Eltern Saamen / daß durch dieſe 
Wurckung in den jungen Leutzn allin kraͤfftig iſt / vnt ſich beweiſtt. * 

Wo 





— 


Don den Geheimnuſſen der Natur. — 

Wo nun die Kinder vnnd jungen Geſellen von Jugendt auff ſich zur andere Bis 
Milch gewehnen / vnnd taͤglich den Leib mit Arbeit zimlich vben / ſo werden ſachen A, | 
fie höheres Leibes vnd ſchoͤnerer gröfferer Geflate. Denn durch die zimliche inlinvıc- 
Arbeit deß Leibes wird die jnnerliche Hitze gröffer,ond durch das Milch ef !arac- 
fen oder trincken bekommen die Knochen oder Beine deſto mehr Nahrun in eh⸗ 
ge / darvmb daß die Michmirnarärlicht Saamen der Eltern ein ver wand. 7, lägfihe £ 
te Marerien / vnnd ein beffer außgearbeitet Blur iſt. Alſo auch durch) Brodf Seibes durch 
die Schnadern Nahrung haben vnnd zunemmen / oder ſtaͤrcker werden’ Kante Ars 
durch Waſſer oder feuchte Speife aber / als Suppen / das Fleiſch. Welche z viel Brot 
man leiche abnemmen fan vonden Dchfen / dieda durch feuchte Way, Ten. 
de viel feifter werden / vnd bey viel Waffer beſſer zunemmen. Deßgleichen 

auch von den Teutſchen / ſonderlich in Hollandt / die da von dem Bier offt 

aullſſo fett werden / daß jhnen das Kinn bald auff der Bruſt ligt / vnnd gute 

Vnterkehlen haben. | 


Dasıx, Kapitel. 


= Mieesgitfen nüchtern / oder nach was eflens zur Aderlaſ⸗ 
fen/ond ob man auch darff nach dem Aderlaffen ſchlaffen. 
Je ein nuͤtz Ding ſey das Aderlaſſen / waſerley Huͤlff die gpan darff 
x Geſunden vnd Krancken darauß sugewarten/ welchen Leuten / vnd in der Ader⸗ 
si welcher Zeit eg gut ſey / iſt vnnoͤtig zumelden / ſintemal dieſes alles Tre ni 
ein jeder Lehrung haben fan von gelehrten trewen Aertzten. Denn ich fan dem Zeichen 
auch nicht loben die böfe Gewonheit / die da etliche vngelehrte Aertzte vnnd — 
vnnuͤtze Waͤſcher / oder Leut betrieger in Branch bracht haben / daß man 
mehr auffdie Zeichen deß Himmels / denn auff dieſe Complexion oder Nor, 
durfft ſihet. 
Demnach aber etliche viel Fragen vom Aderlaſſen fürfallen / woͤllen ben⸗ 
wir dieſe außlegen / wie es beſſer ſey / nuͤchtern oder nach eſſens zur Aderlafı Zeit zum 
fen. Ich ſchlieſſe hierauff diß / daß ob es wol am beſten iſt nüchtern zur Ader⸗ Be ; 
laſſen / wenn man eine gute Stunde auffs wenigſte vom Schlaf aufge, ein Sröndes 
ſtanden / vnd ſich ein wentg bewegt / jedoch daß forchtfame vnnd marre sen ER er 

te / wie viel gefunden werden / ſollen ein wenig für dem Aderlaſſen / als Süp, oder nach 
lein / oder Brodt im Wein / oder Mufcateller/ zu ſich nemmen / ſich ſtaͤrcken / — 

daß fie nicht in Ohnmacht / wie gewohnet / fallen. Denn ich habe ee geſe⸗ 

hen / daß offt Leute in dem Aderlaffen/fofür Ohnmacht vergangen / vnnd 

gar todt hinweggefallen / daß ſie kaum mit gutem Geruch / vnd viel ruͤtteln / 

wider haben mögen ermuntert / vnnd su ſich ſelbſt gebracht werden. Darzu 

denſelben das Blut nuͤchtern nicht ſo wol als ſonſt / ſondern langſamer 

| cc vnd 


' 
s 
* x rer 


Be 
— 


— Dasl X. Buch deß fuͤnfften Theils/ | 
vnnd mart/ offt auch gar nichts auß der Aber gehet / denn die Natur das 
Blut / als den Schatz des Leibes / nicht gern weglaͤſſet / ſondern an ſich haͤlt / 
als die da eutpfinden / daß nicht wenig lebendiges Athems nihn ſey / vnnd 
wenn des Bluts zuviel weg ſey / der gantze Leib matt / vnnd alle natuͤrliche 
Kraͤffte ſchwaͤcher werden. Wenn ſie aber was eſſens zu ſich genommen / 
vnd den Leib fein maͤſſig bewegen / ſo ſpringet das Blur durch die Adern beſ⸗ 
ſer / vnd gehet mehr fort. Denn die leblichen Geiſter werden wacker / vnd 
das Hertz ſtaͤrcker wenn man ein wenig Speiſe vnd Tranck zu ſich genom⸗ 
man hat / vnd maͤſſig den Leib bewegt / ja das Blut ſchlaͤget offt an dem gantz⸗ 
tzen Leibe auß vnd machet eine beſſere Farbe. 
Da Schiatx Weiter iſts der Muͤhe auch wol werth / daß die Frage auffgeloͤſet vnnd 
am Tage ap erklaͤret werde: Ob man auff das Aderlaſſen ſchlaffen darff? Ich halt es 
ſchaͤblich · dafuͤr / daß es auch nicht ſonſt zefunde ſey am Tage ſchlaffen / es ſeh denn daß 
— ſich einer fo gar dazu gewoͤhnet oder von Wandern vnd groſſer Hitze muͤde 
ſeyr Viel weniger kan ich das für rathſam beftnden / daß man auff die Ader 
Ben ſchlaffe / fonderlich wenn der Magen ober diß auch vol gefuͤllet / oder derſel⸗ 
fäprtich be font fertes Leibes were. | 
ver botten. Wie denn nicht wenig Saure find / die da meynen / ſie muͤſſen nach dis 
Ader wider gut Gebluͤt haben und derwegen fehr eſſen oder triucken / dieſel⸗ 
ben wenn ſie darnach ſchlaͤfferig werden vnnd beginnen zu faulentzen / oder 
mit dem Maulzu gehnen / ſchlaffen fie darauff nicht ohne groſſen Schaden 
der Geſundtheit vnnd Gefahr jhres Lebens. Denn das Haupt wird mit 
groben boͤſen Duͤnſten gefuͤllet / die Adern lauffen auff / daß ſie offt auff ſprin⸗ 
gen / vnd das Gebluͤt noch einmal mir groſſem Schaden vnnd Gefahr hin⸗ 
weg laͤuffet. Wie denn bey vns ſichs zugetragen hat mit einem fuͤrnemmen 
Manne / welcher / als er den erſten Tag des Mey / da man drey Feyertage 
haͤlt / zur Ader gelaſſen / vnnd denfelben Tag gruͤnen Knoblauch / wie eg fonft 
aebränchlich/ geſſen / auch fich wol zutruncken nad Diistage faul worden’ 
und ſchlaffen geleget / iſt aber nie vom Schlaf auffgeſtanden / fondsen alfo 
Todt blieben. 20,508 
— Derhalben der feine Geſundtheit nicht will verachten / ſondern gutes 
nach dem A⸗ Raths pflegen / der ſoll den Tag / wenn er zur Ader gelaſſen hat / maͤſſig ich 
en halten mie Speifeound Tranck / ein nüchtern Leben führen’ onnd fo viel 
wenn man moͤglich / nicht ſchlaffen. Wo aber ſich jemandt des nicht enchaften fönnte/ 
ey, end der Schlaff ihm vber feinen Willen vberfallen wo te / der follalein fo 
sentan. lange den Schlaff auffenthalten/ bißfich das Blur wider ferer vnnd ſtill 
wird / welche dagefchicht in anderthalben Stunden nach dem Aderlaſſen / 
denn darnach möchte derſelb ſchlaffen alſo ſitzend auff em Stul / ein we⸗ 
nig ruͤckwerts das Haupt geleget / oder quff die Seiten ſich gekehret / ee. 
nicht 





ARE 
Von den Geheimnuſſen der Natur. 387 
nicht zu der Adergelaſſen / vnd die gute Seite / da die Ader gelaſſen iſt / wol 
herauß an ein ſichern Ort von ſich geſtrackt. So er auch je nicht ſchlaffen 
koͤnnte / ſo möcht er das Haupt auff einen Pfuͤl ſencken. Wenn derfeibe aber 
länger als zwo Stunden wolte ſchlaffen / ſo muͤſte man ihm auffwecken / daß 
er ſich ermunterte / vnnd auffwachete / Damit die leblichen Geiſter nicht sus 
ſchwer werden / vnnd der Leib von ben truckenen groben Duͤnſten gar todt 
| bisbe, Denn es kompt denſelben / daß jhnen gleich nach dem Schlaff bre⸗ 
cherlich iſt / vnnd ſich ſchwerlich ermuntern koͤnnen. 


Das X. Kapitel. 


Wie die Phyſionomey / das iſt / die Kunſt / die da auß euſſerli⸗ 
chen Zeichen deß Leibs alle verborgene Natur / Zuneygung 
vnnd Sitten deß Gemuͤths vrtheilet / nicht zuſchelten iſt / 
auch welche Zeichen man ſonderlich in acht haben ſoll / nach 
Belernung der H.Schrifft. 
Set Kuͤnſte werden verachtet vnd vernichtet / darvmb daß fie nn 
3 ſind / vnnd viel vnnuͤtzes Aberglaubens haben. Aber die gromia; 
Phyſionomey / das iſt / die Kunſt / die da auß der Geſtalt deß Ange, ee 
ſichts / Augen’ Sineameneen/ vnnd allerley Zeichen / die Geſchickligkeit der nocaber 
Natur / vnd ale Zuneygung deß Menfchen vrtheilet unnd weißſaget / iſt kei, glaubiſch. 
nes weges vnter Die aberglaubiſche Kunſt zurechnen / ſintemal wir fehen/ 
daß die Gelehrteſten und beruͤhmbſten Leute viel hierauff gehalten haben / 


vnd ſie ſehr gebrauchet. 

Wiewol aber fein Gliedmaß deß Leibes iſt / wie gering es auch ſey vnnd Dievors 
veraͤchtlich / das nicht eine ſonderliche Anzeygung der Natur habe / vnnd Sg 
fonderliche Bedeutung von dem innerlichen Sinn onnd Gemuͤth von fich ven ſich ehen 
geben / jedoch find die fuͤrnembſten Zeichen in der Geſtalt dep Angefichts Fnanam 
vnnd in den Augen/darinn fich das Gemuͤth niche verbergen fan. Denn fuͤrnemblich 
Haß / Zorn / Neidt / Forcht / Tramrigkeit/ Hoffnung’ Freude / Zuͤchtigkeit / ER 
Stoltz / Vbermuth / vnd ale Eygenfchafft deß Gemuͤthes / laſſen ſich in den 
euſſer lichen Seberden derſelben mercken vnd leicht lich ſehen. 

Alſo GOtt der HErr da erden trawrigen Caim ſahe / vnnd daß er boͤ 
fesim Sinn hatte / ſpricht er: Warvmb ergrimmeſtu? vnnd verſtelleſt dein 9. fe 
Geberden? Joſeph auch in dem Gefaͤngnuß / da er ſahe ſeine Mittgeſellen — 
tratriger als ſonſt / fraget: Warvmb iſt heut ewer Angeficht trawriger als u 
fonft? Vnd deß Propheren Jeſaiæ Rede gehörer auch hieher: Die Geſtalt En be: 
Hres Angeſichtes weiſets auf. Damit er angeiget / Daß die böfen Senre 


* 


— 


eh koͤn⸗ 


:388 Das !JX. Buch deß fuͤnfften Theils / 
koͤnnen auß der Geſtalt deß Leibes erkennt werden. Denn das Geberde deß 
Geſichts weiſets auß / was die Leute im Schilde fuͤhren / was ſie gebencken / 
vnd wornach ſie trachten oder ſtreben. Vnd ſind viel mehr ſolcher Reden in 
Pſalmen vnd Spruͤchen Salomonis / die die Boßheit vnd Betrug boͤſer 
Leoute auß der Stirn / Augenbranen / winckenden Augen / eyngebiſſenen Lip⸗ 
ven / geruntzelten Naſen / auffgeblaſenen Backen / hoffertiger Tritt oder 
Eyngang / vnzierlichen Geberden vnd trotzigem Geſicht / deuten. Daher der 
weiſe König ſpricht: Ein boͤſer Menſch / ein ſchaͤdlicher Mann / gehet mit 
verkehrtem Munde / wincket mir den Augen / deutet mit Fuͤſſen / zeiget mit 
Fingern / trachtet alle zeit boͤſes und verkehrtes im Hertzen vnndrichtet Ha⸗ 
der an. In denen aber die da ſtill vnnd fromb ſind / oder ein erbares Ge⸗ 
mich haben / iſt alles Seberde erbar vnnd auffrichtig das eyn hergehen / das 
ſitzen / das Angeficht die Augen / die Geberde der Haͤnde alles zierlich / vnnd 
wie es der Erbarkeit wol anſtehet / daß zute Zucht und Tugendt einem auß 

den Augen herauß ſehen. 

———— Weiter / ob wol nicht alles ſo genaw mit dieſer Kunſt Deutung vber⸗ 
medaßber: eyn trifft / vnd viel Ding anders / als die euſſerlichen Zeichen deß Leibes mit 
—— bringen / ſich offt erfinden entweder durch fleiſſtge angewandte Zucht der 
bigweiten Eltern vnnd Zucht meiſtern / oder aber durch ſonderliche Snade Gottes / 
ſehlet. jedoch find die Anzeygung deß mehren Theils warhafftig vnd gewiß / vnnd 
dieſe Kunſt iſt in denen deſto gewiſſer / die die Natur mir einem fonderlichen 
Zeichen angezeyget hat. Denn wo ein Mangel an einem fuͤrnemmen Ort 
deß Seibes fuͤrfaͤllet da muß das jnnerliche Gemuͤth auch einen groſſen 
sa Sn Schaden leyden / vnd an feinen Gaaben gejrret oder gehindert werden. Ab 
ſo die einen Hocker haben von Natur / nicht auß empfangenem Schaden 
0se oder Vufall / die ſind gemeiniglich boͤſer Natur / darvmb daß dem Hertzen / 
Diedeutung als ein Vrſprung dep Lebens und Brunnquell aller Begierden / was Scha⸗ 
von Schie⸗ den dardurch zugefuͤget wirdt. Denen find darnach auch was gletch bie 


len vnnd 


Sunden Binkaugiſten/ Blinden’ Schielen / Vberſichtigen / darvmb daß in dieſen 
—— das Gehirn oder das Haupt von Natur mangelhafftigift. Aber die Ta, 
von Stum: benvdie Stummen / die Stammelten / vnnd die wegen Schwachhelt der 
—— Sehnadern vnnd deß Fleiſches ſonſt was Mangel haben an der Zungen / 
tenratfoge» ob fie wol auch su boͤſem Laſter geneyget ſeyn / jedoch find ſie nicht für ſo gar 
boren . boͤfe zuhalten. Denn wie geringer und veraͤcht licher ein jedes Glied dep Set, 
bes iſt / darinne der Mangel ſich beweiſet je weniger Schaden dem Gemuͤth 

zu zumeſſen iſt. Wo aber jergendt ein Mangel in dem Haupt oder Gehirn / 
vnd in dem Hertzen / oder in den nechſt verwandten Gliedern / mit denſelben 
ſich erzeiget / iſts mir dem Gemuͤth / Sinnen vnnd Gedancken deſſelben 
Menſchins auch aͤrger geſtalt / vnd nichts richtiges / darvmb daß die In 
nunft 

















Von den Seheimnuffender Natur. 389 


- nunffeond finnliche Kraͤffte deß Gehirns ihre Wirckung nicht unverfch, 


ret haben können, ; a 
Bund dieweil nicht alle zeit von nören iſt / daß eg alles mit den eufferli. sem euffer-» 
chen Zeichen deß Leibes vbereyn treffe / ſo fol man neben denſelben das Be, Hrn Zeise 
fen jedes Menſchen / ſeine Sitten / Fuͤrnemmen / Gewonheit / vnnd fleiſſtges subedeneten 
obligen betrachten / oder gegen Die Lineamenten und Anzrigung halten / fin. — 
temal viel Leute was thun / in Sinn faſſen vnnd außrichten / deſſen ſie doch 


nicht das geringſte euſſerliche Zeichen ſich mercken laſſen / dardurch man 


das abzumercken haͤtte oder werßfagen koͤndte. 


Denn es kan bißweilen einer gar eines vngeſtalten Leibes ſeyn / vnd vn/ Annd 
geſchickte Glieder boͤſer Anzelgung haben / da gr doch erbares Gemuͤths / vnd Heneufterti 
geſchickt zu ollen guten Kuͤnſten / befunden wirdt: Wideromb einander gen 30 
gantz wolgeſtaltes Lelbes vnd guter Anzeigung / der doch boͤſes Lebens / vnnd marbſama⸗ 
eines vnerbarlichen Gemuͤths. Darvmb foll man niemandt feine angebor, ben ſoll. 
ne Laſter bald fuͤrwerffen / vnnd hoͤckeriche / ſchiele / hinckende / ꝛc. Leute vbel 
ſchmaͤhen / wenn ſie nur den Willen haben / ſich ſelbſt zubeſſern / vnd die Ge⸗ 


brechen der Natur znaͤndern fleiß anwenden. 


Jedoch find etliche auß denen / die da muͤſſen das Vrtheil der Natur 
leyden / vnd hoͤren / daß fie Betrieger / liſtige Fuͤchſe / Waͤſcher / vnnd vnver⸗ 
ſchaͤmbde Leute in der That ſeyn / wie denn gemeiniglich denen begegnet / die 
da vngeſtalte Glieder vnd mangelhafftige Sehnadern oder Fleiſch haben / 
dadurch beyde das Gehirn / der Vrſprung aller Sinnen vnnd Bewegung / 
vnnd das Herk/ein Quell deß Lebens / mancherley mitleyden haben muͤſſen. 
Daromb die euſſerlichen Maͤngel verderben die jnnerlichen Gaaben deß 
Gemuͤths / vnd su mehr boͤſem Vrſach geben / daher von denſelben / die die 
Natur mit einem ſonderlichen Zeichen gezeichnet / das Sprichwort lautet: 
Ein jeder ſoll ſich huͤten für gezeichneten Menſchen. Damit die verſtaͤndi⸗ 
gen ynnd erfahrne Leute vns lehren woͤllen / daß wir mic boͤſen Leuten nicht 
viel Gemeinſchafft haben ſollen / ſintemal die Erfahrung es außweiſet / 
daß fie betruͤglich ſind / vnnd denen / die mit ihnen vmbgehen das Lohn 

eben, | 
i Alfo auchdie hinckenden oder wanckenden Leute geyl find von Natur 
vnnd gröffere Geburtsglieder denn andere Leut haben: Daher das Sprich⸗ 
wort koͤmpt: Die Hinckenden geben den beſten Mann. Denn alle Nah—⸗ 
rung die da dem krancken ſchwachen Fuß abgehet / die koͤmpt den Geburts⸗ 
gliedern zu gut / machet ſie gröffer/onnd gibt ihnen deſto mehr natuͤrlichen 
N, 


Saame 
cc iij Das 


— — — — 


RR... Das lX. Buch deß fuͤnfften Theile? ⸗/ 
der —* Das XI. Capitel. N 


"on dent weichlichen Seibe etlicher Menfehen/ Corpore 


De _ neutro genannt / der weder recht gefund noch kranck iſt / ſon⸗ 


von Erhal⸗ 


Si er, been mmer wieswifchenbeyden wancket. 


3) 
Br. = biegegenwertige Geſundheit deß Leibes erhielee vnnd bewarete / oder 
Garn  eideralen Schaden fleiffig befchükere : Das ander/das da dem ſchwachen 
ty Leibe mie Huͤlff zuvor käme / cheer kranck wuͤrde: Das dritte / das da die 
fer fchaden. Kranckheit / ſo den Leib vberfaͤllet und plaget / heylet vnd lindere. 
Die Seht Deßgleichen haben die Alten auch dreyerley Art unferer Selbe gemacht: 


von Rand» Eine die Geſundheit genannt / wenn der Leib ohn öffenrlichen Mangel vnd 


2. jr 
— F neykunſt / Medicinam, haben in drey Stuͤck gethetlet. Eins / das da 


heiebenten oh ſichtbarliche Verletzung feiner Glieder recht geſund lebet / vnud kein 


Curativa 


Drsyeriey rechte Kranckheit fuͤhlet. Die ander / die Kranckheit / wenn der deib an ſet⸗ 
er, Gliedern oͤffentlich verletzet / vnd nicht geſund / daß man Artzney wider 
no Keanckheir — De die le ein ih ein — 
Sanitas, tige vnd vngewiſſe Geſundheit / darinn der Leib ſcheinet als were er gefunde 
Belundheit. wie bey einem boͤſen verdackten Schalck / als were er from / vnd iſt doch dar, 
A⸗⸗bu⸗, hinder ein boͤſe Art deß leibes / die da geneiget iſt zu Kranckheit vnd allerley 
5 Schwachheit / darvmb jhn die Latini N eutrum corpus, wit weichliche 
oder ſchwache Leibe heiffen. 
—— Wideromb befinde ich / daß dieſe weichliche Leibe zweyerley ſeyn. Die 
eng erſten find/die nach groſſer Kranckhett geneſen / vnnd der Krauckheit gelo, 
trand.'  fetvaber doch ſo ſchwach / vnvermoͤgen / abgemattet / oder auch abgerehret 
Der eg ſind / daß fie chen fo wenig gefund als Franck mögen genannt werden. Die 
fen Mangelifta! sdenn nicht mir Artzneyen / fondern em S Hl 
das iſt er vnd guter Nahrung/oder Stärcfungsurachen. Denn es geſchicht j nen 
en faſt wie den Wandersleuten / die da auß der Mörder vnnd Rauber Hände 
1. antrunnen / vnd doch noch zittern vnd zagen / ja deß Erſchrecknuß dergroſ⸗ 
Neurrum fon Befahr jhres Leibes / darinn ſie geweſt/ nicht recht loß ſind / ſondern gu⸗ 
Vale ger Leute Troſt vnd Ermahnung beduͤrffen / und alfo gemach wider su ſich 
weichtihe ſelber fommen: Gleicher Weife die Krancken / wenn fie ſchon geneſen / wi⸗ 
Leibe ſo dervmb vmbgehen / als linder iſt / doch etliche Zeichen der Kranckheit noch 
Ranger DEN fh behalten / vñ viel Beſchwerdeh / die da anff die eht anzuh aͤngen pfle— 
fehtwach bteis gen / oder Mattigkeit fuͤhlen / vnd alſo wenn ſie gleich nimmer Franck / doch 
nichtgar richtiz find. En 
Neutrum Dieandern meichlichen Leibe dieſer Art / find etwas aͤrger / als da find 
deesdensse, dieſe / die da zum erſten anſehen ſcheinen als weren ſie recht friſch / vnnd 


nicht 





Siſt offenbar vnd am Tage / daß die Alten vorzeiten die Arge 








© 


Don den Geheimnuffender Natur, 391 
nicht weichlich / doch heimlich ein vnreinen $eib voller boͤſes Gebluͤts vnnd —— 
Feuchtigkeit haben / dardurch ſiczu Kranckhett geneygt / vnd nit lange friſch borgener 
dawren koͤnnen / vnd wo man jhnen nicht zuvor koͤmpt / in Gefahr Kranck Be 
heit vnd Todtes ſtehen. heit geneigt. 

Derwegen der hochberuͤhmbee Artzt Galenus auch vnterſchiedlich Ich. Dit 
ret von der Speiſe / welche entweder die Geſundten / oder die Krancken / oder Sp iſe far 
Die weichliche Leute / ſo nur von der Kranckheit geneſen / ſollen gebrauchen / PeisN®* 
denn die da nun beginnen friſch zu werden / ſollen mit jhrer Speiſe oder Eſ. 
fen das Mittel halten / gegen Geſunden vnd Krancken zurechnen / denn jh⸗ 
nen vorgeſchrieben wirdt alle ſubtile / maͤſſige ordentliche Speiſe / darinn 
fie das Map nicht vberſchreiten muͤſſen / noch mir dem wenigſten zuviel 
eſſen. Denn gleich wie recht geſunde vnd ſtarcke Leute viel Vngeſundes vnd 

Bnordnung vbertragen fönnen : Alſo dieſe weichliche Leute von dem ge, 
ringſten Irrthumb / Vnordnung oder Vngeſundheit ſchaden nemmen. 

Es iſt ein Vnterſcheid zuſpeiſen nach dem Die Leute geartet vnd gena. Drönung zu 
turt / vnd ſol Orbnung vberall gehalten werden / will man anders gefunden ne 
feyn. Alſo gibt man Eleinen Kindern wol Speiſe vnd Nahrung/ aber nicht 
wie den Alten vnd Erwachfenen/dieda Schincken / Speck alt Rindfleifch 
vnd andere harte gedörzere Speiſever dawen koͤnnen. Wie ein jeder Rock an 
der Kinder Leibe / ein jeder Schuch an jhre Fülle nicht gerecht: Alſo jede 
Speiſe vnd Artzney jhnen auch nicht dienen woͤllen. 

BVnd ob wol etliche nafewigige oder gar zu klluge Aertzte vergeblich diſpu „,,.,, 
tieren woͤllen / ob auch die dritte Art zwiſchen Krancken vnnd Befunden’ ce mer 
Neutrum corpus, weichliche Leibe genannt / recht abgeſondert vnnd abge, —— 
theilet: Jedoch haben wir von demſelben reden woͤllen / denn es die Natur Are 
ſelbſt / die Eygenſchafft der Seibe/die gemeine Betrachtung vnſers Lebens/ * von ge⸗ 
die taͤglichen Exempel / die vbliche Gewonheit zu gruͤſſen oder zu reden mit⸗ — 
bringet. Davon dieſe Art zu gruͤſſen vnd zuempfahen in gebrauch kommen / davtwer⸗ 
daß man fraget: Seydt jhr friſch auff? Wie gehabts mie ewerm Geſunde? ** 
Seydt jhr wol auff? Wie gehts euch an Leibes Geſundheit? Wie gehabt jhr 
euch? Wie ſtehts? Wie gehts? Iſts noch alles gut vnd richtig? Drauff man 

auch gleicher weiſe antwortet: Noch wol / oder / wie Gott will / nit ſonderlich / 
alſo ziemlich / halb gut / halb boͤß / es doͤcht wol beſſer / ich bin nit recht friſch / 
recht wolauff / es blaͤttert ſich jmmer dar / nicht wie wir gern wolten / es iſt ehe 
beſſer geweſt / ich hoffe der Beſſerung / wie man kan / wenns nicht iſt / wie man 
. till, Welche Art zu reden vnd zu antworten haben alle Voͤlcker in jhren 
Syraachen / wenn ſie zuſammen kommen / vnd ein ander anſprechen. 
Vund weil etliche derſelben von der Kranckheit geneſen / aber nicht Ziebi⸗ 
recht geſundt / etlichen auch weil ſie umbachen/ vnnd noch nicht — weihlichen 
* ER iegen / 





N 
F — 3 


8 


392 Das IX. Buch deß fuͤnfften Theils/ 
Lente das liegen / die Krauckheit zuhaͤnget / ſo toͤnnen und ſollen dieſe Leute gar nit fuͤr 
Mine ſind Franck noch für geſund gehalten / ſondern weil ſie zw ſchen beyden wancken / 
Eee und das Mittel halten / Neutri, das iſt / beyder keins / vnd wie wir ſorechen / 
g· ſundt. weichlich / vnrichtig / ziemlicher Geſundheit geachtet werden. Denn dieſe 
Art zwiſchen der Kranckheit vnd Geſundheit dag Mittel iſt / vnd auß bey⸗ 
den vermiſcht / wie braun zwiſchen weiß vnd ſchwartz / wie jugendt zwiſchen 
Kindheit und Mannheit. Denn weil ſie weder einem Geſunden gleich / mit 
jhrem Leben / Wercken / Thaten oder Geberden / noch wie ein Krancker zu 
Bette liegen / oder vntuͤchtig / fo koͤnnen fir andy weder geſund noch kranck 
genennt werden / ſondern billicher heiſſen dem gemeinen Brauch nach / 
Neutri, weichlich / vnrichtig / zem iches geſundes. 
Die Geſtalt aber dieſer weichlichen Leibe iſt alſo. Die Natur erzeiget 
RN wol mit allerley natürlichen Weſen / Thun vnd Wirckung / aber matt / 
EHEN 5 ſchlaͤfferig und vnvolltoͤmlich / alfo/ ob ſie ſchon vmbgehen und wandeln / ſo 
geſchihets doch mit Beſchwerde / Mattigkeit / daß ſie offter wackeln oder 
Neutro- gretſcheln / offter ſich niderſetzen muͤſſen / vnd che müde werden als ſie gewoh⸗ 
sum. net. Deßgleichen ob ſie eſſen vnd ſchlaffen / mit zu Tiſche ſitzen vnd von allen 
3. Gerichten eſſen / ſo ſchmecket jnen doch nichts recht / als vorhin da ſie friſch 
waren / haben ſelten rechten Hunger, Mehr ſchlaffen ſie / vnnd erquicken ſich 
ao auch etwas vom Schlaff / aber nicht fo ſanfft / fo feſt fo fange / als geſunde 


vnd die wol gearbeitet / oder die da offt in der gantzen Nacht nicht erwachen 


doͤrffen. 
Aber dieweil dieſer weichlichen Leibe zweyerley Art / wie oben gemeldet / 


Wie die an⸗ ſo find dieſe / die da von Kranckheit alſo ſchwach / am beſten dran. Denn in 


ren jhrem Leibe die boͤſeFeuchtigtelt ſich nun verzehret hat / vnd es allein an dem 
ADbevor der mangelt / daß die natuͤrliche Kraͤffte nicht fo bald ſich erholen koͤnnen. Die 
en andern/diedavonder Kranckheit alſo ſchwach / vnd su Kranckheit geney⸗ 
sihfen.  ger/findamArgftendran. Denn ob fie wol zum erſten anſehen ſcheinen / als 


weren ſie friſch vnd ohne Mangel / vnnd auch ſelten ſich ſelber mercken: So 


— ſind fie doch) voller boͤſes Gebluͤts oder boͤſer Feuchtigkeit / haben heimlichen 


beit Ga chrechen / den fie jnen entweder auß vbrigen Effen vnd Trincken / oder auß 


Vervnreinigung der Ehewercke / oder auß groſſer Erkaͤlt ung der Lufft / oder 
auß ander Vnordnung geſamblet. 


Wie dieſe Darju iſts fo viel deſto aͤrger / daß dieſelbe jhr eygene Gebrechen / wenn ſie 


ee fiefchon fühlen / verbergen vnnd laͤugnen / damit ſie nur nicht von andern 


andere ver⸗ geſchewet unnd gemiedten / vnnd mir freffen und fauffen/oder guter Geſell⸗ 


vureintger. f chafft / das boͤſe vberwinden wöllen / mit jederman trincken / vberal dag 
Maul waſchen / ja auch jhren eygenen Tranck / ob fie wol offter gantz ſuͤchti, 
ge ſchaͤdliche Kranckheit haben / andern vorſetzen / vnd nichts darnach fra⸗ 


gen / 


N 


7 
+ 








EEE 


alſo abgemahlet: 





| Von den Geheimnuſſen der Natur. 393 
gen / ob jederman von jhnen vergiffter vnnd verbnreiniger / damit fie mar. 
lich jhnen felbft unnd andern fehr unrecht ſeyn. Vielleicht geſchichts dar, 
vmb / daß wenn ſie raͤudig weren/ woͤllen daß alle räudig feyn damit nic, 
mandt ſich vor jhnen alfo abfchemendörffre. Aberdiefe meichliche Leute / die 
vnter einem ſchein deß Geſunds die andern betriegen / hat der Poet Perlius 


Wie ſauber vnd geputzt du biſt / 
Doch haſt ein Eyter der da friſt 
Heimlich / biß auffn jnnerſten Ort 
Deß Leibes / drumb dich weiter gorſt / 
Damit dein Schand vnd Schaden deckſt / 
Biß daß du auch von auſſen bleckſt. 

Widervmb auch anderswo / in einer Perſon deß Artztes / beſihet er fleiſ⸗ 
fig einen der feine Kranckheit verbirget / vnd nicht will vngeſund ſeyn / ſon⸗ 
dern zancket ſich mie dem Artzt / verwirfft feinen Rath / ſpricht auch / der Artz⸗ 
te werde ehe ſterben als er: 

Med. Hoͤr / wie koͤmpts daß du biſt ſo bleich? 


Eger. Es iſt nichts / du von mir ſtracks weich. 
Med. Sih doch wol zu / es nicht wol laut / 

Wenn herdurchſcheint die helle Haut. 
ger. Ich bier den gar nicht vmb ein Rath / 


Der ſelbſt mehr Kranckheit am Leib hat / 
Gott hats wol ehe alſo verhangen / 
| Daß ich mitm Artzt zu Grab bingangen. 
Med. Spott wie du wilſt / das boͤß ſich weiſt / 
Sih wie du nur im Eſſen kreiſt / 
Der Athm iſt ͤng / die Gſchwulſt nicht weit / 
Gott geb es ſey dir lieb odr leidt / 
Der Mund gang ſtinckt und vbel reucht / 
Das zʒittern mich auch boͤſe deucht. 
Dergleichen Leute finder man heutiges Tages viel die da im Ange, 


ſicht / Augen vnnd ganzem Leibe Zeichen der Kranckheit von fich geben/ 


vnd doch ihre Kran ckheit verbergen / der nicht glauben / viel weniger den 
Artzt vmb Hülff anfltehen. Aber fie ſtehen inen felbft vbel vor / dieweil fie fich 
mir vergeblicher Hoffnung / es werde beſſer werden / oder mir boͤſer Blind» 
heit / betriegen / das hoͤſe haͤuffen / biß ſo lang es vberhandt nimbt oder eyn⸗ 
wurtzelt / daß mans entweder laͤngſammer wegbringen kan / oder wol gar 
vnhey ſam wirdt. Derwegen der weiſe Mann jeden vermahnet / daß er 
bey Zeit in Kranckheit Artzuch ſuche / denn es iſt allzeit befferim X nfang zu⸗ 

| nr dd heiften/ 


— 


Satyr- a. 


Satyr. 


Der Kran⸗ 

cken groͤſter 

Schade mit 

dem auffzie⸗ 

ben vnd vn, 

nüsen ſchaͤ⸗ 
en. 


Eeclef. ı8. 


29% Das IX. Buchdeßfünffeen Theile) 
helffen / als lange geharret. Daher auch diefe Erinnerung deß Poeten 
Perlũ gehoͤret: j 
AR \ Hoͤr / wer du biſt / du koͤmpſt zuſpat / 
Er DDaß du nun ſuchſt deß Arhtes Rath / | # 
Wenn Kranckheit zu ſehr nimbt vbrhand / 
Nichts iſt / niemand guten Raht fand. 
Welchs dieſe weichliche Leibe mehr als andere muͤſſen in acht haben. 
Darvmb die Leute / die alſo geartet / nicht recht geſund / in der mitte wancken 
zwiſchen Kranckheit vnd Geſundheit / moͤgen bey Zeit klugen beſcheidenen 
——— Raht ſuchen / ehe denn es aͤrger werde / vnd zu lange geharret. { 
weiblichen Weiter / was wir von mweichlichen Leiben deß Menſchen auß Erfah⸗ 
Lufft. rung vnd wolgegruͤndter Lehre der alten Aertzte ſchreiben das fan auch gar 
fuͤglich von der Lufft und Wetter vermeldet vnd verſtanden werden. Denn 
die. Lufft nicht allein geſundt / oder Peſtilentziſche vergifftet iſt / ſen dern auch 
die dritte Art an ſich hat / als nemblich / das Mittel / daß man ſpricht / weich⸗ 
lich oder ziemlich / das iſt / nicht ſo gar geſund / auch nicht gar Peſtilentziſch. 
Deßgleichen daß Wetter / ein mal ſchoͤn helle / das ander mal truͤbe vnd dun. 
ckel / das dritte mal leidlich vnd ſo hin iſt. Bad faſt vberall in naruͤrlichen 
Dingen / es ſey in Winden / Gewaͤſſern / Affecten def Gemuͤths / tan man 
ein mittel Art finden / vnd gleicher Weiſe davon reden. 


Das x 11.Gapitel, 


Wie vnd wenn die przfervatiff Argney wider Peſtilentz oder 
ander anfällige Gifft foll gebraucht werden / darzu welche 
Stuͤck dieſe Krafft / zuverhuͤten das boͤſe / haben. | 


7 Ch hab es in Franckreich vnnd Niderland erfahren / daß jhr 
elche Ei — 

Stüd für viel zur Zeit der Peſtilentz oder anderer anfälliger gifftiger Rranc, 
Ed: heiten / lange ficher geweſt / vnnd vnverletzt blleben / darvmb daß fiser, 


= Sie e licye Gifftartzney su Bewahrung ſtets gebraucht vnnd genuͤtzet / als nemb⸗ 
bewahren· lich Tyriack Andromachi / den der Galenus nicht gnugſam ruͤhmen kan / 
BE Mithridat / Scordium / Zitwer / Angelicam / Laſerwurtzel / Meiſterwur⸗ 
geel / die einander faſt gleich. Aber wenn dieſelben / ſo ſich durch Huͤlff die⸗ 
bedacht fol fer Artzney fo lange gewehret / ein mal kranck an der Peſtilentz oder anderer 
a ihre worden / hat man kein fo ſtarck Artzney finden koͤnnen / die ihren 
Kranckheiten geholffen / vnnd das boͤſe hinweg bracht hätte, Denn ob wol 
die beſten Stuͤck wider Siffe / zu rechter Zeit gebraucht vnnd genuͤtzet / iſts 
doch vergeblich vnnd vmb ſonſt geweſen / welchs ich erachte daß es hen, \ 
geſchehe / 








Von den Geheimnuffender Natur. 395 
geſchehe / daß erſtlich ſie der Artzney wider Gifft zu ſehr gewohnet / daß ſie in 
hoͤchſter Noth bey jnen nicht recht wircken fönnen, Darnach / daß die Gifft 
der Peſtilentz oder Kranckheit ſo groß vnd ſtarck / daß weil ſie / vnangeſehen 
die Verwahrung deß Hertzens mit den Koͤſtlichen Artzneyen / den Leib hat 

angreiffen koͤnnen / vnd ſich vorhin nicht durch die præſet vatif Artzney ab⸗ 
wenden laſſen / vnd nachmals da die Gifft angefallen / in andern Artzneyen 
wider die boͤſe Seuche wenig Hoffnung ſey / ſondern die Gefahr ſo groß/ 
“ es bald vmbs garauß geſchehen / vnd faſt wie im Kriege zugehet / da man 
chreyet: 
Wer vberwunden / hat ein Troſt / Pirg.lib 3. 
Daß nun kein Hilff/niche werd erloſt. 

Derhalben wenn ich mit jhnen vmbgehen ſoll / ſo laß ich fie allezeit die ne 
befteonnd ſtaͤrckſte Artzney brauchen, auch derfelben zwier fo viel als ſonſt / oder curie⸗ 
nach dem Sprichwort : Auff ein harten Aſt gehört auch cin harter Keil. Kr giftige 
Vnnd ſo bald das Herk geftärckt / die Gifft der böfen Seuche durch den Heicen. 
Schweiß herauß treiben. (Diefen Gebrauch deß Tyriacks vnnd anderer DOT, 
Gifftartzneyen / beſtettiget der hochberuͤmbteſte Galenus auch / da er will in mic unter 
feiner Lehre vom Tyriack / daß der Tyriack gemeiniglich in einer groͤſſe einer re 
Egyptiſchen Bonen / welche Leute vonder Sröffe einer Caſtaneen odereh „... ME 
nes quineleing ſchwer verſtandẽ wird/foll gebraucht werden. Wenn aber ct» 
nen: die Kranckheit der böfen Seuche oder ander Gifft ankommen / daß 
mans geduppelt ſo gut brauchen fan vnnd fol / damit die Gifft recht durch 
den Schweiß außgetrieben. Daran wol zumercken / daß vielen die herrliche 
Artzney Tyriack deſto weniger hilfft / daß fie es nicht recht gebrauchen, ) 

Deßgleichen ſoll man ſich sur Zeit der Peſtilentz mit m Aderlaſſen auch serraffen 
wol bedeneken / denn ſolchs gemeiniglich nit gut iſt in ſolchen Kranckheiten / iſt necht alie⸗ 
darvmb daß die Gifft und boͤſe Seuche / wenn das Blut geſtoͤret / wie ein Feu⸗ ae 
werwenn mans aufffäylirer/fehrer fich außbreitet / groͤſſer im Leibe wird / vnd tenf 
ehe zu den vornembſten Gliedern / Hertz vnd Haupt / dahin alle Blutquelle 
der Blutadern vnd Lufftadern flieſſen / greifft: Es were denn cin ſonderliche 
Vrſach der Eompierion halben / vnd ein ſonderliche Noth diß anders leret. Sinn —* 

Der wegen dieweil der gemeine Mann / vnd auch viel vornemme Leute / auffaenems 
ohne vnt erſcheid und bedacht auff jeden Rath bald fallen / es ſey auch Schu⸗ men werden. 
ſter oder Schneider / vnd mit groſſem Schaden jhrer Geſundtheit / ich ge⸗ 
ſchweige von der Gefahr des Lebens / ſo will ich auch dieſen Rath gemeinen ee 
Leuten mittheilen daß wenn ein Peſt entweder ang Bergifftung der Lufft/. 
da deñ jeder man / er ſey Edel oder Vnedel / Eynheimiſcher oder Außlaͤnder / 
gefaͤhrlich damit befaͤlt oder auß Gebrauch boͤſer Speiſe vnnd Hungervda ,,' 
deñ Dis Eynh miſchen allein hänffigdamir geplaget / ent ſtanden / nit jeder, | 

ddd ij man 


“Der befte 
Raͤth in 
Peſtilentz 
zeiten fuͤr 
Geſund. 


Socratis 
Artzney zur 
Zeit der 
Peſtilentz. 


Linde Artz⸗ 
ney wider 
Gifft beſſer 
als ſtarcke 
Zuverwah⸗ 
rung. 

I, 


2 
3. 


Exempel der 


Verwah⸗ 
rung wider 
Gifft. 


Citronen 
&ob. 


Georg. %. 


396 Das IX. Buch deß vierdten Theils / | 
man freventlich. allerley Artzney wider Gifft / zu Berwahrung eynnemmen / 
vnnd derſelben gewohnen ſoll die man bedarff / wenn die Gifft einen ange, 
grieffen / damit nicht zur Zeit der Noth die Artzney gar nichts thun / vnd er 
alsbald huͤlffloß ſterbe / ſondern daß er ſich / wo er ſonſt geſundt / nur maͤſſig / 
nuͤchtern vnd froͤlich halte / weder Zorn noch Trawrigkeit eynnemmen laſſe. 
Denn alſo leſen wir / daß Socrates mit feinem maͤſſigen Leben in der haͤrte, 
ſten Peſtilentz vnd Verwuͤſtung / welche gantz Græciam vnd Aliam beſchaͤ⸗ 
diget / ſich allein fuͤr der boͤſen ſchroͤcklichen Gifft vnverletzt behalt en. 

Vnter deß will ichs auch nicht ſchelten / ja ich thue es ſelbſt / daß der 
Leib in ſolchen gefaͤhrlichen Zeiten mit linden Artzneyen wider alles boͤſe 
verwahret wirdt / vnnd inſonderheit gehaͤrtet / daß er nicht fo bald boͤſe Gifft 
empfange. Alſo ſoll niemand nuͤchtern oder vngeſſen außm Hauß gehen / 
nur dag man maͤſſig fruͤſtuͤcke. Darnach ſoll man mir wolriechen den vnnd 
kraͤfftigen Sachen / als Roſenwaſſer / Wein’ Eſſig / Holunderbluͤt / eynge/ 
machten Roſen / den Mund / die Naſe / die Ohren / die Haͤnde vnd das An, 
geſicht beſtreichen oder waſchen. Endtlich Coriander oder Zimmet / Zie, 
wer / Negeln und Citrinat Schalen kaͤwen / denn dieſe Ding alle die anfaͤl, 
lige Gifft der euſſerlichen Lufft zutreiben vnnd zu nichte machen / daß ſie 
nichts ſchadet / die ſonſt das Hertz / weil es durch den ſtetten Athem die £uffr 
alle zeit an ſich zeuhet / vnd wider außaͤthemet / leicht vergifftet. 


Denn ich / da die Peſt am ſehrſten regieret / niergendts abgeſchlagen / 
ſondern zu jederman / wo ich gefordert / auch zu Peflstengifchen / gangen / 
mich Sort meinem HErrn befohlen / dem in meinem Beruff getrawet / dar⸗ 
nach mie den obgemeldten Artzneyen / vnd ſonderlich mir dem Citrinat / oder 
vielmehr mit den ſawren Citronen / ſonſt Limonten auch genannt / mich 
auffs beſte muͤglich / verwahret / die ſafftige Schalen der Citronen mit den 
Zänen gefäwer/fo friſch den Safft außgeſogen / denn es iſt nichts heſſers in 
der Zeit / als dieſes Apffels Schalen / Safft vnnd Saamen / welches der 
Virgilius auch geruͤhmet: 

Der Citron gibt ein ſawren Safft / 

Kein Apffel hat groͤſſere Krafft / 
Wenn ſchon der Tranck were vergiffe/ 

Dir doch nichts ſchadt / noch boͤſes trifft. 
Der Citron hilfft /das Seben friſt / 

Ein Artzney Jung vnd Alten iſt. 

¶Diß muß ich auch darzu ſetzen / daß wie durch dieſe oberzelte Stück 
das Hertz ſehr vnd wol verwahret / daß es nit den Athem durch den Mund / 
Naßloͤcher / ꝛtc. an fichsiche : Alſo iſt doch auch noch eins zuverhuͤten / als 

nemb 


Von den Geheimnuffender Natur. 37 


nemblich / daß das Hertz nicht durch die verborgenen Schweißloͤcher deß 
gantzen Leibes / dadurch auch der Athem hineyn in Leib gehet / und biß zu den 
vornembſten Gliedern durchtringet / ein Gifft an ſich ziehe / welchs verwah⸗ 
ret / ſo man die euſſerliche Haut des Leibes deſto haͤrter haͤlt / es ſey durch Kaͤl⸗ 
te / grobe Arbeit oder harte Kleyder / vnd dergieichen. Darvmb in ſolchen 
Zeiten denen ſo noch kein Gifft empfangen / vnd an verdaͤchtigen Oertern 
wandeln / nicht gut iſt viel Baden / Schwitzen oder groſſe Waͤrme / dadurch 
die Schweißloͤchlein geoͤffnet werden / vnd zu groſſer Gefahr Vrſach gibet / 
ſondern viel beſſer / daß ſie ſich kalt vnd hart halten. Daher es in einem 
groſſen Sterben zu Schweydnitz geſchehen / allda die gantze Zeit vber kein 
Todtengraͤber geſtorben / wie ſonſt offt geſchicht / daß der Her: Buͤrgermei⸗ 
ſter fie zu letzt gefragt / wie fie es macheten? Darauff fie geantwortet / ſie thaͤ⸗ 
ten nichts / als daß ſie das kaͤlteſte friſcheſte Brunnenwaſſer auß dem tieffe⸗ 
ſten Bruͤnnen nemmen / vnnd wenn ſie in ein Peſtilentziſch Hauß giengen / 
Todte zuholen / ſo goͤſſen ſie vor ſich an die Waͤnde vnnd Decken / auch auff 
den todten Seichnam/ond wehren alſo ſicher. Welchs alles allein wegen der 
Verwahrung mit Kaͤlte geſchicht. Denn wie die Krancken / ſo befallen ſind 
mit Peſtilentz / woͤllen gehalten ſeyn warm / ſchwitzend / vnnd mit auffgetha⸗ 
nen Schweißloͤchern: Alſo die da Geſund / vnnd ſich fuͤr der Peſtilentz 
fuͤrchten / deg Widerſpiels mir Kaͤlte vnd Verhartung der Schweißloͤcher / 
ſich befleiſſigen muͤſſen.) 

Aber die ſtaͤrckſten Artzneyen wider Gifft / es ſey Peſtilentz oder andere 
Seuche / brauche ich / vnd laſſe ſie j zn Verwahrung / ſelten vnd wenig brau⸗ 
chen. Denn ob ſie wol die Gifft wegtreiben / ſo ſind ſie doch auch der Natur / 
daß fie den Leib hart angreiffen / ſeine Geſtalt und gantze Complexion / die da 
ſtehet in rechter temperierter Vermiſchung / Hitz vnnd Kaͤlte / Feuchte vnd 
Trucken / veraͤndern vnnd zurſtoͤren / ja die Feuchtigkeit des Leibes / fo be er 
etwas viel zuſammen geſamblet / gefunden wird/ (mie gemeiniglich vor der 
Purgation geſchicht) hin vnnd wider außbreiten / erhitzen vnd entzuͤnden / 
endtlich brennende Fieber erwecken. 


Das xiII.Gapitel. 


Was es doch für Vrſach habe / daß vnter fo vnzehlicher Mens 

ge der Menſchen / niemand einem andern recht gleich iſt / vnd 
mancherley Geſtalt der Leute im Angeſicht / Augen vnd Ge⸗ 
berden gefunden wird / alſo / daß auch offt rechte Geſchwiſter 
einander nichts gleich noch ehnlich find. 


ddd ij Gleich 


4. 


Die Natur 
der ſtarcken 
Gifftartzney 


398 Das IX. Buch deffünfften Theils / 
66 wie da in der gantzen Welt wunderbarlicher Weiſe/ 


—* jmmer cin Ding ein andere Geſtalt hat als das ander / vnnd lisbltche 
Sefaie der ſchoͤne Veränderung die Natur in allen Dingen mitbringet: Alſo 
po, if ein vnaußfprechliche wunderbare Vngleichheit vnnd Vnterſcheid der 
Brfagen Menſchen / in jhrer Seftale Farbe’ Angefiche / Augen / ineamenten / Art 
der Seſtatt. deß Geſichts vnnd Mundes / Welche etliche woͤllen / daß ſie von der Wir⸗ 
Bien, ckung der Geſtirn am Himmel komme: Ich aber ſchlieſſe / daß es vielmehr 
dane dis von der Natur deß Saamens / vnd Eynbildung der Mutter geſchehe. 
eh Denn diemeil das Weib / wenn fie empfangen/oder ſchweres detbeg ge⸗ 
het / gantzer neun Monden vber viel gedenckt / in Sinn faſſet / vnnd faſt alle 
Die Redan⸗ Augenblick mit jhren Gedancken auff ein anders faͤllet / offt auch die Augen 
a vngefaͤhrlich etwas erſehen: So geſchichts / daß was dem Weibein die Au, 
auff die ver⸗ gen vnnd Gedancken kompt / daſſelbe auch die Bildung der Frucht veraͤn⸗ 
es dert. Darzu denn wol hilfft / daß das weibliche Geſchlecht von Natur jhres 
Lawes. Lelbes Früchte halben ſorgfaͤltig / vnd nur darauff gedencken / wie fie ſchoͤne 
3. Fruͤchte dep Leibes an die Welt bringen moͤgen / ja alles was fie ungefähr, 
en Lich fehen oder in Sinn faſſen / der Frucht anerber. Vnd das noch mehr iſt / 
„wenn die Kinder geboren find / fo haben die Muͤtter den gröften Fleiß dar⸗ 
Fleiſſige auff / wie fie den Leib def nemgebornen Kindleins ſchoͤn / wolgeſtalt und ar, 
ee tignonallen Bliedern machen mügen/denn einesjungen Kindleins Olie, 
der laffen fid biegen vnnnd formieren wie ein Wache oder geſchmeidiger 
Thon. Derwegen fo etwann das Maul auffgeworffen oder vngeſtalt iſt / ſo 
drucken fig es / ſtreichens / bringens zu recht / bildens lieblich / ſch oͤn vnd herr, 
lich. Deßgleichen thun fie mir dem Angeſicht / weiches fie ſchoͤn for mieren. 
— Die Augen richten ſie auch ſchoͤner zu / vnnd auß himmelblawen / wie ſie ge⸗ 
gmeiniglich bey den Rindern zu ſeyn pflegen / wegen jhrer feuchten Natur / 
machen ſie ſie ſchwartz / durch viel Nahrung der Milch / vnnd fo viel deſto 
mehr/fo die Mutter oder Amme hitziger Natur iſt /onnd das Kind im fin, 
fern gehalten wird / denn liechte vnd helle Gemach / darein die Sonne ſchei⸗ 
ie Ken ner oder das Fewer leuchtet / machet bloͤde Augen bey jungen Kindern. Fe, 
genbiöde Doch ſchielendẽ vnd verkarten Augen dieſelben Gemach gut ſind / vnd wider 
—— sn jrem geraden Geſicht bringen / wenn man fir vom liechten abwarts leget / 
. Inde Augendaß die Augen wider in jhre Stelle ſich geben. Die eyngebogenen Naſen 
au wer kan man durch Freichen ſchlecht machen / die krummen vnd aupgebogenen 
Die eynge⸗Naſen kan man ſo offt drucken / dz fie fein gerade werdẽ / gleich von der Stir⸗ 
ne ne biß sur mittelften Luͤcke der Lippen eine gleiche Sinien treffen / vnnd weder 
werden.  srrechten noch zur lincken wancken. Die Lippen / fo ſie auffgewor ffen und 
Keen, dick geſchwollen ſind / welchs dan Moren gemein iſt / ſo ſtreicht man ſie / vnd 
et gruckel ſie fo offt / daß fig ſich niderſetzen / vnd gleich werden. Dergleichen * 
a 


Wovon ſo 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 399 
das Kinn allzu fpigig oder breit / die Stirn ‚das Haupt / die Augenbraun Di t® 


inn vnd 
vngeſtalt / ſo werden ſie durch die Mutter vnd Ammen jhres gefallens vnd — 
geſchickligkeit nach / gerichtet vnd kuͤnſtlich gebildet. | a 
Welchs denn ſonderlich von nörhen iſt / ſo etwann die Natur hincket gp;;anne 
oder mangelhafftig / als etliche mit krummen Halſe / etliche mir yngeboge/ bone Bus 
nen Schinbeinen / etlich hinckend geboren / fo koͤnnen dieſe Mängelinder INNE. 
jungeniugendt leicht gewandelt werden / vnnd alle zubrochene / zuſtoſſene 
oder außgeriſſene Glieder eyngerichtet werden. Alſo iſts am meiſten ander Di: vnacht⸗ 
Ammen fleiſſigen Wartung vnd Beſcheiden heit gelegen / dz Kinder ſchoͤn huntn ber 
vnd gerade auffwachſen / vnd feinen Mangel behalten. Hinwider die aller, 
meiſten durch Vnfleiß vnd groſſe Vnachtſamkeit der Muͤtter oder Am 
men / nicht allein vngeſtalt auffwachſen / ſondern auch hoͤckericht / lahm / 
ſchielend vnnd ſonſt ſcheußlich bleiben onnd gegen andern Menſchen jhre 
Schande haben. | 
Darnach ſind auch Muͤtter oder Ammen / die allzufleiſſig vnnd ſorg Die Die 
faͤltig ſind / welchs nicht zuloben / als nemblich / daß ſie die Geburtsglied er FT 
der Knaͤblein allzu bald auffmuntern vñ verſuchen / was ſie werden vermoͤ⸗ | 
gen koͤnnen / wenn fie in Eheſtand kommen / gleich als ſolten dardurch gute 
Männer werden. Aberin Warheit es ſchadet den Knaͤblein viel mehr / die⸗ 
weil ſie vnzeitig vnd allzu bald zur vnnuͤtzen Luſt gereitzet / vnnd dadurch den 
Safft vnd die Krafft abwerffen / oder die Pfeile geloſen / dadurch fie nad); — 
mals viel Rinder haͤtten zeugen koͤnnen. Wie man denn auch ſihet / daß mir — 
groſſem Schaden offt gar zu junge Leute in den Eheſtandt kommen / denn sum 
wo die Kraͤffte in ſolchen jungen Eheleuten nicht gar ſtarck ſind / ſo werden 
ſie von den Ehewercken viel zu ſehr geſchwaͤcht / vnnd verlieren bald in dem 
zarten Alter / durch die erſte Arbeit alle Männliche Staͤrcke. Darvmb iſts 
beſſer / daß die verborgene heimlichen Oerter von Natur fich ſelbſt ergeylen / 
als daß ſie durch boͤſe Luſt auffgebracht. 


Das XIV. Capitel. 
Ob es geſund ſey mit offenem Munde ſchlaffen / oder mit zu⸗ 

gethanen vnd zugeſchloſſenen Lippen. 

> Zliche Leute find wol in der Meynung / daß es geſundt ſey take 
(= mit offenem Munde ſchlaffen / darvmb / dz alediegroben bäfen Düns derer foda 

ſte deſto beiler weg kommen / nicht foing Haupt ſteigen / vñ der Athem vi batıen 

andy ſich beſſer reinige / daß er nicht riechend werde, Hinwider die da ſchlaf fenmir offe⸗ 
gen mit zuget hanemn Munde vnnd gugefchloffenen Lippen / dag fir einen vem Munde 
ſtinckenden vbelriechenden At hem haben muͤſſen. 


400 Das IX. Buch deß vierdten Theils / 
Der Schade Ichaber bin eines andern ent ſchloſſen. Denn gleich wie auff dem Rů⸗ 
| Chur m Ken ſchlaffen der ungen und Hertzblat ſchaͤdlich: Alſo it auch vngeſundt 
offenem mit offenem Munde fchlaffen/fintemal die Lunge / weil ſie hol iſt vnd loͤche⸗ 
Munde. richt / alſo durch die Lufftroͤhren die vnreine truͤbe lufft in der Nacht viel 
heſffttger an ſich ziehen wuͤrde / davon die Lufftroͤhren gefuͤllet / ein heiſchere 
oder tuncke lere Stimme folgete.So aber der Mund sugerhan iſt / fo kan die 
euſſerlich: Lufft nicht fo haͤuffig sur Lungen fommen / fondern muß fein 
langfam durch die Naſenloͤcher / und gleich wie durch ein vmbſchweiff auß 
vnd eyn gehen / reiner in dieLunge genommen werden / vnd die Hitze deß Her · 
tzens deſto beſſer getemperieret. Daher kompt auch / daß die mit zugethanem 
Munde ſchlaffen / keinen Durſt fuͤhlen / die da aber mit offenem Munde / 
daß ſie wegen der truͤben vnd euſſerlichen Lufft ein duͤrren Mund vnd Half 
brkommen / vnd deß Nachts offt durſtig werden. 
— 5 Vnnd vlel andere mehr anſehliche Vrſachen koͤnnten darg ethan wer⸗ 
nen den / darvmb geſuͤnder iſt mit zugehanem Munde ſchlaffen. Alfo iſt dieſes 
Munde nicht die wenigſte / daß die Dawung im Magen biel beſſer vollbracht wird / 
wenn man mit zugethanem Munde ſchlaͤffet / ſint emal die natuͤrliche Wär, 
deß Ma⸗ me alſo beyſammen behalten wirdt / vnd die natuͤrliche Dawung deſto beſ⸗ 
gens. ſer jhre Wirckung haben kan. Denn gleich wie Toͤpffe / darinn man Fleiſch 
kochet / viel eher vnd beſſer das Fleiſch gar kochen / wenn ſie mit Stuͤrtzen zu⸗ 
gedeckt werden / daß feine Hitze oder Dampff herauß fan: Alfo die natürliche 
Waͤrme deß Leibes beyſammen gehalten / durch das Zuthun deß Mundes / 
die Speiſe auch ehe verdawet. 

Derbalben iſt das mein Rath / daß alle die ein ſchwachen Magen ha⸗ 
ben / oder mit Huſten vnnd Schlucken geplaget werden / den Athem warm 
behalten / vnd mit zugethanem Munde ſchlaffen. Denn wo die natuͤrliche 
Waͤrme groͤſſer iſt / allda wird viel Schaden / vnnd ſonderlich denen abge⸗ 
holffen. Nachmals aber wenn ſie mit zugethanem Munde alſo die gantze 
Nacht gefchlaffen haben / vnd die Dawung der Speiſe vollkoͤmmlich volln, 
bracht iſt / alsdann rathe ich erſt / daß fie die boͤſen Duͤnſte reinigen durch 
Ruͤlckſen oder gute Streicher / vnnd die Winde fo im Magen oder Leibe 
ſchweben / weg gehen laſſen. — 


Das XV. Capitel. 
Von dem groſſen Schaden deß Vollſauffens / vnd etlichen 
Artzneyen wider die Trunckenheit. 
Der Teut⸗ 


facn dond Je Teutſchen / vnd faſt alle Mitternaͤchtige Voͤlcker/ ha⸗ 
yoens fuͤr eine Gewonheit / daß ſie niemand lieber zum Geſellen ion 
em‘ 





— — 
ae 


2 cas 
o 


WVon den Geheimnuſſen der Natur. 40 


aller Mitter⸗ 


vomb ſich leyben vnd haben woͤllen / als der ſehr trincken kan / vnnd ein guter — 32* 


Wenſchlucker iſt / wie Plautus ſagt. Darvmb achte ichs wol dafuͤr / daß et Beuiauf- 
ner ein angenemb Arbelt thue / der etliche Artzney wider die Trunckenheit 


melde vnd beſchreibe. 


Ich will aber zwar jedermaͤnniglich vermahnet haben / daß er nicht Eine Ver⸗ 
leicht sum Vollſauffen fich bereden laſſe / vnnd ſelbſt geneyget fey rein ande Mabnind,. 


iutrincken / ſond ern daß er / ſo vlelals immer muͤglich / ſich für aller Vnmaͤſ Beraur 


figkeit huͤte / fuͤ dem Sauffen ſich wehre / vnd höfliche Entſchuldtgung ent, ferer. 
weder Leibes Schwachheit / vnnd daß er nicht recht geſund ſey / fuͤrwende / 
oder aber andere diſt erdencke / dardurch er jhnen entgehe / die jhnen fuͤrge⸗ 
ſatzt haben / nach jhm / als ein Ziel / mit groſſen Kannen vnnd guten Truͤn⸗ 
cken zuſchieſſen / vnd nicht wol aͤrgere Feinde ſeyn koͤnnen. Alſo ein jeder kan 
nach Gelegenheit vnnd feiner beſten Beſcheidenheit mancherley Mittel 


vbvndo Wege erdencken / dardurch er ſich gegen die Vollſaͤufferey ſchuͤtze vnnd 


freye. 

Denn wer nur achtung darauff gibt / was dieſe boͤſeß ewonheit vnd an, die 8gã 
genommene Wette für ohn gibt / der wird bald ſehen / daß groſſer Schaden eu ’ 
vnnd mancherley Gebrechen / beyde Leib vnd Seel / dardurch zugefuͤget rer, Bei ‘e 
de. Dennerftlich verberbersdas Gedaͤchtnuß / nicht dag geringfie Theil bar 
deß Menſchen / ond macht vergeffene Seuee : Darnach machts auch böfe nuf-, 6 
Sefchronderteffende Augen, In Summares fommen viel andere. Schaͤ far Ge⸗ 
den auß onmälfigem Weintrincken / vnnd fonderlich alle falre Kranckhet, 3,Y11etaite 
ten? eß Gehirns / als der Schlag/@ chmwerefranefheitizc. Denn der Wein —— 
allzeit den Menſchen erhitzt / wie Galenus fein gelehrt / Sondern wenn man bins ale 
jhn vnmaͤſſig oder zu viel trincket / daß er von der Natur nicht recht kan ge⸗ — 
dawet werden / ſo entſtehen darauf kalte Kranckheiten. Denn die natuͤrlt, Kranheit. 
che Wärme wirdt von dem allzuviel geſoffenem Wein erſtickt vnnd auß⸗ 
—— wie das Liecht in der Lampen / wenn man zu viel Oel daran 
Beulen | | 
Dieſes ich defto mehr hierben fchreiben muß / damit niemande ger 
dencke / daß ich zu dem volltrincken wolte helffen, Denn gewißlich mir diß 
am meiſten angelegen iſt / daß zuvor auß alle Leute ſich gewöhnen nüchtern 


iuhalten / vnd maͤſſig zutrinek en. So aber fie es nicht Härten entgehen koͤn⸗ 
nen / vnd ein vbrigen Trunck thun muͤſſen / wie es bey den Teutſchen fuͤr ein — 
Recht gehalt en wird / daß fie ein Artzneh wider die Trunckenheit haͤtten. der die 


Solche Artzney wider die Truncken heit halt ich die Bitiere Ding / vnd Iraen⸗ 
was da den Harm treibet / oder die vbrtgt Feuchtigkeit durch das Waſſer Auedreding 


durchs 


bald widervmb hinweg bringt. Dennalfe fan man machen daß die böfen Zu... Ba 


"Dünfis deß Trancks anderswo hinweg koͤnnen / und nicht fo ſehr ins weiten, 


eee Haupt 


En 





402 Das JX. Buch deß fuͤnfften Theils / 
Kite Haupt ſtigen / auch der Wein nicht im SGebluͤt verbleibe / fuͤrnemblich weil 
—— die Bitterkeit außtrucknet / vnd verzehret alle Feuchtigkeit. Darvmb huffts 
ie gar wol / daß man nicht zu riſch truncken wird / wenn man fünffoderfechs 
Satvon butere Man deln vorm Abendeſſen jſſet / welchs daun eben aiſo wol thun die 
5 Pfirſigtern / vnd ver Safft von den Pfirſigkernen Baͤumen Blaͤttern auß ⸗ 
Bamuc⸗ getrucket / vnd nuͤcht ern ein Becher voll außgetruncken. Gleiche Rraffeb 
einvon ben die Traͤncke von frembder Wermut / vnd die Mufcarennüß. Denn diefe 
Stück eröffnen alle Gaͤnge / wie denn auch vier Lot Baumoͤl / oder Seeſaa⸗ 


frembder 
ne men Oel/ fruͤ vor Tage eyngenommen / den Bauch loxiret / vnd des Waſſer 
del. sreiber/alfo daß fein Tranck im Leibe verbleiben kan / ſondern ba d durch ge 

he / es ſey dann daß man mir allzuvielſSpeiſe den Magen fuͤllet. 

Denn wer da ſehr trincken will, der muß deſto weniger effen. Ja es wer 
Wenig auch gut / daß derſelbe ein Brot mit Honig fett beſchmieret auffeſſe / denn 
— — Honig benimpt dem Wein feine Krafft / vnd vertreibet die anfffleigen, 
Honig. den boͤſen Duͤnſte ins Haupt. Der Cato lobet vber die Maſſen ſehr in ſol⸗ 
chem Fall das Kraut / vnd demnach manch erley Art des Krauts gefunden 
Derrote wird / iſt der rote Kohl vnter allen der beſte zuvertreiben die Trunckenheit / fo 
Kohl. man den Saft mir den Zaͤhnen von dem Krautſtengel auß ſaͤuget vnnd er⸗ 
hin der ſchlinget / oder das Kraut gekochet vnter ander Speiſe / sum erſten 
Gericht jſſet. ne, | ’ 
Meertohl. Noch mehr / ſo iſt einander Art des Krauts / der Meerkohl genannt / 
welcher indem Seelaͤndiſchen Gebirge haͤuffig waͤchſet / derſelbige iſt roch 
| ein kraͤfftigere Artzney wider die Trunckenheit. Vnd ober diß alles vbertrifft 
Soldanell. die Soldanell / die man zu einem Salar zugebrauchemn pfleget / daß fie «in 
Luſt dem Menſchen mache / denn ſie macht wol eſſen vnnd ſehr trincken / auß 
eyngepflantzter Natur und ſonderlicher Wirckung / denndadurch werden 
die boͤſen Duͤnſte deß Weins verhindert / daß ſie nicht ins Haupt ſo haͤuf⸗ 
fig ſteigen koͤnnen / weil ſie durch die Stulgaͤnge oder Waſſer hinweg gerel⸗ 


niget werden. 
Dergleichen Artzney wider die Trunckenheit / daß fie. nicht ſo riſch ei⸗ 


— * nen vberfalle vnnd ſo ſehr einem ſchade / ſind andere mehr / vnd were zu lang 
das Vrechen. fie alle zuerzehlen. Aber fo etwann jemandt mie Wein ſich fo viel vberladen 
an hätte (denn wie Abacuc lehret: Wein berhörer andy die Weifen) vnnd die, 

", fer Artzney keine vorhanden were/fo fol derfeibe alsdenn ihm mir dem Bre⸗ 
| chen helffen / welchen Rath denn der Weiſe Mann gibt / da er fpriche : So 
du biſt truncken worden / ſo mache dich davon / vnd gib jhn wider. Darnach 
fol er die Geburtsglieder / teſticulos genannt / in kalt Waller haͤngen / oder 
fie mit einem naſſen Hader vmbhuͤllen. Wenn aber die Trunckenheit einem 
Weihe begegnet / mit jhren Bruͤſten dermaſſen thun. Denn fo bald in Pi 
boͤſen 








WVon denGeheimnuſſen der Natur. 403 
ji Duͤnſte vom Haupt anderswo hin abwenden / fo vergehet die Trun⸗ 
eit 
Darvmb gibt man biß weilen wider die Trunckenheit ach mas ſawre Hr Dun 
vnnd herbe Obſt / welcher Art find Pommerantzen / Citrinat / Kirſchen / fenacıder 
Pfir ſigken / Peiſſelbeer / Agreſt / Cormal / vnd die da kalter Natur ſind / vnnd re 
zurüiche treiben die böfen Duͤnſte. Denn wo ſchon die Trunckenheit verge / ber. 
het durchs brechen oder außſchlaffen / jedoch ſo thut demſelben das Haupt 
auch wolwehe vbe: den andern vnnd dritten Tag / vnnd wirdt von boͤſen 
Duͤnſten geplagt / welchen gebrechen auß der Truncken heit der extus Pom- 
pejus Helacum nenner. Als wolte er ſagen / faul / halb ſchlaffend vnnd traͤ⸗ 
ge / von dem vorigen Weinſauffen. Der Tertullianus braucht diß Wort 
von der Befchwerungim Haupt / die da anf vorgehender Trunckenheit 
kompt / Denwalfofprichtr : Deß Eppichs Natur iſt / das Haupt wider 
den gebrechen Helucum zu bewahren / durch feine Krafft zu zutreiben vnd 
auß zutrucknen. Dadurch es auch darfuͤr gehalten wirdt / als ſey es ein Artz⸗ 
ney wider die Trunckenheit / fo mans ent weder außwendig auffs Haupt 
bindet / oder etliche Beerlein gelblicher Farben iſſet. 


Das XVI. Capitel. 
Daß das vollſauffen ſchaͤdlicher iſt / denn fo man zuviel jſſet. 
Me findet gelchrte Leute /diedainder Meynung feyn/ daß 


Eppich. 


das volltrincken fo ſehr nicht ſchade / als ſo man zu viel Speiſe / vnnd Die fatche 
mehr als die Natur ertragen fan / zu fich genommen / welche dieſes ua da 
damit bewehren woͤllen / daß Hppocrtates lehret: Es iſt leichter ſich mit atauben, 
¶Tranck huerfůllen / denn mie Speife: Aber fejrzen weit. Denn Nippocra. d uſe 
tes redet hie von den krancken Leuten / die ſehr abko mmen ſind / vnnd wenn gerats vol 
fie friſch beginnen zu werden / ſich leichter mit weicher Speiſe erheben vnnd pn er. 
ftaͤrcken koͤnnen / denn wenn fie was hartes eſſen ſollen. Denn weiche Spet Auftenung 
ſe vnd gute Suppen / ob fie wol nicht ſo viel Nahrung als Fleiſch oder an nes fhäne, 
dere harte Speiſe geben / jedoch ſind ſie den abgekommenen Krancken / zu er⸗ pruche. 
Holen jhrer Kraͤffte / heſſer daruınb daß fie cher verdamer werden koͤnnen / 
vnd die ſchwachen Sente fie beſſer ertragen. —— 
Darombifder Spruch Cornelüi Celfirecht / vnnd dem Hippocrarimeumnäg def 
nicht gu wider / da er foriche : In der Speifeift nie mals gut / daß man fih : °P 
allzu fart oder vollfreſſe / jed och fo cin Bbermaͤſſig keit zu ſchelten iſt / fo tft die — 
B maͤſſigkeit im trincken ſchaͤdlicher / als die in der Speiſe. Dardurch ar ver ionder 
anzeigen win / daß auf rounrihcken meht dem Seibegubefahren/als aufn. 
gem rollfreſſen. 


AT ij Denn 


4094 , "DasIX. Buch deß fuͤnfften Theils / | 
Der Schade Denn der Tranck durchtringet bald alle Glieder / / vnnd nimprein das 
dev · Blut / die Sehnadern / vnd das Gehirn: Die Speiſe aber bleibet länger in 
| dem Magen / vnnd wenn fieder Natur zuviel oder vnltydlich iſt ‚fo wird fie 
leichtlich durchs Brechen wider gegeben/che fie rechr gedamer dab die Na, 
tur nicht alfo mir dem Tranck thun kan. Solches fan man abnemmenbey 
den Hunden / Katzen / Maͤuſen / Rasen wenn fie mas gifftiges gefreſſen ha⸗ 
ben / daß ſie diß / nach Anreigung der Natur durch Brechen ohne Schaden 
widergeben / wenn ſie aber ein Gifft getruncken haben / diß nicht thun koͤn⸗ 
nen, Daromb find die Gifft im Trauck als in der Speiſe ſchaͤdlicher / denn 
Die Bifft durch den Tranck wird die Gifft bald in alle Glieder außgebreitet / vnnd das 
— Hertz eyngenommen. 
eals im Aber doch iſts auch ſehr gefaͤhrlich vmb das allzuviel freſſen / denn vn⸗ 
nz Hade maͤſſtge vnd zuviel Speife will den Menfchen gar erſtecken / vnd den Magen 
aufvbrigem fo ſehr auffblehet vnnd außdehnet / als wolte er zuſpringen / ſonderlich in de⸗ 
dl: nen / die fich nicht leichelich Brechen koͤnnen / darvmb ſoll auch die Speife 
maͤſſig zu fich genommen werden / es ſey denn daß man in gefaͤhrlichem Ber, 
dacht deß Giffts viel fette Speife effen wolte / welche gut iſt / denn alfo die 
Gifft nicht fo rifch in dem Leibe außgebreitet wird / oder das Hertz eynnimpt / 
ſondern laͤnger in dem Magen bleiben muß vnd eher durch Brechen wider⸗ 
‚geben wirdt. Vnnd wenn man vergiffter Speiſe oder Tranck wehren will / 
vnd jhnen die gifftige Wirckung benemmen / ſo ſoll man ale bald Butter / 
Oel / vnnd viel fett Oing eſſen / dadurch die Gifft verhmdert wird / daß ſie 
nicht am Leibe anhangen / vnnd mit dem Gebluͤt vermiſchet / ſondern nach⸗ 
mals durch Brechen möchte wider gegeben werden. Denngleicher Geſtalt 
die fetten Ding auch wider die Trunckenheit dienen. Denn ſo die Gifft / ſon⸗ 
derlich die Metalliſche / feſter an dem Leibe an haͤngt / vnnd länger am &eibe 
verbleibet / ſo durchfriſt fie die jnnerlichen Glieder / vnd durchnaget den Leib 
biß ſie das Hertz / den Brunn deß Lebens / toͤdtet. 
Was da Derhalben die da Gifft / oder was ſchaͤdliche Speiſe bekommen haben / 
nad empfan ſollen ſich huͤten / daß fie darauff nichts ſawers / herbes oder ſtopffendes / vnd 
—— was da an ſich haͤlt / eſſen / vnnd ſonderlich auch daß fie nicht darauff ſchlaf⸗ 
(hart. fen. Denn gleich wie mit denen / ſo mit der Peſtilentz befallen / wenn ſie dar, 
auff ſchlaffen / die Peſtilen tziſche Gifft cher dar Hertz eynnimpt / vnd bie Dia, 
tur nicht fo wol die Gifft vberwinden fan: Alſo die Leute / die da von giffti— 
gen Thieren gebiſſen ſeyn worden / oder ſonſt durch TanckGifft betommen / 
Der Shlaff werden auch viel gefährlicher kranck daran / vnd eher im Hertzen vergifftet / 
ifam (had» fo fie mir einem Schlaff befallen / dar vmb ſoll man ſie jmmer ruͤtteln vnnd 
eg, wecken / daß fie nicht ſchlaffen / damit nicht die Sifft groͤſſer werde / oder un 
Siffes. den fuͤrnembſten Gliedern vberhand nemme. | = £ 
an 


E 





1 Von den Geheimnuſſen der Natur. 405 
Den gleich wie der Feind im Kriege deſto leichter und faſt ohne Mi Emfsön 

he die Staͤdte eynnimbt / die Feſten zurſtoͤret / wo niemand iſt / der jhm wi ⸗ Bleichnuß. 
derſtehet / vnd die Eynwohner oder Wächter vol Weins find vnnd ſchlaf⸗ 
fen Alſo der Leib deß Menſchen / wenn er ein Gifft oder Kranckheit bekom⸗ 
mien hat / nicht lange dawren / oder das boͤſe vberwinden fan / wenn die na⸗ 
tuͤrlichen Kraͤffte / durch den harten Schlaff / faul ſind / vnnd der Kranck⸗ 
heit oder Gifft fein Widerſtandt thun / ſondern die Gifft muß vberhand 
nemmen / vnd der Leib deß Menſchen darvber zu bodem gehen. Denn es ge⸗ 
ſchicht dem Leibe nicht viel anders als den bekriegten Eynwohnern / die ſich 
dem Feind ergeben / vnd jre Hand weg geben / nicht allein mit Schaden der 

Geſund heit / ſondern auch Gefahr vnd Verluſt deß Lebens. 


Das XVII. Kapitel. 


Wie der Wein auff ein ander Weiſe die Leute trunckener ma⸗ 
chet als das Bier. | 


B wol das Gehirn im Hauptvon Natur cin weich vnd edel ve mann 
G Ding iſt / jedoch haben auß dem alle Sehnadern jhren Vrſprung / vnd Sehn⸗ 
gleich wie auß einem wocken Flachs oder Wolle die Fadem vnnd das mais 
Geſpienſt / vnnd werden die Schnadern je zwo und zwo in alle Glieder dep 
Leibes nachmals außgebreirer. Denn auß dem Haupt oder Gehirn / als auß 
einem Brunnquell ent ſpringen alle Sehnadern / vnd gehen in ale Glieder / 
gleich auß einem Stamm oder Wurtzel der Baͤum herfuͤr kommen newe 
Sproͤßlein und Zweyge / vnd der gantze Leib hat dardurch die Krafft zufuͤh⸗ 
len / vn⸗ ſich zu bewegen. Widervmb ſo fie kranck oder verlegt werden fo ver⸗ 
leuret er a sbald dieſe Kraͤffte oder Wirckung entweder gantz vnd gar / oder 
ja eins theils / darvon es denn koͤmpt / daß die trunckenen Leute ſo naͤrriſch 
werden / ſſaammeln vnd taummeln / darvmb daß jhr Gehirn von boͤſen und 
groben Duͤnſten verdunckelt wirdt. ee. 
Vnd ob wol / die am Wein fich haben eruncken getruncken / laͤcherliche Der Guter, 
Poſſen machen / vnd mancherley fuͤrnemmen / jedoch find / die am Bier ſich beit * 
voll geſoffen haben / noch viel naͤrriſcher / vnnd dieſelben fallen gemeintglich am Sir 
allezeit hinder ſich vnd ruͤckwerts / gleich wie die Trunckenen im Wein für, vnnd Wein 
wires/alfo daß fie die Stirn / Naſen vnd Maul / vnnd das Angeſicht zufal⸗ 
len / jene aber / die in Bier truncken worden ſind / den Ruͤcken /ondeie Ach⸗ 
ſeln oder Schuldern. Denn die vol Biers ſind / fallen mtr dem Haupt auff 
das Genick / vnnd ſchlaffen mit auffgeſpertem Munde / Die aber vol 
Weins / auff das Angeſicht und den Bauch. Die Vrſach iſt dieſes / daß die 
EEE ece iij boͤſen 





406. Das IX. Buch deß fuͤnfften Theils / 

boͤſen Duͤnſte auß dem Wein das foͤrder theil deß Haupts / die Duͤnſte auß 
dem Bier / den Ruͤcken deß Leibes eynnemmen. Daher koͤmpts / daß die anmn 
Bier ſich vollgeſoffen haben / vergeßlich ſind / ſhlafferig/ vnd — von viel 
Redens oder Geſchrey. 9 


Das xviti. Sapite, 


Daß die groſſen ond dicken Leute nicht ſo behertzt ſind als die 
duͤrren / auch ſich eher in Kranckheiten ergeben / vnnd weni⸗ 
ger dawren. Deßgleichen daß diekleinen Leute gemeiniglich 
mehr trincken koͤnnen / als die feiſten / vnd nicht ſo leicht trun⸗ 


cken werden. 
Den ¶Jel Exempel in der taͤglichen Erfahrung lehren / wie die groͤ⸗ 
amb see . ſten vnd ſtaͤrckſten Leute fo wercher Natur ſind / vnd en Krauckheiten 
ehr ſich leicht ergeben denn diegroffe Bürde dep Leibes iſt jnen g eich ver _ 


tigſten drieflichvond Die lebendigen Beifter in jhnen find nicht ſo leblich vnnd wa⸗ 
cker / darauß koͤmpt / wenn eine feine Kranckheit / oder geringer Brfall fich 
bey jhnen zutraͤgt ſie bald zaghafftig vnnd forchtſam werden / oder ſehr dar⸗ 
vber ſeufftzen oder ſtoͤhnen koͤnnen. Denn ſo bald ſie nur etwas anftoͤſſet / 
entfaͤlt jynen das Hertz / vnd wird das Gemuͤth trawrig. Da auch zu Waſ⸗ 
fer vnd su Landt ein Gefahr ent ſtehet / zittern und zagen dieſelben Leute am 
erſten / vnd werden fuͤr Furcht gar blaß. 
Solchs alles geſchicht darvmb / daß die natuͤrliche Waͤrme geringer 
Die Vrſaqh / bey ihnen iſt / vnnd die lebendtgen Geiſter wenig / auch nicht das Gebluͤt ſo 
warmb die hitzig. Darzu fo werden die natuͤrlichen Kräffeei in groffen Leut en hin vnnd 
ne widerzurheilet/ond derhaiben defto [ehmächer. Hinwider in den fleinendan, 
ſeyn. sen halten dieſelben haͤuffig bey einander/ond find ſtaͤrcker. Hieher gehoͤret 
der Spruch Hippocratis: Die fehr dicken oder feiften Leute leben von Na, 
2 = tur nicht ſo lange als die duͤrren. Vnnd anderswo: Eine groſſe Hoͤhe deß 
Bibs iſt bequem / vnd gibt eine gute, Zieri in der Jugendt / im Alter aber iſts 
ein vnnuͤtze Buͤrde / vnnd ſtehet vlel aͤrger ung Die groſſen leute / als die klei⸗ 
nen / denn den alten Leuten wird der sah frum vnd ſchwer / oder verdrießlich 
zutragen. 


Die eleinen Derhalben ob dieſe gleich an den Gliedern ſtaͤrcker onnd fonfigröffer 


a Br find, jedoch haben die klainen Leute ein beffer innerliche Nat ur / vnd alk na» 


Ice San rürliche Kraͤffte ſtaͤrcker / j man finder auch mehr Gaaben deß Leibes vnd 
Bee Gemuͤths bey ihnen groͤſſere Geſchickligkeit / geſchwindere Koͤpffe vnd ho⸗ 
wire, He Verſtandt. In Summa / nicht allein mir Verſtandt und Gaaben deß 


Gemuͤths, 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 407 
Gemuͤths / ſondern auch mit Staͤtcke vnnd Behaͤndigkeit deß Leibes vber⸗ 
treffen ſie die groſſen deure/ fie fönnen ſehrer eſſen vnd truucken. Ich habege, — —— 
ſehen kleine kurtze Leute / vnd faft Zwerge / jedoch die ein groſſen Bart gehadt / nenauch 
vnd am Leibe ſehr rauch geweſt / weſchs eine gewiſſe Anzeigung iſt einer ſehr fer tꝛincken. 
hitzigen Natur / daß ſie mit den groſſen Leuten zu trincken ſich vnterwund en / 

vnd den Preiß wiewol er geringe iſt in dieſen Sachen / vnnd nicht zuloben / 
behalten / daß jnen der Wein nicht am wenigſten geſcha⸗ et / die andern aber 
ſo voll find worden / vnd dahin gefallen / als weren ſie todt. 

Vnnd daß kleine Leute ſolches mehr als andere vern ögen / dar ge⸗ — 
ſchicht nicht wegen des weit ern Magens/ Adern / oder andern Biieber/ fon» vage 
dern beyde wegen der groffen natürlichen Wärme oder Hetze / daß allen bald en ——— 
verzehret / vnnd auch wegen ſtarcken Gehirns / daß nicht bald die bölen Brass das 
Duͤnſte ſamblet. Denn es gehet hie nicht viel anders zu / als mir einem heiſ⸗ N go 
fen Ziegelſtein vnnd glüenden Eyfen/dasmir Waffer jimmerdar befpren, 
ger wirdt / vnnd doch nicht naß wirdt / oder aber/ mie mie einem duͤrren dot» 
ftigen Erdreich / welches den Regen baldt an fich faͤnget / daß es gar tru⸗ 
cken bleibet. Gleicher Weſſe die kleinen Leute viel Tranceks in ſich gieſſen / 
aber der durch ihre natuͤrliche Sitze als balıe außgetrocknet wirdt / vnd 
ſampt den ſubtilen darvon auffſteigenden Duͤnſten verzehret / darvmb ſie 
nicht viel Waſſer laſſen doͤrffen / oder groſſe Hauptwehe / wie andere see 
fühlen. 

Aber mie inden‘ Männern Hitffe sum viel trincken die innerliche natuͤr Barums 
liche Hitze / alſo i in den Weibern die weiten vnnd manigfaͤl igen holen Slie — Eier 

dir viel befördern. Daher die Weiber/wenn fie lich zum ri incken gewöhnen? «der eörneny 

ober die Maſſe fehr fauffen koͤnnen / vnd in fich viel gleſſen / ehe ſie voll wer win if 
den / nur allein daß fie wegen ihrer offenen wetren Gänge der Glieder oft wepnen. 
muͤſſen das Waller laſſen vmb weiches willen ohne zweiffel das vollſauffen 
bey. den Weibern eine groͤſſere Schande iſt als bey den Maͤnnern / daß ſie 
dem vollſauffen vbler ſtincken / vund vnflaͤttiger als dig Männer 14 

alten. 


Sonft können: die afeen eure. am wenigſten trincken / vnnd nemmen Bine 
vom volfauffen den gröffen Schaden. Denn dieweil fie gar abfommen geucctöns 
find von Kräfften ond allem Fleiſch / darzu wenig narürliche Wärme mehr — 
haben / ſo werden fie von vbrigem vollſauff en gar erſt ckt vnnd ſehr kranck am ae 
von maͤſſigem Wein trincken aber erquicket / fröticher gemacht vnd geſtaͤr⸗ ja — 

cket. Darvmb beyde andere Leute / vnd ſonderlich die alten / ſollen fleſß für. —— 
wenden daß die natürliche Waͤrme / mit welcher vnzutrennlich vereyniget — — 
Ar die cngepflangte jnnerliche Feuchtigkeit / der beſte iii dep Leibes / von e 
vs 





48 DasIX. Buch dehfonfin Thel— 
den Eltern an aͤnglich geboren/ond eine bequeme Mat er len / darinn Denia, 


tuͤrliche Waͤrme vnnd der lebendige Athem as das Sieht indem Oel der 
Lampen brennet / erhalten werde / durch gute Nahrung / welche iſt maͤſſige 


oder geſundte Speiſe vnd Tranck / denn dieſe find die natuͤrliche Sa der 
Geſundthet / vnd Bef chuͤtzer deß langen Lebens. 


Das XIX. Capitel. 


Von dem Fruͤhſtuͤcken / wie es geſund ſey / vnnd wie es mache / 
wenn mans maͤſſig brauchet / daß man im rechten Mittags⸗ 
mal beſſer luſt zu eſſen habe / auch nicht fo riſch vom Wein / 
wenn deſſen ſchon zuviel getruncken / voll werde / mit ange⸗ 
haͤngter Lehr / obs geſund ſey / viel Brot eſſen. 


nen Jel Leute find/dieda faften biß auff das Mittagsmal / welchs 

dim veit⸗· + id) zwar nicht ſchelte / aber doch da für halte / daß es nicht allen Leuten 

———— gut ſey / vnd etlichen viel mehr rathen wolte / daß fie was Speiſe fruͤh 

Lenten zut. Morgens fuͤr dem Mittagsmal zu ſich nemmen / fonderlich denen / die da 
ein heißhungrigen Magen haben / als da find die Choleriſche Leute / oder die 
da arbeiten muͤſſen / oder dem ſtudieren hart obligen. 

Weicheteu ·Vnnd ſoll hierinn die Gewonheit eines jeden / das Alter/die Jahe zeit / 
ee mehr eſſen Die Eygenſchafft deß Leibes / betracht werden. Denn die Jugend / ſo wol der 
wuſſen. Winter / vnd eine kalte Landtart erforzern bald mehr Nahrung deß e bes / 

das iſt / daß man mehr eſſe / vnnd effter Speiſe zu ſich nemmen / damit nicht 


der Leib von der jnnerlichen Hitze / die bey denen Leuten groͤſſer als ſonſt iſt / 


Die atten den Leib ſelbſt verz⸗ hren / wenn ſi ſie nicht Speiſe zu verzehren hat. Die alten 
ee Leute aber fönnen länger nüchtern bleiben / daß fie feinen Hunger fühlen 


fenberfer aber doch wegen ihrer abgenemmenen Kräften fol man fie jinmerdar en, 
erragen. quicken ond nehren/aber auffein mal deko weniger. Denn gleich wie das 


Liecht in dir Lampen von allzuvieleyngegoffenem Oel erſt cket vnnd außli⸗ 


ſchet / alſo die natuͤrliche Waͤrme vnd das Leben von allzuviel eyngepfrum⸗ 
Diesen at pfter Speiſe auff ein mal. Vnd daher / daß das Alter der Zaͤne mehr gebrau⸗ 
offt offen gue DEN muß/ koͤmpt das Sprichwort : Den Alren find die Zäne wie ein 
iſt. Staͤblein / damit ſie jht Leben erhalten. Denn weil dem Alter viel abgehet / 
vnd der beſte Safft deß Lerbes die narürliche Feuchtigkeit mit der natuͤrli⸗ 
chen Waͤrme jmmerdar weniger wirdt/jo muß fie ſich am guten Getranck 

vnd Spe ſe wider erholen. 
Darombits den Alten/ond allen Seiten die ſtill ſiten / als die da ſchrei⸗ 
2. ben/ ſtudleren / oder ſouſt in oͤffent lichen Aemptern Sachen verhoͤren / gut 
vnnd 








Bonden Geheimmuffen der Natur. 409 

end gefundt/dag fie was Fruͤhſtuͤcken und früh Morgens /sum Frühmal 
ein wenig zu ſich nemmen Roſinicken / Datteln / Feigen / Cibeben / Puren / 
Pimpernellein / eyngemachte Pommerantzen / vnd Citrinatſchale mit Zu⸗ cäßr 
cker Myrabolanen mit Honig/oder gute Süpplein/ diedaden Magen nit fücfou 
beſchweren / oder was fonft leichte gedamet werden fan. Diefesaber ſoll man And. 
fon?erlich verhuͤten / daß man nicht zum Fruͤhſtuͤcke Wein trincke / denn es cen, 
der Natur gar zuwider iſt / das Haupt beſchweret / vnnd alle Gedancken vn⸗ 


Aluſtig macht / viel Fluͤſſe gibt / vnd die Sehnadern verderbet. Darvmb fol 
manu in dem Fruͤhſtuͤcken deß Weins ſich enthalten / vnd wenn man ein we, 








nig geſſen hat / auch ein wenig / nicht viel Bier oder Wein mit Waller ge⸗ 
menget / trincken / denn die Natur fan früh morgens nicht viel Speiſeley⸗ 
den / vnd will mit der wenigſten Nahrung allein erquicket werden / daß die 
natuͤrliche Waͤrme nur was zuarbeiten hat. 

Denn wir ſollen die guten Koͤche vns sum Exempel fuͤrſtellen / vund Stud; 
nachfolgen / daß wie diefelben der Speife sufochen vnnd zubraten / in der nu von 
erſt erliche Stunden ein flein Fewer machen / vnnd wenig anlegen / nur daß Kb" 
das Fewer nicht gar verliſchet / vnnd fie es / wenn es von noͤten ift bereit has 
ben / nachmals ein rechtes groſſes Fewer zumachen: Alſo auch wir der na, 
tuͤrlichen Waͤrme fruͤh morgens ein wenig Nahrung / mit dem maͤſſigen 
fruͤhſtuͤcken / geben / vnnd gleich wie ein klein Fewerlein / durch die wenig 
Speiſe vnd Tranck in dem Magen entzuͤnden / dadurch der Magen erwar⸗ 
me / mehr &uft zu eſſen habe / vnnd die Speiſe zur rechten Mahlzeit beſſer fo, 
chen vnd verdawen kan. 

Da hinwider / die biß zur Mahlzeit faſten / offt den Hunger vbergehen „, & das 
vnd alle Luſt zur Speife verlieren/ / darvmb daß die narürliche Wärme ent, deaugvber: 
weder matt wird /oder gar weg verliſchet / ober diß auch der Magen / vnnd ir 
alle natürliche Gaͤnge / dadurch die Speifein Leib kompt / verſchrumpffen / * 
vnnd ſchlieſſen ſich zu / daß die Speiſe in der Mahlzeit darnach ſtecken blei⸗ 
bet vnd vbeler durch die Adern kommen kan. 

Ich geſchweige auch / daß der Magen in ſolchem langen Faſten / offt die 


boͤſe ſchleimige Vnreinigkeit / auß allen nähern Oertern / an ſich zeuget / Das Bon. 


dadurch ſich verderbet / dieweil er mir derſelben Vnreinigkeit gefuͤllet / nach⸗ ER 
mals ein Eckel koͤmpt / vnd nicht ſo viel eſſen laͤſſet. Auß diefer Brfach/ daß Zrupmasere 
der Magen gar begierig/ geſchihets / daß in der Mittagsmahlzeit die Leute ehre ge 
eher truncken werden / als in der Abendmahlzeit / vnnd daß das trincken feh, — 
rer ſchadet. Denn andere Vrſachen hindan geſetzt / ſo iſt derhalben deſto we, C=/ Zer.r. 
niger Gefahr auff den Abend mir dem volltrincken / wie Plinius begengery ** * Fr 
daß man fich fan ſchlaffen dranff legen / ſintemal der Schlaf die beſte Artz⸗ 

ney iſt die Trunckenheit zuvertreiben vnd zuverdawen. 

— fff Weiter / 


———— 


40 ... DasIX. Buch deß fünfften Theils) 
Einfarihe Weiter / diewell das Brot die meifte Nahrung iſt dem Menſchen / vnd 
nn alle andere Speiſe ohne Brot weder ſchmecket noch gefund iſt willich von 
dem rechten Sebrauch deffeiben auch was befchraiben. Denn es find etli⸗ 
che / die da fehr darvber halten / daß viel Brot eſſen ein ſchaͤdlich Ding ſey / 
vnd die Vberfuͤllung dom Brot nicht weniger als vom Wein ſchade / wel⸗ 
che ſich dardurch vberreden laſſen / daß das Brot lange in dem Magen blei⸗ 
bet / vnd ſehr ſtopffet. RR; 
Ich aber bin einer andern Meynung / vnd halte darfuͤr / daß das Brot 
Er * zwar nit eynerley ſey / jedoch eynerley Natur habe darvmb man es mit guter 
well gebrauchen fan. Denn das Weigenbrot / wenns wol zugericht vnd ge⸗ 
backen wird/ifte den geſunden vnd ſtarcken Leuten gar geſund / vnd Die beſte 
Speife. Darvmb ſoll ein jeder wiſſen / daß man zu allerley Speiſe viel Brot 
Viel Brot zu eſſen fol. Denn die da wenig Brot / vnd viel Fieifch und Fiſche eſſen die 
5 betommen matt Fleiſch / vñ ein weichen dicken Lerb / da feine gute oder natuͤr⸗ 
geiund. liche Feuchtigkeit iſt / darzu einen boͤſen ſtinckenden Athem. Auf welcher 
S Brſach auch zu den Fiſchen / daß ſie am erſtetn faulen / man das meiſte Brot 
Brot eſſen / ſoll zu eſſin. Denn man ſehe an alle Speiſe / wie ſie Hinckend werden / vnnd 
rg faulen in dreyen Tagen oder eher / es fey den daß man fie eynſaltze / oder font 
inander Artzney thue / es ſey auch Fleiſch / Fiſche / Eyer / oder Zugemuͤß / 
aber das Brot verfaulet nit / vnnd wird nimmer riechend / denn ſo mans 
Die wenig lange haͤlt / ſo wirds zwar duͤrr vnd ſchimlich / aber nit faul. Darvmb die da 
air effen/ ſonſt viel Speife zu fich nemmen, vnd fein eder wenig Brot su eſſen / dieſel⸗ 
einen tin: ben vberkommen einen flincfenden Athem / daß niemand fan vmb ſie ſeyn. 
genden Derhalben wer da will einen geſunden vnd ſtarcken Leib behalten / vnd 
e Der was dawren kan / der eſſe siemlich wol Brot zu / vnd das deſto mehr / wch 
effen/machee er was arbeiten ſoll oder ſich ſtarck bewegen. Denn wo die Teichgraͤber Tag, 
anne Löhnen / Boßknechte / Fuhrleute / Fechter / vnd dergleichen, nicht am meiſten 
Eorper. Brot eſſen koͤndten fie nicht außdawren / vnd ſolche Arbeit außehen. 
Die aber ſtets kranck vnd ſchwaches Leibes ſind / oder ſonſt einen bloͤden 
— Magen haben / vnnd ſubtile Gliedmaß / die ſollen weniger Brot eſſen / vnnd 
machen die ſich viel mehr mie Suppen vnd weicher Speiſe / die da leichtlicher durch die 
7Adern gehet / ernehren vnd zu Kraͤfften bringen/dennjhr deib / weil er zarter 
MNatur vnd ſchwach iſt / kan nicht die grobe Nahrung allzeit leyden / welches 
pſalioa. alles der Koͤnig vnd Prophet David wol betrachtet hat / da er ſpricht: Der 
Allmaͤchtige guͤtlge Gott laͤſſet Graß auffwachſen fuͤr das Biehe / vnnd 
Saar zu Nutzden Menſchen / daß du Brot auß der Erden bringeſt / vnnd 
daß der Wein erfrewe der Menſchen Hertz / vnd ſeine Geſtalt ſchoͤn werde 
von Oel / vnd das Brot deß Menſchen Hark ſtaͤrcke. 
Das 





\ Bonden Geheimnuſſen der Natur, 41 


Das XX. Kapitel... 
VWon der Wirckung deß nüchtern Speichledeh Men | 


ſchen. 
Er Speichel deß Menſchens / fuͤrnemblich wenn er nuͤch⸗ Disframe 
cern iſt / vnd mir keiner Speiſe noch Tranck vermiſchet/ hat wunder · dung def 
barliche Krafft / vnd mancherley Wirckung / wie es die taͤg iche Er, an ” 
fahrung gibt. Denn er heylet die Flechten und Anſpring / vnnd Blattern / 
vnd aller ey Kraͤtze vnnd deßgleichen mo jrgend den Menſchen an einem 

Dre deß Leibes ein gifftig Thier bekrochen har / als da ſind die Muͤcken / 
Spinnen / Kroͤten / oder ſonſt geſtochen / vnnd eine Geſchwulſt auffgeworf ⸗ 

fen / ſo iſt ntches beſſers denn nüchtern Speichel darauff geſchmieret vnnd 
geſalbet. Vber diß toͤdtet der nuͤchtern Speichel auch vie gifftigen Thier / 

vnd verletzet ſie gar ſehr. 

Weilichs ſondet zweiffel darvmb geſchicht / daß in dem nüchtern Spei — 
chel eine verborgene Gifft vnnd ſonderliche Eygenſchafft iſt / die er bekoͤmpt dung im 
zum thell von der Vnreinigkeit der Zaͤne / zum theil von dem böfen Gebluͤt / vͤchtern 
vnd ſcharffen innerlichen Feuchtigkei dep Leibes. Denn die boͤſen Duͤnſte Rbeichet. 
vom Gebluͤt / oder alle Feuchtigkeit / ſteigen in Halß vnnd den Wiusd/ond 

machen dem Speichel etne fonderliche Art / daher er tin mal bitter / ein mal zeugen 
ſawer / ein mat ſaltzig ein mal ſuͤſſe ſchmecket nicht anders / als wie nad) der imSpeicher, 
janerlichen Complexion deß Leibes auch der Schweiß ſich veraͤndert. Wie 
es denn darvon auch koͤmpt / daß etlichen Leuten / weitfienüchtern ſind / der Wovoncs 
Athem ſtincket vnnd vbel reucht / denn die boͤſen Duͤnſte auf dem onreinen mp aaR 
Gebluͤt / gleich wie ein Geſtanck auß den Pfuͤtzen / auffgehen vnnd auffſtei ten der %- 
gen. Nachmals aber wenn ſie ein boͤſe natur deß Giffts an fich nemmen / A Ber 
den Speichelvei unreinigen Aber der Speichel iſt ein Safft deß Mundes Bon vergif⸗ 

vnnd der Zungen / zu feuchten den Mund / vnnd oͤie Speife eyngumeichen/ Yin 
welches koͤmpt von der vbrigen Feuchtigkeit oder Schleimigkeit / die da in Was da ein 
dem Magen von dem Safft der Speiſe geſamblet wird vnnd ins Haupt/ ee 
auch wolinden Halß vnd auff die Zun ge auffſteiget darauß folget / daß die 

in dem Magen viel ſchleimiger vbriger Feuchtigkeit ſamblen zeinen feuch⸗ 
en Mund vnd viel Geſt haben hinwider die da vmb das Hertz hitzig find/ 

oder brennende Sieber haben / daß denſelben die Zungegar duͤrre wird / vnnd 

wegen groſſer Sürzigfelt / glech wie das Erdreid) in groffer Hitze deß 
— Rund vnd die Zunge zurberſte. 

Darvmb diewen die Krafı vnd Wirckung deß S peichels der jinnerli⸗ Dep Spei⸗ 

eben Feuchtiafite ip Seibe/darauf ervon der Natur gleich wie die gebran Sir Sun" 


” Waſſer ans Kraͤutern von der Sonnen gewirckt / gwiagee oder vbereyn fianach 
4 ſtim⸗ 





Er, 4 * N 
J MD 


A DasıX. Vuch deß funfften Theile) 


einesjcden ſtimmet / kan ein jeder vernuͤnfftiger ermeſſen / warvmb der Speichel ſolche 
I zen wunderbarliche Krafft habe / vnd etliche Ding toͤdte Denn ſo der Speichel 


deß geſunden Menſchen gut iſt wider alle Ding / alſo daß es nicht allein die 
lebendigen Thierlein / ſondern auch das Queckſilber toͤdtet / vnd jhm die hin 
vnd her lauffende Natur beraubet / was ſoll nicht der Speichel der Außſaͤtzi⸗ 
gen Leute / oder die an Frantzoſen oder andern ſuͤchtigen Kranckheiten be⸗ 
hafft ſind / gifft iger ſeyn? 2: 


Warlich ich habe PR viel gekandt / die da Blattern vnd boͤſe Geſchwuͤr | 


ee an⸗ bekommen haben / ſo fiegerruncken mie den füchtigen Rrancken außeinem 

Kranepeie Becher / daran ihr Speichel hängen geblieben iſt / wegen groffer Schleimig, 

Fi * keit vnd gifftiger Art / der jnen in Zaͤnen beklebet. Diß iſt auch die Vrſache / 

fortge· daß vieler Thieren Gebiß fo ſchaͤdlich vud toͤdtlich find / wenn ſchon nicht 

bracht. das Fleiſch noch die Sehnadern verletzet ſeyn / als nemblich die ſuͤchtige vnd 
gifftige Art jhres Speichels. 


Das x x1. Capitel. 
Wie die Kinder anfchönen Dingen ein Luſt haben / onnd für 


den alten runglichten Weibern fich entfegen/ derwegen 
man fienicht in jhre Bett legen foll/ viel weniger jhnen zun 


Füffen. — 
Di Kita ¶ Siſt zwar allen Menſchen von Natur eyngepflantzet / daß 
ine Ding ¶ O ſie / was ſchoͤn und freundiich / lieb haben / aber die jungen Kinder has 
lieh. ben den meiften Gefallen und Luſt daran / darvmb daß ſie begierlicher 


und vorwitziger find/daher koͤmpts / daß fiefo gerne ſehen Fewer / Fackeln 
Woher die Funckeln / vnnd alles was da brennet / ja gerne ſchmeicheln Rede / freunde, 
Kinder ger⸗ liche Rede / freundtliche Wort / vnd alles was da ein luſtig Gemuͤth macht / 


ae biecht ſe⸗ 


benvond fin, Hören. Daher koͤmpts / daß die Kinder von feinem Dinge deſſer geſchweiget 
gen hören. werden / als vom fingen/ond wenn man jhnen brennende Liecht für die Au⸗ 
gen haͤlt / wegen der Siebligkeit vnnd fchönen hellen fesrigen Geſtalt. Hin, 
wider daß fie fich fürchren in den Finſtern / vnnd fich für allen grewlichen 
Dingen enrferen.Alfo fiher man auch / dag wo alte runglichte odergremlis 


he Weiber die Kinder auf den Armen tragen / oder indie Schoßnemmen + 
woͤllen / daß die Kinder ſchreyen / fobatdfie die Werber anfichtig werden | 
und von ihnen weg reiffen. Widervmb / wo ein Weib fhön und freundlich | 
iR, daß fie fich bald dahin neygen / vnnd mir auffgereckten Armen nach jhr 


reifen. - 


Der Schade Darvmb thun die nicht wol / die da alte grewliche / widerwertige * 


er zu 


a 
ES LEINE 





1- 
| 
| 


— — —— — — 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 413 


ber su Ammen oder Kinderwärterin auffnemmen vnd behalten’ ſonderlich auf arewli⸗ 
wenn fieden Kindern dte Speiſe kämen follen. Denn dieweil fie einenrie, * Auten 
chenden Athem gemeiniglich haben / vnd wie ein Bock ſtincken / ſo folget cherKinder> 
daß die Kinder viel boͤſer Duͤnſte von jhnen an ſich ziehen / vnd darauß gelb / waͤrterin. 
bleich / oder ſonſt boͤſer Farben werden. Die meiſten Gebrechen aber erben 

ſie den Kindern an / wenn ſie bey ſich ſchlaffen laſſen / vnd deſto mehr / wenn 

fie dieſelben zu den Fuͤſſen liegen haben / oder ſonſt gegen vber halten, 


Das XXII. Kapitel, 
Wie es geſchihet / daß diejungen Kinder / Schwangere Wei⸗ 
ber / Gelehrten / vnnd die da allein leben / oder vielfigen/am 


erften mit der Pefiileng/oder andern anfalligen Kranckhei⸗ 
ten befallen. 


Je Erfahrung gibt es/daßdieanfallige Seuchen/dieda im Wenn die 
Herbſt oder im Sommer am meiften pflegen zu wuͤten vnnd toben / Pekko 
dieſe Leute am erſten anſtoſſen und vmbwerffen / die da entweder bey regierct. 
jungen Jahren / oder weiches zartes Lelbes find/als die Kinder / Jungfrau ren 
wen und Weiber / alle die da ein muͤſſiges Leben fuͤhren / vnnd viel ſchlaffen. ſien anfat⸗ 
Aber daß dieſen Leuten mehr gefaͤhrlicher ſey die anfaͤllige Kranckheit / vnd "" 
leichter fangen / geſchihet wegen diß / daß fie feuchters Leibes find, onnd mehr 
vnreine vberige Feuchtigkeit ſamblen. 
Denn gleich mie ein Ding ehe von Vnreinizkeit beſudelt oder verdun⸗ 
ckelt werden kan / als das ander Gleich wie auch Fewer che Stroh oder an. Farm ma. 
dere duͤrre Ding anzuͤndet / vnnd die haͤrteſten ſteinern Ding nicht ſo riſch aetuterund 
Fewer fangen : Alſo die jungen weichen zarten Leibe gleich) wie diebloffen kanunen 
ſchwachen Lands knechte am erften müffen herhalten / wenn eine böfe Peſti erfEmir der 
lentziſche Scuche eynfaͤllet. Nachmals am nechfien die ſchwangern Mei. ae 
ber / als die ſonſt von der innerlichen Bürden befchmwerer ſeyn / vnnd kaum 
ſich darfür enthalten koͤnnen / davon es kompt daß ſie leichtlic) von einer _ 
geringen Kranckheit / ich geſchweige denn von der Peſtilentz / vergehen / vnd 
den Todt haben muͤſſen. — 
Vber dieſes / die Gelehrten / Pfaffen vnnd Muͤnche / darvmb daß ſie ein Zalvmb 
muͤſſiges Leben fuͤhren / viel ſchlaffen / keiner Arbeit gewohnet / können auch Getchree 
in dieſen gefährlichen Kranckhetren nicht lange dawren oder ſich mehren. re 


ieicht lich mi 


Die Fuhrleute aber / Bottenlaͤuffer / Tagloͤhner / die davon harter Arbeit 8:9 ung 


| & außgetrucknet werden / vnd ein harten außgedorreten Leib befommen belalen. 


ben / die befallen am wenigſten oder laͤngſamer mir dieſen Krauckheiten / 
wiewol die gemeinen eeute auch ſehr davon hinweg ſterben / darvmb daß ſie 
Ai viel 

* I ’ 


414 DasıX. Buch deß fünfften Theile) 
viel boͤſer Speiß vnnd cranck gebrauchen / darzu in allem Miſt vnnd Ge⸗ 
ſtanck leben. 
— Weirer/ ob wol die Kinderin gtoffent gefährlichen Krancfheiren niche 
Kinderäpre fo Teiche der ſelben abfommen,fondern bald ſterben / jedoch in lindern oder 
a langmitigen/als wenn ſie verdorren / oder lange ſiechen / dawren ſie wol ſo 
eönnen oder feſt/ als die Alten / vnnd offt auch laͤnger / welchs darvmbg geſchicht / daß die 
ih jungen Kinder die Staͤrcke jnnerlich fo groß haben/ als ſie bey den Alten 
aufwendig ſich beweiſet / denn jhnen iſt ein fonderliche Krafft vnd leibliche 
Staͤrcke eyngepflantzet / die da ih in viel Jahr außsreiteh muß, darrmb 
der heilige Auguftinusrecht lehtet: Die Kiuder haben eine volllemmen⸗ 
heit aller Kräfseond Stärervdamii fir empfangen vnd geboren werden / 
aber alfo/daß fi: jnnerlichen verborgen liegen / vnnd aufw- ng ſich nicht 
fehenlaffen. Denn auff oiefe weile fönnen wir fagen/ dab alle Glieder ın 
dem narürlichen Saamen fon / vnnd darauß alimehlich HAfür kommen / 
vnd zur rechten Zier oder Laͤnge groß auffwachſen: Der geſtalt thut ſich mit 
der zeit de Alters vnd den Jahren die Krafft zer hohen Dernunfft herfuͤr / 
vnd laſſen alle natürliche Kraͤffte euſſerlich ſich ſehen. Daher denn bie 
Teutſchen / wenn fie ein Kind loben woͤllen / vnnd eine gute Heffnuns mel⸗ 
den / ſprechen· Es fische ein Manninjihm. 


Das XXIII. Kapitel, 


Waromb die Niderlaͤnder / wann ſie eine vnrichtige Nacht ge⸗ 
habt / oder ſonſt es jhnen nicht nach jhrem Willen gehet / ſpre⸗ 
chen ſie/ſie haben ©. Johannis Nacht gehabt. 

Vomf yren Er Geburtstag S. Johannis deß Taͤuffers / welches Leben 

ee &) der HErr Ehriſtus ſeibſt hoch gepreiſet hat / wird gefenrer nicht al⸗ 

in aller ley lein von den Juͤden vnd ons Chriſten / fondern auch von den fremb⸗ 

Dosen. den Voͤſckern in Afr ca vn d Barbar en die da dem Mahometh zugethan / 

vnd vnſerm Gottesdienſt feind find. Aber daſſelbe feyren geſchicht vnglei⸗ 
cher Weife.Erliche halten die Johannis Nacht fo heilig / daß fie einen groſ⸗ 
fenbauft.n Holtz zuſamen tragen / ein Fewer machen / vad die gantze Nacht 

Aberglaube mit groſſem vng ſtuͤm vnd tollem ſchreyen zubringen / wie die Heyanifchen 

— Pfaffen Cotybantes vnd Cybeles. Etliche zwingen durch viel Arbeit das 

der ſchweren Nothfe wer harauß / vnnd machen andere Fewerkuͤn te zum Schieſſen vnd 

Kranghheie · Dra chen Erlıche fallen niver vor dem Tohannisbild/ hydnſcher Beiſe⸗ 

vnnd habın den Glauben / ſo ſie ſtllſchweigens kemmen biß um Bilde 
S. Johan nis / vnd nicht ein einsare Wort reden/ daß vonder ſa weren 
Kranckheit geneſen / vnnd das ganze Jahr die Schwere Kratck nicht 

haben 











doch nichts thun / das Gott oder inenangenemb ſeyn moͤchte / diew eil ſie nit 


Won den Geheimnuſſen der Natur. As. 
haben werden. So ſie aber da3 S. Johannis Haupt / welches man jhnen — 


iju kuͤſſen gibt / mit boͤſen Worten anfahren / oder mir Zaͤnen drein beiffen/ 


ſoſollen ſie alle Monaten die Schwere Kranckheit haben, Welchs doch 
Betriegerey iſt / vnd ſonſt auß andern Vrſachen der Verwechſelung deß | 
Monas fommer. J re I ER: 
Dieweil aber dieſe Heydniſche Feſt in der Johannis Nacht volbracht dur arm. 
werden anßalter Gewonheit / oder wieman viel mehr fanen möchte / auß — 
boͤſem J rꝛthumb / ſo iſt das Sprichwort auffkommen / daß wenn man die Fobannis 
Nacht vnruͤhig zugebracht / ſpricht: Wy hebben ſint Jans Nacht ghehadt. — ge⸗ 
Das iſt fo viel geſagt: Die gantze Nacht iſt vnruhtg geweſt / von rau⸗ 
ſchen / getuͤmmel vnd vielem Geſchrey / vnd hat ons nicht ſchlaffen laſſen. gwie bie 
Olaus Magnus, der die Gothiſche Hiſtorien weitlaͤufftig (w iewol nicht Sothen 
zierlich) beſchrieben hat / vermeldet / daß die Nacht S. Johannis / der ein — ne 
Borbor das HErrn Chriſti geweſt iſt / vnnd eine ruffende Stimme in der foren. 
Wuͤſten / ſehr herstich vnd mir groſſer pompa in demſelben Volck gefeyret are 
werde, Denn alle Mienfchen Mann vnd Weib / ſollen m’rgroffen Hauffen 
auffeinzm freyen Platz zuſammen kommen / daſelbſt viel groffe Fewer mas 
chen Fackeln anzuͤnden / Taͤntze halten / in welchen etliche nach derLeyer ſin⸗ 
gen / die groſſen Thaten der vornemen Herren / die beſte Stuͤcke der Männer 
tadeln / die heimliche Schande vnnd Laſter der Frawen offenbaren / jeder⸗ 
man ſt cheln vnd ein Kleplein anhaͤngen / frey vnd vngeſtrafft einen jedern 
ſchmaͤhen wie vor Zeiten in den Faßnachten bey den Griechen geſchehen 


iſt. Denn von der Griechiſchen Abgoͤtterey find vlel Irr humb noch heut Die Vrſache 


vieler ab⸗ 


su Tage vberblieben / vnd in die Chriſtliche Kirche eyngeſchliechen. Alſo vn ⸗4 
fere Hofiunckern vnnd Weydeleute S. Ruprecht / als der vor Zeiten ein —— 
guter Jäger geweſen / mit g oſſem Geſchrey gef hret vnnd geehret Haben/in vernasernn 
die Jaͤger hoͤrner geblafen „die Humre mir ſchreyen auffgebracht 7 auch fie tage. 
ſelbſt wie Hunde giſchryen / haben laſſen eine groffe Schafe mie Wein her⸗ 

vmb gehen / oder ein Släfern Jaͤgerhorn / dareyn ein Quart Wein gangen / 
dem alten Teurfehen Gebrauch nach / wie der Julius Cxfar meldet in ſaner 
Hiſto ten vom Frantzoͤſiſchen Kriege. Und viel arme aberglaubiſche Leute 

woͤllen den Heiligen wider ſinns dienen / vnd jhnen zugefallen leben: Da ſie 

jhren Exempeln nachfolgen / noch in ihre Fußſtapffen tretten. ©, Marti— en 
uns/welcher gegen die Armen und Nothduͤrfftigen mild vnd koſtfrey gene, Tor geſeh⸗ 
ſen / wird auch ſehr laͤcherlich gefiyrer ond geheuiger. Denn man an dimfel, "" 


den Tag nichts den Ar nen gibt / noch mir bedacht ſamer mildter Hand cuß 


theilet / ſondern nur ſchwelget / friſſet vnd ſaͤuffet / vnd vngereymte Geſaͤne 
vorbringet. — — 
| af 


Aue. Das IX. Buch deß fünfften Theils / 
Die Brſache ¶ Daß aber S. Johannis deß Taͤuffers Feſt alſo Abgoͤttiſch / mit groſ⸗ 
—32 ſem Getuͤmmel gefeyret wird / glaube ich / daß es herkommen ſey / daß die 
S.Jotan, Evangeliſche Hiſtotia beſchreibet / wie fein Geburtstag vielen Leuten froͤ 
aio Nacht. lich ſeyn werde. Damit doch nicht angezeiget wird die euſſerliche Freude 
vunnd das vnnuͤtze froͤliche Weſen / ſondern die jnnerliche vnnd beſtaͤndige 
Freude deß Hertzens / die allem Volck widerfahren iſt / auß der heylſamen 


un Ankuͤndigung deß Engels / als nemblich / daß die Zukunfft deß rechten 


Meſſiæ vnd Seligmachers / deß man lang gewartet haͤtte / ſich herzu nahete / 
vnd dieſer Johannes ſein Vorlauffer ſeyn wuͤrde / vnnd erſtlich anfangen 
su tauffen / biß es Chriſtus erfuͤllete vnd vollbraͤchte / der da taͤuffet mit dem 
Heiligen Geiſt vnd Fewer / durch welches Krafft wir new geboren / vnd der 
hammliſchen Guͤter theilhafftig werden / durch welches Todt und Aufferſte⸗ 
Der rechte hen mir jhm eyngeleibet / vnnd in Ewigkeit vereyniget werden / daß warlich 
—— dieſe Sach von wegen deß erſchienen echts vnd zugebrachten Heyls / nicht 
wenig ons alle erfrewen ſoll / vnd ons Vrſach zu ſpringen vnnd hüpffen für 
Freuden / geben. Aber nicht auff dieſe Weiſe / wie der gemeine Poͤfel vnnd 
das toͤrichte Volck naͤrriſch vnd vnvernuͤnfftig vns anſtellet. GOtt wolte 
helffen / daß dieſe Abgoͤtterey / die vieler Hertzen eyngenommen hat / wider 
auffhoͤre vnd verleſche. Denn auch etliche Leute / die da etwas beſſer vnter⸗ 
richt / oder ſonſt verſtaͤndiger ſeyn / nun beginnen zumercken / daß GOtt der 
HErr vnd himmliſcher Vatter / zu dem wir einen Zutritt haben durch 
Chriſtum / will vnd ſoll geehret werden mit ernſter Andacht / rechter Gottes 
Furcht vnd ſehnlichem Seufftzen oder Gebet / nit mit aberglaͤubiſcher Ab⸗ 


goͤtter y / noch mie Heydniſcher Thorheit / noch mir geſchlachtem Opffer/ 


noch mit andern erdichten Gottesdienſten / die er ſelbſt nicht befohlen noch 

vns vorgeſchrieben hat. 
By Denn der Aberglaube / ſuperſtitio genannt / und diedader rechten Ne, 
siunbefey, gion alles nach thun will / doch falfch nachaffer/äft ein alter Weiberglaub/ 


ent ſtanden auß Schwachhetedegmenfchlichen Gemuͤths / vnd Vnwiſſen, 


heit Goͤttlicher Lehre vnd rechter heiliger Schrifft. Denn alſo geſchichts / 
daß wenn deß Menſchen Gemuͤth hin vnd her wancket / vnbeſtaͤndig / vnge⸗ 
wiß / bald auff eins / bald auffs ander faͤllet / nicht recht Gott kennet / viel we⸗ 
niger Gott dem HELEN trawet / fo weiß es nicht / wen es ſoll in nörben an, 
ruffen / wohin es ſich begeben ſoll / zu wem ſichs wenden ſoll / wem es ſein 
Heyl vertrawen ſoll / vnnd von wen es fein Gluͤck / fein Geſundheit / ſeines 
Hertzen Friede bekommen kan. Dann dieſelben Menſchen vom rechten 
Wegejrren / das beſte Ziel verlieren / nit dem nacheylen / der diß alles reichlich 
geben kan vnd will / als nemblich / dem him̃liſchen Vatter / vnd Jeſu Chris 
ſto / dem alles vnter ſeine Gewalt gethan iſt / vnnd auff welchen Sort ih 
| A 


NR 











“ Von den Geheimnuſſen der Natur. 47 
aß wir alle vnſere Gedancken / Hoffnung / Glauben / Liebe und Vertrawen 
aller derer Ding / ſo uns zu vnſer Seelen Seligkeit von noͤthen ſeyn / ſetzen 
ſollen. Band Gott der HErr laͤſſet nichr sn / wie Sfatasfagt : Daß fein 
Ruhm vnnd Ehre einem andern gegeben vnnd zugeeygnet werde / oder daß 
jergendt ein Gottesdienſt oder Andacht anders geſtifftet oder geordnet wer 
de: Als alltin in den Dingen / die der HErr Chriſtus auf dem Schoß deß 
Vatters vns geoffenbaret hat. Don welchem allen vnzehlich viel Zeugnuß 
der Heiligen Schrifft gefunden werden / vnnd nicht weniger bey den rechten 
Lehrern in der Chriſtlichen Kirchen / Lateinern vnnd Griechen / welche klax 
anzeigen / wie Sort will geehret und angebetet ſeyn / wie auch die heiltgen Le⸗ 
rer vnnd Maͤrtyrer in der Chriſtlichen Kirchen ſollen geehret werden: als 

I... die n viel Schmach wegen deß Namens dep HErrn Chriſti haben leyden 

| Das XXIV. Capitel. 

Ob die Hembde vnnd andere Leinen Geraͤth bey den Krancken 


| vnd Fiebern offt ſoll vernewert werden. Vnd ob es auch gut 
ſey / daß man bald nach der Kranckheit das Haar oder den 
| 





Bart abnemmen laͤſſet. Deßgleichen wie vnnd in welchen . 
Kranckheiten es gut ſey die Fuͤſſe waſchen. 


Emnach es offt geſchicht / daß Blattern / Flecke / groſſe Beu⸗ Woher sie 
cen ovnd Carbunckel aufſſchieſſen / oder an der Haut außſchlagen / in 5 
7 Süchrtigen vnd Peſtilentziſchen Kranckheiten / ſo find bieſelben ent manceriey 
weder hoch erhaben / oder breit vnnd nidergeſeſſen wie Flecklein / welches ge» * ha⸗ 
ſchicht nach dem das boͤſe Gebluͤt und vbrige gifftige Feuchtigkeit ent weder 
dicke oder ſubtil iſt. Denn iſts dicke / ſo werden ſie hoͤher erhaben / vnnd in ge, 
mein Bocken oder Blattern genannt: Iſts ſubtil vnd duͤnne / fo werden fie 
breit vnd nur fleckicht / die da Maſern genannt. Deßgleichen find etliche an 
der Farbe bleich / fahlicht / ſchwartz / gelb gruͤnlicht oder ſprencklicht / welche 
die aͤrg den vnd zefaͤhrlichſten zum Leben find: Etliche rot / leibfarben / weiß / 
licht / welche ſicherer vnd ohne Gefahr. — 


SWenn aber dieſe vnd dergleichen gifftige Peſtilentziſche Kranckheiten — 


vorfallen / ſo iſt mein Rath / daß bey dieſen Krancken das Leinen Geraͤth / in —— 
es ſey von backen oder Leylach / Betten / Ziechen / Decken / Hembden / Kley⸗ſwen 





8 Das X. Vuch deß fünfften Theits / 


Micates zogen / zur heilet vnnd herauß tommen. Denn es kan ohne diß nicht ſeyn / 


x Se daß nicht von dtefer Krancken Leibe viel böfer / füchtiger vnnd aifftiger 
—— Daͤmpffe ent ſtehen / davon die Leinwadt darinnber Krar fr gelegen / ver⸗ 
denvavns pnreiniget. Wo aber nun der Krancke jmmerdar darinne liegen ſoll / ſo muß 
na erden boͤſen Dampff vnnd allen Geſtauck wider von newes an ſich ziehen / 
vand faſt alle Augenblick von newer Gifft am Hertz vnnd feinem etbe ver⸗ 
gifftet werden / ja in feinen eygen en boͤſen ſuͤchtigen Dampff / nicht viel an⸗ 
ders als ein Sam in jhrem eygenen Miſt / jmmerdar ſich vmbwaͤtzen vnnd 
wider beſudeln. > 
Bien  Dißmuß aber alfo verſtanden werden / ſo fern Die Gifft oder boͤſe füch, 
wern varei tige Blattern das meifle außgeſchlagen vnd die Natur etwas die Kranck⸗ 


en heit vberwunden hat / daß die Wechſelzeit der Kranckheit / Criſis genannt / 


ein jeuvers geſchehen vnnd fuͤrvber / ob gleich etwas boͤſes noch herauß kommen ſoll. 
Denn damals erſt rarhe ich / daß Leinwadt vnd Hembde offt bey Krancken 
verwandelt vnd verne vert werden / doch daß fig allczeit zuvor gewaͤrmet an 
runem Fe ver oder an der heiſſen Sonne / ehe fie dem Krancken auffgedeckt / 
oder ang zgen. Ich habe auch etlich mal die Hembder an einem andern / 
friſchen ons gefunden Menſchen / zween Tage zuvor anlegen / vnnd an ſei⸗ 
nem Leibe tragen laſſen / die der Krancke anziehen har muͤſſen / damit ſit von 
eines Menſchen natůrlicher Waͤrme zuvor erwaͤrmet / vnd nicht das nen, 
wentzend noch kalte dem ſchwachen Krancken etwas ſchaden braͤcht / denn 
es vmb ein ſoſchen Krancken leicht geſchehen / daß von dem geringſten Irr⸗ 
thumb vnd Schaden die Kranſtkheit vernewert / vnd der Menfch den Halß 

darvber laſſe. 
Diet Vewe⸗¶ Der geſtalt ver mahne ich auch dieſe vnnd andere dergleichen Rrancke/ 
a wenn ſie auch ſchon lindere Kranckheir Haben / daß fie im Anfang der 
vmbreften Kranckheit woͤllen fille feyn / nicht vnruͤhig / nicht vngeduͤltig / nicht wuͤn⸗ 
au Derfich/niche von einem Ort zum andern ſich werffen / damit die Wirckung 
der Natur / zu bberwinden die Kranckheit / bemuͤhet / nicht geſtoͤret / vnd dar⸗ 
Was her⸗ nach die Kranckheit ſich ſehrer in die länge verzoͤge. Denn die da in groſſen 
5 vnnd gefaͤhrlichen Kranckheiten ſich fo hin vnd wider vmbwerffen / zetzt Die 
arn. Beme herauß thun / die ſtoͤren offter die Natur im beſten / vnnd treiben zu 
rück wider in Leib / was gern herauß wolt evnd ſolte / abs nemblich / Schweiß / 
Mundaußhſchlagen / Geſchwuͤr / Blattern / Maſern / vnnd was dergleichen 
viel mehr geſchehen koͤndte. Denn die kalte ufft / ſo bald fie die bloſſe Haut 


mit dem wenigſten angehet / treibet ſie eyn / was herauß mil, ſtͤret Schweiß / 


Blattern vnd dergleichen. | 
Birma Derwegen halte ich dafür daß nicht vbel thun / die da / ſo bald fir was 
um %ufang ſuͤcht iges oder peſtilentziſches betommen haben / den Leib bey dem * 

| 1.73 











Bon —— der Natur. 419 


Fewer wol erwaͤrmen / daß er fchwiger/onnd der Schweiß wie Waſſer von * 
Ihnen flieſſe / nur daß ſie nicht su matt ſich machen / vnd nicht in Ohnmacht 

fallen. Denn es leydet ſich wol / daß in ſchnellen gifftigen Kranckheiten der 

Leib / ſo bald er innerlich ſich reiniget durch Stulgaͤnge / auch was zu ſich 
nemme / daß durch den Schweiß die Gifft oder boͤſe Seuche zutreibe / eht ſie 
eynwurtzelt / vnnd das Hertz oder die vornembſten Oerter deß Leibes / dahin 

fit als ein böfer Feind eylet / recht eynnimbt / denn die Gifft dem Leibe nicht Sieichnuß 
anders zuſetzet / als ein Feind einer feſten Stade / werner ſie belägere/ Der. Kane 
ſelbe dem oberſten Hauptmann oder Fuͤrſten am ſehrſten zuſetzet / vnd ſihet Rücmen. 
wie er nur das Schloß vnd Feſtung in ſein Gewalt bekomme / welchs ſo es 
geſchehen / die andern ſich bald von jhnen ſelbſt ergeben. 

Derwegen ſo der Leib mit den gefährfschften ns Krane, Die Weife 
heiten befaͤlt / vnd der Kranckheit Nothturfft ein Aderlaß oder ein Purga 5 —34 
tion erfordert / ſo muß diß auffs eheſte geſchehen / vnd doch die Purgat ion zu — 
vor / die Aderlaß hernach. Darnach ſollen alsbald eyngeben werden / die das Ben 
Hertz beſchuͤtzen vnnd bewahren wider die Gifft / als ein Tyriack oder Dii- fellvoraes 
chridat / mit Wein / oder mit einem Albrautenſafft oder Veulchenzucker/ mvor®, 
oder mit was anderm vermiſcht / nach dems Die Complexion deß Krancken Wee das 
erfordert / welchs ein wolerfahrner / vernuͤnfftiger / beſcheidener Artzt allein en 
recht ordnen kan / denn es jhm ſelbſt noch wol zuſchaffen genug gibt / vpnnd wahret. 
ergewiß die Bernunfft / Kunſt vnnd Erfahrung durch Boris Segen bey · a 
ſammen Haben muß / daß er nicht jrre / vnnd die Artzney vnrecht ordne. In wirst 
Krancken aber iſt ein bewerth Ding das Scordium, welchs Kraut reucht Fan 
wie ein Knobloch / vnnd vor zeiten in Tutſchlandt nicht bekandt geweſt / gern 
fondern als Gold fchwer gekaufft /jene aber häufig waͤchſt. Deßskichen Se. 
Ringelblumen / die den Schweiß treiben, Meliſſenkraut / Feygen / rote Zwi⸗ 
beln / Beerenklawenwurtzel / welche mir Krafft vnnd Tugendt der heiligen 
Ge ts Wurtz⸗ vnd Meiſt rwurtzel gleich / vnter allen aber iſt die vornemb⸗ 
fie Wuͤrtze Zie wer / ſo nit loͤch erich / hohl / leicht / vnſch mackhafftig wen man ogruxe 
fie kewet / oder aber entweder mir stwas Roſincken oder ein wenig Lackerſtzen — 
holtz hurhender jſſet / denn damit koͤnnen ſich dieſe verwahren wtser Gifft / ah 
vnd für aller Suche Pefehlizen / dieda muͤſſen die Peſtilentziſchen Kran, Sertioraer 
cken beſuchen / vnd ſie troͤſten / auch mi Hores Wort oder anderm noͤtigem — 
Ding vnterrichten / als da ſind die Diener der Chriſtlichen Kicchen vor rg 
Jertzte/ die Barbierer ter Bader voᷣte Wehmuͤtter. * — 

Mehrm ſol den Kranckheiten / da Blattern / Mafern oder ſonſt etwas ven Bet- 
außſealahen fel / onn d es gut iſt / daß je ehe je beſſer herfuͤr komme / iſt — Do * 
rathdſam / dapanfäng'ich entweder dieſe Leibe ſebſt mit Weidenb aͤttern Aber tatre 
untirgeftst et / vnnd jhre Glieder gerieben / ober auch das Gemach darinn featen 


833 6 der 


420 Das JX. Buch deß fünfften Zheils/ 
der Kranckeligt / mit gruͤnen Zweigen / Weinblaͤttern / Weldenblaͤttern / 
Roſen / Pappeln grünem Graß beſtrewet / vnd mit Waſſer vnd We neſſ g 
begoſſen / es were denn / daß der Krancke auß vnmaͤſſigem E chwaßfoman/ 
daß er htemit muͤſte in Ohnmacht erquicket werden / denn alle Diefe Ding 
die Schweißloͤcher der Haut zu ſtopffen vnnd eyntreiben / da ſie viel mehr er⸗ 
oͤffnet werden ſolten / vnnd das boͤſe herauß gereitzet / welchs das Warme 
zudecken / vnd warme Tücher reiben / nicht kaltes thut. 
Wie tale Vnter deß / wegen groſſer Mattigkeit vnd Erquickung der natuͤrlichen 
— iu Kräfterfollund fan man bıgmeilen die Dinge / diedielcblichen Geiſter er⸗ 
quicken / vnd das Herk ſtaͤrcken / auch mit etwas Kühlung vor die Naſe ha‘, 
zebtge tn / vnd doch nit ſtets an einander / als da ſind / Roſen / Veilgen / Neglein / 
aucht · ¶ Camphur / Wein / Boͤrnſtein / Cttrinat / Quitten / welche meiſten Thitg 
auch innerlich koͤnnen gebraucht werden / zu einem Muß aemacht mu etwaßs 
Saffran vnd Zimmetrinde / damit ſie deſto beſſer ſchmecken / das Hertz mı hr 
ſtaͤrcken / vnd das £eben erquicken. | 
ie vnnd Denn ob wol die Aertzte im Aufang nicht bald mas vngeſundes den 
— Krancken zulaſſen koͤnnen / vnnd nicht eines Haars breit von jhrer Regel 
Ruancen abweichen ſollen / jedoch ſo die Wechſelzeit er Krancken / Crilis genannt / 
webr zutaſ⸗ fuͤrvber / das iſt / ſo die Natur ſich mir etwas Außtreibung erzeigt / vnd gewiſ⸗ 
fen tannen. eZeichen guter Geſundheit gibet /es ſey durch Schweih oder Bluten / oder 
Bauchfluͤß / oder Mund außſchlahen / geben die Aertzte den Krancken in er. 
lichen Dingen nach / alſo daß man jhnen alsdenn offt ein Tina Wein / 
offt ein Trunck kaltes Waſſers erlaͤubet / ja a sdenn laͤſt man die Bette / lein⸗ 
wadt / Stuben vnnd Gemach auch wol wechſeln / welchs vor der. Zeit nicht 
| ohn Gefahr Leibs vnd Lebens hätte können sugelaffın werden. 
Mennwats Denn die Waͤrme deß Bettes / vnnd der Leinwadt vom eufferfichen 
En Fewer / alsdenn erſt die böfe Hit: dep Fiebers anßziehen / vnnd helfen auß⸗ 
die Ficheris treiben den vbrigen Schweiß vnnd die vbrige boͤſe Biffe / eröffnen die 
ſche Hme Schmeißlächerszurreiben die böfen Duͤnſte / machen alles linder / vnd Erin, 
| gen deſto che die Kranckheit hinweg. i “ 
Ein Gleich ⸗ Denn es geſchicht hier nicht viel anders als mit einer Stuben / die voll 
eat. Kauchs oder newentzendes Dampffs were / darinn die Gaͤſte er ſtickten / vnd 
volRauchs die Augen jnen außgeraͤuchert wuͤrden / wenn mannicht Fenſter vnd Thuͤr 
N uffmachete / vnnd den Dampff hinauß lieſſe Denn alſo hier auch in deß 
Zaſteer· Menſchen beihe / der voll boͤſer gifftiger Duͤnſte vnnd Feuchtigkeit iſt das 
ſuden. Dertz erſticken muͤſte wo nicht die Schweißloͤchlein eroͤffnet / die Gifft her⸗ 
außſchluͤge vnd herfuͤr kaͤme. 
Ein Bleich ⸗ Vnund gleich wieder Schaum / Broem den Niderläntern genannt / 
sußvom wenn man Fleiſch zukochet / fleiſſig abgenommen vnd abgeſchaͤumet 
muß / 





Don den Geheimnuſſen der Natur. 4 
muß / ehe es recht gar wird / damit dieſelbe Vnreinigkeit nicht ſich anlege/ en 
vnd das Fleifch veronreinige: Alſo im Anfangder Kranckheiten die vbrige € Fie⸗ 
böfe Feucht igkeit / entweder durch Schweiß oder Brechen / oder Aderlaſſen 9" 
vnd Purgatlon muͤſſen gereintget werden / che fir ſich ins Gebluͤt haͤrter le⸗ 
gen / vnn⸗ mehr vervnreintgen. Denn damals wenn man su lange harret / 
koͤnnen ſie vbler weggebracht werden: Wie auch mie den Flecken in Kley⸗ 
dern oder leinen Geraͤth geſchicht / daß fie je laͤnger ſie darinn verbleiben / je 
vbeler fir außzuwaſchen. 

Was aber den Bart / darinndie vornembſte Zier eines Mannes ſte, 
het / vnd die Haat des Hauots / darinn der heilige Samſon feine Staͤrcke ie ri 
Zhabt / auch viel andere zu allen Zeiten geglauber/daß darin etwas Staͤrcke nemmer mie 
| fiysantangersmußichdißsur Erinnerung lehren / daß auch den Befunden dr Ser 





2 r 4 5 Bi meſſer ſcha⸗ 
nicht gut iſt daß fie offt jnen den Bart oder die Haare mit einem Schermeſ⸗ 2 


fer laſſen glatt hinregnemmen, dena es ſchwaͤchet ale Kraͤffte macher die Hlcıo, 
Saure weibt. chv sd werchvja es zurt he let vnd macher zu nichte die natürliche 
Waͤrmbde / derg echen die leb ichen Geiſter darombbenimptsenscihe,h  _ .* 
nen Manne das Hertz vnd die maͤnnliche Kuͤnheit / ſich etwas zu wagen in 
Gefahr. Aber daß man offt das Haupt mit warmen Tuͤchern reibet / ben 
Baͤrt wol auß ſtreichelt / mir einer Laugen außweſchet / iſt geſundt / gibt gu⸗ 

tes klares Geſicht / machet ein manliches Hertz. 

Aber den weichlichen Leuten / die nur von der Kranckheir geneſen / halte Diesen 
ichs auch nicht vor gut / daß fie ihnen baldt laſſen das Haupt waſchen / die Kıansdeit 
e - , ; \ geneſen / ſol⸗ 

Haare abnemmen / denn es erregt alle Fluͤſſe vnd Feuchtigkeit / auch IE ME, e 
der von newes ſo da vor geſtillet / machet alſo newe Fieber / und blaͤſet newe baben 
Fewer auf / denn gewiß diß eben ſo ſehr newe Kranckheiten wider machet fheninon 
als Vnmaͤſſigkeit oder Vnordtnung in Eſſen vnnd Trincken / oder Bir, — 


wandtlung newer Hembde / fo ſie kat vnd newengendt. Fakes 
Gleicher Weiſe iſt auch viel daran gelegen / wie ond wenn man die Füf- Imanfına 


fe wafchen ſoll Im Anfang zwar der Kranckheir ifte nicht gun die Fuͤſſe wa ge if nice 
ſchen / vornembiich mir denen gefochten Kraͤutern die da hach ſich ziehen / — 
als Beyfuß / Poley / Ringelblumen / Reinfarn / Mittelkraut / Lorbeerblaͤt 3a anfang 
‚ger. Deoßgleichenift baden auch nicht gut / ehe der Leib gereiniget / oder die nie 
Kranckhait geſtillet / vnnd gewiſſe Zeichen der Cor cscrion der Krandheit nicauc as 
‚vorhanden. Denn wenn die Feuchtigkeit noch zu grob iſt / daß fie ourch dis den. 
— Schweißloͤcher nicht durch kan / vnnd Doch beweget wird durchs Bao / fo 
bileibet ſie gecken / vnd an den vornembſten Oertern deß eibes mit groſſer 
Gefa r verſtopfft / oder zeuhet von einem Ort zum andern / mit Ver er⸗ 
bung er Sehnadern vnd vieler Glieder. 
Derhalben ſoll man mit gutem Bedacht die Fuͤſſe waſchen / oder ſoſchs In alen 
983 ij gar 





2 Das! X. Buch deß fuͤnfften Theils / Ä * 
A gar laſſen bleiben. Darvmb die gemeinen Leute ſeht vnrecht ſind / die da ehn 
use alles bedenken das Fuͤßwaſ chen / auch in Anfang der Kranckheit / brau⸗ 
chen. Denn ſind die Kranckheiten vber der Hertzgrube / ſo ſchadet das Süß 
—2 waſchen / vnnd macht die Kranckheit aͤrger: Als wenn einer ein Fluß auff 

der Bruſt hat / wenn er Stechen der Seiten hat / wenn ſich die lunge entzuͤn⸗ 
det / wenn ein Halßgeſchwuͤr / Angina genannt / Huſten / Seitenwehe / 
Schnuppen / Heyſerkeit / Karre / oder dergleichen vorfaͤſt/ da ſoll man deß 
Fußwaſchens ſich gar enthalten / vnd keines Weges dieſe Artzney verſu⸗ 
er denn die Feuchtigkeit faͤllet fehrer hervnter / vnnd macht die Kranck⸗ 

eit aͤrger. 
Ro aber die Kranckheiten ſind vnter der Hertzgrube / als im Magen/ 
In Krane» Schlung / Miltz / Leber / Sebaͤrmutter / Blaſen Nieren / Eyngeweyde / fo 
nt fan man das Fußwaſchen wol ficher/nüglich vnnd mir groſſem Frommen 
gube iſt verſuchen vnd gebrauchen / vornemblich wenn von dieſen Orten entweder 

Se a Ohnmache / oder auffſtelgen der Mutter / oder dergleichen Kranckhet, 

sen eniſtehen / denn daſe bſt auch die Beine mit warmen Tüchern gerieben / 

die Fuͤſſe hart gebunden / die Koͤpffe auff die Huͤffte geſetzt / die Fußadern / 

wo es von noͤthen / entweder auff der groſſen Zehen / oder am Knoͤchel / oder 

an Schienbeinen gelaſſen werden muͤſſen / denn hier iſts den Menſchen 
Georę.3. gut / wie auch von den Schaafen Virgilius ſchreibet: 

Je mehr vnd ſchrer zufleuſt das Blut. 
Je fleiſſiger ers abwenden thut / 
x Die Fußadr ſchnell vnd bald sröffner/ 
| Dis Beſſerung drauf gwiß ver hoffet. 
Wenn ſich aber ein Hertzzittern vnd Hertzkluchſen / ein Ohnmacht / 

a Cardiaca,ein böfer At hem / ein drucken auf der Bruſt / ein Halßgeſchwulſt 
binden findet / da ſoll man die Arme / Haͤnde vnnd Finger reben / inſonder heit aber 
wiben ſoll. ohn einen den nechſten neben dem kleineſten / den man Soldfinger nennet / 

da ſoll man die Median Ader laſſen / auff der Seite da die Wehrage / da fol 

man koͤpffen vnd ſchrepffen / ſonderlich wenn ſie voll Feuchtigkeit und Se 

bluͤts ſind. Da aber jemand mager / duͤrr vnnd abgesihrer am deibe / dem ſoll 

man nicht zur Ader laſſen / als dem man nichts mehr abziehen noch abnem⸗ 

men kan / ſondern iſt b ſſer / daß man jhn allein mi Wein’ Schlaff vnd gu⸗ 

tem Geruch erquicke. 
Listtation ( Dieſes in gemein von Kranckheit geredet / aber das ſonſt wol mehr 
dürfe Lehre. Anßlegung beduͤrffte / zenn daß Hertzzittern verffanden werden fellvdasvon“ 

jhm ſelbſt koͤmpt /aber dem andern Hertzzittern vonder Mutter atrffſtelgen 

oder boͤſem Magen / iſt gfuͤßraſchen wol beq em. Deßglichen Aderlaſſen 

in Seit ehweh /nicht allezeit am ſelben Ort da die Wehtage / ſondern efften 

quervber 








Wonden Geheimnuſſen der Natur. 413 


u quervober gefchehen muͤſſen / welchs hier gu weit laͤufftig zu erklaͤren / vnd von 
emem gelehtten Arttt ſoll im fall der Norh erfragt werden.) 


Das XxX V. Capitel. 


Von der Krafft vnd Wirckung / vnnd rechtem Gebrauch deß 
brannten Weins. Mit angehaͤngter Lehr von wunderbarli⸗ 
chen Eygenſchafften etlicher anderer zugerichten Saͤffte. 


An hat in kurtz verſchienener Zeit die Diſtillirkunſt / dadurch Venda do 
M auß den Kraͤucern Waſſer gebrannt werden / zu Erhaltung der Ge Kitiertunß, 
ſunt heit deß Menſchen / erfunden. Vnd ob wol etliche derfeibenge: Krafeder 
brannte Waſſer auß den Kraͤutern nicht fo kraͤfftig find / als die Kraͤuter an 
ſelbſt oder die Träncke darvon gekocht / oder jre außgesrüchte Saͤffte jedoch 
find ſie nit gang vnd gar zuverwerffen / oder ohn ale Krafft und Wircfung/ 
wie etliche meynen / ſintemal ſie jhre Krafft nicht gantz vnnd gar verlieren / ann ger 
welche da gnugſam bezeugen beyde andere gebr ante Waſſer / und ſonderlich wunzerude 
die Brannte Wein / Aqua vitæ genannt / den man brennet entweder auß 7; — 
dem beſten Wein / oder aber auß den Hefen deß Weins / durch ein diftillier 2Beins. 
Helm von mäffıgem Fewer almehlich erhiger. Ts 
Denn ich felbjt habe offt erfahren die wunderbar liche Krafft deß ge —— 
brannten Weins in vielen dingen / denn wie groſſe vberſehwaͤngliche kaͤlte Freurer. 
ſeyn mag fo gefreuret er doch nit / darvmb auch die Dinte oder ander ding 
dareyn nur etliche Troͤpfflein deß Brantenweins vermiſchet mo: den find/ —— mars 
von der Kaͤlte nit bezwungen odergefrie. en / welchs alles ohne zweiffilge —— 
ſchicht wegen der groſſen Hitze vnd ſubtileſten Natur die der gebrante kl en — 


der brannte 


hat. Ob aber der gebrannte Wein recht gut ſey / vnd ohne Zuſatz iſt eine ge Memetne 

w ſſe Prob / ſo man ein Handzwel oder ſonſt ein leinen Tuch darinne netzet / Zuſatz ſe. 

vnd ans Fewer haͤlt. Denn fo der gebrannte Wein vngefaͤlſcht iſt / vnd die 

quinta eſſentia reim / ſo entbrennt er bald / vnnd wird verz hret ehe denn das 

inen Tuch das Fewer ergreifft / vnd daß dem leinen Tuch fin ſa aden da· — 

von geſchicht. Wo du auch gebrannten Wein in die Hand genſſſt / vnd cin Des zunioſ⸗ 

angezuͤnd Papier drauff bälteft/fo wird die Hand wol warm dad urch / aber! — 

nicht entzuͤndt· Vund ich muß hier von dem heiſſen zurlaſſen Bley ſagen / De finde 

welchs mie dem ſiedenden Dei die heiſſeſten brennenden Stücken vnter al. — * 

ingen ſind / Daher er geſchicht / daß ein zienern oder bleyen Loͤffel wenn ſten Etuck. 
an jhn in fieden heiß Del oder heiß Bley eyndruͤcket / alsbald zurgehet und 

gu zuſt / weiches ın dem heiffen fiedenden Waller fang nicht gefchiher. 

Dem Oel vnnd alles Fettes am heiſſeſten wirdt / oder am ſehreſten bren⸗ 

4 net. 





ji. Das lX · Vuchdeß unffter — 
net. Davon Wan Bley am leichſten zurgehet / wenn was ken 
tes anhaͤngt / welchs durch ſieden heiſſes Waſſer nicht gefinicht. Bmb dies 


fer Vrſachen auch die fetten Fiſchaͤhl / wenn man ſie auff den Roſten ge⸗ 


braten hat / vnd getzig jfet / tisem di⸗ Finger verbrennen vnnd Blaſen ma⸗ 


chen / daromb daß das Fette an den Fingern haͤngen bleibet / vnd ſoiche Hu 


tze hat jedoch wenn man die Haͤnde ſchmieret oder r falber mir dem Safft 
Sie man von Pappeln oder Bingelkrau / ſo kan man ſieden heiß zurlaſſen Bley auff 
boas Diey Die Haͤnde gieſſen oder angreiffen / vnud mit den Händen handeln wie man 
polo ohne Schaden / nur daß es behend zugehe. 
—— 2— Barnach ſind auch vier Stück /die vnter allen flieſſenden Dingen 
Osarhen vi. Die leichſten am Gewichte befunden werden / vnnd oben ſch wimmen woͤl⸗ 
—— fen len / als nemblich / Wein / Regenwaſſer / Honig / vnnd Oel / ſo iſt doch ger 
6. brannter Wein das aller leichſte vnter diefen allen daher der gebrannte 
Seracer Wein’ wenn man jhn vnter Oel vermiſchet / oben ſchwimmet / vnnd das 
aller, Oel zum Bodem ſincket / weſchs ſonder Zweiffel darvmb geſchehet / daß 
den Gebrannten Wein allegrobe Natur / vnnd das Element der Erden? 
darvonale Ding eine Schwere haben / gar benommen iſt / vnnd ſein gan⸗ 
tzes Weſen ſubti worden / einer Subſtantia der Lufft vnnd Fewer am nech⸗ 
Odandem hen verwandt. Nach dem gebrann en Wein ſt das Dei am leichſten / ſon⸗ 
0:5 andten derlich das Seinöl/unnd Seeſamenoͤt / welchs wider die Natur oder Wei⸗ 
— fe denn ander Del niemals gefreurtt / darvmb daß sg die weichſte vnnd fub⸗ 


as den tileſte Nat ur hat. Nechſt dem Oel ſind die gebrautten Daffer / vnd ein ab⸗ 
Een gezogener Wein / ſo derlich der am wenigſten ſuͤſſe iſt / am eich Ren. Denn 


abajigener der frembee Wein/ Bafarı 2 /ttonter allen fueſſenden Dingen 1 


m kaß das ſchwerſte / a forbap die Faß vo! Baſtart auch nicht ſchwimmen / 


Der nwaſer 


- vd un ſondern zu Bodem ſincken. Das Regenwaſſer / wenns nur nicht truͤbe iſt / 


haben fat hat faſt gleich Gewicht mit dem Wein / ſonderlich dieſes / das im Meyen 


ein’ Sewichte 


Sonigi vom Regen auffgefangen vnd viel Jahr gehalten wurdt. Aber Honig iſt 
dasihwerfte dreymal ſchwere ale der Wein. 


— Der wegen iſt kein Safft / kein gebrannt Waſſe / vnnd nichts vberall / 
en , das da dem Men ſchen / um Bebrauch der Arkney/ leichter dienet / oder dag 
sin Wens da ſehrer alle Slieder durchgehet / vnd alle Ding wider die Faͤmnuß bewah⸗ 

ret / als der gebrannte Wein ſonſt Aqua vitæ genannt / darvmb daß erdas 


Leben er haͤlt / vnd macht daß man nicht ſo riſch alt wird / Navon eine Gewon⸗ 


heit iſt worden / daß in gang Teutſchland die Leute meht gebrannten Weins 
trincken / denn jhnen gut oder geſund iſt / denn er bekoͤmpt aicht allen euten/ 


vnd iſt auch eine Zeit geſuͤnder denn die ander. 


Merksten A iſt der gebrannte Wein den duͤrren vnnd magern Leuten niche 


een der ge⸗ gut / fondsen gantz gaͤh lich / ſintemal er ben Leib erhitzet / das Beblüt 


verbren⸗ 











Von den Geheimnuſſen der Natur. a 


verbrennet / vnd alle natuͤrliche Feuchtigkeit den beſten Safft deß Lebens Wein 
verzehret. Aber den fetten Leuten / vnd die viel vbrige Feuchtigkeit oder kal⸗ "Hart 


te Schleimigkeit gefamblet / denen ſchadet der gebrannte Wein nicht / ſon⸗ 


dern verzehret jhre vnreine Feuchtigkeit / bewahret den Leib fuͤrm Schlage 

ons allen falten Kranckheiten. Darvmb ratheich / daß man bißweilen in 

dem Winter den gebrannren Wein mäflig gebrauche / als nemblich andert⸗ i 
Hab Süden fhwer/weichsift faſt ein Eöffel vol. Vnd ſolchs Hattetchjdeo en venenns 
beſſer / wenn man den gebrannten Wein mit Zucker auffs ſuͤſte macht / vnd ten Wein 
ein Kruͤmlem oder erliche Semmel darvnter vermifcher / denn alſo kan er nsreren 
mit feiner brennenden rt und durchdringenden Krafft nicht bald in das Bon aufs 
Haupt vnnd Naſen ſchlagen / oder der hitzigen Leber ſchaden. Wenn man ee 
jhn außwendig auffleget auff das Fleifch und Sehnadern / oder font erkal⸗ des gebrare 
Glicder / fo biifft er allen Kranck heiten / vnnd fliler ale Schmertzen / die " Pets 
auß Kälte fommen/mit feiner hisigen durchdringenden Narr. Gleicher 

weiſe macht er auch wider redend die am Schlage verſtummet feynyfo man 

ein wentg Senff vnnd Eſſig / mit Meerzwippeln zugericht / darvnt er vermi⸗ 

ſchet. Welcher gebrannte Wein auch zwey oder drey mal diſtilliert wird / 


der iſt am ſtaͤrckſten / vnd vberkompt ein vberauß durchdringende Krafft. 


Das XXVI. Capitel. 


Ob es beſſer ſey / daß man vber Tiſche wenigauff ein mal / vnnd 
offt trincke / oder deſto ſeltener / vnd groͤſſer Truͤncke thue. 


IJe beſte Befcheidenheit/einen gefunden Leib zubehalten / ſte⸗ 

8 het im rechten Gebrauch eſſens vnd trinckens. Demnach ich nun 

vorhin viel von der Spiſe / vnnd ſonderlich dem rechten Gebrauch 

deß Brots geſchrieben / muß ich auch was vom Tranck ſagen / waſerley wei⸗ 
fe und Maß ein ijeder daſſelbe billich gebrauchen ſoll. 

Erfilich fan man dem rechten gefunden Menfchen nicht fo genanse Karten? 
und gewiſſe Ordnung deß Trancks fürfchretben/ond viel Leute haben ihre rou auf 
fonsertiche Weife dep Trin ckens angewohnet / welches fienir ohne Scha, Si Tr, 
den Ihrer Geſunheit vnd allerley Gefahr abgehen moͤgen / darvmb iſts am cung haben. 
ſicher ſten / daß ein jeder nach Geſtalt feines Alters / oder der Zeit / alten Ge⸗ 
wonheit / oder deß ſtarcken vnnd ſchwa hen Getraͤncks / Maß oder gewiſſe 


WBeiſe deß trinckens habe / vnd were gut / daß jederman ſo viel allein truͤncke / 
es were Bier oder Wein / als er benoͤtiget / bey e den Durſt zuleſchen / vnd 


daß die Speiſe weder zu trocken noch zu feucht gehalten / vñ damit ſie in dem 
Magen fein mällg beſprenget / vnd nit gar ſchwimmen doͤrffte. Derwegen 
655 Kam 


N 


426 Das IX. Buch deß fuͤnfften Theils / 
gIn der mar, iſt am beſten / daß man in der Mah zeit immerdar zwiſchen dem eſſen den 
deit ſoll man Leib mit ein wenig trincken erquicket / vnd die Spetſe allmehlich eynwelche / 
ann daßfie deſto Lichter nad) vollbrachter Dawung / deß morgens durch die Elek, 
Das zuviel nen Aederlein der Leber durchgehen /undin den gangen Leibzur Nahrung 
Aibe araffen fommen kan. Denn was zuviel iſt / vnd all. Trunckenheit / ſonderlich dievon 
Schaden, vns abgezwungen wird taͤglich ohne vnterlaß / iſt / wie Dioſcorides bezeugtt / 
ſchaͤdlich / darvmb daß die Sehnadern alle Tage mir Weinvberladen/cie 
— Haͤnde vnd alle Glieder verlahmen / vnnd endlich den gantzen Leib zu nicht 
machen. Derwegen ſollen wir allen Tranck / der da truncken macht / maͤſſig 
gebrauchen / vnnd hierinn den guten Saltzern oder Fleiſchern nachfolgen. 
Denn gleich wie dieſelben / nach dem ſie das Fleiſch oder Fiſch eynzuſaltzen / 
Stuͤckweiſe zugehawen haben / vnnd Reyenweiſe eyngeleget / alsbald das 
Saltz oder die Lacken auff alle Reyen darzwiſchen ſprengen / vnd fleiſſtg eyn⸗ 
machen: Alfo ſollen wir alle / die wir vnſer Geſundheit beſtes wiſſen woͤllen / 
die Speiſe / mit guter Ordnung vnd rechter Maß zu vns genommen / auch 
jmmerdar ein wenig mit dem Tranck beſprengen oder maͤſſig befeuchtigen. 
Men Hach dem Eſſen aber / wenn man ein gute weile nicht getruncken / vnd 
benden Mat die Dawung deß Magens angefangen / iſt nicht gut daß man trincke / vnd 
ng. Die angefangene Dawung jrre mache vnnd zuſtoͤre. Denn alle natürliche 
mehr trin⸗ Kraͤffte vnd Wirkung deß Magens/die nun im Wercke ſind / werden dar, 
En an. durch gehindert / vnnd wird die Speife nicht recht gekocht oder gedawet. 
den auf dem Denn gleich wie die Toͤpffe vnnd Tiegel am Fewer auffhoͤren zuſieden vnnd 
ms zutochen / wenn man kait Waſſer zugeuſt: Alſo wird der Magen durch das 
Mahizeit. vnzeitige oder vnmaͤſſige Trincken zwiſchen der Mahlzeit von der rechten 
1. Dawung zurſtoͤret vnd gehindert / daß er entweder dis Speiſe nicht gut ma⸗ 
u chet / oder ja langſam ferriger. 

2. Daher denn eine groͤbere vngedawte Speife indie Heinen Aederlein 
Verſtopf⸗ der Leber und deß gantzen Letbes oder die Eyngeweyde deß Bauchs koͤmpt / 
fung. daſelbſt Verſtopffung vnd jnnerliche Faͤulnuß / ein Vrſprung aller Fieber 
Bali und aller gefährlichen Kranckheiten / macht / welchs denn andy denen mi, 


Säumug  derfährer/diedain dem Anfang deß Effens / oder fo bald wenn fiefichau 


rose Tifche ſetzen / groſſe Truͤncke in ſich gieffen, Denn dadurch wird die Speife 
außdem Magen geſchwemmet / ehe denn daß ſie recht gedamer iſt / vnnd fan 
nicht lange im Magen bleiben. Darvmb iſt mein Rath noch / daß man uns 
ser dem Eſſen nicht alſo geitzig ſauffen / oder zu groſſe Truͤncke thue / ſonderu 
wenig vnd offt trincke / damit ſich Tranck vnd Speiſe wol vermiſchen koͤn⸗ 
nen / vnd zugieich gerechg wolgedawet werden. Dieſes iſt denen Leuten auch 
deſto mehr von noͤthen / die da weite Hänge haben / vnd groſſe Adern. 


Weiche vber  Diedenteaber/diefic gewehnet nichts zutrincken / fi haben * * 
albe 





— —— 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 427 
der Mahl⸗ 


| Halbe Mahlzeit volbrache/ diefelben follen alsdenn ein guten groſſen trunck uana« 


thun / damit der Tranck Die Speifein den Magen vberall erweiche vnnd fam oder 
vermiſche Gleicher Weiſe iſts denenvdicanhikigen Flebern ligen / vnd jm 3. 
merdar trincken woͤllen / auch beſſer / daß fie einen ſtarcken Trunck thun / aber en deſto 
doch nicht gettzig / ſondern fein iangſam / vnd daß fie jhnen gute weil darzu Er 
nemmen. Denn auff dieſe Weiſe wird der außgedorrete Magen deſto mehr thun. 
gefeuchtet / vnnd koͤmpt der Tranck nicht fo bald in die Blaſe/ denn ein klein Armen 
Truͤncklein bey den Krancken / ob fie ſchon wenig vnd offt trincken / loͤſchet te» un ü 
weder den Durſt noch die Hitze / ſondern mehrets vielmehr, Denn es gehet kelgmun” 
bey ihnen nicht viel anders zu / als mit den Kolen der Schmide in der Efi en 


ſe / welche ſo offt ſie mit einem Waſſerwiſch ein wenig befprenger werden, 9" 


deftöfehrer brennen : Gleicher Geſtalt durch wenig trincken auff einmal ag ergewe, 
Die firbirifche Hitze jmmerdar groͤſſer / nit weniger / wird / vnd der Durſt ſich gen Baaig⸗ 
nicht loͤſchtt / ſondern zunimpt. Jed och iſt zumercken / daß etliche Krancken yirpinrepıy 
durſtig werden / vnnd jmmerdar trincken woͤllen / allein von wegen groſſer müffen ele- 
Mattigkeit / vnnd daß ſie alſo an Kraͤfften abgenommen haben / vnnd auß ne 
gedorzer feyn / diefen follman fein langfam vnnd Iindeden Durſt lindern, 
vnd nicht groffe Truͤncke zulaſſen / darvmb daß alfo der Tranck die aufge, 
dorreten Glieder beffer feuchtet / vnnd diefelben wegen Schwachheit groffe 
Trünefenicht vertragen. wi 

Weiter / ſo mus ich auch ditſes hier gedencken / daß die ander Darre oder 


Lungenſucht verzehret werden / oder von andern Kranckheiten auffs ſehrſte 


vom Fleiſch kommen ſeyn / leichter koͤnnen harte Speiſe erhinder bringen/ 


deñ den Tranck. Dieſes geſchiehet aber darvmb / daß die harte Speiſe ſchwe⸗ 

ver iſt vnd dardurch die Keele weiter eroͤffnet vnnd nidergetruckt wird / daß 

das Eſſen leichter er hin der koͤmpt / denn irgend ein Tranck. Denn dieweil 

in ſolchen Leuten die Keele vnnd die S päßröhrgar zuſammen geruntzelt 

vnnd geſchrumpffen find / alſo daß beyde Seiten ſich ſchlieſſen / fo fan der 

Tranck wegen deß / daß er leichter iſt / die beyde Seiten der Keelen vnd Spei⸗ 

ſeroͤhren / nicht ſo leicht won einander bringen / viel weniger durchkommen / 

es fen denn / daß ſie ein groſſen Trunck thun / darvon die Keele ſich eroͤffnet / gardes 

vnd der Tranck erhinderfleufler/ welches denn auch geſchicht in den Gicht/ durch die 

brüchigen Leuten / vnnd denen/ die vom Schlag gerührer ſeyn / wenn da alle auam an 

Glieder verlahmer ſeyn / vnnd fie. doch effen vnnd trincken koͤnnen. Denn — — 

dieweil die ſinnlichen Geiſter / die vom Haupt oder Gehirn in die Sehna⸗ nn 

dern fommen’ ond die Glieder beyde beweglich und entpfindlich machen/fo ——— 

ſubtil vnd zart ſind / ſo koͤnnen in ſolchen Kranckheiten dieſelbe nit mehr in — 

die Schnadern gehen / davon die Glieder lahm werden / vnd offt auch nicht ken, 

mehr fuͤhlen / aber die Speiſe vnd Tranck / als dieda ſchwerer find drücken — 
bh durch / 


4:8 Das 1X. Buch dep fünfften Theils / 
durch / daß fie ſo wol als das Gebluͤt / den verlahmeten Sliedern sur Nahe 
rung zukommen koͤnnen. Vnd wer ſihet nicht / daß die Strahlen der Son⸗ 
nen durch die ſchwartzen Wolcken nicht koͤnnen durchkommen / da doch diß 
ein ſchwerer Hagel leicht thut. Darvmb da ff auch niemand ſich darob ver⸗ 
wundern / wie es koͤmpt / daß die verlahmeten Leute am Schlage jhre Nah⸗ 
rung durchs Gebluͤt zu ſich laſſen / vnd doch ſonſt verlahmet / oder auch aller 
Sinnligkeit vnd Fühlen beraubt ſeyn. Denn dis Speiſe / das Gebluͤt vnnd 
alle Nahrung / wegen jhrer ſchweren Natur durchdtinzen durch metre 
Gaͤnge / biß zu den verlahmeten Gliedern / daß die ſinnlichen ſubtiſen Gei⸗ 
ſter / wegen ihrer Subtiligkeit / nicht thun fönnen. Daromb >ie Sehnadern 
der ſelben ſinnlichen Krafft beraubet / weder fuͤhlen noch ſich bewe gen. Die 
Nahrung aber koͤmpt zu allen Gliedern durch andere wege / denn 
durch die Sehnadern / als nemblich durch die rech⸗ 
ten Adern / als Roͤhren vnd Gaͤnge 
deß Leibes. * 


Ende deß neundten Buchs. 





Das 

















er 
Das zehende Buch / def fechfien 
— Theils / 


Bon den wunder bar li⸗ 
hen Geheimnuſſen der Natur / 


vnd derſelben fruchtbarlichen Be⸗ 
— trachtunge / 


In der Mac der Geburtsglieder des 


Leibes / Maͤnnlichen vnd Weiblichen/ 
auch Kranckheiten der Weiber / vnd jhrer 
Artzneyen. 


Geſchrieben in Teutſcher Spraach 
Durch 


lacobum Horſt der freyen Kuͤnſt vnd Artz⸗ 


ney Doctorem. 





3 


' Pr | 
Sem Edlen vnnd Geſtrengen Herrn 
Ehriſtoph von Zedlitz vnd Samitz / Hauptmann 
zu Luͤben / meinem Großguͤnſtigen Herrn vnnd 

guten Freunde. + us 


N 
| 
| 
| 


EI Dier/ Seftrenger/befonder Großguͤnſtiger 
BE) Her vnnd Förderer / Der hochweiſe vnnd aller vor» 
nünfftigfte König Salomon /welchen die H.Schrifft 





ISA 
| ſelbſt hin onnd wider wegen Weißheit vnnd Verſtan⸗ 
Li.Le 2. des / den groͤſten vnter allen Koͤnigen auff Erden / ruͤhmet / hat nach 
außſage der Schrifft / ſeine Weißheit in zwey Bücher verfaſt vnd 
gelehret. 
einem die allerſchoͤnſte Phyfica, oder die Schr von allen na⸗ 
türlichen Dingen / darinn wird fonder zweiffeldie Kraͤuterkunſt / 
die Eygenſchafft der vierfüfligen Thieren /die Befchreibung der 
Fifche indem Waſſer / vnnd der Voͤgel in der Sufft/auchdiedtas | 
tur aller Bergwerck / Gewuͤrme / oder was ſonſt vnter der Er⸗ 
den iſt / ſo herrlich / als vorhin niemals an Tag gebracht worden 
feyn. Denn alſo meldet die heilige Schrifft von dieſem Buch Sa- . 
lomonis, 1.Reg.cap. 4. nd er redetvon Baumen/von Cedern 
anzu Libanon / biß anden Iſop / der auß der Wand waͤchſet / auch 
redet er von Vieh / von Vogeln / von Gewuͤrmen / von Fifchen/ 
vñ es kamen auß allen Voͤlckern zuhoͤren die Weißheit Salomo - 
nis, von allen Koͤnigen auff Erden / die von feiner Weißheit gehoͤ⸗ 
ret hatten. Aber wie ſchoͤn oder nuͤtzlich diß Buch Salomonis den 
Nachkommenden haͤtte ſeyn koͤnnen / ſo iſts doch entweder auß vn⸗ 
achtſamkeit der Leute / oder vielmehr durch ſtraffung Gottes / vmb 
vnſer Vndanckbarkeit willen vmb ſolche Gaaben / wegkommen 
vndverloſchen / ohn allein das / weil wir leſen / daß dieſe Lehr da⸗ 
mals vnter alle Voͤlcker außgebreitet fey/billiche Vermutung bar 
ben / daß der alten Heydniſchen Scribenten / Hippocratis, Pla- 
tonis, Ariſtotelis, Galeni, vnd Serapionis Kraͤuterbücher / Phy- 
ſica oder gute Lehr von vatuͤrlichen Dingen / ſo wol aller vnſer 
Gelehr⸗ 








— —— 
= R 





Vorrede 4 


Gelehrten new außgegangene Schrifften / welche von den Alten / 
als einem Brunne / mehrer theil genommen werden vnd her quel⸗ 
len / gleichwol etliche kragmenta oder Vberbleibunge von Salo- 
monis Weißheit in natürlichen Dingen ſeyn. 

In dem andern Buch hat er vorgebracht die Lehr von gutem 
Leben deß Menſchen / fuͤr GOtt vnd der Welt / nicht allein in der 
Jugend / ſondern auch in allerley Staͤnden / vom hoͤchſten biß auff 
den nidrigſten / vnd diß alles nicht weitlaͤufftig / ſondern wir es alle 
kluge vnd weiſe Leute zu derſelbigen Zeit gewohnet / alsnemblich/ 
mit gantz runden vnnd kurtzen Worten / welche wir Spruͤche oder 
Lieder nennen. Denn alſo ſtehet daſſelbe auch geſchrieben von die⸗ 
fen Buch Salomonis: Vnd er redet dreytauſendt Spruͤche / vnd 
ſeiner Lieder waren tauſendt vnnd fuͤnffe. Welche alle / ob ſie voll⸗ 
kommlich jetzt nicht vorhanden / vnd wo es an dem nicht mangelt / 
dieſes Buchein ſehr Theologia vnnd Ethica ſeyn wuͤrde / jedoch 
ſind ſie etwas noch heutiges Tages zufinden / in den ſchoͤnen 
Schrifften Salomonis von ſeinen Spruͤchen / Predigten vnd ho⸗ 
he Liedern / daß wir billich Gott darfuͤr zudancken haͤtten / vnd deſ⸗ 
ſen mit Gottſeligkeit / vnd in fleifliger Betrachtung gebrauchen 
oder genieſſen ſolten. | 

Gleich wie aber in denfelben Sprüchen der Rönig Salo⸗ 
mon/vonvielen andern Dingen fchr weistich vnd vernänfftig res 
det /alfo muß ich auch offtermals mich darob verwundern / daß 
er die ſchoͤne herzliche Tugendt / diedie Teutſchen Gutthaͤtigkeit 
nennen / die Latini beneficentiam & liberalitatem, fo mit kur⸗ 
tzen vnnd zierlichen Worten gnugſam beſchreibt / da er ſpricht: 
Trinck Waſſer auß deiner Gruben / vnnd Fluͤſſe auß deinem 
Brunnen / laß deinen Brunn heraußflieſſen / vnnd die Waſſerbaͤ⸗ 
che auff die Gaſſen / habe du aber ſie allein / vnd kein Frembder mit 
dir / dein Brunn ſey geſegnet. Denn was haben alle Gelehrten/ 
wie viel oder gantze Buͤcher ſie auch von der Tugendt geſchrieben / 
mehr gelehrt? 

enn welcher verſtehet hierauß nit / wenn Gott von dir die mil⸗ 
te Hand fordert / dieweil er dich lehret / wenn du nicht alleine Se 
Not 


432 Vorrede. 


Notturfft / ſondern auch was vbriges vor deinen Nechſten haſt / 
Daß du alsdenn nicht kargen ſolt. Hinwider / gleich wie der Brunn 
außflieſſen ſoll / jedoch / daß du Ser: drüber bleibeſt: Alſo ſoll die 
mildte Hand nicht zu geſchwind fahren / vnnd du dich nicht mut⸗ 
willig vmb das deine bringen. Darinn vns die rechte Maß vorge⸗ 
ſchrieben wirdt / daß wir nicht weder zur Rechten noch zur Lincken 
wancken. Noch mehr / wie die mildte Hand ſoll gebraucht werden / 
vnnd gegen wem ſie offenſtehen ſoll / will er anzeigen / da er ſpricht: 
Der Brunn ſoll herauß flieſſen / vnnd die Waſſerbaͤche an die 
Gaſſen / das iſt / Sie ſollen auch frembden Nottuͤrfftigen zu Huͤlf⸗ 
fe kommen. | 
Denn ob wol von Natur / wiees Cicero fein darthut / ein 
Ordnung iſt derer / denen wir Wolthaten zubeweiſen ſchuͤldig / als 
nemblich den vnſern vnd Frembden / vnd vnter den vnſern / welche 
vorgehen / das Eheweib die nechſte iſt / gegen die vnſere milde. Hand 
erſtlichen offenſtehen ſoll / nach dieſem / vnſere eygene Kinder / vnd 
darnach abermals die Blutverwandten / Vettern bald die Oeh⸗ 
men / endlich die Schwaͤger: Vnter den Frembden aber die Eyn⸗ 
heimiſchen / die mit vns in einem Hauſe gelebet / einen Vorzug ha⸗ 
ben. Darnach die in einer Stadt und Lande wohnen / die nechſten 
ſind die Wolthat zu empfahen. Weiter aber/ die auf andern 
Landen ſind / hierzu gehoͤren / vnnd alle weiteſten / die gar ander 
Spraachen vnnd Sitten / oder auch Glaubens ſeyn. Jedoch ſtre⸗ 
cket ſich die — pe auff dieſe alle / vnd iſt fuͤr keine Liberali⸗ 
tät oder Tugendt zuächten / wenn einer den feinen allein guts 
thut / vnnd frembden Nottärfftigenfeine Wolthat beweiſet / dar⸗ 
vmb daß der Brunn alſo nicht herauß fleuſt / vnnd die Waſſer⸗ 
baͤche nicht an die Gaſſe. Darzu geſchichts auß etlichen zufallen⸗ 
den Vrſachen / daß bißweilen die gar Frembden neher zu empfa⸗ 
hen die mildten Gaaben werden / denn die angebornen Blutver⸗ 
wandten / als nemblichen / entweder wegen Gemeinſchafft / vnnd 


daß jhr Gemuͤt beſſer gegen einem geſinnet ſey / oder aber wegen 


ihrer Noth / die fie alleinomd GOTTES Worts willen ley⸗ 
den / wie denn Chriſtus indem Evangelio ſaget; Wer iſt mein 
Batter? 





% VDorede 43 | 
Vatter ? Wer iſt meine Mutter! Vnd nicht anff die feinen / ſon⸗ 


dern auff die Frembden / als nemblich / die betruͤbten elenden Zuhoͤ⸗ 








rer weiſet / vnd ſpricht: Die ſind mein Vatter vnd Mutter. Oder 
aber / daß ſie wegen jhres erbarn Lebens vnnd guter Sitten / wir di⸗ 
ger ſind der Wolthaten / denn die vnſern: Oder auch / daß ſie vns 
inallen Dienſten jeder Zeit willig geweſen find/welchesder HErr 
Chriſtus ſo hoch achtete/daßer vmb diefer Vꝛſachen willen deßats 
men elenden Menſchen / der vnter die Moͤrder gefallen war / nicht 
feine Landsleute / auch nicht die Gottesdiener / ſeondern den Sama⸗ 
riter / fo jhm guts gethan hatte / vor den Nechſten ſampt dem 
Schrifftgelehrten angezeigt. 

Welchem allem nach / ſo wir vnſere mildte Gaaben anwen⸗ 
den / vnnd alle Wolthaten außtheilen / ſoll vns nimmermehr feh⸗ 
len oder mangeln / ſondern ſollen Gottes Segen reichlich erfah⸗ 
ren / nach dem Spruch / darmit er ſchleuſt: Dein Brunn ſey gebe⸗ 
nedeyet. 

Vnnd dieſes alles muß ich deſto mehr zu Hertzen nemmen / 
wenn ich E. G. ſehe/ oder an ſiegedencke / ſintemal E. G. von Ju⸗ 
gendt auff ein rechtſchaffens / koſtfreyes Gemuͤth gehabt / vnd 
durch viel Erfahrung oder guten Verſtandt / daſſelbe alſo ange⸗ 
wandt / daß kein herrlicher Exempel der ſchoͤnen Tugendt libera⸗ 
litatis oder Guͤtigkeit / kan gfunden werden. Denn E. G. die 
mildte Handt gegen dem Duͤrfft igen nie geſchloſſen iſt / vnnd die 
Leute/ denen E.G.groſſe Wolthaten beweiſet / nicht wol erzehlet 
werden koͤnnen. Darzu / ob wol diß ein vnzutraͤgliches faſt ſcheinet / 
jedoch E. G.auß gutem Wolbedacht gegen jederman / nicht mehr 
als nach vermuͤgen / die Mildtigkeit beweiſet / damit wir doch alles 
ſampt / es ſey denn jemandt ſo gar geitzig / oder vnverſtaͤndig / bil⸗ 
lich zu frieden ſeyn ſollen. | 

Daromb/dieweilauchich E. ©. angenemme Dienſte zuer⸗ 

zeigen fchäldigmich befinde / vnd E. G.als ein Liebhaber der Kuͤn⸗ 
ſte / vnd allerley natuͤrlicher Nachforſchung begierig / mich viel vnd 
offt angeredet / daß ich das Buch Leyini Lemnii, de Occultis 
naturæ miracnlis, in die teutſche Spraach transferieren wolte/ 

— ——— hab 


4 8 

2% N h — RATTE. 
43 * V Pur Bla 
f! 


434 — Vorrede. 
hab ich / vnangeſehen mein vielfaͤltig Sorgen der Artzneyen vnnd 
groſſe Vnmußmeines Beruffs / E. G. zu fonderlichem Gefallen / 
diß Buch zu verteutſchen mich vnterwunden / vnd durch E. G ans 
dern / deren viel allbereit verlangen haben diß zu leſen / zu Nutz vnd 
Frommen gern gegoͤnnet. Demnach aber die hohe Werck von der 
Geburt deß Menſchen / wegen etlicher vnſchamparen IBsrter/ 
nicht jederman zuleſen ſtehet / hab ich auch die Lehre in dieſer letzten 
Edition / in ein ſonderlich vnnd diß zehende Buch alleine bringen 
woͤllen / vnd weiß ich niemand / dem ichs billicher zuſchreiben / oder 
vnter deß Namen ichs außgehen laſſen ſoll / als eben E. G. Bitte 
derhalben / ſie woͤllen dieſe meine geringe Gaaben / zur Anzeigung 
eines danckbaren Gemuͤths / guͤnſtiglichen annemmen / vnnd mich 
in Ewere Gunſten oder getrewen Befoͤrderung weiter befohlen 
ſeyn laſſen. Datum in der Julius Vniverſitaͤt zu Helmſtaͤdt / 
den Maij / Anno ı 5 8 


? &, &, 
Billiger 


JacobusHorftius D. 


Das 








435 | 


Sao sehende Buch / Don dem letzten 


natürlichen Dingein dep Menſchen Leibe / welchig 
Gott allein inder Ehe / von jhm ſelbſt darzu eynge⸗ 
ſaͤtzt / von Menſchen haben will / fonft aber verbeut / 
ſtraffet vnnd vermaledeyet / als 
nemblich / 


Das 1. Kapitel. 


Von Gebaͤren oder Kinderzeugen / vnd wie die Menſchen diß 
Werck mit Erbarkeit gebrauchen ſollen / als eine Eynſa⸗ 
tzung vnd Ordnung Gottes. 


Ach dem Gott der Allmaͤchtige Himmel vnd Erden / vnd al⸗ Zazn⸗ 
fi mas vnter dem Geſtirn iſt / gefchaffen hatte / auch alle Dina durch Fe) 
I wunderbarkiche Weißheit und Kunſt zugerichtet / alſo dh nichts man⸗ und Weib, 
gelte ander ſchoͤnen Zier vnd an gutem Nutz / allein der dem ſolches nuͤtzlich —— 
were / vñ der ſich mit dieſen Dingen beluͤſtiget Has er nach der Schoͤpffung 
ber gantzen Natur auffs zierlichſte den Menſchen in die Welt / als in ſei⸗ 
nen Sig’ geſtalt / vnnd jhm / damit er nicht ein vnfreundtlich eben haͤtte / 
sum Gehuͤlffen vnnd Geſellen ein Weib zugeben / vnnd hat allen beyden 
eyngepflantzet eine ſonderliche Krafft der Liebe / und eine natürliche Begier⸗ 
de Kinder zuztugen / auch dazu einen leblichen Geiſt vnd inbruͤnſtiges Ge⸗ 
bluͤt mir geſchicklichen Gliedern verliehen. Noch mehr, damit nicht eines Die Vrſache 
von des andern anrühren ſich entſette / hat er dazu gethan die Vppigteit da under 
vnd entpfindtliche Begierde / auff daß / wann fie des befondere Wolluſt här- Liebe und 
ten / vnd wo ſolches von Natur nicht / beyde allen Thieren vnnd den Men, Dr 
fchen eyngepflantzet were / Luſt zu mehren fich felbft » fogienge beyde das 
menfchliche Geſchlecht zeitlich unter / vnnd koͤndte nicht Teichriichen bes 
fichendas Wefen der lebendigen Thieren / wie der Poet fchreiben: 
Alles was auff Erden lebt hier / 
Die Menſchen vnd die wilden Thier / 
Die Fiſch im Meer / Waldvoͤgelein / 
Wie Fewr in der Sich bruͤnſtig ſeyn / 
Die Lieb iſt allen eyngepflantzt / 
Ein jung Geſell in Sich verſchantzt / 
Zu ſeiner Bulſchafft ſchifft daher, 
zu Mitt ernacht auffm wilden Meer / 
ih | Es 


Se N 


436 Das X, Buch deß ſechſten Theifs/ 
6s donner/ blitze wie es wol/ 
Es fen das Meer gleich noch fo toll/ 
Irrets jhn nicht / laͤſts Bott walten, 
Kein Eltern koͤnnen jhn erhalten. 
¶Dar zu hat es Gott alles wol geordnet / daß die Menſchen nicht allein 
dadurch je Vnvergaͤngligkeit vollſtrecketen / daß eins das ander zeuget / ſon⸗ 
dern auch daß Gott ſelbſt jhme eine Chriſtliche Gemeine derer / die jhn von 
gantzen Hertzen vnd allen Kraͤfften liebten / ehreten / ruͤhmeten vnnd preiſe⸗ 
ten / welches die rechte Kirche heiſt / ſamlete vnd ſtets erhlelte. Denn es wol 
vom Könige David geſaget: Non mortui laudabunt te Domine, Her 
die Todten werden dich nicht preifen fönnen. Vnd haben wir in Berrach, 
tung alter diefer natuͤrlichen wercke / deß Bebährens und der enıpfindfichen 
Luſt/ billich Vrſach / erſtlich Gott zu dancken / daß er ung außgrofler Liebe 
auch in deß Leibesſachen fo wol bedacht. Darnach jn als vnſern Schoͤpffer 
su lieben vnd zu ehren / ja allein dahin zutrachten / mie wir all vnſer thun / vñ 
auch diß natuͤrliche Werck der Geburt oder entpfindlichen Begierde / nach 
feinem Willen anſtellen. Welches wir gewiß allts vorrreffentlicher vnnd 
ernſtlicher würden gethan haben / wenn mir nicht an onfern Kraͤfften vnnd 
Thaten alſo verderbet. Aber nunmehr nachdem Fall Adz/ onfer natuͤrliche 
Begierde meiſtentheils nicht allein Gott su Vnehren vnnd Zorn / ſondern 
auch ung ſelbſt zu Schad vnd Schanden / wuͤhtet / tobet / oder angewendet 
wird / darzu viel junger Leute / oder auch wol etliche Alte / ſo das Graß hoͤren 
wachſen / verg ſſener vnd viehiſcher Weiſe helffen wenn fir die natuͤrliche 
Reden an vnbequemen Stellen fuͤrbringen / vnnuͤtz außdenten / das gute 
außſchenden / vnd zu jhrem Vorwitz vnd Kuͤtzel ſpotten. Es ſoll auch noch 
wol Hoͤfligkeit ſeyn / wenn man dieſe Ding grob vnd vnflaͤtig anııgfam fuͤr⸗ 
“ bringet / vnd die tobende Begierdte jhm vnnd andern vnzeitig erreitzen fan. 
‚Wehe aber jhnen / wenn fir am geſtren zen Gerichte vor jedes vnnuͤtzes vbel, 
gemeyntes Wort werden Gott Rechenſchafft geben ſollen. Wir ſchen zwar 
derſelben vnver ſchaͤmbten Leute Straffe dennoch allhier vor Augen / wie fie 
auch in dieſem Leben jhr wolgeſtalte Zierde des deibes verlieren tn abſchew⸗ 
liche Kranckheit / Frantzoſen / Außfatz / zc. gerathen. 
Der halben weil ſolche Begierdte alſo ſtarck iſtin etlichen / daß man ſie 
Die Vrſach vbel im Zaum halten kan / denn es iſt nicht allen gegeben / ſich ſelbſt zumaͤſſi⸗ 
idee. gen / hat Gott der HErr dem Menfchen feinen Gefallen und Begierde su, 
erſaͤttigen / eyngeſeht den ehelichen Orden / in welchem allein fich ſolches ge⸗ 
ziemet damit dieſelben / welche nicht die Gaaben haben zuͤchtig ſich zuent⸗ 
halten / einer ordentlichen Vermiſchung nach Gottes Ordnung in der 
Ehe braucheten. | 
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Von den Geheimnuſſen der Natur. 437 
Wann aber nun nachfolchen ehelichen Wercken der Eheleute es ſich Yonser 


begibt / daß ein Weib entpfangen vnd ſchwanger worden iſt / alſo folget end. — 


lich die vnaußſprechliche Weißheit der Natur / in beyderley Maͤnnlichen Yrdungder 
vnd Weiblichen Saamen / ſich belbſtzu erwaͤrmen / zuvermiſchen vnnd zu u in 
bilden / damit auff eine beſtimbte Zeit/ als nemblich in neun Monden/ bier, cite. = 
auß komme der Menſch / ein Her: [cher aller Ding / vnnd eine Zierder gan 


sen Welt. 
Welchs denn Hiob mit einem huͤbſchen Gleichnuß darthut / da er fpricht: Die dx 

Haſtu mich nicht wie Mildy gemolcken / vnnd wie Käfegerinnen laffen ? ſorgrura 
Du haſt mir Haut vnd Fleiſch angezogen / mit Beinen vnd Adern haſt dir aus der per 
mich zuſammen gefuͤget / Leben vnd wol haſtu an mir gethan / vnd dein auff⸗ Eh Life 
fchen bewahrer meinen Arhem. Dieſem ift gleich der Spruch im Bud) der : 
Weißheit / darinnder König den Anfang deß menſchlichen Lebens alfo be Cap.⸗. 
ſchreibet: Ich bin auch ein ſterblich Menſch / gleich wie die andern/geboren 

vom Geſchlecht deß erſtgeſchaffenen Menſchen / vnnd bin ein Fleiſch gebil⸗ 

det / jzehen Monat / im Blut zuſammen geronnen auß Manns Saamen / 

—9— Luſt im beyſchlaffen / vnd habe auch da ich geboren war / Athem geho⸗ 

let auß der gemeinen Lufft / vnnd bin auch gefallen auffs Erdreich / das vns 

alle gleich traͤget / vnnd weynen iſt and) gleich wis der andern mei ne erſte 

Stimm geweſt. 

Aunß welchem wir verſtehen / daß nicht allein in andern Dingen/fondern en 
auch in Kinder zeugen / alles nach Ordnung der Natur ond Diäffigfeit an, eh-tichen 


zuſtellen ſey wie denn Hippocrates vnnd Galenus fein lehren / daß die Be, 8 et 


[7 wegung deß Seibes fol vor Eſſens geſchehen / nach Eſſens die Ehelichen ſchehen. 


Werck der Liebe folgen / nach dem ehelichen Werck der Schlaff / damtt im 
Schlaff die natuͤrlichen Kraͤffte / als nemblich / die zubereitung einer Frucht 
in Mutterleibe / welche durchs eheliche Werck angefangen wird / deſto beſſer 
wircken koͤnnen vnd die Mattigkett / welche auß dem ehelichen Werck srfol, 
gen / in dem Schlaff wider geſtillet werde / darzu gleich der Schlafalen na⸗ 
tuͤrlichen Wirckungen hilfft / daß ſie deſto eher vnd beſſer vollbracht. 

Aber was vnſerer Sehr erſter Anfang, Mittel vnnd Ende anlanget et 
was das gebaͤren vor eine natuͤrliche Krafft / Wirckung vnnd That ſey / wie der Geburt, 
gank ordentlich / geſchicklich und zierlich auch die Geburtsglieder in Man 
vnd Weib / als Werckgezeug geſchaffen / was der Saame vor Eygenſchafft 
habe / wie auch das Weib zu zeugen die lebendige Frucht / einen natuͤrlichen 
Saamen / ſo wol als der Mann / darzu gebe oder entgehen laſſe / wo von der 
Saame geſamlet / was mehr von leblichem Athem zum gebaͤren gehoͤret / wie 
in den ehelichen Werckẽ viel Verhinderung / viel Vnordnung / vel Mangel 


vnd Verderb vorfalle / was die Vrſach der Ehnligkeit dep Weiblichen vnd 


iii ige Man 





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J | - 
438 Das X. Buch deß ſechſten Theils// 
Maͤnnlichen Geſchlechtes / vnd dergleichen / iſt zwar noͤthlg erbaren from | 
men Eheleuten zuwiſſen / Erſilch / damit ſie nit wie das wilde Vieh / welchs 
der Pſalm ſtraffet / nur der Luſt nach / dieſe eheliche Werck der Natuc pfle 
gen / vnd gantz vnordentlich jnen vnd jten Ehegenoſſen Schaden zu fůgen / 


ja die Vermehrung deß menſchlichen vnd jhres ſelbſt Sefchlechre viel mehr 


verhindern denn fördern. Darnach muͤſſen fromme Eheleute in dieſen Sms 
chen nortürffrig auch darvmb vnterrichket werden / daß ſie willen moͤgen / 
worinne der Mangel eines oder deß andern ſtehet / vnnd wie fie Rath vnnd 
Huͤlffe ſuchen koͤnnen. Zum letzten / fromme Eheleute anf Betrachtung 
dieſes groſſen Wunderwercks / wie kuͤnſtlich der Menſch in Mutterleib ge⸗ 
bilder wirdt zu Ehr / Ruhm vnd Preiß deß Allmaͤchtigen Schoͤpffers / auch 
ſtetter Danckſagung / vber die maſſen ſehr vervt ſacht werden. 
Die lehre Vnd daß ich ſambt dem beruͤhmbten Levino Lemnio,an dieſem Dre 
von der Ber hievon meldung thue / vnd ſchrifftlich außfuͤhre / haben ung nit allein dieſe 
— — Vrſachen bewogen / ſondern es erforderts auch die Ordnung der Lehre von 
gen Dingen den Geheimnuſſen der Natur / daß / weil von deß Leibes / darnach von der 
— Seelen geſtalt / krafft und thaten alles gelehret / auch in deß leibes t haten / der 
Schande. Bericht von den Geburtsgliedern / allem thun vnd weſen deß gebaͤrens auch 
nie onterbleiben ſoll. So iſt auch wahr / das Avicenna ſagt: Non eſt turpe 
Medico, &c.Esift einem Artzt kein ſchande / von natuͤr ichen Sachen deß 
— Gebaͤrens vnd der Geburtsgliedern zu reden / weil es wir bs beſten willen ge⸗ 
der Schrvon (Aiher. Jedoch hab ich mich beydes befleiſſiget / baß diefe Schr klaͤtlich genug 
der Geburt. den Eheleuten / welchen es nor vnd nuͤtzlich / beſchrieben / vñ widervmb auch 
fo viel in den vnſchamparẽ worten zuverbergen muͤglich / dz es etwas verkuͤr⸗ 
tzet / amit reine Jungfrawen oder reine Hertzen nit gar geaͤrgert / oder alles 
wol verſtehen koͤñen / darzu etlichs latine geſetzt. Darvmb erbare from̃e Che, 
leute ich hiemit vermahnet haben will / daß fie mit aller Gottfoͤrcht igkett vnd 
Erbarkeit / nit ohn Schaam vnd Zucht dieſe Lehr leſen / erforſchen / vnd zu 
bequemer zeit jhres Eheſtandes recht anwenden. Welche aber auſſer Ehele, 
ben / ſollen je Ehre wol in acht haben / vnd dieſe Capitel oder Lehre entweder 
gar vngkleſen laſſen / oder keuſche Hertzen darzu bringen. Denn ſonſt Fleiſch 
vnd Blut / auch vom geringſtẽ hören oder leſen vnzeitig entzuͤndet jrren fan.) 


Das 1 1. Lapitel. 
Von den Maͤnnlichen Geburtsgliedern vnd derſelben Ana- 


tomia. 


JIe Geburtsglieder in Maͤnnern vnd Weibern / hat Gott der 
gueder ihre D weiſeſte Schoͤpffer an die vnterſte Stelle deß Bauchs geordnet / ent ⸗ 
wu 


\ 











Von den Geheimnuſſen der Natur. 439 
Stelle am 


Def ned * — * Ehewercke die vortreffllchen Gaaben unteren 
chirn vnnd der Bruſt nicht hindern Oie di 
oder auch / daß fie daſelbſt mehr verborgen vnd ſchamha nn —— 


den koͤndten. Sind zweyerley / die Maͤnnliche vnnd Weibliche Geburts I vnter⸗ 


— un der 
ie Maͤ E & eburts- 
nnliche Geburtsglieder find meiſtentheils euſſerlich / etwas auch Ay; 

ie Mann⸗ 


jnnerlich / vnd inſonderheit mit a 
— 
Mit dem Gehirn durch erliche * rtz onddeber. an 
viel Slachsadırn / weiche N wo fie jhre 
Par der andern deß Gehirns in die weiche auß dem ſechſten Sccche, 
— jnnerliche Gaͤnge der Geb ben. 
vberall fich auß breiten / das entpfindliche fü burtcaueder 
pfindliche fühlen oder Luſt machen. Mit d — 
— s wm iz 
Kr gen durch zwo groſſe dufft oder Pulßadern / ſo von dergroffen Lufftroͤhr ame 
a — weit vnter den Nieren entſtehen / in jeder Seite rechten — 
nein$ufftader,von dannen fie einen pmnbfchmmei dom 
. BR bfchmeiffe aantzencibe 
Bei sdalontaufrdehnrtiten nun Banden Sie 
‚uhr das Beinder Schoß in Scrotum biß zu den geylen Telticulis re 


ſich biegen/dahin fie wie mit Lufftro | 
— ie wie mie Lufftroͤhren vom Hertzen viel jnbruͤn ſtiges Ich. de 
Me ek 
2 zu hart autreffen / i onterdenTefticulisein @cture 
Blaͤßlein von vielen Haͤutlein / Moi er den Teſticulis ein @eturrs, 
2 ein / Mſidſuuis⸗ dadurch als ein Mi — 
itteld glieder mit 
a ng rar = der Leber find die ——— no cm St 
esiemliche groſſe Blutader ————— 
Seite / rechten vnd lincken eine / ni n/fo auch auff jederer zuende 
: e / nicht weit vonden Mic: £uffeadern 
Blurrähe Vena cava entftehen ohnd fihh uden — * / vonder groſſen indie Gey⸗ 
* gleichen Gang indie Huͤffte / Schoß vnnd Scrotum, biß zu den Wiedie 
efticulis, in jhr vnterſtes Haͤutlein Frsidunıs gehe aueh a 
fe Blue des a gehen / den geylen das be, glieder mit 
ei a der Saame gemachet / ſampt der natuͤr der Leber 
anführen. Davon auch dieſe drey Gaͤnge/t By 
adern vnd Nerven zuſamen gefüü y Gaͤnge / rufftadern Blur. Bas da 
ger, andenen Orten vo firguben Telticu- hurteacder 
lis ee ſinnlichen Geiſt / natürliche ——— —— die Zuflhe 
aterlen / daraußder Saamegemacht/genen as 
don dannen/das if, vonden Teficulis geneinee werden. Aber Any 
er „gehen fiemider vberwerts zud ertragen 
rn rn biegen ſich innerlich gar nach dem Half der Blaſen —* —— 
em ſie gehen biß an das maͤnnliche Glied / Virgam virilem;ondall 'Sann 
a0 he x ſie anfäher/merden alle Gaͤnge ein Roͤhr / die neben der Waſſerroͤhr en 
ven * pen Glied ein ziemlichen weg zu gleich fortgehen / bald biß in 
a — Ba bftenalich Waſſerroͤhr onnd Saamen Nöhr auch ein Roͤhr 
ru — zu Außgang eines maͤnnlichen Gliedes / da innwendig "ie 
Gaͤnge 


440 Das X. Buch deß ſechſten Theils/ 

Gaͤnge geraum / vnd forne im Außgang enge ſind. Vnnd da die Lufftader 
vnd Blutader von den teſticulis alſo auffwerts zum Halſe der Blaſen und 
Maͤnnlichen Gliedes gehen / fuͤhren ſie mit ſich auß den Saamen / zur or 
auffs beſte außgearbeitet / vnnd wenn der lebliche Arhem ſich erhebet / oder 
ſonſt die Blehung der Winde darzu koͤmpt / ſchuͤtten ſie denſelben auß / vel 
modicè exudando, quod ſine actu Venereo in ſomniis aut fola imagina- 
tione fir,vel plutimum ejaculando, prout fortiter inaſu Veneris mem- 
bra naturalia commoventur, & ſpititus vitalis co pioſior aftluit, unde ja- 
culatores dicti ſunt. — 

Deß gan⸗ Darauß Gottfuͤrchtigen frommen Eheleuten zu ſehen / wie Gott ſo 


nen Libes wunderbarlich in Fortpflantzung vnſerer Kinder / alefubltantiam vnſers 


ubllantıa E € 
oh. Ra ganzen Leibes / auch allonfere Krafft / Macht und & affı in die geringſchaͤ⸗ 


—5 tzige vnd wenig Materten den Saamen gantz geſchicklich vnd gewiß zuſam⸗ 
— men gebracht / daß nit vbel von den gelehrten Aertzten geſagt / daß der Saa⸗ 
Waremb Meder Eltern von allen Gliedern deß Leibes / ſo man ſonderlich dis vornem⸗ 
den Rindern ſten verſtehet / entgangen ſey. Diß iſt auch die Vrſach / daß / fo die Eltern 
ge Krank mit groſſen Kranckheiten / entweder deß Haupts vnnd der Schnadern / als 
Eiern: Schlag / Freſeln / Gicht / Fluͤſſe /ꝛc oder deß Hertzens / als Ohn macht / Hertz⸗ 
erben · ¶ klopffen / ec. oder der Leber / als Außſatz / Leber darre / Waſſerſucht / etc. beladen/ 
den Rindern anerben. Denn von gefunden Gliedern auch geſunder Saa⸗ 

me / von ongefunden Gliedern ungefunder Saame muß gemacht werden/ 


Dame Daß wir billschden Saamen nunmehr gröffer zu achten Vrſach haͤtten / 


aͤchten. vnd die Ehewerck in Kranckheiten / Voͤllerey / boͤſer Anmuthungen vnd an | 


derer Vnzeit / da vnſer gantz Gebluͤte / Hertz vnd Haupt beſchweret/ meiden 

— ſollen. Deßgleichen wir dardurch zu. Maͤſſigkeit der Ehewercke vermahnet 

Maffigreie werden / weil nicht allein der beſte Safft deß Bluts / ſondern Leben vnd alle 

eva natuͤrliche Waͤrmbde damit faſt ſehr entlediget / wie die hetligeSchrifft von 

win. dem Todte deß vbernoͤthigten Weiber bey den Rindern Iſrael meldet / daß 

dardurch ein gantzer Stam oder Geſchlecht fo ſcheußlich von Gott geſtraf⸗ 

fer worden / Vnd auch ſonſt erfahren / daß / wenn in den fubtilen kleinen Ge⸗ 

faͤß der Geburtsglieder nichts mehr vorhanden geweſen / durch vbernoͤtigen 

offt lauter Blur an ſtatt deß Saamens gelaſſen oder entgangẽ iſt. Aber wie 

dieſe Vnordnung vor Gott ein Grewel ſey / beweiſet die Straffe deß Iſrae⸗ 

dar litiſchen Volcks / wie ein Schade dep Leibes es ſey har die Erfahrunginn 

benen Saa⸗ Natur Erkuͤndigung allzuviel gegeben / vnd durch vnmaͤſſige Ehemeref der 

mens ſchade · Saame zu feiner rechten Krafft nicht kommen fan. Nun möcht jemandt 
ſagen / daß die Verhaltung deß Saamens in dieſen Gaͤngen vnd Geburts ⸗ 

gliedern auch ſchaͤdlich / weil dardurch der Saame ein boͤſe Natur an ſich 

nimbt / zu ſcharff vñ hitzig wird / ja offt gar erfaulet / vñ gifftige Art — 

avon 








- 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 4444 


davon in jungen Geſellen oder Maͤnnern / die ſich zu lange euthalten offe- 


Wehtage des Hauptes / Hertzkelopffen / Eckel der Speiſe / ꝛc in Jungftau⸗ 

wen oder Weibern wegen groſſer Empfindtligkeit der Mutter viel mehr 
Kranckheit / als auffſteitgen der Mutter / Hertzklopffen / bleiche Kranckheit / 
Haupt wehe / ſchwere Kranckheit / Ohnmacht / etc. komen / welchs alles wahr 

iſt / derwegen alſo ſchlieſſen / daß man die vnzeitigen Ehewerck auſſer Ehe 
billich ent ſchuͤldiget haben ſolte. Aber allhier ſtehet Gottes Ordnung’ daß ee 
du auſſer der Ehedie Ehewerck nicht brauchen folfl/ond wenn du Schaden ungsitige 


oder Beſchwer auß vbriger Natur befindeft / das einige Mittel den Ehe Denn tie 


fandt annemmen ſolſt: Neben dieſem / dader Eheſtandt nicht ſeyn kan / Mieei. 





omnne / daß in exroͤſfnung derer te dten Coͤr per / bey — vnd Weibern / 
*4 tt 


findauch andere Mittel von GOtt darzu verliehen / Eins / daß man nicht 1. 


allein Gedanken / ſondern auch die Augen vnnd Haͤnde davon abwende. 


Vors ander / daß man in feinem Beruff fleiſſig arbeite, den Muͤſſiggang 2. 
meyde / welchs die Heyden vor ein gewiſſe Artzney wider die vnzeitige Luſt nit 
vnbillich gehalten Ociafitollas,periereCupidinisarcus. Vors dritte / daß 5, 
man Gott vmb feine Gnade bitte / der vns durch die Widergeburt des N. 
Geiſtes den alten Adam vnnd alle fleiſchliche Luͤſte zur Vnzeit toͤdten woͤlle. 
Vnd iſt gewiß / daß wer mir Gottes furcht ſich der vnordentlichen Ehewerck 

ſtets ent haͤlt / viel weniger Begierdt oder boͤſe Luſt empfindet / als der ſie ge⸗ 
brauchet. Wors vierdte / ſind die natuͤrlichen Mittel / daß man ſich maͤſſſg 4 
heirein Eſſen vnd Trincken die Speiſe fo viel Saamens oder Auffb.ehung 
Rache geyoe / wie nachmals erklaͤret wird werden. 

Aber onsralken Geburtsgliedern in Maͤnnern / find die teſticuli die Der re 
Bosnien, Die männliche Geylen find etwas groͤſſer / runder vnnd bite ten ytarun, 
gar/benen der Meiber/ darvmb der Männer Saamein der Ehelichen Der Die ie | 
muyehsung and) miehennd fräfftigeriff benn der Wetber Saame. Die find gakenmutr 
eu ihrer Subflang and) weich / art / vnd löcherig wie ein Schwam / an Far⸗ — 
ben eig Haben mis dem Blaͤßlein Andısunıs befleider / dareyn Die Adern ram 
suh he aanken Eribegchen/diefe ſubſtantia vnd Eygenſchafft macher/daß ſchafft. 

Pe sen ingebrachten leblschen Athem / natuͤrliche Wärme vnd beiten Safft 
der Sior®/aue den latoribus,Zuführern der Mat erien / beſſer an ſich nem, 
Ven dis beherbergen fönnen / auch endlich auß angeborner Eygenſchafft — 


wir —— € eylen 
Biss insinender miſchen / auffs beſte außarbeit en / vnd jnen gieich maͤſ⸗ Kram De 


Ba in alu weiffen fruchtbaren Safft / welchen man den Saamen nennen, Pirdung 
vawandıdla Das daß auch alles diß deko beffer oder cher in den Geylen ge 
sehe / And die Zuführerder Materien / als nemblich / die Adern in welchen 
Bag Blur ben Geylen zugefuͤhret / auß eygener gleicher Eygenſchafft das 
Blur in einen werfen Safft vñ Saamen zuverwandeln / genaturet. Daher 


wel⸗ 


rs Das X. Buch deß fechften Theils/ 

welche ich langeder Ehewerck enshalten / nicht allein die Geylen / ſondern 

auch die zufuͤhrenden Adern / mehr als vber Die helfft vol weiſſes Saffes offt 

gefunden / daß kein zweiffel iſt / daß die Adern Zufuͤhrer ſo wol als teſticuli 

Saamen machen / nur allein daß der Saame in tefticulis am meiſten vnd 

beſten verfertiget. Wenn nun der Saame alſo vollkoͤmmlich zubereitet / 

treiben die Geylen den natuͤrlichen Saamen erſtlich in das Blaͤßlein / ſo 
er inen angewach ſen / darnach indie außfuͤhrenden Adern latores, Aufführer - 
Hefe genannt / wider an. Vnd weildie Geylen gang klein gegen andern vorne ⸗ 
— men Gliedern deß Leibs / Gehirn / Hertz / Leber hat die Natur derſelben zwo / 
zur rechten vnd zur lincken Seite eine / geordnet / daß dennoch deß Saamens 
etwas mehr geſamblet / vnd zu der Geburt nottuͤrfftige materia vorhanden 
were. Ja es iſt auch wunderbarlich daß auß fo klein wenigem Saamen / ſo 
ein kranders gut iſt / cin ſolcher herrlicher Leib deß Menſchen geboren werden 
in Min. fol. Weil auch gewiß erfahren / daß dieſe / welche durch ſchneiden ein Geyle 
a ihnen megnemmen haben laffenvond nur mir einer Geyle im Eheſtande ge⸗ 
Die Beyten lebet / doch zimlich fruchtbar gemefen ſind / vnd Saamen gnug gehabt. Wie 
Be fie aber ven Männern auffen liegen/fo find fie auch wegen jhrer zarten Na, 
sroffer 50» eur erft mit dem Scroto, welchs ift die euflerffe Haut deß Peritonzi oder jn, 
wong. nerlichen Bauchs geduppelt/ darnach auch mit etwas unftrwachfenem 
Fleiſch vmbgeben und verwahret / damit ſie nicht bald Schaden nemmen / 
welche gute Schonung die Zeit deß gantzen Lebens bedarff. 
ie Das letzte Männliche Stied/Virga virilis, iſt dreyer Brfachen halben 
tisben Serte geſchaffen / Erſtlich / daß dadurch die Wafergängennd Saamenröhr jren 
ne Aufgang geſchicklich hätten. Vors ander / daß ſie auch viel leblichen A⸗ 
vn. shemsondSaamensin ſich behalten koͤnnte. Vors dritte / daß dadurch der 
Mann mit feinem Ehegenoſſen ein Blut / ein Fleiſch / ein Sinn’ ein Hertz / 
vnd ein leib würde. Davon nechſt den Geylen / diß Glied faſt der vornemb⸗ 
ſten eins iſt / vnd den Namen bekommen / welchs das Maͤnnliche Glied al, 
——— kin genennt. Wie das erſte mie dem Außgange der Saamroͤhr geſchaffen 
Männtis ſey / iſt vorhin außfuͤhrlich gelehret / vnnd dag die Saamroͤhr fo weitlaͤufftig 
chen Glicke. drang in die Laͤnge durch die Gerte getheilet / har die Geſtalt der vornemb⸗ 

e Wann⸗ ſten Weiblichen Geburtsglieder / gantz jnnerlichen auß gewiſſen Vrſachen 
‚pe Barte verborgen / vnd fait tieff jnwerts gefchaffen/ nottuͤrfftig erfordert / ſo anders 
Ah ein bequeme oder fruchtbare Vermiſchung ſeyn ſolte / wie in nachfolgenden 
Achems vnd zuvernemmen. Daß aber auch viel leblichen Athems und Saamens diß in 
ſich behielee ¶ hat & Dee der weiſeſte Schoͤpffer ihr nicht allein die weiten 

Audio Gaͤnge der Saamroͤhr / ſondern auch ein weich / zartes / ſchwamges Fleiſch / 
— — daß gleich wie ein Schwam das waſſer / alſo diß Slied viel leblichen Achems 
dis, oder Winde auf dem ganzen beibe an ſich nemmen Fönnes / verliehen / da⸗ 

von inſlatux & intumeſcit. er Das 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 443 
Das III.Gapitel. 
Wie Mann vnd Weibein Fleiſch vnd Blut werden. 
Meer durch diß Maͤnnliche Glied Mann vnnd Weib Shenera 


fichverepnigenim Blut / im Fleitchrim Sinn / im Hertzen / vnd faſt — 
| leiblich / bez uget der Gebrauch der Ehewercke / vnnd die eheliche or —— 
dentliche von Gott yngeſaͤtzte Vermiſchung / fo man all jhr Natur vnnd Sin cm 
Epgygenſchafft nit vmb vorwitz willen / ſondern in Gottesfurcht / zur betrach ‚Deren 
gang der sroffen Weißheit def Almächtigen Schöpffers/in dtefem verbor Die Der, 
genen natürlichen Wercke deß Gebaͤrens erfündiger und erforſchet. Denn — * 
wenn durch Gottes Willen Mann vnnd Weib ordentlich in der Chriſtli⸗ 


chen Kirchen zuſammen gegeben / ſie ſelbſt auch eines Sinnes / Muths und _ 





Hertzens ſich erkennen vnd erflären/gefchihers mit der That nachmals deß ige 


\ 
| 
ernbfaheng beyder Leibe im Hertzen / eben an dem Ort / ale nemblich in der Ebewer« 
 Müffenvda die Nibbevom Mani oder Adam indererften Schöpfung ge, deutet. 
nommen ifl/vond das Weib darauß gebawer zur Beſtettigung dz der Mañ 

fein Weib / als von jhm auß der Nibbe, deß Orts da fie einander Herken/ 
* geſchaffen / als Fleiſch von feinem Fleiſch / Bein von feinem Bein erken⸗ * 
en As auch folger die eheiiche Reifchliche Vermiſchung oder das Che cmman 
werck / damit indem Eheftand alles vollnbracht / vnnd davon die Juriſten Ne 
ein volfommenen Eheſtand / conſum matumConjug gium,denfelben allein Kicim 
nennen. In diefem Ehewerck da wird erſt beyder junger Eheleute Blur ge 
vergoſſ en / vnd in einander vermiſchet / dadurch / daß dem jungen Ehemann * 
das Haͤutlein / damit die Vorhaut an die Eychel deß Maͤnnlichen Gliedes 
angewachſen / der Jungfrawen aber dag Hymen, das iſt / das rechte Jung. Woher 
fraͤwli he Haͤutlein innerlich im Eyngang der Mutter / faſt in der mitte — 
vmb vnnd vmb an Seiten angewachſen / zuriſſen vnnd verwundet werden / — 
nicht ohn groſſen Schmertzen beyder Eheleute( wo fie anders zuͤchtig vnnd ompt. 
jungfraͤwlich vorhin ſich aller Vermiſchung enthalten haben ) Davon das 
Blut vom Ehemann etwas / aber gar wenig / das Blut vom Eheweib haͤuf 
fiz fleuſſet / vnnd vermiſchet wird. Darnach wird beyder Fleiſch ein Fleiſch/ as 
weildas Weibin ihrer Scham oder Eyngang der Mutter / eben aforar&hnee. 
fleiſchize Vorhaut wieder Dann an feinem Männlichen Glied bar’ da, 
mit die euſſerliche Lufft vnnd Kaͤlte dert zarten Gliedern nicht ſchade / oder 
jhre natuͤrliche Waͤrme nemme. Defalsichen innerlichnarb der Torhaut 
beyder Fleiſch gleich zart / ſubtil snfanimen kompt. Dennaleich wie in deß 
Mannes Gerte das Fleiſch in gre ſſer Begierde voll 1 febliche sAthems wird⸗ 
alſo —* Weibe auß innbruͤnſtiger Besierde / [hrsarteaweiskes Fleiſch 

— im 








“4 - Dae X. Buch deß ſechſten Theils / 
ter Halſe der Mutter auch mir leblichem Athem erfriſchet / & non parum 


'öntemefeit, Ja wie das Maͤnnliche Glied durch ſein Auffblehung tn ehe⸗ 
tccher Bermifchung naͤher zu dem Fleiſch der Geburt der Weiber ſich na⸗ 
het / alſo der Wetber in der jnnbruͤnſtigen Begierde enger machet / vnnd ſich 


een mehr vereiniaer. Defgleichen werden fie auch eines Sinnes / weil gleicher 
Anntihem Weife in daffelbe Fleiſch der Innerlichen Scham deß Weibes oder Halfes 
piinden boy der Mutter zufoͤrderſt gleich fo viel / vnnd chen diefe Flachsadern vorm ſech⸗ 


kanım Eier ffen Par der Flachsadern deß Schiene gan finnlich und empfindtlich ge⸗ 


werde ¶ hen / die den Männern in foͤrder theil deß Maͤnnlichen Gliedes gleichen 


Bang gang ſinnlich und empfindtlich kommen / Vnd wenn ſie durch dae 


Ehewerck er waͤrmet / nicht allein fühlen/fondern and) de Sinnen deß Ge⸗ 


hirns in beyden Eheleuten gleicher Weiſe hefftig erreitzen welchs auch im 


Schlaff ohn alle euſſerliche Brſach alſo geſchihet / die Sinnen / ſo damals 
ruhen vnd ſchlaffen / werden von der jnnerlichen Brunſt deß Saamens in 
Geburtsgliedern wie ſonſt von euſſerlichen objectis erzeiker. Denn fo in 
den Geylen vnd Schamröhr deß Saameng entweder zu viel /oder fo deß⸗ 





felben fchon wenig / doch zu ſcharff geſa mblet / wie in Ehoferifchen Leuten 


geſchihet / ſo macht derſelbe Saame durch ſein anruͤhren der Flachs / ein 
Luſt in den Geburtsgliedern / welch Flachs erreitzet / alsbald die Luſt dem 
Gehirn auch im Schlaff zu bringen / daß ob der Menſch ſchon nit gar wa⸗ 
chet / doch wie im wahn im Traum begierig / ſeinen Sinn auff den Saamen 
wirffet / damit liebliche Arbeit vnd ein Luſt / das iſt eheliche Begierde fuͤhlet. 


um So fleuſſet auch durch einerleySuffrader der lebliche Athem indas ſchwaͤm 


Den im Aka 
Eheftand. mige zarte Sleifch vom Hertzen / vnnd machet Vereynigung deß Hertzen / ja 


dieſelbe gleichen Athem mir Gewalt zu den Geburtsgliedern treiben. Endt⸗ 
een m lich / ob wol der förderte Ort deß Maͤnnlichen Gliedes vnd der Weiblichen 
andern in ¶ Scham / in Vermiſchung dag meiſte Ehewerck / als da es am lieblichſten 
ee wolthur/oben/jedodh su legt / wenn der Saame außgelaſſen werben foll,zum 
für jnnerlichſten Muttermund / dig Theil dep Leibes gantz begierlich cyler /glet, 


her Weife in der Mutter / ſo fiefonft rechr gefund/der Murtermund in jn⸗ 


brünftiger Begierde zu dem MännlichenStliede in Empfahung def Saa, 


mens mie ihrem gantzen Leibe fich felbft herauf neiget / davon offt die Eher 


männer fühlen,daß jhr Glied wie von einem Munde geſogen / vnnd gemet, 
niglich aller Saame in der rechten Empfahung von der Mutter ſo an ſich 
gtzogen / daß auch die Scham gar trucken bleibet. Daß ja ſichtbarlich zweyer 
Eheleute ein Blut / ein Fleiſch / ein Sinn / ein Hertz vnnd ein Leib im Ehe 
ſtand durch das Ehewerck mit der That gemacht vnnd vollnbracht wirdt. 
Vnd wenn ſolchs in Gottes Furcht betrachtet / moͤgen wir wol Gott ruͤh⸗ 
men / wie die Kirche finger in Hymno Eccleſiæ: 


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Plafma- | 





| Von den Geheimnuſſen der Natur. 2: 
Eu en Plafmatorhominis; &c. | 
Den Menfchen fchaffft nach deiner Maß / 
Darznu auch Thier / Baum / Laub vnd Graß 
Es muß alle dein Wort beſtahn / 
| 0 Sollerwas Seel / Leib / Leben han / 
| NVntd diß iſt alles eyngerhon/ 
Den Menſchen zuverwahren ſchon / 
Daße er lob / preiß den Schoͤpffer ſein / 
—— Der jhn geſchaffen hat ſo fein. 
rk Behr hinfort / HErr / deine Knecht / 
Daß ſie dir trawn vnd glauben recht / 
Vnd bleiben bey dir in der Noth / 
Odbss koſt Leib / Leben / auch den, Todt / 
Mit reicher Gnad HE RR ovns erfrew / 
Vnſern Geiſt vnd Hertz mache new / 
Auff daß wir friſch vnd froͤlich ſeyn / 
Vnd ſehn deins Angſichts hellen ſchein / 
Das gib vns lleber Vatter gern / 
Durch Jeſum Chriſtum vnſern O ERRN/ 
Der mir dir herrſchet alleteit / 
| Sampt Heilgen Heift in Ewigkeit. 
“ Quantitas Virge virilis, ficut & figuraeius in aliis arque aliis maritis ee 
variat Nam alias craßior ‚alias tenuior, alids longior,alias brevior: alias männtichen 


. EN Pe a4 ü . .. I d 
recta fatis,aliasacuminara,aliäs prorfus curya veluti femicirculus. a 


Was aber hierinn vor Mangel wegen einegjeden vorfalle / iſt Scham!” 
wegen allhier niche aufzuführen. GOtt ſchickt esbey denen / weiche mic 
ernſtlichem beren jren Eheſtand anfahen / meiſtentheils gleich maͤſſig / Nur 
daß jeder im anfang deß Eheſtandes der Luſt nicht zu viel raum geben ſoll / 
vnnd bey zarten Jungkfrawen gemach der Vermiſchung gewohne / damit 
nie die zarte Glieder mit groſſen vnd vnheylſamen Schäden verletzet / vnd 
da etwas beſchwerliches vorfiele / als wol erfahren / moͤgens erbare Eheleute 
flrommen Aertzten in vertrawen wol melden / vnd bey zeiten Raht zuſuchen 
kein abſchew tragen. Denn die Aertzte mit einem thewren Eyde dazu ver⸗ 
bunden ſind / daß ſie / was man jhnen vertrawet / oder die Krancken verbor⸗ 
gen haben woͤllen / die ganze Zeit jhres Lebens verſchwiegen behalten / 
Vnd gewißlich etliche fromme Aertzte gefunden werden / 

die jhren Eyd bedencken / vnd gutes Ge⸗ 
| wiſſens find, 


EEE Mi Das 





—2 
37 


——— 


A 


446 Das X. Buch deß ſechſten Theils / 
| Das ı v. Kapitel. 
Von den Weiblichen Geburtsgliedern vnnd derſelben Ana- 
tomia. 2 ae “ 
Matumb Se Weiblichen Geburtsglieder find alle ſampt innerlich,’ 
Ber ame darvmb / daß Gott anzeigen wollen / daß die Scham der 
Beiber alle Weiber allzeit geöffer fich gebuͤrt / oder daß die Empfahung vnnd 
innerlich · Schwaͤngerung der loſen Breckin auſſer der Ehe / nicht ihres gefallens ver, 
hindert werden koͤndte. ia 
Der Weis  Diefer Weiblichen Geburtsglieder find vielerley / und vnter allen find 
en 8100 Tefticuli,su öberft und jnnerlichſt ander Mutter in den Huͤfften / auff 
und Eygen, jeder Seite eine / welche ob fie mol Fleiner als den Männern gegeben / find 
ſchafft. ſfie doch gleichsfals die vornembſten Werckzeug der Geburt. Denn ihnen 


die Tefticuli, jhren Saamen auß dem leblichen Athem / Blut vnd natuͤrli⸗ 


cher Waͤrmbde / gleichsfals wie den Maͤnnern / zeugen / auch alſo in ein weiß, 

fe bruͤnſtige Materien / der Saame genennt / nur daß er weniger hitzig / ver⸗ 
wandeln/ja den leblichen Athem von der Lufftadern / das beſte Blut vnnd 
natuͤrliche Waͤrmbde von den Blutadern / nicht anders wieder Männer/ 
nemmen / auch außden Geylen wider augführenin die Gebaͤrmutter / bey⸗ 

des oben in die rechte Gebaͤrmutter / vnd vnterſt in die Scham / nit weit vom 
Muttermund nur allein / daß weil die teſticuli jnnerlich bald ober der Mut⸗ 
ter in biyden Seiten der Huͤffte ligen / alle die Adern als Gaͤnge deß Zufuͤh⸗ 

ring vnd Abfuͤrens deß Saamens / nit fo weit laͤufftig als in den Männern 
ſind / doch die Natur in Weibern / zu Erſtat tung der kuͤrtze / hin vnd her dieſe 


Saamengaͤnge gantz trumb vnd gebogen gemachet / damit fir dennoch deß 


Saamens natuͤrlichen Saamens mehr behalten koͤndten / ehe ſie denſelben außſchuͤtte⸗ 


der Weiber ten in die Bebaͤrmutter. Darauß die Weiber auch zubedencken haben / wie 


Eygen⸗ 


rare, jhnen ſehr noͤtig / vnd zu guter Geburt viel daran gelegen ſey / daß fie reine, 


bluͤt am gantzen Seibe haben / guter Dawung pflegen / gute Anmuthung be, 


lieben / rechter Sinnen zur Zeit der Ehew ercke ſich befleiſſigen / weil von jh⸗ 
nen gleichsfals als von Vaͤrtern / hen Rindern anf allen vornembſten Gli⸗ 
Bnmäffige dern Eygenſchafft angeerbee. Ja wie auch von noͤthen / daß die Ehewercke 
eeider  mäffigond orbenlich zepfleget Denn wie bey den Männernralfo zuch bey 
den Weibern / der Saame auf dem beſten Blut / leblichen At hem vnnd na⸗ 


Schade auß 


Ehewercke. 


tuͤrlichen Waͤrmbde gemacher/welchen die Geylen relticul genaturt find 
an fich su ziehen / ſo lange biß fie wol erfuͤllet / auch auß dem beſten Safft deß 


gantzen Leibes / ſo ſchon der Nahrung der Glieder und gantzen Leibes ales / 


wie nicht wenig / abgehen ſolte / nachmals erſt außzuarbeiten / vnd len zu⸗ 
en ledigen / daß eine Zeit iſt / darin der Saame geſamblet / die and er / darinn 


der 


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— 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 47 


ver Saame außgetheilet / ja daß die boͤſe / ſuͤndliche / vnmaͤſſige Begierd dem 


Leibe vnd aller Geburt zu nichts anders / denn zu Schaden / Kranckheit / 
vnnd offt zum Todte gereichen kan. REN 
Dann der Nahrung und deß guten Saffts deß Blutes / ich geſchwei⸗ 


ge der leblichen Krafft / ſo viel nicht allgeit vorhanden’ als jnen vnvernuͤnff⸗ 


tige wilde Leute außſinnen: Vnnd gleich wie eine Complexion deß Men⸗ 
ſchen mehr oder weniger Saffts zu Saamen vbrig hat als die ander / alſo 


auch einer Complexion mehr die Ehewercke geordnet oder nuͤtzer find als 


der andern. | —— 
Die ſanguiniſche vnd blutreiche Naturen / ſo fie nicht gar su jung ſind und Mag 
haben deß meiſten Saamens / vnd wegen deß / daß ſie temperiert find in Hi, ae 
tze vnd Kälte find fie auch von Natur mäflıger Begterde/ daß fie nicht Sanguini- 
leichtlich erwas vbermaͤſſig thun. ſchen. 
Die Phlegmatici als feuchter und kalter Natur / haben zwar Saffts ordaung 
und Materlen anug zum Saamen / aber wenig natuͤrliche Waͤtmde / dar Kr Eoget⸗ 
vmb ſie ſchlaͤfferiger / kälter und weniger Begierden haben / als jnen wol gut Phie ma⸗ 
were. Wie zur zeit ein frommer erwachſener Geſelle mir vertrawet der auch "rer 
bey dreiſſig Jahren ſeines Alters / vnnd ſein Lebtag kein Begierde zu Ehe⸗ 
wercken / wie ſehr jhn auch Schertzen der Weiber gereitzet / oder wie gern die 


Eltern diß haͤtten ſehen moͤgen / gehabt noch haben mögen, 


Die Cholerici, dag iſt / die hitzigen / důͤrren / roͤthlich / gelblichte Leut / ha⸗ — 


ben wenig Saamens / doch hitzigen vnd ſcharffen / darvmb fie viel auffble der Ebeweret 


hung der Glieder / vnmaͤſſige Begierde / auch viel mehr als jhnen gut iſt / ha⸗ a, 

ben / welche fonderlich ihr Gebrechen kennen Ichrnen follen/ auch im Ehe, ſchen. 

ftande jhrer Begierde nicht folgen/ vnnd groß Theil weniger als fie begier, 

lich / der Ehewercke brauchen. —— 
Die Melancholici, ſinnreiche / ſchwartze / duͤrre / truwrige Complexion / — 

haben wenig Saamens / auch wenig der natuͤrlichen Waͤrmbde / Daromb epe 

fo fie fruchtbar ſeyn woͤllen / vnd Schaden deß Leibes verhuͤten / deſto went, — ng 

ger der Ehewerck pflegen muͤſſen. Vnd ſoll ein Ehegenoß dem andern hier, "? 

inn warten / wie ich von einem verſtaͤndigen vnnd ehrlichen Dann vom 

Adel gehoͤret / der da geſagt: Sch Habs meinem Weibe im Anfang vnd noch 


geſagt / daß ich mir wolte che oder lieber den Kopff abhawen laffen/ als daß 
ich das Ehewerck allzeit thun ſolte / wenn das Eheweib will / Sie auch da⸗ 


mit zufrieden / vnd ehelich noch heute mit jhm lebet / vnd dieſe beyde Eheleu⸗ 
te find ſehr fruchtbar mit einander noch heutiges Tages. 


Die Adern / ſo auß dem gantzẽ Leibe die Materien deß Saamens den Gey⸗ 


Lnnſuͤhren / ſind auch gleichsfals wie den Maͤnnern no Blutadern / sel, 


che von 


* 


448 Das X. Buch deß fechften Theils/ 

che von der aroffen Blutroͤhr Vena cava; unter vnnd an den Nieren ent: 
fpringen zu beyden Seiten / auffjederee Setterechten vnnd lincken eine/ 
welche wenn ſie an die Geylen kommen / ſich etwas frumb Biegen damit fie 
deſto mehr Blut zufuͤhren koͤndten. Deßgleichen die zwo Lufftadern oder 
Puißadern / die von der groſſen Lufftroͤhr Arteria magna entſtehen / vnter 
vnd anden Nieren / auff jeder Seite eine / vnd vberall zuden Blutadern ſich 
geſellen / gleichen Gangzu den Weiblichen Geylen gehen / dahin lebliches 
Athems zufuͤhren / davon Blut vnnd Lufftadern / larores, Zuführer ge⸗ 
nennt werden. Darnach find auch zwo ſolche Adern / fo auß den Geylen in 
rar die Sehärmurter am oberſten Dre injhr innerliches / vnnd unten wo der 
Sdern des Magenmund iſt / und den Saamen an fichseiher/ außgehen / vnd den allbe⸗ 
Soamens. reit zugerichten Saamen auß den Geylen in die Mutterzu Bermiſchung 
mit dem Maͤnnlichen Saamen außfuͤhren / auch in denen / ſo ſelten die 
Ehewercke brauchen / allezeit voll Saamens gefunden werden / dieſe werden 
jaculatores, Außfuͤhrer oder Spruͤtzer geneñt Bd weil die Geylen gar na⸗ 
be bey der Mutter ligen / ſo har die Natur fie gemacht etwas krumb im Eyn⸗ 
gang der Mutter / damit fie deſto länger wehren / vnd mehr Saamens behal⸗ 
sen koͤndten / darinn ſo der Saame zu lang ver halten vnd verfaulet / wuͤrden 

groſſe Kranckheiten vervrſachet. 
Der Mut· Die Mutter iſt wegen aller andern Weiblichen Geburtsglieder / ſo wol 
tet Natz · auch wegen der Maͤnnlichen von Gott erſchaffen daß ſie nit allein beyder 
Eheleute Saamen an ſich nemme / behielte / ſondern auch daß fie mie al jrer 
Geſtalt / natuͤrlichen Waͤrmbde vnd Feuchtigkeit gang bequem were/darın 
der behaltene Saame ſich recht vermiſchete / wol erwallete / groß auffgienge⸗ 
Sas die gantz zierlich zu mancherley Gliedern / vnnd endtlich zu einem ſchoͤnen Leibt 
ee gebilder/derjimmerdar groͤſſer wuͤchſe / vnnd in Mutterleibe lebete / bi ß er an 
geugensdas Die Welt kaͤme vnd recht geboren wuͤrde. Denn was da iſt das Erdreich in 
ea, Srnchtbarfeit deß Getreydes / das iſt die Mutter in dem Zeugen der Kin 
fen. der vnd Nachkommen. Daremb akich wie die Erde /darinn der Saamı 
Serben su einem guten Gewaͤchs werben fol / muß recht temperiert ſeyn / nicht zu 
ober Com⸗ harte / nicht zu loß / nicht su feuchte. 2c. Alſo die Gebaͤrmutter jedes Weibes 
ne an irer ſubſtantia, ein feſte / vnd ſchier etwas fleiſchige Haut / muß ein gang 
ter. mol oder Boch simlich temperierte Complerion haben / ſoll fie an ders cuchtig 
Ka Dat darzu ſeyn / daß beyder Saamen doarinn entpfangen werde / vnn d zu einem 
fruchtbar. zier ichen de be deß Menſchen vollkomme / als nemblich / fie muß nit gar zu 
se fait und ſtarr ſeyn / denn darnach der Saame erkaltet / und Die Aederleſn er⸗ 
ↄnfruchtbar. ſtarret oder gar zu ſehr die natuͤrliche Waͤrmbde vnd Krafft erſtecket wird. 
et Defgleichen muß fie auch nicht gar zu httzig ſeyn / daß aller Saame dariun 
vnßachttar. außbrennet. Biskweniaer gat zutrucken / dardurch Safft unnd Nahrung 
Nan⸗ 











Von den Geheimnuſſen der Natur, 449 
mangelt / vnd am aͤrgſten iſts / wenn fie gar zu feucht iſt / darvmb DAB daſelbſt gern gun, 
die Mutter gar zu weich und ſchlipffertg / daß nichts bleibet / Auch dass «-Murerif 
ſchon einen oder andern Tag verblieben / der Zufluß all zu vieler Feuchtigkeit "Fra 


wit einfümpffiger Acker den guten Saamen erſtecket. In Summa / allzu „,, —* 


groſſer Exceß oder Vnmaͤſſigkeit der Mutter in einer oder andern Eygen mäfigesiein 
ſchafft / verhindert die Entpfaͤngnuß vnd Geburt. Daher es beſſer iſt / daß — 
Mann vnd Weib etwas vngleicher Natur oder Complexion ſeyn (nur daß mast vn⸗ 


die Vngleichheit nit gar zu ſehr vbermaͤſſig) als ein Ehegenoß zimlich kalt Kuno 


das ander zimlich hitzig. Denn im Ehewerck durch jhre Vermiſchung die, greihe Com 
ſelben ſich temperiern vnd gleichfoͤrmig machen / als dag ſie in einem Exceß / A 
das iſt / Vbermaß der Complexion / gleich find / als beyde zimlich feucht / Wie gieich⸗ 
denn das machet in Vermiſchung gar zu feuchte Naturen / die darnach nit Fompiier 
koͤnnen fruchtbar ſeyn / weil alles gar sun vbermaͤſſig in Vermiſchung wird. fruchtiar. 
Aber fo beyde Naturen gleichmaͤſſig / in wol temperierter Complexion ſind / 
iſts nit ſchaͤrlich. Vnd fo an der lubſtantia der Gebaͤrmutter mehr Mans 
gel vorfallen / daß ſie / als nemblich auff einer oder andern Seite nicht ſich 
außdehnen kan / oder daß in der Mutter etwas zum Stein ſich verhaͤrtet / 
daß die Gebaͤrmutter in der Geburt von den Wehamuͤttern verletzet / koͤmpts 
daher / daß auch mangelhafftige Kinder gezeuget. Deßgleichen von dem gar 
zuvielem Gebrauch der Ehewercke / die ebaͤrmutter offt vnfrucht bar wird / 
daß ſie zu ſehr ſchlipfferig / vnd die Natur nicht behalten kan / wie es die Er, 
fahrung bey den gemeinen vnzuͤcht igen Weibern außweiſet / daß ſie der Vr⸗ 
ſachen wegen gemeiniglich alle vnfruchtbar ſind. Darvmb der aͤlteſte Artzt 
Hippocrates, der die Vrſachen der Vnfruchtbarkeit in den Weibern ſon⸗ 
derlich fleiſſig erforſchet / zwoͤlff Vrſachen vornemblich erzehlet. 
Orificũ uteri averſio, die Verruͤckung der Mutter / das iſt/ daß der jnner⸗ r. 
lichſte Muttermund von dem Eyngang der Weiblichen Scham / ent⸗ 
weder gar / oder doch nicht wenig ſich abgewendet / dardurch die Weiber 
nicht empfahen koͤnnen. 
Orificii nimia coarctatio, die Verſchlieſſung der Mutter / daß derſelbe 2, 
Muttermund / ſo er ſchon nicht abgewendet oder verkehrt / jedoch entwe⸗ 
der gar / oder ja zur Zeit der Ehewercke zugeſchloſſen iſt. 
Orificii lubricitas, die Schlipfferigkeit der Mutter / daß ſie den empfange, 3. 
nen Saamen nicht behalten kan. 
Uteri cicatrix, wenn die Mutter verwundet / in welcher Geſtalt die Mur, 4. 
ter entweder gar nicht entpfaͤhet / oder fo ſie entpfangen / doch nicht recht 
gebaͤhren kan. 


Ruptura circa oſculum uteri, daß vmb den Muttermund die Murterae 5. 


ritzet / daron ſon derliche Wehtage. 
1% It Hiatus 


4-0 Das X. Buch deß ſechſten Theils / 


*. Haatus uteri, daß die Mutter zu ſehr vnd ſtets offen ſtehet das iſt / der Mu, 


termund ſich nicht ſchlieſſen fan. 


7. Remotio menſium totalis, verderbet / daß fie fein Mondenzeit habe, 


8. Æqualitas distemperatæ complexionis, wenn Mann vnd Weib / in groß 
fer vbermaß gleicher Complexion find / das iſt / fo fiebeysegar hitzig / gar 
feucht / gar kalt oder gar trucken von Natur ſeyn. 

9. Paucitas menſium, daß ſie jhre Zeit zu wenig haben. 

10. Si plures menſes, daß fie jhre Zeit mehr haben / als fiefolten. 


ı1. Simenfes peraliam viam, velper ſedem, vel per nares defluxerint, So 


die Mondenzeit durch andere Wege hinweg gehet / als durch viel bluten 
der Naſen / oder durch die guͤlden Ader im Stul. 
12, Ulteri procidentia, dag die Mutter von jhren Banden ſich loͤſet / vnnd in 
oder vor die Schoß faͤllet. 
Vnd dieſe Vrſachen der Vnfruchtbarkeit find in der Mutter / wenn 
die Mutter von jhr ſelbſt kranck iſt. Es koͤmpt aber auch wol / daß die Mur, 
ter durch mitleyden anderer Glieder oder deß gantzen Leibes / ſo boͤß vnnd 
vngeſund wird / als nemblich / wenn die Nieren zu ſehr erhitzt oder verſtopf⸗ 
fet / wird Saame vnnd zuſchieſſend Bine verderbet. Deßgleichen der 


Stein die Mutter offt vntuͤchtig vnnd vngeſchickt macht / vnnd am aller 


meiſten die maͤngel deß Gebluͤtes deß gantzen Leibes / ſo zufli ſſen / vnnd 
materia deß Saamens vnnd der Monden zeit ſeyn muͤſſen die Vnfrucht⸗ 
barkeit der Murter vervrſachen. Darauß wol zumercken / wie ſchwer zu⸗ 
erkennen vnnd zuyrtheilen iſt / wo vnnd wie die Vofruchtbarkeit ſich ver, 
vrſachet / daß allhter auch Gelehrte nit bald auff ein Stundte ſchlieſſen ſol⸗ 
len / auch viel weniger allein auß dem Waſſer ſehen koͤnnen / ſondern es 
gehoͤret darzu flaſſſge Betrachtung beyder Eheleute / guter vertrawlicher 
Bericht der Eheleute / infonderheit fleiſſiges nachdencken / vnnt die Gna⸗ 
de GO TTES verborgene Ding fo weit zuvrtheilen. Es laß ſich der 
Vngelehrten Frevel vnnd vnnuͤtzer Ruhm etlicher Weiberaͤrtzte nemand 
verfuͤhren. 
m. — Das Muͤtterlein aber deß Weibes wird verſtanden / nit allein die weib⸗ 
Bubee liche Scham / da die vermiſchung der Eheleute gefchteher/fondern vornem⸗ 
heiſſe. lich auch die jnnerlichſte Gebaͤrmutter / darinn der Saame entpfangen / er⸗ 
wallet / vnd zum zierlichen Leibe der rechten Frucht deß Menſchen gebildet. 
ns Vnd daß man all jr Geſtalt vnd Weſen beffer verfichen Fan/haben die Ge⸗ 
barzwey lehrten dieſelbe in zwey Theil getheilet. Ein theil iſt der Eyngang der Mut⸗ 
Sal. ter / Cervix uteri oder Vulva genannt / der ander die Bebärmutter, Uteri 
I fundus. Der Eyngang der Mutter’ Cervix ureri, feu Vulva,hebt ih an 
vonder euflerlichen Scham, vn geher biß zu da ai 
iſt der 


— A, SNRSSRONIRTE 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 451 
iſt der Gebaͤrmutter halben geſchaffen / wieder Schlung oder die Eßkeele Warvnib 
deß Magens halben. Denn es ſich nicht haͤtte ſchicken woͤllen / daß die rech & Conaan 5 
te Gebaͤrmutter bald forne an der Scham lege / vnd faſt euſſerlich die Wei, en 
besbilder jres gefallens varzu Härten kommen koͤnnen / Dieweil darauß viel fes. 
Schaden / durch Vnvorſicht igkeit vnd infonderheit auch durch Muttwil⸗ 
len etlicher boͤſer Weiber / die jhnen ſelbſt die Frucht wider benemmen hät, 
gen koͤnnen / wie ſie gewolt / erfoiget were. Darnach iſt fie mit einem fo fernen 
Eyngange gantz wunderbarlich auch darvmb alſo gebildet / daß in dem Chr, 
werck Gott ein ſolche Vermiſchung beyder Eheleute hat haben woͤllen / dar⸗ 
inn jhr zwey ein Blut / ein Fleiſch / ein Hertz / cin Sinn / ein Leib würden/ 
wie kuͤrtz zuvor außgefuͤhret. Vnd daß wir dardurch lernen ſollen / wie groſ⸗ 
fe Suͤnde vnd Schande es ſey / daß einer mir vielen / oder eine mit jeder man Die Etrer⸗ 
ieicht fertig / wider alle Eynſetzung Gottes / ſich vermifche. Diefer Eyngang gerader 


deß Muͤt terleins iſt an aller Subſtantz faſt dem Maͤnnlichen Gliede gleich/ Di nr 
anf de 


- denn es auch alfoein fleifchige Haut iſt / von vielen finnreichen vnnd Suhl. "°F, 


adern / Nerven / gemachet / je weiter hineyn je äderiger/ je weiter forne / je flei⸗ der —** — 
Das Jung⸗ 


ſchiger. Noch mehr / etwas tieffer in dem Eyngang der Mutter / als nemb⸗ RNan 
lich / ein wenig ober dem Ort / da der Blaſen Halß in den Halß der Mutter icıninder 


gehet / als faſt in der Mitte / waͤchſet ein fletſchige ſubtile Haut ringeſt vmb Muaet. 


auß den Seiten deß Eyngangs / voller Blutadern / die gewiſſeſte Anzetgung 
der Jungfram ſchafft / nit allein nad) Erfahrungder Naturfündiger / fon rs ih 
dern auch nach der H. Schrifft / die davon ſaget / daß fie im erſten Ehewerck dr June: 
dochr echt zuwerftehen / wenn das Ehewerck auch garvollbracht / weiche N une 
offt entweder wegen Wehtage deß fubrilen Fleiſches / oder daß es bey erli, franıihe 
hen fefter twiderhäfe / erliche reine Sungframen in einer oder erlich vice 
vermifchung nit leyden koͤnnen) zuriſſen verwunder/on faſt viel Blut auffs 
Lacken gewilich gibet. Denn alſo ſtehet geſchrieben im letzten Buch Moſis 
am 22. Cap. Bad ver Dirnen Vatter ſoll zu den Elteſten ſagen: Ich habe 
dieſem Mann meine Tochter zum Weib gegeben / nun iſt er jhr gram wor⸗ 
den / vnd legt cin ſchaͤndlich Ding auff ſie vnd ſpricht: ch habe deine Toch⸗ 
ter nicht Jungfraw funden / Hie iſt die Jungfrawſchafft meiner Tochrer. 
Vnd ollen die Kleyder fuͤr den Elteſten der Stadt außbreiten. So ſollen 
die Elteſten der Stadt den Mann nemmen / vnd zuͤchtigen / vnd vmb hun⸗ 
dert Seckel Silbers buͤſſen / vnd dieſelbe der Dirnen Vatter geben / darvmb 
dag er ein Jungfraw in Iſtael beruͤchtiget hat / vnnd ſoll ſſe zum Weibe ha⸗ 
ben / daß er ſie fein lebtag nicht laſſen möge, Iſts aber die Warheit / daß die 
Dirne nicht iſt Jungfraw funden / ſo ſoll man ſie herauß fuͤr die Thuͤr jhres 
Vatters Hauß fuͤhren / vnd die beute der Stadt ſollen ſie zu todt ſteinigen. 

nnd were noch gut / daß etliche Eltern jhrer Toͤcher Jungfraw⸗ 

li ij ſchafft 


472 Das X. Buchdeßfechften Theils/ 

ſchafft in Lacken oder Hembden/die Zeit jres gantzen Lebens als ein Schatz 
auffhuͤben / daß Sort jre Töchter mir reinem Leibe zur Ehe har fommen lafı 
ſen / Darzu auch Diefelbe gefärbte Lacken bewehrte Artzney in greffen Dingen 
find. Darvmb dieſe innerliche ſubtile Mittelhaut dep Eynganges iſt geneñt 
Hymen,das Jungfraͤwliche Blaͤtlein / vñ wird bey allen reinen Jungfrau⸗ 
wen / ſonderlich die jhnen auch ſonſt nicht ſchaden zufügen/gefunden. Vnd 
wenns alſo erwaͤchſet auß den Seiten der Scham vmd und vmb / fo laͤſſets 
nur in der Mitten ein laͤnglich ritzlein / dardurch das Waſſer und das Blut 
der Roſen nottuͤrfftig auß gelaſſen / welcher Ritz auch in einer kleiner / in dee 
andern groͤſſer iſt nach dem diß Jungfraͤwliche Blaͤtlein kleiner oder groͤſſer 
außwaͤchſet / vnd die Ritze engere. Aber doch iſts in allen reinen Jungfrau⸗ 
wen gewißlich etwas / das wie ein ſubtiles Fleiſch von vielen Blut vnnd 
Sehnadern nicht ohne Schmertzen vnnd Blut in prima coitione, quam 
Terentius acerrimam dixit, muß zuriſſen werden. Vnd bey mancher Jung» 
frawen in etlichen vielen Ehewercken / ehe es alles ver heylet / mit etwas Blut 
ſich wittert. Subſtantia cervicis uteri virginibus& mulieribus Venerem 
rariùs expertis mollis & pulpoſa eſt, in adultis & ſæpius parientibus, aut 
Venerem expertis, calloſior temporis proceſſu redditur, ut etiam carti- 
lagini aſperæ arteriæ in vetulis nö immeritò a doctis comparetur. Quan- 
titas ejus in longitudine & latitudine deſcribi non poteſt, quödinaliis 
natura ſit arctiot, in aliis latior, itemq́; in aliis longior, in aliis brevior. 
Accedit huc etiam varietas ex motu matricis, qua in libidine conce prũ 
ſemen ad vulyam defcendit. Itag; ineptum, quòd quidam digitis velfex, 
vel octo aut decem cervicemuteri dimeriuntur. Diß iſt gnug suwilfen/ 
Die Geſtatt daß nit allein von Natur eine enger iſt als dig ander / ſondern / daß wenn fein 
ee Begterde deß Weibes vorhanden / der Eyngang der Mutter mir allen Sc, 
Wuuer. ten in einander zufaͤllet / welches die Natur wol geordnet / daß ſolche zarte 
Glieder vonder euſſerlichen Lufft nicht erkaͤltet würden. Wenn aber groß 
Begierde vorhanden / daß nicht allein der Eyngang der Mutter dicker wird 
vnd engern Eyngang machet / ſondern auch der ander Theil der Mutter / als 
nemblich / die Gebaͤrmutter / biß weilen auß groſſer Begierde der Ehewercke 

vnnd Maͤnnlichen Saamens ſich tieffer hervnter in die Scham giber. 
2. Dasander Theil deß Muͤtterleins / als nemblich die rechte Gebaͤrmutter / 
a ft allererſt das rechte Gefaͤß der Geburt / dariũñ männlich vnd weiblich Sa. 
Bebarmus men zuſammen kommen / vermiſchet / vnd durch mancherley Verwandlung 
— vnd Bildung zum Menſchen geboren werden. Dieſe iſt an jrer Subſtantz 
Da ein fleiſchtg feſte Haut / vberall gleich / als allein zu vnterſt / da der Due 
eeraund,. Mund in den Eyngang gehet / da fie etwas dicker vnd fleiſchiger ja faft der 
Eychel deß maͤñlichen Gliedes gleich / vnd dieweil der ort der — J 
o in 











Von den Geheimnuſſen der Natur. 453 


fo in ven Eyngang fich nengst/daß er doch zu feiner Seiten antrifft / ein ritz 5 
nicht nach der Laͤnge / ſondern die quere © hat / welcher im aufft hun der Ge⸗ * —* 
baͤrmutter gantz zu einem runden Eyngang wird / daß dardurch die Mut⸗ 
ter den Saamen an ſich siche/fo wird der Muttermund / Orificium fundi 
urerigenenne / Denn derfelbe Mund der Gebaͤrmutter allgere zu iſt / daB 
man nicht wol ein Nadeltnopff hineyn bringet / es ſey denn daß das Blut 
der Roſen gehet / oder das Weib gebieret / oder die Ehewerck geſchehen / und 
auch in Ehewercken nicht allezeit / ſondern als denn erſt wenn die Gebaͤr⸗ 
mutter deß Saamens begierig / denſelben an ſich zeuhet / vnnd gleich auß der 
Mutter Eyngang an ſich ſauget. Dieſer Muttermund / wenn die Weiber 
nicht Schwanger / iſt gantz linde zu / wie zwo Lefftzen ſich zuthaͤten / Aber 
wenn das Weib empfangen / gantz feſt vnnd harte / daß auch die fleifchige ner Em⸗ 
Haut der Gebaͤrmutter vmb den Muttermund ſich gleich zuſammen run. pfangut 
tzelt / welchs der Hippocrates, der erfahrneſte Artzt / vor das gewiſſeſte Zei⸗ ausımn.e 
chen gehaiten / zuer kennen ob ein Weib Schwanger ſey oder nicht / daß es Zeichen. 
die Wehmuͤtter mit dem Finger deutlich fühlen fönnen / wenn ſie beſchei⸗ 
den / geuͤbt / vnnd warhafftig zu jhrem warten. Derander Theil der Gebaͤr⸗ 
murter / faſt rund wie ein Blaſe / iſt auch ein fleiſchige Haut / doch nicht fo 
gar dicke ais vmb den Muttermund / vnd wenn fie auf gedehnet in ſchwerer ẽ dräffe 
Vuͤrde dep Lebes / gantz dünne wird. Dieligebey den Werbern/ welche nit ana, 
Schwanger find/gang ober einander/ond iſt fo kein / daß mans nicht glau⸗ 
ben kan / als nemblch / daß man fiein einer Hand halten kan / wie Velalius 
ſchreibet / dreyer Finger breit / vnd zweyer hoch / denn ſit allzeit breiter als hoͤ⸗ 
her / daher fie an zwey oder drey Orten den Saamen außtheilen koͤnnen / 
vnnd beſonder Geburt der Zwilling oder drey Kinderlein zugebaͤren erfol⸗ Brfac der 
gen. Wenn der Saame empfangen / ſchleuſt ſich dte Mutter nach ihr feſte dhuns 
in einander / vnd wird noch kleiner als ſie genaturet / daß ſie in Empfahung Kinder, 
deß Saamens begierlich auff allen Seiten denſelben begreifft. Wenn aber 
etliche Tag die empfangene Natur ſich mehret / vnnd ein Frucht gebildet / 
dehnet ſich die Mutter jmmerdar groß auß / vnnd wird endlich ſo groß als 
die Frucht vnd alle Affterbuͤrde es erfordert. Aber ohn Schwanger Zeit iſt 
fie klein / vnd ehe breiter als laͤnger / an den Ecken der Mutter in der ſelben 
breiten / Cornua uteri genannt / haben die Saamengaͤnge auf ihren Gey⸗ 
len ihren Eyngang. In der Mutter find nicht vnterſchiedliche Cammern / 
wie et wan alte Scribenten vorgeben / ſondern jnnerlich gehen in die Ge⸗ 
baͤrmutter viel kleine Aederlein / die ſich auffthun / wenn das Blut der Ro, 
ſen zur Monat zeit gehet / oder wenn die Frucht in Mutterleibe den Zufluß 
deß Blutes sur Geburt und Nahrung bedarff. Darvmb dieſe Zeichen der anysäe 
Blutadern Acerabula, nicht in der jnneruchen fleiſchigen Haut der Be: Blutaͤdern 
—— .: 08 baͤrmut⸗ 








nn #4 Das X. Stich def fechften Theile⸗ 
bärmuner baͤrmutter recht erfenner werden? als wenn das Weib Schwanger if, 
sehen. Sonſt ſind auch viel Flachsadern / Nervi,weiche wegen dep ſubtilen fuͤh⸗ 
ns und Empfindligkeit der Mutter auch Ihrer Bewegung / eing Theile 
Biene von dem Ruͤckgrad in die Gebaͤrmutter und Enngang hin und wider / vnd 
— infonderheit auch vom Gehirn den ſechſten Parn Flachsadern in die 
Bärmune foͤrderſten Theil deß Eyngangs gehen / dieſe machen /Bapbiz Mutter mir 
gehen. dem Gehirn folchen confenfum oder Gemeinfchafft hat / auch dag fie ſo 
empfin dlich / vnd jegt liebliche Geruch / jegt Geſtanck wittert / ja ſo beweg⸗ 
enpfindtih lich / daß ſie hin und her ſich beweget / jetzt ſich hinvnter zum Naͤnnlichen 
hop bewegen, Gliede gar ſeht neiget / jett wider auffwerts abwendet / davon der weiſe ge 
lehrte Plato die Gebaͤrmut ter Animal, das iſt / ein Thier / genennet / weil es 
fo empfindlich fuͤhlet on ſich beweget. Doch mnBich auch diß allhier ſagen / 
daß in auffſteigen der Mutter / darinn das Hertz erfkiich mir boͤſen Duͤnſten 
angefochten / das Genen ſich erhebet / vnd bald der gantze Leib / Eyngeweyd / 
Mage / vnd der Schlund biß in Hals mit groſſer Angſt ſich blehet oder tru⸗ 
eket / die Bewegung der Mutter ſo groß nicht iſt / daß fie biß an den Hals 
ſteiget / wie die ennfältigen Weiber meynen / ſondern von einem böfengifftt, 
gen Dunſt der Mutter / der auch ohn alles empoͤren der Mutter ſich erhebet / 
dieſe hefft ge Blehung / Magens / Schlungs / vnnd aller Eyngeweyde / oder 
der Haut deß Bauchs Peritonæi, welchs offt gefuͤhlet wie ein haußbacken 
Brot / vnd vnrecht die Mutter geheiſſen wird / erſftehet. 
Das v. Kapitel; 
Bon der Wirkung vnd Thaten der Geburtsglieder. 

Iß ſind nun die Geburtsglieder in Mannen vnnd Ehewei⸗ 
ee SO ond jnnerlichen in weichen fo nur eins mangelhaft, 
Det RT gig ich geſchweg denn viel / wie off: geſchehen kan / die Empfängnuß/ 
— Bildung der Frucht vnd Geburt gar nicht / oder nicht recht geſchehet / denn 

fie find Werckzeug der Geburt / ohn welche hierin nichts außgeri htet wer⸗ 

den kan. Vnnd welche Geburtsglieder / oder wo ſie mangelhafftig / haben 

Eheleute groſſe Brſach nachzuden cken / verſtaͤndige Eheleute auch etwas 

ſich ſelbſt prüfen koͤnnen / oder wo fie nicht alles verſtehen / vernuͤnfftigen 

ond erfahrnen Aertzten ſich vertrawen / Bericht t hun / vnnd darauff Raths 

ewarten. v er } } 

& höne : Jedoch were es auch nichts wenn die Geburtsglleder gleich wolgefäle 
—— Sr vnd volfimmiichfo nicht die natuͤrliche Krafft der Gebutt in jhnen wirck · 
s.lich vnnd thaͤtig / wie denn zuſehen iſt / wenn der Menſch todt / oder nur 


kranck iſt. Derwegen nun nach Beſchreibung der Geburtsg ieder / 
ie 








Donden Geheimnuſſen der Natur. 445 
die Lehre von nasirlichen Kraͤfften vnd Thaten in dem Gebaͤren nötig zu⸗ 
wiſſen iſt. J ji 
Die Krafft vnnd alle That deß Gebaͤrens / ſie ſey wie ſie woͤll ift eine BP" 
natuͤrliche Krafft die oa zwar den Beburtsakesern eyngipflangee / aber tüetiöe 
doch von der natuͤrlichen Waͤrme vnnd dem natuͤrlichen Geiſte mit Huͤlff FÜ" 
deß leblichen Geiſtes / als eines zufieffenden Achems oderjnnbrünftigen ————— 
Fewers entzuͤndet wird / vnd alshenn erſt herfuͤt bricht in jhren Thaten / Ja Kraeers 
infonderheit auch von Bortın Eheleuten / welche es mir Geber angefan⸗ — 
gen / geſtaͤrcket. Oenn es gehoͤret hieher auch der Spruch Chriſti: Es lebt 
der Menſch nicht allein vo n Brot / ſondern auch von jedem Wort / ſo auf 
dem Mund Gottes gehet. Darvmb dieweil vorauß in allen vnſern Kraͤff⸗ 
sen allein auff Sort zut rawen / vnd darnach erſt die natuͤrliche vnd leibliche 
Krafft in dieſem Werd deß Gebaͤrens / als Gottes Muttel/ auch betrachtet 7 
werden muß: So ſehen wir allhie erſtlich an die Krafft deß Gebaͤrens / Bebärens 
facultatem generatricem genannt / welche bey dem Weiblichen Geſchlecht ge 
gemeini zlich in ı2. Jahren ihres Alters Saamen zeuget / vnnd dardurch / anfascı uns 
wiewol ſchwaͤchlich / anfaͤhet / auch biß ins 40. Jahr gemeiniglich ſich arftre, "Tr 
cket / doch bißweilen bey etlichen Weibern laͤnger / vnd auffsallerlängfte bi 
Ans 60. Jahr Ihres Alters etwann erfahren / aber dieſe ſeltzame vnerhoͤrte 
Geburt werden von den Gelehrten miraculoſæ genannt / vnnd geſchehen 
ohn zweiffel bißweilen auß ſonderlicher Gnade GOttes / wie mit der heili⸗ 
gen Eliſabeth. Mehe bey dem Maͤnnlichen Geſchlecht faͤhet die Krafft deß 
Gebaͤtens an / gemeiniglich imı4. Jahr jhres Alters / aber von dem Ende 
jres Gebaͤrens wird noch heute von Gelehrten nichts gewiſſes geſetzt wel. Wenn die 
ches ich diefe Zeit in feinem werth vnnd vnwerth laffe. Der Aritoreles 83033 
ſchreibet / daß die zungen Hefellen im 14. Fahr erſt Saamen zeugen / vnd dar bin dn 
nach der Saame biß ins 2, Jahr vnfruchtbar bleibe / alsdenn bald frucht a 
bar werde / doch vnvolllommene ſchwache Früchtesenge. Daromb ermilV 
daß die Jungftawen im 18. Jahr / vnd die Männer ım 7. Jahr erſt ſich ver. 
ehelichen ſollen / welchs zur Zeit Ariſtotelis, da die beute laͤnger gelebet vnd 
billich langſamer su heyrathen angefangen / wahr geweſen / aber ohn Zweif⸗ 
fel jetzund / da die Welt am Alter etwas viel mehr abgenommen / auch invor 
et was billig zurechnen / Jedoch aller Geſtalt alſo / daß die iungen Eheleute 
wiſſen ſollen / wo ſie der Ehewercke allzu riſch / vnnd ſonderlich ſehr gebran⸗ 
chen / am wachſen Schaden nemmen / auch ſchwache Kinder zeugen oder 
wol gar vnfruchtbar werden. Wie denn auch die alten Eheleute / wenn ſie 
die Ehewerck nicht maͤſſig vnd ſeltener anſtellen / groſſen Schaden’ oder .r. 
wanng ar oen vnzeitigen Todt davon haben muͤſſen. Dieſe Krafft deß Ge⸗ 
baͤrens iſt vornemblich den Geylen / beyde Maͤnnlichen vnd Weiblichen Werts 

yigg 


456 Das X. Buch deß ſechſten Theils / | 
vornembfie eyngepflantzet / von dannen die Sanmgänge vnnd ander Maͤnnliche vnnd 
Sec Weibliche Stiederizuchelichen Begierden und allen Wercken deß Gebaͤh⸗ 
Reber. rens anzebracht / vnd find nit allein nüglich sun Forepflangung degmenfh. ⸗ 

lichen Geſchlechts / ſondern auch daß fie einem Menſchen ein beſſern Muth 

und Mannheit machen. Denn wir erfahren / daß alle die Cämmerlinge 

Eunuchi, ſo jhnen die Geylen wegnemmen laffen / Weiblich / Forcht ſam / 

vnd ohn Muth gefunden werden / Darvmb die Glieder auch die vornemb⸗ 


ſten neben dem Gehirn / Hertz vnnd Leber / von etlichen Gelehrten gezehlet / 


vnd die Krafft deß Gebaͤrens auch der vornembſten Kraͤfften eine / die den 
gantzen Leib vor ſich regieren / gerechnet. Se. 
a Die weil aber viel wunderbarliches Dinges in der Geburt geſchicht / ift 
der Krafpe die Krafft deß Bebaͤrens nicht einerley / ſondern wird nach jhrer Wirckung 
ia manch erley vnt erſchie en / auch von eim Gelehrten anders als vom andern / 
Eugene daß ich ſchier nicht weeß / wie ich alle Kraͤfften deß Sebärens ordentlich in 
—— eine Summa deutlich bringen moͤchte. Kuͤrtzlich aber zu melden / ſind die 
Kraͤffte deß Gebaͤrens etliche ſonderlich eyngepflantzt / etliche gemein dem 
gantzen Leibe. Die da ſonderlich eyngepflantzt ſind / mögen billich viererley 
gezehlet werden. 1. Das Zeugen dep fruchtbarn Saamens / procreatio fe- 
minis feecundi.. 2. Die Empfahung deß Weibes / conceptio feminis, 
3. Die Bildung der Frucht in Mutterleib formatiofoerus.4.Die Geburt / 
partus, darinn der zugerichte Menſch auff die Welt toͤmpt. Denn ob wol 
etliche Gelehrte bag Zeugen deß Saamens nicht den Kräfften deß Gebaͤ⸗ 
rens zuſchreiben / ſo iſts doch gewiß / vnd auß viel oberzehlten Drfachen der 
vornembſten Krafft deß Bchährens eine, 
PR Die andern Kräfte oder Wircfung im Gebaͤhren / welche gemein find 
Kräfte des der Geburt mir dem gantzen Leibe / ſind zweyerley. 1. Die Nahrung/nurri- 
Gebabrens. tio, dieweil bald nach der Empfahungein Gebluͤt zur Nahrung zuflieſſen 
muß / vnd weil die Frucht in Mutterleib iſt / dieſelbe durch den Nabel vom 
Blut Hd Athem der Mutter genchrerwird.2. Das Wachſen / auctio, die, 
weil nach dem alle Glieder gebülder / die Frucht deß Leibes jmmer in Mur, 
terleibe groͤſſer waͤchſet / biß ſo lang ſie der Mutter beſchwerlich / durch die 
Geburt entbunden wird, 

Das Zeugen deß Saamens iſt die erſte Kraffe der Geburt in Mann 
Se seat vnnd Wetbr ſtehet vornemblich in Geylen / welcher Eygenſchafft ſolche 
menzus Krafft nicht allein vor ſich ſelbſt micbringer / ſondern auch den nechſten 
ak Adern / als den Saamengängen/fo Zufuͤhrer / larores ſind / vnnd denen fo 

Außfuͤhrer / jaculatores ſind / mittheiltt / daß ſie gleichefals den Saamen 
zengen vnnd außarbeiten. Dieſe Krafft braucht zu huͤlffe die natuͤrlichen 
Kraͤffte / als nemblich / Attractionem, daß die Geylen an ſich vo dag 

lut / 

















— 

Von den Geheimnuſſen der Natur. 457 
Blut / vnd nicht jeder Blut / ſondern das nun am beſten außgearbeitet / vnd 
gantz geſchickt geweſen were zu nehren die Subſtantz / beydes der vornemb⸗ 
fien Glieder / Gehirn / Herk vnnd Leber / auch jedes Gliedes / deßgleichen leb ap, gi. 
lichen Geiſtes vnnd Athems die Geylen an ſich ziehen / biß ſie erfuͤllet / vnnd Besten den 
fotre dem Seibe mit Schaden der Geſundheit / oder auch deß Lebens / wie oft tunen. 
geſchicht / ale Nahrung abgehen. 2. Retentionem,daß flees behalten biß pen. 
daß außgearbeitet. Darvmb nicht gut iſt / daß die Eheleure eins dem andern 
biß zu bequemer Zeit nicht erwarsen/ond der Saame vnordentlich entledi/ 
get.z. Alterationem, das iſt / die Verwandlung deß beſten Bluts vnd leben: ar bie 
digen Beifkesinein ander Subftank / als nemblich / in ein weiſſe jefchige Saamen 
Materlen / den Saamen. 4.Expulfionem ‚die Außtreibung/daß die Da, außtreiben. 


crur / wenn esgnugfam zugericht / vnnd die begierliche Luſt darzu kompt / auß⸗ 


treibet. S olches geſchicht bey den Männern vnd Weibern in den Ehewer⸗ 
efen/ond auch feine bequeme Zeit erfordert / davon hernach gelehret. 

Die ander Krafft der Geburt / Conceptio, die Empfahung deß Wei, Sie em, 
bes / ſonſt auch Zuſtellung genennet / ſtehet vornemblich in der jnnerſten Ge er 
baͤrmutter / welche fo fie recht geſund / nicht allein ihren eygen Saamen auß mens bey 
ihren felbft Geylen vnnd Saamengängensfondern auch den Männlichen din Weir 
Saamen im Ehewerck auß dem Eyngangder Mutter / darinn die Der, ⸗· 
miſchung der Eheleute geſchicht / gantz begierlich an ſich zeuhet / vnnd gleich 
außſauget / ſondern auch wol behaͤit / vnnd auff allen Seiten feſte begreifft / Denn di⸗ 
bald nach der Empfahungihren Mund / dadurchs angenommen / gantz feſte Empfaͤng⸗ 
zuſchleuſt / mit angeborner Eygenſchafft vnnd der natürlichen Wärme in zur 319" 
einander menget / daß die Saamen vermiſchet / vnnd empfangen auch bald 
jhr eygene Krafft / ſich wunderbarlich sum bilden beweiſen. Diß empfahen 
deß Weibes geſchicht nic in allen Ehewercken / ſondern alsdenn erſt / wenn 
die Gebaͤrmutter auß jnnbruͤnſtiger Luſt in recht guter Geſundheit darzu 
geſchickt / auch wenn beyder Eheleute Saame nicht allein gut / gleichmaͤſſig 
temperiert / ſondern auch entweder zu gleich / oder ja nicht laͤngſt eins nach 
dem andern kommen. 

Die Zeit aber wenn das Weib empfangen har oder nicht / iſt ſchwerlich Die Bihm 


zu wiſſen / fonderlich bey denen Weibern / die niche fehr arbeiten / in Muͤſ⸗ Weis m- 


figgang viel fäjleimige Vnreinigkeit ſamblen / feiſt am Leibe find/ oder auch — 

ſonſt offt ein Auffblehung der Mutter auß vbrigem Winde haben/davon 

der Seib groß / daß ſie nicht anders meynen / fie weren laͤngſt Schwanger 

geweſen / da es Doch entweder gar nichts iſt /oder vber längft in der Ble⸗ 

hung vnwiſſend ſie ein mal empfangen. Aber in den Weibern / ſo reinere Set, 

be haben / ſich durch Arbeit wol regen vnnd bewegen / vnnd auffs geſuͤndeſte 

find / die fühlen ihr Empfaͤngnuß eher / vnnd in denſelben find die bewehr⸗ 
mmm sehen 


© 


458 Das X, Buch deß ſechſten Theils / | 
n .  geften Zeichen / daß das Weib ſchwanger ſey Eins wenn das Weib befin, 
det / daß der Saame nach dem Ehewerck nicht / wie es pfleget / wider pon I hyx 
2. fleuſt. Zum andern / wenn die Monatzeit ſich beym Weibe / ohn ſonder⸗ 
liche Vrſachen der Vngeſundheit / ver haͤlt / vnnd ſolche Verhaltung der 
Mondenzeit vorhin nicht gewoͤhnlich / darzu ein Eckel der Speife mie vor, 
3. faͤllet. Zum dritten / wenn bald nach dem Ehewerck der Eyngang der 
Mutter in dem Weibe gantz trucken bleibet. Zum vierdten / wenn das 
a Beibsujhr warten laͤſt vonerfahrnen Frawen / und befunden wird / daß 
der jnnerlichfle Mund der Gebaͤrmutter feſte zu iſt / vnnd gleich geruntzelt / 
5. ſich gefchloffen. Zum fünffeen/ wenn die Fraw empfinden entweder bald 
nachm Ehewerck oder die erfien Tage der Empfaͤngnus / daß fich im Seide 
die Gebaͤrmutter gar in einander zeucht / vnnd der Leib klein wird. Zum 
6. ſechſten / wenn das Weib ein Schawer fuͤhlet / welchs etliche bald nach den 
Ehewerck / etliche allererſt den andern / dritten / ſiebenden oder mehr Tage 
nach der Empfahung fuͤhlen / auch etliche ein mal / etliche mehr mal / darvmb 
daß die Natur der beyder vermiſchter Saame in einer bad / in der andern 
langſam ſich beweget / mit Erregung def gantzen Gebluͤtes im Leibe Zum 
fiebenden/haben die Alten erfahren / daß etliche wol ein Freſeln unzdgank 
Verlaͤmnuß mit der Empfahung bekommen haben. Zu letzt geſchichte 
3. uch bey etlichen / daß nach der Empfahung fie mercklich empfinden / wie fie 
ſchnell gantz matt werden. Darinn ſich jede Verſtaͤndige / vnd ſonderlich die 
am geſuͤndeſten / billich pruͤfen koͤnnen. Die Anzeigung der geſtelten vnnd 
zum Doctor geſendeten Waſſer / wie etliche meynen / daß es darauß zuerken⸗ 

nen / iſt nichts gewiſſes. 
FE Die dritte Krafft/ formatio fotus Hie Bildung der Frucht in Mur, 
den Geha, terleibe / iſtdie Verwandlung derempfangenen Saamen / in zierliche Slie⸗ 
vun der vnd einen recht ſchaffenen Leib deß Menſchen / faͤhet bald an nach dent 
das Weib empfangen / das iſt / beyde Saamen an ſich genommen vnnd be⸗ 
halten hat. Wie nun die Bildung geſchihet / iſ gar genaw nicht wolsumtfs 
fen / vnnd Sort dem ewigen Schoͤpffer / der diefe vnaußſprechliche Krafft 
der Bildung dem Saamen verleihet / meiſten heil an heim zuſtellen / allein 
viel wunderbarliches auß groſſer Erfahrung in den vielerley Abgaͤngen oder 
Vnrichtigkeit der Weiber erkuͤndiget. Deñ ſo bald beyde Eltern in der Em⸗ 
pfaͤngnuß auß jhren vermiſchten Naturen einen fruchtbarn Saamen ge, 
macht / als wird der fruchtbare vermiſchte Saamen / beyde auß fein ſelbſt / vñ 
auch auß deß Weibes Muͤtterlein Erwaͤrmung / auff wallende wie ein Teig / 
ſonderlich weil der Saame von beyden Eltern gezeuget / viel lebliches Geiſts 
une vnd Arhemsin ſich hat / in welcher Auffwallung das euſſerſte nicht verhar⸗ 
ser tet / ſondern zu einer feinen linden weichen Haut gebildet / die dem nz 
Hi 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 459 
lein deß Weibes vmb und vmb anmächfer/daf darinn die Frucht ficher fich — 
behlelte / vnd die Bluadern / ſo auß der Mutrer zu der Frucht gehen/ in den “Vbebatem 
erſten Tagen das Blut / welchs neben dem Saamen ein Anfang vnſerer 
Labe iſt / almehlich troͤpfflende gebe. Sonſt find noch zwey Haͤutlein / eins / 
welchs auch noch jnnerlich die Frucht verwahre / eins / ſo den Harm auff⸗ 
enthalte / welchs alles / wenn ſie in der Geburt oder hernach herauß getrie⸗ 
hen / die Nachgeburt,Secundina,genennt wird. 
Aber jnnerlich in der Haut / wie in einem Eye / iſt das beſte deß Saa⸗ Innerucbe 
mens welchs allmehlich von Tag zu Tage mehr auffwallet / vnnd ſich mehr ae * 
bildet / welche Bildung / ob ſie wol in einer Frucht etwas eher / in der andern 
laͤngſamer vollnbracht / in den Knaͤblein eher / in den Maͤzdlein laͤngſa⸗ 
mer / auch ſonſt nach Art jedes Complexlon: So iſts doch fein / in vierer ley 
Weiſe die Bildung der gantzen Frucht / weil ſie in Mutterleibe iſt / abzu⸗ 
theilen. | 
9 Die erfte Bilduna gefchiher hald nach der Empfaͤngnuß / vnd wird in Erſte Ba⸗ 
ſieben Tagen vollnbracht / daß ale denn gang klein wie in einem Eye / vnnd turg 
nur ein Finger lang die Saamen ſich bilden / vnnd auch erwas troͤpfflen, I" 
des Bluts an ſich zu hen. Vnnd obs wol noch gank weich vngeformieret 
ſcheimet / doch an einander ſich haͤlt / vnnd die Form der vornembſten Glie⸗ 
der / Haupts / Hertz / Leber / 2c. abgeriſſen außweiſen / daß wenn mans abge⸗ 
waſchen / vnnd in ein rein kalt Waſſer leget / davon ee denn durchfichrig/ 
det vornembſten Glieder Bi dung faſt ſich ſehen laſſen / vnnd mirs ſelbſt zu, 
ſeehen vorbracht / welchs Hippocrates vonge, Conceptum, ein empfangene 
Natur genennet. fi? 

Die ander Bildung der Frucht iſt / da die drey vornembſten Glieder / Ander Bir 
Sehrn / Hertz vnd Eeber/fichtbarlich ſich ſehen laſſen / vnd gar außgearbei⸗ Kr 
a. Die andern Glieder abrje mehr vnd mehr auch formieret / daß zwar die ; 
Glieder / ſo allein anß dem Saamen gebildet / als Blutadern / Lufftadern / 

Flachs / Sehnen / Gebein / etc erſtlich / vnd darnach auch die Glieder welche 
auß Blut gemacht / ale Fleiſch / welchs die Adern hin vns her gleich vberzeu⸗ 
berrdaß wenn ſolche Frucht abgeher/sie Bildung Haupts / Hertzens Leber 
vnd etlicher meiſten Glieder auch ohn mittel deß Waſſers erkennet werden 
koͤnnen / welche Bidun g der Frucht / hach der Lehr Hippocratis, geſchicht 
in zween vnd vierzig Tazen auffs laͤngſte / als da er von Maͤgdlein redet / 
von Knaͤblein auch wol in dreyſſig Tagen diß vollendet zuſeyn vermeynet / 

vnd wird alsd enn erfguon,die Frucht genennet. 

Die dritte Bildung der Fruchr iſt / wenn ſie nun an allen Gliedern vol; Driae %ir 
koͤm wlich zuſehen / da ſie denn awsior, das iſt / ein Kind in Murrerleibege, dung im 
Denn ob wol damals alles ander Frucht deß Leibes noch ſo weich und" 

sum ij zart 








460 Das X. Buchdeßfechften Theils / 
zart iſt / daß diß Kindlein noch nicht etwas thun kan / auch alle Glieder noch 
nicht gar außgearbeitet / ſo wirds doch durch die natuͤrliche Waͤrme vnnd 
Krafft der Bildung dieſe nachfolgende Zeit in Mutterleibe jmmer trucke 
ner vnnd feſter / an Haut / Flachs vnnd allen Gliedern / daß nach dem drit⸗ 
ten Monat die Knaͤblein / nachm vierdten Monat die Maͤgdlein / erſt an 
allen Gebeinen vnd Gliedern recht geſtaͤrcket / ja an allen Gliedern vollkoͤm, 
lich / vnnd nach aller Glieder Vollkommenheit zu letzt die Nabelſchnur von 
den Blutadern sur Nahrung / von den Eufftadernsuaußonndcynächemen - 
durch den Nabel / ja auch su Fortpflangung der Seelen/gebilder. Da denn 
alsbald die Frucht lebet / vnd fich beweget / welchs die Schwangern Weiber 
fuͤhlen nennen. — 
Bidet Die vierdre Bildung folgernach dem fühlen,dadasKind in Mutter⸗ 
me leibe nicht allein von Tag zu Tag lärcker wird / welche durch den Nabel 
Blut vnd leblichen Athem zu Nahrungder Glieder vnnd feines Geiſtes - 
nimpt / ſondern auch die Glieder / ſo in Mutterleib nicht duͤrffen gebrau⸗ 
cher werden / als Schlung / Mage / Eyngeweyd vnnd dLunge / jmmer feſter 
werden. Denn ſie noch ſo tuͤchtig nicht weren / daß das Kind zeitig zur Ge⸗ 
burt. Darvmb diß Kind biß auff den ſiebenden / neundten oder zehenden 
Monat in Mutterleib genehret / vnnd waͤchſet biß daß es fo groß wird / daß 
es an der Nahrung durchn Nabel nicht gnug hat / vnnd fo ſtarck befräfftt, 
zit get / daß durch den Mund Speiß vnd Tranck zu ſich nemmen kan / da es an 
Diunerii» Die Welt geboren wird. Vnter deß ligt das Kindlein in Mutterleib alſo / 
beliget. daß es gantz gebogen vnd zuſamen gethan / mit dem Hindern auffn Fuͤßlein 
ſitzet / mit den Händen die Knie haͤlt / vnd das Haupt zun Knien neiget / daß 
die Augen auff die Daumen der Hände kommen / vnnd die Naſe zwiſchen 
beyden Knien jnne lieget / wenns ein Knaͤblein iſt / das foͤrder theil dep Sch, 
bes gegen dem Bauch der Mutter / das hinder theil deß Leibs gegen dem Ruͤ⸗ 
cken gerichtet. Wenns ein Maͤgdlein / das widerſpiel / vnnd haͤnget mit der 
Nabelſchnur ander Nachgeburt / vnd an der Gebaͤrmutter dep Leibes / neh⸗ 
rer ſich in Mutterleib von Blut vnnd leblichem Achern der Mutter. Dar, 
vmb es in der Mutt er auch fein Vnreinigkeit deß Miſts ſamblet / weil der 
Mage vnd Eyngeweyde feyren / vnd die Nahrung nur das beſte Blut / auch 
von aller Vnreinigkeit / Gall / ꝛc. abgereiniget iſt / allein das Waſſer laͤſt das 
Kindtein etwas durch die Nabelſchnur in das dritte Haͤutlein / ſo die Geler⸗ 
ten einer Wurſt vergleichen / vnd zwiſchen dem euſſerſten vnd jnnerlichſten 
Haͤutlein das mittelſte iſt. Dazu etwas Schweiß ſamblet das. Kindlein / 
welcher ſich in das jnnerſte Haͤutlein faſſet / vnd die newgebornen Kindlein 
fo ſchwartz machet / wie denn zuſehen / wenn fie auff die Weltfomen. Wenn 


es alſo zunimpt / an allẽ Gliedern ſtaͤrcker wird / beweget ſichs von rag * 
chrer. 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 461 

fehrer. Vnnd vmb den ſiebenden oder neundten Monat / da es mehr Nah, Wie ſich 

sung haben will / eylets herauß auß Mutterleibe / vnnd wendet ſich alſo / daß Aus Kind I 

gemeiniglich das Haupt indie Schoß der Mutter tritt / vñ manche Frucht wender., 
etlich mal vom ſiebenden Monat biß auff den neundten Außgang ſuchet / 

ſich offt wender. Aber wenn ſie nicht fo ſtarck iſt / daß ſie jhr gnug helffen kan / 

oder noch vnzeitig / ſo toͤmpts vnverletzt wider in vorige Stelle / da ſie bleibet 

biß fie wol zeirig wird / vnd ploͤtzlich durchbricht. Manche Frucht wendet ſich 

wol nur ein mal / oder ja wenig / denn dieſe Wendung kan das Kind ohn 

Schaden thun / weil die Nabelſchnur / daran es haͤnget / nachgibet / vnnd ge⸗ 

meiniglich zwo Elen lang iſt. Wenns aber zur Geburt koͤmpt / ſtoͤſſet das 

Kind in Mutterleibe mie Haͤnden on Fuͤſſen / vnd bricht erſtlich die Wurſt⸗ 

haut / darinn deß Kindleins Waſſer / vnnd je mehr das Kindlein arbeitet / 

je mehr auch die andern Bande der Geaͤder / damit die Afftergebuͤrde der 

Mutter angewachſen / geloͤſet / vnd alle Haͤutlein gebrochen / davon die Mut⸗ 

ter jhre Schmertzen / Angſt / vnd reiſſen deß Leibes fuͤhlet. Wenns aber alles 

geloͤſet / vnd nichts mehr in Mutterleibe anhaͤnget / thun ſich die Schloß der 

Mutter auff / vnd / wie ein zeitiger Apffel / koͤmpt herauß das zeitige Kind ohn 

allen Mangel / ein Herrſcher aller Creaturen / vnnd ein zierlich Geſchoͤpff 

Gottes daß wir wol moͤchten mir ſampt dem Apoſtel Paulo ſchreyen / O al- 

titudinem divitiarum, O wie ein groſſe Guͤte vnd wunderbare Weißheit 

Gottes. 

Die Geburt / Partus, das iſt / da die Frucht auß Mutterleibe an die Welt ne 
geboren / vnnd alles Bebären vollender wird/ iſt die legte Krafft deß Schi "m 
rengjauch wol in acht su haben / ſoll anders fein Schade darauß/ den Weis 
bern nicht alleinan ihren zarten Geburtsgliedern / ſondern auch an Leib und 
ceben / geſchehen / oder die Frucht deß Weibes nicht vmbkommen. 

Das VI. Capitel. 

Von der Zeit der Geburt der Kinder. 

Jeſe Geburt geſchihet am meiſten im neundten Monat von da Zae sw 
D der Empfaͤngnuß / darvmb die Werber vonder Zeit deß Fuͤhlens ge⸗ Beburt. 

meiniglich achtzehen oder zwantzig Wochen rechnen / vnd das Fuͤh, 
fen die helffte jhrer ſchweren Buͤrde nennen. Aber dieſe Monat muͤſſen alle⸗ 
zete ein Monat von dreiſſig Tagen vnnd eylffthalb Stunden / oder vor vier 
Wochen / zween Tage vnd eylffthalb Stunden gerechnet werden. Vnd ob 
wol etliche laͤngſamer / im zehenden / vnd ſonſten im eylfften / etiich auch eher / 
lebendig? Fruͤcht im ſiebenden Monat gebaͤren / ſo iſts doch) die gemeineſte 
Reitung / ſo wol der Mondenzeit auff drey Tage / ſo wol der Geburt auff 
nu Monat / aller Erfahrung nach. Vnd diß dreyerley Weiſe: als nemb⸗ 
mmm ii lich / 


= ——— 


402 Das X. Buch deß ſechſten Theils / 

lich / wenns am riſchten oder ſchnelleſten zugehet in gemein / ſo kommen die 
Weiber im neund en Monat darnider / i m Anfang auff den 260. Tag von 
der Empfaͤngnuß / das iſt / auff den fuͤnfften Tag der z7. Woche / oder auff 
den 6. Tag def neundten Monats / darinn doch den Knaͤblein alljeit mas 
zugegeben wird vnd wol in die 35. Wochen gereitet. So die Schwangern 
Weiber nicht forifch/noch fo gar langſam darnider kommen / vnd das mit, 
tel halten ale denn halten ſie die Zeit der Seburt den 270. Tag / das iſt / den 
26. Tag deß neun dten Monats / oder die 33. Woche. Wenn fie aber lang⸗ 
ſam in dem neundten Monat darnider kommen / ſo gebaͤren ſie im 274. 
Tag / das iſt / im Ende deß neundten Monats / oder in der 40, Woche. Was 
darvber iſt mit Derzugder Weiber in zehenden Monat / geſchihetzwar biß⸗ 
weilen / aber nicht gemein / oder nicht ſo natuͤrlich / hac ander Vrſachen / dar⸗ 
von nachmals. Vnd ſtimmet vieler Gelehrten Erfahrung vbereyn / daß nie 
erhoͤrt / daß ein Weib ober eylff Monat getragen. Ver all rgelehrteſten Artz⸗ 
te einer / Hippocrates, ſchretbet nur all in von dem eylff Monat tragen. 
Aber ich hab viel Weiber gehoͤrt / die biß in den zwoͤlfften Monat die heiffte 
gerechner/niedrüber/den Monat vor vier Wochen / welchs ein Ding mit 





eylff Monat / von zo. Tagen ein Monat. Deßgleichen auch riſcher kemmen 


die Weiber offt darnider / aber im achten Monat leben die Kinder nicht 
gern. Im ſiebenden Monat leben fie wol / es geſchehe in welchem Tage deß 
ſiebenden Monats es woͤlle. Nur daß gleich wol su mercken iſt / daß kein 
Weib eher ein lebendige zeitige Frucht gebaͤren oder auff die Welt bringen 
kan / as auffs allererſt in 18 2. Tagen andy. Stunden / welchs iſt im erſten 
Tage der 27. Woche / oder wie mans ſonſt rechner / nach einem rechten hal, 
ben Jahr / welches darvmb geſchihet / daß ein Monat vor zo. Tage eylffthal⸗ 
be Stund gerechnet / ſichs Monat wachen 182. Tage, Band daß eie Sonne 
welche die Tage deß Jahres erfuͤllet / vnd alles Leben gibt / keine Frucht deß 
Leibes ehe zeit ig machet / vnd der ſiebende Monat nach der Sonnen Wir, 
ckung in 182. Tagen i5. Stunden / als das newe halbe johr erſt angefangen / 
es were die Entpfaͤngnuß gerechnet in welcher Zeit deß Jahrs ſie woͤlle deñ 
das gantze Jahr alſo 365. Tage vnd s. Stunden hat. So haben es die alten 
gelehrten Heyden in vielen Boͤlckern gewiß erfahren / daß kein Weib che 
ſchwanger worden / vnd dir ſiebende Zahl auß dieſen vnd andern viel Wir, 
ckungen / geehret. Aber die Chriſtlichen gelehrte Aertzte haben viel mehr / hit 
allrein wegen der Erfahrung / ſondern auch wegen der Ehre / fo Gott feleft 
der ſiebenden Zahl / da er am ſiebenden Tageruhir/ get han / aſo feſt vnd ge⸗ 
wiß zuſchlieſſen / daß welches Eh weib in jren riſchen Niderkommen ehe als 
vorn halben jahr / oder vor den 182. Tagen vnd i5 ſtunden / ein lebendige zei⸗ 
tige Frucht an Die Welt bringet / abber eit vber weiſet gehalten wird jrer Vn⸗ 

zucht 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 463 
zucht vnd Vnehren. Je laͤnger aber die gar riſche Geburt in die andern Ta, 
ge deß ſiebenden Monats geredt / von 182. Tagen biß auff 18. Tage / oder 
auffs laͤngſt biß u. Tage / da der ſiebende Monat ſich endet / erſtrecket / je ſtaͤr⸗ 
ckers Sehens ſie ſeyn. Es ſchreibet auch der gelehrteſten Naturkuͤndiger ei⸗ 
ner / Alexander Aphrodiſæus, daß ſo offt die Krafft der Bildung im gebaͤ⸗ 
ren der Mutter bey etlichen Weibern gantz ſtarck iſt / vnd ein gutes hitziges 
Gebluͤt sur Nahrung der entpfangenen Frucht deß Leibes bekoͤmpt / daß da⸗ 
ber die Frucht alforifchim ſi benden Monat geboren wird / Soaber nicht / 
in neun Monaten vnd laͤngſammer / wie Hippocrates meldet / daß welche 
Weiber jhrer Monden Reinigung wentg haben / dieſelben zeitlich gebaͤren / 
welche mehr / laͤngſammer. Jedoch daß ein Tag gar zu wenig / vnnd deſſen / 
daß ehrliche / fromme / Gottfuͤrchtige Eheweiber allerley Standes / in 27. 
Wochen / oder 28.29.0der zo. oder auch etliche Tage der zi. Wochen / weil 
der ſiebende Monat gerechnet / zeit ige / friſche / wolgeſtalte / lbendige Rinder 
geboren / die ale worden / haben viel Gelehrte namhafftig befchrieben. Vnd 
tan auch von feinem Rechts verſtaͤndigen noch Theologen / wider die eyn⸗ 
muͤtige Meynung vnd gewiſſe Erfahrung der Jertzte / daß die Weiber gank 
ehrlicher vnnd Chriſtlicher weiſe auch bißweilen im ſiebenden Monat der 

Empffaͤngnuß / das iſt / nach 26. Wochen / ein lebendige Frucht auff die Welt 

bringen / getadelt werden. Denn es noch heutiges Tages Gott biß weilen 

gibt / darvmb die gemeine / vngelehrte oder vnerfahrne Leute / ſo an viel Or⸗ 

ten diß im ſiebenden Monat jungen Frawen verargen oder vbel nachreden / 

ſich allhier beſſer vnterrichten laſſen ſellen / vnnd jhr Argwohn oder böfe 
Nachreden gegen vnſchuͤldige Leüt abſtellen. Es darff auch die eynfaͤlt igen 
Weiber nicht verfuͤhren / daß ſie viel mahl erfahren / daß die Frucht der 
ſchwangern Weiber im achten Monat der Empfaͤngnuß / das iſt / in der 
31.32.33.oder z4. Woche ongeitig geboren / vnd nicht lebendig bleibet. Es iſt 

in der Natur Vrſach genug / auch in der Erfahrung bewehret vnd von vie⸗ 

den Gelehrten gnug außgefuͤhret / warvmb in dem acht en Monat meiſten 

theils die Frucht vnzeitig / vnd im ſiebenden Monat die Frucht doch zeilig / 
leblicher vnd zierlicher geboren wird / welches allhier zu lang zuerzehlen we⸗ 

re. Vnd iſt die Geburt wie eine Außtreibung / fo die Gebaͤrmutter thut in 

dieſen Dingen / welche fie nun lange gnug behalten /gebildet / vnd zeitig jum Wie die 

außgẽhen indie Welt zubere tet. Derhalben wie feſte die Gebaͤrmutter bald Sehurt'ch 

in der Entpfaͤngnuß / vnnd auch ſonſt die gantze Zeit vber weil ſie traͤget / an a 
ihrem jnnerlichften garten Muttermunde zugeſch loſſen / alſo zur Zeit derGe⸗ 

buct derſelbige allmehlich auffgethan wird / daß erſtlich der Gebaͤrmufter 
Muͤndlein ſo weit von einander gehet / daß dte Wehemuͤtter / wenn ſi zu 
jhm warten / den kleinen Finger ungehindert hineyn bringen koͤnnen bald 

J DarAg 5) 


j 
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464 Das X. Buch deß ſechſten Theils/ 

darnach aber weiterer / daß die Wehmürter mercklich fühlen die Haͤutlein 

der Affterbuͤrde vnnd wie jhnen das Waſſer fo eicht entgegen koͤmpt / endt⸗ 

lich die Mutter / Geſchloß der Beine vnnd der Leib nicht ohn groß Verwun⸗ 
derung / ſich ſo weit auffthun / daß dag zeitige Kindlein entweder / daß die Aff⸗ 

terbuͤrde abgeſtreiffet / vnd hernach folget davon es im Latein den Namen 
hat Secundina, oder zugleich mit der Affterbuͤrde bekleidet in einem gantzen 
Waſſerhembdlein ſicher herauß koͤmpt / vnd das Liecht dieſer Welt anſchau. 
———— Denn ob wol drey Ding ſind / die einander helffen / daß das Kind ohn 
Peiser Schaden auff die Wirte tomme / vnd die Geburt recht vollbracht werde / alz 
bie hemblich / Die Gebaͤrmutter / z· daß Kind in Mutterleibe / z. das ſchwanger 
Weib ſo gebieret. Das Kind arbeitet mit Händen und Fuͤſſen zum Auß⸗ 
en gang/ goͤſſet mit dem Haupt vnterwerths zur Scham / vnd je ſtaͤrcker es iſt / 
burt arbei⸗ je eher ee die Geburt vollbringen hilfft / fo wol auch das Widerſpiel in den 
Waras ſchwachen Kindern mit groſſer Gefahr der Weiber geſchihet Das ſchwan⸗ 
Bebinder ger Weib muß auch die Zeit / wenn die Wehe kommen (denn nichts ſchaͤd⸗ 
tar ſichers / als wenn zur vneit vnd ohn noth das Weib hart arbeiter vnnd ſich 
abmattet) den Athem an ſich ziehen / als wolt ſie ſeufftzen / daß dardurch der 

Leib vnterſich auß druͤcke und außrreiberdamit ſie jhr ſehr hilfft / vnd darvon 
arms es offt koͤmpt / daß wenn das Weib in der hoͤchſten Arbeit gar verſchmachten 
die Waber will / kein Huͤlffe ihr mehr thun kan / ſo bald jhr Eheman koͤmpt / ſie jn anbli⸗ 
ten Eee /oderjhreröfklichgufpzechen hoͤree / auß angeborn er liebe fo ticff feuffger/ 
Ranner damit ſie am ſehrſten vnter ſich Drücker / vnnd alßbalo durch ſtarckes Athem 
atom hen / in aeim Augenblick geblerer. Daß auch von den zu wartenden Wet, 
— bern gantz beſcheidentlich aefchiher / daß fie bißweilen in hoͤchſter Morh die 
cersb: fung Ehem aͤnner zu den freiftenden Weibern fordernlaffen : Jedoch fo iſt in der 
bekem  Gehärmuerer die meiſte Kraffe der Geburt oder außtreibens / wie man geſe, 
sebätın, hen / daß ſie offt mir folchem Vngeſtuͤm die Frucht fortget rieben / daß fievon 
jhren Banden ſich entlediget / vnd vor die Scham herauß gefallen Da wol 

zu beten vnnd Auffachtung zuhaben / daß die Frucht zu rechte komme. Zu 
recht aber koͤmpt ſie / ſo ſie mit dem Haupt vor koͤmpt / da doch die Wehmuͤt⸗ 

ter zwey Ding ſonderlich in acht haben muͤſſen / Erſtlich / daß die Nabel⸗ 
ſchaur nicht zu hart noch zu vlel vmb den Hals ſich lege / vnd daſeibſt / wenn 

fie drey oder vier mal vmb den Hals vnnd die Schultern gewickelt / beſchei⸗ 

dent lich mir zen Fingern halten / mit der andern auffwickeln / damit dag 
Kind nit erſtecket. Zum andern / daß die Wehmuͤtter / wenn das Kind mir 
dem Hauvt herauß iſt / ja nicht bald die Schloß ſich zuſchlieſſen laſſen / ehe 
die Achſeln herauß kommen / welches offt zugeſchehen pfle zet / vnd leicht das 

Kind erwuͤrgen / oder ſchwerer Geburt machen fan, Daromb die verſtaͤndi⸗ 
gen Wehmuͤtt er das Kind lencken / daß ein wenig Seitwarts herauß kem, 
me / vnd 








Donden Geheimnuſſen der Natur. 455 
me / vnnd die Achfeln deß Kindes bald die Schloß auffhalte / oder fie doch 
ſonſt dem zufallen wehren. Wenn aberdie Kinder vnrecht kommen / als 
nemblich entweder dt: Fuͤſſe vnd die Hände außgebreitet / oder die quer mit 
einer Hand / oder auff dem Ruͤcken / da hat es mühe, und gehörer groſſe Be’ 
ſcheidenheit der Wehmuͤtter darzu / damit dis Kind wider zurecht gebracht / 
ſoll nicht Kind vnd Mutter vntergehen. Denn dieſe dreyerley Art vnrech⸗ 
ter Geburt erfahren werden. Bott helffe allen mie Gnaden. Vnnd die Zeit 
der Geburt / wenns auff die Welt koͤmpt / woͤllen die Mathematici genaw in 
acht gehabt haben / nicht wenn man Bottſchafft bringet / ſondern wenn das 
Kind halb hauſſen / vnnd halb drinnen iſt / wie Schonerus meldet / oder 
wenn zwey Theil hauſſen / eins drinnen / wie Guido Bonatus. 

Vnnd ſo bald das Kind herauß auff die Welt koͤmpt / ſchreyets einen 
Gall oder weynet / weiß auch / ohn alle Lehrmeiſter / ſo bald es zu den Bruͤſten Wiedas 
gehalten / die Milch sufaugen. Jedoch die Milch der Weiber / nach jederer ngrg 
Geburt erſtlich nicht gut iſt / ſondern verbrannt / vnd offt wie ein Gifft ders suerhatten. 
wandelt worden. Derwegen ein drey Tage es beſſer iſt / daß die Mutter jhr 
eygene Milch durch ein Bruſtglaß / oder Weib außſaugen laͤſt / als daß fie 
dem Kinde dieſelbige zutrincken gebe / ſonderlich weil man die Kindlein 
eh mit einem Honigwaſſer / oder durch ein ander Amme vnter deß neh⸗ 
ren kan. | | — 

Das Weib aber muß nach der Geburt wol gereiniget werden von dem ay;. ſich 
Gebluͤte / ſo zur Zeit jhres tragens verblieben iſt / als nicht tuͤchtig / Weder das Weib 
zur Nahrung deß Kindes in Mutterleibe / noch zu der Milch in Bruͤſten. —— 
Denn ob es wol wahr iſt / daß die Weibliche Blume darvmb verhalten ten fon, 
wird / daß das Kind in Mutterleibe darvon genehret / vnnd Milch in den 
Bruͤſten geſamblet / So iſts doch nicht anders zuverſtehen / denn daß die 

Natur das beſte darauß zu Nahrung vnd der Milch zu ſich gezogen / das an⸗ 

der vntuͤchtige vnreineſte der natuͤrlichen Blume / ſich in Adern / offt nicht 

ohn Auffſchwellung der Adern / Flecke vnd vieler Kranckheiten behaͤlt / biß 

nach der Geburt / da das Weib in ſechs Wochen etliche Tage ſich reinigen Der Wei⸗ 
muß / vnd wo es nicht recht gereiniger/Befahr deß Lebens haben kan / welche Dr Peine 
gnugſamme Reinigung Hippocrates, der Artzt / nicht allein gewolt / daß fie Wochen. 
20. oder 25. Tage / ſondern auch daß fie 42. oder ja 30. Tage weren ſolte: Je⸗ 

doch iſt zuwiſſen / daß die Reinigung der Weiber nach ihren Complerionen 

vngleich / vnnd nach Art deß Geſchlechtes / das ſie an die Welt bringen. 

Denn mit einem Maͤgdlein ſie auch nach Außſage der heiligen Schrifft / 

noch eins ſo lange / nach der Kunſt der Artzney doch viel laͤnger vnrein / als 


dem Knaͤblein / ſeyn ſollen. 


an fallen in der Sehre von der Geburt deß Menſchen auch viel wun⸗ 
nnn derbar⸗ 


466 - Das X. Buch deß fechften Theils / 
derbarliche Fragen vor / welche zufällig etwas allhier zubed encken / Als: Wo⸗ 
von die Kinder etliche der Mutter / etliche dem Vatter ehnlich werden Auch 
auß was Vrſachen eins ein Maͤgdlein / das ander ein Knaͤblein ſey? Ob 
darzu / wie man vermeynet / helffe / daß welchs theils Natur am kraͤfftigſten 
iſt / es ſey deß Mannes oder Weibes / dem ſelben ſchlegt die Frucht nach / vnd 
daher auch demſelben das Kind am ehnlichſten ſey. 
Bon der Ehnligkeit will ich erſtlich anfangen zuſchreiben darnach 
von u Weiblichen Saamen / vnd wie viel derſelbige zum Kinder seugen 
nuͤtzli 
Von dem Solches alles muß ich auch deſto fleiſſiger thun / dieweil * ons etliche 
leichtferti· leicht fertige Schnuppen find vnd lofe Vetteln / welche den jungen Frawen 
a enmbilden / daß die Weiber nichts zu Rinder zeugen nuͤtze eyn / als allein 
ber und fat⸗ daß fie die Laſt der Frucht zu tragen auff ſich haben / vnnd viel boͤſe Tagetn 
—— dieſen neun Monaten ober leyden muͤſſen / ja endlich einen ſawren Biſſen 

beiſſen muͤſſen. Durch welche Eynbil dung geſchicht / daß die dtebe der Muͤt⸗ 

ter gegen jren Kindern erkaltet / vnd offt alle menſchliche Anmuthung vnd 
R Bunengung/dte doch ſonſt indem Weiblichen Geſchlecht feht groß pfleget 
hungen dra⸗ zu ſeyn / ſich verlieren. Welche loſe Weiber ich aller Schanden wuͤrdig ach⸗ 
itren ran, 68 ich gefchtweige/daß fi fie ehrlich folsen gehalten werden’ wo ferrn Sıraffe 
neenons Nicht vers: ffen wuͤrde / weren fie werth / daß man fie öffentlich. an ven Pran, 


Freundlich 


Fernsondge, ger ſtellete / vnnd jederman zum Spot feyn muͤſten denn ſie haben Schufd 
aenjre Rin- daran / daß etliche junge Frawen vnfreundtlich vnnd widerwertig gegen 
jhren N ihre Kinder heimlich laſen wegtragen oder ſie ſonſt 
verlaſſen. 

ah Welche Weiberjaunbarmhergiger onnd ärger ſind / denn die Beeren, 
freundeti bLoͤwen / oder andere wilden Thier / welche viel Fleiß anwen den ihres Leibes 
rege, Fruͤcht zuerziehen. Wie denn diß vnſer Heyland Jeſus Chriſtus an der 
jre zungen. Kluckhennen beweiſet / daß die wilden Thier vor jhre Jungen ſtreitten / vnd 
een offe in Gefahr deß Lebens gar mutig fich wagen. Diß hat man sur Zeit an 
erioffen we- der See erfahren/von einer Herde Dich von dreyhundere Schaafen / wel⸗ 
er che / nach dem fie geſehen wie man ihnen die jungen Laͤmblein in vie Schiff 
Y am Vfer geladen / vor groffer Siebe gegen fie/ fi) haben in das graw ſamme 
Meer gewaget / zu den Schiffen zugeſchwummen / vnnd alle erſoffen ſind. 

Durch welches Exempel die boͤſen vnbarmhertzigen Eltern / die da gar kei⸗ 

ne / oder wenig Liebe gegen jhre Kinder beweiſen / ſich doch bewegen laſſen 
ſollen / dieweil das vnverſtaͤndige ſſumme Viehe / das zur Schlachtbanck 

gezogen wird / ſolche Anzeigung jhrer Anmutung vnd Gegnern jhre Jun⸗ | 

ge / von ſich sehen. 

Das 5) 


b 








Donden Geheimnuſſen der Natur. 467 
Das v 11. Capitel. 

Von der ehnlichen Geſtalt der Kinder mit den Eltern / vnnd 
wie auß euſſerlichen Zufaͤllen /oder Eynbildung der Mut 
ter / dem Kinde wich ſonderliche Ding angeboren wer⸗ 
den. | 


Jeallermeiſten Aertzte / auch durch vielerley Vrſachen wie nxan: 
D len / ſchlieſſen / daß ſo ein Weib den natuͤrlichen Saamen zur Frucht Vrſas der 
ſtaͤrcker oder mehr als der Mann gebracht haͤtte / daß das Kind der — 
Mutter ehnlicher / ſo aber dem Manne / in der ſelben Frucht zu zeugen / mehr 

oder ſtaͤrcker der Saame entgangen / denn dem Weibe / daß es dem Vatter 

gleich ſehe. Auch ſo deß Mannes vnd Weibes Saamen in gleichen Kraͤff⸗ 

ten zuſammen kommen / daß es einem jeden gleich wuͤrde ſeyn / eins theils 

dem Vatter/ eins theils der Mutter ehnlich. 

Weiter / alſo find etliche Aertzte in einer andern Meynung / daß ſo der Die ander 
Saamen auß dem rechten Geburtsgliede dep Mannes entſpringet / vnd in Ihna 
der rechten Seite der Gebaͤrmutter deß Leibes ſich ſamble / fo werde wegen 
groſſer Waͤrmbde der rechten Seite / die Frucht ein Rnäblein, So aber der 
natuͤrliche Saame kaͤme auß derdincken / vnd indie lincke Seite der Gebaͤr⸗ 
mutter ſich leget / alſo würde / wegen Kaͤlte deſſelben Orts / die Frucht ein Zervmb 
Maͤgdlein geboren. Alſo bißweilen / wieder Lactantius bezeuget / da unge, dieRnäbtete 
faͤhruch ein maͤnnlich Saamen indie lincke Sciten deß Gebaͤrmuͤtterleins Turm 
fallen wuͤrde / wuͤrde zwar ein Knaͤblein geboren / Aber dieweil es an dem ort / den. 
da die Maͤgd lein pflegen gezeuget zuwerden / der Saamen von der Gebaͤr⸗ | 
muster enipfangen / würde daffelbig Knaͤblein was Weibiſch / vnnd dem 
männlichen Geſchlecht nichts gemaͤß an fich haben / als nemblich / entweder 
ein ſchoͤne geſtalt / oder allzu weiſſe Farben / oder ein weichen fchiechten Leib / Warvmb 
oder eine geringe helle Stimme / oder ein glattes Kynn / ohne Bart / ja — 
ein Semürhedas wenig maͤnnlich iſt. Widervmb fo ver Saamen zu einem Mannes 
Maͤgdlein geſchickt / in die rechte Seiten gefloſſen were / würde zwar «in — 
Maͤgdleim geboren / aber das da was maͤnnichs an ſich haͤtte / dieweil die 
Geburt an dem männlichen Ort in der Mutter deibe geſchehe / als etwann 
ſtarcke Glieder / rauch Angeſicht / ein ernſte Geſtalt / eine groͤbere Stimme / 
ein maͤnnlich vnnd gar kuͤhn Gemuͤthe / daher geſchicht / daß ſolche Weiber 
jhnen nicht laſſen den Zaum eynlegen / ſondern viel mehrden Maͤnnern das 
Regiment auß der Hand nemmen / vnd ſelber Herr ſeyn woͤllen / auch alſo / 


daß offt die Maͤnner jhnen nicht ein Wort ſagen oder widern doͤrffen. 


Solche Schr abei/ob ie wol der Warheit ehnlich / vnd offt pfleget alſo 
nun ij zu zu, 


488 Das X. Buch deß ſechſten Theile/ 
Diedri 


ag su zugehen pfleget / jedoch iſt die fuͤrnembſte Vrſach dieſer Ding die heimli⸗ 
Eortstei che Eynbildung dep Wethes / denn ſo das Weib in Sinn faſſet / oder was 
jhr fuͤrtoͤmpt/hefft ig vnnd ſehnlich anſihet oder eyndildet / aiſo bringet das 


1 mit auff die Welt. 







Mur. Kind deſſelben gleichen ein aufwendig Mah zei 
Alſo unter dem bergen ond beyſchlaffen / fo ein Weibjhre Augen vnnd Ge⸗ 
dancken ſtarck auff de Mannes Geſtalt richtet / oder fonftjemand auch ab, 
weſend eynbildet / alſo pflegt denſelben das Rind ehnlich zuwerden. 
Von der Denn es iſt eine ſolche Krafft der Eynbildung / daß / alsbald ein Weib 
Kraft der etwas hefftig an ſihet / demſelben was ehnlichs bilder und formieret. Alſo er⸗ 
—— ber ſie dem Kindtlein mancherley Geſtalt an / als Mackel / Flecke / Wartzen / 
vnd Gewaͤchſe / welche nit leichtlich koͤnnen weg gebracht werden / wie denn 
vnſere Weiber offt auß dem anſehen deß Haſens / Kinder zeugen mit gefpal, 
ten Lippen / vngeſtaltem Maul / vnd gantz boͤſer Geſtalt deß Menſchen / dar⸗ 
vmb daß die Weiber zur Zeit der Entpfaͤngnuß / vnnd weil ſie ſchwanger 
ſfind / mit den Augen vnd Gedancken auff etliche grewliche Geſtaſt fallen. 
Wie min Solchs koͤnnen die Erfahrnen der Natur in andern Thieren beweiſen 
ag vnd außrichten / ſo ſie zur Zeit / wenn ſie die Thier ſpringen laſſen / mancher⸗ 
Bögeimie ley Farben jhnen vorſtellen / welchs Meiſter ſtuͤck auch Jacob gebrauchet / 
— welcher nachmals Iſrael genannt / da er nam Staͤbe von gruͤnen Pappel⸗ 
kan. baͤumen / Haſeln vnd Caſtaneen / vnd ſchelet bundte ſtreiffen daran vnd le⸗ 
ger die bundten Staͤbe in die Trinckrinne / vor die Herde / dieda fommen 
muſten zutrincken / daß ſie entpfangen folten / wenn fig trincken kaͤmen / vnd 
macht alſo / daß die Herde vber den Staͤben entpfiengen / vnnd ſprengkliche 
Flecken und bundte brachten. Alſo koͤnnen wir kuͤnſtlich außrichten / daß die 
Voͤgel mit mancherley Farben gezeuget / deßgleichen die Hunde vnd Pfer⸗ 
de ſprencklicht oder ſcheckigt ſeyn / wle wir ſelber woͤllen. 
Wie di⸗ Welchs Werck der Natur / vnnd alle Vrſach der Ehnligkeit / hat der 
Eynbittung Plinius heſchrieben mie dieſen Worten: Die ehnliche Geſtalt koͤmpt von 
er Eynbildung deß Bemüchs/ welchem offt viel Ding ohn gefaͤhr begegnet / 
an durchs SGehoͤr / Seſicht / Gedaͤchtnuß / auch allerley Gedancken in der zeit der 
sufätugaug Entpfaͤngnuß / vnd ein jeglicher ſchneller Gedancke wird dafuͤr gihalten/ 
wiel vv zehli⸗ daß er ein Gleichnuß vnnd ehnliche Geſtalt der Frucht anerbe / daher einer 
Ann, dem Vatter / der ander dem Großoatter / der mehrer theil den Verterngleich 
geſehen werden. Vnd dieweil die ſchnellen Gedancken deß Menſchen / vnnd 
deß Gemuͤths Behendigkeit / dazu der Sinnen Subtiligkeit / mancher ley in 
Sinn faſſen / findet man inden Menſchen viel mehr vnterſchiedliche und 
mancherley geſtalt / als in Thierẽ / deñ den andern Thieren ein groͤſſere Eyn⸗ 
falt / vñ die Sin eines jeglichẽ nach feiner Art / auff eins allein gerichtet ſfind. 
Nach der Alſo fan es kommen / daß dis Eynbildurg eines Weibes / dem Kinde 


ding 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 489 


eine fremb de / vnd nicht deß Vattern Geſtalt / anerbet / vnnd das Kind gar runamd 
einem andern gleich her. Wie etwann ein Weib / da ſie auſſerhalb der Ehe / oft fremb- 

einem andern beygelegen / vnd geforcht / daß nicht jhr Ehemann zumaſfen cunuanen. 
taͤme / hat aaſo nach neun Monaten ein Kind geboren / das nicht dem Ehe, den vnd nit 
brecher / als dem rechten Vatter / ſondern dem abweſenden Ehemann, an "7" 
den fie gedacht / ehnlich geweſt / Davon iſt ein huͤbſch Gedicht deß gelehrten 
Manns Thomæ Mori, welchs / dieweil es mir dieſen gar fein vbereyntrifft / 
ichs hierzu hab ſetzen laſſen. 


Hoͤr guter Freund / die Kinder dein / Eine ſchon⸗ 
Die von deim Weib geboren ſeyn ⸗ Hiftorte. 
Fuͤnff an der Zahl, Die erſten vier/ 
aͤſt du dich faſt beduͤncken ſchier / 
Daß fieniche dein / ſo denn liebeſt 
Das juͤngſt / weil dir es ehnlich iſt / 
WVnd haͤltſt daſſelbig vor das dein / 
Die erſten vier nennſtu gemein 
Die Hurenkinder / acht ſt ihr nicht. 
Abr hoͤr der weiſen Leut Bericht / 
Die lehren vns / das beſſer gile/ 
Was jhr die Mutter hart eynbildt / 
Wann ſie obligt der ehlich Pflicht / 
Es iſt gewiß vnd fehlet nicht / 
Deſſelben Dinges Zeichen ſchlecht 
Der Saamen auch in ſich empfaͤcht / 
Behaͤlt/ vnd waͤchſet auff mie ihm: 
Alſo hats auch allhie ein Sinn / 
Der Mutter Eynbildung vnd Muth 
Dein Soͤhnlein auch mitbringen thut / 
Dieweil du vorhin lange Zeit / 
Biſt auſſen gweſt viel Meilen weit / 
So hat dein Weib gantz ohne Schew / 
An dich nicht gdacht / ſo denn gantz frey 
Die erſten Kinder alle vier / 
Die gantz vnd gar vngleich ſind dir / 
Mit andern Mannen in geheim 
Erzeugt / nun du biſt kommen heim / 
Sie ſich zu andern heimlich haͤlt / 
Drob forchtſam iſt / jhr offt synfäle/ 


nnn iij Du 


478 Das X. Buch deß ſechſten Theils / 
Du moͤchſt zu maſſen kommen einſt / 
Diß macht daß dir das aller kleinſt 
So ehnlich iſt / ſo glaͤuben wilt / 


— 


Dein Weib bar dich ſo eyngebildt. 
; Derhalben iſt diß eine vngewiſſe Bereifung vnnd vnkraͤfft ige Auf 
pw au fuͤhrung / daß der fiir den Vatter fol gehalten werden /dem das Kind ehn⸗ 
der aſſera⸗ lich ſey⸗ darvmb weder das Geſetz der Natur / oder die geordneten beſchriebe⸗ 
a nen Recht jemals einem zum rechten Erben oder Kind / wegen der Chin 
ehnuchden ligkeit verworffen oder zugelaſſen haben, * 
eu Weiter aber / was dep Menſchen Sinn / Gedancken / Sitten / alle Ga⸗ 
die Kinder ben deß Gemuͤths vnd vornemmen anlanget / gibt die taͤgliche Erfahrung/ 
ee daß die Kinder / ale welchen der lebliche Athem vnnd die Krafft deß Ge⸗ 
meebe vnd mths auß dem Saamen ent ſpringet / den Eltern in demſelben ſehr nach⸗ 
Ba, ſchlahen vnd gerathen. Aber in dieſem if viel daran gelegen / nach dem etli⸗ 
gie wers che Eltern mehr oder weniger Luſt zu den ehelichen Wercken haben vnd an⸗ 
den oder nit. wenden / oder denen mit groͤſſer oder weniger Wolluſt vnnd Fleiß obligen. 
Denn wenn die Ehemaͤnner ſind weniger begierig oder jnnbruͤnſtig / als ſie 
wol ſolten / iſts nicht recht / daß ſie den Ehewelbern zugefallen leben / vnnd fie 
sur Vnzeit zufrieden ſtellen. Thun fie ja das eheliche Werck oder Beyſchlaf⸗ 
fen / vnd leiſten den Weibern / wie Paulus ſagt / die ſchuldige freundſchafft / 
aber vnkraͤfftig vnd fchläfferig 7. So koͤmpts daß dieſelben Kinder von der 
Eltern Natur vnd Sitten oder angebornen Gaaben / weit abweichen onnd 
anders gerathen Derhalben offe die kluͤgſten und verffändigften Leute zeu⸗ 
gen die aller vntuͤchtigſten / naͤrriſchten vnnd vnverſtaͤndigſten Kinder / al⸗ 
lein darvmb / daß fie ſolche Wolluſt der ehelichen Werck mir geringer Freu⸗ 
digkeit vnd Begierdentreiben. Denn daß die Kinder der Eltern Sitten 
vnd Geberde haben / vnd jhrem Sinn oder Bemüch nachfolgen / das geſchi⸗ 
her alleine / wenn die Eltern in jnnbruͤnſtiger Siebe die Kinder zeugen / vnnd 
en die ehelichen Werck zu rechter Zeit reiben. * 
Solcher Geſtalt / wie vnter den Vogeln die Jungen den Alten gleich 
Smoers jre werden / vnd einerley Farbe mit ſich bringen : Alfodie Rinder der Eltern 
Sands Sitten an ſich behalten / vnd einerley Natur mit jhnen oder angeborneZets 
Gemirhe chen haben / Sintemal auß deß Horatii Meynung: 
— Der Eltern Krafft ſich enger fein’ 
In Pferd ond jungen Oechſelein / 
Die Adler far vnd ritterlich/ 
Kein forch ſam Tauben zeugen nicht / 
Die ſtarcken Helden kommen her 
Von ſtarcken Leuten noch vielmehr, 





Bud 





Don den Geheimnuſſen der Natur. 471 

Vnd diewell die Vaterweiſung onnd Zucht / die. Gaaben der Narur 
vollend außarbeltet / auch das boͤſe offt aͤndert / vnd die Laſter benimpt / hat er 
recht hernach wider gelehret: — 

Doch foͤrdern Zucht vnd gute Lehr 
Die angeborne Kraͤffte ſehr / 
Vnd rechte Sitten ſtaͤrcken wol 

Das Hertz und machens Tugendt vol. 

Der alte Chremes, indem Terentio, vrtheilt den Sohn auch auß der Heautone. 

Mutter Sitten. Denn alſo zancket er ſich mir der Softrara: Es kans einer dF 2. 
fuͤrwar leichtlich glaͤuben / daß er dein Sohn iſt / ſintemal er deine Sitten 
hat / vnd er dir ſehr gleich iſt. Denn fein Laſter har er / welches du nicht auch 
haͤtteſt / daczu auſſer halben dir wuͤrde fein Weib einen ſolchen Sohn ge⸗ 

Band zwar alſo iſts von Natur geſchaffen / daß die Kinder gemeinig Guam 
lich den Eltern nachfolgen mit den Sitten vnd Geberden / alſo daß jhr viel / den den Kin, 
wie die Eſtern ſich hengen an Spielen / Sauffen / Hurerey / etliche vnnd die * San 
wenizſten / durch Fieißder Eltern ond gute Zucht im aufferstehen von Die. vad after. 
fir natuͤrlichen Zuneygung abgemandt / vnnd su beffer Tugendt gebracht 
werden. Darkımb einem jeden von noͤthen iſt / daß er alfo feine Natur regie⸗ 
ve damienichrjemandt jhm ſelbſt ſchade / oder ſonſt mit böfen Laſtern befle⸗ 

/ ſintemal auß deß Vatters Saamen / vnd der Mutter Natur / viel Ding 
den Kindern angeboren vnd angeerbt. Denn die Krafft und Natur / die in 
der Eltern Saamen iſt / wircket auch in den Kindern / wie deß Poeten Ca- 
tulli Meynung iſt / Der Apffel fälle nicht weirvom Stamm. 

Denn dieweil der natuͤrliche Saame auß dem gangenseibedeg Den. Dispo 
ſchen / vnnd allen vornembſten Gliedern deß leibes herfleuſt / darzu deß gan Kranckbei⸗ 
gen beibes vnd aller vornembſten Slieder Eygenſchafft / Natur vnd Kraͤfft / wane 
an ſich hat vnnd behaͤlt / geſchichts / daß wo etwann ein vornemm es Glied angeerbet 
deß Seibes kranck oder genrechlich iſt / derſelbe Gebrechen dem Kinde ange, vn, Kin⸗ 
erbet wird / Als wo jemandt kranck iſt am Außſatz / der ſchweren Kranck 
heit / dem Zipperlein / der Gicht / vnnd andern anfaͤlligen Kranckheiten / ſo 

anerbet er das den Kindern auch. 

WVnud demnach auſſerhalbbeyder Eltern Saamen / die Mutter noch zn gap 
mehr nach der Empfaͤngnuß mit jhrem eygen Blut die Frucht deß Leibes —** 
groß ziehen / vnd in Mutt erleib ernehren muß/ fo kompts gemeiniglich / daß aiſteren 
mehr von der Mutter den Kindern / als vom Vatter angeboren wird / beyde den Rindern 
in der Geſtalt deß Leibes / vnd ander Art deß Hemuͤths. Alſo vnſere trun, Ti 
ckent / naͤ rſche / boͤſe Welber / zeugen auch folche Kinder onndansebenjir 
nen gleiche Laſtzꝛ. | ee: 

| Dr 


472 Das X. Buch deß fechften Theils, 
— Der Mutter Schand vnd Laſter ſchaden auch ſehrer den Kindern/ 
Schande denn deß Vatters / es ſey mit Trunckenheit / Boßheit / oder ſonderlich Hu⸗ 
er rerey. Denn fo ſchon ein Mann oder erwachſener junger Geſell / der nacht 
— mit jemand verlobet / oder ſich verehelichet / eine Thorheit begsher/fo wird 
Der Iacıe, 68 fo gar ſehr jhme nicht für vbel gehabt / daß es etliche Weltlente viel mehr 
sweifen Br» loben duͤrffen (doc) mit was Billigkeit / geſchweige ich) vnd ſagen: Dem kan 
m ein jeder feine Tochter ficher sum Weibe geben/ond darffan feiner Frucht, 
Ehewergen. barkeit und ehelichen Pflicht nicht zweiffeln / denn er hats ſchon bewieſen. 
Ein Weib aber oder mannbar Maͤgdlein / ſo fie folches thut / vnd vor groſ⸗ 
ſem Borwig vnd Rügeln einem Mann beygefchlaffen/fo verleuret ſie jhren 
guten Damen und alle Ehr fo hefftig /daß nicht wol ein Schergandt oder 
geringſter Menſch fie sum Weibenemme oder fo er fie nimpt / als bald fol: 
de Schande onnd Safterihr vormwirffe. Denn wo ein Sungfram jhrer 
Scham ſich einmal entbloͤſſet / vnd ihren Leib in Schande ſetzet / fo fan fol, 
che Schande vnd Schmach nimmer außgeleſchet / oder ſolche Berderbung 
Wes ſich zu rechte gebracht werden. Denn jener ſaget: Were hin nicht hin, fo were 
— — ich ehrlicher denn ich bin, Hieher gehoͤrt auch / das indem Plauto geſchrie⸗ 
—— ben iſt: Ich halte das nicht vor eine Morgengaabe / die man wol pfleget alſo 
tenfollen. zu nennen / ſondern allein der Sungfrawen Keuſchheit / Scham vnd Zucht / 
Gottfuͤrchtigkeit / die Liebe gegen die Eltern / vnd die gute Einigkeit mit den 
Freunden. Darvmb vnter andern der weiſe Mann Jeſus Syrach fleiſſig 
vermahnet: Haſtu Töchter/fo verwahreihren Leib / vnd verwehne ſie nicht. 
Berathe deine Tochter / ſo haſtu ein groß Werck gethan / vnnd gib ſie einem 
vernuͤnfftigen Manne / denn die Weiber find von Natur gebrechlicher / vnd 
zum Fall geneigter. | | 
Wie die  Derhalben weil viel Ding nicht allein der Erbarfeit vnd guten Sitten 
tern fonnen ſchaden / ſondern auch die Geſtalt deß Leibes verſtellen / ſollen Eltern ſich be, 
—— fleiſſen / daß diß alles abgeſchafft / dadurch ent weder dem Gemuͤthe boͤſe Sit⸗ 
* deß ten vnd Laſter angeboren / oder der Leib heßliche Geſtalt bekompt. Vnd die⸗ 
a weil jederman eine ſchoͤne Geſtalt deß Letbes liebet / vnd wolgefaͤllig iſt / ſoll 
man fleiſſig berrachten/melche Ding eine ſchoͤne Geſtalt der Kinder mehren 
ober mindern / diefelben find vornemblichy die Eynbildung der Mutter. 
Darvmb ift von nöchen zuverhuͤten / daß nichts dem weiblichen Geſchlecht 
fuͤr die Augen gebracht werde / oder in die Gedancken eyngebildet / was in 
der Bildung der Frucht vnd Formierung deß Kindes in Mutterleibe ſcha⸗ 
den bringen fan. Denn ſo was boͤſes der Mutter ſchnell fuͤrfaͤllet / oder cin 
Erſchroͤcknuß ſich erhebet / oder eine Furcht fuͤr was entſtehet / ſo begegnet 
alle dieſe Anmutung vnnd Zufaͤll der Frucht / oder dem Kinde/alssumel, 
chem alle natuͤrliche lebliche Geiſter / vnnd das Blut der Mutter / durch er⸗ 


oͤffnete 





| 





\ 


Von den Gcheimmuffender Natur, 473 


aͤffnete Adern alsba'd zulauffen / vnnd daß in der Bildung der Frucht die 


groſſe Arbeit deß Weibes damals ſtehet. Denn ein groſſer vnnd ſteter Ge⸗ 
dancken der Mutter / dieweil er eines Dinges Geſtalt jhm jmmer vorbil⸗ 
det / macht der Frucht ein gleiche Goſtalt vnd Anſehen / darzu hilfft / daß der 
lebliche vnd jnnerliche Geiſt fo wol als das Blut dep Weibes / jmmer zur 
— vnnd deſſelben Gedancken Eynbildt in der Frucht mahlet 
vnd bildet. 

Vnndes iſt nicht ohne dem / daß etliche Rinder find ſcheußlicher Ser Woben er 
ſtalt / mit grewiechem Geſicht / auffgeblaſenen Backen / vnnd auffgeſpertem aiche Kinder 
krummen Munde / daß ſolchs nit ohne Gefaͤhr geſch het / ſondern darvmb / 
daß die Weiber ſchwangers Leibes ſolche grewlich Geſtalt in Sinn vnd Ge kommen. 
dancken gefaſſet / vnd allzu fleiſſig angeſehen. 

Alſo gefaͤlt mir nichts vbelers / denn daß etliche ſchwangere Weiber ein Die vnge⸗ 
ſonderliche Luſt haben an Affen vnnd kleinen Huͤndlein / die fie in jhren Ak, 
Schoß nemmen / ſtreicheln / kuͤſſen / vnnd lieblich mir jhnen ſpielen / denn da⸗ bündtenn 
durch die Welber eine frembde Geſtalt jhnen eynbilden vud der Frucht ein Mudkiwer- 
vnfreundlich vnd verſtellet Angeſicht machen. nis anſehen. 

Nicht vnlangſt hat ein Mann ein Kind / mit einem abſchew ichen all <,., —— 
angroffen Haͤupte vnnd kurtzem Leibe in der Stadt vmbgetragen vnd fehen cia wie in . 
laſſen / welche Geſtalt deß Haupts / wenn ſie auß Krancktheit komot / als daß "er 
das Hauot von wälferiger Fenchrigkeiten vol it vad alſo auß gebreitet / die du-c Eyn⸗ 
geichr:en Aertzte Hydrocephalon, das iſt / ein Waſſerſucht g Haupe nen I" En 
nen. Wenns aber durch enſſerliche Zufäll kompt / iſts ein ander Ding/ a ſo/ 
da eine ſchwangere Fraw diß Kind damals gefchen haͤtte / vnnd vor der ab⸗ 
ſchewlichen Geſtat ſich ent ſetzet / har ſie zur Zeit der Geburt geboren/niche 
ohne Gefahr jhres Lebens / ein Kind mir gar zu groſſem Haupt / mie einer, 
wachſener Schwam / welchs Hanpt auch / weil das Kind von der Ammen 
genehret zualeich groͤſſer iſt worden / vnd mit auffge wachſen. Dif hat daſ⸗ 
ſelbige Weib mir ſelbſt geklaget / vnd das Kind gebracht anzuſ hen und zu⸗ 
fuͤhlen. Ich habe auch ſelbſt befunden / daß das Haurt hin vnd wir er alfo 
weich geweſt / daß wenn mans an einem Ort nider getrocke / am andern Oꝛt 
wider empor vnd hoͤher entſtanden / nit anders deñ wie in ein weich Kuͤſſen. 

Derhalben die Spectackel nicht allein bey fchmangern Frawen fon: asian 
dern auch bey allen den:n ſollen gemieden werden / weichen dieſe Geſicht ER pen 
und Eynbildung die ruhe in der Macht benemmen / oder verderben fönnen/ eurzurchens 
als da gemeinig ich find die Kinder / ie Kranckenvdiegar alten ondfchrer — 

©; E * Keanken / 
muͤtigen Leute / wiewol denen ſolche Geſichte aifo ſehr nie ſchaden als den por ne cn 


ſchwangern Frawen / welche nach der Geſtalt deß Geſichts ale bald was Focisen 


geiches in dem Gebaͤrmuͤtterlein bilden. Denn diewen ale Krafft vnnd 


000 das 


7573 Das X. Buch depfechften Theils / 
Das gank Vermögen deß Weibes / damals auffdas Werck / die Frucht zu⸗ 
zeugen / ange wandt werden / geſchichts / daß als bald ein Weib fi vor etwas 
ent ſetzet / alles geben und Biut deß Weibes ſich vnter ſich gibt / vnnd in den 
janer ichſten Ort jhres Leibes das Muͤtterlein entweichet / vnd fo denn da⸗ 
zu kompt ein⸗ ſtarcke Eynbi dung eines geſehenen Dinges / alſo zuer bet die 
natuͤrliche Wuͤrckung inder Bildung deß Kindes in Mutterletbe der 
Frucht dieſelbige Geſtalt / die fiein Sinn gefalfer vnd eyngebildet / denn es 
Wie die iſt nicht vergeblich geſaget: Die Eynbildung thut vil. 
u SDarl ich n ſo eine Mauß / Eychhoͤrnleim / Wiſel / oder andere Thier⸗ 
stetodr Sein vnverſehens auff den Leib der Mutter ſpringet / oder eine Kirfche/ 
— Binder’ Erdbeer / vnd dergleichen jhr vorkompt / alſo bekompt das Kind 
der Eonbit ein Mah zeichen vnd auch der Ort deß Letbes / darauff da ſelbe gerathen / es 
—5 ſey denn daß die Weiber bald indem Augenbuck / da es geſchecht / denſe ben 
Schwan⸗ Ott deß leibes abwiſchen / vnnd mit jhrer Hand auff den Ruͤcken oder hin⸗ 
En derwerts greiffen/denn dadurch wird entweder der Schade auß dem Er⸗ 
ſcheoctyuß fchröcknußgang verhuͤtet / oder aber ja an den verborgenen Drt alleine / da⸗ 
erben Hin man gretffer / abgewendet / dieweil alle Eynbildung vand natürliche 
die Dia 5 Kraͤffte dahm ſich begibt. 


ae.chen 
— Das vIiIl. Capitel. MN 
Von der böfen Begierdteder Schwangern Frawen / vnnd jh⸗ 


ren groſſen Luͤſten / welchs I es jhnen nicht erſaͤttiget / ſie in 
Gefahr kommen. 


Bender Je Ordnung afordertes / daß wir auch ein wenig von der 
Er D Shi wangern Weiber uſt vnd gro ſen Begurote jazen/ diew il de⸗ 
Flawen. ver vad nechſt beſchiebenen Oinges Brſachen nicht vngleich find. 

Vmb den drutten Monden nach der Empfaͤngnuß kompt bißweilen 
ige die Schwangern Frawen eine Kranckheit an / die in Gtiechiſcher Spraach 
‚it Lateintſcher Pica genannt wird / als nemblich / daß ſie wegen boͤſer 
> ku * kalter Feuchtigkeit in dem Magen / vnnd sches Sch eims euͤſtern weroen / 
gen Scan BAD a rſchalen / Kreyde gebrannten leym / oder andere abſch w⸗ 
ei che Ding ſehr heffeig su effen begeren / weiches allesam aller hefft a ſten 
Gichen din⸗ geſchicht / wenn den Kinderlein die Haar herauß zukommen pflegen / vnd 
———— — wenn fie Maͤgdlein tragen / denn wegen mangel der natürlichen. 
Waͤrme werden die sche on ſchleimige Feuchtigkeit weniger verdawet / vnd 
auß dieſen deſto mehr Winde vnd Blaſtung bey den Beibern g ſamblet / 
daher denn kompt das boͤſe Süfken der Weiber. Band dergleichen be egnet 
auch offt den Maͤnnern wenn ſie kranck ſeyn vnd febr eitieren. 

Die 








Von den Geheimnuffender Natur. J 
Die ſchwangern Frawen aber haben die Luſt / wenn fie damit befallen / en 
gemeiniglich alſo groß / daß ſie / wenn es jhnen verſaget mag fie begeren / oder auß den dd 
hnen nicht werden kan beyde ſich ſelbſt vnnd die Frucht in die euſſerſte Ge⸗ radio 
fahr deß Lebens bringen. Solches Vngluͤck iſt bey den Framen im Nider iprem bege⸗ 
laudt / die da feuchter vnd kalter Natur find / vnnd boͤſe Nahrung haben / nn? *" 
deſto gebraͤuchlicher. Es hat ſich bey Menſchen gedencken zugetragen / daß Eine Siſto⸗ 

einſchwanger Weib / da fie einen huͤbſchen feiſten Dann ſihet / die sufk a n 
gewinnet / jhme auß feiner Huͤffte zubeiſſen. Der Mann / darmit er der Weibbe deß 
ſchwangern Frawen jhre &uft verbraͤchte vnd den Schaden verhuͤtet hats Seinen, 
gerne zugelaſſen / da har fie mie den Zaͤnen ein gut Stuͤck außgebſſen / onnd effen. 
alſo rohe gantz geitzig gefreſſen / ſie hat ſich aber nit geſaͤttiget / vnnd noch ein⸗ 
mal woͤllen beeſſen / welchs der Mann nicht gelttten / darvmb das Weib von 
jhm abzelaſſen / jedoch trawrig / vnnd gehet jhr hernach vnrichtig / gebieret 
alsbalde Zwillinge / aber das eine Kindlein todt / darvmb dag jhr ein Biß 
verſaget. 

} Due Vrſach fan man niche anders darthun / denn dieweil die Mut Die — 
ter trawrig wird/daß die leibliche Geiſter / vnnd das Gebluͤt / zuernehren die genen 
Frucht in Mutterleibe geordnet / vonder Frucht anders wohin gewendet Ih De 
werden / vnnd nicht mehr ins Mürtertein deß Weibes kommen / alſo daß le 
Frucht oder das Kind niche mehr feine Nahrung / damit die Mutter diß ter Lüften 
ernehren har fellen vond wöllen / habe / vnnd entweder matt werde / oder gar — 
ſterben muß. Denn dieweil die Gaͤnge vnd Adern der Gebaͤhrmutter / dar⸗ 
durch jhr die Nahrung zugeführt wird / zugeſchloſſen werden / muß das Kind 
auch ſeiner Nahrung entberen / vnd ſterben. Darvmb nicht ehn Vrſach 
verſtaͤndige genee etlichen Frawen / ob fie wol abſchewl cher Ding Luſt bege⸗ 
ren / was zulaſſen / wenn es nur nit gantz und gar dem Leibe gefährlich. Denn 
durch ſolche Zulaſſung einer Luͤſtern Speiſe / benemmen wir auch offt den 
Kraucken lange vnnd ſchwere Kranckheiten / vnnd ich wiedere es nicht bey 
denen Krancken / die lange gekrancket / was fie mir groſſer Luſt vnnd ſehn⸗ 
lich mie groſſen bitten begeren / vnnd zu ſich nemmen/damie durch diß jhre 
natuͤrliche Waͤrme vnd Kraͤffte wider erwecket werden / vnd das vrig boͤ⸗ 

ſe deſto eher verzehret vnnd wegg bracht. Denn auch Hippocrates dill / 
daß wir den Krancken bißweilen was zulaſſen ſollen / vnnd darzu ſchweigen / 
was jhnen nicht garam Leben ſchadet. Sintemal auch / wie er ſchreibe / 
eine was aͤrgere Speiſe und Tranck / die da nur wol ſchmaͤckt / einer geſun⸗ 
den aber widerwertigen Speiſe offt vor zuziehen iſt. Deun was da wel 
ſchmaͤckt vnnd lieblich iſt / dag wird nicht alleine beſſer verdawet / ſondern 
gibt auch mehr Nahrung’ darvmb daß der Magen dieſelbe mir groſſer Be, 
g edte an ſich nimpt. Alſo habs ich etliche gekannt / die fich an einem J 
F 00 ij n 


— 


47 Das X. Buch deßfechften Theils/ 
— hen Hering / auch alſo friſch wie ſie auß dem Meer kommen / geſund geſſen 
—* vr haben/da ſie an viertaͤguchen vnnd langwirigen Fiebern kranck geweſen / 
€ pere big, vnd in den aller gefährlichften Kranckheiten fuͤrchte ich mich niche für jh⸗ 
win rem ſo groffen Luſt / vnd wiedere es nicht / alleine daß scheinen Vnterſcheid 
Beiffe, halte / vnd Maß vorfchreibesmie ferrn es jhnen nicht ſchaden werde / vnd der 

Kranckheit huͤlfflich ſeyn. Denn durch ſolche Luſt zu eſſen vnnd Begierde / 

wird alle Krafft / vnd alles Vermoͤgen der Natur / welche ſonſt gar abkom⸗ 

men / widervmb erwecket vnd ſtaͤrcker / vnd hilfft die Kranckheit deſto beſſer 
vberwinden. Gleich wie man einen Nagel mit dem andern fortreibet / auch 
auff einen boͤſen Aſt ein boͤſer Keil gehoͤret / a ſo vertreiben wir mit einem boͤ⸗ 
fen das ander. Vud iſt diß denen deſto glaͤubiger / die da willen / daß man in 
etlichen Kranckheiten / da ſonſt gar zu zweiffeln were / ein Fieber wuͤuſcht / 
vnd durchs Fieber dieſelbige Kranckheit benommen werde. 
ieh ¶ Alſo hab ich etliche gekannt / die auß groſſem Erſchroͤcknuß vor dem 
Erihret: Feinde dep viertaͤglichen Fiebers enrlediger find. Denn da eine groſſe Par 
ee, ſtulentz zur Zeit geweſt / vnnd vielraufende Menfcben daran geſtorben / träge 
een auffyös ſichs zu / daß auß groſſem Gewaͤſſer vnd viel Schaden deß Mers / damals 
* die Leute erſchrocken / vnd alsbald die Peſtilentz auffzehoͤret hat. Denn ſo 
ein groß Erſchroͤcknuß von euſſerlichen Zufaͤllen entſt ehet fo ſamblet ſich 
das Gebluͤt gar zuſammen / vnnd wird das boͤſe ſchnell gereiniget / vnnd alle 
Wieman Kranckheit vertrieben. | Ä 
_ vn 22 FD daher geichichr es / daß die von tollen Hunden gebiffen/ wenn fie 
abiffen. ser ſich vor dem Waſſer halb fuͤrcht en / vnnd das halb begeren/ daß man fie un, 
=. — verſehens vnnd ſchnell ins Waſſer wirfft / vnd eine Furcht mit der anbern 
— vertreibet. Etliche mir falten Kranckheiten beladen / erzuͤrnen wir mir fleiß / 
7 u damit die natürliche Waͤrme groͤſſer werde / ond die falte böfe Feuchtigkeit 
tendurp  beffer gedawet / vnnd der Natur / zu oberwinden die Kranckheit / geholfen 
Zorn curiert werde. 


wor den 
| Dazıx. Kapitel. | 
Wie das Weib zu dem chelichen Werck einen natürlichen 
Saamen laſſe / vnd der gangen Frucht deß Leibes theilhaff⸗ 
——— * 


— Jewol der natürliche Saame deß Mannes am kraͤfftigſten 
—— item der gangen Heburt und Frucht in Mutterleibe die gröjic vr, 
Saamın 2 fach ‚jedoch fan tch mit gutem grunde darthun / vndanugſame Bes 
a seugung beweiſen / daß das Weib fo wol als der Mann / einen Saamen ent, 


der Binde, gehen laſſe / vnd fehr wich zuztugen ging lebendige Frucht / mit he ſfet. Denn 
11 











chen Weref wol gebrauchen. 


Von den Geheimnuſſen der Natur. WI 
für das erſte / Wo das Weib de Saamens berauber were / vnd wonig zu dit, Kakfine 
ſem Werck huͤlffe / oder alles vergeblich zuachten / warzu weren den Weibern tara dar, 
auſſerhalb der Gebaͤrmutter / darinn die Frucht entpfangen vnnd gezeuget / einengenen 
ſonderliche Gaͤnge deß Saamens in das Muͤtterlein zur rechten vnnd lin. — 
cken Seiten / auch daran jederſeits gehaͤnckte geburtsglieder / welche man zum Kinder 


eugen mit⸗ 


Geylen nennet / eben fo wol als den Maͤnnern gegeben / alleine wie den Din... 


Maͤnnern euſſerlich / alſo den Weibern innerlich. Warlich dieweil dte Na⸗ 

tur nichts vmb ſonſt geſchaffen / ſo muͤſſen beyde die Geburtsglieder der 
Weiber vnd auch ihre Hänge deß Saamens / welcher Krafft vnd Natur iſt 

allein einen Saamen zumachen und jhm eine fruchtbare Eygenſchafft mit 
zutheilen / zu dem Gebrauch deß Saamens / vnd dem Werck Kinder zuzeu⸗ A 
gen / geſchaffen ſeyn / vnd jedes feine Stelle vnd Ort nuͤtzlich haben. Die ander 

Darnach / was fan mehr vnd ſtaͤrcker beweiſen diß alles / denn daß wir Auffüb- 

erfahren / wie ſo groſſe Kranckheiten entſtehen / vnd ſolche grawſamm e Zu, luns 
faͤll den Weibern begegnen / wo der Saame bey inen auß allzu groſſer Maͤſ⸗ 

ſigkelt verhalten vnd verbleibet. Denn man ſihet ja / daß gar viel Witwen / 

die ſich deß ehelichen Wercks enthalten / vnd viel Jungfra wen / die da Man⸗ 

bar ſind / mit Ohnmacht / vnd grewlichen Auffſteigen der Mutter vberfal⸗ 


len / vnangeſehen / ob jhre natuͤrliche Blume zu rechter Zeit ſich gnugſam 


beweiſet. 


Das ſollen gewiß alle Leute glauben / daß viel mehr Schaden der Na, nie Vrlach 
tur entſtehe / auß der Verhaltung vnd Verſtopffung eines verderbten San a4 


mens / denn der natuͤrlichen Blum. Denn der verhaitene Saamen / wenn yerbaitenen 


er verdirbt nimbt er an ſich eine ſchaͤdliche Art / vnnd gifftige Geſtalt / daher Saacen. 
die geibliche und blaſſe Farben den Jungfrawen am meiſten begegnet. weit 
fie anfangen Mannbar zu werden / die Natur deß Saamens zuzeugen oder 
zuſamblen / vnd von der geſambelten auffwallenden Feuchtigkeit daß Saa⸗ 
mens viel leyden muͤſſen. Auch daher koͤmpt jhnen vielfaͤltig Hertztiopffen 
vnnd Zittern / ſint emal jhnen die Natur onnd alle Kraͤffte zu Außtreibuung 
der auffwallenden Feuchtigkeit gerichtet ſind. Solches alles aber deſto 
mehr / wenn ſie vor liebe brennen / vnnd jhnen ſe bſt zur vnzeitigen oder unge, 
buͤrlichen Wolluͤſten Vrſach geben. Wo ferrn aber es ſich zutraͤgt / daß ſol⸗ 


che entweder bleiche Witwen oder Mannbare Jungfrawen verẽe helichet / 


vnd jhr Saame durch die Chriſtliche von Gott ſelbſt eyngeſaͤtzte Ehewerck 
entlediget denn finder man / daß fie balt friſcher werden / vnnd das Ange⸗ 
fiche mir b· ſſerer / roͤ her / vnd ſchoͤner weiſſer Farben gefaͤrbet darzu freund⸗ 
licher vnd lieblicher ohn alle Widerwertigkeit / ſonderlich wo ſie dieſe Maͤn⸗ 
ner bekommen haben / welche es an jhnen nicht fehlen laſſen / vnnd der eheli⸗ 


ooo iij Vnd 


478 Das X. Buch deßfechften Theils / 
Die eheliche ¶ Vnd wiewol in dem nicht alleine der Eheſtand ſtehet / ſ o iſts gewiß / daß 
nd mit nichts mehr das Weib zur Liebe gebracht wird/ale wenn der Mann in 
Vebedes Der Sachen dem Weibe recht u Wilken iſt / denn alſo find alle Ding im 
Eoenandes. Hauſe einiger / Erin boͤſe Werter vorhanden fein Zanck vnnd Hader da. 
Hinwider al: Drdnungder Haußſachen zuruͤttet / alles vmb vnnd vmb ge⸗ 
kehret / wo die ehelichen Werk ohn Vrſach gewidert / oder der Mann in 
der ſchuͤldigen Freundſchafft laſſer / doch auch etlich ſo geitzig vnd begierig 
auff dieſe wolluͤſten / daß man fie cher muͤde machet / als ſatelgen koͤndte / wel⸗ 
ches nicht ſeyn ſoll. 
Der, Dnndoißdiefürnembfle Vrſach iſt / daß das Weib inden ehelichen 
% eb Wercken vnd lieblichen bergen’ auch einen Saamen entgehen laͤſſet / vnnd 
mans mehr Freude alsder Mann daran hat. Denn dieweil von Natur es alſo 
lichen Ber: geſchaffen iſt / daß auß dem weglaſſen deß Saamens cine groffe Freude er⸗ 
ie. folget / wegen entſpringens der auffgeblafenen Feuchrigkeie und dag kuͤtzeln 
der Adern / auch das Weib z veyerley Ding ent pfinder/ond auff beyde Wei⸗ 
ſe jhr wol geſchehen laͤft ( Denn nicht alleine ſie ihren Saamen entgehen 
laͤſt/ fondern auch deß Mannes Saamen annimpt / vnnd zugleich mir den 
jren vermiſcht / vnd lieblich zuwuͤrcket) ſo iſts glaͤublich / daß das Weib mehr 
Luſt vnd Lebligkeit entpfindet vnd ſich ergetzet / denn der Mann, 
Ze —— Daher koͤmpts / daß gemeiniglich das Kind der Mutter ehnlicher ſey / 
Frucht nicht denn dem Vatter / darvmb daß von jhrer Natur ihm mehr zukoͤmpt. Vnnd 
A ſolches zeiget auch an / daß die Liebe der Mutter groͤſſer iſt gegen die Kinder/ 
fondern dern der Vaͤtter / ſintemal ſie nicht allein zu Ber Frucht zu zeugen einen na⸗ 
— ehrlichen Saamen gibt / ſondern auch das aller ſchoͤneſte Blut von jhr / als 
von einer Quell / der Frucht su kommen laͤſſet / die gantze Zeit vber / dieweil 
ſie ſchwanger iſt / damit die Frucht durch das Blut gefeuchtet wird / erneh⸗ 
ret vnd erwachſen fan. 
Die Kinder Derhalben recht Galenus in der Meynung iſt / daß er meynet / daß das 
haben mehr Kind was mehr von der Mutter / als vom Vatter habe / vnd das Blut / das 
A, vonder Mutter der Frucht zufleuſſet / ene Vrſach ſey deß Geſchlechts / obs 
denn vom ein Maͤgdlein oder Knaͤblein ydeß Saamens Krafft aber vnd Vermoͤ⸗ 
in gen ein Vrſprung der Ehnligkeit. Denn gleich wie die Kraͤuter vnnd Ge 
waͤchſe mehr Wolthat vnnd Eygenſchafft entpfangen von der Guͤte deß 
Erdreichs / denn von der Arbeit deß Gaͤrtners: Alſo auch ein Kind har 
mehr Wolt hat vnd guts vonder Mutter. Erſtlich muͤſſen ja beyde Saa⸗ 
men deß Mannes vnd Weibes durch die natuͤrliche Waͤrme deß Muͤtter⸗ 
leins erquicket vnd erhalten werden / darnach durch das Blut der Mutter 
zunemmen / vnd erwachſen zu einer Frucht. 


Die Liebe iſt ZN — 





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Von den Geheimnuffender Natur. 479 
der Mutter mehr verwandt / vnnd jhre natuͤrſiche Kraͤffte mehr bey fich be: — 
finden. Deßgleichen find die Muͤtter gantz auff die Kinder geflieſſen / das iſt / den Kunden 
ſie laſſen den Kinsern mehr nach / denn die Vaͤtter / welche gemeiniglich en 
härter find gegen fie. | Br 

Solches hat der Evangeliſt anzeigen woͤllen / da er Iehrerin Kabels dir het 
Namen / wie die Mutter ihre Rinder beweynet / vnd wegen jhres eödtlichen ser Shit, 
Abgangs oder tyranniſchen Ertoͤdtung ſich fo fehrbeerüber / daß fie ſich —— 
nicht har woͤllen troͤſten laſſen. Denn fuͤrwahr nichts iſt / auß dep Efarz der Muae- 
Meynung / der Natur alſo zuwider / denn daß ein Weibjhres Kindes ver⸗ 
geilen koͤndte / oder gegen jhres Leibes Frucht das Muͤtter iche Hertz abwen⸗ 
den vnd vnfreundtlich ſeyn. Wir ſehen zwar / daß die Vaͤtter auch eynge · Der Dntero 
pflangte Siebe gegen die Rinder haben / aber dieſelbe (ÄR ſich langſam fehen "ib Fan, 
denn die Vaͤtte find neher gewandt din Rindern die erwachſen vnnd bey ——— 
Jahren ſind / vnnd he ffen jhnen denn am meiſten / wenn ſie eine gute Hof — 
nung von jhnen bekommen. Die Muͤtter aber haben jhr Muͤtterlich Hertz 
mehr gegen die jungen Kindlein / vnd deeweil ſie ohn andere Huͤlff nicht le⸗ 
ben koͤnnen / alſo warten ſie jhrer deſto fleiſſiger / vnd tragen groſſe Sorge vor 
ſie / ſind nicht hnen fo hart vnd widerwertig als offt die Vaͤtter. De halben 
offt die HSchrifft zur Danckbarkeit vnnd Widergeltung die Kinder ver⸗ 
mahnet / die fie wie die Stoͤrche jhren Eltern zut hun ſchuͤldig find. Deß ein Bieich⸗ 
gleichen Anmuthung har man zufehen inder Hennen / welche die Jungen MmFvon 
Huͤnlein / die fie aufbrůtet / viel lieber har/dennder Han / welcher ob er wol en 
auch die Krafft den Eyern / daß Innge darauf kommen / mirgerhei'ct / fo ; 
traͤgt erdoch fieine Sorge fürdie Jungen / vnd har fie auch nichr alfo lieb, 

Daß beyde der Mann vnd Bas Weib zum Zeugen die Frucht oder dag Nie ander 
KRindlein nuůtz vnd nötig ſeyn / lernen wir auß den Eyern der Hüner. Denn ufüt- 
die Henne auch Eysr leger ohne zu hun deß Hanes / welche man zu Teuiſch denn 
nennet / Fußeyer / aber ob maͤn dieſe ben gleich den Huͤnern vnterleget / vne mer Der 
bruͤten kaͤſſet / ſo werden fische fan'/ale das junge Huͤnlein darauß werden: Va 


Dahınmider Eyer von der Hennen / die mit einem Han zu thun achabe, Kun 


gelegen vnd gebruͤtet / nach ein vnnd zwantzig Tagen junge g uͤnletn herauß nöthen em 


bringen / die auch offt ſchreyen vnd piben / che fie die E d;aien brechen vnnd 
an die Welt kommen. 

Derhalben die langwir ge Buͤrde der Welhber / daß ſie die Frucht era Von allem 
gen / vnd fiecin gantzes halbes Jahr mit jhrem alkrfchönften Blute erneh oyaan. 
ven vnd anffziehen / dazu die groſſe Liebe gegen die Kinder / und dieehnliche ae 
Geſlalt m. hr den Mürtern,denn dem Marrer ehnlich vnd gleich / bewerfen Dun 
gnugſam / daß die Weiber einen narärlichen Saamen sur Frucht bringen, ae e 
vnnd mehr in Kinds zeugen darbey thun oder wuͤrcken denn die Moaͤnner / 

— welche 


480. Das X. Buch depfechften Theils / 
welche nach dem entgangenem Saamen/ond vollbrachren ehelichen Wer, 
cken ich darvonmachen / vnnd feine Huͤlffe dem ABerbe,inder Frucht zu 
zeugen / mehr thun koͤnnen / do vnter deß ſo viel lange Monden / die Krafft 
deß Weibes Muͤtterleins ſoll und muß viel Arbeit haben / vnd mancherley 
Yrziligg in dieſen Wercken bilden / wie recht gelehret wird: 
— Viel Ding haben ein ſolche Art / 
Daß ſie ſich miſchn zuſammen hart / 
Vnd wenn ſie ſich nun lange Zeit 
Habn wol vermiſcht ohn Vnterſcheid / 
Alsdenn wachſen fie erſt wol auff / 
Gantz wunderlich vereint zuhauff. 


Das xX Kapitel. 


Welchem Theil man die Art vnd das Geſchlecht / ein Maͤnn⸗ 
lein oder Fraͤwlein zu zeugen / zu zumeſſen habe / als nemb⸗ 
lich / Ob es billicher dem Vatter / oder der Mutter. 


Ale Ding im Jewol wir billich alle Dingdem Willen Gottes deß hoͤch⸗ 
der Ra tur x ften vnd allmächrigen Schoͤpffers heimſtellen / fomüffen wir coch 
bekennen daß viel auß jnner icher Wirckung ondfonderlicher Ord⸗ 
Wiuen / nung der Natur geſchehe / vnd regieret werde. Dieſes allen aber / dieweil Gott 
ER allein der Schöpffer vnd Vrſpruagiſt / kan er / vnd pfleger auch nach feinem 
Hrdrung Willen und Gefallen / dieſelben bizweilen su ändern 7 jhre Ordnung vnnd 
a! Eygenſchafft verwandeln / vnd wider die Natur / auff eine andere Arc vnnd 
alte Eygen⸗ Geſtalt dieſes zuſchaffen. Als daß ich ein Cxempel gebe: Ein Weib / das da 
Ko gern wolt ein Knaͤblein entpfangen vnd gebaͤren / die ſtellet al jhr Seufftzen 
andie Ord⸗ vnd Hoffnung zu Gott / bittet vnd begeret / daß fie einen Maͤnnlichen Saas 
a nie men tragen moͤchte / welchs Gebet denn Gott erhoͤret / vnd geſchicht jhr auch 
gebunden Ihr Wille und Beger. Alſo die alte vnfruchtbare Sara / welcher vorlaͤngſt 
en jhre natuͤrliche Biume v rtruck net war / hat dennoch von dem alten Greiß 
aus vider Abraham jhren lieben Sohn Iſaac entpfangen / auff welchen alle Hoff, 
cn. nung der Nachfommenden geſtellet / vnnd in welchem alle Geſchlecht oder 
ondnatürs Voͤlcker auff Erden jhres Heyls erwarten ſolten. 
he Mint Deßgleichen die Anna / nach dem ſie in groſſen Betruͤbnuß vnd Tram, 
fehafrer. rigkeit / wegen jhrer Vnfruchtbarkeit / geſtanden täglich Gott angeruffen / 
nd zum jnneriichſten gebeten / daß er fie mir einer Leibes Frucht ſegan 
der Anna. wolte hat fie endlich durch ihr embfiges Gebet und Anhaltung von Dr 
dem Allmächrigenden Samuel erlanget. | 
Gleicher 





nr. Von den Geheimnuſſen der Natur. 481 
Gleichen Geſtalt hat auch deß Propheren Eliſet dien ſthafftige vnnd Samson 


rewe Wirtin / auff deß Propheren Gebet / einen Sohn vberkommen / mel, der irewon 


chen der Prophet auch nachmals / als er allbereit geſtorben war / von dem Pag: 


Todte durch fein Geber erwecket / vnd wider zum Lben gebracht. 


Vber das / ſo iſt auch der alte vnnd verlebte Zacharias / durch G 
> ottes Das vierdte 
| £ ⸗ 


ſabeth / mit dem Johanne / welcher Chriſti Vorbotte war / erfrewet worden. ⸗etb. 
Vnnd ſind dergleichen Exempel viel mehr noch heut bey Tage zufin⸗ — 


den / daß offt Eheleute / welche zuvor lange vnfruchtbar geweſen / durch jhr annoh 


heut gefun⸗ 


Gebet zu Gott / Erben / die da mit der Zeit / vnnd nach] 

n ; ihrem Abgang / jhre 
Verlaſſen ſchafft beſitzen / bekommen vnnd erlangen / vund daß fol, rg 
es nur alleine G Ottes Werck vnnd Gaaben find/ iſt gewiß onnd fein &lh, 


den Leib cinesjedern Gemuͤthe / gleichmaͤſſig sub inemj 
| ereitet / vnd einem jeden ſei⸗ d 
ne ——— gibt. ſis kön ne 
emnach von Natur alleine zwey Ding ſeyn / darauß deß Menſchen dinien Din» 
d Dins 
Leib gezeuget vnnd geboren wird / als nemblich eines ee ei gen eben! 
der Mann und Weib dası verleihen. Dasander / die narürliche Blume ein, er 
def Gebluͤts / welche die Werber alleine darzu mittheilen / koͤmpt die ehnliche Ne 2 
Seflaltı Bnd ammelfken vonder Eygenfchafft der natürhchen Blumen’ Siedie 
doch nicht anders zuverſtehen / als wenn fie sufammen vermifcher / Vnd ſo toi 
. ein Natur allzuſampt hitziger Engenfchafft meiftenrheils iſt / a Es 
er aͤnnlein gezeuget / So fie meiſten f i toͤmpt. 
——— 8 fie meiſten theils kalter Natur iſt / Fraͤw⸗ wen tomp 
Darvmb iſt die erſte Vrſach dieſer Ehnli 
ligkeit deß Geſchlechts. Denn 1. 
die Ehnligkeit an gleicher Geſtalt oder Form / iſt vorhin außgefuͤhret / daß 
eine der binden Ehelente deß Ehemannes oder Ehewelbes Natur / die an⸗ 
der in der Entpfaͤngnuß vbertrifft / gewinnet oder die Oberhand behaͤlt / 
und alſo demſelben nach feiner Art nachfolget Denn deß maͤnnlichen Saa⸗ 


mens Natur iſt allzeit higiger als def weiblichen / vnd dagegen deß Weibes 


Natur allzeit kaͤlter als de Mannes. So nun deß Mannes Natur oder 


Saame die Oberhandim der Vermiſchung un Entpfaͤngnuß behaͤlt / wird 


die Natur der gantzen Entpfaͤngnuß hitziger / vnd vngezwe ffelt ein Knaͤb⸗ 
lein. Herwider / ſo der Saame deß —* — ri bie Natur * 
gantzen Entpfaͤngnuß kaͤlter vnd vngezweiffelt ein Maͤgdlein. Die Natur 
aber deß Saamens wird nicht gewinhafftig in gleicher Maͤnge nach der 

ppp Krafft 


482 Das X. Buch deß ſechſten Theils / 

Krafft oder Wuͤrckung / denn wena beyder Eheleut e Saamen zugleich ver⸗ 
mifcher wird / iſt allzeit der männtiche Saame kraͤfftiger / hat auch die vor 
nembſte Wuͤrckung deß Bebaͤrens / darvmb alſo allzeit Knaͤblein geboren 
werden muͤſſen Sondern das gewinhafftig / wie es nad) Eygenſchafft ver 
Hitze vnd Kaͤ te billich verſtanden wird / fol mehr die maͤnge der Materien 
sun einem oder dem andern Saamen verſtanden werden. Daher es wol vnd 
offt kommen kan / daß der wenige Same deß Mannes / gegen viel haͤuffigem 
Saamen deß Weibe gerechnet / nicht gewinhafftig / ſondern mic ſeiner Ni, 
tze nichts iſt zegen deß Wetbes vielem kalten Saamen / Vnnd daß die ent⸗ 
pfangene Natur kalt werden muß / auch folgends nur ein Maͤgd ein / wel, 
ches gleich als ein vnvolllommener Menſch degen dem Mann von den Na⸗ 
turkuͤndigern geſchaͤtzet / geboren wird. 

Darnach die ander vornembſte Vrſach dieſer Ehnligkeit im Geſchlecht / 
bey der natuͤrlichen Blume deß Weibes ſtehet / darvmb daß bey den Wet, 
bern viel mate ria der natuͤrlichen Blume die gantze Zeit der ſchweren Buͤr⸗ 
de zu Nahrung der Natur zulaͤufft / vnd mir fo viel deſto mehrer maͤnge der 
weiblichen Materien die Hitze deß männlichen Saameng vberwunden / 
Denn ſonſt die Hitze von Kaͤlte nit ſo leicht / als die Kaͤtte von Hitze vber | 
wunden oder außgetrieben wird. 

Darzu / obwol die natuͤrliche Blum deß Weibes allzeit kalter Natur / 
wie auch jhr Saame iſt / gegen dem hitz gen Saamen deß Mannes gerech⸗ 
net / auch in vieler groſſer maͤnge den hitzigen wuͤrcklichen Saamen deß 
Mannes vbertrifft / jedoch feine Krafft der Erkaͤ tung nicht allzeit vermag 
die Hitze deß männlichen Saamens zu vberwinden / ſonderlich wenn die 
Weiber auch hitziger Natur ſind / hitziger Speiß / dieweil ſie ſchwanger ges 
hen / mit Vernunfft genieſſen / ſich viel bewegen / in warmen Landen oder 
warmer Zeit deß Jahres / weil ſie mit der Frucht ſchwanger gehen / leben. 
So aber der männliche Saame nicht fo gar hitzig iſt vnd dazu die Weiber 
muͤſſig leben / wenig ſich bewegen / kalte Speiß vnd Tranck gebrauchen / in 
kalter Zeit deß Jahres ſchwanger werden / wird dieſe merckliche maͤnge deß 
weiblichen Samens / vnd infonderheit der Blum deß Gebuͤtes / nit leicht v⸗ 
berwunden / vnd ein Maͤgdlein zugebaͤren vrſach geben. Darvmb der vnter⸗ 
ſcheid dep maͤnnlichen vnd weiblichen Geſchlechts / als nemblich / wovon es 
ein Knaͤblein oder Maͤgdlein ſey / ſo eg einem zu zuſchreiben / ſoll nit dem Sa, 
men / ſondern allein der natuͤrlichen Blum deß Gebluͤte zugeſchrieben wer, 
den / vnd bill ch der Mutter alleine zugeeygnet. Denn wo diß vom Saamen 
herkaͤme / daß welches Saamen deß Vattern oder der Mutter / am kraͤfftig, 
ſten were / dem ſelben das Geſchlecht der Frucht nacharten ſolte / ſo muͤſten 
alle Fruͤchte Knaͤblein ſeyn / darymb daß deß Mannes Saamen alzeit 
ärgere Di 


Kst 











Von den Geheimnuſſen der Natur. 483 
Derhalbın das Geſchlecht oder Die Are der Frucht viel mehr her toͤmpt Indie wune 
vonder Complerton oder Wuͤrckung in Hitze oder Kaͤlte / vnnd Eygen, a 
(chafft der Darerien darauf die Frucht gebtlder/alenemblich der natürkt, DerSanme 
chen Blumen deß Gebluͤts der Mutter. Vnnd ob jemand fagen wolte / daß werner 
der Saame auch eins cheils were die Materien / darauß die Fruch geboren aber far 
vnnd das der Saame haͤtte bie fuͤrnembſte Krafft su bilden die Frucht / je mehr “cf 
Boch fe wahr / daß hinmider das Bine die aller meifte Marerien iſt / die zur seotn e— 
Frucht zu zeugen gehoͤret / vnnd zwar weniger Krafft in der Bildung habe / 
als der Saame / aber doch was wuͤrcklichs vnnd kraͤfftiges mit ſich bringe. 
Alſo iſt das Blut die andere materia, darauß die Frucht geboren wird. 
Denn dieweil Galenus recht ſaget / daß auch der Saamenichtsandere Sun r,, 
ſey / als ein Blut deß Menſchen / was mehr als fonften das ander im Men. 
ſchen verwandelt und außgrarbeitet durch die Geburtsglieber / darinnen Bes das 
ſichs behaͤlt: Ilſo iſt das Blur zweyerley weiſe cine Materten / darauß die Pic" Pr 
Frucht gezeuget / Erſtlich / wenn nach der EntpfängnußondBermifung Mienihen 
männliches und weibliches Saamens / in der Baͤr mutter deß Weibes / die Hr ra 
natuͤrlich e Blume deß Gebluͤts deß Welbes ſich eröffner vnd der Bärmur, 
ger verborgener weiſe zulaͤufft gantzer neun Monden vber / darmit welche 
Glieder deß Leibes nicht auß dem Saamen kommen / Materien haben / als 
die meiſten / dieſelben auß den Blut gebildet werden / vnd die Frucht davon 
ſich ernehre die Zeit vber / vnd großwachſe in Mutrerleibe. Zum antern/ 
weil beyde dep Mannes vnd Weibes Saamen auß nichts denn auß Ihrem: 
Blut gemacht werden / vnd der Saame nur ein außgearbeitet Blut iſt. 
Wbeiter / daß das Blut von der natuͤrlichen Blume deß Weibes nicht Wieſech ker 
allein als ein Mat erien der Frucht / ſondern auch als mag wuͤrcklichers vnd 2 und 
kraͤfftigers zuſchaͤtzen / iſt war vnlaugbar / aber es muß dennoch alfo verglie. — 
chen vnd verſtanden werden / Der Saame iſt das allerwuͤrcklich ſte oder der verglei⸗ 
kraͤfftigſte in der Frucht / vnd die wenigſte Mat erien / das Blut aber die met⸗ ”" 
fie Materien der Frucht / vnd bar die wenigſte Krafft oder Wuͤrckung Den 
fo die Materien der Srucht/alsein v ſach der vnterſchiedlichen Geſchlecht / 
ob ein Knaͤble n oder Maͤg lein / alleine das Blut der Mutter wire, fo 
muͤſte folgen / daß die Kinder allezeit einer Art mit der Mutter weren / bas 
iſt / Maͤgdlein weren worden / ſo wol der Saame allein da 8 wuͤrckliche vnd 
die Krafft an ſich hatte/geſchehe / daß die Kinder dom Vatter allzeit ehnlich 
wuͤtden. Aber dieſe beyde Ding / der Saame vnnd das Blut / haben alles 
bey es an ich, vnd iſt allein das Blue die meiſte Materien der Frucht / der 
Saame aber das allertz uͤrcklichſte zuſch art. Darvmb iſt gewiß dz die Mur, 
ter mehr vrſach der vnterſchied lichen Geſtalt ob ein Knaͤblein oder Maͤgd⸗ 
lein die Frucht fiy gebe / denn der Vatter / welchs Saamen / obs [on auch 
— vr was 


I 


484 Das X. Buch deß ſechſten Theils/ 
was Marerien zuſchaͤtzen iſt / j ddoch nichts anders / als die wenigſte / fo wol 
daß die ehnliche Geſtalt / welche auch von Eynbildung der Mutter ſehr ver⸗ 
vrfachet / wie oben gemeldet / vornemblich dem Vatter zugeſchrieben wer⸗ 
den ſoll. 

Die Nah⸗ Vnd ob jemand wolte ſich wundern / warvmb der Maͤnnliche Saame / 
dieweil in jhme die groͤſte Wirckung vnnd Krafft iſt / nicht auch die meiſte 
Gebiärdeg materia der Frucht zu achten ſey / der fol bedencken / mie viel deß Weibes 
Weibes. Saamee / dieweil er erſt neun Monat lang ich außjhrem Blut nehret / su 
nimpt / vnd gewaltig wird. Denn dem Saamen deß Weibes iſts angeeyg⸗ 
net / mehr fein eygene Natur mit dem Blut / denn deß Mannes sunchren 
vnd zu ſtaͤrcken / daß alſo das Weib nicht allein zu zeugen eine Frucht die 
Materien verleihet / ſondern auch die wuͤrckliche Krafft mitbringe / die 
Frucht groͤſſer zumachen vnnd zumehren / vnangeſehen daß widervmb alle 
Natur deß Weibes dem Maͤnnlichen Saamen als ein angenemme Nah⸗ 
rung vnd bequeme Materien / vnd welcher der Maͤnnliche Saams zubilden 
vnd zuzeugen die Frucht gebrauchet / billich zuſchaͤtzen iſt / welches wegen der 
Weibliche Saamen auch allzeit was feuchter iſt / vnnd eine duͤnne Waͤſſe⸗ 
rigkeit an fich hat. Denn gleich wie auß weichem und zergangenem Wachs / 
oder auß einem fehmeidigen Thon / die Hand deß Werckmeiſters allerley 
Formen machen fan: Alſo iſt der Männliche Saame / mit dem Weiblichen 
vnd ihrem Blue vermiſchet / der Werckmeiſter in der Bildung der Frucht / 
vnnd außarbeitet einen rechten vollkoͤmmlichen Menſchen. Dieſes alles 
Dievil⸗ magſtu auß andern natürlichen Dingen mehr ein Gleichnuß nemmen. 
en Was die Erde in allerley Gewaͤchſen oder Baͤumen iſt / das iſt in der Ems, 
der Gerurt / pfaͤngnuß die Gebaͤrmutter deß Weibes. Denn gleich wie der Kraͤuter Sa⸗ 
ice? men bedarff ein gut Erdreich / darinn derſelbe ernehret werde vnd erwachſe / 
nem Acer: alſo deß Menſchen Saame muß haben das Muͤtterlein deß Welbes / mel, 
werd. ches gleich mit groſſer Begierde den Saamen annimpt/ond durch die her, 
nachfolgende Feuchtigkeiten deß herzu flieſſenden Gebluͤts deß ſchwangern 

Weibes / die Frucht ernehret vnd groß erzeugt. Di 
Be Ausß dieſem iſt leicht zuſehen / wie wunderbarlich die Natur wircferin 
ten Bis der Empfaͤngnuß deß Weibes / vnnd auch in der Bildung deß Menſchen / 
m weicher darnach durch feine jnnerliche Krafft heimlich auffwaͤchſet / vnnd 
Muner · durch langſammes zunemmen eine vollkoͤmmliche Staͤrcke vberkoͤmpt. AL, 
or · ¶ hie were auch fleiſſiger nach zuforſchen / durch welche Krafft die Weibliche 
Natur ein Knaͤblein oder Maͤgdlein bildete / vnnd auß der Frucht machte / 
ſintemal der Vnterſcheid Maͤnnliches vnd Weibliches Geſchlechts in der 
Frucht / das iſt / warvon es ſey ein Maͤgdlein oder Knaͤblein mehr der Mut⸗ 
ter denn dem Vatter zuzumeſſen iſt / allein darvmb / daß das Weib re 
ate⸗ 





— — — — 





Von den Geheimnuſſen der Natur. 485 
Materlen zur Frucht gibt / als nemblich nicht allein einen weiblichen Saa⸗ 
men / ſondern auch viel Bluts / mit welchem die gantze Zeit vber weil ſie 
Schwanger iſt / die Frucht ernehret / vnd groͤſſer auffsenher in Mutterleibe. 
Denn wiewol der maͤnnliche Saame die kraͤfftigſte und aller wuͤrcklichſte 
Vrſach iſt der Frucht / ja als ein Werckmeiſter oder Werckzeug / dadurch die 
menſchliche Geſtalt vollbracht / jedoch der weibliche Saame / als dem auch 
die natuͤrliche Blume des Weibes zu Huͤlff kompt / gibt der Frucht mehr 
Marerien/alsder männliche Saame / darauß mit su thun des maͤnnlichen 
Saamens / ein rechte lebendige Frucht des Leibes gezeuget wird / vnd bie un, 
terſchiedtliche Geſtalt des Maͤgdleins oder Knaͤbleins entſtehet / von wel⸗ 
chem allem weiter im eylfften Capitel geſaget wird. 

Vnnd fan mie Gottes Hälffducchrechre Artzneykunſt etlichen Wei⸗ 
bern / daß ſie eher Soͤhnlein oder Töchterlein zeugen / geholffen werden, wel, 
ches hier zu lang iſt sun melden / Aber ich mir der That in meiner Artzney 
Practica erfahren habe. 


Das 1x. Kapitel, 
Don der wirnderbarlichen onnd vngehewren Geburt der 
Menfchen auch eine Erklärung der Mondenkinder ges 
nannt. 


Je Natur deß Menſchen vnd ſeine Geburtsglieder / wofern 
Si richtig / vnd feinen Mangel haben / bringen auff die Welt durch — 
die Geburt mas zierliches / vnd einen volltommenen Menſchen / oh Beburt. 
ne allen Mangel. Wo aber es entweder mit dieſen nicht richtig / oder die na⸗ 
tuͤrlichen beyden Saamen verderbet / oder nit recht vermiſchet / vnd durch DR 
einander gewuͤrcket / wie ſichs gehoͤret / alſo muͤſſen mancherley vngehewer Getur, 
vnd wunderbarliche Geburt folgen. 
Viel ſagen / daß dieſes auß deß Himmels Laͤufften / Eygenſchafft und 
Wuͤrckung der Geſtirn herkomme / etliche auch ſchlieſſen / daß es vmb vnſer Di eufite 
> i Is 


Suͤnde willen aefchehe. fachen der 
Welches alles/ob es wol wahr ift / jedoch fan niemande laͤugnen / daß entitigen 
eburt. 


ſolches mehrer theil herkomme entweder auß boͤſer Geſtalt deß Weibes Zicjnner, 


Muͤtterlein / oder auß einem boͤſen verderbten Saamen / oder auß vnge liche Vrſach 


ſchickligkeit der ehelichen Wercken. Denn gleich wie in dem Gießwerck / fo 0%, Zupar. 


entweder die Marerien nicht rein iſt / oder vngeſchickt / oder das Gefaͤß / dar, 
eyn gegoſſen wird / hoͤckerich / ſchaͤrtig / vnd zubrochen / nicht vollkoͤmmliche / 
fondern abſchewliche / ung: ſtalte Glieder vnnd Formen gegoſſen werden: 
Alſo / wo die Welblichen Geburtsglieder vntuͤchtig / das Muͤtterlein auff 
ypp Hi eine 


486 Das X. Buch deß ſechſten Theils / 
eine Seite ſich leget vnd vngeſchickt / oder die Materien darauß die Frucht 
gezeuget / das iſt / die Saamen / nicht woltemperieret / fo kan die Natur kein 


volltoͤmmliche Frucht ohne mangel zeugen / ſondern muß eytel Vngehewer 


an Tag bringen. 
Alſo die Niderlaͤndiſchen Welber / die ander See wohnen / dieweil fie 
Von der vñ / yor groſſem Vorwitz in den ehelichen Wercken nicht koͤnnen ſtille ſeyn / ſon⸗ 
en dern gantz vnruhig vnd rumoriſch ſich hin und wider werffen / fo bringen fig 
euchen mancherley vngehewre Geburt an Tag / vnd gebaͤren offt in Vurichtigkeit / 
er nicht allein eines ſchlechten Mondenkindes Gſtalt / das iſt / ein vnauß gear⸗ 
bisher heit Stuͤck Fleiſch / welches doch vor dem Stechen der Meſſer zucket / als em⸗ 
Die beſchrei,pfindlich: fondern nod) was grewlichers / welches da hupffet vnnd lebendig 
bung der iſt / als ein angefangene / vnnd doch vnvollkommene Frucht / fal ber Ge⸗ 
Moden Ralt / als wein ein Mahler ein Gemaͤhlde mit dem Pinfelabreifit/ vnnd 

nicht gantz vollbringet. 

Darsıı hilffe auch fehr/ daß die Kauffleute welche denn am meiſten an 
In der on den Oert rn find/ wenn ſie auß langer Verreyſung zu Lande angefchiffet/ 
dengeitdet vnd mit Freuden an heim kommen / jhr er Weiber alfo begierlich ſeyn / daß ſie 


Weibes iſt 


Sasch.uche das eheliche Werck alsbald mit jhnen ereibeny der Mondenzeit d.r Weiber | 


—— nicht geſchonet / in welcher doch wegen des weiblichen Blatgangs / dag che⸗ 
ſchaduch ice Werck ſchaͤdlichen iſt / denn der Saame fan nicht in des Weibes Muͤt⸗ 
terlein hafft en / vnnd mit der weiblichen Blum ver miſchet werden / darvmb 
folget / daß ent weder deß Weibes Saame wider herauß flieſſen muß / oder fo 
der ſchon was bleibet / doch nicht recht vermiſchet viel weniger recht anßge⸗ 
arbeitet wird. Vnd iſt hierin nicht allein ver Ehemaͤnner Vnteuſch heit / 
ſondern auch der Weiber Geitzigkett zuſchelten / daromb daß etliche Weiber 
ſich nicht maͤſſigen koͤnnen / daher tompts / daß die Krafft deß Weibes Muͤt⸗ 
—S terlein entweder gar beraubet wird der Hoffnung einer Frucht oder ſo ſie 
— ſchon was auß zuarbeiten anfaͤhet / eine vngehewre Geſtalt / dem Menſchen 
DBnritige gantz vnehnlich / zubereſtet. Vnterweilen nach drey Monaten entgehet den 
Ber Weibern einesufammen gerunnene vnd verſtopffte Maraien/onud kompt 
— haͤuffig ——— Kia Stuͤckweiß darvon / nicht anders / als wenn dem 
Beh Faß der Boden außgeſtoſſen were, | 
ie and 7 
Dasuhige  Gleicher Belate begegnet auch eine andere Varichtigkeit den eis 
hair bern / darinnen fie ſich mit groſſem Reiſſen vnd Angſt / nicht anders als Be 
diemandie baͤrende Frawen / einer Buͤrde den dritten oder vierdien Mon en enthre⸗ 
Mond chen / welche fie auch daher ein Mondentind nennen / daß ſie die Erspfäng, 
net. nuß von ber Mondenzeit rechnen. 
Menden. Yedochift zum rcken / daß dieſe Mondenfinder vnnd Gewaͤche in 
dentinder. Mutterleibe / welche mancherley Form vnd Gedalt geſehen werden / offt wie 
cin 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 487 
ein Ey mit dem Haͤutlein vberzogen / offt wie ein Kalbsgekroͤſe / rc. bißwei⸗ 
len laͤnger als Hier Monden bleiben bey den Weibern / ja wol etliche viel 
Jahr / darauß oenn Gefahr deß Lebens jhnen entſtehet / So finden ſich die 
Gewaͤchs auch bisweilen eins ober zwey zu gleich neben der andern rechten 
Geburt / wie offt erfahren.) 

Diefe falſche Geburt / oder vnrichtige Entpfaͤngnuß / geſchlhet den die Veſach 
Weibern bißweilen ohne maͤnnliches Zuthun / allein auß Eynbildung der der Vnrich⸗ 
Ehewercken / ſonderlich denen / die da ſehr jnnbruͤnſtig ſeyn / vnnd allzu getl HI. 
oder vorwißtg. Alſo wenn ſich zutraͤgt / daß auß vielen Gedancken an die 
Maͤnner / oder euſſerlichem Schertzen / alleine der Saame dem Weibe ent, 
gehet / vnnd mit jhrem ſelbſt eygenen Blur gerinnet in dem Gebaͤrmuͤtter⸗ 
lein / auch die gantze Krafft vnnd Vermoͤgen deß Muͤtterleins / ſampt aller 
nasürlichen Waͤrme auff die Außarbeitung der Materien angewandt wird / 
aber dieweil da mangelt der beſte Werckmeiſter / das iſt / der männliche Sa, 
me / bekompt die zuſammen geronnene Materien nimmer eins rechte Ge⸗ 
ſtalt der Frucht. 

( Dieſe Vrſach deß Gewaͤchs oder Mondenkindes wird zwar nicht gie Mon⸗ 
allein von Levino Lemnio, ſondern von mehr Gelehrten geſchrieben / aber dentinder 
die Erfahrung Ichrerein anders / diemeiiniemais ein Jungfraw oder sin en 
Welb / ohne maͤnnliches Zuthun vnd Saamen ein Mondenkind geboren: aufs 
Dazu ich / wegen dieſer Diſputation / ehrl che Eheweiber / ſo offe foiche Vn⸗ 
richt gkeit er itten / vand groſſen Kummer ſampt jhrem Ehemann darvber 
gerragen/wegen Erferſchung der rechten Vrſach / habe deß Ehemanns et⸗ 
liche Zeit ent halt en laſſen / vnnd gewartet / ob ſie auch ein Mondenkind als 
fo zeugen koͤndten / aber ſie find denn als ſicher geweſt von aller Vnrichtig⸗ 
keit / vnnd fo ſie ehelich wider beygelesen / wider die Vnrichtigkeit mit groſ⸗ 
ſem Schmertzen erlitten. Darvmb iſt gewiß / daß fein Gewaͤchs allein auß 
dem weiblichen Saamen vnnd jhrem Gebluͤt ohne Zuthun deß Mannes 
oder deß maͤnnlichen Saamens vermiſchet / zeſchehen / ſondern dieſe Mon⸗ 
dentinder werden auß Empfaͤngnuß gezeuget / darnach Mifgeburt/ entwe⸗ 
der darvmb / daß der maͤnnliche Saame / fo darzu kompt / vntuͤch ig iſt oder 
aber daß die Vermiſchung beyder Saamen vnvollkoͤmmlich / oder aber daß 
die Gebaͤrmutter deß Weibes / darein ſolch Empfaͤngnuß geſchehen / vnrein 
und vngeſundt / daß dis empfangene Saamen nicht zur rechten Krafft kom⸗ 
men koͤnnen.) 

Bißweilen werden dieſe Mondenkinder auch empfangen außcheil, Die ander 
chen Wercken / beydes deß Mannes und Weibes vnd jhe beyder Saamen / ner 
als nemblich / wenn der Mann im new en Monden / oder den v erdten Tag kinelrt. 
som newen Monden / oder werche Zus Die hatuͤrliche Blume def DZ 

bluͤts 


—59 


488 Das X. Buch deß fcchften Theils/ 
blürs den Welbern zu flieſſen pfleger / das cheliche Werck mir dem Weibe / 
vngeachtet daß die Natur denen zuwider iſt / vbet / vnd gleich als wider den 
Strom ſchwimmen will. Denn wie im Lateiniſchen Sprichwort wir ge⸗ 
Ichzer werden : Es iſt nicht gut gegen dem Mondenſchein das Maͤnnliche 
Glied zu entbloͤſſen / welchs allein von den ehelichen Wercken / zur Zeit deß 
Blutgangs der Weiber / der Monden genannt / verſtanden werden toll. 
Die dricte Vnd abermal die Mondenkinder genanur werden / darvmb / daß fie et, 
Ener nen onordentlichen Anfang haben / vnnd wider die Natur geboren ſind / da⸗ 
"Kmverein her kompts daß folche Leute / die alſo ent pfangen werden / gemeiniglich vn⸗ 
ee gluͤckſelg in al hhrem Vornemmen find. Denn wenn der Mann eheliche 
vnd Haaben Werck mit dem Weibe pfleget / in der Mondenzeit / fo muß das Gebluͤt def 
ner Weibes durch das Männliche Glied ins Muͤtterlein deß Weibeszurück 
denauh  Kerricben werden / vnd als mit einem Rigel verſtopffet. Wie denn iſt zuſehen 
ee inden Weinfaffen die außgehen / oder im Naſenbluten / daß wir ßzuropfe 
weitenges ; fenentweder mir eyngeſtackt en Tuͤchlein oder mir Zaͤpfflein / damit diß / was 
naunt. heraußfleuſſet / darinnen bleibe. Es iſt aber nicht aut / das heraußflteſſende 
Blut der Weiber in der Zeit ihrer Reinigung zu ſtopffen / darzu der mann, 
liche Saamen mit ſolchem Baflar vermiſchet / nicht em reine Frische gebaͤ⸗ 
ren kas / denn die materia iſt boͤß vnd vngeſchickt / darauß feine rechte zierli⸗ 
che Geſtalt folgen kan 
en Derhalben Moyſes recht / vnd auß Befehl Gottes / verbotten hat / daß 
den auß dem fein Mann ſein Weib in der Zeit ihrer Reinigung erkennen ſoll / denn es 
N fan nicht genug befchrieben werden / wie fehr die Männer veronreiniger 
in der Mon» werden / vnd groffen Schaden vnd Kranckheiten davon bekommen / welche 
a ſich zu den Weibern in ſolcher Zeit zu nahe halten / vnd die ehelichen Werck 
vben. Denn die Vnreinigung durch die Geburtsglie er / nimpt ſtellſchwei⸗ 
gend zu im gantzen Leibe / verderbet alles Gebluͤt deß Leibes / vnd bringet mie 
—— ſich den Außſatz vnd die Frantzoſen. Denn nicht anders wie ein groſſe 
taitı wenn Gifft / alſo verderbet die Blume deß Weibes alles was es anruͤhret. Dar⸗ 
a pimbift fein wunder / daß fo vtelyngehewre Geburt / vnd fofelgame abſchew⸗ 
hewre Ge⸗ liche Geſtalt deß Menſchen gefunden werden. Was dep Leibes Geſtalt an⸗ 
—— Sb gehet / jetzt lahme / jetzt krumme jetzt mir gu wenig Gliedern / jetzt mie zuvielen / 
jetzt mit allerley Gewaͤchſen. Was das Gemuͤthe aber: jetzt vnverſtaͤndige / 
jetzt vergeßliche / jetzt vnvernuͤnfftige / jttzt grobe rohe Leute ſintemal das nir⸗ 
gend anders herkompt / als auß vngebuͤrlichen vnnd vnzuͤchtigen Ehewer⸗ 
cken / oder daß auß boͤſem verderbten Saamen der Eltern den Kindern viel 
angeerbet wird. 
Die vnbe⸗ Nun woͤlle ein ijeder bedencken / wie gar vnrecht die Eltern ihren Kit, 
me dern ſind / die da jhnen ſolche innerlich, Mängel mutwillig ufuͤgen als 


ſonder 








Don den Geheimnuſſen der Natur. 489 
werc find 


ſonderlich die thun / welche am newen Monden / oder in jhrer Mondenzeit / gerad aner 
nicht Abſchew tragen / mit den Weibern zu ſchaffen zuhaben / vnd den Ehe. aa 
lichen Wercken obzuligen. Denn was richten fie mehrauß/denndaßihre Serena 
Kinder alfogeborenvaller guten Gaaben der Natur beraubet werden / denn Frucht. 
dieſelben ſind zu keinem Ampt / zu keinem Dienſt / zu keinen groſſen Sachen 
tuͤchtig / vnd fo fie ſich ſchon was vnterſtehen / ſo gehet es doch ihnen nit fort / 

vnd haben kein Gluͤck darzu / denn ſie ſind verderbter Natur / vnd geringes 
Vermoͤgens in allen Dingen / nicht aber auß jhrer eygen / ſondern der El⸗ 

tern Schuldt / welche freventlich wider die Natur vnnd alle Erbarkeit die 

Frucht zu zeugen ſich vnterfangen. (Gleich wie die Eltern / zuverhuͤten 

der Kinder Schaden / nicht in der Mondenzeit beyligenſollen / oder die eheli⸗ 

chen Werck vnordentlich brauchen : Alſo iſt auch von noͤthen / daß ſie alle 

andere Hindernuß der Natur durch gelehrter Leute Rath abſchaffen.) 

Denn auß der Vrſachen entweder denſelben Euren viel mangelt / oder — 
aber alles weniger und verderbter haben / als andere. In deß Gemuͤths Ga, der Leute 
ben leyden figanch viel Schaden / denn fie find gangaller Freundligkeit und Kann > 
menfchlicher Are beraubet / vnverſtaͤndig / ſtarrende Koͤpff / vngelehrig / in ſeyn. 
Summa / mit guter Schr/fcharffen Sinnen / oder Geſchwindigkeit der Ge⸗ 
dancken andern nicht gleich. 

Ein Weib ander Ser/harvor Zeiten meines Raths gepfleget / welche / Ein un 
dieweil fie entpfangen von einem Schiffmann /alsbald er ober weite Landt Sikoria 
anheim fommen’befompt fie einen deib alfo groß vnnd vnmaͤſſig / daß and) — 
dieſelbige Groͤſſe das Weib nicht gedachte die laͤnge zugetragen. Als aber“ 
nad) neun Monden / oder drey viertheil Jahr / die Zeit der Geburt herzu na⸗ 
her vnnd ſie die Wehemuͤtter zu ſich fordern laͤſt / bringet ſie in dem erſten 
Kreiſten mit ſchwerer groſſer Arbeit von ſich ein groß ſtuͤck Fleiſch / welchs 
ich achte / daß es nach der rechten Entpfaͤngnuß der Frucht ſonderlich ent⸗ 
pfangen vnnd gebildet ſey worden, An dieſem ſtuͤck Fleiſch ſind zwo lange 
Henckel auff beyden Seiten / wie ein Arm lang angewachſen geweſt / vnnd 
har gehuͤpffet / daß es geſchen / wie es lebete. Nach dieſem iſt eine wundere vn⸗ 
gehewre Geburt von dem Weibe kommen / mit einem trummen Schnabel / 
mit einem langen runden Halſe / mit brennenden Augen / mit einem ſpitzen 
Schwantz / mit ſehr geſchwinden Fuͤſſen / vnd alsbald es die Welt beſchau⸗ 
wet hat es alle Gemach mir Geſchrey erfuͤllet / hin und wider gelauffen / vnd 

loͤcher geſucht / endlichen erwiſchen es die Weiber / vnd erſtecken es mir dem 
Küffen. Demnach aber ſolch Vngehewre / wie ein Jegel / mit ſaugen vnnd 
martern / dem Kind / als der rechten Frucht / alles Blut genommen / alſo hat 
das Weib auff die letzte vnnd zum dritten mal / mit groſſer Gefahr jhres Le⸗ 
bens / in der hoͤchſten Angf / in Kindlein / welchs ein Knaͤblein / jedoch gar 
gg geringe 





490 Das X. Buch dep fechften Theils/ 
geringe und abgenommen geweſt / an die Welt gebracht / alſo / daß man das 
Kindlein kaum zur Tauff gebracht / ehe es geſtorben. Diß Weib / als es kaum 
erhalten / vnd nachmals ein Ordnung von mir / wie fie ſich erquicken moͤch⸗ 
te / vnd Artzney / damit ſie jhr Leben erhielte / vnnd wider ſtaͤrckte / begeret / har 
fie mir getrewlich bekandt / was für Beſchwernuß und Marter fie gelitten 

abe. 

Diß vnd dergleichen Exempel ſollen vns lehren / daß / wenn wir eheliche 
Werck mir den Weibern vben / dieſelbe mit Beſcheidenhelt / vnnd zu ſeiner 
Zeit / vollbringen / damit nicht merckliche Schaden darauß ent ſtehen / vnnd 
Von dem Der Natur gewalt geſchehe. Vnd ſollen ic) ſchaͤmen allhie etlicheruhmre⸗ 
Mißbrauch dige Maͤnner / die da meynen / daß fie ale Vnzucht ertragen koͤnnen / vnd kei⸗ 
DEN neweiſe oder maß in dieſer Wouluſt halt en / darvmb den ehlichen Wercken 
allem Scha⸗ obligen wenns jhnen geluͤſt / ſie ſeyn truncken oder nuͤchtern / es ſey Tag oder 
Ben Nacht / es fen zur rechren oder zur vnrecht en Zeit. Vber dis fie ih auch ruͤh⸗ 
men doͤrffen / daß fie ſich nicht erſaͤttigen koͤnnen noch erſaͤttigen laſſen / vnd 
ſolches vlelfaͤltig mal nach einander außſtehen / welche vnverſchaͤmpte Eſel 
zwar nicht wiſſen / wie ſie die Geburtsglieder gebrauchen ſollen / oder warzu 
fie nuͤtze ſeyn / als die ſie nicht zu zeugen einer Frucht / vnnd zu Mehrung deß 
menſchlichen Geſchlechts / ſondern zur Vnzucht anwenden / vnnd eine ver⸗ 
gebliche vnfrucht bare Wolluſt darauß machen / Aber dieſe werden endtlich 
vmb ſolche Geylh it wol geſtraffet / wenn ſie im Alter ſehen vnnd fuͤhlen 
muͤſſen in jhren Gliedern / Haͤnden vnd Fuͤſſen / die Gicht vnnd alle Ver⸗ 


laͤhmnuß. 
Das x 11. Capitel. 
Waſerley Weiſe ond Wege einer ein Knaͤblein oder Maͤgd⸗ 


lein / welches ex will/ zeugen koͤnne / mit angehengter Schr/ 
von der Geburt / Zwiedoͤrnen. 


Kinder zeu⸗ Fruchtbarkeit das Seſchlecht wechſein / vnd lieber ein Sohn haben / 
en oder verlangen hat ein Mägdlein zu seugen/der fol vor allen dingen 
Gors  willen/daß hierinnen Gottes Segen vnd Gnade vornemblich zu erwarten 
ſey / in welchs Macht alles ſtehet. | 

feuchtbazteie Denn es fan auch bißweilen gefchehen / daß erliche Seure / wenn ſchon 
raffe die natuͤrliche Krafft vorhanden / vnnd alle Geburtsglieder wolgeſtalt oder 
tichententen geſund / jedoch vnfruchtbar ſeyn / vnnd feine Kinder gebaͤren mögen/ wel⸗ 
cn er ches Gott der HErr durch den Propheren Dieam hefftig dramer denen/die 
geſchickt fie. wider fing Eynſatzung mir Hurerey fi vervnreinigen / oder anderswo / deñ 


bey 


ee Kin da gerne will fruchtbar feyn / oder auch zur Zeitder 





SW 





Non den Geheimnuſſen der Natur. 451 ° 


bey jm / die Frucht barkeit zuer langen / ſuchen. Denn alfo fpricht er: Darvmb von Natur 
daß fie geganacn find zu BelPeor / vnd gelobten ſich dem ſchaͤndlichen Ab. ue 
gott / vnd worden ja ſo grew ich als jhre Buhlen / darvmb muß jhre Herrlig/ mögen. 
keit wie ein Vogel wigfliegen / daß fie weder gebaͤren / noch fragen / noch vn, 
ſchwanger werden follen. Dnfruchtbare deibe/ond verfiegene Bruͤſte will 
ich ihnen geben / jh e Wurtzel foll verdorzen/ond feine Frucht mehr bringen 
koͤnnen / vnnd ob fiegebären wuͤrden / will ich doch die liche Frucht jhres Seh» 
bestödeen. Dieſes alles lehret vns / wie nichts ohne Gottes Segen einen 
Fortgang haben/ oder gluͤckfelig ſeyn kan. Dergleichen auch Gott durch den 
Propheten Ezechiel den aberglaͤubiſchen Weibern predigen laͤſt / die dem 
Abgott Adonidi, einem Buhler Veneris dieneten / denn derſelbige iſt von 
einem wilden Schwein in der Schoß zuriſſen worden / vnd nach dem man 
jm eine Saͤule auffgerichtet / haben die Weiber jn für einen Abgott geehret. 
(Dergleichen find heutiges Tages alle die / ſo vnbedaͤchtig auff jhre ge, Vnfrucht⸗ 
ſunde und ſtarcke Matur trotzen / was darvber verwetten duͤrffen / auch dat, barteit tome 
auff verkauffen / daß ſie gewiß Rinder haben woͤllen / wenn fie in den Ehe, Rs 
ſtand kommen / aber nachmals diß gemeiniglich anders finden in der That. 
Solche Exempel hab ich nicht allein viel bey vnſern Zeiten gehoͤret / die da 
gar keine Kinder gehabt / wie gewiß ſie ſich geruͤhmet / ehe ſie in den Ehſtand 
„aerretren / ſondern auch zwey junge geſunde Eheleute gekandt / die mir jhr 
Betruͤbnuß / wegen der Vnfruchtbarkeit / geklaget / vnd Rath gefraget / aber 
da ich feinen natuͤrlichen mangel gefunden / vnnd fie allein auffSortes Se⸗ 
gen zuwarten geweiſet / haben dieſelben mir endlich bekandt / daß ſie ſelbſt 
ſich beſorgten / ſie haͤtten ſich an Gott mir jhren eygenen Kraͤfften und ge⸗ 
ſunden ſtarckenLeibe verſuͤndiget. Denn der Mann vor der Hochzeit einen 
Ring vom Finger / vnd die Kuhe auß dem Stalle darauff verkaufft / daß es 
ihm zezahlt wuͤrde / wenn er mir dem Welbe das erſte Rind zeugete / aber diß 
hat Fehl geſchlagen / vnd was die Vnfrucht barkeit bey ihnen damals biß in 
das zwoͤlffte Jahr / auch beyder Todt.) es 
Aber wenn wir zuvor mit Bott vns verſoͤhnet / vnnd er die Wuͤrckung Aıkarme 
oder Ort nung der Natur nicht hindert  alsdenn find ordentliche Mittel Raͤthe vnd 
nicht auf zuſchlagen / ſondern der Schwachheit der Natur fol Huͤlffe und yakın 
allen Gebrechen Rath gefischt werden. Vnd das deſto mehr / wenn auf der, Fruchtbar- 
borgenen o\er natürlichen Vrſachen jemand der Kinder beraubet / vnd dic krumm 
ehelichen Werck onfräfftigangewender. GondieNa 
Nun find viel Ding diesum Ehewerck / ſo es recht vollbracht / vnd frucht, en 
barlich angewender werden ſoll / natürlicher weife gehören / als nemblich/ Segen dar; 
Eins in gute Art vnd gefunde Complexion der fruchebaren Feuchtigkeit #39" 
deß Saamens in Mann und Weih / der nit allein von allen dreyen fuͤrnem⸗ 


a N ſten 





ER — * ei 


492 - Das X. Buch deß fechften Theils / 

ſten Glieder deß Leibes / als nemblich/ Haͤupt / Herk und der Leber / als von 
den dreyen Brunnen vnnd Quellen / Sinnen / Muth vnd Blut / ſondern 
auch vom gantzen Leibe herfleuſt. Das ander ein gute Art und geſunde Com⸗ 
plexton der natuͤrlichen Blum deß Weibes / welchs die meiſte Materia vnd 
Nahrung der Frucht iſt / welche geboren werden ſoll. Das dritte / oie Ge⸗ 
ſchickligkeit vnd geſunde Natur aller Geburtsglteder der männlichen vnd 
weiblichen / welcher Geburtsglieder nicht allein viel ſind / ſondern auch de⸗ 
rer eins zwoͤlfferley weiß vnzeſund vnd zur Frucht barkeit vntuͤglich warden 
kan. Das vierdte iſt das Vermoͤgen der Kraͤffte im gantzen Leibe / vnnd fuͤr⸗ 
nemblich der natuͤrlichen Rräffien deß Sebaͤrens / welchs ob es wol nicht al⸗ 
lezeit gleich ſeyn kan / doch dieſe Zeit deß rechten Ehewerckes auffs wenigite 
in den natürlichen Kraͤfften deß Gebaͤrens erfordert. Das fauͤnffte / iſt ein 
guter lebl.cher Athem / ſo vom Hertzen durch die Lufftadern in die Geburts⸗ 
glieder / wie ein lebendiger Wind kompt / dadurch die natuͤrliche Krafft deß 
Gebaͤrens geſtaͤrcket / alle Materien / als Saamen / Bu vnnd alle Glieder 
auffgebracht. Das 6. iſt die Sinnligkeit / fobeyder Eheleute mit all jhren 
Sinnen vnnd Gedancken zur Zeit deß Ehewercks allein auff diß eheliche 
Werck / vnd nichts frembdes / gerichtet ſeyn ſoll Vnd iſt diß keine Suͤnde / 
ſondern Gott wol gefaͤllig / wenn es mit Betrachtung ſeiner heiligen Ord⸗ 
nung vnnd Danckſagung geſchicht / daß er aifo das menſchliche Geſchlecht 
sang weißlich erhaͤlt vnd gantz guͤtiglich in Chriſtliche Gemein / die jn ſtets 
lobet / ehret on? preifer/jhm ſamble. Denn die Geburtsglieder alle ſampt gar 
nicht / oder nicht recht beweget werden moͤgen / es ſey den dz die ſtareke Sinn 
vnd Gedancken deß Behirns / wie mir einem ploͤtzen eynfallen⸗ enLiecht / die⸗ 
ſelben erwecken. Das 7, ſo noch mehr darzu kommen muß / iſt die jnnbruͤn⸗ 
ſtige Luſt und Begierdte deß ehelichen Wercks / weſche gleich wie auſſer dem 
Eheſtande / ja auch im Eheſtande zu der zeit / wenn wir Gott etwas Chriſtli⸗ 
ches gelobet / wie die H.Schrifft lehret / verbotten wird / alſo iſt fie den Ehe, 
leuten zu rechter Zeit nie allein zugelaſſen / ſondern auch / als das zur ſchuldi⸗ 
gen Pflicht der Eheleute gehörig / ernſtlich gebotten. Denn wo dieſe Luſt 
vnd Begierde nicht zu den andern kompt / vnd der Eheleute eins oder beyde 
gar su ſtoͤrriſch vnd vihiſch / auff vnd davon / iſts oder geſchicht meiſtent heils 
vnfrucht bar / wir die Erfahrung in ſolchen Eheleuten offt erweiſet. Die in, 
bruͤnſtige Luſt aber iſt allezeit groͤſſer wenn dieſe Ehewercke felfen vnd su be⸗ 
quemer zeit beyder Eheleute gebrauchet. Darnach wenn ji: Gottes Befehl 
betrachten daß fie diß Ehewerck nicht zu Vorwitz deß Fleiſches / ſondern zu 
vielfaͤ tigem Nutz dem menſchlichen Geſchlecht on» der Chriſtlichen Kir⸗ 
chen in Gottes Forcht oben follen. Letzlich / wenn fie auch ober der groſſen 
Weißheit vnnd Guͤtigkeit Gottes dep Allmaͤchtigen Schoͤpffers ſich ver, 

wundern / 


* 


— 


—— 
— 








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Von den Seheimnuffender Natur. 493 


wun dern / daß er diß wunde bare Werck deß Bebärens alfo wunderbarlich 


geſchaffen / vnd ein F leiſch in zweyen Deen fchen heimlich verborgener weiſe 
geordnet / vnnd keinen andern Wercken oder Thaten des gantzen Leibes fol, 
che Liebligkeit vnd Freude zuge han / davon Vrſach nemmen / nicht allein 
Gott zu dancken / ſondern mit einander beyde Eheleute ſich zu vnterreden / 
ſchertzen vnnd freundlich zu erzeigen. Dagegen aber als ein ſchaͤdlich vnnd 
groſſe Suͤnde / wie es denn die Schrifft nennet / haſſen vnd vermeyden das 


vnzůchtige Weſen vieler Bermiſchung auſſer der Ehe / vnd daß wider Got⸗ 


tes Zebort / mehr als jhr zwey cin Fleiſch ſeyn wollen. Vnd weilder Teuffel / 
die Welt vnd vnſer verderbtes Flerfch / der Gott wolgefaͤlligen jnnbruͤnſti⸗ 
gen Lieb vnd Begierde jm merdar widerſtrebet / vnnd su boͤſer Luſt die Mens 
ſchen / vnd auch Eheleute viel ehe reitzet / iſts wol loͤblich / daß / wie etwann 
erfahren / vnd billich vberal ſeyn ſolte / Eheleute zuvor / ehe ſie ſich zu dieſen 
Ehewercken ſchicken / Sott embſig bitten / daß er ſie nach ſeiner Eynſatzung 
diß anfahen vnnd vollbr ngen laſſen woͤlle / mir feiner Krafft vnnd feinem 
Wort jnen beyſtehen / daß alles in jren Gedancken / Sinnen / Reden / Muh 
vnnd Wercken nach ſeinem Willen gefchehe /fo wol auch nach eim jeden 
Ehewerck Gott dem HErrn danckſagen. 

Welchem aber der eins mangelt / oder aber dieſe Ding allein allzu we⸗ en 
nig vnnd su vnkraͤfftig gegeben find / der foll allen Fleiß anwenden / damit beväriren, 
diefer Mangel Chriftlicher und ehrlicher Weiſe (denn alles Hleifchliches Se ae 
ben / ohn Gottes Forcht vnnd Erbarfeit / wir der Straffe Borresanheim gar. 
ſtellen) durch Huͤlff Gottes vnd natuͤrliche Mettel erſtattet / vnnd die baw⸗ 


faͤlligen Kraͤffte geſtuͤtzet oder geſtaͤrcket werden. 


Denn gleich wie die boͤſe vnfruchtbare Aecker durch Hleiffigen Ackerbaw Wie die 
gut gemacht werden koͤnnen / vnd die vofruchtbaren Baͤume oder verdorre, Kuna 
sen Kraͤuter offt wider ſchoͤn auffwachſen vnd Frucht tragen / wenn jr fleiſ, Varne er⸗ 
fig gewartet: Alſo kan die Löbliche Kunſt der Artzney bey den verderbt· n Ge end 
burtsgliedern viel Nutz ſchaffen / vnd Verbeſſerung anwenden / ja die natuͤr bart-icnchs 
lichen Mängel durch vielfältigen Fleiß aͤndern / vnd wie einen böfen Acker, kenkan. 
wider fruchtbar machen: Alſo bringet ein Artzt wider zu Kraͤfften die ver⸗ 
loſchene natuͤrliche Waͤrme / vernewert die verzehrten leblichen ſubtile Gei⸗ 
ſter / andert die boͤſe Erkaͤltung vnd Truckenheit der Geburtsglieder / ja be, 
fleiſſeget alles zuverhuͤten / was die Frucht barkeit der Eheleute hindern / vnd 
die Hoffnung der nachkommenden Frucht benemmen kan. 

Vnd dieweil durch gute Ordnung in Spe ß vnd Tranck vielen Gebre PH 
ben dep Labes gerathen wird/der Letb beffere Starcke bekompt / ſo follen die — —— 
ſelbigen Leute dieſer Speiſe genieſſen / dardurch ſie fruchtbar / vnnd zu den ——— 
Ehewercken deſto geſchickter werden. Vnter allen aber / die da die Ehewerck noden. 


49q iij foͤrdern / 





"494 Das X. Buch deß ſechſten Theile) 
foͤrdern / vnd viel natuͤrlichen Saamen dem Leibe geben, find die geſunden 
Speiſe / die da viel vnd gut Gebluͤt machen / vnnd dem Leibe aute Nahrung 
geben / welche warmer vnd feuchter Marc ſeyn müffen, Denn wie Galenus 
enger / fo wird die Natur def Saamens zuberetset auß dem beften unnd 
ſchoͤnſten Gebluͤte deß Menfchen / das vber alle Nahrungdeß Seibes vbrig 
bleibet / vnd ſehr jnnbruͤnſtig iſt. Jedoch find die Stuͤck zweherley / die su för, 
— und dern die ehelichen Werck dienen / Etliche / vnd dieſe des mehren theils / Spei⸗ 
a ſe / die da viel natuͤrliches Saamens machen, vnd su mehren denfelbigen al, 
gefördern. Leine dienen/ Etliche / die da eine Krafft haben zur Luſt vnd Begierdte zurei⸗ 

tzen / vnd den Saamen fort zutreiben dienen. 
e — Die Speiſe und Tranck / die da viel gutes natuͤrlichen Saamens ma, 
gutes Saa⸗chen / ſind / Eyer / Phaſanen / Ellriſſen / Kreſſen / Fincken / Lerchen / Sper⸗ 
—— ling / Rebhuͤner / Kappaunen / junge Huͤner / Mandeln / Zirbelnuͤßlein / Ro⸗ 
Männern, a herzliche Wein/fonderlich fülle Wein ond Mu⸗ 
carelier. 
- Columela Die abersur duſt vnd Begierdte reitzen / ſind dieſe / Standhart / Bra, 
bone chendiſtel / Kreß / Paſtinacken / Artiſchocken / Zwippeln / Rüben, Steckruͤ⸗ 
ben / Spargen / eyngemachter Ingwer / Galgan / Calmuß / Feldzwippeln / 
Meerſchnecken / vnd Senff har ſonderliche Krafft / ſo die faulen Männer 
hitzig macht. Dieſe Stuͤck / vnd noch andere mehr / ſo ein ſchaͤrffe mit haben / 
Saltz vñ dergleichen / reitzen den Menſchẽ zur Luſt / vñ machen jn begierlich. 
Denn gleich wie wenn einer auß einer Buͤchſen einen ſchuß thun will / 
erſtlich muß darauff bedacht ſeyn / daß die Buͤchſe mit Pulver vnd Kugeln 
wol geladen werde / darnach daß ſubtil Zuͤndypulver vnd Fewerſtein dazu ge, 
than werden / dardurch die geladene Materien angezuͤndet / vñ das Geſchoß 
mit gewalt fortgetrieben werde: Alſo muͤſſen in den ehelichen Wercken vor⸗ 
auß zwey Ding zuſammen kommen / Eines / daß der natürliche Saame in 
ziemlicher maͤnge zuvor geſamblet werde / Dos ander / daß ein jnnbruͤnſtiger 
Athem vnnd Geiſt in begierlicher Anreitzůng darzu komme / dadurch der 
Saame gereitzet / Denn wo dieſer eins mangelt / ſo iſt das Ehewerck vorgeb⸗ 
lich / vnd wo wir diß nicht achten / mißbrauchen wir die Ehewerck / vnd ver⸗ 
vrſachen vns ſelbſt die Vnfruchtbarkeit. Wie denn etliche jhren vnfrucht⸗ 
baren Maͤnnern wiſſen vorzuwerffen / ſie koͤnnen viel Donnerns ſich hören 
laſſen / aber es folget wenig Regens nach Del Wetter / dieweil fie nicht jhre 
gebaͤrhaffte Mutter mit einem fruchtbaren Saamen beſprengen vnnd be⸗ 
feuchten koͤnnen. Denn es find etliche Maͤnner / die da auffgeblaſene Adern 
vnd Geburtsglieder / dadurch fie viel vnd offt zum ehelichen Werck gereitzet / 
haben / aber doch ſonſt mangelhafftig. 
Wie ſich die Daromb ſo die Ehemaͤnner den Weibern woͤllen su willen ſeyn / vnd — 
wo 


Der Vnter⸗ 
ſcheid d 





i Von den Geheimnuſſen der Natur, 485 


wol vmb ſie verdienen / follen fie fich mit gurer bedachter Arbeit oncerfan, Mötnetse 
gen / vnd als auff bequemer Zeit ſich gelieben laſſen / denn fonft werden fig pen IBer- 
die Ehewerck nicht nach der Ordnung / von Gore ſelbſt eyngeſetzt / zu Ber, Ca en, 
mehrung deß menfchlichen Geſchleches / brauchen / auch ihre Eheweiber diafno. 
ihnen ſelbſt widerwertig und ongehorfam machen, Ki7 

Es were auch vielvonallensugehörigen Sachen mehr zu lehren / aber 
dieweil diß fonderliche Bücher gebe onnd ntemande ohn Nach deß Artztes 
guugfam veritehen fan / fo mögen verftändige Eheleute getrewen Aertzten 
fich vertrawen / vnd bey ihnen mehr beichenen. 

DBnd wenn fie ſchon genug ſich darzu gefchickt haben/fo muß man auch Von der 
der Belegenheit wahrnemmen / damit diß eheliche Werck nicht vmb fonfl paceng Bes 
ſey / ſondern mag fruchtbarlichs außrichte. Die befte Zeit aber find die nech fen Zeit der 
ſten Tage nach geſchehener Reinigung deß Weibes / oder aufgegangener Gtdn 
Mondenzeit / Denn der Blutgang an den Tagen jhrer Mondenzeit / macht 
daß die beyde Saamen / maͤnnliche vnd weibliche / nicht recht vermiſchet / 
vnd durch einander gewuͤrcket werden koͤnnen / darzu daß die Gebaͤrmutter 
deß Weibes zur Empfaͤngnuß gar vngeſchickt ſey. Aber nach der Monden, Bon der 
zeit vnnd Reinigung der Gebaͤrmutter its am beſten / daß die Ehemaͤnner ig 
mit den Weibern deß ehelichen Wercks pflegen / vnd mit Luſt vnd Begirdg Werts. 
gebrauchen/jedoch ohn vnordensliche Ösberde und allzu ſtarcke Bewegung. 

Nach dem eheitchen Benfchlaffen vnd Empf aͤngnuß / ſoll das Weib fein Zuge 
leiſe vnd ſtille ſich auff die rechte ſeitẽ legen / vnd je nidriger mie dem Haͤupt / teihtein 
oder je höher mir dem Leib / je beſſer / vñ alſo darauff eynſchlaffen. Den durch iger 
dieſe weiſe begeben fich beyse vermifchte Saamen mehr in die rechte Seiten fönnen, 
der Gebaͤrmutter / vnd wirdein Rnäblein gezeuget. Band hilffe zu diefem 5. Sure 
auch fehr die Zeit deß Jahrs / die Landtart / das Alter / die hitz ge Speifevda, Geberdeden 
zu der Sommer / es ſey denn daß er gar zu heiß were / vnd den Menſchen gar u 
zu vngeſchickt zu den ehelichen Werfen machte /ſonſt iſt er nicht die gering, Empfängs 
ſte Vrſach / daß mehr ein Knaͤblein entpfangen oder geboren werde / dar, ""F 
vmb dagder Same vnd dienarürliche Blume deß MWeibesveine hitzige Na⸗ 
tur von der eufferlichen Lufft befommen. Aifo die warmen Sande / das er⸗ 
wachſene ond volllommene Alter / die Complexion derrauchen vnd härigen 
Leibe / mehr geſchickt ſeyn ein Knaͤblein zu seugen vnd etwas hierzu helffen. 

Weiter find viel Ding mehr die auß jnnerlicher vnd heimlicher Krafft ea 
ſolchts außrichten/als Bingelkraut / weiches zveyerley iſt / eins en Männ — —— 
lein / das ander ein Fraͤwlein / iſt ſehr kraͤfftig nach feiner art ein aleich waͤſſig — 2 

Geſchlecht der Frucht def Leibes zuzeugen daß wenn man das Bingelkraut 
daß Männlein kochet / vnd dem Weib davon zutrincken gibt / die erſten vier 


Tage nach der Reinigung / daſſclbe Weib sin Knaͤblein entpfaͤhet eñ traͤgt. 
| | —V — Wo 


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496 er es Tage dert 
2 9— J——— —*2* trage vnd gebaͤre / ſonder⸗ 
eib eynge m Weib ehelichen beyfchlaf, 
N a = ae —— auß Vrſachen / daß 
vnd da ——— baͤrmutter erwaͤrmet 
nlein die rechte Seiten der Gebaͤr 
———— blein / die lincke. Senn wenn die 
ndram get / das Bingelkraut das Welblet en 
tale Feuchrigfei der Gebaͤrmutter N vnd benommen wird, ſo iſt 
ickter. 
a 66 
* oͤnnen / Alſo wenn 
EEE er re ner nu enger > dam 
de6 Weibes die Gebaͤrmutter dep‘ —— iu mhovnt wird 
en iſt/ ſo werden die männliche on weibliche Saamen gantz 
durch vbrige iſt / ſo wer € Mutter/ zu zeugen eine Frucht / gehindert. 
eutte Seuche die Krafft oder Wuͤrckung der Miu Hhfel / Salbey/ Mufeatennüß/ 
igteite \ Dergleichen Wuͤrckung haben auch Seyſe en 
) rley / weiſſer Diptan / 
den / Zitwer / Paradießholtz / Meter / Scha — if 
Busebe: — Meiſterwurtzel Safft / vnnd andere dergleichen vie 
— Zebaͤrmutter / ſondern auch Ihre 
pen. Mehr / die da nicht alleine die Blaſtung der Gebaͤr un dBeibeerır 
feuchte Mus : ia fie machen den gantzen Leib deß 
recht Vervnreinigung benemmen / 
—— anders / als einen verwuͤſten Acker / gar von newes zu der Entpfaͤngnußs 
ſchickt vnd fruchtbar. Krafft zur Fruchtbar⸗ 
Te een 
eungder Eeitdienflich feyn ſich beſſer ſchlieſſen 
Muner von ie fie nicht ſtets offen bleibe fondern | 
der Zam ter vertreiben / damit fie n ec beffer haften 
2 s weiblicher / deſto be 
re moͤge / vnd beyde Saamen / maͤnnlicher vnn —— 
er Eroͤff ⸗ X Iffenbein gefchaber sein wolr 
nun fönne Wiefer Art find Ban Ben frembde Send inder Aporeef 
versife NAH /Sıyrax Calamira , Hiefehhorn Myrthi, Cypreffennüß/ ey, 
Dinger Sumach — — rote Roſen / 
nur Brunıe, rauch vnd feine Rinden / Naͤg leit etiche innerlich gebraucht / die 
zur Frucht iche aufwendig auffaefeger/eriiche inner sch gebra 
— 6 in die fchlipfferigeoder offene Baͤrmut⸗ 
 Bärmucter färcken/ond nicht allein die fchlipfferigeoder. machen 
den Wei⸗ ji Mebe⸗ Außtrockung ſchlieſſen / ſondern en ri 
bern, der deß Wehee / durch Vnd dieweil die Weiber 
ſie den natuͤrlichen Saamen beſſer behalten kan. Un 
—— iefem gebrechen vnd auffſtetgen dar Mur. 
im Nirerlandt gemeintglich mir diefem geb — 
ter beladen ſeyn / ſo muͤſſen ſie der Argney offt en — man ſie bey⸗ 
die Geburtsglieder allzu ſehr außgetrocknet vnd verſtarret / 
Wie die Ge urt 16 BR chter behalten. 
nt de mit Artzney vnd Speiſe ein a ihres Cheflandesmir Nutz vnnd 
2 Derhalbenich ee den Gaaben + Kinder sugengen/ nit 
Zauhm gebrauchen woͤllen / vnd ſich an en Sa: lidsen Benfchlaffens nie 
tönnın,  felbfl hindern / will ermahnet haben / daß ſie deß che Ks. 


— 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 497 


fle‘8/ fondern inerlicher Zeit onterwerlens gebrauchen / denn daß mans öff- 

ter braucher/als es nuͤtz vnd gut iſt / vnnd auch weniger / als die Noth erfor⸗ 

dert iſt bey des ſchaͤdlich / vnd macht vnfruchtbare Leute. Denn offters die 

ehelichen Werck treiben / verzehret alle natuͤrliche Kraͤffte / Hinwider ſich 

laͤnger davon enthalten / vnnd deß ehelichen Beyſchlaffens mehr entwoh⸗ 

nen / denn es gut iſt / macht einen vnkraͤfftigen boͤſen Saamen / vnnd macht 

auch vnfruchtbar. Zum ſech⸗ 
Die Gelegenheit ſoll auch in acht gehabt werden / vnd die bequeme Zeit fen pure 

gu zeugen ein folche Frucht / als du gerne wolteſt. Avicennader fürnembfte —— 

auß den alten Lehrern beſchreibet fein die Zeit / zu zeugen eine Frucht nach geicder Zeie 

jeder Art vnd Geſchlecht / da er alſo ſpricht: Wenn die Reinigung deß Wei⸗ nr 

bes geſchehen iſt / vnd die Mondenzeit vorvber/ welchs gemeiniglicham fünffs tin Knabe’ 

ten oder ſiebenden Tage geſchicht / als denn wenn der Mann mit dem Wei⸗ —— 

bechelichen zuſchaffen hat / vnnd das Weib empfaͤhet / von dem erſten Tage 

an nach dem Ende der Reinigung / biß auff den fuͤnfften / wird ein Knaͤblein 

gezeuget / vom fuͤnfften aber biß auff den achten / ein Maͤgdlein / vom achten 

biß auff den zwoͤlfften / wider ein Knaͤblein / von dem zwoͤlfften biß zur Zeit 

der Reinigung / ein Zwiedorn. 

Dieſer natuͤrlichen Wuͤrckung thut er keine Vrſach anzeigen / aber man — 
kans dennoch auß gutem nachdencken leichtlich verſtehen. Denndicerfien qung der 
Tage nach der Reinigung / dieweil die Gebaͤrmutter deß Weibes aller Vn⸗ pe | 
reintgfeir entlediget / ſo har fie auch mehr Waͤrme / dardurch den die amp · 
gene Saamen mehr zu deß Knaͤbleins Natur geſchickt werden. Darzu / die⸗ 
weil durch die Krafft der Leber vñ Nieren / darauß dieſelben erſten Tage das 
Blue vom Weibe in die Gebaͤhrmutter / zu Ernehrung der Frucht deß dei, 
bes / fleuſſet / nach der rechten Seiten der Baͤrmutter die Saamen gezogen 
werden / muß noch vielmehr ein Knaͤblein die erſten Tage nach der Neinis 
gung empfangen werden / denn die Glieder der lincken Seiten / als die kalter 
Natur ſind / vnd weniger Blut haben / koͤnnen die erſten Tage nach der Reis 
nigung alsbald nicht jhr Blut der Gebaͤhrmutter deß Weibes zu Nahrung 
der Frucht / zukommen laſſen / ſondern was langſamer / vnnd allererſt nach 
dem fuͤnfften Tage von der Reinigung deß Weibes biß zum achten / durch 
die Miltz vnd lincke Nieren. Vnd dieweil dieſelben Tage / allein die Glieder 
der lincken Seiten / der Frucht zur Nahrung das Blut folgen laſſen / die in 
der rechten Seiten damals nichts darbey thun / wird beyde wegen der Stel⸗ 
le vnnd wegen der Nahrung / die kalter Natur ſeyn / ein Mägdlein empfan⸗ 
gen. Nach dem achten Tage / biß auff den zwoͤlfften / fangen die Glieder der 
rechten Seiten widervmb / alleine die Frucht zuernehren / jre Wuͤrckung an / 
vnd derwegen die Empfaͤngnuß deß Knaͤbleins dieſelben Tage — A 

Ru‘ 147, Ma 


ober die 
Zwiedorn 
geboren 
werden, 
Dieerfte 
Vrſ⸗ 


+ 


Die ander 
Vrſach. 


Die Vrſach 
dieſer Frage. 


498 Das X. Buch deß ſechſten Theils/ 

Nach dieſen Tagen / biß an die Tageder Reinigung / dieweil das Blur 
sur Nahrung der Frucht auß den Gliedmaſſen beyder Seiten /der lincken 
vnd der en gleich herauf fleuffer, end die Gebaͤrmutter / die empfan, 
gene Saamen in feiner Seitenan ſich zeuhet / fondern Inder Mitten der 
Mutter ſchwebet / als wird auf den beyden empfangenen vermifchten Saa⸗ 
men gebilder ein Zwiedorn / welche Empfängnuß feine Krafft und Geſtalt 
von beyderley Art / deß Mannes vnd Weibes / nimpt. Daher kommen die 
Zwiedornen / welche in Griechiſcher vnd Lateiniſcher Spraache Herma- 
phroditi, von den Abgott Mercurio, vnnd der abgoͤttiſchen Venere, jhre 
beyde Namen zuſammen geſetzt / genannt ſeyn. 

Blißweilen kompt dieſe grewliche und ſchaͤndliche Empfaͤngnuß auch 
auß einem Vngeberde oder Vnordnung im ehelichen Beyſchlaffen / als 
wenn ohne alle Noth / darzu mie groſſem Schaden vnnd Gefaͤhrligkeit / der 
Mann dem Weibe ſich vnterleget / vnd alſo das eheliche Werck vollbringet / 
denn hiedurch gemeiniglich die Männer gebrechlich werden / vnd deſto mehr/ 
wenn fieden Leib vol mir eſſen gefuͤllet haben / vnd in ſolcher vngebuͤrlicher 
Weiſe die Ehewerck vben. 


Das XIII. Capitel. 


Das Blut / dardurch die Frucht in Mutterleibe ſeine Nah⸗ 
rung hat / ob es ſey die natuͤrliche Blume deß Weibes / oder 
nicht. Vnnd ob die jungen Frawen empfangen koͤnnen / ehe 
denn daß ſie jhre natuͤrliche Blume der Mondenzeit gehabt 
haben. 


83 Erfahrung gibt es / daß etliche junge Maͤgdlein 


im zwölften Jahr ihres Alters Männer nemmen / vnnd ehelichen 


beyſchlaffen / etliche aber im neunzehenden Jahr jhres Alters noch 


niemals jhre natuͤrliche Blume / wiewol nicht ohne groſſen Schaden vnnd 
Gefahr der Geſundheit / gehabt / derhalben iſt eine gemeine Frage / Ob auch 
eine Jungfrawe / die da mannbar / vnd deß Mannes maͤchtig ſey / wenn ſie 
jhre natuͤrliche Blume noch nicht gehabt / von einem Manne empfahen / 
vnd Fruͤchte deß Leibes zeugen koͤnne? 

Viel ſind in der Meynung / daß ſie ſagen / es koͤnne nicht ſeyn / vnd kein 
Weibsperſon koͤnnte vom Manne ſchwanger werden / ſie haͤtte denn jhre 
natuͤrliche Blume oder Reinigungder Mondenzeit zuvor gehabt / mir mel, 
chen ichs auch halte. Denn dieweil der Gebaͤrmutter diß mangelt / ohnt 
welches Huͤlffe keine Empfängnuß geſchehen kan / vnnd dis ansehe 

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Tara DR y — 
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Von den Geheimnuſſen der Natur. 499 


noch nicht verhanden / dardurch die Frucht deß Leibes ernehret werden 
muß / wie kan eine Entpfaͤngnuß gefchehen / oder. eine Frucht gezeuget 
werden? 

Vnſere Weiber / vnd beſonder bie alten Wehmuͤtter / die nemmen ein Cin fem 
Gleichnuß von allerley Bäumen oder Gewaͤchſen / vnnd ſchlieſſen alfo/ — 
Gleich tote eg feinem Gewaͤchſe an einer Frucht fehler / weiche eine Blume 3323. 
getragen, kein Baum vnfruchtbar / der da bluͤet / ein jeder Baum aber / der Baume. 
nicht bluͤet / traͤget auch feine Frucht: Alſo die Jungfrawen / die da nicht 
jhre natuͤrliche Blume haben / koͤnnen nicht den Saamen deß Mannes Zegen 

entpfahen / noch Schwanger werden / vnnd die alten Weiber ſind auch fo kornen nicge 


lange Fruchtbar / vnd koͤnnen fo lange die Hoffnung / Kinder zu zeugen / ha, MeEsehd- 
ben / weil ſich die natuͤrliche Blume beyjhnen beweiſet. —25 
€ 


Darsırz dieweil das Blut deß Weibes von der natuͤrlichen Blumen Gaben 
iſt der Materien eine / auß welchem der Menfch geboren iſt / als nemblich / 
wenn der maͤnnliche Saamen in der Entpfaͤngnuß das Blut des Weibes 
mit ſich ſelber vermiſchet / nicht anders wie ein Sawerteig / ſo iſts vnmuͤg⸗ 
lich / daß ein Weib vom Manne entpfangen ſoll / oder eine Frucht tragen / 
der jhre natuͤrliche Blume noch niemals fich beweiſet / oder der jihre Blume 
im Alter wider vertrucknet iſt / denn ſie vber diß alles auch nicht haͤtte die 
Nahrung / darauß das Kindt ernehret werden muß. 

Aber hie faͤllet einander Frage fuͤr / Ob das Blut der natuͤrlichen Blu, Ein andere 
me / oder der Reinigung in der Mondenzeit bey den Weibern / ſey wasnüg. Sad 
lichs vnnd ein bequeme Nahrung der Frucht / oder aber allein ein Vnflatt dernarirti, 
Und grewliche Vnreinigkeit / welche zu gewiſſer Zeit / vnd in erlicher Vmb⸗ — 

wechſelung der Monatzeiten ſich entledige? lichs ſeyn 

Der Juvenalis, da er will die Weiber vbel außmachen / and die Man, nedz wie 
ner bereden / daß fie ſich für dem Weibernemmen huͤten / nimpt hievon Br, Wiefern 
ſach / die Weiber zu ſchelten / vnd ſchreibet eingang Buch vom Abſchew deß Fi yrume 
weiblichẽ Blutgangs. Ich bekenne es auch ſelber / daß das Gebluͤt der natuͤr⸗ ſchabich if. 
lichen Blume / wenn es vber jhre rechte Zeit verhalten wird vnd verderbet / 
eine grewliche Vnreinigkeit iſt / vnd viel Schaden thut / Darzu Gott der 
HErr nicht ohne groſſe Vrſach verbotten hat durch Moyſen im dritten 
Buch / am 18. Capitel / daß niemands zum Weibe gehen ſoll / weil ſie jhre 
Kranckheit hat / in jihrer Vnreinigkeit ihre Scham zuentbloͤſſen / Vnd amm 
20. Capitel in demſeiben Buch: Wenn ein Mann beym Weibe ſchlaͤfft sur 
Zeit ihrer Kranckheit / vnd entb oͤſſet ihre Scham / vnd decket jhren Brunn 
auff vnd ſie entbloͤſſe den Brunn ihres Blutes / die ſollen beyde auß jhhrem 
Volck gerottet werden Alfo auch anderswo ſondert er von der Gemeine 
abe alle die jenigen / ſo jrgendt mit einem Blutfluſſe beladen ſeyn. Eſaias 

4 Yu Eee mn der 





0 Das X. Buch deß ſechſten Theils / 
der Prophet am a4 Capite! / da erden aͤrzſien vnd abſchewlichſten Vnflat 
pn will / ſpricht: Alle vnſzre Gerechtigkeit iſt wie ein vnflaͤtig Kley oder 


eiber. 
Nichts iſt Welches / obs wol wahr iſt / vnd Moyſes auß Rath vnnd Befelch deß 


Er m Fr Allerhöchften ung diß alſo fürgefchrieben / damit nicht jemande durch dag 
was gut. vnordentliche und abſchewliche Beyfchlaffen vervnreiniget / vnd Schaden 
litte / jedoch fan damit noch nicht bewieſen werden / daß der Brunn ihres 
—— zu nichts gut ſey / noch irgend eine Nahrung der Frucht deß 
eibes gebe. | 

RN Denn Hippocrates, der erft:Scribene der Artzney / vnd nach jhme der 
Srurzderna, hochberuͤhmbte Artzt Galenus,an vielen Dertern bezeugen / daß die Frucht 
euren am Mutterleibe von der natürlichen Plume deß Weibes ernehret wird / vnd 
Rn das Kind durch die Quell deſſelben Brunnes deß Gebluͤts auß den Adern 
in der Gebaͤrmutter immer groͤſſer vnd groͤſſer erwachſe. Alſo ſpricht Gale- 
nus: Das Blut vnd der natuͤrliche Saamen / ſind dieſe beyde / darauß vn⸗ 
fer Geburt den erſten Anfang hat / vnnd vnſere Leibe als guß einer Wurtzel 
auffwachſen / das Blut zwar iſt wie eine bequeme gure Materien / die dir 
——— Werckmeiſter nach ſeinem Willen gebrauchen kan / der Saame aber haͤlt 
weibtichen deß Werckmeiſters Stelle. Alſo lehret er auch anders wo: Das Blut der 
Vlume. natuͤrlichen Blume deß Weibes / welchs ein Anfang deß Menſchen gebie⸗ 
ret / iſt feuchter Natur. Vnnd hither gehoͤret der Sprach Hippocratis, 
Wenn einem Schwangern Weibe die natuͤrliche Blume ſich durch ein 
Blutgang reiniget / ſo kan die Frucht nicht friſch ſeyn / denn jr entgehet das 
Blut / davon die Frucht jhre Nahrung haben ſolte / Vnd dieweil der Blut⸗ 
gang deß ſchwangern Weibes dem Kindlein alle Kraͤffte benimpt / vnd die 
Nahrung entzeucht / ſo iſts beſſer / daß einem ſchwangern Weibe die natuͤr⸗ 
liche Blume ſich nicht beweiſe / ſondern verhalte / vnd der Frucht jhre Nah⸗ 

Wartvmb rung darvon zukomme. 
fich die na» So aber dißjemande noch nicht sulaffen will / daß die natuͤrliche Blu⸗ 
en me deß Weibes was nuͤtzliches ſey /oder der Frucht sur Nahrung komme / 
den Ders der fage mir / warvmb den Weibern / die da entweder ſchwanger find / oder 
benvabätt. Kinder ſtillen / die natuͤtlich Blume vnd alle Reinigung / ohn allen Scha, 
narürtiche den vnnd Nach heil onterbletber ? Fuͤrwahr diefes ift keine andere Vrſach / 
Dim denn daß die natuͤrliche Blume, beyde in die Milch / vnnd in ein gefunde 
und gefunde Nahrung der Frucht beydenfelben ſchwangern oder fengenden Weibern 

abtung verwandelt wird, 

verwandee Damit aberdiefe Meynung deſto beſſer verffanden werde /millich auch 
he diefe Außführung darzu chun. So die natuͤrliche Blume dep Weibes 
dranen nichrsnägeiftsun Nahrung der Frucht / fo koͤnnen die Welber wol a 
Men en 


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INK: ae " 
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Von den Geheimnuſſen der Natur. yor 
hen oder ſchwanger werden / dte da fchon ihre natürliche Blume nicht har 
ben / ſintemal die Natur / zu Ernehrung der Frucht in Mutterleibe / wol fonft 
ander Gebluͤt / auß dem Leibe deß Weibes / durch die Adern an ſich ziehen 
koͤndte. Iſt aber die natuͤrliche Blume deß Weibes was nuͤtze zur Geburt / 
vnd gibt das Blut / dardurch die Frucht in Mutterleibe ernehret wuͤrde / fo 
toͤnnen die Weiber / bey welchen ſich die natuͤrliche Blume niemals bewei⸗ 
ſet / nichtvom Manne empfahen oder ſchwanger werden. Der Ariſtoteles 
gibt hier eine richtige Lehr / da er ſpricht: Die Entpfaͤngnuß des Weibes 
geſchihet von Natur nach der Reinigung der Monden Zeit / oder nach dem 
ſich die natuͤrliche Blume zuvor beweiſet / und welche die natuͤrliche Blume 
nicht haben / die ſind des mehrentheils vnfruchtbar. 
Dann da es auch biß weilen geſchihet / daß erliche Weiber entpfangen / de Zi, ttihe 
nen ſich der euſſerliche Blutgang nit beweiſet fo geſchichts doch fo ſelten / pfaberıda 
daß faſt vnnatuͤrlich / oder muß etwann dieſe Gelegenheit haben / daß denſel KERNE 
ben Weibern gleich dieſe Zeit / wenn fie ſchwanger werden / anfänglich die Haben jore 
naturliche Blume innerlich in der Mutter ſich was * / vnnd doch fo u... 
wenig/ als et wann den andern Weibern in den legten Tagen jhrer Riini, 
gung / da ſie außwendig jhre Blume nicht mehr entpfinden / vnd doch jnner⸗ 
lich noch allmeh ich fortgehet / vnnd die Gebaͤrmutter noch troͤpfflich be; 
ſprenget vnnd befeuchtee Denn etlichen Weibern die natuͤrliche Blume 
etliche Tage ſo wenig ſich beweiſet / daß ſie nicht heraußfleuſt / vnnd doch 
gnugzſamme Nahrung die Frucht durch dieſe Eröffnung haben mag. So Wenn sie 
werden der mehrer sheilder Weiber ſchwanger vnnd entpfahen von den an u 
Männern allein/dieweil die narürliche Blume eröffner iflznacyvollbrach. yiaden. 
ter Reinigung deß Gebluͤts / bald die erſten Tage nach der Mondenzeit / weil 
jnnerlich die Gebaͤrmutter offen ſtehet / ob wol das Blut euſſerlich nicht ſich 
beweiſet. Da es aber viel Tage nach der Mondenzeit koͤmpt / derſelben Wei⸗ 
ber Gebaͤrmutter alſo hart ſich zuſchleuſt / daß ſie nicht entyfangen koͤnnen. 
Solches hat Galenusgang deutlich mir dieſen worten erklaͤret: Die Adern 
der Gebaͤrmutter / welche gar an den jnnerlichen Oertern ſeyn / vnd dadurch 
auß dem gantzen Leibe die natuͤrliche Blume herfleuſt / thun ſich auff / wenn 
das Weib empfangen ſoll. Die beſte Zeit der Entpfaͤngnuß aber iſt / wenn 
ſich die natuͤrliche Blume anfaͤhet zueroͤffnen / oder vornemblich wenn ſie 
auffhoͤret. Denn ob wol in den andern Tagen der Reinigung die Adern der 
Gebärmutter auch offen ſtehen / ſo kan doch das Weib nicht entpfahen/ die, 
weil vnmuͤglich iſt / daß die Saameninder Mutter $eibe bleiben koͤnnen / 
vnd nicht von dem Brunn deß Blutes wider herauß geſchwemmet vnd ge⸗ 
trieben werden. Aber wenn die natuͤrliche Blume auffhoͤret oder anfäher/ 
end die Adern offen ſind / daß das Blut nicht häufig / ſondern wenig vnd 
NEN se long» 







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502 Das X. Buch deß ſechſten Theife/ 
langſam vom Weibe herquillet / oder gleich nur troͤpffelt / vnnd die Mutter 
inner uch allein ein wenig damit beſprenget vnd befeuchtet / alsdenn kan in 
der Gebaͤrmutter der Saame deſto beſſer hafften / weil fie nic fo gar ſchlipffe⸗ 
rig iſt / vnd auß den Troͤpfflein deß Buts ote Frucht alsbald die Nahrung 
Warımb Haben fan. Aber ehe denn daß ſich die natuͤrliche Blume bewerſet / fan kein 
Ban Empfängnußgefchehenvdiemetl es beyde an der Nahrung fehler, vnnd der 
hen Brume Saame nicht fo wol hafften kan / denn was da fcharff oder vngleich iſt / dar⸗ 
an — in hafftet alles leichter / als was glatt oder ſchlecht iſt. Daher koͤmpt auch / 
daß die vnzuͤchtigen Weiber / als Huren weiche ſtets den Männern bey⸗ 
et. ſchlaffen / vnd allen Leuten ohn vnterlaß jren Leib darleihen / nis entpfahen / 
Teiber wie denn auch Hippocrates lehret / welche Weiber allzu feuchte Gebaͤrmut⸗ 
ae ter haben / die entp fahen niche/denn die Natur wird bey denen erſteckt / nicht 
anders / als in einem waͤſſerichten vnd fümpffigem Boden die Saamen der 
Gewaͤchſe. Deßgleichen die da gar vertrucknete und verſtarrete Gebaͤrmut⸗ 
ter haben / die ſind gar vnfruchtbares Leibes / denn ſie haben kein Blut zur 
Nahrung der Frucht / vnnd die Mutter wird durch die natuͤrliche Blume 
Die falſche DB Weibes mir befeuchtet. Ich la ſſe allhie vngediſputieret / wie wenig grun⸗ 
— des vnd glaubwuͤr diges habe derer Meynung / die da ſprechen / daß die natuͤr⸗ 
enrtihen liche Blum nichts nuͤtze ſey zur Narung der Frucht / ſie moͤgen glauben was 
Blume. ſie woͤllen / ich werde mich nimmermehr vberreden laſſen / daß diß Blur der 
natuͤrlichen Blume zu nichts nuͤtze ſeyn ſolte / oder zu zeugen die Frucht deß 
de Leibes onnoͤtig. Denn diewetl alle Wether / die da gefund ſeyn / zu gewiſſer 
fügen Zeit deß Monats jhre natuͤrliche Blume dep Leibes haben / was kan man 
Meynung. anders hierauß ſchlieſſen / denn daß daſſelbe Blut feinen Nutz auch habe / 
vnnd nicht ehe eins Giffts Natur oder Art an ſich nemme / es ſey denn daß 
es verſtopfft / vnd ober die Zeit viel laͤnger bey den Weibern verblieben were / 
oder durch was Kranckheit verderbet ſey? Denn alſo auch in den gefunden 
blutreichen Maͤnnern / das gute geſunde Binut / wenns gar zu viel geſamblet / 
vnd nicht Lufft hat oder enriediger wird / verdirbet / vnnd eine hefftige Faͤul⸗ 
nuß bekoͤmpt / alſo daß auch groſſe Fieber/ Heſchwuͤr / allerley Kranckheiten 
darauß ent ſtehen Deßgleichen ſehen wir / daß in den Haͤuſern die Stuben⸗ 
wenn ſie zu lange verfchloffen bleiben / vnnd in Fenſtern gar verſtopfft / daß 

keine Lufft hineyn kan / ein Stanck darauß erfolge. 
Boher es Daromb diewell die natuͤrliche Blume eine Reinigung deß Geblůts 
a, afrweiches bey den Weibern / wegen ihrer blöden Natur / weder von ihrer 
einen Biat⸗ Waͤrme oder der Bewegung nicht verschrer werden kan / vnd vbrig bleibe / 
en muß ſie ſich entbrechen vnnd monatlichen einen Gang gewinnen / dardurch 











Von den Geheimnuſſen der Natur. 503 
allein bey den ſchwangern Weibern / vnd die da Kinder ſtillen / vnterbleibet 
die Reinigung / vnnd verhaͤt ſich die natuͤrliche Blume ſo lange Zeit ohn 
allen Schaden vnd Vngeſundheit / welches ja ein gewiſſe Anzeigung iſt / porn, 
daß diß Blut der natürlichen Blume einen ſonderlichen Nutz gebe / vnnd fobeis der 
sur Nahrung der Frucht deß Kindes viel diene. Jedoch fol manvondie yo 
ſem allzeit vnterſcheiden das Blue der narürlichen Blume, welches etwan Dasvers 
jange verſtopffet geweſt / vnd zur Verderbnuß gerachen denn diefelbigena, Korfte boͤſe 
tuͤrliche Blume deß Weibes hie nicht verſtanden wird / ſondern die geſunde Die geſunde 
natuͤrliche Blume deß Weibes / die da nach der Entpfaͤngnuß ſich bald mi: gun. »° 
der eroͤffnet / vnd durch die Adern auß dem Leibe in die Gebaͤrmutter fleuſt / 
vnd ſtetig Die gantze Zeit der neun Monden vber / der Frucht deß Leibes Na, 
rung gibt. Daher koͤmpt / daß / wo die Mutter deß ſchwangern Weibes ſich 
nicht wol ſchleuſt / vnd das Bine von jnnerlichen herauß wegfleuſt / oder die 
natuͤrliche Blume ſich durch die Reinigung beweiſet / daß die Frucht deß 
Leibes ent weder todt / oder ja matt vnd vngeſund ſey. 
¶ Denn die natuͤrliche Blum dep Weibes iſt nichts anders / denn ein 
nuͤtzliches vnd gutes Gebluͤt deß Weibes / deſſen ſie in jihren beſten Jahren 
deß Alters zu viel geſamblet / vnd zu jhrer ſelbſt eygenen Nahrung nicht be⸗ 
darff / auch wegen allzu ſchwacher Waͤrmbde / in ſich ſelbſt nicht verzehren 
kan / ſondern entweder monatlich durch jhre Mondenzeit entledigen / oder 
zur Zeit der Entpfaͤngnuß zu Nahrung der Frucht / zur Zeit der Seugam⸗ 
men zur Milch meiſten theils verwandlenond gebrauchen muß. Wo ſichs 
aber ohn dieſer beyder Vrſachen eine bey den Weibern in jhrem bluͤenden 
vnd leblichen Alter verhaͤlt / vnd zu viel verſtopffet / wird auch diß gute Ge⸗ 
bluͤt in ein Faͤulnuß vnd boͤſe Gifft verwandelt. 
Es iſt aber wol zu mercken / daß nicht recht gevrtheilet / als ſey bey den 
Weibern das Gebluͤt bald verſtopffet / wenn etliche diß wenig / das iſt / nur 
ein oder zween Tage entledigen / oder auch wol gar nichts in jhren beſten 
Jahren / denn die Complexionen der Weiber vngleich ſind / vnd nach Are 
der Complexion iſts offe manchem Weibe genaturet / daß ſie die weibliche 
Blum gar wenig bedarff / oder auch wol gar nichts haben kan noch ſoll. 
Daromb etliche ſo gar hitzige truckene Weiber daß fienichr oberig Gebluͤt 
ſamblen / oder ſo etwas vberiges von Gebluͤt vorhanden / gleich wie die Maͤn⸗ 
ner / durch jhre Hitze als bald außtrucknen vnd verzehren. Bon denen nicht 
allein die Alten ſchreiben / ſondern auch ich zwey ſolcher Weiber / derer ei⸗ 
ne ſchwartzlechtig vnnd duͤrr / die andere hitzig / roͤtlich vnnd von ſchwar⸗ 
en Haaren geweſen /felbfl gefihen vnnd gekaur / welche beyde ale worden / 
ſtets geſund geweſen / vnd doch Ihr lebenlang feine Mondenzeit nie entpfun⸗ 
den / wie ich von Ihnen ſelbſt berichtet. Deßgleichen etlcche von Natur 


auch hitzig und trucken / wisinohnuchnfofchr als die vorgemelten / vnnd die 
* — Re, Po | 


i re RE ER TR 
Sal a — — 
RAR 257.2 


504 Das X. Buchdeßfechften Theils/ 
feiſten Weiber/denen alles Gebluͤt zur Nahrung ſchlaͤget / alle geartet ſind / 
daß ſie die Mondenzeit zwar haben / aber nicht mehr als einen Tag. 

Doch alle dieſe Weiber / ob ſie wol geſund / doch vnfruchtbar geweſen 
ſind / wie denn die alten Gelehrten auch jhnen zugemeſſen. Denn ſie entwe⸗ 
der wegen gar zu groſſer Truckenheit nicht entpfangen koͤnnen / oder fo ſchon 
ein Natur entpfangen iſt / nicht Wurtzeln gewinnet / ſondern leichtlich vnd 
allzuriſch abgehet / vnnd geſchicht hiemit nichts anders / als mit einem Ge⸗ 
ra nicht gnug bequeme Feuchtigkeit oder Nahrung hat / vnd verdor⸗ 
ren muß. | 

Daromb nechſt dem Saamen beyder Eheleute die natuͤrliche Blum 
wol und hoch su bedencken / zuerwegen / vnnd in jedem Weibejhrer Compie, 
xion nach / su vnterſcheiden. Die natürliche Blume entlediger ſich bey den 
Weibern drey oder vier Tag lang / bey etlichen fünff oder ſechs Tage / bey et⸗ 
fichen auch weniger / nemblich dreyoder zween Tage / ſo ſie anders natürlich 
vnd geſund / darzu fruchtbar ſeyn fol. Denn was druͤber iſt in mangel der 
Vbermaß / wie offt erfahren wird / das macht auffs wenigſte vnfruchtbar / 
als nemblich / zu wenig iſts sum Kinder zeugen / nur ein Tag oder gar nichts 
zuhaben / wenn es ſchon geſunder Geſtalt / nach Eygenſchafft hitziger vnnd 
truckener Complexion geſchehet / wie erſt gemeldet: Viel mehr / wenn es ons 
geſunder weſſe / durch Kranckheit oder Verſtopffung geſchihet. Zu viel Ent⸗ 
ledigung der weiblichen Blum hindert auch die Fruchtbarkelt / wenn fie 
laͤnger gehet als ſieben Tage / ob es ſchon die Natur gewohnet / vnnd wegen 
jhrer alzu groſſen Feuchtigkeit oder Kälte auch in geſunder Geſtalt / ge⸗ 
ſchihet viel mehr / wenn der weibliche Blutgang groſſe vnnd gantz ſchwere 
Kranckheit diß offters vervrſachet. Doch werden etliche Weiber / fo trucke⸗ 
ner Natur / oder ſo verderbet durch Verhaltung der nottuͤrfftigen Monden 
zeit / gefunden / daß wenn fie cin mal ein groſſer Blutgang gantz vbermaͤſſig 
ankompt / vnd die vbermaͤſſige Reinigung faſt mie Frucht groſſer ſchwach⸗ 
heit gelitten / alsdenn bald ſchwanger worden / ſonder zweiffel darvmb / daß 
jhnen etlich verſtopfftes Gebluͤt wol gereiniget / vnnd die Mutter zur Ent⸗ 
pfaͤngnuß geſchickter gemacht / oder daß dis gar sur truckene Gebärmutter 
nun fehrer gefeuchtet / vnd zum Kinder zeugen gefchickter worden. So ge⸗ 
ſchihets auch / daß die Weiber, fo nicht viel ſich bewegen / mehr natürlicher 
Blume haben Hergegen die fich viel bewegen / weniger 7 Deßgleichen nach 
der Zeit vnd Feiſtigkeit mehr oder weniger vorhanden, 

Die Zeit der narürlichen Blume in deß Weibes bluͤenden Jahren vnd 
beſtem Alter / wirdt monatlich alle Monat entlediget / das iſt / alle vier Wo⸗ 
chen. Vnd ob wol etliche Gelehrte ſolches dem newen Monat oder dem ab⸗ 
nemmenden Monat / das iſt / dem letzten viertheil zu geeygnet / wie * 

— teles 















Von den Geheimnuſſen der Natur. sog: 


teles,henriges Tages auch vielandere Gelehrte vnd Vnerfahrne meynen/ 
ſo iſts doch nichts Denn nach Eygenſchafft jedes Weibes oder Jungfrau⸗ 
wen / die natuͤrliche Blum ſich monatlich entlediget / jetz im vollen Monat / 
jetzt im newen Monat / jetzt in den vierrheiln deß Monats / vnnd iſt hieran 
nichts gelegen / ſo ſie nur die vier Wochen inne halten / die Tage der Reini 
gung zu gleich mir gerechnet. Es har auch nicht viel auff ſich /dadie Mon. 
denzeit ſchon 2.0der 3. Tage vorkoͤmpt / oder länger auß bleibet / da ſolchs nach 
Eygenſchafft deß Aiters / Eſſens / Trinckens / Bewegung /rc. ſich leicht et⸗ 
was verwandlen kan. Da es aber mehr Tage als drey ſich ändert / ſo iſts vn⸗ 
natuͤrlich vnd vngeſund zuachten. Nach Alter deß weiblichen Geſchlechts 
faͤhet die natuͤrliche Blum an in gemein zuflieſſen im vierzehenden Jar jh⸗ 
res Alters / doch bey etlichen etwas cher / bey erlichen etwas laͤngſammer / 
denn die Naturen nicht alle gleich ſind. So es eher koͤmpt / erzetget ſich die 
natuͤrliche Blume im 13. oder auch 12. Jahr jhres Alters auffs eheſte. So es 
noch eher geſchihet als 12. Jar / iſt es faſt vnerhoͤrt & monſtri loco, auch de⸗ 
nen es im 12. jar oder eher kompt / die find vnfrucht bar / und leben gemeinig⸗ 
lich nicht lange. Daß ich aber von meiner Erfahrung ſage / ſo mich Eltern 
von jhrer Tochter / einem ehrlichen Jungfraͤwlein / vnd anſehenlichen Ge⸗ 
ſchlechts / bericht et / daß ſie im eylfften Jar jhre Mondenzeit oder natuͤrliche 
Blum faſt ſehr vnd vbermaͤſſig bekommen. Aber dieſe / wiewol ſie ziemliches 
Alters worden / vnd noch heute im Eheſtande lebet / ſo iſt ſie doch nun viel 
Jahr im Eheſtande vnfruchtbar. Sonſt geſchichts in Teut ſchland in ge’ 
mein vor 14.jahren nicht. Darzu wenn die Jungfrawen erſtlich ihr Zeit bes 
kommen / hoͤrets bey erlichen bald ein seitlang wider auff / vnd fömpr in eim 
halbes oder gantzen Jahr wider / ehe eseinen rechten Bang gewinner. Wel⸗ 
ches kein Wunder / well viel Weiber auch alfo mir jhrer narürlichen Blum 
nach ao.jahren auff hoͤren / als nemblich / daß fie ein mal auffhoͤren / im Jar 
oder cher / ein mal oder zwier wider haben / darnach endlich gar auffhoͤren / 
denn die Natur hat ploͤtziiche Verwandlung nicht lieb. Die Zeit aber der 
natuͤrlichen Blum auffzuhoͤren nach alter der Weiber / iſt in gemein 40.jar / 
viel mal auch etwas druͤber / vnd auffs meiſte koͤmpts auff 60. Jahr / welchs 
doch fo felgam iſt / als der Anfang im eylfften Jahr. 

Dieſe natuͤrliche Blum der Weiher / ſo ſie geſund vnnd zur Fruchtbar⸗ 
keit dienſtlich ſeyn ſoll / iſtan Farben vnnd aller Geſtalt wie ſonſt ein rein 
ſchoͤn Blur jedes Weibes Complexion gemaͤß / nach der Sehr Actii,oder wie 
eines friſchen abgeſtochenen Thiers Blut nach der Lehre Hippocratis vnd 





so Das X. Buch deß ſechſten Theils/ 

hierauß auch gnugſam zuvernemmen / daß die natürliche Blume zu vielen 
Dingen nuͤtzlich / vnd nicht cher boͤß / es verderbe ſich denn durch Kranckheit 
oder Verſtopffung. Diß Blut der natuͤrlichen Blume bey Weibern oder 
Jungfrawen / gehet auch in jren Tagen der Mondenzeit nach iederer Com⸗ 
plexion / Alter oder Gewonheit / in Speiß vnd Arbeit / ſehrer oder weniger. 
Denn die Sanguiniſche / vnd welche wenig arbeiten / oder ſonſt in Speiß 
wol leben / mehr Gebluͤt als andere ſamblen. Dargegen in denen / die da 
wachſen / vnd viel Gebluͤtes zu Nahrung vnd wachſen beduͤrffen / als nemb⸗ 
lich in gar jungem Alter / ſo wol in denen / ſo in Kraͤfften abnemmen / da die 
natuͤrlichen Kraͤffte nicht ſo wol viel Blutes / als zur Nahrung noth iſt / 
machen koͤnnen / als in alten Weibern / gehet die natuͤrliche Blum nicht mit 
ſo viel Blutes als ſonſt. Doch in gemein vnnd in jhrem beſten Alter ſollen 
die Weiber durch jhr Mondenzeit ſo viel als ein Seydel oder Noͤſſel Blut 
vngefaͤhrlich entledigen. Vnd nach der Lehre Hippocratis nicht viel druͤber 
noch drunter der natuͤrlichen Blum haben. 

Daher die Zeit der Geburt bey ſchwangern Weibern auch nach jederer 
Natur vnd geſunder Gewonheit / die natuͤrliche Blum zuentledigen / faſt 
ſehr ſich aͤndert. Denn ob wol gewiß / daß Runäbleinvielcher / Maͤgdlein 
laͤngſammer geboren werden / darzu ſo etwan feuchter vnd vnreiner Saame 
der Vaͤtter entpfangen / deßgleichen die Weiber / ſo an Kraͤfften der Mutter 
ſchwach ſeyn / alles laaͤngſammer Geburt machet: jedoch vornemblich auch 
diß erfahren / daß gemeiniglich die Weiber / ſo ihre Mondenzeit laͤnger vnnd 
mehr als drey Tag ſich zuentledigen gewohnet / auch laͤngſammer in der Ge⸗ 
burt darnider kommen / als im⸗ Monat oder z5. Wochen / da auch ein fein 
außfuͤhrliche Reitung von die ſen Dingen mit Vergleichung deß Monats 
gemachet. Gleich wie der newe Monat / da er ſeinen Schein verleuret / ob er 
wol nur einen Tag iſt / ſo laͤſt er ſich doch ſichtiglich drey Tag mie Wuͤrckung 
in den Menſchen entpfinden / daß auch die Gelehrten zween Tag dem neu⸗ 
wen Monat zu geben / vnd drey Tag mir Artzney eyngeben / ꝛtc fürchten: Alſo 
die Bewegung deß Gebluͤtes / natuͤrlich auffs wenigſte / wenn ſie geſund iſt / 
drey Tage jnne haͤlt / vnd der Monat das Gebluͤt / dieſe drey Tage / nicht wie 
ſonſt im Leibe an ſich haͤlt / auch dieſe Weiber gemeiniglich im neundten Dior 
nat / das ift/swifchen 35.0nd 40 Wochen gebaͤren. Darnach wenn vber die 
rechte Zeit deß Monats / als dieſe drey Tage der Mondenzeit / das Weib 
noch einen Tag länger ihr natuͤrliche Blum ſtets zuhaben pfleget / als nemb⸗ 
lich 4. Tage / alßdenn rechnen die Gelehrten auch jedem Monat noch einen 
Tag zu mit zuſatz / alſo / daß dieſelbigen ſchwangern Weiber nit allein 3. Mo⸗ 
nat / das iſt / in 35.0der in die 40. Woche harren / fondern fie muͤſſen auch 
2. Tage laͤnger als 9. Monat / oder biß in dir 42, woche tragen, Rz 

—— En ws — it 








Von den Geheimnuſſen der Natur. 507 


welche zween Tage länger als die drey Tage / das iſt / fuͤnff Tage lang jhr 
natuͤrliche Blum su entledigen gewohnet / die muͤſſen auch jeden Monat 
zween Tage zugeben / vnd pflegen in 9. Monat vnnd i 8. Tage / das iſt / biß in 
Die 43. Woche ſchwanger zugehen. Welche aber 3. Tage länger als gemeldte 
3. Tagevvasift s. Tagelang jhe natuͤrliche Blum suhaben gewohner/die muͤſ⸗ 
feninder Reisung jedem Monat 3. Tage zugeben / welchs 9. Monat / 27.60 
a: machen’ vnd daß fie in der 44. Woche gebären. Welche denn 7. Tage ihre 
Mondenzeit haben / die gebaͤren nicht leicht / doch fo fie gebären / wie bißwei⸗ 
len geſchicht / muͤſſen in der Reitung jedem Monat in den 9. Monaten 
vier Tage zugegeben werden / davon ſie in 36. Tagen / von der 40. Woche 
anjzufahen /eeſt gebaͤren / welches nach der Gelehrten Meynung im ıı. Mo 
nat vnd indie 46. Roche fällse. Welche jhr Zeit noch länger als fieben Tas 
ge das iſt 8. odero. Tage / die find gar vnfrucht bar. Darvmb auch fein Weib 
vber den eylfften Monat / wie jhn die Gelehrten reiten von zo. Tagen / vnnd 
eylffr halbe Stunden / mit jrer ſch weren Buͤrde gehen kan / auch diß in Bars 
heit meerfahren iſt. Diß ſprechen die Weiber wol / daß fie erfahren haben / 
daß ein Weib biß in den Anfang deß zwoͤlfften Monats gegangen/ aber diß 
it mit der Gelehrten eylff Nonaten ein BDing / darvmb daß die Weiber nur 
4. Wochen oder 28. Tag; voreinen Monat reiten / darzu daß fie die Ent, 
pfaͤngnuß bald nach verlegten Reinigung der natuͤrlichen Blumreiten/da 
es bißweilen bald / bißweilen erſt im mittel deß Monats hernach geſchicht. 
Es gehoͤret allhte her auch ein Vrſache / warvmb die Weiber / ob wol ſelten / 
doch bißweilen nur 7. Monat tragen / als nemblich / daß welche Weiber jhr 
Mondenzsit nur zween Tage zuhaben pflegen / ſelten / aber doch bißweilen 
entpfangen. Vnnd wenn ſie darnider kommen / auch ſonſt ſtarck ſind / im 
7. Monat / wie obgemeldet / gebaͤren / vnd alſo auſſer dem gemeinen Brauch 
vor 9. Monaten. Dieſer Dinge Vrſach / warvmb die Frucht in Mutterleib 
ein mal laͤnger bleibe als das ander mal/ bringen die Mathematici auß der 
Wuͤrckung der Geſtirn / zur Zeit der Entpfahung / herfuͤr / vnnd fprechen? 
daß Venus vnd Mercurius das Werck deß Monats eher vollbringen helf⸗ 
fen / ſo der Monat einen quadrat Aſpect mit jnen habe / welches derhalben 
miß ich außzufprechen / daß die Stunde vnd Minuten der Empfaͤngnuß 
gang vngewiß vnd verborgen / da zu auch der Calculus der Mathematico- 
ramje laͤnger je mehr jrret. Denn auch nech ſchwer iſt / die Woche vnd den 
Monat / darinn die Entpfahung geſchicht / zuerkennen / daß man darinn 
vngefaͤhrlich ein 14. Tage / laͤnger oder riſcher / ſich nicht fo gar befümmern 
darff / vnnd die Außfuͤhrung der nechſten Vrſachen / auß der natuͤrlichen 
Blumen Gewonheit / Conplexion der Woelber / alt er / vnd andern vmoſtaͤn⸗ 
den deſto mehr zubehalte. | 
a ij Diß 





508 Das X. Buch deß fechfien Theils / 

Diß aber von de: Geſtalt / Krafft / Wuͤrckung / vnd nuͤtzlichem Gebrauch 
der Geburtsglieder / in aller Erbarkeit vnnd Gottes Furcht nad) Eynſe⸗ 

tzung Gottes / vnd Erkuͤndigung der Natur / ſey auf dͤßmal gnug. 

Vnd zweiffel nicht / fromme Chriſtliche / erbare Eheleute werden darin 
Gottes vnaußſprechliche Weißheit / allmaͤchtige Wunderwerck der Natur / 
vnd vaͤtterliche Sorge vor vns / gantz begitrig vnd gern erkennen / dazu gute 
Lehren / jhren Luͤſten vnd Begierden de Fleiſches ordentlich zu wehren / faſ⸗ 
ſen / dahm dann ichs vnd Levinus Lemnius auch gemeynet / vnd davon vor 
Sort vnd der Welt gnug proteſtiert haben woͤllen. 

So werden die frommen erbaren Eheleute auch die Wort / ſo etwas vn⸗ 
ſchampar bißweilen vnterlauffen muͤſſen / nicht verargen. Die boͤſen vnarti⸗ 
gen aber / ſo omb Vorwitz oder Vnzucht willen deß mißbrauchen / vnnd zu 
Schanden / auch Schaden anwenden / woͤllen wir dem gerechten vnd ern⸗ 
ſten Gerichte Gottes / vnd der Obrigkeit befehlen. 


Das XIV. Kapitel, 


Wie es koͤmpt / daß alte verlebte Leute gemeiniglich ſchwache/ 
vngeſtalte vnnd vnfreundliche Kinder zeugen / oder die auch 
fo ſawer ſehen / daß fie ſelten frölich werden. 


en: kige Jugend verbluͤhet / fich verheyrarhen / diefelben zeugen gemeis 
Weiber uns niglich trawrige / ſawre / ſtoͤrriſche / vnfreundliche Kinder / von wenig 


ne Worsen/ond mir ſtarckem Geſicht. Welches daher geſchicht / daß fiesuden 


Erima ſpricht er / wie das komme / daß die Kinder / die ſie jetzt gebleret / nicht denen 











Bon den Geheimnuſſen der Natur. ve 
Es iſt aber auch nicht ohne diß / daß die Alten verlebren N Wie bie Al⸗ 
wellen deſto freundlicher vnnd froͤl cher dieſe Ehewerck Mann ame ae 
fonderttch werin jie entweder von Natur fröliche Leute / oder mit einem arte Kıns 
Trüncklein gutes Being ich) erhiteroderiin Seng ( dadte Aren ihre beſie tin. 
Zeit haben zum ehelichen Schertzen vnd Ehewercken) fich lieblich ergetzen / 
vnnd als denn ſchoͤne freundliche Kinder gebaͤren. Denn dieſe Zeit dep Der Lens ig 
Ssahre (wie das Lateiniſche Sprichwort lautet) Equis effxtis hinnitum ee 
extorquer. Damit angezeigt wird / daß niemand fo alt oder verlebt ſey /dap :® Eher. 
ernicht in Diefer Zeit deß Jahrs / da alles wider auffs ſchon te grunerzauch "" 
fich kraͤfftiglich verjungen koͤnnte / vnnd da alsdenn ein Weib empfienge/ 
wie ale ſie ſey / daß ſie doch möchte nach neun Monden ein liebliches / huͤb⸗ 
a a freundliches vnnd holdſeliges Kind 
ren. 
GSleich wie das Wider ſpiel auch geſchicht bißweilen / daß junge Leute / Warvmb 
wenn fie vnfreundlicher ſtoͤrr ſcher weile in Trawrigkeit ſich sufammen na. In 
hen / vnd darvber das junge Weib entpfaͤhet / nichts weniger vnfreundliche / —— 
ſoͤrriſche / ſawre / vngeſtalte Kinder zeuge / ja allen Zorn / Schmollen vnnd garen. 
Widerwill / die zwiſchen den Eltern entſtanden /aucyden Kindern aner, * 
ben. Ja daß das meiſte iſt / Empfaͤngnuß / Nahrung vnd Geburt der Frucht 
nicht recht natürlich vollfompt/fondern mancherley Mangel / entweder am 
Leibe oder am Bemüch den Kindern darauß entſtehen. Welches Eltern / die 
PS NEN ——— — zuverantworten haben / vnnd 
ich fei ieman» andersanflagenmü 
ihr “ sanähren Kindern 6 Pr ſſen / wenn ſie hernach Jammer 
Der wegen / wer da ſeiner Kinder Wolfahrt gerne ſihet / vnnd di Wie die 
ohne Mangel deß Leibes vnnd boͤſer ass wilfen 5 
ſoll den groͤſten Fleiß anwenden, daß er mir aller Erbarkeit die Ehewerck im orbrauchet. 
Eheſtande vernünftig vnd mällig brauche / zu rechter zeit mie Freuden vnd 
Kebligkeit anſtelle / vnd in alle wege verhuͤte / daß nichts darzwiſchen fomme/ 
daß eins oder beyde Ehegenoſſen betruͤbe oder erzuͤrne / oder ander boͤſe Affıct 
bewege. Denn fuͤrwar alles wird der Frucht angeerbet / vnd wie die Eltern 
damals geſinnet / alſo werden die Kinder auch von Sitten / denn die Eltern 
die Zeichen ihres Gemuͤths vnd Affecten jhnen hiemit eynpflantzen. Fer 
Dergleichen Vrſachen werden billid von allen Gelehrten onnd Na, er tiat 
turkuͤndigern vermeldet / daß eg eben daher komme / daß oncheliche Kinder/ —— 
naturales filii genannt / ſo auſſerhalb der Ehe von vornemmen Leuten ge — 
zeuget / groͤſſere Gaaben / geſchicktere Koͤpffe / hoͤhern Verſtand vnd er barer —— 
GMuͤth haben / als nemblich / daß fie mit jnnbruͤnſtigern Begterden vnnd der von ib» 
aßfeiger Bepwohnungals direchten Rinder geseuger. Darymb wenn fie and. 
56 ujj Hülffe 


Mer 





— 


so Das X. Buch deß ſechſten Theils / 


Huͤlffe von ihren Eitern haben / vnnd wol erzogen / ſo lommen fie noch zu 
dieſen Ehren daß die rechten Bruͤder vnd Freunde derer ſich nicht ſchaͤmen 
duͤrffen. Aber nichts mehr dis befoͤrdern thut denn daß fie Safft vnnd 
Krafft auß ihres Vattern genden vnnd allen Gliedern bifommen haben. 
Denn weu beyde Perſonen gang begierig ſind / jhre Luſt zu volbringen / auß 
rechter Liebe ſich zu vmbfangen / vnnd mit ernſten Gedan cken deu Ehe⸗ 
wercken obzuliegen / ſo gefchihers/ daß alles / was ſie an Krafft vnnd Safft 
vermoͤgen / der Frucht reichlicher mitgetheilet / vnd alles vollkoͤnm cher am 
Leibe vnd am Gemuͤth gebildet wird. 

—— Wer wolte ih nun verwundern / warvmb die Eltern ſolche vneheliche 

a Rinder fonderlich lieb haben / diewell fie viel von jhnen befommen haben / 

— syn ſie daſelbſt jhr zleichmaͤſſiges Ebenbud mehr als anders wo ſehen. 

u Bnd diewen das G:mürh derſelben Kinder viel adelicher vnd erbarer / 

zu fo ſchaͤmen ſie ih zleich / daß fie alfo auſſerhalb Ehren geboren ſeyn / vnd ha⸗ 

—— ben ein rechen Ey fer darob / daß jhnen etwas an jhren Ehren enrhenger/ 

Kiuder· ¶ auß der Geburt / dardurch fie weniger sn Lemptern gebrauchet werden moͤ⸗ 
gen / darvmb befleiſſ gen ſie ſich auß der Verachtung zubringen / vnd die 
di hande,fo ihnen angeboren/mit erbarer Tugend vnnd gutem Leben abzu⸗ 
leſchen. 

Waromb (Denn das hier von vnehelichen Ehewercken geredet / iſt nicht derhal⸗ 

ar eher ben gemeldet / daß ſolche grobe Schanden vnd groſſe erfähröckliche Sünden 

zum Gieich⸗ wider Gott / ſolten von ung gebilliger/das ſey ferrne / denn wir Gottes ſtraff 

Rn: vnd Zorn gewiß für Augen allzeit haben / vnd vns dafürhüten folen/ Son, 
dern daß wir woͤllen / daß die eheliche / von Gott gebottene eyngeſatzte Che, 
werck beß Eheſtandes mir gleicher Innbruͤnſtigkeit vnd ernſten Gedancken / 
auch mie Anruffung Gottes / gebraucht werden / vnd ehe denn Eheleute zur 
Vndʒeit und in frembden Gedancken ſich zuſammen nahen wolten / gar vn⸗ 
terlaſſen / vnd biß ſie geſchickter ſind / ſparen.) 

aim Ypge welche vneheliche Kinder eines geringen Standes / auch arm fi ad⸗ 

anyrem gu⸗ daß ſie von jhren Eltern nicht Verlag zu was ehrliches haben koͤnnen / die 

FREE muͤſſen allein wegen Mangel der Foͤrderung oder deß Armuths deſto gerin⸗ 
ger bleiben / denn es if wahr / wie geſagt: 

— Wer arm iſt / ieydet groſſe Noth / 

‚Satz. Sein Saahen wirdnanjhmium Spot / 

richt aufffompr/r machs mie er wol / 

—— So er nicht Foͤrdrung haben fol, 

—— Denn obs wol wahr iſt / daß Armuth viel Kuͤnfte erfunden hat / vnnd 

farbringt. biß vetlen klug machet / fo ſchadet es doch offter den vorn moſten Leuten / 
daß ſie es nicht ſo hoch bringen koͤnn fie wolten oder koͤnten. 






Da⸗ 








Von den Geheimnuſſen der Natur. gıt 
Da3,x V. Kapitel. 


Warvmb die / ſo Kranckheit vberſtanden / vnnd nun beginnen 
friſch zuwerden / am allermeiſten an den Geburtsgliedern 
ſich fuͤhlen / vnnd nach derſelben Natur eine fleiſchliche Be⸗ 

gierdte bekommen / mit angehaͤngter Lehre vnnd gutem 
Rath / wie man ſich darinn verhalten ſoll. "rl 


Je Krancken / wenn fiebeginnen friſch zuwerden / Finnen weisen 
8 nicht bald ſtarck ſeyn / vnnd zu Kraͤfften kommen / ſondern nemmen en m fe 
allmaͤh ich sw durch gure Ordnung in Speiſe vnnd Trank / auch nen wehrt 
fleiffiger Warsung. Denn wenn ſchon die Rranckheit weggebracht iſt / und — 
die fi beriſche Hitze geſtillet / ſo bleiben doch etliche Schwachheit deß Leibes nemmn re 
alſo / daß faſt kein Glied deß Leibes feine rechte narürliche Wuͤrckung voll, natüsıisen 
bringet / wenn man derſelben gebrauchen fol, Die Geburtsglieder alein — 
werden anfaͤnglich ſtaͤrcker / vnnd fühlen ſich in jhrer Wuͤrckung am fehre, 
ſten / wiewol ſolchen Leuten gs ſehr gefaͤhrlich vnnd ſchaͤdlich iſt / dag ſie die 
Ehewerck treiben. 
arvmb 
Es find aber offter gute Anzeygung der Beſſerung / vnnd geben guten die fovcn 
Troſt zum geben / die Geburte glieder / wenn fie ſich fühlen / vnangeſehen / ob gu, Be 
die andern Glieder dep deibes marı find / vnnd nicht Fräfftig genug gut Ge⸗ onteuſcher 
bluͤt zumachen / viel weniger den ganzen Leib zu folchen ehelichen Wercken 9" 
geſchickt genugfam zubereiten. Ich achte es dafuͤr / daß es daher geſchicht / 
ſintemal nach Eroͤffnung aller Verſtopffung die Leber / Nieren und ander 
innerliche Glieder am eheſten die Nahrung bekommen / vnnd vor andern ge⸗ 
ſtaͤrcket / den ſebendigen vnnd natuͤrlichen Athem häufig empfinden / daß 
duch Auffblehung dieſes natuͤrlichen vnnd leblichen Achems / die jnnerſte 
vnnd verborgene Oerter / als nemblich die Geburtsglieder / am cheſten ich 
fuͤhlen / vnnd ur Luſt oder fleiſchlicher Begierde gereitzet werden muͤſſen / da 
die weiteſten Glieder / Fuͤſſe / Haͤnde / Arm vnd Bein Ruͤcken / Halß / Wan⸗ 
gen / eines groſſen Theils laͤngſammer ſolche Nahrung vnnd lebliche ſtaͤrcke 
bekommen. Darvmb dieweil die Geburtsglieder durch jnne liche Tin, 
ckung der Leber / ein geſunden vnd guten Safft och Biblürs che bekommen / 
muͤſſen ſie ſich auch zum eheſten beſſern / vnd gute Wuͤrckung erzeigen / alſo / 
daß wo eine geringe ſtillſchweigende Eynbildung jnen vorkompt / Ite Wuͤr⸗ 
ckung ſich alsbald an Tag geben. | 
| Diefes Arzeygung finder man auchin den vnmuͤndigen Knaͤblein / —— 
welche ob fis auch noch nich mannbar ſind / vnd noch nich Rindersemaen” de 
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gr Das X. Buch deß ſechſten Theils / 
dungen koͤnnen / doch empfinden geſturtzte Sehuresglieder / wenn ſie geſund vnnd 
ot geſtalt ſeyn. Gleich er Weiſe die da von Kranckheiten geneſen / obſte nit 
die rechte Staͤrcke aller Glieder des gantzen Leibes / wegen der vberbleibenden 
Schwachhetten nach der Krancheu haben fondern viel Mattigkeit hin 
vnd wider entpfinden / jedoch die Geburtsglieder am erſten ſich fühlen / vnd 
Anzeygung der Beſſerung von ſich geben. Denn dahin fuͤrnemblich die 
meiſte Nahrung zukompt / entweder darvmb / daß die Geburtsglieder mit 
den vornembſten Gliedern neher vereyniget vnnd verwandt / oder daß die 
Adern / es ſeyn Blut / Lufft oder Sehnadern / daſelbſt zuſammen ſich fuͤgen. 
Die Vrſach Wo aber diefo newlich geneſen von Kranckheiten / zu riſch / oder che 
an denn fies Kraͤfften recht kommen / der ehelichen Werck pflegen / alſo das 
Vare ſinn gute Gebluͤt und den lebendigen Achern wider haͤuffig auß ſchuͤtten / ſo fallen 
nn fie wider eyn / kommen offt darvber in Gefahr dep Todtes. Denn was in den 
newtich ges ehelichen Wercken / von dem guten Gebluͤt vnd beſten Safft der Nahrung / 
nen. ° ¶ durch Außſchuͤttung deß natuͤrlichen Saamens wegkompt / dag gehet ab 
den ſchwachen abgezehrten Gliedern / die dadurch nunmals wider zunem, 
men ſolten / vnd nun Nahrung vnd Fleiſch bedoͤrffen. Derwegen geſchicht 
es / daß die Kraͤffte / die etwas hatten angefangen zu zunemmen / bald in 
hauffen wider fallen / vnd ſich wol gar verlieren. 
5 ah Mit den Weibern har es gar ein andere Meynung in den ehelichen 
rond Be Wercken / darvmb / daß fiedardurch nicht fofehr alsdie Männer bemuͤhet 
gierligteit. werden / ja vielmehr ſt aͤrcker fichempfinden, Wie esdenn bißmeilen gefcht, 
het / daß etliche Weiber derwegen fich kranck ftellen / nur alein daß fie ihre 
Ehemänner deflo anmuͤtiger vnd begieriger der ehelichen Werck machen / 
davon das Sprichwort in Brauch fommen iſt bey den Miderländern: 
Man muß der Siegfen Sramen alle seit war bringen. Damir gedeuret wird 
Die eheliche Pflichre. Darvmb Salomon der Frawen verſchloſſen Muͤtter⸗ 
lein vergleichet der Hell/ vad vnter die Ding erzehlet / ſo ſich nicht ſaͤttigen 
laſſen. 

ſ (Welchs doch von den Fraͤwlein / ſo nicht allein von Natur hitziger 
vnd begieriger / ſondern auch vngezogen vnd frech ſind / nicht von frommen 
erbarn Frawen verſtanden werden ſoll. Denn dieſe allein / ſo ihre Begierde 
vnd Wolluſt nicht haben maͤſſigen lernen / vnnd die eyngepflantzte eheliche 
Begierde mehr zu Vorwitz / Suͤnden vnd Schanden vnordentlich / denn su 
Erhaltung deß menfchlichen Geſchlechts zu je vnd jhrer Pflicht / vnd Ehre 
Gottes / mit guter Vernunfft beſcheiden vnnd maͤſſig gebrauchen /undalfo 
Gottes / Ordnung verkehren / vnd nutzbarlichen ehrlichen Sachen Scha⸗ 
den vnd Schande machen. So iſts auch gewiß / daß die Weiber / wenn ſie 
von Krauckheit geneſen / auß vnzeitigem Ehewerck gleich fo z er die 

| F an ange 


9:99.30, 














— 


Von den Geheimnuſſen der Natur. 53 
Maͤnner Schaden nemmen / wie oben gelehret / vnnd wie Maͤſſigkeit bey 
wenig vnzuͤchtigen Weibern ſtat hat. ) 

Dermegen alle die / ſo in dem Eheſtand leben / wo ferrn fie begierig ner, Xgndem 
den / vnd newlich von Kranckheiten geneſen / da ferrn ſie zutem Rath folgen Brauch der 
woͤllen / nicht follen fich allzuriſch der ehelichen Wercke mir jhren Ehewei Zr), 
bern vnterfangen / oder auch nachmals durch die vnmaͤſſigkett der Ehewer⸗ abarn Ede⸗ 
cke / Schaden zufuͤgen / fondern wider alle Begierdte der ehelichen Wercke / leuten. 
vmb der Sefundheie willen,fich ein zeitlang enthalten / biß fie wol ſtarck und 
geſund werden. Auch nachmals aller leiblichen Wolluſt maͤſſig gebrau⸗ 
chen / vnd den fleiſch ichen Begierdten nicht raum geben / denn es groͤſſer 
Schade iſt / wie wenig Krafft oder gutes Saffts ſolchen deuten entgehet / 
weit fie nichts vbriges haben / nicht viel anders / wie die junge zarte Baͤum⸗ 
lein nichts vbriges haben / das man jhnen kan abſchneiden oder benemmen. 

Denn wo durch Vnmaͤſſigkeit der ehelichen Wercke die Kranckheit fich 
wider vernewert / vnd dieſe Leute zum an dern mal wider eynfallen / ſo ſterben 
ſie entweder ploͤtzlich / oder gerathen in langwirige Kranckheit. 

Sehe nun ein jeder an die jungen ſtaͤrck ſten Seure/fo erſtlich ſich verehe Zoran 
lichet / wie vngeſtalt fie werden / vnd vbel den Kranckheiten deß Leibes entge⸗ ner in dem. 
hen koͤnnen / darvmb daß ſie der ehelichen Werek gar zu offt pflegen / kein — ar 
maß noch ordnung wiſſen / vnd ber vnmaͤſſigen Begierdre fiat geben : Wie Handee 
viel mehr muͤſſen die ſchwachen Leute / fo kaum von ſchweren Kranckheiten a 
genefen/dadurch gefchwächt werden ? Fuͤrwahr dig ift Anzeygung genug / werden, 
daß alle Ehemaͤnner / fo den ehelichen Wercken su fehr obligen/ onnd allzu⸗ 
viel den Weibern zugefallen ſeyn / ſo vngeſtalt werden / entweder Erdfar, 
ben / Selblicht / Blaß / Bleyfarben / oder Blawlicht außſehen / vnnd an allen 
jren Gliedern vnd ſtaͤrcke abnemmen / ja offter gar vntergehen vnd ſterben. 

( Denn gleich wenn ein jeder Buͤrger in der Stadt alſo geſinnet we, n 5 — 
re / daß er ſeines Nutz es wegen alle andere / heimlich oder oͤffentlich / jrer Nah⸗ uche Staͤrte 
rung berauben vnd der andern Gewinn zu ſich gern bringen wolte / auch al, gun Dan" 
fo ſoſchs ins Werck fortſetzete / ſie ſchuͤnde / ſchabete / vnd endtlich gar außſoͤ nemmen 
ge / ꝛtc ſo müre die Gemein vnd gantze Stadt (welcher Wolfahrt einem jeden lommen. 
redlichen Mann lieber als fein eygene ſeyn ſolte) jyjrentwegen gewiß verder⸗ 
ben vnd zu boden gehen: Alſo wenn ein jedes Glied deß Leibes / der andern 
Slide: Krafft / Safft vnd Geſundheit nach ſich zeucht / vnnd mir anderm 
Schaden will ſtarck ſeyn / ſo muß der gantze Leib geſchwaͤcht werden / abnem⸗ 
men vnnd Reiben. Welche Bleichnußder wolberedre SateinerCicerofehr 773° 25 
herzlich anzeucht / da er will / daß in guten Regimenten man fich hüten foll 
fuͤr denen Buͤrgern / die allein jhren Nutz ſuchen / mit anderm Schaden ſich 
reichern / vnd dis and er Mitbuͤtger außſaugen.) 

— ttt Da 





— 






Wie die 


—— Das X. Buch deß ſechſten Theils / 
Barvınd Da hinwider diefe Ehemänner / welche der ehelichen Werck maͤſſig 
bu pflegen/onnd den Weibern ihre ſchuͤldige Pflicheswar gnugſam / aber doch 
———— mit Beſcheidenheit vnd Vernunfft geleiſten / gantz geſchickter vnnd ſchoͤner 
— * — werden / ja mit rechter lieblicher Farbe vnd feinen roͤßlichten Wangen an⸗ 
a sufehen ſeyn / darvmb daß ſie ſich niche gar auffangen laffen / ſondern nur 
Biene die vbrige Feuchtigkeit und böfe Duͤnſte gelofen. 
— Alle Glieder deß Leibes haben zwar jhre eygene natuͤrliche Wuͤrckung / 
maffen wor al8 nemblich / die Augen das Geſicht / die Ohren das Gehoͤr die Naſe den 
— Geruch / die Zunge den Geſchmack / daran viel Leute jre groͤſſeſte Luſt haben / 
fnnsund Die Blaſe das Harmen / die Eyngeweyde den vnreinen Miſt außzufuͤhren / 
a die Geburtsglieder Kinder su zeugen / vnd die eheliche Wuͤrckung / ec. Aber 
alle natuͤrliche Werck woͤllen mit maſſen gebraucht ſeyn / oder ſonſten nem⸗ 
men ſie groſſen Schaden. Alſo die Augen werden muͤde / wenn ſie ſtets nach 
einander ſehen muͤſſen / vnnd endlich verdunckeln ſie. Die Ohren werden 
taub von allzu groſſem Klang oder viel hoͤrens / wie man gemeiniglich ſihet 
an den Schmiden. Der Geſchmack verleuret ſich / wo man gar zu vielerin, 
cket oder jſſet / vnd alles wird ſo vngeſchmack / daß auch der Magen endlich 
fuͤr aller Speiſe ein Eckel hat. Die Naſe von allzu ſtarckem Geruch ein 
Schnuppen bekompt / reucht auch die ſtaͤrckeſten Ding nicht. DieGeburts⸗ 
glieder aber / dieweil jhnen alle andere Glieder deß Leibes sun Huͤlffe kommen / 
vnd jhr eygen Nahrung vnd Notturfft ehe entperen muͤſſen / nur daß die 
Geburtsglieder wider gefuͤllet( Denn dahin auß dem gantzen Leibe alles Ge⸗ 
bluͤt zufleufſet / vnd aller lebendiger At hem jnen br uͤnſtig zulaͤufft) wo fie ober 
alle maß vnd mit sugroffer Begierde bemüher und gebraucht werden / ſo ver⸗ 
lieren fie nicht allein jhre Kraͤffte / ſerdern bringen den gantzen Leib von ſei⸗ 
ner Krafft vnd Safft. Darvmb ſollen alle Ding maͤſſig vnnd vernuͤnfftig 
angeſtalt werden / damit die Kraͤffte der Natur erhalten / vnd der gantze Leib 
wacker vnd luſtig bleibe / ja endlich ein jeder ſein rechtes Alter erreiche / vnnd 
daſſelbe deſto ruͤglicher obn ale Befi chwerung vollbringe.So aber der Voꝛ⸗ 
witz die Jugend vbereylet / vnd Vnmaͤſſigkeit nicht auſſen bleibet / ſo muͤſſen 
die Leute vor der Zeit alt werden / vnd in dem Alter ein krancken abgezehrten 
Leib / nicht ohne Beſchwer vnd groſſen Vnmuth leyden vnd dulden. 
ehelichen Es ift auch bey vielen verſtaͤndigen Leuten ein falfcher Wahn / daß ſie 
Besede glaͤuben / ſo bald ſich diefecheliche Begierdte der Maͤnner in Kranckheiten 
mia findet / daß es oberall ein gut Zeichen fey / vnd der Krancke gewiß geneſe. A⸗ 
oderböfe ber die Erfahrung vnd Kunſt der Artzney lehrets anders / darvinb daß etli⸗ 
ren che Kranken / wenn fie dieſes Zeichen ſchon empfinden / wider eynfallen/ 
eder wol gar flerben, In etlichen Kranken doch diß Zeichen gewiß iſt / vnnd 
nicht betreuget. 
Das 








Von den Geheimnuſſen der Natur. ri 
Das XVI. Kapitel. 


Waromb die Gichtbruͤchtigen Leute / vnd die gern auffm Ruͤ⸗ 
cken ligen / auch die auff harten Bettlager ſchlaffen / viel gey⸗ 
fer vnd begierlicher der ehelichen Werck find. 


Je da kranck ſind an der Gicht oder Podager/ond Schmer⸗ ER 
= tzen in den Gliedern haben / die find mehrer ıheile Geyl vnnd Sn die Bine 
brünftig in der Liebe entweder darvmb / daß fi ie diefen Sachen viel em 
obgelegen / vnnd jhreaite Gewonheit nicht laſſen können / als die da auf vennen 
vnmaͤſſigem Gebrauch der ehelichen Werck dieſe Kranckheit bekommen / dere. 
oder aber daß jhnen die Sehnadern immerdar fi ic) fpannen / vnnd indem 
fie ſtets auff dem Rücken liegen müffen / alle Feuchtigkeit in die Geburts⸗ 
glieder zuflieſſen. Denngleicher Weiſe die da viel Reiten / oder auff den 
© Schiffen /oder auff dem Ruͤcken ſchlaffen / begieriger ſind der chelichen 
Werck / denn die Sehnadern /die da den Geburtsgliedern vornemblich 
dienen / werden dadurch erwaͤrmet / vnnd gereitzet zu fleiſchlicher Begierd⸗ 
te / welchs denn auch die Vrſach iſt. Denn wenn einer ſich an die groſ⸗ 
fe che vbel ſtoͤſſet 7 alsbald in der Schoß oder Gemaͤcht zurſchwillet / oder 
empfindet daß es wehe thut / als nemblich wegen der Verwandt nuß der 
Glieder vnnd einerley Adern oder Schnadern. Denn gleich wie es ſich 
zutraͤgt mir einem Eyſen oder Fewerzangen / die man in das brennende 
Fewer mie einem Ort leget / daß nicht allein der Dre der im Fewer ligt / er⸗ 
hitzet / fondern auch dag gantze Eyfen / vnnd der ander Dre / welcher nicht 
im Fewer ift/ auch fo fehr / daß man es nicht angreiffen fan : Alfo wird von 
einem Krancken Gliede dem andern / ſo von weit gerade auffrreffen / oder 
nahend darbey ſeyn / auch viel Schmergen mitgerheilee. Alſo wird das 
Haupt oft kranck vnnd verlegt vom böfen Magen / den Eyngeweyden / 
der Gebaͤhrmutter / der Miltz / oder der Leber ad) wenn dag Haupt kranck 
iſt / vnnd das Gehirn verderbet / fo muͤſſen der Glieder eins oder etliche auch 
mitleyden. 

Daher iſt auch die Gewonheit aufffommen bey den Wehmuͤttern / wie, Von der 
wol fie nicht wiſſen wie oder waromb es geſchlhet / daß fie pflegen in der jun, —5— 
gen Kindlein Kranckheit an die Geburtsglieder zu fühlen / vnd darauß zu wenn.die 
ſchlieſſen / ob das Kindlein ſchwach oder kranck ſey / ob es bey dem Leben —— 
bleiben wird oder nicht / welche etwann bey den Alten auch gewiſſe Zeichen feyn. 
zum Leben oder Todte geacht worden. Denn fo ſie die Saͤcklein der Geburts⸗ 
glieder ſchlaff gefuͤhlet / vund daß das männliche Glied ſtets nider haͤnget / 
iſts ein Anzeygung — Sn Kraffte ſchwach find/ A 

* ie, BR aller 





gı6 Das X. Buch deß ſechſten Theils/ 

aller lebendiger Athem abnimpt. Soaber das Saͤcklein fich ſtrecket / vnnd 
Suchen das maͤnn iche Glied hart oder auffgericht iſt / ſo ſorechen fie es hab feine 
enesen Noth. Demnach aber dieſe Zeichen auch betriegen / vnd nicht recht allzeit 
9* a sufagen / muß man gute Achtung haben / an weichem Dir beß Leibes die 
hc ’ Kranckheit ſey. Dann inden Kranckheiten deß Geherns / oder andern 
beimtichen Gliedern deß Leibes vber der Hertzgrube / fo die Seburteglicder mat oder 
greifter.  fchlaff ſind / iſt ein gut Zeichen/aleich wie widerumb ſo ſie hast ober ſtarrn⸗ 
gu serien de/ ein boͤſes Zeichen iſt / darvmb daß die lebendige Krafft verliſchet / vnd die 
Krane Sehnadern werden ihrem Vrſprung vngleich. So aber in den Kranckhet⸗ 
sendas ſob ten der foͤrderſten halben Leibe das Saͤcklein ſtrotet / vnnd das männliche 
wig Zeichen Glied ſtarck iſt / ſo iſts ein gut Zeichen / denn fie zeigen an / daß die Glieder / 
if zu den natuͤrlichen Wercken geordnet / als leber/ Magen’ Miltz / Eynge⸗ 

weyde / ꝛtc. widervmb zu Kraͤfften kommen / wenn ſich der Menfch an denſel⸗ 

ben beſſert / fo befindet se das am erſten an den heimlichſlen Oertern. 


Das XVII. Kapitel. 


Wie daß bleiche Weiber vnd doͤrre / geiler ſind denn die rothen 
vnd fetten / auch vbeler nach dem Manne thun. 
un Je Weiber/ jehigiger Natur / je jnnbruͤnſtiger in der Siebe/ 
mwaromb bie Hi vnnd begieriger der Männer find fie / welche Natur oder Art 
eis denn die ſchlancken / bleichen ond ſchwaͤrtz ichten Wetber fürnenb, 
ode fhwärs lich haben. Denn es geſchihet / daß / dieweil bey ihnen die Geburtsglieder 
3 truck ener / vnd das Geblůt hitiger oder ſchaͤrffer iſt / fie mehr kuͤtels fühlen 
ner ambes vnd vnerſaͤttiger Begierdre der Mannen entpfinden. Rain 
nd Dieſer Brfachen wegen kompts auch / vaßdie Weiber im Sommer 
geller / vnd der ehelichen Werck begieriger ſind / daß alsdenn fie higiger Na, 
an HE en werden / da doch bey den Männern die narürliche Wärme dieſelbige 
Sommer Zeie verlifcher/ond alle Begierde matter iſt / daron die Raute / Thymian 
— und gemeiniglich alle ſehr hitz ge Ding / den Männern die Luſt vertreiben / 
ns pndadefteifchliche Begierdte benemmen / den Weibern aber dieſelben groͤſ⸗ 
fer machen / vnd sn Beförderung der ehelichen Werck dienen / ſintemal alle 
dieſe Kraͤuter den Männern allen beften Safft deß Leibes verzehren / vnnd 
den natuͤrlichen Samen außtrucknen / den Weibern aber die vbrige Feuch⸗ 
tigkeit benemmen / die Geburtsglieder wol erwaͤrmen / vnd den natuͤrlichen 
Saamen jnbruͤnſtiger machen / dadurch fie groͤſſere Begierde zu den Man, 
nen bekommen / welchs alles macht / daß erliche Weiber ſo gern Wein trin⸗ 
Diefinen cken / darvmb daß er mehr Hitze macht. Die fetten aber vnd roͤrlichen Wet, 
und rörusse ber / demnach ſie viel vbrige Feuchtigkeit / vnd einen na. uͤrlcchen Saamen / 







mit 

















® Von den Geheimnuſſen der Natur. fir 
mir mehr waͤſſerigen Materien ver niſchet / haben 7 fofind fi nicht fo inn, 55 


biünjlign der &iebe/fondern haben maͤſſige Begierde / vnd ſittiger Geberde Beyinde 

in allen ehelichen Wercken. — 
Darbmo die Männer / welche ſich verheyrathen woͤllen / billich ſollen Br: dr 

der Werber Natur wol berrachtenvante Wahl haben / vnd nicht ohne De — 

dacht ein jede freyen / denn we cher Mann geringes Leibes oder duͤrre iſt / da fevenfors 

zu bey Jahren / vnd ein geyles furwitziges Weib/die ſich nicht erſaͤttigen laͤſ. '” 

fer bekoͤmpt / der mag wol bedencken / daß er feinem Leibe eine Kuren g:bln, 


den habe / die jhm von Tage ſchaͤrffer werde / vnd weher thun wirdt. 


Das XVIII. Capitel. 


Wie dieſe Leute / welchen vnverſehen der Saame entgehet / vnd 
ein vnreinen Fluß haben mehrer theilß vnfruchtbar ſeyn / 
vnd worauß 3 geſchicht. 
Siſt ſo eine abſchewliche Kranckheit / damit beyde Maͤnner 
(un Weiber befallen/wenn jhnen wider den Willen der Saame ent a — — 
gehet / daß bey den Kindern Iſrael dieſelben von der Gemeine Gottes RR 
abgefondert werden muſten / welche in Sriechifcher Spraach yaropfora , in 
Sareinifcger Seminis profluvium , in Teutſcher / der weile Fluß deß Saa⸗ 


- mens genannt wird. Denn dieſen genen im Schlaf / oder fonft vnverſe⸗ 


hens / der Saame entgehet ohne alle Luſt / vnnd daß ſie es nit ſonderlich fuͤh⸗ 
Ion und iſt die Materia duͤnne vnd waͤſſericht. 

Darvmbð geſchichts / daß ſolcheLeute gemeiniglich vnfruchtbar ſeyn / vnd et. for; 
zu den ehelichen Wercken ungefchicft. Denn gleich wie die unfruchtbaren Super 
Weyden den Saamen laſſen abfallen / ehe er reiff wird / wenn ſie nicht gnug * 
Waͤcme haben: Alſo dieſen Leuten die kalte waͤſſerige Feuchtigkeit / aie ein Eier 
vnvolltommener Saamen all viel entgehen, Denn die natuͤrliche Kraͤffte bar. 
find nicht ſo vermoͤgend / den Saamen recht zuarbeiten / vnd jhm ein frucht⸗ 
bare Natur an zuerben / darvmb dieſes eine vnreine Feuchtigkeit vnnd on, 
vollko mmener Saame iſt / der nicht eine fruchtbare Natur har. Diefrangds 

Weiter / wie diefe Kranckheit auß Schwachheit der Geburteglieder RichenEpter 
entſtehet / alſo iſt noch ein anderer gleicher Gebrechen / aber viel ärger/derda A leder 
auß enem vnzuͤchtigen beyſchlaffen koͤmpt / wenn fie mit vnreinen vnnd s.uder, 
frantzoͤſi chen Huren zuthun haben / wird bey den Maͤnnern ein Roͤhrenge⸗ 
ſchwuͤr genanat / denn ein boͤſer Eyter auß den Geburtegliedern in der 
Krayckyeit gehet / ein mal blawlechtig / ein mal gruͤn / mit groſſem Geſtanck / 
davon auch bißweilen die jnnerlichen Glieder durchgefreſſen werden / vnnd 


Stuͤckweiſe abfaulen. 
iij Dieſer 





sı$ Das X. Buch deß ſechſten Theils / 2 
Dieſer vnreiner Eyterfluß iſt in den Frawen am aͤrgſten vnnd gifftig⸗ 
ſten / daß von jhnen ein vnleydlich beiſſen vnd grimmen in den jnnerlichen 
Geburtsgliedern koͤmpt / nicht anders als weren ſie voll Saltz oder Alaun. 
Darvomb dieſelben Vnreinen vnnd Frangöfifchen viel geyler vnnd 
begierlicher ſind deß Beyſchlaffens / beyde wegen deß ſcharffen Eyters / 
grimmen / vnd daß ſie fuͤhlen daß jhnen beſſer werde / wenn ſie die chelichen 
Werck mir andern getrieben haben / vnnd fragen nichts darnach / daß fie je⸗ 
derman mit beſchmeiſſen moͤchten. Ja dieſelben geylen vnreinen Huren vnd 
Geſellen ſtehen ſonderlich darnach / daß ſie mit geſunden / wolgeſtalten Leu⸗ 
sen beyligen moͤgen / denſelben jhren ſtinckenden vnnd Frantzoͤſſchen Saa⸗ 
men eynſchencken / finremal ſie nicht vbeler / ſondern beſſer ſich darvon be, 


finden. 
De — Bnddiefe deute / die da den vnreinen Eyterfluß auß den Srankofen ha⸗ 
mens vnd ben / vnd vnreinem Beyligen vervnreiniget ſind / die laſſen fein rechten Sa⸗ 
zn men entgehen/fondern diefen ſtinckenden Eyter deg Geſchwuͤres welcher 
nicht weiß iſt / ſondern blawlicht oder gruͤn / vnnd außden Geſchwuͤren der 
Scham oder Röhre koͤmpt / darvon ſie auch das Waſſer vbel laſſen koͤnnen / 
denn wegen der jnnerlichen Geſchwuͤr wird das Waſſer gleich verſtopfftt / 
vnd gehetſchwerlich fort / oder mit Schneiden vnnd Schmertzen. Wenn 
es auch bißweilen ſich zutraͤgetzdaß ſolchen Männern beginnt eine Luſt an⸗ 
zukommen / ſo haben ſie vnaußſprechliche Schmertzen oder Schneiden / 
vnnd beduͤnckt ſie / als wie man Stricke hin vnnd wider in der Roͤhren zoͤ⸗ 
ge / welches geſchicht wegen der Sehnadern / die da nicht die ſcharffe beiſſen, 
de Feuchtigkeit ohne Schmertzen leyden koͤnnen / vnd werden alſo offt zum 
Waſſer abſchlagen genoͤtiget / ob ſie wol ſchwerlich koͤnnen / dieweil der 
Harm nicht haͤufflich / ſondern troͤpfflich / vnnd mit vnleyblichen Schmer⸗ 
ken fortgehet. | 
Bon den Diefe Höfe Kranckheit erbet man von den Frantzoͤſiſchen Leuten / vnnd 
be, Wenn man mit den vnremen Huren zut hun hat / welche die Scham vnnd 
gie ale Geburtsglieder voller Geſchwuͤres haben. Aber die Kranckheit / wenn 
fie allein in der Scham vnnd nechflen Gliedern bleiserronnd durch Zufluß 
. böfer Feuchtigkeit daſelbſt boͤſe Geſchwuͤr macher / wird su darein puden- 
dagra,auff Teutſch die Schliere genanne. Wenn fichs aber weiter außbrei⸗ 
ter in den gantzen Leib / wie es pfleget / wenn man jhm nicht / wenn es new iſt / 
zuvor kompt / mit jnnerlicher Reiniguͤng / purglerender Artzney / oder vn⸗ 
a verſtaͤndiger weiſe im Anfang / die Pflaſter die da eyntreiben gebraucht/ 
Sem enter» daıman Salbe vnnd Pflafter/ das herauf zeuhet / vnnd verzehret die böfe 
3, Benchrigkeit / aufflegen ſoll werden Fransofen darauß / ſintemal alßdenn 
heriommen, der gantze Leib vnnd alles Gebluͤt ſampt dem lebendigen a 
N wird / 






Be 





Won den Geheimnuſſen der Natur. $19 
wird / darzu das onreine Gebluͤt noch mehr eynnimpt die Sehnadern / bie 
Haut vnd alles Fleiſch / vnnd oberall groſſes reiſſen oder wehethun macher/ 
daß dieſe Zufaͤlle der Kranckheit nachmals auch aͤrger werden / als die 
Kranckheit ſelbſt iſt. 

Denn ſie entpfinden nicht einerley Marter / ſondern mancherley ſchmer/ Die ſchmer⸗ 
tzen / die ein mal anders als das ander dendeib vnnd /alle@ lieder angreiffen/ In ig (en 
die Sehnadern / als die aller entpfindlichſten vnnd vnleydigſten Gliedmaß / ziehen vmb 
ſehr zur eiſſen / vnnd wie mit Meſſerſpitzen zurſtechen / die Schmertzen krie⸗ in. 
hen ohne vnterlaß von einem Dre sum andern / wie Omeiffen/ onnd watt: wie Omeif- 
dern hin vnd wider vmb / thun newe Oerter eynnemmen / dar von die Leute fen- 
in Franckreich auff jhre Spraache dieſe Kranckheit von den Omeiſſen / 
de Mieron, genannt / wie denn die gelehrten Aertzte den gar ſchwachen 
Pulß in denen krancken Leuten / da wenig Lebens mehr vorhanden iſt / dar⸗ 
vmb daß er ſich kaum ruͤhret / auch von Omeiſſen formicantem pulſum 
nennen / vnd noch ein andern / dieſem verwandt / von dem gange der Wuͤrm⸗ 

lein / vermiculantem pulſum, welcher denn auch nicht ſonderliche Hoff, Won dem 
nung deß Lebens gibt. Vnd gleich wieder Wurm eine boͤſe Kranckheit iſt Wurm. 
da die Senne freffende Geſchwuͤr / al vom Wurm auffgefreſſen / befommen: Ferne 
Alſo it ein Dmeiffen Kranckheit / zu Sarein formicatio, in Griechiſcher Krantbeiey 
Spraache kueunnia genannt / dieda eufferlich den Leib mir böfer Kraͤtze vnd Yekrsıe > 
Blattern verfteller/ innerlichaber inder Haut wie Omeiſſen gebeiß / 9%, Srangofen 
fühler wird/davon fie ſich jmmer Fragen oder reiben muͤſſen / vnnd ein Sinde, n · 
zung machen / welches denn auch den Frangöfifchen Krancken pfleger zu⸗ 
begegnen’ daß fienirgend können ſtille feyn / fondern fich ſtets Fragen muͤſ⸗ 
ſen. Daromb die in Frantzoͤſiſcher Spraache diefe Frantzoſen nicht vbel 
mit der Omeiſſen Kranckheit vergleichen / vnd mit einem Namen nennen / 
nicht daß es eine Kranckheit ſey / ſondern gleicher weiſe ſich fühlen laſſe / da⸗ 
her auch in Lateiniſcher Spraache der Plautus ſolche Leute / durch die ab⸗ 
ſchewliche Kranckheit verderbet / als Frantzoſen / Flecht / Außſatz / vñ andere 
mehr / in Lateiniſcher Spraach nennet / formicinos, mucidos, vietos, pu- 
tridos, ulceroſos, das iſt / von Omeiſſen zufreſſen / ſchmirtzig / faul / ſtinckend 
vnd geſchwuͤrig. Vnſere Teutſchen aber nemmen ein Gleichnuß von den 
faulen Fiſchen / daß wenn man fie nur anruͤhret / von den Greten abfallen / 
— —* von jhnen im Sprichwort: Man moͤchte ſie von den Greten 
uͤtteln. 
Derhalben wer da an den heimlichen Oertern vervnreiniget wird / oder 
ſonſt die Frantzoſen bekommen haͤtte / entweder durch vnordentlich bey⸗ 
ſchlaffen / oder daß er bey einem vnreinen Geſellen gelegen haͤtte / oder in ein 
vnrein Bette gekommen /( Ren x zeiten dieſe Plage ee 
TR au 


ug 





520 Das X. Buch deßfechften Theils / 
auß dem Effen oder Athem oder den Kannen / darauß der Frantzoͤſiſche ge⸗ 
Eh truncken/anfällig war / daß ſie jetzt allmehlich vnnd ſtillſchweigende angeer⸗ 
- Sehe Durst bet wird) dem gebe ich den Rath / daß er alsbald auß ſcharffen Wein oder 
Yen a fol Eſſig / daͤrvnter Saltz gemaͤnget / die heimlichen Oerter / oder andere vervn⸗ 
gebeviee reinenden Glieder abwaſche / darnach das Geſchwuͤr reiff mache / vnd wenn 
werden. der Eyter herauß koͤmpt / das Loch wol außwaſche vnd reinige / ehe denn daß 
er es zuheyle / ja auch was laͤnger auffhalte / wie man in deß tollen Hundes 
Biß / der da offt leichtlicher iſt / denn dieſer Schaden von Huren / zuthun 
pfleget / damit nichts unreings oder gifftiges darinnen bleibe / vnd die Franck, 
heit im Leibe davon zunemmen oder ärger werde / vnnd che daß man allerley 
auff die Schäden aufflegt / ſo muß man den Leib mir Artzneyen / die das boͤſe 
gnnerliche Gebluͤt reinigen / auffs fleiſſigſte purgleren / darzu denn am beſten ſind / Epi- 
Yızmy. thymus, Erdrauch / Engelſuͤßwurtzel / Senißblaͤtter / vnd die Latwerge Ha⸗ 
mech / und dieweil man dieſen Leuten das Waſſer mit treiben map ſo iſt es 
auch nicht boͤſe die Benedicta laxativa im Holtzwaſſer getruncken / vnd von 
dem Frantzoſenholtz / welchs man Guajacum nennet / vnnd ich für cin Art 
deß Hebeni halte / denn two nicht durch ſolche fleiſſige Huͤlff dem Leibe ge⸗ 
holffen wird / ſo breiter ſich die Vnreinigkeit auß / vnnd wird der gantze Letb 
kranck / vnd alles Gebluͤt Frantzoͤſiſch. 9 
Voeterſcheid. Denn diefebeyde Kranckheiten / die in heimlichen Oertern / vnnd Die 
zwirhen Frankofen/ find einander verwandt / gleich wie der Krebs vnd Außſatz / der 
Om Krebs iſt nur an einem Dre deß deibes / der Außſatz am gangen Leibe. Alſo 
ſah. auch wenn die ſuͤchtige Kranckheit / vnnd das vnreine Gebluͤt / den gantzen 
Leib eyngenommen hat / ſo iſt vorhanden die abſchewliche Kranckheit / die 
man nennet die Frantzoſen. So ſie aber in der Schoß bleibet / vnnd allein 
die Geburtsglieder eynnimpt / ſo wirds genennet cin Roͤhrengeſchwuͤr / oder 
die Schlier. | | 
Dome  Dahermieman fonft allzeit fpigig in anderm Vnglůck iſt / vnd fonder, 
die Duner lich diefen Kranckheiten vberauß ſpoͤttlich nachreden fan / haben die deuıte 


en dieſe Kranckheit / ſo in den heimlichen Dertern iſt / die Mutter / die aber im 


sur &hege, gantzen Leibe iſt / als die Frantzoſen / die Tochter genannt / darvmb daß eine 


vommen. don der andern herkoͤmpt / vnd diß Sprichwort in Gebrauch gebracht: Ein 
ſchoͤner Braͤutigam / er hat die Mutter ſampt den beyden Toͤchtern zum 
Weibe genommen: wenn einer neben der Roͤhren Geſchwuͤren / Schlier 
vnd Frantzoſen bekommen hat / vnd der gantze Leib vervnreiniget iſt. 

Der Vyter · Dieſe Schr von dem weiſſen Fluſſe auß den Geburtsglie ern muß ich 

(Hard zu weiter Erklaͤrung noch mehr auf fuͤhrlich machen. Der weiſſe Fluß auß 


weiſſen 


Zug, Den Seburtsgliedern wird bey den Maͤnnern vnnd Frawen mancherley ge⸗ 


funden. Erſtlich iſt ein weiſſer Fluß / von kaltet ſchleimiger Feuchtigkeit / 


nicht 





t 


Von den Scheimnuffender Natur. ga 
nicht vom Saamen / dieſer wird der weiſſe Fluß gemeiniglich bey den Weis 
bern genannt / vnd begegnet beyde Jungfrawen bern / ſo talter Dias 
sur ſind / daß durch jhre Geburtsglieder viel ſchleimige Feuchtigkeit vom 
Haupt / der Leber oder andern Gliedern dep Leibes ſich weg reiniget vnd her⸗ 
auß fieuſt / vnd wenn der Fluß nicht ſo gar hefftig ſich zu 
guter Reinigung! wo er aber zů hefftig gehet / ſo iſt er ſchaͤblich / 6 d ge⸗ 
faͤhrlich. Etliche Gelehrten Haben woͤllen dahin ſchlieſſen daß feine Junz⸗ 
fraw jhrer Ehren ehrlich were / die den weiſſen Fluß haͤtte / aber man thut jh⸗ 
nen gewalt vnd vnrechte / denn eg beſtehet mir feinem Grunde / vnnd die Er⸗ 
fahrung lehret ſolches anders. Dergle ichen hat man auch etwann erfahren / 
wiewol ſelten / daß die jungen Knaͤblein oder gar alte Maͤnner den weiſſen 
ſchleimigen Fluß durch die Röhren haben / ſonderlich welche kalter Natur 
find oder vom Stein vnreine Nieren vnd Dlafen haben. | i 
Der ander weiſſe Fluß iſt deß Saamens / wie oben geſchrieben / vnd begeg / Dieanber 
ner beyde Maͤnnern vund Weibern / deßgleichen auch biß weilen Jungfran⸗ kngemer 
wen vnnd jungen Geſellen / wenn ſie Mannbar werden / geſchicht wegen 
Bloͤdigkeit der Geburtsglieder / ſo den Saamen nicht recht außarbeyten noch 
RER: Set 
Der dritte Fluß auß den Geburtsgliedern bey den Männern und Wei, Die dtia⸗ 
bern / iſt der vnreine Eyterfluß / ſo auß Frantzoͤſiſchen Geſchwuͤren und Wer, Arcdepweife 
vnreinigung koͤmpt / denn daſelbſt wird dag gantze jnnerliche Gebluͤt vntein / len dluſſes. 
vnd geſchicht nicht allein auß euſſerlichen Vrſachen durch vnreine Bermi⸗ 
ſchung oder Beylager / ſondern auch durch jnnerliche Vrſachen dep boͤſen 
Gebluͤts / welche eine ſcharffe Frantzoͤſiſche Art an ſich nimpt / wie wir denn 
erfahren haben / daß erbare fromme vnverdaͤchtige Jungfrawen vnd-Sram 
wen alſo in Frantzoͤſiſche Kranckheit ohne euſſerliche Vrſachen gerathen / 
vnd ſolchs geſchicht deſto mehr bey denen Leuten / die ſcharff hitig 
| Gebluͤt haben / oder die da ſehr geſaltzens vnd ge⸗ 
RN pfefferts eſſen.) 





mi © * 


"ENORM Sendꝛ⸗ 





— 


J 


2, 


u Pas. — 
Sendtbꝛieff / darmit Be⸗ 
zeuget wird / daß nicht allein durch dies 
fe Lehre von den ehlichen Wercken / nutz bey frommen 
erbarn Leuten geſchaffet / ſondern auch das gantze Buch Levini 
Lemnii, von den Geheimnuſſen der Natur / von Chriſtlichen Theo⸗ 


logen lieb vnnd werth gehalten / ja von jhnen hoch 
begehret vnnd ermahnet ſey. 


An lacobum Horſtium, beſtalten Medicum der 
—* Ehrſamen Landtſchafft in Oeſterreich vn⸗ 
ter der Enß / etc. 


Ein willige Dienſt zuvor / Achtbar / Hochgelehrter Herr 
Doctor, ewer groſſer Fleiß vnd guter Wille in mitgetheiltem Rath / 
— auch alle andere Freundtligkeit gegen mir / iſt mir ſehr lieb vnnd ange⸗ 
nemb / vnnd iſt mir nichts leyder / als daß jhr ferne von mir ſeydt / nicht zwar 
mit dem Gemuͤth / ſondern mit dem Leibe / So ich allezeit Bottſchafft haͤt / 
muͤſte ich euch offt ſchreiben / aber GOtt weiß / daß ich ſchwerlich cine einige 
Bottſchafft haben kan / jetzt kann ichs nicht vnterlaſſen euch zu ſchreiben / 
Vnd thue euch zuwiſſen / daß mein liebes Weib / die jr geſehen habt / ſchwan⸗ 
ger gehet / ich hab ewrem Rath gefolget / vnd Gott hat ſeinen Segen geben / 
So jhr noch mehr koͤnnet mir ſchreiben mir eheſter Bottſchafft / vnd ewern 
Rath mittheilen / daß ſie deſto leichter gebaͤhre I ob fie es vielleicht möchte 
beduͤrffen / welches GOtt doch abwenden woͤlle / thaͤtet jhr mir einen guten 
Dienft/ vnd ich wolte mich deßwegen danckbar verhalten. Diß hab ich inn 
Eyl ſchreiben muͤſſen / weil der Botte geeylet. Sonſt haͤt ich mehr zu ſchrei⸗ 
ben gehabt. Hiermit GOtt befohlen. Darum zu Meiſſen / den 29. Augu- 


ſti, Anno 1575. 
E. A. Williger 
Elias Badhorn M. 
Anlacobum Horſtium, beſtalten Medicum 
zur Iglaw. 


Ochgelehrter Herr vnd guter Freunde / wie mir das gegen ⸗ 

| wertige Geſpraͤch von vielen Sachen in der Artzney lich geweſt / alfo 

angenemb find mir auch ewre Brieff / darinn N 
Tonver 





Von den Geheimnuſſen der Natur. j25- 
Converſation gedencket / vnnd etliche Weiſe / davon ich gefagt / daß ich etli⸗ 
hen vnfruchtbaren Weibern geholffen / daß fie fruchtbar worden] euch ber 
geretzusufchreiben. Wie wol ich nun licher diß gegenwertig mit euch reden 

denn ſchreiben wolt / darvmb daß es ſchwer iſt / weitlaͤufftige ing kurtz zu⸗ 
beſchreiben / Jedoch kan ich nicht vnterlaſſen / euch darinn zu willen zu leben. 
Die Vrſach der Vnfruchtbarkeit habich vorauß in denen Weibern / die 
meines Raths gepfleget / vnnd denen ich mit meinem Rath geholffen / mit 
gan fleiß erfündiger/ond gefunden! daßes fey geweſt eine Schlipfferige ⸗ 
eit der Mutter / die da macht / daß fie nicht die Drarur dep Mannes behalten. 
fan. Denn da mich ihre Maͤnner berichtet / daß die Narurbey jhren Weis 
bern nicht behalten wuͤrde / fondern allmehlich wider herauf ſtoͤſſe auch zu⸗ 
gleich mir erlichen Winden! habeich fürrarhfam befunden / daß fie muͤſten 
ruriret vnnd zurecht gebracht werden / mir Artzney / die zugleich aſtringieret 
vnd erwärmen. Derhalben ich den Rath jhnen gegeben/ daß ſie die nechſten 
Tage nach jhrer Monatzeit fi behalten / vnnd wüfchen den Seibinn der 
Schoß mit einem fawern Wein) darinn gefochr weren Tormentillen Wur⸗ 
tzel / Naterwurtz / rote Roſen / Wolgemuth. 

Darnach / dieweil viel hilfft / wie man ſich zu dieſer Sache ſchicket / hab 
ich fuͤr gut auch angeſehen / daß das Weib mit dem Leib vnnd Fuͤſſen hoch 
liegen / vnnd mir dem Haupt nidrig / vndalſo das Ehewerck geſchehe. 
Zum dritten ſo etwann das Weib weniger begierig were Als es ſolt / daß 
der Mann mit gutem Geſpraͤche vnnd aller Freundligkeit zuvor das Weib 
auffbraͤchte / vnnd zur Begierd bewegte / ja entzuͤndte / vnnd wenn er befinde / 
daß ſie recht luſtig worden were / in derſelben Hitz ehelich erkaͤndte Endtlich 
nachdem Ehewerck / ſolt das Weib alfo zur ruhe vnnd ſtille bleiben auffs 
laͤngſt als ſie kan. Den andern vnd folgend Tage auch meyden groſſe ſchnel⸗ 
le Bewegung deß Leibes. Sie ſoll auch gebrauchen kleine Salvey in einem 
hartlaͤchtigen Wein / damit hab ich etlichen Weibern / die vnfruchtbar ge⸗ 
weſen / geholffen / daß ſie Kinder tragen. Es ſind wol mehr andere Vrſachen 
der Vnfruchtbarkeit / euch wol bewuſt / aber in denſelben hab ich noch big 

anher feine Erfahrung. Dig woͤllet von mir zu gut auffnemmen / ond ewren 
Memmium euch befohfen ſeyn laſſen. Es were mir lich / daß wirin der nähe 
beyfammen lebten / daß wir offrervon ongemiffen Sachen möchten rath⸗ 
— Datum Roſtock den 30. Junij. Vnſer Bruczus leſt euch ſehr 
gruͤſſen. 


Petrus Memmius D. Vnd Profelſſot der Artzney 
in der Vniverſitaͤt Roſtock. 


un ij An 





a  _ DasX,Buchbeffechflen Theile 
An lacobum Horſtium der Artzney Do ——— 
drer Stadt Sagen beſtalten Medicum. 


en alles gutes zuvor/Achtbay Hochgelchts 


ter Herr Doctot, inſonder günftiger Herr vnd — habe mit 


fſtewden vernommen / daß jhr auff anhalten der Edlen I Geftrengen 
Herren / Herrn Chriſtoff von Zedelitz zu Samitz / vnd Herrn Goͤrge von os 
gen zu Altendorffldicherlichen Buͤcher Levini Lemnij ins Teutſch bringer. 
Es find darinn vielvornemmer nüglicher Sehren/die dem Menſchen sur Er⸗ 
haltung Leibes Geſundheit / vnd zu Erinnerung dep Gemuͤths / in Betrach⸗ 
iung der vnaußſprechlichen Allmacht / Guͤte vnd Weißheit GOttes vnſers 
eynigen Schoͤpffers vnnd Erhalters / dienen. Darzu was weiß der gemeine 
Mann) von der rechten wolgegruͤndeten Artzney / wenn ſie nicht auß dieſem 
vnd dergleichen Teutſchen Buͤchern diß lehrnen? Ihr wiſſet / daß neben dem 
Ampt zulehren Gottes Wort in der Kirchen] ich an allerley Kraͤutern vnnd 
Kunſt der Arttney I ein groß gefallen habe] auch in Latein dieſe Bücher Le- 
vini Lemnij vnd dergleichen/gerne leſe: Aber ich muß befennen/daß an vie⸗ 


rechtsverſtaͤndige gelehrre Leut gehoͤrt darvber Flagen / daß ob ſie es wolim 
Latein leſen / doch nicht vberall Be N a enden koͤn⸗ 
nen / wie in andern Sateinifchen uͤchern. Damit thut jhr wol / daß jhr fie 
inn die Teutſche Spraach brin et. Bnndich bitt / daß jhr zu gemeinem Nutz 
vieler Leute I dieſe verteutſchte Buͤcher Lemnij eheſtes in Druck außgehen 
laſſen wollet / vnd dieſen a a RR N Kunfonnd 
Erfahrung etwas mehr darzu thut. Euch hiermit Gott befohlen. Datum 
Dan aw in Schleſien den zoMartjj Anno 1568, ——— 


E. W. 


Anthonius Herfard Caplan in der 
Kirchen zu Hanaw. 


An lacobum Horftium der frehen Kuͤnſt vnd Artzney * 


Doctorem, vnnd der Erſamen Landtſchafft in De 
ſterreich vnter der Enß beſtalten Medicum. in 
Chebar / Hochgelehrter Herr Doktor, Ich hab ewer Schrei⸗ 
ben empfangen / vnd bin darob ſehr erfrewet worden /denn ich verſtehe 
darauß / daß ewer Excellentz für mid) in dieſer Gefahr der — 





fen Oertern mir ſie su ſchwer zuverſtehen ſindt. So hab ich auch andere 


—— en 


| Von den Geheimnuſſen der Natur. gap) 
fihen Zeit Sorgerräger. Daß jhr aber woͤllet / ich ſoll euch das Buch Levi- 
ni Lemnij, von euch verteutſcht vnnd vermehret / vnnd tituliret: Von den 
wunderbarlichen Geheimnuſſen der Natur / wider ſchicken / als bitt ich vnnd 
flehe auffs hoͤchſte als ich fan / jhr wollet nit darvmb zuͤrnen / daß ich euch daſ⸗ 
ſelbe nicht ſchicke / denn ſo baldt ichs hab gar außgeſchrieben / wie ichs allbe⸗ 
reit einen groſſen Theil angefangen / will ichs E. A. mit Danckbarkeit als 
bald widervmb zuſchicken / verſehe mich wie EX. ſonſt freundlich gefinnerz 
werdet diß nicht für vbel auffnemmen / vnnd ſoviel deſto mehr! weil ich weißt 
daß jhrjetzt bey dem Herrn von Nogendorfffeyd / da jhr ewers Buchs ab 
le Tage maͤchtig ſeyn koͤnnet / wie ich verſtanden habe von ſeinem Herren 
Pfarrherr / daß ſeine Gnaden diß Buch auch habe. Was aber anlanget ewe⸗ 
ren guten Rath wider die Peſtilentz / ſage ich danck / vnnd ſchlieſſe dahin / daß 
ich jhm folgen will / Ich habe biß anher den Citrinat eyngemacht gebrau⸗ 
chet fonderlich die bittere Citrinatſchalen nach ewres Horſtij Erinnerung/ 
auch in demſelben Buch von den Geheimnuſſen der Natur geſchrieben / 
vnd wie jr wiſſet / daß ung die Peſtilentz faftfehrin vnſer Stadt angegriffen / 
vnd daß ich dieſelbige Krancken beſuchen muß / ſo hat doch GOTT der Ale 
maͤchtige auß ſonderlichen Gnaden / dem ich darfuͤr dancke / mich mit mei⸗ 
nem lieben Weibe vnnd faſt vielen Kinderlein behuͤtet / vnnd bitte den All⸗ 
mächtigen Gott / daß er vns weiter nach feiner Gnade / vnd vaͤtterlichem Wile 
len behuͤten woͤlle. 
Dieſe Mittel brauchen wir vnnd trawen Gott / den wir fuͤr den rechten 
wahren Artzt vnd Schuͤtzer fuͤr aller Gifft halten. Daß jhr auch gern wol 
let wiſſen / wie Die Peſtilentz noch in vnſer Stadt regiere ———— 
ſen / daß ob wir wol mit vnſern groſſen Suͤnden die ſcharffe Straaff der Pe⸗ 
ſtilentz ober ung geladen haben / doch Gott der HERR nad feiner vnauß⸗ 
ſprechlichen Guͤte mit vns gnaͤdig handele / vnnd wir gute Hoffnung haben / 
daß die Peſtilentz bey vns bald auffhoͤren fol. Daß jhr aber ehrlich vocieret 
ſeyd inn die Julius Vniverſitaͤt zu Helmſtaͤdt I zu ſo viel gelehrten Leuten 
bey einander verſamblet / ſeyd jhr als auch der Gelehrteſten einer wol wirdig / 
vnnd ich wuͤnſche EA, darzu viel Stück. Aber obich wol nicht zweiffele / 
ihr werdet in derſelben hohen Schul viel Nutz ſchaffen / vnnd den Hauffen 
der Gelehrten mit ewer Autoritaͤt zieren / ſo ſehe ich doch nicht gern / daß 
vnſer Oeſterreich / die ſolcher Leute hochbedarff / euch weg laͤſſet. Ich bitte 
auch E. A. woͤlle ein acht Tag mir leyhen die Oration Doctoris Danielis 
Hofmanni, in der Julius Vniverſitaͤt von vielen guten Lehren gehalten I 
vnnd euch zugeſchickt / der jhr nechſt gegen mir gedacht. Gruͤſſet von mir 
ewren Herrn Pfarrer zu Poͤckſtal / wenn er zu euch kompt. Vnnd verleihe 

u nei); uch 





2% 


gs Das X Vuch deß ſechſten heiter 


auch BOrtafegitefige Wolfahtti in en a den 
16. Decembris Annoızdz. 


* IR 


— * E.A. Willger | — x 
— Bernhardus Chömel fon Thalh aͤuſer —— 
auß Heſſen / Diener ER. u > 
Worte daſelbſt. 


An Iacobum Horſtium beſtalten Medicum bei Eiſa⸗ 
men Landtſchafft in Oeſterreich vnter | 
der Enß / ꝛc. | 


Eine willige Dienſt zuvor / Achtbar / or Herr 
0 N Doctor,ewer groſſer Fleiß vnnd guter Willerin mit getheiltem Rath / 

auch alle andere Freundligkeit gegen mir / iſt mir ſehr lieb vnnd ange⸗ 
nem / vnd iſt mir nichts leyder / als daß jhr ferrn von mir ſeyd / nicht zwar mit 
dem Gemuͤth / ſondern mit dem Seibe / fo ich allzeit Bottſchafft Härte / muͤſt 
ich euch offt ſchreiben aber SO TZ weiß / daß ich fo ſchwerlich eine einige 
Bottſchafft zu euch haben fan. Jetzt aber kann ich nicht vnterlaſſen / euch zu 
ſchreiben / vnnd thue euch zu wiſſen / daß mein liebes Weib / die jhr geſehen 
habt / Schwanger gebet / ich habe ewerm Rath gefolget / vnnd Gott hat feinen 
Segen geben / ſo jhr noch mehr koͤnnet mir ſchreiben mir eheſter Bott⸗ 
ſchafft / vnnd ewren Rath mittheilen / daß ſie deſto leichter gebaͤhre Ir ob ſie es 
vielleicht möchte beduͤrffen / welchs Gott doc) abwenden woͤlle / thaͤtet jhr mir 
einen guten Dienſt / vnnd wolte mich deßwegen Danckbar verhalten. Diß 
hab ich in Eyle ſchreiben muͤſſen / weil der Botte geeylet / ſon ſt haͤtte ich mehr 
zu ſchreiben gehabt. Hiermit Gott befohten,Datum zu Meiſſen 29.208 Au- 
gulti,Anno ıy 77, 


E.A. Williger 
Elias Badhorn M, 


Ende deß zehenden Buchs) 4 


Sas 








_ Das Begiſter deſp. 3. vnd 


Artzneytunſt. vide Medicina. 
a As fie ſey. Fol. 128. zwen Gräns 
N dederfelben bey den Heyden 13 0. vnnd 


den Chriſtin ibid. datff viel ler⸗ 

nens. zı2. Gaabe des beiligen Gei⸗ 

ſtes ibid. mie ſchwer fle ſey. ibid. wirdt vngleich 

fEudieret.218 wie fie außgebreitet wirdt. 270. 

Mangel derſeiben. ibid. Anfechtung derſelben. 

276. Auslegung derſelben. 145 
Aertzte. 

Ehein Medici. 126. Bawrenaͤrtzte ibid. Weiber, 
aͤrtzte ibid. Apoteckeraͤrtzte. 127 boͤſe Aertzte ma⸗ 
chen den guten einen böfen Namen. i58. Hauß⸗ 
ärse.1as. Halbgelehrte / boͤſe Gelehrte / Stoͤr⸗ 
aͤrtzte zo5. rfabrue Aertzterizz 30%. Kunſtrei⸗ 


cheAertzte. a29. vnd derſeiben Vnterſcheidt. ibid. 


gerechte.z7 2. beſtaͤndige großmuͤtige ibid. waͤſſi⸗ 
ge vnd nuͤchter ne. z73 wie die guten herfür tom⸗ 
men.371. wie ſt ſich auff zwey Ding richten 
ſollen. 188. werden dutch Soigonnd Prflerg 
verderben. 376. wie ſie allererſt ſollen zu den 
Krancken gehen. 189. find bey den Atengteich 
gehalten den machtigften Herren. 181. wie fie 
die Krancken tröften follen, 190. follen mehr 
Weißheilals Beide lichen. 133: vnnd nicht gei⸗ 
gig ſeyn. 185. wie fie den armen abweſenden ra⸗ 
eben ſollen. ibid worauff die Beſcheidenheit 
des Artztes fuͤrnemblich ſtehe 371. wie ſie Gott 
für Gluͤck vnnd Segen dandjagenfollen.ıss, 
was fiefönnenfollen, 148. wieeinjeder klein 
vnnd groß fich versnnigen vnnd an feinem Ort 
Run ſchaffen fell. 174. aewöhntiche Nachrede 
der Aertzte. 178. vnaelchrte.308, vollſaͤufferi⸗ 
ſche. z69 vnnuͤtz ſorgfaͤtig. 228 
Artzuch 
Sur Härtigteit deß Leibes. 33. wider Anfechtung 
© ‚def böfen vnnd alle Zauberen.81.82. vonallers 
ley Weinen geroimmen/wie fotcheim Teyt vnd 
auff dem Hand nad einander angedeutet wers 
den.332.333 334 2c. Item vom Effia. 313. von 
Roſeneſſig 358 von effig mit Zucker vermiſcht / 
fonft fawer Zucker genannt z60. von ſchlechten 
Syrup z58 von des WBeinſtocks Wurtzelriſch. 
300. von Meerzwiebei, 358. von D xm. 
358. 
Die Atzney ven Zeichen. 1a5 jnnerliche vnnd eufe 


3% 


fechä,e Artzney bey den Aiten, 217 
Ackerbaw · 
Moendertiy Arbeit Nutz vnd Luſt. 78. vnd 59 


Autopfıg das iſt / viel Sa ae 
136. gm: 


Arithmeticae Ruß. 


4 fe ulapij re er 178. wie es 
ein berähmbter Medicus wo * 

Antimonij Natur. ꝛst. G in Ghnten, 
255. 

198 


Uthenienfer Decret von Hippoerate. 199 


Apotecken Crateve vnd wie —— 


tet, 
Vorrath der Artzney in Apotecken. 
Ariſtoteiis Meynung von Hippoerate. 246 
Apolinis deß Abgotts Rath iſt dunckel und zweif⸗ 
fahafftig. 20E 
Boͤſe Augen wie einer von dem andern Ericgete 
114. 


B. 
Bauch. 
Wie der vnterfie Bauch die Küche ſey. 120, def 
Bauchsfluß Schad und Artzney. ss 
Beredſamkeit 
Derfeiben Nutz vnd Lob. = 
Beten. 
Fruͤſtundt vnnd Morg enoͤche iſt die beſte Zeit zu 
Beten, 68 
Beruff: 


Vrſach der BnbeffändigteitdefBeruffs. 43.U ho 


ney darwider. 48. Bedacht vnnd Mittelin An⸗ 
nemmung deß Beruffs. —— 
Buͤrgſchafft. 

Hat groſſe Sefahr.ss.Drfach der zu ſehr verbürs 

geten Leute. 4, 
Buͤcher in Teurfch- 

Miß brauch der Teutſchen Bücher vnnd deffeiben 
Vrſach. 105. von der Geburt deß Menſchens 
warvmb ſie noͤtig / vnd nuͤtzlich. n o7. in der Phy⸗ 
fica find wenig.11o welche ſehaͤdlich zuſchtetben 
vnd zu leſen. 106 

Vngle iche Meynung der Leute von Büchern 103. 
Man ſoll den Teutſchen Buͤch⸗rn nicht ſchund 
geben / was vnſere angewohnte Vnart mir ſich 


bringet. 108 
Beyfuß. 87 
Derrieger Art. 56 

Bedacht in allen Dingen. 65 
Beſeſſene an Leib und Seel. 81 
Bewehrte oder ptobata. 134 

C. 
Criſis vide Wechſeltage. 294 
Chryſi vnd Chalidonij Thaten. * 


Cadmi Thaten. 
Corroſioa in Theophraſtiniſchen zu meyden. 118 
Cor- 





— 


* - AH 


Cörpiıs Me 1 licinx. — 
— Nutz deſſelben. 


269.10 oda darinn zu halten. 274 iur 
wollnzich en. | 2. ibid. 
Democtitus. 
Soll vom Hippoerate eurirt werden i83.rc. Be 
ſpraͤch von ſeinen Thaten. 192 
Doctotes. 


Junge Doetores ꝛo. 148. itg. ältere Doctotes. 
130.151. böfe Dostores,127. gute Doctores. 


13148 

Der Tewpel zu Delphis. 202 
Don der Diet hat Hippoerates erſt gelehrt. 237 
8* E. 

Eitern. 1.6 


Eheftandt. 71.73 
Erfahrung was ſie fen / vnd derſelben Vnterſcheidt 
112.135 


Ephefer Erempefimreden. so 
Man fotnicht effen obn Geber. 15 
Edeigeſteine / ſonder liche Eygenfchafft. 35 


Eingeweydeder Menſchen / warvmb ſie in einan⸗ 
der geflochten. 120 

Experimenta. 134 

Eydt. 220 

— deß Menſchen auß zwo Vrſachen. 
1 


nen von allericy Eſſig genommen / von fol.z7 
biß auff fot. 7 Mer 


Eyſens Ratur. 256 
Zraffiram. 245 
Engeliſche Schweißſucht. 277 
Fragen ſo dunckel vnd vnnoͤtig. 20 
Faſten wie das ſeyn ſoll. 24 
Feinde ſoll man nicht curiren. 185 
Freunde ſoll man vergebens curiten. 186 


Freundſchafft ober Tiſch brechen iſt Tretbloß. 27 
Freunde ſoll man nicht allzeit annemmen. 54 
Warvmb man an gutendreunden betrogen wird. 


ss 
Beicheneines guten Freundes, 
Sriedfertigteie in — Sachen 
Gluͤck woher estomme. Be 1 
Glůcks Vnterſcheidtvñ mancherley Verffaydrs 
132. 42. warvmb eseinem Arge vonuöthen.igg 
Sottes Büte.1.Enft am Menſchen.ꝛ. Verſehung. 
3. wolgefallen.z. Gottes Wort. 10.18 
Gebet was es nůtze. 4, - Geber Prudentijvor 
dem eſſen. 25 
Bemüchs Vnruhe vnd Marter. ꝛꝛ. wie es ſoll ge⸗ 
Wie es befchwererwird,rz, 


56 
4l 





Geſundtheie Vrſach / vnnd wo durch fieethaften® 
3.24 ·ſt beſſer denn Reichthumb. 35, drey def 
geſuͤndeſten Ding. z6. Seſundtheit vnd Kranck⸗ 
heit Vnterſcheidt. 148 

Gaſtung duͤr ſichtigteit / deßgleichen von Bäften! 
2 07 - Item 


ã 44 
Glieder deß Leibs / wie legereiniget werden. 34 
Sutduͤnckel. 4452 
Geitz der Aerzte. 185.188.370 
Gemwalts Schade. . 107 
Galenm ein Galetudinarius' heit Medicina 
ſtudiert. 2aꝛ. von Hippoctate. 233,247 
Gebuͤhr in reden. * 199 
Geometriae Nutz. 198, 


9. 
Hippostates hat ein Wacholderward angezündet . 


böfe Lufft zu reinigen.243. Hat der Menfhen 
Leibe mutiren koͤnnen. ibid. wird von den Abdes 
ritern zum Democrito gefordert. ibid. wie er ſich 
gegen feine Mitgeſellen verbatich.240.Söhne 
und Töchter 137.227. Diſcipel. 37. Alter. 244. 
Grab ibid. Nam vnd Rubm.24 4.245. was er 
erftiich erfunden von fol 232. biß auff 237. bat 
practiciert.⁊ai 242. ſtelt dem Koͤnig Demetrio 
einen Rath / wie er nun mehr möchte geſundt 
feyn.242. Fuͤrtreff ligk it fuͤr andern.237. Bes 
burt / Geſchlecht / Vorfahren / vnnd Freundt⸗ 
(Haffi.204.205.210.211.214. Leibes Geſtalt. 
216. Schulen.ri9. Gaaben / Studieren Praes 
ceptores.217. Eydt.220. Zugendten onnd Sit⸗ 
ten / von foi 224 biß aufffor.231.Rrönung.244 
Heyrath / vnnd Eheffandt.226. Kunft/Zhaten 
vnd Proben. 180. will dem Artaxerxi ſeines 
Vagerlandes Feinde nicht dtenen. 181 
Haußhaltung. 28.29.30 
Haufärstehaben auch jhren Nutz. 105. find ons 
terſcheiden. i28. von Haußaͤrtzten. 142. 143. 
144. 145 jhre Bücher. 146. ſind vom Galeno zu⸗ 


gelaſſen. 369 
Heucheley Schaden vnd Zeichen. 56.57. 
Siſtorien in der Artzney zu vnterſcheiden. 136 
Das Haͤnde ſehen. 20 


— Voͤlligkeit / was es für Schaden bringe 


re J AR 

Juriſterey / was es ſey. i0. Suriften halten ſich 
Bon ze. Htppoctatis.2ar.der Jung . 
rawen rechte Mor: «73. der Jugende 
feht Schambafftiateit wolan. 16 


ci . K. — 

Kranckheiten fo groß vnd ſchnell / find zweyerley / 
und Vrſach daß ſie in Iangwirige verwandelt. 
296.197 .Inn weichen die Wechfeltage am meis 
ſten gefehehen.296.der Kranckheit Anfang wie 
2 a A — vierge it 


Stada 





* ug 

Krandheit Vnterſcheide. 179. wie eine die an⸗ 
der macht und vertreiber.ibid. verhütung der 
"Rrandheit.ibid innerliche. 136 was ein jeder 
Krander für sinArsebrauchen foll.ısg.wieein 
Artzt jeden Krancken anbören folle 157 
Krieaevor Troia r00. worauß fieentffehen.200. 
einfebön Gleich nuß von Kriegsſachen. 377 
Kinder vngehorſam.c. Vnterweiſung. 7 
Kirmduna. 44 
Etiihe Kräuter haben cin fonderfiche Eygen⸗ 
ſchafft. 87. wie foren fie dis boͤſen Geiſter he 


en. 
Bon den Kuͤnſten. 17.18,19.20.112 
Keuſchheit zweyerley. 122 
Vnſer Leben foflen wir täglich verbeffern.68. und 


nad) Boterichten. 9 
Siebe gegen den Nechſten 7 Eltern / Preceptorn/ 
Gottes Wort.r 6. Ehe iche Liebe mic Maͤſſigkeit 
36. vnordentliche biebe. 4. VomLeibe deß Mens 
ſchen / vnd wie er Sinn vnd Gemuͤth / verkehre. 
22. 23. wie man ſeiner Bew gung recht gebrau⸗ 
chen ſoll.st. wie er zuzubereiten zu verhuͤtung 
der Kranckheit. 180 
Ley er der Alten. co 
Lügen der Menjchen wie fir zuverſtehen. 9 
Lautertranck. 349 


M. 

Vom Menfhen.2.3.4.im Menſchen iſt ein Bots 
bildt der ſchoͤn ſten Regierung. 118. drey fürs 
nembſte ſachen im Dienfchen, 139 


Medscına. 


Mas fie ſey und ihr Run.ı8.iftim Bor Gottes 
durch die Propdeten vnd Apoſtel gevbet. 237. 
wie ein Medicusfennfol.248. derbefte Mes 
ticns.2ıo Ein Medieus muß fein Kunſt vbers 
all brauchen 241. wide Arnnen. 

Maͤſſigkent in Speiß vnd Zrand.zz.undinchelis 
cher Lieb. 36 

Metall n vnterſcheidt / vnd zurichtung. 256 

Mittags Schiaff ſchaden / vnd wem er zugelaſſen. 

2 


3 
Mufice Mifbrauch und Luſt. 


19.60 
Mofts Complexion e. Kraͤffte. 318.331 
Mebridef Arnts groffe Thaten. 202 
Mativiräten fo zu Sorgfältig. 20 
Nider landt Exempel in Vnfried der Religion. qı 
Outer Names / woher er kompt. 37 


Drönung im ſchlaffen vnnd wachen / mem fie von 
nöthen.31. Wie man einen in Ohnmacht erauis 
ste.ris, Obſervation in weichen Regeln fie fte- 
be. 135 

Poet was er ſey. 14 

byfite Nutz i40, vnd Loft.nzo, iſt vom Hippo⸗ 


Der Tugendt Bude beym Platone. 


Theophraſtiniſche Artzney Lehr und Kun ſt. 
a xxx 





crate erfunden. 233. wie fiefoll Teutſch geſchrie⸗ 
ben werden. 10 
Peſtilentz im Laͤger Artapetyis.180. im Griechen⸗ 
landt zar. witdt nicht allein von Raͤuchwer ck 
verhuͤtet. 243. hat Hippocrates fondertich zu 
curiren gewuſt. Be 248 
Pinto von Hippostate.zas.fagetuleman [Indie 


fol. : 
Prognoftica falſch erdichtet. 20 
Prudentij Oebet vor dem Tiſch. —77 
Hungierende ftareteZränd fohen ſelten gebraucht 
werden. 33 


Picken ſpiel. 6L 

Mfeffei traut ont Polen, 87 

Polybij Wolthat. — 
aendel 8 

wa R. 

Vom Reden. 3839. 40. 50 ft 


Yiofinen Gebrauch und Vnterſcheidt. z2o. Kraͤff⸗ 
330. der kleinen Roſinen Natur vnd Eygen⸗ 


ſchafft. 326 
Rhetorica. 17 
Retigions Sachen. zi 
Raſes. 107 


©. 
Dom Studieren. 13.19. vnd Studenten Rug, 


35 52 
Schlaffen und wachen foll bey etlichen ordentlich 
gefchehen.zı. wie die Schlaͤfferigen follen ge⸗ 
baiten werden, 32 
Schweiger. 30.58 
Sechtzigſter Tag. 303. vnd drey vnd ſechtzigſter 


vergliechen. 307 
Sparſamteit. x 29 
Schamhafftigteit 38 
Ctihrede, 49 
€ pieten mancherfey Art. 62 
Schande / im Wort Ich hättees nicht gedacht. os 
Scharlach. 87 
Sanffımütigteit. 9° 
Stadtmauren weiche am beſten. 185 
Schlechtes Syrups Artzney. 359 
Stahl vnd Evſens Natur. 256 
Schulen zur Zeit Hippocratis. 210 
Sawerbrunn. 262 
Theotonia. 18 
Tifcehfreunde. 28 


Tugendt wehret ewialich, — 66 
ibid. 
Taawehler. 294 
Anfoang def Tags vom leſen in der Bibelt. 67 
Theſſa us wer er ſey 200. ſein That / Kun ſt ynnd 
r. 204 ⁊05 
Theophrafti Leb. 208.264. Tbeophraſtiniſche 
seutfche Bücher find wenig Rus. 117: 
276 
257, 


Regiſter. 


277.258. 250 261,202 
Theophraſtine 
259.der falſchen Zeichen· 264. find anzunem⸗ 
men / wenn fie gut find. 265. nr allzeit zu 
glauben. 1 
Tyriacktraͤmer ibid. 
Thymian. 87 


». 
Verſtandt ſichtbarer vnnd vnſichtbarer Dinge, 
140 


Verleumbder. 40 
Von der Vernunfft deß Menſchen. 118 
Bernunfftinder Artzney. 142 
Bon Vorwitz 3.44 
Bnalücin Artzney von der Rranden Sändenro 
Def Vatter unfers Würde. 26 
Bölleriey Schade. 


235 
Bnbeftändigkeit aller Ding Inder Well. a2 
Vnmaͤſſigkeit der Kleydung. 44 
Vnfruchtbarer Eheleut Troſt. 75 
Vergifftung kompt von anfaͤlligen Kranckheiten. 
114 


W. 
Von Wechſel der Kranckheiten / Wecbſeiagen 
vnd andern darzu dienenden Sachen / wie ſol⸗ 
ches Summariſcher weiß nach einander auff 


Bneerfcheldt. 264. Befotbung. 


dem Randt zufehen von folio294.biff nf ſol. 
317- 

Bon Weinbeeren 328.330. Weinreben. 326 330% 
Weinbilätter.328.330. vom Weinſtock. 319. 333 
325. vom Wein zꝛy. 326. grob vnd ſubtil.z28. 
gebrandter Wein. 329.332. gewuͤrtzte vnnd 
Schlehenwem. z32. ſuͤſſer Bein zz32. Wein⸗ 
muß. 330. Artzney von allerley Weinen / wie 
ſolche nach einander auff dem Randt verzeich⸗ 
net gu finden von folio z32. biß auff fol. 353 

Wachens Schaden 332. wie dieſelbe / ſo lange ges 
wachet / wider zu erquicken. ibid. 

Weißheit vnnd Iugınde iſt Vrſach der Ben 
teit Democriti, 189 

Die Weißheit Gottes das Endedef fiudirens.ı7 

Def Waſſers verhattung/woher fie ln 
wie fie curieret wird. 

Wieder Wolff Heiffer macht / vnd def Wenn 
Roſe Spiegel verderbet. 114 

Von der Wahnſinnigkeit. 191 


3 

Zauberey iſt mancherley. ꝛo. und Schädtlich.zr. - 

wider alleriey Zauberey Rath vnd an 
Guͤldene Zitter Virgilij. 

Zeichen der Chaldeer inn Kalendern | von * 

hafften vnd vngluͤckhafften Tagen. 20 


Das ander Begiſter deßz 5.6.7.8. 


vnd 9. Buchs. 


U: 
Aberglaub. 
Aberglaub was er fen. 416 
Ucker. 
Acker duͤngen / warombes von Heficdo gefchots 
ten, 130 
Aecker ohne Miſt Frucht bar zu machen. ibid. 


Bon Aecern fo geduͤnget / verdirbet das Getrey⸗ 
de bald. 131 
Aecker / ſo vnfruchtbar / werden von Saltz frucht⸗ 


bar 100 
Aecer / Saat vnnd Frucht werden vom Arien 
Winde verderbet. 84 
Adamant. 
Adamant / was er an ſich ziehe. jı 
Adel. 
Welchs der rechte Adel fen. 316 
Adern. 


Adern in Xrmen.232. im Half.ibid, im Haupt. 
ibid.im Magen.233. zu Abführung deß Waſ⸗ 
fers.232.5um Zuführen dep Saamens.233. def 
Geſchmacks und Zuhlens.234 in das Geſicht. 
238 indie Erg leg die Zung.ibid, 

239 


indes Gehör, 





Aderlaſſen / worinn und wen es verboten. 163.am 
Gliede/ in deffen Zeichen der Monde ann 
tenyob esgur. 

mit Uderlaffen toͤmpt man der Befahr / der —* 
Anderung def Leibes / inn Weehſel Jahren zu⸗ 
vor. 43 

Nach dem Aderlaſſen / wie man ſich halten foll.386 

Schlaaff auff die Aberlaffung. 386.387 

Weichensent? es gut für den Aderlaſſen effen. 387 

Adertaffens befte Zeit en Stundt nach m Schiaff 
oder Bewegung. 385 

Adertaffen ift nicht allzeit gut in der Peſtilentz zo5 

Aderlaſſens Zeichen iſt nit allzeit zuerwarten. z85 

Zum Aderlaſſen in ſchnellen vnd ar ner 
beiten gilt kein Zeichen. 

Blutadern Brfprung. 232,240, der Leber. er 


Venacasa Wirckung. 232 
Blutroͤhr Bänge.ibid. vnterſteigen. ibid. 
Median Ader / wo fie entſtehe. 
Pfordtader Vera porca 
wie fieden Safft auß der Speifenimpe. Ei 
Weichen Adern wirckung. 239 
Harten Adern wirckung. ibid, 
Vom Geaͤder der Schaafsfuͤſſe. 162 
232 


Kleine Adern der Pfordtadern. 
* Blut⸗ 





Regiſter 


Blutadern von Huͤfftadern gemeinſchafft. 233 240 
Fiachsadern oder Nerven Natur. 238. ſind Werck⸗ 
zeug der Örwegung. 245. ſo vom Gehirn ent 
ſpringen / (epremparıaneroorum,. 238 
Gaͤnge ibid. So auß dem Ruͤckbein entſpringen 
29.par. 239. Kraͤuter. 109 
Auffeadern Ratur.240. vnnd Blutadern vereint, 


gung.ibid.233. vnnd Pnisadernein Ding.240. 


der Leber. 29 
Fuͤhladern der Leber. ibid, 
Putsadern Vrſprung. E ‚0 

ib:d, 


ulfes Nutz. 2a5. wo er arfühler, 
— Natur vnd Eygenſchafft. 239. ſtaͤrcke. 
ibid. Brfprung-116-fchader die Kaͤlte. 184 


Adler. 
Abdtlersſteins Natur. 177 
en Aatſtein. 
in / was ex an ſich siehe, sı 
er Affecten⸗ 


Affecten oder Bewegung deß Gemuͤths Vrſach. 
301392.304: k 
Affeeten werden durch aufe Ordnung gelindert, 
6  Dnterfchetdtnad der Compiexion z07 
der Ehoterifchen ibid. der Meianchotifche.ibid. 
der Phregmatifchen- ibid, der Sanguinifchen. 
ibid.d.8 Hergens.246.de6 Gemuͤths geben cufs 
ferliche Zeichen deß Leibes von ſich. 262. welche 
arnemblich zu meyden. 305 
een (ih — — der boͤſen Feuchtigkeit am 
meiften erzeigen. zo5 welche Aferten in Zaum 
hatten tönnen. 304. Leute ohne böfe Affecten. 
304. Affectender Tegierde werdẽ durchs Creutz 


gedaͤmpffet. 380 


a 

H ur vnd Eygenſchafft. 428 

A Albdruͤcken· 
bdrůͤcken was «5 ſey. * 
Alraun. 6 

Alter/Alt 
Vrlach / warvmb die Menſchen zeitficher Alt wer⸗ 
den. * 


Alte Leut⸗ können das vollſauffen am wenigſten 
ertragen / vnd namen den groͤſten Schaden 407 
können vwoi faſten. 408. ſaAllen offt eſſen. ib. 


Angelica. 122 
Arm. 236 
Argney. 


Artzney iſt ein Beyſtand vñ Huͤlff der Natur. z⸗ 
A neykunſt ſtehet in dreyen Stuͤcken. 390 
Arsney vnd alie Künftzwegerfey Gebrauch. 128 
Arnenfunfi wieichwerfie ſey · bid. 
Purgier end eArtzney wie fie jre wirckung hab, ıır, 
ur 
Re taegruͤndter Artzney Ex⸗ wyel. 128 
Yırusy wider den Außſatz der Menſcheh, 10895. 


— — 


I 


\ 45 
Innerliche Artzneh wider erfrorne Glieder, 185 





wider den Brandt. o8 der Weiber in Mafern 
179. den Wein ſo vom Weiter verdorben/ wi⸗ 
der gut zumachen. 92. fuͤr die Kraͤtze as. zum 
verlohrnen Beruch der Nafen.146. zum Bea 
fiche Mifbrauch.329. wider die Kranckheit der 
Barmutter. 176. wider die ſchwere Krankheit, 
364. wider die Trunckenheit. 401.402, in 
Wehthun. 109 wider Flöhe vnnd Wantzen. 
156.twider die Spuͤtwuͤrm. 158. wider die Korn⸗ 
wuͤrme. i56. wider Gifft und Peſtilentz i18174 
394 395. 396. 397. wider Scorpions Bif.ır. 
wider tollen Hundeobiß. 104. 163. wider das 
Raſen der Hunde.161.162. wider die Pfinnigen. 
Schwein. 1267.widerverbrande böfe Geblůt. 
163, wider die Darre.ibid, wider Phiegma vnd 
vbertcy Feuchtigkeit 109. wider Fetiigkeit vnnd 
Vngehewrigteit. ibid. wider das geronnene vnd 
dicke Blut, 178. wider gifftige Speiſe vnnd 
Tranck. 4204. wider Strangursamoder Harına 
windt. 209, widerdie Duͤnſte nach der Trun⸗ 
ckenheit 403. wider die Frantzoſen vnnd vnrein 
Gebtuͤt.90o. wider ſtinckenden Athem.gs.wider 
die Ohnmacht. 96. wider runtzlichten Stirn.145 
wider welckende Bruͤſte. ibid. wider die rothen 
Aug:n.ibid. wider Flecken vnd Pfinnenim An⸗ 
geſicht. 147. wider alle Faͤulnuß im Leibe. 147, 
wider Gefchwuift der Keelen vnnd Halsge⸗ 
fhwür.209.widerdie Wartzen 147. widır die 
Innerlichen Winde im Leibe 135. wider den Durff 
209. wider die Geſchwulſt / fo von gifftigen 
Zbieren gebiſſen oder geftochen. ꝛio. wider das 
reiſſen der Darmgicht vnnd Rierenſtein. ibid. 
weder die Melancoley. $I. 307. wider eylichte 
Zane. 145. wiier Weiber Luſt 137. wider 
bloͤde Beficht. 32 8.330. wider dierothe Rhur 
vnnd andere Blutgaͤnge 366. Sreratis wider 
die Peſtilentz. 396. zur Farb in Augen. z28. wis 
der erfrorne Slied r. 18 fürn Stan.ıı. Das 
vidis 255. gulden Waſſer genannt/ wurzu es. 
diene.gs. fo das jaure Bier wide: zu recht orins 
gen.9r vom glüenden Gold inn Wein abgele⸗ 
f&bet.96.vom Bratſaitz. 98. inn Maſern oder 
Bocken. 79. in erfroͤren / mit was Bnterfcheidt 
zugeb auchen ı85. das Waſſer denen fo im 
Schin bruch / oderinanderer Waffers Noch 
voll Waffer geloffen / auß dem Leibezubringen,. 
186, fü die Gebutt der Weiber fördert. 144. 
209 ſo zun ehelichen Wercken reitzet. 144, 
sum Bart.ızs.Rarden Gifftartzney Natur. 397 
Unde Artzney wider Gifft beſſer ais ſtaycke. 396, 
anne Artzney von Wein / wider manchertey 
ntall. . 96. 
Ein Gleichnuß der Artzney mit den Schiffleuten 
vnd Ackerleuten. 40 
Mit Pur gierartzney fömpe mander Gefahr der 
—— deß Leibes in Wechſeljahren zu⸗ 
vor 


sr Gifft— 


a | i 


“ Gifftartzney wird mit vnkerſcheidt gegeben. zor 


Die beſte Artznen und Speiß iſt Gottes Wort,232 
Aertzte. 
Rertzte muͤſſen die Natur vnnd Eygenſchafft der 
Kräuter kennen. 127. můſſen erſt die Angſt def 
Semuͤths ſtillen / ehe fie Kranckheit heylen. 346. 
ſollen die Natur vnd Eigenſchafft aller ding wol 
betrachten. 67. ſollen nicht allein den Apote⸗ 
dern trawen. 128. koͤnnen der Aſtrologia nicht 
enfrathen. $8. wenn die Aertzte den Krancken 
mehr zulaſſen können, 4.1 
Augen. 

Augen Ratur derer Thier / ſo die Nacht fehen. 328 
geben Anzeigung von deß Menſchen Sinn vnd 
GBemüth. 330. ſindt Fenſter deß Gemuͤths. 
323. 387. durchſichtig biß in Kopff. z23 vierer⸗ 
iey Hautlein. 117. Ratur vnnd Eygenſchafft. 
323. worauf fie gemacht. ibid. betommen zum 
letzten ihr Leben / vnnd ſterben am eheſten. 117. 
326. r 

Geſtalt deß Geſichts. 117 

Wovon mancherley Farben der Augen. 327 

Ratur der Stralen der Augen / oder Geiſtern deß 
Geſichts. 323 

DasrerhteXugedundeler/alsdaslinde. 3260 

Warvomb man mit einemzugerhanen Ange ads 


zieblet. zı7 
Was die Geſtalt vnnd Farben der Augen mit ſich 

bringen. 330 
Schielende Augen gerade gu machen. 399 


Augen vnnd Angeficht die furnembften Anzeigun⸗ 


‚gende Gemuͤths. 330 
Schwartze Angenzu machen. 398 
Wie den Kinderndie Augen blödewerden. 398 
Vrſptung def Befichts iſt das Gehirn. 3235 
Beiche Seute das befte Geſicht haben. 324 


Weiche ſcharpff in der nähe, aber nicht von fern 


fehen. 314 
Befichtträuter. Hl 
Snnertiche Geſtalt der Augen. 117 
Dreyerley Feuchtigkeit der Yugen. ibid. 
Der Yugen Flachsadern. 238 


Was die Augen vnd Augenbranen bewege. 238 
Das ſehen deß Geſichts / worinnen eo ſtehe. 323 
Inſtrument oder Werckzeug deß Heſichts. ibid. 
Wovon das tunckele vnd boͤſe Geſicht komme. z24 
Welche Leute vbel ſehen. ibid. 
rletzung deß Gehirns macht dunckele Augen. 
eꝛ3 
Wovon die Alte tunckel vnd bloͤde Geſicht haben. 
325. 
Von der Brillen Natur zum Geſicht. ibid. 
Bloͤde Geſicht / wie ſie vom Spiegel geſtaͤrcket. ib. 
Wie die / denen die Augen weit hauſſen / oder zu tieff 
riegen / vbel ſehen. ibid. 
Warvmb man mit einem Auge mehr ſiehet als mit 
zweyen. 






326 


zun Barben der Augen Artzney 

rtzney wider bloͤde Geſicht. 
Schwartzer Augen Eygenfchafft. 
Schwartze Augen die fchönften vr liebtichftenz27 
Him̃elblawen Augen RaturvndEygenfhafft.327 
Blawen Augen Natur vnd Eyaenfchafft 328 
Halben braunen Augen Natur vn Eyaenfchafft.328 
Vrſach der verwandelung der. farben in Augen.ib, 
Weiche Leut weit vnnd viel ſehen / aber nicht 
ſcharpff. 324 
Was dem Seſicht ſchadet. 326 
Wovon man ſiehet wie durchP loſter oder Spin⸗ 
26 


nenweben. ; 
Wie man etwas gedoppeltfichet, ibid. 
Außſatz. 
Vom Auß ſatz. 17T 
Außſatzes Artzney. 168 
[7 
Bad. 
Baden ungefundt im Anfang der Kranckheit. 422 
Warmen Bader Natur. 107 
Bart. 


Bart groß zumachen.izs.mit Lauge waͤſchen vnnd 


warmen TLuͤchern reiben iſt gut, 421 
Artzney zum Bart. 136 
Baſili ſeus. 


Baſiliſci Vrſprung vnnd Natur. 171 Krafft deß 
Baſiliſci Gifft. 172 
Artzney wider den Baſiliſcum.174. groſſen Scha⸗ 
den deß Baſiliſci. 17% 
Wilde Baſiliſci in tieffen böfen, ibid. 
Wie der Baſiliſcus von Wieſelichen getoͤdtet. 


150/174» 
Bauch. 

Bauchs eufferliche Geſtalt. 225. gantze Befchreis 
bung.ibid.226.227 jnnerliche Geſtalt / parzes 
vnd Befchreibung. 27 

Baum 

Baums abgehawene Zweige / wie ſie wider grunen 

248. 


Wenn die Baume zubehaten. 44 
Baͤume zuzurichten daß die Früchte keine Kern bes 

fommen. ILL 
Wie wilde Bäumebeffere Früchtefranen. 1724 
Bäumen ſchadet Schneetvafferund Erf. 136 


Beine. 
Deine wovon fie gegeuget.236.der Menfchen.366. 


wachfen nichtwider, 237 
Der Beinefühlen. f ib id. 
Nahrung der Bein, "383 
Nutz der Beine, 237 
Ruͤckbein. 226 
Beine find mancherley 237 

Beltz / Rauchwerck. 


Rauchwerck befinden auch deß Monden Wirckung 
vnd deuchtigkeit. | 


rd 





x 


Die Natur der Haͤute von Meertaͤlbern. ibid. von 
Zobeln vnd Armeln. ibid. 
Wenn die Rauchtwerctambeffen. ibid. 
ie man die Rauchwerek auffönnen/oder es mit 
der Lufft halten fol. ibid. 
Rauchwerck find die Schlaffaemach nicht gut. z8 
Deſte Rauchwerck find in talten Ländern, 38 
Bewegung. 

Bewegung def Scibes.244. Voluntarg mot 
enannt/wovon ſie kommen / vnd wie fie geſche⸗ 

en. ibid. 245. Vnterſcheidt. 245 

Bier. 

Bier von Gerſten der gedünaten Aecker gebrawet / 
wird baid fawer.130. auf Brunnen Waſſer gez 
braͤwt / ſchmecket beffer und wird nicht batd ſauer 
143. wie es von groffen Donner vnnd Buß vers 
dirbet vnd ſauer wird. 91 


Weich Bier am laͤngſamſten ſauer wird, 57 
Mittags Lufft macht ſauer Bier. 58 
Die fauer Bier wider zurecht zu bringen... 92 
Bier auf Regenwaſſer fauert baıd. 143 


Kunftftüc das Bier vor dem Wetter und Donner 
aubewahren. >91 
Blaſe im Leib. 
Blaſen ſtelle / Natur vnnd Subſtantz. 231. 232. 
Schluͤſſel zz1.wie ſie heyl oder nicht. ibid, 
Blattern / Bocken oder Ma⸗ 
fern. 
Bas für Artzney in Malern zugebrauchen. 179 
Woher fie mancheriey Farben haben. 417 
Das in Mafern und Bocken fohader, 419 
Bley. 
Zerlaſſen Bley iſt in zweyen Stuͤcken dem u 
fiber gleich. 
Siedendt Bley ohne Schaden auff die Hände, * 
gieſſen. 424. Bley vn Oel das aller hitzigſte. 423 


Wie das Bley Leicht zergehe. ibid. 
Blume der Weiber. 
Monatzeit der TBeiber.43 cine Vrſach jhrer Vn⸗ 
geſtuͤmmigkeit. 336 
Blut, 


Blut purgieren. 111. Werctffadt.r22. Eyngangs 
ei Pfortenim Hergen.241.flopfs 
366 

— deß Bluts frue Morgens 353. in bren⸗ 
nenden Fiebern. z5 4.in Sitten deß Gemuͤths. 
358.304.1m Lentzen. 352 
Abfeigung der Vnreinigkeit im Bine, 229 
Das Blut verändereden Menfchen an Geſtalt und 


Gemüth. 300 
Vnreinen Bluts Gefäß. 230 
Gebluͤts Beranderung. 302 
Grob Gebluͤt / was es für Leute mache 304 
Gebtüts Bewiaungin Affecten. > 


Schwartzen Beblüts Aufaang. 
Def Geblůts Regenten / Jupiter vnnd — 





Regiſter. 


Artzney wider verbrandt böfe Gebluͤt. 1608. wider 
das dicke vnd geronnen Gebluͤt. 178 
— im Biut / ſeinen Rus vnd Wirckung. 


Sdiniſchen Affestenvnd Natur. 302. Sans 
guinei oder Blutreiche das befte Geſicht haben» 
324, Gewiſſen. 344 

DBonen, 133 
Bornftein. 

Bornſtein / was er an fich ziehe. (1.144.360. ver⸗ 
wand allem was leicht ift. 114. verleuret feine 
Krafft von Oel. 144. iſt Metall vnd kein Hark, 


105. 
Faiſcher Bornftein aufm Seelandt. ibid. 
Brot⸗ 
Die wenig Brot eſſen / betommen einen ſtinckenden 
Athem. 410 
Viel Brot zu eſſen iſt geſundt / vnnd macht ſtarcke 
Leute. ibid. 
Vnterſcheidt deß Brots. ibid. 


Brunn . 
Brunne ſind im Winter warm / vnnd im Sommer 
talt / auß gewiſſen Brfachen, 185 


Bruſt. 
Bruſteraͤuter. 109 
Die die Mitch inn den Brüften der Weiber vers 
barte, 175 
Bruſt eufferliche und innertiche Geſtalt. 210 
Bruſt Eygenſchafft. ibid. 
Warvmb die Bruͤſte euſſerlich bey dem — 

geſetzt. 

Buͤcher. 

Buch drucken / wie alt es ſey. 53 
Vnterſcheidt der Buͤcher von natuͤrlichen Dingen.y 
Buͤchſen. 

Vom Buͤchſen Erfindung. ss 
Vuͤchſen Pulver / wie es nicht plane, 148 
Burgk. 

Was eine Burgk ſey. 


194 
Was bey ben Riberländern Bhtggtaffe und Burs 


germeifter fey. ibid, 
C. 
Caftanien, 

Caſtanien / wie fielang gut zubehalten. 148 
Cholera,Choleıicus. 
Choreriſchen Art. 270 
Choleriſchen Gewiſſen. 344 


Wirckung der Cholera oder hitzigen Gebluͤts z52 
Cholerici / warvmb fie ſcharpff in der nähe/aber nie 
von ferne ſehen. 324. Chotertjche Feuchtigkeit / 
vermiſchet ſich der boͤſe Heift. 324 
Cholera oder Ballen Wirckung vmb Mitag.ssz 
Compaſt. 
Compaſt der Schifleut so.Natur vñ Rrafft.ro.ift 
nit ein new Kun ſiſtuͤck. 78. Nutzvn d Notturfit. cʒ 
xxx ij uewe 


I Yin 
nee Ctfirtung unbVıfferuna.nr.13.Befchrii- 
bung. 50. koͤnnen die Schifleute nit eniberen. 52 


Sandtzeiger neben dem Compaſt dienet den 
Schifflenten. KT I, 
Philandr vnöPrautiMeynungvom&ompaft1s 
ve Corallen. 
Corallen Natur und Bewärhs.106.in Sen ff ges 
dalten / werden ſchoͤner. 14m beyn Maͤnnern 


fehöner/ beyn Weibern bleicher. 142 
Corallſtrauchs Natur. 89 
Creutz 
Wie alles Creutz vnnd Widerwertigeeit leyden 


muͤſſe. iss 
Bnterfcheide Phitofophifcher vnnd Chriſtlicher 

Schr vom Ereuß. 379 
Zeugnuß der Schrifft vom Creutz. 381 


riſtallen 
Criſtallen ſeyn gut für den Durſt. 210 
Crocodill 
Erocodits Natur vnd Feindtſchafft mit den Men⸗ 
ſchen· —R 
ea 
Damung. 
Was der Dawungim Schlaaff hilfft. 400 


Die d itte Dawung- 233 
Zeit der erfken vnd einer jeglichen Dawung, ibid. 
Dawung deß Leibs dreyerley. 228 
Dawungdienet zur Nahrung. ibid. 
Eygenſchafft der dritten Dawung in der Leber. 228 


Delphin. 
Delphins Lieb gegen die Menſchen. 114 
Donner. 
Donner im Winter am gefährtichften.. 03 
Donners Natur vnd Enarnicafft. 92 


Donnerim Winier waser bediute. 93 
Bie Donner vnd Biitz / Wein und Bier verder- 


ben, gi 
| Durft 
Wie inn groffer aufwendiger Hitze jnnerlich kein 
Dur ſt ſich fuͤhlet. 145 
In veichen Kranckheitẽ groſſer durſt gefuͤhlec. 145 
Schneckenſtein gut für den Durſt. 209 


Edelgeſtein. 
Edelgeſtein vnd Kraͤut er wircken vngleich. 280 


Sdeigeſtein wird dep Menſchen Gemuͤth verglei⸗ 
188: 


det. 
Edstgeftein Würde 107. fo auf dem Meer gen om⸗ 
men’ Kraft und Zugendt.ibid.verwandeln fich 
wenn der Menſch vnke uſch / vnnd nach feinem 
Stande nicht lebet. ibtd. 
Mit waſer Edelgeſtein deß Hohenpriefters Leib⸗ 
rock eyngewircket. bid. 
ie ſich der Tuͤrckiß nach deß Menſchen / ber jhn 
traget / Geſundheit verwandelt. ibid. 
Edelgeſtrin ſchoͤner Geſtalt Vrſach. 


100 
UHR 





Fr 


Bon Krafft deß Tuͤrckiß. 107 
—— allem wasleicheift verwandt. 
id. 2 y 

Eheſtand. 
Eheſtandes Ebenbildt in der Natur. 11f 
Ehewerck fhwächen vberalldie Natur. 171 
Metelli Rede vom Eheſtand. 334 
Eheftandes Nutze. ibid 
Wieder Eheſtandt ſoll angenommen werden. 235 
Vndeitiger Eheſtandes Schade. 399 
Was die Männer Geyl vnd Begierig macht zun 

ebtichen Wercken. 99 
Vnbaͤrtige zun Ehewercken vntuͤchtig. 135 
Eingeweydt. 
Eyngeweyde mancherley 234. 235. warvmb ſie 
rund. 234 
Ehynbildung. 
Eynbildung der Mutter / eine Vrſach der Geſtalt 
der Kinder. 398 
Eynbildung vnd Affecten der Mutter in der Em⸗ 
pfaͤngnuß erbet die Kinder an. J—— 
Eynbildungs Krafft in der Geburt. 331 
Einhorn. 
Einhorns Krafft vnd Wirckung 368 
Elephant. 
Elephanten Lieb gegen die Menſchen. 114 
Elendt. 
Eiendstiaw Tugend vnnd wunderbarliche Wir⸗ 
ckung. 367368 
Element, 
Was Element feyn. 


56 
Element ohne der ander Vermiſchung ſchadet. 54 


— Dinge.64.auff der Erden drey er⸗ 
ey. 


16 
Element def Fewers Natur. 62. der Lufft Natur. 


ERDE Natur ibid.der Erden Datur.. 
iwid. 


Elementariſche Ding in der Eufft mezeora. . 

im Waffer.16,64 in der Erden.. 1bid, 
Eltern. 

Eitern boͤſe Geruͤcht frommen Kindern nicht für: 

zuwerffen. z16. Sorge für die Kinder / wie es 


Süntefey. 314 | 
Eitern Fluch woher er in den Kindern haffte. 378. 
Eppich. 
Eppichs Natur und Eygenſchafft. 403 
Erde, Erdreich. 
Erde was dadurch zuverſtehen. 7. 16 
Erde vnd waffer machen eine Kugel, 67 


Erden Natur vnd Engenfhaffe 
Ras unter dem Woͤrtlein Erde begriffen. 
Was die Erdedas Element fen. 67 
Der Erben — zweyerley. ibid 
en Element das kaͤlt eſte vnnd truckne 
auff der Weite AR 


& 
62 















Regiſter. 


de ohne vermiſchung der andern Element ſcha ⸗ 


; Bet/mit vermiſchung aber der ſeiben nuͤtzet. 97 

Bereichs und Bodens Vnterſcheidt. 58 
Opnterfeheidt der Oerter der Erben. 69 
Bejaltsen vnnd boͤſe Erdtreich verterbet die Ge⸗ 


waͤchs 126 
Eſſen/Speiſe. 
Eſſen vnd reden zugleich iſt gefaͤhrlich 
Offt eſſen iſt alten Leuten gut. 


Schaden auß vbrigem eſſen. 404 
Speiſe ſo den Leib auffblehet vnd Winde macht. 


225 
408 


135 
Euffertiche Speife und Lufft ſchaden vnnd helffen 
zur Geſundtheit. 135 
Schaden’ fo auf geitzig eſſen koͤmpt. 404 
Speiſe und Tranck dareyn der Donner geſchlagen 
iſt gifftig vnd ong-fundr. 92 
Wie auß befchmeifter Speife Wärme inn deß 


Menfchen Leibe wachſen. 206 
Was Speiſe vergifftet. 174 
Gute Speife eynzumachen. vor 
Kunſt fpeifeoder Fleiſch in Satzes Mangel ohne 

wandelzubehalten. 98 


Die Befcheidenheitin der Speiß zu halten. 208 
Zierdeder groffen Herrn in Beſcheidenheit im efs 

fen und trincken. 209 
Speifes Aufführung auf dem Magen. 233 
Gtieder welche die Speife dem Magen zuführen. 


234° 
Diewenig Broteffen / betommen einen ſtincken⸗ 

den Athem. 410 
Speifeverwandelt def Menſchen Geſtalt vnnd 


Gemuͤth. 300 
Viel Suppen eſſen machet die Krancken ſtaͤrcker. 


410 
Aehhney wider gifftige Speiſe vnd Tranck. 404 
Weiche Leut mebr vnd oͤffter eſſen muͤſſen. 408 
Diei Fleiſch vnd wenig Brot eſſen iſt vngeſundt. 


410 
Ellenbogen. 
Was der Ellenbogen genannt / vnnd was feine 
part [73 23 ö 
Eſſig 
Eſſigs Krafft vnd Wirdung. 100 
Eſſig von Meerzwiebeln. 


366 

Effig ſchadet den Melaneoliſchen / vnd geſundt den 
Choleriſchen. 167 
Eſſigs ſchaden / wenn man deſſen zuviel brauchet 
oder trincket. 101 
Eſſig machet Kieſelſtein muͤrbe. 100. zertreibt Per⸗ 
len. ibid. iſt aut wider Gift vnd Peſtilentz. ibid. 
tan mas für Saltz brauchen im Mangel deſſel⸗ 
digen. ibid. 
Wie Eſſig die Ever weich machet. 177 


Hiſtoria vom Eſſig / wie Hannibal mit demſelben 
jhm einen Weg durch das Gebirg in Welſch⸗ 
109 


Tandt gemacht, 


Was guten Eſſig mast: wi 
E * ydexen. 
Eydexen Liebe gegen die Menſchen. 114 
Edher. 


Eyerweiß / wie es zerbrochene Toͤpffe feſter als zu⸗ 
vor maͤche. 145. mit Kaleck vermiſchet / zeucht 
hart zuſammen. 145 

Eyerſchalen verzehren ſich im Brandtenwein. 177 

Eyer zu tragen daß fienicht baid zu brechen. ibid. 

War vmb die Ener an dem Ort / da ſie hohl ſeyn/ 
auffſchwimmen. 189 

Warvmb man ein Ey an beyden Ecken nicht zus 
druͤcken kan. 177 

Wie Eyer nicht zu boden finden, ibid, 

Eyſen. Ant 

Das mehefte Enfen wird von Mitternacht ges 

bracht. 53 


Was dem Eyſen den Br nimpt. 147 
5 arbe, 
Rothe Farbe zu machen. rt 


Vrſach der böfen Farb in Handwercks leuten. 141 
Farbe der Leute aͤndert ſich nach jhrem Leben vnd 
Wandel. ibid. 
Faſten. 
Faſten iſt magern Leuten nicht aut, zu 
Lang Faſten / was es Schade 409. welche Leute 
ertragen toͤnnen / oder nicht. 208.macht zorni⸗ 
ge vnd trawrige Leute. 311 
Fette / Fettigkeit 
Feiſt werden und wachſen iſt zweyerley. 247 
Fettes Leibes werden vnd in die Dicke wachſen / ge⸗ 
ſchicht allezeit. 384 
Feiſte Leute leben nicht ſo lang als duͤrre oder ma⸗ 
gere. 406 
Fetten Leuten iſt der gebrand.e Wem gut, 425 


Feuchtigkeit deß Leibs. 
Feuchtigkeiten werd n den Menfchen angeboren. 
352. Die fuͤrnembſten Vrſachen der Kranckhei⸗ 
ten.358. cine Vrſach der ſeltzamen Reden inn 
Kranckheiten. 359 
Wir ckung der böfen Feuchtigkeit im Haupt. 361 
Wie durch natürliche Feuchtigkeit der Menſch ers 
halten. 253 
Wirckung viererien Feuchtigkeiten nach den vie⸗ 
rerley Zeiten deß Jahres 352 
Wie boͤſe Feuchtigkeiten Fleiſch vnnd Knochen 
wegfreſſen. — 
Feuchtigteiten werden von der Influentz der Ge⸗ 
ſtirn erteget. 113 
Geſaml⸗te Feuchtigteit ein Brfach/daf die Wech⸗ 
fetjahr / Kranckheiten oder andere Berande: 
tung deß &eibs micbringen, 43 
Boͤſe Feuchtigteit vergehretder Effig, 100 
Reinigung der böfen Feuchtigteit / iſt sine At tzney 
vieler Kranckheiten. — — 
* Drey ex⸗ 





Regiſter. 


Dreyerley Schteim im beibe / vnd was elnes jedern 
Eygenſchafft. 149 
Die Wirc ung der vier Feuchtigkeiten veraͤndern 
die Sitten deß Bemůuͤts / vnd werden wider vom 
Gemütb regierte. 4ı 
Dievier Feuchtigtsiten wircken im Fieber jedere 
nach jhrer Art. 314 
Seindefchafft / Krieg 
Berwandtnuß vnd deindtſeligkeit aller Ding. 113 
Erempei der Fendtſchafft der Oinge. ibid. 
ie alles Feindeſchafft und Widerwertigkeit ler⸗ 
den muß. 172 


Krieg zwiſchen Seelandt und Flandern. 199 

Krig der Zu izeer mit den Flandern. 200 

Vrſach vieler Krieg im Seelande. 204 
Server. 

Fewers Natur vnd Eygenſchafft. 6 


Fewer verbrennet nichtetliche gewirckte Tücher.89 
Hoi ſo vom Fewer nicht verbrennet wird. 90 
Die Urt Züchersfo nicht verbrennen / zuzurichten. 


90 
Wa vmb nicht alle Ding Fewer fahen vnnd dato 
durch verzehrt werden 89 
Fa fche Meynung derer / ſoda meynen die Tuͤcher / 
ſo nicht Fe ver fahen noch darvon verbrennen/ 
feyen auß Satamandırs Haaren gemacht. 90 


Art Hoitz und Tafelwerck zuzutichten / daß fienit 
verbrennen. 99 
Fyertag. 
Vrach vieler abgottiſchen Feyertag. af 
Sırber. 


Bichersfo einem im Winter arfommen/ warven 
fie verorfacher.93.fe dir Leute bungerig machen / 
wehren lang.ı 49.vb:rn drinen Tag / woher fie 
kommen. 353. baitın jhre gewiſſe und vngewiſſe 
Stunden / nach A trinerjedern Feuchtigteit. 
ibid ab vnd zunemmen koͤmpt von Feuchtigkeit. 
316. fo non cĩnem Geſchwuͤr find alle gıfftig.37z 

Weiche Fieber nicht gefährlich. 355 

Peſtilentziſche Fuber am acfäbrıichften. 372 

Denn warmeZücheraufzichen die fiebrifche His 


2 ä „20 
In hitziaen Fiebern find ſtarcke Truͤncke geſuͤnder / 
denn kleine. 427 
Vr ſach der Fieber / ſo ohne vntertaß brennen. 129 
Drfach / warvmb inn etlichen Fiebern / die boͤſen 


Stunden laͤnger wehren. ibid. 
Durftift brffer in Btebern denn Hunger. ibid. 
Brfach def Ourſts in Fiebern. ibid. 
Groß eſſen in Fiebern ſchadet. ibid. 
Peſtilen tziſche Fieber / woher fie fommen. 353 
Vrſach derviertaͤglichen Fieber. 352 
Tägticher Fieber Vrſach. ibid. 
Barfche Meynuna von dreytaͤglichen Fiebern. ibid. 
Lanawirige Fieber. 355 
In Ficbern finder man Wunderwerck 371. 


Di ctung ein er jeden Feuchtigteit def Leibes / in 





einem jeglichen Fisher. g7t 
In Fiebern find Haupttrandheiten, 360 
Vrſach derFicher/fo vber den andern / dtitten oder 
vierdten Tag fommen. 378 
Wirkung def Bintsin brennenden Fichern. 374 
= enn = Sieber tängfamer antemmin/fo laſſen 
enach. 


372- 

Vberhůüpffung der Fieber / was fiebedeute. 372 
Finger. 

Von der Wuͤrde vnd Lob def Goldtfinaers an der 


linden Handt. 181.182.188 
Die Alten haben die Artzney nur alleın mıt dem 


Gotdtfinger angeruͤhtet. 236 

Namen der Finger. ibid. 
Fiſche 

Wunderbare Geburt der Fiſche. 160 
Begattung etlicher Meer fiſche. ibid. 
Von Seelaͤndiſchen Fiſchen. 191 
Fiſcher Ordnuna im Scelande, 197 
See fiſches Beſchreibung. 198 
Ea beitaw def Fiſches Befchreibung. 198 


Wieder Lats vnnd andere Meerfifche in die fleſ⸗ 


fende Waſſer tommen. 198 
Fleiſch. 
Fleiſches Natur vnd Vnterſcheidt. 240 


Fierfch darauff ver Monden ſcheinet wirdt ries 
chend. zo in Zaitzes mangei / ohne wandel zube⸗ 


halten. 99 
as für ſaure Ding das Fleiſch auch gut behalte. 


101 
Warvmb das Flciſch neben den Beinen ſuͤſſet und 
Ihmadhafftiger. 166 
Y finniges Fleiſche s Natur ond Eygenſchafft. 106 
War vmb etliche Aiten kein Fleiſch geflen. 258 
Woven alt zeheFleiſch muͤrb fan gekocht werden, 


132 
Was durchs Fleiſch zuverſteben. 240 
Ordnung der wolbeſtalten Regiment im Fieifch 
ſchlachten. 


166 

Sliegen. 

Spanniſcher Slirgenwunderbarliche Krafft 2 
Srankofen. 


Srantöfifche haben viei Quecrfitber bey fich .ıgz 
fühlten Schmertzen in Beränderungteg Ges 
witters.29.wenn fie die groͤſten Schmerzen bas 


ben. 2 
Artzney wider die Frantzeſen. so. eineböfe Farbe 
und zittern der Blieder behalten. 
Goid sine Artzney wider die Fran tzoſen. 
Wie die Frantzoͤſiſche Gebirge gute Gewähs 
bringen. 
Bewiffe Anzeigung der Ftantzoſen. 
Steundefchafft. 
Exempel der Bertsandinuf vund Freundtſch afft 
133.114 
Steude. - 





Reglſter 


Freude. 
Wie etliche Leute für Freude vnd RE 
» 303 
Froͤſch. 


Vnterſcheidt der Froͤſche. 168 


Frucht / Fruchtbarkeit. 
Wie die Frucht in Mutterleibe Athem holet. 263 
Wenn die Frucht der Knaͤblein und Maͤgdlein in 
Be vollkoͤmblich / vnd die Seel bekom⸗ 


258 
Abe rau Fruchtbar machet. 116 
Adlerſtein Förder die Frucht im Leibe, 175 


Bon dreneriey Haͤutlin damit die rucht in Mut 
terleibe vmbgeben. 186 
Gute Zeit im Jahr zur Fruchtbarkeit — 
bern. 
Feucht deß Leibes wirdt den Weibern durch den 
Sudwind abgetrieben. 
Sattz macht vnfruchtbare Leut fruchtbar. 
Eynbildung vnd Affecten der Mutter in der Eins 
pfaͤngnuß / erbet die Kinder an. 188 
5—— vnnd wenn die Bildung der Frucht geſchi⸗ 
259 
Wie die Seel in der Frucht anfänglich wirckt. 260 
Bufruchtbarteit ð Eltern iſt ein ſtraff Gottes. 315 
Wovon die Frucht im Leibe Malzeichen vnd an⸗ 
dere Eygenſchafft bekomme. 188 
Wenn die Frucht in Mutterleibe das Leben be⸗ 


komme. 299 
Srüftücken, 409 

Fühlen, 
Fuͤhlens Art und Eygenſchafft. 218 
Adern def Fuͤblens. ibid, 
Wieviel entpfindeliche. Thaten. 244 


Fuͤſſe. 
Fi ond Hände Nutz. zz5. euſſerliche Geſtalt. 235 
Fuͤſſe waſ ſchen im Anfang der Kranckheit / iſt nicht 
gut. a2ı.in welchen Kranckheiten es ſchaͤdtlich. 
22. in welchen Kranckheiten cs gut, 422 


Gall. 
Ball vom Marserreget.rız. purgleren.xi. wirs 
ckung. 229. aufgang.ibid. Kraft inden Sit⸗ 


ten deß Gemuͤths. 358 
Gallkraͤuter. 109 
Gall / wie fieinden Diagen ſteigt. 230 
Ballen Gefäß. 229 

Garten. 
Wie ſchoͤne Gaͤrten zu zeugen. 146 
Gebrandtwaſſer / vnd 
Wein. 423 424 
Gebrechen Caſter. 
Riemandt iſt ohne Bebrechen. 338 


Gebrechen deß Leibes und Gemuͤths Derwanne 





Bebregen def Seibes ſoll eg 


Gehrehen def — ſie zu endern. Io 

Höcterichter Leute Bedeutung. 388 

Faifche Meynung Cypriani / von def Leibes Un» 
ſchuldt / in alien Sünden vnd Laſtern. 271 

Wie ferrn die Rinder nicht tragen die Bat: 
und Laſtet der Eltern. 

Frommen Leuten foll man der Eltern Laſter Be 


fuͤrwerffen. 316 
Geburt. 
Geburt derer Thier / ſo auß keinem Saamen ges 
zeuget. 159 


Tas leichte Geburt mache. 217 
Warvmb die / ſo geboren werden wenn der Mond 
alt iſt / vngluͤckſelig vnd vngeſchickt. 40 
Warvmb die Kindbetterin Teichter im vollen 
Monden als im newen gebaͤren. ibid. 
Warvmb die / ſo im letzten vierdtheil deß Mon⸗ 
dens geboren werden / Sauertoͤpffe / Argwoͤh⸗ 
niſch / Melancoliſch und feige Männer ſeyn. ibi. 
Warvmb den Weibern durch den Sudwind ce 


richtig gehet. 
Schaden von früeitiger Geburt, 22 
as die Beburt fördert. 144.175 
Queck fiber zu leichter Geburt / von etlichen vbel 
gebrauchet. 152 
Vnvollkommen heit aller Mißgeburt. 2665 


Woher die vngehewere Seſtalt oder Geburt der 


Menſchen tomme. 298 
Was der Geburt der Weiber hilfft. 43 
Was vnrichtige Geburt 298 


Beyde wolgeſtalte vnnd ungehewere Geburt / era 
Die die Krafft Gottes in der Aufferſtehung.· 


—— Geburt Vrſachen. 338 
Gedancken. 

Woher mancherley Gedancken deß Menſchen 
kommen, 279 
Gedaͤchtnuß. 219 

Geelſucht. 230 

Gehirn. 
59 ein Anfang vnnd Vrſprung der erg 
dern, 

Gehirns Kammern. ii. 
Gehirns Sinn indrey Theil. ibid. 


Wovon dem Behirn Sinn und Ver ſtandt zu ers 


fennen gegeben wird. 237 

Gehirns Banden, 408 
Geifter. x. 

Vnſichtbare Geiſter ſchaffen. 12 

Vnterſcheidt der him iſchen Geiſter. 277 


Enge ſche Geiſter frewen ſich / vnnd trawren mit 
dem Menſchen. 277 
Voͤſe Beifter vermiſchen ſich mit Kranckheiten / 
vnd machen allesärgr. 356 G16 
oͤſe Seiſter per yon ſich mit dem Vngewicter. 
22) De 


Regiſter. 


Der Beiſt Bottes / als eine Krafft der May. 
figwebetuber die gantze Welt. 
Geitz 

Widerlegung der Bann 
Gemuͤth. J 
emuͤth iſt die groͤſte Gaabe deß Menſchen. 323 
Be Menfchen ein Ebendild Gottes. 288 
Wovon esverwandelt werde. 300 
Gemüthe Socratis / wovon es fo beſtaͤndig vnnd 


9 


vnbeweglich. ibid. 
Gemuͤths Schaden auf böfem Gebluͤt. 304 
Gemuͤths Fenſter find die Augen. 323 


Semuůth / warvmb es def Morgens am luſtigſten 
vnd geſchickſten / am Abend am ſchwetſten und 
trawtigſten. 353 

Gemuͤths Art vnd Eygenſchafft. 359 

Gemuͤths Baaben mancherley im Menſchen. ⁊80 
ie fie durch Fleiß vnd Gottes Hulffe koͤnnen 
gebeſſert werden. 285 

Gemuͤths und Leibs Gebrechen verwandtnuß. 271 

Semuͤths vnnd der Seelen Vnterſcheidt inn dem 
Menſchen. 277 

Gemuͤths Gaaben wie ſie verhindert werden ⁊tces 

Gemuͤths Affeeten geben euſſerliche Zeichen 
Leibes von fich. 

Gemuͤth / wie es dem Leibe beyſtehen ſoll. „os 
Veraͤndert fih nad) dem Gewitter. 27 

Gemütstaftersfehe einem zum Augen herauf.271 

Gewuͤths vñ der Seelen mancherley Wercke. 279 

Dem Gemuͤth dienen alle Sinnen, 323 

Krafft einer jedern Feuchtigteit in den Sitten def 

Gemuths. 358 

Geruch. 


Geruchs Ort und Eygenfchafft. 

Wie Leute vom ſtarcken Geruch inn Hfumacht 
fallen. B4 

Was gut zum Geruch. 146 

Geruch oder Geſtanck / ſo gut wider Kranckheiten / 


vnd reinigung der boͤſen Lufft. 180 
Vom Geruch in Saba. 134 
Verlohrnen Geruch wider zu bringen. 146 


4 
Katte Geruͤch / wenn ſie nuͤtz oder ſchaͤbtlich ſeyn. 
420 


Schade von gar zu ſtarckem Geruch. 134 
Die bungerige Leute vom Geruch far werden. 
169 
Geſchmack. 
Geſchmacks Art / Eygenſchafft vnd Adern. 218 
Geſtalt der Menſchen. 


Woher fo mancherien geſtalt der Menſchen kom⸗ 


me. 398 
Geſtatt mancherley Glieder def Leibes / wie fie zus 
aͤndern. 398 
Wie dio Ammen und Rinderwärterin die Side 
deß Leibes anders bilden. 
Wie die Landtart ſonderliche Geſtalt er u 
mit ich bringe, 17 


Ws 





Geftien. 
Die aröfte Krafft def Geſtirns. 30 
Wirkung der Geſtirn in die vnterſten 8ing.19 39 
Sonn end Mond diegröfte Wirckung 19 


Warvmb Saturnus / winner dein Erdrbodem 
nahend kommen ſoll / inn die hitzigen Sommers 
zeichen kommen muß, 20 

Warvmb der Mars wenn er dem Erdtbodem nas 
hend kommen ſoll / zu vor in die kalten Winter⸗ 

zeichen tretten muß. ibid. 

————— der Eeſtirn am grimament jchiger 
Zeit. 

Sonn und‘ Monden aroffe Liechter. J 

Still dehende Geſtirn am achten Himmel. 7 

Groͤſſe der Geſtirn. 

Nacur / Krafft vnd Wirckung / Bewegnuß * 


Groͤſſe der Sternen vnd Planeten. 22 
Dnterfcheide der Beftirn. 28 
Geſtalt der Beftirn. 26 
Wasder Hundesftern fohade. 58 
Planeten Himmels höhe. 27 
Geſtirn ſind gut vnd nuͤtz geſchaffen. 39 


Wie alles vom Geſtirn iey den muß. har 

MWievierdem Geſtirn zuzueignen. 

Zeugnuß der H. Schrifft wider den mbie⸗ 
der Betrachtung der Geſtirn. 

* —* die Schafleute nach dem Geſtirn nn 


Dem Beſtirn def kleinen vnnd — — 
oe die Influentz der Geſtirn die a 


def Leibs erregen. 
Wie die Geſtirn in den Metallen ihre Wircun 


haben. tbid, 
Stillſtehende Sternen. 13,22 
Laufende Sterne Piansten, 16.23 
Ort der Planeten. 16 
Der Planeten Natur vnd Eygenſchafft. 23 
Stillſtehende Sternen Natur. 28 


Planeten machen die Beränderung in derdeit, zz - 


Geſundtheit / Geſundt 
Geſunde fühlen feine Schmertzen inn Deraͤnde⸗ 
rung deß Gewicters. 29 
Geſundtheit muß inn eſſen vnd trincken erhalten 
werden. 425 
Geſunde fuͤhlen auch ep Mondene Zireung 36 
Wie die Barren und andere arbeit ſame Leute am 
geſündeſten. 35 
Euffertiche Lufft vnd Speiſe helffen vnnd ſchaden 
der Geſundtheit. 135 
Leiber fo weder geſundt noch kranck. 390,391.392 . 
Schwacher Geſundtheit Vrſach. 392 
Zweyerley euſſerliche Oing / weiche die Gefundts 


heit entweder beffern oder ärgern. 135 
Getreyde 

Getreydes Feinde find die Kornwuͤrme / Duͤmpf⸗ 

is? 


Getreyde 








Kesifter: 


Getreyde von gedünglen Aeckern verdirbt baide.. 
130: 

Attzney widır die Kornwuͤrme. 

Gewaͤchſe. 

Sewãd ſo vnterſcheidt. 11.17.64. Nemmen zu 


156 


von Monden / Reiffen von der Sonnen. 42 
Ohne Kon zu pflantzen. 121 
Gewaͤchſes Begierdte gegen einander. us 
Geſchlecht erficher gewächs und kraͤuter. ibid. 
Srantöfifche Gebitge / gute gewaͤchſe. 104 


Wa vmb frenbde Gewachs inn vnſern Landen 
‚nicht wachien noch zu kaͤfften koömmen. 123 
War vmb etuche Bew aͤchs nicht in der Stuben 
wachſen. 149 
Seſtirn vnd Fleiß def Gaͤrtners fordern gute ge⸗ 
waͤchſe 124 
Geſattzen und boͤſe Erdtreich verderbet alle Ge⸗ 
waͤchſe 126 
Gewaͤchs vnd Kraͤuter Kraͤfft und Vrſach. 124 


Von Früchten vnnd Gewächſen / ſo fuͤr der Zeit 


Raff werdenundrifch auffwachſen. 129 
Was die Gewaͤchs in der Erden vor Kalts ſcha⸗ 
den bewahret. 156 
Gewachs / Stechdorn genannt / was feine Natur 
vnd Eygenſchafft. 140 
Vnt rſcheidt der Meergewaͤch ſe. 241 
Gewiſſen. 

Gewiſſen / was es ſey 340. Warvmb es Mor⸗ 
gens fre am allermeiſten auffwache. 343. Eis 
ner jeden Cowplexion. 344. Wurm inn der 
Seelen 270. def Gemuͤts. 273. Bifad) 344. 
groſſe Krafft in allen Dingen. 242 


Böfe Gewiſſen / vnd deſſen Anzeigung. 271.270. 


44.33453 46 

Wie das gute Gewiſſen geſchihek. 341 
Gicht. 

Sichttraͤuter. 109 

Gicht Schaden vom Sudtwinde. 81 

Bricht und Huͤffftwebe / wovon fifommen. 182 


Gicptbruͤchtigen /was die Schmertz n lindere. 253 
Gifft 


Gifft ſchadet auch von auß wendig. 13 
E ififräuter. 111 
Gifft deß toll n Funds Epeicher, 163 


Giff tige Frauckheiten Pre weiſe zu curieren 395 
Giftertn y wied wet Vnterſcheidtgegeben. 395 
Gifftbeulen vnd Geſchwuͤre wi ſie zu heylen. 1605 
Gifft in rind nichader ſehrer ais im eſſen. 404 
Artzney wider vergiffte Speiſe oder Traͤnck. ibid. 
Ha Gıfahriftder Schlaff am ſchaͤdtlich⸗ 
en ibid, 
ie Sckweiß im anfang der Eifftaut. 418 
Leib mit Dei geſchnmieret / verwahret für euſſerli⸗ 
chem Gifft. 


144 
Atnywidır Sifft vnd Peftilentz. 358.174 
Dom Sifft / Oppium genannt. 151 







Wie Gifftartzney mit bedacht ſoll gebe 


NE 394 
Sindere Artzney wiber Gifft beffer n’e ſtarcke. 306 
Vrſaey / warvm b euſſernicher Gifft ſchadet. 164 
Warvmb gifftige Thier den Wenſchen mie Auß⸗ 

ſatz vergifften. 2 113 
Was nach ew pfangenem Gifft am meiſten ſcha⸗ 

te 40% 


Eine Gifft benim pt die an dere. 98 
Glieder deß Leibes. 
Ein Glied deß Leibes hitfft dem andern. 242 


Ein Gliedt deß Leibs wirdecher anfaͤllig als das 
andere. 181 
Were Glieder nicht ſobald Kranck von andern 
werden. ibid. 
erche Glieder ber groſſen leiblichen Glieder 
anfang. 236 
Wovon zu viel oder zu wenig Glieder kom̃en. zz2 
Warvmb durch die verlahmten Glieder der ſinn⸗ 
liche Athem nicht kommen kan / ſo jnen doch ale 

le Speiſe und Nahrung zukommen. 427 

Goldt. 
Goldes Natur vñ Krafft in den Kranckheiten. 04 


Beides vnd Guis rechtet Nutz ibid. 
Goldt verwandt dem Quedfirber, 113 
Goldes Natur. ıof 
Godes natürliche Krafft in Kranckheiten. 94 
Soͤldene Ringtragen. ı8r 
Guͤlden Waſſer. of 
Goldes enfferiiche Wirdung. ibid. 


Eoldt cine Artzney wider vien Kranckheiten. ibid. 
Goldt / warvmb es im Fewer ſchoͤner. 105 
Goꝛdt tragen / wie es die jn ner lichen Glieder ſtaͤr⸗ 


de, 9 
Rürdın Nina tragen der Alten. 183 
Batemib die Yıten alliinam Goldtfinger gute 

dene Ring gerragen. 182 

Don Gott, 2 
Got wehrer dem Teuffel. 357 
Sottes verhaͤngnuß in Suͤnden. 87 


Sot es Macht vber alle natuͤrliche Wirdung.87 
Gottes fo: manim Worgehen nicht vergeffen.382 
Gott ſchaffet nichtsnewes mehr, 261 
Sottes Lich gegen die Menschen. 284 
Eeift Bones ſchwebet vber der gantzen Weit / vnd 
gibt allen dingen feine krafft vñ eigenſchafft 116 
Das von Gott am meiſten abführer: 380 
Wie feyrn von aoͤttlichen Sachen auf der Natut 
zu diſputleren. 


290 
Gottes Wort die beſte Speiſe. 182 
Graff. 

Woherdie Graffen tommen. 199 

Haar | 


Haar vnnd Bart mit dem Scheermeffir ahrems 
men ſchadet. 421 
Haar baldt nach der Krandheitabnemmen / ſt 
nicht aut, R ibid. 
Een Haar⸗ 





yo 





s Regiſter. 


Haarwachſes Satatond Eygenſchafft. 239 
Haar wie graw werden. 135 
— 239.236 


Ir ; Han 3 gr 
Santa? Befprang! Geffatt vnnd Tugendfe 
. a: Natur Beſchreibung / Ey unnd 


171,173 
Harm. 209 
Hertz. 
Hertzes gantze Beſchreibung. 221 
Hersbiats Eygenſchafft. 220 
Hertz wehethuns falſche Meynung. 226 
Hertzkraͤuter. 109 
Hertzens Affecten. 246 
Hertsiwie es wider Gifft verwahret. 419 
as ein männlich Hers made 421 
Hertzog. 

Woher Hertzoge genannt. 199 
| Haupt. 
Haͤuptkraͤuter. 109 
Haͤupts Anatomia. 115.116 


Häuptund Dart mit Langen waͤſchen vnnd wars 
men Züchern reiben iſt geſundt. 421 
Haͤuptkranchheiten Vrſach. 371 
Wirckung der boͤſen Feuchtigkeit im Haupt. 361 
Kranckheiten von Erkaͤt tung des Haͤupts. 106 
Welche Ding das Haupt ſtaͤrcken / Hauptwehe 
machen / vnd auch wol ſubtile Leut erſtecken 133 
Zerruͤttung im Haupt vom Geruch der Bonen⸗ 
blůte im Lentzen. ibid. 
Haͤutlein im Leibe. 240 
Heyden. 


Was weltweiſe Heyden auß der Natur / Betrach⸗ 


tung von Gott erlehrnet. 6.7 
Wovon dieHeyden/fo®ott nicht kennen / das gu⸗ 
te lieben / das Boͤſe haſſen. 276 


Bücher der Heyden. 280 
Himmel. 
Schr ond Bnterfcheidt der Himmel. 13 
Der Himmel Natur / Kraͤffte ynd Bewegung. * 
Hoͤhe der Himmel. 
Hitze. 


Don Hitze jnnwendig und auß wendig in Kran ck⸗ 


beiten. 145 
Was das hitzigſte vnd brennenke, 423 
Holtz. 

Wenn gut Bawholtz fällen, 76 
Vrſach deß Flaſern Holtzes. a 
Datur def Paradiß Holtzes 104 


Art Holtz zuzurichten daß es vom Fewer nicht vers 

brenne. 90 

Holtz welchs kein Fewer faͤhet. gL 
Honig. 

Konigiftdrenmal fohwerer denn der Wein, 424 






Hunde. 
Hande woarvmb/ vnd wañ ſie thoͤricht Werden. 101 
Artzn ey wider das Raſen der Hunde. 161.162 
Artz ney wider eines tollen Hundes Biß. 178.16 
Dom Hundtßwurm vnter der Zungen. 16 
Vermutzung der Hunde / worzu es gut. 161 
Wie die jungen Huͤndlein die naturliche Wärms 


de mehren vnd erhalten. 254 
Hunger. 

Hun ger / wovon er komme. 234 

Hungersin Kranckheiten Vrſach. 149 


Wie lang der Menſch im Hunger dawren fan.ra 


Wie Hungerigevom Geruch ſatt merdene 160 
Huſten. 

Welcher Huſten am gefaͤhrlichſten. 8 

Kinderhuften, ibid. 
Jahr. 


Jahre deß Alters / welche man nennet Wechſetjahr 

bringen allzeit etwas mit fich, 4 
Fahres Zeit nimpt ab in dieſen letzten Zeiten. zı 
Warvmb das 63. Jahr dem Menſchen am gefaͤhr⸗ 


lichſten 2,88 
Kufel. 42.6 


Beſchreibung der Infet Walachey. 104. Seal⸗ 
diae. 1o0. Zweyer ley Theil der Seetandifchen 
Inſeln. i0 8.204. Suidwelandige. 202. Sud⸗ 


landes. ibid. 

Erbawung der Inſeln 203 

Johannis ferien. 414.415 
Jugendt. 

Jugendt iſt ohne Rath. 345 


Junger Leut Eheſtandes Schade. 399 
Fungfrawen Empfängnuf von be der 
Viebe. R 151 


Bald. 


Kate mit Eyweiß 145 


Kali Krauts / weichs bie Nidertander Carbbequell 
nennen, Natur vnd Eygenſchafft. - 138 


Keele. 


Wovon die Menſchen in der vnrechten Keelen ers 


ſticken. 225 
Die Eßteele muß feucht gehalten werden, 234. 
Der Öurgeloder Keelen geſtalt. 225 


Kälte, 
Kaͤlte ſchadet den Sehnadern vnnd allem Gebei⸗ 
ne. 184. trucknet ſo wol auß als groſſe Hitze. ror 
Wie die Erkaltung der Slieder geſchehe. ah 
Artzney wider erfrotwe Glieder. - 
Was den Erdtboden für Schaden der Kite 3 
wahret. 136 








Regiſter. 


Binder. 
Kindernemmen an jhren Gedeyhen fihaden we» 
genihrer Eitern _ — - 
Kinder / ſo zu riſch Neden lehrnen / werden ſtam⸗ 
fetivefommen ſchwache Beine. 119 
Kinder haben alle ſchoͤne Ding lieb. 412 
Kinder / wiefle jhre Krandheit tragen koͤnnen. 


14 
Kinder mit Speiſe vberfuͤllet bleiben Elein. 383 
Kinderzuche der Iſraeliter die beſte. 378 
Kinder / wie fie eine volltommene Krafft vnnd 

Staͤrcke haben. 414 
‚Kinder ſo liſtig vñ freundlich ſterben bald weg. 129 
Wenn den Kndern der Mutter Milch vngeſundt 
vnd toͤdtlich. 178 
Die Ammen vnnd Kinderwaͤrterin die Glieder 
deß Leibes anders bilden. 298 
Echade von alten grewlichen Ammen bey den 
Kindern. 413 
Natur der jungen Kinder, 418 

Rlein. 

Kieine Leute haben mehr. Baaben def Gemuͤths 
denn groffe.302.406. Können fehr trinden. 


497. Warvmb ſie bald ſchellig. 302 
Knobloch. 
Knobloch neben Roſen gepflantzet / machet die Ro⸗ 
ſen beſſer. 146 
Ruorpel. 238 
R Zolen. 
Kolen Dampffift giftig. t06 


Boten Natur.ibid. in Öteintolen inFranckteich. 
ibid. 
Sattz auff gluͤende Kolen geſprenget / vertreibet 
allen böfen Dampff. ibid. 
Rrancken / Kranckheiten 
Kranckheiten Vrſach auf Veraͤnderung def Ge⸗ 
witters. 29. Wittern ſich nach der Monden⸗ 


zeit. 57. auf den jnnerlichen Winden im Leib, 


72. Nachm Monden ärger. 39 
Kran heiten auf der Natur eines jeglichen Win⸗ 
des zu einer jedern Zeit deß Jahrs. 78.79.80 
ers welche das tünfftige Wetter wiſſen Ihd 
übten. 84 
RKranckheiten verwandelung geſchicht nach def 
Mondens ſchein. 36 
Kranckheiten / ſo auß dem Schleim der Hungerig 
machet / ſeynd am langwirigſten vnd ſchwerſten. 
139. welchen die Natur nicht widerſtandt thun 
Ban. 182. welchen die Natur kan widerſtandt 
tun. 182 
Kranckheiten / welche der Lentz erreget. ibid. 
Kranckheitẽ von Erkaͤltung deß Magens / Haͤupts 
vnd der Leber. 185 
Krandheit Colica genannt. 25 
—— fo fierben woͤllen / warvmb ſie roͤcheln. 
f 


314.315° 


Anfällige Kranstheiten werden durch den Sp 





Kranckheiten / wovon fie alle fommen.sor. Bow 
vierertey Feuchtigkeit die ärgfien vnnd gefaͤhr⸗ 
lichſten. 292 

Kranheiten vermiſchen ſich die boͤſen Geiſter / 
vnd heiffen ſie groͤſſe machen. 356 

Krancken / wie vnnd wenn etwas mehr zuzulaſſen. 
420. > 

Rrandewerden geſtaͤrcket von Suppen effen.4r# 

Krancke / ſo wegen Manigkeitdurftig ſeyn / follen 
eleine Truͤnck thun. ibid. 

Krancten wunderbaren Reden Vrſach. 358 

Kraucker groͤſter Schade mit dem auffziehen und 

. onnüsen fehämen. 395° 

Kranctheiten verwechfelung nach viererien feuch⸗ 
tigfeiten.zs2._ Schmertzen vnterſcheidt. 181 

Krancheit und Natur ſtreiten mit einander. as 

Alle Gtieder find kraͤncker nachm Zeichen. 39 

In fehnellen vnnd groffen Krandheiten gilt fein 
Zeichen zum Aderlaſſen. 48 

Laͤuſe und Floͤbe Lauffen von den Kranden/wenn 
fie fterben wollen. 158 

Ein Glied dep Leibs wird eher eranck als das ans 
dere. 181 

Engetifche Schweiffucht anno 17 25. 45 

In welchen higigeKRrandheiten groſſer Durſt ges 


fuͤhlet / in welchen nicht, lac 
Schwere Kranckheit oder Gebrechen / wohet er 

208 
35 


fomme. 

Reiſſende Kranckheit iliaca. 2 
ie unnd wenn unreine Leinwadt der Rranden 
fell verwandelt werden. 418 
Haͤuptkranckheiten Schade, 361 
Diet Bewegung def Leibes iun Kranckheiten iſt 
8 


ſchaͤdlich. 41 
Boͤſe Geiſter vnd das Geſtirn /ſind eine zufaͤllige 


Vrſach der Kranckheit. 357 
Abergisub von der ſchweren Kranckheit. 361 
Schwere Kranckheit vnterſchiedliche Are, 362 
Reden der fferbenden Krancken. 360 


Was inn Rrandheiten herauf will / foll nicht ges 
ſtoͤret werden. { 418 


Schwerer Kranckheit Artzney. 364 
Was die Kranckheit vernewere. 370 
Hauptkranckheit Vrſach. 371 
Langwiriger Kranckheit Vrſach. 369.370 


In alten Kranckheiten vber der Hertzgrub iſt Fuͤß 
waſchen ſchaͤdt lich. 422 
Wieder Leib der Krancken in die Laͤnge wachſe / 
vnd nicht in die Dicke. 383 
In Kranckheiten vnter der Hertzgruben iſt Fuͤß⸗ 
waſchen gut. 422 
ei⸗ 


chel foͤrder gebracht. 412 
Die von Kranckheit geneſen / ſollen jnen nicht bald 
das Haupt waſchen / oder die Haar abnemmen 


laſſen. 421 
Welche Krancken im anlauffen deß Meers ſter⸗ 
ben / vnd weiche im ablauffen. 36 


uw 


Wie alles geraͤthe von etlichen Reanden veruns 






reiniget * in 418 
Bon dem Sprichwort: Bo ber Krancke genafler 
fetten beffer was. 379 


Leibe fo weder gefundt noch randt. 390.391.397 
In weichenKrandbeiten es aut dieHande win dẽ 
vnd reiben 422. Warvmb die / ſo an der Darre 
vñ Lungenſucht frand.igen/Teichter harte ſpei⸗ 
ſe erhinder bringen denn den Tranck. 427 
Weiche ander ſchweren Kranckheit oder Schlag 
geſtorben / ſollen vor drey Tagen nicht begraben 
werden. 364. In aroſſen Kranckheiten find biß⸗ 
weilen groſſe Truͤncke nicht vngeſundt. 427 
Rräuter. 
Kraͤuter / warvmb fie Sonnenwirbel genennt. 31 
Klaͤu ter nemmen zu von Monden. 41.42 
Kräuter reiffenvon der Sonnen. ibid. 
Allerley vnterrichtungen von Kraͤutern in gemein 
und etlichen beſonders fol. 68. Itẽ von fol. 108 
biß auff fol. 12a 

Kraut einander zu nahe gepflantzet / ver derbt eins 
das andere sı. 145. Kıautchne Saamen ge⸗ 
zeuget. 189. Kraut wie eines das ander beſſer 
macht. i45. Kraͤuter vñwurtzel wider gifft. 419 
Kräuter Kraͤfftungen kan nicht allzeit Vrſach ges 
geben werden. 146. Veon allerley grünen 
Kraͤutern / die wir in der Speiſe brauchen. 132 
Ein Kraut waͤch ſet lieber vnd beffer bey einem ans 
dern denn das andere 51. Saltzige Kraͤuter für 
Sattz zugebrauchen. 98 
Krafft vnd Wirckung des gruͤnen Kols. 132 
Melden vnd Spinat Kraft vnd Wirckung ibid. 
Meertrauts Natur und Krafft.138. Meerktaut 
Falımusgenanne.137.Mrerburgeisti aut nus 
Kung.ibid. Meertrauıs Seeme den befchreis 
bung 137 Rranfemünge qut zum geruch. 147 
Meerbuͤ gelskrafft. 68. Pertzelfkraut iſt gut fur 
die eynchte Zähne.146. Vom Kraut Woiffo⸗ 
mich genant .147. Kraut und Weinſtochkoͤn⸗ 


nen nicht bey einander ſtehen. 145 
' Rreebs, 
Vnterſcheid der Krebſe. 168 


Di: Ratur vnd Wirckung der Meerkrebs. 169 


Begattung der Meertrebſe. 160 
KRuͤmmel. 

Kaͤn mel iſt out Sp iſe eynzumachen. 101 

Die zuviel Kuͤmmen eſſen / wer den bleich. ibid. 

Kuͤmmel iſt gut zum geruch 146 


Kunſt. 
Di: Kunſt Aftrotogiayvon fol 52. biß auff for. 58 
Kunſt Phyſionom ia / was ſie ſey / vnd wie ſie nicht 
betruͤglich noch aber glaubiſch. 387 
Von der —— 428 


Heben. 
chen ſtehet in zweyen dingen. 53. Kur tzes Lebens 
groͤſte vt ſachen. 1zw Lebliche That en oder Kraͤff 
de / wie viel 245. Loben hat enſweber von Sonn 





Regi ffer. 28 B 


und Monden groffenfeammen ober fchaden.ır 

geben der Menſchen ein kiccht.zgı Was zum tes 

ben wot in acht zu nemmen.253.Lchens Anfang 

vnd Ende fichet in drenen Stücken. 384 

Wie die natuͤrliche Waͤrmde des Lebens zuerhal⸗ 

ten auch Die verloſchene wider zuerquicken. 253 
eber 

£cherfräufer.109. Erkältung der Leber / was dar⸗ 
von für Kranckbeiten iss. Leber Wirckung / 
Subſtantz und Eygenſchafft. 228 

Leib. 

Leib vmb der Seelen willen geſchaffen 2. Was 
den Leib oder Bauch auff blehet vnnd Winde 
macet,72 Warvmb die Manner engerefeiber 
denn die Weiber. 190 

Abtheilung der vier Theil des menſchlichen Leibes- 
in die vier Monarchien der Welt. 116 

Leibs vnd der Seelen Thaten 243. Leibs Bewe⸗ 
gung vnd vnterſcheid derſelben 244. Vnreine 
Leiber werden von Nahrung ärger. 310. 

Leibs ander Theil 220, Leibs dritter Iheit. zır. 
Leibs vierdter Theil. 2z5. Leib vñ der Seelen vn⸗ 
terſcheidt. 286. Leib hat fein eigene eyngepflantz 
te Kraffte.261.Leibs und der Seelen verwand⸗ 
nuß 269. Leibs Anfang vn Ende ſtehet in dreyen 
Stuͤcken. 384. Landart bringet ſonderliche ges 
ſtalt deß Leibs mit fih.208. Drey vornemme 
glieder dep Leibes. 229. Leibs vnd aller Glieder 
erfte Materia vnd Anfang 241. Leib leydet viel 
mit der Seelen in dieſem Leben.ꝛ285. Wie der 
Leib die Seel hindert unnd mit zu Schanden 
bringet.r72.Sc bs vnd der Seelen vereinigung. 
286. Schoͤne zierde des gantzen jrdiſchen Leibs/ 
aufwendig und inwendig. 115. 

Drey er ley Art der Menfche Leiber / darvnter einer 
gefunden / der nicht recht geſundt noch kranck / 


corpm atutrum genannt. 390 
CLeichte ding. 
Welchs die vier leichſten ding am gewicht. 414 
Lentz 


Lentz iſt den Alten zur Frucht batkeit am beſten. a9 
Lentz erreget die gicht un huͤfftwehe am meiſtẽ 82. 
Leute. 

Kieinervnarcffer :ut narur vñ eigẽſchafft. 206 
Ras die Leute duͤrre vnd geſchlang mar. 177 
Warvmb kieine Leute verſtaͤndiger und weiſer als 

andıre.302. Was werchliche Leute find. 392 

Liebe. 

Was den Männern qunft bey den TBritern mas 

che. 175. Wie cyn bildung derziche im Leib [char 

er.161. Liebe des Delphins / der Eydexen / def 

Eiephants gegen die Menſchen. 114 

Werck der Liebe ſchwaͤchen die Natut.i7. Jung⸗ 

frawen von eynbildung der Liebe fe, wanger. 161 

ippen. 

Wie anffgeworffene Lippen zuvergleichen. 398 
Lorbeerbaum 

Dom 








u | 
| Reifen y 


Vom Lotbeerbaum in Seeland. 16. Brabans 
der Sorbeerbaume Ratut vnd Eygenſchafft. 137 
Lufft 
Vn eine Lufft äͤrger denn vnteine Speife. 74 
Was Mittago Lufft ſchade.58. Lufft Natur vnd 
Eygenſchafft. 72. Was für geſtanck oder geruch 
die boͤſe Lufft purgiere.180. Reine Lufft am ge» 
ſuͤndeſten. 73. Groſſer Nutz der Lufft und Wins 
de.ibid. Bnterfcheidt der gemeinen eufferfüchen 
Lufft bid. Gute tufftnoch beffer zumachen im 
Sommer vnb Winter. 88 


Lufft iſt dreyerley. 394 


Cung. 


Lungen ein Kuͤſſen def Herges.rzr. Lungen Bes 


ſchreibung ſampt allen jhren Beäder. 224 
Weichen die Lungen auß genommen / ſchwimmen 
‚nimmer auff. 191 


0 


Magen. 

Magens Natut / Subſtantz vnd Eigenſchafft. az3 
Stctle. ꝛꝛ5. Magenkraͤuter 109. Kranckheiten 
von Kaltung deß Magens. 185. Magenmunds 
Eigenſchaft. 225. 234. Magens verruͤckung. 227 

Magenmundts Knorpel. 237 

Auf fuͤhrung der Speiſe auß dem Magen, 233 

Was da heiſt / der Magen ſchleuſt ſich zu. ibid. 

Mager. 


Magern Leuten iſt lang faſten nicht aukt. zu. 


Schadet der gebrandte Wein. 425. Leben 
länger als fecte. 496 


Magnetſtein. 


Warvmb ſich der Mag net allzeit gegen Mitter⸗ 


nacht wendet. ſo. Magnet iſt dem Eyſen vers 
wandt. uz. Magnets Krafft und Wirckung so 
Mann \ 


Waromb man fpricht: Hinckende geben den bes 


fon Man. 339. Männer richten mit jhrer 
Schlaͤfferigeeit mehr auß / denn die Weiber 


mit aller jrer Riugheit.36. Mannvnd Weib 
*önnen nicht ohn einander ſeyn. 338 
Männer Gaaben gröffer denn der Weiber. 141 
lauf im Leibe 
Was die Mauß ins Menschen Leibe genañt. 240 
Der Rauß Wirkung. ibid. 
Meer. 
Vom Meerſchilffen vnd ſeinem Nutz. 139 
Don Meerfifchen. 198. Naturder Häutenon 


Meertäibern. 37. Bon Meerzwibein / jhrer 
Krafft vnd Wirkung. 355. Meerwafferfür 
Satg zu gebrauchen. 100. Meerwaffer gibe 
Zeichen def Vnaewitters aufm Meer. 03 

Meer von todten Eörper vngeſtum̃. IL 
Meertol.138. Meers ab vnd ansauffens Brfach 
ift der Monde 30. Wetche Seeländer diearös 

Ken Wafferbäige betreffen / vnd ihnen am fehrs 
Ken [haden.32,72, Wie vnd wenn 







fen und anfauffen Bee Meets aefchehe/ancirem 
jebern Ort. 35. Meermofis unrerfcheidr, Nas 
tur vnd Engenfchafft, 139. Bnterfchide der . 
Meer gewaͤchſe. 141. Wiedievon Erſauffung 
im Meer errettet / deß Waſſers ſollen toß wer⸗ 
den. 185. Meer das fruchıbarlichftedina 208 
Meerzwibbel Safft. 365. Meerzwibel Eſſig. 356 
Melancoley. 
Artzney wider die Melancotey. 308. 309 
Natur Melancoliſcher Leute. 270. 302. 307 
Dieta oder Wartung Melancoliſcher Leute. 310 
Kraͤuter die Melancoley jupurgieren. 116 
Metancoiey wirde geöffer wenn Kummer darzu 
tömpt. 357 
Döfe Melancoten/ wie fie zu puraieren. 308 
Wirckung der Metancoiey am Abend. 303 
Nutz vnd Schaden auß der Melancoiy. 306 
Melancotcy mancherley Art vnd Brfach. ibid. 
Vnreine Melancoley wie Pech fehadtich. 307 
Melancoley trafft in den fitten def gemüths. 309 
Melancoley vom Saturno erreget. 218 
Alles was fehr ſauer / ſchadet der Metancotey.ı6r 
Welancoley oder ſchwartzen gebluͤts gefaͤß 230 
Wirckung der Meiancoiey im Herbſt. 35% 
Melancoley deg Sauls. 356 
Melancotey die aͤrgſte wenn der Teuffel dazu 
tömpt.306, Melancoliſcher Gewiſſen. 344 


Menſch. 
Deß Menſchen vornembſte Thaten. E37) 
Der Menfch mit Vernunfft vbertrifft alle Thier 
auff Erden, n 3 zig 


Der Menſch ein Ebenbitd Gottes vñ marumb.276 
Menfchen Farb verandert ſich nach heem Thun 
vnd Leben 141 
Worvon fo mancherley geſtatt der Menſchen 
koͤmpt. 398 
Wovon der Menſch an der geſtalt vnnd gemuͤth 
veraͤndert werde. 244 
Verwandlung der Menſchen an jhrer Natur 
Menſchen Antipodes genannt. ibid. 
Zweyerley Nacurendeß Menichen vercinigung:66 
Wie der Menſch cin kleine Weitgenannt. 114 
Waromb ein Menſch giücfelige: und gefchicter 
denn der andere in allen dingen. 49 
Wenſch iſt ein Ding’ ond zweyer Ratuten. 66 
Don der ſchoͤnen geſtalt vnd Figur def Menfchen, 
If ä 


Wie das wachſen deg Menfchen im gantzen Leib 
verderbef, 242 


Thaten deß Menfchen. 243 
Haaben def voltommen Menſchens. 266 
Vnterſcheidt der gaaben dep Menfohen. 1280 
Metall. 
Wirkung der geftirn ın Metallen. 104 
Zwey Ding auf der Erden darauf alle Merail ges 
macht und fih arbeiten laͤſt 1 


02 
Wovon sinjedes Landt ſeine eigen⸗ Metall habe. 
Ale 


egiſter. 






Meeallen fi men dem Queckftlber ob / oh · 
ne das Gold 103 
Woher estomtnedaf in ben Metallen Vlaan PD 
per andebe Farben gebildet · 
— Meteora. 
| teots werden 10. gezehlet. 16 
* Maͤuſe. 


Maͤuſe lauffen auß einem Hanf wermss — 
len will. 

Wie ſich die Maͤuſe vermehten. Ei. 
Milch von fol Sr biß auff fol. 180. 


uß, 
Ben der Milk — Subſtantz vnnd Wirckung. 
226 
Mittzeraͤuter. 


Viel Ding werden auf ane Wit geboren. 159. 
Wiſt / was er nuͤtzet vnd ſchadet. 130 
nd. 


Mondharfeinen Schein vonder Sonnen, 30 


Mondens Wir ckung ins Menſchen Leib. 34 
Mondens Wirckung in der Nacht. ——— 
Mond erfuͤllet alles mit Feuchtigkeit. 30 
Mondens Lauff vnd Veraͤnderung. 21.22.23.24 
Mond vnd Sonn die groͤſte Wirckung. 19 
Mondens Natur. — 
Mondens Sroͤſſe. 


Mondens vnnd Sonnen ſchein vnnd kart Briten 


dep Gewitters. 
Mondens Kraffe vnnd Wirkung / wenn fie pe 
gröften. . 3035.36 
Mondens Veränderung wovon, r vn 
Monatzeit/woher fiegenannt. 
Monden / anwercher Seiten er am träftigfien 
wirde, 33 
Mond ein Weibifchund weiches Geſtirn. 35 
Mondens Wirckungen muͤſſen alle near 
ten deß Leibs leyden. 
Mond wenn er zu hell ſcheinet / iſt dem Sofia 
tenauffm Meernichtgut, 


Warvmð der Vollmondt im Winter inden a { 


men / im Sommer aber im falten Zeichen ge⸗ 
20 


ſchicht. 
Ertlaͤrung deß Sprichworts: Quarta lunana- 
ss. 49 
Von Monſichtigen / jhrem ZThun / vnd Geherden/ 


und wie mit jhnen vmbzugehen. 374 375.376. 


307 . ; 
-Mumia, 
Art der Mumia / vnd woher ſie toͤmpt. 110 
undt. 234 
Muſcaten. 


Muſcatennůůſſe ſeyn ſchoͤner beyn Maͤnnern / als 
bey den Weibern. 
Muſcaten Striemen vnd Bildung Vrſach. 


109 





141 


Maͤtterlein der Weiber. 
Mutter Kraͤuter. 209 
Muster Verruͤckung. 2:7 


Arsen wider Aufffteigung def Muͤtterleins inn 
Jungframwen. ı8® 


Artneyin der Bebäßrmnter Kranahen. 176 
Nabel. 226.227. 
. Nahrung. 
Nahenng der Gebein. 383 
. Nahrungs werck viererley. 246 
Nahrungen Were in einer jedern Natur, 247 
Nahrung ſchadet den unreinen Leibern. 310 


Nahrungs glieder / warvmb fie am vnterſten Ort 


deß Leibs geſetzt. 227 
Wunderbare a der Nahrung. 228 
R ale 
Naſen innerliche vnd euſſerliche Geſtalt. 217 
Naſenknorpel. 238 
Wie eyngebogene Raſen ſchlecht werden. 398 
Don der Natur von fol.ı.big auff 


fol.ıt. 
Verborgene Ding in der Natur ſcheinen offt vber⸗ 


natuͤrlich vnd teuffeliſch. 351 
Was das Geſetz der Natur. 342 
Natur ein vnbegreifflich Ding. 290 
Natur wird von Chewercken geſchwaͤcht. 171 


Kunſt der Natur vbertrifft alle Meiſter ſtuͤck. 108 
Naturliche Ding. 

Wie viel natürliche Ding in der gantzen Wett 11 

Naruͤrlicher Ding Eygenſchafft. ibid. 

Weſentliche Ding zweyerley. "mw 


Vnſichtbarer Dingvnterfcheide, ibid. 
Natuͤrlicher Ding vnterſcheidt. 64 
Nehydt. 
Bon Neydes Art. 272 
Niderlandt. 
Von der Niderlaͤnder Are vnd Eygenſchafft. 196€ 
Nieren. 


Nieren / wie fie kein Bine durch gehen laſſen. 231 


Mieren Nutz vnd Wirkung. 131 
Rierentraͤuter. 100 
Nuͤſſe 
Nuͤſſenſafft vnd Tonfect. — 
D. Sr 
Döft. 


Wie man Obſt lang vnd friſch beh alten tan. wı 
Obſt ohne Kern — vnd a 121. 
el, 


Oels Kraft. 


—8 43 

Detnachdem Gebrandtenwein das leich ſte 

Siedend Oel vnnd IR ſeyn die heiſſ eſten Ding. 
423 

ia6 


Ohnmacht. 





* Ohnmacht. 
In der Ohnmacht ſoll man den Goldtfinger mic 
Goldt vnd Safftan reiben. 96.183 
| Ohren. 
Die geſtalt deß Behörs oder der Ohren, 
Adern/yo das Behör machen / 


116 
239 
‘ 
Deonien. 
Peonien / welche die beſten zo5. Peonien Saamen 


iſt gut fuͤr die ſchwere Kranckheit. 365 
Phlegma. 

Phlegma purnieren. 111 

Phlegmatis Wirckung in der Nacht. 153 

Bhiegmatifchen Natur vnd Affecten. 302 

Phlegmatis Krafft in den ſitten deß gemuͤths. z58 


Phlegmatici ſehen weit und viel / aber nicht ſcharff 


324. Phlegmatiſch Gewiſſen. 344 

Phlegmatis Wirckung im Winter. 352 

Pleurifis. 

Pleuriſis / woher ſie komme. 221 
Peſtilentz. 

165 


Peſtilentz Geſchwuͤr / wie ſie zu heylen. 
In peſtilentziſcher Kranckheit / ſoll das leinen Ges 
raͤth offt verwandelt werden. 417 
Verſtorb ene an der Peſtilentz vergifften ſehrer / als 
wenn ſie noch leben. 363 
Die weiſe peſtilentziſche Kranckheit zu heylen. 419 
Peſtilentz Kraͤuter und Wurtzel / wie ſie recht zuges 
brauchen. 419. Peſtilentziſcher Kranckheit 
Schade. 419. Welche Leute die Peſtilentz am 
erſten anfaͤllet / vñ weiche nicht. a13. In der Pe⸗ 

ſtilentz iſt nicht allzeit gut Aderlaſſen. z95. Wel⸗ 
che Stuͤck für Peſtulentz vnd anfaͤlliger Kranck⸗ 
heit bewahren. z92. Wie mit friſchem Brunn⸗ 
waſſer die Peſtilentz verhütet wird, 397 


Peſtilentz zwenerlen. 395 
MWeichs der beſte Rath inn der Peſtilentz für ges 
funde Leute. - 395 
Socratis Artzney wider die Peſtilentz. 396 
Wenn die Peſtilentz am ſehrſten regiert. a 


Wie ſich die Deelforger in Peſtilentz Zeiten vers 
wahrenfollen. 419 
Kun Hippocratis zuvertreiben dic Peſtilentz 181 
Natur der ſtarcken Gifftartzney 397 
Artzney wider die Peſtilentz vnd Gifft. 148.149 
Artzney wider Peſtilentzg · ſchwuͤt. 174. Geruch 
wider die Peſtilentz. 180. Was in Peſtilentz 
Zeiten am beſten wider Gifft. 196. In Peſti⸗ 
lentz Ziten iſt das baden / ſchwitzen vnd waͤrm̃⸗ 


de nicht gut. 397 
Dfede  . 
Wie die Starten vom Winde empfangen, 160 
: - Pricken. 
Beſchreibung der Prien, 170 
Purgieren. 






Wie purgierende Artzneh j re Wirckung hab aut 


Regiſter. 


Purgierungderböfen Feuchtigkeiten iſt eine Attz⸗ 
ney wider viel Kranckheiten 352 
Melancholey / Sangumem vnd Phlegma puraies 


ren. I1E 
5 M 
Dueckfilber. 
Duectfirber welches nicht fo ſchaͤdlich. 152 
Quecfirber den Goldtſchmiden fehr nun. ist 


Queckſilber Mecurius præcipitarus genañt. ior 
Rauten. 
Rauten gut zum Geruch. 146. Von der Ratur der 


Rauten vnd ihrer Krafft wider Gifft. 150 
Rettich. 
Rettich vor der Mahlzeit geſundt / n ach der Mahl⸗ 
zeit ſchadet er. 147 
Rofen. 
Knoblauch neben Roſen gepflantzet 7 machet die 
Roſen beſſer. 146 
Ruͤcken. 
Ruͤcken partes vnd Beſchreibung. zur 
4 ©. . 
Saft. 
Don den gefunden Safften. 147 
Salat. 131.132 
Salpeter, 
Salpeters Wirckung. 148 
Sal. 
Manchertey Art Meerſaltz zu machen: 139 


Mancherley Namen vnd Art ein jedes zu machen/ 

auch von eines jedern Nutz. 96.97.98. 99 

Natur deß alten vnd newen Saltzes 96 

Saltz macht onfruchtbareseutftuchtbat, +99 
Schiffleute. 

Schiffleu te / wie fie ſich nach dem Monden richten 

fellen. 34. Richten ſich nach der Deyſel deß 


kleinen Wagens. SI 
Schifffahrt der Carthaginenſer / Tyro vnnd Si⸗ 
dons / Salomonis. 72 
Schlaaff. 


Der Schlaaff am Tage / vnd auff die Aderlaſſung 
ſchaͤdlich z86. Schaden vnd Frommen auf dem 
Schlaaff mit offenem Munde. 400 

Leute / ſo ſchwache Magen / ſollen mit zugethanen 
Munde ſchlaffen. ibid. 

Steigen vnd vmbgehen im Schlaaff. 373 

Seltzamer Geberde im Schlaaff treibung. 376 


Schlangen / von fol 172 biß fol. 175. 
Schwalbe. 209 
Schaaf. 
Artzney wider die Schaafs? tanckheit / der Boten 
genannt. 138. Von den Header der Schaafs⸗ 
füſſe / wie vngeſundt. 162. Schaafe geſchwin⸗ 


digteit im lauffen ynte allen Thieren. ibid. 
454 Schwe⸗ 


Säwefed, - 
Schwefel / ein Vatter dep Ertzes und anderer Mes 
tallen. 10 
Schwein / von fol 105 biß fol 168. 

— Schwimmen. 
Wartvmb die erſoffenen allererſt nach etlichen 
Tagen auffſchwimmen. — 190 
Welche Leute am beſten ſchwimmen koͤnnen. 190 


Scelandt. 
Lob def Seelandes an allerley nützlichen Gaaben 
vnd Herrligteit. 191.192 


Dnterfcheidtder Seeländer und Holländer. 193 
Zweyerley Herrfchafftendef Seelandes., 199 


©eständer Brfprung. 05203 
Was der Name Seelandt fey. 194 
Drey Inſeln deß Seelandes. ibid. 


arvmb die Seelander im Niderlandt immer 
kranck / vnd viel Fluͤſſe haben. 75 

Watvmb in Seclandti die Peſtilentz nicht leicht ⸗ 
lich regiere. 192 

Wie Seelandt bey den Alten aenamnt. 103 

Don dem Vngeſtuͤm̃ deß Meers an Seetand.ıo8 

Vnterſcheidt der Seelandiſchen Fnfein. 199 

Seelan der Enthaltung vorm Feinde, 213 

 Seständifcher Inſeln Erbawung.2o3. Art vnd 

Eygenſchafft der Seelaͤndiſchen Inſeln. 204 

Bon gutem Getreydt im Seelande. 205 

Vom Handel der Kauffleute im Seelandt. ibid. 
Seele. 

Seele / wie ſte ertandt.ꝛ. Bon Bokes Athem ge⸗ 
nommen.z9. warvmb ſie dem Haupt zugeordnet 
219. eyngang vnd außgang in unferm Leib 226 
Kraͤfftevnd Wirckung 268. wie ſie mit dem eib 
„auch leibliche Schmertzen empfinde.273. Bom 
Zeibe abgefordert / empfindet nichts teibtichs..ib, 
Thaten / ſo fich vom Leib abfcheiden tönnen.24z. 
wie fie fortgepflantzet / ſampt etlichen Außfuͤh⸗ 
rungen. 263. 204. tie ſie mit dem leibtichen A⸗ 
ehem verbunden. 263. wie fie vom Leibe abſchet⸗ 
de. 6 4. thut viel ding ohn den Leib. 274. wie fie 
dem Leib ſchaden thut. 270. wie ſie vom Leib ges 
hindert / vnd mit zu ſchanden koͤmmet. ⁊*x2. und 
deß Leibs werck vnterſcheidt 274 im ewigen Le⸗ 
ben onterfcheidt.278 manchericy Werct 279. 
Geneine Baaben.279. bat etwas von Goͤttli⸗ 
‚hen weſen 284.vnſterbligkeit. 288. Sig in deß 
Menfchenkeibe.r57.267. Vrſprungs vnd Her- 
kommens Meynung vnd Widerleaung. 277 

Seel vnd Leibs vnterſcheidt. 286. vereinigung ib. 

Seele behaͤlt nach dem Todt Gemuͤth vnnd Be- 
dancken. 288. wie ſie Schaden oder Nangel ley⸗ 
de.268. hat tein Alter noch Zunemmen. 268. 
wie fie leyde.274. zweyerley Were. ibid. der 
wilden Thier. 278 

Widerlegung einer Meynung / daß die Seei⸗ 
nicht im Saamen fey. 260 

dalſche Meynungderer/disda ſagen / daß die See⸗ 





00 Kegifker. 


Wie die Stimme gefchehe. 


te an jhr ferbfi nichtstenbe, vr 
Auß fuͤhrung / daß der Leib viel mit der Seelen leh 
de in dieſem Leben. 285 
Wie der Leib ein Werckʒeug der Seelen ſey. 286 
Seiffe 


Der Seiffen Natur vnd Eygenſchafft. 115 
Sen D 
Vom Nutz vnd Schaden def Senffs, ‚92 
\ Sinnen, \ 
Der Sinnen Rus. 214 
Snnerliche ond eufferliche Sinnen / vnnd der En» 
genſchafft vnd Wirkung. 244. 16 


Sinnen / warvmb ſie den Thieren jugeneben. 244 
Stelle der drey jnnerlichen finnen im Haupt. dd. 
Sitten; N 
Wie böfe Sitten follen abgewehnet werden. 196 
Sommer. s 
Warvmb im Sommer mehr Vnzieffer machen, 
38. Sommerhitzeeine Brfach def fayren Ges 
trancks. 91 
Sonn, 2 
Senn und Monden aroffe Liechter. I6 
Sonnen tauff.ı9. Wirkung in einem jeglichen 
Zeichendef Himmels. ibid. wieviel neher fie 
den Erdtboden gerüdf.2ı.waremb fie finete.zr. 
Ratur.2n Gröffe.26.Krafftund Wirckung 30 


Speichel, 412 
i Spiegel, 
Spiegels Nutz vnd Mißbrauch. 310 
Wie man ſich im Spiegel befehen fan. 320 
Warvmb die Fewerſpiegel anzuͤnden. 22 
Wie die Spiegel bloͤde Geſicht Färcten, z325 
- Spülmärme, 


Von der Spuͤlwuͤrmer Natur vnd Liſtigteit. 157 
Die Spuͤtwuͤrme geboren. 172 
Stadt. 
Belhreibung der Stadt Migelburg. 104 Fliſſin⸗ 
gen.ibid.Compoverie.1or.Zirizee.2o 0.205.19£ 
Romerſalle 202. Zoleti.ibid. Martiniane ibid 
Steine. 
Steine/fo auß dem Leib der Thier genommen wer⸗ 
den.209. Natur deß Steins ⸗Ai⸗⸗Ec genannr, 
20. Kroͤtenſteins Natur vnd Rugyng. is 
Die Kieſſelſtein vom Eſſig mürbe, 100.177 
Karpffenftein.2zıo. Schneckenſteins Art und Eys 
genfhafft.209. Schwalbenſteins Natur unnd 
Krafft.209. Adterfkem.ı7s. Bon Steinen in 
etlichen Fiſchen vnd ihrer Krafft. 210 
‚Stimme. 
Warvmb Männer einegröbere Stimme ats die 
Weiber. 190, Stimme dep Nedens wovon. zig 
ibid. 
Mancherley Stimmen Vrſach. — 
Sudminde. 3 
Sudwin dts Vnterſcheidt.77. machen Fuͤſſe. s. 
Aeib.c 





treiber den Weibern die Frucht ab. 81, Weichen 
‚er geſundt / vnd weichen ungefundt, ibid. 


Wie der Sudwind geſtanck erreget, 82 


Suͤnde. 

Wie Suͤnde vnd Laſter der Seelen Gaaben ver⸗ 
derben.280.Erbfünde Straf muͤſſen alle leidẽ. 
312. Wie ons die Erbſuͤnde angeboren. 312. Ob 
beydes Leib und Seele die fündezusurechne,271 


’ 


Tage. 
Der firben Tage vnvolltommenheit, 46 
Brfach der unvolltommenen firben Tage, ibid. 


Weiche Zage Tyrannen des Lebens. 48 
Tpaten. 
Thaten der Menſchen dreyerley.  219,243.244 
hier. 
Vnterſcheidt der Thier. 17.11, 
Thier fo ohne Saamen zeugen. 206 
Wieviel Thier ohne Saamen gezeuget 207 


Todt. 
Todt / wie mancherley er ſey. 247. Todt der Men⸗ 
ſchen fellet nach der Influentz der Geſtirn für.s7 


Todtes gewiſſe Zeichen i5 8.255 
Wenn die Todten / ſo an kalten Kranckheiten ge⸗ 
ſtorben zu begraben. 364 


Vrſach / watvmb Zodten Toͤrper bluten. 248. 249 
Todten bluten geſchicht mit Vnterſcheidt. 249 
Erſchlagene Todten wann fie bluten. 251 
Erfehtagenen todten Coͤrper bluten / iſt in Werck 
Bottes. 252 
Todten an der Peſtilentz / ſchweren Kranckheit / o⸗ 
der Schiag / wenn fie zubegraben. 363 
Bon denen die fich ſelbſt ertödten. 308 
Warvmb der Menfch müfle aufferfiehen von den 
Todten. 285. 293. 294. 295 
Trincken. 
Wie mã ſich im trincken halten ſoll.arꝛ5 426. 427 
Zu viel trincken gibt groſſen Schaden. 404 416. 
Waromb kleine Leut ſehrer trinckẽ ais geoffe 407 
Artzney wider Trunckenbeit. 401,402 
Vnterſcheidt derer/fo ſch im Wein / vnd derer fo 


fih im Bier truncken getruncken. 409 
Träume, 318.319 
Thyriack 
Thyriack / wie er wider Gifft gebrauchet. 419 
»D. j 
Derftande, 219 
Viehe. 

Das ſchoͤnſte Viehe im Seelandt. 192 

Vngewitter. 


Bon Zeichen der Vngewitter / auf dem Meerwaſ⸗ 
fer. 93 Boͤſe Geiſter vermifchen ſich mit den 
Vngewittern / vnd machen ſie groͤſſer. 356 


Warvmb es gut / daß die Bngswister nach Mit 
85 


ternacht ziehen. 





Regiſter. 


WVogel. 
Begattung der Geflügel. vs 
underbartichebegattung der Steintanben. 179 
Begattung der Zauben. 169 
Spripwortvon Tauben auff die Buler. ibid · 
Dollfauffen. (404 


Schande des volltrinckens vnd Trunckenheit. 401 

Boflrinden fepadst zum Fruͤmahi ſehrer als auff 

den Abend. 409 
Wachſen. 

Warvmb Kinder / ſo mit Speiſe vberfuͤlet / elein 

bleiben/onnd hinwidervmd / ſo maͤſſig gehalten / 

lang wachſen. 383 


Vrſachen in die länge zu wachfen. 384 
Daswachfen wie es geſchicht. 247384 
Wachfen und feift werden zweyerley 247 
Warmbadt. 
Von warmen Bädern. 106 
Waſſer. 
Waſſer wenn fie am groͤſten 32.71 
Waflırs Natur und Eygenſchafft. 70.63 


Zweyerley örter der Waſſer von Gott geordnet. 71 
Der Waſſer ab vnnd zulauff/mwie es vom Beftirn 
regieret. 71 
Brrprung vñBeſchreibung deffiuffes Mofel.204 
Vrſprunge def Fluſſes Rhein. ibid. 
Wie das Waſſer / welchs ſonſten gehalten / nim⸗ 
mer riechend wird. N 143 
Welche lang onterdem Waſſer bleibẽ koͤñen 190 
Wiediefo ins Waſſer fallen / deß Waffers follen 
loß werden. 186 
Befchreibung deß Fluſſes Scalden. 197 
Waller zu behalten daß es nicht faulet noch rie⸗ 
chend wird. 147 
Waſſerhembdlein. 
Falſcher Wahnvon den Waſſerhembdiein. 167 
NBafferhembötin haben die Kin dervon natur. 85 
Woarvmb die Kindiein nicht allzeit das Waſſer⸗ 
hembdtein mit auff die Weit bringen. 187 
Aber glaub von den Waſſer hembdlein. 187 
Warvmb das Waſſer hembdlein mancheriendan⸗ 
18 


ben hab. 
Wechſelſahr. 42 43:44 
Wechſeltage. 
Welchs Wechſeltage find. 44 
Der Aertzte rechnung in W echſeltagen. a5. 47. 48 
eiber. 
Vnterſcheid der Weiber. 338 
Weiber Natur / Eygenſchafft vnd Sitten. ibid. 
Eheweiber die beſten Wärterinibrer Maͤnner. z34 
Warvmb alte Weiber vnftuchtbar. 49 
WeiberLuſt. 137 
Artzney wider Weiberluſt. ibid. wie fie Teichttich 
entpfangen. 175. warvmb fiearöffere hole Bes 
foſſe / vnd weitere Etisder des Leibs haben / denn 
335 9 die 


a 


Regiſter. 


die Männer. 189.190. Boßheit aͤrger als der 
Maͤnner. 140. Warvmb fie bifweiten wilder 
frech / zaͤnckiſch und böfe. 00 334.335 
Die antunffedes Weibs zz5. Woher das Weib 
ſo ein ſchwacher Werckzeug . 
Zeugnuß der H. Schrifft von der Schwachheit 
der Weiber 337. Außlegung deß Spruchs Je⸗ 
ſus Syrachs von boͤſen Weibern. 337 339 
Warvmb Werber Vormuůnden haben muͤſſen / vnd 
nicht im Regiment ſeyn. 337 
Wie die Weiber boͤſe wenn fie ſchwanger fenn.339 
Weib vnd Mañ koͤnnen nit ohn einander fenn.338 
Weinſtock vnd Kraut toͤnnen nicht beyſammen ſte 
hen. 145. Deß Weinſtocks Feindſchafft mit dem 
Rot vnnd Lorbeerbaum. 1u5. Weinbeer ohne 
Körner zuzengen.rzi. Vnfruchtbaren Wein⸗ 
ſtock wider Fruchtbar zumachen 144 
Wein. 
Bas die Rrafft des Weins. 143 
Wie man Wein immer kan frifch behalten. 147 
Wie man Waſſer vnd Wein vermifchen foll.148 
Blancker Wein iſt geſuͤnder zu Mittage. ibid. 
Wein iſt nuͤtztich den Melancholiſchen. 310 
Saurevñſuͤſſe Wein miteinander zutrin cken. 148 


Gemachte Wein ſeyn vngeſundt. 93 
Gefaͤlſchter Wein vngeſundt. 310 
Rother Wein iſt beſſer auff die Nacht. 148 
Verdorbenen Wein wider gut zumachen, 359 
Wein iſt vngeſund auff die Milch. 178 
Wein iſt zum Fruͤſtuůcken vnge ſundt. 409 


Wein mit Waſſer vermiſcht wem ec ſchade. 148 
Voten Weins wirdung.138. Weins wirckung in 

dem Menſchẽ. 360. Baftarts Weinsnatur.14z 
Alatandweins Natur. ibid. 
Wie Hiakandwein Stulgaͤng mache 179 


Weichliche Leibe.3 90,39 ı 392- 
Melt. 

Fürnembften Theitder Wele.nz, Een der Wert 

nuͤtzlich die Wind unterfcheiden. 75 


Wetter. 
Veraͤnderung des Gewitters macht Veraͤnderung 
ins Menſchen beib. 28 
Waromb das helle Wetter frötichegeutemachero 
Das Wetter iſt dreyerley. 394 
Windt. 
Namen der Winde / ſampt ihren Eygenſchafften / 
Naturen vnd Wirfungen.73.bifauff 89. 
uͤrme 
Wie allerley Wuͤrme geborn und hertommen,ı72 
Vom Wurm der Hunde vnter der Zungen, 15 
— den Geſchwuͤren deß Leibes Wuͤrme wach⸗ 
en. & 208 
Der Gewürm geburt auf Miſt. 159 
Wie Wuͤrme in der Menſchen Leib außbeſchmei⸗ 
fer Speife wachfen können, 
' 


* 


3 


ibid. 





Wunden. 

Wunden werden toͤdtlich nach den Zeichen deß 

Mondens, 30 
Zahl. 


Die Zahlder Tage / Monaten vnd Jahr find wor 
inn acht zu haben zur zeit der Geſundtheit vnd 
Kranckheit. 4 

Waromb die iebende Zahl heitia. 

Neun vnd ſieben Zahl der Wechſe jahr. 

Zeit 

Woher die Monatzeit genannt wird. 31 
Woher die Monatzeit vom Monden verändert 
wird, 32 
Zeit nimpt ab an Jahr / Tag Wochen und Nacht / 
fuͤrm juͤngſten Tage. 21 
Enderung der Zeit machen die Planeten. 
Zeichen am Himmel. 
Warvmb die 12. Zeichen am Himmel gerechnet. 14 
Zwoͤiff Zeichen am Himmeı diegröfte Krafft unter 
andern Geſtirn 25 
Natur vnd Eigenfchaffe des Himmels Zeichen. 25. 
26. 
Warvmb der Wibder das erſte Zeichen genennet. 
24 
Vn terſcheid der Zeichen im Himmel. ibit, 
Zeichen 

Was dievornembften Zeichen def Gemuͤths. 387 

Wie daß derfeiben Kunſt Deutung bißweilen feh⸗ 
let in Zeichen. 388 

Warvmb man an euſſerlichen Zeichen deß Ge⸗ 
müchs vnd Leibs niemand ſchmehen fol. 389 

Zähne. 


Artzney für enliche Zähne. 146 
Wie die Zaͤhne im Mund ſtehen. 219 
Die Zaͤhne ſo nach 25. Jahren außfallen / wachſen 


nicht wider. 384 
Zitwer 

Wie Zitwer ſoll gebraucht werdenwider gifft. arg 

Zipperlein 

Was die Schmertzen des Zippetleins lindere. ꝛ54 
Zorn. 

Dep Zorns Natut mie weinen. 336 

Die kleinen hitzigen Leute werden leichtlich zornig 


302. 
Lange faſten vnd nuͤchtern ſeyn / macht zornige vnd 
trawrige Leute, 311 
Wenn einer leicht zuerzůrnen. 353 
Groſſe Leute werden nicht bald zornig. 31 
Zunge. 

Der Zungen Eygenſchafft. 218 
Wovon die Zunge beweget. 203 

Zwiebeln. 


Don der wunderbarlichen Natur der Zwiebeln. 
149. has 





























Ta, 
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— 























||LEVARD HAUSSMANN, 19 


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