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Full text of "Lieder der Lappen, gesammelt [and tr.] von O. Donner"

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3 /^r ^ . 2. 



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f 









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LIEDER DER LAPPEN 



GESAMMELT VON 



O. I> O IV IV 3E !ۥ 



09m 




HELSINGFORS, 



BXTCHDRUCKERBI DER FlNKISOHBN LiTTBRATUR-GeSELLSCHAFT, 

isre. 



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An 



ELIAS LÖNNROT 

den hochverdienten wiedererwecker des 
finnischen Volksliedes, 



Daa an entsagungen so üht/rreidie Üben der nomadtn m den 
frostigen emdden Lapplande verleiht ihnen nicht vid ruhe sieh den 
glücklichen träumen der diehtkunst hintugehen: der harte kämpf um^s 
dasein gibt den gedanken fast ihren ganzen inhait. Daher spiegdn 



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auch die nachfolgenden lieder, die einzigen die hie jetzt gesammelt 
wurden, überhaupt nur ein gering entwickeltes geisteeleben wieder. 
Für Dich, der Du in den biumengärten des finnischen volksgedichtes 
so wohlbewandert bisty hat wohJL doch auch das dürftige haidekraut 
seinen frischen waldduft. Nimm es daher wohlwollend in empfang. 

Du weisst es wohl, es macht auf poetischen werth keinen hohen 
anspruch. Ms etnografische sehüderung, als ein büd dessen, wie sich 
die gesinntmg des menschen in so dürftigen und schweren Verhältnis^ 
sen gestaltet, dürfte diese Sammlung doch für die kulturgesehiehte der 
finnischen Völker von bedeutung sein. Meinen tiefsten davJc für das 
interesse wdehes Du ihr erwiesen hat, besonders aber für die finni- 
sche Übersetzung der „ßonnensöhne,*' 

Sei es mir erlaubt hier m^ine d<imkbarkeit auch denen auszur 
sprechen, welche durch ihre mittheüungen und sonstige Unterstützung 
die arbeit ermögUeht haben. In liebevollem gedächtniss hat der alte 
FjellntP in Sorsde die erinnerungen aus der kindheit — vom 
Onfang unseres Jahrhunderts — aufbewahrt. Ausser ihm wären sie 
wahrscheifdich schon längst aus dem bewusstsein des voUees verschwun^ 
den. Mögen sie dem alten cUs ein von ihm errichtetes derikmal der 
Väter erscheinen. 

Mehrere Ueder gab mir auf dem Sterbebett der jetzt hingeschie" 
dene Jakob Fellman in Lappajärvi zur benutzung, andere th^Ue 
mir J, ü, Grönlund in Stockholm freundlichst mit. Bei der über^ 
Setzung waren besonders hr pastor Joh, Mörtsell in MM, A, 
Laiti in Vesijärvi, J, Krohn uud A, Genetz hieseihst durch die 
finnische Übersetzung mehrerer Ueder freundschaftUehst beh&ifiich, Ih- 
nen allen bitte ich meinen aufrichtigen dank aussprechen zu dürfen. 

Die Uederproben die man in russischrLappland gesammelt hat 
Uusen vermuthen, dass solche in beträchüieher anzahl noch unter den 
läppen vorhanden sind. Möge es jemand gelingen solche von höhe" 
rem poetischen werih zusammenzubringen und damit zu erweisen, dass 
die läppen einst von ährdichen gefühlen belebt wurden wie die ver^ 
wandten Völker, 

Hdsingfore, januar 1S76, 



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^it^aft 



1. Frühere Publikationen lappischer gedichte. — Pj^l^'^^r« — 

Sorsele. 

2. Epische lieder: Päiven parne', Pissan Passan pardne, Päiven 

neita und Kassa muödda. 

3. Verschiedene arten der lappischen poesie: epos, märchen und 

thierfabel. — Sprichwörter und rathsel. 

4. Lyrische poesie. 

5. Metrum. 

6. Alter. — Form der lieder bei den Syrjänen und Mordwi- 

nen. — Gemeinschaftlicher märchenstoff. — Qöttervorstel- 
lungen. 

7. Die epischen lieder. 

8. Kleinere gedichte. 



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I. 

FrQhere Publikationen lappischer gedichie. — Biographie 
FJeiiners. — Sorseie. 

Obwohl die Lappen und ihr eigenthümliches leben auf 
den Schneefeldern des nordens schon fast dreihundert jähre 
der gegenständ lebendiger Schilderungen von in- und aus- 
ländem gewesen ist, so war doch ganz natürlich die mehr 
äusserliche siBite dieses lebens für die fremden die am meis- 
ten fesselnde. Wohl gab man auch kürzere notizen über die 
spräche und ihre Verwandtschaft; die erste vollständige gram- 
matik, die von P. Fiellström über den süd-schwedischen dia- 
lekt herausgegebene, erschien doch erst 1738. Etwas mehr 
haben missionäre und verschiedene reisende von den heidni- 
schen religionsvorstellungen der läppen erzählet; eine ausfuhr- 
liche darstellung ihrer mytologie gab doch erst der um die 
kenntniss des lappischen volkes verdiente prof. J. A. Friis in 
Christiania 1871, der zugleich in demselben buche eine grosse 
anzahl lappischer mährchen und erzahlungen, aus den ver- 
schiedensten gegenden Lapplands, in norwegischer Überset- 
zung veröffentlichte. Bis dahin waren solche meistentheils 
nur gelegentlich mitgetheilt worden. Die erste Sammlung gei- 
stes Produkte in lappischer spräche, welche aus dem eige- 
nen bewusstsein des volkes hervorgegangen waren, ist die 
von Friis 1856 publicirte Sammlung lappischer mährchen und 
sf^en, 41 an der zahl, die er als „sprachproben'' herausgab ^ 

Diese gleichgültigkeit in betreff eines genuinen aus- 
drucks der lappischen denk- und Sinnesart in eigener spräche 

i, J, A. FHiMf Lappiske sprogprorer. £n samling af lappiske 
eventyr, ordsprog og gaader, med ordbog. Christiania 1856. 

1 



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ist um so eigenthümlicher, als man schon seit dem beginne 
des siebzehnten Jahrhunderts angefangen hatte bücher zum 
gebrauch für geistliche und missionäre in lappischer spräche 
zu drucken und daher wohl, schon der sprachkenntniss we- 
gen, auch genuiner texte hätte bedürfen sollen. Der werth 
der volksthümlichen erzählungen wurde aber ziemlich geringe 
geschätzt, besonders da sie meistens in prosaischer form mit- 
getheilt wurden. Dass es aber auch lieder unter den läp- 
pen existire, hatten schon mehrere Verfasser behauptet und 
Scheffer theilte sowohl in original als Übersetzung zwei lyri- 
sche gedichte mit, die einzigen, welche bis in die jüngste 
zeit bekannt waren ^. Sjögren erzählt ^ dass die läppen in 
Sodankylä lieder haben, in denen die durch zauber vollführ- 
ten grossthaten ihrer vorfahren in vergangenen Zeiten be- 
sungen werden, und er spricht sich bei dieser gelegenheit 
dahin aus, dass eine vollständige Sammlung solcher lieder 
sehr wichtig wäre für die beurtheilung der eigentlichen art 
des nordischen heidenthums. In demselben kirchspiele So- 
dankylä zeichnete er nebst verschiedenen anderen auch ein 
lappisches lied auf, das die bewerbung eines armen jungen 
russischen l^pen um ein schwedisches lappenmädchen in 
der nachbarschaft beschreibt (1. c. seite 221). Wohin diese 
lieder verkommen sind, ist nicht bekannt; unter seinen nach- 
gelassenen papieren in der bibliotek der Petersburger aka- 
demie sind sie nicht zu finden, wie mir der hr staatsrath 
Wiedemann gütigst mitgetheilt hat. 

Dieser indirekten aufforderung zur Sammlung lappischer 
Volksgedichte scheinen keine weiteren bemtthungen gefolgt 
zu haben. Es erschien aber 1849 in der schwedischen Zeit- 
schrift „Läsning fi>r folket'^, Jahrgang XV und folgende, eine 
reihe interessanter Schilderungen über den schwedischen Lapp- 
mark und dessen bewohner von dem jetzt mehr als 90 jäh- 
rigen pastor J. A. Linder in Ume&, und schon im ersten 
theile seines aufsatses Qahig. XV s. 341 ff.) theilte er in 

1. SeheffeTf Lapponia. Francofurti 1673, s. 282. 
' 2. /. A. Sji^gren, Aufzeichnungen über die gemeinden in Eemi- 
Lappmark. Gesam. Schriften I, 189. 



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schwedischer Übersetzung einen auszug eines lappischen ge- 
dichtes über Peiven pameh, die sonnensöhne, mit; er hatte 
dies von einem pastor FJ^U^ier bekommen. Das in dieser 
weise veröffentlichte epos ging in die tagespresse über^, 
und aus dieser führte es W. Schott in deutscher spräche 
in A. Erman's Archiv für wissenschaftliche künde von Russ- 
land B. Xn SS. 54—61, Berlin 1853, ein. Viele jähre ver- 
flössen ohne dass man ein wort ttber das gedieht, geschweige 
denn das original erfahr; es schien wie vergessen. Friis 
druckte es wieder ab in seiner mytologie * nach der fassung 
in Läsning for folket; später wurde es von Dr Bertram dem 
deutschen publikum wieder vorgeführt •, freilich aber in einer 
gestalt, die sehr wenig den ursprünglichen ton und die schlichte 
darstellungsweise des lappischen liedes wiederspiegelte. Auch 
eine englische Übersetzung erschien, wie es scheint nach der 
letztgenannten deutschen bearbeitung gemacht^. 

In seiner ausführlichen darsteUung der lappländischen 
Verhältnisse: Om Lappland och Lappame, foreträdesvis de 
svenske. Ethnografiska studier af Gustaf von Düben. Stock- 
holm 1873, ein reichhaltiges Sammelwerk mit benutzung al- 
ler Schriften, die bisher über diesen gegenständ veröffent- 
licht worden sind, eignet der Verfasser ein ganzes capitel 
SS. 318 — 347 der lappischen' poesie und ihrer musik. Mit 
recht bemerkt er, dass diese seite ihres culturlebens von 
den meisten ihrer schilderer beinahe völlig vernachlässigt 
worden ist Dies geschah aber, weil man beinahe nichts 
davon wusste. v. Düben gelang es, nach der mündlichen 
erzäUung des pastors A. fjellner in Sorsele, welchem der 
verf. in Läsning f5r folket die erste mittheüung über die 

1. Post- och Inrikes Tidningar in Stockholm, Helaingfors Mor- 
gonblad N:o 84 jahrg. 1850, S:t Petersburger Zeitung. 

2. /. JL JMii, Lappisk Mythologi, eventyr og folksagn. Ghri- 
stiania 1871, s. 169 ff. 

3. P^oih Pamsh, Die Sonnensöhne. Nach bruchstücken einer 
epischen volkssage aus Lappland, von Dr Bertram. Hßlsingfors 1872. 

4. MtfoM Parfuh, the sons of the Sun-god. Translated to Eng- 
lish by Mr Weatherby, in Colbums New Monthly. Siehe die Zeit- 
schrift „Academy^, 17 jan. 1874, s. 61. ^ 



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4 

Päiven parneh verdankte, nicht nur eine vollständige Über- 
setzung dieses gedichtes zu geben, sondern auch ein ganz 
neues episches gedieht: der söhn Pissa Passa's nebst meh- 
reren lyrischen gedichten, mythischen erzählungen und thier- 
fabeln mitzutheQen. Einen theil dieser verdankte er dem 
herm Commerzienrath J. U. Grönlund in Stockholm, der aus 
Lappland gebürtig ist. Diese gesänge und lieder gaben einen 
sehr schätzenswerthen und wichtigen beitrag zur kenntniss 
der geistigen entwicklung der läppen. Für seine zwecke, 
die etnographische Schilderung des volkes, hatte der Verfas- 
ser gewiss genug gethan, denn er füllte die noch dastehende 
lücke in der beschreibung ihres geisteslebens. Für die be- 
urtheilung der frage über die entstehung des lappischen und 
finnischen volksgedichts aber war es unumgänglich nothwendig, 
dass man auch die originale mit einander vergleichen konnte. 
Nach der angäbe von Dübens war pastor Fjellner der einzige 
in ganz Lappland, der jetzt noch diese lieder kenne. Er sei 
aber beinahe 80 jähre alt und blind, könne sie daher nicht 
mehr niederschreiben. Ich entschloss mich daher im sommer 
1874 zu einer reise um den pastor zu treffen; reiste über 
Umeä nach Lycksele, von dort theils zu fuss theils mit boo- 
ten nach Sorsele, wo der schon von jähren gebeugte blinde 
Sänger mit liebevoller hingebung an die sache tage lang die 
meisten von allen der gesänge mir dictirte, die ich unten 
im original mitgetheilt habe. Schon in seiner Jugend hatte er 
mehreres nach dem vortrage anderer niedergeschrieben; das 
meiste aber war so fragmentarisch und lückenhaft, dass auch 
ein guter kenner der dortigen dialekte es nicht verstehen 
konnte. Die Orthographie war äusserst willkürlich und in- 
konsequent, so dass wir uns oft lange bemühen mussten, 
ehe ich das richtige wort herauszulesen vermochte. In mei- 
ner aufizeichnung folgte ich streng Fjellners ausspräche; die 
Inkonsequenzen der rechtschreibung, welche dadurch ent- 
standen sind, wollte ich weder dem schwedischen bücher- 
lappischen i^och der aussage anderer zu gute verändern. 
Nach einem aufenthalte in Sorsele von anderthalb wochen 
reiste ich über Mala nach Norsjö mit boot und zu fuss, etwa 



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13 bis 14 schwedische meilen, und von dort mit harren 
nach Skellefteä. 

Da es von nicht geringem gewicht ist den lebensver- 
lauf des mannes kennen zu lernen, der schon seit mehreren 
Jahren der einzige gewesen ist, welcher von den älteren ge- 
sängen etwas gewusst hat, so theile ich hier einige biogra- 
phische notizen über ihn mit, die ich theils ihm selbst, theils 
V. Dttben verdanke. 

Anders IjeUn^ wurde in einer kalten herbstnacht am 
18 Sept. 1795, unter freiem himmel, auf den schneebedeck- 
ten bergfeldem des Rüta fiäU zwischen Votta und SäJ fläll 
in Herjedal, nicht weit von der Norwegischen grenze, gebo- 
ren, und m einer „kalten quelle'' gewaschen; der platz wird 
zum kirchspiel Hede gerechnet. Seine eitern waren herum- 
ziehende rennthierlappen. Als aber der vater schon 1804 
starb, wurde der lebhafte Jüngling von einem entfernteren 
verwandten in die schule nach Östersund in JämÜand ge- 
sandt. Von dort kam er ins gymnasium zu Hemösand und 
nach vollendeter Studienzeit bezog er die Universität Upsala 
1818. Schon in der schule hatte er den namen Fjellner 
angenonmien, weil er auf einem ßÜU (hohen berge) geboren 
war, sowie auch andere, die lappischer herkunft waren, na- 
men angenomen hatten, welche mit igäll zusammengesetzt 
sind: Fjellström, I^ellman. Während aller seiner Studienjahre 
verbrachte er die ferien in der heimat unter verwandten, 
indem er ein voDständiges nomadenleben führte. Hier hörte 
er oft alte leute in den langen Winterabenden die lieder der * 
Vorzeit recitiren und mährchen und sagen erzählen, oder 
man gab den geflihlen luft in ausdrucksvollen liedem, vuole' 
welche die verschiedenartigsten Stimmungen des herzens in 
wort und melodie wiederspiegelten. Diese vuole' sang man 
gewöhnlich nur im freien. Unter den besten Sängern erin- 
nerte sich I^ellner noch eines Sern Jfi, Anders Nüsson, Per 
Mihte und auf dem norwegischen gebiete des weibes Sakris 
Olofisons, aus der familie Kant und Stolt. Der verkehr zwi- 
schen Norwegen und Schweden war nämlich in dieser grenz- 
gegend sehr lebhaft, besonders zogen die lappländer oft hin 



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6 

und wieder; die kirnst des erzäUens und singens war bei 
ihnen überall verbreitet. 

Im jähre 1820 verliess er die Universität und verbrachte 
viele jähre als missionär unter den läppen im nördlichen 
Schweden, die meiste zeit auf weiten reisen zubringend. So 
finden wir ihn 1821 als vikarürender missionär bei dem mit 
den Verhältnissen Lapplands so sehr vertrauten pastors L. L. 
Laestadius in Karesuando, einem der nördlichsten kirchspiele 
im schwedischen Lappmark. Vom jähr 1828 verbrachte er 
als adjunctus pastoris einige zeit in Juk^asjärvi, woselbst er 
dann bleibend seine wohnung hatte von 1831 — 1842. Im 
letztgenannten jähre zog er mit weib, zwei kindem und 11 
rennthieren, ganz in derselben weise wie die läppen im win- 
ter wohnstätte wechseln, nach Sorsele, wo er seitdem als 
pastor gelebt hat. Dieses kirchspiel gehört zu dem Wester- 
botnischen Lappmark, welches einen flächenraum von 364 
qv. meilen umfasst, mit einwohnerzahl von 18,495 personen. 
Die meisten dieser kommen wohl auf den der kttste näher 
liegenden landstrich; wie aber die schwedische colonisation 
rasch vorwärts drängt, während die lappische bevölkerung 
entweder sich vermindert oder bei derselben zahl bleibt, ist 
daraus zu ersehen, dass die bevölkerung innerhalb derselben 
grenzen sich im jähre 1789 nur auf 1,027 personen belief, 
die allermeisten davon läppen. Von den eben genannten 
18,495 einwohnem im jähr 1873 waren aber nur 1,147 läp- 
pen, und von diesen kamen auf Sorsele kirchspiel nur 267 
läppen gegen 1,331 Schweden; nach P. Lsestadius (Journal 11, 
435) war die zahl der Lappen in Sorsele 323 im jähr 1790 
und 360 im jähr 1832. Wie sich die cultur des bodens in 
80 jähren gehoben hat, erhellt daraus, dass der werth des 
besteuerten landes im jähr 1790 auf 49 V4 s- g* mantal ge- 
schätzt wurde, im jähr 1873 dagegen auf 225 %. Je mehr 
sich aber die cultur verbreitet, je weiter sich die schwedi- 
schen ansiedier gegen norden und gegen die norwegische 
grenze hin verbreiten, um so sicherer verschwinden auch 
allmälich die läppen. Die kinder lernen schon jetzt zum 
grossen theile schwedisch und gehen in die schwedi3che be- 



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YÖlkerung auf, ganz wie die Wermländischen finnen schon, 
was die spräche betrifft, nur in den entfemsten ecken ihrer 
Wälder sich ihrer muttersprache bedienen. Es kann wohl 
nicht mehr als ein oder höchstens ein paar Jahrhunderte 
dauern, bevor das lappische volk in Schweden, das jetzt 
auf etwa 7,000 einwohner geschätzt wird, durch verbesserte 
kommunikationen und Unterrichtsanstalten vollständig in das 
schwedische aufgenommen sein wird. 



IL 

Die epischen iieder der Lappen: P&lven pame. — Pissan 
Paesan pardne. — P&iven neita. — Kassa muödda. 

Bis V. Düben in seiner verdienstvollen abhandlung ttber 
die läppen so viele gedichte in Übersetzung mittheilte, wusste 
man nichts von solchen in metrischer form, ausser dem schon 
erwähnten gedichte Päiven pame. Er publicirte nun in sei- 
nem buche, wie schon oben hervorgehoben wurde, nach FjeTl- 
ners Übersetzung nicht nur diesen gesang, sondern auch den 
oben erwähnten gesang vom söhn Pi§§a Passa's, und noch 
einen dritten: Peijen neida, die tochter der sonne, die doch 
grösstentheils in prosaischer form erzählt wird. Von den s. g. 
Stalu-sagen hat er den metrischen Kassa muodda^ dickpelz, 
und andere prosaische, eine thierfabel vom lachs und roth- 
fisch, einige neuere lyrische Iieder und kurze epigrammati- 
sche Sprüche. Wir werden sie alle näher besprechen. 

Das epische gedieht Päiven päme\ die sonnensöhne, des- 
sen früherer Publikationen wir oben gedacht haben, ist von 
Düben vollständig mitgetheilt unter dem neuen titel: Peive- 
bamen suongah jehtanasain macyisny die Werbungen des son- 
nensohnes im lande der riesen. Bei einem vergleich des tex- 
tes mit dem des früher mitgetheilten, findet man, dass der 
wesentliche inhalt derselbe ist, nur hat v. Düben alles, wie 
es im lappischen original ist, metrisch wiedergegeben; auch 



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8 

fehlten früher die anfangsverze. Nach Fjellners früherer an* 
gäbe ist das gedieht im Tomio Lappmark (Jukkasjärvi) nach 
dem vortrage des läppen Leuhige aufgezeichnet worden. Mir 
erzählte er, dass man das lied sowohl in Jukkasjärvi als 
in Herjedal gesungen; am letzteren orte hätten es die schon 
genannten Serri Jü und Sakris Olofsons weib gekannte 
Die letzten fünf zeilen betrachtet er als später hinzugekom- 
men, was auch aus der angäbe bei Linder hervorzugehen 
scheint, dass man sie nur in Tomio lappmark gekannt habe. 

Der von mir unten gegebene text ist nach dem vortrage 
Fjellners genau nach seiner ausspräche aufzeichnet. Ich hatte 
dabei zugleich vor mir eine andere aufzeichnung, die er vor 
vielen jähren selbst gemacht hatte; einige der Varianten stam- 
men aus dieser quelle oder sind hinzugefügt auf seine be- 
merkung: man hat auch so gesungen. Die mit 6. bezeich- 
neten entnam ich einer handschrift, welche der herr Com- 
merzienrath J. U. Grönlund in Stockholm mir gütigst mit- 
theilte. Auch sie ist von Fjellner im anfang der vierziger jäh- 
ren geschrieben, in dem südlichen, weicheren dialekt; sie folgt, 
wie die vorhergehende der norwegisch-schwedischen ortografie, 
welche besonders die vokallaute sehr mangelhaft wiedergibt. 

Der held des gedichtes heisst Kalla-sprössling, er und 
sein ganzes geschlecht stammt von der sonnentochter. Sie 
erfanden die Schneeschuhe, sie jagten und zähmten hirsche, 
welche sich in der Cassiopsea treffen und überhaupt stehen sie 
mit allem was zu ihrem jagd- und nomadenleben gehört in 
nächster beziehung zu den himmlischen dingen. Jupiter wird 
der glänzende hirsch genannt, Venus die färben wechselnde 
hirschkuh, und die planeten werden als junge hirschböcke be- 
zeichnet, die während der brunstzeit aus der heerde vertrieben 
worden sind. Der grosse bär ist ihr bogen, der Siebenstern 
eine njalla, eine vorrathskammer der Kallasöhne ^. Selbst sind 



1. Linder erzählt, dass Fjellner nach eigener angäbe diese sage 
in gebundener rede habe vortragen hören, und zwar in den drei mund- 
arten von Heijedal, Sorsele und Jukkasjärvi, d. h. in den äussersten 
und mittleren theilen des schwedischen Lappmarks. 

2. Vgl. von Düben, om Lappland s, 322 note 2. 



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sie auch stembflder: Orion ist einer, Sirius heisst Kalla 
pardne, und verschiedene andere, wie äks ku(, käls kuö, kums 
kui^, jumpik werden als Päiwe päme' sonnensöhne betrachtet. 
Was den namen KaUa betrifft, bemerkt Schott, dass es eigent- 
lich ein bejahrter oder verheiratheter mann bedeutet, könnte 
aber möglicherweise mit dem finnischen Ealeva, der Stamm- 
vater der finnischen heroen, einen Zusammenhang haben; da- 
bei sei nicht zu vergessen, dass die finnen den Orion Eale- 
van miekka schwert des Ealeva nennen ^. 

Daß zweite epische gedieht ist PiSSan PaSSan pardne 
der söhn Pisäa Paäsa's. Aus den ersten Zeilen geht es her- 
vor, dass der vater Pissa, die mutter Pas§a hiess; im fort- 
gange des liedes werden doch beide namen dem vater allein 
gegeben. Das lied ist sehr eigenthümlich. v. Düben sagt 
darüber: „Durch das ganze geht deutlich em lappischer 
hauch. Die ideen sind, wenn man die lange rede des Näi- 
den wegnimmt, rein lappisch; so auch die Situationen. Die 
details mit dem zwiekampf, den Sekundanten und todtengrä- 
bem sammt dem Näiden, als herausforderer, sind vollstän- 
dig neu und fremd; etwas entsprechendes habe ich nirgends 
gefunden" ^. Ohne zweifei ist das gedieht sehr alt, wenn 
man es auch nicht mit Fjellner nach der Urheimat der läp- 
pen in Asien versetzt. Es ist aus diesem gründe schon ganz 
berechtigt, wenn Düben v. 54 varrek und krappuk mit spom- 
schuhe übersetzt, weit sie einfach nur dies bedeuten, und 
nichts mit eisen zu thun haben; das wort heim hat er aus 
mangel eines besseren wertes gebraucht. In den strofen 83 
und 124 hat er doch eisefi panzer beibehalten, weil es von 
gewicht ist, da der held ihn es in die brüst seines feindes 
drückt und er daher wohl aus eisen sein muss. £s ist aber 
zu bemerken, dass eine Variante an beiden stellen, statt das 
wertes eisen, sote sarkkab hat, welches einfach kriegshemd 
bedeutet 

Di^assung des pedichtes, welche von Düben in Über- 
setzung mittheilt, stimmt ziemlich genau mit einem original, 

1. A. Ermans Archiv tdr wies, kande von Russland, XIII, 4. 
'i, V, Püben, s, 329. 



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10 

welches Fjellner selbst noch besitzt und das er vor mehre- 
ren Jahren seinem damaligen geholfen, dem jetzigen pastor 
in Mala Johannes Mörtsell, dictirt hat. Der text, den er 
mir im vergangenen sommer dictirte und den ich unten mit- 
getheüt habe, weicht von jenem nur in einzelnen ausdrücken 
sehr unerheblich ab, wie aus den anmerkungen zu ersehen 
ist. Nach meiner rtickkehr von Sorsele blieb ich zwei tage 
in Mala, wo ich gelegenheit hatte den ganzen text des P. P. 
mit herm Mörtsell durchzugehen, wobei er mir freundlichst 
viele nützliche aufklärungen gab. Diese gestalt des liedes 
stammt nach fjellner aus dem nördlichen Lappmark, eine 
viel kürzere hat er aber schon in seiner Jugend in Herjedal 
aufgezeichnet Sie kam auch unter seinen papieren vor un- 
ter dem namen PiHan PasSan alge der söhn P. P. Lei- 
der war aber diese handschrift so schlecht geschrieben und 
nach einer so willkürlichen ortografie, dass darin kein Zu- 
sammenhang mehr zu finden war; auch Mörtsell, obwohl 
in schwedisch-lappischen sehr bewandert, konnte eine ab- 
schrift, die ich mitgenommen, nur theilweise verstehen. Ich 
hebe daraus folgende hauptpunkte hervor: Nachdem der 
mann tod ist, flieht sein weih von wald zu wald (vulga ha- 
tera tzemem tzememest). Endlich bekommt sie einen söhn, 
welcher, gross gewachsen, seine mutter fragt: etnem^ gokte 
mu atjen njemtne mutter, wie ist der name meines vaters? 
Auf die antwort, dass er keinen namen habe, erwiedert er: 
im^t lern monno muoriste gedkiste ^ettjelem (wohl (uoSelam) 
ich bin doch nicht aus bäumen und steinen hervorgegangen. 
Nachdem die mutter auf seine bitte (einem, daita monnen 
lajpem) ihm ein brod gebacken hat, zwingt er sie seine frage 
zu beantworten, das brod in die band drückend: etnem, sardna 
mu atjen nimmem * mutter, sage mir des vaters namen. Nun 
erfährt er seine herkunft und dass der stalu des schwarzen 
bergrückens (tjehpes äsen) den vater getödtet hat, afPr, fährt 
sie fort: aUe me pardtwm dohka vueUce gehe nicht hin, mein 



1. Nach Mörtsell's angäbe kommt diese form in Asele und süd- 
licher vor, statt des gewönlicben nanma. 



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11 

söhn. Er geht doch und tritt hinein in Hasman's (?) hütte: 
Hasmannen kdtan tjanga. Der stalu gibt seinen dienern be- 
fehl den gast zu ihm zu rufen; der Jüngling kommt, er fin- 
det den alten beim einschneiden der eigenthums zeichen in 
die rennthierohren. Sie begrüssen sich gegenseitig, und in- 
dem der alte vergeblich den ankommenden mit seinen pfei- 
len zu trefifen sucht, gibt er die aus dem vollständigeren ge- 
dieht bekannten antworten (FiiSan Passan hanine!) auf die 
fragen des jungen beiden. Hier schliesst das manuscript mit 
einigen unlesbaren wertem. Das wichtigste an diesem frag- 
ment ist, dass nicht allein die nach der meinung Fjellners 
auf Asien hindeutenden Ortsnamen (ÄUaitj BaUchüa pellt, 
Länay Ammart und Cukdan oive) mit keinem werte genannt 
werden, sondern auch die stattliche ausforderung durch den 
n&ida, die Sekundanten und den todtengräber wegfallen; ja 
die überaus lange, mit christlichen Sentenzen geschmückte, 
rede des n&ida in dem längeren gedieht fehlt gänzlich. Wenn 
man auch mit v. Düben zugibt, dass die ausforderungsscene 
echt lappisch ist und vortreifUch mit dem inhalt des ganzen 
übereinstimmt, so scheint doch diese zweite Variante so viel 
zu beweisen, dass man das übrige, d. h. die verdächtigen 
namen und die rede als später eingeschobene zusätze be- 
trachten muss. Entweder wird man diese Schlussfolgerung 
ziehen oder auch annehmen müssen, dass das lied früher 
einen mehr mytischen inhalt gehabt, aus welchem sich all- 
mäüch die gegenwärtige au£fassung entwickelt habe. Die be- 
treffenden episoden stehen auch in sehr lockerem Zusammen- 
hang mit dem übrigen inhalt. Diese bemerkung gilt auch 
die bei v. 64 vorkommenden strofen von HnreskuCe und II- 
maraSSe; sie stören sehr jsmpfindlich den gang der erzäh- 
lung und fehlen in dem manuscript aus Heijedal. Weil das 
fragment von so ausserordentlichem gewicht für die beur- 
theilung dieses interessanten liedes ist, so füge ich es hier 
vollständig bei, genau so geschrieben wie es in Fjellner's 
handschrift vorkommt; in klammem steUe ich einige koi^ek- 
turen daneben. 



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12 



P. P. alge. 

Stalo P. P. alge luotem ja itz dem nielem kojneb vuo- 
sitze vulga batera tzemem tzememest. Algem fihkije dej ne 
fontere. Gosse stora sjadta. Olle mosme gösse ge don tse- 
pesse osonn valze olla. Njorte dueikte manninne tetzelle. 
Aktelzem gätan pucklelle Qerte (virtti) smavelle. Vuejna 
ferte adnse. Ahtjem, einem ätnei. A. etnemse gihchie: Et- 
ilem gokte mu Atjen njemme? E. I ma namme do mige. 
Ahtjet. Imen lem monno muoriste gedkiste tjettjelem (Suo- 
5elam). E. Arme krovebkem gelbem possju raikem pekta 
kalkem sardnet. Maje tjaka ge ficke goltte. Arme Momse 
(ruömse) kalles pjelje rohtziste moriten verdet possja njal- 
man Votatella. DiUe ahtzette iqemmem p&tah kolenne. Dem 
vojte nimte siekta meitten. I dilloge sardnh. A. E. Daita 
monnen lajpem. Etnebbe dojte. Bivest dem vuoss kerdam 
pueke gessa tjoppam monnen! monne itz pessam. Dem fihlge. 
Etnebben ketem beksa ketem dejne gekke lajpine djen tsesti 
Etnem sardna mu atjen nimmem. E. Hauh. P. P. mana mo. 
A. E. ff. Gop. pab le siett. E. Tjebpes Äsen. Stalo le &]ge 
luotem. Alle me pardnem dohka vuelke. Elge Ednisse ke- 
tem tuoj ta tellah t&hka tjolije. Hasmannen kätan tjanga. 
H. Tälla Pardne Di den diste päte puosta geje rajkemb 
kuömme jokte kuossje p&te tjetem. Itsim Ajiesse sardneje. 
A. Vattsidde vatsidde pejkateüdde (pfkutete, lasset wissen). 
Sij vatse. St. Vattsidde kattsidde (koÖiute, rufet) kuössem. 
Mo kajk. Dah kotsia sodne vadllde. A. Puorek Ajia. St. 
Buörest. Todne Ajietsje tob (todn) Nuppen siten &jve. A. 
Jabette Aja. Stalo stuöre sjeram tsiekkya (cehkqe). St. 
Vatse Aijetse Pissema. tjöppeh Igietebbem koh Itse. Pahtse 
olgesse tjettjelle (5uoSele). Stalon verje kudnedde. A. Aja 
manne dabkesn datte donjole nölemme. St Pissan Pn ba- 
nine. A. Aja masne date do spakkak njölem. P P buoenibe. 
A. Aja kosne dat Do kurtek nölem. St. Mam lä pist dat 
äpa dam monnom telpemene. Voji P P Alge kokka kalken 
tsettselit U vuo — — — — — — — — — — 



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13 

Das letzte epische lied, welches v. Dttben mittheilt, 
besteht eigentlich aus einer reihe weniger umfangreicher sa- 
gen (Fjellner glaubt mehrere hunderte) allegorischen und 
mytischen Inhalts, welche sich um die sonnentochter gruppi- 
ren und in welcher ihr lebensverlauf, ihre handlungen und 
Yiele damit in Zusammenhang stehenden episoden erzählt 
werden. Dahin gehört auch eine sage von der einwanderung 
der läppen aus südlicheren gegenden nach dem norden. Die 
meisten dieser sagen scheinen in einer poetisch behandel- 
ten prosa überliefert zu sein, einer form, die noch nicht die 
bestimmte gestalt eines streng gegliederten metrums ange- 
nommen hat. Zuweilen geht die erzählung in das auf vier 
trochäen basirte mass über. Leider konnte ich nur ein bruch- 
stück dieses umfassenden liedes nach FjeUners dictamen auf- 
zeichnen; er schien von der angestrengten arbeit in kurzer 
zeit zu müde um gleich mehr vortragen zu können, und meh- 
rere Wochen konnte ich dort nicht bleiben. Das gedieht 
heisst Täive neita und spiegelt einen glauben wieder, der 
über einen grossen theil Lapplands verbreitet ist, das näm- 
lich derjenige, welcher unbemerkt der sonnentochter habhaft 
werden kann, dadurch auch ihre rennthierheerden und reich- 
thümer erhalte. Fjellner selbst glaubte einmal, auf einer 
fahrt über die berge in Heijedal, sie zu sehen. Es wurde 
nebel. PlötzUch hörte er schellen- und glocken-klang einer 
heerde und sah die hochgeschätzte maid auf einem stein 
sitzen. £r schlich hinter sie um sie in seine armen zu 
schliessen, aber — er umarmte einen stein, gegen den er 
seine stim stiess, und aJles war verschwunden! Ich theile 
dies mit, um die macht der alten Überlieferung in den ge- 
müthem der läppen zu beweisen; war doch der erzähler ein 
mann, der jahrelang Schulbildung genossen hatte, obgleich 
das erzählte in seiner Jugend geschah. Die sonnentochter 
wird auch zuweilen saivo neida die tochter der unterweit 
oder räna, ruona neida die grünliche, d. i. die Mhlings- 
tocher, welche die berge grün bekleidet, genannt. 

Ein tibergang zu den mährchenhaften erzäUungen, oder 
streng genommen schon zu ihnen gehörig, ist die in metri- 



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14 

scher form erhaltene hassa muodda der dickpelz. Die Va- 
riante, welche v. Düben s. 337 mittheilt, ist aus dem Tor- 
nio Lappmark; selbst habe ich in Sorsele zwei verschiedene 
Varianten derselben gehört, theilweise wenigstens metrisch. 
Die eine erzählte das 25 jährige dienstmädchen Anna Sara, 
welches von lappischen eitern geboren seit drei jähren im 
dienste meines wirthes m Sorsele war. In der zweiten sagt 
der jüngere söhn, als er sieht, wie der läppe um sich blickt: 
ahSam, ahi^am, Salme jollaret (= jorralet) vater, vater, das 
äuge bewegt sich ^ Diese erzählung scheint über ganz 
Lappland verbreitet zu sein. Nach B^ellner nannte man sie 
in Herjedal Jcissa muodda, eine form die man auch in Sor- 
sele gebrauchte. Linder theilt die erzählung in Läsning fSr 
folket XV, 3 s. 213 mit, und Friis gibt nach L. L. Lsesta- 
dius eine sehr wenig abweichende Variante unter dem na- 
men Pafto poadnje in seinen Lappiske eventyr og folkesagh 
8. 78—81. Auch 75 jährige Nils Jansson, der vor mehr als 
50 Jahren als der erste ansiedier nach Soksjaur kam und 
vielfach mit läppen verkehrte, berichtete mir dieselbe ge- 
schichte; sie war auch in Arjeplog bekannt, wie mir Mört- 
sell erzählte. 



m. 

Die arten der lappischen poesle: epos mit maiirclien 
und ttiierfabein. — SpricIiwSrter und r&ttiAei. 

Friis, welcher echt lappische mährchen und sagen nur 
in prosaischer form kennt, theilt sie nach dem hauptinhalt 
in drei arten: 

Die erste bewegt sich um mytische wesen oder enthält 
erinnerungen aus der alten götterlehre der läppen, in der 
form der sage überliefert. 



1. Bei Friis heisst diese zeile: p&res Patto tjalmeh gpal jilladek 
die äugen des alten Patto rollen. 



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15 

Die zueiie art hat ihren gnmd in geschichtlichen ereig- 
nissen und behandelt zusammenstösse mit feindlichen volks- 
stanunen in der vorzeit 

Die dritte endlich schüdert die eigenthttmlichkeiten und 
die verschiedene Sinnesart der thiere, gibt volksthümliche 
erklärungen über ihr besonderes aussehen, ihre färbe u. s. w. '. 

Unter den mährchen sind, wie Früs bemerkt, sehr viele 
moderne und nicht lappische, die von den umwohnenden 
Finnen, Schweden und Norwegern entlehnt sind. Dahin ge- 
hören ohne zweifei die vielen, welche von königen, prinzen 
und Prinzessinnen, schlossern u. s. w. reden. Zuweilen sind 
doch wohl auch diese benennungen in ältere mährchen einge- 
flochten. 

Mit einiger erweiterung kann man diese eintheilung für 
die lappische poesie überhaupt noch gelten lassen, was das 
epos betrifft. Zu der ersten, abtheilung, dem mytischen epos, 
gehört vor allem Päiven päme und die erzählungen von Päi- 
ven neita, vielleicht auch einzelnes aus dem Pissan PaSSan 
pardne, das doch mehr ein historisches gepräge trägt. Die 
stalu-sagen gehören wohl auch zur ersten gruppe, besonders 
die in welchen von Saivo, HaöSs-ädne und Njawis-ädne u. s. w. 
die rede ist. In den meisten fällen sind es aber rein mähr- 
chenhafte abenteuer, welche erzählt werden, und die sich 
von der höheren mytischen auffassung in derselben weise 
unterscheiden, wie ähnliche bei anderen Völkern. Die all- 
mälich eintretende prosaische auffassung zeigt sich aber auch 
hier, z. b. wenn man das fein poetische märchen von Njawis- 
ene bei Düben s. 331—334 mit den entsprechenden bei Früs 
Sprogprever s, 81—83 und 87—89, Eventyr s. 14—28, ver- 
gleicht. Eine noch geringfngigere fassung desselben mär- 
chens hörte ich in Sorsele erzählen; auch die namen der 
beiden mütter waren darin vergessen, man sprach nur von 
Statu. Dieser, welcher wesentlich mit dem riesen (jättenes, 
jähtanas, jätanas) identisch ist, wird als ein plumper, men- 



1. Fr%%$, Lappiske eventyr og folkes&gn 8. IX. Vgl. v. DnAm^ 
Lappland, s. 339. 



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16 

schenfressender mann geschildert, grösser als die Lappen. 
Zuweilen ist er einäugig oder blind; er wohnt entfernt von 
anderen, und hat oft grosse reichthümer. Da er aber ein- 
fältig ist, wird er oft von dem schwächeren läppen betrogen. 
Sein weib heisst Ludaö, IjuMaö (wanze), hat die gestalt 
dieses thieres, und wird zuweilen dadurch blind, dass sie 
ihre äugen unter der thürschwelle verbirgt. Ihre feinde töd- 
tet sie mit einer eisernen röhre, durch welche sie ihr blut 
aussaugt^. Friis leitet den namen Stalu aus dem schwe- 
dischen siäl stahl, welches früher auch in die ausspräche 
stal lautete, und sieht in dem umstände, dass er zuweilen 
ein eisernes kleid trägt, einen beweis davon, dass er ur- 
sprünglich einen nordischen viking bezeichnete. In wie weit 
diese etymologie richtig ist, ist schwer zu entscheiden. 

Mehrere Verfasser haben stalu-sagen mitgetheilt, so 
Högström *, Laestadius ^ Friis in seinen sprachproben imd in 
der märchensammlung s. 73 — HO, sowie nach ihm v. Düben. 
In Sorsele habe ich mehrere selbst gehört, theils von I^ell- 
ner. theils von anderen; gewönlich stimmten sie mit den 
früher mitgetheilten überein. Ähnliche kommen in allen thei- 
len Lapplands vor. 

Zu der historischen gruppe gehören alle diejenigen sa- 
gen, in welchen die kämpfe mit umgebenden Völkerschaften 
geschildert werden. Gewöhnlich sind es Tschuden, die man 
meist und besonders im nördlichen Lappland als Karelier 
auffasst. Gegen Süden versteht man darunter die ersten 
eindringenden Schweden, so wenigstens in Sorsele, wo ihr 
name öüre = öüde ausgesprochen wird; das wort bedeutet 
jetzt nur feind schlechthin. Auch die Russen werden mit- 
unter so genannt, aber auch die gewöhnlichen namen Kaije- 
lah, RuoSsa-ßfideh werden gebraucht. Es ist sehr wenig ab- 
wechselung in dergleichen geschichten. Im norden beson- 
ders hat man überall verschiedene lokalitäten aufzuzeigen, 



1. Siehe v. Dübw^ Lappland s. 336. 

2. Pthr HOgström, Beskrifiiing öfver de tül Sveriges krona ly- 
dan^e Lapmarker. Stockholm 1747 s. 184. 

3. P. Lcutadiut, Journal II. Stockholm 1833, s. 462—468. 



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17 

WO der feind von iem schlaueren läppen entweder in einen 
brausenden wasserM oder in eine tiefe bergskluft hinunter- 
gestttrzt wird, oder auch auf eine einsame insel gelassen, 
wo er mit seiner ganzen schaar vor hunger stirbt, oder sonst 
durch allerlei hinterlistige kniffe ums leben gebracht wird. 
Hogström * und Lsestadius ^ wie Friis > und andere thei- 
len viele solche sagen mit; Aslak Laiti hat mir ähnliche aus 
der ütsjoki gegend erzählt. 

Die dritte gattung war die von den läppen so geliebte 
thierfabel, an der er sich oft herzlich ergötzen kann. Friis 
bat in seiner Sammlung drei solche: der fuchs und der bär, 
der lachs und der barsch, die wilden und die gezähmten 
thiere^. Sie kommen doch in viel grösserer anzahl vor, 
gerade so wie unter den finnen. Unter den kttrzeren liedem,. 
die ich unten publicire, sind einige dieser art, oft wie v. DU- 
ben bemerkt hat (s. 346) von epigrammatischer schärfe und 
gedrängtheit. Noch sind zu erwähnen Sprichwörter (sadne- 
ve^asak) und räthsel (a^radusak), diese proben scharfer beob- 
achtung des Volkes, welche so ungemein häufig unter den 
finnen und esten vorkommen. Friis hat einige unter den 
sprachproben aufgenommen; ich drucke sie hier ab, weil die 
Sammlung die erste bisher bekannte ist und sein buch nicht 
leicht zu haben. ist. Der dialekt ist der norwegisch-lappische: 

SadneTi^asak, Sprichwörter. 

1. Adde bädnagi ja gula baha sanid. ^ Gib dem hunde und 
höre schlimme werte. 

2. Buöreb lä Sagar giedast, go buojde mäcest. — Besser ist 
ein häutchen (das magere) im hande, als das fette im 
walde. 

3. Buöreb lä bitta i^almesl, go hawe oigvest. — Besser ist 
eine ritze im munde, als eine wunde am köpfe. 



1. JSöggtrlhn, Beskrlfningy s. 59. 

2. L€Bttadiui, Journal II, 8. 462 ff. 

3. FHu, EveDtyr, s. 110- 131. 

4. FHii, E?ent}T, s. 1-13. Vgl. Sprogprever, 8. 6, 47, 54. 

2 



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18 

4. Buöreb lä jode, go oro« — Besser ist fahren als bleiben. 

5. Dam olbmast läk ämbo juonak go suonak. — Dieser 
mensch hat mehr ranke als sehnen. 

6. Dat, gast gukkek läk dolgek, alla^assi girda. — Wer lange 
feder hat fliegt hoch. 

7. Galle gaddest visaj, go avest vahag sadda. — Wohl ist 
man auf dem strande weise, als schaden anf dem meere 
geschieht. 

8. Qarranasa bäsest matta gavdnujnTvut mtgda qufSamonne. 
— Im nist des rabens kann es auch schwaneneier geben. 

9. Go iiiegnälis lä iacce, de lä rukkas bodne. — Wenn das 
Wasser tief ist, so ist der grund schlammig. 

10. Hayske guojbme oaned matke. — Ein angenehmer be- 
gleiter verkürzet den weg. 

11. I goarpa goarpa Salmi 5uokko. — Der eine krähe pickt 
nicht die äugen des andern. 

12. I läk jakke jage viellja. — Das eine jähr ist nicht des 
anderen bruder. 

13. I Sat häppad niära gaske. — Der schäm beisst nicht 
mehr seine wange. 

14. I Sat oarre-gaj^a galloi haste. — Eines eichhömchens 
klaue beisst nicht mehr seine stim. (Er ist ausser sich 
vor freude oder sorgen). 

15. I bäjve nu gukke, atte igja i boade. — Der tag ist nicht 
so lang, dass nicht die nacht kommt. 

16. Ik galga i^almetes gavpe dakkat. — Du sollst nicht ei- 
nen augelosen kauf machen. 

17. Loge visasa äi naka§ sanigujm ovta jalla Sabmela^ain. — 
Zehn weise halten in Wörter nicht aus gegen emen thö- 
richten läppen. 

18. Oapes bahha lä buöreb, go ämäs buörre. — Ein böser 
freund ist besser als em guter unbekannter. 

19. Ov5e yisasa äi buvte buoddot ovta jalla. — Neun weise 
können nicht einem thoren den mund zustopfen. 

20. Äi läk buok vielljak ovta ädne K^id lyammam. — Nicht 
alle brüder haben die brüst derselben mutter gesaugt. 



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19 



Arvadnsak, Räthsel. 

1. Aleb go buok varek ja vuöllegeb go dagnasak? Bal- 
ges. — Höher denn alle berge und niedriger als das 
heidekraut? Ein fiiss-stieg. 

2. Alo v£^ol ja ucca noada§ sälgest, mutto i vajbagoas- 
sege? Dorte. — Immer wandelt es und hat eine kleine 
bürde auf dem rücken, wird aber nicht müde? Der 
Spinnrocken. 

3. Audal go aööe lä bälledagos, de lä bardne vuovdest? 
Suovva. — Ehe der vater halbfertig, ist der söhn im 

. walde? Der rauch. 

4. Bigve giddagasast, ikko luovos? Juölge-suormak. — Des 
tages in kerker, des nachts frei? Die zehen. 

5. Färra ija bäjve, mutto i oaj^o goassege smakko? Dimo, 
boccu bjällo. — Es haut nacht und tag, bekommt doch 
keine spähne? Eine glocke, rennthierglocke. 

6. Gawot guoros, gobmot dievva? Gapper. — Aufgewandt 
leer, heruntergewandt voll? Mütze. 

7. Gi lä buok visasamus majlmest? Bismar. — Wer ist der 
allerweiseste in der weit? Schnellwage. 

8. Gierrag ald Cuo^io ja madda bajas od. gierra vuöllen, 
madda bagjen. Gussasäjbe. — Es steht auf dem gip- 
fei mit der wurzel oben, oder gipfel unter, wurzel oben. 
Kuhschweif. 

9. Gädge-juölge, arpo-ärtegak ja muorra-o^jve? Nuötte. — 
Fuss aus stein, selten aus zwirn und haupt aus holz. 
Netz. 

10. Jabme gässa ellid vuovdest? Öokko. — Das todte zieht 
lebendige aus dem walde? Kamm. 

11. Jomfruva Sokka ^ja gaddest ja lukka oajvest (od. luodko 
ojgve)? Bolka. — Eine Jungfrau sitzt am rand der quelle 
mit hut auf dem- köpf? Angelica (noch nicht ausge- 
schlagen). 

18. Lokketäbme ja vuodotäbme, Bjuoska.biergo dadde diewa? 
Suonnas. — Ohne deckel und ohne boden, doch voll 
von frischem fleisch? Fingerhut 



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20 

13. Manna bejvid, manna üaid, mutto i goassege ursa gavdna? 
Dimo. — Es geht tage, es geht nachte, findet aber nie- 
mals die thür? Eine uhr. 

14. Mi lä dat, go ovta rajge (agna, golma rajge oktanaga 
itta? Olmuä, mi beski Jagna. — Was ist das, welches 
in ein loch hineingeht, in drei löcher aber auf ein mal 
sich zeigt? Ein mensch, der ein lappisches kleid anzieht. 

15. Mi £akka sappan bossi, ige säte jorgalet yuoysa basist? 
Soabbe. — Was hat räum in einem mauseloch und kann 
sich nicht wenden in einem ochsenstand? Ein Stab. 

16. Mi dat lä, mi jokki manna bäsadet ja guodda siskelu- 
said vissui? Guodda. — Was ist das, welches zum'fluss 
geht um sich waschen und trägt die eingeweide nach 
hause? Ein eimer. — (Friis hat ^wodda = verlässt). 

17. Mi lä ellid dat, mi lä olbmui buok lägämusta? Dikke. ~ 
Was ist das lebendige, welches dem menschen am näch- 
sten ist? Ein laus. 

18. Mäce 5ada vagjol ja säjbes mäccai lappa? Nallo. — Es 
wandert durch den wald und verliert den schweif im 
walde? Ein nadel. 

19. Njalmin borra, niskin bäjka? Häval. — Speist mit dem 
munde, gibt von sich mit dem nacken? Der hobel. 

20. Njällja oabas guvlek ovta roggai? Goattebälljek. — Vier 
geschwister gucken in ein loch? Die spitzen der Zelt- 
stangen. 

21. Oignak galle, mutto gidda ik fatte? Suowa. — Du siehst 
es wohl, kannst es aber nicht fassen? Der rauch. 

22. Okta gäööa vuölas ja £acce golga vuösta-luökkai? Hästa 
go jukka. — Einer sieht hinunter und das wasser fliesst 
die hügel hinauf? Ein pferd, welches trinkt. 

23. Olmaj färko ja smakkok gai^dSk, ige gullu? Muotta. — 
Ein mann haut, die spähne fallen, und man hört nichts? 
Der Schnee. 

24. Ouda-gäS£e dego gagga ja gasko dego farpal ja maniia- 
gäKe dego suopal? Hästa. — Das vorderende wie ein 
fässchen, die mitte wie eine tonne und das hintertheil 
wie ein besen? Das pferd. 



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31 

25. Roakke bajas. roakke vuölas ja mokke gasko? Skirtek. 
— Ein haken aufwärts, ein haken unterwärts und eine 
biegung in der mitte? Eiserner haken auf welchem topfe 
über das feuer gehangen werden. 

26. Skarfa girda rasta ave, väräk sojin gojkuk? Vänas, go 
sukkek. — Ein seerabe fliegt über das meer, blut träuft 
von den flügeln? Ein kahn, welchen man rudert. 

27. Öappis hästa qjolgasta ija bäjve, äige ajsak goassege 
likkad? Dädno. — Ein schwarzes pferd trabt nacht und 
tage, aber die fimmelfäustel bewegen sich niemals? Ein 
fluss. 

28. Öuödejakkasas boadnje ja oajve ijabirrasaS boares? Jalg- 
nes. — Hundertjähriger mann und das haupt eine nacht 
alt? Der baumstubben, auf welchem frischer schnee liegt 

29. Ucee dego monne, mutto vägjemättos dadde bodnai gäc- 
Sat? Olbmu vajbmo. — Klein wie ein ei, doch unmög- 
lich darin den grund zu sehen? Das menschenherz. 

30. Äjdo luossa-fiermo-arpo gaseb, mutto bäjve i oajne goas- 
sege? Muorra-vajmos. — Kaum dicker als der zwirn 
eines lachsennetzes, aber das tageslicht sieht es doch 
nie? Das mark der bäume. 



IV. 

Lyrik. 

Die lyrische poesie der läppen ist nicht so vollkommen 
ohne werth, wie manche es gedacht haben und wie auch 
V. Düben meint; er nennt alle lieder die er gesehen gerade 
aus abgeschmackt (Lappland s. 321). Dies harte urtheil 
rührt wohl daher, dass er nur wenige gekannt hat; drei 
solche ziemlich trockene theilt er mit. Und doch sind die 
zwei ältesten, welche schon lange in der poetischen literatur 
eingang fanden, von lebendigem schwung und zarter empfin- 
dung. Wie das Volkslied im allgemeinen sind auch die lap- 



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28 

pischen improvisationen, ausdnick des augenblicklichen ge- 
fühls, bald traurig, bald jubelnd, bald von zom oder miss- 
stimmung erfüllt.. Zuweilen enthalten sie naturschilderungen, 
erzählungen von abenteuern, Jagdereignissen, Streitigkeiten, 
freiereizüge u. s. w. oder schildern in einfachen strofen das 
leben der thiere. Dass in ihnen überhaupt kein höherer 
geist athmet, kann wohl bei einem geringen polarvolk nicht 
befremden; sind doch beinahe alle anstrengungen des gei* 
stes und des körpers darauf gerichtet, das leben durch alle 
vorhandenen mühseligkeiten zu erhalten. Die genannten zwei 
lieder wurden schon vor zweihundert jähren von einem ge- 
borenen läppen Olof Sirma vorgetragen und von Scheffer 
publicirt, und zwar in original und Übersetzung ^, die ersten 
originale die es bisher überhaupt gegeben. Herder nahm sie 
in seinen „Stimmen der Völker" unter den namen: „braut- 
lied*" und „an das rennthier* auf, und in dieser weise fan- 
den sie öfters in poetischen Sammlungen aufnähme. Das 
zweite hat der dichter Franz^n (aus Finnland gebürtig) in 
seinem sehr geliebten und gesungenen liede in schwedischer 
spräche: „Spring min snälla ren" nachgebildet. Ich habe 
sie an die spitze der lyrischen lieder gestellt und, da die 
ortografie sehr verworren und die fassung auch sonst unver- 
ständlich ist, eine transscription im Utsjoki dialekt mit hül- 
fes des lappisch geborenen Asiak Laiti herzustellen versucht. 
Die läppen nennen ihre kleinere lieder vuole und be- 
gleiten sie mit einer melodie, welche sehr monoton und da- 
her auch, wie ich selbst aus eigener erfahrung bezeugen 
kann, wenig anziehend ist P. Lsestadius nennt diese melo- 
dien ausdrucksvolle naturlaute, welche fremden ohren ge- 
wöhnlich höchst unangenehm klingen, obwohl sie, von guten 
stimmen gesungen, nicht ohne eine gewisse anmuth sind*. 
Der russische Verfasser Dantschenko, der im sommer 1873 
eine reise nach dem russischen Lappland machte und dar- 
über einen bericht in der zeitung Golos veröffentlicht hat, 



1. Schsfer, Lapponia, s. 282—284. 

2. V. DiU>0ny Lappland, s. 318. 



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28 

äussert sich flberhaupt sehr günstig über die lappische dicht- 
kttüst; er gibt in russischer Übersetzung proben solcher lie- 
der, am zu zeigen wie ein allgemein menschliches gefühl in 
anmuthiger form sich auch unter den läppen offenbaren kann. 
Das folgende lied wurde von dem rüderer des reisenden, 
einem jungen lappenmädchen, bei einer fahrt über den Iman- 
dra-see gesungen. Ich gebe es hier deutsch und metrisch 
wieder, da man aus der russischen Übersetzung beinahe mit 
nothwendigkeit, nach analogie der finnischen lieder, die ver- 
schiedenen strofen herauslesen muss: ^ 

Kam zu mir ein alter fischer, 

Reicher fischer von dem Murd-see, 

Goldne-netze mit er brachte, 

Netz aus gold und netz aus silber. 

Höre mich, o mädchen, sprach er, 

In dem netz will ich dich, f&ngen. 

In dem silbernen, dem goldnen. 

Führ^ dich dann weit in die ferne, 

Hinter jene berge, in dem netze. 

In dem silbernen, dem goldnen. 

Laut ich lachte aus den fischer, 

Dass man's hinter den bergen hörte: 

Alter fischer, kamst zu spät schon. 

Reicher fischer, mit dem netze, 

Mit dem silbernen, dem goldnen. 

Er schlug fehl dein guter fisch&ng 

Und den fisch du liessest fahren. 

Lange schon ist er gerathen 

In ein andres netz, das fesselt. 

Nicht dein silbemes, dein goldnes, 

In ein netz aus habf gewunden. 

Doch nicht du hast ihn gefangen, reicher fischer. 

Nur dm armer Jüngling war es. 

Es ist in ton und auffassung ganz ein nebenstttck zu 
dem in Ealevala vorkommenden liede, wo Wäinämöinen alle 



1. Siehe die rassische zehtmg „GoIob** N:o 301 f&r le Nov. 18T4 



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24 

mfihe anwendet um die schöne Aino als braut heimzufthren 
und zuletzt, obwohl vergeblich, seine netze hin und her im 
meere zieht, um den schönen fisch zn fangen. Nach der an* 
gäbe Dantschenko's werden ähnliche und andere lieder bei 
hochzeiten, anderen feierlichkeiten und talko's (arbeitsgela- 
gen), ja auch bei der fahrt in raido (einem langen zuge von 
li^penschlitten nach einander) im russisclien Lappland ge* 
sungen. Sie sind also in grosser menge vorhanden, über 
ganz Lappland verbreitet, obwohl die läppen selber sehr un- 
gern einem fremden etwas vorsingen wollen. Diese ihre 
scheu ist so gross gewesen, dass Friis und viele andere for- 
scher von diesen liedem nichts gewusst haben. Ein zweites 
lied ist folgenden inhalts: 

Auf die hohen berge ging ich, 

Zog hinauf zum rennthierjagen. 

Fällte eins mit pfeil aus eisen, 

Und das eisen fest sich bohrte 

In das heisse herz des thieres. 

Augenblicklich fiel das rennthier 

Auf dem schnee und lag beweglos. 

Nahm das thier auf meinen Schulter 

Brachte es hinein zum dorfe, 

Dort die weiher schnitt ich beide, 

Schnitt sie los und warf verächtlich 

In den see die stolzen weiher. 

Auch die hufen schnitt ich alle, 

Schnitt und warf sie in die wellen. 

Nur den körper nahm ich mit mir 

Zu den eitern in der hütte. 

Und das fleisch das gab ich ihnen. 

Nur das heisse, -warme herzchen 

Gab ich freudig meinem mädchen. • 
Da Herr Dantschenko seine ganze Sammlung lieder 
noch nicht publicirt hat und offenbar nichts in der original 
spräche aufgezeichnet hat, habe ich die obigen hier als pro- 
ben eingenommen. Was die übrigen lieder betrifft, die ich 
unten in original mittheile, geben die hinzugefügten anmer- 



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25 



kungen in jedem emzelnen Me auBknnft über den mitthei- 
ler nnd auüseicbner. Mehrere darunter zeichnen sich durch 
naive frische und poetische auffassung vortheilhaft aus. Wie 
aus den anmerkungen hervorgeht sind drei kleinere strofen 
schon 1832 von G. A. Gottlund in seinem Sammelwerk Otava 
geditickt. Fünf lieder aus Utsjoki im nördlichsten Finnland 
sind schwedisch in der Zeitschrift »Fosterländskt Album^ von 
dem als kenner des lappischen und Übersetzer eines theils 
des evangelium Matthsoi ins lappische bekannten probst Ja- 
kob Fellman in Lappajärvi im Jahr 1847 veröffentlicht wor- 
den ^ Kurz vor seinem tode in märz monat laufenden Jah- 
res hatte er die gute mir mehrere lappische manuscripte zur 
benutzung zu senden. Es waren darunter zwei von beträcht- 
licher länge, beide mehr als 200 versen, das eine suola der 
dieb, das andere kaskias raukki juaigam das lied des elen- 
den Kaskias, betitelt. Sie sind beide so prosaisch wie es 
nur denkbar ist; wegen des oft leicht fliessenden und formell 
regelrechten metrums habe ich doch das eine ganz und aus- 
züge aus dem zweiten aufgenommen, um damit das Vorhan- 
densein metrischer lieder auch anderswo in Lappland als an 
der geburtsstätte des Päiven pame zu beweisen. Fellman 
war pastor in Utsjoki und Enare vom jähr 1819 — 1832 und 
hatte darunter g^egenheit sich mit den läppen und ihren 
Verhältnissen vertraut zu machen. Seine kenntnisse legte er 
in eine meiige abhandlungen nieder, die in verschiedenen 
Zeitschriften veröffentlicht worden sind. 

Unter den übrigen liedern meiner Sammlung sind die 
mit den namen surgo vuoUe^ samim jdem und Suanga vuoUe 
von Düben schwedisch veröffentlicht. Ich verdanke sie, wie 
auch Vedde karin vuoUe und biren vuoUe, der gute des herm 
J. U. Grönlund in Stockholm, welcher sie nach dem vertrag 
eines 15 jährigen mädchens in Wilhelmina Lappmark schon 
am ende der vierziger jähre aufgezeichnet hat. Die spräche 
dieser lieder ist mit vielen schwedischen Wörtern gemischt, 
und auch io der form unterscheiden sie sich von den übrigen. 



1. Fosterl&ndskt Album. UI. Helsingfors 1847, s. 65-69. 



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26 

Ganz eigentlifimlicher art und noch innerhalb der heid- 
nischen anschauungen sich bewegend ist ein gesang, den ich 
unter den handschriften Castr^ns in der hiesigen universi- 
tätsbibliotek gefunden. Es ist gewissennassen ein beschwö- 
rungslied gegen feindliche leute, welche emen anfall auf die 
hUtte des Sängers gemacht haben, und seine weide und jagd- 
platze einnehmen wollen. Der Sänger schildert dann, wie 
diese feinde allerlei kostbarkeiten, gold und silber, welche 
er der sitte gemäss um seinen Steingötzen gesammelt hat, 
weggenommen. Nichts hat geholfen, obwohl man dem göt- 
zenbild rennthierhömer und bärenknochen geopfert und ihn 
mit baren- und rennthierfett geschmiert. Er entschliesst 
sich daher einen anderen wohnplatz aufzusuchen und dort 
einen anderen stein zum gott (götzenbild) zu wählen. Wenn 
der feind sich dann wieder nähert, so wird man ihn mit 
pfeilen, die knochen an der spitze tragen, empfangen und 
so den neuen jagdplatz vertheidigen. — Castr^n hat nicht 
notirt, wo und wann er dieses lied aufgezeichnet hat oder 
von wem er es bekommen. Der spräche nach nähert es sieh 
doch ziemlich dem im nördlichen Finnland gesprochenen dia- 
lekt, muss aber alt sein. Die ganse auffassung ist rein lap- 
pisch und man erzählt von vielen läppen während der heid- 
nischen zeit, dass sie ihre Steingötzen gepeitscht haben, 
wenn sie in gefahr oder noth keine hülfe von ihnen erfuhren. 

Schliesslich muss ich hier noch der so genannten bä* 
renlieder erwähnen. Scheffer berichtet nach angaben von 
Samuel Rheen und anderen ziemlich ausführlich über die 
bärenjagd und die lieder, welche bei solcher gelegenheit ge- 
sungen werden *. Von dem Wortlaute der gesänge gibt er 
doch nur einzehie ausdrücke, so z. b. wenn der bär getdd- 
tet ist, singt man: TdttuUs puorra! hUtulis t skäda sobbijeOa 
saßti vielen dank, du guter, dass du weder stab noch spiess 
geschadet hast'. Aus' seiner darstellung ergibt sich, dass 

1. Schtf^Tf Lapponia, s. 232-242. 

2. Ich fQge hier aus Scheffers Lapponia s. 233—242 alle die lap- 
pischen Btrofen bei, welche zu dem dort beschriebenen b&renlied ge- 
hören. Die erste war die oben angefahrte: hU$uU§ p&urrOf hkkUu U 



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27 

der konig des waldes von den läppen mit eben so vielen 
ceremonien und gesängen gefeiert ward wie bei den finnen. 
In dem kurzen bericht, welchen Gabriel Tuderus über die 
bekehrung der Sodankylä-lappen erstattet hat, theilt er ein 
bruchstück eines solchen bärenliedes mit, das also aus dem 
jähr 1669 stammt ^ Friis, welcher es merkwürdig genug als 
lappisch ansieht, gibt davon eine Übersetzung in seiner my- 
tologi, obwohl er die spräche verworren und in dem liede 
mehr finnische als lappische Wörter findet*. Bei näherer 
Untersuchung findet man doch gleich, dass dies als lappisch 
bezeichnete liedchenfragment, obwohl verstümmelt, vollkom- 
men dasselbe bärenlied ist, welches bischof Bang in seiner 
Mrchengeschichte als probe der volksthümlichen dichtung im 
mittleren Finnland veröffentlichte \ Die ausführliche dar- 



Stada, »uohbi jmlla ZaiiH. Wenn man ihn zur htttte bringt, singt man 
auf dem wege : ü paha talki oggio,' ii paha talhi pharanis er mag kein 
schlechtes wetter aufkommen lassen. Bei der ankauft bittet man die 
weiber: Imibi ja htoU naeo erlenrinde zu kauen. In die hatte gekom* 
men singen die weihen: bUtuKt pouro t&ukaris, und die zwei läppen, 
welche fleisch in die hütte der weiber bringen: ohnai pöUi Su^rigii- 
landiy Polandi, Sngelandi, I^ankiehü m&nner kamen aus Schweden &&; 
die weiber wiederholen es und fügen hinzu: haika kaubiii laigit touH 
tiadnat wir werden um ihre beine rothe b&uder binden. Mit Terbun- 
denen äugen suchen dann die weiber mit pfeilen nach dem feil des 
b&ren zu schiessen. Sie singen dabei: hau oknai hati Sturigmlandi fo* 
pottif ialka vuoM mit pfeilen schiessen wir ihn, welcher gekommen 
ist aus &c. Nach verlauf tou drei tagen müssen die rnftoaer um das 
feuer latifen und dann hinaus. Dabei singen die weiber: tadma kalka 
kaino oggm du wirst einen Schöpflöffel asche auf deine beise be- 
kommen. — Die aufseichnung ist sprachlich fehlerhaft 

1. Sieh«: Tv& berftttelser om Lappames omyftndelse. Stockholm 
1773, s. 15. 

2. /Wtt, mytologi, s. 100. 

3. P^iiru§ BAng, PrisGorum Sveogothomm ecclesia. Abo» 1675. 
(Vgl. J, Krohn, Suomenkielinen runoUisuus RnotsittTallan aikana. Hei- 
singiss& 1862, s. 68). Sp&ter auch von Morhof 1682 in: Unterricht von 
der Teutsehen spräche und poesie, veröffentlicht Tuderus sagt wohl 
ausdrücklich, dass der läppe, nachdem er den bftren geschossen und 
zum dorf geholt hat, ihn mit diesem gesang verehrt; die Überschrift 
bezeichnet sie aber als finnisch. Um jeden zweifei zu heben, fage ich 



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38 



Stellung bei Scheffer, durch genuin lappische ausdrücke be- 
stätigt, nebst anderen liedem derselben art, welche später 
unter den läppen gesammelt worden sind, beweisen doch 
vollkommen, dass sie auch unter den läppen lange gang und 
gäbe gewesen sind, obgleich die geistlichen sich alle mühe 
gegeben haben, ihnen solche „grobe siinde" zum bewusst- 
sein kommen zu lassen und deshalb zu vertilgen. Dass man 
sie daher jetzt nicht mehr in derselben Vollständigkeit ha- 
ben kann, wie sie im 46 gesange der Kalevala vorkommen, 
ist leicht zu erklären. Unter den von Grönlund in Wilhel- 
mina aufgezeichneten liedern ist doch eins dieser art. 

Ohne zweifei hatten die zauberer (noaidik) viele lieder, 
deren sie sich bei anwendung der zaubertrommel bedienten. 
Sie müssten doch mit dem gegenstände, der überall wo sie 
ihn fanden von den geistlichen verbrannt wurde, und durch 
den hass, welchen sie gegen dieses Instrument als ein Werk- 
zeug des bösen bei den läppen selbst anschürten, verloren 



die beiden fragmente hier neben einander. Pertos wird wohl peit- 
tees' sein; radej ist aus dem schwedischen entlehnt. 



Bei Tnderns: 
M&lsen dyris voitetn 
Tuo meil tanta t&rfyentä 
Aitan vastan salhitie 
Tno tuhatta ttdesaya 
Sata sata salihiri, 
JulJd Talin Jumalista 
Kansa Salin Uoisesta 
Jocailman ihmet vaivat 
Annon andoi rahan radej 
Gosca talen kotihin 
Kolmeyotä inlon pidän 
Läp& Lazot rewret varat 
Aja paha edällänsä 
Bertas tali vielft pentos 
Gunnioitan sua jälistänsä 
Yuosi vicadeU salihisi 
Ethan urihok Oiken virret 
Sitft vast viel tonsti tulla. 



Bei B&ng: 
Medz&n dyris voitettu 
Tno meil t&yttä terreyttä, 
Aitta vastan saalihita 
Tno tuhatta tullesassa 
Saata sata saalihizi. 
JuUd talin Jumalista 
Cansa saalin iloisesta, 
Joka ilman, ihmet, vairat 
Annon andoi, rahan radei. 
Gosca tolen kotihin 
Golme yöt& ilon pid&n. 
Ilos tuÜn, ilos lähdin 
Läpi laxo, Yuoret, vaarat, 
Aja paha edell&nsä. 
Pertos tuli P&ivftn tolo. 
PAivä tule yielft pertos 
Gunnioitan soa jälist&nsä 
Vuosi vaodell saalihixi. 
Etten unhoids Ochton virren 
Sit& vast viel toisti tolen. 



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29 

gegangen sein. Eine andeutung solcher gesänge habe ich 
unter den liedem aufgenommen. Es ist ein stück aus einer 
sage, worin erzählt wird, wie ein FjälHappe eine zauber- 
trommel unter einem stein findet. Er legt sie zurecht und 
fangt an sie prüfungsweise zu schlagen. Die hier unten mit- 
getheilten strofen sind nach einer volkssage von dem volks- 
schullehrer A.. Heiander, selbst als läppe geboren, in Uts- 
joki aufgezeichnet. Sie sind wohl äusserst prosaisch und 
zugleich modern, ich habe sie aber mitgetheilt, weil die er- 
innerung an die zaubertrommel schon ziemlich allgemein er- 
loschen ist. 

Fjellner erzählt, dass er Kassa muodda, einzelne theile 
aus Päiven neita und auch andere sagen so ausführen gese- 
hen, dass verschiedene personen in der gesellschaft jeder 
eine im liede vorkommende rolle übernommen und diese mit 
woil und geberden ausgeführt haben. Dies geschah theils 
als spiel, wie in der einleitung zu Kassa muodda angegeben 
wird, theils bei den gerichtsverhandlungen, wovon im Pissa- 
gesang die rede ist Dies wäre also der wahre und volks- 
thümliche anfang des dramas. Es sollen doch auch lieder 
mit wirklichem dialog und dramatischer haltung nach Fjell- 
ner vorkommen, obwohl sie jetzt nur in bruchstttcken unter 
dem Volke vorhanden sind *; keine proben solcher sind auf- 
gezeichnet. 



V. 

Das metrum. 

um das in den lappischen liedem gebrauchte metrum 
besser zu verstehen, ist es nöthig das hauptsächlichste aus 
der finnischen metrik hervorzuheben. 

Der hochverdiente Porthan war der erste, welcher auch 
diesem gegenstände eme ausführlichere aufinerksamkeit wid- 



1. V. Diibm, Lappland, s. 338. 



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30 

mete in seiner abhandlung De Poesi Fennicaf Äboa 1766 — 
1778, Er fand, dass das runometrum aus vier trochäen auf 
grundlage der qvantität aufgebaut war, obwohl in etwas ver- 
schiedener art als bei den Griechen und Römern. In seiner 
vorrede zur ersten aufläge der Kalevala (1835) setzte Lönn- 
rot die quantitätsverhSltnisse des finnischen verses genauer 
auseinander; Ahlqvist aber hat in seiner vortrefflichen ab- 
handlung über die Finnische metrik aus sprachlichem Stand- 
punkte ^ den gegenständ noch mehr eingehend behandelt. 
Wie Lönnrot hebt er die grosse bedeutung der csesur für 
die finnische poesie hervor, dieses rythmischen bandes, wo- 
durch die einzelnen versfQsse näher mit einander verknüpft 
werden und eine eigenthttndiche, anziehende Schönheit der 
sprachlichen form gewonnen wird. Während aber die klas- 
sischen sprachen die csesur so behandelten, dass der arsis 
immer eine der Quantität nach lange silbe entspricht, wer- 
den im finnischen metrum durch die csesur eben die kurzen, 
unbetonten Silben als lang gebraucht (s. 23). Dagegen wird 
die mit dem haupttone versehene silbe oft in die thesis ge- 
stellt, sie darf aber dann nicht lang sein, mit ausnähme des 
ersten versfiisses. Mit einem worte, bei der csesur im finni- 
schen metrum werden die Wörter so vertheilt, dass der wort- 
accent von dem rythmischen unterdrückt wird (s. 20). 
Einige beispiele zeigen dies sehr deutlich: 

Jö ve-|rf su-|ä£ta I vüoti, in der gewöhnlichen 
rede J6 v^ri süasta vüoti; 

Mf lie-|n6e La-|pfssa { mfestä = 

Mf Uenee Läpissa mfestä; 

M6tso-|Un me-|tfnen | müori; 

Mften lölla | kuin e-|16ä. 

Eine art weichere csesur kommt in vier- und sechssil- 

bigen Wörtern vor: üho-tellen tappe-lusta. — Tuli tunte- 

matto-mana. Im ersten versftiss können ohnedies die zwei 

Silben beliebig kurz oder lang sein, doch tritt sehr selten 



1. Aug. E. Ahlqviitf SaomalaineQ runous-oppi kielelliseltä kan- 
n&lta. HelsingiBBft 1863, 8. 1-^2. 



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31 

der fall ein, dass ein wort wie avaa gebraucht wird. Dieser 
erste trochäus kann aucn von einem dactylus oder vier kor* 
zen Silben ersetzt werden: Susi ei syö minun snkua; Surma 
jo suutansa avavi; kolme oli neittä niemen päässä. In dem 
vorletzten beispiele zeigt sich eine eigenthttmlichkeit, auf 
die Lönnrot aufmerksam gemacht hat, dass nämlich unbe- 
tonte, durch Position lange silben unbestimmt (ancipites) 
sind, wenn sie nach einem langen vokal stehen; daher hier 
süutftn. 

Wenn wir nach diesem vorbilde den in metrischer hinsieht 
ausgebildetsten der lappischen gesänge, den Päivm pardnef 
prüfen, so finden wir wohl, dass er im allgemeinen ebenso wie 
die finnische runo auf die grundlage der vier trochäen aufge- 
baut ist. Einerseits ist aber das metrum nicht so streng durch- 
geführt, wie im finnischen und auch die quantitätsregeln sind 
mehr nachlässigt. Ich hebe einiges hervor. Um das metrum 
vollständig zu machen, müssen zuweilen einige strofen so 
gelesen werden, dass man aus einer silbe zwei macht, wie 

Vaimupaki^asin tu-dgim 

Tire täl varrama' vamJSe'. 

ÖoukasinV<-3^fa läjin. 
Richtiger ist es doch das metrum als dreifussig anzu- 
sehen, wie in den folgenden Zeilen, wo eine oder mehrere 
Silben fehlen, die nicht ersetzt werden können: 

Päiven paitejen skerrun. 

Cumma-^uölmait (uölmad 

Päme'pa pötein püluist 

Jahnam jauhkasahta, 

Päruit paiskasahta. 

Nalne somattln morssem, 

Unnoi olmuSen ütan. 
Dagegen gibt es auch strofen, welche mit zwei silben 
vermehrt sind, z. b. 

V. 68 Sälahaisn, juokuisn naJmebälastallin 
und 189 Avageijan ältu' £uöppadalUm, 
wenn man nicht hier einen viersilbigen versfiiss, dessen erste 
Silbe lang wäre, als ersten und dritten annehmen will. 



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32 

Nicht nur der erste versfussf sondern auch der dritte 
haben ziemlich oft ihren trochäus gegen einen daktyl ausge- 
tauscht, auch der zweite nimmt daran anibheil, ja sogar der 
vierte: 

Poddusisu päme' lien tülen, 
so auch V. 40, 160, 174. 
Mara-kaise kowaides kah^e, 

und 11, 20, 21, 98, 102, 161. 
PolpTt poihturit pätertahta, 
und 38, 121, 159, 172. 
Höla, hümaha\ pärun paukasa\ 159. 

Wie die zuletzt angeführte strofe sogar zwei daktylen 
zeigt, so stehen im vers 175 zwei solche neben einander: 

Läkus vadnases päggaban väre, wenn man nicht auch 
diesen vers als mit zwei silben überzählig betrachten will. 

Was die rythmische betonung betrifft, so hebt sie wie 
im finnischen den wortaccent auf: eine kurze silbe ohne ac- 
cent wird als lang behandelt: So gleich am anfang Neita' | 
Im vä-!nesa' | olmait; Eine | U nam-|matam | kuöttams. Die an- 
dere bedingung, dass eine mit; dem haupttone versehene 
silbe, in die thesis gestellt, kurz sein muss, wenn sie sich 
nicht im ersten versfuss befindet, ist aber nicht erfiUlt: Var- 
rai-|tas vuo-|5otam |akti; alle-|len päi-|ven ja | mänun; Kuh 
kal-|les ked-|kamems | öekCai. Solche Wörter wie poddusisn, 
säiähaisny valnasin, valnasems, neitavuots werden als dakty- 
len gebraucht. Durch alle diese fireiheiten in der formellen 
behandlung der spräche wird der freie fluss des liedes gleich- * 
sam gestört, es herrscht nicht ganz der wechselnde Wohl- 
klang des finnischen liedes, es gleicht mehr einem hervor- 
stttrzen über den unebenen boden der wildniss. Die häu- 
figere anwendung des daktyls gibt doch dem verse einen 
leichteren gang. 

Wenden wir uns zu dem zweiten epischen liede, so fin- 
den wir überhaupt dieselben regeln bei der behandlung des 
verses wieder, nur ist die zahl der versftisse weniger be- 
stimmt als in dem vorigen. Ein oder zwei füsse vermehren 
oft die gewöhnlichen vier, oft sind deren nur drei oder be- 



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33 

sonders bei einer frage zwei. Die daktylischen versflösse 
kommen noch mehr in anwendung, wohl auch ein viersilbiger 
fiiss, dessen erste sflbe lang ist (pseon primus) wie: Fidncian 
U I rieksdk, \ äldun le \ sarva. Kassa muodda ist der metri- 
schen form nach regelmässiger, doch kommen auch darin 
mehrere strofen von nur je drei fUssen vor. 

Nach Fjellner hätten die lappischen mährchen und sa- 
gen fast immer diese metrische gestalt gehabt, sowohl dess- 
halb, weü die spräche ihrer natur nach sich so leicht in das 
trochäische mass fügt, wie auch um besser im gedächtniss 
behalten zu werden, v. Dtiben erzählt, dass er während 
einer längeren fusswanderung an den raststellen eine lappi- 
sche „Reineke Fuchs "-sage in diesem metrum vorgetragen 
gehört. * Es fragt sich " aber nun, ob auch die läppen in 
früheren Zeiten sich desselben strengeren metrums bedient 
haben, welches in den finnischen liedem obwaltet, und erst 
durch eine allmälich eintretende lockerung oder, wenn man 
so will, Verschlechterung der poetischen form zu dem ge- 
genwärtigen gekommen sind, oder ob sie sich überhaupt zu 
jenem festeren strofenbau gar nicht erhoben haben. Mir 
scheint die zweite alternative die wahrscheinlichere zu sein. 
Denn abgesehen von den liedem aus Wilhelmina Lappmark, 
welche offenbar moderner sind und von den übrigen auch 
der form nach abweichen, * zeigen alle übrigen lieder das- 
selbe schwanken zwischen 2 — 6 versfussen, mit häufiger an- 
wendung der daktylen auch anderswo als im ersten fuss, 
welches das charakteristische fttr die epischen gesänge wäi\ 
So ist auch das verhältniss in Morse faurog und hulnasatz, 
die schon mehr als zweihundert jähre alt sind. Nehmen wir 
einzelne stellen aus den märchen, welche metrisch auftreten, 
während die erzählung sonst in prosaischer form dahinfliesst, 
so bewährt sich dieselbe auflfassung. In dem märchen von 



1. V. Dübm, Lappland, s. 338. 

2. Noaidi kövdcu ist von den übrigen sehr verschieden. Wenn 
man die melodie dazu hätte, könnte man es vielleicht als dreifttssiges 
metnun erkennen. 

3 



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34 

Acceöan niegda sagt der bruder 2u seiner ins meer gesunke- 
nen Schwester: * 

OabbaJ^maj, Liebe Schwester, 

Boade gaddai! Komm zum strande! 

Mannat J^ierro, Dein kind weint, 

Gussat mäkko, Deine kuh brüllt, 

Boade gaddai! Komm zum strande! 

Wenn man hier nun auch anders vertheilen könnte und 
vier versfiisse mit einander vereinigte, so würden doch zwei 
fiisse allein bleiben. Ja man könnte in dem umstände, dass 
auch der dritte versfiiss so häufig gegen einen daktylus aus- 
getauscht wird, eine andeutung sehen, dass das metnun ur- 
sprünglich nur aus zwei versfüssen bestanden hat. Deut- 
licher noch zeigt sich die freie behandlung des verses in 
anderen bruchstticken: 
Ale boalde Brenne nicht 

tyammam nji^aJ^idadl Deine brüste welche man gesäuget hat! 
Ale boalde baSöad! Brenne nicht deinen knaben! 
Galle mon jo dittim, Ich wusste es schon genugsam, 
basse vara§ duökken Hinter dem heiligen berge 
don läk ällaml^ hast du gelebt. 

Das angeführte dürfte genug sein um zu beweisen, dass 
das lappische volksgedicht seinen eigenen weg zur entwick- 
lung gefolgt hat, nicht durch nachahmung des finnischen lie- 
des entstanden ist. Oder sagen wir lieber, es hat nur un- 
vollkommen den gemeinschaftlichen märchenschatz der finni- 
schen Völker weiter bearbeitet und ihn auf grundlage der 
ursprünglich einheitlichen auftassung zur höheren form erho- 
ben. Denn dass es eine art volksthümlicher poesie gab we- 
nigstens unter den zum finnischen zweige gehörenden Völ- 
kern, ehe sie sich von einander trennten, das lässt sich mei- 
nes erachtens nicht mehr bezweifeln. Wir werden diesen 
umstand in der folgenden abtheilung noch näher besprechen, 

1. IHii, Sprogprerer s. 88, eventyr s. 16. In den sprachproben 
vereinigt er die zwei ersten zeilen zu einer, in den märchen trennt 
er sie aber von einander. 

2. fViii, Sprogprcrver s. 34. 



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hier will ich nur auf die ttberraschende ähiüicbkeit in der 
form der lappischen lieder mit derselben in den wenigen 
bruchstttcken syrjänischer gedichte, die zu uns gekommen 
sind, aufinerksam machen. Sjögren theilt in seiner abband- 
lung über die Syrjänen zwei proben einer art poetischer 
Spielerei unter den kindem mit, um wenigstens die form an- 
schaulich zu machen. Sie sind wahrscheinUch schon sehr 
alt, denn auch den gründUchsten kennem der syijänischen 
spräche sind viele Wörter unbegreiflich geblieben. Nach Sjö- 
grens aufzeichnung lauten sie: ^ 

1. 

Ögödym ögödym 
Tyyjän koigön 
Södtsör pödtsör 
Niss jam vartön 
Puön pegyschön 
Brotön lyijiss. 

II. 

Tschukläki mukläki 
Okmakin kurkin 
Säröbygyn kyrsyn 
Jagan tschiran 
Guordyn Sjuojyn 
Tylavylyn tschuktschjyn 
Badjdoryn baidögyn 
Karei barei 
Sjöpyssyn kydsjylyn 
Lei lei ju 
Da i kandala ju 
Matöny ju 
Da i pudu ju 
Kuima ju 
Da i sybana ju 



i. J, A Sjögren^ Die Syrj&nen, Gesam. Schriften. I, s. 440, 441. 



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Potsch potschin ulutschyn 

Konaschja kotyr 

Tschuklä kotyr 

Maklä kotyr. 
Man mag die strofen wie man will eintheilen, so bleibt 
doch die gnindlagjB ihres baues zwei oder mehrere trochäen, 
die mit daktylen abwechseln. So verhält es sich auch mit 
den liedem, welche andere in viel späterer zeit unter den 
Syqänen gesammelt haben. Das nähere hierüber ist in der 
folgenden abtheilung hervorgehoben. 

Über die allitteration können wir uns kurz fassen. In 
den metrisch vollkommeneren liedem trifft man sie häufiger, 
sowohl in zwei als drei auf einander folgenden Wörtern: päi- 
ven pärne laivems luota; pieggapa porjosit possuht; lülat 
laivem lafferdatta. Oft stimmen in derselben strofe zwei Wör- 
ter paarweise mit einander tiberein: kolle kila, silpa sila; 
kika kilte, muotoses moije. Auch der s. g. paralellismus ist 
überall in den lappischen gesängen vertreten, obwohl er nicht 
in demselben masse angewandt ist wie im finnischen. 



VI. 

Das alter der lappischen lleder. — Lieder bei den Syrjä- 

nen und Mordwinen. — Gemeinschaftlicher märchen- 

stofT. — Thierfabeln. — Göttervorstellungen. 

Wir kommen zu der wichtigen frage über das alter und 
die entstehung der lappischen poesie. Ist sie eine naturge- 
mässe entwicklung der gemeinschaftlichen keime, welche ihre 
ersten einfachen knospen schon bei dem gemeinschaftlichen 
finnisch-lappischen volke trieben, oder ist sie nur ein schwa- 
cher nachhall des reicheren finnischen gesanges? 

Nach I^öUners angaben werden die hauptsächlichsten 
theile sowohl des Päiven parne als auch des Pissa Passa in 



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Karesuanto und Jukkasjärvi im norden und in Herjedal im 
Süden gesungen. In jenen gegenden wohnen bekanntlich auch 
finnen zahlreich, und nicht weit von Herjedal sind die Wenn- 
ländischen Wälder, nach welchen vor etwa ÄöO jähren zahl- 
reiche finnische kolonisten auf befehl der schwedischen kö- 
nige zogen, um mit ihrer zähen kraft die Wildnisse allmä- 
lich urbar zu machen. Es läge nun auf der band anzuneh- 
men, dass einerseits diese kolonisten und im norden die dort 
sesshaften finnen ihren nachbaren den geschmack fttr und 
den ersten Impuls zu poetischer thätigkeit gegeben hätten. 
Fjellner erwähnt mehrere lappische lieder, welche er in Tor- 
nio und Kemi Lappmark singen hörte und die der form und 
dem Inhalt nach mit den finnischen so übereinstimmten, dass 
die eine version reine Übersetzung sein musste. Zuweilen 
kamen in den lappischen gesängen finnische strofen vor, zu- 
weilen in den finnischen lappische. ^ Ein gegenseitiger ein- 
fiuss kann daher nicht im einzelnen geläugnet werden, und 
ist ja auch sehr natürlich in gegenden, wo die lappische und 
finnische bevölkerung gemischt vorkonunt und beider spra- 
chen kundig ist. Die mittheilung von Tuderus über den bä- 
rengesang, welchen die läppen singen und denn er dennoch 
finnisch mitheilt, ist wohl auch in der weise zu verstehen, 
dass läppen und finnen ähnliche lieder sangen. 

Trotz alle dem bin ich doch der festen Überzeugung, 
dass die poetische thätigkeit der finnischen Völker schon vor 
der zeit, als sie sich von einander trennten, zu setzen ist. 
Hier die beweise. 

Schon der erzbischof Olaus Magnus in Upsala, welcher 
am die mitte des sechzehnten Jahrhunderts seine bekannte 
geschichte der nördlichen Völker Europas verfasste, erzählt, 
dass die läppen bei ihren festlichkeiten einen harfenspieler 
(citharoedus) rufen Hessen, bei dessen spiele sie in alter- 
thümlichen gesängen, nach sitte der väter, die berühmten 
thaten der beiden und riesen früherer Zeiten verherrUchten. ^ 



1. Vgl. V. Düben, Lappland s. 321. 

2. Olaus Magnus, Historia de Geutibus Septentrionalibus. Rom« 
1555. Cap. VIII. lib. IV, s 141: Neque hsec gens sine gaudio moerore 



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38 

Wohl bezweifelt Scheflfer die Zuverlässigkeit dieser angäbe, * 
sie ist doch neuerdings durch den russischen forscher Dant- 
schenko bestätigt. Ein mädchen beim Imandra see erzählte 
ihm nämlich, dass die läppen bei hochzeiten und anderen 
feierlichkeiten lieder singen, und dass die alten lieder be- 
sonders von werth seien. * Lieder und gesänge waren also 
nach den ältesten nachrichten und nach den eigenen anga- 
ben der läppen von alters her unter ihnen heimisch. 

Den directen beweis aber, dass es sich so auch ver- 
halten haben muss, liefert die form der lappischen lieder. In 
der vorigen abtheilung habe ich darauf hingewiesen, dass 
schon die ältesten proben ihrer gesangkunst, die von Schef- 
fer mitgetheilten zwei lieder, wesentlich dieselbe metrische 
behandlung aufweisen wie die später aufgezeichneten. Hätte 
nun erst die bekanntschaft mit finnischen liedem sie zur poe- 
tischen production geführt, so ist es wohl anzuhnehmen, dass 
sie auch das finnische metrum treuer nachgeahmt hätten, 
als dies der fall ist. Nun steht aber die von den läppen 
gebrauchte form einer rythmischen prosa näher, sie ist nicht 
so streng geregelt, stimmt aber noch genatier mit der metri- 
schen form Syrjcmischer und Mordivinischer lieder überein. 
Schon oben habe ich zwei alte kinderlieder abgedruckt, wel- 
che Sjögren unter den Syijänen im jähr 1827 aufgezeich- 
net hatte. Sie sind aber nicht die einzigen reste einer ein- 
heimischen dichtkunst bei diesem volke. Die lieder, welche 
man gewöhnlich singt, sind wohl jetzt nach angäbe der mei- 
sten berichterstatter grösstentheils russisch. Sjögren erzählt 
aber, dass man in den entlegneren gegenden an der oberen 
Wytschegda auch einheimische syijänische lieder habe, ' eine 



commixto, quasi heremi cultrix remanere videtor. Instroit enim alacria 
convivia citharoedis accitis, ut convivantes hüariores effecti, exdtentur 
ad saltum: qnem vehementius citharoedo sonante ducentes, vetenim- 
que heroum ac gigantum prseclara gesta patrio rhytmate et carmine — 
canentes, in gemitus et alta suspiria, hinc luctus et lachrymas ac ulu- 
lataxn resoluti, dimisso ordine in terram ruunt. 

1. Schtfer, Lapponia. Francofurti 1673, s. 292. 

2. Sagen und lieder der Lappen, in Golos N:o 301 f^r das jähr 1874. 

3. Sjögrm, Gesam. Schriften. I. 4i0. 



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nachricht, die von heim Wolkoflf neue stütze erhält durch die 
angäbe, dass die Syrj&nen eigene lieder, vorzugsweise hoch- 
zeitslieder haben, und dass solche nicht nur an der Wyt- 
schegda und Petschora vorkommen, sondern auch bei Udora, 
Lusa und Syssola. ^ Obwohl man auch diese angaben be- 
zweifelt hat, so treten doch allmälicb die belege an den tag. 
Popov, welcher neulich in den Schriften der anthropologisch- 
ethnografischen gesellschaft in Moskva eine reichhaltige ab- 
handlung über die Syijänen veröffentlicht hat, theilt darin 
drei lieder in original mit, von denen er zwei mit Übersetz- 
ung versehen hat. * Die dritte zeigt eine spräche, die we- 
gen ihrer alterthümlichkeit nicht mehr verstanden wird, in 
welcher aber mehrere syrjänische Wörter noch zu erkennen 
sind. Als beispiel füge ich hier eines dieser lieder vollstän- 
dig und einige strofen aus dem zweiten bei. Bade (weide- 
bäumchen = fin. pqju) ist von Wolkoff aufgezeichnet, war 
aber auch Popov schon früher bekannt; es enthält einige 
russicismen. 

Bade. 

Bade, bade! Mij gsitom pukalan? 
Ali tenüd, bade, voitelis tele? 
Voitelis tele, ali izeris zere? 
Bad vuziv tü^ kö^d va vizXvte? 
Munisnl', loktüsm maior göüfäs, 
Kerali'^ke naja kik pellä; 
Kik peM, koimödes p'ize. 
Boätasm-ke naja miJia n'iles; 
Puksisnü-ke naja samöi plizes sKre: 
N'd-lei, nfl-lei gazCom pukalan? 
Ali tenl'd, n'il-lei, and, mamid zai? 



1. / Wblkof, Beobachtungen und eindrflcke eines j&gers im 
gou^ernement Wologda, rassisch in Wologda gonv. zeitung für 1854, 
N:o 51. 

2. lU. n<mo€f 3BpAHe r 3iipiiHCKift Kpaft, in TpyAH 3THorpa<|>B4e- 
ciaro OTxiia. Kb. S, bi Mocuta 1874, s. 55—57. 



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And mamid zaIV ali öoid, vokid zaTV 
Coid Yokid zaIV ali rodid vuzid zal? 

Der W^denbaam. 

Weidenbäurachen, weidenbäumchen, warum stehst du so be- 
trübt wohl? 
Wiegt dich wohl der nordwind, weidenbäumchen? 
Wieget dich der nordwind oder peitscht er dich mit regen- 

schauer? 
Oder spült er deine wurzel mit den kalten fluthen? 
Es fuhren, es fuhren die weiber des majors, 
Ruder zwei für sich sie machten, 
Ruder zwei, der kahn ward drittes. 
Nahmen so das schöne mädchen, 
Setzten in des kahnes mitte. 

Mädchen, mädchen, warum bist du so betrübt wohl? 
Trauerst du wohl um den vater, mädchen, oder um die mutter, 
Trauerst du um vater, mutter, Schwester, brnder, 
Trauerst du um Schwester, bruder, oder die verwandten? 

Das lied ist noch länger, obwohl Popov die fortsetzung 
nicht kennt. In dem zweiten von ihm veröffentlichten liede, 
welches herr Ardascheff aufgezeichnet hat, * wechseln frage 
und antwort in folgender weise mit einander ab: 
Roi, roi, roi! KißCe vetlXn? 
„ „ „ KiCCe munan? 

— Völes korsni. 
Kuöem tenad vödid? 

— Lisa kimesa. 

Roi, roi, roi! Kiiie vetlin? u. s. w. 
Möskös korsni. 
Kui^em tenad möskid? 

— Sura mos. 

u. s. w. 

1. Siehe Sy iranische räthsel und gesänge, von W. Ardascheflf^ 
russisch in Wologda ^ouverm. zejtiuig für 1859 N:ü 6, 



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41 

Roi! Wohin warst du gegangen? 
Wohin gehst du? 

— Das pferd zu suchen. 

Wie beschaffen ist dein pferd? 

— Mit blässe an der stim. 
Roi! Wohin warst du &c. 

— Die kuh zu suchen. 
Welcher art ist deine kuh? 

-^ Eine mit hörnern, 
u. s. w. 
In dem ersten liede nun tritt uns dasselbe metrum ent- 
gegen, womit Pissa Passa beginnt: ein auf drei bis vier oder 
mehrere trochäen gebautes mass, in welchem daktylen häufig 
den platz dieser einnehmen. Das zweite lied hat strofen 
von zwei oder mehreren trochäen, die mit daktylen abwech- 
seln; ebenso das der bedeutung nach nicht klare bruch- 
stück, welches in folgender weise beginnt: 

Modla polin 

Pan Kinase 

Kod pan? 

L'ok pan. 

Kod lok? 

Bizim lok, 

Kod bizim? 
Vergleicht man hiermit das schwanken der metrischen 
form in den lappischen liedem, besonders die kurzen stro- 
fen in den metrischen theilen der sagen, so ist wohl der 
gemeinschaftliche grundtypus in beiden nicht zu verkennen. 
Das erstgenannte lied zeigt dazu einen ausgeprägten para- 
lellismus in der ausdrucksweise. 

In seiner syrjänischen gi-ammatik hat Savvaitov, ausser 
einigen Sprichwörtern, auch 4 erzahlungen und 16 lieder in. 
syijänischer spräche mitgetheilt, jene in der mundart bei 
Syssol, diese in der um Wytschegda. Sie zeigen vollstän- 
dig denselben Charakter wie die übrigen hier angeffthrten. 
So wechselt z. b. in der ersten erzählung die prosaische dar- 
stellung mit metrischen stückeben ab, in folgender gestalt: 



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42 

Kukku, sar pijanjas! 
Menam kuim vok völT, 
Da ötik vok es lö: 
Ötik vok menam 
Eziä ki^ jmn, 
Möd vok menam, 
Zarni kl^f jilin, 
Kojmöd vok menam 
ZemS'ug ki^ jAin. » 
Ein zweites lied beginnt mit den worten: 

Bobö, bobö! ki'tse vetlin? 
— C'o2ö guö vetll (s. 146); wieder andere: 
Öti Sbi i^fas koka (s. 147) 
und Jen^an, puksi med jugid mestaös; 

Jözäaii, puksi med gaza mestaös (s. 149). 
Mehrere Syrjänische lieder sind durch die Sorgfalt und 
mühe des unvei^esslichen Castr^n zusammengebracht. Un- 
ter seinen nachgelassenen handschiiften, welche sich gegen- 
wärtig in der UniversitätsbibUothek zu Helsingfors befinden, 
ist ein heftchen Syrjänischer hochzeitslieder, 7 an der zahl. 
Zwei von diesen hat Castr^n selbst in schwedischer Über- 
setzung publiciren lassen, in einem der Kalevala nachgebil- 
deten metrum. ^ Man braucht sie nur ein mal durchzulesen, 
so weht in bildem, in dem stets wiederkehrenden paralellis- 
mus, in dem tief wehmüthigen tone und der innigen liebe 
zur mutter und zur heimath, so vollständig man es nur wün- 
schen kann, derselbe geist uns entgegen, welcher auch die 



1. n, Caeeaumon, rpairaaTHKa 3iq)flaHCRaro naHKa, s. 141. 

2. In FosUrllindtkt Album. 3 heft. Helsingfors 1847, s 56-60. 
Man findet dort noch zwei andere syrj&nische lieder, aas dem Helsing- 
fors Morgonblad für 1841 N:o 59 aafgenommen. Sie worden arsprOng- 
lich von prof. Nadeshdin im kalender FTpemaji sapa (morgenrötiie), 
St. Petersburg 1839 russisch mitgetheilt, nach einer aufseichuiing im 
original, die er selbst unter den Syij&nen gemacht hatte. Das erste 
lied hatte die aberschrift: Rami nyf-setad berd-kyf kldigeUed der Syij&- 
nenbraut, das andere: Berd-kyf vok-ly klagelied an den bruder. 



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finnischen lieder beseelt hat. Zur probe fage ich das erste 
dieser hochzeitslieder in deutscher nachbädung hier bei: 

Brautlied* 

Nahm man mir den freien willen, 
Nahm man zärtlich meine liebe, 
Fesselte mein junges köpfchen, 
Hielt man fest die goldnen locken, 
Führt' mich an den fingerspitzen? 
mein vater, mein erzieher, 
Meine mutter, die mich pflegte, 
Bruder, wie der falke muthig. 
Meine eigne, liebe Schwester, 
Vaters bruder, gute base. 
So ihr habet schon beschlossen, 
Haus und hof muss ich verlassen! 

Eben ging ich zu der mahlzeit, 
Nahm den becher, den gefüllten, 
Allen gasten wein ich brachte, 
Schaute an die ganze Sammlung 
Durch die goldnen augenhaare, 
Nahm nicht wahr den guten bruder, 
Fem er ist, der frohe falke, 
Sitzet auf der schwarzen tundra. 
An des dunklen meeres busen, 
Unter Urals hohen felsen. 
Eile her, mein edler bruder. 
Hörst du nicht, ich werd' getrieben 
Von den goldnen heimatsstätten? 
Komm, komm, mein theurer bruder. 
Lagst am selben mutterbusen, 
Komm und siehe, wie ich scheide! 
wähle rennthier' aus der heerde. 
Wähle sechs die allergrössten, 
Schirre sie an einen schütten. 
Bind' sie fest mit schwarzen riemen, 



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44 

Eile daim geschwind nach hause! 
Schäumten hundertzwanzig flüsse, 
Wogten wild die frühlingsströme, 
Hindernd in den weg sich stellend, 
Wie der schwan so leicht dich hebe, 
Oder schnell wie eine ente. 

Holder vater, liebe mutter, 

Treu ich war ja, armes mädchen. 

Immer wie ein söhn gepfleget; 

Warum wolltet ihr die treue 

Dienerin vom hause treiben, 

Fort zu andern, fremden eitern, 

Unbekannten brOdera, Schwestern? 

Mehr als hundertfach so weise 

Mttsste ich, o arme, werden, 

Mttsste stets mein köpfchen beugen, 

Um bei ihnen freud' zu finden. 

Wenn die wonne dort nicht wohnet. 

Will ich an die heimath denken, 

Der vergangnen lust gemessen . 

Bei dem vater und der mutter. 
Der mit dem finnischen übereinstimmende ton klingt 
wohl ein wenig stärker hervor durch anwendung des finni- 
schen metrums, im gründe genommen tritt er uns aber da- 
durch nur klarer zum Vorschein. Auch der paralellismus in 
den auf einander folgenden strofen ist unverkennbar, ebenso 
wie die allitteration in den nachfolgen zeilen. Da die von 
Gastr^n aufgezeichneten lieder in kurzem vollständig veröf- 
fentlicht werden, begnüge ich mich hier nur einige proben 
mitzutheilen. Das oben in Übersetzung eingeführte lied be- 
ginnt mit folgenden strofen: 

Völnäjämij uskedisnis bur völjaäs, 
Njäznäjämij bur njegaäs, 
Jurseänjämij kljenis jursi jiltiäh, 
Kokseänjäm'fj krjen'is menä kokSunj j'iKtiäh, 
Kiseänj tai menä Mjenis kiSun jn'tiäh? 



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45 

Bur zivätäh dumaitema bur aj sjeraminjaäh 
Roditeljä menä dumaitema (eski'djöla mameh 
Jasnej menam dumaitema sökäl vokä 
Rodimajaäh dumaitema käzja coje 
Zon djadj menam laskevei sjera minja'ah 
Djadj pom menam djadjinaäh u. s. w. 

Die Unregelmässigkeit der form ist ziemlich dieselbe, 
wenn nicht grösser, als im liede von dem weidenbaum. Zu- 
weilen ist das mass ein Tierfltssiges trochäisches, mit dak- 
tylen abwechselnd, wie in den letzten versen des sieben- 
ten liedes: 

Ile^ menam koUjem vilä 
Takojd menam ko^t bur jur nojä 
Nn jost mejam das jortjasäk 
Ö'öcah menam bi'd me majasä 
S'ok me vilam in vi^ä ü^iid lögU. 



Wenden wir uns jetzt zu den Mordwinen, um die spu- 
ren der finnischen Verwandtschaft zu verfolgen, so treten 
viele und zum theil bisher unbeachtete thatsachen an den 
tag. In der russischen Zeitschrift Rtiskij Västnik far 1867 
hat heiT P. J. Melnikov eine reichhaltige historisch-etnogra- 
fische Schilderung der Mordwinen veröffentlicht, die er mit 
benutzung der handschriftlichen quellen der russischen geo- 
grafischen gesellschaft zu St. Petersburg verfasst hat. Das 
was er über ihren heidnischen glauben und ihre alterthüm- 
Uchen gebrauche mittheilt, hat J. R. Aspelin später finnisch 
publicirt und mit anmerkungen versehen. ^ Unter anderem 
iührt er auch ein kurzes ersa-mordwinisches lied an,^ wel- 
ches noch bei der mädchenfeier im sommer, in den kreisen 
Saransk und Krasnoslobod des gouvemements Pensa, ge- 
sungen wird. Die meisten Sänger und zuhörer verstehen 
jetzt nicht mehr vollständig den gesang, welcher auch meh- 



1. Kirjallinen Kmikauslekti für 1873 und 1874. 



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46 

rere russische Wörter aufgenommen hat. Man merict darin 
aber noch die spuren des finnischen runometrums und der 
allitteration. Es lautet: * 

Käti käterka mäterka, 

Käterka jaköi siSogolsta. 

Kati siSogolsta, iSuvansta, 

Vai Saratovskoi iTulkasi, 

S^ri koCkeri bdzmaksa, 

Eöta kväbnasa palasa 

K^m kaftova rutäasa 

Vai, päly safa stofiioisa. 

Katri, Eatri kleine wirthin, 
Kleine Katri stolz sich kleidet. 
Geht dann her so stolz und prächtig 
In den strumpfen aus Saratoy, 
In dem schuh mit hohem absatz, 
In der sechsgestreiften leinwand, 
Im kaftan mit zehen falten, 
An dem hemd die spangen leuchten (wie die mor- 

genröthe). 

Auch zwei andere loblieder, welche bei derselben feier 
vorkommen, hat er mitgetheilt; da sie ein abweichendes met- 
rum zeigen, drucke ich hier das erste ab: 

Teyförs ionos Tafanas 

Mesda paro son? 

Pälininsa masynit, 

02a&änsa kuvakat, 

S6Imi nänsa räusat. 

Ein mädchen hold ist Ta^ana. 
Warum ist sie schön? 
Weil so hübsch die kleider smd, 
Weil die ärmel weit und breit, 
Weil ihr äuge schwärzlich brennt. 



1. 1. c. 1874, s. 101. 



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47 

Wir brauchen uns aber nicht allein an diese spärlichen 
reste der alten poesie zu halten, da der noch frisch quel- 
lende bom der volksfantasie immer neue blumen nach art 
der älteren hervorlockt; als alte lieder sind sie doch von 
grossem werth, weil dadurch die herstammung des mord- 
winischen liederschatzes aus der vorzeit vermittelt wird. Be- 
trachten wir näher die zehn Ueder, welche Ahlqvist in sei- 
ner Mokscha-Mordwinischen grammatik mitgetheilt hat, und 
welche er, mit ausnähme der drei ersten, unter den Mord- 
winen selbst angezeichnet hat, ^ so ergibt sich aus dieser 
Untersuchung, dass sie alle metrisch sind und zwar gröss- 
tentheils in Übereinstimmung mit den schon als beispiele 
angeführten bructistttcken. Das sechste lied (Mokscha-mordw. 
gram. s. 133), welches ich hier einrücke, ist vollständig naqh 
Ahlqvists eigener interpunction au^nommen und von seiner 
Übersetzung begleitet, damit ein jeder leser es selbst prüfen 
kann, in wie fem man zu einer metrischen gliederung der 
strofen berechtigt ist. Es ist ein birkenlied: 

Kelu, kelu, akSa kein, 

Keluvlfn kosa gaS^a-vastKts, 

KeluvlüQ kosa kas'üna-vastlfts? — 

Ostu virsa, vir kuSkasa, 

Panda preasa. 

Mastirin perf unksmza, 

Menilin perf taradinza; 

Eäd-lapSkat lopanänsa, 

LokSa-nedSkat ku£unänza, 

Kelu-kuigKrlin panailnza, 

In^an-kotft prea sotksinza, 

Maka-lopat rutsanza. 

Kelut ala rodnik-äsi, 
Äsi& veihtaf pilnoi Cossa, 
Tosnä langa akSa skater, 



1. Aug. Ahlqviit, Tersoch einer Mokscha-Mordwinisehen gramma- 
tik, 8. IX. Die drei ersten stammen aus einer handschrift des Asia- 
tischen museums in St. Petersburg. 



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48 



Skatert laiiksa jakster bratnä, 
Bratnat-esa pitni poila, 
Tantsti purä, 
Puret-esa sijan kafhkä, 
§itnä kofnä koplrsi'nz'iht, 
Melkai täStnä p'iTMnziht; 
Ko äiä Sart, pffits sarf. 

Eiä tosa guTädlndai, 
Cuvanidl'ndai? — 
Murzai-afa gurädindai, 
Murzai-afa Cuvanidindai, 
Murzairäskä soii marhtlfnza; 
Sin kadifz skaindi ozindümasnen. 
Sin molst kudu, kutsa kullfst 
Vehksa tsorasna, vehksa ervänäsna 
I vehksa uniksna; 
Estan sin n^Ytst skaindi ozindYmä. 

Eine birke, eine birke, eine weisse birke, 

Wo ist der birke geburtsort, 

Wo ist der birke wachsthumsort? — 

In einem grossen walde, in des waldes mitte, 

Auf einem httgel. 

Um die erde (gehen) ihre wurzeln, 

Um den himmel ihre zweige; 

Ihre blätter (sind) so gross wie handflächen, 

Ihre kätzchen so gross wie Peitschenstiele; 

Von birkenrinde ist ihr hemd, 

Spinnengewebe ihre kopfbinden, 

Mohnblätter ihre Schnupftücher. 

Unterhalb der birke (ist) ein quellbrunnen, 
Der brunnen ist bedeckt mit gehobelten brettem, 
Längs den brettem ist ein weisses tischtuch, 
Auf dem tischtuch ist eine rothe holzkanne, 
In der kanne ein kostbarer trank, 



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49 

Wohlschmeckendes honigbier, 

Im honigbier ein silbernes schöpfgeiass, 

Sonne und mond sind (abgebildet) auf dessen boden, 

Kleine steme auf dessen griff; 

Wohin die sonne sich wendet, wendet sich dessen griff. 

Wer spazirt, 
Stolziert dort? 
Ein alter Murza spaziert, 
Ein alter Murza stolzirt. 
Seine gemahün (ist) mit ihm; 
Sie haben auügegeben ihre Verbeugung vor Gott. 
Sie gingen heim, zu hause starben 
Ihre neun söhne, ihre neun töchter, 
Ihre neun enkel; 
Da fingen sie an sich vor Gott zu verbeugen. 



Man kann es durchaus nicht leugnen, dass das ganze 
lied noch näher mit den finnischen übereinstimmt, als die 
proben Syijänischer lieder. Und so verhält es sich auch mit 
den übrigen Mokscha-Mordwinischen liedem. Was den Ersa- 
Mordwinischen dialekt betrifft, so hat Beguly in diesem so- 
wohl märchen als lieder aufgezeichnet. Neun solche lieder 
sind von Budenz in seiner Sammlung von Ersa mordwini- 
schen märchen und lieder (Ersa-Mordwin mesek es dalok) 
aufgenommen. ^ Überhaupt zeigen sie denselben Charakter 
wie die Mokschalieder: das aus vier trochäen gebildete mass 
wechselt mit kürzeren und längeren strofen, wo auch zuwei- 
len eine silbe fehlt oder daktylen eintreten. Sowohl aUite- 
ration als parallelismus sind reichlich vorhanden und voUstän- 
dig ausgebildet, wie schon Budenz bemerkt hat (s. 113). Ich 
erlaube mir auch hier einige belege anzuführen: 

Mäzd^n paro Puzan pak^? 

Cirev 5amav pandopf av, 

Lejev latkov üämapfav; 

Sijaks £udi vädneze, 
1. In NyelTtttdom&nyi Közlemönyck Y, 1866. 



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50 



Slfneks lisi li^mapfazo. 

Pok§ bojar Pozan pakäant sajsazo, 

LatßoYskoj bojaravaiät marto ^ u. s. w. 

Warum ist so gut das Puza-feld? 
Weil es Seiten bat und httgel, 
Bäcbe, thäler und auch queUen; 
Wie aus silber fliesst dass wasser, 
Wie aus gold die quellen sprudeln. 
Ein bojar nimmt ein die Puza-felder, 
Mitgift mit dem weib aus Latischovski. 

Ein anderes lied beginnt: * 
Tefkaj, tefkaj, teCkaj, 
Te£kaj ramak monen poUnel 
Polaä paro ulize, 
PoM Ic&iizl rungozo, 
Öta-tolks palust selmenzi* u. s. w. 

Väterchen, Väterchen, mein Väterchen, 

Bringe mir eine braut! 

Die braut mag gut sein, 

Der körper der braut mag tanzen, 

Die äugen leuchten wie kerzen. 



Hin und wieder finden wir noch in der finnischen poe- 
sie spuren derselben abwechselnden form, wie z. b. folgende 
Zeilen in einem märchen: 

Tii tii tiainen, 
Vati kuti varpuinen: 
Pane oksa olkahasen, 
Pää aseU pälkähäsen! > 
d. i. 
Ti ti sagt die meise, 

1. Nyelvtud. Közl. V, s. 111. ' 

2. 1. c. 88. 

3. Suomen Eansan Sati^a ja tarinoita Helsinki 1852 ?• 10. 



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6i 

Vati koti der sperling! 
Setze einen zweig unter den Schneeschuh, 
Das ende desselben auf den fussplat^; 
oder auch zwei daktylen in einem verse: 
Tule ihosi imettämahän. ^ 
Komm deine Schönheit (eig. haut) zu bewundem. 
Auch unter den Sprichwörtern kommen ähnliche ab- 
weichende strofen vor: 

Tikka kirjava metsässä, 
Ihmisen ikä kirjavampi. — 
Bunt erscheint der specht im walde, 
Bunter noch das menschenleben. 
Oder: Itkisin, itkisin kuUastani, 
Vaan en saata nauroltani. 
Weinen sollt' ich um meinen geliebten, 
Kann vor lachen gar nicht weinen. 
Wie aus den liedem der verwandten Völker hervorgeht, 
kann man diese freiere gestaltung des metrums keineswegs 
als eine neuerung ansehen; sie kommt vielmehr unter den 
benachbarten stammen gerade in den ältesten liedem vor. 
Neus hebt dies in betreff der älteren Volkslieder der Esten 
speciel hervor. Er gibt als eigentliche gmndlage des maas- 
ses die vierfussige trochäische zeile mit schwachem ausgange 
an, welche sich im ganzen in den elegischen liedem am eben- 
massigsten herausstellt. „In andern liedern, fttgt er aber 
hinzu, die einer lebhaftem bewegung fähig und bedürftig sind, 
mischen sich besonders daktylen vielfach ein, vorherrschend 
aber in der art, dass die zeile stark abschüesst, sobald ein 
oder mehrere daktylen in ihr vorangegangen sind. Am häu- 
figsten macht sich also folgender gang geltend 

_w|_w|_w|— w|- 

Andere ausweichungen, wie ^ ^, 

erscheinen seltener". * 



1. 1. c. 85. 

2. Ä N0M, Ehstnische Volkslieder. Reval 1850, s, IV. 



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53 

Beispiele solcher verse findet man häufig in der Samm- 
lung Neus': 

s. 16: Bisti tantsi tantsigem, 
Söre liva sötkugem! 
Tuli ku endiselle 
Vie kümmene hobose, d. i. 
Auf, und tanzt den kreuzes tanz, 
Stampf den straffen sand! 
Kam der mond heran zuvörderst 
Mit fünfzig rossen. 

s. 28: Oli mul | kolme | venna-|kesta, 
Übe mina | saatsin | kaijas-lmale. 
Lähme, i lähme, | jouame, | jouame. 
Drei der lieben brüder hatt' ich, 
Einen sandt' ich hin zur herdenweüe. 
Gehn wir, gehn wir, eilen wir, eilen wir. 

s. 34: Ise ma | nutsin | ise ma | nörksin, 
Ise ma | käisin { kosja | teid. 
Aasin | neio | asja | teid. 
Weinete selber, wandte mich selber, 
Selber fuhr ich des freiens wege, 
Wallte der brautumwerbung wege. 

s. 74: Sirise | sirise | sirpi-|kene, 

Kelise | kelise | kövera | rauda. 
Sause, sause, sichelchen. 
Klirre, klirre, krumme^ stal. 
Die äussere form der lappischen poesie erweist sich 
sonach durch alle diese auszttge als uralt: auf grundlage des 
überhaupt trochäischen rythmus der spräche hat sie sich, 
durch alliteration und paralleUsmus gehoben, zu einem frei 
behandelten metrum entwickelt, das sich noch nicht in die 
strenge gliederung der finnischen dichtkunst festgesetzt hat. 
Wir finden also die finnischen Völker schon bei ihrem ein- 
tritt in Europa sich das leben durch gesang erheiternd, eine 
ansieht, die auch anderwärts durch die von Reguly unter den 



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53 

Ostjaken aufgezeichneten zahlreichen lieder bestätigt wird. 
Wenn wir in den behandelten motiven in grösserem maasse 
keine ttbereinstinunungen finden, so ist wohl dies weniger 
befiremdend, da die betreffenden Völker schon etwa zweitau- 
send jähre den grössten klimatischen Verschiedenheiten aus- 
gesetzt waren und fem von einander lebten. Und doch feh- 
len derartige Übereinstimmungen nicht gänzlich; auch die ge- 
sänge der Samojeden und Tataren stimmen mit den finnischen 
ttberein (Castr^n, Reisen V, 112). 

Der beld des ersten epischen gedichtes ist ein „sonnen- 
sohn"", aus einem geschlecht, von dem sagen über ganz lapp- 
land verbreitet sind. Schon Tomasus ' erzählt von einem in 
Peldojärvi wohnenden reichen läppen namens Peder Päwiäy 
der 1670 starb und viele söhne hinterliess; er hatte mit sei- 
ner ganzen familie lange und treulich seinen seita, schütz- 
gott, verehrt. Ga^tr^n führt die feierliche Versicherung der 
läppen selbst an, dass die Päiviös lappischer herkunft seien, 
obwohl sein eigener, dort ansässiger finnischer Wegweiser, 
der sich zu derselben familie rechnete, ihre herkunft aus 
Karelien herleitete. ^ Friis sagt, dass die sage von einem 
berühmten geschlecht Bäive^ Pave^ Fäiviö oder Päiviä sowohl 
im Finnmark (Norwegen), als im schwedischen und finni- 
schen Lappmark verbreitet sei; ' dagegen behaupten Ande- 
lin^ und andere dass es ein finnisches geschlecht sei. An- 
dererseits haben auch die Karelier sagen von den kriegeri- 
schen thaten dieses geschlechts und Kalevala nennt Päivüä 
und Päwän paika als feinde des Ealeva-volkes. Man mag 
nun über die historisch auftretende familie denken wie man 
will, so viel scheint doch sicher zu sein, dass die traditio- 
nen sowohl der läppen als der finnen darüber eine mythi- 



1. Joh:s Tamceut, Beskrifiiiiig öfver Tome& och Eemi lappmar- 
ker; schon 1672 yerfasst, aber erst 1772 in Stockholm herausgegeben. 

2. M. A. C<utr4fh Nordiska resor och forskningar. I. Helsingfors 
1852, g. 14 ff. 

3. iViif, £!n sommar i Finnmarken, ryska lappland och Nord- 
karelen. Stockholm 1872, s. 63. 

4. A, AndsUn, Kertomus Utsgoen pitflj&stft, Snomi 1858, s. 199 



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54 

sehe unterläge haben. * Ich bin daher geneigt diese mythi- 
schen anschauungen ziemlich weit in die Vergangenheit zu- 
rttckzuschieben, um so mehr, da auch die lappischen mär- 
chen vielfach ähnliche züge aufweisen, wie die im gedieht 
päiven pame vorkommenden. So nimmt ein meermädcfaen 
einen Jüngling auf ihre schultern und bringt ihn zu ihrem 
blinden vater, welchem der jUngling einen drachenanker zum 
anfassen reicht. Er erhält dann gold und silber, wie der 
sonnensohn. ^ Ein anderesmal werden die rissen zu felsen 
verwandelt, da die sonne sie beleuchtet; » die tochter des 
Sonnenkönigs wird mit einem jüngling verheirathet und sie 
kommt in schwanengestalt, auf einem schiff, das in die luft 
fliegt; * später als er zu ihr kommt, steht sie an einer quelle, 
kleider waschend. * Der schluss des ganzen liedes erinnert 
stark an die anfangsstrofen der KuUervoepisode (Kalevala 
31), wo von den drei brtidem erzählt wird, wie ein adler den 
ersten nach Karelien führte, der dritte aber zu hause blieb. 

Noch mehr anklänge an Kullervo bietet aber Pissa Pas- 
sas söhn. Auch sein vater wurde vor seiner geburt erschla* 
gen, er wächst heran, ihn zu rächen, wie dieser. Die worte, 
welche er der mutter auf ihre antwort, dass er kernen vater 
habe, zuruft: 

Die birkhenne hat den birkhahn, die auerhenne hat ihren hahn, 
Die schnehenne ihren hahn, die rennkuh den ochsen, 
Die bärin hat den bär, das elenthier den elentochsen. 
Auch ich habe nicht den Ursprung aus stein oder bäum! 

sind sie nicht aus derselben Stimmung hervorgegangen» 
die auch KuDervo dazu bewegt auszurufen: 



1. Catirdn 1. c. 8. 15. 

2 IHitf Lappiske eventyr, 34. 

3. 1. c. 145. 

4. Vergleiche im finnischen Hiisis schiff, Suomm kaman SiUuja 
ja iarinaUa, I, 8. 37. Ähnliches kommt auch bei den Samojeden vor. 
In der Edda finden wir viele dergleichen yorstellungen : feindliche we- 
sen, von den Sonnenstrahlen getroffen, werden zu stein Terwandelt» 
Jungfrauen kommen in schwanengestalt oder fliegen in der luft, ygU 
Helgakridha, Yaulundarkvidha u. a, 

5. l c. 152, 159. 



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55 

En tieä tekjjätäni, Kenn' ihn nicht, der mich geizeuget, 

Enkä tunne tuojoani, Die nicht, welche mich geboren, 

Lieko telkkä tielle tehnyt, Ob die ente an dem wege, 
Sorsa suoUe suorittanut, In den sumpf die gans mich setzte, 
Tavi rannalle takonut An den Strand der wasservogel, 
Koskelo kiven kolohon. ^ Ob der taucher zwischen felsen. 

und die ich früher auch in Kalevipoeg nachgewiesen 
habe. • Ein brod spielt auch hier eine bedeutende rolle, und 
erst nachdem der jüngling seine stärke in anderer weise ge- 
zeigt, zieht er in den krieg. Dass gerade dies gedieht aus 
einer sehr alten zeit stammt, beweist auch das vorkommen 
älterer formen, welche, durch das metrum geschützt, sich im 
gegensatz zu den in der gewöhnlichen rede vorkommenden 
bewahrt haben. V. 152 steht andegaksi, welches einem Yep- 
sischen andegeks = fin. anteheksi vergleichbar ist, während 
es gewöhnlich wie im v. 163 andagas heisst; so auch v. 163 
puorebäksi. 

Das märchen von der Schwester der sonne, binvaS oabba 
(morgenröthe), welche ein jüngling küsst und zum weib nimmt, 
nachdem er ihre andere Schwester, die abendröthe, nadi 
hause gebracht hat, erinnert an die estnische sage von Kait 
and Ämarik, morgenröthe und abenddämmerung, ist aber mit 
anderen sagen gemischt; diese anschauung ist doch bekannt- 
lich auch unter den arischen Völkern vielfach verbreitet. Ein 
riese, der einen läppen todt geschlagen hat, verbirgt sein 
„leben*^ oder seine seele in ein ei, welches in einer henne, 
diese in einer tonne u. s. w. auf einer insel, in einem bren- 
nenden meere liegt. Es gelingt aber dem söhn des ermor- 
deten das ei zu zerstören, und nun stirbt auch der riese. ' 
Ähnliches erzählen die Samojeden von sieben brüdem, welche 
ihre herzen aus der brüst nahmen und auf die Zeltstangen 
hängten. Als diese zerstört wuiiHlen, starben sie auch sel- 



1. Ealevala 84, 70. 

2. 0, Donner, Ealeyipoeg jamalaifltaruUlselta kannalta. Saomi 
1866, 8. 158. 

3. IHis, Eventyr, s. 45. 



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56 

ber; ein anderesmal hat man die seele eines Samojedenwei- 
bes in einem beutel, die herzen anderer schweben in der 
luft. * Eine wie es scheint specifisch finnisch-lappische Vor- 
stellung ist die in Päiven neita vorkommende, wenn die son- 
nenjungfrau ihrem mann den rath gibt die htttte überall wohl 
zuzudecken, damit die himmlischen lichter nicht hineinleuch- 
ten mögen. Da dies doch geschieht, verschwindet sie wie 
Tapios tochter in dem finnischen märchen von Lippo und 
Tapio. ^ Hier wird noch ausdrücklich hinzugefügt, dass das 
lappische volk aus dieser ehe stamme; Sonst findet man in 
den lappischen märchen viele Vorstellungen, die nicht nur in 
finnischen, estnischen, mordwinischen, ja samojedischen mär- 
chen wiederkehren, sondern schon so zu sagen ein allgemein 
menschliches eigenthum geworden sind. Ein junger läppe 
sieht drei schöne mädchen aus dem meere kommen; sie le- 
gen ihre kleider ab und gehen schwimmen. Indem er die 
kleider eines der mädchen behält, zwingt er sie sein weib 
zu werden. ' Ähnliches erzählen sowohl die Finnen ^ als die 
Samojeden. ^ Lappische, finnische, estnische, samojedisehe 
uhd auch andere sagen schildern, wie einem mädchen und 
einem Jüngling ihre flucht vor einem riesen oder einer riesin 
dadurch gelingt, dass sie einen Wetzstein, eine flinte, einen 
kämm und derartige Sachen hinter sich werfen, wodurch bei^e, 
Wälder und seen entstehen, die den Verfolger aufhalten. Fiae 
mordwinische sage erzählt von einer eiche, welche bis zum 
himmel empor wächst; ^ das schon angeführte lied lässt eine 
birke ihre wurzeln um die erde, ihre zweige um d&i him- 
mel verbreiten. In einem mordwinischen märchen lernt ein 
junger mann, ganz wie in einem entsprech^den finnischen, 
die spräche der thiere und vögel u. s. w. Unter solchen, 



1. (kuirin, Samojediska sagor, in seinen: Ethnografiska f&relAs* 
ningar. Helsin^^ors 1857, s. 183, 186. 

2. Suomen kansan satiga. Helsingissä 1852, s. 8. 

3. .FW«, Eventyr, s. 27. 

4. Saomen Kanaan Satijga. 

5. Cattr^, 1. c. 183. 

6. AJUqvitt, M. Mordwin gram., s. 109, 



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57 

die in ganz Europa von Ungarn bis Frankrdcli und Norwe- 
gen bekannt sind, hebe ich nur die lappische sage von Ha^- 
öis'ääne hervor, welche man ziemlich treu in „der aus dem 
meere gestiegenen Jungfrau'^ (merestä-i^ousija neito) wieder- 
findet Wie Friis bemerkt, entspricht die HaöHs-ädne der 
finnischen sycjäiär (die fresserin). 

Besonders beliebt sind unter den läppen die thierfa- 
beln, wie es tiberall bei finnischen Völkern der fall ist. Po* 
pov erzählt, dass alle echt syrjänische sagen, wenigstens 
nördlich unter den Petschorem, nur von thieren und vögeln 
handeln, und Ahlqvist theilt einige der Mordwinischen mit. 
Was aber besonders häufig beim ganzen finnischen Völker- 
stamm vorkomt, sind die Zauberformeln, durch welche die 
„weisen^ grosse thaten volUÜhren konnten, so dass sie sich 
grossen ruf als zauberer sowohl bei den skandinaven als rus- 
sen erworben hatten. In Lappmark glaubte man dass sie 
durch leseny d. i. lesen von zauberformehi, allerlei krank- 
beiten heilen und auch gespenster vjertreiben könnten. ^ Da- 
bei kam früher oft die zaubertrommel zur anwendung, wie 
auch die Samojeden den Ursprung der krankheit mit hülfe 
dieser trommel zu finden suchen. Bei den Permiem hatte 
vor vierhundert jähren der bischof Stefan viel mit zauberem 
zu schaffen» und noch heute trifft man solche, die sich einen 
grossen rühm erworben, besonders in Pinega im Solvytsche- 
godschen kreise und in Udora im Jarenskischen. ^ So viel 
mir bekannt ist, hat man doch von ihren Sprüchen und ge- 
beten nur in Finnland und Estland gesammelt; ein vergleich 
im einzelnen kami daher noch nicht gemacht werden. 

Hier ist nicht der platz auf die vergleichende mytho- 
logie der finnischen Völker näher einzugehen. Da doch in 
den nachfolgenden lappischen gesängen einige göttemamen 
vorkommen, kann ich diese frage nicht ganz unberücksich- 
tigt lassen. Die benennung für gott, Ip. Ibmdy jubmel = f. ju- 



1. P. Bögsträm, Beskrifiimg öfver de tili Syeriges krona lydande 
lappmarker. Stockholm 1746, s. 167, 199. 



Z. Jlononj 3ufm^ n SapsicKift spat, 8. 17. 



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58 

fHoia, igt schon von Castr^n, als ein gott des hinunds und 
des donners, mit dem öeremissischen juma und Samojedi- 
schen num identificirt; * später hat man das wort jumc^jam 
in der bedeutung gott bei den Mordwinen, Wotjaken* und 
auch Syijänen ' geftinden. Aber auch andere götterverstel- 
lungen waren von dem ungetheilten finnischen volke wenig- 
stens theilweise ausgebildet. Ilmarinen, der in der luft woh- 
nende gott, welcher später im finnischen epos eine so grosse 
rolle spielt, tritt im Pissa Pa§sa-liede als Umaris oder 11- 
maraööe, vater der luft, auf. Wenn auch die betrefifenden 
strofen nur in Nordlappland gesungen werden, so ist doch 
sein platz auch als lappischer gott durch vielfache andere 
zeugen gesichert. Die Wotjaken brauchen dasselbe wort 
Intnar (= Bmar) jetzt als gott im allgemeinen;^ früher 
wurde er als gott des himmds verehrt. ^ Unter den gott* 
liehen wesen der Permier nennt man Vqj-pd^ von dem man 
sonst nichts weiss, übersetzt es aber: NörcUiches ohr (pdg 
heisst syrjänisch ohr, lig[). peJje). ^ Ich möchte es aber mit 
dem läpp, pele seite zusammenstellen, wodurch wir einen aus- 
druck hätten, der vollkommen zum lappischen ija pele^ die 
nördUche, nächtliche seite der weit, stimmte und sonach 
wohl einen herrscher dieses welttheils bezeichnen konnte, 
wie Pissa in der ersten zeile dieses liedes genannt wird. Bei 
den Ersa-Mordwinen heisst pae oder öcm^paz der höchste 
gott, welcher die weit imd die mutter der übrigen götter 
geschaffen hat; die Mokschas behaupten, dass er auch schiffe, 
rüder und segel erfunden habe« ^ Wenn man nun auch in 
diesem namen keine ähnlichkeit mit dem finnischen stm^o 



1. Cattren, Finsk mytologi. Helsingfors 1853, s. 18. 

2. Vgl. Donner, Yergl. vörterbach der filmisch- agrischen spra- 
chen. Helsingfors, 1874, s. 107. 

3. Jlanoez, 1. c. s. 18. 

4. CattrSn, 1. c 316. 

5. ^. Ocmpaeeiciü, Boraui RasaHCBOH rytSepioH. In den Schriften 
des natnrforschervereins zu Kasan. lY. 1. 

6. Jl<moe%i 1. c. 

7. Kuokauslehti 1873, s. 141. 



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69 

finden will, welches nach älteren quellen auch saimpas ge- 
nannt wird, so steht es doch fest, dass die Mordwinen ein 
wort für gott brauchen, nämlich pais, welches sowohl finnen als 
läppen zur bezeichnung des heiligen, abgesonderten anwen- 
den. Nach Högström werden sowohl die götterbilder aus 
holz, als auch die steinernen seita's passe, hasse, bisse ge- 
nannt. ^ Es ist das finnische pyM, das man als epithet je- 
dem verehrungswürdigen gegenständ, quellen, seen, hainen, 
ja jumala »elbst gibt. Möglicherweise ist selbst piäSa sowie 
paS$a nichts als eine andere form desselben wortes. 

Stellt man alle die oben angeführten thatsachen zusam- 
men, so kann wohl niemand an das Vorhandensein gemein- 
schaftlicher mythischen Vorstellungen, märchen und lieder 
bei den finnischen Völkern zweifeln, ehe sie sich von einan- 
der verzweigten. Das aus der vorzeit mitgebrachte gut hat 
ein jedes volk in seiner weise zur höheren entwicklung aus- 
gebildet. Da aber die geffihle und gedanken der jugend noch 
im reiferen mannesalter ein wesentlicher theil des geistes- 
inhalts eines jeden individuums sind, so wird man wohl noch 
lange unter den finnischen Völkern ihre geistesprodukte sam- 
meln müssen, ehe man ein vollständigeres bUd ihres ursprüng- 
lichen kulturzustandes zusammenzusetzen vermag. Die nach- 
folgenden lieder liefern einen nicht unbedeutenden beitrag 
zur kenntniss der schöpferischen fantasie der läppen. 



Das in den liedem gebrauchte transscriptionssystem ist 
wie folgt, Fttr die vokale ausser a, o, e, i, ö, ü: ä der 
breite für die finnischen sprachen eigenthümliche e-laut, der 
weiche gegensatz des a welchen Friis mit ۧ wiedergibt; a 
ein zwischen a und ä liegender laut, den Friis in seiner 
grammatik mit ä bezeichnet, in der schrift aber nicht an- 
wendet; ö der bekannte zwischen o und ö liegende estnische 
laut; u der breite fin. vokal, änhnlich dem deutschen u und 
im schwed. bonde; u wie das schwed. u in imru; 7 ;=: das 



\. p. Bo^strömj B^^knfiänf, s. 18|. 



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60 

ross. dunkle n. Unter den konsonanten sind bemerkenswerth: 
X = russ. X, arab. ^, der tief gutturale haucWaut, g oder 
y = ^, dessen entsprechender weiche laut, wie im deut- 
schen nagen, sagen; n :=• guttural nasal; ö = poln. 8, russ. ^ 
diButsch tsch, $ oder j .— dsch, engl, j; c =z ts; g =^ ^/ 
ä =z engl. 5Ä, russ. m; z = franz. jeune, russ. a; z zu franz. 
z, russ. 3; l =: das harte engl, th, modern griech. ö*; d =: mo- 
dern griech. *, engl, weiches th in the. Bei mehreren kon- 
sonanten ist ' als zeichen der erweichung (mouillirung) ange- 
wendet. Das ' bezeichnet eine gelinde aspiration und ent- 
spricht in anderen lappischen dialekten des pluralzeichen Je, k 



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Päiven Parne'. 

Poddasisn p&rne' Uen tülen, 
Neita' lin yänesa' olmait. 
Tauta li nisonems tältam, 
Varraitas vuoJotam akti. 
Eine li nammatam knoUams, 
EaDeskuKam laugam, pi^pmam. 
Kuh kalles kedkamems öekSai 
Sahkajahlejustejastas 
Siggasisten süöpis süoiia\ 
10. Sahkejas leikeli mielait 

Eallapärdnin matteren maddui. 

Jahta lei jahtam, säga li pi^ggam: 
Tawelen nuoratum nasten, 
AUelen päiven ja mänun, 
Silpa-koIIe-juova arek, 
Aren-kedge, aya-kedge; 
KolTe küa, silpa sila, 
Mara-kaise' kowaides kähöe\ 
Psdyesa' mänusa' naste' 
20. Kika', kilte', müotoses moije'. 

Päiven päme laivems lüotä, 
Oivamus olmaites valtä. 
Pi^ggapa poijosit possuht, 
Jahnapa vatnasam vüojet, 
Paru' podnit pätertahte', 
Skerruska meüasem mäöu, 



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63 



Lölat laivem lafferdattft 
Meddelen mSnun, meddelen 
Päiven paitejen skerrun. 

30. §atCai manu, Sattai päive 

Nuorta-nasten unneka^Sain; 

Muhtatallä stüorap päivin 

Öuoukasin jä5a läjin, 

Ruöpsahahtä, (almetahtS. 

Jspit pira jaukasien, 

Te te vimak mamgu£asi 

Jehtanan rabda rapasi, 

Öalmai saimahi aUehahti. 

Neita nüora jehtanasen, 
40. Öalmetes aijan aine körij, 

Svaiterin piktasit pessa, 

Öolkusahtä, cäpmaöahta, 

Nöruhta korkuhta koröims, 

Nabbudallä iabbudalla, 

Nammositis lialkutalla, 

Vuöinuimtis vüutalla, 

Cu6ugitis ceggesti parnai: 
„Eustis pötahk? Kännes ohtsahk? 

Tuonen tälun, Päive-parnaö? 
50. Ah&tsamma jükamussain, 

Allasamma öammamussain, 

Veirjaitämma vaiven tuölgin, 

Makaitam mallasen ärin?'' 

Päiven päme: 

„Särakkam sari ahCastam 

§aöpis süonait, faggai famuit 

Nidöe-ednest ahmest masü, 

Uksa-Akkam melkin meidai, 

Leikisti cahkasam mielait. 
60. Ohtdom okten ö^udeüem, 

Morrasam möSujit mielait, 



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— j 



63 



Vnotnm jelem jsmem kuöimem, 
Mietalahkin atnaleijem, 
Vuösstalahkin vnörgalegem, 
Vaimupaki^asin tuölgim, 
Vaiven müofflsn öijadeijem, 
Sälahaisn, jüokuisn üalmebälastallTm, 
Supmaisinne aimun tfetum, 
Tuokasemehn puölvan jotkum." 

70. Jehtan neita: 

^Tie täJ varrama' vamße', 
Neitan püoiina' pa\janahi^e\ 
Miäla^am mü moddusien. 
Mastatemen varrastemen, 
Mastat^men vaimuitemen, 
Vaiveitemen yüoluitemen, 
Vierasa^an etnajfen kuödda! 
AhSasäsam püorrasEsam 
§uga£am sEvuitam sarnum, 

80. Kaknelam karrasam käjum 
Etnasam säddui pessi vüölin. 

(Jehtan aigü sü porrat; halpeden:) 
Pötus päggan päive pErnen 
§üöpis süonan süorma kouka 
Käsa^attun ketaitemen, 
Koppan suorma' soijeleppu', 
Eoppan öüde' Caugeseppu'! 

(Neitap aija-röutem atnelisli.) 
Jehtan: 

Kallepa karrasa^ oitu 
Päive-pelen suörma-süona', 

90. Päive-parnen koura kouka\ 
Vuöitas-tutno süongo-miedain, 
Tärve-tutno süongo-süruin, 
Obbo-kaja kaskes-tahkin. 

Vühüi te lal vüolatuovas-, 
Karra skure kSvehtüvaß, 



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64 



Müoran, küofen vuqja yuogi, 
Vaimui vieks, nnörenahtä. 
Aija-röntim rapmainis rohll, 
Pevastalla, pahkastalla. 

100. Öalmetas {uöugatas a&i 

önojf^etahtä, äübketahtä 

Fälan, 5acen haltien, tuöljen 

Nalne, £eh5erit cala£ä, 

Mälidaskan mastatallä, 

Kietalt keti, vatmlt yatmai, 

Cumma-Snolmait iuolmad. 

Polpit polhturit pEtertahtä, 

Kietait (noppa, {nolmait suöddä. 

Häja-kepmit ceggin, ka3ln. 
110. Aile snaldu podnej&ses, 

Aine süonen suöppejäses, 

Aine aime ketasas 

Bnjum ratkä. 

Verva-jüovaist kolle-kairuit 

Ö96ldetahta, knoddetahts, 

SUpä-sinttait süketahtä. 

Neitsus vaimu pälalahkain, 

Tuorris, parris pälalahkain 

Ruöivasa söjeken sisa, 
120. Lodfulaiven kuongar kaski. 

Jehtan ksjßiR: 

„Läkus vatnasin vielan väre, 

Kuottako (vu6lgi) vüojejat viele?" 

„Kallepa väre." — Jah vielepa vadda'. 

(Morse) 

Son ueitakämakit kah&ata, 

Nuppen einen vaijuit vuörkki. 

Veres velji passims passuht, 

Öegusist {autakam tostü. 

Kolmit Idsait kaska-kotist 
130. Kuöttita, nuorai käasist/ 



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65 



(Akte allik, nuppi ruöpsis, 
Eolmad velgad;) kolme' {uöbne*. 
Räfe' toru' tolla' varra' 
Tüonek ja teute ja rohtu; 
Lauga-linen kolma' {n6lina\ 
Särakan, Uksakan, Madderen, 
Rapki ja pägga ja Tiru; 
Eolma polpir' polpirtüvin 
Madderakan vnorkka tüokan. 



140. Pärne'pa pötein pütuist 

Noijun, norcun, fSüas-kuolin.'^ 

Ohtsolin oppas. — Koppas? — 

Koppas kaska-kötin faurus? 

I gaun iisi kuh sa^e. 

Kännes piävas nalkitaoyai, 

Kuht ohco hapsasit kesi, 

Kesa kete kaikaluovai, 

Kutti olma orkkuit äni, 

Olma-tuojit tükuratti, 
150. Eutü neita nüoram stökat 

Uksakan uksakit naukä? 

Jehtan: 

„Päiven päme, poijus porri.* 

Sä^in ve^je' vatnasems vaulai 

Tolvolit, toredit Buoraniy 

Mahtsatit massatum morbmim. 

J5 kfilu^ ainiin spohkasa', 

Jö kfilu' korven tiCasa', 

Höla\ hümaha', pärun paukasa\ 
160. Neitevtiots vuöstes £uölbmain luöittä. 

Tasti p&gga poijosit püsi, 

Jahnam jauhkasahta, 

Päruit paiskasahtS: 

Tepe te jehtena' päce'. 

ÖamkaGn 2üdedas airuit, 

Pevasa' pohSasin Sahnist, 



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66 



Holme, hastem, nihtem, aitem, 
Sappi sfidda, möre tnoltä. 

Morssi mäkuites muittä, 

170. Öalme' Jeske', vaimu vuojestallä. 
Häja juoyagit hälida, 
Nita nastE, ruota pouma, 
Puölva-varra' vajaltnöve', 
Irkasas kähCa, psjahalla: 
„Läkus vafnases päggaban väre?" 
„La (uölta, lä kainu lä kertis.'' 
Leipe-linen öuölmam luöittS: 
Tepa te allatak alki 

180. Mära mänait pai|jatallai, 
Poijasita pohtannahtä. 
Yelja' Yuöinusas päcin. 

Varra tn6ltä, kostu kaihkä, 
Valtin mangemus ftmuitas, (outi) 
Varra piewasit nämalin, 
Keta' kahöu', selge' söke', 
Eouru' karrin, kacmln, ceggin. 
Pahtse pahkan, vantsa vuojä, 
Avageijan Eltu' i^uoppadallin, 

190. Jö vast joksen joksekötin. 
Morsse: 

„Enapkus vatnasin vare, 
Kertüko karrasub möke?** — 
Linis kn6ktanem Snölmam {nölls: 
ümara^^a jö ji5 ourui, 
Almen radien oivamus oirje. 
Alme kaskenfnnörtta okten 
Vlrum turgl, aulolkit soijoht, 
Sattu slaivait 6laivahaht&, 

200. Eahpahahtä, kaltahahtfi. 
Yelledi jlöa pahatari 
Vatnasen vuollemus potnai, 
Öalmitis, {üonitis {akai. 



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67 



Payanem päiven paitist 
VeQaSa' korrin kaisai, 
Eah5aman koppasan oppas. 
Päiven paittu suddadisti, 
Eedge-kalluin karradisti. 
Valdn vel udne aii voinu', 
310. Veikke vatnas yirtui lassain. 

Ailjadahkaii, vuofieldahkan 
Naine somattin morssem, 
Unnoi olmuSen ütan. 
Aide arkon akSuin uksait 
Kayedien, kobdadien, 
Stopuit stüorudien. 
Son tie kn6tti päive-parnit, 
Son tb kn6tti kalla-parmt. 



Nokkoi Bn6hten mangemus 
220. Valduk-TOO&ittallajin, 

Nuppe suor le kaijelpelm, 
Nuppe hajesi oijaS 
TaSai ja Jütesi däbbeln. 



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Anmerkungen. 



In den anmerkungen bezeichnet G. das manuscript Grön- 
lunds; M. theils bemerkungen von pastor Mörtsell in Mala, 
theils beim Pischagesang seine aufzeicbnung; L. erklärungen 
von A. Laiti. 

1. tülen, scbw. läpp, gewöhnlich tuole adv. non ita pridem. 
Utsj. dial. hat tolin ehemals. 

3. Schw. läpp, wäre dies: teudo li nisunehs täddam ein 
mann hatte sein weib gedrückt. Eine Variante hat: 

olma li nisonems tätlam, 

olma lI kuinams li känam 

ein mensch hatte sein weib (schw. qvinna) umarmt 
In Herjedalen sagt man lieber lei = li, so auch an fol- 
genden stellen. 

4. vuotjohtam G. 

6. Der Heijedal-dialekt hat im accus, immer 6, wo der 
übrige süd-schwed. dialekt ein m, und der nördlichere 
n zeigt. 

7. Var. Kuh kalleskuiSe (der mann) li Jeköai. 

8. — ^astam. 

9. In Heijedal: Suggasisten (aus der bäckenhöhle), so auch 
im MS Grönlunds. 

10. G. sahkejam. 

11. madderen; G. hat: kallabamei maddam maddoi. 

12. Sv. 1. jättet sagen. Das metrum ist hier nicht ungleich- 
massig, wie Düben vermutbet nach der theilung der 
Wörter in der G:n handschrift: 

jahta lei jähtam, 

Saga lei bieggam. 
Die beiden zeile gehören zusammen, denn daktyl im 
dritten versfuss kommt mehrfach vor, wie w. 11, 
18, 98, 102. 161 u. s. w. 



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6» 

13. fUHorut mit nageln etwas festmachen, M. 

14. G: nach manun steht in klammem asken. 

15. arah 6. 

17. sila; auch ldl&, sTla. 

18. Ausgesprochen wird auch kowaidas = kuTaitasa = fin. 
kuviansa, wie y. 20 muotosas u. s. w. 6. hat jehke 
kaiseh. 

21. Stockfleth gibt nur die formen nl. lo^^it, luwit, luv- 
vedet, luoittet, schw. lo^^elet, luitet, luotkelet u. a. 
lösen. 

22. Heijedal: Peije — Var. fftr ohnailes: oijitis seine dienen 

23. Sv. 1 gewöhnlich pusset, pussetet 

24. Jahnahah, 6. 

26. maöut gew. nur confnngere. skerroskah mellasam mat- 
joh G. 

27. lafferdit, wird vom lauf eines vogels gesagt. 

28. Var. manum, wie t. 29 skerrum, so G. 

30. Das metrum hier unvollständig, wie auch im vers 33. 
33. läjin aus läbdm mit strahlen. M. Es scheint doch bes- 
ser hier laja = f. liyi art zu setzen. 

35. SV. 1. jauket nive operiri. In der schwedischen Über- 
setzung, welche von Düben mitgetheilt hat, folgen hier 
zwei Strophen, die hier fehlen. Grönlunds MS hat bei 
jaokasien in klammem p&ijästien und dann eine strofe: 
baroh bahtiin paokasien die wellen schlugen gegen das 
boot, wie Düben. 

36. mangedäsi gegen das ende, schliesslich. M. — In üts- 
joki mannaSässi L. 

Grönlunds MS hat die folgende lesart: 
viimehk mangjo tjasi 

— — rahpasi. 

— saimai allekahti. 

40. gew. kömje näherin; G. kÄirie. Uts. koarra L. 

41. nl. spaidar fackel; pessat gew. passat. 

42. tsapmahtjatta G. 

43. k&rtjems G. haröe strömendes wasser, korhitet drehen, 
winden. M. 



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70 

44. AabImtaUa abwischen M; Laiti hält es für gleichbedeii- 
tend als öahbudaMa — putzt. 

47. Gewöhnliche adv. form ceggut pnerupte, avide, hier wie 
im finn. -sti; so auch merfach im schw. läpp.: adnest valde. 

48. Jcännes, in Heijedal käms. Grönlunds handschrift hat 
Jcennes und nach Laite wäre dies: toen. Mörtsell da- 
gegen hält es fttr unrichtig, etwa = kaimes wo. 

49. Tuonan dalom G. 

50. Ahtjasam jookamossain 

vai yeljasam vaiven duolgin G. 
53. meinen schwagem zu einer mahlzdt des herdes, d. i. 

die auf dem herde bereitet wird. 
55. Saarahkam G. 

57. mastai G. 

58. meidai nach Ijellner mischte. Laiti llbersetzt: erweichte 
in milch. 

59. cahke, nach öhrling, in Lycksele = haupt. 

60. Uts. oakti regenschauer, gew. oärvi-oäkti. 

62. G: vuotni. Nach Mörtsell lautete dieser strof im schwed. 
lappischen: vuodnm (f. onni) im glück, jSJemm im leb^, 
jabmemen im tod, huaimeb ein gefahrte. 

63. Der Tomio dialekt: mStalahkin. G. hat die zwei stro- 
fen in anderer Ordnung: 

Yuostalahkin vuorgaleqen, 
metalahkin atnaJeijem. 

67. Sehr weich ausgesprochen, bemahe wie sdahais. Im 
manuscript G. lautet der yers: 

Salahiisne qjalme-baJastalliim, 

Sopmaisisne — 

Duokasemmeh — 
schw. lap. hdastdUqe einer der mit hält, nalme^ ein 
mitsprecher. 

68. supmaisiime in der entztlckung. M. 

69. tiAclkasemm in unserem schooss. M. 
71, 72. G: De daal varrah mo vamtjeh, 

Neitan puonga paganahtja. 

Nun wird mein blut i$\\a) belebt — 



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71 

73. Mielatjam modsosiin G. 

79. sarmam. 

80. kerrasam ksjam. 

81. Yuollai. Bei G. ist der vers: 

Ätnäsäm bessi saddoi süs. 

82. Mörtsell schreibt nach Ume& dialekt: 

P&te päggatum päiven pardne! 
Komm bekannter sonnensohn. 
Laiti: mag er kommen wie ein wind. 

84. G: kääsähtjätton ketäitemen lasst uns unsere bände 
ziehen. 

85. saijeksppuh oder soijelubhuh. 

86. Sowohl FjeUners ausspräche als das MS Grönlunds stim- 
men überein bei dem worte öfAde, welches sonst nur 
feind bedeutet; nach ÖhrUng heisst öute finger. Der 
UtsjoU dialekt bezeichnet damit den eeig^ng^r. 

87. Im original gehören offenbar hicher die verse 98 u. 99. 

88. Variante: uitu wahrlich; oitto G. 

93. Tcctökasiakm zum imbiss, von hasket beissen. M. 

Nach diesem vers, der Abbä kädsä kaskastahkain lau- 
tet, folgen in der Grönlundschen handschrift noch fttnf 
strpfen, welche sich auch in der Übersetzung yon Dtt- 
ben's wiederfinden. Sie lauten: 

Njalges iqalkas peivebeelen 

Suognjo metetahti miedhah. 

Alma kärras peive pigqjen 

Suöstätäs suognijo suuro, 

H^nnat kersko kaskastahkay. 

Süss, süss, ist der Sonnenseite 
Bewerbungsmeth, er sinkt leicht hinunter. 
Dazu stark ist des sonnensohns 
Freier-Säure, und verlockend. 
Sehr lecker ist das mahl. 

94. In der ausspräche l%uten diese Wörter fast wie; 

T— tiebe täl völatüvaj. G. hat 



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78 

Vai de daal vuälähtuoyai, 
Karra skuure kaarehtuovai. 
103. — haldiin duoljaan. Tjehtjerit, tjalahtja. G. 

105. vathmit vathmai. 

106. 6: Täomma tjuölmait tjölmadalla. Dadurch wird diese 
Strophe metrisch vollständig. 

107. poitut, unrecht, irrthum. 

108. ketaet tjuöhpa, tjuölmait suodda G. 

109. SV. 1. kebne kessel; kepme ist unbekannt, sagt M. 

111. suohpejases G. 

112. vielleicht Moroses seiner Wärterin, denn es fehlt eine 
Silbe im metrum. 

114. Verva juoväit G. Verva od. ijä/rva bedeutet Strand. M. 

116. sintait blocke od. klumpen, nach Fjellner. — Düben 
tibersetzt süketahta lässt rudern, nach Laiti ist es: 
lässt absondern. 

117. belalakan G. Aus peU hälfte und laka ähnlich, d. i. 
gatte, freund. 

120. lotv(hiaiva dem finnischen nachgebildet^ lotvo = lofka 
schlaff, schlaff hängend, ein schiff mit schlaffen segeln. 
— Kuongar balken M. 

122. vielään vaaro was wohl Schreibfehler sein dttiftej da 
an smderen stellen deutlich vaare zu lesen ist. G. 

123. In G:s handschrift steht vuolgie in klammem als varii- 
rende lesart oder erklärung, wodurch auch das metrum 
von dem llberzähligen versfiiss befreit wird. Dagegen 
fehlt die folgende zeile. 

129. kisait ist bei G. mit kistoit (in klammem) erklärt. 
134. Tuonehk ja — . 

Laogo-lünen — . 
137. .Rapke ja piegga ja vardha (viro), 

Eftlmah b&lbeh bälberduovam G. 
140. püdu == puodu, uts. puäddu fischdamm, dämm zum 

fisch&ng, f. pato. 

140. potin. 9 

141. Dialektisch: sv. 1. nurjun, nuoijun; nurssun od. nurcun. 
Norw. lap beiaat mor§ bvalross, fin, norsu d^r elefant, 



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73 

142. SV. 1. obba Schwester. — Variante: koppas lä jauh- 
kain wo ist sie hingekommen? — kobbas od. kossas 
wohin. 

142. ff. Grönlunds MS gibt diese verse in folgender gestalt: 

Ahstälün Abbams, 
Kaska K&äten koroms, 
Ah kaonh kuh luoth saijeh 
Kans pews njalkit? 

143. Nördlicher dial. vaurus, wie in 141 vElas =z felas. 

144. Es ist nichts ttbrig als der platz der spurea = f. ei 
löydy kun jäljen siaa. 

146. Tomio dial. 050. 

147. oder kaikalüvai, kaikatuovai; Heijedal: kalkaluovai; Tor- 
nio : keäsa kieta. Sonst auch kalgaluvai, gereicht werden. 

153. porri ist gewohnlicher imperf. von porret essen; viel- 
leicht steht es für porti zog (die segel) auf. 
156. mahtsahtit .massatum m&rmem G. 
158. I^öasa' der reibende laut der hängeisen M; das knarren L. 

158. Jü pöte'. 

159. Hääla, hooma, baron baokas mit richtigem metrum. G. 

160. Nämlich Morssi die braut. Vielleicht ist vuostas später 
hinzugekommen; das versmass ist unregelmässig. Bei 
G. heisst es: neidavuotas u. s. w. 

167. nihtem, schwed« lap. nittem drohung. 

169. m&rse G. 

170. Variante: Vaimu neitan vuojestalla. 

171. ^ja ^ovo^t^ hochzeitsfeier. 

172. Die niere ist gereizt; tuota" od. rtM>tta pucite die fett- 
gewebe der pudenda. 

174. Irhkasas kätjah pajatalla: Leks G. pc^aheiliocYL 

schätzen, ansehen, hier frqv. M. 
176. schw. Ip. hierdies geduldig, fest, zuverlässig. M. 
180. pa^atalli; G. paqadalli. 
183. 8v. lap. koiket dürr, durstig sein, G. k&sto g&ika. 

186. Heijedal: selge' soije'. 

187, kaSmain; G. käorah garrin, gatsmün. M. liest: kalmain 
wurden steif, kalt 



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74 

189. 6. Variante: aldu' fiaShpataUm. 

190. Jü yas(-jokBakötin. 
193. Inabkos vatnasis G. 

195. In Grönlundschen handschrift fehlen gänzlich die bd- 
den verse 195 u. 196. 

200. kahpahatta; 6. hat kahpadahta, galtahahta. 

201. baatari 6. 
305. korrein. 

206. &bba 6. — schw. Ip. kobbasen der beiden, M. 

208. Dieser vers fehlt m Grönlands handschrift. 

209. Yuoinoh G. 

210. lassain od. plassain zu Steinfelsen, M. 

211. Yuongeldahkan G. — aijadaka bärenhaut, vuot^ddaka 
fdrsenhaut. M. 

212. somatin od. sämatin vereinigte man, M. 

213. G. fltasan. — utan od. muoton zur gestalt, aussehen, 
ähnlichkeit. M. 

215. Gat^edien» g&md^dien G. 

217. Der vers fehlt in G:s MS. 

219. Nähk^i ruöhtan. — Valdohkvuotjahtallajin G. 

222. hajesi dfifte, duftende gegenden M.; ich übersetze aber: 

verbreitete sich, von hi^aset. In utsj. dial. gibt es ein 

hadasit. 



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Die Sonnensöhne. ^ 

Spärlich waren einst die männer, 
Mädchen mangelten den männem. 
Hatt' ein mann sein weib umannet, 
Hatt' sein blut mit ihr gemischet. 
Und die matter säugt das kindlein, 
Badet und ernährt den knaben. 
Stiess der knabe um die wiege, 
Denn er hatt' von seinem zeuger 
Sehnen, stark und fest, bekommen; 
10. Und verstand yerlieh der vorfahr 
Dem geschlecht des Kalla-kindes. 

Kunde geht, es klingt die sage: 
Hinterem stem dem festgebannten, 
Westwärts weit von mond und sonne, 
Sind die steine gold und Silber, 
Eöch-heerd-steine, netzsenksteine; 
Silber schimmert, gold erglänzet. 
Felsen spiegehi sich im meere, 
Auch die sonnen, monde, steme 
20. Blinken, lächeln, glänzen spiegelnd. 

Löst der sonnensohn sein schifflein, 
Nimmt von seinen besten leuten. 



1. Nach dem vortrage des läppen Leohige in Jukka^Arri aof- 
geseidmet, aber auch in Heijedal yon Sern Jö and Sikris Olofsons 
weibe vorgetragen. 

16. A^a-kedge eig. grossvaten steine. So worden die mit wei- 
desrathen umgebondenen steine genannt welche die netze an ihrem 
platse im see festhielten. 



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76 



Schwellend füllt der wind die segel, 
Treibt der Wassergeist das schifflein, 
Vorwärts führt die fluth die männer 
Und die Scheibe dreht das Steuer 
Und der Ostwind wiegt das schifflein, 
Dass es nicht den mond berühret, 
Nicht der sonne goldne Scheibe. 
30. Mond und sonne, beide wurden 
Kleiner als der stem des nordens; 
Der wird grösser als die sonne. 
Wird ein licht von andrer art jetzt. 
Leuchtet roth und schimmert glänzend. 

Treiben jähre lang im meere, 
Endlich, da am schluss der reise 
Öfihet sich der Strand des riesen, 
Wurde sichtbar und erhob sich. 
40. Und des riesen junge tochter, 
Sie, des blinden greises näh'rin. 
Wäscht bei fackelschein die kleider. 
Klopft und schlägt die kleider fleissig, 
SptUet sie und ringt sie aus dann, 
Macht sie trocken dann und säubert. 

Ihrem busen reiz verleihend 
Wendet schnell sie ihre blicke. 
Blickt den jüngling scharf ins äuge: 
Sprich, wo kommst du her? wen suchst du? 
Kommst du zu des todes tischtuch, 
50. Meinem vater zur erlabung, 
Mir zu einem saugebissen. 
Meiner brüder müh', zu lohnen, 
Meinem schwager wohl zur mahlzeit? 

Der sonnensohn: 
Gab mir Sarakka vom vater 



49—53. Die riesln deutet darauf, dass der kleine tremdling nur 
um yon den riesen gegessen zu werden gekommen ist, 



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w 



Starke sehnen, mächtige kräfte, 
Beider eitern krftfte mischend, 
In die milch mischt Uksa akka, 
In mein haupt goss sie verstand mir. 
60. Sach', die mir im regen ruh' gibt, 
Eine die den zom bezwinget, 
Glücklich folgt m tod und leben, 
Eine die im glttcke mässigt. 
Eine die im Unglück schützet, 
Herzensqualen zu belohnen. 
Die in müh' und angst beruhigt. 
Mir beim fischfang Tortheil zuspricht, 
Im entzücken gibt bewusstsein, 
Sprossen schenket unserm stamme. 

70. Die tochter des riesen: 
Jeder tropfen blutes siedet, 
Höher schiKiUt der Jungfrau busen, 
Alle meine sinne dreh'n sich. 
Lass uns unser blut denn mischen, 
Lass uns unsre körper mischen, 
Mischen lass uns schmerz und freude. 
Du der fremden mutter sprössling! 
Meinem vater, meinem lieben, 
Sag' ich meinen wünsch, mein trachten, 

80. Meine bittren thräne rufen 
Meine mutter tief im grabe. 

(Der riese, welcher die absieht hat 
ihn zu essen sagt verächtlich): 
£omme windschnell, söhn der sonne! 
Des geschmeid'gen fingers krümmung 
Lass uns mit der band versuchen, 
Wessen finger mehr geschmeidig. 
Wessen Zeigefinger fester. 



81. Wörtlich: meine matter unter sand nnd birkenrinde. Die 
läppen begruben früher ihre todten in dieser weise. 



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78 



^ 



(Die tochter reicht dem jttDgling ei- 
nen eisernen anker, den dieser dem rie- 
sen vorhält). 

Der riese: 
Wahrlich, hart genug sind mir des 
Sonnenhelden finger-sehnen, 
90. Hart des jttnglings finger krtimmung. 

(Der sonnensohn gibt dann auf den 
rath der tochter dem alten als ver- 
bungsgaben) 

Eme tonne fett als braut-meth, 
Eine tonne theer als braut-trank, 
Einen ganzhufgen zum imbiss. 

(Der riese spricht): 
Süss, süss ist der Sonnenseite 
Brautmeth, gleitet leicht hinunter. 
Stark ist auch des sonnensohnes 
Brauttrank und den sinn verftahrend, 
Sehr verlockend ist der imbiss. 



Ach, nun wird er, ach, betrunken 
Und berauscht im harten köpfe, 
Drängt das fett des fisch's und holzes. 
Läuft zum herzen, es erweicht sich. 
Er ergriff den eisenanker, 
Schwitzet und wird immer heisser. 

100. Und der augenlose alte 

Stellt sie und gibt platz den beiden 
Auf dem feil des wasserherrschers, 
Sitzet ihre kleinenfinger, 



108. Bei den hochzeitsceremonien worden die verderblichen kno- 
ten üksakkas, d. L die knoten der eifersacht gelöst; bei der verlo- 
bong machte man nftmlich zwei knoten. 



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79 



Mischet dann das blut der beiden. 
Fttgt die hände, schooss zum schoosse, 
Knüpfet auch der küsse knoten, 
Schafft das hindernde bei seite, 
Löst die bände, löst die knoten. 
Hochzeitskessel bringt man, trinkt dann. 

110. Seiner Weberin, der braven, 

Seiner sehnen flechterin, der einen, 
Seiner näherin, der einzigen, 
Wählt er aus die hochzeitsgabe: 
Stücke gold vom klipp'gen strande 
Lässt er brechen, lässt er tragen, 
Silberbarren auf schiffen bringen, 
Und es* hilft der freund der Jungfrau, 
Hilft der kransgelockte jUngling, 
In das schifflein, hanf-beflttgelt, 

120. An den bord mit schlaffen segeln. 

Der riese fragt: 
Ist in deinem schiffe platz noch, 
Kann dein Schwimmer mehr noch tragen? 
„Wohl ist platz." — Und mehr noch gibt man. 

(Die braut) 
Lässt die jungfemschuhe fallen^ 
Folgt dem dienst des fremden bruders, 
In den schütz der Schwiegermutter 
Und erhält den zauberschlüssel. 
Drauf drei kisten aus der hütte 
130. Führt sie weg, gemacht aus tannen: 
Blau die erste, roth die zweite, 
Weiss die dritt'; dazu drei knoten. 

(Die kisten enthalten) 
Krieg und frieden, blut und feuer, 
Krankheit, tod und böse seuche. 



12a Erhält ikn aoB der heimlichen ▼erwahnmgsort. 



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80 



Und des badetnchs drei knoteü, 
Sär- und Uks- und Madder-akkas, 

(verschaffen) 
Sanften Windhauch, wind und stttrme. 
Eeuschheitsknoten macht und gibt man 
In den schütz der Madderakka. 

140. Nun die söhn' vom fischfang kamen, 
Robben-, seehund-, wallfisch-fange, 
Suchten's Schwesterchen. — Wo ist sie? 
Wo der httttenmitte Schönheit? 
Nichts ist tlbrig als die spttren. 
Wessen schweiss war ihr so lieblich, 
Wess' geruch hat sie verlocket, 
Wem hat sie die band gereichet, ' 
Wer hatt' kraft sie zu bewältigen. 
Wer hat mann und frau gespielet, 

150. Wer spielt' gaukelnd mit dem mädchen, 
Hat Uksakkas thttr gestreichelt? 

Der riese: 
„Sonnensohn, die segel breitend." — 
Fliegt in's meer der brttder schifflein 
Zu verfolgen, nachzujagen, 
Um das flillen heim zu holen. 
Schon die ruderschläge hört man, 
Näher kommt des ruders knarren. 



135. Dem jangen weihe vertrante Mader akka drei kisten mit 
ihren schlOsseln; sie enthielten Zauberei, welche das weib bei noth 
brauchen konnte, so lange sie keusch blieb. Über die bedeutung der 
keuschheits knoten sagt v. Düben: Sanguis im coitu primo effusos 
lavando coUigitur in linteolo et adservatur; nodi tres in tali linteolo 
facti „nodi virginitatis" appellantur et de his in poemate loquitur. -- 
Durch an Wendung dieser mittel konnte das weib in allen nötiien, und 
dabei in immer steigendem grade, httlfe bekommen unter anrufnng 
des: Jubnul veres aUmn aÖöe Gott der fremde himmlische vater. 

143. keuka'köten fauTu ist eine benennung der töchter des hau- 
ses, welche sich in der mitte der kota aufhalten. 



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und der wellen brausen, tosen. 
(Die braut) 
160. Löst zum schütz 'nen jungfemknoten, 
Daraus bläht ein wind die segel, 
Durch die wellen bricht das schiflflein, 
Schleudert sie zu beiden Seiten, 
Und zurück die riesen bleiben. 
Härter griffen sie die rüder, 
Schweiss presst sich aus ihren äugen, 
Zorn, geschrei und drohung hört man. 
Und die gallo kocht, die wuth brennt. 

Und die braut gedenkt des bräut'gams, 
170. Glänzt das äuge und das herz klopft. 
Sehnt sich nach der hochzeit-freude, 
Und es schwellen ihre adem. 
Und das blut durchströmt sie heftig. 
Fragt den bräut'gam, ihn verehrend: 
Duldet noch mehr wind dein schifflein? — 
„Fest und stark sind mast und tauwerk." 
Löst des bluttuchs zweiten knoten, 
Da begann der wind aus westen 
180. Meereskinder zu erheben, 

Macht die segel voll und schwellend. 
Weit zurück die brttder bleiben. 

Kocht das blut, die räche dürstet. 
Strengen an die letzten kräfte, 
Wischen blutschweiss vom gesiebte, 
Hände eifern, rücken beugen, 
Fäuste starren kalt am rüder. 
Werden warm, fort treibt das schififlein. 
Bricht des ofhen meeres wogen, 
190. Kamen so dem boote näher. 
Die braut: 
„Duldet noch mehr wind dein schifflein. 
Duldet's stärker'n regenschauer?" — 
Löst der leinwand dritten knoten. 



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82 



nma ra^^a selbst ward böse, 
Und des Himmelsherrschers diener, 
Nordwind aus des himmels mitte 
Schickte stürm und bog die raaen, 
Hin und wieder schwankt das segel, 

200. Hüpft das boot, legt sich zur seite. 
Selbst die braut legt sich und fliehet 
In des bootes tiefsten boden 
Und verhüllt der äugen funken. 
Mit des Sonnenaufgangs leuchten 
Gingen auf den berg die brtider, 
Beider Schwester nachzuforschen. 
Und es schmelzte sie die sonne, 
Härtet' sie zu starren felsen, 
Sichtbar heute noch bei Vake, 

210. Auch das kupfer-boot ward felsen. 

Auf des bär'n und rennthiers-felle 
Feierte die braut die hpchzeit, 
Wurde klein wie andre menschen. 
Mit der axt aus ihrer kiste 
Macht die thür man, macht sie breiter. 
Und vergrösserte die Stuben. 
Sie gebar die sonnenkinder, 
Sie gebar die Kallasöhne. 



Als der letzt' in Schweden endigt 
220. Der erschossne, unbeweibte (Karl XH), 
Zog ein andrer zweig nach Kaijel, 
Noch ein andrer mehr nach Süden, 
Hinter Dänemark und Jutland. 



209. Vatiks werden die Lofoden Inseln, aber auch andere för 
das fischen ergiebige pl&tze, von den läppen genannt. So erklärt 
Fjellner. 



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2. 

Pissan Passan pardne. 

Pissa, päivepelen sitai oive, 

Passa, ijapelen sltai oive neita, 

LeikE valdumin vuordnusam vuördnum 

Aijataka naine: 

I kalk mubben elmen siele {ouket 

Tan kute vuordnusan töja. 

Tallak stälu olman häggam saolat, 

Ära hautem, aluv valtä. 

Nisun pitkam potkijpätera, 
10. Paterä awe vüölen. 

Tobb son pardnem kuoddä, 

Pardne kaö^a: koUe mu sMe? — 

„I pardnam tusne V a5Se.^ 

Pardne kärdutalla: 

„Snottun le hurre, koppelen (ukSe, 

Fidnalan le ri^ksak, üdun le sarva, 

Smalden le vibe, pridda le tävin, 

Ibken mon le kedgist müorist saddan!^ 
Pardne jSpist jftpist sadda, 
20, Olmaitüva, metsin va^3:a, 

Ednebs tälssa: „kutte V mu a5£e?^ 

Äska vastata: 

Alisit sarvab püokta pos§ü üatmai, 

Te son ai püokta hankahiste, 

Smab sabbeki nalne kesa. 

„Ednam, §dnam sardnu mu ai^en nfimab. 

»AKat püokta vuövde-vahs-ejeb, 

Müoren, mftren poiSü nalmai."" 



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84 



Eaptebs keäcadi, vuolgi kerrega kötai, 
30. Tasti vu6lga kielain valta luotui edneb, 

Müreten märeten, jorrelen vieren; 

Murgestatta, pigkastatta, 

Püokta posaun iialmai. 

kötai äliiga: 

^Ednam, ednam takka munji laipeb/ 

Ednes laipeb laipü passa äilai nalne. 

„Ednam kietainat vadde tab laipeb, 

Niiöe ednam vadde tall kiätabt!'' 

Ednes kiätabs kalgi. Pardne 
40. Pahka-laipin katab tak^t: 

„Ednam, ednam kä le mu a8£e?" •— 

„PiSäa Pa§§a, pardnam!** 

„Kobbu sodn?" - 

„Öappis asin kaUes süollet koddi, 

VallT älume, valti Sra hauteb. 

Jü leb mon tu varutam, 

I kalk Sappis äsit altait, 

Baikkala pelit kaddit."" 

„Olma^ lä' (^od^utam kerrega koteb» 

Kietpels öSra, valtu nära, 
50. Jatan josteje lä' iogganaddam. 

Ednam, ednam, 

Vadde a(£an söte-sobbeb, 

Kobde aöSan söte-kapteb kalbuin, 

Varrekite krappukite.** 

„Te mon aktuk pores päiven päkkalab, 

I kuttek häggab morrete, 

Ike pessi, saddui vuolan va6rkke." 

Par(h)e ednabs siunita, kana, vu6lga, 

Cappis ase keSe-kötai Sänga, 
60. Öanga jätta: 

«Va3^3^ebet jättebet eiete siti oivai: 

Te le nubbe Sita oive 

Tai sitai oive koiku pötam.^ 



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.85 



Hüren orje juS^a, 
HfireskuSe altagäsait kaska, 
UmsuBile, väralden vMen oivamus oije, 
Obluit YUoSa, kalgata £Ece-kareb. 



Kaggi vaarara, aijai sardnu: 
„Te le nubbe siti oive pötam." — 
70. „KoJSubete nubben sitan oiveb 
Nubben sitan oiven kuössai. 
Man müotok le son?" — 

„Eaikaist oiven alleb hartuist, 
Kalba kopiia, päne' Mone' Seske' 
Söte*8obbe kiätan, krappuk, 
Söte-kapte süojal, 
Le harta', IS takta'. 
Eeure ströpa, j&tan josteje jabma, 
Ketpels nära^ tfl ja sü 
80. Teävan kuökten pelen vay^e'. 
VaJtu nära' karvasin la\" 

„Ceggebet mallasav obbo tab stainam, 
Puoktebett roude sarkkab, 
Jüoksit, nuolait, saitit, spaggakit."^ 
Pardne pöta, kahSa oivesküreb caggi ke5in, 
Soddi-kärbma' (adnasin, 
Masti mäna sälgait, nüoUt tuöstutalli. 
Jätab josta, hasta: 

„Hastab, hastab öace keärkr! — (i mietit). 
90. „Hastab, hastab 5Ece vüölail" — (T vastet). 
„Hastab, hastab kiäta-keät!" — 
„Hastab, hastab fatmataki!" — (i vastet). 



„Aijam, aijam kän le oivesküi'e?** — 
„PiSsan Passan oivesküre!** — 
„Hastab, hastab nüolen nüönnai!" — 
Aija akkunasti vüoiia nüolab. 



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86 



I pastam. 

Rohti, öaska kedkai vuöstai: 

„Aijam, aijam, 
100. Kusne le tat Mola nüosatüvum?" 

„Kssan Paääan pEnin!" — 

„Oitu pane' kürain.** — 

„Hastab, hastab saite-kecai!" — 

Röu^a-saiteb juoksin vuö(a. 

Spaggakine spi^^asta yalta 

Pastat sökai, soijoldatta: 

„Koss tat tu saite soqolam?" — 

„Pissan Passan pänin!" — 

„Hastab, hastab spaggaki-spohkui!" 
110. Jnölgi-jüoksin ikkunasta 

Sälgatum spaggakeb luöita. 

Söte-sobbin vüojeje spaggakeb spohki, 

Yalta, kedki kaski jostist 

Soijaltatta, cuöpki, jära: 

„Aijam, aijacis, kuss tat tu spaggaka spohketi?" 

„Pissan Passan päiiin!" — 

„Aha! pira le piäjun moskunum." — 

„Kuggus mon. tall aijuv CuöCelab, 

Uksa-raiken vai possu-raikeriV — 
120. „0 pöte aijam tabka possu-raikeb." 

Aija vakne kiäta pöta, 

Pardne söte-sobbin tuöstu, 

Kurhte maddekist roggosta, 

Ruoude-sarkkan (angait 

Raddait tattal soijoldatta. 

Aija: „pötebet, pötebet vehken, 

Te läpa kuokten sitan oive' töjaladdemen." 

Almen Radien oivamus orje 
Obluin vüoöa kötem, mallasem (kobmit) 
130. Poltajatta. — 

„Pissut, passat tale 



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87 



Pi§§aD PaSSan Särttu stainen lamaSin!^ 
Kagge' p5te\ tatta kutte mördin, 
Tatta kutte meresin, tatta kutte aimin, 
JäSasa jüonain. 

PisSa Passan pardne taina stäluin neita, 
Näma, ädnaman vuöste jostist, 
Jostista jara: 

„Eobbam tall valja': kaddeb küora' vai tana'? 
Kunnes le Pi§§an Passan Sra haute, 
140. Kunne V PiSäan Pas§an eäluSärtta?-* 

,,Jubmelen oblu vaimub iiahpudatta 

Juogu sielait (elgf. 

Mi le' todno juokatüvumin, 

Ku pasteb paJkest, jus tal häggabt rotte?" — 

„Pi§§an Pas§an raugan ru6pses Salme' 

ToUob vüoJe' polte' svike'. 

Nubben almen käinub sädeta, cagga. 

Paits mon häggaines, taktines, 

Varrines, suonines vaste cäggab." 
150. Kobbab takka': kaddeb kuora' vai tSna'?" — 

,,Koiine tuolge, kutte Pissab Pa§sab §iämada, 

Kutte andegaksi luöita? 

Takkum pargu le yuo^tum nuola; 

Kutte jameskuSeit siämada?" — 

nli tab Jubmel giämaidatta, 

Jus le oblu Sadatattam, 

Painam, mädduit (ielgam 

Erit poldam, pivaltattam. 

£5 sikka, üama, Kanada, siämastatta. 
160. Sodno le je{, i son le ku mon ja todn, 

I son le ku ton ja mon! 

Son jei Sälga, andagas luöita, 

Püorebaksi jorgala. 

Vall je5 kalka avuin tuöstut, 

Tat kalka sn oivamus t&Ver, 



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Sü vaimun oivamus raukem. 

Ku !' poss, te oblu (apputatta, 

Peista, svika, paha-pelai &nga. 

Nubben aimon siala^ ä' adne 
170. Taktit odßt, lä' kuit lä'. 

X' sij saijeb valte, a' pakte' päSastatte, 

Ä Hce cagga, ä kaskastatte, 

Sij ku süga' manne' £ada adnamab, 

Päiveb, rnSnub nastit ^datalle. 

r sije le aike, aike le kanttsemen 

Tuokai väsam. Submaisinne 

Vüosatalle taite kutte läve 

Skimasi skaimasi kaskan. 
180. T& lä' muonasa', malte le Umarai^öa üwam, 

Rauke' tä ma lä' i^appaitüvum. 

Te lä' vu6in sije lä' puore' paha', 

Ä sij änab aikeb, ä' sa^eb yalte. 

Ma lä almen kerdeb tuöstum, 

Ma 15 ködfiib kerdeb tuöstum vastaituwum, 

LSpa akten ritoin mastataka, 

Apaken kosseken siänaitüva, aktaitüva, 

Aktelist lä läpan vu6stalakki, vuostalakki. 

Almen aööe jeö le je5, 
190. I son le ku moi ja toi, toi ja moi, 

Jei sodn almeb toiju, 

Jel sodn mubbeb aimub torju. 



Vuöinab sodn väja mädduit sikkat, 
Andegaksi lu6itet, aipanattet, 
Vaimub lUgetit, raukab öjudet, 
Ojutallet, laSkatallet. 
Tie tal kaddeb kuorab, 
Oiterist, täverist lüovab. 
Alter valtus älubs, 
200. Eiern pidkain älutallab 
Palkala lullaö pelen, 
Te lä staibarite, 



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Reppit Ammarta IdärakEte. 
Ikkeb Snab madde ku 
L&na kadden luossa pöduit, 
Öuk£an oiven pivduit. 

Pisian Passan pardne 
Peädnakfnes älust peleb porkki. 
Maünelt stälu jämi. 
210. Jäggai älce moive yuöllai ^iekatattin, 
Vallu nara' vuörkin taktitesa. 
Ketpels närait ose vaddui, 
Stälun katseje^ olmabs £uomui. 

„I vüoßatum varra. 
Lnges vaimuin nuonab jorgoli 
Alias ednes koika. 
Leji okteb töjam, 
Müonasite laskalam akti. 
Edoeb fatmadi päivepelen, 
220. ijapelen, kärreka köten 
Oivamus ohna. 

Jü te ac^es käddit, 
Orrutakkait oddosti, ceggoi. 



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Anmerkungen. 

0. Die bedeutung des namens ist nicht bekannt; hängt 
vielleicht mit passe = f. pyhä heilig zusammen. 

1. In Sorsele sagt man päipel der abhang gegen Süden, 
örkke gegen norden, sonst gewöhnlich idke ausgespro- 
chen. 

3. g^öhnl. vuordnüsav; das m gehört der südlicheren 
mundart. 

4. Mubben südlich, in Arjeplog: nubben. Mörtsells auf- 
zeichnilng hat elme, eine form die in Äsele gebraucht 
wird, in Arjeplog und Jokmok sagt man ilme: tanne 
ihnen in dieser weit. 

7. suolata wäre die vollst, form. 

8. ara haute eig. Steingrube, später schatzgrube = f. aar- 
neen hauta stelle wo ein schätz verborgen liegt. 

9. Gewöhnlich: pidkam, podki; in Sorsele und Jokmok aber 
spricht man beinahe immer dk wie rk aus. 

12. koUe, nördlicher sagt man könne; so auch überall h( 
statt K. 

13. In der Gellivara gegend: tune. 

15. Snutten, hurre, ßukCe. M. 

16. sarvä; sarves ist rennthierochsen, sarva elenthier, er- 
klärt Mörtsell. 

18. Saddam, supmum. M. 

19. jäke heisst in Norrland jähr. 

20. mehtsin. M. 

24. hankahiste. 

25. sabbek ist die benennung für Schneeschuhen in den ge- 
genden nördlich von Sorsele, wo sie Ireuka heissen, in 
Pite lappmai'k sippek. 



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26. nSma bedeutet gew. das lange haar unter dem renn- 
thier hals, namma aber namen. 

29. kerreka kote nennt man die hütte, wo sich der stamm 
zum rathschlagen versammelt; jetzt nennt man so die 
gerichtshäuser auf dem lande. 

30. luotui edne die mutter der Wälder. 
32. murgestatta, piskdstatta. 

36. In den südlicheren dialekten sagt man sila, in den ge- 
genden nördlich von Sorsele hHa kohl = f. hüli. 

37. In ganz Lappland hat das pron. im accus, täb, /näb, 
auch wenn der acc. sonst andere endung braucht wie 
m, y. Es gehört der südlicheren mundart .sodn, todn 
u. s. w. zu sagen. — var. ketinat 

42. Pissä Passä. kobbn sonn M. eigentlich: in welcher rieh- 
tung er? 

43. {ahpes, älpes — ahsen, assen (ein hoher berg, wo die 
bäume nicht mehr gut gedeihen) suollit. M. 

46. nih^e ednam M. Altait erklärt Düben, nach Fjellners 
angäbe, = alta yari die glänzenden berge, obwohl er 
Altai übersetzt; es seien doch berge ähnlichen namens 
im Tomio lappmark. Mörtsell erklärt es mit allatakait 
auf den höhen, aus alläk, wie melgätak aus melgä. 

47. Nach Düben (note) mttsste man hier an den Baikalber- 
gen denken, wie Fjellner annimmt. Eine Variante hat 
doch Baikab pele ja kadde. M. stellt es mit paihke 
gegend in Verbindung. 

48. {uohi^utam. — 

49. niära kinn, ehemals ein diener der in der nähe war; hier: 
der diener der einen band. 

50. ^oggSnädtam. — 

51. ednam. 

52. ah^an. 

54. varrekit krappnkit. varrek schuhe, mit denen man gut 
laufen kann, aus varret schnell laufen. Krappuk le- 
derne handschühe. 

55. pähkälab. 

56. morrete. 



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92 

57. sadtui. H.; yuolai. 

58. ednäbs. 

61. yah^-ebet, jShtebet eSäte sTti. Der gewöhnliche impe- 
rativ ist yahcet, jättet. Nubbe sits ist nördl. dialekt, 
südlicher Täre es mubbe sTtan. 

64. juh&. 

65. altagasait kasks. 

66. ümärahSe — ahöen. 

67. SV. lap. ublait, obluit, hubluit. — kalgeta face. 

68. «vahcE ajai. 

69. nubbi sitT oive. 

70. koh^ut wäre der imper. in Sorsele, Jämtiand, Aijeplog. 

73. allev härduist. 

74. kalba. 

77. harda'. 

78. keure ströpa, gew. jubma; keure ist die zaubertrau- 
mel, andere hatte man nicht. 

79. niära. 

80. vahce, valtü niära. 

82. mallaseb — stainav. 

83. puöktebet 

83. Eine Variante hat: söte sarkkab; route, ruoute ist eisen, 
ruoude wird aber im nördl. dialekt als namen für einen 
ledernen rand an der naht gebraucht. 

84. spaggak heisst jetzt kein waffen, sondern ein langer Stab. 

85. keäh£a. — kie£in; M. kiecesn. 

86. södi, in Sorsele südi eiter, soddi heisst gew. pfeil. In 
Mörtsells aufzeichnung heisst es: södi kärbmahit öad- 
nasen. 

88. josta, hasta. 

89. keärak, kiärak wasseiHäche f. kärki spitze; kenek M. 
hastav, hastav. 

91. kiei^it; fadmatahkl. 

96. ahkünasti. Nördlicher sagt man: ahkunasti, ihkunasti. 

97. 1 paste. 

98. rotti. 

100. nolssätavum M.; auch nulsatüvum, -tuwum. 



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93 

102. oitn pSne kuorain. M.; auch uihtu. 

103. saite keäCai. 

105. spaggäk® spi^^sta; in der büchersprache spehCätet. 
108. koss worauf, wohl für kosne lokat.; saite so^ölam. 
112. wohl spahki; M. hat spähki. 
115. koss — spaggak spohketi durchbrechen. 

117. peäjun. moske ein tiefes thal zwischen bergen ohne 
ausgang. 

118. aijuv sohnson und a^am grossvater werden als aus- 
drücke der höflichkeit gebraucht. 

119. uksE raihken — poSSü. 

120. auch tamka. Fj. 

121. väkne. 

123. roggöst. 

124. Variante söte sarkkan Fj. Seange haken. 

125. schw. Ip. teddet drücken. 

130. poltäjatta. 

131. Kmai^Ine. 

132. tahta kuhte; M. kute. 

138. statt tana (welches aus dem schwedischen stammt^ fin- 
gen andere: palvala' dienen, ein wort welches nördli- 
cher vorkommt. 

139. Konnes. 

140. könne. 

141. Im norden jubmel, ibmel, in Umeä lapmark jubmel, süd- 
licher jupmel. 

142. (älgT. Das wort §iela glänz, funken, der letzte strahl 
der sonne, leben, ist nach f^jellners auffassung kein lehn- 
wort aus dem schwedischen sjal. 

144. pastebt palkesta — rottä; auch rohte. 

145. rauhkan schatten, ruopses. 

148. paits ton, paits mon vergeblich du, — ich. 

150. vai palvala'. 

151. tuolkü — sämada. 

152. andegaksi diese form aus Herjedal, in gewöhnlicher rede 
sagt man andagas = f. anteheksi, anteeksi. 

153. dahkum. 



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154. §amaidahta. 

158. poltam. piwal**. 

159. §änada. 

160. Son li le lö. 

165. in der büchersprache: tawer. 

166. rauhkem. 

167. ku ton i' pöse wenn du dich darum nicht bekümmerst. — 
(ahputahta. 

171. valte. pacastutte. 

172. kaskaso. 

173. sügE. ädnämab. 

174. cadätalle. 

176. Jn Heijedal: tuokan = f. takana. 

177. kute. 

179. skimasi skaimasi zwei sehr dunkle Wörter. 

180. tivam. 

181. Nach (appait^ folgt nach pädatum od. pädatüvum und 
podvutüvum. 

184.^kerteb schichte, kleid. 

185. -tüvum. 

188. In üme& aktitest. 

193. son — sihkat. 

194. luöihtet aipanahtet. 

196. öjudet, laskalet oder laskelet, laäkätet. 

198. aiterattes, täverittes. 

200. Rem. 

201. lulloi. 
203. ämurt. 

208. peädnakines. 

210. SekEtalli er wurde verborgen. 

211. taktites. 

213 kahtseje diener, von Piteä geg^n norden palvelije'. }$uovü. 
219. edneb fadmadatti. 

221. oivemus. 

222. Pardne tan mannela oddosti ceggT. 
AhCes geäddlt, piwduit, rogkit, hankkait 



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Der söhn des Pissa Passa. 

.Ajm» Sexjedal. 

Pissa, häuptling der dörfer der Sonnenseite, 

Passa, die häiiptlingstochter der nächtlichen (nördlich 

gelegenen) dörfer, 
Hatten bei der hochzeit einen eid geschworen 
Auf der bärenhaut: 

Nicht wird ein lichtfunken der zweiten weit glänzen 
Dem, welcher den eid bricht. 
Sogleich stiehlt ein stalu das leben des mannes 
Und nimmt fort seinen niedergegrabnen schätz sowie 

die heerde. 
Das weib reisst an sich einen häufen aus der heerde 

und flieht, 
10. Sie fliehet schwanger. 
Da gebärt sie einen söhn. 
Der söhn fragt: „wo ist mein vaterV'* 
„Mein söhn, du hast keinen vater." 
Der söhn wiederholt: 

„Die birkhenne hat den birkhahn, die auerhenne ih- 
ren hahn, 
Die Schneehenne hat ihren hahn, die rennthierkuh den 

ochsen. 
Die bärin hat den bäreu, das elenthier den elendochsen, 
Auch ich habe nicht den Ursprung aus stein oder baum!^ 
Der knabe wächst von jähr zu jähr, 
20. Wird männlich, jagt im walde, 

Beschwert seine mutter: „wer ist mein vater?" — 
Endlich antwortet sie: 

Dein vater bringt den elendochsen (lebendig) zur hin- 

terthür der hütte, 



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96 

Er bringt ihn auch her von der rennthierweide, 

Zieht ihn hieher auf den Schneeschuhen. 

„Mutter, mutter, sage mir den namen meines vaters." 

„Der vater bringt den waldwanderer (baren) 

Brummend, brüllend zur hinterthür der hütte." 

Der knabe schürzet sein kleid auf, begibt sich zum hause 

der Volksversammlung, 

30. Zieht von dannen, fängt mit der schlinge die mutter der 

Wälder (die bärin), 

Die murrende, brummende, welche sich dreht und wälzt; 

Er lässt sie murren, brummen und bringt sie zur thttr 

der hUtte. 
Er geht hinein: 

„Mütterchen, mütterchen, mache mir ein brod." 

Die mutter backt ein brod und bratet es auf glühen- 
den kohlen. 

„Mütterchen gib mir das brod mit deiner band, 

Liebe mutter gib mir deine hand.^ 

Die mutter reicht ihre band, der söhn 
40. Drückt sie mit dem heissen brode: 

Mütterchen, mütterchen, wer ist mein vater? — 

Pissa Pas§a, mein söhn. — 

Wohin ging er? — 

Der greis der schwarzen alpe ermordete ihn heimlich, 

Nahm unsere heerde, nahm den verborgenen schätz. 

Schon lange habe ich dich gewarnt, 

Auf den schwarzen bergen, den glänzenden nicht zu gehen, 

Nicht an den abhängen und ufern Baikkala's. 

(Der söhn sagt:) 

Männer haben gerichtversammlung gehalten. 

Die Sekundanten, die verberger des gefallenen (die tod- 

tengräber), 
50. Und der herold (der das gelübde ausruft) sind versammelt. 



50. Herold. Der zauberer (noaide) war bei einem kämpf sowohl 
heraasforderer, herold als richter. In der band hielt er einen stab, den 
er in die erde stiess, wenn der zwiekampf aufhören sollte. Die helfer, 
todtengrftber nnd der zauberer verrichteten ihre dienste gegen lohn. 



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97 

Mütterchen, 

Gib mir meines vaters kriegsstab, 
Bedecke mich mit des vaters kriegskleid und mit sei- 
nem heim, 
Mit seinen schuhen und handschuhen. 
(Die mutter:) 

Jetzt iirerde ich in alten tagen allein verlassen, 
Niemand bekflnmiert sich um mein leben, niemand 
Verbirgt mich (als todt) in birkenrinde und sand. 
Der söhn segnet die mutter, umarmt sie und geht, 
Er tritt hinein in die letzte hütte des schwarzen berges, 
60. Hineintretend sagt er: 

Geht, saget euem dorf-häuptlingen, 
Jetzt ist der häupüing des anderen dorfes 
Zu dem häuptling dieses dorfes gekommen. 



' Hures diener donnert, 
Hureskutje schlägt blitze, 

Umaratje, der trefflichste diener des weltbehorrschers, 
Schiesst seine keile, giesst wassermassen herunter. 

Ein diener geht, erzählet dem alten: 
Eben ist der häuptling des anderen dorfes gekommen. — 
(Der alte:) 
70. Ladet den häuptling des anderen dorfes 
Zum gast dieses dorfhäuptlings. 
Welcher gestalt ist er? — 

Von den schultern ist er ein haupt höher denn alle 

anderen. 
Der heim bedeckt ihn, die zahne, die blicke leuchten 

hervor, 
Der Streitstab in seiner band, 
Handschuhe und das kriegskleid schützen ihn, 
Er ist breitschulterig, mit starken beinen. 
Die zaubertrommel dröhnt, der herold tobt, 
Deine und seine Sekundanten 

7 



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98 

80. Wandeln an beiden Seiten der hügel, 

Die aufwärter für den fallenden stehen bereit. — 

(Der alte:) 

Richtet eine mahlzeit an von dem ganzen rennthierkalb. 

Bringt mein eisernes (od. ledernes) hemd, 

Bogen, pfeile, spiesse und lanzen. 

Der Jüngling kommt, er sieht eine himschale auljgespitzt, 

Giftschlangen aufgebunden, 

Aus welchen die kinder gift für die pfeile nahmen. 

(Der herold) ruft die forderung aus und spricht: 

Ich fordere, ich fordere ihn (zum kämpf) auf der Was- 
serfläche! — 
(man antwortet nicht). 
90: Ich fordere, ich fordere zum tauchen! — 

(man sagt nichts). 

Ich fordere, ich fordere zum händekampf! — 

Ich fordere, ich fordere zum ringen! — 



(Als niemand antwortet, sagt der jttngling:) 
Alter, alter, wessen ist die himschale? — 
Es ist Pissa Passa's himschale. — 
(Der herold:) Ich fordere, ich fordere auf pfeilspitze! 
Der alte schiesst einen pfeil aus dem fenster. 
Er drang nicht durch. 

Der Jüngling riss ihn los und stoss ihn gegen einen stein: 
100. Alter, alter, 

Wo wurde dein pfeil stumpf? — 
Gegen Pissa PaSsa's zahne. — 

(Der Jüngling:) Wahrlich, die zahne hatten schrammen. 
(Der herold:) Ich fordere, ich fordere auf spiessesspitze. 
Der alte schiesst einen glühenden spiess mit dem bogen. 
Mit seiner lanze schlägt ihn der Jüngling, 
Nimmt und stösst ihn in eine birke, daraufbiegt er ihn: 
Wo wurde dein spiess gebogen? — 
Gegen Pissa PaSsa's zahne. 

(Der herold:) Ich fordere, ich fordere auf zum lanzen- 

kampf ! — 



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99 

110. Mit dem fiissbogen wirft der alte aus dem fenster 

Eine vergiftete lanze. 

Der jttDgÜDg schlägt die fliegende lanze mit seinem 

Streitstab, 

Nimmt und stösst sie zwischen steine, 

Biegt und bricht sie ab, indem er fragt: 

Vater, alterchen, wo wurde deine lanze gebrochen? — 

Gegen Pissa PaSsa's zahne. — 

(Der Jüngling:) Aha, der bär ist in seiner höhle einge- 
sperrt! — 

(Der alte :) Wo werde ich heraustreten, sohnsohn, 

Durch die vordere oder hintere thür? — 
120. Oh, Väterchen, komm hier durch die hinterthür. — 
Der alte kommt bewaffnet, 

Der jängling empfängt ihn mit dem streitstab, 

Greift ihn (reisst ihn zu sich) an der kehle (brusthöhle), 

Drückt die feder des kriegshemdes 

In die brüst und dreht sie um. 

Der alte: kommt, kommt zur hilfe, 

Jetzt ringen die häuptlinge zweier dörfer mit einander. 



Des himmelsherrschers trefflichster diener 
Schleudert seine blitze gegen die hätte, wirft um die 

kochende mahlzeit, 
130. Zündet an. 

(Der Jüngling:) Jetzt wirst du gebraten und gewaschen 
In der fleischbrühe von PiSSa Pa§§as rennthierenl 
Die diener kommen, der eine mit dem hauholz, 
Der andere mit der axt, der dritte mit der nadel, 
Andere wieder mit anderen Sachen. 
PiSsa PaSSa's söhn drückt den greis nieder. 
Er streichelt ihn, stösst ihn gegen die erde, 
Stösst ihn und fragt genau: 



129. blitze, eig. feuer-kugel. Die Lappen steUen sich den blitz- 
strahl in der gestalt einer kngel vor. 



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100 

Welches wählst du, folgest du dem Strand (fliehest du 

aus dem lande) oder wirst du mein sklave? 
Wo ist Pissa PasSa's verborgener schätz, 
140. Wo ist seine Viehherde? 

(Der herold:) Gottes blitz entweder schwärzt das herz 
Oder verkläret die seelen. 
Was bist du beim scheiden (aus dem leben), 
Wenn du den löffel wegwirfst, wenn man dein leben nun 

fortnimmt? 

(Der greis:) 

Pissa PasSa's Schattens rothglänzende äugen 

Funkeln wie feuer, brennen mich, verzaubern. 

Er steht mir im zom gegenüber, er verweigert mir den 

weg zur anderen weit. 

Vergebens mache ich ihn aufistehen mit leben, mit kno- 

chen. 
Mit Wut und sehnen. 

150. Der Jüngling: Welches wählst du, folgst du dem Strand 

oder wirst du mein sklave? 

(Der alte:) 

Wo ist eine versöhnungsgabe, welche Pissa PasSa aus- 
söhnet, 

Welche dem verzeihen zutritt gibt? 

Vollführte handlung ist wie ein abgeschossener pfeil, 

Wer kann die todten besänftigen? — 

(Der herold:) 

Gott selbst kann zusammenfügen. 

Wenn sein blitz durchgedrungen ist, 

Farbe gegeben, die fehler aufgeklärt. 

Gänzlich verbrannt, aufgewärmt hat. 

Er selbst wischet, streichet sie ab, er sühnt, vereinigt. 
160. Er selbst ist selbst, er ist nicht wie ich und du. 

Nicht wie du und ich! 

Er selbst verkläret und gibt Verzeihung, 



138. kaddem kiioret dem strande folgen d. i. in landesflucht ge- 
hen, mit der voraussetznng, dass es zu wasser geschieht. 



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101 

Und wendet alles zum besseren. 

Aber sdbst muss man sie mit freuden empfangen, 

Sie wird der trefilichste schätz sein, 

Des herzens höchstes verlangen. 

Wenn du dich darum nicht bekümmerst, so schwärzt 

dich der blitz, 

Verdirbt, bezaubert, bringt dich nach der bösen Seite. 

Die Seelen der anderen weit haben nicht 
170. Knochen oder fleisch, und doch sind sie da fHrwahr. 

Sie nehmen keinen räum ein, die felsen bedrängen sie 

nicht, 

Das wasser hindert sie nicht, ertränkt sie nicht. 

Sie sind wie gedanken, drängen durch erde, 

Sonne, mond und steme. 

Sie haben keine zeit, die zeit ist hinter ihnen vorbei- 
gegangen. 

Im träume 

Zeigen sie sich denen, welche 

Wahnsinnig oder geblendet sind. 
180. Das sind die unterirdischen, welche Ilmaraöca geheilt hat; 

Unselige schatten sind die, welche schwarz geworden sind, 

(Welche besudelt und verunreinigt sind). 

Da sieht man sie nun, gute und schlechte, 

Sie nehmen nun mehr keine zeit, keinen räum ein. 

Einige haben das kleid des himmels bekonmien. 

Die, welche das verkehrte kleid entgegen genommen, 

sind hässlich geworden, 

Sie sind immer in streit begriffen, unaufhörlich, 

Sie können niemals versöhnt und vereinigt werden, 

Immerwährend sind sie gegen einander. 

Der himmelsvater selbst ist selbst, 
190. Er ist nicht wie wir und ihr, ihr und wir, 

Er selbst regieret den himmel. 

Er selbst herrscht über die andere weit. 

(Der alte:) 

Ich sehe, er vermag die fehler wegzuwischen, 



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102 

Zu verzeihen und sie verschwinden zu lassen, 

Das herz zu beruhigen, dem unglücklichen ruhe zu 

schenken, 

Er kann lindem, er kann eintracht herbeiführen. 

Nun werde ich dem strande folgen, 

Trenne mich von den schätzen und dem besitzer, 

Der besitzer mag selbst seine herde nehmen. 
200. Selbst werde ich mich mit einem häufen ernähren 

An der östlichen seite der hohen felsen, 

In dem hügeligen, steinigen lande, 

An den Reppebergen, den obersten zweigen des Amniart. 

Ich verlange nichts mehr als 

Die lachsdämme am ufer des Läna, 

Die fangststellen am Auerhahnsberge. 
Der söhn Piäsa PaäSa's 

Riss die hälfte der herde mit hülfe seines hundes los. 

Darauf starb der alte riese. 
210. Im moore unter wasser und schlämm wurde er be- 
graben, 

Die besorger des gefallenen verwahrten seine gebeine. 

Einen theil des besitzes gab er den Sekundanten, 

Die hausleute des alten folgten ihrem manne. 

Der Jüngling: Blut ist nicht vergossen. — 

Mit beruhigtem herzen wandte er das gesiebt gegen 

Westen 

Nach seiner mutter hin. 

Er hatte den stürm gebrochen, 

Die todten mit einander versöhnet. 

Seine mutter umarmte er, der Sonnenseite, 
220. Der nachtseite, des volksversammlungshauses 

Trefiflichster mann. 

Und so erneuerte und errichtete er 

Die wälle und aufenthaltsorte seines vaters. 



203. Ammurt heisst ein berg im nordwestlichen theile des kirch- 
8pie)s Sorsele. 



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3. 

Päive neita. > 

Kolgus pardne küöked päiven, 

Pakte-lihpen nuolisne dä^^an, 

Veidnije Päive neitem Sahkao. 

Näka, iiäka su6lge ja loudalle, 

Päive neita jattä: 

Jü gu jü äljutallejim dale 

Vu6idna, vuoidna niära dist dale, 

Ulle dass ei ulle. 

Vu6idna dale, minnelte va3^3^e, vüojet. 
10. Ihke maite ktilla, i' kalk pu6stalen vardasit. 

Päive neit iö oudelte vs^ja 

Ja älu minnelt jügu lamb^e jahta. 

Da goula olvas aitem minnelist 

Öuöca, olvas dahte toltta. 

Kalkes pluöbkije, pässkadit, 

Koula kalkes vuoKije, tije plidket. 

Ou ku pidket, 

Tije miniieke frttdke. 

Päive neita: 
20. „Vuojehte, vuojeht akten halkisen, 

Kosse gölla minneliste niddark, 

Prädkät tije raddike kirralle, 

Va^a^a, vasr^a vuojeten.^ 

Kosse ku värda minielist nüen luötten, 

Te postolin plidketi, 



1. Im dialekt des Herjedal heisst sie Petjeti neida. Eine Variante 
der hier gegebenen erz&hlung kommt bei Düheih Lappland s. 336, vor. 
Sonst erzählt man allerlei sagen ttber F. neita, die meisten in Heijedal. 



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104 



Tije kaskatalvejas cu6pkäne, 

Ja koltine Sätla. 

Vus lüli tehti arekes paha lüli kolü almaSen. 

Päive neita jahta: 

Jü gu jü olma dasB eji. 

Kote dagamisne ja duörkastemisne 

pihkamde: 
30..Kap5e däl vel kaikke raike, 

Llles aktege vuodne, 

Tije kap5ate ja aktak jahta: 

Öeppist kalkü vissit kaikft kapcetit. 

llje lace Päive neita 

libmab vüogas ödädakkani. 

O di ariden vuöptestapan, 

Päive unne raiken ^dda. 

Päive neita jahta: 

ö! ASSenne ednenne ialmit vuoidnam, 
40. Ja fraodkat iilkus aipan ja jelinne minnesne. 

Pöca tisse kedkine karras, 

Kedkine pakcekattin. 



Anmerkungen. 

0. Aus einem heft niit Überschrift: Jukkasjärvi 1821; die 
spräche ist mir theilweise unklar. 

2. Utsj. dial. vüölis; 

3. veidnej, utsj. oini. Herjedal: öhkit. 
6. äljehtallejijem. — 7. vuoina. 

10. mam. — 11. oudenne. 

12. Utsj. läu^ Zügel. 

13. gülle oivus. Utsj. kulla holvus aitim. 

14. Utsj. {uocit haften. — 21. Icoass. 
24. luöddene. — 26. Utsj. cuovkkani. 

29. Utsj. takkamist, tuorkastamist. 

30. Utsj. kouöa täl, 31 amas oktage oami, 32. Te koucati. 
33. Utsj. cappit, 34 lä5i, 35 oadadak. 37. £ada. 



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Die Sonnenjungfrau. 

An eineui sonnenhellen tag ein fauler mann 
Sah unter einem felsenblock, der drohend hing, 
Die Sonnenjungfrau sitzen. 
Er schleichet sachte hin und nimmt sie fest, 
Die sonneiQungfrau spricht: 
Ja, ja wohl ich wurde machtlos, 
Sieh doch zu, du männchen, siehe, 
Lass das nun sein. 

Gib nun acht, geh hinter mir und treib' die heerde. 
10. Was du auch immer hören magst, nicht schaue rück- 
wärts. 
Voran geht die sonnenjungfrau, 

Hinter ihr folgt die heerde wie mit zügel gehalten. 
Da hört er eine fürchterliche drohung hinter sich, 
Man greift ihn an und drohet fürchterlich, 
Man wird ihn zerschmettern und stechen, 
Man wird nach im schiessen, hört er, 
Und er schielt nach hinten. 
Im selben augenblick, da er nach hinten sieht. 
Verschwindet der hintere theil der heerde. 
Die sonneigungfrau sagt: 
20. „Treibe, treibe die heerde fortwährend rufend. 
Wenn er sie dicht hinter sich hört. 
Schwell' auf, und die rennthiere an den seitcn eilen fort; 
Gehe, gehe, treibe sie.** 

Als es hinter ihm wie ein stürm brausend losbrach, 
Blickte er wieder zurück. 

Und nun ging auch die mitte der heerde verloren 
Und wurde zu wilden rennthieren. 



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106 

Sonst wären sie (das eigenthum) des faulen schlechten 

mannes gewesen. 

Die Sonnenjungfrau sagte (verstimmt): 

Nun, nun, der mann fehlte wieder. 

Als sie die hütte bauen und den boden mit reisem be- 
decken, unterrichtet sie ihn: 
30. Bedecke nun wohl alle löcher, 

Dass es kein einziges da gibt. 

Nun denkt er und sagt für sich: 

Genau muss man und sorgfällig alle decken. 

Dann bereitete die Sonnenjungfrau 

Ein weiches passendes bett. 

Als sie sehr früh erwachten, 

Schien die sonne durch ein kleines loch, 

Und die sonnenjungfrau sprach: 

„Ach, ich sehe die äugen unseres vaters, unserer mutter;" 
40. Und sie flieht schnell hinaus, 

Verschwindet, und nach ihr die heerde, 

Die rennthiere werden harte steine 

Und man hegt scheu vor ihnen. 



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4. 

Kassa Muödda. ^ 

Mäna' neida^' pämaia' 
Stökagötin, sollagötin, 
Kahpadallin haskadallm 
Äja' küöräm luoddit luoitm. 

Stälu roudidis rapasti 
Öacai coggi, moivai Siegai. 
AijaiSis aigumims aici, 
Porrien süölasit sattuit, 
Paska pöukaram öängeli, 
10. Peibarin roudit velledi. 

Stalu pndoms oppa. 
Aha, haha* 

Pöris panne pahtatalli, 
Kalini tassa. 

Stälu kiiodda kohtsustasta 
Suöva muoran ätsuln. 

UhSe stalo^: 
Ke, ke, 
Nirvutalla, narvutalla! 

Nuppe: 
Ton dat nirvutaDa' narvutalla', 
Vau i Jupmel lahje. 

Aija jürtai^a: 
20. Jo Jupmelam son meit tieda. 

StlQu: 
Te te tal jfi suddogöta. 



1. In Herjedal uotl Sorsele sagt man Kissa muodda. 



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108 



Tievaj tuokin abnastalla, 
Varia, värä, (üöhpa cäkkä, 
Possu bälden kaugelm gohpa. 

Pöresab pärnai: 
^Parnam bäörram ve^^a' vedkain.' 
Pöres podne vedkam vn6ggäst(a). 

Uhiie stslu: 
Ahöam te kahca, ahcam te svih&i, 
Ahcam te merresam düobpi! 

Stälu: 
Joika, vüolutallä, äca, 
'60, I knla, f kekse, i tede. 
Aija pöresab bamen 
Oivai losskall, jämas jaukall. 

Stälu: 
Kohkaha, joikotä, vuoila. 

Nuoreb bäi*Dai: 
Ve^^a' viedkam, vargi, vargil 

Aija 
Miiunjeban meit kallum luösä, 
Vuöingamit luövas loggasta, 
Jenan beggait potkudasta. 

Stalu: 
Te dal madderit mo^uban, 
Cahkit cougait jorruhtaban, 
JlS mun dauk jic tuobbistastam. 

Aija 
40. BlsTm possu paldam vedkain 
Yarutalla, vaa^atalla. 
Ji{-&caii oivem oivadi, 



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109 



Kobda kallum küovalti, 
Öalminis, iiüöninis öoglasti, 
Olrau-porrien malem leikki, 
Maiges m&lin loiduit leibai. 

LuhdaS loiduin loipartallä, 
Snuoggä, snürrä, haksataliä, 
Possun catta pöteit, 
50. Peiparite tuostutallä, 
Ketain karffn, kerjutalla: 
Palku, palku peura juölkit, 
AIIu palku kalsu-juölkit! 

Kuktis tut tül nattita 
Ku taht tAhtak fiisil 

Luhdac: 
Mijas ruottE, ruoskä, suddn, 
Silasin suovasln snüddä, 
Plohkä, paukä, spohkä? 
Öuönitet, (uönitet (almäiian], 
CO. Tolkka maddegist {ougastet, 
Öalmacam, cuönacam sierret! 

Aija: 
PodnaCat, calmacat pöniuu'I 

LuhdaS: 
Coiyastam Sälmacam pöiiam, 
Jugluiiam, pähi^ieam, mannam! 

Kassa muödda piljuhten (päjutin) yuöl^. 



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Anmerkungen. 

2. stökagötin, äollogötln. 
4. schw. lap. kuoren prope, penes. 
6. öegai. schw. Ifq). öaket verbeißen. 
8. Bornen, 9. baska böuk*^. 

10. Beibarin röudit u. s. w. in vielen Wörtern mit anlau- 
tender media, nach der sttdHchen, dem norwegisch-lap- 
pischen ähnlichen ausspräche. 
12. Böres banne battatalli. s. I. pettatallet; Friis: pättatalai. 
17. nirvuhalla, narvuhalla, in Heijedal: iiirvutallÄ, iiarvut**. 

19. vall 1 Ipmel; Heijedal: vall i Jupmel lahje yaddas. 

20. ton meit tedahk. 

23. H. cähka. 24. palda, palden prope. 

25. i. e. kötist. Heijedal: viedkam, vierkam. 

26. Nach diesem vers hat eine Variante sogleich den v. 31. 
Vv. 27—34. gehören der Sorsele aufzeichnung. Variante: 
ja svihJa, ju gähJa, jü merresa (vel pesesa) tüopi. 

27. In Sorsele hatte eine Variante die ich hörte: 

ahöam, ahcam, {alme joUare. 
32. juöikotä. 33. vetkam. 

34. Die büchersprache: mange, mangeba der folgende. 

35. loggastä. 

37. Tie V. die däl — mo^iistapan. 

38. Cuöigait, H. Cöugait. 

39. duöppestastam. dank = f. toki. 

40. Tomio: bissim, bisim. 42. H. oivasen oivadi. 

45. porrin. 47. Lüdaß, Ludac, Luohdaö — bibardalla. 

48. snüdda, haksahalla. 

50. Beibarite tuöstuhalla. 54. Kuktis dät iiattita. 

56. leibai. ruotta, ruoska, snüdda, plohka u. s. w. 

60. Duolhke maddegest. 61. ealmäSam, {iüönägam. 

62. {almECat pönnudr. 



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Der dickpelz!^^ 

Es pflegten die kinder, mädchen und knaben, 

Zu spielen und singen, 

Hüpfend herumzulaufen und zu treten, 

Am rand der quelle die spuren ihrer füsse zu lassen. 

Der Stalu öffnete seine eisernen fallen, 
That sie in das wasser hinein, verbarg sie in den schlämm. 
Der alte läppe wavie seine absieht gewahr. 
Des menschenfressers heimliche fallen, 
Schlich hinein in den engen pelz, 
10. Legte sich in das bärenfangeisen. 
Stälu besucht seine fallen: 
Aha, haha! 

Der alte kamerad hat sich getäuscht, 
Er starb hier. 

Der stalu trägt ihn nach hause und befestigt ihn 
Über dem dachsparren im rauche. 

Der jüngste stalu sagt: 
Siehe, siehe. 
Wie er greinet, wie er grinset! 

Der andere (ältere) söhn: 
Du selbst greinest, grinsest, 
Nicht aber diese Gottes gäbe. 



1. In der gegenwärtigen gestalt, die ziemlich genau mit der von 
Üaben mitgetheilten abersetzang (Om Lappland och Lapparne s. 337) 
übereinstimmt, ist diese erzähliiug im Tornio lappmark (Earesuando) 
aufgezeichnet. Eine kürzere Variante aus südlicherer gegend habe ich 
nach FjeHuers dictamen in den anmerkungen gegeben. Nach L. Lse- 
stadiu's aufzeichnung gibt Friis in seiner mythologi s. 78 eine etwas 
längere fassung in norwegischer Übersetzung. 



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112 

Der alte läppe denkt: 
20. Von Gott weiss auch er was. 

Stalu: 
Ja, ja, er fängt schon an aufzathauen. 
Hinter dem hügel haut er holz zum tröge, 
Fcällt es, nimmt zweige fort, haut und schneidet, 
Höhlt es aus zu einem tröge dicht an der hinterthür 

(possu). 

Zum älteren söhne: 
Liebes kind, bring mir das heil (aus der hütte). 
Der alte läppe nimmt das heil fort. 

Der jüngere stalu: 
Vater, nun blickt er empor, nun bewegt er sich, 
Jetzt fasst er auch das heil! 

Stalu 
Freut sich, singt und donnert, 
30. Er hört nichts, er bemerkt nichts, weiss von nichts. 

Der alte 
Schlägt (dem älteren knaben) an den köpf und schlägt 

ihn todt. 

Stalu 
Findet dass er zögert, er singt und wartet. 

Er sagt zum jüngeren söhne: 
Bring du mir das beil, eile, eile! 

Der alte läppe 
Spaltete auch diesem folgenden die himschale. 
Nahm das gehim heraus und 
Schnitt den luftgeber der stimme ab. 

Stalu (hört es): 
Alle ecken kehren sie um, 
Verdrehen köpfe und äugen, 
Selbst muss ich wohl das beil holen. 



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113 

Der alte 
40. Wartet behutsam auf ihn mit dem beil zwischen der thUr 

und dem poSsu, 
Wartet and läuft hin und her. 
Er zielte einen hieb gegen das haupt des schrecklichen, 
Durchbrach die breite himschale, 
Kiss heraus äugen und nase, 
Yergoss des meuschenfressers blut, 
Das ekelige blut färbte die tritte. 

(Der alte Lappe trägt die geschlagenen heraus, haut 
sie in stücke und wirft ein stück nach dem anderen der 
Luda£ zu, die inzwischen nach hause gekommen ist). 
Ludai^ tappet herum auf dem fiissboden, 
Riechet, wittert, freut sich 
Über das was in das posSu kommt. 
50. Sie nimmt den fang entgegen, 

Streichelt ihn mit den bänden und ruft ärgerlich: 
Wirf hieher nur rennthierfttsse, 
Wirf nicht strumpfbekleidete fttsse! 

(Sie fährt fort, indem sie von der auf dem manne 
und den kindem gekochten suppe isst:) 
Wie dies doch schmeckt 
Wie nach ihm selbst I 

(Der läppe nimmt die äugen des weibes, welche un- 
ter der thUrschwelle liegen, bratet sie in einer pfanne; 
sie hört es und fragt:) 
Was knistert, prasselt, sauset. 
Was zischet auf den kohlen. 
Berstet, platzet, krachet? 
Schauet, meine äugen, 
60. Werdet hell unter dem thUrpfosten, 

Werdet klar, meine äugen, meine funken! 



47. Das weib Stalu's wird wanze (luhda^X genannt, well sie mit 
einer eisernen rOhre das blut aus dem körper der menschen trinkt. 

8 



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114 



Der läppe: 
Deinen mann, deine äugen hast du ins fett getunkt und 

gegessen. 

LudaS: 
Im magen sind meine äugen, mein mann, 
Meine kleine eule, der liebe knabe, mein kleiner! 

(Der dickpelz, der läppe, geht spottend fort). 



64. jugluS nachteule, so werden die kleinen kinder schmeichelnd 
genannt, da sie mit grossen äugen herumschaaen. 



Morse faurog. 

Pastos paivva Kiufwresist javrra Orre lawra 

los kaosa kirrakeid komgatzim 

Ja tiedadzim man oinaemam jaufre Orre javvra 

Ma tangast lomest lie sun lie 

Kaika taidas mooraid dzim soopadzim 

Mak tseben saddesist oddasist 

la poaka taideeousid dzim karsadzim 

Makqvvodde roamaid poorid ronaid 

Euliked palwaid timsuttatim 

Mak kuUdvvoasta Jaufrse Orre Jaufi'se. 

los mun taeckas dzim kirdadzim ssGSBst vvorodzasaesest 

M muste 1» saese dsiodgse sseaß maina taockao kirdadzim 

^ka laß Julgse songiaga Julgac, sekselae siaedza 

Fauron sietza, maan koimalusad 

Dzim norbadzim. 

Ealle ju Iseck kucka madzie wordamadzie 

Mon*edabboit dadd paiwidad, linnasabboid 

Dadd sahni dadd liegse sabboid vvaimodadd 

Ins kuckas sick patseridziek 



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115 

Tannagtied sarga dzien insadzim 

Mi OS matta l^eda sabbo korrasabbö 

Nu ly paddse soona paddse, ia salwam route salwam 

KsBk dziabrseisiste karrasisto. 

Ia ksesaß myna, tsem aiwitsem punie poaka 

Tsemse jardsekitsemse Pai*ne miela 

Pisegga miela noara iorda kockes jordse 

los taidsB poakaid Isem kuld^elsem 

Luidiem radda wsera radda 

Ouita lie miela oudas waldaman 

Nute tiedam poreponne oudastan man kauneman. 

Dies gedieht ist in Joan. Schefferi Lapponia, Frank- 
furt 1673 s. 283 abgedruckt. Die ortografie ist sehr inkor- 
rekt, wodurch einige Wörter gar nicht zu ermitteln sind, be- 
sonders da bei dem mündlichen vortrage gewisse sQben, wie 
es scheint, wiederholt wurden. Ich f&ge hier eine Übersetz- 
ung bei im Utsjoki dialekt, die ich zum grössten theil mit 
hülfe Aslak Laiti's gemacht habe. Die überhaupt treue la- 
teinische Version bei Scheffer leidet doch an einigen fehlem; 
vergleiche hiermit die ziemlich genaue fassung in Herders 
„Stimmen der Völker in liedem^, Upsala 1815 s. 107, aus 
Kleist's nachbildung bekannt. 

Die drei hier genannten entenarten sind: 5oadki sehwed. 
knipa, (uädnag vildgäs und fiiksa gen. öiuvssa arta. 



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5 b). 

Moirssi fauru. 

Paittus päiwi kieurrat (karrasit) jaurrai, orri jaurrai, 

Juös kuossa kierragi körnusim, 

Ja tiedäsim mon oainam jäurri, 

Man tanas loamist la, son lä (lä^.$a). 

Kaik (puok) tait muorait ^aoppasim, 

Mak tappi säddik oddasist 

Ja pnök tait oussit kärsasim, 

Mak kuodde roamaid pörid ronaid, 

Kuliked palwaid — 

Mak kuM vuösta jäurri^ Om jäurri. 

Juös mon tokkü kirtaSim vuora^s soajain (soqaisist, iness.). 

I must läk soadja, coadki soadja, tokkfl kirtäSim, 

r(ge) läk juölggi, i^uädnag juölggi, Ige läk 5iuYSsa, 

Faurus Siuvssa (nom. iiksä), maina — nuorbaSim. 

Källi jo läk kukka vuördanias (vuördam), 

Morratabbuit päividad, lidnisabbuid, 

Tat öalbmi IS liäggas, (äppa vaiinudad (vaibmut). 

Juös kukkas — pätarivöik, 

Tannaken (? almaken) farga juvsaiim. 

Ml matta lät karrasabbu (-subbu), 

Nu lä päfla, suodnä pätla ja ruövdi — 

Käk — karrasiste? 

Ja keässa min, oiviteme, 

Podiqa puok jurdakiteme. 

Pardni miella piägga miella, 

Nuora jurta kukkis jurta. 

Juös tait puokkait läm kuldalam, 

Luöitam radi, väm radi 

Outa (ütsjoki: okta) le miella audas valdaman, 

Nu te tiedam puöribun oudastam mon kaunam. 



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Die Schönheit der braut 

Sonne, scheine kräftig über den Orri-see! 

Ich möchte steigen auf die gipfel der flehten, 

Wüsst' ich nur, ich sähe den Orri-see, 

Und wo sie geht unter dem haidekraut. 

Ich schnitt' ihnen ab die zweige, 

Welche hier von neuem wachsen. 

Und alle die ästchen würde ich absehneiden, 

Welche gute grünliche knospen trugen. 

Ich (folgte) dem laufe der wölken, 

Welche gegen den Orri-see gingen. 

Wenn ich dorthin flöge mit den flttgeln der krähe. 

Aber mir fehlen die flügel, entenflügel, um dorthin zu fliegen. 

Und auch füsse, gänsefüsse, der schönen ente fiisse, 

Mit welchen ich still zu dir fahren könnte. 

Lange genug hast du gewartet. 

So viele tage, deine schönsten tage, 

Dein äuge ist lieblich, dein herz freundlich. 

Wolltest du mir auch weit entfliehen, 

Schnell doch holte ich dich ein. 

Was kann wohl stärker sein 

Als gespannte nerven und eisen ketten, 

Welche fest (verbinden)? 

So umschlingt unser haupt (die liebe) 

Und verbindet alle unsre gedanken. 

Knabenwille ist windeswille, 

Jttnglingsgedanken sind lange gedanken. 

Wollt' ich sie die hören, 

Ich irrte ab vom wege. 

Ein entschluss hab' ich, dem will ich folgen. 

So weiss ich, ich finde den besseren weg vor mir. 



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Kulnasatz. 

Kiünasatz niraosam seugaos joao audas jordec skaode 

Nurte waota vvaolges skaode 

Abeide kockit laidi ede 

Fauruoghaoidhe sadiede 

MTlsiO momiaiat kuckan kaigiBwarri. 

Patzao buaorest kaellueiaur tuuni 

Maode paoti millasan 

Kaiga vvaonaide waiedio 

Aogo niraome buaorebaest 

Nute aotzaon sargabsest 

Taide sun monia lii aigaomass 

Saraogaom vvaolgatamass 

los iuao sarga aomaslm 

Kiuresam katzesim 

Kuhiaasatz nirasam 

Katze aoinakaos tun su salm. 



Schefferi Lapponia s. 282, wo auch die folgende la- 
teinische Übersetzung sich findet; vgl Herders ,, Stimmen der 
Völker^, s. 109. Dieses ist das original des bekannten lie- 
des von Franz^n: „Spring min snälla ren.^ 

Kulnasatz, rangifer mens parvus, properandum nobis 
iterque porro faciendum, loca uliginosa vasta sunt, et can- 
tiones nos deficiunt. Ne tarnen taediosus mihi palus kaige 
es, tibi palus kailvva dico vale. Multse cogitationes animum 
meum subeunt, dum per paludem kaige vehor. Bangifer 
mens simus agiles levesque, sie citius absolvemus laborem, 
eoque veniemus, quo destinamus, ubi videbo amicam meam 
ambulantem. Kulnasatz rangifer mens prospice ac vide, ut- 
rum non c^m^s eam se layantem. 



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119 



An das rennthier. 



Kalnasaz, rennthierchen, lieb rennthierchen, lass un8 flink sein, 
Lass uns fliegen, bald an stell' und ort sein! 
Sttmpfe sind noch weit daher, 
Und haben üist kein lied mehr. 

Sieh da, dich mag ich leiden, Kaiga-see, 
Leb wohl, du guter Kallva-see, 
Viel schlägt mir's schon das herze 
Aufm lieben Kaiga-see. 

Auf, rennthierchen liebes, auf, 
Fliege, fliege deinen lauf! 
Dass wir bald an stell' und ort sein, 
Bald uns unsrer arbeit freun. 

Bald ich meine liebe seh — 
Auf, rennthierchen, blick und sieh! 
Eulnasatzlein, siehst du sie 
Nicht schon baden? 



7. 
Päteo-Jouikem. 



Altan miesche rontja 
Viälka kiechten kulman sierken, 
Kraukjen mottjem rüde puoiltum 
Tschautesta beijessä vuaren tschorrai nille. 

Nach dem dialekt in Utsjoki, der nördUchsten finni- 
schen Lappmark, würden diese strofen lauten: 
Aldu miesi poacu 
Yuälgft kuövti kolma suärki, 
Bäppü motli sajist lEdna macist. 
Ko pajas pässam lä, liwu son värri (okka ala. 



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120 



ReniithieMied. 



Die rennthierkub, da» kalb, der zugochs 
Wandert zwei, drei wege, 

Blökt an manchen orten und in dem jungen walde. 
Nachdem er hinaufgekonmien ist, legt er sich nieder auf den 

kanrni des berges. 

Die obigen Zeilen* wurden in Stockholm vor etwa fünf- 
zig Jahren von C. A. Gottlund nach dem gesaög eines jun- 
gen läppen Anders Olaus aus Ovik-fläll, im kirchspiel Hede 
Herjedais lehn, aufgezeichnet. Wie die folgenden zwei kur- 
zen strofen sind sie in Gottlunds Otava^ eli suomalaisia hu- 
vituksia, H Stockholm 1832 s. 220 ff. gedruckt. Ich gebe 
sie ganz nach GotÜunds ortografie wieder, und ftlge noch 
für die zwei ersten eine transcription in dem Utsjoki dialekt 
bei, die ich mit hülfe des lappisch geborenen Aslak Laiti 
niedergeschrieben b^b^t 



8. 

Jöijuhtahta uhije maanal piijeln. 

Korke graddnam, korke graddnaml 
P&theh, p&theh — keseh, keseh 
Manav jaurai, 
Vuobtalabtjijn'! 
Vanah, vanah. 

Im Utsjoki dialekt: 
Eotka skipparam, kotka skipparam! 
Poadi, poadi — keäsi, keäsf 
M&na jaurai 
Vuoktaläu£in! 
Yana, vana. 



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121 



Lied fDr kleine Icinder. 



Liebe ameise, liebe ameise, 

Komm, komm! ziehe, ziehe 

Das kind in den see 

Mit haar-zügeln; 

Ziehe, ziehe. 
Dieses und das folgende kurze lied hörte der schwe- 
dische Prediger Petr. Lsestadius, der sehr lange unter den 
Lappen thätig war, von Lappen in Arjeplog und Lyksele 
Lappmark singen. Er theilte sie herm Gottlund mit. 

Otava II, 223. 



9. 

Bljern-Jöljulitaliia. 

Puoltajam, puoltajam, 
Tjoddscheleh, tjoddscheleh (Cuö^^eli)! 
Lasta lä stuores koh 
Snjeratscha pelje. 

B&reniied. 

Bergalter, bergalter, 

Stehe auf, stehe auf. 

Schon sind die blätter gi'oss wie 

Mäuse-ohren. 

Otava n, 224. 

Hier folgen sechs lieder und epigramme, genau nach 
fjellner's dictamen aufgezeichnet, die drei ersten mit hülfe 
einer mehi* als fttnfzigjährigen handschrift. Die spräche ist 
fehlerhaft und Fjellner selbst konnte nicht immer die dunk- 
len ausdrücke erklären; das zweite stück ist daher nicht 
recht deutlich. Dass sie dennoch volksthümliche Überliefe- 
rungen sind, wahrscbQinliQh im norwegischen dialekt ursprüng- 



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122 

lieh verfasst, scheint unter anderem daraus hervorzugehen, 
dass Fj ellner den ausdruck im ersten stttck: huöktetn auöam 
galka väsaöit nicht zu übersetzen im stände war; er kannte 
nämlich nur ein wort auöo acies, nicht das norwegisch-lappi- 
sche avöa, utsjoki äu^ thal, welches sehr gut zur folgenden 
zeile stimmt. Ich nehme sie dennoch hier auf, vielleicht fin- 
den sich anderswo deutlichere Varianten. 



10. 

Liionduft vAole'. 

Uija, jaijä, jaija, 

Tan mu Sagen galimen (? galim) 

Bira vüomem vSrem 

Sohka ju6lgaki koika. 

Kuoktem au5am * galke Vä^aSt, 

Ku6ktem cacem galka kali', 

E(en guit mu süga dudäe cuopcat, 

Datne neita ussat, 

Mon läm dat aine Marien pardne. 

Route rauj^en sölim galka juohti, 

Kosse galk neite tatne tarn ^iddetit. 

Lied zum giOck beim werben. 

Ach, 

Wie meine Sehnsucht gewatet hat 

Um wald und berge 

Nach den fremden mädchen! ^ 

Durch zwei thäler muss sie wandern, 

Durch zwei wasser muss sie waten, 



1. oder kuökien auöan. eaee gewöhnlich öaee. 

2. Eigentlich: nach den mit strumpfen bedeckten füssen, daher 
fremd, weil die lappländischen mädchen keine strumpfe tragen. 



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123 

Und doch hängt sie fest an dir. 

Glaube es, o mädchen, 

Ich bin Mariens einziger söhn. 

Der eiserne spiess niuss dich durchbohren, 

Dann, mädchen, vrirst du wohl ausstehen was (ich jetzt leide). 



11- 
Suge kuötteja (flu. kantaja). 

Majem mun (mon) Süge nuppem (}äm) kuottetem 

Neiti olke-virti nalne, 

££en neite tan mu §ügem oissu tuöstai (tuostut) 

Tüle ja tule jerkelQen, (oder jorgolijam) 

Sugama postelem postite. 

Taite jiöene iuoSu (?) aJit 

Särtta-tuorgite (oder tuorgait). 

Ihke ^ dille datne neite 

Kiknel {almen (uoratatte ((üorutasta), 

E{fen diUegen mu osSaluSSe copcite. 

Der eehneOchiige. 

Langen weg hab' ich eine andre Sehnsucht getragen 
Auf der schultern der mädchen (d. i. ich habe liebe zu an- 
deren mädchen in der ferne gehegt). 
Nur mein eigenes mädchen aber vermag meine Uebe zu emp- 
fangen. 
Dann und wann wandte ich 
Meine liebe zurück. 
Sie sehnt sich zu den 



1. Fjellner deutet ihke => fin. ehkä obgleich ; sv. Ip. büchersprache 
ikke, ikkena quisqais, quicunque wird in den nördlichen dialekten ihke, 
ihkenn ausgesprochen, 



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124 



Reisersträuchen meiner heerde. 

Wenn auch irgend ein mädchen 

Mit thränenden äugen ihr haar ergrauen macht, 

So bleiben doch meine gedanken (bei dir). 



12. 
Värin. 



6obbi{e_biägga galga dudnen 
Daine ludies beäggin sadde? 
Dihte orjela soudede biägga, 
Vuöj dai duötteri nuörtte biägga? 

Auf den bergen. 

Welcher wind ist dir 
Der lieblich angenehmste? — 
Ist's der Südwind, trübe und thauend, 
Oder der erfrischende von des nordens bergen? 
Dieses kurze lied ist von Fjellner in seiner Jugend auf- 
gezeichnet; es ist im weicheren Heijedals dialekt. 



13. 

Vibe cugaidee roeeui. 

Voi, voi dai mänai udoldahkitl 

Jübe la^a (lä^^a) ru6hkeran nöruc krahkam, 

Kouda sprahkam korru ju6lgai. 

Bäje höbus pötet, 

Acen skEnjasit dodne röude kieldagin, 

Monna väike gahpu' nalmin beäni. 



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126 

Die b&rln weckt Ihre Jungen. 

Ach, die fortschritte meiner kinder (ach wie entwickeln sich 

meine jungen)! 
Schon kratzte wohl (den schnee) des hobeis rand (unter den 

Schneeschuhen), 
Es rasselte wohl der Schneeschuh am linken fusse. 
Lass ihn (den Jäger) eilig kommen, 
Dass er die eiserne sehne (den bogen) ertönen lässt, 
Ich (fasse ihn) mit des rachens kupfernen zahnen. 

Diesen gesang hat Fjellner nach dem Vortrag von Klumma, 
einem läppen, 5 bis 6 meilen nördlich von Sorsele aufge- 
zeichnet. 



14. 



Cuöihkan vuöle. 



Nulöüdeje nuigüb dihS: 
Meile tön kiesien pottom parka? — 
— Juüigam mon. Meit^ tön jeg? — 
Gahpadam mon. 

Dae mDcken-lied. 

Die heuschrecke fragt die mttcke: 
Was arbeitest du während des sommers? — . 
Ich singe. — Was machst du aber selbst? 
Ich tanze dazu. 

Diese Strophen sind von Fjellner in Herjedal aufge- 
zeichnet, ähnliches kommt aber auch in Karesuando und über 
ganz Lappland mit passender melodie vor- — Die mttcke 
hat viele namen: in der schwed. büchersprache Öuoikj in der 
ausspräche meistens äu&ihka oder Hqjak, südlich nuigu oder 
Aulööa. 



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126 



15. 
Orrivin vuole. 

Vaiba gaihka neila viesullen, 

Ja vaiba gaihka pardne jabmali^en! 

De8 eichhörnchens iied. 

Es mögen alle mädchen leben, 

Und es mögen alle Jünglinge sterben I 

(weil sie das eichhörnchen schiessen). 



16. 
Kumppi. 



Aus Utsjoki, von A. Laiti mitgetheilt. 
Kumppi te jö, kumppi i i! 
Ovtsi vuömi ätsi säipi 
Skalkku te jo, te jo ä ä! 

Der woif. 

Der wolf, der wolf, 

Durch neun wälder, mit dem schweif zwischen den beinen, 

Läuft er, ha ha! 



Die folgenden fünf lieder sind mir gütigst vom Herrn 
Cotnmerzienrath J. U. Gronlund in Stockholm mitgetheilt; 
er hat sie am ende der vierziger jähre nach dem vortrage 
eines jungen lappenmädchens aufgezeichnet. Seine ortografie, 
die mit der schwedischen büchersprache übereinstimmt, ist 
hier beibehalten. Man bemerke die zahlreichen wortenüeh- 
nungen aus dem schwedischen. 



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127 

17. 

Surgo-wuoile. 

Surjatjab mon tab jellekes aldon gäsjab 

Tjuodtjote talle, kuldeht peljen tan tjäsko käten sis. 

Ih mo juolkin test ädtjo vanret puorrin puorrist 
Jah viklatit tab tjuossis (smareib) pätsoit. 

Kokte kalka tel te moiino muorritit, 

jutte ebtesti vele ätdjo tab etjen aldo tiste puttjet? 

Ja kalka tan kukke seibe-aldon melken nain jelet etjen peiveh? 

Näh! jus le nimte muonetam, te ädtjob nan ai tuddet, 
Juhko ebtest veleh vejet varretit tan jellekes aldon mingesne. 

Kiage-iied. 

Aus Wilhelmina lappmark. 

Mit klagen beweine ich meine rennthierkühe auf den bergen, 
Vergeblich lausche ich hier im kalten hause nach ihnen. 

Nicht ist es mir hier gegönnt jetzt mehr 

Den einen hügel hinauf, den anderen hinunter zu laufen, 

Nicht die weissgesprenkelten rennthiere zu sehen. 

Wie kann ich hier gedeihen, 
Da ich meine rennthierkühe nicht mehr melke, 
Sondern meine tage von der milch der langschweifigen ktthe 

leben muss? 

Wohl! wenn dies mein Schicksal ist, so muss ich mich wohl 

darin finden. 
Und nicht mehr nach den rennthierkühen auf den bergen 

laufen« 



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128 



18. 
Samin jelem. 

Mon Samen vaivan ja vandertekes älmah 
Tan ädnam vaives käidnoi nal, 
Jukko kaikam vandertit kaik ädnamen pir, 
Ja nan kalka mo aike läptet. 

Das leben dee läppen. 

Ich mühebeladener läppe und wandernder mann 
Auf dem beschwerlichen wege dieser erde, 
Ich muss die ganze weit durchwandern 
Und so meine zeit zubringen. 



19. 

Wedde-Karln wuolie. 

Surgodn' le mo vaimo, ja lenlak le mo vaimo 
Jukko erit valdain, mo jasketis vuoreb. 
Albmai mon vainotab, kusne monno kalkin kaudnotet, 
Ikka värald mo kaudnasje, surgokes ja vaivems. 

Neitab mon valjib, mab man kerast udneb, 
Sodn mo vaimob adna, man kukkeb leb mon. 
Man kukke le varre pakkas, ja häggasne le, 
Tie mo vaimo puoUa, surgosne mangemus aiken. 

Läddats laulot avosne so para-peleb; 

Vall' k&sse luode erit valda so lakkamusen vänab, 

Tie so vaimo puoUa, surgosne ja vaivesne. 

Akt kareb keresvuotest, tievas mon tui\ji vaddai 
Ikka aike ja värald tab leikem le 

Tat kalkah aremust kaik ädnamen mete, dank mangemus 

näres to kätai sis. 

Falskes vänah leh mädde, kutteh lehmonnonvänakvuotenjallo 
Tab lijen lall monnon pajelen vidnam 
Ja nan monnon keresvuoten l&ptam. 



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129 

Lied vom korbieben. ^ 

Traurig ist mein herz, ja schwer ist mein herz, 
Weil man mir meinen lieblichen schnee (loos?) fortgenommen. 
Ich sehne mich zum himmel, wo wir beide uns treffen werden, 
Obwohl die weit mich findet traurig und elend. 

Ein mädchen ich wählte, das halte ich lieb, 

Sie hat mein herzchen, so lange ich bin. 

So lange mein blut bleibt warm und das leben dauert, 

Mein herz es brennt in trauer bis zur letzten zeit. 

Das vöglein besingt so freudig seinen gatten, 
Wenn aber die kugel fortnimmt seinen freund, 
Dann brennt sein herz in trauer und kummer. 

Eine schale voll liebe gab ich dir. 

Doch die zeit und die weit hat sie ausgegossen. 

Jetzt fliesst sie die ganze erde herum, 

Doch endlich wird sie wohl in deine bände gelangen. 

Falsche freunde giebt's manche, die 
Unsre freundschaft zerrissen haben. 
Sie hatten uns beide ttberwunden 
Und so unsre liebe niedergedrückt. 



20. 
Biren wuoile. 



Alles radekum mon leb mannam, 
Kitob adne JubmelamI 
Jukko le vaddam mijeb 
Tab aili tjaulekeb. 



1. Im schwedischen wie im deutschen gebraucht man den aus- 
druck: einem den korb geben, welcher ausdruck auch ins lappische 
übergetragen ist; wMU ior« ist ein aus wurzeln geflochtener korb. 

9 



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130 



Die mije Biran kintsoit m&^ertebe 
Tsakke m&ka! Tsakke mäka! 
Maitesjam puosotjebe, 
Vuojeb vai tsapteb? 

Tsitsokeb, tat wadda 
Gvekt, kolm justen tjevaseb; 
Ikjam koUokats 
Deuram? 

Tokko, tokko älma tjasketi 
Tuollo puoldai. 

Tjadnesete, tjadnesete 
Suongon nejtai riggit 
Attjasvet mon lutilet 
Varit vuomit. 



Bären-Ued. 

Mit voller aufinerksamkeit bin ich gewandert, 

(beim aufsuchen des baren)'* 
Sei gelobt mein gott, 
Der du uns hast gegeben 
Den fehlerfreien (oder grossmuthigen) baren. 

Nachdem man ihn genommen hat, wird gesungen: 
Wenn wir die glieder des baren auseinander gesondert, ' 
Schreit das haupt, schreit das haupt.*^ 
Können wir ihn übermannen, 
Jagen oder zerschneiden wir ihn? 

Einen sperber*' gibt er (der tödter des baren) 

Zur Vollendung zwei, drei stösse; 

Stirbst du nicht meine theure kleine alte? 

Dahin, dahin ihr männer begebet euch schleunigst, 
Zu diesem waldhügel. 



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ISl 

Eure bänder, eure riemen, 

Lasset uns mit ketten das mädchen (die bärin) festmachen/' 

Dass ich i9?ieder zu den bergen und \?äldem kommen möge/' 



Das obige lied habe ich von herm Grönland in Stock- 
holm. Es stammt aus dem kirchspiel Wilhelmina und schil- 
dert den Zugang beim bärenfang. Die abrupten strofen sind 
schwer zu verstehen, da aber der herr pastor Job. Mörtsell in 
Mala mir gütigst eine schwedische Übersetzung mit erklären- 
den noten mitgetheilt hat, so folge ich dieser und füge auch 
die erkULrungen bei: 

a. Wenn man die spuren eines hären im walde gefun- 
den, geht man in einem cirkel umher, den man immer klei- 
ner macht, bis man den platz gefunden, wo der bär ruhet. 
Dies nennt man den baren umringen. 

h. Die glieder absondern. Es war nicht erlaubt einen 
einzigen knochen des hären zu zerquetschen, sondern alle 
gelenke sollten mit dem messer sorgfältig von einander los- 
gemacht werden. Gerade dies bedeutet das wort modertet. 

c. Auch den köpf durfte man nicht zerhauen, er sollte 
ganz gekocht werden. 

d. Den hären] nach hause treiben oder ihn im walde 
mit dem messer zerschneiden. 

e. Sperber, vermuthlich ist damit der pfeil, die Speer- 
spitze oder eine kugel gemeint. 

f. Das wort suongot hat an verschiedenen orten ver- 
schiedene bedeutungen: 1) durch Werbung sich binden, 2) 
durchbohren, 3) durch einschnitte kraus machen. 

g. hiitekt = lassen. Damit ich wieder entweder die 
gebundene bärin oder mich selbst nach den bergen los las- 
sen möge. 

Bärenjagd, die Zerstückelung und kochung des hären 
sind von den läppen als so feierliche handlungen angesehen 
worden, dass man dabei das gespräch nur in bildem und 
gleichnissen führen durfte und die gegenstände nicht mit ih- 
ren gewöhnlichen namen nennen. Der hergang beim gefan- 



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gennehmen und todten des baren wird mit kflnstUchen re- 
densarten beschrieben. Wenn ein einsamer läppe einen ba- 
ren geschossen hatte, machte er dies durch büchsenschttsse 
auf dem heimweg dann und wann kund. An der hütte feu- 
erte er den letzten schuss ab, kroch hinein durch die hin- 
terthür (po$§u), dabei von seinem siege über ein grosses 
thier viel redend, ohne doch den gewöhnlichen namen des 
baren zu nennen. Die leute zu hause verstanden schon aus 
dem schiessen, was es gab, erhoben und senkten sich in 
wiegender bewegung und sangen lieder. Vergl. hierüber was 
schon früher über den bärenfang gesagt wurde. 



21. 

Suonga wuolle. 

(Suonga Padne:) 
Sjesjala kust, nejta! tab tuostot 
Monnen keresvuoten algo? 
Jukko monnon ajtika, nau sjesjeli (vänote). 

(Suonga Neita:) 
P&te puorist! jus le nau muonatam munji, 
Atte monno kalka taite palkait vadsit, 
Ja taite to jelleks sjuosja narkelit. 

(Suonga Padne) 
Sä tuostote teile mo maikit 
Monnon usjoteme puolkab. 
Ja, jus le nau muonam, 
Atte monno kalka aktain sjaddet. 

(Suonga Neita) 
Ja, jus i ai nau sjadde. 
Sä samma kät^kum 
Tuostote taite p&stoit. 



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133 



(Suonga Padne) 
Ja yuoidna knit, kuktel mingelin 
AI mqen keresvuoten räcko; 
Men usjotal' likan, nejtakuts! 
Mah' munjin vukin sjesjalah, 
Ai maoskotallet tal mo jelleks sjuosjeb. 

(Suonga Neita) 
Adiie takko pädn slektatjeh, 
Anje tan palen! 
K&8se ai ädtjo usjotet, 
Mingellen. 

Werbunga-Iied. 

Der freier, welcher gaben darbietet: 
Bist du bereit, o mädchen, dies zu nehmen 
Als einen anfang unserer liebe? 
Unsere eitern sind uns gewogen. 

Das mädchen: 
Willkommen! wenn es mir bestimmt ist, 
Dass ich deine wege wandern soll 
Und deine rennthierheerden hüten. 

Der freier: 
So nimm hier meine gäbe 
Als zeichen unserer Übereinkunft, 
Wenn es so beschlössen ist, 
Dass wir sollen vereinigt werden. 

Das mädchen: 
Und wenn wir nicht vereinigt werden, 
So nimm mit derselben hand 
Diese gaben zurück. 

Der freier: 
Lass mal sehen, wie lange 
Unsere liebe dauert. • 



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134 

Bedenke doch, mägdelein, 

Ob du mir helfen wirst 

Diese meine rennthiere zu pflegen. 

Das mädchen (zu den umstehenden): 
Nehmet meinen dank, ihr verwandten 
Des jungUngs, noch dies mal! 
Wenn ich mich entschlossen habe, 
Dann wieder und zuletzt (werden wir die hochzeit feiern). 



28. 

Tuonen touhki. 

Nach der erzählung von dem alten läppen Sü Nilsson, 
in Sorsele. 

„Vuöige, vuöige, danna olman 
Kuolmasai^i nüdim muora, 
Svaöße, svaCßes rehpen raigem. 
Te pe äskan." — 

Tuonen touhki, 

Kuöllevuojelem muoraJCa, 
Punka, pörsaht sküiya raigem. ^ 

Dummer thor! 

Ein rennthierlappe kommt zu einem fischerlappen, des- 
sen geräthschaften er nie vorher gesehen. 

Er sagt: 
Ha, ha, dieses menschen 

1. Nach einer version in Grönlunds MSS gibt ▼. Düben, Lapp- 
land 8. 346, den folgenden text: 

Yuoige, Yuoige! Dauga &lmaa 
Eftolmasan njudelem muoran, 
Svatje, svatje rehpen raigem. 
De pe eskan. — 

Duonen daske, 
Kuöllevuojelem muoratja, 
Bahko bersahf skoigo raigem. 



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185 

Stampfholz ist zu lang, 

Wenn es bewegt wird, geht es durch die rauchöfiEnung der 

htttte. 
Noch nie hab ich so etwas gesehen. — 

Dummer thor, 
Es ist ja das fisch-scheuchen-holz, 
Es macht geräusch, es braust durch die öfinung des zugnetzes. 



Kuökten aiken. 

Kallen aiken sodnu skille 
Soittaladda tTja paikin? — 
Kolman aiken. 

Kallen aiken pappo parge 
Tihpardasta lia paikin? — 
Kuokten aiken? 

Zwei mal. 

^us Sorsele, 

Wie viele mal klingt die sontagsglocke 
In euren gegenden? — 
Drei mal. 

Wie viele mal schwatzt 

Der arme prediger in euren gegenden? 

Zwei mal. 



1. Eine Tariante hat auch hier: kolman drei mal. 



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84. 

Castr^ns handschrift. 

Pahas olmuk ciurvuk 
Fastes jenai sjurvuk 
Jenait adnibetet mijn paikkiin 
Eppet galga ollu lauldid jottet 
Tai Qelluid pagjel. 
Adnam teirik forga 
EaUdt tijn sait roggat 
Ja msetsi pädok tolvot tijii 
Ko tii riemabettet 

10. Miin kotinämek uvsait läkkotet. 
Tiktet orrot kidda 
Amas olmai viesok 
Mi läp tarn adnam assek 
Tii läpped ramsjas arrok 
Kibbel ädnam vadjoläcyek. 
Vasse mist lä tijn ala-ttet 
Tii kaikkobet-ttet ja pidgibet 
Miin pivdo sfyamek. 
Orrop utsan katvuin 

20. Tun pivtoi titi 

Tiist lä ädnak suola maanak 
Miist lä ollo orrom sajit. 
Mon dat aigom vulget jottilet 
Tii maita vulget jottilet 
Nubbe sadyai ko sii poattebetat 
Vuogases ketke kuorast 
Nokkastet kalkabettet 
Te monje oidnom 
Eo tii läppet oaddemen 
30. Rrrek kelkek mo oudast 
Ruttak goddek mo mangest. 



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137 



Ället likko oudal 

Ko dak ketket 

Kuskek tfn niiga (pro niikkui) 

Likket talle kätsastet. 



Mon läm jo oUo koddyt puktam 
ja pidjam julkit kidda 
Eige Sil koasta äneb jottet 
Tun oudast eriti. 
40. Valdet vedset stuoras ketke 
ja velges ketke 
Guotsak puktujek trjn lusadek 
Badjebettet tij tait ereti. 



Anep joukko mii läp oinam 

Jo tak toppuk mqn Jubmeli lut 

Huodduit rudait 

Kollijt ja silbait 

Son adda taiki jetsäidi 

Mii läp SU palvalam aive 
50. Eike tak lä takkam suiye 

Maidengen puurejtes 

Mii sjokkip suqje (sjokkip) 

Kodde tjorvijt (sjorviit) ja guoktsa tavtiit 

Ja son tait kousi 

Mii taal taitep 

Ibmelämek ala suUat 

Ko son niün padjel-kätsa 

Ja valdet eriti tjorvitamek 

Mii läp tu vuittam 
60. Guovtsa puitiguoim 

Ja godde puitiguoim. 



Kukkas mannap mii eriti 

Ja otsop altsemek sjega Ibmel 

Te mii gaunop valias (ja arvos) Ibmel 

Ko mii mattep su palvalet 



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1S8 



Ko mii mattep sn kadnettet 

Assop tal ja kätsop 

Muttim ketke altsimek 

Tast orrop oaekes aike 
70. Ja nokkap taal kätselet 

Maggar paikke tat lä 

Jus mii tarn made fidnip 

Ko mii piiktik tast altsenak 

Ibmel raakkadet. 

Nokkop onekes aige 

Te tak kalle poattek 

Tasa miin lusa 

Te valdop ketkiit kiedaitassamek 

Ko mii oinep dam poattemen laakku 
80. Te mii pidjap tabba taujiin 

Ja vuorga nuolain patsop 

Jes kuttek mait son kappet 

Ja Yuidup altsemek taal pivdo s^i. 



Nach Utsjoki dialekt: 

Pahas olbmuk öirguk, 
Fastis jienain curvuk. 
Jienait adnibättit min paikkin, 
Äppit kalga oUu laukit jottit 
Tai fiellui paciüil- 
Ädnam tiunik üarga 
Kelgik Üu säjit (öelmJt?) roggat, 
Ja mätsi peäduk tolvuk tln, 
Ko tl riebmabättit 
10. Mm köifitamik uvsait läkkut (läkkutit). 
Tiktit orrut kidda, 
Amas olmai, viesuit (viesuk), 
Mi läp tarn ädnam ässik, 
Ti läppit ? orruk, 



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r 



139 



? Sdnam vadjidädjik. 
Vassi miBt lä tin ala, 
Ti kaikkupättit ja pidgipättit 
Min pivddu sadjamek. 
Orrup utsan kalvuin 

20. Tin pivtui titti. 

Tist lä ädnak suola mänak, 

Mist lä ollu orrum sajfk. 

Mon täl aigum vuölgit jottit, 

Ti maita vuölgit jottit 

Nuppi sadjai ko ti poattipättft 

Vuogäs keädgi kuorast, 

Nokkastit kalgapättet, 

Te mon oainam, 

Ko ti läppit öaddimin. 

30. Firrik keädgik mu oudast, 
* Ruttik koddik mu mangist. 
Mit likku oudal, 
Ko tak keädgik 
Kuskik tin iqäigga, 
Likkit tälli keäSastit. 



Mon läm jo ollu koddit puktam 
Ja piddjam jülkit kidda, 
Äige si koasta änip jottit 
Tin oudast eriti. 
40. Valdit V stuon-äs keädki 
Ja vilgis keädki. 
Kuouöak puktujik tin lusadek, 
. Racyapättit ti tait eriti. 



Eänip joaukku mi läp odidnam 

Ja tak töppuk min Ibmili lut 

Huödduit, rudait, 

Kolllt ja silpait, 

Son adda tait jieSaidi. 

Mi läp SU palvalam äivi, 



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140 

50. fge tat läk takk&m sudni 

Maidigen pnridis. 

Ml 5okkip sudni 

Eoddi iörni ja kuouca täutit, 

Ja son tait? 

Ml täl taitip (täidip) 

Ibmilämik ala suttat, 

Ko son min paddjil käiia, 

Ja valdip eriti £örvitamik. 

Mi läp SU ynöittam 
60. Kuou£a pnitiguin 

Ja koddi puitTguin. 



Kukkas mannap mi eriti. 

Ja otsäp ältsimek siega Ibroil, 

Te mi kaudnap valljas Ibmil, 

Ko mi mättip su palvalit, 

Ko mi mättip su kudniattit. 

Assup tal ja kaii^up (keäSiiup) 

Muttom keädki ältsimek (äicisämik) 

Tast orrup oänikis aiki (äiki) 
70. Ja nokkap täl käiicalit, 

Maggar paikki tat lä, 

Juös mi tarn madi fidnip, 

Ko ml puktip tast ältsimik (altsisämik) 

IbmQ räkkadit. 

Nokkup oänikis aiki (äiki), 

Te tak kelli pöttik 

Tasa min lusa, 

Te valdup keädkit kiedaidassamek (kiedaidassasämik), 
. Ko mi oäidnip tarn pöattimin lakka, 
80. Te nü pidtjap 6äppa taukin (täulnn) 

Ja vuörggu nuolain päSip (päSfp), 

Jie§ kuttik mait son happit (häppit), 

Ja vn6itup ältsimek tal pivddu stgi. 



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141 

Übersetzung. 

Böse leute lärmen, 

Rufen mit hässlicher stimme. 

Seid still an unserem orte, 

Ihr dürfet nicht viele tritte gehen 

Über diese bretter. 

Die Würmer der erde 

Werden bald eure platze (äugen?) ausgraben, 

Und die waldthiere bringen euch fort, 

Wenn ihr beginnt 
10. Unsere httttenthttr zu öfihen. 

Lass zugeschlossen sein, 

fremdling, die zimmer. 

Wir sind bewohner dieses landes, 

Ihr seid einwohner des ? 

Wanderer in ? 

Hass hegen wir gegen euch: 

Ihr zerstöret und verderbet 

Unsere jagdplätze, 

Und wir haben wenig beute 
20. Wegen eures fanges. 

Ihr habt viele gestohlene kinder, 

Wir haben viele wohnplätze. 

Jetzt will ich wandern gehen, 

Gehet euch ihr 

Nach einem anderen platze. Wenn ihr konmit 

In die nähe eines passenden Steines, 

Leget euch schlafen. 

Dann werde ich sehen, 

Wenn ihr schlafet, 
30. Wie die steine vor mir rollen, 

Wie die rennthiere nach mir laufen. 

Bewegt euch nicht früher, 

Als diese steine 

Euch berühren, 

Dann bewegt euch um zu sehen. 



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in 

Schon hab' ich viel irennthiere gebracht 
Und die fllsse fest gebunden, 
Nicht können sie mehr laufen 
Weg vor euch. 
40. Nehmet einen grossen stein 
Und einen weissen stein. 
Bären bringt man zu euch, 
Tödtet diese. 

Einen grösseren häufen (menschen) haben wir gesehen, 

Und jetzt nimmt man unseren göttem: 

Naturprodukte, geld, 

Gold und Silber. 

Er gibt davon anderen; 

Wir aber haben ihn (den gott) verehrt, 
50. Und es hat ihm keinen nutzen gebracht. 

Wir sammeln 

Rennthierhömer und bärenknochen, 

Und er ? sie. 

Jetzt können wir 

Auf unseren gott zürnen, 

Da er uns verachtet; 

Wir nehmen die hörner fort. 

Wir haben ihn geschmieret 
60. Mit bären-fett, 

Mit des rennthiers fett. 



Weithin ziehen wir fort 
Und suchen uns einen guten gott. 
Bis wir einen fang-gebenden gott finden. 
Dem wir dienen können, 
Den wir verehren können. 
Lasst uns dort wohnen und aussuchen . 
Einen stein (zu unserem gott). 
Da bleiben wir eine weile, 
70. Und schlafen um zu prüfen. 
Wie beschaffen der platz ist. 



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143 



Ob wir uns da 
Einen gott emchten könne». 
Lasst uns eine weile schlafen; 
Wenn sie uns da wieder nahen, 
So nehmen wir steine in die hände. 
Wenn wir sie sich nähern sehen, 
So zielen wir mit dem guten bogen 
80. Und schiessen mit dem knochen-pfeile, 
Ein jeder so eilig er kann, 
Und so gewinnen wir uns einen jagdplatz. 



Die drei folgenden lieder, das von der butte, dem lachs 
und dem wolf, wurden von J. Fellman während seines aufent- 
halts in Utsjoki 1819—1833 aufgezeichnet. 

25. 

Palda Juoigam. 

PSltis vuäddja 

Mära podäimielt, 

Ja son la tiuräs kuälli 

Stuöris ja kieurra. 

Ko vuggi toppi, 

nia SU väddja 

Väkka (? kieuras) olmai 

Vadnasi keässit. 

Von der butte. 

Die butte schwimmt 

Längs dem grund des meeres; 

Es ist ein werthvoller fisch, 

Gross und kräftig. 

Wenn sie die angel anfasst, 

Vermag sie kaum 

Ein starker mann 

In den kahn zu ziehen. 



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144 

26. 
Luo88a Juoigam. 

Luossa vnäddja 
Cäci podnTmielt, 
Tat kieuras kuälli 
Ja tiurSs kuälli, 
Ml manna juäs liv5i 
Öada ädnam tädnu. 
Te oppit son manna 
Kitta keäöai, 
Ja JiEpput nu sakka 
Ja de §adda nu, 
Atti 1 ämbu 
Porage Sat, 
I hadistke. 
Ja macca son 
Fast ynälas, 
Kost lä poattam, 

Äpi vidudagasist, 

Kost lä manga (? oUu) luosak. 

Ja fast sadda 

Sämnia Sälgad 

Mo oudal läi 

Ko äppasist fast poatta, 

Ko südit oä^iü porrat, 

Te fast poäiddu 

Ja Sadda sämaläkai, 

Mo oudal läi. 

Vom Iach8. 

Der lachs schwimmt. 
Längs dem gnmd des wassers, 
Der kräftige fisch, 
Der werthvolle fisch. 
Welcher vorwärts sich begibt, 



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145 



Wenn der fliiss auch ginge 

Durch die erde. 

So begibt er sich immer 

Zur spitze (quelle) des flusses; 

Er wird so schwarz 

Und so verändert, 

Dass er nicht mehr 

Einmal isst, 

Nicht einmal in der noth. 

Er kehrt wieder um 

Stromabwärts, 

Wo er hergekommen ist, 

Aus dem weiten meere, 

Wo es viele lachse gibt. 

Und wieder wird er 

Eben so weiss, 

Wie er vorher gewesen. 

Wenn er nun aus dem meere kommt. 

Wenn er beringe zu essen bekommt. 

Dann wird er wieder fett 

Und gerade so 

Wie er vorher gewesen. 



27. 

KumppI Juolgat. 

Vuoi vuoi vuoi la la la lu lu lu, 

Farn &m üam, huo huo huo: 

Tälli son nu lätti ko kallan. 

Huo huo huö 

Vuoä vuoä vuoä: 

Tälli son nu lätti ko potsu porra. 

Te go kärga te lättiskoatta: 

VuoÄ 

Te go keärga nu lättimist te iolkit 

10 



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14« 



Vuömi mieM. 

Ja rieban fast tait kumpi^i 

Luoltait kttwät ja porra 

Ja gaji mield mann». 

Te go kärga pon^»iat, 

Te noUät eri fast 

Ja de lättiikoatUi: 

Uvä uvä uvä. 

Te lä sa nuattas, 

Ko lä kallanam porramist; 

Te lä SU kittalus, 

Ko Yuovdas tievvam lä 

Passi vie^jas ?aimt. 

Nalla mait kuorftt. 

Sämmalakkai kumppi lu(Aiait 

Jallayuodastis jaUasit. 

ifalast mast Mndik lä paisldk, 

Kiütmii kam ja porra maita sämmalakkai; 

Te iiolkast songi eri, 

Ja de koaiju. 

Ja sust lä säibi keäSci (appad, 

Ja kuotsa, tastko son sakka lu£&u. 

Fälli maita lä muttum vaSalaS 

Ml riuysak(it) tolkit porhaidatta, 

Sisa takkE ja te son kodda 

Ja te porra ja te kirdil 

Ja lätti: pir pir pir. — 

Kudnu loddi (Idljaloddi) muttom vaialas 

Uca fuidduä alt. 

Ml keädki loami vuölt lätti: 

Tsir tsir tsir. 

Tat lä k4Midi-B9|)panit) 

Mait kudin loddi 

Ka53ru ädnam alt, 

Ja kängu soikki sirkidi 



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u? 



Ja lätti (jiädnad) jiei so&kki keim; 
Mast lä (Mmk jorbae. 

Koasskim maita muttum vaäakä, 
Ml toi^^pä ttisit labbait noammilit 
Ja (aci-loddi Siukait maita, 
Ja kirtag jiefi ja Ifttti: 
Hana barm barm. 

Kätki maita lä tat, 
Ml kuärra kumppi luötait; 
Son la nut kuotsa ja Sappat. 
Ja poattam porram salljai, 
Täuda vuoTtas ja mälga vä3^3:it 
Te go kalbma ta{{a ja fe jussu 
Ja lättiSkoatta: irrfi, irrfi. 



Wolfalied. 

Wenn der tcolf gesättigt ist, so singt er: voi voi, la la, 

lu lu, fam fam, buo huo. 

Wenn er frisst am rennthierfleisch, so schreit er: 

Huö buö, yuoE vuoa. 

Wieder ledig, fängt er an zu singen: 

Vuoä, YUOfi, 

Und wenn er damit fertig ist, beginnt er zu laufen 

Die Wälder entlang. 

Der fuchs folgt den spuren des wolfes 

Und frisst was er findet. 

Wenn er aein essen beendigt, 

Läuft er wieder fort 

Und beginnt zu singen: 

Uvä, uvä. 

Dieses ist seine melodie. 

Wenn er genug gegessen hat; 

Dies sein dank, 



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148 



Wenn er den magen gefüllt 

Durch die mühe seines heiligen bruders. 

Auch der eisfuchs folgt 

In ähnlicher weise den spuren des wolfes, 

Der sehr dumme. 

Der eisfuchs hat kleine äugen 

Und breiten mund; auch er frisst wie der vorige. 

Darauf läuft er fort 

Und legt sich schlafen. 

Des Schweifes ende ist schwarz 

Und widerlich stinkt er. 

Auch der habicht ist ein feind, 

Welcher die flaumfedem des Schneehuhnes zerstreut. 

Er ergreift und tödtet es, 

Isst und beginnt dann zu fliegen, 

Schreiend: pir pir. 

Die nachteule ist ein feind 

Der kleinen thiere; 

Zwischen den spalten der steine ruft sie: 

tsir tsir tsir. 

Lemminge sind es, 

Welche die nachteule ergreift auf der erde. 

Sie hängt sie auf an die zweige der birke 

Und schreit von dem gipfel, 

Die eule mit den runden äugen. 

Auch der adler ist ein feind, 

Welcher wegnimmt rennthierkälber, lämmer und hasen, 

Ja auch die jungen der wasservögel. 

Selbst fliegt er rufend: 

Harm barm barm. 

Anch der vielfrass ist ein solcher, 
Der den spuren des wolfes folgt; 



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149 



Er gibt einen üblen geruch und ist schwarz. 

Zum aase gekommen, 

Füllt er den magen und geht wandern, 

Wie ein erfromer Norwege. 

Dann gibt er wind und fängt an zu schreien: 

Irru, irm. 



28. 
Vaimucam pakas. 

Von J. Fellman in Utsjoki Lappmark aufgezeichnet 
Outas ton jodak, 
Manas tu jurdagak: 
Konnas lä pficam, 
Konnas lä päcam 
Mu moarssi? 
Kokkas lä joaudam 
Vaimucam päkas! 

Mein brennendes herz. 

Vorwärts du wandelst, 

Rückwärts deine gedanken: 

Wo ist geblieben, 

Wo ist geblieben 

Meine braut? 

Weithin hat sich entfernt 

Mein brennendes herz! 



88. 

Kaskias raukki Juolgam. 

Torajas stuorra noaiddi, 
Tor^jas tat kullum noaiddi, 
Kutti toalyui valfji min ädnamist, 



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150 



Ja sätti midjid! nälki Aalbmai, 

Atti (etti) mist i läk piebmu, 

Ige mikkigen valTjTt, 

Ja toalvui puok mfn vairji, 

Ja satti kitteli ädnamf, 

Ja kitteli mfn valTji puok. 

10. Äpke oä^^u külil Cäcin. 
Äpke kottil vuvtm, 
Äpke maidigen vanjit; 
Kuörüs la taoddara^, 
Kuörüs lä vuövtik, 
Kuörüs lä 2acik. 
Nauris olmai sätti 
Mija (min) naibmai nälki, 
Ja te läi tagkar nauris olmai, 
Kutti sätti puok vairji 

20. Mija (min) ädnamist 6riti. 



Igo läk tat olmai Saddam, 
Saddam vekt ädBami, 
Kutti pukta fast ruöktut 
Vallji min (mija) ädnami? — 
Jope tat pukta 

Ibmil fast yalTji ruöktut pukta, 
Sikki Cäcin etti ädnamin. 
Kitti läkkus ädnam haldai, 
Kittu ädnam saddadädjai, 
30. Ja haldai klttu läkkus 
Xdnag tufat kärti, 
Ko Ibmil lä ärmu takkam, 
Atti (etti) pütti fast valTji ruöktut. 
Kudni ja cäppa kittu läkkus^ 
Tudiii, Säppa Ibmil, 
Ki älcai ja ädnami 
Puktik valfji fast ruöktut. 



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151 



Väikki näuris olmai 

Toahiii kelli valTji, 
40. Nu (äppa Ibmil 

Toalrai tut ruäktut. 

Siega Ibmfli läkkn« kittu 

Ädnag tufat kärdtai, 

Kntti mu vairji toalvui. 

Näuris olmai tarn tagai, 

Sikki (äcist etti ädnamist, 

Ki vallji toalvuf eriti. 

Torajas tat pahas näuris olmai, 

Kutti vallji mlu ädnainifit toalvui 
50. Ja nälki midjidi patti, 

Torajas tat kulnkas (kullum) olmai, 

Te sätti midjidi nälki, 

Te Seski mu jabman (jamas), 

Toaivui mu jabmam lämin. 

Fal imbe mon telligen jabmam, 

Muttu mon viesum teIHgen (älam tetitken), 

Im mon jäbmam, 

Mon viesost Vkm telligen, 

Ibmilist mon velagen viesutam. 
60. Ibmilist lä mu ällim, 

Ibmilist mon viesutam, 

Väikki toaivui tat näuris olmai, 

Etti mon jabmam lädtfim; 

Ja mu välti ja iesM Säcai, 

Pälkisti mu jokl. 

Haugga fast mu välti, 

Ja haugga mu nieliU, 

Tälli mon lädjim ribri vualf (vuoivas). 

Haugga välti suodjalussas, 
70. Ja pijai mu ribiris vuällai, 

Tanni mon viessum jagi pirra. 

Muttu te pijai sitta (fast) 

Tat näuris olmai ftrmidis eäccai, 



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15a 



Ja son välti mu pajas, 

Ja te pessim viesusit (assat vistist), 

Ja ellim kolbma jagi viesfisist. 

Ja fe meDDim ustukäidnai (koddipindti), 

Oiium vaisil tobpen (fuidduit). 

Tego ustu käinust pottim koattai, 
80. Te {eski tat näuris olniai mu jabman (jamas). 

Ja te tagai manji arkku, 

Ja pijai mu arku sisa, 

Tobpi mon orrum tästu, 

Ärkusist kolbma jagi. 

Ja sitta (ta8t mangil) vulki 

Kirkku ädnami mu toalyut, 

Ja kaik (puok) 8i pötti, 

Pappa maita tasa läi (poattam), 

Te tei^im: allit mu vuolkat, 
90. Im mon läk velä jäbmam, 

Vaikki jabmim lä mui\ji toaaivutuYvum. 

Te puok olbmuk celkki, 

Ja pappage tajai: 

Männi viessu (älU) olbmu 

Arku sisa lä pidjam? 

Mon tedjim: im läk jäbmam, 

Vaikki mon läm toaivutiiwum jäbmin. 

Näuris olmai illuii, 

Mu jabmam lamin, 
100. Muttu vaikki son toaivui, 

Etti mon livöim jabmam, 

Nut im mon läm jabmam, 

Muttu mon Slam velä talgen, 

Velä talgen, velä talgen. 

Aha mu pardni teikki poadaSi, 
Mon im v^ji täbpi lät! 
Te pardni tallan pOdi, 
Ja kirUi tegu iukSa. 
Nubpik liyä poattam 



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159 



110. Ja TUÖSSam p&rni {uk^an, 

Mtttta pardni tajai: 

Ju6s mon livSim vuSum Yalsariiia (?), 

Im mon livä jabmam. 

Ja poäd&a sutai sagka, 

Ja pardni manai mubpi olmuän. 

Poadna celki: 

Pardnam, menni poadak 

Taina hünin mu lusa? 

Pardni tajai: 
120. Juös ton vaSuk, 

Jaö8 mon läm tu vasastallam (vaiastattam), 

Te mon Yuölkam 

Fast kirddit käidnoi. 

Pardni yfdki kirddit käidnusis, 

Te poädna Soadki hämist 

Eirdi (kirdüi) p&mi mannai, 

Ja vie^ai pardnis ruöktut, 

Ja te soai seivuiga ädnaxni. 

mi: 
130. Ali pöadi lotti koyain mu oudl. 

Pardni: 

Im mon, aiöam, tiettam tarn, 

Etti liy^ik mu vuossam. 

Ja tegu soai tanne (tum) hllaiga, 

Te suttaiga soai kaskanäska, 

Ja Sattai nddu. 

Ja go soai toaruiga kaskanSska, 

Pardni 5okkai(-ni) muorra oäksai, 

Ja te tajai tobpin: 
140. Jogo (jvLögo) ton, ai^Sam, muqi läk yaSsam? 

Tegu ton läk mm^i nu sagka yassam, 

Te im mon änip poadi tu lusad, 

Im poadi änip tu lusad (lusa). 

A«5: 

Mi tu saji täuta, 

Fardnam, ko yuölkak? 



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154 



Pardni: 

Täudus kutti sTtta (ikkinässi), 
Im moB änip poaffi, 
150. Im koaesige, 
Im almi vuölt 
Mon änip poadi tu iusat. 

Te tat kullasa (p&kkalm) »oaili pardni, 
Te gu kirti, te vfilki 
Te aiöi päd eriti. 
Te poädna suttai nubpi poadnai, 
Te nättris olauti 

Sätti vairjik (valTjiC) puok tokku, 
Äpke mi oä^^u kuäli öaein, 
160. Äpke loim vOmlD, 

Äpke männaksan (mangelagas) vallji. 

Dea kläglichen Kaskiaa lled. 

Torajas der grosse zauberer, 
Torajas der berttfamte zauberer, 
Welcher die beute von unserem lande wegfthrte. 
Und uns den hunger brachte, 
So dass wir kein essen, 
Keine beute (jagd-heute und fisch£ang) haben, 
Er nahm all unsere beute 
Und brachte sie nach dem kitteli laod, ^ 
Nach kitteli unsere ganze beute. 
10. Jetzt bekommen wir keine fische aus den gewässern, 
Keine rennthiere aus den wäldmn, 
Oar keine beute mehr: 
Denn leer sind die berghöhen, 
Leer die wälder 
Und leer auch die gewisser. 
Der böse mann brachte 



1 Eine gegend im nördlicbeu Finland. 



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155 



Hunger in unseren mund, 
Und war so böse, 
Dass er all unsere beute 
20. Aus unserem lande fortnabm. 

Ist noch nicht der mann geb^Mren, 

Geboren auf unserer erde, 

Welcher die beute zurück 

Nach unserem lande bringt? — 

Doch schon bringt er sie, 

Der gott brin^ wieder beute zurtkk 

In die gewässer und wälder. 

Dank sei dem httter der erde, 

Dank sei dem wachsthumförderer der erde, 
30. Dank sei dem schutsgeist 

Viel tausend mal, 

Da gott wieder gnade gethan 

Und die beute wieder gebracht. 

Verehrung und bester dank 

Sei dir, herrlicher gott, 

Der du in's wasser, aufs land 

Beute wieder gebracht hast. 

Obwohl der böse mann 

Die beute nahm, 
40. So brachte der herrliche gott 

Sie wieder zurück; 

Dem guten gott sei dank 

Viel tausend mal, 

Der mir beute brachte. 

Der böse mann that es, 

Der aus den gewässem, aus dem lande 

Die beute wegführte. 

Torajas, der böse nutzlose mann, 

Welcher die beute aus unserem lande führte 

Und uns hunger brachte, 
50. Torajas, der berühmte mann, 

Er brachte uns hunger. 



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156 



Er schlug mich todt 

Er hoffte ich sei todt. 

Ich starb aber doch nicht, 

Sondern bin noch am leben, 

Nicht starb ich, 

Sondern lebe dennoch, 

In gott lebe ich noch. 
60. In gott ist mein leben, 

In gott wohne ich, 

Obwohl der böse mann es hoffte, 

Dass ich gestorben sei; 

Er schleuderte mich ins wasser, 

Er warf mich in den fluss. 

Der hecht fand mich. 

Ich lag aber unter seiner leber. 

Der hecht nahm mich in seinen schütz, 
70. Er legte mich unter seine leber, 

Wo ich ein jähr lang wohnte. 

Darauf legte aber 

Der böse mann seine netze ins wasser. 

Er nahm mich auf, 

So dass ich in einem hause wohnen konnte, 

Und dort im hause lebte ich drei jähre. 

Darauf begab ich mich nach ?, 

Ich bekam dort ? 

Als ich nach hause gekommen war, 
80. Schlug der böse mann mich todt. 

Darauf machte er mir einen sarg, 

Er legte mich hinein. 

Wo ich dann blieb 

Im sarge drei jähre. 

Man fing dann an 

Mich nach dem todtenacker zu führen. 

Und aUe kamen herbei. 

Auch der geistliche war zugegen, 

Ich aber sprach: „bringet mich nicht, 
90. Ich bin noch nicht todt. 



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r 



157 

Obwohl man mir den tod gewünscht hat/ 
Und aUe die leate sagten, 
Sowie auch der geistliche: 
Warum ist ein lebendiger mensch 
In den sarg gelegt? 

Ich antwortete: nicht bin ich gestorben, 
Obwohl man mich todt gewünscht hat. 
Der böse mann freute sich darüber, 
Dass ich gestorben sei, 
100. Aber obwohl er hofifte, 
Dass ich gestorben sei, 
Bin ich es doch nicht, 
Sondern ich lebe dennoch, 
Dennoch, dennoch. 

Ach, wenn mein söhn hierher käme, 

Hier kann ich nicht bleiben! 

Und der söhn kam sogleich, 

Kam fliegend wie ein anerhahn. 

Andere würden gekommen sein 
110. Und hätten den söhn als auerhahn gekocht, 

Er aber sprach: 

Wenn ich als ? gekocht werden würde, 

So wäre ich nicht gestorben. 

Und der vater ärgerte sich sehr, 

Der söhn aber verwandelte sich in einen anderen men- 
schen. 

Der vater (eig. der alte) sprach: 

Mein söhn, warum kommst du 

In dieser gestalt zu mir? 

Der söhn erwiederte: 
1^0. Wenn du böse bist, 

Wenn ich dich geärgert habe. 

So gehe ich wieder 

Meines weges wegzufliegen. 

Er begann seines weges zu fliegen. 

Der vater aber flog sogleich 



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ise 

In entengestalt ihm nach, 

Brachte seinen söhn zurtiek, 

Und so sassen üe beide zusammen auf der erde. 

Der vater: 
130. Komm nicht in vogdgestilt Tor midi. 

Der söhn: 

Ich wusste es nicht, mein vater, 
Dass du mich gekocht hättest. 
Und als sie so mit einander redeten, 
Ärgerten sie sich gegenseitig, 
Und ein Zwiespalt entstand. 
Als sie nun so mit einander stritten^ 
Setzte sich der söhn auf einen baumast, 
Und sprach Yon dort: 
140. Hast du dich über mich geärgert, vater? 
Da du so sehr erbittert gegen mich bist, 
So komme ich nicht mehr zu dir, 
Wahrlich, ich komme nicht zu dir mehr. 

Der vater: 

Wer erftUt deine stelle, 

Mein söhn, wenn du gehst? 

Der söhn: 

Möge sie erftUlen, wer es auch sei, 
Ich komme nicht mehr, 
ISO. Niemals, 

Nicht in dieser weit 
Komme ich mehr zu dir. 

Und so flog der berühmte söhn des Zauberers 

Und begab sich fort, 

Und der vater blieb allein. 

Daher ärgerte er sich über den anderen mann^ 

Und der böse mann 

Brachte alle beute dorthin, 



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IbO 



So dass wir keine fische aus den geirftssern, 
160. Keine rwutlHere ans den irftldarn, 

Keinen fang vgmA welcher art bekommen. 



Das folgende lied, welches ich nur im auszug mittheüe, 
da die 160 vei^se von keinem besonderen interesse sind, be- 
zieht sich nach Fellman's ansieht auf einen streit zwischen 
ansiedlem, welche ein^n landstrich in besitz nehmen wollen, 
und dem alten besitzer, dem zauberer. Die heidnischen Vor- 
stellungen sind wie im vcg^igen liede noch ganz obwaltend. 
Um ein wahrer zauberer zu ^ein, muss man vor allem die 
kraft besitzen, sich in eine thiergestalt verwandeln ^u können. 

80. 

Suola. 

Ibmilam lä tal vSjasämin. 
Mon läm valldam ädnam äalluit 
BSsIt, mnijit, üo^gam läm, 
Muorait kedkit adnam läm; 
Im lik valldam omiömit, 
Ädnam saltuit ain läm valldam. 
Olmus \^i mu lusa, 
Celki mu suolan lämin. 

Noaiddl. 

Ik ton touta adnam lägi, 
Ikkos tiedi mu lamin. 
Kä2a saltuit ja valtü vära, 
Vuätti muorain märkait, 
fiäsil maita IMsl nubpi lakkai. 

Suola. 

Kipfes läk ton olmai, 
Läkko don ohnai ohnuä? 
Togo läk ton Ibail, 



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160 



ToBko läk rlsi takkam, 

Tonko läk maita muorait takkam? 

IkkoB läk ton ftdnam kiiAm. 

Tiurrin jodak nutko monge 

Raslk ai läk tu, 

Muorak, kädkik maita ai läk min, 

Isit läge ominat. 

Puärri lä maita mi puärri lä, 

Monge tiedam maita 18min tuge, 

Öappis noaiti, adnam alt. 

Oru tonge sajistat 

Ani rSsital, mait ton §addalä2ak. 

NoaMdl. 

Suola, noaiddi rosatäba, 

Mangimusta mätkuSfSba, 

Jogait, jäurrft jottalSba, 

Muorait, kedkft kouSafSba. 

Poärrasin IS juigi^uvvum 

Moaiti fidnu (noidudak) abmasita. 

Aiggi poatta, aiggi manna, 

Noaifik läk kivssTdadljik, 

EästatiB rikait kättastallik, 

Fastis mftnuidäsikuin vaibaladdik, 

Aikilassi orruk javutaga; 

Jiednadalla maita jenadam afld. 

Läge, läge toAke lagapustat. 

Tokku manna toppipoatta 

I noaiddi puvti maidin (maidigen) takkat 

Pöagttstumi fiangavuoda tilist 

Suormak orruk üualggaroakkutkätta. — 

Läge, läge isil ton, 

Suola, läk ton herran ptasam 

Tai mflijf, k6dkl, rifii da; 

Ani, ani jie^aC eriti; 



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161 

Kost ton poadak, toppi (tokku) manak. 
Läm, läm mon tu pa^jeli 
Manam, manam, TEllain, pqam, 
Suppim ja täuSastam tu eriti. 

Suola. 

Te ton nogak tusSin, noaiddi parggi. 

Der dieb. 

Mein gott ist jetzt im wandern begriffen. 

Ich habe fruchte der erde genommen, 

Gras und beeren hab' ich gesammelt, 

Holz und steine hab' ich behalten; 

Nicht hab' ich genommen was anderen gehört, 

Nur von den fruchten der erde hab' ich immer genommen. 

Ein mann kam zu mir 

Und sagte ich sei ein dieb. 

Der Zauberer. 

Nicht kennst du die sitte des landes, 
Nicht weisst du dass ich da bin. 
Betrachte die gewächse und gib acht, 
Merke die zeichen an den bäumen, 
Sieh' auch das gras in anderer weise an. 

Der dieb. 

Welch sonderbarer mensch bist du, 

Bist du nicht wie andre männer? 

Oder bist du wohl ein gott. 

Hast du das gras geschaffen, 

Hast die bäume gemacht? 

Bist du nicht staub der erde? 

Ein wurm kriechst du wie auch ich. 

Das gras ist nicht dein. 

Die -bäume, die steine sind nicht unser. 

Sei ein herr über dein eigenes. 

u 



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162 

Gut ist was gut ist, 
Und ich weiss dass auch du bist, 
Schwarzer zauberer, auf der erde. 
Sei auch du auf deinem gebiete, 
Behalte dein gras, das du gepflanzt hast. 

Nachdem der zauberer seinen wünsch ausgesprochen, 
in ruhe dort auf seinem gebiete wohnen zu dttrfen, und noch 
gedroht hat: er sei ein zauberer, dem selbst die krankheit 
gehorche, hält ihm der dieb eine lange rede. Er sagt unter 
anderem: armer zauberer, mache die schwachen schwächer^ 
nicht mich. In gestalt eines eichhömchens kann ich in den 
bäumen herumlaufen, ohne dass du mich zu tödten vermagst 
Ich fälle einen bäum über dich, und du der zauberer ge- 
räthst in gefangenschaft, während ich der dieb ein herrscher 
über das gras und die bäume werde. Armer mensch, mache 
dich nicht selbst zu gott auf der erde, man stellt dich in 
gesängen als falschen gott dar. Du hältst mich für einen 
dieb, der dieb wird dich, den zauberer, in rauch (?) brin- 
gen.* Das lied fährt dann fort in folgenden, formell wohl 
•gebildeten versen: 

Der dieb und der zauberer kämpfen, 

Zuletzt ziehen sie fort 

Über flüsse und seen, 

Sie klettern über bäume und steine. 

Die alten haben besungen 

Des Zauberers sonderbare thaten. 

Die zeit kommt, die zeit vergeht. 

Die zauberer sind Versucher, 

Nicht getaufte reiche knüpfen sie zusammen (?), 

Mit ihren bösen thaten ermüden sie. 

Zu passender zeit schweigen sie; 

Zur zeit des redens spricht der eine: 

Sei du auch nahe. 

Der andere geht hin, kommt zurück, 

Vermag aber nichts zu thun, 

Er wird als gefangener ausgelacht^ 

Seine finger sind gerade, unbeweglich. 



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Der dieb ruft 3ub höhnead 2u: jetzt möge er das gras, 
die bäume und steine in besitz nehmen, da er sich als ei- 
genthttmer ausgegeben hat; der zauberer aber erwiedert: 

Sei, sei du selbst herrscher, 

dieb, da du herr geworden bist 

Über diese bäume, steine und gräser; 

Halte dich aber selbst fem. 

.Woher du gekommen bist, dorthin gehe. 

Ich bin, ich bin wohl über dich, 
Ich gehe, ich nehme, ich lege. 
Ich werfe, ich drücke dich fort. 

Der dfeb. 

Dann endest, du vergeblich, armer zauberer. 



81. 

Noaidi kovdae. 

Täm le^^ik suongatam, 
Eo kottit jüoYsatam läk, 
Tolus vuorrasak, 
Adjak omikasak. 
Te kukkin kottit si 
Tarn kaisai keäsütäddji 
Ja pötti öäskukak, 
Vel spirtta (appukak. 
Tast leiiik ruoukatam 
Ja kottit kiddutam, 
Olbmak mielkastallam, 
Pissü jiedne paukkam. 
Tast p䣣i stuoi-akit 
Ja ronuit puoitakit, 
Tast puitid YU§si nai 
Ja m&rfit täkki mait. 



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164 



DI« zanber-trommel. 

Vgl. oben s. 28. 

Diese (trommel) mögen die ehemaligen helden, 

Die verstorbenen väter, 

Einst geschlagen haben, 

Als sie die rennthiere scheuchten. 

Weit aus der ferne brachten sie 

Kennthiere zu diesem hügel, -- 

Und es kamen weisse rennthiere, 

Ja sogar noch pechschwarze. 

Hier mögen die rennthiere geblökt, 

Hier geschnauft haben, 

Die männer sich niedergebückt (um zu melken), 

Die stinmie des gewehres getönt haben. 

Hier schoss man grosse 

Und fette rennthierweibchen, 

Hier kochte man das fett 

Und machte auch wurste davon. 



'^O» 



Gorrigeiida. 

Seite 25 z. 10 v. u. steht samim, lies: samin. 

„ 63 V. 95 „ kävehtüvaS „ kärehf*. 

„ 85 V. 187 „ äpaken „ äpaken. 

„ 106 V. 32 „ denkt „ deckt. 

„ 128 z. 2 von oben und 1 von unten steht: nan, 
lies: nau^ 



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