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Full text of "Litteratur der älteren Reisebeschreibungen"

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600024239Q 


gitteratur 
der: 


. 


alteren 


Keifebefchreibungen. 





Son 


Johann Bedmann, 


Hofrath und ordentlichem Profeffor der Öfonomifchen Wiſſenſchaften. 
\ 





Erfier Band 





Goöttingen, 
bey Johann Friedrich Roͤwer. 
1808. 


203. e. 325 


gitteratur 
ber 


ilteren 


| Reiſebeſchreibungen. 


Nachrichten— 


von 


Ihren Berfaffern, von ihrem Inhalte, von. ihren 
Ausgaben und Ueberfegungen. J 


Nebſt 
eingeſtreueten Anmerkungen 


uͤber mancherley gelehrte Gegenſtaͤnde. 





Bon 


Jorhann Beckmann, 
Hoftath und ordentlichem Profeſſor der oͤkonomiſchen Wiſſenſchaften. 


Erſtes Stuͤck. 





Göttingen, 
bey Johann Friedrich Röiwer 
ı 807%. | 


Itinerariorum perfectam conficere hiforiam ſumme eſſet 
vtile. - - - Eorum uſus potelt elle maximus ad res varias, 
fi excerpantur illa, quae vfui nofiro infervire pollunt. Ha- 
bentur illic geographica, politica, naturalia, oeconomica, et 

uae ad cornmercia [pectant, de quibus omnibus nos doceri 


confultum eft, 
Morhofü polyhift. Tom. 2, lib.4. pag. 471. 


Vorrede. 





N anen tefeen, deren Beyfall ich diefen Bogen 
vorzüglich wünfche, darf ich nichts fogen, von den 
großen und mannichfaltigen Nutzen, welchen die aͤl⸗ 
tern Reiſebeſchreibungen gewaͤhren. 

Auch mürde es uͤberfluͤſſig ſeyn, fie daran zu ers 
inneen, Daß der Theil der titteratur, welcher Die 
Kentniß dieſer Bücher erleichtern fol, noch wicht 
genug bearbeitet worden iſt. 


Was num ich dazu gern beytragen möchte, das 


Ä giebt der Titel dieſer Bogen hinlaͤnglich an. So 


| 


‚ habe ich denn hier im Vorberichte wenig zu melden. 


X 2 Viel⸗ 


iv... Borrede 


* Vielleicht werden manche fefer tadeln, daß ich 
hier feine fuftematifche Ordnung zum Grunde ges 
legt habe. Aber nach meiner Ueberzeugung, iſt es 
noch zu früh, folche bey einee Arbeit diefer Art zu 
wagen. Mir wenigſtens ſcheint es unmoͤglich, von | 
jeder Reifebefchreibung, welche nach dem Syſteme 
folgen muͤßte, eine ſolche Nachricht auszuarbeiten, 
als mir erforderlich ſcheint. | 

Er: handle Hier nur von denen, welche ich jetzt 
om beſten zu⸗ kennen Gelegenheit habe, und begnuͤge 
mich mit dem Verdienſte, denen vorzuarbeiten, wel⸗ 
che einſt ein ſyſtematiſches Verzeichniß, nach den be⸗ 
reiſeten Laͤndern und nach der Zeitfolge, liefern 

wollen. | 

Alſo nur Monographien bene ich zu geben, auf 
welche fünftig Syſtematiker, mit beygefuͤgten Ver⸗ 
beſſerungen und Ergaͤnzungen, verweiſen koͤnnen. 
Moͤgen andere diejenigen Heifebefehreibungen, welche 


wir entgehn, nachholen, und ungefähr. auf eben 
die 


Vorrede. v 


die Weile, melde mir. bie weckmaͤßigſte zu ſeyn 
ſcheint, anzeigen. | 

Ich geftehe, daß ich noch eine andere Urſache 
habe, warum ich mich an keine Ordnung habe binden 
wollen. So unentbehrlich die litterariſchen Huͤlfs⸗ 
mittel find, fo find fie doch nicht nach dem jegt her⸗ 
ſchenden Geſchmacke, welcher, wie ich meine, ihre | 
Einfoͤrmigkeit nicht erträgt. Dielleicht gewinne ich 
mehr Benfall durch die Abwechſelung der Reiſen | 
nach verfchiedenen Ländern und aus verfchiedenen 
Zeiten. | | 

Ehen diefes boffe ich von den Auszügen, welche 
doch auch zur Beſtimmung des Inhalts und des 
Werths nothwendig find. 

In eben diefer Abficht habe ih mir zumeilen 
Einfhaltungen Feiner Anmetkungen und Nachrich⸗ 
ten erlaubt, welche den Inhalt diefer Bogen, wenn 
nicht reichhaltiger, doch wenigſtens mannigſaluger 
wachen werden. 


IC 3 Es 


vi WBorrede. | 

Es iſt mie zu ſpaͤt eingefallen, daß ich Die Vor⸗ 
u wuͤrfe, welche dieſe Epiſoden moͤglich machen, haͤtte 
vermindern koͤnnen, wenn ich ſie unter der modi⸗ 


gen Ueberſchrift: Ercurſ e, jedem Artikel angehen— 
ket haͤtte. 


m 


Aber die Klage über die Taͤuſchung, die Littera⸗ 
tut der Reiſebeſchreibungen duch fremdartige Eins 
Ä ſchiebſel unterbrochen oder ausgedehũt zu haben, 
habe ich, wie ich hoffe, dadurch ungerecht gemacht, 
daß ich ſi ie ſelbſt den Leſern ſchon auf dem Titel 
zum voraus angemeldet habe. | 
Dankbar ruͤhme ich die freundſchaftiche Bey⸗ 
huͤlfe des Herrn Hoft. Reuß, des Herrn Profeſſ. 
Benecke und der uͤbrigen Gelehrten ‚, denen unſere 
Univerfitäts : Bibliorhef (welche Gott bewahren 
| wolle!) anvertrauer if. Dankbar rüßme ich auch 
den Gebrauch, welchen mir mein alter Freund, 
Herr Hofr. Wrioberg, von feiner zahlreichen Sans | 
fang der Reifebefehreibungen erlaubt at. 
. Aber 


Borrede. | vir 


Aber Titterarifche Arbeiten von irgend einer Aus⸗ 
dehnung fan niemand, wenn er auch noch fo viele, 
Hilfsmittel Gar, und noch. fo. vorfichtig iſt, ohne 
Fehler zu machen, und Lücken zu laſſen, liefern. 

In Joͤchers Gelehrten -Lericon, in Sallers 
Bibliotheken und in Stucks Verzeichniß der Land⸗ 
und Reiſebeſchreibungen, und in allen | ähnliche. 
Werfen, Tan jedweder, beym Gebrauche, Mängel . 
bemerfen und verbeflern; aber dennoch erhalten 
ihre Verfaſſer von wahren und billigen Gelehrten 
auch dafür Dank, daß fie ſich nicht geſcheuet haben, 
ipre mühfamen Arbeiten, zum gemeinen Beften, fo 
leichten Eritifen auszufegen. 

Möchten nur alle Verbefferungen folcher nüßlie 
hen Werke geſammelt und zu ihrer Vervolkomnung, 
angewendet werden ! | | 

Verbefferungen und Ergänzungen der bier von 
mir gelieferten Artikel, welche ich felbft entdecke, 
werde ich einft ſelbſt anzeigen, fo wie auch die, 

| weils 


Inhalt 


des erfi en Stüde... 


1. Beichreibung der Reyß KLeonhardi Rauwolffen. ©. ı. 

Lebensbeſchreibung bes Verfaſſers. 1. Ausgaben ber Meife. 6. 
Veberfegungen berfelben. 7. Nachdruck bes Flaminiue. 10. 
NRanwolfs Vflanzenſamlung. 11. Spftenmtifche Namen ber 
von ihm abgebildeten Pflanzen. 13. Ihre Inkändiihen Nas 
men. 14. Gretſers Epdtterey. 16. SHölzerne Schlöfler 
and Sclüflel. 17. Spanifhes Rohr. 17. Urfprang des 
Namens Muffeline. 17. Perſiſches Manne. 18. Aelteſte 
Erwähnung des Kaffees. 18. Milchhandel Im Orient. 19. 
Capra mambrica. 19. Einhorn 20. Eedern auf Liba⸗ 
non. 20. Vorſchlag zu einer neuen Ausgabe biefer Reife. 20, 
Beraltete Wörter, 21. 

2. Zuchhelli Reiſebeſchreibung nach Congo. 22. 

Aberglaube des Verfaſſers. 22. Geſchichte der Miſſi ionen 

der Capuciner nad Afrika, 23. Leben bes Verfaflers. 24. 

Der heil. Elmus. 25. Harichte Schafe. 26. Kapaunen, 

Siteonen, Gold In Brafilien. 26. Sonderbare Kranf: 

beit. 26. Beſchreibung von Angola, Congo, Benguela. 27. 

Gewebe aus Yalmblättern. 23. Adanfonia. 29. Cly⸗ 

fire der Wilden. 29. Wochenbette der Chemänner. 30. 

Selbſtmord durch Zuruͤckſchlagung der Zunge. 33. Ueber⸗ 

ſetzun⸗ 


X Inhalt. 


ſetzungen dieſer Reiſe. 33. Reiſen einiger Capuciner 
nach Afrika. 38. Bekehrungsweiſe der catholiſchen Miſ⸗ 


ſionarien. 39. 


3. Harants chriſtlicher Ulyſſes. gr. 

Leben des Verfaſſers. 42. Münze zu Halle in Tyrol. 45. 
Srübe Verſetzung feinharichter Siegen nah Europa. 46. 
Waſſer des Jordans. 46. Sinai und Horeb befhrieben. 47. 
Manna. 47: Aegypten wird unfruchtbarer. 44. Reiſen 

des Martin Rabateik und des Ulrich praͤfat. 49. 


4. Des Wunderlichen im Sruchtbringen wunderliche Bes 
‚gebnüffen. 

(Serdin. Albrecht, Herzogs zu Braunſchweig Reiſe). ST. 
Leben des Herzogs. 51. Seine Reifen. 53. Matura: 
Iienfamlungen im ı7ten Jahrhunderte. 54. Kanonen mit 
Derfhaner. 55. . Johann Gauberts- Nierenftein. 55. 
Welſches Weiberfäloß, 55. . Univerfitdt zu Giena. 55. 
Beftreuete Tapeten. 56. Handſchrift von Curtius. 56, 
Drden der Sklavinnen der Tugend. 37. Mantuanifches 
Gefäß. 38. Des Herzogs religidfe Melancholie. 59. 


5. Nils Mathſon Koͤping: Reſa genom Aſia, Afrika 
og mänga andra hedna Ränder. 61. 
Leben des Verfaſſers. 61. Seine Neifen .62. Seine 
Glaubwürdigkeit. 63, Baftarte von Affen. 64. Anna- 
les Lufitaniae des Caftanneda 65, Geſchwaͤnzte Men: 
fhen. 66. Ausgaben dieſer Meifebeichreibung. 68. 


6. Ehrift. Langhans, oftindifche Reife. 70. 


Hftindifhe Handlungsgefelfchaft der Niederländer. 70. Nach: 
rihten vom Verfaffer. 71. Stillung der Wellen durch 
ODebhl. 72.. Abrolhos. 74. Vom Vorgebürge. der guten 
Hoffnung. 74. Entdeckung des Eüdlandes. 75. Grit: 
nes Kunsifeuer der Ehinefer. 76 Copa. 76. Arak. 77. 
Die Frucht Durio, Dänifde Handlungsgeſelſchaft. 79. 


Woher die Namen: Mogul, weiße Mohren. 79. Ver⸗ 
faͤlſchung 


faͤlſchung des Wafchgoldes. 79. Fluͤſſige Butter. in In⸗ 
dien. 80. Dendritiſche Achate. 30. Kunſtwerke aus 
Eifenbein. sı. Goa, Bombay, Surate, Wingerla, Gam: 
som. 32. .Wagefchalen der Indier; woher die Namen: 
Beſemer, fiatera romana, Unzner. 83. Wringerſchlan⸗ 
ge. 84. Selbſtmord der Thiere. 85. Vergiftung des 
von Rheede von Drakenſtein. 86. Kaͤmelhaar, Kamel⸗ 
ziege, Kamelhaar. 87. Schals, woraus fie gemacht wer⸗ 
den. 88. | | 

7. Joh. Siam. Wurffbeins Reife nad) Oflindien. 90, 
Sein Leben. 90, Ausgaben der Neifebefhreibung. 92. 
Fruͤhe Crwähnung des Kaffees. 93. Wann Sagu zuerſt 
nah Europa gefommen. 94. Gemwuͤrzhafte Rinde Maf- 
foy. 95. Musfatbäume ausgerottet. 96. Werolithen. 96, 
Boa confirictor. 96, Goldprobe durh den Gerud. 97. 
Don Mandelslo. 97. Carga oſtindiſcher Retour⸗Schiffe. 98. 
Zucker aus Hftindien. 9. Salmiak aus Dftindien. 99, 
verfchiedene Wege nach DOftindien. 100. 


8. Martinieres Neife nad) Norden. 102. | 
Nachrichten vom Verfafler. 103. Daͤniſche nordifhe Hand: 
lungsgefelfchaft, ihr Stiftungsjahr. 104. . Borandierg, 
Borandiner 105. Papinogorod. 106. - Memoires fur 
les Samojedes et les Lappons par Ähingftedt. 106, Aus⸗ 
gaben der Neife des Martiniere. 107. Weberfeßungen. 108. 
Clendthier. 110. Zanberey der Xapländer. I10. Ihre 
Kunft, Sindräte zu ziehen. 111. Zobelfang. 111. Sem: 
blaner. 112. Zaͤhne von Narwal. 112. Gehörnte Mens: 
fhen. 113, 


9. Dithmari Blefkenii Islandia. 114. 


Seine Scidfale. 114. Ward SKranfentröfter. 115. Ur: 
{hrift der Meife. 117.  Meberfeßungen. 117. Arngrim 
Jonas Schriften und Widerlegung des Bleffens. 119. 
Vermeintliche Daͤniſche Verſuche der nordiſchen Durchfahrt 


nach China. 121. 
10. 


xit Inhalt. 


10. Gilbert Burnets Reiſe nach Italien. 124. 


Seine Lebensbeſchreibung. 124. Seine Reiſe. 126. Ve- 
| getins de re militari verbeſſert. 123. Merkwürdige roͤ⸗ 
miſche Grabſchrift. 128. Ruffinus, Ueberſetzer des Jo⸗ 
fephus. 129, Handſchriften K. Heinrich VII. 129. oft: 
nitzer Concillum. 130. Paͤbſtinn Johanna. 130. Cata⸗ 
cumben. 131. Broglio. 132. Guͤldene Bulle. 132. Velt⸗ 
Uner Wein. 133. Weißes Rindvich. 134. Nömifhe An» 
nona. 135. Einfender Fond. 135. Ausgaben und Ueber⸗ 
fegungen biefer Reife. 136. Salzwerk zu Soden. 140. 
Öradirwerfe. 141. 


. 31. Lomienii itinerarium. 143. 
Leben des Verf. 143. * Ebriſtina. 145. Confiftoriak 
maaß. 147. “ | 


12. Philippi a s. Teinitate itinerarium orientale. 199. 


Sarmeliter: Orden. 749. Leben des Verf. 151. Aus⸗ 
gaben und Weberfegungen der Reiſe. 357. Sranc. Xa⸗ 
verii Leichnam. 158. Nachricht von Goa. 159. Sobannids 
Chriften. 159. ' Arche Noa. 160. Paradies 161. Armeni⸗ 
ſche Koͤnige. 161. Karakal. 163. Tectona grandis 163. 


1. 


IL 


— 


Beſchreibung der Reyß Leonhardi Rauwolffen, 
der Arzney Doctorn, ond beſtellten Mediei zu Aug⸗ 
ſpurg, ſo er vor dieſer Zeit gegen Aufgang in die 
Morgenländer, fürnemlich Syriom, Juden, Ara⸗ 
biam, Mefopotamiam, Babyloniam, Affyriam, Ars 
meniam 2c. nicht ohne geringe Mühe und große Ges 
fahr felbft volbracht ; neben Dermeldung viel anderer 
feltzamer vnd denkwuͤrdiger Sachen, die alle er auf 
folcher .erfündiget , gefehen und obfervirt hat. Alles 
in drey vnderſchiedliche Theyl mit fonderem fleiß abe 
getheylet, und ein jeder weiter in feine fondere Ca⸗ 
pitel, wie dero Inhalt in zu end gefegtem Negifter 
zu finden. Gedrudt zu Frankfurt am Mayn bey 
Cbriftioff Raben. Anno 1582. in 4. I ©. 123 
I. ©. ı61. II. ©. 176. ohne die Zueignung und 
das Regiſter. 





Gi eine der reichhaltigfien Neifchefchreibungen des 
fehszehnten Jahrhunderts. Ahr Verfaffer Leonhard 
Rauwolf wird von feinen gelehrten Zeitgenoffen, von 
Conrad Gefner, Occo, Cluſiue, Salmafius und 
andern, als es noch vornehmer, wenigſtens gelehrter fchien, 
die Familien » Namen griechifch zu überfegen , Dafylycus 
genant. 
Dedmann's Litteret. d. Reiſ. L. A Es 


2 Litteratur der Reiſen. J. 


Es iſt zuverlaͤſſig, daß er zu Augsburg gebohren 
worden, und daß ſein Vater daſelbſt Kaufmann geweſen 
iſt, aber ſein Geburtsjahr habe ich noch nicht auffinden 
koͤnnen. 

Er widmete ſich der Arzneygelarheit, und liebte vor⸗ 
zuͤglich die Kraͤuterkunde ‚ welche damals mehr als jest: 
für einen unentbehrlichen Theil bderfelben gehalten ward. - 
' Deöwegen reifete er 1560 nach) Frankreich und Stalien, wo... 
im fechszehnten Sahrhunderte die berühmteften Lehrer bepe 
- der Wiffenfchaften lebten. 
VUeberal wohin er Bam, fuchte er Pflanzen, welche er 
ſich ſorgfaͤltig beſchrieb, und mit großer Geſchicuchteit 
auf Papier geklebt in fein Herbarium eintrug. Allein 
aus Frankreich brachte er mehr als 400 Arten mit. | 

Nachdem er dafelbft drey. Jahre geweſen war, und‘ 
befonder& zu Montpellier den Unterricht des Hondelet 
und den lehrreichen Umgang mit Jacob Renaudot,: wels : 
"her in feinem Garten viele feltene Pflanzen, vorzüglich . 
medicinifche, unterhielt, genutzt hatte, auch 1562 zu Bas ' | 
Ience in Dauphine Doctor geworden war, bereifete er 1563 F 
viele Theile van Stalien, Schweig und Teutfchland, und 
Fam darauf, mit einem großen Reichthum an Kentniffen,. 
Pflanzen und. Sämereyen, zurüd nad) Augsburg, wo ee 
in feinem Garten die feltenften Pflanzen anzog und une Ä 
terſuchte. | 
Im Jahre 1565 rähmte der ehrwuͤrdige Conrad 
Gesner dankbar die von ihm durch Occo, den gelehrten 
Augsburgſchen Arzt, erhaltenen Samen, und wuͤnſchte 
mit ihm einen Briefwechfel zu unterhalten (I). 

Im Jahre 1565 verheurathete er fih, zog mit feiner °- 
Frau auf einige Zeit nach Aich oder Aicha in Bayern, - 

hernach 
(1) ©. Gesneri spijt, medicinales. Tiguri. 1577. 8. p. 60, 68, , 
73 u. tb m 5 , " 





1. Rauwolfs Reiſe. 3 


hernach nach Kempten, lebte daſelbſt von der mediciniſchen 
Praxis, ging aber 1570 nach Augsburg zuruͤck, wo er 
vom Magiſtrate mit einem Gehalte als Arzt angeſetzt ward. 


Den 18. May 1573 trat er die weite, gefahrvolle 
Reiſe nach der Levante an, aus großer Begierde Diejenigen 
Pflanzen, welche von den alten Aerzten genant worden, 
in ihrem Waterlande zu unterſuchen, und neue Arten aufe 
znfinden. Dazu ertheilte ihm der Magiftrat die Erlaub⸗ 
niß, und ein reicher Schwager, welcher, wie es ſcheint, 
mit Apotheker Waaren handelte, erleichterte ihm dieſe Uns 
ternehmung. 


Er ging nad) Marfeile, > von da nach Tripolis in 
Syrien, von da nach Aleppo. Im Auguſt 1574 reifete 
er auf dem Euphrat nach Racka, nach der Stadt Ana, 
beſuchte das alte Babylon und die dortigen Weberbleibfel, 
md ging darauf nach Bagdad oder Bagadat. Don da 
machte er die Reife durch Aſſyrien, das Rand der Kurden, 
war im Anfange ded Jahrs 1575 zu Moful am Fluſſe 
Zpgrid, und ging durch Mefopotamien über Orpha nach 
Aleppo und Tripolis zurück, deſtieg hernach den Libanon, 
und wanderte im Anfange Septemberd 1575 über Jaffa 
nach Jeruſalem, beſah die heiligen Derter, kehrte, nach 
Verlangen des Magiftrats von Augsburg, d. 1. Octob. 
1575 wiederum nach Tripolis zuruͤck, von da d. 6. No⸗ 
vember nach Venedig, und fam im Tebruar 1576 in feis 
ne Vaterſtadt zurüd, wo er mit 100 Guͤlden Gehalt als 
Arzt des Peſthauſes angefeiit ward. 


Aber nachdem er mit großen Benfalle viele Fahre 
(Gronov fagt 32 jahre) gedient Hatte, traf ihn, fo wie 
viele andere um die Stadt wohl verdiente Männer, das 
Ungluͤck, im Sohn 1588 fein Amt mit dem Gehalte zu 

12 ver⸗ 


4 Utteratur der Reiſen. I. 


verlieren, weil er die reformirte Religion nicht verlaffen 
und nicht catholiſch werden wolte (2). 

Sinzwifchen ward er bald darauf von ben äfterreichs 
ſchen Ständen ald Stadtarzt nach Linz gerufen. Wie es 
ihm dort ergangen fey, iſt mir nicht bekant, aber ich 
zweifle, daß er dort zufrieden gelebt hat, weil er, als 
er fchon fehr alt feyn mußte, als Keldarzt mit der öfters 
reichfchen Urmee nach Ungarn gezogen, und bald daſelbſt 
geftorben ift. 

Brucker, Keſtner, Joͤcher und fogar Veitb fagen, 
er fen 1606 in der Belagerung der Feſtung Hatvan an 
ber Ruhr geftorben; aber diefe Jahrzahl ift ficherlich uns 
richtig. Denn Tobias Cober, welder ihm als Arzt 
in feiner letzten Krankheit beygeftanden hat, meldet auss 
druͤcklich, er fey im September 1596 zu Hatvan ges 
ſtorben (3). 

Er habe, fagt er, Eurz vorher dem Rauwolf vorges 
fiellet, daß er in feinem Alter die Mühfeligleiten und 

Gefah⸗ 


(2) Dieß lieſet man in Linden. renovato und vielen andern 
Buͤchern. Bruder ſagt ©.24: conſcientiae et religionis 
libertatem caulatus eas partes, quae novum Calenda- 
zium in ecclefam recipiebant, amplecti noluit; dimif-' 
fus itaque a munere. Veith giebt der Urſache noch einen 
andern Anſtrich: Incentore praecipuo Georgio Mylio 
1588 triltes de calendario Gregoriano et de vocatione 
minifirorum verbi motus remp. turbavere, in quibus 
nofter ſenatus placitis obtemperare recufans, vna cum 
Adolpho Occone, » fuo munere dimiflus et, Man 
erinnere fih, daB Brucker in Kaufbeuren die Eatbolifen 
fuͤrchtete, und daß Deich felbft ein Catholik ift. . 

(3) Obfervationum caftrenfium decas tertia, auctore Thobia 
Cobero. Francof. 1606. & obs. 5. p.31. oder in bee 
nenern Ausgabe: cum praefatione H. Meibomiü. Helm- 
Rad. 1685. 4. p. 16- 


1. Raumwolfs Reife. 5 


Gefahren Bey der Armee nicht ertragen wuͤrbe; dieſer habe 
fih aber auf feine Durch Reifen abgehärtete Gefundheit 
berufen; inzwiſchen habe ihn Doch bald ein fchmerzhafter 
Durchlauf, ben er fich Durch den Genuß des ungefunden 
offers zu Hatvan veranlaffet habe, entkräftet und getöbdtet. 
Cober fest hinzu, RNauwolf würde doch wohl bie _ 

Krankheit überfianden haben, wenn es nicht an Arzneyen 
und Pflege gefehlt hätte, und wenn er nicht durch Hause 
liche Leiden und Gramm befländig gequält worden wäre. 

Daß 1606 nicht das Todesjahr feyn fan, wird auch 
dadurch ermweislich, daß jene Nachricht von Cober in eis 
sem zum erften mal 1606 gedrudten Buche gemeldet ift, 
wozu er fchon im Januar 1605 die Vorrede unterfchries 
ben hat. Ferner ift befant, daß die Feſtung Hatvan d. 
3. September 1596 durcy Sturm von den Türken an bie 
Ehriften übergegangen tft, welche diefen Tag durch ihre 
Grauſamkeit in der Geſchichte bezeichnet haben (4). 

Diefe Nachrichten von Roumwolf(5) habe ich gern ges 
femmelt und zu berichtigen gefucht, wegen feiner großen 
Derbdienfte um eine vorzüglich nügliche Wiffenfchaft, wel 
de ihm zwar in feinem Leben nicht Brod, aber, hun⸗ 

. dert 


(4) Thuani hift. ed. Francof. 1621. 8. Lib. 113. pag. 278. 
und daraus In Bottfrieds Chronik. Frankf. 1743. Fol. I. 
©. 939. 

(5) Die meiften findet man in folgenden Schriften: J. Bruckeri - 
hist, vitae Adolphorum Occonum, Lipfiae 1734. 4. pag.24 ' 
Bibliotheca Auguſtana auctore. F. A. Veith. Augullae 
Vind. 1792. 8 VIII. p.148. wo Bruders Nachrichten er; 
gänzt find. Melch. Adami vitae medicorum, beffen Er: 
säblung Freher, Töcher und Keſtner im medicinifhen Ge⸗ 
Iehrten Lexicon, jedoch letzter nicht ohne eigene Zuſaͤtze, 
abgekuͤrzt haben, Bronov aber in Flora orient, volftän: 
dig wieberholet und ſehr vermehrt hat. 

13 


6 Litteratur der Reiſen. I, 


bert Jahre nach feiner Verweſung, den botanifchen Adel 
verliehen hat, der nur perfönlich ift, nicht gefauft, nur 
serdient werden tan. Plümier ift ber erfte geweſen, 
welcher einer Pflanzengattung den Namen Rauwolfia ges 
‚geben hat, den Kinne und die übrigen Botaniker billig 
beybebalten haben. 

Die erfie Ausgabe der Reife ift wohl gewiß biejenige, 
beren Titel ich oben volftändig angegeben Habe, zu wels 
cher der Verf. die Zufchrift an einige Vettern den leßten 
September 1581 zu Augsburg unterfchrieben hat. Sie 
hat gar Feine Zeichnungen, als nur auf jedem Titel der 
drey Theile ein anderes Zierbild. 

‚Stuck fagt zwar, es gebe aud) eine Ausgabe: Augs⸗ 
burg 1381. 4. aber ich meine, daß diefe nur nach dem 
Tage ber Unterfchrift in der Frankfurter Ausgabe von 
1582 vermuthet if. Segquier hat in Biblioth. botan. 
auch eine Ausgabe von 1582 zu Lauingen angegeben, 
aber auch dieſe bezweifle ich, wenigftens habe ich fie, 
ungeachtet aller Nachfurkung, fo wenig ald Veith, anfs 
finden Tünnen. 

Zum zweyten Mal warb das Buch ſchon 1583 ges 
druckt, mit etwas verändertem Titel: “Leonbarti Raus 
„wölfen, der Arzn. Doctorn, vnd beftellten Medici zu 
„Augſpurg, aigentliche Befchreibung der Raiß, fo er 
„vor diefer Zeit gegen Aufgang inn die Morgenlaͤnder ... 
„volbracht ; neben Vermeldung etliher mehr gar ſchoͤn 
„frembden und außländifchen Gewaͤchſen, fampt jren mit 
„angehenktten lebendigen contarfacturen, vnd auch anderer 
„denkwuͤrdiger fachen. ..'.. Alles in Vier onberfchiedliche 
„Thail mit fonderem fleiß abgethailet, ... In coflen und 
„verlag Beörgen Willere. Am Ende liefet man: Ges 
„truͤckt zu Laugingen durch Keonbart Reinmichel.“ 
437 Seiten mit fortlaufenden Zahlen in 4. 

Die 


1. Raumolfs Reifen. „ 


Die drey erften. Theile find unverändert geblieben, 
aber der große Vorzug, welchen diefe mir von H. Hofr. 
Blumenbach geliehene Ausgabe vor ber erftien hat, be 
ehr in dem neu binzugelommenen vierten Theile, wels 
cher folgenden befondern Titel hat: “Der vierte Thail 
„Keonbarti Rauwolfen, etlicher fchöner außländifcher 
„Krenter, fo vns noch unbelandt, vnd deren doch bey 
„ben alten Medicis, vnd in feiner Rayß in die Morgens 
„länder gethan, gedacht wirt, ‚artliche und lebendige cons 
„trafactur, dem gemeinen nuß zu gutem, in- Truck vers 
„fertiget.  Gebruct zu Laugingen durch Leonh. Rein⸗ 
„michel, in Verlegung Georgen Willers.” 1583. 27 
Blätter, ohne Seitenzahlen, in 4. Die Zufchrift an die 
Leibarzte des Herzogs von Wirtemberg, worin deſſen 
Luftgarten zu Eslingen und beffen Hortulanus und Apo⸗ 
theker Sebaftian Volmar fehr geruͤhmt wird, ift den 
15. May 1583 unterfchrieben. Die 42 Zeichnungen find 
. grobe Holzfchnitte, welche, wie Halter fagt, zum Theil 
Camerarius gemacht hat. Manche find gut- genug, aber 
einige find ganz unkentlich. 

Die dritte Ausgabe, oder vielmehr ein volftändiger 
ungeänderter Nachdruck ber drey erfien Theile, jedoch 
ohne die-Zufchrift, macht ein Stuͤck aus von der befans 
tm Samlung: Reyßbuch des heiligen Landes. 
Frankfurt a. M. 1609. Kol.I. ©.515 bie ©.652. Der 
Herausgeber hat den Verf. Rauchwolf genant, worin 
ihm bernach mehre gefolget find. 

Daß aud) die Ausländer diefe Neifebefchreibung ſehr 
hoch gehalten haben, beweiſen die zwey Ueberſetzungen, 
welche aber beyde gar ſchlecht gerathen und verſtuͤmmelt 
find. Wundern Fan man ſich darüber nicht, indem bie 
Urfchrift in der veralteten teutfchen Sprache mit vielen 
jetzt ſchon ben meiſten Landsleuten des Verf. unverſtaͤnd⸗ 

Aa4 lichen 


vur Vorrede. 

welche mir durch andere bekant werden; und dann 
will ich allen denen dafuͤr namentlich danken, welche 
Gh nicht durch Beleidigungen des Danfs unwuͤrdig 
‚gemacht haben. | 

© Mebrigens habe ich ben Worfag, den Gebrauch 
dieſer Litteratur durch ein volftändiges Regiſter, 
am. Ende des vierten Stücks, zu. erleichtern. 

| Goͤttingen d. 22. April 1307. 


2 24 ei. . . Ber * 


Inhalt 


y 7 


Inhalt 
des erſten Städe.. 


— — 


I. Beſchreibung der Reyß Leonhardi Rauwolffen. ©. 1. 
Lebensbeſchreibung des Verfaſſers. 1. Ausgaben ber Reife. 6. 
Veberfegungen berfelben. 7. Nachdruck des Flaminius. 10. 
Ranwolfd Bilanzenfamlung. 11. Spftematifche Namen der 
von ihm abgebildeten Pflanzen. 13. Ihre inkändifhen Nas 
men. 14. Gretſers Epötterey. 16. Hölzerne Schlöffer 
und Schlüffel. 17. Spanifhes Rohr. 17. Urfprang des 
Tamens Muffeline. 17. Perſiſches Manna. 13. Weltefte 
Erwähnung des Kaffees. 18. Milhhandel im Orient. 19. 
Capra mambrica. 19. Einhorn 20. Cedern auf Liba⸗ 
non. 20. Vorſchlag zu einer neuen Ausgabe dieſer Reiſe. 20, 
Veraltete Wörter. 21. 

2. Zucchelli Reifebefchreibung nad) Congo. 22. 

Aberglaube des Verfaffers. 22. Geſchichte der Miffionen 
der Capuciner nad Afrika. 23. Leben des Verfaflere. 24. 
Der heil. Elmus. 25. Harichte Schafe. 26. Kapaunen, 
Ziteonen, Gold in Brafilien. 20. Eonderbare Krank⸗ 
beit. 26. Beſchreibung von Angola, Congo, Benguela. 27. 
Gewebe aus Yalmblättern. 23. Adanfonia. 29, Clip: 
ftire der Wilden. 29. Wochenbette der Chemänner. 30. 
Selbſtmord durch Zuruͤckſchlagung der Zunge. 33. Ueber: 

fegun: 


X Inhalt. 


fetzungen dieſer Reiſe. 373. Reiſen einiger Capuciner 
nad Afrika. 3z8. Bekehrungsweiſe ber catholiſchen Miſ⸗ 
ſionarien. 39. 


3. Harants chriſtlicher Ulyſſes. 41. 

Leben des Verfafferd. 422. Münze zu Halle in Tprol. 45. 
Srübe Verſetzung feinharichter Siegen nah Europa. 46. 
Waſſer des Jordans. 46. Sinai und Horeb befchrieben. 47. 
Manna. 47. Aegypten wird unfruchtbarer. 44. Reiſen 

des Martin Rabateik und des Ulridy Präfat. 49. 


4. Des Wunderlicyen im Fruchtbringen wunderliche Be⸗ 
gebnuͤſſen. 

(Ferdin. Albrecht, Herzogs zu Braunſchweig Reiſe). ST. 
Leben des Herzogs. 51. Seine Reifen. 53. Matura: 
Iienfamlungen im 17ten Jahrhunderte. 54. Kanonen mit 
Derihauer. 55. . Johann Sauberts- Nierenftein. 55. 
Welſches Weilberſhloß. 55. Univerſitaͤt gu Siena. 35. 
Beſtreuete Tapeten. 56. Handſchrift von Curtius. 56, 
Orden der Sklavinnen der Tugend. 57. Mantuaniſches 
Gefäß. 58. Des Herzogs religiöfe Melancholie. 59. 


5. Nils Mathſon Koͤping: Reſa genom Aſia, Afrika 
og mänga andra hedna Länder. 61. 
Leben des Verfaflere. 61.- Seine Reiſen. 63. Seine 
Glaubwürdigkeit. 63. Baſtarte von Affen. 64. Anna- 
les Lufitaniae des Caſtauneda 65. Geſchwaͤnzte Men: 
fhen. 66. Ausgaben diefer Neifebefchreibung. 68. 


6. Chriſt. Kangbans, oftindifche Reife. 70. 


Hftindifhe Handlungsgefelfhaft der Niederländer. 70. Nach⸗ 
rihten vom Verfaffer. 71. Stillung der Wellen durd 
Oehl. 72.. Abrolhos. 74 ° Vom Vorgebürge, der guten 
Hoffnung. 74- Entdedung des Eudlandes. 75. Grit: 
nes Kunjifeuer der Chinefer. 76 Copa.-76. Arak. 77. 
Die Frucht Durio, Dänifhe Handlungsgeſelſchaft. 79. 
Woher die Namen: Mogul, weiße Mohren. 79. Vers 
faͤlſchung 


1. Raumwolfs Reiſe. | IX 


aber daß er ein Betrüger fen , fcheint er nicht gewuſt 
u haben. 

Rauwolfs Pflangenfamlung : oder Herbarium hat 
umderliche Schicjale gehabt. Iſaac Voffius erhielt es 
bey feinem Aufenthalte in Schweden, und zwar, wie 
Jac. Breyn von ihm gehört zu haben meinte, von der 
Koͤniginn Chriſtina. Es ſoll, nad) Rauwolfs Tode, in 
die churfuͤrſtlich ⸗Bayerſche Bibliothek gekommen ſeyn, 
md weil die Schweden, wie in unfern ungluͤcklichen Zei⸗ 
im die Sranzofen, aus den Ländern, mit deren Regenten 
ihr Regent Krieg führte, Titterarifche Koftbarkeiten und 
Seltenheiten wegzunehmen pflegten, fo tft es wahrfcheins 
id, daB auf diefe Weiſe auch diefes Herbarium nad 
Schweden gekommen fey (8). 

Don da brachte es Voſſius mit fi) nach Haag, mo 
ed der Helmftädtfche Profeffor Heinrich Meibom im J. 
1660 gefehn hat. Hernach nahm er es mit ſich nad) 
London, wo e8 Ray(9), Moriſon (10), Pluͤkenet (r1), 
Ice. Bobare und Jac. Breyn (12), lebterer im Jahre 
1663 genutzet, und es deswegen dankbar in ihren Schrife 
ten genant haben. 

Nah dem: Tode bes Befiters kam es mit deſſen 
Bibliothek wieder zuräc nach Holland, und ward, fo 
wie diefe, für die Leydenfche Univerfitäts » Bibliothel ges 
lauft, in weldyer e8 auch noch aufbewahrt wird. 

Es befteht aus fünf dicken Bänden vom größten For⸗ 
mat, son denen ber erfie in zwey heile getheilt iſt, 

und 
(8) Konringii introdactio in artem medicam , cura Schelham- 
meri. Helmefiadii, 1687. 4 p. 343. 
(9) Supplem, p. 656. 
(19) Hiftor. Oxon. IH, p. 94 
(11) Almag. 59. 76. 341, 
(32) Cent. ꝑ. 5%. 


13 gitteratue der Reiſen. I. 


und nebfi dem zwenten Bande ‚mehr ald 400 in Franka 
reich gefammelte Pflanzen enthält. Der dritte Band bat 
mehr ald 206 Pflanzen, welche aus Stalien und Schweiß - 
zuſammen gebracht find. Der vierte Band hat 513 More 
genländifche Pflanzen. In der Meifebefchreibung bat 
Raumolf mehr als 350 Arten genant und befchrieben. 

Aus dieſem Vorrathe hat Job. Seid. Gronov 380 _ 
Arten aus dem Morgenlande nad) dem linneiſchen Sy⸗ 
ftem beftimt, und nad) demfelben in ein Werzeichniß ges 
bracht, worin er bey jeder Art die Numer bes Herbas 
riums, die Geite der Meifebefchreibung nach der Aus⸗ 
gabe von 1583, wo ber Pflanze gedacht ift, und bie . 
Seite der darin befindlichen Abbildung, nebit forgfältig 
gewählten Synonymen, angegeben hat. (13) _ 

Die Botaniker haben laͤngſt alles, was ihnen ber 
fleißige Dann mitgebracht hat, in ihre Syſteme einges 
tragen, oder fonft in ihren Schriften benußet und verars 
beitet. Mus dieſer Urfache würde es überfläffig ſeyn, 
wenn ich hier bad, was zur Botanik gehört, befonders 
anzeigen wolte. 

Aber um doch diefen Schat hier nicht ganz unbe⸗ 
rührt zu laffen, will ich ein Verzeichniß der im vierten 
Theile der Reiſe abgebildeten Pflanzen, zum bequemern 
Gebrauche, mit den Rinneifchen Trivialnamen, mittheis 
Ion. Diefe hat Gronov in feiner Flora noch nicht 
brauchen Finnen. Denn fie ward in bdemfelbigen Jahre 
1755 gedrucdt, in welchem Kinne jene Namen zum ers 
ſten mal gebraucht und eingeführt hat (14). 

Die 


(13) Flora orientalis. Lugduni Batav. 1755. 150 Seiten in 8. 
Man findet fie angezeigt in Commentar. de rebus in 
medic. gefiis, Dec. I. fupplem. ı. pag.245. und von Sale 
ler in Sdtting. gel. Anzeigen. 1755 ©, 1339, 

(14) Linnei amoen, acad, VI. pag 315 


J. Rauwolfs Reife. 13 


Die erſten Zahlen bedeuten hier die Seiten der Abs 
bildanger, die bintern find die Seitenzahlen der Hiftor. 
gen. plantar., wo bie Rauwolffchen Zeichnungen meiſten⸗ 
teils wiederholt find. Die erften Namen find die Raus 
welfihen, und bie, welche urfio gedruckt find, die Line - 
wilhen 
I, Kali Arabum. 19. Salfola kali. fchlechte Zeichnung. 

9. Kali Arabum fecundum genus. 20. Anabajis aphylia, 

% Conyza. 20. Buccharis Diofcoridis. 

4 Benfica marina. Soldanella. 20. (Soldan. vel braflica 
marit. maior. Banh. pin. 295.) Convolvulus. 

&, Ficus Cypria, Sycomorus, 2I. (Ficus fycom. fruetum 
von in caudice gerenf, Bauh. pin. 459.) Linnei amoe- 
zit. acad, I. p. 27. n. 4. | 

‚ & Catanance. 21. Plantago lagopus. 

7. Cyprus Henne. 22. Lawfonia inermis, 

B. Xabra. $2. Euphorbia mauritanica. 

9. Piftachi. Fisluc. Piflacia. vera. 

10. Melantzana. 23. (Solanum pomif. fructu incurvo, 

Bauh, pin. 167.) Melongena. 

If. Melontzana, Batlefchaim. 23.. (Melongena fpinofa fr. 

rotundo nigro. Tournef. 152.) Solanum. 

1% Silybum Hadıb. Gundelia Tournefortü,. 

13. Secacul. 24. (Sifarum fyriacum, Bauh, pin. 155.) 
Tordylium. 

14 Agul. 24. Hedyfarum alhagi. 

15. Saffat. Zarneb, 25, 1. Salix aesyptiaca, ſchlecht. 

16. Morgsani. 25. .Zygophylium fabago. 

17. Sakaick asfar. 26. Anemone.. ſchlecht. 

18. Aftragalus Diofcor. 26. ColuteaP 

19. 20. Chondrilla. 27, I, 2. Erigeron tuberofum. 

31. Chryfogonum Diofcor. 28. Leontice chryfogonum, 

32. Lycopfis Diofcor. 28. Echium? 

' 23. 


14 titteratur der Reiſen. I. 


23. Rhafut. 29. Arifiolochia maürorum. 

24. Tragium Diofcor. 29. Affragalus capitatus® ꝰ 

25. Lilium album. 29. Lilium candidum. 

26. Garb, 30. Salix babylonica, 

27. Trionos, 31. Hibiscus? 

28. Dora. Holcus. 

29. Terebinthus indica, 31. Pifle acia narbonenfis. 

30. Terebinthus minor. Bauh, pin. p. 400. III. 

31. Cyperus rotundus. (Cyper. rot. orient. major. Baub. 
pin. 13.) u 

32. Ribes, vnde rob ribis, 32. Aheum ribes. 

33. Cedrus Libani. Pinus cedrus. 

34. Tragacantha. 33. (Tragacantha humilior. Bauh. pin. 
388. II.). 

35. Medium Diofcor, 33. Campanula laciniata, 

36. Lycium Diofe. (Lycium Bauh. pin. 478. VIL) ſchlecht. 

37. Baccharis Diofcor. 33. Graphalium fanguineum, 

38. Ginguidium Diofcor. 34. Artedia [quamata. 

39. Bellan. 34. Poterium [pinofum, 

40. Behen abiad. 35. Centaurea behen. 

4I. Limonium, 35. Statice firuata. | 

42. Sceha. 36. Artemifia iudaica. Mantiſſa. p. II2. 

Die Oerter, wo jede Pflanze gefunden worden, auch 

die Jahrszeit, findet man in der Reiſebeſchreibung ange⸗ 

zeigt, und uͤberal hat ſich der Verf. erkundigt, wozu 

jede Art, als Arzney oder auf andere Weiſe, genutzt 

werden kan. 

Auch die inlaͤndiſchen Namen der Pflanzen ſuchte er 

zu erfragen und aufzuſchreiben; weil er jedoch die Spra⸗ 

chen nicht genug kante, hat er ſie freylich nur nach dem 

Gehoͤr, alſo gewiß oft unrichtig, geſchrieben. Dennoch 

wuͤrde ich dem, der einmal den Avicenna oder einen ara⸗ 
biſchen Arzt erklaͤren wolte, anrathen, ben Rauwolf zu 

| Rathe 


1. Rauwolfs Reife. 15 


Rathe zu ziehen, weil viele alte Benennungen ſich ſowohl 
bey. den Arabern, als bey den Griechen, von welchen letz⸗ 
tern ed Tournefort verfichert, bis auf unfere Zeit, wes 
wig oder gar nicht verändert, erhalten haben. 

Don den feltenfien oder ‘zweifelhaften Pflanzen findet 
man in ber Reife Befchreibungen, weldhe zwar dem Tours 
nefort zu kurz gefchienen haben , aber vielleicht nur deswe⸗ 
gen, weil er felbft die Urfchrift nicht verfiand, und fich 
auf die Ungabe eines fchlechten Ueberſetzers verlaffen 
muſte; wenigſtens hat ſchon Gronov burd) viele Bey⸗ 
ipiele beiwiefen, daß die Rauwolfſchen Beſchreibungen fo 
gut und volſtaͤndig ſind, al6 fie in feinem Zeitalter ges 
macht werben konten. 

Die ſchaͤtzbaren Nachrichten von dem damaligen Zus 
ande der bereifeten Länder und Staͤdte, von ihrer 
Nachbarſchaft, von ihren Entfernungen von einander, von 
dem Laufe der Släffe und Gebuͤrge, haben die Erbbes 
ſchreiber bereitö genutzet, wenigftens ſchon Buͤſching. 

Aber ein beſonderes Lob verdient Rauwolf dafuͤr, 
daß er ſich mehr als die meiſten Reiſenden, zumal in 
ſeinem Jahrhunderte, auch um die Gewerbe, den Han⸗ 
del, die Sitten und die haͤusliche Lebensart bekuͤmmert 
bat, und vielleicht findet ſich manches von ber Art im 
feinem Buche, weldyes noch nicht herausgefucht und gänzs 
lich gebraucht if. Er fagt in der Vorrede: “Was ane 
„dere gefchrieben, hab ich in mein Büchlein hieher nicht 
„getragen, ſondern was ich felber gefehen, erfahren, obs 
„ierviret, Und an die Hand genommen, das ift hierin 
„bermeldet Welcher nun aus zuvor ausgangnen Büchs 
„lein Dermaffen allerhandt Sachen fatten Bericht hat, daß 
„man ihm weiter nichts neuwes fürbringen fan ,: dem 
„taugt diefe mein Arbeit gar nicht, habe es einem fole 
‚Ayen alwiffenden Gefellen auch nit gefchrieben”. 

| Ueber 


16 Utteratur der Reiſen. J. 


Ueber die religioͤſen Gebraͤuche, uͤber den dummen 


Aberglauben und die vom Pabſte ausgebothene Vergebung 
der Sünden gegen Bereifung ' der heiligen Derter, hat 


der Verf. als Proteflant ganz richtig geurtheilt, Das’. 


- bat ibm der Feſuit Gretſer, dieſer Vielſchreiber, uͤbel 
genommen, und hat ihn durch Spoͤttereyen und Gruͤnde 


zu widerlegen gemeint (15). Aber Leſer, welche von Vor⸗ 


urtheilen frey find, werden jene aberwitzig und dieſe 


ganz unkraͤftig finden. Jedoch der Vorwurf des Jeſui⸗ 


ten, daß Rauwolf von den Pflichten und Gehraͤuchen der 
Nitter des heiligen Grabes nicht alles richtig erzählt hat, 


ſcheint wahr zu ſeyn. Kleinigkeiten diefer Urt verdienen 
Taum eine Rüge, bey einem Naturforfcher. 

I. ©. 36. (16) erzählt er, wie in Sprien Seife aus 
. Baumdpl und der Afche des Krauts Schinan (Anabafis 


“ aphylia? ober Salicornia arabica?) gefotten wird. Die . 


Lauge wird mit Kalk verftärkt. Kochfalz wird zur Scheis 


dung nicht gebraucht, welche audy bey dern mineralifchen 


. Alkali leichter erfolgt. Die. überfläffige Lauge wird aus 


dem Siedekeffel durdy einen Hahnen abgelaffen. Die oben 


fhwimmende Seife wird auf den mit Kalk und zerfloßes 
ner Kreite beftreueten Erdboden gefchättet, wo man fie 


fo dicht werben läßt, daß man darauf gehen fan. Als⸗ 
dann wird fie zerfchnitten. ‚Aber die Nachricht von der 
Bereitung des Schiespulvers 2. ©. 71. ift nicht fo gut 
gerathen, wo dad Nitrum der Wlten für unfern Salpeter 
gehalten ift. L 


(15) Sn der Schrift: von den Walfahrten der Catholifen 
und der Geſchichte derfelben, ift des erſten Buchs neuntes 
Kapitel ganz zur Widerlegung des Rauwolfs beftinit. 
Man findet es in des Verf. zu Megensburg 1734. Fol. 
zufammen gebrudten Werfen. IV, 2. p. 36. 

(16) Ich führe die erfte Ausgabe an, weil fie öfter, als die 
andere vorkoͤmt. 


u”. 


2. Raumwolfs Reifen. 17 


1. ©. 25. 'wie im Driente die Thuͤren mit hölzernen 
Schloſſern und Hölzernen Schläffeln vermacht werben. 
&.27. von der Bauart der Bäder, welche mit weniger 
Teuerung , mit Kameelmift und den Treſtern ber gekel⸗ 
teten Trauben, in unterirdifchen Kanaͤlen, geheißt wers 
di. Nach S. 58. wird. die Alcanna (Larwfonia inermis), 
dadurch daß man fie mit Seifenmaffer begießt, oder Kalk 
an die Wurzeln bringt, zum frühen Bluͤhen nebracht. 

Die ſchoͤnen Röhre, weldye nach S. 92. mit den Spa 
gereyen aus Indien nad) Syrien fommen, und zu Hands 
Ridten dienen, find gewiß unfere Spaniſche Röhre, wel⸗ 
ber Name bier aber nicht vorkoͤmt. Die genaue Befchreis 
bung nach dern Außern Anfehn, welches jetzt algemein bes 
fat ift, fcheint zu beweiſen, daß fie in der Mitte des 
ſechs zehnten Jahrhunderts in Europa noch nicht in Ges 
brauch geweien find. Man fehe meine Anleitung zur 
BVaarenkunde. 1. S. 85. 

. &.89. wird angemerkt, daß bie Gemärke von Baumes 
welie von den Arabern moflellini genant würden, nad) 
der Landihaft Moffoli in Mefopotamien, wo fie gemacht 
mb in Menge verfchict werden. Sicherlich iſt Die 
Raudfchaft und Städt Moful am weftlichen Ufer des Tis 
gris gemeint, und fo iſt denn wohl Fein Zweifel, daß auch 
baber die franzöfifche Benennung mouffeline entftanden 
iR, welches fchon ber Herausgeber des Avicenna gefagt 
it (17). Dagegen irren alfo die, weldye das Wort vont 

frans 


(11) Arabicorum nominum interpretatio. pag. 409. b. nad bet 
Ausgabe: Venstiis apud Juntas. 1608, fol. Almolloli eft 
regio in Melopotamia, in qua texuntur telae ex bombi- 
co valde pulcrae, quae apıd.Syros et Aegyptios, et apud 
mercatores Venetos appellantur muſſoli ex hoc regionis 
nomine, . 

Bedmann’s eitterat. d. Deif. 1. 8 


U 


18 Uiteratur der Reifen. I, 


franzöfifchen Worte mouſſe ableiten, wie Friſch im frans 
zoͤſiſchen Wörterbuche, Savary im Diction. de -commer- - 
ce (18) und Siörfe in Rrünigens Encyclopaͤdie. 

S. 89. von der Einſamlung ber Perſiſchen Mama 
von Hedyfarum alhagi, Nach &. 91. kommen viele Türa 
Ziffe aus Perfien nach Aleppo, und gehn von da nach 
Europa. Als einft ihe Preis durch den übermäßigen Vor⸗ 
rath gefallen war, warb die Ausfuhr auf fieben Jahre 
verbothen. 

S. 98. lieſet man eine der aͤlteſten Nachrichten som 
Kaffee und dem Urfprung ber Benennung Bohnen, Kafe 
feebohnen. Vnder andern habens (zu. Aleppo) ein:guk 
„Getraͤnk, welchs fie hochhalten, Chaube von inen ges 
„nennet, das ift gar nahe wie Dinten fo fhwarz, und im - 
Gebreſten, fonderlich des Magens, gar dienflich. Die⸗ 
„ſes pflegend am Morgen fruͤ, auch an offenen Orten, - 
„vor jedbermeniglich, ohne alles abfcheuwen, zu trinken, 
„aus irdenen vnd Porzellanifchen tiefen Schälein, fo 
„warm, als fies koͤnnen erleiden, fegen oft an, thun-aber 
„tleine truͤnklein, vnd laffens gleich weiter, wie fie neben 
„einander im Kreis fiten, herum gehen. Zu dem Waſſer 
„nehmen fie Zrücht Bunnu von Inwohnern genennet, bie 
„außen in irer größe und farb, fchier wie bie Lorbeer, 
„mit 2 dünnen Schelflein vmbgeben, anzufehen, und fers 
„ner jrem alten Berichten nach, aus India gebracht wers 
„den. Wie aber die an jr felbft ring feind, vnd innew 
nzween gelblechte Körner in zweyen Häußlein underfchieds 
„lich verfchloffen haben, zu dem, daß fie auch mit irer 
„Wirkung, dem Namen vnd Anſehen nach, dem Buncho 

„Auic, 

(18) Mousfeline. Toile tout de fil de coton,, ainfi appellee, 

parce quelle n’eft pas bien unie, et qu’elle a de petits 

bouillons fur la fuperhcie, qui rellemblen: aflez à de le 
mouſſo. 


⸗ 


1. Ranwolfs Reiſe. 19 


„Auie. und Bunca Rhafis ad Almans. ganz ähnlich, halte 
„ichB bafür fo lang, biß ich von Gelehrten ein beffern Bes 
„richt eynneme. Diefes Trank iſt bey inen fehr gemein, 
„darumb dann deren, fo da folches ausſchenken, wie 
„auch der Krämer, fo die Srücdht verkaufen, im Batzar 
„hin und wider nit wenig zu finden, zu dem fo haltens 
„das auch wol fo hoch und gefund feyn, als wir bey ons 
„irgend den Wermutwein“. 

In bes v. Rogebue Erinnerung von einer Reife 
nd Rom. Berlin 1805. ©.244: wird erzählt, daß im 
Neapel täglich milchende Kühe herumgetrieben, und für 
de, welche Milch Faufen wollen, gemolfen werben. Er 
weint, Dieß geſchehe nirgend als dort. Aber daß eben dies 
ſes in verfchiedenen Städten des Morgenlands täglich ges 
ſchieht, Haben verfchiedene Meifende angemerkt, zu denen 
auch Raumwolf I. S. 102. gehört. Diefe Art des Milch⸗ 
handels ift beffer als die bey uns gebräuchliche. Sie 
ſichert wider die Verfälfhung durch Waffer, und wider 
ſolche Nilch, welche fchon vorher abgerahmt worden; 
nicht zu gebenfen, daß in den heißen Ländern die Mildy 
bald fauer wird, und daß überall eine durdy Tragen und 
Umgießen oft gerättelte Milch nicht den meiften und beflen 
Rahmen giebt.. 

Bey dieſer Gelegenheit wird auch der Tangohrichten 
Siegen erwähnt, welche der Verf. in Aleppo und in es 
sufalem 3. S. 26. gefehn hat. Bekantlich heißt diefe Abs 
art im Syſtem Capra mambried, Die Ohren find wohl 
eine Elle lang, hängen bid auf die Erde herab; damit fie 
nicht im Weiden hindern koͤnnen, wird oft das eine Ohr 
befchnitten, da fich denn das Thier immer nach dieſer 
Geite wendet. 

Unter den Waaren, welche aus Indien über Bagdad 
gehn, werden 2.6. 4 Demante und Chalcebonier zu 

2 Dolcho⸗ 


20 Ltteratur der Reiſen. I. 


Dolch⸗Heften aus Cambaya, Rubine, Topaſe, Saphire 
aus Zeylon genant. Unter den Waaren, die nach Indien 
gehn, ſind Coraͤllen und Smaragde, welche, ſagt der 
Verf., in Aegypten im rechten Werth zu bekommen. 

Nach der Erzählung eines Perſers, giebt R. 2. S. 84. 
eine Befchreibung des Einhorns und ber Greifen, welche 
in Aethiopien feyn follen. Auf dem Libanon fand er 2 
&. 145. nicht mehr als noch 24 Eedern in einem kleinen 
Kreife, und noch 2 Stüce, welche vor Alter umgefallen 
waren. Im dritten Buche &. 88. bat er etliche Grab⸗ 
fehriften chriftlicher Könige zu Jeruſalem eingerähtl. 

Luͤdeke (19) wünfchte von Rauwolfs Reifebefchreis 
bung eine neue Ausgabe. Dawider habe ich nichts zu 
erinnern, fals ein Derleger fie wagen will; aber darin 
- bin ich nicht feiner Meynung, daß man dad Buch in bie 
jetzige Schreibart umändern folte. Nein! Die veraltete 
Schreibart enthält hoͤchſt ſchaͤtzbare Beyträge zur genauen “ 
Kentniß und Gefchichte unferer Sprache, oft auch zur 
Geſchichte der Sitten und Denkart. Deswegen folte man 
die darin vorhandenen Bücher forgfältig der Nachwelt 
aufbewahren. Will man fie wieder auflegen, fo gefchebe. 
dieß unverändert; allenfald mag in Anmerkungen erklaͤrt 
werden, was jetzt nicht jeder verftehn möchte. 

Auch die von Rauwolf gebrauchten Namen der Plans 
zen muͤſſen bepbehalten werden; fie mögen durch Bey⸗ 
fetsung ber foftematifchen erklärt werden. Uebel handeln 
Diejenigen, welche letzte allein einfchalten, und bie von 
den Verfaſſern gebrauchten Namen weglaffen. Dadur 
machen fie ihre Ansgaben, Ueberfegungen und Auszüge 
ungewiß und oft unbrauchbar. Denn die foftematifchen 
Namen werden oft nur nach Vermuthungen und fehr oft 
falſch gewaͤhlt. Aber Leſern, welche ſich nicht ſowohl un⸗ 

terrich⸗ 
(19) Beſchreibung des Tuͤrkiſchen Reichs. U. ©, 116, 


1. Rauwolfs Reife. 21 


terrichten, ald nur fich bie Zeit vertreiben ober nur fich 
vergnügen wollen, mag ein modiger Auszug geformt wers 
den. Schließlich will ich einige folcher veralteten Woͤr⸗ 
tee audlefen , welche in ein Gloflarium der teutjchen 
Sprache kommen muͤſſen. 

I. ©. 10 und 57. Unwill und Widerwill ſtat 
Uebelkeit. Widerwind flat contrairer Wind. S. 18. 
smb ben Beiß zu vertreiben; das Jucken zu vers 
treiben. Adelung bat bie Beiße für Kraͤtze. Wenn 
jemand fich kratzet, frägt man: beißt es? Dabey dach⸗ 
ten unſere Vorfahren noch nicht an Ungeziefer. — S. a7. 
bad Gewoͤlb iſt wohl verheymet, iſt dicht. — ©.28. 
die Badetuͤcher aus lichen, auswaſchen. — S.25. 29. 
das Pfletz oder Pletz, der Fußboden; davon Floͤtz. 
Dan vergleiche Reinehi var. lection. pag. 316. ©. 31. 
heißen die Conſuls Fuͤrſteherren. S. 36. Kali ift 
ein drauſchelechts dickes Gewächs. S. 45. bie 
Kürten find gruͤßbar; grüßen gern. S. 59. ein fremb⸗ 
des doſchets Blämlein, welches gar nahe war 
abgeflanden. ©.95. einen Faͤhl (Fehl, Fehler) wens 
den laſſen; ausbeflern laffen. S. 96. einem Uebertrang 
than, Derdruß machen, einem einen Poflen fpielen; das 
be Drang, Drangfal. 8.103. allerley Trachten; 
mancherley Speiſen. Jetzt heißt Tracht ein Aufſatz von 
Gpeifen, bie zugleicd) aufgetragen oder aufgefegt werben. 
&,ıır. die Wurzeln find fo voller Milch, daß fie gleich 
Devon tbonend. 2. S.9. von Mil thonend. 2. 
©.8. geſtockte Milch, geronnene. ©. 117. er hauete 
inden Baum, daß es fpläte gab; von Spalten, 
Spleten bey Friſch. 2. ©.539. vmb etwas zu ent, 
säden, heimlich zu rauben. 3. ©. 171. fie haben ſich 
witben Brod wol erliebet, gelabt; u. f. w. 





3 2 


22 Litteratur der Reifen, J. 





‘ 


2 


Relazioni del viaggio e miflione di Congo nell’ Etio- 
pia inferiore occidentale de P. Antonio Zucchelli 
da Gradisca, predicatore Capuccino della provincia 
di Stiria, e gia miflionario apoftolico in detto regno, 
In Venezia, l’anno 1713. Par Bartolom. Giavarina, 
al ponte del Lovo. Con licenza de’ fuperiori, e 
privilegio. 438 Seiten in 4 und 58 Seiten Zuſchrift 

und Regiſter. 


Em Leſer, welcher nicht: durch religidfe Verurs 
iheile abgehärtet ift, koͤnte leicht, beym Anfange diefer 
Reifebefchreibung, ein Ekel, ein Widerwillen oder ein 
Mißtrauen wider den Verfaſſer entſtehn. Denn mit ber 
größten Unverfchämtheit, oder mit dem dickſten Aberglau⸗ 
ben, oder der einfältigften Leichtgläubigleit, erzählt er 
Die abgeſchmackteſten Erdichtungen von Heiligen , ihren 
Knochen , vormaligen Kleidungsſtuͤcken, und von ihren 
gemalten und gefchnigten Bilbern, von den Kram mit 
Ben Meſſen, von feinem Wergleiche mit den Seelen im 
Segefeuer, gegen eine Anzahl Meſſen, ihm Gefunbheit 
zu erbitten. Er biethet feinen Kefern die Verficherung am, 
Meerſtuͤrme durch Ausgießung einiger Tropfen gefegneten - 
Oehls, und Waſſerhoſen durch Ablefung bes Evange⸗ 

Uums Johannis ſelbſt geſtillet zu haben. 
Aber ſeine Erzaͤhlung beſſert ſich, ſobald er aus den 
chriſtcatholiſchen Ländern koͤmt. Da trauet er feinen eigen 
en 


2. Zuechellis Reife. | 23 


um Augen und feinem eigenen Verſtande, und erzählt 
aufrichtig, was er felbit gefehn ober erfahren hat, ober 
was ihm neu und merkwürdig vorgelommen iſt. 

In ſteifem Glauben an die Vorfchriften des Pabftes 
und feined Ordens berichtet er die chriftlichen Mißhand⸗ 
Iungen ber Heiden in Afrika, die unvernünftige Bekeh⸗ 
rung zum Chriftentbum, nicht anders, als ob diefed Ver⸗ 
fahren das einzige gerechte, kluge und würkfame fey. 
Bunder wäre es, wenn nicht jedem Gefchöpfe, dem Gott 
etwas menfchlichen Verſtand zulommen laffen, die Lehre 
des Ehriftenthyums auf diefe Weife lächerli) und vers 
haßt würde. Wer inzwifchen die Bekehrungskunſt der | 
catholiſchen Miffionarien Tennen lernen will, Tan fie 
nicht volftändiger und aufrichtiger als von dieſem Capu⸗ 
einer Tonnen lernen, wiewohl hoffentlich jegt manches nicht 
mehr fo arg feyn mag. 

Man vermuthet, daß einmal Eapuciner , anf ihrer 
Kaͤckreiſe aus Brafilien nad) Europa, zufällig nach Congo 
getommen find, und fich bey dem FZürften oder Oberherrn, 
den man gemeiniglich ben König nennet, bergeftalt eingen 
fchmeidyelt haben, daß biefer dadurch fchon im Jahre 
1618 bewogen worden, durch einen Brief vom Pabſte 
Eapuciner als Miffionarien zu verlangen. Die erſte Abs 
fndung mißglüdte 

Nachdem aber Pabſt Gregorius XV. im J. 1622 
Ne Kongregation zur Bortpflanzung bed Glaubens ans 
geordnet hatte, und biefe nach allen Weltgegenden Miſ⸗ 
ſionen veranftalfete, fo wurden von ihr im J. 1645 bie 
erſten Capuciner nach. Congo geſchickt. 

"Man waͤhlte Capuciner für die weſtliche Kuͤſte von 
Afrika nicht ſawohl deswegen, weil ſie dahin verlangt 
waren, ſondern vielmehr weil dieſe Moͤnche, mehr als 
andere, an harte und langwierige Beſchwerlichkeiten, der⸗ 

Ba > gleichen 


24 Sitteratur der Reiſen. T. 


gleichen unter den Mohren und in ihrem Clima zu er⸗ 
‚warten waren, abgehärtet find. Wegen: biefer Chre, wos 
ben nichts als. Gefahr und Aufreibung der Gefundheit 
zu erwerben feyn kan, fcheint fie auch Fein Orden beneis 
det zu haben. Aber ein deſto größeres Verdienſt haben 


ſich die Capuciner aus dieſer Miſſion gemacht. Nach ei⸗ 


ner befondern Verordnung bes Pabſtes muͤſſen fie dazu 
in Stalien gewählt und von da abgeſchickt werden. 

Dieß babe ich aus der Gefchichte der Afrikaniſchen 
Mifkonen voraus melden wollen (1), um es begreiflich 
‚zu machen, wie Zuckhelli aus Gradiſca im Öfterreichichen 
Ariaul, den Worfag faſſen konte, als Miſſionar nad) 


Congo zu gehn. Er fagt ed mehr ald einmal, daß er . 


durch diefe Aufopferung folche Verdienſte um die Ehre 
Gottes zu erwerben gewünfcht babe, welche ibm, -bey 
"Beurtheilung ‚feiner Sünden , abgerechnet werden ‚ar 
ten (2). 


4 


Um alfo dazu die Erlaubniß oder den Auftrag von - 


der Congregation erhalten zu können, ging er erft nach _ 
Stalien, und ald fein Wunſch erfüllet war, reifete er . 
über Genua, Mallaga und Cadix nad) Kiffabon, und 


von da den 3. März 1698 nach Brafilien, wo er in der 


Bay allee Helligen zu St. - Salvador den 14, May 


landete. 


Im September ging er mit einem Schiffe, welches 
Sklaven hohlen wolie, nach Benguela, und von da, nah 


einem Aufenthalte von wenigen Xogen, nach Loanda, im 


Königs 


(1) Man findet die Geſchichte im dritfen Bande ber Re- 
lation hiftorique de l’Ethiopie occidentale, traduite de 
Y'Itlien du P, Cavarzi, avec des notes par Labat. 
Paris 1732. 13, 

(2) Ad accattarli per isconto FR) miei srvillimi peecoii. 
P- 4» 


2. Zucchellis Reife. 27 


Königreiche Angola, dem Hauptorte ber Vortugiefen auf 
ber wefllichen! Küfte von Afrika, wo ber Generalgouvers 
sur wohnt, und bie Capuciner ein Hoſpitium haben. 
Er kam Ddafelbfi an den 9. Nobemb. 1698, hatte aber 
erſt den 1. Januar 1700 die Freude, die er fo lange ges 
wänfcht hatte, nach Gongo im Königreiche Congo, an 
ver Münbung bed Fluffed Zaire, verfchicht zu werden. 

Von' da machte er manche Reifen ins Land durch 
bite Waldungen und nach einigen Inſeln in dem genans 
tm Fluſſe (3); auch ging er über den Fluß Embrife, 
wenuthlicy Ambrize in unfern Charten. 

Aber im Jahre 1702 ließ er fich ganz entfräftet zu 
Lande nach Loanda zurüchringen, und wie da algemein 
geurtheilt ward, daß feine Geſundheit die unbefchreiblichen 
Dähfeligkeiten nicht länger aushalten koͤme, fo ging er 
mit einem Schiffe voll Sklaven nach Braſilien zuruͤck, 
mb kam 1704 Über Kiffabon Trank und elend wieder nach 
Gradiſta. — Mehr findet man von feinen Schickſalen 
audy) nicht in Bononia bibliotheca Capucinorum. Vene- 
tiis 1747. fol. * p.25. 

Yuf der Hinreife mufte der Derf. mit feinen Gefähre 
ten einen Sturm aushalten, wobey fi), wie gewähnlich, 
viele Flaͤmchen an den Spiten bed Maftes und anderer 
Gtangen zeigten, weldye das Schiffvolk für den heil. El⸗ 
mus, der Verf. aber für eine Lufterfcheinung hielt. 

Unter der Linie litten fie alle, bey einer langen Wind⸗ 
file, heftigen Durft, worauf die, welche hernach plößlich 
viel Waſſer tranken, flarben, dagegen die meiften burdy 
einm langfamen Genuß gerettet wurben. 

| In 
(3) Einige dieſer Inſeln findet man namentlich angegeben 
anf der Karte in Alg. Hiſtor. d. Reifen. IV, S.691. 
Niro. 45. | 
B5 


26 Litteratur der Reiſen. J. 


In Braſilien fand der Verf. wenige Schafe, und 
biefe hatten nicht Wolle, ſondern fchlichte Haar, wie 
Die Ziegen (4). Dieß Zeugniß gehört zu denen, welche 
In Phyſikal. dkonom. Biblioth. 22. S. 221. ange 
geigt find, und alle beftätigen, was ich über die Ent 
fiehung der feinen Wolle in Grundfäten der Lanba 
wirthſch. &.608. behauptet habe. 

Höhner find dort in Menge vorhanden, und allein 
Die Flotte nahm damals jährlih mehr als. 5000 junge 
Hähne mit; denn Kapaunen werben dort nicht gemacht, - 
So nahmen aud) die Schiffe viele wälfche Hühner, weis 
he dort Peru genant werben, vermuthlich weil fie das 
ber dorthin zuerft gelommen find. \ 

Zitronen, welche jedoch nur Mein und Bänfchalicht, . 
ober voll Saft find, wachfen wild in den Waldungen, . 
woher jeder fo viel als er braucht, Holen läßt; denn fie: 
find dort Feine kaͤufliche Waare. | 

Das Gold werde dicht unter der Damerde ‚gefunden 
in Leinen Stuͤcken; jeder koͤnne es fammeln Iaffen, wenn 
er dem Könige den fünften Theil giebt. Uber es werde. 
in den entfernten Wuͤſten gefunden, und es fen befchwers' 
lich und koſtbar, dahin den Sklaven täglich Eſſen und 
Trinken auf Pferden zuführen zu laſſen. 

Mo der Verf. von den Krankheiten in Brafilien-und 
dem Gebrauche laulicher Bäder ‚redet, erzählt er einen 
Umſtand, welchen ich den Werzten abfchreiben und zu beurs 
heilen Äberlaffen will (5). 

Ben⸗ 

(4) Delle pecore ve ne ſono pochilime, ma non li ereſeo 
la lana, havendo il pelo lifcio come la capra. pag. 64. 

(5) A quelli poi, ehe per mera infingar daggine, o per 
zmancanza di volontä, non vogliono ufare queſti bagni, 
alterandofi pilı intenfamente il calore, cagiona loro bene 
(pelo ia febbre, e colla febbre Aella ſegli allarga tal- 

volta 


2. Zucchellis Reife. 27 


Benguela befchreibt ber Verf. wie alle Meifende, als 
ein hoͤchſt ungefundes, aber Höchft fruchtbares Land, defs 
fen Kuͤſten voll Fiſche find, und wo fi) das Rindvieh, 
wie gegen ‚über in Amerika, vermehrt. Die fogenante 
Gtadt St. Philippe beftand aus elenden niedrigen Hütten, 
beren weiße Bewohner meiftens Derbrecher aus Portugal 
ſiad. Die ausgehenden Waaren ſind Sklaven und Els 


Die Lebensart'der Einwohner von Angola und Gonge 
lieſet man ausführlich befchrieben. Diefes ganz unwiffende 
Bolt fucht feinen Unterhalt nur für jeden Tag, welcher 
fo ſchlecht als möglich iſt, wobey aber alle beftändig tan⸗ 
ya, fingen und froͤhlich find. Mom Chriſtenthum hält 
fe nichts mehr ab, als die Einfchränfung der Ehe, die 
äbrigen Gebräuche laſſen fie fich Leichter gefallen, und 
von mehr als Ceremonien ift bey ihnen nicht die Rede. 

Die Erzählung von Sogno (andere fchreiben Sonho) 
. verdient mit den neuern Charten, 3.3. mit ber, welche 
J. C. M. Reinede zu Weimar 1801 von Nieders Guinen 
geliefert hat, verglichen zu werben. Der fogenante Fürft 
hieß ein Chriſt, und Half den Mönchen beym Gottes⸗ 

dienſt 


volta di maniera Porificio del ſedere, che tallora vi 
puö entrare dentro tutta la mano; e quelio per lo pils 
e fegne mortale. A quelli tali per farli reftringere, o 
zinferrare detto orificio doppo d’eflere ſtati nel bagno 
pi volte al giorno, fe gli applicano nel orificio me 
defimo 5 filacci intinti nell’ acqua rola e polvere di 
biacca, ö pure qualche fetta medolofa di limone, che 
tutti hanno virtü grande, e per refiringere la parte al- 
lentata, e per alleggerire li dolori di tefla, e per (mal 
tire le febbre medefima. pag. 74. und pag.ır0, Sollte 
es wohl gar die natürlihe Strafe eines unnatürlihen 
Lafters ſeyn? bie Strafe, welgelin den Priapeiis 26. den 
Gartendieben angebrohet wird. 


28 Utteratur ber Reifen. I. 


dienſt (come maeſtro della chiefa), ungeachtet er im 
Kriege 300,000 Mann ind Feld fielen konte. In neuem 
Zeiten ‚hat aber die Vollmenge fehr abgenommen. Weber 
Städte noch Dörfer find im Lande; alle Familien wohnen 
zertheilt in Meinen niedrigen Hätten, welche, weil Gteine 
mangeln, aus Palmzweigen und Erde zufammen gebacken 
werden. Die Fuͤrſtenwuͤrde iſt nicht erblich, ſondern wird 
dem zu Theil, welcher fie durch Gewalt oder Furcht zu . 
erhalten weiß, ' 


Das Volk verficht die Kunft, fi aus Palmblättern 
Faͤden, und aus diefen ganz artige Gewebe zu machen, 
aber ohne Weberſtuhl. Jeder Kettenfaden wird an zwey 
ſenkrecht in die Erbe geſteckte Stäbe, horizontal, fo lang - 
er ift, ansgefpannet, und fo mehre neben einander. Zwi⸗ 
ſchen diefe wird der Einfchlag, durch Huͤlfe eines Hoͤlz⸗ 
- hend gebracht, und dieß Gewebe oder Geflecht wirb 
nachher fo lange zwifchen den Handen gerieben, bis es 
weich genug iſt. | 


Einen großen Verdruß machen den Miffionarien bie. 
Engländer, welche heimlich auf der Küfte Sklaven kaufen, 
Können fie beweifen, daß fie fie für -catholifche Colonien 
hohlen, fo laffen jene es gefchehn, durchaus aber nicht 
für proteflantifche, weil fie die getauften Mohren, und 
fie taufen alle, die ihnen vorkommen, für Catholiken ans 
ſehen, und folche nicht in Feßerifche Weriuchung kommen 
laſſen wollen. Inzwiſchen ift dazu noch ein anderer wichs 
tiger Grund, weil die Proteftanten ben Mohren den Un⸗ 
fug der Mönche aufdecken. Ward es belant, daß dene 
noch einige den Engländern Sklaven verkauft hatten, .fo 
mwurben die Derläufer in den Bann gethan, und nachdem 
fie auf Befehl der Moͤnche, oft vom Fürften felbft, ges 
geiſſelt worden „noch in ein graufames Gefängniß ges 

ſteckt, 


2. Zuchhellis Reife. 29 


ſteckt, weiches den Mohren, welche immer unter freyem 
Himmel leben, eine faſt unausftehliche Dual if. 

Naturbiftorifche Nachrichten fucht man bier verges . 
dens; nur ein Paar Brocken laſſen ſich heraus lefen. 
Man liefet von dem Baume, den 20 Mann nicht ums 
Haftern können. Diefer ift eben ber, welchen Adanſon 
befchrieben bat, und Linne beswegen Adanfonia genant 
hat (6). Die innere Rinde giebt ein dichtes Net, wos 
rin die Mohren Gemüfe und andere Sachen zu tragen 
pflegen. Sein Holz ift fo weich und faft erdigt, daß «8. _ 
ſich guten Theild mit den Nägeln zerkratzen laͤßt, deswe⸗ 
gen es zu nichts, nicht einmal zum Brennen, taugt (7). 

Es wird einer Schlange gedacht , welche aus den 
Nugen eine eyweisartige Feuchtigkeit fprüget, die, wenn 
Be ind Auge koͤmt, und nicht gleich Srauens Milch nach⸗ 
geforägt wird, Blindheit verurfacht. Die Fadenwuͤrmer 
ſind auch dort gefährlich. 

Perde Hat das Land nicht, aber Reiche Taufen von 
ven Europäern Pferdefchwänze zu prächtigen Fliegen⸗ 
webeln. 

Unter den vielen getauften Kindern kommen zumeilen 
ganz weiße vor, obgleich beyde Aeltern Mohren find. 

Clyſtire fehen, haben die Eingebohrnen wohl nicht 
ef von den Europäern gelernt. Sie bedürfen dazu Fels 

j ner 


(6) Reife nach Senegal. Brandenburg 1773. 8. S. 78. 
wo aber Martini den Baum unrichtig für Crelcentia ges 
halten Hat. 

(7) Pag. 202: 'ma lo flello tonco, e gli altri rami, ⸗ 
frendi, per ellere legno troppo dolce e quafi terreo, 
che buona parte fi puö fcavare coll’ unghie, non ſervo 
& nulla, n® meno per abbzucciare. Da bat &.283. der 
teutfhe Ueberſetzer gefehlt, indem er ſagt, das Holz ey 
alzuſuͤß und klebricht. 


30 litteratur der Reiſen. I. 


ner Sprüge. Ein großes Horn wirb tief genug einge⸗ 
fteckt, und darin wird die Kräuterbrühe fo lange gerührt, 
bis fie den gewünfchten Weg gefunden bat. 

Dort herſcht nach die Tächerliche Sitte, daß der 
‚Mann, fobald fein Weib gebohren bat, fich aufs Lager - 
- Iegt und fich da vom Weibe bedienen läßt. Sch würde 
Die Kerl, fagt der Verf., mit dem Prügel davon gejagt 
haben, wenn ich fie darauf betroffen hätte Died Tan 
man biefem Capuciner zutrauen; denn er bat Beweiſe an⸗ 
geführt, daß er diefes Werkzeug gut zu brauchen verſtan⸗ 
den, und gern gebraucht hat. — Diefe Nachricht war 
freylich nicht der Auszeichnung werth, aber fie giebt mir 
‚Gelegenheit eine Anmerkung beyzubringen , welche ſich 
wohl wird leſen laſſen. | 
Jene naͤrriſche Sitte erzaͤhlen ſchon Strabo (8) 

von dem Volke, welches Cantabrien, einen Theil von 
Spanien, bewohnte, Diodorus aus Sicilien von den al⸗ 
ten Corfilanern (9), und Apollon. von Rhodus (10) 
und Valerius Slaccus (11) von Voͤlkern am ſchwar⸗ 
zen Meere. 
| In neuern Zeiten hat man fie nicht allein auf der 

Afrikaniſchen Küfte gefunden, fondern auch in der Tatarey, 
in Oſt⸗ und Weſiindien, von Nordamerika bis uͤber Bra⸗ 
ſilien 


(8) Lib. 3. ed. Amftelod. p. 260. 

(9) Lib.5. ed. Weſſel. p. 341, Infolens apud eos guam 
maxime, quod eirca liberorum nativitatem accidi. Nam 
mulieris enixae nalla in puerperio cura geritur, [ed 
maritus eis, velut aeger decumbens, et corpus male 
affectum habens, puerperae vice per certos aliquot dies 
in lecto decumbit. 

(10) Apollon, Rhed. If, 2013. 

(11) Argon. lib, 5. 150... vbi defide mitre 

Fosta ligat, partuquo virum foret ipla ſoluto. 


2. Zucchellis Reiſe. gt 


Alien herunter (12). Hugo Brot. und Palmerius. in 
feiner Anmerkung zum Strabo, meinen, fie fey dahin 
and Europa gelommen,, aber dieß deucht mir unwahre 
ſcheialich. Denn feit der Entdeckung des vierten Welts 
theils ift in dem unferigen jene Sifte nicht mehr fo her⸗ 
fhend geweſen, daß fie fi) von daher dahin hätte vers 
breiten können; wie wohl ſie fidy doch bis auf die neuefte 
Zeit, wie Paw fagt, in Bearn in Frankreich erhalten 
ht. Defto fonderbarer fcheint der Urfprung diefer fo 
weit verbreiteten Gewohnheit zu feyn. 

Ich kenne mur zwey Gelehrte, welche es ber Mühe 
wert gehalten haben, darüber ihre Meynung anzugeben, 
Der eine ift der Franzos Boulanger (13). Diefer meint, 
jmd Betragen bed Vaters fey eine Art von Neue und 
Buße, Aber die Verfchuldung , einen Menfchen in die 
Belt gefetst zu haben. Uber dieß wärde ich gelten laſ⸗ 
fin, wenn biefe Sitte nur bey Nationen gewefen wäre, 
welche unter einer harten Sklaverey feufzten, oder in eis 
wen Zeitalter, in welchem, wie in dem unfrigen, Dec 
Nuin des Daterlandes manche ihr eigenes Dafeyn zu bes 
weinen, und die Erzeugung der Kinder zu bereuen ges 
zwungen werden. Mber man findet fie in Ländern und 
Zeiten, wo folche Urfachen des algemeinen Grammes, die 
zu den Eigenheiten. cultivirter Völker gehören, nicht vor⸗ 

. handen 


(12) Marcus Paul. Vener. II. 41. ed. Berolin, pag. 100. 
Pifo de Indiae vtriusque re natur. lib.ı. pag. iq. Algem. 
Hiftor. der Reifen, VII p. 453 und XVII. ©. 239 
und 259. _ 

(13) L’antiquite devoilee pur fes ufages par Boulanger. Am- 
fierd. 1766. 3 vol. in 12. Liv.2. chap. 3. pag. 372. Il 
femble que l’on doit regarder cette conduite du’ mari 

- comme une [orte de penitence fondée fur la honte et le 
tepentir d’ayoir donns le jour A um éêtre de fon efpecs, 


32 iitteratur dee Reiſen. 1. 


handen ſind, wo die Kinder den Aeltern wenig Mühe, 
und- gar feinen Kummer ‚verurfachen.. . 

Der andere‘,. welcher feine Meynung über den Urs | 
fprung diefer Sitte gemeldet hat, ift Paw (14). Er 


- meint, der Vater. babe fich von den zur 3eugung verwen⸗ 


+ 


beten Anftrengungen' ausruhen und wieder zu neuen ſtaͤr⸗ 
Ten wollen. Aber man folte Doch wohl denken, der aͤrgſte 
Schwaͤchling, deſſen Anfehn doch die Ehemänner nicht zu 
wünfchen pflegen, hätte wohl unter der Dauer der 
Schwangerfchaft Zeit genug zum Ausruhen gehabt. 

Ich will eine andere Vermuthung wagen. Die Ge . 
burt eined Kindes ift ein erfreuliches Ereigniß, zu weile 
chem die Freunde ber Aeltern ihre Gluͤckwoͤnſche darzue 
bringen pflegen. Diefe nimt bey civiliſirten Nationen die -- 
Mutter an, in dem wohl gepußten Wochenzimmer. Uber 
bey uncultivirten Völkern, bey denen dad Weib nicht viel 
mehr als Sklavin, und bee Mann alles ift, erwartet dies 
fer die Gluͤckwuͤnſche, und um. fie flatlicd abwarten und 


feyerlich annehmen zu koͤnnen, legt er fich in feine Haͤn⸗ 


gematte oder auf fein Lager, wie bey ähnlicher Gelegen⸗ 
heit ein Fürft fi) auf den Thron oder unter feinem Bal⸗ 
dachine ſetzt, und verweilet in dieſer Lage ſo lange, als 
er noch Freunde vermuthen fan, welche ihm das macte 
virtute eſto! zurufen wollen. Soll er da nicht hungern, 
fo werben ihn die Weiber futtern und bedienen müflen. — 


‚Aber ich habe die Lefer zu lange mit- diefer Kleinigkeit 


Iten. Alſo weiter! 
eufgeha en ſo Nach 


(14) Recherches philofophiques fur les Amerieains. Berlin 
1770. II. p.232, N’-efi-il pas plus raifonnable de dire 
que les maris ont voulu donner & connoitre qu’ils avoient 
en autant de part à l’ouvrage de la gäneration que leurs 
femmes, et que la fatigue avoit éto la meme de part et 
d’autre? 


— 


2. Zucchellis Reife 33 


Nach Brafilien ging der Verfaffer in einem Schiffe 
zurück, welches mehr als 700 Neger geladen hatte, die 
den Meißen einen unausitehlichen Dampf und einen Gen 
ſtank verurjachten, daß fie zu erſticken fürchtetn. Bon 
jmen flarben auf der Meife fiebenzig. Miele, fagt der 
Derf. um den Qualen zu entgehn, und um nicht nach 
Amerifa gebracht zu werden, erſtickten ſich felbft dadurch, 
daß fie die Zunge zuruͤck ſchlugen und darauf todt nies 
ber fielen. 

Nach feiner Einbildung geſchah dieß durch ein Bünde 
nis, was fie mit dem Teufel gemacht hatten, Uber die 
Mönde haben ſich nun einmal in den Kopf geſetzt, daß 
alle seligidfe Handlungen der Schwarzen, ſo albern fie 
immer feyn mögen, und alles was fie dabey oder in ihs 
ren Handlungen nicht zu erflären mwiffen, nichts als Vers 
abredungen mit dem Teufel, Zaubereyen und Hexereyen 
wären. So follen die Lappen einen Bund mit dem Zeus 
fel haben, von dem fie doch, fo wenig als bie Neger, 
ben chrifilichen Begriff haben Finnen. Sch will die Worte 
bed Zuchhelli, als .die Ausfage eines Uugenzeugen, bier 
unten herſetzen, zumal weil der Ueberſetzer dabey eis 
uen Fehler gemacht hat (15). 

Man 


(18) Belazione XX. pig.556: Molti di uehi, eſſendo li= 
beri da ogni infermitä, per la ſola repugnanza c’have« 
vano d’andar al Brafile, eleggendofi piiı tolto di volon« 
tariamente morire, rıvoltando de [e medelimi, e gli oc- 
chi, e la lingüa, reſtavano ſoffocati dal diavolo, per 
Yantecedenti convenzioni c’havevano con eſſo. A quoſto 
difordine perd quando non fia tänto [ubitaneo, e venga 
perveduto da Bianchi, s’accerdisce col fuoco: perche 
quando eglino per morite cominciano à rivoltare la lin. 
gua, fe li Bianchi ſono pronti & toccargliela con un tiz- 

Bılmann’g Litterat. d. Meif. I, & zond 


* 


x 


FT litteratur der Reiſen. I. 


Ä Man weis, daß wenigftens viele Neger die Fähigkeit 
befigen, die Zunge, fobald fie wollen, dergeſtalt zuräd 
zu fchlagen, daß fie dadurd) die LZuftröhre verflopfen und : 
ſich erſticken kͤnnen. Dieß fcheint den Europäern nicht 
möglich zu feyn, wie wohl man doch bey Kindern, wenn - 
ihnen das ZungenBand, wie manche meinen, zu weit eins 
geſchnitten iſt, dieſe Urfache der Erſtickung beobachtet ha⸗ 
ben will. 
Faſt ſolte man vermuthen, daß die Sklaven ſchon 

zu Galens Zeit dieſes Selbſtmordes fähig geweſen find. 
Er erzaͤhlt naͤmlich, ein auslaͤndiſcher Sklav habe ſich in 
ber größten Wuth, durch Zuruͤckhaltung des Athems er⸗ 
ſtickt. Er ſey nieder gefallen, habe erſt unbeweglich ge⸗ 
legen, darauf habe er ſich herumgeworfen und fo fey er 
geftorben. L 
Weil wenige Gelegenheit und Luft haben, die Worte: 
des Galens in ber mit Abbreviaturen verunftalteten Urs 
Schrift nachzufehn, fo habe ich mir das kleine Verdienſt 
machen wollen, die Stelle aufzufuchen und abzufchreiben. " 
Merkwuͤrdig ift fie gewiß (16). | 
0 Aber 


zone accelo dı fuoco, il demonio delifie dalla [ua atti- 
vita, e fi prefervano dalla morte, In quefia maniera con- - 
ſervaſſimo & molti negri la vita quando perö quelli ac- 
cidenti avvenivano di giorno, che perö A tal effetto 
fi teneva ſempre acceſo con più tizzoni il fuoco; quando 
poi quefti fuccedevano di notte, reftando eglino, come 
di, fuffocati, la mattina [eguente ritrovati coſi morti, 
fi gettavano nel mare. Der Ueberfeger hat, wo bier zum 
erften mal la lingua ſteht, nicht die Zunge, ſondern die 
Hände genannt. 

(16) De motu mufeulorum lib. 2. cap- 6. edit. Bafil. 1538. fol. 


I. 9.564. lin. RN örı d’ ÖAou Uno Wuxis ylyvaraı naI' 
| —D 


1 
1 


2. Zucchellis geeiſe 35 


Aber dieſe Urt des Selbfimordes ſcheint ehemals nicht 
felten gewefen zu ſeyn. Als, nad) geendigtem Kriege der 


Römer mit den Sklaven in Sicilien, Coma, ein Stroßene 
säuber befiraft werden folte, bedeckte er ſich ben Ropf, 


fi anf die Knie, und, erftickte ſich ſelbſt vor feinen Rich⸗ 
tee, ohne einmal fein. Urtheil abzuwarten (17). So 


‚Pheint es auch jener Arufper aus SHetrurien gemacht zu 


haben, welcher fagte: alle. werden Sklaven werden, nur 
ich nicht, und darauf: ſich ſogleich erſtickte (18). Ohne 
Zweifel hat auch Cato ſich dieſe Art des Selbſtmordes 
riitrauet. Denn als man ihm fein Schwert verſteckt 
hatte, fagte ex; ich kan mich ja ohne Schwert toͤdten; 
>} def je nur den ' Athem eine kurze zei. anhalten (19). 
ve. we 8%: Es 


„rar rer dyarvoic kpyov, 2dsıfev dindrnc Adpß- 


oe, de dasıdı) Junwdälc, Eilsro Tejvavaı, zaraßar 


Any daurov dm) yic, nal ry Avarvonv Emioxoy, 
pixm'roAAdl udv aufunros Av, Usspov 83 Bpaxd avAıy- 
dydsic, ourmg ardIavev. Edit. Bafıl. 1562. fol. Claff. 
L 2.635. A. Quod totum opus re[pirationis voluntate et 
Iponte ab anima fiat, declaravit ſervus barbarus, qui 
cum vehementi ira concitatus mortem ſibi confciscere 
decrevillet, ‚ proftratus humi, relpisationeque cohibita, 
longo quidem tempore immobilis grat, poſtea vero pau- 
lum volatatus, hoc pacto mortuus eft. 

(17) Valer. Maxim, IX, 32. p. 855. [umpto tempore ad fo, 
eolligendum, caput operuit, irnixusque ger ibus com- 
preſſo ſpiritu, inter ipſas cufiodum manus, inque con- 
[pecta ſummi imperii, exoptata ſecuritate acquievit... 
intra pectus incluſa anima, finem [ui reperit. 

(18) Appian. de bellis civil. IV, p. 8991. ed. Henr. Stephani: 
ro sone wardexe xal ro mvsüne Bug amssavsv. 

(19) Appian. P.499: 70 zvävun xaracxovra durpldaı. 

g3. . - Plu 


”.' 
. 


36 Utteratur der Reifen. I. 


Es verdient hiebey angemerkt zu werden, daß einige 
neuere Anatomen und Phyfiologen die Möglichkeit dieſes 
Selbſtmordes bezweifelt haben; 3. B. Dodart (20) und 
der Sstaliener Job. Santoni (21). Beyde halten die Zus 
ruͤckhaltung des Athems nur fo lange möglich, als der 
Menſch Bemwuftfeyn habe; dieß höre vor dem Tode auf, 
und alsdann fey die Refpiration wieder fo frey, wie im * 
Schlafe, da fie auch ohne Bewuftfeyn vor fich geht. 

Aber Senac (22), Haller (23) und andere glauben 
die Molichteit ‚ und letzter beruft ſich auf die Augen⸗ 
zeugen. 


Plutarch. vita Catonis p. 793: Srou TO wvsüue Bpaxguv 
pdvov drısydure. Plinius fagt, daB eine Art Vögel - 
ſich burch Zuruͤckhaltung des Athems ſelbſt erftiden: Moriun- 
tur contumacia fpiritu revotato. Lib.X, 22. fect, 29, Au 

(20) Memoires de l’academ. des fciences & Paris, 170% 
pag. 410. 

(2I) Anatomia corporis humani. Auguftae Taurinor. 1711.4, 
pag. 558. Ex enarratis patet, tot ſtimulis potentibus 
hominem cogi ad laxandum pectus turgente diu pul- 
mone, vt valde dubitem, an tanti fit arbitrium homi- 
nis, vt ad interitum vsque ſuſtinere tam difhcilem in- 
fpirandi pgytinaciam pofht, et inferte fibi hoc infolens 
mortis genus.,. Mihi videtur, quod, cum diutius an- 
helitum cohibere quisquam conatus fuerit, omnino 
elanguefcet prius quam emoriatur; tunc vero fufiinere 
laboriofifimum, et incredibilem infpirandi conatum mi- 
nime poterit, cum Tummas vires mufculorum requirat, 
tantamque anımi firmitatem, quanta non poteft cum 
extremo languore, tantoque [timulo vergente fimul con- 
fiftere. ... 

(22) Memoires de l’academ. à Paris 1725. Hill. pag. 14. 

(23) Elementa phyfiologiae. III. pag. 252. wo Rnpillum, 
flat Auguſtum, ftehn folte. Boerlaave praslectiones aca- 
deni. Goettiugae 1744. 8. V. 1. pag.2. 


2. Zucchellis Reiſe. 37 


zeugen. Solte es vielleicht unmoͤglich ſeyn, die einmal 
ganz zuruͤckgeſchlagene Zunge wieder zuruͤck zu bringen? 
Wie haben, fraͤgt Senac, die Neger dieſes Kunſtſtuͤck 
erlernt, welches ſich nur einmal probiren laͤßt? Aber 


vielleicht uͤben fie ſich nur fruͤhzeitig die Zunge zuruͤck zu 


beugen, ſchlagen ſie aber nicht ehr ganz zuruͤck, als bis 
fie zu ſterben wuͤnſchen. 

Noch will ich anzeigen, was Zaller und andere 
ausgelaffen haben, daß Zucchelli meldet, die Europäer 
eiten, fobald. fie bemerften, daß ein Neger "die Zunge 
verdrehe, ihm mit einem Feuerbrande zu berühren, und 
deß fie dazu immer bey Tage -Feuerbrände unterhielten. - 
Venn dieß früh genug geſchehe, fo würde die Erfiidung . 
sehätet, Das heißt in der Moͤnchs⸗Sprache, dann ließe 
der Teufel von feiner Wuͤrkung nach. Vermuthlich ift 
das Erſchrecken bie Urſache. Aber Nachts habe man kein 
Gegenmittel. 

Dieſes Vorbeugungsmittel iſt auch in Weſtindien, 
wenigſtens in Loniſiana, gebräuchlich. Wenn da ein ents 
Iaufener Sklav, nach chriftlicher Gewohnheit, graufam bes 
ſtraft werden foll, bat man einen Feuerbrand in Bereit⸗ 
(daft, womit man den unglädlichen fogleich gegen das 
Geficht führt, als man bemerkt, daß er die Zunge zus 
ruͤckſchlagen und binunterfchlucken will (24). 

Diefe Reifebefchreibung ift unter folgendem Titel teutſch 
uͤberſetzt worden: 

Merkwuͤrdige Miſſions⸗ und Reiſebeſchreibung nach 
Congo in Ethiopien, „.. von P. Anton. Zucchelli 
von Gradiſca, Predigern des Cappuciner Ordens in 

Stey⸗ 


(24) Meimoiros fur la Louifiane,. campofes fur les mimoires 
de Dumont, par M. (Malerier). Paris 1755. ı2. II. 
Pag. 244 

€3 


38 Sittetanır der Reiſen. I 


Steyermark, u. ehemals apoftol. Mifftonario in Congo, 


Aus der italiänifchen Sprache überfegt. Cum cen- 


fura et approbationg fuperiorum. Frankfurt am 


Mayn 1715. Zu finden bey J. L. Gleditfch uhb | 


M. ©. Weidmann. 623 Seiten in 4., ohne Vorrede 
und Regiſter. 


Diefe Weberfetsung , welche 1727. wieder. aufgelegt 
ſeyn foll, möchte ich, ungeachtet der oben angezeigten 
Fehler, wicht fihlecht nennen. Sie ift volftändig, vers 
ſtaͤndlich, und laͤßt ſich für ihr Zeitalter gut genug leſen. 
Aber das Titelkupfer iſt eine unmuͤtze Erdichtung, und; 
findet ſich nicht bey der Urſchrift. 


Baumgarten (25) bat ein Exemplar gehabt, wobeg 
ber beruͤhmte La Croze Parallelftellen aus andern Reis 


febefchreibungen und Urtheile beygefchrieben gehabt- hat⸗ 


wohin mag dieſes gekommen ſeyn? 


Uebrigens haben noch ein Paar Capuciner ahnliche 
Beſchreibungen ihrer Miſſionsreiſen nach den Afrikani⸗ 
ſchen Kuͤſten drucken laſſen, nämlich Michael Angelus 
Guattini und Dionyſius de Carlis (26); ferner Job. 

Sran⸗ 


(25) Nachrichten von einer Halliſchen Bibliothek. V. S. 351. 

(26) Stuck Nr. 259. In des Bononia Bibliotheca Capucei- 

norum. Venetiis 1747. fol. p. 72. iſt ber Titel fo angege⸗ 
Ben: Hl Moro traspprtato in Venezia, ovvero Taconto 
de’ coftumi, riti e religione de’ popoli dell’ Africa, 
America, Afıa ed Europa. Regio 1672. bey Profper Ve⸗ 
drotti; Bologna 1674. bey Joh. Longus in 8. und in 12. 
Auch Ballano 1687. in 4. Cine Meberfegung findet man in 
Cavazzi relation de l’Ethiope, augmentde par Labat. V. 
p-87. und in Algem. Siftor. der Reifen. IV. ©.532. 
S. Meuſel in Biblioth. hiftor, III. ı. p. 182. 


m, . 


2. Zucchellis Reiſe. 39 


granciſcus Romanus (27), imgleichen Hieronymus 
Merolla von Sorrento (28). 

Man muß geſtehen, daß die Miſſionarien unbeſchreib⸗ 
Ihe Mühe und Gefahr übernommen haben, um die Mer 
ger atholifch zu machen; es ift aber eben fo gewiß, 
daß fie bis jetzt wenig oder nichts ausgerichtet haben. 
Gelbſt Zucchelli fagt, er fen überzeugt, daß von allen 
auf der Kuͤſte getauften, nur die, welche bald nad) der 
Zaufe flürben, in den Himmel, aber bie ermwachfenen 
fimtlich in die Hölle kämen. Man überzeugt fi) auch 
kiht aus den glaubwürbdigften Nachrichten, daß es ſchwer 
oder- unmöglich bleiben wird, jenen rohen Völkern Culs 
tue und Chriftentyum beyzubringen. Aber »8 fcheint doch 
uch, daB man nicht die beften Mittel dazu gewählt hat. 

Vielleicht folten die Europäer fich erſt bemühen, die 
Neger am mehre europäifche VBebürfniffe (nur nicht an 
Brantwmein) und befiere Lebensart zu gewöhnen, und das 
durch fie zur Arbeitfamleit zu leiten. Durch Arbeit und 
Umgang mit den Weißen, würden fie almälig menſchli⸗ 
ber md Tlüger werden, und fih vom unvernünftigen 

Goͤtzen⸗ 


(27) Bononia S. 147. giebt den Titel fo an: Iſtoria della 
millione dei Cappuccini nel regno del Congo, colla de- 
fcrizione geografiea di quel regno. Rom bey der Congre⸗ 
gation des Glaubens 1646. 4. und Neapel 1646 und 1647; 
auch zu Parma 1649. und an noch mehren Orten. 

(23) Eine englifhe Ueberfegung feiner Reife fteht in Chorchills 
Samlung I. pP. 591. und daraus eine teutfhe in Algem. 
Hiftor. d. Reifen IV. S. 572. Ich finde den Verfaffer 
nit in der angeführten Gapuciner = Bibliothef, vielleicht 
deswegen nicht, weil die italienifche Urfchrift nie iſt ges 
drudt worden. Man f. Meuſel Bibliorh. hiftor. V. 1, 
S. 183. 

C4 


40 Litteratur der Reiſen. J. 


Goͤtzendienſte dem Chriſtenthume naͤhern. Aber die Ueber⸗ 
ladung deſſelben mit Ceremonien, mit heiligen Bildern, 
Feſten ind andern religidfen Satzungen, welche bey dem 
erften Anblick den Uebergang vom Götendienfte zu ers. 
leichtern fcheinen koͤnten, wird ihnen, forge ich, nur eine 
Mobdification deſſelben yu_feyn fcheinen, und fie. nicht 
Chriften, fondern Heuchler werden laffen. Wuch tft wohl 
Teine Befferung zu hoffen, fo lange die Miffionarien nicht 
ſelbſt mit den Negern reden können, und fo lange leßtere 
alles, was fie kaufen wollen, ohne, Arbeit, Durch den 
ſchaͤndlichen SHavenhandel „ von den Chriften erhalten 
. Fönnen. + Exit nachdem ih dieſes gefchrieben habe, 
bemerke ih, daß der Präfident De Brofie, fall fo wie 
ih, die Belehrungsweife der Miffionarien beurtheilt und _ 
Dorfchläge gethan hat, welche den meinigen nahe kom⸗ 
men. ©. Gefchichte der Schifffahrten nach den Suͤd⸗ 
ländern; nad) Adelungs Ueberfegung. Halle. 1767. 4 
©. 571. 582. 591. 592. 397. 


3. 


3. Harants Reife. | 41 


— —— e Imy IIIEI —— —— 


3. 


Der chriſtliche Ulyffes, oder weit verſuchte Cavallier, 
fuͤrgeſtelt in der denkwuͤrdigen Bereiſung ſowohl des 
heiligen Landes, als vieler andrer morgenlaͤndiſchen 
Provinzen, Landſchaften und beruͤhmter Staͤdte, wel⸗ 
che mit ſonderbarer Curioſitaͤt und kluͤglicher Bemer⸗ 
kung ... ber zwar lang albereit in Gott ruhende Hr. 
Chriſtoph Harant, Sreyherr von Polfchiz und We⸗ 
feriz aus Pezka ıc. Kayſerl. Rath und Kämmerer im 
Sahre 1598 vollenbracht; auch alle Wegebenheiten . . . 
in eine hiſtoriſche Erzählung, aus eigener augenfcheis 
ander Erfahrung verfaßt, und nebft Beyfügung mans 
her fchönen zur Erläuterung dienender Figuren, ans 
fangs felbft, in Boͤhmiſcher Sprache, ... beſchrie⸗ 
ben; folgends hernach aber deſſen leiblicher Hr. Bru⸗ 
der Joh. Georg Harant im Jahr 1638. aufs 
fleißigfte geteutfchet, und nunmehro endlich Hr. Chris 
fiopb Wilhelm Harant, Freyherr von Polfchiz und 
Meferiz, Herr zu Stödach, ihre K. Maj. würklis 
der Kämmerer, General Feld » Wachtmeifter und 
Obriſter Über ein Regiment Küraffierer, zur Ergekung 
des Teutfchen Lefers, zum Druck befördert. Nürnberg, 
gedruckt bey Wolfgang Moritz Endter. 1678. 
Ohne Vorrede und Regifter, 881 Seiten in 4. 





E. ſcheint, daß dieſe Reiſebeſchreibung nicht ſo alge⸗ 
mein bdekant geworden iſt, als fie es zu ſeyn verdient. 
| 65 Ihres 


42 gitteratur der Reiſen. I 


Ihrer ift nicht von Stuck, nicht von Küdefe, nicht von 
Meuſel gedacht worden, und der Name des Verfaffers 
fehlt noch im Gelehrten Lexicon. Buͤſching hat fie jedoch . 
unter den Quellen feiner Geographie von Aſien genant. 
Sch habe dad Buch aus unferer Univerfitäts « Bibliothek 
vor mir. Die Nachrichten vom Verfaſſer entlehne ich 
von Balbin und Pelzel (1). 


Chriftopb Harant, aus dem alten ablichen Ges 
fehlechte der Harante von Polzicz und Bebruzicz (2) warb 
um das Jahr 1560 gebohren,. lernte früh in feiner us 
gend die Inteinifche, 'griechifche und italienifche Sprachen, 
die Mothematit und andere nägliche Wiſſenſchaften; warb 
1576 Edelknabe bey dem Erzherzog Ferdinand , ging, . 
nachdem er einige Jahre an deſſen Hofe geweien war,‘ 
auf fein Gut Peczka, heurathete Anna Srancifca von 

| Schön 


o Balbini Bohsmia docta.. II. p. 105. ($. 17. Belsel) 
Abbildungen Böhmifher und Maͤhriſcher Gelehrten und 
Künftler. IIT. S. 86. Letzterer hat den Böhmifhen Titel . 
der Reife fo angegeben: Putowanj aneb Celia z Kra- 
lowftwi Czeskeho do Miefta Benatek, odtud po Morzi 
do Zemie Swate, Zemie Judfke, a dale do Egypta a 
welikeho Mieſta Kairu, potom na Horu Oreb, Synay 
a Swate Haterziny w Puflie Arabii lezioy. Dwa Djly, . 
w Praze 1608. 4. Zu Teutſch: “Walfahrt oder Meife aus 
„Böhmen nah Venedig; dann über die See, in das Juͤ⸗ 
„benland, nad Aegyppten, Cairo, auf die Berge Dreb, 
„Sion, und nah dem Klofter St. Catharina in der ara: 
„bifhen Wüfteney gelegen”. Zwey Theile. Der Weber: 

‚ feger der Reiſebeſchreibung war der Bender des Verfaf: 
fers, und der Herausgeber der Sohn des Ueberſetzers. 

(2) Den Stambaum diefer Familie findet man in Balbini 
mifcellaneorum. hiftoricorum Bohemiae decadis II. lib. 2. 
sab, h. 


* 


3. Harants Reiſe. 43 


Schönfeld ; und befcäftigte fih ganz mit Wiſſen⸗ 
ſchaften. 

Aber im J. 1591 nahm er Kriegsdienſte wider die 
Kürten, er warb Befehlshaber über einen Theil ber 
Bohmiſchen Truppen in Ungern. Nach geendigtem Kriege 
ward ihm , zur Belohnung feimer Verdienſte, ein Jahrge⸗ 
halt von 700 Gulden verſprochen. 


Nach dem Tode ſeiner Frau entſchloß er ſich, nach 
ven Beyſpiele mehrer Boͤhmiſchen Edelleute, eine Reife 
uch Aften zu machen. Seine beyden Kinder gab er der 
Freyinn von Markward zu Pilfen, von wo er Dftern 1598 

2 ann (Czernin von Ebudenig, welder hers 
Ir ah Kaifer Ferdinand II. in den Reichsgrafenſtand 
abheben worden , und mit einem Bedienten zu Pferde 
abreifete,.. 

Er befuchte die vornehmſten Staͤdte der Lombardey; 

dann ſchifte er ſich, mit feinen Begleitern, von Venedig 
en, wach Candia, Enpern, Joppe. In der Tuͤrkey gab 
er ſich, um wicht für einen äfterreichfchen Unterthan ers 
font zu werden, für einen Polnifchen Pilgrim aus. Aus 

Yaläfina ging er über dad Meer nach Aegypten, here 

nach nach Arabien,. zum Berge Sinai, zu den Pyrami⸗ 
den, welche er jedoch nur von fern ſah; u. f. w. m 
Weihnachten 1598 kam er mit feinem Begleiter nach Bes 
sedig, und erſt im October 1599, wie Pelzel fagt, gluͤck⸗ 
ih nach Pilfen zuruͤck, wo ihn Kayſer Rudolph IL, 
weicher dahin der Peft entwichen war, zum geheimen 
Rath und Kämmerer ernante, 

Nach diefer Zeit lebte er mit feiner dritten Frau 
(dem die zwente flarb bald) Anna Salomena Aras 
disſtska von Horzowitz, welche ihm ein anfehnliches 
Dermögen zubsacte, in Ruhe, fludirte, verfertigte feine 

Reiſe⸗ 


| 44 gitteratur der Reifen. I. 


Neifebefchreibung ,. und erhielt som Kayfer Matthias die 
. Würde eined Reichshofraths. j 

Als aber nach). deffen Tode bie Proteftanten , deren 
Religion Harant kurz vorher angenommen hatte, den 
Churfuͤrſten von der Pfalz zum Koͤnige waͤhlten, trat 
auch er zu deſſen Partey. Ungeachtet er bald das trau⸗ 
rige Ende derſelben voraus ſah, und deswegen zur Uns 
- terwerfung unter Ferdinand IT. anrieth, fo mufte er doch, 
weil.er, aus Mangel an barem Gelde, nicht, wie.ane _ 
dere gethan hatten, aus Böhmen weichen Tonte, thätigen 
Antheil an den Krieg nehmen. 

Bey der Belagerung der Stadt Wien, ftand er dem 
ſchweren Gefchäß vor, und weil aus demfelben auf die ' 
- Burg fo ſtark gefeuert ward, daß die Stuͤckkugeln die 
kayſerlichen Zimmer erreichten und Ferdinand in die 
aͤußerſte Gefahr ſetzten, ſo ward ihm die ganze Schuld | 
Diefes kuͤhnen Unternehmens zugefchrieben. 

- Mad) diefem Feldzuge lebte er als Rammerpräfident, 
wozu ihn -Churfürft Sriderich ernant hatte, zu Prag, - 
und betrug fi) in diefem Amte, felbft nad) dem Zeuge 
niffe der Catholiken, gegen Proteflanten und Eatholiten 
gleich gerecht und- liebreich. J 

Nach der ungluͤcklichen Schlacht auf dem weißen 
Berge fluͤchtete er auf ſein Gut, ward aber bald gefan⸗ 
gen nach Prag gebracht, wo ihm d. 21. Jun. 1621 als 
Kayſer Ferdinand IL. und Fuͤrſt Carl von Lichten— 
ſtein ihr Andenken durch das grauſame Blutbad ſchaͤn⸗ 
deten, der Kopf abgeſchlagen ward (3). 

J Nach 


(3) Die Beſchreibung der Grauſamkeiten Fan man in Thea- 
tro Europaeo. I. S. 483. und daraus in Gottfrieds Chro⸗ 
if. DI, 6,91. leſen. 


3. Harants Reife, , 45 


Nach erhaltenem Urtheile ließ er feine Frau durch 
ben Prediger ermahnen, mit den drey mit ihm erzeugten 
Söhnen bey der proteftantifchen Religion zu verbleiben, 
mit feinen Untertkanen glimpflich umzugehn, und ihnen 
die Frohmdienfte zu vermindern. Sie ließ zwar feinen 
Korver beerdigen, warb aber doch catholifch und gab die 
Söhne den Jeſuiten zur Erziehung. Der eine ward Aus 
guffiner Mönch, die beyden andern wählten den Krieges 
fand; ber ältefte hinterließ Erben, aber der jüngere ſtarb 
ds Oberſter im Zweykampfe, da ihm fein Gegner Die 
Hrarichtung feines Vaters vorgeworfen hatte. Die Kine. 
der von ben beyden erſten Srauen find in früher Jugend 

Die Meifebefchreibung enthält mannigfaltige Beweiſe 
einer genauen Kentniß ber Gefchichte, der alten Schrifte 

feller und mancher Wiffenfchaften, welche den Verfaſſer 
wohl, Hätten geſchickt umd geneigt machen koͤnnen, auf 
ſelche mägliche Gegenflände zu achten, an welche Reifende 
damals noch weniger als jetzt zu denken pflegten. | 

Dazu rechne ich vorzüglich den Zufland der Gewerbe 
and Küufte in den bereifeten Kändern. Aber davon findet 
man auch hier gar wenig; dagegen deſto mehr unnöthige 
Auszuͤge aus Schriften der Alten. 

Zu Halle in Tyrol ließ er ſich die Münze zeigen, 
wo fhon damals grobe Münzen unter dem vom Waſſer 
getriebenen Walzwerke, und die kleinern unter der Preffe 
oder dem Druckwerke geprägt, und die Platten, mit dem 
Durchfchnitte, aus den gepfägten Zainen gefchnitten wurs 
den. Diefe Nachricht, welche durch die von mir in Ans 
leitung zur Technologie ©.643. 649. angeführten 
Zeugniffe des Pigbius , Wiontagne und Hentzners 
beitätigt wird , bemweifen das Alter diefer Erfindungen, 
weiche teutfchen Urfprungs und aus dem Anfange des 


ſechs⸗ 


46 Vitteratur der Reifen. I. 
ſechszehnten Jahrhunderts zu feyn -fcheinen. Mit Unrecht 


behaupten die Franzofen, daß das Druckwerk erft am 


Ende des fiebenzehnten Jahrhunderts in Frankreich erfuns: 
den fen; ſchon Hundert Jahre früher if ed in Teutſch⸗ 
land gebräuchlicy gemefen. ' 

‚ Yuf Cypern, fagt der Verf. ©. 117. , wird Schams 
„loth, italienifc) cambelloto aus Geishaaren gemacht, 
„welche Geis groß find, haben ſehr linde Haar ‚wie die 
„Seiden, und bänget an ihnen wol einer Spannen fang 
„oder wol länger, wird von ihnen entweber abgefchoren. 
„oder abgefämmet, dann gefponnen, gewebet und alfo zus 
„gericht. Diefe Urt der Geis bat ihr kayſerl. Mojeftät 
„in Böheim bringen laffen, und laſſen ihrer auf der Bir— 
„gteisfifchen Herrſchaft und anderfiwo fehr viel halten 
„und aufziehen”. — Alſo ſchon im fechögehnten Jahre. 
hunderte hat man ben Verfudy gemacht, die feinharigen ' 
Siegen aus Aſien nach) Europa zu verfeßen. 3 
In Jeruſalem und in den andern Gegenden von 
laͤſtina ließ er fich Die fogenannten heiligen Oerter, rs 
denen jeder geführt wird, aud) zeigen. Gebuldig, gläus 
big und ohne alle Critik liefert er ein Verzeichniß derfels- 
ben fo volftändig und ausführlich, ald man es in vielen- 
ältern und jüngern Tagebuͤchern antrift. Da iſt ao wer 
nig eigened, was der Anführung werth wäre. 

Eine gute Anzahl lateiniſcher Hymnen , welche die 
Mönche bey den religiöfen Schaufpielen abfingen, hat 
der Verf. eingerüct; einen fogar in Noten gefeht. 

Zum Beweife, daß bas Waſſer des Jordans fich 
viele Jahre gut erhält, erzählt er S.268, daß er im 
Jahre 1604 eine Tochter, mit bem von ihm mitgebrach⸗ 
ten Woffer, babe taufen laffen. 

©. 376. wie die Ritter des heiligen Grabes geſchla⸗ 


gen werden, nebſt der lateiniſchen Formel. S. 398. die 
” s lateis 





3. Harants Reife. 47 


kteinifhen Statuten des Ordens, welche gewiß uud) 
anderswo gedruckt feyn werden (4). ©. 425. bie latei⸗ 
ifhe Urkunde „ melde den Rittern und Pilgrimen son 
km Guardian ertheilt wird. 

Lesbarer ift der andere Theil diefes Buches, in wels 
dem bie Geitenzahlen fortlaufen, welcher mit ber Abreife 
sach Aegypten anfängt. In Damiate und Alexandria 
©. 779.. bemerlte er die Zaubenpofl, weldye damals noch 
im Gange war. 

Sehr ausführlich ift die Befchreibung der Berge Si⸗ 
mi und Horeb, ihrer gefährlichen Beſteigung und des 
berühmten St. Catharinen Klofters, nebft einem Kleinen 
Kupfer, worauf alle diefe Gegenftände abgebildet find. 
Dan fehe Buͤſchings Erdbeichreibung XL S. 600, wo 
Harants Nachrichten mit andern verglichen find. 

Aber mineralogifche Bemerkungen findet man nicht; 
me iſt S. 600. gefagt worden, Daß bin und wieder 
Steine mit Zeichnungen von Kräutern, Blumen, Bäumen 
uud Thieren gefunden werden. 

©. 612. ein Zeugniß in neugriechifcher Sprache vom 
Erzbifchof des Klofters ber heil. Catharina, daß der Bors 
jeiger deffelben die heiligen Berge und das Klofter befucht 
habe. S. 644. verſichert er, in jenem Klofter das alte 
Mama der Ssfraeliten gegeſſen, auch es felbft auf der 
Reife gefunden zu haben, “ES ift, fagt er, ein weis 
„Ihe Ding, hat Heine Körnlein wie Koriander, eines 

„füßen 


(4) Dem, welchem darum zu thun feun möchte, will ich zur 
Bergleihung einige Zeilen abfchreiben. Articulus 2. Sit 
notum et evidenter pateat omnibus excellentilimis et 
illufrifimis principibus,... Das Ende iſt: Quae darae 
et latae fuerunt a nobis in vrbe Jerololymitana, die 
prima felicis menfis Januarii, anno a nativitıte D. m. 
Jefu Chr, milleſimo nonagelimo vono. 


48 Utteratur der Reiſen. I. 


„füßen Geſchmacks wie Honig. Die Speife, die wir gefe 
„ten haben, fagt er, war überaus wohlgefchmad und 
„füß; jedoch gleich) wie zu biefer lebten Zeit, al Ding 
„ſich verändern und ihre vorige Güte verlichren, alfo bat 
„fih das Manna aud) verändert”. 

Nach Harants Meynung ©. 755. wird Aegypten im⸗ 
mer unfruchtbarer, weil der Nil mit feinen Arinen ſich 
immer ſtaͤrker verfchlammet, fo daß ſchon viele Gegenden, 
welche ehemals hoͤchſt fruchtbar geweſen find, jeßt ausge⸗ 
dorret und wuͤſte liegen. 

Die Sfaͤdte Sues, Cairo und Alerandria find am 
ausführlichften befchrieben worden. "Damals muften bie 

Schiffe, welche nicht vor dem 15. Novemb. aus dem Has 
fen von Alexandria audliefen, dafelbft bis zum Fruͤhlinge 
bleiben. 

Dem Verfaſſer hatten die unzaͤhligen Ungluͤcksfaͤlle 
und die ſchaͤndlichen tuͤrkiſchen Behandlungen die Reiſe 
nach dem gelobten Lande fo ſehr verleidet, daß er jeden 
davor warnet, und ſeine Reiſebeſchreibung mit dem Sprich⸗ 
worte endigt: Non vi retornaria a pigliar un occhio, fe 
gli haveffe lafciato. 

Die Abbildungen , welche theild im den Text einges 
druckt find, theild einzelne Blätter ausmachen, fcheinen 
vom Verf. felbft gemacht zu ſeyn. S. 744. Grundriß. 
von Cairo. ©. 787. von Alexandria. ©. 718. Befiras 
fung der Krämer, und ©. 728. der Bäder wegen fal« 
fhen Gewichts. ©.856. 857. Beſtrafung der Chebrecher 
und CEhebrecherinnen. S. 746. das Wafferrad, womit 
das Waſſer aus dem Nil gefchöpft wird, ein Göpel, 
welcher von Ochſen getrieben wird. Die Abbildungen der 
Thiere und Pflanzen find ohne Werth. ©. 731. Giraffn 
oder camelopardalis.. ©. 759. wie.die Einwohner von 

Rentyris , welcher Name bier aber einer Inſel gegeben 
| wird, 


nd 


3. Harants Reiſe. 49 


wird, bie‘ Erscobile bezwingen, aber gewiß nichts weiter, 
als eine bildliche Worftellung deffen, was ſchon Strabo 
xviL. ©. 1169 ed. Almel, erzählt hat, welcher hier doch 
von Harant, fo gern er die Alten anführt, nicht iſt ges 
nant worden. Jetzt fieht man je von dem alten Tentyris 
mar nody wenige Ueberbleibfel. Man f. Buͤſchings Erd⸗ 
befhreibung von Hartmann XI. ©. 1131. ©. 567. eine 
untentliche Abbildung des Balfambaums , welchen ber 
Berk. nur durch ein Loch der Gartenthuͤr gefehn hat. 
Vorgeſetzt find dieſer Neifebefchreibung bie Bildniffe "der 
dreg auf dem Titel genanten Harant. :- Das Bildniß dei 
Bert. fiebt man nachgeflochen in Pelzels Bildniffen Boͤh⸗ 
miſcher Gelehrten. 


a der Vorrede hat der Verf. zweyer Landsleute 
ewähnt, welche eben diefe Reife gemacht und auch Bes 
füreibungen davon haben druden laſſen. Weil diefe in . 
Zentſchland unbelant geblieben find , und auch ich Feine 
Hefnung babe, fie felbit kennen zu lernen, fo will id) 
bier gelegentlich das wenige, was id) von beyden weiß, 
einfchalten. 


Die eine ift von Martin KRabateik von Leutomys 
fl oder von Martin Rabatnif, wie er von Balbin 
genant ift, welcher aber auch nichts weiter von ihr zu 
melden weis, ald daB fie zum erfien mal zu Prag 
1518, und zum andern mal 1691 gedruct worden. 
Nah Harants Verſicherung ift biefe Neifebefchreibung 
une ein mageres Tagbuch, welches nicht mchr enthält, 
als was dem Verf. felbft in Palaͤſtina, Aegypten und 
im wäften Arabien, begegnet ift. 


Die andere ift von Ulrich Präfat von Wylkanau 
oder Wlkanowa, welcher 1523 zu Prag gebohren wors 
Brdmann’s Litterat. d. Meif. I. D den, 


so | Utteratur ber Reifen, I. 


den, und. im Jahre 1546 die Reife nach Paläflina ans 
getreten hat, woher er ſchon im folgenden Jahre zu⸗ | 
ruͤck gekommen if. Seine Neifebefchreibung ift zum er⸗ 
fin mal 1548 zu Prag, und zum andern. mal, auf ' 


. . Koften des Verf. im J. 1563 gedruckt worden. Vom 


Inhalte weis ich nicht mehr, ald daß er am Ende vers 
fihert hat, die ganze Reiſe habe ihm ‚nicht mehr. als 
hundert ungerfche Dukaten gekoftet (100 aureos ungari- 
cos). ©. Balbini Bohemia docta. II, p. 234. 235" 
Harant hat zuweilen auf die von Präfot gelieferten Abe 
Ä bilbungen verwiefen, und erflärt fie für richtig. 


’ 


4 Des Wunberlichen Reife, 51 





+ 


Wunderliche Wegebnüffen und wunderlicher Zuftanb in 
diefer wunberlichen verkehrten Welt. Meiftentheils 
aus eigener Erfahrung und dann gotfeliger, verfiäns 
diger, . erfahrner Leute Schriften wunderlich heraus⸗ 
gefucht durch den in der Kruchtbringenden Gefels 
fhaft fo genanten Wunderlidhen im Srucdhtbrins 
gen. Erſter Theil, begreifend des Wunbderlichen Les 
bens » und Reifebefchreibungen. Auf dem fürfll. Res 
fidenz » Schloß Bevern, drudts Johann Seitmäller, 
1678. 2 Alphabet u. 2 Bogen in 4. | 


D. Verfaſſer iſt Serdinand Albrecht, Herzog. zu 
Braunſchweig und Lüneburg, ein Sohn. des vortreflichen 
Herzogs Auguft zu Wolfenbüttel, jüngerer Bruder der 
Herzöge Rudolph Auguft und Anton Ulrich, gebohren 
1636. 


Sein Lehrer war der durch viele Schriften befante 
Sigiemund von Birken , der oft Betulius oder der 
Erwachſene genant ward, weldyen lebten Namen er von 
der Fruchtbringenden Geſelſchaft erhalten hatte, 


Der Herzog erlernte, wie er felbit fagt, zehn Spras 
hen, erwarb fich viele Kentniß nuͤtzlicher Wilfenfchaften, 
vornehmlich der Alterthuͤmer, uͤberſetzte ſchon ald Knab, 
oder wie er ſelbſt ſchreibt, in. feinen Kinder⸗ Jahren, 

D 4 ein 


52 Litteratur dee Reiſen. J. 


ein Paar Buͤcher aus dem Lateiniſchen, welche auch 
nachher gedruckt find (1). | 


Er ward, wegen feiner Gelehrfamleit, nicht nur von 
der "Fruchtbringenden Gefelfchaft, fondern auch, bey feis 
nem Aufenthalte in London, von der dortigen koͤniglichen 
Geſelſchaft der Wiffenfchaften zum Mitgliede aufgenome 
men (2). Die erfie ertheilte ihm den Namen des Wun— 
derlichen, welcher ihm fo fehr gefiel, daß er fich felbft 
fo am liebften zu nennen pflegte, und es fcheint auch, 
daß er biefen Namen durch feine Denkungsart verdient, 
oder wohl gar zu verdienen gefucht hat. 


Nach feines Waters Tode 1666 wählte er fich das 
Schloß Bevern an der Weſer zu ſeinem Site. Er ftifs 
tete die fogenante Beverſche Linie, von welcher die jet 
regierende herzogliche Familie abflammet. Er ift im Saflen. 
Jahre 1687 geftorben. 


Schon 


(1) Nämlih De Buͤſſteres flosculi hiftoriarum; Bläms 
lein allerley Geſchichte. Hannover 1673. 3. dem bey⸗ 
gefügt Befolds Anweiſung zu den alten Geſchichten. S. 
Rethmeyers Braunſchw. Lüneburg. Chronici T. ʒ p. 1600. 


(2) Sprat erzaͤhlt dieſe Aufnahme in die Geſelſchaft mit 
einem Umſtande, welcher des Prinzen Kenntniß der eng⸗ 
liſchen Sprache beweiſet. Lorsque le duc de Braunſch. et 
Luneb. fuft introduit en leur aflemblee de chaque ſe- 
maine, et qwil fuft ſouſcrit & leurs flatuts, on aflıgna 
felon la coütume un des membres pour lui interpreter, 
quelles experiences on produiſoit et qu’on examinoit en 
cette rencontre, Mais [on altefle leur dit, qu’il n’y avoit 
point de beſoin qu’ils fe tourmentaflent pour cela; car il 
entendoit bien notre langage, ayant été attir® & [on etude 
par lo defir qu'il avoit de lire nos livres philofophiques, 

‚ Hifloire de la fos, de Londres. A Geneve. 1669. 8. p.ı60, 


4: Des Wunderlichen Reife, 3 


Schon im.22ften Jahre feines Alters machte er feine 
erfte Reiſe, zu Pferde, und, wie es fcheint, ohne flats 
lie Begleitung, mit einem Hofmeiſter, den er den beiffis 
gen Kater nennet, welcher nach ber Ruͤckkunft feiner 
Dienfte entlaffen warb. 


Er ging über Maynz nach Frankreich, wo er bie 
vornehmſten Städte befuchte, und fich zu Lyon im Weis 
ten und echten unterrichten. lies; Tam über Trier und 
Caffel wieder zurück zu feinem Mater, welcher ihm nicht 
immer günftig geweſen feyn foll. 


Im Sabre 1662 trat er die zweyte Reife an, in 
Geſelſchaft des Reichsfreyen Joh. Phil. von und zu 
Rieingen. Er bereifete ganz Stalin, Sicilin, Malta, 
Gozo, beflieg den Aetna, reifete durch Italien, über 
Salzburg und Paſſau zuruͤck, nachdem er anderthalb 
Jahr auf der Reife zugebracht hatte, 


Sm jahre 1663 durchreiſete er bie Niederlande, 
dam 1664 nad) England, wo er zehn Monate blieb. 


Nachdem er ſich 1667 vermählt hatte, befuchte er 
1670 bie Verwandte in Dänemark und Schweden. Im 
3.1675 ging er mit feiner fchwangern Gemahlinn nach 
Bin, um, wie e8 ©.261. fcheint, eine ihm gefchenfte 
Shuldfoderung am Eapferlichen Hofe zu betreiben. Er 
sing durch Schleſien und Ungern; blieb, nach feiner 
Rickkunft, ein Jahr zu Efchwegen bey ben Schwiegers 
ältern, und im Jahre 1677 machte er in Bevern feine 
Reifebefchreibung zum Drucke fertig. 


Diefe ift dafelbft, mit dem von J. Sandrart ge 
ſtechenen Wildniffe des Verf. gar nicht ſchoͤn, vielmehr 
at ſchlechten kettern und ſchmutzig gedruckt worden, ge⸗ 

D 3 hörte 


54 Utteratur der Reiſen. J. 


hoͤrte aber ſchon im Anfange des achtzehnten Jqhrhun⸗ 
derts zu den ſeltenen Buͤchern (3), in deren Verzeichniß 
ed auch Vogt genant hat. Ohne Zweifel rührt die Sels 
tenheit daher, weil das Buch nicht in den Handel ger 
Tommen, fondern vom Verf. fo wie feine übrigen Gchrifs 
ten, verſchenkt worden iſt. 


Auf allen feinen Reifen bat der Prinz die Kirchen, 
Kloͤſter und Öffentlichen Gebäude befucht, die darin befind« 
lichen Gemählde und ihre Meifter, fo wie auch die Kunſt⸗ 
werke in berühmten Samlungen, angemerkt; ferner hat er 
ſich die Zeughäufer zeigen laffen, und mancherley Arten 
Geſchuͤtz befehn und aufgefchrieben. Aber alle feine Nach⸗ 
richten find fo kurz, daß fie wenig lehren. 

Man Tinte erwarten, daß er, als Fürft, manches 
som Zuſtand ber Höfe, welche er begrüßt hat, und mit 
deuen er zum Theil verwandt war, erzählt hätte; aber 
auch dieß ift nicht einmal gefhehn; nur bat er nicht 
vergeffen zu rühmen, wo er mit Ehre und Gepräng enıs _ 
Pfangen oder frey gehalten worden ift (4). Nur in Enge 
land Hat er allerley flatiflifche Nachrichten gefammelt, 
welche nun freylich keinen Werth mehr haben. 

Don Kunft » und Iaturalienfamlungen der Private 
verfonen findest man bier geruͤhmt: die Samlung bes 

0 Kaufe . 


€) Chrif. Gryphius in Apparatu feu differtat. de feriptori- 
bus hifioriam faec. XVII. illufirantibus. Lipfiae 1710. & 
p.169. fagt: Iter Ferd. Albert. ob varias cauflas essque 
graves elt liber rarilimus, et tamen quaedam habet, 
° quae hifioriam germanicam illuftrant, 


(4) ©. 58. fagt der Verf, “in Lucca find die Leuthe überaus. 
„höflih gegen Fremde, und bat der Wunberlihe daſelbſt 

„mehr befcheidene Höfichkeit enıpfangen, als bey ben Teut⸗ 
„hen groben Klögern an theils Höfen”, 


4. Des Wunderlichen Reife. ss 


Kaufmanns Zinaft zu Strasburg, die Samlung des 
Rechtögelehrten Faͤſch und ber Iſelinſchen Familie zu 
Baſel, des Auffini zu Venedig, bes Manfr. Septa⸗ 
lius zu Mayland und die Samlung des damaligen Kam⸗ 
merraths Lorenz von Adlershelm In Leipzig, welche 
viele gleichzeitige Reiſende, 3. B. Kimberg, gerühmt 
haben. | " 8* 

Am Zeughauſe zu Strasburg ſah er alte Städe von 
Eifen (Kanonen), welche die erfien Stücke folten geweſen 
feya, die man mit einem Derfchauer richten mafte; iſt 
du Heiner eiferner Galgen ©. 8. Waren dieß vieueicht 
Dioptern ? J 

In Freyburg G. 13. befah. er eine Eieifmägte zu 
Ervſiall, Achat, Chalcedonier, Granat und andern Stein⸗ 
erten, welche vom Waſſer getrieben ward. 


JFabricius (5) erinnert, daß der Nierenflein, "weicher 
ven Theologen Joh. Saubert unglädlic gemacht . bat, 
und auf der Nürnberger Bibliothek gezeigt worden, nicht 
der Stein felbft, fondern nur ein Model deſſelden gewe⸗ 
ſen ſey. 

Das Welſche Weiberſchloß, was & zn ©. 73. in in 
Slorenz gefehn hat, wird wohl. dafjelbe ſeyn, -welches 
auch Keyßler gefehn hat. Dan vergleiche Seſdichte 
der Erfindungen 5. ©.481. 

Don der Univerfität zu Siena, wo belantlich die 
Zeutſchen viele Vorrechte hatten, warb der Prinz von 
Diefen zum Mathe erwählt. JE eine Würde, fagt er 
„©. 57., welche die Teutfchen da von vielen Jahren im 
„Befis haben. Es Finnen fie auch wohl abliche Derfonen 

„ver⸗ 


(5) Hiftoriae bibliothecae Fabric. P.5. P. 210. 
D 4 


56 Litteratur dee Reiſen. I. 


„verwalten, ſobald aber. ein teutſcher Fuͤrſt da gegenwärs 
„tig, ſind ſie gehalten, ſelbige dem ankommenden Fuͤr⸗ 
„ten zu übergeben; wie denn zu des Wunderlichen Zeiten 
„einer von Abel aus dem Würtemberger. Land Rath war, 
„melcher bes. andern. Tags mit gebährenden Gebräuchen 
„fie..dem Wunderlichen übergab, in. des Wunderlichen 
Abreis aber einem jungen Fuͤrſten Joh. Chriſt. von Eg⸗ 
xgenbergt wieder abtrat.” 


..& 87. fah ber Verf. in Parma Xapeten ‚ welche 
pieleicht. zu den .älteften Arten, weldye mit Metall oder 
Blimmer befirenet find, . gehören. : Die Worte find: “Pas 
„pierne Rapecereyen, daß es von weitem fcheint Silbers 
„fü, zu ſeyn, iſt, von Farben roth als Sammer, Cara 
ainehh und ‚ga ten gemahlt, mit einem breiten goldgelben 
„Ship, uf welchen gäldener Sand geftseuet und von 
„Pappe Knoͤpfe in Muſter geſetzt, welche auch ſo "bes 
sffreiet; 71: henten Schilde von Holz drin, welche fü 
Iſtark verſilbert, daß fie Silber zu ſeyn ſcheinen.“ Man 
bergleiche Bepfräge zur Geſchichte der Erfind. 
*56. ʒ03.* 

Auf der kleinen Jnſel Capo Paſſaro neben Sieilien 
fänd der Verf; eine Kanone mit der Inſchrift: Gregor 
rius Leffler GSruͤnfeld von Leiningen goß mid 
1530. Die Inſel hatte viele Kaninchen, au deren gang 
Hunde gehalten wurden. 


Zu Catania auf Sicilien fand der Herzog in der 
Samlung des Don Petro Amico, außer vielen roͤmi⸗ 
ſchen Muͤnzen, eine Handſchrift des Curtius von den 
Thaten des Alex. M. Dieſer Handſchrift finde ich we⸗ 
nigſtens nicht von Sreinshbeim genant. Zu Padua ward 
ihm von der Univerfität durch den Vicecanzler Jacobum 
Schertovium Stralfundenfem die Matrilel überreicht. 

Meil 


4. Des Wunderlichen Reife, 7 


Weil in Wien die Herzoginn in den von der Kayſe⸗ 
sinn Eleonora 1662 geftifteten Orden ber Sklavinnen ber 
Zugend aufgenommen ward, fo findet man hier ©. 273. 
nicht nur die Statuten dieſes Ordens, fondern auch) Das 
Berzeichniß aller aufgenommenen Stlavinnen. Ä 


Saft möchte man zürmen, daß man ©. 111. nichts 
mehr von der Königim Chriſtina liefet, als daß der 
Herzog bey ihre Gchdr gehabt. So liefet man auch zu 
wenig von Athan. Rircher, welcher doch den Verf, in 
die Roͤmiſchen Catacumben begleitet hat. 


Auf allen Reifen. hat der Herzog bie Gelegenheit, 
mertwürbige Naturalien und andere Geltenheiten zu ers 
Infor, genutt, um bie von ihm auf dem Gchloffe zu 
Bevera angelegte Samlung zu vermehren. Ein Bleines 
Verzeichniß derfelben findet man hinter einer feiner afces 
tiſchen Schriften (6). Das 
a 


@ “Eonbderbare, and götligem Eingeben andaͤchtige Gebans 
„ten, in Reime gebracht von einem Liebhaber feines H. 
„Jeſn, deswegen, auch weil er die reine Wahrheit ... bis 
„an den Tod zu lieben befhloffen, unglüdlihen Fuͤrſten. 
„Frömmigkeit Anferfeft Haltenden Zur Beftändigfeit Vnd 
„Liebe, Beveren 1677. In Querquart oder Notenformat. 
Dem Exemplar, was in der Univerfitäts= Bibliothek vors 
handen iſt, hat der Herzog mit eigener Hand folgendes vor» 
gefchrieben: "Wir Ferb. Albrecht Herzog zu Br. vnd Luͤneb. 
„des fürftlichen evangelifhen Stifte zu Strafburg Senior, 
„hidden diefe vunfere Arbeit H. Dr. Joh. Sanberto, be: 
„tähmten Profelfori zu Altdorf, und] Primario in der theol. 
„Facultaͤt, zur Dankbarkeit wegen wohl gemeinter Ausle⸗ 
„gung vnſers Namens, vnd bejtändiger gnädiger Zuneigung. 
„Geſchr. in vunferm MNefidenz = Schloß Beveren Bibliothek 
„d. 17. Sept. fü v. 1673, An welchem age leider, vor 

D 5 „iz 


58 Literatur der Meifen. I 


Das koſtbarſte Stuͤck diefer Samlung war dad bes 
ruͤhmte Mantuanifche Gefäß, welches noch zur Zeit (ich 
ſchreibe dieß im November 1806.) in der Braunfchweige 
fchen vorhanden if. Es ward aus der Schaglammer zu 
Mantun, als die Stabt 1630 von den Kanferlichen ges 
plündert ward, von einem gemeinen Soldaten geraubt. 
Diefem kaufte e8 der Herzog von Sachfen s Lauenburg, - 
Sranz Albrecht, kapſerlicher Feldmarſchall, welcher gegen⸗ 
wärtig war, für 100 Dukaten ab. Nach deffen Tode . 
Yam ed an feine Witwe Chriſtina Margaretha, welche es 
ihrer Schweſter Sophie Eliſab. geb. Herzoginn von Mek⸗ 
lenb. vermachte. Dieſe, Mutter unſers Herz. Ferd. Als 
brecht, verſchrieb es dieſem als ein Praͤlegat. Es ſoll 
damals auf 130,000 Thlr. geſchaͤtzt ſeyn. Go hat der 
Verf. die Geſchichte ſelbſt ©. 117. erzählt... Man ſ. 
Rethmeyer 3. ©. 1601. wo man- eine Abbildung findet, 
und die in Bibliotb, Bruns. Lüneburg. ©. 359. anges 
führten Schriften. | 


Der Herzog klagt überall in feinen Schriften über 
feine Widerfacher, Verfolger, ungetreue Bediente und 
Verraͤther; fogar über verfuchte Degiftung und abfichts 


liche 


»12 Sahren eine große Seule unferer evang. Kirche, vnd 
„Weforderer der reinen evang. Lehre vnd deſſen heiligen 
„Worts rechte Auslegung, vnfer in G. ruhende H. Watter 
„Gel. biefer argen Welt Teyerabend geben vnd umbgefallen. 
„Vnſeres befchwerlihen Wandels auf dem trüb = falichten 
„Wege diefer argen falfhen Welt, vnter falfhen Brüdern, 
„neidifhen Freunden vnd vntreuen Dienern 42 Jahre 3 
„Mon. und 26 Tage”. — Eine dhnliche Zuſchrift finder 
man in Placcii theatro anonym. p-425. Dieß ift die dritte 
Ausgabe. Die erfie iſt zu Braunſchw. 1656. 8. Die zweyto 
uu Bremen 1674. 12, gedruct worden, 


4. Des Wunderlichen Reife. 9 


liche Verwahrloſung .dreyer feiner Kinder. Diefe Feinde 
haben auch, wie er:fagt, den Drucd des andern Theus 
ſeiner wunderlichen Begebnuͤſſen gehindert. 


Inzwiſchen iſt doch der Anfang dieſes Theils . 
druckt worden , ungeachtet es Fabricius verneint; aber 
Vogt (7) und Praun (8) haben ihn gehabt. Der Ti⸗ 
tel its “zwenter Theil begreiffend die wunderliche goͤt⸗ 
„ühe Dinge des A. u. N. Teſtaments... Bevern 
„1680. 4” Die Vorrede macht 4 Bogen; dam folgen 
212 Seiten; barauf iſt der Druck abgebrochen worden, 
beösegen auch aus dem N. T. nichts darin vorkömt. 
Beil alfo biefer "Theil Feine Meifebefchreibung iſt, fo 
babe ich mich nicht weiter um ihn befümmert. 


Aus fchriftlichen Nachrichten, welche ich ehemals 
gefammelt Habe, weis ich, daß der Herzog auch die 
Helmſtaͤdtſchen Profefforen für feine Feinde gehalten 
bat. Die wird auch daburch wahrfcheinlich, weil uns 
ter den vielen beygedruckten Dankfagungen für feine ges 
ſchenkten Bücher, manche von entfernten Lniverfitäten, 
feine aber von ber vaterländifchen , vorkommen. Viel⸗ 
leicht billigten die Helmftädtfchen Gelehrten nicht die 
theologifchen Tändeleyen, welche der gute Herzog bis 
zum lächerlichen übertrieb, wobey er auf die flatiftie 
ſche Belt und bie fintiftifchen Lieder fchimpfte, frey⸗ 
ih in ganz anderer Bedeutung als dieſes Beywort 
jetzt hat. 

Meine ſchriftlichen Nachrichten melben auch, daß 
ſein Argwohn, ſeine Furchtſamkeit, und Einbildung 
für Gott und die Religion leiden zu möffen, im Al⸗ 

ter 


(7) Catalogus libr. rarior. pag.732. 
(8) Bibliotb, Bruns, Lüneburg, 1741. 8 


co  Sitteratur der Reiſen. I. 


ter fo fehr zugenommen hat, daß er fogar gemeint bat, 
feine Kinder trachten ihm nach dem Leben, und daß 
man ihn deöwegen aus Scherz nicht den Herzog von 
Bevern, fondern den Herzog von Zittern und Bevern 
- genant Bat... Er rube in Zriedben! Sein Andenken 
bleibe ewig ehrwuͤrdig wegen feiner Verdienfte um Re⸗ 
ligion , Xugend und Gelehrfamteit , und wegen feiner 
Hortseflichen Enkel und Urenkel, deren Rachtommenfieft 
Bott beyſihen wolle: 


> su 


5. Köpings ‚Reife 61 





5. 


Beſerifning om en Reſa genom Aſia, Africa och mänga 
anbra hedna Länder, fom Ar giord of Nils Mathſſon 
Böping, för detta Kongl. Majts. Skeps⸗Lieute⸗ 
nant. Foͤrbaͤttrad och fierde gängen uplagd. Waͤſ⸗ 
terͤs, tryckt med Joh. Kaur. Horrns, Kongl. 
Spmu. och Couſiſt. Bockt. bekoſtn. 1759. * 158 Geiz 
in in 8 


Dir Reifebefchreibung ift fogar in Schweben, wo fie 


bech vier mal gedruct ift, felten, und noch ſeltener ift 


fe in Xeutfchland. Aber dem Namen nach ift fie das 
durch algemein befant geworben, baß fie Kinne, zum 
Zeugnifje bey einem Gegenftande, welchen ich nachher ans 
zeigen werbe, angeführt hat. 

Der Derfafler 17. M. Koͤping oder Kioping iſt 
1630 zu Koͤping in Schweden gebohren worden, wo ſein 
Batr Matthias Nicolaus Tunemontanus Probſt 
and Prediger war. So wie dieſer ſich nach feinem Ges 
burtöorte Tuna in Dalerna Zunemontanus nante, fo 
ante fi) der Sohn nad) feinem Geburtsorte Köping. ' 

Diefer folte zwar fiudiren, und befuchte deswegen 
We Schule zu Welteräs, ald aber der Vater 1646 ftarb, 
flgte er feiner Begierde zum Seewefen, und ging des—⸗ 
wegen 1647 nach Holland, ward Matrofe erfi auf einem- 
Rauffahrtenfchiff, hernach auf einem Kaper, und im Jahre 

1648 


- 


63 Litteratur der Reiſen. I. 


7 


1648 ging er als Bothsmann, im Dienſte der nieder⸗ 
laͤndiſchen oſtindiſchen Geſelſchaft, nach Batavia, wo er, — 
wider ſeinen Willen, Soldat werden muſte. 
Sm Jahre 1650 bereiſete er die Laͤnder des großen 
Moguls, die Kuͤſte von Malabar, Cochin, Surate u. fi | 
In ſelbigem Jahre kam er auch nach Gamrom, durchs; 
reiſete faſt ganz Perſien. In Iſpahan ward er Soldat | 
unter der Leibgarde des Schach Abas U., welcher 1640 
zur Regierung kam und 1667 ſtarb. Nach erhaltenem 
Abſchiede bereifete er, für eigene Rechnung, die afiatifcher) 


Tatarey, Medien, Armenien, ging nach Iſpahan zuräd,--! 


und ward 1651 Dolmeticher bey Philip L’Augel, mi 
welchem er die Reife durcy Arabien machte. 

Sm 5. 1652 ward er.auf Ceylon mwieber Solbdl, ; E 
ward zur Elephantenjagd commandirt, wobey feine @e: 
ſundheit fehr litt. Im' J. 1653 ging er, wieder d 
Dolmetſcher, mit dem  bolländifchen Gefandten ” 
Pelliconie übers rothe Meer, nach dem glücklichen i 
fltinigten Arabien, bereifete Aegypten, beftieg auch di ; 
Berge Sinai und Horeb; hernach war er auf den Küfen : 
von Eoromandel, Malacka, Sumatra. Im J. 1654. ging 
er mit einem holländifchen Schiffe nach China, Siam, : 






. 
‚ 


* 


nach der Inſel Formoſa, neben welcher er Schifbruch 


litt. Er kam 1655 nach Java zuruͤck, von wo er im 
folgenden Jahre die Ruͤckreiſe nach Schweden antrat. 

sm October‘ 1656 kam er in Stodholm an, nach⸗ 
dem er 8 Jahre 7 Monäte außer feinem Materlande ges - 


wefen war. Nach feinee Ruͤckkunft ward er als Lieute⸗ 


nant bey der koͤniglichen Flotte angefeßt, und war 1657 
im Seetreffen mit den Dänen, und im folgenden Jahre 
im Seetreffen mit den Holländern. Man glaubt, daß er 
im Jahre 1667 geftorben iſt. Er hat felbft eine kurze 
Nachricht von feinen Schickſalen aufgefeht, weile Som.” 

Lens, 


5. Köpings Reife. 63 


Asenbom aus feiner Handſchrift hat abdrucken Iafe 
fen (1). 

Wenn man feine Erziehung und feine Art zu reifen 
überbent , fo Tan man wohl keine große Erwartung von 
feiner Reiſe faffen. Er Hat den Unterricht zu früh vers 
Isfen, als daß er die Kentniffe auf Reifen hätte mite 
sehmen können, welche der haben muß, welcher näßliche 
neue Beobachtungen anftellen und befchreiben will. Als 
Matros, Soldat und Bedienter hat er unmöglich bad, was 
er felbft gefehn, erfahren und von "glanbwürdigen Perfos 
wen gehört bat, genau ahfzeichnen Finnen. Es ift mehr 
als wahrfcheinlih, daß er erſt nach feiner Rückkunft das 
wenige, was er angefchrieben hatte, fo gut er ſichs er⸗ 
Innern konte, befchrieben hat. 

Seine Heifebefchreibung ift Eein zufammenhängendes 
fortlaufendes Tagbuch; fie befieht nur aus wenigen eins 
seinen Anmerkungen über einige bereifeten Länder und 
Derter, ohne Ungabe der Zeit, und ohne zu melden, 
darch welche VBeranlaffung und Gelegenheit er in die vies 
Im Länder gelommen if. Hin und wieder kommen Nas 
wen von Städten und Dertern vor, welche fchwer zu 
beſtimmen feyn möchten, aber was von ihnen gemeldet 
#, würde felten die Mühe der Nachforfcyung belohnen. 

Kinne fagt, Köping habe alles aufrichtig erzählt (2); 
9. Blumenbad) aber fagt, das Buch fey ganz Holl von 

den 


(1) Anechoter om namekuniga Swenfle Min. Stockholm 

‚. 3772.8. * II. S. 25. Geselius biographiffa Lexicon. Stock⸗ 
holm 1779. 8. * IT. S. 36. Man vergleihe Lüdele Bes 
fhreibung des tärfifhen Reihe. 3. S. 120. 

(2) Im Briefe an Monboddo: Köping habet multa de 
animalibus et plantis ſparſa, fimplici ſtylo; fed omnia 
reliqua quae zetulit de his, fimplicitate et fide [umma 

PI,I 5 


64 Uitteratur der Relſen. I 


‚den einfältigften Erdichtungen (3). Ich wolte body wohl 
behaupten, die Wahrheit liege in der Mitte zwiſchen dem 
Urtheil meines Lehrers und meines Collegen. Vorſetzliche 


Unwahrheiten und Uebertreibungen findet man nicht im 


Buche; Die meiſten Unrichtigkeiten gehören mehr dem Zeit⸗ 
alter, als dem Verfaſſer, und finden fich auch in vielen 


andern Reifebefchreibungen , weichen doch niemand allen 


Glauben abfpricht. 


Auf Ceilon &. ıor. ſah er einem Streit über einem . 


der dadurch entfcheißen, daß er demjenigen zugefprochen 


ward, welcher drey Stuͤcke Kupfergeld aus einem Xopfe - 


soll fiebenden Dehls , mit bloßer Hand, herausnahm; 


vielleicht das Kunſtſtuͤck, wodurch unfere Taſchenſpieler 
ſiedendes Oehl zu eſſen ſcheinen. 


S. 110. erzaͤhlt er, er habe zu Pelicatte Peliacate) 
auf der Kuͤſte Koromandel, ein von einem Orang⸗Utang 


gefchwängertes Weib gefehn, welches einen Baſtard ge⸗ 
bohren habe, der haricht gewefen und gleich. nach. der 


Geburt auf Stangen und Bäume gellettert fey (4). 


Ih habe nichts dawider, wenn man eine folche Zeus. 
gung leugnen will, und auch mir fcheint die Wahrheit 


noch nicht erwieſen zu ſeyn, aber man erinnere ſich, daß 


Koͤping 


rocenſet, quorum omnia reliqua hodie notiſſima et come . 


firmata. 
(3) De generis humani varietate. Gottingae 1795. 8 * p. 269. 


liber ineptarum fabellarum pleniſſimus. 

(4) Jag fäg uti Pelicatte en Quinna, fon gie hafwande 
med et Babians fofter, hwilket bon od füdde, och ndr 
det Eom af Wroder = Lifwet, war det ludit, och fpräng 
genaft uppaͤ en Stäng, fedan uppaͤ en Dörr och ſidſt 
up i et hoͤgt Traͤ, hwarpaͤ det federmera Tom om Lifwet. 


Deras Art och, Natur de at fpringa fin Kos, fd ſnart 


be Fomma til Werlden. 


- - 


5. Koͤpings Reife 65 


Köping bas Weib vor ihrer Entbindung geſehn hat, wel⸗ 
her er wohl bie Schwangerfchaft, nicht aber deren Vater 
bat anſehn Fönnen. Dean erinnere fi), daß viele Rei⸗ 
fende ähnliche Vorfälle bezeugt haben, und daß die Mögs 
lichkeit foldyer Zeugung fogar noch von neuern Philofos 
phen geglaubt ii. Diele Zeugniffe findet man bey For⸗ 
tun. Ricetus (5), Caſpar Bauhin (6), Schuris 
gius (7) und Girtanner (8). 

“ Keine Erzählung fcheint mir merkwärdiger zu feyn, 
als die von der Portugifinn, welche auf einer menfchens 
leeren Inſel mit einem großen Affen Kinder erzeugt hat, 
weibe ihr von dem Affen ins Meer nachgeworfen find, 
als fie zu entfliehen Gelegenheit gefunden hat, Weil fie 
fih lieber hat fchwängern als zerreißen laffen, fol fie 
in Liſſabon zum Feuer verurtheilt, aber auf viele Vor⸗ 
bitte vom Könige begnadigt und in ein Kloſter ges 
fedt feyn. 

Als ich dieſe Erzählung dem fel. Girtanner ans 
zeigte, Tonte ich mich nicht erinnern, wer fie aus des 
Caſtaneda annalibus Lufitaniae angeführt habe. Sekt, 
nach angefiellter Unterfuchung, meine ich, daß Delrio 
ber erfie ift, ben dem man fie antrift (9). Er fagt: 
Caflaneda retulit in annal. Lufitaniac. Sort. Kicetug, 
weicher fie mit denfelbigen Worten anführt, fcheint des⸗ 
feld auf Lentmius de miraculis nat. zu verweilen, aber 

in 

(5) De monftrorum natura, Pataviı 1634. 4. * 

(6) De hermaphroditorum monftroforumque partuum natura, 

Oppenheimii. 1624 8..* 

(7) Gynaecologia.' Dresdae 1730, 4 * 

(8) Ueber das Nantifhe Prinzip für bie Naturgeſchichte. 

Goͤttingen 1796. 8. * ©, 231. 

(9) Dicquiſitiones magicae. Coloniae. 1657. 4. * p. 187. Kir 

cetus S.217. Schurigius S. 331. Bauhin ©, 111, 


deguauns Litterat. d. Reiſ. J. E 


‘6 Litteratur dee Reifen. I. 


„berwolten, fobald aber ein tentfcher Zürft da gegenwärs 
„tig, find fie. gehalten, felbige dem ankommenden Fürs 

„ten zu übergeben; wie denn zu des Wunderlichen Zeiten 
„riner von Adel aus dem Wuͤrtemberger Land Rath war, 
„welcher des andern Tags mit gebührenden Gebräuden 
„fie. Ddem Wunberlichen übergab, in des Wunderlichen 
„Abreis aber einem jungen Fuͤrſten Job. Chriſt. von Eg⸗ 
genbergk wieder abtrat.” 


us 87. fah ber :Berf. - in Parma "Zapeten ‚ welche 
“ gielleit- 3u.den: -Alteften Arten, weldye mit Metall oder 
Hlimmer befireuet find, gehören. : Die Worte find: “Pas 
„pierne Tapecereyen, daß es von weitem fcheint Silbers 
pſtuͤck zu ſeyn, iſt von Farben roth als Sammet, Cara, 
„mefin , und .Salten gemahlt, mit einem breiten goldgelben 
—— uf welchen guͤldener Sand geſtreuet und Hop 
„Pappe Knoͤpfe in Muſter geſetzt, welche auch ſo be⸗ 
reuet; es henten. Schilde von Holz drin, welche, fü 
sftärk verſilbert, daß fie Silber zu feyn fcheinen.” _ Man 
vergleiche Beytraͤge zur Geſchichte der Erfind. 

*. 594. | 


Auf der Beinen Juſel Capo Paſſaro neben Sicilien 
fänd der Verf; eine Kanone mit der Inſchrift: Grego⸗ 
rius Leffler Brünfeld von Leiningen goß mich 
1530. Die Inſel Hatte viele Kaninchen, au deren Gang 
Hunde gehalten wurden. 


Zu Catania auf Sicilien fand der Herzog in der 
Samlung ded Don. Petro Amico, außer vielen roͤmi⸗ 
fhen Münzen, eine Handichrift des Curtius von den 
Thaten des Alex. M. Diefer Handfchrift finde ich wer 
nigftens nicht von Sreinsheim genant. Zu Padua warb 
ihm von ber Univerfität durch den Vicecanzler Jacobum 
Schertovium Stralfundenfem die Matrilkel überreicht. 

Meil 


4. Des Wunderlichen Reife. 57 


Weil in Wien die Herzoginn in den von der Kayſe⸗ 
sinn Eleonora 1662 geſtifteten Orden der Sklavinnen ber 
Tugend aufgenommen ward, fo findet man hier ©. 273. 
nicht nur bie Statuten dieſes Drbens, fondern auch das 
Berzeichniß aller aufgenommenen Stlavinnen. 


Faſt möchte man zürnen, daß man ©. 111. nichts 
mehr von der Königim Chriſtina liefet, als daß der 
Herzog bey ihre Gehoͤr gehabt. So liefet man auch zu 
wenig von Athan. Rircher, welcher doch den Verf, in 
bie Roͤmiſchen Catacumben begleitet hat. 


Auf allen Reifen. hat der Herzog bie Gelegenheit, 
mertwärdige Naturalien und andere Geltenheiten zu ers 
kaufen, genutt, um bie von ihm auf dem Gchloffe zu 
Devern angelegte Samlung zu ‚vermehren. in kleines 
Verzeichniß derfelben findet man hinter einer feiner aſce⸗ 


tiſchen Schriften (6). Dat 


@ "Sonderbare, aus goͤtlichem Eingeben andaͤchtige Geban» 
„ten, in Reime gebracht von einem Liebhaber ſeines SH. 
Jeſu, deswegen, auch weil er die reine Wahrheit... bie 
„an den Tod zu lieben befhloffen, unglüdlichen Sücken. 
„Frömmigkeit Ankerfeſt Haltenden Zur Beftändigfeit Vnd 
„Liebe”. Beyeren 1677. In Querquart oder Notenformat. 
Dem Exemplar, was in ber Univerfitäts= Bibliothek vors 
handen ift, hat der Herzog mit eigener Hand folgendes vor» 

. gefhrieben: "Wir Ferd. Albrecht Herzog zu Br. vnd Luͤneb. 
„des fürftlihen evangelifhen Stiftes zu Straſburg Senior, 
„fhiden biefe vnfere Arbeit H. Dr. Joh, Sauberto, be⸗ 
„rähmten Profeſſori zu Altdorf, vnd Primario in der theol. 
„Facultaͤt, zur Dankbarkeit wegen wohl gemeinter Augles 
„gung vnſers Namens, und beitändiger gnädiger Zuneigung. 
„Geſchr. in vnſerm Mefidenz = Schloß Beveren Bibliothek 
»d. 17. Sept. fü v. 1673. An welchem Rage leider, vor 

D 5 „ia 


58 Litteratur der Reiſen. 1 


Das koſtbarſte Stuͤck dieſer Samlung war das de⸗ 
ruͤhmte Mantuaniſche Gefäß, welches noch zur Zeit (ich 
fchreibe dieß im November 1806.) in der Braunfchweigs 
{hen vorhanden if. Es ward aus der Schaglammer zu 
Mantua, als die Stabt 1630 von den Kayferlichen ge . 
plündert ward, von einem gemeinen Soldaten geraubt. 
Dieſem Taufte es der Herzog von Sachfen » Lauenburg, - 
Sranz Albrecht, kapſerlicher Feldmarſchall, welcher gegen⸗ 
wärtig war, für 100 Dukaten ab. Nach deffen Tode 
kam ed an feine Witwe Chriſtina Margaretha, welche es 
ihrer Schweſter Sophie Eliſab. geb. Herzoginn von Meß 
lenb. vermachte. Diefe, Mutter ımfers Herz. Ferd. Als 
brecht, verſchrieb es diefem ald ein Präleget. Es foll. 
damals auf 130,000 Thlr. gefhätt fen. So hat bei. 
Derf. die Gefchichte ſelbſt ©. 117. erzählt... Man ſ. 
Rethmeyer 3. ©. 1601. wo man- eine Abbildung. findet, 
und die in Biblioth, Bruns, Läncburg. ©. 359. ange 
führten Schriften. | 


Der Herzog klagt überall in feinen Schriften Aber 
feine Widerfacher, Verfolger; ungetreue Bediente und 
Verraͤther; ſogar uͤber verſuchte Vergiftung und abſicht⸗ 


liche 


»12 Jahren eine große Seule vnſerer evang. Kirche, vnd 
„Beforderer ber reinen evang. Lehre vnd deſſen heiligen 
„Worts rechte Auslegung, vnſer in G. ruhende H. Vatter 
„Sel. dieſer argen Welt Feyerabend geben vnd vmbgefallen. 
»WBnferes beſchwerlichen Wandels auf dem trüb = falichten 
„Wege biefer argen falſchen Welt, vnter falfhen Brüdern, 
„neidifhen Freunden vnd vntreuen Dienern 42 Jahre 3 
„Mon. und 26 Tage”. — Eine dhnlihe Zufchrift finder 
man in Placcii theatro anonym. p.425. Dieß ift die dritte 
Ausgabe. Die erfte ift zu Braunſchw. 1656. 8. Die zweyto 
uiu Bremen 1674. 12, gedrudt worden, 


4. Des Wunderlichen Reife. 59 


liche Verwahrloſung dreyer feiner Kinder. Dieſe Feinde 
haben auch, wie er ſagt, den Druck des andern bei 
feiner wunberlichen Begebnäffen gehindert. 


Inzwiſchen ift doch ber Anfang biefes Theils ges 
drudt worden , ungeachtet es Fabricius verneint; aber 
Bogt (7) und Praun (8) haben ihn gehabt. - Der ie 
kl if: “zwenter Theil begreiffendb die wunderliche goͤt⸗ 
‚liche Dinge ds A. u. N. Teſtaments... Bevern 
„1680. 4.” Die Vorrede macht 4 Bogen; dam folgen 
113 Geiten; darauf ift der Druck abgebrochen worden, 
deswegen auch aus dem N. T. nichts darin vorlömt. 
Beil alfo dieſer "Theil Feine Meifebefchreibung ift, fo 
babe ich mich nicht weiter um ihn befümmert. 


Aus fchriftlihen Nachrichten, welche ich ehemals 
gefammelt babe, weis ich, daß der Herzog auch die 
Helmſtaͤbdtſchen Profefforen für feine Feinde gehalten 
bat. Dieß wird auch dadurch wahrfcheinlich, weil unse 
ter den vielen beygedruckten Dankfagungen für feine ges 
ſcheakten Bücher, manche von entfernten Univerfitäten, 
feine aber von ber vaterländifchen , vorkommen. Viel⸗ 
leicht billigten die SHelmftädtfchen Gelehrten nicht bie 
theologifchen Taͤndeleyen, weldye der gute Herzog bis 
zum lächerlichen übertrieb, wobey er auf die flatiflis 
fe Welt und die ftatiftifchen Lieber fchimpfte, freys 
lich in ganz anderer Bedeutung ald dieſes Beywort 
jest Hat. 


Meine ſchiftlichen Nachrichten melden auch, daß 
fin Argwohn, feine Furchtſamkeit, und Einbildung 
für Gott und die Neligion leiden zu möffen, im Al⸗ 

ter 


(7) Catalogus libr. rarior. pag.732. 
(8) Bibliotb, Bruns, Lüneburg, 1741. 8 


60  ‚Xitteratue ber Reiſen. 1. 


ter ſo ſehr zugenommen bat, daß er fogar gemeint bat, 


feine Kinder trachten ihm nach dem Leben, und daß 


man ihn beöwegen aus Gcherz nicht den Herzog von 


Bevern, fondern den Herzog von Zittern und Bevern 


. genant Bat... Er ruhe in Zrieden! Sein Andenken 
bleibe ewig ebrwürbig wegen feiner Verdienſte um Res 
ligion , Tugend und Gelehrfamkeit , und wegen feiner 
vortreflichen Enkel und Urenkel, deren Rachtommenfüaft 
on beyſihen wolle! 


u 


5. Köpings ‚Reife. 61 





5. 


Beſerifning om en Reſa genom Aſia, Africa och manga 
andre hedna Länder, ſom Ar giord of Nils Mathſſon 
Böping, foͤr detta Kongl. Majts. Steps s Lieuten 
nant. Foͤrbaͤttrad och fierde gaͤngen uplagd. Mäfs 
teraͤs, tryckt med Joh. Kaur. Horrns, Kongl. 
Gymn. och Conſiſt. Bockt. bekoſtn. 1759. * 158 Sei⸗ 
ten in 8. 


Dir Reifebefchreibung iſt ſogar in Schweben, wo fie 


dech vier mal gedrudt iſt, felten, und noch ſeltener ift 


fe in Teutfchland. Aber dem Namen nach ift fie das 
durch algemein befant geworben, daß fie Kinne, zum 
Zeugniffe bey einem Gegenftande, welchen ich nachher ans 
zeigen werde, angeführt hat. 

Der Verfaſſer N. M. Koͤping oder Rioping iſt 
1630 zu Koͤping in Schweden gebohren worden, wo ſein 
Bater Matthias Nicolaus Tunemontanus Probſt 
mb Prediger war. So wie dieſer ſich nach feinem Ges 
Burtsorte Tuna in Dalerna Qunemontanus nante, fo 
ante ſich der Sohn nach feinem Geburtsorte Köping. ' 

Diefer folte zwar fludiren, und befuchte deswegen 
bie Schule zu Welteräs, ald aber der Vater 1646 farb, 
folgte er feiner Begierde zum Seeweien, und ging des—⸗ 
wegen 1647 nad) Holland, ward Matrofe erft auf einem: 
Kauffahrteyſchiff, hernach auf einem Kaper, und im Jahre 

1648 


62 Litteratur der Reiſen. I. 


⸗ 


1648 ging er als Bothsmann, im Dienſte der nieder⸗ 
laͤndiſchen oſtindiſchen Geſelſchaft, nach Batavia, wo er, 
wider ſeinen Willen, Soldat werden muſte. 

Im Jahre 1650 bereiſete er die Laͤnder des großen 
Moguls, die Kuͤſte von Malabar, Cochin, Surate u. ſ. ie 
In ſelbigem Jahre kam er auch nach Gamrom, Durchs; 
reiſete faſt ganz Perſien. In Iſpahan ward er Soldat 
unter der Leibgarde des Schach Abas U., welcher 2544 
zur Regierung kam und 1667 flarb. Mach erhaltenem 
Abſchiede bereifete er, für eigene Rechnung, die afiatifcher 
Tatarey, Medien, Armenien, ging nach Iſpahan zuruͤck, 
und warb 1651 Dolmetfcher bey Philip L’Augel, mi 
welchem er die Neife durch Arabien machte. | 

Im J. 1652 ward er.auf Ceylon wieder Selbe. 
ward zur Elephantenjagb commandirt, wobey feine Ges. 
fundheit fehr litt. Im'J. 1653 ging er, wieder alß 
Dolmetſcher, mit dem holländifchen Gefandten * 
Pelliconie uͤbers roihe Meer, nach dem gluͤcklichen 
ſteinigten Arabien, bereiſete Aegypten, beſtieg auch bie: 
Berge Sinai und Horeb; hernach war er auf den Küften 
von Eoromandel, Malada, Sumatra. Im ST. 1654 ging 
er mit einem holländifchen Schiffe nach China, Giam, 
nach der Inſel Formoſa, neben welcher er Schifbruch 
litt. Er kam 1655 nach Java zurüd, von wo er im 
folgenden Jahre die Ruͤckreiſe nach Schweden antrat. 

Im October‘ 1656 kam er in Stocdholm an, nadıs 
dem er 8 Jahre 7 Donate außer feinem Vaterlande ges 
weien war. Mach feiner Ruͤckkunft warb er als Lieute⸗ 






nant bey der koͤniglichen Flotte angefeht, und war 1657 


im Geetreffen mit den Dünen, und im folgenden Jahre 
im Seetreffen mit den Hollaͤndern. Man glaubt, daß er 
im Jahre 1667 geſtorben iſt. Er hat ſelbſt eine kurze 
Nachricht von ſeinen Schickſalen aufgeſetzt, welche Sam. 

Cden⸗ 


5. Köpings Reife. ' 63 


Köenbom aus feine Handfchrift hat abdrucken laſ⸗ 
fen (1). 

Wenn man ſeine Erziehung und ſeine Art zu reiſen 
iberdenkt, fo kan man wohl keine große Erwartung von 
feiner Reiſe faſſen. Er hat den Unterricht zu früh vers 
ofen, als daß er die Kentniffe auf Reifen hätte mite 
achmen koͤnnen, welche ber haben muß, welcher nügliche 
neue Beobachtungen anftellen und befchreiben will. Als 
Matros, Soldat und Bedienter hat er unmöglich das, was 
er felbft gefehn, erfahren und von "glaubwürbigen Perfos 
wen gehört Hat, genau alıfzeichnen koͤnnen. Es ift mehr 
als wahrfcheinlich, daß er erft nach feiner Rückkunft das 
wenige, was er angefchrieben hatte, fo gut er ſichs ers 
Innern Tonte, befchrieben hat. Ä 

Seine Reifebefchreibung ift Tein Zuſammenhaͤngendes 
ſertlaufendes Tagbuch; fie beſteht nur ans wenigen eins 
zelnen Anmerkungen uͤber einige bereiſeten Laͤnder und 
Dexter, ohne Angabe der Zeit, und ohne zu melden, 
durch welche Veranlaffung und Gelegenheit er in die vie 
Ion Länder gekommen if. Hin und wieder Fommen Nas 
men von Städten und Dertern vor, welche fchwer zu 
beſtimmen ſeyn möchten, aber was von ihnen gemeldet 
iſt, würde felten die Mühe der Nachforſchung belohnen. 

Kinne fagt, Köping habe alles aufrichtig erzählt (2); 
9. Blumenbad) aber fagt, das Buch fey ganz voll von 

den 


(I) Anechoter om namekuniga Swenfle Min. Stockholm 

.. 3772.8. * II. &.25, Geselius biographiffe Lexicon. Stods 
holm 1779. 8. * II. S. 36. Man vergleiche Luͤdere Be⸗ 
ſchreibung des tuͤrkiſchen Reichs. 3. S. 120. 

(2) Im Briefe an Monboddo: Roping habet multa de 
animalibus et plantis ſparſa, ſimplici ſtylo; fed omnia 
reliqua quae zetulit de his, fimplicitate er fide (umma 

z0608- 


64 Litteratur der Reiſen. I. 


den einfaͤltigſten Erdichtungen (3). Ich wolte doch wohl 
behaupten, die Wahrheit liege in der Mitte zwiſchen ‚dein 
Urtheil meines Lehrers und meines Collegen. Vorſetzliche 


Unwahrheiten und Uebertreibungen findet man nicht im 


Buche; Die meiften Unrichtigteiten gehören mehr dem Zeite 
alter, ald dem Verfaſſer, und finden fi) auch in vielen 


andern Neifebefchreibungen , welchen doch niemand allen 


Glauben abfpricht. 
Auf Ceilon &. ıor. ſah er einen Streit über einen 


Acker dadurch entſcheiden, daß er demjenigen zugefprochen 


ward, welcher drey Städe Kupfergeld ans einem Kopfe a 
soll fiebenden Oehls, mit bloßer Hand, berausnahm:: 


vielleicht das Kunſtſtuͤck, wodurch unfere Taſchenſpieler 
ſiedendes Oehl zu eſſen ſcheinen. 


©. IIo. erzaͤhlt er, er habe zu Pelicatte Peliacate) 
auf der Kuͤſte Koromandel, ein von einem Orang⸗Utang 
gefehwängertes Weib gefehn, welches einen Baftard ge⸗ 
bohren babe, der haricht gewefen und gleich nach ber _ 


Geburt auf Stangen und Bäume gellettert fey (4). 


Ich habe nichts dawider, wenn man eine folche Zeus- 
gung leugnen will, und auch mir ſcheint die Wahrheit. 


noch nicht erwiefen zu ſeyn, aber man erinnere ſich, daß 


Koͤping 


recenlet, quorum omnia reliqua hodie notiſſima et eom- 


firmata. 


(3) De generis humani varietate, Gottingae 1795. 8. * p. 269. 


liber ineptarum fabellarum plenifkmus, 

(4) Jag fdg uti Pelicatte en Quinna, fom gick hafwande 
med et Babians fofter, hwilket bon od füdde, och ndr 
det kom af Moder = Lifwet, war bet Iudit, od fpräng 
genaft uppd en Stäng, ſedan uppaͤ en Dörr och fidft 
up tet hoͤgt Traͤ, hwarpaͤ det federmera Tom om Lifwet. 


- 


Deras Art och Natur de at fpringe fin Kos, fd fnart 


be lomma til Werlden. 


5. Koͤpings Reife 6 


Kping das Weib vor ihrer Entbindung gefehn hat, wel⸗ 
der er wohl die Schwangerfihaft, nicht aber deren Water 
bat anfehn koͤnnen. Man erinnere fih, daß viele Rei⸗ 
fende ähnliche Worfülle bezeugt haben, und daß die Möge 
lichkeit ſolcher Zeugung fogar noch von neuern Philofor 
hen geglaubt it. Diele Zeugniffe findet man bey Sors 
tun. Kicetus (5), Caſpar Baubin (6), Scuris 
gius (7) und Girtanner (8). 

" Keine Erzählung fcheint mir merfwärdiger zu feyn, 
eis die vom Der Portugifinn, welche auf einer menfchens 
Iseren Inſel mit einem großen Affen Kinder erzeugt hat, 
welche ihr von dem Affen ins Meer nachgeworfen find, 
old fie zu entfliehen Belegenheit gefunden hat. Weil fle 
fi lieber hat fchwängern ald zerreißen laffen, fol fie 
in Liſſabon zum euer verurtheilt, aber anf viele Vor⸗ 
bitte vom Könige degnadigt und in ein Klofter ges 
ſtedt ſeyn. 

As ich dieſe Erzählung dem ſel. Girtanner ans 
zeigte, Tonte ich mich nicht erinnern, wer fie aus des 
Caftaneds annalibus Lufitaniae angeführt habe. Sekt, 
nach angeftellter Unterfuchung, meine ih, daß Delrio 
der erfie ift, ben dem man fie antrift (9). Er fagt: 
Caflaneda retulit in annal, Lufitaniae. Sort. Kicetug, 
weicher fie mit denfelbigen Worten anführt, fcheint bess 
feld auf Lenumius de miraculis nat. zu verweifen, aber 

in 

(5) De monftrorum natura, Pataviı 1634. 4. * 

(6) De hermaphroditorum monftroforumque partuum natura, 

Oppenheimii. 1624, 8: * 

(7) Gynaecologia. Dresdae 1730. 4 * 

(8) Ueber das Kantiſche Prinzip für die Naturgefgichte, 

Göttingen 1796. 8. * ©, 231. 

(9) Disguifitiones magicae. Coloniae. 1657. 4. * 9.187. Li⸗ 

ame S. 217. Schurigius S. 331. Bauhin ©. 111, 


deguaunꝰs Litterat. d. Reif 1. E 


66 Litteratur der Reifen. I. 


in diefem Buche, welches früher als dad Buch des Dels 
rio gefchrieben iſt, finde ich diefe Gefchichte nicht. 

Gern hätte ich fie in dem annal. Lufit. felbft aufges 
fucht , aber diefe weis ich nicht aufzufinden. Ferdin. 
Kopez de Caſtagneda foll eine Gefchichte von Portugal, 
aosgeerbeite haben, von welcher nur die Gefchichte des 

8. Johann I. gedruct if. Diefes feltene Buch Habe ich - 
zwar vor mir, aber jene Erzählung Habe ich darin vek⸗ 
gebens gefucht, wie wohl ich den flarken Folianten nicht: 

durchgeleſen babe, auch nicht ganz verftehn Tan. Weil er 

ganz eingeruͤckt feyn foll in Hiftoire de Portugal par S. Cu " 
(Simon Goulart) , fo habe ich auch diefe durchgeſchu, 
aber vergebens. Wielleicht hat der Jeſuit Delrio die Ebs- 
zaͤhlung aus der Handfchrift genommen (Io). J 3 

Mehr Nachrede Hat Kdping durch feine, Erzaͤhlu 
von den geſchwaͤnzten Menſchen erhalten, welche er auf: 
den Nilaborfchen Inſeln gefehn zu haben verfichert. “ 
Vielleicht. hätte man dieſe nicht bemerkt, wenn fie nick 
inne, mehr ald einmal, mit einigem Zutrauen, anges \ 
führt hätte. Weil diefer eine Weberfeßung geliefert bat, - 
und biefe von vielen wiederholet worden ift, fo will ich 
nur die eigenen Worte der Urfchrift abfchreiben, wei f 
eigentlich hierher gehören (II). 


Die Unterfuchung der Wahrheit gehört in bie An 
turgefchichte, aber zu einiger Ehrenrettung des Schwe⸗ 
benb, ie 
(10) Won. diefen bier genanten Schriften fehe man 'Meufels 4 
biblioth, hiftor. V, 2. p. 128. 156. 167. y 
(11) 8. 131. det war er ofatt och ſtygt folk, fimartgule u: * 
faͤrgen, med rumpor baktil lika ſom Katt- Rumpor; mes : 
likwiſt ftallota, dem de wiffade hwart de 'wille likſomn * 
tattor. Linnei fyfl. nat, ed. 12. I. p. 55. Amoenitatæ⸗ ” 
academ, VI. P-70. N 


5. Köpings Reiſe. 67 


beuö, erimmere ich daran, daß auch diefe Eache vom 
wehren Reiſenden gemeldet ift, daß biefe vielleicht große 
Uffen für Deenfchen, oder. die umgemworfene Haut eines 
geſchwaͤnzten Thieres für den Körper der Wilden gehals 
ten haben (12); auch ift es befant, daß noch in neuern 
Selten Männer Son Scharffinn und Kentniffen die ges 
ſchwaͤnzte Wrenfchen» Race, bey denen es doch nur auf 
din Paar Wirbelbeine mehr ankoͤmt, theild geglaubt, 

theils nicht ganz zu leugnen gewagt haben. 
Zu bdiefen gehören Rouſſean, Monboddo (13), 
Maupertuis (14) und vielleicht auch einer unferer 
| größe 


(12) Die meiften Zeugniffe hat Birtanner am a. O. ©. 254. 
gefammelt. Viele findet man auch in Buͤffons Hift. der Nat. 
II, 1. ©. 248. oder uady der Berliner Ausgabe: Alge⸗ 
meine Naturgeſch. VI. S. 44. Blumenbach a. a. O. 
Seite 267. auch dieſer in Geſchichte u. Beſchreibung 
Der Knochen. Götting. 1807. 8. ©.315. De Broſſe Ge⸗ 
ſchichte der Schiffahrten nah den Eüdländern. ©. 640. 
Mertwärbdig ift die von ihm angeführte Stelle des Pros 
lemäus von den geihwänzten Menfhen auf den Manillas 
infeln. Ich finde fie Lib, 7. cap.2. in Moletii ed. Vene- 
tis 1562. 4. pag. 260. 

(13) Of the origin and progre/s of language. Edinb. 1773. 
8. * I. p.234. Daß James Burnet of Monboddo der Verf. 
biefes Tonderbaren Buchs ift, wird in Monthly review 
1777. Sept. p. 168. gemeldet, und von Girtanner, welder 
ihn gekant hat, beitdtigt. Nachrichten von ihm findet man 
nachgemwieien in Neuß gelehrtem England I. ©. 60. u. II. 
©. 161. wo aud eine teutfhe Weberfegung : Riga 1735. 8. 
genant iſt. 

(14) Oeuvres de M. de Maupertuis. A Lyon. 1756. 8. * 
II. p. 351: J’aimerois mieux une heure de converlation 
avec eux qu’avec le plus bel esprit de l’Europe. - 


€3 


68 .  titteratme dee Reifen. I. 


größten Gelehrten, einer .unferer geübten Beobachter und 
Mathematifer, Delalande (15), welcher gewiß nicht zu 
viel glaubt. Diefer verfichert , in Paris einen Satler⸗ 
Gefellen, mit einem Schwanz von vier Zoll, gefehn au 
haben ; aber vielleicht ift dieß nur eine einzelne Ums 
förmlichkeit geweien, deren auch Aytſchkow erwaͤhnt 
bat (16). | 

Köpings Neifebefchreibung iſt zum erften mal ges 
druckt worden im jahre 1667 auf 136 Seiten in 4, in 
der Druderey bes Neichödroften Ver Brahes, vom. 
oh. Bankel, zu Wifingsborg. CLoenbom fagt, mt 
ihr fen damald zugleich des Capit. Olof Wilmeans 
Reife gedruckt worden. J 


Dieſe Ausgabe habe ich ſelbſt nie geſehn, aber Se 
Dryander ſchrieb mir, fie befinde fich in der Bibliothek: 
bes Hrn. Banks: der Titel fy: Een Fort Beftriffe | 
ning uppä  trenne Reſor och Peregrinatios 
ner famt Konungarilet Japan. Diefe Samlung - 
entbält, wie H. Dryander mir fchrieb, folgende vier 
Stüde: 1. Nils Matfon Böpings Reſa genom Afle, 
Africa och mänga andra hedniſta Konungariken famt Hjar. 
2. Oloff Willmans Tort Verättelfe. om Kongarilet Tas 


pan. 


(15) Wo Monges, in Objfervations fur la phyfique. Par 
Rozier. 1773. II. p. 143. von geſchwaͤnzten Menfhen redet, 
fagt er: L’exifience de ces hommes à queue eſt très- 
confiant, M. Delalande , obfervateur fage et exact, ' 
ın’a dit en avoir examine un & Paris, qui 6toit gar 
con Sellier. Cette excroillance, longue de trois A quatre 
pouces, le fatiguoit beaucoup ; et il avoit bien de la 
peine a la ranger, quand il vouloit s’alleoir ou s’ha- 
biller. 

(16) Drenburgſche Topographie II. ©.34. Falk Bey 
träge zur Kentniß des Ruſſiſchen Reichs. TIL. ©, 325. 


5. Koͤpings Reife. 69 


san. 3. ©. Willmans Fort Gefkriffningh paã en Reeſa 
till Oſtindien och förbeflreffne Japan. 4. Kort Berättelfe 
om then MWägen, fom loͤper iftan Ryßlandt till China, 
izenom Diängull och Cataja oͤfver Strömen Oby, .. . 
hwillen Reeſa then aͤnnu regerande Stoorförfte i Ryß⸗ 
Imdt hafver fbrrättat genom fina Sändebud til Tartar 
Hin. Ä 

Die zweyte Ansgabe (of 1673 auch zu Wifingäborg 
ia 4: gebruckt feyn, deren wegen Lôenbom auf Bech⸗ 
ſtadii abelige och lärde Emwenfle SidsMan 6.62. vers 
wi. Gezelius hat dieſe unrichtig für die erſte Aus⸗ 
gehe gehalten. 

Die dritte hat Lars Salvius verlegt zu Stock⸗ 
km 1743, 374 Seiten in 8. * welche ſich auf der 
Boliethek ber. Georgia Augufta befindet. Der Verleger 
meidet in ber Morrede, er habe die Schreibart etwas 
anögebeflert. 

Die vierte Ausgabe, deren Titel ich oben abgefchries 
ben babe, bat mir Hr. Geh. Juſt. R. von Schloͤzer 
geliehen. Sie hat diefelbige Vorrede des Salvius, und 
weicht von der dritten nur darin ab, daß fie, nicht wie 
dieſe, mit lateiniſchen, fondern mit teutfchen Lettern ges 
druckt iſt. 


E3 6. 


70 Utteratur dee Reifen. I. 


ö—⸗—— ———— — — — 


6. 


Neue Oſtindiſche feife, worinnen umflänbfich beſchrie 
ben werden unterfchiedene - Küften und. Inſeln im 
Dftindien, auf welche die holländifhe Compagnie. zu 
handeln pflegt; infonderheit Java Major, Sumatra: 
und Ceiloen, Malabar, Canara, Decam,  Gomargık; 
am Golfo in Perfin.... Nebſt dem, was fi 
merkwürbiges auf ber Reife des Paulus de Roy nad). 
Surate zugetragen. ... Herausgegeben von Chris 
ſtoph Kangbans. Leipzig, verlegte M. Robriache 
Wittib und Erben in Liegnik. 1705. 662 Seiten 
in 8 


Ubleugbar if das größte merkantiliſche Meiſterſtͤct des 


menſchlichen Verſtandes die Oſtindiſche Handlungsgeſel⸗ 
ſchaft der Niederlaͤnder. Keine groͤßere Anſtalt hat je⸗ 
mals die Handlung gehabt, und nie wird ſie ihres glei⸗ 
chen wieder erhalten. Sie iſt nun zerfallen, nachdem ſie 
ſchon viele Jahre nicht mehr durch ihren Gewinn, ſon⸗ 
dern, wie manche kleinere zu andern Abſichten geſtiftete 
Geſelſchaft, nur durch die Gehalte und Vortheile ihrer 
Bediente, fortgedauert oder agoniſirt hatte. Die grau⸗ 
ſame Natur! ewig zuſammenſetzen, und ewig zerſtoͤhren; 
ewig erzeugen und ewig morden; ewig erſchaffen und 
vernichten (1). 

In⸗ 


(1) Seneca ep. 30: quidquid campoluit, relolvit; et quid- 
quid relolvit, componit iterum. 


6. Langhans Reiſe. 71 


Indeſſen wird das Andenken jener Geſelſchaft uns 
vergeßlicy bleiben, und fo lange Menfchen Handlung treis 
ben werben, wirb es ihnen nuͤtzlich ſeyn, die Einrichtung, 
bey weicher fie ihre bewundernswürdige Größe gewonnen 
bat, zu Tonnen. Über ich weis nicht, ob man ſchon 
glauben Tan, diefe volftändig zu kennen. Mit Mluger 
Berſchwiegenheit hat fie foldhe nie ganz bekant werden 
fen, unb das meifle, wad man von ihr weis, bat 
- men ans ben Erzählungen derer zufammengelefen, welche 
tige Fahre in ihren Dienften geftanden haben, zu wels 
Sa fie, and. guten Gründen, micht immer Landsleute, 
oft Auslaͤnder, meiftens Tentfche, zu wählen pflegte. 


ber alles, was ein Bedienter nach feiner Entlaffung 
meiden Eonte, war doch nur Stuͤckwerk, nur das wenige, 
mad er in dem ihm angewiefenen. Poften hatte erfahren 
Unmen. Denn die Gefelfchaft geftattete feinem Zeit und 
Gelegenheit, ihre Fünftliche innere Delonomie zuverlaͤſſi ig 
und volftändig kennen zu lernen. 


Weil nun ein großer Theil deffen, was davon bes 
font ii, aus den Reifebefchreibungen derer, welche von 
der Geſelſchaft nach Dftindien gefchicdt worden, zuſam⸗ 
mengelefen ift, fo ift eö nicht unwahrfcheinlich, daß noch 
mancher Brocken in ben fchon vergeffenen Neifebefchreis 
bungen zurück geblieben if. Dem, der die Delonemie 
ber Geſelſchaft ftubirt, wird es gewiß der Mühe werth 
fen, alle noch einmal durchzufehn; und er wird auch 
eine Heine Ausbeute nicht verſchmaͤhen. 


So Fan es denn nicht überfläffig fen, auch die 
Reifebefchreibung des Langhans wieder in Erinnerung 
zu bringen. Nachdem diefer aus Weſtindien, wohin er 
wahrfcheinlich als Matros gegangen war, wieder in feine 
Vaterſtadt Breslau zurücgelommen war, entfchloß er 

€4 ſich 


72 Litteratur dee Reiſen. I. 


ſich zu einer Reiſe nach Oſtindien. Ohne Vorwiſſen ſei⸗ 
ner Verwandte ging er im Jahre 1693 nad) Amſterdam, 
und ließ fi) daſelbſt, ohne Beyhuͤlfe eines fo genanten 
Seelenverkaͤufers, bey der oftindifchen Geſelſchaft als 
Soldat annehmen. 


Man kan nicht erwarten, daß ein \ foldher Mann die 
Bortentniffe bat haben Lönnen, welche zu wichtigen 
neuen Beobachtungen erfoderlich fmd; .aber man  übere 
zeugt fi) bey dem Lefen feiner Erzählung bald, daß er 
ein, vernünftiger und durch Erfahrungen klug gewordener 
Mann geweien ift, und daß er den feſten Vorſatz gehabt 
bat, das was ihm merkwuͤrdiges vorgelommen iſt, aufe , 
richtig zu berichten. Seine Schreibart iſt auch für fein 
Zeitalter ſchlecht, aber doch verſtaͤndlich und lesbar; nur 
muß man bedauern, daß er manche Gegenſtaͤnde, welche 
er kennen zu lernen Gelegenheit gehabt hat, nicht ſo hin⸗ 
langlich beſchrieben hat, als ihm wohl moͤglich geweſen 
waͤre. 


Schon bey ſeiner Ueberfahrt von Hamburg nach 
Holland S. 48. ward er von einem Sturm gezwungen, 
mit ſeinen Reiſegefaͤhrten auf einem kleinen Kahn ans 
Land zu fluͤchten. Da nahm er aus dem Schiffe den 
vorraͤthigen Thran mit ſich, ließ den Kahn ſo lenken, 
daß die Wellen von hinten kommen muſten, und alsdann 
goß er ein wenig Thran ins Waſſer, welches, ſagt er, 
die Macht der Wellen bricht, dagegen aber eine andere 
viel ſtaͤrkere wieder folgt. Inzwiſchen ward dadurch die 
Landung möglich. 


Ich habe dieß ausgezeichnet, weil ed zum Beweife 
dient, daB dieſes Mittel die Wellen zu mindern, beffen 
ſchon Plinius, Plutarch, Theophylactus Simocatta und 

der 


. 6. Langhans Reiſe. 73 


bee armſelige Dichter Phile (2) erwähnt haben, den 
GSeefahrern immer gebräuchlich geweſen iſt, obgleich es 
erſt in neuern Zeiten den Naturforſchern bekant gewor⸗ 
den iſt, welche es zum Theil geleugnet, zum Theil 
darch eigene Beobachtungen beſtaͤtigt und zu erklaͤren ge⸗ 
fucht haben (3). Donati, welcher es bey Aufſuchung 
Heiner Meerthiere anwendete, ſetzt hinzu, daß ein auf⸗ 
gegoſſenes klares Oehl die Bemuͤhung erleichtere, in 
grberer Tiefe Körper auf dem Grunde zu erkemen (4), 
wb auch. dieß hat bereits Plutarch gemeldet. Die erft 
gmante Würlung bat vermuthlich den erften Grund zu 
m Gberglauben gegeben, baß ein von einem Pfaffen 
engefeguetes und ind Meer gegoffenes Oehl einen Sturm 
file, welches der Capneiner Succhelli aus eigener Er⸗ 
fihrung: zus wiffen meinte. Man fehe oben ©. 22. 


Die 


(3) Plin. Aifl. nat. II. cap. 2058. Plutarch. quaeſt. natur. 
914. Theophyl. quaeſt. phyf. 7. Phile, carm. V. im 
Cantacuzenum_ 516. oo. 

(3) Die meiſten Schriften über diefen Gegenſtand findet: 
men genant in. Boehmeri biblioth, hiſt. natur. V. p. 86. 
Ich fege hinzu, daß ein umftdndliher Auszug aus Frank⸗ 
lins und des von Kelyveld Anffägen ſteht in der neuen 
Ausgabe von des Thevenor L’art de nager. Paris 1782. 
12. p.216. Man fehe auch Zachs Ephemeriden 2. ©. 516 
und 3. S. 242. 

(4) Donati Auszug feiner Naturgeſchichte des Adriatiſchen 
Meerd. Halle 1753. 4. S.16. In ben nördlihften Laͤn⸗ 
dern gießt man noch in einer andern Abſicht Oehl in bie 
im Eife gemachten Defnungen, um daſelbſt das Waller 
ungefrohren zu erhalten; wenigſtens meldet dieß Olaus 
Magnus Hiftor. gentium feptemtrional, Bafleae 1567. 
fol. Lib. XI. cap. 23. pag-476- 

€5 


24° LUitteratur der Reifen. I. 


Die Abfahrt aus dem Texel geſchah im Januar 
1693. Damals war nody) gebraͤuchlich, daß das Schife 
vol, auf. Koften der Handlungsgefelfchaft , feftlich bewirs 
thet warb, wann fie die Abrolhos gluͤcklich vorbey ges 
kommen waren, und beöfald ihr Danfgebeth ‚verrichtet. 
hatten. Pyrard, welcher eben diefes meldet, fagt, jene: 
Gewohnheit ſtamme von den Portugiefen ber (5). Dee - 
Name Abrolbos bezeichnet die gefährlichen unter Waſſer 
liegenden Klippen gegen die Brafilianifche Kuͤſte (6). 
Die Schiffe hatten damals den Befehl, ſich mehr nah 
der Amerikanifchen als Afrilanifchen Küfte zu halten, 
um bie Paſſatwinde deflo beffer mugen zu koͤnnen. 
Schiffe, welche in jene gefährliche Klippen gerietben⸗ 
waren befehligt, wieder umzukehren. 

©. 94. Nachricht vom damaligen Zuſtande des Dom | 
gebuͤrgs d. g. H. Die dortigen Freymaͤnner, d. i. die, 
welche nicht Bediente ber Gefelfchaft waren, vornehmlich 
die ſich daſelbſt als Landwirthe angebauet hatten, mes 
ſtens franzöfifche Slächtlinge, klagten über Mangel an ' 
Arbeiter und über den Zwang, ihre Produkte den Paͤch⸗ 
tern des Vorkaufrechts, welches fich die Gefelfcyaft vore 
Behalten hatte,’ verlaufen zu müffen. Es fcheine, als ob 
bie Niederländer den Anbau des kandes nie ſehr ge 
wuͤnſcht hätten. | | ‘ 

Die Sauerey der Hottentotten. fan der V. nicht arg 
genug beſchreiben. Die fleifcyige ade der Weiber 

will 


(5) Algem. Hiftor. der Reifen VII, ©. 199. 

(6) Unter diefem Namen find die Klippen neben dem Ufer 
von Brafilien unter 341 Gr. Länge und 20 Gr. Breite 
‚©. befant; jedoch wird er auch andern gefährlihen Klips 
sen gegeben: fo findet man ihn auf einigen Seekarten 
füdweftlih vom grünen Worgebürge , ungefähe 13 Gr. 
weſtl. Länge von Ferro und 12 Gr. Breite N. 


‚6. Sanghans Reife. 75 


will auch er bemerkt haben. Ihre Sprache ſey fo ſchwer, 
daß ſie ſelten jemand erlerne. 


Das Schiff. hatte die Abficht, das Suͤbland oder 
Neuniederland ind Geficht zu bekommen. Da ward 
dem bie Chaluppe ausgefeßt, auf welcher auch der Verf. 
dahin abfuhr. “Das Südland, ſagt er ©.148., wels 
„es das Schiff, die Turteltaube genant, entdedt hatte, 
iſt ein großes wuͤſtes Land, meiſtens unbekant, doch 
| „ueiß ift, daß es an keinem Lande feſt ſeyn kan. Es 
nben fchon viele, um ſolches ganz zu erkundigen, aparte 
„Räfen dahin gethan, aber unverrichteter Sachen wieders 
„ehren müflen. Das oͤſtliche Theil des Landes bis an 
‚Reuguinea ift bekant, und äberal wo ein Schiff etwas 
„davon. entdedt, fteht ein Dfahl, auf welchem die Jahr⸗ 
„zahl und des Schiffes Namen zu befinden. So viel ich 
„Ihrer noch gefprochen habe, welche jemal hie oder da an 
„Land geweien, bekennen, daß es ein wüftes unbewohn⸗ 
„RE Land fey, auf welchem wenig zu hohlen. Ihrer 
„viele haben zu Lande gefucht, bis and Suͤdertheil zu 
„lommen, welches noch unbekant ift, fie haben aber, wie 
„andere zur See, unverrichteter Sachen wiederlehren 
„mäffen, weil die Reifen zu Lande fehr unbequem und 
„ferne find, indem es nicht bewohnt if. Die, welche es 
„za Schiffe dahin wagen wollen, können unmöglich, we⸗ 
„gen Abweichung der Magnetnabel, zu rechte kommen. 
„Wir gingen mit der Chaluppe die Revier Williams bins 
„ein, fanden aber gar nichts, das uns ‚hätte bienen koͤn⸗ 
„nen; am Lande fanden wenige und niedrige Bäume, 
„die Leine Frucht trugen; ber Boden hatte fehr niedrig 
„und därres Gras; an der Revier gab es viele Muͤcken. 
„Die Fiſcherey lohnte auch nicht bie Mäher... Alſo 
kehrten fie zum Schiffe zuräd. | 


Dieß 


6 gitteratue der Meifen. I. 


Dieß wenige iſt nicht der-Unterfüchung werth, ob 
das Suͤdland des Verf. eben dasjenige fey, welches ber 
Spanier Serdin. de Quiros 1605 entdeckt bat (7), 
oder ob es ein Theil von Neuholland ſey. Man weis, 
daB die Niederländer ihre Entdeckungen in jenen Gegens 
den geheim gehalten haben. Iinzwifchen findet man den 
Namen Suͤdland auf alten Karten; 3.8. auf Bel⸗ 
lin Karte von den Suͤdlaͤndern in Algem. Hiſtor. 
der Reifen XML. Nr. i5. Williams Revier ſteht auf 
Polus antarcticus von Janſſon. Die Entdeddungen ber 
Engländer haben diefe Namen aus den neuern Karten Ä 
verdrängt. 


Die Belchreibungen von Vatavia und den benach⸗ 
barten Gegenden, die Nachrichten von der Einrichtung, 
der Stadt und ihren Polizeyanftalten, fo’ wie. von der 
Lebensart der Einwohner von fehr verfchiedenen Voͤlker⸗ 
ſtaͤmmen, laſſen fi) gut lefen, und enthalten manche Heine 
Bemerkungen, weldye auch noch nicht zu verſchmaͤhen find. 
Beſonders liefet man manches von den zu Batavia wohns 
haften Chinefern, deren Kunftfeuer, vorzuͤglich das gruͤne, 
fehr bewundert wird, wozu fie Naphtha anwenden follen, 
©. 191, 193, welches Steinoͤhl jedoch nicht die Urſache 
der fchönen Farbe feyn fan. Mertwürdig ift, daß auch 
die Rufen das grüne Teuer beffer ald andere Nationen 
zu machen wiſſen. 


Anſtat daß die zuverläffigften Nachrichten melben, 
die Soya werde aus den Samen von Dolichos zubereis’ 
. 'tet, 


(7) Vom Südlande des Quiros fehe man Algem. Hiſt. 
der R. XII. ©, 212. XVII, ©, 522, 327. De Broffe 
Geſchichte der Sübländer &.202 - 209. und die dabey bes 
ſindliche Karte des 3. de Vaugondy von Auftral : Aflen. 


» 


6. tanghans Reife, 77 


tet, fo verfichert der Verf. S. 195, daß fie aus Tleinen 
gischen, ‚welche man mit Salzlake im wohl vermachten 
und in Die Erde eingefentten Gefäßen zerfließen läßt und 
hernach ausbräct, entſtehe (8). 


Gelegentlich will ich hier anmerken, daß Engländer 
Alfchlich berichtet haben (9), daß alle fo genante Japans 
fhe Soya zu Batavia bereitet werde. Nein, die beſte 
mt allerdings aus Japan in hölzernen Gefäßen nach 
Batavia, wo fie aber gemeiniglich in eifernen Keffeln eins 
echt, und dann in Slafchen gefüllet, verſchickt wird (10). 
Dies Einkochen hat wohl: jene Behauptung veranlaffet. 


Arak follen die Chinefer durch wiederholte Deftillas 
tion aus dem dem Cocosbaum zur Zeit der Blüthe abs 
gezapften Safte, welchen fie Sury nennen, bereiten, wos 
son die Handlungsgeſelſchaft jährlich etliche Hundert Faͤſ⸗ 
fee kaufte. Aber man weis jetzt gewiß, daß der Arak, 
velcher nach) Europa koͤmt, aus Reiß erhalten wird. 
Bel jeboch Arak ein algemeiner Name für deſtillirte 
Getränte ift, fo Tan es wohl moͤglich feyn, daß die Chis 
wefer eine Art auf oben angezeigte Weiſe zurichten. 


Mebrigens ift die Zahl der in Indien gebräuchlichen: 
and vom Berf. angeführten Getränke fehr groß. Bier 
wird in Indien nicht gebrauet, aber man vermifcht nach 
©. 101. Mumme oder Serbfter Bier, welche damals, 
nah ©. 28, zur Ladung der oflindifchen Schiffe gehöre 
ten, mit Syrup und Bierhefen, laͤßt diefe Mifchung in 
Bährung kommen, welches ein ſtark braufendes Getränk 

giebt, 


(3) Man fche Vorbereitung zur Waarenkunde. I. 
©. 104. 

(9) Communications to the board of agriculture IT. 

(10) Thunbergs Reife II, =, ©, 75. 


78 Litteratur der Reiſen. I 


giebt, fo daß es oft die Flaſchen zerſprengt. Merkwauͤr⸗ 
dig ift, daß in Indien das Einfalzen des Fleifches nicht. 
gerathen will, deswegen nach ©. 30. viel Pokelfleiſch 
und geräucherte Schinken dahin aus Europa geſchicet 
werden. 


Was der Verf. von ben vornehmſten Dflanzen auf 
Java gemeldet bat, hat ihm eine Erwähnung in’ Hallers 
botanifcher Bibliothek verdient. . Die Frucht Durion oder 
Durions wird von ihm ©. 231. ald ein aphrodifiaeum 
‚ongegeden. Dieß ſcheint Bergius, welcher die meiflen 
- Nachrichten von diefer flintenden Frucht gefammelt hat, 
nicht verftanden zu haben. Nach feiner Meynung fol . 
Langhans gefagt haben, fie habe einen geilen (frän) Ge⸗ 
ſchmack; aber Langhans bat das Wort Geilheit nicht 
vom Geſchmacke, fondern von einer ganz andern MWärs 
Tung gebraucht. So oft. auch Neifende diefe Frucht bes 
fchrieben haben, fo ift doch der Baum von niemanden 
botanifch beftimt worden, nicht von Bergius, nicht vom 
feinem Weberfeger J. R. Sorfter, nicht von Thunberg. 
Inzwiſchen haben ihm die neueften Botaniker einen Platz 
‚in der Polyadelphie mit dem Namen Durio angeiwie 


fen (11). 


Das Verzeichniß der Waaren ©. 254, welche bie 
Miederländer damals auf den verfchiedenen oftindifchen 
Kuͤſten einkauften und verkauften, findet man zwar in 

mehren Neifebefchreibungen, aber immer erwarten noch 
. manche darin aufgeführte Artikel eine Aufflärung von . 
dem, 


. Cır) Bergius über die Ledereyen. Halle 1792. 8. I. ©.116, 

Thunbergs Reſa IT. ©. 304 und in ber teutfhen Weber: 
fegung I, 2. ©. 251. Bauhini pinax p. 434, n. VIII, 
Linnei ſyſtema vegetabil. ed. Perloon p. 736. 


6. tanghans Reife. 79 


ten, welcher bie Waarenkunde wiſſenſchaftlich bearbei⸗ 
ten will. 


Auf Batavia hatte der Verf. das Gluͤck von dem 
Gecretair Paul de Hoy in Dienſt genommen zu wers 
ten, welcher ald Commiſſar ausgefchict ward, um den 
Zaſtand der Handlung in den nordwaͤrts gelegenen Plägen 
gemau zu unterfuchen. Auf biefe Weiſe erhielt er Geles 
genheit viele Städte und Inſeln kennen zu lernen, von 
welchen er manche Merkwärbigleiten angegeben hat, näms . 
Id Sumatra, Malada, Eeylon, an der Küfte von Dias 
ker: Eoulan, Gochim, hinauf bis Goa und Bombay, 
son da zu Lande nad) Surate. 


Nach ©. 295. beſtand damals das Geſchaͤft der Där 
niſchen Handlungsgeſelſchaft nur in Kaperey, welche vors 
achmlich auf die Mohrifchen Schiffe gerichtet ward, bie 
woch dem rothen Meere fuhren, weil dieſe eine reichere 
Beute gaben, als bie, welche nach Bengalen und China 
gingen. 

Der Verf. ſagt ©. 513. er habe Briefe gefehn, worin 
bee Großmogul ſich felbft nicht Mogul, ſondern Mo⸗ 
garij , und feine Unterthanen Mogaris genant habe. 
Aus diefen Namen haben, meint er, die Europäer Mo h⸗ 
sen gemacht. Zum Unterfchiede von den eigentlichen 
Mohren oder Negern würden jene Indianer oft weiße 
Mohren genant, da denn dieſe Benennung ganz eine 
andere Bedeutung als in der Naturgefchichte hat. 


Auf Malacka wufchen die Malayen Gold aus Strößs 
men, weldyes fie aber gemeiniglich verfälfchten. Der 
Merf. befchuldigt die Portugiefen, daß fie die Indianer 
biefen Betrug, fo wie die MVerfälfchung des Ambra und 
anderer Waaren, gelehrt hätten, als fie gemerkt, daß 
fie die fremden Kaufleuthe nicht ganz abhalten koͤnten. 

©. 386. 


80 gitteratur dee Reifen. I 
S. 386. Befchreibung der Perlfiſcherey neben ben 


Ssnfeln Ceylon und Manar. ©. 185. liefet man, daß bie | 


Bengalifche Butter fo duͤn oder flüffig fey, daß man fie 
mit einem Löffel ausfchöpfen Tonne. Ich führe dieß gern 
on, zur Beſtaͤtigung beffen, was ich in Geſchichte ber 
Erfindungen 3. 6.293. behauptet habe. In den als 
ten Zeiten verftand man noch micht, die Butter fo fefl zu 


machen als jegt, am wenigften in ben heißen Climaten, 


wo die Hitze es erfchwert, und wohin die in nörblichen 


Ländern erfundene Kunft Butter zu machen, am fpäfes : 


fen gekommen ift. Was Langhans von der Bengalifchen . 


Butter fagt, liefet man au) in Worms Reife ©. 349 
welcher auch) .S. 350. die dort gebräuchliche Zubereitung 
befchreibt. Daß die Butter in Siam und auf den Guns 


difchen Inſeln immer fläffig fey, bezeugt Salmon J— 


Gegenwaͤrtigem Staat der Sundaiſchen Inſeln. Alton⸗ 


1753. 4. ©.53 u. 150. Ülgem. Hiſtor. der Reifen. 
X. ©. 248. ' Daß die Butter in Aegypten und in ber . 


Wuͤſte flüffig fey, meldet auch Havens Tagbuch in 


Michaͤlis Briefen II. S.137. Die Ruffen haben ft in 


neuern Zeiten Butter machen gelernt, und noch jet wird 
in den mitleern und nördlichen Provinzen aus den fetten . 


Theilen der Milch durch Teuer mehr ein Dehl, als wahre 


Butter erhalten. Noch jegt haben bie Ruffen Fein befone- 


beres Wort für Butter; fie nennen fie Dehl, Maflo, 


- and weil darunter jedes thierifches und vegetabilifches 

Oehl veritanden werden Fan, fo wird, wenn es nöthig iſt, 
zur Anzeige der eigentlichen Butter, dad Beywort ges - 
braucht: Maflo korovie, das ift: Kuhoͤhl. Man fehe bie, 


Cälteiten) nordifchen Mifcellaneen St.13. ©.247. 
Webers veränderte Rußland ©. 222. 

Daß die dendritifchen Achate in Indien vorgäglich 

zu Knöpfen, Meſſerſchalen, Saͤbelgefaͤßen u. dergl. ge⸗ 

kauft 


6. Langhans Reife. 81 


Isuft werden, iſt S. 213 u. 529. angezeigt worben. In 
GSurate werden fie in Menge von den Englaͤndern aufge⸗ 
kanft. Sie follen, wie der. Verf. fagt, in Ströhmen ger 
funden werben, aber vermuthlich kommen doch wohl die 
meiſten dahin aus Mochha. 


-Die vielen mit Elfenbein fein eingelegten Arbeiten, 
welche aus Zeilon zu oft vorzukommen fcheinen, als daß 
die Werfertigung fo mühfam feyn Tönte, als man beym 
eften Aublicke vermuthen möchte, follen nad) ©. 370. 
fo gemacht werben: fehr fein zerfeiltes Elfenbein würde 
‚ u einem dicken Breye eingelocht; damit würden die vors 
ber ausgefchnittenen oder vertieften Figuren ausgefuͤllet; 
alles würde mit der Zeit immer feſter und erhärte ends 
lich wieder fo fehr, daß es fich poliren laffe, und als⸗ 
dann das Anfehn habe, als ob das Elfenbein gefchniget 
and eingeleimt wäre. Sch weis nicht, ob dieß möglich 
fen; aber wahr ift, daß man von Elfenbein ausgelegte 
Biguren antrift, welche zu fein find, als daß man glaus 
ben Yan, daß fie für den niedrigen Preis geſchnitzt oder 
ausgeſtochen "wären. Mittel zur Ermweichung des Elfen« 
beins Kante man längft zur Zeit des Plutarchs, und Se⸗ 
men ſagt, fie wären von Democritus erfunden wors 
den (12); aber die Vorfchriften dazu in unfern Kunfibüs 
dern find wohl unzuverläffig. 


Auf der Kuͤſte von Malabar hatte ſchon damals die 
Geſelſchaft ihre Feſtungen verfallen laffen, weil dort wer 
sig zu verdienen war. Sie begnügte fid) damit, den 
Engländern zu wehren, ſich dort feit zu feßen, weil diefe 

ſonſt 


(ia) Platarch, an vitioftas ad infelicitat, ſuſſiciat. p. 498. 
Seneca epifts 90. 
Beduunn’s Litterat. d. Reiſ. I. F 


—8 


82 iitteratur dee Reiſen. i. 


ſonſt den Handel nach Surate und Perſien an ſich un 
möchten. 

Goa, welche Stadt damals ſchlecht gebauet unb 
nicht gepflaſtert war, ließen die Niederlaͤnder den Par⸗ 
tugiſen, weil ſie auch dort keinen großen Gewinn hoffen 


konten. Der Verf; ward auf einer Epaluppe dahin sm: 


fhidt, um Eßwaaren einzulaufen. 


Die Landreife von Bombay nach Surate iſt nee. 
- würdig, weil fie nur von wenigen befchrieben if. Die 
Holändifche Loge von Wingerla, oder nad) Hubners 
Geographie Vingrela, lag ſchon damals wuͤſt. Auf ju 
nem Wege ging die Reiſe neben der Portugiſiſchen Stabt 


. Baffuin vorbey, nach Daman nahe am Meere, untl: 


allen Portugiſiſchen Städten in Indien am beten er 
bauet. 


Viel von‘ dem damaligen Zuſtande der Etat Eu. 
rate, von ihrer großen Handlung, von den Karavanen - 
der Türken und Armenier dahin. Lektere waren elfemals‘ : 
durch das wuͤſte Arabien gegangen, well aber bie Reifen 
durch die Sandwuͤſten gar zu gefährlich waren, . fo nahe 
men fie ſchon damals den Umweg durch Perfien. Dome‘ 
waren die Engländer bort noch in einer bebrängten 
Rage. oo 
:&. 526. in der Nachricht vom Handel in Surate, 
ſagt der Verf.: “Die Wage der Mohren iſt eine Stange . 
„mit einem Haken, auf welcher die Pfunde bis an den 
„Haken gezeichnet find, und wenn fie etwas waͤgen wol⸗ 
„len, fo wird ein Gewicht, welches fie einen Defemer‘; 
„nennen, von einer Krümme bis zur andern gerückt”. —8 
Alſo die Mohren bedienen ſich der Schnelwage, welche — 
in Aſien uͤberall, auch in China, gebraͤuchlich iſt. In 
Holſtein und in vielen Gegenden von Niederſachſen, wird 


.. 6. Sanghans Reife. | 83 


biefe der Befemer oder Peſemer genant, ein Mort, 
welches wohl Feiner teutfchen Ableitung fähig if. Denn 
Befemen flat Befen in Luthers Bibel koͤmt hier nicht 
in Betracht, fo wenig als Bäfmer, der Befen macht, 
in Maalers Teutſchſpraach. Solte ed denn wohl oriens 
tlifchen Urfprungs feyn ? 


Dieß wäre nicht unwahrfcheinlich ; wenn fich erweifen 
Iße, daß diefe Art der Wagen aud Afien zu und gen 
Immen ſey; aber fie war nicht nur fchon dem Nriftotes 
8 dekant, fondern, auch im alten Mom gebräuchlidy (13). 
Gie leider freylich mancherley Abaͤnderungen, welche man 
a Leupolds theatr. fat. findet. Iſt vieleicht nur eine 
änderung mit dem Namen zugleich in Europa beliebt 
geworden? Wuch die Schweden nennen dieſe Wage: et 
Befman, Beſmans wigt. Hr. Hofr. Tychfen fagt 
wir, Pofamer fände fich weder im Perfifchen noch Ara⸗ 
bien Wörterbuche, und möchte wohl ein Provinzials 
mem 112 1.9 Ä 


Ich erinnere hierbey, daß bie Schnelwage auch ſta⸗ 
tera romama heißt, und zwar nicht von Rom, wie man 
vermutben möchte, fondern deswegen, weil in Conftans 
tinepel das Gegenwicht an jener Wage, wie auch noch 
oft in England, die Bildung eines Granatapfeld zu ‚has 
ben pflegt , weicher im Arabiſchen Romman heißt (14). 

Dieſe 


(13) Nachrichten und Abbildungen alter Wagen. findet man 
in Saggi di dilfertazioni accadem, lette nella accadem, 
Etrusca dell’ citta di Cortona. In Roma. 1735 4 
pag.92. Philander ad Vitruv. X, 8. p. 213. 

(14) Quafi ponderatio ad malum punicum fagt Joh. Wal- 

lis {in Mechanica J, cap. 3. ptop. 25. Oper. I. p. 642, 

weicher fi dabey auf das Zeugniß des Prof. der orien⸗ 

53 tal, 


84 Litteratur der Reiſen. J. 


Dieſe Ableitung wird dadurch noch wahrſcheinlicher, daß 

ſogar im Italieniſchen noch jetzt das Gegengewicht der 

Schnelwage romano heißt. Auch die Franzoſen haben 
daher ihre Benennung romaine. Ich will jedoch nicht 
verſchweigen, daß Graf Corenzi in dem ſchon angefuͤhr⸗ 
ten Aufſatze der Akademie zu Cortona S. 99. meint, der 

Name ſey daher entſtanden, weil das Gegengewicht ge⸗ 
meiniglich die Roma, Goͤttinn ber Stadt, vorgeſtellet 
hat, wiewohl es zuweilen ein Merkur geweſen ſey. Mir 
ſcheint die erſte Ableitung glaublicher zu ſeyn. Es hat 
alſo dieſe Wage beyde Namen (Befemer und römifche 
Wage) von dem Gegengewicht, und ſo wird es glanb⸗ 


Nlich, daß auch ber platteutſche Name Unzener, ben 
das Bremenſche Woͤrterbuch aufgenommen hat, von Unze 


abſtamt, weil das Gegengewicht, wenigſtens an kleinen 
Wagen, oft eine Unze zu ſeyn pflegt, wie ſchon Ade⸗ 
lung (unter Schnelwage) vermuthet hat. Die Nieder⸗ 
laͤnder ſagen Unſt er. 


Bey Surate lernte der Verf. S. 288. bie Wringer⸗ 


ſchlange kennen. Sie hängt, wie ein duͤrrer Aſt, ofi 6 


Ellen lang, von Bäumen herunter, umfchlingt plöglih 
Menſchen und Vieh, blähet fi) alsdann auf, und zieht 
fid) immer enger zufammen, bis endlich das unglückliche 
Thier erſtickt, dem fie alsbann alles Blut ausſauget. 
Ein Gluͤck ift, daß die geringſte Verwundung Diefer 


Schlange alle Kraft benimt. 


Storpione legte das Schifvolk an die Sonne ©, 322, 
und ſah, daß fie fi) alsdann mit ihren eigenen Schwäns 
zen tödteten. Alſo iſt dieſer Glaube auch in Indien. 


In 


tal. Sprachen Pococke beruft, welcher ſelbſt in Conſtan⸗ 
tinopel geweſen war. 


6 Langhans Reiſe. 85 


In Neapel erinnerte ſich Keyßler II. S. 231, daß 
Skorpione ſich ſelbſt toͤdten ſolten, wenn fie in einen 
Kreis gluͤhender Kohlen geſetzt würden, aber einige Ders 
ſache beiwiefen ihm die Unwahrheit diefer Sage, welche 
dennoch Mead de vipera p.78, auf die Merficherung vier 
We Augenzeugen, für wahr hielt. 


- Diefe Erzählung iſt zumeilen zum Beweiſe, daß nicht 
Menfchen allein bes Selbfimordes fähig find , von denen 
angeführt worden, welche folchen zu vertheidigen gefucht 
. ben. Aber die Stellungen ber Thiere bey flarken 
Qualen, weldje man für Selbfimord angefehn hat, fcheis 
um ummillührliche Zuͤckungen, Krämpfe und Betäubungen 
m fegn: Manche für todt gehaltene Thiere ‚pflegen fich, 
nenn die Qual oder die Zurcht nachläßt, wieder zu ers 
belen, fo wie der Spedläfer, Dermeſtes, und mie die 
Echlange in Carolina, über deren geglaubten Selbſtmord 
John Bartram Verſuche befchrieben hat, in Gentle- 
man's magaz. 1765. Warum hat denn das einzige vers 
zünftige Gefchöpf die Macht erhalten, feine Leiden durch 
den Selbſtmord zu endigen? Etwa um durch den Nichts 
gebrauch derfelben feine Duldfamkeit und Folgſamkeit ges 
- ga die Geſetze der Religion beweifen zu koͤnnen (15)? 


Dee Commiſſar Paul de Roy entbedite bey ben 
Befelfchaftsbedienten in Surate große Betruͤgereyen; er 
fucgte folche auf Fünftig zu verhüten, und wolte fie zur 
Befirafung anzeigen. Aber er flarb dort plößlich d. 30. 
Sul. 1695. an Gift, fo wie in gleicher Lage fein Wors 

| | singe, 
(15) Man lefe:.L’Anti-Hegefias, Dialogue en vers fur le . 
fuicide, avec des remarques critiques et biforiques 

(par M. Bas). Hamburg 2763. p,20.° ° Si. 

3° 


86 VUtteratur der Reiſen. l. 


gänger, der deruͤhmte von Rheede (von. Drakenflein? 

- dem man den Hortum malabaricum verdankt?), welder 
fogar mit großer Volmacht aus Europa dahin: geſchickt 
war; und fo waren denn, fagt der Verf., die ungehcusen 
Koften diefer Reifen gänzlich vereitelt. 


Man weis, daß faft immer die zur Unterfahung . 
der Betrügereyen von Batavia oder Europa abgefchichten 
vornehmen Bediente, entweder in Indien vor ihrer Rüde 
reiſe, oder auf der Reife vor ihrer Ruͤckkunft an Gift ges 
ftorben find, fo daß der Regierung durd) fie dad, was 
‚fie zu wiffen wänfchte, nicht befant geworden iſt. 


Nachdem die Leiche bes Commiſſars neben dem 
Grabe des von Rheeden eingefentt war, reifete der Verf, 
mit den Übrigen Bedienten der Commifjion nad) Games 
ron (Gomrom, Gomron) am Perfifihen Meerbufen, 


Da fand der Verf. eine unerträgliche ungefunde, 
Hitze, aber die Lebensmittel beffer und wohlfeiler als in 
Indien. Die Schafe, welche dort breitfchwänzig find, 
ſagt er ©. 594., werden dort Caͤmels genant, fo wit 
‚auf der barbarifchen Küfte; ihre Wolle fey langhaarig, 
und die auf dem Schwanze ſehr fein, ſaſt wie Seide, 
und diefe werde unter dem Namen Cämelds Haar 
zu Kamelotten verarbeitet. Er erklärt es für lächerlich, 
das feine Kamelhaar für Haare der Kamele zu halten(16% . 

Der 


06) Ich balte es der Mühe werth, die eigenen Worte ab; 
gekuͤrzt hieher zu ſetzen. “Die Schafe, welche in dieſen 
„Landen Caͤiels genant werden, find weit größer als im 
„unferm Lande, bach von Beinen, haben hohe und krum⸗ 

ME Nafen, lange Ohren ,. oft 4 Hörner, große breite 
„Gchwaͤnze, bie wohl 30 Pfund ſchwer find. Die Wolle 

| „if 


6. Langhans Reife. | 87 


Bermutthlich haben Buͤſching (17) und nach ihn Ade⸗ 
lung und andere auf dieſes Zeugniß behauptet, der 
Arabiſche Name des Schafs oder ber. Ziege, welche das 
feine feibenbafte Haar liefere, ſey Kämel; deswegen 
wollen fie Rämelbaar und Kämelziege fchreiben. 
Sber dann würde, mad) Langhans Ausſage, das 'letzte 
- Bort ſeyn, als wenn man ſagen wolte: die Ovis⸗ 
ziege. 


Man vergleiche | biemit, was Hr. Hofr. Tychfen 
über diefen Namen gefagt hat in meiner Vorberei⸗ 
tung zur Waarenkunde I ©. 501. Nady feiner 
Berficherung finder ſich das Wort Kämel für Schaf 
der Ziege weder in Urabifchen noch Perfiichen Wörters 
Meer. Er vermuthet, daß die Wolle oder das Haar 
ea Namen von bem Arabiſchen Worte chamal, weich, 
jart feyn, erhalten habe. — Wenn jedoch Langhans 
nicht geirret hat, fo koͤnte man, denke ich, wohl ver⸗ 

muthen, 


„It langhaͤrig, etwas geflammet Trans; die auf dem 
„Schwanze ift ſehr fein, faſt als Seide anzugreifen; fol: 
„che wirb Caͤmels⸗-Haar genant, daraus werben in biefen 
„Landen die fhönften Gamelotten gemadt... Man folte 
„alfo Caͤmels⸗Haar, niht Sameelhaar fagen. . . Ich weis 
„mich zu entfiunen, daß 'ald ich auf ber Barbarifchen 
„Küfte war, auch folhe Schafwolle, Sameeld: Haar ge: 
„nant, nach Frankreich, geſchickt ward, weil auch bie Schafe 
„im Barbaria Caͤmels genant werben, bie aber fo große 
„und fette Schwänze, auch fo feine Wolle nicht haben, 
„als diefe, fo ih ih Perſien sgefehn, zumal ba noch zum 
„Ueberfluſſe in Perfien die fiarfe und grobe Wolle ausge: 
„ſucht und zu Perflanifhen Teppihen verarbeitet wird. 
(17) Buͤſchings Vorbereitung zur Kentniß der Staatever⸗ 


faſſang ©. 109. 
ö 4 


88 - Sitteratun ber Reiſen. 'L. 


muthen, daß auch das Thier ſelbſt, was die weiche 
Wolle traͤgt, daher benant ſey. 


WVUebrigens ſcheint es noch zweifelhaft, ob alles nuf⸗ * 
liche Kaͤmelhaar von Ziegen, oder einiges ‚von. Schafen 
erhalten werde. Nach bem, was mir jebt bekant iſt, 


- muß ich glauben, daß wenigſtens bie bewundernswuͤrdig 


feine ſeidenartige Wolle zu dem allerfeinſten Gewebe, zu 
den Schals, von den Tibetſchen Schafen erhalten wird, 
welche zu den breitſchwaͤnzigen gehoͤren, die in vielen 
Laͤndern des Orients ‚gehalten werden. Von dieſer Wolle, 
welche an Glanz dem Angeriſchen Ziegenhaar gleich, aber 
noch feiner iſt, beſitze ich eine Probe, als ein Geſchenk 
des Hrn. Pallas mit ſeiner eigenhaͤndigen Aufſchrift: 


Kermaniſche und Tibetaniſche Schafwolle. 


Auch habe ich Proben einiger dort daraus gemachten 
Zeuge von dieſem großen Naturforſcher erhalten. 


Von Gamron ging der Verf. zuruͤck nach Batavia, 
und nachdem er daſelbſt ſeiner Dienſte, oder wie er 
ſagt, der Sklaverey, entlaſſen worden, ging er nach 
Europa zuruͤck. Er haͤtte, nach den Geſetzen der Ge⸗ 
ſelſchaft, weil er als Soldat hingegangen war, auf 
der Ruͤckreiſe wieder als Soldat dienen muͤſſen, aber 
er hatte das Gluͤck von einer vornehmen Familie, 
welche auch nach Europa "zurückehrte, auf der Reiſe 
als Bedienter angenommen zu werden. Er kam im 
September 1696 im Texel an; aber noch hatte er keine 
Ruhe; er machte Reiſen nach der Levante und zuletzt 
nach Groͤnland; von dieſen Reiſen hat er nichts drucken 
laſſen. 


VUebrigens zeige ich noch an, ja in dieſer Reiſe⸗ 
deſchreibung, deren Zuſchrift den 15. Auguſt 1705 zu 
Dress 


6 Langhans Reiſe. | 89 


Breslau unterfchrieben iſt, gute Anmerkungen über Pafs 
htwinde, Ströhme im Meere, Abweichung der Mags 
mtnabel und manche Gegenftände der: Steuermanstunft 
yortommen , wie denn auch der Verf. einft als Steuere 

mana gedient hat. Das Buch hat vier Heine Karten: 
som bee Spike von Afrika, von der Bay am Morges 
birge: der guten Hofnung, vom Hafen au Batavia und 
son der Rede von Vantam. 


5 | | 7. 


99 | . titterame der Reifen. I. 





7. 


Joh. Sigmund Wurffbains vierzehen jährige Oſt⸗ 
Indianiſche Krieg⸗ und Ober⸗Kaufmanns ⸗Dienſte, 
in einem richtig geführten Journal⸗ und Tage⸗ 
Buch). In welchen viel denkwuͤrdige Begebenheiten, 
wohl beglaubte Erzehlungen fern entlegerier Länder. 
“und dero Einwohner annehmlicdhe DBefchreibungen, 
ousländifcher Gewächfe und Thiere deutliche Erklaͤ⸗ 
rungen, famt vielen in Handlungs = Sachen bienlis 
hen Wichtigleiten vorgeftellet werden. Auf vielfäl. 
tig und oft wieberholtes Begehren mit unterfchiede - 
lichen Kupfern geziert, endlid an den Tag gelegt 
von J. P. W. D. Sulzbach, in Verlegung Joh. 
G. Endters in Nürnberg, gedruckt bey Abr. Liche 
tenthaler. 1686. ohne Vorreden und Regifter, 264 
Seiten in 4. 2 


Ts. Sigm. Wurffbain, Sohn des gelehrten Keons 
Hard Wurfibains, (meldyer vornehmlich durch feine 
genenlogifchen Schriften berühmt geworden), gebohren zu 
Nürnberg d. 20. Auguft 1613. In feiner Jugend bielt 
er fi einige Jahre in Holland auf. Weil in Teutſch⸗ 
Iond. durch Krieg Handlung und alle Gewerbe zerſtoͤhrt 
waren, und niemand zu nutzbaren Unternehmungen Kräfte 
und Muth Hatte, entfchloß er ſich, mit Einwilligung feis 
ner Weltern, nach Dflindien zu gehn, und weil dazu 
* = feine 


.. 


7. Wurffbains Reiſe. | gi 


feine andere Gelegenheit zu finden war, ging er im Jahre 
1632 ald Soldat dahin. 


Inzwiſchen gluͤckte «8 ihm im Jahre 1635 als DObers - 
Tanfmanns » Aſſiſtent angefeßt zu werden, und einige Jahre 
hernach die Stelle eines Unterfaufmannd zu erhalten, 


In Diefer Bedienung ward er nach Surate, und - 
1638 nach Mochha am rothen Meere gefickt, wo er 
ſich das Verdienſt erwarb, die Handlung der Holländer, _ 
weiche einige Jahre dort eingegangen war, wieder here 


Ä Im Sabre 1642 warb er mit koſtbaren Waaren, 

weuchmlich Juwelen, nad) Cambaya geſchickt, wo er 
den Verkauf fehr glücklich ausführte. -Nachher ward er 
wm. wärklichen Oberkaufmann ernant, welche Ehre vor 
km nur erſt ein Teutſcher erhalten hatte, 

- Nachdem er. der Handlungsgefelichaft 14 Jahre ger 
dient ‚hatte, ging er im December 1645 aus Dftindien 
zuruͤck, auf einem Schiffe, deifen Commando ihn aufger 
tagen war, und kam im folgenden Jahre wieder nady 
Nürnberg. Dafelbft errichtete er eine Handlung, warb 
Vancogerichts⸗Adjunct, und flarb d. 2. Aug. 1661. 


Schon fein Vater hatte 1646, aus den Briefen feis 
ms Sohns, zu-Nürnberg bey Michael Endter, aber in 
feinem eigenen: Verlage, auf 63 Seiten in 4. drucken 
fen: J. S. Wurffbains oflindifche Neifebefchreibung. 
Mit diefer war aber der Sohn nicht zufrieden, weil fehr 
viele Fehler eingefchlichen waren, deswegen er alle Abs 
drädte aufzulaufen und zu vertilgen ſuchte. Man fin⸗ 
det fie inzwifchen faft ganz abgedrudt in: Martin 
Zeillers epiftolifcher Schatzlammer, nad) der Ulmer Aus⸗ 
gabe von 1700. Fol, Seite 633. oh. Sigmund bat, fo 


viel 


92 | Utteratur der Reiſen. I. 


viel ih weis, felbft von feiner Reife ni brüten - 
laffen (1). 
. Uber ‚nach feinem Tode Hat -fein gelehrter Sohn 
Sob. Paul Wurffbain, der Verfaſſer der Salamaudre- 
logiae und vieler niedicinifcher Auffäe in den Ephemerid, . 
ac. nat. cur., aus dem Tagebuche des Vaters, wovon , 
dieſer eine hollaͤndiſche und teutfche Abfchrift hinterlaſſen 
hatte, diejenige Befchreibung, deren ganzen. Titel ich 
oben angegeben habe, ausgearbeitet. Beſſer wäre es wohl u 
gemwefen, wenn er das Tagebuch ungeändert hätte drucken‘. 
offen, anſtat daß er felbft daraus feines Waters Schi 
fale erzählt hat. Inzwiſchen fcheint es wahr zu ſeyn, 
was er in der Vorrede verfichert, daß er in bie Erzaͤh⸗ 
lung nichts aufgenommen hat, was nicht in den Papi⸗⸗ 
ren des Vaters enthalten geweſen; wie denn auch die Go | 
bes Tagebuchs beybehalten ift. j 
Haller (2) führt eine Ausgabe an: Sulbach 
1684. 4., aber die Jahrzahl iſt wohl nur- aus 1686 
. durch einen Schreibfehler  entftanden. Meuſel meldet 
eine Auflage: Tübingen 1688. 4., von welcher mir font u 
noch Feine Nachricht vorgekommen ift. 


Der Werth dieſer Reifedefhreibung ift für unſere 
| Zeit ſehr gering. Zu wichtigen Beobachtungen, Unter⸗ 
ſuchungen und Beſchreibungen merkwuͤrdiger Gegenſtaͤnde 
war der Verf. nicht geſchickt; auch hat er faſt nur ſeine 

eigenen 


a) p. I. Marpergers erſtes Hundert gelehrter Kaufente- 
Dresden u. Leipzig. Ohne Jahrzahl in 8. * Geite 162. 
Will Nürnbergiihes Gelehrten Lericon. Nürnberg 1759. 
4. * IV. ©,313. In Meuſels Bibliotheca hiftor, II, I. 
p. 345. iſt Leonhard Wurffbain unrichtig Vaters Bruder 
des Joh. Sigm. genant; er war ſein Vater. 
. @) Biblioth. botan, I. p.627. II. p. 688. 


7. Wurffbains geiſe 93 


eigenen Schickſale und graufame Hinrichtungen einiger 
Verbrecher kurz aufgezeichnet. | 
Das wenige nubbare heſteht in dem eingeflreueten 
Nachrichten von dem damaligen Zuſtande der oftindifchen 
Dandinng , in Benennung der Ausfuhr und Einfuhr an 
einigen Orten, und in Erwähnung etlicher Inſeln, welche 
in uufern Erbbefchreibungen und Karten noch nicht eins 
geiragen, ober in letztern zwar angedeutet, Doch nicht 
genant find. Mber zu ihrer nähern Beſtimmung liefet 
“mon wicht mehr, als ihre Nachbarfchaft und ungefähr 
angegebene Entfernung. 


Der Herausgeber bat dad Tagebuch dadurch vers 
größert und dadurch Iehrreicher zu machen gefucht, daß 
@, in zugefeßten Anmerkungen , von ben XThieren und 
Manm, welche unter den Waaren oder fonft gelegentlic) 
genant find, aus den beften bamald vorhandenen Büs 
Gern, Nachrichten beygebracht hat. Die ſieben Kupfers 


Yafeln,. unter denen eine Karte von Aſien und Afrika des | 


Derf. Reife bezeichnet, find Kopien oder unnuͤtze Erdichs 
tungen. Die elende Anfiht von. der Stabt Mochha ift 
ein Stäckchen von derjenigen, welche in Dappers Afıen: 
Mefopotamien, Babylonien u. f. w. Seite316. flieht. 


S. 154. 160. 164. findet man unter den aus Mochha 
geholten Waaren, 83,540 Pfund Cauwa genant, mit dent 
Zuſatze: “"Cauwa ift eine Art von Bohnen, bie allein in 
„sem um Mochha. liegenden Gebürg zu wachen pflegen, 
„and von den Muhametanern fowohl in Türken, als auch 
„durch ganz Indien zu Erhaltung der Gefundheit, täge 
„lich überflüffig gebraucht werden, und zwar wenn fels 
„bige im Zeuer ganz kohlſchwarz gebrant, dann gefloßen 
„und gekocht, trinken fie das Waſſer davon ganz füds 
„und brenn » heiß, vorgebendb, daß es den ganzen Leib 

| „erbige, 


27} VLitteratur der Reifen. 1. 


„erhite, die Außere Schale Seifler genant, gebrauchen fie ' 
„auch, auf gleiche Meile, und zwar zu bed Leibes gänzi 
„licher Erkählung in gröfter Hitze; und bedienen: ſich fols. 
„ches Tranks an flat des Weins, wie denn derglel⸗ 
„chen Cauwa s Haͤuſer hin. und ber, ſehr viel genden 
„werden”. u 


Merkwuͤrdig iſt, daß der gelehrie Herausgeber den 
Kaffee noch nicht gefant Hat, benn fonft würde er gen 
wiß nicht unterlaffen haben, darüber eine Anmerkung zu 
machen. Weil er auch in den erzaͤhlten Ladungen der 
Retour⸗Schiffe nicht vorkͤmt, fo ſieht man daraus, 
daß die oflindifche Geſelſchaft ums Jahr 1664 noch kei⸗ 
nen arabifchen Kaffee nach Europa gefchict hat, obgleich 
ſie ihn ſchon den Muhametanern in Indien verkaufte. | . | 


Daß auch damals noch Fein gekoͤrnter Sagu befant 
geweſen ift, und überhaupt noch Feiner nach Europa ges 
bracht worden, findet man bier beftätigt. Denn Geite _ 
46. giebt W. davon eine unvolftändige Nachricht, welde 
auch der Herausgeber nicht zu verbeffern gewußt bat, 
und welche die Europäer nad) dieſer Speife noch nicht 
hätte lüftern machen koͤnnen. Hier find die eigenem 
Worte: “Auf den Amboinfchen Infeln haben fie Sagu, 
„eine Urt Brod aus Holz gebaden, weiß und röthlicht, 
„den: Sägefpähnen ähnlich, Dieſer Sagu wird erſtlich 
„mit Waſſer vermifchet, durch ein Sieb getrieben, fo 
„daß das gröbfte davon zurück bleibt, das feinfte aber 
„(nachdem das Maffer zuvor davon abgegoffen) wird im 
„giühende von Erden gemachte, theils viereckichte, theils 
„ablonge Formen oder Möbel gegoffen, und alfo ges 
„bachens wenn ed nun auf eine lange Zeit (wie es benn 
„wohl etlih Jahr gefchehen Fan) foll aufbehalten werben, 
„wird es noch über diefes in der Sonne gebdrret; wem‘ 

FRULH 


7. Wurffbains Reife. Pr 


„man es feifch ifjet, Tan man es noch wohl genießen, 
„zebörret aber ift eö fo hart, als Stein, auch etlicher 
„Drten, bevorab an denen Eden, wie Glas, und dahero 
Abel und mit befonderem Vortheil zu zerbeiffen, denn 
„u widrigen Fall man den Gaumen ſamt dem Zah 
Aleiſch gar leichtlicy verletzet, daß das helle Blut häufig 
„basuach zu gehen beginnet; will man es aber zuvor im 
„Waſſer einweichen ,; fo ift es ganz unannehmlichen Ges 
„ſchmacks; kurz, es ftillet den Hunger und füllet den 
„Magen, giebt aber niemand Kraft noch Geſchmack. 


Dieß gehört zur Gefchichte de Sagu in Vorbe⸗ 
reitung. zur Waarenkunde 2. ©. ı. wo ich bee 
Maupiet babe, daß diefe Waare erft mach dem erflem 
Viertel des achtzehnten Sahrhundertd nach Europa ger 

bracht worden. Man erlaube mir hier gelegentlicy hinzus 
 gufeen, daß wenn Sagu ſchon ums Jahr 1707 in Hol⸗ 
mb bekaut geweſen wäre, gewiß Reland ganz anders, 
dabon geredet haben würde, als er davon in Differtat. 
mifcellaneis. Trajecti ad Rhen. 8. III. p. 135. geredet 
het. Daß ich mit Recht gezweifelt habe, ob Cycas cir- 
enalis die wahre und einzige Palme ſey, aus deren 
Mark. Sagu bereitet wird, hat C. 5. Rottboͤll in Skr.. 
det Kiobenhavnfka Selsk. Nye Saml, II. p.525. bewiefen, 
weldher den Baum unter einem neuen Namen Metroxy- 
ion fagu beſchrieben hat. Ä 


S. 71. und or. wirb der wohlriechenden Rinde 
Mafloy gedacht, womit fi) die Javaner den Keib ber 
ſchmieren, (um fi) zu erwärmen und Leibſchmerzen abs. 
zubalten). Sie foll von Neu s Guinea nady Ceram foms 
mn; wenigſtens erhanbelten fie damals bie Niederländer 
von den Einwohnern der Inſel Ceram. Den Europaͤern 
MR fie zuerft and Rumphs Sriefe von 1680 in Mifcel. 

nat, 


96 . Utteratur der Reifen. I. . 
‚nat. curioſ. Dec. 2. an. I. obſ. 22. p.55. bekant gewor⸗ 
den. Gedacht hat ihrer auch Herbert de. Jager in ein 
mem Briefe von 1683 an Rumph, welcher hinter Valen- 
tini hiſt. fünplic. Francof. 1716. fol, pag. 397. abgen 
druckt iſt. Uber weder Dale in pharmacol, p. 378. noch 
Spielmann pharm. gener. p. 141. noch unfer fel. Mur 
ray apparat. medicam. VI. p. 183. haben den Baum, 
welcher dieſe dem Zimte ähnliche Rinde sieht FE beſtimmen 

. Sonnen. - u 


Daß bie Handlungsgefelfchaft die Muffaten « Muß 
baͤume überal, ausgenommen die Inſeln von Bande, um⸗ 


J hauen und ausrotten laſſe, iſt bekant genug; wer jedoch 


‚einen Zeugen haben wolte, der koͤnte Wurffbain wählen, 
welcher ſelbſt zu dieſem Geſchaͤfte commandirt worden. | 


Die Erzählung von einem Wetterſtrahl, welcher des 
Verf. Schiff traf, ſcheint aus zweyerley Urſachen eine. 
Erwähnung zu verdienen. Erſtlich weil der Blitz nicht 
von oben herunter gefahren, ſondern durch ein Geſchuͤtz⸗ 
loch am Maſtbaume von unten nach oben hinauf geloffen 
ſeyn ſoll; und zweytens weil man, nach dieſem Ungluͤcke, 
auf dem Schiffe und im Maſtbaume unterſchiedliche fel⸗ 
ſenharte Steine fand, welche, ſagt der Verf., dieſer 
ſchreckliche Streich mit ſi ch geführt Hatte... Alſo wohl 
Aẽërolithen? 


Nach S. 39. verſchlang auf einer Inſel neben Banda, 
eine Schlange, 24 Schub lang, eine Sklavinn mit ihren 
Kleidern; nach drey oder vier Stunden warb fie, ba fie _ 
wegen ihrer Schwere nicht entfliehen Eonte, durch den ' 
Kopf gefchoffen und getödtet. Als man fie Öfnete, fand 
man den Leichnam unzerbiffen und nur bie und da an 

Gliedern zerquetfcht. . - Vermuthlich Boa confirictor, 
n von 


7. Wurffbains Reife: 97 


von welcher Cleyer in Ephemer. nat. cur. Dec. 2. an. 2. 
obf. 7. eine ausjührlichere Erzählung geliefert bat. 

Don den Bewohnern der Inſeln Arouw und Kay, 
welche zu Banda gehören, fagt ber Verf. S. 67: “Es 
„iſt ſich abjonderlich über Diefer Leute Argliſtigkeit zu 
„vermundern, wie fie nämlich fo fchlau find, und das 
„Gold, fo fie für ihre Waaren zu entpfangen haben, fo 
„artig zu probiren wiffen, indem fie foldyes ſtark auf 
„dem Kopfe in die Haare reiben, und alddann daran 
„tiehen, alfobalden wiffend, vb folches rein; ‘oder aber 
„mit Kupfer viel oder wenig legirt oder vermifchet ſey.“ 

Dieß ift ein Zufag zu dem, was ich Äber dieſe 
(hen de Alten bekante Goldprobe zu Ariltot, ausc, 
mirab. cap. 50. p. 99. Antig Caryftii Aiflor. mirab, 
p. 234. und Gefchichte der Erfindungen IH. St. 3. 5.279. 
sefagt habe. est Tan ich noch anzeigen, daß ſchon 
Theophraſt de cauflis plant. VI, 3. p. 355. geſagt hats 
metalla et Japidum genera non nulla non modo faporem, 
verum etiam odorem habere certum eſt Wielleicbt bat 
. eben dieſe Probe gemeint J. C. Wagenfeil diſſ. de re 
monstali veterum romanorum, Altorfii. 1691. 4. wor 
über Niceron 2. ©. 346. fpotket. Von den Einwohs 
nern ber Baſchy Inſeln liefet man eben dieß in Sprens 
gels neuen Beyträgen zur Voͤlkerl. 3. ©. 213. Man 
vergleiche hiemit den Aufſatz des Hrn. Boͤttiger im 
Neuen teutfchen Merkur 1800. St. 3. ©. 222. 


Nach S. 128. bat der Verf. den berühmten Reiſen⸗ 
den J. 4. von Niandelelo zu Surate gefant, welcher, _ 
nachden er bey dem Regenten von Perſien Stalmeifter 
geweſen war, von Sfpahan zu Lande nach Ganıron und 
von da zur See nad) Surate gekommen war, und im 
einem englifchen Schiffe nach Europa zurück ging. 


Brdmann’s eitterat. d. Reif l. G Weil 


98 Litteratur der Reiſen. I. 


Weil der Verf. die Ladungen ber neun &d 
mit welchen er nad) Europa gegangen iſt, 
hat, und diefed Verzeichniß für die Waarenkunde m 
feyn tan, fo babe ic mie die Mühe genommen 
Summen der für Die Städte AUmfterdam, 
Rotterdam, Enkhuigen und Hoorn beſtimten Waare 


ſammen zu zaͤhlen und will die Summen bier 


ruͤcken. 


4794785 Pfund Pfeffer. 


699,959. — 
285,713 
180,270 
87,921 
17,124 
3,675 
1,693, 116 
48,544 
2,171 
5,817 
7.645 
3,743 
‚687 
3,675 
248,683 
169,599. 
2,400 
393,033 

6,525 - 
2,186 
68,554 


1111111111111111111611 


* 
—32 


Gewuͤrznelken. 


Muſkaten Bluͤthe. 
Muſkaten Nuͤſſe. 
Zimt. 
Mutterzimt. 
Cubeben. 


Zucker. 


eingemachter Ingber. 


eingemachter Myrobalen i in 23 e 


Borax. 

Campher. 
Salmiak in 18 Saͤcken. 
Drachenblut in 2 Faͤſſern. 
Sandelholz in 84 Städen. 
Indig. 

Sappanholz. 

Tutia in 7 Kiſten. 
Salpeter. 

Curcuma. | 

Succotr. Aloe. 

Siegel s und Gummi s Lack. 


138 Unzen oriental. Bezoar. 
grauer Ambra. 
Moſchus oder Biſam. 


33 — 
163 — 


ange 


Middel 


"7 Wurffbains Reife, 


1,185 Stuͤck 
37,535 Pfund) 
- 3,845 Carat Diamanten in 611 Städen. 


Yußer dieſen Waaren gehörten zur Ladung 24000 
eingefalzene Muſtatennuͤſſe in 4 Fäffern, Melfen s und 
Moflsten = Drht, Seide und feidene und baummollene 
Zeuge, aud) Porzellan. 

Mertwärdig ift die Menge Zucker, welche damals | 
aus Dftindien nach Europa nelommen ift, welche in fps 
tern Zeiten durch den. Weltindifchen abgenommen hat: 
"wie wohl als diefer vor einigen Jahren wegen des Krie⸗ 
ges fehlte, Die Hamburger Raffinerien auch) oſindiſchen 
Zuder verarbeitet haben, 

Schon damals fcheint aus Dftindien nur noch einge⸗ 
machter Ingber gekommen zu ſeyn. Man f. Vorbereit. 
zur Waarenkunde 1. ©. 240. 


Noch verdient bemerkt zu werden, daß damals et⸗ 
was Salmiak aus Oſtindien gekommen iſt, welchen man 
ſonſt nicht unter den oſtindiſchen Waaren antrift. ©, 
Gedichte der Erfindungen 5. ©. 282. ' 

Jene ganze Ladung (Hl in Indien bis an die Schiffe 
gelofiet Haben 1,005,505 Reichsthaler. 

Denen, welche Nachrichten diefer Art zu brauden 
wiffen, wird zum Theil bie Anzeige oder Erinnerung ans - 
genehm feyn, daB man in den Breslauer Samlume 
gen 1721. Aug. ©. 200, Octob. ©. 420. das Verzeiche 
niß der Waaren findet, welche 1721 in 23 Retur: Schifs 
fin nach Holland und Seeland gekommen find. Die Las 
dung von 21 Schiffen des Jahrs 1723 findet man ebens 
daſelbſt 1723 Sun. S. 688. Carga von 1688. fteht Im 
Meifters oriental. Luſtgarten ©. 260. 


2 Dies 


‘X Ebenholz. 


.100 Litteratur der Reifen. I 


Diefem Buche if des 5. S. Wurffbains (nicht fehr 
deutlicher) Bericht vorgefeßt, wie damals die Reifen nach 
DOftindien ‚gemacht wurden, nämlich. zu. Lande, oder zu 
Waſſer. 


Die, welche zu Lande gehn wollen, gehn entweder . 
von Eonftantinopel oder von Alerandretta ab.. 


Die von Conftantinopel abgehn, reifen zu Rande nach 
Cairo, Sues, von da zu Schiffe nad) Mochha, und von 
"da im Monate Yuguft Übers Meer nach Indien. Mans 
che gehn von Sues durch Perſi en, welche Reiſe aber 
ſehr muͤhſam iſt. 


Die, welche von Alexandretta abreiſen, gehn od. 
Aleppo, Bagaded (Bagdad), von da auf dem Euphrät . 
nach Baffora und von da Über Meer nach Indien. 


Manche gehn von Bagdad nach Iſpahan und dan 
entweder über Lahor und Agra; oder von Iſpahan nady 
Sciras, Lar und Bamron, von da fie in den Monaten 
März bis May zu Schiffe nach Indien gehn. Ä 


Zur See muß die Reife, fagt W. entweder in Enge | 
liſchen, oder Dänifchen, oder Portugififchen oder Nieder _ 
Ländifhen Schiffen geſchehn. Die Engländer nehmen 
nicht gern jemanden mit, welcher nicht in ihrem Dienfte 
ſteht, wenigftend nur auf flarke Empfehlung. Die Daͤ⸗ 
niſche Handlung war damals in Indien fo verfallen, dag 
men auf Dänifche Schiffe nicht rechnen Eonte. 


Die Portugifen nahmen nur Eönigliche Bediente mit, 
und Die, weldye auch in Indien des Dienftes entlaffen 
wurden, durften denn doch nicht außer dem Portugififchen 
Diſtrict reifen, Fonten auch nur. mit Crlaubniß des Vice⸗ 
koͤnigs nach Europa zuruͤckgehn. 


Auch 


—— 


— 77 


7. Wurffbains Reife. | 101 


Auch die Hollaͤndiſchen Schiffe nahmen hoͤchſt ſelten 
oder faſt niemals. Reiſende an, welche nicht im Dienſte 
der Sefelfchaft ſtanden. Diefe konten zwar in Indien frey 
werden, aber nur wenn fie verfprachen, zehn Jahre dort 
und nur an den wenigen ihnen erlaubten Dertern zu bleiben. 
Die, welche bed Dienftes nicht entlaffen waren, mußten 
fünf Jahre dienen. Der Verf. warnet, fi) nicht leichte 
finnig zum Dienfle anwerben zu laffen. Wer durchaus 
nach Indien gehn will, der wandere, fagt ber Verf., zu 
Lande, oder ſuche als Paſſagir auf ein engliſches Schiff 


au kommen. . | 


Diefe kurze Yinweifung ; zur Reife iſt von dem Verf., 
auf Verlangen eines Freundes, aufgeſetzt, und zum er⸗ 
ſtenmal 1663 in der von Chriſt Arnold zu Nuͤrnberg 
beſorgten erſten Ausgabe derjenigen Samlung gedruckt 
worden, - welche Carons, Schoutens und Merkleing 
Keiſen enthält. ‚Sie ift auch in der zweyten Ausgabe 
1672 wiederhohlt. worden. Hiernach muß dasjenige bes 
richtige werben, was man in balere Biblioth. botan 
n0a8. lieſe. nn 


3 8. 


102 Litteratur der Reiſen. I. — 


8. EEE 

Nouveau. voyage vers le Septentrion, ou Ion repre- 
fente le naturel , les coutumes, et la religion des 

» Norwegiens, des Lapons, des Kiloppes, des Rufliens, 
des Borandiens, des Syberiens, des Zembliens, des‘ 
Samoides, &c. A Amfterdam; aux depens d' Eftienne 


Roger, marchand librairc. 1708. 321 Seiten ih gr. 
12. ohne das Verzeichniß des Inhalts. on 





E. geht denen, welche die Buͤcherkunde und überbaupf 
die gelehrte Gefchichte bearbeiten, faft ‚fo mie den Ento⸗ 

mologen. Dieſe maͤſſen viele kleine winzige Inſecteu, 
welche wenige bemerken, "und noch wenigere zu kennen 
verlangen, unterſuchen und beſtimmen, und jene möffen 
von vielen Schriften und ihren Verfaffern ausführlih hau⸗ 
"deln, weldhe wenige der Bekantſchaft werth halten. 
Beyde find zu dieſer nicht fehr dankbaren Arbeit ver⸗ 
pflichtet, um denen zu dienen, welchen einft eine Veran⸗ 
laffung entftchn kan, von ſo Heinlichen Gegenfländen 
Nachricht zu wuͤnſchen. 

Mit dieſer MWerpflichtung habe ich mir felbit Die 
Mühe entfchuldigt, welche ich auf diefe Neifebefchreis 
bung verwendet habe, da fie ſolche durch ihren eigenen 
Werth nicht zu lohnen vermag. 

Anfänglich Kante ich nur zwey franzdfifhe Ausgaben 

und ‚eine teutfche Ueberfegung . und weil in Feiner der 
2 . Name 


| 
Ä 


8. Martinieres Reiſe. 103 


Name des Verfaffers gemeldet if, fo habe ich benfels 
ben lange vergebens gefucht. Aber zufällig finde ib, in 
meiner eigenen Sücherfamlung,, eine teutfche Ueberſetzung 
der Reiſe des Martiniere, und bemerke, daß diefe 
keine audere als bie iſt, deren Titel ich angegeben habe, 
und erſt da ward mirs moͤglich, die Nachrichten aufzu⸗ 
ſinden, welche ich hier andiethen will. 


Daß der Name des Derfaffers Martiniere oder de 
la Martiniere ſeyn muß, wird. dadurch bewiefen, daß 
er fo von. dem. teutfchen Ueberfeger, von dem Franzöfifchen 
Herausgeber der allgemeinen Hiftor. der Reifen (Cr), 
von dem Schweden Kudber (2) und von andern feiner 
Zeitgenoffen genant fl 


Dazu koͤmt noch, daß. er ſelblt in ſeiner Reife zwey 
vom ihm geſchriebene Buͤcher anfuͤhrt, auf deren Titel 
man feinen Namen findet. Naͤmlich S. 263. (S. 281.) 
verweiſet er auf feinen Traité de la verole und auf die 
darin vorgetragene Theorie von der veneriſchen Seuche. 
Diefed Buch ift eben dasjenige, was man in Bivkanners 
Übhandlung uͤber dieſe Krankheit 2. ©. 243. und in 
Wallers Bibliotheca medie. practicae 3. p. 151. befchriee 
ben findet. Der Titel iſt: Trait de la maladie vent- 
tienne, de. fes caufes et des accidents provcenants du ner. 
age. Par de la Martiniere. Paris 1664. 16. auch 
1684. 16. Jene beuden Schriftfieller haben bie darin 
vorfommenbden abergläubigen und aftrologifhen Grillen 
gerüget, dergleichen man u in feiner Neifebefchreibung 
antrift. 


Das 
(1) Th. XIX. S. 69. 


(2) Atlonties. P.1. Upfalae 1679. fol. eap. g. $. 14. Pig. 520. 
64 


104 Litteratur ber Reifen. 1. 


- Das. andere Buch , welches .er ſelbſt ©. gr. (S. 31.) 
mit dem Titel anführt:,.Le prince des operateurs, fcheink. 
eins von denen zu fenn, welche Haller a. a. O. S. 151 
und 8. 251. anfgeführt ‚hat, deren eind zu Rouen 1664. 
13. und das andere 1668. gedruckt iſt; wenigſtens 
haben auch dieſe ihn zum Verfaſſer, und wenn dieß wahr 
ift, fo muß fein ganzer Name feyn Pierre Martin de la 
Martiniere, fo wie er auf dem Titelblatte des letzt ges 
nanten Buchs gefunden wird. Man vergleiche auch Hal. 
lers bibliotheta chirurgiea 1. p. 608. Was man auß. 
feiner Reiſebeſchreibung von ihm wiſſen kan, beſteht in 
folgendem, 


Der Verf. war ein franzoͤſi ſcher Wunden. . &: 
hatte, vermuthlich als Schifchirurgus , Reifen in Aſien 
und Afrika gemacht, wie er denn ausdrädlich fagt, er 
ſey in Algier gewefen. - Im Jahre 1653 war er in’ Kos 
penhagen, als die dänifche nordifche Handlungsgefelfhaft 
ſich entfchloß, drey Schiffe an die nördlichiten Kuͤſten 
auszuſchicken, um Erkundigungen einzuziehen, : was für- 
Waaren von dort zu erhalten ſeyn mörhten 3). 

Aus 


(3) Martiniere ſagt, dieſe Geſelſchaft ſey 1647 unter 8 
Friderich III. errichtet worden, aber dieſer kam erſt 1648 
zur Regierung. Toze in Staatskunde 1779 ſetzt S. 620. 
die Errichtung ins Jahr 1619 und das Ende ſchon ins 
J. 1629. Büuͤſching in Geograph. I. ©. 399. giebt das 
Fahr 1602 für die Errihtung an, unter Chriftien IV. 
aber Golberg in Daͤniſcher Reichshiſtor. IT. S. 669. mels 
det, die Isländifhe Geſelſchaft ſey 1620 geftiftet worden, 

. und fey, nahdem ſie mehr als 40 Jahre gebanert hatte, 
1662 wieber aufgehoben worden. Noch andere Jahre giebt 
Gebhardi an in Algem. Welthifl. XXXIII. S. 269 
u. 271. Bey Buͤſching iſt wohl die Jahrzahl ein Druck, 
fehler. 


e 


8. Martinieres Reife. 10% 


Aus Begierde zu reifen, fuchte er babey bie ‚Stelle 
des Wundarzied zu erhalten, welches ihm auch durdy 
die Empfehlung eines Freundes, welcher Mitglied der 
Geſelſchaft war, glüdte. Er reifete alfo im Februar des 
genantm Jahrs mit den Schiffen ab, welche zur Eins 
taufhung vornehmlich Leinwand, Toback und bare Dus 
taten mitnahmen. 


Die merlwärdigften Derter , welche der Verf. auf 
diefer Reife zu: fehn Gelegenheit gehabt hat, find: Chris 
ſtiania, Bergen, Drontheim, Waranger in Norwegens; 
ferner. an der ruſſiſchen Kuͤſte Kola, Boranday, Petzora. 
(Petſchora), die Stadt Papinogorod, die Kuͤſte von No⸗ 
waja Semlja, Groͤnland und. Island, von wo die Reife: 
nach Kopenhagen. zuruͤck ging. 0 ni} 

Man liefet hier manche Derter genant, dern Name’ 
von dem Franzoſen fo-entfielt find, daß es mehr: Mühe 
toten würde ſie zu beftimmen , ald die davon beygebrach⸗ 
ten Nachrichten vergüten können. Manche find auch laͤngſt 
ans ber Geographie verfchwunden,. wiewohl man fie nody: 
anf den alteften Karten antrift: .-3u:.den letzten gehören’ 
Boranday und Papinogorod , welche nicht im Ruſſi⸗ 
{hen Atlas von 1745, nit bey Buͤſching, nicht im 
Leyms Encyclopaͤdie des ruſſi ſchen Reichs, vorkommen. 


Von den Borandiens erzaͤhlt der Derf. fo vielerley, 
daß man neugierig werden kan, fie auf den Karten aufs 
zuſuchen. Der, Name findet ſich auf folgenden Karten: 
Ruffa , auctore Iſaaco Ma/fa, weldye Janfon unb 
Hen. Hondius nachgeſtochen haben; auf Rufla ed. Ni- 
col. Joh. Pifeatore, weldye Pisfcher 1651 geſtochen 
bat, ferner auf Rufia ed. Zeffelo Gerardo, welche W. 
Blaeu 1614 herausgegeben hat. uf Tabula Mofcoviae 
a Petro Schenk; auch auf Imperium Ruficum witgege- 

65 ven 


106 | titteratur ber Reifen. IL 


ven by Joh. Broedelet. 17A3- liefet man. Petzora ou 
Boranday. 


Am beten ift die Gegend, weldye biefen Namen ba 
ben fol, beftimt auf ber Rarte: - Imperium Rufficum 
opera J. M. Hafii, impenfis Homanian. heredum 1739. 
Suͤdlich unter der Waigazkiſchen Meerenge, lirſet man 
Pesora, als den Namen einer Landichaft, und darıme , 
ter füdlich: Boranbay, da wo ber Fluß Ufia in bie 
große Petſchora fill. Man vergleiche Heym ©. 927 
und 628. Der Name Papinogorobd findet fih dar 
ſelbſt auf derfelbigen Karte, fo wie auch auf Ruflia albe 
auct. „Pet. Schank apud Sanfon. Auch in Hubneis 
Geograph. 1768 II. ©.359. iſt dieſer Ort noch genant: 
worden. Die Borandierd hat auch Buͤffon einige mal 


genant. 

.Aber wie und wann mag biefer Name in die Kare 
ren und Bücher gelommen ſeyn? Daß man ihn im gan⸗ 
zen Norden nicht. kennet, beweifet von -Alingfledt (4), . 
welcher, bey feinem swieljährigen Aufenthalte in Archangel, 
bie: zuverläffigften Nachrichten von ben Samojeden und 
.(4) Mömoire fur. les ‚Samojedes et les Lappons. Ohne 

Namen ‚des Verfaſſers und des Drudorts,  gebrudt zu 
Königsberg 1762. 112 Seiten in 8. ohne bie Vorrede. 
Ich finde auch einen Nachdruck: Kopenhagen 1766. anges 
: führt. Cine unvolſtaͤndige, nach einer Abſchrift gemachte. 
“tentfhe Weberfegung fol im Neuen gemeinnägigen 

— — Hamburg. 1761 December. ©, 717 — 743. 
..;ftehn. Eine volftändigere iſt unter folgendem Titel bes 

lſonders gebrudt worden: Hiftorifhe Nahrihten . 

von den Samojeden und Laplaͤndern. Nige m. 
Mietau 1768. 3. in Auszug ftebt in Algemeiner 
Hiftor. der Reifen. ©. 19. S. 485; aber ohne Namen 
des Verfaſſers. | 


8. Martinieres: Reiſe. 107 


en benachbarten Völterftämmen'gefommlit hat. Dieſer 
fat ©. 22: Borandiens, peuple imaginsire, dont on 
igpore jusqu’au nom même dans tout le. Nord. 


Noch eine Frage! wie läßt ſich erklaͤren, daß ber 
Franzos nicht mit einem Worte der großen ‚Handelsftadt 
Srhangel gedacht hat, da er doch in ihrer ganzen Mac 
larſchaft geweſen feyn will? 

Die erfie Ausgabe dieſer meiſebeſchreibung kan ich 
nicht mit Gewißheit angeben. Vielleicht iſt fie diejenige, 
welche ich ſelbſt beſitze, welche ohne Jahrzahl in Amwſter⸗ 
dam bey Eſtiene Roger, mit dem Titel: Nouveau 
vosıge du Nort, auf 342 Seiten, ohne das Verzeichniß 
bei Inhalts, in .gr. 12. gedruckt ift. In biefer bemerkt 
man Die veraltete  franzöfifche Schreibart. Die Kupfer 
find nicht auf. befondern Blättern abgedrudt ,. fondern im 
den Tert: geruͤckt worden, welcher alſo auf der r Ruckſeite 
fertläuft. 

Stuck nennet auch zwey Yarkfer Ausgaben ‚. eine 
son 1672, die andere von 1676, beyde in gr. 12. Büfs 
fon verweifet auf eine Parifer Ausgabe von 1671. und 
von Troil nennt ©. XIX. eine Pariſer von 1682. 8. 
Yon allen dieſen habe ich keine gefehn. 


Aber eine Amſterdamer Ausgabe von 1708 befindet 
ſich auf unferer Univerfit. Bibliothek, und bieſe ift bie, 
deren Titel ich oben volftändig abgefchrieben habe. Stuck 
bat fie‘ Nr. 1906. genant. Sie weicht von der ältern in 
manchen Stuͤcken ab. Dukchaus ift nicht nur die Ortho⸗ 
graphie, fondern ‘auch Die Schreibart verbeflert worden. 
Die Zeichnungen find zwar Diefelbigen, aber fie find nen 
gefiochen worden. Ferner findet man zwey neue Kapitel 
vorgeſetzt; eines fagt etwas vom Nugen ber Reifen, und 
das andere eſvas von der. Nothwendigkeit der Handlung, 

©. 133. 


108 Litteratur dee Meifen. 1. 


©. 133. iſt etwas falfche® von der Melinion und ben 
Bitten der Ruſſen ausgelaffen worden, weldyes dem Her⸗ 
ausgeber vielleicht gar zu dum gefchienen hat. Er bat 
zuweilen aus einem: Kapitel zwey gemacht. Der Name 
des Verf. ift nicht. genant worden. | 


. Die ältefle teutfche Ueberſetzung; welche Fr ſelbſt 
| bef ie, hat folgenden Titel: - Herrn Martiniere neue 
Neife in: bie nordifchen. Landſchaften. Das 
iſt eine Beſchreibung von den Sitten, Ge 
brauchen, ... Aus dem Engliſchen ins: Deuts 
ſche uͤberfetzt durch Johann Langen. Hamburg, 
in Verlegung J. Naumanns und G. Wolfs. Gedruckt 

zu Gluͤckſtadt. 1675.: 80, Seiten in 4. Der Ueberfepee 
war ein Arzt, lebte aber in Hamburg von Ueberfegungenz. 
Deren Joͤcher ein langes Verzeichniß aus Möllers Ci 
Bria litterata eingerädt bat::: Sonderbar wäre es, wem 
er, wie der Titel fagt, das franzöfifche Buch aus!.bem 
Englifchen überfetst hätte. So viel ift gewiß, daß bier 
mit. der Urfchrift gewaltfam umgegangen ift. Unftat daß 
jene 65 Kapitel hat, hat diefe nur 47, ungeachtet zuwei⸗ 
Ien aus einem zwey ‚gemacht find. Uber die ‚ganze Iüs 
genhafte Erzählung von, den Sitten der Ruffen, welche 
in der Urfchrift Die Kapitel 28 bis 50 einnimt, iſt bier, 
ohne daß es angezeigt wäre, audgelaffen worden. Auch 
fehlen hier die Kupfer. Die Namen der Derter find nur 
felten verbeſſert worden. .· 


Eine andere Ueberſetzung hat folgenden Titel: Reiſe 
nach Norden, worinnen die Sitten, Lebens— 
ort.. ſamt andern Merkwürdigkeiten acc 
rat befchhrieben werden. Leipzig, bev Huͤbnern unb 
Schrödern. 1703. 324 Seiten in 12. Man findet bier 
weder den Namen des Verfaſſers, noch des Ueberſetzers. 

Letz⸗ 


8. Mastinieres Reife: 109 


Lehterer Hat nicht ein mal gemelbet, daß er eine Uebere 
fung liefere, und er fcheint die erſte gar nicht gelamt 
u baden. Ausgelaſſen hat er nichts; auch die Kupfer 
fab zwar grob, aber richtig nachgeftochen worden. Wer 
olfo eine teutfche Ausgabe verlangt, muß diefe nehmen: 
Ihr verbeffert bat auch diefer Weberfeger nichts. Er 
fheint nicht ein mal den Namen Ratenat gekant zu bas. 
kn, denn er hat ben franzoͤſiſchen: trou de chat benbes 
htm. Er ſchreibt Oelſeneuer flat Helfingder; Mae⸗ 
ſtrand, wie der. Sranzos, fat Marftrand u. f. w. Eg⸗ 
ges in Befchreibung von Island. Kopenhagen 1786. 8. 
6.53. nennet eine Ausgabe: Leipzig 1711. 12. und fagt, 
de Verf. babe faft woͤrtlich aus Martiniere überfeut; er 
hat alfo nicht gemußt, daß es eine voljtändige Uebers 
ffhung der Deife des Martiniere if. Uns Stuck 
Rr. 2744. fchließe ich, daß auf dem Titel fiche: mit 
den annehmlichen uriofitäten vermehrt von Hering. 
Diefe Zufäse follen etwas von Spitzbergen, Grönland 
md von den Reifen nad) dem Nordpol melden. Kine 
mene Uuflage fen: Leinzig 1718. 520 Eeiten in 8. Hie⸗ 
ber gehören auch die von Stuck Nr. 1905. angeführten 
Leipziger Ausgaben von 1706 und 1710. in 12, 


"DaB auch) eine englifche Ueberfegung vorhanden ift, 
weiß ich aus einem Briefe des Herrn Dryander: A 
new voyage to tie north. London. 1706. 8. 


Eine holländifhe von 1685. 4. führt Eggers an in 
Beſchreibung von Island I. ©. 53. Stuck nennet diefe 
Nr. 1904. 

Schon im dritten Kapitel findet man eine Erzählung, 
welche dad Zutrauen zu ded Verf. Zuverläffigkeit nicht 
begründen Tan. Er verfichert naͤmlich, zweymal auf der 
Sagd felbft gefehn zu haben, daB ein gejagtes Elendthier, 

ohne 


110 gitteratur der Reifen. I, 


ohne verwundet zu feyn, ploͤtzlich nieder geſtuͤrzt (ey, 
ohne Bewegung gelegen habe, und daß man es in dies 
fen Zuftande getötet babe. 


Da, wo Buͤffon von ber befanten Kabel, daß dieſe 
Thierart mit der fallenden Sucht behaftet fey, redet (5), 
führt er die. Worte des Martiniere, ald eines Augenzen⸗ 
gen, an, und um deſſen Ehre zu retten, erinnert er 
daran, daß auch die größte Surcht eine ſolche Mürkung 
haben könne. 


Wolte auch ich jene Erzählung vertheidigen, fo wärde 
ich das anführen, was man bey dem Inſecte bemerkt, .. 
welches bey den Spftematifern Ptinus pertinax heißt, 
und welches, wie ich meine, mit Dermefles domefticus 
einerley iſt. So bald es gejagt oder erfchrocden wird, " 
zieht e8 Kopf und Züße zufammen , liegt unbeweglich 
wie todt, und läßt nicht ein mal eine Empfindung bes 
merken, wenn man ihm auch alle Beine abfchneidet; das 
gegen 83, nad) einiger Nabe, mit den wenigen Gliebe _ 
maßen, welche ihm gelaffen worden, davon zu eilen 
fucht. Eben dieß habe ih auch ah einigen Spiunch 
beobachtet. 


Aber diejenigen, welche in Preußen das dort einheis 
mifche Elendthier befchrieben haben, leugnen die ganze - 
Sache, mit der Berficherung, daß auch dort niemand 
davon etwas wifje. 


Die lächerliche Erdichtung, daß bie einfältigen Lap⸗ 
länder die Zauberey und die Kunſt, den Schiffern den 
ihnen nöthigen Wind zu machen, verflünden, erzählt der 

Sranz 


(5) In der Leipziger Ausgabe VI, 2. &,67. Sn der Ber 
Nliner X, 6.235 u. 262. 


8. Martinieres Reife. 111 


Franzos als eine Wahrheit, welche er durch die Erfah⸗ 
rung bewaͤhrt gefunden habe. 


Sonſt iſt im ganzen Buche das beſte die Erzaͤhlung 
von den Sitten der Laplaͤnder, welche jetzt freylich viel 
zuverlaͤſſiger und volſtaͤndiger bekant find. &.75. ſagt 
er, ſie zoͤgen die Zinbleche zwiſchen den Zaͤhnen zu feinen 
Draten, welche fie zur kuͤnſtlichen Stickerey ihrer Laps ' 
mude (oder Pelzkleider) brauchten. Aber eigentlich ges 
(diebt ‚diefe Arbeit fo: die Lapländerinn hält ein Horn, 
worin größere und Heinere Löcher gebohrt find, mit beys 
den Händen , faßt den Drat zwifchen die Zähne und 
zieht ibn auf diefe Weile immer durch engere Löcher. 
Den findet davon eine Abbildung in Schefferi Lapponia 
©. 364. ' 


Ungeachtet Martiniere nicht fo tief nach Sibirien 
himeingetommen ift, daß er felbft die Ruffen. hätte kennen 
lernen können, fo hat er dody gar viel von der Regie⸗ 
rung, von Der Lebensart des Zars, von den Sitten, der 
Religion der Ruſſen gefammelt, und unter dem Vor⸗ 
wende eingerüdt, daß ihm alles dieſes von einigen 
Gtaatögefangenen, unter denen ein Franzos gewefen feyn 
fü, erzählt wäre. Da findet man wahres und unwahr 
red unter einander gemengt, Kabeln, welche längfi das 
wald ſchon widerlegt waren, und was vielleicht von eis 
um oder dem andern Voͤlkerſtamme des großen Reichs 
gelten mag, das hat er der NRuffifchen Nation zuges 
fihrieben. 


Auch ber Zobelfang wirb hier für die Gtrafarbeit 
dee nach Sibirien verwiefenen Perfonen angegeben, wel⸗ 
er doch von jeher mur von den Cingebohrnen getries 
ben iſt. 


Auf 


112 Litteratur ber. Reifen. J. 


Auf Nowaja Semla meint er die Cingebohrnen die⸗ 
fer Inſel kennen gelernt zu haben, da doch biefe Juſel 
niemals bewohnt gewefen iſt; obgleich auf) Buͤffon, de 
Broſſe (6) und Suͤßmilch (7), und viele andere bon 
den Zemblanern zu erzählen wiſſen. Es ift befant, daß 
die Menfchen, welche Reifende dort angetroffen haben, 
folche find, welche von den benachbarten Küften zur Jagd 
und zum Fifchfang jährlich dahin kommen, meiftend Gas 
mojeben, oder Ruffen, welche ſich zu dieſer Reife wie 
Samojeden kleiden (8). Die Schilderung , welche ber 
Merf. von den vermeinten Zemblanern gegeben: hat, gleicht 
ganz den Sampojeden. 


Nach vieler Mühe glücdte es den Dänen ein Dar 
Semblaner zu fahen und mit fi zu nehmen, melde fie 
nad) ihrer Ruͤckkunft der Föniglichen Familie vorftelten, 
Aber wie es diefen Norbländern in Kopenhagen ergangen | 
ift, davon liefet man hier nichts. 


Die Handlungsgeſelſchaft verehrte dem Koͤnige ein 
Paar ſo genanter Einhoͤrner, Zaͤhne von den Narwalen, 
welche die Reiſenden gefangen hatten. Sie wurden als 
große Koſtbarkeiten in die Schatzkammer gebracht. Ins 
zwiſchen lengnet ber Verf. die lang geglaubten Arzney⸗ 
Träfte diefer Zähne. 


Die 18 Kupfertafeln find nichts werth. Die meis . 
fien find Abbildungen der Lapländer und Zemblaner. 
Zum Schluffe will ich folgende Zeilen abfchreiben. Da 
wo der Verf. vom Einhorn redet, fagt er: Il me femble 

quiil 


« 


(6) Geſchichte der Schiffarthen nach d. Suͤdlaͤndern, uͤber⸗ 
ſetzt von Adelung. Halle 1767. 4. S. 602. 

(7) Goͤtliche Ordnung. J. S. 14. 

(8) Algemeine Hiſtor. der Reiſen XIX, ©. 69, 


.8.. Matsinietes - Reife. 113 


qu'il feroit plus 9 prõpos de eroire, que la veritable 
Licorne feroit un Negre que j'ai ven en Afrique qui 
wwoit une corne grofle comme celle d'un bellier, qui 
du front paflant le bregma, et la future coronale s’alloit 
rendre vers la fagitale, comme vous voyez en la figure1. 
Ou une femme morte pour s’eftre fait couper une corne 
qu’clle ‚avoit au, front, droite, clairc, et. de couleur de 
celles des bpeufs, longue de demy. pied, comme voyez 
en la. figure 2. Über dieſe Zeichnungen verdienen nicht, 
daß man fie anſieht; er hätte anatomifche Abbildungen 
liefern ſollen. 


Beamants Litterat.d. Deif. 1. —9 


f 


114 Vitteratur der Reiſen. J. 





9 = V 

Dithmari Blefkmit Islandia, five vopulorune et ai 
rabilium quae in ea infula reperiuntur, accuratioe. . 
deferiptio; cui de Groenlandia fub finem quaedam ı. 
adjecta. Lugduni Batav. Ex typographeio Henr. Er R 
Hacftens. 1607. 71 Seiten in Kleinoctav. | 


J. will mit niemanden darüber ſtreiten, ob dieſes — 
Buch eigentlich hieher gehoͤre. Denn eine —A 
bung. mag es, im engſten Verſtande des MWorts, wohl, 
nicht feyn; wenigftens ift es kein Tagbuch. Der Bf. % 
erzählt feine Weberfahrt nad) Island, berichtet alsdani Ri 
alles, was er bey feinem Aufenthalte auf der Inſel aus⸗ x 
geforfcht Hat, und endigt mit feiner Abfahrt. 
Aber es ift ſchon von Stuck zu den Reifen gerech⸗ 
net worden, welcher freylich manche topographiſche und 
ſtatiſtiſche Beſchreibungen einzelner Länder in fein Der 
zeichniß aufgenommen bat, welche ich nicht dahin rechnen .. 
möchte, obgleich ich nicht glaube, daß er dadurch deu 
Werth feines Buchs vermindert hat. Zudem ift. bie‘, 
Schrift, welche ich anzeigen will, längft ſchon in einige.. 
Samlungen von Reifebefchreibungen aufgenommen worden,. 
und wird auch noch von vielen als eine Reifebefchreibung ; * 
angeführt (1). Ich denke, ganz unnuͤtz wird auch bie 
folgende Nachricht nicht feyn. va In 


* 
(1) Lenglet dü greſnoy ſagt in Methode de la grogrepk % 
1, ©, 3066: Livre allez efiimd et, allez curieux, . . 


Jan, 


>» 


9. Blefkenii Islandia, . 115 


Der Verf. iſt, wie ich vermuthe, ein Hollaͤnder oder 
iederlaͤnder geweſen. Sein Name ſcheint dieß zu beſtaͤ⸗ 
gen, auch bat er fein Büchlein den Ständen von Hol⸗ 
mb und Frießland im J. 1607 zugefchrieben, und we⸗ 
igftens im J. 1608 hat er noch zu Gießen im Lande 
Itena, weldyes zu Holland gehört, gelebt. 


Als im Jahre 1563 ein Paar Schiffe von Hamburg 
ich Joland gehen folten, und: der Verf. damals dort 
er, um feine Bücher von Roſtock zu erwarten, warb 
von einem dortigen Prediger, Paul von Kigen, den 
bern zum Schifögeiftlichen .vorgejchlagen. Hatte et 
leicht in Roſtock fiudirt? Einen gelehrten Anftrich bat 
: allerdings gehabt; er hat, wie er fagt, Latein geredet, 
»d Inteinifche Schriften gelefen; wie wohl er gewiß 
ht Die phyſikaliſchen und ‚geographifchen Kentniffe ges 
ibt hat, welche man ihm zu einer ſolchen Reiſe haͤtte 
ünfcyen mögen. 

Erin MWiderfaher Jonas frägt, wo er denn zum 
Deediger ordinirt fey? ich denke, er ift gar nicht ordis 
it, fondern nur zum Krankentroͤſter, Zieken - troofter, 
sgenommen worden. So mennet nıan auf den Kauffahrs 
esfchiffen den, welcher beftimt ifi, Morgens, Abends 
mb Sontags cin Gebet oder eine Predigt vorzulefen, 
md den Kranken mit Troſt beyzuſtehn, wozu freylich 
der gut genug gehalten wird, welcher nur lefen kann. 
Inf den Hollaͤndiſch⸗ oftindifchen Schiffen ward dazu oft 
us den durch die fo genanten Seelenverläufer oder Ze⸗ 
dverloopers gelieferten Matrofen ein verirreter Candidat 
der Student gewählt, dein dadurch fein hartes Schid⸗ 
al um ein vieles erleichtert ward, 

Blefken ging d. 10» April bed genanten Jahrö zu 
Schiffe, und Fam d. 14. Junius in Island an. Auf ei⸗ 

92 nes 


116. Eitteratun bee Reiſen. J. 


ner Reiſe nach dem. Berge Hella erkrankte er, und als 
die Hamburger im Uuguft, aus Furcht vor dem Eiſe, 
zurück: gehn mußten, fah er fih, wie er fagt, gende 
thigt, den ganzen Winter über auf der Juſel uruæe 
zu bleiben. 


In dieſer Zeit hat er von dem Dinifäen 9 Ymtitan Ä 
* ober Landvogt (praefecto) und andern , wie er ſelbſt 
ruͤhmt, viele. Beyhuͤlfe genoffen, war aber floh, als | 
tm nächften Frähjahre 1564, auf Empfehlung des At £ 
mannd, von einem Portugififchen Schiffe, welches auf ; 
Island weiße Fallen gefangen hatte, und biefe gegen de 

nen beftimten Zoll audfuhr, mitgenommen ward. Parse 


0 &0 fam er nad) Liſſabon, von wo er nach — 

indien zu reiſen wuͤnſchte. Weil aber die Schiffe bereits 
abgegangen waren, ſo ging er, er ſagt aber nicht unter: 
welchen Bedingungen, nad) Golette In Afrika, [nn 


Da fand er einen NRenegaten aus Deventer, welcher 
in der Stadt Tingit (Tanger) wohnte, der ihn old Be⸗ 
dienten annahm. Mit diefem will er durch Tunis und 
Marocko nach Tanger gewandert ſeyn. 


Nach ſeiner Ruͤckkunft in Europa kam er an "ben | 
Schauenburgfben Hof, und machte mit dem Grae . 
Otto die Reife nad) Wien. h 


Im Jahre 1582 war er im Dienfte des PR 
fen von Chln, und ward, auf einer Reife zwifchen Chin 
"und Bonn, von Straßenräubern angegriffen, heftig Der 
wundet, und aller feiner Habſeligkeiten beraubt. 
verlohr er auch bie Handſchrift von feinen Islaͤndiſchen ie 
Bemerkungen, welche er bis dahin, wie er fagt, imniee :: 
bey fich, gehabt hatte, und welche er eben damals in 
Ein drucken laffen wolte. | k 
Aber : 


r 


"u 
' 


9. "Blefkenii -Islandie, 117 


Aber im Jahre 1588 gab ihm ein Reuter' feine 
Handſchrift zn Bonn zurück, welcher fie, als die Stadt 
vom Dberfien SchenE eingenommen worden, ür' einem 
von den Einwohnern verlaffenen Haufe gefunden hatte, 
Der Reuter, welcher fchon lange fein Freund gemefen 
war, hatte feinen Namen und feine Hand erlant, und 
hatte deswegen bie Papiere forgfältig aufbewahrt: Im 
jwifhen bat fie ber Verf. doch erft 1607, nachdem er 
ſchon länger als 40 Jahre aus Island zuruͤck war, 
dcucken laſſen. —F 


So biek ich weis, iſt bie lateiniſche Urſchrift nur 
einmal gedruckt worden, aber von den Ueberſetzungen find 
mehre Yusgaben. Cine hollaͤudiſche, welche ſchon 1608 
3s Oröningen in 8. gedruckt feyn fol, führt Stud an 
mit dem Titel: korte ende warachtige befchryving der 
twee eylandes Island ende Groenland. nn 


Steichwohl heißt die Ueberſetzung, welche 1706 in 
der ven Pet. van der Aa veranfialteten Samlung': 
Naaukeurige Verfameling der Zee en Land-Reyfen ge⸗ 
druckt worden, ‘auf dem Titel die erfte: mu :aldercerft 
vertaald. Diefe ift, wie faft jedes Stuͤck dieſer Samlung, 
auch einzeln“ mit folgendem Titel ausgegeben worden: 
Scheeps. togt na Ysland en Groenland 'gedaan door Dith. 
Blefkenius. Te Leyden 1706. 27 Seiten in 8. ohne 
Berrebe und Regifter. Die Zueignungsfchrift der Urfehrift 
iſt, mit ben biefer vorgefehten lateimifchen Verſen, weg⸗ 
gelaffen worden. Die Vorrede, . welche im Lateinifihen 
dine Unterfchrift bat, ift dort unterfchrieben: Gegeven 
wyt mijn Studeeskamer tot Gicsfen, in ’t Land van Al. 
tesa, den 24. Maart 1608. | 

Saft möchte ich vermuthen, daß biefe niederländifche 
Aberfegung von dem Verfaſſer felbft- gemacht fey; denn 

23 bin 


118 Utteratur der Reifen. I. 


bin und wieder bemerkt man Meine Zufäte, als Vorna⸗ 
men und Titel der im Buche angeführten Perfonen, wel 
che vom Verf. feldit zu fenn fcheinen. Zwey Kupfertas 
feln find vom Verleger, zugegeben worden. Die erfte iſt 
eine Meine Karte von Zöland, welche Lenglet du Siess 
noy in Methode pour etudier la geograph, 3. p.:57. 
für eine Arbeit des Blefkenius zu halten fcheint, aber fie 
ift nicht von ihm, fondern wahrfcheinlicy ein Nechtic 
einer aͤltern Karte. 


Stuck fuͤhrt noch eine niederlaͤndiſche Arezete a 
Leuwarden 1716. 8. , von welcher ich fonft noch ‚Feine 
Spur. gefunden babe. ‚a 


Eine englifche Weberfeßung fteht in Purchas his pib 
grimes, im dritten Theile 1625. Fol. &.643. Die: Zu 
fchrift und Vorrede find weggelaffen worden, dagegen iſt 
eine kleine Karte hinzugelommen, welche ein verkleinertwe 
Nachſtich von derjenigen ift, welche Hondius ‘in G. 
Mercatoris atlas. Amel, 1623. Fol, p- 44. .® gelies 
fert hat. 


Teutſch findet fich diefe Reife in zwey Samlungen; 
Die eine iſt: Scptemtrio nov - antiquus oder Die newe 
Nortwelt, d. i. Beſchreibung aller mitten 
nächtigen Landen, .. durch Kieron. Megiſerum. 
Leipzig 1613. 473 Seiten in 8. In diejer Samlung, 
welche ich jegt nicht zu erhalten weis, und weldye, wit 
Stuck ıneldet, zum andern mal zu Leipzig 1653. aufs 
gelegt ift, macht. Bleflen den Anfang, auch ift babep: 
eine Karte, vermuthlidy dieſelbige welche van ber Ya 
gewählt hatte. 

Die andere Samlung, welche ich vor mi Gabe, 
beißt: Neu entbecktes Norden, oder Neifes Bes 
fhreibung aller mitiernächtigen Länder, -- 
' vs 


- =, Blefkenii Islandia. 119 


von FE. M. Sranff. u. Leipz. 1727. 302 Seiten in 8. 
Die Ueberfetung fängt S. 8. an und endigt fi) S. 98., 
wie wohl ©..61. bis 81. ein. Einfchiebiel aus Jonas 
verhamt (2). Sie iſt ſehr nadhläffig gemacht. ©. 12. 
3,4. muß Bons fiat Rom gelefen werden. 


Saft die ſamtlichen Nachrichten bes Blefken, welche 
doch von fo vielen wiederholet worden, hat der. gelehrte 
Händer Arngrim Jonas unwiderfprechlicd) widerlegt. 
Diefer, gebohren 1568, war erft Mector und‘ Prediger 
a Holums Stift, heruady Probft zu Melſtad und: itarb 
18. Er machte fid) ein Gefchäft daraus, die irrigen 
Erihlungen: von feinem Waterlande zu berichtigen. + - 


In dieſer Abſicht ſchrieb er zuerſt: Brevis commen« 
tatis de Islandia, Havniae 1593..103 Blätter in 8. Her⸗ 
mach Crymogaca (3) ſ. rerum Islandicarum libri ‚3. Ham- 
burgi 3610. 4. feruer : Epiftola pro patria defenforia ad 
David. Fabritium, et anatome "Blefkeniana; ‘ vna cum 
erymogaea , rerum Islandicarum libri3., welche Schriften 
oft gedruckt find, Won ber letzten Samlung habe ich 
die Hamburgſche Ausgabe von 16018. 4. vor mid 


Man muß dem Jonas das Verdienſt zuge ehen, 
daß er der erſte iR, weicher den Ausländern eine rich⸗ 
a a 1. .. tige: 
.(3) Diefe Samlung Hat Stud Nr. zor. genant. "Darin 
ſteht auch S. 98. bie Neife der Gebrüder 3eno, von wel- 
der J. R. Sorfter in Geſchichte ber Entbedungen in 
' Rorben. 1784. 8. S. 2i9. Nachticht gegeben Bat. 155. 
"folge die Weife des Der. Quirini, f. Stuck Nr. 156. 
und Forſter S. 251. Am Ende find nod Auszüge aus 
Aamuflo und andern Schriften bepgefägt worden. 


(3) Von zpuuc, Sig, und. yij., terra. 
24 


120 Litteratur der Reifen. E7 


tige Vorſtellung von Island verfchaft bat, welche dieſe 
auch in ihren Schriften dankbar genußet haben. - Nber 
feine Widerlegungen hat er mit fo vielen weitſchweifigen 
unmwißigen Grobheiten übergoffen und burchgefnetet, daß: 
ed eine verdrießliche Arbeit ik, bie von. ihm angefühkteık 
Gründe heraus zu Eauben. Wer inzwiſchen dieſen Elel 
uͤberſtanden hat, der wird f ch uͤberzeugt finden .. daß 
Blefken das Zutrauen, was ihm von vielen ielchenli 
worden if, keines Weges verdient hat. 


£age, Größe, Clima und Geſchichte der Juſel hat ei 
aus ungenanten unrichligen Schriften ganz unrichtig ans. 
gegeben. .: Was er von den. Sitten der Islaͤnder erzäplt 
bat, ſcheint er dem gemeinſten aͤrmſten Poͤbel abgeſehn 
zu haben, "und es iſt ‚eine ftrafbare Undankbarkeit, daß 
er dieß alles fuͤr ganz algemein angegeben hat, da ifm 
doch, mach feinem eigenen Geftändniffe,. mänche ünvers, 
diente Mohlthaten von verſchiedenen Einwohneru aeſcheutt | 
waren. 


Er will ben Hella bereiſet haben, aber waß er 
davon fagt, beweijet, daß er. felbft nicht dahin gelommen- 
ſeyn kan. Zur Zeit ſeines Aufenthalts auf der Inſel, 
fol ‚Bey einem vulkaniſchen Uuöbruche, eine hohe Bons 
me aus den Meere "empor gefliegen feyn, aber Jonas 
beweifet, daß diefts dort nur zwey mal, nämlich 1326 
amd 1236 geſchehn iſt (4). 

u .. J 
{N} Beoriele von Vullanen nter oder im Meere" f in 
VYbyſital dfonom, Bibliothet.. V. S. 328, , wo u 
4% ‚eine merkwürdige , jest wohl. ſchoü ‚vergriffene "Bes 
ſchreibung einer ſolchen ‚großen Naturbegebenheit angezeigt 
habe. Auch verweiſe ich auf Tüffons Naturgeſchichle T, 
1. ©, 372, 273. and aAlsem. Hiſtor. der Refſen X. 
* S. 475. 


-9, Blefkenii Islandia;:. 1 


Nah der genaueſten Erkundigung hat ſich -engeben, 
daB Blefken gewiß nicht einen Winter über auf: der: Sms, 
fd geblieben. ift, und eben fo nnwahr ift, daß jemalß- 
Pertögifen auf "Island Fallen ‚gefangen oder nur von, 
da. abgehohlt Haben, und Hang unmdglic) weiße, weiber 
fagt Jonas, auf der Inſel fo felten als weiße Raben 
und ſchwarze Schwäne find. 


Einen Beweis ſeiner Beichtglänbigkeit und « (einge 
ſchwachen Beurtheilungstraft hat er am Ende feines. 
Buchs gegeben, wo er verfichert,..von einem Jslaͤnder,⸗ 
für die ihm Hinterlaffenen Buͤcher, ein Tuch mit Drey 
Knoten erhalten zu haben Fidurch deren Aufloͤſungex. 
Wind habe machen, und dieſen nach Belieben habe len⸗ 
len tdunen. 


‚Keine: Enahlunge in der Heinen Sreifcbefihreipung: 
ſcheint mehr Aufmerkſamkeit zu verdienen, als: folgende; 
Der Verfaſſer verſichert, einen blinden Moͤnch im .-Klos, 
ſter Helgaftel auf: Island gekant zu haben, weicher auf» 
Grönland gebohren worden, dafelbft im Klofter St. Tho⸗ 
mas bis zum dreyßigſten Jahre gelebt habe, md im 
Jahre 1546, auf Veranftaltung des Biſchofs von’ Grönd’ 
land, in das Islaͤndiſche Kloſter gefommen fen. BE 


u. d 


Verf. alt. baß man durch. dag Eismeer nach China 
fahren koͤnne. Da habe erſterer ein foͤnigliches, in Is⸗ 
land den Winter über gebliebenes Schiff, mit allem 
noͤthigen verfehn und nad) Grönland geſchickt, um diefe 
laͤngſt gewänfchte- Durchfahrt zu derfuchen. en 

i Ä J  Blfe 
©. 475. me e-Broffe Beisigte- der Sohn u den 
Suͤdlaͤndern: S.342. ir: : :. 


25 


192 Litteratur der Reiſen. 1. 


Blefken verfichert dieſe Reiſe mitgemacht zu ‚haben. 
Sie wären, fagt er, den 31. März 1564 abgefahren, 
wären .den 2. Mpril bey Grönland angekommen, mären ' 
über das Eid and Land gegangen, hätten dort einen 
todten Grönländer: in einem Boote gefunden and einen 


weißen Bären erlegt. 


Bey entftandenem Winde wären fie wieder an Bort‘ 
gegangen ; wären oͤſtlich von Island nad) Norden ges 
fegelt, um durch das weiße ‚Meer in das: Tatarifche: 
Meer nach Kathat zu kommen; aber dieß hätte ihnen: 
das Eis unmöglich: gemacht, "deswegen fie. den 16. Jun. 
nach Island zuruͤck gekommen waͤren. De 


Diefe Erzählung ‚ welche freylich nicht ungiaublich 
zu ſeyn ſcheint, bat J. R. Sorfter da, wo er bie 
Semähungen der Dänen um: die Entdeckungen in Nor⸗ 
den beſchreibt, angeführt (5); aber dieß. würde er- nicht 
gethan haben, wenn ihm basjenige, was ber Islaͤnder 
Ionas darüber geſagt bat, bekant gewefen wäre. 


. Diefer hat bewieſen, daß, wenn auch ein Moͤnch 
dem Werf. auf Jsland allerley von Grönland "erzähle 
haben mag, diefer. doch kein aus dem Kloſter St. Thor 
mas auf Grönland von dem dortigen Bifchoff nach Is⸗ 
lanb gebrachten. Moͤnch geweſen ſeyn koͤnne , weil auf 
Grönland nie ein Kloſter St. Thomas und. ſeit ar 
auch kein BViſchoff miehr gewtſen iſt. Dr 
"gu 
© Geſchichte ber. Antdekungen | in Norden, Frankf. a. & 
SOder 1784. 8. ©. 533. Schon Bergeron, Forfterd Vor: ' 

Käufer, bat des Bleflens Erdichtung zu den Dänifchen 
+: Werdiönften gerechnet. &. die Geſchichte der Meifen 
und Entdedungen vor feinen Voyages. en Alio I, chap. 

1% P. 45» ⁊ —* 


9. Biefkenii -Islandia. | 123 


- Mus dem Archiv hat Jonas bewiefen, daß in dem 
genanten Sabre kein Bönigliches Schiff in Jsland übers 
wintert hat, daß alfo Feines zu jener Reife habe genoms 
ma werben koͤnnen. Auch daß der Landuogt, welcher 
ſolches hätte veranfialten müffen, in den genanten Mos 
naten nicht ein mal auf der JInſel gegenwärtig gewe⸗ 
fen ift, und, daß niemand auf ber. ganzen Juſel von jener 
Fahrt jemals etwas gehört hat, .. 


10. 


124 Litteratur: der Reifen, I. 


"Some "letters, eontaining an account‘ of what (demed- 
moft remarkable in travelling tirough Switzerland; 
Italy, fome parts of Germany &c. in the years 
1685 and 1686. Written by G. Burnet, D. D. to 
the‘ honorable R. B. This edition was correeted 
and altered in fome places by the author. To 
"which is added an appendix, containing fome re- 
marks on Switzerland and Italy, writ by a perfon 
of quality, and communicated to the author. Tor ' 
gether with fome other additions, which were not 
in the former edimöns, "London 1689.. 400 Seiten : 
in Großduodez. | 


Ger Burnet ift wegen der politifchen Händel, in 
welchen er verwickelt gewefen, wegen feiner theologifchen 
Streitigkeiten und feiner vielen gelehrten Schriften, bes ' 
kant genug; auch iſt fein Leben von mehren befchrieben 
worden (I), deswegen ich hier von ihm nur fo viel in ' 

Erin: 


(1) Sein Leben, von feinem Sohne Thomas Burner bes 
fhrieben, ift dee Geſchichte, die er felbft erjebt 
bat, überfeßt von Mattheſon. Hamburg 1724. 4. beyges 
druckt. Ferner findet man feine Lebensbefchreibung in 
Biographia Britannica und daraus überfent in Sammlung 
merfwürbiger Lebengbefchreibungen , mit Semlers Vor⸗ 

3 rede. 


10. Burnets Reiſe. 1295 


Erinnerung bringen will , als zur Beurtheilung feiner 
Reifebefchreibung dienlich zu feyn- feheint. 


Er war gebohren 1643 zu Edinburgh, Sohn eines 
Suriften aus einer vornehmen Familie. Cr wolte auch 
anfänglich die Bürgerlichen Nechte ftudiren, widmete fid) 
aber hernach gänzlich der Sotteögelarheit, wie wohl er 
fh auch. mit der gelamten Bhilofophie und ‚vornehmlich 
mit der Gefchichte gründlich befant machte. 


Er gehoͤrt zur Zahl der fruͤhzeitigen Gelehrten; denn 
ſchon im 1aten Jahre ſeines Alters ward er Magiſter. 
Sm J. 1664 machte er eine Reife nad) Amſterdam und 
Paris. Nach feiner Ruͤckkunft nahm ihn bie koͤnigl. Ges 
ſelſchaft der MWiflenfchaften zu London zum Mitgliede 
auf, warb Pfarrer, und 1669 Profeffor der Theologie 
zu Glasgow, welches Amt er doch nad) fünftehalb Jah 
ren wieder aufgab. 


Weil damals der Hof die catholifche Religion be⸗ 
günfligte, fo widerſetzte ſich Burnet, als ein eifriger 
Yreteſtant, diefen Bemühungen fo Träftig, daß er Das 
durch die Gnade der regierenden Familie verlohr. Bey 
dem Uintritte der Regierung Jacobs II., welcher ebens 
fals das Pabſtthum einzuführen fuchte, wuͤnſchten viele 
den Herzog von Monmouth, ben natürlichen Sohn 
Carls II., welcher ein aufrichtiger Proteflant war, auf 
den Thron zu bringen. Burnet wuͤnſchte ohne Zweifel 
chen diefes, aber: er trauete der Unternehmung nicht, 
weiche fich auch bald mit der Enthauptung des Herzogs 
1685 endiste. 


In 
rede. Halle 1762. 8. VII. ©. 496. Auch gehört hieher 


Nicerons Nachrichten von berühmten Gelehrten. Halle 
1752, 8 VI, &5% 


126 gitteratur der Reifen. I 


In dieſer Verlegenheit ging er bey Zeiten nach Pas 
:rid. Da ward er mit einem proteftantifchen Officir im 
franzöfifchen Dienften, Namens Stouppe befant, und 
ließ fi) von dieſem beredben, mit ihm eine Reife nad) 
Italien, Schweig und Teytfchland zu machen. l 


Nach feiner Raͤckkunft in die Niederlande trat er in 
oraniſche Dienſte, behielt aber immer einigen Antheil an 
den engliſchen Angelegenheiten, in ſo fern ſie die Reli⸗ 
gion betrafen. Aber als Wilhelm III. den engliſchen 
Thron beflieg, gab ihm dieſer das Bisthum zu Sq⸗ 
lisbury. 

Aus Eifer fuͤr die proteſtantiſche Religion betrieb er 
auch die Ernennung der Herzoginn Sophie zur Kroner⸗ 
binn, welche Fuͤrſtinn ihm aus Hannover mehr als 50 
Briefe eigenhaͤndig geſchrieben hat. Burnet ſtarb im 
zaften Jahre ſeines Alters ı7!$. 


Die Reife, deren Beſchreibung in fünf Briefe abges 
theilt if, deren erfter die Unterfchrift: Zurich ben 1. 
Septemb, 1685 hat, ging von Paris über Lyon, . Genf, 
Bern, Zürich, durch Graubünden nad) Mayland, Breds 
«ia, Verona, Padua, Venedig, Zlorenz, Neapel, Rom, 
Civita vechta, Marfeille, Bafel, Strasburg, Speier, 
Manheim, Frankfurt, Bonn, Chln, Düffeldorf, Wefel, 
Eleve, Nimwegen, wo der fünfte oder letzte Brief » 
20. May 1686. unterfchrieben ift. 


Weil der Verf. felbit in feiner Geichichte (2) ges 
fieht, daß er, bey Beichreibung feiner Reife, den Ber 
Tog gehabt habe, gelegentlicy die Fehler der Papifterey 
und ihrer Tyranney nachdrüdlich vorzuftellen, fo koͤnte 
mon argwoͤhnen, deß er bey ſeinem Eifer fuͤr die pro⸗ 

teſtan⸗ | 


(2) Seite 825. in der teutfhen Ueberſetzung. 


"30. Burnets Reife. 127 


tehantifche Religion, nicht. immer ganz unpartheyifch ges 
weien ſeyn möchte. Aber was er von ber Habfucht und 
deu religidfen Betrügereyen ber Geiftlichen, von ihren 
Bemühungen, dad Voll dum zu erhalten, von dem klaͤg⸗ 
lichen Zuftande der päbftlichen Staaten, von den ſchaͤdli⸗ 
en Wirkungen defpotifcher gieriger Megierungen, unter 
denen bie. fruchtbarften Länder volls und geldarm wers 
den, erzählt bat, find unwiderlegliche Wahrheiten, welche 
lange vorher fchon von vielen noch Lebhafter gefchildert, 
uud fogar von aufgellärten Catholiken eingeflanden find. 
Zudem bat er auch das Gute, was er in catholifchen 
Ländern angetroffen hat, gerühmt; er hat viele catholifche 
Geiſtliche als gelehrte, höfliche und tolerante Männer ges 
ſchildert, und hat ſich auch nicht gefcheuet, das Ver⸗ 
fahren der Schweizerifchen und Genfer Theologen zu 
tadeln. 


Weberhaupt findet man hier Nachrichten von mans 
den theologifchen Streitigkeiten, mit welchen man ſich 
damals befchäftigte. Sie find auch von denen genußet 
werden, welche die Kirchengefchichte, (die Geſchichte der 

grbßten Schwächen des menfchlichen Verftandes) beſchie⸗ 
ben haben (3). 


Außerdem hat Burnet ſchaͤtzbare Bemerkungen uͤber 
Alterthuͤmer beygebracht, und in großen Bibliotheken ges 
lehrte Nachfuchungen angeftellet,. welche Dank verdienen. 
Dagegen hat er ſich nicht bey Gegenfländen, weldye bee 
seits von andern ausfuͤhrlich befchrieben find, aufgehals 
ten. Die meilten Lefer möchten bier doch wohl nicht fo 

viel 


(3) Mosheraii inftitut. hiflor. ecclefiafl. Helmftadii. 1758. 
4. p-9s0. Compendium hift, occlel. Gothanum. Lipf. 
1703. & P- 858- 


128 Litteratur der Reiſen. I. 


viel neues und lehrreiches antreffen, als fie in der Rei⸗ 


ſebeſchreibung eines fo großen Gelehrten erwartet haben. 


Gleich im Anfänge erwähnt er einer Handfchrift von 
Vegetius de re militari, weldye er zu Grenoble ſah, 
“worin er eine Lefeart fand, wodurch die Worte lib. 1. 
cap. 5. fehr gut verbefjert werden. Anſtat bie meiſten 
Ausgaben haben: fcio femper menfuram a Mario con- 
fule exactam, fo fand dort: ſcio menfuram III. c. fuiffe 
-femper 'exactam. Da fiheint man die Zahl III für ein 
M angefehn und daraus Mario gemadjt zu haben, und 


.: darauf hat man c, weldyes cubitorum heißen jolte, in 


confule verwandelt ; daß alfo die Stelle fo heißen 


müffe: fcio menfuram trium cubitorum fuiffe fensper. 


exactam. 


Schwebel (4) hat andere Leſearten angefuͤhrt, nicht | 
aber diefe, weldye doch wohl bie Beachtung der Eritis 
ter verdienen möchte, deswegen ich fie hier eingerädt . 


habe. Ich erinnere dabey, daß eine Länge bey Plintus 


eubitorum duum, bey Solin ift: pedum quatuor. Dan 
fehe Salmaf. ad Plin. p. 712.. 

Eine andere Handſchrift hatte vorn bie Offenbarung 
Johannis, und hinten die Fabeln des Aeſops, beyde 
mit Zeichnungen. Der Befiger meinte, der die Hands 
ſchrift veranftaltet habe, möchte wohl das erfie Bug 
‚nicht glaubwürdiger,, ald das leute gehalten haben. 


3u Lion im Garten des Kloſters de‘ la Merci ſah 


Burnet folgende Inſchrift: D. M. et menioriae Aeternae 
"Sutiae Anthidis.. Quac vixit annis XXV. M, XI. DV. 
Quac, dum nimia pia fuit, facta eſt impia, et Attio 

Proba- . 


tet 


- (4) Deffen Ausgabe yom Vegetius zu den 1 1767. in 4 
gedruct iſt. 


1 


‘ 
= 


. 10, Burnets. Reife. 129 


Probstiolo, Cecalius Caliſtio coniux et pater, et fibi vivo 
ponendum curavit et fub afcia dedicavit. Weil der Che 
mann fagt, feine Frau ſey, weil fie zu from geweſen, 
potlod geworden, fo vermuthet B. der Mann fey ein 
Heide und feine Frau eine Chriftinn geweſen. Uber das 
barbarifcye Latein fcheint zu beweifen, baß die Juichrift 
end einem fpäten Zeitalter fey, in weldem ein Heide 


wohl nicht mehr auf diefe Weiſe von einer Ehriſtinn haͤtte 


ſchreiben dürfen, | 


Ueber die zweifelhaften Worte ı Zoban. 5, 7: Drey 
find die da zeugen, bat 2. die alten Handfchriften 
des neuen Teſtaments und die Handſchriften von den Büs 
chern bes Hieronymus forgfältig. nachgeſehn; unfere 
Theologen werden, was er. gefunden bat, längft genugt 
haben. Ä 


Zu Mailand lied er ſich in der Ambrofianifchen Biblio⸗ 
Hek die ehrwärdige Handfchrift von dee Ruffinus llebers 
fesung des “Jofepbus zeigen. Er urtheilte, daß fie aus 
Der Zeit des Ruffinus feyn müfle, meil die Buchſtaben 
ganz denen gleich find, womit ein Document (a decd) in 
der Samlung des Grafen Maſcardo zu Verona geichries 
ben id, welches, nad) Dem Datum, gewiß zur Zeir des 
Khrerohus gemacht if. Man fehe Fabricii Biblioth. grae- 
ealll. p. 242. und des Lotta Vorrede zu ferner Üebers 
ſetzung des Joſephus S. 13, welche beyde den Burner ans 
geführt haben. 


Anf der vatifanischen Bibliothek zu Nom zeigte man 
Im das Bud) von den fieben "Sacramenten Königs Hein⸗ 
ei VIII. mit feiner eiaenhändigen Zufcrift an den 
Pabſt Leo X., imgleichen einiae engliſche und franzoͤſiſche 
Briefe des Koͤnigs an Anna Bolen. . Burnet erfante 

Bedmann’s Litterat. d. Reiſ. J. J die 


120 M Litteratur der. Reiſen. -E7 


tige. Vorftellung von Island verfchaft hat, welche diefe 
aud) in ihren Schriften dankbar genutzet haben. :-" Uber 
feine Widerlegungen hat er mit fo vielen meitfchweifigen‘ 
unwißigen Grobhriten übergoffen. und durchgefnetet, "daß: 
ed eine verdrießliche Arbeit if, die von. ihm anzrführten 
Gründe heraus zu Hauben. Wer inzwilchen, biefep „Eifel 
u überfianden bat, ber wird. f ch überzeugt ‚finden , ‚daß. 
Blefken das Zutrauen, was ihm von vielen gehn 
worden if, eines Weges verdient hat. 


Lage⸗ Groͤße, Clima und Geſchichte ber Zufel hat ee; 
aus, ungenanten unrichtigen Schriften ganz unrichtig ans. - 
gegeben. ..- Bas er „von. den Sitten der Islaͤnder erzaͤhlt 
bat, ſcheint er dem gemeinſten aͤrmſten Poͤbel abgeſehn 
zu haben, "und es iſt eine ſtrafbare Undankbarkgit, daß 
er dieß alles fuͤr ganz algemein angegeben bat, ‚da ihm. 
Doch, nad) feinem eigenen Geftändniffe,. manche ünders, | 
diente Wohlthaten von verſchedenen Einwohnern gerpenk, 
waren. . 


. Er. will den Het. bereiſet haben, aber ——* er 
davon fagt, beweifet, daß er. felbft nicht dahin gelommen: 
Teon. ton. Zur Zeit feines Aufenthalt3 auf der Inſel, 
fol’, "Bey einem vullanifchen Ausbruche, eine Soße Ham . 
me aus dem Meere empor gefliegen feyn, aber Jonas 
beweifet, daß dieſes dort nur zwey mal, nämlich 1926 
amd 1236 gefhehn iſt (4. EL 

TEEN Dur 


. ... . u 
LT} " \ > .n, a". ... ya er | og .. s La aan 


@ Wertiei⸗ von Vullanen "unter se im ME £ in 
Pr LITUTTE dfonom. Bibliothet.. V. ‚328,0, 0. 
‚3% \eine merkwürdige , jetzt „wohl. fon” vergriffene Ben 
ſchreibung einer ſolchen ‚großen Naturbegebenfejt ‚angezeigt 
Habe. Auch verweife ih auf Tüffons Naturgeſchichke 
1. ©, 372. 273. und Als em. Hiſtor. der Refſen XI. 

e 5 ©. 475: 


.9, Blefkenii Islandia;: 121 


Nah der genaueften Erkundigung . hat fich ergeben, 
daB Bleffen gewiß nicht einen Minter über auf der Ins. 
ſel geblieben. ift, und eben fo unwahr ift, daß jemals- 
Pertngifen auf Island Falken ‚gefangen oder nur von, 
da abgehohlt. Haben, und ganz’unmäglidy weiße, welchen: 
fagt Jonas, auf der Inſel fo felten ald weiße Raben, 
und ſchwarze Schwaͤne ſind. 


Einen Beweis feiner geichtaläubigkeit und « ſeiner 
ſchwachen Beurtheilungskraft hat er am Ende feines. 
Buchs gegeben, wo er verſichert, von einem Saländer; 
für die: ihhm Hinterlaffenen Buͤcher, ein Tuch mit drey 
Knoten erhalten zu haben durch deren Auflöfung cr 
Wind habe machen, und dieſen nach Belieben habe len⸗ 

| In Finnen. | 
| Keime: Enahlunge in der Heinen Reifebefchreibunge 
ſcheint mehr Aufmerkfamfeit ‚zu verdienen, als folgende; 
Der Werfaffer verſichert, einen..blinden Mönch im Klo⸗. 
ſter Helgafiel auf. Ssland gekant zu haben, welcher auf 
Grönland gebohren worden, dafelbft im Klofter St. Tho⸗ 
mas bis zum dreyßigſten Jahre gelebt habe, md im 
Sabre 1546, auf Veranftaltung des Biſchofs von’ Grin‘ 
land, in das Islaͤndiſche Kloſter gekömmen ſey. J 
nt 


Diefer habe dem Amtmann oder Bandongt und benz 
Verf. erzählt, daß man durch das Eismeer nach China 
fahren koͤnne. Da habe erſterer ein ‚Fönigliches „ie is 
Ind den Winter über gebliebenes Schiff, mit allem 
aöthigen verfehn und nad) Grönland geſchickt, um diefe 
laͤngſt gewuͤnſchte Durchfahrt au berſuchen. 
 Blfe 
©. 475- ne . Beofe Seisiat- der Sean wa den 
Suͤdlaͤndern: S. 342.  .“ı: un 
$ 5 





192 Litteratur der Reifen. 1. 


Blefken verfichert dieſe Reiſe mitgemacht zu ‚haben. 
Sie wären, fagt er, den 31. März 1564 abgefahren, 
wären .den 2. Npril bey Grönland angelommen,: wären 
über das Eis and Land gegangen, hätten dort :einen 
kodten Grönländer: in einem Boote gefunden and einen. 


weißen Bären erlegt. 


Bey entflandenem Winde wären fie wieder an Bort 
gegangen , wären oͤſtlich von Island nad) Norden ges 
fegelt, um durch das weiße ‚Meer in das Tatariſche 
Meer nach Kathat zu kommen; aber dieß hätte ihnen: 
das: Eis unmöglich. gemacht, "deswegen fie. ben 16. Jun: 
nach Island zuruͤck gekommen waͤren. 


Dieſe Erzaͤhlung, welche frevlich nicht unglaublich 
zu ſeyn fcheint, hat J. R. Sorfter da, wo er bie 
Semähungen der Dänen um: die Entdedungen in Nor⸗ 
den befchreibt, angeführt (5); aber dieß würde er nicht 
gethan "haben, went ihm dasjenige, was ber Jolaͤnder 
Jonas daruͤber geſagt hat, bekant geweſen waͤre. 


. Diefer hat bewieſen, daß, wenn auch ein Moͤnch 
em Werf. auf Jsland allerley von Grönland ' "erzähle 
haben mag, bdiefer. doch kein aus dem Kloſter St. Thor, 
mas auf Grönland von dem dortigen Bifchoff nach Is⸗ 
lanb gebrachten. Moͤnch geweſen ſeyn koͤnne, weil auf 
Groͤnland nie ein Kloſter St. Thomas und ſeit ar 


auch Fein Viſchoſf mebr geweſen iſt. 6 
a Aut 


PR BE Ge = 


(5) Geſcichte bet. Ertdecungen in Norden, geautf. Ri 
SOder 1784. 8. ©. 533. Schon Bergeron, Zorfterd Vor: ' 
Käufer, hat bes DBleflens Erdichtung zu den Dänifchen 

: Si Werbiönften gerechnet. S. bie Geſchichte der Reifen 
und Entdedungen vor feinen Voyages. en Alice I. chap. 
12 P. 45, —* 


wr-r 


10. Burnets Reife. 133 


hit. t. I. lib. 2. cap. 3,13. p.340. angeführt. Aber bie Gens 
ferinn muß alle übertroffen haben, weil fie, wie dem Verf. 
erzählt ward, auch im Dunkeln ihre Schwefler verftand, 
wenn fie ihr die Hand auf den Mund ‚legte. Noch uns 
wahrfcheinficher ift die Erzählung von den zwey Romiſchen 
Nomen, welche Maͤnner geworben ſeyn ſollen. 


Im Veltlin S. 95. fand der Verf. bie größten Wein⸗ 
beeren, fo groß wie damafcener Pflaumen, (afo wie bie 


. um Sfirafan). Ani daraus den herlichen Wein zu machen, 


den der Verf. aromatick wine nennet, aber eigentlid) ein - 
Strohwein ift, laͤßt mar die Trauben am Stocke bis in 
den November, alsdann ftellet man fie noch zwey bis drey 
Monate auf dem Boden des Haufes (auf Stroh) ſenkrecht 
hin. Herhach werden nur die Beeren, welche nicht anger 
fanlt find, abgeleſen und geteltert. Der Moft wird in 
offenen Gefäßen fo lange hingeftellet, als fich noch Schaum 
aufjet, welcher täglich ein Paar mal abgenommen wird. 
Beam dr Wein Mar geworden, wird er auf Fäffer gezo⸗ 
gen. Im erften Jahre ift er zucderfüß. Nach deſſen Vers 
lauf wird bas Faß, etwas höher ald die Mitte des Bo⸗ 
dens, angebohrt, und bis zu.diefer Höhe abgetrunken; aber 
jährlich wird nachgefüllet. Der Verf. trank diefen Wein, 
welcher ſchon 40 Jahre gelegen hatte, bey einer Frau von 
Salis; fand ihn unvergleichlich, und fo ſtark, daß er ihn 
für eiten über Gewürze abgezogenen Weingeift hielt, da 
doch gar kein Gewuͤrz dazu genommen wird. Die Beeren 
find koth, aber der Wein weiß, fagt B. dagegen andere 
Nachrichten melden, auch der Wein fey rot), werde aber 


uhrlich bläſſer. 


Wo die ſehr gefaͤhrliche Gewinnung und Bearbeitung 
des Topfſteins, Lavezſteins, erzählt iſt, lieſet man anges 
wett, daß die Speifen: in dieſen Toͤpfen viel ſchneller als 

“ J3 in 


134 Litteratur bee Reifen. I. 


in metallenen kochen, daß diefe Töpfe viel heiffer werben, .. 
die Hitze länger behalten, und den Speifen keinen Neben⸗ 
geſchmack geben. | 


©. 127. bemerft der Verf., daß das Nindvieh w 
Italien grau oder weiß, aber auch ſchwaͤcher fey. Diefe | 
Beobachtung iſt ganz richtig. Jede Thierart it beile 
ſchwaͤcher, je mehr ihre Farbe von der Farbe ihrer wilden . 
abweicht, alfo bläffer ifl. Schon Kancifius überzeugte - 
fit) durch die Erfahrung, daB an der Seuche mehr vom Y 
den weiffen, als von den dunfelfarbigen färben. Man | 
Tönte glauben, dieß habe freylich fo ſeyn mäffen, weil —* 
Italien faſt alles Rindvieh weiß iſt; aber man bat “ 
auch in England wahr befunden, wo mehr. dunfled, alt E 
blaſſes Vieh iſt. Uebrigens ift bekant, daß Italien ſchon in 
‚den alten Zeiten viel weiſſes Rindvieh hatte, welches von 
zuͤglich zu Opfern gewählt ward, und daß ſchon die Altes .; } 
fien Lehrer der Landwirthſchaft ſolches für ſchwaͤcher er 
klaͤrt haben. S. Virgilü georg. 1, 146. Varro de ro \ 
ruft. I], 5, 8 u J 


Die Schweine find in Italien meiſtens ſchwarz; FR \ 
werden viel mit Weintreftern gefüttert; ihr Zleifch iſt ven 
angenehmern Geſchmacke als in England und Frankreich, _ h 


Auf den Eifenwerten in Elfaß S. 278. ſah ber Bef, 
hölzerne Plofebälge: the fides of the great bellows were : 
not of Icather, but of wood, which faves much moscy & 
Freylich war diefe vortheilhafte teutiche Erfindung bamald 5 
noch den Engländern neu, welche aber.auf dem 
fon 1620 genußet worden. S. Beyträge zur L 
ſchichte der Erfindungen L ©. 329. 


Was ©. 326. von dem audfchließlichen Handel | 
päbftlichen Kammer mit Getreide und Drod erzählt 








RR yo nn — . 


10. Burnets Reife. _ | 135 


dient demjenigen zum Beleg, was uͤber die ſo genante 
Annona in (Grelmanns) gegenwärtigen Zuftande des 
päpftlichen Staats. Helmftedt. 1792. 8. ©. 114. ausführs 
lich gemeldet iſt. Durch fo ein gewaltfames, ungerechtes, 
anvernünftiges Monopol wird der Ackerbau faft unmögs 
lich gemacht, fo daß es nicht zu verwundern iſt, daß 
überall Armuth und oft Hungersnot) ü in dem vortrefflichen 
Lande wüthet. 


Noch mehr Aufmerkfamkeit verdient der Bericht ©. 
328. von der Reduction der päbftlichen Zinfen von 4 auf 
3; and weil dieß vielleicht noch nicht algemein bekant und 
verſtaͤndlich feyn möchte, fo will. ich es deutlicher zu mas 
hen fuchen. Es ift ein Beytrag zur Gefchichte der fürfts 
lihen Kanft, Schulden zu machen und fie zu tilgen. 


Im Jahr 1655 entichloffen fi) die Staaten von Hols 
land, Die Zinfen von 140 Millionen Gulden um ein Prozent, 
wawmlih von 5 auf 4, herunter zu ſetzen. Dieß ließen ſich 
Die Slänbiger gefallen, weil fie damals ihre Gelder nicht 
höher benutzen konten. Der Staat erfparte dadurch jährs 
lich 1,400,000 Gulden, wodurch in 21 Jahren die ganze 
Schuld abgetragen werben konte. So viel man weiß, ift 
Dieß ber erfte finlende Fond, ſinking fund, fond d’amor 
üffenent. 


Diefe Einrichtung machte Pabſt Innocentius XI, 
dreyßig Jahre nachher, im J. 1685 rad), ungeachtet fie 
dine Erfindung der Ketzer war. Er forgte zuerfli bafür, 
daß brey bid vier Millionen Kronen zufammengebracht 
wurden, und darauf Fündigte er allen, welche fich nicht 
bie Herunterſetzung der Zinfen von 4 auf 3 gefallen laſſen 
wolten, das geliehene Kapital auf. 


34 Er 


136 Litteratur der Reifen.‘ I. 


Er wagte babey nichts. Denn weil bie abſcheuliche 


Regierung Beine Gewerbe, weder Handel, noch Fabriken, 
nicht einmal den Ackerbau, auflommen läßt, und allen 
Eredit hemmet, fo war fie fiber, daß niernand eine Mögs 
lichkeit‘ finden konte, feine Gelder höher zu benugen, oder 
ſie auch nur anderswo, mit weniger Unficherheit, ünterjus 
bringen. Alle muſten fich diefen Verluft des vierten Theils 
ihrer Zinfen gefallen laffen, und fo gewann die päbftlicye 
Kammer ein Kapital, womit fie jährlich ihre Schulden 
vermindern konte. Dieß ift die Erfindung, welche in 


England, wo aber alle Gewerbe von der. vernünftigen Res : 


gierung begünftigt werden, und alfo einträglicher, al& im - 


gendwo find, feit dem Jahre 1716 genußet und verbeffert 


Sn. 


ift, und welche den fo oft gedroheten Nationalbankerot uns . 


‚möglich gemacht hat. 


Das Original diefer Reifebefchreibung iſt englifdy ges 


fehrieben, und es ift nur ein Schreibfehler, daß in Actis 
- erudit. 1687. p. 551. gemeldet iſt, es fey italieniich. Die 
erite Ausgabe foll zu Rotterdam bey Abrabam Acher 
1685 in 8 gedrude feyn. Wie begierig fie gefauft worden, 
beweifer die Nachricht in Nouvelles de la rep. des letttes 
1687. p. 303., daß, einen Monat nach der erſten Ausgabe, 
bereits fuͤnf andere gemacht worden. In Biblioth. Men- 
ckiana pag. 719 finde id) eine Rotterdamer Ausgabe von 
1686 in 12. Andere führen eine an: Rotterd. 1687. 8 

und Le Kong nennet eine Londoner von 1755. in 12. 


Der Rotterbamer Verleger Acher veranftaltete gleich 
eine franzdfiiche Ueberſetzung. In Bibliotheque vniverfell 
vol 5. 1687. p.539 ift diefe von 1687 und zwar in 8 voR 
336 Eriten angezeiat worden. Man muß glauben, daß 
dieſe in felbigem Ssahre daſelbſt zwey mal gedruckt worden, 
Denn ich felbft befie: Voyage de Suiffe, d’Italie, et de 

- | quel- 


10. Burnets Reife: 137 


quelques endroits d’Allemagne et de France, fait &s an- 
n£es 1685 et 1686. Par M. Burnet D. en Th. Avec des 
remarques d'une perfonne de qualité , touchant la Suiſſe 
et l'Italie. A Rotterdam, chez Abrah. Acher. 1687. 
Über dieſes Exemplar iſt in 12; es iſt in 2 Theile ges 
theilt; der erſte hat 235, der ändere 312 Seiten‘, und 
die Remarques d’une perl. d. q., welde in jener nur 15 
‘ Seiten einnehmen follen, füllen in meinem Eyemplar die 
Geiten 289-312. 9.3. Mencke und Stuck nennen eine 
Notterdamer Ausgabe von 1718 in 12; und in Biblioth. 
Menckiana p. 94 ift eine Rotterdamer Octavausgabe vor 
biefem Jahre angeführt, mit dem Zufaße: avec fa vie. 
ke Long nennet eine: à la Haye 1718, welche in zwey 
Theile getheilt ſeyn fol. | 


Es fcheint die franzdfifche‘ Ueberſetzung unter Aufficht 
des Verf. gemacht zu feyn. Denn er hat ©.286 eine 


ihm, nach dem Abdruce, von einem vornehmen Engläm - 


der geſchickte Bemerkung, über eine. in den Catacumben 
gefundene Inſchrift, als einen Anhang , hinter dem legten 
Briefe, einruͤcken laffen. Diefe Bemerkung finde ich nidjt 
in der englifchen Ausgabe von 1689, wo fie ©. 208 hätte 

eingerücht werden follen; aber in der teutiiben Ueberfeßung 
findet fie fi) S.323 und in der juͤngern S. 608. Ganz 
genau ift inzmwilchen die franzofifche Weberfeßung nicht; 
Burnet felbft hat fie getadelt, und in Biblioth. vniverf. 7. 
p. 181 wird erinnert, daß der, welcher des Burnets Nach⸗ 
sichten beurtheilen wolle, billig die erguiche Urſchrift leſen 
muͤſſe. 


Lelong erwähnt auch einer niederlänbifehen Uebers 
fung : Umfterdam 1687 in 4, welche ich nie gefehn habe, 
fo wenig als die von Stuck Nr. 2451 angeführte Ausgabe. 
Hoorn 1726. 8. 

35 Von 


138 Litteratur der Reifen. A 


Bon ber teutfchen Ueberfeßung kenne ich drey Ausga⸗ 
ben. Die erftie bat den Titel: G. Burnets durch die 
Schweitz, Italien und einige Orte Deutfchlands und Frauk⸗ 
reichs gethane Reife. Leipzig bey J. 5. Gleditſch. 1687 in 
12; erfter Theil 336 Seiten, zweyter Th. 352 Seiten. Die. 
zweyte Ausgabe ift, nach Stuck, ebendafelbfti 1688. in 12... 
gedruckt worden. Die britte Ausgabe ebendafelbft bey 
demfelbigen Verleger 1693 auch in 12, aber in größern 
Format, 696 Seiten. Auf dem Titel fieht: in diefer drits 
ten Edit. nach dem Englifchen mit Fleiß überfehn. Dieſe 
bat auch ein Negifter erhalten. 


‚Diefe Ueberfegung ift in manchen Stellen fo unvers 
ſtaͤndlich, daß man dabey der Urfchrift nicht entbehren 
Tan. Der Ueberfeßer bat fich nicht genant, aber vers 
muthlich ift er Job. Georg Pritius, von dem Joͤchers 
Gelehrten⸗Lexikon Nachricht giebt, welches auch Burnets 
Briefe unter den von ihm aus dem Englifchen Äberfeizten 
Schriften nennet. 


Die englifche Ausgabe, deren Titel ich biefem Artikel 
vorgeſetzt habe, hat außerdem noch folgenden algemeinen 
Titel: Dr. G. Burnet’s tracts in two volumes. Vol.L. 
containing: I. his travels - - with an Appendix. 23. ani- 
madverfions on the reflections upon the travels. 3. three 
letters of the Quietifts, inquifition, and flate of Italy. 
Vol.2. 4. his translations of Lactantius of the death of 
perfecutors. 5. his anfwer to Mr. Yarillas, in three 
parts. London 1689. 400 und 192 Öeiten in gr. 12. Alſo 
eine Samlung einiger Burnetfchen Schriften, deren ans 
derer Theil gar nicht hicher gehört. 


Aber der erfte hat mehr, als der Titel angiebt; erftlich 
Burnets Reiſe; zweytens einen Anhang, nämlich Bemer⸗ 
| kungen 


10. Burnets Reife, ' . 139 | 


Jungen einer vornehmen Perfon über Schweiß und Italien, 
weldye auch allen Weberfegungen beygefügt find. Aus dies 
fem Anhange find die oben ©. 134. angezeigten Nachrich⸗ 
tm von dem päbftlichen Getreide: Monopol und fintenden 
Sond. Drittens S.333-362: A letter to M, Thevenot, 
being a refutation of Mr, LeGrand’s hiftory of Henry VIII. 
"divorcing Katharine of Arragon. With a plain vindication 
of the fame by Dr. G. B. Man fehe Niceron VI. S. 
35. Das vierte Stück diefer Samlung S. 363-400 hat 
folgende Ueberfihrift: Animadverfions on the Refletions 
upon Dr. B’s. travel. Das fünfte und legte Std bat _ 
folgendes befondere Titelblatt: Three letters concerning 
the prefent flate of Italy, written in the year 1687. --- 
Being a fupplement to Dr. Burnet’s letters, Printed in the 
year 1688. 193 Seiten. | 


Aus dem vierten Stüde erficht man, daß ein Unge⸗ 
nanter eine Critik über Burnets VBriefe, unter dem Titel 
Reflections, gefchrieben hat. Es foll ein Buch von 164 
©eiten, mit einer heftigen Vorrede, und fehlerheft eng» 
lich gefchrieben feyn; wie es fcheint, von einem franzdfifchen 
Gatholiten. Noch habe ich von diefem Buche und feinem 
Verf., welchen B. the reflector nennet, Feine weitere Nach⸗ 
sicht finden koͤnnen. 


ber Hr. Profeff. Beneke, welcher mir bey der Nach» 
ſachung freundichaftlich half, fand in Bibliotheque uni- 
verfeile. 1787. VII. p. ı81, wo das Mufeum italicum des 
Mabillon und das darin abgedrudte Iter italicum) aus⸗ 
führlich angezeigt iſt, Die Nachricht des Necenfenten: «8 
ſey das Gerät, daß nächftens in Paris eine franzdfifche 
Ueberfeung von Mabillond Reife, mit einer Widerlegung 
der Burnetichen, würde gedruckt werben. Dieſe ift, fo 
viel ich weid, nicht erfolgt. Aber ich wolte wohl daraus 
“ vers 


A 


140° | Litteratur der Reiſen. I 


vermuthen, daß Mabillon der Reflector ſey, und daß er 
feine. Eritif babe engliſch uͤberſetzen laſſen. 


Doch dem ſey, wie ihm wolle, ſo ſcheinen die dem B. 
gemachten Vorwuͤrfe entweder keine, oder nur unwichtige 
Fehler zu ſeyn, und man hat es nicht zu beklagen, daß 
ſie ſo wohl in den teutſchen als franzoͤſiſchen Ueberſetzun⸗ 
gen ausgelaffen find, 


‚Eine genauere Anzeige verdient das fuͤnfte etid. 
Der ungenante Verf. ſagt: was in Burnets Briefen von 
Molinos und den Quietiſten gemeldet worden, habe zwar 
die Neugierde der Englaͤnder rege gemacht, aber nicht be⸗ 
friedigt. Er, welcher länger in Rom geweſen ſey, wolle in 
drey Briefen eine Ergaͤnzung der Burnetſchen liefern (5). 
Mas er von den Quietiſten erzählt hat, iſt laͤngſt von als, 
len, welche die Geſchichte dieſer Thoren abgehandelt ha⸗ 
den, genutzet worden. 


Der zweyte Brief erzaͤhlt biele uebelthaten der ons 
quifition. Der dritte enthält manche feine politifche Bemer⸗ 
kungen uͤber Italiens damaligen Zuſtand. 


Gleich im Anfange trift man jedoch eine andere Nach⸗ 
richt an,‘ welche da wohl niemand erwarten moͤchte. Als 
der Verf. nach Italien durch Teutſchland reiſete, beſah ir 
das Salzwerk zu Soden bey Frauffurt; deſſen Beſitzer oder 
Director damals Malepert hieß. Da. fand er ein Gras 
dirwerk son Stroh, welches er auf folgende Weiſe be⸗ 
ſchrelbt. Pr 


Die 


ag 


(5) Daß gleihwohl einige den Burnet auh für den Verf. 
diefer Briefe gehalten haben, erfehe ih aus J. B. Men: 
kens Verzeichniß - der .Gefchichtfchreiber, Leipzig 1718.1. 
©, 52. 


20.' Burnets Reifen, rqt 


Vier und zwanzig Solenbehaͤlter, jeder 70 Fuß, lang, 
72 Fuß breit und 2 Fuß tief, waren in. zwey Lagen über 
einander geſtellet. Zwoͤlf Schul, Hohe Pfeiler trugen über 
jeder Lage ein breiternes mit Strohbunden belegtes Dach, 
auf welches die Sole von. Arbeitern hinaufgeworfen ward. 
Diefe lief erſt durch die 12 öberften, hernach die 12 uns 
terſten Behälter und ‚ihre Dächer, und ward’ dadurch ders 
geftalt veredelt, daß ein Gefäß, welches: an der Quelle 
eine Unze Sole faßte, beym Einlaufen in die Pfanne ſechs 
Unzen hielt. Diefe- Veredlung erfolgte bey heiterm wars 
men Wetter in 20 Zagen. Die Siedepfannen waren 13 
Fuß lang, 10 Fuß breit und 33 Ruß tief. Ein Werk dauers 
te damals 11 bis 12 Stunden. Der Verf. befchreibt auch 
die Solenwage oder Sentwage, die von Silber war. 


Man hatte alfo damals noch Feine fenkrechte Wände, 
welche mit Strohdocken beſteckt waren, dergleichen eine 
ih, aus der Mitte des vorigen Jahrhunders, in meiner 
Samlung aufbewahre; fondern man hatte, die bretternen 
Daͤcher, weldye die Solenbehälter wider Regen fchüßten, ' 
mit Strohbunden belegt, und man lied damals die Sole 
noch durch die Gradirer mit Leckſchaufeln hinanwerfen, 
and alfo durch 24 Fälle laufen. Man vergleiche hiemit 
Anleitung zur Technolog. ©.460 und Beyträge 
zur Geſchichte der Erfind. 4. ©. 267. 


Der übrige Theil des dritten Briefes befchreibt bie 
Sewaltthätigkeiten, womit die Sranzofen Italien am Ende 
des fiebenzehnten Jahrhunderts unglüdlich gemacht haben. 


Dieſe drey Briefe find unter folgendem Titel franzds 
ſiſch gedruckt worden: Trois lettres touchant l'état d’Ita- 
lie, ecrites en l’anıde 1687. pour fervir de fupplement 
aux lettres de Burnet. Cologne. 1688. 12. Die teutfche 


Ueber⸗ 


142 Litteratur der Reifen. J. 


Ueberfeßung beißt: »Eigentliche Befchreibung bed gegene 
„wärtigen Zuftandes in Italien, infonderheit bes Quietismi 
„und Lebenlauffes des Molinos. - - Zu volftändiger Aus⸗ 
„führung ber Reifebefchreibung des Burnets. - - Uebers 
„ſetzt von M. I. G. P.“ Leipzig. bey Gleditſch. 1688. 358 
Seiten in 12. In der neuen Ausgabe ebendaſelbſt im 
felbigen Verlage 1693. 364 Seiten 12. bat ſich der Ueber⸗ 
fetzer genant: Jo. Georg. Pritius, welcher Theolog noch 
mehre Buͤcher aus dem Engliſchen uͤberſetzt hat. Gemei⸗ 
niglich findet man dieſe Briefe mit den Burnetfchen in eis _ 


mm Bande. 


IT. 


143 


II. 


Ludovici- Henrici Lomenii, Briennae comitis, regi 2 
confliis, actis et cpiftolis, itinerarium. Editie altera 
audior et emendatior. Curante Car. Patin, D.M.P, 
Parifis apud Claud. Cromoify et Joann. de Bray, 
1662. 73 Bogen in 8. 


Ldwis Seinrich de Lomenie, gebohren L1636, aus 
einer ber aͤdelſten Familie des koͤniglichen Frankreichs, ge⸗ 
lehrter Sohn eines gelehrten Vaters, welcher letztere die 
Grafſchaft Brienne durch ſeine Gemahlinn erhalten hatte. 


, Schon der Grosvater hatte das Amt des Staats⸗ 
Secretairs erblich gefauft. Um fich dazu mehr Gefchic, 
als bie Sipſchaft allein verleihen konte, zu erwerben, uns 
ternahm ber Enkel bereits im fiebenzchnten Sabre feines 
Alters, 1652. eine weite, und Sranzofen ungewöhnliche, 
Reife in die nördlichen Länder. Sein Gefelfchafter oder 
Züßter war der große Baumeiſter Scanc. Blondel. 


Erft ging er nah Maynz, und blieb dafelbft ein 
Year Fahre, vornehmlich um die teutfche Sprache zu 
lernen. Im Sabre 1654 reifete er über Holland, durch 
Miederfachfen nach Hamburg, Dänemark und Schweden, 
wo er dem Könige den Gluͤckwunſch bes Königs von Frank⸗ 
reich zur Thronbefteigung und Dermählung zu bringen hatte. 


Er Fam ben 5. Sept. 1654 nad) Stodholm, blieb 
baſelbſt bis zum örbrans des folgenden Jahres, worauf 
er 


144 litteratur der Meifen. I. 


er die befchwerliche Reife norbum, das ift, über Lapland 
und Finland, nad) Polen antrot. Von da reifete er durch 
Deſterreich und Bayern nad) Stalin, und kam im os 
vember 1655 wieder zu feinen eltern zuruͤck. 


Er ward im Vaterlande nicht glüdlih, denn er gu 
riethb in die Ungnade bes Könige, mußte feine Aemter 
abgeben, und entwich nody größerm Ungläce nach Teutſch⸗ 
land, wo er 1672 zu Schwerin, am Hofe des verzese 
Chriſtian Ludwig, gar eingeſchraͤnkt lebte. 


Er wagte es, nach Frankreich zuͤruͤckzugebn, ward 
aber 1673 in der Abtey St. Germain de Pres eingeſperret, 
hernach in andere Kloͤſter verwieſen, und ſtarb in der 
Abtey ©. Severin zu Chateau⸗Landon den 17. April 
1698 (1). Bon ihm find franzöfifche und Iateinifche Ges . 
dichte und einige andere Schriften gedruckt worden, von 
denen, wenigftens den Ausländern, Die Reiſebeſchreibunt 


am bekanteſten iſt. 


Dieſe iſt zwar in ganz gutem Latein, aber in einer 
ſehr gedraͤngten und zu muͤhſam gezierten Schreibart ab⸗ 
gefaßt, deswegen ſie, ſo kurz ſie iſt, dennoch die. Lefer 
ermüdet. Der Graf redet darin von fid) in der "Dritten 
Derfon, fo daß es zuweilen fcheint, als ob er nicht ſelbſt 
der Merfaffer ſey, und ſchon Bayle (2), welwer es doc 
“wohl wiffen konte, fcheint den Blondel für den Ver⸗ 
faffer anzugeben; er fagt: le jeu d'eſprit, que M. ‚Blondel 
infera dans la premiere edition, 


Ein 


(1ı\ Man fehe die im algem. hiftorifhen Lericon 
tinter Artikel: Lomenie angeführten Schriften, und das 
gelebrte Lexicon. 


(2) Artikel: Sr. Blondel, 


ır. Lomenii itinerarium. 145 


Ein anberer (3) bat dafür den Patin gehalten, wel⸗ 
der doch wohl nur bie andere Ausgabe beforgt hat. Ju 
ber Vorrede derfelben, weldye zwar: typographus ledtori 
äberfchrieben if, aber doch wohl von Patin feyn wird, 
iR gemeldet worden, es fey darin ein jugendlicher Echerz 
des Grafen auf fein Derlengen ausgelaffen worden; aber 
ich weis nicht, ob dieß ein Zeugniß für die Autorſchaft 
des Grafen abgeben kan, die man ihm fonft wohl zus 
trauen mag, weil feine Gedichte eine frühzeitige Ferkigkeit 
der Iateinifchen Sprache. beweifen. 


Reichhaltig ift diefe Neifebeichreibung gewiß nicht. 
Mur felten kommen barin Tleine Nachrichten vor von den 
bereifeten Dertern, von koͤniglichen und fürftlichen, und. noch 
feltener von andern Perfonen. 


©&. 39 liefet man eine Schilderung der Königin 
Ehriftina (4), welche doch der Graf auf ihrer Reife vers 
fehlte. In Warſchau hat ihn nah) ©. 50 die Koͤniginn 
Ladwige Maria Gonzaga, welche in Frankreich gebohren 
war, dem Könige als ihren Verwandten vorgeftellet, und 
har ihm aufgetragen, dem franzsfifchen Hofe zu melden, 
was damals die Polen von den Schweden beforgten. 
| Die 

(3) Junker Chrengedähtniß Lutheri. ©. 461. 

(4) Foemina plena [ui, auida famae mirantis novitatem 
facti, orbis oculos in fe converfura, pertaela praelentium, 
vana futurorum imagine fic mentem pafcebat. Propofi- 
tum vehementer firmavit adulanıinm grex, quibus ad 
ultimum plus aequo addicta ferebatur. Vilia mancipia, 
quam de fuis dignis fortiori fexu dotibus conceperat 
opinionem, palpo fovebant. Illa peregrinandi mire 
avida, fabulofis narrationibus fiimulata, tanquam magni- 
tudini animi non fufhceret avitum patrimonium de- 
fpexit, linguarum, quas callebat, varietatem gentibus 
oftentarura. 

Bvacdwannꝰs Litterat. d. Reif. 1. K 


u. 
[3 


146 | Litteratur der Reifen. L J. 


Die erfte Ausgabe ift zu Paris 1660 gebrucht wor⸗ 
ben; fie hat nur 39 Seiten in Duodez. Die andere ift 


die, deren Titel ich oben gemeldet babe. Beyer und. - 


Vogt haben ihre Jahrzahl unrichtig 1001 angegeben; fie 


ift 1662 gebruct worden. Beyde Ausgaben find von. 


Beyer, Zreytag, Vogt (5) und andern zu dem feltenen 


Büchern gerechnet worden; am feltenften ift die. erſte, 


obgleich die andere nicht nur einige Zufäte, Zugaben und 
Kupfer bat, fondern auch weit. fchöner gedruckt if. 


Die Zufäge kan ich nicht genau angeben, weil ich | 
die erfte Ausgabe nicht befige, es werden aber wohl mue -. 


die wenigen eingerädtten Juſchriften ſeyn, 3.9. die a; 


Grabe des Des Eartes, welche Chanut hat ſetzen laſſen, 
die Grabfchrift des K. Guſtav Adolphs, welde ſch 
‘oft (6), aber faſt nie ganz einerley, gedrudt if. Zu den 


Zugaben gehört eine von Nic. Sarıfon entworfene Kart, 


worauf die Reiſe des jungen Herrn, bezeichnet if. Bam - 


N diefem iſt auch index geographicus, meldyer von ben im - 
Buche genanten Dertern einige Nachrichten giebt, und: " 


daffelbe zu vergrößern dient. Die Kupfer beftehen in 
dem Bildniffe des Grafen und ©. 43 aus einer nichts⸗ 
würdigen Laplaͤndiſchen Ausficht. 
| Die 


(5) A. Beyeri memoriae libror. rarior. Dresdae 1734. 8, 


p-99. Freytag analscta litterar. p.639. Vogt catal. libr. 
rar. p. 416. 


(6) Aus dieſer Reifebefhreibung hat Junker in Ehrengedaͤcht⸗ 
niß Lutheri S. 460 dieſe Grabſchrift abdruden laffen. Cine 
andere Abſchrift ſteht hinter Sartre Leben Guft. Adolphs 
©. 135, worin aber niht einmal ber Todestag richtig ans 
gegeben ift; denn fiat VI. Cal. Novemb. muß VIII Iduum 
Nov. gelefen werden. Michtiger ift die Abſchrift in Det 
j Flor fidende Stockholm af Rüdling. Stockholm 1731. 
©. 9. ‘ 


ır. Lomenii jtinerarium, | 147 


Die Urfache, warum Bücherliebhaber die erfte Aus⸗ 
abe vorzichen, beſteht darin, daß fie Seite 18 einige 
eilew enthält, welche in der andern, auf des Grafen Vers 
wgen, als ein jugendlicher Scherz, ausgelaffen find. 
Sie erzählen einem lächerlichen Gebrauch eines durchlöchers 
m Gteins, welcher den Retfenden zu Linkdping ın Schwes 
m gezeigt worden. Ich will fie bier unten abfchreiben, 
wie fie Bayle und Beyer geliefert haben (7). 

Erfierer bat daher Gelegenheit genommen, zu beweis 
a, Daß Neifende auch wohl auflößige Anekdoten erzähs 
m bärfen, wenn fie wahr find, ober für wahr gehalten 
usben, Er fcheint jedoch zu glauben, daß jene Erzählung 
ip weiter als eine muthwillige Erdichtung bes jungen 
eafen auf ber langweiligen Reife gewefen fey, und dieß 
beint - auch allerdings Patin anzudeuten. Aber hätte 
janle Die Gründe der Wahrfcheinlichkeit für jene Erzähs 
mg gelaunt, fo würde er gewiß nicht unterlafien haben, 
a gelegentlich anzuzeigen. Ihm hätte man es nicht uͤbel⸗ 


mewwen; aber wird es auch mir erlaubt ſeyn? 
Unter 


(7) Vellzognticis ſilvis eguitantes inducti, Lincopiae ob- 
* sei religionem non omittendae, tantillum fubfitimus, 
ibi- cippus lapideus, pertufus, explorandae maritorum 
meınbrofitati, qui pares foramini approbantur, impares 
“ scluduntur connubiali toro, inde matrimonia aut ftant 
aut cadunt, pro modulo peculii. Man findet diefe Zeilen 
such in der Worrede des Leipziger Ausgabe von Huetii 
comment. de rebus ad eum pertinentibus, wo aber unrichtig 
modo, ftat modulo fteht. In der Vorrede der andern 
Ausgabe der Reiſe Fiefet man: Unum te moneo, huio 
“ editioni, cui nihil deefi, voluiſſe Lomenium aliquid 
deeſſe; quod fcilicet in Vueltrogoticis filvis, per erra- 
bunda vefligia, morofae viae pellendis taediis juvenili- 
ter Juferat, fapientiorem aetatem et pudorem [uppreilille. 


8a 


148 Litteratur der Reifen. I. 


Unter dem theologischen Mantel, welchen bie catholis 
fchen Geiftlichen der Ehe umgemworfen haben, haben fie 
nicht felten, ‚bey manchen Klagen ber Eheleute, Untere 
fuchungen angeftellet, welche fie ſchicklicher den Wundaͤrzten 
und den Hebammen. hätten uͤberlaſſen follen. 


Es ift lächerlich, aber wahr, daß fie bey ihren geiſt⸗ 


lichen Ehegerihten Maaßen gehabt. haben, denen fich ber 
Beklagte ftellen mußte. SKomenius (8) hat dergleichen 
noch bey der Domtlirche zu Weſteräs und in der Kirche zu 
Lulea in Wefterbotn angetroffen. Daß auch außer Schwer 
den diefe Urt ber Unterfuchung üblich geweien ift, beweifet 
Jacob Döbel in Mich, Bern. Valentini pandect. medico- 


legal. Caf.5. p.61. (9) Bey allen dem fcheint ſich boch 


ber Graf der Geſtalt des Steins nicht richtig erinnert 


zu haben. 


(8) In Tidninger utgifne j Upſala; 1778. 8. ©. 144 


hat ſchon jemand des Grafen Erzählung durch folgende 
Stelle aus Loccenii defcriptio Sueciae, welche noch wit 
gedrudt ift, aber von Palmffiold, Er. Benzelius und anders 


angeführt wird, wahrfcheinlih gemadht. Wo Loccenius von 


der Kirche zu Zuled redet, fagt er: Extat etiam ad parie- 
tem eiusdem templi dimenlio ordinarii membri virılis 
ad eundem fere modum, ac in Arofienli (zu Wefteräs) 
templo confpicitur. 

(A Schurigii Spermatologia X, 4. pag. 500. 33. $. Teich⸗ 
meyer Anweifung zur gerihtlihen Arzneygelahrheit. Nuͤrn⸗ 


berg 1761. 4. p-ı10. Ich will die Worte aus Valentin - 


herſetzen: Non equidem ignoro, quamı plurimis in losis, 
et praecipue ubi confiltoria. aperiuntur, penem lapidibus 


incilum aut ex ligno formatum elle, e. g. in Dania (ridi- 


oO 


tulam ea de re hiftoriam vide apud Golnitz. ul]. . 


p-555), ad quem in rebus dubiis, ceu ad regulam men- 
fura inftitui ſolet. 


— „ — —— 


12. 


⸗ 


12. Des Barfuͤßers Philippe Reife. 149 





12. 


Itmerarium orientale R. P. F. Philippi a SSma Trini- 

tate Carmelitae difcalceati ab ipfo confcriptum. In 

- quo varii fucceflus itineris, plures orientis regiones, 

earum montes, maria. et flumina, feries priucipum, 

> qui eis deminati funt, incolae tam chriftiani, quam 

infideles populis animalia,, arbores, plantae et fructus; 

religioforum in oriente mifliones, ‘ac varii celebres 

eventus defcribuntur. Lugduni. ‚Sumptibus Antonii 

Jullieron in vico racemi, fub figno duarum vipera- 
zum 1649: 431 Öeiten in 3. 





W. der Verfaſſer ſelbſt es für gut gefunden. hat, 
feiner Reifebeichreibung eine Nachricht von der Einrichtung 
uud den Miffionsanftalten des Ordens, zu welchem er 
gehörte, vorzufesen, fo werde auch ich nicht Abel thun, 
wen ich Darin feinem Beyfpiele folge, zumal da ich wohl 
biefe Kentniß weniger bey meinen Lefern, als er bey den 
kinigen, voraudfegen darf. 


Die Carmeliter, welche im zwölften Sahrhundert enteo 
fanden feyn follen, haben ihren Namen vom Berge Cars 
mel, wo fie ehemals als Einfiedler am zahlreichfien ges 
lebt haben. Nach Europa follen fie im dreyzehnten Jahre 
hunderte’ mit dem heiligen Ludwig, Könige von Frank 
reich, gefommen feyn. Gewiß ift, daß fie ſi ich daſelbſt 
bald ſehr ausgebreitet haben. 

K3 Seit 


150 Uiteeratur der Reifen. I. 


Seit dem funfzehmten Jahrhunderte giebt es auch 
Cormeliter Nonnen. ine von diefen, Namend Therefe, 
von welcher Moreri (1) binlängliche Nachricht giebt, 
reformirte im fechözehnten Jahrhunderte die Nonnen ſamt 
den Mönchen, und brachte fie der alten firängen Lebende 
art wieder näher, von welcher fie in dem nördlichen. 
Clima etwas abgewichen waren. Diejenigen, welche ſich 
dieſe weibliche Anordnung gefallen laffen, dürfen keine 
Schuhe tragen, und werden deswegen Barfüßer;. car- 
melitae discalceati, excalceati; carmes dechaufls, genant. _ 


Sie ſolten als Einfiedler, in Mäfteneyen, in abge 
fonderten Zellen leben, dürfen die meifte Zeit nicht reden, 
ſondern follen ihr Leben, fo unnatärlich und unmöglich 

auch folches ift, beftändig mit Gebeth und veligibfen De 
trachtungen hinbringen. “ 


Gleihwohl haben fie auch bie Verpflichtung, PR zur 
Belehrung ber Heiden und Ketzer, in entfernte Laͤnder 
verfenden zu laffen, und thätig an ber Ausbreitung bee - 
catholifchen Religion zu arbeiten, wobey fie fi) auf das 
Beyſpiel des Propheten Elias, von dem fie ihren Ur⸗ 
fprung ableiten wollen, berufen, welcher zuweilen aus feines 
Eindde hervorkam, und Baalspfaffen fchlachten ließ. 


Diejenigen, welche zu ſolchen Miffionen beflimt were 
den, erhalten zeitig Unterricht in Wiſſenſchaften und 
Sprachen, welche ihnen nöthig werden können, deswegen 
auch viele von ihnen gelehrte Schriftfieller geworden find. 


Zu dieſen gehört auch ber Verfaſſer dieſer Meifebes 
ſchreibung, ein Franzos, gebohren 1603 zu Malaus 
comme, welche Stadt ehemals zum Staate von Noignom 

gehörte. 


(1) Ih beſitze bie Vaſeler aucuabe 1731, 32. Sechs Baͤnde 
tn Folio. 


— — 


12. Des Barfuͤßers Philipps Reiſe. 151 


gehoͤrte. Sein Taufname war Eſprit Julien, als er aber 
1621 Carmeliter ward, erhielt er den Ordensnamen Pni- 


lippus a ſanctiſſima trinitate (2). 

Nachdem er in Paris fiudirt hatte, ging er 1626 
mh Rom, um ſich zur Verſendung nach Perfieri voraus 
bereiten. Nach einem dortigen Aufenthalte von 2 Jahren 
uud 4 Monaten, trat er im Sebruar 1629 die Reife an, 
mit dem Wunfche, die heilige Märterfrone zu erwerben. 
über, fagt er, meine Sünden haben mich berfelben uns 
wärdig gemacht. Cin anderer, der würdiger ald ich war, 
dem ich das Ordenskleid angelegt hatte, hat fie für mich 
empfangen. — Diefer gluͤckliche war auch ein Franzog, 
der mit feinem Familiennamen Peter Bertbolet, aber 
im Drben Dionyfius a Nativitate hieß. Diefer ward auf 
der Inſel Sumatra 1638 hingerichtet, wie am Ende dieſer 
Neifebefchreibung umftändlich erzählt ift. 

Philippus a S. trinitate (oder ſchicklicher: a fancta 
£mplicitate) ging über Sicilien und Malte nach Alexan⸗ 
dretta, Uleppo, Bagdad nach Iſpahan. Nachdem er neun 
Monste in Perfien gewefen war, erhielt er von feinen 
Dbern ben Befehl, nach Dftindien zu gehn, um bafelbit 
Nie DOrdensbrüder die Philofophie zu Ichren. Er machte 

bie 

(3) Koigende Nachrichten find zum Theil genommen aus: 
Bibliotheca Carmelitana, Aurelianis, 1752. 2 Theile in Fol. 

* U. pag. 651., wo auch die Schriften, welche Philipp hat 

drucken Laien, verzeichnet find. Zu den brauchbarſten ge- 

‚hören bie, welde die Geſchichte der Sarmeliter betreffen; 

4.8. Hiftoriao Carmelitarum compendium. Lugduni. 

1656. 8, Decor Carmeli religiofi. Lugd. 1665. fol. Theo- 

logia Carmelit. £L. hiftor. Carmelit. [chalafiica methoda 

pertractata. Romae 1655. fol. Man muß fi wundern, 

daß der Mann, bey feinen beftänbigen Reifen, fo viel bat 

füreiben koͤnnen; aber freylich iſt das meilte aſcetiſch. 
84 | 


152°  Sitteratur der Reifen. I. 


die Reife von Baſſora nach Din und Goa, wohin € er 
eigentlich beſtimt war. 


Dieſe Hinreiſe hat er im erſten Buche feiner Reiſebeſchrei⸗ 
bung kurz erzählt; darauf unterbricht er fein Tagebuch, 
und giebt im zweyten Buche eine weitläuftige Nachricht 
som tuͤrkiſchen Reiche, vom gelobten Lande, von "Syrien, 
dem wäften und glücklichen Urabien, von Mefopotamien, 
Chaldaͤa, Armenien, vom Perſiſchen und Parthiſchen Reiche, 
von Medien, Oſtindien, vornaͤmlich von Goa und mehren 
Inſeln. 

Im dritten Buche erzählt er viel von merkwürdigen ” 
Bergen und Fluͤſſen, vom: Perfifchen Meerbufen, dem Urs. 
menifchen Meere, von den Ströhmen Tigris, Euphrat, 
Ganges, Indus, Jordan, Orontes. 


Das vierte Buch iſt gar eine Geſchichte der vier Mo⸗ 
narchien, die Folge der tuͤrkiſchen Kaiſer, der Koͤnige in 
Indien, der Fuͤrſten in Palaͤſtina. Dieſe Taͤuſchung, Nein 
ſebeſchreibungen durch die bekante Geſchichte der beruͤhm⸗ 
ten Laͤnder und Staͤdte auszufuͤllen oder zu vergroͤßern, 
iſt alt, und wird bekautlich von den neuern Reifedefähreh 
bern ſtark genußet. 

Das fuͤnfte Buch befchreibt die Gefchichte und Sitten 
der Chriften im Orient und in Dftindien, und die mans 
nigfaltigen chriftlichen Secten. 

Das ſechſte Buch handelt auf gleiche Weiſe von deu 
Geſetzen, Sitten und der Polizey der Türken, der Araber, 
Perſer, Juden und indianifchen Secten. 

Das fiebente, von Thieren, Bäumen und andern Früchs 
ten, zeugt von Unkunde und Leichtigläubigteit. 
Das 'achte und neunte Buch geben ausführliche Bes 
richte von den Römifchen Miffionen im Morgenlande und 

in 


ı2. Des Barfüßers Philipps Reife. 153 


in Indien, jedoch hauptſaͤchlich von den Miffionen der 
Sarmeliter, wo denn dad Märterthum des oben genans 
ten Dionyfius volftändig erzählt iſt. 


Das zehnte und’ lete Buch beſteht aus der Beſchrei⸗ 
bung der Ruͤckreiſe, welche befchleunigt ward, aus Bes 
gierde, dem Coliegio de propaganda fide et de ritibus 
deu anthentifchen Prozeß über das Waͤrterthum des Dio⸗ 
ayñins zu überbringen. 


Er reifete von Goa ab den 3. November 1639, nad 
Dofcati, von da hinüber nad) Congo (Benders oder 
Bendars Congo am Perſiſchen Meerbufen). Won da über 
far, Schiras, Ispahan, Tauris; von da durdy Armenien, 
von Ban über den See biefes Namens nah Bethis; nach 
Dierbelir, Aleppo nad) Tripoti, von wo ab er den Liba⸗ 
non beteiſete. 


Von Tripoli nach Sayde und Acre; von da beſuchte 
ee noch geſchwind einen Theil des gelobten Landes bis 
Nazareth, beftieg den Thabor, welchen Berg er ganz mit 
Baum, meiftens mit Eichen, bewachfen, und unter diefen 
wilde Schweine fand: Da befchrieb er die Ausfichten 
nach allen Weltgegenden. 


Nach feiner Ruͤckkunft nach Were, eilte er auf ben 
Berg Sarmel, zur Wiege feined Ordens, welchen er forgs 
fältig umterfuchte und befchrieb. Aus Mangel einer ers 
wönfchten Gelegenheit, mußte er von Acre, mit einem 
Schiffe, welches Getreide geladen hatte, nad) Alicante in 
Spanien gehn, von wo er im Februar 1640 über die 
Porenäifchen Gebürge, nach Frankreich zuräd kam (3). 

Bon 


(3) aüdete in Beſchreibung bes tuͤrkiſchen Reihe, IT, ©. 143 
hat die Jahrzahlen unrichtig angegeben. 
85 


154 -  $itterame ber Reiſen. I. \ 


Don feinen übrigen Schickſalen ift mir nur folgendes 
befant. Nach dem Sjahre 1665 hat er ald praepoſitu 
generalis, Sranfreich, die Niederlande, Teutfchland, Pos 
len, ganz Italien bereifet. Nachdem er durch einen hefs 
tigen Sturm an die Küfte von Calabrien geworfen war, 
ift er den 28. Febr. 1671 zu Neapel gefiorben. 


Baudelot in L’utilit€ de voyages. Rouen. 1727. 12. 
I. p. 84. fagt von diefer Reife: Cet ouvrage, quoique fait 
par un moine, qui ne tendoit qu’& remplir exactement 
fa fonction de mifhonnaise, ne laiffe pas n&anmoins d’&tre . 
un modele & etudier pour ceux qui vont en Orient, Der 
Abbe D’Artigny in Nouveaux memoires d' hiſtoire. L 


p. 114. nennet den Philipp voyageur Eftime. 


Aber beffer hat feine Reife gewürdigt Poullet, wele 
cher felbft in der Levante und in Perfien gewefen ifl. 
Diefer führte Beweije an, daß der Carmeliter den oriens 
talifchen Secten viel aus Büchern zugefchrieben hat, was. 
entweder nie wahr gewefen, ober nicht mehr gegen Ende 
"des ficbenzehnten Sahrhunderts wahr gewefen. ift (4). 


(4) Il eft certain que le pers Philippe carme dechauße, 
qui eft a prefent General de cet ordre, a eft& long- 
tems dans les milhons de Levant, et qu'il a toure ca. 
pacite et toutes les connoiflances dans la Theologie, 
dans les belles lettres, et dans les langues orientales, qu'on 
peut defirer d’une perlonne pour remplir dignement la -' 
place qu'il tient aujourd’hui, et-neanmoins [es relations 
font toutes prilfes de nos bibliotheques. Car fi on ex- 
cepte quelques martyrs qu’il a fortuitement trouvez, et 
fort heureufement canonilez dans les Indes, on n'y 
trouvera presque plus rien autre chofe, que ce qu'on 
nous enfeigne dans les Clafles; à [cavoir, l’hiftoire et 
la geographie ‚de la maniere qu'elles nous y font en- 

’ leiguces, 


| 22. Des Barfüßers Philipps Reiſe. 155 


Wenn man auch dem Perfaffer, als einem Mönche, 
bie religidfen Albernheiten, die Kabeln von Wundern und 
den pflichtmäßigen Aberglauben zu gute halten will, fo 
muß man fich Doch wundern, baß ein Mann von gelchts 
tem Kentniſſen, bey feinem vieljährigen Aufenthalte im 
Yerken und Indien, nicht mehr Beobachtungen zu machen 
and nicht mehr neue Nachrichten mitzubringen gewußt bat. 


Man hat Recht auf ihn zu zümen, daß er das wes 
wige neue oder brauchbare hoͤchſt unordentlidy vorgetra⸗ 
sen, und, welches noch ſchlimmer ift, mit fo vielen bes. 
kanten aus Büchern zufammen gefchriebenen Dingen vers 
duͤnnet, gemifcht und verfälfcht hat, fo daß man es nur 
mit Mübe herausfifchen kan. Wielleicht ſchwimmet im 
dem Ehaos manches, was zur Berichtigung ber Geographie 
dienen Eönte, aber felten Tan man errathen, ob es der 
Berf. aus Büchern, oder aus mündlichen Erzählungen 
oder aus eigener Beobachtung genommen bat, Wie uns 
verzeiblich iſt dieß einem Gelehrten, welcher Philofophie 
gelehrt, und fogar ein Handbuch der Weltgefchichte heraus⸗ 
« gegeben hat. 


ber was für eine elende Geſchichte! In biefer lehrt 
er, Eva ſey nicht aus Adams Kopfe gebildet worden, 
deun ſouſt haͤtte ſich die Frau fuͤr das Haupt halten 
hagen; aus ben Fuͤßen ſey fie nicht gemacht worden, weil 
font das weibliche Gefchlecht zu verächtlich fcheinen möchte; _ 
fondern aus der Gegend des Herzens fey der Stof ges. 
sommen, damit die Männer die, Weiber befto herzlicher 
lichen möchten. 
D’ Ars 


Seignees, et quelques erreurs de Schismatiques Levan- 
tins, felon leur creance ancienne, ou [elon celle que 
nons avons eu de leurs opinions. Nouvelles relations du 


Levaut, Par Poullet. Paris 1668. s2. IL, p. 460. 


156 Litteratur der Reifen. J. 


/ 


D' Artigny (5), welcher mehre Thorheiten und Er⸗ 
dichtungen aus dieſem Buche angefuͤhrt hat, erinnert an 
des Joh. Nevizan ſilva nuptialis, welcher, ungeachtet er 
nur eine Beyſchlaͤferinn hatte, zu wiſſen meinte: Gott 
babe zwar ben ganzen weiblichen Körper ſelbſt gebildet; 
aber den Kopf habe ber böfe Heind dazu gemacht (6), 


Die Urfchrift diefer Reife ift lateiniſch, und bie erfte 
und einzige Ausgabe ift diejenige, deren Titel ich oben 
abgeſchrieben habe. Stuck hat Nr. 1097 unridytig Lon- 
dini, flat Lugduni, gefchrieben; richtiger hat er den 
Drucdort Nr. 1451 angegeben. Ich habe mir angemerlt, 
eine Ausgabe mit der Jahrzahl 1648 gefehn zu haben, 
welche doch wohl die von 1649 feyn wird. Lebtere babe - 
ic) aus der Univerfitätss Bibliothek vor mir. 


Die franzöfifche Ueberfeßung habe ich eben daher. 
Sie hat ben Titel: Voyage d’Orient du R. P. Philippe de 
la eres- fainete Trinitt Carme defchauffe ... compoſt, 
revu et augmente par lui meme. A Lyon chez Aut. 
Jullieron. 1652. 592 Seiten in 8. Auch Diefe Ausgabe 
wird in Biblioch. Carmelit. IL. p. 544. mit der Jahrzahl 
1653 angegeben. Der Ueberfeger hat fid) unter der Zus 
föhrift genant: ‚Pierre de S. Andre‘, von welchem 
Barfüßer ınan in Bibl. Carmel. I. p. 543. Nachricht findet. 
Er hied eigentlich Joh. Ant. Rampalle. Büffon und 
Stuck führen eine Ausgabe von Lyon 1669. 8. an. | 


Die Zufäße, welche dieſe Ueberſetzung erhalten hat, 
beftchen erfilih in einem Auszuge aus dem Buche des 
Ignatius ab Jeſu von den Sebäern, wovon ich nachher 

noch 
(4) D’Artigny memoires VI. p. 134. 
(6) De capite noluit ſe impedire, [ed permiſit iĩ illud facere 

daemoni, Lib.I. Nr. g. 


12. Des Baͤrfuͤßers Philipps Reife. . 157 


noch etwas melden werde. Er macht hier das 7te Kapitel - 
des Hften Buchs aus ©. 338 — 3575 dagegen diefed Ka⸗ 
pitel in der Urfchrift nur eine Seite einnimt. Zweytens 
findet man hier Livr. 8. chap. 6,7. S. 435 — 457. eine 
ausführliche Erzählung von den Schichfalen ded Dionyfins, 
bein Bildniß, auch ©. 455 eingedrudt- if. Das adıte 
Kapitel: ift denn dasjenige, was in der Urfchrift das fechfte 
ft; jedoch if auch bey diefem ein Zufak S. 461 von 
einem andern Martyrer mit defjen Bildniß, mit der Uns 
terfchrift: Vera efligies V. F. Redempti a Cruce. Lußtani 
Mart. ordinis Carmel. difcalc. ‚Drittens ift auch im 9ten 
Bude die Gefchichte des Dionyfius noch weiter audger 
behnt worden, wodurd) denn das ate Kapitel der Urſchrift 
das fiebente im Franzoͤſiſchen geworden iſt. 


Die ältefte mir befante Ausgabe ber teutfchen Ueber⸗ 
ſetzung bat folgenden Titel: “P. as. T. orientalifghe 
„Reifedefchreibung, worinnen unterfcbiedliche Begebenheiten 
„feiner Raife, . .. Srankfurt in Verlegung Job. Georg 
„Schiele. 1671.” ohne die Regifter 628 Seiten in 8. 
Die andere Ausgabe, welche ich ebenfald vor mir habe, 
heißt: «Des wohl⸗ ehrwuͤrdigen P. Philippi von der 9. 
„Drepfaltigfeit, Difealseaten- Carmeliters orientaliiche Reis 
„iebefchreibung, worinnen ... Frankf. a. M. bey Wolf 
„gang Roͤder.“ 1696. 8. 


Diefe ift ganz der vorigen gleidh, nur hat fie eine 
vorgedruchte lateinifche Erlaubniß des Barfüßer : Ordens 
für den Verleger J. ©. Schiele, zum Drude, mit der 
Unterfchrift: den 14. Sun. 1673. Diefe wird wahrfcheins _ 
lich zuerft vor der Ausgabe: Frankf. 1673., deren "von 
Stuck und andern erwähnt ift, geftanden haben. ° 


Die Zufchriften und Vorreden der lateinifchen und 
franzöfifchen Ausgaben fehlen der teutſchen, deren Verf. 
mir 


258 .  $itterame der Reifen. I. 


mir unbelant if. irgend bat er ber Urfchrift, nirgend 
ber franzöfifchen Ueberfeßung gedacht. Aber Die teutfche 
HE gewiß nach ber franzöfifchen gemacht, fie bar alfo 
auch die Zufäge derſelben. Jedoch hat der Xeutfche bie 
Geſchichte der Miffionn, and dem achten Buche, ganz 
and Ende gebracht, mit der Ueberfchrifte Orientaliſche 
Yusfendungen. Die beyden Bildniffe fehlen, obsleich 
die Verweiſung auf dieſelben mit uͤberſetzt iſt. 


Eine italieniſche Ueberſetzung nennet Stuck Nr. 145135 
Viaggi orientali. Venet, 1676. in 12; ich habe auch eins 
Ausgabe: Venedig 1670 angeführt gefunden. 


Nun erlaube ich mir einige Auszöge und Anmerkung 
gen. Weil ber Verf. lange Zeit in Con gelebt hat; ſe 
hat er von dieſer Stadt, welche er der Groͤße nach mit 
Avignon vergleicht, manches berichtet, aber freylich bey 
trift das meiſte die Kirchen und Kidfter, womit die Stade | 
dicht beſetzt ifl. 

In einer Sefuiter = Kirche wird der Leichnam des 
Franc. Xaverii, dieſes oftindifhen Apoftels, in einem 
mit Gold und Edelfteinen geſchmuͤckten Kaften, aufbewahrt, 
Man fieht nur den Kopf, eine Hand und einen Kuß durch 
Erpftall; der uͤbrige Theil des Körpers iſt durch die Zies 
rathen des Kaſtens kuͤnſtlich bedeckt. 


Da wo der Verf. mit moͤnchiſchem Mohlbehagen bie 
Grauſamkeiten der Inquiſition beichreibt, welche dort die _ 
Aufklärung des menfchlichen Verſtandes, noch nicht fo 
wie in Europa, zurückhalten fan, hat er die Unverfchämts: 
heit zu fagen, daß bey dieſem fchändlichen Tribunal Barm⸗ 


herzigkeit vorwalte (7). 
Die 


(7) In eo tribanali mifericordia primum locum obtinet. 
Pag. 231. 


12. Des Barfüßers Philipps Reife 159 


Die Einwohner zu Goa und auf der ganzen Snfel 
ſind meiſtens Schwarze; die von Europäern mit den eins 
beimifchenn Weibern !erzeugten Kinder, find weniger weiß 
als die Vaͤter, und weniger ſchwarz als die Mütter. Diefe 
Race wird Durch die vielen jährlich anlommenden: Portus 
Siefen, welche Miftizinnen heurathen, wieder vermindert. 

Die Eingebohrnen effen kein Brod, weil dort Bein Ges 
keide gebauet wird. Es wird aus Perfien geholt; wird 
sicht zu Mehl gemacht, fondern nur gefchroten, giebt jes 
doch ein ziemlich weiffes wohlſchmeckendes Brod, welches 
aber, ſchon nach ſechs Stunden hart und unſchmackhaft 
wird, und nad) wenigen Tagen in Faͤulung übergeht. 
Deswegen wird täglich Brod gebacken, und Abends wird 
8 ion für die Hälfte, was ed Morgens gelofiet bat, 
setauft. Man hat nur Handmühlen. 


Die Befchreibungen von ben Bergen Karmel und Libas 
nom gehören zu den beſten Abſchnitten, welche auch fchon 
son Buͤſching in feiner Geographie forgfältig genutzet 

Der Abfchnitt von den Sabiern oder den Johannis⸗ 
Chriſten in der Urfchrift B.6. 8.7. ©. 372. fo kurz wie 
er ih, iſt Doch, wo nicht die erſte, boch gewiß eine der ers 
fen Nachrichten von diefer fonderbaren Secte. Der Verf. 
ſegt, er fey lange Zeit mit den Mitgliedern derfelben ums 
gegangen, habe aber doch felbft Feine volffändige Kentniß 
von ihrem Glauben erhalten koͤnnen. Sie nennen fid) felbft, 
fogt er, Mendai, werden aber von den Arabern Sobbi, und 
von den Portugiefen FohannissChriften genant, und 
wohnen in und um Baflora. | 

Aber in der franzoͤſiſchen Ueberſetzung ift diefer Abs 
fdnitt S. 338 bis 356 viel Iehrreicher. Denn dba befteht 
er aus einem Auszuge aus dem Buche des Carmeliters 

Jonas 


160 ; &itteratue der Reifen, I. 


Ignatius a Jeſu, welcher einige Jahre zu Baffora bie 
Belehrung der Sabier betrieben hat, und in Biblioch. Car- 
melit. L p.707. wegen feiner Kentniß der vrientaliichen 
Sprachen geräbmt wird.. Sein merkwuͤrdiges Buch: Nar 
ratio originis rituum et errorum Chriftianorum fancti Jo- 


hannis, iſt zu Rom in der Druderen ‚der Congregation 


de propaganda fide, im Jahre 1652, alfo in eben dem 
Sabre, ın welchem die franzöft Ice Ausgabe der Reife, ges 
druckt worden. 


In neuern Zeiten haben einige, vornehmlich proteflans 
tiſche Gelehrte, ſich um die Geichichte dieſer Secte bes 
kaͤmmert. Vielleicht ift e8 manchen Lefern angenehm, bier 
einige : dahin gehörende Schriften angezeigt. zu finden. 
Mat. Norberg de religione et lingua Sabaeorum, in Com- 
mentat. foc. feient. Göttingenfis. III. 1780. Man fehe 
Goͤtting. gel. Anzeig. Zugabe. 1780. ©. 785. C, 
G. F. Walchii obfervat. de’ Sabaeis, auch in den Com- 
mentat. IV. 1781. ©. Goͤtting. gel. Anzeig. 1781. 
S 761. TH. Ch. Tychfen über ‚die Religionsfchriften 
der Sabier oder Johanneschriften in Stäudlin Beytraͤ⸗ 
gen zur Philofoph. u. Geſchichte der Religion. Band 2 


©. 239 und B. 3. ©. 1. Cbendeffelben Bemerkungen | 


über die von Norberg bekant gemachten Sabifchen Zragı 
mente, in den angeführten Beyträgen B.5 ©. 208. 
G. W. Korsbach, Proben von den heiligen Büchern der 
Johannisjuͤnger. Ebendafelbfi V. S. 1. 


Mas der Sarmeliter Philipp wahres und falfches von 
dem Gebirge Ararat, und von der Arche Noah, welte, 
wie die Einfalt alaubt, noch auf der wegen des beftändis 
gen Schnees unerfleiglihen Spitze, vorhanden feyn foll, 
berichtet hat, das ift ſchon oft wiederholet worben; vors 
uehmlich in der algemeinen MWelthiftorie. L S. a30, 

| wo 


12. Des Barfüßers Philipps Reife. 161 


»» alled, was Reiſende darüber gemeldet haben, forgfäls 
ig gefammelt und verglichen ift. 


Aber ich Fan mich nicht enthalten, noch basienige auds 
meihnen, was der Verf. vom Paradiefe gebichtet bat, 
md was wahrlich feinem Urtheile feine Ehre macht. Oben 
af einem Berge in Grosarmenien, nahe bey Erivan, foll 
uf einer Ebene von gemäßigter. Kälte und Wärme, noch 
st dad Paradies fortdauern. Da follen noch Henoch 
nd Elias von der Frucht des Baums des Lebens, ohne 
rankheit und Schwäche des Alters, fortleben (8). Char⸗ 
in, welcher felbft jene Gegend bereifet bat, fpottet mit 
techt Aber folche Thorheit (9). 


Nach ©. 243 follen die Armenier zwar den Gefeken 
r Fuͤrſten gehorchen, deren Herfchaften fie unterworfen 
id, aber heimlich follen fie noch einen König aus dem 


tea armenifchen Königsgefchlecht unter fich haben, wels 
cher 


(8) Dieo probabile efle, quod paradilus terrefiris adlıuc 
perleverat in aliqua planitie amoena montis huius Arme- 
nize, quem delcripfimus, in qua ſancti Henoch et Elias 
in deljciis vivunt, peculiari Dei providentia locum illum, 
et a frigoris rigoribus, et folis ardoribus ' temperante. 
Cum enim hi [ancti prophetae in hoc mortali folo, de- 
lieiis pene celeftis paradifi aflluentes, ad finem vsque 
mundi praeferventur, veriimile apparet, quod in paradilo 
terrefiri, pro ipfis a Deo confervato maneant, vbi edentes 
fructum arboris vitae, fenectutis et infirmitatis moleſtias 
ignorant. Lib.III. cap, 3. p. 128. 

(9) La-penf&e me paroit tout-à - fait plaiſante; er je croi- 
zois que l’auteur y a entendu raillerie, s’il ne diſoit fort 
ferieufement ea ce livre, beaucoup de chofes, qui n'ont 
pas plus de vrailemblance. Voyage II. p.327. tn ber 
Ausgabe zu Rouen 1723. 12, 

Belmann’s Litterat. d. Reif. I. x 


163VUitteratur der Reifen. I. 


her heimlich. vorm: Patriarchen. gefalbet. wuͤrde. Diefer fe 
dieß, was wenigen befant.' wäre, ben Carmelitern ſeibſt g 
tagt. haben. Uber Cuͤdeke (10), welcher doch vielen Un 
gang mit angefehenen und alten Familien dieſer Nation g 
habt hat, hat nie etwas davon gehoͤrt, und haͤlt die Sa 
eben fo unglaublich, als die, dag die Juden noch irgen 
wo einen Koͤnig aus der Familie, Davids hätten, 


Don den malabarifchen. Seeräubern wird. ©. 389 
zahlt, fie haͤtten immer 200 und. mehre thoͤnerne m 
Schiespulver gefüllete Gefäße Bey.-fichh z :diefe, mürfen- | 
in die Schiffe, welche fie erbeuten wolten. XBenn fi e duri 
den Fall zerbrochen wären. und das Pulver ausgeſtren 
haͤtten, wuͤrfen ſie andere Gefaͤße mit brennenden Lunt 
hinter her, welche alsdann zuͤndeten. Dawider bedei 
man die Schiffe mit ſtarken Neben, welche die‘ Töpfe u 
Meer leiteten. Andere Räuber follen irdene Gefäße ı u 
(ungeloͤſchtem?) Kalk fuͤllen, welcher, wenn er serftändt 
die Leute blind: machte. 


Um von den Naturhiftorifchen Nachrichten, mit wo 
chen der Titel pranget, wenigſtens etwas anzuführen, m 
es folgendes feyn. In Arabien fah der Verf. dasieni 
Thier in einem Kaͤfich, welches man den Wegweiſer d 
Löwen nennete. Er hat eine Befchreibung deffelben, g 
geben, welche die Ehre erhalten hat, von Buͤffon aufs 
nommen zu werden. Weil diefer aber nur die Ueberſetzu 
gehabt bat, fo will ich die orte der- Urfchrift Hier u 
ten herfeßen (11). DS 


(10) Beſchreibung bes cirtiſchen Reichs. 2. ©. 146. 
(11) In deferto Arab, vidi quoddam animal in cavea fe 
rea claufum, quod Arabes ducem leonis appellantz ı 
feli fimillimum, propter quod aliqui felem Syriae v 
cant; aliud Florentiae fic nominatum vidı; eft enım | 

1 





ı2. Des Barfüßers Philipps Reife. 163 


Das Tier iſt ficherlich dasjenige, was. Büffon Ras 
rafal.nenuet, Th. V, 1. ©. 142 nad) der Leipzig. Ausg. 
md VL S. 299 und 304 nad) der Berliner Ausgabe. Linne 
fheint es in den erſten Ausgaben feines Syſtems, unter 
dem Namen Felis cauda elongata, .auribus penicilliformi- 
bus, verftanden zu haben, weil er damals nod) nicht bes 
mert hatte, daß ebenfals der Luchs, den er Damals F. 
eauda truncata, corpore rufescente maculato nante, die 
Finfel‘ oder Haarbuͤſchel an den Ohripisen hat. Weil nun 
beyde Thiere dieſes Kenzeichen haben, fo ſcheint Linne fie 


— Abarten, und deswegen keiner beſondern Erwaͤhnung 


is den neueſten Ausgaben wuͤrdig geachtet zu haben. 


Endlich will ic) noch anzeigen, daß ſchon der Verf. 
da paarmal des unvergänglichen Holzes (liguum incor- 
toptibile) von den Bäumen, weldye thecae oder angely in 
Jadien hießen, erwähnt hat. Man mache daraus Haus⸗ 
geraͤthe, Altarblaͤtter u. d. 


Ohne Zweifel ift die Baumart gemeint, welche jetzt 
im botanifchen Syſteme Tectona grandis genant wirds - 
ein immer grünender Baum, welcher das befte Bauholz 
in ganz Indien giebt. Die Engländer nennen es Teck 
wood, und bauen Schiffe daraus, welche in Indien 4o 
are, oder drey bis fünfmal fo lange, als die aus Eichen 
gebaneten, dauern, und vom Seewurm nicht angegriffen 
werden follen. 
Ans 


tis ferox; fi quis oblatum ei cibum detrahere tentaverit, 
nimia tumet ferocia, et in detrahentem, nifi compelcatur, 
inſilit. Habet in [ummitate aurium flocculos.. Dicitur 
autem dux leonis, quia, vt dicunt, leo nen ita pollet 
odoratu et ita lociatus huic animali odoratus acerrimi 
praedam aflequitur, ac captae partem Juo duci difpertit, 
Lib, II, 4. P.59 e 
2 


164 Litteratur der Deifen. I 


Anfänglich beforgte man, daß diefe Theek ſhips nid 
den Froſt der nördlichen Länder aushalten würden; ab 
ein Schiff hat fon das Gegentheil in England bewieſe 
Seit diefer Zeit bemühen ſich die Engländer, biefen Bam 
nicht nur in Dengalen, fondern auch in Weftindien anze 
bauen. Man verfichert auch, daß die jungen Blätter d 
Seide und Baummolle eine fchöne Purpurfarbe geben. . 


Herliche Abbildungen diefes Baumes findet man ü 
Plants of Coromandel by W. Roxburgh. I. tab. 6. um 
in View of Hindoftan (by Pennant) I. tab, 4. Die| 
habe ich hier gelegentlich beybringen wollen, weil manch 
Ueberfeßer die Wörter Teck-wobd und Teck -fhips widy 
zu erklaͤren gewußt haben. Man vergleiche Phyſikal 
öronom. Biblioth. 20. ©.366. und 22. ©. 392. „2 


x 


Litteratur 
Der 


älteren 


Feiſebeſchreibungen. 


Nadhridten 


ken DBerfaflern, von ihrem Inhalte, von. ihren 
Ausgaben und Weberfegungen. 


Nebſt 
tingeſtreueten Anmerkungen 


uͤber mancherley gelehrte Gegenſtaͤnde. 





Von 


Johann Beckmann, 
Deftath und ordentlichem Profeſſor der oͤkonomiſchen Wiſſenſchaften. 


Zweytes Städ. 





Söttingen, 
bey Johann Friedrich Roͤwer. 
1808. 


— — — — N — — 


Inhalt 


des swenten Stuͤcks. u 





n Piaggio di Jof. Barbaro alls Tana. S. 165. 


Schensbefchreibung bes Verfaſſers. 165; Wusgaben ber 
Belfe. 167. Weberfegungen. 168. 190. Beſchreibung der 
Krim und der Tatarey. 170. Alter der Kalender Tage. 
11. Wann bie Tataren die muhamedaniihe Religion 
angenommen. 172. Gangfelle. 174. Zeuge aus Nefleln. 
176. Witte und, Gewicht. 372. Vermeinte Gothen am 

. füwarzen Meere, 178. Uſſumcaſſan, Regent von Perfien. 
138, Erſte Erwähnung bed Porzellans. 186. Papiergeld 
a China. 1383. Die Pflanze Baltracan. 191. 


14. Fisggio di Contarini, ambof/eiadore al Ullumcaf- 
fan. 103. 
Berfhiedene Ausgaben. 194 Kandel mit: Buhabaums 
‘bel 196, 
1. Foyages par Bergeron. 199. 


Algemeines Urtheil über Samlungen der RKeiſen. 200. 
Pdeal einer guten Ueberſetzung. 202. Inhalt der Berge⸗ 
rouſchen Gamfung. 204. 


16, Befchreibung zweyer Reiſen Srideriche, Lerzege 
zu Wärtemberg. 207. 

- Ruben ber Reifen teutiher Fürften im fechsschnten Jehr⸗ 
hunderte, 209. Reiſe auf der Weſer. 211. Klopfſenſe, 
Hauſenſe, Sicht, alte teutſche Erfindung, 212. Koͤniginn 

X 2 eEliſaber 


* 


17. 


Inbhalt. u 


eiifaber. 213. Bernbards Paludanus NRaturalien : Sar 
lung, 214. Alter ber Sänften. 215. Geſchichte der Schle 
fen. 216. Höhle, welche im Sommer Eis hat. 217. Na 
riht von Erhard Cellius. 218. Badenfahrten. 219. 


un wm 
- 


Nouvelles relations du Levant par Sr. Poı 
let. 220. a — 


Alte Erwaͤhnung des Kaffees. 222. Nachrichten von 
la Valle. 223. Häufer in die Erde eingefenft. 225. © 
ſirte Badfteine. 226. Perſiſche Maͤdchen. 227. Iſpah 
beſchrieben. 228. Elende Beſchaffenbeit des gelobten g& 
des wie von Servero geſchildert. 229. Juden in up! 
229. Mecept zum Goldmachen. 230. Naquicten vi 


Herzoge von Crequi und Julian. Ceſarini. 230. 


is 


19. 


29 


Von Neisſchitz ſiebenjaͤhrige Welibeſchauung «2: 


Die Ansgaben. 233. Zeichnung des Berges Sinai. 2 
Felſen mit Buchſtaben, deren Alter. 236. Pyramide 
ſchrieben. 236. Verſteinte Linſen, Calx lentoularis.! 2: 
Erwaͤhnung des Kaffees. 238. Urſprung der Namen Kr 
und Zripel. 238. De 


Jo. Mabillonii iter germanicum. 239. Ä 
Grabſchrift des Oecolampadius. 242. Handſchrift v 
Quistilian: 232. "Petri Goimeltoris hiſtoria Jehakafti 
243. Alter der Sernröhren. 245. Theopliilus Prasbyr 
245. Beißkatze. 246. 


Joh. Mabillonii mufeum | Italicum, 247. 


Mabilons Reife nah Stalien. 247. Sella stercorar 
woher die Zabel entftanden. . 249. Cicero de republi 
249. Veronica, vera icon. 250, Dentmäler, Srabmi 
der Pferde, Hunde. 252. Wimdererde aus Iernfal 
auf dem Kirchhofe zu Piſa. 252. Roberti Valturii lib. 
re militari. 252. Die verfdiedenen. Ausgaben: ‘Nie 
Buchs. 253. Sigiemynd Pandulphus Wialatefla: . 2 
Iſt Erfinder bee Bomben. 256. Mabillons Reife Du 


Bourgogne. 237. 


Inhalt. »v 


H. Fr, Caroäs und Jod. Schouten wahrhaftige Beſchrei⸗ 
bung: der SKönigreiche Japan und Siam. 258. 
i Rahrfiht vom Herausgeber: Ebrift: ‚Arnold. 259. Nach⸗ 
richt von Bernbard Varenius. 261. -Varenii delcriptio 
“ Javoniae. 262. Job. Jac. Merkleins Meile nach Oft: 
" Indien. 266. Verſchiedene Witterung auf verfhiedenen 
"Seiten eines Vorgebuͤrgs. 268. Chinefer in Batavia. 
268. Toͤdtlicher Schwaden von Gewurten. 269. 


= Een fort Beſtriffning vppã trenne Reeſor och Pere⸗ 
grinationer. Tryckt pa Wijſindzborg off Ran⸗ 
kel. 270. | Ä 

Kaachricht von Wiſingſoͤ. 270. ©. E. Willmanne Reife 

nach Dftindien. 271. Wervlichen: 272. Japanſches Woͤr⸗ 
terbuch. 272. Ruſſiſche Seſandſchatt im Jar 1654 nad 
China. 373 


1. Foyages hifloriques ‚de Päwope par Ch ‚-Jor- 
dan. 281... | 


... De vielen Ausgaben. 282. genfter von Set. :283. 
Reermenſch. 284. Nachrichten von Talandern , oder 
Iugurt Bohſe. 285. | 


% Itinerarium Cambriae, auctore Sil. Giraldo. 288. 


Nachricht von Girald Barry. 283. Auch von David 
Dowel. 291. Biber und wilde Schweine in Wales. 293. 
:Gehörnte Hirfchfühe. 294. Kaͤſe von Milk der Hirſch⸗ 
tübe. 294. Wbkunft der engliihen Pferde aus ‚Spanien. 
295. Gitten der Einwohner von Wales. 296. Landkar⸗ 
tkm aus bem zwölften Jahrhunderte. 297. 


2 Odeporicon, id eſt, itinerarium Cardinalis Gur- 
cenfis .. per Riccardum Bartholinum. 299. 


Kapſers Maximilians Erwerbung der Aronen von Uns 
sen und Böhmen durh DVerheurathung feiner Enkel. 
Po. Nachrichten von Riccard Bertbolin und vom Care 
dinal von Gurk, 301. Nachtwaͤchter zu Presburg. 304. 
VWeiße Pfauen. 307. 

X 3 a46. 


vi 


Inhalt. 


/ 
26. Voyages et avantures de- Frangais Legust. 3096 


Lebensbeſchreibung des Verfaſſers. 309. Beſchreibung bee 
Inſel Rodrige. 311. Gchildfröten. 312. Mefprung dee 
Zabel von den Harppen und' von ben. avibuS diomedeis. 
313. Krabben, Cancer ruricola. 313. Wngetriebene. Kos 


kosnuͤſſe. 314. Ficus ändica. 315. Windftärme auf Nee 


dDrigo. 315. Ambra an der Inſel audgeworfen. 318. 
Didus folitarius.. 319. Didus ineptus; bepde Voͤgelar⸗ 
ten ganz ausgeftorben. 320. Cbenbolz. 321. Affen wars 
nen wider Gifte. 322. Scleihende Gifte der Indie⸗ 
ner 323. Neigung der Weiber zu Bergiftungen. 325. 
Chinefer in Batavis. 326. Hottentottinnen, ihr Falbale, 


- 827. Smaragde in Indien. 323 Glaubwürbigteit des 
- Zeguat. 330. Ausgaben, Ueberſetzungen. 333. Geſchicht⸗ 


27. 


des Robinfon Cruſoe. 335. 


Jodoci Sinceri itinerarium Galliae. 341. 


Nachricht von Juflus Zinzerling. 341. Grabſchrift einst 
Zwillingsmutter. 346. Vin de grave. 347. 


H. H Peters differtatio hifiorico- philologiea. 349, 


Braunfhwrigfhe Megimenter in Stallen. - 350. 


39. Diarium Italicum, oder Beſchreibung der Reife Hru— 


80. 


Carl Landgrafens zu Heſſen; von Rlaute. 356. 


Patine Samlung gefhnittener Steine. 360. Glasſchleifer 
Campani. 360. Bolognefer Stein. 360. Hoſterolithen. 362. 


"oh. Kimberg Reifebeichreibung - 363. 


- I3e 


5. 13. | - 
Vaggio di M. Jofapha Barbaro alla Tana e nella 


Perfa, 
up. 





Su Barbaro gieß n mit dem Vornamen weber ‘os 
Wi, noch Johannes, wie man ihn doch oft gefchrieben 
ſebet ſondern Joſapha (Joſaphat). Denn ſo hat er ſeinen 
Minuten ſelbſt Den 23. Day 1491 zu Venedig ünter einem 
Vrliſe geſchrieben, welchen Ramufto feinen Reiſen hat beys 
drucken laffen; fo nennet ihn auch die Inſchrift feines. Gras 
hen (1), und fo auch Callimashus (2). . .... R 2 

_ . Bars 


w Diefe finde ich in Giornale de’ lettorati X’Italia. T, xvui. 
Pb: 
Sepultura M. D. .Jolaphat 
- Barbaro de Confinio 
fante 
Marie Formoxe et eitis 
heredum 


- MCCCCLXXXXIIT. 


“@) P. Callimachi Experientis lib. de his, quae a Venetis 
tentata funt, Perfis et Tartaris contra Turcos morendis. 
Diefe Schrift fteht in Rerum Perficarum hiftoria, Francof, 
1601. fol. Diefe Samlung hat der ehrwuͤrdige Fabricius 
in Biblioth. med. aevi. Lib 2. p.465, wo er von Barbaro 
bandelt, aus Verſehn, dem Perrus Bizarus sugefchrieben, 
de doch deſſen hiftor. rer. Perfic. nur das erfte Stüd ders 
felben ausmacht. Mir ift der Nerausgeber nicht bekant. 


Brdmann’s girzeras, d. Reif. a. M 


164 Uitteratur der Deifen. I 


Anfänglich beforgte man, daß diefe Theck fhips nich 
den Froft der nördlichen Länder aushalten würden; aba 
ein Schiff hat ſchon das Gegentheil in.England bewiefen, 
Seit diefer Zeit bemühen ſich die Engländer, diefen Baum 
nicht nur in Bengalen, ſondern auch in Weſtindien anzu⸗ 
bauen. Man verſichert auch, daß die jungen Blätter: der 
Seide und Baummolle eine fchöne Purpurfarbe geben. .« 


Herliche Abbildungen diefed Baumes findet man ih 
Plants of Coromandel by W. Roxburgh. I. tab. 6. und 
in View of Hindoft an (by Pennant) IL tab. 4. Dieß 
habe ich hier gelegentlich beybringen wollen, weil mandje 
Ueberfeger die Wörter Teck-wobd und Teek-fhips wicht 
zu erklären gewußt haben. Man vergleiche Phyſikal. 
Sfonom. Bible. 20. ©.366. und 22. S. 392. 9 


2% 


in 


i, 


— 1 0 77mm - — 


Litteratur 
der 


e 


älteren 


Reifebefreibungen. 


Nahridten 


hm Verfaſſern, von ihrem gnhatte, von ihren 
Ausgaben und Ueberſetzungen. 


Nebſt 
tingefireueten Anmerkungen 


‚ über mancherley gelehrte Gegenſtaͤnde. 





Von 


Johann Beckmann, 
Defcath und ordentlichem Profeſſor der dkonomiſchen Wiſſenſchaften. 


Zweytes Städ. 





Söttingen, 
bey Johann Friedrich Roͤwer. 
1808. 


aharı | R 


des zwenten Stada 





| 

b 

\ 3. Viaggio di Jof. Barbaro- alla Tana. S. 165 
Sehensbefchreibung des. Verfaſſers. 165. Wusgaben ber 
Neiſe. 167. Ueberfegungen. 168. 190. Beſchreibung ber 
Krim und der Tatarey. 170. Alter der Kalender Tage. 
ı71. Bann bie Tataren die muhamedaniſche Nelisten 
angenommen. 172. Fangſeile. 174. Zeuge aus Nefieln. 
176. ‚Witte und, Gewicht. 177. Vermeinte Gothen am 

ſchwarzen Meere, 178. Uffumsaffen, Regent von Perfien. 
182, Erſte Erwaͤhnung bed Porzellans. 186. Papiergeld 
a Ehina. 188. Die Pflanze VBaltracan: 191. 


14. Vioggio di Contarini, ambo/ciadore al Uſſumeaſ- 
fan. 103. 
Berfchiedene Ausgaben. 194. Handel mit Buhsbaum 
"dell. 196 
15. Voyages par Bergeron. 199. 
Algemeines Urtheil über Sammlungen ber Reiſen. 200. 


Peal einer guten Neberfeßung. 202. Inhalt der Bergen 
tonfgen Samlung. 204. 


ı 36 Beſchreibung zweyer Beifen Seideriche ‚ HLerzege 
zu Waͤrtemberg. 207 

‚ Ruten ber Meifen teutfcher Fuͤrſten im ſechszehnten gabe: 

hunderte, 209. Reiſe auf der Wefer. 211. Klopffenfe, 

Haufenfe, Sicht, alte teutſche Erfindung. 212. Königinn 

2 Eeliſabet 


* 


WW 


17. 


Inhalt. u 


Eliſabet. 213. Bernbards Paludanus Netutallen · Sam⸗ 
lung. 214. Alter der Sänften. 215. Gefhichte der Schlen= 
fen. 216. Höhle, welhe im Sommer Eis hat. 217. Nach⸗ 
richt von Erhard Cellius. 218. Badenfahrten. 219. 


ınmn „= @ 


Nouvelles relations du ILevant par Sr. Poul- 
let. 220. . .. . 


Alte Crwähnung bed Kaffees, 222, Rachtichten von de 
la Valle. 223. Haͤuſer im die Erde eingeſenkt. 225. Glas 
ſirte Backſteine. 226. Perſiſche Maͤdchen. 227. Iſpahan 
beſchrieben. 228. Elende Beſchaffenheit des gelobten Lan⸗ 
des wie von Servero geſchildert. 229. Juden In Jubi. 
229. Mecept zum Goldmachen. 230. Nachrichten vom 


Herzoge von Crequi und Julian. Cefarini, 230: 


18, 


19.- 


29 


Von Neis ſchitz ſiebenjaͤhrige Weltbeſchauuns. aza. | 


Die Ansgaben. 233. Zeichnung des Berges: Einal. 235. 
Belfen mit Buchſtaben, deren Witer. 236. Vpramiden be⸗ 
ſchrieben. 236. Verſteinte Linien, Calx lentioularis.: 237. 
Erwaͤhnung des Kafferd. 238. urſerung der Namen Lrip 
und Tripel. 238. 


. .» 


‚Jo. Mabillonii iter germanicum. 239. 


Grabſchrift des Oecolampadius. 242. Handſchrift von 
Quistilian: 242. Petri Gomelioris hiſtoria ſchotuſtica. 
243. Alter der Fernroͤhren. 243. Theopliilus Prasbyter. 
245. Beißkatze. 246. 


Joh. Mabillonii mufeum Italicum. 247. 


Mabillons Reiſe nah Stalien. 247. Sella stercoraria, 
woher die Zabel entftanden. . 249. Cicero de republica- 
249. Veronica, vera icon. 250, Dentmäler, Grabmaͤler 
der Pferde, Hunde. 252. Wundererde aus Jernſale 

auf dem Kirchhofe zu Pifa. 252. Roberti Valturü lib. de 
re militari. 252. Die verfhiedenen. Ausgaben: die ſes 
Bude. 253. GSigiemynd Pandulphus Malateſta. 259 
Iſt Erfinder der Bomben. 256. Mabillons Reife du 1Tch 


Bourgogne. 237. 


+1 


Inhalt. »v 


I. Fr. Caroas und Jod. Schouten wahrhaftige Beſchrei⸗ 

bung der Koͤnigreiche Japan und Siam. 258. 
Nachritht vom Herausgeber. Chriſt. Arnold. 259. Nach⸗ 
richt von Bernhard Varenius. 261. -Varenii delcriptio 
“- Javoniae. 262, Joh. Jac. Merkleins Meile nad: Oft: 
“Indien. 266. Verfhicdene Witterung auf verfhiedenen 
- "Seiten eines Vorgebuͤrgs. 268. Chinefer in Batavia. 
268. Toͤdtlicher Schwaden von Gewuͤrten. 269. 


2. Em fort Vefkciffning oprä trenne: Reefor och Pere⸗ 
grinationer. Tryckt ya Wijſindzborg off Ran⸗ 
Pe. 270. . 

Vaachricht von Wilingfd. 270. ©. E. willmanns Reiſe 

"ah Oſtindien. 271. Asrtolithen. 272. Japanſches Woͤr⸗ 
terbuch. 272. Ruſſiſche Oelandſchant im Jahr 1654 nad 
China. 373, 


13. Foyages hifloriques - ‚de Prwope par ch her- 
dan. 281. 


Die vielen Ausgaben. 282. Genfer von Smeiat.. :283. 
Mermenih. 234. Nachrichten von Talandern , oder 
Auguft Bohſe. 285. 


% Itinerarium Cambriae, auctore sil. Giraldo. 288. 


Vachricht von Girald Barry. 238. Auch von David 
Dowel. 291. Biber und wilde Schweine in Wales. 293. 
Gehoͤrnte Hirſchkuͤhe. 294. Käfe von Milh der Hirſch⸗ 
luͤhe. 204. Abkunft der engliihen Pferde aus ‚Spanien. 
295. Sitten der Einwohner von Wales. 296. Landkar⸗ 
tim aus bem zwölften Jahrhunderte, 297. 


4% Odeporicon, id efi,.itinerarium Cardinalis Gur- 
cenfis ... per Riccardum Bartholinum. 299. 


Kapſers Maximilians Erwerbung der Kronen von Uns 
sen und Böhmen dur Verbeurathung feiner Enkel. 
Ko. Nachrichten von Riccard Bartbolin und vom Gare 
dinal von Gurk, 301. Nachtwaͤchter zu Presburg. 304. 
Beife Pfauen, 307. 

X 3 46. 


vı 


/ 
26. Voyages et avantures de- Frangais Leguat. 3096 


Inhalt. 


Lebensbeſchreibung des Verfaſſers. 309. Beſchreibung ber 
Inſel Rodrigo, 311. Gchildfröten. 312. Urſprung bee 
Zabel von ben Harppen und von ben. avibuß dinmedeis, 
313. Krabben, Cancer ruricola. 313. Angetriebene Kos 


. kosnüffe. 314. Ficus indica. 315. Windſtuͤrme auf Mes 


drigo. 315. Ambra an der Inſel ausgeworfen. 318. 
Didus folitarius.. 319, Didus ineptus; bepde Voͤgelar⸗ 
ten ganz ausgeftorhen. 320. Chbenbolz. 321. Affen wars 
nen wider @ifte. 322. Scleihende Gifte ber Yubies 
ner 323. Neigung der Weiber zu Wergiftungen. 325 
Chinefer in Batavia. 326. Hottentottinnen, ihr Falbala. 


827. Smaragde in Indien. 323 Glaubwürdigkeit bes 


37. 


28 


Leguat. 330. Ausgaben, Ueberſetzungen. 333. Geſciat⸗ 
des Robinſon Cruſoe. 335. 


Jodoci Sinceri itinerarium Galliae. 341. 


Nachricht von Iuſtus Zinzerling. 341. Grabferift einst 


Zwillingsmutter, 3 346. Vin de grave, 347. 


H. U Peters diſſertatio hifi orico- philologica, 349. 
Braunſchweigſche Megimenter in Itallen. - 350. 


39. Diarium Italicum, oder Beſchreibung der Reiſe Hrn 


Carl Landgrafens zu Heſſen; von Rlaute. 356. 


Patins Samlnng gefänittener Steine. 360. Glasſchleifer 
Campani. 360. Bolognefer Stein. 360. Spfterofithen. 362. 


go. Joh. Kimberg Reifebeichreibung :363. 


- I3e 


—3. 13. 
vuggio di M. Jofapha Barbaro alla Tana e nella 


Perſia. 
I’ P.“ 





Dir Barbaro hieß mit dem Vornamen wmeber ‘os 
ſcöh, noch Johannes, wie man ihn doc) oft geſchrieben 
findet, fondern Joſapha (Joſaphat). Denn fo hat er feinen 
Mönien ſelbſt Den 23. May 1491 zu Venedig ünter einem 
Briefe -gefchrieben, welchen Ramufto feinen Reiſen hat beys 

- drucken laffen; fo nennet ihn auch die Inſchrift feines Gras 
hes (1), und fo auch Callimachus (2. .. X 

. Bar⸗ 


(1) Diefe finde ich in Giornale de’ letterati d’Italia, T xvii. 
mp6: 
Sepultura M. D. ‚Jolaphat 
- Barbaro de Confinio 
. Sante _ 
| " Marie Formoxe et eius 
heredum 
MCCCCILXXXXIIII. 
G P. Callimachi Experientis lib. de his, quae a Venetis 
i tentata ſunt, Perfis et Tartaris contra Turcos morendis. 
Diefe Schrift fteht in Rerum Perficarum hıltoria, Francof, 
t 1601. fol. Diefe Samlung hat der ehrmwürdige- Fabricius 
{ in Biblioch. med. aevi. Lib 2. p. 465, wo er von Barbaro 
bandelt, aus Verfehn, dem Perrus Bizarus zugefchrieben, 
| be doch deſſen hifor. rer. Perfic. nur das erfte Stüd ders 
| felben ausmacht. Mir ift der Herausgeber nicht bekant. 
‚  Ndmaan’s ditterat. d. DReif. a. M 


150 


166 Litteratur der Reiſen. 2. 


J. Barbaro war aus einer edlen venetianifchen as 
milie, welche eben fo große Gelehrte, ald Staatsmänner 
gehabt hat (3). Kallimachus meldet, er habe die Perfis 
ſche Sprache fehr gut verflanden, und fein Vater habe 
Anton geheißen.., Er iſt zu Venedig im hohen Alter 1994 
geſtorben. 


Sein Andenken ik. durch - eine Hreifebefchreibung ber 
Nachwelt erhalten worden, deren erfter Xheil bie 
nach der Tatarey, der andere nach: Perfien enthält, r+; 
Stud und andere fügen, fie fey einzeln gedruckt worden, - 
fo habe ic) ihr hier einen befondern Artikel widmen wolle 
aber jest, bey genauerer Unterfuchung, wirb es. mir wa 
ſcheinlich, daß ſie nur in Samlungen, nicht aber einzeln, 
vorkͤmt. A 


Die Urfchrift ift gewiß italienifch, und Voſſius ba 
fie deswegen eigentlich nicht in fein Verzeichniß Iateinifcher 
Geſchichtſchreiber bringen ſollen. 


Die erſte Ausgabe kan ich, ungeachtet ich viel nahe 
gefucht habe, nicht mit völliger Gewißheit angeben. Maz⸗ 
zuchelli, dieſer zuverläßige Litterator, fagt ‘in Scrittori 
d’Icalia. II, 1. p. 270. ganz beftimt, fie fey zu Menebig 
1543. 8. gedruckt worden; und hernach wiederum in Rac- 
colta de’ viaggi pubblicata da Autonio Manuzio, in Ve 
nezia nelle cafe de’ figliupli d’Aldo, 1545. 8. Dagegen 

| fagt 


(3) Gute genealogiihe Nachrichten von dieſer Familie, deren 
Mitglieder oft verwechſelt werden, findet man in Gioryale 
da’ Jetterati d’ Italia, T. XXVIII. mo auch unfer Giohhe 
©. 139 genant it. Den, weldem es nidt zu kleiulich 
ſcheint, will ich erinnern, daß die Italiener den accent 
auf die vorletzte Sylbe des Namens Barbaro, nicht af 
die erfte, wie die Lateiner in barbarus, feßen. ' 


13: Reiſe des Sof. Barbaro. 167 


ſagt Marco Foſcarini in Letteratura Veneziana. Padora 
1752. fol. pag:'426, die Reife fen zum erfienmaf in’ ber 
angeführten Raccolta 1545 gedruckt worden. ber ich 
finde auch, daß andere melden, die Raccolta ſelbſt fey nicht 
1545, fondern 1543 gebrudt worden. Diefe Sammlung, 
welche jetzt ſehr felten ift, habe ich felbft noch niemals gefehn. 
Sin der Bibliotheca Moenckeniana. Lipf, 1727. 8. 
p. 716. ift der Titel fo angegeben worden: Viaggi fatti da 
Vinetia alla Tana, in Perfia, in India et in Conflan- 
tinopali etc. Vinegia preffo Aldo 1543. 8. Weil darin 
die Reife des Barbaro die erfte ift, fo haben einige fie 
unter feinem Namen angeführt, da doch Barbaro nie nach 
Indien, welches gleichwohl der algemeine Titel angiebt, 
gelommen iſt (4). or 
e 


(4) In der Bibl. Mencken. {ft der Inhalt biefer Samlung 
ſe angegeben worden: Viaggio di Jofaphat Barbaro, am- 
bafciar. della Rep. di Venetia, alla Tana et in Perla, 
It, del Ambrofo Contarini, ambalc. di Ven. ad Ullun- 
eaſſin R& di Perfia. Viaggio di Meſſ. Alauisi di Giovanni 
in India et in Colocut. Viaggio in Conftantinopoli, con 
la defcrittione della porta etc. Viaggio et imprela que: 
fece Solyman Baſſa del 1538, contra Portoghefi per zac- 
quiftar la citta di Diu in India. 

In det Zuſchrift diefer Samlung, welde in der angeführe 
tm Herum Perfic. hift. pag. 446. Überfeßt fteht, fagt Ant. 
Manutius: Cum in manus devenillent quorundam ab 
illis (Venetis) confectorum itinerum narrationes, easdemn: 
correxi, et in meliorem ıis digelli ordinem, quae ante- 
hac impreflae plurimum a primorum fuorum auctorum 
integritage abfuere, His adiunxi unam e reliquis aliis, 
quae haud pridem jam typis aliorum excufae lucem 
alpexerant, In illis autem omnibus ea [um diligentia 
et „Ihduiate ulus, quae decere eos inprimis viderur, 

Ma Ku qui 





168 titteratur ber. Reifen. 2 


Die Urfchrift iſt bernach abgedruckt worden im zwey⸗ 
ten. Bande der Samlung des Ramufio; weil, aber diefe 
eben fo. felten, als bie zuerſt genante ift, fo ift es aut, 
daß eine lateiniſche Ueherſetzung vorhanden iſt. 


Dieſe findet ſich in der bereits angeführten Rer. Perfic: 
bifor. pag.441. Sie iſt von Jacob Geuder von He⸗ 
rolzberg gemacht worden, von dem ich nicht mehr weis, 
als jeder wiſſen kan, ˖daß er: nämlich ein Nürnbergfcher 
Patrkius, und, wie das Gel. Lexikon meldet, Herauds 
geber jener Samlung zur Perfifchen Gefchichte geweſen iſt. 
Das letzte ſcheint mir doch zweifelhaft zu ſeyn. J a 


Als Ueberſetzer hat er ſeine Sache nicht ganz gut gen 
macht. Zuverläßig ift er nicht, und ich rathe, bey, wiche 
tigen Unterfuchungen, die Urfchrift ſelbſt nachzufehn. Zur 
Warnung will ich hernach einige Fehler anzeigen. Im 
Lateiniſchen fehlen die Abtheilungen In Kapitel mit den 
Ueberfchriften, welche bey Ramufio das Lefen und Nach⸗ 
ſchlagen ungemein erleichtern. Die Namen der Oerter find 
oft ganz anders als im Sstalienifchen gefchrieben worden. 


Eine teutfche Ueberfegung ift, fo viel ich jet weis, 
nicht vorhanden. Stuck fagt zwar ©. 332 fie fände in 
Algem. Hift. Der Reifen; aber diefer Fehler ift wohl 
ein Schreibfehler aus dem abgelürzten Namen J. Bar. 
(Juan de Barros) entftanden. 


Eine NReifebefhreibung aus der Mitte: des funf⸗ 
zehnten Jahrhunderts kan freylich nicht nach dem beſten 
Ge⸗ 


qui id ſibi praecipue faciundum proponunt, ‚nt magis 
univerlale hominum commodum, quam propriam et 
domeſticam utilitatem ſpectent. Diefe Nachricht gebört 
‚ bieber, weil fie den Werth einer merkwürdigen Sammlung 
feltener Reifen beftimt. 


13. Reife des Joſ. Barbaro. 169 


Geſchmack geformt feyn, und. biefe bat auch noch den 
Schler- mit .ihren Seitverwandten gemein, baß manches 
wiht verftänblich genug und nicht genau beftimt iſt; daß 
nicht Menige Namen der Länder, Städte und Flüffe vors 
kamen, welche fonft nicht. befant and, und bie man alfo 
ws erratben muß (5). Zu 


Man findet auch fein Tagebuch), fondern Bemerfuns 
gen, welche bey dem vieljährigen Aufenthalte in der Tas 
try und auf Heinen Reiſen! in derſelben ‚nad und nach 
geſammelt ſind. 


Aber Geſchichtforſcher, das iſt, Gelehrte, welche die 
Geſchichte durch eigene Unterſuchung berichtigen und er⸗ 
weitern, und nicht bloß, was laͤngſt vorgearbeitet iſt, wie 
Schlozer ſagt, ausſtafiren, oder modig umformen wollen, 
werden aus dieſer Reiſebeſchreibung ſicherlich noch manches 


bie jetzt nicht aufgeleſenes Goldkoͤrnchen herausfinden, 


manches was ſich zur Aufklaͤrung der Geographie und zur 
Geſchichte der Handlung des Mittelalters wird verarbeis 
tn laſtu. 

Barbaro reifete 1436 nach Tanais oder Tana, ber 
jthigen Stadt Afow, vermuthlicd) der Handlung wegen. 
Dem diefe Stadt war damals noch) der vornehmfte Marlts 


plat für Die Chinefifchen und Indiſchen Waaren, welche 
' bon 


(3) Es wäre der Mühe werth, einmal bie Urfachen, warum 
fo viele Kamen in der Geographie gänzlich verfhwunden 

‘ find, zuſammen zu ftellen. Die Frauzoſen haben nun bey, 
fi eingeführt, nach jeder Etaatsrevolution, den Städten, 
Häfen, Infeln (fo wie den Mineralien nah jeder neuen 
Hypsthefe) neue Namen zu geben. Auch davon werben 
ſchon In der alten Geſchichte, jedoch felten, Beyſpiele vor» 
fommen, 

M 3 


x 
190 Litteratur der Reiſen. 2. 


von daher, meiſtens durch die Genneſer und Denebiger, 
faft über ganz Europa verbreitet wurden. jene haben bie 
Stadt feit dem Anfange des dreyzehnten Jahrhunderts im 
Beſitz gehabt, bis fie ihnen im J. 1392 von Temies 
Arac oder Timurs:Keng abgenommen worden, nad 
defien Tode ſie dem Chan in der Krim unterworfen worden, 
So fagt Buͤſching, und wenn dieß wahr ift, fo hat fi 
Sorfter (6) geirret, weldyer fagt, Aſow habe noch zur 
Zeit des Barbaro den Gennefern gehört. Aber Forſter 
hat Recht; denn nachdem die Türken Conſtantinopel im 
J. 1453 erobert hatten, behielten die Genuefer dennoch. 
noch 20 Jahre die Häfen ber Krim und auch bie Statt 
Tana oder Afow (7). 


Barbaro hat 16 Jahre in der Tatarey gelebt, welche 
er zu Waſſer und zu Lande kennen zu lernen geſucht hat. 
Die Ebene der Tatarey, ſagt er, grenzet gegen Morgek 
an den großen Fluß Kedil (Wolga), gegen Abend an 
Polen, gegen Norden on Rußland, und gegen Suͤben as, 
das große (fchwarze) Meer, Ulanien, Kumanien und Go⸗ 
zarien, welche alle an das Meer Zabache (8) grenzen. 
| Wonien 


(6) Geſchichte der Entdbedungen und Schiffahr⸗ 
ten im Norden. Frankf. a. d. O. 1784. 8. ©.203. 96 
geitebe dankbar, daß Sorfters Auszug aus des Barbaro 
erftier Reife mir den meinigen erleichtert bat; «aber ich 
darf nicht verfchweigen, daß er doc, aus Uebereilung und 
aus Liebe zu feinen Hypothefen, einige Fehler gemachte bat. 

(7) ©. (müller’s) Samlung Ruffifher Geſchichte. St. Peters⸗ 
burg 1736. 8. Erftes Stüd ater Band ©.95. 

(3) In der Urfchrift ſteht: i quali luoghi tutti confinano 
[nl mar delle Zabache, ch’ d la palude Meotide, Aber 
der Ueberſetzer ſagt: quae loca confinia mari Tabacchio 

ve 


13.. Reife des of. Barbaro. 171 


Slonien bat den Namen, fagt er, vom Volke ber. Ulanen, 
weiche ſich felbft As nennen. Sie waren Chriften, und 
wurden von den Tataren (Mogolen, fagt Borfier) ver⸗ 
herret und verwuͤſtet. 


Dos Land bat viele Grabhuͤgel; jeder hat auf der 
Spitze einen großen Stein mit einem Loche, in welchem 
ein Kreuz von einer andern Steinart fickt. Weil der 
Glaube herfchte, daB in einem Hügel ein großer Schatz 
verborgen ſey, ſo unternahm der Verf. in Geſelſchaft 
mehrer, auf gemeinſchaftliche Koſten, im J. 1437, am 
Zege nach Catharinenfeſt, dad war den 26. November, ihn 
burchgraben zu laſſen. Die Arbeit ward aufgehalten, weil 
damals die Erbe tief gefrohren war; unb am Ende fand 
man nur Koblen, Töpfe mit Kohlen, Afche und Fifchgräs 
ten, auch einige glafirte thönerne Kugeln, von Größe der 
Jomeranzen, fo wie man fie wohl zum Looſen braucht £9). 


Ich erinnere hiebey, daß die Zeitbeftimmung nach 
* Taͤgen, welche bier uͤberal vorkoͤmt, damals 
seh Die allein gebräuchliche war, anſtat daB man jetzt 
ben Fenatstag angiebt. In den een gedruckten Kalene 

dern 


“ Eve Cafpio lunt. Ein boͤſer Fehler, welcher hier oft vor⸗ 
Umt. Forſter hat jene Worte fo commentirt: an das 
Meer von. Tabade (Zabachi, von Tſchaback⸗Denghiſſt d. i. 

das Brachfen: Meer). . 

o) Trovammo etiam da 5 6 6 pater noliri grandi come 
naranzi, i quali erano di terra cotta invetriata, fimili 
a quelli che fi fannio nella Marca, i quali fi mettono alle 

"wratte. Aber in der Weberfegung heißt ed: Reperimus 
una quinque aut fex globulos (Pater nofter vulgo di- 
eunt) magnitudine pomi auraici, Erant autem ex terra 

cocta et pellucida sonfecti, fimiles iis qui in Marchia 


Sant. 
M 4 


172 Litteratur der Reifen. 2. 


dern find die Tage noch nicht vom Anfange jeden Monats 
bis zu Ende mit fortlaufenden Zahlen bezeichnet, obgleich 
GSrellmann in feinen biftorifhen Kleinigleitem 
Bdttingen 1794. 8. S. 3 das Gegentheil behauptet bat 
Aber man- fehe Sries Abhandlung vom Pfeiffergericht. 
Frankf. 1757. 8. in der Vorrede ©. 13 und 108. 


Die thönernen Kugeln erinnern an die Glaskugeln, 
welche man, auch im füdlihen Europa, zuweilen in 
Gräbern gefunden bat; auch in dem vermeinten Grabe 
des 8. Childerichs. S. Danielo Geſchichte —— 
I. S. 87. und die in Beyträgen zur Geſch. 9 
Erfind. 3. ©. 145 angeführten Schriften. 

Der Verf. erzählt, wie im 3. 1438 die Tataren zur 
muhametaniſchen Meligion gebracht worden, wiewohl manche 
ſchon vor 110 Jahren, ſagt er, dieſelbe angenommen hat⸗ 
ten, als noch jedem frey ſtand, diejenige Religion zu haben, ı 
welche ihm gefiel. Damals, fagt er, betheten manche auch 
hölzerne Bilder an, welche fie auf Karren mit ſich führe 
ten (10). Eine Karre, worauf nod) jet die Kalmuͤcken 
ihre Gößen mit fidy führen, nebft der dabey aufgeſteckten 
Goͤtzenfahne, fieht man abgebildet in Pallas Samlung 
von den Mongolifchen Völkerfchaften. St. Petersburg, 1776. 
4. 1. Rab. r. 


Als Ulumahumeth Can in der Tatarey regierte, 
rief ein misvergnügter General mit feinen Berbändeten bie 
Mahumetaner, welche am Fluſſe Ledil unter der Herfchaft 
eines Kapferlichen Verwandten. fanden, welcher Chezima⸗ 

humeth 


(10) Alcuni »doravano flatue di legno e di pezze. Ba 
der hat uberfegt: fimmulacra ex ligno et pannis confecta. 
Sorfter aber: Bilder aus Holz und fichtene Bögen, Jener 
bat doch wohl die Wahrheit beffer getroffen. 


13. Reife des Sof. Barbaro. 173 


bumetb (d.i. der Meine Mahumeth) hies, ind. Land. 
Dieß Deer ‚ging. bey Citrachan (Aſtrachan) vorbey, durch 
die ‚Gelder von Zumen (Sorfter: durch die Wüfle zwi⸗ 
fen der Wolga und dem Don), auch bey Eircaffien 
vorbey mach dem Fluffe Tana (Don) und dem Meere 
von Zabache, welches damals, wie der Fluß, zugefrohs 
em war. Da überfiel diefes Heer den Ulumahumeth, 
werauf Chezimahumeth an feiner Stat Regent ward, und 
feine Religion algemein machte, 


Bey Ankunft des fremden Heeres warb der Verf. 
vom Gonful gewählt, dem Heerführer Geſchenke, nämlich 
ſeidene und fcharlachene (fcarlatto ) Zeuge u. dergl. zu 
überreichen, und ibm Stadt und Land ‚zu empfehlen. Ein, 
ſelches Geſchenk, fagt er, wird Novenna (II) genant. 


Die feindlichen Wölfer fingen mit Hunden und Voͤ⸗ 
ie, nämlich mit Falken, viel Wild, und raubten alle 
Wide und Caviare (tutti li caviari), und um ihre hoben 
gwegräberigen mit Filz oder Tuch bedeckten Karren aus⸗ 
zubeſſern, und um dazu Eiſen zu erhalten, riffen fie die 
Mefchinen ein, worauf Salz (Steinfalz) gemahlen ward. 
Luf diefen Karren ftanden Gerüfte von XTonnenreifen ges 
meht, die mit Tüchern und Filz bedeckt waren. Diefe 
Hnfer (cafe) ließen fid) von den Karren abnehmen, und 
bon wohnten fie darin (wie in Zelten), fo lange bis fie 
weiter zogen. 

Wenn 


(11) Du Cange bat biefed Wort. aus der Iatelnifchen Ueber⸗ 
fegung von des Barbaro Meife in Glafar. latinitat. ges 
bracht, aber wie kan es für latelnifh gehalten werden, da 
Geuder im fiebenzehnten Jahrhunderte es nur aus ber 
Urſchrift beybehalten bat? 

M 5 


174 Utteratur der Meifen. 2. 


Wenn man das, mas der Verf. von ben Sitten 
bamaligen Tataren erzählt, mit dem vergleicht, was 
alten Schriftfteller von den Scythen, und die neuern 
den Mongolen erzählen, fo findet man noch die ar 
Aehnlichkeit. 


Idhre Pferde waren nicht beſchlagen (12), die Neı 
krugen keine Sporen. Sie hatten fo zahlreiche Heerl 
daß, wer wollte, leicht Hundert bis taufend Stüc auf ein 
kaufen konte. Das Einfangen der Steppenpferbe mit eiı 
an einem Stabe befeftigten Fangſeil oder mit ei 
Schlinge, befchreibt Barbaro ©.95 (Lat. ©.449), fo 
Dallas ed befchrieben und abgebildet hat in Nochrid 
über die Mongolifchen Voͤlkerſchaften. St. Petersb 
1776. 4. ©.117. (13). 2% 


: (12) St. Pallas fagt I. ©. 116: “die Pferde der Kalmkı 
„haben einen Eleinen. hatten Huf, und Tönnen au « 
„Jahrszeiten unbeſchlagen geritten werben.” 


(13) Vom Gebraude ber Bangftride in alten und ne 
Zeiten habe ih Bevſpiele beygebracht in VBorrath Eleis 
Anmerlungen ©.ı, und in Geſchichte ber Erf 

. dungen 5. 8.161. Weil dadurch mande Stellen bey 

klaſſiſchen Schriftſtellern erklärt werden Fönnen, fo wid 

auch bier noch einige Zuſaͤtze machen. Ganz wie in 
Tatarey geihieht der Fang noch jebt in Paraguay. S. Ch 
levoir Geſchichte von Paraguay. Nürnberg 1768.8 * 1. 
73; auch in Datagonien, f. De Broſſe Gefhichte der Se 
fartben nad den Eüdländern ©, 481 und 542. Anfo 
Meife. Göttingen 1749.4. S. 62. Falkner's Reife nad ! 
tagonien. Eine Abbildung, wie auf gleiche Weife die Pfe 
zu Iafnapatnam eingefangen werben, findet man in D. 
per's Malabar m. Coromandel. Amfterd. 1672. Fol. S. 3 

ESollten wohl bie @Vides Alvov bey Gomer Iliad. V, 4 

eben ſolche Zangftride ſeyn? 


13. Reife des Sof. Barbaro. .17$ 


Zahlreiche Heerden großer Dchfen wurden ſchon das 
wald aus der Tatarey und durch die Wallachey und Sie⸗ 
Imbörgen nach Teutſchland und nach Italien getrieben. 
Kuh verkauften die Tataren damals viele zweybucklichte 
Kamele nad) Perfien, das Stück für 25 Dukaten; dage⸗ 
gen bie einbucklichten Kamele aus der Levante nur mit Io 
Dulsten bezahlt wurden. 


Hr. Dallas 1. &. 120 fagt: “Bey ben Kalmüden 
„endet man gemeiniglich nur zwenbucklichte Kamele, viel 
„leicht weil Diefe dauerhafter, oder vielmehr weil fie urs 
„pruͤnglich aftaticher Herkunft, und in biefem Welttheil 
„eben fo algemein, als in Arabien und Afrika felten find, 
wo das einbuclichte Kamel doegegen gleichſam zu Haufe 
„ia ſeyn fcheint."" 


Die Tataren fpotteten über befeftigte Staͤdte, welche, 
noch ihrer Meynung, nur von Furchtſamen erbauet und 
benehut werden. 


Diele merkwürdige Nachrichten zur Geographie ber 
dortigen Länder im funfzehnten Jahrhundert findet man 
6.96. (S. 452). Das Land Cremuch hatte einen Res 
genteri, welcher Biberdi (d. i. Deobdati) hies. Das Land. 
Kite Waldungen, Ströhme und fruchtbare Felder, aber 
bie vornehmen Einwohner lebten von Beraubung der durch⸗ 
sihenden Caravanen. Ferner Tommen ald Namen eins 
zelner Länder oder Diftricte vor: Chippiche (in der la⸗ 
teinifchen Weberfegung Eliphe), Tatacofia (im Latein. 
Tareofia), Sobai, Cheuerthei (im Latein. Cherners 
tbei), und As oder Alani. 


Diefe Landfchaften grenzen an Mingrelien, deſſen 
Regent Bendia hies, welcher mehre feſte Pläge, vor: 
nehm⸗ 


* 


176 Litteratur ber Reiſen. 2. 


nehmlich Vathi, Sevaſtopoli, hatte. Das Land iſt 


ſteinicht und trägt nur Hirſe (paniccio). Das Salz koͤmt 
aus Caphaà. Die Einwohner machen ſchlechte Zeuge and 
Hanf und Neſſeln (14). * 

Man erlaube mir hier eine Einſchaltung. Die Vei 


arbeitung der Neſſeln zu Seilen, Netzen und Geweben iR 
in Afien fehr gewöhnlich. Dazu dient fo wohl die haufı ' 
artige Urtica cannabina, ald auch unfere gemeine dauernde 


Art, U: dioica. Auf Yapan werden auf gleiche: Weife 


U. nivea und japonica, jene aud) in. Cochinchina genußet,. 


Merkwuͤrdig ift, daß ſchon ber Ruſſiſche alte Artnalift Ne⸗ 
tor fagt: gemeine Segel würden aus Neſſeln gemacht (13), 
In neuern Zeiten hat man auch in Europa hin und wieder 


durch Derfuche die Möglichkeit diefer Verarbeitung und 


der Cultur der U. nivea bewiefen (16). | 
| Die 


(13) Pag.96. b. D. Tanno qualche poche tele, et molto cat: 


tive, che fon’ alcune di canapo, et altre d’ortica. Im La⸗ 


— 


teiniſchen S. 452. Telarum aliquid conhiciunt, ſed rudium | 


et uullius precii. Alſo iſt die legte Zeile ausgelaffen wor: 
den. Ich weis nicht, wie Sorfter hat überfegen tunen: 
fie verfertigen einige dunkle Zeuge, 

(15) Man fehe die Anmerkung bes 9. v. Schlözer zu feiner 
Ausgabe des Neftors oder deffen Ruſſiſche Annalen. Goͤt⸗ 
fingen. 1865. 8. III. &. 295. 


(16) Viele hieher gehörende Zeugniffe habe ich In Dur ikal. 


oᷣkonom. Bibliothek V. S. 546. VI. S. 197. VII. ©: 
392. X. S. 374. XIII. S. 3z3. XV. S. 284 u. 382. XVII. 
S. 397 0.552. XVIII. S. 295. angeführt, woraus fie größten: 


theils Boͤhmer geſammelt hat in techniſcher Geſchichte 


der Pffänzen I. S. 543 — 547. Man ſehe auch Halleri 
Hiſtor. ſtirpium. IL p. 287. wo die Rede von Urtica di- 
olica iſt. 


13. Reife des Joſ, Barbaro. 7 


-, Bie Tataren, fagt:-Warbaro S. 06. b . S. 459, 
sonen Silbergeld Tetari, weldyes Wort eigentlich. weiß 
Ieatet, . io: nennen, fagt.er, die Griechen das Silber⸗ 
ah Afpri, ‚die Türken Akcia, und die Zagatai (17) 
tenb welche Woͤrter alle ebenfals weiß bedeuten, ſo wie 
in Benedig und Spanien einige Dlünzen bianchi heißen. 
60 haben, feßt er hinzu, verfchiedene Völker für manche, 
Grgenftände einerley Benennungen. 


‚Mit Diefer Bemerkung verdient verglichen zu werden, 

wos Dü Lange und Meurſius in ihren griechiichen 
22 unter &orpog, und erfierer.im lateiniſchen 
umter Afperi, gelehrt haben. (Bey den Lateinern hieß ein 
erſt meulich geprägtes. Gelb numus afper, aber freylicy 
deswegen, weil ed durch den Gebrauch nocy. nicht abges 
fhtiffen wer.) . Unfere Dorfahren ſchaͤtzten die Silbermüne 
zen nach Bitte und Gewicht, ober wie wir jest fas 
gen: nach Korn und Echrot; wo denn Witte dag ©ils 
ber, fo wie das Rothe dad zugefeite Kupfer bedeutete. 
Noch jeht Sagt der Platteutfche wit flat weiß, Man 
ſehe bieß Wort in Srifch’s teutfhen Wörterbuche. Noch 
jcht Beiden in manchen Gegenden filberne Scheidemuͤnzen 
Bitten oder Weißpfenninge. In Böhmen hat man 
Reißgrofchen. in Schweden hatte man ehemals weiße 
Dehre oder weiße Rundſtuͤcke. 


Die Juſel, worauf Capha liegt, bied ehemals Gas 
zaria, und noch zur Zeit des Varbaro hie die Elle, 
welche 


(17) »zZagathai hies der eine Sohn des Tſchinghiſthan, und 
„weil ihm ber Theil zufiel, der Turkeitan, Mawaralna⸗ 
„bera und Khuareſm in fih begreift, fo nennete man in 

ber Kolge diefe Provinzen das Reich Zagathai.” Sarfter 
©&. 213. 


178 Litteratur dee Reiſen. 2. 


weldye zu Tana und In ber ganzen Gegend gebräuchlich 
war; il pico di Gazaria. ' 


Auf der Meerenge, welche die Halbinfel mit dem re 
ften Lande verbindet, giebt ed große Salzfeen (18), bes 
ren Salz von ſelbſt anfchießt. Diefe befchreibt Pallas 
in feiner Reife durch die füdlichen Stoathalterſcheften 2 2 


©. 477. 

Diele Derter der Krim waren fchon damals unter 
tärfifchee Botmaͤßigkeit. Der Verf. erzählt, wie die Ges 
ımefer Capha durch die Türken verlohren haben, fo wie 
es ihm von Augenzeugen berichtet worden. Alſo ifl. bie 
fe8, vote manches andere, erft nach der Ruͤckkunft bes 
Barbaro von ihm in dieſe Meifebefchreibung eingerhdt 
worden: Er fagt auch felbft am Eude derfelben, er babe 
fie den 21 Decemb. 1487. geendigt. Bey Ramuſio lieſet 
man S. 96. F. am Rande neben jener Stelle, daß Capha 
den Genuefern im 3. 1475 von den Türken genommen 
worden, und dieß beffätigt auch Contarini. 


Die merkwürdige Nachricht von den Gothen, wel⸗ 
che der Verf. neben Capha am fchwarzen Meere gefunden 
haben will, welche in neuen Zeiten die Aufmerkfamteit: 
der. Gefchichtforfcher gereiget hat, will ich unten ans ber 
Urfchrift ganz herfegen (19). 

Bars 

(18) Saline grandiflime, le quali fi congelano da lor pofia. 
GBeuder: [alinae maximae, quae exhauriuntur, 

(19) Pag.97. b. Dritto dell’ ifola di Capha d’intorno, ch’ & 
ſu' 1 mar maggiore, fi truoua la Gothia, et poi l’Alania; 
la qual và pe l’ıfola verfo Moncafiro, com’ habbiamo 
detto vi fopra. Gotlii parlano in Todefco. So queſto, 
perche hauendo un famiglio Todefco con me, parlaua- 
no infieme, ot intendeuanli allai xagioncuolmente, cofi 

£0me 


13. Reiſe des of. Barbaro. 179 


Barbaro erzählt, fein Bedienter, ein Teutfcher, habe 
nt dieſen vermeintlichen Gothen reden innen; die Gas 
ben hätten ficy mit den Altern Bewohnern dieſes Landes, 
en Slanen, almälig vermifcht, ‚und fo wäre ber Name 
ee Gothalani eutflanden, welche, wie bie Cirkaſſier, bie 
siehtfche Religion angenommen hätten. 

- Sorfter erinnert, daß ſchon Außbruck, und nad} 
arbaro auch Busbek, dieſer Gothen gedacht haben, 
id er wänfcht, daß man von ihnen jegt, da die Krim 
ıter Nuſſiſcher Hoheit ſteht, zuverläffige Nachricht er⸗ 
ilten moͤchte. 

Aber in neuern Zeiten hat niemand dort dieſe uUeber⸗ 
eibſel ber Gothen finden koͤnnen. Mein gelehrter Freund, 
x. Bergrath und Profeſſor Hacquet in Lemberg hat mie 
a December 1796 darüber "eine Nachricht gefchrieben, 
de ich bier einruͤcken will, bier, wo ein Geſchichtfor⸗ 
er fie vieleicht ehr als in Phnfital. oͤkonom. Dis 
lioth. XX. S. 105 finden wird. . 

EIch kan verſichern, ſchrieb er, daß viele die Juden, 
„welhe Aberal am Pontus find, für alte Teutſche oder 
„Gothen gehalten haben. Wenn Busbel fagt, er habe im 
‚Sssflantinopel mit Gothen teutſch geſprochen, fo find 

„daß 


eome fintenderia unFurlano con vnF jorentino. Da que- 
fa vicinitk de’ Gothi con Alani credo, che fia deriuate 
ilnome di Gothalani. Alani erano prima in quel luo- 
-g0, foprauennero Gothi, et conquifiorno quei pael, 
et fecero vna miliura del nome loro co’l nome de gli 
Alani, et fi chiamarono Gothalani fi come quelle genti 
erano, mefcolate con quefie. Tutti quefli fanno alla 
Greca, et fimilmente i Circali. H. Sorfter fagt, Mon⸗ 
caſtro ſey der Ort am Ausfluffe bes Öniefters, welchen tie 
Rufen Belgorod nennen, Nämlih in Geſchichte der 
Entdedungen. ©. 128, 209. 


180 b Litteratur der Reifen, 2. 


„das Feine andere, ald vertriebene Polaifche oder Ungerfche 
3, Juden geweſen. Auf des. Rubriquis Zeugniß beruhen die 
„ealtella Judaeorum: (nicht Gothorum, wie Forſter irgends 
wo geſagt Hat), welche man qguf. verfchiedenen altım 


„Karten liefet. Aus der Kleidung. fan. man den Juder 


„im Orient nicht Teicht erfennen; -aber ein Hebräifcher Gruß 
entdeckt ihn gleich; auch feine Haare machen ihn dem⸗ 


„ienigen, der ſich darauf: verfteht, kentlich. Won Piefen 


„Juden, den vermeinten Gothen, wird gewiß auch Pallas 
‘„in feiner Beſchreibung der Krim Nashricht geben”. r 
Leider! finde ich diefe nicht in ben vortreflihen Bemer⸗ 
Zungen auf einer Reife in die ſüdlichen Etat 
dalterſchaften des Ruſſiſchen Reichs. ur 


Man vergleiche. in. bes fo. genanten Reineggs Se 
ſchreibung des Kaulafus. 1797. 8. II. ©. 165. Beantwor⸗ 
aAung der Frage: ob in der Krim und längs, dem ſchwar⸗ 
zen Meer noch Ueberbleibſel der alten Gothen vorhanke 
feyn koͤnnen, deren Dialect dem platteutſch Redenden be 
ſtaͤndlich ſey. Der Herausgeber verſichert, dieſe Antwort 
ſey von Reinegg, welches mir ſehr unwahrſcheinlich iſt. 
Unmoͤglich kan ich ihm ſo viel Kentniß der Arabiſchen 
Sprache zutrauen, als man darin zur Beſtaͤtigung einer 
unwahrſcheinlichen Behauptung verwendet findet. 


Barbaro erwaͤhnt eines kleinen damals verheerten 
Orts am Fluſſe Ledil (Wolga), Namens Citracan (jet 
Aſtrachan), welcher, ſagt er, ehe er von Tamberlano zer⸗ 
ſtoͤhrt worden, deswegen ein berühmter Ort geweſen iſt, 
weil die Spezereyen und Seidenwaaren, welche nach Sy⸗ 
rien gingen, durch Citracan nad) Tana gebracht‘ wurden, 
woher fie durch 6 oder 7 große Galleyen (galee) nad) Des 
nedig abgeholt wurden,. weil damals Feine andere Nation, 

außer 


r. nm bir un. m 


% 


13. Reife des Joſ. Barbaro. 181 


außer den Denetianern, nach Syrien handelte. Hiemit 
verdient verglichen zu werden: Sprengels Gefchichte geos 
eaphifcher Entdeckungen. Halle 1792. 8. Seite 260. 

Biel von dem großen fifchreichen Strohme Ledil; 
vom damaligen Zuftand der Stadt Mofco (Moflau), 
wo ber Herzog Johann von Rußland wohnte. Das Schloß 
log auf einem Hügel und war überal mit Wald umge⸗ 
ben. Die ganze Gegend ift fruchtbar; da wird das Fleiſch 
auf den Märkten nicht gewogen, fondern nach dem Au⸗ 
genmaaße ſtuͤckweis verkauft. 


Im Winter ward das gefchlachtete und abgezogene 
Beh, Schweine, Ochſen u, dergl. wenn «8 fteif gefroßs 
ren war, auf ben Beinen zum Verkaufe bingeftellet. Um 
es zu zerlegen, mußte es erſt wieder aufgethauet werben. 


Dean macht dort eine Art Wein aus Honig, ein 
Bir ans Hirfe, zu beyden thut man Hopfenbläthen, 
wilche diefem Getränke einen ſtarken Geruch und eine bes 
ranſchende Kraft geben (20). 


Suletst erzählt. der Verf. gar kurz feine Neife durch 
Polen nach Teutfchland, bis Frankfurt an der Oder. Auf 
biefem Wege findet man genant Trocki (Trozk, Stadt 
at weit von Wilna. Forfter), Varfonich (Warfchau ?) 
wd manche andere unbeftimliche Namen. -Ganz zulegt 
uch etwas von Zorzania, neben Mengrelien; jenes Wort 

+ bat 


- (o)-Nel® vno et Paltro de i quali mettono fiori di 
bruscandoli, i quali danno vn fiuffo che fiorilce er 

imbriaca come il vino. Im Lateinifchen: Hores brucan- 

dolos iniiciunt, qui foetorem poltea eiusmodi emittunt, 
| qui cerebrum obturbat, et inftar vini inebriat. $orfter 

fagt: «in jedes thun fie Hopfenbläten, die einen Geruch 

„bis zum Niefen geben, und wie Wein trunfen maden.’ 
Bedmann's Litterat. d. Reiſ. 2, 


182 gitteratue der Reifen. 2. 


hat Geuder Georgiana, Sorfter Giorgiana oder Dfchiod- 
fchiania, gefchrieben; da find, fagt der Staliener, ſchie 
große, aber ungeſittete Menſchen. 





Ich komme nun zum andern Theile dieſer meiſche 


ſchreibung, zur Reiſe nach Perſien. Als in der Mitt J 


des funfzehnten Jahrhunderts Muhamet II. durch feine 


Raubfucht und Uebermacht und Graufamleit die Nachbas 


ren in Gefahr flärzte, allefamt von ihm geplündert und 


unterjocht zu werben, fuchten einige von ihnen, aber nicht 


früh genug, nachdem bereit Conftantinopel im J. 1453 
erobert und das Byzantinifche Kayferthum vernichtet was, 
mit vereinigten Kräften dem Raͤubervolke zu widerſteta. 


Aber was immer noch eines uͤbermaͤchtigen Feinde 
Heldenthaten erleichtert, dad kam auch den Tuͤrken zu 
flatten. Die entfernteren Nachbaren hielten bie Gefahr 
noch nicht nahe genug, alfo noch nicht groß genug. fahen 
nicht ungern, daß Die nähern ihre Kräfte verwendeten, 
und hielten diefe aus Schadenfreude, Neid, Mistrauen, 
Kargheit oder Zurcht, mit leeren Verfprechungen hin, 
ohne zu helfen, vielmehr fohadeten fie fogar. So madhs 
ten es der teutfche Kayfer, die Könige von Ungern, Pos 
len, Neapel, ber Pabft und andere. 


Damals regierte‘ in Perfien Uſſumcasſan, welcher 
Macht, und au Muth hatte. Diefer fchickte einen Ges 
fandten nady Venedig, und ließ, zu Abwendung der ge 
meinfhaftlichen Gefahr, um Schießpulver, Gefchüß und 
Geſchuͤtzkundige anhalten. | 

Die Türken hatten bereits den Gebrauch diefer Wafs 
fen, und die Fertigkeit fie anzuwenden, den Chriften abe 
gelernt, dagegen bie Perfer erſt damit den Wnfangg 
machten. 

Die 


13. Reiſe des Sof. Barbaro. 1832, 


- Die DBenetianer, weldie den wütenden Ufurpateue 
immer näher einbrechen fahen, entfchloffen ſich fogleich, 
die verlangten Kriegögeräthe und Artilleriften, und zus 
sleih einen verfländigen Dann, welcher den Uſſumcas⸗ 
fan mit Rath unterilügen, und zu einerley Zweck mit 
den Venetianern leiten follte, nach Perfien abzufenden. 


Dazu ward Sof. Barbaro gewählt, welcher Perfiens 
Eprache und Dentungsart Fante, in Unterhandlungen 
schbt war, und als Patririer das Zutrauen der Repus 
if: hatte (21). 


Er reifete, in Geſelſchaft des zuruͤckkehrenden Perſi⸗ 
ſchen Gefandten, im Jahre 1473 (22) ab; er hatte die 


Schiffe mit den Artillerifien, mit Kanonen, Pulver und 


wöern Kriegögeräthen, bey ſich, welche er der Perfifchen 
Armee 


{a1) Man vergleiche Le Brer in Algem. Welthiſtor. XLVI. 
1.6.2834. De la Croix Gefchichte des ofmanifhen Reichs. 
Srantf. u. Leipz. 1769. 8. I. E.240. Callimachus a. a. O. 

649. 

(23) voſſius de hifior. Latinis pa. 604. Baumgarten in 
Vorrede zur Algen MWelthiftor. IM. S. 15. und an⸗ 
dere fagen, Barbaro fey 1471 nach Perfien abgereifet; aber 
dieß iſt falſch. Der Irthum iſt wohl nur durch die erfte 
Zeile der Reiſebeſchreibung veranlaßt worden: Cum circa 
annum 1471. Resp. bellum gereret cum Turcis, legati 
munus mihi mandatum eſt. Aber weil gleich nah Bar: 
baro auch Ambrof. Contarenus an den Ufumcaffan ges 
fit worden, und diefer gewiß am Ende Novemb. 1473 
abgereifet ift, fo glaube ih, auch Barbaro muͤſſe in dieſem 
Jahre feine Reife nah Perfien angetreten haben, und bies 
ſes Jahr haben auch Le Brer und La Croir angegeben. 
Diefe Angabe wird auch von Barbaro ſelbſt, am Ende ſei⸗ 
ner Reiſe, beſtaͤtigt. 

N a 


184 Utteratur bee Reifen. 2. 


Armee ablieferte. Er felbft ging darauf nach Curcho (Lat. 
Coryeus), und von da zu Lande nach Perfien, welchen 
eg gewiß wenige beſchrieben haben (23). 


Am Stadtthore zu Curcho fand ber Verf. Snfchrifs 
ten, welche Armenifche zu feyn fchienen, welche aber doch 
die Armenier, die in feinem Gefolge waren, nicht Ies ' 
fen konten. Bor dem dftlichen Thore fand er einen aus 
einem Marmorſtuͤcke gehauenen Bogen und viele aeefallene 
Säulen. j 


Zehn Meilen Citalienifche) weiter kam er nad) Gere, | 
Seleucia, wo in der Nachbarfchaft ein Amphitheater war, 
welches er mit dem zu Verona vergleicht. Die dortige 
Gegend gehörte damals zu Armenien, welches fich bis m. 
dad Gebirg Taurus erſtreckte. ' 


Er reifete an der Küfte nach Tarſus, welche Stadt 
auf einem Huͤgel liegt und ein Schloß hat. Von da nach 
Adena, einer großen Stadt, von da nach Orpha, von da 
nach Merdin, einer Stadt auf einem hohen Berge, wo 
ſehr viele ſeidene und baumwollene Zeuge gemacht wurde. 
Um Rande ift angemerkt worden, daß Ayton (Belt) | 
diefe Stadt Meredin nennet. 


By 


(23) Von allen hiebey zu Mathe gezogenen Karten, haben 
mir folgende die meifte VBeyhülfe geleiftet: Karte von bei 
europäifhen Tuͤrkey, Kleinafien u. f. w. von Mamert, 
bey Schneider und Weigel 1804. Turcia afıatica, bey ben 
Homanfhen Erben 1771. Nerfien von €. G. Reichard. 
Weimar 1804. Nach ber erften Karte liegt Curcho in dei 
Provinz mit Namen Stfhiil, und nach der zwepten in Ca⸗ 
ramanien. Chemals lag diefe Stadt in Cilicien. Sie bet 
ungefähr 36° 30 Min. N. Br. und 510 45 Min. Länge vor 
Ferro angerechnet, nörblih über der Infel Cppern. Ms 
ſ. Buͤſchings Erbbeſchr. XI. ©. 122, 


13. Reife bes Sof: Barbaro. 185 


- Bey ber naͤchſten Stadt Uffiancheph ober Affanchiph, 
im Latein. Affamheph, ſah der Verf. unzählbare: in Felſen 
gehauene Höhlen zu menfchlichen Wohnungen. Er kam 
hernach auf:riner fchönen Brüche über den Xigris. 


Hernach erwähnt er einer großen Stabt Sairt (Lat. 
Sir) und Daneben zweyer Ströhme, Betelis oder Bithis 
lis und Iſſan. (Jeuner iſt, wie ich vermuthe, ber Strom 
von Widlis, der von dem Flecken oder Kaftel dieſes Na⸗ 
mens, durch welches er fließet, den Namen hat. ©. Ot⸗ 
ters ‚Reifen. in die Tuͤrkey und nach Perſien. Nürnberg 
1781. 8.1. ©. 125. Buͤſching XI. ©.185.) In dieſer 
Gegend ift viel Ackerbau und Viehzucht; da werden, fagt 
er, bie Ziegen mit großer . Sorgfalt zeinlich. gehalten, des 
sen. Maar jährlich gefchoren und zu Kamelotten verarbeis 
tet wird (24). 


. -Muf dem Gebirge Zaurus wohnen die Kiurden (25) 
(Curdi, Geuder: Corbi), welche eine befondere Sprache 
haben, graufam und raͤuberiſch find, von. ihren hohen 
Laſtilen auf die vorüber Reifenden lauern. . Auch der Verf. 
ward von ihmen den 4. April 1474 angegriffen und vers 
wandet. Cinige and feiner Begleitung verlohren dabey 
das Leben. | 

.Nun ging ber Weg durch Vaſtan, eine ganz verfals 
me Stabt, ungefähr von 300 Feuerſtellen (36); Berner 
... 7117: 


(34) Pag. 201. b Hanno oltra di quefto capre in copia, 
lequali pelano ogni anno, et di quella la fanno ciam- 
bellottâ le quali efü gouernano et tengono lavate et 

(35) Buͤſchinge Erdbeſcht. XI. ©. 186. . 
(26) Bey Ramufio lieſet man am Rande: yon Vaſtan habe 
bie beruͤhmte benachbarte falsige See den Namen; dieſer 
R 3 J «habe 





186 Utteratur der Meifen. 2. 


durch Choi (27), auch eine ‚verfallene Stadt won 400 
Feuerftellen, deren Einwohner Handwerke und Ackerbau 
teieben.: Von da nach Tauris, ehemald Ecbatana, wo er 
den Affambei (fo nennet er den Uffumcaffan) autraf, 
von welchem er fehr gnädig aufgenommen ward. 


- Nun folgen Beſchreibungen der Wohnungen des Ads 
nigs, der Feſte und XThiergefechte, der Neifen, weldye der . 
Derf. mit dem Hofe machte „ der großen kayſerlichen 
Schaͤtze, vornelimlich der vielerien großen Ebdelfteine, - 


Cin Gefandter aus Indien drachte, außer vielen ans 
dern Gefchenten, vornehmlich feltenen Thieren; auch Ge’ 
fäße von Porzellan (28). Dieß ift, wo nicht bie er, | 
aber doch gewiß eine der erften Erwähnungen dieſes Na— 
mens, obgleich ſchon Ältere Nathrichten vorlommen, weis 
che von Porzellan, aber unter andern Namen, reden. “ 


Ohne den Verf. auf feinen fibrigen Reifen innerhalh 
Derfien zu folgen, will ich nur Nachrichten von den ieh 
fien bereifeten Oertern und einige andere Merkwärbigteie 
ten anzeigen. Die Stadt Sultania, weldye ehemals eis 
nen ‚großen Handel gehabt, war damals, nachdem ſ e vor 

bier 


babe ehemals Lacus marcianis geheißen; aus dam ginge 
ein Fluß, ehemals Mardus genant, ins Caſpiſche Meer 
Auf unfern Karten beißt der Ort aub Vaſtan ober 
Boftan. . 

(27) Büfhing XT. S. 193. Sprengels Geſchichte ‚bet Ehre 
Dedung. ©. 366. E 

(28) Pag. ı02. b.T. — catini et piadene di’ porcöllana 
Ich muß geftehn, daß ih das dritte Wort nicht kenne. 
Solte es wohl ein Verkleinerungswort von piaito, eine 
Schuͤſſel, piattello, ſeuyn? Gender bat nur poëula por- 
cellana- dicias. Sprengel ©. 192. bat jene merkwmurdige 
Stelle angeführt, aber piadene unerklaͤrt gelaffen. 


- ®* 


13. Reife des Joſ. Barbaro. 187 


vier Jahren von einem Namens Giaufa war zerſtoͤhrt 
worden, ganz verfallen, ohne Mauern, und dag Schloß 
deeheie einzuſtuͤrzen. Aber eine Mofchee war dafelbft, 
welche ſehr künftliche mit Gold und Eilber verzierte Thüs 
sen hatte, deren Befchreibung Geuder ausgelafien hat. 
Die Zahl der Einwohner ſchaͤtzte B. auf 10,000 und 
nehre (29). . 


Eulperchean, eine Stadt von 500 Feuerftellen, wels 
de ‘noch Weberbleibfel prächtiger Gebäude hatte. Sa⸗ 
phan, eine große volkreiche Stadt (30). Cuſſan, wo ſehr 
viele ſeidene und baumwollene Waaren gemacht wurden. 
Eerno, (Como?) ein ſchlecht gebaueter Ort, welcher ſtarken 
Gartenbau hatte. Da gab es Melonen, das Stuͤck 30 
Hund fchwer (31), auswärts grün, inwendig weiß und 
inderfäß. 


Jer, Jesdi (auf den Karten Desd, Jezd ober Jezde), 
dm, seiche Handelsſiadt; verſchickte ihre feidenen Waaren 
mu Rußland; erhielt viele Waaren aus China (aus Ca⸗ 
dh), ©. Sprengel ©. 366. 


Girad (Beuder Eyras, fonft Schiras), durch wels 
den reichen Ort die meiften Perfifhen Waaren gingen. 
Da war ſtarker Handel mit Edelfteinen, Rhabarber. Die 
Zehl ber Einwohner fey über 200,000 gewefen. 


San⸗ 


(29) Otter Reiſen in Türfey und Perſien 1. €. 125. nennet 
Sultania bie Hauptſtadt in Iran. Nah ben Karten weil 
lich unter dem Safpifhen Meere. 

(39) Geuder hat Epaham gefchrieben. Otter 1. ©. 269. 
Save. Auf den Karten Sawa. Dapper: Saba. 

(31) Meloni; tal vno de i quali pefa libre trenta. 

N 4 


188 Litteratur der Deifen. 2. 


Sanmarcant, große volkieiche Stadt, durch welche 
die Waaren von Cini, Macisi und Catajo gingen. -- Die 
Namen ſcheinen einzelnen Provinzen des chinefifchen Reich⸗ u 
zu gehören. Man fehe Sprengel S. 171. N 

Bey diefer Gelegenheit ſchaltet Barbaro manche ars 
tige Nachrichten von China ein, welche er einem aus 
der Tatarey dahin gefchickten Gefandten, abgefragt: hat: 
Unter andern liefet man bier beftimt, baß dort die 86 
füße von Porzellan gemacht würden (32). 


Befonders merkwürdig ift bie hier vorkommende Nade 
riht von dem damals in China gebräuchlichen. Papiers 
gelbe ,„ deffen fchon Marcus Polo ums Jahr "1290, 
Haitha um: eben diefelbe Zeit, Abulfaradfh ums Jahr 
1293 und andere gedacht haben. Weil aber alle Bug 
niffe über das Alter des Papiergeldes bereits im Ds 
von Schlözer kritifh = hiftorifchen Nebenftunden. Göttins 
gen 1797. 8. Seite 159. beygebracht und erläutert "find, 
fo will id) nur hier unten bie eigenen Worte des Bärs 
baro herfeßen, weil bey Sprengel ©. 268. einige Schreibe 
fehler vorfommen (33). 


Bey Cilminar fand der DVerfaffer noch 40 Säulen, 
und fagt, jener Namen bedeute auch im Perfifhen vier⸗ 
zig Säulen. Das Volk glaubte, dieſe Ruinen wären 

von 


(52) La loro regione & quella doue fi fanno i catini et 
le piadene di porcellana. pag. ı06. D. 


(33) A minuto in quel Iuogo fi [pende moneta di carta. 
La quale ogn’ anno fi 'muta con nuova fiampa, et la 
moneta vecchia in capo dell’ anno li porta alla Zec- 
cha doue gli & data altra tanta di nuova er bella, 
pagando turta via duo per cento di moneta d’argenio 
buona ; er la moneta vecchia fi gitta iu fuoco. pag. 
107. A. 


13. Reife des of. Barbaro. 189 


son einem Pallafte, welchen Salomon erbauet hätte. Sch 
fete hinzu, daß dieß die berühmten Ueberbleibfel von Pers 
ſepolis find, und daß der Drt gemeiniglich Tſchilminar 
geſchrieben wird. 


Am Caſpiſchen Meere nennet er einen Hrt Strava, 
woher die Seide kam, welche damals im Handel Stras 
vaine genant ward, Dieſer Ort ift jetzt nicht mehr aufs 
zuſinden, wie ſchon Sprengel ©. 251. 256. 370. gefagt 
bat (34). 


Bacha bed Verfaffers ift Bau. Da rinnet, fagt er, 
aus einem. Berge ein fchwarzes ftinfendes Dehl, welches 
in Rampen gebrant wird, und womit‘ die Kamele jährlich 
ediamal befchmiert werden, um fie. wider die Raͤude gu 
fihern (35). Der feinern Naphtha hat der Italiener 
sicht erwähnt. 

Nach⸗ 


(6y In dem Theile ber Elzevirſchen Republiken, welcher 
ven Perſien handelt, bat der Ueberſetzer dieſer Stelle aus 
feta gemacht lecta. Er fagt: a Strava [ecta Stravaino- 
ram nomen accepit. 

(3) Hier iſt noch ein Beweis, wie wenig man der lateini⸗ 

"Shen Ueberfegung des Beuders trauen duͤrfe. Barbaro 
fagt png. 109. C: Su’l mare da quefta parte ® un? altra 
cittä nominata Bacha, dalla quale & detto il mare di 
Bacha. Darans hat Beuder gemacht ©. 477: alia quas- 
‚dam civitas efi quae Calpia appellatur, a qua Cafpium 
primam nominari mare coepit. Es ift bekant, daß das 
Safpifhe Meer verfhiedene Namen nah den daneben lie⸗ 
senden Dertern erbält. S. Buͤſching I. &.102. Das Baku⸗ 
ihe Meer bat den Namen von der Stabt Baku; fo muß, 
dachte Beuder, auch das Lafpiihe Meer den Namen von 
einer Stadt Caſpia haben, woran Barbaro gar nicht ge 
dacht bat. Das Meer hat jenen Namen von den Ca- 
ſpiis, welche ehemals die Kuͤſte bewohnt haben. 

M5 


190 Litteratur der Reiſen. 2. 


Nachdem der Verfaſſer fünf Jahre in Perſien gewe⸗ 
"fen, Uffumcaffan 1478 im 78ſten Jahre feines Alters ges 


florben, und darauf die Regierung durch viele Mordihar 


ten gänzlicy berändert war, ging er im dem genanten 


Sabre nad) feiner Vaterſtadt zurücd (36), Er nahm den 


Weg über Haleb (Uleppo) nady Barıt. Won dba ging er 
mit einem Schiffe aus Candien nach Eypern, und Yon de 
‚nach Venedig. 


Ich merke noch an, daß er in dieſer Reife nichts 


von Gtaatsverhandlungen mit Uffumcaffan , and) nichts 
von defjen Kriege mit ben Türken gemeldet hat. 


Endlich will ich noch zweyerley anzeigen. Erſtlich 
bie Geuderfche Ueberſetzung beyder Reifen findet. man eis 


nem Buche angehenkt, welches jeßt nur wenigen befant 


fegn wird. Es hat den Titel: Georgii Hornii Ulyfjea 


five ſtudioſus peregrinans omnia luftrans littora. 3 
babe die Ausgabe vor mir: Frankf. und Leipz. 1671.12, 


©.357- 412-495. Nachrichten von mehren Ausgaben 
and von dem Verfaffer findet man in Hagers geogras 
phifhem Bücherfaal. I. ©.704. Weder ber ehrmärdige 
Sabricius, noch Stuck haben Diefer Audgabe ber Geu⸗ 
derſchen Ueberſetzung gedacht. 


Zweytens zeige ich noch an, daß in dem Theilchen 


ber fo genanten Elzevirfchen Republifen, weldyes den Titel 
bat: Perfia feu regui Perfici flatus. Ed. ſee. Lugduni Bat. 
1647. 24. pag.207- 221. ein Auszug aus dieſer Beife 
befindlich ift, welcdyer zwar nad) der Urfchrift gemacht, 
aber doch nicht fehlerfreg iſt. Aber noch einmal muß ich 
warnen, nicht Geuders lateinifcher Ueberſetzung zu trauen. 
& hat die Reiſe nach Perfien noch nachläffiger, als bie 

nad) 


(36) Bender bat das Jahr 1488 fiat 1473 gefchrieben. 


-— NND Mu a vv 


13. Reiſe des of. Barbaro. 191 


ah Tana behandelt, und Kat ſich in jener noch mehr 
UAnslaſſungen und Namenänderungen erlaubt. 


Es wird wohl niemand eine neue Ausgabe der Urs 
fhrift dieſer Meilen zu veranftalten wagen; Deswegen 
wärbe e8 ein Verdienſt feyn, eine genaue teutfche Webers 
ſehung ans dem Stalienifchen zu liefern. „ Aber dabey 
wÄrde nöthig fenn, daß alle Namen der Lähder, Oerter, 


Fluͤſſe und Perfonen völlig fo, wie man fie im Italieni⸗ 


fhen findet, beybehalten würden. Auch wuͤrde es nicht 
überfläfiig fenn, zugleich bie bom lateinifchen Weberfeger 
gebrauchte Schreibart, oder bie von ’ ihm eingefchobenen 
Namen, beyzuſetzen. 

Bar. Erläuterung koͤnnen dieſe zwar nur felten dienen, 
aber weil die meiſten Scheiftfteller nicht aus der Urfchrift, 
fmdern aus Geuders Ueberfegung geſchoͤpft haben, fd 
find die von iym gebrauchten. Namen gangbar „geworden, 


Noch wäre alsdann zu wänfchen, daß der Uebers 
ſcher, bey zweifelhaften und unverfländlichen Stellen, die 
eigenen Worte der Urfchrift unten beyfegte. Will er denn 
Erläuterungen , VBerbefjerungen oder Vermuthungen ans 


bringen, fo geichehe es unter dem Tert, nicht, wie mein 


dreund Sorfter gethan hat, im. Terte. 

Ramuſio hat am Ende der Reifen des Varbaro 
Geite 112 den Brief deffelben, beffen ich fchon oben ges 
dacht habe, beydrucen laffen, welchen Geuder nicht ges 
liefert hat. Barbaro gibt darin Nachricht von derjenigen 
Pflanze, welche die Tataren Baltracan nennen, welche 


- mollen ihren Wäfteneyen wild wächft, und überal ihre 
wvernehmiſte Speiſe, zumal auf Reiſen, ausmacht. Wie 


es ſcheint, werden Wurzeln und Stengel gegeſſen, und 
das Decoct von Blaͤttern wird, wenn es kalt geworden, 
als ein angenehmes und kuͤhlendes Getraͤnk genoſſen. 


Die 


193 Litteratur der Reifen. 2. . 


Die Blätter follen den Rüben, die Samen bem Tem 
chel und der Geruch etwas den Pomeranzen gleichen, 
Barbaro fand fie auch zu Eroje in Albanien. Botaniker 
war er nicht, alfo konte er die Pflanze auch nicht Tents 
lich befchreiben. Aber bewundern muß man die Botaniker 
des fechözehnten Jahrhunderts , welche überal Nachrichten 

von Pflanzen aufzufpähen wuſten und in ihre - Namens 
verzeichniffe eintrugen. 

So findet man den Namen Baltracan Barbari ia 
Bauhini pin. p. 157. als eine Art von Panax angeführt. 

Was Cluſius darüber durch Nachforfchung erfahren hat, 
* Yiefet man in Bauhini Aifl. plant. Lib.27. cap.67. IE 
p- 163. Aber alles biefes reicht noch nicht hin, biefe ges . 
wiß merkwürdige Pflanze zu beflimmen. Juzwifchen kat 
nun Pallas in der Meife in die ſuͤdl. Stathalterfchaften . 
II. ©.458. die Gewißheit ertheilt, Baltrakan der Tatarıy 
ſey ein Heracleum. oo. . 


14. Reife des Contarini. 293 





14. 


Il viaggio del maguifco M. Ambrofio Contarini, am- 

. basciadore della illuftrifima Signoria di Venetia al 

. gran Signore Vflumcaflan, Re di Perſia, nell’ auno 
1473 . ZZ | 


D. Republik Menedig hatte zwar im Jahre 1473 den 
Joſ. Barbaro, von dem ber vorige Artikel handelt, 

wit Kriegsbebürfniffen an den Perfifchen Regenten Uſſum⸗ 
caſſan geſchickt, um ihn zum Kriege wider den übers 
mächtigen Mahomet IL. zu bewegen; aber um biefe Ab⸗ 
ſicht ficherer zu erreichen, entſchloß fie ſich, im felbigen 
“aber, einen wuͤrklichen Gefandten, auf einem andern 
Vege an ihn zu fenden. 


Dozu ward Ambrofius Contarini oder Contarent 
gewählt, welcher aus einer der vornehmften Venetianiſchen 
Samilien war, woraus der Staat fieben oder acht Dogen 
and viele der höchften weltlichen und geiftlichen Bedienten 
gehabt Hat. 


Contarini ging mit einer flatlichen Begleitung durch 
Zentfchland,, Polen und die Krim nach Ssfpahan, wo fich 
damals der Perfifche Regent aufbielt. Seine Reife, welche 
er den 23. April 1473 antrat, und den Io. April 1477 
eadigte, Hat er italienisch befchrieben. Alſo hätte Voſ⸗ 
ſius auch dieſen Contarini nicht eigentlic) zu den latei⸗ 
niſchen Gefchichtfchreibern rechnen follen. 


Die 


# 
194 Uitteratur der Meifen. 2. 


Die erfie Ausgabe ift, wie Sofcarini in Letteratura 
Veneziana I, pag 402. N. 250. ‚meldet, zu Venedig 'fchon 
1437. in ol. gedruct worden, per Annibale Fofco Par. 
migiano. Sie ift aber auch zugleich mit der Reife des 
Barbaro in der oben 5.166. angeführten italienifchen 
Samlung, und hernady auch, fo wie diefe, in der Sams 
lung ‚des Ramufio II. ©. 113. abgedruckt worden. 


So wie dieſe bat fie auch Geuder, f. oben &. 168. 
Iateinifch überfegt, ‘aber auch eben fo unzuverläffig. - Auch 
findet fich ein lateinischer Auszug in bem ©. 190. ange⸗ 
führten Theile der Elzevirſchen Republifen S. 220. 

Eine franzöfifche — ſteht in: Recueil dei 
voyages faits en Tartarie et Perle... (Par P. Bergeron), 
. nämlid) in der Ausgabe in 4. von 1724, welche mit eb _ 
nem umgedruchten Titelblatt und ber Jahrzahl 1735 ih 
den Handel gebracht ift, und oft nach dem erften Merle 
ger , bie Samlung des van der Aa genant wird. Abe 
in Relation des voyages en Tartarie . . par Pierre Ber- 2 
geron. Paris 1634. 8. findet fie fi) noch nicht. 

Die Reifebefchreibung des Contarini iſt bey weitem 
nicht fo reichhaltig, als die des Barbaro. Sie tft nicht 
viel mehr als ein magered Tagebuch), worin nur bie ibm 
aufgeftoßenen Unfälle erzählt find. 


Auf feinee Hinreife mufte er eilen, und in Afien 
mufte er fih, wegen der Kriegsunruben, an jedem Orte 
fo heimlich halten, daß er zu Erfundigungen und Berb⸗ 
achtungen keine Gelegenheit haben konte. 


Aber auch das, was er von Perſien meldet, iſt wenig 
und unwichtig. Auf der Ruͤckreiſe litte er von Krankheit 
und Geldmangel und von dem gierigen Betragen roher 
Voͤlker, welches auch faſt das einzige ul was er vom 


ihnen aufgezeichnet hat. 
j Des⸗ 





14. Reife des Contarini. 195 


Deswegen wundere ich mich), daß Bergeron, oder _ 
. bee Herausgeber feinee Sammlung, nicht lieber die Reiſe 
bed Barbaro für feine Samlung gewählt hat. Vielleicht 
geſchah dieß nicht, weil fie fchwerer zu überfeen gewe⸗ 

ſen wäre. 


Einige fagen, Contarini verbeſſere manche Nachrich⸗ 
tm bed Barbaro. Dieß mag ſeyn, aber mir fi nd doch 
keine Beyſpiele vorgekommen. 


Auch hier iſt es mislich, die jetzigen Namen aller ge⸗ 
nanten Derter zu beſtimmen, aber bier iſt dad, was man 
von ihnen liefet, zu unwichtig, als daß es bie Mühe eis 
wer Nachfuchung lohnen koͤnte. Die beyden Ueberſetzer 
heben dieſe Mühe aud) mehr vergrößert als erleichtert, 
welches dem Bergeron am menigften zu verzeihen ifl, 
da er die Abficht hatte, Neifebefchreibungen aus dem 
funfzehnten Jahrhunderte lesbar zu machen. Hätte er 
nicht deswegen feinen Lefern in Errathung der genanten 
Derter, zu Hülfe kommen follen ? Mein Auszug Tan 
nicht groß ſeyn, denn bier ift nur eine geringe Yuss 
beute au gewinnen. 


Contarini reiſete uͤber Nuͤrnberg, Augsburg und 
Sranffurt an der Ober nach Polen. Die Aengſtlichkeit, 
wemit der Geſandte uͤberal in Teutſchland Wegweifer und 
Begleiter auffuchte, dient zum Beweife, wie befchwerlich 
weh im funfzehnten Sahrhunderte den Ausländern die 
Durchreife durch Teutfchland geweſen ift, obgleich er die 
tentfchen Städte und Polizeyanftalten fehr gut fand, und 
fie in Polen fohmerzlich vermißte. 


Den König von Polen, Lafimir, an den er eben» 
fld einen Auftrag hatte, fand er zu Lancifia (dezent 
in Buͤſchings Erbdbefchreibung II. ©. 185.) 


Ohne 


196 Litteratur der Reifen. 2. 


Obne viel von den Smwifchendrtern zu melden, % 
dee Verf. in Theodofia oder Caffa. Don da über das 
ſchwarze Meer nad) Faſſo (Fazo), welche Stadt in Min. 
grelien einem Herrn gehörte, der Bendian hies, beffen. 
ganzes Land nur ungefähr drey Tagereifen lang war, nur 
mad Wachs und Hanf lieferte, und viele Baume hatte, . 
werde er für Buchsbaͤume gehalten hätte, wenn fie nicht 
zu body gewefen wären. | 


Mber man weis, daß Buchs dort, fo wie am Cau⸗ 
cafus und in Perfien, zu hohen Bäumen aufwächft, und, 
dad mit diefem Holze ein ſtarker Handel auf dem ſchwar⸗ 
gen Meere getrieben wird, wie auch Pallas in Flom 
Ruſſica meldet. Die Ubafen, ein Voll, weldyes zwiſchen 
Circaſſien und Georgien wohnt, verkaufen eine Menge die⸗ 
ſes Holzes gegen Salz. Man ſehe Peyſſonel Danke | 
auf dem fihwarzen Meere. ©.247. 


Zu Scander und Cotachis (Cotatis im gürfentge 
Smirette) ward er von dem Heinen Fürften „ welcher 
Pangrati hies, unbillig behandelt. Den 3. Auguft 1474 
kam er nach Tauris, wo er den Uffumcafian im Kriege 
mit feinem Sohne begriffen fand. Da traf er zu feiner 
großen Freude den Joſ. Barbaro an, welcher ihn zum 
Könige führte. Diefer ſchien ihm 70 Jahre alt; er war 
mager, groß, doch angenehm, und zitterte fchon ſtark mit 
den Händen, - 


Damals kam aud) ein Mind Ludwig von Bons 
logne, weldyer ſich Patriarchen von Antiodyia nante, als 
Gefandter des Herzogs von Burgund, an; ohne. Zweifel, 
des Herzogs Philipp des Guten, weldyer freylich in 
Europa ein großer Fürft, aber dem Könige von Perfien ' 
unbelant war, welcher fich bey Eontarini erfundigte, wer ' 
diefer Herzog fey. Ludwig that, im Namen feines Herrn, 

dem 


Satwort entlaffen, feinem Herzoge zu fagen, ber König, 
wlrde naͤchſtens den Türken den Krieg ankündigen. 


Such Sontarini erhielt d. 2. Jun. 1475 vom Könige, 

ben er auf einigen Reifen gefolgt war, die Weifung , 

uch Haufe zu reifen, und feinen Herren und ber Chris 

ſienheit zu melden, daß der König von Perfien nächftens 

die Türken angreifen würde. Stat des Contarini folte 

Barbaro am Hofe bleiben. Jener gehorchte ungern, mußte 
aber abreifen. 


Seine Rückreife machte er durdy Georgien und Mins 

r- gellen nach Faſſo, wo er mit Schreden hörte, daß Kaffa 

ven den Türken eingenommen worden. Wlfo fah er fich 

sedthigt, nach Echamachie und Derbent zu gehen, wo 
er den Winter über blieb. 


14. Reife des Contarint 197 

ben Könige große Borfchläge, warb aber bald mit der 
j 
[ 
f 


In April reifete er mit Noth und Mühe über Bas 
Caſpiſche Meer nach Citrahan (Aſtrachan), wo er von 
ben Tataren ſehr feindlich behandelt ward. Nach vieler 
Lebensgefahr kam er, unter Beyhuͤlfe des Marco Roſſo, 
welchen Geuder und Bergeron Ruffus nennen, und wel⸗ 
cher auch, als ruſſiſcher Geſandter, aus Perſien zuruͤck⸗ 
sing, und ihm Geld vorſtreckte, über Reſan (Räfan bey 
Boͤſching J. ©. 1045.) nach Moſtan den 25. Septem⸗ 

ber 1476. 


| Da ward er bey Hofe fehr gnädig aufgenommen, 
» Welcher ihm auch Gelb vorfhoß, nachdem er bereits eis 
sen and feinem Gefolge nach Venedig geſchickt hatte, 
am Geld, zu Bezahlung feiner Schulden und zu Fort⸗ 





Brdmann's Litterat. d. Reif. 2, D So 


198 titteratue dee Reiſen. 2. 


Ssdo reiſete er, nachdem er anfehnliche Gel 
erhalten hatte, den 21. Sanuar 1476 von Moſtka 
kam nad) Trochi (Troll. Buͤſching II. ©. 277.) 
er vom Könige von Polen wiederum fehr gut. ı 
nommen und befchentt ward. Mon da über War 
Sranffurt an bes Oder durch Teutſchland zuruͤck 
Venedig. 


15. Voyages par Bergeron. 199 





15. 


Relation des voyages en Tartarie, de Fr. Guillaume 
de Aubruguis, Fr. Jean du Plan Carpin, Fr, 
Afcelin, et autres religicux de S. Frangois et S. Do- 

“ minique, qui y furent envoyez par le pape Inno- 
cent IV. et le roy S. Louys. Plus vn traidte des Tar- 
tares, de leur origine, moeurs, religion , conqueftes, 
empire, Chams, hordes diverfes et changenens jus- 
qu’aujourd’hui, Avec vn abreg& de Il’hiftoire des Sa- 
rafins et Mahometans, de leur pays, peuples, reli. 

“ gion, guerres; fuite de leurs Califes, roys, foudans, 
et de leur diuers empires et eflats eflablis par le 
monde. Le tout recueilly par Pierre Bergeron, 
Farifien. A Paris chez Michel Soly. 1634. 8. 

Reeueil de divers voyages curieux, faits en Tar- 
türie, en Perfe et ailleurs. Enrichi de cartes gco. 
graphiques et de figures en taille douce. On a mis 
au devant le trait@ de la navigation et des voyagces 
de decouverte et conqu&te modernes. Divifez en 
deux tome. A Leide, Aux depens de Pierre Yan 
der da. 1729. in 4. 

Voyages faits prineipalement en Ale dans les 
XII, XIII, XIV et XV fiecles par Benjamin de 
Tudele , Jean de Plan- Carpin, N. Afcelin, 
Guillaume de Rubruquis, M. Paul Venitien, 
Haiton, Jean de Mandeville et Ambroife Con- 
tarini. Accompagads de l’hiftoire des Sarafins et 
des Tartares, et pr@edez d’une introduction concer- 

83 nant 


200 titteratur der Reifen, 2. 


nant les voyages et les nouvelles decouvertes des 
principaux voyagcurs, par Pierre Bergeron. A la 
Hayc. chez Jean Nceaulme. 1735. 2 vol. in 4. 





N, die einzelnen Ausgaben der meiften alten. Neiſe⸗ 
beſchreibungen bereits felten jind, fo ift es nothwenbig, 
die Sammlungen zu kennen, in weldyer die, welde man 
zu brauchen wuͤnſcht, zu finden ift. Dedwegen Tan mar 
mit Recht in der Litteratur der Neifebeichreibungen aud) 
von diefen Samlungen Tachrichten erwarten; aber id 
werde mich wohl hüten, fie oft anzubringen. 


Denn jede einzelne Neife muß doc ihren beſondern 
Abfchnitt erhalten, und in diefem Tan man bie Anzeige 
ihres Inhalts und Werths, ihrer Ausgaben und Webers | 
fegungen und andere dahin gehörige. litterarifche Dinge, 
durch Auszüge und. Einfchaltung kleiner Anmeꝛtunge, 
annehmlicher machen. 


Aber was bleibt denn zur Anzeige der Sammlungen 
mehr übrig, als ein magered einfürmiges Verzächniß 
der darin enthaltenen Stuͤcke, und wie läßt fi % dabıy 
Weberdruß verhüten? 


Die nugbarften Sammlungen würden folche feyn, worin . 
jede Urfchrift volftändig, mit critijcher Genauigkeit, md & * 
allenfals mit Erlaͤuterungen dunkler Stellen, geliefert 
würde. Allein ſchwerlich würde die Anzahl der Kaͤufer 


ſo groß ſeyn, daß ſie den Verleger auch nur ſchadles 
halten koͤnnte. 


Mehre Liebhaber finden Ueberſetzungen; aber ſollen 
dieſe nicht bloß denen, welche nur zur Verkuͤrzung der 
Zeit, nicht zum Unterrichte, Aſen wollen, ſondern auch 

Ge⸗ 





15. Voyages par Bergeron. 200 


Gelehrten dienen, fo muͤſſen fie volſtaͤndig, ſo richtig und 
nverlaſſig als moͤglich ſeyn. 


Weis man, oder muß man beſorgen, daß der Ueber⸗ 
ſcher ſich erlaubt Hat, dasjenige auszulaſſen, was ihm 
nicht brauchbar ſchien, oder was er nicht zu uͤberſetzen 
derſtand, oder zu uͤberſetzen nicht Luft hatte, fo Fan man 
einem folgen Stuͤckwerke nie trauen, und man muß, um 
fiiher zn ſeyn, dennoch die Urſchrift feldft leſen. Was 
der eine nicht zu brauchen -verfieht, das Tan einem ans 
bern unentbehrlich ſeyn. 


Anch Tan ınan den Borwand nicht billigen, die Aus⸗ 
laſſungen wären beliebt worden, um ben Preis der Sam⸗ 
lung zu mindern. Allemal ift diefe Erfpahrung viel; zu 
Hein, gegen den Schaben, welcher dadurdy für eine graße 
Alaſſe der Leſer entſteht; und immer bleibt ed noch zwei⸗ 
felhaft, ob mehre Käufer durch bie Beine Verminde⸗ 
vung des Preifes, da oft bie Nuslaffung nicht ein Paar 
Betzen, nur wenige Grofchen, beträgt, angelockt, oder 
wehre Känfer durch die Beſchneidung abgeſchreckt werden. 


- Wie wäre es, wen man lieber nichts ausließe, 
und nur den Leferinnen: oder ungelehrten Leſern, durd) 
eine veränderte Schrift oder durch Zeichen am Rande, 
mit dem Martial, zuriefe: 

. Huec eft vsque &ibi fcriptus, matrona , libellus, 
Alsdann Tinte man auch das liefern, was fonft ben 
Dilettanten lange Weile oder Ekel machen koͤnte. 

Auch die Vorenthaltung der Kupferftiche ift felten 
unfhädlich.,, Wunderlich ! ehemals "ließen die Verleger, 
um Käufer anzuloden, den Weberfegungen Kupferftiche 
| machen, wenn die Urſchrift keine hatte; und jetzt ent⸗ 
zieht man, in gleicher Abſicht, den Ueberſetzungen die 
Kupfer der Urfchrift. - Inzwiſchen tan zuweilen die Auss 

853 laffung - 


902 titteratue der Reifen. 2. 


laſſung unfchädlich feyn, wenn fie nämlich nur Erdich⸗ 
Tungen, oder Nachftiche längft befanter Zeichnungen, ober 
leere Verzierungen find, aber Vorſicht ift noͤthig, und 
dem Lefer muß nicht verfchwiegen werben, was man 
ihm entzogen bat. 

Ohne bier die Sigenfchaften einer guten Ueberſetzung 
volftändig anzugeben, will ich nur noch wider ein Paar 
Sehler warnen, welche jettt vom Gebrauche ‚und d Ankaufe 
mancher Ueberſetzung abſchrecken. 


Man aͤndere nicht leichtſinnig die Namen der genam 
ten Laͤnder, Oerter, Fluͤſſe und der Naturalien, ſondern 
gebe fie fo an, wie fie in der Urſchrift vorkommen. 
Sind fie fehlerhaft oder unverfländlich, fo verbeffere und 
erfläre man fie, in kentlichen Zufägen. Freylich flat 
CLegborn der Engländer mag man ohne Bedenten Kü 
vorno feßen, anflat manche Ueberfeher, aus Unwiſſen⸗ 
heit, jenen Namen, fo wie Zannenzapfen flat Une, 

nas, haben beybehalten müffen. Uber wo irgend eine 
Ungewißheit wegen der Namen feyn kan, da ift es Pflicht, 
fie aus der Urfchrift beyzufegen. 

Die Erklärung ber Namen ber genanten Naturalien, 
durch Beyſetzung der ſyſtematiſchen Namen, verdient 
Dank, aber nur, wenn dagegen die Namen aus ber Urs 
ſchrift nicht ausgelaffen find. Sehr oft ift es mißlich, 
den rechten foftematifchen Namen zu beftimmen , auch 
wenn man mit dem Syſteme ganz wohl bekant iſt. Auf 
dieſe Weiſe hat Martini in feiner Ueberſetzung ber Abane 
fonfchen Reife nach Senegal oft gefehlt. 

Eben dieß gilt von den Kunftwörtern der Sciffakkt, 
der Handlung, der Handwerke und Kuͤnſte. Da wird 
ein gewiſſeuhafter Ueberfeger allemal dag Wort, was er 
überjeßt bat, anzeigen. Wenger nicht weis, was bie 

Engs 


ı$. Voyages par Bergeron. 203 


Engländer the hulk (1) nennen, und wer fan alles wife 
fin! der wird lieber das Wort beybehalten, ald daraus, 
wie einft ein Mecenfent, Galeren machen, weldye England 
uiht Hat, und nicht brauchen Fan. 


Stellen, deren Sinn der Ueberfeer nicht faßt, muͤſ⸗ 
fen ben Lefern ganz geliefert werden; vielleicht verfichn 
biefe ſie. Es verräth feine große Gelehrfamteit, wenn 
man fich einbilbet, alles zu verfichn, ober alles verfichn 
zu muͤſſen. Die gefchickteften Ueberfeger entfehn ſich nicht, 
Ach merken zu laſſen, was ohnehin jeder Muge Leſer weis, 
daß fie nicht alwiffend und untruͤglich find. 


Noch eins! Man laffe die Ordnung ber Urfchrift 
ungeändert, auch wenn man ſich eine Merbefferung zus 
trauet, die man vom Ueberſetzer zu fodern nicht Recht 
bat. Sonſt kan durch Verſetzung mancherley Nachtbeil 
entſtehn, auch erichwert fie die Vergleichung mit der Urs 
ſchrift, welche doch oft nöthig wird, und welche nur ein 
- Wundyer Ueberfeger fcheuet, dagegen mancher gute fie, 

Bush Beyſetzung der Seitenzahlen der Urfchrift, erleiche 
tet, und dafür Zutrauen und Dank erhält. 


Ber ſich durch ein Beyſpiel von den Schwierigkei⸗ 
ten überzeugen will, welche durch DVerfegungen und Uns 
arbeitungen einer Meifebefchreibung entfichen, der nehme 
des Den. Grookurd teutfche Ausgabe von Thunbergs 
Beife, welche in 2 Bänden in Berlin gebrudt iſt. Sie 
mit großem Fleiße und vieler Geſchicklichleit gemacht, 
aber wer Urfchrift und Ueberſetzung vor ſich bat, der 
derſuche einmal eine Stelle der einen in der andern aufe 

zufins 


| (N) Ulte Fahrzeuge oder Schiffe, worauf Züchtlinge verwahrt 
werden; alfo Zuchtſchiffe fat Zuchthaͤuſer. 
24 


204 | Litteratur der Reifen. 2. 


anfinden; er wird bald ermüden; zumal da bie erſte nur 
ein gar mangelhaftes und letztere gar fein Regifter hat. 
- Man fehe phyſikal. dkonomiſche Bibliothek. Xxvul. 
©. 287. 


Daß keine Ueberſetzer gewaltſamer mit Reiſebeſchrei⸗ 
bungen der Auslaͤnder umgehn, als die Franzoſen, das 
ift befant genug; deswegen find auch ihre Ueberfegungen 
meiften Theils nur für den Putztiſch oder zur Verſchen⸗ 
dung der langen Weile gut genug, nicht zum Unter 
richte. Webel genug, wenn man fie aus Noth su einem 
ernftlichen Gebrauche nehmen muß! 





WVon Bergeron,, welcher auch die von Stud 
Mr. 147. genante Reife des Vicent. le Blanc 1649 her⸗ 
ausgegeben hat, iſt mir nichts bekant. 


In der erſten Ausgabe feiner Samlung, deren ” 
tenheit Clement in Bibliotheque curieufe. III. S. 26% 
bezeuget, findet man: 1) Die. franzöfifche Ueberſetzung von 
Rubruquis, von ©. ı bis zır. 2) die Reife des 
Jean du Plan Earpin, weldyer 1246 vam Pabſie Ins 
uocent. IV. nad) der Tatarey geichict worden, von &.314 
bis 438, 3) Die Reife des Aftelin. ©. 439 — 466. I. 
Stuck N. 54. Alsdann ein Regifter. 


Im Vorberichte fagt Bergeron von ienen Seifen: Je 
trouvay moyen de les achever du tout, avec l’ayde d’un 
manuferit qui ctoit demeuré cache parmy nous jus 


qu’auiourdhuy. Sehr unartig ift, daß er diefe Handſchrift 
nicht genauer beſtimt hat. 


Darauf folgt mit einem beſondern Titelblatte: Traité 
des Tartares,.. par Bergeron. 1634. hat 240 Selten. 
Am Ende ſteht auch mit einem befondern Titel; Abrege 

de 


Is. Voyages par Bergeron. 208 


de Phiftoire des Sarafins.. , par P. B. P. 1634: 119 


- Geiten. 


m 


Alle dieſe Stuͤcke findet man in der Samlung bes 
von der Aa, beffen Titel ich oben gegeben habe; fo 
daß man folche- für eine neue vermehrte Ausgabe halten 
Ion. Der inhalt des erfien Theils ift folgender: 

'I) Trait€ de la navigation, et des voiages de de- 
eouverte et conquete modernes. Diefer Aufſatz ift von 
Bergeron, und ift von ihm fchon 1630 einzeln heraus⸗ 
gegeben worden. Er fcheint Sorfter zu feiner Geſchichte 
ber Entdedungen veranlaßt zu haben, welcher fich 
aber durch eigene wichtige Unterfuhungen, große Vor⸗ 
züge erworben hat. . 


‚ 3) Reife des Benjamin von Tudela. 3) Reife des 
Jean du plan Carpin, verglichen mit einer Hand⸗ 
ſchrift aus ‚der Bibliothek des Petau. 4) Reife des 


Aſcelin. 5) Meife des Rubruquis, verglichen, wie 


Ber gemeldet iſt, mit zwey Iateinifchen Handſchriften. 
As Anhang dazu Nachricht von Wilhelm de Nangis, 
aid Vincet. Bellovacen. /peculo hiflor. Am. Ende ift 
auch, Die Vorrede des Bergeron zu feiner erfien Aus⸗ 
gebe, oder zur Relation, beygebrucdt worden. 


6) Traite des Tartares... par Bergeron; auß Re- 
lation des voyages abgedruct. Baumgarten fagt in der 
Vorrede zur Algemeinen Welthiftorie XVIL S. 43. 
Bergeron habe darin viel nuͤtzliches geſammelt, aber oft 
ohne Genauigkeit und Deutlichkeit. 

Der andere Band enthält: T) Abregé de l'hiſt. 
des Sarafins; aus der erften Ausgabe. 2) Obfervations 
du moine Bacon, touchant les parties feptentrionales du 
monde, avec les relations touchant les Tartares, tirdes 
de P’hiftoire de A. FYendover et de Mat. Paris. 3) 

D5 Reife 


206 Litteratur dee Reiſen. 2. 


Reiſe der Marc. Paulus. 4) Hiſtoĩre orientale de 
Haiton. 5) Recueil ou abregé des voyages du J. de 
Mandeville, 6) Reife des Contarini, welche oben 
Seite 193. angezeigt ift. 

In den Städten, welche aus der erſten Samlung in 
Diefe Übergetragen find, ift die &chreibart modiger ges 
macht worden; auch hat der Verleger einige Karten und 
Zierbilder dazu machen laffen, bie aber einen Werth has 
ben, obgleich fie ſchoͤn gezeichnet und ſchoͤn geftochen find. 
Jedes neue Stück fängt mit neuen Seitenzahlen an, und 
jedes hat ein befonderes Negifter und Titelblatt. 

Eine ausführliche Anzeige diefer Ausgabe, nebſt eis 
nigen Unmerlungen, findet ſich in M&moircs de Trevoux. 
1736: p. 641. 965. 1820. 

Die Ausgabe: Voyages . . par Bergeron. mit ber 
Jahrzahl 1735. ift bie vorige. Nur bat Neaulme, weis 
cher nach dem Tode bes van der Aa alle Abbruͤcke vom 
ben Erben gelauft Bat, ein neues und veränderte Th 
telblatt vordrucken laflen, welches auch im Vorberichte 


angktzeigt iſt. 


10- 


16. Reiten Herzogs Friderich v. Würtenberg. 207 





16, 


Bahrhafte Befchreibung zweyer Reifen; welcher erfte 
(die Badenfahrt genant) der burdylauchtig hochge⸗ 
bohrne Fuͤrſt und Herr, Herr Sriderich Herzog zu 
Wöürtemberg und Teckh, Graue zu Mümpelgart,. - 
im Jahre 1592, von Mümpelgart aus, in das weits 
berühmte Königreich Engellandt, bernach im Zuräd 
ziehen durch die Niederlandt bis wiederum gen Müms 
pelgart, wol verrichtet; bie ander, fo bochgemelter 
Sürft... im Jahr 1599 in Italiam gethan, vnd 
von Rom aus, durch vil andere Ort, wieberumb gen 
Gindtgart, anno 1600 gluͤcklich heimgelangt; wie 
aus dem, der geograpbifchen diefer andern italienis 
ſchen Raiß beygefügter Landt Tafeln Wegweifer ei⸗ 
gestlich zu ſehen. Auf gnädigen Befelch von dero 
mitraifenden, in Engellandt “Jacob Ratbgeben, 
Kanımer Secretarien: in Stalin, Heinrich Schick» 
barten, ihrer 5. ©. Bammeiftern, . .. von Tag 
zu Tag verzeichnet, und fampt vorhergebendem Wuͤr⸗ 
tembergifchen Newen Jahr ıc. Erhardi Cellii pro- 
fefforis zu Tübingen, mit vor hochgebachter ihrer 
J. ©. gnädiger Bewilligung, durch eundem Cellium 
abermal zufamen in Truck verfertiget. Tübingen in 
der Eelliihen Truckerey, Anno 1604. Die erfte 
Reife hat, außer dem vorgefeßten neuen Sahre, 58 
Blätter in 4. Die andere Reife hat ein befonderes 
Ritelblatt und hält 106 Blätter. 





Brides 


208 Utteratur der Reifen. 2. 


Side, Herzog zu Wirtemberg, war zu Mörpelgarb 
d. 19. Auguft 1557 gebobren, fam 1593 zur Regierung 
des Herzogthums, und flarb den 29. Januar 1608. 


In diefem Zeitalter ſteckten "bereits die meiften Re⸗ 
genten tief in Schulden, vornehmlid) wegen der beftäns 
digen Kriege, und wegen bed unmäßigen Aufwandes, 
wodurd) jeder Hof den andern zu übertreffen fuchte. Man 
verlied die einfache fparfame Lebensart der Vorfahren; 
man bauete große Palläfte, verzierte ſolche mit koſtbaren 
Möbeln und Seltenheiten; man befeßte die Tafeln mit 
zahllofen ausländifchen Gerichten, ausländifchen Weinen 
und vielem Silbergeräthe; man ftolzirte mit ausländifchen 
Kleidern, und verfchleuderte viel Geld auf Reiſen nad 
entfernten Rändern und Bädern. 


Um alfo mehr Geld zu erhalten, vergrößerte man 
die alten Abgaben und erprefjete neue; aber bald erfolgte, 
was oft die Landftände vorher. gebrohet hatten, eine gänzs 
Yicye Verarmung ber Einwohner, alfo Verfiegung der 
Duelle, aus weldjer bis dahin gefchöpft war. Die Kunfl. 
Schulden zu machen, und den Ertrag kuͤnftiger Jahre 
hunderte voraus zu verzehren, war damals noch nicht 
weit gebracht worden. 


Anftat in diefer Verlegenheit die Ausgaben zu vers 
mindern, dachte man nur auf neue Einnahmen. Manche 
Fuͤrſten ließen Bergwerke auffuchen und aufnehmen, und 
es ift nicht zu leugnen, daß einige ergiebig geworben 
find. Wiele wolten kürzer zum Zwede kommen, durch 
Erlernung des Goldmachens , verfchrieben Alchyiniften, 
und ließen ſich von diefen, um das was fie noch hatten 
oder aufbringen Fonten, betrügen. 


Endi 





16. Reifen Herzogs Friderich v. Wuͤttenberg. 209 


Endlidy . lernten die kluͤgſten einſehn, daß es zwar 
en langfameres, aber fichererd Mittel zur Vermehrung 
der füärftlichen Einkünfte fey, die Einwohner, durch Vers 
biſſerung der Gewerbe, zu größern Beytraͤgen gefchicht 
zu machen. 


Dieß veranlaffete denn den erften ernfilichen Anfang 
zur Berbefferung der Landwirthſchaft, zu Anlegung einis 
ger Fabriken und Manufalturen, und zu Beförderung 
ber Handlung; auc mit der Zeit zur Aufnahme derjenis 
gen Wiffenfchaften, welche zur Wervolltomnung der Ges 
werbe helfen konten. 


Auch Herzog Friderich verfuchte alle dieſe Mittel, 
bie guten und die fchlerhten (1). Bon feiner Aufmerkſam⸗ 
fit auf die Gewerbe findet man auch Beweiſe in feiner 
Beifebefchreibung.. Cr bat auf mehr nußbare Gegen⸗ 
flände geachtet, als reifende Zürflen damals zu beachten 
verſtanden. 


Die Reiſen der Prinzen waren in feinem Zeitalter 
viel althiger als in dem jeigen. Damals fehlten in den 
meiſten Ländern, wenigſtens in ben meiften teutfchen Stans 
ten, Anftalten zum Unterrichte der Jugend, vornehmlich 
der Jugend aus den höhern Ständen. Auf den meiften 
Univerfitäten fand man nur Xheologen, Scholaftifer, 
Rechtslehrer und einige Aerzte. Wolte man gefcichte 
Lehrer -der übrigen Wiffenfchaften haben, fo mufte man 
fe mit großen Koften weither verfchreiben, und oft waren 
gar keine für Geld zu erhalten. Mer alfo fi) Kentniffe 
sach den erweiterten Bedärfniffen des DBaterlandes erwers 
ben wolte, muſte die größern und volftändigern Lehrans 
- Bolten in Italien und Frankreich befuchen. 

Prinzen 


(1) Man fehe: Sattlers Gefchichte des Herzogthums Wuͤrten⸗ 
berg unter den Herzoͤgen. Ulm 1772. 4. Th. 5. S. 1533. 284. 


⸗ 


210 Litteratur der Reifen, 2. 


Prinzen hatten nicht einmal zu Haufe Gelegenheit, 


ausländifche Sprachen, Tanzen, Gechten, Reiten zu ler⸗ 
nen. Solten fie auch die Verfaffung anderer Staaten 
Tennen, fo mußten fie folche felbft bereifen. Statiſtiſche 
Lehrer und Lehrbücher waren noch nicht zu haben. 

Die Reifen der Prinzen waren auch deöwegen noth⸗ 
. wendig, um durch ihr Beyſpiel andere zu ermuntern, 
anf eben diefem Wege Kentniffe ins Vaterland zu 


holen, welche man da zu verbreiten und zu benutzen 


wuͤnſchte. 

So iſt denn begreiflich, warum damals ſelbſt Prim 
zen und Fuͤrſten auf ihren Meifen auf mehr nuͤtzliche Ge⸗ 
genftände achteten, ald in unfern Zeiten, in welchen fie 


ſchon zu Haufe etwas unterrichtet, mit der Cinbildung, 


längft das nöthige zu wiffen, mehr in der Abſicht reiſen, 
fib zu zeigen und fi zu vergnügen, als ſich nacu⸗ 
Kentniſſe zu erwerben. 

Herzog Friderich, an dem man fruͤh eine Liebe zu 
auslaͤndiſchen Kuͤnſten und Sitten, zu Wiſſenſchaften, 
vornehmlich zur Geſchichte, Politik, Naturkunde und ben 
zunaͤchſt davon abhaͤngenden Kuͤnſten bemerkte, machte be⸗ 
reits im 23ſten Jahre 1580 eine Reiſe durch Boͤhmen, 


Sachſen, Holſtein, Dänemark, Schleſien, Mähren, Un 


garn und uͤber Wien zuruͤck nach Stutgard, wo er nach 
4 Monaten und 10 Tagen ankam. Bey ſolcher Eile 


konte er wohl nicht viele Bemerkungen machen; man weis 


nur eine, welche die Schönheit ber Anhaltſchen Prinzeſ⸗ 


finn betraf, mit welcher er fi) auch fihon den 13. Non . 


vernber deffelbigen Jahres vermählte, 

Die zweyte Reife (die erfle in der angezeigten Sam⸗ 
Iung) trat der Herzog den 10. Jul. 1592 an, mit zwey 
Gutſchen und etlichen reifigen Pferden. Seine Begleiter 
waren: 


{ 
4 


16. Reifen Herzogs Friderich v. Wuͤrtenberg. zır : 


waren: ein Hofmeifter, ein-Math, ein Kammerjunker, ein 
Urt, Dort. Job. Baubin, welcher aber wegen einer 
Krankheit zurück gehn mußte, ein Secretair "Jacob Rath⸗ 
geb, welcher ber Verfaſſer des gedruckten Tagebuchs if; 
former noch einige Bediente. 


In Kaffel erhielt der Herzog von dem Franken Lands 
grafen WOilbelm einen Iateinifchen Brief an die Königinn 
son England Eliſabet. Zu Münden, in unferer Nach⸗ 
barſchaft, miethete er ein Schiff, um auf ber Weſer 
nach Bremen zu gehn. Die auf diefer Fahrt beruͤhrten 
Derter find genant, aber die Namen find, fo wie bie 
meiſten, welche bier vorkommen, fo entflelt, daB man fie. 
wicht alle erkennen Tan. 


Zwiſchen Corvey und Hameln liefet man: “Boos 
„wede ein Stätlein, Braunfchweigifch, bey welchem ein 
„Brud vber die Weſer, ... da leben die Leuth an Dis 
„em; wie gleichwol andern mehr Orten, felbiger gegne, 
„u Vie Wilden in ihrem Haushalten, auch Effen und 
„Trinlen, Dann deß Hausheren, der Mägdt, Knecht, 
„Gin, Kühe und andern Vihes Wohnungen ift ohne Uns 
„terfcheib durch einander, wann man in der Küchen, fo 
„in man auch im Saͤw und Kühftall, trefchen zu mahl 
„itre Srüchten bey dem Fewr auß, vnd haben nicht 
„ahwegen die Notturft zu täglicher Wnterhaltung.” — 
Selle dieß Bowede wohl Bodenwerber ſeynß, wo ehemals 
Über die Weber eine Brücke geweien ift, welcher Ort 
fonft hier im Verzeichniſſe fehlen würde. 


Zu Diinden verging bem Herzog die Gebuld bey ber 
Rangfamleit der Schiffahrt. Er ging alfo zu Lande 
nach Bremen. Diefed ift, fagt Rathgeb, ein vnflätige 
ſtinckete Statt, vnd gewißlich ungefund da feyn muß. — 
Aber es ift unglaublich, daß Bremm am Ende des ſechs⸗ 

" zehnten 


212 Utteratur der Reifen. 2, 


zehnten Jahrhunderts unflätig und ſtinkend geweſen iſt. 
Auch hat der Verfaſſer der Merianiſchen Topogra—⸗ 
phie von Niederſachſen 1653. S. 43. mit Befrem⸗ 
den angezeigt: es habe jemand gemeldet, die Stadt werde 
ziemlich unflaͤtig gehalten. 


Don da durch die Grafſchaft Oldenburg: “ft ons 
„fruchtbar, voll braiter Hayden, Darauf wenig Frucht 
„wächft, hat fchlecht gering Vihe, Meine Häußlin, vnd 
zit in Summa ein genugfam arbeitfeeliges vnfruchtba⸗ 
„red Land. — Die Inwohner gebrauchen zu ab, oder. 
„vmbhawung ihrer Früchten, zwey feltzame Inſtrumenta, 
„wie hernach geſetzter Abriß zu erkennen gibt, vnd hal⸗ 
„‚ten fie das gröffer Inſtrument in der rechten, das Lehe, 
„ner aber in der linken Hand.” Ä 


Der Holzfchnitt flellet die fo genante Klopfs ober - 
Haüfenfe, oder die Sicht mit dem Mathalen vor, bern 
ic) in Grundfäßen der teutfhen Landwirthſch 
S. 168. gedacht habe, nicht aber, wie Ieyder! S. 167. 
unrichtig gedruckt ift, die Senfe mit dem Habergeſtell. 
Beyde find inzwiſchen urſpruͤnglich aus Niederſachſen, 
wenigſtens aus Teutſchland, und beyde hat ſchon Joh. 
Heresbach 1594 in Rei ruft. libris pag. 161. beſchrieben (3). 

In 


(2) Weil das Buch ſchon ſelten iſt, und die Zeilen einen 
Beptrag zur Geſchichte der Landwirthſchaft abgeben, fe 
win ih fie abſchreiben: His regionibus trium generum 
melloriis falcibus vtimur. Aut enim falce vtimar la 
nata, quam dextra tenentes [ecant Aipulam lecundum 

. terram, finifira autem vnco praelongo refecata convolvunt, 
ingue fasces contrahunt, atque hoc pacto triticum et 
filigo, et quidquid eft kugum rubufioris culmi deme 
situr. (Dieß iſt alfo die Sicht mit dem Hafen. Rele 
cata ſtat refecta iſt wohl ein Drucfehler) ... Al 

fale⸗ 


, 
f 
] 
| 





16, Reifen Herzogs Friderich v. Würtenberg. 213 


. 3a Oſtfriesland ward die Gefelfhaft zu Olderſon 
(ölberfum, Buͤſching 6. ©. 298.) von Etadifchen Frey⸗ 
Intap. für. Spanier angefehn, und wäre gewiß von ihs 
vn.sepländert und gemorbet worden, wenn fi € nicht der 
A Brief an die Koͤniginn von England gerettet 






Von "Emden geſchah die Ueberfahrt nach. Dover, wo 
an. noch. Meberbleib el der unuͤberwindlichen Flotte au⸗ 
"Die Königinn hielt ſich damals in Meading auf, 

er Herzog dom franzöfifchen Gefandten, welchen die 
* ind wohl leiden konte, vorgeſtellet warb.’ eUngeach⸗ 
„tet fie anf bie 67 Jahre alt, iſt fie doch' nach Belegen» 
Abeii · ihrer Verſon, noch folcher Anſehns geweſen, daß 
WE einem Jungfraͤwlein von. 16. Fahren nicht. viel nach⸗ 
„augehett, hatte ein ‚ganz gravitätiich Königlich, Auſebn. 
„Arrıfranzöfiiche Gefandte de Beauvois hat mit kurz⸗ 
„weiligem Geſpraͤch ihre Maj fa weit. gebracht, daß. fie 
»Aiph,. anf. ihrem Inſtrument, welches, Saiten dann von 
in Silber ſeynd, ſebr. rei und kunſtreich 


| 
Die hexlichſte Luſt, welche dem Hecnoge gemacht 

wu, war, daß er in Thiergarten: Wild zu Tode heben 
dente, mit einem Bluthunde, mit Buͤchſen vnd einem. engs 
Ehen Armbruſt. Much lies man ihm Thierhetzen anſtellen. 
Inzwiſchen bereifete er doch auch bie Univerfitäten; 
sm ieder iſt hier ein lateiniſches Verzeichniß der vor⸗ 
hande⸗ 


BMloe maiuſcula verriculata, longo manubrio, et ligneis 
. quali cratibus denticulatis aflıxis, vtraque inanu ſege- 
tem äbradunt, ſternuntque ordine plano in fasces con- 
vrolvendam colligandamgne, ünales'fere ſunt focıtkrine 
falces, atque his leviores fegetes demetuntur.. Bag. ı6.. 


PDeananns Litserat. d. Reiſ. 2. P 


214 titterarue der Reifen. 2. 


handenen Eollegien, nebft ihrer kurzen Geſchichte ein 
ruͤckt worden. | 


"Unter ben elgemeinen Anmerkungen bon ‚Ongle 
liefet. man, “daß viele Hexen darin, welche‘ oft da 
„Hagel und Vngewitter ſchaden. Won Roſſen hat es f 
„il, die doch niedertraͤchtig und Mein, aber ganz gi 
„mehrentheild berliche gute Zelter.” 


Bon England nach Holland, In Haag beſahlten 
Staaten alles und haben den Herzog ausgelöfet. 
dieß that der Magiſtrat in Amſterdam, welcher [ 
mit dem Herzog fpeifete. Ä u 

In Enkhnizen lies er ſich die Noturalienfamiuing: 4 
Stadtarztes, Bernhards Paludanus zeigen. : Ein 18 
zeichniß iſt ©. 43. eingeräckt worden, Die Nüdreif 
ſchah durch Oſtfriesland. Den 19. October 1593" R 
der Herzog wieder nach Mömpelgard. 

Die andere Reiſe in dieſer Samlung bot —* 
beſondern Titel: Beſchreibung einer Raiß des Sridrid 
„Herzogs zu Wuͤrttemberg in Italiam... Durch Se 
„rich Schiefbart von Herrenberg, Bawmeiſter. Rı 
„mit ihrer Fauͤrſtl. On. Bewilligung nachgedruckt. Xäbl 
„gen, bey Erhardo Eellio. 1603. 106 Blätter in 4.” 

Als das Jahrhundert zu Ende ging, fo nuͤtzte Va 
Clemens VIII. diefe Gelegenheit, durch Ausfchreibung ı 
nes Jubeljahrs, Geld in fein armes Land zu zieh 
Diefe Ceremonie wünfchte der Herzog zu fehen, und rn 
fete in dieſer Abficht, unter dem Namen eines Sreyber 
von Sponed, mit einer Meinen Begleitung , meiftens | 
Pferde, im November 1599 durch Graubändten ns 
Rom. Er fam den 13. April 1600 über wenig ‚wi 
der zuruͤck. 

4 


16, Reifen Herzogs. Triderich ©. Wuͤrtenberg. is 


Er entdeckte ſich auf der Reife nur dem Herzoge vom 
| Nantua, welcher ihn mit vieler Pracht und Freundſchaft 
evie wohl er auch au derrara, Fifa, Livorno, 

ant ward. 
lieg, ſich nit allein Geltenheiten und Fofbarkkis 
. Aendern er. beobachtete ſogar technologifche Ges 
So beſah er in Denedig eine Iucerfiederep, 
jöbleiche, Spiegelfabrike, die Glashätten und 
ellen der ‚tentfchen.- Bäder, welche den Schifs⸗ 
ad lieferten, Gleidwohl if das Tagbuch arm am 
ien Nachrichten, . welche man doch wohl von dem 
N 68* erfahrnen Baumeiſter, hätte erwarten 















ee ja. zu Genua. vermoͤgliche Leute in Gänften 
melde er fo gengu befchrieden hat, daß man 

jaraus erkeunet, daß fie damals noch nicht. in Stut⸗ 

chlich geweſen fab- ‚Die iſt auch. aus andern 

* betont. 

J 1% find, fo viel ih weiß, zuerſt in Italien aufges 
Temsign, und zwar in der Mitte des fechözehnten Jahre 
—ñ Garzoni (3), welcher damals lebte, ſchrieb, 
fe viren vornehmlich in Neapel gebräuchlich; er nonte 
Die Xräger: portafeggiette, woraus das unfranzöfifche Wort 
Portecheife gemacht worden, 

> -MBeil Damals die Straßen der Städte noch nicht fo, 

J jetzt gereinigt wurden, und weil Karoſſen noch ſelten 
veren, ſo wurden fie bald ſehr beliebt. Der Herzog 
von Buckingham brachte fie unter K. Jacob I. aus 
deris nad) London, wo fie aber anfängli vom Melle 
verſpot ⸗ 


G).La piazza vuiverſale. In Veneua. 1610. 4. p. æ. 
93 





I 


216 Utteratur der Neiſen. 2. 


verſpottet wurden, welches es: für unanftändig -eefärt 
Baron wie Laſtbares Vieh zu "brauchen: J 


Inzwiſchen ſcheint doch bie erſte Pariſer Waorham 
wegen der Saͤnften erſt vom Jahre 1617 zu fepn, 1 
welcher: fie Chaifes &-"bras-und A porteurs genant' wu 
ben (4). Im Jahre -1664:-erhielt- ein Italiener, Mid 
Aug. Tontt die Erlaubniß, fie’ in Copenhagen‘ anzul 
‚gen (5). Im Dresden ward ihre Einführung im -Nofi 
1705, zum: Vortheil des Armenhaufes ‚ beliebt fie. hieß 
Leihchaiſen. In Frankfurt wurden fie 1709, ‚unter‘ de 
Namen der Trageſtuͤhle ‚ erlaubt: (6). ni —8* 


So findet man "auch ©. 56, rinen nicht ig 
Beytrag zur Geſchichte der Schleufen. Diefe fah Üi 
Baumeifter zjwifchen Padua und’ Venedig auf der rent: 
er nennet fie eine ſchoͤne Invention und befchreibt fie‘ 
eine wenig oder gar nicht befante Sache. — Mail 
die Inventton ift mehr als schön! Ba 


Wenn ich nicht irre, fo find auch Die Schleuſen ai 
der Brenta bie erſten, welche erbauet worden, "und w⸗ 
von ihrem Erfinder, den Srifi (7) Viterbe ennet,bi 
bem Zedrint (8) einige Nachricht gegeben hat. Die E 
findung wird ins Jahr 1481 geſetzt, wie’ denn auch a 
der Schleufe der Brenta, in einer lateiniſchen "Sareftif 
bie Jahrzaht 1497 wenlaſtens ehemals sefanben Bat. 


Bag 


. (4) Traite de la police par Ne la Mare. IV, p. 449: " 
" (5) Sölbergs Dänifhe Reichshiſtorie. IIF. GS. Gaĩ. E 
(6) Don Lersner Franff. Chronik. -IT. S. 324. 
(7) Del modo di regulare i fumi e i torrenti. Die er 
Ausgabe iſt von 1762, die andere von 1768. 4 
(8) Leggi..e fenomini, regolaziori ed uſi dell’ acque cor- 
zeuti. Venez, 1741, 4. 





16. Reifen Herzogs. Sridenich v. Woͤrtenberg. 217 
3Buſch und vor ihm, Belidor (90): haben deswegen 


wit Unrecht dieſe wichtige Erſindung ben, Hollaͤnder Sie 
mn. Gtevin, welcher 1633 geftorben iſt, zugeſchrieben, 
dien großen Verdienſten jedoch die erſte kunſtmaͤßige 
Vreibung und Verbeſſerung ‚ber. Schleufen :gehört. 


Ye tentfchen Schriften Findet man vielleicht die erſte 
lehrreiche Nachricht von Schleuſen in Zeifingd #Asatro 
Binchien. Leipzig 1612. 4. VI. ©. 64. und'ur Joſ. Surts 
tänbad).. neuem: itinerärio Italine. Ulm 1627. 4. Eine 
Heine Abbildung der Schleufe auf ber BrentaTfieht man 
a. Merians Topographia Jule, Bu dent Srundriife 
um Pabona.. ee 3 2 7 are Be a 


ESdwurbretter, Sbublhatter, ſcluſa, fclofa, exchifa, 
Waren’ frehlich bey Waſſermuͤhlen und Wehren längft be⸗ 
aut, Dan ſehe biefe Woͤrter in dem Worrerhache / des 

 Canpe. 


. 1 —— einige Nachricht von dem dewaligen Zu⸗ 
—2— Salzwerks zu Hal im Sutbalı S. 102, von 
Dm;m. Vandeurre in der Grafſchaft —* ge⸗ 
roͤmiſchen Alterthämern, nebft einer Inſchrift. 
vEloſt bey der Stadt Paſſavant eine natuͤrliche 
ke, in welcher ed im heißen Sommer Eis friert, 
nit. Im Minter. 


u : Die bepden angezeigten greifen find zum erfien mal 

nit eingelnen Titelblättern 1602 zu Räbingen gedruckt 
werden, welches J. J. Moſer in Bibliotheca feriptorum 
de sebus Suevicis, hinter Cruſii Schibiſcher Chronik 
a. Bin S. 29. meldet. 






Beyde 


O Archigectuxe hydraulique. T. III. p. 63. 
| » 3 





218 Uittteratur der Melfen. 2. 2. 


Beyhe Reifen hat Cellius wieder zufammen brac 
laffen. Dad algemeine Titelblatt hat, wie ich oben | 
gezeigt habe, die Jahrzahl 1604, aber das’ beſondere 
telblatt ber italieniſchen Reife hat 1603. Vor jeder fi 
das Bilbniß des Herzogs in einem groben KHolzfchafi 
deſſen Künftler fich vor die Dachfiaben I s“ enge 
. tet bat. 

Dieſer Cellins bies eigentlich kom, und: mente: 
nur nach feiner Geburtöftadt Zelle in der Mall. - 
hatte in Tübingen flabirt, ward bafelbft 1567. Dagif 
1568 Profeffoe am Padagogium und 1570 Nachfel 
des ungläcdlichen Friſchlins, als Profeſſor der: Di 
kunſt und Geſchichte, und ſtarb daſelbſt 1606 (10), 

Was er. der Reife hinzugeſetzt hat, beſteht in 
ſchen Reimen zum Lobe des Herzogs, mit der Ug 
ſchrift: Wuͤrtenbergiſches New Jahr. Ungead 
er im J. 1570 vom Kayfer Marimilien zu ‚Speyer 
poetifchen Sorbeerkräng erhalten hatte, fo find bodtf 
Meime, auch für fein Zeilalter, gar elend. Beſſer 
feine lateiniſche Poeſien, von denen mir H. Hofr..Ku 
in dem feltenen Hodoeporico Reufneri p. 572. geit 
hat: E. Cellii elegia de itineribus Chriftoph. Angeli‘ \ 
tislavienfis. 


Inzwiſchen fo fchlecht der Neujahrswunſch gedle 
und gereimt iſt, fo enthält er doch etliche hiſtoriſche Wi 
sichten, welche die Erwähnung verdienen; zum Beyſp 
von Einführung und Merbefferung ber Leinewand ı 
Tuchmanufakturen; son Merbeffeyung ber BMindbwiehze 
durch Schwelzervieh ſchon unter Herzog Friderich; 1 
Anpflanzung der Maulbeerbäume und Anziehung der € 

di 


(10) Börs Seſchichte der Univerfität gu Täbingen. 1774 
©. Ico. 


16. Reifen Herzogs Friderich v. KBürtenberg. 219 


benraupen. So früh find alfo diefe Mittel zur Verbeſſe⸗ 

2: nung ber zaubwirtpihaft ſchon in Würtenberg angewen⸗ 

‚: M worden. 

7 Um eine Probe von der armlichen Reimerey zu ges 
Bea, will ich hier die Urfache, warum Die Reife nach 
England bie Babenfahrt genant ift, herſetzen. 

‚Die Badenfahrt bin ich genant, 

Wiweil ijhr fuͤrſtlich Gnade handt 

Ein ganz Nacht auf dem Meer gebadt: 
Da Wind vnd Wetter gewuͤtet hat, 
..ı Die Waͤllen ſchlugen in. das Schiff, 
Daß ſie drin ſtehen muͤſſen tieff, 

Da bat es geheißen, Kalt geſchwitzt: 
‚De Angſt vnd Noth, ja Tod einghitzt. 

"Du lieber Lefer lern hierauf, 

Wo man in ſolcher Noth fol nauß. 

Man muß fi) dabey erinnern, daß es im ſechs⸗ 
seien und folgendem Sahrhunderte gewöhnlich) war, 
daf bie fürfiliden Familien jährlich) oder oft in ein 
Bad reifeten. Die jungen Damen hielten bieß für ein fo 
Kres Vergnügen, daß manche ſich dazu die Erlaubniß 

Sy dem Verlöbniß ausbedungen. Eine folche Reife bies 
Se Babenfahrt. . In Stettlers Schweitzer Ehronil. I. 
6.322. wird ber Badenfahrt einer Herzogin von Oeſter⸗ 
ih im Jahre 1474 gedacht. Alſo hat der Herzog Fri⸗ 
derich ſeine Reiſe nach England aus Scherz feine Baden⸗ 
ſahrt genant, weil er auf derfelben beym Sturm auf 
den Schiffe, wie im Babe, im Waſſer geftanden hatte. 





or 
s 





»4 17. 


220 :  :. Sitteratue. der Reiſen. 22°»: 





17. J ud 
Nouvelles relations du Levant,. qui contiennent... diver- 
fes remarques fort curieufes non encore —— 
touchant la religion, les moeurs et la polltique de 
plufieurs peuples. Avec ung exade deftription de 
l’empire du Ture en Europe « & plufieurs, chofes cu- 
rieufes remarquees pendant buit anndes, de’ feionr. - 
Et vne differtation fur le commerce des ‚Anglois et 
des Hallandois dans le Leyant., Premigre ‚partie des 
voyages dü Sr. Poullet. "Enrichie , de cartes ‚et do 
figures. A Paris chez L. Billaine. 1668.” Außer ber 
Vorrede 454 Seiten in Grosduodez. Seconde partin 
1668. Außer Vorredt u. 1. Sahalt 624 Seiten. 


nn 





Wis dem hoben Tone, worin: bie Vorrede ſia⸗ 
iſt, därfte man hier eine ſehr reichhaltige Reiſebeſchrei⸗ 
bung erwarten. Da ſagt der Verf. fo wie auf dem Kis 
ielblatte , er wolle nichts melden, was ſchon von aubers 
gefagt oder gefchrieben wäre: Aber er hat nicht Wort 
gehalten. „-Spier liefet man viel, was fchon längft ‚vor ihm 
von andern gemeldet iſt, und was er für neu ausgeben 
koͤnte, beſteht aus Erzählungen Heiner unwichtigen Vor⸗ 
fälle, welche ihm aufgeftoßen find, auf welche Meife ee 
nad) einem Orte gelommen, und wie er wieder abgereifet 
ift; dagegen erfährt der Lefer von den merfwürbigen Ders 
tern felbft wenig oder nichts. 


Es 


= 


17. Poullers. Reife. 221 
Es ſcheint auch ‚nicht, daß der Verf. einen großen 


* Berrath nuͤtzlicher Kentniffe auf die Reife mit. fi) genoms 
wa babe, wiewohl er von dem, was bie Franzoſen zu 


- feine Zeit die galanten Wiſſenſchaften nanten, einen Ans 
fie gehabt. hat. . Er wufle etwas von ber Mythologie 


und alten Geſchichte, verſtand Über Untiquarier und. über 


die, welche natürliche Seltgnheiten auffughten, zu fpotten, 
wolte aber doch ſelbſt einen Naturforfsher vorflellen, wie 


er denn auf) Hypotheſen gemacht hat; aud) verftand er 


r etwas barauf‘; ; politifche: Dorfeläge auszubenten. | 
Er hat es nicht der Tiüße werih gehalten, Nach⸗ 


sit. von der Abficht feiner Reife zu, geben; nicht. einmal 
| des Jahr ſeiner Abreiſe und Ruͤckkunft hat er ‚angezeigt, 


—_- 


eh weniger die Zwifchenzeiten. Nur ſagt er, er habe 
acht ‚Jahre gereifeh, und. 2. S. 338 und 344. hat er ein 
Saar Briefe, einen vom December 1659, den andern vom 
September 1660, welche er in Perfien erhalten bat, eine 
gerhet,- Mit diefer Zeitbeſtimmung mag man Denn zu⸗ 
frlebhen ſeyn, weil wenige Gegenſtaͤnde vorrommen, wo⸗ 
bey min eine genauere vermiſſen möchte. 


De Verf. ging von Venebig „wo er mit der Poli⸗ 
zey Hndel hatte, nach Raguſa. Von da machte er die 
Veiſe mit der Karavane nach Conſtantinopel uͤber Moſtar 
ia boſuien, über Boſna oder Serajo, wo ein. ſtarker 
Handel "mit teutfchen verzinten Reiſegeraͤthen aus Eiſen 
und Kupfer getiieben ward; dann über Belgrad, welche 
GStaht viele große leere Pläge und eine böfe Luft von 
fanfendem Waſſer hatte; über Sophia, wo noch einige 
Ueberbleibfel des alten Wohlftandes bemerklich waren. 


Als er zu Philippopel ankam, hörte er, daß der 
franzöfifche Gefandte zu Conſtantinopel fehr Abel behan⸗ 
delt wärbe, weil ihn die Türken in Verdacht hatten, dag 

P5 er 


220 Sirterame der Reiſen. 2. 


er den Menetianern, mit welchen fie damals Krieg fuͤhr 
ten, zu gänflig wäre. Um wenigſtens ben erfien Gtum 
abzuwarten, ging er erft feitwärts ab nach Lemnos, wı 
ihm bie Griechen fagten, daß die Iemuifche Erbe oft mi 
gemeinem Bolus verfälfcht würde. Er ging bald wiebe 
zuräc nach Philippopel, von da über Adrianopel nad 
Conftantinopel, wo er dem franzdfifchen Gefandten, wi 
er fagt, wichtige Dienſte geleiftet hat. 


Auf biefer Reife von Ragufa zur Hauptſtabt fin 
dirte er die Sitten ber Türken und Griechen, befchriel 
beyder Wohnungen, Kleidungen, ihre Urt zu fpelfen 
u. fe we Er lachte über das Kaffeetrinten , ob gi 
ahnden, daß bald feine Landsleute, nicht einmal im Kriege, 
ohne diefes Getränk, würden Ieben Fünnen. Ich will bl 
Stelle einräden, um auch ein Beyſpiel feiner Scoreidir 
zu geben. 


Jis attendent quon leur apporte leur cafuẽ; Jeqel 
eh fait de certaines petites feves, qui croiflent en’ Egypte, 
recuittes au four, mifes en poudre, et bouillies del’ 
Vn fort habile homme auroit grand’ peine à juger lequel 
eft le plus eminent dans ce broüet, ou la noirceur, ou 
Vamertume. La bont& ef de le prendre dans une pe. 
wite taffe de pourcelaine, fi chaud, qu’elle ne fe puiffe 
pas mefme tenir dans les doigts; mais la beaute eft de 
voir les ‚grimaffes et les tortillemens de gueule  qu’on 
eft oblige de faire en le prenant, à caufe qu’il n’a point 
d’effet s’il ne brüle; et pour en amortir l’ardeur ils le 
hument en retirant leur haleine, et faiſant un gargouille 
ment fi bien afforti au refte, que fi Scaramouche pou- 
voit faire vn feflin Turc , ausfi bien qu'un feftin de 
pierre, il gagneroit plus à cette comedie qu'il n’ a je 
zumis fait à totıtes fes machimes. I, p. 532. Inzwiſcher 
lieſet 


De 7 Yours Reife: ' 923 


Met won S. 350, daß ber Sohn des Gefandien de la 
‘Say fi) dereits vorgenommen gehabt, auch Fünftig in 
; Buntreih Kaffee zu trinken. 
"Die Griechinnen fand der Franzos ſchon, artig, ges 
„und fie ſchienen ihm noch etwas von ben ehenias 








hi 5 eine Verwandtinn von ihm ſey die Frau des Nie 
geivefen, deren Leichnam ' er bekantlich immer init 


De Krieggmacht der Türken ſchien dem Derfofer 
‚geringer „ „old man fie nach. feiner -Zeit gefunden. hat, 
Volten bie Europder jemald die Türken angreifen, fo 
wae es nicht zu Sande gefchehn, weil in den armelis 
an Begenden zwar wohl eine türkifche Armee, bey ih⸗ 
is wenigen Bern, ausbauen Ente, wo aber ' 

B eine 


o) Enires · autres Yu certain Cogia - boguns me demanda 
‚.R Telois vonu de fi loin pour encherir fur les röve, 
zies d'un Romain honore en Levanı de la qualit de 
“ Feanc-foux, et quil appelloit Signor Monfu de la Valle, 
fon parent, & canfo d'une, femme Syzienne que celni- 
<. avoit &poufs & Bagdat; pour Iaquelle il avoit eu 
va amour fi tendre pendant [a vie, quapres ſa mort 
F il’we luy en rendit pas [eulement des marques' extra- 
i  „ 'ordinnires, en entraisnant les reſtes Je long des deferts 
dans vn cercueil; aupres dnquel il failoit les foirs ee 
les matins [a priere; il en fit encore paller os effets 
mu la perlonne de fa [uivante, quil prift pour la fe- 
ende femme. Belantlih kam de la Valle mit feinen 

deyden Weibern im Jahre 1626 nach Italien zuräd, 


224 Litteratur der. Reifen. 2. 


‚eine. europäifche verhungern und, . durch Mangel der mis 
‚entbehrlichften Dinge, umlommen, müßte, zumal da fie 
über drey breite Ströhme überfegen muͤßte. Auch Com - 
ftantinopel ſey auf der ‚Lanbfeite, faſt unuͤberwindlich, aber 
ſchwach an der Se, deswegen der Hof immer bey den 


Ich enthalte mich, noch mehr von bes Verf. Vor⸗ 
ſchlaͤgen wider die Tuͤrken anzuzeigen; fie laffen ſich we⸗ 
nigſtens leicht leſen. An die Uneinigkeit und den Neid 
der Europaͤer fcheint .er dabey wenig gedacht au haben; 
nur warnet er, daß man nicht zu lange warfen. dürfe, 
die Türken aus Europa zu jagen; fonft würden fie vog 
Menegaten und andern Europäern die Befeſtigungskunſt 
erlernen. Aus der Apocalypſe will er weiſſagen, des der 
Untergang des tuͤrliſchen Reichs nahe bevorſtehe. * 

Der Anhang zum erften Theile, über den Sande - 
der Engländer und Holländer, fcheint geſchrieben Au fem, 
um fih das Anfehn zu geben, als koͤnne er den Frans 
zoſen Mittel und Wege anweiſen, alle andere Nationen 
aus Oſtindien und der Levante zu verdrängen. 


Der andere Theil, dem ein langweiliger Traum, 
zur Widerlegung einiger Critiken, vorgeſetzt iſt, iſt Yanz 
dem erſten gleich, nur bat der Verf. in jenem oft alte 
griechifhe und lateiniſche Schriftſteller, aber freylich 
hoͤchſt nachläffig, angeführt, um daraus bie aͤlteſten Nas 
imen der berührten Derter zu erraten, über weldye We 
muͤhung er doc) felbft in der Morrede. gefpottet hat. 

Don Smyrna ging er mit der Karavane nach Per 
fin. Auf der ſchnellen Durchreife durch das alte Lydien, 
Galatien und Eappadocien fand er große Begräbniöpläge, 
welche Städten gehört Hatten, von denen man feine 

Spuhr 


- 17. Poullers Meiſe. 225 


Gpuhe fand. Er verfichers, ſauf den Leichenſteinen grie⸗ 
qiſche, lateiniſche, ſyriſche, hebraͤiſche, tärkifche und go⸗ 
ie Inſchriften gefunden: zu haben, aeſteht aber, daß 
er Re:nicht habe leſen kͤnnen. | 

Fvocate S. 76. fen das "alte Neocaesaren, babe in 
nd ältern Zeiten Nifibis geheißen, liege zwifchen zwey 
Lügen, und babe in der Mitte ein Schloß auf einem 
ſeh fteilen Felſen. Da fand er bie Nahrungsmittel guk 
od. mohlfeil. Um den Nachforfchungen zu .entgehn, gab 
er, ſich· für einen Gchälfen eines Wundarztes an, welcher 
auch mit der! Karavane reiſete. Die Luſtſeuche ſey in 
den dortigen Gegenden ſehr gemein, aber nicht fehr boͤs⸗ 
ertig ;iweldhes man dem Gebraudye ber Dampfbäder zus 
ſchriebe. on dem Handel dieſer Stadt lieſet man hier 

G. 88. Ankiuft zu Erſeron, Arzerum, wo die Win⸗ 
m Sherſi ſtrenge find, und lang dauern, Deswegen’ 
werden Die Haͤuſer tief in die Erde eingefenkt, fo daß fie 
Iaum:fehs. Schuh heraus ragen, ohne Fenſter, nur im 
Dede eine Oeffnung, um. das Licht herein, und. ben. 
Mauch. heraus zu. laſſen. Ausfaat und Ernte. mäfen in 
deey Monaten gefchehn., weil -in den. übrigen Theilen des 
nk alles mit Schnee bedeckt iſt. 

1Dieſe Gegend hält der Verf. für. diejenige, "wo, 
mu der Erzählung des Curtius, Aleyanders Heer, bey 
Verfolgung des Beſſus nach) Bactrien, im Lande Ur, bie 
große, Kälte auszuftehn hatte. Uber. der. Name Ur koͤmt 
ger nicht beym Curtius vor; inzwifchen findet fich Die 
Gtelle, welche der Verf. nicht beſtimt hat, im Dritten 
Sıpitel des fiebenten Buchs. 


Es if wahr, daß dasjenige, was man bort von 
der Laͤlte und der Bauart der Haͤuſer lieſet, mit der 
Gegend 


226 Litteratur der Meifen. 2 


Gegend um Erzerum übereinkönt ‚„ aber ich vermatke: 
daß mon Die Paropamilädac, vom denen Dart ‘die Mebe ; 
if, viel weiter nach Oſten am Eaucafifchen Gebirge vem " 


muthen muͤſſe. Jene von Curtius und Pouflet beſchricn 
bene Bauart findet - man in mehren ſehr Kalten un 
fejneeichten Ländern. Ä 


Auch in waͤrmern Ländern find fie nicht ben 
Kircher find fie auf der ufel Gozo und auf Malta; 
von Neitzſchitz in der Nachbarſchaft von Belgraßi - 


Dean fehe deffen Reife‘ II. 1. 4 und Rirchers Mündui ; 


fübterraneus II. pag. 97. 


Cars oder Kors, hoͤchſtens 7 Lieues von Erme,, 
an einem Bache, welcher mitten durdy bie Stadt Id 


un nn in . we 


mit einem Schloffe oder Kaſtell, fo groß als bie Stopp, - 
ſelbſt. Won Erivan ab fah der Verf. das Gebirge ras 


rat, welches ihm viel zu niedrig fchien , als ‚doß. Di 
Arche Noa darauf haͤtte ſtranden koͤnnen. 


Zwiſchen Erivan und Teflis meinte er noch ehe 
bleibfel von der Stadt Tigranocerta zu entdecken. Alle, 
oder. wie er fehreibt Gulfa, war ganz demolirt, Wade: 
dem der König von Perfien die Einwohner weitet dad 
Perfien herein hatte verfegen laſſen, aus Furcht, fie moͤch⸗ 
ten den Türken zu günftig feyn. Die Häufer waren von 
Stein gebauet, welches in Perfien felten if. 


gu Tauris bewunderte er bie von glafirten Badı 


fteinen erbaueten Thürme, welche wie von Porzellan ges 
macht zu fen fchienen.. Da fiel ihm. doch einmal ein, 
nach der Zubereitung biefer ſchoͤnen Glafur zu, fragen, 
und erhielt die Verſicherung, die Perfer verfländen fie 
felbft nicht zu machen, 


Naqh 


de 





17. Poullers Reife. 227 
... Rad) . feiner Mepnung liegt Tauris auf unfern Kars 


: ben viel: zu nördlich. "Hätte der Ort eine fo große Breite, 


fo.wärbden, fagt er, die Karavanen, welche von Smyrna 
nach Iſpahan ziehen, nicht fo weit hinauf nach Norden 
über Kaurid gehn, fondern lieber den Weg einfchlagen, 
welcher von Eonftantinopel nach Iſpahan führt; fie würs 


‚ben alfo licher durch den Paß von Aman über Diarbes 


Ir oder Bagdad gehn. Dieß fcheint wahr zu .feyn. 


.So viel ich weis, ift die Polhoͤhe von Tauris noch nicht 


hekant, aber Smyrna hat 38° 28 und Iſpahan 32° 25. 
Man fehe unfers Hrn. Hofr. I. T. Mayers Unweifung 


3 gar. Verzeichnung der Karten, ©.73. 


Sultania haͤlt der Verf. fuͤr Arſacia der Alten, und 


verſichert, daſelbſt noch eben ſolche Ueberbleibſel der Altes 





ſſen Bauart, wie zu Tauris gefunden zu haben, dage⸗ 
gen alle andere Saͤdte in Perfien Feine Spuhr davon 
ſcha laſſen. 


U dem Wege von da nach Kom beſchrieb er die 


bequenen Wafferleitungen, wodurch das wenige Waſſer, 


bey dem Mangel des Regens, fparfam genußet wird, 
Cie werben gänzlich zerftiöhrt, fo bald man einen Eins 


‚ bench der Türken ind Reich beforgt, welcher dadurch uns 
wich gemacht wird. | 


Unf diefem Wege lernte der Franzos in den Karas 
wenferegen die Perſiſchen Mädgen kennen; fchön genug, 
munter und gutwillig, aber ihn reißten fie nicht: car 
quoyque nous ne haiffons pas les femmes folles en France, 
aons voulons  qu’elles paroillent eftre ſages; et celles - JA 
ment dans vn tel point d’effrönterie, que je ne croy 
pas qu'il y ait aucune diflolution, que leur bouche, ou 
kan e&ions n’exzpriment, Auch gefiel ihm nicht ihr 

gol⸗ 


228 Litteratur der Reifen. 2. 


goldener Naſenring mit einem Cbelfteine ; fie muͤſſen, 
meinte er, deswegen immer unreine Mafen haben.  - : 

In Kom wurden damals viele Kamelotte, auch Pe 
fiihe Tapeten; manche von Seide mit Gold durdwirk; 
gemacht. Sn das dort erbauete prächtige Grabmahl ber 
Lela, der Tochter des Ali, ging er , in europätfcher Sieh 
dung, dreift hinein, und niemand wehrte ed ihm, mi 
mufte er die Schuhe ausziehen. | 71 


Iſpahan fand er nicht gepflaſtert, nicht ſo voltrei | 


und bey weitem nicht fo. prächtig, ala er fih, nad) be 


Erzählungen der Neifenden, vorgeftellet hatte, ‚zumal [ 
er, auf gut Franzoͤſiſch, alles mit Paris verglich. ü 


umftändlichiten bat er den koͤniglichen Pallaſt mit feinen « 


Umgebungen befhrieben.. Darauf hat ex mancherley ng 
der Religion, der Regierung und den Sitten der Perſg 
beygefuͤgt, wobey er ein Paar mal, z.·B. Seite 324 
dem de Ia Valle Fehler vorgeworfen hat. Weil an 
Mangel des Holzes, der Dünger zur Feuerung verwendet 
wird, fo wird alle Aſche forgfam gefammelt, mit dem 
Harn und mit aribern faulbaren Dingen vermiſcht auf 
Die Aecker gebracht. 

Zu Dan lernte der Verf. die Sitten der Armenier 
genauer Fennen, und meldet manches zu ihrem Vortheile. 
Sin der Nähe befah er eine Grube, aus welcher Magnete 
erhalten wurden. 


Die weitere Reiſe ging uͤber folgende Derter: Diau 
beq, wie der V. fchreibt, oder Diarbelir, welche Stadt 
er fehr fchön fand. Damask, wo er erfuhr, daß bie 
schönen Klingen aus mancherley alten Eiſen, fogar aus 
alten Nägeln, zufammengefchmiebet würden (2). Jeru⸗ 

falen, 


(2) Man vergleihe bie Anmerkung zu Jufti Abhandlung ver 
Mannfafturen und Sabrifen, Berlin 1730, 8, II. ©,406, 


17. Doulier’s Reiſe. 229 


we: er bas nicht fand, was er ſich .ımter. dem 
des gelobten. Landes gedacht hatte (3). uch 
das Gegentheil deſſen, was ir oft gehoͤrt hatte: 
ehe es Äberal, nur.nicht in Judaͤa; aber. dad. Land 
L davon. . Mit Widerwillen bemerkte er, daß die 
uw bort weniger, als die. Spanier und : andere 
8; geachtet wurden. Mit Erzählung der heiligen 
me er feine Lefer nicht aufgehalten. 


Schiffe nach Cairo, Die Bewäflerung bes Lan⸗ 
mmberte er eben ‚nicht, ' weil er diefelbige Cine 
auch am Euphrat ‚und Niger gefunden hatte. 
e Pyramiden erregten ihm. kein Erftaunen. Die 
Iate er nur auf 750 Fuß hoch. Much nach Pas 
m die Steine zu. den. großen Bedauden aus der 


Bolt worden. . J 
fi. Zu 
, | 


t premiere obſervation elt de v’avoir pü reconnoiftre 
kkre de promiflion dans le terrein de Jerufalem. Il 
Jar tout entreconpp® de montagnes, qui n’ ont pas 
Yenndües fertiles que par des travaux inconcevables. 
erro et cultivee par veines et par degrez, et ſous- 
e en tous lieux par des murailles ; comme elle 
& prefent dans les montagnes de Provence et de 
ıphine. Pag. 453. 
Bauten biefe Zeilen nicht faft fo, wie diejenigen, wel⸗ 
die Ketzermacher dem Mich. Serveto aufbuͤrden wol⸗ 
Seias tamen lector, iniura aut. iactantia pura 
am huic terrae bonitatem fuiſſo adſcriptam, eo quod 
experientia mercatorum et peregre proficilcentium, 
c incultam, fierilem, omni dulcedine carentem de- 
mit, Quare promiflam terram pollicitam, et non 
ascula lingua laudantem pronuncies. Man fehe Zas 
s geographifchen Bücerfaal, IL ©. 353. moebemn Ges 
hte des Serveto. S. 261. Fu 
mus Litterat. d. Neiſ. 2. Q 


230 Sitterame der Reifen. 2. 


Zu Aleppo befchrieb er bie dort gebräuchliche 8 
tung des Weins; in. ber -Nachbarfchaft befah er 
Ueberbleibfel ded. Klofters Ginfeon bed Gtyliten , 
fand fie prächtig. Auch erhielt.er zu Aleppo eine ' 
ſchrift zum Goldmachen, welcher er aber felbft nicht 
getrauet haben mag, weil er fie ©. 487. eingeräckt 
auch ſcheint fie zu verftändlich au feyn, als: 5: dep m 
hätte verführen koͤnnen. 


Don Aleppo nad) Alexandretta durch den Pas 
Aman;, portas Syriae ober Ciliciae , pas Amaniqui 
les piles de Syrie, f. Buſching XL. S. 298. wd 
große griechifche Räuber zum erftenmal den Dal 
ſchlug. Diefe Gegend hat P. ausführlich beſchrieben 
mit der Nachricht des Curtius verglichen: MA 
dretta ift ein ungefunder Ort, wegen bes vielen ' 
lenden Waſſers. Bon da endlich zuräd nach Eur 
und zwar nad) Kom. .- 


Weil dort damals ber franzöfifche Geſandte. 
zog von Crequi Mittel ſuchte, dem paͤbſtlichen Hof 
ſchaden, wozu der Auflauf der beleidigten Corſen 
20. Aug. 1662 Gelegenheit gab, und weil damals 
Herzog Julianus Cefarini, misvergnägt mit der 
miſchen Regierung, den Gefandten zur größten Rache 
hetzte, fo. trat Poullet in die Dienfte dieſes Herz: 
Dadurd) erhielt er Gelegenheit aus vielen Staatöyps 
ren wichtige Nachrichten von paͤbſtlichen Heimlichke 
zu fammeln, welche er befant zn machen nicht el 
neigt war. 

Als Ceſarini zulegt Urfache fand, den Franz 
nicht weiter zu trauen, verlies P. ſeine Dienſte, 
Schimpfen auf. die Italiener und Spanier, welche 
die franzoͤſiſchen Gewaltthaͤtigkeiten nicht immer gefa 

u. Di 


2 295 Poullits: Reife, 231 


ıffan wolten. Nachdent Te no Tieirie Reiſen in Italien 
macht hatte, hat er ſich, wie er fant, misvergruͤgt 
ber bie Dienfchen, welche feine ausgeftandenen Gefahe 
m nicht . belohnen wolten, in die Einfamteit zurück ges 
gen. F 

Die Kupferftiche, deren ber Titel erwähnt hat, bes 
ufen sicht" viel: Ehre kleine Karte vom tuͤrkiſchen Rei⸗ 
BE und Ourchſchnirt eines ' tuͤrkiſchen Wohn⸗ 
web. Anfſicht einer Moſcheei Ein Grundriß von Con⸗ 
— iworin a ‚die „vornehmen piate bemerkt 

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Ep Pal Se Fer Er En 2 Pre ZZ : 
Bu N 3 18. 


232 


J 


Vtteratur ber Reiſen. 2. 





18. 


won. 


Eichen s jährige und- gefährliche men verbefferte. u 


ropa⸗Aſiat⸗ und. Africanifche Belt » Voſchanung dp. 
‚George Cbriſtoff von Vleigihig uff Stodeieg 


.„Böhlig-und Börbig, einer ‚hohen Perfon. gu. Ein: 
- auf Beförderung deſſen hochanfehnlichen H. Wruhep, 


%, dem MDerfaffer weis ich noch nicht mehr, als wo 


von 


zum andern mal alfo herausgegeben, daß 1. bie km, 
vorigen Drude nur angeregte Hiſtorien ergänd, . 
2. denen Raritaͤten und curiofen Sachen andere bey 
gefügt, 3. die jegiger Zeit nach geänderte Orte. nad 
getragen, 4. viel Orte und Dinge in Kupfern ab 
Kiffen vorgeftellet werben, famt einem Regiſter, sen 
M. Chriftoff Jaͤgern, zu St. Afra und ber Chur⸗ 
fuͤrſtl. Sächfifchen Landfchule in Meiffen Paſtore prime- 
rio. Nürnberg, zu ten bey Joh. Hoffmann, 
Kunfts und Buchhänbdlern, gedruckt bey “Joh. Phil. 
Miltenberger 1674. Ohne Zueignung und Regifier 
330 Seiten in 4. | 
| 


ibm im Buche felbft gemeldet iſt. Er war aus de: 


alten adlichen fächfifhen Familie der von Neitzſchitz, wie 
che nody lebt. " 


Seine erfte Reife nach ber Levante trat er 1630 * 


Nachdem er ein ganzes Jahr in Conſtantinopel geweſca 
war, ging er mit einem kayſerlichen Curir guräd ne 


cn 


% 


18. Von Meigfihik Reiſe 233 


Bin. Don da ging er im Fahre 1634, im Gefolge des 
Igferliihen Gefandten, des Graſen von Buchbaim, wies 
— nah Gonflantinopel, ‚Fam aber ſchon in ſelbigem 


—** entſchloß er ſich Yegppten und Yaldflina zu 
irelfen: ° Fi Diefer Abſicht ging er 1636 Aber Venedig 
ui" Segopten, hernach had) Arabien, zum Berge Si⸗ 
7" wieder zuräd nach Aegypten, von Damiate nad) 

t, beflig den Berg Karmel auf der Reife nach 

wifälen, wo er ſich ‚denn zeigen lied, was allen Pils 
Ute "gezeigt wird. Er ging. ‚zuräc® nach Joppe oder 
Hd; "und von ba "über Frankreich, Italien zu Haufe 
WS hchfen, wo’ er im väterlihen Haufe 1637 anfam. 
si, wie der Herausgeber feiner Reife meldet, bald 
MD: feiner. Nuͤckkunft geftorben. 
v Er hinterlles fein Tagebuch ſeinem Bruder, dem 
ſ. Oberſten Rudolph von Neitzſchitz, welcher 
dem Magiſter Chriſtoph Jaͤger, der damals 
in Meiſſen war, zum Drucke übergab. 

Gtuck ſagt, die erſte Yuögabe ſey zu Bauzen 1666. 

iebruckt worden, und dieß iſt mir auch deswegen 
* ‚ weil die Zueignung an den Bruder des 
jerf. nn Meiffen den 1. Sanuar 1666 unterfchrieben ift. 

führt Ludeke eine Ausgabe an: Budiffin 
vr 389 Seiten in 4., vermuthlic) iſt die Jahrzahl 
na Druckfehler. 

Die zweyte Ausgabe iſt die, welche ich vor mir habe 
m 1674, aber Stuck und Sabricius in Hiftor. biblio- 
wene V. ©. 213. nennen eine Ausgabe von 1673, und 
iefe foll, wie jener fagt, zu Nürnberg, und, wie letter 
giebt, zu Bubiſſin gedruckt feyn. Es ift unwahrfcheins 
\ 7 deß dieſes Buch zwey Jahre hinter einander an 

Q3 zwey 












234- Litteratur der eisen; 264 


zwey verſchiedenen Orten gedruckt ſey; vielleicht Mt dieſe 
andere Ausgabe nur ein, doppeltes Xitelblatt -erhaktagei 
In Bibliotheca Uffenbachiana II. S. 63. finde ich ‚eine 
Ausgabe: zum dritten mal herausgegeben von: C. Jaͤgen, 
Nürnberg 1686..4. Diefe führt auch Moller an. ‚Ay Kim 
bria liiterata. ; Sogar im folgenden Jahrhunderte iß Riga, 
fes Buch noch einmal aufgelegt ‚worden, nämlich zu Mag, 
deburg 1753 von dem Buchdruder. ‚Georg, Vetter. . „Dips. 
fer HNachdruck, welchen ich gus des Hrn. Hofr. "Weis, 
berg zahlreichen Samlung von Rrifebefcpreibungen ‚SRORSe 
hat, fo wie die Ausgabe’ von 1674, ebenfals ohne Mage, 
zede des Verlegers und. oprie Begifer, 329, Seiten ine, 
und iſt in den Vachlades für. 16 "Bar. verlauft werbgh 


Megifter Jaͤger. (⁊) rhmt ſich in der Vorride,dbal 
Werk in beffere Ordnung und Abtheilungen gebrachel ui“ 
die Schreibart ausgebeſſert zu. haben; aber ‚er; hat Hoch 
feine Sache ſchlecht gfmacht, dadurch naͤmlich, bag ar 
viele unnuͤtze Einſchiebſel, oft vur afcetifche Gebauleg; 
aus allerley Buͤchern angebracht, und ſolche nicht dentlich 
genug von ber Urfcprift unterſchieden hat. In der Yuss 
gabe von 1674 find zwar bie Zufähe mit einer anheren. 
Schrift gedruckt worden, aber fie it nur wenig verſchie⸗ 
den, und oft iſt auch dieß unterlaſſen worden, deswegen 
man aufmerkfam ſeyn muß, wenn man nicht bekk: Bun 
fenn will. &o koͤnte man ©. 9. leicht die Zeilen: * 
„ich etzliche Fahr unwuͤrdig Probſt und Hofprediger in 
„Glädsburg war”, für Worte des von Neisfpik 
balten. 


: Das 
(1) Son ihm findet man Nachricht in Moller Cimbria 'lt- 


terata. Gr bat einige afcetifhe Bucher geſchriebes welche 
dort verzeichnet ſind. 


18. Von. Meigfchig Reife, ‚235 


ab Tegebuch desletztern wätde nur. · waige: Bo⸗ 
4 gem gefhllet Haben, aber Jaͤger hat es zu vergrößern 
Wut. ab, -zwar. bey dar andern Ausgabe · noch mehr 
al.ven, „ber zerſten. Dieß giebt. der Zitel ‚zu verſtehn, 
ah. baniel Hartnack (2): und Tenzel (3) haben. des⸗ 
den Herausgeber mit; Rechr getadelt. Von ihm 

‚aupb, ‚die Zeichnungen aus andern Buͤchern hin⸗ 
zugeſe du ſeyn· ‚Hater diefen. findet man ein Paar 
en, „eine Ahbildung ber Stadt Jeruſalem, ber 
— Libanon wud: Thabor, die, Vorſtellung der 
iſchen Feiſe, das ‚Getreide aus zufahren und ans 
ar geringerm Werthe. 30 muß jedoch hinzuſetzen, 


vermuthet, von Neitzſchitz habe die Zeich⸗ 
Berges Sinai, von den griechiſchen ‚Mönden 
* 








20, Dar: Bet. jet Heine gehehrte Kentniffe, an keine 

Vuqhciicbaeit, Unterſuchungen anzuſtellen, gehabt; aber 
uud Men :vorgelommen-ift, das ſcheint er anfrichtig auf⸗ 
selhriden zu Haben; wie wohl ihm nicht mit Unrecht 
megansrfen wird, daß ex; bad, was er ſelbſt gefehn hat, 
von Dem, was ihm nur. erzählt worden, nit immer 
v.antefäicen bat. 

7 ge den beſten Abſchnitt wird die Beſchreidung des - 
J —8* Sinai gehalten, welche auch Buͤſching in ſeiner 
Edbeaſchreibung benutzet Bat. Der Verf. ward. dort von 
den Wedschen, ungeachtet er fi für einen flandhaften 
Sroteftanten erklärte, gätlich behandelt, im x Sofnung. e 


würde 


"Bj @eesten von Einrichtung der teütſchen Hi ſt o⸗ 
tien. Zelle 1688. 
W Monatlige Untersedungen. 1689. S. 207. 
Ra... 





236 5 Litteratur der Reifen. 2. 


würde durch Sefuhung ber beiligen Oerter etbolu 
werden. .. . 3536 


Er betrachtete die mit wachſiben behauenen geiſca 
S. 153. 158. “Die Schrift, fagt er, if einen: Finger 
„fang, wie wohl fie vor Alter Abel mehr zu erkennch 
„und manche Buchſtaben faſt dem Steine gleich worden 
„waren. Auch babe ich daneben geſehen, allerhand eg 
„tiſche Character, welche aber auch ſchon ziemlich erioe 
„ſchen, und übel mehr zu erfennen waren. De gu 
„war roth, weiß und ſchwaͤrzlich vom Stein, und 
„hart als ein Kiefelftein La)”. Dendriten Ka 
dort; wie er S. 172. meldet. j Bu 
Mad er ©. 135. von den‘ Wpramiben wielb; 
zwar Cuͤdeke ausgezogen, aber’ nicht ganz richtig. 
will die Zeilen ganz hieher fegen. “Auf der a 
„ih hinauf geftiegen, habe ich gezehlt 230. Steisid ober 
„Stuffen, jede von einer bis anberthalbe Ellen hoch, uud 
„deittehalb Ellen, theils auch wohl drey Ellen lang, ib 
„ſind ins gevierte gearbeitet und ganz glat, ald ein⸗wohl 
„polirtee Marmel. Auf der einen ‘Seiten, unten auf der 
„Erde,.ift ein Loch, dadurch man : hineinfriechen- Zar, als 
„wir hernach auch gethan, nachdem wir wieder vor ber 
„Hoͤhe herunter kommen, und ſind von ſolchem Loche, bis 
en , DE | 


(4) Von dieſen Inſchtiften hat Därching in feiner Erdbe 
fhreibung die Nachrichten gefammelt, welcher auch ſchon 
die Abhandlung des ZSerman Trefchow über -biefen &es 
genftand in Nya Samling af Danfle Videnfle 
bers Selſtabs Sfrifter. IT. 1733. ©. 547. gebraudt 
zu baben ſcheint. Des Dine hat die Nachrichten der Rei⸗ 
fenden nah ben Jahrhunderten geordnet. Die aͤlteſte 
ſteht in des Cosmas Indecopleuſtes Schrift de topo- 
graphia chriftiana, ift alfo ans dem fechften Jahrhunderte. 
©. Montfaucon in Collect. nov. patz. T. 2. p. 12. 


18. Von Meisfigig Reife. 83% 


„äh bie eine” Ecke "diefer Seite, '160 meiner gemeinen 
Achrute, und eben fo viel auch dis · zur ander; Ede, 
An aiſo, weil das Boch recht in der Mitte, Die ganze 
‚Geile 20Schritte breit ift, dahero denn balb zu ach⸗ 
ei, wenn man alfe vier Geiten zufammen redynet, daß 
dee gange Umgriff und bie Dicke foldyer Wunder⸗ Säule 
fr der Erden ſeyn muß 1480. Schritt.” '. Par 


" Bon den vermeinten veiſteiderten Erbſen oder‘ Liſen 
wg Berhlehem S. 238. nahm auch er einen Vortat mit; 
ad verwunderte ſich, daß die"ungählbären Pilgrinie nice 
Mich- eine Abnahme derſelben bemerkfich mädhen: Er 
Wink nicht gewußt zu: haben‘, daß ſolche Linſen, Cala 
wilöularis- Lin: auch in ſehr vielen: Rändern ;"; oo’ ‚nie 
—* einfen sr ſden Them, ‚gefünben ‚werden on 

et oem. ei, 


301 * 


Gwoen aketin Sifen haben vlele meiſende ersäte.: Pr des 
sr ziweiße in der Algemeinen Weltgeſchichte II. 
gg und in ben Iufähen III. a. S. 223. genant find; 
‚Ws; bh. hinzuſetzen: Mariti Reife, &.517. Pocede. II. 
6:59. D’Arvieur Reifen IT. 6,185. In Dalmatjem hat 
fe Fortis gefunden; f. beffen Reife in Dalmatien. 
‚2. Um Genf, nnd: awar: ſehr ‚große, ſ. Sauffüre 
veyage. dans les Alpes. T.I., welcher Hinzufegt, daß fie 
. in der Nahbarfhaft ber Rhone wahres Eiſenerz find. 
Daß fie auch in der Krym nicht felten find, meldet Pal⸗ 
Ins in Bemerkungen auf ber Reife in bie fübligen Etabt: 
halterſchaften. Die, welche ich in meiner Samlung habs, 
End aus Ungern. Man bat fie bisher zu den Verſteine⸗ 
zungen gerechnet, aber fie fheinen dem Tophus, und zwar 
dem Eonfect von Tivoli, und den Erbfenfteinen, welde 
£&inne Marmor hammites nennet, am näditen zu kom⸗ 
men. Zwiſchen ben Linfenfteinen und in ihrer Nachbar: 
ſchaft kommen keine Verfteinerungen vor. Man muß fie 
wit mit den Porpiten, Numularien und Heliciten ver» 
Q 5 wechſeln, 


228 Litteratur der Reifen. 2. 


goldener Nafenring mit einem Edelſteine; fie muͤſſen, 
meinte er, deswegen immer. unreine Naſen haben. - : 

In Kom wurden danıals viele Kamelotte, auch per 
fiihe Tapeten; manche von Seide mit: Gold’ durchwirkt 
gemacht. In das dort erbauete prächtige Grabmahl be 
Lela, der Tochter des Ali, ging er , in europälfcher Kiel 
dung, dreift Binein, und niemand wehrte e es ihm, me 
mufte er die Schuhe ausziehen. 


Iſpahan fand er nicht gepflaftert , nicht ſo vol 
und bey weiten nicht ſo praͤchtig, als er ſich, nach | 
Erzählungen der Reiſenden, vorgeftellet hatte, zumal J 
er, auf gut Franzoͤſiſch, alles mit Paris verglich. 
umſtaͤndlichſten bat er den koͤniglichen Pallaſt mit feine 
Umgebungen befchrieben. Darauf hat er mancherley 2q 
ber Religion, der Regierung und den Sitten ber Pe 
heygefügt, .wobey er ein Paar mal, 3.-8. Seite 324 
dem de la Valle Fehler vorgeworfen hat. Weil m 
Mangel des Holzes, der Dünger zur Teuerung verwende 
wird, ſo wirb alle Aſche forgfam gefammelt, mit ber 
Harn und mit andern faulbaren Dingen vermiſcht· an 
Die Aecker gebracht. 

Zu Van lernte der Verf. die Sitten der Armenie 
genauer kennen, und meldet manches zu ihrem Vortheilt 
In der Nähe befah er eine Grube, aus welcher TMagnel 
erbalten wurden. 


Die weitere Reife ging Über folgende Berker: Dias 
bey, wie dee V. fchreibt, oder Diarbefir, welche Stat 
er ſehr fchön fand. Damasf, wo er erfuhr, Daß bi 
ichönen Klingen aus mancherley altem Cifen,, fogar au 
alten Nägeln, zufammengefchmiedet würden (2). Ser 

faleım 


(2) Man vergleihe bie Anmerkung zu Jufti Abhandlung ve 
Mannfafturen und Sabrifen, Berlin 1730. 8, II. ©. 406, 


17. Douller’s Reiſe. 229 


den, wo er das nicht fand, was er ſich ımter dem 
demen des gelobten Landes gedacht: hatte (3). Auch 
mb ex das Gegentheil deſſen, was .er oft gehört hatte: 
uden gebe es Äberal, nur .nicht in Judaͤa; aber. dad. Land 
os voll davon. Mit MWidermwillen bemerkte er, daß die 
somzofen dort weniger, als die Spanier und andere 
tionen , geachtet wurden. Mit Erzählung ber heiligen 
ester bat er feine Lefer nicht aufgehalten. 


Zu Schiffe nach Kairo, Die Bewäflerung bes Lan⸗ 
6 hewunderte er eben ‚nicht, weil er dieſelbige Eine 
Hung auch am Euphrat und Niger gefunden hatte, 
wb. die Pyramiden erregten ihm kein Erfiaunen. Die 
m ſchatzte er nur auf 750 Buß hoch. Much nach Pas 
d.wären die Steine zu. den giohen Sedaduden aus der 
1. geholt worden. . 
2.. u Bu 
(YLa premiere obferration eft de n’avoir pü reconnoiltre 
M sro de promifhon dans le terrein de Jerufalem. Il 
' M’par tout entrecouppe de montagnes, qui n’ ont pas 
eß6 vendües fertiles que par des travaux inconcevables, 
La terre eft cultivee par veines et par degrez, et ſous- 
tenüe en tous lieux par des murailles ; comme elle 
Yet à prefent dans les miontagnes de Provence et de 
Danphine. Pag. 453. 
Zauten biefe Seilen nicht faft fo, wie dieienigen, wel⸗ 
“e bie Kegermaher dem Mich. Serveto auftärden wols 
tm? Scias tamen lector,, iniura aut. iactantia pura 
tantam huic texrae bonitatem fuille adſeriptam, eo quod 
ipfa experientia mercatorum et peregre proficilcentiun, 
hanc incultam, fterilem, omni dulcedine carentem de- 
promi, Quare promillam terram pollicitam, et non 
vernaeula lingua laudantem pronuncies. Man fehe Sas 
gers geographifhen Buͤcherſaal. IL ©. 353. Monheim. Ges 
ſhichte des Serveto. S. 2601. 
hecnaune Litterat. d. Reiſ. 2. Q 


230 Vitteratur ber Reifen. 2. 


Zu Aleppo befchrieb er die dort gebräuchliche Be 
tung des Weind ; in. ber -Nachbarfchaft befah er 
Ueberbleibfel des. Klofters . Simeon bes Gtyliten , ı 
fand fie prächtig. Much. erhielt.er zu Aleppo eine W 
ſchrift zum Goldmachen, welcher er aber felbft nicht ' 
getrauet haben mag, weil er ſie S. 487. eingeräckt $ 
auch fcheint fie zu verftändlich au ſeyn, als: * deß »» } 
hätte verführen kͤnnen. 


Don Aleppo nach Alexandretta durch den Pas 
Aman, portas Syriae oder Ciliciae, pas Amanique 
les piles de Syrie, ſ. Buͤſching xt. ©. 208. wo‘ 
große griechiſche Raͤuber zum erftenmal den Dari 
ſchlug. Diefe Gegend hät P. ausführlich befchrieben ı 
fit der :Nachridht des Curtius verglichen: fg 
dretta ift ein ungefunder Ort, wegen bes vielen | 
Ienden Waſſers. Bon da endlich zuräd nach Eurs 
und zwar nach Rom. 


Weil dort damals der franzoͤſiſche Bat 
309 von Crequi Mittel fuchte, dem päbfilichen Hefe 
ſchaden, wozu der Auflauf der beleidigten Corfen' 
20. Yug. 1662 Gelegenheit gab, und weil damals t 
Herzog Julianus Cefarini, misvergnägt wit der ' 
mifchen Regierung, den Gefandten zur größten Rache a 
heute, ſo trat Poullet in. die Dienſte dieſes Herzo 
Dadurdy erhielt er Gelegenheit. aus vielen Staatsvar 
ren wichtige Nachrichten von paͤbſtlichen Heimlichkeil 
zu fammeln,, welche er befant zu machen nicht ei 
neigt war. I 
Als Ceſarini zulegt Urfache fand, den Franzo 
nicht weiter zu trauen, verlies P. feine Dienſte, -n 
Schimpfen auf. die Italiener und Spanier, welche fi 
die franzöfifchen Gewaltthätigleiten nicht immer gefall 
" nn DR 


2 39: MPoullits: Reiſe. gl 


ſſen wolten. Nachden eo richte Reifen in Italien 
nacht hatte, bat er fi, wie er fagt, misvergruͤgt 
ver bie Menſchen, welche feine ausgeſtandenen Gefah⸗ 
nu nicht . belohnen wolten, in die Einfamteit zurück ges 
gen. > 


Die Runferfiche, deren der Titel erwähnt hat, bes 
ufn sche viel! Eine reihe Karte vom tuͤrkiſchen Rei⸗ 
nu und Duböfänitt: eines‘ turkiſchen Wohn⸗ 
web‘: Anſicht einer MoſcheelEin Grundriß von Con⸗ 
— worin ur. ‚die „vornehmften Pine bemerkt 


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vs >) 3 " 18. 


\ 


a2 Vtteratur der Reifen. 2. 


I8. 
Eisen ⸗ s jährige und gefätelice. a num Verbeffere 
. ropa⸗Aſiat⸗ und. Africanifche Welt⸗ Beichemun: 
. „George (Chriſtoff von Nieigfhig uf. Stock⸗ 
Goͤhlitz und Zörbig, einer hohen Perſon ml 
"auf Vefdrderung deſſen bochanfehnlichen H. Bei 
zum andern mal alfo herausgegeben, daß x. i 
vorigen Drude nur angeregte Hiflorien erg 
3. denen Raritäten und curiofen Sachen anden 
gefügt, 3. Die jeßiger Zeit nach geänderte Orte 
getragen, 4. viel Orte und Dinge in Kupfer 
Riſſen vorgeftellet werden, famt einem Regifter 
M. Chriftoff Jägern, zu St. Afra und der ' 
fuͤrſtl. Saͤchſiſchen Landſchule in Meiffen Paftore p 
rio. Nürnberg, zu Men dey Job. Hoffm 
Kunſt-⸗ und Buchhaͤndlern, gedruckt bey Job. } 
Miltenberger 1674. Ohne Zueignung und Ri 
320 Seiten in 4. 





V. dem Verfaſſer weis ich noch nicht mehr, ali 
von ihm im Buche felbft gemeldet if. Er war au 
alten adlichen fächfifchen Familie der von Neitzſchitz, 
che noch lebt. 


Seine erſte Reife nach ber Levante trat er 163 
Nachdem er ein ganzes Jahr in Eonftantinopel ge 
war, ging er mit einem kayſerlichen Eurir zuräd 

L 


18. Vorn Meigfigig Neiſe 233 


Bien. : Bon da ging er im Jahre 1634, im Gefolge des 
agferlichen Geſandten, des Graſen von Buchbaim, wie⸗ 
ein nach Conſtantinopel, kam aber ſchon in ſeldigem 
he zuruͤck: wach Wim -° ° 


" Dirauf entſchloß er ſi ch Yegppten und Yaldftine zu 
reifen: "u diefer Abſicht ging er 1636 über Venedig 
BO Begnpten, hernach had) Arabien, zum Berge Si— 
N, wlever zurůck nach Aegypten, von Damiate nad) 

beftieg den. Berg Karmel auf der Reiſe nach 

rifäler wo er ſich ‚denn zeigen lied, was allen Pils 
he gezeigt wird. Er ging, zuruck nach Soppe oder 
dd; "und von da "über Frankreich, Italien zu Haufe 
Wen, | wo’ er im väterlichen Haufe 1637 anlam. 
rriſt, wie der. Herausgeber "feiner Reiſe meldet, ‚ bald 
u: feiner Ruͤckkunft geflorben. 

Sog Hinterlies fein Tagebuch feinem Bruder, dem 
Wear. Dbeiften Rudolph don’ Neitzſchitz, welcher 
Alba! dem Magiſter Chriffoph Jager, ber damals 
Peg in Dieiffen war, zum Drücke übergab. 
Gtuck ſagt, die erſtẽ Uudgabe ſev zu Bauzen 1666. 

rerudt worden, und dieß ift mir auch deswegen 
shefcheintich ‚ weil die Zueiguung an den Bruder bes 
Sf. zu Meiffen den 1. Januar 1666 unterfchrieben ift. 
Sernodh führt Cdeke eine Ausgabe an: Budiſſin 
663, 389 Seiten in 4., vermuthlich iſt die Jahrzahl 
a Orucfehler. 

"Die zweyte Ausgabe ift die, weldye ich vor mir babe 
on 1674, aber Stuck und Sabricius in Hiftor. biblio- 
heene V. ©. 213. nennen eine Ausgabe von 1673, und 
hefe fol, wie jener fagt, zu Nüraberg, und, wie letter 
giebt, zu Bubiffin gebrucdt feyn. Es ift unwahrfcheins 
ip: deß dieſes Buch zwey Jahre hinter einander an 

Q3 uwey 










234. Litteratur der Reiſen 24 , 


zwey verſchiedenen Orten gebruckt ſey; vielleicht. hat dieſe 
andere Ausgabe nur ein, doppeltes Titelblatt erhalime 
In Bibliotheca Uffenbachiana Il..S. 63. finde ich eine⸗ 
Ausgabe: zum dritten mal herausgegeben von C. Jaͤgen 
Nürnberg 1686. 4. Diefe führt auch Moller on, ‚Ag Sim- 
bria litterata. - Sogar. im. folgenden Jahrhunderte if. Dies, 
ſes Buch noch einmal aufgelegt worden, nämlich zu Mog⸗ 
deburg 1753 von dem Buchdrucker. ‚Georg Vetter. „Dig. 
fer Nachdruck, welchen id) ous bes Hrn. Hofr. Wyrie⸗ 
berg zahlreichen Samlung von Rrifebefcpreißungen kenne, 
hat, fo wie die Ausgabe von 1674, ebenfals ohne Ay, 
rede des Verlegerd und. ohne Begifer, 329, Seiten Ing 
und iſt in den Bachlädey für. Io "Bar. verkauft rd. 


Mogifler: Fügen: (2): rähme ſich in der Vorrede, hard 
Merk in beſſere Ordnung und Abtheilungen gebracht 6? 
die Schreibart ausgebeſſert zu. Haben; aber. hat Aoch 
ſeine Sache ſchlecht gtmacht, dadurch naͤmlich, daß ) 
viele unnuͤtze Einſchiebſel, oft nur aſcetiſche Gebaubeu, 
aus allerley Buͤchern angebracht, und foldye nicht kentlich 
genug von der uUrſchrift unterſchieden hat. In der us⸗ 
gabe von 1674 ſind zwar die Zuſaͤtze mit einer anheren, | 
Schrift gedruckt worden, aber fie it nur wenig verſchie⸗ | 
den, und oft ift auch dieß unterlaſſen worden, deswegen 
man aufmerkfam ſeyn muß, wenn man nicht bitro 
ſeyn will. So koͤnte man ©. 9. leicht die Zeilen? Hi⸗ 
„ich etzliche Jahr unwuͤrbig Probſt und Hofprediger in 
„Gluͤcksburg war”, für orte des von Pa 
halten. 


- Das 
(1) Son ihm findet man Nachricht in Moller Cimbrie "lt 


terata. Gr bat einige aſcetiſche Bücher geſchrieben, welche 
dort verzeichnet ſind. 


18. Von Neitzſchitz Reiſe. 235 


Bad Tagebuch bes letztern wuͤrde nur wenige: Bo⸗ 
jen gefuͤllet haben, aber Jaͤger hat es zu vergroͤßern 
wadt,.unb.zwar.;bep ber andern Ausgabe. noch mehr 
ls, 177) ‚ber ;erften. Dieß giebt. der Xitel zu verſtehn, 
id. Daniel Hartnack (2). und, Tenzel (3) haben. dess 
ingen, Den Herausgeber mit Recht getadelt. Bon ihm 
en auch die Zeichnungen aus andern Büchern bins 
ugeſegt zu ſeyn. ‚Unter diefen findet..man. ein Paar 

ten, eine Ahbildung der Stadt Jeruſalem, der 
Serge, Gina, Libanon. uud Thabor, die. Vorftellung der 
tigntalifchen Weiſe, das Getreide audzufahreg: und ans 
me von geringerm Werthe. Ich muß jedoch hinzuſetzen, 
ꝛß VNiebubr vermuthet, von Neitzſchitz habe die Zeich⸗ 
wg‘ Ö 8 ‚Berged Sinai, von den griechiſchen Moͤnchen 


ee - 
' 137 


1. Dar: Verf. hat feine € gefehrte Rentniffe , Pr keine 
—— Unterſuchungen anzuſtellen, gehabt; aber 
2 Ien vorgekommen ft, das fibeint er anfrichtig auf: 
vfdheien zu haben; wie wohl ihm nicht mit Unrecht 
wgunrfen wird, baß er bad, was er ſelbſt gefehn hat, 
ar dem, was ihm nur. erzählt worden , ‚nt immer 
apierſchieden hat. 


"he den beſten Abſchnitt wird die Beſchreibung des 
zerges Sinai gehalten, welche auch Buͤſching in ſeiner 
kehbeſchreibung benutzet hat. Der Verf. warb. dort von 
wa Mönchen , ungeachtet er ſich für einen flandhaften 


hroteſtanten erflärte, gütlich behandelt, im t Hofnung er 
wuͤrde 









E Erachten von Einrichtung der teütſchen Hilo: 
tien. Zelle 1688. 
EG Monatliche Unterrebungen. 1689. ©. 247. 
NA... 


236 5 Litteratur der Reifen. 2. 


würbe burch Sefuhung ber beiligen ‚Date ui 
werden. ne 

Er betrachtete bie mit VBuchſtaben behauenen deiſen 
©. 153. 158. “Die Schrift, fagt er, iſt einen Finger 
„fang, wie wohl fie vor Alter Abel mehr zu erfennih, 
„und manche Buchftaben faft dem Gteine gleich worden 
„waren. Auch habe ich daneben geſehen, allerhand egyp⸗ 


„tiſche Character, welche aber auch ſchon ziemlich erle⸗ 


„ſchen, und uͤbel mehr zu erkennen waren. Der 
„war roth, weiß und ſchwaͤrzlich vom Stein, und’ 


„hart als ein Kiefelftein (4)”. Dendriten fan er En | 


dort; wie er S. 172. meldet. “ 


Was er ©. 135. von den Pyramiden eb, 
zwar Cuͤdeke ausgezogen, ober’ nicht ganz richtig. . u 


-.- — = 


—ñ — 


will die Zeilen ganz hieher ſetzen. “Auf der Seite, 


„ich hinauf geftiegen, "babe ich gezehlt 230 Bteixid ober 
„Stuffen, jede von einer bis anberthalbe Ellen hoch, ud 
„deitsehalb Ellen, theils auch wohl drey Ellen lang, ws 
„iind ind gevierte gearbeitet und ganz glat, als ein wohl 
„polirtee Diarmel. Auf der einen Seiten, unten auf ber 
„Erbe,.ift ein Loch, dadurch man : hineinfriechen Tan, ald 
„wie hernach aud) gethan, nachdem wir wieder vor ber 
„Höhe herunter kommen, und -find von ſolchem Zache, bis 
(4) Von” diefen Inſchtiften hat Buͤſching in feiner -Cröbe 
fhreibung die Nachrichten gefammelt, welcher auch ſchon 

die Abhandlung des Serman Treſchow über dieſen Ge 
genſtand in Nya Samling af Danfle Videnfke 
bers Selſtabs Skrifter. IT. 1733. ©. 547. gebrandt 

zu haben fbeint. Des Dane bar die Nachrichten. ber Rei⸗ 
fenden nah den Jahrhunderten geordnet. Die ditefte 
fiebt in des Cosmas ndecopleuftes Schrift de topo- 


graphia chriftiana, ift alfo aus dem fechften Jahrhunderte 
©, Montfaucon in Collect. nov. patr. T. 2. p. 12. 


18. Von · Meihſchit Reiſe. 237 


an bie eine Eike dieſer Seite, "160 meiner gemeinen 
Gchette, und eben fo viel auch dis · zur andern Ecke, 
RB elf „- weil das Loch recht in der Mitte, bie ganze 
Geltei 428 Schritte breit iſt, dahero denn bald zu ach⸗ 
hen, "Wenn man alle vier Geiten zufammen rechnet, daß 
ber Zauze Umgeriff und die Dicke ſolcher Wunders Säule 
nf der Erden ſeyn muß 1280- Schritt. tn 


"Bon den vermeinten verſteiderten Erbſen oder Lioſen 
v Wetblehen ©. 258. nahm auqh er einen Vortath nit, 
ıd verwunderte fich, daß die‘ unzäplhären Pitgeirite nicye 
Mich- eine Abnahme derfelben: bemerkfich maches. Cr 
Wine nicht ‚geroußt zu: haben‘, bap ſolche Linſen, Cala 
wticularis- Lin: and) in :fehr vieleni -Rändern )"; po’ ‚nie 
lari⸗ ——— but‘ (den ſehen gefunden werden WB) 


u gen: .- 2 — Pe ei 


(je bide fen haben vlele Reiſenbe erzaͤhlt. Zu des 
ar welche in der Algemeinen Weltgeſchichte II. 
ug und In ben Aufägpen IIT.2: G. 223. genant find, 
‚les; ih: binzufegen: Mariti. Reife, &.517. Pococte I. 
©:59. D’Arvieur Reifen II. ©.185., In Dalmatien hat 
fe Sortis gefunden; f. beffen Reife in Dalmatien. 
Um Genf, nnd: zwar feho-.. große, ſ. Sauffüre 
:vayage. dans les Alpes. T.I., welcher hinzuſetzt, daß fie 
in der Nachbarfchaft der Rhone wahres Eiſenerz find. 
Daß fie auch in ber Krym nicht felten find, meldet Palo 
Ias in Bemerkungen auf der Neife in bie fübligen Stadt: 
halterſchaften. Die, welche ih in meiner Samlung habs, 
End aus Ungern. Man bat fie bisher zu den Verſteine⸗ 
zungen gerechnet, aber fie fcheinen dem Tophus, und zwar 
dem Eonfect von Tivoli, und den Erbfenfteinen, welde 
&iene Marmor hammites nennet, am naͤchſten zu kom⸗ 
men. Zwiſchen den Linfenfteinen und in ihrer Nachbar: 
(haft kommen Eeine Verfteinerungen vor. Man muß fie 
nicht mit den Porpiten, Numnlarien und Helickten vers 
25 wechfeln, 


238 Litteratur der. Reiſen. 2. 


.  ©.193. liefet-man ‚einen Beptrag zur Gefchichte des 
Kaffees. Er fagt: »Im Kloſter zu Cairo ward mir dab 


„ſchwarze Getränke, - Caffa -genant, vorgefekt.. Daſſelbe 
„iſt ganz ſchwarz, dicke und fiedend heiß, und wird alfo 
„auch getrunken. Dem Geſchmacke nach iſt es, als wen 


„harte Rinden Brod driunen gefotten ober gekocht wären, 


„toll aber gar gefund, und der Gefundheit fonderbar für - 
ꝓtroͤglich zu trinken ſeyn. S. 199. zu Damiata wohnte 


sich | in einem Haufe, unter weichem das ſchwarze warwie 
Aetige Getraͤnke Ca | zu kaufe war.” 


, &.315. finde ich eine Sbleitung des Worts rien 


in. fo fern es ein Geweh bedeutet. Er fagt: “Zu Ara 


mlis.. wird -Sonmet,.and fonderlic) -Seiden s Trip —XTF 
„lig viel gemacht, dahero auch ber Trivp, wie ‚wir 3. 
„nen, den Namen belommen haben fol.” Die - 
nicht "unwahrfcheinlic) , denn auch der Xripel, terra 
politena, bat von..eben dieſer Stadt. den Nemen, —* 
ihn ehemals die Venetianer hohlten, wiewohl fie ihn im 
ſpaͤtern Zeiten von ber Inſel Eorfu, aus der Gegend um 
Sanfis Quarenta erhalten haben. ©. Phyfi tal. Denen. 
Biblioth. V. S. 180. 


vwechſeln, wie Eſtner in ‚Berfug einer wineraloce When 
hat. © ©.161. Man vergleiche .\Vallerii Syflema min 
TU PRBTE 483: “ en 


I 


“, 


I9. Mabillönii iter' germanicum, 235 





v2 F r er ._ , J . 
. . - . [ D “ Burn, —8 1 3 . . 
- , »: -. « ‘ 
” n - . 0 N a! . ' - „#4 ale - 
5 Bi " da FE 22* Ya unge . “ . —X —XR .3 


— 


occidente inftauratis liber. . . Pracmifla eft prae. 
io ’Jo. Albert Fabrieil, B. et prof, pußt, Ham- 


it 1717: 8. 


B 
u" Zr es wu as * 71 *8 





wand mn ns: re . . . “ n " .. - Fr 
zo Bdneır, . ⸗ Mi . . ” . ". ... . 


' Ifan mabillon 1. dieſer. wegen feiner vielen ges. 
Schriften algemein berüßtnte Benedictiner, war 
R ‚den 23..Novemb. 1632 zu Saint Pierre r Pont. 

pagne, ‚und iſt geſtorben den 27ſien December. 


N‘ 


Erhielt, „auf Empfehfung bes Winters Ceidert 
Wing. auf konigliche Koſten, eine Meile nach: 
fand zu machen, an daſelbſt in Bibliotheken, 
wiften und andere Nachrichten zur Aufklärung der 
geſchichte, vornehmlich. der frerzoͤſi ſchen— autzuſu⸗ 
id; zu ſammeln. W 
Duſe 
Bein Leben iſt von vielen ‚befchtieben werben... Ich 
I bier nur verweiſen auf Abregé de la vie de Ma- 
lon par Auinart. Paris 1709, ı2. und davon die vera 
ehrte Ueberſetzung: Vata Joh. Mabillonit a Theodor. Aai- 
zto gallice leripta. Patavii 1714. & Eloge hiſtorique 
Dom Mabillon par.G. Deboze. Paris 1708. 4. fteht 
ih in Memoires de l’academ. des iufcriptions 2708, 
icerons Nachrichten von’ Selehrten. VII. ©. 403. ..: 


240° Litteratur der. Reiſen. 8. 


Dieſe Reiſe geſchah tm ‘Fahre 1683 durch einen Theil 
der Schweiz und Bayern, und dauerte nur fünf Momate, 

Nach feiner Ruͤckkunft verlangten viele eine Befchreis 
bung biefer Meife, welche er.aber lange verweigerte, weil 
er überzeugt war, nichts weiter liefern zu konnen, Fe 
nur kurze Nachrichten von ben befuchten Are 
ſtern und Bibliotheken, und dann "Dont. für” t 2 i 
sahne.” 

Inzwiſchen ließ er ſi ch denn doch. ‚Äberteden , .. ru 3 
ober die Beſchreibung nicht einzeln drucken , fondem er ' 
lieferte fie im vierten Bande desjenigen Werks, wor - 
er zum Theil die aus Teutfchland mitgebrachten Su. 
ſchriften bekant machte. Der Titel iſt: Veterum ana i 
rum tomus IV. comple&tens iter germanicum "Domni 
Mabillon" et domni. Michaelis Germain e 55 
ſancii Mauri, cum monunientis in eo repertis. Lut 
Parifiorum. 1685. 4 Von Seite ı bis ©. 93 Q)., 


Diefe kurze Beſchreibung ließ Sabricius, Dicfer ab 
gemeine Dibliothelar „ nebft einigen andern Beinen Schrif⸗ 
ten,' wieder nachdrucken, wodurch fie allerdings befknier 
geworden iſt, ald fie aus "der in Teutſchland ofeltenen 
Parifer Samlung hätte werden koͤnnen, und beiwegen 
babe ich auch. den Titel dieſes Nachdrucke dieſem Urtikel 
vorfeen wollen. Da nimmt fie den Anfang Sr WW | 
©. 103. ein. ' 

Mabillons eigenes oben angeführtes Urtheil Äber fein ” 
Meifebefchreibung ift nicht bie. Wuͤrkung einer Abertrishe 





(2) Diefe vetera analecta find zum andern mal zu Yard 
123. in einer beſſern Ordnung und mit nenen Smfdber 
gedrudt worden. Da machen alle vier Bände nur einen 
Solioband ans, bem bie oben angezeigte lateiniſche Lebend’ 
beſchteibung vorgebrudt: iſt. 


19. Mabilloii iter gerinamicum: "Ar 


u Gehheibenbeit geweien;. es iſt Wahrheit; und mehr 
wNems:ibres Werfaffere, als ihr Gehalt, hat ihr bie 
Maltene Achtung verfchaft. WIE" franzoͤſiſcher Monch, 
dcheriınicht ‚einmal die Sprache des Landes: verfland, 
Men -Eitterarifche Schätze er auffuchen wolte, war fein 
ſchtokrris ſehr eingefchräntt, und weiter ald über thed⸗ 
giſche Handſchriften und Reliquien fcheint fich Damals 
ine Boobachtung nicht erſtreckt zu haben. 
" Eine Geringſchaͤtzung deffen, ‚was von dem, woran 
‚im. Boterlande gewöhnt war, abwich, blidt bin und 
kbar.-bervor. Zuweilen fühlte er auf biefer Reiſe ben 
Kberwillen, welchen des franzöfifchen Königs ungeredhte 
nherfucht, den Teutfchen, nach Wegnahme ber Stabt 
urg, vermehrt hatte, fo daß er beynahe im Deſter⸗ 
Kofchin Sebiethe ald ein franzöfifcher Spion wäre aus 
hafien worden, ‚Da machte er, daß er mach Hauſe 
Slam a war er beym Unfange der Reife bis an bie 
age von Bafel gekommen, fo wufte er fchon, was in 
Tentſchland nicht tauge. Viele Fliegen und To⸗ 
in den Wirthshaͤuſern; zu ſchwere Oberbetten 
je viele Kopflüffen; Brod mit Zeuchel, und Gpeifen 
-Dfeffer gewuͤrzet. Gaftwirthe , welche bie Schuld 
# abreifenden Gäfte nit Kreide murmelnd zufammen 
men, und fi) nichts abziehen laffen. Uber in ben 
atſchen Kirchen fand er mehr, Reinlichkeit und weniger 
Yanengewee, als in den franzöflfchen (3). 










&o 


(3) Eben biefe Unfauberkeit der franzoͤſiſchen Kirchen Hat er 
auch in der Italieniſchen Meife S. 34. beflagt: Optandum 
efiet, vt maiori findio nitor et mundities , praefertim 
in templis nofris, eurarstur; vbi lordido pulvere pa- 

0 asien, 


J 
242... Utteratur dee Reiſen. 2.01 


.. So wie hundert Jahre vorher Montagne' ſich wu⸗ 
derte, als er zum erſtenmal von Nachtwaͤchtern bie. Stu 
ben abrufen hörte, fo wunderte ſich auch auch :Mahillen 
daruoͤber/ meinte aber, daß dieß deswegen geſchehe, ul 
die teutſchen Haͤuſer, wegen des vielen Taruenhotzes, 
woraus die Teutſchen alles machen muͤßten, weil; vos z 2 
‚ihre. Waldungen beflünden, zu leicht Feuer fingen. 


In Baſel fand er die Ueberfchrift am’ Grabe 3 
Oecolampadius. mertraͤglich unverfchämt «(intolerandae 
impudentiae); weil er darin genant iſt: prinius in: vie 
- evangelicae doctrinae auctor et eempli iſtius verue en· 
Ropus, 0 Te 8 4 


3 

. In der VBibliothel der Abtey zu &. Gallen 3 ai 
„man. ihm die Handfchrift vom Quinctiliau, weiche Dar 3 

ins im Sahre 1416, zur Zeit des Conciliums u, L 
gius Im J 
ſtanz, fand und abſchreiben ließ. Paul Joviue 
faͤlſchlich geſagt, Poggius habe fie bey einem Keen — | 
funden, welcher ſie habe zu Tuten zerreißen wollen. D 
Unwahrheit, welche viele nachgefchricben haben, hat dub 
Bayle in feinem Wörterbuche, int Artikel: Quinetilian | 
gerügt und verbefiert. Am beften findet man all, was | 
dahin gehört, deyſammen in J. G. Krauſen — ** 
licher Buͤcher⸗ Hiſtorie, oder Nachrichten von alten bs j 
ern, Leipz. 1715. 8 I. ©. 15. 


Vielleicht das merkwürdigfte im ganzen Bude, ww. * 
nigſtens dasjenige, weswegen es am oͤfterſten angefäht * “ 
wird, - * 








rietes, et fenefirarum anguli telis aransarum inquivat 
eſſe ſolent. Hanc ſane incuriam nobis merito p® 
brant non ſolum Itali, ſed etiam Germani et Belgeq 
apud quos nihil inquinatum et oculis iulliguum in % 
elefis toleratur. 


19. Mabillonii iter germanicum, 243 


zb j"ift Seite 54. (Analeda p. 51.) die Nachricht von 
e Sandfchrift von des Fetri Comeſtoris Aifloria: [öho- 
dien , welche. im Benedictiner Klofter zu Gcheuern, 
he bey Pfaffenhofen, aufbewahrt wird. Darin find die 
yen- Künfte abgebildet, und zwar iſt bie Aſtronomie 
uch eine Abbildung des Ptolemäud vorgeftellet worden, 
ie. ew durch eine Möhre die Sterne betrachtet. | 


* Diefe: Röhre, welche, ‚wie Mabillon ausdräcrflich 
bet; vier Auszüge hat, gleicht gänzlich einem Fern⸗ 
bre, und ba jener Codex gewiß. ums Jahr 1241. ges 
nieben ift, fo hat man baraus fchließen wollen, daß 
e berlihe Erfindung der Fernroͤhren viel älter feyn 
ke ; als ed nach) andern zuverläffigen Beweiſen glaubs } 
raw ſeyn ſcheint. Aber wäre fie bereits im - dreyzehn⸗ 
x Jahrhunderte befant gewefen, wie läßt fidy denken, 
# fie bis auf die Zeit des Galilei hätte vergeffen, ‘oder 
x dihin hätte ungebraucht bleiben Tonnen! 


— wahrſcheinlicher iſt, daß jene Roͤhre nichts wei⸗ 
als eine leere Roͤhre geweſen iſt, dergleichen die aͤlte⸗ 

nu Uſtronomen bey Betrachtung der Geſtirne brauchten, 
w. fremdes Licht oder die Seitenſtrahlen abzuhalten. 
Erfahrung lehrt, daß man fehr entfernte Gegens 
uk genauer durch ein Rohr, ja, ſchon durch die hohle 
end, erkennen Tan. 

Die Dioptra, durdy welche Geminus, welcher zur 
nt des Cicero lebte, die Sterne beobachtet hat, fcheint 
ven sin ſolches Rohr, nicht dasjenige Werkzeug .diefes 
jamens gewefen zu feyn, womit Hipparch den: ‚Durchs 
fer und Abſtand der Geftirne maß. Ä 

‚Man weis, daß Gerbert im zehnten gahrhunderte, 
weicher hernach Pabſt ward, durch ein Rohr den Polar⸗ 
Bern beobachtet hat, um darnach feine Uhr (Eonnenubr?) 

zu 


244% Litteratur der Reifen. 8. 


zu ‚richten (4) , auch daß die Ehinefer -fich zu gleicher 

Abſicht leerer Möhren -bedienen. ı. 
"Man vergleiche was Über jemes Gemälde, weneh i 

Mabillon einen Kupferftich geliefert bat (5), gelefen wid 

in Fabricli Bibliotheca graeca vol. Ill. p. 417: HR - 

Bailly's Gefchichte ber neuern Aftronomie. Leipʒig 1706 ; i 

8.1. ©.333. Hamburgiſches Magazin. I. @.135 i 

wo jedoch der Verfaſſer geneigt ift, die Kentaiß ber’ i 

Gernröhren ſchon dem drevzehnten Jahrhunderte .. 

trauen. . er 

oo. 42 

w Diele Nachricht findet man in der ‚Chronik bed Sieben, , 
Bilhofs zu Merfeburg, wovon uocd zur Beit bie vol 
digfte Ausgabe bieienige iſt, welche Keibniz ˖in —— 
rerum Brunsuicenium I, geliefert bat. De ae 
S. 399. gegen Ende des ſechſten Buchs: Gerbertus- 
callebat afrorum curlus discernere, et contem 

uos variae artis noticia [aperare. . . In — he _ 
rologium fecit, illud recte conflituens, confiderats pe 
Afulam quadam ftella, nautarum duce. Gewiſſer Maßen 
gehört hieher auch der Gebrauch ber Röhren zum Slgna⸗ 
lifiren im Kriege, welche Dioptirae genant wurben, deren 
Polybius lib.X. ed. Wechel. 1609. fol, p.617. gedacht het 
Ein Verfuh zur Erklärung des Gebrauhs finder ih WW 
Hifioire ancienne par Rollin VIII. pag. 148. nad der me, 
ſterdamer Ausgabe 1735. in 12. 

(5) In der Ausgabe des Fabricius ift die Röhre und DE - 
Perſon, welche ſolche mit der linfen Hand vor das Hude - 
Muge hält, richtig nahgeftochen worden; aber ber teutſhe 
Künftler hat ſich die unnuͤtze Mühe gemacht, Hänfer, Bin - 
me und DBrüden hinzu zu zeichnen, weldhe parerga bi 
Seihnung in ber erften Ausgabe der Analectorum nicht 
bat. In der andern Ausgabe hat man die ganze Bel 


nung weggeiaflen, ungeachtet die Wortes -quod' inkramen 
tum 


J 


19. Mabillonii iter germanicum. Ya 


Pier Bibliothek zu St. Emmeran in Regensburg, 
damals mehr als taufend Handfchriften, viele vom 
Werthe, vorhanden waren, fand ber Derf. eine, 
von alleriey Gold » und &ilber » Arbeit handelte. 
Is :baß er fie nidıt genauer beftimt Hat (6)! - 
bh vermuthe, es fey dad Buch des fogenanten 
silus Preshyter, oder des Rogerinus, wie ihn 
I nemet. Aus dem, was Keffing daraus bekant 
k hat, fieht man, wie lehrreich daffelbe für die 
hie mancher Künfte feyn würde, wenn eine vole 
>, genaue, leöbare Aufgabe vorhanden wäre. Ab⸗ 
x dieſes Buches finden fich in nerfcbiedenen Biblios 
; wöchte fi) doc) jemand die Mühe: nehmen, fols 
sergleichen! Zum gänzlichen Verſtaͤndniß mürben 
Beytraͤge mandyer Gelehrten noͤthig ſeyn; aber 
brden erfolgen, wenn eine brauchbare Ausgabe ge 
nire. 
iR fich diefes Verdienſt erwerben wolte, würde bie 
u Nachweifungen nugen koͤnnen, welche Hr. Prof.’ 
Bin feinen Leinen Schriften. Goͤttingen 1803. 8. 
7. gegeben hat. . Der gelchrte Schwede rich 
Kus Hatte den Vorſatz, Die Abfchrift, weldye er 
g: Leipziger Bibliothek .erhalten hatte, drucken zu 
welches aber nicht gefchehn ift (7). | 
1 Ä Ä Uebers 


h 'coneinnatum eft in hunc modum, nah welden in, 
etſten Ausgabe der Kupferftih im Text eingebrudt fols 

, — "bepbehalten find. 

ag. 66. Inter ceteros codices vnus ef, qui de variis 

eribus ex auro et argento fabrefaciendis tractat. Opus 

ad quaquam fpernendum. Sed haeo morofiora ſunt. 

Commercium epifiol. Leibnitianum ed. a J. G. H. Feder. 

ınnoverae. 1805 8. Pag.ı73. 

maun’s Litterat. d. Reif. = 


245 titteratur der Reifen. 2. 


Ueberhaupt wäre zu mwänfchen, daß man die Schrif⸗ 
ten, weldye von ber Malerey, ber Kunſt mit göldenee 
Buchſtaben zu fchreiben, oder von andern Känften, welche 
ehemals Mönche betrieben und gelehrt haben, dergleichen 
noch in alten Bibliotheken vorkommen, druden ließe. Ein 
Paar berfelben bat H. von Murr in Merkwürdigkeiten 
der Stadt Bamberg Nürnberg 1799. 8. ©.184. anger 
zeigt. Die Dafelbft nach Montfaucon Palacograph, 
p. 5. angeführte griechifche Handſchrift wird eben Diejenige.- 
feyn, woraus Du Lange in Gloſſar. graccitatis pag. 700 
einige Zeilen angeführt hat. 

Zu dieſen Schriften gehört auch bad Brogmet: w; 
:Muratori antiquit. Ital, med, aevi. 2. difl. 14 Pa66n | 
vielleicht daffelbige, welches Mabillon in feiner italien * 
ſchen Neife S. 189. aus einer Bibliotpek zu Luca, 
führt bat. : 
In Salzburg fah Mabillon auf dem Markte we 
Meiber mit den Köpfen neben einander in ein fi 
Brett gefpannet , zur Strafe, weil fie fid) gezankt ud 
gefcblagen hatten, Weil dieß der große Diplomatiter nd 
ehrenfefte Theolog hat erzählen mögen, fo darf aufer ea . 
ner wohl binzufeßen, daß diefe poffirliche Strafe auch auf 
dem Harze nicht unbefant ift. Da wird jede Kantipne ia 
einem Kaften eingefperret, aus dem fie nur mit dem Kopft | 
bervorragen nruß. Beyde Kaften werden zwey Nafen lang .! 
‚ neben elnander über geftellet. Wenn beyde fich in biefer Gteh ; 
Iung müde gefchimpft und begeifert haben, werden Bi 
zahm geworben wieder herausgelaffen. Dieß nennen zu 
fere Darzır die Beißkatze. u 


1 
7 
“4 












1 


— D — 


L_ WE 
„ nr 7 . 
. 


20, Mabillonii iter Italicum. 247 





20, . 


um Italicum feu colledio veterum fcriptorum ex 
Hiothecis Italicis eruta a D. Joh. Mabillon et D. 
ichasle Germain presbyteris et inonachis Benc- 
tinae cong. S. Matiri. Tomus I. in duas partes 
Hn@as. Prima pars tomplectitur corundem iter Ita- 
am Jitterarium; altera vero varia patrum opus 
ae a „ Luteciae Pariſ. 1687. 4. Tom. II. 1689. 





Mabillon aus Teutſchland zukuͤck Fam, hatten ſich 
Binde am franzoͤſiſchen Hofe ſehr geaͤndert. Col⸗ 
Velcher die Reiſe veranftaltet hatte, war unter 
Kae Inzwiſchen hatte Mabillon an Cart 
le Tellier, der Erzbifhof zu Rheims und 
MPair von Frankreich war, einen maͤchtigen Goͤm 
dieſer, ein gelehrter Mann, Beſitzer einer vortref⸗ 
Fibliother, deren beruͤhmtes Verzeichniß 1693 ge⸗ 
iſt, that dem Könige den Vorſchlag, auf feine 
den Mabillon , in gleicher Abſicht, auch nach 
‚reifen. zu” laſſen. Cs konte dem Erzbifchof nicht 
fallen, die Eünigliche Genehmigung zu erhalten; 
e war der Bruder des berüchtigten Marquis de 
6, welcher Ludwigs XIV. Gewalt zum Ungluͤcke 
enfchheit misbrauchte, 


fo trat Mabillon den 1. Upril 1685 mit Michael 
an, welcher ihn ſchon in Teutſchland begleitet 
N 3 Hatte, 


248 Utteratur der Reiſen. 2. 


hatte, die Reife an: Sie ging nach Turin, Mar 
Verona, Padua, Venedig, Ravenna, nach Rom, vd 
nach Neapel, und von da zuruͤck nach Rom, und 
über Siena, Florenz, Bologna, Padua, Venedig, 

tua, Parma, Mayland, Genua und Zurin zurück 
Paris, wo er am Ende des Junius 1686 wieder @ a 
baß alſo die Reife 14 Monate gedauert batı 


Die Beſchreibung bderfelben iſt ganz ber erfien . ' 
Sie giebt Furze Nachrichten von Bibliotheken, Inſchi 
* alten und neuen Denkmaͤlern, Statuͤen, Gemälde 
wenigen andern Kunſtwerken, nebft Erwähnung dei 
Iebrten, welche er nen zu lernen Gelegenheit, g 
wie die VBorrede meldet ‚ etwas ausführlicher ge 
worden. 


.So wie das Iter germanicum macht fie b 
Sie einer Samlung folder Schriften aus, weh 
aufgefunden hatte. Sie füllet ı Alphab. und. g-R 
Sie hat 12 Kupfertafeln, ohne Diejenigen, welch 
Teste eingedrudt find. Daß der Vorfatz gemein iſt 
Reiſebeſchreibung franzoͤſiſch zu uͤberſetzen und fie 
neuen Zuſaͤtzen drucken zu laſſen, daß aber ſolches 
geſchehn iſt, habe ich bereits oben S. 139. angezeig 


Was von den in der Bibliothek zu Turin Bu 
befindlichen Handfchriften des Pyrrhus Ligorius, nk 
numifmatifchen Inhalts, gemeldet ift, liefet man auı 
licher bey Reyßler. 


. Das Alter ber Ruffinſchen Ueberfegung des 
phus, deren oben ©. 129. gedacht ift, fchätte M 
eilf hundert Jahre. 


20. Mabillonii iter Italicum. 249 


BS a4. Abbildung eines ſchoͤnen Gefaͤßes aus Mar⸗ 
we, was in der Samlung bed Franz Moſcardo war, 
ne ber Inſchrift: ‚AurAjaaro Odop para duppoauvng, 
n Ydın wupiov dm rav üdarmv. d. i. Haurite aquam 
zw gaudio, quia vox domini fuper aquas. Das 2 hat 
afelbſt dieſe Geſtolt C. Manche glaubten, es fey ein 
aufgefäß, baptifterium, in einer griechiſchen Kirche ges 
fen; aber Dazu fcheint die Defnung zu eng zu feyn. 


©. 58. Urfprung der Erzählung von ber fella fter- 
‚in Rom. Bey der Krönung des Pabſtes fände 
yon Gebrauch diefes fleinernen Stuhls, welcher ehes 
In’ einem Bade gedient haben mag, zuerft im zwölfs 
Pahrhunderte angeführt, das ift, fagt Mabillon, 
Niet Fahre vor ber Alteften Erwähnung der Päbftinn 
hauna, welche in den Schriften des Martinus Polonus 
en fol. Aber wider diefe letzte Behauptung vers 
— Tenzels monatliche Unterredungen. 1689. 
— 


664. vom Anfange der Buchdruckerey in Rom. 
5 us alte Abbildungen der Taufe. Auf der einen 
t fie durch Ausgießung des Waſſers auf den Kopf 
den halbnackenden Taͤuflings, auf der andern 
zb eben fo das Waffer auf bie Köpfe zweyer in einer 
Dewanne ſtehenden nackenden Täuflinge ausgegoffen. 
am vergleiche Tenzele monatliche Unterrebungen 1605. 
314 


Nach ©. 79. fand der Verf. in einem Werzeichniffe 
e Handfchriften: Cicero de republica, aber es war 
Ötö weiter als bie erfie Philippica, welche ficb mit den 
horten anfängt: Antequam de republiea, P. C. dicam. 
lelegentlich wird angemerkt, daß das nun verlohrne Buch, 

N 3 noch 














ao fitterarur der OReifen. 2. 


noch zur Zeit des Gerberts vorhanden gewsefen ik, we 
ı man ans beffen epift, 87. ad Conftantinum Scholaßicuk 
abnehmen tan. 


Daß das Schweißtuch mit Chriſti Bildniß Veroeio 
von vera icon genant worden, und baß daraus die heu 
lige Veronica entfionden ift, fagt zwar Mabillon, abe - 
ic) finde, daß er nicht ber erfte ift, welcher diefe Heilige . 
durch dieſe Etymologie zu einem Undinge gemacht ak: 
Dafür wuͤrde er fi) auch wohl gehütet haben. J 


Suretiere in Diction. univerſ. führt ſchon darüber —* 
Woͤrterbuch des Nicot an. Mabillon verweiſet auf Gb: 
fer de imaginibus non manu factis. cap. 17. und 1 2 
nicht ohne Unwillen unfers Job. NeisPe (denn er war 
in Lüneburg) exercitat. hiftor. de imaginibus Chrii; 3 
ich verweife auf den Artikel Veronica in Du Cange glof: 
far. und Moreri diet. ed. 1735, welcher zu ben * 
Artikeln dieſes Woͤrterbuchs gehört. 


Alſo die Veronica hat einen eben ſo lacherlich un 
ſprung, als der heilige Longin, welcher Chriſti Seite mit 
einer Lanze, 207% > geöfnet haben foll, ober als bie 
heil. Catharina vom Alerandrien, und der heilige Georg, - 
weldyer aus einer fatyrifchen ‚Zeichnung entflanden if. 
Man fche von den beyden erſten Moreri, und vom [ehe 
ten das algem. biftor. Lexicon. Leipz. 1722. | 







u 1 

Bey biefer Gelegenheit erzaͤhlt Mabillon, bag bei} 
ben Nonnen zu Montreuil, nahe bey Laon, eben ein fob' 
ches Bildniß vom Chriftus Kopfe, und einer baruntet 7 
gefeßten Snfchrift verehrt werde. Diefe hat er gen: 
nachgebildet ©. 89. eingeräckt, gefteht aber, daß ihm “| 
Schrift gänzlich unbelant fey. 


* 


20: .Mabillenii iter Itelicum. 251 


Uber ich will anzeigen, daß man in Supplement du 
‚journal de fgavans, pour l’annge 1707, nach der Parifer 
Musgabe in 4. S. 87. die Abbildung des Bildniſſes nebft 
ber Inſchrift und einer volftändigen Erklärung berfelben 

antrift. 


Es wird daſelbſt gemeldet, jenes Gemaͤlbe ſey im 
Sehre 1249 von Rom geſchickt worden, durch einen Ars 
Wibineonns zu Laon, welcher hernach, unter dem Namen 
Urban IV. Pabft geworden, und Hardouin habe den 
dort abgedruckten Beweis gegeben, daß die Inſchrift ein 
griechifcher Werd fen, wovon dort folgende Ueberſetzung 
| ift: Divifie vtique penicillus figuram Chrifti 
Apr, Nach den dort angeführten Gründen, iſt es uns 
‚yeeifelhaft,. daß ein Lateiner bie Inſchrift gemacht, da 
at bed griechifchen Buchſtabens x ein q gefeht, unb 
sbiptlich viele Yuchftaben verzogen und verkehrt gefchries 
vi dat, um das Lefen zu erfchweren, und um dadurch 
dem Wilde ein Älteres und ehrwürdigeres Unfehn zu vers 





©. 97. wird über bie Nömer geklagt, welche ehr⸗ 
wögdige Ulterthämer abbrechen, nur um aus ben Steinen 
Se} zus brennen. Ueber diefes Unweſen, weldyes am 
weiſten gewüthet hat, als die Päbfte zu Avignon wohns 
fen, iſt aus einer Hanbfchrift des Silvii Picolominei fole 
gendes Epigram eingeruͤckt worben: 
. Oble&at me, Roma, tuas ſpectare ruinas, 
Ex cuius lapfu gloris prisca patet. 
. $ed tuus hic populus muris defofa vetuflis, 
 . Caleis in obfequium marmora dura coquit. 
„Impie ter centum fi fie gens egeris annos, 
Nullum hinc indicium nobilitatis erit. 


Na ©. 103. 


24% Lliteratur der Reifen. m: 


zu ‚richten (4) , auch daß die Ehinefer ſich zu gleihe 
Abſicht leerer Roöhren bedienen. er 


Man vergleiche was fiber jenes Gemalde, wedoe 
Mabillon einen Kupferſtich geliefert hat (5), geleſen wid 
in :Fabricli Bibliotheca gracca vol. II. p.-417: 400 
Bailly's Gedichte der neuern Aſtronomie. Leipzig 179 
8.1. ©.333. Hamburgifhes Magazin. I. en, 
wo jedoch der Derfafler ‚geneigt if, die Kentniß 
Kernröhren fchon bem drevzehnten Jahrtzunderte zo, * 
tragen. id 


* Diet Nachricht findet man in der Chronit bed. —— 
Biſchofs zu Merſeburg, wovon noch zur Zeit bie veinkil: m 
digfte Ausgabe diejenige iſt, welche Ceibnitz in scripiꝶ 
rerum Brunsuicenfium I, geliefert bat. Da lleſet * 
S. 399. gegen Ende des ſechſten Buchs: Gerbertus- 
callebat aſtrorum curlus discernere , et contem 

ſuos variae artis noticia [uperare. . . In — he _ 
rologium fecit, illud recte confituens, confiderata pet 
Aftulam quadam ftella, nautarum duce. Gewiſſer Maßen 
gehört. hieher auch der Gebrauch der Röhren zum Elgua⸗ 
lifiren im Kriege, welche Dioptrae genant wurben, berg 
polybius lib.X. ed. Wechel. 1609. fol, p.617. gedacht ah 
Ein Verſuch zur Erklärung des Gebrauchs findet fih WW 
Hifioire ancienne par Rollin VIII. pag. 148. nad) der Ye, . 
fterbamer Ausgabe 1735. in 12. 


(5) In der Ausgabe des Fabricius iſt die Röhre und Die h 


* 






Perſon, welche ſolche mit ber linken Hand vor das Und 
Auge hält, richtig nahgeftochen worden; aber der teutſche 
Künftler hat fih die unnuͤtze Mühe gemacht, Häufer, Bdw - 
me und Brüden hinzu zu zeihnen, weldhe parerga bie 
Zeichnung in der erften Ausgabe ber Analectorum nid '= 
bat. In der andern Ausgabe hat man die ganze Beide ! 
mung weggelaflen, ungeachtet die Worte: -quod infrumen- L 
tum 


L} 


19. Mabillogii iter germanicum. 245 


Se ber Bibliothek zu Gt. Emmeran in Regendburg, 
mein Damals mehr als taufend Handfchriften, viele vom 
tea Werthe, vorhanden waren, ‚fand der Derf. eine, 
be von allerley Gold s und ®ilber s Arbeit handelte. 
abe, daß er fie nicht genauer beflimt Hat (6)! 
ch vermuthe, ed fey dad Buch des fogenanten 
%ophilus Preshyter, oder des Rogerius, wie ihn 
Rörelli nennet. Ans dem, was KLeffing daraus befant 
macht bat, fieht man, wie lehrreich daffelbe für die 
kichichte mancher Künfte feyn würde, wenn eine vole 
Indige, genaue, leöbare Ausgabe vorhanden wäre. bs 
kiften dieſes Buches finden fich in verſchiedenen Biblio⸗ 
edlen ;; möchte ficb doc) jemand Die Mühe. nehmen, fols 
—X8 vergleichen! Zum gaͤnzlichen Verſtaͤndniß würben: 
Beytraͤge mancher Gelehrten noͤtrhig ſeyn; aber 
ke. wärden erfolgen, wenn eine brauchdore Ausgabe ges 


no wäre. 

nn fich diefes Verdienſt erwerben wolte, wärbe die 
ünligtezın Nachweiſungen nugen innen, welche Hr. Prof.’ 
Korille in feinen kleinen Schriften. Göttingen 1803. 8. 
Baigr. gegeben bat. . Der gelehrte Schwede Mrich 
zjengelius Hatte den Vorſatz, die Abfchrift, welche er 
uder Leipziger Bibliothek erhalten hatte, drucken zu 
iſſen, welches aber nicht geichehn iſt (7). 
a Uebers 


. inch concinnatum eſt in hunc modum, nach welchen in. 
"per eiſten Ausgabe der Kupferſtich im Text eingedrudt fol: 
Week, bepbehalten find. 
(6) Pag. 66. Inter ceteros codices vnus efi, qui de variis 
operibus ex auro et argento fabrefaciendis tractat. Opus 
haud quaquam [pernendum. Sed haeo morofiora funt. 
(7) Commercium epifiol, Leibnitianum ed. a J. G. H. Feder. 
Hannoverae. 1805 8. pag. 173. 


"Gedmann’s Litterat. d. Reiſ. = 


246 titteratue der Reifen. 2. 


Ueberhaupt wäre zu wuͤnſchen, daß man bie Schrif⸗ 
ten, weldye von der Malerey, der Kunft mit göldenen 
Buchitaben zu fchreiben, oder von andern Künften, welche 
ehemals Mönche betrieben und gelehrt haben, dergleichen: 
noch in alten Bibliothelen vorfommen, drucken ließe. Ein 
Paar derfelben hat H. von Murr in Merkwürdigkeiten 
der Stadt Bamberg Nürnberg 1799. 8. ©. 184. anger 
zeigt. Die daſelbſt nad) Montfaucon Palacograph, 
pr 5. angeführte griechifche Handſchrift wird eben biejenige- 
feyn, woraus Du Lange in Gloflar, graccitatis pag. 70 
einige Zeilen angeführt hat. 

Zu diefen Schriften gehört auch bas gragmen — 
Muratori antiquit. Ital, med. aevi. 2. difl. 14. 3668 
pielleiht bdaffelbige, welches Mabillon in feiner italien 
then Reife S. 189. aus einer Bibliothek zu Luca, 
führt hat. 


In Salzburg fah Mabillon auf dem Markte Pr 
Weider mit den Köpfen neben einander in eim fehle 
Brett gefpannet , zur Strafe, weil fie fi) gezankt uud! 
geſchlagen hatten. Weil dieß der große Diplomatiker nd 
ehrenfefte Theolog hat erzählen mögen, fo darf anfer eis 
ner wohl hinzufeßen, daß diefe poffirliche Strafe anch auf 
dem Harze nicht unbelant ift. Da wird jede Xantipye ie 
einem Kaſten eingefperret, aus dem fie nur mit dem Kopfe 
bervorragen muß. Beyde Kaften werden zwey Nafen lang 
neben einander über geftellet. Wenn beyde fich in diefer Steh 
lung müde gefchimpft und begeifert haben, werben 7 
zahm geworden wieder herausgelaffen. Dieß nennen ve 
fere Harzer die Beißkatze. N‘ 








— B — 


a0. Mabillonii iter Italicum. 247 





20. 


AMaſeum Italieum ſeu colledio veterum feriptorum ex 
‚bibliothecis Italicis eruta a D. JoR. Mabillon et D. 

X ichzelö Germain presbyteris et monathis Benc- 
"-diinse cong. S. Matti. Tomus I. in duas partes 
“ dikin&ton. Prima pars eompletitur eorundem ter Ita- 
© Hienm ‚Htterarium ; altera vero varia patrum dpus- 

— .. Luteciae Parif. 1687. 4. Tom. I. 1689. 





Ba 
Baks‘ 
tom 








% mabillon aus Reattchland zukuͤck kam, hatten f n 
ohände am franzöfifcen Hofe ſehr Jeandert. Cola 
Speldder die Reiſe veranftaltet hatte, wär unter 
* geſtorben. Inzwiſchen hatte Mabillon an Carl 
le Tellier, der Erzbiſchof zu Rheims und 
wair von Frankreich war, kinen mächtigen Goͤm 
x "Diefet, ein gelehrteer Dann, Beſitzer einer vortref⸗ 
m Sibliothek, deren beruͤhmtes Verzeichniß 1693 ge⸗ 
a iſt, that dem Könige den Vorſchlag, auf feine 
em, den Mabillon , in gleicher Abficht, auch nach 
Igllen reifen. zu laſſen. Cs konte dem Erzbifcyof nicht 
wer fallen, die koͤnigliche Genehmigung zu. erhalten; 
um er war der Bruder des berüchtigten Marquis de 
ouvois, welcher Ludwigs XIV. Gewalt zum Ungluͤcke 
x Menfchheit misbrauchte, 


Alſo trat Mabillon den 1. April 1585 mit Michael 
Beemain , welcher ihn ſchon in Teutſchland Begleitet 
N 3 Batte, 


| 


348 Utteratur dee Reifen. 2. - 


hatte, die Reife an: Sie ging nach Turin, Maylan, - 
Verona, Padua, Venedig, Ravenna, nach Rom, von. a 
nach Meapel, und von da zurück nach Rom, und beim: 
über Siena, Florenz, Bologna, Padua, Venedig, Maw 

tua, Parma, Mayland, Genua und Turin zuruck nad. 

Paris, wo er am Ende bed Junius 1686 wieder anla 
daß alſo die Reiſe 14 Monate gedauert bat. J | 


Die Befchreibung derfelben ift ganz der erſten gicd. 
Sie giebt kurze Nachrichten von Bibliotheken, Inſchriften, 
* alten und neuen Denkmaͤlern, Statuͤen, Gemälden und. 
wenigen andern Kunftwerken, nebft Erwähnung ber oe; 
lehrten, welche er kennen zu lernen Gelegenheit: ” 
bat. Inzwiſchen ift fie doch, auf Anrathen einiger ; 
wie die Vorrede meldet, etwas ausführlicher geuad“ 
‘worden. 








So wie das Iter germanicum macht fie ba * 
Stauͤck einer Samlung ſolcher Schriften aus, ‚weile. 
aufgefunden. hatte. Sie fuͤllet Alphab. und 8. an 
Sie hat 12 Kupfertafeln, ohne diejenigen, welche bes 
Texte eingedruct find. Daß der Vorſatz geweien iR, bisfe 
Neifebefchreibung franzoͤſiſch zu überfegen und fie it. 
neuen Zufägen drucken zu laffen, baß aber foldyes ud 
geſchehn ift, habe ich bereits oben ©. 139. angezeigt. ., 


Mas von den in der Bibliothel zu Zurin dam 
befindlichen Handſchriften des Pyrrhus Ligorius, mei 9 
numiſmatiſchen Inhalts, gemeldet iſt, lieſet man aus 
licher bey Keyßler. Ä F 


Das Alter ber Ruffinfchen Ueberfegung bes au! 
phus, deren oben ©. 129. gedacht ift, fchätte M. anf; 
eilf hundert Sabre. 











2 


©. 3% 


20. Mabillonii iter Italicum. 249 


". 24. Abbildung eines fchönen Gefäßes aus Mars 
we, was in.der Samlung des Franz Moſcardo war, 
un der Infchrift : ‚Aörkıjaaro Ddop para duppoauvnc, 
m Nerz xupiov da) Twv vdarwv. d. i. Haurite aquam 
ww geudio, quia vox domini fuper aquas. Das S hat 
* dieſe Geſtolt C. Manche glaubten, es ſey ein 
Aufgefaͤß, baptiſterium, in einer griechiſchen Kirche ges 
efin; aber Dazu fcheint die Defnung zu eng zu ſeyn. 


©. 38. Urfprung der Erzählung von ber fella fler- 
ia. in Rom. Mey der Krönung des Pabftes fände 
5* dieſes ſteinernen Stuhls, welcher ehe⸗ 
in einem Bade gedient haben mag, zuerſt im zwoͤlf⸗ 
MYabrhunderte angeführt, das if, fagt Mabillen, 
Mert Fahre vor der aͤlteſten Grwähnung der Päbftinn 
‚ weldye in den Schriften des Martinus Polonus 
en fol. Aber wider diefe Iekte Behauptung vers 
man Tenzels imonatliche Unterredungen. 1689. 
* 


64- vom NAnfange der Buchdrucerey in Rom. 
v5 igwep alte Abbildungen der Taufe. Auf der einen 
t fie durch Ausgießung des Waſſers auf den Kopf 
iendben halbnackenden Taͤuflings, auf der andern 
kb’ eben fo das Waſſer auf die Köpfe zweyer in einer 
idewanne ſtehenden nackenden Täuflinge ausgegoffen. 
tan vergleiche Tenzels monatliche Unterredungen 1695. 
414 

Nach &.79. fand ber Verf. in einem Verzeichniſſe 
€ Handfchriften: Cicero de republica, aber es war 
ts weiter als die erfte Philippica, welche ſich mit den 

anfängt: Antequam de republica, P. C. dicam. 
helegentlich wird angemerkt, daß das nun verlohrne Buch, 
R3 noch 














2x0 gitteratur der Reiſen. a. 


noch zur Zeit des Gerberts vorhanden geweim if, : 
ı man aus deſſen epift. 87. ad Conflantinum Scholaki« 
abnehmen tan. 


Daß das Schweißtuch mit Chriſti Bilbniß Vera 
von vera icon genant worden, und baß daraus bie 
lige Verenica entſtanden iſt, fagt zwar Mabillon, ı 
ich finde, daß er nicht der erſte ift, welcher diefe Hei 
durch biefe Etymologie zu einem Undinge gemacht | 
Dafür würde er fi) auch wohl gehütet Haben. 


Suretiere in Di&tion, univerf. führt ſchon daruͤber 
Mörterbuch des Nicot an. Mabillon verweifet auf 1; 
fer de imaginibus non manu factis cap. 17. und ya 
nicht ohne Unwillen unſers Job. Reiske (denn er war 
in Lüneburg) exercitat. biftor. de imaginibus Chrißi; . 
ich verweife auf den Artikel Veronica in Du Cange, 
‚far. und Moreri diet. ed, 1735, weldyer zu ben gi 
Artikeln diefes Wörterbuch gehört. “ 


Alſo die Veronica hat einen eben fo laͤcherlichen 
fprung, als der heilige Longin, welcher Chrifti Seite 
einer Lanze, Aoyxy, geöfnet haben fol, oder als 
heil. Catharina von Alerandrien, und der heilige Ger 
welcher aus einer fatyrifchen ‚Zeichnung entftanben 
Man fehe von den beyden erften YiToreri, und vom 
ten dad algem. hiftor. Lexicon. Leipz. 17232. 


na 


Bey biefer Gelegenheit erzählt Mabillon, baß 
den Nonnen zu Montreuil, nabe bey Laon, eben cin 
ches Bildniß vom Chriftus Kopfe, und einer darm 
gefegten Inſchrift verehrt werde. Dieſe hat er ge 
nachgebildet S. 89. eingerädt, gefteht aber, daß ibm 
Schrift gänzlich unbelant fey. 


20: .Mabillenii iter Italicum. 251 


Uber ich will anzeigen, daB man in Supplement du 
‚foernal de fsavans, pour l’annte 1707, nach der Parifer 
Usgabe in 4. S. 87. die Abbildung bes Bildniffed nebft 
bee Inſchrift und einer volftändigen Erklärung berfelben 
ankift. 


Es wird bdafelbit gemeldet, jenes Gemälde fen im 
Mühre 1249 von Rom geſchickt worden, durch einen Ars 
Wibiaeonns- zu Laon, welcher hernach, unter dem Namen 
Urban IV. Pabſt geworden, und Hardouin habe den 
dort abgedruckten Beweis gegeben, daß die Inſchrift ein 
Griechifcher Vers fen, wovon dort folgende Ueberſetzung 
echt iſt: Divifit veique penicillus Aguram Chrifi 
hät. Mach den dort angeführten Gründen, iſt es uns 
Wweifelhaft,. daß ein Lateiner die Infchrift gemacht, daß 
@.Rat bes griechiſchen Buchflabens x ein q gefeht, und 
sbiptlich viele Buchflaben verzogen und verkehrt gefchries 
wi dat, um das Lefen zu erfchweren, und um badurch 
den Wide ein älteres und ehrwuͤrdigeres Anſehn zu vers 


©. 97. wird über die Mömer geklagt, welche ehr⸗ 

wögdige Alterthuͤmer abbrechen, nur um aus den Steinen 
KB zu brennen. Ueber dieſes Unwefen, welches am 
meiken: gewüthet hat, als bie Päbite zu Avignon wohns 
Sin, ift aus einer Handfchrift des Silvii Picolominei fole 
gendes Epigram eingeruͤckt worden: 
.. Oble&at me, Roma, tuas ſpectare ruinas, 

Ex cuius lapfu gloris prisca patet. 
. Sed tuus hic populus muris defoffa vetuflis, 
Caoleis in obfequium marmora dura coquit. 
- „Impie ter centum fi ſie gens egeris annos, 

Nullum hinc indicium nobilitatis erit. 


Na ©. 103. 















252 Utteratur dee. Reifen. 2. 


&.103. fiebt man in der Abbildung eines alten rd⸗ 
mifchen Steins, die Figur eines Tretrades, in welchen 
zwey Arbeiter befchäftigt find, um eine Laft zu heben. 
Mielleicht dient dieß zur Geſchichte dieſer Maſchine. u 


- &,176. Benfpiele von Denkmaͤlern, welche Pferden, 
Kunden und andern Thieren ‚gefegt find. ©. 185. Pro 
der Schrift in den Florentiniſchen Pandecten. S. 188 - 
bey Gelegenheit der ehemaligen Wundererde aus erufh 
lem auf dem Kirchhofe zu Piſa Ci. Reyßler 1. ©. 464» : 
find mehre Depfpiele angeführt worden, daB Erden veß 
heiligen Oertern ans Palaͤſtina gehohlt worden. 


Jente Erbe ſoll ehemals die Leichname in werte. 
Stunden zur‘ gänzlichen Verweſung gebracht haben. 
Nunc humo tantisper refrigerata,, fagt ber Verf. ibi ce. 
davera diutius perdurant. Aber man koͤnte mit Eher 
de divinat. 2, 57. fagen: quando iſta vis evanwitt. a 
poftquam homines minus creduli effe coeperunt? . 


Zu Padua fah der Verf. eine fehr ſchoͤne Hanb⸗ 
fehrift von Roberti Valturii lib.XIl. de re militari, und 
bemerkte darin eine Stelle, welche die Erfindung ber 
Bomben Alter macht, als man fie gemeiniglich zu hats 
ten pflegt. 


Dieſes Buch fcheint im funfzehnten Faprhunderte 
das Hauptbudy über die Kriegskunſt geweien zu feyn; eb 
fheint deswegen , daß Kegenten und andere vornehme 
Derfonen ſich oft davon Abfchriften haben machen laflen, : 
ehr ed durch den Druck algemein geworben mar. Dee 
wegen findet man in manden italienifchen- und teutfchen 
Hofbibliothelen, 3.8. in der zu Dresden, Abſchriften, 
weldye mit großer Pracht gefchrieben und mit (ine 
gemalten Zeichnungen verjehn find. 

De 


20.‘ Mabillenii. iter Italicum. 253 


- Der Verf. war aus Rimini; denn er nenngt fich 
HR Ariminenfen, und Paulus Ramuſius, welder 
ws Rimini war , nennet ihn feinen Landsmann. Ich 
weifle Deöwegen, daß man ihn, wie Hoyer, in Ge 
bite der Kriegskunſt 1. ©. 122., gethan hat, 
halther nennen duͤrfe, ungeachtet Mabillon den Nas 

mit W. geichrieben hat. Er fibeint ums Jahr 1485, 
1 Medenzigften Jahre feines Alters, geftorben zu ſevn, 
ie man aus der von Reyßler 2. S. 461. und audern, 
geführten Grabſchrift fchließen fan, 


Weil alle Ausgaben diefes Buchs jett felten find, 
vill ich bier gelegentlich Diejenigen, welche unfere Unis 
Biätehibliotte? bat, anzeigen. Sie find alle in Folio. 
ie’ erfte und aller. feltenfte ift die von Verona 1472. 
ie "Titel und Seitenzahlen , welche ſchon Göge in 
kertwärdigfeiten der Bibliothet zu Dress 
7% L ©. gr. angezeigt hat. Am Ende ſteht ein lateis 
10.773 Lobgedicht auf den Verf., welches ich in den 
fölgeaben Ausgaben nicht finde. 


Die gwente Ausgabe, deren Raſtner in Geſchichte 
w: Mathematik II. ©. 181. erwähnt hat, hat folgenden 
kitel: En tibi lector Robertum Valturium ad illüßrem 
era Sigisinundum Pandulphum Moalateflam Arimi- 
weflum regem, de re militari libris XII. multo emen- 
btins, ac picturis, quac plurimac in co ſunt, elegan- 
#oribus expreffum, quam cum Veronae inter initia artis 
hakcographicae anno 1483 invulgaretur, Parifiis apud 
Chrit. Wechelum, fub infigni fcuti Bafilienfis L. D. XXXII. 
(15332.) menſe Julio. Dieſe Ausgabe bat 383 Seiten, 
ud folgende Zujchrift: Illufri Pandulpho Malateflae, 
priocipi Ariminenfi Paulus Ramufius, iuris ver. confultus. 
Diefer hat viele Stellen der erſten Ausgabe ergänzet und 

R 5 vers 


254 Litteratur der Reiſen. 2. 


verbeſſert; aber warum verweiſet er in dem Titel auf 
Ausgabe von 1483, und nicht auf bie von 24723 . 


Die dritte Ausgabe ift im Titel und Drude | 
Horigen glei, hat auch 383 Seiten. Uber auf dem! 
tel fleht: Parifiis, apud Chrifiian. Wechelum, fub 
ſi gni feuti Bafilienfis. M. DXXXIIII. (1534). Am Eu 
Zutetiae apud Chriſt. Wechelum, anno M.D.XXXI 
menſe Septembri. 


Die vierte Ausgabe ift ebenfals der vorigen ale 
hat auch 383 Seiten. Uber auf dem Titel ſteht, 
dort: Parifiis ap. Ch. W. fub inf. fc. Baf. M.DXXX 
(1535). Am Ende: Lutet. ap. Chr. Wech. anno M.D.XXXI 
menfe Septembri; alfo wie bey der vorigen. Baft f 
man verinuthen, daß nur das Titelblatt umgedrudt, 
daß vor der Zahl V die Zahl I nur audgefallen fey, 
dem zmifchen beyden ein leerer Raum if. Uber b 
vierte Ausgabe iſt gewiß ein neuer Druck. Man bem 
hin und wieder Abweichungen und kleine Verſchieden 
ten. So iſt auch der Cuſtos oft nicht' einerley; « 
ſehe nur S. 15. 39. 49. 69. 77. 97. 99. 107. und fo we 
bis S. 375. Wie beliebt muß dieſes Buch im ſechsze 
ten Jahrhunderte gewefen ſeyn, da die Ausgaben 
ſchnell gefolgt find! 


Die fünfte Ausgabe iſt bie franzöfifche Ueberfegu 
welche ſchon Goͤtze angezeigt hat, vom Sabre 15 
Der Franzos nennet den Derfaffer Valturin. 


Die Worte, welche die Erfindung der Bomben 
treffen, fiehn im roten Buche S. 267: Inventum eſt q 
que machinae huiusce tuum, Sigismunde Pandulpl 
qua pilae aeneac tormentarii pulveris plenae cum fu 
aridi fomite vrentis emittuntur. 


a. 


20. Mabillonii iter Italicim. 255 


e Dieſen Sigiom. Pand. dem der Verf. fein Buch 


-gugefchrieben hat, den er Ariminenfium regem ac impe- 
ntorem femper invictum nennet, den er im Buche übers 
el,anredet, deſſen Heldenthaten er ruͤhmt und ald Bey⸗ 
fplele anführt, wünfchte ich näher zu Tennen, und bieß 
det mir etwas Mühe gemacht, weil ich keinen Stam⸗ 
beum der Familie Malateſta auffinden Eonte, und 
weil viele derfelben einerley Dornamen gehabt haben, 
mande auch wohl nur mit Beynamen angeführt werden. 


: Weil jeboch Valturius in der Vorrede fagt, fein 
Böumer ſey Echwiegerfohn des Sranciscus Sfortia, 
and fein Bruder heiße Robert, fo Tan Fein Zweifel 
feyn, daB GSigiemund Pandulphus der Sohn des 
2437 geflorbenn Pandulphus if. Jener hatte mehre 
Kraum „ und unter diefen einige Zeit bie Volyſſena 
Sſortia. Gein Sohn hies Robert und beffen Sohn 
Dandulpbus, welcher leater die oben angeführte Grabe 
— dem Valturius hat ſetzen laſſen. 


‚Kurz! Sigismund Pandulphus iſt derjenige, deſſen 
umshiges Leben Le Bret befchrieben hat in Algem. 
Weltbifior. 44. ©. 352 und 46. ©. 214. Er ift sc 
Sabre alt den 22. Dictob. 1468 geflorben, wie Mura⸗ 
‚tori in Gefhichte von Italien 9. ©.420. bewies 
fen Hate Er ift ald Herr von Rimini durch gute und 
böfe Gerüchte bekant. Gerähmt ift er nicht allein als 
Held, fondern aud) ald Gelehrter, wegen feiner Kentnif 
dee Naturwiſſenſchaft, der Baukunſt und fchönen Wifs 
fenfchaften, und als Befoͤrderer nuͤtzlicher Künfte. Das 
gen iſt er vom Pabſte ald ein höchft lafterhafter Wohle 
Mfling, welcher ſich zur Befriedigung feiner Begierden 
fogae Meuchelmord erlaubt hat, und noch dazu ein gars 
figer Ketzer geweſen ift, geſchildert worden. Nun haben 
zwar 


216 Sitteramme dee Reifen. 2. . 


swar die Geiſtlichen immer diejenigen, welche ihnen im 
Wege waren, anzufhwärzen verftanden (und bie Päbfe 
gierten nach ben Bütern der Familie Malateſta, welche 
fie denn auch verfchlungen haben); aber es ift wohl ges 
wiß, daß. diefer Kürft nicht ganz gerechtfertigt werben 
‚Ian, wenigfiend nicht wegen: ber. Ausfchweifungen in de 
Liebe. 


Nun, ſo einem gelehrten und erfahrnen Felder 
kan man wohl die Erfindung der Bomben, auf Zeug⸗ 
niß des Valturius, der fie fogar abgebildet hat, zus 
trauen. : So muß denn die Erzählung ded Strada (1), 
weldye Blondel (2), Reyßler (3), Struenfee (4) und 
andere für wahr angenommen haben, falfch feyn, nam 
lih daß die Bomben erft im Jahre 1588 bey der. Bela 
gerung von Wachtendonk erfunden und gebraucht wer 
den. Wahrfcheinlid hat eine neue Verbeſſerung ihres 
Gebrauchs dieſe Sage veranlaſſet., 


Die Bomben des Malateſta ſind von Kupfer ge⸗ 
macht, und mit einem Paar Baͤnder umgeben geweſen. 
Nach der Zeichnung ſcheinen ſie inwendig in der Kugel 
noch eine Vorrichtung gehabt zu haben, deren Erklaͤ⸗ 
rung ich den Kunſtverſtaͤndigen uͤberlaſſe. 


Zulegt will ich noch der Nachricht gedenken, wel 
de Mabillon auch von feiner durch Bourgogne im 
Sabre 1683 gemachten Reife hinterlaffen hat. Eie if 

weniger 


(1) De bello Belgieo. Dee. 2. lib.ıo. pag.750. ed. Mogun- 
viae. 1651. 4. 

(2) L’art de jetier les bombes, 

(5) Reife 2. ©. 472. 

(4) Anfangsgründe der Artillerie. S. 10. 


20, Mabillonii iter Italicum. 277 


iger. befant, verdient auch weniger befant zu feyn. 

iſt erſt mac) feinem Tode abgedrudt worden in 
nages poflhumes de D. J. Mabillon et de D. 
errö Ruinart. . . Par Vincent Thuillier. Tome 
od. Paris, 1724. 4. von S. ı bis ©.42. Ich wuͤſte 
IB audzuzeichnen, als etwa nur, daß er zu Dis 
bey Silibert de Marra etliche Codices mit. Sal- 
i und ‚anderer Gelehrten beygefchriebenen YAnmerkuns 
enagtroffen hat. 


⸗ 


79 


ar8 AUttetatur det Reiſen. * u 


| BL. 
“Pr. Chrons und Jod. Schouten wahrhaftige KWef 
buangen zweyer mächtigen. Königreiche “Japan 
Siam. Benebenft noch vielen andern zu beyden 
nigreichen gehörigen Sachen, welche im Worb 
zu finden. Alles aus dem Niederländifchen üb 
und mit Rupferblättern geziert. Denen nod) & 
fügte Johann Jacob Merckleins Oſtindia 
Meife, welche er im Jahre 1664 loͤblich angı 
men , und im $. 1653 glüdlid vollendet. 
einem völligen Regiſter. Nürnberg. In Werl 
Mid. u. Joh. Fried. Endters. Im 5. 1663. 
Seiten, ohne Vorbericht und Regifter. 
Mahrhaftige Befshreibungen dreyer mid 
Königreiche, Japan, Siam und Corea. Benebeuf 
vielen andern, im Morbericht vermeldten Ci 
fo mit neuen Anmerkungen u. ſchoͤnen Kupferblä 
von Chriſtoph Arnold vermehrt, verbeffert 
geziert. Denen noch beygefuͤgt Joh. Jac W 
leins von Windsheim Oftindianifche Reife, m 
er... Samt einem nothwendigen Regifter. Nuͤrn 
In Verlegung M. und J. F. Endtere. 1672. 
©eiten in 8., ohne Vorbericht und Regiſter. 





Mir Samlung ift im fiebenzehnten Sahrbunberte 
hoch geichägt worden, vornehmlich weil fie von ber 


ar. Amolds Samlung von Reifen. . 259 


apan, auf welche damals die granfame Vertreibung 
Dertilgung der Europäer algemeine Aufmerkſamkeit 
: batte, „die beften damals vorhandenen Nachrichten 
mmen . enthält. Sie bat auch jeßt noch, nachdem 
fer, Thunberg und einige andere, neuere und vols 
gere Nachrichten geliefert haben „ einigen Werth; 
I-da fie eine Meifebeichreibung hat, welche weder 
vers, noch in einer andern Samlung wieder gedruckt 
Ich will zuerft etwas von dem Herausgeber melden. 


ſhriſtoph Arnold, welcer fi) in ber erften Auſ⸗ 
age unter ber Dorrede genant bat, war deu 12. 
1627 gebohren zu Hersbruck, wohin ber Water, 
[8 Pfarrer zu Kirchenſittenbach, (beyde Derter ges 
e der Gtadt Nürnberg), wegen ber gefährlichen 
fen ‚ feine Frau zu feinen Verwandten gebracht 
Chriſtoph ſtudirte zu Altdorf die Philologie und 
ige, machte Reifen durch Holland und England, 
gewan überall, durch feine gründlichen Kentniffe, 
Behntichaft und Achtung großer Gelehrten. 


— Jahre 1652 warb er am Gymmafium zu Nuͤrn⸗ 

Vrofeſſor der Beredſamkeit und der griechifchen 
uber, auch im Folgenden Jahre Diaconus an der 
ienlirchen . 


@r.. unterhielt mit vielen Gelehrten. einen Brief—⸗ 
Kl, z. B. mit Meibom, Gronov, Vaillant, 
’Scheffer (1), auch mit dem Herzog zu Brauns 

ſchweig 


1) Scheffer nennet ihn in ber zu Upſala geſchriebenen 
Vorrede zu feinem Buche de arte pingendi. Norimbergae. 
3669. 8. amicum, virum multiplici eruditionis genere, 
‚a feriptorum publicatorum elegantia clarilimum, €r 
wrbantte ihm die Austabe einiges feiner Sqriſten in 
Lentſhland. | 


aso . titterasuc der Reifen... 2. 


{hweig Anton Ulrich. Er flarb ben’ sol Sa 
1685 (2). 


Eine Schriften gehören theils zur . Pfilofogie, t 
zur Gefchichte, größtentheild zur Theologie. Er hat 
einige geiftliche Lieder, gemacht, die fi ch noch in maı 
Gefangbäcern erhalten: haben (3). 


‘Die Veranlaffung,, welche Arnold gehabt hat, 
Nachrichten von Japan zu ſammeln und heraus zu g 
Sat er zwar nirgend angezeigt," aber ich glaube fie" 
then zu haben. 


Er erhielt die Handſchrift von Merkleins Se 
ſchreibung nach Japan, mit der Erlaubniß oder 
Anftrage, fie drucken zu laſſen. Dieß brachte ihn 
den Vorſatz, ihr, welche nur ein Paar Bogen 

1 


@ Nachtichten von feinen. Schickſalen und ein vol 
ges DVerzeihniß feiner Schriften findet man in H.% 
diarium biographicum. Gedani 1688. 4. bey dem! 
-1685.. auch in Job. Caſp. Wenels Rebensbefchteifung 
Lieder: Dichter. Hernftadt. 1719. 8. I. ©. 71. gltichfal 
G. A. will Nürndergifhem Gelehrten: Lericon. Fir 
1755. 4. I. S. 33. auch V. ©. 38. Seb. Jac. Jur 
dres, Mector zu Nürnberg, gab 1725 dad Wezizel 

der Bücherfamlung des Chriftopbs und: deffen E 
Andreas Arnold heraus, dem des erjien Bildniß v 
fegt if. Er verfprad in der Vorrede Chriſtophs Lel 
beſchreibung, welche diefer felbft aufgefest hatte, nebfl 

Nlen Briefen deffelben herauszugeben, aber dieſe 
ſprechung hat er, fo viel ih weis, nicht erfüllet. ! 
fehe die Leipziger Zeitungen von gelehrten 
den. 1725. ©. 591. 

(3) Zum Bepfpiele will ich die Geſaͤnge anführen: U. 
nichtig und untühtig . . » Du griedens “ 
Here Jeſu Ehr iſt... 


ai. Arnolds Samlung von Helfen. 261 


kalt, dadjenige, was bereit6 andere von dieſer Inſel 
liefert hatten, beyzufügen , ober eine folche teutfche 
Mmlung zu liefern, als, ein Dutzend Jahre vorher, 
Jarenius lateinisch hatte drucken laffen, um ſo mehr 
Aieſe vielen Beyfall erhalten hatte. 
Woaͤrklich erkennet man, daß beyde aus einerley 
wellen geſchoͤpft haben, nur mit dem Unterſchiede: Das 
nina bat die Materialien in eine foflematifche Ordnung 
hracht,. oder zu einer Topographie verarbeitet; Arnold 
er bat die Nachrichten eined jeden Verfaſſers in bes 
dern Abſchnitten verteuticht geliefert; beyde mit An⸗ 
Is. ber Quellen, jedoch oft mit fo unvollſtaͤndiger Uns 
Br»: ge. daß: es. mie Zeit gekofter hat, einige derfelben aufs 
Es wird zwedmäßig feyn, bier vorher auch 
J ‚bie Arbeit des Vorgaͤngers anzuzeigen (4). 


ı Mon Bernbard Varenius weis ich noch nicht viel 
Wer als was er felbft in den Vorreden feiner Schrif⸗ 
Roh fich erzählt hat, und was von ihm das Gelchrs 


m Beiken, meldet. 

E hat zuerſt auf dem Hamburgiſchen Gymnaſium 
cdirt, und zwar mit großer Vorliebe Mathematik und 
MR. Hernach hat er ſich der Arzneymiffenfchaft ges 
Bine, iſt Doctor geworden, und weil fein Vaterland 
mals durch Krieg verhert war, fo daß feine Hofnung 
w-@lücke fepn konte, fo ift er nach Amfterdam gegans 
#;’ Dafelbft hat er als praltifcher Urzt gelebt, aber 
ne Nebenftunden auf die Matpematif und Naturkunde 
wenbet. | 

- Beil 


W So gar das Titeltupfer zu Arnolds Werte iſt dasſelbige, 
delches man vor Varenius finder, nur vergtoͤßert. 
Bakmann'd Bissewet. d. Reif, 2. © 


262 Uitteratur der Reiſen. 2. 


Weil kein Buchhändler den Verlag feiner Schrift 
von Kegelſchnitten wagen wolte, fo ſuchte er einen ap 
dern Gegenftand, welcher mehr Liebbaber erwarten laſe⸗ 
konte, zu bearbeiten. 


Weil nun eben damals die ſogenanten Elzevirſcha 
Republiken gebruckt waren, und unter dieſen noch Sapın, 
fehlte, fo entfchloß er fich, eine VBefchreibung DIE 
Reichs auszuarbeiten, welche 1648 in eben ‚denfelbigm 
Heinen Format, als das legte Stück der Rerubilen, 
unter folgendem Titel gedruckt worden: 


Defcriptio regni Japoniae cum quibusdam nnd W | 
teriae, ex variis audoribus colleda et in ordinem' 5 
dacaa per Bernh. Varenium, Med. D. Anfteloc 
apud Lud. Elzevirium. 1649. Das Werkchen beftehf 
zwey Theilchen. Das erſte hat 287 Seiten, und hau 
von der politiſchen Verfaſſung; das andere von 3z20 GR 
ten beſchreibt die Religion der Japaner und die — 
Itche Geſchichte des Chriſtenthums auf Japan. 
logus bibliothecae Uffenbach. finde ich eine Wnögebe: 
Cantabrigiae. 1673. 8. Stuck nennet auch eine fruͤhere: 
Cantabrig. 1670. 8. - 4 


Aber dasjenige Buch, welches den Varenius em! 
meiſten berühmt gemadht bat, ift die Geographie gu, 
ralis, welche zum erften mal 1650 zu Wmfterbaus -g, 
druckt iſt, und die Ehre gehabt hat, daß fie nad: 
Tode des Verfaſſers, in England und Teutfchland,. 
großen Gelehrten, mit Werbefferungen und Ergäuzum 
oft wieder aufgelegt worden ift; fo wie audy bie 
ſche Ueberfegung wenigftens zwey mal zu Cambridge 
druckt if. 


Diefer gelehrte und fleißige Varenius muß bald 
1650 .geftosben ſeyn, wie auch Morhoff in Bol: 


















a . 












a1. Arnolde Samlung von Reifen. 263 


m. 3. P-494. meldet. Denn in den Vorreden kündigte 
ran, daß einige bereits fertige Schriften naͤchſtens fols 
m märden, welche aber nicht gedruct find. | 


Das Gelehrten Lexichyn, auch Gundling in Hiſtorie 
E Gelahrtheit 3. ©. 4730. berichten, Varenius ſey ein 
Diduder gewefen, aber dieß fcheint nur Daher vermur 
fe zu ſeyn, weil feine Geographie am dfterfien ig 
island: gedruckt worden. ö 


"gewiß if. er ein Tentfcher geweſen, und zwar ein 
mmoveramer, gebohren zu Uelzen: Denn in dem Leipe 
ii Untverfallericon und an einer andern Stelle 
Aundlings angeführtem Bude 3. ©. 3563. lieſet 
s Vah Bernhard gewiß ein Bruder bes befanten Theo⸗ 
r Augufl Varenius gewefen, und daß ihr Water 
Fich Varenius als Probft in Uelzen 1635 geftore 
fe Dazu tömt noch, daß Anauſt, fo wie Werne, 
* auf dem benachbarten Hamburgiſchen Gymnaſium 

| Bernhard verdiente wohl, daß jemand ges 
Be in von feinen Schickſalen befant machte: 
Neem ſich ſolche nicht noch in Uelzen auffinden laſſen? 


Wach diefem Vorberichte laͤßt fich leicht der Inhalt 
ab, Memoidfchen Werkes angeben, und mit Varenii Japo- 
fe, amgleichen. Jenes fand. fo guten Abgang, daß es 
Wr neun Jahren wieder aufgelegt werden mußte Da 
wimehrte Arnold die neue Ausgabe nicht nur dadurch, 
»er zu dem Inhalte der erften zahlreiche Anmerkun⸗ 
binzufetste, ſondern auch neue Auszüge aus mehren 
ſedeſchreibungen einräcte Die Anmerkungen zeugen 
m großer Belefenheit und dielerley Kentniß, 




















un Ich will hier den Inhalt der zweyten Ausgabe ver⸗ 
Ihnen „ and in Klammern bie Seitenzahlen der erfien 
S 4 bey⸗ 


264 Uitteratur der Reiſen. 2. 


bevſetzen, wenn beyde einerley enthalten. "Diejenigen Web 
febefchreibungen ,„ welche auch befonderd gedrudt fir, 
muͤſſen künftig in dieſer Litteratur befondere Artikel eu 
halten, deſswegen ich aus dieſen jetzt keine Auszüge lin 

fere. Uber Seifen, welche in diefer Samlung zuerk 5 
ſcheinen, und fonft nicht wieder gedruckt find, will Cr 
fo ausführlih, ald mirs nöthig ſcheint, anzeigen. . 41 


1) S. 1. (S. 1.) Franz Carons Beantwortung WE 
ihm don. Pil. Luccas vorgelegten 31 Fragen zur A. 
niß des Fapanfchen Reihe. Mau fehe Stuck Nr. , 
und. Nr.262. Dazu gehören fünf Kupfertafeln und. | 
Karte, welche alle, wie die Vorrede meldet, nach. Gare: 
Angabe gezeichnet find. Die Karte. ift fo fehlergaft, 4 | 
Japan in Norden mit dem fo genanten Lande Jedſo 
dieſes mit der Tatarey zuſammenhaͤngt, alſo wie 
Halbinſel vorgeſtellet iſt. Von Caron findet man Sa 
und 1033. merkwürdige Nachrichten. * 


2) 8. 381. (S. 141.) Joh. Jac. merkleins vo 
dem bald Nachricht folgt, Zugabe zu Carons Antworten. 
Pur’ etwas von der Chriftenverfolgung , unb som’ bem 
dauernden Haſſe wider die Portugifen. 


3) &. 3ıt. (5. 151.) Heinrich Hagenars Anmer 
Tungen zu Carons oben angefährtem Aufſatze, dem ſe 
auch fonft ſchon beygedruckt worden find, wie * 
richtig gemeldet hat. 


4) ©.348. Mart. Martins Bericht von ber 
paner Urfprung und Croberungen ; iſt ein Gtäd, 
. Martins chinefifchem Atlas, 


5) S. 358. Nachrichten von Japan aus 
trantact. 1669. Julius. 










ar. Arnolde Samlung von Reiſen. 26x 


gi 98 367. (S. 124.). Hiſtorie der Martyrer in Ja⸗ 
+. Don Rever Giobertſz. Steht franzäfifch in The⸗ 
wRots Semlung I. 2, und lateiniſch aus dem Nieder⸗ 
wiſchen ‚überfegt in Varenii. Japonia I. p. 100. Wen 
91 MHabſacht, Stolz und. ‚Rache ‚angefangenen unb 

itenen Kriege noch nicht Äberzeugt haben, Daß 
w Menſch das allesgraufamfie Thier, und wegen Der 

— nnd Hundes demuth, wömit er ſich fuͤr Geld, oder 

1.4 ober’ politiſchem Uberglauben, zu Ausuͤbung 
[bung ber’ 'äräfien Qualen, misbrauchen laͤßt, 
—F ‚Verdhtlichfte Thier ſey, der leſe die Japaniſchen 
tfolgungen, und wenn dieſe zur Ueberzeugung 
Wert hinreichen, auch: die, durch welche Die franzoͤ⸗ 
Koalge Carl IX. und kadowis XIV. ibr lindenlen 
si ©: 441. (BS. 218.) Conrad Cramers ober Aras 
Erzählung von dem deſte im der Stadt Meaco im 
—XRX 
18 475. 563. 503. Dreyfacher Anhang von den 
fapaniſchen Abgoͤttern, Tempeln und Prieſtern; ſi nd Ab⸗ 
huitte aus Montanus Geſandtſchaften der oſtindiſchen 
eſchaft. ©. Stuck Nr. 956. ©. 203. 
O) S. 648. (S. 238.) Auszug des Sendſchreibens 
Ir Biherälgoudern. wegen ber Haublung in Japan. 

10) S. 656. (S. 242. Leonh. Lampen ober Canips 
Aicht vom Vortheile der oſtindiſchen Geſelſchaft durch 
webiadung des Chineſiſchen und Japaniſchen Hanbels. 
"in S. 685. (S. 263.). Die uebergabe der Juſel 
wmofa im J. 1662 an die flüchtigen Ehinefen. Scheint 
ü Uusʒug zu ſeyn, aus Mart. Martinii Bericht, den 
un hinter Oleariue Keiſebeſchr. Hamb. 1696. "Sol. findet, 


Ir 12) 






266 Ultteratur der Reifen. 2. 


13) ©. 708. (8. 271.) Jobft Schouten ober Schulte 
beifen, Directeurs der oftind. Geſelſch. 1636 anfgefeits 
Beſchreibung der Regierung, Religion und Handlung bi- 
Königreiche Eiam. Varenius S. 229. hat fie aus den 
Niederlaͤndiſchen lateiniſch und Thevenot frauitis 
äberfegt. en » 

13) Dierfacher Anhang: 2. .5 

S. 790. (S. 327.). Ein Stücken aus Jacob ud 
Neck Reiſebeſchreibung. Sie ſteht in der Ssärlung 
Meilen der oftindifchen Geſelſch. Bey Varenius ©. 
In algem. Hifor. der Reifen. 8. 8.63. rii. 7 


©. 790. (©. 327.) Ein ‚Städichen aus Veiban 
Artus Reiſebeſchr. S. Stuck Nr. 52. Perenius Grau 
Algemeine.Hiftor. d. R. 4 ©.40. 27 ic 


6.795. (8.329. Ein Stüdchen aus Ser. Me 
des Pinto Reiſebeſchr. Varenius &.275. ©, id 


Nr. 1110. ©. 234. PERF: 


6.79. (8.330). Ein Stuͤcchen aus Speinkels 
Veſchreibuns von Siam? Varenius S. 275. 


14) S. 810. Hendr. Hamels Tagregiſter on dem 
nad) Corea verfchlagenen Hollandifchen Schiffe, ber Ypew 
ber genant. ©. Stud Nr. 633 u. Nr.2610, . 

15) &.883. Mart. Martins Bericht vom der Halle 
ĩuſel Corea. 


160) S. gor. (©. 389.). Job. Jacob Merfleins 
Journal oder Belchreibung feiner Reife nach Dftinbige . 
Diefes eigenthämliche Stuͤck dieſer Samlung verdient en 
umftänblichere Anzeige. 


Der DVerfaffer war in der ehemaligen Bein 
Windsheim, nicht weit von Nürnberg, gebohren. Te 
wahrſcheinlich gehdrte er au der Nürnbergifchen. geaie 

viele . 


3. 
J 


a1. Arnolbo Samlung von Reiſen. 267 


fe Namens , welche einige berühmte Xerzte gehabt 
a; und won im Naͤrnberg. Gelehrten Lericon I. &. 616. 
bimutbet, er fey ein Sohn des Altern Beorg Abrab, 
Retfleins, weicher 1684 geftorben, gewefen. 


' Arnoib; ‚ welcher ihn feinen genauen Freund nennet, 
it ihn veranlaffet, die oben angezeigte Ueberfegung von 
user Antworten zu machen, und ihm das Tagebuch 
er Meife zum Drucke zu uͤberlaſſen, wozu er bey der 
dern Ausgebe noch einige Zuſaͤtze gegeben hat, welche 
r eiſten fehlen. 

Mer kiein ging im November 1644, nachdem er als 
—*— (uͤnterer Wundarzt) auf drey Jahre in die 
ienfe Der niederländifchen Handlungsgefelfchaft getreten 
7? zu Schiffe. Nach Ablauf diefer Zeit blieb er noch 
ZJabre als Oberbarbirer im Dienſte, und machte 
| "plele Reifen in Indien. Nach Europa fam er Im 
dab 1653 zuruͤck. 


6 iſt die Ausbeute nicht, welche man aus ſeiner 
eißbefihreibung erhalt, Auch er hatte keine Vorkentniffe, 
ch: nicht genug Scharffiun zu Beobachtungen. Wiels 
Kt ließen fich für die Geographie von Indien einige 
reden auslefen. Das beſte Stück ift wohl dad, was 
in Japan aufgezeichnet hat, aber es ift Doch nur wenig. 


ob. von der Behr hat in feinem im Jahre 1668 
mm erfien mal gedruckten Diarium (f. Stud Nr. 99.), 
mie Stellen wörtlid) aus Merklein abgefchrieben,, wels 
es Arnold in der Vorrede, auch ©. 1114. und an 
ehren Orten, mit Recht, jedoch mit Glimpf, geruͤ⸗ 
% hat. 

©. 977. findet man die Beſtaͤtigung von der ganz 
mwegengeſetten Witterung zu gleicher Zeit auf der oͤſt⸗ 

S4 lichen 






268° Utteratur der Reiſen. 2. 


lichen und weſtlichen Seite des Worgebuͤrgs Comorin. 
Wenn auf ber einen Seite ungefähr ein: halbes ‚Fahr: 
heitere und angenehme Witterung oder Sommer iſt, fo 
dauern alddann auf ber andern Regen. und , Etürme: 
und diefe Zeit nennet man „den Winter, wiewohl es auf 
alddann nicht kalt iſt. 


Mehre Benfpiele ſolcher verſchiedenen periobifchen. 
Mitterung in Gegenden, welche in Länge und Breit, 
wenig verfchieden find, hat Arnold in der Aumerfung 
angeführt. Sie gebdren zu denen, welche ſchon Voß, 
ſius De Nili et aliorum fluminum origine, Hagac c 
mit. 1666. 4. * ©.35. nnd Buͤffon in Hiſterie de, 
Natur I. 1. ©.253. gefammelt haben. ' 


Wenn ein europäifcher Matros in Vatavia anf 
und nackend beym Ausladen arbeitet, wird ihm ber sim 
Ruͤcken voll Blaſen, worauf ein ſtarker Schorf 
Ruffen) ſich anſetzt. Wenn dieſer abfaͤlt, entftcht Ad 
gelbe Haut, welche ohne Blafen bleibt. Wlsbann new’ 
nen ihn die Ehinefer, welche beym Löfchen gebraucht were 
den, einen alten Menfcyen, orang lamma; fo lange er aber 
noch weiß ift, einen neuen Menfchen, orang baro. G. 917. 

Die Chinefer in Batavia nehmen erfaufte Sklavin 
nen zu MWeibern, tödten die mit ihnen erzeugten Toͤchter, 
und laſſen nur die Knaben leben. Dieß beachtet bie 
Obrigkeit nicht. Ä 

S. 1031. liefet man, baß die Holländer kaum ihren 
dberften Bedienten erlaubt haben, ihre in Indien gehen 
ratheten Srauen nach Holland zu bringen Mer ale 
eine Indianerinn zur Fran batte, mußte fo lange Mr 
jebte, in Indien bleiben. 

Einft nahm ein Gouverneur ein Paar mohrifche Skla⸗ 
Ä vinnen mit ſich nach Umfterdam, aber fie mußten mil 
bem 


4 


e) 


21. Arnolds Samlung · von Reiſen. 269 


I naͤchſten Schiffe gleich wieber nach Batavia zuruͤck 
zeſchickt werden, unter dem Vorwande, man wolle in Hol⸗ 
ab keine Meſtizen ziehen. Inzwiſchen ſoll noch ein ans 
wer: Grund feyn. Man beforgte nehmlich, daß die Weis 
er, wenn fie nad) Indien zuräch kämen, eine geringere 
herflellung von der Handlungsgefelfchaft und ber nies 
miänbifchen: Regierung, befant machen möchten, als ‚man 
Andien zu. verbreiten für gut. gefunden hat, um das 
ut Isichtex in. Zurcht und Gehorfam. zu erhalten. 


Im Yahre 1650 8.994. kamen ein Paar Schiffe mit 
ensieftfchen Paͤſſen nach Indien, welche aber. wahrſchein⸗ 
4 von Hollaͤndern befrachtet ‚waren. Über dieß ward 
y Seiten aus Europa nach Indien berichtet, wo man 
wm, zwar nicht mit Gewalt, aber mit. Liſt, Diefen Mer 
Yale: Schleihjhandel vereitelte. Den Schiffen wurden 
Matroſen genommen, weilſie Hollaͤnder waren. 
fie. in Judien nicht nehmen, alſo waren bie 
—2 genoͤthigt, Waaren und. Schiffe der niederlaͤndi⸗ 
dia Qeiſchaft zu verkaufen, und mit den naͤchſten Re⸗ 
rer Epiffen nad) Europa zuruͤck zu gehn. 

6. 1078. ein Bepfpiel, daB mehre Perfonen erſtickt 
W;,' welche in den mit Nelken und Muflaten dicht bes 
an Theil des Schiffes binunterftiegen ‚ wo fo wenig 
I# in manchem Brunnen und Schacht Licht brennen 
mie. Man mußte Defnungen machen, um ben gefährs 
ichen Schwaben durch einen ſtarken Luftzug zu verjagen. 

Das Ende diefer Arnoldfchen Samlung macht bie 
hen oben ©. 100. ‚angezeigte Wurfbainſche Anweiſung 
nd Indien zu reifen. 










65 " 22 


270 itteratur ber Reifen: 2. 
— — zu . . — 


22. 


Een kort Beſeriffning — trenne meeſer * 2. 
nätioner, fampt Konungariket Fapan. I: Befkei 
een Reefa, ſom genom Afte, Africa och mäng. 

dra hedniſka Konungarijken, fampt Oijar förräktı 
Nils Matſon Kioping, foͤrdetta Skepzkien 
II. Beflrifwes een Reefa til OſtIudien, Chin 
Sapan. IH. Med Förtälliande om foͤrbenembbe 
och maͤchta Konungarijketz Japan Zihtänd;,. F 
theß Imwänares Handel och Wandel: fbrrätkg 
 .beftrefwin aff Oloff Erikſon Willmann, 3 
Magſt. Skepz⸗Capitaien. IV, Mihfbres een 
ifraän Mußcow till China, genom Mongul och 
taja, oͤfwer Strömen Obij; foͤrraͤttat aff een 
Geſandt, ſom til then floore Tartaren Ninll 
ſtickad. Then gode Laͤſaren til Tienſt, uthi Ai 
Book foͤrfattet. Tryckt paã Wijſindzborg, af. 
Hoͤggrefl. NED. Riikz Drogend Booktryckare 
hann Rankel. Anno 1674. 304 Seiten in 4. 





Ni feltene Samlung ſchwediſcher Reifebefchreibuı 
ift zwar fchon oben ©. 68. angeführt worden, aber : 
ich fie nun aus unferer Univerfitäts s Bibliothek vor 
habe, fo will ich die Gelegenheit nägen, fie vollftänd 
anzuzeigen. 
Wiſingſoͤ ift eine Inſel im See Wetter, neben 
Heinen Stadt Grenna oder Sränne. Sie gehl 
ehem 


a2. Schwediſche Reiſen. 251 


chemals der gräfichen Samilte Brabe als eine Grafs 
fheft, welche baſelbſt ein Schloß erbauet und Wiſin gs⸗ 
burg benant hatte. Peer Brabe, der Reichsdroſt, 
legte daneben eine Schule und eine Vuchdruckerey an (1). 


Der Buchdrucker Joh. Ranbkei wuͤnſchte eine Probe 
ine Druckerey zu geben, und entſchloß ſich deswegen, 
in, Paar.: ſchwediſch geſchriebene Reiſen zuſammen zu 
den, damit nicht feinen. Londesleuten der Vorwurf 
acht werden koͤnte, daß ſie keine eigenthuͤmliche Rei⸗ 
hechreihungen in entfernte Länder aufzuweiſen haͤtten. 


Dieß ſcheint freylich ganz: patriotiſch, aber um aufe 
chtig zu ſeyn, muß ich Doc) ſagen, daß Lettern, Druck 
u Puplier grob, ſchmutzig und ſchlecht, und noch weit 
bernjenigen Schönheit entfernt ſind, welche die Stock⸗ 
wen VBuchdruckereyen in neuern Zeiten erreicht haben. 


3 dieſer Samlung findet man. denn zuerſt. die oben 
%, angezeigte Reife des Röpinge, ©. 163. folgt 
T _ e des Dloff Erichſon Willmann nach Oſtindien. 
— X if im’ Jahre 1647 als Srepwilliger (Adelborf), 
ı den Dienft der Niederländifchen Handlungsgefelfchaft, 
in 10 Gulden monatlich, auf 5 Jahre, getreten. 


Don Oftindien ging er mit. der hollaͤndiſchen Ges 
edtfchaft nad) Japan, begleitete den Gefandten nach 
hefe, und kam 1654 wieber nach Schweden zuruͤck, 
wo er, wie ber Titel meldet, als Schifscapitain ge⸗ 
lat hat. 








Er 


(N). von Dalin Geſchichte des Reihe Schweden. IIT. 2. 
3. Seit Carls XI. Zeit aber gehört bie Iufel ber 
Stone. Das Schloß warb im Jahre 1718 von deu geſan⸗ 

- men Ruſſen abgebrant, 


| 272 Utteratur ‚der: Reiſen. 2. 


Er war nicht: der. Mann, welcher. wichtige Ben 
Buugen. zu machen oder zu befchreiben verftand,. und 
bin ich auch nicht im Stande, von ben, was er get 
det ‚bat, viel wieder zu erzählen, 

Nach ©. 177. fol auf dem freyen Meere, auf 
Schiff mit vollen Seegeln, eine Kugel acht Pfund ſch 
gefallen feyn, und darauf zwey Mann getddtet Hal 
Ehemals hielt man folche Erzählungen für Erdichtung 
jett ‚gehören fie zu den Beweiſen der Aërolithen. 

“Auf Fapan, wo er 1651 den 14. Decemb. tie 
nach vier Jahren zum erflen mal, ſchneyen fah, ge 
man ihm ein Kleines. Inteinifches, portugififches ad 
Hanifches Wörterbuch, welches die Portugifen im Je 
1595 in dee Stadt Amacuſa, vier Meilen von Mi 
safali, wo fie damals eine Schule und Damien 
terbielten, hatten drucken laſſen. 

Eben diefes Wörterbud) fah Thunberg auf * 
be "einem alten Dolmetfcher, weldyer ed als ein ** 
ſeiner Familie aufbewahrte. Es war in Dart; " 
enthielt, _ außer dem Titelblatte, welches jenem Ep 
plare fehlte, und außer dem letzten Blatie, worauf Bn 
fehler flanden „ 906 Seiten japanifhen Papiers. y 
der Vorrede fah Thunberg, daß es focietas fratrum | 
ropaeorum- et Japanicorums gemeinfchaftlich audgearbei 
und dabey dad Wörterbuch bed Galepins zum Gru 
gelegt habe. Vergebens verfuchte er ein Exewplar 
Taufen oder einzutaufchen. Man fehe feine Meife in 
Urfchrift 2. ©. 41. und in der Ueberfeßung 2. ©.: 
Inzwiſchen finde ich ben Xitel in William Marsden’s « 
talogue of dietionaries, vocabularies, grammars a 
alphabets. London 1796. 4. pag. 76 und 104. fo anj 
geb: Di&ionarium Latino- Lußtanicum ac Japonicu 
‚Amacula 1595. 4 

Me 


32. Schwediſche Neifen. 273 


Noch iſt mir niemand bekant geworben, weldjer ge⸗ 
gt hätte, er babe ein Exemplar dieſes Buches in Eu⸗ 
pa gefehn. Meder Marsden, noch Adelung in Mis 
Wibates I. ©. 571., noch H. von Murr haben es ges 
kin; und wäre es im Jahre 1796 in Frankreich gewes 
km, fo wärde Langles in der franzdfifchen Ueberfegung 
wa Thunberge Reife, 3. S. 283. nicht ermangelt has 
en, es anzuzeigen. Inzwiſchen mögen boch wohl Abs 
the bavon in Portugal vorhanden feyn. Das Dikio- 
rium Japonicum , welches zu Nangaſacki 1598 in Kleins 
L gedrudt if, deilen H. v. Murr in feinem neuen 
ansnal. ı. ©.130. erwähnt, iſt wohl von jenem ‚vers 


. Die: auf ber Reife nad) dem japgnifchen Hofe bes 

* Derter, find hier zwar genant, aber ohne erheb⸗ 
he Bufäke. 
Was dritte Stuͤck dieſer Samlung iſt deſſelbigen 
anne Nachricht von Japan; ganz kurz und uns 
Big, nichts was nicht von andern ausführlicher gu 
side iſt. Einige Erzählungen von der graufamen Ver⸗ 
Ngung der Ehriften. Einige Anekdoten von Sranz das 
en, ‚von feinem Betragen auf Japan und von feiner 
Ieweifung aus dem Reiche. Von den fonderbaren 
ſqickſalen dieſes Wbenteurers fehe man oben ©.264. 
auee Kämpfer in Hiftoire de Japon, III. p.235. 361. 
wi im Negifter der Algem. Hiftor. der Reifen den 
Ititel Caron Nr. 1. 


Das tletzte Stuͤck dieſer Samlung S. 290. ſcheint das 
mertwuͤrdigſte zu ſeyn. Es hat folgende Ueberſchrift: 
“Kurzer Bericht von dem Wege aus dem Großfuͤrſten⸗ 
han Rußland nach dem Königreiche China durch Mo⸗ 
mi und Cataja über den Strohm Obij; mit Bemert⸗ 

„tungen 









274 Utteratur der Reifen. ‚2. 


zungen der Tagereifen von Sibirien, bis nach Chim, 
und kurzen Beſchreibungen der Gtädte ‚und Oerter, 
„welche Reife der jet regierende Großfürft in Rußland 
„an den Tartar Niuki, welcher neulid, China eingenon⸗ 
„men hat, durch feine Gefandten hat verrichten laffen, 
„welchen jedoch der Zutritt deswegen nicht geftattet if, 
„weil die Ruſſen fich der verlangten Eirenbegrugung 0 dus 
„Nieberfallen geweigert haben.” 


Man muß beflagen, daß ber Herausgeber nit 8 die 
geringfte Nachricht von der Urfchrift dieſer kurzen Reiſe⸗ 
befchreibung , auch gar Feine Jahrzahl angezeigt: hat 
Wenn die Ueberfchrift wahr wäre, fo muͤßte dieſe Gas 
dung unter Alerii Michajlovicz gefchehn ſeyn, welche 
vom Jahre 3645 bis 1676 regiert hat; und wenn fie an 
den erfiga Tatarifchen Regenten in China gerichtet geweſn 
wäre, fo mäßte fie nach dem Jahre 1644 abgefchik. 
ſeyn; denn in dieſem Sahre haben diejenigen Tatarım; 
welche ehemals Niuki oder Niuchi genant wurden, w 
aber unter dem Namen dee Mandfhu befant find, das 
ebinefifche Reich unterjocht. 


Mer ed weis, daß ber gelehrteſte Kenner der Nuſſi⸗ 
ſchen Geſchichte mein College und Freund iſt, der wird 
erwarten, daß ich ihn um einige Aufklaͤrung dieſer Sacht 
gebethen habe. Herr von Schlöser verwies mich bare 
auf an ben Aufſatz des Ruffifhen Gefchichtfchreiberg 
Möller: von ben erften Reifen der Ruffen nad) Ehine, 
welcher im vierten Xheile der Samlung Ruffifher 
Geſchichte S. 473. flieht, welcher aber auch, auf. Bu⸗ 
(dinge Veranftaltung, in den Hanndverfhen nüps 
lihen Samlungen 1757. ©t.30. abgebrudt iſt. Mebe 
durfte ich von ihm nicht wuͤuſchen, um ihn bey de 
Budgabe bed Neſtors, durch welche bie Gefchichte um 

gleich 


2. Schwediſche Reifen. a75 
leich wichtigere Aufklaͤrungen erhalten wird, nicht zw 
nterberechen 


Was ich ans der Ruſſiſchen Samlung geſchoͤpft habe, 
abe ich zwar durch eigene Nachſuchungen und Dergleis 
mugen vermehrt; aber das alles Tan den Wuffifchen 
leſchichtforſchern nicht genügen, allein es Tan fie doch 
s manches erinnern, was ihnen vielleicht fonft entgan⸗ 
a wäre; da fogar Müller die ſchwediſche und einige 
were hieher gehörende Nachrichten nicht gekant hat. 

Diefer bat in dem Stadtarchiv zu Tomsk eine 
deift über eine Ruſſiſche Gefandtfchaft nach Chin ges 
uden, aus weldyer er ©. 477. einen kurzen Auszug 
ügetheilt bat, ber in ber Hauptſache mit der ſchwedi⸗ 
wu Neberſetzung übereinkömt. 

Da zeigt fih denn, daß der Schwede fälfchlich ges 
aubt hat, daß fein Bericht von berjenigen Gefandts 
— zu verſtehn ſey, welche 1654 gemacht worden, von 
er Möller S. 480. geredet bat. Ohne Zweifel ges 
det er aber zu derjenigen, welche bereits im Jahre 1619, 
uf Veranlaffung des Bojarin und Woewoden zu Xos 
Hat, Kürften Iwan Semoͤnowitſch Burafin, alfo 
ner dem Großfürften Michael Soedorovicz, bem ers 
m aus dem Romanovſchen Geſchlechte, welchen auch 
de Unsgabe des Purchas ausdruͤcklich nennet, geſchehn 
E Mäller ſaat, die Geſandten wären geweſen: Iwan 
ber Iwaſchko Detlin und Piatunko Rifyllow, beyde 
keſaken, deren Namen man auch noch in einigen vor⸗ 
andenen Ueberſetzungen erkennen Ban. 


. Bis jetzt kenne ich deren vier oder fünf, welche in 
manchen Städen, vornehmlich in ber Entfernung ber 
Derter nach Tagereiſen Äbereintommen, hingegen fo gänze 
Ün yon einander abweichen, daß man annehmen muß, 
| daß 


476 Utteratur der Reifen.” 2. 


daß gleich anfänglich mehre verfchiedene Berichte von 
fer Geſandtſchaft aufgefeht, oder daß aus einem Wer 
mehre nachläffige Auszüge gemacht worden.“  ' 


Daß die Ruffifchen Namen ber Perſonen der Si 
me und Oerter von den Auslaͤndern und ueberſetzer 
ſehr entſtellet find, daß kaum nur eine Sylbe ric 
übrig geblieben iſt, das wird feinem wunderlich dür 
aber fonderbar iſt es, daß in jeder der biöher aufge 
denen Copien viele Merkwürdigkeiten vorkommen , wi 
in den andern gar nicht berährt find, fo wie audy_u 
cher mehr oder weniger von der letzten Hälfte bee -ü 
gen fehlt. Oft ift die Verfchiedenheit fo. groß, daß ı 
die Sdentität nur noch durch Die angegebeuen D 
reifen ertennen Tan, deren Zahlen argeandert La 
ben find. | 


Diie ältefte Uusgabe, welche id kenne, Rt in! 
chas ‚his pilgrimes. Tom. 3. 1625. fol. Lib. à. 
P.797. Da findet man einen Bericht der Kanzt 
Tobolft an den Großfürften Michael Foedorowicz A 
Fahre 1619 mit den Briefen von dem Regenten von 
tine und dem Regenten von China an den Großfärf 
Don jenem liefet man bier die englifche Ueberſetzu 
Dagegen fehlt der letzte, welchen niemand zu Tobolſt 
uͤberſetzen verſtanden hatte. Aus jenem ſieht man, 
ſehr fi) ſchon damals die Ruſſen um die Kentniß il 
aflatifchen Nachbaren bekuͤmmert haben. 


Ferner folgen die Ausſagen der beyden Kofalen ı 
dem von ihnen, auf Befehl, verfuchten Wege, oder ı 
ihrer Reife nach China, welche man hier am volftäu) 
ſten findet. Woher der Engländer diefe Papiere ii 
ten bat, liefet man bier nicht 


22: Schwediſche Reifen a7 


i ben biefe Reiſebeſchreibung it daher franzoͤſiſch 
ſerſetzt eingerlcht in Bergeron: Trait€ des Tartares 
np. 18. p. 105. naͤmlich in der ſchon oben ©.199. ans 
Wilgter Samlung, Aber der Franzos bat den Kanzel⸗ 
Werkcht und Den Brief. von Altine andgelaffen, und 
oſſch, wie gewöhnlich, noch andere. Aenderungen ers 
HL Man vergleiche auch bafelbft Traitt de naviga- 
pa.ahap.i2. p.40. . - 


30 wels, daß in der lateiniſchen Semlung der Ge⸗ 
De Bry: India orientalis, tom. 12. 1628. fol. jes 
Pißericht‘ tateinifch uͤberſetzt ſteht, aber ich habe jetzt 
die Gelegenheit dieſes ſeltene Werk nachzuſehn, 
WE alſo nicht, wie weit dieſe Ueberſetung von der 


abweiche. 


u. fo wenig Fan ich ietzt die teutſche Samlung 
weifen, welche unter Joh. Ludw. Gottfrieds Nas 
er iſt, nachichlagen, und die darin befindliche 


er vergleichen. - 


he die holländifche Ueberfekung immer Samlung des 
eenten Gottfried's, welche Peter van der Aa zu 
Be in 8 Zoliobaͤnden herausgegeben hat, habe id) vor 
£;.unb finde in dem Bande, weldyer gemeiniglich der 
We zu fenn pflegt: Voyagie van Eve/ko Petelin cu 
söra/Ro ‚na Tartaryen en Cathay of China, gedaan 
8 Mofcovien in het Jaar 1679. Nu aldereerft uyt ſiju 
wWgronkelijke Taal vertalkt. Das lebte darf man nicht 
auben, denn man liefet ed aud) bey folchen Stuͤcken 
Samlung ‚ welche längft überfet gewefen, und nur 
ncht find, Inzwiſchen findet man hier den Bes 

nd der Kofaten ſo volſiändis als ber Purchas. 









., xr 


mann — * d. Reiſ. a. —J van 


278 Litteratur der Relſen. 2. 


Van der Aa hat dieſe Samlung hollaͤndiſch al 
30 Octavbaͤnden, aber wenn ich nicht irre, aud) f 
fifch in eben fo vielen Octavbaͤnden, drucken laffen mi 
Titel: Recueil des voyages aux! Indes orient. et 
dent. Ich vermutbe NMuͤller bat S. 476. biele- 
lung gemeint,. wo er fagt, "der Bericht rände | in: 
ges aux Indes orient, T. XII. | 


Nach der Zeitfolge ift die nächfle Ausgade die € 
difche, welche aber viel unvolfländiger it, als al 
hergehenden, fo wie ihr auch faſt die ganze ‚kette: 
fehlt; - wie wohl fie doch auch etwas eigenes zu 
ſcheint. ⸗ 


Nach bieſer folgt die teutſche Ueberſekens i in: 
curieuſen und hiſtoriſchen Reiſen burd 
ropa ander Haupttheil. ‚don Zalanberm 


sig 1699. 8. 


Dieſe teutiche Sanlung iſt größtentheilg —* 
ſetzung von (Jordan) Voyages hiſtoriques de I’ 
aber der letzte Theil hat einen Anhang, welche 
Franzos nicht hat. Zu diefem gehört ©. 8ggr- ‘ 
„mofcowitifch s Tartarifche Meifebelchreibung „ weich 
»70 Fahren durch einen Mofcowiter von Jereſla 
„tig im ruffifcher Sprache verfertigt, und im 
„1665 durh Nicolas Witfen aus Mofcan geb 
„und von bemfelben ‚in die bolländifche Sprache. 
tet und mit curieufen Annlerkungen vermehrt; 
„aus dem Holländifchen Mſt. ins Zeutſche a 
„worden. ” 


Der ſo genante Talander fast im Morberich: 
hollaͤndiſche Manuſkript ſey zu Paris, unter des, | 
chiſ. Thevenots Sachen gefunden worden. Ich 

.. . . ER u Eu | 


22. Schwediſche Reifen; 279 


athage deswegen, daß man dieſes Stuͤck auch in- Xhes 
matö Relation .de divers voyage⸗ aatreffen wuͤrde, aber. 


definde es nicht darin.. — nn 
So dachte ich auch, daß ” in Witfene Noord en’ 
WE Tartarye mit deifen Anmerküngen, : weiche Xalander 
A iderfegt hat, ſtehn würde; aber auch da: finde. 
cho nicht. Ich weit alfo nicht zu errätenzyi-woher: der 
Schwede und Zalander jenen Bericht genommen haben. 


Die Ueberfegung des lebtern geht zwar weiter als 
ie fehwedifche, aber auch fie ift mangelhaft, und gleiche 
whl bat fie etwas, was den übrigen Ausgaben zu fehs 
wfcheint. Ich fage ſcheint; weil es wahrlich miölich 
t, die Sdentität zu erkennen und eine Concordanz aller 
lgaben zu machen. | _ 


Um bievon wenigftend einigen Beweis zu geben, 
a 4 folgende Stelle anführen. Ben Talander lies 
man ©. 891. von den Mogolen; “Ihre Stadt, Thore 
„Rd ef unter der Erde gebauet, gleid wie bey uns 
„a Bußland.” Dazu bat Witjen die Unm:rkung ges 
nacht: “Die Thore in Rußland find gleich denen alien 
Khecen in unferm Lande, oder wie in Frankreich.” 


Bey Purchas p. 799. heißt diefe Stelle: the gates 
we with counterwards as our Rufle gates are. Im 
halundiſchen lieſet man S.7: De poorten met dubbele 
ugten, gelijk die by ons in Ruſſien voorfien. Im Schwe⸗ 
Fchen S. 293: “Stadsportarne o v Tornen aͤro hwalfde 
A thet Ryſka Maneeret.“ — alfo gewoͤlbt. Man fönte 
weifeln, ob jene Worte zu einerley Stelle der Urfchrift 
hören; wenn es nicht Durch das, was vorher geht 
wb was nachfolgt bewiefen würde. 

T 2 Schließ⸗ 


N‘ 


280 Utteratur der Reiſen. 2. 


Schließlich muß ich noch melden , daß ber Buch⸗ 
bruder Kankel am Ende fagt, er habe auch ee 
weſtindiſche Reife und eine Beſchreibung des tatariſchen 
Kriegs in China ſchwediſch drucken: laſſen, und zwar fo, 
daß man: diefe beyden Stuͤcke entweber allein, ober mit 
jenen angezeigten Stücken zuſammen, binden Im — nl 
Rehr iR mir „aber. Dayen. nicht bekant. 


\ sei 


23. Voyager ‚kiftoriques.de l’Europe. 81 





— hifloriques: de "Europe, eontenuut berigine 
tellgiön, les n moeurs, coutumes ot et “forcen :de fous 

7. idut ce que ehaque“ "pas renferme de plus digne 
' de fa curiofitE d’un voyageur. . mr Vaude in 12. 


% ” 
Due } r € 





—* bieſe ehemals ſehr veliedte Eynplallen zu ben 
ebeſchreihungen, wegen ihres Titels gerechnet, „md in 
m Werzeichniffe derfelden aufgeführt wird, fo möchte 
scher wahrſcheinlich van ihr auch bier eine Nachricht 
nen, welche ic) deswegen kurz ertheilen will. 

a Detz der Name des Verfaſſers Claude Jordan ifl, 
had Deneifet ſowohl die Unterfchrift der einigen Xheilen 
jorgefehten Zufchriften, als auch das kdnigliche Privile⸗ 
om zum Drucke vom Jahre 1692, vor den erften Pa⸗ 
de Ausgaben; aber: mehr. it mir bis jet von ihm 
niht befant geworden. - 


- Su ber neueften Ausgabe von bes £.elong Biblio- 
Nque hiftorique de la France ift zwar, wegen des Verf. 
sf-Bibliocthöque de Bourgogne IL p..76. und M&meires 
färtigny III. p. 76. -verwiefen worden; aber da ift bie 
lede nicht von unferm Jordan, fondern von dem bekan⸗ 
“Carl Stepb. Jordan, welcher zu Berlin gebohren 

w geftorben und Derfaffer von Voyage litteraire .ift. 
Claude Jordan fagt in ber Vorrede, er fen 12 
3 13 Sabre außer Sränkreich  gereifet, und feine Ges 
x 3 fchäfte 


282 Aitteratur dee: Mlifen, w. in 


ſchaͤfte hätten ifm Gelegenheit verſchaft, den Zufand de 
vornehmften europäifchen Höfe Fennen zu lernen. Seine 
gefammelten Nachrichten wolle er zum algemeinen Ge 
brauche befant machen. 
fo eine Compilation und nichts weiter, ‚ohne Im 
führung: ber Quellen; - oder" eine abgekuͤrzte Geogansit, 
und mangelhafte imd ‚unguperläffige Statifit: „beereure 
. »bihben Reiche, nebſt Anzeige ‚mancher Wertwoͤrdiateun 
einzelner · Srädte,..mit Meinen Karten her ‚einzeingg, os 
der „welche. 1%; rde Ser von 1693 hbis 169. geſtechey hat. 


Buͤcher diefer Art waren am Ende bes ızten 
hunderts no nicht zohlreich, und weil dieſee 
modigen rache g N: it 
und. nic) der innern Güte deffelden, den 
Tag, dieſer Compilation , "die vielen Parifer zürlagı 
Nechrũcke in Holland, auch die Deberfegungen { 


Der Zitel, welchen ich dieſem Artikel; ‚worgefehh hebt 
iſt der Schmutztitel der erſten Ausgaben. Die folgenden 
haben ihn etwas geändert, jedody heißen afle, Voynges 
hiftoriques de Europe, und aller Sormat iſt Duodej. 


Die Hollaͤndiſchen Ausgoben haben am Cube eines 
jeben Bandes, als eine Zugabe: ‘Guide des Woyageun, 
wo bie Wetge zwifchen den vornehmſten Orten und bit 
Entfernungen angegeben. find. Was auf den Titeln ie. 
hollaͤndiſchen Ausgaben die Worte; par Mr. de B. F. 
(nit par de B. E. wie in Britilh topographp ' Reh) 
andeuten follen, weis ich nicht. Golten fie vieleishtä : 
Derfaffer der ‘Karten anzeigen? Manche Uusgaden hai 
auch Sufäge und Ausbeſſerungen erhalten; aber ich Ile « 
es nicht der. Muͤhe werth gehalten, ſolche aufzufuchen 
Die Parifer Ausgaben find, folgende: 









x. 


‚23. Voyages billoriques de l’Europe. .283 


» Te Frankreich. 1692. 1700. 1701. "- 
iX 9. Spanien und- Portugal. 1692. 1694. 1701. 
De eg Stalien. 1693: 1695. 
8 4, Großbrittanten. 1694.'1701. 
i —* 5. Die Niederlande. 1695. 1701. 
I 1.6. Teutſchland. 1696. 1701. 
ru. Rußland. 1698. y 
%. 8. Polen, Litauen, Schweden. Dinanatt und 
farmegen. 1700, 
0; Wie: Theile find an. einem, ungenanten Orte: Saivanı 
Esapie imprimee A Paris ‚; entweder in demfelbigen 
ahre der erſten Ausgabe, ober in dem uächftfolgenden, 
nögebrucht worden. 
WMie .erfien fieben Theile find auch 1698 nachgebrudt 
wdau: 3 la Haye ches Etien. Foulque, manche Theile 
GABR: auch dfter; z. B. der dritte Theil auch 1705. 


kt: "Änderer Nachdruck aller Theile iR 1718 heraus⸗ 
"A Amfterdam chez Pierre de Coup. | 


n | Verf. meldet, mon babe fein Merk au hol⸗ 
abi und englifch uͤberſetzt. Von einer teutſchen Ueber⸗ 
Rx will ich nachher Nachricht ertheilen. 


Manche Fehler im der Beſchreibung von England hat 
em Bougb in Britifh topegraphy I. p.45. angegeben. 
ach her Ausgabe von Paris 1701. ©. 96. follen bie 
üfler der Cathedralkirche zu Canterbury ehemals yon 


hal geweſen fepn. 


Ich vermuthe, daß biefe Sage bon ben Aiteften Ben 
m, welche aus dem Gypsſpate, dem fo genanten uns 
en Warienglafe gemacht wurden, entftanden if. Daß 
y Diefer Gebrauch bes Phengits der Alten in manchen 
hdern ſehr lang erhalten hat » babe idy durch viele 

4 Zeugs 







X * 





276 Utteratur der Reiſen. 2. 


daß gleich anfänglich mehre verſchiedene Berichte von Dip 
fer Geſandtſchaft aufgefeßt, oder baß aus einem Verich 
mehre nachlaͤſſige Auszuͤge gemacht wrden. 


Daß die Ruſſiſchen Namen der Perfonen, der ei 
me und Derter von den Wusländern und Ueberſetzern 
ſehr entftellet find, daß kaum nur eine Eyide r 
übrig geblieben if, das wird keinem wunderlich dllalch 
aber ſonderbar iſt es, daß in jeder der bisher anfgefah 
denen Copien viele Merkwürdigkeiten vorkommen , weil 
in den andern gar nicht berührt find, fo wie auch 
her mehr oder weniger von der letzten Hälfte ver a 
gen fehlt. Oft ift die Verſchiedenheit ſo geoß, dap mil 
die sdentität nur noch durch die angegebeuen . 
reifen ertennen Tan, deren Zahlen ungeaͤndert 
ben ſind. Ben, 


Die aͤlteſte Ausgabe, welche ih kenne, ‚fee Bar 
chas Ais pilgrimes. Tom. 3. 1625. fol. Lib. > | en 
P.797. Da findet man einen Bericht der Au * 
Tobolſt an den Großfuͤrſten Michael Foedorowic; | 
Jahre 1619 mit den Briefen von dem Megenten von El⸗ 
tine und dem Regenten von China an den Großfärfien. 
Don jenem liefet man hier die englifche Uebirfen 
dagegen fehlt der Ießte, welchen niemand zu Tobolſt 
uͤberſetzen verſtanden hatte. Aus jenem ſieht man, Wi 
ſehr ſich ſchon damals die Ruſſen um die Kentuitz | 
aftatifchen Nachbaren befümmert haben. 


Ferner folgen die Ausfagen der bepden Kofaten. 
dem von ihnen, auf Befehl, verfuchten Wege, oder | 
igrer Reife nach China, welche man hier am volfiä 
fien findet. Woher der ‚Engländer diefe Papiere 
ten bot, lieſet man bier nicht uf 





ET: 










22: Schwediſche Reifen. | 277 


ni Ehen - biefe Reiſebeſchreibung it Daher franzoͤſiſch 
herſetzt eingeruͤckt in Bergeron: Traité des Tartares 
ap. 18. p. 105. naͤmlich in der ſchon oben ©.199. ans 
Welgten Samlung, Nber der Sranzos hat den Kanzel⸗ 
Merlcht und. Den Brief. von Altine ausgelaffen, und 
Wo, wie gewoͤhnlich, noch andere. Aenderungen ers 
W Man ‚vergleiche auch beſelbſt Traitt de navige- 
pa ehap.12. p.40. 


wi weis, daß in ber: Iateinifchen Earlung der Ge⸗ 
De Bry: India orientalis, tom. 12. 1628. fol. je⸗ 
Hwericht lateiniſch uͤberſetzt ſteht, aber ich habe jest 
Mr die Gelegenheit diefes Seltene Werk nachzufehn, 
BE alſo nicht, wie weit bieſe ucherſetuns von der 
niſchen abweiche. 


"ben fo wenig fan ic) ießt die teutfde Samlung 
MMöifen, welche unter Joh. Ludw. Gottfrieds Nas 
kt iſt, nachſchlagen, und die Darin befindliche 
Meftung vergleichen. 

—X 9. 

VZAAber die hollaͤndiſche Ueberſetzung jener Samlang des 
‚enenten Gottfried's, welche Peter van der Aa zu 
Be in 8 Koliobänden herausgegeben hat, habe ich vor 
und finde in dem Bande, welcher gemeiniglich der 
bie. zu ſeyn pflegt: Voyagie van Evefko Petelin eu 
wBrafko ‚na Tartaryen en Cathay of China, gedaan 
M Mofcovien in het Jaar 1679. Nu aldereerft uyt ſiju 
Wipronkelijke Taal vertalkt, Das lebte darf man nicht 
ksuben,. denn man liefet ed auch bey folchen Stüden 

. Samlung, welche laͤngſt uͤberſetzt geweſen, und nur 

ent find, Inzwiſchen findet man hier den Bes 
ie bes Kofaten ſo volſtͤndis ai bey Purchas. 









se 


denn’ eier d. Keil 2. x Dan 


273 Literatur der Reiſen. 2 


- Dan der Aa hat diefe Samlang hollaͤndiſch auch in 
30 Drctavbänden, aber wenn ich nicht irre, and) frank 
ſiſch in eben fo vielen Octavbaͤnden, drucken laffen mit dem 
Titel: Recueil des voyages aux' Indes orient. et: .ocgb 
dent. Ich vermuthe Muͤller bat S. 476. biefe-Gam, . 
lung gemeint,. wo er fagt, der Bericht flünde in. Voge - 
ges aux Indes orient, T.XI. ee 72) EE 


Nach der Zeitfolge ift die nächfle Yuögabe die — 
diſche, welche aber viel unvolſtaͤndiger iſt, als alle vor⸗ 
hergehenden, ſo wie ihr auch faſt die ganze letzte Han 
fehlt; wie wohl ſie doch u etwas eigenes zu 
ſcheint. nz 


Nach diefer folgt bie teutfche ucherſetumg i in: De: 
surieufen und Hiftorifhen Reifen durch Em 
ropa ander Danpttheil. Bon Ralanderm Sy 


zig 1699. 8. | x ne 


Dieſe teutfche Samlung iſt größtentHeitg eine, Ude 
fegung von (Jordan) Voyages hiftoriques de P’Euroges 
aber der letzte Theil hat einen Anhang , welchen ber 
Franzos nicht hat. Zu bdiefem gehört S. 333: "Eine 
„moſcowitiſch⸗Tartariſche Meifebeichreibung , weiche vor 
„70 Fahren durch einen Mofcowiter von Jereſla gebäm 
„tig in ruffifcher Sprache verfertigt, und im Joe - 
„1665 durch Nicolas Witfen aus Moſcau gebracht, 
„und von demſelben in die hollaͤndiſche Sprache dies = 
„ſetzt und mit curieufen Anmerkungen vermehrt s' ip & 
„aus dem KHolländifchen Mſt. ind Xeutfche : Aberfpb: 


„worden.’’ ch 
. 4 


Der ſo genante Talander ſagt im Morbericht: M 
hollaͤndiſche Manuſkript ſey zu Paris: unter des Mc 
if. Thevenots Sachen gefunden worden. Ich ven 

.. . . ... 2.321 mutheit 


‚a — 





22. Schwediſche Reiſen. 279 | 


mihske deswegen, daß man dieſes Stuͤck, au in. Thes 
matd Relation .de divers voyages a aatreffen würde, aber: 
a; finde 26 nicht darin.: W 


eu So dachte ich auch, daß eh in Witfene: Noord en 

u Tartarye mit deifen Anmerkungen, : welche Talander 
a: Üderfent hat, ſtehn würde; aber auch da: finde 
che nicht. Ich weiß alfo nicht zu errathen; woher der 
Schwede und Zalander jenen Bericht genommen haben. 


Die Ueberfegung des letztern geht zwar weiter als 
ie fchwebdilche, aber auch fie ift mangelhaft, und gleiche 
wohl hat fie etwas, was den übrigen Ausgaben zu fehs 
m febeint. Ich fage ſcheint; weil es wahrlich midlich 
t, die Ssdentität zu erkennen und eine Concordanz aller 
nögaben zu machen. _ 


Um bievon wenigfiend einigen Beweis zu geben, 
ME ih folgende Stelle anführen Ben Talander lies 
wen ©. 891. von den Megolen; «Fhre Stadt Thore 
„fie Wf unter der Erde gebauet, gleich wie bey uns 
„a Rußland.” Dazu bat Witſen die Unm:rkung ges 
nacht: »Die Thore in Rusiand find gleich denen alten 
Xhoren in unferm Lande, oder wie in Frankreich.” 


Bejy Purchas p. 799. heißt diefe Stelle: the gates 
ze with counterwards as our Rufle gates are. Im 
belländifchen Liefer man &.7: De poorten met dubbele 
vgten, gelijk die by ons in Ruffien voorfien. Im Schwer 
Üben S. 293: “Stadzportarne ob Tornen Äro hwalfde 
vR thet Ryſka Maneeret.” — alfo gewoͤlbt. Man fbnte 
weifeln, ob jene Worte zu einerley Stelle der Urfchrift 
Aabren:; wenn es micht durch das, was vorher geht 
ad was nachfolgt bewiefen würde. 

T 2 Schließ⸗ 


5 


280 Utteratur bee Reiſen. 2. 


Schließlich muß ich noch melden , bag der Omi 
druder Kankel am Ende fagt, er habe aukh' ehe 
wæeſtindiſche Reife und eine Beſchreibung des tatarifihen 
Kriegs in China fchwebifch drucken laffen, und zwar fh, 
daß man dieſe beyden Stücke entweder allein, ober mi 
jenen angezeigten Stuͤcken zuſammen, binden. laſſn: alt. 
Dee it mir ‚aber. daven. nicht bekant. 


23. Voyager küftoriques. de l’Europe. 481 


H\igyiges” hiftoriques de l’Europe, "confensue: l’origine, 

"1" tellgion, les moeurs, coutumes et“forces':de fows 
Mg peuple⸗ qui Phebitene;" et une «relation exadte 
u Je“ tout ce que chaque "pass renferme de plus digne 
* ‘de la curioſitẽ d’un voyageur. . mr Bände in 12. 


2 
». For % € . - 
.. 


* biefe ehemals ſehr veliedte —— zu ben 
— wegen ihres Titels gerechnet und in 





Verzeichniſſe derſelben aufgefuͤhrt wird, fo möchte 
wahrfcheinlich von ihr auch hier eine Nachricht 
; welche ich deswegen kurz ertheilen will. 


Mi Daß der Name des Verfaſſers Claude Jordan iſt, 
dad deneiſet ſowohl die Unterſchrift der einigen Theilen 
vergeſchten Zuſchriften, als auch das koͤnigliche Privile⸗ 
gium zum Drucke vom Jahre 1692, vor den erſten Pa⸗ 
Se Ausgaben; aber: mehr. it mir bis jeßt von ihm 
nicht befant geworden. - 


Sa ber neueften Ausgabe von des S.elong Biblio- 
NQque hiftorique de la France iſt zwar, wegen des Verf. 
“f-Bibliothöque de Bourgogne II, p. 76. und Me&meires 
därtighy TU. p.76. -verwiefen worden; aber "da ift bie 
Re nicht von unferm Sorban, fondern von dem befane 
Carl Stepb. Jordan, welcher zu Berlin gebohren 
* geſtorben und Verfaſſer von Voyage litteraire iſt. 

Claude Jordan ſagt in der Vorrede, er ſey 12 
bis 13 Jahre außer Fraͤnkreich gereiſet, und feine Ges 

T 3 fchäfte 


232  gitterane der: Reifen. ꝛ2. 37 


ſchaͤfte hätten ihm Gelegenben verſchaft, den Zuſtand ber 
vornehmſten europäifchen Hoͤfe kennen zu lernen. Seine 
geſammelten Nachrichten wolle er zum algemeinen Ges 
brauche bekant machen. _ 
fo eine Compilation und nichts weiter, ‚ohne Au 
führung: der Quellen; ober "eine. abgekürgte, Geographie, 
und mangelhafte und unzuverlaͤſſige Statifit:.derreure 
. päißben Reiche, nebf Anzeige mancher Merkwürdigkeiten 
einelner· Staͤdte, mit Meinen Karten der einpeingg Li 
ber, welche Narde Ser von 1693 his 1697, geflgchep hat. 


Buͤcher diefer Art waren um Ende des. ırten 
bunderts noch nicht zgblreich ,. und weil dieſes 
gefchrlet ar, fo muß” ah 

ig ‚der innern "Site deffelben,, den rat J 
ſatz dieſer Cotnpilation, die vielen Parifer Hufla ji 
Nẽchbrũcke in Holland, auch die Deberfegungen 


‚Der Zitel, welchen ich dieſem Artikel; worgefegt,fakt, 
an. bee Echmuftitel der erſten Ausgaben. Die folgenden 
haben ihn etwas geändert, jedod heißen alle, Voyage 
hiftoriques de Europe, und aller Zormat if Duodej- 


Die Hollaͤndiſchen Ausgaben haben am Ende eines 
jeden Bandes, ald eine Zugabe: ‚Guide des voyageur, 
wo die Wege zwifchen den . vornehmfien Orten und die 
Entfernungen angegeben. find. Was auf den Titeln ie 
bolländifchen Yusgaben die Worte; par Mr. de B. F. 
@icht par de B. E. wie In Britilh topography Reh) 
andeuten follen, weis ic) nicht. Solten fie viseirht. HR 
Derfaffer der "Karten anzeigen? Manche Uusgaber bakıs 
auch Zuſaͤtze und Ausbeſſerungen erhalten; aber ich akt 
es nicht der. Muͤhe werth gehalten, ſolche aufzufuchen. 
Die Parifer Ausgaben find, folgende: 









£ı 


/ 
23. Voyages hiſtoriques de l’Europe. 283 


v RB 1. Frankreich. 1692. 1700. :1701. - 
8. Spanien und: Portugal. 1692. 2694. 170. 
& X. 31 Stalien. 1693. 1695. 
X. 4. Öroßbrittanien. 1694.'1701. 
i 4. 5. Die Niederlande. 1695. 1701. 
T6. Teutſchland. 1696. 1701. 
wu 7. Rußland. 1698. * 
Z. 8. Polen, Litauen, Schweden, Dinemar und 
darmegen. 1700. 
m Ahle Theile find. an. einem, ungenanten Orte: aivant 
. Enpie imprimée à PFaris,: entweder in bemſelbigen 
ihre. ber erfien Ausgabe, oder in dem uächftfolgenden, 
Agebruckt worden. 
Die erſten fieben Theile find auch 1698 aachgedrudt 
nben: la Haye chez Etien. Foulque, manche Theile 
GABR: auch ofter; z. B. der dritte Theil anch 1705. 


6. "Anderer Nachbruck aller heile ift 1718 heraus⸗ 
4 Amfterdam chez Pierre de Coup. 


A 

„Ber Def, meldet, man babe fein Dart auch bols 
PAIR und englifch überfet. Don einer teutfchen Webers 
pns win ich nachher Nachricht ertheilen. | 


Manche Sehler in der Befchreibung von England hat 
em Gough in Britifh topegraphy I. p.45. angegeben. 
ach der Ausgabe von Paris 1701. ©. 96. follen die 
mfter der Cathedralkirche zu Canterbury ehemals von 
all gewefen ſeyn. 

Ich vermutbe, daß dieſe Sage bon den Aiteften gen 
m, weldye aus dem Gypsſpate, dem fo genanten uns 
en Marienglafe gemacht wurden, entftanden ift. Daß 
y biefer Gebrauch des Phengits der Alten in manchen 
adern ſehr lang erhalten hat, habe ich durch viele 

T 4 Zeugs 







284 ::"©. Utteratur der Meiten: 2.: ‚os  - 


Zeugniffe bewiefen in Veyträgen zur Geſchichte der 
Erfindungen. 3. ©. 292. "um in Vorbereitung . 
zur Waarenkunde. 2. S. 2461 Jetzt Lan; ich dazu _ 
noch beyfügen bie. feneſtrae ex alabaftrite in Montfau⸗ 
eons Diario ital. p. 144, und die, deren Hardouin iu 
Plinius 36. ſect. 46. erwähnt bat. Daß man ſolchen Fiss 
ren Spat ehemals für Bergeryſtal angeſehn ober auege 
geben bat, iſt gar nicht unglaublich. . 


Nach ©. 100. fol im Sahre 1187 nahe bey De 
ein Triton ober Meermenfch gefangen feyn, weldyer; nach⸗ 
dem er 6 Monate auf dem’-Schloffe gehalten: Are 
ins Meer zuruͤck geflüchtet fen. Noch im’ - Fähre EL 
foll fo ein Untbier in der Provinz Cleveland: :Gefdug 1 
und niit rohen Fiſchen gefüttert feyn. Su Cornwall fol : 
Ien die Fremden von Läufen angegriffen werben; : nicht 
Die reinlichen Einwohner. Nach S.109. follen die:Ryker 
angel und ‚die Löcher her ſteinernen Pfeiler. des Htone⸗ 
henge Werke des Auctors der. Natur feyn,. ©. FIE mob 
von einem Felſen zu Tenterden in Kent erzählt, was 
man ihm abſchluͤge wuͤchſe gleich wieder ji. j @eogras 
phifhe Fehler und ganz unrichtig gefchriebene "Mäinen 
der Städte und Ströhme find in den Beſchreibungen' und 
Karten von Ländern, die e nicht zu Frankreich gehoͤren, 
unzaͤhlbar. . 


Die teutſche ueberſetzung bat folgenden Zitel: Dr 
„rieuſe und Hiftorifche Reifen durch Europa, barinnen ds 
„ter dieſes Welts Theil bewohnenden Voͤlter uUrſprung, 
„Religion, Sitten und Gebräuche, nchft der Megimentös 
„Urt und ihrer Stärke ober -Kriegess Macht begriffen; 
„fonderlid) aber was ganz Frankreich, Spanien, Portu⸗ 
„gall, Italien, Engeland, Schott⸗ und Irland, Holland 
„und Die vereinigten Provinzen, wie auch das Romiſch⸗ 

„zent 


€ 


a3. VoyagesLiftoriquer .de:t’Europe. as⸗ 


euifche Reich‘ nierfmärbiged In ſich haͤlt: aus. ber frans 

Mifchen. Sprache in unfere Sochteutfche Äberfeet, and 
zit einigen Anmerkungen, auch volftändigen: Regifleen 
efchen von ı Talandern.” Leipzig 2699. 1056 Seiten 
5 . 


u eb enritufen und — Reiſen burch Europa 
Inder Haupt⸗Theil ... 1699.” 968 Seiten in 8 ohbe 
areden und Regiſter. 


„Des: wahren Namen des uürberſelers findet mon 0 
Be Worrede ‚bes. erften Theils: Auguft Bohfe, Jena 
Big. Septerub. 1697. Die · Worrede bes andern Theils 
x Srfert.den 25. April. 1699. unterſchrieben. E6. ſeu 
dein⸗ Yusgabe von 1727. vorhanden fegn... .. ° 


. Disfer Bohſe war zu: Halle benz: Aprif. 166r pr 
— — Vater Beyſitzer des Schoͤppenſtuhls war. 
e-@ußirte 1679. zu Leipzig; hernach: zu Jena, me tr 
an den Prof. Peter Muͤller eine Piffetation de 8* 
—— vertheidigte. 


Pr iJahre 1685 gab er-in' Hamburg, ven in 
weibl nachmals in Halle, nach feines Waters Tobe 
N Wipzig, dann auch in Erfart und Jena Unterricht -in 
ne Mechtögelarheit und der teutfchen Beredſamkeit. 
In. Iena warb er Doctor der Rechte. Er warb als Pros 
iiſer der Rechte auf die Nitteralademie zu Liegnit ges 
an wo er, ich weis wicht wann? geflorben iſt (1). 

Unter 










Ru) Machrichten son feinem Leben und feiner. Schriften fin» 
det man in Dreybaupts Beſchreibung bes Saaltreifes.’ IL, 
G. 593. und darand in Dunkels Nachrichten von Gelehrten. 
I. G. 400 and in Adelunge Sortfepung des Gel. Lexicons. 
&5 


286 Utteratur der Reiſen. 2. 


. Unter bem. Namen Talander hat er viele Sd 
:heucen.:laffen, . unter denen ſein Briefflellee und bi 
Aeitung zur teutfchen Oratorie am meilten befant | 
„ben fine. Er bat. auch Romane gemacht, von. 

manche, wenigflend dem Ehriftian Thomafius, 3 
liebt und frey geichienen haben, deswegen ihn. hie 
‘feinen monatligen Unferredungen ſcharf 
delt Hat.’ 


Unter dem Titel: Des franzoſiſchen Heli 
"Monats Fruͤchte hat er mancherley Weberfek 
"aus dem Franzbftſchen, und darin auch bie: Ritf 
"Le mMaire geliefert. Davon find bie erſten S 
‚16g6 gedrückt worden, ‘wie mon aus Tenzele: it 
en Unterredungen 1606. ©: 220. weiß, fie ſollin 
708 und 1704 . wieder. aufgelegt fen. .. „= 
... BDie:Ueberfegung der ‚Voyages .hiftariques.. begreif 
“ficben Theile der Urfchrift, denn der achte oder Tee 
noch: nicht ausgegeben werden, ale Zalandıre ° am 
Band gedruct warb. ni 


Damit aber diefem Polen nicht fehlen möchte; I 
Petzte er des Zautevilie relation hifiorique de Polo; 
welche -zuerft zu Paris 1687. 12. gedruckt int, und 
den Raum von ©. 122 bis 411. fuͤllet. | 

Alsbann folgt die Weberfegung von Guide des v 

‚geurs; beren oben ſchon gedacht ift, und zwar aus ı 
heilen beyfammen. &.576. folgt der Anhang zur 
ſchreibung von England , welcher die Merkwärbigfi 
ber Stadt London begreift, und aus dem Nacybı 
vom Jahre 1698 genommen ifl. So bat denn B 
bie fieben Theile ber Voyages hiftor. volftändig über! 
Hin. anb wieber bat er in Anmerkungen bie franzöf 
Nuhmredigkeit und wenige andere Fehler verbeffert. 


23. Voyages hiftoriques. de l’Europe. 987 


Um dar andern Band dem erſten in Bogenzahl gleich 
machen, find noch folgende Stuͤcke, vielleicht die bes 
n Der ganzen Samlung, bengedrudt. S. 626. Uebers 
mung der Aeclation des voyages et ddcouvertes, que 
r Espagnols ont fait dans les Indes occidentales, 
ar B. de las Cafas; avec la relation des voyages de 
*“: Moistauben ea. Guinde, Dan F Stud. Mn 272 
65. — on ed 

633. folge die ſchon oben ©. 274. von mir ange⸗ 
Igte Ruſſiſche Geſandſchaft nach China. S. 914. hiſto⸗ 
her Bericht von den Coſacken und ihren Kriegen, aus 
ke’ grfien Behde’ der Relation dei’ voyages des Theve⸗ 
t.Aebrigens hat Talanders Samlung Feine Karten, 
ch, außer dem abgeſchmackten Titelkupfer, andert Ku⸗ 


erſtiche. — 
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art edler un. LE 
Kar.“ 2 
s. . ; J 
J 
— — — 
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is ‘ , . 
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hi- ’ r\ 
pP. I r 


4 


a82 VRiterätur dee Deifen. 2. 


J 24. oo... ir, Er „hi 
« Itinerarium. Cambriae.s feu leborioſae Balduini Cab] 
tuar. Archiepiscopi per Walliam legationis,. ac), 
rata. delcriptie , auctore Sil. Giraido Cambrenſa 
Cum annotationibus Dapidis Poyeli. facrae. & | 
tgiae profefforis, . Londini apud ‚Edınundum - Bojl ifo 
$ »,tam,. impenfs Hegrigi Denhami et ‚Redulphi Nu 
BR; PER 41.170 284 Briten in 8. one Vorrede und’ 
iſter. un. tern tl £ 








; y \ 
S), Verfaſſer hat eigentlich Girald Barry geheifen ' 
wenn man nämlich ſchon im zwölften Sahrhunderte Kir ' 
milien s Namen annehmen will. Denn fein Vater, dis 
vornehmer Mann, bat fich, mie er felbit fagt, Wilhelm 
de Barri genant, und er felbit ift auch in Biographia ; 
Britan. unter dem Namen Barry aufgeführt worden. .; 


Gebohren ift er 1146, wie zuerfi Wharton (1), aus i 
einer Stelle feines Buchs de principis inſtructione, ei — 
wieſen hat, und zwar in Pembrokeſhire, einer Landfchaft 
des füdlichen Fuͤrſtenthums Wales. Diefes Land Hief 
ehemald Cambria, welcher Name von demjenigen, welche 
die Cingebohrnen noch jetzt ihrem Lande geben, naͤm 
Eumrey, abgeleitet wird, wie denn auch noch jett DH 
Einwohner ſich Cumry, Kymern, welches fo viel ed ° 

Bap . 


(3) In Anglia facra. London 1691. fol, vol, 2. preis 
3 pag, XX. 







24. Giraldi itinerär;: Cambriae. 289 


wabeniehinie bedeuten fol, nennen. Eben beöwegen 
vd Girald gemeiniglicd) Cambrenfis genant. Aus Miss 
Wand iſt er auch wohl Girald von Cambridge genant 
erden. 


“ Ser Siföchter folte er nicht heißen; denn dieß war 
w ein Beynamen, welchen ihm feine Neider oder Feinde 
den, um Ihm dadurch entweder feine Abkunft ans eis 
kt noch. uneultivirten Lande, oder feine Anhaͤnglichkeit 
die Prophezeyungen des Silveflris Merlini, von dem 
a im Gelchrten Lericon Nechricht finden Ian, 
Muwerfen. 

Glrald, welcher mehr als einmal nach Paris gegans 
s war, um feine Kentniffe in ber Theologie und ans 
me WBiffenfchaften zu mehren, war gewiß einer ber ges 
eteften und kluͤgſten Männer, welche im zwölften Jahr⸗ 
iderte in England lebten; deswegen er nicht allein 
nike geiftliche Bedienungen erhalten und ‚einige audges 
‚bat, fondern auch in öffentlichen Angelegenheiten 
iſt (2): 

-& Bat viele Bücher gefchrieben, welche noch nicht 
fe gedruckt finde Sie enthalten Beweiſe feiner Ver⸗ 
aulichfeit mit den Tateinifchen Dichtern, und feiner Kente 
5 Ber Sefchichte und der Alterthämer. 


‚„.Mber den Uberglauben an Wunder, Geipenfter, Träue 

e mb WVorbedeutungen hatte er mit feinen Zeitgenoffen 
muein. Durch Erhebung ober Erzählung feiner eigenen 
Imbienfie, und noch mehr durch die freye Schilderung 
be 








a) Er Hat ſelbſt ein Buch gefchtieben: De zebus a fe geflis, 
welhes Wharton 2. S. 466. geliefert Hat. Gonft finder 
man die ansführlichfte Nahriht von ihm in Biographia 
Rıisannien, wiewohl fie etwas sehdifie abgefaſſet iſt. 


290 lUitteratur der Reiſen 2... ; 


der Irlaͤnder (3), machte er ſich zahlreiche Beinde, 
Ge feinem Ruhme gefchadet. haben. - - - | 

- Das Fahr, mann er geftorben tft, weiß: mau 
genau, aber Powel fagt, er fen über 70 SJahre:a 
worden, auch weis man, daß ex nad). nach 122 
lebt hat. 


Als im Jahre 1188 Balduin, der Erzbiſche 
Canterbury, Wales durchzog, um die Einwohner zu 
oberung des heiligen Grabes aufzuwiegeln, welcher 
zug jedoch wegen des franzoͤſiſchen Krieges unter 
begleitete ihn Girald, als Kenner der Sprache um 
Landes ,„ und dieſe Reife it die, welche er bei 
ben hat. 


Uber. ungeachtet nicht geleugnet werden fan, R 
manches zur Gefchichte des Landes enthält, und un 
tet Girald das Verdienſt hat, den Englaͤndern 
nach welchem fie ſchon lange,.fo wie jeßt. mächtigert, 
baren vach ſchwaͤcherer Länder, gierten, befant ge 
zu haben, fo muß man doc) beflagen, daß: ber. 8 
Xheil aus ganz ungenießbaren abergläubigen Erzähle 
welche er auf der Reife gefammelt hat, beſteht. 


Girald fagt in der MVorreber Loca invie per 
tranfivimus, et tam fontium quam torreutum flumin 
minatim exprefla, verba faceta, viaeque labores et- 

| nn 


3) Seine Topographia Hiberniae, five de mirabilibns 
berniae, ftebt in Anglica, Hibernica ., [eriptas ex bi 
* theca Camdeni. Francof. 1602. fol. p. 692. Was ı 
diefer und in andern Edriften zur Unehre ber Irl⸗ 
geſchrieben hat, ift von John Ay, unter dem N 
*.“" Gratianus Lucius, in einem 1662 gedrudten $oliaı 
. : gilt dem Titel: Combrenſis everfus, widerlegt wei 
Wen fee Bricih sopography. Il, Peg: 753-755 


24. Giraldi itinerar. Cambriae. 298 


wios 3 ...motabiles quoque tamı moderni temporis 
wm antiqui -partium illarum .cventus,- patriae, naturam, 
Kuraeque mirandos interdum .excurfus, patriae quoque 
Kziptionem, hoc opusculo, quafi fpgculo quodam di- 
sido, pofteritati praefentavi. In einem Briefe .. welcher 
v Wharton 2. S. 441. ſteht, nennet er ſelbſt fein iti 
rarium laboriofum per hifpida et inaequalia ‚ Walliae 
2 


Ewas weicholtiger if feine Schrift: Cambrise de. 
Iptio, welche man als eine Sortfegung feiner Reife aus 
# San, ‚von welcher ich ‚deswegen hernach ‚auch eine 
chricht deyfuͤgen will. | 


Erſt im Jahre 1585 iſt das ‚leinerarium zum erſten 
N gebruckt worden, in: einer. von. David Bowet vers; 
Bsiteten Samlung. 
ADieſer, ein guter Geſchichtforſcher, unb gelehrter 
icader Welſchen Sprache, war in Denbighſhire im 
mihanles gebohren, findirte 1566 zu Oxford, und ſtarb 
4. Niar zu Ruobon oder Rhiw' Abon in Denbighſhire, 
elcher Ort auf Ritchins Karte: South Britain. Huo- 
w, And auf. Ad. Stielers Karte von England 1804 
hiwabon genant ift (4). 


-Diefer Powel gab 1585 heraus: Pontici Firunnil 
gunicae hiftoriae libri ſex, magna et fide et diligen- 
a eonferipti. Ad Britannici codicis fidem corredi, et 
b infinitis mendis liberati; .. per Davidem Pouelum 
—E profeſſorem. Londini. in 8. Dieſe 6 Bücher 

bis ©. 45. alsdann folgt Giralds Itinerarium mit 

| Ion oben angezeigten befondern Titel von S. 45 
Ä bis 
Be DE nen 
oe Nachrichten von ihm Pe ‚aan in Biogreph. 
5. Biitsnnica, 


292 Littekatur der Neiſen. 2. 


bis 336. Dahinter folgen nach ©. 231. wiedern 
‚ehren‘ Befondern "Titel $ "Cambriae defcriptio; autor 
'Ginaldd Cambrenfe; 'cum amotationibus. 'Dav. ] 
S. theol. prof. Lotid. "1585. Bis ©. 278.5 darauf. 
epin de: Britannica hifteria zedte intelligenda; ı 
och ein Regiiter. 


"Siralde itinerarium iſti in zwey Bäder geiheil 
erſte hat 13, das andere 14 Kapitel. Bale (Jo: 
lacus), Bat‘ in Catalog fe Criptofum Britanniae. C 
ar. 59: geirret, weil er daraus zwey 'befondere 9 
fhreibungen gemacht Hat, deren einer er den Titel 
rar. Cambriae, der andern Itincrar. Balduini gegebt 
Er muß das Buch felbft ‚nicht gekant haben, "x 
nod) hinzuſetzt, es enthalte drey oder ‚vier ade 
es doch wur zwey hat. EN 


n': Stuck hat Giralds Reife Nr. 573. anzeigen 
aber er’ hat den Gilvefter ‚mit Cil. Beorg: d 
NE: 1943; verwechfelt, "deifen Buch de navigin gaı 
zu dei 'eifen gehört, fondern zu den Büchern übe 
ai und lateinifeye Alterthuͤmer. Es ſteht in 
Leyden 1696. Fol. zuſcunmen gedruckten R 
©. 601. ne 


Motvel hat jedem Kapitel am Ende einige Anm 
gen beygefuͤgt, welche von dem im Buche genanten 
fonen und Oertern Nachrichten geben. 


Er bat. drey Handſchriften verglichen und de 
das Buch ergaͤnzet. Denn weil Girald oft ſehr fr 
thig den Geis und andere Laſter der Möndye offe 
bat, fo hat jeder Orden in feiner Abfchrift Dasjenigı 
gelaffen, was ihm nicht zur Ehre gereichte, dagege 
er mit abgefihrieden, was andese Orden beleidigen“ 


. nor 


24. Giraldi itinerar. Cambriae, 293 


5 fo bat ihre Schadenfreude ihre gemeinfchaftliche 
chande der Nachwelt aufbewahrt. 


ei ‚Sur. andern mal ift dieſe Meife mit Pomels fämte 
Anmerkungen gedruckt worden, in ber bereite ans 
örten Samlung , weiche gemeiniglich als Cambdeni 
riptores Britanniae angeführt werden, Seite 816 
1 879. 


Bud B. 2. 8. 3. ſieht man, daß noch im zwoͤlften 
hrhunderte Biber in Wales geweſen ſind, und dort 
v-ihre kuͤnſtlichen Wohnungen gebauet haben; jedoch 
aß nur noch an einem Etrohme, den der Derf. 

nennet (5), Cr führt es als etwas fonderbares 

or dieſe Thiere in Zeutfchland und in nördlichen 

* fuͤr Faſtenſpeiſen gegeſſen wuͤrden, welches alſo 

Wales nicht uͤblich geweſen ſeyn muß, Aber daß eine 

a dafelbft fehr theuer geweien iſt, bemweifen bie 

R, Wallicae pag. 261, weldye eine Biberhaut auf den 
k Werth einer Ochfenhaut geſchaͤtzt haben (6). 


yb wilde Schweine, welche jegt in England fehlen, 
Kim Damals in Wales noch nicht fehr felten gewefen 
Mm Denn in eriten Wbfchnitte dieſes Buches wird 

- erzählt 










(5) In. Anvio Teiui juxta Cilgaram. In Topograph. Hi» 
"bermiae cap. 2ı., mo dasfelbige gefagt ift, ſteht: in Tey- 

weni Aumine apud Kairdygan. uf den Karten finde 
n Ih: den Etrohm neben Gardigan Tpvp genant, auf Rit⸗ 
ndlns Karte Teive. 

5 Man vergleihe: Sprenaels Beidicte von Großbrittan⸗ 
wen in Algem Welthiſt. 47. S. 330, wo aber regio- 
"mes Artoae (Arctoae) unrichtig durch die Niederlande 

wi eier find, Auch hat Sprengel den Strohm Trivp 
genaunt. 

—* Litterat. d. Reiſ. 2. u 


294 Utteratur der Reifen. 2. 


erzihlt, daß eine wilde Eau, weldhe man zufällig & 
einer Hündinn hatte fäugen laſſen, daher einen fo fs 
ten Geruch erhalten hätte, daß fie, wie der befte ag 
hund, zum Spühren wider das Wild gebraucht werd 

konte. Uber der fcharfe Geruch ift diefem Thiere. eigı 
deswegen bie Jäger Mühe haben fie zu befchleichen. € 
fuchen fih den Saͤuen Nachts und wider den Wind | 
nahen. Aber fonderbar fcheint ed, daß dieſes dum 
Thier, deffen Junge nicht ein mal fpielen, der Mbrk 
tung zur Jagd fähig feyn fol. Nicht fo unerwartet | 
die Auffuchung der Trüffeln. 

Ebendafelbft Liefet man, es fey eine Hirſchth u 
einem Geweihe eines zwölfjährigen Hirſches durch * 
Pfeil erlegt worden, deſſen Kopf dem Koͤnige Helnri 1 
als eine merkwuͤrdige Misgeburt geſchickt fey. 


Bekantlich hat man außer den zahlreichen Zeuguifi 
griechifcher und lateinifcher Dichter und? Münzen, . 
neuere Zeugniffe von gehörnten Hirfchkühen, dergieich 
man antrift in Mifcel. ac. nat, cur. Dee. 1.2981 
1678 und 1679. pag.225. Auch ebendafelbft Dec, 2. a. 
1683. p. 247. Scaliger poetices lib.3. cap. 4 pag. 21 
Man vergleiche damıt die Anmerkung hinter Marbodi 
ber lapidum p.156. und Redi experimenta circa ı 
zuaturales. Amſtel. 1685. 12. pag. 117. 


Nah B.2. K. 11. wurden dem Erzbifchof von eit 
Graͤfinn Kaͤſe aus der Milch zahmer Hirſchkuͤhe vor 
fest. Daß Hirfche ſich zähmen laffen, ift bekant, u 
ihre Milch wird nicht fch!echter feyn, als die von R 
thierfüben. Auch erzählt Pbiloftratus in vita Apollcı 
‚ 2. 9. p 101: daß man in Sindien weiße Hirſche « 
Hausthiere gehalten, und ihre Milch befonders nahrhe 
geglaubt hat. 


> 


24. Giraldi itinerar. Cambriee, 295 


- Die beften IPferde fand Girald in dem Theile des 
mdes, welcher jest das füdlichite von Glamorganfhire 
k Sie waren, wie er berichtet, Abkoͤmlinge derjenigen 
Werde, weldye ehemals ein Graf aus Epanien dahin 
ette kommen laſſen (7). 


So hat überhaupt England, wie fchen Pennant 
s. feiner brittifchen Zoologie angezeigt hat, feine urs 
ywängliche Heine Pferderace von Zeit zu Zeit durch Spas 
iſche und Barbarifche und andere ausländifche Racen vers 
sffert. Die Pferde, welche mit den Trümmern der uns 
kerwindlichen Flotte an der Schottifchen Küfle gerettet 
orden, follen zur DVerbefferung der Stuterey zu Gallo« 
My gedient haben, und follen die Stamältern ber jest 
86 be⸗ 


M Pag. 222. In hac tertia Walliae portione quae Powilia 
y, Weitur, ſunt equitia peroptima, et equi emiſſarii lau- 
J utiſßmi, de Hispanienlium equorum generoſitate, quos 
"aim comes Slopesburine Robertus de Belefmo in fines 
Mos adduci curauerat, originaliter propagati. Vnde et 
qui hinc exeunt equi, cum nobili formae pictura ipsa 
protrahente natura, tam membrola [ua majeliate, quam 
. incomparabili velocitate valde commmemorabiles repe« 
ziuntur. — Powys findet fih auf der Karte: South \Va- 
los von PD. Scent und ©. Oalf, im füdlichften Theile 
son Slamorganfbire,, neben Gaerdiff, Llandaf und Cow⸗ 
Bridge,  welbe Derter hiching 4. ©. 751. genant bat. 
Auf den neuern Karten findet man den Namen nicht 
“. ehr. Comes Slopesburise hat Sprengel in Algem. 
- Beitbift. 47. ©. 380. durch Graf von Shaftsbury übers 
fest. Cr bat vicdeiht Shrewsbury fdreiben wollen; 
denn daß Slopesburia in fpätern Zeiten Salopia geheißen, 
und ehemals zu Powilia gehört bat, fagen Girald und 
Powel gleih im Anfange der Delfcriptionis Cambriae. 
" Salopia aber ift Shrewsbury, jetzt in Shropfhlre, 
U 2 


296: Litteratur der Reifen. 2. - 


berühmten englifchen Sjagdpferde gewefen feyn. S. Can 
bell’s political furvey of England Il. p.193. 

Die Defcriptio Cambriae befteht aus zwey Bücher 
das erfie het auch die Ueberichrift: De laudabilibus W 
liae, und ift von Povel dem Itinerar. beygedrudt,, aı 
mit bemfelben in Scriptoribus Angliae pag. 879. nadı 
druckt worden. Das andere Buch de illaudabilibus W. 
Nliae hat Povel nicht abdrucen laffen, wie es ſchein 
deswegen nicht, weil es ihm unangenehm gemwefen, | 
Schler feiner Landsleute befant zu madıen. Es ift ol 
von Mnarton in Anglia facra 2. pag. 447. nach Bay 
hung mehrer Handfchriften, geliefert worden. 


In diefem Buche finden die Geſchichtſchreiber 
Grenzen und Eintheilung von Wales im zwölften al 
hunderte, auch die Damals regierenden Fürften: 


Die Einwohner werden, wie faft alle Bewohner; 
birgiger Länder, als fehr kuͤhne und zu Gefahrg 
gehaͤrtete Menſchen beſchrieben. 


König Heinrich II. ſchilderte ſie dem Kayſer Eması 
von Sonftantinopel, welcher in Briefen und dard-G 
fandte, Nachrichten von Englifhen Merkwürbigkeit 
wuͤnſchte, als fait wilde Menfchen, weldye fi ni 
fcheneten, nadend mit bemafneten Leuten zu fechten, u 
welche ſich nicht bedächten, ihre Leben für ihr Vaterla 
aufzuopfern. | 

Cie liebten Mufit, waren im höchften Grabe ga 
frey und gefällig gegen Fremde. Männer und MBeib 
bemübeten ſich, ihre Zähne fehr weiß zu erhalten, be 
wegen fie nie’heiße Speiſen genoffen. Die Männer fd) 
sen den Bart, nur nicht an der Oberlippe (8). 

Chi 
(8) Lib, >. cap-10, Basbam viri praster gernoboda fol 
. za.iel 


24. Giraldi ‘itinerar, Cambriae. 29% 


Einige: Nachrichten Bon der Mallifchen Gprace, und 
Km vielen darin aus dem Griechiſchen und Lateinifchen 
WMammenden Wörtern ; von denen Povel ein Berzeich⸗ 
iß eingeſchaltet hat. 


F Es gab ‚unter ihnen viele Wahrſager, welche, wie 
afionige, faſt wie die Schamanen im Ödftlichen Rußland, 
ie.Zulunft zu erforſchen fuchten; fie hießen Awenyd- 
7 (9). | 

—5* ſagt von feinen Landsleuten: Felix gens et 
ırtumata , vtraque forte beata, fi praelatos haberent bo- 
Wet paftores, vuoque gauderent prineipe et illo bo- 
. — So einen Regenten, fegt Povel hinzu, bat uns 
€ Mörfehung nun verlichen; abe: fo.dhe Geiftlite fehlen, 
Esiſt zu bedauern, daß die Karte, weldye Girald 
m Wales verfertigt bat, verlohren ift, wiewohl Gough 
chirt hat, eine mit Rothſtift gemachte Abſchrift fände 

—XX der Handſchrift von - Topographia Cambriac in 
Refminfter. Girald felbft meldet, er habe auf derfelben 
ie Gebirge, Waldungen, Ströhme, feſten Pläße, die 
nuptlirchen und Klöfter angedeutet (10). Eine fo reichs 
baltige 


‚ radere folent. Du CTange-bat das Wort gernobada und 
verweifet anf den Artikel grani, wo er letzteres für den 

. Bart der Dberlippe oder den Stutzbart erkläret. Diefe 
Bedeutung hätte er mit Giralds Zeugniß bewähren Fon: 
nen; denn diefer fagt gleih nabher: Britannorum gens 
omni parte corporis abrala praeter caput et labrum 

luperius. 

(9) Sprengel hat unrichtig Awenyfchion geſchrieben. 

(10) Wharton’s Anglia facra 2. p.44ı. Exprellam Kam- 
briae totius mappam; cum montanis arduis et filvis 
horridis, aquis et fluviis et caltellis electis, cathedra- 

‚ libus etiam ecclefiis et monafteriis multis, maximeque 


3 Gifter- 


298 Litteratur der Reifen. 2. . 


” paltige Karte aus dem zwölften Jahrhunderte möchte 
ſchwerlich noch zu finden fenn, wenigſtens erfcheint das 
gegen diejenige fehr armfelig,, welche. Gough aus dem 
felbigen Zeitalter geliefert hat (11). 


Ciftercienfis ordinis, copiofa pariter et artikiciofa fumptuo- 
fitate confiructis, arcto folio, firictoque valdo locello et 
‘. Ipatio breviflimo, dillincte tamen et aperte declaravi: 


Ebendafelbft S. 445. Circiter id ipfum temporis, "quo 
Jiambriae defcriptionem flo perſtrinximus, mappam 
- einsdem exprellaın, quatenus et natale folum nom ta 
tum literis, verum etiam protractionibus quibusdam e 
quafi pitturis variis, nec incompetentibus aut 'indecen- 
tibus noflra foret ad unguem opera declaratum,,. brere 
in loculo aretoque folio leca quam plurima complecten- 
«es, eadem tamen dilucide ſatis er diftincte difponen- 
tes, non absque fiudiofo labore propalavimus., 


(11) Briti/k topography (by ‚Rich. Gough). 1780. £ I. 
P-74. Man vergleige any II. p. 48ı. Balaeus ger 3 
ar. 59. Ä * 


25 


- 25. Bartholini hodoeporicaum. 299 


— —— — — 


25. 


Odeporleon, id eſt, itinerarium reverendiflini in Chri- 
ſto patris et domini D. Mathei Sancti Angeli Car- 
‘ dinalis Gurcenfis, coadiutoris Saltzburgen. generalis- 
E 'güe imperii locumtenentis. Quaeque in conventu 
Maximiliani Caeſ. Aug. ferenifimorumque regum 
:.Wladislai, Sigismundi, ac Ludovici, memoratu 
digne gefta funt per Riccardum .Bartholinum pe- 
æufinum acdita. Cum gratia et privilegio. - 
»'. Mm Ende fieht: Hieronymus Victor hoc opus 
imipreflit Viennae , impenfis Joannis Wideman Au- 
z.gaflen. quod impreflioni XIIIE. Kalend, Septemb. da- 
; Me eft, abfolutum vero Idibus Septemb, anno dom. 
3815. 134 Seiten in 4 


ı! 





dur Reiſebeſchreibung einzeln nur ein mal gebrnett 
We, und dieſe Ausgabe ift felten, deswegen fie auch 
m Böge zu den Merkwürdigkeiten der Bibliothek zu 
resben gerechnet ift. Auch ich babe fie nicht vor mir, 
adern gebe den Titel fo,. wie ihn Goͤtze angeführt hat. 

Inzwiſchen belümmert man fi um biefe Seltenheit 
iger , feitdem Freher und Struve das Buch im ans 
m Bande der Rerum Germänicar. fcriptores volftändig 
ben abdrucken lafien. 

De Ralfer Maximilian I. wuͤnſchte den Anſpruch 


oſterreichſchen Hauſes anf die Ungarſche Krone, und 
U4 die 


300 Litteratur der Reifen. 2 


die Hofnung zur Böhmenfchen durch eine doppelte Hen⸗ 
rath zu ſichern. Uladiſlaus I. König von Ungarn und 
Böhmen hatte eine Tobter, Anna und einen Sohn Auds 
wig. Letzterer, weldyer der Erbe beyder Kronen war, 
folte des Kayſers Enkelinn Maria; und jene folte einem ' 
Enkel, und zwar, wie. ed nachher beitimt ward, den 
zweyten Enkel Serdinand beurathen. Beyde waren Sin 
der des damald fchon verftorbenen Philips, Königs von 
Caſtilien und der ſpaniſchen Erbinn Johanna, ber Rode | 
ter des Ferdinands Latbolicus; alfo beybe Gene 
fter von Carl V. 


Des Koͤnigs Uladiflaus Bruder war Sigiemuns, 
König von Polen, auf deffen Rath jener fehr vick“ hiell. 
Um alfo jene Abficht zu erreichen, mußte Muximilian 
auch den König von Polen gu gewinnen ſuchen, mit bem. ' 
er aber-jeit einigen Fahren in Misvergnuͤgen iebte. 

Nach vielen Unterhandlungen warb endlich Haleht, 
daß beyde Könige mit dem Kayfer im Jahre ryi5 m 
Presburg zufamnıen kommen folten. Jene kamen anuch 
mit einem großen Gefolge dahin, aber der Kapfer kam 
nicht, unter dem Vorwande vieler Gefchäfte; ſonderg « 
ſchickte nur, den Cardinal -von Gurk mit einer anfehrl 
en Begleitung dahin, welcher auch fo gluͤcklich war, 
erft die Verſoͤhnung mit dem Könige Sigismund und 
dann die Doppelte Heurath einzuleiten. en” 

Nach langen Sandern kam der Kayſer von::Asge⸗ 
burg, wo er ‚mit dem Neiche und dem Schwaͤbiſchen 
Bunde, wegen einer ſtatlichen Begleitung zu. Den..benst 
Rehenden Feyerligpkeiten, unterhandelt hatte, mad) Wim 
und ließ darauf beyde Könige dahin einladen. Die Zu 
fammentunft geſchah auch im Zulius 1515 und bald darauf 
auch die doppelte Vermaͤhlung. | | 

dver 


a 5. Bartholini hodoeporicum, 301 


. Der Cardinal von Gurk, : welcher bey dieſen Ges 
Siften .der kavſerliche Gefandte war , hies eigentlich 
natthaͤus Lange, war der Sohn eines Augsburgis 
hen Patriciers aus dem alten Mellenburgfchen Gefchlechte ; 
a gelehrter, kluger, erfaßener und algemein beliebtet 
Bun, welcher 1540 im 72ften "Jahre feines Alters ges 
wen iſt. Sein Hofcapellan war Niccard Bartho⸗ 
nu®. . r 


Dieſer war aus Perugia im Kirchenſtaate; einer der 
Jeßrteften Inteinifchen Dichter- des fechözehnten Jahr⸗ 
mbdertS, den der Kayſer Maximilian I. ſelbſt als Dich⸗ 
F gekroͤnet und zum Pfalzgrafen ernant bat. ... ., 


E war Canonicus an ber. Domlirche ſeiner Waters 
—F aber nirgend finde ich angezeigt, in. weichem Yahız 
‚bohren ‚und. in welchem er. geftorben ift (1). 


"peich er iſt vom Kayſer oft in Staatsgeſchäften zwi⸗ 
Hafen Kayſer und dem’ Könige von Frankreich, der 
RB Venedig und dem Pabſte gebraucht "worden, 
ad chen dadurch, fo wie durch feine Schriften, welche 
sm Theil in lateinifchen Verſen abgefaßt ſi ad, iſt ſein 
Inbenten erhalten worden. | 


32* 


Zu dieſen gehört Die, Befchreibung der Reiſe des 
—* zu ben beyden keigen- und der dabey vorge⸗ 
, falls 












'® Auch in des Auguftini Oldoini athenacum augußum, 

in quo Perufinorum feripta ezponuntur. Perufiae' 1678. 
4 pag. 294. finder man wenig mehr, "als bie Titel feiner 
ESchriften, wo, wie fhon Böge angemerkt bat, unrichtig 
ueſagt iſt, er habe carmino etruſco geſchrieben, ſtat car- 


mine latino. | 
s.4ß 


| Us 


> 


30% Litteratur ber Reifen. 2. 
fallenen Feyerlichkeiten, bey welchen allen er gegenwärtig 
gewefen war. 


Daß diefe im fechözehnten Jahrhunderte begierig ge 
Iefen worden, das ift nicht zu verwundern. Denn fichen 


lich gehörten jene Heurathen zu den wichtigften Vorfaͤllen 


jener Zeit, nicht nur für das oͤſterreichſche Haus, fow : 


dern auch für ganz Xeutfchland. Man war alfo begierig, : 
alle babey vorgefommenen Umftände zu kennen, wei 
man- jet faſt noch volftändiger in Suggers Spiegel da 
Ehren des Erzhaufes Defterreih. Nürnberg 1668. Sol : 


i 


©. 1318. ımd in den von Pfeffinger zum vitriarin⸗ 


©, 720. angeführten Büchern, leſen kan. 
Bartholinus hat feine Beſchreibung in drey Den 


getheilt (2). Im erften erzählt er, "wie der Carl. 


von Augsburg , wo der Kayſer damals war, 


X 
.ı. 


Bayern nach Wien gereiſet iſt. Jener wand in Ingelſtabt 


Son der Univerfirät und von zwey bafelbft ſtudirenden 
Drandenburgfchen Prinzen bewillomt. Auf der Donau 
on fahrt 


(2) Böge fagt, Struve habe vorgegeben (naͤmlich &591.), 
Bartholinus habe fein Odeporicon, in zwey Buͤchet ab⸗ 
getheilt, da doch drey Buͤcher da wären. Das dritte finge 

..mit der Rebe an, welche ber Verf. in der kayſerlich⸗koͤnigll⸗ 

“ den Verfamlung gehalten babe. Ich muß alfo glauben, 
Daß ſich diefe Eintheilung in der erften Ausgabe finde; 

‚in der. Sreherfhen, welche Etruve vor. fih gehabt Hal, 


noch folgt, zum andern Bude. In Joh. Cuspiniani die 
i rium de congrejfu Maximiliani et trium regum (bep 
Gtiruve ©. 607.) wird auch ausdrüdlic auf 3 Buͤcher bed 
“ " "Odoepor. verwiefen. Alſo hat man die Neberfchrift dei 
dritten Buchs bey dem Nahdende in Frehers, alfe auch 
in Struvens, Samlnug weggelaffen. 


iſt fie, nicht; in diefer gehört jene Rede, mit allem mei 


a5. .Bartholini hodoeporieum. . ‚903 
Get. vertrieb fich die zahlreiche Geſelſchaft bie ; fange 
deile mit Karten· und MWärfelfpiel, 


Ein Tehr. feftgläubiger Catholik fcheint der Hoſcabel⸗ 
m wicht geweſen zu ſeyn. Ce ſpoͤttelte über bie Wunder 
eb; Heiligen. Wolfgangs , beffen Körper in Regensburg 
uſdewahrt wird. Haec retuli, fagt er, vt cognoscas, 
uantp. in Gdei errore caliget humanum genus.- Als ar 
1. einer Kirche des heil. Leonhard .eine Drenge Ketten 
ub Schellen antraf, fragte er, der doch wiffen mußte, 
),biefer- Heiliger dafür bekant fey, Gefangene zu. era 
‚und daß die erlöfeten ihm. zum Danke ihre Ketten 
wibeten:. ob da ein Irrenhaus ſey, wo man Raſende 
vſhueßen möffe? en 
PR} junge Mädchen. den Cardinal empfingen; 1 lieban⸗ 
der Verfaſſer mit ihnen, wohl nicht ald Capellan, 
ubern als Dichter. Ich will einige Zeilen abſchreiben, 


aber, daß mir ein Paar Worte nicht ganz vers 
8, find (3). Br | 
* Auch 


617. Nunciatum eh, Gurcenfem vifam chorere 
‚turgm. Accurtimus , tempellivique pene aulam in- 
—E— ſumus, in qua nobiliflimae quaeque nuptae, int 
‚merptaeque puellae tonveneraut. Ego locum ad con- 
fpieillum nactus, quantum per emifhtios oculos licebat; 
gganes : demolibiles . videbantur , ſed vna mihi prao 
EkEaoteris, nam et habıtus adiuuabat, formolior xideba- 
tor. Erat enim brevifima coma, quae vix medium 
collum flagellabat compta in modum capilli torque- 
‚.bantur, Super iis corolla odoratiflimis herbis contexta 

— Toleritndinem augebar. . Vultug modo puellae, modo 
Ganymedis, aut alieuius non proletarii pocillatoris re» 
praefentabatur. Quam ego cum mulstum oculorum 

v Rictatigne lacefhviffem , abi domum: et mibi, quia 

iam vox in Merim deficit, eı Veneri, quae non mul- 

tum mihi propitia efl, iratus [um, | 





304 Ueteratur der Reifen. 2. 


Auch zu Linz, woher noch jetzt die Wiener ih, 
Etubenmädhen kommen laffen , gefiel ihr "das ut} 
zimmer fo fehr, daß er ſchwoͤren wolte, er habe u jr 
ſchoͤneres und gepußteres geſehn. Me 2 w 

Nachdem der Eardinal in Wien große Ehrenbeitie], 
‚gungen und Fefte genofjen hatte, ging er nach Peufiilt 
zum Landtage, um da mit den Etänden abzureden, Wehr 
‚fie bey den bevorſtehenden Feyerlichteiten etſchelan | 
folten. 

E Von ber Zufammenkunft der Könige zu en 
und ihren praͤchtigen Begleitungen liefet -man hier 
Beſchreibung, welcher auch kleine Nachrichten von bi 
damals noch wenig befanten Voͤlkerſchaften einzen 
ſind. Mad) eine Erzähfuna von dem Vauernkriege 2 i 
Ungarn, von den Graufamkäiten der Bauern un" 686 h 
ihren grauſamen Befttafungen. ALLER! 


Zu Predburg branten damals einige Era u, 
und. ben diefer Gelegenheit fpottet der Verf. daß .man ', 
die Haͤuſer mit Schindeln deckte, und Nactwäcter be r 
ſtellete, welche auf Feuer achfen und die Stunden Abru⸗ x 
fen müßten, aber oft befoffen wären; dafür ſolte mon, ® 
meinte er, bie Käufer durch Steindächer wider Sun u 
fihern. . . . a 
Das Ende bed erften Buchs beſieht ans —*—* u 
Vorfiin, deren Ueberfchriften ich anzeigen will (4). " Don 

den 










(4) Pag. 650. Joh. Danlisei fylva de’ profection Sigie r 
“ mundi poſt victoriam contra Molchos in’ Hungarism. 3 
Pag. 635. Joh. Dantisci carmen' ad Richardum Bar * 
ctholinum de victoria Sigismundi contra Mofchos. 
Pag. 639. Gafparis Prfini Velii Silefitani ad Joh \ 
“ Thurzum, Vratislavienlem'episcopum, de conventu Pr» 
fonieni compendiaria bpiftola. 


25. .Bartholini hodoeporicum. 305 


stern, welche alle im Gefolge waren, findet man 
‚beten Lericon Nachricht. Ich will noch mehr 
) will auch die Beichreibung der Prinzefiinn Unna 
en; vielleicht Tiefet fie mandher mit Vergnügen, 
6. Tan fie ein Beyſpiel der Schreibart bes Ver⸗ 
eyn (5). 


denke, es werde nicht ganz uͤberfluͤſſig ſeyn, zum 
niß dieſer Zeilen folgendes in Erinnerung zu brin⸗ 
ie ſchoͤne Prinzeffinn Anna warb von ihrem Das 
Dnde dem Kayſer ſelbſt zur Gemahlinn vorges 


ſchla⸗ 


64%. Reginae Annae tanta mihi pulcritudo vila 
ve neque Palladem, neque Venerem Gmilem huie 
Iudicarim, multo iis formohor ef, quae habitu 
imnata Teutoxico, fupra quam dici pollit elegans 
atur. Aureum caput corollae tres, faberrimo or- 
dispofitae, circumvalläbant, vberes olli crines, a 
ce dependuli, fenfimque finuato patzgio refidentes, 
per ad finem conglobati, leni quändoque aura, 
karneam etiam collum per intervalla prol[picere- 
‚ movebantur. Oculi in alborem proclives, fed 
decori , vt cum eos vel aperit, vel connivet, du- 
. fit, vtrum divina an humana cenfeatur,. Duo 
wto Gidera, duos foles (adeo [pectantium animas 
ringunt,) minus fulgere crediderim. Incellus gra- 
ınimofusque, et laetabundus. Os non verba, cum 
itur, [ed ambroliam ac nectar, aut fi quid dulcius 
profert. Quodque optatius, iam nubilis efl, iam 
us flos legendus; qui et fi nimis recens videtur, 
m cum rorem matutinum hauferit, pandiculabitur. 
o, atque adolefce. Hanc igitur Caelar (ve dixi) 
ine in vxorem accipere, an alteri nepotum dare, 
integrum reliquit. Sed ego per Deos iurarem im- 
tales, G hanc viderit, nusquam de nepotibus fies 
30, fihi voler, 


:306- Literatur ber Reiſen. 2. 


fehlagen; ‘aber er fagte: nein, wer einem bejahrten Dis 
(er war Witwer, 56 Jahre alt) angenehm von der BE. 
helfen will, der gebe ihm eine junge Frau. Ich wi 
auch nicht, fegte er hinzu, die Prinzeffinn zur jungiu 
Witwe machen, welche wegen ihres Standes nicht zu 
andern mal heurathen Fünte. Inzwiſchen war man def 
fo vorfichtig, die Unterhandlungen fo einzurichten, baf 
es dem Kapfer frey blieb, die Anne. felbft zu Beh 
oder fie einem Enkel zu geben (6). 2 


Er Tieß fie fi) antrauen, jedoch mit der Erftänuif 
vor Notarien und Zeugen: “wie wohl wir jeßund &.& 
„das Wort gegeben, daß Ihr unfere Gemahlinn fep 
„ſollet, fo iſt doch ſolches gefchehn, im Namen hufels 
„beyden Enteln, und in Meynung, E. L. an eimen’ ugs 
„denfelben zu vermählen,” Co liefet man bey Gupge 
©. 1330; aber Bartholinus meldet, der Kanfer habe bi 
zugefeßt : daß wenn Anna an keinen Enkel vermählt 
würde, fo wuͤrde fie jeine Gemahlinn feyn (7). Als er 
nad) der ältefte Enkel, Carl, Erbe der Spanifchen Krom, 
andere Ausfichten erhielt, ward Anna die Gemablian 
des Ferdinands. Das Beylager ward aber erſt 1521 zu 
Linz gehalten. 


Das zweyte Buch befchreibt die Nückreife des Car 
dinals zum Kayſer über Salzburg, wo der Verf. ante 
bes 


(6) Pag. 643. Reginae Annae partes ita tractatse funk 
vt de ea integrum Caelfari foret, vtrum Carolo, Far 
dinandove, an fibi Anna nuberet. " 


(7) Pag. 657. Quamyuam ego te vxorem meam 1 fore dis, 
ſequeſtraquo fide tu mihi iuncta es, tamen vt vel Cr 
zrolo, vel Ferdinando nepotibus nubas, [ententia eh: &k 
vero neutri, tu mea vxor es, Quam ob zem cum « - 
Te, Anna, zegiuam nuncupo ac ſaluto. 


25. Bartholini hodoeporicum. 307 


en Merkwuͤrdigkeiten des Schloſſes Hundert weiße Pfauen, 
hae alle Flecken bewundert. Uber der Dichter mag 
och wohl nicht ganz genau beobachtet haben; wenigſtens 
abe. ich Immer noch einige Spuhren ber Augen auf den 
ichwanzfedern weißer Pfauen bemerkt. 


Weiße Pfauen fingen erft damals an in Europa eins 
imiſch zu werden. Sie follen, wie Bisb. Kongolius 
eldet, zuerft in Norwegen entflanden, und von daher 
rbreitet worden ſeyn; wie denn auch eine folche Ausar⸗ 
ug in mörblichen Ländern, wo überhaupt anomalifch 
Hße Thiere dfter vorlommen, am wahrfcheinlichften iff. 
1zwifiben will man doch auch in Italien bemerkt haben, 
S.au& Eyern der Urart weiße Pfauen entftanden find (8), 
ıd Widrovand. hat einen folchen, welcher in Bologna 
ng geworden, abgebildet. 


Die Ruͤckreiſe nach Wien gefchah auf der Donau; 
4 Schiff war mit einer Waare beladen, welche fich ger. 
aiqt zu der Geſelſchaft ſchickte (9). 


Mey des Kayſers Ankunft in der Reſidenz brachten 
zeſandte den hier abgedruckten Brief der Könige zu 
resburg, worin der Kayfer dahin eingeladen ward, auf 
eſſen Bitte aber bie Könige nach Wien kamen, 


Als die Ungarn bey der großen Eriegerifchen -Begleis 
ng des Kayſers, mit welcher er den Künigen entgegen 
ging, 


(9) Agri Romani hifioria naturalis a Phil. Al. Gilii con- 
einnata. Romae 1781. & 1. 


(9) Pag. 647. Cum veniae praefatione hoc recenfendum 
et. Siquidem tanta diobolarium fcortorum vis intra 
naves, quae ad fornicalem quaefitum Viennam proßcis- 
eebantur, apparuit, vt maiorem zneretricum annonam 
me vidille nullibi meminerim. 


. 308 itteratur dee Reifen. 2. 


sing, für ihren König Aurcht äußerten, babe Der Kaya 
gefagt: Sereniflimi reges, nihil eft, quod vereri debes- 
ti. Nam Vienna vrbs noftra eft, in qua a me perinde 
atque fratres et amice et regaliter excipiemini. Idque 
vobis fub imperiali fide fadurum polliceor, Go lief - 
man hier 8.652. . , 
Aber Edge in Merkwürdigkeiten der Bibliothek zu 
Dresden II. 1. S. 38. bat dabey angemerkt, daß man 
in der erfien Ausgabe nicht vrbs noftra, fondern voftse } 
leſe, und daß von Beſſer in einer beygefchriebenen Yns 
merkung, am Rande des Dresbner Eyemplars „diefe Des } 
änderung in dem Freherſchen Abdrucke getadelt habe. 
©. 658. folgt ded Bartholins lateinifche Rede : 
den Kayſer und die Könige; dann eine Erzählung ber 
Feyerlichkeiten und der Gefchente, und am Ende nod) Ip 
teinifche Gedichte. Uebrigens fagt aud) Bartholin, .biefer 
Beſuch mit den Gefchenten habe dem Kayfer gefofist dyr 
centa millia Rhenenfium. Cuſpinian (10) S. 610, ms 
net: fupra centum quinquaginta millia uummum, 


(10) In Diario bey Struve S. 610. 


* 
OI—ä— kai. 


26. Voyages de Leguat, 309 





26,. 


. Voyages et avantures de Francois Leguat, et de ſes 
compagnons, en deux isles defertes des Indes orien- 
ieles, avec la r&lation des chofes les plus remar- 
" quables qu’ils ont obfervecs dans l’isle Maurice, 3 
“" Batavia, au Cap de Bonne-Esperance, dans l’isle St. 
© Helene, et en d’autres endroits de leur route. Le 
teut enrichi de Cartes et de Figures, A Londres 
si chez David Mortier, marchand libraire, 1708, ‘Tome 
 ggemier 164 Geiten in ar. 12. und Tome fecond 
12 3830. Geiten, außer der Vorrede und dem Regiſter. 


Reanpie Leguat, ein Edelmann aus Bonrgogne, 
und zwar aus dem Theile, melcher La Breffe genant 
wird. (ober vor der Revolution fo genant ward), ein Res 
formirter, welcher durd) die Widerrufung des Edicts von 
Mautes im Jahre 1685, aus feinem Vaterlande zu ents 
fliehen gendthigt war, kam im Auguft 1689 nach Hol⸗ 
land, wo damals noch Freyheit, Wohlfland und Zufries 
Denbeit, mehr ald in ben meiften übrigen Theilen von 
Errepa, berichte, und mo alfo jeder, welcher Geiftess 
Beifte oder nur körperliche Kräfte hatte, und fie anwens 
War molte, Gelegenheit zum Unterhalte finden konte. 


Den vertriebenen Franzofen bothen die Holländer das 

| wald an, fie als Coloniften nad) Oſtindien zu verfeßen, 
uw weil in dem genanten Jahre der Marquis Henri 
de Quesne, unter Begünftigung der Generalfiaaten und 
Behnaun’s Sitterar. d. Reiſ. =. on £ u ‚der 


310 Litteratur der Reifen. 2. 


der oftindifhen Handlungsgefelfchaft, eine Colorie, auf 
der Inſel, welche die Portugifen Mafcarenhas (franz. 
Mascar&gne) benant hatten, und die Franzofen nachher - 
Bourbon und, feit Errichtung der franzöfifchen Republik, | 
isle de la re&union genant, haben, anlegen wolte (X), ; 
und zu dieſem Ende von berfelben, unter dem ve 

sifchen Namen Eden, eine fo reitzende Beichreibung hatte 
Drucken laffen (2), daß wanche Luft: bekamen dahin zu ; ; 
ziehen, zumal da er jebem freye Ueberfahrt und allerig * 
Mortheile verſprach, fo ließ ſich auch Leguat blenden, 
und entſchloß ſich, mit ſieben Landsleuten dahin zu vn 
ben, obgleich er bereits 52 Fahre alt war. 


Mie viele taufend Teutſche von noch hoͤherm une 
wuͤrden jetzt nicht gern ihr ruinirtes Vaterland, im wei } 
em ihnen Eigenthum, ihre alte Verfaffung, und Be \ 
Hofnung leben zu koͤnnen, geraubt worden, verliefen, ı 
wenn nur bie Mebermacht auf Gottes Erdboden med de | 
Chem übrig gelaffen hätte und ein Quesne da wäre! ı 


Leguat erhielt das Amt und den Titel eines Mas | 
jors. Die Abreiſe geſchah den Ioten Zuli 1690. Der 
Schiffe⸗ 


— - 


Mr 


(1) Als die Holländer die Mafcareniihen Inſeln wieber ver: 
laſſen hatten, weil fie Feinen Nutzen davon fanden, be = 
fikten fie die Frangofen, und nanten die, von welhe m 
hier die Rede iſt, die Infel Bourbon. Damals Tas wu 
in den Holändifhen Zeitungen: find die Franzoſen PER 
Thoren, weil fie etwas nugen wollen, was wir wu 
worfen haben! — 


(2) S. 50. bat Leauat einen Auszug aus dieſer Schiß 
geliefert, welche freylich nichts als mas zum Lobe bei, 
Infel dienen Eonte, enthielt, aber doch aud nichts, neh 
ches nicht auf Isle de France, auf Batavfa unb Dem en 
als wahr beiräftige ward, . 


In 
—— —— 


26. Voyages de Leguat. 311 


hiffs⸗Kapitain, welchen der Verf. einen Betruͤger nen⸗ 
k, fuhr dicht vor der Inſel Bourbon, wohin er die 
Honiften bringen folte, vorbey. Diefe fahen biefes ges 
bte:-Eben, erquichten fih fehon Durch den Anblick und 
8 Duft, welder ihnen von Daher anwehete, aber fie 
wen burch den Scorbut viel zu fehr entkraͤftet wore 
n, als daß fie den Schiffer zur Erfüllung feiner Vers 
lichtung hätten zwingen können. Cr brachte fie nach 
sr andern Inſel, aus Urſachen, weldye bier nicht an« 
zeigt find, wo er ihnen wenigitend eben fo große Vor⸗ 
siie, als fie auf Bourbon Ten, zu verſchaſfen ver⸗ 
sad. 

Er brachte fie nach derjenigen Inſel, welche damals 
iegH,Rodigo oder DiegosMuys oder Rodrigue 

„welche nad) des Verf. Angabe nur 150 Lieued von 
gsbon entfernt ift, und weldye, nach der nenern Des 
mung, unter 80° 51° 30°" Länge, von der Inſel Ferro 
Mionhnet, und 19° 40° 40 füdlicher Breite liegt. 

X D wurden denn acht Verfonen im April 1691 aude 
—* und mit Proviant, Waffen, Saͤmereyen und als 
eh: Werkzeugen vom SKapitain verſehn, welcher ihnen 
merhalb zwey jahren neue Zufuhr verfprach, und dass 
uj zuräch fegelte. 

: Gogleich unterfuchte die Feine Gefelfchaft bie Inſel. 
ie fanden fie zwar leer von Menſchen, aber paradiſiſch 
Bin, reich an nüßlıchen Producten und an Bequem⸗ 
Aleiten:. Hügel, Thaler, Quellen, Sträpme, Miefen, 
Beldungen u. dergl. 

Unter den Gewächfen bemerften fie Beine, welche fie 
Imeitö in Europa gefant hatten, als nur den. Portulak. 
Ben vierfüßigen Thieren fanden fie nur Naben, Eidech⸗ 
im und drey Arten Erdſchildkroͤten, unter denen manche 

3 Ä hun⸗ 









> 


36% == Literatur der Reifen. 2. 












fallenen Feyerlichkeiten, bey welchen allen er gegenr 
geweſen war. 


Daß dieſe im ſechszehnten Jahrhunderte begierig aeg: 
Iefen worden, ‚das ift nicht zu verwundern. Denn ſichen 
lich gehörten jene Heurathen zu den wichtigften Dorfä 
jener Zeit,. nicht nur für das oͤſterreichſche Haus, * 
dern auch fuͤr ganz Teutſchland. Man war alſo begit 
alle dabey vorgekommenen Umſtaͤnde zu kennen, welch 
man jetzt faſt noch volftärdiger in Fuggers Spiegel * 
Ehren des Erzhauſes Oeſterreich. Nürnberg 1665. 
©: 1318. und in den von Pfeffinger zum Vitriariu 
S. 720. angeführten Büchern, Iefen kan. * 


Bartholinus Hat feine Beſchreibung in drey Bichen 
getheilt (2). Im erſten erzaͤhlt er, wie der et 
son Augsburg „ wo ber Kayſer Damals war, ‘ter 
Bayern nach Wien gereifet:ift. Jener ward in Jugeikabt , 
von der Univerfität und von zwey daſelbſt ftubirendes- 
Brandenburgfchen Prinzen bewillomt. Auf ber’ Donam 
ee fahrt 


(2) Goͤtze fagt, Struve Habe vorgegeben (naͤmlich G. 591.), 
Bartholinus habe fein Odeporicon, in zwey Buͤcher ab⸗ 
getheilt, da doch drey Buͤcher da wären. Das dritte finge 

.mit, der Rede an, welche ber Verf. in der kayſerlich⸗koͤnigli⸗ 
»chen Verſamlung gehalten habe. Ih muß alſo glauben, 
daß ſich diefe Cintheilung in der erften Ausgabe finde; 

„in der, Steherfhen, welhe Etruve vor. fih gehabt Bel, 
if ſie nicht; in dieſer gehört jene Rede, mit allem we 

Bu nom. folgt, zum andern Bude. In Joh. Cuspiniani die 

" ‚rim de ‚songreff Maximiliani et trium regum (bep 

GSiruve 6,607.) wird auch ausdruͤcklich auf 3 Bücher dei 

” "Odoepor. verwiefen. Alſo bat man die Ueberfchrift de⸗ 
dritten Buchs bey dem Nachdrucke in Frehers, alſo and 
in Struvens, Saminng weggelaflen. 


u 


r- 


® L ] 
er 7 
13 


as. Bartholini hodoeporicum, . 303 


hört vertrieb ſich die zahlreiche Gefelfchaft die: hange 
Beile mit Karten» und Würfelfpiel. 


. Ein ſehr feftgläubiger Catholik fcheint der Hofcapel⸗ 
iu nicht gewefen zu feyn. Cr fpöttelte über die Wunder 
es heiligen. Wolfgangs , deſſen Körper in Regensburg 
mfbewahrt wird. Haec retuli, fagt er, vt cognoscas, 
wanto in fidei errore caliget humanım genus. Als er 
s. einer Kirche des heil. Leonhard .eine Menge Ketten 
ab Schellen antraf, fragte er, der doch wiffen mußte, 

3, biefer Heiliger dafür bekant fen, Gefangene zu ers 

und daß die erlöfeten ihm. zum Danke ihre Ketten 
eiheten:. ob da ein Irrenbaus ſey, wo man Raſende 
aſchließen muͤſſe? 


IM 7} junge Mäbchen den Gorbinal empfingen; liebäus 
Be der Verfaſſer mit ihnen, wohl nicht als Capellan, 
mbern als Dichter. Ich will einige Zeilen abfchreiben, 


—X daß mir ein Paar Worte sit ganz vers 
find (3). | 
Auch 


We 617. Nunciatum ef, Gurcenfem viſum chorens 
‚iturgm. Accurrimus , tempellivique pene aulam in- 
‚greli fumus, in qua nobilillimae quasque nuptae, "int 

wuptaequo puellae tonveneraut. Ego locum ad con- 
Spieillum nactus, quantum per emillitios oculos licebar; 
oganos demolibiles videbantur, [ed vna mihi prae 
eseteris, nam et habitus adiuuabat, formolior videba- 
tur. Erat enim brevilima coma, quae vix medium 
collum flagellabat compta in modum capilli torque- 

- .bantur, Super iis corolla odoratifimis herbis contexta 
pulczitudinem augebar. Vultua modo puellae, modo 
Ganymedis, aut alieuius non proletarii pocillatoris re» 
praefentabatur.. Quam ego cum multum oculorum 
‚ mietatione lacelhviflem , abii domum: er mibi, quia 
iam vox in Merim deficit, et Veneri, quae non mul- 
tum mihi propitia eſt, iratus ſum. | 








314 titteratur ber ‚Reifen. 2. 


“ Heinere Ubart , welche Tourloutoux genant wird, be 
Zerbfi Taf. III. fig. 36. it auf Rodrigo. Man ver 
gleihe Algem. Hiſtor. der Reifen XVII. S. zu 
71% 

. Zuweilen warf das Meer Cocos⸗Nuſſe aus, welche 
ſchen ihre Keime herausgetrieben hatten ©.85. Dieſe 
brachten die. Coloniften, gleich nach ihrer Ankunft auf bie 
Inſel, in bie Erde, und fie wuchſen fo gut, ., daß bis 
Bäume nach 2 Jahren vier Fuß hoch waren. : . 

Nach aller Wahrfcheinlichkeit kamen diefe Nuͤſſe von 


der wenigſtens 60 bis 80 Seemeilen norböftlid) entfernte 
Inſel St. Brande angetrieben: Diefe Inſel heißt auf 


u 8 Dh 


—RXR 


Pr — —4404 


alten Karten St. Brandaon, auf andern Gt. Bram | 
Dani oder Brandano ober Brandao, auf Büffe 


felds Karte von Afrika St. Brandon: Auf Says 
und manchen andern Karten fieht man fie gar mid ge 
nant. Man muß fie nicht mit der zweifelhaften Safe 
St. Branbon,: weldhe neben den. Sanarifchen Inſeln 
liegen foll, verwechjeln. Don“ leßterer ſehe mas Als 
sem. Hiftor. der Reifen 2. ©.56. 2, 
Mit großer Bewunderung befchreibt ber Derfi Seite 
87. einen Baum, beffen Zweige fi) gegen die Erbe beus 


gen, und fo bald fie folche erreicht haben, Wurzeln fchlas 


gen,‘ und dann wieder zu befondern Stämmen erwachlen, 
welche jedoch mit dem Mutterſtamme vereinigt bleibe, 
und elle fo dichtes Laub haben, daß nicht felten unter 
einem folchen Baungewächfe, wohl zwey bis dreyhunder 
Derfonen ſich im Scyatten verbergen koͤnnen. 

Die Blätter find, ſagt der Verf. herzförmig und fe 
weih im Anfaſſen wie Atlas. Die Bluͤthen find weiß 
von einem angenehnien ‚Geruche. Die Zrucht ift rail 
fo groß ale Damaſcener Pflaumen, mit einer Hark 

Haut 


— RE — 


25. .Bartholini hodoeporicum. 305 


Oichtern, welche alle im Gefolge waren, findet man 
Seiehrten Lexicon Nachricht. Ich will noch mehr 
Wen; ich will auch die Beſchreibung der Prinzeſſinn Anna 
qſchreiben; vielleicht lieſet fie mancher mit Vergnuͤgen, 
ſrigßens kan ſie ein Beyſpiel der Schreibart des Ders 


ir ſeyn (5). 


Ich denke, es werbe nicht ganz uͤberfluͤſſig ſeyn, zum 
Hiänbniß dieſer Zeilen folgendes in Erinnerung zu brins 
w Die fchöne Prinzeffinn Anna ward von ihrem Das 
52 Dnele dem Kayſer felbft zur Gemahlinn vorges 


nr. — ſchla⸗ 
3X. ... 
gg) Fog. 645. Reginoae Annae tanta mihi pulcritudo via 
7 ve neque Palladem, nequo Venerem limilem huie 
—— iudicarim, multo iis formohor eſt, quae habitu 
onc innata Teutonĩco, ſupra quam dici poſſit elegans 
idebatur. Aureum caput corollae tres, faherrimo or- 
—T2 dis poſitas, circumvalläbant, vberes olli crines, a 
—XR ʒ dependuli, ſenſimque ſinuato patagio refidentes, 
renliper ad finem conglobati, leni quandoque aura, 
ve: ebarneam etiam collum per intervalla profpicere- 
mag, movebentur. Oculi in alborem proclives, fed 
tamı decori, vt cum eos vel aperit, vel connivet, du- 
kum fit, vtrum divina an humana cenleatur, Duo 
prafecto Tidera, duos foles (adeo [pectantium animas 
:" peflringunt,) minus fulgere crediderim. Incellus gra- 
> „vis animofusque, et laetabundus. Os non verba, cum 
loquitur, [ed ambroliam ac nectar, aut fi quid dulcius 
ef, profert. Quodque optatius, iam nubilis efi, iam 
Paphius fos legendus; qui et fi nimis recens videtur, 
.tamen cum rorem matutinum hauferit, pandiculabitur_ 
_lieo, atque adolefcet. Hanc igitur Caelar (vı dixi) 
velitne in vxorem accipere, an alteri nepotum dare, 
fbi integrum reliquit. Sed ego per Deos iurarem im- 
mortales, & hanc viderit, nusquam de nepotibus fier 


lermo, Aihi voler, 


306 Litteratur der Reiſen. 2. 


ſchlagen; aber er ſagte: nein, wer einem bejahrten Man 
(er war Witwer, 56 Jahre alt) angenehm von der WM. 
helfen will, der gebe ihm eine junge Fran. Ich wiß 
auch nicht, ſetzte er hinzu, die Prinzeffinn zur jungki 
Witwe machen, welche wegen ihres Standes nicht zw 
andern mal heurathen koͤnte. Inzwiſchen war man def. 
fo vorfihtig, die Unterhandlungen fo einzurichten,  baf 
ed dem Kapvſer frey blieb, die Anna felbft zu wech 
oder fie einem Enkel zu geben (6). = RM 


Er Tieß fie fich antrauen, jedoch mit der Erfiänakf: 
vor Notarien und Zeugen: “wie wohl wir jegund E. L. 
„das Wort gegeben, daß Ihr unfere Gemahlinn few; 
„ſollet, fo ift doch foldyes gefchehn, im Namen Hufe: 
„beyden Enkelin, und in Meynung, €. 8. an einen’ om: 
„denfelben zu vermählen” So liefet man bey dagte 
S. 1330; aber Bartholinus meldet, der Kayſer habe hin⸗ 
zugeſetzt: daß wenn Unna an keinen Enkel vermählt 
würde, fo würde fie jeine Gemahlinn feyn (7). Als her⸗ 
nad) der Altefte Enkel, Carl, Erbe der Spanifchen Krom, 
andere Augfichten erhielt, ward Anna die Gemabhlins 
des Ferdinands. Das Beylager ward aber erfl 1531 u 
Linz gehalten. 


Das zweyte Buch befchreibt die Nückreife bes Cars 


dinals zum Kayſer über Salzburg, wo der Verf. ante. 
der 






1 


(6) Pag. 645. Reginae Annae partes ita tractatae funk - 
vt de ea integrum Caelari foret, virum Cꝛrolo. For 
dinandove, an fibi Anna nuberet. 

(7) Pag. 657. Quamyuam ego te vxorem meam n fore äh 
ſequeſtraquo fide tu mihi iuncta es, tamen vt vel = | 
zrolo, vel Ferdinando nepotibus nubas, [ententia eh: K 
vero neutri, tu mea vxor es, Quam ob rem cum. 


Te, Anna, reginam nuncupo ac ſaluto. 


25. Bartholini hodoeporicum. 307 


en Merkwürdigkeiten des Schloffes hundert weiße Pfauen, 
hae alle Flecken bewunderte. Aber der Dichter mag 
och wohl nicht ganz genau beobachtet haben; wenigſtens 
abe. ich immer noch einige Spuhren ‚der Augen auf ben 
kbhmwanzfedern weißer Pfauen bemerkt. 


Weiße Pfauen fingen erft damals an in Europa eins 
imiſch zu werden. Sie follen, wie Bisb. Kongolius 
eldet, zuerſt in Norwegen entflanden, und von baher 
ebreitet worden ſeyn; wie benn auch eine folche Ausar⸗ 
ag in mörblihen Laͤndern, wo überhaupt anomalifcy 
ße Thiere dfter vorkommen, am wahrſcheinlichſten iſt. 
uzwiſchen will man doch auch in Italien bemerkt haben, 
#.au8 Eyern ber Urart weiße Pfauen entftanden find (8), 
id. Albrovand. hat einen folchen, welcher in Bologna 
26 geworden, abgebildet. 


' Die Ruͤckreiſe nach Wien gefchah auf ber "Donau; 
4 Schiff war mit einer Waare beladen, welche fich ges 
| nit zu der Gefelfhaft ſchickte (9). 


Ley des Kayſers Ankunft in der Nefidenz brachten 
zeſandte den hier abgedruckten Brief der Koͤnige zu 
resburg, worin der Kayſer dahin eingeladen ward, auf 
eſſen Bitte aber die Könige nach Wien kamen, 


Als die Ungarn bey der großen Eriegerifchen - Begleis 
mg des Kayſers, mit welcher er den Königen entgegen 
ging, 


(& Agri Romani hiftoria naturalis a Phil. Al. Gilüi con- 
einnata. Romae 1781. 8. I. 


(9) Pag. 647. Cum veniae praefatione hoc recenfendum. 
ef. Siquidem tanta diobolarium fcortorum vis intra 
naves, quae ad fornicalem quaeftum Viennam proßcis- 
eebantur, apparuit, vt maiorem meretticum anuonam 
me vidifle nullibi meminerim, 


318 Litteratur der Meifen. 2, 


wicht mit der Sehnfucht, als der Verf. nach ihrer ches 
maligen Aeußerung vermuthet hatte; vielmehr mit Gleich⸗ 
gültigkeit, weik, fagt er, ein Gut in ber Worftellung 
und Einbildung viel größer, ald in ber Möglichkeit if: 

- Raum waren fie ans Land gefommen, ſo litten fie 
auch ſchon von der Habfucht, Ungerechtigkeit und Graue 
ſamkeit einer defpotifchen Regierung , weiche damals, als 
Commandant, ein gebohrner Genfer, Rudolph Divbati 
führte. Weil einige "von ihnen nod) etwas Geld und: 


Sachen, die Geldes werth waren, bey fich hatten, ſo 


nahm ihnen diefe der gierige Machthaber. Darunter war 
vorzuͤglich ein großes Stuͤck Ambra, welches ihnen auf 


Rodrigo das Meer zugeworfen hatte, und wilches fie Ä 


ein Regal ausgegeben ward. . J 


ls fie ſich dieſe Habſeligkeiten nicht geduldig, wi. 


men laffen wolten, um ſich damit die Ruͤckreiſe zu ge 
leichtern, lied fie der Commandant oder Gouvernenz als 
Gefangene auf einen. benachbarten Felfen im Meere fehen, 
und da kümmerlich unterhalten, in Hofnung, daß fie vor 
Ankunft eines Commiffarius vom Cap wegſterben würden, 
wie denn auch die meiften umlamen. 

Endlich "wurden bie übrigen 1696, theils geſchloſſen, 
als Verbrecher, theils ald Soldaten, auf einem Gchiffe 
nach Batavia gefhhidt, wo man zwar ihre Unſchuld ets 
Tante, aber ihnen keine Genugthuung verfchafte. Viel⸗ 
sehr mußten fie auch) dba noch ein Fahr dienen. Ends 
lich im Jahre 1698 kam der Verf. nur mit zweyen, wels 
he mit ihm die Leiden überlebt hatten, nach Fliſſingen, 
nachdem feine ganze Wanderung acht Jahre weniger 12 
Tage gedauert hatte, Damit endigt ſich diefe Erzählung. 

gFäaͤr bie Naturgefchichte ift die Nachricht, welche der 


Bat, -von- demjenigen Vogel, welchen er auf: Robrige 
beob⸗ 


26. Voyages de Legust. 319 


obachtet und le folitaire S. 98. genant hat, deſto merk⸗ 
Idiger, je mwenigere denfelben, nach eigener Beobach⸗ 
ng, befchrieben haben, zumal da Die ganze Gettung 
H enögeftorben zu ſeyn fcheint. 


Buͤffon hat jenen Namen benbehalten und bie Drnie 
Hogen, weldye die Gattung Didus nennen, haben ihn 
Didus folitarius uͤberſetzt. 


Wie Leguat berichtet, bat das mänliche Geſchlecht 
me und braune Sebern; aber weit fchönere hat das 
übliche, Gchnabel und Fuͤße fi nd wie an den Kaleku⸗ 
n, doch iſt jener mehr gekruͤmt. Aber die Einfiedler 
b.grdßer als bie Kalekuter; fie Haben einen langen 
aben Hals, keinen Schwanz, kleine zum Fliegen un⸗ 
ihliche Slügel, welche aber, wie der Echnabel, zur 
Ltheldigung dienen. Dadurch daß ſie ſolche ſchwenken, 
Bew” ſie ſich ſchnell, wohl 20 bis 30 mal in 4 oder 5 
kinsten, herumdrehen, machen fie damit ein Geräufch, 
beige, Klapper, welches man über zweyhundert (4) 
Scheikte hören fan, woburd) die beyden Geſchlechter ſich 
nander locken. 


Uater den Haͤhnen findet man manche 45 Pfund 
Narr. Sie leben einſam, ſollen nur ein Ey zur Zeit 
gen und brüten; im Bruͤten hilft ber Hahn. 


Werden fie gefangen, fo verhungern fie, und laſſen 
v nicht zaͤhmen. 

„Die bey den Fernerfreffenden Vögeln (Gallinis) ne 
à man in ihren Maͤgen einen Stein, welcher, weil er 
mm Wetzen tauglich ſeyn ſoll, ein Kieſel zu ſeyn ſcheint, 

alſo 


we Martini bat ©. a, antichtig nur hundert Sqritte 
wenant. 


320 Litteratur der Reifen. 2 


alſo gewiß keine Art von Bezoar , -wie einige gemeint 
haben, feyn Tan. 
Eine zweyte Art dieſer Gattung hat man auf ber 


Inſel Mauritius oder Isle de France gefunden, welde 
Dronte, Didus ineptus, genant wird; fo wie eine dritte 


rt Didus nazareus fowohl auf Isle de France, ale auf - 
der Tleinen Inſel Nazar, welche nördlich über jemer liegt, 


und ungefähr 17 Grade füblicher Breite hat. Der Dronte 


ift abgebildet in. Buͤffons Natprgefchichte der Wögel von - 
Martini 3. ©. 230. Tab. 57. und in Blumenbahs . 


Abbildungen naturhiftorifcher Gegenflände, im vierten Hefte. 


— ME 


Tab. 35. Büffon hat alles, was von biefer Vögel s Gab Ä 
tung bey Reifebeichreibern vorkömt, gefammelt und ne 


ben einander geftellet, und ba fcheinen allerdings Ru 


verfchiedene Arten zu feyn, wiewohl doch immer. np 
glaublich bleibt, daß alle drey Namen entweber nur ein 
Wirt, oder nur Abarten anzeigen. 


Mas diefe Vögel den Naturforfchern beſonders mirds 

. würdig macht, befteht nicht allein in ber ſehr ſonderda⸗ 

ren Bildung ihrer Körper, fondern vornehmlich darin, 

daß fie nur auf diefen drey, nicht weit von einanber ent 

fernten Inſeln: Isle de France, Rodrigo und Nazar, 

nirgend aber auf. dem feiten Lande, nicht einmal. auf 
Madagaſcar, gefunden find. 


Und wenn fie audy da einheimifh wären, wie find 
fie, welche nicht fliegen koͤnnen, auf jene Inſeln, wo fit 
‚die baſelbſt zuerft landenden Menfchen vorfanden, binge 
Tommien? 


Hat fie denn die Natur nur auf jenen Eilanden, 
welche vulkaniſchen Urfprungs zu feyn fcheinen , entfich 
laſſen ? 


— 


J 
nn. nn — — 


26. Voyages de Legust. 321 


. &ben fo unerwartet ift die Werficherung, daß man 
e jetzt Aberal gar nicht mehr findet. Bory de St. 
Yncent meldet, er babe auf Bourbon und Isle de 
rance alle Yäger befragt, welche alle, auch die älteften 
ne Dögel nie gefehn hätten (5). 


So fiebt man fich denn gezwungen, dieſe ganze Gat⸗ 
ms für gänzlich audgeftorben und ganz vernichtet zu 
ten, von welcher nichts mehr übrig iſt, als wenige 
diquien in einigen Naturalienfamlungen. 


Freylich eine fo unfruchtbare, fo mehrlofe, auf fo 
mige Inſelchen eingefchränkte große Xhierart hat bie 
bermacht und Grauſamkeit der Menfchen noch leichter 
h Wölfe und Bären vertilgen koͤnnen; . . nicht fo das 
ine Ungeziefer: Wanzen, Tarokane, Müden und: die 
beflägelten Sandfloͤhe. 


ey dem Nufenthalte auf der Juſel Mauritius, zu 
tale und am Gap, hat der Verf. manche nicht uns 
mchtize Wemertungen und Nachrichten gefammelt. Auf 
wer gemanten Inſel ließen fchon damals die Holläns 
w ſchwarzes und rothes Ebenholz hauen. Won jenem 
wöte ein Soldat an einem Tage 20, von leßterm, wels 
beö:fefter it, nur 12 Schuh fchneiden. Aber man er⸗ 
vrte bier nichts, was zur fpftematifchen Beſtimmung 
leſer Baumart dienen koͤnte, welche ſogar jetzt noch nicht 

weiß iſt. 
Kinne, der Sohn, erklaͤrte das ſchwarze Ebenholz, 
mb den aus Indien erhaltenen Nachrichten, für. eine 
Art 


(6) Voyages dans les quatre principales iles des mers 
d’Afrique. Paris 1804. 8. 2. ©. 307. 3. 8.169. ©. Php: 
ſitaliſch-dkonomiſche Bibliothek 22. ©. 15. 


922 Sitteratue der Reifen. 2. | 


Urt der Gattung Diospyros, und diefe Meynung ift zu 
durch die Beichreibung des Baumes, welche der um. 
Botanik fehr verdiente J. G. König (6) gegeben 5 
beftätigt worden, aber fie bleibt dennoch zweifelhaft, u 
nach Rumpfs VBerjicherung das fchwarze Ebenholz ! 
ſolchen Bäumen erhalten wird, welche zu jener Gattı 
nicht gehören koͤnnen, und weil fogar Koureiro (7) U 
det, daß man felbft in Indien leugne, daß der Ba 
ein Diospyros fey. Er hat ihn Ebenoxylum genant, a 
er bat ihn nicht nach eigener Unterfuchung, fondern ı 
nah) Rumpfs Angabe, befchriebn. Pennant bat 
The ‚review of Hindoftan vol, 1. verfi chert, das &ı 
Ebenholz gehöre zur Gattung Bauhinis. Das rothe f 
nach der Verficherung des KamarE, eine Anthyllis fe 
welche er A. cretica nennet. Ich vermuthe, daB jo 
das ſchwarze, als rothe Ebenholz, welches in ben H 
del koͤmt, von mancherley unterfchiedenen Baumarkge 
halten werde. Auf den oft genanten franzöftfchen RK, 
folten jegt bepde Arten fchon ganz aufgerieben ſeyn. 


‚Eben daſelbſt hatte man (2. S. 67.) die Regel:? 
betante Früchte nicht ehr zu genießen, als bis man 
den dort einheimifchen Affen vorgeworfen hatte: Wa 
diefe fie freffen, fo follen fie auch die Menfchen fie 
genießen innen, nicht aber wenn jene fie gar nicht 
nehmen wollen. 


Aber folte diefe Probe ganz zuverlaffig feyn? 9 
viele Scüchte werden von einigen Xhieren genoffen, m 
che democh andere tödten! Solte wohl die Aehnfichl 

j | 


- (6) Phpfiogrephifte Saͤlſtapets Handlingar. Foͤrſta Dei 
tredie Stpycke S. 176. 


(7) Flora cochinchinenßs. Ulyllopone 1790. 4. p.61% 


26. Voyages de Leguat. 2323 


we Törperlichen Geftalt ein Binlänglicher Grund für jene 
degel feyn? 

*G. 95.. Erzählung von einem großen Affen, welchen 
w Werk. zu Batavia ſah; nebft einer fchlechten Abbils 
ing. Es war ein Weibchen, das oft aufredyt ging. 
Ye porbern Pfoten waren fafl ganz ohne Hate, fo wie 
5 Beficht, welches. den Hottentottiſchen Weibern glich. 
dan: hatte ihm ein Häuschen mit einem Bette gegeben, 
elches es fich tiyiich zurichtete, dann den Kopf auf 
8. Kopfkuͤſſen legte, ud die Decke ganz menſchlich Aber 
d 309. Hatte es Kopfweh, fo band es ſich ein Tuch 
n den Kopf, und beititigte noch auf mehre Meife den 
sfpruch des alten Ennius, weldyen Cicero (8) aufs 
alten ‚hat: 

. Simia quam fimilis turpifima beflia nobis, . 

. ‚Der gemeine Glaube war, daß dieſes Thier ein Baſt⸗ 
Kypa einer der Strafe entloffenen und in die Wals 
mgen geflüchteten Negerinn und einem Affen ſey. Af⸗ 
m mund Negerinnen, fegt der Verf. hinzu, find ſich eins 
dder wohl jo aͤhnlich als Stute und Eifel. 


Er felbft war aber doch der Meynung, man babe 
je Ueffinn zu ienen Handlungen abgerichtet, weil man 
nillek gemeien, fie nach Europa zu fenden, um fie da 
we Geld fehen zu laſſen. Sie iſt aber auf der Reiſe 
chin geftorben. 

Wo 2. &.129. von den verliebten Javanſchen Weis 
wu die Rede ift, erzählt Leguat, daß fie den ungetreuen 
kbhabern unbemerkt ein Gift beybrachten, woran fie 
mgſam megfiürben, deswegen es die Europäer für ges 
Aktlicy hielten, dieſe Weiber boshaft zu machen. 

Hoffent⸗ 


O De matura Deor. I. fect.gß, ed. Lescaloperũi. Pag. i44- 


324 gitteratue der Reifen. 2. 


Hoffentlich werben nicht alle Lefer es Abel nehme, 
wenn ich dieſe Gelegenheit nuge, einige neue Zuſaͤtze fa 
dem Artikel von fchleichenden Giften in den Beyträgen 
zur Geſchichte der Erfindungen. 2. ©:565. der 
zufügen. 


Die Beweife, dag dieſe in beyden Indien laͤngſt % 
kant und gebräuchlich geweſen ſind, find fo zabird 
dag man daran nicht zweifeln fan. Man fand fie ei 
den alten Amerikanern, und man weis, daß einer von I 
Oncas fie ſcharf verbothen gehabt hat (9). 


Bey den fogenanten Wilden in Nordamerika AR 
ganz gemein, fo daß eine Voͤlkerſchaft, die Nantiloif 
ſich faft ganz felbft Dadurch aufgerieben hat. Eben bik 
Tennen auch ein fehr fchnell tödtendes Gift, beffen. 
die Selbſtmoͤrder bedienen (10). * 


Unter den Afrikanernfand Ovington die bug 
men Gifte, 3. B. unter den Einwohnern von Malembattii 
welche damit oft einen Monat, oder wohl ein: JiW 
nachdem fie ed ihren Feinden unbemerkt beygebradit 4 
ben, tödten. Die Negerinnen miſchen eö dem Arak Bag 
welchen fie, als das beliebtefte Getränk, beram zu rei 
hen pflegen. Wenn derjenige, dem fie es zugebacht de 
ben, getrunken bat, laſſen fie wohl das Glas, wis ve 
ungefähr, fallen, um nicht auch andere damit zu ya 
giften. 

Die Europäer ſetzen fidy diefer greulichen Kadhe and 
wenn fie, fich bey den Negerinnen Mutwillen und Grep 

beiten 








(9) Hiftorie der algem. Reifen 15. 8.390, 


(10) Geſchichte ber Miſſion der evangelifhen Brüber Is 
Nordamerika. Durh ©. 5. Lostiel. Barby 1739. & 


(11) Gatterers kurzer Begriff der Geographie. ©. 667. 


46. Voysges de Legunt. 325 


dien erlauben, welche die Europäerinnen nicht ſcharf zu 
hau Hflegen, weldye aber die Delicateffe der Negerinnen 
werföhnlich beleidigen. Kluge hüten ſich, und genießen 
Wis, was ihnen die Einwohner anbiethen (12). 


-" Eben dieſes meldet Pyrard (13), und Dampier ers 
BR, wie er von feinem Schifvolke zu Mindonao ſechs⸗ 
m Damm, weldye den Meibern zu nahe gelommen was 
i verlohren hat (14). 


- Ser bieten fich neue Beweiſe der ſchon befanten 
merkang an, daß zu allen Zeiten bey-allen Voͤlkern, 
y denen Vergiftungen gewöhnlich gewefen find, ſolche 
Eterſten die Weiber angewendet haben. Schon ſeit 
| teen Zeiten iſt viel öfter die Rede von Giftmifches 
ven und ihrer Geſchicklichkeit, Gifte zu mifchen und 
jäßringen, ald von Giftmifchern. 


Su jenen gehört die Circe, die Wieden, welche felbfl, 
"Müripides, fagt, in nichts wären die Weiber ges 
ald in Giftmiſcherey. Sogar die Helena wird 
1 Somer als Giftmifcherinn aufgeführt. Dem Tis 
tie’ diente mit ihrer Kunft die Martina, und dem 
iro ‘Sie Virtuoſinn Locuſta. Venefica und trivenefica 
nen bie gewöhnlichen Schimpfwörter, welche ben Weis 
in ‚gegeben wurden. 

Es iſt auch nicht ſchwer die Urfache zu entdecten. 
ns —— Geſchlecht, verwoͤhnt durch leichte feine 
aſte feinen Willen zu erhalten, hoͤchſt empfindlich, 
Nfächtig ‚ zu fchwach für gewöhnliche Waffen, finnet 
auf 












RR Voyages de J. Ovington. I. p.86. 
(18) Hiftor. der Reifen. VIII. €, 185, 
(14) Ebenbafelbft. XIT. ©, 410, 

Vetnaun’s Sirtwas. d. Meif. 2. 9. 


326 Litteratur dee Keifen. 2. , 


auf heimliche Sache, ift Liflig genug fie zu finden, bei 
haft, beharlich fie anzuwenden. 


Mehr als andere vor ihm hat der Merf. ſich um x 
Lebensart der in Batavia wohnenden Chinefer beikn 
mert, deren Anzahl auf der Inſel damals auf 40,00 
gefchätt ward. jeder mußte monatlidy der Handlung 
gefelfchaft einen Thaler, und wer eine goldene Haarn 
del tragen wolte, zwey Thaler bezahlen. Sonſt wurd 
fie mit vieler Schouung und Achtung behandelt; fo w 
auch einer von ihnen im Mathe fit, und fein Urthe 
geben muß, wenn jemand von feiner Nation zum Lu 
verdamt wird. 


Die Ehinefer find arbeitfam , Hug, ſinreich, frie 
fertig und geſchickte Handelsleute. Sie leiden unter f 
teine Gtreitigleiten und keine Betler. Unglädliche ar 
von allen gemeinfchaftlich unterſtuͤtzt. 


Diefe Tugenden veranlaffeten den Verf. en 
ihren Meligionsbüchern zu erkundigen, in welchen er 7 
vortrefliche moraliſche Regeln fand. Aus einem Meg 
hat er einen Auszug gegeben, welches das guͤldene Bau 
oder die goldenen Sprüde des Honangti⸗RXao, ein 
Schuͤlers des Lonfucius, bie. Mögen bie Liebhab 
der Geſchichte der Philofophie nachſehn, ob Couplı 
oder ein anderer Jeſuit bereits eine Ueberfegung ieh 
Buchs geliefert hat (15). 


Don Chineferinnen, welche in Chinas gebohren wart 
fanden fi damals nur drey auf der Inſel. Ehemal 
fahen ſich die Ehinefer gendthigt Javanerinnen zu eu 
rathen; aber in meuern Zeiten heurathen fie die A 

| Batari 


(13) Man ſehe die von H. Buhle im Lehrbuche der Se 
chichte der Philoſophie. I. ©, 103, angeführten Schriſter. 


26. Vioyages de Legunt. 3277 


Batavia gebohrnen Töchter Chinefifcher Kamilien, ‚welche 
ih ſelten fehen laſſen. Mur eine ſah ber. Verf. einmal 
nihrem väterliben Haufe. Den Misbrauch der Knaben 
wen. fie fhr erlaubt , aber die Hollaͤndiſche Obrigkeit 
efiraft dieß Lafter mit dem Tode, beöwegen es heims 
‚getrieben wird. Erzählungen von den Gebräucen 
nm. Heurathen, Gottesdienft und bey, Weerdigungen, 


2* ich hier. 


study um die Sitten der Hottentotten Bat ſich der 
* dielleicht mehr, als andere vor im, bekuͤmmert. 
übt er denn auch der Schnoͤrkel nicht vergeſſen, wos 
R-die Natur ihre Weiber ausgezeichnet bat. Er fagt: 
e. @rlaubniß dieſes Falbala zubefichtigen, Tan man für 
RBischen Toback haben. 


— neuern Zeiten haben ein Paar Franzoſen die ges 
ae Unterfuchung angeftellet, deren Befchreibung man, 
He fie im Pariſer National « Fnflitut vorgelefen iſt, 
Bi geuch Ausgabe von Sonnerats Reifen antrift, 
Weit’Siefes Buch zu theuer ift, ald daß es in dem auds 
wößberten Teutſchlande bald bekant werben koͤnte, fo 
w. die Etelle bier unten berfegen (16). 

* Weil 


2 










ſi) Le tablier oſt patſaitement independant de toute af 
fection maladive, de tout tiraillement miechanique; il 
voblerve de l’enfance, et croit avec läge, C'eſt un ap- 
‚ pendice de 5 pouces ı ligne et demie de longueur, 
hi _ yaroilfant ptövenir de la cömimillure Superieure des 
""grandes levres, par un p£doncule £ıroit, qui le dere- 
loppe en un corps plus confidetable, lequel, parvenu 
'yers la moitie de la longueur de 1k vulve, Se Jivife 
en deux lobes alonges, approches entr’sux, lorsque 

‘ ia fomnıe ef debout, de manitre à tepreletter grolbt- 
»2. zement 


328 Ltteramue der Reifen. 2. 


Weil der Darf. in Wartomanns (17) Reife geiles 
(en hatte, daß man auf Java Achte Smaragde färbt, 
fo erkundigte er ſich genau darnach, und erfuhr, dah 
man nie etwas von Javanſchen Smaragden gehoͤrt habe 


Auch Tavernier , den Leguat un affez pauvre im 
teur nennet, welcher aber als Juwelen⸗Haͤndler Bi 
wiffen Tonte, verfihert, daß dieſer Edelſtein nicht in be 
Levante, weder auf dem feſten Lande, noch auf den Fi 
feln, gefunden werde. Der falſche Wahn rührt babe, 
daß die Juwelirer gewohnt find , alle vorzüglich "iR 
Steine orientalifche zu nennen ,, welches alle di 
Beſtimmung ber Güte, nicht‘ des usfprünglichen bon 
des iſt. 


Inzwiſchen Tan doch wohl nicht bezweifelt * 
daß ehemals Smaragdgruben in Aegypten geweſen Mb 
welche vermuthlich nach ihrer Erfchöpfung ‚ganz ex 
find; man vermuthet fie in der Gegend vom. 
Die Griechen haben den ächten Smaragb nie. 
Tant (18). 


Die 32 Kupfertafeln (außer den beyden gleichform 
gen Xitellupfern) enthalten meiften Xheils Abbildungen 





xement un penis affaille (ur lui-meöme. La ſubfture 
de cet organe eft analogue à celle de la penu da dar 
tos; elle ef molafle, ridee, fort extenfible, mais enub 
zement depourvue de poils. Cet organe n’efi point wu 
elitoris fourchu, et prolonge, car cette dernire part 
exifte en deflous, ainfi que le méat urinaire, et tw 
deux [ont ainfi entitrement recouverts par le tablier, 
(17) & hies eigentlih Ludovic. de Barıhema. Wen ti 
und feiner Reife babe ih eine ausführliche Nachricht ge 
geben in Vorrath Fleiner Anmerkungen. 61% 
(18) Man ſehe Marbodug de gemmis. p. m. 26. 


26. Voyages de Leguat. "329 


we Fiſchen, einigen andern Thieren und Pflanzen; alle 

beſe find ſchlecht. Aber die Karten verdienen eine bes 
B ‚Erwähnung. 

T aarte von ber Juſel Rodrigo, ganz ohne Namen; 

won fieht nur. Släffe, Hügel und Bäume, . 
& Torte von einem Heinen Theil der Infel Mauritius, 
EN Loge der Felſen, worauf die Meifenden verwieſen 
weben, anzudenten. &ie werden biejenigen’feyn, welche 

m auf der Karte vom Jole de France, Weimar 1802. 

van der öftichen Geite, fiebt.. 
SE Oie Karte von Bourbon fol nach der Befchreibung 
wer, . welche viele Fahre auf diefer Jufſel gelebt, und 
I E ganz durchfucht Haben, gemacht fenm. Bory de 
ent 1. S. 245. ſagt, ſie ſey eine Kopie derje⸗ 
irte, welche glacourt geliefert hat. Aber wenn 
enige gemeint. hat, , welche man in Hiftoire de la 
; isle Madagascar. Paris 1658. 4. p. 258. antrift, 
je ich, Daß. jene viel mehr als Kopie ifl. Sie 
; deutlicher und hat viel mehr Gegẽaſtlnde mb 
als dieſe. 
beyden ift diejenige verſchieden, welche Bellin 
‚gem. Hifkor. der Reifen. Vni. S. 398. Tab. 
% geliefert hat. Uebel iſt es, daß man auf dem teute 
Wer: Rachfiiche der Bellinſchen Karte die franzöfifchen 
- Mamen, überfegt hat, wodurch viele Unbeutlichteit ente 
"Basen, AR. Jetrt wird wohl die befte Karte -fehn, wel⸗ 
‚» Borg. de St. Vincent zu feiner Reife geliefert hat, 
"nude einen großen Bogen ausmacht. 


Die Reiſebeſchreibung des Leguat iſt gleich anfänglich 
a Bevlaun und ohne Zweifel an feiner Glaubwärdigs 
in euſuenmen worden. Dan ſehe die Anjzeige in 

93 Sup 










330 Litteratur der Deifen. 2. 


Supplement du journal des fcavans pour l'annde 1701; 
in der Parifer Quartansgabe ©. 464. 


Aber einige Fahre nachher haben fie manche Für ein 
Erdichtung und den Verf. für einen Betrüger erllari 
Man ſehe den Beytrag zu ben (Leipziger) neuneün 
Zeitungen von gel. Soden. I. 6.784. Bruyen la 
Martiniere nennet den Leguat zugleich mıit dem Cha 
deur und Maſſe (19). BE zu 


Ich befenne, daß ich diefe Beſchuldigung Für falfh 
und ungerecht halte. Ich “finde in dieſer Weifebefäiteh 
bung nichts erhebliches, was. ben anderweitigen zumriäß 
figen Nachrichten wiberfpreche, vielmehr manches, weil 
ſolche ſehr gut beftätigt und V 1 2.7.1. 77 7 


Der Berf., welcher. oft falfche Berichte uͤnd iss 
treibungen anderer Reiſenden bitter tadelt, zumal 
fie ſolche vorſetzlich vorgebracht zu haben ſcheinen, = 
ſich uͤberal als einen Wahrheit, Rechtſchaffenhelt 
Religion: liebenden Mann. 


Er fchreibt ohne Schmuck ‚und entſchulbigt 17 
wegen ‚feiner Schreibart, dagegen ein Dichter feine Er⸗ 
zaͤhlungen durch kuͤnſtliche Einkleidungen zu empfehlen 
ſucht. 


wicht ſelten unterſcheidet er genau das, was e 
felbſt geſehn hat, von dem, was ihm nur erzählt mer 
ben it, und zumeilen beklagt er, daß er die Gelegenheit 
verfäumt babe, fich nad) gewiflen Gegenfiänden zu ws 

| kunbi⸗ 


(i9) Cr ſagt in der Vorrede feines Diction. geographigu. | 
p-XXI. Voyages fabuleux.. ceux de Sadeur, de Mıfo -; 
de Loguat, qui n’ont pas plus do zealitö, que Jos [om 
ges d’un febricitant, 


26. Voyages de Leguat. 331 


iunbigen. (20). Er beruft ſich auf zwey von feinen Ges 
Mhrten, welche bey der Ausgabe feines Buchs noch leb⸗ 
Er felbft hat auch noch viele Jahre nachher in 
Ongland gelebt; dem er foll erſt im Jahr 1735, im 
bs and neunzigſten Jahre feines Alters, in London ges 
Iarben ſeyn (31); und dennoch ift er von den Engländern 
de "zuverläffiger Schriftſteller geehrt worben. 


“De Verfaſſer dee Gerichte der Oſt⸗ und Weſtin⸗ 
 Handlungsgefelfchaften; aus dem nglifchen übers 
' bon Semler. Halle 1764. in 4., welche den 25, 
unb.27. Band der Algem. Welthiſtor. ausmacht, 
Ader ein Eampbelt ſern ſoll, Hat Fein Bedenken 
ragen , ſich mehr als einmal anf Leguats Zengniß zu 
Kufen, ſo wie auch Buffon gethan bat. Noch mehr 
ewicht giebt feiner Glaubwuͤrdigkeit Bory de St. Vin⸗ 
mE, ; welcher die von ihm befchriebenen Juſeln ſelbſt als 
Meuwforfcher unterfucht hat, und ihn anführt, ohne ihn 
eblshtig zu machen. Haller, welcher den Leguat pers 
balip: gelant hatte, verfichert, ex fey ein aufsichtiger 
Dem, ſchlecht und recht gewefen (22). Ä 
* " Sp vermuthe beynahe, daß Leguat biefe Nachrede 
k- Zeätfipland erhalten hat, wegen der Aehnlichkeit, 
welche 





(sc) I. p. 139. fagt er: J'ai beauconp de regret d’avoir - 
.eabli6 de -m’informer particulierement de la natiom 
‚qw’on appelle Chacrelat à Batavia. Er meint bie Ka⸗ 

.. szlaten , welche das Tageslicht nicht leiden können. 

a1) Dieß finde ih von J. U. Sabricius dem Exemplare, 
weiches es gehabt hat, und jent in ber Hniverfitäts: Biblie- 
et IR, vordeſchrieben. 

(ss) Bibliotheca botanica. 2, pag. 96. 

Y4 


332 Litteratur der Reifen. 2. 


welche man in feinem Berichte mit ber Geſchichte di. 
Robinfon Cruſoe zu bemerken glaubte. Diefe um 
freylicy zehn jahre .fpäter heraus, aber fie warb einige 
Jahre für wahre gehalten, und eben in der. Zeit fie 
eine Erdichtung erlant, in welcher kegnats Reiſe ebeafif 
dafür ausgegeben warb. ER. 
Aber es ift kein Grund vorhanden, bie —— 
zu leugnen, daß einzelne Menſchen auf einer unbesoohe 
ten Inſel einige Jahre gelebt haben. Es iſt body ı 
daB Alerander Selkirk vier Sabre und vier. Mi 
auf der Inſel Juan Kernandez, ein Moflite drep 








und ein anderer fogar fünf Jahre ebendaſelbſt ganz « 2 
gelebt haben (23). Warum folten denn nicht acht Bere, | 


nen auf einer Inſel haben Ieben Finnen, weiche a. ir 
ſetzung einer Colonie ausgewaͤhlt war. re 


Man Lan zugeben, daß der Verf. den eiufium 
Aufenthalt auf Rodrigo und auf dem Kelfen nebew ik 
de France etwas: zu gutmuͤtig ‚oder zu philoſophiſch sb 
zu idealifch gefchildert, nnd manches unangeriehme, wäß 
feiner Gefelfchaft zugeftoßen iſt, verfchwiegen hatz abe 
deswegen iſt man nicht berechtigt. bie Hauptſache und 
die Erzählung feiner übrigen Erfahrungen und. Weobadys 


Mh eh. „ac une nu 





4 


tungen für Erdichtung zu erllären, da dieſe ganz das 


Gepräge der Aechtheit haben. 
Sreylich kͤmt es auch mir unglaublich vor „.- „2 


acht Dienfchen von verfchiedenem Alter, von verfchiebenm " 
Erziehung und Lebensart fo -einträchtig , fo ſchulblos, 
ohne Ausbruch des Meides und der Webermacht des Rdn 


Bern, gelebt haben follen, wie Doch Leguat erzaͤhhlt. Aber 
ich 


(23) De Broſſe Geſchichte der Sciferthen. ©elte 311. ss 
322. 481. 


| 


26. Voyages de Leguat. 333 


id: fehe doch nicht. was ihn hat verpflichten follen, auch 
fe Schwächen feiner Unglädögefährten der Welt zu 
wiben;. noch wie man mit Recht, dieſe Verſchweigung 
is, einen Erweis einer gaͤnzlichen Erdichtung dieſer rejch⸗ 
iAitzaen Reife. angeben fönme. 
.; Die Ausgabe, beren Titel ich oben geliefert Habe, 
Fehl ficherlich die erſte. Ihre Vorrede ift zu London 
m-E Metob. 1707: unterfchrieben worden. Sie iſt gleich 
ns in Amfterdam von Jean Louis de Lorme nachge⸗ 
Et worden, audy auf 264 und 180 Geiten in 12. 
kühre Londoner Ausgaben von 1711 und 1720 in 12. 
kt Stug an. 
un Ebendberſelbe nennet im Nachtrage ©. 35. Nr. 2176. 
w:Jolländifche. Ueberfegung: Utrecht 1708. 4 
"De teutfche Ueberfegung hat folgenden Titel: “Hm. 
. Leguat, eines Franzoſen und feiner Gefehrten 
og ‚wunderliche Begebenheiten, nad) zweyen uus 
oftindifchen Juſeln. . Nebft einer Erzehlung 
bee inerkwürdigften Dinge, bie fie auf ber Inſel Mau- 
ei, zu Batavia, an dem Cap d. g. H. auf ber Iufel 
Bt. Helme und andern Orthen angemerkt haben. Mit 
ubberten und Figuren, Frankf. und Leipzig, verlegte 
ii. Rohrlachs Wittib in Liegnit. 1709.” Diefe Webers 
fang ft, wie die Urfchrift, in zwey Theile getheilt, hat 
Bier aur ein Titelblatt, und hält, ohne Vorrede und Res 
4o00 Seiten in 8. 


. "Der Ueberſetzer hat: fich nicht genant; er bat nichts 
— ansgelaſſen hat er nur bie Zuſchrift an eis 
kr vornehmen Engländer, und aus der Vorrede das, 
8 Leguat wider den Abbe de Choiſy, und Montfau⸗ 
tom. und wider die Remarques hiftoriques et critiques 
hites dans un. voyage d’Italie en Hollaude 1705. 8. (Ben 

95 Stuck 





334 Litteratur der Reifen. 2. 


Stud Wr. 2005. ©. äı1.) gefagt hat. Letztere ſchut a 
tür ein ſchamloſes Gewebe von Erbichtungen. 


. Dem Cboiſy wirft Leguat vor, daß er mehr Wort, 


als Sachen geliefert habe. Noch härter iſt fein Urthel 
über Montfaucon, welches ich unten beybringen will (34). 


. w Pag. XIV. Tout: fon livre eft perfems de fantes, in 


! 


.. 


te’. 


chofes mal ahoifies, da repetitions dögontantes, ‚de ni 
ou .de babioles, d'inſultes ‚pedantesques, de contredietiong 
änjurieufes er mal fondees; mais tout .cela ef exprinh 
eu Latin. Co docteur vonloit abfolument donner 

selation de fon voyage, à -Timitation du P. Mabillen 
dont il ef Tecolier; er oomme pour toute nouvoautf, 
il avoit ‚que des .catalogues de Bulles et de Dicae 
les, on d’autre pieces de bes alloi cent fois * 
‚et cent fois rebutées; avec le Manuſcrit, iusqui dm 
 prile, du pauvre Yacca; que pouvoit-il faire ? Er 

voit ‚scrire volerablement en Latin; donner % 1a 

ſodie de ſe⸗ bagatelles, un palſeport Latin et’ ws ie 


bir Latin. 


Mais n’tauroit-il pas mieux fait d’eerire ei fa peo· 
pro langue, “d'une maniere judicieule, civile. et fages 


. et d’abxeger matiere? Ou plütör de n’corire peimt ds 


zout? Qu’oli-ce que la Turba eruditorum qu il imfruis 
A mal, avec une vanit6 fi grande, avoit affaire do [m 


. Journal? U n’y a 1 dedans que trös-peu de chofe 


qui merität d’eere publie; er cela [e pouvoit envoye I 


- Mefl. de Trevoux, ou ailleurs. Avoit-on afläre üch . 


8P querollo d'Allemand, er de fon triomphe chimsrigen - 


1. 


far lo fait de l’Evangile de S. Mare éorit de la pres 
main du Saint, en Latin? Encore, fi ce Moine beums 


oũt oonte modeliement les petites railons ! gil ne 
pas choquõ avec autant de ruſticité que d’injuflice, des 


— gens qui n’ont penſé à lui ni en bien, ni en mal; & 


qui font en etat de’ lui donner Ia difcipline yuand 
‘'Wur [emblera ! 


26. Voyages de Leguat. 331 


Bauer. fehlt im der teutichen Weberfegung ein geiſtliches 
ed, woran bie Leſer nichts verlichren. Die KAupfex 
mb alle, aber grob, zuweilen nerkleinert, uachgeſtochen 

Aunßer dieſer teutſchen Ausgabe giebt es noch zwey 
* Die eine bat den Titel: “Der franzoͤſiſche Ro⸗ 
liaſon, oder Branz Leguats WBefchreibung feiner Reife, 
Negnitz 400 Geiten in 8.” Die andere beißt: “Gr. Les 
guat'umdb feine Gefährten; eine zährende Geefahrerges 
ichte (von Sriedr. DurPbeim). 17923. 110 Geiten.’« 
eine von beyden Fan ich jet vergleichen. Letztere fo 
won. Auszug feon, und fcheint für die äaſegelelſchal⸗ 
B » ungefornt au ſeyn. | 


N Melt: dem Beguat die eutfernte gehnlichten FAR 

—— mit dem Gedichte von Robinſon Oru⸗ 
w aeſchadet hat, und er von einem teutſchen Webers 
we. ſegar als ein Franzöfifcher Nobinfon aufgeführt if; 
1.will ich Gelegenheit nehmen, von: dieſem Bude eine 
Iaheicht anzuhenten. 
(Nie iſt ein Gedicht oder Roman algemeiner, dfter; 
nieriger. und länger gelefen, nachgedruckt, überfeut, 
meurbeitet, und nachgeahmet worden, als die Erzählung 
m engliſchen Robinfon. Die teutfche Weberfegung „ weis 
7. €. Martini in Leipzig verlegte, warb in wenie 
Mochen drey mal, und I720 zum vierten mal ges 
wi S. Neue Beitungen von gel. Sachen 1720. 
376. Roh im Jahre 1769 kam in Warſchau eine 
Nuifche Ueberſetzung heraus. 

Man weis nun gewiß, baß ihre Derfaffer OR En 
Inder Daniel Soe, ober wie ihn andere ninnen, De 
oe iſt. Dieſer Mann, ein Sohn gines Metzgers, wel⸗ 

cher, 





336 Litteratur dee Reifen. 2. 


der, wie die ganze Familie, zu ben Diffenters ach 
war gebobren zu London ums Jahr 1663. 

Anfänglih ward er ein Gteumpfhändler (hob), 
aber durch ben in der Jugend genoffenen Unterrricht, 
hatte ex große Neigung zu gelehrten Beſchaͤftigungen w 
Halten, deswegen er auch bald fein Gewerb verlies ub 
ein ruͤſtiger Schrififiellee ward. Er machte Poefien, ud 
lieferte. noch mehre ypolitifche Gtreitfchriften. Durch bie 
Bat er fich vielen Haß, auch mehr als ein mal MWeraub 
‚wortung und Beſtrafung, wegen (einer beicibtguuhen 
Oreibart, zugezogen. - - 

gIm - Jahre 1719 fuchte er für feine anögentteiet 
Geföichte des Robinfon Erufoe einen Verleger;.aber Ich 
Buchhaͤndler hatte Muth dazu. Endlich wagte es W. 
Taylor, und diefer gewann in kurzer zeit danit tun 
ſend Pfund. WE 

Das Buch warb im April des genanten Jahns rn 
tee folgendem Titel zum erfien mal gebrudt:‘ "The ii 
and ftrange furprifing adventures of Robinfon Crufoe of 
York, mariner, who lived eight-and-twenty years all 
alone in an uninhabited ifland on the coaft of Amerite, 
near the mouth of the great river of Oroonoques he 
ving been caft on Shore by fchipwreck, wherein aH te 
men perilhed but himfelf; with an account how he we 
at laft firangely delivered by pirates. Written by hi 
fef. To which is added a map of. the world, ia 
which is delineated the voyages of Robinfon Cruloe. % 


Weil dad Buch mit größter Begierde gekauft ward, 
lieferte er ſchon im Auguft deffelben Jahrs einen mu 
Theil, welcher aber nicht fo vielen Beyfall erhielt. De 
Sitel I: The farther adventures of Rob. Crufoe; being 
the fecond and laft part of his life, and of the. frame 





. — 


ıy 


E 


furpri- 


26. Voyages de Legust. 337 


mpriling eccounts of his travels round three parts of 
e globe; written by himfelf. 8. Ä 


Kaum waren biefe Bücher befant geworden, fo er⸗ 
Wesen: grobe Gpotfchriften wider den Verfaſſer. Diefer 
5 fie unbeantwortet, und fo find fie längft vergeſſen 
den, ohne dem Verf. und dem Buche geſchadet zu 
den. Jetzt kennet man nur noch bie Titel. Die eine 
B:. The life and flrange adventures of Mr. D. — de 
—-, of London, hofier, who was lived above fifty 
sr by himfelf in the kingdoms of North and South 
itain. Die andere Schrift hatte den Titel: An epiftle 
D — De F—, the reputed author of Robinfon 
uſoe. 


Es iſt bisher algemein geglaubt worden, De Foe 
be bie. wahre Geſchichte eines engliſchen Geemannes, 
& bem von bemfelben erhaltenen - Tagebuche , zum 
gelegt, jedoch habe er folcye ausgemalt unb vers 
in ber diefe Nachrede kan nicht ganz gegründet 
ya, wie ſchon Chalmers angemertt hat. 
..MBahr ift, daß ein Bootsmann aus Schotland, mit 
amen Alerander Selkirk, welchen ich fchon oben ges 
we Babe, im Jahre 1709 von dem Gapitain Woodes 
logere auf der Inſel Juan Fernandez gefunden worden, 
o er 4 Jahre und 4 Monate ganz einfam gelebt hatte. 
Er war des Eapitein Stradling Steuermann . ger 
* Der bekante Dampier, welcher damals auch auf 
emſelbigen Schiffe geweſen iſt, hat dem Rogers vers 
hert, daß Selkirk einer der beſten Leute unter dem 
bchiffvolle geweſen ſey. Wegen Misvergnägen mit feie 
um Gapitain, und weil er dem Schiffe, was fehr led 
wweien, nicht getrauet hat, fen er auf der Inſel zus 
Wetgeßlichen. 


Die 


338 Literatur der Reiſen. 2. 


Die erſte Nachricht von den wunderbareg Schi 
fen diefes Mannes warb im Jahre 1712 im der Wei 
ſchreibung des Woodes Rogers ©. 125 — 131 
belant, und fogar da liefet man, Eellirt habe fein 
gebuch dem De Foe geichict, um es zum Drucke 3 
richten. 


Moͤglich kan es freylich ſeyn, daß De Foe d 
GSeltirks Schickſale zu feiner Dichtung von Robi 
Jeranlaffet worden iſt. Aber jener Tan Eein Tagebuch 
halten, alfo auch Feine weggegeben haben. Er hatte 
der Infel weder Febern, udch Papier, und verloh 
ber. vierjährigen Einſamkeit fo ganz feine Mutterſpre 
daß ihn feine Landesleutbe nur mit Mühe verfichn 
ten. Nach feiner ganzen Schilderung ift er kein Mi 
gewefen, weldyer ein Tagebuch hätte halten koͤnnen. 


Es verdient andy noch angezeigt zu werden, . 

Die Geſchichte des Robinſon erft gedruckt worden, W 
dem Selkirks Schickſale bereits fieben Jahre Bei 
geweſen waren. Weil nun damals fon mehre und 
tere Beyſpiele vom ſolchen Einfiedlern vorhanden wer 
{6 bleibt immer noch bie freylicy unmwichtige Frage, u 
ces dem De oe zu feiner Dichtung die naͤchſte ® 
| an 


(8) Diele Reiſebeſchteibung findet man in A collecı 
of voyages and discoveries. By John Barrow. Li 
.don 176% ı2. II. pag.97., und in der teutfchen tech 
fegung diefer Samlung, welche zu Leipzig 1767 In 8. | 

druckt iſt, I. S.531 — 538. In eben bemfelben bet 

3712 warb die Geſchichte auch gemeldet in Capitain Cool 
voyage into the South Sea, und baraus ward fie wi 
berbolet {in Memeirs of Literature, V. S. 119. Yu 
fon fie in einer periodiſchen Schrift: The Englilhes 
ar. 26. ſtehn. 


26. Voyages de-Legust, . 339 


dofuog gegeben habe. Inzwiſchen bat biefer ſelbſt in 
ser ſpaͤtern Schrift nefagt, es lebe noch ein Men, 
fa Schickſale feine Dichtung rechtfertigten. 


: Mber - im Auguft 1720 lies er druden: Serious re- 
etions ‘during ithe life and furprifing adventures of 
obinfon Crufce, Written by himfelf. 8. Da tagt 
tFoe in ber Vorrede, die Gefchichte des Robinfon 
rein bürgerlicher Telemach; fey eine verkleidete oder 
egorifde Geſchichte feines eigenen Lebens, wobey er 
Abſicht gehabt habe, durch Erzählung wunderbarer 
gläcköfälle zur Tugend zu ermuntern. Der Aufent⸗ 
[E auf der unbewohnten Inſel ftelle feine lange Ger 
menſchaft vor. Cr habe einen Sklaven, Freytag ges 
nt, gehabt, welcher unter Mäubern umgelommen 
" Uuf gleiche Weiſe follen alle einzelne Erzaͤhlun⸗ 
n Binfpielungen auf bie von ihm erbulbeten Unfälle 
a. 
ns diefe Deutung ganz gegründet fey , will idy 
bit aatſcheiden. Es fcheint nicht, daß fie Chal⸗ 
rers für wahr gehalten hat. Jene Reflections find 
njelme moraliiche Auffäge, mit eingefireueten Erzaͤh⸗ 
ungen , welche aber gewiß nicht fo begierig, als .die 
Befchichte des Nobinfons , gelefen worden find. Im 
machen engliichen Ausgaben der letzten, 3. B. in ber 
Binbnrgher 1784. in 12.: The life and adventures 
# Robinfon Crufoe , welche auf dem Titel die neun» 
ghnte Ausgabe heißt, finde ich nur einen fehr abge 
ürzten Auszug daraus. ine volftändige Ueberfekung 
hat den Titel: Reflexions ferieufes et importantes de 
Robinfon Crufoe. Amflerd. 1721. in 12., welche den 
Wetten Theil diefer Weberfegung des ganzen Robinſon 
wqt. 


Uebris 


349 J Litteratur der Reiſen. 2. 


Uehrigens zeige ich noch an, daß De Soc im 
1731 zu London geftorben if. eine Lebensbefchrei 
welche ich vor mir babe, hat den Xitel: The li 
Daniel de Foe. By George Chalmers, Zsg. Lo 
1790. 86 Seiten in 8. Sie ift auch der Ausgab 
bes De Foe hiflory of the union between En; 
‚ and Scotland von 1786. in 4. und ber prädı 
Ausgabe von Robinſon Cruſoe, welche J. Stoc 
1790. in 3 Octavbaͤnden herausgegeben bat, votgel 


27. Sineeri itinerarium. 341 





Eee — | = 27: 


ladeci  Sineeri " tinerarium Gallise,  -ita accommoda- 
vactum, ve eius ductu medideri tempore tota Gallia 
un ebifi, Anglia et Belgium adiri poffintz ner bis, terve 
ad endem loca rediri pporteät: notatis tuiusque loci, 
. quas vocant, deliciis. Cum appendice de Burdigala, 
| Lugduni , apud Jacobum du Creux, alias Mol- 
‚hard, Anno 1616, ohne Vorrede und Biegifter 416 
Geiten in 12. | 
Appendix itinerario Galliae et regionum finitima- 
‚ zum adiedta, de Burdigala, auctore Jodoco Sincoro. 
diere bie Vorrede 135 Seiten in 12. 


R 





Di SR | . ⁊ 


N Jodocus Sincerus ein erdichteter Name iſt, 
as Tan freylich nicht bezweifelt werden. Daß der Vers 
kfee Juſtus Zinzerling (mie andere fchreiben Zintzer⸗ 
Ks; oder Binferling) geheißen bat, das hat, ‚fo viel 
Ö weis, zuerſt Martin Hanke gemeldet (1). 


Er iſt aus Thüringen gebärtig geweſen, foll im 
* 1609 zu Baſel Doctor der Rechte geworden ſeyn, 
De er denn auch einige juriftifche Schriften, welche noch 
Beachtet werden, geliefert hate Das Verzeichniß berfels 
ei ben 


) De Romanarım rerum fcriptoräibus. Lipliae, 1688. Au 
. Pag. 235, wo er eine Stelle aus dem Itinerario Anges 
führt Hat. 
Bedmann’s Bitterat. d. Def. = 3 


342 | titteratur der Meifen. 2. 


ben findet man im Gelehrten Lericon und noch voli 
ger bey Sreytag (2). Diefer hat auch aus J. A. 
denbagens Borrede zu Joh. Böhme phyfiologia 
Amftelod, 1638. 16. angezeigt, daß Zinzerling Ra 
Meklenburgſchen Landflände und der Grafen von: : 
burg geweſen iſt. 


Einige feiner Schriften, vorzuͤglich Proluſio 
rum juvenilium, welde I. 4. Schmic® in Syns 
“ eritico. Marburgi 1717. 4. p. 189. wieder bat | 
laſſen, und weldde Barth in Adverfuriis p. 487 unb 
rähmlich angeführt hat, beweifen, daß er mit dem 
ſchen Schriftfiellern und ihrer Eritik ſehr gut bekaut 
fen if; auch ift das Itinerarium mit ungemeiner 
Zeit der Inteinifchen. Sprache gefchrieben. | 


Diefes if keine Meifebefchreibung im eigen 
Derfiande, fondern es gehört vielmehr zu denen © 
weiche mir Wegweifer und die Franzoſen Galı 
chemins, oder auch les delices de la France, zu 


pflegen. 


Der Verfaſſer, welcher viel in Frankreich 
war, nahm ſich vor, ben Teutfchen zu dienen, 
diefes Neich gleichfals in der Abficht bereifen ı 
um bdeffen Merkwürdigkeiten zu befehen. Er wolt 
anzeigen, wie fie diefe Reife aus Teutichland ab 
len und einrichten müffen, am Frankreich in bei 
fien Zeit, alfo auch ohne einen Weg doppelt su 1 
durchwandern zu koͤnnen. 


Dazu foderte er eine Zeit von etwas mehr N 
Fahren, wenn naͤmlich auch dabey die Abficht feyı 
die Fertigkeit der franzöfifchen Sprache, und einig 


(2) Adparatus litterarius, III p. 267%. 


27. Sinceri itinerarium, 943 


' Künfle zu erlernen. Unter Künften, exercitia, 
b er freulich nicht mehr, ale mas damals die 
nen Teutſchen zu erlernen verlangten , Tanzen, 
‚ Bechten u. dergl. 


dieſer Abficht wolte er fein Buch in drey Theile 

Der erſte folte das, was wir heut zu Tage 
if nennen, enthalten; der zweyte folte die Neife 
mb die Merkwuͤrdigkeiten eines jeden Orts anzei⸗ 
md ber dritte folte aus einer volftändigen Beſchrei⸗ 
tinzelner Provinzen oder Etädte beftehn; um ein 
el zu ‚geben, wie eine folche Aopographie einger 
‚werden müffe. 


ber die Ausführung dieſes MWorfakes warb dem 
unmdglih, Er bat deswegen , fiat bes erften 
; wur in ber Vorrede von ber natürlichen und 
ben Beichaffenheit des Reichs, und von ben nda 
Borbereitungen zur Reife, kurz gehandelt. Gtat 
üten Theils bat er im Unhange bie ausführliche 

ung von Bourdeauz gegeben. Hingegen erfcheint 
3 zweyte Theil ganz ausgearbeitet. 


a biefem findet man ungemein forgfältig verzeichs 
pa® an jedem Orte die Beachtung eines ſolchen 
ven, als fich der Verfaffer dachte, verdienen konte. 
as ift die Rede von merkwürdigen Gebäuden, von 
jämern, Snichriften, von fo genanten Kunſtwerken 
unftfamlungen. Zumeilen ift auch wohl die Ben 
aft merkwuͤrdiger Perfonen empfohlen worden. Sel⸗ 
d natürliche, und noch feltener technologifche Ge⸗ 
ade berährt worden, mahricheinlid weil ein teut⸗ 
Baron .im fiebenzehnten Jahrhunderte fo etwas nicht 
äßen verfland, vielmehr die Beachtung und Untere 
ig ſolcher Dinge für unanftändig hielt. 


22 Das 


344 Litteratur der Meifen. ‚2. 


Das meifte bat der. Verf. and andern Büchern 
fammengetragen, wobey man feine Belefenheit loben ı 
aber tadeln fan man mit Recht, daß er feine Qu 
faft niemald genant hat. Viel ift aus des Merula 
mographia genommen worden, einem damals alge 
belanten Buche, welches denn aud) jedesmal ange 
iſt. Auch P. Hentzner, welder ©.33. Rengne 
nant iſt, itinerarium, und Sim. Schambergii del: 
Galliae find benuget worden. 


Aber gewiß bat der Verf. nicht wenig ‘aus ei— 
Beobachtung hinzugeſetzt. Don diefem möchte nadı 
bier der Auszeichnung werth feyn, wenn es nur nid 
mislich „wäre, das was ihm eigenthümlich iſt, von 
geborgten zu unterfheiden. Dazu koͤmt noch, daß 
Gegenftände zweckmaͤßig nur ganz kurz genant, mg 
gedeutet, nicht befchrieben find. So werde ich deu 
biefem Buche hier gar wenig beybringen dürfen. * 


Zu Bourges in der Peterskirche find sed 
Rechtögelehrten Ant. Conti, Duaren und Jar. € 
begraben, aber ohne Denkmal und ohne Inſchrift. 
zwifchen hatte jemand mit einer Kohle neben dem Gi 
des zuerit genanten angefchrieben : Hic iacet wete 
vi&urus Contius annis. n 


Zu Nevers ſchrieb ſich der Verf. die Inſchrift 
Grabe des Herzogs Ludov. Gonzaga ab. Daſelbſt 
er auch nad) S. 94. folgende Zeilen mit alter &d 
eingehauen: 

Dum vivis fere, meflis erit tibi plurima, lapfo - 

Tempore quod feritur, femen inane perit, 


Zu Angers zeigte man damals Kanonen mit dem! 
men eined Herzogs von Braunfchweig, und unter and 
a 


27. Sinceri itinerarium. | 345 


uch eine mit der teutfchen Inſchrift: Der Wotſack 
Hui genant, mich bat Graf Hoyer zu Mansı 
ld Graf Wilhelm vff Dillenburg zu einem 
Alkum gefont. Watſack bedeutet noch jegt, in mans 
nu Gegenden, ein Felleiſen. 
.. Die Grabfchrift des Noſtradamus in der Francis⸗ 
wer Kirche zu Salons ift ©; 247, eben fo wenig als 
Moreri MWörterbuche richtig abgeichrieben worben, 
& aus beyder Vergleichung läßt fich die wahre Leſeart 
Bimmen. Ich will bier die Abfchrift des Sincerus 
Meuen,, und in Klammern bie Derbefierungen aus dem 
weri einzücden: [D. M.] Offa [clarifimi] Michaelis 
Mradami ‚. vnius omnium wmortalium dicto [iudicio] 
pi, cuius pene divina calamo totius orbis ex aftro- 
6: influzu futuri eventus conferiberentur. . Vizit annos 
. menſe⸗ 6. dies 17. obiit anno ſalutis [Salone] 1567 
6). "Quietem pofteri ne invideant. Anna Pontia Ge» 
Alonia coniugi opt. V. F. | 
le: ausfuͤhrlichſten iſt die Stadt Loon befchrieben, 
v. au ber Verf. die Zufchrift feines Buches an 
es Baron von Zedlitz 1616 unterfchrieben hat. Die 
nach England und die Ruͤckreiſe durch die Nieders 
iſt fehr kurz abgefaffet worden. | 


Der Anhang, oder die Beſchreibung von Bourdeaux 
ber umliegenden Gegend (3) ſcheint ganz aus L’an- 
tiquit 


(5) Die ueberſchtiften ber 12 Kapitel ſind folgende: 1. De 
provincia, in qua vrbs fita efi, 2. De nomine vrbis, 
5 De antiquitate Burdigalae. 4 De forma, ad quam 

 wedihicara. 5. De incrementis, quae fuccellu temporis 

- fseit. 6. De loci commoditate, vbi obiter excurlum 
in loca vieina 7. De acdificiis nobilioribus, 8. De 

83 _ _ viris 


346 Utteratur der Reiſen. 2. 


tiquitd de Bourdesux par Elie Vinet. 4. Bourd. ' 
genommen zu feyn, woher man auch vieles bey 
xrula findet. 


Die artige griechifche Inſchrift auf dem Gen 
ner Frau, welche Zwillinge gebohren hatte, von 
aber einer, fo wie die Mutter, gleich nach ber @ 
‚geftorben und mit ihr begraben worden, fand ber 
faſſer in der Kirche bereits fo gaͤnzlich abgetreten, 
von der Schrift nichts mehr zu erkennen war. 
dieß erfolgen mäfle, batte ſchon im ıdten Jabrhu 
Vinet, welcher fie zuerft bekant gemacht hat, vor! 
ſagt; und dennoch find die Franzofen, deren Na 
men die Alterthämer nebft andern Koftbarkeiten aus 
ſchen Samlungen nehmen, nicht der Ehre gemein 
ehrwürdigen Stein in ihrem Baterlande für bie 
welt nur- vom Fußboden aufzurichten. 2 


AEIYANA AOVRIAAMEGKX AIATMATOKON 
®AAE KEITE . 

HZ MEMEPISTO BPE®H ZQON TIATPI 
TEPON ATTE. ‘ 


das ssırs fiat aBıra: eingehauen worden, hat 
Dinet erinnert. Die letzte Zeile hat Hr. Hofr. mit 
lich, mit dem ich meulich darüber redete, fo erg 
sdurne (3: AovnlAinc) äusuepisro (von nlge) f 
Cüov warp), Jarspov aury. 


viris illufribus ex ea oriundis,. aut quos illa 
0, De malis, quae ſuſtinuit. 20. De dignitate 
olim fulfit ‘et nunc fulget; vbi inter alia de 
mento et Academia. ıı1, Sub. quibus dominis ab 
hue vsque fuerit. 12. Quao forma olim fuerit 
kodieque Reipublicae, 


47. Sinceri 'itinerarium, 347 


Die angenehme Kürze ift im Xeutfchen kaum zu er. 
den: Die Weberbleibfel der Lucilla, ber 
willingsgebährerinn, liegen bier. Bon ihs 
en Kindern ward das Lebende dem Vater 
ngetbeilt, das andere ihr. Gleichſam als ob 
JMeltern fich in die Zwillinge getheilt hätten. 

"Winet C4) bat folgende Iateinifche Weberfegung ges 
ht, und noch fieben andere beygebracht, welche auch 
Incerus eingeruͤckt hat. 


OM gemelliparae Lucillae hic funt fita, euius 
“ Se&a fuit proles, vivens patri et altera matri. 


"Dep vin de grave feinen Namen von dem fondigen 
ode, grave, worauf er mächft, habe, liefet man auch 
IE '©.52., fo wie bey Merule II. 3. S. 335. 


In Bibliotheque hiftorique de la France par Lelong, 
milch in der neueſten Ausgabe von 1768. Hol. I. 
‚Ro. p. 121. ift eine Ausgabe diefes itinerarii von 
6ıa za Lyon in 16. angeführt worden. Dieſe finde ich 
mw wirgend erwähnt, auch ift fie mir deswegen uns . 
abefcheinlich , weil alle Vorreden die Jahrzahl 1616 
ben, Ich halte dbeöwegen die Ausgabe „ deren Titel 
b Diefens Urtilel vorgeſetzt habe, für Die erfte. 


Außer Ddiefer finde ich folgende Ausgaben anges 
uhrt: 
3617. Argentorati (Lelong). 
1627. Genevae in 12. (Lelong, Stuck. Biblioth. 
trieber.). 
1649. 


@ Nämlich in feiner Ausgabe des Aufonius 210. Ich babe 
N Musgabe: Burdigalae. 1580. Gros 4. vor mir. 


34 


338 Litteratur der Reiſen. 2. 


Die erſte Nachricht von den wunderbareg Schicha 
fen Diefes Mannes ward im Sabre 17123 im der Meifebes 
ſchreibung des Woodes Rogers ©. 125 — 131 (25) 
belant, und fogar da liefet man, Selkirk habe ‚fein Tas 
gebuch dem De Foe geichict, um es zum Drucke zujp⸗ 


richten. 


Moͤglich kan es freylich ſeyn, daß De Foe ur 
Gelkirks Schickſale zu feiner Dichtung von Robinſen 
veroulaſſet worden iſt. ber jener Ban kein Tagebuch ge 
halten, alfo auch Feines weggegeben haben. Er hatte auf 
der Infel weder Febern, udch Papier, und verlohr U 
der- vierjäßrigen Cinfamteit fo ganz feine Wutterfpracdk; . 
daß ihn feine Landesleuthe nur mit. Mühe verfichn ken: 
ten. Nach feiner ganzen - Schilderung ift er kein Ma 
gewefeh, weldyer ein Tagebuch hätte halten koͤnnen. 


Es verdient andy noch angezeigt zu werben, u 
Die Geſchichte des Robinſon erft gedruckt worden, . 
dem Sellirks Schickſale bereits ſieben Jahre befanl 
geweſen waren. Weil nun damals ſchon mehre und Ali 
tere Beyſpiele vom folchen Einfiedlern vorhanden waren, 
{6 bleibt immer noch die freylich unmichtige Frage, weis 
ches dem De Zoe zu feiner Dichtung die nächfie Den 

auleſ⸗ 


(8 Diefe Reiſebeſchteibung findet man in A collection 
ot voyages and discoveries. By John Barrow. Low 
don 176% ı2. II. pag.97. , .und in der teutfchen chen 
fegung diefer Samlung, welde zu Leipsig 1767 In 8. ge 
druckt iſt, I. S. 531 — 538. In eben bemfelben Hahre 
1712 ward bie Geſchichte auch gemeldet in Capitain Cools 
Soyage into the South Sea, und baraus warb fie win 
berbolet {in Memeirs of Literature, V. &. 119. Un 
fon fie in einer periodiſchen Schrift; The Englifhman. 
ar. 26. ftehn. 


26. Voysgen delögu. 339 


Joffang gegeben habe. Inzwiſchen hat dieſer felbft im 
ur fpätern Schrift geſagt, es lebe noch ein Men 
fin Schickſale feine Dichtung vechtfertigten. 

.: Aber - im Auguft 1720 lies er druden: Serious re- 
tetiohe during ithe life and furprifing adventures of 
sbinfon Crufoe, Written by himfelf. 8. Da jagt 
eFoe in der Vorrede, die Gefchichte des Robinfon 
nein bürgerlicher Telemach; ſey eine verkleidete oder 
kegorifhe Gefchichte feined eigenen Lebens, wobey er 
x Abſicht gehabt habe, durch Erzählung wunderbarer 
sgläcköfälle zur Tugend zu ermuntern. Der Aufente 
lE auf der unbewohnten Inſel ftelle feine lange Ges 
wgenfchaft vor. Er babe einen Sklaven, Freytag ges 
mt, gehabt, welcher unter Räubern umgelommen 
% Auf gleiche Meife follen alle einzelne Erzaͤhlun⸗ 
m Minfpielungen auf bie von ihm erdulbeten Unfälle 
M diefe Deutung ganz gegründet fey , will ich 
nqht entſcheiden. Es fcheint nicht, daß fie Chal⸗ 
were. für wahr gehalten hat. Jene Reflections find 
Inzelne moralifche Auffäe, mit eingeftreueten Erzähe 
ungen, welche aber gewiß nicht fo begierig, als .die 
Befchichte des Robinſons, gelefen worden find. Im 
manchen engliichen Ausgaben der letten, 3. B. in ber 
inburgher 1734. in 12.2 The life and adventures 
ef Robinfon Crufoe , welche auf dem Titel die neuns 
uhnte Ausgabe heißt, finde ich nur einem fehr abger 
Unten Auszug daraus. Cine volftändige Ueberfetzung 
bet deu Titel: Reflexions ferieufes et importantes de 
Robinfon Crufoe. Amflerd. 1721. in 12., welche den 
witten Theil diefer Ueberſetzung des ganzen Robinſon 
nömadıt. 


Nebri⸗ 


340 u Litteratur der Meifen. 2. 


VUeßbrigens zeige ich noch an, daß De oe im 
2731 zu London geftorben iſt. Geine Lebensbeſchrei 
welche ich vor mir babe, Kat ben Titel: Tho li 
Daniel de Foe. By George Chalmers, Esg. La 
1790. 86 Seiten in 8. Sie ift auch der Ausgabı 
bes De Foe hiflory of the union between En 
. and Scotland von 1786. in 4. und ber prädt 
Yusgabe von Robinſon Erufoe, welche J. Stoe 
‚2999. in 3 Octavbaͤnden herausgegeben bat, votged 


27. Sinceri itinerarlum. 341 





27. 


dech : Sıneeri  tinerarium Gallise,  ita accommoda- 
um, ve eius dudu medideri tempore tota Gallia 
kifi, Anglia et Belgium adiri poflintz nee bis, terve 
d eadem loca rediri oportcät: notatis Cuiusquc luci, 
ſuas vocant, deliciis. Cum appendice de Burdigala, 
agduni, apud Jacobum du Lreux, alias Modl- 
jard. Anno 1616: ohne Vorrede und Megıfier 416 
Beiten in 12. 

. Appendix itinerario Galliae et regionum finitima- 
um adiedta, de Burdigala, auctore Jodoro Sincoro. 
Yme Die Vorrede 135 Eeiten in 12. 





we % 


4 Fodocus Sincerus ein erdichteer Name If, 
en frenlich nicht bezweifelt werden. Daß der Ders 
Juſtus Zinzerling (mie andere fchreiben Zingers 
oder Sinferling) geheißen bat, das hat, ‚fo viel 
eis, zuerſt Martin Hanke gemeldet (1). 


fr iſt aus Thuͤringen gebärtig geweſen, foll im 
1609 zu Bafel Doctor der Rechte geworden feyn, 
e denn auch einige juriſtiſche Schriften, welche noch 
et werden, geliefert hat. Das Merzeichniß berfels 
| ben 


De Romanarım rerum fcriptoribus. Lipliae, 1688. A 
ng. 275, wo er eine Stelle aus dem Itinerario Auges 
ihrt bat. 

Man's Pitterat. d. Reiſ. 4. 8 


342 Litteratur der Reifen. 2. 


ben findet man im Gelehrten Lericon und noch volftänble 
ger bey Sreytag (2). Diefer hat auch aus J. A. Wen 
denhagens Vorrede zu Joh. Böhme phyfiologia vers. 
Amftelod. 1638. 16. angezeigt, daß Zinzerling Rath der 
Metienburgfchen Landflände und der Grafen von Didens 
burg gewefen iſt. 


Einige feiner Schriften, vorzüglich Prolufßo- ericle 
rum juvenilium, welche 3. &. Schmic® in Syntugeeis - 
“ eritico. Marburgi 1717. 4. p. 189. wieder bat deu : 
loffen, und weldde Barth in Adverfuriis p. 487 unb. 1m 
räbmlich angeführt hat, beweifen, daß er mit den u. 
ſchen Schriftitellern und ihrer Eritik ſehr gut belaut gemp 
fen ift; auch iſt das Itinerarium mit ungemeiner Bm 
teit der lateinifchen. Sprache gefchrieben. 


Diefes if Feine Neifebefchreibung im er 
Verſtande, ſondern ed gehört vielmehr zu denen 
weiche mir Wegweifer und bie Franzofen Gaide. des 
chemins, ober aud) les delices de la France, zu vn 
pflegen. 


Der Verfaſſer, welcher viel in Frankreich gereit 
mar, nahm ſich vor, den Teutſchen zu dienen, welche, 
diefes Reich gleichfals in der Mbficht bereifen wol, 
um deffen Merkwürdigkeiten zu befehen. Er wolte ihec 
anzeigen, wie ſie dieſe Reiſe aus Teutſchland ab anft⸗ 
len und einrichten muͤſſen, am Frankreich in ber kurn 
fien Zeit, alfo audy ohne einen Weg doppelt zu u, 
durchwandern zu koͤnnen. 
















Dazu foderte er eine Zeit von etwas mehr als 8 
Jahren, wenn naͤmlich auch dabey die Abſicht ſeyn fell 
die Fertigkeit der franzöfifchen Sprache, und einige frap 
zaͤſtſe 


(2) Adparatus Htterarius. IL 3. a67. 


97. Sinceri itinerarium; 343 


Wifche Künfte zu erlernen. Unter Künften, exercitia, 
fand er freylich nicht mehr, als mas damals die 
wnehmen Teutichen zu erlernen verlangten , Ranzen, 
Wem, Sechten u. dergl. 


In dieſer Abficht wolte er fein Buch in drev Theile 
hellen. Der erſte folte das, was wir heut zu Tage 
Zetiſtit nennen, enthalten; ber zweyte folte die Neife 
MR und die Merkwuͤrdigkeiten eines jeden Orts anzeis 
as und der dritte folte aus einer volftändigen Befchreie 
ing einzelner Provinzen oder Staͤdte beftehn; um ein 

[ zu geben, wie eine foldye Xopographie einge⸗ 
Wet. werben müfle. 


"ber die Ausführung dieſes Vorſatzes ward dem 
ef: unmoͤglich. Er bat deswegen , fiat des erften 
Wis, mur in der Vorrede von ber natürlichen und 
tifchen Beichaffenbeit des Reichs, und von ben nös 
gem Morbereitungen zur Meife, kurz gehandelt. Stat 
WR Written Theils bat er im Anhange die ausführliche 
Befhesbung von Bourdeaur gegeben. Hingegen erfcheint 
Ken. [; zweyte Theil ganz ausgearbeitet. 

u, biefem findet man ungemein forgfältig verzeichs 
A was an jedem Orte die Beachtung eines ſolchen 
Winden, als ſich der Verfaſſer dachte, verdienen konte. 
iſens iſt die Rede von merkwürdigen Gebäuden, von 
ümern, Inſchriften, von fo genanten Kunſtwerken 
D Runftfamlungen. Zumeilen ift auch wohl die Ben 
intfchaft merkwuͤrdiger Perfonen empfohlen worden. Sel⸗ 
m find natuͤrliche, und noch feltener technologifche Ges 
muflände berührt worden, wahrscheinlich weil ein teutz 
der Baron im fiebenzehnten Jahrhunderte fo etwas nicht 
g ſchaͤtzen verſtand, vielmehr die Beachtung und Unter⸗ 
schung ſolcher Dinge für unanfländig hielt. 


23 | Das 














344 Litteratur der Meifen. 2. 


Das meifte hat der. Verf. aus andern Büchern. 
fammengetragen, wobey man feine DBelefenheit Ioben m 
aber tabeln fan man mit Recht, daß er feine Dur 
faft niemald genant hat. Viel ift aus des Merula < 
mographia genommen worden, einem damals -algen 
befanten Buche, welches denn auch jedesmal - angeyı 
if. Auch P. Hentzner, welder S. 33. Kentzner 
nant iſt, itinerarium, und Sim, Schambergii delie 
Galliae find benutet worben. 


Aber gewiß bat der Verf. nicht wenig aus eige 
Beobachtung binzugefegt. Won diefem möchte md 
hier der Auszeichnung werth feyn, wenn es nur nicht 
mislich „wäre, das was ihm eigenthämlich ift, von 
geborgten zu unterſcheiden. Dazu koͤmt noch, "daß: 
Gegenftände zweckmaͤßig nur ganz furz genant, my: 
gedeutet, nicht befchrieben find. So werde ich bema 
dieſem Buche hier gar wenig beybringen dürfen. en 


Zu Bourged in der Peterskirche find bie di 
Nechtögelehrten Ant. Conti, Duaren und Jac. fa 
begraben, aber ohne Denkmal und ohne Infchrifl 3 
zwifchen hatte jemand mit einer Kohle neben dem Gro 
des zuerit genanten angefchrieben : Hic iacet aeter 
vi&urus Contius annis, 0 


Zu Nevers fchrieb fich der Verf. die Infchrift ı 
Grabe des Herzogs Lubov. Gonzaga ab. .Dafeldft fa 
er auch nach 8. 94. folgende Zeilen mit alter Sch 
eingehauen: | 

Dum vivis fere, meflis erit tibi plurima, lapfo 

Tempore quod feritur, femen inane perit, 


Zu Angers zeigte man damals Kanonen mit dem R 
men eined Herzogs von Braunfchweig, und unter andı 
ai 


27. Sinceri itinerarium. 345 


mh eine mit der teutfchen infchrift: Der Wotfad 
eich genant, mich hat Graf Hoyer zu Manss 
feld Graf Wilhelm vff Dillenburg zu einem 
ltam gefont. Watſack bedeutet noch jegt, in mans 
Dr Gegenden, ein Felleiſen. 

Die Grabfchrift des Noſtradamus in der Francis⸗ 
wer Kirche zu Salons iſt S: 247, eben fo wenig ale 
ı Moreri Wörterbuche richtig abgefchrieben worden, 
ne aus beyder Vergleichung läßt ſich die wahre Lefeart 
kimmen. Ich will bier die Abfchrift des Sincerus 
etzen, und in Klammern die DVerbefierungen aus dem 
Isteri einräden: [D. M.] Offa [clarifimi] Michaelis 
Aradami ‚. vnius omnium mortalium didto [iudicio] 
bei, cuius pene divino calamo totius orbis ex aftro- 
fis influxu futuri eventus confcriberentur. .Vizit annos 
* menfcs 6. dies 17. obiit anno falutis [Salone] 1567 
1566). "Quietem pofteri ne invideant. Anna Pontia Ge» 
ma -Yalonia coniugi opt. V. F. 


.nüe ausführlichiten ift die Stadt Lyon befchrieben, 

w. auih ber Derf. die Zufchrift feined Buches an 

am Baron von Zedlig 1616 unterfchrieben bat. Die 
nad) England und die Ruͤckreiſe durch die Nieders 
Bit ſehr kurz abgefaffet worden, 


" Der Anhang, oder die Beſchreibung von Bourbeanz 
"\ der umliegenden Gegend (3) ſcheint ganz aus L'an- 
tiquitẽ 


(5) Die Ueberſchriften der 12 Kapitel find folgende: ı. De 
provincia, in qua vrbs fita efi, 2. De nomine vıbis, 
5 De antiquitate Burdigalae. 4. De forma, ad quam 
aedifieata. 5. De incrementis, quae fuccellu temporis 
Sci. 6. De loci commoditate, vbi obiter excurlum 
in loca vieina. 7. De acdificiis nobilioribus, 8. De 

83 _ . virie 


346 _ Utteratur der Reiſen. 2. 


tiquit€ de Bourdeaux par Elie Vinet. 4. Bourd. I 
genommen zu feygn, woher man auch vieles bey: 1 
zula findet. 


Die artige griechifche Inſchrift auf dem Grabı 
ner Frau, welde Zwillinge gebohren hatte, von d 
aber einer, fo wie die Mutter, gleich nach ber Gt 
‚geftorben und mit: ihr begraben worden, fand ber 
Taler in der Kirche bereits fo gänzlich abgetreten, 
"son der Schrift nichts mehr zu erfennen war. 
dieß erfolgen mäffe, hatte ſchon im ıöten Jabrhun 
Vinet, welcher fie zuerft befant gemacht hat, vorh 
fagt;. und dennoch find die Zranzofen, deren Nad 
men bie Alterthämer nebft andern Koftbarkeiten aus 
fhen Samlungen nehmen, nicht der Ehre gemein; 
ehrwürdigen Stein in ihrem Vaterlande für Die S 
welt nur- vom Fußboden aufzurichten. u. 


AEIYANA AOTKIAAHZ AIATMATOKO® 
OAAE KEITE . 

HE MEMEPISETO BPE®H ZQON TIATPL 
TEPON ATTH. ' 


Daß usırs flat aEıraı eingehauen worden, bat 
Dinet erinnert. Die letzte Zeile hat Hr. Hofr. mir 
lich, mit dem ich neulich darüber redete, fo ergä 
sdurnc (Je AsuniAdng) &usugpisro (von nel) 1. 
Cüov Karo), Jarapov Kurd.. 


viris illufribus ex ea oriundis, aut quos illa 
0. De malis, quae Sufiinui 10. De dignitate, 
olim fulfit - et nunc fulger; vbi inter alia de 

mento et Academia. 11. Sub. quibus dominis ab 
hue vsque fuerit. 18. Quae forma olim fucris 
hodieque Reipunblicae, 


27. Sinceri 'itinererium. 347 


Die angenehme Kürze ift im Xeutfchen kaum zu ers 
nihen: Die Weberbleibfel der Lucilla, ber 
Swillingögebährerinn, liegen bier. Bon ihs 
sen Kindern ward das lebende dem Vater 
 gagetbeilt, das andere ihr. Gleichſam als ob 
We-Beltern fich in die Zwillinge getheilt hätten. 

"WBinet (4) bat folgende lateiniſche Ueberſetzung ges 
mcht, und noch fieben andere beygebracht, welche auch 
Niecerus eingerädt hat. 


Di ‚Offe gemelliparae Lucillae hic funt fita, euius 
Secta fuit proles, vivens patri et altera matri. 


it, 


Daß vin de grave ſeinen Namen von dem ſandigen 


* trave, worauf er waͤchſt, habe, lieſet man auch 
: ©.52., fo wie bey Merula II. 3. S. 335. 


a Bibliotheque hiftorique de la France par Lelong, 
abmlich in der neueſten Ausgabe von 1768., Sol. I. 
m 2300. p. 121. ift eine Ausgabe dieſes itinerarii von 
1613. 7 Lyon in 16. angeführt worden. Diefe finde ich 

. fen nirgend erwähnt, auch ift fie mir deswegen uns . 
wahrfcyeinlich , weil alte Vorreden die Jahrzahl 1616 
ben. Ich halte deswegen die Ausgabe „ deren Titel 
Ii dieſem Artikel vorgefettt habe, für Die erſte. 


Außer dieſer finde ich folgende Ausgaben anges 
ſihrt: 

I617. Argentorati ( Lelong). 

1627. Genevae in 12. (Lelong, Stuck. Biblioth. 
'‚@rieber). 








1649. 


u @ Nämlich in feiner Ausgabe des Aufonius 210. Ich babe 
bie Musgabe: Burdigalae. 1580. Gros 4. vor mir. 


34 


348 Utteratur der Reifen. 2. 


1649. Argentor. (Lelong, Stuck). 

1649. Amftelod. in 12, (Lelong.). Ä 
1655. Amftelod. in 12. cum iconibus ( Freytag). 
1656. Amſtelod. in ı2. (Leloug). 

1656. Argentorati in 24. (Leioug). 3 


Acht Ausgaben in einem Zeitraum von 40 Fahren, 


J 


„von denen einige Abbildungen ber Städte haben, bewei 


fen. unwiderfprechlih, daß dieſes Itinerarium im 17100 
Sahrhunderte von Neifenden fehr viel gekauft unb ge 
braucht if, Wie viele Landsleute, weiche jet. Srank 
zeich ‚bereifen, wiewohl .menige. über Paris hinausken⸗ 
men, möchten" wohl ein lateinifch geſchriebenes Itinerarium 
brauchen koͤnnen und kaufen wollen! Welche Duchhande 
lung wärde den Verlag eines lateiniſchen Begwet 
wagen! 


28. Des Zeldpredigers- Peters Reife. 349 


23. 


N . ; / 


"Biertatio hiftorico. theologica, in qua breviter, fed 
“fincere enarrantur fingulafia quaedam fata non ad 
vanaım gloriolam aucupandam, verum ad humillime 

‚’ ecelebrandam nominis divini- gloriam et gratiam, 

* quam in multis periculis, dum in Italia vltra trien- 
aium, offieium paſtoris caftrenfis adminiſtravit, ex- 
pertus eft Hermann, Henric. Peters, paftor. Got- 
', ting. ad. D. Alban,, cum cenfura fumme reverendi 
"domini dodtoris, et gener. fuper. Gudenii. Gottingae, 
* fumptibus Georg. Chriftoph, Hampe, ohne Jebrzahl. 
366 Seiten in 8. 





g; um der gitteratur ber Meifebefchreibungen dermal⸗ 
taf eine Volftändigkeit zu verfchaffen, mag bier bie 
Injeipe dieſes Buchs folgen, weldyes zwar zu den Sel⸗ 
mbeiten gehört, aber, wie manches feltene Buch, bie 
Mübe des Auffuchens und den Ankauf, durch feinen In⸗ 
lt kaum erſetzen Fan (1). 


Im Spanischen Succeffionskriege wurden die Herzöge 
un Braunſchweig⸗ Wolfenbuͤttel gezwungen, einige Regi⸗ 
menter 


(1) Mir iſt keine andere Erwähnung dieſes Buchs erinner⸗ 
lich, als nur die kurze Anzeige deſſelben in den Leipzi⸗ 
ser Zeitungen von gel. Sachen 1723. S. 904. und 
in Fortgeſetzter Samlung von alten und neuen 
theologifhen Sachen, 1723. 6.1103, 

| 35 


vo Uereratur der Reiſen. =. 


menter dem Kayfer zu überlaffen, um fie wider bie 
zofen in Italien zu brauchen. 


Der Graf Lititzky, welcher nach Hannover jr 

war, um die Ueberlaffung zu betreiben, veriprach 
Namen deö Kayfers, daß den Truppen, auch in Pb 
Die freye Beobachtung ber proteftantifchen Religion 
flanben werben folte, und daß ihnen deswegen prot 
tifche Geiftliche mitgegeben werben dürften. 


Unter biefen war ber Verfaſſer, gebürtig aui 
Braunſchweigſchen, welcher von 1694 bis 1698 im J 
ſtaͤdt ſtudirt, und ſchon eine Reife in den Niedert 
und in England gemacht hatte. 


Er ward, nachdem er im Conſiſtorio zu —* 
tel examinirt war, in Hannover zum Feldprediger 
demjenigen Regiment, welches das Ploͤnſche hies, 
ſtellet. Es hies fo nach dem Herzog von Holſtein* 
Johann Adolph, welcher 1634 gebohren, General: 
marſchall der Braunſchweig⸗Wolfenbuͤttelſchen Tr 
geweſen iſt, wiewohl er ſelbſt dieß Regiment in 3 
nicht commandirt hat. Man ſehe S. 119. Dieſer 
zog, beruͤhmt wegen feiner in vielen Zeldzuͤgen bewie 
Tapferkeit, iſt 1704 geſtorben. 

Der Marſch nach Italien geſchah 1702 Das! 
ment ward zur Beſatzung der Stadt Miranbola 
braucht. Der Verfaffer mufte die harte Belagerung 
fer Feſtung und bie Uebergabe an die Sranzofen aus 
wobey er foft alles, auch viele in Stalien geſan 
Seltenheiten und Buͤcher, verlohr. 

Als Gefangener ward er mit den uͤbrigen im 
Italien herumgefchlept, und mufle dad, was er vo 
mer Gemeinde eingenommen und kaͤmmerlich gerettet 
aufzehren. 


. AB. Des Seldpredigere Peters Reiſe. 351 


In Buflosgrande, einer kleinen Stadt im Maildus 
diiden, zwifchen Seſto und Mailand, war er in der 
gößten Gefahr von der Spanifchen Inquifition aufgegrife 
fen zu werden, "ungeachtet den SKriegögefangenen freye 

Keligion verfprochen war. 


Enblich ward er mit mehren ausgewechſelt, ging 
‚ wieder zur fayferlichen Armee, und war bey ber befons 
tm. Schlacht, weldye Eugen wider den Herzog von Deus 
beme 1705, bey Caflano an der Adda im Mailändifchen, 
ewann. | 


Nach vielen in viertehalb Fahren ausgeltandenen Lei⸗ 
den und Gefahren, erhielt ex einen ehrenvollen Abſchied 
mb ging nad) feinem Vaterlande zuruͤck, nachdem fein 
Regiment ‚ welches damals dee Marquis B’Arnen comes 
Mandirte, faft ganz aufgerieben und ‚durch satholifche 
Wecruten erfegt worden war. 


Se ber ganzen Zeit hatte er als Feldprediger nicht 
— "als 143 Gulden von feinem Gehalte empfangen, 
und sur nach vielen Bitten, auf Vorfprache mancher Goͤn⸗ 
wer, welche er fi) bey der Armee und auf feines Ruͤck⸗ 
weiſe im Wien gemacht hatte, und auf Vorftellung feines 
Landesherrn, bes Herzogs Anton Ulrichs, erhielt er die 
. ‚Wen noch gebührenden 600 Gulden. 


26 Urfachen, welche er zu melden nicht gewagt 
Yet, verlies er dad Braunfchweigfche, ging nad) Mannes 
„ser, und ward bafelbft erft ald Vicarius bes Paſtors 
Wabrendorfs , bernach als Prediger zu Elbingerode 

angefeht. Nachdem er dort eilf Jahre geftanden hatte, 

‚ward er zum Prediger an ber. Mlbani Kirche bier im 

Gdtringen gerufen, wo er im fünften Jahre dieſes Amts 

dieſe Reiſebeſchreibung hat drucken laſſen, deren Dedica⸗ 

tiou 


382° ltteratur der Melfen, 2, - 


tion on Hanndderſche Eonſiſtorialraͤthe den 21. Innins 
1721 unterfchrieben ift. 

Das ſehr fehlerhaft gedruckte Bud) enthält zwar 
nicht viele und große Merkwürdigkeiten, aber man lift 
es body nicht ungern, weil ed, wie es fcheint, fehr anfı 
richtig und ohne Kunft alles, was er als proteflantiicher 
Prediger, bey einer catholifcyen Armee, und bey der ein 
fältigen Bigotterie der Staliener, erbuldet hat, erzählt; 
wie er. durch Klugheit, durch vernünftige Dreiſtigkeit, 
und zumeilen durch unerwartete Zufälle, den größten Ge⸗ 
fahren entronnen ift. 


Bon feiner theologifchen Gelehrfamkeit und von man | 
cherley Kentniſſen, bemerkt man Beweife, welche ihm 
Ehre machen, wiewohl er noch den damald algemeine 
Glauben an Befchwörungen und Verbindungen mit dem - 
Teufel gehabt Bat., Hin und wieder liefet man Beine 
Anekdoten von merkwürdigen Perfonen feines Zeitalterk, 


€ ruͤhmt die Aufmerkſamkeit ſeines Regiments bey 
feinen Religions⸗-Vortraͤgen, und die Achtung, welche 
ihm vornehme und geringe Mitglieder bdeffelben bewiefen 
haben. Er fchildert die Verwunderung, womit die Ita⸗ 
liener den .proteflantifchen Gottesdienft, wobey ihnen der 
Namen Jeſus unerwartet geweſen, beobachtet haben. 

Dft bat er zwar mit Mönchen über Glaubensartikel 
disputiren müffen,, aber nicht felten hat er auch ſolche 
angetroffen, welche der proteftantifchen Religion heimlich 
geneigt gewefen ‚find. Wiele lichen von ihm, nach erhals 
tener Derfprechung der Verfchwiegenheit , bie Wulgatı, 
auch lateiniſch gefchriebene proteftantifche Lehrbücher, des 
ren Deutlichleit, Beſtimtheit und. Gründfichkeit fie ruͤhm⸗ 
ten. Dagegen erhielt er von ihnen die Schriften ber 
Kirhensäter geliehen. Einige fuchten ihn, auch wohl 

durch 


28. Des Feldpredigers Peters Reiſe. 353 


weh Drohungen, zum Uebergange zur catholiſchen Re⸗ 
Iien zu bereben, welchen er aber dreiſt, in großer Zu» 
xrſicht auf. die götliche Vorfehung, widerſtand. 
- Unter den aus Schlefin gefommenen Rekruten fand 
sen bey einem Kerl eine mit feinem Blute eigenhändig 
üfgefehte Merfchreibung an den Teufel, welcher ibm 
bgich drey Thaler bringen folte. Aus dieſem einfältigen 
Reufchenn wolten die Capuciner den Xeufel ’audtreiben, 
ver ber Verf. beitand darauf, daß fie ihn ihm übers 
ſen mußten. Cr belehrte ihn, und führte ihn, nad) 
fenttich ‚bezeugter Neue, wieder in die chriftliche Ges 
dnde ein. Die bey biefer Gelegenheit gehaltene Dres 
st, dat er. hier beydrucken laffen. Gie muß nad) dem 
Jahafınn- des Zeitalterd beurtheilt werden. 


Elnen proteftantifchen Huſaren, weldyer vielmal bes 
Wit war, und dadurch viel Unheil angerichtet Yatte, 
ußke er zum Tode vorbereiten, und zwar durch eitien 
Deiketicher. Weil er, gegen Anerbiethung einer gelin⸗ 
hern Todesftrafe, nicht hatte catholifch werden wollen, 
» werb er geſpießet. Er lebte am Pfahle Bis in den 
eiiten Tag, und bath, man möchte ihm Toback zu raus 
hen geben; weil man aber dem Verf. ſagte, daß er 
Wenn. fogleich ſterben wuͤrde, fo wolte dieſer es ans 
Nnglich nicht geſtatten, doch erlaubte er es zuletzt. Dar⸗ 
wf verlohr der Unglüdliche bald alle Befinnung und 
‚Ein DOfficr, Namens Schnöring aus dem Bres 
uenfchen, welcher einen andern, Namens Kift aus dem 
Belsubergichen, wegen geringer Streitigkeit, hinterruͤcks 
Hoden hatte, ward vom Regimente erfchoffen. Auch 
leſen bereitete ber Perf. zum Tode, und nennet biefen 
ri. 









Deters 


. 


354 AUltteralur bee Reiſen ꝛ. 


Peters Andenken iſt auch noch in Göttingen nich 
ganz erloſchen; aber es iſt ihm nicht ruͤhmlich. Da 
er bier viele Derbrießlichkeiten gehabt bat, meldet e 
felbft in feinem Buche, Aus der Erzählung ber Mita 
erinnern ſich hier noch viele, daß er zulegt von feine 
Gemeinde, wegen grober Beleidigung in einer Prebigt 
bey ber Obrigkeit verklagt worden, und daß er, al 
feine Abſetzung wahrfcheinlid) geworben, heimlich. nad 
Hildesheim gegangen und daſelbſt catholiſch gewor 
den if. 


Nach der Schilderung, welche er felbft von ſich gı 
macht hat, Tan man unmoͤglich glauben, daß er Biel 
Veränderung aus UWeberzeugung gewählt hat. Wielmes 
muß man vermuthen, daß er fich dazu in Verzweifi 
lung, um fich feinen verlohrnen und beleidigten Ge 
nern nnd Freunden gänzlich) zu entziehen‘, entfhlef 
fen hat. 3— 
Im Jahre 1710 warb ihm bie Prediger⸗ Sichk 
bey der Schwediſchen Geſandtſchaft in Wien, in dere 
Kapelle er bey der Burchreife mit Beyfall geprebig 
hatte, mit ſehr vortheilhaften Bedingungen von dem Gi 
fandten von Stiernhoͤck angetragen, welche er aͤb 
ausſchlug. Den darauf ſich beziehenden Brief find 
man hier im Anhange. 

Als er die Armee verlaſſen wolte, bemuͤhete fi 
fein Wohlthaͤter, der Oberſte Engelbard von Ply 
(hau aus Meklenburg, ihn als Haushofmeiſter in fd 
nen Dienft zu erhalten; aber die Achtung für fein bi 
dahin geführtes Amt, bielt ihn ab, jene Bedienung 
zu welcher er ſich fonft wohl füchtig hielt, anzunehmen (2) 

Gladı 


(3) Pag. ı20, Chiliarcha meus, dominus de Plyfchas, 
oo. zu 


38. Des Feldyredigers Peters Reiſe. 355 


Heichwohl ‚fol er in Hildesheim Haushofmeiſter bey 
Inem Domherrn geworden feyn. 


‚me in officiis fuis libentilime retinere, mequo ma- 
giſtrum domus [uno (maitre d’hotel) creare volebat, 

fd hanc adminiftrationem , etſi callerem, a mea ta- 

‚men profeflione quam maxime alienum, zuultis civi- 
Ubus venuebamı amplecii exculstiomibus, 


zas Utteratur der Reiſen. 2. 


tiquitd de Bourdeaux par Elie Vinot. 4. Bourd. 15 
‚genommen zu ſeyn, woher man auch vieles bey u 
‚rule findet. 


Die artige griechifche Inſchrift auf dem Grabe 
ner Frau, welche Zwillinge gebobren hatte, von Di 
aber einer, fo wie die Mutter, gleich nach der Gel 
‚geftorben und mit ihr begraben worden, fand ber 9 
fajler in der Kirche bereitd fo gänzlich abgetreten, 
* yon der Schrift nichts mehr zu erkennen war. 1 
dieß erfolgen mäfle, hatte ſchon im ıöten Jabrhauml 
Vinet, welcher fie zuerft befant gemacht hat, vor 
fagt;. und dennoch find die Franzoſen, deren Nach! 
men bie Alterthuͤmer nebſt andern Koftbarfeiten auß | 
fhen Samlungen nehmen, nicht der Ehre geweſen; 
ehrwuͤrdigen Stein in ihrem Vaterlande fuͤr die A 
welt nur- vom Fußboden aufzurichten. 7 


AEIYANA AOTKIAAHE AIATMATOKOF' 
®AAE KEITE . 

HZ MEMEPISTO BPE®H ZQON TIATPE: 
TEPON ATTR. ° 


Daß usırs fiat zEıraı eingehauen worden, Yat f 
Dinet erinnert. Die leute Zeile hat Hr. Hofr. Mrirft 
lich, mit dem ich neulich darüber redete, fo ergäı 
sdurng (je AountAAys) &usugpisro (von nepls) ß, 
Cüov warpl, Jarapov Kurz. 


viris illufribus ex ea oriundis, aut qnos illa 1 
9. De malis, quae ſuſtinuit. 10. De dignitate, 
olim fulfit - et nunc fulget; vbi inter alia de E 
mento et Academia. ıı, Sub quibus dominis ab i 
NHue vsque fuerit. 12. Quao forma olim fuezis 
hodieque Reipublicae, 


27. Sinceri 'itinerarium, 347 


Die angenehme Kuͤrze iſt im Teutſchen kaum zu er⸗ 
Shen: Die Ueberbleibſel der Lucilla, der 
Iwillingsgebährerinn, liegen bier. Bon ihs 
tm Kindern ward das lebende dem Vater 
ugetbeilt, das andere ihr. Gleichſam als ob 
is-Meltern fich in die Zwillinge getheilt hätten. 

"WBinet (4) bat folgende Iateinifche Ueberſetzung ges 
ucht, und noch fieben andere beygebracht, welche auch 
Imerus eingeruͤckt hat. 


j om gemelliparae Lucillae hie funt fita, euĩus 
Secta fuit proles, vivens patri et altera matri. 


"Dof vin de grave feinen Namen von dem fandigen 
ode, grave, worauf er waͤchſt, habe, Liefet man auch 
er G.32., fo wie bey Merula II. 3. S. 335. 


In Bibliotheque hiftorique de la France par Lelong, 
ilic) in der meueflen Ausgabe von 1768., Bol. I. 
“2360. p. 121. ift eine Ausgabe dieſes itinerarii von 
sıa za Lyon in 16. angeführt worden. Diefe finde ich 
u nirgend erwähnt, auch ift fie mir Deswegen uns 
abefcheinlich , weil alfe Vorreden die Jahrzahl 1616 
chen. Ich halte deswegen bie Ausgabe „ deren Titel 
b dleſem Artikel vorgeſetzt habe, für Die erſte. 


Außer dieſer finde ich folgende Ausgaben anges 
ihrt: 
3617. Argentorati (Lelong). 
1627. Genevae in 12. (Lelong, Stuck. Biblioth. 
Irleber ). 
1649. 


@ Nämlich in feiner Ausgabe des Aufonius 210. Ich habe 
die Musgabe: Burdigalae. 1580. Gros 4. vor mir, 


34 


358 VUtteratur dee Reiſen. 2. 


ſeine Vorfahren und Nachfolger, nicht nur Liebe ae 
Baukunſt, auch zu andern Theilen der Mathematik unb 
Naturlehre, fondern auch eine genaue Kentniß berſelben 


| 


Diefer erblihen Tugend feiner Fürften verdankt End. 


Die geſchmackvollen Verzierungen und Seltenheiten, weh 


che, bis auf jegige Zeit, jährlich Kenner und Liebbed⸗ | 


dahin gezogen haben. 

Der Landgraf trat diefe Reife an den 5. Dei 
1699, unter dem Namen eined Reichsgrafen von GSein, 
in Begleitung des geh. Raths, ——— 
und General⸗Majors von Bettler, des Kammer 
kers und Obriften von Wartensleben, des Lelbarziß ? 
Doct. AZurbolsen, bed Verfaſſers und einiger ander 
Bedienten. 


NR 


Tr. 


Der Verfaſſer, welcher Damals geheimer unb: Kriege \ 


Secretair war, erhielt den Auftrag, dad Tagebuf sk 
Neife zu führen, und darin genau anzumerken , :welhe 
Derter : und Gegenftände an jedem Tage befucht worden, 
um ſolches nach der Kuͤckkunft druden zu laſſen. 


Man muß ihm die Gerechtigkeit widerfahren foffen, 
daß er dieſen Befehl buchfläblich und fo genau "befolgt 
bat, daB fein Tagebuch nichts weiter ald ein kales Namens 
Verzeichniß der bereifeten Derter, und der an jebem Orte 
und an jedem Tage befuchten Kirchen, Klöfter, Pallaͤſte 
Gaͤrten, Samlungen u. ſ. m. geworden ift. 


Es fcheint auch, daß er allemal gewiffenhaft an 


fchrieben hat, wann ein Wagen umgeworfen oder zerbrocdes 
worden, wann auf Pferde gewartet worden, und ande 


Unfälle, welche auf weiten Reifen gewoͤhnlich find. Demi 


ungewöhnliche fcheinen gar nicht vorgelommen zu ſeyn. 
Dabey hat er fich forgfältig gehütet, feinen Bericht 
nicht, Durch merkwürdige Nachrichten und gemachte Beob⸗ 
achiuw 


29. ‚Raute Diarium Italicum. 359 


engen iu unterbrechen, zu welchen body. wohl, im 
Gefolge eines ‚Herrn, von folcyen Kentniffen und von ſol⸗ 
de Uufmerkſamkeit, als: man dem Sanbgrafen autrauen 
‚ Yan, Gelegenheit gewefen ſeyn muß, 

Feboch find.Tateinifche und italienifche Infehriften abs 
geſhrieben· und eingeräcft worden, unter welchen aber 
nicht zwey oder drey ſeyn mögen, welche nicht ſchon ans 
Dite befant ‚gemacht haben. 

Zaibeilen find auch Gpöttereyen über den Leibarzt 
Ölzeir eingeruͤckt worden, welcher freylich ein under . 
bequemer und wenig nengieriger Mann geives 
awmag. Baldinger, welcher gern daß laͤcherliche 
efüchte,, hat jene Stellen im neuen Magazin 
erzte: 1783. ©t.2. ©. 189. angezeigt. Vielleicht 
fälte fich Klaute doch wohl entfehn, folche Kleinigkeiten 

m Manne zu melden, wenn diefer zur Zeit der 
Wnbyabe des Diari noch. gelebt hätte, er iſt aber ſchon 
———— @) 

SE ift denn dieſes Tagebuch fo armfellg, Pr es 

Wein cinen Platz unter den Reifebefchreibungen verdient, 
59 tg oder gar nichts darbiethet, was hier angezeigt 
— verdienen kan. 

”" yeber welche Derter die Reife gegangen iſt, das ift in 
ken weitläuftigen Titel volftändig genug anzeigt worden. 
Di Sefelfcheft kam den 1. April 1700 wieder nach Eaffel 

Die Rücreife warb befchleunigt, weil der Lands 
4 darum durch einen aus Caffel nach Rom an ihn 
! Carir gebethen ward, und zwar wegen ber Vers 
"wöhlung bed. Erbprinzen Seideriche mit der Prinzeffinn 


den Preufen, welche d. 31. May 1700 gefeiert warb. 
J Den 















©; Strieder B.6. S. 291. 
Aa 2 































350 Utteratur der Reifen. 2. 


Den Aufenthalt in Italien hat der : Landgraf: au: 
dazu genußet, manche nützliche Seltenheiten anzulaufnk; 
welde auch, bis auf bie neuefte Zeit, in Eaſſel } 
wahrt und 'gezeigt worden find. Eu 

Zu Venedig Faufte er von dem Edelmann Antonio 
Capello eine Samlung gefchnittener Steine, welche: bie, 
for ehemald von den Tochtern des befanten Wa 
fchen Profeffors Patin, nad deſſen Tode, erhan 
hatte, Der Landgraf bezahlte dafür 3296 Ducatiz. wie 
wohl Klaute ©. 42. zu verfichn giebt, er habe i 
bezahlt, weil Capello ihn durch feine Hoͤſlicht 
Dienftfertigfeit gewonnen gehabt hätte. Bon Diefe 
Yung liefet man einige Nachricht in (3. €. Schi 
Verſuch einer Befchreibung der Stadt Coffel,, 
1767.,8. ©. 152. 

In Rom befuchte ber Landgraf ben beräfmt: 
cus oder Glasſchleifer Biofeppi Campani, 
son ihm die Fernröhre und Microfcope, deren ] 
©. 176 und 178: erwähnt hat. N laute fagt- ©, 139. 
der große Tubus fey mit 30 Doppien, das Mierofen 
mit 8, und eine Camera obscura mit 6% Doppien ber 
zahlt worden. S. 129. hat er das von Campani ichal⸗ 
tene Preisverzeichniß feiner damals fertigen Waarin dd, 
geruͤckt. 

In Florenz wurden vlele muſaiſche Steine 
ſche Arbeiten) gekauft, deren Preis aber 
gemeldet iſt. 

Zu Bologna ward, 
lom. Zanichelli, 
war, beſucht, 
welcher „ban 


29: Klaute Diarium Kalicum; . 362 


beln voll folder Gteine, wie auch „das Pulver. Aber 
wugeachtet- auch Miſſon ‚gemeldet hat, jener Zanichelli 
Wo: 1690 ber einzige gewefen, welcher das Geheimniß 
ber Zubereitung gewußt habe, fo war doch biefe bereits 
1632. von Potier oder Poterius aoͤffentlich befant ge⸗ 
macht worden. Dean fehe die Gefchichte dieſes Steins 
m Benträgen zur Geſchichte der Erfindungen. 
5.6.34 


” Unter den Erzählungen, welche der. Verf. ben Elces 
Sal und Mietöbedienten nachgefehrieben hat, iſt auch 
B. 203. die von der Erbauung einer Baſtion am Caſtel 
kedo in Meapel. König Alphonſus von Arragonien 
wbe alle feile Dirmen eben zu ber Zeit aus der Stadt 
agem: wollen, als an biefer Baftion gebauet worden; ba 
Men fich jene erbothen, für die Erlaubniß in ber 
Deedt zu bleiben, die Baftion-auf ihre Koſten zu volle 
Den. Diefe fen ihnen zugeftanden worden, aber mit 
der Ucherlichen Bedingung, daß jede Dirne die dazu von 
ige gelieferten Steine mit ber Abbildung des Gliedes, 
weit fie fündige, im natürlicher Größe bezeichnen laſſen 
He Der Verf. fuhr mit dem Leibarzt auf einem 
dehue hinan, und beyde fahen wuͤrklich dieſe Abbildu⸗ 
pen ia verſchiedenen Größen auf den Quaderſteinen. 


felbige Erzählung hat fogar ber eruftkafte 2 
a feine Reifebefchreibung 2. ©. 250. auſz⸗ 
die Wahrheit zu verbärgen, dit 
, Daß biefe Batterie ud Ar 
Dirnen unterhelt· * T 
⸗Tage “ * 
nt” — 










> 


363 VLtteratur der Delfen. 2. 


Erwaͤhnt haben dieſe Sache au Volfmann ia 
. Nachrichten von Stalin 3. ©. 43. nnd Blainvitie'te 
feinee Neifebefchreibung 3. ©. 297., welcher letzter aber 
bie Gefchichte von dieſen rebenden Wapen in die ik 
des Kayſers Carls V. geſetzt, und fie durch einige un 
willige Zujäte zu bereichern gefucht hat. 

Solten ‘wohl biefe vermeinten Abbilbürigen bieienigen 
Verſteinerungen ſeyn, welche unter dem Namen bei Sp 
ſterolithen belant find? Solten.. wohl dieſe das ganz 
Märchen veranlaffet haben? Bey Giannone finde “ 
nichts Davon. 


Uebrigens iſt dieſes Diarium für die Bamaligengei | 
anſehnlich gedruckt worden. Vorgeſetzt ift das -große - 
Bildniß des Pandgrofen, mit der Unterfchriftz H. de 
Quitter pi&: ferenifl. Hafliac pin. — Chr. Albr. Wort 
mann, ciusd. . fer. Hafliae Landgr, (culptor delin ed 
ulpf. 1718. 





- ‘> 


30. timbergs Reife. . 36 





0. 
Denkwaͤrdige Reiſebeſchreibung durch Teutſchland, Ita⸗ 
lien, Spanien, Portugall, England, Frankreich und 
| Schweitz, darinnen nicht allein die vornehmſten Staͤdte, 
ſondern auch die merkwuͤrdigſten Schaͤtze und Rari⸗ 
‚ täten, in denen Kirchen, Kloͤſtern, Kunſtkammern, 
Zenghaͤuſern und Gärten etc. item die Wapen obges 
bachter Königreiche, Fürftenthämer und fürnehmften 
Staͤdte, das Geld fo darinnen gangbar, die Meilen 
von einem Ort zum andern, famt vielen andern cus 
rioſen Unmerkungen, mit fleißiger Sorgfalt perſoͤnlich 
‚in gedachten Kändern aufgezeichnet, und anf vielfäls 
- Alges Begehren in öffentlichen Druck gegeben durch 
Johann Kimberg. Leipzig. bey Job. Chrift. Wohls 
fart. 1690. 1068 Seiten in 12., außer Vorrede und 
KRegiſter. 


Dre Meifebefchreibung ift am Ende des fiebenzehnten 
Jahrhunderts wohl nicht wegen ihres innern Werths, 
velcher fehr gering ift, fondern wegen ber Schickſale ih⸗ 
es Verfaſſers gelefen worden. 
Daß bdiefer in Weltphalen gebohren worden, beweifet 
Ne Unterfchrift der Zueignung an einige Leipziger Nathes 
veren und Kaufleuthe vom 15. April 1690, wo er fid) 
umnet: Johann Kimberg aus Weftphalen. Stud 
agt, er werbe zumeilen von Hoden genant, nicht nach 
einem Samiliens Namen, fondern nach feinem Geburts⸗ 
Aa 4 orthe. 


964 Utteratur der Reiſen. 2. 
orthe (1). Ich Habe ihn jedoch nirgend unter diefem Nas 


men gefunden; vermuthe aber, daß das Städtchen Rhodes 


im Fuͤrſtenthum Waldeck gemeint ſey, wo noch zur ZH 


der Prinz Georg, Bruder des regierenden Fürftens, wehrt } 


VUeberhaupt findet man in dem Buche nichts von feiner 
Herkunft. ee 
Aber aus andern Nachrichten (2) iſt bekaut, baß m 


Praͤſident des Kloſters Bruck an der Dur in Gteyermarl, 


auch am unterfchiedlichen Orten Vicarius⸗ Prediger, auch 
Novitzmeiſter ordinis S. Francisci minorum conventitulium 


gewefen if. Durch Leſung proteflantifcher Schriften mb 


Bemerkung der groben Unmwahrheiten und Betrügeregen bes 


Pabfithums, ift er auf dem Entſchluß gekommen, ven 


der väterlichen Religion zur proteflantifchen Äberzügepe, 


Wermuthlich iſt dieß im J. 1689 zu Leipzig gefihefei 
Denn dort hat er damals Öffentlich eine Widerrufungbpres 
digt gehalten, welche wahrſcheinlich gedruckt iſt. In dicſer 


hat er, außer vielen andern catholiſchen Erdichtungen, 


erzählt, wie er felbft 1684 zu Bruck ein Wunder dei heil. 
Antonius von Padua habe fielen helfen; auch hat er darin 


des Augsburgichen Dominicaners Eiſenhut zu Wchflädt: 


3689 gedruckte Buch: Argumentum Lutheranorum widerlegt. 


| 


{) 
4 





{ 
q 


Die Erzählung feiner Reife fängt mit dem Jahre 1667. 


au, mit der Ankunft zu Warburg im Pabderborufchen, 19 
e 


Ci) ©. 237. Nr. 1216. und Nachtr. S. 36. 


(2) Unfhuldige Nachrichten von alten nnb neuen 
theologifhen Sachen. 1715. ©.57.. Um eine Ve 
wechſelung zu verhüten, zeige ih an, daB in den am 
(huldigen Nachrichten 1706, ©.260 ein Brief eine 
Coͤlniſchen Franciscaners, welcher ſich zebann ZLimborg 
nennet, und auch zur proteftantifhen Kirche übergetreiet 
iſt, abgedrudt ift, daß aber diefer Limborg, welcher erk 
im Ocrober 1705 aug dem Klofter entronnen iſt, und in 
Eiſenach gute Aufnahme gefunden hat, von unferm Als 
berg verſchieden ift,; 


————A——I 


- 30. timbergs Reife, u 36% 


r vier Jahre dey den Dominicanern fiudirte. Im J. 1673 
Ing.er nach Erfurt, und fette dafelbft das Stadiren fort, 
Ing aber doch noch im Zulins dieſes Jahrs nach Rom. 

Nach einem Aufenthalte von 4 Monaten reifete er in 
eſelſchaft ber Grafen von Althann und von Bronsfeld 
schd nad) Teutfchland, und um in Wien noch 3 Jahre 
udiren zu koͤnnen, nahm er daſelbſt die Stelle eines Haus⸗ 
beerd am. ' 

Im 3.1675 ging er zum andern malnadı Italien, und 
u nur reiten zu koͤnnen, lied er fih ald Soldat auf deu 
Isfttichen Galleren annebmen, welche den päbftlichen Nun⸗ 
sd nach Spanien brachten. Auf biefer Reife und in Spas 
eu mußte er die elendeſte Behandlung erbulden. 

Im Anguſt 1676 befuchte er Compoftel, und bey biefer 
degenheit erzählt er einige religidſe Rabeln, welche er her⸗ 
ie auch in feiner oben angeführten Predigt wieberholet hat. 

-" Bey feinem Uebergang aus Spanien nach Portugal 
ardihen das Gold, welches er bey fich hatte, genommen, weil 
Built erlaubt war, Gold aus dern Reiche mit fich zu nehmen. 

In Liffabon blieb er ein Jahr als Hauslehrer bey eis 
em dert wohncenden Tyroler. 

Im J. 1677 ging er nach England hinüber; und im Ger 
Wge Der Grafen von Witgenftein kam er nach Frankreich. 

Endlich reiiete er über Genua und durch die Schweitz 
weberum nad) Teutichland, befuchte noch viele Städte, auch 
jene, Dresden und Leipzig, von welchen Derten die Nach⸗ 
ibten am ausführlichiten find. Mit Leipzig endigt fich 
ie Erzählung, ohne Anzeige des Jahre. 

Weberal find die Merkwürdigkeiten, welche der Verf. 
wichn hat, fo kurz angezeigt, wie fie etwa ein wandernder 
Befell in feinem Tafcbenbuche aufzeichnen mag. Etwas ans⸗ 
Übrlicher find die Nachrichten von dem Sindelhaufe in Rom, 
wa der bostigen Aufnahme, Wesheuratung und Ausflattung 

der 


366 Litteratur der. Reifen. ‚2. 


der. Mädchen; von ben Hofpitälern in Rom, beren Reim 
lichkeit gerähmt wird;. ferner Nachricht von dem von Pabie 
Gregor XIII. geftifteten Collegio Germanico - Hungarico 
©. 728. damaliger. Hofſtaat des Königs von Brantrid, 
nebft Anzeige der Befoldungen. do 

Reliquien. und Gemählde find viel genant; jene jwa 
mit Schonung , jedoch ohne fie für Acht auszugeben. 

Kaͤſtner fagt (3), Limberg habe auch verfchiebenes 
mit von den Merkwürdigkeiten der Natur berührt; aber 
außer. magern Verzeichniffen der Sachen, weldye ihm is 
Samlungen gezeigt find, vornehmlich in. München, Dresten 
und in Leipzig in der Kunſtkammer bes Churfächfifchen gen 
heimen Kammerraths Ebriftian Korenz von Adlere« 
beim, finde ih nur ©. 571. folgendes, was sau 
Derfiherung wahr machen Fan. 

“Es ward zu Madrit ein Weib gezeigt, welche be 
„und über haaricht und rauch war, hatte einen Knebelart 
„einer. halben Eile lang. Auf dem Bauche war fie ſt 
„rauch, daß nichts an ihr zu fehn war, als die Haare 

„Noch war ein Mann zu fehen, weldem an feiner 
„Bruft ein Kind ausgewachfen war; man fahe nur alleine 
„den Kopf, Arme und Leib; es Eonte lachen und huften, 
„aber nicht reden; wann der Mann fchlief, fo fchlief das 
„Rind aud). 


(1) In feinen Zufäßen zu v. Rohr phyſi taliſher ihre 
Leipzig 1754. .©.643. 





PVerbefferungen. 


&.79. Zeile 22 Mes: Mogorii und Mogoris. 
— 94. Seile 13 lies: Jahr 1645. 

— 139. von unten Zeile 8 flat: 1787 lies 1687. - 
— 138. Zelle 9 ftat: Lomenius lies: rgenius, 
— 173. Zeile 4 ſtat: Meerenge lies: Erden 

290, Zeile 19 lies: nad (hmägerer $ ndert, 





Litteratur 
der 


alte ren. 


teifebefchreibungen 





Nachrichten 
| von 


en Berfaffern, von ihrem Inhalte, von ihren 
Ausgaben und Weberfegungen. 


Nebſt 
eingeſtreueten Anmerkungen 


uͤber mancherley gelehrte Gegenſtaͤnde. 





Von 


Sohbann Beckmann, 
Defrath und ordentlichem Profeſſor der oͤkonomiſchen Wiſſenſchaften. 


Drittes Stuͤck. 
— — 1S. — — — 
Göttingen, 
bey Johann Friedrich Roͤwer. 
1808. 


> 


.. 





Inhalat— 
des dritten Stucks. 





Voyages des Indes orientales par Carr&. ©.367. 


Geſchichte der franzöfiihen oftindifhen Gefelfhaften. 367. 
Schickſale bed Carron. 368. Franzöfifhe Colonie auf Mas 
Yagafcar. 369. Nachricht von Earre. 370. Didus ſolita- 
raus auf Bourbon. 371. Surate. 372. Nacres de perles: 
mb Schilder der Erocodile, verarbeitet. 372. Gift in ries 
handen Sachen. 373. Perlfiſcherey neben der Infel Gar: 
ae, 375 od vieler fchönen Sklavinnen in der Wuͤſte. 
77: Pansleben. 379. Skorpione, unſchaͤdliche. 379. 


Gerlachs Gelandtichaft des David Ungnad an die 
ottomaniſche Pforte. 381. 

Nährichten von der Familie der von Ungnad. 382. von 
Berlach. 333. 384. Deſſen Kleidung in der Levante, 386. 
Nachrichten von. Martin Erufius. 387. Deflen Briefwechfel 
mit dem Patriarchen Jeremias. 387. Scidfale des Adam 
Venſer. 333. Ungorifhe Siegen. 390. Reliquien gekauft. 
3. Balfam von Meda. 392. Proben der Aechtheit. 393. 
Weriegen der Tauben. 394. Tod des Kaif. Marimilian IT. 
39, Von den Wiedertäufern in Mähren. 398. Knaben: 
Sehenden. 399. | 


Beichreibung einer Legation von Wien auf Conftantis 
opel dur) David Ungnad. 400. 
Nachricht von Sranz Omich. 400. Reliquien von der Koͤ⸗ 
Riginn Johanna und K. Matthias. 402 
2 34. 


IV 


34. 


Inhalt. 


Labores et iter Elaſſonis archiepifcopi Arfenii, 
404. 
Sefhihte des Vatrlarchats in Rußland. 404. 413. Ankunft 
des Patriarchen Jeremias in Moffau. 405.409. Vom Bi: 


ſchof Arfenius.: 407. Die Zarinn Jrene. g10.. Die Pracht 


35: 


306. 


37. 


am Zarifhen Hofe. 412. Maimon ber Zarinn, ein Afe? 
410. Nogratia, eine Ruffifhe Münze. 415. xuAınauyn . 
aAadia, oykovpix, aasnoc- 416. Herr ©. 3. R. von 


Schlözer Vergleihung jener Nachrichten mit den Roſſien 
Angaben. 417. 


Joannis .de Caſtro Jinus Arabici [eu maris rubri 
itinerarium. 421. 


Lebensbefchreibung des Job. de Caſtro. 422. 437... 
Befahrung des rothen Meers. 425. Handfchriften #7 
Karten des de Euftro, 426. 427. Veteris aevi analecıa, * 
edidit Ant. Matthaeus. 429. Die beiten Karten yo 10: 
then Meere. 431.432. von der Inſel Socotara. 433. Nu 
richten von Abpflinien. 433. Die dälteften Nachrichten nia 
Leuchten des Meerwaſſers. 434. Von den Beduinen. 435. 


Sue. 136, Rothe und grüue Farbe des rohen: Meers 
437: u 


Le grand voyage du pays des Hurons.. Par Ga- 
briel Sagard Theodat. 438. 


Geſchichte der Colonien am Lorenzſtrohm, Canada, Kebek. 
439. Dictionaire de la langue Huronne. 440. Sitten 
der Huronen. 443. Sie bauen Maid. 444. haben gen 
viele Kinder. 444. Porzellanen dienen zu Zierathen. 44. 
Kolibri. 436. Vaterland der indianifchen Hühner oder Ke 
lefuter. 447. Hundefleifh verfpeifet. 447. Biber. 447. 
Hoher Werth einer Kabe. 449. \ 


Periplus Olıtheri et Wulfitani. 450, ! 


Nachrichten vom Könige Aelfred. 450. Nachrichten von 
Ohthere. 452. Nachrichten von Wulfften. 454. Verſchie⸗ 
" dene 


Inhalt. | v 


dene Ausgaben des Itinerarii. 455. Arii polyhiſtoris liber 
de Islandia. 456. Aelfreds Ueberſetzung des Oroſius. 458. 
Nachrichten von Paul Oroſtus und feiner Geſchichte. 459. 
Commentatoren der Aelfredſchen Ueberſetzung. 461. Lebens⸗ 
art der aͤlteſten Nordlaͤnder. 465. Kuͤnſtliches Eis. 468. 


4. Journal d’un voyage de France et d’Italie. 469. 
Grabfchriften des Ariofto. 470. 


9. Relation nouvelle d’un voyage de Confiantino- 
ple. Par Grelot. 473. 


s 


Nachricht von Grelot. 473. Iegiger Zuſtand der Städte 
am Hellefpont. 475. Beſchreibungen und Abbildungen ber 
Sophien-Kirche. 477. 


9, Mewes Itinerarium Italiae burch Jofephum Fuͤrtten⸗ 
bach. 482. 
Lebensgeſchichte des Fuüͤrttenbachs. 482. eine Schriften. 
435. Schiefer Thurm zu Piſa. 486. Werſunkene Schiffe zu 
erheben. 487. Erſte Abbildung einer Schleuſe. 487. Kies 
ftet Flintenſteine. 488. Mittel zur Verhuͤtung des Wi⸗ 
berfchals in hoben Gebäuden. 489. Großer Diamant zu 
_ Slorenz. 489. Siegel in Diemant gefchnitten. 490. Ver⸗ 
altete Wörter. 490. 


1. 4 voyage into the Levant &y Heury Blount. 402. 


Lebensbeſchreibung des Verfaſſers. 492. Abſicht feiner Reiſe. 
494. Die Save faͤlt in die Donau, ohne ſich mit dieſer zu 
miſchen. 496. Spaniſche Jungfer; Verluͤes. 497. Juſtiz 
und Volizey der Tuͤrken. 498. 502. Niedrige Hausthüren. 

498. Gewinnung der Badeſchwaͤmme. 499. Waſſertaͤucher. 
499. Schilderung der Aegyptier. 500. Wirbelwind in der 
Sandwuͤſte. 500. Die Vögel find in der Tuͤrkey weniger 
{heu. 500. Geſchichte des Kaffees. 501. Verſchiedene 
Ausgaben bdiefer Reiſebeſchreibung. 503, Schwarzes Brod. 
305. 


3 44. 


Vi 


42. 


43. 


44. 


Ä Snpalt. 


Beati Ambrofi hodosporicon, 50%. - 


Geſchichte der Gamaldulenfer. 508. Leben und Merbtenfte 
des Ambrofius. 510. Eein Grabmal. 514. Erſte Ausgabe. 
316. Ausfhweifungen der Mönche und Nonnen. 518. die 
ronymus von Prag. 522. Gefhichte der Mebiceer, Co 
fmus und Lorenz. 323. Abfchriften der - Elaffifer geſan⸗ 
melt. 524. 


Des Fuͤrſten und Herrn Johann Eenften des jünger 
Reiſe. 526. 
Nachricht von diefem Prinzen. 526. Fruchtbtingende —* 


ſchaft. 527. Nachrichten von J. W. Veumayr. 527. von 
I. G. Dagendarm. 528. vom Könige Jacob in England. 


330. Iſaac Cafaubanus. 531. Caninchen = Jagb.. gr 
Eparrenweid. 532. Handſchriften des de Comines..ggf “ 


Iter Baldi — alictore "Francisco Calceolario. 535" 


Nachrichten vom Verfafler und. feiner Naturalienfeniung. 
535. Beſchreibung des Berges Baldo. 537. Verfhihee 
Ausgaben diefer Reiſebeſchreibung. 541. Reiſebeſchreün 
des Joh. Pona. 543. Verjeichniſſen der Planzen um Ve 


rona. 545. 


45. 


Itinerarium thalaficum von Matthias pue. 546. + 


Don der Inſel Cerigotto. 457. Siegen werben ubetal wih. 
547. Wachtelfang. 548. 


Zuſaͤtze. 550. 


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"Voyages:des Indes. orientales;, "meld .de plufieure hiftoi- 
i: zes curieuſes. Par M. :Carre, Paris, chez. la:-xmıye 
“ ‚de Claude Rarhin. .2699.: Zwey, Theile in Broaduabes 
von Bu und 403 Seiten. Pe Er 2 


«tl , € . . 1 tes . 





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« sn ws ad" J 


* dvey vſtindiſche —— moeren in 
nentreich. verungluͤckt, ols Colbert ‚cz unternahm: eine 
west. ſtiften, und auch dieſe gerieth, nicht. Da muͤſſen 
hz: ganũberwiadliche Schwierigleiten geweſen ſeyn, weil 
gar. ber kluge und, mächtige Miniſter fie nicht zu übers 
ipen vermocht hat (1. 

Bande lagen, wie, felbft Frangsfi itche Särififeger ans 
de, in der Ungeduld der Sranzofen, welche gleich. ernd⸗ 
* wollen, wo fie noch nicht gefäet haben. | 

‚ ‚Biel Hinderte die deſpotiſche Regierung, bey —* 
um ſage was man will, die Sanblung nie zum “größten 
ler gelangen: im. | & 


&):Wer die Geſchichte der franzoͤſiſchen Handlungsgeſelſchaf⸗ 
ter erſt kennen lernen will, dem vermweife ich auf: Algemei⸗ 
‚ne Gefchichte der ofts und weſtindiſchen. Haundlungsseſel⸗ 
(haften. Aus dem Englifhen. überfept von J. S. Senler. 
Halle. 1764. 2 Theile ing. Sie madt aud von der alg es 
meinen Belthiftorte den 23) 26-und' 27! Band aus, 

De findet man B.26. ©, 580 alles was hierher avi und 

zwar. mit. Anzeige ber Quelſen. .. 1. 7264. 

Deckmanuꝰs Litterat. d. Reif. 3. Bb 


368.__ Uitteratur ber Reifen... .. 


Es fehlte an Geld, um bie erften Koften beftreiten, 
und die erſten Unfälle ausdauern zu koͤnnen. 


Mächtig war die Eiferfucht anderer Nationen, 8 
che laͤngſt ihre Handlung in Indien gegruͤndet hatten, und 
durch dieſelbe reich geworden waren. 


Ba noch vielen' andern Hinderungen Fam auch der 
Momel an geſchickten, erfahrmen und reblichen Maͤnnern, 
welchen die wichtigflen Beichäfte, die Feiner genauen nad“ 
volfländigen MVorfchriften fähig find, und keine firmge . 
Verhaltungsbefehle defpotifcher Regierungen leiden, inch | J 
ter Ferne, anvertrauet werden konten. 


- Bon den Mitteln, durch welche Colbert one i 
Sinderungen zu heben -gefucht Hat, muß man,“: um 
Meifebefchreibung ganz zu verfichn, wenigſtens if 
er fih einen Mann verichaft hat, welchem er bie 
rung der Unternehmung in Indien übertragen fonteire% 


Es ſchien ein Gluͤck zu ſeyn, daß ſich jemand ja, 
welcher ganz Indien und den. ganzen indifchen Handel, is 
tinem zwey und zwanzigjährigen Dienfte der klugen X 
derlaͤnder, kennen gelernt hatte, und dieſe verließ, weil 
er meinte, daß ſeine Verdienſte nicht nach ihrem Werthe 
geſchaͤtzt wären, und der dagegen die franzoͤſiſchen Dienſte 
annahm, und noch dazu franzoͤſiſche Aeltern gehabt hatte, 
alſo mehr Treue als ein Auslaͤnder hoffen ließ. 

Dieſer Dann war Carron, eben derjenige, deſſen [het 
oben &. 264. 273. gedacht ift, deffen Schickſale wohl wre ; 
dienten, noch ein mal von einem Geſchichtforſcher 'w :anlen 
ſucht und neu beſchrieben zu werden. 


Ihm fehlte es nicht an Kentnif, nicht an Klugbeit, 
nicht an Tätigkeit, auch nicht an Gluͤck, aber. nichts, dee. 
weniger verlohr er, durch feine Meider,:.in wenigen 






31. Voyages par: Carre.: 369 


m, bad Zutrauen, wo nicht. der kluͤgſten Mitglieder der 
handlungsgeſelſchaft, wenigſtens doch des Hofes, der, 
wi monarchifcher Weiſe, immer mehr als jene dirigirte. 


" Man fol auch nady feinem Tode (er verunglächte 
if der Ruͤckreiſe aus Indien i672, durch die Bosheit 
eines Piloten) Beweiſe gefunden haben, daß er ſich, auf 
mechtmäßige Weiſe, Reichthämer verfchaft habe, welche 
im zugleich verlohren gingen. 


ger mir, iſt es wahrſcheinlich, daß dieſer kluge Monn 
uedant vorausgeſehn, und ſich gezwungen geglaubt 
it, fuͤr ſeine Unterhaltung im Alter, (er hatte damals 

mehr als ſiebenzig Jahre) ehr er nach Europa zus 
En, fargen zu müffen. Wer weis, ob die Untreue 
erwiefen fey! Vorgeben konten fie feine Feinde 
R, ;machdeg fie feine Beraniwestung nit wo au 
sehten. ‚hatten. 
Ih ¶ Sronlreich⸗ ward befchloffen, den en der im 
ihre: 3664; vom Könige beftätigten Gefelfhaft, nach: Mas 
übefber zu legen: ie folte dieſe Infel, welche man 
9 fr. ſehr reich hielt, erobern, und dieß wuͤrde ihr, 
einte man, beſſer glücen, als den Honandern die Er⸗ 
— von Ceylon. 


BAlsdann ſolte dort ein franzoͤſiſches Batavia erbauet 
* von dem man größere Vortheile hofte, als die 
Mäiaber von- beim. ihrigen Hatten, zumal weil Mada⸗ 
ler fchr bequem für die Handlung nady dem rothen 

ve, nad) dem Bengalenfchen Meerbufen und nach China 
w Japan zu ſeyn fchien. 


Chen viele Fahre vorher Katken die Sranzofen Colo⸗ 
* auf Madagaſlar angeſetzt, welche aber in großen 
When. lebten, und eben damals in Gefahr waren, von 

ze :) 7 Ze Den 














370 Uttäeratur der Reifen. 3: 


den Einwohnern, denen fie fich veraßt gemacht balten, 
aufgerieben zu werden. “L 

Um bdiefen zu helfe, "wurd. befto mehr geeilt, chi 
Flotte dahin abzufenden, welche unter Carrons Befehl, 
der zum Generalgouverneur ernant war, ben 7 May. 1656 
aus Breft auslief, und den zo Zul. hey. dev Juſel anlan, 

Carroͤ, der. Verfaſſer der Reiſebeſchreibung, wide 
dieſer Artikel gewidmet iſt, hatte viele Meifen geracht⸗ 
und hatte Gelegenheit gefunden, durch feine Bi eng 2 
der barbarifchen Käfte und andern Häfen , ſich dem * 
niſter Colbert zu empfehlen, 


- Diefer ‚trug ihm anf, im Schiffe bes Earcons, 9 
Reiſe mit zu machen, alles merkwuͤrdige au ben⸗⸗ 


und daruͤber Berichte aufzuſetzen. . zöhe 
Dieß iſt alles, was er von ſich meldet, ae 
was ich von ihm babe finden koͤnnen. en; 1 


Die Patiſer Akademid der Wiſſenſch. hat me ti 
Mitglied Couis Carré gebabt, auf den. in. Hiftoire de 
renouvellement de l’academ, Amfterdam. 1709. 22; Ik 
pag. 89 eine Dentrede (2) ſteht, aber biefer “ * de. 
Derf. dieſer Reiſe. 

Faſt ſcheint es, als ob ihn der Miniſter habe * 
chen wollen, durch ihn geheime Nachrichten zu erhalten, 
Aber wenn dieſe nicht.reichhaltiger geweſen find, gla-Mir , 
gedruckte Reifebefchreibung ii, fo wird er ſchlecht be. 
dient worden ſeyn. oe, 


“ a 
dm 


C) Diefes Wort für Elogium Bat zwar Adelung mat, aber 
es wird doch eben ſo gut ſeyn, als: Denkmahl, Deurmune, 

Denkrina, Denkſaͤule, Denkcchrift und das laͤngſt gebtͤnch 
liche Denkzettel, welches bey Adelung fehlt, und als de 
melſe⸗ tal der Schwedifihen Alademie. 


31. Voyages par: Carre. | 371 


1. Dieſe iſt zwar nicht uͤbel geſchrieben, ſo baß ſie ſich 
ganz gut leſen läßt, aber ungeachtet er im Anfange der⸗ 
biben verfprochen. bat, von feinen sigenen Begebenheiten 
wire, ‚und gar Feine. Kleinigkeiten zu melden, ſo hat er 
och alleriey Ahentheuer :eingemifcht und weitläuftig aude 
zeführr, wobey er vielleicht Rückficht auf die Herzogiun 
en. Montfort, der er fein Buch dedicirt hat, genommen 
Mm mag. | 
;  Yaymifden: tießt man Hier manches, was au Se 
—* dep vierten franzoͤſiſchen Handluungsgeſellchaft ge⸗ 
Ist, mie wohl er die Schwierigkeiten, welche fie in Indien 
n bat, die dawider angewendeten Mittel und bie 
ung ber Handlungsniederlagen verfchwiegen hal 
sau mag er gute Gründe gehabt haben, auch läßt fi) 
öde aus andern Schriften ergänzen.- Aber eine. ums 
zjeihliche Nachläffigkeit ift, daß er nicht immer bie 
Bien beflimt, nicht Tage, nicht Sahre, angezeigt bat. 
Bach) der Ankunft auf der Snfel überzeugte fich Cars 
m.Baib völlig von, dem, was er ſchon vorher geglaubt 
site, daß ihre Unterjochung unthunlich ſeyn würde, und 
W fie erobert nicht dasjenige würde leiften können, was 
an von ihr zu Paris hoffete. Er entfchloß fich alle bald 
berzwo einen Platz zu ſuchen, wo ſich die Geſelſchaft 
ffeien koͤnte, um von da ihre Geſchaͤfte zu betreiben. 
: & wäßlte Surate. 
“ Yuf der Reife dahin befuchte bie Flotte Bourbon, 
o ſich bie Franzoſen ſeit 1650 anzubauen ſuchten, und 
u der Verf. ein anderes Paradies zu finden meinte. 
ber ich will von bem wenigen, was er von dieſer 
ufel gemeldet hat, weiter nichts anzeigen, ald nur daß 
ich er ſchon den merkwürdigen Vogel Didus folitarius, 
ches nach ihn von Keguat ausführlicher befchrieben 
8b 3 iſt 








372 Litteratur der Reifen. 3. 


iR (3), daſelbſt kennen aelerns bat... vu ven in 
den Solitaire. 
Er verſichert, daß das Seife fo woßtfäpinechteb * 
daß es auch auf fränzdſiſchen Tafeln - gefallen würde 
Man wolte ein Paar an den Koͤnig fenden ; aber vom 
farben bald, weil fie gefangen nichts freſſeü wolten. 


Surate war damals, nach ber Zerſtdhrung durch. d 
Portugifen im Jahre 1520, fihon wiederum yur. bechaem⸗ 
ften Handelsſtadt aufgebauet worden.’ Auch gani Wehu 
leben fanden dort die Europäer alles, was fir‘ wuͤuſcha 
konten. Die ſchoͤnen Haͤuſer waren inwendig noch ſchone 
verziert. Die Fußböden waren mit Porzellan aus heleg 
Die Feuſterſcheiben, ſagt der Verf. beſtanden aus 
pen von Crocodilen oder Schildpat, und aus "Pertaiikieh 
fehalen, welche durch ihre verfhiedenen Bärben ki 
angenehm mäßigten. i 

Die macres de perles fi fi nd ohne Zweifei vie sh 
der Anomia placenta, welche in Chemnis Conchylich⸗ Ca⸗ 
bin. VIII. S. 117 vbeſchrieben und Tab. jo. Fig. 716 abge 
bildet if. Sie dienen auch in China (4) und oe za 
Senfterfcheiben, und auch Sloane hatte fie dazu, wie 
Beyßler erzählt, in feinem Haufe angebracht. ' 04 

Aber daß die Schilder (nicht Schuppen) pe Croto⸗ | 
bite, welche den Slintenkugeln widerſtehn follen‘, flat Gl “ 
dienen Tonnen, erinnere ich mich nicht fonft ‚gelefen #, 
baben. - 

Inzwiſchen fagt er ©.256. baß bie Araber einem F 
toͤdteten Crocodile die Schilder abgezogen haben, weil dan 
aus allerley Sachen verfertigt wuͤrden. 





4 


UT 


(3) Man fehe oben ©: 319. . 
(4) Oſbecs Reife S,175. 


31.. Voyages par Carıd.: 373. 


Nach einem Furzen Bericht. von den. Sitten und der 
Regierung zu Surate folgt I. S, 49 eine weitläuftige Er⸗ 
Mhlung von dem Landräuber Sevagy ober Sewadsfchiy- 
weicher fi) zum Beherſcher uͤber einen. Theil der. Mogul⸗ 
Men Länder gemacht hatte, und im Sabre 2069 Suratt 
wlam auspluͤnderte. 


"Da liefet man den Beweis, daß Lamren, ungeachtet‘ 
der Hinderungen/ fchon damald feine" Factorey, ſo wie 
ie Hollaͤndiſche und Engliſche, eingerichtet und befeſtigt 
Kite," dergeſtalt, daß ſie e der Plünderumg, ſo gut, wie jene, 
iber ſtehen konte. 

‚. Diefe warb dem Räuber durch Die Untreue des Sons 
— moͤglich gemacht, den der Mogul dafür. dadurch 
Rrafte, daß er ihm einen vergifteten Brief ſchidie, wel⸗ 


* ihm tödtete. 

KBas fuͤr ein Gift das ſeyn mag!: Der Verf. fagt, 

es bie Fakirs, diefe fo genanten ndianifchen Moͤn⸗ 
Emgmzurichter, und in Briefen, ‚Blumen und riechende 
whdhte anzubringen wuͤſten, und daß es beym Anriechen 
of der Stelle toͤdte (5). Man erinnere fi), daß Briefe 
5 Moguls von ben Empfängern einige mal zur Vereh⸗ 
29 gekuͤßt werden mußten, wobey alſo das feine Gift 
ageathmet ward. 

Man folte glauben, daß Gifte diefer Art, wenigſtens 
emals, auch in Europa, bekant geweſen ſind, weil Kay⸗ 
e Heinrich VI und ein Herzog von Savoyen, durch 
zgiftete Handſchuhe getödtet feyn ſollen. 

Bud) dem Prinzen Eugen fol einft ein Brief ges 
hickt ſeyn, mit einem eingelegten grauen Loͤſchpapier, 

welches 
(5) Magnorum artiicum venena, quae deprehendi nifi 


- morte nom poflunt. Soneca quææeſt. nat. 3. 25. 
»b4 


374. gitterätur dee Reiſen. 3: 
welched - mit . einer fettigen Materie beſchmiert geweſen. 
Der Prinz habe ihn fo gleich von fich geworfen, und 
den. darüber beflürzten:. Generalen geingt:. folche Brieft 
habe er ſchon oft erhalten. Man ſoll bad. Papier einem; 
Hunde, dem vorher Gegengift gegeben worden, amgehent; 
haben, und diefer foll dennoch davon in 24 Stunden ger 
fiorben feyn. Go wird die Sache erzählt in ‚Leben nnd 
Ahbaten des, „Prinzen Eugen Nürnberg matt 
©.25%:; .. er yin, 

Wenn dieß wahr iſt, ſo. kan man Germuthen, oh 
Kunft diefe Gifte zu bereiten, ießt zu „den. verlohrnen, 
Künften gehört. Denn in neuern Zeiten ‚bat man. von ber . 
Anwendung folcher Site, wenigſtens fo. sa ich weiß, 
nichts gehört. Ba 
Inzwiſchen ift man über" die Möglichkeit belchet ei 
nicht einig. Srieder. Hoffmann (6) leugiiäte fie: 1" 
lich, aber Boerhanve (2 ſcheint fi e nicht bezweifelt ei 
Ben 

Der Verf. war Fin Handlungsgefihäften‘, welche: ® 
nicht angezeigt hat, nach Baſſora gefickt, wo er 1668 
- war, als die Türken dieſe Stadt den Arabern wegnah⸗ 
men, wovon hier die Umſtaͤnde ausfuͤhrlich erzähle find. 

Um die Greuel nicht mit anzuſehen, ging er mit 
ſeinem Schiffe ſo lange nach der Inſel Garack, von wel⸗ 
cher bier nicht unwichtige Nachrichten sorfommen (8). 

Fi u ? ? Aber 


(6) Differt. de laefionibus 'externis,. abortivis venenis et phit 
tris. Francof, et Lipf, 1755. 4. p.28: Falſiſſima eft ıradi- 
tio, tam penetrans et [ubtile venenum conſiei polfe pe 
artem, quod chartae illirum, epiltola Ruic infctipta 1e- 
fignata, legentem illico interficiat. 

(7) Praelectiones academ. ed. Halleri. IV. p.yg 


(8) Der Name der Infel wird fehr verſchledentlich gefäre 
u > : 


31. Voyage par Card; 374 


Aber: wie · hat erfagen koͤnnen, ſie liege men: der Urne 
hen und Perſiſchen Kuͤſte gleich weit entfernt? Alle 
end neue Karten: ſetzen fie. nahe-an das perfitche Ufer 
r. Stadt Benderrik gegenüber. Wie. hat. ex fagen 
men, daß fie .nur zehn. Lieues vom Ausfluffe bes Eug 
xats entfernt ſey? ur u R 
.&te.foll ein mal den Suden achirt babn, vers 
yuagoge damals eine Mofchee war. Damals ward fie 
m Urabern bewohnt. ‚Bon eines großen, Stadt. waren 
ch: wenige Ueberbleibfel vorhanden. Den Boden fand 
wre fleinigt und free; "doch fah er noch ſtarke. Vaum⸗ 
Iaung und Wurzeln, Deswegen er glaubte, big Infel 
be ehemals einen Bald. gehabt. Er ſch mug Palmen, ; 


„Die Kaufleute wuͤrden ſich um dieſe Inſel gar nicht 
Kimmern, wenn nicht neben ihr die ſchdnſten Perlen ge⸗ 
pden.. wuͤrden, deren gefährliche Fiſcherey ©. 135 bes 
leben iſt. Don den Taͤuchern ſollen boch einige, freys 

genige, ein hohes, Alter erreichen. ‚Die Thiere der 
\etlantterichalen. ‚find fehr wohlſchmeckende Auſteru 
holiologen wuͤrden dort eing reiche Erndte hoben. . 
Machdem Earre nach. Surate zuruͤck gekommen war, 
* ihn Carron noch Frankreich, unter dem Vorwande 
wt.den Zuftand der Sachen: in Indien zu melden, body 
ahl eigentlich, um fich einen n laͤſtigen Beobachter wegzu⸗ 
haffen. 

:= Carré, welcher ganz wider Carron, welchen er den 
Ninder nennet, “eingenommen war, übernafın bie Sen⸗ 
dung 


ben: Karek, Carek, Carrek, Charek, Bart auf DAnvine 
Karte, Charedj anf Reichards Karte von Perſten 1804, unb 
Caarg auf Regno di Perſia da Gioc. Cantelli da Figrola, 
au Rom bey Aofi 1679. 


376 . Utteratur dee Reifen. 3. 


dung in der Hofnung, Carron entweder von feinem Amts, 
welches er nad) feiner Vorſtellung fchledyt verwaltete, pa 
verdrängen, ober: wenigftens ihm verbächtig zu machen. 

Er wählte den Weg zu Lande, ging den 21. Febe. 
1671 zu Schiffe nach Bender Abaſſi (ehemals Sarıren), fi 
von da durch Perfien und das wuͤſte Arabien nach Saite, 
and von da’auf einem franzäfifchen Schiffe Are 
wo er den 9. Octob. 1672- aulam. - ::: En 

Zu Bagdad verfchaften ihm die Capuciner Fr als 
ten Araber; welcher ihn mit der größten Tree dürch die 
Wuͤſte nach Aleppo fuͤhrte. Dieſer erhielt die Haͤlfte des 
bedungenen Lohns beym Antritte der Reiſe, und die a⸗ 
dere nach ſeiner Ruͤckkunft von den Capucinern, auf bai 
von Carro milgebrachte Zeugniß ap er fine waen 
dung genau erfuͤllet habe. une 

Die Meife ging über Ana und Talba ae 
XI. ©. 537: 554.) Der Iettte Ort war von den Arabıni 
neben einer berlichen Quelle angelegt worden, "welche fich 
bald durch die Dienſte, welche ſie den Reiſenden erwies 

fen, bereichert hatten. Uni ſich den Durchzug berfelben 
zu fichern, hatten fie auf dem Wege nach Sirien Hin 
und wieder Brunnen gegraben, und. alle Reifende famen 
gern nad) Taibe, und trieben da Handel, fo lange der 
Drt den Urabern allein gehörte. Aber feit dem die Tür 
Ten fi) zu Herren der Grenze Arabiend gemacht. Halten, 
hatte der. Handel aufgehört, und ale Karr& da war, war 
der Ort febon zum Dorfe geworden, welches Räuber ber 
wohnten und die Reifenden vermieden. 

Schauderhaft ift die Erzählung des Elendes, was er 
in. der Waͤſte ausgehalten hat, und noch viel mehr bie 
| Schilderung ‚der Qualen, durch welche er dort ein Paar 
zundert junger ſchoͤnen Maͤdchen umkommen fab. 

Ki 


31:- Voyages par Caxed. 377 


In bee Ieeren Wuͤſte, wo das wenige was grün ge⸗ 

fen war, bie. Heufchrecken weggefreffen hatten; wo bie 
gie Hitze ohne Aufhören waͤhrte; wo weit und. breit 
ine Quelle zu ‚finden war, und wo die Pfuͤtzen, weldye 
aſt wenigftend zur Noth Waſſer für-die Kamele zu has 
u pflegten, von faulenden Heuſchrecken ein unertraͤg⸗ 
h ſtinkender Brey geworden waren, der Menfchen: und 
ieh toͤdtete, kam über einen kleinen Huͤgel ein Türk 
‚größter Verzweifelung gerant, und flehete um Huͤlfe. 
Ich ‚bin, fagte er, ein ungläclicher Mann. Ich 
be eine Menge junger Mädchen theuer gekauft, alle die 
duſten, welche in ‚ganz Griechenland, Georgien und 
smenien zu finden waren. "Zehn Fahre hade ich fie mit 
r Exbsten Sorgfalt erzogen, um ſie et, ba fie reif 
ihrSzeit für Perſien, Arabien nnd bie — * Laͤn⸗ 
r'ißehr gut bezahlt wird. Aber hier ſterben fie mir 
= Durft, und ich. bin taufend mel ungluchicher, als 
ledieſe Maͤdchen. 
Mer Franzos eilke zur andern Seite des Huͤgels, 
id fand da den klaͤglichſten Aublick, den mon fih nur 
alten fan. Zwiſchen einem Dutzend Knechten, Verſchnit⸗ 
nen, und etwa hundert Kamelen, lagen alle dieſe Maͤd⸗ 
en, die fchönften Gefchöpfe, alle. von zwölf bis funfs 
ihn Sahren, in Durſt, Zuckungen und Todesangſt. 

WViele waren ſchon geſtorben; manche von dieſen was 
en bereits in eine Grube verſcharret, manche lagen zwi⸗ 
chen den übrigen und den todten Verfchnittenen herum; 
inige farben in jedem Augenblicke, und bie übrigen fles 
yeten nnd fchrien voll Verzweifelung, um Rettung. 


"Carre eilte den Schlauch mit dem wenigen Waſſer, 
was ihm noch uͤbrig war, loszuſchnallen, und war im 
Be⸗ 


378 Uereratur der. Reiſen. 3., a 


Begriff, ohne Nachdenken, welches ihm das Mitleiden ge⸗ 


nommen hatte, :einer Ungluͤcklichen einen Truuk I, ie 
chen. 

Aber Unbeſonnener, rief fein Araber, wilft bu, deß 
auch wir verdurſten muͤſſen! und erſchoß mit eineim Pfelle 
das: Maͤdchen, riß den Schlauch weg, und brobete, In 
‚größter Wuth, „bem, der ihn anruͤhren würde. 


Dagegen rieth er dem Türken, nach Zaıda zn eilt. 


Dein, fagte dieſer, da wuͤrden mir die Räuber die Mid⸗ | 


‚Sen, welche noch bis dahin. leben‘ möchten, nehmen. ' 


As ‚Earrö mit feinem Begleiter Diefe Marterfupe 
Derlaffen mußte, ward fie durch daß ‚vermehrte. .‚Angfiges 
ſchrey der Mädchen, welche nun, die Heine Hofaung IR 
Kettung perſchwinden fahen, bid zum Beußerfien geitighe. 

Eins vom diefen Geſchoͤpfen nahm der. Araber. zu Pi 
Aränkte es nothbärftig und fette ed auf- ‚fein Kamrel, n 
ber Abſicht, es ſeiner Frau zu ringen: Be ER: 


Dieß arme Mädchen fiel immer in Verzweifelung 
guruͤck, ſo oft fie am Wege, den ihr Zug genommen mh 
Reichen ihrer Gefpielinnen liegen ſah. 

Endlich war “auch das wenige Wafler, was Eorre 
bey fich Hatte, aufgetrunfen. Nach vieler ausgeſtandenen 
Noth, fanden ſie endlich einen Brunnen, welcher ſchoͤnck 
trinkhares Waffer Hatte; aber er war zu tief, 'und das 
Seil, was fie an ihrem Waſſereimer hatten, zu Fury, 
um nur bie Oberfläche zu erreichen. 

Da zerfchnitten fie Mäntel, dreheten Die Streifen zu 
ſammen, Inüpften fie aneinander, und ſchoͤpften nun im⸗ 
mer nur wenig Waffer bey jedem Zuge, in der größten 
Furcht, baß das elende Seil reißen, unb ber Einer in 
den Brummen zuruͤck fallen moͤchte. 








Ende 


91. "Voysges par Care; 379 


Erblich kam der. Verf. gluͤcklich in Aleppo an, von da 
nach Tripoli, wo damals Vangleben' krank lag, ber Ihrit 
6.362 fagte: er habe von Colbert den Auftrag, in der 


f &esante alte Handfchriften aufzukaufen. Er habe ſchon 


| 


einige dem franzöfifchen Conful in Cypern zur Ueberfens 
dung zugeftellet. Uebrigens klagte er über. bei Miniſters 
Betragen gegen ihn. 

In Geſelſchaft einiger Landsleute make. Warrs eine 

Reife auf den Libanon. ‚Auf dieſem Wege kam er über. 
eine ſteinerne Bruͤcke, welche zur Zeit des heil. Ludewigs 
gebauet worden, au weinen: od. das Lothariugſche Bu 
ven fand... | 


Am Zuße des Berges kamen. fie. in: ein don Ghrifen 


| Bewohntes Dorf, deſſen Einwohner unter der Regierung 


ihrer Geiſtlichen, :einträtig, aber in beftänbiger, swar 
wor. Känbern, lebten... . 


Den Verf. — die vielen Storvione,. Hörte aber, 
Be fie Dort, und u in’ gan Oyrin,. nicht au furchten 
un. — 


.Am Berge ſah er- den Hefprung Be Wedan aut zwey 


Quellen. — Aber der Verf. hatte die Kentniſſe nicht, um 


Beobachtungen für Gefhichte und Naturkunde zu machen. 
Zu Seida muſten damals die Chriſten dern Paſcha 
* 4000 Thal. zahlen, welche fie unter fich auf⸗ 
Brachten, ‚ohne dag türkifche Dediente fie einfodent‘ durften. 
Der Paſcha bezahlte damals dem Hofe jaͤhrlich 300/006 
Thlr. und gewann durch Erpreffungen unmäßig.- " 


Der erfte Band endigt ſich mit deö Verfaffers Rüde 
Zunft nad) Frankreich, und mit der Nachricht, baß er bald 
‚Darauf wieder zu Lande nad) Indien zurück gefchickt fen, 
und daß der andere Band diefe zweyte Neife befchreis 
ben folle. 

.: Aber 


380 Litteratur der Reiſen. 3. 


Aber er hat nicht Wort gehalten. Der ganze andert 
Band -befteht aus. nicht zuſammen bäugenden Abſcheium 
welche allerley indiſche Vorfaͤlle erzaͤhlen. 


Wer die Urſachen unterſuchen will, wodurch die pore 
tugiſiſche Macht in Indien vernichtet worden, der wirt 
bier manche brauchbare Nachrichten finden. 


Dabin gehört die Erzählung vom Verfall ber che 
mals blühenden’ :Handelsftädte Damar, am: Meerbuſen 
son Cambaya, und ber ſuͤdlicher liegeüuden Stadt Chad, 
welche die Portugifen, meint Carre,' bamals eben ſo leicht 
den Franzofen, -ald- 1662 Bombay (er: fthreißt Bam 
baing) den Englaͤndern, wuͤrden uͤberlaſſen haben; wenn‘ L 
verlangt wäre, und Chaul würde, "Klaubt-er, eine del 
che Nieberlage der Geſelſchaft gemorben feyn. RE, 


: 6.128 Nachrichten vom. Hofe zu Vifapur. ©; m 
die Gefchichte des abfcheulichen Pedro de Caſtro, wei 
man auch in Algem. Hiftor. der Reifen X. 594 
606 lefen kan. ..&:1. bie fortgeſetzte Geſchichte des Se 
vagy. Am Ende noch eine traurige Liebesgefchichte; und 
dann noch der Vorſatz, in einigen folgenden Bänden Auf⸗ 
fäge über Handlung und Kriege zu liefern, wete 0} 
nie erfolgt ſind. 

Wie mag dieſe Neifebefchreibung der keutfihen, ucten 
ſetzung entgangen ſeyn? Mir iſt wenigſtens keine bekamt 
geworden. Aber einen Auszug aus ber erſten Hälfte bed 
erfien Bandes Liefet man in Rigem. Hiftor. der. Hei 
fen X. ©,2. 2 78. 


32 


32,.Gerlads Tagebuch, 881 


4 


32. 
Stephan Gerlachs, des Aeltern, Tage Buch der von 
zween glorwuͤrdĩgſten Roͤmiſchen Kaͤyſern, Maximi- 
liano nnd Rudolpho, beyderſeits den andern dieſes 
Namens, hochſtſeeligſier Gedaͤchtnuͤß, an die Ottoma⸗ 
v niſche Pforte zu Conſtantinopel abgefertigten, und 
"durch den wohlgebohrnen Herrn An. David Unghad, 
: :Srenheren zu Sonnegk und Preyburg ıc. Rimifch » Kate 
“ feel. Raht, mit wuͤrklicher Erhalt; und Verlängerung 
"= bes Friedens, zwiſchen dem Dttomannifchen und Ns 
nniſchen Kayſerthum und demfelben angehörigen Lan⸗ 
den und Königreichen ꝛc. gläcklichftuolbrachter Gefandts 
(daft: Aus denen Gerlachifchen, zeit feiner. hierbey 
mn dedienten HofpredigerAmpts⸗Stelle, eygenhänbdig aufs 
aCgeſetzten und nachgelaffenen Schriften, herfuͤr geges 
„Be durch feinen Enkel M. Samuelem Gerlachium, 
Special -Superintendenten zu Gröningen, in dem Her⸗ 
= yogtham Würtemberg., Mit einer Vorrede, Herrn 
‚Tobiae Wagneri, der H. Schrift D. und Prof. auch) 
„‚gamslere bey der Hohen» Schul, und - Propftes der 
Kirchen zu Tuͤbingen. Frankfurth am Mayn, in Ver⸗ 
. . legung Joh. David Zauners. Gedruckt bey Heinrich 
Grieſen. 1674. Außer der Zueignung, der Vorrede 
u und Ben Gluͤckwunſchs Gedichten, und dem Regiſter, 
555 Seiten in Fol. 


B. der ungluͤcklichen Uebermacht der gierigen und 
ſrauſamen Tuͤrken, war zwar Kayſer Wopimilion u. feob, 
mit 


98% gitteratüie der Refen. 3. 


mit ihnen einen Friebden im J. 1568 auf acht Fahre des 
febloffen zu haben, aber der freche Sieger achtete keine 
Sriedensbebingungen; er fuhr fort zu ranben, zu .pläns 
dern, Gefangene zu machen, zu morden, und immer 
neue Foderungen vorzubringen. 

In dieſer unglücklichen Lage wolle der Kupfer dm 
Merfuch machen, durd) Geſandſchaft und Gefchente, einen 


u... 060 RA nn 


beſſern und laͤngern Frieden zu erhalten. ne 


{ 


Es war ſchwer zu biefen gefährlichen Geſchaͤfte einen 
ganz tüchtigen Mann zu finden. Inzwiſchen fiel hie Wahl 
sehr glüdlih auf David Ungnad, Frevherrn zu Son 
negk und, Prepburg;. einen Mann vom; .beften Alter. von 
vortheilhaftem Anſehn, von großer Klugheit, ſchneller Exts 


ſchließung, welcher ernſthaft, beredt. und Keungr- Dur ls . 


teinifchen, ‚griechifchen, italienischen, fpanifchen, böhmfcen, 
croetiſchen und ungarſchen Sprachen war (1J. , 

Zwart war er ein Proteſtant, aber Kayſer Miarikilen 

u; weicher über. bie: Religion freyer dachte, als ſeine · Ver⸗ 

u " "fahren 


. Diefer David Ungnad ward, nad feiner —E aus 
der Tuͤrkey, geheimer Rath und Kriegspraͤſident ber Kay: 


und ftarb 1600 ben 22, Decemb. Geined Vaters Sraber, 
Johannes IIT. Hatte die anſehnlichſten Bedienungen 1) 


aufgeben muſte, worauf er nach Wirtemberg ging, nd des 
felbft 1564 farb. Er ift derjenige, welcher Die Vibel und 
andere theologifhe Bücher mit großen Koſten in der tärkb 
fhen Sprache hat druden laffen. Davids Enkel, welder 


Kayfer Ferdinand J., welde er aber wegen Ber —22 — 


ſer Rudolf II. Im Jahre 1597. begab er fich zur Ruder Ä 


.24* 


auch David hies, iſt 1646 vom Kayſer Ferdinand II, in 


den ReichsGrafenStand erhoben worden. Man finder U 


. Stambaum Viefer Familie in Gübneio: genealög:! Tahiti 
"1.667; 668, 665%unb den neueften «in. Btebäls genenlogb 


32. Gerlachs Tagebuch: 383 


fahren and die meiften feiner Nachfolger, trug Bein Bes 
denlen, bie tächtigften und treueften Bediente, ohne Ans 
Kin der Neligion, zu wählen, und dafür ward er auch 
werzöglich gut bedient. 


Als der Freyherr von Ungnad den Auftrag empfans 
gm und angenommen hatte, wünfchte er einen tächtigen 
Sefondfchaftsprediger zu erhalten. Zu dem Ende fihrieb 
er an bie Univerfität zu Tübingen, man möchte ihm einen 
end den dortigen Stipendiaten auswählen. 


. Die Profefloren wählten Stephan Gerlach. Dieſer 
War gebohren den 26. Decemb. 1546 zu Knitlingen, nicht 
t von Maulbronn. Sein Vater war ein Steinhauer, 
lcher mit feiner Zamilie den Wiedertäufern nach Maͤh— 
ie nachgezogen iſt. 
u Er felbft erwarb fich früh das Lob einer grändrichen 
Belchriomteit und eines. Mugen Betragens, deswegen er 
allen tbeologiichen Profefforen angenehm mar. Diefe übers 
ihn, die Stelle anzunehmen, zu welcher er ans 
feine Neigung hatte. Der Kanzler Jacob Andre& 
fagte: und wenn er fein Sohn ware, fo folte er nad) Sons 
Ronttuopel gehn. 

Die Tübingischen’ Theologen fcheinen diefe Sache das 
wald, bald nach der Reformation, vornehmlich deswegen 
ſe eifrig betrieben zu haben, um auf dieſem Mege den 
eiechen in der Levante das Iutherifche Olaubensbelentniß, 
weiches: ihnen die Catholiken lächerlich und verhaßt zu 
dechen fuchten, volftändiger befant zu machen, und fie 
der Annahme deffelben zu überzeugen. Diefe Abficht 
‚Meint auch der Herzog von Wuͤrtemberg unterflügt zu 
: Baben. 





Gerlach lies fich bereben, reifete im April 1573 nach 
MDien zum Gefandten, ward von ihm mit Weyfall aufge 
Dedmannꝰs Eitterar. d. Reif. 3. Ce nom⸗ 


334 Literatur der Reifen. 3. 


nommen, gewan fein Vertrauen, wie auch bie Achtung 
und Siebe aller Gefandfchaftbediente, fo daß er nach feis | 
ner Rückunft im September 1578 mit größter. Zufrieden 
heit entlaffen warb. 


Darauf ward er 1579 zu Tübingen Doctor der These 
logie, und außerordentlicher Profeffor, im folgenden Jahre 
ordentlicher Brofeffor der Theologie, hernach auch Em. 
perintendent. Sm ter ward er von Schwindel und am | 
dern Krankheiten ganz entlräftet, und verlohr fein Ges 
Dächtniß fo gänzlich), daß er nicht ein mal feinen eigenm, 
noch weniger der Seinigen Namen behalten konte. & 
ftarb er, alt 66 Sahre, den 30. Jan. 1612. (2). 

Er hat einige Differtationen gefchrieben, und no 
andere Schriften hinterlaſſen, unter welchen auch Grete 1 
fohriften find, ohne weldye Damals ein Profeffor der Tee, 
Togie nicht wohl beftchen konte. Alle diefe find Längk mem | 
geffen worden, nicht aber feine Meifebefchreibung, wi - 
fein Andenken noch ferner erhalten wird, 





(2) Ich habe die Jahrzahlen nach Fifihlin angegeben: aber in 
der von ihm gelieferten Grabſchrift liefet man zum Theil | 
andere, Jedoch die Jahre, welhe die LXebzeit befkimmen,, | 
find einerley. Mehre Nachrichten von diefem braven Maut 
findet man in: Matth. Hafenrefleri oratio funebris in ob’ . 
tum St. Gerlachii, Tubingae 1614, 4, Diefer LZeichenrebes 
foll ein Brief von Gerlach beygedrudt feyn, worin er wid 
merfwürdiges von feiner Meife gemeldet bat. Ob dieſe 
auch, fonjt wo gedrudt ftehe, weis ich nicht. Ferner Adımi 
vitae theologor. p.813, L. M, Fifchlini ziemoria theolo ie 
gorum VFirtembergenhum, Ulmae, 1710, 8, p. 202; und 
die dafelbft angezeigten Schriften. Auch Freheri theatrs 
p. 564. G. Serpilii epitaphia oder Ehren: Geddhmif 
Schwäbifcher Theologen, Regensb, 1707. 8. S. 19. Nie 
zon memoires T, XXVIJ, p. 401. 









32. Gerlachs Tagebuch. 385 


bat forgfältig ein Tagebuch gehalten, und in 
em nicht nur, wad .auf der Reife vorgelommten, ſon⸗ 
ch was täglidy bey der Gefandfchaft, in einer Zeit 
ſechs Jahren, vorgefallen, ferner alles, was er merk⸗ 
ꝛs gehört hat, aufgezeichnet. Eben deöwegen fins 
a darin fo gar von europäifchen Gegenftänden fehe 
re Nachrichten. 
ı meiften hat er ſich um das Glaubensbekentniß, 
tes dienſtlichen Gebräuche und Lebensart der Gries 


» wie auch der Muhammedaner befümmert. . Die 


„Bosheit und Graufamteit der letztern ſcheint doch 


zzehnten Jahrhunderte noch aͤrger, als in dem jetzie 


weſen zu ſeyn. 

P Auftrag alte Handſchriften aufzukaufen hat zu 
‚jedoch nur wenigen litterariſchen Nachrichten An⸗ 

eben. Um Alterthbämer, Kunſtwerke und natürliche 

siten hat er ſich gar nicht befümmert. 


e Diefe Nachrichten hat er ohne Kunft und Schmuck, | 


fe nacdhläffig, nur zu feiner Erinnerung aufgefchries 
migftens bemerkt man nicht, daß fie von ihm fo 
ude beftimt worden find , wozu er auch felbft, 
ner Ruͤckkunft, keine Anftalt gemacht hat. 
hinterlies diefe Papiere feinen Erben, welcher ſich 
ge geicheuet haben, fie befant zu machen, wegen der 
orkommenden freyen Urtheile über die angefehnften 
3. des Bayferlichen Hofes, und wegen mancher Ers 
m, welche gar zu frifd Verantwortung, Haß und 
ung hätten veranlaffen Fünnen. 
ſt nachdem fie hundert Jahre alt geworden waren, 
Im J. 1674 (3), bat fie der Enkel des Verfaſ⸗ 
ſers, 


a Joͤchers ©, 2, iſt die Jahrzahl 1679 ein debler. 
Cc 3 


N 


386 Utteratur der Reiſen. 3. 


fer, Samuel Gerlach, welder Specialſuperintendent 
im MWürtembergifcben war, drucken laſſen. Diefer bat, fo 
viel man merken fan, felbft nichts geändert, auch nichts 
binzugefegt, nur hat er fi) vom Kanzler Wagner em 
Morrede machen laffen, welche nichts enthält, was de 
Anfuͤhrung werth waͤre. 


Das Titelkupfer hat in acht ovalen Feldern die Wild 
niffe der Kayſer Marimilien I, Rudolf I und des Se— 
lims II und Murats IL, ferner der Herzöge von Wuͤrtem⸗ 
berg Ludwigs und Eberhards, dann ded David Ungnab 
und des Verfaflers. Nach der Vorrede folgen in Foli 
format die Bildniffe des Verfaſſers, des Serausgeberk 
des Herzogs Eberhard und des Freyherrn Dap. von 
Ungnad, ein gutmuͤtiges, offenes Geficht, mit abgefdeite 
tenen Haren, doch oben mit einem Buͤſchel Karen und a 


sunden Barte. Br 


Die Reife ward von Mien ab im Anfange berät 
1573 angetreten, und geſchah zu Lande durch Uhgare, 
Die Gefandfchaft beitand aus fechözig Perfonen Me 
Bediente wurden neu ungarifch gekleidet. << Mich lied mein 
„guadiger Herr, fagt der Verfaſſer, mit zweyen ſtatlichen 
„Kleidern vom beiten Tuch verfehn,, eines war weltlid, 
„das andere priefterlih. Das gemeine weltliche war ein & 
„langer fornen mit purpurfarben zottichtem Rauchwerk ande 
„ſtaffirter Mantel, darunter ein Unterrdcklein mit aufm 
„ſche Urt gemachten Hofen. Das priefterlicye Kleid were‘ 
„auch zween Roͤcke, fo bis auf die Schuh reichten, IE 
„untere, den ich mit einem tärkifchen Gürtel befchloffe, vor 
„gewäflertem Zeuge, ber äußere von anderm Föftlichen 
„mit purpurfarben Rauchwerk fornenher gefüttertem Tuch 
—„darzu zween Hüte von gleicher Purpurfarbe. — WM. 
„muſte, ſagt, er an einem andern Orte, ein fa 

„Doctor 


















32. Gerlachs Tagebuch. 387 


Doctor s Häublein tragen, und einen andern fammetin 
Yut darüber.” Die der Gefandfchaft mitgegebenen Ges 
benke wären, fagt er, hundert tauſend Thaler werth 
eweſen. 


Zu Gerlachs Zeit lebte in Tuͤbingen der Profeſſor 
Bartin Cruſius, welcher vielleicht unter allen Euro⸗ 
lern die groͤßte Fertigkeit der nengriechiſchen Sprache 
habt hat. Er erlernte fie mit unbeſchreiblicher Mühe und 
6 fie zuerfi in Europa bekant gemacht. 


- Diefer gab dem Gerlach einen griechiſch gefehriebenen Ä 
rief an den Patriarchen nach Conftantinopel mit, worin 
bdieſen um Nachrichten von dem Zuftande der neugries 
fchen Kirche und Sprache bat), auch ihn zur Beurtheis 
ug des lutheriſchen Glaubensſyſtems anzuleiten fuchte, 


.Gerlach gab den Brief ab. Der Patriarch Jere⸗ 
base, mit dem Zunamen Tranus und Lariffaeus, nahm 
a-mit der größten Artigkeit an, geſtand aber, daß er 
E eawas von Tübingen gehört habe. Er erfuchte den 
el, ihn oft zu beiuchen, welches biefer auch nicht 
ferlies. 

Nun entſtanden muͤndliche und ſchriftliche Unterhand⸗ 
agen über die Glaubensartikel und die religidſen Cere⸗ 
mien, welche Griechen und Lutheraner gemeinſchaftlich 
tten, und welche von einander verſchieden waren. 


Cruſius ſchickte dem Patriarchen eine griechiſche Webers 
zung nicht allein von der Augsburgfchen Eonfeffion,. fons 
zu auch von dem theologifchen Lehrbuche des Jacob 
eerbrand. Uber über beffen große Maffe erſchrak der 
atriarch, und fagte, es fen ihm unmöglich, wegen feis 
e vielen Geſchaͤfte und Keifen, fo viele Papiere durchs 
Hlefen und durchzudenken. 


ec 3 Sins 


388 Utteratur der Reifen: 3. 


Anfänglich ward der Briefwechſel ſanftmuͤtig und 
hoͤflich geführt, aber mit ber Zeit warb er gröber unb 
beyde Parteyen blieben bey ihren Meynungen, Als enbd⸗ 
lich der Patriarch) nach Rhodus verwiefen word, endigte 
fi) diefe muͤhſame Correſpondenz gaͤnzlich. 

Inzwiſchen entſtand daher der Vortheil, daß durch 
dieſe Unterhandlung eine Menge nuͤtzlicher Nachrichten aus 
Conſtantinopel nach Tübingen kamen, welche Cruſius gabe 
ſtentheils bekant gemacht hat, am meiſten in einen: fer 
ſchaͤtzbaren Werke, welches den Xitel hat; Turco-Graecize. | 
libri octo. Bafileae (1534) fol, 8 


In dieſem findet man viele Auszuͤge aus Briefe; \ 
welche Gerlady aus Conftantinopel nach Tübingen gefchrie ; ; 
ben hat. ine volfländige Anzeige des Inhalts hat Sa 
bricius in Biblioth. graeca lib. 5. cap. 5. $. 28. VolVk 
p- 692. gegeben. Die theologifhe Verhandlung zuifäees 
beyden heilen liefet man in Andr. Caroli memorahiia 
ecclefiaflica. Tubingae 1697. 4. I. 'p. 281-285. Wer np 
dieſem vergebenen Verſuche, die Griechen mit-ben Luther 
ranern zu vereinigen, den’ die Sefuiten hoͤchſtens zu vers 
fpotten gefucht haben, mehr wiffen will, den verweife Ich 
auf die Schriften, weldye in Mosheimii in/litutiones 
hiftoriae ecclefiafiicae. Helmftadii 1755. 4. pag. 721. au⸗ 
geführt find. 
| In Conftantinopel lernte Gerlach feinen übelberädhe 
tigten Landeomann, Adam YIeufer, kennen, welcher von 
den Lutheranern zu den Neformirten, von diefen zu -beu 
Socinianern, und von biefen endlich zu den Muhammes 
danern übergegangen war. ine ausführliche Nachricht. 
von diefem zwar liftigen, aber luͤderlichen Menfchen finde . 
man, mit Anzeige der Quellen, im algemeinen bifte 
sifchen Lexicon. 


Weil 


32. Gerlachs Tagebuch. 389 


Weil man von feinem Tode verfchiedene Erzählungen 
bat, fo will ich ‚hier anzeigen, was Gerlach davon ges 
meldet Hat, weil man vermuthen tan, daß er fich darnach 
man werde erkundigt haben, 


Neuſer ift geftorben den ır. Dctober 1576, nachdem 
F einige Tage bie Ruhr gehabt hat; alfo nicht an der 
eff, wie viele fagen. Seine tägliche Gefelfchaft hat aus 
3 verworfenen Menſchen beſtanden, aus Renegaten, 
Her denen ein falſcher Muͤnzer aus Siebenbuͤrgen gewe⸗ 
wiſt. Dieſe haben beſtaͤndig mit ihm geſoffen, und noch 
letzt bat Neuſer ihnen zugerufen: bringt mir noch' ein 
u einen zu guter letzt, denn ich werde nun bald ſpatzi⸗ 
gehn. 

Von ber Religion bat er zuletzt ga gar nicht mehr geres 
> fondern er iſt befoffen dahin geftorben. Inzwiſchen 
b;er doch oft-den ernſtlichen Wunſch geaͤußert, in die 
Wenheit zuruͤck kommen zu duͤrfen, und um dieß moͤg⸗ 
machen, hat er der kayſerlichen Geſandſchaft heim⸗ 
Musichtige Dienſte wider die Tuͤrken geleiſtet, wofuͤr er 
w ein Geſchenk von 100 Thalern erhalten hat. 
Den Tag darauf, nach dem er geſtorben iſt, haben 
a feine Breunde auf tirkifche Weife begraben. Die Sies 
nbärger, Yrianer und Ealviniften, fagt Gerlach, (doch 
wi vermuthlich Socinianer) haben nach ©. 285: hundert 
ben für feine Schriften geſchickt, und haben fie erhals 
1. Es foll ein Buch von 50 Bogen auf türkifchem Pas 
eu gefchrieben geweien ſeyn. Man vergleiche Heinecckt 
tchifche Kirche, im Anhange ©. 28. 

Der Verfaſſer machte eine Meine Reife nad) Burfa ober 
ua, aber es ift gar wenig, was er von diefer merk⸗ 
irdigen Stadt gemeldet hat. Da fah er denn auch den 
vup, deſſen oͤbere Hälfte fleinicht, unfruchtbar und 

CEc 4 ohne 








390 titteratue der Reiſen. 3 


ohne Baͤume war. Die uͤntere trug Kaſtanien, Nuͤſſe us 
andere Bäume, und glicd) einem Walde. 

In der Stadt bejah .er die prächtigen Begrätnifh \ 
einiger türkifchen Kayfer. Die Geiftliyen, welche folde J 
hüteten, empfingen einige Aſper, und thaten bafür ea 
Gebeth, daß Gott den Neifenden Gluͤck und langes Leben 
fhenten wolle. Auch von den merkwuͤrdigen Bädern liefe |. 
man wenig. 

&.396 und 401 einige Nachrichten von den griech 
fhen Möndyen vom Berge Sinai Viele von ihnen durcy 
flreichen weite Länder: die Türkey, Rußland, Pole, 
Italien, Spanien, auch Teutſchland. Einer Fam zum Ge 
fandten, und bath dazu um einen Paß oder um din Em | 

pfehlungsfchreiben. ' 

Gelegentlidy wird ©. 280 angemerft, daß damals em 
Curir für die Reiſe von Wien nach Eonſtantinopel ab 
wieder dorthin zuräd, 150 Dufaten zur Zehrung erhielt, 
davon er aber auch den türkifchen Begleiter, ben Zaufünd, 
frey Halten muſte. Dabey konte er jebocdy etwas erſpeh⸗ 
ren, und mancher, welcher einige mal dieſe Eurir⸗Roiſ 
gemacht hat, iſt reich dabey geworden. 

Seinem Kayſer ſchickte der Geſandte vier Schafe von 
Anguri, welche gar ſchoͤne zarte Wolle haben, daraus mas 
den Schamlot (Camelot) und fchöne Teppiche weht; — 
vermuthlich angortiche Ziegen. Auch ſchickte er Ahoru we 
Zerpentinbäume, imgleichen einen Bezoarftein, faft fo gref 
als ein Ey, wog ungefähr 400 Gran und warb auf 4m 
Thaler geſchaͤtzet. 

Der Bayerfürft ſchickte S.423 dem Gefandten 50 
Thlr. nebft einem Verzeichniß der Sachen, welche er mi 
dafür einkaufen ſolte. Nemlich “ftatlicye tärkifche Kun 
„Rüde, ald Roßkaͤmme, Wifcher, türfifch Wachs (ich der 
„muthe Siegellack) und ander viel Narrenwerk. Aug 

/ pr 














32. Gerlachs Tagebuch. ‚39 


er Frau Tochter, Erzherzogs Carls Gemahlinn, türkis 
be Schuhe, Beuttel, Sadolien von Seiden, mie es bie 
Beiber tragen, Facinet (ohne Zweifel Xücher, Bazzo- 
seti, die Schald des ſechszehnten Sahrhundertö),. Schreibe 
eug u. d.” 


Nah ©. 452 wurden bem Vayerfuͤrſten geſchi dt: 
Eifchblätter, darauf man bie Leuchter fiellet, lederne 
Blätter über eine runde Tafel, ſchoͤn von Laubwerk, 
m 12 Dufaten; große und kleine türkifche Schlöffer, 
Beiden von allerhand Farben; ausgenchete Tücher, und 
ndere viel Sachen, ſonderlich ein weiſſer indianifcher 
tubichwanz um 50 Dufaten. Etliche kauft man. auch 
„obl um 60, 80, 100 Dulaten, und find nur eine Zier« 

e ber Pferde unten an bem Hals, wie in Ungarn ſehr 
—** J 


Ein Herr von Dietrichſtein, Hofmeiſter des Kad⸗ 
WRudolfs II., den der Verf. einen gewaltigen: Papiſten 
wet, erfuchte den N. von Ungnad, den Leichnam der 
zalome, , einer heiligen Märterinn, welcher im Patriar⸗ 
at zu Conftantinopel aufbehalten und gezeigt wird, für 
* nn erhandeln, und gleich. darauf 200 Thlr. zu biee 

‚Uber der Gefandte machte ſich, ald Proteflant, ein 
been daraus, fo einen Handel zu übernehmen, und 
ischtete auch Vorwuͤrfe von feinen Glaubensgenoffen. 
fo verbath er den. Auftrag. 


Darauf ſchickte der KHofmeifter einem andern cheint 
er Arzt der Geſandſchaft geweſen zu ſeyn) hundert Du⸗ 
taten, um die Heiligthümer Euphemiä, Salome, u. a. zu 
bendeln, und für das übrige ein Belzfutter für fich zu 
Teufen. Don jenem Gelde erhielt der Protonotarius 12 
Xhaler, weil er den Patriarchen zum Verkaufe überredet 
hatte. Inzwiſchen erhielt der Gläubige nicht den ganzen 

C5 | Reiche 


392 Literatur der Reiſen. 3. 


Leichnam der Salome, fondern nur ein Stüd von Ihren 


Hirnfchalen. 
Weil der Bifchof von Salzburg ben Gefandten ges 


bethen hatte, ihm Achten Balfam von Mecka zu verfhafe 
fen, fo ward viele Mühe angewendet, ihn zu erhalten; 


und die Kenzeichen: der Aechtheit zu erforfchen. Weil 
Diefe Nachrichten, fo viel ich weis, nicht von denen am 
geführt find, welche in neuern Zeiten von diefem Balſam 
gehandelt haben, fo halte ichs noch der Muͤhe werth, fe 
bier zu fammeln. 


Ein Gläschen Tieferte der Apotheker zu Galoto ie 
25 Dukaten. Ein vornehmer Bediente, welcher aus Dede 


Zurüc kam, und aud) den Balfam an den Hof verkaufte, 
lies ſich für 3 oder 4 Tropfen einen Dukaten bezahlen. - 


Diefer verficherte, die Bäume wuͤchſen zwifchen Se. 


Dina und Mecka, bey einem mäßigen Dorfe, welhesße 


derhunin heiße, (welches, wie Gerlach fagt, von Or - 


Ins Baderhenen.genant iſt,) auf einen fandigen,. fh 
nichten Boden, nicht über anderthalb Klafter hoch, 

‚ Nur im Frühjahr treife der Balſam aus dem jum 
gen gerigten! Zweigen in bie angebundenen Glaͤſer. Der 
ftärkfte Baum gebe nicht über 15 Dram; ein Drom ſey 
nicht uͤber vier Tropfen. 

Er ſey dick und gelblich, wie ein Oehl. Ein Zropfen 
vertheile fich über dem Waſſer fo, daß dieß von weitem 


wie gefrohren erfcheine. Man könne es ganz fauber wie 


der von der Oberfläche mit einer Spiße abheben. 


Wenn er älter geworden, falle er in Waffer zu Bei : 


den, und laffe ſich auch alddann mit einem Federmeſſer 
wieder berausheben. Endlich werbe er fo dich, daß man 
das Glas zerbrechen muͤſſe, oder man muͤſſe ihn mit eis 
nem Dehle aufweichen. Dr 


_ 


32. Gerlachs Tagebud. 393 | 


Drey Tropfen auf der Hand mit drey Tropfen Waſ⸗ 
e verruͤhrt, muͤſſe wie Milchrahm werden. | 
Gemeiniglicy werde der Balſam mit einem Dehle vers 
iſcht; dann verlichre er jene Proben, doch behalte er 
eruch und Geſchmack. 


Man habe damals gegen 200 Baͤume mit der Erde 
Wgehoben, nad) Alcair verpflanzet, wovon ber Erfolg 
9 anbefant war. 


Ich befige drey Proben, welche ich unter dem Nas 
» bed aͤchten Balfams von Meda- aus fehr zuverläffis 
s Händen erhalten habe. Zwey ſchenkte mir Hr. Bergs 
sptmann, Graf von DVeltbeim zu Harble, im Funius 
36. Die Frau Mutter des Grafen hatte fie von der: 
rgoginn von Blankenburg, Gemahlinn des Herzogs 
Dwig Rudolf, bey welcher fie Hofdame war, erhals 
* welcher ſie von ihrer Tochter Eliſabet Chriſtine, 
Mahlinn Kayſers Carl VI geſchickt waren. Das dritte 
KB habe ich im Jahre 1788 vom H. Doct. Luft, wel⸗ 
me’mich mit dem Fürften Joſeph Poniatowefi bes 
We, erhalten. In einem Glaſe hat der Balfam feine 
ufigkeit verlohren, und gleicht jetzt einem gelben durch⸗ 
gen Harze. 

Wenn man aus den beyden andern Glaͤſern einen 
spfen auf Waſſer fallen läßt, fo bleibt er einen Augen⸗ 
& wie eine runde Perle zufammen, verbreitet ſich aber 
&, fo wie es gefchehn fol, über Die ganze Oberfläche, 
se ſich auch mit der Spige eined Federmeflers, wie 
ı ganz dünnes Häutchen, abheben. Der Geruch if 
rzicht, aber doc) von andern mir befanten Harzen vers 
Neden, und nicht unangenehm. 

Ungeachtet die meiften Schriftfteller jene Erfcheinune 
n ald Zeichen der Aechtheit angeben, fo möchte ich ih⸗ 

\ nen 


394 Litteratur der Deifen. 3. 


nen doch) nicht allein traum, und glaube gern, daß fich 
Tünftliche Mifchungen machen laffen, die wohl nicht vom. 
ächten Balfa zu unterfcheiden feyn moͤchten. 


©. 245. „Zu Galata hat man Tauben, da ein Yau f 
»4. 5 Dufaten geftebt, bie fchießen in die Höhe, und fahr F 
„ren in einem graufanen Wirbel wieder herunter, Abe 
„werfen ſich, oder uͤberpurzlen über die 50. 6a mal, «4 
„fie auf den Boden fommen.” F 


Ohne Zweifel gehören dieſe Tauben zu derjenigen Art, 
welche Tuͤmler, Col. gyratrix genant. wird. Aber mid #’ 
erinnern dieſe Zeilen an etwas, was ich einmal in Pk 
Petersburg auf demjenigen Markte, auf welchem Selm 
vieh verkauft wird, gefehn habe. Einft fand ich ‚Nahe 
wohin ich in ornithologifcher Abficht oft Fam, einige Rus 
fen um einem- weiten flachen mit Waſſer gefüllte dy 
fäße fisen, deren jeder eine Taube über dem Gele 
hielt. Auf ein gegebened Zeichen ließen zwey ihre Kam 
ben fliegen, welche mit bewundernswürdiger Gchnefigkit, 
in fenkrechter Linie, neben einander in die Höhe flogen, 
fo daß man fie kaum noch mit dem Gefichte verfolgen 
Tonte. Jede Taube fuchte über die andere hinaufzukom⸗ 
men; bie, welche am höchften gefoinmen war, gewann bit 
Nette. Das Steigen beobachteten die Mettenden und Zus. 
ſchauer im Waſſer, wie in einem: Spiegel. Beyde Fam 
ben famen wieder in fenkrechter. Linie ganz ermand dr 
unter. i Le 


Ich nahm mir vor, einft dieſes Spiel und bie Tow 
ben genauer zu unterfuchen, aber-ich habe es leyder! 3 
thun verfäumt, und bier habe ich viele aus St. Yetak 1” 
burg nach diefen MWetfliegen der Tauben gefragt, ab 
noch Feinen gefunden, welchem die Sache bekaut gene 
fen wäre. 









32 Gerlachs Tagebuch. 395 


Vermuthlich iſt mir, daß man dieſe Wetten and) in 
© Levante kennet, und daß Gerlach ſolche Tauben zu 
alata bat verlaufen jehn. Auffel in Raturgeichichte 
m Wleppo. Göttingen 1798.8. I. S. 91. hat angemerkt, 
iß auch die Brieftauben fenfrecht zu einer foldyen Höhe 
iſſteigen, daß man fie aus dem Geſichte verliehrt, und 
yon Aldrovandi hat gejagt (4), daß man zumeilen 
ıuben gleihiam aus Chrgeig, oder in Weteifer, au 
wr wunderbaren Höhe auffliegen fühe. 


Dben ift angezeigt worden, Gerlach habe manche 
gemärdige Nachrichten auch über europäifche Gegens 
ade beygebracht, welche er meiltens an der Tafel des 
fandten aufgefangen hat. Zum Beifpiele wähle ich fol 
ıde. Als Kayſer Naximilian II den 12. Octob. 1576 
körden war, ſchrieb der kayſerliche Hofmeiſter, Yang 
Öblsogen, dem Gefandten einen Brief, aus dem Gers 

-&.306 folgenden Auszug aufbehalten hat. “US 

Majeſt. etwas ſchwaͤcher worden, und man fi) ih⸗ 
‚Rebend beforget, haben felbe die Kammerberren und 
Käthe nicht anreden, oder ihr zufprechen dürfen, 

3 5 Xeftamentd und anderer Sachen halben, dieweil fie 
B ter Religion nicht lauter (nicht gut pabſtiſch, fett 
Berlach hinzu) geweſen. Allein die alte Fuͤrſtinn aus 
Bayern hab es gewagt, und ihre Maj. vermahnt, weil 
pir alle unter der Gewalt Gottes feyn, und Die Stund 
mgewiß, ein Teflament zu machen, zu beichten und das 
Kbendmahl zu empfahen, aber er habe fie nicht hören 
wollen, fondern felbe mit rauhen Worten von ſich ges 
wiefen. Hernach habe ihm fein Sohn Erzherzog Mat⸗ 
thias zugeredet: er wolle feiner Seelen Neil bedenten, 
und fich felbft nicht verfäumen. Dem er geantwortet: 
" „mein 


(4) Ormitholog. lib, 15. cap. ı, de volatu, pag. 271. 


396 . Litteratur der Reiſen. 3. 


„mein Sohn, es bedarf ſich deſſen aller nichts; ich ges 
„denke, durch die Gnade Gottes und feinen Verdienſt fo 
„wohl felig zu werden, als du. Chriſto babe ih ae 
„meine Sünden befennet, und fie ihm in fein Leyden ges 
„‚worfen, und bin gewiß, daß fie mir vergeben find, und 
„darf weiter nichts mehr. Darauf habe. ihm fein Hofs 
„prediger, der Bifchoff von der Neufladt, Chrifli Ders 
„dienft und Genugthuung ernftlich fürgehalten und ihn 
„gefragt: obs ihre Maj. verflanden, darauf leben und 
„‚fterben wollen? wozu fie geantwortet: ja, und nicht ans 
„derſt. Bald darauf fey einer gekommen (der von -jhrer 
„Mai. darauf zu warten beftellet gewefen) und geſprochen: 
„der Reichsabſchied fey befchloffen. Wozu er, der Kayſer, 
„geſagt: Gott fey ed gelobet. Und jtzt ift meine Staube - 
„auch da, daß ich davon muß. Und hab angefangen ze 
„ſterben. Der Biſchof fey wieber fommen, und habe miß⸗ 
„fen gar vernünftig mit ihm umgehen, daß er ihn nicht 
„auch, wie die Bayerfürftin, abweife; fen alfo von weis 
„tem herlommen, ihre Maj. wollens ihm nicht für Ungut 
„halten, aus großer Liebe, die er zu ihrer Maj. trage, 
„und weil das. fein Ampt fey, tom er, Ihre Maj. zu bes 
„fuchen, und hab ihm darauf zugefprochen. — — — 

„Als man ihn aufgefchnitten, habe man mitten im 
„Herzen eine ſchwarze Härte gefunden, die fo hart, als 
„ein Stein geweien. Welches, nad) der Aerzte Meynung, 
„ihrer Maj. fo vielfältiges Herzklopfen verurfacht babe, 
„darüber ſie über ein mal oder zwey viel Stunde geles. 
„gen, daß man nicht gewußt, ob fie lebendig oder tod 
„ſeyen. Andere aber muthmaßen, es feyen noch überger 
„bliebene Brocken von der Genuefifhen Suppen, f 
ihn der Kardinal von Trient, welcher ihm als er wieber 
„aus Spanien zuruͤck kommen, entgegen gezogen, vorm 
„Schmalcaldifchen Krieg zugerichtet.”, 

39 


‚32. Gerlahs Tagebuch. | 397 


Ich will biebey nur erinnern, daß ber Kayfer einen 
angeliichen Hofprediger gehabt hat, welcher alfo, wie 
an hier liefet, bey feinem Tode gegenwärtig gewefen ift. 


Zahlreich und merkwürdig find auch bie Nachrichten 
mStephanus Battory, Woiwoden von Siebenbürgen; 
feiner Wahl zum Könige von Pohlen, wozu er Hülfe 
ı Eonftantinopel fuchte; von feiner Gierde nad) den Koͤ⸗ 
Igreichen Ungarn und Böhmen, u. ſ. iv. 


. Yucd findet man bier nicht wenige Staatäfchriften 
kgedrucht, theils lateiniſch, theils teutfch überfeßt, zum 
epfpiele lateinische Briefe des teutſchen Kanfers an den 
glifchen, des Mehemet Baffa Iateinifche Briefe an dem 

von Schweden, an die Polnifchen Magnaten, an 
Ein Battory vom Jahre 15755 ferner türlifche Bes 
Haung des Sriedend mit Rudolf II, aber nur teutich 
& munolftändig; litterae, inftrudtiones, quaerelae, trans- 
Begcs, ratificationes pacificationum &c. imperatorum &c., 
in Jahre 1577 und 1578. Regis Poloniae ratificatio pa 
ia,cım imperatore Turcarum 1577. 


Merkwuͤrdig fcheint mir, daß in diefem Tagebuche, 
eches "doc mit größter Hochachtung gegen den Frey⸗ 
wen von Ungnad gefchrieben ift, eines Vorfalles nicht 
wacht: iſt, den doch viele andere zu deffen Ruhme erzählt 
de Weil die kayferlichen Gefandten bis dahin allein 
wm WBorzug gehabt hatten, in der Uudienz beym tärkifchen 
Iapfer ihren Vortrag fitzend zu thun, fo fol der Freyherr, 
ihm kein Sitz gebothen worden, um ſitzen zu koͤnnen, 
nen Mantel auf die Erde haben fallen laſſen und fich 
rauf gefetzt haben. Er habe, fagt man, den Mantel lies 
we Ioffen, und als man ihn gefragt: warum? geants 


vertet: die Tapferlichen Gefandten trügen fich felbft keinen 


Stuhl. 


398 Litteratur der Deifen. 3. 


Stuhl. . Solte Gerlach biefen Vorfall verſchwiegen ha⸗ 
ben (5)? 

Auf der Nückreife nach feinem Baterlande im Septem⸗ 
ber 1578 befuchte Gerlach feine Verwandte in Mähren, 
welche aber, als Wiedertäufer, ihn nicht ein mal als Sohn 


und Bruder anerkennen molten, wiewohl er fie. durch 


Sanftmut zu gewinnen wußte (6). Bey biefer Gelegen 
heit werden die Einrichtungen, Meynungen und Gebräude 
dieſer Secte befchrieben, welche, unter dem Schein be 
Kirchenzucht, viel Gewiffenezwang und Gewalt über die 
häuslichen Umftände der Mitglieder, auch Die Vaheu⸗ 
thung durchs Loos, eingefuͤhrt hatte. 


Uebrigens ſcheint es ſonderbar, daß J. M. Heines 
cius nicht die Ausgabe des Gerlachſchen Tagebuchs go 


kant hat. Er hat in ſeiner mit großer Sorgfalt Audpesrs 
beiteten Abbildung ber Griechiſchen Kirche‘ Salt 
Y7I1. 4. mehr als ein mal, im Anhange S. 16 md 55 
auch im Negifter der angeführten Bücher, gefagt, ed ſeh 
noch nicht gedrucht worden, 


Ihm habe J. P. Kudewig eine Abfchrift heſſelben 
geliehen, welche 1627 gemacht worden, und ehemals den 
beyden Strasburgſchen Gelehrten Berneggern gehört 

habe 


(5) Pfeffinner (ad Vitriar. 1,5, 6. Vol. J. p. 422.) führt ft 
gende Zeugniffe an: Warſewicius orat, de Legatis; Rirdr 
nerus de Legatis, lib. 2. cap. 5. $. 63: Crufius de prer 
cedentia I, 4, 39. P. 32. et III, 2, 10. p.364, 365. : Limnatu 
lib. 2. jur. publ. cap. 7. $.30. p. 89, 90; Zweyburgis 
theatr. praeced, tit. 2. p. 5. 

(6) Alſo hat Fiſchlin 1. S. 202. nit richtig geſagt, daß bir 
Familie, mit den übrigen Glaubensgenoſſen, erft im 3. 160 
aus Wärtemberg veriagt worden, und nah Mähren ger 

gen fey. 





) 


| 







32. Gerlachs Tagebuch. 399. 


de Diefe Abfchrift, fagt er, enthalte: “ı) die Pa⸗ 
ormitanifche Reife nady Afien bis gen Prufam, welche 
teutfch befchrieben, und mit vielen Merkwürdigkeiten ges 
fuͤllet iſt. 2) Unterfchiedliche Legations⸗Acten und Mes 
norialien des Freyh. v. Ungnade, auch kayſerliche Hands 
reiben an ben türkifchen Kayfer und Großvezier. 3) 
Fine . kurze Hiftorie des türkifchen Reihe. 4) Einen 
peitläuftigen teutfchen "Brief von feiner Neife von Wien 
ach Conſtantinopel. 5) Eine weitlaͤuftige lateiniſche 
Rachricht von der tuͤrkiſchen Religion, Regierung und 
em Zuſtande der Chriſten unter derſelben. 6) Eine 
Lachricht von dem Glauben der Armenier. 7) Eine 
follection anterfchiedlicher griechifcher und lateiniſcher 
Nriefe, welche an Gerlach zu Conftantinopel, oder von 

Iben an andere gefchrieben worden.” — Alſo hat 

‚die Handfchrift mehr enthalten, ald Samuel Gerlach 
® abdruden laffen. 

‚Mus dem fünften Stuͤcke hat Heineccius einen Aus⸗ 
a von dem KRindersZehenden in der Türken; ferner einen 
8 dem Griechiſchen teutfch überfeßten Brief bes Pros 
sotarius Theodofius Zygomala zu Eonflantinopel vom 
ihre 1581; einen teutfcben Auszug aus Gerlachs weite 
tftigem Tateinifchen Briefe an Prof. Sam. Hayland 
Tubingen vom 18. Octob. 1574; und dann nod) eine 
sihricht von der Taufe der Renegaten, belant gemacht. 
WMas von dem Knaben: Zehenden gemeldet ift, Das 
det man freylich, aber zerfireuet, in dem gedruckten 
mebuche, Dagegen demſelben jene Briefe fehlen. Gere 
cho Brief an Hayland ift vielleicht derfelbige, deſſen ſchon 
en S. 324. Note2. gedacht iſt. Mart. Crufius hat jes 
qh alle Diefe Papiere in feiner Turco -Graecia genußet. 





Dednaauns eitrerat. d. Reiſ. 3. ob 33. 


400 Litteratur der Reifen. 3. 





33 

Beſchreibung einer Legation vnd Reife von Wien anf 
Defterreich auf Conftantinopel, durch den wohlgebom 

nen Heren, Heren David Ungnadn, Freyherrn zu 
ESonneck vnd Pfandöherrn auf Bleyburgf, auß Romi⸗ 
ſcher keyſerlichen Majeftät befehlig und abforderung 

an den Tuͤrkiſchen Keyfer, Anno 72. verrichtet. Daris 

die Geſchenck fo S. ©. dem Türken, feinen Raͤthen 
vnd Befehlichhabern felbft vberantwortet, vnd fonflen 


viel ſchoͤner Hiſtorien, Antiquiteten vnd Gefchihte - 


gar luſtig zu leſen, befchrieben und verfaſſet feyn, 
vormals nie audgangen. Itzund aber in Drud ven 
festiget,‘ Dur M. Franciscum Omichium, Cum 
privilegio. Zu Guͤſtrow im fürftlichen Meckelnkmgks 
ſchen Hoflager. Anno 1582. Fünf Bogen in 4, wds 
che Feine Seitenzahlen haben. 





Mir Heine Schrift habe ich noch zur Zeit nur in Bi- 


bliotheca Meibomiana genant gefunden. Gin Eremplar 


ift auf unferer Univerfitätss Bibliothek vorhanden. _ 


Der Herausgeber, Franz Omich, ift, wenigfiens 
ſchon 1615, Profeffor der Arzneygelarheit zu Frankfurt 
an ber Oder gemefen, cber zu dem, was von ihm in 
Reſtners mediciniſchem Gelehrtenstericon, und daraus in 
Joͤchers Gel.Ler. gemeldet ift, Tan ich gar wenig hin 
zufesen. Vergebens babe ich von ihm Nachricht in der 
Büchern gefucht, in welchen die Geſchichte jener Univer⸗ 
ſi taͤt beſchrieben iſt. 94 


. —— — — 


MT Tr — 


33. Befchreibung einer Legation. 401 


»Ich Habe nur daraus erfehen, daß er im Jahre 1632 
m Jesten mal Rector der Univerfität gewefen ift (1). 
‚aller hat in Bibliotheca pradica 2. S. 459 drey Difs 
rtationen von ihm, jedoch nur dem Titel nach, anges 
ihrt, zu denen ich noch eine vierte hinzufegen fan, wel⸗ 
e.in Bibliotheca Platneriana angeführt iſt: De pleuritide 
316. 


Wer der Verfaſſer dieſes kleinen rehebuchs der in 
eigen Artikel angezeigten Gefandfehaft, geweſen ift, das 
it Omich nirgend angezeigt, «uch nicht wie er es ers 
uten habe. 


In der Zueignungsſchrift, welche zu Guͤſtrow am 
hriſttage 1582 unterzeichnet iſt, an David Baſſeuitze, 
glchen er feinen großgünftigen lieben Sunfer und ehemas 

Schüler nennet, fagt er nur, er fende ihm Diefes 
agebuch, weldyes, fo viel er wiffe, damals noch nie ges 
weht: worden, als ein Gefchen? zum neuen Sabre, weil 
ir Junker jederzeit Gefchichte, Geographie und Alterthüe 
er ‚geliebt habe. | 


Aus dem Tagebuche ſelbſt, was nur. die Hinreiſe 
sch Conſtantinopel erzählt, erfährt man auch nicht mehr, 
8 daß der Verfaſſer im Dienfte eines Mitgliedes der 
jeſandſchaft geftanden hat. Es iſt mit vielen ausländis 
den, theild tärkifchen, theild ungarfchen Wörtern überlas 
in, und äberhaupt nicht gut gefchrieben.  ” 


‚Man liefet hier, nicht ohne Verdruß, wie fchändlicy 
bon damals alle die Städte ruinirt gewefen find, welche 
, | bie 
A) (J. C. Becmanni) Notitia univerfitatis Francofurtanas, 

Francof. 1707. fol. p. 51,52. 

| Dd 3 


403 titteratue der Meifen. 3. 


bie Türken doch noch nicht vor langer Zeit von Ungarn 
erobert hatten. Zu Peſth und Ofen fab man Elägliche 
Weberbleibfel von dem, was ehemals die Ungarfchen Ks 
nige mit großen Koften erbauet oder angelegt hatten; 
woran noch ihre Liebe zu Känften und Wiſſenſchaften be— 
merklich war. Gegenflände diefer Art fcheint der Verf. 
forgfältig aufgefucht zu haben. i 

Im. Schloffe zu Ofen fand man- den. Namen de 
Matthias Lorvinus noch bin und. wieder. Im ebemm 
ligen Schlafzimmer der Koͤniginn Iſabella (vermutblich 
der, Gemahlion des Königs Johannes, welcher dem Sers 
dinand I die Krone flreitig machte) lad man von ihrer 
eigenen Hand angefchrieben: Sic fata volunt Ifabella re 
gina. Man fante aud) noch die Schlaflammer des a J 
nigs Matthias, vor den Gewölbe, worin feine be 
rähmte Bibliothet geflanden hatte. Unter einer ſchoͤnen Air 
bildung der Conftellation ftand noch: 

Afpice Matthiae micuit quo temporis regis 
Natalis coeli qualis imago fuit. 
Unter einer Abbildung der von zwey Engeln getragenen 
Weltkugel lad man: 
Cum rex Matthias fufcepit fceptra Bohemae 
Gentis, erat fimilis lucida forma poli. 


In Peterwaradein fah der Verf. in einer: Kirche etlie 
von dem Türken geraubte Kanonen; eine mit der Tu 
ſchrift: Wladislaus rex Huugariae et Bohemiae; auf eine 
andern fand: Johannes Orzaa epifc. Sirmium fecit hoc 
fieri 1511; wahrfcheinlich ſtand Sirmienſis. 


Als in Conſtantinopel die Audienz angeſagt ward, 
da hat man, ſagt der Verf., “alsbald Geld für de 
„Kayſer als 45000 Thal. auf 2 Gutfchi mit einen Diw 
„goman vorhin ind Serey füren lofien, das Silberge⸗ 

„ſchmeid 


33. Beſchreibung einer legation. 403 


neid aber, welchs Vhren mit eriſtallen Tafeln, Schreib⸗ 

z, Schreibtiſchen, großen Bechern, Kriegeln, Keſſeln, 
auf die tuͤrkiſche Art gemachten ſilbern Flaſchen vnd 
huͤſſeln, deren alle 16 Stuͤck geweſen, und zu Augs⸗ 
g fuͤr 3130 Thaler erzeugt worden, haben wir Dies 
vor den N. ‚welche geritten ‚ unter den Rocken her⸗ 


agen.” 


Dd3 34. 


[4 


404 Litteratur der Reifen. 3. 





34 


Kor xa) diarpıßy Tov Tareıvov apxıswiouore "Apr 


osviov. ypxDsı zu) rjv wpoßißacıw Toü Tarp 


xov Mooxoßlac. 
Labores et iter humilis Elaffonis Archiepifcopi Arfen, 
.. vbi et patriarchatls Mofcovitici inflitutio narratur. 


⸗ 


— — — — 
ad Rußland, wo belantlich die griechifche Religion bis 
berfchende iſt, war ehemals der oberfte Geiftliche der Me 
tropolit. 


Diefer ward zwar von dem Großfürften und be 
ruſſiſchen Geiftlichkeit gewählt, aber doch von dem. Ye 


triarchen in Conftantinopel zu feinem Amte eingeweihct 


und beftätigt. 


Dieß gab oft zu großen Unruhen Anlaß. Oft ſchict⸗ 
der Patriarch einen Metropoliten, welcher nicht in Raße 


land gewählt war; oft weigerte er fich, den dort gewähls 


ten zu weihen. ‚ 


Aber nachdem Conftantinopel von den Türken einge 
nommen war, mußte er fich gefallen laffen, Daß ber 


Metropolit von ganz Rußland, von feinen Bifchdfen ge ' 


wählt ward, und feinen Sit nach dem Patriarchen vom 
Jeruſalem erhielt. 


Seit diefer Zeit findet man Fein Beyſpiel, daß dr 
Metropolit die Einweihung und Beftätigung in Conſtan⸗ 
tinopel gefucht hätte. Nichts deſto weniger behielt doch 
der Patriarch einigen Einfluß auf die ruffifche Geiſtlichkeit. 

Aber 


dr _ 


34. Iter Arfenii. u 405 


Über im Jahre 1587 entſchloß ſich der Zar. Sedor 
Swanowicz dem ruffifchen Reiche einen eigenen Patriars 
ben zu verfchaffen. Er befprach fich darüber mit dem 
mmaligen Metropoliten Job, mit den vornehmſten Geiſt⸗ 
ichen und mit ſeinen Miniſtern. 


Darauf ſchickte er Geſandten an die vier Patriarchen, 
naͤmlich an. den von Conſtantinopel, von Antiochia, von 
Alexandria und von Serufalem, um deren Einwilligung 
a erhalten. 


. Diefe ertheilten fie durch eine eeyerliche Urkunde, und 
eſchloſſen den Patriarchen von Conſtantinopel, Jeremias, 
sh Rußland zu fenden, um den erſten Moſkaniſchen Pa⸗ 
igrchen in fein ehrenvolles Amt einzuführen. 


Er kam im I. 1589 in Moflau an, führte den 
uen Patriarchen ein, und verordnete durd) einen offenen 
rief, welcher mit des Großfürften Siegel beiräftigt, 
& von den vornehmften Nuffifchen fowohl, als damals 
meſenden griechiichen Geiftlichen unterfchrieben war, daß 
3 Patriarch) von Moflan und feine Nachfolger alle Vor⸗ 
bte der andern Patriarchen, und die nächfte Stelle 
ch dem von Jeruſalem, haben folten. 


Nach der Ruͤckkunft des Patriarchen nach Conftantis 
pel ward dieß von den Patriarchen und vielen vornehs 
m Geiftlihen auf einer Kirchenverfamlung beftätigt. 
aräber ward eine befondere von ihnen unterzeichnete Urs 
mde ausgefertigt und nad) Rußland gefchict. Die Ori⸗ 
nalien von beyben Urkunden werden noch jetzt in der 
ren Cathedrallirche zu Moſkau aufbewahrt, 


In diefen Briefen hatten die Patriarchen erinnert, 
8 der Moftaufche Patriarch, jedesmal nach feiner Eins 
Yang, an fie, wenigſtens an den von Conftantinopel, 

Od 4 ſchrei⸗ 


406 Utteratur dee Reifen, 3- 


fhreiben möchte, damit fein Name in den öffentlichen 
Kirchengebethen erwähnt werden koͤnte. 


Dieß war aber kein Zeichen der Suborbination, fo 
‚dern eine bloße Anzeige, welche die Sreundfchaft und die 
Einfoͤrmigkeit des Glaubens zum Grunde hatte; fo wie 
es auch) in ber erften Kirche üblich war, daß die nen en 
wählten Bifchdfe ihre Wahl einander meldeten. 


Es iſt alſo falſch, wenn einige Ausländer vorgeben, 
die Ruſſiſchen Patriarchen wären von den morgenldndk 
ſchen durchs Loos erwählt, und von dem Conftantinopos 
lifhen beftätigt worden, und dieß fey erft zur geit de 
Patriarchen Nikon abgekommen (I). 


Alles dieſes iſt ein Auszug aus ben noch jetzt be⸗ 
ber Synode vorhandenen Urkunden und Nachrichten, wel⸗ 
chen ein Auffag über die Ruffifhe Kirchen⸗ und Ref 
mationd: Gefihichte in Haigolds (v. Schlözer) Ya 
gen zum neuveränderten Rußland. Riga 1769. 8. I. ei 
enthält. 


Diefer Auffa ward, nebſt andern. franzoͤfiſch aberſet⸗ 
ten Denkſchrifien, dem Voltaire geſchickt, um. fie bey 
der ihm aufgetragenen Geſchichte Peters I. zu branden, 
weldye er aber ungebraucht der Genfer Bibliothek gege⸗ 
ben bat. 


Der ungenante Derfaffer diefer Kirchengefchichte fcheint 
nicht gewußt zu haben, daß ein Begleiter des Patriarchen 
Jeremias eine Beſchreibung der Reife deſſelben nad 

Moſlau, 


(1) Ganz unrichtig iſt auch das, was in J. m. Geinech 
Abbildung der griechiſchen Kirche, Leipz. 1711. J. 4. © 
44. vom Patriarchat in Rußlard gemeldet iſt. Auch dad 
was darüber in Mosheims lultitut. hiſt. eccleſ. Helmſu- 
dii 1755. 4. p. 722. geſagt iſt, muß aus dem angezeigten 
Auffäße verbeſſert werden, 


34. Iter Arſenii. 407 


keſtaun, und der bey ber Einweihung vorgekommenen 
yerlichkeiten hinterlaffen hat. ‚Auch war fie damals, als 
v fäprieb, noch nicht gedrudt worden, 

Eine Abfchrift davon befand ſich wenigftens ehemals 
4 ber Bibliothek zu Turin. Als im Jahre 1749 das 
derzeichniß der in berfelben damals vorhandenen Hands 
briften gedruckt ward, ward darin jene Reifebefchreibung 
fländig abgedruckt; fie iſt auch nachher nie wieder ge⸗ 
met worden (2). Ä 


Weil ſie nun in dieſem großen und koſtbaren Werke 
eſteckt ſteht, und dennoch ein wichtiges Document für 
e ruſſiſche Kirchengeſchichte iſt, ſo habe ich davon hier 
we Nachricht geben wollen. 


Sie iſt in der neugriechiſchen Sprache (3) abgefaßt, 
y vom Herausgeber mit einer daneben gefehten Iateinie 
em Ueberfeßung begleitet worden, jedoch mit der Bes 
fung, daß manche Ausdruͤcke ihm nicht ganz verftänds 
dp geweien find. 

. Der Berfaffer diefer Befchreibung hies Arfenius und 
er Biſchof zu Elaſſon. Ich will hierunter den ganzen 
Wel herdetzen, mit welchem er in Moflau feyerlich anges 
det ward (4). 

N Elaſſon 


(2) Codices mauufcripti bibliothecae Taurinenfis athenaei, 
Taurini 1749. Großfolio. I. S. 433 - 469. 


(N Sermone graeco vulgari feu romanico. 


() J Kpxıdire ransıva rod 'EAacodvog Ipdvov xal - 
pas Tas Fepıpynov dnsiuge Önuovlnov 08’ ouvaı nu) 
. duplanovras aAnalov 196 EAAndoc, om’ ouvaı dafa Toy 
- edv za) rwy emropwv nAdoc zel alvaı PP SUpIEKoV- 

va sa wpoomoda oAuumov Tou duassou —R Ts xal 


Dd5 eöx) 


408 Litteratur der Reiſen. 3. 


Elaſſon ift, wie ich meine, die Stabt im alten 
Theffalien, welche von einigen griechifhen Schriftftellere 
oAoooowv oder öAocoov, von andern dArccuiv genant wor 
den (5). Den erſten Namen findet man auf D' Anville 
Karte vom alten Griechenland, und auf der Berliner Ka 
fe: Graeciae antiquae pars meridion. von Ahode, nor 


weftlich über Lariſſa. 

Auf neuern Karten heißt der Ort Aleffone, ante 
melden Namen er auch bey Büfching 2. ©. 699.. vors ° 
koͤmt, welcher meldet, daß daſelbſt ein griechifches Kloſter 
ſey. Er Ing alfo am Fuße des Olymps, welchen Bag 
man in der Unrede von dem gleichen Namens im altın . 
Lycien bat unterfcheiden wollen. 


Diefem Arfenius fchrieb Jeremias, Vatriarch 0 
Conftantinopel, er fey auf der Reife nah Moflau, und 
wuͤnſche ihn zu fprechen. Wrfenius eilte zu ihm umb def 
ihn zu Zamofe (einer Stadt in Gallicien) an, und chielt 
den Befehl die Reife mit zu machen. 

Diefer Jeremias ift eben derjenige, deffen Briefwech⸗ 
fel mit den Tübingjchen Theologen oben S. 387. erzählt if, 
und der den Zunamen Tranus hatte. Im Verzeichniſſe der 
conftantinopelichen Patriarchen, fteht fein Narfte bey dem 
Jahre 1572 (6), Er ward aber 1581 abgefeßt, 1582 
wieder eingefeßt, 1584 wiederum abgefeßt und nach Rhos | 
dus verwiefen, aber. noch ein mal 1587 zu .feinem Amfe 

zuruͤck 


oux? roö ’Acıdrov. Humillime Elaflonis, inclytae et 
celeberrimae regionis prope Helladem Epifcope, vbi eſt 
fapientum omnium decus, atque oratorum [plendor, ad 
pedes Olynıpi occidentalis, non vero Aßatici. 

(5) ©. Ortelii thefaur. geographicus, Antverpiae 1581. fol 
v. Olooflon. 

(6) Tabricıi biblivtheca graeca. VI. p, 748, 759. 


34. Iter Arſenii. | 409 


wc gerufen, welches er bis 1594 geführt zu haben 
heint. Er Magte dem Arſenius die Leyden, welche er 
MRhodus unter den Türken erduldet t hatte, welches dies 
r.mit Thraͤnen anhörte. 


Beyde reifeten zufammen über Wilna (ByjAvz) und 
rfha (Buͤſching 1. &.1028); wurden überal gütig aufs 
mommen. Zu Smolenft kamen ihnen Gefandten vom’ 
e mit einem gnädigen Einladungsfehreiben entgegen, 
eiche fie nach Moftau begleiteten. 


Dafelbft erhielten fte bald Audienz. Der Zar flieg 
a Throne, woran ein mit vielen Cdelfteinen befettes 
tarienbild war, herunter, und empfing den Patriarchen 
IE größter religiöfer Verehrung. 


. Mad) einigen Tagen, als ber Patriarch feine Ruͤck⸗ 
ie anfegen wolte, lies ihn der Zar bitten, auf immer, 
F Patriarch) von Rußland, in Rußland zu ‚bleiben, wos 
) "hin fehr reichliche Einkünfte verfprochen wurden. Ale 
"Wefen Antrag verbath, weil er fich verpflichtet hielt, 

feinem alten Site zuruͤck zu kehren, Fam die ganze 
piisbe zufammen, und befchloß einmäthig, ihn zu bitten, 
5 Patriarchat von Rußland anzunehmen. 


Aber er verharsete bey feiner Weigerung, erboth fich. 
ech, denjenigen zum Patriarchen von Rußland zu weis 
w, welchen der Zar und die Geiftlichkeit dazu wählen 
heben. Ä 


Darauf wählten die Geiftlichen drey aus ihrem Stans 
!, aus welchen der Zar den Jobum, Metropoliten von 
Aßland, auslas. 


Mit welcher Pracht und mit welchen wiederholten 
zenedictionen die Einweihung den 26. Januar im Jahre 
m Erſchaffung der Welt 7097, das iſt, nach unſerer 


Zeit⸗ | 


410. Litteratur der Reifen. 3. 


Zeitrechnung 1589, vor fi) gegangen ift, liefet man bie 
ausführlich. Nachdem fie geemdigt war, warb der Pa 
triarch Jeremias und fein Begleiter vom Zar mit Geh 
und vielen Koftbarkeiten befchenkt, oder faft überhäuft.: : 


An der großfürftlicden Tafel faß Jeremias neben dem 
Zar. Da tranken fie aus filbernen Pokaͤlen den fchönfle 
Malvafir aus Monembafia (7) und andere Weine aus Ru 
mania, wobey denn ber Patriarch dem Zar recht oft fer 
nen, oft erbethenen Gegen ertheilte. Da fahen fie dw f 
große Menge goldener Gefäße von der Bildung allerig 
Thiere, unter andern eind, welches ein Einhorn mit 4— 
nem großen Horn vorſtellete. - 


Auch der neue Patriarch tractirte prächtig, und —* 
te gleichfals Geſchenke aus. 


Auch bie Zarinn Irene lied den Patriarchen Or. | 
mias rufen, weldye Arfenius wegen ihrer ‘Tugenden gar 
fehr preifet.. Den Schmuck, melden fie trug, ka 
zwar, fo gut er gefont hat, befchrieben, aber da Im 
men Wörter vor, deren Erklärung ber Ueberfeger nicht 
hat finden koͤnnen, und die mir noch weniger hat gläden _ 
Finnen. Bey der Audienz war die Zarinn mit ‚vielem 
fchneeweiß gekleideten Srauenzimmer umgeben, auch war 


dabey zur Aufwartung uuuwv Bacılıscye (8). 4 
Di 


(7) Seßt Napoli di Malvafia Man fehe Buͤſchings Erbie' 
fhreib. 2. ©. 717 und Du Cange gloffarium graceiutt 
P. 948- 1: 

(8) Noch habe ich nicht finden Fönnen, was für eine Bele A: 
nung der uaiuwv bey der Zarinn gehabt hat. Als dei 
Zar, die Patriarhen und Bifhöfe zur Sarinn in feverlichen 

Aufzuge Famen, beſchloß ihr Maimon den Zug, und hir. 


ter ihm ward. die Thür zugemacht. S. 453. Aleſſio da Ser 
mavere 








34. Iter Arfenij.. > 411 


Die Zarinn dankte dem Patriarchen dafuͤr, daß er 
we ruſſiſchen Kirche eine neue Würde ertheilt hätte, wel⸗ 
be ſchon viele Zare gewünfcht, aber nie ‚hätten bemürten 
Innen. 


- - Sulegt bath fie den. Patriarchen weinend, daß er 
hr von Gott einen - Sohn erbitten möchte.” Darauf 
wihete der Patriarch laut, und alle anweiende bethes. 
m eben fo andächtig. Aber das alles hat nicht gehols 
—X Irene ſtarb ohne Erben, ſo wie der Zar, nach deſ⸗ 
1 ‚Kobde ihr Bruder, Boris Feodorovicz Godunov, 
m sum Zar aufwarf. 

Auch die Zarinn theilte Geſchenke aus. Auch der 
ug Patriarch) von Rußland erhielt Geſchenke, unter welt 
pm vorzüglich "eine koͤſtlich geſtickte Mitra war. Uebris 

18 wurden ihm fo große jährliche Einkünfte angewiefen, 
€r feiner Würde gemäß leben konte. 


Mit Gefchenken überhäuft und wahrfcheinlich von den 
* Benedictionen ermuͤdet, trat der Patriarch von Con⸗ 
autikepe! mit feinem Begleiter, unter vielen Segends 
daſchen, die Rücreife an, von welcher man bier aber 
ter wicht liefet. 

Arfenius tan nicht Worte genug finden, um die Pracht 
ı befchreiben, welche er am ruffifchen Hofe gefehn bat. 

Tie 


mavere in Teloro della lingua greca volgare. Parigi 
a vol.in 4. 1709. und Weigel im neugriechiſchen Wörters 
buche fogen zalnou heiße bey den jekigen Griechen ein 
fe, welches Wort fihb auch in biefer Bedeutung bey 
den Stalienern findet. Büffon in Naturgefh. VII, 2. ©. 
105. fagt, es ſey eigentlih der Name der kurzgeſchwaͤnz⸗ 
sen Affen; fo ftebt auch im Linneifhen Spfteme Simia 
maimon, Über daher mag ih nicht den Namen eines 
Bedienten der Zarinn ableiten. 


412 Litteratur der Reifen. 3. 


Die Menge der Tofibarfien Geräthe von Gold und Silbe, 
die vielen Einfaffungen mit Diamanten, Saphiren, Zope I 
fen und Perlen überfteigt faft allen Glauben. Ä 


Aber alles, was daher zur Gefchichte der Käufe 
angeführt werden koͤnte, hat ſchon Hr. Prof. Siorillo in 
ber Gedichte der bildenden Künfte in Rußland, welde 
in feinen kleinen Schriften artiftifchen Inhelu 
2. ©. 21 ſteht, aufs beſte genutzet. 


Da findet man mit vielen Beyſpielen bewieſen, def. 
es nach dem in Ältern Zeiten herfchenden Gefchmac get 
fen ift, die koͤſtlichſten Geräthe und andere Sachen u 
Vorftellungen allerley Thiere zu verzieren. 


Auch Schäffeln und Gefäße mit Perlen befetst, ds wäh 
&e bier unter den Gejchenten vorlommen, werden, wie gi 
Hr. Fiorillo beweifet, nicht felten unter den Schägen a ‚| 
Mittelalters genant. 


Er hat auch des Arfenius Erzählung von bem Yu 
dienzzimmer mit der Befchreibung des fo genanten golde 
nen Zimmers im Fanferlichen Pallaſte zu Conſtantinopel 
in Conſtantini libr. de ceremoniis aulae Byzantinae | 
verglichen, und gezeigt, daß der Geſchmack, bdie.Zimmer | 
der Palläfte mit Blumengarten und Springbrunnen zu 
ſchmuͤcken, aus dem Orient nach Conftantinopel und vor ' 
da nach Moſkau gekommen ift. 


Bor der Zerftöhrung des griechifchen Kayſerthum 
burd) die Türken, und noch nachher bis zur Errichtig 
des ruffifchen Patriarchats, fand Moſtau ficherlich in A - 
ner genauern Verbindung mit Conftantinopel, als nadkr‘ 
deswegen man ſich über orientalifche Sitten in Rußland, 
von denen man noch Ueberbleibſel bemerkt, nicht wunden 
fan. Nach Errichtung des Patriarchats hat dieſer Cie 

fo) 














34: Iter Arſenii. 413 


5 byzantiniſcher Sitten aufgehört, dagegen durch ben 
aundel mehr europäifche, befonders teutſche, hereingeführt 
ıd. 


| So ift auch die Vergleihung ber dem Patriarchen 
ſchenkten Muͤtze mit der paͤbſtlichen Mäte im dreyzehns 
r und vierzehnten Jahrhunderte lefenswerth. | 


Es if, fagt Fiorillo, wahrfcheinlich ; daß jene Kunfls 
erke von den teutfchen und italienifchen Künftlern, wels 
2. fih im funfzehnten Sahrhunderte in Nowgorod und 
Iftaıı niedergelaffen haben, verfertigt worden find. 


Nach der Erzählung des Arfenius fcheint es nicht, 
3. ob die Errichtung des ruffifchen Patriarchats ſchon 
e bei Ankunft des Patriarchen Jeremias Yerabredet wore 
a:fey‘,; zumal da hier gemeldet wird, erft als Jeremias 
be zurückreifen wollen, babe man ihm dieſe Würde 
(Bringen wollen. 


Rogebrigeng ift befant, daß die Patriarchen, fo wie vor 
Weh-die Metropoliten, den theologifchen Stolz und die 
wſchſucht bald ſo weit getrieben haben, daß ſie ſelbſt 
n Zaren gefährlich wurden, ungeachtet nicht geleugnet 
sden Tan, daß fie dem Reiche oft große Dienfte ers 
efen Haben. 


Als der Patriarch Adrian im November 1700 ftarb, 
ar fih Peter I. das Patriardyat ganz aufzuheben, 

u felbft für das Haupt der Kirche zu erflären, und 
e Patriarchatgefchäfte einem ihm untergeordneten Rathe, 
cher die heilige Synode genant wird, zu übergeben. 
isfer warb doch erit 1719 angeordnet, und fan erft 
gr zu Stande. Dieß alles Tan man in der oben ans 
führten Kirchenhiftorie ausführlich erzählt: leſen. 


Daß 


414 gitteratur ber. Neiten. 3. 


Doß. in dem angezeigten Auffate manche Wörter von 
Jommen, weldye man noch nicht zu ÜÄberfegen, nicht zu 
erklären weis, daß ift gar nicht zu verwundern. Erſt ie 
der Zeit, als Arſenius ſchrieb, hat die neugricchifce 
Sprache angefangen in Teutſchland, wo nicht in gan 
Europa, bekant zu werden, und zwar durch den ehrwän 
digen Täbingifchen Gelehrten NTartin Cruſius, wozu e 
vorzüglich den Briefwechfel mit dem fo oft genanten vo 
triarchen Jeremias nutzte (9). | 


Die in jener Sprache gefchriebenen Bücher find nit 
fo merkwürdig, oder nicht fo zahlreich in Europa, def 
fie zur ſtarken Verbreitung derſelben reigen koͤnten. 

Kaum haben wir, bis zum Jahre 1796, ein Paar 
Woͤrterbuͤcher gehabt, welche noch fehr unvolſtaͤudig ud 
ſelten ſind, und welche die ſeit dem fechs zehnten Jar⸗ 
hunderte veralteten Wörter eben fo wenig enthalten, dd 
die Wörterbücher der europäifchen Sprachen. | 

Dazu koͤmt noch, daß die meiften unverſtaͤndlichte 
Ausdrücke des Arfenius folche find, welche Gegenſtaͤnden 
des Luxus und der Mode gehören, welche alfo,, bey dem 
ſchnellen Uebergange: ihrer Gegenftände, mit ihnen zugleich 
vergeffen werden, zumal .da die Jahrbücher des Lurus und 
der Mode eigenthuͤmliche Erfindungen unfers mercantilis ' 
ſchen Zeitalters find. 

Man 








(9) Cruſi us felbit fagt inTurcograecia p.185: Sum wp@Tog (abi \ 
gloriatio et invidia) introductor Barbaro-Grascae linguss ]' 
in noltiram Germaniam. Quodfi non ubique xatopIuch 
veniam mihi, &g wpwrordıpo, benigne dari peto. Miki 
quidem hanc linguam, donvws nxı apmaelduc durope 
Ircayrız din nullum adiumentum aut certe exigaum # 
invenienti. Deus novit, quanto labore, invefiigations, 
Tatiocinatione, opus fuerit, Man vergleiche oben €, 381. 


34. Iter Arlenii. ars | 


Wunderlich ift e8 ‘aber denn doch, daß fich nirgend 
ne Erllärung des Worts voyparı= finden will, welches 
er oft vorkoͤmt, und bald eine filberne, bald eine goldene 
finze, von verfchiedenem Werthe, anzubeuten: fcheint. 
Ne Namen der Münzen find doch nicht fo flüchtig, ale 
e Namen des Kopfputzes unſrer Jungfern und Juͤnglinge. 
Man findet hier oft genant xornara Noyparız, num« 
i Nogratii. Dem Patriarchen Seremias wurden bey der 
serbiethung be3 Patriarchats, außer andern jährlichen 
Infänften, verjprochen zompx ra voypdrix TyV uaI" yus- 
y xl ©, 490. 442. aſpra nogratia mille fingulis 
bus, welche alfo nicht viel Fönnen gegolten haben. 


-:Unter den Gefchenten fommen vor xpynara woAla 
yparız Arie «mo 116 BæcuAMAixc roũ As Idıav Tod 
av. E.448. multä nogratia magna regiam efligiem 
Wfeferentia. pyuxra woAAa Noyparız yayala SE &p- 
7 w2Ixpoü us Axcıldwg Bovlav. S. 458 und 459. 

| nummi nogratii ex puro argento, regia imagine pers 
Mssgpynara woAia Noyparız neyarha dro rc Bası- 
lag roö us idıav roü Boölav; aljo auch mit dem Bilde 
K.ber Zarinn. 

Ich zweifle nicht, daß biefe Mine ihren Slamen von 
oawoorod gehabt hat, weiche alte Handelsſtadt, wie 
Biching fügt, im Sahre 1420 zu muͤnzen angefangen 
fs. wie denn auch der Nowgorodſche Münzfuß in Ruß⸗ 
ia -fehr lange gegolten hat. Er war der ſchwerſte, und 
w: findet oft in Derichreibungen und Contracten Die 

wegerodfche Währung genant. 

Dieß wird dadurd) erweislich, weil vom Arſenius in 
w-Titel des Zara allemal aenant ift udyae Bzaıddag 
yarou Noypariov, rex mägnae Nogratiae; alfo Ruſſiſch: 
wwgorod weliki, Großnowgorod. _ 
Widmann’s Litterat. d. Reiſ. 3. Ee Unter 


416. Litteratur ber Reiſen. 3. 


Unter den Geſchenken, welche der neue Patriarch er⸗ 


hielt, findet man ©. 446: xxdınaungs Asdnov, calimau- . 


chium album le&is lapillis et margaritis ornatum;, auf) 
cxanov Javuzsov, faccum admirandum, nämlich das Pas 
triarchen: Kleid ohne Ermeln, welches einem Sade gleicht. 
©. Du Cange ©. 1323. 


Der Patriarch aus Eonftantinopel erhielt ©. 448 


maximum deauratum calicen, exquifito artificio elabo- 
ratum, pulcerrimeque coopertum; nec non villofum fer 
cum Venetum, et pannum fericum ad inflar contexti e 
villis caprinis, et rafum, et more Damafceno confeAum, 
pulcraque xAxd/a, pellesque muris Pontiei ex Sibiris 
dvuopdax aAndla, axı Eunopdax ayuoUpe Kmo TyV Zuarp 
plav. Daß onuovpıx Zobelfelle find, ift befant, “aber de | 
Axdix, welche fo gar als Zieraten an Gemälden or 
men, kenne ich noch nicht. 


— — 


— nn — [VEN 


— — 


Die Zarinn trug ©.456. prolixam veſtem inf = 
gues demiffam ex villofo ferico mira arte contexto, pl= 


zimaque habebat xAad/x pervenufta, pretiofis lapillis, to 


pazios, genimas et carbunculos coccinei plane. colorik 


Adyyox vero fupra veftem erat, quae licet fimpliciflins, 
et fine artificio videretur, plurimun tamen pretium ı obti- 
nebat ob eximiam artis praeftantiarn.' 

Im Uudienzzimmer war ©. 457. tota concamerstio 
fphaerica ex auro purifimo, et fimulacris conftabet, mi- 


rumque in modum refonabat ob exquifitum artifieium- 
plurima etiam exhibebat xAxd/o, filvas et uvas aftaphi- 


des, Rhodiasque, nec non varias volucres. Medium m: 
tem tenebat leo, perbelle expreflus, ferpentem dentibes 
prehend:ns, ex medioque ferpente multa praeclariora per 
debant candelabra pretiofis lapillis, atque caniftris ad: 
bre contextis, et margaritis confperfis ornata, 


XXXXXXYXEVCECOOX 


Nach⸗ 





34. Iter Arlenii. . 417 


| Nachſchrift: 
dorſtehende Berichte, verglichen mit ruſſiſchen Angaben in 
 SCzERBATOV$ ruſſiſchet Geſchichte (ruſſ.), Tom. VI. zn T, 
©. 216 folgg. 
Prazon ruffifche Rirchen Geſchichte (ruſſ.), Th. I, e R 
92 folge. 





©. 404, 3.6 von unten. So lange Moffna blos 
tinen Metropoliten hatte, konte dieſer keinen Sitz auf der 
Patriarchen= Bank haben. 
S. 405, 3.1-13. Alles anrichtig. Sm J. 1587 war 
Netropolit der gelerte Dionye, welchen Boris Godunov, 
ber Schwager und damals ſchon allmächtige Günftling des 
3. Fedor, mit wilder Willtür abfeßte, und für 
en den ErzBiſchof von Roſtov Iov, feine Kreatur, eins 
kate. An ein ruffiiches Patriarchat wurbe damals nody 
ucht gedacht; nicht wurde darüber Damals fchon mit den 
eigen Patriarchen correfpondirt: alles fing erſt nach der 
left des Patr, Jeremiss an. 


..; ©. 405, 3.14 folgg. SCZERB.: den 13 Jul. kam der 
hatriarch von Eonftantinopl Jeremias mit feinem Gefolge 
uch Moſtwa. Er wurde zwar an der Gränze fpwol, als 
ei feinem Cinzuge in Moſkwa, mit allen Ehren empfans 
en, erhielt aber nicht eher ald den 21 Jul. Audienz 
eim Zaren. Boris, ein Parvenu one Familie, war vers 
nt bei allen Großen aus altsruffifben Häufern , und 
hrcbtete fi fie. Um ſich zu erhalten, fuchte er eine Stüße 
S dem Klerus. Bon diefem Plan, den Klerus zu ges 
vionen, ging alles aus, was nun geſchah. Der Zar 
wußte den Patriarchen von Conftantinopl bitten, einen Pas 
riarchen in Rußland anzuftellen, ben die inländifche Obere 
Beiflichteit erwälen follte, one fir) weiter an den Pas 

Ce . triarchen 


418 Litteratur der Reifen. 3. 


triarchen in Conftantinopl zu halten. Lange wurde bar 
über verhandelt: endlich wiligte der Patriarch ein, und 


ben 26 Januar 1588 wurbe der biöherige, Metropol 


Jov der erite Patriarch von Moflwa umd ganz Rußland, 
— Jjeremias blieb noch) bis zum Maj in Moflwa, und 
befam viele Geſchenke, bie Almofen genant wurben. 
Dann ?ehrte er mit Gefandten von dem Zar fowol, ald 
von Boris, auch mit beträchtlichen Gefchenten fürsbie aus 
dern Öfumenifchen Patriarchen, nad) Conftantinopl zurd; 

PLATON: Im 5. 1588 (?) kam der Patriardy Jere 
mias aus Conftantinopl in Moflwa an, um ein Almofen 
für feine KirchenBedürfniffe zu erbitten, da fie von den 
Türken auf alle Weife bedrängt würden. Der Zar gab ein 
Almofen, und nam ben Patriarchen mit Würde auf. J 
feinem Gefolge waren,. Hierotheus Monovafijicher * Metter 
polit, Arfenius Galafunifher* ErzBifchof, der Archima⸗⸗ 
drit Chrifioph, der Arcjidielon Laurentius, und 3 drie⸗ 
fer, Makarius Akakius und Gregorius. Diefer Patrlard: 
riet dem Zaren, in Rußland ein Patriarchat zus errichten, 
worein der Zar gerne willigte: und fo wurde Jov ber erfle 
ruſſiſche Patriarch im J. 15388. — Diefe Errichtung ward 
durd) feine Urkunde beftätiget, welche unterfchrieben war 
vom Patr. Jeremias, dem ruffifchen Patr. Jov, 4 ruſſiſchen 
und rem griechifhen Metropoliten, 5 Erz Bifchdfen und 


sem Bifchof, 39 ruſſ. Arcimandriten und Jgumenm ! 


(Aebten). 
[Be 


* Keinen von diefen Orten (fo wie aud von den auf 
der nächfteu Seite vorfommenden) finde ih in dem Reg 
fier aller vom Conftantinoplifhen Patriarchat abhängendes 
Erz: und Bistümer vom Kodirus (in meinem Neſtor 
Th. III, S. 99 folgg. In Galafun ftedt one Sweifel dab 
oben ©, 408 gefundne oAoscov (den Spiritus alper IR 
das ruſſ. ABC nicht anders ald durch g ausdräden.) 


34. Iter Arfenii, 419 


[Bad Sczers. oben erzält, daß das ruff. Patriarchat 

los aus Privatüibfichten des Boͤſewichts Boris, und bei 
zelegenheit der BettelSefandtfchaft von Conftantinop! her, 
atſtanden fei, läugnet der Moſtauer Metropolit PLATON, 
n warmer Verteidiger feiner Zunft Genoſſen, fo weit es 
us immer möglich ‚ft, aus dbem-ärmlichen Grunde, daß 
in Annaliſt dieſes ausdrücklich. fage). 
Diß iſt der erfte Act: nun folgt der zweite, von 
m;oher Arfenius. nichts fagt. SCZERB.: Ein rufl. Pas 
larch war fchon da, aber nur durd) den einzigen Patr. 
n Eonflantinopl eingefegt, Nun mußten aber auch bie 
"andern Patriarchen, von Antiochie, Serufalem, und 
krandria, das Wert gemeinfchaftlich beftätigen, und dem 
ben Mitbruder ſeinen Rang anweiſen. Alſo rief Jere- 
an Conftantinop! ein Concilium zuſammen; da er⸗ 
lenen außer ihm 2 Patriarchen (der Stul von Alexan⸗ 
km war damals erledigt), Joakim von Untiochien und 
onij von Jeruſalem, und viele Metropoliten, Erz⸗ 
RBiſchoͤfe. Alle dieſe beſtaͤtigten das errichtete ruſſ. 
uriarchat, und wiefen ihm die Z3te Stelle (alſo unter 
u von Conftantinopl und Alerandrien, aber über dem 
a Antiochien und Jeruſalem) an. Mit diefer Beftätis 
ng8sConciliensiirfunde wurden nah Moſkwa abgefandt, 
ioryfij Tarnovfder* Metropolit, und Kaliſt ErzBi⸗ 
of der Stadt Greven? im Bulgariſchen Lande: dieſe 
men in Moflwa an im Maj 1589, und übergaben. bie 
ter- 

PLATON: Nach der Ruͤckkunft des Jeremias nach 
mflantinopl warb das ruſſ. Patriarchat beftätiget, von 
m ſcabſt und 2 (f. oben) andern Patriarchen, 65 gries - 
chen Metropoliten, und 11 ErzBifchöfen. Die Stelle 
ırde ihm eingeräumt nach dem von Jeruſalem (alfo die 
te? verſchieden von SCZERB.): auch wurde er angewie⸗ 

Ee 3 u fen, 


4230 Utteratur der Reifen. 3. 


fen, im Öffentlichen Gebet der Namen der Patriarchen zu 
gedenten. 

PLATON citirt bie (gedruckte, aber bier nicht vorhan 
bene) Kormtzaja kniga. SCZERB. bezieht fich mere male 
auf ein in dem Reichs Archiv des Collegii der auswärtigen 
Affairen, und wie es fcheint weitläuftiges Mſit, priüed : 
Ijeremija &c. Ankunft des Patriarchen ꝛc. Sollte die 
ſes Mſct je einmal ins Publicam Ffommen, fo wird fid ' 
ein weit befjerer Commentar über Arſenii xoxros ſchraler 
laſſen. 


S. 409, in der Mitte. Alles berdaͤchtig. Deß mag 
dem armen immer flüchtigen Patr. Jeremias, Rußland 
zum Afyl in Gnaden angeboten hat, Tan wol feyn: ‚abe 
daß man ihn zum ruſſ. Patriarchen machen wollen, 
böchft unworfcheinlich, und nur griechifche Pralerei, . 


A. L. v. Sa 








35. Joannis de Caflro Itinetarium, 421 


35. 
Joannis de Caflro Anus Arabiei (eu maris rubri iti- 
nerariums 





Man Lefer werben dieſe Heine Neifebefchreibung aus 
dem eriten Bande der algemeinen Hiftorie ber Neis 
few Eennen. Denn da fleht ©. 190. eine teutfche Ueber» 
fegung eines franzöfifchen Auszugs aus der engliſchen 
Meberfeung der portugiſiſchen Urſchrift; aber auch dieſe 
werden meine Anzeige nicht uͤberfluͤſſig finden. 

Denn erſtlich iſt dieſer Aufſatz von denen, welche 
bie alltern geographiſchen Nachrichten vom rothen Meere 
wit den neuern verglichen haben, noch nicht volfländig, 
sie foft gar nicht, benuget worden, fo daß es immer 
u gut feyn fan, diejenigen daran zu erinnern, welche 
Biefe Vergleichung fortſetzen wollen. 

Zweytens hoffe ich biefen dieſe Arbeit dadurch zu 
eleichtern, daß ich ihnen von ben verfchiedenen Ausgaben 
Machricht gebe, und manche von andern gemachte Fehr 
Wer verbeſſere. Fehler, weiche ich machen muß, und Lücken, 
welche ich nicht füllen fan, mögen andere ausbefjern. 


Juaõoö de Eaftro, deffen Andenken in der Geſchichte 
der portugififchen Eroberungen in Oſtindien unvergeölich 
Bleiben wird (1), ift den 27. Sebruar 1500 zu Liſſabon, 

wo 


(N) Man hat eine merkwuͤtdige Lebensbeſchreibung dieſes ge: 
lehrten Helden, welche von den Portugifen als ein Mei: 
Ee 4 ſterſtuͤck 


422 Litteratur der Reifen. 3 


wo fein Vater Alvaro de. Caftro, eine anfehnliche Su 
bienung hatte (2), gebohren worden, 
Sen 


ſterſtuͤk gerühmt wird. " Die erfte Ausgabe ift zu Liſſabn 
1651 in. oflicina Crasbeeckiana in Folio gedrudt worden | 
Diefe habe ich nicht geſehn. 

Die zweyte habe ich aus unferer Univerſitaͤts⸗Bibliothel 
vor mir, Der ganze Titel it: Vida de D. Joam de (= 
firo, quarta Vilo-Rey da India, Efcrita por Jecists 
Freyre de Andrade, Oflergoida all illuſtriſ. er revgrend, 
$, D, Francifco Barreto, do confelho geral do s. ofkcig, ' 
e de [ua alteza, Bispa da Algarus et. Em Lisbos, Ns 
ofhieina de Joam da Cofla, A cufta de Antonio Leis 
mercador de liurog na rua nous 16712. 380 Seitz ü 
Folio. 

Die dritte Ausgabe von 1703 bey Miguel Manch 
Folio kenne ich nicht. 

Die vierte, welche die Univerſitaͤt befißet, beiße:, Vils 
de D, Joam de Cafiro, IV. Vilo-Rey da India, dam 
por Iacinto Freyre de Andrada. Primeyro tomo. das fo 
obras, Lisboa occidental, "Na ofieina da Mufica, 173% 
318 Seiten in Kleinoctav, . 

Als fünfte Ausgabe finde ih angeführt zu Liſſabon 
bey Antonio Ifidoro da Fronceca. 1736, 4, 

Die fehlte, die neueſte, welde Meuſel in Biblioch, 
hiſtor. V, 2, p, 239. nicht genant bat, befißt die Univer 
ſitaͤts-Bibliothek: Vida de Dom J, de Cafiro — — por 
I. F. de Andrada Nova edigao, acrelcentada da vida do . 
autor, con figuyas. Paris. 1759. XX und 483 Seiten in 12. 

In bdiefer Ausgabe, aus welder ich and die vorigen 
engeführt babe, ift eine englifhe Ueberſetzung genant wel: 
den: The life of Dom John de Caftro, London bey Hem 
sy Herringman, 1664. $ol. 

Auch eine Tateinifhe Ueberſetzung habe ich vor mit! 
De rebus gefüs J, de Coſiro — — olim ab Hy. Fr. de Am 
drada Lufitano fermone defcripta (das Subftantiy fehlt), 

nune 








‘35. Joannis de Caflro Itinerarium. 423 


Seine Familie gehörte zu den edelſten des Königs 
eichs, und war felbft mit der. königlichen verwandt. 


- Er word früh zu den Wiffenfchaften, vornehmlich zur 
Rathematit, angeführt, in welchen er zugleid) mit dem 
Yiinzen Ludewig, dem Bruder des Königs Johann UL, 
on dem berühmten Peter KTunes, (dem Erfinder der. Ab⸗ 
zeilung des Winkelmeſſers, welche noch nach ihm Noniug 
mant wird) unterrichtet warb, 


Zuerft that er Kriegsdienſte zu Tansha (Kanfber, 
anzer) in Afrika. Nach ber Raͤckkunft erhielt er vom 
duige eine Commenthurey zur Belohnung ſeiner Tapfer⸗ 
it; heurathete fruͤh, aber ohne Reichthum; diente unter 
avſer Carl V., als dieſer den ungluͤcklichen Zug wider 
unis machte; . hernach erhielt er den Befehl über eine 
otte, welche Ceuta entfeßen half, und ging mit Barsig 
Noranha, ſeinem Schwager, nad) Indien, wo Dies 
f Wicelönig warb. 


- Nach deffen frühem Tode begleitete. er hen Stephan 
aGama, ber jenem in der Regierung gefolgt war, 
f dem rothen Meere, als die Abſicht war, die tuͤrkiſche 
lotte, welche zu Suez gebauet ward, und den Portugifen 
Indien ſchaden folte, zu verbrennen. Don Diefer Reife 
das Tagebuch, welches ich hernach anzeigen will. 
Nach 
n.une in Latinum cönverfa interprete Francisco Maria 
del Roſſo [ocietatis Jefu. Romae 1752, außer Vorrede und 
egifter 373 Seiten in 4. 


Das Leben des Verfaſſers liefet man, ang des Bar- 
bofa Marchado bibliotheca Lufitana II. p. 463. vor der 


fehften angeführten Ausgabe. 
(2) Andrada fagt, er fey geweſen governador da cala da 
Civel, 
Ce5 


424 Vitteratur der Reifen. 3. 


Nach diefer Fahrt kehrte er nach Portugal zuräd, 
und lebte auf dem von ihm erbaueten Landhauſe bey Eins | 
tra, wo er ſich wieder mit den Wiſſenſchaften befchäftigte | 
Aber auf Vorſchlag des Prinzen Ludewig, weldyer Ihe 
fehr liebte, ernante ihn der König zum Stathalter in Iw 
dien, wohin er im Jahre 1545 abreifete. Die großen The 
tem, welche er dort verrichtet hat, gehbren nicht hieher 13). 

Nach dem herlichen Siege bey Diu ernante ihn de 
König zum Vicelönig in Indien, und feinen tapfern Sehe 
sm Admiral. Aber die Nachricht von diefen Beweiſer 

der Pöniglichen Dankbarkeit erfuhr Johann de Caſtro iX 
feiner Krankheit, an welcher er, in Gegenwart bes bel 
Franz Zaver, ben 6. Jun. 1548 flarb.. “ 


Seine Krankheit fey, fagt Faria, diejenige geweſer, 
welche in jener Zeit viele Menſchen getoͤdtet hätte, woran 
aber als er ſchrieb, nämlich 1674, niemand mehr flarh(4). 

Solte es wohl die franzöfifhe Krankheit geweſca 
feyn? Zwar wird der Held wegen feiner firengen. ‚Religion 
gepriefen, aber auch Carl V litt von diefer Seuche, und 
in der Mitte bes fechszehnten Jahrhunderts find daran 
noch Bifhöfe, Cardinäle und Päbite geftorben, welches 
man in fpätern Zeiten nicht mehr gehört hat. Andrada 
hat die Art der. Krankheit nicht angegeben; vielleicht weil 
fie feinem Helden nicht ruͤhmlich fchien. BR 


(3) Man findet fie befchrieben in Afıa portuguefa. Tomo Il. 
De Manuel de Faria, y Soula. Lisboa 1674. fol, pag: 
156. Ein Auszug daraus fteht in Algem. Hiftorie der 

Reiſen I, S. 231. 

(4) Saria II. S. 200: Muerto calı las reciviö Don Juan: 
y matöle.un genero de enfermedad, que oy no muta& 
algun lıombre, como fucediö mil vezes en la antiga® 
dad: porque ſe vea quo tambien las enfermedades mur 
ven. 





35. Joannis de Caſtro Itinegerium. 42% 


Weil. er als ein. gewiffenhafter,; uneigennägiger Mann 
Armuth farb, warb er auf Sffentliche Koſten zu Goa 
graben. Von da ift aber die Leiche im Jahre 1576 nad) 
portugal gebracht, und mit aroßer Feyerlichkeit endlich 
siner Dominicaner Kirche, nicht weit von Liſſabon, be⸗ 
aben worden (5). 


Man lieſet daſelbſt die von Andrada eingeruͤckte Ju⸗ 
hrift unter ſeiner Abbildung in rother Kleidung, mit 
ehlzweigen gekroͤnt. Vermuthlich iſt darnach der Holz⸗ 
baitt bey Faria S. 209 gemacht worden. Er hat da 
nen Oehlzweig auf dem Kopfe und in der rechten Handy 
e linke ruhet auf dem Degenfnopfe. Alle Ausgaben vor 
adraba Lebensbeſchreibung haben fein Bildniß, aber fit 
eichen ſich nicht alle. 


‘Daß Johann de Caſtro von feiner oben angeführs 
w Sahrt auf dem rothen Meere eine portugifiiche Des 
weibung aufgefegt hat, ift gewiß. Andrada fagt «8 
ahruͤcklich. Weil fie nun ohne Zweifel bie -erfte iſt, 
swwigftens die erfie, welche mit mathematifcher Kentniß 
beefaffet if, fo muß man deſto mehr beflagen, daß die 
sichrift nie mal, und Feine Ueberfegung berfelben vorftäne 
ig gedruckt worden ift. 


Andrada ſagt, fie fey dem Prinzen kudewig dedi⸗ 
rt. worden. Eben dieſes lieſet man auch in Antonii Bi 
Botheca Hifpana nova I. pag.675, und baſelbſt wirb 
erfichert, daB eine Abfchrift dieſer Reiſebeſchreibung noch 

in 


(5) Andrada ſagt ©. 451: trasladados ao convento de $, 
Domingos de Bemfica. Bemfica ift ein kleines Dorf nahe 
bey der Hauptſtadt. Man findet es genant auf bee Mans 
uertfhen Karte von Portugal von 1799. Auf ditern Kar⸗ 
ter liefet man Benfigua; noch unrichtiger ſchreiben andere 
Benefica. 


— 


426 Litteratur:der Reiſen. . 


in. ber Buͤcherſamlung des Copeʒ Aapoſo de e Cafan | 
beda vorbanden- fey. 


Der Titel wird bort fo angegeben: ‚Deferiptio ge 
graphica terrae, et hydrographica maris Acthiopiae cum 
tabulis. Es fen deswegen nicht gedruckt worden, "nd 
man die großen Koften, welche dazu nöthig geweſen 
ren, (vermuthlich wegen der vielen Karten) geſcheuet hätte 


Der Verfaſſer dieſes Artikels in der. Bibliothel. ‚feht 
noch hinzu, daß Antonius Leonius in Bibliotheca Indire 
eine Hiftoria da India. des. 5. de. Caftro angeführt, nicht 
aber die Deſeriptio maris Aethiopiae genant, habe 1 er ven 
muthe deswegen, daß beyde ganz verſchiedene Werke fg 


in.der Ausgabe des Woͤrterbuchs des Moreri den 

J. 1731. II. p.671. finde ich, aus einem aus Pokrtugel 
eingefchickten Auffage, "gemeldet, daß man in -beu Je 
fuiter» Collegium zu Evora. eine ausführliche Vefchrdiung 

ber ganzen Küfte von Goa bis Diu aufbewahre, mh 
che 5. de Caſtro an Ort und Stelle felbft aufgenonimen 
babe. Auch unter den hinterlaffenen litterarifchen Schaͤtzen 
des Melchiſ. Thevenot iſt eine Karte vom rothen Meere 

geweſen, welche auf der portugiſiſchen Flotte des Steph. 

de Gama, unter welchem de Caſtro ein Schiff commanbirte,, | 

gemacht worden. Ebenfalls haben ſich darunter Specials | 

F 

1 


Bora 


arten von einzelnen Häfen befunden, zum Beyſpiel um . 
Kor und vom der Inſel Matzua. Diefe Ueberbleibfel hat 
bernach d'Anville benußet. 


Wie Iehrreich würde bie Ausgabe diefer Papiere mit 
allen dazu-gehörigen Karten fern! Haben die Portugifes 
auch wohl deswegen den Druck unterlaffen, damit ‚andere 
die Geographie von Indien nicht zu genau lernen möh 
ten? — Genug wir haben bie jest nichts als many FE 

haftt 





35. Joannis de Caſtro ltinersrium. 427 


fte Auszuͤge und Ueberſetzungen derſelben, welche wir 
cht · den Portugiſen, fondern den Engländern verdanken. 


Der Herausgeber der New general collection of vo- 
ges and travels (Stuck? S. 331. n. 1599.) verfichert "ges 
et zu. haben, daß die portugififche Urſchrift einer Reifen. 
ſchreibung des de Caſtro auf einem von den Engländern 
n Portugifen abgenommenen Schiffe gefunden fey. Eben 
ses liefet man in der teutfchen Ueberſetzung jener Sam⸗ 
ig I. ©. 187. 


Purchas meldet, daß der befante Walter Raleigh 
 Handfchrift einer Reife des de Caſtro (vermuthlich jene), 
r fechözig Pfund Sterling gelauft, und eine englifcye 
—* derſelben veranſtaltet habe. Er ſcheint auch 
fogen, daß Raleigh manches felbft darin verbefiret, 
BD einige Anmerkungen beygefügt habe (6). Uber wahrs 
einlich hat diefe Handfchrift nicht mehr als die Reife 
E;dem rothen Meere enthalten; dagegen man aus dem, 
oben angeführt ift, fchließen fan, daß die hinterlaffes 
u Papiere des Derfaflers noch viel mehr enthalten 
Jene Handichrift hat denn Purchas zuerft befant ges 
icht, aber er geftcht felbft, daß er nicht nur die Echreibs 
E der von Raleigh beforgten - Ueberfegung ausgebeſſert, 
adern auch, was ihm uͤberfluͤſſig gefchienen, 'ausgelafs - 
ı babe. 
Diefem Auszuge hat er folgende Weberfchrift geges 
w: A rutter of Don John of Cafiro, of the voyage 
"kich the Portugals made from India to Zoez. Dedica- 
ted 


(6) Ich fage: er ſcheint zu fagen; denn er redet zugleich von 
. iwey verichiedenen Reifen, und Bat bepde nicht genau un: 
terſchieden. 


428 Litteratur der Reiſen. 3. 


ted to the moſt illuſtrious prince, the Infant Don 2— 
and here abbreuiated (7). 


Eine volftändige bolländifche Ueberſetzung deſſen, was 
Purchas geliefert bat, findet man in der befauten Samlumg 


beö Peter van der Aa: Naaukeurige verfameling det... 


zee en land.reyfen; und zwar in dem Theile, melde 


die Reiſen von 1535 bis 1541 enthält, und in ber Octew 


ausgabe. entweder der vierzehnte, oder fiebente Band if, 


wenn naͤmlich zwey Theile zufammengebunden find. Um: 


Diefe Bemerkung nicht lächerlich_zu finden, erinnere id, . 


daß die Theile auf dem Xitelblatte nicht gezählt find, | 


Nur die Schmugtitel haben fortlaufende Zahlen. De 
befondere Titel beißt: Naauwkeurig verhaal van een Reys 
door Portugijfen uyt Indien gedaan na Soez, — — Int 


Portugijs befchreven door Don Johan de Caftro, en dar 


uyt nu aldereerft vertaald. Te Leyden. 1706. 8. 

Nach diefem Titel folte ıman glauben, der Holländer 
babe die portugififche Urfchrift gehabt, aber gewiß hate 
nur aus Purchas überfegt. Die Karte vom rothen Meere 


und die drey Kupfertafeln, welche freylich nicht äbel ges 


zeichnet und geftochen find, find nichts weiter als unnüße, 

wenigftend unzuverläffige, Verzierungen des Verlegers. 
Aus dem, was Purchas geliefert bat, findet man 

einen Auszug in der oben angeführten englifchen Sam⸗ 


lung, und davon eine teutfche Weberfeßung in Algemeis : 
ner. Hiftorie der Reifen. IL ©. 190-227. Dide 


Ueberfegung hat der fleißige Buͤſching in Erbbefchreibung 
XI. 8.705, in ber Befchreibung der Inſel Socotarah, 
gebraudht. 


(7) Purchas his pilgrimes IT. pag. 1122—1149. Diefer englis 
ihe Geiſtliche wird gemeiniglih Purchas, und von doͤcet 
Purchafus genant, 


Nun 


en ba. — 







35. Joannis de Caftro Itinerarium. 429. 


Yun. habe ich noch einen lateiniſchen Auszug aus 
eu biefer Neifebefchreibung des Portugifen gefunden, 
Icher fo viel:ich weiß, nody wenig. gebraucht, auch. nicht: 
mal ton vielen angeführt ift. Ä 


Zu verwundern ift dieß nicht. Denn er ſteht gleiche 
m verfiecht in einer Samlung, welche fo felten iſt, daß 
an fie nur in reichen Bibliotheten antrift. Ich meine: 
steris aevi analecta, quae primus edidit Antonius 
Istthaeus. 


Man weiß, daß der Verfaſſer zum erften mal bie 
tüde diefer Samlung einzeln, alfo nicht auf ein mal, 
drucken laffen, und daß die meiften Abdräce von ihm 
Her feinen Zuhörern vertheilt worden find, daß es des⸗ 
egen fchwer fält, alle zehm Octavbaͤnde der Ausgabe von 
98 volftändig zu erhalten. Auch die andere Ausgabe, 
eiche fünf Quartbaͤnde ausmacht, ift deswegen felten, 
el_der Verleger ſich bey 500 Gulden Strafe verpflich⸗ 
Kat, nicht mehr ale 600 Abdruͤcke machen zu laffen (8). 


| * Matthäus bat nicht die geringfte Nachricht von ders 
wien Handfchrift, welche er hat abdrucken laffen, geges 
m. Nicht ein mal hat er gefagt, daß Purchas fchon 
nen volftändigen Auszug geliefert habe. Was er dars 
ber in der Vorrede gemeldet hat, will ich bier unten (9) 
bihreiben, und dieß ift mir nicht ganz verftändlich. 
Wenn 


'{8) Vogt catalogus librorum rariorum p.447. Leipziger Zei⸗ 
tungen von gel. Sachen 1737. ©. 36. Der Auffaß, von 
dem bier die Rede ift, findet fih im zwepten Bande S. 
213—243.. 

(9) Multa habet non contemnenda Joh, de Caftro, nec ex 

" is, quae vidit, dum ſuperiori aevo an. 1540. iter facit 
per mare rubrum, dum finum Arabicum navigans atten- 


12 


430 Utckteratur der Reifen. 3. 


Men man ben Iateinifchen Auszug bey Matthäus 
mit dem englifhen bey Purchas vergleicht, fo bemeit :; 
man, daß in jenem fehr viel ausgelafien ift. Auch hat 
Die lateinische Handfchrift eine Luͤcke gehabt, welche ©. 
231 durch Striche angedeutet if. Da fehlt nämlich alles, 
was bey Purchas ©. 1131 big 1134, vom erfien May biß 
zum 30. März, erzählt iſt. 
| Noch eine Lücke findet ſich &. 242, wo man dasje⸗ 
nige vermißt, was man bey bem Engländer von €, 
1141 bis 1147 liefet, und die Rage vom 21. April bu 
zum 22. May enthält. 

Unter dem loteinifchen Texte ſtehen einige wenige En 
merkungen von dem SHeraudgeber, welche aber nur. Bew 
weifungen auf griechifche Schriftfteller find, mo Bie yom 
Portugifen genanten Namen der Derter vorlommen. 
%* 


. 
— 2 


an rn 


. * x 

Sch bin froh, daß ich mit diefen duͤrren Titterarifiken 
Nachrichten zu Ende bin. Wenn fie mir nur nicht ale 
Lefer entwendet haben! in bischen Dank würde ich nur 
zu hoffen haben, wenn ichs erleben koͤnte, daß fie ein mal 


jemanden bekant würden, toelcher fie zu brauchen wöäfte. 
Uebel 


ta mente contemplatur univer[um, quicquam omittit 
fciens, infulas, portus, ripas et quidquid toto illo tractu 
ad oram Abyllinan, ad Aethiopiam, notatu dignum, . 
Nili fontes er incrementa, et quae proprie eorum caula, 
ınores item Aethiopum, eorum difhidia, et propter difi 
dia eorum clades a Zeylanis, vicin« ipfis gente, auxilian- 
tibus Turcis, acceptas iterum iterumque, et accepia 
per id tempus, quo non procul ab eo loco, in quo rex 
tum Abyſſinus, claſſis appulıt Lufitana, in qua et auctot, 
cnius fcriptum hoc, et fatis appulit opportune, miſſu 
regi [ubfidio, cum identidem id urgeret, Lufitanis quis - 
gentis Duci frenuo commills, 





35. Joannis de Caftro Itinerarium, 431 


Uebel ift, daß ſich auch aus dem Tagebuche menig. 
eaus leſen läßt, was vielen gefallen koͤnte. Der Eng 
uber fcheint nicht ‚viel mehr ausgezeichnet zu haben, als 
18 der Schiffer und fein Steuermann brauchen fünnen, 
elche englifche Zabrifate über das rothe Meer fahren 
Hm. Denn daß der geichrte Portugiſe mehr als fo 
was aufgezeichnet habe, ift mir fehr wahrfcheinlich. 

Die Folgen der Serter, ihre Entfernungen von einans 
*, ihre Größen, Lagen, die Vergleichung ihrer jetigen 
samen mit denen, welche bey Ptolemaͤns, Strabo, Yiis 
us und andern Alten vorlommen, die Zeiten der Ebbe 
& Kluth, muͤſſen diejenigen ſelbſt aufſuchen, welche dieje 
achrichten zu wiſſen wünichen; fo wie die Beitimmung 
8 Ankerplaͤtze. 

Den bier angegebenen Breiten und Sonnerhöhen, und 
u Abweichungen der Magnetnadel wird man wohl freys 
B wicht völlige Richtigkeit zutrauen, weil fie in einem 
Mter gemacht find, in welchem man nody- nicht Die 
ME gebräuchlichen Hülfsmittel kante, und weil noch dazu 
g Nadel, deren fich der Verfaſſer bedient hat, ſchadhaft 
werden ill. Syn der großen Hitze zerfprang die elfen⸗ 
inerne Tafel, über welcher die Nadel angebradyt war. 


Manche Zeilen find andy unverftändlich, gewiß durch 
e Schuld derer, welche die lleberfeßungen und aus dies 
m die Auszüge gemacht haben. Aber bey allen dem ift 
ler manches Goldlörnchen für den, welcher ed zu finden 
wis. 

Zur Dergleicbung empfehle ich die fchöne Karte, mels 
ve forafältig nach den neueiien Beobachtungen gemacht 
R: The north weft brauch of the Red Sca, called by 
be aucients Heroopolitan gulf, and by the moderns Sea 
£ Kolzum or Sea of Suez. By L. S. de la Rochette. 

Belmanu’s Litterat. d. Reif. 2. Sf London 


432 bitteratur der Reifen. 3. 


London publifhed by William Faden. 1785. Da findet 
man bie jetzt gebräuchlichen Namen mit lateinifchen und 
arabifchen Buchſtaben, auch die Namen, welche bey den 
Alten vorlommen. Gleichfalls find die Aufichten mancher 
Derter nach Niebuhr und Seton, welcher im J. 1776 
feine Beobachtungen machte, beygefeht worden. De 
erfte Meridian ift durch Suez gezogen, 33 Er. 8 Min 
dfilich von London. Die Polhöhe diefes Orts if 29 u . 
57 Min. u 

Auch verdient die Karte vom rothen Deere, welde 
Rob. Wbite 1795. entworfen bat, in The periplus of ke 
Erythrean fea by ill. Vincent. Lond. 1805. 4. verglis 
chen zu werben. Pockockes und Niebuhrs Karten Dean 
man keinem Geographen zu nennen. Ä | 

Eben fo befant find die M&moires fur P Egypte ſui. | 
vis d’une defcription du golfe Arabique ou de ia mer 
rouge par D)’ Anville. Paris. 1766. 4. Ich zeige nur dar 
bey an, daß bdiefer Gelehrte, außer den oben angezeigten 
Karten, von der Reifebefchreibung des De Caſtro allein 
den lateinifchen Auszug in Matthaei analectis gelant, ober 
doch nur gebraucht hat. 


D’AUnville hat bemerkt, daß auch ber portagiftſhe | 
Cosmogroph Emanuel Pimentel, welcher 1719 ges 
- florben ift, bey feinen Karten vom rothen Meere bie Pos 
piere des De Caftro benuget hat. Ohne Zweifel meint 
D’Unville die Karten in dem großen Werke: Arte de m 
vegar, welches zuerft 1699, hernad) vermehrter 1712 und 
1746, auch wie AHöding in algemeiner Litteratus, 
der Marine S. 109 meint, 1762, jedes mal in Fol. 
gedruct ift. Man ſehe: Machado Bibliotheca Lufitanm 
III. p. 340. | 

* 4 * 








35. Joannis de Caftro Itinerarium. 433 


Die Flotte ging von Goa ab den Ichten December 
1540, den 13. SSanuar war fie bey der Inſel Socota ra, 
wo fich die Neifenden überzeugten, daß ihre Entfernung 
von Goa in ben damals vorhandenen Karten zu groß ans 


. gegeben ſey. 


. Die Inſel habe keine Ankerplaͤtze, Feine Häfen worin 
eine Flotte fiber fenn Ente Die Cinwohner, melde 


Cbriſten zu feyn meinten, gingen nackend; hatten damals 


, m * ⸗ 


. 
N 
* 
Re: 


f 


Beine Obrigkeit, Leine Städte, wohnten in Höhlen und 


Ihre Produkte waren Aloe und Drachenblut.. : Ges 
babe hatten ſie nicht, ſo wie auch nicht zur Zeit des 
Arrians, der ausdrücklich ſagt, daß die Dioſcoridis⸗In⸗ 
fe, wie damals Socotara hieß, weder Wein noch Getreie . 
WE babe. Dennod) meint der Portugife, daß die Schuld 
. wit an dern fonft fruchtbaren Boden, fondern an Mangel 
"De Brbeitfamfeit ber Einwohner liege, welche ganz bes 
. uam von den Palmen leben und Milch und Waſſer 
ininten. 


Die große Stadt Aden war damals ſeit drey Jah⸗ 
: yon im Beſitze ber Türken, die fie durch eine dort ers 
" jählte Merrätherey erhalten hatten, 


Wie unbekant den Portugifen damals noch der Eins 
‚gang ins rothe Meer gewefen ſey, liefet man bier; 
deswegen ſich der V. genau nach den vielen Inſeln, mit 
„weichen er beſetzt ift, erkundigte. 


Er nutzte forgfältig die Gelegenheit, von Bornehmen 
yſſinern Nachrichten von ihrem Reiche und ihrem Re⸗ 


x. benien „ welcher damals noch der Prieſter Johannes 


* | Sf 3 bies, 


434 Uitteratur der Reifen. 3. 


bied, zu fammeln, fo wie auch vom Urſprunge de 
Nils (10). 


Sch vermuthete, daß diefe Nachrichten in Jobi Lu ‘ 


dolfi hifloria aethiopica würden gebraucht, wenigſtens 
angeführt feyn; aber mir hat es nicht gluͤcken wollen, bin 
Namen unſers Portugifen in dem gelehrten Chaos zu fine 
den. Der Verfaffer hätte auch daher die Gefchichte dei 
Königs Davids, welche er allein aus Alvarez geſchdpft 
hat, ergänzen koͤnnen. 

An einer Stelle des rothen Meer ſahen bie- Doch 
sifen, in einer Nacht, eine Menge weißer Sieden, wel⸗ 
che Heine Flammen ober Blige von ſich gaben. Sie as 


fhraten darüber, aber Die arabifchen Lootfen vrrſicherten, 


dieſe Erfcheinung fey gar nicht ungewöhnlich und beren 


nichts uͤbeles (11). 


(10) Nilus at his day is knowne by his ancient namt, 
for of the Abexijs, Egyptians, Arabians and Indians, it 
is called Nil, a thing certainly worth the knowing; 
the Springs and Lakes whence this river proceedeth, 
are in the confines that feparate the land of the Abe- 
xins, or Aethians from the Safres, which inhabit the 
mayne of the land, that goeth from Melinde toward 


Mofambique, as j vnderfiood by fome great lords and : 


other perfons of Abexij, Which thing is held of chem 
all for ‚manifeft and well knowne Die Safres wer 


den die Kafern feyn, wofür fie auch der Iateinifche Ueber - 


feger angenommen bat. 
(11) By night all the firft watch, the wind faire at Eal, 
- we [ailed to the North North Welt, at the beginning 
of the fecond watch, we fell on a fudden in certaine 
very whitifh fpots, the which did raiſe and ca from 
themfelves certaine flames like unto lightnings, wor 
dring 


BURM Bm. a u... 


35. Joannis de Caflro Itinerarium. 435 


Ich halte fie für das jest befanfe Leuchten des Meers, 
und führe fie zur Betätigung deffen an, was ich in 
Vorrath Bleiner Anmerkungen I. ©. 441. behauptet 
babe, daß nämlich diefes Leuchten erft im fechözehnten 

Sahrhumderte bekanter geworden ſey. Damals war es 
noch den Portugifen, den erfahrenften Seefahrern, neu. 

Die Stadt Sualen oder Swalen (an ber afris 

Banifchen Küfte, ungefähr in der Witte des rothen Meers) 
war. damals eine der vornehmften und reichiten Handelds 
flädte, welcher der Verf. nur Liffabon zu vergleichen 
duſte. 
Sie handelte mit ganz Indien, dießſeits und jenſeits 
hs Ganges, mit Camboya, Pegu, Malacca, Aethiopien 
ud Abyfjinien, woher viel Gold und Elfenbein kam. 
(über ſeitdem die Türken auch diefe Stadt genommen 
haben, ift ihr Handel verfallen, welcher fich feitden 
wehr nach Mocka und andern Städten gewendet hat). 

Dhne Zweifel find die Beduinen gemeint, welche 
ben Purchas Badois oder Badoies, aud Badoil, 
vom lateinifchen Ueberſetze Badoes, und vom tentichen 
Badwis genant find. Der Verf. welcher fie für bie 
twoglodytae und ophiomachi ber Alten hält, befchreibt 
ihre Sitten fo, wie fie auch von den Neuern geichildert 
ad. Man fehe Hartmanns Aegypten in Buͤſchings 
Erdbeſchreibung XII. S. 382. und Hrn. Hofr. Bruns Erde 
beſchreibung der entfernteften Welttheile 1. S. 126. q 

= ur 


dring at the fhew of this firange event, preſently we 
tooke in our failes, and beleeving wee were upon [ome 
[hoalds or bankes, commanded to cafi tlıe lead; j faund 
twentie fixe fathone water, now this noveltie making 
no imprellion in the pilots of the country, and ſeeing 
how we went by a great-deptl, wee [et [ayles aguine, 


Sf 3 


436 Litteratur der Reifen. 3. 


Zur Zeit bes De Caſtro hatten fie die Gebürge und 
Seekuͤſten von Melinde und Magabora bis zum Vors 
gebürge Guardafui, und die arabiihe Kuͤſte bis nad 


Ormuz. Über es fcheint, ald ob de Caftro diefe Bedui 


nen für ein von den Arabern verfchiedened Volk gehals 
ten babe. 


Ein mal überficl die Flotte ein fehr heiffer Wind 


aus Oſten und Oftnorboft „ der wie Senerflammen brantı, 


und die am Ufer entftandenen Staubwolken oft zu glei⸗ 
er Zeit nad) verfchiebenen Richtungen warf (13). - 


Der Verfaffer nennet den Ort, bey dem fie dieſer 
Unfall betraf, Zaona, welchen Namen ber latelnifhe 


Ueberſetzer beybehalten, der teutfche aber in Schawns 
serändert hat. Es ift wohl gewiß das Shaona auf 
D’Anville und Seyers großen Karten von Afrika, au ber 
ägnptifchen Kuͤſte, weldyes ich weder bey Hartmann, 
noch Bruns finden Tan; denn Xoa, Xaoa 2. Sat 
Tan es nicht feyn. 


Don Suez giebt de Caſtro die Breite zu 29 Gr. 45 
Min. an. Die Meine Stadt war, für damalige Zeit, fo 
wohl durch die Natur als Runft, gut befeftigt. ie hatte 
damals ein kleines Kaftel und zwey alte hohe Thärme, auch 
eine Schanze, fo daß eine feindliche Landung fehr ſchwer war, 


Mer feine Befchreibung der ganzen Küfte bie Te 


mit andern Nachrichten vergleichen will, Tan die Anmer 


Zungen nußen, welche in der algemeinen Hiſtor. der 


Meifen vom Herausgeber hinzugeſetzt find. 


Den 28. Upril 1541. ging die Flotte von Suez zw 
zäh, und kam gegen Ende des Auguſts wieder in Gos 


au. 


(12) Von dieſem Winde leſe man Van Muſſchenbroek Inuo 
ductio ad philofoph. natur, IT. p. 1130. Vuͤffon Alpe 


weine Naturgeſch. Berlin 1771. & 2, S. 320. 


35. Joannis de Caflro Itinerariüm, 437 


an. Ohne Zweifel iſt dieß das erſte mal, daß europäis 


she Schiffe den ganzen arabiſchen Meerbuſen befahren has 
-. ben, mie wohl die Portugifen fchon früher nicht felten in 


die Meerenge gelommen find. Aus der Erzählung des 
Verfaſſers Ian man auch abnehmen, wie wenig feinen 


- Randsleuthen damals noch Negypten bekant gemefen ift. 


Am Ende fagt der DVerfaffer noch feine Meynung, 


‚worum Das Meer das rothe genant wird, über welche 


Brage er, wie Saria zu verftehen giebt, eine befondere 
Abhandlung gefchrieben hat. 
Nach feiner Beobachtung fan bie Benennung nicht 


‚wen der Farbe des Waſſers ober des Ufers entflanden 


ſeyn. Er glaubt, fie fey von den Korallen abzuleiten, 
welche von Swalen bis Koffir (Coſſeir bey Hartmann 
6. 1216.), welche Weite hier zu 136 Meilen angegeben 
wird, gefunden werden. Diefe fihienen, fagt. er, bey 
Harem Waſſer eine rothe Farbe zu geben. Wo weiffe Kos 


zellen fländen, da ſchiene das Waſſer grän-zu fen, von . 


dem Schlamme oder ben Meerpflanzen, welche dieſe Kos 


= men bededen. 


Dieſer grünen Farbe erwähnt aud) gorfkaͤl, aber 
welche Art Koralle die rothe bewuͤrke, Hat er nicht ans 


"geist (13). 


'(15) Deferiptiones animaliem, pag. ı532: Discernuntur co- 
zallia e longinquo, colore ex albovirelcente; grato ocu- 
lis otiofis fpectaculo; oppofito littoribus nudis, arenofis 
er trifiibus. Seite 134 nennet er eine Madreporam glutine 
virefcente toctam. 


' | fs 36. 


438 Litteratur der Reiſen. 3. 





36. 


‚Le grand voyage du pays des Hurons, ſitué en I’ Ame 
rique vers la mer douce, ds derniers confins de h 
nouvelle Frange, dite Canada. Ou il eft amplement 
trait& de tout ce qui eft du pays, des moeurs et du 
naturel des fauvages, de leur gouvernement et fagons f 
de faire, tant dedans leurs pays, qu’allans en voya. 
ges; de leur foy et croyance, de leurs confeils et 
guerres, et de quel genre de tourmens ils font mow 
rir leurs prilonnierss.. Comme ils fe marient e 
esleuent leurs enfaus; de leurs medecins, et des ' 

medes dont ils vfene à leurs maladies; de leurs das 
ces. et chanfons; de la chaffe, de la pefche, erde 
oyfeauz et animaux terrefires et aquatiques quik 
ont. Des richefles du pays; comme ils eultivent ki 
terres, et accommodent leur meneſtre. De leut 
deüil, pleurs et lamentations, et :comme ils enfeueli« 
fent et enterrent leurs morts. Avee un dictionaire 
de la langue Huronnc, pour la commodite de ceus 
qui ont a voyager dans le pays, et n’ont P’intelli 
gence d’icelle langue. Par I. Gabriel Sagard Theo- 
dat, Recollet de S. Francois, de la province de:S, 
Denys en France. A Paris chez Denys Moreau. 
1632. 8. | 





Son in der Mitte des ſechs zehnten Jahrhunderts fin 
gen einige Franzoſen an, fib am St. Lorenzftrohm j 
Nordamerika anzubauen, welche Gegend der Portugiſe 

son Caſpat 


\ 


"36. Sagards Reife 439 


par Cortereal, im Sahre 1500 oder 1501, ente 
Rt hatte. 


Im Julius 1608 legte Samuel de Champlain ben 
und zur Stadt Kebek oder Quebel an dem genanten 
rohm, welche bernach die Hauptſtadt von Nouvelle 
mce oder Canada geworden ift (1). 


As Champlain einen guten Fortgang feiner mühs 
gen Unternehmung hoffen konte, wünfchte er auch Geifts 
e zu erhalten, vornehmlich um die Wilden zahm zu 
den. Im Jahre 1615 kamen dahin vier Barfüßer 
# Recollecten, welche eigentlich Krancifcaner Mönche 
d, und oft Minoriten genant werben. 


"Bon eben diefem Orden und zu eben biefer Abficht, 
rd auch Gabriel Sagard, deffen Orbensname Theo⸗ 
& war, dahin abgeſchickt. Diefer reifete mit feinem 
führten, Namens Niclas (2) von Paris ab im März 


- 16245 \ 


{) In dem vortreflihen Furzen Begriff der Geographie un- 
ters fel. Gerterers iſt ©.754. und ©. 756. unrichtig 1668 
far das Crbauungsiahr der Stadt Quebek angegeben wors 
den. Man fehe die Falles chronologiques du nouveau 
monde vor des Charlevoix hiftoire de la nouvelle France. 
Paris 3744. 3 vol. in 4. Bon diefem Werfe des Charles 
voir, welder 1761 geftorben iſt, findet man einen weit» 

laͤuftigen Auszug im 14ten Bande der Allgemeinen His 
fior. der Reifen. Uebrigens fan man ein Verzeichniß 
"der meiften Schriften über Canada, fo lange es den Fran: 
ofen gehört hat, finden in Bibliothegue hiftorigue de la 

. France par Lelong. III, p.654. Dazu fee man noch bin 
zu den ſechſten Theil von des Raynal Geſchichte der Bes 
‚ fitungen in Indien; nad Meuvillons Ueberfegung. 

(23) Sagard nennet ihn pere Niclas, vieil predicateur; aber 
bep Charlevoig I. p. 188. heißt er Niclas Viel. 


f5 


449 Litteratur dee Meifen. 3. 


16245 er gieng zu Dieppe zu Schiffe, kam aber erſt nach 
3 Monaten und 6 Zagen zu Kebel an. Weil er.fein Tas i 
gebuch von dieſer Ueberfahrt verlohren hat, fo lieſet mas j 
von diefer Seereife hier wenig. | 

Gleich nad) feiner Ankunft eilte er zu ben Wohnum : 
gen der Huronen, zu deren Belehrung er beftimt war, 
and unter welchen er faft zwey Sahre gelebt bat. 


Alles was er in diefer Zeit von den Eitten biefe 
Milden erfahren hat, bat er forgfältig, und fo volfdee " 
dig als er felbft im weitläuftigen Titel feines Bude " 
angezeigt bat, aufgefchrieben, und ohne allen Schmud . 
erzählt. \ 
Daraus befleht die erfie Hälfte feiner Reifebefchris : 
bung, welde fi) S. 295. endigt. Die andere, G. 296 
bis &.380. erzählt etwas von den von ihm bemerltm = 
Thieren und Pflanzen und den Producten ber bamald } 
von den Huronen bewohnten Länder. 

Das barauf folgende Dictionaire de Ja langue Hr 
ronne hat ein befonderes Titelblatt mit der Jahrjahl 
1632, bat keine Seitenzahlen, füllet aber neun Bogen. 
Dahinter ſteht ein Regifter won einem Bogen. | | 

Die Ausgabe, deren Titel ich angegeben babe, HM 
gewiß die erfte. Denn man liefet unter dem vorgefehten - 
Privilegium: Acheuè d’imprimer pour la premiere fois le ' 
10, jour d’Aouft 1632. Eben diefe Ausgabe führt Büfe 
fon an in Hiftorie der Natur II, 1. S. 295, wo aber in 
der Leipziger Ausgabe, .fo wie im Negifter derfelben, Gas 
bard flat Sagard gedrudt ift, und dieſer Fehler ift auch 
in die Verliner Ausgabe VI. ©.169 übergegangen. Stuck 
hat eben diefe Ausgabe Nr. 1420. ©. 294. unter dem Nas 
‚men Theodat angeführt, aber er hat das Sormat uw 
richtig für Großduodez angegeben. Ei 











36. Sagards Reife, 441 


Eine andre Ausgabe nennet Celong Ne. 39,663: 
floire du Canada et voyage que les Recollects y ont 
it pour la converfion des, Infid2les, en 2615; par Ga- 
iel Sagard. Paris 1636. 8. 


Charlevoir in Lifte des auteurs, vor dem oben ans 
führten Buche, giebt folgenden Titel: Hifoire du Ca- 
ıda, et voyages, que les frercs Mineurs Recollets y ont 
it-pour la converfion des Infideles; ou eft amplement 
nité des chofes principales arrivees dans ce pays de- 
wis l’an 1615, jusqu’ä la prife, qui en a été faite par 
* Anglois; des biens et commodites, qu’on en peut 
perer; des maurs, cerdmonies, er&ances, loix et coü- 
mes mervcilleufes de fes habitans; des converfions et 
ptöme de plufieurs, et des moyens necefläires pour 
s amener à la connoiflance de Dieu; I’entretien ordi- 
üre de nos Mariniers, et autres particularites, qui fe 
dserquent en Ja fuite de l’Hiftoire. Fait et compof& 

le Frere Gabriel Sagard Theodat, Mineur Recol- 
Ede la province de Paris,. A Paris chez Claude Sonnier, 
166. 8. 

Ich bin geneigt zu vermuthen, baß die letzte Jahr⸗ 
bl micht 1686, fondern 1636 heißen mäffe, weil Charles 
ne in feiner chronologifchen Ordnung das Buch unter 
re fetten Jahrzahl aufgeführt bat. Wenn dieß ift, fo 
ird e3 eben diejenige Ausgabe ſeyn, welcye ich aus Le⸗ 
mg angezeigt babe. 


Nach dem Zitel zu urtheilen muß die Ausgabe von 
686 oder 1636 fehr vermehrt, oder mohl gar ganz ums 
earbeitet feun, weil darin die Geſchichte von Canada 
nt. dem %. 1615 bis zur Zeit, als die Engländer den 
ranzofen das Land genommen haben, vorlommen ſoll, 
won in des Ausgabe von 2633 nichts zu finden iſt. 

Die 


442 Litteratur der Reifen. 3. 


Die Engländer nahmen das Land erfl nad) Sagards Ruͤck 
kunft nach Frankreich, nämlidy im Jahr 1629. Die Eat . 
fcheidung dieſer Zweifel muß ich denen überlaffen, welche } 
die neuefte Ausgabe vergleichen koͤnnen. Mas ich anfuͤhre, 


nehme ic) aus der erſten. 


Ueber den Werth derfelben deucht mir das Urthell 
des Charlevoir (3) richtig zu ſeyn, ungeachtet man & 
nige Parteylichkeit argwöhnen koͤnte, weil er zu den Je 
fuiten gehörte, welche überhaupt die Verdienſte An ame 
deren Ordens s Miffionarien zu verfleinern fuchten. Dam | 
koͤmt noch, daß die Francifcaner in Canada von ben Je ö 
fuiten endlich faft ganz verdrängt worden find. f 


Mahr ift, daß Sagard aufrichtig zu erzählen (cl; 3 
aber große Kentniffe fan man ihm nicht zutrauen, fowe - 
nig als fcharffinnige Beobachtungen, zumal da er durch 
die moͤnchiſchen Vorurtheile vom Teufel und feinem Uns 
wefen unter den Wilden geblendet war. 





Sa: 


(3) Sagard avoit demenr& quelque tems parmi les Hurons, 
et raconte naivement tout ce qu’il a vu et oni dire fur 
les lieux, mais il n’a pas eu le tems de voir aflez bien 
les chofes, encore moins de verifier tout ce qu' on li _ 
avoit dit. Le vocabulaire Huron, qufil nons a lailfe, 
prouve que ni lui, ni aucun de ceux, qu'il a pu com _ 
fulter, ne [gavoient bien cette langue, laqnelle eft trà 
difhcile; par confequent quo les converfions des [aurags 
u'ont pas etE en grand nombre de fon tems. D’ailleuss 
il paroit homme fort judicieux, et tr&s-zel&, non fenle 
ment pour {le falut des ames, mais encore pour le pro 
grès d’une colonie, qu’il avoit presque vü naitre, et 
qu’il a vüe presque Etouflee dans fon berceau, par (ix 
vafion des Anglois. Du reſte il: nous apprend pen de 
ehofes intereflantes. \ 


36. Sagards Reiſe. 443 


Weil die Nachrichten von den Sittten der Huronen 
yon von fehr vielen gefammelt und wieder erzählt find, 
finde ich wenig, was ic) auszeichnen darf. Das Land, 
elches damals diefer Voͤlkerſtamm bewohnte, ſetzt der 
terf. unter 443 Gr. nördlicher Breite. Auf der Karte, 
elche Bellin zu Charlevoix geliefert hat, liegt es uns 
fähr zwilchen 42 und 45 Gr. der Breite, und 85 Gr, 
eftlicher Länge von der Parifer Mittagslinie: Es ftößt 
gen Süden an die Eriefee, gegen Wellen an den Hus 
möfee und gegen Often an Ontariofee. Sagard verfie - 
ert, es fen ein fruchtbares und angenehmes Land. 


Die Miffionarien baueten ficy mitten unter ben Eins 
ohmern eine Hütte, in welcher fie, bey elender Koft, 
mmerlich wohnten. Den gewöhnlichen Brey, Sagas 
ite, muften fie ohne Salz eſſen, ald welches dort gar 
Kt zu haben war. Aus den wild wachienden Trauben 
sihten fie fich einen Wein zum Gebrauch bey der Meſſe. 
- Dft wurden fie von den Wilden befucht, welche wohl 
llihen Weisen, Kürbiffe und geddrrete Fiſche zum Ges 
henke brachten, aber dagegen auch Eifen, Korallen u. d. 
; Gegengefchenten erwarteten. Oft lieben fie die Keffel 
u Sagamite darin zu machen, wovon fie jedesmal ets 
8 darin übrig ließen, wenn fie die Kefjel zurück brachten. 


Wie bey allen Wilden, fo auch bey den Huronen, 
iben bie Weiber die meiften Arbeiten. Sie fpinnen eis 
in Moräften wachfende Pflanze, S. 332., wie Hanf, 
if dem Schooße (fur leur cuiffe), aber wie fie dieß 
dglih machen, das hat der Verf. nicht gemeldet. 
ns dem Garn verfertigen die Männer Netze. Auch ku⸗ 
Ifdrmige Töpfe, ohne Füße und Henkel, machen die 
jeiber, welche fie bey ihrem Kochfeuer dörren. Sie 
iffen aber auch in hölzernen und aus Baſt geflochtenen 

Ge⸗ 


244 Litteratur der Reifen. 3. 


Geſchirren, durch Einwerfung gluͤhender Steine, Ste 
zu Tochen. | 

Aus Binfen flechten fie Matten unb allerley GR 
räthfchaften, denen fie manche vortrefliche Farben zu ge 
ben wiſſen, fo wie auch den Hänten von Dibern mb : 
Elendthieren ‚ welcye fie zu gerben verftehn. ; 


Der türkifche Weisen oder Mais trägt bort auf &.- 
nem Stamme zwey oder drey Aehren, jede oft von 409 





Koͤrnern und darüber. Er wächft über Manneshoͤhe, reift 
- in vier Monaten, und in einigen Gegenden in drey Des : 
naten. Eine Art Brod wird aus den noch nicht gang | 
reifen von Weibern und Kindern abgebiffenen, und Hab - 
Durchgefaueten Körnern, gemacht, ſ. ©. 137. | ’ 


‚ 
Heurathen des Sohns mit der Mutter, des Balnd 
mit der Tochter, des Bruders mit der Schweiter, dei 
Coufins mit ber Coufine find nicht erlaubt. Wnfänglich 
' litten die guten Möndye viel von den Anträgen, fonden 
lich der Weiber und Mädgen, fi) mit Huroninnen zu vers 
beurathen, oder wenigſtens Benfchläferinnen zu wählen; 
ihre Weigerung fchien unbegreiflich. 


Die Chemänner haben gern viel Kinder, weil fe 
ihnen, da fie immer beyſammen bleiben, im Ulter Unten | 
halt und Schuß verfchaffen, — — ganz anders ale bey 
civilifirten Völkern, wo die Neltern gemeiniglich, entfernt 
son ihren erwachfenen Kindern, unter Lohnbedierten dar ' 
hin flerben; oder, welches unter Bauern gewöhnlich If, 
von ihren Kindern zu Tode gequält werden. Nomadiſche 
Voͤlker tödten ihre Alten, wenn fie nicht mehr dem Zuge - 
folgen können. 


Aber diefe Grauſamkeit muß auch bey Völkern, welche 


aicht mehr Nomaden gewefen find, geberfcht haben, wenn 
es 


36. Sagards Reiſe. 445 


es wahr iſt, was Pfeffinger in der Braunſchw. Ge⸗ 
ſchichte J. S. 229. aus Letzner anführt, daß fie erſt ums 
Sehr 1306 unter den Wenden im Lauͤneburgſchen abge⸗ 
Aaft worden iſt. 


Den neu gebohrnen Kindern werden gleich Ohrloͤcher 
geſtochen, auch mird ihnen gleich etwas Oehl eingegoffen, 
und zwar deswegen, wie die Möndye glaubten, weil der 
"eufel dadurch die Taufe nachäffen wolle. Die Kinder 
-Werden in Hängematten gelegt, und durch einen Stoß ges 
hiegt, faſt wie in Ingermanland, Finland. 


Die Huronen haben einen gefunden Verſtand, find 
"Inner munter und vergnägt, tanzen gern; reden bedächts 
"bh, und nanten die Franzoſen, weil fie zu viel und ih⸗ 
‚me. mehr zugleich reden, aus Spott Weiber. Eie fans 
ben es ſchimpflich, um eine Biberhaut eine Gtunde zu 
eben, wie die Franzofen thaten. 


Zu ihren Toftbarfien Zierathen gehören die Porzellas 
u. Man weiß aus Kafıtau (5), Charlevoir (6) 
and. anderer Nacricfi, Daß unter dieſem Namen bie 


Stuͤck⸗ 
h 


(4) Ces pourceleines [ont des os de ces grandes Cogqniles 
1 de mer, qu’on appelle Vignols, femblables à des lima« 
gons, lequels ils decoupent en mille pieces, puis les po» 
iſſent [ur un graiz, les percent et en font des coliers 
et bralelets auec grand peine et tranail, pour la duret6 
de ces os, qui [ont tonte autre chole que noſtte yvoire, 
„. Jequel ils n’efiiment pas auſſi à beaucoup pres de leur 
4 - Pourceleine, qui eft plus belle er blanche, Les Braßliens 
} „ Floridiens en vfent aufli_& fe parer et autiffer comme 
eux. | 

2" (5) Nach der teutihen Weberfegung in Allgemeiner Ge 
ſchihte der Länder und Völker von Amerika. 

, Halle. 1752. 4. I. ©. 2317 234. 

" (6) Tom. UI, p. 209 


46 Literatur der Reifen. 3. 


Stückchen, welche: die Wilden aus den Vorzellanfchneden 
fehneiden, auf einen Steine abfchleifen, durchbohren und 
auf Fäden ziehn, veritanden werden. Manche werden zu 
Tleinen Cylindern gebildet, Es giebt weiffe und dunlck 
violette; letztere werden höher geſchaͤtzt, und zwar defe 
höher, je dunkler die Farbe if. In manchen Ländern, 
wenigftens ehemals, dienten ſolche Porzellanen flat Geb 
des. Sonderbar, baß bie Heine Urt eben diefer Schyeden - 
gattung unverarbeitet, in Guinea und auf den Philippi⸗ 

nen, fiat Geldes, oder eigentlich fat Bleinfter Sam 
münze, dient. | 


Die gräulihen Hinrichtungen der Zeinde, die Ip “ 
ſten Beweiſe menfchliher Grauſamkeit, liefet man and * 
hier S. 212, aber fie find ſchon zu oft erzäßlt worden 
als daß ic) etwas davon wiederholen möchte. 


S. 259. Beſchreibung des Fifhfangs auf dem Hure 
nen See, welcher hier la mer douce 'genant wird, Die. 
Länge deffelben von Oſten es Welten fcy 300 bis äeo 
Lieues, die Breite 50 L. mfaffet viele unbtwohnte 
Inſeln, auf welchen, zur zei er Fiſcherey, ‚Hütten ger 
bauet werden. 


a 2 een: - - 


In o-0 man 


. 


r „ 


S. 263. von ben Krankheiten und Heilmitteln. Yu 
diefen gehören Brechmittel, Aderlaſſen, Schwigen ©. 271 
und, wie der Mönch fagt, Teufelsbeſchwoͤrungen. 


Unter den Thieren findet man, nicht ohne Verwuns . 
derung, den Kolibri, unter dem Namen le vicilin om 
oyfeau-mouche, Dieß artige Gefchöpf koͤmt zur Zeit 
der Blumen fo gar in die Garten von Kebek, wo bed 
die Polhöhe, nad) den neueflen Beobachtungen, 46 Gr. 55 
M. if. Verſuche, es in Kafıchen zu halten, gluͤcken nie 
Das Voͤgelchen fummet darin, wie die Hummel, und | 


lm 


Pr 27; 


36. Sagards Reife: . 447 


bt, weil man Feine fchickliche Nahrung zu geben weis, 
er weil es keine gefangen annehmen will. 

gum uͤberfluͤſſigen Beweiſe deſſen, was ich vom Va⸗ 
Hande der indianifchen Hühner oder Kalekuter behauptet 
ıbe (7), führe ich an, daß der Verf. diefe Vögel auch 
TLande der Huronen wild gefunden hat, &. 301. Sie 
ttdin nur mit Mühe gefangen, weil fie, fo unbehuͤlflich 


& find, dennoch ſchnell von einem Baume zum andern 
sttern. 


7 Schwarze Füchfe find ſelten; ein Balg wird für mehre 
andert Thaler verkauft. Die Hunde, von der Race uns 
ter Bauerhunde, matins, bellen dort nicht eigentlich, 
udern heulen vielmehr. Sie geben bey Feilen die ange⸗ 
hinſten Gerichte ‚ab. Anfänglich konte der Verf. bas 
anbefleifch nicht genießen, aber mit der Zeit fand er es 
vhlſchmeckend „ faft wie Schweinefleiſch. 
Von den Bibern, welche dort noch ihre Hnftichen 
Miten bauen, liefet man hier nichts unbelantes, und von 
em eigentlichen Handel mit den Häuten gar nichts. . Daß 
He und faule Biber von andern Bibern flat Schlitten 
braucht würden, um Materialien zum Bauen anzufühs 
w, fagt zwar ©., aber nur nad) anderer Erzählung, 
Ran kan ihm dieß zu gute halten, da fogar nody Bons 
et eben dieles von den Murmelthieren, als ein wahres 
Senfpiel de l’induftrie des animaux, angeführt hat (8). 
Don Mineralien liefet man bier nichts weiter, als 
aß man Rupferanbrüche und einzelne Bergkryftalle, wels - 
ſe er mit Diamanten vergleicht, gefunden babe, ts 


(7) Benträge zur Geſch. d. Erfindungen. III. S. 246. 

(8) Contemplation de la nature. Amilerd, 1764. & II, p 
206. oder nad) Titius Ueberſetzung ©. 463. 

"Yekmenn's gitserat. d. Reif. 3. Ög 


448 titteratue der Seifen, 3- 


Als endlich den Mönchen alle Nothwenbigkeiten zu, 
fehlen anfingen, entfchloß fich der Verf. mit Hnronm, 
welche der Handlung wegen reifen wolten, nach Kebek zu 
gehn, mit dem. Vorſatze, wieder von da zu den Milben ; 
zurück zu kehren. Diefe Reife gefchah theils zu "Sue ° 
theild auf den elenden Canoes, welche oft ausgebeſſert 
werden mußten, über inländifche Seen und auf dem Laer " 
renzftrohm mit unbefchreiblichen Unbequemlicpkeiten 
mancherley Lebensgefahr. | 

Der Ubfchied war höchft freundfchaftlich. Die Bil. 
den brauchten ſtarke Gründe, ihn von der Abreiſe ab -: 
halten, fie rühmten bie Xiebe, welche er für fie gehah 
den guten Rath und die mannichfaltige Beyhuͤlfe, wein - 
fie von ihm genofien hatten, und hoften durch ihn, dei - 
ewigen Feuer, wowider er ihnen große Furcht gemache i 
hatte, zu entgehn, und mit ihm in den Himmel zu bon⸗ 
men. Sie beriefen ſich darauf, daß fie ihm, nach. feinem 
eigenen Geftändniß, fo viel Gutes, fo viel Bequmlidie 
keit und Sicherheit, als ihre Armuth erlaubt Härte, ws 
wiefen hätten, und verfprachen ihm für Lünftige Zelt 
gleiche Freundſchaft. 

Als fie ihn nicht halten Tonten, bathen fie ihn zu - 
ruͤck zu kommen, allerley näßliche Sachen, welche ihnen . 
fehlten, mit zu bringen, welche fie von ihm eintaufchen 
wolten. 

Aber in Kebek erhielt er von feinen Obern Befehl, | 
nach Frankreich zuruͤck zu gehn, welches die Huronen fer ; 
betrübte. Er verfprach ihnen ‚dennody wieder zu ihnen. | 
kommen, und fie verfprachen, nach) zwölf Monaten wieber 
nach Rebe zu fommen, um ihn abzuholen, wie fie des 
auch wuͤrklich in diefer Abficht dahin gereifet find, abe 
ihn freglich nicht gefunden Haben. 


Beyn 


"35. Sagards Reife. Ä 449 


. Beam Abſchiebe -theilte er denen, welche ihm beglei⸗ 
hatten, Beichente aus, Dem Oberften fchenkte er eine 
ge, worüber fich dieſer ſehr freuete. Als er ſah, daß 
8. Thier fi) von dem Verf. rufen lies, glaubte er, je⸗ 
x verflände mit dem Thiere zu reden, und bath, er 
Schte: der Katze fagen: fie möchte artig fehn, viel Mäufe 
befangen und nicht weglaufens er wolle fie andy, wie 
in Kind lieben.: 

Die Zeit der Ubreife und der Ruͤckkunft in Franke 
ich iſt nicht gemeldet worden Auch liefet man hier 
kbt6. ansführlicy von der Belehrung ber. Huronen, auch 

‚die Zahl. der Getauften; aber nach des Verfoſſers 
ablung muß man glauben, daB die Barfüßer die Hu⸗ 
opn. liebreicher und zweckmäßiger behandelt haben, als 
hEopuciner die Mohren in Afrika, S. oben ©. 39. 


"Eine Albernheit, welche freylich nicht ohne Beyſpiel 
Yan noch angezeigt werden. Der Barfüßer hat fein 
‚dedicirt: Au roy des roys, et totıt puiffane Mo- 


du ciel et de la terre, Jelus- Chrift, fauveur da 


Inzwiſchen bat er doc) hinterher nod) eine ans 
be Suter an einen Prinzen von dethüingen, beys 


ig 
KT 


G2 37- 


4560 Vitteratur der Reiſen. 3. 





37. 


keriplus Ohtheri Norvegi et Wulfstani, five eorım 
narrationes de fuis-in feptentrionem et in mari Bak: 
thico navigationibus. — 





— * 


A l irred „Konig von England, welcher im af si 
zur Regierung fam, und im J. gor,' im drep und fan 
ziaften Jahre feines Alters flarb, war ein eben fo grefle 
Feibherr als Regent, und zugleich einer der gelikciten 
Maͤnner ſeines Zeitalters. 


Von ihm ſind noch Schriften vorhanden * 





ann 


ren, von denen oielleicht einige ſchon In der Er 
gend gemacht feyn mögen; und mandye mögen auch mit, | 
unter feiner Aufficht,. von andern ausgearbeitet feyn; bem 
Taum ift ed wahrfcheinlich, daß der König felbft, beyfes - 
nen großen Gefchäften, Zeit genug zu fo vielen gelehrten 
Arbeiten gehabt hat (1). 


4 


J 


(1) Von feinen Schriften find in angelſaͤchſiſcher Sprache fel⸗ 
gende gedrudt worden: 1) Die philofophifchen Troftgrände F- 
des Boethius, von Chriſtoph Rawlınfon herausgegeben jä 
Drfort 1698.4. 2) Die englifhe Kirchengeſchichte des Beda, 
von Abraham Wbeloc herausgegeben zu Sambridg 164% 
Sof. mit Unmerfungen. 3) Praefatio in Paftorale St Grege 

rii 





37. Periplus Ohtheri et Wulfstani., 45: 


‚ ‚Über. daß er felbft bie Geſchichte des Oroſi us in 
angelfägpfi (che Sprache. überfegt hat, fan man wohl, nad) 

von Barrington angeführten Gründen, nicht bes 
aweifeln. 


—. Diefe Ueberſetzung iſt uns viel mehr werth, ais die 
Ürfgeift, weil der Kdnig ‚darin feine gergꝛopbiſchen Kent⸗ 
niſſe verwebt hat. | , 


„ .Kentniffe dieſer Art waren in jenem Zeitalter. hochſ 
lien; wenigſtens waren. keine Buͤcher vorhanden, aus 
velchen fie geſchoͤpft werden konten. Lehrer fehlten ebens 
Ns, deren Mangel Aelfred ſehr oft bejammert Bit, wie 
2 ſeinem Lebensbeſchreiber angemerkt iſt (2). 


Sorfter (3) meinte, Welfred habe dieſe Gelehrſamkeit 
„Som erhalten, aber was er daher Davon hat mitbrin⸗ 
we; Böumen, . mag nicht viel geweſen ſeyn. Dem dahin 
er fünf Jahre alt von feinem Vater Aethelwolf, 
Prieſter, geſchickt, um da zu einem vornehmen 
ichen gebildet zu werden; und ſchon nad) drey oder 
Bahren ward er wieder zuruͤck geholt (4. . 


Yen u us 








30 - _ ur . 
zü, binter Speiuanns Leben des Aelfreds S. 190. 4) 
_ Fragmentum hiftoriae regum Weft-Saxoniae; bey Spel⸗ 
mann S. 199. Die übrigen nicht gedrudten Schriften find 
"yon Speimann, und nad biefem von Barrington ©. XII, 
verzeichnet worden. 

4a) Allerus de rebus geftis Aelfredi p.5. in der ſchon oben 
S. 290 angeführten Samlung englifher Geſchichtſchreiber. 

1) Seſchichte der Entdedungen ©. 102. 

W Spelmann Aelfredi vita lib. IT. p.4 et 6. 


93 


452°  Litteratue der Reifen. 2, 

Als König hat er bie Malfahrt nach Kom’ nid 
gemacht, wie doch manche feiner getköuten Vorfahren } 
than haben (5). 


Er muß die ausgebreiteten geographiſchen Recht 
muͤhſam geſammelthaben, meiſten Tbeils von Maͤnne 
aus entfernten: Laͤndern, deren er gern “viele, au N. 
Hofe hatte. hi 


Wenigſtens "die Nachriditen vom "iger Hort 
bat er auf diefem Wege erhalten, eben"Dlejenigeh, wei 
er in 'feine Weberfegung des Oroſius gebracht "hat,’u 
welche: "und deito ſchaͤtzbarer ſehn muͤffen, je weniger 1 
richte von den noͤrdlichſten Ländern -aud- jenem * 
auf uns gekommen ſind. 


. Derjenige, dem fie der Koͤnig abgefragt hat, 
Normann geweſen, Ramens Obthere:‘ dein ſo — 
im Angelſaͤchſiſchen genant. Warum bieſer nach 
gekommen ſey, darüber hat man zwar Vermuthui 
von denen aber‘ Feine erwirfen werden kan. Man ih 
feiner auch ſonſt nirgend erwähnt, und man weiß uk 
mehr von ihm, als was Xelfred felbft aus feiner mi 
lichen Erzählung aufgefchrieben hat. 







Er war aus Halgoland, und zwar aus dem nl 
Tichften Theile, welcher ſich an der Weſtſee enbigte;': 
niemand wohnte weiter nad) Norden als er. Dieß 
war wuͤſte; die Einwohner lebten meiſtens im Win 
von der Jagd, im Sommer von der tler co). 


(5) Beyfpiele findet man in Bawers Gefhichte ber Mr 
im 5ten Bande S. 5384. und 6ten Bande ©. 7. 


(6) Schlözer fagt in Algem, Welthiſtorie XXXI. © 4 
St 


37. Periplus Ohtheri et Wolfstani. 43 


Er felbit war unter feinen Landsleuten ein boruchs 
mer und reicher Mann, nämlich an foldyen Dingen, wels 
de dort für Reichthämer galten. Als er zum Könige 
Im, hatte er 600 zahme Renthiere, alle ungelaufte, bie 
fo: alle von feinem Vater geerbt, oder auf feinem Gute 
ogin waren (7). Darunter waren ſechs, welche fehr 
dhech gefchäut wurden, weil fie zum Fange wilder Nens 
thiere abgerichtet waren. Er. hatte ferner 20 Ochſen, 20 
‚Schafe und eben fo viele Schweine, Sein Ackerland be⸗ 
Miete er. mit Pferden. 


Er hatte manche Reifen gemacht, vornehmlich zwey, 
wabon der Künig feinen Bericht auffchrieb; .die eine von 
orwegen aus nach den Außerften nörblichen Küften, in 
jeren Befchreibung viele Nachrichten von "den Siunen und 
len Bjarmiern vorkommen; die andre füdlih um Nor⸗ 
pen herum bis nach dem Hafen Haethe oder Haethum, 
Wen B.angebeP und die meiften in Schleöwig anneh⸗ 
u, wowider jedoch Sorfter nicht unmwichtige Zweifel 

Mkcht Hat. 








Seinem 


Other fcheint in Nord-Senien (Scnnien), oder auf dem 
: „Gilande, bas die Alten Biarkey nennen, oder auf Trones 
'züacbey den Alten Tlırandarnes), oder in Erwigen, oder das 

‚ „herum gewohnt zu haben. Senjen wenigſteus ſcheint ehe⸗ 
„dem das Außerfte von Norwegern bewohnte Land in Nord⸗ 

sitande geweſen zu feyn.” 

() I. R. Sorfter in Gefcichte ber Entdeckungen und Schif⸗ 
fahrten im Norden. Frankf. a. d. Oder 3784. 8. ©. 89. 
erinnert, daß biefer Ausdruck: ungekaufte, unbebohtra, 

. ‚ganz den einfältigen. patriarchaliſchen Eitten gemäß ſey, fo 
‚wie au der Ausdruck in der wmofaifhen Erzählung von 
Abrahams Reichthum vorkömt, 


Gs 4 


484 itteratur der eifen. 3. - 


Seinem Berichte fan man defto ficherer glauben, je 
forgfältiger er darin ‚dasjenige, was er felbft gefehn ba, 
von dem unterfcheidet, was ihm nur von andern erzählt 
‚worden ift. j Be: 


Außer dem, was der Königs von Optbere gehdet/hu⸗ 
te, benutzte er den Bericht, welchen ihm einer Ram 
Wulfstan von feiner Reife abflatteie:- Bon diefem Mas. 
ne iſt gar nichts: befant. Buſſaͤus und andere halten ihn 
für einen Engländer. aber Kangebek und mehre:ugum 
meinen, er fey aus Echleswig geweien; Forſter glaubt 
er fey ein Däne. Die zwepte Meynung gewinnet dadurch 
eine Heine Wahrſcheinlichkeit, weil er ſeine Reiſe none 
wig angetreten bat. Sie ging nach Truſo, einer 
delsſtadt in Preußen, 


Dasijenige, was ber König auß ber Erzäßlung Nie : 
fer beyden Männer in feinen Oroſius gebracht. bat, ‚act 
diejenige Reifebefchreibung aus, welcher ich dieſen Bil | 
gewidmet habe, weldyen fie, fo Hein fie ift, dennoch fü - 
lich verdient. Er wird Degen das Nachſuchen erleichtern 
welche dieſes ehrwuͤrdige Weberbleibfel des neunten Jahre 
bunderts weiter bearbeiten wollen (8). ' 


Zum erfien mal iſt dieſer einzelne Abſchnitt bed an 
aetähfigen Drofius, aber nur in einer ſehr abgekuͤrzien 
englis 


( Die doch die Urtheile der Menſchen uͤber einerler [7 
Kand verfchiedentlich ausfallen, nachdem fie folchen von 
verfhiedenen Seiten, oder in Beziehung auf den verflß 
denen Gebrauch, anfehn! In den Bepträgen zu der 

: Xeipsiger Zeitungen von gelehrten Soden I 
1734. ©. 740. wird nach dem Journal dea ſavans '1754 9% 
ſagt: jene Reiſenachrichten wären wicht ſonderlich umfdsr 
lich, und nicht fo wichtig, daß es der Mühe werth gem 
fen wäre, daß fih der König ſelbſt mit der Arbeit, fe @ 
Ordnung zu bringen, beſchaͤftigt hätte, 





37. Periplas Ohtberi et.Wulfstani. aeg 


glifchen Ueberſetzung, im. Jahre 1598. gedruckt. worden, 
ı erfien heile der Neifefamlung des Hakluvt's, ©. 4 
ich des Purchas. Die Ueberfchrift ift daſelbſt: The 
ıyage ‘of -Ochthere, made to .the N. E. parts‘.beyond 
orway, reported by himfelf unto Aelfred the famous 
ag. Der Name des Ueberjegers ift nicht befant. Am 
nde fehlt: die Hälfte yon Wulfstans Nachricht. - . 

ber ‚eben diefe Hälfte ift in’ der. Urfprache, mit 
ıgelfächfifchen Lettern, und mit einer. Jateinifchen Webers 
kung, eingedruckt worden in Somneri diotionarium Sa- 
mico - Latino- Anglicum, Oxonii 1659. fol. unter dent 
torte: Gedrync, auf der dritten Beite des Bogens Q. 
enn Geitenzahlen hat dieß Wörterbuch nicht. 


Was man bey Haklupyt liefet, das hat John Spels 
ann, welder den 25. Sul. 1643 geftorben iſt, in feine 
beusbefchreibung des Aelfreds, deren Ausgabe :er nicht 
labt hat, eingerücht. Er hat alfo die angelfächfifche Urs 
beift nicht gehabt. Diefe Lebensbefchreibung tft erft 1749 
der englifhen Sprache, in welcher fie Spelman ges 
heieben hat, gedruckt worden (9). 


Hingegen ift die lateiniſche Ueberſetzung derfelben bes 
us 1678 heraus gelommen (10), unb diefer haben die 
Here 


(9) The. life of Aelfred the great, by Sir John Spelman Kı. 
from the original manulcript in the Bodlejan library ; 
with confiderable additions and feveral hiltorical re- 
marks, by tlıe publifher Thamas Hearne, M. A. Oxford 

. 2709. 8. Bas hieher gehört, findet man ©. 153. 

(10) Aclfredi magni Anglorum regis vita tribus libris 
comprehenla a Joh. Spelman, anglice confcripta, dein 
latine reddita et annotationibus illuftrata ab Aelfredi in 
eollegio magnae aulae Univeritatis Oxonienfis alumnis, 
Oxonii, 1678. fol. 

095 


456 nteratut der Reifen. 3 - Ta 


Herausgeber ©. 205 bie Nachrichten des Ohthere und 
Wulfſtan, in der Urfprache, mit angelfächflichen Leitern, 
and einer Iateinifchen Ueberfeßung, welche aber fehlerhaft | 
äft, und fremde Einfchiebfel hat, im Anhange beydenden | 
Jaffen, und zwar, wie fie ſägen, aus Aelfreds Morerde | 
zu feinem Drofius. Dieß iſt alſo der erfte volfländige ' 
angelfächfifche Abbruch der Erzählung jener: Norbländer. 


Ehen diefen Abſchnitt hat Andreas Buß oder Bup | 
faͤus, Bürgermeifter der Stadt Helfingör, ſowohl die Uß 
ſchrift als eine lateiniſche Ueberſetzung, jedoch jene,. and 
‚Mangel angelfächfifcher Lettern, mit Iateinifchen Buchſtu 
ben beydrucken laſſen, dem von ihm heraudgegebeiien: 
Arii Thorgilfis filii, cognomento Froda, id efi m 
:wel polyhifloris [chedae [eu libellus de Is-landia, Har- 


niae. 1733. 4. Diefe Auflage ift unter folgendem: Kid: 


swiederum in den Buchhandel‘ gebracht worden: ’ Frodae 
diber hifioricus. de Islandie. Havniae 1744. 4 Bi 
ber Titel mit: ber zuſchiiſt iſt umgedruckt worden (IN; 
“. | | . De 


am Wenigſtens einigen Leſern wird es hoffentlich nigt mr 
angenehm ſeyn, daß ich Bier gelegentlich folgendes beyfüge 
Des Arii polyhiftoris liber de Islandia {ft zum erften mal 
in der Urfprache, ohne Ueberfeßung und Anmerkungen, vom 
Biſchof Thorlacius 1688 zu Skalhollte gedruckt worden: 
* Schedae Are .Prefts Froda. Diefe feltene Ausgabe, wel 
=. de unfere Univerfitäts-Bibliothet har, befteht ans zwölf 
Dlättern. Sie iſt mit.teutichen Lettern gebrudt, jedoeh 


hat der Herausgeber die angelfünfifhen Buchſtaben, welde ; 


unferm Alphabete: fehlen, dazu befondere gießen laſſen. 
Eben ſo felten ift folgende Ausgabe, welche ih au 
aus der Uyiverfitäts:Bibkiothef vor mir babe: Arao mul 
tiscii [chedae de Islandia. Oxoniae 1716, Grosquart. Sie 
bat die Urfchrife mit teutfchen Lettern, eine Weberfehung 
eine Umfchreibung und Anmerkungen. Letztere find em 
Ende 


“.— aa. un BER. mm 


37. Periplus Ohtheri et Wulfstani, 457 


"Der neueſte Druck jener Reiſenachrichten iſt bry weis 
m ber vorzuͤglichſte, "nämlich in-der volſtaͤndigen Mögade 
8 Nelfrehfchen Drofius, welche man dem DainerDarı 
ngLon verbantt. NUT in 


Die  Urhandfchrift : :Gäfindet fih auf ber. Cotloaſchen 
zibliothek. Sie iſt ſehr gut erhalten, ſehr ſchoͤn geſchrie⸗ 
m, und zwar, nach dem Urtheile ber. Kenner, fon im 
ennten oder zehuten Sahrhundertg,. Alle in England vor⸗ 
audene Abſchriften find von ihr genommen worben. 


"Unter dieſen iſt diejenige am ſchaͤtzbarſten, welche 
ſunius verglichen hat (12). Dieſe lies Elſtob, deſſen 
jemuͤhungen um bie angelfächfifche Eprache ruͤhmlich be⸗ 
int ſind/ abfchreiben‘, in’ der Abſicht, fie drucken au laf⸗ 
m Er: hat auch ſchon zur Probe einen "Halten: Bogen 
n. ‚folgenden Titel drücken laffen? Hormeſta PauliOro- 
7, quam olim pãtrio ſermone donavit Aelfreäus nlägnıis, 
* Saxonumꝰ rex doctiſimus; ad exempler Jundanum 
Keriptün edidit Gulielmüs Fiſtob. A.M. et coll.‘ "Univ. 
hEjfOxonilac e theatro gheldonino. A. D. „2690. ‚Aber 
ot oe. —8 "aus 
- Ende des Bogens T mit 8 122, abgebrochen. ‚Aldbamu 
folgt, ‚auf Bogen X Seite 169:. De Arae malt. vita at 
Scripris differtaio. Die legte Seite berfelben ift 192 mit 
dem Enfiod! Index, aber dns Negifter fehlt ebenfals. Aus 
Eggers Beſchreibung von Island S. 22 fehe ich, daß diefeg 
: De Bogen berienigen Ausgabe. find, welche Chrifl. Worin 
zu Diford 2696 bat drucken faffen, welche niemals volſtaͤn⸗ 
diger geworben iſt; nur das Titelblatt fol im Jahre 1716, 
umgedruckt feyn. 


(2) Diefe befindet fih jetzt auf der Bodlejauſchen Vihliethet. 
Man ſehe den zweyten Theil von Hickeſii linguarım vet, 
feptentrionalium thefauro. Oxoniae. 1705, fol. paz,-gs. 


Die Cottonfhe Handſchrift ift daſelbſt S. 219. genant mer: 
ben, 


458 7087 -Eitterasue ber Reifen. 3; Fu 


aus Mangel ber Unterſtuͤtzung ſheint biefe Unternchmun 
wicht zu Stande gekommen zu feyn. J | 


"Nachdem Elſtob im Jahre 1715 geſtorben war, lan 
dire Abfchrift an Joſeph Ames, welcher ebenfals, um 
Jahr 1739, gewillet wär, den’Wrud zu beranftalten, u 
der aber auch nicht erfolgte, : 


Nichdnn Ames "gertörben war, kaufte Pegge, da 
Geifttligkr‘, bieſe Abſchrift; dieſer aberſieß ſie dem Bass : 
rington und diefer hat denn das Verdienſt gewonnen, 
fi e volſtaͤndig abdrucken zu laſſen. 


Der Titel if: "The Anglo - Saxon verfon from | 
hiftorian Orofius, hy Aelfred. the great... ‚Together wih, 
‚an englifh translation from ‚the. Anglo- - Saxon. . Londan, 
1773. 8. Die Vorrede hat 33 Seitenz: die Welfrebfe | 
Ueberfegung,, mit guten: angelfächfifchen Lettern gebruchh, 
fuͤllet 242 Seiten, und die darguf folgende engliſche Webers 
fegung, nebft J. R. Sorfter’s angehentten Anmerkungen, 
259 Seiten. Unter dgm- angelfächfifchen. Tert ſtehn abınes 
‚ende Lefearten dreyer Abſchriften; aber befjer wäre es 
gewefen, wenn Barrington überal bie Urfchrift verglis 
‚chen und eine größere Keutniß der angelfächfifchen Spra⸗ 
che und ber nordifchen. Ulterthümer gehabt hätte, 


Ganz zuverlaͤſſi ig iſt auch feine. Ueberſetzung nit, zu 
mal in den Namen der Länder und. Möller, welche nicht 
ſelten unrichtig gefchrießen ‚oder gedruckt find. Auch bes 
merkt man noch andere Fehler. S.7. liefet man, ba 
die Donau nicht weit vom Nil entfpringe, da doch Aelfred 
deutlich fagt: Thaere aevylme is ncah thaere ea Rhines. 





— tn BE - - 


©. 9 hat der Engländer eine ganze Stelle, wo bi 
Nachdaren der Schweden erzaͤhlt find, ausgelaſſen. 


37. Periplus’ Ohtheri et Wullstani. 49 | 


GS.216 lirſet man: and to honour him che. more, 
ey ftildd ‚his wife Cafern. Dagegen ſteht -im Angelfächs 
den ©. 218: and him to.:weord fcipe:'he heton bie 
if Cafern: Ganz richtig ‚hat aljo-Aelfred. gefagt, wie 
wofius VII, 13. pag. 489. ed. Haverc.. daß die Gemah⸗ 
ın des Hadrians vom Rathe den Zitel Kaiferinn, augu- 
ı, erbalten babe. 


. Paulus Orofius .fchrieb. feine Heine Meltgefchichte 
nd Jahre 417, in der Abficht, die Heiden zu widers 
gen, welche fich einbildeteg, daß nah Einführung bes 
hriftenthums. viel mehr Ungläd in der Welt, vornehm⸗ 
6 in der Kdmiſchen, geſchehn wäre, als vorher. In⸗ 
Bi er alfo die vornehmften Welthaͤndel erzählte, ſchilderte 
bdas mannigfaltige Ungluͤck, wovon die Menſchheit zu 
er Zeiten, bald durch Naturbegebenheiten, bald durch die 
gerecbtigteit, Habfucht, die Grauſamkeit oder Erobe⸗ 
ſucht der Regenten, bald durch andere Zufaͤlle erlit⸗ 
Kt. 
"Durch das ganze Mittelalter if biefes Buch das ges 
uch⸗ Handbuch der Geſchichte geweſen, wornach dieſe 
lehrt und gelernt worden. Es liegt auch bey den hiſto⸗ 
den Werken und den Chroniken der Moͤnche, bis auf 
8 Speculum hiftoriale herimter, zum Grunde. 

Eben beöwegen find davon fo viele Abfchriften erhals 
a worden, und eben Deswegen tft eö auch gleich nach 
findung ber Buchdruckerey, bis zu Ende des ſechszehn⸗ 
a Jahrhunderts, gar oft gebrucht worben. 

Hernach als man die Geſchichte mit mehr Gründe 
hkeit und Geſchmack zu bearbeiten anfing, gerieth Oro⸗ 
8 im Dergefienheit. Die leute und befte Ausgabe iſt 
e, welche - Havercamp 1738 zu keiden in gr. % ges 
fert bat. 








Slide 


460 . Uitteratur deu. Reifen. 3.:; -, 

.Gleichwohl verdient ‚das .Buch eine - beftänbige. Ach 
tung, weil der. Perfaſſer Schriften gebraucht ‚hat, welche 
nicht bis auf unfere Zeiten gekomnen ſi 1 49 


Unter ſeinen Quellen nennet er T8. S.48 nad) Hu 
vercamps Ausgabe, den Trogus Pompejus; ferner I; 
20. S. 270 den Claudius, ebendaſelbſt auch den Polp 
bins, aus dem er anfuͤhrt, was zum Theil noch unter ; 
den Fragmenten befindlicy if. Auch beruft er A vr 16 
©.327 auf den Antias. | 





“ — ulm... 


Barrington meint, er habe auch die Ethuften — 
Tubero gebraucht, weil er IV, 8. ©. 236. die Geſchichn 
von der großen Schlange, erzählt, welche Gellius VL‘; 
©.351 aus dem Tübero genommen’ zu haben virſiden 
Aber weil eben dieſe Erzaͤhlung bey Plinius, Sa 
Ital., Valerius Maximus, Florus und Senes ben⸗ 
tomt, fo fan man wohl, nicht wiſſen, von wem fe Lfes 
ſius genommen hat. Eben fo wenig folgt wohl auslV;6, 
©. 228, daß auch er die vetus hiftoria rerum poenicanım. 
gebraucht habe, weil ih Gellius XVII, 9. S. 768. nad 
der Gronovfchen Ausgabe, auf biefe „bey Anführung be - 
felbigen Gegenftandes berufen Int. . 


Wenn man men weis,.daß des Oroſius MWeltgefhichte . 
in alten Zeiten das algemeine Gandbucy : ewefen ift, fe. 
wird man fi nicht. wundern, daß Aelfred, welcher ie ' 
gern nüßliche Kentniffe unter feinen Landesleuten verbiis . 
ten wolte, eben diejed Buch feiner Weberfegung, Vermeh 
rung und Umarbeitung werth gehalten hat, 


Dabey hat er ſich ‚viele Freyheit erlaubt, um «8,1 
nem Zeitalter beliebter und nuͤtzlicher zu machen, St bei 
di: Einleitung zu jedem Buche, fo wie noch manches au 
dere, weggelaſſen, und vom legten Buche bat er nur ben: 

Inhali 


an “ 
, 5 aan 





37. Periplus Oktheri et Wulfstani. 461. 


Inhalt ganz kurz angegeben. Dagegen hat er, was er 
son. der Geographie wuſte, eingefchaltet. 


Einem neuen Herausgeber des Orofind möchte es doch 


wohl anzurathen feyn, diefe alte angelfächfifche Ueberſetzung 


wit der Urfchrift zu vergleichen, welches Havercamp nor) 
wit thun konte. 


Den Abſchnitt, welcher hieher allein gehoͤrt, hat Bar⸗ 
tington aus ſeiner Ueberſetzung wiederum abdrucken laſſen 
in feinen Miſcellanies. London 1781. 4. S. 460, und zwar 
deswegen, wie er fagt, weil von feinem Oroſius nur wes 
“ Übdräce gemacht wären. 


Zu eben ber Zeit als Barringtons Ausgabe gedruckt 
* lies Langebek denfelbigen Abſchnitt von Othere 
ab Mulfftans Reifen, in feine Seriptores rerum Danica- 
fen. Hafniae 1773. fol. vol.2. p. 166, fo wie er hinter 
—— vita Aelfredi ſteht, angelſaͤchſiſch, aber mit las 

chen Leitern, und mit einer verbefferten lateinifchen 
Biterfeizung, einräcen, und dieß ift, ſo viel ich weis, 
der letzte Abdruck jener Reifenachrichten. 


j Spelmanns lateinifche Ueberſetzer haben gefagt, daß 
jene Nachrichten einen Theil von Aelfreds Worrede zu feis 
em Brofiud ausmachten, und dieß hat auch Langebel 
wiederholet; aber es ift unrichtig; man findet fie einges 
ſchaltet im zweiten Kapitel des erfien Buchs, in der Ges 
ud von ©. 23 nach Havercamps Ausgabe, nach den 
Worten: demde Germania eft, ubi plurimam partem Sue- 
vi tenent. 


„ Sene Ueberſetzer, welche, wie geſagt, das Verdienſt 
aben, den angellächfifchen Text zuerft geliefert zu haben, 
ben auch den Anfang gemad)t, ihn zu erklären und für 
dr Geſchichte und Geographie brauchbar zu machen. Aber 
* ihre 


463 ü—tteratur der Reifen. 3. - 


ihre wenigen Anmerkungen betreffen doch meiftens nur die 
Rechtfertigung ihrer Ueberſetzung. 


Etwas mehr hat Buſſaͤus geleiftets jeboch hate. | 
fi) nur auf einige wenige Stellen edingelaffen, und bie 
ſchwerſten und merkwuͤrdigſten aͤbergangen. 


Weit groͤßer iſt das Verdienſt unſers Profeſſors J 
P. Murray um dieſe nordiſchen Reiſen, über melde a 
im Jahre 1765 zwey Vorleſungen bey hieſi iger. Soridit 
der Wiſſenſchaften gehalten bat. 


Aber fie find leider! nicht gedruckt worben, weil be 
mals die Ausgabe der gefellfchaftlichen Schriften durch bes 
Prozeß mit dem Verleger gehemmet war. Murray farb ° 
den 12. Januar 1776 an der Auszehrung, welde bad 
den Verluſt feiner an demfelbigen Webel geftorbenen Frau 
verurſacht oder befchleunigt war. Als die ——“ im 
es, 1771. wieder ben Druck ihrer Schriften vornahm, ud 
fie ſich entfchloß, auch Die vorjährigen Worlefungen ein 
zurhden, waren von den Murrapfchen Vorlefungen mm 
zwey fo volftändig, daß fie im zweyten Bande der Novo- 
rum comınentariorum abgedruckt werden konten, aber von 
den beyden commcntationibus in periplos Otheri et Wulf 
tani fanden fid) nur Bruchflücke, welche fid) zum Drucke 
nicht ſchickten; fie befinden fich noch bey der Societaͤt. 


Nichts ift davon gedrudt worden, ald nur der ui 
zug, welchen er felbft daraus in den Gdttingifchen 
gelehrten Anzeigen deffelbigen Jahrs &.625 und & - 
761 aeliefert hat. Es fcheint, daß dieſer erft die Yufı " 
merffamkeit derer, welche nach ihm die nordifche Gefhide | 
te bearbeitet haben, auf jene fohätzbare Ueberbleibſel def 
neunten Jahrhunderts geleitet hate 


Zu 





) 


"37. Periplus Ohtheri et Wulßtani. 463 


Zu dieſen gehört N. v. Schlözer, welcher Ohthe⸗ 
res Nachrichten, nach aller Kenner Urtheil, mit vielem 
Scharfſinn, weiter erklaͤrt und verarbeitet hat, naͤmlich 
gelegentlich in ſeiner alten nordiſchen Geſchichte, welche 
den Ziſten Band der algemeinen-Welthiftorie auss 
macht. 


Zahlreich und lehrreich find die Erklärungen, welche 
Eengeber feinem oden angeführten Abdrucke zugefegt hat. 
* dieien” hat er manche Auslegungen des ſel. Murrays 
beflätigt, manche aber auch, mit der Beicheidenheit eined 
gehndlichen Gelehrten, bezweifelt oder widerlegt. 


2: MB Barrington den Örofius herausgeben wolte, 
Miele ee von J. R. Sorfter einige Anmerkungen, jedody 
‚äber einen Fleinen Theil, welche er feiner Ausgabe 
Bgehenkt hat. ber Forfter hat geklagt, daß fie ſehr feh⸗ 
1% abgedruckt worden find, als er bereits die große 
fife mit LooR angetreten gehabt. Nach feiner Verſi che⸗ 
mig gehoͤren ihm auch die Karten, welche Barrington, 
Mi wiederum in ſeinen Miſcellanies, ohne Forſters Na⸗ 
Mr zum Veritändriig jener Reiſen beigebracht hat, 


gorſters Anmerkungen ſind, wie Sprengel (13), ehr 

* fein Schwiegerfohn geworden war, geſtanden hat, größe 
icatheils aus Murrayo Anzeige feiner Vorlefungen ges 
damen worden. Uber in feinee Geſchichte der Ents 
deckungen im Norden, Hat er eine faſt volſtaͤndige 
mijche Veberfegung des Ohthere und Wulfſtan, mit vies 
 meuen Srläuterungen, wenigſtens neuen Vermuthungen, 
u commentario perpetuo, aud) mit den oben genanten, 

Shen etwas audgebefferten Karten, geliefert, 

; Auch 


(13) Kldemeine Welthiſtorie, 47. 8. 147: 
Deckmann's Litterat. d. Reiſ. 3. Hh 


464 fitteratur der Reifen. 3. 


| Auch M. €. Sprengel hat, ohne fich zu nennen, is 
der Philologifchen Bibliothek. Goͤttingen 1774. 2. 
2. ©. 501. fehr ſchaͤtzbare Erläuterungen gegeben, wie 


wohl die meiften zu Aelfreds geographifcher Nachricht von 


Teutfchland gehören; mandye find MWiderlegungen ber Kors 


fterfchen Meynungen, und nur wenige betreffen die Erzähe 


lung der beyden NMordländer. 


Der legte, welcher fich mit der Auslegung und Auf . 


Härung jener Nachrichten befcyäftigt hat, iſt, fo viel ih 
weis, der leyder! früh geftorbene Geſchichtforſcher Heint. 


Gabriel Porthan, Profeſſor zu Äbo, im fechften Theile 


der Schriften der ſchwediſchen Alademie der ſchoͤnen Wifew 


ſchaften und Alterthümer (14). 


Da hat er den ganzen Abſchnitt vom der Geographi, 


den Aelfred feinem Oroſius eingefchaltet bat, nad Ban 


ringtond Ausgabe, mit lateinifchen Lettern, jeboch verbefs 
fert, nebft einer ſchwediſchen Weberfeßung, und mit vielen 
gelehrten Anmerkungen, abdrucken laſſen. 


In diefen hat er die Auslegungen feiner Vorgänge, 
genußet, beurtheilt und verbeffert, fo gluͤcklich, daß ihm 
Kenner den Vorrang vor allen andern Auslegern zugeflehn. 
Es ift zu beflagen, daß nicht jemand diefe Abhandlung 
teutfch in einer unferer periodifchen Schriften geliefert hat. 


Aber ein weit größeres Verdienſt um die alte norbis 


ſche Geſchichte und Alterthümer, würde fih ein Gefcicts , 


Zundiger erwerben, welcher Welfred8 ganze geographiſche 


Weisheit, in der Urforache, mit einer Ueberfegung ud | 
mit allen Anmerkungen der vorigen Ausdaaben, und mil 
einer forgfältigen Beurtheilung derjelben teutfch, liefern . 


wolte. 

| Hin 

(14) Vitterhets hiftorie och antiquitets academiens hand- 
lingar. Siette Deleu,. Stockholm. 1800. 8. ©, 37. 


37. Beriplas Ohtheri et Wulfstani. .465 


. Hier wo e8 eigentlich um bie Litteratur zu fhun iſt, 
m ich nur einiges beybringen, was ſich, ohne fchwerfällige 
ritik, ausheben, verſtehn und brauchen laͤßt. Zudem 
eſteht faſt die ganze Erzählung in Namen der bereifeten 
der von ferne gefehenen Länder, mit Bewertung dee 
Intfernungen nach Tagereiſen. 


Den Sprachforſchern muß es angenehm feyn, hier 
Ne große Aehnlichleit der angelfächfiihen Sprache bes 
wunten Jahrhunderts mit der teutfihen, zumal der plats 
tatichen, das ‚hohe Alter mancher teutfchen Wörter und 
ke Verwandfchaft der nordifchen Sprachen unter einander 
u bemerken. | 


Ohthere erzählt, baß zu feiner Zeit die Sinnen den 
Iorakännern jährlich einen Tribut hätten bezahlen müffen, 
Yefer habe beftanden in Bärenfelen, beran fel, und im 
Mrenpelzen, berenne kyrtel (Kittel?), auch Pelzen von 
Merfellen ‚ oth the yterenne; ferner Häuten von Renthies 
w; hranas, hranes, Murderhäuten, mearthes fel, Ges 
Bi fethra, auch Schiffeilen aus Häuten großer Meers 
here, and on thaem fciprathum (fciprapum)) the beod of 
raeles hyde gevorht, and of feoles. Langebek Jiefet 
iprapum , und es ift auch wohl ficherlich das Keep ber 
latteutichen, weldyes noch in Reepfchläger, Reeper⸗ 
ıhn, und im KHochteutfchen in Reif übrig iſt (15), 


‚Shthere felbft befchäftigte fich mit dem Fange der 
lalroſſe, horshvaelum; er verſicherte in einem Tage wohl 
60 


Cı5) Von diefer Haͤuten, Pelztleidern und Schifſeilen verglel⸗ 
che man Beptraͤge zur Geſchichte der Erfindun⸗ 
gen 3. ©. 41, 57. 

253 F 


‘ 


466 sitterseur dee Reiſen. 3. 


60 erſchlagen zu haben; er gab auch dem Könige einige 
MWalroßzähne, welche damals ſehr hoch geſchaͤtzt wurden (16). 
Der Walfifchfang warb damals ſchon in dem-äußers 
ſten Norden betrieben. 
In Eftland (Preuffen), fagt Wulfftan, findet man 


viele Fiſche und viel Honig; der König und die Reichen 
‚ trinten Pferdemildy,. die Uermern und Knechte Honigwaſſer. 


Bier wird dort nicht gebrauet, weil Honig genug zu 
haben ift (17). 


Auch Adam von Bremen faat von den Preußen: - 
carnes etiam jumentorum pro cibo fumunt, quorum lade 


vel cruore utuntur in potu, ita ut inebriari dicantur. 

Sorfter meinte, man muͤſſe eine Urt Brankewein 
aus der abgezogenen Mild) berfichn, welche Die Steppen⸗ 
oölfer kumys nennen. | 

Medo, Met, muß allerdings ein fehr altes Gerät 
feyn, weil ber Name fohon in verfchiedenen Sprachen abe 
ter Völker vorkoͤmt. 

Daß 


(16) Von dem Handel mit Walroßzaͤhnen ſ. Vorbeteitung 


zur Waarenkunde 1. S. 340. Dort habe ich angezeigt, 


daß man fie im ıaten Sahrhunderte dentes de roardo ges 
nant hat. Dieb Wort fehlt bey Du Cange. Aber in Bel 
lonii obfervat. itinerar. lib. 2, cap. 114. p. 165. ſteht: be- 
lua marina Mors qnibusdarm dicta, Gallis Rohart. Auch 
in Haſaei fylloge di/fert, p. 502: Rosmari vocantur Ho 


hart. Ich finde diefen Namen nicht bey denen, welche BE, 


zoologifhen Synonymen gefammelt haben. 

(17) And thaer bid [vyde micel hunig and fiscad. And le 
Cyning and tha ricolian men drincad myran meole. And 
tha unfpedigan and tha theovan drincad medo, Der 
bid (vide mycel gevinn beiveonan him. And ne bid 
thaer naenig ealo gebroven nied Efium, ac thaer bid 
medo genoh. 


J 37. Periplus Ohtheri et Wolfetani. 467 


Daß ealo Bier ſey, und. daß daraus die Wörter Öl 
? Schweden und Dänen und Ale ber Engländer entſtan⸗ 
a ſehyn, iſt wohl gewiß. 

Aber das Wort gevinn iſt zweifelhaft. Der lateini⸗ 
ye Weberfeger und Kangebef haben Wein verftänden; 
er Sorfter, Barrington und Portban überfegen es 
wch Zank und Streit, unb letsterer erinnert, Daß ge- 
un nirgend für vin, Wein vorkomme. Langebek bat das 
r vergebens gefragt, woher bie alten Presißen Bein 
halten hätten; vermuthlich haben fie ihn gar nicht ges 
nnt.  Sinzwifchen hat er doch ein Zeugniß angeführt, 
6 in Preußen im vierzehnten und funfgehnten Jahr— 
nderte Weinbau geweſen ſeyn ſoll. 


Ohthere erzaͤhlte, daß ein Volk, welches kwenaland 
wohnte, Schiffe Aber Land zu den -inländifchen füßen 
sen trüge, um bie Norbmänner zu: überfallen und zu 
Iedern, welche ſich denn oft auf gleiche Weiſe raͤchten. 
Wulfſtan meldet von denen in Eſtum oder von deu 
ßen, daB die Verfiorbenen bey den Verwandten und 
Xunden (mid his magum oc freondum) einige Zeit uns 
Hraben liegen blieben; hernach erft würden fie verbrant. 
er Nachlaß der Geftorbenen würde zu Preifen bey den 
ferderennen, als Begräbnißfpielen, auögefegt. 


Magen für Verwandte ift alfo eine uralte Benens 
ng, woher Schwertmagen und Spilmagen he 
t find. 

Auch liefet man hier ſchon fleor bord und back bord, 
teuerbort und Badbort, was nod) für die rechte 
b linke Seite des Schiffes gebräuchlich ift. 

Schließlich will ich noch das Ende angelſaͤchſiſch mit 
r lateiniſchen Weberfegung abſchreiben. Wulfftan mele 

953 dete, 


Ai. 


\ 


468 Litteratur der Reiſen. 3. 


: Dete, daß man bamald in Preuffen die KRunft gewußt 
babe, auch im Sommer Fluͤſſigkeiten gefrieren zu laſſen, 
wodurch auch die lange Aufbewahrung ber Leichen mög» 
lich geworden wäre, 


Sorſter it dreift genug, bieß zuberfichtlich für bie 
Wirkung der Eiökeller zu erflären, welches hingegen Por 
tban dahin geitellet feyn läßt. Ich möchte wohl fragen, 
ob vielleicht ſchon damals in Preuffen eins von den Mits 
teln bekant geweſen fey, welche ich in der. Geſchichte 
‚des kuͤnſtlichen Eifes angeführt-habe (13)? 

» And thaer is mid Eaftum an maegd, thact hi magon 
cyle gevyrcan. And thy thaer licgad tha deadan men.fva 
lange, and ne fuliad, thaet hy vyrcad thone cyle hine on . 
Aud theah man afette tvegen faetels full ealad odde va 
teres, hy gedod, ‚thaet other bid ofer froren, ſam hit v | 
. fummor fam winter, | 


Orientales etiam quandam habent frigoris 4 
ciendi facultatem. Atque hinc fit, quod ibi mortu 
homines tamdiu maneant lucorrupti, a frigore (fer, 
licet) in eos inducto. Et fi quis ponat duo valcula 
cerevifige vel aquae, ejlıcere poffunt, ve vtrumgue 
glacietur, five fit acfias five hyems, 


(18) DBeytr. zur Geſchichte der Erfindungen 4. 6, i 
10 , — 


33. 





38. Voyage de France et d’Italie, "469 


Journal d’un voyage de France et d’Italie, fait par un 
gentil- homme Frangois, l’annee 166I.. Avec la de- 
feription de ce qu’il a veu de plus remarquable- en 
.ees pais, les nomns de villes, bourgs, villages et 
leurs diftances; avec la fuite des routes qu’il a te- 
nues; les chofes les®plus confiderables qui s’y trou- 

vent, diftribudes en fept merveilles; ou il fera die 
aufli quelque chofe de la maifon des princes, et de 
leur domaine ct des pays, oü il a pafl€; avec les 
‚cartes de France et d’Italie. Seconde edition. Paris 

. chez Antoine Dezallier. 1679. 885 Seiten in 8 





b.. Neifebefchreibung, welche Stud Nr. 1672. genant 

F zeige ich nur in der Abſicht an, um meinen Lefern 
u Mühe zu verhäten, fie aufzufuchen und zu lefen, denn 
Kenthält nichts, was folche belohnen koͤnte. | 


Den Namen des Verfafferd weis ich nicht; aber wenn 
die Reife wirklich gemacht, und fie nicht, wie es. nicht 
mwahrſcheinlich ift, nur aus Büchern zufammen gefchries 
m bat, fo muß er ein leerer Kopf, oder unfähig zu 
kobachtungen geweſen ſeyn. | 


Er nennet die Oerter, durch welche er von Paris 
ich Italien, und über Rom bis nach Neapel, gekommen 
kb Bey jedem erzählt er etwas von der Gefchichte, auch 
on der Gefchichte der regierenden Familie, fo wie er 
sh bey Rom fogar das Verzeichniß aller Päpfte einges 

E12 ruͤckt 


479 Utteratur der Reiſen. 3. 


ruͤckt Hat. Ferner nennet er alle Kirchen und einige Pals 
läfte, und viele darin befindliche Heiligthämer und Ges 
mählde; auch bat er piele, meiftend unwichtige oder fcbon 
betonte Inſchriften abgefchrieben. Aber nichts, was nicht 
ſchon längft in vielen andern Büchern ausführlicher erzäplt 
ift. Andere nuͤtzliche Gegenſtaͤnde find gar nicht berührt 
worden, 


Sp oft in bes Verf, Erzählung fieben Sachen, wel 


ehe ihm vorzüglich merkwürdig gefchienen haben, vorge 
kommen find, fo oft bat er einen Kupferſtich eingerüdt, 


worauf eine geflügelte vierfchrötige weibliche Figur, welhe 


wie er fagt, die Renpminee porftellet, abgebildet if. Cie 
Jehnt fidy an einen vierecfigen Stein, woran die fieben 


Merkwürdigkeiten angefchrieben ſtehn. Wuf der andern 
Seite des Kupferblatts liefet man jedesmal: Les fept mer- 
'veilles; je veux dire,.les fept chofes les plus confidera- 
bles de la ville de — —, font celles qui senfuivent, 
Diefe abgefchmarfte Spielerey mag felbft dem Verleger ode 
Setzer misfallen haben; denn gemeiniglich”" hat ınan- die 
Seite des Steins, mo die fieben Merkwürdigkeiten hätten 
eingedrudt werden follen ‚ Teer gelaffen. 


©. 802 findet man die unerwartete Nachricht, daR 
Ariſtoteles zu Zerrara in der Benedictiner Kirche bearas 


ben liege, Aber es ift ein Drudfebler, welcher aus Arioı 


ſto entitanden ill. Die Grabichrift dieſes befanten Dice 
ters hat der Franzos abgefibrishens - Ludovico Areofly 
poetao, patritio Ferrarienfi, Auguftinus Muftus tanto viro 
äc de fe bene merenti tumulum et efligiem marmorcam, 


wm 


aere proprio, P. C. Anno falutis MDLXXXII. Alphonfa 
fecundo duce. Vixit annos 59. Obiit anno falutis 153% : 


VIII. Idus Junii. 


Eben | 


38. Voyage de France et tel 471 


Chen dieſe Grabſchrift lieſet man auch in Blainville 
Reife, nad) der teutſchen Ueberſetzung. Lemgo 1765. 4. I. 
©.173., welcher aber auch berichtet, daß fie jeßt nicht 
mehr vorhanden fey, nachdem des Dichters Bruderd Ens 

EU das Denkmal -verfchdnern und mit folgender neuen 
Inſchrift verfehn laffen. D.O.M. Ludovico Areofto ter . 
ili max. atque ore omnium celeberr. vati a Carolo V. 

caeſare coronato, nobilitate generis atque animi claro in 
reb. publ. adminiftrandis, in regendis populis, in graviff. 

* ad fümmos pontif. legationibus, prudentia, confilio, elo- 
quentia praeftantifimo Ludovicus Areoſtus pronepos, ne 
quid domefticae pietati, ad tanti viri gloriam cumulan- 

"dam defuiffe videri pofüt, magno patruo, cuius oſſa hic 
vere condita funt P. C. anno falutis 1612. Vixit annos 
5 Obiit anno falutis 1533. 8 Idus Junii. Diefe Grab⸗ 

„ferift findet, man auch in Volkmanns Nachrichten von 

Italien. 3. ©. 488. 


IN - \ 
—. Der Franzos hat noch 14 italienifche Verſe beyge⸗ 

bracht, welche er neben dem Grabe gefunden hat, welche 
-. ib aber weder bey Blainville, noch bey Volkmann, 
” noch in Miſſons Nouveau voyage d’Italic. A la Haye. 
- 1695. 8. I, ©. 208. angeführt finde. 


Dagegen haben dieſe drey ſechs lateinifche Verſe, 
wölche neben der neuen Inſchrift auf einem fchwarzen 
- Mormor mit goldenen Buchflaben gefchrieben find. Blain⸗ 
ville verfichert, Miſſon habe fie nicht ganz richtig abges 
ſchrieben, welches auch wahr ift, fo wie fie auch nicht bey 
Volkmann ganz richtig find. Der Engländer hat ſi ie 
fo angegeben: 


r 


Notus et Hefperiis jacet hic Areoftus et Indis, 
Cui mufa aeternum nomen Etrusca dedit, 


2b 5 Seu 


472 Litteratur der Reiſen. 3. . 


Seu- ſatyram in vitia exacuit, ſeu comica luft, 
Seu cecinit grandi bella ducesque tuba, | 
Ter fummus vates, cui do@i in vertice Pindi 
Ter gemina licuit cingere fronde comas. 
In der teutfchen Ueberfegung von Miſſons Reife. Leipzig 
1713. 8. ift ©.376 alles, was jenen Dichter betrift, ſo 
wie manches andere, audgelaffen worden. 


Die Karten, weldye auf dem Xitelblatte ber ange \ 
zeigten Reifebefchreibung genant find, finden ſich nicht bey 
dem Exemplare, welches ich aus der Univerfitäts Biblis 
the vor mir babe. . Die erfte Ausgabe iſt mir nie vorge 
Tommen. Stuck fagt, fie habe die Jahrzahl 1670. 8. 






39. 





39. Grelots Reiſe. 473 


—— — 510 10„ NNN ——— — 


39. 

Relation nouvelle d’un voyage de Conſtantinople. En- 
richie de plans levez par l’auteur‘.fur les lieux, et 
des figures de tout ce qu’il y a de plus remarqua- 
ble dans cette ville. Prefentee au roy. A Paris, chez 
la veuve de Damien Foucault. 1680. 306 Seiten i IN 4 





\ 


N, Berfaffer wird in dem Lüniglichen. Privilegium 
juillaume Grelot, und in einem vorgedructen Zeugs 
fie Guil. Jofepb Grelot genant. Der berühmte Chars 
in bat ihn auf feinen Neifen, anf feine Koften, als 
eichner bey ſich gehabt, und hat durch ihn die vielen 
binen Zeichnungen, melde den Werth feiner Reifebes 
Deibung erhöhen, machen laffen. 

Bey der Ruͤckkehr nach Frankreich foll er ihn die 
ke ihn verfertigten Abbildungen der merkwuͤrdigſten Ges 
ide in Conftantinopel überlaffen, ‘oder zur Belohnung 
wach gegeben haben, um ſich durch ihre Herausgabe bes 
ihlt zu machen, 

Menn dieß, was man in Bibliotheca Rinckiama pag, 
42. und daraus in Meuſels Bibliotheca hiftor. II, r. 
2g.262. liefet, wahr iſt, und ich weis Feine Urfache, es 
u bezweifeln, fo wird man wohl vermuthen dürfen, daß 
uch von Chardin, wenn nicht die ganzen Befchreibungen 
er abgebildeten Gebäude, doch wenigſtens die gelehrten An⸗ 
wertungen, womit dieſe ausgeziert find, berühren (1). 

; Dieß 


(1) Inzwiſchen hat Chardin ko fein Rasehad ausbeflern 
“ : oder 


43 
474 >  ttteratur der Reiſen. 3. 


Dieß wirb auch dadurch noch wahrfcheinlidher, weil 
Chardin felbft von Eonftantinopel und der ganzen Nachbar⸗ 
ſchaft, welche er doch forgfältig bereifet hatte, fehr wenig 

- in feinem befanten Werke gemeldet hat. 

Aber alsdonn erſcheint Grelot als ein Undankbarn, 
weil er nicht mit einem Worte des Chardins gedacht 
hat, da er doch einige mal den Doctor Vaillant, zum 
Beyſpiel ©. 44 und 59, als Reifegefährten genant, nüb 


wegen feiner medicinifchen Hülfe, und wegen feiner Gıb . 
herzigfeit gegen einen gefangenen DBenetianer, gerühmt 


hat; jedoch) wer weis, ob nicht Grelot hinl aͤngliche Urfee 
chen zur Unzufriedenheit gehabt hat! 


In der Zuſchrift an den König, welche von dm mw ° 


mäßigfien Schmeicheleyen, womit die Franzofen ihren. Re 
nigen, zum Eckel der Ausländer, zu hofiren pflegten, voß 
ift, fo wie auch in der Vorrede, fagt der Verf. ſelbſt, daß 
die von ihm gelieferten Zeichnungen- den eigenthuͤmlichen 
Merth feines Buchs ausmachen, VBefchrieben ſey Ce 
ftantinopel mit feinen Alterthuͤmern oft, und kaum ſey eb 


„PP mm 


- 


möglich, nod) etwas neues. hinzuzufeßen; aber richtige ' 


und volftändige Abbildungen hätten bis dahin gefehlt; und 
dieß ift wahr. 

Der dumme Stolz, der einfältige Argwohn, be 
Reid und’ die Gierigkeit der Türken machen genaue Zeiche 
nungen faſt unmoͤglich. Man weis, daß es einem Chr 
ſten kaum erlaubt ift, dem werkwuͤrdigſten Gebäude, hen 
prächtigften Meifterftücke der alten Baukunſt, welches bie 


türkifche Barbaren noch übrig gelaffen hat, ber ehemals 


oder umarbeiten Iaflen von Franz Charpentier, und mas 
weis deswegen nicht gewiß, ob nicht mandye gelehrte Ans 
merkung von diefem hinzugeſetzt worden ſey. Man’ f. Car- 
penteriana, und daraus Nicerons Nachrichten XVI. G. 7% 


— — 


39. Grelots Reiſe. 475 


m Sophien⸗Kirche, ſich zu nähern, und daß der, welcher 
ch erdreiften würde ohne einen German, welcher nur Ge⸗ 
mdten ertbeilt wird, hinein zu gehn, ſich in ihr zu vers 
wilen, -und darin Zeichnungen zu machen, feinen Kopf, 
migitend feine Vorhaut, wagen wuͤrde. 

So kan man es denn dem ‚Verf. nicht uͤbel nehmen, 
iß er fein Verdienſt, die bdeſten Zeichnungen und Bes 
breibungen von diefem: und von andern ‚Gebäuden gelies 
rt zu haben, etwas hoch anfkblägt, und daß er, "unges 
dtet er, wie er jelbft. meldet, ſechs Jahre in der Türs 
y und in Perfien gelebt hat, Beine andere merkwürdige 
eebadhtungen und Nachrichten mitgebracht bat. 


Der Unfang feines Buchs ift eine Befchreibung ber 
leerenge, welche Europa und Aſien fcheidet, und ches 
ls der Hellefpont hies, fo wie aud) der daran auf ber ’ 
iatifchen Seite liegenden Städte, 


„Bifique (Cyzicum der Alten), auf der Inſel, welche 
MR durch einen fchmalen Strich) Landes mit dem feften . 
wa zufammen hängt, hat von ihrem alten Wohlfiande 
W, Ueberbleibfel eines Amphitheater, worin mehr als 
eu taufend Menſchen Dlaß gehabt haben, in welchen 
Eulen und andere einfame Thiere wohnen, 


Nicaͤa, jet Jonit (Jonit) genant, hatte damals 
ht.üher zehn taufend Menfchen: Türken, Griechen und 
sen, welche Getreide, Baummolle und andere Früchte 
ı Sonftantinopcl verkaufen, 

Montaignac, ehemals Apamea , welchen Nas 
in Vaillant dort in einer Inſchrift fand, hatte 5 bis 
ooo Einwohner, weldye nach Conftantinopel und Burſa | 
andelten. 

Nicomedia (Iſmit) hat naͤchſt Conſtantinopel die 
nlichſte Lage, und auf allen Goſſen und Begraͤbniß⸗ 

plaͤtzen 


476  titterame dee Reifen. 3. 


plägen eine Menge griechifcher und lateiniſcher Inſchrif⸗ 
ten. Zu den dortigen Waaren gehoͤren Seide, Baum 
wolle, Xöpfe, Glaͤſer und elende Schiffe. 


In der Nachbarſchaft iſt eine mineraliſche Quelle, 


deren Kraͤfte von Griechen und Tuͤrken geruͤhmt werden. 
Der Verf. ſagt, fie ſey alaunhaltig. Sie wird woht 
eben dieſelbe ſeyn, welche nah Buͤſching XI. S. 81. by | 


Chaiefu feyn foll, deren Waffer in Menge nach Conflaus 


- tinopel gefahren wird. Aber Quellen, welche fo reich 


an Alaun wären, daß fie, davon den Namen verdienen 


koͤnten, hat man nod) nicht ficher gefunden, obgleich man 
fie ehemals oft zu finden gemeint hat. Auch würden fie 
nicht trinfbar ſeyn. 

Chalcedon hat von der alten Kerlichkeit nur ia 
Namen und wenige Ruinen. 


Nodofto, auf der europaifchen Seite, wo viele Gar 


tenfrüchte, doch ohne Kunft, gezogen werden. 


Das alte Perintbus oder Heraclea (Buͤſching 
N. ©. 678.) bat noch Ueberbleibfel des berühmten Amphi⸗ 
theaters , welche jegt zu Cifternen dienen, und eine Kir 
che, weldye jegt unter denen, welche die Griechen im 
ganzen Lande in Befig haben, die befte ift. 


Baumwolle wird dort im Junius gefäet, und im 
September oder October eingefammelt. Don da bis Gens 
ftantinopel hat der Weg nichts merkwuͤrdiges. Es fol 
gen“ einige Nachrichten von den kleinen Inſeln, unter 
weldhen Warmora die größte ift, ferner von der Fürs 
fteneSnfel, infula principis , und den übrigen, welche 
Buͤſching XI. S. 136. genant hat, 

Die vortrefliche Lage und die ſchoͤne Anſicht von 
Conſtantinopel bat der Verf. fo meiſterhaft gefchilbert, 

daß 


- 
— — 


I —— —— ——— — — — —5* 


39. Grelots Reiſe. 477 


8 wohl nicht. dem Reland (2) allein beym Leſen der 
unfch entfianden iſt, felbft dahin reifen zu koͤnnen. 
in Ort auf dem ganzen Erdboden fcheint fich befjer 
m Sitze der Herſchaft über drey Melttheile zu ſchicken, 


B dieſe Hauptfladt der Türken. Diefe fahren noch bes 


mdig fort, die prächtigen Werke der Baukunſt, womit 
"Die griecbifchen Kayfer ausgeſchmuͤckt hatten, zu zers 
Ihren. Nur die Sophien: Kirche. hat noch einen guten 
heil ihrer alten Pracht behalten, wiewohl auch fie durch 
arbarey und Erdbeben immer mehr leidet. 


Um das innere diefes Tempels genau abzeichnen zu 
men, beſtach der V. einen Bedienten, welcher die Lams 
m beforgen mußte, und alfo den Scylüffel hatte. Dies 
erlies ihn in den Stunden, wann Fein Gottesdienft ges 
ilten ward, auf die Gallerie, von welcher er. das ganze 
ebäube überfehn konte. 


2 Qy feiner Erfrifchung nahm er Brod, Wurſt und 


his mit fi), und fo verfertigte er die Abbildung, wel⸗ 


Bman hier in Kupfer geftochen findet; aber nicht ohne 
Iriht, entdeckt zu werden. Einmal fchredte ihn ein 
A, der eine Thuͤre aufſchloß, gerade auf ihn zu 
in, und ernfihaft fragte, mie er als ein Ungläubiger 
wein gekommen fey. Inzwiſchen war dieſer ſchon von 
em, der den Verf. herein gelaſſen hatte, gewonnen wors 
ün, und fo hatte dieſer Schreck feine böfe Folgen. 

Die ſaͤmtlichen Rupfertafeln, welche Grelot geliefert 
nt, Haben folgende Leberfchriften: 1. Veue de 1’ Helle. 
Dont et de la Propontide. 2. La ville et le port de 
Conftantinople. 3. Veue de grand Serail. 4. La porte 
om Penirde du ferail. 5. Plan du temple de S. Sophie. 
iu Veue de S. Sophie au Nordvefl. 7. Veue meridionale. 


| 8. 
() De zeligione Muhammedana lib.2. p. 151. 


\ 


478 . | Litteratur der Reiſen. 3. 


8. Le .dedans de l'egliſe de S. Sophie. 9. Portes de 
S. Sophie. 10. Elevation et le plan de la mosqu£e da 
fultan Achmed, II. La _Solimanie, mosquee bätie par 
{ultan Soliman II. 12. Plan de la Solimanie.- ı3. La 
Validee, mosquee bätie par la Sultanne, mere du grand 
fegn. Einige eingedructe Abbildungen betender Tuͤrken. 


Alle dieſe Zeichnungen find von Perſonen, welche is 
Eonftantinopel geweſen find und fie beurtheilen Lonten, 
einmätig für rihtig erfant worden. Grelot felbft bet 
einige Zeugniffe feinem Buche vordrucken laffen, naͤmlich 
Atteftation du M. Marchant, dire&eur de la culture da 
jardin des plantes. Atteſtat de M. Blondel, marech, dü 
camp et maitre de mathemat. de Monfeig. le Dauphis 
Atteft. de M. Bernier dodt. en Medecine. — — deM, 
Covel gentilkomme Anglois — — de M. Galand, iM. 
terprete des langues orientales. Auch noch fpäter Bes 
fende haben die Nichtigkeit bezeugt, Du Mont (a), De 
Ia Motraye (4) und neulich noch Dallaway (5). 

Ä Eu 


(3) Voyages. A la Haye 1599. ı2. II.-p.86: Quelqus es | 
vie que j’eulle d’en prendre les jnfies dimenfions (nd 
lih von der Sophien-Kirche), il ne me fur pas poflble _ 
d’y reuflir, les Turcs etant entierement intraitables HB 
dellus, et j’avone que ma [urprife a éêté grande, quad, 
je les ai trouvees depuis dans le voyage de M. Grelot 
avec des esquilles fi naturelles et fi exactes qu’on ne 
[gauroit jetter les yeux dellus [ans y reconnoitre aulr 
töt ce que l’on.a vũ jusgqnes aux moindres ornemens 
Le public a d’autant plus d’ obligation & ce curieı 
voyageur, qu‘il n’a pü parvenir à lui faire ce prefet 
fans expoler dangereulement [a vie plufieurs fois, et qw 
le plan et differentes vies du temple de’St. Sophie fon. 
les plus rares pieces que l’on puille apporter de Con 
fiantinople, 













1) 


“39. Grelots Reife. 479 


in wichtiges Zeugniß für die Richtigkeit der Gres 
tfcben Zeichnungen, ift auch der Umftand, daß Banduri 
ie fein Toitbares und gelehrtes Werk: Inıperium orien-' 
le. Paris 1711. 2 vol. in fol. feine zuverläffigere Abbils 
mgen als jene zu finden gewußt hat. Im zwenten Bans 
Seite 744 bat er die oben von mir mit den Zahlen 
6, 7, 8, 9 bezeichneten Kupfertafeln, und Seite 1008 
e 10, I1,:12, 13, 4, 3, mit den "wörtlichen Beichreibuns 
m -ded Sranzofen, eingerüct. Alle find genau nachges 
hen, aber vergrößert, und: es ift auch wahr, was 
allaway gefagt bat, daß Grelots Kupfertafeln billig 
ıch einem arößern Maaßſtabe hätten gezeichnet feyn ſollen. 
NAlle Zeichnungen von der Sophien= Kirche, bis auf 
e aus den. neueften Zeiten, find nicht fo. volftändig, gem 
a und zuverläfiig, als die Grelotfhen. . Du Srefne 
t in Hiftoria Byzantina. Paris 1682. fol. (wozu aber 
E Vorrede ſchon 1680 unterſchrieben iſt) Lib. 3. p. 5. mit 
Ye Sleiße und großer Gelehrfamteit die Gefchichte und 
reibung diefes Gebäudes aus den Schriften byzanti⸗ 
Ger Schriftiieller geliefert, und drey Zeichnungen beys 
fügt, welde er fehr ruͤhmt: 1. Profpedus exterior 
* S. Sophiae. 2. Ichnographia. 3. Proſpectus inte- 
Den Verfaſſer dieſer Riſſe hat er nicht genant (6). 

Joh. 


(4) Travels. London. 1723. fol. I. pag.1ı8% .ım 

(5) Conftantinople ancient and modern. Londbn. 1797. in 4. 
pag. 54 und 58: Grelot, who examined the building 
with a competent knowledge of architecture, and made 
drawings, but on too [mall a ſcale. Won diefem lehr⸗ 
zeihen Buche hat man eine franzöfifhe und teutihe Webers 
feßung; jene ift zn Paris im 7ten Jahre der Republik, diefe 
zu Chemnif; 1800. 8. gedrudt worden. 

(6) Pag.6. accurata aedis Sophianae ichnographia in manus 


Dedmanu's Litterat. d. Reif. 3. Ji imncidit. 


480 titteratur der Reiſen. 3 


Joh. Ciampini bat in feinem Buche De facrie. acdi. 
ficiis. Romae 1693. fol. Tab.35. p.185. einen Grundrif 


gegeben, weldyen.er vom Abbe Ludovicus Sergardi 
erhalten hat, und für genauer ald den Düfrefnefchen hal, ' 


Schlechter als beyde ift der Grundriß mit dem Auf | 


riffe in Joh. Bernh. Sifchers von Erlachen Entwurf 
einer biftorifchen Architectur. Leipzig. 17256 Querfol. Bud 
9. Tab. 6. Dallamay fagt, er ſey aus Soffati Aoria de 
architettura T. 2. p. 121. copürt, aber biefes Buch In 
ich nicht vergleichen. 

So viel ich weis, find die neueften ind alferfchönften@h 
bildungen diejenigen, welche in dem prächtigen Werke: Tal 
bleau general de lꝰ empire Ottoman. Par D’Ohl[fon, Paris 
1787. fol. I. pag. 196. tab. 19: Interieur de Ja Mosqude:dü 
5 Sophie, vortommen, und in (4. von Reimers) Meife ber 
Ruſſiſchen Gefahdtfhaft an die Pforte. St. Petersbarj 
1803.4.Xh. 2. ©.120. Tab. 4: das innere der St. Sephien⸗ 


| 


. —i. —— — — — 


| 
“ 
| 


Kirche. Von der Verfertigung dieſer Zeichnungen iß | 


nichts gemeldet worden. Letztere ift feine Copie der erfim 

Der übrige Theil der Grelotfchen Reifebefchreibung 
handelt von Gegenftänden, über welche in neuern Zelten 
ausführlichere Nachrichten befant geworden find. Da fin 


det 


incidit. — Neque tantum aedis ichnographicam de 
ſcri ptionem, ſed et exteriorem aedis faciem, et illiu— 


L) 
“ 
rx 


Bi 


partem imteriorem, quae tribus conchis confiat, nacti = ' 


mus, (cuiusmodi fere ex codice bibliothecae Barberinae 


nuper defcripfit Petrus Poffnus in Oblervationibus sd 


hiforiam Georgii Pachymeris), quae quidem in ass im 
eidi curavit vir rei antiquariae perquam fiudiofus Ludo- 
vicus Billamius, quod nofirae lucubrationi, quam typ% 
edendam fuscepit, non minimum duntaxat ornamentum, 
fed etiam sem lectoribus admoduf gratamı fore arbit 
tus fit, 


39., Grelots Meiſe. - 481 


+ man’ viel vom Gottesdienfte der Griechen, von ihren 

eiftlihen, Kirchen, Klöftern; von Werfertigung und 

m Gebrauche bes heiligen Deblß, welches Myron ges 
int wird. 


- Eo auch viel vom Gotteddienſt der Muhammedaner, 
m 2 ihrer Juſtiz, von ihrer Lebensart und Sutherzigteit. 
ft 'findet man hier ‚Sitten und Gewohnheiten zur Er⸗ 
keäng manchert Stellen. alter Schriftfteller angewendet. 

Nnebrigens iſt auch eine Pariſer Ausgabe in Groß⸗ 
odez vom Jahre 1681 vorhanden, welche 372 Seiten 
it. Alle Kupfer find genau nachgeſtochen, aber um ein 
eles verkleinert; jedoch fehlt in demjenigen Exemplare, 
sd ich vor mir habe, die oben mit Air. 2. bezeich⸗ 
bs Kapfertafel. 

H, Es giept auch eine englifche Üeberfekung ! A voyage . 
oftantinople. London 1683. 8., welche ich nicht ge⸗ 

m dabe. | 


Wi 


Jia | 40. 


482 . Uitteratur der Reifen. 35 





40. 


Newes itinerarium Italiae, im welchem ber Reiſende 
. nicht allein gründlichen Bericht, durdy die herlichſit 
nahmhaftefte Derter Italiac fein Reiß wol zu beftellen; 
fondern ed wirdt ihme ‘auch ganz eigentlich befchries | 
ben, was alda, als in einem Luſtgarten di Europ, 
. an fürftlichen Hofbaltungen, wie nicht weniger by. 
den löblihen Republichen, an Eitten und Gewoher 
“heiten, im Geiftlichen und politifhen, an mechanifdier : 
Werken, zu Land vnd zu Wafler, und alfo an Ge 
bäwen in Stätten, Veſtungen, Palläften, Schiffen, 
zu Krieg ond Friedengzeiten: auch in merkung ber. A 
natürlichen Gaben, Gewaͤchſen, Gethier , beutwärdig 
zu ſehen. Alles aus eygener vieljäriger Cypmieuk 
zuſammen gebracht, auch mit einer fonderbaren Mappe 
derfelbigen Länder, fampt 30 nüglichen Kupferfiäden 
gezieret, vnd auf vielfältiges Anhalten an Tag ge. - 
geben durch Jofephum Fuͤrttenbach. Gedruckt zu 
Vlm durch Jonam Saurn. 1627. 259 Seiten, ohne 
die Vorrede und die Meilenzeiger, | in länglichem Quast 
oder Notenformat. 











Farttenbachs Schriften, vorzuͤglich diejenigen, welche 
von der Baukunſt und einigen Theilen der Kriegswiſſe⸗ 
ſchaften handeln, find im fiebenzehnten Jahrhunderte f 
befant gewefen, und nicht felten ausgefchrieben worden #« 
Nicht defto weniger hat man von den Schickſalen Di 
Mann 










J 


40. Fuͤrttenbach itineraridm. 483 


Rannes bis 1798 nicht mehr gewußt, als bas wenige, 
#8 Witte in Diario biographico gemeldet bat. 

Aber in dem genanten Jahre hat Weyermann in 
nen Nachrichten von Gelehrten, Kuͤnſtlern und andern 
ertwürdigen Perfonen aus Ulm (Ulm in 8) ©. 257 auch 
Arttenbachs Leben befchrieben. 

Die von ihm gebrauchten Quellen find bie Leichen⸗ 
Wigt und handſchriftliche Nachrichten; auch verweiſet er 
f Haids Berchreibung von Um 

Zuͤrttenbach ſtamte aus einem alten adlichen Ge⸗ 

te in Oberſchwaben, aus dem ſich viele im Kriege, 
ie ine Srieden Ruhm erworben haben. 

Sein Vater Hieronymus '$. war Aelteſter des 

> Stätrechner und Bauherr zu Leutlirch in Schwa⸗ 
io der Sohn Joſeph den 30. Decemb. 1591 ges 
m if 

= Biefer fcheint nicht auf einer Univerfität flubirt, ſon⸗ 

‚nur den Unterricht der Schule zu Jonp benutzet 
üben. Anfänglich uͤbte er fich auch in Geſchaͤften der 
eney ſeiner Vaterſtadt. 

Im Jahre 1606 ging er nach Mailand, um bie itos 
we Sprache zu erlernen. Er felbfk fagt, er habe 
8 "Jahre in Sstalien zugebradht. MWeyermann meldet, 

ſey daber im J. 1626 zurücd gelommen, Es ift alfo 
ihrſcheinlich, daß er aus Mailand zuräd nach Leutkirch, 
d hernach abermals nach Italien gegangen ſey. 

Bey dem Aufenthalte in dieſem Laude hat er ſich 
**— mit den beruͤhmteſten Baumeiſtern und ihren 
jeten bekant gemacht. 

.Inu Sardinien ſoll er als Scifftapitein gedient, und 
' wiberwärtige Schickſale zur See erlitten haben. 


Ji Nach 


434 .. gitteratue der Meifen. 3. 


Nach iſeiner Rückkunft wählte er Ulm Ju feinem 
Aufenthaltes wo .ge::fsch. verbeuratljete, wo er 1631 zum 
Stadtbauqmte Fam, 1636 Rathäherr und, 1639 „Nolzbert 
ward, Er flarh dolelbſt den J Zap, 1667 an her Bafı 
ferfucht, 

Ulm verdankt ihm viele. affentliche Gebäude, , eich 
nach feiner Angabe. und untes feiner Aufficht aufgeführt 
find; zum, Deyſpiel 1638 das vortrefliche Brunnenwerl 
gm Seelengraben, 1634 das Bredhaus vor Dem Gla⸗ 
thore nach italieniſcher Einrichtung , 1641 die. ijeutſche 
Schule in der Eich, das Comddienhaus bey der Dry 
Taltigkeitölicche, in welchem die Gymnaſi aſten ‚Scham 
fpiele gaben, uf. wm 


w 


Auch fein eigenes‘ Wohnhaus, welches man up iR 
Ulm kennet, zeugt von feiner Geſchicklichkeit und Non fü | 


nem guten Geſchmack. Neben demfelben hatte .er einen, 
nach damals ‚herfchenden Geſchmack, fchönen Sorten mit 
kuͤnſtlichen Grotten und Woffermerleh, angelegt. 


Er befoß eing zahlreiche Samlung von Seltenkeiten 


und Kunftwerfen, Gemählde, viele Sachen, welche zus 


Mechanik, zur Kriegsbaukunſt und zur buͤrgerlichen Gm. | 


kunſt gehörten, Wegen diefer Samlung und feine Ge‘ 
ſchicklichkeit ward er von vielen Ausländern ‚befucht, de 
ven Anzahl Wehermann zu 1200 angiebt, ‘ Wermuthliih 
mußte jeder, dem die Samlung gezeigt ward, wie damald 


gewöhnlich war, feinen Namen in ein Stambuch (epreien 


und fo Fonte man fie freylich zählen, 


Joh. Schultes, ‚Buchdrucer, und Matth. Am 


Hold, Kupferftecher in Augsburg, haben ein Inventariu 
diefer Kunſtkammer mit vielen Kupfern, welche Joſ. Fuͤrt 
tenbad erfunden, I. I, Campanus gemahlt und Mat 
Aembold geftochen hat, 1860 herausgegeben, Auch . 





40. Fuͤrttenbach itinerarium. | 485 


Beſchreibung ſeines Hauſes kam im Jahre 1641 zu Augs⸗ 
Burg in Fol. heraus. Sein Bildniß iſt in Kupfer geſto⸗ 
chen von M. Kieſel, gemahlt von Andr. Schuech 1651. 

vJ Seine Schriften hat Weyermann verzeichnet. Dieſer 
meldet, daß er der architecturse privatac (der eben ges 

dachten Befchreibung feines Haufes) eine Anleitung beyges. 
fügt babe, Perlenmutter, Meerſchnecken, Muſcheln und 
Eorallen zu poliren und zu Grotten anzuwenden. 


EEinige Nachricht von ſeinen Schriften lieſet man auch 
in Raͤſtners Geſchichte der Mathematit 3. S. 397 und 

, 48. 
Er hat auch ein Paar ungedruchte Werke: eine Ehros 
von Ulm und ein Buch von der Kriegsbaukunſt, hin⸗ 
terlaſſen. Letztetes iſt 1794 in einem Buͤcherverzeichniß 
Antiquare Jungingero für 3 Gilden angebothen 
— * | 


Sein Sohn, welcher auch Joſeph hies, machte fi ch 
Ber feine Geſchicklichkeit im Zeichnen, Mahlen und 
Xxbeven und durch einige architectoniſche Schriften, 
ſehr ſchoͤne von ihm geftochene Riſſe enthalten, bes 
t, weldye man mit den Schriften des Vaters. nicht 
—* muß. Der Sohn ſtarb 1655. 

Joſeph Farttenbach, der Vater, hat auf ſeiner Reiſe 

ud. Italien die Entfernungen ber Derter nicht nach 

> Meilen, weil er folche nicht genau. beſtimt fand, ſondern 

7 * uo Stunden zu Pferde angemerkt, 

> .. Wurf diefe Weiſe find auch in der Meinen. bem Ttinera- 

B- io bepgefügten Karte von Stalien, worin Berge und 
löffe auögelaffen find, die. Entfernungen ber bereifeten 

erter angegeben worden, wie wohl die vorgefegten Mi 

Iemzeiger auch die Meilen nennen. 


Ji4 WUeberal 







A486 | Litteratur der Reiſen. 3. 


Ueberal hat er vornehmlich die groͤßten Gebaͤude fun 


befchrieben, und nur felten find andere merkwürdige Ges 
geuftände noch kürzer berührt worden,. ſo daß. man feiner 


Neifebefchteibung, deren Vorrede zu Ulm den 1. Detober 


1627 unterſchrieben iſt, nur einen gar geringen Ben 
zuerfennen Tan. 

Sie ift wegen der uͤberal, ohne Roth, eingemengten 
italienifchen Wörter, widerlich zu leſen. Inzwiſchen mag 


fie vielleicht ein Paar Brocken zur Geſchichte der Baus - 


Funft enthalten. 


Zürttenbach reifete von Lindau ab nach Dailan, 


Genua, Antibes, Florenz, Rom, Loreto, Ravenna, Bo⸗ 
logna Piacenza, Verona, Venebig, und dann zuruc 
nach Leutkirch. u 
Zu Pife- befi chtigte « er den hängenden Thurm, Pr 
machte davon. eine Zeichnung, welche man, fo wie a 
wad er von ihm gemelbet hat, in, Keupolde Theatre. 


fatico ©. 5. Tabı2. finden fan. Ich wur ‚hier nur uß 


ners Auszug einruͤcken. 
«Fin Loth von ber Fläche , uͤber welcher die led 


„hängen, falle 12 Fuß vom Grunde ab; bie Höhe giebt, 


„er nicht an; nach dem. beygefügten Manpflabe wäre hie. 
„ſchiefe Länge etwa 36 Fuß und fo die Neigung 70 Be. 


32 Min. In der Mitte des Bodens ein Breisfärmige . 
„Raum 18 Fuß im Durchmeſſer, um folden, gerade 


„Mauer ohne einen Boden dazwifchen bis unter das Dad, 
„ſo fey die Ueberhängung des Thurms nicht durch Seas 


„tung bed Sundaments erfolgt, fonft hätte fü fich die Mauer ' 
„an ber Seite des Freisfbrmigen Raums, wo das Urbers . 


m e on - - 


„hängen ift, aud) geneigt," fondern Die Ueberhängung fep . 


„vielmehr Durch Artificio und Altutia des Architedto, 
„damit er ihm eine ewige Mcmoria hinterlaffe,e ange 
„ſtelt. 


/ 


40. Fuͤrttenbach itinerariim. 437 


„ſtelt. Er nennet den Baumeiſter Johann von Ins 
„fprug, das Jahr 1174.” Dan febe Beyßlers Reife 
l,. &.468. und II. ©.419. . Pauli Cafati mechan, lib, ı. 
cap. 9. P.50. 

In Genua fah ber Verfaſſer eine Vorrichtung, vers 
ſunkene Schiffe zu erheben, und machte davon eine Zeich⸗ 


_ sung, welche man S. 207 findet, wider: deren Richtigkeit 


Zeupold in T'heatro machinario ©.99, wo er Tab, 2% 
Gig. 4: Beſchreibung und Zeichnung eingeruͤckt hat, fo wie 


auch Aäftner in Gefchichte der Mathematik 3. S. 420; 


Zweifel gemacht haben. 
5 e. 209. hat er befchrieben . und abgebildet, wie zu 
Genua im Sahre 1619. ein Hafen, welcher 330 Palmi 


: lang, 260 Palmi breit und 8 bis 10 P. tier war, in 


no Monaten audgefchöpft worden. :: 
:Yuf dem Damme, durch welchen ber. Zudaß, des 


— abgehalten ward, - wurden“ Bauern hingeſtellet, 


wutche dad Waſſer mit Kübeln, die an langen; Otangen 
Wagen; ſchoͤpften. Eine andere Reihe Bauern goß'.bie 


- Mel in eine Minne aus, welche das Weſſer in ben Gas 


‚rn. 


1, 


Irenhafen führte. . ° a 


\Mber auch diefe Zeichnung ift nicht. ganz deutlich. Man 
* nicht, wie die Kuͤbel an diejenigen kamen, welche fie 
auögofien. Inzwiſchen bat Leupold, in Teatro ma- 
ehinarum hydraulic. I. $. III. ©. 65. dieſe Einrichkung, 


ſehr gebilligt, ohne jene Schwierigkeit zu berühren. 
‚Die Abbildung der Schleufe S. 171. Zab. 30, welche 
ärttenbach zwifchen Ferrara und Bologna beobachtete, 

gehört, wie bereits oben ©.217. angezeigt ift, zu den 

erſten teutſchen Abbildungen dieſer nuͤtzlichen Waſſergebaͤnde, 


welche Faritenbech noch' nicht Schleuͤſen nante, ſondn 


DE DE || 


— 
‚ 


488 Litteratur der Reifen. 3 - 


Abfehlen oder Abfäll, Mani oder cunchil :@olte das " 
Ieste Wort vielleicht cönce feyn? eoita; eine Muſchel, 
Mulde, Wäfchnapf. Der W. hat fi) um bie * Rectfaneb 
bung wenig befümmert. 


©. 229 ein Weheug Meiten und dohen zu meſſen. 
S. 223 ein ABerfzeug, Sonnenuhren bequem zu entwerfin. 


“8. 237 zu Breffa (Breſcia) machen fie ein 
„vberauß große Summa Buͤchſenrohr, vnd derer fo viel, 
„daß ſie faſt ganz Italia darmit verſehen koͤnden. Alde 
„werden auch diejenige ſchoͤne Stein, fo man auf bie 
„Fewrſchloß fchraufet, und nit anderft, als‘ wir En 
„glänzend fehen, zuberait.” De 


Ohne Zweifel ift ‚von Bus: ‚(pyeitei)-4 die: Nede, wis 
her, nicht aber unſer Flintenſtein, den metalliſchen Glan; 
hatz.1.@0,. beweiſet diefe Nachricht, daß. jener na ums 
Jahr 1627:4um Bänden der ‚Gewehre gebraucht ‚werden, 
obgleich man damals auch ſchon unfern Slintenfigim ges 
braubt bet. ‚Man ſehe Beyträge zur Geſchichte 
der Erfindungen 1. 6.366. und 3.0.4942. 


Gelegentlich will ich mit einer Stelle bes Plimius ( ' 
beweifen, daß“ man bereits zu feiner Zeit Im Kriege Kied 
gebraucht hät, um "Bener anzumachen. Man ſchlug mit 
rinem Nagel oder Stein daran, und fing die Funken mil 
Schwefel, oder: mit Zunderſchwanm oder getrocnetn 
Blättern, aufs 

Noch 

6 Lib. 36. cap. 19. . Teet, 30. P,748: Pyritae exploratoribus 
. cafirorum maxime necellarii, qui clavo vel altero lapide 

pereuſſi ſcintillas edunt, quae exceptae [ulphure aut 
fungis aridis, vel folüs, Wicto celerius iguem trahant, 


| 4. Farttenbach itinerarium. 489 


Noch jetzt iſt Breſcia, wo es wegen ber benachbarten 
— an Kies nicht fehlen kan,“ wegen ſeiner Ge⸗ 

| wehrfabeiken berühmt (2). oo 
8, 189: Im Pällaſte zu Sant Giorgio - wurde in 
| em Mitte dis Gewelbs ein vberleugte Vertiefung, wie ein 
. 5 &ang- "mit vnberſetzten Säulen proſpectiviſcher weiß in 
u Sewelb gebrochen, ein rechtes Meifterfiuch, damit 
„der Widerhall dep -tebeils ſeinen Ausgang befomme, und 
„big :barianen ende Herren‘ einander deſto beſſer verſtehen 

umdgen.”.. ol Pr G BE 12° 
Mögen andere beurtheilen,, ob durch eine ſolche Mon 
‚Wptung. der Wiederfchalt; Aber welchen in manchen Kirs 
an geklagt wird, wermindert werben ihmne: , “ - -- 


S. 82 Abbildung: DEF. großen Diamantes zu Florenz⸗ 
* ſeiner Groͤße, Form kind Geſtalt. Alſo damals ward 

.. er moch' vorgejöigt; hingegen im’ Anfange- des achtzehnten 

MAMqhrhunderts belamen Bw Reiſenden “nr et Modell a 

ſehn. J 

Uhl Reyßler :BR' vor, wandte man’ vor, der Großs 

Weblog habe: den Stein befländig in feinem ’Simmer. ber 

wahrfcheinlich war dr ſchon damals - nicht mehr in Zlok 

gegzer “Wer. Baron von Poͤllnitz meldet, der letzte, dem 
dee Großherzog ben: Diauasner..gezeigt chabe, ſey der Kds 
| ris ‚yon Dänemark geweſen,; weicher 1909. in Florenz ges 
weſen if. Man ſagte den Baron, der: Stein ſey "bein 

üieliſchen Kapſer verkauft worden (3). 

EEE Nah 

() volkmann⸗ Nachrichten von Italien 3. S. 7239. 

(3) Nouveaux memoires du Bar. de Pũllnits. Francfort. 1758, 
8 1I. S. 108; J’ai vu la. modele du oeltbre diamant du | 
Grand -duc,. et c’eft la ſeulo chofe. qu’on en montre au- 
jousg’hui, Le zoi de Dannemark anjound’hui kin ® 


| 490 Utieratur ber Reiſen. 3. 


Nach &.87 will Fuͤrttenbach das großherzoglichet Wa⸗ 
pen in einen Diamant, zum Siegel, geſchnitten, geſehn 
haben. Freylidy verfichern mehre.,. daß neuere Kuüͤuſtler ix 
Diamanten gefchnitten ‚haben. Aber dennoch wünfche id 
immer noch darüber ein Zeugniß .eines geſchickten ‚pad 
zuverlaͤſſi gen Mineralogen oder Suweliverß, welcher, mit 
Ueberzeugung verficherte, ‚ein in ‚einen ächten —— 
geſchnittenes Siegel, gefehn. zu. haben. rn 

. Zum Schluffe. will. ich noch einige veraltete. teutſche 
Worier auszeichnen, zum Dienſte beilen, welcher ſolche 
einſt ſammeln will. . — 

“S. 4. das Federwat fa alba —— — PM 
„mehrentheil® am: Holze, und .werben von KRöftnikbäummm 
„die abgedorte Blätter hierzu genpmuynz worob Hndm 
„lich Winterszeiten gar kuͤhl zu ruhen.“ Zedermei 
hat. Friſch durch Jectus mollis erklaͤrt. 83 fin it (Sößen) 
find Raftanien., ©. 7, liefet.mgn Maronen ober Eifeik 
Alſo ftat Federn nahm man Moos und Blätter. u 


88 en. Wirt» vnd Büterhbaus.. Vielleicht 
son Gut, Landgut. Alfo ein landwirthfchaftliches Schle 
de „ welches zugleich ein Wirthshaus war. 

- ©. 14: “vom den Blasbaͤlgen der Orgel Reigt bir 
„Blaſt durch Sthlaͤuche, und ihre Hall wird ſtark gehört” 
©,22: Mailand iſt 3163 verhergt. (zerftöhrt worden). 
S. 24 ein Lazaret oder Brechhaus. (vieleicht von Ges 
brechen). S. 47 durch die Kanonkugeln wurden die Zi 
“. gels 


E&x& le dernier a qui lo feu Grand- due Vait fait᷑ Yoir en 

2709. ce qui fait [oupgonner que 'te diamant n’eft plus & 
-. Florence... Bien de perforines m’ont allurs qu’il etoit 
... vendu, et que c’etoit le Grand - Seigneur qui en avoit 
. ; fait Vacquihitiom. Quoi qu'il m foit, ce diamant peloit 
2 259 Carats et demi. 


- 40. Fuͤrttenbach itinerarium. 491 


lſteine (der Mauer) ullein vermaſert (von Maſern, 
ecken in der Oberflaͤche. Alſo die Steine wurden nicht 
rbrochen, ſondern nur in ber u Oberfläche etwas befchädigt, 
r geſchramt.) 
S. 51 um San Remo werben Dattelpalme. gezogen, 
Iche doch dort, nicht reifen. Mit den Zweigen wird 
ı Handel getrieben, um fie am Palmtage weihen zu 
ſſen. Vermuthlich Iaffen auch daher. Die teutfchen Ju⸗ 
a bie Zweige für ihre Synagoge oder Lauberhätten kom⸗ 
m, Un diefem Zieg weichen Baum fleigen die Leute 
sauf; die Imeige biegen ſibb, aber brechen nie. 
S.. 77: *um Pifloja werden ein große Summa 
eröpff gezeuget, fo nichts anderfi denn junge vnzeitige 
Ammer .feyn.” 
S. 85 die Dillen oder Decken der Zimmer ſind 
nahlet. 
Erdlich zeige ich noch an, daß Stuck auch eine 
Ausgabe dieſes Buchs vom Jahre 1637. 4. ans 
t hat. 


41. 


\ 493 :Utteratur der Reifen. 3. 





21 


AI. 
A voyage into the Levant, being a brief relation ofs 
journey lately performed from, England by the wa} 
of Venice, into Dalmatia, Sclavonia, Bosnia, Ham 
gary, Macedonia; Theffaly, Thrace, Rhodes al 
"Egypt, unto Grand Cairo; with particular obfern 
‘tions concerning tlie modern condition of the Turk _ 
and other’ people unde*that empire. By Sir Henry 

Blount. Knight. Londan, The eighth edition. 1671. 
‚in 12% i 





any Blount ftamte aus einer alten ablichen $as 
milie. Er war gebohren den 15. Decemb. 1602 auf im 
Gute feines Vaters zu Tittenhanger in Hertfordfhire. & 
ftudirte zu Oxford, ward bald, wegen feiner Kentaife, 
wegen feines Witzes und feiner angenehmen Sitten, be 
Tant und beliebt. 


Schon im Jahre 1618 ward er Baccalaureus, vet 

ließ darauf die Univerfität und übte ſich einige Zeit in 
der Redhtswiffenfchaft. | 

Im Sahre 1634 trat er diejenige Reife an, von wel⸗ 

cher ich gleich Nachricht geben werde. Nach faſt zw 

Fahren am er zurück nad England, lies dafelbft feine 

Neifebefchreibung drucken, welche ihn um defto mehr be 

ruͤhmt machte, je feltener es noch damals "war, daß je 

mand faſt 6060 Meilen zu Lande gemacht hatte, Er ward 

auch deswegen oft che great traveller genant. 
Sm 


. 41. Blounts Reiſe— 493 


„Im Jahre 1638 ftarb fein Water Thomas Pope 
Blount, welcher ihm ein ‚anfebnlichee ‚Bermögen. hintert 
lies. 


Einige Jahre diente er, wie mehre feiner Verwandte, 
bem Koͤnige Carl I. Er war "auch im Kriege mit dem 
Parliament 1642 bey der Schlacht zu Edgehill. Aber 
machber. verließ er die königliche Partey, ging zurüd nach 
Eapbon, und wuſte ſich da fo gut zu Öggantiworten und zu 
smpfehlen, daß er bald in Öffentlichen Geſchaͤften ges 
Daucht ward. 

Er war aud) einer bon. den Richtern, welche unter 
Geomwell im 5. 1654 den malthefer Ritter, Pantaleon 
Saa, den Bruder des damaligen Portugififcben Ges 
feudten in London, wegen eines Mordes, zum Tode vers 
artheilten (1). | | 

Gleichwohl fcheint er der. löniglichen Partey immer 
Meſtig geblieben zu ſeyn. Denn Earl II. ernante thn 
Wr zum High: Sheriff in Hertfordſhire, wo er ruhig, 
zufrieden mit feinen erhaltenen Ehrenftellen und wit feis 
wem großen Dermögen, zwanzig Ssahre gelebt hat. Er 
V den 9. Octob. 1682 geftorben, und in der Familiens 
gruft zu Ridge in Hertfordihire begraben worden. 

Er hatte eine fehr lebhafte Einbildung, eine große 
Beneigtheit zu Paraborien, und eine ungemeine Geſchick⸗ 
Uchkeit folche als die ficherften Wahrheiten vorzutragen 
nad zu- empfehlen. Von ihm find einige Schaufpiele und 
Satyren gedruckt worden (2). 

Sein 


(1) Man findet diefen Vorfall erzählt in Rapin von Toyras 
Geſchichte von England. VII. ©. 416. _ 
(2) Seine und feines Söhne Lebensbefhreibung ficht in ber 

Biv- 


494 itteratur der Reiſen. 3. 


Sein aͤlteſter Sohn war Thomas Pope Blount, 
der Verfaſſer ber bekanten Cenſura auctorumm und ber 
Natural hiſtory (3). | 

Sein jängfter Sohn Carl Blount iſt durch einige 
freygeifterifhe Schriften, an welchen ſchon der Watn 
Theil gehabt haben fol, befant. Aus Liebe zur ſchoͤnen 
und tugendhaften Schwefter feiner verftorbenen Eran, weis " 
he ihn zwar liebte, aber ihn, wegen der nahen’ 
‚wandtfchaft, nicht heurathen durfte, noch wolte, erſchel 
er fih. Bayle, Joͤcher und andere haben fie ride 
tig für die Witwe: feines Bruders angegeben (4). 


Als Henry Blount bereits einen Theil von Yranb 
reih, Spanien und Stalien bereifet, und in allen Diefen 
Ländern einerley Politik oder Regierungskunſt, nur mit: 
wenigen Veränderungen, gefunden hatte, nahm er fö 
vor, felbft in der Revante. zu unterfuchen, ob das Bolt, 
weiches fo viele fo genante große Thatin gethan, fonide 
Länder unterjochyt und ungluͤcklich gemacht bat, waͤrllich 
fo barbarifch fey, ald es in Europa geglaubt wird, ode 
ob vielleicht diefe Barbarey nur darin beftünde, -baß bart 
zu einerley politifchen Zwecken ganz andere Mittel ald 
von den europdiſchen Nationen, gebraucht wuͤrden (5). 

Seine 


Biographia britannica nad! der Ausgabe von 1780. IL. 
376. Auch Niceron bat in feinen Menioires T.23. 9.35% ' 
bas Leben, des Henry Blount, welches in der teutfgen 
ueberſetzung ausgelaſſen iſt. 

(3) Niceron Nachrichten von Gelehrten XI. ©. Per 

(4) Niceron XII. ©.386. Bayle diction. am Ende des It 
tifelö Apollonius de Tyane. 





(5) whether to an unpartial conceit, the Turkifh way ap 
pear ablolutely barbarous, as we are given to under 





45. Blounte Reife. : 491 


.x Seine Abſicht Dry ber niorgenländifchen Reiſe war 
fo, weder bie Seltenheiten der Natar und Kunſt, noch 
s Alterthuͤmer aufzufuchen, fondern, die Regierungsform 
5 Kürten, ihre. Religion, welche der. Verf. überhaupt 
mein -pplitifches Werkzeug zu balten fcheint, die mans 
gfaltigen unter einander lebenden Secten und ihre Sit⸗ 
, ‚ohne Vorurtheil, kennen zu lernen, Deswegen er 
). nicht einmal die Sariften feiner Vorgänger bat 
den. wollen. 


% Wornehmlich wuͤnſchte er zu erfahren, wie eine ſo —* 
tenge Menfchen von fehr verfchiedenen , meiften Theils 
6haften Nationen, ald, nad) feiner Meynung, nie in 
‚Stadt vereinigt gewefen. iſt, gleichwohl in Groß⸗ 
‚ ruhig, fiber und in Ueberfluß aller Beduͤrfniſſe 
„einander leben könne, 


1. Dazu mürten, meinte er, fehr Yinge Mittel angewen⸗ 
— und eine Regierung, welche ſolche anzuwens. 
verſtuͤnde, koͤnne unmoͤglich ſo ganz nur auf Wohl⸗ 
(fottifh fenfuality) angelegt feyn, als fich die meis 
; Ehriiten einbildeten, 


Beil ferner Aegypten für die Quelle aller Wiſſen⸗ 
* ‚and Regierungskuͤnſte gehalten wird, fo nahm er 

„vor, . dort felbft nadyzuforfchen, ob davon noch einige 
miken in der Afche zu finden wären, oder wenn dieſe 
ht anzutreffen wären, welche Urfachen eine folche Ver⸗ 

teung hervorgebracht hätten. 
Zu Ddiefer Abſicht reifete er den 7. May 1634: von 
Benedig ab, auf einer venedigfchen Galere, nachdem. - 


“. er 
„ 





. Band, or rather another kind of civility, different from 
outs, but no leſs pretending. 


Dedmann's Litterat. d. Meif. 3. SB 


496 Utteratur der: Reiſen. 3. 


er ſeine ganze Reiſe bis nach Eonflantinopel: mit ünen 
Saniticharen verdungen hatte. 


Sie landeten zu‘ Gpalatro, und gingen von be 1 
Sande, über Belgrad, ‚Sophia, Adrianopel nach Conſtaw⸗ 
tinopel, von wo er, nach wenigen Tagen, mit einer Cs 
Fabane nach’ Großkairo abging. 

Ans Aegypten Tehrte er zuräd zu Schiffe nah Eh 
eilien; von daͤ uͤber Neapel, Rom, Florenz, Bologna uih 
Venedig, wo er im April 1635, alfo eilf Monate nach fi 
tier Abreife, zurück kam. Won’ feinen Reifen in ‚Europe 
liefet man hier nichts, Ä | 
In Belgrad ward ihm verfichert, die Donau ar 
allemal um Mittag und Mitternacht langſamer als in ber 
übrigen Stunden. Dieß bewieſen, fagte man, die" | 
fermühlen, weldye alddann langfamer umliefen. Die un 
ſache ſey nicht ein entgegen wehenber Wind, arch nik 
die Abnahme bes Waſſers. 

Da mo die Save in die Donau faͤlt, laͤßt ſich ve 
trübe Waſſer der erften von dem völlig Maren Waſſer ber 
legten, wohl auf 60 (englifche) Meilen, unterſcheiden. De 
Derf. Eonte, in einem Abftand von der Breite eisb ; 
Daums, fo wohl das eine ald das andere MWaffer —— 
und ſo ſah er ſelbſt beyde Stroͤhme eine e Tagereiſe web 
fentlich neben einander laufen. 5% 

Bekantlich fagt man auch, daß die Doman "3 
folder Schnelligkeit ſich in das ſchwarze Meer flünd, - 
daß man ihe Waſſer auf einige Meilen weit unterfäet 
den koͤnne. 

Uber wie ſehr Nachrichten diefer Art übertrieben wer⸗ 
den, beweiſet die alte Sage, welche ſchon Mela (6) 

| Pl 


— 






(6) Lib. 2. cap, 5,38. Pag. 201. 


var; Blounts Reiſe. 497 


Inius (7), Strabo.(38), Ammianus Marcellinus (9) und 
dere gekant haben, und welche fich bis anf unfere ‚Zeit 
zalten hat, daB nämlich) die Rhone durch den Genfer 
te-firöhme, ohne ſich mit dem Waſſer deffelben au min 
in. Set weiß man das Gegentheil (10). 


: Im Schloffe zu Belgrad ſah der Verf. einen runden 
jarm mit einwärts hervorragenden Balken, Die mit 
eiſchhaken befet waren. In Diefen wurden Menfchen, 
Ahe zur Hinrichtung verbamt waren, herunter geftürs 
t, welche, nachdem fie fielen, bald fdhneller, bald lange 
ner umlamen. Unter dem Thurm fpühlte die Donau 
iikeberseft der Unglücklichen weg. 


Anch in Teutſchland follen in alten Zeiten folche Thir⸗ 
JZeweſen ſeyn, wie wohl ich mich Feines zuverlaͤſſigen 
Feiſes erinnere. In Niederſachſen hat man Erzaͤhlun⸗ 
3 welche ſo einen Thurm dat Verluͤes oder die 


17 


dnifce Sungfer nennen. 

"Die Raravane, mit: welcher Blount reifete, die aus 
im beftand, mufte auf dem Wege nach Conftantinopel 
wis die türfifche Armee gehn, weldye 60000 Mann ſtark 
Be und nach Polen 309; und dennody ward fie nicht 
Feubt, noch geftöbrt, obgleich fie viele Toftbare Waaren 
rte. Ganz anders als in Europa, ſagt der Verf., wo 
t ein Regiment marſchiren kan, ohne durch Raub’ und 
Were Gewaltthaͤtigkeiten, Ungluͤck zu verbreiten. 
. Aber, 


) Lib. 2. cap. 103. ſect. 106. p. 119. 

(8) Lib.4. pag. 513. (pag- 204.) 

.$9) Lib. 15. cap. tı, Pag. go. u 

Ho) Man fehe den Aufſatz aus Journal Helvetique. Avril 

2741. überfept in Hamburg. Magazin 10, 6,76, 
Ka | 


499 Uitieratur ber Meifei.-3s 


Nach S. 87 will Fuͤrttenbach das. großherzogliche Was 
pen in einen Diamant, zum Siegel, geſchnitten, geſehn 
haben. Freylicy verfichern mehre,. daß neuere Aünfller in 
Diamanten. gefchnitten haben. . Aber dennoch wuͤnſche id 
immer noch daruͤber fin ‚Beugniß eines geſchickten ‚ad 
zuverläffi gen Mineralogen oder Juwelirers, welde. mi 
Ueberzeugung verficherte, ‚ein in ‚einen aͤchten Diamaaf 
gefchnittenes Siegel, geſehn. zu haben. rn ge 

- Zum Schluffe. will ich noch einige veraltete: teutſche 
örter auszeichnen, zum Dienfte deffen, welcher nd 
einft fammeln we. Niue nn 

“5,4.:da8 Kederwat. fd oda: gebräuchlich, nit 
„mehrentheil& am Molze, und: werben von Röftnigbäumm 
„bie abgedorte Blätter hierzu genommen? worob Hnuden 
„lich Winterszeiten gar kuͤhl zu ruhen.“ Ze bezw 
hat.Srifdy durch ‚leAus mollis erklärt. - Köftnig (Kia) 
find Kaftanien, - ©. 7, liefet,;mga Maronen ober Chip 
Lilſo flat Federn nahm man Moos und Blätter. a 
Ses8. ein Wirt» und Büterbaus. Vielleicht 
son But, Landgut. Alfo ein. landwirtbfchaftliches Gchle 
de, welches zugleich ein Wirthshaus war. 

- ©. 14: von den Wlasbälgen der Orgel. Reigt de 
„Blaſt durch Schläuche, und ihr Hall wird ſtark gehört” 
©&,22: Mailand iſt 3163 verhergt. C(zerſtoͤhrt worden): 
S. 24 ein Razarst ioder Brechhaus. - (vieleicht von Ge 


brechen). S. 47 durch Die. Ranonkugelu wurden die Zie⸗ 
gel⸗ 


&ı6 le dernier & guf Io feü Grand-duc Pait fait toir en 

2709. ce.qui fait [oupgonner ‘que de diamant n’elt plus & 

. Florence. Bien de perſonnes m’ont allurs qu’il etoit 

-; vendu, et que c’etoit le Grand - Seigneur qui en avoit 

» + fait Tacquibtion-· Quoi quil m foit, ce diamani pefoit 
:2 239 Caratg et demi. 


rg i,® 






- 40. Fuͤrttenbach itinersrium. 491 


gelſteine (der Mauer) uallein vermaſert (von Maſern, 
Flecken in der Oberflaͤche. Alſo die Steine wurden nicht 
zerbrochen, ſondern nur in der Oberflaͤche etwas beſchaͤdigt, 
nur geſchramt.) 

S. 51 um San Remo werben Dattelpalme gezogen, 
welche doch dort, nicht reifen. Mit den Zweigen wird 


ein Handel getrieben, um fie am Palmtage weihen zu 


laſſen. Vermuthlich laſſen auch daher. die teutfchen Sus . 
Den. die Zweige für ihre Synagoge oder Kauberhätten Toms 
men. Un diefem Ziegmeichen Baum fleigen die Leute 


‚hinauf; die Zmeige biegen ſiih, aber brechen nie. 


* &;.77: um Pifloja werden ein große Summa 
„Kroͤpff gezenget, fo nichts anderft denn junge vnzeitige 


„eänmer feyn.” 


S. 85 die Dillen oder Deden ber Zimmer find 
—— 
Endlich zeige ich noch an, daß Stuck auch eine 
her Ausgabe diefes Buchs vom Jahre 1637. 4. ans 
bat. 


500 Litteratur der Reiſen. 3. 


Menge an den Felſen der Inſel Nicaria oder Jcarie, 
nicht weit von Samos, geſammelt (12). 


Die Aegyptier fchildert Blount viel weibiſcher, bods 
hafter und flolzer als die Türken, beswegen fie von: bie 
fen graufamer befiraft und aͤrmer erhalten würden, old 
die Einwohner anderer Provinzen. Sie würden auch we 
nig zum Kriege, mehr zum Ackerbau, angehalten. € 
fey auch das Geſetz, daß alle Richter in Aegypten ges 
bohrne Türken ſeyn möäffen. 


In der Wüfte überfiel die Karavane, mit welder e 
reifete, ein Wirbelwind, der fie ganz mit Sand zu be 
decken drohete. Sie rettete ſich Dadurch), Daß fie ihre 


Kamele mit dem Hintertheile wider den Wind ſtellett, 


und fie, fo oft fie hinten Äberwehet waren, etwas var 


wärts fchreiten ließen. Diefer gefährliche Wind bauerig 


eine Stunde. 


\ 


Belantlich haben die Türken mehr Mitleid yogen 


das Vieh, ald gegen Menfchen. Einige fangen Bigd, 


und andere kaufen fie, um fie wieder frey fliegen zu laſ⸗ 
fen. Auf den Kornfpeichern find Oefnungen für bie Ob 
‚gel, und den Aufſehern derfelben wirb etwas gewiſſts 
für das, was die Vögel rauben, abgerechnet. 


Blount meint bemerkt zu haben, daß Deswegen ik 
Voͤgel in. der Türfey nicht fo ſcheu als in’ andern Pin 


dern find. Tauben fonte er auf’ der Heerfiraße mit für ; 
nem Mantel fangen, und Wachteln hüpften den auf im 


Feldern Schlafenden auf Armen und Beinen. 


Daß 


(11) Man ſehe die Vorbereitung zur Waarenkunde 
2. S. 28 u. 31, wo ich alles, was. mir von dem Handel mit 
Schwaͤmmen bekant ift, angezeigt habe. 





. 41. Blounts Deife.: 0. 5ar 


Daß damald ald Blount fohrieb auch tn Eugland 
dee Kaffe noch unbekant geweſen ift, Tau man aus ‚der 
Umftänblichkeit fchließen, womit er den Lefern dieß Ge⸗ 
traͤnt befchrieben hat. | | 
Der Schluß biefer Reifebefchreibung enthält des V. 
algemeine Bemerkungen über die Regierungsform und 
Denkungsart der Türken, worüber man aber nach feiner 
Seit viel genauere und volftändigere Nachrichten erhalten _ 
bat, fo daß die feinigen Feine Wiederholung werth ſchei⸗ 
sen koͤnnen. 

Hin und wieder blickt eine übertriebene Vorliebe für 
Die Türken hervor, wenn nicht etwa bie Abſicht gewefen 
iR Fehler europaͤiſcher Einrichtungen bemerklich zu machen. 


Er ſpottet uͤber die Vorzuͤge des Adels und den 
—** bey Beſetzung der Aemter, wozu in der Tuͤr⸗ 
Zen, nach vieljähriger Probe, die fähigften Janglinge aus⸗ 
Eahit und abgerichtet wuͤrden. 

18 Er preifet bie Klugheit des Mabumets, welcher 
Ws den Gefinnungen feines Volles gemäße Religion auss 
acht bat, welche Muth und Folgfamleit vorzüglich 
Wewärlen könne (12). Ä 

! Wiſſenſchaften und Kuͤnſte haͤtten ſich nie fuͤr einen 
Staat bey feiner Entſtehung geſchickt, weil fie die Men⸗ 
fan weichlicher machen und des’ Kriegs entwöhnen. ' 

Aber fo wie in Nom, nachdem Carthago und Gries 


—* unterjocht worden, die Philoſophie aufgekommen 

ri ſey, 

Ca) he made not his paradife to eonfift in vifions and 

hallelujalis, but in delicious fare, plealent gardens, and 

wenches with great eyes, who were ever peculiarly 
affected in the Levant, 


Ata 


co Litteratur der Reiſen. 3. 


fey, fo möchten auch wohl mit der Zeit, nachbem bie Grm . 


zen bes tuͤrkiſchen Reichs beftimt und: gefichert. wären, 
Wiſſenſchaften ankommen, zumal da die Dichter, wel 


de immer den Vortrab ausmadhten, bereits fich einge 


funden. hätten. Inzwiſchen würde der Philofopbie in der 
Tuͤrkey ſtets entgegen gearbeitet werden, weil fie das fi 
lihe Paradies nicht vertragen inne. Deswegen fen auch 


die hohe Schule. zu Babylon oder Bagdad, fo bald fr 


viel zu würlen anfing, aufgehoben worden, | 
Auch die türkifche Prädeftination misfält. den Be. 


nicht ganz, weil fie unndthige Sorgen und fchädlihe 
Furcht mindert, dagegen den Muth ſtaͤrket, ber oft bie 


‚größten Gefaͤhrlichkeiten überwindet. 
Die Quarantaine, ‚meint er, mache burd) Stöhr 


bes Handeld und der andern Gewerbe, mehr Wnglüdle 


Se, als felbit Die Peſt. 
Die ſchnelle und ſtrenge Juſtiz der Tarren bernich 


mehr Ruhe und Sicherheit, als die Roͤmer durch ihrt 


vielen ſpitzfindigen Geſetze hätten erreichen können. Lehe 


eilung der Richter fey felten,, ‚und wicht ſo ſchaͤdlich als 


die Langfamleit unferer Prozeſſe, wobey Beſtechungen 
and Fehler der Advocaten möglich werden, und die lange 

Entbehrung des Rechts, durch Aerger, Furcht und Sry 
zung der Gefchäfte, noch viel mehr Unglüdliche. mad. . 


Dieß wird hinlänglih feyn, um die Geneigtheit zu 


paradoyen Behauptungen , "welche oben dieſem Engländer 
zugefchrieben ift, zu beweifen. 


Dem, was er von Alterthänftrn gemeldet hat, ik 


wenig zu trauen, weil er mit der Gefcbichte nicht genug 
befant gewefen if. Man lefe nur zum Beweife, was er 
von Thermopylae, und von den Schlachten des Caͤſars 
und des Auguſts gefchrieben kat, Die 

i 


: 41: Blounts Reife. <03 


Die Neifebeichreibung des Henry: Blount ift zum 


Ren mal gedrudt worden 1636, nicht ˖ wie Stuck im 
achtrage ©. 14 fagt, 1634; auch nicht in 8, wie Meu⸗ 
E angiebt, fondern in Quart. Auch Niceron irret, ins 
m er die Ausgabe von 1636 für Die zweyte augiebt; 
wäre dann, daß das Buch in einem Jabre zwey mal 
druckt worden waͤre. 


Die von Stuck Nr. 153. angeführte Ausgabe von 
37 in 4, wird die zweyte feyn. Sm Sahre 1633 folgte 
e dritte. in felbigem  Sormat. Sn YZeufels Biblioth. 
for. X, 2. p. 171. iſt auch eine Octavausgabe von 1650. 
naht worden. Die achte Ausgabe von 1671 iſt dies 
ige, beren Zitel ich diefem Artikel vorgefeßt habe. 


. Diefe Urſchrift findet man auch abgedruckt ins 4 col- 
æion of voyages and travels; old by Thomas Os- 
gm. London 1745. fol. vol... Der dabey befindliche 
ppferſtich mit der Unterſchrift: The grand ſeignor's ſe- 

io at Conſtantinople ſcheint nur eine vom Verleger 
Wefügte und erborgte Verzierung zu feyn. 


Einer franzdfifchen Weberfegung wird in Biograph, 
Stan, erwähnt; ich babe fie aber noch nicht gefehn. 


Fine holländifche fteht in der fhon ©. 8. und 117 
geführten Samlung: Naaukeurige verfameling der 
yfen zedert het jaar 1616 tot 1634 door Piet. van 
ır Aa Leyden 1707 in 8, und zwar im 26ften Hefte, 
yer im ı3ten Bande des auf unferer Univerfitäte » Biblios 
ſek befindlichen Exemplars. Dieſe Ueberſetzung ift auch 
ater folgendem Titel beſonders verkauft wörden: Zee- en 
and· Voyagie van den ridder Hendrik Blunt na de 
‚evant. Leyden 1707. 8. Die drey Heinen Karten find 
om Werleger, nicht vom Verfaſſer. 


0% Litteratur der Reiſen. 3. 


Der hollaͤndiſche Ueberſetzer hat ſich die Freyheit gu 
nommen, die algemeinen Nachrichten von den Tuͤrken, vom 
ihren Waffen, ihrem Gottesdienft und Juſtizweſen und 
von ihren Sitten, welche Blount and Ende feiner Reife 
bejchreibung gebracht hat, da weg zu nehmen, und fi 
dor dem Anfange der Ruͤckreiſe einzufchalten. Es Hi 
ſchwer zu errathen, welchen Nutzen er von diefer Aende 
zung gehoft hat; dagegen ift es gewiß, daß daburd di " 

Vergleichung der Meberfegung mit der Urfchrift erfchwert iſt. 
. Die teutfche Ueberfegung, welche ich vor mir habe, 
bat folgenden Titel: "Des edlen Herrn Henrich Blunt, 
„englifchen Herrn und Ritters morgenländifche Meife 
„durd) Dalmatien, Sklavonien, Thrazien und Egppten 
„etc. in weldyer die grundfefte des Türkifchen Staats 
„genauſichtig unterfuchet wird, erftlih von ihm in Eng 
„liſch verzeichnet, nun aber in die reine hochtentſche 
„Sprache überfegt von G. C. S. 4. T. nebſt einem 
„Bedenken über diefe Betrachtungen, worinnen zugläch 
„die Urfachen des itigen fals diefes mächtigen Reicht 
„gefucht werden. Verlegts J. N. Gerlach, Buchd ͤndela 
„in Helmſtaͤdt. Anno 1687. 183 Seiten in 4.” 

Der Ueberfeger ift, wie Grypbius (13) melde, 
Joh. Georg Schoch, ein teutfcher Dichter von Leipzig. 
Als Mitglied der fruchtbringenden Gefelfchaft, welche ihm 
den Namen bed gr ünenden gegeben hatte, hat er ſich 
bemühet, in feiner Ueberfegung ausländifche Wörter und 
Sprachfehler zu vermeiden. Sie ift auch von feinen Zeits 
genoffen als ein Mufter gepriefen worden (14). Sch finde 
fie getreu, obgleich nicht überal ganz verftändlich. 


(13) Apparatus L. differtat. de fcriptoribus hiftoriam faecali 
XVII. illufrrantibus. Lipliae. 1710. 8, pag. 566. 

(14) Gryphius fagt: qua verfione vix vllam magis niti- 

Kae dam 


41: Biounts Reiſe. vos 


"Sa: feinen ©. I4L angebentten Bedenken bat er in 
tauchen Stücken dem Engländer widerfprochen, vornehm⸗ 
ch da, wo diefer über Religion und WBiffenfchaften nicht 
orſichtig genug geurtheilt hat. Ä FE 


"Über wenn Blount zu wenig geglaubt hat, fo bat 
gegen Schoch noch zu viel geglaubt. Er vertheidigt 
e Macht des Teufels und Wunderzeichen. Um lebte 
uch ein Beyſpiel zu beftätigen, erzählt er: vor wenigen 
jochen habe an feinem Wohnorte (in Leipzig?) ein Weib 
9 einem Bäder unchriftlic über den hoben Getreides 
eis gellegt, und gefagt, man würde naͤchſtens Gaffens 
th effen müffen. Da fey aus ihrem ſchoͤnen und Has’ 
u Zeige ein Brod fo fchwarz, als Gaffenkoth, gewor⸗ 
, obgleidy ed, nad) obrigfeitlicher Unterfuchung ‚für 
it gebacken und nicht verbrant erfant worden; wie 
ze auch die übrigen zugleich gebackenen Brode die ges 
kige Sarbe gehabt hätten. Er felbft habe diefes fchwarze 
kob gefehn. Ä 
5. Dieß alles ift glaublich, aber auch erflärlich, alfo 
Mb Wunderzeichen. Auch im unferer Nachbarfchaft has 
m wir vorigen Herbſt eben einen folhen Vorfall gehabt. 
a Brod, wovon ich noch ein Stückchen vor mir habe, 
E ganz ſchwarz, obgleich fonft gut gebacken und wohls 
biuecend. 

Ms man den Rocken, woraus es gebacken worden, 
merſuchte, fand man dazwiſchen Samen desjenigen Uns 
rants, welches MWachtelmeigen oder Kuhweitzen (Melam- 
yrum arvenfe) beißt, und daß auch nur wenige Körner 
engemifcht das Brod fchwarz färben, Haben fchon die 
Itern Botaniker gelehrt. 

Herr 


‚dam et exactam vidi;s vnde talium librorum Rudioſis 
“ optimo iure commendari potoft. 


506 Litteratur der Reiſen. 3. 


Herr Obercommiſſ. Weſtfeld fand unter 1909 Gran 
von jenem Nocken nur 34 Gran Samen bes genanten le 
krauts, welche alfo nur den 56ſten Theil der Maffe aub . 
machten, und gleichwohl dieſe ſchwaͤrzten. Derſelhier 
Rocken, ‘ganz von jenen Unkraute gereinigt, gab Bd 
von gewöhnlicher Farbe. 





42. Ambroſii hodoeporicòn. to7 


.7 





42. 
"Beat; Ambrofü i abbatis generalis camaldulenfs hodoe- 
" poricon a Nicolao Bartholini Bargenfi" C. R. con- 
gregationis matris Dei publicae luci aſſerium, ex bi- 
bliotheca‘ Medicca ad illuftrifimun et "amplifimum 
dominum »Antonium Magliabechi,' fereniffiuii magni 
Etruriac "dueis Cosmi TIL: bibliothecarium-, &c. Plo« 
rentiae' ac Lucae apud Marescandalos fratres. - Supe« 
riorum permiflu, 115 Bogen im + 


irre kleine Reifebefchreibung ift von Vigneuls Mara 
He (1), von Niceron (2), Clement (3) und andern zu 
u feltenen Büchern gerechnet worden, und nicht ohne 
Mache. : Denn in den Sücherfamlungen diesſeits der Al⸗ 
® findet man fie nicht oft. | 


Merkwuͤrdig ift fie vornehmlich deswegen, weil fie eis 
n unzweifelhaften, obgleich überfläffi igen Beweis ents 
hält, 


(1) Melanges d’hiftoire et de litterature par M. de Vigneul- 
Marville, Quatrieme edition. Paris 1725. 8. II. p. 136. 
Der wahre Name des Verfaſſers ift befantlih Natalis 
Argonenfis. Er war Advocat in Paris, farb aber 1705 
als cartbäufer Mönd. Er fagt von dem lHodoeporicon: Ce 
livre eft curieux et aflez rare, On y trouve des fingula- 
ritez.remarquables; mais ce qu’il y a de bon eft comme 
etouffE par un grand nombre de badineries indignes de 
la plume d’Ambroife Carmaldule, 

la) Nachrichten von Gelehrten XV. ©. 14, 

(3) Bibliotheque curieufe, I. pag. 256. 


ı $08 Litteratur dee Reiſen. 3. 


hält, bag im fimfzehnten Jahrhunderte” die’ chriftliche Ra 
ligion ganz ausgeartet, und die Kebensart der Mönche und 
Nonnen äußerft laſterhaft gewefen ift, wodurd es be | 
greiflidy wird, wie die von Luther veranlaffete Neformas 
tion fo großen und fchnellen Beyfall hat erhalten fönum, 


‚ „Außerdem findet man hier manche Beytraͤge zur po⸗ 
litifchen und zur gelehrten Gefcbichte Desjenigen Zeitalters, 
in. welcyem die Wiffenfchaften wieder aufzublähen und die 
päbftlihe Gewalt aufzureiben anfingen. ‚Ambrofius hatte, 
wegen .feiner. Berehrung ber Hierarchie, und wegen ſeiner 
Klugheit, das Zutrauen des Pabſtes, und wegen feine 
großen Gelehrfamteit, Die Bekantſchaft und Hochachtung 
vieler Gelehrten, und dieſe Verbindungen haben bier mans 
ce ſchaͤtzbare Nachrichten veranlaffet. 


‚Kugenius IV, weldyer im Jahre. 1431 Pabſt genen 
den und 1447 geſtorben iſt, fah ſich gleich nach dem as 
tritt feiner Regierung gendthigt, Die Camal dulenſer gi 
fer In Italien vifitiren und teformiren zu laffen 


Gern wird er e3 nicht gethan baben, denn er hörte, 
wie man weiß, ungern von -religiöfen WVerbefferungen, auf 
welche damals fo viele drangen, weil er voraus fah, dof 
die Verminderung der Misbraͤuche das päbftliche Anfehn 
ſchwaͤchen, und die paͤbſtlichen Einnahmen vermindern | 

wuͤrde, zu mal da er noch dazu ein eifriger Freund. der 
Moͤnche war (4). 


Der DOrben der Samaldulenfer ift im zehnten Jahr 
Hunderte von Remualdo geftiftet worden. Diefer aub 
einer fürftlichen Familie, gebohren im %. 907 zu Rus | 
venna , foll,. wie einige melden, alle Vergnuͤgungen ers 
ſchoͤpft haben, und durch Neue abergläubig gemordm 
ſeyn I. 


(4) Bowers Gefhihte ber Paͤbſte IX, S. 249. 284. 





42. Ambrofii hodoeporicon. 09 


un.(5% Er foll fi) darauf einige Jahre bey verſchie⸗ 
nen Einſiedlern herum getrieben haben. 


Wenn dieß und was Auguſtinus (den ich gleich nde 
* anzeigen werde) von ihm berichter, wahr ift, fo muß 
fräh fat geworben ſeyn, denn dieſer ſagt S. 53. Re⸗ 
naldo ſey bereits im awanzigſten Jahre Moͤnch ges 
orden. 


Gewiß iſt, daß km bie Lebensart der Moͤnche nicht 
reng ‘genug Hefchienen hat, und daß er deswegen einen 
nen Orden nad) feinem Geſchmacke gefliftet hat. 3 

Dieſem beftimte er den Uufenthalt, entfernt von allen 
enfelicen Wohnungen, in gebirgigen, dicht mit Däus 

en bewächienen Cindden. j 


Morzuͤglich gefiel ihm in dieſer Abſicht eine Gegend 
f. dem apenninifchen Gebirge, nicht weit vom Urfprunge 
$ gluſſes Arno, welche Campo Maldoli hieß. Da legte 

: den Grund zu der nachher reich und berühmt gewor⸗ 
indn Abtey, welche Camnaldoli’ heißt, woher, jedoch erft 
Hk, der Name der Camaldulenſer entſtanden iſt. | 


Die erſte Beftätigung erhielt der Orden vom Pabſte 
lexander IT. im Jahre 1012. Es dauerte nicht lange, da 
mpden in mehren Gegenden Italiens Kloͤſter dieſes Dre 
md geftiftet. 

Die Camaldulenfer folten, nach ber MVorfchrift. des 
Btifters, in befondern Zellen wohnen, nur beym Geben 
& zufammen fommen, nichts ald Brod und Waſſer ges 
Weßen, und nur zwey mal in der Woche Gemäß effen, 
md den arößten Theil ihres Lebens ein unverbrächliches 
Btüfchweigen beobachten. 

Meil 


(5) Brougthons Lexicon aller Religionen. Leipzig 1756. 3. 
Seite 537. 


510 Litteratur der Reiſen. 3. 


Weil dieſe Strenge unerträglich war, fo ward fie 


bald etwas gemaͤßigt; aber die Moͤnche ſo wohl als die 


Nonnen muͤſſen Mittel gefunden haben, ſich viel weiter 
von ber TrdenssRegel zu entfernen, weil es dem Pabfı 
Eugenius IV fo viele Mühe. gekoitet bat, fie nur wieder 
Hon den gröbeflen Ausſchweifungen zuräd zu treiben. | 

Zu diefem Gefchäfte wählte er den Ambrofiug, wel 


her feine in dieſer Abficht gemachten Reifen: und Anorde 


nungen in dem Buche, von welchem ich bier Nachriht 
geben will, beſchrieben hat. 


Dieſer Mann verdient ein ehrenbolles Andenken, nicht | 
‚weil er Moͤnche und Nonnen. gezüchtigt hat, fondern wer . 
gen feiner großen Gelehrfamkeit, und weil er einer ven 


denen ift, welche die Wiffenjchaften in Italien wieder aufs 


erweckt, und welche zur Erhaltung und Bekantſchaft vie 


ler lateinifchen und griechifchen Schriftſieller bad meife 
bengetragen haben. j 


Deswegen haben viele fein Leben befchrieben, er 
doch Nachrichten von ihm gegeben,: .aber bey allen, ohnt 
Ausnahme, bis auf Mehus, findet man fo viele Ver⸗ 
wechfelungen und irrige Angaben, daß ihre MWerbefferum 
gen vielen Raum fodern würden. Manche bat Yaylı, 
manche Niceron gerügt, aber aud) diefe haben noch alte 


Unrichtigfeiten beybehalten, haben fie auch zum Theil 


mit neuen bermehrt. 


Ehemald trauete man am meiften derjenigen Behend 
befchreibung, welche dem dritten Buche des erfien Xheild 
der Hiftoriarum Camaldulenfium libri tres, Augufiino Flo- 
rentino monacho Camaldulenfe auctore. Florentiae 1575: % 
angehentt ift, 

Der Verfaſſer hieß eigentlich Auguftinus Fortunius 
Fefulanus, Er hat das Verdienſt, daß er aus den dw 

mals 





: 
E 


42.. Ambrofii hodoeporicen, 511 


als noch ungedruckten Briefen des Ambroſius und aus 
fen“ damals noch ungebrucktem Hodoeporico manche 
ahre Nachrichten zuerſt bekant gemacht hat; aber er hat 
ſch manche Fehler feiner Vorgaͤnger angenommen und da⸗ 
irch bekraͤftigt. 


Gelegentlich will ich anzeigen, daß auch Pars poſte- 
or hiſtoriarum Camaldulenſium, auctore Augiſtino mo- 
who. Venetiis 1579. 4. gedruct ift, der feltener als der 
fie vorkömt, fo wie er auch nicht im Verzeichniß ber 
Anauſchen Bibliother II, ©. 534. aufgeführt if, 
tan ſehe Mehus ©. civ. 


Die zuverlaͤſſigſte und volſtaͤndigſte Lebensbeſchreibung 
4 Awmbroſius hat Mehus geliefert, welcher dazu ‚ mit 
m. größten Zleiße,. alle gedruckte und ungedruckte Quels 
Rn genußt hat. Sie iſt den von ihm herausgegebenen 
riefen des Ambroſius vorgefegt worden, und macht einen 
Folioband aus (6). 


gper fie ift mit vielen litterarifhen Nachrichten, wel: 
kelgentiic nicht. dahin gehören,  obgleidy fie den Freun⸗ 
der gelehrten : Gefchichte brauchbar find, dergeftalt 
irfaden, daß ihr Gebrauch ungemeine Geduld fobdert, zu 
al’da dieſes gelehrte Chaos feine Abtheilungen, feine 

Werfchriften und Fein hinlänglicyes Regifter hat. 
. Ambros 


'4) Ambrofä Traverfarii aliorumque ad iplum et ad alios 
de eodem Ambroüio Jlatinae epifiolae. Edirae a Laurentio 
Moehus, etruscae academiae Cortomenfis [ocio, Florentiae, 
1759. fol. Die Lebensbeſchreibung fängt erft S. CCCIXIV 

- an. Die gebrauchten Quellen findet man S.1X—CXX, 

angezeigt. Alle Fehler feiner Vorgänger bat Mehus von 

G. C-CXIX. erzählt und berichtigt. 


Dedmannꝰs Litterat. d. Reiſ. 3. gi 


g12 tteratur der Reifen, 3. 


Ambrofius Traverfarius iſt den 16. Septemb 
1386 gebohren worden, in ber Landfchaft Romagna, ub 
zwar von armen eltern (7).- : 

Alfo ieren alle diejenigen, welche verfi bern: er Fr 
me aus ber edlen Familie der Traverfari, welche. che 
mals die Herſchaft von Ravenna gehabt haben foll, berem 
Nachkommen fich hernad; Traverfi und Travers genau 
- Haben, und jebt das Schloß Drtenfteit in Graubünden | 

‚ befigen. . 
Den erſten Unterricht erhielt Umbroſius in dem | 
maldulenfer Klofter zu Florenz, wo er ſich befonders it 
Par En . E 


( mebu⸗ &.CCCLXIV: Die ı6, Septemb. an. izgß. ka 
mili loco nafeitur Ambroßus Traverfarins in, Porter 
quod oppidnm elt Rorpandiolae. ' Bencivennio —— 
tre vſus aſt, et oo quidem inope, 

Niceron ſagt, Ambroſius ſey gebohren den —X 
1378, und beruft ſich desfals auf Auauftinue. ‚uber ig 
dieſem finde ich das Geburtsjahr nicht angegeben; nr (er 
fet man ©.326: Ambrofus ad octtvum Idus’Odtobris 
cucullum [uscepit anno a partu virginis. MCCCC, cam 
iam ageret lecundum et vigeimum diem fupra AI. 
fuae aetatis annum. Dieß uͤberſetzt Niceron S. 4: Er sig 
in den Orden den 8. Octob. 1400, als er 22 Jahre und 15, 
Tage alt war. Wenn diefe Veberfegung richtig wäre, M 
wäre Ambroſius freplih im J. 1378 gebohren worden; ah 
Auguftinus fagt ja, er fey damald 14 Jahre und 22 Tag 
alt gewefen, und fo haben ihn auch Bayle und More 
verftanden. Hiernach zu urtheilen, muß Ambrofiug 19386 " 
gebohren ſeyn. Niceron ſetzt hinzu: Martene und Dias 
hätten gelagt, Ambrofius ſey gegen das Jabr 1376 gebeh⸗ 
zen worden, Ich Ean jeßt die Worte nicht nachſehn, abet Fei: 
ich vermuthe, fie haben 1386 gefchrieben oder ſchrc ſerch 
wollen. Inzwiſchen ift Nicerou nicht der erfte gewelälirr. 
welcher die Worke des Auguſtins fo unrichtig aͤberſett kaähgg 
Man ſehe Mehus S. CXVII. 




















n 


42.. Ambroſi hodoeporicon; 513 


lernung der Iateinifchen und griechifchen Sprache bes 
äftigte, und dazu die vielen Damals im Klofter vorhans 
en Handjchriften nutzte. 


. Wahr ift, daß er auch ben: Umgang der vielen aus 
aftantinopel nach Italien geflüchteren gelehrten Griechen 
sußt hat; aber falich ift, was doch fehr viele gemels 
haben; daß er.ein Echuler des Emanuel Chryfolos 
6 geweien fey, obgleich er Sreundfchaft mit ihın gehabt 
t, fo wie er ſich früh die Unterftüßung feiner Obern 
d der beyden. Mediceer, Coſmus und Korenz, und 
. Achtung und Liebe aller Gelehrten erworben hat. 


Im October 1400 trat er in den Eamaldulenſer Or⸗ 
nr deſſen Bibliothek er beſtaͤndig mit griechiſchen und 
—5 — Handſchriften zu vermehren ſuchte. Einige 
echiſche hat er ins Latein uͤberſetzt, unter welchen die 
berfegung bed Diogenes Laertius vorzuͤglich be⸗ 
iſt. 
Freylich iſt dieſe nicht fehlerfrey, und wie haͤtte dieß 
erſte Ueberſetzung eines Buches ſeyn koͤnnen, welches 
jetzt, nachdem es von großen Gelehrten bearbeitet 
‚ viele unverſtaͤndliche Stellen hat. Inzwiſchen liegt bie 
eberfegung des Ambrofius bey derjenigen zum Grunde, 
elche man in der beften Ausgabe von 1698 findet. 


Eugenius IV batte ihn lange vorher, ehe er Pabſt 
worden war, gelant und geliebt, und er hat ihn hers 
ach beftändig zu den wichtigfien- Unterhandlungen und 
ſeſandſchaften gebraucht. 

. Als die Vereinigung der griechifchen Kirche mir ber 
tteinischen betrieben warb, half Ambrofius befonders 
urch ſeine Fertigkeit in der griechiſchen Sprache; aber 
eirret haben diejenigen, welche geſagt haben, er habe 
u por dem byzantinfchen Keil Johannes Palaͤolo⸗ 
J— gu 


514 e Litteratur der Meifen. 3. 


gus eine griechiſche Rede gehalten. Aufgeſetzt hatte m 
ſie, aber ſeine Obern fanden für beſſer, fie nicht halten 
zu laffen. 

Sch übergehe feine uͤbrigen Gefchäfte, und rede nur 
von denen, melche das hodoeporicon veranlaffet Haben, 
Als er zur Reformation ded Camaldulenfer Ordens em 
“ nant war (8), ward er auf dem algemeinen Capitel deſ⸗ 
felben, im October 1431, zum General des Ordens ge⸗ 

waͤhlt. 

Hierauf bereiſete er die einzelnen aldſter, und be 
ſchried feine Reifen und Anordnungen. Sein größtes Ges 


fireben war, die Sitten der Moͤnche und Nonnen zu ven ' 


beffern, ober dadurch z0g er fi) fo viel Feindſchaft und 
Verdruß zu, daB fein Tod beſchleunigt ward; wie wol 
der AUrgwohn gewefen tft, daß er fo gar durch Gift üen 


eilt worden. | 

Er fiarb ben 20. October 1439, in einem Alter wor 
53 Sahren, zu Florenz (nicht zu Coſtnitz, wie Vous (9) 
fogt, wohin er nie gekommen iſt). Er warb zwar nad 
feinem Wunſche in Camaldoli begraben, aber ohne irgend 
ein Denkmal, worüber fib Mabillon, als er dort war, 


aͤrgerte (to). Die Urfache war wohl gewiß, weil bie 


Moͤnche 


(8) Bulla, qua pontifex ſummam poteſtatem Ambrofio come 
miferat vifitandi reformandique vniverfi ordinis Camak 
dulenfis, recondita eft in chartulario Camaldulenfi Fonus 
boni, cnius legitur in calce: Datum Romae pontificatus 
anno -fecundo die vero octava menſis Maii. Mehus pag- 
CCCCVI. 

(9) De hiftoricis Latinis p. 555. 

(10) Mufeum Italicun p.ı8o: In oratorio fepultus ef fine 


lapide et titulo magnus ille Ambrofius, Camaldunlenkum 
a quon · 


⸗ 
> - 


42. Ambrofii kodoeporicop. Ar | 
Diduche ihm, wegen feiner firengen Zucht, nicht aut | 


BArElt. 

Defto mehr warb fein Verluft vom Pabſte bellagt, 
eſſen Vortheile er immer mit ſolchem Eifer betrieben hat, 
aß er. deswegen von manchen Zeitgenoffen einer Parteys 
ichkeit befchyuldigt worden, und zwar .wohl mit mehr 
Brund, als ihm Heucheley und Falſchheit nachgeſagt iſt. 
Paul Jovius (11) ſchildert ihm, als einen heitern, 
sgenehmen Mann, ohne Falſchheit; aber freylich bat 
isfer Schrifefteller fo viel unrichtiges gemeldet, daß ich 
ieht. weis, ob auch diefe Schilderung richtig fey. | 

Bas Hodoeppricum ift nur ein mal gedruckt worden, 
WB manche zwey Ausgaben angeben, koͤmt daher, weil 
as Titelblatt gar Beine Jahrzahl hat, Deswegen verſchie⸗ 

auf verſchiedene Jahre gerathen haben. 
wumMan findet unter ber vorgeſetzten Erlaubniß zum 
Wade die Jahrzahl 1678 und unter einer andern eben⸗ 
OR 1680. Aber Mehus hat bewiefen, daß das Buch 


Or gedruckt worden iſt. 
J Abge⸗ 


quondam ſummus praepofitus, cum coenobitarum, tum 


eremitarum, qui ſub Petro Delphino difcefionem a coe- 


nobitis fecerunt, Bubit indignatio, ve cum Plinio juniori 


loquamur, tanti viri poft tot annos reliquias, neglectum-« - 


que cinerem fine titulo, fine nomine iacere, cuius me- 
moria orbem terrarum gloria pervagata eſt. 

62). Elogia cap, XI, Fuit hic vir, quod raro evenit, fine 
oris triftitia [anctus, femper vtiquo ſuavis atque ferenus; 

‚.$ta procul a livore, contentioneque, vt cum Vallae Pog- 
gium reconeiliare conaretur, eos neque plane literatos, 
neque item Chriftianos videri dicerer, qui inducta fimul- 

. .tate facrofanctum Jiterarum decus probrofis libellis im- 
portune defoedarent, | 

213 


« 


J 


sı6 Litteratur dee Reiſen. 3. 
Abgedruckt iſt es nach einer Handſchrift, welche 


Magliabech dem Herausgeber zu dieſer Abſicht ie 


ben hatte. 
Diefer ift Nicol. Bartholinus, oder wie ihn Mehus 


‚nennet: Bartholinus Bergenfis clericus regularis congreg- 


tionis Lucenfis matris Dei, weldyer, wis ee S. XCHL 
fogt, zu den Eiftercienfern übergegangen ift, und viel 


Handfchriften aus Der vaticanfchen Bibliothek abgefchrie ' 


ben bat, welche Magliabech bey ſich gehabt Haben folk: 


Aber fälfchlich haben einige vorgegeben, der Abdrad 


fey nach der eigenhändigen Schrift des Ambrofſius ge . 


macht worden, Vorhanden ift diefe noch, aber nicht in 
der mediceifchen Bibliothet, fondern in bibliothera Fe 
zentini Angelorum monafterii ardinis Camaldulenßis, . 


Außer diefen beyden Handfchriften: hat DMehud md 


eine dritte gefunden, und bey genauer Vergleichung alle 


derfelben, bat er in ber Ausgabe des Bartholint We 
Luͤcken und Abmeichungen entdeckt, wodurch manche O0 
len ganz unverftändlic) geworden find. 


In der Urfchrift des Ambrofius ſtehen bie Namen ke Ä 


Mönche, welche von ihm wegen ihrer groben Ausfchwis 


fungen beftraft worden, ganz audgefcbrieben; Dagegen in ! 


dem gedruckten Exemplare nur die Anfangsbuchſiaden au 


gezeigt ſind. 
Niceron und andere, und ſogar ſelbſt Bartholin 


S. 70. meinen, das Hodoeporicon ſey nicht volftändig _ 


ſondern es fehle etwas am Ende. Aber Mehus verſiche 

©.CV. keine Handfchrift habe mehr; es fehle nichts; eb 

entbalte nicht allein die Jahre 1431 und 32, wie Baylı 

fogt, fondern auch die beyden folgenden. Es endigt ſich 

au der Zeit, als Ambrofius die Neife nach Kentichland 
angetreten bat, 

| Niehu 


42. Ambrofii hodosporicon. dir 


Mehus ift, mit dem Titel Hodoeporicum nicht zus 
Heben, weil es nichts weiter als nur ein Tagebuch ift, 
orin der Verfaffer dasjenige aufgezeichnet: hat, was ihm 
ey feiner Vifitation der Klöfter vorgelommen ift, und 
a8. er. dabey angeordnet hat. Vermuthlich hat er fich 
durch wider die Wachrede der beſtraften Nönde recht⸗ 
väigen und fichern wollen. 

Einige Hanbfchriften haben auch die Weberfchrift com- 
entariolus oder. diarium vifitationis, und Ambrofius felbft, 
it es in einem Briefe (12) commentariolum de rebus 
is genant, Inzwiſchen lat die mediceiſche Handſchrift 
e Weberfchrift odiporigum (flat hodoeporicum), Yes 
afianus Philippi hat es in dem Verzeichniß der Am⸗ 
vſſusſchen Schriften itinerarium genant. 


Martene und andere (13) haben unrichrig gefagt, 
“beftehe aus zwey Büchern, da ed doc) gar Feine Abs 
Allg. bat, 

4. Meber den fehlerhaften Abdruck des Bartholing Haste 
uch, fo bald er audgegeben war, Stephanus Balu⸗ 
ne, in einem “Briefe an Magliabeh im Auguft 1681, 
cher noch in der magliabechſchen Bibliothek vorhanden 
Er wönfchte, daß die Schrift kuͤnftig, bey der Auss 
be der Briefe des Ambrofiug, valftändig und ichtig 
gebruch werden möchte (14). 

Mehus 


(12) Lib. XT. ep.6. Mebus &. XCIT’und CCCCXVI. 

(15) Michael Poccianus catal. feriptor. Flörentinorum p. 8 
Ampliffima collectio T.3, p.6. pracfat, {, 20, _ 

G14) Mebus S,CCCCXVII; Doleo, hodoeporicon Ambroßi 
ita mendofe editum elle, vt excitaverit tuam indignatio- 
nem. Sed vt hnio malo remedium adhibeatur, potezit 
elnde recudi oum epiltolis viri doculfimi, | 


2l4 


518 gitteratur der Reiſen. 3. 


Mehus hatte auch anfaͤnglich den Vorſatz, dieſen 
Wunſch zu erfuͤllen, unterließ es aber, weil faſt alles, 
was das Hodoeporicum. enthält, auch in den Briefen 
vorkonime. | 

Aber dieB iſt doch nicht ganz wahr. Ich vermuthe, 
er babe deswegen Beine neue Ausgabe liefern wollen, um 
nicht dasjenige wieder in Erinnerung zu bringen, obtt 
weiter befant'zu machen, was man ‚darin von der lt 
derlichen Lebensart der Mönche feines Ordens lieſet. 


Uebrigens it das Hadoeporicum ſehr eng mit Hih 


ner Schrift gedruckt worden, . und läßt fi) deswegen um 
angenehm lefen. 


Dor dem Tirel fteht das ſchone. Bildniß des —* 
ſius mit dieſer Unterſchrift: Ilufrifimo D. D R 
Magliabechio, nunciaturae apoftolicae in regno Polonise 
auditori gencrali, effigiem hanc B. Ambrofi A66 (Tab: 
batis) general. Camaldulenfis e pidturis ad vivum m 
prefüis a Petro Dandino pictore celeber. Acprompen 
Adriauus Haelwegh'D.D.D. 


Eben dieſes Kupfer bat Mehus, jedoch nicht gan) 
genau, mit einigen Veränderungen und ohne jene Unten 
ſchrift, nachſtechen, und feiner Lebensbefchreibung ©, 
CXLV. vorfeßen laffen, 

Es würde eine unnäge Mühe feyn, und meine Leſer 
noch mehr als dasjenige, was ich bis hieher habe melden 
muͤſſen, ermübden, wenn ich erzählen wolte, wie Ambros 
ſius von einem Klofter zum andern gereifet fey. 


Ueberal fand er bey Mönchen und Nonnen die größten 
Ausfchweifungen und die gröbeften Laſter. Zum Xheil hat 
ex fie in feinem Tagebuche aufgezeichnet, wahrſcheinlich 
um die von ihm vorgenommenen Verbeſſerungen und Be⸗ 

ſtra⸗ 


Ü 1 


42. Ambrofii hodoeporicon. 519 


afungen zu rechtfertigen; aber um die Ehre feines Or⸗ 
u8 zu ſchonen, hab er, was gar au ars war, griechiſch 
Hgedräckt, 

Diefe Befcheidenheit ruhmt der Abbe de la Ro⸗ 
se (15); ober Bayle verlacht fie, weil, wie er meint, 
der, welcher Latein zu lefen verfieht, auch leicht die eine 
Inen griechifchen Wörter im Woͤrterbuche auffuchen koͤnte. 

Inzwiſchen war dieß wohl nicht der Fall in der era 
m Hälfte des funrzehnten Jahrhunderts, als griechiſche 
Wörterbücher noch fehlten, und die, welche griechifch leſen 
aten, noch felten waren, WUmbrofius ſelbſt hat die Aus⸗ 
beitung eines griechifchen Woͤrterbuchs angefangen, wele 
es noch in der Handſchrift vorhanden iſt. 


BSo gar der General des Ordens zu Camalboli ward 
grober Verbrechen uͤberwieſen, daß er abgeſetzt werden 
nfle, worauf Ambrofius felbft an deſſen Stelle erwaͤhlt 

had. 

" Die Mönche ſchweiften viele Taͤge weit und breit 
mer; in allerley Kleidungen, ſchlugen ſich um die Bauer⸗ 
igsiher mit Pruͤgeln und Gewehren, wobey un einer eis 
m Daumen verlohren batte, 


- Ein Prior hatte bey fich einen diov. Es war ein gus 

w Knab, der dem Ambrofius eine gefchriebene Rede 

berreichte ; und weil der Mater feit einiger Zeit 

enfch gelebt hatte, fo ward er mit einer ernftlichen Er⸗ 

ahnung, ſich vor Falſtricken (vermuthlich des Teufels) 

w hüten, entlaffen, 

Ein 

(16) Journal des Scavans, 1682. p. 81, Bayle nennet ben . 

Recenſenten Abbe de la Roque. Uebrigens ſteht auch eine 

eben fo kleine Anzelge bes Hodoeporici in Actis redito. 
rum. 3682. pag- 59 | 
e215 


520 Uitteratur der Reiſen. 3. 


Ein anderer ſtelte ſich frank, und entging -baburd 
ber Ueberweiſung arger Ausſchweifungen, und well ten 
beſſer zu finden war, warb er auch in mfeinen Ute ger 
laſſen. | Tr 

Ein Mönch hatte eine Nonne einige Stunden allei 
in feiner Zelle (in cubiculo) gehabt, der, als es ruchtbar 
ward, aus dem Klofter. entwich. in anderer, welde 
auch Fein gutes Gewiſſen hatte, entwich in Weiher Kb 
dern. 


Einſt warb dem Ambroſius Nachts gemeldet, «is 
Abt habe ein Mädchen im Bette; da ließ er alle Ausgänge 
mit Machen befegen, ging darauf hinein, und fand dich 
mal den Abt ailein im Bette. Das Gericht war bahlr 
entftanden, ‚weil man Abends fpAt ein Mädchen im⸗Klo⸗ 
fier geſehn hatte, von Dem. nun weiter vichis a 
.gen war. . , u 

Nicht beffer cahrten ch bie , Nonnen auf. Did 
Klöfer- / hatten gar keine wahre ‚Nonnen ;-"fondern wait 
drassıdın (16). Ambrofiuß: überzeugte. ſich, omnes prä 
diyaı (17). oder wie er einmal ‚gerade. zu herans PB 
‚onıncs peodu efle a. | | 
' (16) Hodoepor. p.4: aeprehenai dræipidio in monalieria 

commorari, non ſanctimoniales. 

(17) Pag. 26. 

(18) pag. 48: Monafterium 8, Magloril. poftea adivimms 
Obfeoenus rıumor eflecerat, vt de inliituendo et oorrigen 
do illo eautius cogitaremus; quippe et ex matre Domini, 
et ex plerisque aliis perceperamns, proſtibulum jllud 
oſſo. Deprehendimus rem apinione etlam deteriorem, e 
indieia plurima, eſſe vera, quae dicebantur, arguebant, 
Quid tamen ageremus in tanta rerum perplexitato nequs 

quam 


J 





42. Ambrolii hodoeporicön: | sr | 


Eine alte Abtiffinn ober Priorin verficherte inzwifchen 
tig, fie und die alten Nonnen,‘ hätten an den Aus⸗ 
weifungen, welche fie nicht verleugnen koͤnte, keinen 
ntheil genommen. Eine. andere geftand,- ein mal gebohs 
n zu.baben (19)... Er entdeckte Schandthaten, welche zu 
zablen er ſich ſcheuete. 


Wo er noch Beſferung hoffen konte, oder wo gar 

ts geändert werden: fonte, da: brauchte er liebreiche Er⸗ 
ahnungen. Aber manche Monche lies er einſperren, 
anche ſchließen. | 
Er verboth ihnen, ohne · Monchotleider und ohne 
edleitung-, auszugehn. Manche wurden von ihren Aem⸗ 
I abgefeht. 
* "Den Nonnen gab er. ben Befehl, weder Mönche noch 
ken einzulaffen, und denen, welche es am gröbften ges 
acht hätten, drohete er, ihre Kloͤſter nieder reiſſen oder 
Brennen zu laſſen. 

Aber dieſer Strenge widerſetzten fich manche Mönche, 
{ behaupteten ‚ er ginge in feiner Unterſuchung und Be⸗ 
tafung zu weit. Manche nahmen Advoeaten zu. Hülfe; 
anche appellirten an den Pabſt oder an den Protector 
⸗ Ordens auf dem Concilium zu Baſel. 

So 


quam exploratum habebamus. Neque enim deerant, qui 
eontra illas tuerentur, (et hi quidem non negligendi 
auctores), et exculpere obiecta crimina commode, haud 
quaquam poteramus. Itaque monalterii matrem decrepi- 
tam, et, eius rei gratia regimjni ac Ailoiplinag mona« 
fterii minime idoneam, amovere aptioremque libi fubfüi« 
"tuere, e monaſterio 8. Salvatoris accerlitam, cogitavimus. 

(19) pag. 29: De aliis item exploravimus, quae de abbav 
tiſſa ipla percoperamus i eiusquo confeſſione ‚Ämpliol 
rixrov WONTR eam comperimus. 


- 


422 litteratur der Neiſen. 3. 


So gar muſite ſich der heilige Ambroſius nachſagen 
laſſen, daß er ſich bey ber Unterfuchung zu lange in ber 
Tonnen. Kldftern aufgehalten habe, in welchen er doch, 
wie er verfichert, nie eine Nacht gefchlafen babe (20). 

Keiner machte ihm Bas Leben faurer, als Hierony⸗ 
mus von Prag (21), welcher in Anfehn fand, eben Dede 
megen ſich den Berfügungen bed Ambrofius nicht fielen 
wolte, fondern über deſen Verfahren laute mächtige Sie 
gen führte, .. 

Man Fan den Namen Diefes Mannes wicht leſen, 
ohne am. feinen unglücklichen Landsmann gleichen Namens, 
an den Huffiten, zu denken; aber verwechſeln fan may 
beyde nicht, auch wäre die DVerwechfelung zu viel Ehe 
für den Gamaldulenfer, welcher ſo gar wider den Hufften; 
den Die Pfaffenwuth ſchon 1416 verbrennen laſſen, ⸗ 
ſchrieben bat, | 

Beynahe vier Fahre wurden bem atihrofiu⸗ * 
bie Reformation ber Kloͤſter verbittert; jedoch ward dieſe 
Durch manche Heine Reifen in andern Gefchäften unters 
brochen, und durch die ehrenvolle Aufnahme, welche @ 
beo dem Kaiſer, bey Kürften und allen Vornebmen um 
Gelehrten fand, warb fein Gramm gemildert, Die Res 
fen haben Gelegenheit gegeben, manches von merkwuͤrdi⸗ 
gen Perfonen anzuführen, was gelefen zu werden verbienl, . 


* 


(ee Wider biefe Befhulbigung bat er ſich in einem Biieſe 
an feinen Bruder ©. 562. verantwortet. 

(21) Hieronymus Alberti filins de Praga Decretorum pru⸗ 
dens, facrae paginae profeffor, monachus Camaldulenäs, 
idemque eremita inclufus, ac orator Bafileenfis conailil 
ad Pruthenos et Polonos, So nennef ibn mehu⸗⸗ welchet 
S. CCCCII. viel von ihm ertabit. 


42; Ambrofii hodoeporicon. $23 | 


- Ya Rom bewunderte ex mit Vergnügen :die vielen 
kerthämer,. aber mit Unwillen tab er viele berſelben 
rnachlaͤſſigt. 


Im Septemb. 1433 war er bey dem Kaiſer Sigiss 
und in Ferrara, dem er eine Abichrift des von ihm 
verfeßten Lebens des Chryſoſtomus, welches er dem 
abfte dedicirt hatte, überreichte, | 


Als die Mebiceer, Coſmus und Corenz, feine 
Sumer, welche ihn oft mit Rath und zumeilen mit 
ed unterfiügt hatten, aus Florenz vertrieben ‚waren, 
te er zu dem Lorenz nad) Bologna, und von da ‚nach 
lorenz, wo Cofmus im Gefängniß war. Er erhielt. die 
Haubniß, ihn zu befuchen, und brauchte alle feine Rräfs 

zu feiner Befreyung; dieſe erfolgte bald, aber wie 
eis ‚gefteht, vornehmlich durch das Geld, was, bie 
bediceer daran wendeten. 


. Er ruͤhmt bie kluge Gelaffenheit. des Eoſnus, der 
ie das Ungluͤck feiner Vaterſtadt, als fein eigenes’ bes 
wie. Hernach beſuchte er beyde Brüder in ihrer Were 
sifung zu Denedig, und bewunderte da nodd mehr ihre 
Mandhaftigleit, und die Sauftmut, mit. welcher fie über 
ke Werfolger urtheilten, 


Als der Pabſt von den Aufrährern aus Rom vertries 
a war, befüchte ihn Ambroſius, und bezeugte ihm mit 
badttifcher Ehrfurcht feinen Schmerz über dieß harte 
hickſal, und feine Freude über feine Erhaltung auf ber 
zfaͤhrlichen Flucht. Bey diefer Gelegenheit liejet mar 
anches, was den Character des Pabſtes kennen -Ichren 
mie, wenn man nur dem Urthbeile eines Mönche trauen 
Arfte, den felbft feine Zeitgenoffen ber Dasuplikeit bis 
buldigt haben. 
Im 


524 Litteratur der Reifen. 3. 


Sm LIsten und 15ten Jahrhunderte herſchte äberel, 
bob am ftärkften in Italien, unter den Gelehrten be 
‚ eifrige Wunſch, Abfchriften claffifcher Bücher aufzuſ⸗ 
den und zu erhalten; nicht anders, als ob fie die Ah | 
fiht gehabt hätten, ber Buchdruckerey zum voraus Ders 
rath zu ſammeln. 


Am meiſten wurden damals von ihnen bie Bibi | 
thelen ber Kloͤſter durchgeſucht, auch wohl burch me 
Bücher oder Übfchriften vermehrt, und wenn man auf 
noch fo viel Boͤſes von den Klöftern und den Möcchen 
"zu fagen weis, fo muß man doch dankbar ' geftehn, daf 
ihnen die Welt am ineiften die Erhaltung. der aufchägte 
ren Werle des Nltertyums verbanten muß. 


Don ’diefem Geiite war auch Ambrofi us befeelt, u‘ 
von fein Tagebuch und feine Briefe zahlreiche Beweiſe 
enthalten. Mer ihm eine Freude machen wolte, der zeigte 
ihm Handfchriften, und wer ihn zum Gönner und Erbe . 
zu’ baden wünfchte, schenkte ihm Wbfchriften claſſiſche 
Auctoren, oder wenigſtens eines Kirchenvaters, und we 
unterließ er, fo , ein Gefchen? dankbar zu rühmen ud 
feinen Sreunden zu melden. . Deswegen findet man bey 
ihm Beträge zur Gefchichte der fo genanten Claſſte, 
welche noch nicht alle von den Kitteratoren genutzt p 
ſeyn fcheinen. | 

Ein großer Reichthum ſolcher Nachrichten ſtecket #3 
des Mehus Borrede zu feiner Ausgabe der Ambrofib 
fhen Briefe. Schade, daß das Werk zu koſibar ifl, ch 
daß es von vielen gebraucht werben fan. 

In Rom fand er 39 Stuͤck Homilien des Hrigef“ 
nes ,. von Hieronymus üiberfeht, welche man bis daha fe! 
nor dem Namen nad) gekant hatte. Diefe ließ er ie 
drey Büchern bdeffelbigen Kirchenichrers über die vn 










42. Amibrofii hodoeporieon. 525 


chreiben, wie wohl der Cober durch Alter faſt uns 
rlidy geworden war. Des Ifaach Syri opufcula de per- 
kione vitae religiofae, die vermuthlich in Biblioth. 
erum ftehn werden. ©. Fabricii bibl. gr. X. & 169. 

Große Schäte fand er in Mantua ®. "34: oratio- 
3 _quasdam Juliani Caefaris, : Homeri vitam ab Hero- 
to (criptam ; Quindtiliani mufi icam, et alterius fenis de 
ıfica opus, et Auguftinum de trinitate, et quaedam 
a notavimus, eaque protinus Nicolao noftro per litte- 
J fignificavimus, 


Dder wie Auguftinue &.364 angiebt: Platonis le- 
s et respublica. Chryfofomi volumen. Claud. Ptole- 
aeus de muſiea. Quindilianus. J. Cacfaris erationes 
muor prolixae. Sympoſius, five faturnalia. de geftis 
weratoris , five wspi Basıläig laudes Conftantiae.. Lau- 
s Euſebiae reginae, et in co volumine Homeri vita 
| Herodoto fcripta.. Ioannis confulis codex de variis. 
efionibus. Ariftotelis complura de vocabulis, et de 
Mämatica. Herodotus, Thucydides, Arrianus. Poetae 
Krimi. Auguſtinus de muſica, et de trin. et cathego- 
Be, quae eius inferibuntur. Accii conimentar. in odas _ 
Pratii. Julii fratermici mathefeos libri odto, quos 
inscribi accuratiflime ıuflit. 


Wo Lmbrofius S. 32 feinen Aufenthalt in Padua 
pählt, fagt er: invenimus Antonii feptem cpiftolas, ea- 
us nobis incognitas, celeberrimas tamen. Exegimus 

amicitiae, vt eas nobis transeribendas curaret Ma- 
Inus, Dalmata, grateque pollicitus ef. Gefunden hat 
x alfo diefe Briefe, aber unmöglich hat er fie drucken 
iſſen koͤnnen, wie doch Julius Negri in IRoria degli 
rietori Fioxentini geſagt hat. 

Re 


u} » 
j “. on . . r 


43. 


9 
526° iiteratur der Reiſen. 3. 


43. ee 
Des durchlauchtigen hochgebohrnen Fuͤrſten und Hem 1. 
Herrn Johann Ernſten des jüngern, Herzog ja 
Sachſen, Juͤlich, Cleve und Berg, Landgraf in 
Duͤringen, Marggrafen zu Meiffen, Grafen zu da 
Margk und Ravenfpurg, Herrn zu Ravenftein, RAR 4 
in Frankreich, Engelland und Niederland. Beſchn— | 
ben durch" Herrn Johann Wilhelm Neumayr oil 
Ramßla, dofelbften Exbgefeffen. Reipzig, ben. Se 
ning Großen dem Sängern. 1620. 304 Seilen is i. 
Am Ende ſteht: Gedruckt durch Juſtum Janfouri 
Wardenfem Cimbro-Danum. 





J. bann Ernſt war der aͤlteſte Sohn des regimmin 
Herzogs zu Weimar, Johann, und ber anhaltſchen Priw 
zeflinn Dorothea Maria. Cr war gebohren dm 21 
Sebruar 1594. Mon einigen wird er Johann Ernſt ie 
Mierte, von andern Johann Ernft der Juͤngere genan, 
weil damals der Herzog von Eifenach eben Diefes Namens 
noch lebte. S. Hübners genealogifche Tabelle 15% 


Er ftudirte zu Jena; reifete 1612 nach Frankfurt ug 
Mayn ‚zur Krönung ded Kayſers Matthias, wo e “ 
dem Ringelrennen den beiten Preis erhielt. 








Im Jahre 1613 den 27. März trat er, neunzehn Fahrt 
alt, eine große Reife an, unter dem Mamen eines Hem 
von Hornftein, welches der Name bed Nefi denzoſ ji 


Weimar war. Er kam den 19. März 1614. zuruͤck, um 
Aber 


43. Herzogs Johann Ernp Reife 527 


kbernahm die Regierung, nachdem kein Dater bereits 1605 
zeſtorben war. 


Seine Liebe zu näglichen Wiffen ſchaften beweiſet bie | 
Beuibtbring ende Geſelſchaft, welche auf dem herzoglis 
den Schloffe in einer‘ Gefelfchaft, von dem Oberhofmars 
ſchall, Caſper von Teutleben, vornehmlich zur Verbeſſe⸗ 
kung. der teutfchen. Sprade, vorgefchlagen, und im Aus 
J 1617 geſtiftet ward. 


Inzwiſchen ſcheint dem Herzog die Ruhe in Meimar 
akt lange gefallen zu haben. Denn er war, im Dienfte 
Mes. ungläcklichen Königs von Böhmen, in der Schlacht 
af. dem weißen: Berge bey Prag Hernach trat er in 
sieberländifche Dienfte, ward von den Spaniern gefangen, 
dach bald wieder frey gelafien. Als General: Felbmarfchall 
jey ber Dänifchen Armee, ward er bey Nienburg, in der 
Braffchaft Hoya, verwundet. Zuletzt diente er wider den 
Rapfer in Schiefien und Ungarn, wo er den 4. Decemb. 
"6 an einer Krankheit unverheurathet ſtarb. Die Leiche 
Bid nach Weimar gebracht, und dafelbft in der Haupt⸗ 
Indpe begraben. 

Auf der großen Reiſe begleitete den Herzog ob. 
— 8 Neumayr von Ramsla, ein gelehrter Saͤchſiſcher 

mann, deſſen gebruckte Schriften von Joͤcher anges 
Abrt find. Eben dieſer ift der Verfaſſer diefer Reiſebe⸗ 
ihreibang, melche er aus dem von ihm geführten Tages 

e herausgegeben hat. Die Vorrede dazu ift von ihm 
E April 1620 unterfihrieben worden. 
> Die erite Ausgabe hat außer dem gefchmacklofen Tis 
elkupfer, das Bildniß des Herzogs, mit einem getheils 
Men, Auebelbarte und einem Fleinen Spigbarte. Die Ums 

rift iſt ſein Wahlſpruch: ſapienter et conſtanter. Noch 
Une Kupfertafel, auf welche im Buche nicht verwieſen 
Dedmannꝰs Litterat. d. Reif. 3. Mm iſt, 


528 Utteratur der Reifen. 3. 7 


iſt, und welche auch weder Unterfchrift, noch Seitenzahl 
hat, ftellet Le pont du Gard vor, das vortrefliche Uebe⸗ 
bleibfel einer rdmifchen Waſſerleitung, drey franzoͤfiſche 
Meilen von Nismes und eine halbe Meile vom Flede 
Remoulins, wovon man in Buͤſching's Erbbeichreibung 3 
©. 666. eine beffere Befchreibung, als hier lief. 


Die andere Ausgabe hat folgenden Titel: “Joh. WiE F 
„Neumayrs von Ramßla wahrhaftige Beichreibung be 
„Reife, welche der Herzog von: Sadyfen Weimar, Ih 
„Ernſt der Juͤngere genannt, in Frankreich, Engelland-ub 
‚Niederland vom 27. Mor; 1613 bis den 19. Marz Ir, 
„gluͤcklich hinterleget, wegen ihrer Seltenheit von nem 
„wieder herausgegeben, und mit einer DBorrede von De 
„Prinzens Lebenslauf und einigen hieher gehörigen Nech 
„richten und Anmerkungen nad Nothdurft verfehen vom 
„M Jobann Gerhard Pagendarm, Lubec. V. Min 
„et Confift. Hoenl. Nebſt einem dahin gehörigen Sale 
„wird anftat eines Anhanges zugleich von des Editorics 
- „natibus hifforieis‘ Nachricht ertheilt.” Jena, verlegfe dh 
Rudolph Croͤker. 1734. Außer den Vorreden und den 
Regifter, 431 Seiten in 8. 


Der Herausgeber, gebohren zu Luͤbeck den 2. deni 
1681, lebte 1734 als Prediger und hohenlohiſcher Cap 
ftorialrath und als Privatdocent zu Jena, wo er arh 
die Vorrede den 1. Septemb. des genanten Jahre unte® 
fchrieben hat. Er hat 'wegen dieſer Ausgabe und 4 
Paar Differtationen, einen aus Mollers Cimbria I 
zata genommenen Artikel im Gelehrten Lericon erh 
ten. Hier im Unhange und in ben Leipzig. gel. zeb 
tungen 1736 bat er mancherley hiſtoriſche amd thesioß 
fhe Schriften zum Verlage angebothen, welche nd 
ftens feinen Fleiß beweiſen. 





43: Herzogs Johann Ernſt Reiſe. | 529 


Mas er bey der neuen Ausgabe dieſer Reiſebeſchrei⸗ 
ng geleiftet hat, befteht in der vorgeſetzten Nachricht 
m bem Leben des Herzogs, die nicht in einer angeneha 
en Schreibart abgefaffet ift; ferner in einigen Anmer⸗ 
ingen, worin manche Unrichtigkeiten des Verfaſſers ver⸗ 
eſſert find, und dann in Abaͤnderung ber veralteten 
Khreibart.. Auf Verlangen des Verleger find die lateis 
ſchen Infchriften, welche die erfie Ausgabe hat, in der 
abern weggelaffen worden; 3. B: die Verſe am Grabe 
8 leiten Herzogs von Burgund zu Nancy. uch die 
pben oben angeführten Kupfer find bier weggeblieben. 


Mas den Gehalt diefer Reifebefchreibung betrift, ſo 
3 8 bekennen, daß er gar dürftig iſt. Der Verfaffer 
it ‚des Glaubens gewefen zu feyn, welden unfere 
Kungsichreiber immer noch beybehalten, die ſich einbils 
85 daß fie durch die Nachricht, daß ein Kaifer oder 
sig, für lange Weile, auf die Jagd oder ein Luſtſchloß 

gen fen, der Welt. einen Dienft erzeigen, da doch 
Band ift, der fo etwas zu bezahlen oder zu lefen 


d bat. 


Was iſt dann der Nachwelt daran gelegen zu wiffen, 
en ein Prinz nach Nancy, Marfeille u. f. w. gekom⸗ 
ww iſt, und viele Gemählde und Koffbarkeiten gefehn 
%. don denen weiter nichts angeführt if. Hat er oder 
Begleiter verftanden, nügliche Beobachtungen zu mas 
m, oder brauchbare Nachrichten zu fammeln, fo wollen 
x dem danken, der foldye mittheilt, und zwar deſto lies 
e, je feltener man fie von folchen Reifenden zu erhals 
B. pflegt. 

.Aber wenn nun dergleichen Nichtigkeiten gedruckt 
n ift es denn der Mühe werth, fie anzuzeigen? Auf 
efe Trage habe ich ſchon oben ©, 102 geantwortet, — 

Bu Mm 3 Ja, 


4 


so eitteratue der Reiſen. 3. 




























Ja, wenn ſie einmal da find, und ihre-Xitel im Ber 
zeichniffe der Meifebefchreibungen aufgeführt find, fe 
die Litteratur verpflichtet, fo viele Nachricht vom ihnen 
zu geben, als zur Seftimmung ihres Werth hinlaͤnglich 
iſt. Immer ift es dankenswerth, wenn mir einer melde, 
daß da oder dort, wohin ich gewiefen bin, nichts: oda |, 
wenig zu finden fey. Er erfpahrt mir zum. wenigfan 
Koften, Mühe und Zeit. 
Aus biefer berzoglichen Reifebefchreibung mag ) 
nicht mehr als folgendes meinen Leſern anbiethen, KR 


Erft nachdem der Herzog aus Frankreich nad) kim 
don gefommen war, findet man Meine Nachrichten von # 
merkwürdigen Perfonen. Er ließ fidh der königlichen dar B 
milie vorftellen, von welcher er ſehr gut aufgenomw 
ward. 


Den Koͤnig Jacob redete der Herzog an, N er mit 
dem Prinzen in die Kirche gehn wolte. “Der König Va 
„ein aſchfarb Ufaskleid an, Sparweiß, mit guide 
„Schnären dick belegt, vnd einen Mantel in ziemfidt 
„Länge von ſchwarzem Tuch, und mit Sammet gefätlet, 
„omb, aufm Hut ein ſchoͤn Aleinodt, waren drey große 
„Chdelgeftein über einander in Gold gefaßt. J. 5. Eu 
„gingen dem Könige entgegen, thaten benfelben Reverti, 
„vnd redeten &. Maj. latine an. — — Der König ki. 
„fleißig zu, bebielt den Hut allezeit in Händen, w J 
„antwortete demfelben hinwieder latine; ward alfo all 
„dieß im fichen verrichtet.” ©. 201 (299): 

©. 202. wie ber König nach der Predigt einige Perfond 
mit unheilbaren Schäden angerührt hat. “Dieſe 96 
„lung foll dem Könige gar zuwider feyn, fagt der V., wo if 
„es gern abfchaffen, wie man fagt, darf aber foldyes nid 
sthun, weil er fi) auch König von Frankreich titafkt 


43. Herzogs Johann Ernft Reife. 531 


Denn er heilet nicht als ein Konig von Engelland, bey 
welchem dieſe Kraft niemaln gewefen.feyn ſoll, ſondern 
als ein Koͤnig von Frankreich, die ſolche Gabe von Cor 
alzeit gehabt.” 

"Der Herzog ſah den ‚König fpeifen ©. 204. "Meil 
aBe Mahlzeit ein Bischof aufwarten muß, fo pflegt er 
gemeiniglicy unter werenden Efjen mit ihnen zu reben, ober 
doch mit einem andern, wie ſich dann folgenden Abend 
ber gelchrte Mann Cafaubonus, fo ein Hein Mänlein mit 
nem fchwarzen Barte, dem König über der Tafel präs 
entirte, .ond demfelben ein Bogen Papier, darauf ‘er 
piber ben Cardinal Bellarminum zu Rom, etwas vers 
ertiget, offerirte, fo der König nicht allein lad, ſondern 
Wfeurirte auch die ganze Mahlzeit über lateiniſch vnd 
ranzöfiich mit ıhme davon.” — Ohne Zweifel ift diefet 
faac Lafaubonus gewefen, dem der König, ein ‚einträge 
3— Canonicat gegeben hatte; alſo der Vater des Me 

Jenem bat Möreton, Biſchof von Durham, ein 
ument von weißem Marmor in der Weſtminſterkirche 

Bien laſſen, ‚welches man bey Dart II. p. 69. abger 
bet findet. 

Prinz Carl, damals 13 Fahre alt, war ben Yinfehn 
be nicht ſtarker Complexion. — Ach! wäre er doch früh 
forben, fo wäre er bem graufamen Tode entgangen, 
id hätte feiner Nation den ewigen Vorwurf vergütet. 


Einige mal war auch der Herzog mit dem Könige 
ad dem Kronprinzen auf der Jagd, wobey keine ſonder⸗ 
ire Luſt war. Es läßt der Koͤnig, ſagt der Verf., 
isweilen große Bogen und Pfeil nachfuͤhren; gefaͤlt es 
Mm, io ſcheuſt er ein Stuͤck.“ S. 208. 

Die Caninchen⸗Jagd ward gemeiniglich bey Mond⸗ 
bein gehalten. Hunde, welche man Xaumler nante und 
Mm 3 J theuer 


532 Utteratur der Reifen. 3. 


heuer. bezahlte, fpielten' anfänglich) mit den Cauinchen, 
packten aber plößlich eins nach dem andern an, und brach 
ten es ihren Herren; ſoll eine gar luftige Kurzweil bi 

©. 208. (308). 


In der erſten Ausgabe findet man einige leſeuswin 
dige Grabſchriften aus: der Stiftskirche in Weſtminſter, 
welche man zum Theil auch in (Earl: Heinrich Kans 
ger) *) Dentwürdigleitn ber Stiftskirche. zu St. Peter 
in Weſtminſter. Luͤbeck 1763. 8: antrift; noch volftändiger 
aber in: Weftmonafterium, or the hiftory and antiquities 
of the abbey church of $t. Peters Weftminfter by John 
Dart. Lond. 1742. 2 vol. in fol. Dieſes koſtbare Bal- 
ift felten; ein Eremplar habe ich aus ber Univerfitätes 
Bibliothek vor mir. “ 


Auf der Ruͤckreiſe that der Dirzog zu Paris auch 
der kdniglichen Samilie Reverenz, wobey er allemal den 


Hut auffegen mufte, den er aber. doch äbnahm, Ri 
er votre majefte fagte. “ 





Da hat er zwar manche merfwärdige Derfonen, Aa 
gelernt, aber man liefet bier nicht mehr, als- daß de | 
eine ein alter, der andere ein dürrer Mann gewefen. der 
„König, damals noch unter der Vormundſchaft ſtiaer 
„Mutter, trug ein rothes Sammets Kleid, ſparreni 
„mit guͤldenen Schnüren belegt, vnd einen grawen fpißb 

„gen Hut aufm Haupt, ging ohne Mantel.” 

Das Wort fparrenmweis, welches hier zum andere 
mal vortömt, bedeutet, daß die Schnuͤre uͤber einande, 
ni > 
*) Diefen Langer habe ih in Et. Petersburg als Private ig 
rer gefant. Er ward 1763 Profeffor des Naturrebts B 
Moſtau. In den erften Ausgaben bes gelehrten Teutſch 


lands iſt er mit dem Hrn. Hofrath, Bibliothekar in Wolfen I) 
büttel, Carl Theodor Kanger verwechfelt worden. 








43. Herzogs Johann Ernſt Reife. | 533 


ie ein verkehrtes Iateinifches V, geſetzt worden. &o fin⸗ 
% man in. dem Wapen ber Grafen von. Stolberg ein 
eb - von Silber :und .roth ſechſsfach ſparnweis getheilt, 
egen der Herrichaft Epftein: ©. Triers Wapenkunſt. 
eipzig 1744. 8. S. 607 u. 117. Ä Be 
Der Herzog fpeifete bey dein Herzog von Nevers ©. 
37.(344). “Da war bey Tiſch Maiftre Guillaume, ein 
alter Poffenreiffer von 70 Jahren, fo dem alten Könige 
ſenderlich lieb gewefen; wie denn unter feinem: Namen 
liche Büchlein, : oder viel mehr Pasquill ausgangen, 
berin. viel felzamer Sachen zu befinden. Zu ibn fand 
Kb bald hernach ein ander Buffon, ein Sicilianer, hats 
In, alſo diefe beyde die Mahlzeit über allerhand kurz⸗ 
weilige. Geſpraͤch. Diefer Sicilianer ift ein wunderbarer 
Kopf, und deswegen der Königinn ſonderlich angenchm.” 


ru Bruͤſſel warb dem Herzog vom Hofe viele Ehre 
heist. “Einen Abend blieb der Graf von Buffa‘ vnd 
hr Herzoginn Zwerg Don Antonio bey ihm zur Abends 
Mahlzeit. Auf diefen Zwerg wird viel gehalten. Iſt eine 
har Tleine Perfon, ohne Bart, ganz gerades und wohl 
woportionirtes Leibes, mit geraden ſchmalen Beinen. 
Er zeigte fich Iufiig, that alle Geſundheiten Beſcheid, 
md trank fo ſtark, daß er auch von der Tafel aufftes 
ven mufte Chielte ein Tuch vor die Nafe, ald wann ihm 
olche blutete); unten im Hauß faffete ihn fein Diener 
mf die Arm ond trug ihn heim. &.272.(386)” 
Der Herzog von Weimar hatte einige fehr ſchoͤne 
ferde bey ſich, welche viele vornehme Herren in Trans 
ich gern eintaufchen, oder kaufen, oder noch lieber fich 
henken lafien wolten; aber ex gab fie nicht weg. 
Sonderbar if, daß hier die Meformirten immer: die 


on der Religion genant werden. ©. 145: zu Ro⸗ 
Mm 4 chelle 


534 Litteratur der Relſen. 3. 

helle find die von der Religion Herren. — — — König 
Heinrich IV. hat diefe Stadt denen bon der Religion dich 
gegeben. — Das Tautet faft, wie .die.Zuden reden: eriif 
vow..der. Nation, wenn fie fagen ‚wollen, er ſey in 
Stube. ber der Herzog ‘war Iutherifcher Religion, audh 
Neumapr ſchwerlich ein Reformirter. 


Wo ©. 157 des Philippe: de Comines gedadt, iſt, 
hat Pagendarm eine Anmerkung gemacht, welche ich ab⸗ 
„fchreiben will, ungeachtet mir deucht, ben: Inhalt auch 
ſonſt wo geleſen zu haben: “Seine Hiſtorie von Lubwig 
„XI und Earl VIII hat Comines in 4 großen. Bänden is 
„Großfolio auf Pergament gefchrieben, welche, ih weh . 
„nicht, durch welch Verbängniß;. in’.:der -Wibliothek: bey 
„St. Elifabeth zu Breslau. befindlich annoch zu: fehen 
„iind. Ich Habe fie in meinen Händen gehabt, auch jan 

„lich durchgebjättert, und darinnen fehr viele und mob 
„Mablereyen ‚angetroffen, letzlich bemerlet, daß alp Eh 
„tionen in Vergleichung dieſes Originels mehr als zum 
„bolltommen zu nennen feyu.” r. m, 


Ab, 


44. Iter ‚Bald. 935 





Iter Baldi civitatis Veronae montis ;) in quo. mirabili 
ordine deferibitur montis ipfi üs,, atque aliarum qua- 
"rundam ipfum contingentium partium fitus. Recen- 
ſentur praeterea quaedam infgnes plantae ac herbae, 
ibi naſcentes quae vfui medico plus caeteris confe- 
runt. Recens in lucem editum ab honeftiflino viro 
‚ Franci[co Calseolario, Veronenfi pharmacopola, in 
campanae aureae officjnä. . | 


» 8 


FR | 


X wenige Bogen, und keine andere Nachrichten ober 
robachtungen, als ſolche, welche zur Botanik gehören, 
er weldye damals neu, alſo wahre Ergänzungen der 
Higfenfchaft, waren, deswegen fi fie. aud) in der Gefchichte 
tfelben eine ehrenvolle Erwähnung verdienen. Bu 
Srancefco Calceolari lebte in der erſten Hälfte des 
chszehnten Jahrhunderts, war Apotheker in Verona, und 
egen feiner Geſchicklichkeit in Verfertigung des Theriaks 
ad anderer damals gemöhnlichen Arzneyen, und wegen 
iner botanifchen Kentniffe, fehr bekant, und in großen 
Ihfehn bey allen Naturforſchern ſeines Zeitalters. 
Inzwiſchen ift es wahrſcheinlich, daß feine große und 
ftbare Naturalienfamlung, welche von allen Reiſenden 
efucht und bewundert ward, am meiften beygetragen hat, 
hr überal berühmt zu machen. 
Erſt mit dem fechözehnten Jahrhunderte. fingen Pris- - 
yatperfonen an, ſolche Samlungen anzulegen, welche ihre 
Rum 5 Beſitzer 


x36 Litteratur dee Reiſen. 3. 


Beſitzer befto berühmter machen Ionten; je feltener fie de⸗ 
mald waren. Ä 


Noch feltener waren gedruckte Befchreibungen ober 
Derzeichniffe der Privatfamlungen. Das ältefte, was mie 
noch) zur Zeit. vorgelommen iſt, iſt von der Samlung des 
Samuel Quickelberg, vom Jahre 1565, ‚von .bem ih 
in Geſchichte der Natural ienſamlungen in. S. 387. Node 
richt gegeben habe. Jetzt Tan’ ich Hinzufögen, "daß der 
dort angeführte Auszug und Mollero ganze Diffeetation | 
auch abgedruckt zu finden iſt, in J. D. Korleri . [rlloge 
Seriptorum de ordinanda Bibliotheca. Francof.. 1728.& 
p. 205. Inzwiſchen enthielt biefe. Samlung bes Quideb 
berg mehr Kunftfachen , als Näturalien. j 


Neunzehn Jahre jünger ift bie erfte gedruckte Be 
fchreibung ‚ogn der Samlung, des Calceolari. Diefe ht 
der Arzt. J. 3. Olivus aus Tremona U) beranägege 
ben unter dem Titels De reconditis et ‚praecipüis cd 
Ic&aneis ab honeft. et ſolertis. Francisco Calceolario Ve 
zonerfi in imufäeo adfervatis, Joan. Baptiflae Oliei 
medici teflificatio. Veronae 1584. apud Paul. Zaulrertum 

54 Seiten in 4. 


Sie ift zum andern mal gedruckt worden: Verome 
apud Hieron, Diſcipulum. 1593. 84 Seitm in 4. m 
diefer Ausgabe, welche ich, fo wie jene, vor mir habt, 
finde ic), fo wie vor Der erſten, die Dedication bed Olb : 
vus an Hieron. Mercurialis, welche unterſchrieben iſt: 


Aluſae 


(1) Er muß zu Bologna gelehrt haben. Denn Borgarntiae 
ſagt in dem Briefe, welchen ich gleih anführen werde: Oli- 
vus, medicus et philolfophus, tantae erudirionis, gravit= 
tis et auctoritatis, vt nön dubitarit Bononienle gymu⸗- 
'&um eum in publicum Lectorem eligere, 


44. Iter Baldi. 537 


Alufae 1581. Man Tinte daher -vermutben, biefe Bes 
ſchreibung fey fchon zum erften mal 1581 gedruckt wors 
‚ben; aber dieß finde ich nirgend beflätigt, und es ift alfo 
glaublid), daß fich der erfte Abdruck bis 1584 verzogen 
Bat. Died wird dadurch gewiß, weil beyden Ausgaben 
ein Brief des Borgarutius a Borgarutiis, A, et M.D. an 
Calceolari vorgedrudt iſt, worin jener fagt, er habe. bey 
ber Correctur Diefer Sefchreibung fo viel Vergnügen ges 
habt, daß er dafür dem Calceolari zu danken gewänfcht 
hätte. Dieſer Brief ift unterfchrieben: Venetiis 1584. 


Uebrigens ift diefe Befchreibung nur eine kurzgefaßte 
‚wnordentliche Erzählung einiger "Gegenftände, welche dem 
V. in jener Samlung vorzüglich merlwuͤrdig geſchienen 
haben. 


Die volſtaͤndige Weſchreibung der ganzen Samlung/ 
mit ‚einigen feinen Abbildungen, iſt erſt 1622 zu Verona, 
auf Weranflaltung bes Enkels, ber auch den Vornamen 
Franciſcus hatte, in Fol. gedruckt worden. Die letzten 
Schickſale dieſer Schaͤtze find mir nicht bekant. Als Keys⸗ 
ler (2) in Verona war, waren ſie laͤngſt zerſtreuet. 

Calceolari Bereifete im Jahre 1554 den Berg Valdo, 
ia der Adſicht, die barauf wachſenden ſeltenen Pflänzen 
zu ſammeln, und ihre Standpläge den kuͤnftigen Reiſen⸗ 
den anzuzeigen. 

Dieſen Berg findet man fo oft in botaniſchen Schrif⸗ 
ten, als das Vaterland ſeltener Gewaͤchſe, angegeben, daß 
mie oft der Wunfch entftanden ift, ihn entweder felbft bes 
fleigen, oder wenigftens eine gute Befchreibung beffelben 
Iefen zu koͤnnen. Ich denke, verfchiedene meiner Lefer 
werben dieß auch wohl gewünfcht haben, und für dieſe 
will ich mir die Mühe nehmen, diejenige Befchreibung 

| | ' hier 
G) Reife 2. 6.599 


cs3B8 gitteratur der Reifen. 3. 


bier unten beyaufügen, weldye mir noch zur Zeit, als bie 
defte, vorgelommen if. Sie findet fih in ber Vorrede 
zu des Seguier plantae Veronenfes,: weldye zu Verom 
1745 bis 1754 in drey Octavbaͤnden⸗gedruckt find (3). 


(5) Raͤmlich In der Vorrebe zum erften Bande der Plant 
Veronenfes. Veronae 1744. &:: Baldus mons in alpium 
fancibus, quibus Rhaetia ab Italia difterminatur, allurgit 
altifimus — — in confinibus agri Tridentini et Ver« 
nenlis; hinc ab oriente alluitur Atheſi Aumine, illinc Be 
naco ab cocidente. Ab aquilone alperis aliis montibas 
iungitur, a meridie vero fenfim fublidit, donec tandem 
ad vicos Torri et S. Vigiliam pertingät, ‘in ipfius radi- 
cibus aedificatos. Ab auftro ad feptentriones [umma jugs 
excurrunt; latius Cofta bella nuncupant, qua iter-eft ad 
montis Majoris cacumen trifariam divilum, medio chte: 
ris [uper imminente, :quod Altiffimum vocant. Noll in | 
tribus, his verticibus provenit arbor, nulla Pinus, aut 
Larix Rheticorum montium accolae; toti faxei [unt, nu- 
dis horridisque cautibus efheti. Hinc longiffime patet 
profpectus, ' vilitur et ipfa Verona, amplifimaque ja 
planities, quam Athelis permeat, ‚vifitur Mantua, locır 
que quo alluitur, viluntur. montes Vicetini,: Euganei et 
Ateftini. Ab altera parte Beixiani agri et Tridentini 
pars quam maxima oculis obverlatur, Benacusque I" 
cus profpieitur, qui quamvis pluribus palluum millibos 
difiet, adeo tamen propingnus videtur, vt fi quis illue 
tenderet, in eum, ni. curfum 'temperaret, allapfarum elle 
puter, Vallis quae a Eapriuo vico nomen habet, in iplis 
Baldi montis radicibus Athefi adjacet: ab ea duplex ef 
adfcenfus in montem, qui auftralem petunt, fauces de 
Lumini vocatas introeunt, monte eiusdem nominis, et 
altero cui nomen Piore claulas. Iter deinde ad occiden- 
tem flectitur donec ad locum Urticara perventum fi, 


Hinc recto tramite occursit dorlum Cofta bella, im ipfo 
adira 


.- 44. Iter Baldi. 439 


Der Berg Baldo- erfireckt. fi) an ben Veronefifchen 
ıd Tridentiichen Gränzen hin. Sein hoͤchſter Gipfel 
ift 


aditu vallem exiguam et herbolam a dextra habens, ex 
qua defcenditur ; in eam quam Frigidam vocant, amplam 
et palcuis refertiflimam, et totius montis nobiliorem, 
quae in declivitatibus dorſi mox laudati fcopulos quos- 
dam habet. — — Ulterius incedentibus fons occurrit di 
Navole dictus, mirus quidem prae altitudine et aquae 
frigidirate, aefiu defatigatis botanicis gratillimas licet 
egelidas praebens aquas. Parum abhinc difiar huiusce 
‚jugi [ummus vertex, [upra quem Galli et Germani 1733 
propugnacula extruxerant, ſaxis ex iplo cacumine exca- 
vatis, quae pifcium vertebris in lapidem converlis re- 
: ferta ſunt. Altifima montis cacumina "parum diftant, 
impervia tamen recto tramite ob loci alperitatem, qua- 
propter itinere ad laevam flexo petuntur. Attamen in 
ipfa via occurrit vallis degli Off cognominata, vndique 
faxis et nudis cautibus circumdata, in qua nix fere un- 
quam eliquatur, et a nemine quod [ciam praeterguam 
quod a botanicis expetitn. Vicinae convalles aeque ac 
illa horridae, armentis et paftoribus haud quaquam per- 
viae, fed a lupis, urfis et rupicapris fregnentatae ante- 
guam filvae exciderentur. Ab eius exceflu itur ad altilf.- 
mum montis jugum per herbofum clivum. Ex eo loco 
Malfefine vicum petentibus occurrunt palcua gratiflima 
rariſſimis füirpibus nobilitara, in quibus numerofae pe- 
eudes, armentorumque ampliſſimi greges pafcnnt. Tum 
aliqui fubfunt colles, dumofaque loca, quibus flexuolo 
-tramite ad Benaci ripam defcenditur. Si quis vero ab 
Ofium valle fummum cacumen non adierit, ex adverlo 
Vaccariam vallem inveniet; ea latilime patet, et vber- 
rimo fonte di Brigaldello a paftoribus nuncupato irrigata 
eſt. Jis vero, qui per aliam viam ex praedicta valle 
Caprina eundem montem petunt, primo occurrunt mon- 
tes della Corona vocati, vbi facellum B. Mar, Virg. ſub 


ipſo 


540 Litteratur dee Reiſen. 3. 


iſt ſtets mit Schnee. bedeckt, und bat gar keine Bäume, 
eine Stauden. Er bat nackte Klippen und fruchtbare 
Thäler, Wiefen, Quellen, Bäche, Zläffe und Seen, ind 
Maldungen von Eichen, Buͤchen, Lerchen ‚und andern Nas 
delbaͤumen. 


Am Fuße des Berges wachſen Kaſtanien, Myrthen, 
Oehlbaͤume, Orangen, Limonen, Lorbeerbaͤume. In man. 
chen Gegenden wird Wein an Oehlbaͤumen gezogen, ud 
nicht weit davon find Getreidefelder. Gegen den Gardſet 
(lacus Benacus) trift man Oehl⸗, Getreides und Papien 
Mühlen an, auch Eifenhütten und Hammerwerke. 


Eine folhe Abwechfelung und Mannigfaltigfeit des 
Erbbodend und des Clima, und alfo auch eine folde 
Mannigfaltigkeit von Pflanzen, wird man fchwerlid in 
gendwo in einer Gegend von gleichem Umfange antrefe. 


iplo fere montis vertice in loco praerupto et nudu ar 
tibus horrido aedihcatum elt, et ad quod fexcentis fere 
‘gradibus in ipfa rupe inciſis, quibusdamgue [ubinde clivis 
mollior, et facilis Gt afcenfus. Ex ipfis petrarum rimis, 
enalcuntur plantae, frutices arboresque gratiflimam ad 
facellum peregrinantibus vmbram praebentes. Ditiſſim 
palcua haud longe florent, quibus Prabazaro et Maone 
nomen. Paucis abhinc milliaribus Ferraria et Campite- 
lum reperiuntur vici. In ipfis viciniis angufia et hornda 
vallis occurrit, val Brutta cognominata, tum aliae nc- 
mine carentes. Recto inde tramite itur in Novefam pl 
nitiem, cui pars vna herbofa eſt, altera dumetis et arbo- 
ribus inter [copulos nafcentibus fere impervia. Aquarum 
“nigrarum rivulus, limpidilimus paruım ab illa difiat; 
in en loco bivium eſt, hinc ad convalles dell’ Artilon, et 
Artiloncino, illinc fecus rivulum iter ad lilvam, quae ab 
Avio vico vocatur. Pars denigne reltat inter, montium 
anfraetns magis orientalis, cui Lavari nomen, vlıimms 
Baldi terminus, extra confines agri Veronenfis protenla. 


44. Iter Baldi. 541t 


Deswegen hat nicht leicht ein Botaniker, ber in bie 
Machbarfchaft, etwa nad) Verona oder Padua, gelommen . 
ft, verfäumt, diefen Berg zu bereifen, und daſelbſt die 
feltenfien Pflanzen in ihrem Waterlande zu lefen. 


Sm Sabre 1563 beftieg ihn Kobelius, 1578 Cafpar 
Bauhin; ald er in Padua fludirte; fpäterhin bereifeten 
ihn Jac. Zanoni, P. A. Michelius, Jul. Pontedera 
Mrd viele andere. 

Alle haben dankbar bie Deybuͤlfe geruͤhmt, welche 
Ihnen Galceolari, fo lange er lebte, durch mündlichen 
Bath, und noch lange nachher durch die DBefchreibung 
feiner Reife; geleiftet hat. 

»Dieſe ift zum erften mal italienifch 1566 mit folgen 
dem Titel zu Verona gedruckt worden: "Il viaggio di 
monte Baldo dalla magnifica citta di Verona, nel quale 
fi deferive con maravigliofo ordine il fito di detto mon- 
“e e d’ alcune altre parti ad eflo contigue, et etiandio fi 
warra d’alcune fegnalate piante e herbe, che ivi nafcono, 
e che all’ ufo della medicina piu di tutte l'altre confe- 
ziscono. Bey Vincenzo Valgrifio in 4. 


Weil dieſe Ausgabe nur zwey Bogen ausmacht, fo 
Darf man fich nicht wundern, daß fie nur felten angeführt 
and gefunden wird. sch babe den Titel aus des Ses 
guier Biblioth. botan. genommen, welcher in Plant, Vero- 
menf. pag.IX. fie für die erfte erklärt hat. 

Matthiolus bath den Ealceolari, ‘feine Reife latei⸗ 
miſch zu überfegen, und ihm zu erlauben, fie feinem botas 
Wilchen Sompendium beydruden zu laſſen. Diefer fchickte 
m im 5. 1571. die verlangte Weberfeung mit einen 
Driefe, der ihr vorgedruckt if. Der Titel iſt: Matthioli 
wompendium de plantis omnibus, — — accefjit opus. 
eulum de itinere, quo in-Baldum montem itur, F. 
a. Calceo- 


54% Litteratur bee Reifen. 3. 


Calceolario auctore. Venetiis, in oflic. Valgrifiana. 1571. 4 
©. Deliciae Cobrefianae p.497. Dieß iſt wmflreitig bie 
erfte. Iateinifche Ausgabe der Meife, welche 13 Geite 
füllet. Ä U 
Die zweyte iſt die, welche Olivus 1584. ſeiner 
oben S. 536. angefuͤhrten Beſchreibung der Naturalie⸗ 
ſamlung hat beydrucken laſſen. 

Zum dritten mal iſt ſie 1586. bey der neuen ad 
fehr vermebrten und umgearbeiteten Ausgabe. bed Com 
pendii Matthioli beygedrudt worden, welche Joachim 
damerarius zu Frankfurt a. M. unter folgendem Xitd 
herausgegeben hat: De plantis. epitome P. A. Matthioli 


in 4. Von bdiefer Ausgabe, welche ich vor mir hal, . 


. giebt aller in Biblioth. botah. I. p. 366. Nachricht. 


Zum vierten mal ift eben diefe lateinifche Ueberfegung 
1599 gedruckt worden, als ein Anhang zur andern ſcho 
oben ©. 536. angeführten Ausgabe des Dlivifchen Wels. 


Zum fünften und legten mal hat fie Seguier 174 
bey feinen ſchon oben S. 538. genanten Plantis Veronenk 
am Ende des zweyten Xheild ©. 445. druden lafjen. Daß 
diefer. Abdruck auch einzeln mit einem befondern Titel vers 
kauft feya muß, beweifet Lobres S. 92, und eben dieſen 
einzelnen Abdrud hat Stuck ©. 60. genant. 


. Aber wie hat Seguier Plant. Veren. I. p.IX. 58 
Ausgabe von 1593 die erfte, und feine. die Dritte nennen - 


mögen? Nämlich Cobres meldet, daß fie auf dem beiow 
dern Titel die dritte genant fey. 

Galceolari hat in feiner Reife überhaupt ungefähr 
350 Pflanzen genant, aber nur mit officinellen oder doch 
fehr abgefürzten Namen, fo daß es jest oft fchmwer fäll, 
die Arten zu beſtimmen. Es find auch einige darunter, 
welche dein Berge nicht eigenthuͤmlich ſeyn follen.-- 


— — nn 





44. ‚Iter Bald. . 543 


Bumaldus, oder eigentlich Ovidius Montalba⸗ 
nus, giebt in feiner Bibliotheca botanica, welche Seguier 
des ſeinigen angehenkt hat, S. 29 zu verſtehn, Calceolart 
habe ſich bey feinem Aufſatze von Olivus helfen laſſen. 
Wermothlich fehlte ihm die Fertigkeit der lateiniſchen 
Sprache. 

Dreyßig Jahre ſpaͤter hat Johannes Pona in glei⸗ 
cher Abſicht den Berg Baldo bereiſet, und auch von ſei⸗ 
ner Reiſe eine aͤhnliche Beſchreibung bekant gemacht. Er 
war, fo wie jener, Apotheker in Verona, ſcheint aber 
mehr. gelehrte Kentniffe, als Cajreolari, gehabt zu haben, 
. @r.bat alle von diefem genante Pflanzen in feine Ber 
ſchreibung übergetragen, aber er hat feinen Morgänger 
wicht ein mal genant, welche Unart ihm Seguier mit 
UN vorgeworfen hat. 


Pona ſchickte feine lateiniſche Beſchreibung dem Clu⸗ 
Aus mit einer Dedication an ihn, welche 1595 unters 
Sirieben ift; und diefer hat fie 1601 feiner Plantar. rarior. 
Iikoria p. CCCXXI. beydrucken laffen: Plantae, feu fim- 
glicia, vt vocant, quae in monte Baldo et in via ab Ve- 
zona ad Baldum reperiuntur, Dieß ift ficherlich die erfie 
Ausgabe. 
Zum zweyten mal ward dieſe Schrift mit demſelbi⸗ 
gen Titel gedruckt zu Baſel 1608. 112 Seiten in 4. Sie 
mit denen Pflanzen bereichert worden, welche Hono⸗ 
xrius Belli in Candia oder Ereta gefammelt hatte. Ange⸗ 
henkt iſt auch: conmmentartus in tractatus Dioscoridis 
3 Plinii de amomo, auctore Nicolo Marogna, 73 Sei⸗ 
u S. Dryander III. ©. 200. 


X Die dritte Ausgabe. ift die italienifche Ueberſetzung: 
"Monte Baldo deſcritto da Giov. Pona, in cui fi Ägurano 
„kt deferivono molte rare piante de gli antichi, da’ mo- 
3 Bedmann’s Litterat. d. Reif, 2. Mn derni 


44 Litteratur der Reifen. 3. 


derni fin hora non conofciute, Et due commmenti dell’ ec. 
celeu. figw MNicolo Marogna, filofofo et medico colle 
giato di Verona, fopra l’amonge de gli antichi; per Frar 


cefeo Pona dal Latino eradotti. In Venetia 1617. ehe. 


dad Negiiter 248 Seiten in 4. Manchen Eremplarien fehlt 
die Abhandlung des Marogna, fo wie dem, was in w 
ferer Univerfitätss Bibliothek vorhanden ift. 


Unitreitig ift diefe Ausgabe die vorzuͤglichſte. Sie ft 
1616 von “Joh. Pona den Nic. Contarini bebict 
worden. Sie ift ganz umgearbeitet worden, hat bin u 


wieder viele Zuſaͤtze, vornehmlich Befchreibungen der Pflew : 


zen, welche Hier. Belli (Vicentino et all’ hora -medico 


alla Canea) aus Candien mitnebrawt hat. (Man -vergbi 


she Clufii plantar. rar, hifior. p. CCXCIX.) Auch Be 
ſchreibungen feltener Pflanzen, welche damals Cefare Ni⸗ 
cheſolo (canonico di Verona) in feinem Garten zu Por 
tone hatte. 


Dieſe Ausgabe enthält viel mehr Abbildungen in 
Holzichnitten, als man in der erften bey Cluſius finde, 
und die, welche daher beybehalten find, find hier oft nut 
verkehrt nachgeitochen, aber auch oft aushebeffert, und 
mit bejondern Abbildungen der Bluͤthen vermehrt: wordtk 


In des Seguier Bibliotheca botanica ift S. 150 dö 


Druckjahr der italieniſchen Ausgabe durch einen Drudfeh—⸗ 
ler 1517 angegeben worden, welches 1017 heißen muß 
Auch iſt daſelbſt eine Ausgabe von Verona 1595 genank 
worden, welche gar nicht vorhanden iſt, wie er felbft nady 
ber in Plantis Veronenf. I. p. XI. angezrigt hat, wo af 
manche Fehler des Pona gerügt find. Hiernach muß ud 
beffert werden, was in Böhmers Bibliorh, hift, natur. l 
I. ©. 563. fleht. 


39 


ii. 


44. ker Bald. = $af. 


Ich enthalte mich, aus jenen beyden Reifebefchreibuns 
n botanifche Bemerkungen auszuzeichnen, weil folche 
ngft in die botanifchen Syſteme eingetragen find. es 
ch möchten diejenigen, welche die Botanik der Alten 
arbeiten wollen, hier manche noch ungenutte Velehrun⸗ 
2 finden. N 

VUebrigens zeige ich noch an, daß Ray in Stirpium 
ıköp. extra Britannias nafcentium’ fylloge .ein Verzeichniß 
r von Pona und Belli erzaͤhlten Pflanzen eingeruͤckt 
gi! Außer den dreyen ſchon genanten Botanikern haben 
ku Bartholom. de Nartinis, der Dichter Valentin, 
ferinus und Petiver die um Verona wachfenden 
Bätzen befchrieben. Dan ſehe Seguier bibl. botan p. 
ya 134. 138. 


. 


m j » 


< 


«46 Litteratur der Reifen. 3. 





. 45 


Itiuerarium thalaflicum, das ift: newe Naißs ml 
Meersbefchreibung, Darinnen bie Raiß und Gas 
fahrten von der Stadt Steyr auß, durch Teciſch⸗ 
und Unger » Land, in Italiam und andern Xns 
dern; mie auch beren Städt, vornehmlich pal- 
tia, Veſtungen, und unter Meg liegenden Zlede, 
von Meilen zu Meilen, fambt ihrer Gelegenhet 
und andern Orthen; was fi) auch denkwuͤrbdiges 
auf der Denetianifhen Seefahrt — — — zuge 
tragen. DBenebenft mit etlichen Kupferfläden —— — 
befchrieben, und verfaßt hat Matthias Puel, TB. 
M. V. Nürnberg bey Chriftof Lochner. 1666 ohne 
die Vorrede 208 Seiten in 4. oo 





P) 21 












Sir 6 fagt der Verfaſſer: “Demnach ich in mes 
„nen Dienften, fo ich unter dem edl und geflregm:; 
„Herrn Morimilian Lucner (als meinen hochgebirtew 
„den Herrn und Patron, aud ber Zeit ber Gt 
„Steyr wolverordneten ‚Bürgermeifter) ſechs Jahr de 
„Handlung abwartend zugebradyt, mich alhier zu Gm 
„aufgehalten hab, ift mir ein fonderbares Werlanget 
„zu reifen vorkommen.“ 


Er reiſete alſo nach Wien, von da nach einig | 
Städten in Ungarn; dann zuräc durch Kärnten nad 
Italien. 


— 


34 


ar. Puels Reiſe. | 447 


Zu Civita Vecchia lies er ſich im April 1660 als 
oldat auf den päbftlichen Galeeren, welche einen Kreuze 
g wider die Türken machen folten, annehmen. Auf 
fo Weiſe Fam er nach Sicilien, und nach manchen 
iechifchen Inſeln. 


Nachdem er durdy Wunden, Krankheiten, . Lebens⸗ 
fat, Sammer und Noth, feine Reifeluft befriedigt 
tte, kam er im März 1661 nach Wien zuräd. | 


In feiner Reifebefchreibung findet man nicht ein mal 
viel, als man von einem.gemeinen Soldaten, welcher 
ch etwas Unterricht in der Schule gehabt und ein we⸗ 
2 Latein gelernt hätte, erwarten möchte, 


Mer mzwifchen bie Graufamteiten, mit welchen Die 
ififcen Sklaven und alle Galeeren sSfaven von Ehris 
n langfam zu Tode gequält werden‘, nicht ſchon beffer 
jählt gelefen hat, der mag bier davon die Beſchrei⸗ 
mg lefen, welche die Menſchheit entehrt. 


F Die’ Goleeren legten an der Fleinen Inſel Cerigotto 
i, (vor der füdlichften Spike von Morea; der Verf, 
yeibt Cirigotto), welde damald ganz unbewohnt war, 
en die Türken damald vor 15 Jahren die fämtlichen 
Inwohner getödtet, oder ald Gefangene weggefuͤhrt, 
W alle Wohnungen abgebrant hatten. Nur einige’ Zies 
n waren der Wuth enfflohen, und diefe hatten fich zu 
een taufenden vermehrt, waren aber fo wild wie Gems 
n geworden. Inzwiſchen wurden Doc) viele von den 
oldaten gefangen. Ä 


Dieß ilt eine Beftätigung der befanten Erfahrung, 
iß von allen Hausthieren, Feine Teichter, fich in allen 
Mn 3 Climas 


saR Litteratur der Reifen. 3 


Elimaten und auf bem unfruchtbarften Boden, ohne War⸗ 
tung der Menfchen, und zwar zum Vortheile ber Reis 


fenden, fo fehr vermehren, als bie Ziegen. - Sie find 


auch in diefer Abſicht nicht felten, auf unbewohnte us 


feln gefett worden, und vielleicht ift Feine andere Xhiers 


art, wenn man bie menſchliche ausnimt, algemeiner übe 


den ganzen Erdboden verbreitet, 


Auf Cerigo ſah Puel Wachteln fangen. «Die m 
„the gehen, fagt er &.153, herumb im Feld in der lin⸗ 
„ten Hand ein Wachslichtlein, in der rechten ein. fubtl 
„gemachten Bern haltende; andy (wie fie ſagen) fo be 


Wachtel das Licht erſiehet, gehet und lauft diefelbe dem 


„Licht von weiten zu, welches die Leut (mann ſie dieſe 
„vor ihnen ſehen) mit dem Bern bedecken und alfo fa 
„gen.“ Bern wird das Wort Bärn ſeyn, davon ad 
ein Rebhuhngarn gin Hähner:Bärn genant wir. 


| 


| 


| 


Aber, fett der Verf. hinzu, die Wachtel muß um F 
„ders dann in Teutſch⸗ oder andern Landen naturt fra” 


Ich weis nicht, ob die MWarhteln in Tentfchland ſich 


auch auf Mefe Weiſe Hinter das Licht führen lien 


Döbel (1) und andere, welche den Fang diefer Bigd 


Ichren, haben wenigftens jenes Kunſiſtuͤck nicht angeführt; 


auch Buͤffon (2), welcher gar viel von Wachteln aus : 
Keifebefchreibungen gefammelt bat, erwähnt deffelben nicht. ' 


Vebrigens find bekantlih die Wachteln in der Le— 
vante, vornehmlich auf den Inſeln, von denen deswegen 


manche den Namen Ortygia erhalten haben, die zahlreich 


d 


(1) Jägers Praktif IT. ©. 105. 
(2) Naturgefhichte der Voͤgel VI. 6, III. 





45. Duels Reife. 549 
fie Voͤgelgattung, welche jährlich unzaͤhlbare Scharen 
übers Meer nach Europa verfhicht. Sie werden deswe⸗ 


gen eingefolzen fogar zu Schiffproviant, fogar zu Pros 
" viant fuͤr die Galeeren, gedraucht. 


Die auf dem Titel genanten Kupferſtiche find Grund⸗ 
riſſe von Wien, Rom, Neapel und eine Abbildung des 
Veſuvss. Sie find wohl vom Verleger aus andern Buͤ⸗ 
chern hinzu gethan worden; denn Puel hat ihrer gar | 

sicht erwähnt, ” 


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Anz | Zuſaͤtze. 


“ro J Zufaͤtze. 





zufäs e. 
©. 27. (5). 


Megen diefer Krankheit verweifet Hr. Hofr. Blumen 
bach auf diejenige, welche Piſo in Hiſtor. nat. Indie 


pm. 41. befchrieben hat. 


©. 20. 

Hr. Doctor Lichtenſtein, von dem wir bald eine 
merkwuͤrdige Nachricht von feinen Meifen -im füdlichfen 
Afrika erhalten werden, verfichert mir, daß es allerdings 
in Indien eine Schlange gebe, welche ein Gift ausfpräße, 
jedoch nicht aus den Augen, welches Blindheit. verurfade, 
und daß dawider Milch gebraucht werde. 


8. 57. 
Bon diefem Orden findet man Nachricht in Rinks ke 
ben Kaifers Leopolds 2. S. 1760, und in Jmboff notik 
peocer. I. p. 17° 


©. 106. 

Die Nachricht des Martiniere von den Borandiers hat 
ſogar Witfen in Noord en Ooft Tartarye II. p. 952, 05% 
überfegt. uch in dem Berliner Atlas 1760. Tab. 35, fin 
det man ben Namen Boranday. 


©. 129. 

Eine ähnliche Grabſchrift findet man in J. Spon 
Recherche des antiquites et curiofites de la ville de Lyon 
p 86., welche Havercamp in feiner Anmerkung zum | 
Orofius S. 122. wiederholet und zu erklaͤren gejucht bat: 


©, 139. 


Bufäge 5951 


in :®. 139. or 

Die Critik über Burnets Briefe hat folgenden Titel: 
flexions: on Dr. G. Rurnete travels- into Switzerland 

— — vritten originally in Latin by Mr. — — and 
‘done into Englifhe Lond. print. by Randal' Tayler. 
88. 8. . 

©. 279. 

'3u:©.279 zeige ichjetst noch an, daß in Thevenots 
amlung fteht: Relatio ablegationis, quam Czarea maje. 
u ad Catayenfem Chanum Bogdi deftinavit, anno 1653. 
denn diefe Jahrzahl richtig iſt, fo gehört dieſer Auffag, 
ffen- Quelle Thevenot nicht angezeigt hat,. zu der fpätes 
x Geſandtſchaft, deren ich S. 275. gedacht habe. Mar. 

‚Memoire fur les collections de voyages par Camus. 
Wii 1802. 4. pag- 337 und 277. 


© 303. 

Der mir unbelante Gelehrte, dem ich die Anzeige 
bfer Litteratur in den. Ergänzungsdlättern der algem. 
Kteratur s Zeitung 1808. ©. 51. vertanke, fagt: “Die 
Wörter demolibiles und in Meri-.s erllären wir fo, daß 
Dad erſte von demolire, dir re, ‘oder von demolere, 
molere, permolere, in dein Sinne, wie Horaz Sat. I, 2. 
das. Wort nimt, herfomt, und leicht zu erobernde 
Mädchen bedeutet; das zweyte aus Mere, palus, flagkum 
Mine Bedeutung erhält.” Sch Fan verſichern, daß auch 
$ die erfie Vermuthung gehabt habe, obgleich ich fie 
icht babe angeben wollen; aber die legte Ableitung bleibt 
ir doch noch dunkel. 


©. 314. 
Der eben angeführte Recenfent ber Litterat. der R. 


aͤgt: ob wohl die Inſel St. Brandano mit den Seereiſen 
des 


552 Zuſaͤhze. 


des heiligen Brandanus in Verbindung ſtehe? Von dieſen 
Reiſen, welche ich auch in Geſta dei per Francos pag. 1105, 
angeführt finde, hat Hy. Hofr. Bruns fehätbare Nach 
richten geliefert in den Romantifchen Gedichten in altyplats 
teutfcher Sprache. Berlin 1798. S. 159, wo eine poetifce 
Beichreibung derfelben abgedruckt iſt. | 

©. 330. . 

CLCeguats Slaubwürdigleit kan ich jet durch ein wich 
tiges Zeugniß beftätigen. Er nennet unter den beyben, wel⸗ 
che im Jahre 1698 mit ihm nach Sliffingen zuruͤck gekom⸗ 
men find, einen Paul 3. Eine Urenkelinn dieſes 3. iſt die 
Frau Hofrathinn von Martens, und diefer verbanfe ih 
folgende Nachricht. Paul Bennelle war mit feinem U 
ter, welcher Frankreich wegen der Religion verlafjen hatte, - 
nach Amfterdam gefommen, und entfchloß fich, als ein jun 
ger Mann von 20 Jahren, nach dem Eden zu reifen, mes 
des Queſne zu reigend gefchildert hatte. Nah act 
Jahren fam er zuruͤck zu feinem damals noch lehmden 
Vater nach Amſterdam. - Dafelbft hat er, nachdem er zwey 
mal geheurathet hatte, noch bis 1746, alfo in einem Alte 
über 70 Sahre, gelebt. Er hat Leguats Erzählung in ber 
Hauptfadye für wahr erfant, obgleich er nie fein genaur 
Freund geweſen it, und manche Kleinigkeit etwas onderd 
zu wiffen gemeint hat. Auch diefer Hr. Bennelle hate 
Tagebuch binterlaffen, welches wahrſcheinlich noch ben da 
Erben feines erft vor kurzer Zeit gefiorbenen Enkels, Pierre 
Bennelle, in Amfterdam vorhanden feyn wird. Moͤcte 
es doc) noch gedruckt werden! 





Merbefferungen. 


©. 152. 3. 19. lies: beruͤhrter Kinder 
— 285. 0,1, lies: feinen Schriften. ° 





Litteratur 
| der | 


alteren 


Reiſebeſchreibungen. 


Nachrichten 
Fu von 
ihren Verfaſſern, von ihrem Inhalte, von ihren 
‚Ausgaben und Veberfegungen. 





Nebſt 
/ 
> eingeftreueten Unmerfungen 
J uůͤüber mancherley gelehrte Gegenſtaͤnde. 
Von | 


rn. — 
." ‘ 


Sohbann Beckmann, 
-Dofrach und ordentlichen Profeffor der dfonomifchen Wiſſenſchaften. 


* 


u | 


Viertes Stäüd. 





Göttingen, 
bey Johann Friedrid Roͤwer— 
| 180% 


Anhalt 


Des vierten Stuͤcks. 





6. Les voyages fameuæx du fieur Vineent le Blane, 
S. 553. 


Ihre Glaubwuͤrdigkeit 354. 360.577. Herkunft u, Schickſale 

des Ke Blanc 556. peireſt erhielt feine Handſchriften 558. 

ob er in Mecca und Medinah geweſen ſey 501. ob Zimt 

in Arabien wachſe 362, aͤthidpiſche Küfte beſchrieben 563. 

gahme Erocodile 564. Rindvieh mit beweglichen Hornern 
565, 566. Schafe ſtammen aus Afrika; haben daſelbſt Haa⸗ 
ze 508. Mofchusthier 570. Bergiftung durch riechende 

Sachen 570. Maſcaret und andere Waſſerſtannugen durch 

die Ebbe 571. Wiederwuchs ber Schildkroͤten⸗Schalen 573. 

Mörtel aus Balt und Zucker 375. Abpſſinien beſchrieben 

| X⸗ 377. 


„Wachtel das Licht erfiehet, gehet und lauft dieſelbe dem 


548 Litteratur der Reiſen. 3 


Climaten und auf dem unfruchtbarſten Boden, ohne War⸗ 

tung der Menſchen, und zwar zum Vortheile ber Res 
Senden, fo jehr vermehren, ald Die Ziegen. - Sie finb 
auch in dieſer Abficht nicht felten, auf unbewohnte Jos 
feln gefeßt worden, und vielleicht iſt Feine andere Xhies 
art, wenn man Die menſchliche ausnimt , algemeiner ae 
den ganzen Erdboden verbreitet, | 


Auf Cerigo ſah Puel Wachteln fangen. «Die ka 
„the gehen, fagt er S. 153, herumb im -Zeld in der ins | 
„ten Hand ein Wachdlichtlein, in der rerbten ein. ſubtil 
„gemachten Bern haltende; anch (wie fie fagen) fo be 


„Licht von weiten zu, welches die Leut (wann fie diſe 
„vor ihnen ſehen) mit dem Bern bedecken und alſo faw 
„gen.“ Bern wird das Wort Bärn ſeyn, Davon ao ‘ 
ein Rebhuhngarn gin Hähner:Bärn genant wir. 





Aber, fett der Berf. hinzu, die Wachtel muß w⸗ F 
„ders dann in Xeutfchs ober andern Landen naturt fen” : 


Ich weis nicht, ob die Wachteln in Teutſchland ſch 
auch) auf Mefe Weiſe hinter das Licht führen ließen. 
Döbel (1) und andere, welche den Fang biefer Digd 
lehren, haben wenigftens ienes Kunftftück nicht angeführt; 
auch Buͤffon (2), welcher gar viel von Wachteln aus 
Keifebefchreibungen gefammelt hat, erwähnt deſſelben nicht. 


Uebrigens find bekantlich die Wachteln in der Le⸗ 
vante, vornehmlich auf den Inſeln, von denen beöwegen 
mandye ben Namen Ortygia erhalten haben, die zahlreich⸗ 


(1) Zägers Praktik IT. ©. 195. 
(2) Naturgefhichte der Voͤgel VL. 6, 111. 


_ 2 . j j . . | | . Re . \ 
45. Puels Meife. - £49 


fie Vögelgattung , welche jährlich unzählbare Scharen 

übers Meer nach Europa verſchickt. Sie werben deswe⸗ 
gen eingefalzen fogar zu Schiffproniant, fogar zu Pros 
viaunt fuͤr die Galeeren, gedraucht. 


Die auf dem Titel genanten Kupferſtiche find Grund⸗ 
riſſe von Wien, Rom, Neapel und eine Abbildung des 
Defavs. Sie find wohl vom Verleger and. andern Buͤ⸗ 
chern hinzu gethan worden; denn Puel hat ihrer gar 

_ nicht erwaͤhnt. 


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=, — — — 
— . 
Bar 
PR 
wi 
a. | 1 
F . 
Ana Zulſaͤtze. 


Vı 


Supati, 


"643. alterthamer aus bem Grabe des Cbilderichs 644: 
MRomile Alterehümer bey :dem Dorfe Augſt, Augufla Rau- 


zacorum 646. Merkwuͤrdige Ausgabe von bes Sraimus 
encomium moriae 647. Naturalienkammer zu Dresden 


| 651. Geſchichte der Steigbügel sn die Ausgaben dieſer 


MReiſe 633, | * on 


32. Les navigations, peregrinatians et voyages, ‚feiets 
eu la Turquie par Nicolas de Nicolay, ©. 654, 


|. 


‚33. 


Nachrichten vom Verfaſſer 654. . Abbildungen der verfcie: 
denen Trachten in ber Levante 656. Nachrichten von Alr 
gier 659. Tripoli 660. die Inſel Scio 660. Witwenſtener, 
ass vidurium 661. Knabenzehenden 662. türkifhe Lduz 
fer 663. Hirpi, weiche über glühende Sohlen. gingen 663, 
Minger der Alten 664. Kochlunſt der Türken 664; Aus⸗ 
gaben und Ueberſetzungen dieſer Reiſe 665. 667. 668. 669. 
Kupferſtecher Saldoͤrfer 667. 


a & 

Reoneil de cent efiampes reprefentant differentes na- 
tions du Levant par M. de Ferriol et par les foins de 
M. le Hay. 670. Serriol’s Geſandtſchaft nach Eonftantine 
gel 671. Kendur, grientalifcer Den en Dreden ber 
Derviche 672. | 


Voyages et aventures da Jaques Mafje. Pete 


Martons Lebensbejchreibung. ©:673. 


Bon erdichteten Reiſen 673. pſalmanazars erdichtete | 


BVeſchreibung der Inſel Formoſa 674. drepfache Irrung 


uͤber 


- 4 


* 
° 


AInhaft. vu 
„ über die Gabel von ben Bienen 676. Bernbard de Man- 
deville 676. Simon Tyſſot de Patot, Verfefler des Ja- 
ques Malle 678. bie verfhiebenen Ausgaben und Webers 
feßungen 679. 
* * 
Travels through Holland, Flanders, Germany by 
Jofeph Mar[hall 681. Det Verfaſſer ift I. il 682. 
: deffen gelehrte Veträgeteyen 485. | | 
Defcription of the island Formola by Pfalmanasar 685. 
Nachricht vom Werfafler 684. . ' 


4 Joannis Bijfelü argonauticon Americanorum. ©. 636. 


Nachrichten von Petrus Boven de Victoria 686. Nach⸗ 
rihten von Feb. Biffel 685. vom Baperſchen Herzog Ser: 
dinand, Vater des Grafen von Wartenberg 689. 


5. Georg Meiſter orientalifch s indianifcher Kunſt⸗ und 
af» Gärtner. ©. 691. 


Leben des Verfaflerd 693. Nachrichten von Andreas 
Cieyer 694. 695. 696. Mufa oder Pifang 698. Ricinus 
oder Wunderbaum 698. Grude, ein Baum, der Leim und 
Buchbinder Kleifter giebt 699. Ananas ftamt aus Brafis 
lien 700. Dolichos pruriens 700. Japanſche und chinefis 
fhe Gärten 701. Hottentotten, ihre Weife zu melken 702. 
Mittel für bartmelfende Kühe 702. 703. 


56. 


va Inhalt. 


56. Hieron. Scheidt Reiſebeſchreibung nach dem geleh 
ten Sande. S. 705. 


57. Jacobi Tollii infignia itinerarii Italici. ©. 707. 
Nachricht von Tollius und feinen Bruͤdern 707. mil 
von „Geinfiue des gelehrten Diebftald beſchuldigt 708. 79, 
Tollius Ausghbe des Auſonius 709. fen catholiſch genet: 
den 710. feine alhemiftifhen Schriften 712. verfprad die 
Ausgabe der griehifhen Wunbärzte und Chemiter. Eier 
fals feiner Handſchriften. 714. | 


6 


46. 
‚Les voyages fameux du fieur Yineent leBlane Marſeil- 
- lois, qu’il a fait depuis l’age de douze ans jusques a 
foizante, aux quatre parties du monde, ä fcavoir 
‚ aux Indes orientales et oceidentales, ‘eh Perfe et Pegu. 
Aurx Royaume de Fez, de Maroc et de Guinde, et 
. dans toute l’Afrique interieure, depuis cap de bonne 
| efperance jusques en Alexandrig, par les terres de Mo- 
nomotapa, du Prefte Jean ‘et. de l’Egypte. Aux isles 
de la Mediterrande, ee aux prineipales provinces de 
-- P’Europe, &c. Redigez fidellement fur fea_ memoires 
et regiftres, tirez’de la bibliotheque de Monſ. De pei- 
reſe, confeiller au parlement de Prouence, et enrichis 
de tres- curieufes obfervations. Par Pierre Berge- 
ron, Parifien. A Paris, Chez Gervais Clovüier. 1649. 
3 Theile in 4, von 276. 179. 150 Geiten,. ine die 
Morrede ımd bie Regifter. 





22 


re Heifebefchreibung ift von jeher übel beruͤchtigt ges 
Ken. Man bat fie befchuldigt, daß fe Namen vieler 
erter enthalte, welche gar nicht da find, oder weiche 
inigftens von keinem andern Schriftfteller jemala. genant 
id. Man hat den Argwohn verbreitet, daß ber Veffaffer 
—8 Unwahrheiten eingemiſcht, und von Oertern gere⸗ 

t hahe, wohin er nie gekommen ſey. Zudem hat man 
Vermuthung, daB feine Papiere vom Herausgebet oft 
———— —RX De. "übel 


554 Utteratur der Reifen. 4 


übel verftanden, und oft mit fremden Zuſaͤtzen gemiſch 
worden (T). 

So wenig ich dieß alles leugnen moͤchte, fo bin id 
doch der Meynung, daß man dieſe Befchuldigungen zu: fee 
übertrieben bat. Allerdings glaube ich, daß der Derf. ia 
den meiften genanten Ländern wuͤrklich gewefen il. Des 
findet bey Ihm Rachrichten, welche von andern vielleicht 

sicht 


(x) Ich will einige Urtheile anfüßren, Jobus Zudolfus iz 
Commentario ad hijtoriam Aethiopicam. Franc. a. M. ibqi- 
fol. * pag. 26. Vinc. le Blaue — — vetera novis milce, 
Eosdem falfos huic regno (Asıhjopiae) fines tribuit, quos 
tabulae geograpluicae vwulgares, veluti: montes lumse, 

" Manicongo.ete.  Godignum vidit, ut ex nominibus rega® 
zum oolligo; äis tamen vetera addit. Quaedam peaulisris 
habet aliag mihi nec lecta nec audita.. Ex. gr. rogem 

..  adeo delectari bonis odoribus, ut quidquid modo bene 
aoleat, in aula ojua adhibeatur; etiam taedao [eu face. 
Sericum ex arboribus colligi,' et quintam partem rel‘ 
loeo vectigalis pendi; et plura ejuscemodi alia, a. 
_ partim non credo; partim quia auctoritate Carept, & 
-feribere nole. 
“ Le grand dictionnaire geographigue par Martiniem. ix6. 
fol. I. pag. XX: Je mets au nombre des voyıgun 
Sufpects ceux donc les reeits ont eıd corrompus ou pl 
les auteurs ou par les editeurs; Vicent le Blanc pu 
m 'exemple qui dans une route que. qnantitẽ d’aurres om 
. $aites auſſi -bien que lui, cree des.yilles et des ronav⸗ 
qus perſonne n'a vñ ni avant, mi après lui. 
2GSlacourt in ſ. Veſchreibung von, Mabagafcar fagt, aM 
. wabe die Beſchreibung des Le Blanc jederzeit für fabelhiß 
angefehn; fie gründe ſich Aberdieß auf fremde Beridtt 
©. Algem. Hiftor. der Reifen. VII. &,566. Vin, 
le Blanc fait une defcription de cette isle fur le rappen 
d’un autre, qui eſt touit:a fait fabuleufey-— — out o 
qu'il en dit eft rerhpli de fables, ‚(Avankı;PpFopos ps) 
















- 
— 


ut *-- 


46. Voysger du Vinc, le Blanc, sr 


ht gemeldet find, aber gar nicht das Anfehn einer Er⸗ 
tung haben; man findet manche, welche man auch in 
ıdern Reifebeichreibungen antrift, ohne doch von dieſen, 
viel man merken fan, entlehnt zu ſeyn, und. manche, 
eiche anderer Berichte durch neue gar nicht unwahrſchein⸗ 
he Zuſaͤtze beſtaͤtigen und ergaͤnzen. 


Gelehrte, welche jene Befchuidigungen fanten, und die 
landwuͤrdigkeit zu ſchaͤtzen verſtanden, haben kein Bes 
wien getragen, den Le Blanc als Zeugen anzuführen, und 
ine Nachtichten in ihren Schriften zu brauchen. 


Tournefort (2) nennet ihn, neben Tavernier, unter 
na weit gereifeten Perfonen, und zwar auf eine Weife, 
de dieſem keine Unepre macht. - 

| Büraing, 


'@) Voyage dx Levant. Arofterä. 118 4 “ın p. 7: les 
argonautes, lesquels palloient pour les plus eelebres voya- 
“ geurs de l’antiquit&, mais qui ne font cependant que de 
‘ forts petits gargons en comparailon des Vicent le Blanc, . 
Tavernier, et une infinit€ d’autres qui ont veũ la plus 
grande partie de la terre habitee. 

Der weit gereifete Boullaye: le⸗ Gouz ſagt in ſeinen 
Voyages et obfervations. Paris 1657. 4. * de, wo er bie 
son ihm geleſenen Neifebefhreibungen beurtheilt: Vincens 
le Blanc pourroit disputer avec Uliffle de la longueur de 
fes voyages, il donne beaucoup d’inftruotion de l’Afri- 
que aux geographes modernes. Et il feroit A defirer 
-:quil eut fceu les langes orienitales affin de rapporter 
los noms propres des lieux oü il a eſté, , es comme [es 

memoires n’ont eſté imprimds qu’ apres fa mort, ce ſe- 

zoit un travail digne d'un illufre voyageur d’en corri« 

gor quelque chole pour faire reuiure la memoire d’un 
- Mi grand homme, 

Boucher de la Richarderie {in Bibliotheqgue: univerfelle 

' dies voyages, Paris. 2808. 8. I. p. 2128. Les vojages de 

DE Be Vae. 


R 


556 Etterame der Relſen. 4. 


Buſching, welcher mit algemein anerkantem Fleiße be 
Meiſen nach der Levante geleſen und verglichen hat, bat 
ſich nicht geſcheuet, das was Le Blanc von Oertern in Yras 
‚bien berichtet hat, in feine Erbbefchreibung aufzunehmen, 
wie auch) Hattmann in feiner Geographie von Aegypm 
9 gethan hat. 
| ‚Männern von ‚ihrer Velelenheit und Lafer, 
. hätten grobe Erdichtungen, welche alle Glaubwürdigkit 
aufheben muͤſſen, unmoͤglich unbemerft bleiben Line. 
Aber Unrichtigkeiten und abgefchmackte Fabeln' findet man; 
"aber wie wenige Reifebefchreibungen aus dem Anfange dis 
‚fiedenzehnten Jahrhunderts find von legtern, und wie wenige 
Buͤcher Überhaupt von jenen gonz frey, obgleich mencher 
angehender oder ſchadenfroher Recenſent noch ganz fehler 
freye Bücher zu fodern, oder wenigſtens feine eigenen dafür 
‚zu halten fcheint. 

Wenn man hört, wer Le Blanc geweſen iſt, in wds 
chem Alter und auf. welche Weiſe er gereifet ift, und wie 
feine Papiere verarbeitet und zum Drucke gekommen find; 
. fo wird man freylich manches Falfche erwarten, und am 
deſto mehr Vorſicht anwenden, das Wahre audzufcheiden. 


Ich will daB, was ich Darüber babe auffindeg tim 
nen, anzeigen; werunter dasjenige bad- wichtigſte iſt, was 
ich in des Gaſſendi Leben des Peireſc angetroffen habe. 


Vincent le Blanc iſt 1554 zu Marſeille gehohren 


werden/ wie hier S. 3 gemeldet iſt (3). Sein But 








- Vinc. le Blanc joniffent de quelque efime, parce qua 
cune de fes obfervations n’a éêtéo dementie ‚par les .voyr 
geurs plus moderne. 

63) Gaſſendi nennet ihn civem Arelatenfem; vielleicht weil 
er nach feiner Rüdtunft zu arles gewohnt hat. 


+ 


46. ‚Voyages du Vinc. le Blanc: 467 

. Raphael le Blanc war Mitreder eines Schiffes, welches 
zur Fahrt zwiſchen Marſeille und der Levante unterhalten, 
ward; er hatte auch ehemals als Kaufmann in der Levante 


greiſet. 
Dadurch ward der Sohn fruͤh mit ben Seereiſen be⸗ 


"Laut, und erhielt dazu eine fo unbaͤndige Begierde, daß 


. 02, ald er kaum ins vierzehnte Fahr getreten war, wider, 
"Willen feines Vaters, mit einem Schiffe nady der Levante 

ging. Von feiner Mutter, welche endlich feinem Wunſche 
nachgab, erhielt er heimlich, was er zur hochſter Hatte 
durft brauchte. F 


Erſt nach ſechs ig Jahren endigte er feine Reifen. De 
"- eint er in Armuth gelebt zu haben. Denn Coulon, in 
= der Dedication der Reife au einen vornehmen Geiftlichen, 
ittet dieſen, den Le Blanc unter feine Bediente aufzunche 
wm, und ihn zu feinen Süßen die gewänfchte Ruhe ges 
„sießen zu laffen (4). 


VPeireſc, Diefer große Gelehrte, welcher Feine Mühe 
* ‚Ind feine Koſten ſchonte, wenn er Gelegenheit fand, den 
* ‚Biffenfigaften zu nen, hörte, daß Le Blanc viele Nach⸗ 
iichten auf feinen großen Reiſen gefammelt hätte; er eis 
* uchte ihn, ihm ſolche zum Drucke zu überlaffen. 
k: Peireſc 
Zi. 
_ .@ Ich mil die eigenen Worte beybringen: Monlieur, ce 
voyageur fameux apres un exil volontaire de plus de 
ſoixanto ans, n'a point d’autre ambition, que d'eſtre receu ' 
ol parmi vos domeliiques, et de fe repoler à vos pieds® 
j apres avoir parconru tant de vaftes provinces, pour re 
prendre dans vofire mailon, qui eft le fejour ordinaire 
des graces, l’humenr et la courtoifie Francoile, cor- 
X sompüe par la longue frequentation. des peuples du 
nouveau monde. 


ODo3 


553 .Utteratur dee Reifen cc: 


Deirefe erhielt alle dieſe Papiere im Jahre 1619, aber 
ee fand darin gar zu viel, was unmöglich gedruckt werdeg 
Zonte, oder welches, wenn es gedrudt wärde, ben Ders 
faſſer lächerlid machen, und feinen Ersibluugen - allen 
- Glauben entziehen würde. 


Unter andern hatte er darin fleif und feſt Bebanptet, 
unfer Planer fen nicht Bugelförmig, ſondern eine gerade 
Ebene. Peireſc Bath deswegen den Nicolaus Berger 
zon (5), welchen Coulon celebre aduocat au parlement de - 
Paris nennet, und welcher ein Freund des Le Blanc war, , 
aus deſſen Aufiägen dasjenige, was ihm glaubwürdig und 
der Belantmachung werth ſchien, heraus zu leſen. 


Dieſe Muͤhe uͤbernahm Bergeron, aber weder er, uech 
Deirefc konten den Le Blanc überreden, dieſe Verkes 
derung oder Uusbefferung zu erlauben, und fo blicken die 
Papiere in der. Bibliothek bed Peirefc liegen (6). 


(5) &. oben Seite 204. 


(6) De Peiresc vita: auctore Petro Gallendo. Hagae- (omi- 
sum, 1655. 4. pag.ı06. Bey dem Jahre 1619, Quia norat 
Vincentium Blancum civem Arelatenfem longe latgue 
peregrinatum, .congefliffe quam plurimas rerum vilrum 
obfervationes; idcirco illas quaelitum mifit, ur (liceret 
modo per ipfum) dasi in lucem procurarer. Obuiauit 
ergo; verum attendens omnia ratiociniis infecta, ac er 
praelertim opinione, quod terrae [uperheies non globols, 
fed plana fit; eapropter totum negotium erudito viro 
Nicolao Bergerono commillum voluit, mandavitque ſeli- 
geret, ac-[uo modo diceret quae ellent mere hiftoric, 
narrationisque haberent fidem. Suadere deinde conatas 
ef Rlanco, ut id probaret confilium; praefiitum idem in 
hiftoriis five relationibus Pirardi, Moqueti, aliorum; 

_ permittendum philofophis, ut eas quaefiiones disputent, 
negue elle zecitatoris dogmatioum agere, praefertim 

conizs 


46. Voyager du Vine. lo Blanc. sc 


Aus bdiefer erhielt fie, nach Bergeron’s Tode, ber: 
Sefuit Kudov. Coulon, welcher 1664 geflorben ifl, und- 
yeffen eigene Schriften von Joͤcher angeführt find. Er- 
agt, er habe fie in Ordnung gebracht, die Schreibart vers 
jeffert und ein Ganzes daraus gemacht (7). . = 


Weil Conlon in der Debication, wie id) gefagt habe, 
ine bemüthige Vorbitte für Le Blane gethan hat, ſo 
nuß er damals noch gelebt haben; und gleichwohl liefek 
kan in der darauf folgenden Morrede, daß er bereits damals 
eſtorben ſev. 
Um dieſen Widerſpruch zu heben, konte man anneh⸗ 
un, daß Le Blanc, nachdem die Dedieation gebruckt 
worden, 


eontra eommunem fidem; polſle quidem fententiam de 
terrae planitie atıingi; fed tamen tanquam a Barbaris 
: ereditam, non ab eo defenfam, fore, ut fi inlüterit, lite- 
ratis Indibrio fit, narrationique aliunde [uae, tametfi 
. verae deroget fidem; integram et Ancoram laudem ex 
J auda peregrinationum hifioria jlli fuperfuturum ; ; cura- 

turum fele, ut opus dedicetur regi, aut alii, qui grate 
accipiat, caeterague hujusmedi; quae viram tamen ab 
inflituto dimovere aunquam potuerunt. 


u. 


G) Er fast! Je les ay zetird' fort heureufement d'une des 
plus floriffantes bibliothegues, et des plus fainetes mai- 
fons de cette ville, comme les reftes d'un trifie naufrage, 
je les ay mis par ordre, j'en ay fait un’ corps, que jay- 
anime d’une ame aucunement Trangoile, je veux dire lq 
langage, au lieu d’une certaine confulion de mou, qui 
n' efioit pas maindre que celle des ouvriers de Babel, 
Je -peux dire de luy que de ious ceux qui ont redigd 
pas ef:rit les relatious de leurs voyages‘, je n'ay point 
Jeu =.” n, qui foit plus raifonnable en [es disoouss, ei 
plus . ant en feg: oblerwations. Ä 


D94 


560 tteratur ber Reifen. 4, 


"worden, aber kurz vor dem gänzlichen Abdrucke ber Reife 
beſchreibung, geftorben fey.. Weder unter der Worrede, 
noch unter der Dedication liefet man das Jahr, wann -fis 
gefchrieben worden; nur das vorgefeßte koͤnigliche Privile⸗ 


gium iſt im September 1647. auögefertigt worden, und des 


Titelblatt bat die Jahrzabl 1649. 

Aber folte Le Blanc in ber Zwiſchenzeit von 169 
bis 1649 geſtorben ſeyn, ſo muͤßte er das höchft’-feltem 
Alter von 95 Jahren erreicht haben. Ä 


Dder hat Coulon durch jene Bitte nur bie Reiſebes 
fhreibung, nicht ihren bereits verftorbenen Derfaffer, feinem 
Gönner empfehlen wollen, fo hat er. ſich fehr uneigentli, | 
oder fehr unverftändlich ausgedräct, welches freplich nicht 
felten denen begegnet, welche gar zu höflich oder gar zu 
zierlich ‚reden wollen. Jedoch ich will mich bey. dieten 
unwichtigen Zweifel nicht laͤnger aufhalten. 
Welche Länder und Oerter Le Blanc bereifet bat, giebt 
das Titelblatt an, und ed würde deswegen überfläffig ſeyn, 
fie hier beſonders zu nennen. Sch will nur dasjenige aus⸗ 
zeichnen, was mir merkwürdig fcheint, ohne jedodedle 
Wahrheit defjelben verbürgen zu wollen, 

Viel Zutrauen fan man unmoͤglich zu den Berichten 
eines Gereifeten haben, welcher fo früh dem Unterrichtt 
entloffen ift, und ohne alle Kentniſſe in der Welt herum 
gewandert ift; und wer weis, wie viel von Denen Franze⸗ 
fen, durch deren Hände feine Papiere gegangen find, geim 
dert, miöverflanden und zugefeßt ifl, 

Man könte fragen, wie hat ein Mann ohne Vermoͤ⸗ 
gen fo meite und vieljährige Reifen machen Binnen? wie 
verfchafte er fih dazu die Mittel? oder auf weſſen Koflen 
oder in weſſen Dienften reifete er? Manche Reifebefchreibtr 
Tagen über diefe Kragen ihren Leſern ſo wenig, Daß diefes 

| ’ . nicht 





- 46. Voyage ‚du Vins, le Blanc. 7464 


“ u 


6 ſelten ein Mistrauen anwanbelt, ob die Erzähler 
ch wuͤrklich die Reifen haben machen können. Auch der. 
anzos iſt von dieſem Vorwurfe nicht frey. 


Sedo meldet er einige mal, daß er ale Bebienter 
t einem Raufmanne herum gezogen ſey. Es iſt bekant, 
B im Morgenlande die Kaufleute, fo wie ehemals auch 
Europa, ihre Waaren ſelbſt begleiten, und gern ſolche 
Bedienten oder Begleitern annehmen, welche Gewandts. 
it und Sprachtentniffe haben, uud Treue hoffen laſſen. 


Ms Le Blanc nach einem Schifbruche in der Levante 
kam, nahm ihn ein Kaufmann an, mit dem, er nach 
eta und Medinah gegangen ſeyn will. Er gehört alſo 

; den wenigen Chriſten, welche verfichern, an biefen, 
erteen, welche den Chriften verbothen find, geweſen 
ſeyn. | 

Aber viele haben bezweifelt, daß and) diefer Granjoß 
hin gekommen fey. Auch mir iſt es, verdächtig, daß er 
ſt nicht mehr, auch nicht einmal fo viel erzählt, ald was 
au fchon bey dem von ihm angeführten Barthema lielet; 
wie er auch, wie Diefer, in Mecca Einhoͤrner aron 
ben will (8), 


Das Grab de Muhamets zu Medinah iſt, fast er, 
m weißem Marmor gebauet; man fleigt. Dazu auf einigen 
stuffen von eben ſoicem Marmor hinunter. Die Muba⸗ 

| mgtas 


® Non Barthema oder Vartboman und den Ansgaben feiner 
Meifebeihreibung babe ich eine ‚ausführlide Nachricht. gege: 
ben in Vorrath Fleiner Aumerfungen ©.195. Dae, 
was er von Mecca und Mebinah gemeldet hat, ‚findet man 
lar:inifh überfegt hinter der von Calirtus beforsten Augs 
gahe des Itinerarii Benjaminis Tadel, Helmſtadt 1636. & 
©, 155. ° J J * 
Do p 


se ® licieratur der Reiſen. 4. 


metaner glaubten, das Grab ſchwebe in der Luft, und fu 
wunberten ſich, von Ce Blanc und feinen Begleitern. w 
hören, daß fie das Segentheil bemertt hätten. 


Mecca fep zwey Tagereiſen von Medinah, ungefähr fo 


groß als Rouen, oder zwenmal größer. als Marfeille; mit . 


Hohen Gebirgen umgeben, durch welche ein Weg gebahut 
fiy. . Anderthalb Lieues davon liege der Berg Abraham‘ 
wo dieſer feinen Sohn geopfert haben fol, Jetzt opfern 
bon die Muhametaner Haͤmel. 


Unter den Producten des gluͤcklichen Arabiens findet 
man auch hier den Zimt genant; gleichwohl iſt mir die] 


kein hinlänglicher Beweis wider dad, was ich in einer Ye _ 


wierfung zu Antigoni Caryſtii hijlor. mirabül. pag. 86. ber 


Srupter habe. 

Wahr iſt, daß bie Griechen den Zimt für ein qrabi⸗ 
ſches Produkt gehalten Haben. Außer den dort angefühts 
- "gen Zeugniffen, will’ ich hier den-Arrian nennen, weldet 
in lib. 7, de expedit. Alex. pag. 486. erzählt, die Gewuͤrze, 
und vorzäglich der Zimt, welder von Bäumen erhalten 


— — a ._ 


würde, habe den großen Macebonifchen Raͤuber gerüt, ' | 


auch Arabien ungluͤcklich zu machen. 


Aber der Zimtbaum ift jederzeit nur in Indien, nie in 
Arabien gemachten, Der Irthum it daher entitanden, weil 
die indifchen Gewürze über Arabien nach Europa gebracht 
find, deswegen man jensd für das Land der Gewinnung 
gehalten bat. 


Herodot III, 3. pag.205 fagt, zu feiner Seit habe 
man nicht gewuft, woher der Zimt fäme, ober man glaube, 
aus dem Lande, worin Bacchus erzogen worden, D.i, auß 
Indien. Strabo giebt zu verſtehn, bie Gewürze kaͤmen 
nach Arabien nur durch den Handel. Man ſehe Lib.l. 

p-39 


.” 46. Voysges du Vinc, le Blanc. 663 


39. ed. Almel. p.67. und die Äbrigen Stellen, wo “ 
v zıraumpoldspey nent. 


Nichts deſto weniger hat man noch in neuern Zeiten 
mer den Griechen nachgeſchrieben, der Zimtbaum wachſe 
ch in Arabien. Abulfeda, welcher im 14ten Jahrhun⸗ 
te feine Geographie arabiſch ſchrieb, ließ in der Lands 
aft Schadſchar auch Muskatnuͤſſe wachlen. ©. Buͤ⸗ 
rings Geograph. XL. S. 7or. | 


Als Le Blanc in Aden war, hatte diefe Stadt noch 
ven ſtarken Handel, welcher aber, wie Niebubr meldet, 
saft eingegangen iſt. Gie liegt am Weltmeere, und wirb 
F der andern Seite von einem Berge Abacoure, Bacur 
er Datzira umgeben, welcher ihr zwar zur Sicherheit 
mt, aber die Zufuhr gar ſehr befchwerlich macht. 


: &.36. findet man Nachrichten von ben Inſeln neben 
e Athiopifchen Kuͤſte, welche H. Bruns in feiner Erbe 
ſchreibung nach Alvarez befchrieben bat. «Ste wurden 
wa Ehriften bewohnt, welche die Europäer, ald Glaubens» 
woflen, mit Freuden aufnahmen, und fie Romatas sder 
eumd nanten, 


Die größte Juſel nennet ber Franzos Dalafcia ober 
Yalaea. Diefe hatte einen muhametaniſchen Commendans 
n, welcher aber die Ehriften, gegen einen Tribut, ruhig 
den ließ. Diele hatten fchöne Kirchen. Ihre Prediger 
erheuratbeten ſich, nach der Weiſe der Griechen, und ges 
orchten dem Abuna oder Patriarchen von Nethiopien. 


Die Infel hatte herliche Probuste: Orangen, Zitroe 
en, Melonen, Zeigen, Gummi⸗Lack, Ingber, welcher 
ber, wegen feiner Feuchtigkeit, leicht faulte und wenig - 
‚eachtet ward; rothes, weißes und gelbes Sandelholz, 
kbenholz, Roſenholz, und mod) ein Holz Sorba genant, 

. womit ' 


564 7 Utteratur ber Reiſen. 5. 


womit baumwollene Zeuge wih gefaͤrbt wurden. Der we 
vergleicht es mit Brafilienholz. 
Auch dort find die großen Ziegen, deren langes, weißen, 
weiches Haar, fo feine Camelotte, wie Seide, gaben, und, 
theuer bezahlt wurden (9). | > 
Die dortigen Efel find die fhörflen ihrer Ark, vom. 
zuͤglich geſchickt zu den Reifen in den Wüften, und wohlfel' 
zu unterhalten. &ie machen in einem Tage wohl funf 
zehn Lieued, ohne grmübet zu fiheinen. Deswegen wurden ' 
fie Damals bis nach Perfien verfauft, zuweilen das StR, 
für Hundert Dutaten und noch theurer. 


Da fah ber Sranzos einen Grocodil, welcher in einem. 
Zeiche neben dem Meere jung erzogen und fo zahm gemadk,- 
war, Daß er aus der Hand fraß, auch ſich tragen lieh, .. 


Dieß beftätigt die Erzählungen der Alten, ober we. 
“man lieber will, ed wird durch bie Zeugniffe ber Alten 
beftätigt, ‚weiche Beyſpiele von zahm gemachten Crocobdilin 
gemeldet haben. ‚Die ich mir angemerft babe, find folgendes 
Heroõdot II. cap. 69. pag 136. ed, Weflel, Ariftoteles 
Hiftor. anima:. IX. im. Unfange 5.908. nad) Scaligers 
Ausgabe; Strabo XVII ©. 1166. nach Almel, Ausgabe; 
Plutarch de folertia animal, T. 2. pag. 976; Aelian 
hiſtor, animal. X. cap. 21. 


Ormus hatte damals noch einen großen Handel, Jaͤht⸗ 


lich kamen dahin aus Aleppo zwey Karavanen, oft von 
6009 


10) Ns ont quantité de befial, et principalement de ces 

"grandes chevres, du poil desquelles on fait le camelot 

fin comme de foye, leur poil eft fort long, blanc, doux 

et delid, et on font de fort gentiles eflofes, qni ſemblent 

toiletes blanches, dont ils srahquent fort, et le⸗ vondent 
er ohosemen, 


46. Voyages du Vinc, le Blanc; "565 


. 

bis 7000 Menfchen. Der muhometanifche Koͤnig 

e dem Portugififchen-DVicelönig, welcher die Citadele 
wohnte, die Treue ſchwoͤren. | 
Von Perfien liefet man wenig. : Der Darf. bebaut, 
& ihn feine Jugend unfähig gemacht-babe, nügliche Nachs 
chten einzuziehen. Er erzählt nur aus dem Gedaͤchtniß, 
w nennet manche. Derter, deren unkentliche Namen uf 
fuchen, nicht der Mühe werth feyn Fan. 


Zu Goa bewunderte er das Hoſpital, wegen: ber ı un⸗ 
IBigen Pracht. Da: waren die Kirchenfenſter von Mua⸗ 
velfchalen, fo wie zu Pegu non Schildpat. BERG 
WBaticnla (Batecala), ſuͤdlich unter Goa, weiches damals 
& Rönigreich hieß, babe die fchänften Mädchen in ganz 
Hindien, unter denen die allerfchönften die Juͤdinnen 
Iren, welche zwar Befuche und Gefchente annehmen, aber 
mer keuſch blieben. In Ealicut konften bie Kaufleute 
B ihrer Ankunft Mädchen, und verkauften fie wieder bey 
er Mbreife mit .einigem Verluſt. 

Aus Cochin erhielten damals die Portugiefen weißen 
d ſchwarzen Pfeffer, den fid, wie nachher die Nieder - 
ider, über ganz Europa verhandelten; aber fie erhielten 
mer nur den fchlechtefien; der befte ging nach Perſien, 
prien, Ürabien, weil fie ihn nicht. nach der Güte, fon 
en nach einem feftgefetgten Preiſe, bezahlten. 

Im Kbnigreiche Ternaffery, - wo die Hauptſtadt aben 
fen Namen hat, giebt es, fagt:.der Verf. J. S. wai, 
r Meines Rindvieh, deſſen Hörner nur an der Haut be⸗ 
tigt find, und Schafe, welche keine Hoͤrner, auch keine 
olle, ſondern Hare haben (10). 

Ohne 


(ao) Les vaches y ſont de fort petite fiature, er leurs: 0or- 
. mes le tiennent à la peoau. Seuleıment Les zneumms 
ER Bar .Ry 


566 Ä Lieterotur der Reiſen. 4: 


Ohne Zweifel iſt bas fo genante Königreich T 
sim, nördlich über Malacka gemeint, welches ma 
gut beffimt findet auf der Karte: Royaume de Siam par 
‚Coronelli, ckez Noliu @ Paris 1742. 


Mas er von dem Mindvich fagt, veranlaffet mich zw 
‚bein Verfuche, Naturforicher auf einen Umfiand aufmerb - 
ſam gu machen, welcher , fo viel icy weiß, noch nicht aufs 
geklärt iſt. 


Ariſtoteles (11), Oppiau (12), Antigonns Gary 
ſtius (13), Agatharchides (14), Diodorus Eiculas (15), 
Aelian (16), Plinius (17), Golinns (18), und vielleicht . 
‚noch mebre alte. Schriftfieller, reden von Stieren und 
Kuͤhen, welche ihre Hörner, wie ihre Ohren, bewege - 
‘-Zönnen; und faft Scheint ed, daß auch ber. Heilige Ochſe 
der Aegyptier, Apis, dieß gelont habe, wenn es nidt 
„etwa eine poetiſche Gchmeicheley iſt (19). 9— 


n'y ont ny cornes ny laine, mais ont la peau codnb 
un veau. 

Le Rlanc fah ſolche bewegliche Hörner nicht auf ii 
Tanaſſerim I. S. 121, fondern aud in Pegu I. G. alo: 
vaches blanches, avec la queüe toute different des 
autres, et comme celle d’un pourceau, les corne a 

tachées i la peau et non au fommiet de la teße, ayu⸗ 
leur mouvement comme les aureilles. 
! i1) Hiftor. animal. III. 9. pag. 334, ed. Scalig, 
‚* €18) Cyneget. II, 08. 
(33) Hiftor. mirabil. cap, 8ı. p. m. 129. 
(a4) Bibliotheca Photii p. 1368. 
(15) Bibl. hiftor. III, 35. pag. 201. 
(16) Hiftor. anim. II. cap.20. pag.90.° XVII, 45. pag. 
(17) Hiſtor. nat. VIII. cap.2ı. XI. cap, 57. 
-” (18) Cap.52. $.35. pag.58. | 
- (19) Claudian, VIII. de IV. eonf.Honerii 676: Submilis «+ 
nugit coznibus apis, | 










46.:Voyiges du Vine. le Blanc; #67 


Uber wie innen bie Hörner bed Rindviehes beweglich 
m? Sie beftehen aus einem knochigen Kern, welcher mit 
e hornichten &ubftanz umgeben iſt. Jener iſt ein Fortſatz 
8 Stirnbeins, hat, wie diefes, eine Höhlung, ‚welche 
se Fortſetzung der Stirnhoͤhlen iſt; alle find auch inwendig 
it einerley Haut umgeben. Der hornichte Ueberzug endigt 
b unten in ein fnorpliches Blatt, weiches mit der Ober« 
uf bedeckt iſt (a0). 


Se unwahrſcheinlich aus diefer Bildung die Vemeg⸗ 
hkeit zu feyn..fcheint, fo find doch die Zeugniſſe der 
ken zu zahlreich, ald daß manı fie alle, ohne weitere 
iterſuchung, für falſch erflären duͤrfte. Wie viele von 
rn. Behauptungen hat man bezweifelt ober geleugnet, 

id dennoch in neuern Zeiten wahr befunden!: Sogar 
hfien wir jegt den euren, weiber bis anf. unfer 
it verfpottet ift, glauben. 


Dazu koͤmt noch, bag kogar neue Schriftfieller, wel, 
en man nicht ſo unbedenklich allen Glauben abfprechen 
w, tiere mit beweglichen Hornern gefehn zu haben 
sfichern. Flaeourt beſchreibt fie faſt mit denfelbigen 
horten, welche -SLe Blanc gebraucht hat. (21). 


In einem der neueſten Berichte von Paraguay lieſet 
di, es gebe dort Stiere ohne Hörner, und manchen 
wächfen erft nach einigen Sahren unvolkommene Hörner, 

ie blos nur an der Haut feſtzüſitzen ſchienen, fo 
daß 


(20) Man ſebe bie anatomiſche Velchrelbun in virer, un 
terricht in der Vieharznepkunſt. Lemso. 1773. 8. I, 1. 
G. 47. 040) 

an Hiftoire de pr grande isle Madagafear. Parie. 1658. 4 


pag. 151: des bölsufs qui ont des’ cornes pandantie. age 
taoliéos A la peau de In tefle fenleimghr, - ' 


077. Aiteratur der Reifen. 4. 


Daß: fie fich bey jedem Schritte. des Zbiers hin und her 
bewegen (22). 

Von noch größerm- Gewicht iſt der Bericht beö hu. 

Rudolphi, daß er zu Rambouillet ungehorntes Rinddich, 

deſſen Stamvattr aus Aſien gebracht ſeyn ſoll, geſcha 
habe, und unter deffen Abkoͤmlingen einige Gtiere, welche 
nur 4 bis 5 Zoll lange feftfitende Stumpfe hatten, bie 
bey den Kühen noch tuͤrzer und an ber Baſis beweilich 
waren (23). 

Gewiß wird es ber Mühe werth feon, daß Dergliehe 
rer bie Bildung foldyer beweglichen Hoͤrner, welche wir 
- eine Ausartung in den füdlichen oder heißen Ländern, oder | 
eing Schwäche anzudeuten fcheint, :unterfuchen und bes 
ſchreiben. Man weis, daB diefe Thierart am beften in da 
nördlichen Ländern. gedeihet. Büffon und Daubenton 
haben diefer Abart nicht gedacht. ,.- 


‚ Die haarigen Schafe, welche Ke Blanc nennet, Pr 
Weinen Zweifel ausgeſetzt. Diefe Thierart Rammet aus y 
bärten Gegenden des heißen Afrika, und hat da, wie bi 

Übrigen Thiere, nur weniged Haar (24). 


Aber ald ein Herkules die Schafe nach Criequ ; 
gebracht hatte, und fie von da nad) Italien verfegt, und 
von da über ganz Europa verbreitet. worden, bat fib is 
den gemäßigten und noch mehr in ‚den nördlichften Ländern, 
das Haar in Dichte, weiche, feine Wolle verwandelt (25) 







ea), €. a. Fiſcher's Spaniſche Mifcellen. Berlin 1803. 8. 6,8% 
- 129) Bemerkungen anf einer Reife, Vetlin „1805. 8. 8.2 Ir. 
.U’ .. Geite 5. 
(24) Deswegen heißt dad wilde ofritanifge Sant bey Seifen‘ 
. . Arios pilolus pilis brevibus velims. . C 
: (95) Vasıo de ro rufiica UI, 1, 6. Palasplıatus ineredii- : 
J libu⸗ Cap ige. .:. 26 sr. 


48. Voyigu da Vinc. le Blanc. 569 


© giebt die Natur den Xhieren In Yalten Rändern, 
vornehmlich gehen den Winter, eine dichtere, wärmere Be⸗ 
MNeidung, und eben deswegen werben bie deſten Pelze am 
- Ende des Winters ,. und Die allerbeften in den noͤrblichſten 
m Ländern, erhalten. : | 
Dieſe haarigen Schafe waren, ben Alten fehr wohl bes 
fant. : Sie haben fie oft genant (26), and da too Tibull (27) | 
m Unfeng der Schaͤferey befingt, nennet.er die oves Airtas; 
„ wiewohl auch nachher die grobwolligen Schafe, wenn fie 
E den feinwolligen entgegengefetst wurden, Diefen Namen bes 
* 
m 


hielten, vie man bey Darro, Cato und Columella findet, 


— Daß noch zu unſern Zeiten die Schafe in vielen ſaͤb⸗ 
E Mayen Ländern Haare, nicht Wolle haben, iſt von vielen 
& 
* 


- 
= 


laubwärbigen Reifenden beftätigt worden, von Shaw (28), 
Mandelolo (29), Meiſter (30), Smith (31) und 
FB Adanfon (32). Die beyden lebten fahen fie in Gulnen, 
Noch mehr! bie Erfahrung der Engländer bat bewies 
Ri, daß ihre Schafe zwar im nördlichen Amerila ihre 
Wolle 


. 426) Oppianus de venat. s, 526. 379 Daß am erſten Orte 
Schafe gemeint ſind, ſieht man V. 338, wo erſt die Rede 





von Ziegen iſt. Aelian kift, anim. 27. cap. 10. p. 928, 
> Diodor. Sicul.IH1, 8. p.179: ed. Welel. Gtrabo iͤb . 
ir pag. 1177. (p.822.) wo die Aethiopiſchen Echafe apoAura 
“ ayorpigouvra genant find. 
F . (ap) Lib.>. eleg. 1,58. Wan fehe die Anmerkung des Brouk⸗ 
2 buis zu Ddiefer Stelle; aber mande Eritifer bezweifeln 
* die Aechtheit dieſes Diſtichons. 
cs) Travels p. 241. 
(29) Morgenlaͤndiſche Reife. Schleswig 1658. Fol. S. 161. 
(30) Orientaliſcher Luſtgaͤrtner S. 245. 
(s1) Algemeine Hiſtorie der Reiſen. 4. S. 250. 
(32) Hiſt. nat, du Senegal p. 57. 
Bedwmanns kitterat. d. Reiſ ° PpPp 


| 570 Litteratur der Reiſen. 4. 


Wolle unveraͤndert behalten, aber: Haare erhalten, wenn 
ſie in das mittaͤgliche Amerika verſetzt werden. Diele 
Merkwuͤrdigkeit beſtaͤtigen Catesby (33), Brown (34), 
Bancroft (35) und Sloane (36). Aus allen dieſen ſind 
die ſicherſten Vorſchriften zur Verfeinerung ‚der Wolle abe 
zuleiten, welche ich im Grundfägen der tan dwirth⸗ 
ſchaft S. 508 angezeigt babe. 


VUebrigens erzählt: Le B. noch viel vom Kdeigreid⸗ | 


Zanafferim, wovon man auch viel bey Barthema lieſet. 
Nach feiner Verſicherung ift das Mofchnötbier auch dert 
einheimifh, und-Hiel Mofchus wird von dort verſchick. 
Die merke ich deöwegen an, weil fonft geglaubt wird, da 
dieſes Thier nur bis an Tunkin gefunden werde De 
Derf. fagt, es habe in jeder Kinlade zwey Hervorragende 


Zähne, aber man weis jet, daß in ber untern Kinfade 


nur acht Vorderzaͤhne find. 
Da wo S. 128 viel von dem damaligen Zuſtande dem 
galens erzählt wird, liefet man die Beflätigung bes Gifts, 


deifen oben S. 373- gedacht if. Dem, ber ſich dem Gerall 


nähert, hält der Wächter einen vergifteten Blumenſtraus, 
wie im Scherze, vor die Nafe, worauf der Tod wenighens 
in zwey Stunden erfolgt. 

als er zu Schiffe von Martaban nach Pegu ging, 
“bemerkte er einen Meerſtrudel ‚, wie man ihn, nach feiner 
Meinung, nirgend findet. Ein Strohm, welcher das Waſſer 
zu einer bewundernswürdigen Hoͤhe erhebt, von welcher die : 
Schiffe mit unglaublicher Schnelligkeit und Gefahr herum 

ter getrieben werden. m 

| om 


(33) Natural hiftory of Cerolina, in der Vorrede des erſter 
Theils ©. 31. 

(34) Natural hiſt. of Jamaica p. 488. 

(35) Natural hiſt. of Gujana. 1769, 8. p. 121. . 

(36) Natural hifiosy of Jamaica U, p 38. — — 





1 
W— 
r. 


46. Voyages du Vinc. le Blanc. : 571 


Von dieſem Mafferberge, welcher Macaraon heißen 
ie, will er 1589 dem berühmten Engländer Franz Drac 
zahlt haben, welcher ihm gefagt haben foll, er würde es 
hwerlich gläuben, wem er nicht in der Magellanfchens 
Reerenge eben einen folchen Vorfall gefehn hätte, welchen 
ort Die beyden von Norden und Suͤden entgegen tommens 
m Stroͤhme verurfachten. 


Jedoch zuletzt gefteht Le Blanc, er jene Erfcheinung 
€ größte Mehnlichkeit mit dem habe, was da, wo in 
—* die Dordogne in die Garonne fällt, die Ebbe bes 
Arkt, und unter dem Namen: mafcaret befant if. 


Diefe Erfcheinung beficht darin, daß das Waſſer oft 
it größter Gewalt Did nach St. Macaire ‚ eilf teutfche 
teilen vom Ausfluffe des Strohms, gedrängt wird, bers 
flalt, daß es von dem engen Fluſſe nicht gefaßt werben 
n, fondern oft 10 und mehre Buße über den gewöhnlichen 
tafferftand fteigt. 


H. Prof. Bunfen fagt mir, er habe ſich, bey feiner 
sarbeitung der phyſiſchen Geographie, angemerkt, daß faft 
em dieſes auch in der Seine, wo ed barre genant wird, 
ch im Genferfee, wo man es feiches nennet, ferner im 
nero, im Ohio und vielen Flüffen in Suͤdamerika erfolgt, 
‚hin auch die von Condamine befchriebene Pororoca 
hört. ©. Relation abrégée d’un voyage par de la Con, 
wnine. A Maeftricht. 1778. 8. p. 189. und davon bie 
berfetsung in Ulgem. Hiftor. der Reifen XVI. und 

Hamburg. Magaz. VI. ©.276. Auch dad, was 
laroden in Hiftory of Sumatra pag.28. the Sur f nennet, 
eint hieher zu gehören. 


Auch die Alten haben ſchon dieſe fürchterliche Ans 
wellung der Garonne gelant. Hr. Prof. Bunfen führt 
992 zum 


Dr Literatur der Reifen. 4. 


zum Beweile an: Sidonius Appollin, sarın.F. v.394 
auch carm. 22. v:105, (5) 


Ich Tai auch noch hinzuſetzen das Seugni des Claus 
dians (c), des Aufonius (d) und vornehmlich bie Bes 
ſchreibung bed Mela (e). Much das alte itinerarium & 
Burdigela Hierufalem erwähnt dieſes Ssmfandıs gleich 


in b le (f) 
| u bee erfien Zeile (f | de 


er | qua pulfus ab aeftu 
Oceanus refluum fpargit per eulta Garummnamt. _ 
(6) Currit in adver[um hie pontus, multoque recurfu 
Flumina quas volvant, et [pernit et expedit umdas, 
At cum fummotus lunaribus incrementis 
Ipfe Garumma ſuos im dorla recolligit aeflus, 
Praeeipiti Auctu raptim redit, atque videtur 
In fontem jam non refluus, fed defluus ire. 
Chen dahin gehoͤrt auch Lib. 8. ep.ı2. p.514. 
(c) In Rufinum lib. 2. 115. ’ 
(d) Epiji.X, 14. wegen dieſer ungeheuzen Unſchwellung nennee 
eh Mojella 329 den Strohm: Garumaam aoquorem. 
(0) Lib.3. cap.2. p.257: Garumua ex.Pyrenaeo monte de 
läpfus, niſi cum hiberno imbre aut folutis nivibus 
intumuit, diu vadofus et vix navigabilis fertur. At 
ubi obvius Ocgani exaeftuantis accelibus adauctus ef, 
iisdemque retro remeantibus, [nas illiusque aquas agit; 
aliquantum plenior, et quanto magis procedit, eo l- 
tior, fit ad poliremum magni freti Iimilis; nec majora 
tantum navigia tolerat, verum etiam more pelagi fae- 
vientis exurgens, jJactat navigantes atrociter, utigue 
& alio ventuds, alio unda praecipitat. Dep. diefer Stele 
meint Voſſius etwas aͤhnliches beym Plinius vom Ziafe 
| Lixus lib.5; cap. ı. gefunden zu haben, 
. (f) Verera Romanorum itineraria, ed. Wejjslingii. Amfßeld, 
1735. 4. P.549: Civitas Burdigala, abi e& Auvius-6r 
ronna 


‚46. Voyages:du Vinc, le Blanc. 673 


- Der König von Pegu unterhielt damals an feinem 
" Hofe eine große Anzahl mertwärdiger Thiere, welche en, 
mit dem größten Aufwande, aus den entfernteften Gegen» 
den kommen ließ. Da will er auch ein Einhorn geſehn 
haben. ©. 128. 


Mm weiffe Elephanten zu ahalten, bekriegte der Koͤnig 
den Koͤnig von Siam, den er mit ſeiner ganzen Sam 
vertilgte. 


Unter andern ſah man dort Echildkrdten von den 
ſchonſten Karben, denen, durch abgerichtete Perſonen, die 
Schilder fo geſchickt abgenommen: wurden, daß fie nicht 
flarben, fondern daß ihnen. in drey Fahren die Schilder. 
wieder wuchſen. Nah fünfzehn oder zwanzig Jahren wurs 
den fie ganz roth, und auch alddann noch nahm man ihre 
Bedeckung noch zwey oder drey mal. I. ©. 176. 


. Diefer Wiederwuchs. der Schildfrötens Schalen ift von 
' mehren Reifenden beftätigt worden. Franz Pyrard er⸗ 
‚ zählt, daß die Spanier auf den Maldivifchen Inſeln biefe 
Thiere, ohne fie zu toͤdten, dadurch ihrer Schalen beraus 
ben, daß fie ſolche lebendig and Feuer legen, und daß fie 
Die gefchundenen Kröten wieber ind Meer wärfen, weil fie 
waßten, baß ihnen die Schalen wieder wuͤchſen. 


| Es iſt wahr, daß Petit und andere Zergliederer biefen 
VDiederwuchs für umwahrfcheinlich erflärt haben; aber bene 
. koch iſt er von andern ‚geglaubt worden; 3.9. von Hals 

ler 


ronna, per quem facit mare oceanum actella et recella, 
per leugas plus minus centum. Weffeling verweifet 
auf Memoires de I’hiß. du Langusdoe. Tolefe, 2655. 
fol. Lib.2. sap. 2. 
0 Pp.s 


864  Ütteratur ber Reiſen. & 


womit baumwollene Zeuge wih gefaͤrbt wurden. Der Det 


vergleicht es mit Brafilienholz. | 
| Auch dort find die großen Ziegen, beren langes, weien 
weiches Haar, ſo feine Camelotte, wie Seide, gaben, un; 
tbeuer bezahlt wurden (9). F 
Die dortigen Eſel find die ſchoͤrſten ihrer Art, von 
raglip geſchickt zu den Reifen in den Wuͤſten, und wohlfef‘ 
zu unterhalten. Sie machen in einem Tage wohl fünf 


gehn. Lieues, ohne grmübdet zu ſcheinen. Deswegen wurden 


fie damals bis nach Perfien verkauft, zumeilen das Std, 
für hundert Dutaten und noch theurer. | 


. Da ſah der Franzos einen Crocodil, welcher in einen 
Zeiche neben dem Meere jung erzogen und fo. zahm gemacht. 
war, Daß er aus der Hand fraß, auch ſich tragen lich‘... 


u Dieß beftätigt die. Erzählungen der Alten, ober ri 


wan lieber will,- ed wird durch die Zeugniſſe der Altes 


befiätigt, „welche Veyſpiele von zahm gemachten Crocobilen 
gemeldet haben. Die ich mir angemerkt habe, find folgende; | 


Zeredot II. cap: 69. pag 136. ed. Weſſel. Ariftoteles 
Hiftor. animal. IX. im. Unfange 8.998. nad Scaligere 
Ausgabe; Strabo XVII ©. 1166. nach Almel, Ausgabe; 
Plutarch de folertia animal, T. 2. pag. 976; Alan. 
hiftor, animal. X. cap. 21. 


Ormus hatte damals noch einen großen Handel Jaͤht⸗ 


lich kamen dahin aus Aleppo zwey Karavanen, oft von 
6009 


10) Ils ont quantité de befial, et principalement de ces 

""grandes chevres, du poil desquelles on fait le camelot 

fin comme de foye, leur poil’ef fort long, blanc, doux 

et delie, er en font de fort gentiles eflofes, qni femblent 

toileteos blanches, dont ils srafiquent fort, et le⸗ vondont 
ee ‚eheremment, 


46. Voyage⸗ du Vine. le Blanc; | 56 


® 

bis 7000 Menſchen. Der muhoametaniſche Koͤnig 

e dem Portugiſiſchen Vicekdnig, welcher die Eitabefe 
wohnte. die Treue ſchwoͤren. | 
Von Perfien liefet man wenig. Der Verf. hebauen 
6 ihn feine Jugend unfähig gemacht habe, nuͤtzliche Nach⸗ 
bien einzuziehen. Er erzählt nur aus dem Gedaͤchtniß, 
b nennet manche Oerter, deren unkentliche Namen auf 
fuchen, nicht der Müde werth feyn fan 


Zu Goa bewunderte er das Hofpital,. wegen der ı une 
$Bigen Pracht. -- Da: waren : die Rirchenfenfier non Ma⸗ 
yelfchalen, fo wie zu Pegu von Schildpat.. ....3: 
WBatienla (Batecala), ſuͤdlich unter Goa, welches damals 
& Königreich hieß, habe die fchönften Mädchen in gang 
Kindien,“ unter denen die allerfchönften die Juͤdinnen 
Iren, welche zwar Beſuche und Geſchenke annehmen, aber 
ger keuſch blieben. In Ealicut tauften Die Kaufleute 
B ihrer Ankunft Mädchen, und verkauften fie wieder bey 
ee Mbreife mit einigem Verluſt. | 

Aus Cochin erhielten damals die Portugiefen weißen 
© ſchwarzen Pfeffer, den fid, wie nachher die Nieder⸗ 
ider, über ganz Europa verhandelten; aber fie erhielten 
mer nur den ſchlechteſten; der beſte ging nach Perſien, 
prien, Arabien, "weil fie ihn nicht. nach der Güte, ſon⸗ 
rm nach einem feftgefeßten Preiſe, bezablten. 

Im Konigreiche Ternaſſery, wo die Hauptfladt eben 
fen Namen hat, giebt es, ſagt der Verf. I. Sumaı, 
r Meines Rindvieh, deſſen Hörner nur an der Haut 'beo _ 
tigt find, und Schafe, welche keine Hoͤrner, auch keine 
olle, ſondern Dar haben (10). 

Ohne 


20) Les vaches y font de fort petite Äisture, er leurs.0or- 
. mes ſe tieunent & la peoau. feulsıtien. Les Bauipns 
BE rg Dry 


56 Utteratut der Reiſen. 4: 






:  Dhne Zweifel iſt das fo genante Königreih T 
zim, nördlich über Malacka gemeint, weldyes ma 
gut beflimt findet auf der Karte: Aoyaume de Siam per 

‚Goronelli, chez Nolin à Paris 1742. . F 


Woaos er von dem Rindvieh fagt, veranlaffet mich zu 
bein Verfuche, Noturforfcher auf einen Umfiond aufmab 
ſam gu machen, ‚welcher, fo viel ich weiß, noch nicht ab 
geflärt iſt. 

: Ariſtoteles (1m), Oppian (12), antigonus Sup 
ſtius (13), Ugatbarchides (14). Diodorus Eiculus (15% 
Aelian (16), Plinins (17), Solinus (18), und vieleicht 
nmoch wmehre alte. Schriftfieller, reden von tieren and 
Kuͤhen, welche ihre Hörner, wie ihre Ohren, bewegt - 
‘: Zonen; und faft fcheint ed, daß auch der . heilige Ochſe 
: der Aegyptier, Apis, dieß gefont habe, wenn es richt 
etwa eine poetifche Schmeicheles iſt (19). we | 


n'y ont ny cornes ny laine, mais ont la peau codmb 
un veau. 

Le Blanc fah folhe beweglihe Hörner nicht ut h 
Tanafferim I. S. 121, fondern auch in Pegu I. &,alp: 
‚vaches blanches, avec la queüs toute differente des 
autres, et comme celle d'un pourceau, les cornes ar 

tachées i la peau et non au [ommet de la tefic, aim 
leur mouvement comme les aureilles. 
. (ıı) Hiltor. animal. III. 9. pag- 334. ed. ‚ Sealig. 
6Ga) Cyneger. II, (3. 
(3) Hiftor. mirabil. cap. 8ı. p. m, 10 
(14) Bibliotheca Photiüi p. 1365. 
(15) Bibl. hiftor. III, 35. pag. 201. | 
(16) Hiftor. anim. II. cap. 20. pag. 90. XVII, 45. pag. ꝗ» 
(37) Hiftor. nat. VIII. cap.2ı. XI. ap. 37. 
-” 618) Cap.52. 9.35. pag.58. 
“ (19) Claudian, VIII, de IV. eonf. Honorü 676: ſubmiſſu ad 
ar mugit coznibus apis, 


* 





46. Voyäges du Vine. leBlanc; .$67 


Aber wie können bie Hörner bed Rindviehes beweglich 
ſeyn? Sie beitchen aus einem Inochigen Kern, welcher mit 
‚ber bornichten Eubitanz umgeben iſt. Jener iſt ein Kortfag 
des OStirnbeins, hat, wie diefes, eine Höhlung, ‚welche 
‚eine Fortfegung der Stirnhoͤhlen iſt; alle find auch inwendig 
‚mit einerley Haut umgeben. Der hornichte Ueberzug endigt 
fh unten in ein Inorpliches Blatt, welches mit der Obern 
daut bededt iR (20). 


Se unwahrfcheinlich aus diefer Bildung die Bersege 
‚Bichleit zu feyn..fcheint, fo find doch die Zeugniffe der 
Alten zu zahlreich,. als daß man fie alle, ohne weitere 
Anterſuchung, für falfd) erflären bärfte. Wie viele von 
söhren. Behauptungen hat man bezweifelt ober geleugnet, 
and dennoch in neuern Zeiten wahr befunden! Gogar 
wwäffen wir jetzt den Steinvegen, welcher bis auf unfere 
Seit verfpottet ift, glauben. . -- 


e  Düyu Eömt noch, daß fogar neue Schriftficher, wel 
‘Wen man nicht fo unbedenklich allen Glauben abfprechen 
un, Stiere mit beweglichen Hörnern gefehn zu haben 
‚serfichern. Flaeourt - befchreibt fie faft mit benfelbigen 
Morten, welche Le Blanc gebraucht hat (21). 


In einem der neueſten Berichte von Paraguay liefet 
man, es gebe dort tiere ohne Hörner, und manchen 
serwächfen erft nach einigen Jahren unvoltommene Hörner, 
weiche blos nur "an der Haut feflzufigen fchienen, fo 
7 . daß 


“ (20) Man ſehe bie anatomiſche. Veſchreibuns in virer⸗ Um 
terricht in der Bieharznepfunft. Lemso. 1773. 8. I, 1. 
—S. 42. er 
cai) Hiſtoiro de la grande isle Madagafcar. Paris. 1658. 4. 
u page 152: des bösufs qui ont des coraes Pandantee am 
tachcdos A la peau de a tefle feuleimgur, ’ 


68 Uitteratur der Reifen. 4: 


Daß: fie fi bey jedem Schritte bes Thiers hin mb be 
‚bewegen (22). 
WVon noch größerm Gewicht ift der Bericht des Pr. 
Audolphi, daß er zu Rambonillet ungehörntes Mindoid, | 
ddeſſen Stamvattr aus Aflen gebracht ſeyn fol, geſcha | 
habe, und unter deffen Abkoͤmlingen einige Stiere, welche | 
:gur 4 bis 5 Zoll lange feftfitende Stumpfe hatten, bie 
bey den Kühen noch fürger und an ber Bafıs beweilc 
‚waren (23). | 
Gewiß wird es ber Mühe werth:.feyn, daß Zerglue 
rer bie Bildung ſolcher beweglichen Hörner, weidhe-mie 
- eine Audartung in den füdlichen oder heißen Ländern, ade 
eing Schwäche anzudeuten fcheint, unterſuchen und bes 
ſchreiben. Man weis, daß diefe Thierart am beſten in ben 
‚nördlichen Ländern. gedeihet. .Büffon und Daubenton 
haben dieſer Abart nicht gedacht. m 


;.» Die haarigen Schafe, welche Le Blanc nenne, Pr 
Teinemn Zweifel ausgeſetzt. Diele Thierart ſtammet aus vn 
Dürten Gegenden des heißen Afrika... und hat da, wie di 
Übrigen Thiere, nur weniges Hoar (24). 


Aber als ein Herkules die Schafe: nach Griechenland 
gebracht hatte, und fie von da nach Italien verfegt, und 
‚von ba über ganz Europa verbreitet. worden, hat fih in 
‘den gemäßigten und noch mehr in den nördlichften Ländern, 
das Haar in dichte, weiche, feine Wolle verwandelt (25) ° 

| © 


m), C. A. Fiſcher's Spaniſche Mifcellen. Berlin 1803. 8. 6,86. 
: 028) Bemerkungen auf einer Reife, Betiin „1805. 3%. 
U" Seite 5. 
(24) Deswegen heißt das wilde efritaniige Sarf bey Briſſor: 
. Aries piloſus pilis brevibus vellims. . 
(45) Varro de re ruſtioa Ina u, 6. —5 de inoredihi 
libu⸗ Sp, ige ... - FL? ILS Sr Zu Be 







46. ‚Voyager da Vinc. ie Blanc. 569 


So giebt die Natur den Xhieren in kalten Ländern, 
vornehmlicy gegen den inter, eine Dichtere, wärmere Bes 
kleidung, und eben deswegen werben bie beiten Pelze am 
Ende des Winters ,. und die allerbeften in dem nörblichfien 
ändern, erhalten. 


Dieſe haarigen Schafe waren, den Alten fchr wohl be⸗ 
kant. Sie haben fie oft genant (26), und da mo Tibull (27) 
den Anfang der Schaͤferey befingt, nennet er die oves hirtas; 
wiewohl auch nachher die grobwolligen Gcyafe, wenn fie 
den feinwolligen entgegengefet wurden, biefen Namen bes 
hielten, sie man bey Warro, Cato und Columella findet, 

Daß noch zu unfern Zeiten die Schafe in vielen fübs 
fichen Ländern Haare, nicht Molle haben, iſt von vielen 
gtaubwuͤrdigen Reifenden beftätigt worden, von Shaw (28), 
Mandelslo (29), Meiſter (30), Smtth (31) und 
Adanfon (32). Die beyden letzten fahen fie in Guinea, 
Naoch mehr! Die Erfahrung der Engländer hat bewies 
ir daß ihre Schafe zwar im nördlichen Amerika ihre 

Wolle 


(6) Oppianus de venat. 2, 526.379: Daß am erſten Orte 
Schafe gemeint ſind, ſieht man V. 338, wo erſt die Rede 
‚von Biegen iſt. Aelian kift, anim. 17. cap. 10. p. 928. 

5 Diodor. Sicul. III, g. p. 179. ed. Weſſel. Strabo lib. 17. 
pag. 1177. (p. 822.) wo bie Aethiopiſchen Schafe apoßara 
aiyorpixouvra genant find. 

(27) Lib.2. eleg. 1,58. Man fehe die Anmerkung des Broufs 
buis zu diefer Stelle; aber mande Eritifer bezweifeln 

die Aechtheit dieſes Diſtichons. 

(28) Travels p. 241. 

(29) Morgenlaͤndiſche Reiſe. Schleswig 1658. Kol. ©, 161. 

(30) Orientaliſcher Luſtgaͤrtner S. 245. 

(31) Algemeine Hiſtorie der Reiſen. 4. S. 250. 

(32) Hiſt. nat. du Senegal p. 57. 

Wecwann’s kitterat. d. Ri. ° VPp 


570 Literatur der Reiſen. 4. 


Wolle unveraͤndert behalten, aber: Haare erhalten, wem 
ſie in das mittägliche Amerika verfetst werben. Dieſe 
Merkwuͤrdigkeit beflätigen Catesby (33), Brown (34), 
Bancroft.(35) und Sloane (36). Aus allen biefen nd 
die ficherften DVorfchriften zur Verfeinerung ber Wolle abe 
zuleiten, welche ich in Grundfägen der Fandwirtk 
ſchaft ©. 508 angezeigt habe. 

Webrigens erzählt Le B. noch viel vom Koͤnigreiche 
Tanaſſerim, wovon man auch viel bey Barthema lieſet. 
Nach feiner Verſicherung ift das Moſchusthier auch bet 
einheimifch, und-Hiel Moſchus wirb von dort verſchick. 


— — — 


Dieß merke ich deswegen an, weil ſonſt geglaubt wird, daß 


dieſes Thier nur bis en Tunkin gefunden werde ‚De 


Derf. fagt, es babe in jeder Kinlade zwey Hervorragende 


Zähne, aber man weis jet, daß in der untern Kinfde 


nur acht Vorderzähne find. 
Da wo ©. 128 viel von dem damaligen Zuftande Bew 


galens erzählt wird, liefet man die Beftätigung bes Gifts, 


deifen oben ©. 373- gedacht ift. Dem, ber ſich dem Gerail 


— — nn 


nähert, hält der Wächter einen vergifteten Blumenſtraußs, 


wie im Scherze, vor Die Nafe, worauf der Tod wenigſtens 
in zwey Stunden erfolgt. 
als er zu Schiffe von Martaban nach Pegu ging, 


“bemerkte er einen Meerfirudel, wie man ihn, nach feine 


Meinung, nirgend findet. Ein Strohm, welcher das Waſſer 


zu einer bewundernswärdigen Höhe erhebts von welcher die 


Schiffe mit unglaublicher Schnelligleit und Gefahr herum 
ter getrieben werden. | R 
om 


(33) Natural hiltory 'of Carolina, in der Vorrede des erften 
Theils ©. 31. 

(34) Natural hill. of Jamaica p. 488. 

(35) Natural hift. of Gujana. 1769. 8. p. 121. 

(36) Natural hiftory of Jamaica U. p. 328. u 


46. Voyages du Vinc. le Blanc. - 578 


Von diefem MWafferberge, welcher Macaraon heißen 

fol, will er 1589 dem berühmten Engländer Sranz Drac 

* erzählt haben, welcher ihm gefagt haben foll, er würde es 

ſchwerlich gläuben, wem er nicht in der Magellanſchen 

Meerenge eben einen ſolchen Vorfall geſehn haͤtte, welchen 

dort die deyden von Norden und Suͤden entgegen kommen⸗ 
den Stroͤhme verurſachten. 


Jedoch zuletzt geſteht Le Blanc, daß jene Erſcheinung 
die groͤßte Aehnlichkeit mit "dem habe, was da, wo in 
Guienne die Dordogne in die Garonne fällt, die Ebbe bea - 
wärlt, und unter dem Namen maſcaret befant if. 


Diefe Erfcheinung befieht darin, daß das Waſſer oft 
mit größter Gewalt bis nach St. Macaire, eilf tentſche 
Meilen vom Ausfluſſe des Strohms, gedraͤngt wird, ders 

. geftalt, daß es von dem engen Fluffe nicht gefaßt werden 
„ Lan, fondern oft 10 und mehre Fuße über den gewöhnlichen 
Waſſerſtand ſteigt. | 


. H. Prof. Bunfen fagt mir, er habe ſich, bey feiner 
Bearbeitung der phyſiſchen Geographie, angemerkt, daß faſt 
eben biefes auch in der Seine, wo ed barre genant wird, 
auch in Genferfee, wo man es feiches nennet, ferner im 

" Buero, im Ohio und vielen Fläffen in Suͤdamerika erfolgt, 

wohin auch die von Condamine befchriebene Pororoca 
gehört. ©. Relation abregse d’un voyage par de la Con, 
‚ damine. A Maeftricht. 1778. 8. p. 189. und davon Die 
. Reberfesung in Ulgem. Hiftor. der Reifen XVI. und 
im Hamburg. Magaz. VI. ©.276. Auch bad, was 
Maroden in Hiſtory of Sumatra pag. 28. the Sur nennet, 

— ſcheim hieher zu gehoͤren. 

Auch die Alten haben ſchon dieſe fuͤrchterliche An⸗ 


ſchwellung der Garonne gekant. Hr. Prof. Bunſen führt 
—992 zum 


72 Utteratur der Reiſen. 4. 


zum Beweife an? Sidonius Appollin, carui. J. v.394 @ 
auch carm. 22. v.105, (5) | 


Sc kan auch noch hinzufegen das Zeugniz des Claw 
dians (c), des Auſonius (d) und vornehmlich bie Bes 
fyreibung des Mela (e). Auch das alte itinerarium s 
Burdigela Hierufalem erwähnt diefes Gegerſtandes gleich 


in db le (f) 
n ber erfien Zeile (f de 


E | | qua pulfus ab nefu 
Oceanas reluum fpargit per eulta Garuminamt, 

(5) Currit in adverlum hie pontus, multoque recurfı 
Flumina quas volvunt, et [pernit et exzpedit umdas, 
At cum [ummotus lunaribus incrementis 
Ipfe Garumma fuos im dorfa recolligie aeflus, 
Praecipiti Auctu raptim redit, atque videtur 
In fontem jam non refluus, fed defluus ire. 

Ehen dahin gehört auch Lib.8. ep. 22. p.514. 
(c) In Rufinum lib. 2. 125. ’ 


(4) Epiji. X, 14. wegen diefer ungehenren Unſchwellung nennet 
er in Mofella 329 den Strohm: Garumaam aequorem., 
(0) Lib.3. cap.2. p.257: Garumua ex. Pyrenaeo monte de 
läpfus, nifi cum hiberno imbre aut folutis nivibus 
intumuit, diu vadolus et vix navigabilis fertur. At 
ubi obvius Ocgani exaeftuantis accelibus adauctus ef, 
‚äisdemque retro remeantibus, [nas illiusque aquas agit; 
aliquantum plenior, et quanto magis procedit, eo l« 
tior, fit ad pofiremum magni freti Iimilis; nec majon 
tantum navigia tolerat, verum etiam more pelagi ſae- 
vientis exurgens, jactat navigantes atrociter, utigue 
&i alio ventuds, alio unda praecipitat. Bey. diefer Stele 
meint Voffius etwas aͤhnliches beym Plinius vom Ziafe 

Lixus lib.5: cap. ı. gefunden zu haben. 
. (f) Verera Romanorum itineraria, ed. Weljelingii. Amfeld 
1735. 4. P-549: Civitas Burdigala, abi aſt Auvius-G» 
| SODNA 


‚46. Voyages.du Vinc, le Blanc. 673 


- Der König von Pegu unterkielt damals an feinem 
"Hofe eine große Anzahl merkwärdiger Thiere, welche er, 
mit dem größten Anfwande, aus den entfernteften Segen 
den kommen ließ. Da will er auch ein Einhorn geſehn 
Haben. ©. 128. 


. , Um weiffe Elephanten zu abalten, belriegte der König 
Den König von Siam, den er mit feiner ganzen Familie 
vertilgte. 


Unter andern ſah man dort Schubkroten von den 
ſchdnſten Farben, denen, durch abgerichtete Perſonen, die 
Schilder ſo geſchickt abgenommen wurden, daß ſie nicht 

flarben, ſondern daß ihnen. in drey Jahren die Schilder 
wieder wuchſen. Nach funfzehn oder zwanzig Jahren wur⸗ 
den ſie ganz roth, und auch alsdann noch nahm man ihre 
Bedeckung noch zwey oder drey mal. 1. ©. 176. 


. Diefer Wiederwuchs. der Schildfrdten s Schalen ift von 
‘mehren Neifenden beflätigt worden. Franz Pyrard er⸗ 
«zählt, daß die Spanier auf den Waldivifchen Inſeln dieſe 
. Xhiere, ohne fie zu toͤdten, dadurch ihrer Schalen beraus 
ben, daß fie folcye lebendig ans Teuer legen, und daß fie 
die gefchundenen Kröten wieder ins Meer würfen, weil fie 
wAßten, daß ihnen bie Schalen wieder twüchfen. 


Es iſt wahr, daß Petit und andere Zerglicderer dieſen 
Wiederwuchs für ummwahrfcheinlich erlärt haben; aber bene 
. noch iſt er von andern geglanbt worden; 3. B. von Hals 

de 


ronna, per quem facit mare oceanum accelfa et recoſſa, 
per leugas plus minus contum. Weffeling verweifet 
auf M6moires do I’biß. du Languedoe, Tolefe, 655. 
fol. Lib.2. eap. 2. | 
Bu PPs 


474 Uitteratur der Reiſen. 4 


ler (37), welcher ſich desfals auf Oermelin (38) beruft. 
Auch Plumier will ihn nicht leugnen, und erimert dabey 
an den Wiederwuchs der Naͤgel an den Fingern. 


Aelian (39) bat ſogar erzählt, die Landſchilbkrdien 
in Indien haͤuten ſich, wie die Krebſe, und wuͤrfen iher 
hornartige Haut ſelbſt ab. 


Von keinem Lande iſt der Bericht ſo ausführlich, li 
von Pegu. Vieles haben auch andere Reiſende gemelbef; 
manches mag uͤbertrieben oder gar falſch ſeyn; aber wer 
die Geſchichte von Pegu bearbeiten wolte, koͤnte es wohl 
des Mühe werth finden, alles dieſes sachzulefen und ir “ 
. beuriheilm (*). 


:» Für bie Technologie‘. habe ich hier eine Nachricht ge⸗ 
funden, welche ich anzeigen will, um dadurch-Verſuche zu 
veranlaſſen, welche Nutzen hoffen laſſen. Un 


.(3D —* phyſiologias. VII. p. 163. 
(38) Hiſtoire des avanturiers. 2. p. 5 
(39) Hiftor. anım. XVI, 14. 


() 1. 6.211. liefet man von den Peguanern: "ils portent da 
fonnettes a leug membre viril pour faire plaifir à leun 
maitrelles, avec de petits replis et anneaux de fer 
pour les oter quand ils les veulent aller voir, et leur 
donner a entendre qu’ils ne veulent prendre leur plaiſt 

avec d’autres qu’ avec elles; car ils s’en trouve parmi 

.  gux d'à donner au peché contre nature, qui n’y ef 

pas autrement deffendu, non plus qu’ entre les Tures, 
A ce n'eft quand il y a de la force, que lon chaftie 
Severement. Ich habe .diefe Zeilen abgefchrieben, um 

ben Verf. wider den Argwohn einer Erdichtung zu fügen, 

. Was er von den Schellen fagt, erzählen auch Linfchoren, 
Barboſa und Nic. Conti, deren Worte man bey Ramuſio 
auffinden fan, unter dem Worte Sonagli, im Regiftet 
des erſten Bandes. 


45. Voyages-du Vince. le Blinc, mr 


Um in Pegu feſte Terraſſen zu machen, vermengt man 
den aus Muſchelſchalen gebranten und feingeriebenen Kalt 
mit Zucker. Io ©. 207 ind ©. 226. 


Le Blanc it nicht der einzige, welcher. dieß verficheit 5 
Get. Auch um Xranguebar vermengt man ıben Muſchei⸗ 
Ball mit Zuder (Fager), auch mit Eyern, wodurch ein To 
fefter, dauerhafter Mörtel entficht, daß er:in Megen und 
Sonne aushaͤlt. Die damit überfirichenen Sußböben erhal 
den dadurch einen angenehmen Glan; (ae). 


un Ku in dem Berichte, welchen pyre von dem " | 


Madras gebräuchlichen Mörtel gegeben hat, . .liefet man, 
daß daſelbſt gleichfalls Zucker GSaggerp), dein Kalte zuges 


fegt werde (41). 


- Dieß bat man dent auch ſchon in den Niederlanden 
mit gutem Erfolge verfucht. Un die Mauern der Kirche 


2. zu Zierikzee in Zeeland, bey der Nähe: der Nordfee, trocken 
"zu halten, und wider den Befchlag zu fihern, hat man 


Die abgelratten und hernach wohl ausgetrockneten Mauern, 
unten bis zwey Schuh hoch, mit Theer angeflrichen, und 
mit Terras oder Traß beftrenet. Nach völliger Austrock⸗ 
sung ward dieß drey mal wieberhohlt, und darauf ließ man 
die Mauern ein Paar Monathe völlig austrocknen, und bes 


„warf fie alsdann erfi mit einem Mörtel, welcher aus 
2 Kop Kalt, 2 Kop Traß und 8 Pfund groben braunen 


Buder zugerichtet war. Nachdem auch biefer Anwurf ganz 
rocken 


640) Miſſions⸗ Beriäte III, 22, 241. und II, 8. 2050, 
(41) Philofoph. Tramsact. Pr. 422, Kt, 3. und daher überfent 
im Hamburgifhen Magasin IV. S. 371. 


Pp 4 


176 | VLtteratur der Reifen, 4 


troden war, wurden die Mauern mit gewöhnlichen: Kalt 
überweißet (42)... : 
Zwar Pan jegt, da wir. den Zucker taum zur biau 
Nothdurft bezahlen koͤnnen, nicht die Zeit ſeyn, ſolche Ver⸗ 
ſuche anzuftellenz aber ich wuͤnſche, daß ſie tänftig gemadt 
werben moͤgen, wenn der Preis wieder mäßig geworben iſt. 
Wielleicht findet man auch flat des Zuckers ein: wohlfeilees 
. Aunliches Subſtitut von 'gleicher Wirkung. 


Der Derfaffer bat manche Nachrichten von ber große 
Tatarey eingefchaltek, welche er, wis er ſagt, zuverlaͤſſigen 
Reiſenden abgefragt bat. ‚Die meiften findet man bereits 
m ältern Reifebefchreibungen , und vielleicht find manche 

daher genomnren worben. ' 


Der zweyte Theil begreift die Reifen in Afrika, Bor 

Mabagaſcar, Melinda, wo, wie in Nethiopien, die Ochſen⸗ 
böener zu Trindgefäßen dienen, und mo die meiften Einmohs - 
wer Goͤtzendiener, einige Muhametaner find. 

Er sebet von einem See, . Zembre oder Zachuaf ober, 

wie im Negifter ficht, Zaire, woraus der Nil und mehn 
Slüffe kommen follen. Ohne Zweifel ift der See Mari 
oder Zambe mandyer alten Karten gemeint, den niemand 
jegt für die Quelle des Nils bält. Auf Dappero Karte 
von Hethiopien ſieht man mehre Zlüffe in Verbindung mit . 
Diefem Set. Er wird auf ältern Karten auch Zaire genant. 
‚Die Karte bes &. de l'Jole hat ihm gar nicht. 


Im Königreiche Butua 2. ©. 65. f. Bruns Erbbe | 
ſchreib. 3. ©. 53, 571. fol viel Gold gefunden werden; 
auch follen daſelbſt Mauern von ungeheuer großen fin 
behanenen Steinen, mit Inſchriften in einer unbekanter 

Sprache, gefunden werben. 4. | 


(42) Volledige befchrijving van alle konfien, ‚ambachten, - 
handwrexken. Heft 23. ' 


46. Voyages du Vinc, le Blanc. $77 


In Monomotapa foll die Haupiftadt Madrogan heißen, 


weldyer Name fo wenig auf der Karte in Hifl. der Reis 
fin 5. S. 218, als auf neuern vorkoͤmt. ch bemerke,; 
daß manches aus der Erzählung des Le Blanc in Huͤbners 
Geographie 2. &.924, weldye man immer noch brauchen 
muß, gefloffen if. Damals fanden fidy bort Jeſuiten 
und Dominilaner, 

Es giebt dort ein Gift aus einer Baumfrucht, welche 
ber Verf. mit pommes d'amour vergleicht, welches ſehr 
oſft von denen genommen witd, welche eine Strafe, die 


inmmner graufam ift, vermuthen mäffen, Der ſtarke Handel | 


- mit dieſem Gifte iſt verpachtet. 

Wider das, was von Abyſſinien erzählt ift, Hat Lu 
dolf ein fo großes Mistrauen gemacht, daß ich kaum 

etwas andzeichnen mag, und noch wiffen wir von dieſem 


Lande zu wenig, um wahres und falſches unterfcheiden zu 
- Bnnen. 


Zu feiner Zeit kam ein Spanifcher Gefandter Dom 
. Srancif. Lopes dahin, welcher um bie Erlaubaiß, auf 


. ber Käfte eine Zeſtung anzulegen, bath. 

S. 86 von Amara, wo noch damals auf, einem hohen 
Belfen, zu dem kein Frember kommen darf, die königlichen 
Prinzen gehalten wurden. Man fehe Kudolf lib. zi 
, ap. 8, 24. uud Bruns Erdbefchr. 2. ©. 210. 

"Die Geltenheit des Salzes macht, daß Steinfalz dort 
wie Geld gebraucht wird. 2. S. 93 und 102. Man trägt 
Heine Stücke in Beuteln bey fich, und kauft damit nach dem 
Gewichte alle Waaren. Daß bieß noch fo if, begengt 
"Bruce in feiner Reiſe. Leipzig. 1790. 2. ©. gr. 

Die Einwohner verficherten, daß bey ihnen das Si 
pulver fchon feit 2000 Jahren befaut fey, und auf einem 

chinefifchen Schiffe fab der Verf. ein mal eine Kanone, 
weiche 800 Jahre alt feyn folte. S. 93. 
| Pp5 Auf 


578° Sitteratur bei Def. 4. 


Huf: der Reiſe nach Aegypten findet man eine große | 


Menge Namen von Ländern und Dertern, welche vielleicht 
Fein anderer jemals genant bat; aber man muß bedenken, 
: Daß diefe Lanbreife von wenigen gemacht it, und daß bie 


Schreibart der Namen aus unbelanten. Sprachen ‚mot | 


anders als hoͤchſt ungewiß ſeyn kan. 

Aus Aegypten reiſete der Verf. nach Marſeille zurig 
wo ihn ſeine Aeltern und Geſchwiſter nicht mehr kanten. 
Aber die franzoͤſiſchen Sitten gefielen ihm fo wenig, daß 
er ſich ſchon nach ſechs Monaten entſchloß den Dom 


Guillerm, welchen der König nach Bez ſchickte, zu be 


gleiten. Das war im Fahre 1578. Auf biefer Reife er⸗ 
duldete er mehr Gefahr und Unglüc als jemal. 


Er war auch bey der. Schlacht, in welcher ehei⸗ 


| @ebaftian 1578 fein Leben verlohr; wiewohl er fchon 
bamals hörte, ber König fey ehtronnen,. und man babe 


sine andere Leiche nach Portugal gefhidt. Mon dieſer 


Schlacht ſind hier manche Umſtaͤnde zu leſen. 


Der dritte Theil faͤngt mit der Ruͤckkunft nach Man | 
feille an. Bon da ging er 1579 nach Eonftantinopel, 1583 j 


nach Italien, 1592. nad) Guinea und 1597 nach Weftindim. 


. Mber anftat eine Nachricht von feinen amerikaniſchen Reiſca 
zu finden, liefet man bier eine unzuverläffige Geographie 
Diefes Welttheils, welche wenigfiens größten Theils ans 
- befanten Büchern genommen zu feyn fcheint. Hiemit endit 
fih diefe Neifebefchreibung. 


Sie ift, wie gefagt, in drey Theile abgetheilt; jede 


fängt mit einer neuen Seitenzahl an; Hat ein befondered 
Megifter, aber Fein befonderes Titelblatt. Alle drey machen 
nur einen mäßigen Quartband aus, nicht drey, wie 
Joͤchers Lericon angiebt. 
Su Biblioth. Bunav. 2. p. 48. ift eine neuere e Anh 
gabe genant, mit dem Zuſatze: (voyages) nouvellement 
u vevis 


| 


48. Voyager da Vinc. le Blanc. 179 


evüs, corriger et augmentez par le Sr: Coulon. Troyes, 
yar Nic. Oudot, 1658. 4. | 

Eine engliſche Ueberfegung hat Ludolf in Hiſtor. 
kethiop. ‚pag.26. angeführt: Travels in the Eaft.. Lond, | 
1660, : Bouoher de la Richarderie giebt in Biblioth@que 
les voyazes. I. pag.118. den Titel fo an: The world’s 
ktrvey, or the famous voyages and travels of Fincent le 
Blanc, originaly written’ in french, By F. B. Londres, 
Itmskey, 1660. fol. : Stuck hat im Nachtrage ©. 13. eine 
Imsgabe: London 1669. in Vol. genant. Ich habe noch 
eche geſehn. 

Aber die hollaͤndiſche Ueberſetzung iſt auf unſerer Unis 
verſitaͤts-Bibliothek: De vermaarde Reizen van de Heer 
Pincent le Blanc van Martilien, die by federt d’ouderdom 
van. veertien jaren, tot aan die van zeflig, in de vier 
delen des Werrelts gedaan heeft. — — Nieuweliiks door 
FH, Glazemaker uit. de Franfche in de Nederlantfche 

wel vertaalt, en met treffelyke kopere Platen vereiert, 
fAmflerdam, voor Jan Hendriks cn Jan Kieuwertsz. 1654..4. . 

Der Holländer ift mit der Urfchrift gewaltfam umge⸗ 
yangen. Er bat fie in andere Kapitel, und Das ganze 
Berk nur in zwey Theile getheilt; der erfie hat 152, der 
mdere 116 Seiten. Manches hat er ausgelaſſen, am 
neiften gegen das Ende. Dem erften Theile hat der Ders 
eger fieben Rupfertafeln gegeben, welche aber Erdichtungen 
ind. Dagegen fehlt ein Regiſter. 

Stuck hat den Titel S. 34. nicht richtig verſtanden, 
weil er ſagt: vermaart door Glazemaker, fo ſcheint er ges 
Haubt zu haben, vermaart heiße vermehrt; aber de vers 
maarde reizen heißt: die berühmten Reifen. Vermehrt 
beißt im Nicderländifchen vermeerderd. 





g80 Litteratur ber Reiſen. 4. 


\ 


47. 


Les voyages et obfervatiens du fieur de la Boullays 
le- Gouz gentil’ homme Angevin. Oü font decrites 
les religions, gouvernemens et fitustions des este 
et royaumes d' Italie, Grece, Netolie, Syrie, Perf, 
Paleftine, Karamenie, Kald&e, Aflyrie, grand Mogol, 
Bijapour, Indes orienrales des Portugeis, Arabis, 
'Egvpte, Hollande, grande Bretague, Irlande, Danne 
mark, Pologne, Isles et autres lieux d’Europe, Afle 
et Affrique, ou il a fejowne, Je tout enrichy de 
belles figures. Nouvellcment reucu et corrige par 
Pautheur,; et augment€ de quantit€ de bons aduie, 

‚ pour ceur qui veulent voyager; avec un ordre pomf . 
fuiure les karauanes, qui vont eu diuerfes parties du 
monde. A Troyes par Nieol, Oudot, ct fe vendent 
à Paris ches Francois Cloufier. 1657. 558 Geiten "+ 
ohne Vorrede und Inhalt. 





HN, der Derfaffer ein Edelmann aus Anjou geweſen if, 
das meldet ber Titel. Rhodes, weldyen ich nachher am 
führen werde, bat fich geirret, indem er Ihn einen Eder 
mans aus Poitou genadt hat. 


Uber noch Hat mirs nicht gluͤcken wollen, mehre Nach⸗ 
sichten von Ihm zu finden, als welche der Artikel Gous, 
welcher im hiftorifchen Lericon, in dem großen 
Leipziger Lesicon, und in Jöchers Gelehrten Lericm 


47. Voyager de la. Boullaye-le:Goux. $8t 
leht, berichtet, deſſen Quelle ich nicht auffinden kan. 
Moreri Hat diefen Artikel nicht, | 
Er ſtammete aus der berühmten Ramilie le Goux oder 
Bouz, deren kurze Gefchichte man bey Moreri Iefen fan. 
Er hat den Bornamen Franz gehabt, und fol ums Jahr 
{610 in Beaugé, einer Stadt am Fluſſe Coeönon, geboh⸗ 

en ſeyn. Letzteres wird auch dadurch gewiß, weil eu am. 
* ſeiner Reife rzaͤhlt, er ſey von Saumur nach 
Baus (fo hat er den Namen gefchrieben) gegangen, um 
ba väterliches Haus in Vefig zu nehmen. 


. Stuck (1) und Böhmer (2) haben ihn fAlfchlich ceſat | 
Bgafie de la Boullaye le Gouz genant; fie haben ihn 
wit dem bekanten Verfaſſer von der Gefchichte der Parifer 
Minerfitit, €. G. du Boulay verwechſelt, welcher 1678 
yeftorben iſt. Noch unrichtiger ift er von Gryphius (3) 
md im Regiſter Boullage le Goutz, ohne Zweifel burdy 
Inen Schreibfehler, genant worden. Unrichtig .heißt er 
uch im Regiſter der algemeinen Hiſtorie der Reſi⸗ 
pn ‚de la Boulain. 


"= Ehe er die große Reife außer Europa antrat, hatte er 
kereitö nördliche Länder bereifet. Er felbft hat weber bie 
deit feiner Abreife, noch der Zuruͤckkunft angezeigt; aber 
Ne leiste foll 1650 erfolgt feyn, und bie Daner bes Neife 
inde ich auf zehn Jahre angegeben. 
ach feiner Zuruͤckkunft wolte er feine Wutter, welche 
ichs Lieues von Oaumur wohnte, befuchen; aber der Kam⸗ 
wrbiener, dem er fich nicht zu erfennen gab, wolte ihn 
nicht 
(1) e. 42. 

(3) Bibliorbeca hiftor. natur. I, 2. pag. 443. Auch Sar in 
Onomaſt. IV. bey dem Jahre 1630. fagt: man halte den. 

€. E. du Boulay für ben Verfaſſer der Reiſe. 


c) De ſeriptoribus feculi XVII. Lipſao 2730, pag.562. 


582... Ltteramun der Reifen. 4. 


nicht einlaffen; und als er ihm endlich die Xhüre äfnee, 
fand er feine Mutter nit. 

Darauf ging er nad) dem Haufe, was ibm fein Vater 
hinterlaſfen hatte, hoͤrte aber ſchon auf dem Wege, beß 
einer feiner Stiefbräder daffelbe in Befig genommen, mb 
bie Wutter verjagt babe, in der Vorausfegung , ber erſt⸗ 
gebohrne Sohn fen fchon vor vier Fahren geftorben. | 

Weil alle gätliche Vorfieflungen nichts halfen, fo fh . 
er fich gezwungen gerichtliche Hülfe zu fuchen, um bie 
väterliche Erbfchaft antreten zu fönnen, und biefe erhielt 
er auch). 

Als er in dieſer Ungelegenbeit nach Paris kam, hörte 
ber König von ihms er verlangte ihn in feiner Perfiichen 
Kleidung zu fehn; durchblätterte fein Tagebuch, und waͤrſchte, 
daß es gedruckt wuͤrde. 

So erzählt er ſelbſt dieſen Vorfall ©. 512. aber in dem 
vben angefuͤhrten Artikel des hiſtoriſchen Lexicons lieſet man,’ 
er babe ſich auf feinen Reifen fo ſehr verändert gehabt 
daß ihn feine Mutter nicht habe für ihren Sohn anerken⸗ 
. nen wollen; daß fie ihm das väterliche Vermoͤgen vers \ 
weigert habe, fo Daß er genöthigt worden, es durch einen 
Prozeß zu erhalten. Ä | ‚ 

Darnach habe er fih ums Jahr 1666. mit Eliſabeth | 
- Gaultier, einer -Xochter ded ARenatus Gaultier, Herns 
von Brulon, verheurathet; er fey aber nicht gar lange . 
bernad) von Ludwig XIV. als Gejandter an den Großfulten 
und an den großen Mogul abgeſchickt worben, und auf 
dieſer Reife fey er in Perfien geftorben, und auf Be 
des Sophi anftändig begraben worben. 

Zu dieſer Erzählung kan ich nichts weiter binzufegen - 
ald daß Nennefort in Relation du voyage (4) melde, 

De 
@ Algemeine Hiſtorie der Reiſen. van, S50 ⸗ 





⸗ 





47. Voyages de la Boullaye- le:Goux: 583 


De la Boulay le Bour habe biefe Reife als Ubgefandter, 

" "sum Weften der neuen oflindifchen Handlungsgeſelſchaft, im 
Jahre 1664. ‚angetreten, welches mit jener Angabe nicht 
: ganz übereinflimt, Ä 

i Er ſelbſt fagt ©.118, er e habe gewänfcht. cosmographe 

F :apoftolique zu werden, um ald ſolcher neue Reifen, zur 
” Werbefferung der Erdkunde, machen zu Sonnen, welches ihm 

s aber nicht gegluͤckt fey. 

Die erfie Ausgabe feiner Reifebefchreibung wird dieje⸗ 
Biol ſeyn, welche 1653 zu Paris bey Gervais Cloufier in 4. . 
= gebrucht ift. Von der andern habe ich den Titel oben vol⸗ 
‚Bäubig angegeben. Die Dedication an den Cardinol Caps 
poni, welcher ihn ſehr hoch ſchaͤtzte, iſt zu Paris den 
22. Jul. 1652 unterſchrieben worden. 

ER ch kenne keine Ueberſetzung; jedoch hat Stuck im 
F Machtrnge S. 15. eine niederländiiche angeführt, welche im 
Jahre 1660. zu Umfterdam in 4. gedruckt feyn foll. | 
Was den Werth der Neifebefchreibung betrift, fo kan 
wen nicht Teugnen, daß fie manche Heine nützliche Bemers 
ungen und Nachrichten enthält; aber fehr reichhaltig iſt 
Pe gewiß nicht. Oft muß man fi ch nur mit den Namen 
ei der beſuchten Oerter begnuͤgen, und oft find laͤngſt bekante 
Sachen von der Regierungsform und den verſchiedenen 
‚ Bellgionen eingeſchaltet worden, 
Die dem Terte eingedruckten Abbildungen fi nd grobe, 
"sfr unfoͤrmliche Holzfchnitte, aber fie Haben doch bie Ems 
pfehlung, daß fie von dem Verfaſſer felbft nach der Natur 
gemacht find; deſſen Aufrichtigkeit man zu bezweifeln nicht 
derſucht wird. Den Hang zum Goldmachen, den er ©. 8. | 
verräth, wird man ihm leicht zu gute halten. 
J— Ahodes, welcher ihn auf dem Wege nach Iſpahan 
3 antraf (5), und ihn genau fi kennen lernte, ruͤhmt ihn, daß 
er 


ETLICHE 






(5) Ebendaſelbſt X. 6.56. 


584° 2. Litteratur der Reifen. 4. 


er auf den weiten Reiſen Religion und Tugend beybehab 
ten, und ſich durch. fein gutes Betragen überal beliebt ge 
mucht habe. 

Sein Bildniß iſt dem Werke vorgedruckt worden, mä 
der Unterſchrift: Portraict du fieur de la Boullaye-U- 
Gonz:cn habit lenantain, connu en Afie et Affrique few 
le nom d’Zbrahim- Beg, et en Burope fous celuy de voy® 
geur catholique. 

Er reifete von Italien nad” Smirna und von da nad 
Eonftantinopel. Was er vom tärkifchen Hofſtate und ber 
Negierungsform erzählt hat, uͤbergehe ich bier. Vey Er⸗ 
mähnung des Serail verweifet er auf die Beſchreibung 8 
Baudier (*), jedoch hat er ©. 27. einen Grundeiß bog 
gefügt, weil Baudier Feine Abbildung hat. 

Wo &.35 ron der Belchneidung -und von den dabey 
gebräuchlichen Feyerlichkeiten die Rede üft, erklaͤrt er im, 
welche im Koran nicht vorgefchrieben- ift, für nothwendig, 


weil den Arabern die Vorhaut ſo lang wuͤchſe, daß fie bie 


Zeugung verhindern oder wenigfiens erfchweren würde. 

Er verficbert in Mefopotamien und Arabien, am Tigris 
und Euphrat, viele arabifhe Knaben gefehn zu haben, 
welche dieien Theil, den er, da fie in-ihrer Unſchuld faR 
nackend gehn, leicht betrachten konte, von einer folden 
Länge hatten, daß fie, ohne eine Verkürzung oder Be 
ſchneiduna, unbraudybare Ehemänner geworden wären (6) 


Sie fcheint den Türken auch deswegen nothwendig, um 
ſich 


(*) Hiſtoire generale du ferrail et de la cour du grand 
feigneur par Michel Baudier. A Rouen. 1642. 8. 

(6) Diefes Urtheil hat Duͤffon angeführt, nach der Berliner 
Ausgabe in der.algemeinen Naturgeſchichte, Th. 5. &.77 
Man vergleihe damit Michaelis Fragen an die Reiſenden 
nad Arabien ©. 153. 





47. Voyages de la Boullaye. le. Goux. . 58% 


b fo völlig, als ihe Geſetz vorfchreibt, im Bade von 
em Schmuße reinigen. zu foͤnnen. 

Ich erinnere mich nicht, daß jemand fo volftändig, 
8.5.60 gefchehn iſt, alles dasjenige verzeichnet hat, was 
rjenige fich anfchaffen oder bey fid} haben muß, welcher 
e Reiſe mit einer Raravane machen will; fo mie man 
ch wohl nirgend ein fo. volfländiged Verzeichniß aller 
ıravarien in der Levante, mit. Angabe der. Zeit, wann fie 
sehn. antrift als ebendafelbft. 


Auf der Reife nach Perfien war die Gefelfchaft in der 
Bgend von Erzerum einer fo heftigen Kälte ausgeſetzt, 
8 viele in Gefahr gerietben zu erfrieren. Das war im 
tomathe October; da waren alle Gebirge, welche auf beys 
n ©eiten ben Weg umgeben, mit Schnee bededt. Man 
rgleiche hiemit oben ©. 225. 


In Perfien fiellete er eine Vergleichung der ochrfen, 
köfer and Araber mit den Europdern an. Die erften 
rglich er mit den Spaniern, die Perfer mit den Frans 
(em, und die Araber ſtuͤnden, meinte er, fo wie die Ita⸗ 
mer , zwifchen den ftolzen, trägen, ernflhaften Epaniern, 
id den ‚leichtfinnigen, veränderlichen Franzofen, in ber 
Bitte zwiſchen den Türfen und Derfern. 


In Verfien Beiden fi) die Weiber wie die Männer: 
ne unterfcheiden fie fi) durch rotde fammetne Strümpfe, 
ad dadurch, daß fie die Enden des GBürteld an beyden 
Seiten herunterhängen laffen. Ihr Mleid iſt vorn offen, 
He bey den Tuͤrkinnen. Wenn fie ausgehn, verbüllen fie 
ich von Kopfe bis zu den Füßen mit einen weißen Tuche. 
Schwarzes Haar wird dort für fehr fchön gehalten, fo wie 
as rothe in der Tuͤrkey. 
Männer und Weiber misbrauchen ihr eigenes Ges 
echt, fo daß der Verfaſſer meint, was Paulus den 
Decaaun Pitseran. d. Reif. 4 Qq Rmes 


s 85 Sitteratur der Reiſen. 4 


Roͤmerinnen nachgeſagt habe, gelte auch von ben Pers 
ferinnen (7). 

Die Eiferfucht wird in Derfien fo weit übertrieben, 
daß fogar Die Weiber des Schachs heimlich, an unbefm 
ten Dertern, begraben werden, weil man bie Schaͤndug 
Der Leichen beforgt. 

Wegen eined ſolchen Argwohns wurden in LAegypten 
zu Herodot6 Zeit, ‚die Weiber der Vornehmen, vornchmild 
die fcbönern, erft vier Tage nachdem fie geftorben waren, 
einbalfamirt (8). Der Derfaffer fegt hinzu, er habe ie 
Der Peterälicche zu Rom auf dem Grabe eines Pabfes 
eine nackte Figur gefebn, welcher man eine Bedeckung ge 
geben gehabt, nachdem ein darin verliebter betroffen worden, _ 
Der war aljo ein neuer Pygmalion, deſſen Geſchichte 
Die Rirchenväter wider die nackten Statuͤen anzufährg 

pflegten (9). 

Auf ber Reife nad) Gamron ober Bender: Aboſſi traf 
ber Verfeffer jemanden an , welcher 1646 mit einem Pelsh 
ſchen Gefandten, den er Illis nennet, nach Perſien gelmm- 
men war. Weil ſich dieſer ſehr ungebührlicy aufgeführt 
batte, und man ihn doch nicht öffentlich beſtrafen weite, 
fo war ihm und feinen Begleitern ben einem Gaſin ale da 
ſchleichendes Gift beygebracht, woran damals jchen alle 
übrige geitorben waren. Der Erzähler fühlte aber feit bem 
Genuffe. dad war damals feit acht Menathen, eine folde 
Abnahme feiner Kräfte, daß auch er jeinen Tod erwartet 

Kad 












CD Im Briefe an die Römer 1,26. 

(8) Lib. 2. cap.89. pag. 143. 

(9) Clemens Alexandr. in Admonit ad gentes p. 88 ei 
Colon. ı65£. fol. Arnobius adrerfas zentes lib.2. 9.26 
ed. Lugd. Rat. 1651. j. Das Brmeite dieſes Unfns ie 
Ovidii metamor. X, brarcht nit angeführt zu werba. 


47. Voyage de la Boullaye- le: Goux. 587 


Nach Einer Nachricht von ‘der Regierung in Perfien 
ıd von den verfchiedenen Staatsdedienten, folgt die. Meife 
die Etaaten des Moguls. Am ausführlichiten- iſt der 
ericht von den Sitten und der Religion der Hindus, wo 
ele Goͤtzen genant und abgebildet find, 


©. 194 eine grobe Abbildung des Baums, den die 
Indus Kafta, die ‚Perfer Lul nennen. Der Zeigenbaum, 
ſſen Aeſte fih an die Erde beugen, und dann zu neuen 
tämmen aufwachſen. Man fehe oben ©. 315. . 


S. 210 viel von Goa, wo Damals die Frangofen von 
n Portugifen, auch von der Inquifition, viel übler als 
in den Holländern behandelt wurden. Sie wurden ges 
einiglich für Lutheraner geicholtm, und Zwar, wie geſagt 
ard, aus politiſchen Urſachen. 

&,245 eine Beſtaͤtigung deſſen, was ſchon oben S. a468 
m der verſchiedenen Witterung auf den bepden Seiten des 
orgebirgs Comorin gemeldet if. 


S. 246 von den oftindifchen Thieren und Pflanzen, 
ich Abbildungen derſelben, welche aber nicht ſchlechter 
on koͤnten. Die Hunde find dort träge und zaghaft; 
ſch die englifchen arten dort bald aus, und verlichren 
le Munterkeit. - | ‘ 

Pfauen werden In. Pafteten gegeffen, die der Derfaffer 
‚ wohlfchmedend fand, daß er ſich wunderte, daB man 
efen Gebrauch nicht in Frankreich kenne. Xürkifche Huͤh⸗ 
e oder Kalekuter wären nicht in Oſtindien. Ganz richtig 
t Die Vermuthung, daß fie aus Amerika gelommen find. 


Die Gewürze: Pfeffer, Ingber, Zimt, Nelten u.a, 
Ktten in Indien noch nicht den heftig brennenden Ges 
mach; diefen erhielten fie erft, wann fie in die nördlichen 
änder shit wären. Den Arak, den ber Verfaſſer in 

un > | 2 Be Sad 


<88  titeratie der Reifen. 4. 


| Pkndien fo gewürzt hatte, ald er ihn da gu trinken gewohnt 


war, konte er, wegen des beigenden Geſchmacks, dießeils 


bes Wendekreiſes nicht genieden. 


Einige, aber unwichtige Nachricht vom, damaligen Zus - 


ftande der englifchen, ‚niederländifchen und dänifchen Hunde 
Iungsgefelfchaften. 

&.261. Ubreife aus Indien, und da bat der Verfaffe 
einmal eine Jahrzahl genant. Den 1. März 1649 trat ic, 
fogt er, die Rüdreife an. . Er .ging nach Eongue (Bender 
Congo), einer Meinen Stadt am Perfiſchen Meerbuſen, 
drey Tagereiſe von Bender-Abaſſi, wo gutes Waſſer, viel 
Holz, aber eine unertraͤgliche Hitze war. Die Portugife 
erhoben dort einen Zoll, und. hatten eine Kirche, fo wie bie 
Hindus Pagoden. - 

Don da nach Baffora (Basra), wo der Berfaffer ſorg⸗ 
fältig Nachricht von den Sabis oder den Johannicchri⸗ 
ſten einzog. Man ſehe oben ©. 159. Damals bemühele 
ſich der Portugiſiſche Vicere Philip. Maſcaregnas, ſie 
nach Zeilen und andern VPortugiſiſchen Beſitzungen zu ziehen, 
welches aber dadurch erfchwert ward, daß fie ihre She 
bey fih haben, und die Geremonien ihres Geſetzes beybe⸗ 
halten wolten. S. 303 fieht man Abbildungen einiger En 
remonien; 3.8. der Taufe, wie Hühner unb Haͤmel 
geopfert werden. 

S. 306. Waſſerreiſe nach Babylon pder Bagdat, welche 
Stadt hier in der Groͤße mit Lyon verglichen wird. Da 


hoͤrte der Verf. am Ufer einen Loͤwen bruͤllen, welches er 


- nicht ſchrecklich genug beſchreiben kan, und mit dem Donner 
vergleicht (10). Weit gefehlt, daß ihn das Krähen der 

| | Haͤhne, 
(10) ©. 320, La nuict nous entendismes rugir un lyon ſi 


effroyablement qu’il ne fe peut defcrire, chaquefois 
quil 


| 








47. Voyager :de: la Bouilaye-le- Goux. 689 


aͤhne, welche der Schiffer bey ſich hatte, ſchrecken folte; 
ſchien es ihn vielmehr zu reitzen näher zu fommen, — 


Don Bagdat reifete der Verf. mit einem Janitſcharen 
m Tour de Nembrod, Er fegt die Entfernung auf 
Lieues von der Stadt .gegen Weſtnordweſt. Er if’ aus 
ackſteinen gebauet geweſen, denn jetzt gleicht er. nur einem 
chuthaufen, und dennoch meint ihn der Franzos gänzlich 
‚gefunden zu haben, wie er von Moſes befchrieben worden, 
ie Backſteine find ı Fuß lang und breit, und 630ll did. 
piichen ihnen liegt Stroh, welches noch ganz frifch ausfah, 
er Mörtel beſteht aus Erde und Erdharz, dergleichen 
ch in der Gegend gebräuchlich if, Der Verf. ſcheint bey 
fer Unterfuchung fehr aufmerkſam gewefen zu feyn, und 
nnoch geht feine Beſchreibung, welche mit- feiner Abbils 
ng nidyt ganz übereintömt, in mandıen Stuͤcken .von den 
ıgaben anderer Reifenden ab. Dan findet diefe forgfältig 
rglichen in ber Ulgemeinen Welthiftorie I. &.308, 
De la Boullay oft angeführt ift. 


Auf dem Wege nach Ninive oder Moful kam er an 
ie ſehr heiße Duelle, welche das Bad des Haly genant 
wd. In der Nähe findet man viel Schmefel und Erdharz. 
as Waſſer iſt truͤbe und ſchwarz aber heilſam wider 
ruche Schäden, auch wider den Ausſotz. Der Franzos 
dete darin, und fand ſich darauf ſehr geſtaͤrkt. 


"Ueber Halep nad) Tripoli und von da auf den Berg 
banon, wo ber Verf. 22 Cedern zählte, außer einem 
Baume, 


qu'il pouſſoit fon haleine paroiſſoit un coup de ton- 
nere, et la voix ſe perdant. peu a peu le lang de la 
riviere, :l en provenoit des elcos fans nombre. Dieß 
find die Zeilen, auf welche Buͤffon verweilen, V. S. 241. 
Berliner Ausgabe. 

243 


so. itteranie der Reifen. 4 


Baume, welcher umgehauen war, ans bem ein Sitz für 
den Patriarchen der Maroniten gemacht werden folte. 


Großcairo wird hier fo ‚groß als London gefhäht 


Nachts werden die Gaſſen erleudhtet. Ein Grundriß ven 
dem berühmten Joſephs⸗ Brunnen, nebſt einer magern Dee 
ſchreibung. 


Was Buͤffon IL 1. ©. 188. aus dem De Ia Boul⸗ 


lay anfuͤhrt, dad nehmlich die Mumien⸗-Keller fich unge 


faͤhr viertehalb Meilen, bis unter die Stadt Memphis, em - 


ſtrecken, das findet man hier nicht gefagt. Was unſer 


Meifende darüber meldet, iſt fo wenig und unwichtig, dog 
es Reine Erwähnung gerdiente, wenn nicht S. 375 cm 
Abbildung einer auf einer Mumie zur ‚Zeit des Verfaflerd 
gefundenen Safchrift, in. bierogtppbifcen Zeichen, von urus 
Seilen, gegeben wäre, ‚ 


Eben fo geringfügig ift das, was man vom ber Pyra⸗ 
mide liefet,, in welche der Verfaſſer gekrochen ifl. Bo wis 
olle, welche darin gemefen find, fand auch er eine Menge 
Sledermäufe. Dabey erinnerte er fi), nur überhaupt dreg 
Arten diefer Thiergattung bemerkt zu haben, und dadurch 
gerieth er auf Die Vermuthung, daß eben Deswegen Ovid 


die Minyades, die drey Achter des Minvas, in Keen I 


mäufe habe verwandeln Taffen (11). Um dieſen Cinfaß zu 


rechtfertigen, verfichert er, daß er deflo mehr ven Dr || 
. Naturkunde dieſes Dichters überzeugt werde, je oͤfterer er 


ihn leſe. Hierin mag er Recht haben. Ovid kante mehr 
als Mädchen, auf deren Kentniß die ganze Naturkunde dar 
meifien neuern Dichter beichränkt zu ſeyn fcheint. as 
zwifchen Eennen die foftematifchen Naturforſcher jegt fon 
mehr ald ein Paar Dugend Urten Aledermäufe. 

. . Ind 


(11) Matamorph. IV. fab. 22. vi.5g9 





47: Voyages de la Boulläye- le . Goux. | sr 


Auch ein Paar Zellen S. 383 von dem Matronſee zwey 
Tagereiſen von Cairo, deſſen genauere Befchreibung die 
Branzofen aus Aegypten mitgebracht haben (12). De la 
Boullaye ſagt, damals haͤtten ſeit einiger Zeit Schiffe 
aus. Habre und aus Les Sables d'Olonne (in: Bretagne) 
_ angefangen dieſes Salz, welches er netros nennet, von 
. Miegandrien abzuholen und nach Rouen zu bringen; weil 

“zum Bleichen diene, Eee 
. 03 In Aegypten wurde es flat Sererteigs gebräunt, 
auch Boche man das Fleiſch Damit, um es weicher zu machen. 
Dieb iſt ein Beweis mehr zu dem, was ich in Beyträs 
"gem zur Geſchichte ber Erfindungen 5. ©. 
bewieſen babe, 

Wenn todte Merſchen und Hunde, auch um: in den 
See geworfen wuͤrden, ſo wuͤrden ſie in Natrum, und in 
einen Stein von der Urt des Natrums verwandelt, Die 
erfläre, meint er, die Ovidiſche Verwandlung des Poly⸗ 
Dectes und anderer in Stein (13). Aber in dem See 
werden die Reichen wre nus ausgetrocknet und 
überfi ntert. 

- Die Rüdreife aus Men nach Stallen und Frantreich 
iſt nur kurz befchrieben; und eben fo kurz erzählt er einigem 
Sreunden, wie er feit 1643 durch England, Irland, nah 
Kopenhagen, Danzig und Kübel und von da zuräd nach 
Brankreich gereifet iſt. Da findet man nichts merkwuͤrs 


Diged. 
a" Vor⸗ 


(12) Ich meine bie beyben Auffäge von Andreoſſy und Ber⸗ 
thollet in Abhandlungen über Aegppten. Berlin 
18C0, 8. 

(13) Metamorph. V. fab.3, et & vi. 236, 24%, VII, fab. 27 
vi 758- | | 

PR 4 


592 | AUtteratur der Weien 4. 


Vorgefeht . bat, der Verf. dieſer Reifehefchreibung, 
welche in drey Theilen mit fortlaufenden Seitenzahlen ges 
thrilt. ift, eine kurze Beurtheilung derjenigen Bücher, welche 
er über die von ihm bereifeten Länder gelefen hat. 


: De erfährt: man, daß er genaue Sreundfchaft mi 
De Monconis, De Slacour, De ’Rftoille und Ta. 
vernier gehabt hat (14). In Perfien fand er einen ws 
welirer, welcher mit Tavernier in Gefelfchaft ftand, und 


fo wie jener. ein Qugonot, aber, wie er binnen, w— 
reducher Maun war. 


14) Er lagt von lieſen: Ile penvent aivpater le prix ste 
tous les voyageurs de ce temps, pour. efire les periai- 


5 De du fiecle les plus capables de, xematquer. le⸗ belles 
. ehofes. 


. wu 


ir 





4 


48. ider⸗ journey. to Faris. 93 


"id Pa 7 


situ 


4 journey to Paris in the year 1608. By Dr. Martin 
Lifter. The third edition. London printed for, 


Jacob Tonfon. 1699. 248 Seiten in 8. nebſt 6 Kupfer⸗ 
sit tafeln. 





Darm Martin Kifter ift eben berjenige, deſſen Uns 
Reulen, wegen jeiner großen Verdienſte um die Naturkunde, 


jedem Kenner. und Liebhaber dieſek Wiſſenſchaft jederzeit 
Grwuͤrdig bleiben wird (1). 


Er war ums Jahr 1638 in Budinghamfhire gebohren: 
Sein Vater ſcheint früh geftorben zu ſeyn; denn er ward 
on feinem Großoheim Matthew Kifter erzogen und une 
terrichtet (2). 


-  Diefer Mann war ein deruͤhmter koͤniglicher Leibarzt, 
Meäfident des Collegiums der Aerzte in London; war ein 
eifriger Lojalift- und impfte diefe Geſinnung auch feinem 
Pflegſohn ein. Er ftarb zu London 1657. 


Martin Kifter ſtudirte zu Cambridge die Arzneywiſſen⸗ 

ſchaft, und um ſi ch darin noch größere Kentniffe zu erwer⸗ 

| ben, 

Ci) 3h habe folgende Nachrichten aus ber Biographia Bri- 
tannica gefchöpft. 


(23) Von diefem Manne liefet man einiges in Faſti Oxonien- 
- fes, weldye hinter der zweyten Ausgabe von Wood Atho- 
nae Oxonienles. Lond. 1723. fol. I. pag. 270. ſtehu. 


245 


494 Uitterqtur der. Reiſen. * | 

ben; machte er, bald nach dem Tode feined Oheinis, das 
Reiſe nach Paris. | 
Nach feiner Ruͤckkunft lebte er feit.1676. einige Jahre 


als praktifcher Arzt in York, und zwar mit großem DBeye 


falle, Seine Nebenftunden verwendete er auf die Nature 
Uunde. und auf die Aufſuchung und Unterfuchung ber ne 
| ihümer feines Vatetlandes, deswegen er auch manche Rei 
fen in Die ubrdlichen Theile deffelben machte. . 

’ Durch feine Beobachtungen, welche er Der !öniglichen 
| gelehrten Geſelſchaft in London fendete, ward dieſe verans 


laffet, ihn zu ihrem Mitgliede zu erwählen (3). rw 


Im Jabre 1683 Herliß er Vork und zog nach Londen 
und in .diefem Jahre erhielt er die außerordentliche Chr 


daß ihn. die Univerfirät" zu Oxford, durch einhberfchidteß - 


Diplom, worin fie feine Verdienfte geruͤtzmt hatte, bie 
Doctorwürde in der Wrzuepwiffenichaft erihgilte, | 
Die naͤchſte Meranlaffung war wohl, daß bie Univeis 
ſitaͤt dadurch ihre Erkentlichkeit für die vielen. Münze; 
Maturalien und andern Seltenheiten, welche er ihr ver 
Zeit zu Zeit geſchickt hatte, bezeigen wolte. Liſter war 
ein genauer Freund des Chwyd, welcher damals der Kal 
ſeher berjenigen akademiſchen Samlung war, welche vom 
Afbmole gefiftet if, und nad ihm the Afhmolcan mm 
feum genant wird, 
Als im Jahre 1698 der Graf von Portlapd dom 
Könige wilbelm II. als Geſondter nach Frankreich ger 
(hit 


(2) Ein Verzeichnis feiner In den Philofophical Transacı. a 
gedrudten Auffäge findet man in Reuß repertorium 
vommentaslonum a focietat. litter. editarum ; ferner ned 
Kifters übrigen Schriften in Gallere bibliotheca botam 

Ip 556, ehirurgiea 1. p- 455. PReIORHen I. p. 5 
prastica 5 Da 


“m un en — nen ui — A — — — — — — 


- 48: Liſter's journey to Par. _ 795 


Hat warb, begleitete er dieſen dahin, und blieb daſelbſi 
ſt ſechs Monate. 

Im Jahre 1709 ward er zum wuͤrklichen Leibarzt bes 
daiginn Anna ernant, aber diefe Würde genoß er nur 
enige Jahre, Denn er jlarb bereits im Februar des 
ahrs 1711. | 

Die Veebachtungen und Nachrichten, welche Kifter in 
aris geſammelt und aufgeſchrieben hat, betreffen nicht die 
racht des Hofes, nicht die Schauſpiele, auch nicht vie 
litiſchen Handel, fondern' die Naturkunde, die Gewerbe 
ıd die damals in der Hauptftadt lebenden Gelehrten. Alte 
id in: bejondere Abfchnitte gebracht worden, wonon, die : 
ſten die ganze Stadt betreffen. 


Freylich hat man in neuern Zeiten genauere Nachrichten 
er alle dieſe Gegenſtaͤnde erhalten, und ſehr vieles iſt 
Inzlich geändert: worden; gleichwohl finder man . bier. 
anches, welches, wenigſtens den Liebhabern der Geſchichte⸗ 
ıgenehm ſeyn wird. 

So lieſet man S.23, daß damals in Paris die Straßen 
ich beym Mondenfchein erleuchtet worden, wobeg er ben 
mdonern den Vorwurf macht, daß fie in der Hälfte jeden, | 
donats die Erleuchtung unterließen, 


In neuern Zeiten ift gerade das Gegentheil, Syn den 
ieyträgen zur Geſchichte der Erfindungen. 2, 
. 537. habe ich aus dem Tableau de Paris angeführt, 
iß der Verfaffer über die Parifer lacht, welche das Licht 
ohren, warn ber Mond nach dem Kalender ſcheinen ſoll, 
ad es dennoch ganz finſter iſt. Hingegen werden nach 
1.528 jetzt in London die Laternen alle Nächte, obne auf 
ahrezeit und Mondwechfel zu achten, brennend unterhalten. 

Schon im Fahre 1698 hingen die Laternen in Paris 
bes der Mitte der Strafen und hatten Lichter, deren vier 

uf 


596 Litteratur der Reiſen. ꝓ 


anf ein Pfund gingen, und bis nach Mitternacht brennen, 
Ihre Unterhaltung fol damals für fünf Monate fa 
36,000 Pfund Sterlinge geloſtet haben, 

In einer Naturalienfamlung ſah er ein Weſpenneſt anf 
Canada, an einen Baumzweige, welches Die Geftalt eine 


Melone, und nur am dichten Ende eine runde Defnung | 


hatte. Er hat davon Tab. I. eine Zeichnung gegeben, unter 
dein Namen Velperum Canadenfe, 


Es gleicht völlig demjenigen, welches ich ehemals in. 


Ymfterdam nefauft ‚habe, welches aber, wie der Verkäufer 
verſi werte, aus Surinam gebracht worden. Diefes hal 
dicht am Zweige, an welchem es gebauet ift, drey engliſche 
Zoll im Durchmeffer, und am andern Ende, wo die Defr 
Hüng iſt, vier Zoll. Die Länge vom Zweige bis an die 
etwas hervorragende Defnung beträgt faſt fünf Zoll. Der 
Wiberzug gleicht einem glatten Packpapiere, und es läßt 
ſich andy ganz gut Darauf fehreiben. Ich babe ed am 
unterften Ende gedfnet, und fee es mit ſecheecigen Zellen 
ganz angefuͤllet. 


⸗ 


Jetzt kennet man die Weſpe, welche bieſes wunderbare 


Gebäude verfertigt, genauer. Cuvier in Entwurf ber 
Maturgefchichte der Xhiere. Berlin 1800. 8. u. 
©. 223. nennet fie La guepe A carton fin, Veſpa nidulans, 

Eine ganz genaue Abbildung eines folchen Neites findet 
man in Mcmoires pour fervir à Phiſtoire des infectes par 
de Reaumur. Amfterd. 1748. 12. pag. 298. teb. 29. Eine 


Beſchreibung eines ähnlichen Gebäudes fteht im Ham. 


burg. Magaz. 24. ©. 356, aber dieſes foll, wie wenig 
fiens der Verfaſſer fagt, an beyden entgegengefegten Seiten 
eine Defnung haben; aber id) vermuthe‘, daß die obere ge 


macht fey, um ben inwendigen Bau fehn zu Binnen. Zur - 


weitern Vergleichung konnen bie Beſchreibungen dienen, 
welcht 


48. Lifler’s journey to :Patis. g97 


welche Sr. Hofr. Keuß in Repertorio. commentationum, I» 
pag. 501. verzeichnet hat. ur 


Bey Tournefort fah er eine zahlreiche Conchylien⸗ 
famlung, woher er manches in feing Synopfis conchyl. eins 
trug. Die Pflanzenſamlung enthielliggegen 8000 Gen aͤchſe. 


Zu den fupfern bey Tournefort Elemens de Botanique 
hatte der Rünig 12000 Livres gegeben. Dieß iſt die erſte 
Ausgabe in 3 Octavbaͤnden von 1694, welde 451 Kupfer⸗ 
tafeln hat. Die zwepte ift die Iateinifche, Inftitut. rei 
herbariae, 3 Bände in 4. von 1700, mit 476 Tafeln. Die 
dritte, die gebräuchlichfte Ausgabe, weldye auch ich heſi ige, 
Aleichfals lateiniſch, iſt von 1719. 3Bände in 4 Dieſe 
bat 489 Tafeln. 

7, Damals wagten die frangöfi ſchen Buchhändler noch 
nicht den Verlag eines naturbiftorifchen Werts mit vielen 

Kupfern,. wenn ſi e nicht dazu vom Konige einen aroßen 
Anſchuß erhielten. Die meiſten Bücher diefer Art find in 
der Böniglichen Druckerey, ganz auf königliche Koften, ge⸗ 
venckt worden. &.77 und 82. 


a Tournefort fagte, er zeige in jeder Vorleſung | 

100 Gewaͤchſe vor, und habe im Sommer 30 Vorleſungen, 
wozu alſo 3000 Pflanzen gehörten. Wenn dazu noch die 
frähern und fpitern Pflanzen gerechnet würden, welche er u 
auf 1000 Stuͤck ſchaͤtzte, fo wäre die Zahl der Pflanzen 
in dem botanifchen Garten damald 4000 Arten, 






Der Anatom Merry unterhielt in mit feinen Beobach⸗ 
tungen und Meynungen über die pia mater und dura mater- 
und deren Ausdehnung; über den Umlauf des Bluts, Boch 
Bonte er den Engländer nicht von feiner Meynung übers 
zeugen; ferner über den Nuten bes foraminis ovalis, ud 
Den Streit, weichen ex desfals mit Verney hatte, wovon 

man 


598 Utteratur der Reifen. 4 


man in Heiſters compendio antom. 2. p. 88. not. 


Nachricht findet. 


Mexry ward in feinen phyſiologiſchen Unterſuchungen, | 


fo wie damals mehre Gelehrte in ihren Arbeiten, vom Hofe 
anterflüßt, fo daß er 3.8. fo viele lebendige Schildkroͤten 
auf Koͤnigskoſten erhalten Eonte, als er zu feinen Den 
ſuchen uͤber das Herz derfeiben zu Haben wänfchte, 
Vorzüglich gefiel ihm Plümier, welchen er in ben 
Minimen« Klofter befuchte. Dieter gab ihm genaue Ui 
bildungen von dem gröäten Wielfuß und der größten Aſſel 
aus Amerika. Jener Tab. 5. ift im Linneiſchen Syſten 
Julus maximus; dieſe Tab. 6. Scolopendra occidentalis. 


Miel ſchlechter ift die Abbildung Tab. 4. der Schnedt, 
‚worin Plümier in Amerika Die Purpurfarbe gefunden hat. 
Weil ich mic erinnerte, daß diefer darüber in Memoires 
de Trevouz, 1704. Septemb. 8.230. eine Nachricht ge⸗ 
geben batte, fo glaubte ich da etwae mehr zur Beſtim⸗ 
mung der Art zu finden,’ | 

Er nennet fie concha veram purpuram fundens,. md 
ſagt, daß fie auf den amerikanifchen Inſeln piffeur genent 
würde, weil fie, wenn man fie von den Selfen abnehmen 
will, fehr ſchnell einen milchichten Saft von ſich ſpruͤtzet. 
Plaumier vergleicht fie mit concha perfica minor deB 


Aldrovandi de teftaceis lib. 3. p. 181. fig. 26. und mit com, 


eha neritodes altera lutea minor in Fab. Columna aquatil, 
et terreftr. obf. cap. IH. pag. 69. Diefe hat Liſter in 
feinem großen Conchylienwerke Tab. 794. unter eben diefem 
Namen abgebildet; fo wie man fie auch in Kleins me 
thod. oftracologica tab. 5. Ag. 94. findet. Sie ift nad 


dem Linneiſchen Syſtem Yoluta olla; aber diefe hat eint- 


‚ glatte ebene Oberfläche, oder iſt teſta inermis. Man f. 
Linnei muſeum reginae. pag. 599. Dagegen erkennet man 
an 


48 Lifter’s joneney.t6 Paris 599 


an der Abbildung in Ciſters Reife flumpfe Erhebungen- | 
—** die bekante Voluta mufica hat. 


Diümier ſelbſt ſagt: Tous les dehors eſt raboteux 
par pluſieurs petites Eminences femblables à des petits 
"ongles arrangez de fuite et par ordre, à pey pr&s comme 
le⸗ tuilles d’un toit. 

In Liſters Synopfis eonehyl. babe ich die Zeichnung 
des Pluͤmier nicht gefunden, und ſo wage ich die Art nicht 
gewiß zu beſtimmen. 
„Was man in der Zeichnung von dem Thiere, welchem 
dieſe Schale gehört, fieht, iſt ebenfals undeutlich, und 
nicht viel mehr als die Fuͤhlhoͤrner. 

Uebrigend ift es jeßt betant genug, daß mancherley 
Schalthiere einen milchichten Saft haben, welcher fi an 
‚der Luft in die Purpurfarbe verwandelt. Beyſpiele findet 
mon in Samlungen zur Phyſik und Naturges 
ſchichte. Leipzig. 1778. 8. 1. S. 436, 

. Bey Butterfleld, einem Engländer, weldyer damals 
"Ne befien mathematifchen Geräthfchaften in Frankreich vers 
‚fertigte, (ah er viele hier befchriebene Berfuche ınit Magnes 
"Rep, zu deren genauern Kentniß jener Mann, deſſen aud) 
| Hartföefer rühmlic) erwähnt hat, recht viel beygetras 
‚gen bat. 

, Sin einer Privatfamlung fand er eine Samlung Spiel: 
Marten 'jeit 300 Jahren. Die ältefien waren dreymal fo 
groß, als die jest gebräuchlichen; fie waren gut bemalt, 
md mit goldenen Rändern illuminirt. Das Rartenpapier 
war dicht und feſt, aber e war kein volftändiges Spiel 


| yorhanden (4). 
r ” Vail⸗ 


.@ &.95. One toy j took notice of, wlich was a col- 
lection of playing cards for goo yaıı. The oldef 
. : were 

13 


600 Ultteratur der Reifen. 4. 


Vaillant ſchenkte ihm Abdräde von den Köpfen der 

Zenobia und ihres jüngften Sohns des Oaballathug; 
welche nach Medaillen in der königlichen Samlung gemadıt 
waren, und bier in Kupfer gefiochen find... Dazu gehbrt 
auch S. 117 das Verzeichniß der Münzen der Zenobia, 
welche Hardouin in feiner Samlung hatte. Ich verweißt 
auf des Salmafius Anmrrlung zu Vopifci vira Aureliani 
cap.38. p. 517. Gpandheim de ufu numismat. Zweyte 
Ausgabe. Amiterd. 1071. 4. S. 597, oder in der neuer 
Nusgabe IL. diſſ. XI. p.260.,— Üben jet erhalte ih aus 
einer Berfteigerung Laurentii Patarol opera omnia, die zu 
Venedig 1743. in 4. gedruckt ſind, und finde in Series 
Auguftorum. Tom.I. p. 31. tab.6. fig. 18. 19. das Bildaiß 
der Zenobia und des Babalarhus, und zwar das letztere ig 
averfa parte quorundam numismatum Aureliani. 


Ben Gurnier, einem Erben des Altern Thevenot, 
ſah er die Urberbleibfel von defjen Bibliothek, und darunter 


auch die Handichriften de8 Swammerdams. S. Don’, 


sath kleiner Anmerlungen ©. 285. 


In der Königlichen Bibliothek ließ Liſter fi Die 


Handſchrift vom Dioſcorides mit Beinen Capitals Bude 
ſtaben, 


were three times bigger than what are now ufed, 
extreamly well limned and illuminated with gilt 
borders, and ıhe pafiboard ıhick and firm; bur there 
was not a compleat [et of them. Daraus bat ber 
teutfhe Ueberſetzer ©. 103 folgendes gemadt: «Cie 
„Puppenwerk bemerkte ih, welches eine Samlung von 
„Epiel: Karten war von 300 Jahren ber. Die diteften 
„waren drey Finger dicker als die, welche jetzt gebräud« 
„lich find, über die Maßen wohl gemablet, und mit guͤl⸗ 
„denen Rändern illuminirt, und den Pappendedel did und 
„veſt, aber es war Fein ganzet Sag darunter.” 


—— — nn ———— — = an 


48. Lifter’s journey to Paris, 601 


flaben, und mit den mit Mafferfarben abgebildeten Pflan: 
zen zeigen. Es fehlte aber das erſte Buch, alfo fehlten 
auch die Abbildungen der Thiere, welche Kifter vorzügs 
lich "gern gefebn hätte, um zu wiffen, wie man im Mits 
telolter Die griechifchen Namen veritanden habe. Mehr 
Nachricht von dieſer Handfchrift fan man in den von 
Haller in Biblioth. botan. I, p.85. angeführten Büchern 
finden. 

Von den ©. 110. genanten Handfchriften vom neuen 
Teſtament verdienen die vom Conſiſtorialr. J. J. Jung 
in der teutſchen Ueberfegung beygefügten Anmerkungen S. 
X19. 121. nachgeiehn zu werden. 

Als dem Verf. Huygens Wohnung gezeigt ward, 
fagte man ihm, diefer große Mathematiker fey dort in 
ine Melancholie gefallen, im melcher er auch in Holland 
Zeſtorben (ey. Wan habe den Anfang derfelben daran bee 
merkt, daß er mit einem zahmen Eperling gefpielt, und 
eine mathematifchen Entwürfe ganz aus der Acht gelafe 
kom babe. 

Bey Befichtigung einer Mumie machte Kifter dem 
Mönde, der fie vorzeigte, einen Gewiſſenszweifel dadurch, 
daß er verſicherte, man breche die Faſten, wenn man 
kheriak, wozu etwas Mumie genommen würde, aenäffe, 
weit dieſe würklich noch Fleiſch ſey. Denn als einmal in 
dendon eine Mumie lange in einem dumpfigen Keller ges 
fanden hätte, habe fie den Geftant des faulenden Flei⸗ 
ches verbreitet. (So gerathen die am meiffen Meere 
legenden gefrohrnen Feichname der Elephanten in Sdulung, 
denn fie in der Wärme aufthauen.) 

An der Bibliothek der Sorbonne warb die franzöfie 
che Ueberſetzung des Livius von Peter Berchorius, 
velcher 1362 geſtorben iſt, vorgezeigt, welche dem Koͤnige 

Dedugane titterat. d. Reif. 4 Rr Jo⸗ 


602 ‚Kitteratur der Reiſen. 4. 


Johann, Carls Vater, dedicirt worden. In dieſer fickt 
“man ſchon eine Kanone abgebildet. Was jett am Liviu 
fehlt, fehlt auch ſchon in jener Handfchrift. Man ven 
“gleiche Maichel de Bibliethecis Parifien[. p.79. 


Nachdem Kifter mit den Bibliotheken fertig wer, 
befuchte er auch einige Werkftellen. Die Kunft unddk 
Perlen zu nrachen, inden Glaskuͤgelchen mit einem au 
Sifchfchuppen gemachten Firniß inwendig überzogen wen 
den, war damals erft vor einigen Jahren erfunden mer 


"den, nämlich ums Jahr 1636. (5). BSie reiste alfo fein 


Neugierde. 


Der Kuͤnſtler fagte ihm, daß er jäßelich 110 Pils 


Ien für Fiſche aus dem Beinen Sluffe NXier bey Pille 
neuve St. George bezahle. Diefer Ort liegt nicht weil 
von Paris, da wo der Meine Fluß Merre, wie er af 
den Karten heißt, in die Seine fält.. In manchem Wins 
ter erhielte er 30 Körbe (hampers) voll Fifche. 


Damals konte man einige Schnüre Perlen (fome Aring) 


für eine Piftole haben. Anfänglich wären fie viel theurt 
gewefen; da fey eine Halsfchnur für zwey dis drey Piſto⸗ 
len verkauft worden. 


Man ſagte, daß die fo geuante eſſence d'orient, wel⸗ 


cher Name doch hier noch nicht vorkoͤmt, mit Talk (iricz 


glas) vermiſcht würde, weiches ich fonft nie gelefen habe 


Der, welcher damals die Fünftlichen Augen von ola 
Scyattirungen am beften verfertigte, hieß Hubins, aba 
von der Kunft felbft liefet man bier nichts. 
/ ©.18 


(3) Man ſehe Beuträge zur Geſchichte der Erfir 
dungen 2. ©.325. wo ih alles, was mir von die 
Kunſt befant geworden iſt, bepgebracht habe. 





48. Lifter’s journey to Paris. 603 


S. 148 von den Parifer Victualien. Patato, Tar⸗ 
ffeln oder Kartoffeln (Solan. tuberoſ.) waren. damals 
if den Pariſer Maͤrkten ſehr ſelten, da ſie doch ſchon in 
adon ein großes Huͤlfsmittel für dem gemeinen Mann 
Iren. Über Erdäpfel, Jerufalems artichokes (Helianchus 
berofus) wurden häufig zu Kaufe gebracht. 


- Außer dem Kopflohl und Savojerkohl waren andere 
hlarten felten, wobey der Verf, anmerkt, daß dieſe 
flinzen am beften in nördlichen Ländern gedeihen, wo 
durch den Froft zärter und ſchmackhafter werden. Er 
be, ſetzt er hinzu, den Kehl auf den Seefelfen bey 
— wild wachſend gefunden. 


NHingegen haben die ſuͤdlichern Laͤnder mehr angenehme 
viebel⸗ und Laucharten. Vorzuͤglich fand Kifter die 
usen, weiſſen, füßen Zwiebeln aus Languedoc. | 


Ueber die Menge und Mannichfaltigkeit der Chams 
suond und Morceln, welche taͤglich, auch im Winter, 
„‚Markte gebracht wurden, verwunderte er fich, und.ers 
vdigte fi fi nad) der Gewinnung, welche jetzt fdyon ber 
kter, und unter andern auch von unferm von Muͤnch⸗ 
infen, im Hausvater 3. 6.747, gelehrt ift. 
A, Eden fo ſehr bewunderte er die Menge Meerenten, 
agreufes (id) glaube Anas fufca und nigra), weldye tägs 
5 auf dem Markte waren. Ungeachtet daß Fleiich eis 
3— Fiſchgeſchmack oder thranichten Geſchmack hat, ſo hat 
ön es doch ganz ſchmackhaft zuzurichten gelernt. Un eis 
r "auf koͤniglichen Koſten angerichteten Tafel half Kifter 
ne Paſtete davon, fait zwen Fuß im Durchmeffer, vers. 
hren, welche bey dem guten Burgunder ganz gut ſchmeckte. 


’ - Die franzdfifchen Räche baben auf dieſe Kunft raffis 
kt, weil man Die Macreufes für Faſtenſpeiſen erklärt 
Nr bat, 


604 Utteratur der Reifen. 4. 


bat. Liſter ſagt ſpoͤttiſch, dieß ließe ſich vielleicht rechts 
fertigen, weil Leeuwenhoek die größte Aehnlichkeit zwis 


fhen den Blutkuͤgelchen der Vögel und Fiſche bemerkt da | 


be. Wenigitend Fan diefer Grund leicht mehr wahres has 


ben, als der, welchen ich in des Suretiere didtionnain 
univerfel finde (6). 


Das franzdfifche Kalbfleifh fand Kiffer ©. 15. 
roth und fchlecht, Dagegen das englifche weiß und zart 
if. Dieß werde, fagt er, dadurch bewürkt, daß die A 
ber oft zur Ader gelaffen werden. Die Phyſiologen be 
flätigen diefe Würkung. Baglivi (7), Boerhaave (3), 
Haller (9) und andere beweifen, daß Aderlaffen die Fet⸗ 
tigkeit befördert, und daß fette Thiere weniger Blut «ls 
magere haben. 


Des 


'(6) Oifeau maritime, qui pafle pour poilfon , & caufe qwil 
a le fang froid, de forte qu’on permet d’en manger en 
careme. Il y en ade noires er de griles, celles-d 
[ont les meilleures, quoyqu’en general la macrenle 
foit tres dure et d’un mechant manger, On dit pous- 


tant que la macreufe en ragoüt oft un manger delicieus, _ 


(7) Baglivi opera. Antyerpiae 1715. 4. pag. 338. aber in ber 


Ausgabe des Tractatus de fibra motrice. Bahileae 1705. $ , 


fehlt diefer Zufag ©. 121. 
(3) Praelectiones academicae. Gottingae. 1745. 8. III. pıg 
490. und V, 2. pag.70. 

(9) Elementa phyliologiae. Laulannae 1757. 4. I. pag.40 
Boerbaave und Galler fagen, Kifter habe auch in feinem 
Buche de humoribus pag. 450. jenes Mittel zur Ne 
fung angeführt; aber da har er nur feine Meynung gefagt, 
warum Männer und Weiber nad) einem flarfen Blumen 
Iufte fetter werden. | | 


— —— 


. 48. Lifter’s journey to Paris. . 605 


Daß man in England biefes Mittel noch jekt ans 
wendet, weiß man aus den englifchen Ökonomifchen Schrifs 
sen (10); aber H. Thaer (11) führt daraus an, jedoch - 
‚me feine Quelle zu nennen, daß man jetzt das Aderlafs 
fen des Maſtviehes in England für unnüg, und fogar 
für fchädlich halte. Solte dieß wahr ſeyn? 

Ic Äbergehe die Erzählung von den Prachtgärten in 
und um Paris. Damald waren die Ranunkeln und Tul- 
Yen nach der Mode. Jene ließ man aus Aſien kommen. 
Einfärbige Tulpen pflanzten die Gärtner, und erwarte 
ten, daß daraus geftreifte entfichen -folten,, welche fie 
alsbann forgfältig beyzubehalten fuchten. Die Erfahrung 
hatte gelehrt, daß Tulpen, welche im erften Jahr gleich 
‚auf‘ allen ſechs Blättern geflreift werden, gemeiniglich 
bald wieder ausarten, und alfo wieder einfarbig werben; 
daß hingegen Diejenigen ihre Schönheit vererben, welche 
* erſten Jahre nur noch wenig geſtreift ſind. 

Fuͤr die Geſchichte der Wundarzney gehört die Er⸗ 
diblun S. 2360. von dem Moͤnch Jaques, und deſſen 
Beiſe den Stein zu ſchneiden. Liſter hatte Gelegenheit, 
“Sm einige mal zuzuſehn, und erſchrak über des Mannes 
Seeiſtigkeit und Grauſamkeit. Die Wundaͤrzte ſuchten 
‚fen Verfahren verhaßt zu machen, und dennoch waren 
Manche unter ihnen, die ihn nachahmten, und zwar nicht 
she glüdlichen Erfolg. 

Heiſter hat in Inftitut, chirurgicis von dieſem Um 
fahren Nachricht gegeben , und gemeldet, wie Jaques zus 
legt 









.(10) Ulgemeine Haushaltungs⸗ und Landwiſſenſchaft. Ham⸗ 

burg u. Leipzig. 1763. 8. I. ©. 752. u. 766. 

Ga) Englifpe Landwirthſchaft. III. S. 727. 
Ar z 


606 Ä fiterau ber Reifen, 4. 


legt in Paris, fo wie aud) in Holland und Teutſchland, 


wo er hernad) amhergezogen iſt, allen Beyfall verlohe 
ren hat. 


7 


Einige mal ward ber Verfaſſer von vornehmen Ges 
milien gebetben, Kranken des Königs Karls. Tropfen- 
(King Charles's drops), oder die fo genanten englifchen: ' 
Tropfen, zu geben, weil man fiber glaubte, er, al 
ein englifcher Arzt, würde fie recht Acht haben. Er hatte 
fie nicht bey fi). Aber weil ihm Carl II. felbft in feinem ' 
Laboratorium zu Whitehall die Verfertigung, nämlich aus. 
rober Seide, gezeigt hatte, fo ließ er fie in Paris durch 
Tournefort machen. 


Ein Pfund Geide gab eine große Menge flüchtig: 
Alkali, und einen Geift, welcher rectificirt einen viel beß 
fern Geruch als Salmialgeift und Hirſchhorngeiſt hat. 
Wird das Salz geläutert, und mit einem wohlricchenden 
Dehle vereinigt, fo erhält man das r genante Roͤnigs⸗ 
Salz (12). 


Jetzt iſt dieſes, fo wie die Zropfen, laͤngſt außer 
Mode. Man weiß, daß dieſe zwar koſtbarer, aber nicht 
wuͤrkſamer als Hirſchhorngeiſt ſi nd. Uebrigens haben [dom 
Die Alten Seide zu ihrem Alkermes genommen, und am 
dere haben eben diefe Kräfte aus Spinwebe erzwungen. 


Ich wünfchte die ganze Zubereitung diefer englifchen 
Tropfen zu miffen, und fand fie in Burgbarts Deftile 
lirfunft. 1748. 8. IL ©.365. Diefer führt nod) aus 
Gennac nouveaux cours de chymic, Paris 1723. 8. an, 

König 


(12) Neumann hat aus einem Pfunde Seide vier Unzen zwey 
Drachmen [piritus urinoſi, und drey Unzen ſechs Drad: 
men ſalis volatilis erhalten. ©. feine Chpmie von Zeffel 
III, S. 760. 





48. Lifter’s jourhey to Paris. - 607 | 


König CarlII. habe das Mecept dem Erfinder, dem 
Doctor Goddar, theuer abgefauft; der Gefandte Ports. 
land habe ed, bey feinem Aufenthalte in Paris, dem 
Tournefort gegeben; und dadurch fey es Öffentlich bes 
Sant geworden (13). 


. Kifter aber fagt, er habe bie Bereitung gewußt, 
und Habe fie, auf Erlaubniß des Portland, in beffen 
Ramen, dem Töurnefort gegeben. Burgbart feßt bins. 
zu, .ftat der theuren Seide koͤnten auch Raupenneſter 
und alte Paruͤken genommen werben. 


Ciſter verfichert bey dieſer Gelegenheit, daß König 
Carl II. das Lob verdiene, nügliche Erfindungen, vorzuͤg⸗ 
lich in der Urzneywiffenfchaft, befördert zu haben. &o 
bat er das Ssefuiter = Pulver und die Ipekakuana gekauft, 
und zum algemeinen Nugen befant gemacht. | 


©. 107. (S. 115.) findet man gelegentlich die Nach⸗ 
wicht, daß Kifter an Synopfis conchyliorum wenigſtens 
zehn Jahre alle feine Nebenftyunden verwendet, daß das 
Bet zwey taufend Pfund Sterling gekoſtet, und daß er 
Dazu den größten Theil aus feinem eigenen Vermögen 
ähommmen hat (14). 
. v . Am 


13) Vorſchriften zur Bereitung bed Salzes und der Tropfen 

findet man auch in Trilleri dispenfatorium pharmaceuti- 

' cum. Francof. a. M. 1754, 4. II. pag.352. ‚Spielmann 

pharmacopoea gensralis. Argentorati. 1783. 4. p. 196. 

u Pharmacopee royale par Charas. A Lyon. 1755. 4. Il. 
| pag. 868. 

(14) Diefes vortrefliche Wert, welches bey ber Eonchpliologie 
faſt nicht entbehrt werden kan, ward ſeit 1085 bis 1692 
gedruckt. Volſtaͤndige Exemplare waren bis 1770 ſehr ſel⸗ 
ten; ſi nd aber jegt weniger felten, feitbem in dem ge: 

- Ne nan⸗ 


608 | | Utteratur der Reiſen. 4. 


Um Ende ſeiner Reiſebeſchreibung verlacht Ciſter die 
ienigen Aerzte, welche Philoſophen ſeyn wollen, und aus 


grundloſen, grillenhaften Hypotheſen die Urſache und Her 


“Jung der Krankheiten und die Wuͤrkungen Der Arzneyen 


zu beſtimmen meinen, und alle Erfahrungen der Vorfab⸗ 


ren, welche fie nicht ein mal kennen, verachten (15) — 
Sol⸗ 


nanten Jahre von ben noch vorhandenen Kupfertafeln 
neue Abdruͤcke gemacht ſind, von denen id eine ausführ⸗ 
lihe Nachricht in Phyfitat. öfonomifher Biblie 
thef III. S. 283 gegeben habe. Aber der Preis iſt des 
felbft unrichtig angezeigt worden. Ich habe mein Erems 
plar aus London für 37 Thaler erhalten; bald nadher 
aber ward der Preis auf 44 Thaler gefteigert. 


(15) Pag.245: By this it is evident, there ıs as fallea ne- 
tion of phyfick in this country, as with us; and that 
it is here allo thaught a knack, more than a fcience, 
— — This herefie hatlı poſſeſſed the moſt thinking, 

as well as the ignorant part of mankınd; and fur this 
we are beholden to ıhe late vain expofitors of naturs, 
who have mightly inveiglied againft and underva- 
Jued the ancient Greek phyficians, in whofe works on- 
ly this art is to be learnt, unlels fingle perfons could 
live over as many ages, as thofe wile man did. 

Men are apt to perferibe to their phyfician , before 
he can pofhbly tell whar he fhall in his judgment think 
fitting to give; 'tis well ifthis was in negatives only; 
but they are perjudiced by the impertinence of the age 
and our man, who ouglıt to eonverfe with the patient 
and his relations with prognoflicks only, which are 
the honour of phyfick; and not play the philofopher 
by fanciful and precarious interpretations of the nature 
of difeafes and medicines, to gain a fort of credit wich 
the ignorant; and [uch certainly are all thofe thar have 
not fiudied plıylick thoroughly and inearneft, 


- — 


48: Lifter’s journey to Paris. 609 


Solte man nicht glauben, der Mann rede von unferm 
| Beitalter? — Alfo diefe anſteckende Schwäche des menſch⸗ 
lichen Verſtandes, welche am meiſten junge Aerzte hin⸗ 
raft, hat ſchon ein mal vor mehr als hundert Jahren 
geherſcht. Hoffentlich wird ſie alſo auch dieſes mal wies 
der aufhören. 


Die erfte Ausgabe der Urfchrift dieſer Neife ift 1698 
gedruckt worden, welcher gleich die zweyte gefolgt feyn 
muß; denn die dritte iſt vom Jahre 1699. Dieſe hat ei⸗ 
nige Zuſaͤtze erhalten. Boucher in Bibliothèque des 
voyages hat ‘ihr Format unrichtig für Quart angegeben. 


Pur eine Ueberfeßung kenne ich, nämlich die teutfche, 
- welche 55 Jahre nach der englifhen Ausgabe erfolgt iſt. 
Sie har folgenden Titel: “Mare. Liſters — — Reife 
„nach Paris, wobey die auserleienfien Merkwürdigkeiten 
„dieſer Stadt, welche die Gelehrfamfeit, Kunft und Nas 
„tur betreffen, — — vorkommen. Auf Veranlaffung eis 
„ned berühmten Medici und polyhiloris, — — aus der 
„dritten Ausgabe überfeßt, und mit einigen Erläuteruns 
‚ „gen herausgegeben von Johann Georg Meintel Mit 
sKupfern. Schwabach, bey Enderes, 1753. 19 Bogen 
„in 

Der Ueberfeger war 1695 zu Bufchendorf im Närns 
bergſchen gebohren, war Doctor der Gottesgel. und Pro- 
adecanus und Pfarrer zu Windſpach im Fuͤrſtenthum Ans 
ſpach. Er if 1772 geftorben. eine Schriften findet 


.. man in Hambergers gelehrtem Teutfchland. 1767. ©. 


259. und im zweyten Nachtrage ©. 781. verzeichnet. 


Die Ueberfegung der Kifterfchen Neifebefchreibung 
hatte er, fcbon 12 Jahre ehe fie gedrucht worden, auf 
Bureden des Gottfried Thomafius, welcher 1746 zu 
Maͤrnberg geftorben iR, gemacht. Sie ift aber nur mits 
Ars. tels 


610 Litteratur der Reiſen. 4. 


telmaͤßig gerathen, theils aus Uebereilung, theils aus 
unzulaͤuglicher Kentniß der engliſchen Sprache. 

©. 148, wo Lifter fagt, .im noͤrdlichen Theile von 
England fey das Brod wegen der ſchlechten Muͤhlſteine 
fehr fandig (16), da fagt Meintel S. 162: die Norden 
Breite von England ift unleidlicy fandig, von wegen des 
rer Sandſteine, mit welchen fie ihr Korn mahlen. 

©. 125. wird in der Urfhrift eine Münze genant, 
auf deren einer Seite der Etab des Merkurs, und auf 
- der andern a fcallop fhell, eine Mufchel, abgebildet if. 
Das lebte Wort ift ©. 137. durch eine Schelfiſch⸗ Schas 
le überfetzt worden. 

Auf Verlangen eines vornehmen Gönners, fagt ber 
Ueberſetzer, habe er eine Stelle ausgelaffen, weil fie mans 
che nicht ohne Edel, andere nicht ohne fpöttifches Gelächs 
ter möchten gelefen haben. . Ich dachte Wunder , was ed 
wäre; aber es iſt nichtö weiter ald wad ©. 240. über die_ 
Anſchlagezettel der franzöfifchen Quadijalber gefagt if, 
worin fie eine bequeme Heilung der venerifchen Seuche 
anbiethen; 3. B. Remede infallible et‘ commode pour la 
gucrifon des maladices fecretes fans guarder la chambre, 
— — fans que perfonne en appercoive. — — L’antive 
nerien de medecin Indien. — — Il eft tres commode 
et le plus agreable de monde. 

Uebrigens hat die Ueberfeßung die ſechs Kupfer nad 
geftochen; fie hat ein Paar Anmerkungen vom oben ges 
nanten Hofratb Thomafius und vom Unfpachfchen Cons 
filtor. Rath J. J. Jung, und ein Regifter, welches bie 
Urfchrift nicht hat. 


(16) The bread in the Nortlı of England is intolerable grit- 
ty. Man vergleiche auch die Anmerfung 4. ©, 599. 


48. Lifter’s journey to Paris, 611 


Als im ſiebenzehnten Jahrhunderte das Studium der 
Naturgeſchichte oder Naturkunde algemeiner ward, fin⸗ 
gen auch Reiſende an, dazu Beobachtungen zu ſammeln, 
and damit ihre Tagebücher zu bereichern. 


Die Gocietät der Wiffenfchaften in London ermuns 
terte fie dazu, Sie gab Fragen über naturaliſtiſche Ges 
genftände, und verfprach ihre Beantwortung in ihre Trans⸗ 
actionen einzurüchen. 


Da bemuͤheten ſich viele Reifende neue oder noch nicht 

binlänglich befante Naturalien aufzufinden,, zu befchreiben 
und abzubilden. Da beſuchten manche nicht allein die 
Schauſpiele, fondern auch die Naturalienfamlungen; nicht 
allein die oft befchrichenen Spatziergänge, fondern auch) 
Aecker, Wiefen, Waldungen und andere Gegenden, wels 
che Gegenftände der Natur darbiethen. 


Die Studium leitete manche auch auf den Gebrauch 
der Naturaiien, und alfo auch in die Werkſtellen der 
Künftler, und fo wurden manche Reifebefchreibungen durch 
technologifche und landwirihſchaftliche Bemerkungen ers 
giebiger. 


Die, welche die dazu erfoderlichen Rentniffe hatten, 
waren nicht gendthigt, ihre Neifeberichte Durch die an 
wable d’höte aufgeraften Sadtgefcbichtchen, und Durch 
Die längft bekanten Schickſale der von ihnen bereifeten Fans 
ber und Städte, ober durch eiteles philofophifches Geres 
de, auszudehnen. 


So wie ſich die Zahl der Liebhaber der Naturge⸗ 
ſchichte mehrte, mehrte fich auch die Zahl der Lefer und 
Käufer folcher NReifebefchreibungen, in welchen Nachrichten, 
wie jene wünfchten , zu finden waren. 


In 


612 &itteratue der Meifen. 4. 


In England war LKifter einer ber erften, welcher in 
feinem Tagebuche, was er über Naturalien und Gewerbe 
in Paris und in der Nachbarfchaft biefer Stadt beobach⸗ 
tet hatte, Öffentlich belfant machte. Daß dieß feinen Land 
leuthen nicht misfallen hat, das fan man ſchon daraus 
abnehmen, weil Die Reifebefchreibung innerhalb einem Jah⸗ 
re drey mal gedruckt worden ift. 

Gleichwohl fcheinen einige geweſen zu feyn, welde, 
noch unbekant mit dem Werthe der Naturkunde, Nachrich⸗ 
ten von Conchylien und Ungeziefer, fuͤr kleinlich und ge⸗ 
ringfuͤgig angeſehn, und alſo den Inhalt nicht reichhal⸗ 
tig, wenigſtens nicht modig, gefunden haben. 


Es kan auch ſeyn, daß manchen ed unangenehm ge 
weſen iſt, daB Liſter einiges beſſer in Frankreich als in 
England gefunden, und die Sranzofen wegen ihrer Höfe 
lichkeit gegen Fremde gelobt hat; nämlich damals, ald 
nad) Endigung des Kriegs durch den Ryßwicker Frieden, 
der Groll wider die Franzofen noch nicht verlofchen war; 
obgleich er damals noch nicht fo heftig fenn konte ald 
er jeßt feyn mag, da bie Franzofen diejenigen, mit wels 
chen fie Krieg führen, viel ärger als fonft, zu beleidi⸗ 
gen fich angewöhnt haben. 

Diefe Stimmung einiger Engländer nugte ein Mann, 
welcher durch Wit und Spötterey Beyfall und Anſehn zu 
erjagen hofte, und deswegen nicht leicht eine Gelegenheit 
vorbeygehn ließ, wo er Lachen erregen konte. Ihm als 
einem wißigen Kopfe, der aber nicht viel mehr als wißts 
. ger Kopf war, war ed am angenehmflen, wenn er feine 
MWigeleyen bey Männern von großen Verdienſten anbrins 
gen konte, in der Hofnung, daß alsdann jene eben fo 
unvergeßlich als dieſe werden würden. Dieß ift ihm 
auch nicht ganz midlungen. 

Wil⸗ 


| ‚ 48.„Liler’s journey to Paris. 613 


William Bing , ein Rechtögelehrter, welcher von ber 
Naturkunde gar nichts verftand, aber dennoch fich nicht 
eutioh, Sloane und die Übrigen Mitarbeiter an dem 
Tranfactionen zu verfpotten, wählte aud) die Kifterfche 
Feifebeichreibung defto lieber zum Gegenſtande feines Wis 
zes, je größer der Beyfall war, mit dem fie von Ken⸗ 
gern ber phyſikaliſchen Wiffenfchaften beehrt ward. 


| Er dichtete eine Neifebefchreibung nad) London, worin 
er von diefer Stabt allerley Kleinigkeiten, mit den won 
Kifter gebrauchten Morten und Wendungen, erzählte, 
und zwar in der lächerlichen Abſicht, mie die. DVorrede 
feiner Miscellanies fagt, zu beweifen, daß England eben 
fo’ große Vorzüge vor Frankreid, habe, . als Wohlftand 
und Freyheit vor Schildkröten: Herzen, Champignons und 
Morcheln; und daß die Möglichkeit, zwey Millionen und 
zwey mal hundert taufend Pfund in wenigen Stunden 
zufammen zu bringen, mehr werth fey, als ein Paar 
Mönzen von Zenobia und Vabalathus (17). 


Um feinen Spott zu falzen, fette er auf den Titel: 

die Reife ſey franzdfifch von Monfieur Sorbiere gefchries 
den, und neulid ins Engliſche überfegt worden. Um 
dies 


(17) Der Titel it! A journay to London, in the year 
1698. After the ingenuous method of that made by 
Dr. Martin Lyfter to Paris, in the fame year etc. 
Written originally in French by Monfisur Sorbiere, 
and newly translated into Englifh. London. Printed 
and [old by A. Baldwin. 1698. 36 Geiten ins. Man 
findet dieſe Poſſe au in The original works of Wil- 
liam King. London 1776. 3 vol. in 8. I. p.ıgı. Ber 
dDiefer Ausgabe, welhe in den Göttingifhen ge: 
lebrten Anzeigen 1777. S. 500. angezeigt iſt, ſteht 
Bing’s Zeben, fo wie auch in Biograpbia britamnica, 


614 Litteratur der Reifen. 4. 


Diefes zu verfiehn,, muß man wiffen, daß Samuel Sors 
biere, ein leichtfinniger Franzos, welcher von der refors 
mirten Religion zur catholifchen übergegangen war, wes 
nige Jahre vorher, naͤmlich 1664. eine Reife nach Engs 
land gefchrieben hatte, worin er durch viele grobe Den 
drehungen, Unmwahrheiten und Verläumdungen, Unwillen, 
Miderlegung und Verachtung der Engländer verdient hats 
te. — Weder Sloane noch Kifter haben es der Mike 


werth gehalten ſich an Ring zu rächen. 
49. 


49. Cyriaci .itinerarium. 615 





49. 


Kyriaci Anconitani itinerarium, nune primum ex mſ. 
eod. in lucem erutum, ex bibl. illus. clariſſimique 
Baronis Philippi Stofch. Editionem recenfuit, anim- 
adverfionibus ac praefatione illuftravit, nonnullis- 
que ejusdeın Kyriaci epiftolis partim editis, partim 
ineditis locupletavit Laurentius Mehus Etrufcae aca-: 
demiae Cortonenfis focius. Florentiae 1742. EX no- 
vo typographio Jo. Pauli Giovannelli ad infigne pal- 
mae. Sumptibus typographi. Pracfidum permiflu. 
LXXI. und 80 Seiten in Kleinoctav. 





Racsem im vierzehnten Ssahrhunderte ber Eifer unter 
7 Gelehrten algemein geworden war, -alte griechifche 
id lateiniſche Handfchriften zu erhalten, fingen andere 
ı, mit gleicher Begierde, auch alte griechifche und las 
inifche Inſchriften aufzufuchen, zu fanımeln oder abzus 
breiben, wodurch fie eine ergiebige Quelle nüßlicher Ber 
hrungen geöfnet haben. | 


Man muß den Stalienern die Ehre zugefichn, daß 
e diejenigen find, welche damit den Anfang gemacht has 
en, und freylicdy konten auch fie am ehrfien dazu verans 
ıffet werden, weil in ihrem Waterlande, fo wie in dem 
machbarten Griechenlande, die meiften Alterthümer Diefer 
rt zu finden feyn konten, und auch noch reichlich vor⸗ 
anden waren. 


Da 


« 


616 titteratue der Reifen. 4. 


Da machten Gelehrte weite Reifen durch die genan⸗ 
ten Länder, um Snfchriften, auch Münzen , Bildfänlen, 
gefchnittene Steine, und foldhe, welchen Denkwuͤrdigkeiten 
eingehauen waren, aufzufinden und einzufammeln. 


Sie eilten damit um befto mehr, je ſchneller bie 
Obermacht ber Türken wuchs, melche immer mehre Gegens 
den ungluͤcklich machten und ihre Seltenheiten vernichteten. 


Was fich fortbringen ließ, fcblepten die Reiſenden mit 
ſich na Stalien, wo es wenigſtens vor den Türken ſicher 
geblieben ift. Was zu groß, zu ſchwer oder unbeweglich 
war, das ward forafältig abgezeichnet, abgefchrieben oder 
befchrieben, und wer fo alücklic) war, viele folcher gelehr⸗ 
ten Seltenheiten mit zu bringen, der fühlte fich fo geehrt, 
als der, welcher, zur Zeit der römifchen Räubereyen, im 
Triumphe mit den Reichthümern, welche er in den unter 
jochten Ländern geplündert hatte, einzog. 


Es kan auch feyn, daß diefer Geift des Sommelns 
in Stalien durch die geflüchteten griechifchen Gelehrten be 
lebt worden, indem er bereits in Conftantinopel berichte, 
als diefe Stadt das Unaluͤck hatte, geplündert zu mer 
den. Sie war, wie Heeren in feinen Tleinen Schriften 
3 S. 412 fagt, die erſte Miederlage der Kunft und der 
Litteratur. 


So entſtanden die vielen großen Samlungen von Als 
terthuͤmern, welche Staliens eigenthümliche Zierde geme 
fen find, zu welchen die lernbegierigen und reichen Aus—⸗ 
länder gewalfahrtet haben, um daraus Unterricht zu ſchoͤ⸗ 
pfen, oder um ſich an ihrem Anblicke zu ergößen, oder 
auch nur um verfichern zu können, fie gefehn zu haben, 
— bis auf unfer ungluͤckliches Zeitalter, in dem auch die 


fe Schatzlammern auögeleert find. 
| | Einen 


49. Cyriaci | itinetariurn. 617 


» &inen Meinen Anfang mit-Einfamlung: folder gelehr⸗ 
m, Schäge hatten. bereits im vierzehnten Jahrhunderte Ni⸗ 
ol. Kaurentio, oder wie er gemeiniglich genant wird, 
ola di Rienzo, und Petrarca gemacht, aber biefe übers 
af weit Cyriacus von Ancona, ber. deswegen den Nas 
en des Antiquarius erhielt, und auch von manchen, we⸗ 
m feiner uͤbertriebenen Yagd nach. Alterthuͤmern, verſpot⸗ 
t ward. Inzwiſchen muß. ſein Andenken, wegen iin 
:oßen Verdienfte, ehrwärdig bleiden. 


„Er iſt der. Barfafler derjenigen heiſcheſcheeid ang, von 
sicher ich hier einen Bericht geben will. MNachdem ſie oft 
a Gelehrten aus den Handfchriften angeführt werben, ‚hat 
der Abt Mehus, aus der Sinliothel. des Baron Stoſch, 
erſt drucken laſſen. 


Dieſer hat dennauch Nachrichten: von. ben Schickſa⸗ 
I des Verfaffers ‚gegeben, welche zwar : diejenigen ver» 
ſſeen und, ergänzen, welche man dis dahin gehabt: hak⸗ 
J aber auch fie find mangelhaft und niet ‚ganz richtig. 


Jett ſind die volſtaͤndigſten und Zuherläſfigſten bieje⸗ 
ven, welche man dem Abt Tiraboſchi verdanft. . Cr 
w. fo gloͤcklich, eine befiere Abſchrift der Reiſebeſchrei⸗ 
nß- zu erhalten,. und bey berfelben Die Lebensbefchreie 
ng zu finden, weldye Kranciſc. Scalamonti aus Uns 
10, ein Freund des Cyriacus, theild aus den Erzaͤh⸗ 
gen der Mutter und der Anverwandten deffelben, theils 
6 eigener Erfahrung, aufgeſetzt bat, 


Sie reicht zwar nur bis ins Jahr 1435, aber das 
ende hat fi) aus Briefen des Cyriacus, aus Lobges 
hten, weldye auf ihn gemacht find, und aus andern 
yern Quellen erfegen laffen. Aus der vortreflichen Sta» 
ı della letteratura Italiana nehme ich alſo das folgene 
Dedmann's Eitteras. d. Reif. 4 ©: de. 


— 


618 Litteratur ber Reiſen. 4. 


de (1). Diebe hat barans Jagemann in feine Geſchichte 
der freyen Kuͤnſte und Wiſſenſchaften in Italien ZU, 1. 
©, 125 bi3 141. übergetragen. oo. 

ſ(¶gyriacus war fein Grieche, wie Burmann (2) und 
"ändere geglaubt haben, fondern er war in Ancona, mm} 
Jahr 1391. gebohren worden, wie er felbft mehr mal ges 
meldet hat, und wie auch der Beyname . Anconitanus 6 | 
weiſet.“ Er ſtamte aus der Samilie der Picenicolles ww 
Pizʒʒicollis. 


t.. Mon Jüutend auf hatte er eine große Vegierde zu ei | 


ſen. Im neunten Jahre nahm ihn fein Großvater mit ed. 


der Reiſe nach Venedig und Padua; im zwölften Jahre 


{ 
1 
| 
\ 


ar er. zu Neapel und Maida, wo ex bie: ‚erfien Gruͤnde der 


lateiviſchen Sprache erlernte. 


Im vierzehnten Jahre ward er angehalten, ſich zur 
Handlung vorzubereiten, welche er hernach auch einige 
Jahre für andere:getrieben hat. Ermarb zum Rathsherrn 
feiner Geburtöfiadt erwählt; aber dennoch machte er, mei 
ſtens in Handlungsgefchäften, Reifen nach Sicilien, Dab 
matien, Conſtantinopel, UAegypten, und immer nutzte er 
die Zwiſchenzeit, die lateiniſche und griechiſche Sprache, 


meiſtens ohne Lehrmeiſter, zu erlernen. Zuletzt gabwale 1 


Öffentliche Aemter und andere Gefchäfte auf, und witmelt 
fid) ganz dem Studium der alten Denkmäler, 


Auf den vielfältigen Reifen, welche er in Auftrag \ 
oder hernach ganz nach) feiner Neigung, Durch Griehes In. 


Id 


(1) Ich habe Die römifhe Ausgabe von 1733 in 4. Ma 
findet im ſechſten Bande S. 156. bie 178. dasjenige, 
was ich bier abgekuͤrzt liefere. 

(6) Petrus Burmannus im preovemio zu Gruteri infcription 
antiquae. Amltel. 1707. fol. 


(€ 


49. Cyriaci- itinerarium, 619 


land und. Kleinafien machte, fammelte er: Infchriften, 

Handſchriften und. Alterthümer, und faßte den Vorſatz, 

noch nach Oberägypten und Yerhioplan . sn, den ex 
2 ober nicht ausgefuͤhrt hat. 
7. Man weis, daß er 1449 wieder in Stafien und —* 
* pi Serrara gewefen ift, aber bald darauf fiheint er geſtor⸗ 
Ben’ zu ſeyn, und zwar zu Cremona. Wenĩgſtens int 
Fhre 1457 war er ſchon einige Sabre geſtorben, wie Ein Ä 
taboſchi S. 173. bewieſen hats re 
" ». Burmahn ind andere haben äuf das Zeugnig 
des Apianus und Amantius geſat, Cyriacus habe 
ve großen und vielen Reiſen auf Roten des Pabſtes Ni⸗ 
IUlaus Vv. gemacht, aber bie it fatſch 


Wahr iſt, daß dieſer Pabſt, der zu den wenigen gu 
* 1 Päbften gehdit, viel Geld datan verwendet hät, rich⸗ 
2 —J Abſchriften griechiſcher und lateiniſcher Buͤcher, oder 
Ucherſetzungen der erſten zu erhalten, fie der Wuth dee 
ren zu entreißen, und damit Die vaticaniſche Bibllo⸗ 
thek, zu deren Stiftern er gehört, gu Sereichern (3) 
Mahr iſt, daß er zu Diefer Mbficht Gelehrte in und.außee 
Europa bat reifen laſſen; aber er verlangte nur Buͤcher, 
Wehr Steine mit Inſchriften oder deren Abfchriften, und 
— hat S. XLVII. bewieſen, daß Cyriacus wenige. 
* Wens {don zehn Fahre ehr, als Nicolaus Pabſt gewor⸗ 
Wen, wegen feiner Reifen und Eamlungen algemein bes 
sihmt geweſen iſt. v 
u” Ä on 


j 4 M en 2 











 (@) Man lefe Bowers Hiſtorie der Päpfte. IX. S. 291. und 
— die S. 293. angeführte Abhandlung des Dominicus Geor⸗ 
* gins: De Nicolai V. erga litteras et litteratos viros 
. patrocinio, bey deſſen Lebensbefchreibung diefes Pabſtes, 
u Rom 1104: 4. 
rn ©3 3 


“20 Litteratur ber Reifen. 4 


Don den Schriften des Cyriacus find nur Brude 
ftäcke vorhanden (4). :' Die, melde man feine Reiſebe⸗ 
ſchreibung nennet, iſt nichts weiter als ein langer Brief 
an den Pabft Eugenius IV. Er ift ſehr unordentlich ges 
fchrieben; er ift fein Tagebuch, fondern nennet nur einige 
Gegenfiände, welche ihm auf feinen Reifen vorgelommm 
find, ohne die Reife und deren Jahr anzugeben. Erna 
net. fie nur, ohne fie zu befchreiben; beswegen findet man 
darin Feine Inſchriften, auch faft Feine andere merkwuͤr⸗ 


dige Nachrichten. Sur gelehrten Gefchichte Fan jedoch die 


fer Brief dienen, weil darin manche Gelehrte genant find, 
bie Cyriacus gelant hat. Auch iſt die Schreibart ſchlecht, 
und oft unverſtaͤndlich. So kan ich denn daraus auch bier 
nichts auszeichnen. 

Das Jahr, in welchem diefer Brief gefchriehen iR, 
läßt fich nicht zuverläffig beſtimmen. Muratori meint, 
es muͤſſe das Jahr 1436 ſeyn; ‚hingegen Mehus S. XXXV, 


macht es hoͤchſt wahrſcheinlich, daß er nach 1440, di 


muthlich im Jahre 1441, geichrieben iſt. 

Ein Paar Irthuͤmer von befonderer Art findet men 
in diefem Briefe. ©. 44. wo von dem Alter der Stabt fin 
cona die Rebe ift, führt Cyriacus eine Stelle aus dem 
Curtius an, welche fich bey diefem nicht findet, und ep 
fenbar erdichtet ifl (5). Mehus ©.XL. meint, ein Be 

| Ba tr 


(3) Man findet fie genant in Eyringü [ynopfs hiftor, lite 
rar. Gottingae 1783. 4. pag. 523. 

(5) Quid memorem Q. Curtium Iatinum hiftoricum qui- 
dem nobilem, quem. de Aucone haec in Trajanum 
Caelarem [cripflle percepimus: Trajunus igitur impe 
rator per aequoris vada venit in civitatem et in ripam 


sephalinam Thetidis survae, ubi de fe niemoriam fe | 


49. Cyriæci itinerarium.. 621, 


röger habe mit dieſen Zeilen die Leichtgläubigfeit des An⸗ 
iquars verfpotten wollen. Velantlich wurden im funfe 
ehuten Jahrhunderte, als bie alten Handfchriften theuer 
ezahlt wurden, ſolche Betruͤgereyen nicht ſelten geſpielt. 

©. 43. führt er ein Diſtichon an, welches vom Ti⸗ 
li ſeyn ſoll, aber von ſolcher Beſchaffenheit iſt, daß 
iemand, wer dieſen Dichter Eeunet, es ihm zutrauen wird. 
Ron bat diefem zwar mehr faͤlſchlich zugefchrieben, f. 
ie Ausgabe von Broukhus ©.406. aber nichts, was fo 
blecht iſt, als jenes Diſtichon (6). 

= Eben fo verdächtig find auch die beyden Sqriftftel 
*: Clitomachus und Linus, auf deren Zeugniß er fich 
B: 42. beruft. Dagegen find die aus dem Juvenal und 
scan angeführten Zeilen wahr. Die letzten, welche Mies 
us nicht nachgewiefen bat, fiehn II, 401. 

Jenre falfche Auführungen koͤnten die alte böfe Nach⸗ 
be beilätigen, daB Eyriacus manche Sinfchriften und 
Muzen erdichtet habe, Keiner hat ihm bieß gröber vore 
werfen, als Doggio, unb nod) in neuerer Zeit bat 
larchand in Didionaire hiflorique. II. ©.61. a. ihn 

den gelehrten Vetrügern gerechnet. 

Aber wider diefe Befchulbigung ift er von Wiebus 
d Tirabofchi binlänglich vertheibigt worden. Den 
psiacus haben die gelehrteſten und ehrwärdigften Mäne 

. .. nee 


fpectaculum grande. Poften vero per eollifeptam Pice- 
num, et alpibus Umbriam elaufam in urbem profectus et. 
(6) Tibullum postam haud ignobilem fcripfille cognovi- 
zus de Ancone haec fua per elegiaca verba vatilona: 
Fides fıxa tue fancto de nomine dixti, 
Quss tnmides ilyri⸗ uetus dopelloret ‚Anton 
| ©3 3 


612 litteratur der Reiſen. 4. 


In England war Kifter einer der erfien, welcher in 
feinem Tagebuche, was er Über Naturalien und Gewerbe 
in Paris und in der Nachbarfchaft biefer Stadt beobadys 
tet hatte, Öffentlich befant machte. . Daß dieß feinen Land 
Veuthen nicht misfallen hat, das fan man fon daraus 


abnehmen, weil die Reifebefchreibung innerhalb einem Jah⸗ 


re drey mal gedrudt worden ifl. 


Gleichwohl fcheinen einige geweſen zu ſeyn, melde, 


noch unbelant mit dem Werthe der Naturkunde, Nachrich 
ten von Conchylien und Ungeziefer, für kleinlich und ges 
zingfügig angefehn, und alfo den inhalt nicht reichhals 
tig, wenigftens nicht modig, gefunden haben. 

Es Tan auch feyn, daß manchen ed unangenehm ger 
weſen iſt, daß Liſter einiges beſſer in Frankreich als in 
England gefunden, und Die Franzoſen wegen ihrer Höfe 
lichkeit gegen Fremde gelobt hat; nämlidy damals, als 
nad) Endigung des Kriegs durch den Ryßwicker Frieden, 


ber Groll wider bie Franzofen noch nicht verlofchen war; 


obgleich er damald noch nicht fo heftig fenn konte ala 
er jest feyn mag, da die Franzofen. Diejenigen, mit wels 
chen fie Krieg führen, viel ärger als fonft, zu beleidie 
gen fi) angewöhnt haben. 

Diefe Stimmung einiger Engländer nutzte ein Mom, 
welcher durch Wit und Spötterey Beyfall und Anſehn zu 
erjagen hofte, und deswegen nicht leicht eine Gelegenheit 
vorbeygehn ließ, wo er Lachen erregen konte. Ihm ald 
einem wißigen Kopfe, der aber nicht viel mehr als witis 
. ger Kopf war, war ed am angenehmſten, wenn er feine 
Witzeleyen bey Männern von großen Verdienſten anbrin 
gen konte, in der Hofnung, Daß alddann jene eben fo 
unvergeßlich als Diefe werden würden. Dieß ift ihm 
auch nicht ganz midlungen. 

wil 


, 48;.Liders journey :to Paris. 61 3 


, William Bing , «in Rechtögelehrter, welcher von ber 
aturkunde gar nichts verftand, aber dennoch fich nicht 
tfab, Sloane und die übrigen Mitarbeiter an dem 
ranfactionen zu verfpotten, wählte auch die Kifterfche 
eifebeichreibung defto lieber zum Gegenjtande feines Wit⸗ 
8, je größer der Beyfall war, mit dem fie von Kens 
in ‚der phyſikaliſchen Wiffenfchaften beehrt ward. 


Er dichtete eine Neifebefcbreibung nad) London, worin 
von diefer Stadt allerlen Kleinigkeiten, mit den von 
ifter gebrauchten Worten und Wendungen, erzählte, 
id zwar in der lächerlichen Abficht, wie die Vorrede 
iner Miscellanies fagt, zu beweifen, daß England eben 
"große Vorzüge vor Franfreid, habe, . ald Wohlſtand 
ıd Freyheit vor Schildkröten » Herzen, Champignons und 
torcheln; und daß die Möglichkeit, zwey Millionen und 
vey mal hundert taufend Pfund in wenigen Stunden 
sammen zu bringen, mehr werth fey, als ein Paar 
Hänzen von Zenobia und Vabalathus (17). 


Um feinen Spott zu falzen, fette er auf den Titel: 

e Meife fey franzoͤſiſch von Monfieur Sorbiere gefchries 
na, und neulich ins Englifche überfegt worden. Um 
” die⸗ 


(17) Der Titel iſt: A journay to London, in the year 
3698. After the ingenuous method of that made by 
Dr. Martin Lyfter to Paris, in the [ame year etc. 
Written originally in French by Monfisur Sorbiere, 
and newly translated into Englifh. London. Printed 
and [old by A. Baldwin. 1698. 36 Seiten ins. Dan 
findet diefe Volle au in The original works of Wil- 
liam King. London 1776. 3 vol. in 8. T. p.Igı. Der 
dieſer Ausgabe, welche in den Göttingifhen ge: 

lehrten Anzeigen 1777. ©.500. angezeigt ift, ſteht 
Ring’s Leben, fo wie auch in Biographia britamnica. 


514 Utteratur der Reiſen. 4. 


dieſes zu verſtehn, muß man wiffen, daß Samuel Sors 
biere, ein leichtfinniger Franzos, welcher von ber refors 
mirten Religion zur catholifchen übergegangen war , wes 
nige Jahre vorher, nämlich) 1664. eine Reife nad) Eng 
land gefchrieben hatte, worin er Durch viele grobe Den 
drehungen, Unwahrheiten und Berläumdungen, Unwillen, 
Widerlegung und Verachtung der Engländer verbient hats 
te. — Weden Sloane noch Kifter haben es der Mike 
werth gehalten fih an King zu rächen. 


49 


49. Cyriaci itinerarium. | 615 


49. — 


Kyriaci Anconitani itinerarium, nune primum ex mf, 
eod. in lucem erutum, ex bibl. illus. elarifimique 
Baronis Philippi Stofch. Editionem recenfuit, anim- 
adverfionibus ac praefatione illuftravit, nonnullis- 
que ejusdem Kyriaci epiftolis partim -editis, partim 
ineditis locupletavit Laurentius Mehus Etrufcae aca-. 
demiae Cortonenfis focius. Florentiae 1742. EX no- 
vo typographio Jo. Pauli Giovannelli ad infigne pal- 
mae. Sumptibus typographi. Praefidum permiffu. 
LXXI. und 80 Seiten in Kleinoctav. 





Pace im vierzehnten Jahrhunderte ber. Eifer unter 
m Gelehrten algemein geworden war, -alte griechifche 
ad Iateinifche Handfchriften zu erhalten, fingen andere 
a, mit gleicher Begierde, auch alte griechifche und las 
iniſche Inſchriften aufzufuchen, zu fanımeln oder abzus 
hreiben, wodurch fie eine ergiebige Quelle nützlicher Ber 
hrungen geöfnet haben. | 


Man muß den Stalienern die Ehre zugeſtehn, daß 
e Diejenigen find, welche damit den Anfang gemacht has 
en, und freylich Tonten audy fie am ehrfien dazu verans 
ıffet werden, weil in ihrem WBaterlande, fo wie in dem 
machbarten Griechenlande, die meiften Alterthuͤmer Diefer 
Irt zu finden feyn konten, und auch noch reichlich vors 
anden waren. 


Da 


% 


616 Litteratur der Reifen. 4. 


Da machten Gelehrte weite Reifen durch die genan⸗ 
ten Länder, um Inſchriften, aud Münzen , Bildfäulen, 
gefchnittene Steine, und foldhe, welchen Denkwuͤrdigkeiten 
eingehauen waren, aufzufinden und einzufammeln, 


Sie eilten damit um befto mehr, je fchneller die 
Obermacht der Tuͤrken wuchs, welche immer mehre Gegen 
den ungläclid machten und ihre Seltenheiten vernichteten. 


Mas fich fortbringen ließ, fcblepten die Reiſenden mit 
fi) nach Sstalien, wo es wenigſtens vor den Türken fie 
geblieben ift. Was zu aroß, zu fchwer oder unbemeglich 
war, das ward forafältig abgezeichnet, abgefchrieben oder 
befchrieben, und wer fo alücklidy war, viele folcher gelehr⸗ 
ten Seltenheiten mit zu bringen, ber fühlte fich fo geehrt, 
als der, welcher, zur Zeit der römifchen Räubereyen, im 
Triumphe mit den Reichthuͤmern, welde er in den unters 
jochten Ländern geplündert hatte, einzog. 


Es kan auch ſeyn, daß diefer Geiſt des Sammelus 
in Italien Durch die geflichteten griechiſchen Gelehrten be 
lebt worden, indem er bereits in Gonftantinopel herfchte, 
ald diefe Stadt das Unalüd hatte, geplündert zu mer 
den. Sie war, wie Heeren in feinen kleinen Schriften 
3 S. 412 fagt, die erjte Niederlage der Kunft und de 
Litteratur. 


So entſtanden die vielen großen Samlungen von Al⸗ 
terthuͤmern, welche Italiens eigenthuͤmliche Zierde gewe 
fen find, zu welchen die lernbegierigen und reichen Aus⸗ 
länder gemwalfahrtet haben, um daraus Unterricht zu ſchoͤ 
pfen, oder um fid) an ihrem Anblicke zu ergoͤtzen, oder 
auch nur um verfichern zu können, fie gefehn zu haben, 
— bis auf unfer ungihdliches Zeitalter, in dem auch die 


fe Schatztammern auögeleert find. 
| Einen 


49. Cyiiaci itinecacium. 617 


Einen kleinen ‚Anfang mit Einfamlung ſolcher gelehr⸗ 
m. Schaͤtze hatten bereits im vierzehnten Jahrhunderte Ni⸗ 
ol. CLaurentio, oder wie er gemeiniglich genant wird, 
ola di Rienzo, und Petrarca gemacht, aber dieſe übers 
af weit Cyriacus von Ancona, ber. Deswegen den Nas 
en des Antiquarius erhielt, und. auch von manchen, we⸗ 
m feiner Übertriebenen Jagd yach, Ulterthümern, verſpot⸗ 
t ward. Inzwiſchen muß. ſein Andenken, wegen. ſeiner 
oßen Verdienſte, ehrwärdig bleiden. 


Er tft der. Verfaſſer derjenigen Keiſcheſcheeldarg von 
sicher ich hier ginen ‚Bericht geben will. Nachdem fie ‚oft 
w Gelehrten aus den Handichriften angeführt werben, hat 
i der Abt Mehus, aus der Biblintkel des Baron Stoſch 
erſt drucken laſſen. er 


Diefer hat dein auch Nachrichten: von: ben Schickſa⸗ 
ı des Verfaſſers ‚gegeben, welche. zwar - Diejenigen vers 
Term und. ergänzen, weldye man dis dahin gehabt. bafs 

‚aber auch fie find mangelhaft nnd nicht ‚ganz richtig. 


gJett ſind die volſtaͤndigſten und zuheriaſſig ſten bieje⸗ 
jen, welche man dem Abt Tiraboſchi verdankt. Er 
w. fo gloͤcklich, eine beſſere Abſchrift ber Reiſebeſchrei⸗ 
na zu erhalten, und bey berfelben die Lebensbeſchrei⸗ 
ng zu finden, welche Srancifc. Sealamonti aus Une 
1a, ein Freund des Cyriacus, theild aus ben Erzaͤh⸗ 
igen der Mutter und der Anverwandten deffelden, theils 
6 eigener Erfahrung, aufgeſetzt bat, 


Sie reicht zwar nur bis Ins Jahr 1435, aber das 
Hende hat fib aus Briefen des Cyriacus, aus Lobge⸗ 
bien, welche auf ihn gemacht find, und aus andern 
hern Quellen erfegen laffen. Aus der Yortreflichen Sto« 
‚ della letteratura Italiana nehme ich alfo das folgene 
Dedmann's Eitterat, d. Reif. 4  -Y Zu de. 


Id 


618 gitteratur ber Reiſen. 4. 


be (1). Mehr hat daraus Jagemann in feine Geſchichte 
der freyen Kuͤnſte und Wiſſenſchaften in Stalin IN, ı 
&. 125 bid 141. uͤbergetragen. 5 
Cyriacus war fein Grieche, wie Burmann (2) und 
‘ändere geglaubt‘ haben, fondern er war in Ancona, ums 
Sahr 1391. gebohren worden, wie er felbft mehr mal ge 
meldet hat, und wie aud) der Beyname .Anconitanus be ' 
weiſet.“ Er flantte aus ber Samilie der Picenicollee ober 
Piszicollis. 
2 Bon Jugend auf hatte er eine große Wegierbe zu rb 
Pete: Im neunten Jahre nahm ihn fein Großvater mit. ef . 
der Reiſe nach Venedig und Padua; im zwölften Jahre ' 
war er. zu Neapel:und Maida, wo er bie: erſten Gründe ber | 
lateiviſchen Sprache erlernte. 
Im vierzehnten Jahre ward er angehalten, ſich zur 
Handlung vorzubereiten, welche er bernach auch einige 
Jahre für andere: ‚getrieben hat. Er waxd zum Nathöherre 
feiner Geburtsftadt erwählt; aber dennoch machte er, mes 
ftend in Handlungsgefchäften, Keifen nach Sicilien, Dab 
‚matten, Conſtantinopel, Aegypten, und immer nutzte ee & 
die Zwifchenzeit, bie lateinifche und griechifche Sprache, 
meiſtens ohne Echrmeifter, zu erlernen. Zuleßt gab er alle 
Öffentliche Aemter und andere Gefchäfte auf, und mibmelt 
fid) ganz dem Studium der alten Denkmäler, 


. Auf den vielfältigen Reifen, welche er in Auftragen Im 


oder hernach ganz nach) feiner Neigung, durch Griehen lin 
kund 





(1) Ich Habe bie römifhe Ausgabe von 1733 in 4. Mu C 
findet im fehften Bande S. 156. bis 178. dasienigei 
was id) hier abgekuͤrzt liefere. 

” (4) Petrus Burmannus im preoemio zu Gruteri infcriptiond 
antiquas. Altel. 1707. fol. . 


49. Cyriaci. tinerarium, 619 


land und Kleinafien machte, fammelte er: Inſchriften, 
Handſchriften und. Alterthümer, und faßte ben Vorſatz, 
noch nach Oberägypten. und Wetbioplen gehn, den er 
- aber nicht ausgeführt hat. | 
7. Man weis, daß er 1449 "wieder im Stofien und ; zwor- 
u Ferrara gerwefen ift, aber bald darauf ſcheint er gefiore 
“en zu feyn, und zwar zu Cremona. Wenigſtens ind 
„„ Sabre 1457 war er fchon einige Sabre geftorben, wie Eu 
raboſchi S. 173. bewisfen hats B 


P. Burmahn und andere haben auf das —* 
des Apianus und Amantius gefagt, Cyriacus habe 
de großen und vielen Neifen auf Koften des Pabſtes Ni⸗ 
— Tolatıe Vv. gemacht, aber bleß iſt fatſch. 


— Wahr iſt, daß dieſer Pabſt, der zu den wenigen qui 
tn Pähften gehoͤtt, viel Geld daran verwendet hat, rich⸗ 
7 Ne Abſchriften griechiſcher und lateiniſcher Buͤcher, odet 
Ucherſetzungen der erſten zu erhalten, ſie der Wuth der 
Kürten zu entreißen, und damit Die vaticaniſche Bibllo⸗ 
S wer zu deren Stiftern er gehoͤrt, zu dereichern (3). 
m "Wahr tft, daß er zu Diefer Abficht Gelehrte in und außer 
" ‚Europa bat reifen laffen; aber er verlangte nur Bücher, 
Licht Steine mit Inſchriften oder deren Abſchriften, und 
* Aehus hat S. XLVII. bewieſen, daß Cyriacus wenige. 
"Wens {don zehn Jahre ehr, als Nicolaus Pabſt gewors 
"Ben, wegen feiner Reiſen und Samlungen algemein bes 
zähmt geweſen iſt. 
ou Ä Don 


3) Man leſe Bowers Hiſtorie der Paͤpſte. IX. S. 291. und 
— die S. 293. angeführte Abhandlung des Dominicus Geor⸗ 
* gins: De Nicolai V. erga litteras et litteratos viros 
— patrocinio, bey deſſen Lebensbeſchreibung dieſes Pabſtes, 
—. Nom 1742. 4. 
Fa ©3 3 


Ar 











0 uiteretur ber Reifen. 4 


Don den Schriften des Cyriacus find nur Brad 
ftäcdle vorhanden (4). : ' Die, welche man feine Reiſebe⸗ 
ſchreibung nennet, HE: nichts weiter ald ein langer Brief 
an den Pabft Eugenius IV. Er iſt ſehr unordentlich ges 
fchrieben; er ift fein Tagebuch, ſondern nennet nur einige 
Gegenftände, welche ihm auf feinen Reifen vorgelonmmn 
find, ohne die Reife und deren Jahr anzugeben. Er nm 
net fie nur, ohne fie zu befchreiben; deswegen findet man 
darin Beine Inſchriften, auch faft Feine andere merkwärs 


dige Nachrichten. Sur gelehrten Geſchichte Fan jedoch die 


fer Brief dienen, weil darin manche Gelehrte genant find, 
bie Cyriacus gelaut bat. Auch ift Die Schreibart ſchlecht, 


und oft unverſtaͤndlich. So Tan ich denn Daraus auch be 


nichts auszeichnen. 

Das Jahr, in welchem diefer Brief gefchriehen iR, 
laͤßt fich nicht zuverläffig beftimmen. Muratori meinte, 
es müffe das Jahr 1436 feyn; ‚hingegen Mehus S. XXXV. 


macht ed hoͤchſt wahrſcheinlich, daß er nach ‚1440, 08 


muthlich im Jahre 1441, gefchrieben iſt. 

Ein Paar Irthuͤmer von befonderer Art findet mar 
in bdiefem Briefe. ©. 44. wo von dem Niter der Stadt Eis 
cona die Rebe ift, führt Cyriacus eine Stelle aus dem 
Curtius an, welche fich bey diefem nicht findet, und ep 
fenbar erdichtet if (5). Mehus ©.XL. meint, ein Be 

| 55. tb 


(4) Man findet fie genant in Eyringü /ynopfis hifior. lite 
rar. Gottingae 1783. 4. pag. 523. 

(5) Quid memorem O. Curtium latinum hiſtoricum qui 
dem nobilem, quem de Aucone haec in Trajanım 


Caelarem [cripfille percepimus: Trajanus igitur impe 


rator per aequoris vada venit in civitatem et in ripam 
ssphalinam Thetidis survae, ubi ‚de fe nismorium fe 


49. Cyrisci itinerarium.. 621, 


röger habe mit diefen Zeilen die Leichtgläubigkeit des An⸗ 
iquars verfpotten wollen. Velantlich wurden im funfe 
ehnten Jahrhunderte, als die alten Handfchriften theuer 
ezahlt wurden, ſolche Betrügereyen nicht felten gefpielt. 


©. 43. führt er ein Diſtichon an, weldyes vom Tis 
ull feyn fol, aber von ſolcher Vefchaffenheit ift, daß 
lemand, wer diefen Dichter Eennet, es ihm zutrauen wird. 
Ron bat diefem zwar mehr fälfchlicdy zugefchrieben, ſ. 
ie Ausgabe von Broukhus ©.406. aber nichts, was fe 
hlecht iſt, als jenes Diſtichon (6). 
= Ehen fo verdaͤchtig find auch die beyden Schriftſtel 
e: Clitomachus und Linus, auf deren Zeugniß er ſich 
1: 42. beruft. Dagegen find ‚die aus dem Invenal und 
an angeführten Zeilen wahr. Die leiten, welche me⸗ 
36 nicht nachgewieſen hat, ſtehn II, 401. 

Jene falfche Aufährungen koͤnten die alie böfe Nach⸗ 
be. beftätigen, daß Eyriacus manche infchriften und 
Minzen erbichtet habe, Keiner hat ihm bieß gröber vore 
werfen, ald Poggio, und noch in ueuerer Zeit bat 
tarchand in Di@ionaire hiftorique. II. ©.61. a. ihn 
den gelehrten Betruͤgern gerechnet. 

Mber wider dieſe Befchulbigung iſt er von Mehus 
d Tiraboſchi binlänglich veriheibigt worden. Den 
riacus haben die gelehrteften und ehrwuͤrdigſten Maͤn⸗ 

ner 


Jpeetaculum grande, Poften vero per eollifeptam ‚Pico- 
num, et alpibus Umbriam elaufam in urbem profectus fl. 


(6) Tibullum postam haud ignobilem feripfille . ‚cognovi- 
zus de Ancone haec fua per elegiaca verba vatilona: 
Fides fıza tue fancto de nomine dixti, | 
Oua⸗ tumidos Alyris Auctus depalloret Aükon 
| "653 


622 itteratur der Reifen. 4. 


ner feiner Zeit als einen zuderläffigen Kenner ber Alten 
thuͤmer geprieſen. 


Alle oder die meiſten von ihm gelieferten Znfaheifte, 
welche man bezweifelt hat, find nach ihm von andern Su 
Lehrten gefunden und abgefchrieben worden, wovon Ne 
Bus S. LXI. Bepſpiele angezeigt hat. | 


- Das Geſchimpfe des Poggio und weniger ander, Ä 
welche dem Cyriacus aus mancherley Urfachen nicht gin 
ſtig waren, beweiſet nichts. In den damaligen Zeitn 
waren ſolche grobe Verlaͤumdungen unter den Schriftſtel⸗ 
‚Veen gar gewöhnlich. Leyder! find. fie noch nicht ganz ab⸗ 
selommen,. haben aber bey verftändigen und billigen fa 
fern nicht mehr Gewicht, als ie im fanſzehatta Soprhum 
derte verdient haben. 


Inzwiſchen Tan man ‚ohne die Ehre des fleihigen 
Mannes zu ſchmaͤlern, glauben, daß er fich zuweilen geirs 
set hat, fo wie feine Gegner. gewiß auch oft geirret has 
den. Es kan ſeyn, daß er in ber Eile manches für alt 
and Acht gehalten hat, was nach firenger Prüfung falkh 
befunden wird. Über ihm deswegen allen Glauben abs 
zufprechen, dad wäre doch ungerecht. Hat doch in viel 
‚ aufgellärter Zeit TJac. Gronovius die Puppe, welde 
einen Bergmann vorftellete, für einen Prieſter mit dem 
Schiffe der Iſis gehalten, und beöwegen abbilden laſe 
fen (7). ’ 


Es fcbeint dem Eyriacus ergangen zum ſeyn, mit 
3 einem Naturalienfaınler ergehn würde, welcher auf der - 
. . . Rei⸗ 


2) Mehre Beyſpiele folder Betrügeregen Kan man in T. 6. 
. Büchneri fchediasma de vitiorum inter eruditos oc 


rentium Jeriptoribus. Lipßae 1718. 8. p. 168. finden. 





49. Eyriaci itinerariam.: a5 


fe alles‘, was Ihn beym erſten Anblicke merkwürdig 
tene, mit fi) nahme, und nach feiner Ruͤckkunft jedes 
täch, ohne Unterfuchung, in feiner Samlung jedem zur 
baue aufftelletee Da würde mancher, fat ihm zu dan⸗ 
ı, über die unächten Stücke lachen, nur biefe allein 
nen, und baräber den ganzen Fleiß des Mannes vera 


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624: 


Utteratur der Reifen. 4. 


so, 


Dft » Zubifche‘ Reiſe » Beichreibung oder Diarium, was 


bey der Reife bes churfürftl. Saͤchſ. Raths und Berg 
Comniflarii D. Benjamin Olitzſchens im Jahre 1680. 
von Dresden aus bis in Aſiam auf die Inſel Gumss 
tra denkwuͤrdiges vorgegangen, aufgezeichnet von 
Elias Heſſen. Zum andern mal gedruckt, und mil 
fonderbaren Fleiß überfehen, in vielen verbeffert und 
vermehret. Leipzig, in Verlegung Michael Guͤn⸗ 
thers, Buchhändlers in Dresden. 1690. Ohnue bie 
Vorrede und das Regiſter 396 Seiten in 8. 





N. Anfel Sumatra, deren Name ben Ton auf bei 
vorlegten Svlbe hat (1), unter dem Aequator, neben Mes 
lada und Java, deren Größe ungefähr auf 8062 geogras 
phiſche Meilen gefchänt wird, ift, fo lange fie die Eure 


paͤer 
nen 
ren, 


kennen, wegen ihrer vortreflichen Produkte, zu des 
Pfeffer, Benzoe, Kampfer und andere Waaren geh 
vornehmlich) aber wegen des Reichthums an: Gold, 


berühmt gewefen, deßwegen fie auch manche für das um 
beftimliche SO phir, andere für aurca Cherſoneſus gehalten 


Des 


C1) Wentgftens Habe ich in Holland Immer die vorlegte Eyk 


“ 
#6, 


be lang gehört, und fo muß fie auch Zeſſe ausgeſprochen 
haben, wie feine der Reife bepgedruckten Reime, fo ſchlecht 
fie auch find , beweilen, 


— — — —— —— — — 


50. Heſſens Dftindifdie Reiſe. 625. 


- Das viele. Gold, welches bie Einwohner aus dem 
Bande der Stroͤhme wafchen, machte die Europäer luͤ⸗ 
fern, welche, freylich nicht ohne Wahrfcheintichkeit, glaubs 
en, man:mwürbe dieſes Metall Durch einen kunſimaͤßigen 
Bergbau in noch größerer Menge erhalten koͤnnen. 
: Dieß. war die vornehmfte -Urfache, warum bie Nies 
sländer und hernach auch die Engländer, alle mögliche 
Bewalt anmwendeten, die ganze Inſel zu unterjochen; 
Aber den Einwohnern iſt es bisher gegläckt, ber 
Bierigkeit der Europäer zu widerſtehen. Diefe haben fi 
war an der weftlichen Käfte feſtgeſetzt, haben ſich einige 
Rönige unterworfen oder zum Tribut gezwungen, "aber 
venigſtens der mitlere Theil’ der Infel’ift noch frep, und 
aoch von keinem Europäer bereifet worden. 
“ Das meifte Gluͤck haben dort bisher die Niederläns 
Der gehabt, und zwar da auf der weſtlichen Küfte, we 
— 2 meiſte Gold vermuthet ward. 

Da haben ſie im Jahre 1669 das den Malayern abs 
genommene Bergwert zu bauen angefangen. Zu. diefer 
Möficht fchickten fie teutfche Bergleute dahin. Der erſte 
Bergmeiſter foll, wie Vogel fagt, Sifcher geheißen has 
Yen (2), dem bernach Johann Graff gefolget iſt, wel⸗ 
che Schachten und Stollen treiben Tießen und Hüttenwerte 
anlegten. | 


Aber 


6 Valentyn ©. 38. nennet Ihn bey dem Jahre 1670: Nico- 


. Ilaus Frederikszoon Visfcher. - Dan ſehe: Oud en niauw 


"Oft Indien door Frangois Valentyn. Dordrecht en Am- 
fierdam. 1724— 1726. fol. Vyfde deel. Dieſer Band 
"Bat auch den befondern Titel: Keurlyke beishrpving van 
Coromandel. ... 


626 Litteratur der Reiſen. 4. 
Wer die Koſten, welche dieſer Bergbau foderte, wa⸗ 


m ungeheuer groß. Alle Bergbediente, und fogar der 


größte Theil der Orubenarbeiter, müffen mit vielem Gel 
- be and Teutfihland zu der Reiſe nach Indien und zur 
Unternehmung der Arbeiten vermocht werben. 

Don biefen ftarben ſchon viele auf der weiten gefäßts 


lichen Reife, und die Äbrigen fehr bald auf der Juſel, 


bey den böfen Wettern der Gruben und der veraͤnderim 


Koft. " . 
Oft hatten die gewählten Wergmeifter nicht hinlänge 


Uliche Kentniß, ‚oder machten große Unterfchleife, fo mit; 


ſchon der oben genante Joh. Graff wegen erwiefener Um 


treue abgefegt, und durch einen andern erfet werden 


muſte (3). 

Der reine Ertrag iſt, ſo viel ich weis, nie in Eura 
pa bekant geworden. . Manche Hollaͤnder ſelbſt haben ver⸗ 
ſichert, bey dieſem Bau ſey mehr Schaden als Vortheil 


geweſen. Aber man muß ſi ch erinnern, daß dieſe ſchlaue 


Geſelſchaft immer geneigter geweſen iſt, zu klagen, als zu 
pralen, und weil ſie den Bergbau immer fortgeſetzt hat, 
ſo darf man glauben, daß alladings Daran gewonnen’ 
feyn muß. 

. Eine ſtarke Aufmunterung zur Fortſetzung ſoll Peter 
Hartzingk, durch einen den: Bewindhebbern dedicirlen 
Tractat, welcher von ihm zu Amſterdam d. 12. Zul. 1678 
unterfchrieben ſeyn fol, veranlaffet haben. 

Darin hat er gar große PVortheile von dem Berg 
werke verfprochen, weil er in 100 Pfund der aus Suma⸗ 
tea erhaltenen Erze 12 Mark und 9£ Loth Siͤber und 13 
Loth Gold gefunden hatte. 


Die 


(9) Man lieſet dieß in I. 10. Vogels oſtindianiſcher Neik, 
Altenb. 1704. 8. 





| 


S 


so. Heſſens Oſtindiſche Reife. 627 


Diefe Echrift, welche Heſſe, I. W. Vogel, und 
alentyn anführen, "habe ich nicht gefehn, aber von dem 
efaffer habe ich einige Nachrichten in der Geſchichte 
ſers Harzes angetroffen. 

Als im Jahre 1666 das Bergwerk zu Andreasberg 
Abnahme gerieth, fo daß von 13 Gruben nur noch 6 
srbeitet wurden, meldete fich eine Gefelfchaft Holländer, 
iche die Fortfeßung des Baues uͤbernehmen wolten. 
HE ihnen ward auch ein Eontrack gemacht, den fie aber, 
il der Herzog fi) noch mehre Wortheile ausbedingen | 
te, bald wieder aufgaben. 


-, Einer ber vornehmften von diefen Unternehmern war 
eter Hartzingk, wekber darauf als Bergrath bey dem 
meinfchaftlichen Zellerfelder Bergamte zurück blieb, und 
a 17. May 1672 zum Zehntner, und den 28. Januar 
74 zum Hofrathe vom Herzoge zu Braunſchweig ers 
ine ward. 

Sein Andenken ift den Harzern bid auf unfere Zeit 
würdig geblieben, und zwar wegen einer wohlthätigen 
iftung, zu welcher er darch folgenden Zufall veranlaſ⸗ 
* ward. 

. 918 die Gruben vom Waſſer Noth litten, gab von 
‚eibnig 1678 eine Waſſerkunſt an, welche vom Minde 
etrieben werden folte, wofür ihm, wenn fie das, was er 
avon verfprach,, leiften würde, ein jährlicher Schalt vom 
200 Thlr. zugeiichert ward. 


Unter Beyhuͤlfe des Hartzingk kam ſie zwar im 
fahre 1680 zu Stande, aber fie ift bald „wieder eingegane 
en, wovon bie Urfachen verſchiedentlich angegeben ſind. 

Weil nun bey dem Stilſtande der Werke bie: dabey 


mgeftehleten Puchkinder in die sehßte Noth geriethen, ( 
ver⸗ 


628 titteratur der Meifen..4- 


sermachte Hartzingk, im Anfange des Jahrs 1686, drey 
tauſend Thaler, wovon in ſolchen Fällen bie Kinder, bis 
fie wieder etwas verdienen koͤnten, unterhalten werden ſol⸗ 
ten. Er flarb darauf im felbigen Jahre d. 13. Junius (4). 


Die große Hofnung, welche er ber nieberländifce 
oftindifchen Geſelſchaft von dem Bergwerke auf Sumalss 
gemacht hatte, fol zwar nie erfüllet feun, aber fie hatte 
doch bie Folge, daß im Jahre 1680 befchloffen ward, . 
obermals Bergieute aus Ehurfachfen dahin zu fenden, nm 
lich einen Bergmeifter, einen Markſcheider, drey Schmeb 
zer und zwölf gemeine Bergleute, | 

Zun Bergmeifter oder Berghauptmann und Directem 
warb Benjamin Oligfch, Doctor der Nechte, gewählt, 
welches bis dahin churfächfifcher Rath und Bergeommife 
rius gewefen war. Dieſer wählte die Äbrigen Bebienten, 
unter welchen auch der Verfaſſer diefer Neife war. 

Bon diefem Elias Heſſe ift nichts weiter belant, 
als was er felbft von ſich erzählt hat. Er war gebärtig 
aus Dtterndorf im meißnifchen Kreife, war fünf Jahre 
Schreiber bey einem D. Eunrad, warb von dieſem bem 
Olitzſch empfohlen, auf defien Empfehlung er in Auflen 
dam zum Bergfchreiber ernant worden iſt. Mach feiner 
Ruͤckkunft aus Oſtindien iſt er in Churbrandenburgſche 
Dienſte getreten, weil er die im Vaterlande gehofte Ve⸗ 


(4) von Rohr Merkwuͤrdigkeiten des Oberharzes. Frankf. m. 
Leipz. 1739. 8. ©. 399. tonemann Alterthuͤmer dei 
Harzes. Clausthal 1754. 4. IV. S. 85, 86, 95. 131. um 
Daraus in Gatterers Anleitung ben Harz zu bereifen. 
Böttingen. 1790. 8. III. ©. 231, 275. Die Geſchichte 
der Leibnigfhen Angabe findet man ausführlich erzaͤhlt in 
Calvoͤr Mafhinenwelen des Oberharzes. Braunfhwris 
3763. fol, I. 8, ı0r. 


so. Heſſens Oſtindiſche Reiſe. 629 


förderung nicht erhalten konte. Die Vorrede der zweiten 
Ansgabe iſt auch von ihm zu Edin an der Spree im May 
2689 unterfchrieben worden. Er hat auch, wie er zu vers 
ſtehn giebt, mit den Eächfifhen der Republik Menedig 
äberlaffenen Truppen, eine Camıpagne in Morea mit ges 
macht. 

Diefer Heſſe und nicht Oligfch ift der Verfaſſer die⸗ 
ſer Reiſebeſchreibung, welchem letztern ſie doch von Jö⸗ 
Ger, Stuck (5) und andern zugeſchrieben wird. 

Sie ift in einer fchlechten Schreibart abgefaffet, und 
Bat außer dem, was von dem Vergwerke auf Sumatra 
gemeldet ift,, wenig, was der Anzeige werth wäre. Mi⸗ 
neraldgifche oder metollurgifche Bemerkungen findet man 
Biere gar nicht, noch weniger foldye, welche zu Hypotheſen 


über die Entftehung der Verge und dergwerte brauchder F 


waͤren. 


Dennoch iſt fie drey mal gedruckt worden; zum era 
en mal zu Dresden oder zu Pirna 1687. 12.; zum zwey⸗ 
ten mal zu Leipzig 1690, und zum dritten mal ebenbas 
felbft 1734 oder 1735. 8. Ich kenne nur die zwepte, in 
welcher, wie ber Verfaſſer in der Vorrede meldet, einige 
Kieinigkeiten ausgeluffen, aber die Nachrichten von dem 
Bergmerte genauer und ausführlicher abgefaffet find. 
Bruckmann (6) fcheint Diele Reife nicht gefant zu 
haben, fonft würde er fie in ber Nachricht von den Bergs 
werten auf Sumatra, eben fo gut, ald die von Vogel 
genußt haben. 

In der Oftindifchen Reiſe des von der Behr fin⸗ 
bet man unwichtige Auszuͤge aus Heſſens Reiſe. 

Die 

(5) Geite 219. Nr. 1034. 
(6) Magnalia Dei. I, &, 306. 


9 


"630 Litteratur der Reifen. 4. 


Die ſaͤchſiſchen Bergieuthe waren jwar an die’ Mike 


feligfeiten und Gefahren in deu tentfchen Gruben gewöhnt; 
‚nicht aber an die anf dem Meere. Kaum waren fie im 
Movember 1680 unter, Seegel gegangen , fo bereueten alle 


ihren Entſchluß, alle wuͤnſchten ſich zuruͤck, alle wurde 


nicht allein von der Seekrankheit, fondern von nod) ge 
fährlihern Krankheiten niedsrgeworfen, manche farben auf 
ber Reiſe, und fanden ihr Grab im Meere; die Übrigen 


— — — 


kamen krank in Indien an, und die meiſten ſtarben dafelhf 


ſehr bald. 


Kaum waren ſie vom 1 Cap abgefahren, fd fiarh Be 


rau des Dligfch, welche eine gebohrne Berlichip wer; 


dagegen die beyden Maͤgde, welde fie, zu ihrer ‚Webim- 


nung mitgenommen hatte, fi ch auf. dem Swiffe an So 
bedienten verheuratheten. 

| In der Meerenge von Sunda ſette ei ein 1 Erdbeben un⸗ 
ber dem Meere alle in Furcht und Schrecken. Es war, 


. fagt. der Verfaffeer S. 155. als ob das en an ann 


Eteinklippe geſchleudert waͤre. 


Erſt im Anfange des Jahrs 1682. kam die Gef 
ſchaft auf Sumatra an, ımd eilte nach dem Orte ihrer 
Beflimmung, nach bem Bergwerle, welches fie bauen folle, 


Diefes nennet Heſſe ©&.167: Silladaefen gout ınyne 


Tambangh, und Vogel Sillidafe Tambaugh ; aber es wird - 


heiffen müffen Sillida’s goudmyn. Dad Wort Tambangh 
habe ich fonft nirgend bemerft. | 


-Sillida, wo die Holländer ein Eontor haben, ift auf 
den beyden von Bellin gezeichneten Karten von Suma— 
tra in allgemeiner Diftor. der Reifen I. ©.73% 
und X. S. 343, fo wie auch auf der Homanfchen Karte 
von Dftindien, nicht genant; aber auf der Karte bey Va⸗ 

len⸗ 


sa. Hellens Dftindtiche Reiſe. 63T 


ntyn, auf. der bey Eſchels⸗Kroon (7), welche Die 
alentynfche nur mit einigen Veraͤnderungen iſt, ſo wie 
ſch auf Marsdens Karte (8), findet man ben Namen, 
af. den Kartons Sumatra von Schenk und Valk; und 
f Aoyaume de Siam par Coronelii, ift der Name Se 
da geichrieben. 


.Heſſe fagt, der Ort fiege ber feinen Inſel Ponte 
binco neben über, welche nur eine Diertels Dieile entfernt 
%_ Diefe Inſel, welche ich nur. auf Valentyns und 
ſchels⸗ Kroons Karten Poulo TfjingEo genant ſehe, iſt, 
u Eſchels⸗Kroon, von Padang, wo der hollaͤndiſche 
onverneur wohnt, zwölf Meilen ſuͤdwaͤrts entfernt. 
„Wie hat, wie Heſſe fagt, nur ‚eine Kalbe Mitte im 
afange, hat eine gute Bay für. die Schiffe, und das 
us war daſelbſt eine Batterie mit einigen Kanoneniund 
ver Heinen Beſatzung. Aber alle Lebensmittel, ſogar 
8.MWaffer, .müffen auf Heinen Fahrzeugen durch Skla⸗ 
n,pom, feften Lande geholt werden. Auf allen Kasten 
det man die Inſeln Goede Jortuyn und Naſſau, 
d auf den meiften Karten (doc) nicht auf der Mars⸗ 
uſchen) find. Patang und Hide ungefähr, der Mitte 
r Eutfernung .diefer beyden Inſeln von einander, gegen 
Wr angegeben.- 

Das Bergwerk liegt etwas ſuͤdlicher als Sillida, un⸗ 
—* zwey Grade und einige Minuten vom Yequator; 

wie 


MD Befisreibung ber Infel Sumatra. Hamburg 1781. 8. &, 
Phyſikal. dkonom. Bibliothef. XII. ©, 393. 

(8) The hiñory of Sumatra by Wil. Marſden. London. 
1785. 4. ine Nachricht von dieſem Buche habe ich In 
Dhyfifal. ofonom. Biblioth, XII. S. 537. gegr: 

: ben. Man hat auch eine teutfche Heberfegung, gedruckt 
zu Leipzig.1785. 8. 


633 Litteratur der Helfen. 4. 


wie Heſſe fagt. gwiſchen demſelben und Sillida iſt ein 


ebenes mit Bergen umgehenes Thal, weiche din und wie) 
der mit Batterien beſetzt if. Ä 1 


Die Hitze iſt ‚unerträglich und die Luft hoͤchſt unge⸗ 


ſund; zuinal nach der Regenzeit. Auf dieſe folgt dei 


Stille, und dadurch häufen ſich aus der‘ Moräften ſli 
Ichde Dünfte an, weldye: ſich nach dem. Gebärge ziehn, 
und einen fo dichten Mebel verurfadyen, Daß man nieniis 
Ben auf eine Entfernung von drey Schritten erkennen 


kan. Alle Menſchen haben bleihe und aufaelmeiet 


Geſichter, und ſterben ſehr fruͤh. 
So bald Olitzſch das Bergwert unterfacht A 
fo war er“ Äberzeugt, daß es unmöglich große Vortheile 


Uiefern Eöune, und er hielt fich verpflichtet, ſolches da 


Dftindifchen Geſelſchaft arzuzeigen. Seine Grönde DR 
zen dieſe. 0) 
Das Gold kdomt nur fparfam in Heinen Nierin ik 
einem barten Geſtein vor, welches durch Pulver gewin 
nen wird. Dabey ift immer Gefahr, auf alte Malayifcl 
‚Merle zu gerathen, welche allemal Ungluͤck drohen. Dis 
Gewältigung des vielen Waſſers ward immer beſchwerli⸗ 
der. Die Suropder halten die ungefunde Grubmarbet 
nicht lange aus, möüffen alfo oft durch meue erfeht wer 
den; bie Eingebohrnen taugen gar nicht dazu, und Elle 
ven find faum aus Madagafcer und andern Gegenden ig 
der. Menge, als nöthig ift, zu erhalten. Dazu koͤmt nod, 
daß eine flarfe Beſatzung zum Schuge des Bergwerk, 
dem die Eingebohrnen gehäffig find, unterhalten werben 
muß. ' Holz ift auf der Inſel kaum zu erhalten, um 
dient zu Kohlen gar nicht. 
Alle Bergleuthe, welche über diefes Urtheil verhoͤr 
. wurben, beiräftigten es. Olitzſch war feſt enfchloffe, 
nad) 


— 


—— — 


Wehr. — on me ⸗ 


50 Heſſens Oſtindiſche Reiſe. 637 


ch Eauropa zuruck zu kehren; aber feine Geſundhelt nahm 
mer mehr ab, ſo daß er auch den ſchen oben aenenten 
W. Vogel, welcher bis dahin Probirer (eſſayeur) 
weſen war, bis zur Verfuͤgung der Regierung, zum 
berbanpte des Bergwerks beſtellete. Seinen Heinen Sohn 
beodor empfahl er dem Verfafſer, mit der Bitte, ihn 
ch Europa zuräd zu bringen, Olisgfey ſtarb d. 29. 
ay 1082. 
Zeffe und Marsden ſcheinen zu glauben, die Hola 
nder hätten baid auf dieſe Vorſtellung den Bergbeu aufs 
Heben, aber nach Eſchels⸗Kroon S. 42. ſoll dieß erſt 
1 Jahre 1736 geſchehn ſeyn. 
Maroden meldet &.137. .die niederlaͤndiſche Geſel⸗ 
jäft habe dagegen ein anderes Bergwerk in der Nacht 
wfchaft von Padang aufnehmen laſſen, wobey aber eben 
wenig gewonnen ſey. 
,„ Er ſchatzet alles Gold, was den Niederlaͤndern die 
zeſtkuͤſte liefere, und groͤßtentheils von den Malayern 
Tauft wird, jährlich auf 10,000 Ounces, wozu die Ges 
md. um Padang, che fie von den Engländern genommen 
erden, den dritten Theil geliefert habe. 


Mie viel Palembang und- andere Pläge auf der 
ſttaſte liefern, wiſſe er nicht, aber es moͤchte, meint 
„wohl nicht weniger ſeyn. 
Yu) die Engländer hätten, ſetzt er hinzu, nicht weit 
om Fort Marlbereugh, ein Goldbergwerk entdeckt, 
ätten auch den Vorſatz gehabt, es bauen zu laſſen, ader 
z ſey noch nicht gefchehn. | 

Gleichwohl bleibt e8 wahrfcheinlid, daß mitten im 
ande und im Königreihe Afhem oder Atfcheen auf ' 
er nördlichen ‚Spitze der Infel, ber Bergbau ergiebiger 

Bedmanu's Litterat. d. Reiſ. 4. At .  feyn 


Ma 


634 Utteratur der Reifen: 4. 


ſeyn ·koͤnte, weil die Einwohner daher nicht felten Gtaf 
fen niit gebiegenem Golde in Quarz: zum Verkaufen brins 
gen... So find auch ‚diejenigen Stuffen erhalten worden, 
welche in manchen europäifchen Samlungen,. wie in Dreds 
. den (9) und in Berlin, als Seltenheiten aufbewahrt ‚werden, 


. Einen Grubenriß- von dem Bergwerte bey Sillide 


hat Heſſe. beygefügt „ weldyer mit dem. von Vogel ges 
lieferten und von Brückmann nachgeſtochenen Riſſe ver⸗ 
glichen zu werden verdient. 


Von der Inſel Sumatra und ihren Produkten. finde 


- man bier nicht gar viel. Die alten Bewohner find fywary 


jet muhamedanifcher Religion, reden malayifch und ver 


ſtehn zur Noth Gefchüge zu gießen. 
Die Maͤdgen haben lange, Obrlappen , welche bis auf 


die Achſel herunter reichen, und welche bes Verfaſſer wit 


Kliedenkleppen, Fliegenklatfchen, vergleicht. Am ſchoͤnſten 
fheint dort die Dirne mit den längften Ohren ju ſeyn, 
weil diefe daran die meiften Steine und andere Zierathen 
henken kan. 

Nach acht Jahren iſt jede bereits manbar. Die Eu 
ropäer nehmen fich faft alle ſchwarze Beyfchläferinnen, 
welche aber dermaaßen eiferfüchtig find, daß fie fih an 
den, welcher nech eine andere annimt , mit Gift räden. 

Das Verbrennen der Weiber mit den Leichnamen ih 
ser Ehemaͤnner, geſchah damals nur noch felten. 
Slklaven weinen, auch bey den graufamften Strafen, 

faft nie; doch wollen Einige Bengalifche Mägde, meiftens 
feile Dirnen, haben weinen fehn. 

Folgende Zeilen‘ mögen ein Zuſatz zu dem ſeyn, was 
ih ſchon oben S. 66. angeführt habe. S.216: “Unter uns 

° „ſern 


9 S. Entwurf der Naturalienkaͤmmer au Dresden. 1755. 4 
S. 8. 


—— — 


— — — — ——— — — —2— 


— — — — 


so. Heſſens Dftindifche Reife. 63 
fern Sklaven ben dem Bergwerke, hatten wir aud) eine 
»&Havinn, welche gleich einer fchändlichen Beſtie mit eis 
„nem karzen Stiel oder Ziegenfchwanze üher den Hintern 


A„ausgeſchaͤndet War. Dieſe Art wilder Menſchen were 
mden von der Inſel Formofa gebracht.” 


“5,185. Die Drangı Dutang find an Groͤße, Ga 
„ſtalt und Verſtand dem Menſchen faſt gleich. Ihr Ruͤk⸗ 
zeken und Lenden aber find haricht, vornen aber kahl. 
„Die Weiblein haben vornen gleichſam zwey Bruͤſte, und 
„ein harichtes Geſicht, mit einer eingebogenen Naſe, und 
Ohren, wie ein Menſch. Im übrigen find fie ſehr ſtark, 
gefhwind und kaͤhn. Um das Bergwerk haben fich ihrer 
zuviele aufgehalter, und gemelniglih wann Unmetter ero - 
„folgen follen, fich mit großen Schreyen und Lermen fes 
4ben und: hören laſſen. Sie gehen auf den Hinterbeinen, 
„und pflegen wohl einem Manne ſich zu widerſetzen; über 
vdieſes, find fieäber bie maßen geil;, und auf das Krauens 

„Doll verliebt, - dahero denn diefelbe mit großer Gefahr 
pedurch die Wälder geben, weil fie gar leicht von berſel— 
oben pflegen gefchwängert zu werden.” 

‚vn » #5, 208 Der runde Pfeffer wird nicht welt vom 
„Seeſtrande auf einem fetten Lande geiäet oder gepfians 
Pjet, und koͤmt an eingeftechten Pfählen und Stangen, 
nwie der MWeinftod und Hopfen, empor. Er bat viele 
„Schößlinge, welche, wenn fie fi) nicht an Bäumen oder . 
Geſtraͤuchen aufhelfen koͤnnen, niedrig auf der Erde 
binkrieben. Wenn man ihn mit Afche und Mift duͤn⸗ 
„get, mächfet er viel länger denn die Stangen find, und 
. nhänget, dem Hopfen gleich, bevabwärts, und bringet ins 
„nerhalb Jahrs häufige Früchte, nimt auch, nachdem der 

„Grund beſchaffen ift, son ohren zu Jahren zu oder 

vab. — — 


Tt 4 je 


636 Litteratur der Reifen. 4. 


“Die runden Adrner werben in der. Sonne gebärtt, 
„davon ihre ſchwarze Haut viele Runzeln belümt, Wem 
„diefes gefchehn, und der Pfeffer eine Schärfe erhalten, 
„wird er verſchickt.“ @ 

“Wenn diefe Haut frifh und grün mweggenontmes 
„wird, entfteht der runde weiße Pfeffer, welcher fchärfer, 
„theurer und anmuthiger, als der fchwarze fält, auch vop 
„vornehmen Leuthen in Indien oft fat des Salzes ge 
„braucht. wird, und nimt man folche ſchwarze Haut den 
„geftalt weg, daß man den reifen Pfeffer in Seewafler 
„legt, darin die Haut ſchwellet, barflet, - und ihr bie weis 
„Ben Körner leichtlich nehmen läßt, welche man bernad 
„sin der Sonue dörret. Der lange Pfeffer wächfet fm 
„derlich in Bengalen, Malabar , wo. er nicht zur Speiſe, 
„iondern zur Arzuey, allermeift wider Bi, theurer alß 
vader andere verkauft wird.” 
| Dan vergleiche hiermit des Loureiro Flora eochie 

shinenfis pag. 30. Eſchels⸗Rroon fast: &. 59. weiße 
Dfeffer werde auf Sumatra wenig gefobert, weil die aw 
gebohrne Faulheit der Einwohner es nicht zuließe, darauf 
Fleiß zu wenden. Weil einige Mühe damit perknuͤpft iſt, 
fo laſſen fie ſolche lieber den Malabarifchen und Javei⸗ 
ſchen Kuͤſten, die Äußere Schale vom fchwarzen Pfefff 
abzuſchaͤlen, obgleich der Preis weit größer ift. 

Nach des Berghauptmannd in Batavia niedergeleg 
tem Teftamente, wurden bafelbft feine hinterlaffene So⸗ 
hen Öffentlich, aber für einen unverantwortlicy niedrigen 
Preis, verkauft. 

Darauf trat Heſſe den 24. Febr. 1683. die Ruͤckreiſt 
nah Europa an, und nahm dem einzigen Sohn feines 
Goͤnners, deffen fechsjähriger Bruder in Batavia fchon 
1681. geftorben war, mit ſich. ac 
a 


so. Hefiens u Reiſe. | 67 


Nach vielem überftandenen Ungläde Lam. er d. 26. 
Dctob. 1683. im Terel an. In Amſterdam wurden ihm 
zwar von ber oftindifchen Geſelſchaft Vorfchläge zur, Ruͤck⸗ 
reife nad) Indien gemacht, vornehmlich aus der Urſache, 
weil ſie beſorgte, er moͤchte durch ſeine Erzaͤhlung ſaͤchſi⸗ 
ſche Bergleuthe abſchrecken, ſich zum Dienſte der Geſel⸗ 
ſchaft anwerben zu laſſen; aber er ſchlug alle Anerbietungen 
ab, und kam endlich, jedoch fehr kraͤnklich, d. ır. Dec, 
1683. in Dresden an. 


Da überlieferte er den jungen Olitzſch feinem Vaters⸗ 
Bruder, dem D, Theodor Olitzſch, ganz gefund. Er 
freuete fih zwar, dad Merfprechen, was er feinem Goͤn⸗ 
ser in Sumatra gethan hatte, gluͤcklich erfüllet zu haben; 
aber er ‚hatte dabey den Verdruß, daß ihm die dafür im 
Keftamente verfproddene Belohnung verweigert, und bages 
gen Haß, Neid und Verfolgung zu Theil ward; fo daß 
er in Unmuth wünfchte, lieber in Indien unter den Schwara 
‘sen, als in feinem Daterlande, feinen Tod abgemwartet 

zu haben. 

” - Aus dem angehenkten namentlichen Verzeichniſſe aller 

berer, welche mit Olitzſch aus Sachſen abgereiſet was‘ 
ren, ſieht man, daß auf der See und in Indien, inner⸗ 
halb drey Fahren, ſechszehn Perſonen geſtorben fi ind. Nur 
‚ein Bergmann lebte noch auf Sumatra, bey des Verfaſ⸗ 

fer Abreife, aber als ein elender Kruͤppel; auch lebte noch 
Die Magd als Frau eines Soldaten. : Die drey Schmel⸗ 
ger, weldye ebenfals angeriommen waren, find nicht mit 
nach Sumatra abgegangen, fondern.-find -in Amſterdam 
geblieben. 





ren . Tt3 51. 


638 | Sage Reiſen. 54. 





51. | 
. Quatre relations hikoriquer par Charles Patin, ae 


‚ decin’de Paris. A Basle. 1673. 336 Seiten in Große 
duodez. 





um mancher Nachdruck diefer Neifebefchreibung den 
Namen des Verfaſſers auf dem Titel nur durch Buchſis 
ben: par C. P. D. M. angegeben hat, weis ich nicht. Die 
erſte Ausgabe hatte ihn ja. ſchon genant, und eben da⸗ 
durch, daß viele des Patin's Reiſe haben kaufen wol⸗ 
Ien, ſind ia die Buchhändler gereitzt worden, fie nachzu⸗ 
drucken. Barum fuchten fie denn feinen Namen zu vers 
fedn? .- 


Dadurch ift Stuck verführt worden, einen Nachdrud 
S. 186. Nr. 866. als die Reiſebeſchreibung eines unbelan⸗ 
ten Verfaſſers M. anzufuͤhren, da doch die Buchflaben 
nichts weiter ſagen wollen, als: Carl Patin, Dodear me- 
decin, deſſen Reiſebeſchreibung ex hernach ©. 225. Nr 
3066. ganz richtig angeführt Hat. 

Don den Schickſalen und Schriften dieſes paun 
ſtehn in ſo vielen Buͤchern Nachrichten, daß man ſie leicht 
auffinden kan, und daß ſie hier wohl nur wenige Lee 
yerlangen werben (1). | 

Er 


(1) Man ſehe: Parini Zyoasum Patavinum. Papadopoli hr 
ſtor. ęymnafii Patavini, Bayle diction. Art. Buy Datit 
Niceron Nachrichten von Gelehrten, II. &,69 und 7& 

|  LEr 


gr. Kelitions par: Pain 659 


Er war der Sohn des Guy (Guido) Patin, bes 
elehrten Profeſſors der Arzneywiſſenſchaft zu Paris, Wels 
we 1673. geftorben iſt. Der Sohn, ebendafelbfi geboh⸗ 
m den 23. Febr. 1633. gehört zu der Zahl der frühzeitis 
m Gelehrten; denn fihon im vierzehnten Jahre feines 
ters difputirte er Öffentlich, in: Gegenwart einer zahl⸗ 
ichen DVerfamlung, äber griechifche und lateiniſche The⸗ 
8 indeyden Sprachen, und erhielt Darauf die Biagiken 
zuͤrde. 

‚Anfänglich findirte er bie Rechte, ‘warb aud) verl⸗ 
ents · droeat zu Paris, behielt aber immer die Vor⸗ 
ebe zur Philologie, beſonders ber Numiſmatik und ber 
rzneywiſſenſchaft. | 

Nah dem Wunfche feines Vaters widmete ee fi 
zuach ber letztern gänzlich, ‚ward darauf Doctor, und - 
ei auch in Paris mebdicinifche Worlefungen. 

* Er würde gewiß fein Gluͤck im Waterlande gefunden 
ıben, wenn er es nicht felbft verfeherzt Hätte, fo daß er, 
w nicht ins Gefängniß geworfen zu werden, im Jabre 
68. aus Frankreich entfliehen mufle, 

Das, wodurch er biefes verfchufdet hat, ift zwar nie 
ber bekant geworden; jeboch haben Bayle und andere 

ahrſcheinlich errathen. 
Ihm 


L’ Europe illuſtre par Dreux du Radier. Tome fixieme. 
Paris, 1765. Kleinfol. wo aud fein Bildniß gegeben iſt. 
Dictionnaire hiflorique de la medecime par Eloy, Tome 
sroilieme. à Mons 1778. in 4. p.493. Aber In Les Aom- 
mes illafires par Persault, wohin Jöcher verweiſet, fins 
Bet man Feine Nachricht von Patin, weder in der Ausga⸗ 
be: Paris 1697. Groffel. noch in ber kleinern: Paris 
70. . 
== Rt.4 


a 
640 Uttteratur der Reiſen. 2. 


Ihm war aufgetragen worden, nach Holland zu gehn, 
und daſelbſt alle Abdrüce eines Buches, ‚worin bie tie 
beshändel des Könige befchrieben waren, aufzukaufen, und 
ſolche fo gleich fämtlich zu verbrennen.. Wber dieſen Aafı.. 
trag richtete er nicht genau auß, fondern er gab einige 
Eremplare weg , welche nad), Frankreich kamen, unb der | 
Zorn des Hofed wider ihn erregten. 


Darauf ging er erft nach Heidelberg, nachhekmed⸗ 
te er die von ihm beſchriebene Reiſe. Nach feiner Ruͤch 
Zunft gedachte er in Baſel zu bleiben, aber weil bamald, 

‚ die Franzofen Teutfchland durch Krieg unglücklich zu mer . 
chen fuchten, fo entwich er mit ſeiner Familie nach Jtalien, 

Da ward er 1676. Profeffor ber Arzneywiſſenſchaft 
zu Padug, wo er mit großem Beyfall gelehrt und olge 
meine Hochachtung genoffen hat. Gewiß iſt, daß er auch 
Dafelbit geftorben ift, aber über da6 Jahr feines Tohes 
find die Schriftfieller nicht einig. 


Bayle „Moreri, und andere geben das Jahr 1604 
on; Dagegen Sabricius (2), Niceron, Gundling (3), 
Radier, Joͤcher und mehre das Jahr 1693 angeben. 
Letztere haben Recht, wie die Grabfchrift beweifet, welche 
ich in Reyßlers Reife gefunden babe, und hier unten 
abfchreiben will (4). Darin haben jedoch Niceron und’ 

Je 

(2) Hiftor. biblioth. Fabricianae, III. S. 451. 

(3) Hiftorie der Gelahrheit. III. S. 4260, 

(4) Reife ID. ©&.646: D. O. M. Carolo Patino Paril. ege 
D. M. prifc. numifmat. Audiis clarif. famam celeberni- 
zui patris aemulato, e patrio in Patav. Lyceum excepto, 
poft totam Europam lufiratam, praemiis et majorum 
principum gratia aucto, cum calumnia feliciter lueu- 


‘to, ac pro fundamento virtutis fortunae ruinis ufo, ob 
vei® 


51. Relations par Patin. _ —2 


scher, auch Radier geirret, daß fie-ben Tobestag d. 2. 

tober, flat des io. Octobers, angegeben haben, fo wie 

ch erſter unrichtig hinzuſetzt, er ſeyi im biſten, nicht aber 
Goſten Jahre geſtorben. 

Carl Patin hinterlies eine gelehrte Witwe und zwey 
lehrte Toͤchter, alle drey Mitglieder ber Alademie ber: 
kobrati zu Padua, deren ‚Director ber Bater viele Jah⸗ 

geweſen iſt, und alle drey waren u Schrißtſtelle⸗ 
men. 


Von einem fo gelehrten Arzien und Kenner der Alters 

Amer. weldyer noch dazu überal: die befien Empfehluns 
a bey ſich hatte, hätte man wohl eine reichhaltigere 
ifebefchreibung, als. diefe ift, erwarten: können, 
ESie ift in Briefe abgetheilt. an den Herzog Friderich 
uguſt von Wirtemberg, und biefem Bat ber Verf. gleich 
fänglicy verfprochen, ihn nicht it vielem Leſen zu ers 
Aden; er wolle nur auffchreiben, was feine Smagination 
u meiften getroffen habe, 


Unter diefem Vorwande befteht aber auch das meifte, 
as er feinen Lefern verkauft hat, in Witeleyen, in mo⸗ 
slifchen Epifoden, in übertriebenem Lobe der Fuͤrſten und 
Rinifter, von denen er gut aufgenommen worden, in als 
emeinen Schilderungen ber bereifeten Länder , fo wie fie 
m Zranzos zu machen pflegt, And in Kobeserhebungen 
ines Koͤnigs. Munzen waren die vornehmſten oder ein» 
zigen 
veterem ernditionem erutam, polteroram cultum pro- 
merita Magdalena Ommetz Paris. uxor, Gabr. Carola 
Santa Paulina, et Carol. Cath. filiae , extremo amoris 
„. argumento, ‚annuente Capitulo parentaret. Ob. -aum.. 
. 2693. X. Octob. aciatis ſuae an. gg. zuenl,g. D. 30, 
“t5 


642 Litteratur der Reiſen. 4 


zigen Gegenſtaͤnde, nach welchen er forſchte. Wo er ſel⸗ 
tene fand, da lies er ſie ſich ſchenken, oder wo das nicht 
aluͤcken wolte, da zeichnete er fie ab, und verwies die 
Leſer auf ſeine kuͤnftigen Beſchreibungen. 

Er, der mit Recht, bey Beſtimmung alter Muͤnzen, 
bie größte Genauigkeit und Wahrheit fodert, hat es body 
nicht der Mühe werth gehalten, die Namen der Oerter 
und Perfonen richtig zu fchreiben. Dan liefet bier Foul» 
res flat Fuͤggers, Amras flat Ambtas; Munic flat Münchens 

Dennoch hat das Buch Abnehmer gefunden, abe 
vielleicht nicht fo wohl Gelehrte ald Höflinge, welche gern 
son. Höfen und Hofbedienten lefen, wenn es auch nichts 
wie eitled Lob iſt; denn Nachrichten, welche zu wahre 
Schilderungen mertwürdiger Perfonen dienen koͤnten, fin 
det man bier nicht. | 

Der erſte Brief ift im Auguſt 1669. geſchrieben wor⸗ 
ben; ber zweyte zu Strasburg im SSanuar 16071.; ber brile 
te ebendafelbfi im October beffelbigen Jahrs; . ber vierte 
oder letzte zu Baſel ben 20. jun. 1673. 


Die Meile ging nad) Wien, Ulm, Augsburg, Ju⸗ 
ſpruck, München, Umfterdam, London, Sachfen , Berlin, 
Wien, und durch die Schweiz zurä nah Baſel. 


In Wien befuchte er zuerſt die Eamlung von Gemal⸗ 
den und Alterthuͤmern, welche vom Erzherzoge Leopold, 
des Vaters Bruder des Kaiſers dieſes Namens, als Stat⸗ 
halter in den Niederlanden, zu Bruͤſſel angefangen, und 
hernach nach Wien gebracht worden. 

Patin ſagt: on a gravẽ ce qu’il ya.de plus 6a 
dans cette abondance ineftimable, le projet eftoit bien 
pris , mais Tenieres qui en eft l’auteur, auroit la gloire 
‚oute-entiere, «il avoit eu le fom de le faire mieux 

. eXt:» 


[ 


gr. Relations par Patin. | 643 


senter. €e font.des.copies qui travaftiffent les originaux, 

qui defigurent ce, qu' il y a de plus beau au-monde; 
Bn’y. voit que les defauts de l’ouvrier, et rien de l’ex 
Ilence de ces grandes id&es. 


- "Dee Name des Künftlers oder Herausgebers ift in allen 
IBgaben der Meife unrichtig gefchrieben worden. Er hies 
avid Teniers; er war ein Sohn des berühmten Ma⸗ 
s, welcher denfelbigen Vornamen hatte; aber bie Zeichs 


ngen find doch größtentbeild nicht von ihm, ſondern 


n andern Kuͤnſtlern, welche man unter den einzelnen 
lättern genant findet. 


Der Titel it: Theatrum pietorum. Bruxellae 1660. 


Es beſteht aus 246 Tafeln, aber fehr felten findet 
an es fo volftändig. Es enthält auch nur bie Gemälde 


e. ktalienifchen Meifter; Teniers hatte zwar ben Vor⸗ 


g, auch die aus der -niederländifchen Echule zu liefern, 
elche in jener Samlung nicht weniger zahlreich warenz 
er er iſt nicht fo weit gelommen. Die zweyte Ausgabe 
> von 1684, und die britte.hat gar Feine Jahrzahl. 
Ob das harte Urtheil des Patin über dieſes Werl 
weht fey , mögen: Kenner beflimmen. Von Heinecken 
1 Idee generale d’une colle&ion complette d’cflampes, 
eipzig. 1771. 8. p. 45. bat es weder gelobt, noch getas 
lt. Aber in feinen Nachrichten von Känftlern 
ab Kunf: Sachen. Leipzig 1768. 8.1. ©. 182. tadelt 


es, und räumt ihm mus dem Vortheil ein, daß es wohl 


iler als andere Werke diefer Urt, ſey. 


— 


Heinecken ſagt, es ſey auch 1660. mit einem fran⸗ 


bſiſchen Titel ausgegeben worden. Ich kan hinzuſetzen, 
aß man Exemplare mit einem ſpaniſchen Titel findet: 
teatro de pinturas de David Teniers. En Bruſſelas 
‚ soflas del außor, anno 1660. Eu Amheres, vendenfe 

4 en 




















644 titteratur der Reifen. 4. 


en’ cafa de Henrique Aertffens, imprimidor. Das Eyem 
plar, welches unfere Univerfitätd « Bibliothek befiget, bis 
ſteht aus 227 Kupfertafeln, und einer, welche die Dir 
cation enthält. 

In Wien wurden dem Patim auch bie Alterthuͤmu 
gezeigt, welche im Jahre 1653 zu Dornick in einem Gra 
be gefunden worden‘, welches von den meiften, für das 
Grab des im Jahre 481. geftorbenen Childeriche gehal 
ten wird, wiewohl Fein völliger Beweis dafür angegebm 
werben- fan (5). 


Sie kamen zuerft in die Samlung des Erzherzogs 
Leopold, und mit diefer nad) Wien. Mber der Franod 
bemerkte, daß man dort nicht mehr die Urſtuͤcke habe, 
Diefe waren damals ſchon nach Paris geſchickt worden 
Patin fagt, ber König von Frankreich habe fie zu haben 
gewuͤnſcht, und da habe der Churfürft von Mainz fie für 
ihn vom Oeſterreichiſchen Hofe zu erhalten fuchen wollen; 
darauf wären fie dem Könige freywillig sum Geſchenle 
geſchickt worden, ehe der Churfuͤrſt feine Vorbitte hättd 
anbringen koͤnnen. Andere Nachrichten melden, ſie vaͤren 
doch zuerſt dem Churfuͤrſten — worden, 8 


(5) Zu den vorzůgllchſten Schriften m iefen: 
ten gehören‘. Anaftafis Child 
Antverpiae 1055. 4 ‚Mai 
la'monarchie Francoife. P; 
Ebenderfelbe in Memoi: 


- | sc Relations par Pati 645 


habe fe im 5. 1665. dem Könige durch Du Srefne 
reichen laffen: 


Bey den Stücken, welche dem Patin vorgezeigt wur⸗ 
n, fand er eine Inſchrift, welche ihm ganz gut gemacht 
: feyn fchien. Sie endigte fi) mit den Worten: Difeas,; 
&or , vel fepultam mejeftatem nusquam interire. " 


Welche grundlofe Gchmeicheley eines Hoflings! Se 
irb fchon allein‘ durch bie, abfcheuliche Entehrung. und 
vftöhrung der Gräber und Denkmäler der güten und 
fen franzöfifhen Monarchen widerlegt. Wo find die 
erbleibfel von ben Majeftäten, den Helden und Sie⸗ 
in, deren Ehrſucht es gegluͤckt iſt, viele Völker zu une 
rjochen, arm und unglücdlidy zu machen, von dem Aleı 
mder, dem Attila, dem Tfehinchie Chan und andern! 
zas ift denn von ihnen mehr- übrig als ihre Erwähnung 
der Geſchichte, und ihre Namen im Verzeichniß der 
atheriche! | 


..Gar felten findet man vom Verfaſſer, wo er ber bes 
ten Samlungen erwähnt, etwas gemeldet, welches, 
er die Auszeichnung verdienen kan. Was er, zum Bey⸗ 
iel, von der reichen Samlung zu Umbras bey Inſpruck 
meldet hat, das findet man mit weniger abprtgepräng, 
ver richtiger, in Aeyblers Reifen. 


Dan folte, wänfchte er, alle jene Schaͤtze nach Win 
ingen, (welches auch nach feiner Zeit geſchehn iſt;) als⸗ 
mn, meinte er, wuͤrden der Kayſer und der Koͤnig von 
rankreich die größten und merkwärbigfien Samlungen has 
9, babey macht er die Anmerkung, daß es für die Nach⸗ 
elt gut fey, wenn die größten Kofibarkeiten und Seltene 
iten unter mehre Fuͤrſten vertheilt wären, und an vers 
biedenen Dertern aufbewahrt würden. 

j Sei⸗ 


646 Utteratur der Reifen. 4 


Seite 136 lieſet man manches von’ den Alterthäntrh; - 


welche bey dem Dorfe Augſt, eine Meile von Baſel auf 


der dfllidyen Seite, wo ehemals die Roͤmiſche Etadt Au 


gufä Rauracorum geflanden hat, gefunden find. Abe 
dieſes hat für unfere Zeit nur einen, geringen Merth, ins 
dem wir von Schöpflin in Alfatia illufrata, von Bruce 
ner und andern viel’ genauere und, ausführliche Nachrich⸗ 
ben erhalten haben. 

Der Licentiat Daniel Bruckner, Regiſtrator des Pr 
Kaths zu Bafel, hat mit größter Sorgfalt die Merkwärd 


Bigkeiten von Baſel geſammelt und beſchrieben in: Tin 
fuch einer Beſchreibung biftorifcher und has 


türlicher Merkwürdigkeiten der Landſchaft Bas 
ſel. Diefes Werk befteht aus 23 Städen, welche von 
1748. bi 1763 zu Bafel in 8. anfehnlich und mit vielen 
Kupfertafeln gedruckt tft. | 

Der Verfaſſer hat e8 ganz auf feine Koften herauda 
gegeben, und bat darauf, wie Gerden, im zweyten Theis 
Te feiner Reiſe durch Schwaben, meldet, 8000 Gulden 
verwendet. Eben deswegen find nur wenige Exemplare 
in den Buchhandel gebracht wordem Ich habe es mir 
Durch einen Freund aus Bafel kommen lajfen. 


Diele Kupfertafeln find Karten, Aus ſi chten, Abbile 
Bungen natürlicher Seltenheiten, vornehmlich Verſteine 
rungen, und Alterthuͤmer. Die von Augſt befinden ſich im 
23ſten Stuͤcke. Befonders merkwürdig ift Dafelbft ©.2815 
Bed Ticentiaten Job. Heinr. Harſchers Beſchreibung bus 
bey Augſt entdeckten Muͤnzwerkſtaͤdte. 


Bruckner und Harſcher haben bewieſen, daß Pa⸗ 
tin alles, was er von Augſt meldet, mit größter Floͤch 
tigkeit hingefihrieben hat, fo daß feine Erzählung nichts 
weniger als zuverläffig feyn Tan. Dieß ift deſto unver⸗ 

zeih⸗ 


gı. Relations par Patin. ‚647 


licher, da er felbft zu Baſel gewohnt hat. Die von 
m abgebildeten Alterthämer findet man fämtlich viel rich⸗ 
ver und deutlicher bey Bruckner, deswegen ich hier 
chts davon melden mag. 


Auf der Bibliothek in Baſel fah Datin die Froben⸗ 
e Ausgabe von des Eraſmus encomium moriae. 1514. 
in welcher Holbein, ein guter Freund des Eraſmus, 
rfchiedene Arten von Thoren, welche dieſer wörtlich im 
uche geſchildert hat, auf dem Rande mit ber Geber in 
Zeichnungen vozgeſtellet hat. So klein dieſe ſind, ſo 
igen ſie doch von der Geſchicklichkeit dieſes Malers, 
ie wohl doch auch manche nur gar Rüdtig hingekratzt 

ſevyn ſcheinen. 

Dieſes Exemplar mit den Zeichnungen bat ſich Eraſ⸗ 
sis ficken laſſen, und zwar durch Oſw. Niüller oder. 
lolitor, einen Bafeler, nachher Lucerner Schulmeiſter, 
d da hat er hin und wieder wigig fchalthafte Aumer⸗ 
agen hinzugeſchrieben, wodurch jenes Eremplar einen 
2 hoͤhern Werth erhalten hat. 


Bey Betrachtung deſſelben gerieth Patin auf den 
orſatz, dieſes Buch, welches freylich ſehr oft ſchon ges. 
ackt war, noch ein mal drucken, und dabey jene Zeich⸗ 
ngen in Kupfer ſtechen zu laſſen. Der Magiſtrat er⸗ 
sbte. dazu den Gebrauch des Exemplars; ein Berner 
inftler Stettler machte die Seichnungen, und caſp. 
terian in Frankfurt ſtach fie in Kupfer. j 

Diefe Yusgabe ift zu Bafel 1676. 8. gebructt wors 
a, und bat zugleidy die Erflärungen, wodurd) Ger⸗ 
rd Lifter (Liftrius), ein Arzt und genauer Freund bes 
afmus, das Buch lesbarer gemacht hat. Man hat 

wahrſcheinliche Vermuthung, daß dieſem Eraſmus 
PR manche Unfpielungen auf Stellen claſſiſcher Schrift⸗ 

ſtel⸗ 


648 Uitteratur der Reiſen. 4. 


ſteller nachgewieſen bat, und daß er alſo zum Theil ſelbſt 
für den Verfaffer der Anmerkungen gehalten werden Tan. 


Im Sahre 1780. bat Wilh. Gottl. Beer im 
neue Ausgabe diefed Buchs zu Baſel 355 Eeiten in 8. 
beſorgt, woben ebenfald die Holbeinſchen Zeichnungen in 
Holz nachgefchnitten find, aber ich fehe, daß fie mit den 
Merianfchen Kupferftichen nicht ganz Kbereintommen, als 
welche auch etwas größer, viel deutlicher: find, und ge⸗ 
nauer getroffen zu ſeyn fcheinen. 


Hr. Becker bat auch bie wenigen Anmerkungen, wel 
che der obengenante Molitor dem Baſelſchen Eyemplar 
beygefchrieben hat, abdrucken laffen. Dafür verbient 2 
Dank; aber daß er die Lifterfchen Erklaͤrungen verſtuͤm⸗ 
melt oder abgekuͤrzt hat, damit bin wentgftens ich nicht 
zufrieden. Warum uͤberlies er es nicht den Lefern, fie 
ganz, oder halb, oder gar nicht zu leſen? Durch biefe 
Auslaffung find ja an Raum nicht ein Paar Seiten, ang 
Dreife nicht ein Paar Grofchen gewonnen worden. 


Auch vermiffet man in der Beckerſchen Ausgabe die 
fherzhaften Gloffen des Erafmus, welde Patin in der 
feinigen, fo wie in feiner Reife, erzählt bat. Ich wife . 
bier beybringen. 

Zum Titelblatt hat Holbein geſchrieben: Hanc mo- 
riam pictam decem diebus ut obledaretur in ca Eraf- 
mus habuit. 


Da wo Holbein den Eraſmuo am Pulte i in einem 
Buche fchreibend vorgeftellet hat, in Patins Ausgabe & 
193. und in Beckers Ausgabe S. 294, hat diefer felbh 
dem auf dem Pulte liegenden Buche den Titel Adagia ein 
gefchrieben, weil dieſes Buch eben dort angeführt, und 
dem Derfaffer jederzeit das liebſte Kind geweſen iſt. De 
’ | bp 


gr. Relations par Patin, 649 


bey Hat Molitor geſchrieben: Quum ad hunc locum per- 
veniebat Erafmus, fe pictum ſie videns, exelamavit, ohel 


ohel fiErasmus adhuc talis eſſet, duceret profe&to uxorem. 


©. 196. nach Patins und S. 298. nach Beckers Aus⸗ 
.. gabe; wo Holbein einen luſtigen Geſellen am Tiſche ſit⸗ 
gend, mit einer Flaſche im Munde und mit einem Mäbe _ 
gen im Arme, gezeichnet hat, hat Mrafmus Holbeins 
Mamen darüber -gefchrieben, der auch in Beckers, nicht 
- in Patins Ansgabe, beygedrudt if. Eraſmus hat das 
drurch feinen Freund angeflochen, welcher, wie man weiß, 
Biefe Naturprodufte. zu gern genoß. 
=. 6,198. bey Patin und ©. zot. bey Berker, wo 
» Die Scotiſten im Buche und in der Zeichnung verfpottet 
u — And, hat Eraſmus hinzugefchrieben: Scoti anima cacat 
= Aula Togicalia. 
*Gelegentlich erlaube ich mir noch bie Anzeige , baß 
= th von Encomium morise eine ſeltene Ausgabe beſitze, 
freylich ohne Zeichnungen, als welche Patin zum ers 
Ren mal befant gemacht hat,) weldyer Senecae lufus de 
“worte Caefaris vorgedruckt ift, und welche ganz der Aus⸗ 
„: gebe gleich iſt, die in ber zwkybruͤcker Ausgabe des Ges 
neca ©. XV. mit der Jahtzahi 1521. und 1551. 8. ges 
= nt ift, dagegen Die meinige auf dem Titel bie Zahl 2522, 
mt, und am Ende liefet man: Bafileae apud Jo. Frob, 
Julio, anno 1522. Sie hält, ohne das Megifter, 
os Seiten + 
In Heidelberg lies Patin ſich auch das große Wein« 
zeigen, welches ich nur Deswegen melde, um feine Be⸗ 
bung beffelben als eine Probe feiner Schreibart bier 
ten herfegen zu kdunen (6). Das wenige, was von 
Une 








n 6) Ce tonneau ef aufh famenz que la fur le Cololle de 
wvaegdaams Eiterat, d. Dieif. 4 Un Aho- 


- 


60. | Litteratur der Reiſen. 4 


Amſterdam und London gemeldet iR, verdient laum tie 
fen zu werden. , 

Der letzte Brief erzählt etwas von der Reiſe durch 
Sachſen. Wittenberg gefiel ihm gar nicht; da waren ihm 
- die lutheriſchen Theologen zu orthodox, und Die Öftern Ers 
wähnungen des Lutberd unangenehm. Aber auch mit ber 
&bertriebenen Glänbigkeit der Catholiken in Prag war e. 
nicht zufrieden; fie erzählten Wunder und Fabeln, melde 
ſich auf feine Weiſe beſchoͤnigen ließen. 

Ueber bie Menge der Roftbarkeiten und Seltenkeiten 
in Dresden gerietb Patin ‚in Erflaunen, aber das wenb 
ge, was er den Leſern darüber gemeldet hat, iſt ein neuer 
Beweis feiner Flüchtigkeit oder Leichtgläubigkeit. 

Er erzählt, dort einen Meinen Elephanten gefehn zu 
haben, welcher von einer Fran gebohren feyn folk. Das 
mag ‚'fagter, dieſe Misgeburt von einer verdorbenen Eins 

- bitdungsfraft, oder don einem Verbrechen herleiten, fo, 
ſcheint ſie uͤbernatuͤrlich zu ſeyn. Inzwiſchen erinnerte er 
ſich, daß ſchon Plinius ein ſolches Beyſpiel erzaͤhit habe: 

Aleippe elephantum peperig> quod inter oftenta ef. 
Aber 
















> 


Rhodes, qui n’avoit pas plus d’eau entre fes jambe 
que celui läa de vin dans [on lein. Je crois qu’on 2 
peut mettre la recolte de tout un vignoble ; il a iant de 
circuit et d'epaiſſeur, qu'il faut fairedu chemin pos 
le voir par tout. Ce vaiſſeau porte luy meme ſonocen, 
enais un ocean quia fon Aux et fon reflux; -il eſt ıtop 
dangerenx pour le navigar, ilne faut que s’en appro 
cher pour y perdre fa bouflole; les tempefies font ordi 
raires Sans tourmentes et [ans vents, et les railonsY 
viennent faire naufrage au port. Enfın e' eſi cette m# 
pacifigue qui trouble tout deumuonde, Sans fe troubls 4 
elle . mẽmoe. 


g1. Relations par Pain: | &sı 


Aber jener Dresdner Elephant iſt nichts weiter als 
ne Künftelep, wobep der Betrug ſchon einem mittelmd« 
gen Kenner in die Augen faͤlt. Deswegen hat auch der 
lergrath Eilenburg fchon darüber gefpottet (7). 


Die belante Grabfchrift des Theophraſtus Paras 
Iſus zu Salzburg, hat den Patin veranlaffet, fein Glaus 
nöbefentniß über den Einfluß der Chemie auf die Arz 
pwiſſenſchaft beyzubringen (8). 


In der Schweitz hat er ein halbes Dutzend cWdmiſcher 
nfchriften abgeſchrieben, die hier eingeruͤckt ſind. Zu 
ayerne im Walliſerlande ſah er den vermeinten Sattel 
s Jul. Caͤſars mit Steigbuͤgeln, wobey er die richti⸗ 
Anmerkung macht, daß dieſe damals noch nicht bekant 
weſen find. Dieſe Stelle iſt von Sabricius und ans- 
en, weldye vom Alter der Öteigbügel geredet haben, oft 
geführt worden (9). . 

J u Vor⸗ 


7) Naͤmlich in dem kurzen Entwurf der Naturalien 
Sammer zu Dresden 1755. 4. S. 36, welches Buch 
er, obne fi zu nennen, auf Verlangen des Premierminia 
fters, der Grafen Bruͤhls, welcher damals Director der 
Samlung war, gefhrieben Hat. Es iſt auch franzoͤſiſch 
in demſelbigen Jahre und Format gedruckt worden: De- 
fcription du cabinet de Dresde. 


(8) Ce n’eft pasque je pretende condamner la eonnöilfance de 
la Chemie, je la conois pour merveilleufe, mais jo la 
conois auſſi pour une pierre d’achopement et de [can- 
dale, qui fait tresbucher Ja plus part de deux quis’y 
heurtent. Mon pere, dont la memoire me renourelle 
des larmes , diloit que c’ eftoit le Gnge de la medecine, 
et la faulle monoye de nolire profeſſion. 


© Beytraͤge zus Geſchichte des Erfindungen 3. S, 92, 
Nu 2 . 


4 


\ 


62 ngreinr der allen. 6; 


Vorzůglich hat dieſem Franzoſen die Stadt Mim ger 
falen. Vienne eft une ville de plaifir s’il y en a au mom 
de; et comme je pretens qu’& moins d’efire Frangois il 
_ faudroit fouhaitter d' eſtre né Allemand , de mefme je die 
qu'à moins de pafler la vie à Paris, il la faudroit paffer 
a Vienne. 

Die erfie Ausgabe dieſer Reiſebeſchreibung iſt ſichen 
lich diejenige, deren Titel ich dieſem Artikel vorgeſett 
habe. Sie iſt dem Magiſtrat zu Baſel vom Verfaſſer deu 
2, Septemb. 1673. dedicirt worden. Sie bat das Bildniß 
des Verfaſſers mit der Umfchrift: Carolus Patin door 
medicus Parifienäs 1673. J. L. Durant ad vivum pinx, et 
Sculp. darunter ein Diftichon-son Seb. Feſch. Sie hat - 
eine Feine Karte von ben bereifeten Ländern und vie 
Supfertafeln. 

Stuck giebt auch eine Musgabe an: Strasburg 1670 
12. weldye gar nicht da feyn Tan, indem bie letzten Ories 
fe erfi im Sabre 1673. gefchrieben find.‘ 


Gundling ©. 4266, uennet eine von Lyon 1674. 12 
dieſe kenne ich nicht. 


Dagegen habe ich auß der Univerfi taͤts⸗Bibliothel 
vor mir die Ausgabe Lyon 1676. 273 Seiten in 12. Dieſer 
fehlt die Dedicafion an den Baſeler Magiſtrat; aber fit 
hat eine_andere vom Verleger Claude Muguet an Mat 
tbieu de Seve. 


In eben dieſem Jahre 1676. ift Diefe Reiſe auch zu 
Rouen chez Jacques Lucas auf 273 ©. in 12. gedruckt wor⸗ 
den. Auf dem Titelblatt ſteht nur: par C. P. D. M. 
vermutblich um den Nachdruck unmertlicher zu machen. 
Bey diefer Ausgabe iſt gar Feine Dedication, auch nicht 
das Bildniß des Verfaſſers, und von der erſten Kupfn 

tafel 


em. Relations par Patin. . 63 


tafel iſt mer bie Hälfte da., Hingegen bat diefe Ausgabe, 
ſo wie die des Muguet, zu ©. 112. eine ſchlechte Abbile 
"dung der Dresdner Mumie, welche in meinem Eyemplar 
‚ der erfien Ausgabe nicht befindlicy if. Die Seitenzahlen 
‚ber Ausgaben von Rouen und Lyon Bommen zwar gang. 
mit einander überein, obgleich fie nicht von einerley Drud 
Mm | 

Niceron nennet auch eine Amfterbamer Uusgabe von 
5676. 12. und Stuck eine andere Amflerbamer von 1695. 
12. welche legte auch Bayle anführt. Diefe beyben And 
‚mir nie vorgelommen, 

. Eine italienifche Ueberfehung führt Gundling an &. - 
aaös: Viaggi del C. Patin, tradotti dal Francefe par. ope- 
za di Ant; Bulifon, Venetia 1685. in 12. Niceron nen⸗ 
ut ſie auch ©.77. giebt aber bad Octavformat an. | 


7 u - Un 3 u 52. 


654 


Litteratur der Reifen. 


52. 


Les navigations , peregrinations * voyages, faids OL 


“ Turquie, par Nicolas de Nicolay Daulphinci, : 


' feigneur d’Arfeville, valet de chambre et geographe . 


ordinaire du roy de France, contenants plufieurs ſin- 
gularitez que l’Authcur y a veu et obferue. Le tout 
diftingu€ en quatre liures. Avec foixante figures au 
nature] tant d’hommes, que de femmes felon la di. 


verſité des nations, leur port, maintien, habits, 


loyx, religion et fagon de vivre, tant en temps de 
paix comme de guerre. Avec plufieurs belles et me- 
morables hiftoires advenies en noftre tenps. En 
Anvers. 1576. Par Guillaume Silvius, imprimeut 
du roy. Ohne Vorrede und Regifter und« Kupferta— 
feln, 305 Seiten in 4. 





* 


* | 
Im Sahre 1550. kam D’ Aramont, Gefanbter des Kb ' 
nigs Heinrich II. bey dem türfifchen Kaifer Solyman, aus 
Conftantinopel nach Frankreich zuräd, ward aber hal 
- darauf mit neuen Aufträgen wieder dahin gefchickt, um 
da ward ihm, außer andern, ber Verfaſſer dieſer Reife 
befchreibung zum Begleiter mitgegeben. 


Diefer Nicolas de Nicolay, ſieur d’ Arfeuille et 


de Bel-air, ein Edelmann aus Dauphins, war im Jahr 
1517. gebohren, und ift d. 25. un. 1583. im 67ften{aß 


ve an Steinfchmerzen geftorben. 


& 


52. Les | navigations de Nieolay. | 655 


Er meldet ſelbſt, daß er ſchon 15425 alt 23 Jahre, 
eine Reife angetreteh ‚hat durch die Niederlande, Tänes . 
mart, Schweden, Preuffen, Liefland, Spanien n. f. w. 

Man hat von ihm -ein Paar Echriften über bie Er 
oberung von VBoulonneig (1); aud) hat er aus dem Spa⸗ 
niſchen uͤberſetzt: L’art de naviger de Pierre de Medine, 
welches Buch er mit vielen Anmerkungen und Zeichnungen 
vermehrt hat. Es iſt zu Lyon 1554. und zu Rouen 1577. 
gedruckt worden. Nocd mehr Beſchreibungen, Karten und 
Plane hat er hinterlaffen, welche, wie Ca Croix ſagt, 
nicht gedruckt find (2). 

Einer meiner Freunde, welcher mit dem Buchhandel 
und deffen zahlreichftim Artikel, den Romanen, fehr gut 
bekaut war, twerficherte mir, manche Romane würden oͤf⸗ 
fer wegen der KRupfertafeln, als wegen ihres Inhalts ge⸗ 
fucht. Faſt wolte ich glauben, daß auch dieß von mans 
hen Reijcbefchreibungen wahr fen, wenigſtens von derjes 
nigen, von welcher ich hier Nachricht zu geben habe. 
"She Verfaſſer ſagt, er hobe ſich von Jugend anf ges 
uͤbt, Perſonen mit ihren Kleidungen nach der Notur zu 
zeichnen, und auf ſeinen Reiſen habe er von den ihm vor⸗ 
gekommenen Nationen Abbildungen, fo getreu als mögs 
lich, gemacht. Die, welche er in der Levante verfertigt 
bat, findet man hier in Kupfer geflochen, und man muß 
geltehn,, daß fie in der Folioausgabe fehr gut in die Aus 
gen fallen, und nad) der Natur gemacht zu ſeyn ſcheinen. 
Ihrer find fechözig an der Zahl, und diefe Samlung 
konte im fechäzehnten Jahrhunderte deswegen fehr ange⸗ 
nehmt 


(1) Meufel Bibliotheca hiftor. VII, 2. p. 235. 
(e) La bibliotheque du fieur do la Croix - au- Maine, Pagis 


1534. fol. pag. 352% 
Ug 


' 


& 6 Vtieratur der Refen, 4 


nehm ſeyn, weil damals keine ahnliche von gleicher Wehr⸗ 
beit, Groͤße, Schoͤnheit und Anzahl vorhanden waren, 


. Nachdem bie Kupferſtecherkunſt zu höherer Vollom 
menheit gebracht worden, hat man auch weit ſchoͤnere Ab⸗ 
dildungen dieſer Art erhalten, über welche jene-vergeffen 
werden konten. Zu leßtern gehören die vortreflichen Zeich⸗ 
nungen, welche De Serriol veranftaltet, und Le Hay 
geftochen. hat, von denen ic) dieſem Artikel eine kleine 
Nachricht beyfuͤgen will. 


Inzwiſchen leugne ich nicht, daß auch dieſ⸗ Reiſche⸗ | 
fehreibung manches enthält, was ihr einen eigentbümlihen 
Werth giebt; weil aber diefer durch die Kupfertafeln um 
ein vieles erhöhet ift, ſo glaube ich verbunden zu fen, 
bier zum voraus das Verzeichniß berfelben anzugeben, 
Sie find mit keinen Zahlen bezeichnet. Ich babe biefe, 
fo wie fie im Buche folgen muͤſſen, hinzugeſetzt, and) 
- hinter jeder die Seitenzahl, zu welcher fie in der dolio⸗ 
- audgabe von 1568. gehören, angezeigt. 

I. Femme more d’Alger, allant par la ville. S. 20. 
2. Fille moresque efclave en Alger. 20. 

3. Femme de l’isle de Malthe. 28. 

. Femme moresque de Tripoly. 42. 

. Femme de l’isle de Chio. 52. 
. Fille de Pisle de Chio, 52. 
. Fille de P’isle de Paras. 52. 
. Grande dame Turque. 66. .- Ä 
. Gentille femme Turque eftant dans leur maifon ou 
ſerail. 68. 

10. Femme veftue à Ia Surienne. 68. 

ı1. Femme‘ Turque veftue à la moresque, 68. 
12. Fenıme Turque allant au bain. 74. 

33. Femme Turque allaut par la ville, 76. 


nn a ı oO un 


1% 


52. Les navigations de Nicolay. 67 


‚24. Femme Turque menant ſes enfans. 76: 

15: Gentil femme Perotte Francque. 78. 

-16. Femme 'd’ eftat ‚grecque de la ville de Pera, 78. . 

17. Fille d’eftat de la ville de Pera. 78. 

‚. 28. Azamoglan de cour, ou enfant du tribut. 80. 

19. Azamoglan .tuftique, 82, Ä 
20, Janiflaire allant à la guerre, 86. 

21. Janiffaire refidant à la porte du grand feigneur.. 885 

‚22. Boluc Bafli , capitaine de cent janiflaires. 9 . 

23. Aga, capitaine general des. janiflaires. 92. 

24. Solachi ou folader, archer ordinaire de Is garde 
du grand feigneur, 94. 

25. Peic de nation Perfienne, laquais du gr. feigneur. 96. 

26. Habit et manitre ancienne des Peichs ou laquais ' 
. du gr, feigneur. 98. Ein Läufer mit einer Rugel im 
Munde und Schellen um deu Leib und die Füße oh⸗ 
“ne Schuhe. 

87. Peluianders luytants. 100. 3wey Ringer, 

28. Peluianders luyteurs. 100. 

239. Trois yuroignes, lesquels apres 5 eſtre bien enyu- 

. zez avec forbet ou apion, vont. vrlant par la. ville 
comme chiens. 100. 

80. Cuifinier Turq. 10% _ 

31. Medecin juif. 106. 

32. Villageois Grec mit einem Dubelfad. 108. 

33. Cadilefquar, dodeur en loy. 110. 

34. Geomailer religieux Ture. Tı2. 

‚85. Calender religieux. ‚Aux oreilles portent gros an- 
neaux de fer, et femblablement au col’et aux bras; 
et fous le membre viril fe percent. la peau, ol ils 
paflent vn anneau de fer, ou d’argent aflez gros et 
pefant; à fin qu' eſtans ainfi boucl&s ne puiffent en 
aucune maniere exercer Ja luxure, encores ku "il 

Uns En Fe 


678 Uitteratur der Reifen. 4 


en euffent enuie et commodite. S. 114. Alle biefe fine 
ge fiehbt man bier abgebildet, 
36. Dervis religieux Turc. 116, 
37. Torlaqui religieux Ture. 118 
38. Religieux Ture demenant vie folitaire entre la 
beftes. 120. . 
39. Emir parent de Mahomet. 122, 
‘ 40. Pellerins miores, revenans de la Mecque. 134. 
415 Sacquacz de nation Moresque, porteur d’cau, pe 
- lerin de Mecque. 126. 
42. Gentilhomme Perflen. 132. 
43: Femme Perfienne,. 136. 
44. Marchant Arabe. 149. 
45. Efclave More. 134% 
46. Deliy, ou fol hardy. 144 
47. Fenıme de Caranıante. 1460 
48. Marchant Juif. „152 
49. Marchant Arınenien. ‚154 
- 30. Marchant Ragufin. 136. 
SI. Fante de Ragufe, ou porteur de lettres. 156. 
32. Femme d' etat Grecque de la cité d’Andriam- 
ple. 160. 
33. Femme turque de moyen eflat en chambre, 160. 
‘34. Fille de joye turque. 160. | 
55 Femme juifue d’Andrianople. 160. 
56. Fille juifue d’Ardrianople. 160. 
37. Femme de Macedoine, 176. 
58. Gentilhomme Grec. 180. . 
509. Marchant Grec. 180. 
: 60. Villageoife Greceque. 180. 


— -—_- - — 


Die beyden Galeeren, welche ben Gefandten und fein 
Gefolge führten, gingen im Jul. 1551. in See. Eieben 
oo. , - Tas 


2, Les'navigations de Nionay: 659 


ge nach der Abfahrt von Marfeille kamen fie in Algier 
an, wo der Gefandte auf eine ungerechte und depmätts 
gende Weiſe behandelt ward. 


Da galt damals ein Rebhuhn ein Judit, oder wie es 
bier geſchaͤtzt iſt, vier Dentirs; aber fie waren nicht fo 
groß und nicht fo wohlfchmedend als die franzöfifchen, 
Huͤhner wurden auch dort in Defen, dergleichen die meis 
fen Häufer hatten, ausgehruͤtet. amele und Ochſen 
hatten Hufeifen. | 


Der Derfafler redet von einem Heinen Fluſſe neben 
ber Stadt an der Öftlichen Seite, den er Sauo nennet, 
aus dem Waffer zur Stadt geholt wird, und ber. einige 
Muͤhlen treibt. Da wird, fo wie an den Meevküften, dag 
„. Reinenzeug von den mohrifchen &ftapinnen, die ganz nak⸗ 

kend find, nur mit einem bunten baumwollenen Tuche um 

den Unterleib, gewaſchen (3), und dennoch haben fie um 
‚ den Hals, um die Arme und Beine meffingene Ringe mit 
falſchen Steinen, und meinen dadurch fehr geſchmuͤckt zu 
ſeyn. | 


Cine Meile von der Stadt ſah der Verfaſſer einen 
befeftigten Thurm, welcher aber nur zur &icherung einer : 
Quelle, deren Waſſer zur Stadt geleitet iſt, diente. 


Die Galeeren machen nur Heine Tagereifen, auch 
werben fie oft Dusch die Witterung gezwungen, am Ufer 
Schuß zu ſuchen. So muflen fie auch am Worgebürge 
Teddele anlegen. | oo. 


Ds 


. 05) Elles portent une piece de toille de cotton, de quelgne 
couleur bigarree, pour couvrir leurs parties [ecreies, 
lesquelles toute fois pour peu d' argent elles deſcouvrent 

vrolontier. -... mE VE 


660 | itteratur der Reifen. 4 


Da war in einem Felſen eine große Höble,-in welche 
das Meerwaſſer trat. Die Franzoſen fuhren mit einem 
Kahn hinein, aber fie wurden bald von einer unzaͤhlbaren 
Menge Sledermäufe, wider welche fie ſich vergebens in 
ihre Mäntel ganz verbälleten, um nicht von ihrem ver⸗ 
, meintlidy giftigen Harn getroffen zu werden, zuräc ges 
ir . 
Um bie. Stadt fahen fie Wein und Oſtbaͤume und 
fruchtbare Thäler. Die meiften Einwohner lebten von da 
Bifcherey und Zärbeig. 

Die Eorallenfifcherey neben Bona hatte damals ein. 
Andre Doria vom Könige von Algier geachtet, 


Die Heine Jnſel Platelarea, welche ſchon damals 
zu Sicilien gehörte. zieht Baumwolle, Kappern, Feigen, 
Melonen; hat Ochſen, aber feine Pferde; iſt 30 Meilen 
Cfranzöfifche?) lang und ungefähr 10-breit. 

Tripoli ward damals von ‘den Türken erobert, und 
man liefet hier, durch welche Treuloſigkeit es ihnen ge⸗ 
gluͤckt iſt. In der Stadt beſah der Verfaſſer den alten 
römifchen Triumphbogen, an welchem er zu ertennen meins 
te, daß er zur Zeit des Publins Lentulus erbauer fey (4). 

Auf der Inſel Cerigo waren noch Ueberbieibfel eis 
nes Tempels ber Venus, Einer Statue, welche die Hes 
lena feyn folte, hatte vor einigen Jahren ein Proveditor 
den Kopf abnehmen lafjen und nach Venedig Hefchict. 

Auf der Infel Scio oder Chios glaubte der Franzos 


das ſchoͤnſte, artigfie und am niedlichiten gekleidete Frauen 


zimmer in der ganzen Levante zu finden; man folte, fagt 
er, die Mädchen für Nymphen oder Göttinnen halten: 
doch verderben fie fih die Haut durch das viele Baden, 

Wenn 


CO Aher man veraleige Bruns Erdbefhrelbung VI. 6.3 


$2. Les navigations de Nicelay. 66 | 


5 J 
Wenn einer Frau der Mann ſtirbt, und fie nicht wie⸗ 
der heurathet, fo muß fie eine gewiffe Summe Gelbe 
. bezahlen , welche Argomoniatico genant wird ($). 


-Diefe Strafe, ads viduvium, wpdarınov xnoelæc, 


muß gemacht ſeyn, als noch Maͤdchen ſelten geweſen ſind. 
Jetzt da bey Luxus, Theurung, Ausſchweifungen und.Kries 
gen, die Ehen ſeltener, und die Toͤchter zahlreicher als 
die Knaben werden müffen, und das Misverhaͤltniß bev⸗ 
Der Geſchlechter, aus mehr als einer Urſache, immer groͤe 
Ber wird, folten die Witwen, welche wieder heurathen, 
und den Mädchen Maͤnner wegnehmen, Strafe geben, 
. oder es folte das Hageſtolzenrecht, oder das acs uxorium, ' 
wieder eingeführt werden, wenn ander& Die Regenten den 
‚Bürgern fo viel von ihrem Verdienſte laſſen, und den 
Staatsbedienten fo viel von den Staatseinkuͤnften abgeben 
wollen, daß fie eine öran und ein Paar Kinder ernähren 
koͤnnen. 


Bey den Juden, welche alle benrathen, und alle’ 


fräh heurathen, weniger ausſchweifen, und fich weder für 
. Chıre, noch für Geld, todt ſchlagen laſſen, ift jenes Miss 
- gerhältniß gar nicht, vder viel Meiner; da wären alfo die 
. ayapıov und onfıyapıov dynas (6) gleich uͤberfluͤſſig. 

Rothe Rebhuͤhner werden dort in großen Scharen 
gebalten, auf die Weide getrieben, und Abends wieder 
herein arbeit, wie in Europa die « Gänfe 


. 30 

(5) Qui eſt antant & dire, que (lauf Fhonnenz er reveren- 

ce du lifant) con repofe ou inutile. Der tentfche Bes. 

berſetzer/ ſagt: ik fo vil gefagt, als ein ſtraff 
ber Faulkeit oder Traͤgkeit. 


(6) Pollux onamafi. III, 5. 4. Pa Dacer. ad Feßum 
P. 628. 


2 Litteraiur det Kfm. 4 


9. Conſtantinovel verſchafte ein verfchnittener Ragu⸗ 
faner dem Werfaffer Gelegenheit, den Anzug der Damen 
‘im Gerail zu (eben; er ließ zwey türkifche Weiber völlig 
wie jene Beiden, fo wie fie beun bier abgebildet find. 


Don den Anaben, welche den Chriften, wie ein Tri⸗ 


| 


but oder Zebenden abgenommen werden. Sie heißen, 


fagt der Verf. Azamoglans, und werden meiftens fo es : 


zogen, daß fie den größten SB, wider bie Chriſten er⸗ 
halten. Man ſehe oden S. 899. 


Viel von den Janitſcharen und den Übrigen tuͤrkiſchen 


Kriegsbedienten; auch von den Läufern und ihrer bewun⸗ 
dernswürdigen Schnelligkeit. Da liefet man auch ben alı 


m Wahn, als ob biefe dadurch bewuͤrkt wuͤrde, daß ih 


nen die Milz genommen würde. Alt iſt diefer Wahn, 
denn man hatte ihn ſchon zu Plinius Zeit (7). Die Wor⸗ 
te des Nicolai (8) hat ſchon Aiolan angeführt (9). 

' Aber 


(7) Plin. hiſt. nat. XI. cap. 37. ſeet. go. und XXVI. ſect. gʒ 


(8) On tient pour certain, que ces legiers coureurs ſe font 
oter, ou conlommer la ratte en jeunelle, par vn moyen, 
qu’ils tiennent üi [ecret, que pour nulle chofe ne fe 
veullent communiequer à parfonne. Quant a moy je 
m' en rapporte & ce qui en oft, et ne veux autrement 
alleurer quil ſoit vray: par ce que je ne l’ay veu 
oculairement, Toutefois plufieurs a Conftantinople 
me l’ont afferme. Et i l’a ainſi efcrit Jean Antonio 
Menauino Geneuois, qui fut nourry jeune efclaue 
dans le ferail du temps de Sultan Baiazet. 


(0) Riolani opera. Lutctiäe Paris. 1649. fol. p.152: Veteres 
in liene peculiare curlus impedimentum notarunt. — 
Turcis quoque curforibus lienem inuri narrat Rolle 
tus; idque verum elle audivit a quibusdam, fed mo- 

*  dum 


52. Les navigations de Nicolay.. 663 


Über die neuern Phyſiologen leugnen zwar nicht, daß 
bie Milz ohne Lebensgefahr, doch nicht ohne Stoͤhrung 
Der Gefundheit, weggenommen werden koͤnne; ober fie leugs 
sen, daß dadurch das ſchnelle Laufen erleichtert werde, 
Der itechende Schmerz in der linken Weiche nach ſtarkem 
Zaufen, wenn man fagt: die Milz fieche, entfteht nie in 
der Milz, fondern in dem dicken Darm (ro), 


Jene Läufer find in vorigen Zeiten barfuß ober mit 
bloßen unbelleideten Füßen geloffen. Dadurch follen ihs 
. ze Sußfolen fo hart und Died geworden feyn, daß fie, wie 
Die Pferde, mit Eifen befchlagen worden find. Die, 
was dem DVerfafjer unglaublich fchien, warb ihm doch fo 
oft verfichert, daß er ed glauben mußte. Einige folcher 
Barfüger waren auch damals nody vorhanden. 


Einer ward ibm gezeigt, -deffen Fußſole fo erhärtet 
war, daß man fie nicht mit einer geftählten ſpitzen Pfrie⸗ 
me durchbohren konte. 


Solte wohl das Kunſtſtuͤck der Hirpi, welche jaͤhr⸗ 

lich bey einem Feſie uͤber gluͤhende Kohlen gingen, haupt⸗ 

ſaͤchlich in ihren erhaͤrteten dicken Fußſelen beſtanden ha⸗ 
. ben (1)? 


Die tuͤrkiſchen Läufer hatten auch die Gewohnheit, 
eine durchloͤcherte filberne Kugel in den Wund zu nehmen, 


um 


dum nunquam refcite potuit Nicolai in [uis peregrina- 
tionibus orientalibus, .. 
(10) Krünig Encpelopddie, Art. gäufer, ch. 66. S. 56. u.86. 
und. Th.90, S. 707. „Galler hat in Elementis phy&ßo- 
logiae. VI. S. 421. diefer Sache gar niht gedacht, ob: 
glei er die eine Stelle aus dem Plinius angeführt hat. 
(11) SıraboV. 7.346. ed. Almel und die übrigen Stellen, . 


welhe ih in Geſchichte der Taſchenſpielerey IV, ©, 7r- 
angeführt babe, 


664 Uitteratur der Reifen. 4 


ans ſolchen offen zu erhalten, und ſich Dadurch des Ah: 
men zu erleichtern. 

In Sonftantinopel und Algier ſch der Verfaſſer Rin 
ger, ganz nackend mit Oehl beſtrichen, ganz nad) ber 
Meiſe der Alten. Oft wenn einer den andern nicht fek 
halten und bezwingen konte, biß er ihm im ber Wuth 
‚Gliedmaßen ab. Alvarez meldet, daß folche Ringer auch 
in Aethiopien gehalten würden. Um. ihre Kräfte zu as 
halten, erlauben fie fih nie den Genuß der Liebe. 


Etwas von der Kochkunſt der Türken, welche fehe 
eihfach ift. Sie effen lieber gebratene®, als gefochtes Fleiſch. 
In, einen eifernen Topf: werben glühende Kohlen gethan, 
darüber wird ein Moft geftellet, und auf dieſen wird 
das Fleiſch gelegt und ſo gebraten. 


Der übrige Theil dieſer Reiſebeſchreibung handelt don 
den mancherley Nationen, welche mon in Conftantinopel 
fiebt, von Perfern, Wrabern, Griechen, Juden u. f. w. 
Um: ihre Abbildungen mit einem Text zu verfehn, find 
aus befanten, mieiftens alten, Büchern allerley - Nachrichten 
zufammen getragen worden, welche alfo keinen großen 
Werth haben. Selbſt ift der Verfaffer sicht nach Perfien 
und Arabien gefommen. 


Damit ift denn bier die Erzählung der Reife abges 
brochen. Bon der Ruͤckreiſe liefet man bier nichts. Aber 
mehr als einmal fagt der Verfaſſer, er wolle im zwey⸗ 
ten Bande die NRüdreife über Stalien, und im dritten 
Bande den ganzen tuͤrkiſchen Hofftaat, die religidfen Ge - 
bräudye, Strafen u. f. w. beſchreibden. Aber es ift nicht 
mehr als diefer eine Band, welcher in vier Bücher abges 
tdeilt ift, gedruckt worden. 


La Croir du Maine fagt, zum erfienmal fey bie 


fe Reifebeforreibung zu Venedig gedrudt worden, aber 
die 


52. Les navigations de Nicolay. 665 | 


iefer Ausgabe habe ich foaft airgend eine erwituuns ge⸗ 
ınden. 


Die ältefte Ausgabe, welche ich Hemmer ift ie Folio 
aſehnlich gedruckt worden: - Les quatres premiers livres | 
es navigations et peregrinations orientales de N. de Ni- 
lay. Avec les figures au ‚nature, — — A Lyon par 
'willaume Roville. 1568. ohne den Inhalt 181 Seiten. 
as vorgeſetzte koͤnigliche Privilegium iſt von 1555. dar⸗ 
ıter ſteht: Acheué d’i imprimer. le ‚premier de Septembre, 
567. , 

Die Zeichnungen find radirt, und haben alle, aber 

hr verſteckt, das Zeichen des Kuͤnſtlers L.D. Nach dern 
i&tionnaire des monogrammes par Chriff. Paris 1754. 8. 
203. ift darunter Louis Danet zu verfichn, welcher 
nd Jahr 1547 viele Kupfertafeln geliefert Haben. foll. 
. Diefer Ausgabe folgt die Ausgabe in Quart, deren 
itel ich dieſem Artikel vorgefchrieben babe, von 1576. 
Teufel fagt, fie fey vermehrt, aber ich habe Feine Zus 
te, aud) Beine Auslaffungen- bemerkt; jedoch findet man 
ben ein alphabetiiches Regiſter der merkwuͤrdigſten 
achen. 

Ihr iſt eine Dedication vorgedruct an König Carl 
et, welche Nicolay im May 1567. unterfchrieben bat. 
iefe finde ich nicht bey dem Eremplar der Folioausga⸗ 
', welches unfere Univerjitäts, WBibliothel hat, aber ich 
rmuthe doch, daß andere Exemplare fie haben werden. 

Auch findet man in diefer Quartausgabe eine Dedi⸗ 
tion an Cornelius Pruny vom Verleger G. Silvius 
terfchrieben im December 1575, welche ganz mit folchen 
einen Leitern gedruckt ift, welche völlig den Handſchrif⸗ 
n des fechözehnten Sahrhunderts gleichen, fo daß man 
:, bey dem erfien Anblick, für geichrieben halten. ſolte. 

Behmann’s Litterat. d. Reif. 4 Xx Un⸗ 


666 lUitteratur der Reiſen. 4. 


Anter ben Proben der Schriftgießerey des Cevrault zn 
Gtrasburg finde ich diefe Schrift financiere bey anbem 
caraftere de finance oder d’ecriture genant, und unter ben 
Schriftproben von W. Haas heißt ſie Schreibſchrift. 


Boucher ſagt S. 202, es gebe eine doppelte Aus 
gabe vom Jahre 1576. & Anvers chez Sylvius, nehmlich 
eine in Folio, welche fehr gefucht würde, und eine Is 
Octav. Jene kenne ich nicht, aber bie Octavausgabe wirh 
diejenige feyn, welche ich für Quart angegeben habe. 
Denn ich febe, daB ungeachtet ber Quartgröße, denne 
acht Blätter für einen Bogen gezählt find. 


Boucher fett hinzu: avec 60 figures gravedes en bois 
fur les defleins du Titien, Letzteres fan wicht wahr ſeyn, 
deun die Zeichnungen find von Nicolai felbft gemacht 
worden. Über geftehn muß man, daB Die Holzfchnitte 
wacker gemacht find. 


Aus den beygeſetzten Zeichen fcheinen fie von zw | 
serfchiedenen Künftlern zu feyn. Der eine bat feinem Ne I: 
men durch) A, jedody mit mancherley Abänderungen, aw 
gezeigt. Diefen hält Hr. Prof. Siorillo für den Ahasre 
rus de Landfeld oder Londerfel, vom dein in Diction- 
zaire des monogrammes par Chrift. Paris 1754. 8. pui. 
31. und 43. gemeldet ift, er habe ums Jahr 1576 (chim 
Holzſchnitte für den Verlag bes Sylvius zu Antwerpa 
verfertigt. Eben dieſes liefert man. in Traitd de la gre 
vure on bois. Par Papillon, Paris. 1766. 8. I. p.25% 


Der andere Künftler hat feinen Namen durch G oe 

Ci oder Ce angedeutet. Diefen Hält Hr. Siorillo fh 

denjenigen, von welchem verfchiedene Zeichnungen im ben 

angeführten Di&tionnaire ©. 66.71. ILL. angezeigt find, dep 
fen Namen aber nicht zuverläffig bekant ift. 

Stud 





_ 


‘52. Let navigations de Nicoay.,_ 687 


Stuck meldet, daß jene Ausgabe aud) mit ber Jahr⸗ 
bi 1577. vorlomme. 

Eben dieſer nennet auch: edition augmentée à Anvers 
86. 4. 

Eine teutſche Ueberſetzung iſt zum erfien mal unter 
lgendem Titel gedruckt worden: “Der erft Theyl von 
te Schiffart vnd Reyß in Die Türken Ond gegen Driennt, 
efchrieben durch H. Niclas Nicolai Kamling (Kaͤm⸗ 
nerling) vnd Geographum des Kunigs inn Frannckreich. 
Mit fchönen Figuren, wie beede Mann vnd Weib irer 
kandtsart nad) beilendet feyen. Aus der Franzdfiichen 
Sprach in die Teutfche gebradht. Anno falutis 1572.” 
m Ende fieht: Gedruct zu Nürnberg durch Dieterich 
jerlag. 108 Blätter in Folio, die mit romiſchen Zah⸗ 
2 bezeichnet fi find. | 

Die kurze Vorrede meldet? einige, welche die Urſchrift 
leſen haͤtten, hätten den Cunrad Saldörffer, Bär 
ru und Malern zu Nuͤrnberg, dahin vermocht, die zur 
erſetzung noͤthigen Figuren zu verfertigen. Die Kupfer 
ab genau nachgeſtochen, und in dem Exemplar, weiches 
sf unſerer Univerſitaͤts⸗VBibliothek befindlich iſt, ganz are 
z mit Farben erleuchtet worden. 

Ob der teutfche Kuͤnſiler ein illuminirtes Exemplar 
w Urſchrift vor ſich gehabt hat, iſt nicht gemeldet wor⸗ 
m. Daß es auch in Frankreich Exemplare mit ausge⸗ 
ahlten Abbildungen gebe, beweiſet Boucher, welcher in 
iner Biblioth. des voyages L p. 202. ſagt, erſt neulich 
d ein ſolches in einer Verſteigerung zu Paris mit gofiv. 
zahlt worden, 

Ich babe Nachricht von dem teutſchen Kuͤnſtler bey 
yoppelmayr und im Kuͤnſtler⸗Lexicon vergebens 
Hast; aber H. Prof. Siorillo fand: wenigſtens den Zus 

Xx2 uamen 


668 Hitteratur der Reifen. 4. 


namen in einem gefchriebenen Verzeichniffe aller Bildhauer 
und Kupferftecher, mit ihren Handzeichen von “Job, Srie 
der. von Uffenbach, welches mit den von ibm gefchenl 
ten Büchern auf unfere Univerfitätd Bibliothek gekommen 
ift. Da flieht: David Salvelder oder Saldörffer, de 
“feine Stuͤcke mit einem großen lateinifchen D und eimm- 
darin geſetzten kleinen s bezeichnet haben fol. Wie Da 
vid und Cunrad verwandt gewefen find, läßt ſih dar⸗ 
aus nicht abnehmen. 


| Die Ueberfegung ſelbſt iſt fehr fehlerhaft; ihre Wen 
faſſer, welcher ſich nicht genant hat, hat auch nach feb I 
nem Belieben manches ausgelaffen. 


Dennoch ift diefe Weberfegung ungeändert zum an | 
"dern mal gedruct worden, mit folgendem Titel: “Die 
„Bucher von de Raifz und Schiffart in die Turkey, bu 
‚„ichrieben dur Hern N. Nicolai, — — mit ige 
„ren — — Neben Anzeigung etlicher namhaftiger ge 
„ſchichten bey vnſern zeiten geſchehn. 1576. Zu Yntorf 1: 
„durch Wilhelm Silvium 312 Seiten in 4, die Kupfe 
: „nicht mitgezahlt.” 


Alfo bey bemfelbigen Verleger ber franzöfifchen Quart 
auögabe von 1576, und mit denfelbigen unilluminirte 
“ Kupfern. Die Vorrede der erfien Ausgabe iſt weggelok 
fen worden. 


Eine italienifche Ueberſetung ſoll folgenden Titel be 
ben: Le navigationi et viaggi nella Turchia di Nie. d 
Nicolai, tradotti per Francefeo Flori da ( Florida?) Li 
la. Untwerpen. 1576. 4. Der Ueberieger ſoll ſich einm 
Arithmeticus nennen. Stuck ſagt, diefe Ueberfegung fq' 
auch zu Venedig 1580. in fol. mit den Kupfern gedrudi 
worden. Durch ein Verfehn hat er dieſe Ueberfegung 6 

108 






52. Les ‚navigations de Nicolay. 669 


08. als eine eigene Reife des Ueberſetzers, mit beiten vers 


eltem Namen, aufgefuͤhrt. 

Eben diefe Meberfegung führt Boucher an ©. 203: 
ber bey ihm heißt ber Ueberfeßer Francesco Flora. 
" Eben derſelbe hat auch folgenden Titel: Le naviga- 
oni e viaggi nella Turquia di Nic. di Nieolai, tradot- 
del francefe in italiano da Franeisco Dalila. Vevife. 
aletti. 1550. fol. Mermuthlich foll die Jahrzahl 1580. 


den, als weldye aud) Stuck angiebt. Denn 1550. tan . . 


ine Ueberfeßung gedruckt ſeyn, indem ber Verfaffer die 
eife erft im Jahre 1551. angetreten hat. 

Mon einer nieberländifchen Veberfegung : ‚finde ich den 
itelin Bibliotheca Meibomianal. p.192: N. de Nicol. 
hipvaert ende Reyfen gedaen int Laud van Turckyen; 
‚, Antw, 1576. 4. | 
., Eine englifche Ueberfegung Findet ſich im erſten Ban⸗ 
x der Colle&tion of voyages and travels. London by 
komas Osborne. 1745. fol. pag. 553 — 708: Transla-_ 

out of the French by T. Wajhington the youn: 
vr. Da find die Kupfer weggelaffen und nicht einmal 
mont worden; aber die Ueberfegung fcheint gut genug 
. feyn. u | . | 

In Purchas Ais pilgrimes, The fecond part, Lon- 
rn. 1625. fol. findet man &.874: The defcription of the 
tie of Alger, written by N. Nichölay, and how it co- 
€ into the poffeflion of Barbaroffa, and alfo of Mälta 
‚a Tripolie. ber dieß ifi weiter nichts, ald die Nachs 


Bt von der Barbarifchen Kuͤſte, welche in der Urſchrift 


e Kapitel 8 bis 22. des erften Buchs ausmachen. Die 
upfertafeln find auch hier weggeblieben. 


— . 


ie Xx 3 Die 


— 
alden a 


670 titteratme der Reifen. 


Die oben Seite656. verfprochene Nachricht von eine 


viel volftändigern und fchönern Samlung orientalifcher 
Mationen und ihrer Trachten, wird boffentlich manchem 
angenehm feyn, zumal da biefes Werk zu ben fellmem 
Koſtbarkeiten großer Bibliotheken gehört. Ich habe das 
Mergnägen, ein volftändiged Exemplar, was unfere Uni 
verfitäts: Bibliothek befiget, vor mir zu haben. 


: Der Titel: ift: Recuejl de cent eflampes reprefentaet 
differentes nations du Levant, tirées fur les tableaus | 


peints d’apr&s nature en 1707. et 2708. par les ordre 
de M. de Ferriol, ambafladeur du roi & la port, et 
gravces en 1713. et 1713. par les. foins de M. le Hay. 
Paris 1714. in Zandlartenformat. 


De Serriol hatte fieben tuͤrkiſchen Feldzuͤgen in Um 
gern beygewohnt, und im Jahre 1699. warb er ald fram 
adfilcher Gefandter nach Conflantinopel geſchickt. Diefe 
Gelegenheit nugte er, von einem geſchickten Maler van 
Mour aus Slandern, welchen er in dieſer Abficht bey ch 
Hatte, nach der Natur, die orientaliſchen Trachten ma 
Ien zu laffen. 

Nach feiner Ruͤckkunft erlaubte er dem Kupferficher 
Le Hay hundert dieſer Schildereyen in Kupfer zu fie 
&en, und fie reichen Liebbabern zum Kaufe auzubiethen. 


Sie find von verfchiedenen Känftlern geftochen morben. 
Unter den Tafeln fichn die Namen: PD. Simonneas, 
ber Sohn; EC. du Boſc, I. Houflard, €. N. Cochin, 
3. Baron, J. de Sransfieres, P. Rochefort, und um 
ger den meiſten G. Scotin. 


— 


Kenner ſchaͤtzen ſie wegen der Wahrheit und Chin 
heit der Zeichnung und des Stiche ſehr. Man hat au 


Abdruͤcke, welche nach ben Gemälden illuminirt worbes, 
ange 


. Les .uavigations ‚de Nicalay. 671 


angeboihen; aber für Farben find die sanft zu ſchon 
gearbeitet. 


Zur Volſtaͤndigkeit dieſes Werts gehören noch sehn 
Bogen Tert in demfelbigen Formate, mit dem Titel: Ex- 
plication de cent eflampes .qui reprefentent . differentes 
mations du Levant. Avec de nouyelles..eftampes de cere- 
monies Turques, qui ont auffl leurs explications Paris 
1715. 

Wenn biefe Ertiͤrungen bey den aupfern fub, ſo 
wird dadurch der Werth des Exemplars viel vermehrt, 
weil fie, wie Debure in Bibliographie n. 5606. fagt, ge⸗ 
meiniglich fehlen. 


Die Beichreibungen ober Erklärungen find nur kurz. 
De Serriol hat fie ſelbſt mitgetheilt, und da hat er denn 
auch diefe Gelegenheit nicht vorbey gelaffen, die Renomi⸗ 
flerey , welche er wegen des Degens bey der Audienz ges 
fpiele hat, als eine Heldentkat, noch einmal zu erzähs 
In. Dan findet. diefe Comoͤdie auch faft mit denfelbigen 
" Morten befchrieben in Tournefort Voyage du Levante 
Amſterdam. 1718. 4 II. p. 16. 


Die 47ſte Tafel hat bie Unterfchrift: Femme Turque 
-Slant au Tendour, Ganz fo, wie diefe unbequeme Art 
Der Erwärmung von Guys beichrieben iſt, in Voyage 
Jitteraire de la Grece, Paris 1776. 2 Theile in 8. L p.34- 
Man tan ed auch lefen in Beytr. zur Geſchichte der 
Erfindungen. 2. S. 422. 


Bey ber Beichreibung ber Kupfer find zwey neue, 
welche ganze Bogen find, Hinzu gekommen, wodurch bie 
Anzahl 102 geworden if. Enterrement Turc; und Les 
" Dervichs dans leur temple de Plra, achevant de tour- 
207. = p. 26. ls tourment les bras ouverts, et p2- 
u Xx 4 roik 


672 ."titterattie: der Reifen. 4. 


roiffent extafiez. Les jeunes tournent "une vitefle inero . 
yable. Les fuperieurs et les vieux tournent plus lentement; 
et quand:ils: font las, ils fe metteut à genoux le. vifage 
contre terre. : C’eft la mufique qui les anime; ils preten. 
dent .qu’elle a quelque: chöfe ‘de divin. Plufieurs ont af- 
furd, que, fans la mufique, ils ne paurroient pas faire 
trois. tours. fans tomber,' au lieu qu’ils. tournent pres 
d’une heure. Deswegen ift bier die Muſik auf ber leg 
ten Seite in Noten gefegt; dir ir Jer lequel tournent les 
Derviches (de Pera. 


53: 


>. 


53. Voyages de Jaques Male.: 673 





53. 


Voyages et avantures de Jaques Maſſẽ. A Bourdeauz, 
chez Jaques L’ Aveuglc. 1710. 508 Seiten in Grobe 
duodez. 

Peter Martons eines gebohrnen Sranzofen, 
merkwürdige Lebensbeichreibung, worinnen viele wuns 
derliche Begebenheiten enthalten, die ihm in feinen 

» Leben und auf Reifen zugeftoßen; alles von ihm felbft 

wohl aufgezeichnet "und feines Werths halben in rein 

Deutſch aus dem Franzdſiſchen uͤberſetzt von A. B. C. 
Leipzig und Görlig, in der Marchefchen Buchhands 
lung. 1737. 302 Seiten ing. 


G giebt viele Bücher, welche, nach ihrem Titel, unb 
nach der Anordnung ihres Inhalts ‚ Reifebefchreibungen 
zu feyn fcheinen, und doch nichts weiter als Erzählungen 
-folcher Reifen find, welche die Verfaſſer entweder gänzs 
lich erdichtet, oder ganz oder zum Theil aus andern Reis 
febefchreibungen und Xopographien zufammengefchrieben 
haben. Alle biefe gehören viel mehr in Die Klaſſe der Ro⸗ 
mane, als hieher. 


Aber manche von ihnen pflegen wenigltens durch den 
Titel zu taͤuſchen, wenn gleich ihr Inhalt den Betrug bald 
verraͤth; manche ſind auch wohl ſo wahrſcheinlich angelegt 
worden, daß ſi e unaufmerkſame Leſer, zumal ſolche, wel⸗ 
che mit den in die Erzaͤhlung eingeflochtenen Gegenſtaͤn⸗ 
den nicht hinlaͤnglich bekant find, für Achte Reifebefchreis 


bungen gehalten haben. 


X 5 Zum 


674 VUitteratur dee Reifen. 4. 


Zum Beyſpiel wi ich hier nur diejenigen- Reifen neue 
nen, welche unter dem Namen des Joſeph Marſhal 
in England gedruckt, und in Teutſchland und Frankreich 
uͤberſetzt find. 

Der Verfaſſer, er fey num ber ſchon verſtorbene John 
ill, der Polygraph, welcher ſich noch gröbere litteraris 
ſche Erdichtungen, oder eigentlich zu reden, litterariſche 
Betruͤgereyen erlaubt hat, oder ein anderer, bat gewiß 
Die Länder, durch welche er gereifet feyn will, nie ges 
fehn. Alles hat er erdichtet, oder uus andern Büchern 
genommen. 


Noch groͤber iſt die Täufchung, welche ber beruͤch⸗ 
tigte ©. Pſalmanazar gefpielt hat. Der Mann war 
ein Catholik, wahrſcheinlich aus dem füblichen Frankreich, 
30g in vielen Ländern umher, unter dem Vorwande, er 
fey der Religion wegen aud Irland vertrieben worden; 
er diente einige Zeit ald Soldat in einem Schotlaͤndiſchen 
Megimente; nachher Hielt er fich zur englifchen Kirche, ers 
lernte orientalifche Sprachen, und gab ſich darauf zu Lon⸗ 
Don für einen Formofaner aus; erdichtete eine Gefchichte 
der Inſel Formofa und fogar ein Alphabet, welches dort 
gebräuchlich feyn folte. Zuletzt lebte er fehr eingezogm; 
ward wegen’ feiner Kentniffen geachtet; verfertigte fogar 
einen Theil der alten Gefchichte zur algemeinen Welt 
hiſtorie. 

Er ſtarb 1764. und hinterlies eine geſchriebene Nach⸗ 
richt von feinen Schickſalen, worin er feinen Betrug ber 
Tante und bereuete. Diele Lebensbefchreibung ift 1764. 8. 
gedrudt worden. Uber dennoch bemerkt man von Zeit zu 
Seit noch Gchriftfieller,, welche, wenn fie etwas von ber 
Infel Formoſa melden wollen, Auszüge aus bes Pfalma- 
nazars defcription of the island Formoſa. Lond, 1704. 8. 

Lies 


y3. Voyages de Jaques Malle, I 675 


liefern. Go find auch feine Erdichtungen mit andern zus 
verlaͤſſigern Nachrichten forgfältig verglichen worden n 
Algem. Hiſtorie der Reiſen VI. S. 62. | 

Unm nun ſolche Irrungen zu verhuͤten oder zu dere 
deſſeri, muß die Litteratur der Reiſebeſchreibungen, wie 
ich glaube, auch Nachrichten von den erdichteten Reifeber 
fchreibungen geben. / 


Zu dieſen gehört auch diejenige, deren Titel ich oben 
angegeben habe, und zwar gehört fie zu den ſtraͤflichſten, 
nicht aber deswegen, weil ſie ſo abgefaſſet waͤre, daß ſie 
zu leicht fuͤr aͤcht gehalten werden koͤnte; denn darauf hat 
es der Verf. nicht einmal angelegt; ſondern deswegen, 
weil er die heillofe Abſicht gehabt hat, auf diefe verfängs 
Jiche Weile, Zweifel und Spdttereyen wider die chriftliche 
Meligion anzubringen. Die Erdichtung iſt kurz folgende. 


In der Jugend wird er in der Philoſophie und Ma⸗ 
ghematik unterrichtet, auch hat er Beweiſe mathematiſcher 
Kentniſſen im Buche angebracht. Er erlernt die Barbier⸗ 
Zunft, koͤmt in Dienſt eines reformirten Barbierers im Lifs 
ſabon, bey welchem er eine Wibel findet. Diefe liefet er, 
und erzählt die Zweifel, welche ihm damals wider bie 
Glaubwürdigkeit berfelben eingefallen find, 


Auf der. Nückrelfe von Liſſabon koͤmt er an eine uns 
bekante Kuͤſte, deren Bewohner bie ihnen erzählten Bes 
hauptungen der chriftlichen Religion nicht nur für unwahr, 
fondern zum Theil für’ gottesläfterlich erklären. 


Er koͤmt nach Goa, wo er von der Inquifition vers 
haftet wird, und im Gefängniffe einen Ehinefer kennen 
lernt, welcher ein Anhänger der algemeinen Meligion zu 
ſeyn verfichert, und Äber die Wunder, Auferfiehung und 
andere chriftliche Glaubendartikel ſpottet. 

Die 


676 Utteratur dee Reifen. 2. 


Die Inquiſition ſchickt ihn nah Liffabon, aber anf 
ber Reife wirb er von den Seeräubern gefangen, unter 
denen er einen Nenegaten antrift, welcher bie ihm por 
getvorfene Neligionsveränderung dadurch rechtfertigt, daß 
er behauptet, deine Religion koͤnne einem vernünftigen 
Menſchen genug thun, und die chriftliche fey vorzäglic 
auf Erdichtungen gegrändet. Diefer Türk erzählt die Far 
bel von ben Bienen, welde man für ben ſchaͤndlichſin 
Theil des ganzen Buchs haͤlt. 


Ich mag fie nicht wieder erzählen, und überhaupt 
Ast mehr auszeichnen; w wer fie aber lefen will, der kan 
fie in Baumgartens Nachrichten von- einer Halliſchen 
Bibliothek III. &. 124. finden, welcher fich nicht gefchenet 
hat, einen ausführlichern Auszug aus diefem Bude, is 
weldiem auch, nach der Meife der Romane, eine Lie 
besgefchichte eingewebt iſt, zu liefern - Jahrzahlen bat 
der Verf. nicht angegeben, nur fagt er, er fey 1663. nach 
Goa und 1669. ins Gefängniß der Inguifition gekommen, 


Aber überfläfft ig ift es auch noch nicht, bier gelegents 
lich zu erinnern, daß jene Fabel von den Bienen, eine 
Doppelte, oder gar dDreyfache, Irrung veranlafjet hat. 
Erſtlich ift fie mit derjenigen Fabel verwechfelt worden, 
deren Verfaſſer der bey den Theologen übel berüchtigte 
Bernbard de Mandeville if. Aber bdeffen Dichtung 
geht nicht eigentlicy wider die Religion, und bat allers 
Bings einige Wahrheit zum Grunde Wahr ift unb bleibt, 
ed, daß der Luxus, zumal in großen Staaten, auf mehr 
ald eine Weife nußet, und alfo nicht ganz vertilget wer» 
den dürfte, fald auch dieß möglich wäre. ' 


; ber fo wie einige Moralifien, weil fie bemerkt hats 
ten, Daß Lurus in Verſchwendung und andere Uebel and 
arten Fan, fo heftig. wider denfelben geredet haben, daß 

es 


$3. Voyages, de Jaques Muffe. 677 


es faſt fcheint, als ob fie alle Eultur, Feinheit der Si 
ten und die fo genanten ſchoͤnen Künfte vertilgen und uns 
wieder zur Barbarey zurüc führen wolten, fo haben eis 
.wige. Politiker, weil fie fich überzeugt hatten, daß der Zus 
xus nuße, und daß fo gar manches, was die firenge Mo⸗ 
ral misbilligt, dem Staate mehr Vortheile ald Nachthei⸗ 
le: veranlaffet, fo unvorfichtig geredet, daß es fcheint, als 
ob fie allen Ausfchweifungen und Laftern Thore und Thüs 
se oͤfnen wolten. Beyde haben fi) ven der Wahrheit 
ge weit, aber nad) entgegengefettter Nichtung , entfernt. 


Zu den erfien gehört befantlih Rouſſeau, zu den 
Testen Mandeville. Mer defin Meynung kennen und 
unterſuchen will, nehme folgende Ausgabe, welche ich felbft 
beſi ige: La fable des abeilles, ou les fripons devenus hon- 
‚netes gens. Avec le commentaire, ‘oü l’on prouve due 
les vices des particuliers tendent à Pavantage du’ public, 
Traduit de l’Anglois. Sur la fixieme edition. A Londres 
j 3740. a kleine Theile in 12, | 


- Man vergleihe Dunfels Nachrichten von Gelehrten. 
1. e 100 und 721. II. ©.737. IL S. 910. Nachricht 
von Buüchern der Stolliſchen Bibliothek I. &, 
‚512. Freytag analecta p.329. Kilienthals theologifcye 
Biblioth. ©. 330. von Windheim Götting. philoſophi⸗ 
‚ ſche Bibliothek II. ©. 512. welcher die für und wider 
"Mandeville gedruckten Schriften in chronologiſcher Ord⸗ 
wung erzählt. Walch compend. hiflor. ecclefiafl. recen- 
eifimae p.136. Vogt catalog. libror. rar.: p. 276, wels 
cher aber den Mandeville mit dem Jaq. Maſſe, der 
doc) ©. 446. befonders genant iſt, verwechfelt hat. 
Die andere Irrung, welche hier angezeigt zu werben 
verdient, ift diefe. Diejenigen, welche die beyden eben 
genannten Schriftſteller verwechfelt, . ober nur für eine 
’ Pers 


678 Aitteratur ber Reiſen. 4. 


Perſon gehalten haben, haben zum Theil ben Mande⸗ 
ville, weil er in England gelebt, und in engliſcher Spra⸗ 
che gefchrieben hat, für einen Engländer, und alfo auf 
den Verfaſſer der Voyages de J. Maflä für einen Engläw 
der angegeben. Über letzter war ein Sranzod, und Man 
deville war zu Dorbdrecht in Holland gebohren. . 

Noch ein dritter Irthum, wozu jene Schriften An 
InB gegeben haben, ift in den Briefen, die neueſte 
Litteratur betreffend XI. S. 239. verfpottet wor 


"dem, Es Hat nämlich jemand den zweyten Theil der ans 


geführten Mandevillefchen Schriften, ‚unter dem Xitel: 
Butis Shaftesbnry (und noch dazu ſehr fchlecht) 
überfegt, weil er fich eingebilbet hat, es fey darin eine 
ernſtliche Vertheibigung der chriftlichen Moral zu finden. 
: Mber ich kehre nun zu der erdichteten. Reife zurüd, weis 
che ich anzuzeigen. habe. 

Der Verfaſſer ift gewiß Simon Tyſſot Se Patot, 
ein aus Frankreich entflohener Reformirter, Profeffor der 
Mathematik zu Deventer. Er giebt dieß felbft zu vers 
ſtehn in feinen Lettres choifics, welche 1727 in 2 Octab⸗ 
bänden im Haag gedrudt und von Baumgarten in ſei⸗ 
ner Bibliothe II. S. 155. angezeigt find, In dieſen 
berfcht auch, in gleicher Schreibart, dieſelbige Spoͤtterey 
"auf die chriftliche Religion, und eben in diefem Geſchmab⸗ 
Be bat er auch 1723 eine Rede zu Deventer halten wels 
Im, welche aber die Curatoren bes Gymnafiums unters 
fagt haben. Sie foll in Journal litteraire T. 12. Pı. 
-p 154. abgedrucdt feyn. Mehr babe ich noch zur Zeit 
von !diefem Manne nicht auffinden koͤnnen. 


Daß aber diejenigen irren, welche mit dem Recenſen⸗ 
ten in dm Hamburgfchen Berichten von gel. Em 
hen 1751. ©.718. meinen, Ka. Mettrie ſep der Wew 

Ä faſ⸗ 


53. Voyages de Jaques Mall, 679 


faſſer jener Meifebefchreibung, das laͤßt ſich mit unläugs 
baren Gründen ermeifn. Denn fo leicht Spöttereyen wis 
der die Religion find, fo feen fie doch mehr Verſtand 
woraus, ald La Mettrie zu der Zeit haben konte, als 
jenes Buch zum erften mal gedruct ward. Damals war 
er nur ein Jahr alt, 


- &o viel mir jeßt befant ift, ift die erfie Ausgabe 
diejenige, welche ich" aus der Univerfitäts s Bibliothek vor 
mir habe, deren Titel ich dieſem Aufſatze vorgefeht habe. 
Sie ift dadurch kentlich, daB auf dem Titelblatte, als 
Zierbild, die fphacra armillaris zu fehn ift, und -daß die 
legte Seite mit Bleiner Schrift gedrudt if. Proſp. 
Marchand fagt in feinem Dictionaire hiftorique. I. p. 
318, fie fey nicht zu Bourdeaux, fondern im Haag ges 
druckt worden, bey einem Buchhändler, welcher in hetero⸗ 
doxe Buͤcher verliebt geweien wäre. | 


Diefe Ausgabe iſt noch in demfelbigen Fahre zwey 
mal nachgedruckt worden; naͤmlich A Cologne, chez Jaques 
Kainkus, auch 508 Seiten in 12. Ein feiner Buchdruders 
ſtock flellet den Merkur mit feinem Stabe und einem Gelbe . 
beutel, und in der Entfernung ein Schiff auf dem Meere 
‚vor, mit ber Ueberfchrift: erudit et ditat. S. Ham 
Burg. Berichte 1752. S. 361. Der andere Nachdruck 
iſt A Bourdeaux chez Jaques L' Aveugle. Diefer hat grös 
bere Echrift, und ift, nach aller Wahrſcheinlichkeit, im 
Reutfchland gemacht worden. 


Die vierte Auflage iſt: A Rouen 1734, welche Vogt, 
Stuck und andere anführen. Die fünfte Ausgabe befite 
ich felbfi: L’Utopie, chez Jaques L’Aveugle, 1760. 8. 
welche, nad) dem Papiere und den Lettern zu urtheilen, 
in Teutichland gedrudt if. Sie unterfcheidet ſich auch 
dadurch, daß fie in zwey Bändchen abgetheilt ift, deren 


erſtes 


680 Utteratur der Reiſen. 4. 


erfles 271, das andere 232 Seiten hat. Man Liefer fie 
angezeigt in Götting. gel. Unzeigen 1760. €, 1056, 

Daß dieſes Buch fo oft und an fo vielen Orten ge 
bruckt worden, beweifet freylich, daß im Anfange dis vers 
floffenen Sahrhunderts eine größere Neugier nach Spoͤt⸗ 
terenen dieſer Art geherfcht hät, ald zu unferer Zeit, web 
che Reine neue, die nicht ſchon oft genug widerlegt wor 
den, zu erwarten ‚hat. Inzwiſchen zweifle ich doch, daß 
Vogt dieſe Reifebefchreibung. mit Recht zu den feltenen 
Büchern gerechnet bat. | 

So gar if davon eine englifche und teutfche Ueber⸗ 
ſetzung vorhanden. Die erfie hat Whatley gemadıt und 
1733. in 12. drucken laffen, wie in den neuen Leipzig. 
‚Seit. von dem genanten Jahte S. 403. gemeldet iſt. 

. Die teutfche Ueberfeßung, welche auf unferer Unis 
verſitaͤts⸗ Bibliothek vorhanden ift, hat den Titel, welchen 
ich oben bereits volftändig angezeigt Babe. ch erinnere 
dabey, daß der Ueberfeger deu Verfaſſer Marton, niet 
Merten, wie Dunfel meinte, genant hat, 

Sie ift wiederum in Goͤrlitz 1751. aufgelegt worden, 
©. Hamburg. Berichte 1751. S. 718 und 1752. ©. 
361. Der Ueberfeer bat die Vorrede der franzoͤſiſchen 
Ausgaben weggelaffen, aud bie Einthellung in Kapiteln 
und ihre Ueberfchriften, auch einige Kleinigkeiten hat er 
nicht uͤberſetzt; aber die anftößigen Stellen hat er alk 
unverändert geliefert. 


= ze 
u 


Dieſem Artikel will ich noch eine Nachricht von ben 


beyden oben genanten erdichteten Reiſen aus neuerer Zeit 


beyfügen. 
Tra- 


53. Voyager de. jaques Mafle. 681 


Travels. through Holland, Flanders, Germany, Den- 
mark , Sweden, Lapland, Ruflia, the Ukraine and Poland, 
in the years 1768, 1769 and 1770. — — . By Jofeph 
Mar/hall, Esq. London, 1772..uud 1773. 4Xheile in 8. 


- Man fehe Stu S. 146. Nr. 681.682: Angezeigt 
find dieſe Reifen von Haller in Goͤtting. gelehrten Anzei⸗ 
gm, 1773. ©. 905. 930. 969, and von mir in Phoſital. 
dkon. Bibltothet. IV. ©. 159. 


Den Anfang einer franjoſi ſchen Ueberſetzung hat der 
bekante Pingeron unter folgendem Titel drucken laſſen: 
Voyage dans la partie feptentrionale de l' Europe, Paris 
1775. bey Dorez in 8. ber darin fol nur die Reife 
Durch die Niederlande enthalten feyn und eine Fortſetzung 
iſt nicht erfolgt. S. Boucher I. S. 322. 


Ein Auszug aus ber Neile durch Schweden und Däs 
nemark fell ſich bey der franzöfifchen Ueberfegung von 
Swintons Reife befinden; Paris 1798. 2 Theile in 8. S. 
Boucher I, &.421, weldyer den Engländer als einen der 
beffern englifchen Landwirthe preifet, aber ihm auch einige 
grobe Unwahrheiten vorruͤckt. 


Mon der teutfchen Ueberfegung, welche, wie Meuſel 
meldet, von Samuel Wilb. Turner, reformirtem Pres 
Diger in Danzig, ift, iſt der erfie Theil zum erſten mal 
1773, und zum andern mal 1776 zu Danzig bey Webel 
gedruckt worden. Ihm folgte des zweyte 1774, ber drits 
te 1775 und ber vierte 1778. in 8. 


Der Ueberfeßer, welcher fidy nicht genant bat, hat 
in feiner DBorrede nnd in feinen fparfamen Anmerkungen 
manche Unrichtigfeiten gerüget. und verbeffert; aber ben 
Titel der Urfchrift hat er nicht angezeigt. 


Dedmann's kittevat. d. Reiſ. 4 VYy Die⸗ 


682 Litteratur dee Reifen, 4. " 


Dieſe Reiſen find: angenehm und mit ſolcher Zuver⸗ 
fit gefchrieben, daß man fie. leicht für aͤcht halten Tan. 
Aber wahr ift, daß ſo grobe Fehler und Unrichtigkeiten 
in der Schreibart der Namen, auch folche offenbare ges 
graphiſche Uuwahrheiten darin vorkommen, welche einım 
Gelehrten, zumal der ſelbſt die unrichtig angegebenen Eus 
ter bereifet bat, kaum möglich zu ſeyn ſcheinen. 

Vianen ſoll noch jetzt ber laͤngſt ausgeſlotbenen Su 
milie von Brederode, aber nicht, wie.der V. auedrädli 
binzufegt,.den Hollaͤudern gehören. Herzogenbufch fol an 
dem ‚Zufammenfluß der Släffe Domniel, Aa und Dief, 
welchen der Verf. Drefe nennet, liegen; da doch nur die 
beyden erſten Stroͤhme dort zuſammen fließen ‚und den 
Namen Dieſt erhalten. 

Schon Yaller hat deswegen Argwohn gefoßt, weil 
der Verf. an mandjen Orten Perfonen wohnhaft gefunden 
haben will, welche Body bafelbft nie gelebt Haben. ©: 
Gdtting. gel. Anzeigen 1773. S. 1319. Eo vem 
fihherte auch mir einer meiner Zuhörer, Beſitzer eines 
Zandguts bey Herzogenbuſch, daß die ganze Erzählung, 

von Hauptmann Rey und den Pfatziſchen Coloniſten, ei⸗ 
ne Erdichtung ſey. Ä 

Inzwiſchen finde ich fie doch fchon im Commerce de 
la Hollande, par l’auteur des Iutéerets des nations, Am- 
fterd. 1768. gr.12. ©.40, and welchem Buche ſehr viel 
in die erdichtete Neifebefchreibung übergetragen iſt. 

Waller fchrieb in den Gdtting. gel. Anzeigen 
1773. ©. 1317, er wife, Daß der neulich verftorbene 
Narfbell viel von Hoͤrenſagen nachgefchrieben habe. 
Wendeborn I. &.266. fagt: Arthur Noung fol der 
Merf. diejer Reifen feyn, aber man findet fie nicht unter 
deu Schriften diefed um nüßliche Kentniffe fehr verdien⸗ 

ten 


53. -Voyages de Jaques Malle, 693 


ten Mannes in Reuß gelchriem England. Sabricius ik 
' Briefen aus London S. 205, Volkmann in Reifen durch 
Die Niederlande ©. 32, Eckard in Regifter zu den Gott. 
8. U. und andere geben mit wiel: mehr Wahrſcheinlichkeit 
"Den 1775 geftorbenen Job: Hill für den Verf. an. 


Der harte Vorwurf, welchen id) Diefem gemacht has 
be, wird durch des Sabricius Zeugniß gerechtfertigt. Ju 
Der Vorrede zu Species infectorum 1. p.8. fagt dieſer: 
At damnandae memoriae John Hill, qui decadem infe- 

&ofum Londini 1773. 4: figuris fictitiis edidit.. 


% 4 * 


| Defeription of the island Formofa. Lond, 1764. 4. 
Ich habe nur die frangdfifche Ueberſetzung, und die zweya 
te Ausgabe ber Memoirs vor mir. 


Defcription de l’ile Formofa en Ale. Du gouver- 
nement, des loix, des moeurs et de la religion des ha- 
bitans; dreffee fur les memoires du fieur George Pfal- 
‚manaazars, natif de cette ile. Avec une ample et ex. 
adte relation de fes voiages dans plußeurs endroits de l’Eu- 
rope, de la perf£cution qu' il y a foufferte, de la part des 
Jefuitcs d’Avignon, et des raifons qui l' ont porte à abju- 
rer le paganisme, et 3 embraffer la religion Chretienne 
seforınee. Par le ſieur N. F. D. B. R. Enrichie de cartes 
et de Agures, Amfterd. 1705. 406 Seiten in 13, ohne die 
‚lange Vorrede und den Inhalt. Stuck nennet eine Aus⸗ 
gabe von 1708, und Boucher eine von 1712. in 12. 


Memoirs of — — commonly kuown by the name of 
George Pfalmanazar ; a reputed native of Formoſa. 
Weitten by himfelf, ia arder to be publifbed after his 

Dy 2 death; 


684 . .kitteratur der Meifen. 4. 

death; containing an account of his education, travch, 
adventures, connections, literary produdtions, .and pre. 
tended converfion from heathenisın to chriftianity; which 
laſt proved the occafion cf. his being brought over into 
this kinglom, and .pafling for a profelyte, and a meniber 
of the church of England. The fecond edition. London 
1765. 307 Seiten in 8. mit dem vorgeſetzten Bildniß te 
Pſalmanazars; denn fd hat er felbft den Namen ge 
ſchrieben, in welchem der franzdfifche Ueberfeger das A. 
der dritten Sylbe verdoppelt hat. 

In den Memoirs findet man erft eine Vorrede dei 
ungenanten Herausgebers ; dann das Xeflament des V. 
Seite 9, die Vorrede deffelben und S. 55 feine Memoin. 
In dieſen bat er gefliffentlich feinen Familien: Namen, 
ſein Väterland und Geburtsjahr verfchwiegen. Ein gros 


Ber Theil befteht aus Betrachtungen | über die Gründe ber | 


chriftlichen Secten. 
Weil er aber fein Teſtament v 23. april 1752, wie 


er ſagt, im 73ften Jahre unterſchrieben hat; weil er, noch 


ſeiner Angabe, im I9ten Jahre nach England gekommen 
iſt, und weil die erſte Ausgabe der Beſchreibung der J. 
Formoſa ſchon 1704 gedruckt worden iſt, fo muß er bu 
reits in feinem 24ſten Jahre den Betrug ganz ausgearbeis 
tet gehabt haben, und dann fan man ſich der Verwunde⸗ 
rung nicht erwehren Über die Jugend, Geſchicklichkeit und 
Dreiſtigkeit eined ſolchen Betruͤgers, und über die Leicht⸗ 
gläupigkeit derer, welche ihn perfönlic) befragen konten; 
wie wohl er felbft nicht. leugnet, daß ihn mandye für er 
nen Teutfchen, andere für einen Schweden oder Daͤnen 
gehalten haben, da er doch nie weiter nad) Norden, ald 
bis an den Rhein und bis Morkfhire gelommen ſey. 
I In Works of Mill. King I. S. 133. lieſet men, e 
im im Jahre 1763. in einem Alter van 84 Jahren geflorben. 


. | au 


53. Voyages de Jaques Mafle, 685 


Zu serwundern ift doch, daß noch Boucher de la 
Richarderie in Bibliothèque des voyages. V. p. 289. dies 
fe erdichtete Beichreibung der Inſel Zormoſa fuͤr wahr 
gehalten, und deswegen daraus einen Auszug gemacht hat. 


Die teutſche Ueberſetzung, welche Stud S. 241. ans 
führt, habe ich noch nicht geſehn; Hiſtoriſche und geo⸗ 
„graphifche Beſchreibung der. Inſel Formoſa. Aus dem 
2„Englifchen von Phil. Georg Häbner. Fraukf. u, Leipzig. 
1216. 8. mit Rupfern.” 

WVUebrigens vergleihe man Gdtting, gel. Anzeis 
. gen. 1765. S. 1040. Hallifche Zeitung 1766. ©. 
831. und Altonaer gelehrten Merkur. 1765. St. 4. 


Vo 3 | JA 


685 Kitteratur der Reifen. 4. 


| 54. Ä > 
Noannis Biſſelii e focietate Jeſu argouauticon Ameries. 
norum, five hiſtoriae periculorum Petri de Victoris 
ac fociorum ejus, Libri XV, Gedani, proſtant apud 
Aegidium Janſſonii a Waesberge. 1698. Außer ba 
Morreden und Regiftern 405 Seiten in 12. 





Mens Govea de Victoria, aus einer. vornehmen 
Spaniſchen Familie, gebohren zu Sevilla, faßte früh ben 
feſten Vorfaß, nach Amerika, und befonders nad Peru, 
zu reifen, von welchem Lande & fo viel wunderbares er» 
zählen gehört, und befchrieben gelefen hatte. 

Dieß wolte ihm fein Vater nicht geftatten, aber nad 
defien Tode wußte er, durch befiändiges Bitten, bie 
Mutter dahin zu bewegen, daß fie in feine Reife einmils 
ligte. Er trat fie an, als er noch nicht dreyzehn Jahre 
alt war. | 

Gleich der Anfang ward. ihm durdy allerley Unfälle 
fo fauer gemacht, daß er fich des Vorwurfs des jugend 
lichen Leichtfinnes nicht erwehren fonte, Je weiter er kam, 
defto mehr häuften ſich die Ungluͤcksfaͤlle und Gefährlich, 
keiten. 

Das Schiff, was ihn nach dem erwuͤnſchten Amerika 
bringen folte, ward mehr als einmal von.. englifchen und 
ſchottiſchen Kriegsfchiffen feindlich angegriffen. Oft ward 
er vom Schiffer betrogen und vom Schifpvolke übel br 

bau 


N 


54. Biſſelũ argonsntican, 687 


handelt. m fo genanten. ſtillen Meere litte er Echife 
bruch, und mußte unter beftändiger Gefahr von reißenden 
Ihieren und den fo gendnten Wilden, von Dunger und 
Durſt, von giftigen Pflanzen, welche er aus Noth gm 
noffen hatte, von hoͤchſt ſchmerzhaften Krankheiten, bald 
zu Waller, bald zu Lande, Die Reife nach Peru machen. 
So Fam er ganz errnaitet, Aberfätigt von der Ber 
gierde zu reifen, und mit‘ der völligen Ueberzengung, daß 
alles eitel fey,, in Lima an; da fuchte er fihere Ruhe 
bey bei. Jeſuiten, weiche ihn ben 19. September 2597. in 
ihren Orden aufnahmen, . Ä 
Inzwiſchen trieb ihn doch bie Sehnfucht nach feinen 
Vaterlande zur Ruͤckreiſe an, und es gluͤckte ibm, im 
Jahre 1610, oder ungefähr um dieſes Jahr, wieder in 
Geville anzukommen (1), 
| In diefem Jahre ließ er Die Erzaͤhlung von feinen 
audgeltandenen Mühfeligleiten, welche er ſchon zu Lima, 
im Collegium der Sefuiten in fpanifcher Sprache aufgen 
fehrieben hatte, drucken, In Antonii bibliötheca Hifpa- 
zıa nova, Matriti. 1788. fol, tom.II. p, 199. iſt der Titel 
fo angegeben: Su naufragio, y peregrinacion cn la cofta del 
Piru. ı610. in 8. Eben bafelbfl liefet man, er fey zu Ges 
villa, faft fiebenzig Jahr alt, geftorben. i 
Diefe Reifebefhreibung hat er felbft Tateinifch übers 
fett , welche Ueberfegung er dem Anton zu leſen gegeben 
Bat, der aber hinzufeßt, fie fey nicht gedruckt worden. 
Hingegen eine teutfche Weberfegung If zu Ingolſtadt 
gedruckt worden, aber Diefe foll, wie Biffel verfichert, 
fehr 


(1) ©. Bibliorheca feriptorum focietatis Jelu, edit. Sotvel« 
li, Romae. 1676, fol. pag. 674. | i 
.Dy4 


688 Vitteratur bee Reiſen. 4. 


ſehr unangenehm zw leſen ſeyn, ſoll manche ganz unters 
ſtaͤnbliche Stellen, auch hin und wieder Wiberſpruͤche has 
ben. Wenigſtens ſagt dieſer, daß er beöwegen ſich zur 
Umarbeitung derſelben in der lateiniſchen Spreche ents 
ſchloſſen habe. 

Diefer Johann Viſſel iſt 1601 zu Vabenhauſen i in 
Schwaben gebohren worden; iſt 1621 in den Jeſuiter 
Orden getreten, bat. an mehren. Orten Poefte, Rhetorit 
und Xheologie gelehrt, und iſt 1677 geftorben. 


Dermuthlich hat er ‚die Bearbeitung jener Reiſebe⸗ 

f&hreibung nit fo wohl aus Weberjeugung von ihrem 
innern Werthe, als viel mehr aus Wunſch, das Anden⸗ 
ken eines Ordensbruders zu ehren, uͤbernommen. Viel⸗ 
leicht hat er auch nur einen Gegenſtand gewuͤnſcht, bey 
welchem er feinen Wit, feine Fertigkeit in Der lateiniſcher 
Sprache, und feine Kentniß der Alterthuͤmer anbringen 
koͤnte. 
Die ſpaniſche Urſchrift ſcheint er nicht gehabt zu has 
ben, weil er fagt,- er wiſſe nicht, ob die Undeutlichkeit 
der Ueberfegung dem Merfaffer, oder dem teutfchen Webers 
feßer anzurechnen fey. 

Er ruͤhmt ſich, daß er alles zu verbeflern, und aus 
andern Schriften, welche er angeführt hat, zu erklären, 
zu beftätigen, und zu ergänzen, und Die letten Bücher 
abzulürzen gefucht habe, 

Ueberal blickt das Beftreben hervor, ſchoͤne lateiniſche 
Redensarten, Stellen aus roͤmiſchen Schriftſtellern, Ars 
ſpielungen auf roͤmiſche Alterthuͤmer und Mytholegie, 
und Witzeleyen anzubringen, und ſein Dichtertalent leuch⸗ 
ten zu laſſen (2). ; 

Die 


(2) Unter feinen nahlreichen Schriften find manche Poeſien. 
Auf 


sa Bifleki ergonantioon. 889 


N Die würde: eine große Sünde geweſen ſeyn, wenn 
die Reife des Spaniers irgend etwas wichtiges enthielte. 
Aber ſie erſcheint hier ganz ‚ohne allen Werth, fo daß fo 
gar ein Dichter fie nicht "dat verderben konnen. 


.Nichts weiter als affectirte. Schilderungen, nicht uns 
gewöhnlicher Unfälle; Auszüge aus bekanten: Büchern von 
der Geographie und Gefhichte der amerikaniſchen Staaı 
ten; eingefhaltete Reden, wie im Livius; aud) mohl Ges 
Dether; dann auch Klagen Über Betrügereien des Schifs- 

volks, denen der Juͤngling nicht auszuweichen verſtand; 
auch wohl praleriſche Erhebungen ſeiner Entſchluͤſſe und 
Thaten, und dergleichen mehr. Weil Govea das Berg⸗ 
werk bey Potoſi beſucht hat," ſo folte man von daher et⸗ 
was erwarten, was nicht ſchon vor ihm bekant gemefen 
wäre. Aber auch da ift nichts neues, nichts wichtiges 
zu finden. 


. &o habe ich denn hier weiter nichts zu melden, «als 
.nur ein Paar Worte von den Ausgaben ber Biffelfchen 
Arbeit. Die erfte ift zu Münden bey Kucas Straube 
1647. in 12. (nicht in 16, wie Stuck fagt) gedrucdt wors 
ben. Ihr iſt eine Dedication an den Grafen Serdinand 
Laurent. von Wartenberg vorgefeßt worden, worin 
man einige, jedoch nicht unbefante Nachrichten von deſſen 
Vater, dem Bapyerifchen Herzoge Scrdinand (3), liefet, 
Serner fieht da ein Brief von Biffel an Johann Sams 

fon, 


Auf unferer Univerfitäts: Bibliothek befindet fih Catalo- 
gus omnium librorum J. Billelii. Ohne Ort und Jahr: 
zahl, 2 Blätter in 8; die vielleicht vom Verleger einem 
Buche angehenft gewefen find. 

(3) S. Zuͤbners genealog. Tabelle 135. . 

4 5 


—8 Aneratur ber. Reiſen. 4. 


fon, welcher, fo wie bie Dedication,. zu Manchen 1647 
im September unterfchrieben iſt. 


Die andere Ausgobe, deren Titel ich volfländig here 
geſetzt habe, iſt nichts weiter als ein Nachdruck. Er ik 
nicht zu Danzig, fondern zu Umſterdam gedruckt worden, 
wie Bayle (4) verfihert, und wie auch der Name des 
betauten Verlegers beweiſet. 


Boucher de la Richarderie hat weder den Gove⸗ 


noch den Biſſel genant. 


(4) Leures de M. Bayle avec des remarques par Des. Mai- 
zeaux, Amiferd, 1729. a8. II. p.6gı. 


55. 


ss. Meiſter orientaliſch. Laſtgärtner. 7) 





55. 


: Der orientalifeh » Indianifcher Kunfl-. und. Cufl» Gärtner, 
doas iſt, eine aufrichtige Befchreibung derer meiſten 
indianiſchen, als auf Java major, Malacca und- Jap» 
pon wachfenden Gewürze Frucht, und Blümen : Bäus 
me, wie auch anderer raren Blumen, Kräuter und 
Stauden-Gewaͤchſe, famt ihren Samen, nebſt umbe 
fändigen Bericht derofelben indianifchen Namen, io 
wohl ihrer in der Medicin als Oekonomie und ge⸗ 
meinem Leben mit ſich fuͤhrendem Gebrauch und Nut⸗ 
zen, wie auch noch andere denkwuͤrdige Anmerkungen, 
was bey des Autoris zweymaliger Reiſe nach Jappau, 
von Java major, oder Batavia, laͤngſt derer. Kuͤſten 
Sina, Siam und rüchwerts über . Malacca, daſelbſten 
geſehen und fleiffig obfervirt worden. auch vermütelft 
unterſchiedlicher fohöner ind Kupfer ‚gebrachter india⸗ 
nifcher Ziguren von Bäumen, Gewächfen, Kräutern, 
Blumen und Nationen entworfen und fürgefellet 
durd George Meiftern, dieſer Zeit churfl. Saͤchſ. 
.. beftalten indianischen Kunſt ⸗ und Luft» Gärtner. Drefs 
den, in Verlegung des Autoris, druckts Job. Niebel, 
1692. Außer der Dorrede, den Kupfern und dem Re⸗ 
giſter, 310 Seiten in 4. 


N. Litteratur ber Reifen enthält unzählige Weweife, 
daß die. Gelegenheit, ausländifche Seltenheiten betrachten, 


unterſuchen, deſchreiben, abbilden nad ſammeln zu kbu⸗ 
nl nen, 


693. Uiltteratur der Reifen. * 


nen, am dfterfien ſolchen Perfonen zu Theil wird, welche 
dazu nicht die erfoderlihe KAentniß, und, bey dem Mans 
gel derfeiben, nicht einmal die Neigung dazu haben, ober 
welchen zwar nicht der Wille, wohl aber die Geſchicklich⸗ 
keit fehlt, das ift, welche gern die Gelegenheit nützen moͤch⸗ 
ten, aber fie zu nuͤtzen nicht gelernt haben, .und affo.u 
fpät begreifen, daB mehr als gefunde Augen noͤthig find, 
um nüßliche Beobachtungen zu machen. 

Das eigenfinnige,  mißgänftige Schickſal! es giebt 
Neichthuͤmer denen, welche fie nicht vernänftig zu nügen 
verſtehn, und vorenthält fie denen, welche fie gern zum 
Bellen des Baterlandes anwenden möchten; und mens 
noch jetzt ein reicher Meifender einen Begleiter fucht, fo 
faͤlt faſt immer die Wahl auf einen Mann, weicher nichts 
weiter als Begleiter ſeyn kan; und Gönner und Freunde 
find gemeiniglich niche im Stande, eine ſolche Gelegenheit 
demjenigen aufzufinden, welcher Geſchick und Sehntuht, 
ader nicht eigene Mittel hat, zum Nuten der Wiſſenſchaf⸗ 
ten: and des Vaterlandes zu reifen. 


Diefe Betrachtung hat mir die Neifebefcbreibung, wels 
che ich anzuzeigen habe, erneuert. Ihr Verfaſſer war ein 
Gärtner, welcher Muth hatte nach Dilindien zu gehn, 
un dort merkwürdige Pflanzen kennen zu lernen, und 
welcher dazu bey feinem vieljährigen Aufenthalte in jenem 
Welttheile die bequemſte Gelegenheit erhielt. 


Aber er war nichts weiter als Gaͤrtner. Von der 
Botanik, die in ſeinem Zeitalter vortreflich bearbeitet ward, 
verſtand er gar nichts, Alſo war er richt fühig von den 
feltenen Gewächfen, mit deren Eultur er ſich zehn Jahre 
befchäftigte,. folche Beichreibungen, noch, ungeachtet ee 
zeichnen gelernt hatte, folche Abbildungen zu machen, 
daß darnach die Pflanzen ſyſtematiſch beſtimmet werden 
wu Tons 


⸗ 


55. Meifter orientaliſch.⸗ Luſtgaͤrtner. 693. 


konten. Er mußte ſich wit den indiſchen Namen, welche 
er noch weniger als ſeine Mutterſprache zu ſchreiben ver⸗ 
ffand, behelfen. 


Seine Zeichnungen find Bilder, denen nn man es zwar 
anfehn kan, daß er fie nach der Natur. zu machen geſucht 
hat, und welche auch manche Theile der Gewaͤchſe, vors 
nehmlich die Früchte, gut genug vorflellen, aber zu mans 
gelpaft find, als daß der Botaniker Kenzeichen daraus abs 
» feiten koͤnte, und auf fie im Soſtem ſicher verweifen bürfs 
fe. Dieß haben Breyn, Kaller (1), Kinne und andere 
beklagt. Was hätte, fagen fie, dieſer Mann leiften koͤn⸗ 


men, wenn er eine wiffenfchaftliche Vorbereitung zu ‚einer 
foldyen Reife gehabt hätte! 


. Inzwifiben bleibt doch das SEprichwort wahr: ſaepe 
‚etiam eſt o'itor valde opportuna locutus. Allerdings fin⸗ 
det man auch hier, unter dem Wuſte unbrauchbarer, in 
‚einer fehlerhaften, oft eckelhaften Echreibart, ſchwimmen⸗ 
der Kleinigkeiten, mandıe nutzbare Körner. Don diefen 
. will idy einige, welche ich ausgefiſchet habe, zum Beweis 
: fe anführen; vorher aber will ih, was mir von des Ders 
Ä faſſers Schickſalen bekant iſt, angeben. | 


Grorg Hieifter war ein Thuͤringer, und wie ich 
nach ©. 3. vermutbe, in Sondershaufen gebohren. Nach⸗ 
dem er ein Paar Jahre als Gaͤrtner gedient hatte, ging 


er 


(1) Biblioth. botan. I. p. in. Methodus ſtudii medici pag. 
209. Meiſter vir analphabetas adeo olitorie deſcripſit 
et depinxit, quae viderat pulcerrima, adeo barbaris 
ufus elt nominibus, adeo parnm addidit obſervatio- 
num, ut Jabor omnino inutilis fi. — DBreyn bat 
unfern Meifter einige mal mit Chre genant in Prodrom. 
fasciculi rar. planıar. ſecundus. Gedani. 1689. 4, p. 27. ' 

98. 101. 102,. 


css Litteratur der Melfen 4. 


er 1677 nad) Holland, wo er den feſten Vorſatz fake, 
nach Dflindien zu reifen. 

Ben Ermangelung einer bequemern Gelegenheit, ließ 
er ſich bey der Handlungogeſelſchaft auf ſieben Jahre als 
Soldat annehmen. 

Die Abreiſe geſchah den 9. May bes genanten Jahri. 
Ein Gluͤck für ihn war, daß der Kapitain den Einfal 
hatte, allerley Küchengewächfe auf dem Schiffe für feine 
Tafel zu ziehen, und daß bdiefer ihn zum Schifgaͤrtner 
wählte. Dieß erleichterte ihm fein Schickſal ungemein. 
Die heillofe Lebensart des Schifvolks, welche er nur gar 
zu natuͤrlich befchrieben bat, zeigte ihm, was er wärde 
gelitten haben, wenn ihn feine Kentniffe nicht aus geſchie⸗ 
den haͤtten. 

Nach feiner Ankunft in JIndien war er freylich nichts 
mebr ald gemeiner Soldat, aber auch ba rettete ihn balb, 
feine Gaͤrtnerey. Durdy diefe ward er in Batavia dem . 
Andre. Lleyer befant, welcher ihn als Gärtner annahm, 
und durch ihn feinen Garten mit den merkwuͤrdigſten Pflans 
zen bereichern ließ, wozu ihm Geld und Sklaven , welde 
er, wie er fagt, nad) Landes Gebrauch, mit einem indie 
uifchen Nohre tapfer abprügeln lafjen konte, reichlich ber 
willigt wurden. 

Auf Cleyers VBeranftaltung reifete er im J. 1682 
nach Japan, und in den Fahren 1685 bis 1687. begleis 
tete er ihn ſelbſt dahin, als fein Hofmeifter. 


Aber in dem zuletzt genanten Jahre trat er feine Rüds 
reife nad) Europa an. Auch dieſe, welche er, nach ben 
Geſetzen der Geſelſchaft, als Soldat hätte machen muͤſ⸗ 
fen, ward ihm durch die guten Empfehlungen derer, wel 


en er mit feiner Kunſt gedient hatte, und derer, welcde 
durch 


55. Meifter ortentafifch. Luſtgärtner. 695 


durch ihn Gewaͤchſe und Samen an den Prinzen von Ora⸗ 
nien, an den dotaniſchen Garten in Amſterdam, und an 
viele Gelehrte in Europa fchidten, gar fehr erleichtert. 


Er kam im Anguſt 1688 in Amſterdam an. Das 
felbft erhielt er von der Geſelſchaft den in eilf Jahren 
als Soldat verdienten Lohn; 1340 Gulden, welche er ſich, 
bey dem von Cleyer erhaltenen Jahrgelde, erſpahrt hate 
te, ohne Abzug ausgezahlt. 

Mit dieſem Reichthum bereifete er noch bie berähme: 
teſten Garten in Holland und Flandern, und im Decems 
ber 1689 kam er geſund nach Dresden zuräd, wo er bald 
ala Churfuͤrſtlicher orientalifcher Luſtgaͤrtner angefeht ward. 


Sein ber Neifebeichreibung beygedrucktes Bildniß, 
worauf der Kopf in einer ungeheuren Paruͤcke verſteckt iſt, 
bat die Jahrzahl 1691. | . 

Mich erinnern die Schickſale dieſes ehrlichen Gaͤrt⸗ 
ners an dad: litterae thefaurum eſt, et artificium nun- 
quam moritur (2); oder wie unfere Zandesleuthe fagen: 
Handwerk laͤßt nicht verderben. 


Cleyer bat un zwey vorzäglich nuͤtzliche Miffenfchafs 
ten unvergeßliche Verdienfte, um die Arzneywifienfchaft 
und um die Kräuterfunde. Jener bat er genauere Kente 
niß kräftiger oftindifcher Arzneyen, und letzterer bie Kents 
niß fehr vieler neuen Pflanzen verſchaft. Wahrſcheinlich 
finden ſich noch in unfern Gärten Abkoͤmlinge foldher Ges 
wächfe, deren Verſetzung nach Europa er zuerft bewuͤrkt 
bat. 

Hier, wo bie Rebe ift von dem Manne, welchen er 
als SHandlanger oder Gehälfen zu jenen Merdienften aufı 
zufinden gewußt und aus eigenem Vermögen gelohnt hat, 
ſcheint es Pflicht zu feyn, auch fein Andenken, welches 


(3) Pstronius pag. 168 (don 


636 : -  Lilterarue ber Reifen, 2. 


fhon Adanſon (*) und Thunberg (**) burch bie Cleye- 
2a der Nachwelt empfohlen haben, zu erneuern. Echo 
jetzt werden manche diefe Pflanzen Tennen, nicht aber dem, 
nach welchen fie genant find. Alfo folge bier, was mir 
jet von ihm befant ift. Dieß ift wenig; mögen es ande⸗ 
re ergänzen. _ 
: " Andreas Cleyer foll, wie Fächer, Haller und au 
dere ſagen, in Caſſel gebohren ſeyn. Ich veritand darum 
ter die Nefidenzftadt der Landgrafen, und vermuthete alfe 
von ihm einen Arktikel in des fleißigen H. Stricders Heſ⸗ 
ſiſchem Gelehrten⸗Lexicon; aber er hat ihn gar nicht genant, 
weder unter dem Buchltaben E, noch K, noch in den Zuſat 
zen. Dennoch habe ich mic) im meiner erften Bermuthung 
nicht geirret. In einem 1727. in 4. gedruckten Verzeich⸗ 
niffe der Mitglieder der Akabemie der Naturforicer iſt er 
Caffellan. Haſſ. genant (3). 

Eleyer war Doctor der Nrzueymwiffenfchaft, und, 
nad) Fächer, oberfter Arzt bey der Haudlungsgeſelſchaft 
zu Batavia. Meiſter nante ihn Juftiziens Rath und Oben 
taufman von Japan 

Er unterhielt ans Indien ab mit vielen gelchrten Nas 
turforfchern , vornehmlich mit Botanikern, einen lehrres 
chen Briefwechjel, vorzüglich mit Mentzel in Berlin, mit 
Breyn in Danzig und mit der Akademie der Naturfors 
ſcher. Diefe hat ihn, wie ich aus dem angeführten Ben 
zeichnifje febe, im Jahre 1678 unter dem Namen Diofen 
rides, unter ihre Mitglieder aufgenommen. 2 

at 


(*) Tamilles des plantes. II. pag. 224. 
(**) Differtationes academicae. Göttingae 1709. & I. pag.& 


(3) Catalogus collegarum Academiae nat. curioſor. — — 
ab anno 1652. usque ad annum 1727. Norimbergae in 
ofbcina Endteriana et apud Engelbrechr. in q. 


— 


er. Meifter orientalifd), Luſtzaͤrtner. 697 


Das Jahr, in welchen er geftorben iſt, hohe ich nie» 
gend. finden können; auch iſt es nicht in dem angeführten 
Werzeichniffe der naturforfchenden Akademie angezeigt worben. 

Unter den von ihm nach Europa geſchickten Selten⸗ 
„heiten bat fidy vorzuͤglich das- Sapanifche Kraͤuterbuch von 
.1360 Siguren erhalten. Er ſchickte cd an Mentzel, aus 
deſſen Bücyerfamlung es in die ‚Königliche Vibliochel. zu 
Berlin, gekommen if; aber. ob diefe fo gluͤcklich gewejen 
aſt, es zu behalten, weis ich nicht (4). 

Cleyers Schriften findek:.man verzeichnet in Segaiet 
Biblioth. bot. pag.37 , in Hallers bibl. botan. 1. p. 583, 
Aiblioth. pract. 3. p. 390, und in Reußs repertorium 
“ommentat. botan. und comment. medic, weicher (eater 
Theil noch nicht gedruckt if. . 


Meifter, zu dem ich num. zurück kehre, hat von als 
len indianiichen Bäumen den Kokos am volſtaͤndigſten bes 
ſchrieben, und feine mannigfaltige Nußung erzählt, deren 
wegen. er ihn den allernäßlichften Baum nennet. Darin 
bat er wohl Recht; aber in neuern -Zeiten haben wir dag 
Aber noch genauere Berichte erhalten, vorzäglicy die von 
den befanten Paolino da 6. Bartolomeo (5). 


: Befonderd ruͤhmt Meiſter die feinen Arbeiten, wels- 
be die Chinefer in Batavia aus den vom ihnen kuͤnſtlich 
| ‚geichnits 


(4) Wer von diefem Kraͤuterbuche, und von dem aͤhnlichen, 
was Breyn gehabt bat, Nachricht wuͤnſcht, der ſehe 
Leipziger Zeitungen von gel. Sachen. 1717. 
S. 28. auch Oelrichs Entwurf einer Geſchichte der berll⸗ 
ner: Bibliothek. Berlin 1752. 8.: ©. 86. | 
(5) Man fehe Magazin dor Reifen 15. S. 164. Ich bie 
fo frey, biebey auch auf den Artikel in meiner Waaren⸗ 
kunde 1. S. 414. iu verweilen. 
Vecwannl kieterat. d. Reif. 4 3 


5 Lliteratur der Reiſen. 44 


geſchnittenen und mit Silber und Gold eingefaßten Scha⸗ 
len verfertigen, als Trinkgefäße, Löffel, - Pulverflaſchn 
Xobatpäcifen u. d., bie auch wohl in europaiſchen Samlun 
‚gen: vorkommen, 


”. Daß Muſa oder Pifang In Indien nur eit mal Fruͤch⸗ 
te trägt, und nicht Alter als ein Jahr wir®, aber an 
der Wurzel wieder zwty ober drey Staͤmme hervortreii, 
Deſtaͤtigt auch Meiſter S. 81. Freylich iſt dieß den Bee 
tanitern befant genug, aber fo unerflärliche wunderbett 
Ausnahmen darf man noch wohl auch audern: wiedber er 
zählen. 

Alſo diefee Baum iſt in feinem beißen Vaterlande ein 
zatzrliches Gewaͤchs, da er doch in der kuͤnſtlichen Min 
me unferer Gewaͤchshaͤuſer nicht felten ein Alter von funfr 
‚gig Yahren erreicht. Freylich blühet er uns nicht, und 
freylich wird die Dauer der Gewächfe durch ‚Werbätung 
Der Trächtigleit gemeiniglid) verlängert; -fo leben keuſche 
Nonnen und Wönche gemeiniglich länger, als Weiber und 
Maͤnner, welche eine zahlreidye Familie haben. 

Lange Zeit verftand man die Mittel nicht, ben Ph 
fang in’ Europa zur Bläthe zu bringen; zum erfie mal 
glächte:.dieß im J. 1731 zu Wien im Garten des Prin 
sen Eugen; :jeßt weis man es zu veranlaffen, aber aldı 
- dann ftirbt er auch ung ab. 

Gaanz anders ift ed mit dem Ricinus oder dem fo 
genanten Wunderbaun, welder in Sudien zu hoben, holy 
artigen, visljährigen Stämmen erwaͤchſt, und viele Jahre 
Fruͤchte trägt, dagegen in unfern Gärten frautartig bleibt, 
gemeiniglich jährlich reife. Früchte dringt, und darauf abe 
firbt, wie wohl er doch in Gewächshäufern mehre Sabre 
erreicht. Es giebt nody mehre Gewächfe, welche in Euro⸗ 
pa nur, jährlich und trautartig find, in Braſilien abe 

und 


4 


ss. Meifter orientaliſch. Luſtgaͤrtner. 639 


and anderır beißen Elimaten ‚a bauerhaften Bäumen ers 
wachſen. 


Noch eine andere Eigenheit des Piſang iſt, baß er 
nur unvolkommene Bluͤthen, und immer taube Fruͤchte, 
‚ohne Samen, trägt, alſo allein durch den Wurzelausſchlag 
fortdauert. Eben fo if es auch mit dem Brodbaum. 
Ich weiß , einige wenige verficdhern, eine Art, die fie eine 
wilde Art nennen, mit Samen gefunden zu haben; aber 
Der Beweis wenigftend fehlt, daß diefe Urt dee Urſtam 
Der mannigfaftigen Arten’ mit’ eBbaren Früchten if. Mir 
fcheinet Bas, was Medicus über jene Sonderbarkeit ges 
ſchrieben hat, fo mertwürdig, daß ich daran gern gelegents 
lich erinnere (6). 


&.88 ift die Rede von einem auf der malabariſchen 
Tuͤſte wild wachſenden Baume, deſſen Fruͤchte den Mane 
gas gleichen ſollen, nicht eßbar ſind, aber deren Saft 
den kraͤftigſten Leim oder Kleiſter giebt, womit Holz und 
“andere Sachen fo dauerhaft vereinigt werben, daß fie als 
Ier Witterung ausgelegt, ehr an einer andern Stelle, als 
in dem Bugen zerbrechen. Wuch ift er der fchönfte Buche 
binderkleiſter, welcher Inſekten abhält. Deswegen werden 
alle Buͤcher der Handlungsgeſelſchaft damit gemacht. 

Noch habe ich vergebens nach dem ſyſtematiſchen Na⸗ 
men dieſes Baums geforſcht, den der Verf. Grude nen⸗ 
net. Auch Böhmer (7) bat ihn nicht finden können; was 
.. man bey ihm liefert, iſt nicht mehr ald was Meiſter hat. 


Die 


; (6) Medicus Pflanzen: phyſtologiſche Abhandlangen, zweytes 
Baͤndchen, und deſſelben Beytraͤge zur Cultur ber eso> 
tiſchen Gewaͤchſe. Manheim 1806. in 1a. 
nm Techaiſche Geſchichte ber Pflanzen. 2. S. 332. 
33 3 


19 0 ‚Ya der Reiſen. 535- 
«> Die. Frucht Durion, deren bereit6 oben @&.,78 gebecht 
ift, fieht man hier S. 92 abgebildet. Meiſter verficer, 
daß in Batayia fo gar. das. vornehme Frauenzimmer ſie 
ihren Maͤnnern vorſetze, und ruͤhme, daß hie kraͤftiger 
als Schnecken, Auſtern und Zellerie waͤren. Der Gefhmad 
heißt hier zwar. angenebm, aber doch auch geilhaftig. 
Daß ‚Ananas ans Braſilien nach Oſtindien gekommen 
ſey, befiätigt-auch Wieifter S. 116, weicher ſich ©.23 
sühmt;, ſie von da nach. dem Cap verſetzt zu baber, Daf 
fie in Oftindien. ‚nicht einheimiſch if, beflätigen zuc die 
daͤniſchen Miſſionsberichte III. ©. 453. Man vers 
Fleiche auch Phyſikal. Slonom. Bibliothe!. a0. 


©. 372: 

Was 6. 127 don den ‚brennenden Haͤrchen einer —* 
tenfrucht erzählt ift, wird, mie ich nicht zweifle, von 
Dolichos pruriens, weldye in Europa nicht fortlömt, zu 
derſtehn ſeyn. Ich nlaube zwar nicht, Daß jemand nad 
‚einer, Probe der Schreibart unſers Gaͤrtners lüfern feyu 
wird; inzwiſchen will ich. doch die Stelle, welche ich von: 
‚jener indianischen Neſſel, wie er die Pflanze nemmet, har 
:be abfchreiben laſſen, Hier unten herfegen (8). 


1 hi gehn mal elühes. Frauenzimmer, welches mc 
gen Superklugheit die Floͤhe huſten hört, und da 
2 Graß wachſen ſieht/nkan man nachgeſetzter manßen be 
„erügen. Man ſtreuet ein wenig von den rothen Sr: 
„hen der Frucht auf eines Kruges Henkel, wo ma 
»rauß trinket; fo es aber Feine Occaſion zu trinfen ge: 
"be, Aid ein’ wenig verwahret in fiherk Brief herdu: 
7 „Bringen, und in naher Gegenwart der Ieben Junger 

„oͤfnen, denfelben leſen, und eins huſten. So balden 
„bebont die tinge Amarille etwas Dauen am bie mitie 


p ’ 


„ar! 


55. Meiſter otlentaliſch. Luſtgaͤrtner. vor 


:. Die Japanifchen Gärten muͤſſen, nach der Beichreis 
bung ©. 182 ganz nach dem neneften englifchen Befchmagfe 
eingerichtet feya,  Befonders ‚bemühen fich die Japaner, 
in denfelben zwifchen Gehbuͤſchen künftliche ſchroffe Felfen 
ſo gar mit Spalten und Höhlungen, anzulegen; Baͤ⸗ 
be berein zu leiten, worin fchon damals Goldfifche 
ſchwammen. Sie verſetzen Vogelnefter aus Waldungen 
in. ibre kuͤnſtlichen Dickichten, und legen Ever von Pors 
hie hinein, | Die Folge der angenehmften Blumen wiſſen 
e geſchickt zu unterhalten, Grasſtuͤcke anzulegen, und 
Laubwerk, wie die Europäer den Buchsbaum, mit der 
Schere zu bilden, So iſt denn die reigende Schilderung 
der chinefifhen Gärten von Chambers (9) nicht ganz 
Erdidytung, wie manche gemeint haben, 
Auf dem Cap feheint Meiſter ſich am meiften um 
Die Hottentotten befümmert zu haben, Cr bewunderte 
ihre harichten Schafe, oft mit vier, auch wohl ſechs 
Hörnern, und mit den ungeheuern Fetſchwaͤnzen, weldje 
fie den Schafmüttern ohne Schaden abzuldfen wiſſen. 
So wenig ich Luft habe, etwag von deu hier ber. 
ſchriebenen faſt unglaublichen Sauereyen der Hottentotten 
wieder zu erzählen, fo will ich mich doch nicht entfehen, 


einen. Umſtand enzufuͤbren, welcher den Phyſiologen und 
Vieh⸗ 


4* 
„ruft oder in den Muff oder Handſchuh was geſtreuet, 
„ſo wird ſie augenblicklich die gucca glorioſa davon be⸗ 
„kommen, und fich: dermaßen ſelbſt kuͤtzeln, daB ſie vor 
„Freude tanzen und ſpringen wird, aͤrger als die Af⸗ 
„fen, ro P 

"(9 A .differtation on oriental gardening. Lond. 1772. 4. - 

Eine teutſche ueberſe hung iſt zu Gotha 1775. 8 gebindt 


werden, ' 
333 


mo2 .: Üitterame ber Reiſen. 4. 


'Miehärzten wicht unwichtig ſeyn wird, ungeadhlet er am 
dern lächerlich erfcheinen mag, - 

Damit die Kuh die Milch leichter fahren Iaffe, bik 
fet der Hottentot, mit einem Beinen Rohr , eder auch oh⸗ 
ne Mohr, Luft in die Mutterſcheide. Diefe ekelhafte Opks 
ration ift hier ©. 252 fo gar abgebildet worden; aber gan 
unwuͤrkſam mag fie mohl nicht ſeyn. 


Auch auf den Porenden helfen bie Landleuthe p folı 
chem Falle dadurh, daß fie der Kuh mit einem glatt 
Stoͤckchen in eben diefem Theile einen Kigel erregen, wu 
durch der Krampf, weswegen das hier die Milch nicht 
laffen fan, gemindert oder gehoben wird (10), Vieleicht 


iſt auch auf dem Gap die Wuͤrkung von gleicher Urſache. 


Immer find die hartmeltenden Kühe in der Lande 


wirthfcbaft fo beſchwerlich daß es wohl Der Mühe werth 


ift, sauf Gegenmittel zu denken... Wenn die Urfadye nicht 
in einer fehlerhaften Beſchaffenheit der Warzen liegt, fo 
ift fie oft ein Krampf, welcher gehoben werden muß. U 

vernünftig ift es alfo, die Kuh alddann mit Schlägen und 
harten Behandlungen zum Melken zwingen zu wollen, 
nicht anders als ob dieß in ihrer Wilkuͤhr flände. Das 
Säugen und Melten iſt mit einer angenehmen Empfin⸗ 
bung verbunden, welche ein Thier nur dann ſcheuet, 
wenn diefe durd) einen Schmerz übertroffen, ober durch 
Krampf unmöglich wird. 


Um dieſen zu ftillen find alte Umfchläge zu empfeh⸗ 
len, indem man naſſe Tücher über den Rücken oder dad 
Krer 


(10) Dieß erzählt der bekante Scheidekuͤnſtler Bayen In Biblir- 
theque- phyfico-economiqus. An XIII. (1804). ©.25% 
Er fagt: introduifant un baton liffe dans la. vulr; 
fang la blefer. 


55. Meifter. orientalifch. Iufigärner. ag. 


Kreuz legen läßt, welches Mittel. unſere Landlenthe im 
Bremenſchen kennen (11). | ' 


Es it daſſelbe, was von Beneckendorf (i2) im 
| aM nur etwas anders, anwenden fab, aber 
acht zu erllären verſtand. Erfah, daß man einer Kuh, 
die ſich nicht wolte melten laſſen, einen naffen Sattel hine 
ten auf den. Rücken legte. Das wear nichts ;weiter; ale 
“ gin Falter Umſchlag, und en. hätte füch die Mühe ſpahren 
können, dieß abzeichnen und ‚in Kupfer fiechen zu laſſen. 
. Eine Rub mit einem aufgelegten Sattel. läßt ſi ch doch 
leicht denken. 


Meiſter hat ein Par Geſpraͤche in 1 mälagfcher u 
japanfcher Sprache, und vdn letzteret auch: noch · mehre 
andere Nachrichten eingeruͤckt. Solte er dieſe ſelbſt aufs 
genommen haben, fo verſpreche ich den Sprachforſchau 
Daher feinen Gewinn; aber vielleicht hat er jie nur abge» 
fchrieben, 


Der Waarentunde kan bie-&. 260 gelieferte Carga, 
ober das Verzeichniß der Ladung ber Flotte, mit welcher 
er 1688 zuräc kam, Ddienlidy ſeyn; fo wie auch ©.265 
dad Verzeichniß der aus: und eingehenden Waaren von 
allen damaligen niederlänbdifchen Befizungen und Handels⸗ 
örtern in Indien und der Levante, 

Das Buch hat 17 Kupfertafeln, wovon ıo botanis 
ſchen Inhalts find. Ein Par ftellet beyde Geſchlechter ber 
KHottentotten vor, und Diefe Zeichnungen find mehr als 

ein 


J 
(11) I. W. Zoͤnert Beptraͤge zur Landwirthſchaft In Brie⸗ 
fen. Bremen 1771. 8. 


(12) Berliner Bepträge zur Landwirthſchaftswiſſenſchaft. B. 3. 
©. 386. 


334 


| BE .8 Aſteratur ·ber Reifen‘ "Pa 


ein mal. uachgeflcchen werden. : ‚Einige ‚Tafeln: haben ju 
panfche und chinefifche Ziefern, das japanſche Alphabet, 
yad japaunſche Wortzeichen wit ihrem. Extlärungen, welche 
mir znicht ganz .verwerflich. ſcheinen. 


Außer ber erſten Ausgabe, weiche ich ſelbſt beſitze, 


iiĩnde ich folgende genant, aber ich vermuthe, daß fie eb 


nerley · Druck; nur mit neuem Titel ſeyn werden. 


mi Dreoben. Swehte Auflage, (Von Mändshaufe 
im Hausvater, Böhmer.) | | 


1 7iz. Leipzig. (Haller, Stuck,” Boucher.) 
1730. Leipzig. Dryander· Boucher.) | 
1731. Leipzig, (Haller, Boͤhmer. Boucher.) 


Yı« Eur 
.o 4 


56. Scheidts Reiſebeſchreibung. 0 





Kurze und wahrhaftige Reiſe⸗Beſchreibung, der Reiß 
von Erffurt aus Thüringen nad) dein geweſenen geb 
Iobten Sande, - und der heil. Stadt Jeruſalem, mit 

beygefuͤgtem Abriß der Gelegenheit gedachter Stade 
neben der jetigen Geflalt des Tempels und b. Gras 
bed; — — Verfertigt durch Hieronymum Scheidk, 
Verlegt durch Paul Zeifingen, Buhl. in Kelmftäbe ' 
1679. 128 Seiten in 4. 





D. Verfaſſer, gebohren zu Erfurt, ein Proteſtant, 
hatte unter Georg, Herzog von Luͤneburg, den Dänen im 
Kriege wider die Schweden gedient. Nach erhaltenem Abe 
ſchiede trat er im zwanzigften Jahr feines Alters, im 
Jahre 1614, auf eigene Koften die Reiſe nach Jerufalırk 
an; ging von Genua nach Joppe; machte die gewoͤhnliche 
Pilgerreife, nachdem er die Mönche zu Jeruſalem, welche 
ihn als Proteftanten nicht dulden wolten, durch eine Lift 
für fid gewonnen hatte. Er gab vor, Daß er von einem 
reichen proteftantifchen Prinzen, welcher die heiligen Drte 
befuchen wolte, voraus geichickt fey, 


Am Ende besfelbigen Jahrs, in welchem er die Reife 
angetreten hatte, Fam er nad) Erfurt zuruͤck, und lied da⸗ 
ſelbſt im folgenden Sabre feine Neifebefchreibung drucken, 
welche nichts weiter als ein magered Tagebuch iſt, 16 
Pogen in 4 | 
Bu 335 Die⸗ 


796 tteratur der Reiſen. 4. 


Dieſe Ausgabe, welche Stuck Nr. 1279. und Cuͤde⸗ 
ke anführen, babe ich nicht geſehn. Außer der Helms 
ſtaͤdtſchen habe ich eine Erfurtſche vom Jahre 1617 in 4. 
vor mir. Diefe bat einige grobe Holzfchnitte, welche im 
ber Helmftädtfchen in Kupferfliche verwandelt find. Bey⸗ 
den ik fein Bildniß vorgefeßt worden. Auf dem Titel 
wird eines, Abriffes der Gegend um Jeruſalem gedacht, 
wovon ich in dem Exemplar von 1617 nur ein abgerife 
ned Städt fehe; das Cyemplar von 1679 hat nichts das 
son. : Diefe hat außer des ®. ‚Dedication an den Erfurt 
ſchen Magiſtrat, noch eine andere von Dem Werleger. 
In dieſer iſt auch Die Schreibart, aber doch nur ig eins 
zelnen Wörtern, verbeflert worden. Stuck fährt auch 
noch eine Helmftädtiche Ausgabe von 1674. 4. an. 

Um doch etwas .audzuzeichnen, . will ich folgende 
Worte S. 63 abfchreiben. “Um das ganze todte Mer 
„brennen die Steine und ‚geben Flammen von ſich wie 
„Holz; bie Einwohner gebrauchen auch die Steine zum 
„Feuer, denn es fonft auch kein Gehoͤlz darinnen hat.” 
Bon biefen Steinen, welcbe eine Art GSteinlohlen, ober 
doch mit Erdpich durchdrungene Mineralien find, finde 
man mehre Nachrichten geſammelt in Buͤſchings Erihe 
ſchreibung XL. ©. 403. 





257. Tollii inſigois. 707 


- Jäcobi Tollii infignia itinerarii Italici, quibus eonti- 
nentur antiquitates facrae Traje&ti ad Rhenum. '1696. 
4. außer der Vojprede und dem Regiſter, 200 Seiten. 





Cornelius und Alexander, und Jacob Tollius wa⸗ 
ren Bruͤder, zu Utrecht gebohren. Von ihrem Vater Jo⸗ 
hann iſt nichts bekant, nur weis man, daß er ein Ge⸗ 
kehrter geweſen iſt, aber eben nicht in großem Wohiſtande 
gelebt hat (1). | 

Cornelius lebte eine Zeit im Haufe des Iſaac 
Voſſius, ward aber der Untreue deſchuldigt, und von 
der Mutter deffelben mit &efängniß beprohet. Inzwi⸗ 
ſchen ſcheint doc) diefe Befchuldigung ber erzärnten Frau 
nicht ganz gegründet geweien zu feya, zumal weil die 


Brüder jederzeit mit der Voffinsichen Familie in großer - 
Mertraulichleit gelebt, und von derfelben viele Freundſchaft 


genoffen haben. | 
Cornelius warb Profeffor in Harderwyck, wo er 


1662 geftorben zu feyn fcheint. Don feinen Schriften iſt 


befonders die Ausgabe des Paläphatus, auch des I. 
Cinnamus hiftor. conftant. befant, 
Ale⸗ 


(1) Folgende Nachrichten find vvornehmlich aus Casp. Bur- 
manni Trajectum orudituni. Trajecti 1738. 4. pag- 367. 


. 568. und aus De Chauflepie nouveau distiönnaire hie 


. ftor. et critigue. Amſterd. 1756. fol, T.4. pag. 457.460 
466. gefchöpft worden, 


208 Aitbasie ber Reiſen.⸗ 4. 


Alexander iſt nie Br die Auſsgabe des Aypiand, 
Amſterd. 1670. 8. bekant. Er ſoll 1675 als Profeſſor zu 
Harderwyk geſtorben ſeyn. 


Jacob ſtudirte zu Deventer unter I. F. Gronov. 
Er. ward früh von Vlaͤu in Amſterdam angenommen, 
um zu ſeinem großen Atlas die Landerdeſchreibungen aus⸗ 
zuarbeiten. ur 
Aber als Nic. Heinſius in Schwede war, und ei 
nen jungen Gelehrten verlangte, welcher ihm mit Abſchrei⸗ 
ben und. au&-audere Meife in. feinen - Brbeiten, helfen. ko 
te, fo ſchlugen 3. F. Gronov und hernab auch I. G. 
Gräpvine diefen Tollius vor, und empfohlen ihn, als eis 
nen gelehrten, lernbegierigen und muntern jungen Mans, 
und Kenner vieler Sprachen. 


‚Anfänglich trug Heinſius Bedenken ihn anzunehmen, 
weil er ihm, wegen deſſen was die Mutter des Boifint 
über den Bruder Cornelius klagte, nicht trauete. Tem 
| noch ließ er ihn 1662 im October nad Schweden kommen, 


Aber bald bemerkte Heinſius, daß auch Jacob Tols 
lius nicht ganz redlich fey, daß er manches aus feinem 
Papieren zu feinem künftigen Gebrauche herausnehme, und 
Daß er fi) noch gröbere Dinge zu Schulden formen lief, 
Nachdem er dieſe in Gegenwart Dreyer Zeugen geflanden 
hatte, erhielt er feinen Abſchied, ungeachtet Graͤviuo dar 
eichtſinn zu entſchuldigen fuchte, r 


Da ging Jac. Tollins nad Holland zurüd, und 
‚ward zu Gouda Rector der Schule, Man weis nicht in web 
chem Jahre er diefes Amt angetreten hat, aber man weiß, 
daß. er es 1666 gehabt bat, auc daß bey feinem dorti⸗ 
gen Aufenthalte, die erfie Edition feines Aufonias ger 


druckt worden iſt. 23. 
nn nu Die⸗ 


57. Tollii inägois, » : 7OR. 


Diefe. ift vom Jahre 1669, . Burmann-, . . Sabrie 
cius (2) und andere haben fie nicht gelant, fondern ‚Dig 
von 1671. 8. für die erfte gehalten. Aber Diefe iſt die 
zwepte; und erft Diefe bat die verſtuͤmmelten Anmerkun⸗ 
gen des Scaligers, Accurfius, Frehers, Vinetus/ 
welche der erſten Ausgabe in Sedez noch feblen. Dieß 
beitätigt auch. die Vorrede der Ausgabe von 1671, die 
ich ſelbſt befi ige, und bie Yampberger (yon. für. felten 
wrllärt hat (). BE 


In dieſer ‚glaubte Heinſius mandyes zu bemerken, 
wos ‚ihm Tollius aus ſeinen Papieren entwendet hätte 
‚Sie ift dem Klorenz Cant, dem Bürgermeifter von. Gou⸗ 
da, mit Bezeugung der Dankbarkeit für viele Wohlthaten. 
dedicirt worden. 


| Nichts deſto weniger warb Tollius abgefegt, wie 
m fügt, deswegen, weil er diefen Gant und andere 
Obern gröblicy beleidigt hätte, 


Er ging darauf nad) Noordwyck (4), Yracticirte dort, 
nachdem er, wie es fcheint, ums Jahr 1669 Doctor: der 
Er 

(2) Biblioth. latina I. pag. kon. j 


@ Der Anfang der Vorrede iſt: Sesquiannus ef, quum 
Aufonius, multo quam hactenus fuerat opera mea 
‚emendatior, minori fornia exculus eſt. 9. Hofr. Reuß 

bat mir die noch feltenere erſte Ausgabe ans ber Uni⸗ 
‚verfitäts: Bibliothet verihaft. Der Titel it: Aufonä 
opera. Jac. Tollius ex, vett. codd. reltituit. ‚Amlielod. 
apud Joan. Blaeu. 230Ceiten in 16. Sie hat gar kei: 
"ne Anmerkungen, aber die Vorrede verſpricht eine vol⸗ 


ſtaͤndigere Ausgabe, Er bat fie feinem Water dedicktt: 
Viro juſto et morum veterum joanni Tollio. 


9 Nach Noordwok, einem Dorfe in Holland; nicht aber nad 
Norwich, wie im gel, xerteon deht. 


?ro Litteratur der Reiſen. 4. 


Bejnenmwirfeafchaft geworden we; auch - verbiente er fh 
Ktmad durch Unterricht. 
Nach vielen vergebenen Bemuͤhungen ı um eine Bedies 
nung in Holland, erhielt er die Profeffur der Geſchichte 
unb ber griechiſchen Sprache auf der Univerfität zu Duids 
Burg. Da faßte er bald den Vorſatz eine Reiſe durch 
Kentichland, Ungarn, Böhmen n. f. w. zu machen, um 
Handfchriften und 'feltene Kentniffe, vornehmlich chemifce, 
einzufammeln. 

Dabey halte er das Gluͤck, daß ihm der Churfärft 
| Arie Wilhelm nicht allein dazu die Erlaudniß ertheilte, 
Tondern auch ihm unter der zeit feinen ganzen Gehalt ande 


jechlen ließ. 

In Berlin unterhielt ſich der Churfuͤrſt mit ihm, 
vorzuͤglich Aber Gegenſtaͤnde der Golbmacherey, welche das 
mals an’ mehren! MPfen betrieben ward. Er ſchenlte ihm 


noch dazu ein anſehnliches Reiſegeld. Dieß war im J. 1687. 


In Florenz fand er, auf Cupers Empfehlung, eine 
gute Aufnahme bey Miagliabechi. Burmann, welde 
aber dem Tollius gar nicht günftig gemefen ift, fagt, er 
fey in Italien catholifch geworden. Uber ich finde doch 
Beinen fichern Beweis dieſes religiöfen Leichtfinnes. 

Der frömfte mag er freylich nicht gewefen ſeyn; we⸗ 
nigftens giebt ihm Ka Croze kein gutes Zeugniß (5). 
Wahr ift auch, daß er 1690 im Haufe des Cardinals Yarı 
“berini gelebt hat, und daß er, ohne von dieſem Abſchied 
zu nehmen, zuruͤck gereifet iſt. 

Wum⸗ 


(5) Non multum tribuendum eſſe arbitror J. Tollio, ar- 

daci critico, et ab omni chriftiana pietate, ut audiri 

a & viris doctis, cum quibus familiariter vixit, valdı 
slieno, Thef, epift. La Croze T.5. p.g. 


— — 


.. .e.o. 


47. Teollit infignia. 715 


Wundberlich bleibt es, daß er nach feiner Ruckkunft 
nach Holland 1692 (und warum nicht nach Duisbura?) 
gar Feine Unterſtuͤtzung gefunden hat, da er doch Cupers, 
Witfens und vieler andern vornehmen Perfonen, ' und 
fehr vieler auswärtigen Gelehrten, Gewogenheit gehabt hat. 

Auch Keibnig fand mit ihm in gelehrter Bekantſchaft, 
und beklagte in einem Briefe vom Auguſt 1693, daß er, 
als gelehrter Arzt, nicht bie Ausgabe ber ariediihen 
Aerzte übernommen babe (6). 


Burmann verſichert, er habe ſich zuletzt nach uirecht 
gewendet, babe dort ohne Erlaubniß Vorleſungen gehals 

ten, und fen dafelbft, als ihm dieſe von der Univerfität 

unterfogt. worden, im Sabre 1696 in Armuth geflorben. - 


. Bas hätte Diefer. Dann leiften. Pönnen, wenn er nicht 
auf mancherlen Abwege gerathen wäre; wenn er mit mehr 
Ruhe und mehren Hälfsmitteln gearbeitet hätte! Er war 
ein großer Kenner der griechifchen Sprache und der Al⸗ 
terthuͤmer; er war ein fcharffinniger, obgleich oft zu dreis 
fter Erflärer und Verbefferer claffiicher Schriften; er hats 
te eine ausgebreitete Baͤcherkunde, und dabey mediciniſche 
und chemiſche Kentniſſe, welche mit jenen nicht oft verei⸗ 
nigt zu ſeyn pflegen. 
ae | Ein 


K« 


-.(6) Commercium epifiol. Leibnitianum, editum a Feder. 
Hannoverae 1805. 8 pag.ı85: Ex optimi et doctifh- 
mi Tollii epifolis itinerariis nom contemnenda. ex- 
Ipecto. Tato viri faepe ingemui, qui fi vixiller, er 
fuiller adjutus, praeltare potuiſſet, quae vix alius 
quisquam. Nam cum eſſet medicus et graecae lin- 
guae omnisque antiquitatis peritiflimus, potuilfemus 
ejus beneficio veterum "medicorum quaedam Iateptia 
adhuc ſcripta obsinere, 


202 .: fitterame ber Reiſen. 4- 


'Miehärzten wicht unwichtig ſeyn wird, ungeachtet er mw 
dern lächerlich erfcheinen mag - 

Damit die Kuh die Milch leidyter fahren Taffe, bik 
fet der Hottentot, mit einem Heinen Rohr, oder aud oh 


ne Rohr, Luft in die Mutterſcheide. Diefe ekelhafte Ok | 


ration iſt hier ©. 252 fo gar abgebildet worden; aber gan 
unmwärffam mag fie wohl nicht feyn. 


Auch auf ben Porenden helfen bie Landleuthe in fol 
chem alle dadurch, daß fie der Kub mit einem glatten 
Stoͤckchen in eben diefem Theile einen Kigel erregen, ww 
durch der Krampf, weswegen dad Thier die Milch nicht 
laffen fan, gemindert oder gehoben wird (10). Vielleicht 


ft audy auf dem Gap die Wuͤrkung von gleicher Urfade. 


Summer find die hartmelkenden Rühe im ber Lands 


wirthfehaft fo beichwerlidy, doß es wohl der Mühe werth 


iſt, auf Gegenmittel zu denken... Wenn die Urfache nicht 
in einer fehlerhaften Befchaffenheit der Warzen liegt, fo 
ift fie oft ein Krampf, weldyer gehoben werden muß. Um 
vernünftig ift es alfo, die Kuh alddann mit Schlägen und 
harten Behandlungen zum Melken zwingen zu wollen, 
nicht anders als ob dieß in ihrer Wilkuͤhr flände. Das 
Säugen und Melten iſt mit einer angenehmen Empfir⸗ 


bung verbunden, welche ein Thier nur dann fcheue, 


wenn dieſe durdy einen Schmerz übertroffen, ober durch 
Krampf unmöglich wird. 


Um biefen zu ſtillen find Balte Umfchläge zu empfeh⸗ 
len, indem man naſſe Tuͤcher uͤber den Ruͤcken oder das 
rn) 


(10) Dieß erzählt der befante Scheibetünftler Bayen in Bibli- 
theque- phyfico-economiqus. An XIII. (1804). ©.25% 
Er fagt: introduifant un baton liffe dans la, vulre, 
fans la bleffer. 


75. Meiſter orientaliſch. Infigkerner. 703 
Kreuz legen läßt, welches Mittel. unſere Landlenthe im 


Fa tennen (11). 


ya. m ur Ef 


Es iſt daſſelbe, was von Beneckendorf (i2) im : 
a Bahr nur etwas anders, anmenden ſah, aber 
sicht zu erklären verſtand. Er fa, daß man einer Kuh, 


‚die. fich nicht wolte melten laffen, einen naffen Sattel hin« 


ten auf den Rüden legte. Das war nichts ‚weiter; al& 


‘ ein Falter Umſchlag, und en. hätte fi) die. Mühe fpahren- 


können, dieß abzeichnen und ‚in Kupfer Rechen zu laſſen. 


Eine Rub mit einem aufgelegten Sattel. laͤßt ſi Vz doch 


leicht denken. 
Meiſter hat ein Par Geſpraͤche in mälebſcher und 


| japanfcher Sprache, und vdn letzterer auch Koch“ niehre 


‚ andere Nachrichten eingeruͤckt. Solte er diefe ſelbſt aufs 


genommen baben, fo verfpreche ich ben Sprachforfchem 


daher keinen Gewinn; aber vielleicht hat er jie nur abge» 


fchrieben, 


Der Waarenkunde kan bie-&. 260 gelieferte Carga, 
ober das Verzeichniß der Ladung ber Flotte, mit welcher 
er 1688 zuruͤck kam, dienlich ſeyn; fo wie aud) S. 2603 
das Verzeichniß der aus⸗ und eingehenden Waaren von 
allen damaligen niederlaͤndiſchen Beſitzungen und Handels⸗ 


‚drtern in Indien und der Levante, 


Das Buch hat 17 Kupfertafeln, wovon Io botanis 
ſchen Inhalts find. Ein Par ftellet beyde Gefchlechter der 
KHottentotten vor, und dieſe Zeichnungen find mehr als 

ein 


J 
(11) I. W. Zoͤnert Beptraͤge zur Landwitthſchaft k Brie⸗ 
fen. Bremen 1771. 8. 


(12) Berliner Beptraͤge zur Landwirthſchafté wiſſenſchaft. B. 3. 
©. 386. 


334 


ref q.- 
ein mat. wechgeftochen werden, : ‚Einige Tafeln haben ju 
panfche und chinefifche Ziefern, das japanfche Miphabet, 
yad japanſche Wortzeichen mit ihren Extlärungen, welche 

mir nicht ganz verwerflich ſcheinen. 

Außer ber erſten Ausgabe, weiche ich ſelbſt beſitze, 
nde ich folgende genant, aber ich vermuthe, daB fie ch 

‚werlen- Druck; nur mit neuem Titel ſeyn verden. 
| mi Diähben: Zweyte Auflage, (Von Mändhaufe 

im Hausvater, Böhmer.) | 

Br $ri3. Leipzig. (halter, Stuck,“ Boucher.) 
1730. Leipzig, Dryander· Boucher.) 

731. Leipꝛig. (Haller. Böhmer. Boucher.) 


ri 7,» 
eh 


56. Scheidts Reiſebeſchteibung. 05 





‚Kurze und wahrhaftige Reiſe⸗Beſchreibung, der Reiß 

von Erffurt aus Thüringen nad) dein geweſenen geb 
2° Jobten Lande, : und der heil. Stadt Jeruſalem, mit 

beygefuͤgtem Abriß der Gelegenheit gedachter Stade, 
neben der jetzigen Geſtalt des Tempels und. b. Gras 
bei; — — Verfertigt durch Hieronymum Scheidk, 
Verlegt durch Paul Zeiſ ingen, Buhh. in Helmſtaͤdt. 
1679, 128 Seiten in 4. 





D. Verfaſſer, gebohren zu Erfurt, ein Proteſtant, 
hatte unter Georg, Herzog ven Luͤneburg, den Dänen im 
Kriege wider. die Schweden gedient. Nach erbaltenem Abe 
ſchiede trat er im zwanzigften Jahr feines Alters, im 
Jahre 1614, auf eigene Koften die Heife nach Jerufalırk 
en, ging von Genug nach Joppe; machte die gewöhnliche 
Pilgerreife, nachdem er die Mönche zu Jeruſalem, welche 
ihn als Proteftanten nicht dulden wolten , durch eine Lift 
für fi gewonnen hatte. Er gab vor, daß er von einem 
reichen proteftantifchen Prinzen, welcher die heiligen Orte 
befuchen wolte, voraus geichickt fey, 


Am Ende desſelbigen Fahre, in welchem er die Reife 
angetreten hatte, kam er nach Erfurt zurück, und lied das 
ſelbſt im folgenden Sabre feine Neifebefchreibung drucken, 
welche nichts weiter ald ein magered Tagebuch iſt, 16 
Bogen in 4 
Bu | 335 Die 


796 Uitteratur der Reifen, 4. 2: 


Diefe Uusgabe, welde Stu Nr. 1379. und Cuͤde⸗ 
‘Pe anführen, babe ich nicht geſehn. Außer der Helms 
flädefchen habe ich eine Erfurtfche vom Jahre 1617 in 4 
vor mir. Diefe bat einige grobe Holzfchnitte, welche in 
der Helmſtaͤdtſchen in Kupferfliche verwandelt find. Keys 
den iR fein Bildniß vorgefegt worden. Auf dem Titel 
wird eines, Abriffes der Gegend um Jeruſalem gedagıt, 
wovon ich in dem Exemplar von 1617 nur ein abgeriſſe⸗ 
nes Stuͤck fehe; das Eyemplar von 1679 bat. nichts das 
son. : Diefe hat außer des V. ‚Dedication an den Erfurt 
(chen Megiftrat, noch eine. Andere von: Dem Werxleger. 
An diefer ift auch. die Schreibart, aber doch nur ig eins 
zelnen Wörtern, verbeflert. worden. Stuck führt auch - 
noch eine Helmflädtiche Ausgabe von 1674. 4. an. 


Um doch etwas auszuzeichnen, will ich folgende 
Morte S. 63 abichreiben. “Um dab ganze todte Meer 
„brennen die Steine und ‚geben: Flammen von ſich wie 
„Holz; die Einwohner gebrauchen auch die Steine zum 
„Feuer, deun es ſonſt auch kein Gehoͤlz darinnen hat,” 
Von dieſen Steinen, welche eine Art Steinkohlen, oder 
doch. mit Erdpich durchdrungene Mineralien find, finde 
man mehre Nachrichten gefammelt in Buͤſchings Erdba 
ſchreibung XL. ©. 403. 





59. Tollii inſignis. 207 


- Jäcobi Tollii infgnia itinerarii Italici, quibus eonti- 
nentur antiquitates facrae Traje&i ad Rhenum. 1696. 
4. außer ber Vojrede und dem Regiſter, 200 Seiten. 





Cornelius und Alexander, und Jacob Tollius was 
ren Bruͤder, zu Utrecht gebohren. Von ihrem Vater Jo⸗ 
Dann iſt nichts bekant, nur weiß man, daß er ein Ge⸗ 
lehrter gewefen ift, aber eben nicht in großem Wohlſtande 
gelebt hat (1). 

Cornelius lebte eine Zeit im Haufe des Iſaae 
Voffius, ward aber der Untreue befchuldigt, und von 
der Mutter deffelben mit Gefängniß bedrohet. Inzwi⸗ 
fchen fcheint doch dieſe Beſchuldigung der erzärnten Frau 
nicht ganz gegründet geweien zu feya, zumal weil die 
VBräder jederzeit mit der Voſſiusſchen Familie in großer - 
Mertraulichkeit gelebt, und von berfelben viele Freundſchaft 
genoffen haben. 


Cornelius warb Profeffor in Harderwyck, wo er 
1662 geftorben zu feyn fcheint. Don feinen Schriften iſt 
befonders die Ausgabe des Paläphatus, au des J. 
Cinnamus hiftor. conftant. befant, 

Ale⸗ 


(1) Folgende Nachrichten find vornehmlich aus Casp. Bur- 

manni Trajectum eruditum. Trajecti 1738. 4. pag. 367. 

. 568, und aus De Chauflepie nouveau distionnaire hi« 

‚ ftor. et critique. Amiierd, 1756. fol, T.4. pag. 457. 460% 
466. geſchoͤpft worden. 


108 invatür der Reifung: 


= Alexander iſt nie birch die Ausgabe des Anpiam, 
Umſterd. 1670. 8. bekant. Er ſoll 1675 als Profeſſor zu 
Harderwyk geſtorben ſeyn. 


Jacob ſtudirte zu Deventer unter J. F. Gronov. 
Er. ward früh ‚von -Bläu in Amſterdam angenommen, 
um zu feinem großen Atlas die tänderbefihreibungen aus⸗ 
zuardbeiten. 

Aber als Nic. Heinſt us in Schwem wär, "und eb 
nen jungen Gelehrten verlangte, welcher ihm mit Abfchreis 
hen und au&-audere Weife in. feinen - Arbeiten, helfen kin 
te, fo ſchlugen J. $. Gronop und hernach auch J. G. 
Sravius dieſen Tollius vor, und empfohlen ihn, als ei⸗ 
nen gelehrten, lernbegierigen und muntern jungen Maus, 
und Kenner vieler Sprachen. 

Aunfaͤnglich trug Heinſius Bedenken ihn anzunehmen, 
weil er ihm, wegen deffen was die Mutter des VPolſine 
über den Bruder Cornelius Hagte, nicht trauete. Tem 
noch ließ er ihn 1662 im October nach Schweden kommen. 


Aber bald bemerkte Heinſius, daß auch Jacob Tol⸗ 
lius nicht ganz redlich ſey, daß er manches aus ſeinen 
Papieren zu ſeinem künftigen Gebrauche herausnehme, und 
daß er fi) noch gröbere Dinge zu Schulder kommen lief, 
Nachdem er dieſe in Gegenwart dreyer Zeugen geflanden 
hatte, erhielt er feinen Abſchied, ungeachtet Graͤvius den 
Leichtſinn zu entſchuldigen fuchte, ⸗ 


Da ging Jac. Tollius nach Holland zuruͤck, und 
ward zu Gouda Rector der Schule, Man weis nicht in weis 
chem Sabre er dieſes Amt angetreten bat, aber man meig, 
daß. er es 1666 gehabt bat, auch daß bey feinem. dortis 
nen Aufenthalte die erſte Edition feines Aufonias ger 


druckt worden iſt. — 
ee Die 


..57. Yollii inügois, \ « 708. 


Diefe.-ift vom Jahre: 1669, .. Burmann-, . ‚ Sabrye 
cius (2) und andere haben fie nicht gelant, fondern Die 
von 1671. 8. für die erfle gehalten. Aber dieſe ift die 
zweyte; und erfi dieſe bat die verflümmelten Anmerkun⸗ 
gen des Scaligero, Accurſius, Frebers, Vinetus, Ä 
welche der eriten Ausgabe in Sedez noch fehlen, Dieß 
beitätigt auch, die Vorrede der Ausgabe von 1671, die 
ich ſelbſt befige., und ‚bie Hamberger ſchon. für. felten 
wrlärt dat 3% J 


In dieſer glaubte Keinfius manches zu bemerken, 
was ihm Tollius aus feinen. Papieren entwendet hätte 
‚Sie ift dem Klorenz Cant, dem Bärgermeifter von. Gou⸗ 
da, mit Bezeugung der Dankbarkeit für viele Wohlthaten, 
dedicirt worden. 


| Nichts deſto weniger warb Tollius abgefegt. + .wie 
man ſagt, deswegen, ‚weil er diefen Cant und andere 
Obern gröblicy beleidigt hätte. 


Er ging darauf nach Noordiwpd (4), practicirte bon, 
nachdem er, wie es fcheint, ums Jahr 1669 Doctor der 
ar 

° (4) Bibliorh, latina I. Pag. 590. 


@) Der Anfang der Vorrede iſt: Sesquiannus elt, quum 
Aufönius, multo quam hactenus $uerat ‘opera mea 
‚emendatior, minori fornta exeulus eſt. 9. Hofr. Reuß 
bat mir "die noch feltenere erfie Ausgabe ans der Unk 
derſitaͤts⸗ Bibliothet verſchaft. Der Titel iſt: Aufonä 
opera. Jac. Tollius ex, voit. codd. reltituit. ‚Amfielod. 

. apud Joan. Blaeu. 2350 Seiten in 16. Eie hat gar kei⸗ 

" "ne Anmerkungen, aber die Vorrede verfprict eine vol: 
Mändigere Auggabe, Er bat fie feinem Water dedicirt: 

Viro Jufo et morum Vetefum Joanni Tollio,' 


6 Nach Noordivpf, einem Dorfe in Holland; nicht aber nad 
Norivich, wie im gel, gerteon.Deht, 


« 


ro Utteratur der Reiſen. 4. 


Urznedwiffruſchaft geworden wu; auch-- verbiente er ſih 
Atwas durch Unterricht. 
Nach vielen vergebenen Bemühungen u um eine Bedies 
nung in Holland, erhielt er die Profeffur der Gefdyichte 
und ber griechiſchen Sprache auf der Univerfitäl zu Duis⸗ 
burg. Da faßte er bald den Vorſatz eine Reife durd 
Teuiſchland, Ungarn, Böhmen n. f. w. zu machen, um 
Hanbſchriften und feltene Kentniffe, vornehmlich chemifche, 
einzufammeln. 

»Dabey halte er das Gluͤck, daß ihm ber Churfauͤrſt 
Zriedr. Wilhelm nicht allein dazu die Erlaudniß ertheilte, 
Yondern auch ihm unter der geit feinen ganzen Gehalt auds 


zechlen ließ: 

In Berlin unterhielt ſich der Ehurfärft mit ihm, 
vorzuͤglich aber Gegenſtaͤnde der Golbmacherey, welche das 
mals an‘ mehren’ Pfen betrieben ward. Er ſchenkte ihm 
noch dazu ein anfehnliche& Reifegeld. Dieß war im 3. 1687. 

In Florenz fand er, auf Cupers Empfehlung, eine 
gute Aufnahme bey Magliabeccht. Burmann , welde 
aber dem Tollius gar nicht günftig gewefen ift, fagt, er 
fey in Stalien catholify geworden. Mber ich finde bob 
Beinen fichern Beweis diefes religißfen Leichtſinnes. 

Der frömfte mag. er freylich nicht gewefen feyn; we 
nigftens giebt ibm Ka Croze kein gutes Zeugniß (5). 
Wahr ift auch, daß er 1690 im Hauſe des Cardinals Yarı 
“berini gelebt hat, und daß er, ohne von dieſem Abſchied 
gu neßmen, zuruͤck gereifet iſt. 

Dun 


(5) Non multum tribuendum elle arbitror J. Tollio, a- 

daci critico, et ab omni chriftiana pietate, ut audiri 

a & vizis doctis, cum quibus familiariter vixit, valde 
alieno, Thef, epift. La Croze T.5. p.g. 


| m Tollir infignia; ' 211 


Wunderlich bleibt es, daß er nach feiner Ruͤckkunft 
nach Holland 1692 (und warum. nicht nach Duisburg?) 
gar Feine Unterfiiung gefunden hat, da er doch Cupers, 
Witfens und vieler andern vornehmen Perfonen, ' und 
ſehr vieler auswärtigen Gelehrten, Gewogenbeit gebabt bat. 
Auch Keibnig fand mit ihm in gelehrter Belantfchaft, 
und bellagte in einem Briefe vom Auguſt 1693, daß er, 
ald gelehrter Arzt, nicht die Ausgabe ber griectſcer 
Aerzte uͤbernommen habe (6). 


Burmann verſichert, er habe ſich zuletzt nach utrecht 

gewendet, habe dort ohne Erlaubniß Vorleſungen gehals 
ren, und ſey daſelbſt, als ihm. dieſe von der Univerfität 
uinterſogt worden, im Fahre 1696 in Armuth geflorben. - 


J gas hätte Diefer. Monn leiften. koͤnnen, wenn er nicht 
auf mancherley Abwege gerathen wäre; wenn er mit mehr 
Ruhe und mehren Hülfsmitteln gearbeitet hätte! Er war 
ein großer Kenner der griechifchen Sprache und ber Al⸗ 
terthuͤmer; er war ein fcharffinniger, obgleich oft zu drei⸗ 
fer Erklaͤrer und Derbefferer claffiicher Schriften; er hats 
te eine ausgebreitete Buͤcherkunde, und dabey mebicinifcye 
und chemifche Kentniffe, welche mit jenen nicht oft vereis 
nigt zu feyn pflegen. 
® — [x Ein 
-.(6) Commercium epifiol. Leibnitianum, editum a Feder. 
Hannoverae 1805. 8. pag.ı85: Ex optimi et doctifh- 
mi Tollii epiftolis itinerariis non contemnenda. ex- 
Ipecto. Tato viri [aepe ingemui, qui fi vixillet, er - 
fuillet adjurus, praeftare potuiſſet, quae vix alius 
. quisquam. - Nam cum eflet medicus et graecae lin- 
guae omnisque antiquitatis peritilimus, potuilfemus 


ejus beneficio veterum "medigorum quaedam Iataptia 
adhuc fcripta obsinere, 


733 Litteratur der Reiſen. 4. 


Ein Ungluͤck war es, daß er auf bie Goldwaqcherey 
gerieth, und fid) einbildete, die ganze Mytbologie ent 
hielte chemifche Geheimmiffe. So gar.erboth er ſich, iebe 
alte Fabel. aus der Chemie erklären zu können. 

Einen Verſuch dazu madıte er in den zu Anıfierbag 
1687. in 8. gedruckten Fortuita, wiewohl darin auch braudy 
bare philologifche Bemerkungen vorlommen. 5m folgen 
den Fahre ließ er ebendafelbft auf :ı6. Seiten in 8. druls 
ten: Manuductio ad caclum .chemicum, und im Se 1689 
Sapientia infaniens. 64 Seiten in 8. (7). Ä 


In diefen Schriften pralet er viel von feinen alchy⸗ 

miftifchen. Verſuchen, und behauptet, die von andern ven 
fehlten Mittel zu dem großen. Werke entdeckt ‚zu haben, 
Für feinen Meifier erflärt er den Bafiliue Valentinus, 
md‘ für den Urſtof des Steins ber Weiſen dee teinſte 
Spiesglas. 
J Man erinnere ſich inzwiſchen, daß er nicht der ein⸗ 
zige, und nicht einmal der erſte geweſen iſt, welcher die 
Mythologie chemiſch gedentet hat. Olaus Borrichius 
und vor dieſem ſchon Michael Majer in Arcanis area- 
niſſimis, woren eben dieſes Glaubens, und fo gar Mor⸗ 
bof (8), und andere haben ‘die Xräumereyen des Zollue 
nicht gemisbilligt. | 

Auf feinen Reifen hat er ans der Miener und Peirs 
ziger Dibtiotbet einige noch ungedruckte griechiſche Hand⸗ 

ſchrif⸗ 


(7) Man findet die Fortuita angezeigt” in Actis erudit. 166% 
p.395: in Nouv. de ba rep. de lett, Avril ı6gr. Le 
le biblioth. univ. T.4. p. 469; und Die beyden an: 
dern Schriften in ber letzt genanten Zeirſchrift T. iʒ 
p. 204. und in der vorletzten Fevr. 1689. 


(8) Polyhif, I, 1, 11. 5.42. Bag. 1. 


* 


‘57. Tollü iofi igois. 713 


ſchriften erhalten. Dieſe hat er-in dem Bude, beffen Titel 
ich dieſem Artikel vorgeſetzt habe, abdrucken laſſen; dage⸗ 
gan feine. manntgfaltigen Beobachtungen für die ade 
melche ich naͤchſtens anzeigen werde, aufgeſpahrt hat. 
gehdren denn dieſe Infignia gar nicht hieher, und ich * 
ihrer gar nicht gedacht haben, wenn nicht Stuck, Boucher 
und andere fig im Verzeichnis der Reiſebeſchreibungen aufges 
fuͤhrt haͤtten. So folge denn kurz die Anzeige des Juhalts, 


Gregorii Nazianzeni carınina Cygnea inedita. S. 1. 
Men ſehe Fabricii bibliot. er. lib. 5. cap. 13. T.7. p. 529% 


Eythymii Zygabeni vietoria et. triumphus de impia 
et mulciplici exfecr-bilium ſecta, qui et Phundaitae et 
Bogomili, nec non Euchitae , Enthufi aftac, Eneratitae et 

afcionitae appellantur. Pag. 106. €, Fabric. I. c, pag. 
463. Hambergers zuverlaͤſſige Nachrichten 4. €.81. 


Formula reeipiendi eorum, qui a Manichacorum et 
Baulicianorum 'haerefi ad puram et veram noftram fidem 
ehriffianorum convertuntur, Pag. 137: | 


Sanch patris et confefleris Theodori ad discipulos 
fuos teſtamentum, interprete Jacobo Sirmondo. Pag. 179. 
Die lateinifche Ueberfegung,, weldye, wie Tollius erft nach 
dem Abdruck bemerkt hat, hoͤchſt fehlerhaft und unver⸗ 
ländlich ift, üft nicht von dem gelehrten Jeſuiten Sir⸗ 
mond, fondern von Joh. Kivineius und iſt auch früs 
her gedrucdt worden. Die gute Ueberfegung des Sir⸗ 
mond war damald auch fchon in Baronius annal. T, 
9. ad an. 826. gedrudt worden, und fieht auch in dem 
fämtlihen Werken des Sirmond, welche zu Paris in 
fünf Foliobaͤnden gedruct find. Man fehe Fabric. bibl. 
graeca IX. pag. 236; auch Memoires de Trevoux. "Tome 
8. 1704. Juillet pag.9. 

Daickmann's Fitterat. d. Reif. 4. Aaa 8. 


Ä 714 Litteratur der Reiſen. 4. 57. Tollii inſignis. 


5. Macarii Alexandrini ſermo de exceflu juſtorum 
et peccatorum, quorfum feilicet eorum animae € eorpo- 
re demigrent, et quomodo fe habeant. Pag. 193. Au 
dieſer Aufſatz iſt ſchon vorher gedruckt gewefen, welches. 
aber Tollius nicht gewußt hat. S. Fabricii Bibl. gras 
ca VII. ‚Pag. 494- 

Die von ihm beygefägten Anmerkungen haben diel⸗ 
feicht einen -größern Werth, als die Urfchriften felbft, wel 
he nicht. einmal für die SKirchengefchichte von fonberlis 

chem Gebrauch zu feyn- fcheinen. a 
R Touius war gewillet, noch zwey Theile folgen zu 
laſſen. In dem andern gedachte er die griechiſchen Schrif⸗ 
ten. aber bie Wundarzneykuuſt und griechifche chemifche 
Gedichte, und im dritten noch allerley Iateinifche und 
griechifche bis dahin ungedruckte Stuͤcke zu liefern. Aber 
er ſtarb bald nachdem der erſte Theil gedruckt worden. 
Wie fehe ift es zu beklagen, Daß er nicht aus dem erſten 
heile den dritten, und nicht aus Dem zweyten Xheile 
den erften gemacht hat! 

Wenn er die chirurgifchen und chemifchen Handſchrif⸗ 
ten damals ſchon gehabt hat, an wen mögen dDiefe md) 
feinem Tode gefommen feyn ? Hennin, von dem nächfens 
Nachrichten folgen follen,, fagt ©. 118, einige feiner Hands 
fihriften, 3. B. Achmetis oneirdcrit., Salluftius und andre 
hätten zu feiner Zeit die Bruderss. Söhne des Tollius 
in Beſitz gehabt. 


Erſtes 


715 





Erſtes Regiſter 


enthält: 


. I) Die augefährfen Meifebefhreibungen. 
ausführlich angezeigt find, 


Diejenigen , welde 
find hinter ben Seitenzahlen 


mit einem Sternchen bezeichnet. 
. Ebendafelbft findet mau auch die verſchiedenen Ausgaben 
..and Ueberſetzungen, welde deswegen im Regifer nicht be⸗ 


ſonders anfgeführt find: 


2) Diejenigen angeführten Soriften , welche zu den feltenen 
« gehören, oder von welden bier einige Nachrichten gegeben 
..find, ober zu welden bier Verbeſerungen oder Bufige vor⸗ 


kommen. 


9 Alfe angeführten klaſſi ſchen Söriftfeier. 





A. 


van der A. ſeine Sam⸗ 
lung der Reifen 8. 117.205. 
277. 278. 428. 
Abulfeda 563: 
Academiae nsturae curiof. ca» 
. talogus collegarum 696. 
Accius ia Horatium 325. 
Achmetis oneirocriticon 714. 
Adamus Bremenfis 466. 
‚Aclianus 564.566. 569. 574. 
Agatharchides 566. 
Aldrovandi hiftor, natura- 
lis 395. 
Ambrofü ff; Traver[arü ho- 
daeporicon 507. * epifto- 
In Sid. 


Ammianus Morcellinus 497. 

de Andrada: vida de Jum 
.de Caflro 422. 

Antigonus Caryfi: hißor. 
mirabil. 97. 313. 562. 566% 

Antonii epıflalae, 325. - 

Antoni bibliotheca Hilpana 
425. 687. 

d Anville : memoires fur 

: VEgypte 432. 

Apollonius Rhodius 30: - 

Appianus 35. 

Arii Thorgilfis all. poly- 
ra ſcheda de Isianudin 


Arftotelis aufcultat, mirab, 
97. 313. grammatica 525, 
Hift. anim, 564. 566.. 

Aaa 2 Arno- 


7:6 


Arnobius 586. 

Arnold Caronsn. Schou⸗ 
tens Reiſen 258* 101. 

Arrianus 315. 562. 

Arfenii labores et iter in 

ofcoviam 400* 

Artus Neifebefhreibung 266. 

Afcelin Reife 204. 205. 

Aſſerus de rebus Aelfredi 45T. 

hi Tini  Oldoini. athe- 
aaeum auguflum 30T. 

AugufliniFlorentinihißoria 
Camaldulenfium 510. 511. 


— ‘de mufica 525, 


onius 572. die Ausgaben 
des Tollius 709. 
Avicennae ei 17, 


 Baglivi opera 604. 
Balbini"Bobemia.dodtes 42. 
Balpingers neues Magazin 


359 
‚Bale feriptores Britanniae 


292. 298. 

Banduri: imperium orien- 
“ale 479. 

Bar anti · Hegelias 85. 

Barbaro viaggio alla Tana 
165* 

Barrington: the Anglo - Sa- 
xon verlon from Orofius 
458. 

Barrington’ s 
461. 

Barrow, John, colle&ion 
of yoyages 338. 

Barthema, WBartomanus 

- Reife 328, 

Bartholini, Riceardi, ode- 
poricon cardinalis Gurceu- 
fis 299* 

— Nie. Bergenfis 
310. 


miscellanics 


Dramen Regifter. 


Baudslot l’utilit€ de vop- 
ges 154. 

Bauhini pinax  plantarum 
192., hiftor. plantar, 192. 

Bayle diction. hiſt. 144. 147. 
495.512. 516. 519. 

Beckmann, Gefhichte tee 
Erfindungen 55. 56. 80.90, 
134. 14I. 172. 361. 44% 
465. a8. 56L. 595: 60% 
.651. 663. 

— Vorrath eleiner Anmer⸗ 
fangen 435. 

— Waarenkunde 17.77.95. 
von der Behr Diarium ſei⸗ 
ner Reiſe 267. 
Belidor architecture hydrau- 

lique 217. 

von Benebendorf Berliner 
u zur Landwirth⸗ 

aft 

Benjamin von Tudela, Re 
fe 205. 

Bergeron relation des voyi- 
ges en Tartarie 199 9 277. 
wer er gewefen 558. 

Bergius über Leckereyen 78. 

Beſchreibung des Zuftandes in 

talien u. d. Quietifmi 142. 

Beichreibung einer Legation 
von Wien auf Conſtantino⸗ 
pel 400 

Bibliotheca Carmelitena 151. 

Bibliotheca Rinckiana 473. 

Biffelii argouauticon 686 * 

BDizarus hiftor. rerum Per- 
firarum 165. 

Blainville Reife 362. 471. 

F ar nc, Vinc. voyagk 

3% 

Biefkenii Islandia 114 * vers 
ſchiedene Ausgaben und Urs 
berfegungen IIT., 

lount, 


Namen⸗Regiſter. 


Blount , Henry, voyage 
into the Levant 492% Auss 
gaben u.Weberfegungen 503. 

Boerhaave praeledtiones aca- 


dem. 374. 

Bobfe , Auguft, deffen 
Schriften 285. 286. 

Böhme, Joh. phyfiologia 
vera 342. 

Bonnet: contemplation de 
la nature 447. 

Bononia biblieth. Capucino- 
rum 25. 

Bory de St. Fincent voya- 
ges 321. 329. 331. 

Boulanger: I’ antiquite de- 
voilee 31. 

de la Boullaye - je: Gouz 
voyage et obfervations 580* 

Britifh topography 283. 

de Broſſe Geſchichte d. Schif⸗ 
Kehren 40. 67. 76. 112% 


Bruckner Merkwürdigkeiten 
der Landſchaft Bafel 646. 
Bruns Erdbefchreibung 563. 
de Bry India orientalis 277. 
“ Büchneri [chediasma de vi- 
tiis eruditorum 622. 
Bucker : vitae Oeconum 5, 
Buffon Naturgefchichte 110, 
112. 268. 319. 320, 4II. 


Ce 


548. 

Barmanni Trajedum erudi- 
tum 707. 
G. Burnet Neife 124* Aus; 

gaben und Weberfeßungen 
137. mehte Schriften von 
ihm 13 
— Vorbereitung 87. 
Bu/ſaeus Ausgabe des Arii 
‚und des Oroſius von Ael⸗ 
ſfred 456. 


717 


Buſſiere Aofeuli hiftoriarum 
52. 


Galceolarii iterBaldi civitatjs 
Veronse montis 535 * 541. 
Callimachi Experientislib. 
de geflis Venetorum 165. 
Camdeni fcriptores Britan- 
pise 290. 293. 
Campen, Camps, chinefifche 
. u japanfcher Handel 265. 
du Cange gloflarium 173. 
246.297. 410. 466. 
— — hiftoria Byzantina 479. 
Carl, Sandgrafen von Heſe 
fen Reife 356 * 
de Carlis il moro transpor- 
.tato 38. 
Caroli memorabilia ecclefi ia- 
ſties 388. 
Carons Reife 258. 264. 
Carpin Reiſe 204. 205. 
Carre: voyages des Indes 
orientales 367* 
ela Cafas: relation des 
voyages et decouvertes des 
Espagnols 287. 
Caftaneda annales Lufi ta» 
nise 65. 66. 


de Caflro, Joan. finus Ara- 


bici ſ. maris rubri itinera- 
rium 421 * Ueberfegungen 
und Auszüge 428* 

Cavazzi: relation hifor. de 
I’ Ethiopie occidentale 24. 

Cellius, Erhart. Reife des 
Herzogs von Würtenberg 
207? Nadricht von Cel⸗ 
lius 218, 

Chalmers hfe of Dan, de 
Foe 340. 

Chambers differtat. on orien- 
tal gardening 701. 


Aaa3 har⸗ 


718 


‚Chardin:-Retfe 474. 
Charlevoi: hifteire de nou- 
| vee Frauce439. 441.442. 


445. 
Chi fc anaſtaſis Childeri- 
ci 644 
Chrifk, Naiaion. des mono- 
grammes 665. 660. 
Chryfoflomus 523. 
—— de ſacris aedificiis 


Ä Chero de republica 249. eis 
tirt 252. 

Claudianus 372. 

Clemens Alexandr. 586. 

Clement bibliocheque cu- 

rieuſe 507. 

Eleyers Schriften 677. 

Clufii plantae rariores 543. 


544. 
— obſervationes caftren- 


Comeftoris P. hiftoria fcho- 
Jaftıca 243, 

Comines Phil. Handſchrift 
feiner Sefchichte 534. 

Commerce de laHollande 682. 

Contarini viaggio al Uſſum 
caflan 193 * 206, 

Cooks voyage into the South 
Sea 338. 

Cortona: Saggi .dell’ acca- 
demia di Cortona 83. 

Coulon, Ludv.beffen Schrifs 
ten 559. 

| Eramers Feſt in Stadt Mea⸗ 
co 265. 

Crufü, Martini, Turco- 
Graecia 388. 414 

Curtius, Sandfärtft 56. cis 
tirt 225. 230. 315. eine 

. Untergefchobene Stelle des 
Curtius 620. 


Namen-⸗Regiſter. 


Cuspiniani Joh. diarium de 
congreſſu Maximiliani 302. 

Cyriaci Anconitani itine- 
rar. 615 * 


D. 
Dalechamps hifltoria plantı- 
rum 9. 

Dallaway Conftautinople 
ancient et modern. 479. 
Dantifei carmina 304. 
Dart Weftwonafterium 533. 


Diarium Italicum des Land 


grafen Carls 356 * 
Didionarium Japonicum 272. 


273 
Diodorus: Siculus 30. 315, 


._566. 569. 
Diogenes Laertius, erfe 
latsinifche Ueberſetzung 513 
Diofcorides, Handſchriſt mit 
Zeichnungen 600. 
Dithmars Chronik 244. 
Dôbels Jaͤger-Practik 548. 
D'Ongſon tableau de lem- 
pire Ottomau 480. 
Donati Naturgeſchichte des 
Adriatiſchen Meers 73. 
Du Tresne ſ. Du Cange. 
Du Mont voyages 473. 


æ. 
Eggers von Island 109. 
Eilenburgs Entwurf d. Ne⸗ 
turalienſamlung zu Dres 
. .den 651. 
Elzevirſche Nepubliken 190 
Erajıni encomium moriæe; 
ſeltene und neueſte Ausgas 
ben 647. 649 
Eſchels⸗ Rıoon Beſchrei⸗ 
bung der Inſel Sumatrk 


631 
Eu 


Damen: Regifter, 


Eugens Leben u. Thaten 374. 


$. | 
Fabrieii hiſt. bihlioth. 55. 59. 
Fabricii bibliotheca medii ae- 
vi 165.. Biblioth, graeca 


388. 408. 
Fantoni auatomia 36. 
Faria y Sufa: £lia portu. 
gueſa 424. 


424 
Serdinand Albrecht, Her—⸗ 
309 zu Braunfchweig Neife 
51 * und andre Schriften 
, 52. 57. 
de Ferriol recueil de cent 
... eftampes reprefentant na- 
tions du Levant 670 * 
Siorillo kleine Schriften 245. 
12. 
Filchlini memoris theologo- 
rum Wirtemb. 384. 388. 
Sifher von Erlachen bis 
ſtoriſche Architectur 480. 
de Slacour's Reife 592. 
Flaminii itinerarium 10* 
Sorftäl deferiptiones animal, 


437. | 
Sorfter, Geſchichte der Ents 
deckungen in Norden 119. 
122. 170. 451. 452. An⸗ 
merfung zum Orofius 458, 


3. 
Foscarini letteratura Vene- 
ziana 167. 194. 
Freher rerum Germanıc. 
ſeriptores 209. 
Friderichs Herz. v. Wuͤrten⸗ 
berg Reiſe 204 
Friſi modo di — i fiu- 
mi 216. 
Frodae de Islandia 456. 
Zuggers ©piegel der Ehren 
ODenerreie 302. 


719 


Sürttenbach itinerarium Ita- 

liae 482* Inventarium feis 
ner Kunſtkammer 484, Ar- 
chitefiura privata 485. 


©. 
en de motu mufculorum 


6a endi vita ‚Peirefcii 558, 

Öatterers Geographie 439. 

Gellius 460. 

Gerberti epiftolae 250. 

Gerlach, Stepb. Tagbuch d, 
tuͤrkiſch. Geſandtſchaft 381 * 

Gefneri epiſt. medicinales 2, 

Geuder von Herolzberg, defs 
fen Ueberſetzungen 168. 194. 

Beselins biogranhista Lexi⸗ 
con 63, 

Giraldi itinersrium Can 
briae 288 * 

Girtanners Kantifhe Prins 
zip für Naturgeſchichte 65. 

Gisbertf5 Martyrer in Ja⸗ 
pan 265. 

Gottfriedo Eanılung d. Rei: 


fen 2772. 

Göge Vertwuͤrdigkelten der 
Dresdener Biblioth. 253. 
299. 301. 

Govea de Pictoria, ſeine 
Reiſen 686 * 

Gough —* topography 
283. 

Le Couz (de la Boullaye) 
BE et obfervations 


elmann paͤbſtlicher Staat 
135. hiſtoriſche Kleinigkei⸗ 
ten 172. 

Grelot: relation d' un voya- 
ge de Conſtantinople 473* 

Gretſeri opera 16. 
Yang Gro- 


720 


Gromev: ° flora orientalis 12. 
Gryphius apparatus ſ. dif- 
ertät. de hiltoricis 54. 504. 

"Guastini Reife 38. 


4. 
Hagenars Anmerkungen zu 
Caron 264. 
Hakluyt’s Samlung der Reis 


fen A535. 

Halleri phyfiologia 36. Ri- 
blioth. bot.9. 92. 101. 40T. 

Hamels Tagregiſter d. Schif⸗ 
fes Sperber 206. 

Handlungsgeſelſchaften, Ge⸗ 
ſchichte derſelben 367. 

Hanke de Romanarum re- 
rum ſeriptoribus 341. 

Daran chriftt. Uwſſfes gı® 
arte Leben Guſtav Adolphs 


I42. 

Hauteville relation Kiftori- . 
que de Pologue 286. 

le Hay recueil de eent eftam- 
pes reprefentant natious du 
Levant 670 * 

Seineccius J. 07. Abbils 
dung der griechiſchen Kir⸗ 
che 388. 

von Heinecken Nachrichten 
von Kuͤnſtlern und Kunſtſa 
chen 643. 

Hentzner itinerarium 344. 

“ Heresbach de re ruftica 212. 

Herodotus 362. 564. 586. 

Heffe. Eitas oftinbtiche Rei⸗ 
ſebeſchreibung 624” 

Hickefii linguarum feptentr. 
thefaurus 457. 

Hieronymus 524. 

Hiftoria rerum Perficarum 
165. 

Homer 17% 


Dramen s Regiſter. 


Hoͤnert, Beyträge zur Land⸗ 
wirthſchaft 703. 

Hornii Ulyfiea ſ. Atudiolw 
peregrinans 190. 

Hover Seldichte der Krieg 
kunſt 253. 

Iluetii —— de rebu 
ſuis 147. 
Hurbolzen, NRelfemebiat 
des Landgr. Carls 359. 


“ Jaqnes mai, voyages et 
avantures 673 * 
Ignatius a Jefu narratio ori- 
ginis Chrüttianorum ſ. Jo 
hannis 160. 
Joͤchers GelehrtensLericon 
‚494. 709. 


Jobann Ernſt von Weimat 
Reiſe 520*8 
Jonas, Arngrim, beſſen 


Schriften 119. 

Jordan voyages hiftoriques 
de Europe 278. 281 ® 
Jordan, Carl Steph. voys- 

ge litteraire 231. 
Journal d’un voyage de Fri 
ce et d’Itslie469 * 
Jovius, Paul elogia 515. 
Ifaach Syri opufcula 525. 
ltineraria Roman, vetera 572. 
Juliani Caefaris oratioues 


525. ; 
Zu * atermici matheſi 


Junker Ehrengedächtniß Lu⸗ 
tberi 145. 146. 
Juvenal 621. 


| RK. 
Rabatnick, deſſen Reiſebe 


chreibum 49. 
ſ Ran 


Damen s Regifter. 


Rankel: Beſtriffning vppä 
trenne Reeſor 270 * 

Raͤſtner Geſchichte der Was 
thematik 485. 486. | 

KReyßlers Reife 253. 250. 
372. 487. 


Bireher mundus fubterra- ' 


neus 226. 

Zlaute, 3.3. Dierium Ita- 
licum 356* deſſen übrigen 
Schriften 357. 
von Rlingfi tedt memoire fur 

” les Samojedes 106. 

. Köleri (ylloge de’ ordinanda 
bibliocheca 536. 

Röpings Neifebefchreibung 
61 * verfchiedene Ausgaben 
68. 270. 

Rotzebue Neife 19. 

Kramers Feſt in Meaco 265. 

Krauſens Buͤcherhiſtorie 
282. 

Ryriaci Anconitani itine- 
rar, “615° 


C. 
Cafitau Reife 445. 
— feriptores Daniei 


Köng er €. 5. Denkwuͤrdig⸗ 
teen der Weſtminſter Kir⸗ 
che 532. 

Canghans oſtind. Reife 70* 

Meguat Reife: voyages et 
avantures 309 

fe Meire Reife 2836. 

Leibnitianum commereiuim 
epiftolieum 711. 

Lelong bibliotheque hiſt. de 


France 281. 347: 439. 441. 
Leupold theatrum machinar, 


486. 487. 
Ligorius Pytrhite 248, 


221 


Cimberg Joh. benfmürdtge 
Reifebefchreibung 363 * 

8.imborg 08. 364. 

Lifter’s, Martin, „elle 
nad) Frankreich 593 * feine 
Synopfis couchyliorumı 607. 
Preis 607 7. 

Livius, franzöffe uͤberſetzt 

von Berchorius 6oL. 

Loccenii deſcriptio Suecise 
148. 

Löenbom Anecdoter om 
Swenfta Män 63. 

Lomenii itinerarium 143 ® 

—— flors eoehinehinen- 


| Lüdehe hrffhen Reid 20, 


Ludoif, ni hiftoria Ae- 
thiopiea „434 554% 


m. 
CP. D. mM. relations hi- 
‚Roriques 638 #. 
$. M. neuentdedtes Norden 
118. 
Mabillonii iter germanicurn 
* 


— mufeum Italicum 246* 


514- 

— iter Italicum 247 * 

— iter Burgundicum 257% 

— analedta 240.: 

Macarii Alexandrini fermd 
de exceflu juforum, 714. 

Majer, Mich. arcana arca- 
niflima 712. 

von Mandelolo Reife 97. 

NTandeville Reife 206. . 

de Mandeville Fabel von b. 
Bienen 676. 677. 

Manuzio : raccolta de’ visg- 


gi 166. 
Aaas5 Mar- 


722 Namens Regifter. 


Marchado: bibliotheca Lu- 
ſitana 423. ° | 
Marchand: di&ionmire hi- 
. forique 679. 
Marcus, Paulus Venetus 
31. f. Paulus, | 
Marpergers gelehrte Kaufs 
leuthe 92. 
Marsdens hiftory of Suma- 
. tra 631. 
Marsdens catalögue of di- 
‚ tlionaires 272. | 
Marfball Joſeph, Reifen 
674 681* 
Martin Bericht von Japan 
264. 265. 206. 
de la Martiniere Reiſe in 
die nordiſchen Landſchaften 
1088 
Martons denkwuͤrdige Le⸗ 
bens beſchreibung 673 * 
Maſerier fur la Louiſiane 37. 
Maſſ—„, Jaques voyages et 
avantures 673 * 
Moatthaei veteris aevi ana- 
leda 429. . 
Matthioli compendium de 
plantis 541. De plantis 
epitome 542. 
Maupertuis ocuvres 67. 
Mead de vipera 85. 
Medicus Abhandlungen, auch 
Benträge 609. 

Megifer fepteutrio nov-an- 
tiquüs 1183. 
Mehusepiltol. Ambrofii 511. 
Meifter, Georg, orientalts 
fcher Luſtgaͤrtner 691 * 

Mela 496. 572. 

Memoire fur les Samojedes 
(Hlingfiedt) 106. 

Merkleins Reife nah Oſt—⸗ 
indien 258F 2008 


- 


Merolla : von - Sorrento 
Reife 39. 
Meruia cofmographia 344 


347. 
Meujels biblioth, hifor, 39. 
66. 92. 473. _ 
Miſſons Reife 472. 
Monboddo ; origin andpro- _ 
greſs of language 67. 
de Monconi's Neife 592. 
Moreri diiionaire 250,345. 
426. 512. 
Moshemii. hiftor. ecclefati- 
ca 388. | 
De la Motraye travels 478. 
Müller Samlung Ruſſiſcher 
Geſchichten 274. 
Muratori Geſchichte v. Ita⸗ 
lien 255. 
v. Murr neues Journal 273. 
Murrai J. P. über Ohtheri 
periplus 462. 


7 


de Nangis Reiſe 205. 


‚Nazianceni , Greg, carıniva 


Cygnea 713. 

von Neck, Jacob, Reiſe⸗ 
beſchreibung 266. 

von Neitzſchitz Reiſe 226. 
.232 * 

Neumayr BReifebefchreibung 
des Herzogs Johann Ernft 
von Weimar 526 * 

Niceron Nachrichten v. Ges 
Pe 474. 494. 507. 512. 

16. ' " 

Nicolas de Nicolay navigs- 
tions, pPeregrinations et 
voyages 654 * 

Neu entdecktes Norden 118. 


| ©. 
Ohtheri periplus 450* 
Olaus 


Nanıens Regifter 


‚Olaus Magnus biftor, fep- 
temtrion. 73. 
Öligfchens oflindifche Reifes 
beſchreibung 624 * 
Olivus de reconditis collecta- 
neis Calceolarii 536. 537. 
Omich, Sranz, Beldreis 
bung einer Legation auf 
Eohftantinopel 400 * 
 Oppianus 566. 569. 
Origenes 524. 
©rofius, deflen Ausgaben, 
und die Angelfächfifche Ue⸗ 
beäſetzung d. Aelfreds 458* 
Ortelius thefaurus geogra- 
phicus 408. - . 
Otters Reifen 187. 
“ Ovidius 3090. 591. 
©vingtons Jeiſe 324. 325. 


Pagendarm Reiſebeſchrei⸗ 


bung des Johann Eruft v. 


Meimar 528 * 

Dallas Mongoliſche Volter⸗ 
ſccaften 172. 174. ſuͤdliche 
Stadthalterſchaften 192. 

Papillon, gravure en bois 
666. 

Patarol opera omnia 600. 

Patin, relations hiftoriques 
638* 652. 653. 

de Patot BVerfafler von Ja⸗ 
ques Maſſe 673. 

Paulus Venetus 31. 188. 


06. 
Paw: furles Americains 32. 
Peireſc, feine Berdienfte 557- 
Delzel: Abbildung Söhmis 
ſcher Gelehrten 42. 
Detelin Reife nachChina 277. 
Peters, Herm. Heinr. dif- 
fertatio de itinere fuo in 
Italiam 349 * 


723 


Pepfonel Kandel auf dem 
ſchwarzen Meere 196... 

Pfeffinger ad. Vitrierium 
302. 388. 

Dfeffinger vn aa oweisr 
‚(de Sefchihte 445... 

Prils 73 

Philippi a]. trinitate lti- 
nerarium orientale 149 ? 
Ueberfegungen 156. Aus 
gaben 157. 

Philoftratus 294. 

Pighius hereul, prodicius 45 

Pinto S. N. Dreifebefchrete 
bung 26 

Dlaton Hoffe Kirchenge⸗ 
ſchichte 417. 

Platonis leges et respublich 
525. 


Plinius 73. 284. 315. 488. 


497. 566. 662. 
Plutarchus 73. 81. 564. - 
Pöllux onomafticon 661. 
Pölnitz: nouveaux memoi- 

res 489. | 
Polybius 244. 
Pona plantae montis Baldi 


543 * 
Portban über Ohtheri peri- 
us . 
Poullet nouvelles relations 
‘du Levant 220 * 


Powel, evid. deſſen Seife 


Dedfat, deffen Reiſebeſchrei⸗ 

ung 

Praun bibliotheca Brunfuic. 
58. 59. 

Priapeia 27, 

Ptolemaeus 67. 525. 

Puel itinererium thalaficum, 
das iſt, newe Raiß⸗ und 
Meerbeſchreibung 546*8 


224 


Purchas his pilgrimes 276. 
427. 455. 


&. 
uinctilianus 242, 325. 
virini, Det. Relfe II9. 


a. 
Raccolta de’ viaggi da An- 
ton. DIanuzio 166. 
Rainal Sefchichte der Beſit⸗ 
jungen 439. 
NRatbgeben, Reife des Ders 
3096 von Wärtemberg 207 * 
NAauwolfs Reifebefchreibung 
1* 499. 
Bay travelsg. Stirpium Eu- 
rop. fylloge 545. 
von Heimers Reife der Ruf 
ſiſchen Geſandtſchaft an die 
Mforte 480, 
Reineggs Beſchreibung des 
Caucaſus 180. 
Neiſe nach Norden (de la Mars 
tiniere) 108 * 
Reiſte de imaginibus Chriſti 


250. 

Reland. differtation. mifcell. 

"95. De religione Muha- 
medana 477. 

Relation nouvelle d’un voya- 
ge de Conſtautinople (par 
Grelot) 473 * 

Remarques hiftoriques et cri- 
tiques faites dans un voya- 
ge d’Italie 333. 

Beufnerihodoeporieum 218. 

Reyßbuch d. heiligen Landes 7. 

Robinfon Cruſoe, Entſte⸗ 
hung, Ausgaben, Webers 
fesungen 335 * 

von Roden oder Limbergs 
Reiſebeſchreibung 363 * 


Namen-Regiſter. 


Roͤding Litteratur der Bu 
rine 432. 
AogersWoodes, Reife 338 


“ Rogerius, Theophiluspre 


byter 245. 
Rollin hiftoire encienne 34. 
Romanus, Francis: iſtoria 
della miflione dei Capw- 
eini 39. 
Aubruquis Reife 204.205 
Aüdling dei j tor ſtaende 
Stotholm 146. | 
Auffel von Aleppo 395. 


®. | 
Sagard: le grand voyage 
du pays des Hurons 438 * - 
Schambergii deliciae Gal- 
liae 344. 
Schefferi Lapponia III. 
Scheidt, Zieron. Reife nad 
dem gelodten Lande 705* 
Schickhart: Neife des Her 
zogs von Württemberg 207° 
von Schloͤzers Nebenftuns 
den 188. nordifche Geſchich⸗ 


te 452. | 
Schminfe Befchreibung der 
St. Eaffel 360. 
Schoutens Reife 258. 266. 
Schultbeifen Reife nad 
Siam 266. 
Sczerbatous Ruffifhe Ga 
fchichte 417. | 
Seguier : plantae Veronen- 
es 538. 

Seguier bibliotheca botsol- 
ca 541. 544. 

Seneca 81. 373. 

Serpilii epitaphia oder Ehe 
rvengedächtnifie 384. 

Serveto Urtheil vom gelob⸗ 
ten Lande 229. 

Sido 


Namen + Regifter:: 


Sidonius Apollin. 572: 
Sinceri, Jodoci itinerarium 
Galliae 341 * 
Solinus 566. 
Somneri di&ionar. Saxonico- 
. Anglicum 455. 
Sonnerats Reiſe 327. 


Sorbiere, deflen Heifeben 


ſchreibung 613. 
Speiman vita Aellredi 451. 


vengele Geſchichte geogta⸗ 
open Entdeckungen 18T. 
186 u. f. Geſchichte von 
Seoßieitunsien 293. 295. 


Eprintele Defhreisung von 


Siam 266 
Strabo 30. 4. 315. 497. 
562.564. 569. 663. 
Strada de bello Belgico 256. 
Strieders heſſiſches Gelehr⸗ 
ten Lexicon 696. 
ruve rerum Germanic. 
feriptoreg 299. 
Süßmilh göttliche Ordnung 
112. 


: T. 
Talander: curieufe und hiſto⸗ 
riſche Reifen 278. 285 * 

Tavernier’s Reife 592. 

Tenters: theatrum pidorum 
643 * 

Tenzels monatliche Untertes 
dungen 249. 286. 

Theodat, Sagard, le grand 
voyages du pays des Hu- 
rons 438 * 

Theodorus Studites , te- 
flamentum, 713. 

Theophrafl, 97. 315. 

Thoophylactus Simocatta 
73- 


77a 


Theophilus Presbyter 245 
Thevenot l’art de nager 735 
Thunbergs Reife 203. 272. 


Tibuullus 569. ein untergen, 
ſchobenes Diflihon 621. 
Tirabofchi ftoria della let- 
"teratura 617. | 
Tollii inlignie itinerarii Ita, 

lici 707 * Fortuita, 712% 


manududtio ad coelumche- . - 


, wicum, 712, fapientia. Ins! 
ſaniens 7i2. 

Tourne fort, voyage du Le- | 
„want ÖRL.. 


V. 
V alentini — medieo- 
legal, 148. 


- Falentyn ouden nieuw Of. 


indien, 625. . . = 
Yalerius Flaceus:30. ..: 
Valerius Maximus 35, . " 
de la Valle Reife 223. 228 
Valturius Robertus, de re 
militari; ſaͤmtliche Yusgge 
ben 253® 254. 
Parenius Bernh. deſcriptio 
Japoniae 262 * Ä 
— geographis generalis 262. 
Varro de re ruſties 134. 508. 
Velü, Urfini, carmina 304. 
Viaggi fatti da Venetia alla 
Tana, Perflis 167. 


:de Victoria, deſſen Reife 
686 * 


Figneul- Marville melau- 
ges d’hiftoire 507. 

Vincent, Vilh. the peri- 
plus of the Erythrean Sea 
432. 

inet; autiquit& de Bour- 
deaux 346. 

Vir- 


26 


Firsiliüs 133. Ä 
Vogels I. W. oſtindiani⸗ 
ſche Retje 626. feine Bes 

dienang auf Qumatra 633. 
Vagt catalogus libror, rar! 


140. | Ba 
Volkmann Nachrichten von 
Stalten 362. 471. 489. 
Voſſius de hiftorieis latinis 

183. 193. 514. De Nili 
“ origine 268. 
Nouveau voyage vers le Sep- 
tentrion (par de la Mar- 
“ tiniere) 102 * 
New voyage to: the north 
(Martiniere) 109 * 
Voyag«s hiftoriques de P’Eu- 
rope 281” 278. ' 


" W. 

Mallis mechanica 83. 

Weigel neugriechiſches Lexi⸗ 
‚con 411. 

Wetzels Lebensbeſchreibung 
der Lieders Dichter 260. 

Weyermann Gelehrte aus 
Ulm 483. 

Wharton Anglia facra 288. 

Willmann, Oi. Erichſ. Reis 
ſe nach Oflindien 271. 


Namen Regiſter. 


Witfen noord en ooſt Tu 
tarye 279. 
FVood Athenae Oxonienle 


593. , 
WPulfstani periplus 450° 


Des Wunderlichen munderli 
he Begebnäflen sr * 


. Wurfbains oftindifche Reh 


| fe 90 * fein Sohn 92. 


N. 
Roung, Arıbur, fol Men 
*-fhals Reifen erdichtet ha 
ben 682. 


Zedrinileggie fenominidel’ 
acque torrenti 216. : 
Seifinge theatrum machine 
rum 217. 

Zeno, deflen Neife 119. 

Zinserling, Juſtus: Sin- 
ceri itinerarium Gallise 
341* feine Äbrigen Schrifs 
ten 342. 

Zucchelli: relazioni del viag- 
gio 22°. 

— — Miffions » und Reiſe⸗ 
beſchreibung 37 * 

Zygabeni, Euthymii vido- 
ria de impia fcdta 713. 





Zive 





Zweytes Regiſter 





der merkwürdigſten Sage — 


sin, A Yofäne, Schleu⸗ 
88 

Abrolbos, Klippen an den 
Braſilianiſchen Kuͤſten 74. 

Abyſſinien beſchrieben 577. 

Udare, dendritiſche aus In⸗ 
dien und Mochha 80. 

Adanfonia 29% 

ben, wet an rothen Mee 


—** —* die Ma⸗ 
un 
von Aplerobelin, deffen Nas 
turalienfamlung 55. 366. 
Affen (hwängern Weiber 64. 
333. deuten giftige Speifen 
- an 322. fehr große 323. 
Aegypten wird immer unfruchts 
barer 48.. Schilderung der 
' Aegyptier 5 00. 

Ale, Bier d. "Engländer. Urs 
fprung des Namens 467. 
Aelfred, K. von England, 
- deffen Leben, Schriften, 

Verdienſte 450 u. f. 
Aerolithen 96. 272. 
Ayapıov dınas 66T. 

Acs viduvium, Wittwenfteuer 

661. 

Aes uxorium 661. 
u 56 Inſeln beſchrie⸗ 
en 


Alanien 1710 

Alaunhaltige Quelle 476. 

Alcanna, ihr Wachsthum zu 

* befördern 17. 

Aleffone, Stadt in Zhelſatten 
08; 


408 . 
Alexandretta 230. 


Alexandrin, ZAner gute 
48. Srundriß 48. 

Allelujabs 501. * 

Alte Leuthe, Schickfal der⸗ 
felben bey verſchtedenen 
Voͤlkern 444. | 

Am̃acuſa, Stadtin Japan 27% 

Aman, Pas von Aman 230%, 

Ambra aufRodrigo vom Mees 
re ausgeworfen 318. 

Ambras, dortige: Samlung 
645 

Ambroft us Traverfarius 
Reiſe u. Leben 507* 511. 

Ananas ftamt a, Braftlten 700. 

Angelfähfifhe Sprahe 450% 
456. 457. 465. 

Angola in Afrika 25. 27: 

Anne, Prinzeffinn von Uns 
garn, Gemahlinn Ferdi⸗ 
nands 305. 306. 

Annona der paͤbſtlichen Kam⸗ 

Anomia placenta 372. 

St. Antonius exaudit quos non 

audit et iple deus 130. 

Apas 


728 


Apamea, Montdianac 475. 
Arak aus Cocosſaft und aus 
Mei gemacht 77. 

Aratat, Belchreibung dieſes 
Gebirgs 160. 226. 
Arche Noah a. Ararat 1.60. 226. 
Argomoniatico, eine Steuer 

des Wirmen 661. 


Arioſto, deſſen Srabfhrift 


470 
Armenier follen noch einen Koͤ 
nig haben 161. ihre Sit⸗ 
ten 228. ' 
Arnold, Chriſtoph, Nach⸗ 
richten von ihm 259. 260. 
Arſacia ſey Sultania 227. 


Arſenius, Biſchoff zu Elaſ⸗ 


fon, deſſen Reife nach Mofr 
tau 407 * | 
Arzerum, dortiges Clima 225. 
Aerzte „ modige phllofophen 
ſchon alt 608, 
Aſow, Geſchichte d. Stadt 170, 
Alperi, Weißpfennige 177. 
Affombay,Uffumcaffan 186 u. f. 
Athem, Selbſtmord durch d. 
Zurückhaltung 36. 
2’ Augel, Philipp 62. 
Augen, kuͤnſtliche von Schmelz 


602. 
Auaſt, dortige römifhe Alters 
thuͤmer 646. 
Auguftea Rauracorum Webers 
dleibſel dieſer Stadt 646. 
Aves Diomedene 313. 
Aramoglans, Chriſten⸗/ Eflas 
ven ın der Tuͤrkey 662. 


9. 
Babolon f. Daadad, 
Backbort, Steuerbort 467. 
Bürterev, Monepol ia Rom 
I34. trutſche iu Venedig 215. 


Sach-Regiſter. 


Backſteine ſchoͤn glaſirte in Pe 
ſien 220. 

Baͤder, wie ſie in der Leva 
te geheitzt werten 17. Rı 

: fen nah Bädern, Babe 
fahrt 210. 


Bagdad, warum d. hohe Sch 


le zeritährt worden 302. 


Bakn, dortige. Naphtha 18 


Baldo, Berg, befdırich 
Verzeichniß ſeiner Pflanz 
42537. 543. . 
Balſam von Mecka, Pre 
Proben der Aechtheit 3 
Balfambaum 49. | 
Baltracan ift ein Heraclcı 
102.- 
Barbaro , Joſapha 
Schickſale u. Reiſen 16: 
Barfuͤßer, Geſchichte die 
Ordens 150. 
Barre in der Seine 5753. 
Barry, Gilbert.ode ( 
raldus, Nachrichten v 
ihm, feinen Neijen u 
Schriften 288 * uf. 
Bartbolinus, Ricca 


301. 
Baſſora von den Türke ı 
obert 374. 
Baftarte von Drang s Uta 
und Affen 61. 65. 
Batavia befchrieben 76. 
Baticola neben Goa 565. 
Zattöry, Stephanu 
Nachrichten von feiner Di 
zum Könige 397. 
Baum fehr dicker, Adanfen 
29. beiten Reiſer zu Sta 
men erwadfen, Ficus | 
dica 315. 
Beruinen, Badaid, Dad 
435: 430. 
" Ki 


—3 


. Blafebäige hoͤlzerne, 


Er s Degite 


Beliß, Bedeutung b. Worts 21. 


Beißkatze, Strafe dee Wels 
ber 246. 
Belgrad befchrteben 221. 406. 


497. J 
Bemſika, Dorf neben Liſſabon 


425. 
. Benguela beſchrieben 27. 


Bennelle, “press des 


Leguat 5 


wen, Bin Zahner / Bärn 


Befemer „Schnelwage, tvos 
her der Name 83. 

Beſchneidung, ihre Nothwens 
digkeit 584. 

Bezoar v. Vögeln 320. Preis 
des Achten Bezoars 390. 
Bier wird nicht in Indien 

gebrauet 77. 


Biber waren in Wales 293. 


die Häute fehr koftbar 293. 
gerbend. Huronen 444. 447. 
Bienen, Fabel von den Bie⸗ 
nen 676. 
von Birken, Betulius 51, 
J. Biffel, deſſen Leben und 
Schriften 688. 
wann 
ſie erfunden 134. 
Blaſt durch Schläuche 490. 
Blef ken feine Schickſale und 
Reiſen 114 * 
Bunobeit von Schlangengift 


ir fährt v. unten hinauf 96. 

Biondel Franc. Baumeis 
fter 143. 144. 

Blount , Henry, deſſen 
Schickſale, Reifen und 
Schriften 492 * 

Boa eonftritor 06. 


Bodenwerder beſchrieben 211. 


Deckmann's Litterat. d. Reiſ. 4. 


729 


3ö0bfe, Auguſt, oder Tas 
lander, Nachrichten von 
ihm 285. 

Bologneſer⸗Stein gemacht v. 
Zanichelli 360. 

Bomben, wann fie erfunden 
find 254. 255. 

Boranday, Borandiend, ers 

dichtete Namen 105. 

Botaniſche Trivialnamen 14. 
alte Arabiſche Namen 15. 
die Namen der Urſchrift in 
Ueberſetzungen beyzubehals . 
ten 20. 0. 

Bourbon, Inſel befchrieben 
310. Landkarten 329. 371. 

Bourdeaux befchrieben 345. . 

St. Brandaon. Brandon 
314. Brandanus 552. 

Brafilien, wo Hühner, Kas 
letuter, Ziteonen, Gold 
26. eine befondere Krank⸗ 
heit dafelbft 26. 550. 

Braunfhmweigifhe Regimen⸗ 
ter in Italien 350. 

Brechhaus 490. 

Bremen, Stadt, befchrieben 
211. 

Breſcia, dortige Gewehrfa⸗ 
briken 489. 

Brod, wie es zu Goa gebak⸗ 
ken wird 159. wird ſchwarz 
von Wachtelweitzen 505. 

Brodbaum traͤgt nie Samen 


99. 

Broglio woher das Wort ents 
ftanden 132. 

Buchbinder s Kleifter aus einer 
Baumfruct 699. 

Buchsbaum, Kandel mit dies 
fem Holze 196. 

Bulle, göldene, die Urſchrift 


132. 
Bbb J. 


\ 


730 
J. Burmann hielt eine Pup⸗ 


pe eines Bergmanns für eis 
nen Vriefter der Iſis 622. 


G. Burnet, Schickſale und 


Reiſen 124 * 
Bntua, Königreich 576. 
Butter tft in heißen Ländern 
fläffig 80. beißt bey den 
Ruſſen Ruboht 80. 


Caſar, Julius, deſſen ver⸗ 
meinter Sattel 651. 

Caffa in der Krim 178. 197. 

u Zrundeiß der Stadt 
48. 5 

Enleeolart Naturalienſam⸗ 
lung 335- 

Calx lenticularis, Linſenſtei⸗ 

ne 237. 

Camaidulenſer Orden, deſſen 
Geſchichte 508. 

Cambria oder Wales 288. 

Camels, feinwollichte Schafe 
86. f. Ziegen. 

dampani, Giofeppi, def 
fen optifhe Släfer 360. 

Cancer ruricola 313. 

Eaninhens Jagd 531. 

Capha, Sefhichte der Stadt 
178. 197. 

-Capra mampbrica IQ. 

Eapuziner, ihre Miffionen na 
Afrika 23. 

Carl il. König von England 
531. feine Tropfen 606. 
Earmel eſche bang d. Ders 

. ges 153. 

Earmeliter , Gefstchte dieſes 
Ordens 149. 151. 

Carmelitae discaleeati 
ihre Miffionen 151. 

Caron, deflen Schieffale 264. 
273. 369. 


150. 


ad: Regiſter. 


Carre, deſſen Reiſe 390 * 


Des Cartes, deſſen Grab⸗ 
ſchrift 146. 
Caſaubonus, Iſ. Nach⸗ 
richten von ihm 531. 

Caſpiſches Meer, woher deſ⸗ 
ſen Name 189. 

Caſſel, anstige Seltenheiten 
358. 3 

De —28 Peter, deſſen 
Uebelthaten 380. 

De Caſtro, Juan, beilm 

Reiſen und Verdienſte 421* 


ſeine Lebensbeſchreibung 
422. 423. ſeine Krankheit 
424. feine Handſchriften 


— 


426. 
Catacumben ihre Eutſtehung 


131. 

Caviari 173. 

Cedern auf Libanon, chee Ans 
zahl 20. 589. 

Cellius, Erbard, Nachrich⸗ 
ten von ihm 218. 

Cerigo, Inſel beſchrieben 660. 

Cerigotto, Inſel 547. 548. 


Ceſarini, Julianus, Her⸗ 


zog 230. 


Chaleeben 476. 


Chalcedonier kommen aus In⸗ 
dien 19. 

Champignons zu ziehen 603. 

de Champlain erbauete Aue 
bed 439. 

Chardin, wer feine Reiſe⸗ 
beſchreibung ausgebeſſert hat 


473. 

Charpentier bat Chardins⸗ 
Reiſe ausgebeſſert 474. 
Chaul, Stadt in Oſtindien 380. 
Chemie, ihr Nutzen fuͤr die 
Arzneywiſſenſchaft 651. 
Chemiſche gieg · Gedichte Zt 


= Sad Regiſter. 


Ehilderiche Grab und Relis 

quien 644. - 

En beichrieben 188. euffis 
‚(se gbndiſcheſt nach Chi⸗ 


Ehinefe, ihre religidſen Schrif⸗ 

. ten 326. chineſiſche Gaͤrten 
befchrieben 701. chinefifche 
Zahlziefern 704. Chinefer 
zu Batavia 76. 268. 326. 
find Rnabenfchänder 327. 

Thiee Inſel beſchrieben 660. 

Chirurgiſche Shriften, alte 
griechiſche 7 

‚Choify, belle Staubinärdig 
keit 334 

Chriſti baißtuch 250. hat 
das Geſicht abgebildet 250. 

Chriſtina, Koͤniginn, ihr 
Character geſchildert 145. 

von Chudenitz, Hermann 
Czernin 43.. 

Citrachan, Aſtrakan 173. 180. 


. 197. . 

Clever, Andreas, deſſen 

Verdienſte um die Botanik 
695. 697. | 

Clyſtire ih Weſtafrika 29. 

E0c08  Nüffe vom Meere aus⸗ 
geworfen 314. 

Comorin, ‚Witterung an dies 
ſem Borgebürge 268. 587. 

Congo in Afrika befchrieben 


27. 
Eongregation zur $ortpflans 
zung des Glaubens 25. 
Conſiſt orialmaaß 148.. 
Conſtantinopel, Grundriß 231. 
Beſchreibung 474. So⸗ 
phienkirche 477. dortige 
Trachten abgebildet 656. 
662. hatte viele Alterthuͤ⸗ 
mer gefammelt 616. 


731 

Conti, Anton, beſſen Grab⸗ 
ſchrift 344.. 

Corallenfifcheren zu Bona 660. 

Corvinus, Matthias, K. 
von agarn, Ueberbleibſel 
von ihm 402 

Coſtnitzer Conciuium unterwirft 
den Pabſt d. Concilium 130. 

en Theil der Tararey 


Ereaui Herzog, defien Meus 
- teren in Rom 230. 
Erocodile, wie fie bezwungen 
werden 49. ihre Schilder 
werden verarbeitet 372. 
zahm gemachte 564. ' 
Erufius, Martin, deſſen 
Verdienfte um die neugries 
hifhe Sprache 387. 414. 
Cujas, Cuiacius, deſſen 
Grabſchrift 344-. 
Eulperean Stadt in Perſien 


187. 
Cunchi, Schleuſen 488. 
Euro Stadt in Cilicien 184. - 
Curir zwifiben Wien u. Cona 
ftantinopel, fein Gehalt 390. 
durtius, Handſchrift von 
deffen Geſchichte 56. 
Euffan Stadt In Perfien 187. 


‚Cycas circinalis 953. 


Cyriscus von Ancona, 
deſſen Verdtenſte, Schick⸗ 
ſale, Schriften 617. 


Dalafch , Dierche Inſel 
3 

—2* Stadt in Oſtindien 
Damır, Stadt 380. 
Damafeirte Klingen, wie fie 


gemacht werden 338. - 
8553 Dis 


132 


- Dänen, Ihe Verſuch durchs 
Eismeer nad China zu fah⸗ 
ren 121. 

Danet, ein Rupferftecher 665. 

BD Aramont, franzoͤſiſcher 
Geſandter in Conſtantino⸗ 
pel 654. 

Daſylyeus, Rauwolf 1. 

Dedication an Gott 449. 

Demolibiles puellae 303. 

Dentmale Thieren gelebt 252. 

Dentrede flat elogium 370. 

- Dentes de roardo 466. 


Derwiches, Muſik, wornah 


fie ſich drehen 672. 
Dermeſtes, ſeine Betaͤubung 

88. 110. 

Diamant, großer in Florenz, 
wohin er gekommen 489. 
Siegel in Diamant ge⸗ 
ſchnitten 490. 

Didus en, fneptus31g. 
320. 371. 

Diego s —88 Inſel, be⸗ 

ſchrieben 311 uf. 

Dillen oder Decken der Zim⸗ 
mer 491. 

Diogenes Caertius 513. 

Dionyfius a Vativitate, 
Martyrer 151. 153. 157. 


Dioptrae des Geminus 243. 


des Polybius 244. 
Diofcoridis Inſel 433. 
D' Iſnard, Botaniker 9. 
Dolichos, aus weldher Soya 
gemacht wird 76. 
Dolichos pruriens hat brens 
nende Haͤrchen 700. 
Donau fol Mittags. lanafas 
mer fließen 496. ſoll ſich 
nicht gleich mit der Save 
vermifchen 496. 
Dratzieherey d. Laplaͤnder ILL. 


1} 


Sach s Regifter. 


Dresdner Samlung befchrie 
ben 650. 


Dronte, Didus ineptus 320, 


Dünger a. Afche u. Harn 228. 

Durion, ein, aphrodifiacum 

"78. 700. 

Darf, nah langem Durſt 
iſt ſchnelles Trinken tödlich 
25. 


E. 
Ebenholz auf Inſel Bourbon 
321. 322. in Aethiopien 563. 
Ehemaͤnner, ihr Wochenbett 
30. Klagen wider unver⸗ 
moͤgende 148. 
Einhorn, deſſen Exiſtenz be⸗ 
wieſen 20. 113. 573. Zah⸗ 
ne vom Narval 112. 
Einfalzen des Fleifches geräth 
nicht in Indien 78. ' 
Eis, kuͤnſtliches 468. 
Eimer : Durchfahrt nach hi 


enin Stade in Theſſalien 


Siendehier babe die fallende 
Sudt 1I0. - 
Elephanten, weiße 573 von 
einer Frau gebohren 650. 
Elfenbein zu erweichen zu eins 
gelegten Ürbeiten gt. 
Elias Prophet ſchlachtete 
Baalspfaffen 150. 
Eliſabet, K. von England, 
Nachrichten von ihr 213. 
Elmus Feuer 25. 
Elſtob, ſeine Verdienſte um 
‘die angelſaͤchſiſche Spraqhe 


457. 
Ensiand hatte viele Heren u. 
nieder traͤchtige Pferde 214. 
Erasmus Roterod. Anek⸗ 
doten von ihm 547. 
Erb⸗ 


Sach ⸗Regiſter. 


| Fleiſch, wie in Moſkau vers 


Erbſen verfteinerte 237. 
Erde aus Jerufalem, worin. 
Leihen nicht verwefen 252. 
Erdbeben unter dem Meere 
120. 630. 

| Erzerum, dortiges Clima 225. 
226. 585. 

Eſel, fehr ſchoͤne 564. 

mus erhielsvergiftee Brie⸗ 
- fe 3 

Euaeniue iv. Pabſt, ſein 
Character 508 u. f. 

Eva, woraus fie gebildet u wors 
ben 155. . 


oo $. 

Facinet, Tücher 39T. 

Fadenwuͤrmer inWeſtafrika 29, 

Falken, weiße auf Zeland 
IIG. 121. 

Fangſtricke 174. 

Faſſo Fazo Stadt in Min⸗ 
grelien 196. 

Federwat 490. 

Fenſter von Bypeſpat 283. 
von Muſcheln 5605. von 
Crocodiiſchildern 565. 

Ferdinand Albrecht, Ders 
zog zu Braunſchweig, def» 

. fen Leben und Reifen 518 

Fernroͤhre, Ihe Alter 243. 

de Serriol, feine Gemaͤlbe⸗ 
ſamlung und Geſandtſchaft 
670. 671. 

Feuerwerk, gruͤnes 76. 

Ficus indica 315. 587. 

Rinanciere, Schreibfchrift 666. 

Sindelhaus in Rom 365. . 

innen, ihre.ditefte Geſchich⸗ 


te 465. 

Stedermäufe, die 3 Arten des 
Ovidius 590. ihr Harn ſey 
gifiig 660. 


* 
⸗ 


733 


kauft worden 181. 
Flintenſteine die aͤlteſten 488. 
Floͤtz, Urſprung des Worts 21. 
Soe, Daniel, Verfaſſer des 

Robinſon Cruſoe 335. 340. 
Fond, ſinkender, deſſen Er⸗ 

findung 135. 


Gormofa, erdichtete Beſchrei⸗ 


bung diefer Sinfel 674. 683. 
Geſchichte diefer Inſel 265. 
Stantreich, Anweiſung es zu 
bereifen 342. 
Franzoſen werden v. den Huro⸗ 
nen Weider gefcholten 445. 


. Sreymänner auf dem Vorge⸗ 


birge d. g. Hofn. 74. 

Friderich, — zu Wir⸗ 
temberg Reife 208* | 

Fruchtbringende Gefelfchaft, 
ihre Stiftung 527. 

Fuͤchſe, ſchwarze bey den Zus 
ronen 447. 

Fuͤrtenbach, deſſen Leben, 
Schriften, Samlung 4801 
u. f. fein Bildniß 485. ſein 
Sohn 485. 


| © 
Sadolien von Seide, wie es 
die Weiber tragen 391. 
Saleeren s &Haven, ihre Bes 
handlung 547. Reife auf 
Galeeren befchrieden 659. 
Gamron beſchrieben 86. 
Garak, Inſel, Hat eine Perle, 
fiiherey 375. 
Gärten, hinefifce und jas 
panfche befchrieben 701. - 
Gazaria oder die Krim 177. 
Sefängniß iſt den Mohren 
unerträglich 29 
Geld, dazu bien Salz 577. 
08665 3 Ge⸗ 


734. 
Gelobte Land iſt unfruchtbar 


229.. 
Georg, der Heilige 250. 


Gerbert, deſſen Fernrohr u. 


Sonnenuhr 243. 
Gerlach, Stephan, feine 
Reifen u. Schriften 383 * 
Gefänge: Ach, wie nichtig 
— du Friedens: Fürft - 260. 
Serhwänse Menfchen 66. 67. 


Srtreidehanbel in Rom ein 
Monopol 135. 
Geuder v. Herolzberg, Nach⸗ 


tichten von ihm 168 u. f. 
Gevinn, Wein, Streit 467. 


Sewäre geben einen eritids 
kenden Schwaden 269. find 
in Indien ſchwaͤcher 587. 

Gift, fchleichendes 324. 586. 
Siftmifcherinnen 325. Stft 


in Briefen und riechenden‘ 


Saden 373. 570. Allein 

- Handel mit Sift 577. 
Giraffe, abgebildet 48. 
Giraldus, feine Reifen und 

Schriften 288* 


Girald, Kil. Georg, de 


navigils, et opera 292. 
Glaſur, perfifhe auf Backſtei⸗ 
nen 220. 
Goa befchrieben 82. 158. 565. 


587. 
Sold zu mahen, Vorſchrift 
230. 


Gold, wie es. in Brafilien ge⸗ 


funden wird 25. In Malada 
79. wie viel Sumatra lieo 
fert 633. 
Senprois durch den Geruch 


Ghen am ſchwarzen Meer 


ſind Juden 178. 180. 


Sach ‚Regifter. 


Srabhägel in d. Tatarey I7T. 

Grabſchrift: quae nimium pie 

128. 550. einer Zwillings⸗ 

mutter 346. 

Gradirwerke von Stroh, bie 

- älteften 140. 

Graff, Job. Bergmeifter auf 
Sumatra 626. 

Grenobada, Stußbart 297. ' 

Griechen, Griedhin,en ihre 

. Sitten 223. 385. Verſuch 
fie zu Rutheranern zu mas 
chen 383. 387 n.f. 

Griechiſche, neugriechiſche 
Sprache 47. 414. 

Groͤnland, dortiges Kloſter 
und Biſchof 122, 

Grude, ein Baum in Oftes 
dien. 699. 

Summis La 563. 

Gurk, Cardinal von Gurk; 
Mat. Lange 301. 

Guſtav Adolphs Grab⸗ 
ſchrift 146. 

Guͤterhaus 490. 


6. 

Hacquet von den Gothen in 
der Krim 179. 

Hafen zu Genua, wie er aus⸗ 
gefhäpft worden 487. 

Halle in Tyrol, dortige Müns 
ze mit dem Druckwerk 45. 

Handlungsgefelihaft oſtindi⸗ 
fche der Miederländer 70. 
der Dänen 79. nordiſche d. 
ee „14 der Franjo 


PR Chriſt. deſſen La 
bensbeſchreibung 42. 

Harn, ſmaragdgruͤner 312. 

Harpyen, Urſprung dieſer dFe⸗ 


bel 313. 
Hart⸗ 


Sad; Regiſter. 


Hartzing, Pet. Bergrath, 
deſſen Geſchichte, auch Ver⸗ 
dienſte um den Harz 626. 


628. 

Hauſenſe abgebildet 212. 

Haͤuſer in die Erde geſenkt 
225. 226. 

Heidelberger Weinfaß 649. 

Heinrich VI. Kaiſer dur 
vergiftete Handſchuhe ges 
tödtet 373. 

Zeinrich VIII. Dedication an 
den Pabft 129. Briefe an 
Anna Bolen 129. 

Heinſius, deffen Klagen über 
Tollius 708 709. 

Hekla befchrieben 120. 

Herolzberg J. Geuder, 
Nachricht von ihm 1608 u. f. 

Hieroglyphen abgebitder 590. 

Hieronymus von Prag 522. 

Hindus, ihre Goͤtzen abgebil⸗ 
der 587. | 

Hirpi gingen auf glühenden 
Kohlen 663. 

Hirſchkuͤhe mit Geweihen 294. 
ihre Milch genuget 294. 
Hohn Bill, eingelehrter Bes 
truͤger 674. 683. j 
Höhle, weiche im Sommer 

Eis hat 217. 

Zolbein, Anekdoten von bies 
fem Maler 647. 648. 

Horeb, Berg, befchrieben 


47- 
Korn auf dem Kopfeeines Fer 
gers 113. bewegliche Hoͤr⸗ 
ner des Rindviches 566. 
Hottentottinnen, ihre Schnörs 
kel 74. 327. ihre Sauerey 
7o01. ihre Weiſe die Kühe 
zu melken 701. Abbildune 
gen der Hottentotten 703. 


733. 


Aubins verfertigte kuͤnſtliche 
Augen 602. 
The hulk, Zudtfhiff 203. 
Kunde, die nicht hellen 447. 
ihr Zleifch wird aegeffen 447. 
ausartende in Sindien 587. 
Huͤner zahlreih in Brafilien 
26. Waͤlſche in Brafilien 
26.. in Defen ausgebrütet 
659. | 
Huronen, deren Sitten 440: 
u. f. Wörterbuhihrer&pras . 
che 440. Suronenfee 446; 
Zuygens Metancholie und, 
Tod 601. 
Hymnen griechifher Mönche 
in Noten gefegt 47. 
Hyſterolithen dienen flat res | 
dender Wapen 362. 


I. . 

Jacob König von England, 
beilet boͤſe Schaͤden 531. 
Jaͤger, Chriſtoph 233. 234. 
Japan befchrichen 258. 

Japaniſche Garten beſchrieben 


‚791« 
Japaniſches Wörterbuch 272. 
Japaniſches Kräuterbuh im 

Berlin 697. 2 
A Sprache 703. 704 

aques, feine Weife deu . 

Stein zu fehneiden 605. 
Jeremias, Patriard zu Con⸗ 

ftantinopel, fein Brtefwechs 

fel mit Erufius 387. 388. 

feine Reife nah Moſkau 

400° 408. 417. .. 
Serufalem Hat viele Juden 

229. befdhrieben 235. 229. 
Ser, Jeſdi, Jezd, Stade in 

Perſien 187. 
Ingber, deſſen Cultur 569: 

Dh 4 Ins 


736 


Inſchriften, welche folche zu 
fammeln angefangen 615. 
Inſchriften, hebräifche in Fel⸗ 
fen eingehauen 236. 

Johann Adolph Kerzog v. 
Holftein - Plön 350. 

SC Paͤbſtinn 130. 
obannis Chriſten, Nachrich⸗ 
ten von dieſer Secte 159. 
160. 588. 

ob, Jobus, erfter Ruffis 
fher Patriarch 409. 418. 

Johann Ernſt Herz. zu Weis 
mar, beflen Reifen und Les 
ben 526 * 

Jonas, Arngrim, Nach⸗ 
richten von ihm 119 

Sjordan, 
lange gut 46. feine Quelle 


379. 
Joſephs Brunnen inCairo 590. 
Joſephus uͤberſetzt v. Auf⸗ 
finus 129. 248. 
Ipekakuana, wann ſie bekant 
geworden 607. 
Irene, — 
einen Sohn 4 
ae Aöntainn v. Uns 


enge Zeturallenſamluns 


bath um 


—5 beſchrieben und Karte 
114. 118. 
Sn de France, beſchrieben 


—* Pria 475. 

Ismit 4 

Sepahın deſchrieben 228. 

Staiientfches Schloß 55. 

Juden, zahlreich in Judda 229. 

Sulfa, Gulfa, Stadt demos 
lirt 226. 

Julus maximus abgebildet 598. 


fein Waller bleibe: 


Sad ; Regifler. 


Jungfer, ſpaniſche, Verlde | 


497. 
Funius, feine Handſchrift v. 
angelfächfifchen Orofius 457. 


B. 

KRabateik, Rabatnik, deſ⸗ 
ſen Reiſebeſchreibung 49. 
Kaffee, deſſen Geſchichte 18. 

93. 222. 238. 50I. 

Kälber zur Ader zu laflen 604. 

Kalekuter, kalekutſche Hühner, 
ihr Vaterland 26. 447. 587. 

Kalender nach den Heiligen 
Tagen 171. 

Karsnouxı 4706. 

Kalt in Köpfen auf Schiffe 
geworfen 162, 

Kamele, zweybuckliche der Tas 
taren 175. 

Kamelziege, feinhaarichte 87. 
88. 46. 185. 564. 

Kankel, Buchdrucker in is 
ſingsſoͤ 27 1. 

Kanonen ſehr alte 55. 56. 
345. 402. 577. 602. 

Karakal, Zesweiſer des Loͤ⸗ 
wens 163. 

Karavanen, Anweiſung mit 
ihnen zu reifen 585. 

Karet, Carek, Gare, In 


fel 374 

Karten, Eandfarten, aus dem 
12. Jahrhunderte 298. 

Karten, Spielkarten, ſehr al 
te 599. 

Kartoffeln, wann fie bekant 
geworden 603. 

Katze, Ihe Hoher Werth be 
‚den Nuronen 449. 

Kebel, Geſchichte d. Stadt 439. 

Kies, zum Zünden gebraudt 
488... 
Kim 


| Sad: Resifter: 


Kinder : Zehenden in der Tuͤr⸗ 
ten 399. 662. . 

Rinaft, beiten Naturalien⸗ 
ſamlung 


Ring. Billion „ſucht Li 
ftee und Sloane zu verfpots. 


ten 613. feine Schriften 613. 
Kirchen, d. teutfchen find reinli⸗ 
cher als d. franzoͤſiſchen 241. 
Kifite bey. Conftantinopel 475. 
Siurden, Curdi, am Taurus 
185. 
Kiadıe 416. 
Alaute, Job. Baltbaf. defs 
jen Xeben u. Schriften 357. 


Klopfſenſe abgebildet und bes- 


fchrieben 212. 


Knaben; Zehenden in der Türs 


fey 399. 662. 
Kohl wilder 603. der. befte in 
‚ d. nördlichen Ländern 603. 
Kokosbaum, deſſen Eigenheis 
ten und Nutzung 677. Bers 


arbeitung d. Nyßfchalen 698: 
Kelibe N im: Sande d. Huro⸗ 


Km, — in Perſien 228. 

Böping, deflen Leben und 
Reiſen 61. 271. 

Korallen, weiße, rothe 437: 
zu politen 485. 

Koͤſtnitz, Kaftanien 490. 

Krabben, Landkrabben in un⸗ 
geheurer Menge 313- 

Kranfentröfter 1135. 


Krankheit , befondere in Bra⸗ 


ſilien 26. 550. 

Krim, Gefechte ber Halbin⸗ 
fel 170. 178. 

Kröpf find unzeitige Lämmer 


491. 
Kugeln gläferne in Graͤbern 
172% 


737. 


Kühe, milchende,. werben zum: 
Verkauf herum geführt. 19 
- Bart melkende zu beflern 702. 
Kuhſchwanz, weißer indiants 
ſcher 391. . 
Kunftfeuer grünes 76. 
Kunftwörter müflen in Webers 
fegungen beybehalten wers 
den 202. 
Kupferfliche der Reifebefchreis 
bungen, ihe Werth. 201. _ 


L. 
Ladung oſtindiſcher Retour⸗ 
Schiffe 98. 99. 
Lanciſia, 44 in Polen 195. 
de Landfeld hat in Holz sr 
ſchnitten 606. . 
Banpkarten, fehr alte 297. 
Zange, Johann 108. . 
Matthäus Range, Earbis 
nal von Surf 301. 
Laplaͤnder follen Zauberer feyn 
110. wie fie Zindrat ziem 


hen III. | 
Leuch am ſchmackhafteſten im 
ſuͤdlichen Laͤndern 603. 
Laͤufer in der Levante haben 
. eine Kugel im Munde 657. 
663. ihnen werde d. Milz 
genommen 662. haben die 
Fußſohlen 663 JZ3. > 
Lavesftein , Eigenfchaften der 
‚daraus gemachten. Töpfe 


133. 

Ledil, Wolga 170. 18T. 

CLeguat, deſſen Retſen und 
Schickſale 309 ꝰ ſeine Glaub⸗ 
wuͤrdigkeit 330. 555. 

Leibniz, deſſen Waſſerkunſt 
auf dem Harze 627. 628. - 

Leihen, wie lange fie vers 
brant worden IäI, 

Bbbs Leim 


738 


men eines Baums 699. 
Kela, Grabmahl derfelben 


228. 
Lemniſche Erde wird verfälfht 
222. 
Leopold, Erzherzog, deſſen 
Gemaͤlde⸗ u. Alterthuͤmer⸗ 
Samlung 642. 
Libanon, Berg beſchrieben 379. 
Linſen verſteinerte 237. 
Liſters, Gerh. Anmerkun⸗ 
gen zu Erasmi encomium 


647. 
Liſters, Mart. Leben und 
Verdienſte 593. 
Aevnopæa 416. 


Comenie, C. 4. beffen 


Scchickſale und Reifen 143 * 
Sonderfel, feine Holzſchnit⸗ 
te 6 


Sonden, "Erteustung dv. Safs _ 


fen 595. 
Kongin, ein erdichteter Hei⸗ 
liger 250. 

St. Lorenzſtrohm, 
Colonien 438. 
Löwen, deſſen Wegweiſer, 

Karakal 163. deſſen Bruͤllen 
388. fürchtet nicht das Hah⸗ 
nen⸗Geſchrey 588. 
Ludwig von Boulogne, 
Moͤnch u. Sefandter 196. 


dortige 


Luxus ift oft wohlthaͤtig 676. 
Marximilian IL. 


—— "Ana fulca ,. eß⸗ 
bar 603 
—**— beſcheleben 369. 


Mälen, ‘die ſchönſten in Oſt⸗ 
indien 565. in der Levante 
660. verkaͤufliche 565. 


Sad ı Regifter.. 


Leim und Rleifter aus den Sa⸗ 


Magen, verwandte, Schwert⸗ 
magen 467. 
Magnetnadel, ihre Abwei⸗ 
hung 89. Butterfild’s 
magnetifhe Verſuche 599. 
Manwv Bacıkısenc 410. 
Mainburg Streit 
Scelftrat 130. . 
Mais, fehr hoher 445. 
Malateita , Nachricht von 
diefer Familie 255. 
Nach⸗ 


Malayſche Sprache, 
richt von ihr 703. 

Malvaſir aus Monembaſta 
410. 

von Wiandelolo, feine Reis 

n 97. 

Mana. Perſiſches 18 dee 
Iſraeliten 47. - 

Mantuaniſches Gefaͤß 58. 

Marmor hammites 237. 

Mascarenhas, Inſel Goure 

: bon, befchrieben 310. 

Mafcaret in der Garonne 57T. 


Mafern, vermafern 491. 
Mafloy, wohlriechende Rin⸗ 


mit 


de 95. 

Matrofen, europätfche, haͤu⸗ 
ten fih in Batavia 268. 
Mauritius, Isle de France 

befhrieben 317 u. f. 
Moerimilian I. Verheura⸗ 
thung feines Enkels und ſei⸗ 

ner Enkelinn 300. 
Geſandt⸗ 

ſchaft an d. Pforte 382. fein 

Bildniß 386. fein Tod 395. 
Mecea befchrieben 562. 
Mediceer, dofmus un 

CLorenz, ihre Vertreibung 


523. 
Medinah, Muhamers Grab 
befchrieben 50. 
eet, 


Sad : Resifter. 


Meer, rothes befchrieben 423. 
woher der Name 437. Leuch⸗ 


- ten des Meeres 435. das 


todte Meer hat Steinkoh⸗ 

len 706. 

Meerenten find eßbar 603. 

Meermenfh 284. 

Meerftrudel, merkwuͤrd. 570. 

Meerftürme durchs Evanges 
lium Sohannis und Oehl 
geftillee 22. 72. 

MeintelT. 6 defien Schrifs 
ten 609. 

Melampyrum arvenfe macht 
ſchwarzes Brod 505. | 

la Mer douce, Huronenſee 


446. 
Menſchen geſchwaͤnzte 67. 68. 


35. 
Merdin, Meredin, Stadt 184. 
in merim deficit vox 303. 
Merry, feine anatomifche 
Hypotheſen 597. 598. 
Met, Hontgwein 181. 
Metroxylon fagu 95. 
La Mettrie if nicht Verfaſ⸗ 
fer d. Jaques Maffe‘ 679. 
Milch, wie fie in der Levante 
.u. Neapel verkauft wird 19. 
Milz fol den Läufern genoms 
men werden 663. 
Mingrelten befchrieben 175. 
Misgeburt, zwey an einander 
gewachſen 366. 
Miffionarten, ihre Bekeh⸗ 
rungsart 23. 39. 
Mifiionen nach Afrika 24. 38. 
bey den Huronen 449. 
Mocha, Anſicht d. Stadt 93. 
Mogul, Urfprung des Has 
mens 79. 
Mohren, Bedeutung des Nas 
mens 79. weiße 39. 79% 


739 
Molinos und bie Quieti⸗ 


ten 140. 5 
Monarstage, fett wann fie ges 
zählt worden 172. 


Moncaſtro, Belgorod 179. ° 


Mönde, ihre Ausſchweifun⸗ 
gen 5ı8 u. f. 

Monomotapa befchrieben 577. 

Montfaucon, deſſen Reife 


333. 334- 
Morceln zu erziehen 603. 


Mörtel mit Zucker zugerichtet 
575- 
Mofchus, deſſen Vaterland, 


‚deffen Zähne 570. 

Moſkau im funfzehnten Jahre 
hunderte 181. dortige oriens 
talifhe Draht 412. 

von Mour, ein Maler aus 
Slandern 670. 

Muhammets ra beſchrieben 


561. 
—*8 abgebildet 653. ih⸗ 
-re Catacomben 590. faulen 
mit Geſtank 601. 
Mumme, Braunſchweigſche, 
geht nach Indien und wird 
dort umgearbeitet 77. 


Münze mit Walzwerk und + 


fupert zu Halle in To⸗ 


vol 4 

urmeithier, alte dienen ſtat 
Schlitten 447. 

Murrat, J. P. deffen Vers 
dienfte um die alte nordifche 
Geſchichte 462. 

Muſa oder Piſang, Eigenheis 
ten diefes Baums 698. trägt 
feine Samen 699. 

Muſcheln zu poliren 485. 

Mustaten Nüffe ausgerottet. 
096. eingemadte 99. follen 
in Arabien wachfen se 


ufs 


x 


749 


Muffeline, Urfprung des Was 
mens 17. | 
Myoron, heiliges Oehl der 

Griechen 48T. 
Mythologie ſoll chemiſche Ge⸗ 
heimniſſe enthalten 712. 


u Sad ⸗ Regiſter. 
Nierenſtein des J. Saubert 


55. 
Nil, fen Urſprung 434. 526. 
Nimrods Thurm befchrieben 


589. | 
Nihbis jegt Tocate 225. 


Niufi, Niuchi, Mandfhu, has 


Ä NMV. 
Nachtwaͤchter bewunderte Ma⸗ 
billon 242. 
Nacrrs de perles 372. 
Damen der Länder u. Gtäbs 
‚te, warum vergänglic 169. 
muͤſſen genau .bepbehalten 
werden; auch der Maturar 
. lien 202. 
Naphtha key Baku 189. 
Narval, Zähne deflelben. 112. 
Naſenring ver Perſiſchen Mäds 
hen 228. , 
Natronſee 591. Gebrauch des 
Natrums 591. 
Daturalienfamiung die aͤlte⸗ 
ſten 535. 
525. die Kinaſtſche, Iſe⸗ 
linſche, Ruffint, Septa⸗ 
lius, v. Adlershelm 55. zu 
Bevern 57. des Sam. 
.Quickelberg 536. 
Neiken geben einen erſticken⸗ 
den Schwaden 269. 
Neger ſ. Sklaven. 
Neo-caeſarea 225. 
Neſſel, indianiſche, Dolichos 
pruriens 700. 
Neſſeln zu Zeugen verarbeitet 


176. | 
Lreufer, Adam, Gefchichs 
te dieſes Apoflaten 388. 

Nicaͤa, Isnit 475. 


Nicolaus V. Pabſt, ſeine 


Verdienſte 619. 
Nicomedia, Jômit 475. 


des Calceolari 


ben China unterjocht 274. 
Nogratia, eine Ruſſiſche Düne 
e 41 


. 

Nonius, deſſen Erfinder 423. 

Nonnen, ihre Ausfchweifune 
gen 520. 

Norden, ältefte Beſchreibung 
deſſelben 452 u. f. 

Noſtradamus, deſſen Srabs 
ſchrift 345. 

Novazembla iſt unbewohnt 
112. 

Novenna 173. 

Nowgorod, dortiger Muͤnz⸗ 

fuß 415. 

Nunez, Peter, Erfinder 
des Nonius 423. Ä 


O. 

Oecolampadius, deſſen 
Grabſchrift 242. 

Oehl, ſiedendes dient zur Ente 
deckung der Wahrheit 64. 
filllet das Meer 72. erhels 
let den Meersboden 73. hält 
das Wafler ungefrohrn 73. 
heil. Oehl der Griechen 481. 

Ohrlappen, fehr lange 634. 

Ohthere, deffen Nachrichten 
von den nördlichiten Line 
dern 452 ? 

Del, Bier der Schweden, Un 
fprung des Wortes 467. 

Dldenburg befchrieben 212. 

Olisfh, Bergmeiftera. Bw 
matra, deſſen Geſchichte 628. 

- Dlpmp 


— 


Sad s Regifter. 


Olymp beſchrieben 389. 

Omich, Seanz, Profeflor 
zu Sranffurt an d. Oder 400. 

O'ıyanıov dınas 661. . 

Drang » Utang zeugt  Baftarı 
te mit Wetbern 64. 

‘ Drangs lamma, orangabaro 

268. | 

Drang » Outang auf Sumatra 

6 


33. 
Drden des heil. Grabes 46. 
der Sklavinnen der Tugend 


57. 550. 
Drientalifche Trachten abgebils 
det 656. 
Ormus, dortiger Handel 564. 
Oroſius, deſſen Weltges 
ſchichte 459. angelſaͤchſiſche 
Ueberſetzung 461. 
Ortygia, Inſel 548. 
Oſtindien, auf weichem We⸗ 
ge dahin zu reiſen 100. 269. 
Oſtindiſche Handlungsgeſel⸗ 


ſchaft der Niederlaͤnder 70. 


93. der Daͤnen 79. der 
Franzoſen 307. 


D. 
Paͤbſtinn Johanna 130. 
Padang auf Sumatra 63T. 
Dagendarm, J. ©. 528. 
Palaſtina iſt unfruchtbar 229. 
Palmblaͤtter verarbeitet 28. 
Zweige in den Synagogen 


491. Ä 
Paludanus, deflen Nafus 
ralienfamlung 214. 
Pandecten, 
Schriftprobe 252. 
Pandulphus Sigiſ. Erfin⸗ 
der der Bomben 255. 
Papiergeld, das aͤlteſte 188. 
Dapinegerod 106. 


florentiniſche, 
Pfeffer, Handel 565. 


741 
Paradies fey noch vorhanden 


Paropamifadac, wo fie ges 
wohnt hahen 226. 
Darts befchrieben 595. dortige 
Erleuchtung d. Gaſſen 595. 
Datin, deflen Samlung ges 
fchnittener Steine 360, defs 
jen Beſchichte und Reiſen 
638* 
de Patot, Verfaſſer von Ja⸗ 
ques Maſſe“ 678. 
Patriarchat, Geſchichte des 
Ruſſiſchen 404 u. f. 417. 
Degu, deiien Sefchichte 574, 
Merinthus oder Deraclea 476. 
Perlen, künftliye, ihre Vera 
fertigung 602, 
Pertmutterfhaten flat Fens 
fterfcheiben 372. ihre Thies 
re find eßbar 375. Perl⸗ 
mutter zu poljren 485. 
Derfeooli, dortige Ruinen 


Dee befchrieben 186. 225. 


585 
| Derfifche Mädchen geſchildert 


227. 585. 
Perſiſche Eiferfuht 586. 
Perfpective, ihr Alter 243. 
Peſemer, Scnelmage, wos 

ber der Name 83. | 
Deters, Herm Heinr. Pre 

diger in Göttingen, feine 

Reife und Schickfal 349® 
Petzora, Petſchora 105. 
Pfauen, weiße 307. werden 

gegeſſen 587. 

iſt in 


Indien ſchwaͤcher als in Eu⸗ 
ropa 587. deſſen Cultur 635. 
weißer 636. langer Pfefs 


fer 636. 
Pfer⸗ 


‘ 


742 


Pferde nicht befhlagen 174. 
wilde mit Fangftricken eins 
gefangen 174. englifche 214 
die beften Englifhen ftams 
men aus Spanien 295. 

Mferdemilh 466. 

Dferdefhwänze theuer in Weſt⸗ 

afrika 209. 

Philipp, der gute, Kers 
309 von Burgund, fendet 
einen Sefandten nad Pers 
fien 196. 


Piadene, Gefäße von Porzel 


(an 186. 
Mila, dortiger Kiechhof, mo 
Reichen nicht verwefen 252. 
Pifleur, eine Burpurfchnede 


598. 

Platelarea, Inſel neben Sie 
cilien,, beichrieben 660. 
Pluͤmier, Nachricht von ſei⸗ 

ner Naturalienfamlung 598. 
Polizeyanſtalten teutfhe dm 
ıs5ten Jahrhunderte 195. 
Pont du Gard, abgebildet 528. 
Portechaiſe, wann fie eingee 
führe worden 215. 
Dortland, englifher Ges 
fandter in Frankreich 594. 
Mortugifen, warum fie in Oſt⸗ 
indien alles verlohren has 
ben 380, 
. Porzellan, erfte Erwähnung 
defleiben 186. 188. 
Porzellanen der Huronen 445. 
Motofi, dortiges Bergwerk bes 
fchrieben 689. 
Poulo -chinko auf Sumatra 
631. 
Praͤdeſtination empfohlen 502. 
Pt ‚eſſen Reiſebeſchrei⸗ 
bung 


Deitius 5. ©. 138. 142. 


Say; Regiſter. 


Proteſtanten⸗ Verfolgung in 
Frankreich 131. 

Pſalmanazer deſſen Leben u. 
Betruͤgerey 674. 683. 684. 


Ptinus pertinax, feine Be— 
taͤubung 110. | 
Purpurſchnecken abgebildet 

598. 599. 


Pyramiden befchrieben 229. 
236. enthalten viele Fle— 
dernäufe 590. 


& 
Quadfalber, franzöfifche curls . 
ren d. veneriſche Seuche 610. 
Quarantaine fchader 502. 
Quebeck, Geſchichte dieſer 
Stadt 439. 
de Queone, Henri, errich⸗ 
tete eine Colonte auf 3J. 
Bourbon 309. 
Quinctilian alteſte Sande 
ſchrift 242. 
Rule fien ihre Geſchichte 140. 


Euiros entdeckte das Suͤd⸗ 
land 76. 


Ranunkeln, 
Afien 605. 

Rauhwolf, ſein Leben, Rei 
ſen 2. Ausgaben derſelben 
6. fein Herbarium 11. 

Rauwolfia 6. 

Reben ir "der Inſel Rodrigo 


317. 
—2*— rothe, find Haus⸗ 
uͤhner 661. 
Redemptus a Cruce, ein Mars 
tyree 157. 
Reenfäldger woher der Nas 
me 465. 
Rei⸗ 


R. | 
die beſten aus 


Sad: Regiſter. 


Reiſen, algemeine Nachrich⸗ 


ten von Samlungen d. Rei⸗ 


fen 200. Regeln zur Uebers 
fegung der Reifen 201. Reis 
fen der Prinzen waren ehe⸗ 
mals nöthtger 209. manche 
Steifebefhreibungen werden 
nur wegen der Kupfer ges 
fauft 655. erdichtete Rei⸗ 
febefchreibungen 673. Gele⸗ 
genheit zu reifen koͤmt öfter 

.. an ungefchickte 691. 

Seifebefchreibungen, wie fle 
reıchhaltiger geworden find 
611. 

Meliquien nr Eonftantinspel 
gekauft 3 

Hemualdo j "Stifter der Ca⸗ 
maldulenfer 508. 

Renaudot, 
fcher Garten 2. Todegjahr 4, 

Renthiere zahme zum Fange 
der wilden 453. 

Rbede von Drakenſtein, 
ſein Tod 86. 

| Rhone eigmet durch d. Gens 
ferfee 497 

Ricinus ift in , Indien ein viels 
jähriger Baum 698. 

von und zu Rickingen, 
Fob. Phil. 53. 

Rindvieh wildes in Benguela 
27. weißes haͤufig in Ita⸗ 
lien, iſt ſchwaͤcher 134. mit 
bewegl. Hoͤrnern 505. 506. 

Rindviehzucht iſt fruͤh in Wuͤr⸗ 
tenderg verbeflere worden 


Singer in Eonflantinopel 664. 
Roardo, dentes deroardo 466. 
Robinſon Erufoe, deſſen 
Geſchichte 332. 335. Aus⸗ 
gaben u. Ueberſetzungen 336. 


defien botani⸗ 


743: 

Raodoſto 476% * 

Rodrigue, Inſel, beſchrieben 
311. dortige Stuͤrme 315. 
Karten von der Inſel 329. 

Nömer verwuͤſten d. Alterthuͤ⸗ 
mer 251. 

Robart, roardus, Walroß 406. 


Mohr, ſpaniſches zu Hand⸗ | 


ſtoͤcken ı 


7. 
Rom, dortige Findelhaͤuſer, 


Hoſpitaͤler, Colleg. Ger- 
manico - Hungaricum 366. 
Romane werden oft nur wes 
gen der Kupfer gekauft 655. 

Römische Wage 84. 

Rondelet 2. 

Rofenholz 563. 

Rothe Meer zum erſtenmal 
a dahren u. befchrieben 421. 
De Roy, Paul 79. 85. | 

Auffini, defien Naturaliene 
famlung 55. 


Auffint Ueberfegung d. Jo⸗ u 


fephus, Handſchrift 129. 


248. 

Ruſſiſche Sefandtfchaften nach 
China 274. 287. Ruſſiſcher 
Luxus im Löten Jahrhun⸗ 
derte 412. Kuͤnſtler in Rußs 
land. 413. Ruſſiſches Pas 
triarchat 413. 


&. 
Sabier, Sabeer, Nachricht 
von dieſer Secte 159. 160. 


388. 
Safres find die Kaffern 434. 
Sagamite, Speiſe der Hu⸗ 

ronen 443 
Sagard⸗ deſſen Reiſen und 

Schickſale 438 ? 

Sagu, Sage, wann er bes 

Sannt geworden 94 95. 

Sai⸗ 


⸗ 


74% 


Saiba, Stadt 379. 


Sair, Sairt, große Stadt 184. 


Saldörfer, Kupferſtecher 
667. 668. ‚ 
Salmaſius, deflen Hand⸗ 


ſchriften 257. 
Salmiak aus Oſtindien 99. 
Salome, ihre Reliquien ge 
fauft 39T. 
Salvelder ,  Supferfiecher 
668. 

Salz dient flat Geldes 577. 

Salzwerk zu Halle im Inthal 
217. ur Soden. bey Franke 
furt 

Samarlant, Stadt in Per⸗ 
ſien 188. 

Samos Inſel 499. 

Sandelholz 5603. 


Saͤnften, wann ſie bekant ge⸗ | 


worden 215. 
Saubert, Job. deffen Nies 
. renftein 55. 


Schafe, ihre Gefhichte 568. 


Schafe haarichte in Brafilien 
26. in Sindien 568. 569. 
fein wollichte „ Camels 86. 
Tibetaniſche Schafe 88. aus 

Anguri 390. breitſchwaͤnzi⸗ 

ge 701. vielhoͤrnichte 701. 

Schellen am maͤnlichen Glie⸗ 


de 574. 
Schelſtrats Streit 
Mainburg 130. 
Schiespulver iſt uralt in Ofts 
indien 577. 


mit 


Schiespulver, wie es in Sy⸗ 


rien gemacht wird 16. wird 
in Toͤpfen auf Schiffe ge⸗ 
worfen 162. 
Schiffe üb. Land zu ziehen 467. 
Schifvolk, deſſen heillöfe Leo 
bensart 694, 


s 


Sach-⸗Regiſter. 
| Schifprediger 113. | 


Schiffe, verfunkene zu erhes 
ben 487. 

Schifſeile aus Haͤuten 465. 

Schilbdkroͤten, viele Arten u. 
ungeheure Menge auf Ro: 
deigue 312. Wachsthum u. 
Gewinnung des Schildpats 
573. Anatomie ihres Ken 
zens 508. 

Säiros, Seadei in Verfien 187. 

Schlange, die Gift ausfpräts 
zet 29. Wringerfchlange bey 
— 84. groͤßte Schlan⸗ 


—2 nach Oſtindien 


Sälamühte zu Achat undans | 
dern Steinen 55. 

Schleuſen, die älteften 216 
487. 

Schloͤſſer an Thuͤren, hoͤlzer⸗ 
ne 17. 

von Schlözer, Geſhlchte 
des Nuſſiſchen Patriarchats 
417. deſſen nordiſche Ge⸗ 
ſchichte 463. 

Schneckenſchalen, dienen ſtat 
Geldes 446. fie zu poli⸗ 
ren 485. 

Sänelwage mo fie erfunden 
82. ihre Namen 83. 

4.6. Schoch, Blade 
von ihm 504. 

Schreibſchrift unter 
Schriftproben 666. 

Schwaͤmme, wie ſie gefiſcht 

werden 499. 

Schwefelquelle bey Ninive od. 
Moſul 589. 

Schweine in Italien metftend 
ſchwarz 134. wilde in Wales 
293. dienten dur San Bi 


den 


Schweißtuh Chrifti, Vero⸗ 
nica 250. 

Scolopendra oecideutalis ab» 
gebildet 598. 

Sebaſtian, R. von Portus 
gal, fein Tod 578. 

Seide, Alterihrer Gewinnung 
in Würtemberg 218. dar⸗ 
aus wurden die englifchen 
Tropfen gemacht 606. giebt 
viel flüchtiges Alkali 606. 

Eeife , wie fie in Syrien ges 
macht wird 16. 

Seleucia, Stadt 184. 

Selkirk oder Robinfon Ernfoe 
332. 337. 

Sella ftercoraria 249. 

Seltenheiten folten an vers 
ſchiedenen Orten aufbewahrt 
werden 645. 

Zympovoa, Zobel 416. 

Selbfimord nur Menfchen 
möglih 85. durch Zurück 
fhlagung der Zunge 33. 
durch Zurücdhaltung des 
Athems 36... dawider dient 
ein Feuerbrand 37. 

Senfen, einige Arten befchries 
ben 212. 

Septalius, deffen Naturas 
lienfamlung 55. 

Serail zu Conſtantinopel bes 
fchrieben 584. 

Serveto Beurtheilung bes 
gelobten Landes 229. 

Sevagy, Sewadſchi, uns 
terjocht mogulſche Länder 
373 380. 


DSiena, dortige Univerſitaͤt 55. 


Sigiomund K. von Ungern 


—8 s goudmyn auf Suma⸗ 


tra 630. 
Bedwann's Litterat. d. Reif. 4. 


Sad: Regiſter. 


745 


Silveſter Giraldus 288. 

Silveſter Merlinus 289. 

Simeon, des Styliten, Klose 
fier 230. 

Sinai befchrieben 46. abge» 
bildet 235. dortige Möne 
che 390. 

GSincerus, Jodocus, Zins 
zerling, Nachricht v. ibm 

u. feinen Schriften 341 *- 

Ointende Ben, wann ents 
ftande 

Otrat, Shiras, in Perſiten 


187. 

Sklavenhandel in Afrika 28. 
Megers Sklaven ſtinken 33. 
erfticten fih durch Zurüde 
fchlagung der? Zunge 33. 
Sklavinnen fierben f. Durſt 
in der Wuͤſte 377. weinen 
fat nie 634. ihr Schmud . 
in Conftautinopol 659. 

Skorpione, 0b fie ſich ſelbſt 
toͤdten 84. 

Smaragde gehn viel nach Ae⸗ 
gypten 20. 328. ſind nicht 
auf. Java 328. 

—— Inſ⸗el beſchrieben 


Pe in Afrika 27. : 
Le Pr a Didus folitarius 


Sende in Afrika 27. : 
Snmmenaßren zu T nittoerfen 


Soohia, Stadt, beſchrieben 


221. 

Sophie, Erbinn der engll⸗ 
ſchen Krone 126. 

Sophien « Kirche in Conſtan⸗ 
tinopel abgebilder und bes’ . 
fchrieben 475. 477. ihre Ge⸗ 
ſchiche 979. 

Sor 


746 


Sorbiere, ſeine Schickſale 


und Reiſebeſchreibung 613. 
Soya, ihre Zubereitung 76. 
die befte aus Sjapan 77. 

©parrenweis 532. 

Spat diente ehemals zu Fen⸗ 
ftern 283. 

Spielfarten, fehr alte bes 
fchrieben 599. 

Spießen, Gefpießete rauchen 

"noch Tobak 353. 

Staphorſt, cheınicus 8. 

Staters romana, Urfprung b. 
Namens 83 
6 


St. 
Stein zu fchneiden, Erfindung 
des Jaques 605. 
Steintohlen am todten Mee⸗ 
te 706. 
Steuerbort, Backbort 467. 
Stevin ift nicht Erfinder der 
Schleuſen 217. 
Stonehenge fey kein Kunſt⸗ 
wert 284. 
©trovaine, 
189. 
Stricke aus Häuten 465. 
Stubenmaͤdchen, Wiener 304. 
Sturm zur See wird durchs 
Evangelium Johan. und 
durch Oehl gelegt 22. 72. 
Euaten , Swalen, San: 
delsftadt am rothen Meere 


Alter derfelben 


eine Urt Seide 


435. 
Suͤdland 75. 76. 
Suez, ehemals eine Feſtung 


436. 
Sultania, Stadt in Derfien 
186. 227. 
Sumatra befchrichen 624. 
dortiger Bergbau 626. 632. 
Witterung 633. Ertrag an 


Sach ⸗Regiſter. 


Gold 626. 633. . 
Sterblichkeit 637. 
Surate, dortiger Handel der 
Armenier 82. der $ranzos 
fen 37. 372. 
Swammerdams Hands 
fehriften 600. 
Spivius, Buchhändler, defs 
fen Verlag 666. 667. 668. 
Syme, Infel 499. 


dortige 


T. 

Taiba Stadt in Arabien 376. 

Talander it Auguft Bobs 
fe 285. 

Tana oder Aſow, Geſchichte 
der Stadt 169. 

Tapeten beſtaͤubte mit Glim⸗ 
mer 56. 

Tartoffein, wann ſie bekant 
geworden 603. 

Tatarey, Geſchichte und Bes 
ſchreibung 170 u. f. wann 
die tuͤrkiſche Religion das 
ſelbſt eingefuͤhrt worden 172. 

Taubenpoſt zu Damiate 47. 
Tauͤmler 394. Werfltegen d. 
Tauben 394. 

Taubſtumme verſtand die Re— 
denden 132. 

Taͤucher leben oft lange 375. 
wie lange ſie unter Waſſer 

ſeyn koͤnnen 499. 

Taufgefaͤß, altes mit griechi⸗ 
ſcher Inſchrift 249. alte Abs 
bildungen der Taufe 249. 

Tauris, die Polhoͤhe 227. 

Tavernier, deffen Glaub 
wuͤrdigkeit 328. 

Tedona grandis, Teek wood 


163. 
Teek wood 164. 
oo. Ten 


Sach-Regiſter. 


Tendur, tuͤrkiſcher Ofen 67T. 

Teniers, Mahler, deſſen 
Kunſtwerke 643. 

- Tentyris, Heberbleibfel der 
Otadt 49. 

Teufel, einer der fich dem T 
verfchrieben hatte 353. 
von Teutleben , Lafpar, 

Nachrichten von ihm 524 


fammelt 20. 
Thabor, Beſchreibung des 
Berges 153. 
Thecae, Tectona grandis 163. 
Theodat oder Sagarde 
Neiſen 438* 
Theodofia, Caffa 196. 
Theophilus Presbyter von 
Gold; u. Silber: Arbeit 245. 
Theopbraftus Paracelfus 
fein Srabmahl 651. 
Thevenot, feine Bibliothek 
6 


00. 
Thran flillet Meersmellen 72. 
Thurm, bängender zu Pifa 
486. Derlies „ſpaniſche 
Jungfer 4 
hüten. —* Vedrige Haus 
thüren 498. 

Ziberanifhe Schafe 88. 

Tigranocerta 226. 

Tocate, Stadt 225. 

Todte wie lange fie verbrant 
worden 13I. 

Das todte Meer hat Steine 
kohlen 7006. 

Tollius, Nachrichten von 
Cornelius, v. Alegander 
und Jacob 707. Jacob fey 
catholifch geworden 710. 

Töpfe, hölzerne zum kochen 
443. 


747. 


Tourtouroux , Landkrabben 
314. 

Tournefort, deſſen Sams 

. lungen 597. die Kupfer zu 
feinen Inftitut. rei berba- 
riae 597. machte die englis 
fhen Tropfen 606. 

Tracht, Bedeutung d. Morts: 
2I. 


u. f. - Traverfari, Nachricht von 
Zeutfche veraltete Woͤrter ge⸗ 


diefer Familie 512. 
Tretrad, alte Abbildung 252. 
Teipel, woher der Name 238.' 
Tripoli, wie die Stadt von 

den Türken erobere tft 660. 
Tripp, ein Zeug, woher der 

Name 238. f 
Trivtalnamen der Pflanzen, 

wann fie gebräuchlich gen; 

worden I2. 

Tropfen, englifche des K. Carls 
606. ihre Zubereitung 606. 
607. ihre Erfinder 607. 

Truſo Handelsftadt in Preuß’ 
fen 454: 

Tulpen, fchöne zu erziehen‘ 
605. 

Türken, wie fie überwunden; 
werden ftönten 223. 224. 
find jeßt weniger grauſam 
385. thre Regierungsform 
494 u. f. 498. 501. faufen 
Voͤgel, um fie fliegen zu. 
laffen 500. Klugheit ihrer 
Religion 501. ihre Klei⸗ 
dertrachten abgebildet 656. 

‚ihre Kochkunſt 664. \ 

Tuͤrkiſſe, woher fie kommen 

18. 


u. 
Ueberfegungen der Reifen wie 
fie feyn folten 200. 
Ccc 2 Ula⸗ 


748 


Uladiflaus U. KR. von Uns 
gern, Verheurathung ſei⸗ 
ner Tochter Anna 300. 

Ulm, Beſchreibung d. Stadt 
483. 484. 

Ungarn dortiger Bauernkrieg 


304. 

Ungnad, Freyherren, ihre 
Genealogie 382. Bildniß d. 
David Ungnad 386. ha⸗ 
be ſich bey der Audienz auf 
feinen Mantel geſetzt 397. 

Unzener, Schnelwage 84. 

Ur, Land, wo Alexanders 
Heer von d. Kaͤlte lit 225. 

Urin grüner 312. 

Urtica cannabina verarbeitet 
.176. 

Uffumcaffan , deſſen Ges 
ſchichte 182 u. f. 193. 


V. 


Vaballathus, ſein Bildniß 
auf Muͤnzen 600. 

Vaillant geruͤhmt 474. deſſen 
Naturalien:Samlung 600. 

de la Valle, Nachricht von 
ihm und ſeiner Frau 223. 


328. 
Vansleben, Nachricht von 
ihm 379. 
Varenius, Bernd. deffen 


Reben u. Schriften 261. 
Vaſtan, Voftan, Stadt 185. 
186 


Vegetius de re militari, 
eine Handſchrift 128. 

Venerifhe Seuche in der ker 
vante gelinder 225. 

Venefica, trivenefica 325. 


Verluͤes, ſpaniſche Jungfer 
497. 


Sach/⸗-Regiſter. 


Vermaarde reizen, berühmte 
Reifen 379. 

Veronica, eine erdichtete Hei⸗ 
ige 250. 

Velpe nidulans 596. 

Velpetum Canadenfe Liſteri 
596.- 

ie vicilin ou oyfeau mouchs 


446: - | 
Vin de grave, woher d, Na⸗ 
me 347. 
Vingrela, Wingerla 82. 
Viſapr, "dortige Hofhaltung 


380, 
Boͤgel dumdreiſte 312. findin 
der Tuͤrkey weniger fürn 


500, - 
Yolmar, hortulanus 7. 
Voltaire, deſſen Geſchichte 
Peters J. 406. 
Vorgebirge d. guten Hoſnung, 
dortige Landwirthſchaft 74 
Vulkane im Meere 120. 


W. 

Wachteln bey Licht zu fangen 
548. ſehr zahlreich in der 
Levante 549. 

Wachtelweitzen macht ſchwar⸗ 
zes Brod 505. 

Wage ſ. Schnelwage 82. 

Wales, Herzogthum beſchrie⸗ 
Sen 290. dortige Wahrſu 
get 297. 

Walroßzaͤhne 465. 
MWaflerleitungen in Perfien 
227. in Aegypten 229. 
von Wartenberg, 8. £- 

Nachrichten von fetnem Va⸗ 
ter 689. 
Waſſerrad ägnptifches 48. 
Watfad oder Feleiſen 3 


PR pin: 


Beer der Wilden in Wells 
afrifa 28. 

Weiber verbrennen ſich mit ihs 
ren Ehemänuern 634. 


eiber, zäntifhe, wie fie 


beftraft werden 246. oft 
Siftmifcherinnen 325. 
Leid mit langem Knebel 

. bart 306. | 

 eiberfehloß 55, 

Wein fchöner in Veltlin, def 
fen Zubereitung 133. in 
Aleppo 230. ehemals in 
Preuflen 467. 

Meinfeß zu Meidelberg 649. 

Weißpfennige 177. 

Weſpen⸗Neſt, fehe fünftlis 


ches 596. 

Weſtminſter Kirche, ihre Mo⸗ 
numente 532. 

MWiedertäufer, ihre Sitten 398. 

MWiederfchall in Zimmern zu 
verhüten 489. 

Miege der Huronen wie in 
Singermanland 445. 

Wien gelobt 652. 

Wind, fehr beiffer 436. in 
der Sandwuͤſte 500. 

Windſtuͤrme auf der Infel Ro: 
drigo 315. 

Wingerla, Vingrela 8o. 

Wifingsd, Inſel in der Wets 
tern 270. 

Witte und Gewicht 177. 
Wittenberger Theologen was 
ren gar zu orthodor 650. 
Witwen müflen Steuer geben, 
wenn fie nicht wieder heu⸗ 

rathen 661. 

Witterung verfchieden auf 
zwey Seiten eined Vorge⸗ 
bürgs 268. 

Wogenbete d. Ehemänner 30. 


ein 


749° 
Wolle, Eutfiehung der fei⸗ 


nen 569. | 
Wörter, alte Teutfhe ſ. 


Teutſch. 


Wringerſchlange 84. 


Wulfſtan ſeine Radricten 
vom Norden 454* 
Wunderlich, deſſen Reiſen 52. 
Wunderwerke erdichtete 364. 
Wuͤrtemberg, Geſchichte dors 
tiger Landwirthſchaft 218. 


FE Fa nn 
Kaona, Shaona, Stadt am 
rothen Meere 436. 


Kaver, Stanz, deflen Grab. 
158. 


3. 
Zabache, Meer von Tabacke 


170. 
Zagathai Land 177. 
Zaire, Fluß in Weſtafrika 


28. . 

Zanichelli, Barthol. vers 
fertigte die Bolognefer Steu 

“ne 360. 

Semblaner 1172. 

Senobia, Münzen von ihe . 


Ziegen, werden leicht uͤberal 
einheimifh 547. Tanghas 
richte 19. feinharichte 46. 
87. 185. 564. Angorifche 


390 
Zimt waͤchſt nicht in Arabien 
562. 


Zinfen,, deren Reduction 135. 
Zitronen sahen wildi in Bra⸗ 


ſilien 26. 
ger 3 Zobel⸗ 


on Sad- Regiie. 


Zobelfang iſt keine‘ Strafar⸗ Zwiebeln find beſſer im ſuͤdli⸗ 
ı beit LIT. dern Ländern 603. 


Borzonle ‚ neben Dingrelien Zuder aus Oftindien 99. dient 
zu Mörtel 575. 


gwerg wird nah Kaufe getras Zunge zurücgefchlagene toͤd⸗ 
- gen 533. tet 33. 





⸗ 


Verbeſſerungen. 
Seite 581. Zeile 15. lied: €. E. du Boulay. 


Pre ER GT