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Full text of "Ludwig Darmstaedters Handbuch zur geschichte der wissenschaften und der tecnik. In chronologischer darstellung"

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Handbuch  zur  Geschichte 
der  Naturwissenschaften 
und  der  Technik  D  n  D 


THE  LIBRARY 

OF 

THE  UNIVERSITY 

OF  CALIFORNIA 

BIOCHEM. 

HERMANN  O.  L.  FISCHER 
COLLECTION 

PRESENTED  BY  HIS  WIFE 


Ludwig  Darmstaedters 

Handbuch  zur  Geschichte 

der  Naturwissenschaften 

und  der  Technik. 


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Ludwig  Darmstaedters 

Handbuch  zur  Geschichte 

der  Naturwissenschaften 
und  der  Technik. 

In  chronologischer  Darstellung. 

Zweite,  nmgrearbeltete  und  Termebrte  Anflsge. 

Unter  Mitwirkung  von 

Professor  Dr.  R.  du  Bois-Beymond  und  Oberst  z.  D.  C.  Schaefer 

heransgegeben  von 
Professor  Dr.  L.  Darmstaedter. 


Berlin. 

Verlag  von  Julius  Springer. 
1908. 


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Alle  Rechte,  insbesondere  das  der  Übersetzung 
in  fremde  Sprachen,  vorbehalten. 


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GIFT 


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BIOCHEA*. 
UBRART 


Friedrieh  Althoff 

dem  Tmermüdlichen  Förderer  der  Wissenschaft 
in  Verehrung  zugeeignet. 


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1  ) 


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Wer  nicht  von  dreitausend  Jahren 
Sich  weiß  Rechenschaft  zu  geben, 
Bleib  im  Dunklen,  unerfahren. 
Mag  von  Tag  zu  Tage  leben. 

Weet-östlicher  Divan. 


Vorwort. 


In  einem  im  Jahre  1904  unter  dem  Titel  „4000  Jahre  Pionier- Arbeit 
in  den  exakten  Wissenschaften"  erschienenen  Werke  haben  wir  den  Ver- 
sach  gemacht,  einen  Abriß  der  Geschichte  der  Katorwissenschatten  und 
der  Technik  in  Form  einer  chronologischen  Übersicht  zu  geben. 

Das  vorliegende  Buch,  für  dessen  Bearbeitung  noch  ein  dritter 
Mitarbeiter  gewonnen  worden  ist,  verfolgt  den  gleichen  Zweck,  jedoch 
in  ansführlicherer  und  umfassenderer  Weise. 

Die  Zahl  der  Artikel  ist  von  3600  auf  nahezu  13000  gestiegen.  Es 
sind  jetzt  nicht  nur  die  bahnbrechenden  Taten  und  grundlegenden  Er- 
eignisse, sondern  auch  die  einzelnen  Stufen  der  Entwicklung  zur  Dar- 
stellung gelangt,  und  es  ist  dadurch  der  Werdegang  einer  jeden  Schöpfung 
veranschaulicht  worden. 

Die  einzelnen  Artikel  sind  wesentlich  ausgeführt  worden,  so  daß 
sie  einander  zu  einer  auch  für  den  !N^ichtfachmann  verständlichen  zu- 
sammenhängenden Oeschichtsdarstellung  ergänzen. 

Sämtliche  Angaben  sind  auf  Grund  zuverlässigster  Quellen  geprüft, 
nnd  dazu  nicht  nur  alle  in  Betracht  kommenden  Fachwerke,  sondern 
auch  die  einschlägigen  Zeitschriften  und  wissenschaftlichen  Abhand- 
inngen der  in-  nnd  ausländischen  Literatur  benutzt  worden. 

Angesichts  dieser  Ausgestaltung  des  Buches  dürfen  wir  hoffen,  daß 
sich  dasselbe  in  immer  weiteren  Kreisen  als  ein  selten  versagendes  Nach- 
schlagewerk für  alle  Tatsachen  der  Naturwissenschaften  und  der  Technik 
bewähren,  und  daß  es  auch  für  den  Forscher  —  neben  seiner  Fachlite- 
ratur —  von  Wert  und  Interesse  sein  wird. 

—    VII    — 

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Wie  bereits  im  Vorwort  zur  ersten  Auflage  erwähnt  worden  ist, 
bildete  die  umfangreiche  Autographensammlung  des  Herausgebers  den 
Grundstock  des  Werkes. 

Diese  Entstehung  brachte  es  mit  sich,  daß  nur  solche  Entdeckungen 
und  Erfindungen  Aufnahme  fanden,  für  die  ein  bestimmter  N'ame  nach- 
weisbar war. 

Dieser  Grundsatz  ist  auch  jetzt  beibehalten  und  nur  in  den  wenigen 
Fällen  davon  abgewichen  worden,  wo  es  nicht  möglich  war,  den  wahren 
Urheber  einer  Schöpfung  festzustellen,  aber  unerläßlich  schien,  die  Tat- 
sache selbst  zu  beräcksichtigen. 

Noch  sei  darauf  hingewiesen,  daß  am  Schlüsse  ein  Personen-  und  ein 
Sachverzeichnis  beigefügt  sind,  und  daß  es  sich  empfiehlt,  beim  Nach- 
schlagen von  Artikeln  diese  Verzeichnisse  grundsätzlich  zu  Rate  zu 
ziehen.  Im  besonderen  wird  aus  dem  Sachverzeichnisse  der  gesamte 
Plan  und  die  innere  Gliederung  eines  jeden  zur  Darstellung  gelangten 
Gebietes  erhellen  und  so  rasch  erkannt  werden,  was  das  Buch  in  jeder 
einzelnen  Frage  zu  bieten  vermag,  während  ohne  Benutzung  des  Ver- 
zeichnisses manche  Angabe  des  Buches  möglicherweise  unaufgefunden 
bleiben  würde. 

Außer  den  in  der  ersten  Auflage  genannten  Herren  haben  uns  auch 
diesmal  zahhreiche  Forscher  durch  Beiträge  und  durch  Bearbeitung 
ganzer  Gebiete  gefördert.     Es  sind  dies  die  Herren: 

Dr.  Otto  Antrick,  Berlin. 

Sanitätsrat  Dr.  Berthold,  Ronsdorf. 

Professor  Dr.  F.  Blumenthal,  Berlin. 

Privatdozent  Dr.  J.  von  Braun,  Göttingen. 

Professor  Dr.  Ed.  Buchner,  Berlin. 

Geheimer  Regierungsrat  Professor  Dr.  Diels,  Berlin. 

Professor  Dr.  Dziobek,  Charlottenburg. 

Geheimer  Regierungsrat  Professor  Dr.  Emil  Fischer,  Berlin. 

Dr.  Max  Iklö,  Berlin. 

Eisenbahn-Oberingenieur  Ludwig  Kohlfürst,  Kaplitz  i.  B. 

Professor  Dr.  Lehmann-Haupt,  Berlin. 

Dr.  K.  Löwenfeld,  Charlottenburg. 

Professor  Dr.  W.  Marckwald,  Berlin. 

Professor  Dr.  Möller,  Carlshorst. 

Dr.  Albert  Oliven,  Berlin. 

Dr.  Aug.  Pfaff,  Berlin. 

Hüttenmeister  Dr.  J.  Savelsberg,  Papenburg. 

—    VIII     — 

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Eommerzienrat  Schleifer,  Berlin. 
Dr.  H.  E.  Schmidt,  Berlin. 
Wilh.  Schmidt,  Helmstedt. 
Oberingenietir  Sohnaubert,  Berlin. 
Professor  Dr.  Semmler,  Berlin. 
Dr.  Max  Senator,  Berlin. 
Dr.  Bobert  Stelzner,  Berlin. 
Dr.  P.  Wiohmann,  Hamburg. 
Dr.  Wohlwill,  Hamburg. 

Wir  yerfehlen  nicht,  ihnen  sowie  den  in  der  ersten  Auflage  ge- 
nannten Herren  unseren  yerbindliohsten  Dank  auszusprechen. 

Für  Ergänzungen,  Berichtigungen  und  anderweite  Batschläge  sind 
wir  nach  wie  vor  dankbar  und  bitten,  gütige  Zuschriften  an  Professor 
Dr.  Ij.  Darmstaedter,  Berlin  W.  62,  Landgrafenstraße  18a  richten 
zu  wollen. 

Berlin,  im  Oktober  1908. 


Professor  Dr.  Lndwig  Darmstaedter. 
Professor  Dr.  Ren6  du  Bois-Reymond. 
Oberst  z.  D.  Carl  Schaefer. 


—    IX    — 

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InhaltSTerzeichnis. 


Seite 

VorchriBtliohe  Zeit     1 28 

Christliche  Zeit 

Eistee  bis  sefantes  Jahrhundert 29 —  47 

Elftes  bis  fünfzehntes  Jahrhundert     48 —  71 

Sechzehntes  Jahrhundert 72—104 

Siebzehntes  Jahrhundert     106 — 169 

Achtzehntes  Jahrhundert 160—276 

Neunzehntes  Jahrhnndwt •  .  .  .   .  277—993 

Zwanzigstes  Jahrhundert 994 — 1070 

PtrtomnvMzsIchnb 1071—1138 

Saehmmlehnlt 1139—1262 


X    — 

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Chronologische  Darstellung. 


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Vorchristliclie  Zeit. 


3500  Der  Hindugelehrte  PannlngrlshM  zu  Arittuwarum  am  Ganges  soll  zuerst 
Palmenpapier  zum  Schreiben  benutzt  haben,  in  welches  die  Buchstaben 
mittels  eines  Griffels  eingedrückt,  und  alsdann  durch  Abreiben  mit  öl  und 
RuB  lesbarer  gemacht  wurden.     („Palmyrabücher".) 

3000  Ein  in  Telloh  gefundenes  Basrelief  aus  Kalkstein,  das  unter  anderem  einen 
Harfenspieler  darstellt,  und  eine  in  Bismya  aufgefxmdene  Vase  aus  blauem 
Seifenstein  z«igeu,  daß  den  Bakylonlarn  zu  jener  Zeit  sowohl  die  elf-,  wie 
die  sieben-  und  fünfsaitige  Harfe  bekannt  waren. 

2700  Der  chinesLsche  Kaiser  Sban-nung,  „der  Vater  der  Landwirtschaft,  dev 
Arznei-  xmd  Heilkunst",  gibt,  wie  chinesische  Quellen  anführen,  das  „Pen- 
king", eine  165  Heilmittel  enthaltende  Arzneimittelsammlung  heraus  und 
erprobt  den  Geschmack  der  Kräuter  und  ihre  Wirkung  auf  den  mensch- 
lichen Organismus.  £r  schreibt  auch  ein  Buch  über  Pflanzenkunde 
(Hon-zo). 

—  Der  chinesische  Kaiser  Sh*n-nuac  wird  als  Erfinder  des  Pfluges  genannt. 
2668    Der  chinesische  Kaiser  Hwang-II  und  sein  Arzt  U-pt  stellen   die  ersten 

Grundgesetze  der  Heilkunde  auf. 

26ö0  Dm(I  I.,  König  von  Ur,  südbabylonischer  Beherrscher  des  Zweistromlandes, 
wird  von  Nebukadnezar  II.  (s.  570  v.  Chr.)  als  Urheber  einer  Gewichts- 
norm,  der  schweren  babylonischen  Mine  zu  982,4  g  genannt.  Alis  2  Sta- 
tuen, die  yöUig  übereinstimmende  Maßstäbe  tragen,  ergibt  sich  die  baby- 
lonische Doppelelle  zu  090 — 996  mm,  fast  genau  gleich  dem  Sekundenpendel 
für  den  30.  Breitengrad.  Da  das  Wassergewicht  des  Kubus  vom  Zehntel 
der  DoppeleUe  fast  genau  dem  Gewicht  der  Mine  entspricht,  liegt  hier 
anscheinend  ein  geschlossenes  Maß-  und  Gewichtssystem  vor,  dessen  Ein- 
heiten die  Grundlage  für  die  gesamte  metrologische  Entwicklung  des  Alter- 
tums gebildet  haben.  Dieses  Maß-  und  Gewiohtssystem  beruht  auf  dem 
Prinzip  der  Sexagesimalteilung  von  Zeit  und  Raum. 

2630  Nachdem  die  Seide  zuerst  unter  dem  chinesischen  Kaiser  Fu-hi,  dessen 
Begiemngszeit  unbekannt  ist,  in  Gebrauch  gekommen  war,  nehmen  der 
Kaiser  Hwing-tt  und  dessen  Gemahlin  HtMing-shl  die  Zucht  der  Seiden- 
raupe auf  xmd  fördern  durch  die  Begründung  der  Weberei  und  Stickerei 
die  chinesische  Industrie. 

—  Unter  der  Regierung  des  chinesischen  Kaisers  Hwanf-tl  soU  das  Rechen- 
brett, Sw4n-p&n,  erfunden  und  das  erste  arithmetische  Werk,  Kieou- 
tschang,  verfaßt  worden  sein.  Der  angebliche  Erfinder  des  Sw4n-pän  ist 
der  Minister  Cheöu-ly. 

Skrmitkedter.  1 

_      1      _ 


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8«80  T.  Chr. 

2630 'Tlm-ltehcn  eifindet  nach  Angabe  chinesischer  Geschichtsschreiber  die 
Tusche,  die  in  Stangen  jedoch  erst  im  3.  Jahrhundert  v.  Chr.  in  den 
Handel  kommt. 

2600  Von  Chtoi»,  ägyptischem  König  der  vierten  Dynastie,  rührt  die  größte 
der  Pyramiden  her,  die  sich  südwestlich  von  Kairo  bei  dem  Dorfe  Gizeh 
auf  dem  linken  Nilufer  erheben.  Sie  war  ursprünglich  147  m  hoch  und 
an  jeder  Seite  der  quadratischen  Grundfläche  233  m  lang.  An  ihr  sollen 
nach  Herodot  100000  Menschen  20  Jahre  lang  gearbeitet  haben.  Die 
Masse  des  Mauerwerks  betrug  ursprünglich  2621000  cbm.  Die  sweit- 
größte  Pyramide  ist  die  des  Königs  Chephren,  und  es  sind  von  Kairo  bis 
zum  Fayüm  noch  die  Spuren  von  67  Pyramiden  nachweisbar.  Alle  dies(> 
Bauwerke  sind  so  scharf  orientiert,  daß  anzunehmen  ist,  daß  an  ihre  Er- 
bauung unter  anderem  auch  die  Absicht  geknüpft  war,  mittels  ihrer  Grund- 
linien die  Himmelsrichtungen  festzulegen. 

—  Der  Chinese  Ral-ko  fixiert  die  von  Hwang-ti  und  Li-pe  (s.  2668  v.  Chr.)  auf- 
gestellten Prinzipien  der  Heilkunde  in  seinem  Werke  „Nai-kiyo",  (das 
innere  System),  in  welchem  sich  unter  anderem  die  erste,  sehr  kompli- 
zierte Theorie  des  Pulses  befindet. 

2500  In  der  von  den  Amerikanern  ausgegrabenen  altbabylonischen  Temptl- 
MMtotlMk  zu  Nlppur  finden  sich  Multiplikationstabellen  zum  Ablesen  größerer 
Multiplikationen  und  astronomische  Berechnungen  über  die  Sternbilder 
Skorpion  und  Jungfrau. 

2356  Der  Reisbau  ist  in  China  schon  im  3.  Jahrtausend  v.  Chr.  bekannt.  Im 
Jahre  2366  v.  Chr.  läßt  der  chinesische  Kaiser  Aw  am  Jantsekiang  Be- 
wässemngswerke  anlegen  und  regelt  die  Verteilung  der  Einkünfte  der 
Reisfelder. 

2260  Im  3.  Jahrtausend  v.  Chr.  ist  Babylonien  bereits  mit  einem  weitver- 
zweigten und  kunstvoll  gegliederten  Systeme  von  Kanälen  durchzogen,  die 
zum  Teil  der  Entwässerung,  zum  Teil  der  Bewässerung  dienen  und  von 
dem  hohen  Stande  der  damaligen  Wasserbaukunst  Zeugnis  ablegen.  So 
rühmt  sich  namentlich  der  babylonische  Herrscher  HammuraM,  den  Län- 
dern Sumer  und  Akkad  Wasser  durch  Kanäle  zugeführt  zu  haben. 

2220  Der  chinesische  Kaiser  YQ  fördert  die  Verbreitung  der  Seidenzucht,  indem 
er  weite  Landstrecken  entwässert,  dieselben  mit  Maulbeerbäumen  bepflanzt 
und  Seidenraupen  unter  die  Bevölkerung  verteilt.  Zu  seiner  Zeit  beherr- 
schen die  Chinesen  die  Technik  der  Weinbereitung  in  vollem  umfange. 
Doch  scheint  der  Wein  damals  nur  religiösen  Opferzwecken  gedient  zu  haben. 

—  Zur  Zeit  des  chinesischen  KaLseis  YO  ist  den  Chinesen  der  Stahl  (Lo-we) 
bekannt. 

2206  Der  Sohn  den  chinesischen  Herrschers  Yü  begründet  die  erste  erbliche 
Dynastie  HIa  in  China.  Um  diese  Zeit  wird  die  chinesische  Zeitrechnung 
derart  geregelt,  daß  sie  nunmehr  60  jährige  Zyklen  umfaßt.  Als  Anfang 
der  chinesischen  Aera  wird  das  Jahr  2637  v.  Chr.  festgesetzt. 

2137  Die  Chinesen  kennen  im  3.  Jahrtausend  v.  Chr.  die  Vorausberechnung  der 
Sonnenfinsternisse.  Denn  wie  in  dem  von  Confucius  verfaßten  Schv-klnf 
(Buch  der  Annalen)  berichtet  wird,  werden  die  chinesischen  Hofastronomen 
Hi  und  Ho  mit  dem  Tode  bestraft,  weil  sie  die  Sonnenfinsternis  vom 
Jahre  2137  v.  Chr.  (nach  Oppolzer's  Berechnung  vom  22.  Oktober  2137) 
nicht  vorausgesagt  haben. 

2000  Der  König  MmtuMtap  erbohrt  einen  Brunnen  und  sein  Offizier  Se'anch 
„macht  die  Täler  Hammamftts  zu  Krautgärten  und  seine  Höhen  zu  Wasser- 
teichen". 

1880  Zur  Zeit  des  Königs  Smwotrtt  III.  (Sesostris)  gibt  es  in  Ägypten  Bierbraue- 
reien und  Gerbereien. 

o     


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1250  y.  Chr. 

1830  AwMMBliM  III.,  ägyptisoher  König  der  12.  Dynastie,  erbaut  der  Über- 
lieferung nach  den  großartigen  Tempelpalast  unweit  vom  Möriasee  in  der 
Landschaft  Fsyüm,  aus  dessen  Namen  Lope-ro-hunt  das  Wort  „Labyrinth" 
entstanden  ist.  Die  Bauart  dieses,  nach  den  Untersuchnngeu  von  Flinders 
Petrie  305  m  langen  und  278  m  breiten  Tempelkolosses  setzt,  wie  die  der 
Pyramiden,  (s.  2600  t.  Chr.  Cheops)  nicht  unbedeutende  mathematisch - 
technische  Kenntnisse  voraus. 

1750  Der  Ägypter  AahmMii  (JahmoM)  lehrt  im  „Papyrus  Bhind",  dem  ältesten 
ägyptischen  mathematischen  Handbuche,  die  Berechnung  des  Flächeninhalts 
von  Feldstücken,  deren  einschließende  Seiten  gegeben  sind.  Er  rechnet  mit 
ganzen  Zahlen  und  Stammbrüohen  und  benutzt  eingekleidete  Gleichungen 
ersten  Grades  mit  einer  Unbekannten. 

1700  Das  älteste  bekannte  Stück  von  wirklichem  Email,  d.  i.  Glas,  welches  auf 
Metall  aufgeschmolzen  und  innig  mit  demselben  verbunden  ist,  ist  das 
Armband  derj  ägyptischen  Königin  Aahotom  welches  sich  im  Museum  zu 
Bnlak  befindet. 

1600  In  das  Jahr  1600  v.  Chr.  mindestens  ist  die  Ausbildung  des  Zodiakus 
(Tierkreises)  durch  die  Bakyloniwr  zu  setzen;  wahrscheinlich  reicht  sie  aber 
weiter  zurück,  vermutlich  in  ihren  Anfängen  bis  über  3000  v.  Chr. 

1475  Znr  Zeit  des  Königs  Thutaioili  III.  kennt  man  in  Ägypten  die  Blasebälge. 
Es  geht  dies  aus  einer  in  Theben  aufgefundenen  Abbildung  hervor,  wo 
bei  einem  Metallschmelzprozesse  ein  Ledersack  von  zwei  Männern  ab- 
wechselnd niedergetreten  (entleert)  and  an  Stricken  wieder  hochgezogen 
(mit  Luft  gefüllt)  wird. 

—  In  Ägypten  ist  zur  Zeit  des  Königs  ThutiiMMit  III.  die  Herstellung  der  Glas- 
perlen bekannt.  Eine  2  cm  dicke  Glasperle,  welche  dem  Glasschmucke 
der  Königin  Hatasu,  der  Gemahlin  Thutmosis',  angehört  hatte,  ist  von 
Captain  Honey  in  Theben  aufgefunden  worden. 

—  Von  der  im  Altertum  weit  zurückreichenden  Kenntnis  des  Eisens  (vgl. 
auch  2220  v.  Chr.)  zeugt  ein  in  der  großen  Cheopspyramide  gefundenes 
Stück  Schmiedeeisen  und  ein  unter  einer  Sphinx  in  Karnak  gefundener 
TeU  einer  Sichel.  Urkundlich  zuerst  bestätigt  wird  der  allgemeine  Ge- 
brauch des  Eisens  in  Ägypten  durch  eine  Inschrift  aus  der  Zeit  des  Ägypter- 
königs Thubnesit  111. 

—  In  den  Tributlisten  und  Beuteverzeichnissen  des  ägyptischen  Königs  Thirt- 
iNMll  III.,  welche  sich  auf  seine  in  Asien  geführten  Kriege  beziehen,  wird 
von  erbeutetem  Blei  berichtet,  —  die  erste  geschiohtlioh  beglaubigte  Er- 
wähnung dieses  Metalls. 

1425  In  dem  Grabe  des  Königs  ThataiMSit  iV.  von  Ägypten  sind  eine  Anzahl 
Gewebefragmente  gefunden  worden,  die  wohl  die  ältesten  bekannten 
Webereien  darstellen  und  die  keinen  Zweifel  übrig  lassen,  daß  damals 
schon  aufrechtstehende  Webstühle  benutzt  worden  sind.  Überraschend 
ist  die  Tatsache,  daß  ein  TeU  der  Farben  (Rot  imd  Blau)  noch  in  voUem 
Glänze  leuchten,  während  andere  (Braun  und  Schwarz)  abgeblaßt  sind. 

1400  Zur  Zeit  des  ftgsrptisohen  Königs  Amwiopiiii  IV.  ist  die  Schnellwage  mit 
Laufgewicht  in  Ägypten  in  Gebrauch. 

1260  Zur  Zeit  des  ägyptischen  Königs  RamiM  II.  führen  die  Ägypter  im  Kriege 
zweirädrige  Streitwagen  mit  secbsspeiohigen  Rädern  und  unmittelbar  auf 
der  Achse  stehendem  Wagenkasten,  an  welchem  die  Deichsel  unbeweglich 
befestigt  ist.  Dieselbe  trägt  vom  ein  gepolstertes  Joch,  das  mit  Riemen 
um  Brust  und  Bauch  des  Pferdes  geschnallt  wird. 

—  Der  ägyptische  König  Rum«  11.  vollendet  den  bereits  von  seinem  Vater 
Sethos  I.  begonnenen   Bau   eines  Schiffahrtskanals  vom  Nil  zum  Timsah- 

1« 
—     3     — 


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1170  T.  Chr. 

Sun  und  von  da  zum  Roten  Meere.    Der  Kanal  verfällt  später.  (Vgl.  610 
V.  Chr.  Necho.) 
1170   Zur  Zeit  des  Eöniga  Raimw  III.  kennt  man  in  Ägypten  die  Töpferscheibe 
und  den  Sonnenschirm. 

—  In  Medinet-Abu  sind  die  Spitzen  der  von  RamiM  111.  errichteten  Masten 
Vergoldet.  Vermutlich  haben  diese  Masten  als  Blitzableiter  dienen  sollen. 
Jedenfalls  sind  die  Gesetze  der  Blitzleitung  den  alten  Kulturvölkern 
keineswegs  unbekannt  gewesen,  wie  dies  unter  anderem  die  Inschriften 
des  Tempels  von  Edfu  beweisen.  Auch  eine  Inschrift  am  Tempel  von 
Dendera  muß  dahin  gedeutet  werden,  daß  die  neben  demselben  auf- 
gerichteten knpferbeschlagenen  Holzstangen  zum  Schutz  gegen  den  Blitz- 
schlag bestimmt  seien. 

1160  unter  der  Dynastie  der  Tscheu  werden  magnetische  Wagen  gebaut,  in 
deren  Vorderteil  eine  frei  schwimmende  Magnetnadel  Arme  und  Hände 
einer  kleinen  Figur,  die  nach  Süden  weist,  bewegt.  Solche  Apparate, 
„Fse-nan"  (Andeutor  des  Südens)  genannt,  werden  den  Gesandten  von 
Tonkin  und  Tonkinchina  vom  Kaiser  Ttching-wang  geschenkt,  um  ihre 
Rückkehr  durch  die  großen  Ebenen  zu  sichern.  Das  Volk,  von  welchem 
die  Gesandten  kamen,  wird  nach  Riohthofens  „China"  als  „Yue-shang- 
shi"  bezeichnet. 

1 150  Wie  das  „Heilige  Buch  der  Lieder"  erwähnt,  läßt  der  ohinesiBche  Herrscher 
Wu-wanc  einen  zoologischen  Garten  (Park  der  Intelligenz)  anlegen,  der 
800  Jahre  lang  bestanden  hat,  und  Säugetiere,  Vögel,  Schildkröten  und  Fische 
enthielt.  Es  ist  dies  die  erste  geschiohtUohe  Erwähnung  eines  zoologischen 
Gartens. 

1100  Der  zu  Loy-ang  residierende  chinesische  Kaiser  Ttchu-kong  findet  für  die 
Schiefe  der  Ekliptik  den  für  jene  Zeit  auffallend  richtigen  Wert  von 
23«  52'. 
800  Hoimr  kennt  Goldschmiede  und  Bronzeschmiede  und  erwähnt  schon  das 
geschlagene  Gold,  das  auch  den  alten  Ägyptern  bekannt  war.  Die  Werk- 
statt des  Hephaestos  weist  Hammer  und  Zange,  Blasebalg  und  Schmelz- 
tiegel, Amboß  und  Amboßgestell  auf.  Auch  nennt  Homer  das  Zinn,  kennt 
aber  seine  Eigenschaften  nicht  genauer.  Er  erwähnt  zweimal  das  Blei. 
(Vgl.  auch  1475  v.  Chr.) 

—  HooMr  kennt  bereits  die  Härtbarkeit  des  Stahles  durch  Ablöschen  in 
kaltem  Wasser,  wie  aus  Od.  IX,  391  hervorgeht.  (Vgl.  auch  1060  n.  Chr.) 
An  zahlrächen  Stellen  werden  bei  ihm  Waffen  erwähnt,  die  wir  uns  nur 
als  stählerne  vorstellen  können.    (S.  a.  2220  und  1476  v.  Chr.) 

—  Hoimr  erwähnt  die  Töpferscheibe,  deren  Erfindung  dem  Korinther 
Hyperbios  oder  dem  Talos,  dem  Neffen  des  Daedalos,  beigelegt  wird. 
(Vgl.  jedoch;  1170  v.  Chr.  Ramses  III.)  Er  beschreibt  die  Einrichtung 
des  „Geschirrs"  beim  Webstuhl  und  kennt  die  aus  dem  Orient  stammende 
Buntwirkerei. 

—  Hoimr  erwähnt  bereits  den  Sandarak,  das  Harz  einer  Thujaart,  das  zu 
Räucherpulvem,  Räucherkerzen,  Salben  und  Pflastern  verwendet  wird.  Er 
spricht  von  den  Dämpfen  des  brennenden  Schwefels  als  von  einem  RSuche- 
rungsmittel,   das  namentlich   bei  religiösen  Zeremonien  angewendet  wird. 

—  Hoimr  berichtet  in  der  Uias  bereits  von  der  Verwendung  des  Olivenöls 
in  der  Weberei.  Jedenfalls  dürften  die  Griechen  das  erste  Volk  gewesen 
sein,  das  es  verstanden  hat,  Oliven  zu  Ol  zu  verarbeiten.  Er  erwähnt 
den  Bemsteinschmuck  als  phönizischen  Handelsartikel,  wie  auch  schon 
in  mykenisohen  Gräbern  Bemsteinperien  oft  in  beträchüicher  Anzahl  auf- 
gefunden worden  sind. 

—     4     — 


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700  T.  Chr. 

800  Nachdem  man  im  Altertume  anfangs  das  am  nächsten  liegende  Düngongs- 
▼eifahren,  bei  dem  die  gewachsene  Pflansensubstanz  durch  Unterpflügen 
dem  Boden  einverleibt  wird,  die°  Gründüngung,  ausgebildet  hatte,  geht 
man  schon  früh  zum  Gebrauch  der  Exkremente  der  Haustiere,  des  Stall- 
düngers, über,  den  schon  Henwr  in  der  Odyssee  erwähnt  und  dem  dann 
die  Verwendung  der  menschlichen  Exkremente  folgt. 

—  Homsr  spricht  wiederholt  von  Leuchtfeuern  an  dw  Meeresküste  (Odyssee 
X,  28;  Ilias  XVIII,  207  und  XIX,  375),  so  daß  derartige  Seezeichen  zu 
jener  Zeit  schon  allgemein  gebräuchlich  gewesen  zu  sein  scheinen. 

—  In  den  indischen  Gesetzbüchern  des  Mam  findet  sich  die  früheste  Er- 
wähnung der  Baumwolle  und  deren  Kultur,  so  daß  anzunehmen  ist,  daß 
diese  Gespinstpflanze  dort  zuerst  technisch  verwendet  worden  ist.  (S.  auch 
327  V.  Cair.) 

763  Das  älteste  sichere  Zeugnis  für  die  Beobachtung  einer  genau  datierbaren 
Sonnenfinsternis  verzeichnen  die  AHyrItr  in  der  assyrischen  „Verwaltungs- 
liste"  (dem  „Eponymenkanon  mit  Beischriften")  unter  dem  16.  Sivan. 
Es  ist  dies  die  totale  Finsternis  vom  16.  Juni  genannten  Jahres,  auf  die 
wahrscheinlich  auch  der  Prophet  Amos  (8,  9)  Bezug  nimmt:  „An  jenem 
Tage  ist  der  Spruch  des  Herrn  Jahve,  ,wiU  ich  die  Sonne  am  Mittag 
untergehen  lassen  und  auf  die  Erde  am  hellen  Tage  Finsternis  senden'." 
(Vgl.  jedoch  2137  v.  Chr.) 

750  Wie  eine  um  die  Zeit  des  chinesischen  Kaisers  Ptac-wang  hergestellte,  aus 
Eisen  gegossene  13  m  hohe  Pagode  beweist,  kennt  man  in  China  bereits 
zu  dieser  Zeit,  den  Eisenguß. 

747  Beginn  der  Aera  des  babylonischen  Königs  NatomHMr.  Diese  Aera  ist  für 
die  geschichtlichen  Zeitbestimmungen  von  Bedeutung,  da  sich  mit  ihrer 
Hilfe  nach  den  von  Ptolemäus  überlieferten  Regententafeln  der  Zeitpunkt 
vieler  geschichtlich  denkwürdiger  Ereignisse  berechnen  läßt. 

730   König  Ah«  von  Juda    erbaut    eine    Sonnenuhr    (Obelisk   mit   StufenT). 

717  Der  Überlieferung  zufolge  soll  der  römische  König  Nama  Pompilln  ein 
Mondjahr  zu  356  Tagen  mit  12  festen  Monaten  eingeführt  haben,  in 
das  alle  zwei  Jahre  ein  13.  Monat  (Schaltmonat  Meroedonius)  einge- 
schoben wurde. 

700  Nachdem  (nach  Plinius)  zuerst  die  Erythräer  den  Bau  von  Zweireihen- 
Sohiften  (Dieren)  —  an  SteUe  der  bis  dahin  üblichen  einreihigen  Rnder- 
schiffe  —  versucht  hatten,  bauen,  wie  Thukydides  und  Diodor  berichten, 
die  Korinther  unter  des  AmsinoklM  Leitung  die  ersten  Dreireihenschiffe 
(Triören).  Übrigens  wird  die  seit  Livius  herrschende  Auffassung,  daß 
unter  den  MehrreihenschiSen  „mehrere  Ruderreihen  übereinander"  zu 
verstehen  seien,  neuerdings  von  Breusing  als  irrig  angefpohten.  Er  deutet 
die  Dieren,  Trieren  und  Fenteren  nicht  als  zwei-,  drei-  und  fünfreihige 
RuderschiSe,  sondern  als  solche  Schiffe,  bei  denen  das  einzelne  Ruder 
mit  zwei,  drei  oder  fünf  Mann  besetzt  ist.  In  ähnlicher  Weise  hat  sich 
schon  früher  Thomas  Rivius  geäußert. 

—  HmM  von  Askra  in  Böotien  schreibt  das  Lehrgedicht  „Werke  und  Tage", 
in  dem  Anweisungen  zur  rationellen  Landbebanung  gegeben  sind  und  ein 
Bauemkalender  mitgeteilt  wird. 

—  Htakia,  König  von  Juda,  läßt  zwecks  Anlage  einer  Wasserleitung  (s.  Altes 
Test.  2.  Könige,  Kap.  20,  V.  20)  zwischen  dem  Siloah- Teich  und  der 
Gihon-Quelle  bei  Jerusalem  einen  531  m  langen  Felsenkanal  herstellen, 
eine  der  ältesten  geschichüichen  Tunnelbauten.  Die  Durchbrechung  der 
Felsmassen  erfolgt  mit  Hilfe  von  Bronze-Werkzeugen.  (S.  die  daselbst 
i.  J.  1880  gefundene,  jetzt  in  Konstantinopel  befindliche  Inschrifttafel.) 


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700  T.  Chr. 

700  Wie  ane  den  im  Palast  von  Kujundsohik  entdeckten  steinernen  Abbil- 
dungen hervorgeht,  bedienen  sich  die  Assyrier  zur  Zeit  des  Königs. SMiwrIfr 
zum  Transport  ihrer  Steinkolosse  auf  dem  Wasserwege  teils  der  noch 
beute  gebräuchlichen  Flöße,  die  teilweise  durch  mit  Luft  gefüllte  Säcke 
getragen  werden  (Kelleks),  teils  der  von  Herodot  geschilderten  Kundschifie 
zum  Landtransport  der  Schleife,  die  durch  vorgespannte  Sklaven  ruck- 
weise fortbewegt  wird.  Die  Schleife  wird  mit  der  Last  am  hintern  Ende 
durch  einen  Hebebaum  gelüftet  und  bei  der  Hebung  werden  Keile  unter 
den  Hebebanm  gelegt. 

692  Qlari(M  von  Chios  erfindet  die  Lötung  des  Erzes  wie  auch  des  Eisens 
{mdi^gov  xöXXtiaif),  die  an  Stelle  des  Zusammennietens  der  getriebenen 
Stücke  tritt. 

676  TtrpandnM  von  Lesbos  begründet  die  erste  Musikschule  in  Sparta. 

620  Die  erste  römische  Brücke  ist  der  Pons  Snblicius  zu  Rom,  der  am  Ende 
der  Regierung  des  Ancus  Mweln  entsteht.  Die  Brückendecke  ruht  auf 
hölzernen  Pfählen,  auf  denen  ein  loser  Brückenbelag  liegt. 

—  Die  erste  geschichtlich  nachweisbare  Brücke  auf  steinernen  Pfeilern,  über 
die  bestimmte  Nachrichten  vorliegen,  führte  über  den  Euphrat  und  ver- 
band die  auf  den  beiden  Ufern  des  Flusses  liegenden  Königsburgen  Ba- 
bylons. Die  Erbauerin  soll  NKokrto,  die  Mutter  Nebukaduezars  II.  ge- 
wesen sein.  Nach  Ktesias  war  die  Brücke  1000  Fu3  lang;  die  Entfernung 
der  Steinpfeiler,  auf  welchen  die  Brückcnbalken  ruhten,  betrug  etwa 
4  m.  Die  Pfdler  warsn  aus  Bruchsteinen  hergestellt  und  die  Steine  durch 
eiserne,  eingebleite  Klammem  miteinander  verbunden. 

610  Der  ägyptische  König  Ntcbo  beginnt,  unter  Wiederaufnahme  des  Planes 
des  Königs  Ramses  IL,  (s.  1250  v.  Chr.)  den  Bau  eines  Schiffahrtskanals 
von  BubastiB  am  NU  nach  Patumos  am  Arabischen  Meerbusen,  der  aber 
infolge  eines  Orakelspruohs  unvollendet  bleibt,  und  erst  hundert  Jahre 
später  von  dem  Perserkönige  Darius  Hystaspis  fortgesetzt  wird. 

600  Aus  dem  Jahre  600  v.  Chr.  sind  uns  die  ersten  wissenschaftlichen  astro- 
nomischen Messungen  am  Himmel  (Ortsbestimmungen  von  Gestirnen)  er- 
halten, welche  die  BakylOiiitr  ausgeführt  haben. 

—  Zur  Zeit  des  ersten  japanischen  K-aiserB  Jlmmu  -werden  Massage  und  Aku- 
punktur bereits  in  Japan  geübt. 

—  Phönizische  Schiffer  unternehmen  im  Auftrage  des  ägyptischen  Königs 
Nwho  die  erste  geschichtlich  beglaubigte  Umschiffung  Afrikas,  indem  sie 
vom  Arabischen  Meerbusen  absegeln  und  im  dritten  Jahre  der  Reise  durch 
die  Säulen  des  Herakles  zurückkehren.  Die  phönixischen  Schiffe  jener 
Zeit  besitzen,  wie  aus  einem  Relief  in  Ninive  hervorgeht,  bereits  einen 
Rammsporn,  der  indes  in  Form  eines  eisenbeschlagenen  Balkens  über 
Wasser  aus  dem  Schiffskörper  hervorragt. 

—  Als  ältester  römischer  steinerner  Brückenbau  gilt  der  Pons  Salarius 
über  den  Tiber,  welches  Werk  durch  Tarqalnlin  PrbCM  errichtet  wird.  Be- 
stimmte Nachrichten  über  die  Beschaffenheit  dieser  Brücke  liegen  nicht 
vor.    (Vgl.  620  V.  Chr.  Ancus  Marcius.) 

694  Soloii  von  Athen  führt  ein  Mondjahr  von  12  Monaten  mit  abwechselnd 
29  und  30  Tagen  ein.  Um  eine  Übereinstimmung  dieses  nur  354  Tage 
umfassenden  Jahres  mit  dem  Laufe  der  Sonne  herbeizuführen,  wird  alle 
3  Jahre  ein  Monat  zu  30  Tagen  eingeschaltet.  (Vgl.  540  v.  Chr.  Kleo- 
Stratos.) 

—  Soloii  erläßt  ein  Gesetz,  demzufolge  jeder  Bürger  nachweisen  mußte,  daß 
er  zehn  Klafter  tief  ohne  Erfolg  gegraben  habe,  um  ein  Anrecht  auf  Mit- 
benutzung des  Nachbarbrunnens  zu  haben.    Das  Geheimnis  des  Brunnen- 

—     6     — 

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550  T»  Chr. 

grabene  besitzt  in  Athen  seit  Alten  ein  bestimmteB  Gesohlecht  der 
„Bmnnengräber"  (Pheorychoi). 
590  Eine  aus  Eyrene  stammende,  jetzt  im  Cabiact  des  MMailles  zu  Paris  be- 
findliche Schale  zeigt  deh  König  ArkMilas  von  Eyrene,  wie  er  auf  einem 
Schiffe  im  Hafen  das  Abwägen  und  Verfrachten  von  „Silphium"  beauf- 
sichtigt. Obwohl  das  Silphium  sowohl  als  Arzneimittel,  wie  auch  als  Ge- 
würz und  Gemüse  in  der  Alten  Welt  eine  ungemein  wichtige  Kelle  spielte, 
und  die  Kyrenenser  jene  Pflanze  auf  allen  ihren  Münzen  abbildeten  und 
derselben  den  blühenden  Wohlstand  ihrer  Stadt  verdankten,  ist  bis  jetzt 
noch  nicht  ermittelt  worden,  welche  Pflanze  unter  drai  SUphium  der  Alten 
zu  verstehen  ist. 

—  TarqHiniui  Pritcn  legt  eine  Kanalisation  zur  Entwässerung  der  Stadt  Rom 
an,  die  durch  Tarquinius  Superbus  vollendet  wird.  Durch  dieses  Eanal- 
netz  wird  der  sumpfige  Boden  Roms  entwässert;  gleichzeitig  werden  die 
Abfallstoffe  der  Stadt  durch  die  Cloaca  maxima  nach  dem  Tiber  abgeführt. 

685  Thalw  von  Milet  findet  einige  elementare  geometrische  Sätze  (gleichen 
Seiten  eines  Dreiecks  liegen  gleiche  Winkel  gegenüber;  Dreiecke  sind  be- 
stimmt durch  1  Seite^und  2  Winkel;  die  Kreisfläche  wird  durch  den  Duroh- 
messer halbiert),  und  ermittelt  die  Höhe  der  Pyramiden  aus  deren  Schatten. 

—  ThalM  beschreibt  zuerst  im  Abendlande  die  Eigenschaft  gewisser  Eisen- 
erze, Eisenspäne  und  dünne  Eisenstücke  anzuziehen.  Diese  Eisenerze  er- 
halten, weil  sie  bei  Magnesia  in  Lydien  gefunden  wurden,  den  Xamen 
Magnete.  Die  magnetische  Kraft  nennt  er  ,, Seele",  wie  er  überhaupt  eine 
von  der  Materie  untrennbare  Energie  unter  dem  Namen  „Seele"  annimmt. 

—  ThalM  gibt  eine,  indes  nur  auf  Wahrscheinliohkeitsschlüssen  beruhende  Vor- 
hersage der  Sonnenfinsternis  vom  Jahre  585.  (Nach  neuereu  Berechnungen 
fand  diese  Sonnenfinsternis  am  28.  Mai  585  statt.)  Die  wahre  Ursache 
der  Sonnen-  und  Mondfinstemisse  ist  ihm  unbekannt.  Er  faßt  die  Erde 
als  eine  auf  dem  Ozean  schwebende  runde  Scheibe  auf.  Er  bezeichnet 
das  Wasser  als  das  Grundprinzip  der  Dinge. 

580  Der  Schiffsanker,  nach  Plinius  eine  Erfindung  des  Tyrrheners  Eupalamus, 
war  ursprünglich  einarmig.  Nach  Strabo  (lib.  VII)  soll  der  Skythe  Aiu- 
Cluunls  um  580  v.  Chr.  den  zweiarmigen  Anker  erfunden  haben. 

570  Nabwkudnmitur  II.,  König  von  Babylon  (der  biblische  Nebukadnezar),  führt 
die  erste  Stromkorrektion  aus,  indem  er  durch  den  600  km  langen  Kanal 
Pallakopas  die  Sumpfgebiete  an  der  Euphratmündung  entwässert. 

—  NabakHdurrwar  II.  veranlaßt  die  Wiedereinführung  der  Gewichtsnorm  des 
Königs  Dungi.  (S.  2650  v.  Chr.)  —  Inschrift  auf  einem  Steingewichte  im 
Betrage  der  schweren  babylonischen  Mine  zu  982,4  g. 

560  Der  Baumeister  Chanlphron  von  Knosos  auf  Kreta  bewirkt  beim  Bau  des 
Artemistempels  zu  Ephesos  die  Fortschaffung  schwerer  steinerner  Säulen 
dergestalt,  daß  er  in  den  beiden  Endflächen  jeder  Säule  eine  eiserne  Achse 
durch  Bleiverguß  befestigt,  einen  viereckigen,  mit  entsprechenden  Achs- 
lagern versehenen  Holzrahmen  herumlegt,  und  die  Säule  nach  Art  einer 
Chausseewalze  durch  Fortrollen  zum  Bauplatze  befördert.  (S.  Vitruvius 
„De  architectura".    Lib.  X.) 

560 — 529  KyrM  verbindet  alle  wichtigen  Grenzorte  seines  Reiches  mit  Susa 
durch  Meldereiter. 

550  Mag*  von  Karthago,  von  Columella  der  Vater  der  Agrikultur  genannt, 
schreibt  28  Bücher  über  Landwirtschaft,  die  nach  der  Eroberung  von 
Karthago  (146  v.  Chr.)  der  römische  Senat  ihrer  Wichtigkeit  wegen  in  die 
lateiniBohe  Sprache  übersetzen  läßt. 

—  Zur  Zeit  des  Mac»  verstehen  sich  die  Karthager  bereits  auf  die  Bereitung 
besonders    feiner   Weine   durch-  Benutzung   des  „Ausbruchs".     Das  Ver- 

—     7     — 


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650  T.  Chr. 

fahren  ^rird  später  vergessen;  der  Tokajer  Ausbrach  wird  saeist  i.  J.  1560 
erwähnt. 
660  MtiatMiM,  des  Cheraiphron  Sohn,  verbessert  die  Transportmethode  seines 
Vaters  (s.  660  v.  Chr.)  zur  Fortsohaffung  schwerer  Balken  in  der  Weise, 
daß  er  in  den  Himfläohen  der  Stämme  eiserne  Zapfen  befestigt,  und  an 
diesen  12  Fuß  hohe  Räder  derart  anbringt,  daß  der  fortzuschleppende 
Balken  gewissermaßen  die  Achse  eines  Räderpaares  darstellt.  Um  das 
Ganze  wird  ein  viereckiger  Rahmen  gelegt,  vor  den  Zugochsen  gespannt 
werden.  (S.  Vitruvius  „De  architectura".    Lib.  X.) 

—  PhokM  von  Samos  schreibt  ein  Lehrgedicht  „Schiffsastronomie",  worin  den 
Schiffern  die  wichtigsten  Sternbilder  geschildert  werden.  Statt  des  großen 
Bären  wird  der  kleine  als  Orientierung  nach  Norden  empfohlen. 

647  Aiuudman*w  von  Milet  schreibt  das  erste  philosophische  Buch  der  grieohi- 
sehen  Literatur.  Er  leitet  darin  alles  aus  dem  üniversalprinzip  des  „Un- 
endlichen" ab,  aus  dem  das  Individuelle  in  beständiger  Emanation  entsteht 
und  wohin  es  zurückkehrt.  Er  lehrt  zuerst  die  Koexistenz  unendlich  vieler 
Wdten.  Er  ist  der  Begründer  der  astronomischen  Sphfirentheorie  und 
lehrt  die  Konstanz  der  Bewegung.  Er  wird  als  Erfinder  des  Erdglobus 
bezeichnet. 

—  AiHUdmairfrot  entwirft  die  erste  Erdkarte  und  stellt  in  Sparta  einen  Gnomon 
(Sonnenuhr)  auf. 

—  AiHUdmandrm  spricht  klar  aus,  daß  die  Menschen  von  tierähnliohen  Vor- 
fahren abstammen  und  legt  damit  den  Keim  zur  Deszendenzlehre. 

640  KlMMtnrt«  von  Tenedos  verbessert  das  von  Solon  (s.  694  v.  Chr.)  ein- 
geführte Mondjahr  durch  die  ,,0ktaeteri8",  einen  achtjährigen  Zyklus, 
in  welchem  jedesmal  das  3.,  5.  und  8.  Jahr  einen  Schaltmonat  von  30  Tagen 
erhält.  Durch  Eudoxos  und  Eratosthenes  noch  abgeändert,  wird  diese 
Zeitrechnung  durch  Meton's  Enneadeka^teris  (s.  432  v.  Chr.)  verdrängt. 

632  EapallnM  von  Megara  stellt  für  die  von  ihm  erbaute  Wasserleitung  der 
Stadt  Samos  einen  Tunnel  von  1000  Meter  Länge  her,  indem  er  von  beiden 
Seiten  nach  genauem  Nivellement  den  Durchstich  beginnt  und  in  dem  so 
hergestellten  Tunnel  einen  Graben  anlegt,  durch  den  das  QueUwasser  der 
Quelle  Leukothea  den  Leitungsröhren  zufließt.  Dieser  Tunnelbau  ist  eine 
der  kühnsten  technischen  Schöpfungen  des  Altertums. 

—  Pythaforat  von  Samos  bezeichnet  die  Zahl  als  das  Prinzip  der  Dinge.  Er 
stellt  die  Hauptsätze  der  mathematischen  Zahlentheorie  auf,  kennt  die 
Primzahlen,  bildet  den  Begriff  der  mathematiachen  Reihe  aus,  unterscheidet 
arithmetische,  geometrische  und  harmonische  Proportionen  und  legt  den 
Grund  zur  Theorie  der  Vieleckszahlen.  Die  an  daa  rechtwinklige  Dreieck 
mit  den  Seiten  3,  4  und  6  geknüpfte,  von  altersher  bekannte  Tatsache, 
daß  3'  4-  ^'  ^=  6*  ist,  führt  ihn  zur  Au&tellung  des  nach  ihm  benannten, 
aber  bereits  in  Indien  und  wahrscheinlich  vorher  schon  in  Babylon  bekannten 
Lehrsatzes,  und  weiterhin  zur  Entdeckung  des  Irrationalen.  —  Es  ist  zu 
beachten,  daß  Pythagoras  selbst  nichts  geschrieben  hat.  Es  bleibt  daher 
eine  offene  Frage,  inwieweit  die  seinen  Namen  tragenden  Lehren  von  ihm 
selbst,  oder  aber  von  seinen  Nachfolgern,  den  Pythagoraeem,  herrühren.  — 
Y(ß.  auch  410  v.  Chr.  Theodoros. 

—  PythaforM  soheiat  sich  die  Erde  als  eine  Kugel,  die  sich  gleich  der  Sonne, 
dem  Mond  und  den  Planeten  um  ein  Zentralfeuer  drehe,  zu  denken.  Er 
soll  zuerst  erkannt  haben,  daß  der  Abendstern  (Hesperos)  mit  dem  Morgen- 
stern (Phosphoros)  identisch  ist. 

—  Pythagorai  rühmt  bereits  die  Heilkraft  des  Anis,  der  mehrfach  auch  in 
den  hippokratischen  Schriften  erwähnt  wird.  Nach  dem  Abendland  kommt 
der  Anis  erst  1661. 

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490  T.  Chr. 

532  TfeMdOTM  von  Samos  erfindet  angeblich  die  Blei\rage,  das  Winkelmaß,  die 
Drehbank  und  den  Schlüssel.  Bei  dem  Tempelban  in  Ephesos  verwendet 
er  Holzkohle,  um  den  Boden  auszutrocknen.  Auch  soll  er  den  ErzguB, 
den  die  Ägypter  in  uralter  Zeit  bereits  kannten,  in  Griechenland  zuerst 
geübt  haben. 

—  TlM04orN  von  Samos  übt  zuerst  die  Kunst  des  Schneidens  (Schleifens)  der 
Edelsteine.  Indes  beschränkt  sich  die  Edelsteinschleiferei  zu  jener  Zeit 
lediglich  auf  das  Bearbeiten  und  Glätten  der  natürlichen  Flächen  der 
Steine.    (Vgl.  1456,  Berquem.) 

530  AMUdUNOM,  Schüler  des  Anaximandros,  lehrt,  daß  der  Mond  sein  Licht  von 
der  Sonne  habe. 

—  KlaoitratM  von  Tenedos  stellt  Beobachtungen  über  die  Sonnenwende  an, 
indem  er  die  Schatten  des  Idagebirges  beobachtet.  Sein  Lehrgedicht 
„Astrologie"  gibt  Einzelheiton  über  die  Stemphasen  des  Zodiakus  (Skor- 
pion, Widder,  Schütze,  Böcke). 

522  Demokid«,  Sohn  eines  knidischen  Tempelarztes,  begründet  in  Kroton  die 
erste  Ärzteschule  auf  'wissenschaftlicher  Grundlage. 

520  HtfcataMi  von  MUet  bereist  einen  großen  Teil  der  bekannten  Welt  von 
Hispanien  bis  Indien  und  von  der  Donau  bis  zum  Nil  und  legt  die  Er- 
gebnisse seiner  Reisen  in  der  jetzt  nur  noch  in  Bruchstücken  vorhandenen, 
von  Herodot  viel  benutzten  Erdbeschreibung  nieder,  der  auch  eine  s.  Z. 
berühmte  Erdkarte  beigegeben  war. 

—  Der  griechische  Greograph  Skylax  von  Karyanda  in  Earien  unternimmt  im 
Auftrage  des  Darius  Hystaspis  eine  Entdeckungsreise  von  der  Mündung 
des  Indus  bis  in  das  Innere  des  Arabischen  Meerbusens  und  legt  seine  Er- 
fahrungen und  Beobachtungen  in  einem  „Periplus"  nieder.  (Der  unter 
seinem  Kamen  erhaltene  Periplus  des  Mittelmeers  stammt  nicht  von 
ihm,  sondern  aus  einer  späteren  Zeit.) 

—  XMiophan«  von  Eolophon  führt  die  versteinerten  Überrest«  von  Seetieren 
auf  Bergen,  die  Abdrücke  von  Lorbeerblättern  in  dem  Gestein  von 
Faros  u.  dgl.  als  Beweis  dafür  an,  daß  das  Festland  periodischen  Über- 
flutungen unterworfen  sei. 

513  Die  erste  bekannte  Schiffbrücke  läßt  auf  seinem  Eroberungszuge  gegen 
die  Skythen  Darius  I.  von  Fersien  durch  den  Baumeister  MandrakiM  von 
Samos  über  den  Bosporus  schlagen.  Wie  die  bei  seinem  Zuge  gegen  die 
Griechen  von  Xerxes  480  v.  Chr.  über  den  Hellespont  geschlagenen  Brücken, 
besteht  diese  Brücke  aus  einzelnen  Schiffen,  die  beiderseits  verankert  sind. 
Über  sämtliche  Schiffe  sind  Taue  von  Flachs  und  Byssus  gespannt,  die 
den  doppelten  Bohlenbelag  tragen.  Zum  Durchfahren  bleiben  Lücken 
zwischen  den  Schiffen  offen. 

609  Der  Dichter  ThMpiit  von  Megara  erwähnt  zuerst  die  Verwendung  des 
Probiersteins  zur  Prüfung  des  Goldes. 

500  Im  „  Ayur  Veda"  des  indischen  Arztes  Susrtita  wird  der  Magnet  als  ein  Mittel 
gepriesen,  um  eine  eiserne  Pfeilspitze  auszuziehen.  Besonders  wirksam  ist 
der  Magnet,  wenn  der  Pfeil  gerade  und  nicht  zu  fest  im  Fleisch  ein- 
gebettet ist. 

—  Siicrata  gibt  die  erste  bekannte  Anweisung,  die  ganz  oder  teilweise  zer- 
störte Nase  durch  Einheilen  eines  Hautlappens  aus  der  Wange  wieder 
herzustellen, 

490  HtraklltM  von  Ephesos  stellt  den  Satz  auf:  Alles  Irdische  fließt,  und  nichts 
beharrt;  alles  aber  wird  geregelt  durch  das  ewige  Naturgesetz  (Logos), 
das  Weltentstehung  und  Weltuntergang  im  Großen  und  Kleinen  ordnet. 
Als  Urmaterie  betrachtet  er  das  Ätherfeuer. 

—  HaraidHM  erwähnt  zuerst  die  Krempelwalze. 

—     9     — 

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48«  T.  Chr. 

486 — 465  Xwrx«  bedient  sich  zur  Verbindung  Persiene  mit  Griechenland  in  Ruf- 
weite voneinander  aufgestellter  Sklaven,  welche  sich  der  Reihe  nach  die 
zu  befördernden  Nachrichten  zurufen,  wobei  diese  dreiBigmal  schneller 
ihr  Ziel  erreichen  als  bei  der  Beförderung  durch  Boten. 

480  Alkmaton  von  Kroton  begründet  die  wissenschaftliche  Embryologie  nnd 
Hygiene. 

—  Alkmaton  findet,  da3  jede  Empfindung  des  Körpers  durch  das  Grehim 
vermittelt  und  die  Bewegung  der  Glieder  vom  Gehirn  geleitet  wird.  Er 
ist  der  erste  Arzt,  der  Sektionen  zu  wissenschaftlichen  Zwecken  vornimmt. 
So  findet  er  Gänge,  die  vom  Gehirn  zu  den  Augen  fähren  (Sehnervt)  und 
unterscheidet  die  verschiedenen  H&ute  des  Auges.  Erste  Theorie  der 
Sinneswahmehmungen  (Gleicht,  Gehör,  Geschmack). 

—  ParaiMldw  von  Elea  behauptet  die  Abhängigkeit  des  Denkens  von  der 
warmen  oder  kalten  Körperbeschaffenheit.  Von  ihm  stammt  die  Ein- 
teilung der  Erde  in  fünf  Zonen,  die  heiBe,  die  zwei  gemäßigten  und  die 
zwei  kalten  Zonen. 

470  Lauidppoi  von  Milet  erfindet  die  von  Demokritos  von  Abdera  um  420  v.  Chr. 
ausgebildete  Atomistik.  (Prinzipien,  qualitätslose  Atome  und  Vakuum. 
Mechanische  Welterklärung.  Entstehung  der  unzähligen  Welten  durch 
Wirbelbewegung.  Entstehung  der  Wahrnehmung  durch  mechanische  Ein- 
wirkung dünner,  von  den  Objekten  abgelöster  Häutchen.  Sekundäre  Ent- 
stehung der  Qualitäten). 

464  AiuuaKorM  von  Klazomenae  entwickelt  die  Elemente  der  Perspektive,  und 
zwar,  wie  Vitruvius  berichtet,  unter  Bezug  auf  die  Bühnendekorationen 
einer  Schaubühne,  die  der  Baumeister  Agatharchos  zur  Aufführung  der 
Dramen  des  Aesohylos  in  Athen  hergerichtet  hatte. 

460  Anaxagorat  gibt  zuerst  die  richtige  Erklärung  der  Nilschwelle  (Schmelzen 
der  Schneeberge  in  Äthiopien),  die  bereits  der  Dichter  Aesohylos  in  den 
„Hikeliden"  kennt. 

—  Anaxagoraiunterscheidet  Kraft  (Geist)  und  Stoff.  Die  Gestirne  sind  glühende, 
aus  der  Erdregion  durch  die  zentrifugale  Kraft  der  weltbildenden  Be- 
wegung an  die  Peripherie  versetzte  Erdmassen,  die  durch  den  Umschwung 
glühend  werden.  Veranlassung  zu  dieser  Hypothese  gibt  der  Meteorstein- 
fall von  Aegospotamoi  (468  v.  Chr.). 

—  Anaxaeorai  erkennt  in  dem  Gesicht  des  Mondes  Ebenen,  Berge  und 
Schluchten  eines  unserer  Erde  entsprechenden  Himmelskörpers. 

—  Der  Mathematiker  Ocnopidw  von  Chios  stellt  einen  Zyklus  von  69  Jahren 
auf,  um  Sonnenjahr  imd  Mondlauf  auszugleichen. 

458  AttchylM  erwähnt  in  seinem  „Agamemnon"  den  (zu  seiner  Zeit  im  per- 
sischen Reich  üblichen)  Feuertelegraphen  (Angaron),  der  den  Fall  Trojas 
von  Insel  zu  Insel  nach  Argos  gemeldet  habe. 

450  Empadokles  von  Akragas  stellt  die  Sätze  auf:  Es  gibt  keine  Entstehung 
aus  nichts  und  kein  Vergehen  in  nichts,  sondern  nur  eine  Umwechselung 
der  vier  ewigen  Elemente  (Feuer,  Luft,  Wasser,  Erde)  unter  dem  wech- 
selnden Einfluß  der  polaren  Kräfte  Liebe  und  Haß  (Anziehung,  Abstoßung). 

—  Empadoklw  erwähnt  zuerst  die  in  Griechenland  bei  Gerichtsverhandlungen 
zur  Abmessung  bestimmter  Stundenfristen  übliche  Klepsydra  (Wasseruhr). 

—  Empadokles  ist  der  erste  methodische  Beobachter  der  vulkanischen  Er- 
scheinungen SizUiens.  Er  nimmt  eine  feuerfiüssige  Beschaffenheit  des 
Erdinnem  an  und  erklärt  damit  die  Vulkane  und  die  heißen  Quellen.  Er 
deutet  die  auf  Sizilien  vorkommenden  Knochen  großer  fossiler  Säugetiere 
als  Reste  eines  ausgestorbenen  Gigantengeschlechts. 

—  Htrodot  von  Halikarnassos  imtemimmt  große  Reisen  nach  Südrußland 
fOlbia),     Griechenland,    Kyrene,    Unteritalien,  Ägypten,  Palästina    und 

—     10     — 

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488  T.  Chr. 

Persien  (bis  Snsa).  Zurückgekehrt  legt  er  die  Ergebnisae  seiner  For- 
schangen  in  neun  Büchern  nieder,  welche  die  politische  und  die  Kultur- 
geschichte zusammenfassen  und  namentlich  der  geographischen  Beschrei- 
bung großen  Raum  gewähren. 
450  HarwM  erwähnt  in  unzweifelhafter  Weise  die  Butter,  die  bei  den  Skythen 
durch  starkes  Schütteln  der  PferdemUch  und  Absonderung  dessen,  was 
sich  oben  abscheide,  gewonnen' werde.  DaB  die  Skythen  auch  die  Berei- 
tung von  Käse  verstanden,  wird  von  Hippokrates  von  Kos  berichtet. 
Auch  spricht  Herodot  bereits  von  einer  sechzigblättrigen  Rose,  womit 
ohne  Zweifel  die  gefällte  Zentifolie  gemeint  ist.  Die  Darstellung  des 
Rosenöls,  der  Rosenpastillen,  des  Rosenhonigs,  eines  Rosenextraktes  usw. 
wird  von  Dioekorides  beschrieben. 

—  HmwM  beschreibt  das  Einbalsamierungsverfahren  der  Ägypter,  die  nach  dem 
Herausnehmen  des  Gehirns  und  der  Ausräumung  der  Bauchhöhle  Palm- 
wein und  Spezereien  in  die  Leibeshöhlen  schütteten,  dieselben  mit  Myrrhen, 
Cassia  und  sonstigen  wohlriechenden  Substanzen  füllten  und  den  Körper 
70  Tage  lang  in  Natron  legten.  Die  so  präparierte  Leiche  wurde  in 
ByssuBstreifen  eingewickelt,  die  durch  Gummieren  fest  verbunden  wurden. 
Von  den  Äthiopiern  berichtet  er,  daß  sie  die  Körper  der  Gestorbenen  aus- 
trocknen ließen,  mit  einem  Gipsüberzuge  versahen  xmd  bemalten. 

—  Die  karthagischen  Feldherm  HlRrilko  und  Hanno  machen  Entdeckungs- 
fahrten, jener  bis  an  die  englischen  Zinninseln,  Hanno  bis  nach  Sene- 
gambien  und  der  Guineaküste  (Kap  PalmasT). 

—  KlMMMt  und  DamoklltM  erfinden  einen  optischen  Buchstabentelegraphen, 
indem  sie  das  Alphabet  auf  fünf  Tafeln  zu  je  fünf  Buchstaben  verteilen 
und  durch  Faokelzeichen  (Sichtbarmaohen  von  1  bis  5  Fackeln)  jedesmal 
zuerst  die  betreffende  Tafel  und  alsdann  den  betreffenden  Buchstaben 
kennzeichnen.  (Polybios  X,  45.)  Dieser  Buchstabentelegraph  wird  noch  im 
3.  Jahrhundert  n.  Chr.  angewendet. 

444    DiMjilM  der  Eherne  soll  zuerst  den  Gebrauch  von  Kupfermünzen  veran- 
laßt haben. 

—  Cfyplnw,  ältester  wissenschaftlicher  Arzt  der  kölschen  Schule,  erklärt  die 
Krankheit  aus  Überfüllung  des  Magens. 

—  HOTOtfkM  von  Selymbria  verbindet  Gymnastik  und  Heilkunde  zur  'laxgaXem- 
nxv  (Heilgymnastik).  Er  verordnet  grundsätzlich  ermüdende  Spaziergänge 
und  stellt  das  Prinzip  auf,  daß  die  Nahrungszufuhr  in  der  körperlichen 
Arbeit  ihr  Gegengewicht  finden  müsse. 

—  HtroM  erwähnt  bereits  das  Vorkommen  und  die  Gewinnung  von  Bitu- 
men (verdicktes  Erdöl,  Asphalt)  im  Is,  einem  Nebenflusse  des  Euphrat. 
Auch  gibt  Herodot  Nachrichten  über  die  vermutlich  von  Darius  organi- 
sierte persische  Reichspost  (Angareion). 

—  Ilsra^rt  erwähnt  zuerst  das  in  Ägypten  und  Griechenland  übliche 
Rechnen  auf  dem  Rechenbrett  (Abakos),  das  bei  dem  Mangel  eines  dezi- 
mal geordneten  Ziffemsystems  die  Addition  lud  Subtraktion  erleichtert 
und  in  China  seit  den  ältesten  Zeiten  (s.  2630  v.  Chr.  Hwang-ti)  in  Ge- 
branch war. 

438  PhMat  verwendet  nach  Plutarch  bei  der  Herstellung  des  ohryselephantinen 
Zeusbildes  Arbeiter,  die  das  Elfenbein  zu  erweichen  imd  zu  strecken 
verstanden  hätten.  An  einer  anderen  Stelle  behauptet  Plutarch,  dies  sei 
mit  Bier  geschehen.  Seneca  nennt  als  Erfinder  des  Verfahrens  Demokrit. 
Vermutlich  ist  alles  Fabel,  wie  der  entsprechende  antike  Glaube,  der 
Diamant  lasse  sich  durch  Bocksblut  erweichen,  und  die  gleichfalls 
Demokrit  zugeschriebene  Kunst  der  Färbung  der  Edelsteine. 

—     11      — 

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482  T.  Cluf. 

432  Der  Athener  Mttan  schlägt  für  die  Zeitberechnnngen  den  nach  ihm  be- 
nannten Zyklna  von  19  Mondjahren  (Enneadekaeteris)  vor,  der  12  gemeine 
Jahre  zn  12  Monaten  und  7  Schaltjahre  zu  13  Monaten  umfaßt,  so  daß 
im  Mittel  ein  Jahr  =  365,263  Tage  ist  (s.  540  y.  Chr.  Eleostratos). 

430  HIppokntM  von  Chios  gibt  die  nach  ihm  benannte  Konstruktion  der 
„Lunulae  Hippokratis"  an,  durch  die  er,  freiUoh  irrtümlich,  das  Problem 
der  Quadratur  des  Kreises  für  g^eiögt  ansieht.  Er  führt  das  delische  Problem 
der  Würfelverdoppelung  auf  die  planimetrische  Forderung  zurück:  zwischen 
zwei  gegebenen  Strecken  zwei  mittlere  Proportionale  einzuschalten.  Er 
schreibt  das  erste  griechische  Lehrbuch  über  die  Elemente  der  Mathematik. 

—  Der  Bildhauer  KalllmaekM  soll  nach  Plinius  den  Marmorbohrer  erfunden 
haben. 

—  Nach  dem  Berichte  des  Pausanias  (^Eilddoi  jtegirjY^ais)  bringt  der  Bildhauer 
KallhMChM  an  dem  Standbilde  der  Athene  auf  der  AkropoUs  von  Athen 
eine  goldene,  mit  Ol  gespeiste  Laterne  an,  deren  Docht  aus  unverbrenn- 
Uchem  karpasischem  Steinflaohs,  das  ist  Asbest,  hergestellt  war.  (Vgl. 
auch  77  PÜniuB,  welcher  den  Asbest  gleichfalls  für  eine  Pflanze  h&lt.) 

424  Der  griechische  Geschichtsschreiber  ThukydMw  berichtet  (IV,  100),  daß  sich 
im  Jahre  424  v.  Chr.  die  Böotier  vor  Delion  des  Feuers  als  Angriffs- 
mittel in  folgender  Weise  bedienten:  Am  yorderen  Ende  eines  durch 
eiserne  Reifen  zusammengehaltenen  Holzrohrs  war  ein  Gefäß  mit  brennen- 
dem Pech  und  Schwefel  angebracht,  am  hinteren  Ende  arbeiteten  große 
Blasebälge,  deren  Luftstrom  das  Feuer  als  starke  Stichflamme  gegen  das 
Angriffsziel  trieb.  —  Übrigens  reicht  die  Kenntnis  derartiger  Feuerwerks- 
künste im  Altertum,  namentlich  bei  den  Chinesen,  noch  viel  weiter  zurück. 
Doch  ist  die  oft  versuchte  Deutung  als  „Pulvergeschütze"  eine  irrige. 

423  Der  Lustspieldichter  Arbtophanw  von  Atiien  erwähnt  in  seiner  Komödie 
„Neipeiai"  (2.  Akt)  das  Brennglas  (Brennkrystall)  und  seine  Verwendbarkeit 
zum  Feueranzünden.  Doch  geht  aus  dem  Zusammenhange  hervor,  daß 
es  sich  dabei  nicht  um  eine  damals  allgemein  bekannte  Tatsache  handelte. 

420  DamokritM  von  Abdera  pflichtet  der  Lehre  des  Empedokles  (s.  450  v.  Chr.) 
von  der  Unzerstörbarkeit  der  Materie  bei  und  erklärt,  alle  Veränderung 
sei  nur  Verbindung  oder  Trennung  der  unteilbaren  Elemente  der  Materie, 
der  Atome,  die  nur  der  Gestalt  und  Größe,  nicht  aber  dem  Stoff  nach 
verschieden  seien. 

—  DtmokrItM  wird  der  Überlieferung  nach  als  Erfinder  des  Gewölbebaus  be- 
zeichnet. Tatsächlich  zeigt  der  altgriechische  Mauerbau  vor  Demokritos 
keine  Gewölbe,  und  es  wurden  die  MaueröSnungen  lediglich  durch  Über- 
kragen der  einzelnen  Steinschichten  geschlossen.  Doch  muß  neueren 
Forschungen  zufolge  die  erste  Anwendung  der  Gewölbe  den  Etruskern 
zugeschrieben  werden,  und  auch  die  altbabylonischen  Bauwerke  enthalten 
Gewölbe. 

—  HIppItt  von  Elis  findet  die  erste,  von  der  Kreislinie  verschiedene,  nach 
Entstehung  und  Eigenschaften  mathematisch  genau  bestimmte  krumme 
Linie.  Dieselbe  wird  später  von  Dinostratos  zur  Quadratur  des  Kreises 
verwendet,  und  erhält  daher  den  Namen  Quadratrix. 

—  HIppoknrtM  von  Kos  begründet  die  wissenschaftliche  Heilkunde.  Er  ist 
der  hervorragendste  Arzt  der  kölschen  Schule  und  überragt  an  Schärfe 
der  Beobachtung  alle  Ärzte  dee  Altertums;  auch  ist  er  ein  ausgezeichneter 
Chirurg.  Die  wichtigsten  und  in  ihrer  Echtheit  am  besten  verbürgten 
seiner  Schriften  sind:  die  Aphorismen  über  Prognose  und  Therapie;  die 
Abhandlung  über  Klima,  Wasser  und  BodenbeschafFenheit  und  deren  Ein- 
fluß auf  die  Bewohnerschaft;  ein  Leitfaden  der  medizinischen  Geographie; 
die  Bücher  über  Epidemien,  über  Diät  und  über  Kopfwunden. 

—      12     — 

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400  T.  Chr. 

420  HIppokratM  Ton  Kos  sohieibt  die  erste  Abhandlung  über  die  Trepanation, 
die  übrigens  schon  in  der  ältesten  Steinzeit  geübt  wnrde,  und  gibt  genaue 
Grandsätze  für  die  Ausfährung  dieser  Operation,  die  zum  Teil  heute  noch 
zutrefiend  sind. 

—  HIppokrilM  von  Kos  kennt  das  auch  schon  von  den  alten  Ägyptern  in 
der  Malerei  verwendete  Gummi  arabicum  (figypt.  Kami,  griech.  Kommi), 
und  benutzt  es  als  Heilmittel.  Auch  Herodot  erw&hnt  das  Gummi 
arabicum  als  einen  Bestandteil  der  Sohreibflüssigkeit  (Tinte). 

—  PhiMaM,  ein  Pythagoraeer  aus  Kroton,  stellt  ein  Weltsystem  von 
10  Körpern  auf:  Ftzstemsphäre,  Sonne,  Mond,  5  Planeten,  Erde,  Gegen- 
erde. Der  ruhende  Mittelpunkt  dieses  beständig  kreisenden  Systems  ist 
das  Zentralfeuer.  Die  Reihenfolge  der  Elemente  ist:  Äther,  Feuer,  Luft, 
Wasser,  Erde. 

410  Der  Pythagoiaeer  ThawlorM  von  Kyrene  weist  darauf  hin,  daB  die  Quadrat- 
wurzeln aus  den  Zahlen  3,  6,  7,  11  usw.  durch  keinen  Zahlenwert  genau 
angebbar  {„SXoym",  nicht  aussprechbar)  seien,  womit  zuerst  der  Begriff  des 
„Irration^en"  in  der  Mathematik  auftritt.  Doch  hat  möglicherweise 
schon  Pythagoras  selbst  diesan  Begrifi  gekannt.   (S.  632  v.  Chr.  Pythagoras.) 

400  Die  Pythagoraeer  Hlkttn  und  EkphantM  aus  Syrakus  lehren  die  Achsen- 
drehung der  Erde,  Ekphantos  unter  Annahme  einer  Drehung  von  West 
nach  Ost.    (Vgl.  Heraklides  Pontikos  360  v.  Chr.) 

—  HIppikntM  von  Kos  lehrt  die  Blutstillung  durch  Kompression  und  durch 
styptisohe  Mittel,  wie  Alaun,  Myrrhe  usw.  Er  unterscheidet  in  bezug  auf 
die  Wnndheilung  die  Vereinigung  der  Wanden  durch  einfache  Verklebung 
von  jener,  welche  sich  durch  eine  neu  entstehende  Zwisohensubstanz  er- 
gibt. Gegen  Verbrennungen  empfiehlt  er  teils  zusammenziehende,  teils 
«weichende  Mittel.  Er  ist  Erfinder  des  wissenschaftlichen  Heilverbandes, 
und  empfiehlt  einen  Schienenverband,  der  looker  befestigt  ist,  damit  das 
Glied  ruhen  kann,  ohne  gedrückt  zu  werden. 

—  HIppokraiM  von  Kos  hat  betreffs  der  Affektionen  der  Haut  die  Auffassung, 
daB  dieselben  nur  Ablagerungen  von  Krankheitsprodukten  auf  der  äußeren 
Oberfläche  seien,  die  ihren  eigentlichen  Ursprung  inneren  Zuständen,  einer 
krankhaften  Veränderung  der  Säfte  verdankten.  Er  kennt  die  Krank- 
heitserscheinungen der  Skrofulöse  und  insbesondere  auch  die  Tumoren  der 
skrofulösen  Drüsen. 

—  HIppokratM  von  Kos  kennt  die  angeborenen  Luxationen  und  rechnet  die 
KlompfüBe  zu  ihnen.  Er  bewirkt  die  Geraderichtung  mit  den  Händen 
und  befestigt  den  Fuß  in  der  erhaltenen  Stellung  durch  einen  erhärtenden 
Verband.  Die  Rüokgratsverkrümmungen  benennt  er  als  Kyphosis,  Lordosis 
und  Skoliosis.  Er  ist  ein  eifriger  Anhänger  der  Massage  und  macht  An- 
gaben darüber,  wo  und  wie  man  sich  des  Reibens  bedienen  müsse. 

—  Hippoknta  von  Kos  und  seine  Schüler,  insbesondere  Thessalos  und  Drako, 
kennen  die  Behandlung  des  Nasenpolypen  sowohl  durch  Ausbrennen  als 
auch  durch  Abbinden,  und  seine  weitere  Behandlung  mit  Ätzmitteln. 

—  HIppoiarstM  von  Kos  kennt  bereits  die  vielerlei  Störungen  der  Funktionen 
des  Gresamtorganismus  durch  Zahn-  und  Zahnfleischleiden.  Um  seine 
Zeit  kennt  man  auch  bereits  die  Befestigung  der  Zähne  mit  Golddraht, 
wie  beispielsweise  auch  das  römische  Zwölftafelgeeetz  (449  v.  Chr.)  eine 
Bestimmung  enthält,  die  das  Begraben  mit  goldenen  G«genBtänden  ver- 
bietet, das  Gold  in  den  Zähnen  aber  ausdrücklich  von  dieser  Bestimmung 
ausnimmt. 

—  HIppokraiM  von  Kos  beschreibt  den  äuBem  Gehörgang  und  das  Trommel- 
feÜ,  kennt  die  akute  und  chronische  Mittelohreiterung,  ihre  Kompli- 
kationen und   Gefahren  und  spricht  von  den  häufig  vorkommenden  Ver- 

—     13     — 

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4()0  T.  Chr. 

letzungen  der  Ohrmuschel  und  von  der  EnorpeUraktur,  für  deren  Behand- 
lung er  Voisohriften  gibt. 
400    KtMiM  von  KnidoB  liefert  eine  geographisohe  Beschreibung  Indiens,   be- 
sonders seiner  Tier-  und  Pflanzenwelt. 

—  KiMiM  erwähnt  zuerst  das  Vorkommen  von  Erdgas  in  Karamanien.  Dies 
Gas  lieferte  seinerzeit  den  Feueranbetern  die  ewigen  Feuer  und  wurde 
schon  früh  als  Heizmaterial  für  den  Hausgebrauch  angewendet. 

—  Der  chinesische  Schriftsteller  Ltlh-fM  erwähnt  in  seinen  Schriften,  daß 
Stahl  entstehe,  wenn  Schmiedeeisen  in  flüssiges  Gußeisen  eingetaucht 
werde.    (S.  a.  1722.) 

398  TlmothMl  führt  die  elfsaitige  Harfe  in  Griechenland  ein.  (S.  3000 
V.  Chr.) 

390  Aixhyttt  Yon  Tarent  behandelt  die  Mechanik  mathematisch.  Er  unter- 
scheidet arithmetische,  geometrische  und  harmonische  Proportionen  und 
löst  das  delische  Problem  durch  die  Methode  der  Halbzylinder.  Er  stellt 
das  erste  System  der  Akustik  auf,  wobei  er  auf  die  Abhängigkeit  der 
Tonhöhe  von  der  Schwingungszahl  hinweist,  und  erklärt  die  ungleiche 
Bewegung  der  Gestirne  bmr  dem  Widerstände  der  Luft.  Arcbytas  wird 
yon  AuluB  GeUius  als  Erfinder  des  Drachens  (von  GeUius  „fliegende 
Taube"  genannt)  bezeichnet. 

—  Wie  Plutarch  (in  „Vita  CamiUi")  berichtet,  entsendet  der  römische  Heer- 
führer Marcus  Furius  Camlllui  den  Pontius  Cominius  als  Kundschafter  auf 
das  von  den  Galliern  belagerte  römische  Kapitol,  wobei  Cominius  zum 
Durchschwimmen  des  Tiber  Korkstücke  unter  seiner  Kleidung  anbringt. 
Es  ist  dies  die  erste  Erwähnung  einer  Art  von  Kork-Schwimmweste. 

387  Marcus  Furius  Camlllus  führt  statt  des  bisher  üblichen  ledernen  oder 
ehernen  Helms  den  eisernen  ein. 

—  Ptato  findet  die  analytische  Methode  der  Geometrie  und  gibt  durch  seine 
Lösung  des  delischen  Problems  der  Würfelverdoppelung  das  erste  Beispiel 
der  Bewegungsgeometrie.     Er  gibt  die  regulären  Polyeder  an. 

—  Plato  unterscheidet  leichtflüssige  und  schwerflüssige  Fluida  und  teilt  die 
Luft  der  ersteren  Gattung  zu.  Sie  könne  sich  in  Nebel  und  Wolken  ver- 
wandeln und  man  müsse  annehmen,  daß  die  Elementarteilchen,  aus  denen 
jeder  Grundstoff  bestehe,  bei  einem  solchen  Verwandlungsakt  auseinander- 
fallen und  sich  neu  gruppieren. 

—  Ptato  erwähnt  zuerst  den  Diamanten  als  einen  bei  der  Goldscheidung  aus- 
krystallisierenden  Körper  von  großer  Festigkeit. 

381  EihIoxm  von  Knidos  setzt  an  die  Stelle  von  Meton's  neunzehnjährigem 
Zyklus  (s.  432  v.  Chr.)  einen  achtjährigen  Schaltzyklus. 

378  Phllintw  von  Mende  in  Ägypten,  ein  Schüler  Piatos,  soll  den  Satz  ge- 
fanden haben,  daß  der  Außenwinkel  eines  Dreiecks  gleich  ist  der  Summe 
der  beiden  gegenüberliegenden  DreieckswinkeL 

370  DIokiM  von  Karystos,  „der  zweite  Hippokrates",  verfaßt  ein  medirinisohes 
Kräuterbuch  (vgl.  2700  v.  Chr.),  schreibt  eine  berühmte  Diätetik  und 
fördert  auf  Grund  von  Tiersektionen  die  Kenntnis  der  Embryologie.  Nach 
Empedokles  sind  die  vier  Elemente  des  Körpers  und  die  davon  abge- 
leiteten Gegensätze  Kalt  —  Warm  Ursache  der  Krankheiten.  Diesen 
vier  Elementen  entsprechen  bei  Diokles  vier  Säfte:  Blut,  Schleim,  gelbe 
und  schwarze  GaUe  (Humoralpathologie). 

—  XMopkM  von  Athen  gibt  in  seiner  Schrift  „Von  der  Beitkunst"  an,  daß 
man  das  Alter  der  Pferde  an  ihren  Zähnen  erkennen    kann. 

368  EmIoxm  von  Knidos  gibt  mit  seinem  System  der  27  homozentrisohen 
(d.  h.  konzentrischen)  Sphären  eine  geistreiche  Erklärung  der  Bewegung 
der  Himmelskörper.    Seine  Lehre,  durch  Kalippos  von  Kyzikos  —  33  himm- 

—      14     — 


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880  T.  Chr. 

lische  Hohlkugelsphären  —  und  Aristoteles  —  47  Sphären  —  weiter  aus- 
gebOdet,  ist  in  dem  astronomischen  Gedichte  dee  Aratos:  „0aivöfttva  xcU 
dioo^/ula"  niedergelegt.    (Erhalten  in  einem  Kommentar  des  Hipparchos.) 

368  EimIozm  von  Knidos  bildet  die  Lehre  von  den  Proportionen  wissensohaft- 
lich  aus,  begründet  die  Ähnlichkeitslehre,  wendet  zur  Erklärung  der 
Planetenbewegungen  die  Hippopede  (Pferdefessel),  eine  sphärische  Lemnis- 
kate  an  und  gibt  der  Exhaustionsmethode  ihre  wissenschaftliche  Vollendung. 
Er  schreibt  das  älteste  Lehrbuch  der  Stereometrie. 

360  Der  griechische  Militärschriftsteller  Ammm  der  Taktiker  gibt  in  seinem 
Werke  über  Städtebelagerung  eine  Geheimschrift  an,  bei  welcher  ein 
mehrfach  durchlochtes  Brett  verwendet  wird,  dessen  Löcher  —  nach  Ver- 
abredung —  die  Bedeutung  der  einzelnen  Buchstaben  des  Alphabets 
haben.  Durch  die  Löcher  wird  in  der  Reihenfolge  der  zu  übermittelnden 
Buchstaben  ein  Faden  gezogen.  (S.  Alvciov  noliogxriTtxov  vnöfivrifia.  XXXI.) 
—  Vgl.  auch  den  in  Sparta  zu  Lysanders  Zeit  gebräuchlichen,  von  Plutarch 
(Lysandros  19)  erwähnten  Geheimbriefstab  (Skytale). 

—  AtiiMl  der  Taktiker  beschreibt  einen  Brandsatz  aus  Pech,  Schwefel,  Werg, 
Weihrauch  und  Kienspänen,  der  in  Feuertöpfen  als  Wurfgeschoß  zur 
Verwendung  kommt.  Auch  schildert  er  mörserkeulenartige  Brandwerk- 
zeuge, die  auf  die  Sturmdächer  der  Belagerer  geworfen  werden. 

—  Ammm  der  Taktiker  stellt  einen  optisch-hydraulischen  Telegraphen  her, 
indem  er  an  den  beiden  zu  verbindenden  Stationen  gleichgroße,  mit 
Ablaßhähnen  versehene  iWassergefäße  aufstellt.  Mit  einer  Fackel  wird 
das  Zeichen  zum  ö&nen  und  Wiederschließen  der  Hähne  gegeben,  und 
dabei  der  Wasserspiegel  bis  zu  bestimmten  Marken  gesenkt,  welche  ge- 
wisse, vorher  vereinbarte  Nachrichten  bedeuten.  (S.  den  bei  Polybios X,  44 
enthaltenen  Auszug  ausAeneas  verlorenem  Werke  „Von  der  B^agerungs- 
kunst"  und  1796  Bramah.) 

352  Die  Architekten  Satyrw  und  Pythb  verwenden  bei  dem  Grabmal  des 
Königs  Mansolos  in  Halikamassos  Marmorplatten,  die  augenscheinlich  mit 
einem  sägeartig^en  Werkzeug  geschnitten  sind.  Plinius  bemerkt  dazu,  daß 
es  mch  hierbei  um  Steinsägen  gehandelt  habe,  welche  durch  Schleifen  mit 
scharfem  Sande  ihre  Wirkung  ausübten,  so  daß  demnach  hier  die  Urform 
der  noch  jetzt  in  G«brauch  beflndUchen  „Schwertsägen"  vorläge. 

350  ArlttUMM  von  Tarent  wird  mit  seiner  Schrift  „Elemente  der  Harmonie" 
epochemachend  für  die  wissenschaftliche  Behandlung  der  Musik,  indem  er 
die  bis  dahin  allgemein  angenommene,  auf  bloße  Zahlen  Verhältnisse  ge- 
gründete Theorie  der  Fythagoraeer  verläßt  und  die  Gehörsempfindungen 
geltend  zu  machen  sucht. 

—  HtraklMM  Pontikos  hält  ein  heliozentrisches  Planetensystem  für  möj^ch, 
in  welchem  Merkur  und  Venus  die  Sonne  umkreisen.  (Vgl.  auch  T^eho 
Brahe.)    Seine  Lichttheorie  ist  der  erste  Keim  der  Undulationstheorie. 

—  Der  griechische  Maler  PimIm  von  Sikyon  bildet  die  schon  von  seinem 
Lehrer  Pamphilos  geübte  Wachsmalerei,  und  zwar  in  ihrer  Abart  als 
Enkanstik,  in  hervorragender  Weise  aus,  indem  er  farbiges  Wachs  mit 
Hilfe  glühender  Stifte  auf  hölzerne  Tafeln  oder  gebrannte  Tonplatten 
aufträgt.    (S.  Plinius  „Historia  naturalis."  Lib.  XXXV.  —  Vgl.  auch  1887  P. ) 

340  MiiiMClinioi  wird  bei  dem  Versuch,  den  Würfel  zu  verdoppeln,  d.  h.  das 
deUsohe  Problem  zu  lösen,  auf  die  Kegelschnitte  geführt. 

336  PraxiforM  von  Kos  kennt  bereits  die  Brucheinklemmung  (Heus)  und  empfiehlt 
dabei  die  Laparotomie  und  Enterotomie. 

330  ArWaMM  behandelt  zuerst  zusammenfassend  die  Elemente  der  Kegel- 
schnitte.   (Vgl.  340  V.  Chr.  Menaechmos.) 

—     15     — 

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880  T.  Chr. 

330  AristoMM  von  Stagira,  der  bedeutendste  Naturfonchei  des  alten  Griechen- 
lands, legt  die  Ergebnisse  seiner  Foischnngen  in  zahlreichen  Schriften 
(AuBcultatio  physica;  De  generatione  et  corruptione;  De  ooelo;  Meteoro- 
logica;  De  anima;  Historia  animaliiun  n.  a.)  nieder.  Er  schreibt  den 
zuerst  von  Empedokles  angenommenen  vier  Elementen  die  folgenden 
Qualitäten  zu:  Feuer  trocken  und  warm,  Luft  warm  und  feucht,  Wasser 
feucht  und  kalt,  Erde  kalt  und  trocken.  Er  stellt  die  Lehre  von  der 
Wandelbarkeit  der  Elemente  ineinander  durch  zunehmendes  Vorwalten 
der  zweien  von  ihnen  gemeinsamen  Eigenschaft  —  Wasser  feucht  imd 
kalt  in  Luft  feucht  und  warm  —  auf. 

—  ArbtsMit  nimmt  nach  dem  Vorgang  des  Philolaos  die  Existenz  eines  Welt- 
äthers (Quinta  essentia)  an.  Er  führt  zum  ersten  Male  als  Beweis  für 
die  Kugelgestalt  der  Erde  den  Umstand  an,  daB  bei  Mondfinsternissen 
der  Schatten  der  Erde  immer  kreisförmig  ist,  da  der  einzige  Körper,  der 
in  allen  Lagen  einen  kreisförmigen  Schatten  wirft,  die  Kugel  sei. 

—  ArlttoMM  veranschauUoht  in  seinen  „Mrixavixa  jigoßi^ftaxa"  seine  Beweise 
durch  Zeichnungen  und  verwendet  zu  kurzer  Bezeichnung  von  mathe- 
matischen Größen  gelegentlich  auch  Buchstaben. 

—  ArhtotolM  stellt  zuerst  die  später  nach  Mariotte  benannte  Hypothese  auf, 
daß  alle  Wasser  in  der  Erde  meteorischen  Ursprungs  seien,  daß  ohne 
Regen  die  Erde  völlig  trocken  sein  würde  und  daß  das  Wasser  einen 
unaufhörlichen  Kreislauf  ausführe.  Er  erwähnt,  daß  destilliertes  Meer- 
wasser (ebenso  Wein  u.  dgl.)  nur  reines  Wasser  als  Niederschlag  ergebe. 
Er  kennt  die  Natur  des  Taus  und  des  Nordlichts  und  die  Temperatur- 
abnahme in  der  Höhe. 

—  ArlttoMn  lehrt,  daß  die  Luft  den  Schall  vermittelnd  in  das  Ohr  leitet 
und  daß  der  Schall  bei  Nacht  besser  als  bei  Tage  und  im  Winter  besser 
als  im  Sommer  gehört  wird.  Er  weiß,  daß  freifallende  Körper  mit  be- 
schleunigter Geschwindigkeit  fallen,  und  spricht  von  der  Erwärmung  der 
PfeilgeschoBse  durch  die  Reibung  der  Luft. 

—  AtMoMm  erklärt  die  Empfindung  des  Sehens  als  eine  Erschütterung,  eine 
Bewegung  des  Mittels  zwischen  dem  Gesicht  und  dem  gesehenen  Gegen - 
Stande.  Der  „Versuch  des  Aristoteles"  zeigt  eine  Täuschung  des  Tast- 
sinns: Wenn  eine  kleine  Kugel  mit  zwei  gekreuzten  Fingern  betastet  wird, 
so  hat  man  das  G«fühl  von  zwei  Kugeln. 

—  Arittotslas  macht  sich  zuerst  eine  wissenschaftliche  Vorstellung  über  den 
Schmelzvorgang  und  kennt  die  Verschiedenheit  der  Schmelzpunkte  einzel- 
ner Metalle.  Er  erwähnt  das  Verfahren,  Eisen  aus  den  Erzen  durch  mehr- 
mals wiederholte  Schmelzung  reiner  darzusteUen  und  zuletzt  in  Stahl  zu 
verwandeln.  Er  erwähnt  femer  zuerst  das  Quecksilber  (ausgießbares 
Süber). 

—  AristoMM  begründet  durch  seine  Tierkunde  die  Zoologie  und  bringt  die  ihm 
bekannten  etwa  500  Tierformen  in  ein  wissenschaftliches  System,  indem 
er  Bluttiere  und  Blutlose  unterscheidet,  welche  Gruppen  sich  ungefähr 
mit  unseren  heutigen  Wirbeltieren  und  Wirbellosen  decken.  Er  stellt  Ver- 
gleiche des  Baues  des  tierischen  und  menschlichen  Körpera  an,  beschreibt 
den  letzteren  wahr  und  naturgemäß  und  macht  treffende  Angaben  über 
das  Vorkommen  von  Mißbildungen  bei  Menschen  und  Tieren.  Er  kennt 
die  wahren  Nerven,  nicht  aber  deren  Zusammenhang  mit  dem  Gehirn, 
weiß  jedoch,  daß  das  menschliche  Gehirn  größer  als  das  aller  Tiere  ist. 
Er  macht  die  ersten  Wahrnehmungen  über  die  Entstehung  des  Küchleins 
aus  dem  Ei. 

—  ArMoMw  beobachtet  viele  Tierkrankheiten  und  beschreibt  ausführlich 
deren  Erscheinungen.     Er   kennt   die  Ruhr  und  die  Finne  der  Schweine, 

—      16     — 


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880  T.  Chr. 

die  Wut-  und  andere  Krankheiten  der  Hunde,  den  Starrkrampf,  den  Rots 
und  die  Rehe  der  Pferde,  die  Trommelsucht  der  Elephanten  und  vides 
andere.  AristoteleB  gilt  als  Begründer  der  Zootomie. 
330  ArlttetilM  erwähnt  zuerst  die  kölschen  Gewänder,  das  sind  fast  durch- 
sichtige Seidenstoffe,  die  Pamphile  auf  Kos  aus  den  Kokons  der  dort 
vorkommenden  -wilden  Seidenraupe  zu  bereiten  wußte. 

—  DtatM,  Ingenieur  luter  Alexander  dem  Großen,  erfindet  die  zusammen- 
legbaren Belagerungstürme  (Helepolen),  die  Sturmbruoken  und  ^den 
Mauerbrecher  (Kranich).  Den  schon  früher  bekannten  Sturmbook  stellt 
er  auf  Räder. 

—  Der  Bildhauer  Lytlclrttm  von  Sikyon  ist  der  erste,  der,  anstatt  frei  zu 
modellieren,  von  dem  Gesicht  der  abzubildenden  Person  einen  Wachs- 
abguß nimmt.  Kach  der  Angabe  des  Plinius  soll  er  auch  zuerst  Gips- 
abgüsse der  menschlichen  Formen  genommen  haben. 

—  Pnuagorai  entdeckt  den  Unterschied  zwischen  Venen  xmd  Arterien  und  stellt 
fest,  daß  die  letzteren  allein  die  Eigenschaft  haben,  zu  pulsieren. 

327  Auf  dem  Zuge  Alaxandtn  d«  GroSon  nach  Indien  werden  von  einem  ihn 
begleitenden  wissenschaftlichen  Stabe  planmäßige  Beobachtungen  über 
fremde  Tiere  und  Pflanzen  (z.  B.  Banane,  Reis,  Mangrove,  Euphorbie) 
angestellt.  Diese  Forschungen  werden  von  Aristoteles  und  Theophrastus 
verwertet. 

—  Neareliat,  Flottenführer  Alexanders  des  Großen,  fährt  vom  Indus  aus  durch 
das  Erythraeische  Meer  in  den  Persischen  Meerbusen  und  entdeckt  die 
Mündungen  des  Euphrat  und  Tigris. 

320  DlluwaixhM  von  Messene  scheint  bereits  einen  Quadranten  mit  Dioptern 
besessen  zu  haben,  wie  aus  der  Angabe  des  Eratosthenes  hervorgeht,  der 
sagt,  daß  Dikaearchos  mit  dioptriscben  Meßinstrumenten  Höhenwinkel 
von  Berggipfeln  gemessen  habe. 

—  DlkaearchM  entwirft  eine  Kart«  der  durch  die  Feldzüge  Alexanders  des 
Großen  bekannt  gewordenen  Ländergebiete. 

—  EudMnM  von  Rhodos  schreibt  die  erste  Geschichte  der  Geometrie,  Arith- 
metik und  Astronomie,  die  wichtigste  mathematische  GeschichtsqueUe  für 
die  Zeit  vor  Euklid. 

—  PytIWtt  von  Massilia  (Marseille)  fährt  von  Gades  nach  der  Bretagne,  die 
er  zuerst  sieht,  von  da  nach  den  Scillyinseln  und  Britannien  durch  den 
St.  Georgskanal  bis  an  die  Spitze  Schottlands  und  bis  zu  den  Shetlands- 
inseln,  wo  er  Nachrichten  von  einer  Insel  Thule  am  Polarkreis  erhält. 
Er  mißt  die  Schiefe  der  Ekliptik  (24")  und  die  geographische  Breite 
seiner  Vaterstadt,  und  bestimmt  den  Nordpol  (genauer  als  Eudoxos,  der 
den  Polarstem  dafür  angenommen  hatte)  ids  sternlosen  Punkt  des 
Himmels.  Er  beschreibt  die  kurzen  Sommernächte  der  Polargegenden 
und  das  Nordlicht  und  erkennt  den  Zusammenhang  der  Gezeiten  mit 
dem  Monde. 

—  Thaophraitoi  von  Eresos  faßt  in  seiner  kanonisch  gewordenen  Doxographle 
(Geschichte  der  Physiker  von  Thaies  bis  Plato)  die  Entwicklimg  der 
griechischen  Physik  bis  auf  seine  Zeit  historisch-kritisch  zusammen. 

—  TlNophraitoS  legt  einen  Pflanzen  garten  an  und  liefert  in  seinen  Werken 
über  die  Geschichte  der  Pflanzen  und  deren  Aetiologie  eingehende  Be- 
arbeitungen der  zu  seiner  Zeit  bekannten'Gewächse  unter  Berücksichtigung 
ihrer  Morphologie  und  Biologie.  Von  ihm  datieren  die  Anfänge  der 
Pflanzengeographie. 

—  ThMphmtM  erwähnt  zuerst  unter  dem  Namen  Kixcößri  die  Zichorie  (vgl. 
1763  Heine).  Er  kennt  die  Tollkirsche  unter  dem  Namen  Maydgayiieas, 
wie  durch  Fraas'  Untersuchungen   endgültig  entschieden  ist.    (Die  jetzt 

Ssrinstaedter.  2 

—     17     — 


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880  T.  Chr. 

gebräuchliche  Bezeichnung  Belladonna  rührt  von  Mstthiolus  her).  Auch 
kennt  er  den  Eibisch  nnter  dem  Namen  'Ißloxog;  (den  Namen  Althaea 
erhält  er  durch  Dioekorides).  Er  beschreibt  femer  den  Pfirsichbaum,  die 
Pflaume,  die  Pistazie,  den  Portulak,  das  Süßholz,  den  Traganthstrauch, 
den  Meerrettig,  die  Melone  und  den  Spargel,  der  zu  seiner  Zeit  sowohl 
als  Gemüse  als  auch  als  Arzneimittel  verwandt  wird. 
320  Thaophraitoi  erwähnt,  daß  QuecksUber  durch  Zerreiben  von  Zinnober  mit 
Essig  in  kupfernen  Gefäßen  gewonnen  werde.  Er  kennt  das  Verzinnen 
des  Eisens  und  beschreibt  in  seiner  Abhandlung  „Utgi  räiv  Man/"  die  Be- 
reitung des  Bleiweißes.  Er  hat  zuerst  sichere  Kenntnis  von  der  Existenz 
mineralischer  Kohle,  imter  der  nach  der  ganzen  Fassung  der  Beschreibung 
Braunkohle  zu  verstehen  ist. 

—  ThtophratiM  behauptet  das  Vorkommen  von  (fossilem)  Beinstein  an  der 
ligarischen  Küste.  Er  beschreibt  das  natürliche  Feuerzeug  (Drehung  von 
hartem  Holze  auf  weichem),  das  der  Hymnus  auf  Merkur  als  dessen  Er- 
findung bezeichnet.  Er  erwähnt  das  in  Makedonien  übUche  primitive 
Teerschwelen. 

—  TMophrastoi  bezeichnet  es  als  eine  wunderbare  Tatsache,  daß  man  in  der 
afrikanischen  Wüste  Tiefbrunnen  600  Fuß  tief  erbohrt  hat,  deren  Wasser 
durch  ein  Göpelwerk  in  die  Höhe  befördert  wird. 

—  Nach  der  Angabe  des  Thsophraitos  war  zu  seiner  Zeit  das  Gerben  des 
Leders  mit  der  Binde  der  Aleppo-Kiefer  in  Griechenland  schon  in  Ge- 
brauch. Das  unter  dem  Namen  „Cuir  d' Alger"  in  den  Handel  kommende 
französische  Leder  wird  noch  heutigentags  in  ganz  gleicher  Weise  her- 
gestellt. 

—  Thaophraitoi  erwähnt  den  Zimmet,  tmd  zwar  in  zwei  Arten:  Cinnamomum 
und  Caasia.  Doch  ist  dieses  Gewürz  schon  in  den  frühesten  Zeiten 
bekannt  gewesen  und  wird  bereits  in  einem  chinesischen  Kräuterbnche 
V.  J.  2700  V.  Chr.  aufgeführt. 

312  Der  Zensor  Applui  Claudlui  erbaut  die  erste  wirkliche  Eunststraße  der 
Römer,  die  Via  Appia,  die  Rom  mit  Capua  verbindet.  Später  wird  die 
Straße  über  Beneventum  und  Tarentum  bis  Brundisium  verlängert.  Sie 
ist  nach  ihrer  Vollendung  640  km  lang  bei  einer  Breite  von  8  m.  Die 
Grundlage  bestand  aus  grobem,  festgestoßenem  Eies  und  kleinen  Feld- 
steinen, die  mit  glatten  Quadersteinen  belegt  waren. 

—  Während  die  Juden  ihrer  Zeitrechnung  ursprünglich  keine  bestimmte 
Aera  zugrunde  legten  ( —  ihre  Chronologie  ist  vielfach  ganz  mit  der  Genea- 
logie verschmolzen  — ),  und  in  der  Folgezeit  verschiedene  Aeren,  wie  die 
babylonische  u.  a.,  einander  ablösen,  wird  später  von  dem  größten  Teile 
der  Juden  die  Aera  der  Seleukiden  angenommen,  die  mit  dem  Siege  des 
SotonkM  Nlkator  bei  Gaza,  312  v.  Chr.,  beginnt.  Diese  Zeitrechnung  faßt 
allmählich  so  festen  Fuß,  daß  sie  auch  durch  die  mit  der  Befreiung 
Jerusalems  beginnende  Aera  der  Hasmonäer  nicht  völlig  verdrängt  wird. 
(Vgl.  jedoch  359  Hillel  Hanassi). 

310  Autolykot  aus  Pitane  in  Elein-Asien  schreibt  die  älteste  Sphärik,  ein  astro- 
nomisch-geometrisches Lehrbuch  zur  mathematischen  Erläuterung  der 
scheinbaren  Bewegung  der  Himmelskugel. 

305  Appiw  Giwdiiil  baut  die  erste  Wasserleitung  Roms,  die  Aqua  Appia.  Die- 
selbe beginnt  an  der  Via  Praenestina,  wird  von  da  fast  vier  Stunden 
imterirdisch  geführt,  tritt  bei  der  Porta  Capena  in  die  Stadt  und  gießt 
im  Campus  Martius  ihr  Wasser  ans.  Ihre  Eanäle  sind  durchweg  sowohl 
über  als  unter  der  Erde  wasserdicht  gemauert,  und  über  der  Erde  auf 
Unterbauten  von  Hausteinen  oder  Ziegeln  gebaut  und  mit  Gewölben  über- 

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800  T»  Chr. 

spannt.     Ähnliche  Bauten  sind  die  290  v.  Chr.  erbaute  Wasserleitung  des 
M.  Curius  Dentatus,  die  des  M.  Agrippa,  AugoHtns  u.  a. 

305  Epikuroc  knüpft  an  die  Atomlehre  des  Demokritos  (s.  420  y.  Chr.)  an  und 
lehrt,  daß  alle  Dinge  und  Erscheinungen  in  der  Natur  zufflllige  Aggregate 
von  Atomen  sind,  durch  deren  verschiedene  Beschaffenheit  xmd  Verbin- 
dung die  Verschiedenheit  der  Körper  bedingt  wird.  Die  Körper  sind  der 
Wiederauflösung  ihrer  Atome  unterworfen. 

304  Der  athenische  Kriegsbaumeister  EpImadiM  baut  zur  Belagerung  von 
Rhodos  im  Auftrage  des  Königs  Demetrios  Poliorketes  einen  Wandelturm 
von  außerordentlicher  Höhe  (nach  Vitruv  12S  Fuß,  nach  Athenaeos,  Diodor 
und  Plutarch  135  Fuß)  und  60—70  Fuß  Breite.  Die  durch  Haarpolste- 
rang  und  Lederüberzug  geschützten  Wände  und  Decken  des  Turmes 
hielten  Steingeschosse  von  3'/,  Zentnern  Gewicht  aus. 

300  Soweit  ans  den  bis  jetzt  aufgefundenen  Keilinschiiften-Tontafeln  der 
Bakytonlir  ersichtlich  ist,  ist  im  3.  Jahrhundert  v.  Chr.  auf  den  babyloni- 
achen  Sternwarten  bereits  ein  regelmäßiger  Beobachtungsdienst  eingerichtet. 
Die  Astronomen  dieser  Zeit  kennen  schon  den  Mond-  und  Sonnenlauf  in 
derselben  Gienauigkeit,  wie  ihn  etwa  160  Jahre  später  Hipparohos  (s.  14ft 
V.  Chr.)  angibt;  sie  berechnen  den  Stand  und  die  Bewegung  von  Sonne 
und  Mond  mit  ziemlicher  Sicherheit  und  bestimmen  sowohl  Mondfinster- 
nisse als  Sonnenfinsternisse  voraus.  Ihre  Beobachtungskunst  ist  bis  zur 
Messung  kleiner  Winkel  vorgeschritten ;  vermutlich  sind  sie  schon  im  Be- 
sitz der  Chordenrechnung  (Vorläuferin  der  Trigonometrie)  gewesen. 
^  DtHMtrias  von  Kallatis  fertigt  ein  Verzeichnis  sämtlicher  in  Griechenland 
beobachteter  Erdbeben  an,  die  erste  Aufzeichnung  dieser  Art. 

—  EruMniM  von  Julis  auf  Keos  nähert  sich  der  richtigen  Ansicht  vom  Kreis- 
lauf des  Blutes  und  gibt  eine  gute  Schilderung  der  Chylusgefäße.  Die 
Krankheiten  führt  er  auf  Überfüllung  der  Körperteile  mit  Flüssigkeiten 
zurück,  wodurch  der  Zustand  der  Plethora  hervorgerufen  wird.  Er  er- 
kennt den  Unterschied  des  menschlichen  und  tierischen  Grehims  (Windungen) 
und  macht  Wägeversuche  mit  Vögeln,  um  durch  den  Abzug  der  Ex- 
kremente von  dem  Nahrungsquantum  die  unsichtbaren  Ausdünstungen 
festzustellen. 

—  EmMralM  soll  sich  zuerst  des  Katheters  zur  künstlichen  Entleerung  der 
Blase  bedient  haben. 

—  EikiM  von  Megara  faßt  die  Lehren  der  früheren  griechischen  Mathe- 
matiker in  dem  klassischen  synthetischen  Lehrgebäude  seiner  Sioixita 
(Elemente)  zusammen,  einem  Werke,  das  an  nachhaltiger  Wirkung  von 
keinem  späteren  mathematischen  Lehrbuche  erreicht  worden  ist  und 
noch  heute  in  englischen  Schulen  gebraucht  wird.  Von  besonderer  ge- 
schichtlicher Bedeutung  ist  das  von  Euklid  behandelte  Parallelenaxiom 
geworden,  welches  ausspricht,  daß  sich  zwei  Gerade  auf  derjenigen  Seite 
schneiden,  auf  der  die  Summe  der  beiden  inneren  Anwinkel  kleiner  als 
2  R  ist.  Der  Versuch,  dieses  Axiom  durch  einen  mathematisch  beweis- 
baren Lehrsatz  zu  ersetzen,  hat  u.  a.  zur  Erfindung  der  nichteuklidischen 
Geometrie  geführt.  (S.  1826  Lobatschewsky.)  Die  Schlußformel  der  eukli- 
dischen Beweisführung  „&r«e  liä«  ^odeTiai"  „was  zu  beweisen  war"  wird 
noch  heute  gebraucht. 

—  Der  Chinese  HsR-Jaku  bearbeitet  das  Werk  Nan-kiyo,  das  von  den  schwie- 
rigen Krankheiten  handelt. 

—  llwiHiIlM  von  Chalkedon  verfaßt  eine  durch  ihre  treffende  Nomenklatur  und 
Beschreibung  maßgebend  gewordene  Anatomie  und  erkennt  zuerst  in  den 
Nerven   die    Werkzeuge  der   Empfindung  und  Willenskraft.     Er  macht 

2* 

—     19     — 


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800  V.  Chr. 

Sektionen   an   menschlichen  Leichnamen  (vgl.  480  y.  Chr.)  und  gibt  ein 
System  der  Pulslehre  auf  rhythmischer  Grundlage. 
300    HtrophilM  beschreibt  zueist  die  Netzhaut  des  Auges  {'Afi<pißli7]arQott8^s),  deren 
Name   von   dem  makroskopischen  Vergleich   der   betreffenden  Haut  mit 
einem  zugezogenen  Fischnetz  herrührt. 

—  M«gasttmM  verfaßt  einen  Bericht  über  das  von  ihm  im  Auftrage  des  Se- 
leukos  Nikator  besuchte  Indien,  wobei  er  besonders  auf  die  Ethnographie, 
Fauna  und  Flora  des  Landes  eingeht.  Das  Werk  bildet  die  Haupt- 
quelle des  Altertums  für  die  Kenntnis  jenes  Landes. 

—  SttoukM  Nikator  beginnt  den  Bau  des  Hafens  von  SeleuMa  Pieria,  der  von 
Antiochus,  Diocietian  und  Konstantin  weiter  aiisgebaut  wird  und  für 
das  bewunderungswürdigste  Werk  griechischer  Wasserbaukunst  galt.  Die 
Verwendung  der  Glebirgswässer  zur  Spülung  der  Hafenbassins,  der  auf 
der  Ostseite  des  Haienbeckens  befindliche  Felstunnel  und  die  aus  großen 
Quadern  aufgeführte  starke  Quaimauer  sind  technische  Schöpfungen 
ersten  Ranges. 

—  Straton  von  Lampsakos,  Schüler  des  Aristoteles,  genannt  der , .Physiker",  be- 
gründet die  Experimentalphysik.  Er  nimmt  als  Grnndstoffe  unendlich 
teilbare  Moleküle  an,  die  durch  feinverteilte  Vacua  getrennt  sind.  Ein 
kontinuierliches  Vakuum  leugnet  er  und  erklärt  die  Erscheinungen  des 
Luftdrucks  aus  dem  Horror  vacui.  Er  stellt  die  Fortpflanzung  des  Lichtes 
durch  andere  Medien  (auch  Metalle)  in  Parallele  zu  der  Übertragung  der 
elektrischen  Entladungen  des  Zitterrochens.  Als  Träger  der  psychischen 
Funktion  betrachtet  er  das  Pueuma. 

290  ArlstyllM  und  Tlmocharti  bestimmen  aus  den  Zeiten  der  Sonnenuntergänge 
zuerst  die  Zeiten  der  Position  der  Fixsterne  (in  Capella,  Zwillingen,  großem 
Bär).  Die  Arbeiten  sind  bis  auf  wenige  Beobachtungen  (wie  z.  B.  eine 
Stembedeckung  durch  den  Mond)  verloren  gegangen;  sie  führten  aber 
später  durch  Hipparch  zur  Entdeckung  des  Vorrückens  der  Nachtgleichen. 

—  Charts  erbaut  den  Kolofi  von  Rhodos,  eine  dem  Helios  geweihte  eherne 
Statue  von  32  m  Höhe,  die  in  der  Nähe  des  Hafens  der  Stadt  Rhodos 
errichtet  wird  und  wahrscheinlich  als  Seezeichen  zu  dienen  bestimmt  war. 

281  ArlttarehM  von  Samos  stellt  eine  neue  Beobachtung  des  Sommersol- 
stitiums  an. 

280  Der  chäldäische  Astronom  BarotSM,  der  in  Kos  lehrte,  soll  die  hemizyklische 
(hemisphärische t)  Sonnenuhr  erfunden  haben. 

276  AraiM  von  Soloi  in  Kilikien  verfaßt  ein  hochberühmtes  Lehrgedicht  „Phae- 
nomena",  worin  er  die  Astronomie  populär  behandelt  und  besonders  auf 
die  Sternbilder  und  die  Wetterprognose  eingeht, 

270  ArMarchw  von  Samos  erfindet  die  Skaphe,  einen  als  Weiser  in  einer  hohlen 
Halbkugel  dargestellten  verbesserten  Gnomon. 

263  EummM  I.  von  Pergamon  verbessert  die  Zubereitung  der  Tierhäute  zur 
Herstellung  des  fortan  nach  der  Stadt  Pergamon  genannten  Pergaments. 
Die  Herateilung  von  Pergamentcodices  (in  Buch-,  nicht  Rollenform)  läßt 
sich  erst  in  der  römischen  Kaiserzeit  nachweisen  und  verdrängt  die  bis 
dahin  gebräuchlichen  Papymsrollen  erst  seit  dem  4.  Jahrhundert  n.  Chr. 

260  Arfttarehat  von  Samos  lehrt,  daß  Sonne  imd  Fixsterne  unbeweglich  sind, 
daß  sich  die  Erde  in  einer  schief  liegenden  Ebene  um  die  Sonne  bewegt 
und  gleichzeitig  um  ihre  eigene  Achse  dreht.  Er  macht  den  eisten  Ver- 
such, die  Entfernungen  der  Planeten  zu  messen  und  findet,  daß  die  Sonne 
von  uns  19  mal  weiter  als  der  Mond  entfernt  sei,  während  in  Wirklichkeit 
386  an  Stelle  von  19  zu  setzen  ist.  Er  mißt  nach  verbessert«r  Methode 
den  Durchmesser  der  Sonne,  des  Mondes  und  der  Fixstemsphären. 

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250  T.  Chr. 

260  Der  römische  Ädil  Pnbtiiis  ClMHUut  Putebw  läßt  eine  yon  ihm  gebaute 
Straße  mit  Meilensteinen  versehen,  wie  ein  i.  J.  1872  in  den  Pontiniachen 
Sümpfen  aufgefundener  altrömischer  Meilenstein  beweist,  der  den  Namen 
des  P.  Claudius  tr&gt.  Der  Stein  ist  mit  der  Zahl  LIII  (=  S3  d.  i.  etwa 
80  km  von  Rom  entfernt)  versehen.  Ob  hier  die  überhaupt  erste  An- 
wendung von  Meilensteinen  vorliegt,  ist  unsicher.  Jedenfalls  ist  joner 
Meilenstein  der  älteste  vorhandene. 

—  Cajns  DulHut  macht  zuerst  die  Erfindung  eines  Baumeisters  der  römischen 
Flotte  praktisch  nutsbar,  durch  welche  man  die  feindlichen  Schiffe,  sie 
mochten  sich  von  vom  oder  von  der  Seite  n&hern,  mit  großen  Haken 
(Corvus  genannt)  festhielt  und  mittels  Klappbrücken  den  Übergang  von 
Verdeck  zu  Verdeck  für  Landsoldaten  möglich  machte.  Durch  diese  Enter- 
haken hauptsächlich  gelingt  es  ihm,  die  Karthager  bei  Mylä  zu  besiegen. 

—  PtotenuMOf  li.  Phlladilphas  vollendet  den  von  Necho  um  610  v.  Chr.  (s.  d.) 
zur  Verbindung  des  Nils  mit  dem  Mittelmeer  einerseits  und  dem  Boten 
Meer  andrerseite  begonnenen  und  von  Darios  fortgeführten  Kanal.    Der 

Berieht  Diodors  über  diesen  Kanal  läßt  die  Vermutung  gerechtfertigt  er- 
scheinen, daß  dabei  Schüttschleusen  zur  Anwendung  gekommen  sind. 

—  Soatnrtoi  von  Knidos  baut  auf  Veranlassung  des  Ptolemaeos  Soter  den 
ersten  bekannten  Leuchtturm  auf  dem  östlichen  Vorgebirge  der  Insel 
Pharos  vor  Alexandria.  Von  diesem  Standort  erhalten  die  Leuchttürme 
den  Namen  „Pharos" 

—  Der  griechische  Geschichtsschreiber  TlmaiM  von  Tauromenion  in  Sizilien 
verfaßt  einen  chronologischen  Abriß  „Olympiasieger".  Die  darin  zum 
ersten  Male  angewendete  Zeitrechnung  nach  Olympiaden  wird  für  die 
späteren  griechischen  Geschichtsschreiber  vorbildlich. 

259  Zur  Zeit  des  Königs  PlolsmaMt  PhUaMphot  kennt  man  in  Ägypten  die 
Fabrikation  von  Samenölen,  wie  Sesamöl,  Leinöl,  Bizinusöl  und  Kürbig- 
kemöl.  Es  geht  dies  aus  einem  aus  der  Zeit  dieses  Königs  herrührenden 
Papyrus  hervor. 

250  Arehlimdat  von  Syrakus,  der  genialste  Mathematiker  des  Altertums  und 
der  erste  wirkliche  Physiker,  ist  auf  den  verschiedensten  mathematischen 
Grebieten  von  bahnbrechender  Bedeutung.  Er  beweist,  daß  sich  die  In- 
halte eines  Kegels,  einer  Halbkugel  und  eines  Zylinders  von  gleicher  Basis 
und  Höhe  wie  1:2:3  verhalten.  Er  berechnet  die  Zahl  n,  die  er  zwischen 
3f  und  3|J  findet.  Er  liefert  eine  Quadratur  der  Parabel  und  Ellipse, 
untersucht  die  Eigenschaften  der  nach  ihm  benannten  Spirale  und  erörtert 
die  Kubatur  der  Kugel,  des  Sphäroides  und  des  Konoides.  Seine  „Sandes 
rechnung"  streift  an  die  Infinitesimalreohnimg.  Er  ermittelt  mittels  der 
Hebelgesetze  die  Schwerpimkte  ebener  Flächen  und  gibt  ein  Verfahren 
zur  Berechnung  von  Quadratwurzeln  durch  Näherung  an. 

—  Arehlimin  baut,  wie  aus  dem  neuerdings  von  Heiberg  entdeckten  Palim- 
psest  hervorgeht,  auf  den  Sätzen  der  Statik  eine  übersichtliche  und  hand- 
liche Methode  zur  Areal-  und  Volumbestimmung  krummliniger  Figuren  und 
Körper  auf,  die  tatsächlich  in  ihren  Grundgedanken  mit  der  heutigen  In- 
tegralrechnung identisch  ist. 

—  AreMiMta  schafft  die  mathematischen  Grundlagen  für  die  Statik  der 
festen  Körper.  Er  stellt  das  Gesetz  des  Hebels  auf,  wonach  zwei  an  einem 
Hebel  wirkende  Kräfte  im  Gleichgewicht  sind,  wenn  dieselben  zueinander 
im  umgekehrten  Verhältnisse  ihrer  Hebelarme  stehen.  Er  erfindet  die 
Schraube  ohne  Ende,  die  Wasserschnecke  und  die  komplizierten  Flaschen- 
züge und  verfertigt  einen  Himmelsglobus  (Sphaera  Archimedis)  zur  Dar- 
steUung  des  Umlaufe  der  Planeten  um  die  Erde. 


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860  T.  Chr. 

260  ArehlimdM  findet  das  Gesetz  des  hydroatatischen  Auftriebs,  wonach  ein 
Körper  in  einer  Flüssigkeit  so  viel  von  seinem  G«wicht  verliert,  als  das 
Gewicht  der  verdr&ngten  Flüssigkeit  beträgt,  und  entwickelt  den  Begriff 
des  spezifischen  Gewichts,  den  er  zur  Analyse  von  Metallgemisohen 
verwendet. 

—  ArcbiBiMlet  kennt  die  Refraktion  des  Lichtstrahls.  (Beispiel:  Ein  auf  dem 
Boden  eines  leeren  Gksfäßes  liegender,  nicht  sichtbarer  Ring  wird  nach 
dem  Füllen  des  Gef&ßes  mit  Wasser  infolge  der  Ablenkung  der  Licht- 
strahlen sichtbar.) 

—  Der  Chinese  Mlnf-tMm  erfindet  den  Haarpinsel. 

241  Attalot  I.  von  Pergamon  führt  die  orientaUsche  Goldwirkerei  in  Griechen- 
land ein.  Diese  Kunst,  später  noch  weiter  ausgebildet,  geht  im  16.  Jahr- 
hundert n.  Chr.  gänzlich  verloren. 

240  EntottlwnM  von  Kyrene  stellt  ein  für  das  ganze  Altertum  maßgebendes 
System  der  Erdkunde  auf.  Er  ist  der  Schöpfer  des  Netzes  von  Längen- 
und  Breitengraden,  auf  denen  die  Kartographie  der  Späteren  (Marinos, 
Ptolemaeus)  beruht.  Er  spricht  aus,  daß  man,  da  jede  Parallele  ein  Kreis 
sei,  von  Iberien  nach  Indien  auf  demselben  ParaÜelkreis  fahren  könne, 
wenn  nicht  die  Größe  des  Atlantischen  Ozeans  Schwierigkeiten  mache. 
Strabo,  der  diese  Äußerung  verzeichnet,  fügt  hinzu,  daß  man  unterwegs 
möglioherweise  auf  neue  Erdteile  stoßen  könne. 

—  EratosthenM  konstruiert  die  ArmUlarsphäre,  ein  Instrument  für  die  unmittel- 
bare Messung  der  Äquatorkoordinaten,  das  aiia  einer  Zusammenstellimg 
von  drei  Kreisen  besteht,  von  denen  der  erste  und  zweite  als  Meridian 
und  Äquator  unter  rechtem  Winkel  fest  verbunden  sind,  während  sich 
der  ein  Diopterpaar  tragende  dritte  Kreis  um  den  zum  zweiten  Kreis  senk- 
rechten Durchmesser  des  ersten  Kreises  (d.  i.  die  Weltaohse)  dreht. 

230  Olonytios  von  Alexandria  ist  nach  dem  Zeugnisse  Philo's  von  Byzanz 
der  Erfinder  eines  SchneUIadegesohützes  (Schnellkatapelte.)  Die  Schieß- 
tätigkeit des  Geschützes  wird  lediglich  durch  eine  fortgesetzte  Haspel- 
drehung geregelt,  wobei  das  Herabfallen  der  in  größerer  Zahl  auf  einmal 
geladenen  Pfeilgeschosse  in  die  Ffeilrinne,  das  Spanneu  und  das  Abziehen 
selbsttätig  erfolgt. 

230  Der  griechische  Mechaniker  KtnIMM  von  Askra  benutzt  zuerst  den  Luft- 
druck zu  mechanischen  Vorrichtungen.  Er  erfindet  die  Wasserorgel 
(HydrauUs)  imd  stellt  eine  Wasseruhr  mit  Zahnradgetriebe  her.  Auch  soll 
er  die  Druckpumpe  und  die  Feuerspritze  erfimden  haben. 

—  Kttsiblu  ist  nach  dem  Zeugnisse  Philo's  von  Byzanz  der  Erfinder  eines 
Luftdruckgeschützes,  bei  welchem  vermittels  eines  luftdicht  schließenden 
Kolbens  die  Luft  in  einem  MetaUzylinder  durch  Hebelwirkung  derart  ver- 
dichtet wird,  daß  beim  plötzlichen  Auslösen  des  Druckes  eine  zum  Fort- 
schleudern des  Geschosses  ausreichende  Triebkraft  erzeugt  wird. 

220  EratMUMim  erfindet  zur  Lösung  des  delischen  Problems  der  Würfelver- 
doppelimg  ein  besonderes  Instrument,  das  Mesolabinm.  (S.  seinen  noch 
vorhandenen  Brief  an  Ptolemaeos  Euergetes). 

—  EratMthanM  gibt  ein  Verfahren  an,  die  Primzahlen  zu  finden  (Sieb  des 
Eratosthenes).  Man  schreibt,  so  lautet  die  Regel,  alle  ungeraden  Zahlen 
von  der  3  an  auf.  Hierauf  streicht  man  jede  dritte  Zahl  hinter  der  3 
durch,  womit  die  Vielfachen  der  3  entfernt  sind.  In  entsprechender  Weise 
verfährt  man  mit  der  6,  und  fährt  so  fort,  bis  nur  noch  die  Primzahlen 
übrig  bleiben. 

—  EratmtbenM  vollendet  (nach  Dikaearchos)  die  Messung  des  Meridians  von 

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200  T.  Chr. 

Alezandria  bis  Syene  (5000  Stadien),  was  für  den  ganzen  Meridian  250000 
Stadien  =  44250000  m  ergibt. 

220  NHwwrtw  erfindet  die  Eonchoide  (Muschellinie)  und  ein  Instrument,  um 
sie  zu  konstruieren.  Er  benutzt  sie,  um  zwisoben  zwei  gegebenen  Linien 
zwei  stetige  Proportionale  einzuschalten  und  einen  geraden  Winkel  in 
drei  Teüe  zu  teilen. 

212  ArelihnrtlM  vereitelt  bei  der  Verteidigung  seiner  durch  Maroellus  belagerten 
Vaterstadt  zwei  Jahre  hindurch  alle  Angriffe  der  Römer  durch  seine  sinn- 
reichen Kriegsmaschinen  (Strandbatterien)  und  bringt  der  römischen  Flotte 
schwere  Verluste  bei  (Au&tellen  von  Kranen  zum  Emporheben  der  feind- 
lichen SobiSe).  Daß  er  die  römischen  Schiffe  durch  Brennspiegel  an- 
gezündet habe,  ist  unhistorisoh. 

—  Tiln-«ciii-waiig-ti  vollendet  die  GroQe  Mauer,  die  mit  einer  L&nge  von 
2450  km  das  ausgedehnteste  Bauwerk  des  Altertums  darstellt. 

210  ApollMiM  von  Pergae  in  Pamphylien,  „der  große  Geometer",  widmet  sein 
berühmtes  Werk  über  die  Kegelschnitte  dem  Könige  Attalos  I.  von  Per- 
gamon.  Apollonios  erkennt,  daB  man  alle  Kegelschnitte  mittels  geeignet 
gelegter  Schnittfläehen  auf  ein  und  demselben  Kegel  erhalten  kann.  Durch 
ihn  kommen  die  Bezeichnungen  Hyperbel  und  Parabel  in  Gebrauch. 
Seine  Berechnung  der  Zahl  n  =  3,14169  bleibt  lange  maßgebend. 

—  ApoHoniM  veröSentUcht  einen  Schnellrechner  (Okytokion). 

—  Apciioiil«  erfindet  zur  Berechnung  der  Gestimbahnen  die  Epizyklentheorie. 

—  Phito  von  Byzanz  kennt  die  Körperlichkeit  der  Luft,  die  Elastizit&t  der 
Metalle,  das  Hebelgesetz,  die  Heber  und  ihre  Wirkung,  das  Gesetz  der 
kommunizierenden  Röhren  tmd  das  Thermoskop  (ein  Urbild  des  Thermo- 
meters), intermittierende  Brunnen,  Druckpumpen  (Heronsball),  mehrfach 
durchbohrte  Hähne,  eine  eintönige  Sirene  verbunden  mit  obersohlächtigem 
Wasserrade,  viele  Wasserhebeapparate,  darunter  einen  in  Form  eines 
selbsttätigen,  senkrechten  Eimerbaggers.  Er  konstruiert  eine  Art  von 
Taucherglocke  und  eine  Reihe  von  Automaten  (vgl.  auch  100  Heron) 
und  erfindet  das  Cardanische  Kreuzgelenk  (Cardanische  Ringe).  Auch 
stellt  er  hygroskopische  Beobachtungen  an. 

—  Philo  beschreibt  in  seiner ,, Lehre  vom  Gesohützbau''  ein  von  ihm  erfundenes 
Pfeilgeschütz  mit  Keilspannung  und  einen  von  ihm  verbesserten  £rz- 
spanner,  bei  welchem  neben  der  Torsionselastizität  der  Spannnerven  die 
Elastizität  metallener  Schienen  zur  Erzeugung  der  Triebkraft  benutzt 
wird. 

—  PMto  erörtert  in  seiner  Schrift  über  Festungsbau  und  Festungskrieg  (s. 
Bd.  V  seiner  „Mechanica  syntaxis")  die  Gestaltung  der  Festungsfronten  (Länge 
derselben  60  bis  100  m  =  Bogenschnßweite),  die  verschiedenen  Flankierungs- 
anlagen  (Vorzüge  der  eckigen  Flankentürme  gegenüber  den  runden),  sowie 
die  Anlage  von  Außenwerken.  Er  empfiehlt  eine  ausgedehntere  Anwen- 
dung des  Erdbaus  an  Stelle  des  Mauerbaus. 

—  Philo  erwähnt  zuerst  die  Eisengallustinte,  indem  er  von  einer  Art  geheimer 
Schrift  spricht,  die  darin  besteht,  daß  man  mit  einer  GalläpfelauflöBung 
schreibt,  die  Schrift  trocknen  läßt  und  dann  die  Schriftzüge  mit  der 
Lösung  eines  eisenhaltigen  Kupfersalzes  betupft. 

200  Der  Grammatiker  Arlstophanei  von  Byzanz  führt  an  Stelle  der  bis  dahin 
gebräuchlichen,  nur  oratorischen  Zwecken  dienenden  Interpunktionen  ein 
neues,  mehr  dem  Satzbau  und  den  Regeln  der  Grammatik  angepaßtes 
Interpnnktionssystem  ein,  aus  welchem  sich,  nachdem  zu  Karls  d.  Gr. 
Zeit  sich  auch  Wamefried  und  Alkuin  damit  beschäftigt  hatten,  die  heutigen 
Interpunktionen  herausbilden.     (S.  1496  Aldus  Manutius). 

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184  T.  Chr. 

184  Marcus  Pordus  Cato  der  Ältere  gibt  ein  viele  wertvolle  Angaben  über 
die  römische  Landwirtschaft  enthaltendes  Bach  „De  agricultura"  heraus. 
Er  äußert  darin  zuerst  den  Grundgedanken  des  Wasserbades,  indem  er 
von  der  Zubereitung  von  Speisen  in  irdenen  Gef&Qen  spricht,  die  in 
andere  G«fäße  eingehängt  werden,  in  welchen  Wasser  im  Kochen  er- 
halten wird. 

—  Die  aus  Kalk  und  Sand  bestehenden  gewöhnUohen  Luftmörtel  waren  wahr- 
scheinlich schon  den  alten  Ägyptern  und  Assyriern  bekannt.  Doch  gibt 
erst  Cato  eine  'genauere  Beschreibung  von  der  Zusammensetzung,  Zube- 
reitung und  Anwendung  des  Luftmörtels,  für  den  er  eine  Mischung  von 
1  Teil  gelöschtem  Kalk  und  2  Teilen  Sand  empfiehlt.  Cato  erwähnt  auch 
schon  Kalkbrennöfen. 

—  Cato  beschreibt  die  römische  Hebelpresse  und  erwähnt  den  Flasohenzug 
(Trochlea  Graecica).  Er  empfiehlt  für  die  obere^Schere  je  acht,  für  die 
untere  je  sechs  Rollen.  Er  gibt  ein  abgekürztes  Verfahren  zur  Fabrikation 
der  Weizenstärke  an. 

180  DIokiM  erfindet  die  Ziasoide  (Efeidinie),  mit  der  er  eine  Lösung  des  deli- 
schen  Problems  versucht.  Die  Gleichung  der  Zissoide  (y*  -|-  z')  x  —  ay*  =  0 
ist  noch  gegenwärtig  ein  beliebtes  Beispiel  der  Anwendung  der  Diflerential- 
und  Integralrechnung  auf  die  Geometrie. 

—  EummM  il.  von  Pergamon  läßt  zur  Wasserversorgung  der  Burg  Pergamon 
eine  mehrere  Kilometer  lange  Druckwasserleitung  von  einem  auf  dem 
Hagios-Georgios-Berge  (367  m  über  dem  Meere)  befindlichen  Sammel- 
becken nach  der  Burg  (332  m  über  dem  Meere)  anlegen,  welche  auf 
ihrem  Wege  eine  172  m  über  dem  Meere  gelegene  Einsattelung  durchlief, 
so  daß  demzufolge  die  Rohrleitung  einen  Druck  bis  zu  20  Atmosphären 
auszuhalten  hatte. 

170  Hypsiklw  von  Alexandiia  verfaßt  eine  Schrift  ,^Ava<poQix6i",  in  welcher 
sich  zuerst  die  Einteilung  des  Kreises  in  360  Grade  sowie  eine  richtige 
allgemeine  Definition  der  Polygonalzahlen  und  die  Summenformel  für 
arithmetische  Reihen  findet.  Hypsikles  ist  der  Verfasser  des  14.  Buchs 
der  Euklidischen  „Elemente".    (S.  300  v.  Ohr.) 

168  Paulus  AMnIllm  läßt  in  Mazedonien  in  einer  Wüste  für  seine  durstenden 
Soldaten  einen  artesischen  Brunnen  erbohren.  (S.  a.  320  v.  Chr.) 

—  Daß  in  Rom  bereits  im  2.  Jahrhundert  v.  Chr.  eine  Fleischbeschau  be- 
steht, wird  durch  die  „Acta  populi  Romani  diuma"  bewiesen,  in  denen 
es  heißt:  „Der  Ädil  TatiniM  hat  die  Kleinschlächter  bestraft,  weil  sie 
Fleisch  an  das  Volk  verkauft  haben,  das  nicht  vorher  von  den  Ädilen  be- 
sichtigt war." 

159  Der  Stoiker  Kratet  von  MaUos  entwirft  einen  Erdglobus,  auf  dem  vier 
halbkreisförmige,  durch  einen  meridionalen  und  einen  äquatorialen  Gfirtel- 
ozean  geschiedene  Inseln  eingezeichnet  sind.  Das  Bild  dieses  in  Pergamon 
aufgestellten  Globus  wird  später  das  Symbol  der  Weltherrschaft:  in  der 
byzantinischen  Zeit  wird  auf  den  Globus  ein  Kreuz  gesetzt  und  derselbe 
so  als  Reichsapfel  benutzt.     (S.  a.  647  v.  Chr.) 

150  Schlba-whojo,  ein  Diener  des  Kaisers  Bu-tel  von  China,  verwendet  zuerst 
den  Tee  als  Getränk.  Von  China  gelangt  der  Tee  810  n.  Chr.  durch 
den  buddhistischen  Priester  Tenkiyodaschi  nach  Japan  und  von  da 
nach  Korea.  In  Europa  gedenkt  seiner  zuerst  Giovanni  Pietro  MafFeL 
(S.  1588.) 
•—  SalMkat  von  Seleukia  liefert  den  Beweis  für  die  heliozentrische  Theorie  des 
Aristarchos  (s.  260  v.  Chr.)  und  erklärt  die  Gezeiten  aus  der  rotierenden 
Erdatmosphäre,  deren  Bewegung  durch  die  jeweilige  Stellung  des  Mondes 
bedingt  werde. 

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100  T.  Chr. 

150    StlMkn   schließt  aus   der  vermeintlichen   Abwesenheit  der   Grezeiten  im 
Indischen  Ozean  auf  den  AbschlnB  dieses  Meeresbeckens  durch  ein  großes  ■ 
Südland.    Es  ist   dies   die   erste  geschichtliche  Äußerung  über  dae  mut- 
maßliche Vorhandensein  eines  Südpolargebiets. 

146  HipparchM  von  Nioäa  in  Bithynien,  der  größte  Astronom  des  Altertums, 
b^ründet  die  ebene  und  sphärische  Trigonometrie  unter  Anwendimg  der 
Sehnenrechnung.  (Sehnentafel.  S.  150  Ptolemaeus.)  Er  entdeckt  die  Prä- 
zession  (das  Vorrücken  der  Nachtgleichen),  erfindet  die  stereographisohe 
Projektion,  indem  er  die  Himmelskugel  von  einem  Pole  aus  auf  die 
Äquatorebene  abbüdet,  und  bestimmt  zuerst  die  Mondparallaze.  Er  führt 
die  geographische  Länge  und  Breite  zur  Bestimmung  der  Lage  eines 
Punktes  auf  der  Erde  ein,  wobei  er  als  Ausgangspunkt  für  die  Zählimg 
der  Längengrade  den  durch  seinen  Beobachtungsort,  die  Insel  Rhodos, 
gehenden  Meridian  wählt.     (Vgl.  Iß34  Ludwig  XIII.) 

138  NilundrM  von  Kolophon  verfaßt  zwei  Lehrgedichte  über  Mittel  gegen  Tier- 
und  Pflanzengifte. 

136  Der  Chinese  ChO-kO  erfindet  einen  Apparat  zur  Bestimmung  der  Stoßrich- 
tung der  Erdbeben  (Seismoskop).  Der  Apparat  besteht  aus  mehreren  nach 
verschiedenen  Biohtungen  hin  labil  aufgestellten  Kugeln,  die  beim  Stoße 
herabfallen. 

135  AttalM  Phllomttor,  König  von  Pergamon,  erfindet  ein  bleiweißhaltiges  Wund- 
pflaster. 

134    HipparchM  beobachtet  das  Aufleuchten  eines  neuen  Sternes. 

132  AgatharchM«  von  Knidos  beschreibt  eingehend  den  Betrieb  der  oberägypti- 
schen Goldbergwerke  seiner  Zeit.  Die  Aufbereitung  der  Erze  wird  bereits 
in  einer  hippokratischen  Schrift  erwähnt. 

127 — 114  Der  chinesische  General  Ttchang-kMn  dringt,  vom  Kaiser  Hsia-wuti 
ausgesandt,  bis  in  die  turardschen  Lande  vor  und  öffnet  auch  handels- 
poUtisch  den  Weg  nach  dem  Tarymbecken. 

126  HIpparehoi  stellt  einen  Stemkatalog  auf,  der  3  Helligkeitsgrade  unter- 
scheidet und  den  Ort  jedes  einzelnen  Sternes  möglichst  genau  nach  Längen- 
und  Breitengraden  (und  Brüchen  von  Graden)  bestimmt. 

101  Wie  Plutaroh  (in  „Marius")  berichtet,  führt  der  römische  Feldherr 
Gajus  Marfm  unmittelbar  vor  der  Zimbemschlacht  ein  Pilum  ein,  bei  dem  das 
Eisen  mit  dem  Schafte  nur  durch  einen  eisernen  und  einen  hölzernen 
Nagel  verbunden  ist,  von  denen  der  letztere  beim  AuftreSen  des  Pilum 
auf  den  Feindesschild  zerbrechen  sollte,  um  das  Pilum  für  den  Gegner 
unbenutzbar  zu  machen.  Ähnlich  ist  das  cäsarische  Pilum  eingerichtet, 
dessen  Klinge  aus  sehr  weichem  Eisen  geschmiedet  und  nur  in  der  Spitze 
gehärtet  ist,  so  daß  sich  diese  beim  AuftreSen  verbiegt  und  nur  mit  Mühe 
aus  dem  Schilde  entfernen  läßt. 

100    DniNtriat  von  Apamea  erwähnt  zuerst  den  Diabetes. 

—  PwaidonlM  verfaßt  eine  Meteorologie,  die  für  die  Folgezeit  maßgebend 
wird. 

—  PoMMoniM  erwägt  die  Umschiffung  Afrikas  sowie  die  Möglichkeit,  Indien 
durch  eine  Erdumschiffung  in  westlicher  Richtung  zu  erreichen. 

—  Potaldonlaa  macht  eine  Erdmessung  und  verfaßt  eine  Monographie  über 
den  Ozean,  in  der  er  auch  die  Lehre  von  Ebbe  und  Flut  wissenschaft- 
Uoh  darstellt.  Er  legt  in  dieser  Schrift  den  Gnmd  zu  einer  neuen  Men- 
schen-, Tier-  und  Pflanzengeographie,  indem  er  nicht  wie  Hippokrates 
und  Theophrast  an  die  Differenz  der  Länder  und  Kontinente,  sondern 
der  Breitengrade  anknüpft.  Er  unterscheidet  die  gemäßigte  und  die 
Tropenzone  und  berechnet  den  Durchmesser  der  Sonne  auf  3  Millionen 
Stadien,    die  Entfernung  des  Mondes  auf  2  Millionen,  die  der  Sonne  auf 

—     25     — 

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100  Y.  Chr. 

600  Millionen  Stadien.  Den  Erdumfang  berechnet  er  auf  240000  Stadien. 
.  100  Der  römische  Frokonsul  8ar|liM  Orala  legt  zur  künstlichen  Austemzucht 
die  ersten  Austembassins  in  der  Bucht  von  Bajae  an. 
87  Wie  GeUius  erzählt,  soll  ArehtluM,  ein  General  des  Mithridates,  in  dessen 
Kriege  mit  den  Römern,  einen  hölzernen  Belagerungsturm  durch  Über- 
streichen mit  Alaun  (Alumen)  feuerfest  gemacht  haben. 

—  Der  römische  Diktator  L.  Cornelius  Sulla  unternimmt  bei  der  Belagenmg 
Tou  Athen  einen  Minenangriff,  der  als  einer  der  am  besten  durchgeführten 
Angriffe  dieser  Art  im  Altertume  gilt.  Er  läßt  einen  Minengang  bis  unter 
die  Stadtmauer  vortreiben,  dessen  Bekleidungshölzer  mit  Werg  ummckelt 
und  mit  Harz  und  Schwefel  getränkt  sind.  Kurz  vor  dem  Sturm  ent- 
zündet, verbrennen  dieselben  rasch,  und  durch  das  Zusammenbrechen  der 
Stadtmauer  bildet  sich  eine  Bresche.  (Nach  Appianus.)  Über  ähnliche 
Minenangriffe  im  Altertum  berichtet  Livius  (V,  XX  und  XXXVIII). 

80  MHhridatM  von  Pontos  soll  aus  Furcht,  von  den  Römern  vergiftet  zu 
werden,  sich  mit  Blut  von  Enten  immunisiert  haben,  welche  längere  Zeit 
mit  den  damals  bekannten  Giften  gefüttert  worden  waren.  Diese  Angabe 
ist  die  Veranlassung,  daß  die  Lehre  von  den  verschiedenen  Immunisierungs- 
methoden in  Frankreich  „Le  Mithridatisme"  genannt  wird. 

—  MHhridatM  richtet  in  seiner  Residenz  die  erste  Wassermühle  ein.  Die 
Wassermühlen  verbreiten  sich  unter  Augustns  auch  in  Italien. 

70  Der  Naturarzt  AikltpladM  von  Prusa  empfiehlt  kalte  Abreibungen,  Fasten, 
Raten  und  Schwitzbäder  zu  Heilzwecken.  Seine  Panacee  ist  der  Wein. 
Er  soll  die  Tracheotomie  bei  Angina  ausgeführt  haben.  Sein  auf  atomisti- 
scher  Grundlage  beruhendes  System  (Solidarpathologie)  steht  der  Humoral- 
pathologie  der  Hippokratiker  entgegen. 

63  Nachdem  sich  schon  bei  den  Griechen  (nach  einer  Marmorinschrift  von 
360  V.  Chr.)  eine  Art  von  Kurzschrift  gebildet  hatte,  erfindet  Marcus 
Tullius  Tir»  die  altrömische  Kurzschrift,  die  sich  bis  zur  Karolinger  zeit 
erhält  (Tironische  Noten). 

60  Apollonlas  von  Kition  verfaßt  für  den  König  Ptolemaeos  von  Cypem 
einen  Kommentar  zu  der  Schrift  des  Hippokrates  über  die  Gelenke.  Die 
beigegebenen  Abbildungen  veranschaulichen  die  Behandlungsmethoden  bei 
den  verschiedenen  Verrenkungen.  Das  Werk  ist  wertvoll  für  die  Kennt- 
nis der  antiken  Chirurgie. 

66  Beginn  der  Aera  des  VIkramadiya.  Auf  dieselbe  gründet  sich  die  indische 
Zeitrechnung. 

66  Titus  Lucretius  Carus  führt  in  seinem  Lehrgedichte  „De  rerum  natura" 
die  Ansichten  des  Epikuros  (a.  305  v.  Chr.)  über  die  Atomenlehre  und  die 
Entstehung  und  Erhaltung  der  Welt  weiter  aus. 

64  Cajus  Julius  Caesar  geht  nach  Britannien  und  berichtigt  die  Nachrichten  des 
Pytheas.  (S.  320  v.  Chr.)  Er  berichtet  zuerst  aus  eigener  Anschauung 
über  Deutschland  tmd  seine  Bewohner.  Er  schlägt  zum  Zweck  des  Ehein- 
übergangs  zwischen  Koblenz  tmd  Andernach  die  erste  bekannte  Book- 
brücke, die  durch  hölzerne  Brückenträger  unterstützt  ist. 

50  AmmanlM  läthotomos  von  Alexandria  erfindet  die  Zerstückelung  des 
Blasensteins. 

—  Marcus  Tarmlliii  Vairo  führt  in  Rom  die  nach  ihm  benannte  Zeitrechnung 
(Varronische  Aera)  ein,  welche  annimmt,  daß  Rom  im  Frühling  des  3.  Jahres 
der  6.  Olympiade  (d.  i.  im  Jahre  753  v.  Chr.)  gegründet  worden  ist. 
Weniger  gebräuchlich  als  die  Varronische  ist  die  Catonisohe  Aera,  welche 
von  jener  um  1  Jahr  abweicht. 

46  Cajus  Julius  Caesar  führt  auf  Grund  der  von  dem  alexandrinischen  Astrono- 
men Sotictnet  ausgeführten  Berechnungen  die  nach  ihm  benannte  Kalender- 

—     26     — 


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18  T.  Chr. 

reform  durch,  indem  er  sanftchst  das  Jahr  708  a.  u.  c.  (46  v.  Chr.)  auf 
im  ganzen  445  Tage  verlängert,  und  für  die  Folgezeit  festaetzt,  daß  immer 
auf  3  gemeine  Jahre  von  365  Tagen  ein  Schaltjahr  von  366  Tagen  folgen 
BolL     (Jnlianischer  Kalender.) 

44  Wenn  auch  schon  im  alten  Ägypten  die  Seeleute,  sobald  sie  sich  der 
Küste  näherten,  durch  Tauben  ihrer  Familie  ihre  bevorstehende  Ankunft 
meldeten  und  auch  in  Griechenland  schon  im  5.  Jahrhundert  v.  Chr.  Tauben 
zur  Meldung  des  Erfolges  der  Kampfspiele  benutzt  wurden,  so  ist  eine 
regelmäßige  Taubenpost  doch  zuerst  von  Decimua  Junius  Brutal  bei  der 
Belagerung  von  Mutina  eingerichtet  worden. 

40  Der  König  Jub«  li.  von  Mauretanien  entsendet  eine  Gesandtschaft  nach 
den  Canaiischen  Inseln,  die  indes  in  der  alten  Geschichte  schon  früher 
erwähnt  werden  und  wahrscheinlich  schon  den  Phöniziern  bekannt  waren. 

—  Publios  VwgHIm  Marc  erwähnt  im  7.  Gesänge  der  Aeneide,  wo  er  von 
dem  campanisohen  Volke  der  Abeller  spricht,  „Teutonioo  ritn  soliti  torquere 
catejas".  Neueren  Forschungen  zufolge  ist  unter  der  hier  als  „Cateja" 
bezeichneten  „gewirbelten"  Wurfwaffe  eine  Kehrwiederkeule,  ganz  ent- 
sprechend dem  australischen  Bumerang,  zu  verstehen. 

37  Marcus  TanntiM  Varra  verfaßt  3  Bücher  „Rerum  rusticarum".  Das  erste 
handelt  von  Ackerbau,  das  zweite  von  der  Viehzucht,  das  dritte  von 
der  Vogel-  und  Fischzucht,  von  den  Hasen,  Wildschweinen,  Schnecken, 
Bienen  usw. 

—  Marcus  Tirmtlus  Varro  kann  als  Vorläufer  der  von  Plenciz  (s.  1762)  ge- 
gebenen Theorie  der  Entstehung  der  Infektionskrankheiten  durch  Mikro- 
organismen angesehen  werden.  Er  schreibt  in  Buch  I  seiner  „Benun  rusti- 
carum libri  III",  man  solle  ein  Landgut  nicht  in  sumpfiger  Gegend  an- 
legen: Qnod  creaount  animalia  quaedam  miuuta,  quae  non  possunt  ooulis 
conaequi,  et  per  aera  intus  in  corpus  per  os  ac  nares  perveniunt  atque 
efflciunt  diffldles  morbos. 

30  ThMHlMii  von  Laodikeia,  der  Stifter  der  methodischen  Ärzteschule,  scheint 
zuerst  Bluteg^  zu  Heilzwecken  angewendet  zu  haben. 

—  Publius  Varfllliis  Maro  vollendet  sein  Lehrgedicht  „Georgica"  in  4  Büchern. 
Das  erste  behandelt  den  Ackerbau,  das  zweite  die  Baumzucbt,  das  dritte 
die  Viehzucht,  das  vierte  die  Bienenzucht,  Im  3.  Buche  ist  auch  die 
Tierheilkunde  abgehandelt.  Er  gibt  hier  Ratschläge  für  die  Beschaffen- 
heit der  zur  Zucht  bestimmton  Stuten,  Hengste  und  Stiere.  Er  kennt  die 
Schafräude. 

27  Nachdem  schon  bei  den  Griechen  kuppelartige  Decken  ausgeführt  und  in 
der  Diadochenzeit  (seit  323  v.  Chr.)  die  ersten  reg^recht  gewölbten  Kup- 
peln erbaut  worden  waren,  bildet  sich  bei  den  Römern  der  Bau  solcher 
Kuppeln  immer  weiter  aus.  Eine  der  ältesten  Kuppeln  ist  die  des  von 
Marcus  Afripp«  im  Anschluß  an  seine  Thermen  errichteten  Pantheons,  die 
unter  Trajan  durch  Brand  zerstört,  von  Hadrian  erneuert  wird  und  in 
Höhe  und  Durchmesser  43,5  m  mißt. 

23  Antonius  MMa  begründet  mit  der  glücklichen  Heilung  des  Augustus  durch 
kalte  Bäder  die  Hydrotherapie. 

19 — 9  HmtmIm  Mr  Groto  legt  in  Caesarea  (Palästina)  einen  geräumigen  Hafen  an, 
der  als  ein  Wunderwerk  des  Altertums  gerühmt  wird.  Der  Schutzdamm 
hatte  eine  Tiefe  von  20  Ellen  und  diente  als  Wellenbrecher  und  zur  Auf- 
nahme einer  Mauer,  deren  Höhe  über  dem  Meeresspiegel  angeblich  65  m 
betrug. 

18  Eines  der  hervorragendsten  römischen  Bauwerke  in  Gallien  ist  der  Pont 
du  Gard  bei  Nimes,  der  erbaut  wird,  als  Marcus  AgrlpiM  Statthalter  von 
Gallien  ist.    Er  diente  ursprünglich   für  die  Überführung  einer  Wasser- 

—     27     — 

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18  T.  Chr. 

leitnng.  Die  €r«wdllMt  bestehen  ans  stampf  aneinander  BtoBenden  Bogen- 
Btöeken,  die  ans  durchgehenden  Quadern  gebildet  sind. 
13  Marens  VHnivlin,  Architekt  nnd  Ingenieur  des  AngnstoB,  vollendet  sein 
Werk  ,J>e  architectura",  worin  Hoch-  und  Tiefbau,  sowie  die  Maschinen- 
technik auf  Grund  eigener  Erfahrung  und  nach  römischen  und  griechischen 
Quellen  dargestellt  sind. 

—  VHnniiis  beschreibt  die  sogenannte  Eimerknnst,  bei  welcher  über  eine  ent- 
sprechend geformte  Scheibe  auf  der  horizontalen  Welle  eines  Gröpelvorgeleges 
eine  eiserne  Kette  ohne  Ende  läuft,  die  bis  in  das  zu  fördernde  Wasser 
hinabreicht  und  an  welcher  kupferne  Eimer  h&ngen,  die,  sobald  sie  über 
die  Welle  emporkommen,  umstürzen  und  das  Wasser  in  dnem  Behälter  aus- 
gießen, von  dem  es  in  Rinnen  fortgeführt  wird. 

—  VHmiat  beschreibt  unter  dem  Namen  „Tympanum"  eine  Wasserförder- 
maschine,  bei  welcher  die  Umdrehung  eines  Tromm^ades  durch  ein  Lauf- 
rad erfolgt,  das  von  Menschen  in  Bewegung  gesetzt  wird.  Diese  Maschine 
hat  einigen  der  neueren  Zeit  angehöiigen  Konstruktionen  (Lafaye  1717, 
Perronet  1788,  Car6  1856)  als  Muster  gedient. 

—  VHruviin  beschreibt  eine  G«treidemühle ,  welche  durch  unterschlächtige 
Wasserräder  betrieben  wird,  eine  Wasserorgel  und  einen  Wassermesser. 
Er  kennt  die  Schwere  des  Quecksilbers  und  das  Gesetz  der  kommunizie- 
renden Röhren.  Er  erklärt  die  Entstehung  der  Thermalquellen  aus  einem 
unterirdischen  Feuerherd;  nach  seiner  Meinung  haben  auch  die  kalten 
Quellen  die  vulkanischen  Herde  durchlaufen,  sind  aber  dann  in  weiten 
Höhlen  abgekühlt  worden;  die  eingepreßte  Luft  treibt  sie  dann  empor. 

—  Nach  Angabe  des  VHnnrim  (in  „De  architectura",  Lib.  VII,  3)  umfaßt  das 
zu  seiner  Zeit  angewendete  Verfahren  der  Freskomalerei  folgende  Arbeiten: 
Berohren  der  Decken,  drei-  bis  viermaligen  Verputz  aller  zu  bemalenden 
Flächen  mit  jedesmal  feinerem  Kalkmörtel,  Aufbringen  einer  Marmor- 
schicht  in  drei  Lagen  und  —  nach  Bemalung  des  noch  feuchten  Grundes 
mit  Wasserfarben  —  Bearbeiten  der  Bildfläche  mit  dem  Putzhobel  zur 
Erzielung  von  Glanz  und  größerer  Festigkeit. 

—  VHruvIut  beschreibt  einen  Wegemesser -Wagen  von  folgender  Einrichtung: 
Mit  einem  der  Wagenräder  ist  eine  StLftscheibe  verbunden,  durch  welche 
ein  Zahnrad  bei  jeder  Wagenradumdrehung  um  einen  Zahn  vorgerückt 
wird.  Durch  Anordnung  mehrerer  Zahnräder  wird  diese  Übertragung  mehr- 
mals wiederholt.  Auf  dem  Umfange  des  letzten,  wagerecht  liegenden 
Zahnrades  sind  steinerne  Marken  derart  lose  aneinandergereiht,  daß  je 
nach  einer  Wegestrecke  von  1  röm.  Meile  eine  Marke  in  eiaea  Zählkasten 
hinabfäUt.    („De  architectura",  Lib.  X,  9.) 

10  Der  Geschichtsschreiber  DIodorot  von  Agyrion  in  Sizilien  berichtet,  daß 
phönizische  Schiffer,  vom  Sturm  verschlagen,  weit  westwärts  von  Afrika 
ein  fruchtbares,  wohlbewässertes  und  waldreiches  Eiland  aufgefunden  haben 
sollen.   Einzelne  Geographen  erblicken  hierin  eine  Hindeutung  auf  Amerika. 

—  Claudius  Druiin  veranlaßt  nach  der  Eroberung  Hollands  die  kunstgerechte 
Eindeichung  und  planmäßige  KanaUsierung  des  Landes.  Doch  sind  wahr- 
scheinlich schon  vor  dem  Erscheinen  der  Römer  von  den  Batavern  Deich- 
bauten  an  den  Nordseeküsten  ausgeführt  worden. 


—     28     — 


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Christliche  Zeit« 


Erstes  Ms  zehntes  Jahrhundert. 


10  Im  Zeitalter  dee  römisohen  Kaiseis  Augvstut  bestehen  in  verschiedenen 
Orten  Italiens  Zentralheiziugsanlagen,  bei  denen  in  einem  unterirdischen 
HetEraame  (Hypocanstum)  die  Luft  erwärmt  imd  durch  senkrechte,  in  den 
Manem  befindliche  Kanäle  in  die  oberen  Stockwerke  geleitet  wird,  —  also 
eine  Art  von  Kanalheizung.  Auch  Warmwasserheizungen  werden  um  diese 
Zeit  erwähnt. 

14  Mwiikralii  von  Zeophleta  erfindet  das  Diaohylonpflaster  (Emplastrum 
lithargyri),  das  er  aus  Bleiglätte,  Schmalz  und  öl  darstellt. 

18  SIrako  von  Amasia  vollendet  seine  „Geographica"  in  17  Büchern,  worin 
er  die  alezandriniachen  Forschungen  über  Länder-  und  Völkerkunde  zu- 
sammenfaßt. Ein  besonderes  Kapitel  widmet  er  der  Grebirgsbildung,  die 
durch  unterirdische  Keaktionskraft  bedingt  sei,  sowie  den  Gletschern  und 
Eisbergen.  Er  hat  richtige  Vorstellungen  von  der  erodierenden  Tätigkeit 
dee  Wassers  und  von  Ebbe  und  Flut. 

—  Strafeo  gibt  die  frühesten  Nachrichten  von  der  Benutzung  von  Solquellen 
für  die  Gewinnung  von  Kochsalz.  Er  spricht  auch  zuerst  von  der  berg- 
männischen Gewinnung  im  Steinsalz. 

20  Aulus  ComeUns  Mtut  behandelt  nach  griechischen  Quellen  die  gesamte 
Medizin  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Chirurgie.  Beachtenswert 
sind  namentlich  die  Kapitel  über  die  Wundheilung,  über  die  Amputation, 
die  Unterbindung  von  Amputationswunden  und  blutenden  Gefäßen,  den 
Steinschnitt,  die  Trepanation,  die  Hauttransplantation,  die  Anatomie  und 
Heilkunde  des  Ohres  und  die  ZahnheUkunde.  Er  spricht  zuerst  vom 
Nutzen  der  Nährklystiere. 

—  Aulus  Cornelius  Oaltus  gibt  dem  Studium  der  äuQem  Formen  der  Haut- 
krankheiten einen  großen  Aufschwung  und  macht  in  deren  Beurteilung 
bereits  pathogenetische  Gesichtspunkte  geltend.  Auch  die  Systematik  er- 
fährt durch  ihn  große  Fortschritte.  Seine  Anschauungen  und  die  des 
Hippokrates  bleiben  für  die  ganze  mittelalterliche  Epoche,  sowohl  bei  den 
Arabern  als  auch  im  Abendlande  grundlegend. 

—  Nachdem  bis  dahin  die  innem  Augenkrankheiten,  selbst  von  Hippokrates, 
mit  wenig  Verständnis  beschrieben  waren,  entwickelt  Aulus  Cornelius 
CiliM  nicht  nur  eine  gute  Kenntnis  der  anatomischen  Verhältnisse  des 
Auges,   sondern  schildert   auch  eine  Seihe  von   bis  dahin  unbekannten 


—     29     — 

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ao 


Krankh^tsformen   des  Auges  und   Tervollkommnet  in    bemerkenswerter 
Weise  das  operative  Verfahren. 
20   Anlns  Comelins  Mm  führt  die  Gicht,  über  die  die  ersten  sicheren  Nach- 
richten sich  bei  Hippokrates   finden,    anf   üppiges  Leben  zurück  und  be- 
handelt eingehend  die  Therapie  dieser  Krankheit. 

—  Marcus  VHnnrtn  empfiehlt,  für  Wasserbauten  zum  gewöhnlichen  Mörtel 
einen  Zusatz  von  der  bei  Puteoli  vorkommenden  Puzzolanerde  zu  machen 
und  muß  als  der  erste  angesehen  werden,  der  die  Herstellung  des  hydrau- 
lischen Mörtels  beschreibt.  Er  spricht  auch  bereits  von  der  Anwendung 
des  Grobmörtels  (Betons),  d.  L  Wassermörtel  mit  Zusatz  von  Steinbrocken. 

—  VHnnln  kennt  bereits  die  Bleävergiftang  und  erwähnt,  daß  die  Bleihütten- 
arbeiter bleich  aussehen  und  von  den  Dämpfen  krank  werden. 

—  VKmln  spricht  klar  aus,  daß  der  Ton  in  einer  Bewegung  der  Luft  be- 
steht. Dabei  bewegt  sich  seiner  Ansicht  nach  die  Luft  in  zahllosen  kon- 
zentrischen Kreisen,  gleich  den  Wellen  des  Wassers  in  welches  ein  Stein 
geworfen  wird.  Wie  diese  fortschreiten,  bis  sie  von  öner  Begrenzung  des 
Raumes  aufgehalten  werden,  so  schreitet  auch  der  Schall  in  Kreisen  durch 
die  Luft  fort.  Allein  im  Wasser  pflanzen  sich  diese  Kreise  bloß  in  hori- 
zontaler Bichtung  fort,  während  der  Schall  nicht  nur  in  der  Breite,  son- 
dern auch  in  senkrechter  Bichtimg  immer  weiterschreitet. 

—  VHnnln  kennt  bereits  die  Zugramme  und  erwähnt  dieselbe  im  3.  Buche, 
Kapitel  3  seines  Werkes  über  die  Baukunst. 

48  Icrlboiiiu  Larpn,  Leibarzt  des  Kaisers  Claudius,  verfaßt  eine  Sammlung 
von  Rezepten  (Compositiones  medicamentorum),  von  denen  noch  271  er- 
halten sind,  unter  den  von  ihm  angegebenen  Salben  und  Pflastern  be- 
finden sich  u.  a.  die  Vorbilder  des  Unguentum  basilicum  nigrum  und  des 
Emplastrum  fuscum  Hamburgense. 

—  ScrIkOBliu  LargiH  beschreibt  zueist- die  Gewinnung  dea  echten  Opiums  und 
benutzt  zuerst  die  Elektrizität  in  der  Medizin,  indem  er  bei  langwierigen 
Kopfschmerzen  und  bei  Podagra  den  Zitterrochen  auflegen  läßt. 

—  Serikonln  Largn  unterscheidet  bereits  genau  den  Morbus  artioularis  (akuten 
Gelenkrheumatismus)  von  der  Gicht  und  beschreibt  auch  die  Erscheinungen 
des  chronischen  Rheumatismus. 

50  Der  Baumeister  AndronikM  von  Kyrrhos  in  Syrien  steDt  auf  dem  von  ihm 
erbauten  Turm  der  Winde  in  Athen  den  ersten  meteorologischen  Apparat, 
eine  Windfahne,  auf. 

—  ArttMM  aus  Kappadocien  führt  den  Gebrauch  der  KuhmOoh  in  die  Kranken - 
diätetik  ein. 

—  AthMiMM  von  Attalia  in  Pamphylien,  Stifter  der  pneumatischen  Ärzte- 
schule, bearbeitet  die  öffentliohe  Gesundheitspflege.  Er  gibt  Methoden 
zur  Filtration  des  Trinkwassers  an  und  stellt  Grundsätze  über  den  gesund- 
heitlichen Einfluß  der  Lage  der  Wohnungen  auf.  Die  Katalepsis  erkennt 
er  als  beizendere  Krankheitsform. 

64  Kaiser  Nero  rüstet  eine  Nilezpedition  aus,  die  auf  dem  weißen  Nil  bis  zu 
den  Verengungen  des  Stroms  durch  Ambatscbinseln  und  Papyrosschilf 
gelangt  und  die  zur  Kenntnis  der  Negerstämme  beiträgt. 

60  Der  römische  AckerbauschriftsteUer  Lucius  Junins  Moderatus  ColuiiMlIa 
von  Gades  beschreibt  (in  „De  re  rustica",  lib.  IX.  6 — 7)  Bienenstöcke  aus 
Korkholz,  geflochtene  Bienenkörbe  aus  Weiden-  oder  Ferulazweigen,  sowie 
aus  Brettern  gezimmerte  oder  auch  aus  Ziegelsteinen  gemauerte,  feuer- 
und  diebessichere  Bienenhäuser,  Auch  behandelt  er  in  dem  genannten 
Werke  (lib.  VI,  VII  und  VIII)  die  Veterinärmedizin  der  Nutztiere  in  aus- 
führlicher Weise  und  liefert  namentlich  eine  vorzügliche  Beschreibung  der 
Rindviehkrankheiten. 

-      30     — 

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_64 

60  Lnoms  Junias  Moderatus  Celiimilia  beschreibt  eine  Art  von  Drainage  eux 
Bodenentw&aserung,  bei  vcelcher  neben  offenen  Abzngsgräben  auch  bedeckte 
Drainagekan&le  angewendet  werden,  die  mit  einer  aus  Steinen  oder  Kies, 
im  Notfälle  auch  aus  Strauchwerk  bestehenden  Sickeraohjcht  verfüllt  und 
mit  Erde  überdeckt  sind.  („De  re  rustica",  lib.  II.  2.  —  Vgl.  auch  1600 
Serres,  und  1766  Anderson). 

63  Lucius  Annaeus  tfio  vollendet  seine  „Naturales  quaestiones".  Er  handelt 
darin  vom  Feuer,  Wasser  (Nil),  Hagel,  Gewitter,  Wind,  Erdbeben,  Ko- 
meten usw.  Er  führt  die  Springfluten  darauf  zurück,  daß  bei  ihnen  außer 
dem  Mond  auch  noch  die  Sonne  zur  Wirkung  gelangt.  Er  erkennt  zuerst, 
daß  der  Sitz  der  Erdstöße  in  gar  nicht  beträchtlicher  Tiefe  zu  suchen  sei 

—  Lucius  Annaeus  BaBiM  erwähnt,  daß  Buchstaben,  durch  eine  gläserne,  mit 
Wasser  gefüllte  Kugel  betrachtet,  größer  und  klarer  erscheinen. 

64  Pedanios  DIotkorldM  von  Anazarba  in  Kilikien  verfaßt  das  Karonische 
Lehrbuch  über  die  Materia  medica  (Pflanzen,  Tiere  imd  Mineralien).  Er 
schreibt  auch  ein  Buch  über  Gifte  und  Gegengifte. 

—  Pedanios  DIoskoridM  beschreibt  ein  Verfahren  zur  Gewinnung  von  Queck- 
silber aus  Zinnober,  sowie  die  Darstellung  von  Bleiacetat,  Kalkwasser  lud 
Kupfervitriol.  Er  erwähnt  das  Zinkoxyd,  das  bei  dem  Bearbeiten  zink- 
haltiger Substanzen  sublimiert  und  vergleicht  dasselbe  mit  Büscheln  von 
Wolle,  auf  welchen  Vergleich  die  Alchimisten  die  Bezeichnung  „Lana 
philosophica"  gründen.  Er  kennt  das  Chlorblei,  und  führt  an,  daß  Blei- 
glätte mit  Steinsalz  und  warmem  Wasser  weiß  werde. 

—  Pedanios  DIoakoridw  gibt  die  ältesten  Notizen  über  die  Benutzung  des  See- 
salzes und  erwähnt,  daß  das  beste  Seesalz  von  Cypem,  Sizilien,  Afrika 
und  Phrygien  kommt. 

—  Pedanios  DIotkorM«  spricht  von  einer  aus  der  Holzasche  auszulaugenden, 
im  Wasser  löslichen  Substanz,  erwähnt  jedoch  nicht  ihre  Darstellung  in 
fester  Gestalt,  d.  h.  als  Pottasche.  Dagegen  kennt  er  die  feste  Soda, 
die  er  als  'Ardos  iXöt  (Flos  salis)  bezeichnet  und  deren  Verwendimg  er  u.  a. 
in  der  Glaafabrikation  erwähnt.  Er  gibt  ausführliche  Nachrichten  über 
den  von  ihm  nach  dem  Vorgange  des  Aristoteles  ,,Sandarah"  genannten 
Realgar  (Schwefelarsenik). 

—  Pedanios  DhMkoridM  beschreibt  die  Bereitung  des  Ätzkalks  aus  Muschel- 
schalen, Kalksteinen  oder  Marmor,  die  man  bis  zum  Weißwerden  glühe, 
und  si^gt,  daß  man  den  Kalk  aus  Marmor  vorziehe.  Er  spricht  von  den 
kaustischen  Eigenschaften  des  gebrannten  Kalks  und  von  der  Behandlung 
desselben  mit  Wasser.  Er  bezeichnet  das  Gipsen  des  Weins  als  ver- 
werflich. 

—  Pedanios  DtotkortdH  ]fennt  den  Indigo  und  sagt,  daß  derjenige  Indigo, 
mit  welchem  gefärbt  werde,  ein  purpurfarbiger  Schaum  sei,  der  in  den 
Kesseln  oben  stehe  imd  welchen  die  Künstler  »absonderten  und  trockneten. 
Für  den  besten  werde  der  gehalten,  der  bläulich,  saftig  und  zart  sei.  Auch 
gibt  er  Nachrichten  über  das  natürlich  vorkommende  Schwefelantimon, 
das  zum  Färben  der  Augenbrauen  verwendet  wird. 

—  Pedanios  DiotkortdM  stellt  zuerst  die  auch  für  die  Augenheilkunde  wichtige 
wnndänstliohe  Betäubung  (Anaesthesie)  vermittels  eingekochten  Spiritus- 
extrakts  der  Mandragorawurzel  wissenschaftlich  dar. 

—  Pedanios  DiotkorMas  kennt  das  Wollfett  (OXavnoi,),  das  seiner  Angabe  nach 
durch  Auskochen  von  Schafwolle  und  Abschöpfen,  Auswaschen,  Um- 
schmelzen.  Abpressen  und  Bleichen  des  obenauf  schwimmenden  Fettes  dar- 
gestellt wird.  Er  empfiehlt  dasselbe  —  sowohl  für  sich,  als  auch  in  Ver- 
bindung mit  anderen  Stoffen  —  als  Heilmittel  gegen  die  verschiedenartigsten 
Krankheiten.   Er  beschreibt  ein  rohes  Destillationsverfahren  zur  Darstellung 


31     — 

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64 


des  Terpentinöls,  bei  dem  ein  Topf  als  Ketorte  und  ein  Bündel  darüber 
aufgehängter  WoUe  als  Rezipient  dient. 
64  Pedanios  DiMkorMN  kennt  den  Enzian,  der,  me  Fraas  meint,  vermutlicli, 
da  Gentiana  lutea  in  Griechenland  nicht  vorkommt,  aus  lUyrien  bezogen 
wurde.  Er  kennt  auch  den  Wurmsamen,  den  Samen  einer  Artemisiaart, 
aus  der  später  das  Santonin  (s.  1830  K.),  der  Hauptrepräsentant  der  an- 
thelminthischen  Wirkung  der  Droge,  gewonnen  wird.  Dioskorides  spricht 
bereits  von  der  Artischocke,  die  er  2xokviioi  nennt  und  die  schon  zu  seiner 
Zeit  eine  Speise  der  Reichen  war.  Der  Name  Artischocke  ist  arabischen 
Ursprungs  und  entspricht  dem  syrischen  Ardischauki,  Erddom.  Auch  er- 
wähnt er  unter  dem  Namen  „n^e's"  den  von  alters  her  als  Wurmmittel 
gebrauchten  männlichen  Farren  (Radix  fllicis  maris). 

—  PedanioB  Dioikoridei  kennt  Rizinusöl,  Mandelöl,  Nußöl  usw.  und  gibt  an, 
daß  man  sich  zur  Darstellung  der  öle  zweier  Methoden,  des  Auspressens 
und  des  Kochens  mit  Wasser,  bediene,  wobei  sich  das  Ol  oben  abscheidet. 
Jedoch  dürfte  es  sich  bei  diesem  Verfahren  mehr  um  die  Darstellung  von 
fetten  ölen  als  um  die  von  ätherischen  handeln. 

66  Nach  dem  Berichte  des  älteren  PUnius  (,,HiBtoria  naturalis",  lib.  XXXVII) 
bedient  sich  der  römische  Kaiser  Naro  bei  den  Gladiatorenkämpfen  eines 
geschliffenen  Smaragden  zum  Zusehen.  Da  —  anderen  Nachrichten  zu- 
folge —  der  Kaiser  Nero  kurzsichtig  gewesen  ist,  scheint  es  sich  hier  um 
eine  Art  von  Augenglas  gehandelt  zu  haben,  —  das  erste  geschichtliche 
Beispiel  dieser  Art. 

68  Nachdem  schon  Periandros  die  Absicht  gehabt  haben  soll,  den  Isthmus 
von  Korinth  zu  durchstechen,  läßt  der  Kaiser  Nero  die  Kanallinie  fest- 
stellen und  den  Bau  durch  jüdische  Sklaven  in  Angriff  nehmen.  Die  Voll- 
endung wird  indes  durch  den  Aufstand  des  Julius  Vindex  gehemmt,  und 
erst  in  neuester  Zeit  ist  der  Kanal  an  der  von  Nero  gewählten  Stelle  durch 
eine  französische  bez.  griechische  Baugesellschaft  tatsächlich  ausgeführt 
worden, 

77  Gajus  Pllnlm  der  Ältere  behandelt  in  seiner  37  Bücher  umfassenden  „Hi- 
storia  naturalis"  zunächst  die  Physik  und  Astronomie,  demnächst  Greo- 
graphie  und  Ethnographie,  femer  Naturgeschichte,  HeümitteUehre,  Minera- 
logie und  Kunstgeschichte.  Das  Werk  ist  eine  vielfach  unzuverlässige 
Ausbeutung  älterer  Schriften,  aber  dennoch  eine  unschätzbare  Fundgrube 
für  die  Kenntnis  antiker  Wissenschaft. 

—  Pllnlm  beschreibt  die  bergbauliche  Silbergewinnimg  und  die  SUbergewinnung 
durch  Abtreiben  des  Werkbleis.  (Über  die  Aufbereitung  der  Silbererze, 
die  teils  durch  Stoßen  in  Mörsern,  teils  durch  Mahlen  erfolgte,  hatten  be- 
reits Strabo  und  Diodor  berichtet.)  Auch  gibt  Plinius  eine  Schilderung 
des  in  großartigem  Maßstabe  in  Spanien  betriebenen  Goldbergbaus. 

—  Pllnlot  kennt  die  Scheidung  von  Gold  und  Silber  durch  Quecksilber 
(Amalgamation).  Zur  Goldgewinnung  wird  seiner  Angabe  nach  der  gold- 
haltige Stoff  mit  Quecksilber  in  einem  irdenen  Gefäße  geschüttelt,  und 
aus  dem  entstandenen  Amalgam  das  Quecksilber  durch  Destillation  ent- 
fernt. Auch  die  Vergoldung  des  Kupfers  mittels  Goldamalgams  wird  von 
Plinius  erwähnt.     („Hist.  nat."  hb.  XXXIII.  32.) 

—  Daß  schon  im  Altertum  Diamanten  zum  Steingravieren  dienten,  beweist 
die  Äußerung  des  ninlus  („Hist.  nat."XXXVII,  5,15),  daß  „die  Steinschneider 
die  Diamantsplitter  in  Eisen  fassen  und  ohne  Schwierigkeit  damit  in  jeden 
andern  Stoff  graben". 

—  Plinln  kennt  die  Steinsägen,  wie  aus  „Hist.  nat."  XXXVI,  44  „In  Belgica 
provincia  serra  lapidem  secant"  hervorgeht.  (Vgl.  auch  352  v.  Chr.) 

—     32     — 

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_78 

77  Neben  Aristoteles  („Problemata"  LXI)  und  Plutarch  („  Quaest.  nat."  XII)  er- 
wähnt im  Altertume  auch  Plliilm  („Historia  naturalis",  lib.  II)  als  eine  all- 
bekannte Tatsache,  daß  sich  die  Meereswellen  durch  öl  beruhigen  lassen. 
Er  führt  als  Beweis  für  die  Krümmung  der  Erdoberfläche  die  Tatsache 
an,  daß  auf  dem  Meere  zuerst  der  Mast,  und  erst  später  der  Bnmpf  der 
Schifte  sichtbar  wird. 

—  Pllnlttt  erwähnt  Becher,  in  denen  das  Trinkwasser  durch  WoUe  filtriert  wird. 
Ganz  in  gleicher  Weise  läßt  (1020)  Avicenna  Wasser  mehrmals  aus  einem 
Gefäß  in  das  andere  durch  Wolle  hinüberleiten,  um  es  zu  reinigen. 

—  ninlvt  berichtet  in' seiner  „Historia  naturalis"  (lib.  XIX)  von  Tischtüchern, 
welche  aus  nnverbrennlichem  Steinflaohs,  d.  i.  Asbest,  gefertigt  waren,  und 
durch  Ausglühen  im  Feuer  gereinigt  werden  konnten.  Auch  erwähnt  er 
die  Verwendung  von  Asbestlaken  als  Totenkleider  bei  Feuerbestattungen, 
so  daß  die  Asche  der  Leiche  getrennt  von  der  Holzasche  gesammelt  werden 
konnte,    (Vgl.  430  v.  Chr.  Kallimachoa.) 

—  Pllnlus  erwähnt  den  Kattundruck  mit  gebeizten  Mustern  als  ägyptisches 
Fabrikationsverfabren.  Diese  Erwähnung  findet  ihre  Bestätigung  durch 
die  im  Gräberfeld  von  Abhmim  (Panopolis)  in  Ägypten  durch  R.  Forrer  auf- 
gefundenen Druckformen  für  Zeugdruck,  welche  die  Muster  in  erhabenen 
Konturen  enthalten.  Auch  kennt  Plinius  bereits  das  rote  Bleioxyd  (Men- 
nige), dessen  Überführung  in  braunes  Bleioxyd  durch  wässeriges  Chlor 
zuerst  Scheele  beschreibt. 

—  Pllnlm  kennt  die  Seife  und  unterscheidet  bereits  weiche  und  harte  Seilen. 
Ans  seinen  Angaben  scheint  hervorzugehen,  daß  die  Seife  zu  seiner  Zeit 
namentlich  als  haarverschönemdes  Mittel  angewendet  wird.  Auch  erwähnt 
er  das  Schwefeln  der  Weinfässer  zur  Konservierung  und  Verbesserung  des 
Weins  als  eine  bekannte  Tatsache. 

—  Pllnlnt  erwähnt  zuerst  die  Operation  des  Kaiserschnittes  an  einer  Toten, 
die  nach  seiner  Zeit  erst  1305  wieder  von  Bemard  de  Gordon  und  später 
von  Guy  de  Chauliac  ausgeführt  wird,  welch  letzterer  genaue  Angaben 
über  Instrumente  und  Schnittrichtung  gibt. 

78  Pllnlm  weiß,  daß  die  Geschwindigkeit  des  Lichts  keine  unendlich  große  ist. 
Er  sagt  („Historia  naturalis",  lib.  II,  56):  „Daß  der  BUtz  eher  gesehen,  als 
der  Donner  gehört  wird,  obgleich  beide  zu  gleicher  Zeit  entstehen,  ist  kein 
Wunder.     Denn  das  Licht  pflanzt  sich  weit  schneller  fort,  als  der  Schall." 

—  PlInlM  erwähnt  die  Brunnenkresse  (von  ihm  Sisymbrium  genannt),  deren 
Saft  als  Heilmittel  gebraucht  wird,  und  den  Wasserfenchel,  der  auf  Emp- 
fehlung von  Emsting  seit  1739  als  Fiebermittel  und  gegen  Lungenschwind- 
sucht verwendet  wird.  Auch  kennt  Plinius  die  Banane,  die  in  Indien  seit 
den  ältesten  Zeiten  bekannt  ist,  imter  dem  Namen  „PaJa"  bez.  „Ariena". 
Ihren  Namen  „Musa"  erhält  sie  von  Linn6.  Er  spricht  auch  von  der 
Artemisia  als  Mittel  gegen  Epilepsie. 

—  Pllnlm  gibt  die  ersten  Nachrichten  über  die  Anwendung  von  Mähmaschinen. 
Er  berichtet,  daß  auf  den  großen  gallischen  Landgütern  ein  Mähapparat 
in  Gebrauch  ist,  der  aus  einem  mit  scharfen  Zähnen  besetzten,  beider- 
seits in  Rädern  laufenden  Balken  besteht.  Der  durch  Zagtiere  bewegte 
Apparat  reißt  nur  die  Ähren  ab  und  läßt  die  Halme  stehen.  (Vgl.  350 
PaUadius.) 

—  Neben  den  schwarzen  Tinten,  die  im  Altertum  meist  aus  Ruß  und  öl 
hergestellt  wurden,  und  den  farbigen  Tinten,  die  sowohl  aus  echtem  Purpur 
als  auch  aus  Kermesbeeren  bereitet  wurden,  spielt  eine  wichtige  EoUe  im 
Altertum  die  Goldschreibkunst  (Chrysographie),  die  bereits  PIvtarch  er- 
wähnt, und  die  im  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  in  Byzanz  zu  einem  ausge- 
breiteten Kunsthandwerk  wird.    Noch  im  Mittelalter  wird  Goldtinte  viel 

Darmstaedter.  3 

—     33     — 


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78 


ftebraucht  und  daneben  Silbertinte  angewendet,  welche  u.  a.  für  den  Codex 
argenteus  in  Upsala  verwendet  worden  ist. 
78  Die  Verwendung  der  Geschütze  auf  Kriegsschiffen  reicht  im  Altertums 
weit  zurück.  Vgl.  die  Angaben  des  gegen  Ende  des  3.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
lebenden  Mechanikers  Athenaeos.  Die  ältesten  Nachrichten  über  Ge- 
schütz türme  auf  Schiffen  finden  sich  bei  Plutarch,  welcher  (in  „Mar- 
cus Antonius",  Kap.  66)  berichtet,  daB  die  Schiffe  des  Marcus  Anto- 
nius zum  Gebrauche  der  Katapulten  mit  hölzernen  Türmen  versehen 
waren. 

—  Plutarch  erwähnt  den  Fall  eines  Aerolithen  und  sagt,  daß  solche  Körper 
von  außerhalb  unseres  Erdballs  kommen. 

80  Der  Anatom  Marinas  entdeckt,  wie  Galenus  anführt,  die  Darmdrüsen,  die 
Gaumennerven  und  die  Stimmnerven.  Er  gibt  eine  vollständige,  systema- 
tische Anatomie  heraus. 

—  Der  römische  Kaiser  Tltut  vollendet  das  von  seinem  Vater  Vespasianus 
begonnene  riesenhafte  Flavische  Amphitheater  in  Eom  (Kolosseum),  das, 
jetzt  durch  Abbruch  in  seiner  Ausdehnung  teilweise  verringert,  ursprüng- 
lich eine  Ellipse  von  524  m  Umfang  (große  Achse  186  m,  kleine  Achse 
166  m)  umschloß,  imd  50000,  angeblich  sogar  85000  Zuschauer  faßte. 

84  Gnaeus  Julius  Afrieola  läßt  als  Statthalter  Britanniens  von  seiner  Flotte 
die  ganze  Insel  umschiffen,  wobei  die  Orkney-Inseln  (Orkaden)  entdeckt 
werden. 

90  Der  römische  Arzt  Harodotut  teilt  den  Fieberverlauf  in  4  Stadien,  das  des 
Anfangs,  der  Zunahme,  der  Höhe  und  der  Abnahme. 

97  Seztus  Julius  Fronflnut  entwickelt  eine  epochemachende  Tätigkeit  im  Bau 
von  Aquädukten  imd  begründet  durch  seine  Schrift  „De  aquis  urbis 
Romae"  eine  neue  Aera  für  die  Wasserversorgung  der  Städte.  Er  erwähnt,  . 
daß  die  zu  den  Wasserleitungen  erforderlichen  Bleiröhren  in  17  Kalibem 
angewendet  werden.  Die  Bleiröhren  werden  aus  Streifen  zusammen- 
gehämmert  und  äußerlich  verlötet. 

—  FronUnnt  kennt  die  Abhängigkeit  der  Ausflußgeschwindigkeit  des  Wassers 
von  der  Druckhöhe  der  Wassersäule. 

—  Hallodonit  schreibt  eine  Abhandlung  über  die  Unterleibsbrüche,  die  er  in 
Nabel-,  Scrotal-  und  Inguinalbrüche  einteilt  und  als  deren  Ursache  ihm 
die  abnorme  Verlängerung  und  Zerreißung  des  Bauchfells  gut. 

—  Rutut  von  Ephesos  übt  die  ZergUedeningskunst  an  Tieren,  insbesondere  an 
Affen  aus,  und  unterscheidet  die  Nerven,  deren  Urspnmg  er  ins  Gehirn 
legt,  nach  dem  Vorgang  des  Erasistratos  (s.  300  v.  Chr.),  in  empfindende 
und  bewegende.  Er  sagt,  das  Herz  sei  der  Sitz  des  Lebens,  der  tierischen 
Wärme  imd  des  Pulsschlages. 

100  Archlianas  von  Apamea  gibt  in  seiner  Abhandlung  „Tl^e^  aqjvyii&v"  eine  aus- 
führliche Pulslehre  und  unterscheidet  zwischen  der  normalen  Bewegung 
der  Arterien,  die  den  Puls  ausmachen,  und  abnormen  Bewegungen  der- 
selben. Die  Pulslehre  des  Galenus  ist  nur  eine  Ausführung  derjenigen  des 
Archigenes. 

—  Der  Chinese  Cho-chlu-kel  schreibt  mit  Benutzung  der  Lehren  des  Nan- 
Kiyo  (s.  300  v.  Chr.)  zwei  Bücher,  das  Sho-kan-ron  und  das  Kin-ki,  die 
eine  vollständige  Darstellung  der  Therapie  geben.  Er  wird  als  der  Hippo- 
krates  der  Chinesen  gepriesen. 

—  Harwi  von  Alexandria  kennt  die  vier  physikalischen  Grundeigenschaften 
der  Körper  (Ausdehnung,  Undurchdringlichkeit,  Porosität  und  Teilbarkeit), 
und  untersucht  die  Elastizität.  Er  stellt  hygroskopische  Beobachtungen 
an.  Er  kennt  das  Grundgesetz  der  Reflexion  (Gleichheit  des  Einfalls-  und 
Ausfallswinkels)  und  die  Eigenschaft  der  Sehstrahlen  (Lichtstrahlen),  den 


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100 

kürzesten  Weg  einzuBchlagea  und  sich  in  demselben  Medium  geradlinig 
fortzupflanzen.  Er  weiß,  daß  QueoksUber  schwerer  ist  als  Wasser. 
100  HWM  kennt  die  ffinf  einfachen  Maschinen  und  die  goldene  Regel  der 
Mechanik,  sowie  die  Zusammensetzung  zweier  Bewegungen  zu  einer  resul- 
tierenden. (Ähnliches  findet  sich  schon  bei  Aiistoteles.)  Er  steUt  Schwer- 
punktsuntersuchimgen  an.  Auch  kennt  er  das  Gesetz  des  Hebers  und  der 
kommunizierenden  Bohren  imd  die  Abhängigkeit  der  Ausflußgeschwindig- 
keit von  der  Druckhöhe,  d.  h.  von  der  Höhe  der  FlässigkeitBoberfl&che 
fiber  der  Ausflußöffnung.    (Vgl.  97  Frontinus.) 

—  Hwon  gibt  ein  Thermoskop  an  (b.  'H$<ot>o{  AUSavigime  nrtvfuaut&v  ß'),  bei 
welchem  durch  Erwärmung  (Aufstellung  in  der  Sonne)  oder  Abkfihlung 
(Aufstellung  im  Schatten)  Wasser  in  einer  Röhre  emporgepreßt  oder  ab- 
gesaugt wird,  und  welches  somit  den  Grundgedanken  des  Thermometers 
enthält.  —  Eine  ähnliche  Vorrichtung  beschreibt  Philoj  von  Byzanz  in 
seiner  Schrift  „De  ingenüs  spirituahbus". 

—  HWM  konstruiert  Pressen  verschiedener  Art  (öl-  und  Weinpressen)  und 
beschreibt  eine  Seilbahn,  sowie  Krane  und  andere  Hebevorrichtungen.  Er 
erwähnt  einen  Geisteispiegel  und  beschreibt  einen  Weihwasseraiitomaten, 
welcher  gegen  Einwurf  eines  Fünfdrachmenstücks  eine  bestimmte  Menge 
Weihwasser  abgibt.     (S.  "Hgcovog  Ale^arSgiaig  Ilvevuaxtxiöv  6). 

—  Hmtm  fördert  das  von  Ktesibios  (s.  230  v.  Chr.)  erschlossene  Gebiet  der 
pneumatischen  Maschinen.  Er  erfindet  den  Heronsbrunnen  und  den  Wind- 
kessel und  vervollkommnet  viele  der  von  Ktesibios  und  Philo  (s.  210  v.  Chr.) 
angegebenen  pneumatischen  Apparate.  Er  kennt  die  Reaktionsdampfkugel 
(AeolipUe)  und  das  Reaktionsröhrenkreuz  (eine  Turbine  nach  Art  des 
Segner'schen  Wasserrades)  und  verwendet  in  einem  Dampfkessel  Innen- 
feuerung und  Quersieder. 

—  Hmm  kennt  ein  geometrisches  Instrument,  welches  sich  als  Vorläufer  des 
Storchschnabels  darstellt,  und  ein  anderes,  das  zur  Konstruktion  ähnlicher 
körperlicher  Figuren  dient.  Er  soll  die  Grundlage  für  die  Markscheide- 
kunst gelegt  haben. 

—  Hargn  zeigt  in  seiner  Lehre  vom  Geschützbau,  wie  die  Biegungselastizität  der 
Bogenarme  weit  von  der  Torsionselastizität  gedrehter  Stränge  übertroffen 
wird  imd  wie  man  solche  Stränge  mit  der  zum  Fortschleudern  des  Ge- 
schosses bestimmten  Sehne  in  Verbindung  setzt.  Seine  theoretischen  und 
praktischen  Ausführungen  fußen  vielfach  auf  der  Mechanik  der  Alexan- 
driner (Ktesibios  imd  Philo). 

—  HWM  kennt  einen  Wegemesser  für  Wagen.  Bei  demselben  wird  die  Um- 
drehung der  Wagenräder  mittels  Zahuradübersetzung  auf  ein  Zählwerk 
übertragen,  dessen  Zeiger  auf  einer  mit  Entfemungsmarken  versehenen 
Scheibe  die  von  dem  Wagen  zurückgelegten  Entfernungen  in  Stadien  an- 
zeigt. In  dieser  Konstruktion  ist  der  Grundgedanke  der  heutigen  Fahr- 
preisanzeiger-Fuhrwerke deutlich  zu  erkennen.  Heron  kennt  auch  einen 
Wegemesser  für  Schiffe,  bei  welchem  die  Umdrehungen  einer  im  Wasser 
fortbewegten  Flügelschraube  in  ähnlicher  Weise  auf  ein  Zählwerk  über- 
tragen werden.    (Vgl.  a.  13  v.  Chr.  Vitruvius.) 

—  Hmtm  kennt  die  Auflösimg  quadratischer  Gleichungen.  Wenigstens  ist 
die  Berechnung  einer  imreinen  quadratischen  Gleichung  an  seinen  Namen 
geknüpft. 

—  Hwon  konstruiert  die  „Dioptra",  ein  Feldmeßinstrument  als  Vorläufer 
unseres  Theodoliten  und  schreibt  ein  Lehrbuch  über  die  Inhaltsberech- 
nung von  Flächen  (darunter  Vielecken)  und  Körpern  und  über  ihre  Teilung. 
Er  verwendet  die  sog.  Heron'sche  Dreiecksformel  (Inhaltsbereohnung  des 
Dreiecks  aus  den  drei  Seiten). 

—    35     — 


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100 

100  KlaomodM  schreibt  emen  Auszng  aus  des  Poseidonios'  Astronomie  und  erwähnt 
bereits  die  astronomittche  Strahlenbrechung,  die  alle  Sterne,  mit  Ausnahme 
der  im  Zenit  befindlichen  (s.  1604  E.)  höher  erscheinen  läßt,  als  sie  stehen. 
Er  weiß,  daß  der  Lichtstrahl  beim  Übergang  aus  einem  dichteren  Stoff 
in  einen  dünnereu  nach  dem  Lot  hin  gebrochen  wird  {KardxXaait). 

—  MamlaM  von  Alexandria  behandelt  in  seinem  Werke  „Sphaerioorum  libri  IV" 
die  wichtigsten  Sätze  der  sphärischen  Trigonometrie,  worin  auch  der  nach 
ihm  benannte  Satz  von  den  Abschnitten  der  durch  eine  Transversale  ge- 
schnittenen Dreiecksseiten  enthalten  ist.    (Vgl.  1260  Nassir-Eddin.) 

104 — 6  Apollodoros  von  Damaskus  baut  im  Auftrage  Trajans  die  berühmte 
Brücke  über  die  Donau. 

106  Nachdem  die  Chinesen  schon  im  3.  Jahrhundert  t.  Chr.  Papier  ans  Hanf 
hergestellt  hatten,  erfindet  Ttal-ton  die  Herstellimg  von  Papier  aus  Seiden- 
nnd  Leinenlumpen. 

106  Cajus  Julius  Lacw  erbaut  im  Auftrage  des  Kaisers  Trajan  die  berühmte 
Brücke  über  den  Tagus  (Tajo)  bei  Alcantara,  die  aus  Granitquadem  ohne 
Mörtel  hergestellt  ist. 

107 — 13    ApollodonM  erbaut  das  Trajansforum. 

110  MarlnM  vonTyros  entwirft  eine  neue,  die  römischen  Entdeckungen  berück- 
sichtigende Erdkarte  (Gradnetzkarte). 

—  Sorano*  von  Ephesos,  Hauptvertreter  der  methodischen  Ärzteschule,  schreibt 
über  Frauenkrankheiten  (erstes  Hebammenbuch)  und  über  akute  und 
chronische  Krankheiten.  Seine  Yerbandlehre  veranschaulicht  eine  mit  Ab- 
bildungen versehene  Handschrift   der  Bibliotheca  Laurentiana  in  Florenz. 

120    Apollodorot  widmet  dem  Kaiser  Hadrian  sein  Werk  „Poliorketika". 
^    Attmasot  von  Alexandria  berichtet,  daß  man  zu  den  Lebzeiten  seines  Groß- 
vaters   angefangen   habe,    die    Citrone,    die  Theophrastos   bereits   kannte, 
die  aber  erst  späterhin  veredelt  wurde,  zu  den  genießbaren  Früchten  zu 
rechnen. 

140  Antyllot  beschreibt  zuerst  die  Aneurysmen,  die  er  vermittels  Spaltung 
der  sackförmigen  Erweiterung  des  Arterienrohres  und  doppelter  Unter- 
bindung ( Antyllische  Methode)  behandelt  und  ist  der  erste,  der  seit  Askle- 
piades  (s.  70  v.  Chr.)  die  Tracheotomie  nicht  nur  vornimmt,  sondern  auch 
die  Kegeln  aufstellt,  nach  welchen  sie  vorgenommen  werden  müsse. 

Ji60  Die  älteste  Bezeichnimg  der  Zahlenziffern  ist  in  Griechenland  diejenige 
durch  die  Anfangsbuchstaben  der  Zahlwörter  (die  Ziffern  1 — 4  durch 
Striche).  Diese  Bezeichnungsart,  die  bis  300  v.  Chr.  allgemein,  bis  100 
V.  Chr.  noch  vereinzelt  in  Gebrauch  war,  wird  von  dem  byzantinischen 
Grammatiker  HarodlanM  i.  J.  150  n.  Chr.  beschrieben,  woher  die  Benen- 
nung „Herodianische  Zahlen"  stammt.  Seit  dem  Jahre  500  v.  Chr.  bildet 
sich  daneben  in  Griechenland  die  später  ausschließlich  angewendete  Be- 
zeichnung der  Ziffern  durch  die  Buchstaben  des  ionischen  Alphabets  aus. 

—  NlkomachM  von  Gerasa  (Arabien)  schreibt  in  neupythagoreischem  Sinn  das 
erste  Lehrbuch  der  Arithmetik,  beschäftigt  sich  mit  zahlentheoretischen 
Problemen  und  gibt  eine  vollständige  Theorie  der  Polygonalzahlen  (figu- 
rierten Zahlen). 

—  Claudius  PtolaniMUt  von  Alexandria,  gleich  bedeutend  als  Astronom,  Mathe- 
matiker und  Geograph,  faßt  seine  Trigonometrie,  welche  die  Hauptsätze 
der  ebenen  imd  sphäiischen  Trigonometrie  behandelt,  und  seine  astrono- 
mischen Lehren  zusammen  in  dem  großen  Werke  Meyäkrj  avrtaSit,  bekannter 
tmter  dem  Namen  „Almagest"  (entstanden  aus  dem  Titel  der  um  827  ent- 
standenen arabischen  Übersetzung  „Tabrir  al  magesthi").  Die  Lehrsätze 
des  Almageet  beherrschen  weit  über  ein  Jahrtausend  die  Wissenschaft. 

-     36     — 

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167 

160  Die  Astronomen  des  Altertrams  bestimmten  den  Winkel  dmoh  die  Sehne. 
(Yg^.  146  y.  Chr.  Hipparohos.)  Anstatt  der  Sinnstafeln  wurden  daher 
Sehnentafeln  benutzt,  deren  berühmteste  Ptotamaflin  im  9.  Kapitel  des 
I.  Buches  des  Almagest  gibt.  Dieselbe  enthält  die  Sehnen  der  Winkel 
von  halben  zu  halben  Graden.  Aus  der  lateinischen  Übersetzung  der 
üntereinteilungen  „Partes  minutae  primae"  bez.  „Partes  minutae  secundae" 
sind  die  Bezeichnungen  „Minute"  und  „Sekunde"  entstanden. 

—  PtolwiUHU*  gibt  in  seinem  Almagest  einen  Stemkatalog  mit  1028  Nummern 
heraus.  Er  untersucht  mit  Hufe  des  von  ihm  erfundenen  Triquetrum 
die  Mondparallaxe,  die  er  etwas  zu  groß  findet,  imd  versucht  eine 
Bestimmung  der  Sonnenparallaze,  die  allerdings  20  mal  zu  hoch  ausfällt. 
Er  entdeckt  die  Evektion,  die  beträchtlichste  der  Ungleichheiten  der 
Mondbahn. 

—  Ptotomaein  behandelt  in  seinen  „Optioomm  sermones  quinque"  die  Theorie 
des  Sehens,  die  Reflexion,  die  Theorie  der  ebenen  und  sphärischen  Spiegel, 
die  Refraktion  und  mißt  ziemlich  genau  die  Winkel,  die  der  einfallende 
und  der  gebrochene  Strahl  mit  dem  Einfallslot  bilden,  für  Luft  und  Wasser, 
Wasser  und  Glas,  sowie  Luft  und  Gla«.  In  dem  für  das  Verständnis  der 
griechischen  Musik  höchst  wichtigen  Werke  „Harmonica"  bringt  er  die 
musikalische  Akustik  des  Altertums  zum  Abschlüsse. 

—  PtolafflMui  gibt  die  erste  Theorie  des  wissenschaftlichen  Eartenzeiohnens, 
das  er  als  Registrierung  der  durch  astronomische  Beobachtung  gewon- 
nenen Positionsbestimmungen  in  einer  nach  mathematischen  Gesichts- 
punkten bestimmten  Projektionsart  der  konischen  Projektion  auffaßt. 
Das  Gradnetz  umfaßt  die  bewohnte  Erde  vom  lO"  s.  Br.  bis  26"  n.  Br., 
und  von  Irland  bis  Java  und  Sumatra.  Erwähnt  sind  8000  Orte. 

—  Nachdem  Hipparchos  mit  der  Präzession  die  Veränderlichkeit  der  Dekli- 
nation und  die  Eonstanz  der  Breite  entdeckt  hatte  (s.  146  v.  Chr.),  ändert 
Ptotemaa»  die  Armillarsphäre  (s.  240  v.  Chr.)  so  ab,  daß  auch  ^e  Lage 
gegen  die  nun  als  Hauptgrundebene  gewählte  Ekliptik  immittelbar  be- 
stimmt werden  kann.  Das  so  geänderte  Instrument  erhält  den  Namen 
Astrolabium. 

160  ApulaJiR  erwähnt  bereits  die  Verwendung  von  Kerzenlicht  bei  kirchlichen 
Zeremonien  und  unterscheidet  Wachs-  imd  Talgkerzen  als  Cerei  und  Sebacei. 
Im  9.  Jahrhundert  jedoch  beginnen  erst  die  Kerzen  den  Eienspan  im 
bürgerlichen  Haushalte  zu  verdrängen. 

167  Claudius  Galenin  von  Pergamon,  der  berühmteste  Arzt  des  Altertums  nach 
Hippokrates,  dessen  Schriften  er  erklärt,  und  dessen  Dogmatismus  er  er- 
neuert, verfaßt  über  200  Schriften,' in  denen  alle  Teile  der  Medizin  (daneben 
Philosophisches  und  Philologisches)  abgehandelt  sind.  Besonders  erforscht 
er  die  Anatomie,  Physiologie  und  Pathologie  und  spricht  Anschauungen 
aus,  die  bis  zu  Vesals  Zeit  ihre  Gültigkeit  bewahren.  GaJenus  weiß  be- 
reits, daß  die  Empfindungen  durch  die  sensiblen  Nerven  vermittelt  werden 
and  daß  dieselben  durch  Kompression  der  Nerven  vorübergehend,  durch 
Unterbindung  oder  Durchschneidung  dauernd  verloren  gehen. 

—  flalmut  handelt  in  seinen  Schriften  „Von  den  örtlichen  Leiden",  „Von  den 
Ursachen  der  Symptome",  „System  der  Heilkunst"  und  „Über  die  örtlichen 
Heilmittel"  vielfach  auch  über  Augenheilkunde.  Seine  eigentlichen  augen- 
ärztliohen  Schriften  „'(hmxoi  Xiiyoi"  (Optik)  und  „Tcöv  er  S(p&aXf4ole  3ia6<Bv  dtä- 
■jvfooig"  (Diagnostik  der  Augenkrankheiten)  sind  verloren  gegangen.  Nach  jenen 
Schriften  ist  zu  schließen,  daß  die  alten  Griechen  im  wesentlichen  nur 
die  Niederdrückimg  des  Stares  kannten.  Nur  gelegentlich  lief  dieses 
Verfahren  auf  eine  Zerstückelung  hinaus.  Beim  Milchstar  kam  es  zuweilen 
bei  der  Niederdrückung  zu  einer  einfachen  Kapselzerschneidiug  und  Ent- 

—     37     — 

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167 

leerung  der  Starmasse.  Eine  Ausziebung  wurde  nur  bei  weichen  und  ser- 
stückelten  Staren  gewagt.  Der  Homhautstich  und  die  Extraktion  des 
harten  Vollstars  waren  den  Alten  unbekannt. 
167  GalMUS  schreibt  Werke  über  die  Arzneimittel  „De  aimpUcium  medicamen- 
torum  temperaturis  et  facultatibuB"  und  „De  compoaitione  medicamen- 
torum",  die  Jahrhunderte  hindurch  den  höchsten  Kang  behaupten.  Nach 
ihm  heißen  noch  heute  Mengungen,  wie  Pflaster,  Salben,  sowie  Infusa, 
Decocta  usw.  „Galenische  Areneimittd". 

—  Gaten«  bearbeitet  in  seiner  Schrift  „De  sanitate  tuenda"  die  Diätetik 
des  Erwachsenen,  des  Kindes  und  des  Jünglings.  Auch  gibt  er  ein- 
gehende Vorschriften  über  das  Massieren  imd  verwendet  die  Massage  viel- 
fach in  Verbindung  mit  gymnastischen  Übungen.  Zu  seiner  Zeit  boU  es 
in  Rom  besondere  Ärzte  für  Massage  gegeben  haben.  Er  empfiehlt  als 
erster  die  klimatische  Kur,  namentlich  auch  Seereisen  gegen  Schwindsucht. 

169  Galrant  kennt  den  Unterschied  der  Arterien  und  Venen,  lehrt,  daß  die 
Arterien  normalerweise  Blut  enthalten,  dem  Luft  beigemengt  sei,  tmd  be- 
handelt in  hervorragender  Weise  die  Lehre  von  der  Blutstillung.  Er  er- 
kennt es  als  zweckmäßig,  dem  blutenden  Teil  eine  erhöhte  Lage  zu  geben 
und  beschreibt  den  Druckverband,  die  Digitalkompression,  die  Unter- 
bindung, die  Drehung  und  das  Durchschneiden  des  blutenden  Gefäßes.  Bei 
der  WundheUung  unterscheidet  er  Vereinigung  der  Wunde  durch  die  eigene 
Substanz  ohne  Karbe,  einfache  Verklebung  (Prima  intentio)  und  durch 
Vermittelung  einer  Narbe  neu  entstehende  Substanz  (Secunda  intentio). 
(Vgl.  auch  400  V.  Chr.) 

—  OaMnu  kennt  und  beschreibt  die  Anatomie  und  Physiologie  der  Nase.  Er 
beschreibt  anatomisch  richtig  das  Verhältnis  von  Nasenhöhle  und  Augen 
höhle,  die  Lage  des  Tränennaeenkanals  und  seine  Mündung  in  den  Nasen- 
höhlen. Er  nimmt  an,  die  Fimktion  der  Nase  sei  eine  dreifache,  zum 
Durchtritt  und  der  Erwärmung  der  Luft  beim  Atmen,  zum  Abfluß  der 
Exkrete  des  Gehirns  und  zur  VentUation  des  Gehirns,  und  als  Weg  für 
die  Gerüche.  Er  beschreibt  eingehend  den  Kehlkopf  und  teüt  die  inneren 
Muskeln  desselben  in  solche,  die  ihn  öffnen,  und  solche,  die  ihn  schließen. 
Er  gibt,  der  Stimmritze  den  Namen  „Glottis"  und  eteUt  Betrachtungen 
über  deren  Einrichtungen  für  Kehlkopfschluß  und  Tonerzeugung  an. 

—  Qalenut  unterscheidet  die  Blasensteine  als  angewachsene  und  bewegliche, 
als  harte  imd  weiche,  und  rät,  die  weichen  Steine  durch  medikamentöse 
Behandlung  aufzulösen,  während  er  bei  den  harten  Steinen  als  einziges 
Mittel  der  HeUung  die  Extraktion  durch  den  Schnitt  am  Blasenhalse  be- 
trachtet. Er  führt  die  erste  Besektion  des  Brustbeins  unter  Freilegung 
des  Herzens  mit  glücklichem  Erfolge  aus. 

180  Unter  dem  Namen  „Phytiologiit"  ist  eine  Klasse  von  Zusammenstellungen 
über  das  zoologische  Wissen  zu  verstehen,  deren  erste  in  griechischer 
Sprache  in  Alexandria  erscheint.  Die  Werkohen  beschreiben  teUs  bekannte, 
teils  sagenhafte  Tiere  und  deuten  die  Eigenschaften  derselben  in  religiös- 
christlichem  Sinne.  Sie  werden  im  Mittelalter  vielfach  ins  Lateinische 
tmd  auch  ins  Althochdeutsche  übersetzt,  sind  aber  mehr  als  symbolische 
denn  als  wissenschaftliche  Literatur  anzusprechen. 

193  Wie  Tartuillan  berichtet,  ist  der  Muschelbyssus,  eine  fadenförmige  Sekretion 
der  Byssusdrüse  zahlreicher  Acephalen,  zu  seiner  Zeit  zu  industriellen 
Zwecken,  namentlich  zu  Stickereien  und  Webereien,  verwendet  worden. 
(Vgl.  a.  450  V.  Chr.) 

200  ArttMM  aus  Kappadozien  gibt  an,  daß  das  Blut  der  Arterien  hell,  das  der 
Venen  dunkel  sei. 

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850 

210    Caallin   Aarallanut  fördert  die   Orthopädie.     Er  empfiehlt  zuerst  passive 

Gymnastik  und  Sch-wimmen  bei  Gelähmten. 
220    Scxtut  Julius  Afriouiu*  gibt  eine  Methode  an,  die  Breite  eines  Flusses  ohne 
unmittelbare  Messung  durch  Absteckung  ähnlicher  rechtwinkliger  Dreiecke 
zu  ermitteln.     Das  Verfahren  wird  noch  jetzt  in  der  Eriegstechnik  (z.  B. 
bei  der  raschen  Feststellung  einer  FluBbreite)  angewendet. 
230    Claudlut  Aalianut  von  Praeneste  erwähnt,  daß  die  betäubenden  Eigenschaften 
dpfi  Zitterrochens,  die  bereits  von  Aristophanes,  Plato,  Aristoteles,  Straten, 
Scribonius  Largus,  Plinius,  Plutarch,  Galen  und  Oppian  erwähnt  worden 
sind,    sich    noch    geltend   machen,    wenn    man  Wasser   aus   einem   Gefäß, 
in  dem  sich  ein  Zitterrochen  befindet,  über  die  Hand  oder  den  Fuß  gießt. 
250    DIopkantM    aus  Alexandria   befreit   die   Arithmetik  aus  den   Fesseln   der 
Geometrie  und  begründet  nach  ägyptischem  Muster  eine  neue  Arithmetik 
imd   Algebra.     Er   behandelt   ganzzahlige    Gleichungen   mit   ganzzahligen 
Unbekannten.      Doch    kommt   das,  was  man  jetzt  unter  „Diophantischen 
Gleichungen"    versteht,    bei   Diophantos    selbst  nicht  vor.     Er  bezeichnet 
z  mit  dem  griechischen  ;. 
281    Der  römische  Kaiser  Prokut  führt  die  Kultur  der  Weinrebe  am  Kheine  ein. 
284    In  Alexandria  kommt  die  Diocletianische  Aera,  auch  Aera  der  Märtyrer 
genannt,  in  Gebrauch,  die  mit  der  Thronbesteigung  des  Kaisers  Cajus  Vale- 
rius  DiocMiMUt  (29.  August  284)  beginnt.     Die  christlichen  Kopten  bedienen 
sich  dieser  Aera  noch  jetzt.     (Vgl.  auch  625  Dionysius.) 
290    Der  lateinische  Kirchenschriftsteller  Lucius  Coelius  Laetantlut  Firmianus  ist 
der    erste,    welcher    der   Glasfenster   mit   Bestimmtheit   Erwähnung  tut. 
Ältere  Nachrichten  über  den  Gebrauch  der  Glasfenster  sind  unsicher. 
300    Dar  römische  Kaiser  Cajus  Valerius  Diodftkuius  richtet  eine  Art  regelmäßiger 

Taubenpost  ein. 
—  Pappoi  von  Alexandria  gibt  in  seinem  Sammelwerke  „Swayoayri"  eine  Be- 
schreibung von  Kurven  doppelter  Krümmung  auf  der  Kugel,  sowie  den 
Fundamentalsatz  der  für  die  neuere  (projektive)  Geometrie  maßgebend  ge- 
wordenen Theorie  der  Doppelverhältnisse.  Er  erörtert  die  als  „vollständiges" 
Viereck  imd  Vierseit  bezeichnete  Kombination  von  Linien  und  Punkten, 
und  behandelt  zahlreiche  Sätze  der  Lehre  von  den  Kegelschnitten,  dar- 
unter die  Involution  von  sechs  Punkten.  In  dem  Sammelwerk  ist  auch 
die  sog.  „Aufgabe  des  Pappos",  den  Ort  zu  3  oder  mehreren  Geraden 
zu  finden,  enthalten,  sowie  der  seit  dem  17.  Jahrhundert  als  „Guldin'sche 
Begel"  benannte  Satz  zur  Bestimmung  des  Raum-  und  Oberflächeninhalts 
eines  Umdrehimgskörpers.  (Vgl.  1640  Guldin.)  Pappos  versucht,  jedoch 
ohne  Erfolg,  das  Problem  der  schiefen  Ebene  durch  das  Hebelgesetz  zu 
erklären. 
325    Das  Konzil  zu  NIcMa  setzt  das  Osterfest  auf  den  Sonntag  nach  dem  Früh- 

Ungsvollmond  fest. 
340    Der   griechische   Tierarzt  Aptyrtut  von  Prusa  in  Bithynien  beschreibt  eine 
Anzahl    von   Tierkrankheiten,   wie   die  Druse,    Ruhr,   Mauke,   Flußgalle, 
Koller   usw.  und   gibt  Mittel   zu  ihrer   Heilung  an.    Er  kennt  auch  den 
Rotz,  die  Dämpfigkeit  und   die  Rehe  der  Pferde,  und  betont  bereits  das 
Fehlen  der  Gallenblase  bei  letzteren. 
350    Lucius   Apulejut  Barbarus  erwähnt  zuerst  die  Tormentillwurzel,  die  Wurzel 
einer  PotentÜla    die   als  Pulver  oder  Aufguß  medizinische  Verwendung, 
insbesondere  bei  Zahnschmerzen  findet. 
—    Aemilianus   Palladlnt  erwähnt  in   seiner   Schrift  „De  re  rustica"  die'jVer- 
wendung  von  Meeresalgen,   Tang  und   andern  Seegewächsen    als  Dünger- 
ersatz.    Diese  Meeresgewächse  werden   auch   heute  noch  vielfach  an  den 
Küsten  Frankreichs  und  Italiens  als  Dünger  verwendet. 


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850 

360  Palladint  erwähnt  in  seiner  Schrift  „De  re  mstica"  eine  Art  von  Mäh- 
maschine, welche  mit  der  von  PliniuB  beeohriebenen  (s.  78)  in  der  Haupt- 
sache übereinstimmt,  ao  daß  sich  demzufolge  diese  Art  des  Maachiuen- 
mähens  mehrere  Jahrhunderte  hindurch  erhalten  zu  haben  scheint. 

—  Palladint  gibt  eine  Beschreibung  von  Arbeiten,  welche  zur  Kömerzeit  zur 
Trockenlegung  (Drainage)  versumpfter  Landstrecken  ausgeführt  wurden. 
Solche  Drainierungsanlagen  sind  u.  a.  in  Alatii  aufgefunden  worden. 

—  PhllacrlM  ist  der  erste,  der  die  vollständige  Exstirpation  eines  Aneurysma 
vornimmt.  Die  nach  ihm  benannte  Methode  wird  lange  Zeit  völlig  ver- 
lassen, und  erst  im  17.  Jahrhundert  von  Matthias  Gottfried  Purmann 
wieder  aufgenommen. 

369  Der  jüdische  Kalender,  für  den  sich  weder  aus  der  Bibel,  noch  aus  der 
älteren  jüdischen  Literatur  übersichtliche  Regeln  aufstellen  lassen,  findet 
die  erste  systematische  Bearbeitung  durch  den  Patriarchen  HIHd  Hanaitl 
den  Jüngeren  in  Tiberias.  Hillel  ist  auch  der  Urheber  der  noch  heute 
gebräuchlichen  jüdischen  Aera,  die  von  dem  Jahre  3761  v.  Chr.  ausgeht. 
(Vgl.  auch  312  v.  Chr.  Seleukos  Nikator.) 

360  Der  Bischof  Basilim  der  Große  folgert  die  Zusammengehörigkeit  gewisser 
durch  das  Meer  getrennter  Teile  des  Festlandes  auf  Grund  zoogeogra- 
phischer Erwägungen. 

361  Oribailnt  gibt  in  den  70  Büchern  seiner  'laigixai  owaycoyai,  von  denen 
25  Bücher  noch  erhalten  sind,  eine  Darstellung  der  gesamten  Heilkimde 
seiner  Zeit,  der  inneren  Medizin  sowohl  als  auch  der  Chirurgie.  Er  emp- 
fiehlt zur  Wundbehandlung  die  konstante  Irrigation  mit  Rotwein. 

368  Bailllin  der  Große  errichtet  vor  den  Toren  von  Cäsarea  in  Kappadozien 
eine  Fremdenherberge  großen  StUs,  welche,  neben  Armenhäusern  und 
Asylen  für  gefallene  Mädchen,  auch  eine  umfangreiche  Hospitalanlage  mit 
Ärzten  und  Krankenpflegern  enthält.  Diese  Sohöpfimg  ist  als  der  erste 
Anfang  einer  geregelten  öfFentliohen  Krankenpflege  im  bürgerlichen  Leben 
anzusehen. 

370  Der  Bischof  Ambrotivt  von  Mailand  unterscheidet  die  vier  sogenannten 
authentischen  Tonleitern,  denen  Papst  Gregor  der  Große  um  600  die  vier 
plagalisohen  Tonreihen,  die  im  heutigen  Sinne  indes  keine  Tonleitern  sind, 
hinzufügt. 

378  Der  lateinischefKirohenvater  Htaronymut  der  Heilige  erwähnt  in  seiner 
Schrift  „Wortwechsel  zwischen  einem  Luziferaner  und  einem  Recht- 
gläubigen", daß  beide  in  den  Straßen  von  Antiochia  so  lange  mit  ein- 
ander disputiert  hätten,  ,,biB  man  Licht  auf  den  Gassen  angezündet  habe". 
Es  ist  dies  die  älteste  verbürgte  Nachricht  über  öffentliche  Straßenbe- 
leuchtung. 

380  Unter  der  Dynastie  der  T»ln  besuchen  chinesische  SchiSe,  vom  Kompaß 
geleitet,  indische  Häfen  und  die  Ostkflste  von  Afrika. 

—  Publius  V«cetlin  vergleicht  in  seinem  Werke  „Digestorum  artis  mulomedi- 
cinae  libri  IV"  zuerst  die  Tierkrankheiten  mit  den  Krankheiten  des 
Menschen,  so  daß  er  gewissermaßen  als  der  Begründer  der  vergleichenden 
Pathologie  anzusehen  ist.  Er  bezieht  sich  in  seinen  Darlegungen  wieder- 
holt auf  die  Pferde  der  damals  gerade  in  Europa  eingedrungenen  Hunnen. 

386  Der  Reitsattel  hat  sich  aus  den  schon  im  frühen  Altertum  vorkommenden 
sattelähnlichen  Vorrichtungen  (Decken,  Teppichen  u.  dgl.)  allmählich  ent- 
wickelt. Als  erste  geschichtliche  Erwähnung  eines  wirklichen  Sattels  gilt 
eine  Verordnung  des  römischen  Kaisers  Theodoslut  I.,  in  welcher  das  zu- 
lässige Höchstgewicht  der  den  öffentlichen  Postpferden  aufzulegenden 
Reitsättel  vorgeschrieben  ist. 

—     40     — 


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390  Der  römifiohe  GeschiohtascIireibeT  AmmhuiHt  Maitililnut  besohreibt  Feaer- 
pfeile  (Malleoli),  die  aus  Katapulten  abgeschoBaen  werden  („Kes  geatae" 
IIb.  23).  Der  Brandsatz  dieser  Geschosse  besteht,  wie  Vegetius  Renatas 
(in  „Epitome  rei  militaris")  angibt,  aus  Werg,  Harz,  Schwefel  und  Erdöl. 

390  Der  römische  Schriftsteller  Dedmus  Magniu  Autonlin  berichtet  von  Wasser- 
mühlen an  der  Roer,  die  zum  Sohneiden  von  Steinblöoken  in  Betrieb 
waren.  Eine  nähere  Beschreibung  der  Einrichtung  dieser  Sagemühlen 
fehlt.  Doch  geht  aus  anderweitigen  gleichzeitigen  Nachrichten  hervor, 
daB  man  bereits  zu  jener  Zeit  Steinsägen  kannte,  die  aus  Holzlatten  be- 
standen, an  deren  Schleifkante  Feuerateinspitzen  mit  Kitt  befestigt  waren. 
(Vgl.  352  V.  Chr.  und  77  n.  Chr.) 

400  Der  römische  Schriftsteller  Ambrosius  Theodosius  MaeroMus  gebraucht  in 
seinem  Werke  „Commentarius  in  Somniom  Scipionis"  zuerst  das  Wort 
„Ekliptik". 

—  SyMihM,  Bischof  von  Ptolcmais,  erwähnt  in  einem  Brief  an  Hypatia  zum 
ersten  Male  das  Skalenaraeometer  (Volumaraeometer)  unter  dem  Namen 
Baryllium.  Diesem  Brief  nach  zu  urteilen  muB  damals  das  Instrument 
neu  gewesen  sein,  so  daB  dessen  Erfindung  wohl  in  die  erste  Hälfte  des 
4.  Jahrhunderts  zu  setzen  ist.  (Andere  schreiben  das  Instrument  dem 
Priscianus  zu.) 

—  Der  römische  Militärschriftsteller  Flavius  VistHiit  Ranatu*  beschreibt  optische 
Telegraphen  auf  den  Warttürmen  der  Festungen,  welche  aus  beweg- 
lichen Balkenstücken  bestehen,  denen  zwecks  Zeichengabe  eine  ver- 
schiedene Stellung  gegeben  werden  konnte  und  die  als  die  ersten  Sema- 
phoren  anzusehen  sind.     (S.  1763  Edgeworth  und  1793  Chappe.) 

—  Flavius  Vtgatlitt  Ranatu  erwähnt  bereits  eine  Maschine  zum  Wasserheben, 
bei  der  ein  gewöhnlicher  Lederblasebalg  als  Pumpe  benutzt  wird.  Solche 
Pumpen  werden  später  insbesondere  als  Schrffspumpen  unter  dem  Namen 
Sackpnmpen  (Friesterpumpen,  Pampen  ohne  Kolben)  gebaut.  , 

—  Flavius  Vacallus  Ranatut  beschreibt  in  seinen  „Abhandlungen  über  die 
Kriegskunst"  den  später  als  „Nürnberger  Schere"  bezeichneten  Apparat 
als  zusammenlegbare  und  leicht  transportable  Festungsleiter  für  Belage- 
rungszweoke.  Genau  nach  diesem  Prinzip  wird  zu  Anfang  des  20.  Jahr- 
hunderts eine  Feuerwehrleiter  konstruiert,  die  auf  einem  Motorwagen 
steht  and  durch  einen  zweiten  Motor  aufgeklappt  wird. 

405  Der  Dichter  Aurelius  Pnidaiitlus  Clemens  vergleicht  in  seinen  Märtyrer- 
Hymnen  die  mit  mehrfarbigen  Glasscheiben  gefüllten  Bogenfenster  der 
Paulskirche  in  Rom  mit  Wiesen  voll  Frühlingsblumen.  Doch  handelt  es 
sich  hier  anscheinend  noch  nicht  um  eine  eigentliche  Glasmalerei,  sondern 
nur  um  eine  Zusammensetzung  verschiedenfarbiger  Glasstücke  za  einer 
gewissen  koloristLschen  Wirkung.     (Vgl.  880  Ratpert). 

400  Während  die  Glocken  anfangs  geschmiedet  oder  getrieben  wurden,  soll 
PauHnut.  Bischof  von  Nola,  den  Glockenguß  erfunden  haben.  Die  Kirche 
in  Cimitile  bei  Nola  rühmt  sich,  den  „ältesten  Glockenturm  in  der  Christen- 
heit zu  besitzen".  Ein  sicherer  Nachweis  über  die  Erfindung  des  Glocken- 
gusses ist  nicht  zu  erbringen. 

430  Zaalmos  von  Panopolis  gibt  der  chemischen  Forschung  einen  großen  Auf- 
schwung durch  Verbesserung  der  Destillation  sowie  der  metallurgischen 
Prozesse.  Durch  ihn  kommt  die  Bezeichnung  „Chemie"  in  allgemeinen 
Gebrauch. 

447  Cassius  Failx,  lateinischer  Übersetzer  ärztlicher  Schriften,  gibt  an,  daB 
die  Verletzung  der  einen  HirnhäUte  Lähmung  der  entgegengesetzten  Körper- 
hälfte bedingt. 

—     41      — 

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450 

450  (Nymplodor  apricht  schon  von  den  —  später  so  genannten  —  artesischen 
Brunnen  in  Ägypten,  die  eine  Tiefe  von  200  bis  500  Ellen  hätten  und 
das  Wasser  über  der  Erdoberfläche  ausgössen,  "woselbst  man  es  zur  Be- 
rieselung der  Äcker  benutze.     (Vgl.  auch  320  v.  Chr.  und  168  v.  Chr.) 

500  Der  indische  Astronom  Arya-Bhatta  fördert  die  Algebra  derart,  daß  er  als 
der  Vater  der  indischen  Algebra  bezeichnet  werden  muß.  Er  gibt  ein 
Verfahren  zum  Ausziehen  von  Quadrat-  und  Kubikwurzeln  an,  welches 
mit  dem  gegenw&rtig  gebräuchlichen  fast  völlig  übereinstimmt. 

—  Der  Ostgotenkönig  Thtoderich  baut  einen  Aquädukt  bei  Spoleto  in  der 
Provinz  Umbrien,  der  bei  89  m  Kämpferhöhe  aus  zwei  Stockwerken  mit 
10  unteren  öfinungen  von  je  21,4  m  Spannung  und  30  oberen  Bogen 
besteht. 

610  Anicius  Manlius  Severinus  BoMhIut  gibt  in  seiner  Schrift  „De  musica" 
eine  ausführhche,  aber  zumeist  auf  ältere  griechische  Schriftsteller  gestützte 
Abhandlung  über  die  Musik. 

520  Der  Philosoph  SlmpHdm  spricht  den  Grundsatz  aus,  das  Nichtherabfallen 
der  himmhschen  Körper  werde  dadurch  bewirkt,  daß  der  Umschwung  (die 
Zentrifugalkraft)  die  Oberhand  habe  über  den  Zug  nach  unten  (die  eigene 
FaUkraft). 

525  Der  Architekt  AnthMülM  von  Tralles  in  Lydien  ist  wahrscheinlich  der 
Verfasser  des  „Fragmentum  mathematicum  Bobiense",  in  welchem  die 
Ermittelung  des  Brennpunktes  der  Parabel  behandelt  ist. 

—  Der  römische  Abt  Dionytiin  Exlfuut  wendet  in  seiner  Ostertafel  vom  Jahre 
525  an  Stelle  der  Diocietianischen  Aera  (s.  284)  zuerst  die  nach  ihm  be- 
nannte Dionysische  Aera  an,  und  wird  damit'  der  Begründer  der  heutigen 
christlichen  Zeitrechnung.  Das  erste  Jahr  derselben  läuft  vom  1.  Januar 
bis  31.  Dezember  754  nach  Gründung  Roms.  Die  Geburt  Christi  setzt 
Dionysius  auf  den  25.  Dezember  des  Jahres  1.    (Vgl.  716  Beda.) 

532  Während  die  Nachricht,  daß  Archimedes  bei  der  Belagerung  von  Syrakus 
die  feindlichen  Schiffe  durch  Brennspiegel  in  Brand  gesteckt  habe,  als 
irrig  bezeichnet  werden  muß,  berichtet  AnthemlM  von  TraUes  (in  seiner 
Schrift  „rfsgl  xagadö^mv  fitixon^/JÖfiov"),  daß  man  im  Altertum  tatsächlich 
wiederholt  versucht  hat,  feindliche  Schiffe  mit  großen  Brennspiegeln  an- 
zuzünden, die  aus  einer  großen  Zahl  kleiner  Planspiegel  zusammengesetzt 
waren.    (Vgl.  auch  1747  B.) 

532 — 537  AntiiemlM  von  Tralles  und  Itidorot  von  Milet  erbauen  im  Auftrage 
Justinians  die  Sophienkirche  in  Konstantinopel,  die  mit  ihrer  32  m  weiten 
Kuppel  für  viele  Kirchenkuppeln  des  Abendlandes  vorbildlich  wird.  Nach- 
dem dieselbe  658  infolge  eines  Erdbebens  eingestürzt  war,  wird  sie  von 
Isidoros  aufs  neue  hergestellt. 

636  Der  Feldherr  Justinians  BtHiar  legt  während  der  Belagerung  Roms  durch 
die  Ostgoten  unter  Vitiges  die  ersten  öffentlichen  Schiffsmühlen  auf  dem 
Tiber  an.    (Vgl.  80  v.  Chr.  Mithridates.) 

650  AMot  von  Amida  erwähnt  zuerst  die  Nelken,  die  übrigens  schon  von  den 
alten  Ägyptern  bei  poda^prischen  Beschwerden  und  als  magenstärkende» 
Mittel  gebraucht  wurden.  Paulus  von  Aegina  bemerkt,  daß  sie  von  einem 
indischen  Baume  kämen  und  nicht  nur  als  Medikament,  sondern  auch 
zum  Würzen  der  Speisen  geeignet  seien. 

—  Araiu  erörtert  in  seinem  Werke  „Jatrica"  die  von  ihm  beobachteten 
Epidemien  und  die  zu  gleicher  Zeit  aufgetretenen  Epizootien,  und  er- 
wähnt, daß  die  Pest  auch  die  Tiere  befallen  könne. 

—  AMttt  gibt  an,  daß  im  Verlauf  der  Erhärtung  von  Nieren  Wassersucht 
eintrete. 

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688 

550    AMm  schreibt  über  Geburtshilfe  und  ist  der  erste,   der  ausdrücklich  von 
der  Wendung  auf  die  Füße  spricht.     Dieses  Verfahren  gerät  in  Vergessen- 
heit  und  wird  erst  um    1280  von  Amoldus  VUlanovanns  und  um  1507 
von  Antonio  Benivieni  wieder  geübt. 
—    Alexander  von  Tralles  führt  den  Rhabarber  als  Heilmittel  ein. 

553  Der  griechische  Geschiohteschreiber  Prokopioe  von  Cäsarea  erwähnt  zueist 
die  Mitternachtssonne.  Er  berichtet  darüber,  daß  auf  der  Insel  Thule 
(d.  i.  Skandinavien)  die  Sonne  im  Sommer  40  Tage  lang  auch  um  Mitter- 
nacht über  dem  Horizonte  bleibt. 

656  Der  Kaiser  Jnttinlaii  bemüht  sich,  die  Seidenzucht  in  Griechenland  ein- 
zuführen und  errichtet  großartige  Maulbeerplantagen  im  Peloponnes,  wo- 
von derselbe  den  Namen  „Morea"  erhält. 

590  Das  dem  oströmischen  Kaiser  Miurikloc  zugeschriebene,  12  Bände  um- 
fassende Werk  über  das  Kriegswesen  („Ars  militaris")  erwähnt  zuerst  den 
Steigbügel.  Die  Alten  kannten  den  Steigbügel  nicht.  In  allgemeinen 
Gebrauch  gekommen  ist  er  erst  zur  Zeit  des  Kaisers  Otto  I. 

593  Die  Chineeen  drucken  zuerst  Bilder  and  Schrift  von  Holzstöcken.  Von 
ihnen  gelangt  diese  Kimst  durch  die  Araber  nach  Europa.  Arabische 
Drucke  auf  Papier,  die  bis  1000  n.  Chr.  zurückreichen,  finden  sich  in  der 
Papyros-Sammlung  des  Erzherzogs  Rainer. 

609  Vemntln  Fortunatut  (Venance  Fortunat),  Bischof  von  Poitiers,  erwähnt 
zuerst  die  Chrotta  (Crowd,  Crouth),  ein  altbritannisches  3-  oder  58aitiges 
Streichinstrument,  mit  Schaulöchern  und  Steg,  das  sich  von  den  im 
9.  Jahrhundert  auftretenden  anderweitigen  Streichinstrumenten  (Lyra, 
Rubeba,  VieUa)  durch  einen  vom  Wirbelkopf  auf  beiden  Seiten  zum 
Schallkörper  hinabreichenden  Bügel  unterscheidet. 

617  Nach  Forschungen  von  Stanislas  Julien  scheint  das  Porzellan  in  China 
unter  einem  Kaiser  der  Dynastie  Tang  erfunden  zu  sein. 

622  Mohammad  flieht  am  vierten  Tage  des  ersten  Rabta  (d.  i.  am  20.  Juni  622) 
von  Mekka  nach  Medina.  Nach  dieser  Flucht  (Hidschrat  ar  nah!  — 
Hedschra)  datiert  die  mohammedanische  Zeitrechnung.  Die  Einführung 
dieser  Aera  erfolgt  17  Jahre  später  durch  den  Kalifen  Omar,  wobei  ihr 
Anfang  auf  den  15.  Juli  622  verlegt  wird. 

624  Itidonit  Hispalensis  gibt  die  erste  positive  historische  Kunde  vom  Ge- 
brauche des  Hopfens  zur  Bierbereitung. 

—  Itidonu  Hispalensis  erwähnt  die  Eisengallustinte,  indem  er  angibt,  daß 
man  Galläpfel  zur  Tinte  (ad  incaustum)  verwende. 

—  Itidonit  Hispalensis  gedenkt  zuerst  in  der  von  ihm  herausgegebenen 
Enzyklopädie  „Originum  s.  etymologiarum  libri  XX"  der  Feder  als  Schreib- 
werkzeugs. 

—  Itidonit  Hispalensis  führt  die  Benennung  „Alumen"  für  Alaun  auf  die  An- 
wendung dieser  Substanz  zum  Färben  zurück:  „Alumen  vocatur  a  lumine, 
quod  lumen  coloribus  praestat  tingendis". 

627  Obwohl  das  indische  Zuckerrohr  bereits  zur  Zeit  Alexanders  d.  Gr.  im 
Abendlande  bekannt  war,  findet  sich  die  erste  Erwähnimg  des  aus  dem 
Zuckerrohre  gewonnenen  festen  Zuckers  erst  i.  J.  627  n.  Chr.,  in  welchem 
Jahre  der  oströmische  Kaiser  Horaklloe  auf  seinem  Feldzuge  gegen  den 
Perserkönig  Chosroes  II.  bei  der  Zerstörung  eines  persischen  Königs- 
Bchlosses  u.  a.  auch  Rohr-Stückzucker  erbeutet. 

638  Der  indische  Mathematiker  Bndimacupta  gibt  in  seiner  Schrift  „Brähma- 
sphuta-siddhänta"  zahlreiche  Lehren  der  Mathematik,  entwickelt  die 
Elemente  der  Trigonometrie  unter  Beifügung  einer  den  späteren  Sinus- 
tafeln  entsprechenden  Tafel  und  berechnet  den  Inhalt  des  Kreisvierecks. 
Er  kennt  bereits  die   symbolische  Positionsarithmetik,    welche   den   er- 

—     43     — 


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645 

höhten  Wert  der  einzelneii  ZifFem  durch  ihre  Stellung  andeutet,  und  sich 
der  Null  bedient,  die  fehlenden  Stellen  auBzuffiUen,  wenngleich  eine  plan- 
mäßige Durchbildung  des  Systems  bei  Brahmagupta  noch  fehlt. 

645  Der  arabische  Feldherr  Ainr  Mn  al  An  stellt  unter  Benntiung  von  Arbeiten, 
die  bereite  unter  Kaiser  Trajan  begonnen  waren  (vgl.  auoh  1260  v.  Chr. 
Kamses  IL  und  610  v.  Chr.  Neoho),  einen  Schiffahrtskanal  zwischen 
Kairo  und  dem  Roten  Meere  her,  und  benutzt  ihn  zu  Getreidetransporten 
zwischen  £1  Fostät  (Alt-Kairo)  und  Kolzum. 

660  Der  arabische  Arzt  Ahroun  erwähnt  zuerst  mit  Sicherheit  die  Muskatnuß, 
die  dann  insbesondere  von  Isaak  Ibn  Amran  um  900  genauer  beschrieben 
wird. 

660  Paulus  vpn  A^m  erweitert  den  Kreis  der  seit  alten  Zeiten  (s.  400  y.  Chr.) 
gegen  Verbrennung  (Combustio)  gebrauchten  Mittel  durch  eine  große  An- 
zahl von  Stofien,  die  vor  allem  bezwecken,  einen  schützenden  und  lindern- 
den Überzug  herzustellen. 

—  Paulus  von  A^na  ist  n&ohst  den  Hippokratikem  der  erste  Schriftsteller, 
der  die  Operation  der  Herausnahme  der  Nasenpolypen  beschreibt.  Er 
beechreibt  femer  die  StaphyUotomie,  Tonsillotomie,  Paracentese  des  Unter- 
leibes und  die  operative  Beseitigung  des  Verschlusses  der  Vulva  und 
Vagina.    Daß  er  die  Gelenkresektionen  gekannt  hat,  steht  außer  Zweifel. 

678  Wie  Theophanes  berichtet,  erfindet  der  griechische  Baumeister  Kalllnlkos 
von  Heliopohs  einen  Brandsatz  von  außerordentlicher  Wirksamkeit,  der 
in  dem  Kampf  der  Oströmer  gegen  die  Araber  —  namentlich  in  der  See- 
schlacht bei  KyzikoB  —  von  entscheidender  Bedeutung  wird.  Die  große 
Wirkung  dieses  „griechischen  Feuers"  {Ilvg  vygov  oder  Ilvg  ^(ddaaiov)  be- 
ruht darauf,  daß  KaUinikos  den  bisher  angewendeten  BrandstofFen  (Kohle, 
Pech,  Schwefel,  Erdöl  u.  dgl.  —  vgl.  auch  424  v.  Chr.  Thiikydides,  360 
V.  Chr.  Aeneas  und  390  n.  Chr.  Ammianus  Maroellinus)  einen  neuen  Be- 
standteil (wahrscheinlich  ungelöschten  Kalk)  beimischt,  der  beim  Hin- 
zutritt von  Wasser  eine  ezploaionsähnliche  Wirkung  hervorruft. 

681  Das  Konzil  zu  Konstantlnopol  führt  die  byzantinische  Weltaera  ein,  deren 
Jahresanfang  der  1.  September  und  deren  5509.  Jahr  das  eiste  unserer 
Zeitrechnung  ist,  aber  vier  Monate  früher  anfängt.  Diese  Zeitrechnung  ist 
bei  den  Griechen  im  Volke  vielfach  noch  jetzt  im  Grebrauch. 

716  Der  englische  Priester  Boda,  mit  dem  Beinamen  Venerabilis,  führt  durch 
seine  Schrift  „De  sex  aetatibus  mundi"  die  Zeitrechnung  des  Dionysius 
(s.  625)  in  die  Geschichtsschreibung  ein  und  wendet  dieselbe  auch  in  seinen 
Ostertafeln  an.  Erst  hierdurch  erhält  die  dionysische  Aera  ihre  weitere 
Verbreitung  und  ihre  Eigenschaft  als  allgemein  christUche  Zeitrechnung. 
Von  mitbestimmendem  Einflüsse  wird  auch  der  Umstand,  daß  Karl  der 
Große  zuerst  Urkunden  nach  ihr  datiert. 
746    Vlifilius  von  Salzburg  stellt   eine  richtige  Ansicht  über  die  Gestalt   der 

Erde  auf. 
760  Der  arabische  Alchimist  Qobor  (Dschabir)  wendet  zuerst  die  KrystaUisation 
zur  Reinigung  chemischer  Präparate  an  und  beschreibt  die  Filtration.  Er 
lehrt  den  Alaun  durch  Umkrystallisieren  reinigen  und  auch  gebrannten 
Alaun  herstellen.  Er  beschreibt  die  Darstellung  der  Schwefelsäure  durch 
Destillation  von  Alaun,  sowie  die  der  Salpetersäure  durch  Erhitzen  eines 
Gemisches  von  Salpeter,  Kupfervitriol  und  Alaun,  und  entdeckt  das 
Königswasser  sowie  dessen  Fähigkeit,  das  Gold  aufzulösen.  Er  stellt 
zuerst  den  Höllenstein  und  das  Sublimat  dar,  zu  dessen  Reinigung  er 
sich  der  Sublimation  bedient.  Er  lehrt  die  Reinigung  des  Essigs  durch 
Destillation,  kennt  den  Bleiessig  und  stellt  den  Salmiak  aus  gefaultem 
Harn  und  Kochsalz  dar. 


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868 

760  QtkMT  kennt  den  weifien  Arsenik  (arsenige  Säure),  den  er  dnrch  Verbrennen 
von  Sohwefelarsenik  nnd  Auffangen  des  Sublimats  erhält.  Er  scheint  den 
EisenTitriol  gekannt  zu  haben;  denn  er  schreibt  vor,  zur  Bereitung  des 
Ätzsublimats  ,,VitrioIam  rubificatnm"  zu  nehmen,  was  nur  als  gerösteter 
Eisen-vitriol  gedeutet  werden  kann.  Er  yersucht  zuerst  das  Kochsalz  zum 
chemischen  Grebrauohe  zu  reinigen. 

—  aatar  lehrt  Quecksilber  mit  Grold,  Silber,  Blei,  Zinn  und  Kupfer  ver- 
binden und  erwähnt,  wie  ungleich  dasselbe  die  verschiedenen  Metalle  an- 
greift. Er  stellt  Legierungen  her  und  kennt  viele  MetaUoxyde,  wie  er 
Q.  a.  eine  Vorschrift  zur  Herstellung  von  rotem  QuecksUberoxyd  gibt.  Er 
kennt  die  Verbindungen  der  Meta  o  mit  Schwefel  und  erw&hnt,  daß  Kupfer 
durch  Schwefel  gelb,  Quecksilber  rot  gefärbt  wird.  Er  überstreut,  um  die 
Oberfl&chenoxydation  geschmolzener  Metallmassen  zu  verhindern,  dieselben 
mit  Grlaspulver  und  Borax. 

768  In  einem  Schenkungsbriefe  des  Frankenkönigs  Plpin  dM  KMnan  geschieht 
der  Hopfengärten  Erwähnung.  Es  scheint  demnach  der  Hopfen  schon 
damals,  wenn  auch  nur  in  geringem  Maße,  angebaut  worden  zu  sein. 
(S.  a.  624  I.) 

800  Alkuhi,  Bischof  von  Tours,  sendet  um  das  Jahr  800  dem  Bischof  von  Salz- 
burg „ein  Schutzdach,  damit  es  Euer  verehrungswürdiges  Haupt  vor  Begen- 
güssen  bewahre".  Es  ist  dies  die  erste  geschichtliche  Erwähnung  des 
Begensohirms.    Über  den  Sonnensohirm  s.  1170  v.  Chr. 

—  Der  Däne  WuHMn  erforscht  zuerst  die  baltischen  Küsten  des  heutigen 
Deutschlands. 

806  Karl  4m  Qrola  erläßt  das  für  die  Bewirtschaftung  seiner  Meierhöfe  wichtige 
„Capitulare  de  villis  vel  curtis  imperatoris". 

807  Wie  der  Biograph  Karls  des  Großen,  Einhard,  berichtet,  sendet  Harun 
al  Raschid  an  Kaiser  Karl  eine  Wasseruhr  (Klepsydra,  s.  460  und  230  v.  Chr.), 
die  aus  einem  Gefäß  besteht,  das  unten  so  durchbohrt  ist,  daß  das  Wasser 
in  einer  bestimmten  Zeit  abfließt. 

810  Karl  dar  Qrela  führt  unter  Wiederaufnahme  der  schon  bei  den  Alten  ge- 
bräuchlichen Zwölfteilung  der  Windrose  deutsche  Bezeichnungen  für  die 
Himmelsrichtungen  ein,  nämlich:  Ostronivint,  Ostsundroni.  Sundostroni,  — 
Sundroni,  Sundwestroni,  Westsundroni,  —  Westroni,  Westnordroni,  Nord- 
westroni,  —  Nordroni,  Nordostroni,  Ostnordrom.  (S.  Einharti  Vita  Caroli 
Magni.) 

820  Abu  Dtdiafar  Mabamad  verfaßt  eine  Schrift  „System  der  Erde"  (Basm-al- 
Ardh),  worin  jeder  Ort  nach  Länge  und  Breite  bestimmt  ist. 

827  Der  Kalif  AMallah  al  Mamun  läßt  in  der  Wüste  Sindjar  am  Boten  Meere 
eine  Gradmessung  ausführen,  bei  der  zum  ersten  Male  die  Meßkette  ge- 
braucht wird.  Seine  Sternwarte  in  Bagdad  ist  bereits  mit  Astrolabien, 
Armillarsphären  und  Quadranten  ausgerüstet. 

839  AHcblndl  macht  die  erste  Beobachtimg  eines  Durchgangs  der  Venus  durch 
die  Sonnenscheibe.  Doch  wird  die  Richtigkeit  dieser  Angabe  neuerdings 
vielfach  beetritten.  (Vgl.  1639  H.) 

850  PacHlcni  ein  in  Verona  lebender  Priester,  konstruiert  zuerst  Räderuhren, 
die  durch  ein  Gewicht  in  Bewegung  gesetzt  werden.  (Vgl.  über  die  An- 
wendung von  Zahnrädern  an  Wasseruhren  230  v.  Chr.  Ktesibios.) 

860  Der  Schwede  Gardar  Svavarsion  findet  Island  und  erkennt,  indem  er  es 
umschifft,  dessen  Inselnatur.  Nach  ihm  erhält  Island  ursprünglich  den 
Namen  „Gardarshölmi". 

868  Der  Benediktinermönch  Ottriad  zu  Weißenburg  im  Elsaß  erwähnt  in  seiner 
Evangelienharmonie  zuerst  die  Streichinstrumente  Leier  und  Fiedel.  („Sih 
thaa  onh  al  ruarit  —  thaz  organa  fuarit  —  lira,  ich  fidula  —  ich  managf altu 

—     45     — 

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870 

Bueguls."  Hochdeutsch:  „Da  rührt  sich  alles,  was  Instrumente  führt, 
Leier  und  Fiedel  und  mannigfaltige  Pfeifen.") 

870  Der  norwegische  Edelmann  Oihar  fährt  die  norwegische  Küste  entlang 
nach  Norden  und  umsegelt  das  Kordkap.  Daß  er  bis  zur  Mündung  der 
Dwina  im  Weißen  Meere  vorgedrungen  sei,  wird  in  neuerer  Zeit  be- 
stritten. 

878    Die  Araber  Wahab  und  Abu  8«M  gelangen  zu  Schiff  bis  nach  China. 

880  Alfred  Hr  GroB«  von  England  erfindet  einen  Stundenmesser,  der  auf  der 
gleichmäßig  fortschreitenden  Verkürzung  einer  brennenden  Kerze  beruht. 

—  Ihn  Khoniadbeh  erwähnt  zuerst  Kiautschou.  Dieser  jetzt  unansehnhche  Ort 
nordwestUch  von  Tsingtau,  nach  welchem  das  deutsche  Pachtgebiet  in 
China  seinen  Namen  hat,  war  früher,  vor  der  Versandung  der  Kiautschou- 
bucht,  eine  blühende  Hafenstadt  und  namentUoh  von  Bedeutung  als 
Zwischenplatz  des  arabischen  Verkehrs  zwischen  Sohantung  und  Korea. 

—  Der  Mönch  Rttpart  von  Sankt  Gallen  feiert  die  um  das  Jahr  876  geweihte 
Frauenmünsterkirohe  zu  Zürich  in  einem  Gedichte,  in  dem  er  neben  den 
Deckengemälden  und  den  skulptierten  Säulen  auch  die  farbig  geschmückten 
Fenster  rühmt.  Da  die  betreffende  Stelle  des  Gedichts  auf  wirklich 
gemalte  Fenster  hindeutet,  so  liegt  hier  das  erste  geschichtliche  Zeugnis 
für  das  Vorhandensein  einer  eigentlichen  Glasmalerei  vor.  (VgL  405 
Prudentius  und  999  Gozbert.) 

900  Altategnlut  (Mohamed  AI  Batani),  arabischer  Statthalter  in  Syrien,  kennt 
die  Exzentrizität  der  Erdbahn  und  die  Präzession  der  Tag-  und  Nacht- 
gleiche.  (S.  146  V.  Chr.  Hipparchos.)  In  der  Trigonometrie  führt  er  die 
halbe  Sehne  des  doppelten  Winkels  statt  der  ganzen  Sehne  des  einfachen 
Winkels  ein,  schafft  somit  diejenige  goniometrische  Funktion,  die  im 
12.  Jahrhundert  „Sinus"  genannt  wird.  (Vgl.  aber  auch  638.)  Auch  fügt 
er  die  Kotangente  (Umbra  recta)  hinzu. 

910  Der  flandrische  Mönch  Huebald  führt  die  polyphone  Musik  ein,  indem  er 
eine  Melodie  in  transponierter  Lage  beantwortend  wiederholen  läßt,  ein 
Prinzip,  das  später  in  der  Fuge  und  Sonate  wichtig  wird  (Diaphonie). 

—  Nachdem  schon  in  der  altgriechischen  Musik  die  Buchstaben  zur  Bezeich- 
nung der  Tonhöhe  benutzt  worden  waren  (Buchstabentonschrift),  wendet 
HucfeaM  zuerst  die  lateinischen  Buchstaben  A,  B,  C,  D,  E,  F,  G  zur  Be- 
zeichnung der  sieben  Töne  der  diatonischen  Skala  an,  woraus  sich  all- 
mählich die  heutige  Buchstabenbezeichnung  der  Tonleiter  entwickelt. 

945  MatsudI,  der  Herodot  des  Orients,  bereist  die  ganze  zu  seiner  Zeit  bekannte 
Welt  und  schreibt  über  dieselbe  sein  berühmtes  Werk  „Die  goldenen 
Wiesen". 

—  Manudl  beweist  zuerst  auf  experimentellem  Wege  die  schon  von  Aristoteles 
behauptete  Verdunstung  des  Wassers  aus  dem  Meere,  indem  er  bei  Ver- 
dampfung einer  Salzlösung  in  einem  Destillierkolben  feststellt,  daß  sich 
dabei  süßes  Wasser  niederschlägt.  Der  Salzgehalt  des  Meeres  stammt  nach 
ihm  von  den  Flüssen,  die  während  ihres  Laufes  Salze  und  Erden  auflösen 
und  ins  Meer  hinabführen.  (Vgl.  auch  330  v.  Chr.) 

950  Der  arabische  Arzt  RhazM  macht  wichtige  Untersuchungen  über  die  Pocken 
und  Masern,  welche  Krankheiten  er  in  einer  eingehenden  Abhandlung  be- 
schreibt. 

—  RhazM  gibt  eine  Beschreibung  der  HersteUimg  des  Alkohols,  erwähnt  aber 
nicht  einmal  dessen  Brennbarkeit.  Er  ist  der  erste,  der  eine  Quecksilber- 
salbe erwähnt. 

976  Der  Perser  Abu  Mantur  Muwaffat  verfaßt  das  Werk  „Buch  der  pharmako- 
logischen Grundsätze",  die  älteste  Arzneimittellehre  der  Perser.  In  der- 
selben wird  zuerst  die  Verwendung  des  destillierten  Wassers  zu  pharma- 

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1000 

zeutisohen  Zwecken  sowie  der  Gipsverband  zur  Heilung  von  Knochen - 
brüchen  erw&hnt. 

976  Der  arabische  Greograph  Ihn  Haukai  bereist  den  Orient  und  gibt  eine  Be- 
schreibung seiner  Reise  heraus,  die  sich  vielfach  auf  die  Bmohte  von 
Balohis  (gest.  934)  und  Istachri  (um  950)  stützt. 

980  Atal  Wafa  soll  die  zweite  grofie  Ungleichheit  der  Mondbahn,  die  Variation, 
gefanden  haben.  (S.  160  F.)  £r  führt  die  Tangente  (Umbra  versa)  in  die 
Trigonometrie  ein. 

—  Akal  Wafa  konstruiert  den  ersten  Mauerquadranten,  der  an  einer  in  die 
Mittagsfl&che  fallenden  Mauer  feetiiegt  und  für  Beobachtungen  der  Gestirne 
zur  Zeit  ihrer  Kulmination  sehr  vorteilhaft  ist.  Später  wird  von  Nassir- 
Eddin  ein  solcher  Quadrant  in  Kupfer  von  etwa  3Vi  m  Radius  gebaut, 
der  in  Grade  und  einzelne  Minuten  geteilt  ist  und  eine  in  einem  stählernen 
Zapfen  drehbare  Alhidade  mit  Dioptern  besitzt. 

—  Der  Abt  Oirtart  von  Rheims  (Papst  Sylvester  II.)  soll  die  Gewichtsuhren 
verbessert  haben.     (Vgl.  850  Paciflcus.) 

—  Die  Nonne  HraawHka  im  Benediktinerkloster  zu  Gandersheim  gibt  in  dem 
Drama  „Sapientia"  eine  Reihe  von  Zahlenrätseln  aus  dem  Grebiete  der 
Vielecks-  und  ähnlicher  Zahlen,  welche  als  Beitrag  zur  Entwickelung  der 
Zahlentheorie  nicht  ohne  geschichtliches  Interesse  sind. 

983  Der  von  Island  verbannte  Normanne  Erik  dar  Rota  (Eirikr  hinn  Raudi 
Thorvaldson)  entdeckt  Grönland,  nachdem  schon  um  900  der  isländische 
Pirat  Gunnbjöm  von  den  von  ihm  entdeckten  Danellsinseln  aus  die  Süd- 
ostküste Grönlands  gesehen  hatte. 

986  Der  Isländer  Bjame  Harjulfian  erblickt  als  erster  Europäer  die  Küste 
Amerikas,  indem  er  zur  Aufsuchung  seines  Vaters,  der  mit  Erik  dem 
Roten  nach  Grönland  gezogen  war,  in  die  Nähe  des  „Weinlandes",  des 
heutigen  Massachusetts  und  Rhode-Island,  gelangt,  ohne  indes  zu  landen. 

990  Die  griechische  Prinzessin  Eutfoxla  Makrambolltlsia,  Tochter  Kaiser  Con- 
stantins  VIII.,  beschreibt  die  Entwicklung  der  Purpurfarbe  auf  der  Wolle 
unter  der  Einwirkung  der  Sonnenstrahlen.  (Wiederentdeokt  1684  von 
William  Cole.) 

—  Ikn  Yunis  stellt  auf  der  vom  Kalifen  Hakim  auf  dem  Berge  Mokattam  bei 
Kairo  erbauten  Sternwarte  a«tronomische  Beobachtungen  an  und  benutzt 
zu  seinen  Berechnungen  die  trigonometrischen  Tangenten,  für  welche  er 
die  sog.  hakemitischen  Tafeln  herausgibt.  Er  bedient  sich  zuerst  zur  Zeit- 
bestimmung der  Schwingungen  des  Pendels. 

996  Oarliart  von  Rheims  gibt  in  seinem  Werke  „De  musica  Sacra"  die  älteste 
bekannte  Abbildung  eines  Streichinstruments,  einer  einsaitigen  Lyra  von 
einer  der  späteren  Gigue  (Geige)  sehr  ähnlichen  Form. 

999  Wie  aus  einem  Briefe  des  Abtes  Qozbart  von  Tegemsee  hervorgeht,  ist  um 
diese  Zeit  eine  Glasmalerwerkstatt  im  Kloster  zu  Tegemsee  eingerichtet, 
in  der  sich  die  Klosterschüler  auf  die  Herstellung  gemalter  Fenster  ver- 
stehen. Über  das  erste  geschichtliche  Zeugnis  für  die  Glasmalerei  vgl. 
880  Ratpert. 
1000  Mama  der  Jüngere  spricht  von  den  der  Cassiagattung  zugehörigen  Sennes- 
blättem,  von  denen  er  zwei  Arten  kennt.  Die  Sennesblätter  werden  gegen 
Augenleiden  und  Lepra,  später  auch  als  Abführmittel  benutzt. 


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Elftes  bis  fünfzelmtes  Jahrhundert. 


1001  Der  Normanne  L*lf,  Sohn  Erik's  des  Koten  (s.  983),  ^rd  auf  einer  Fahrt 
nach  Grönland  an  die  Küste  von  Labrador  —  von  ihm  Helluland  genannt 
—  verschlagen,  nnd  scheint  längs  der  Küste  von  Neufundland  und  Neu- 
schottland bis  in  die  Gegend  des  heutigen  New  York  gelangt  zu  sein. 
(S.  a.  986.) 

1010  Mi  ben  In  verfaBt  das  beste  Werk  des  Mittelalters  über  Augenkrankheiten. 
Er  soll  bei  schmerzhaften  Operationen  betäubende  Mischungen  zur  Linde- 
rung des  Schmerzes  benutzt  haben,  die  vermutlich  aus  Mandragora  und 
Opium  bestanden.    (S.  a.  64,  Dioskorides.) 

1020  Der  Araber  AvIeenM  (Ibn  Stna)  stellt  die  Lehre  auf,  daß  die  Versteine- 
rungen lediglich  Produkte  der  sog.  „Vis  plastica"  seien,  eines  der  Natur 
innewohnenden  Triebes,  Organisches  aus  unorganischem  zu  erzeugen,  wo- 
bei ihr  aber  die  Kraft  gefehlt  habe,  ihre  Schöpfungen  zu  beleben.  Die 
Theorie  der  Vis  plastica  hat  trotz  Widerspruch  (s.  1517  Fracastoro)  lange 
Zeit  hindurch  gegolten. 

—  Avicmna  behandelt  in  seinem  berühmten  „Canon  medicinae"  die  Kirnst 
der  Zusammensetzung  der  Medikamente. 

—  Avlcanna  kennt  bereits  die  Eockelskömer,  die  zu  seiner  Zeit  zur  Tötung 
von  Ungeziefer  benutzt  werden. 

102ö  AlMrunl  (Abul  Bthän  Mohamed  ben  Ahmed)  fördert  die  sphärische  Trigo- 
nometrie und  summiert  die  geometrische  Reihe,  wobei  er  das  Beispiel  der 
Schachfelderprogression  wählt,  die,  mit  Eins  beginnend,  auf  jedem  folgen- 
den Felde  eine  Verdoppelung  vorschreibt.  Er  löst  die  Aufgabe  der  Drei- 
teilung des  Winkels  mittels  der  Eonchoide. 

—  Der  Benediktinermönch  QuMo,  genannt  Guido  von  Arezzo  (nach  neueren 
Forschungen  jedoch  gebürtig  aus  der  Gegend  von  Paris),  verschmilzt  die 
zu  seiner  Zeit  vorhandenen  unvollkommenen  Elemente  der  Musiknoten- 
schrift,  und  erfindet  ein  Notensystem,  das  die  Grundlage  der  heutigen 
Notation  bUdet.  Er  fügt  der  schon  vor  ihm  vorhandenen  roten  f-Linie 
und  der  gelben  c-Linie  zwei  schwarze  Linien  hinzu,  schreibt  die  Noten 
sowohl  auf  als  auch  zwischen  die  Linien,  und  macht  die  Tonhöhe  durch 
vorgesetzte  Schlüsselbuchstaben  leicht  erkennbar. 

1030  Der  Araber  AlhasM  (Ibn  al  Haitam)  macht  sich  eine  richtige  Vorstellung 
vom  Druck  der  Luft,  dessen  Existenz  schon  Aristoteles  kannte. 

—  AlhazM  berechnet  zuerst  aus  den  in  dem  Augenblick,  wo  die  Sonne  soeben 
untergegangen  ist,  noch  beleuchteten  Wolken  die  Höhe  der  Atmosphäre. 
Nach  demselben  Verfahren  machen  später  Kepler,  Delahire  imd  Mariotte 
selbständige  Bestimmungen,  die  eine  Höhe  von  60—80  km  ergeben. 


—     48     — 

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1100 

1038  AllMzm  spricht  ganz  bestimmt  ans,  daß  nicht  das  Auge  die  Quelle  des 
Idchtee  sei,  sondern  daß  das  licht  von  den  leuchtenden  Gegenständen  aus- 
gehe. £t  wendet  zuerst  eigentliche  Linsen,  und  zwar  in  der  Form  von 
Kugelsegmenten,  als  Vergrößerungsgläser  an  und  kennt  die  Lage  des 
Brennpunktes  bei  Hohlspiegeln.  £r  macht  eingehende  Untersuchungen 
über  die  Kefiexion  und  über  die  Brechung  des  Lichtes. 

lOöO  Der  griechische  Schriftsteller  Mdu  kennt  den  Vorgang  des  Anlassens  des 
Stahls  in  ÖL    (VgL  auch  800  v.  Chr.) 

—  TbMpMIn  Presbyter  gibt  in  seiner  „Schedula  diversarum  artium"  die  erste 
Vorschrift,  das  Trocknen  des  Leinöls  auf  dem  Wege  des  Kochens  zu  be- 
schleunigen. 

—  ThaopMIas  Presbyter  beschreibt  in  seiner  ,, Schedula  diveisarum  artium" 
die  Herstellung  des  Tafelglases  durch  Blasen  und  Strecken,  ohne  zu  er- 
wähnen, daß  es  sich  dabei  um  etwas  Neues  handelt.  In  der  von  ihm 
beschriebenen  Herstellungsart  erkennt  man  leicht  die  Anfänge  der  Fabri- 
kation des  Zylinder-  und  Walzenglases,  die,  allmählich  vervollkommnet, 
jetzt  wieder  das  übliche  Verfahren  für  Gewinnimg  des  Tafelglases  ist. 

—  niMphllut  Presbyter  begründet  die  Glasmalerei  auf  technisch -wissenschaft- 
licher Grundlage.  (Über  die  ersten  Anfänge  vgl.  405  Prudentius,  880 
Ratpert,  und  999  Gozbert.)  Seine  Darlegungen  lassen  erkennen,  daß  die 
Glasmaler  jener  Zeit  zugleich  Glasmacher,  Farben  verfertiger,  Karton- 
zeichner und  Glaser  w«ffen.  TheophUus  bedient  sich  ausschließlich  des 
gleichmäßig  gefärbten  Hüttenglases,  auf  welches  Umrisse  und  Schatten 
mit  „Schwarzlot"  (Kupferoxyd  mit  pulverisiertem  blauen  und  roten  Glase) 
aufgetragen  und  alsdann  eingebrannt  werden.  Das  Zuschneiden  der 
Glasstücke  erfolgt  mit  einem  glühenden  Eisen.  (Das  Glassohneiden  mit 
dem  Diamanten  kommt  erst  im  16.  Jahrhundert  in  Gebrauch.) 

1067    Der  Araber  ObeM  el  Bakri  schreibt  die  erste  Geographie  der  afrikanischen 

Negerländer. 
1070    Aton   von  Bremen,   der  erste  deutsche  Geograph,  gibt  in  seinen  ,,G^ta 

Hammaburgensis  eoclesiae  pontiflcum"  eine  Beschreibung  von  Dänemark, 

Skandinavien  und  Bußland. 

—  Simon  8tth  erwähnt  zuerst  in  Europa  den  Kampfer,  der  aus  dem  Holz 
des  auf  Formosa  und  in  Japan  vorkommenden  Kampferbaums  gewonnen 
wird,  indem  man  das  zerschnittene  Holz  mit  Wasserdampf  behandelt  und 
die  Dämpfe  in  passenden  Gefäßen  verdichtet. 

1078  Der  Araber  Omar  Alchaljaml  löst  kubische  Gleichungen  mit  Hilfe  der 
Durchschnitte  zweier  Kegelschnitte,  behandelt  überhau^  zuerst  Gleichun- 
gen von  höherem  als  dem  zweiten  Grade  systematisch,  und  unterscheidet 
zwischen  arithmetischer  und  geometrischer  Auflösung  der  Gleichungen. 
Er  findet  die  Binomialreihe  für  ganze  positive  Exponenten. 

1080  AlMlwravt,  ein  arabischer  Arzt,  erwähnt  zum  ersten  Male  die  Bluterkrank- 
heit (Haemophilie,  wie  Schönlein  die  Krankheit  nennt)  und  bezeichnet 
als  deren  Hauptsymptom  die  tödliche  Blutung,  selbst  nach  den  geringsten 
Verletzungen. 

1100  AMcarts  empfiehlt  die  Trepanation  bei  Frakturen  und  Fissuren  des  Schädel- 
gewölbes.    Als  Bohrer  verwendet  er  den  gewöhnlichen  Perforativtrepan. 

—  AbalCMis  schreibt  ein  berühmtes  Werk  über  chirurgische  Operationen  und 
das  Buch  „Servitor"  über  die  Bereitung  der  Arzneien. 

—  Der  Benediktiner  Thiophllut  beschreibt  zuerst  die  Technik  des  Glocken- 
gusses, wonach  man  erst  den  Lehmkem  formt  und  eine  Fettschicht  so  dick 
auf  denselben  aufträgt,  daß  der  Fettmantel  dem  spätem  Metall  der  Glocke 
entspricht.  Auf  den  Fettmantel  wird  wieder  Lehm  aufgetragen,  das 
Ganze  mit  Eisenreifen  umgeben  und  in  die  Gießgrube  gesenkt.    Das  Fett 

Darmataedter.  4 

—     49     — 


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1101 

wird  alsdann  herausgeschmolzen  und  die  Glockenspeise  in  den  entstande- 
nen Hohlraum  gegossen. 

1101  König  Heinrieh  i.  von  England  ersetzt  die  damals  als  Kormalmaß  übliche 
Elle  (Gyrd)  durch  die  L&nge  seines  Armee  bis  zur  Spitze  des  Mittel- 
fingers (Tard). 

1113  Wie  J.  Büttgenbach  mitteilt,  spricht  bereits  die  Chronik  des  Klosters 
Klostirroda  im  Herzogtum  Limburg  yon  einem  dort  durch  die  Mönche  be- 
triebenen Steinkohlenbergbau,  so  daQ  keinenfalls  der  Hufschmied  Hnlloz 
oder  Hullas  in  Lüttich,  der  1108  Steinkohle  gefördert  haben  soll,  als  der 
erste  Verwender  derselben  zu  betrachten  ist. 

1115  Der  Kaiser  Hataridi  V.  verleiht  der  Stadt  Bremen  das  Recht,  Tonnen  in 
der  Weser  auszulegen  und  Baken  daselbst  aufzustellen.  Von  da  datiert 
die  planmäßige  Ausstattung  der  Kord-  und  Ostseeküste  mit  Seezeichen, 
obwohl  man  an  der  guten  Bezeichnung  der  Küstenuntiefen  u.  dgl.  damals 
kein  allgemeineB  Interesse  hatte,  da  jedes  gestrandete  Schiff  Eigentum 
der  Strandbewohner  war. 

1121  Der  arabische  Gelehrte  AildiKini  konstruiert  eine  sehr  empfindliche  SchneU- 
wage,  die  er  unter  dem  Namen  ,,Wage  der  Weisheit"  beschreibt.  (S.  a. 
1400  V.  Chr.)  Er  untersucht  das  spezifisohe  Gewicht  der  Flüssigkeiten 
mittelst  eines  Araeometers,  das  ähnlich  dem  des  Synesios  war,  und  wendet 
zur  Bestimmung  des  spezifischen  Grewichts  auch  ein  Gefäß  an,  das  als 
erstes  Pyknometer  zu  bezeichnen  ist,  und  welchem  Homberg  (s.  1699) 
die  noch  jetzt  übliche  Form  gibt. 

1126  Im  Karthäuserkloster  zu  Lillers  in  der  Grafschaft  Arlih  wird  der  erste 
Tiefbrunnen  Mitteleuropas  erbohrt.  Derartige  Brunnen,  seitdem  „arte- 
sische" genannt,  waren  indes  schon  im  Altertum  bekannt.  (Vgl.  320  und 
168  V.  Chr.,  450  n.  Chr.) 

1139  Die  zuerst  im  9.  Jahrhundert  erwähnte  Armbrust  erfährt  in  den  folgen- 
den Jahrhunderten  eine  wesentliche  Vervollkommnung  und  wird  von 
so  bedeutender  Wirkung,  daß  ihr  Gebrauch  gegen  Christen  auf  dem  von 
Papst  InnozMi  II.  berufenen  zweiten  lateranischen  Konzil  verboten  wird. 

1140  JolianiiM  von  Savilia  (Johannes  Hispalensis)  gibt  in  der  von  ihm  veran- 
stalteten Übersetzung  eines  von  einem  unbekannten  Verfasser  herstammen- 
den arabischen  Mathematikwerkes  ein  Verfahren  an,  die  Quadratwurzel 
mit  Hilfe  von  Brüchen  auszuziehen,  die  mit  den  späteren  Dezimalbrüchen, 
wenn  auch  nicht  in  der  Schreibweise,  so  doch  dem  Sinne  nach  überein- 
stimmen. 

1150  Die  von  Aibndit  dam  Btran  zwischen  1160  und  1160  in  der  Altmark  und 
im  Havellande  angesiedelten  niederländischen  Kolonisten  bringen  an  Stelle 
des  in  Mitteldeutschland  bis  dahin  bevorzugten  Baus  mit  natürlichen 
Steinen  die  Ziegel fabrikation  imd  den  Ziegelsteinbau  in  Aufnahme  und  zu 
hoher  technischer  Vollkommenheit. 

—  AvMOOtf  bereichert  durch  seine  Arbeiten  die  innere  Medizin  und  die 
Chirurgie. 

—  Der  indische  Mathematiker  Bbatlun  Acarya  kennt  die  Anzahl  der  Kom- 
binationen von  n  Elementen  zur  p-ten  Klasse  ohne  Wiederholung,  femer 
die  der  Permutationen  einer  gegebenen  Elementengruppe  mit  und  ohne 
Wiederholung. 

—  Die  Zisterzienser  Mönche  des  Klosters  Cliiaravalii  bei  Mailand  machen  die 
erste  Anwendung  der  Abfallwässer  zur  Berieselung  von  Wiesen. 

—  Nloolaui,  Vorsteher  der  Schule  in  Salemo,  schreibt  ein  Dispensatorium  mit 
ISO  zusammengesetzten  Arzneiformeln  mit  Angabe  der  medizinischen 
Kräfte  und  der  Gebrauchsweise,  Antidotarium  genannt,  welches  als  die 
erste  europäische   Pharmakopoe   anzusehen   ist.     (Vgl.  975.)    Er  ist   der 

—      M      — 

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1810 

erste,  der  der  Sohlafsoliwämine  Erw&hnnng  tut,  das  sind  Schwämme,  die 
mit  narkotischen  PflaoEens&ften  getränkt  und  getrocknet  wurden  und 
dann,  bevor  man  sie  zur  Inhalation  gebrauchte,  in  warmem  Wasser  an- 
gefeuchtet wurden.    (S.  a.  1010.) 

1153  E*M  (Soherif  al  Edrisi)  schreibt  ein  grofles  geographisches  Werk  über 
Nubien  „Greographia  nubienais",  in  dem  er  mehrere  für  die  allgemeine 
Auffassung  der  Verteilung  tierischer  Formen  auf  der  Erdoberfläche  nicht 
uninteressante  Angaben  macht.  Doch  weist  das  meiste,  wie  überhaupt 
die  gesamten  zoologischen  Kenntnisse  der  Araber,  noch  auf  Aristoteles  hin. 

1160  Amihois  beobachtet  zuerst  in  Marokko  Sonnenfleoke.  Freilioh  sind  auch 
in  den  chinesischen  Annalen  -viele  Sonnenflecke  erwähnt,  die  mit  bloBem 
Auge  gesehen  und  als  „Raben  in  der  Sonne"  bezeichnet  wurden. 

—  Amihois  erkennt  zuerst  die  lichtwahmehmende  Funktion  der  Netzhaut. 

—  Benevenutus  Srapimit  achreibt  über  Augenheilkunde  und  ist  der  be- 
deutendste Star- Operateur  seiner  Zeit. 

Ilß?  Der  Sultan  NiirMMIn  richtet  nach  Eroberung  von  Ägypten,  tun  eine  Ver- 
bindung mit  den  Städten  seines  großen  Reiches  zu  haben,  eine  ständige 
Verbindung  vermittels  abgerichteter  Brieftauben  ein  und  dehnt  diesen 
Luftpostverkehr  auch  auf  ganz  Syrien  aus.  Seine  Nachfolger  halten  diese 
Einrichtung  bis  zur  Zerstörung  Bagdads  durch  die  Mongolen  aufrecht. 

1180  ROftr  von  Parma  (Ruggiero),  der  bedeutendste  Wundarzt  der  Salemi- 
tanischen  Schule,  behandelt  in  seiner  „Practica  chinirgiae"  die  Lehre  von 
der  Wundheilung. 

1181  Der  provenzalische  Troubadour  Quyot  ia  Provim  beschreibt  in  seinem 
satirischen  Gedichte  ,,La  bible"  eine  Wasserbussole,  bestehend  aus  einer 
auf  Strohhalmen  schwimmenden  Magnetnadel,  —  die  älteste  verbürgte 
Nachricht  im  Abendlande  über  die  Verwendung  des  Magneten  zur  Be- 
stimmung der  Himmelslichtung.  Ob  hier  eine  selbständige  Erfindung 
vorliegt,  oder  das  Verfahren  durch  Vermittelung  der  Araber  von  den 
Chinesen  übernommen  ist,  ist  nicht  festzustellen.  Daß  die  Araber  um  das 
Jahr  854  den  Kompaß  gekannt  haben,  ist  nach  E.  Wiedemanns  Forschtm- 
gen  unzweifelhaft. 

1185  Suo  QnmimllGiM  gibt  die  erste  Nachricht  von  dem  Geysirn  auf  Island. 
„In  Island  ist  eine  Quelle,  welche  durch  die  Kraft  dampfenden  Wassers 
die  natürliche  BeschaSenheit  aller  Gegenstände  ändert.  Was  von  dem 
dampfenden  Wasser  berührt  wird,  wird  hart  wie  Stein." 

1198  Der  schon  im  Altertume  (bei  Salomo,  Homer,  Hippokrates  u.  a.)  erwähnte 
Safran  wird  durch  die  Kreuzfahrer  nach  dem  Abendlande  gebracht 
und  nach  Osterreich  durch  einen  Ritter  von  Raubentit  im  Jahre  1198  ein- 
geführt. 

1200  AM-ai-LaW  lehrt  in  Kairo  und  Damaskus  Medizin  und  tut  den  Ausspruch, 
daß  selbst  Galens  Angaben  gegenüber  der  eigenen  Beobachtung  zurück- 
stehen müssen. 

1202  FibOMKCl  (Leonardo  von  Pisa)  führt  den  Gebrauch  der  indischen,  soge- 
nannten arabischen  2^em  im  Abendlande  ein  und  spricht  in  seinem  „Liber 
abaci"  zum  ersten  Male  die  Reihensummationsf  ormel  allgemein  in  Worten 
aus.  Er  behandelt  auch  die  geometrischen  Reihen,  wenn  auch  nicht  in 
derselben  Allgemeinheit  wie  die  arithmetischen,  und  stellt  zum  ersten 
Male  Aufgaben  über  die  Zinseszinsrechnung  auf. 

1210  Der  Dauphin  Humbart  II.  von  Savoyen  hält  sich,  wie  berichtet  wird,  längere 
Zeit  in  Brandes  in  der  Auvergne  auf,  um  zur  Wiederherstellung  seiner 
Gesundheit  die  frische  Luft  der  Berge  einatmen  zu  können.  Es  ist  dies 
eines  der  ersten  geschichtlich  überlieferten  Beispiele  einer  Luftkur. 

«• 
—     51     — 

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1210 

1210  Der  Erfinder  des  Fingerhuts  ist  unbekannt.  Die  erste  Erwähnung  des 
Fingerhuts  geschieht  bei  Waltor  von  der  Vogthnlde,  der  bei  dem  Anblicke 
einer  Fingerhutblume  eines  anderen  Fingerhuts  gedenkt,  „der  schmückte 
den  schönsten  Finger".  Da  hiemach  damals  auch  der  botanische  Finger- 
hut (Digitalis)  unter  diesem  Namen  bereits  allgemein  bekannt  war,  muß 
die  Erfindung  des  Fingerhuts  zeitlich  sehr  viel  weiter  zurückliegen. 

1220  FIboiMcei  gibt  in  seinem  Werke  „Practica  geometriae"  einen  Wert  für 
jt=  1440  :  458V»  (=  3,1418).  Zwei  andere  Schriften  („Liber  quadratorum" 
und  „Flos")  behandeln  die  Gleichungen.  Von  besonderem  Interesse  ist 
die  Lösung  der  kabischen  Gleichung  x*  -f-  2x*  +  lOx  =  20,  für  die  Pibo- 
nacci  den  außerordentlich  genauen  Näherungswert  x  =  1»22*  7"  42™  33'^ 
4v  40VI  angibt,  leider  ohne  zu  verraten,  wie  er  ihn  erhielt. 

—  Hugo  von  Lueca  führt  eine  einfache  und  rationelle  Wundbehandlung  ein, 
wegen  deren  er  ,,Vir  mirabilis"  genannt  wird.  Er  und  sein  Sohn  Theo- 
derich  sollen,  wie  Guy  de  Chauliac  berichtet,  ihre  Patienten  bei  Opera- 
tionen in  primitiver  Weise,  wahrscheinUch  mit  Schlafschwämmen  (s.  1160N.), 
narkotisiert  haben.  Für  diese  einfache,  schonende  Methode  der  Wund- 
behandlungtritt auchHenri  deMondeville  mit  Entschiedenheit  ein.  (S.  1320.). 

—  Jordanus  Nemorartut,  Ordensmeister  der  Dominikaner,  verfaßt  mehrere  für 
die  Entwicklung  der  Arithmetik  und  der  gesamten  Mathematik  bedeut- 
same Schriften,  darunter  „Arithmetica  decem  libris  demonstrata",  „De 
trianguUs",  „Tractatus  de  sphaera"  u.  a.  Er  gibt  neue  Methoden  zur 
Lösung  algebraischer  Gleichungen  an. 

1226  RaymunduB  Lullin  lehrt  die  Salpetersäure  durch  Destillation  einer  Mischung 
von  Ton  und  Salpeter  darstellen. 

1228  Nachdem  das  im  Altertume  vielfach  geübte  Veredeln  der  Bäume  und 
Sträucher  durch  Pfropfen  später  in  Vergessenheit  geraten  war,  erwähnt 
im  Mittelalter  zuerst  Froldank  (in  seiner  „Bescheidenheit")  dieses  Verfahren 
wieder.  („Wer  linden  zwfget  —  zweiget,  d.  i.  propfet  —  üf  den  Dom,  der 
hat  ir  beider  reht  verlorn.") 

—  Im  Staatsarchiv  zu  Wien  befindet  sich  eine  Urkunde  des  Kaisers  Frlodrlcii  II., 
betreifend  die  Entscheidung  der  Streitigkeiten  des  Klosters  Goß  mit  dem 
Herzog  von  Kärnthen,  eine  der  ältesten  noch  vorhandenen  Urkunden  auf 
Papier.  Das  Papier  ist  im  vorliegenden  Falle  ein  mit  Leinenfasem 
(LeLnenlumpen)  gemischtes  Baumwollenpapier. 

1232  Der  Sultan  Saladln  schenkt  dem  Kaiser  Friedrich  II.  eine  Bäderuhr,  welche 
die  Stunden,  den  Lauf  der  Sonne,  des  Mondes  und  der  Sterne  anzeigt. 
Es  ist  dies  die  erste  sichere  Kunde  von  einer  Bäderuhr  in  Deutschland. 
(S.  a.  850  Pacificus.) 

—  Während  man  sich  bis  gegen  das  Ende  des  12.  Jahrhunderts  sowohl  im 
Abendlande  wie  in  China  darauf  beschränkte,  die  Wirkung  der  Brand- 
geschoBse  durch  Beimengung  von  ungelöschtem  Kalk  und  ähnlichen  Stoffen 
zu  den  Feuerwerkssätzen  zu  erhöhen  (s.  678  KaUinikos),  verwenden,  wie 
der  Auszug  aus  den  chinesischen  Reiohsannalen  Tung-klanf-kanf-mu  be- 
richtet, zuerst  die  Chinesen  i.  J.  1232  bei  der  Verteidigung  von  Pien-tdng 
gegen  die  Mongolen  einen  wirklichen  Explosivstoff,  indem  hier  zum  ersten 
Male  dem  übUohen  Brandsatze  (Pech,  Schwefel,  Kohle  u.  dgl.)  Salpeter 
zugesetzt  wird.  Damit  ist  die  Erfindung  des  Schießpulvers  gegeben.  Der 
Erfinder  selbst  ist  nicht  zu  ermitteln.  Möglicherweise  war  es  der  chine- 
sische Heerführer  Wei-sching. 

1233  Thomas  von  CanUmprt  gibt  in  seiner  Schrift  „De  naturis  rerum"  eine 
ziemlich  richtige  Tierbeschreibung,  die  sich  indes  vielfach  noch  an  Aristo- 
teles anlehnt.  1269  gibt  er  noch  eine  Sonderschrift  über  die  Bienen 
heraus. 

—     52     — 

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1850 

1242  Der  mauriache  Gelehrte  Ballak  aus  Eisgak  berichtet,  daß  Bich  sa  seiner 
Zeit  die  Seefahrer  des  syrischen  und  indischen  Meeres  der  Magnetnadel 
als  Wegweiser  bedienten,  indem  sie  eine  magnetische  Eisenröhre  von  Fisch- 
form  (nach  anderen  Nachrichten  einen  auf  ein  Holzkreuz  gelegten  Magnet- 
stein) in  einer  Schale  mit  Wasser  schwimmen  ließen.  Diese  Angabe  stimmt 
fast  vollBt&ndig  mit  der  von  Guyot  de  Provins  (s.  1181)  gegebenen  Be- 
schreibang  überein. 

1245  Giovanni  t»  Piano  Carpinl,  ein  Franziskanermönch  aus  Neapel,  reist  durch 
Rußland,  die  weiten  Steppen  von  Torkestan  und  gelangt  bis  Karakomm. 

1250  Johannes  Actaariw  erwähnt  zuerst  die  Myrobalanen,  die  ihres  Gerbs&ure- 
gehaltes  wegen  bei  der  Ruhr  angewendet  wurden,  jetzt  dagegen  lediglich 
als  Gerbmaterial  dienen.  Er  spricht  auch  von  der  Anwendung  der  Tama- 
rinden als  eines  kühlenden  Abführmittels,  namentlich  bei  Gallenkrank- 
heiten. Die  Tamarinde  ist  bereits  dem  Theophrastos  bekannt  gewesen, 
doch  wird  ihre  purgierende  Wirkung  nicht  von  ihm  erwähnt. 

—  Mfeartm  Ma(nu  erwähnt  mit  Bestimmtheit  den  grünen  Vitriol  (Eisenvitriol), 
ohne  sich  jedoch  über  seine  Darstellung  auszulassen. 

—  Albortm  Mapiut  gibt  in  seinem  „Opus  naturarum"  eine  sich  vielfach  an 
Aristoteles  anlehnende  Beschreibung  des  Tierreichs,  das  er  nach  dem  Maße 
des  Menschen  und  nach  dessen  seeUscher  Begabung  mißt,  das  jedoch  in 
der  System atischen  Durcharbeitung  über  Thomas  von  Cantimprö  (s.  1233) 
hinausgeht. 

—  Der  englische  Franziskanermönch  Roger  Baeon  erwähnt  die  Eigenschaft 
des  Salpeters,  mit  brennenden  Körpern  zu  verpuffen.  (S.  auch  1232  T. 
und  1260  M.) 

—  Roger  Bacon  stellt  durch  Versuche  die  Veränderungen  des  Gesichtswinkels 
fest,  welche  durch  konkav  oder  konvex  gekrümmte  sphärische  Gläser  be- 
wirkt werden,  und  empfiehlt  schwachsichtigen  Menschen,  ein  konvexes 
Glas  auf  das  Objekt  zu  legen,  womit  er  den  Grundgedanken  der  Brille 
andeutet.    (S.  1300  Armati.   Vgl.  auch  1038  Alhazen.) 

—  Fast  gleichzeitig  mit  der  Erfindung  des  Schießpulvers  in  China  (s.  1232, 
Tung-kiang-kang-mu)  wird  auch  im  Abendlande  bekannt,  daß  sich  den 
von  altersher  verwendeten  Feuerwerkssätzen  (Schwefel,  Kohle,  Pech  u.  dgl.) 
durch  Zusatz  von  Salpeter  explosive  Eigenschaften  verleihen  lassen. 
Marekin  Srawus  gibt  in  der  lateinischen,  allein  erhaltenen  Übersetzung 
seines  griechischen  „Feuerbuchs"  folgende  Beschreibung  von  der  Zusammen- 
setzung eines  derartigen  Explosivstoffes :  „Accipias  lib.  I  snlphuris  vivi. 
Üb.  II  carbonum  vitis  vel  Salicis,  lib.  VI  salis  petrosi.  Quae  tria  subti- 
lissime  terantur  in  lapide  marmoreo."    (Vgl.  auch  1250  Roger  Bacon.) 

—  Marekin  Qraacm  gibt  eine  eingehende  Beschreibung  der  Darstellung  des 
Terpentinöls,  das  er  unter  dem  Namen  „Aqua  ardens"  beschreibt.  (S.  a. 
64  D.)  Dasselbe  wird  bis  spät  in  das  16.  Jahrhundert  als  eine  dem  Wein- 
geist ähnliche  Substanz  betrachtet  und  auch  statt  des  letzteren  angewendet. 

—  Der  arabische  Astronom  Nanlr-EMn  al  ThusI  behandelt  in  seiner  Schrift 
„über  die  Figur  der  Sohneidenden"  (d.  h.  über  den  Satz  dee  Menelaos  — 
8.  100)  die  sphärische  Trigonometrie  in  ihren  Fundamentalaufgaben  am 
schiefwinkligen  Dreieck  in  vollendeter  Weise. 

—  MaHir-EMR  al  Tho«!  fertigt  als  Vorstand  der  von  dem  Mongolenfürsten 
Holagu  (Ilek-Khan)  gegründeten  Sternwarte  zu  Meragah  in  Persien  den 
in  den  ilekkhanisohen  Tafeln  niedergelegten  Fizstemkatalog  nebst  Planeten- 
tafeln an. 

—  Willem  da  Rubniquli  (Ruysbroek)  gelangt  auf  einer  etwas  südlicheren  Route 
als  Piano  Carpini  (s.  1246)  bis  Karakomm  und  kehrt  durch  Persien  und 
die  Türkei  nach  der  Heimat  zurück. 

—     53     — 

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1250 

1250  Jordaniis  Ruffut,  OberstallmeiBter  dea  Kaisers  Friedrich  II.,  gibt  in  seinem 
Werke  „De  medicina  equorum"  eine  genaue  Anleitung  zum  Hufbeschlag 
und  eine  Beschreibung  der  chimrgischen  Krankheiten  der  Extremitäten 
der  Pferde.  Eine  große  Zahl  seiner  sanitären  Vorschriften  hat  bis  Eur 
Gegen-wart  ihre  Gültigkeit  behalten. 

—  VhWMiz  VOR  BMunIs  spricht  zuerst  von  den  allerdings  schon  früher  be- 
kannten belegten  Spiegeln  und  hält  die  gläsernen  mit  Blei  überzogenen 
Spiegel  für  die  besten. 

—  VineMZ  von  BMUvalt  -veröffentlicht  sein  „Speculum  majus",  das  eine  den 
Kenntnissen  der  Zeit  entsprechende,  sehr  voUständige  Beschreibung  der 
bekannten  Tierwelt  gibt,  im  wesentlichen  aber  wie  die  Schriften  von  Thomas 
von  Cantimpr6  und  Albertus  Magnus  auf  Aristoteles  fußt. 

1252  AllOm  X.  von  Castilien  läßt  durch  christliche  und  jüdische  Gelehrte,  die 
er  nach  Toledo  beruft  (darunter  den  Rabbiner  Isaak  Aben  Said),  die 
Alfonsinischen  Tafeln  herstellen,  die  von  da  ab  an  die  Stelle  der  Ptole- 
maeischen  Tafeln  (s.  150  Ptolemaeus)  treten.  Die  alfonsiniBchen  Tafeln 
werden  zuerst  i.  J.  1483  durch  Ratdold  in  Venedig  (s.  1487)  gedruckt. 

1253  WNhohn  von  HoltauMI  läßt  den  ersten  bekannten  Bau  einer  Kammersohleuse 
bei  Spaamdam  ausführen.  Demnach  sind  weder  Leone  Battista  Alberti 
noch  Simon  Stevin  als  deren  Erfinder  anzusehen. 

1256  Nachdem  schon  in  den  heiligen  Büchern  der  Inder  der  Magneteisenstein  zum 
Ausziehen  von  Pfeilspitzen  empfohlen  worden  ist  (s.  600  v.  Chr.),  gibt  der 
Araber  HolKa  aus  Aleppo  dies  Mittel  an,  um  beim  Abbrechen  der  Spitze 
der  Aderlaßlanzette  diese  aus  der  Wunde  zu  ziehen. 

—  Joannes  t»  Bacrokutto  (John  Holywood)  gibt  seinen  „Tractatus  de  sphaera 
mundi"  heraus,  der  für  mehr  als  drei  Jahrhunderte  daa  HaupÜehrbuch 
der  mathematischen  Geographie  bildet. 

1259  Die  Annalen  der  chinesischen  Sunf-Dynattio  beschreiben  eine  Feuerlanze 
(Lanze  des  imgestümen  Feuers,  To-huo-tsiang),  ein  Bambusrohr,  das  mit 
abwechselnden  Lagen  von  einem  schießpulverähnUchen  Brandsätze  und 
„Körnern"  geladen  war,  welche  letzteren  unter  heftiger  Flammenentwick- 
lung 150  Schritte  weit  geschleudert  wurden.  Anscheinend  sind  diese  „Kömer" 
keine  Geschosse  (Schrot  u.  dgl.)  gewesen,  sondern  Brandsatzklümpchen, 
so  daß  der  Apparat  etwa  wie  eine  heutige  Leuchtkugelrakete  gewirkt  haben 
mag,  andrerseits  aber  die  Elemente  der  Pulver-Schußwaffe  deutlich  er- 
kennen läßt. 

1260  Albortus  Matnu«  schildert  als  zu  seiner  Zeit  bereits  üblich  die  Scheidung 
des  Goldes  vom  Silber  durch  Salpetersäure  (Scheidung  durch  die  Quart). 
Die  Legierung  wird  auf  das  Verhältnis  von  1  Teil  Gold  zu  2  Teilen  Silber 
gebracht,  granuliert  imd  mit  der  IVaf&chen  Menge  starker  Salpetersäure 
erwärmt.  Die  entstehende  Lösung  wird  verdünnt,  um  ein  Auskrystalli- 
sieren  des  Silbemitrats  zu  verhindern,  am  nächsten  Tage  abgezogen  und 
das  zurückbleibende  Gold  mit  heißem  Wasser  gewaschen. 

—  Albertus  Macnut  reinigt  daa  Gold  durch  Zementation  und  stellt  zuerst  regu- 
linischen Arsenik  durch  Erhitzen  des  weißen  Arseniks  mit  reduzierenden 
Körpern  (Seife)  dar. 

—  Albortus  Mifnut  erörtert  das  zu  seiner  Zeit  wieder  in  Gebrauch  kommende 
V^eredelungsverfahren  der  Bäume  usw.  durch  Pfropfen  (vgl.  1228  Freidank), 
wobei  er  freilich  sehr  wunderliche  Kombinationen  in  Vorschlag  bringt, 
z.  B.  das  Pfropfen  einer  Rose  auf  einen  Kohlstrunk  zur  Eizielung  grüner 
geruchloser  Blumen. 

—  Roger  Bacon  bespricht  das  Verlöschen  brennender  Körper  in  verschlossenen 
Gefäßen  und  schreibt  dies  dem  Umstand  zu,  daß  die  Luft  fehle. 

—     54     — 

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1880 

1260  Roger  Baeo«  gibt  zuent  die  Lage  des  BrennpunkteB  bei  einem  sph&riaohen 
Hohlspiegel  richtig  an  und  weist  nach,  daB  die  von  einem  leuchtenden 
Punkt  stammenden  Lichtstrahlen  nach  ihrer  Reflexion  von  einem  Hohl- 
spiegel sich  nicht  in  einem  Pimkte  des  Hauptstrahls,  sondern  in  vielen 
nebeneinander  liegenden  Punkten  treffen.    (Sphärische  Aberration.) 

—  Die  venetianischen  Kaufleute  Marco  und  Mafieo  PdOi  Oheime  des  berühmten 
Maroo  Polo  (s.  1271)  reisen  über  Konstantinopel  nach  Kiptschak  und 
Turkestan,  um  mit  den  Tataren  Handel  zu  treiben. 

—  ViiMMB  «M  BMUinlt  spricht  bei  der  Geburtshilfe  zum  ersten  Male  in  zweifel- 
loser Weise  von  der  Wendung  des  Foetus  auf  den  Kopf  durch  direkten 
inneren  Handgriff. 

1269  Petrus  Peregrinus  ia  Maricourt  macht  die  ersten  bekannten  experimentellen 
Forschungen  über  den  Magnetismus,  indem  er  die  beiden  Pole  unter- 
scheidet und  die  verteilende  Wirkung  des  Magneten,  wie  auch  die  An- 
ziehung unf^eichnamiger  Pole  nachweist. 

1270  Der  Kanonikus  Giovanni  Cunpmo  (Johannes  Campanus)  von  Novara  be- 
wirkt eine  Ausgabe  der  „Elemente"  des  Euklid,  und  lehrt  in  den  von  ihm 
gemachten  Zusätzen  die  Berechnung  der  Winkelsumme  im  Stemfünfeck. 
Auch  beweist  er  die  Irrationalität  des  goldenen  Schnitts. 

—  Raymundus  Lullut  entdeckt  das  kohlensaure  Ammoniak,  das  er  durch 
Destillation  aus  gefaultem  Harn  darstellt,  und  verbessert  die  Destillations- 
vorrichtungen, indem  er  zum  ersten  Male  behufs  besserer  und  schnellerer 
Kondensation  der  Dämpfe  eine  besondere  Kühlung  der  Vorlage  anwendet. 
Er  kennt  auch  das  ätzende  Ammoniak. 

—  Raymundus  Lullut  berichtet  zuerst  über  die  Verwendung  des  Astrolabiums 
zu  astronomischen  Ortsbestimmungen  auf  See. 

—  Nachdem  die  Canarischen  Inseln  (s.  40  v.  Chr.)  im  Mittelalter  zuerst]  bei 
den  Arabern  erwähnt  worden  waren,  gelangt  Lancelot  Malocallo  dorthin 
und  errichtet  ein  Kastell  auf  Lanoerote. 

—  Der  polnische  Physiker  WIM»  spricht  für  die  Optik  den  Satz  aus,  daß  die 
Natur  stets  nach  der  Richtung  der  kürzesten  Linie  wirke. 

1271  Marco  und  Mafieo  Polo  unternehmen,  von  ihrem  siebzehnjährigen  Neffen 
Maroo,  dem  nachmals  berühmten  Reisenden,  begleitet,  eine  zweite  Reise 
(s.  1260),  auf  der  sie  Persien  durchqueren,  das  Pamirplateau  über- 
schreiten, ins  Tarymbecken  niedersteigen  und  ganz  China  durchziehen. 
Der  jüngere  Marco  Polo  tritt  in  die  Dienste  des  Kaisers  Kublai  und 
lernt  auf  seinen  Kreuz-  und  Querzügen  den  größten  TeU  Chinas  kennen. 
Im  Jahre  1292  begeben  sich  die  drei  Reisenden  über  Cochinchina,  Sumatra 
und  Ceylon  nach  Ormuz,  von  wo  sie  über  Trapezunt  und  Konstantinopel 
im  Jahre  1296  Venedig  wieder  erreichen.  Der  jüngere  Maroo  legt  die  Er- 
fahrungen  dieser   Reise  in   einem  ausführlichen  Bericht   (s.  1298)  nieder. 

1272  Der  Bologneser  Borglioiano  vervollkommnet  den  Seidenhaspel  und  kon- 
struiert die  erste  maschinelle  Vorrichtung  zum  Zwirnen  der  Seide  in  dem 
sog.  runden  Mulinierstuhl  (Seidenmühle).  Bis  dahin  war  die  Drehung 
der  einfachen  und  die  Zusammenzwimnng  mehrerer  Fäden  stets  mit  der 
Hand  erfolgt. 

1279  Guilelmus  da  Sallctto  fördert  mit  seiner  ,, Summa  conservationis  et  cura- 
tionis"  die  Chirurgie.  Seine  Wundbehandlungsmethode  ist,  wie  die  des 
Hugo  von  Lucca  (s.  1220)  eine  einfache  und  rationelle;  er  reinigt  die 
Wunde  mit  öl  und  legt  nach  der  »Blutstillung  sehr  sorgfältige  Ver- 
bände an,  wie  überhaupt  seine  Theorie  mustergültig  ist.  Er  weist  zuerst 
auf  die  giftigen  Eigenschaften  faulender  tierischer  Substanzen  hin. 

1280  Christophoro  Brian!  in  Venedig  erfindet  den  künstlichen  Aventurin,  ein 
von    zahllosen   goldglänzenden  Krystallen    durchsetztes,    meist    lichtgelb- 

—     55     — 


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1280 

braunes  bis  grünliches  Glas,  das  den  natürlichen  Aventurin,  eine  flimmernde 
Quarzmodifikation,  an  Glanz  übertrifft  und  in  neuerer  Zeit  von  Bizaglia  in 
Venedig  (1872)  -wieder  unübertrefflich  hergestellt  wird.  Wöhler  spricht 
sich  d^iin  aus,  daß  die  Krystallblättchen  in  diesem  Produkt  ausgeschie- 
denes metaUisches  Kupfer  seien. 
1280  Petrus  da  GraMMiilli  schreibt  ein  Werk  ,,OpuB  ruralium  commodonun",  das 
in  12  Abteilungen  das  gesamte  Gebiet  der  Landwirtschaftslehre  behandelt. 

—  Der  chinesische  Kaiser  CuMial-chan  (Kublai)  vertieft  und  verlängert  den 
Kaiserkanal  (großen  Kanal),  der  sich  von  Peking  bis  Hang-tschou  durch 
zehn  Breitengrade  erstreckt  und  den  Pei-ho  mit  dem  Hoang-ho  und 
Jangtse-kiang  in  Verbindung  setzt.  Der  Kanal  war  im  7.  Jahrhundert 
n.  Chr.  begonnen  worden. 

—  Kanrlni  hebt  hervor,  daß  die  Wasserdämpfe  der  Luft  sich  an  hohen  Bergen 
zu  Regen  kondensieren.  Er  weiß,  daß  die  Gießbäche  allmählich  Berge 
abtragen  und  den  Schutt  ins  Meer  befördern,  während  der  Schlamm  auf 
dem  Meerboden  sich  ausbreite  imd  fest  werde. 

—  Amoldus  Vlllanovanu  lehrt  die  Bereitung  der  ätherischen  öle  in  seinem 
Traktat  „De  vinis". 

—  Amoldus  Vlllanovanut  spricht  zuerst  von  den  Heilkräften  des  Waldmeisters. 
1285    In  dem  von  dem  Araber  Hattan-al-Rammab  verfaßten  Feuerwerksbuche  wird 

der  Salpeter  als  die  Grundlage  der  gesamten  Feuerwerkerei  bezeichnet. 
Al-Rammah  lehrt  die  Läuterung  des  Salpeters  durch  ein  wiederholtes 
Krystallisationsverfahren,  hat  aber  von  den  eigentUchen  Feuerwaffen  noch 
keinerlei  Kenntnis. 
1290  Während  Dioskorides  zuerst  des  aus  Kosen  und  Olivenöl  bereiteten  Rosen- 
öls Erwähnung  getan  hatte,  wird  das  destillierte  Rosenöl  zuerst  von 
Johannes  Aetaiarlin  beschrieben.  Es  scheint  zu  dieser  Zeit  schon  in  Nisibis 
in  Mesopotamien  bereitet  worden  zu  sein. 

—  Die  älteste  Glashütte,  deren  Existenz  nachweisbar  ist,  ist  die  durch 
VM  Laempoel  angelegte  Flaschen-  und  Grünglasfabrik  zu  Quiquengrogne 
bei  La  ChapeUe. 

—  Giovanni  ia  Monte  Corvino  geht  über  Persien  nach  Indien  und  besucht  von 
da  China,  das  er  eingehend  beschreibt. 

1292  Die  Ingwerpflanze  (Zingiber),  welche  auch  Marco  Polo  gekannt  zu  haben 
scheint,  wird  zuerst  beschrieben  von  Giovanni  §a  Monte  Corvino. 

1295  Lanfranehl  fördert  durch  seine  „Chirurgia  magna",  in  welcher  er  zahlreiche 
von  ihm  ausgeführte  Operationen  beschreibt,  die  praktische  Chirurgie. 

1298  Marco  Polo  (s.  1271)  berichtet  von  der  von  ihm  besuchten  Landschaft 
Badachschan  am  Nordabhange  des  Hindukusch,  einem  Hauptfundorte  des 
von  alters  her  bekannten  Lasursteins  (Lapis  lazuli),  aus  dem  durch  Pul- 
verisieren und  Schlemmen  der  natürUche  Ultramarin  gewonnen  wird. 

—  Marco  Polo  spricht  bei  Beschreibung  der  chinesischen  Provinz  Fo-kien 
von  dem  Anbau  der  Baumwolle  und  deren  technischer  Verwendung  als 
von  etwas  längst  Bekanntem.  Trotzdem  muß  Indien  als  die  Heimat  der 
BaumwoUe  angesehen  werden.     (S.  auch  800  und  327  v.  Chr.) 

—  Marco  Polo  bringt  die  ersten  ausführlichen  Nachrichten  über  die  chinesische 
Porzellanfabrikation  nach  Europa.  Seine  Darlegungen  beruhen  indes  in 
ihrem  technischen  TeU  auf  unrichtigen  Informationen. 

—  Marco  Polo  gibt  die  ersten  Nachrichten  über  den  großartig  organisierten 
chinesischen  Staatskurierdienst,  eine  Art  von  Post,  die  sich  bis  auf  den 
heutigen  Tag  erhalten  hat.  Möglicherweise  hat  Marco  Polo  das  Wort 
„Poste"  —  zur  Bezeichnung  der  chinesischen  Relaisstationen  —  zuerst 
gebraucht.     (Vgl.  jedoch  1464  Ludwig  XI.) 

—     56     — 


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1810 

1300  Nachdem  die  Kunst,  in  Stukko,  einer  aus  Gips,  Kalk  und  Sand  hergestellten 
Masse  zu  arbeiten,  bereits  von  den  Alten,  namentlich  von  den  Äthiopiern 
und  später  in  Syrien,  Cypem  und  in  Born  geübt,  aber  aUm&hlich  in  Ver- 
gessenheit geraten  war  (vgl.  auch  450  v.  Chr.  Herodot  und  330  v.  Chr. 
Lysistratos) ,  erneuert  Marsarltona  dieselbe  in  Italien,  wo  sie  alsdann  von 
dem  Maler  Nani  um  1614  wesentlich  vervollkommnet  wird,  wie  die  Stuck- 
arbeiten der  Loggien  des  Vatikans  beweisen. 

—  Giovanni  Phanl  erfindet  den  Farbensohmelz  im  Tiefschnitt  (Email  de 
basse-taille). 

—  Der  Florentiner  Ruccailal  entdeckt  den  Farbstoff  der  Orseille,  der  nach  ihm 
Rocoella  genannt  wird. 

—  Alessandro  da  Spina  aus  Pisa  verfertigt,  wie  die  Chronik  des  S.  Caterina- 
Klosters  zu  Pisa  meldet,  Augengläser,  die  indes,  wie  die  Chronik  gleichfalls 
sagt,  schon  vor  ihm  erfanden  worden  seien.  Ob  der  wirkliche  Erfinder,  wie 
ans  seiner  Grabsohrift  in  der  Kirche  Santa  Maria  Maggiore  in  Florenz  hervor- 
geht, Salvino  d^l  Armati  war,  läßt  sich  mit  Sicherheit  nicht  nachweisen 
Sicher  ist  nur  soviel,  daß  die  konvexen  Brillen  um  1300  erfunden,  und 
daß  sie  in  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  allgemein  bekannt  sind. 
(S.  in  dieser  Beziehung  1363  Guy  de  Chauliac). 

—  Hugo  von  Trimbarc  erwähnt  in  seinem  Lehrgedicht  „Der  Renner"  zuerst 
Fiedelbogen  aus  Roßhaaren. 

1301  Der  italienisohe  Maler  Slatio  il  Bandona  bringt  mit  seinen  Schöpfungen  in 
Florenz,  Padua  u.  a.  a.  0.  die  Freskomalerei  durch  sorgfältige  Ausbildung 
ihrer  Technik  zu  neuer  Blüte  und  weiter  Verbreitung. 

1302  Fbwla  Maja  atis  Amalfi  hat  mutmaßlich  zuerst  die  nach  den  Windstriohen 
geteilte  Kompaßrose  mit  der  schwingenden  Magnetnadel  verbunden  und 
dadurch  den  Kompaß  für  die  Seeschiffahrt  brauchbar  gemacht. 

1306  Der  Waffenschmied  Rudolf  zu  Nürnberg  erfindet  die  Drahtziehmaschine, 
die  von  besonderer  Bedeutung  für  die  Herstellimg  der  Ritterrüstungen 
(Ringelpanzer)  wird. 

1307  Der  Gebrauch  des  Wachstuchs,  eines  mit  Leinölfimis  überzogenen  Zeuges, 
ist  mindestens  aeit  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  bekannt,  wie  daraus 
hervorgeht,  daß  man  beim  Offneu  des  Grabes  des  1307  gestorbenen  Königs 
Eduard  I.  von  England  im  Jahre  1774  dessen  Leiche  mit  feinem  Wachs- 
tuch umwickelt  fand,  das  so  konservierend  eingewirkt  hatte,  daß  man 
die  Bildung  der  Hände  und  des  Gesichts  noch  vollkommen  erkennen 
konnte. 

1310  AkuHada  lehrt,  daß,  wenn  zwei  Leute,  der  eine  gegen  Osten,  der  andere 
gegen  Westen  um  die  Erde  wandern  und  an  ihrem  Ausgangspunkt  zu- 
sammentreffen, der  erste  der  Kalenderfolge  um  einen  Tag  voraus,  der 
andere  um  einen  Tag  hinter  ihr  zurück  sein  müsse. 

—  Aballada  berechnet  zuerst  die  Größe  derj  gesamten  Erdoberfläche  auf 
20360000  Quadratparasangen. 

—  MatthaeuB  Sylvaücut,  Verfasser  des  dem  Könige  Robert  von  Sizilien  ge- 
widmeten pharmakologischen  Werkes  „Pandectae  medioinae"  legt  in  Salemo 
den  ersten  europäischen  botanischen  Garten  an.  Ihm  folgt  1333  die  Stadt 
Venedig  mit  Anlage  eines  öffentlichen  medizinisch-botanischen  Gartens. 

—  Der  Mönch  TlMOdorlcin  Toutonleus  bahnt,  ohne  das  eigentliche  Refraktions- 
gesetz zu  kennen,  zum  ersten  Male  eine  richtige  Erklärung  des  Haupt- 
und  Neben-Regenbogens  an,  während  ihm  die  Deutung  der  Farbenfolge 
noch  mißlingt.  E.  Wiedemann  schreibt  die  erste  richtige  Erklärung  des 
Regenbogens  dem'  arabischen  Gelehrten  AI  Färisi  zu,  der  um  das  Jahr  1280 
gewirkt  haben  muß. 

—     57     — 


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1811 

1311  Jean  PHard,  nacheinander  Wundarzt  Ludwige  des  Heiligen,  Philipps  des 
Starken  und  Philipps  des  Schönen,  fördert  die  praktische  Chirurgie  und 
errichtet  das  erste  chirargisoh-mediziniBohe  Institut. 

1312  Das  StembUd  „Südliches  Kreuz"  wird  im  Abendlande  zuerst  von  DMto 
AllfhItrI  erwähnt,  der  es  wahrscheinUch  aus  arabischen  Quellen  kennen 
gelernt  hatte.  (Purgatoiio  I.:  „Jo  mi  Tolsi,  a  man  destra,  e  posi  mente 
all'  altro  polo,  e  vidi  quattro  stelle  non  viste  mai  fuor  che  aUa  prima 
gent«.  —  0  settentrional  vedovo  sito,  poiohö  privato  sei  di  mirar  queUe!") 
Die  erste  Beschreibung  des  Sternbildes  auf  Grund  eigener  Beobachtung 
gibt  in  Europa  Amerigo  Vespuooi  (1601). 

1313  Nachdem  in  der  bisherigen  Entwicklung  der  Kriegsfeuerwerkerei  (vgl. 
u.  a.  424  ▼.  Chr.  Thukydides;  678  KaUinikos;  1232  Tung-kiang-kang-mu; 
1250  Marohus  Graecus;  1259  Song  -  Dynastie)  sämtliche  Elemente  der 
Pulver -Schußwaffe  gegeben  waren,  wird  in  Deutschland  der  letzte  ent- 
scheidende Schritt  getan,  indem  nunmehr  das  Schießpulver  als  Treib- 
mittel des  Geschosses  verwendet  und  damit  die  wirkliche  Feuerwaffe  ge- 
schaffen wird.  Die  Überlieferung  knüpft  diesen  Schritt  an  den  Namen 
des  BarMioM  Schwan  (eigentlich  Bertholdus  niger,  d.  L  der  schwarze  — 
Schwarzkünstler  —  Berthold),  eines  Mönchs  aus  dem  westlichen  Deutschland 
(vielleicht  Köln  oder  Freiburg).  Die  Genter  Annalen  berichten  dazu:  „In 
dit  jaer  (1313)  was  aldereerst  ghewonden  in  Duutschland  het  ghebruuk 
der  buBsen  (Büchsen)  von  einem  mueninck." 

1314  Raimondo  da  LiizzI  aus  Bologna,  genannt  Mondinus,  begründet  durch  die 
Sektion  menschlicher  Leichen  die  wissenschaftliche  Anatomie.  Sein  Werk 
über  die  Anatomie  wird  grundlegend  für  die  Universitäten  des  Mittelalters. 

1316  Odorico  da  Pardanona  segelt  von  Ormuz  über  Ceylon,  die  Nikobaren, 
Sumatra  und  Java  nach  Nanking.  Seine  Rückreise  scheint  durch  West- 
ohina,  Tibet  und  Persien  gegangen  zu  sein. 

1317  Das  Brasilienholz  (Rotholz),  das  zuerst  aus  Sumatra  nach  Europa  gelangt, 
wird  von  Matthaeus  Syhnitleut  in  seinen  „Pandectae  medicinae"  unter  dem 
Namen  „Lignum  presillum"  erwähnt. 

1318  Danta  Allfhlarl  erwähnt  in  seiner  „Divina  Commedia"  die  Schlaguhren. 
(Paradiso  X:  „Indi  come  orologio,  che  ne  chiami  nell'  ora  .  .  .  tin  tdn 
sonando  co  si  dolce  nota.") 

—      Pietro  Vaaconta  entwirft  die  älteste  datierte  Seekarte. 

1320  Henri  da  Mendavilla  zeichnet  sich  als  Chirurg  und  Anatom  aus.  Er  kennt 
die  Geschoßextraktion  mittels  des  Magneten.  (S.  1256.)  Er  tritt  insbe- 
sondere mit  Entschiedenheit  für  die  einfache  und  schonende  Wundbehand- 
lung des  Hugo  und  des  Theoderich  von  Luoca  ein.    (S.  1220.) 

1321  Lavl  ban  Qanan  beschreibt  in  seinem  hebräisch  geschriebenen  Buche,  dos 
1342  von  Petrus  de  Alexandria  unter  dem  Titel  „De  sinibus,  chordis  et 
arcubus"  übersetzt  wird,  zuerst  die  Camera  obscura,  d.  i.  nahezu  200  Jahre 
vor  Leonardo,  dem  bisher  diese  Erfindimg  zugeschrieben  wurde.  Das 
Prinzip  der  Camera  obscura  war  bereits  von  Aristoteles  ausgesprochen 
worden. 

1325  Lavl  ban  Qarten  erfindet  den  Jakobsstab,  der  durch  das  ganze  Mittelalter 
zu  geograptüsohen  Ortsbestimmungen  auf  See  dient. 

1325—1352  Ibn  Batuta  besucht  die  Inseln  des  Persischen  Golfs,  die  bis  dahin 
unbekannten  Gegenden  des  Innern  Arabiens,  Syrien,  Mesopotamien,  Persien, 
Klein-Asien,  die  Bucharei,  Chorasan,  Kandahar,  die  Malediven,  Ceylon, 
Sumatra,  Java  und  China  und  führt  1352  eine  Mission  des  Sultans  von 
Marokko  ins  Innere  von  Afrika  bis  Timbuktu. 

1330  Thomas  da  Bradwardina  veröffentlicht  seine  „Geometria  speculativa",  iu 
der  er  sich  mit  den  Stern  Vielecken,  der  Lehre  von  den  isoperimetrischen 


—     58     — 

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1868 

Figuren,   der  Lehre   von  den  irrationalen  Größen   und   der  Stereometrie 
beschäftigt. 

1330  Philippe  da  Oacquaral  stellt  zuerst  Mondglaa  her,  eine  Art  Butzenscheibe 
von  8 — 10  om  Durchmesser  mit  einem  Nabel  in  der  Mitte.  Das  Mondglas 
-wurde  im  Mittelalter  vielfach  neben  dem  Tafelglas  (s.  1060  T.)  als  Fenster- 
glas verwendet  und  ist  neuerdings  "wieder  stark  in  Aufnahme  gekommen 

1331  Wie  Muratori  berichtet,  erscheinen  zwei  deutsche  Ritter,  von  Crmbirg  und 
VOR  ■pillmlMrc,  bei  der  Belagerung  von  Cividale  in  Friaul  mit  Geschütz  und 
HandfenerwiüSen.  („Ponentes  vasa  versus  civitatem,  baUstabant  com 
Bdopo".)  Es  ist  dies  die  erste  geschichtlich  beglaubigte  Erwähnung  eigent- 
licher Feuerwaffen. 

1340  Jan  vm  Eyek  macht  die  Ölmalerei  für  größere  Aufgaben  verwendbar,  in- 
dem er  durch  Zusatz  von  Harzflmis  eine  gleichmäßige  Trocknung  der 
Pigmente  ermöglicht,  Leuchtkraft,  Glanz  und  Tiefe  der  Farben  steigert 
und  die  Dauerhaftigkeit  der  Bilder  sichert. 

—  Jean  4»  Moura  schreibt  eine  Arithmetik,  die  Jahrhunderte  lang  ein  vielge- 
brauchtes Schulbuch  bleibt.  Er  macht  als  einer  der  Ersten  Vorschläge 
für  eine  Ealenderreform,  die  darin  gipfelt,  man  solle,  um  den  wirklichen 
und  den  kalendermäßigen  Frühlingsanfang  in  Übereinstimmung  zu  bringen, 
40  Jahre  lang  die  Schalttage  ausfallen  lassen. 

1341  Donato  Soniilo  da  Foll|no  tut  zuerst  eines  Gallensteins  Erwähnung,  den 
er  bei  einer  Sektion  entdeckt.  Die  erste  chemische  Untersuchung  solcher 
Steine  geschieht  1748  durch  Galeotti;  wissenschaftlich  werden  die  Steine 
zuerst  durch  Fourcroy  und  Th^nard  bearbeitet. 

1350  Der  deutsche  Kaiser  Karl  IV.  erteilt  den  Imker-Innungen  besondere,  zum 
Teil  sehr  weitgehende  Privilegien,  und  wird  damit  zum  Begründer  der 
deutschen  Yolksbienenzucht. 

—  Conrad  von  Motonborf  gibt  in  seinem  „Buch  der  Natur"  eine  Schilderung 
zahlreicher  Tierformen.  Dies  Buch,  das  sich  an  Cantimprä  (s.  1233)  an- 
schließt, findet  als  erste  naturgeschichtliche  Enzyklopädie  in  deutscher 
Sprache  eine  sehr  weite  Verbreitung. 

—  Der  englische  Geistliche  Mirto  führt  ein  Beobachtungsregister,  welches  als 
das  älteste  Wetterjoumal  .anzusehen  ist  und  wirkliche  Nachweise  über  die 
Witterung  enthält. 

—  In  der  Weltchronik  des  Rudolf  von  Hohinombt  findet  sich  die  erste  Zeich- 
nung einer  Taucherglocke.    (VgL  allerdings  210  v.  Chr.  Philo.) 

1354  Pota*  IV.  von  Aragonien  läßt  zum  Schatze  gegen  die  feindlichen  Waffen 
einige  seiner  Schiffe  mit  einem  Lederbezuge  versehen.  Übrigens  sollen  schon 
die  Normannen  im  12.  Jahrhundert  einen  Versuch  zur  SchiSspanzerung 
gemacht  haben,  indem  sie  ihre  Schiffe  mit  einem  Eisenbeschlage  in  der 
Wasserlinie  wisahen.     (VgL  auch  1782). 

1360  Der  französische  Schriftsteller  und  Mathematiker  Nicole  Orwmo  gibt  ein 
Verfahren  an,  die  Zu-  und  Abnahme  der  Temperatur,  die  Änderung  des 
Feuchtigkeitsgehalts  der  Luft,  und  die  bei  anderen  Naturerscheinungen 
vor  sich  gehenden  Veränderungen  durch  Kurven  darzustellen.  Er  wendet 
inseinem  Werke  „Algorismus  proportionum"  Potenzen  mit  gebrochenem  Ex- 
ponenten an,  die  erst  in  vid  späterer  Zeit  wissenschaftliches  Gemeingut 
werden. 

—  Johann  von  RocquotadittUlo  stellt  zuerst  schwefelsaures  Quecksilberozydul 
dar  und  erhält  zuerst  den  Kalomel  auf  nassem  Wege  aus  Quecksilber, 
Salpetersäure  und  Salmiak. 

1363  Guy  do  Oiimllae  schreibt  sehr  wertvolle  wissenschaftliche  Abhandlungen  über 
Chirurgie.    Er  gibt  u.  a.  neue  Methoden  für   die   Operation   der   Nasen- 

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18«8 

polypen   an   und   bläst  bei  Kehlkopfkatarrhen   adstringierende  Pidver  in 
den  Kehlkopf  ein. 

1363  Guy  da  Chaullae  behandelt  in  seiner  „Chirurgia  magna"  das  Kapitel  der 
Wundheüung,  die  Verbandweise,  die  verschiedenen  Formen  der  Naht,  die 
er  namentlich  als  Blutstillungsmittel  anwendet.  Er  ist  der  erste,  der, 
wenn  Augenwässer  bei  Sehschwache  nicht  helfen,  Brillen  empfiehlt. 

1364  Heinrich  «M  WIck  versieht  die  Bäderuhr  mit  Hemmung  und  Unruhe 
und  stellt  eine  so  verbesserte  Uhr,  die  auch  mit  Schlagwerk  versehen  ist, 
auf  Bestellung  von  Karl  V.  in  Paris  auf.  Als  früheste,  mit  Schlagwerk 
versehene  Uhr  wird  die  1288  auf  Westminster  Hall  in  London  aufgestellte 
erwähnt.     (S.  a.  850,  1232,  1318.) 

1375  (Malul  entwirft  eine  Erdkarte,  welche  als  die  bedeutendste  ihrer  Zeit 
galt.  Sie  gibt  die  Mittelmeerkästen  in  einer  verhältnismäßig  sehr  genauen 
Darstellung,  während  die  übrigen  Länder  skizzenhaft  behandelt  sind. 

1376  Nicholaa  Batallto  in  Arras  stellt  in  den  Jahren  1376 — 79  für  Louis  I.  von 
Anjou  den  sog.  „Gobelin  von  Angres"  her,  den  größten  jemals  gewebten 
Gobelinteppich.  Derselbe  hat  156  m  Länge  und  6  m  Höhe,  und  stellt 
Szenen  aus  der  Apokalypse  dar.  (Wegen  des  Namens  „Gobelin"  vgl.  1662 
Colbert.) 

1378  Während  die  Geschütze  anfänglich  nur  Steinkugeln  (in  der  Begel  aus 
Granit  oder  Marmor)  verfeuerten,  werden  zuerst  i.  J.  1326  in  Florenz 
schmiedeeiserne  Kugeln  angefertigt.  Besondere  Verdienste  um  den 
Guß  eiserner  und  eherner  (kupferner)  Kanonenkugeln  erwirbt  sich  seit  1378 
der  Stüokgiefier  Hans  Aarau  in  Augsburg.  Aber  erst  unter  den  franzö- 
sischen Königen  Ludwig  XI.  (1471)  und  Karl  VIII.  (1494)  kommen  die 
eisernen  Geschosse  allgemein  in  Gebrauch. 

1380  Damensättel  werden  zuerst  im  12.  Jahrhundert  n.  Chr.  erwähnt,  während  die 
Frauen  bis  dahin  nach  Männerart  zu  Pferde  saßen.  Eine  allgemeine  Ver- 
breitung erhält  der  Damensattel  mit  Quersitz  durch  Anna  von  LuXMnbwc, 
Gemahlin  Richards  II.  von  England. 

—  Isaak  Hollandm  stellt  zuerst  durch  Erhitzen  von  Salmiak  mit  Kalk  Chlor- 
calcium  dar,  welches  er  als  „SaJ  ammoniacum  flxum"  bezeichnet.  Er  gewinnt 
auch  zuerst  aus  dem  Bfickstand  der  Scheidewasaerbereitung  das  schwefel- 
saure Kali,  das  von  Paracelsus  zuerst  medizinisch  angewendet  wird. 

—  ValMCiM  da  Taranta  gibt  die  erste  eigentliche  Klassifikation  der  Verbrennungen 
nach  ihrer  Intensität,  und  zwar  nach  3  Graden:  Schmerzempfindung, 
Blasenbildung,  Ulceration,  die  im  wesentlichen  später  von  Alexis  Boyer 
(1814)  wieder  aufgenommen  wird,  während  Guillaume  Dupuytren  (1830) 
eine  Skala  von  6  Graden  au&tellt. 

1387  Der  Leibarzt  König  Wenzels,  AlUch  fördert  durch  seinen  „Tractatulus  de 
regimine  hominis"  die  Diätetik. 

1390  Ulman  Stromsr  in  Nürnberg  soll  zuerst  zur  Zerkleinerung  des  Stoffes  für 
die  Papierfabrikation  Stampfen  angewendet  haben. 

1392  Spielkartenähnliche  bemalte  Täfelchen  waren  bei  den  Chinesen  und 
Japanern  schon  in  früher  Zeit  bekannt.  In  Europa  ist  der  erste  nach- 
weisbare Verfertiger  von  Spielkarten  der  Maler  Jacquemin  Grineonnaiir, 
wie  dies  aus  einem  Ausgabebuche  des  Schatzmeisters  Karls  VI.  von 
Frankreich  hervorgeht,  in  welchem  die  Auszahlung  eines  Betrags  an  den 
genannten  Maler  für  die  Anfertigung  von  3  Spielen  Karten  in  Gold  und 
Farben  gebucht  ist.  Die  erste  Erwähnung  der  Spielkarten  in  Deutschland 
überhaupt  geschieht  i.  J.  1321  in  einem  gegen  dieselben  gerichteten  Ver- 
bot des  Bischofs  von  Würzburg. 

—  Nioolo  Zano  gelangt,  nachdem  er  1390  die  Faröer  und  1391  die  Shetlandsinseln 
besucht  hatte,  nach  Island  und  wahrscheinlich  auch  nach  Grönland. 

—     60     — 

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1480 

1399  Die  VlicMtl  in  Mailand  erlassen  die  erste  bekannte  Desinfektionsordnung 
für  Pestkranke,   woran    sich  1403  die  erste  Quarantäneanstalt  ansohlieBt. 

1400  MowiiopalM  beschäftigt  sich  eingehend  mit  dem  schon  den  alten  Indern 
bekannten  magischen  Quadrat,  wodurch  dasselbe  allgemeiner  bekannt 
wird.  Unter  einem  magischen  Quadrat  versteht  man  ein  in  mehrere 
kleinere  Quadrate  geteiltes  Quadrat,  in  dessen  Felder  eine  An  »«.hl  von 
Zahlen  so  eingeschrieben  sind,  daß  alle  Quer-,  Längs-  und  Diagonalreihen 
die  gleiche  Summe  ergeben.  Auch  Dürer,  Lahire,  Sauveur,  Euler  u.  a. 
beschäftigen  sich  später  mit  dem  magischen  Quadrat. 

1402  Johann  von  BMiaiwourt  gelangt  als  erster  nach  Malocello  (s.  1270)  wieder 
nach  den  Canarisohen  Inseln. 

1403  Wie  Fitti  angibt,  ist  der  Ingenieur  Domenico  dl  Mattoo  der  erste  gewesen, 
der  —  in  dem  Kampfe  der  Florentiner  gegen  Pisa  —  Kriegssprengminen 
vorgeschlagen  hat.  Die  ersten  Zeichnungen  und  Beschreibungen  von 
Sprengminen  gibt  (1430)  Mariano. 

1405  Der  Kriegsbaumeister  Konrad  Kyiwr  gibt  die  Abbildung  eine»  Schifies, 
das  an  jeder  Seite  ein  Schaufelrad  trägt.  Diese  Räder  sollten  durch  die 
Strömung  gedreht  werden  und  dadurch  ein  fluBaufwärts  befestigtes  Seil 
aufwinden,  wodurch  das  Schiff  den  Strom  hinaufgezogen  werden  sollte. 
In  diesem  Vorschlag  sind  die  Anfänge  der  Tauerei  und  Kettenschiffahrt 
zu  erblicken. 

—  Konrad  Kywtr  erwähnt  in  seinem  Buche  „Bellifortis"  (Handschrift  in  der 
Universitätsbibliothek  zu  Göttingen)  zuerst  Hohlgeschosse,  die  mit  fest- 
gestampftem Pul  Versätze  gefüllt  sind,  und  aus  Hinterladern  im  Bogen- 
würfe verfeuert  werden,  die  erste  geschichtlich  beglaubigte  Erwähnung  der 
Sprenggeschosse. 

1411  Seilbahnen  zur  Beförderung  von  Lasten  und  Menschen  über  Flüsse  und 
Schluchten  wurden  in  China  schon  im  Altertume  benutzt.  Die  erste 
Erwähnung  derselben  in  der  Literatur  geschieht  in  einer  Handschrift  der 
WtoMT  HorMMIothek  vom  Jahre  1411,  in  welcher  eine  Seilbahn  mit  Hanfseil 
und  Förderkörben  aufgezeichnet  ist.    (Vgl.  indes  auch  100.) 

1419  Die  Insel  Madeira  war  wahrscheinlich  schon  den  Alten  bekannt  und 
wurde  von  den  Portugiesen  unter  genuesischen  Kapitänen  schon  früh  be- 
sucht. (Auf  einer  florentinischen  Karte  vom  Jahre  1361  erscheint  die 
Insel  unter  den  Namen  „Isola  di  legname").  Die  eigentliche  Entdeckungs- 
geschichte beginnt  mit  dem  Jahre  1419,  wo  die  Portugiesen  Joäo  GonzalM 
und  Martin  Vaz  daselbst  landen. 

1420  Wilhelm  BMkaln  erfindet  das  Einsalzen  der  Heringe,  wodurch  dieselben 
transportfähig  und  zur  Handelsware  gemacht  werden.  Hierdurch  ent 
wickelt  sich  der  Heringsfang  für  HoUand  zu  einem  sehr  lukrativen  Er' 
werbszweige,  der  fortan  durch  strenge  Gesetze  über  die  Zeit  des  Fangs, 
die  Weite  der  Ketzmaschen,  das  Einsalzen  usw.  geregelt  wird.  Beukelsz, 
dessen  Name  häufig  auch  in  Bökel  oder  Pökel  umgewandelt  wird,  soll  zu 
eist  auch  das  Salzen  des  Fleisches  mit  Kochsalz  oder  Salpeter  ausgeführt 
haben,  das  nach  ihm  Pökeln  genannt  wird. 

—  Filippo  BniiMilMChl  knüpft  an  die  Kuppelbauten  des  klassischen  Altertums, 
insbesondere  an  die  Kuppel  des  Pantheons  (s.  27  v.  Chr.)  an  und  erbaut 
mit  Hufe  neuer  technischer  Methoden  die  gewaltige  39^/,  m  weite  Kuppel 
des  Doms  zu  Florenz,  die  das  Vorbild  für  die  von  Michelangelo  ent- 
worfene Kuppel  der  Peterskirche  in  Kom  (s.  1546)  wird. 

—  Der  itaUenisohe  Ingenieur  Giovanni  d«  Fontana  soll  (nach  Romooki,  „Ge- 
schichte der  Explosivstoffe")  der  erste  gewesen  sein,  der  treibende  See- 
minen (Streuminen)  in  Vorschlag  bringt.  i 

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1484 

1424  Johann  ZMca  VM  TraCMW,  Feldherr  der  Hussiten,  verwendet  zuerst  die 
Haubitze  (Hauffnitz),  ein  hinsichtlich  der  Bohrlänge  zwischen  den  Mörsern 
und  den  Kanonen  stehendes  Wurfgeschütz,  welches  Steinkogeln  verfeuert. 

1426  Wie  berichtet  wird,  soll  Marco  Polo  einige  dem  Blockdrucke  ähnliche 
Holztafeln  von  China  nach  Italien  gebracht  haben.  Der  Italiener  Pamfilo 
Oattaddi  habe  dieselben  gesehen,  Nachahmungen  zum  Buchdruck  verwendet 
und  i.  J.  1426  sogar  Druckversuche  mit  einzeln  in  Holz  geschnittenen 
Typen  unternommen.  Für  die  Richtigkeit  dies»  Annahme  fehlt  indes 
jeder  beglaubigte  Nachweis. 

1431  Der  Portugiese  Gonzalo  Velho  Gabral  entdeckt  die  Formigasgrappe  der 
Azoren.  Die  übrigen  Azoreninseln  werden  in  den  Jahren  1432—1453  auf- 
gefunden. Da  man  daselbst  auf  punische  Münzen  gestoßen  ist,  müssen 
die  Azoren  schon  den  Karthagern,  wahrscheinlich  auch  den  Arabern  und 
Normannen,  bekannt  gewesen  sein. 

1433  Gil  Eannat  gelingt  es,  im  Auftrag  des  Prinzen  Heinrich  dee  Seefahrers, 
nach   20  jährigen   vergeblichen  Versuchen  das  Cap  Bojador  zu  umfahren. 

1436  Der  italienische  Künstler  Leon  Battista  AlfeMÜ,  von  seinen  Zeitgenossen 
wegen  seiner  alles  umfassenden  Bildung  ein  „enzyklopädischer  Mensch" 
genannt,  erfindet  einen  Apparat  zur  perspektivischen  Abzeichnung  bez. 
zur  Verkleinerung  von  Zeichnungen,  der  aus  einem  durchsichtigen,  mit 
dicken  Fäden  quadrierten  Schleier  besteht  (Alberti  nennt  seinen  Apparat 
auch  „Velo",  Sohleier)  und  demnach  mit  dem  Storohsohnabel  (s.  1631 
Scheiner)  nicht  identisch  ist. 

1436    Baldaya  gelangt  bis  zur  Mündung  des  heutigen  Bio  d'Ouro. 

1438  Marlanui  Jacobui  von  Siena  bildet  ein  Boot  ab,  dessen  zw^  Schaufelräder 
von  vier  Mann  bewegt  werden,  sowie  einen  Taucheranzug  mit  Helm  und 
Bleisohlen.    (Kodex  der  Münchener  Bibliothek.  —  Vgl.  auch  1405.) 

—  Luca  della  RoMhi  bringt  die  vermutlich  schon  von  den  Arabern  gehand- 
habte Kirnst,  die  Majolika  mit  einer  zinnozydhaltigen  Glasur  zu  über- 
ziehen, zu  hoher  Vollendung. 

—  Dom  Henrique  Herzog  von  Vlten  errichtet  in  seiner  portugiesischen  Residenz 
Sagres  eine  Steuermannsschide,  auf  welcher  namentlich  die  Weiterentwick- 
lung des  Kompasses  in  hervorragender  Weise  gefördert  wird. 

1439  JohannM  von  GmOnd  (de  Gamundia)  gibt  den  ersten  gedruckten  deutschen 
Kalender  heraus.  Es  ist  dies  ein  in  Blockdruck  (Holztafeldruck)  her- 
gestellter immerwährender  Kalender  mit  Planetentafel.  Derselbe  befindet 
sich  im  Kupferstiohkabinett  des  Kgl.  Museums  zu  Berlin. 

1440  Lourens  Janszoon  Cottar  in  Haarlem  soll  (nach  dem  von  Junius  verfaßten, 
i.  J.  1588  in  Leiden  erschienenen  Werke  „Batavia")  seit  dem  Jahre  1440 
mit  hölzernen  und  metallenen  Lettern  gedruckt  haben.  Später  sei  sein 
Druckgerät  gestohlen  und  nach  Mainz  übergeführt  worden.  Auf  Grund 
dieser  Darstellung  wird  Coster  in  Holland  vielfach  als  der  Erfinder  der 
Buckdruckerkunst  betrachtet,  und  einzelne  holländische  Forscher  haben 
die  Erfindung  sogar  bis  in  das  Jahr  1423  zurückverlegt.  Neuere  Unter- 
suchungen lassen  indes  keinen  Zweifel,  daß  die  Angaben  des  Junius  auf 
einem  Irrtum  beruhen. 

—  Nicolaus  von  Cum  (eigentlich  Niklaus  Krebs  aus  Cues  a.  d.  Moad)  zählt 
zuerst  den  Puls  mit  einer  Uhr  (Wasseruhr). 

—  Nicolaus  von  Cum  gibt  die  erste  Anregung,  das  Senkblei  beim  Loten  mit 
einem  spezifisch  leichten  Körper  zu  verbinden,  der  sofort,  wenn  ersteres 
am  Grunde  angelangt  ist,  sich  abtrennt  und  nach  oben  zurückkehrt. 
Ähnliche  Vorschläge  machen  Alberti  in  seinem  Werke  „De  arcbiteotura" 
und  der  um  1550  lebende  Mathematiker  Puehler. 

—     62     — 


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1450 

1440  Nicolaus  von  Oim  konstruiert  das  erste  rohe  Hygrometer  aus  trookener 
Wolle  und  bestimmt  den  Feuchtigkeitsgrad  der  Luft  ans  der  Feuchtigkeits- 
zunahme  der  WoUe. 

—  Nicolaus  von  Oim  faßt  das  Weltganze  als  eine  unendliche,  unbegrenzte  Einheit 
auf  und  lehrt,  daß  die  Erde  schon  darum  nicht  im  Mittelpunkte  der  Welt 
stehen  könne,  weil  der  unendliche  Raum  keinen  Mittelpunkt  habe.  Seine 
Auslassungen  über  die  Achsendrehung  der  Erde  (in  der  Schrift  ,,De  docta 
ignorantia")  sind  dunkel. 

—  Marfanut  Jacotai  gibt  die  erste  Beschreibung  von  fahrbaren  Kranen  und 
Winden. 

—  Giovanni  Miohele  Swonarala  verfaßt  eine  auaführUche  Schrift  über  den 
Branntwein  and  lehrt  die  Prüfung  desselben  auf  den  G-ehalt  an  Alkohol. 

—  Deir  Tatareufürst  Ulu(h-B«l(h  errichtet  in  Samarkand  eine  Sternwarte  von 
außerordentlicher  Größe,  und  verbessert  auf  Grund  eigener  Beobachtungen 
die  Angaben  des  Ptolemaeischen  Stemkatalogs.    (S.  160  Ptolemaeus.) 

1441  Nuno  Triitam  erreicht  das  Kap  Blanco  und  zwei  Jahre  später  die  Bucht 
von  Arguin. 

1445  Dinis  DIai  entdeckt  das  Kap  Verde. 

1446  Die  erste  bekannte  Datierung  eines  Kupferstichs  befindet  sich  auf  einem 
Blatt  „Die  Geißelung",  das  zur  Fassionsserie  von  sieben  Bl&ttem  gehört 
und  sich  im  Berliner  Kupferstichkabinett  befindet.  Es  rührt  von  einem 
Dairtielim  Malttor  her  und  beweist,  daß  schon  eine  längere  Praxis  in  diesem 
Druckverfahren,  das  offenbar  auf  Goldschmiede,  die  mit  dem  Stichel  in 
Metall  stachen,  zurückzuführen  ist,  bestanden  haben  muß. 

—  Frokop  WaMvocM  in  Avignon  scheint  nach  seiner  „Ars  artiflcialiter  soribendi" 
ein  Verfahren  geübt  zu  haben,  das  darin  bestand,  daß  er  linksseitig  ge- 
schnittene Buchstabenstempel  einfärbte  und  einzeln  auf  das  Papier  ab- 
drückte. Es  ist  somit  in  dem  Vorschlage  Waldvogels  kein  eigentlicher 
Bachdruck,  sondern  lediglich  eine  besondere  Methode  des  Schreibens  zu 
erblicken. 

1447  Alvaro  Ftrnami«  erreicht  das  Nordende  der  Küste  von  Sierra  Leone. 
1450    Barnardo  H  Rapalio  erfindet  die  Steinoperation  mit  der  großen  Gerätschaft 

„ApparatuB  magnus",  auch  Ferinealschnitt  genannt,  die  von  ihm  auf 
Giovanni  di  Bomani  und  schließlich  auf  Mariano  Santo  di  Barletta  über- 
geht, welcher  sie  1537  bekannt  macht. 

—  Antonio  Branca  in  Catania  führt  zuerst  die  seit  Celsus  verlassenen  Trans- 
plantationen gesunder  Haut  aus  Gesicht  und  Oberarm  zum  Ersatz  ver- 
stümmelter Nasen  wieder  aus. 

—  FinlgiNiTa  pflegt  in  hervorragender  Weise  das  schon  seit  einiger  Zeit  be- 
kannte Niello,  d.  i.  eine  Verzierung  auf  Silber,  die  in  eingravierten,  mit 
einer  Art  schwarzer  Farbe  ausgefüllten  Zeiohnimgen  besteht. 

—  Johann  GirtMib«x  tritt  mit  seiner  Erfindung  der  Buchdruckerkunst  in  die 
Öffentlichkeit.  Der  große  Gedanke  Gutenbergs  spricht  sich  vornehmlich 
aus  in  der  Erfindimg  der  mechanischen  Vervielfältigung  der  Buchstaben, 
mit  der  er  sich  schon  seit  1436  getragen  hatte,  in  der- Herstellung  einer 
Draokerpresse  und  in  der  Erfindung  eines  Gießinstruments  7.ur  Erzielung 
völlig  gleicher  Kegelhöhen. 

—  Die  Kupfergewinnung  aus  deutschen  Kupferlagerstätten  (Harz)  beginnt 
um  das  Jahr  968.  Einen  besonderen  Aufschwung  nimmt  die  Kupfer- 
gewinnung in  Deutschland,  seit  der  Schmelzer  NaBtar  aus  Joachimsthal 
lehrt,  kiesige  Erze  zu  verarbeiten,  indem  er  dieselben  röstet,  aus  dem  ge- 
wonnenen Stein  den  Vitriol  auslaugt  und  aus  der  gewonnenen  Lauge  das 
Kupfer  durch  Eisen  fällt. 

—     63     — 


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1460 

1-150  Georg  von  Peurfeach  erfindet  das  „geometrische  Quadrat",  welches  als  der 
älteste  Distanzmesser  anzusehen  ist,  dem  1750  der  von  Pacecoo  ab  Ucedos 
erfundene  Pantometer,  ein  Distanzmesser  ohne  Latte  folgt. 

—  Plaro  Mit  Franeeica  macht  in  seinem  Werke  ,,De  prospectiva  pingendi"  zuerst 
auf  die  Bedeutung  des  Verschwindungspunktes  (Fluchtpunktes)  aufmerksam. 

—  Während  im  Altertum  und  frühen  Mittelalter  die  Behandlung  der  Krampf- 
adem (Varicen)  vorzugsweise  eine  operative  (Incision  —  Hippokrates,  Glüh- 
hitze— Celsius,  Ätzung — Guy  de  Chauliac,  Excifiion  —  Oribaeius  und  Aetius) 
war,  verwendet  Giovanni  Michele  Savonwohi  ledigHch  einen  festen  Verband 
und  läßt  dabei  ruhige  Lage  mit  erhobenen  Füßen  einhalten.  Er  wird  da- 
mit der  Vorläufer  der  neuzeitlichen,  überwiegend  palliativen  Behandlung 
mit  elastischen  Strümpfen  und  Binden. 

1452  Die  freie  Stadt  Rieenskurc  erläßt  eine  Hebeammen-Ordnung,  die  jedoch 
noch  nichts  über  die  Ausbildung  der  Hebeammen  und  über  die  Ärzte  als 
Geburtshelfer  enthält.  Erst  eine  im  Jahr  1655  im  Druck  herausgegebene 
Ordnung  spricht  von  Prüfung  der  Hebeammen  und  weist  dieselben  an  die 
Doktoren  der  ,,Arzney". 

1454  Georg  von  Peurbach  entwirft  eine  Sinustafel  von  10  zu  10  Minuten  und  für 
den  Halbmesser  60-10',  welche  zwar  noch  eine  Vermengung  des  sexagesi- 
malen  und  des  dezimalen  Systems  enthält,  aber  doch  das  reine  Dezimal- 
system vorbereitet,  wie  es  Peurbachs  Schüler  Regiomontanus  in  seiner 
Trigonometrie  bald  darauf  planmäßig  durchführt.  (S.  1463  Regiomon- 
tanus.) 

1455  Alvise  da  Gada  Mocto  entdeckt  auf  seiner  im  Auftrage  des  Prinzen  Heinrich 
des  Seefahrers  unternommenen  Reise  die  Insel  Arguin  und  den  Senegal 
und  gelangt  bis  an  die  Mündung  des  Gambia,  von  wo  er  1456  bis  zum 
Rio  Grande  kommt. 

1456  Ludwig  van  Barqinm  zu  Brügge  begründet  eine  neue  Art  der  Edelstein- 
schleiferei,  indem  er  sich  nicht  darauf  beschränkt,  die  natürlichen 
Flächen  der  Steine  weiter  zu  bearbeiten  und  zu  glätten,  sondern  durch 
zweckmäßig  angeordnete  künstliche  Flächen  außerordentliche,  bis  dahin 
unbekannte  Effekte  erzielt.    (Rosettenschliff.) 

1457  Diogo  Gomaz  gibt  bei  seiner  Rückkehr  aus  dem  Innern  von  Afrika  die 
erste  Andeutung  von  einem  gegen  Osten  strömenden  Flusse,   dem  Niger. 

—  Diogo  Gomez  und  Antonio  da  Neil  entdecken  gleichzeitig  die  Inseln  des 
grünen  Vorgebirges  (Kapverdische  Inseln). 

—  Der  Camaldtilensermönch  Fra  Maiiro  zeichnet  die  im  Dogenpalast  zu  Venedig 
befindliche  Weltkarte,  welche  durch  die  Fülle  ihres  Inhalt»  und  die  über- 
aus sorgsame  Darstellungsweise  das  hervorragendste  Denkmal  der  mittel- 
alterlichen Kartographie  darstellt. 

—  Peter  SchSflar  hat  zuerst  den  Gedanken,  die  aus  Stahl  geschnittenen  Patrizen 
in  Messing  oder  Kupfer  zu  treiben  und  auf  diese  Weise  eine  schärfere  und 
dauerhaftere  Matrize  für  den  Guß  herzustellen.  (Vgl.  sein  in  dieser  Weise 
gedrucktes  Psalterium  von  1467.) 

1460  Der  maurische  Mathematiker  Abul  Hasan  Ali  ben  Mohammed  AlkaMMI 
verfaßt  eine  Arithmetik,  in  welcher  sich  zum  ersten  Male  eine  Art  von 
Wurzelzeichen  und  von  Gleichheitszeichen  vorfindet.  (S.  a.  1524  Riese 
und  1556  Becorde.) 

—  Nicolaus  von  Gma  verfertigt  eine  Karte  von  Deutachland,  die  erst  nach 
seinem  Tode  1491  erscheint  und  die  erste  gedruckte  Karte  von  Deutsch- 
land darstellt.  Er  verwendet  dabei  die  konische  Projektion  des  Ptolemaeus. 
(S.  150.) 

—  Der  Glasmaler  Jacob  Grietingar  aus  Ulm,  genannt  Jacobus  Alemannus, 
fördert  die  Glasmalerei,  indem  er  der  von  Theophilus  (s.  1050)  erfundenen 

—      64     — 

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1470 

ersten  metallischen  Farbe,  dem  „Sohwarzlot",  eine  zweite  MetaUfarbe,  das 
„Knnstgelb",  hinzufügt,  welches  er  aus  schwefekaurem  Silber  und  ge- 
branntem Ocker  darstellt.  Um  diese  Zeit  kennt  man  auch  schon  das 
Überdecken  (Überfangen)  des  gewöhnlichen  Glases  mit  einer  dünnen 
farbigen  Glasschioht,  welche  zur  Erzeugung  der  Nuancen  und  Schatten- 
wirkungen  alsdann  nach  Bedarf  mehr  oder  weniger  wieder  abgeschliffen 
wird. 
1460  Heinrich  «wi  Pfolapwndt  gibt  in  seiner  „Bünd-Aerzney"  Vorschriften  über 
den  Verband  bei  Verletzungen  und  Verwundungen  und  erwähnt  darin  als 
erster  Arzt  die  durch  Feuerwaffen  bewirkten  Verletzungen. 

—  Giovanni  Michele  Savonarala  schreibt  über  Geburtshilfe  und  spricht  zuerst 
von  einer  Raumbeeng^ung  des  Beckens  für  ein  großes  durchtretendes  Kind 
bei  einer  Kreißenden  mit  schmalen  Hüften.  Er  empfiehlt  demzufolge  den 
Hebammen,  sich  über  etwa  schon  früher  stattgehabte  Geburten  zu 
unterrichten. 

1463  Rtflonaatanut  (Johannes  Müller)  behandelt  in  seinem  Werke  „De  triangnlis 
omnimodis  libri  V",  das  nach  seinem  Tode  von  Johann  Schöner  1633 
herausgegeben  wird,  die  ebene  und  sphärische  Trigonometrie  in  so  um- 
fassender Weise,  daß  er  als  Schöpfer  der  modernen  Trigonometrie  be- 
zeichnet werden  kann.  Das  Werk  enthält  n.  a.  den  Sinussatz  und  die 
Formel  für  die  Dreiecksfiäche :  */,  a  b  sin  y.  Von  besonderer  Bedeutung  ist 
der  von  Begiomontanns  zuerst  aufgestellte  Hauptsatz  der  sphärischen 
Trigonometrie,  daß  sich  aus  den  3  Winkeln  des  sphärischen  Dreiecks  die 
3  Seiten  berechnen  lassen. 

1464  König  Ladwig  XI.  von  Frankreich  ruft  einen  umfangreichen  ständigen  Reit- 
botendienst ins  Leben,  dessen  Inanspruchnahme  indes  für  Private  bei 
Todesstrafe  verboten  war.  Karl  VIII.  bezeichnet  in  einem  Patente  vom 
Jahre  1487  die  Kuriere  dieses  Botendienstes  als  „Chevaucheurs  en  poste", 
—  die  erste  geschichtlich  sicher  beglaubigte  Verwendimg  des  Wortes 
„Post"  im  heutigen  Sinne.    (Vgl.  jedoch  1298  Marco  Polo.) 

1467  Claudius  Cla«u  stellt  die  erste  Karte  her,  auf  der  Grönland  in  richtiger 
Lage  westlich  von  Korwegen  und  Island  wiedergegeben  ist. 

—  Der  Glockengießer  Bartholomäus  KMCk  zu  Alost  in  Flandern  erfindet  die 
durch  Räderwerk  getriebenen  Kirchturm-Glockenspiele.  Der  berühmteste 
spätere  Erbauer  von  Glockenspielen  ist  der  Holländer  Matthias  van  den 
Gheyn  (1721—1785). 

—  Konrad  taNynhalm  und  Arnold  Paniiarfa,  welche  im  Jahre  1464  die  Buch- 
dmckerkunst  in  Italien  einführten,  drucken  Ciceros  Briefe  mit  einer  Schrift- 
gattung und  LettemgröBe,  welche  seitdem  den  Namen  „Cicero"  führt. 

1468  Der  Arzt  und  Geograph  Paolo  ToMaiMlII  errichtet  einen  277  Fuß  hohen 
Gnomon  an  der  Kirche  St.  Maria  del  Fiore  in  Florenz,  mit  dem  sich  der 
Mittag  bis  auf  eine  halbe  Sekunde  genau  bestimmen  läßt.  TosoaneUi  be- 
nutzt den  Apparat  zur  Berichtigung  der  Alfonsinisohen  Tafeln.  (S.  1252 
Alfons). 

1470  Btrakart  in  Venedig  erfindet  das  Pedal  an  der  Orgel,  durch  welches  die 
für  das  Spiel  der  Füße  bestimmte  untere  Klaviatur  gehandhabt  wird. 

—  Die  deutschen  Buchdrucker  Ulrich  OtriBg,  Martin  Crantz  und  Michael  Frl- 
bw|ir  errichten  auf  Wunsch  der  Pariser  Universität  die  erste  Buchdrnckerei 
Frankreichs  in  der  Sorbonne. 

—  Der  ans  Deutschland  gebürtige  Buchdrucker  Johannes  d«  Sphra  (Johann 
von  Speier)  in  Venedig  stellt  die  erste  Atisgabe  des  Tacitus  in  Buchdruck 
her.  Das  Buch  ist  das  eiste  mit  arabischen  Blattziffem  versehene  Druck- 
werk. 

Darmitaedter.  6 

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M71 

1471  {Der   auB  Tours  gebürtige  Stempelschneider   Nikolaus   Jwwoii  in  Venedig 

fübrt  an  Stelle  der  gotischen  oder  Mönchssohrift  die  römische  oder  Antiqua - 
Type,  den  sogenannten  „lateinischen"  Druck,  in  den  Buchdruck  ein.  (l'ber 
die  Fraktur  oder  „deutsche"  Druckschrift  s.  1522  Dürer). 

—  Joäo  d«  Bairtaram  und  Pedro  d«  Eaeovar  entdecken  unter  Beihilfe  des  Piloten 
Alvaro  Esteves  die  Goldküste  und  dringen  über  die  Nigermündongen  und 
den  Äquator  hinaus  bis  zum  Kap  Santa  Katarina  (losi's.  Br.)  vor. 

—  Der  Nürnberger  Patrizier  Bernhard  WaltiMr  begründet  auf  Veranlassung 
von  RtflomoRtanui  (Johannes  Müller)  in  seiner  Vaterstadt  die  erste  deutsche 
Sternwarte,  wahrscheinlich  überhaupt  die  erste  Sternwarte  im  christlichen 
Europa.  Die  zweite  Sternwarte  in  Deutschland  wird  von  Wilhelm  IV., 
Landgrafen  von  Hessen,  i.  J.  1661  in  Kassel  errichtet. 

1472  Femäo  da  Po  entdeckt  an  der  westafrikanischen  Küste  die  nach  ihm  be- 
nannte Insel  Fernando  Po,  die  er  selbst  aber  Formosa  nennt. 

—  Robertus  Valturiiu  gibt  die  Abbildung  zweier  Galeeren,  welche  als  Be- 
wegungsmechanismufi  Schaufelräder  (fünf  an  jeder  Seite  des  SchifEs)  zeigen. 
Doch  datieren  die  ersten  Versuche  mit  einer  Sohaufelradbewegung  der 
Schiffe  aus  einer  viel  früheren  Zeit,  und  es  soUen  sich  die  Römer  schon 
um  260  v.  Chr.  mit  dieser  Idee  befaßt  haben.  (Vgl.  auch  1405  Kyeser). 

—  Robertus  Vaiinriui  gibt  die  Zeichnung  eines  unterseeischen  Fahrzeugs  in 
der  Form  eines  vom  und  hinten  zugespitzten  Zylinders,  welches  durch 
Ruderrftder  mittels  Handbetriebes  fortbewegt  werden  sollte.  Ans  der 
Skizze  geht  die  praktische  Unansführbarkeit  des  Gedankens  ohne  weiteres 
hervor.  Doch  wird  hier,  soweit  gesohichtlioh  nachweisbar,  zum  erstenmal 
die  Idee  eines  Unterseebotes  geäußert. 

1474  Paolo  ToKUiflil  bezeichnet  in  einem  schriftlichen  Gutachten  an  den  Dom- 
herrn Femäo  Martinez  den  atlantischen  Seeweg  nach  Indien  um  vieles 
kürzer  als  die  Seefahrt  um  das  afrikanische  FesÜand,  und  fügt  eine  Karte 
bei,  auf  der  er  diesen  Weg  einträgt.  Von  diesem  Gutachten  und  von  dieser 
Karte  erhält  Columbus  Kunde  und  nimmt  eine  Kopie  der  Karte  mit  auf 
seine  Entdeckungsfahrt. 

—  Karl  dar  Kühne,  Herzog  von  Burgund,  verwendet  zuerst  in  der  Kriegführung 
ein  Flußkanonenboot,  welches  bei  der  Belagerung  von  Neufi  zur  Be- 
schießung der  Stadt  von  der  Rheinseite  her  in  Tätigkeit  tritt.  (Das  Rhein - 
bett  lag  damals  der  Stadt  Neuß  näher  als  jetzt.) 

—  Nachdem  zuerst  Pierre  d'AiUy  und  Nikolaus  von  Cusa  auf  den  Übelstand 
der  stetig  zunehmenden  Abweichungen  des  julianischen  Kalenders  (s.  46 
v.  Chr.)  hingewiesen  hatten,  nimmt  der  Papst  Mxtut  IV.  eine  Kalender- 
reform in  die  Hand,  die  indes  infolge  des  Todes  des  mit  den  Berechnungen 
beauftragten  Regiomontanus  nicht  zustande  kommt.  (Vgl.  1582  Gregor XIII. ) 

1476  Ragtamontanui  (Johannes  Müller)  gibt  neue  astronomische  Tafeln  heraus,  die 
bald  die  seit  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  im  Gebrauch  befindlichen 
alfonsinischen  Tafeln  (s.  1262  Alfons  X.)  verdrängen ,  auch  für  Ent- 
deckungsreisen ein  wichtiges  Hil&mittel  werden  und  nachweislich  von 
Columbus  und  Vasco  da  Gama  benutzt  worden  sind. 

—  Raglomoiilanat  (Johannes  Müller)  konstruiert  ein  verbessertes  Astrolabium, 
das  er  ,,Torquetum"  nennt  und  dessen  Orientienmg  und  Gebrauch  im 
wesentlichen  dieselben  sind  wie  beim  älteren  Astrolabium. 

1476  William  Gaxton,  der,  ursprünglich  Kaufmann,  in  Cöln  die  Baohdrucker- 
kunst  erlernt  hatte,  führt  dieselbe  in  England  ein. 

—  Der  Buchdrucker  Ulrich  Hahn  in  Rom,  gebürtig  aus  Ingolstadt,  erfindet 
den  Musiknotendruck.  Sein  Druckverfahren  besteht  darin,  daß  er  zunächst 
die  fünf  (roten)  Notenlinien  und  in  einem  zweiten  Gange  die  Noten  selbst 


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1487 

druckt.  (Sog.  zweifaches  DmokTerfahren.)   Hahns  Noten  sind  Choralnoten, 

noch  keine  Mensuralnoten.    Eine  weitere  Verbreitung  findet  das  Verfahren 

durch  Jörg  Seyser  in  Würzburg  (1481). 
1476    Der  Buchdrucker  Johannes  VaMMMT  zu  Löwen  und  Utrecht  wendet  in  dem 

Buche  „Fasciculus  temporum"  zuerst  die  als  „Vignette"  bezeichnete  Buch- 

yerzierung  an. 
1480    Aleasandro  Achillini  entdeckt  im  menschlichen  Ohr  das  knöcherne  Labyrinth, 

sowie  den  Hammer  imd  den  AmboB. 

—  Der  italienische  Maler,  Architekt  und  Bildhauer  LMHMrto  4tL  Vlnd  ent- 
wickelt auf  fast  allen  naturwissenschaftlichen  Grebieten  eine  epoche- 
machende Tätigkeit.  Die  Malkunst  vervollkommnet  er  durch  Ausbildung 
der  zuerst  von  Alberti  (s.  1435)  angewendeten  Perspektive. 

—  LMMartfo  da  Vinci  spricht  zuerst  die  Idee  des  Lampenzylinders  aus,  der  als 
Kauchfang  der  Flamme  Gelegenheit  geben  soll,  zu  exhaUeren  und  sich 
durch  Luftzufuhr  zu  em&hren.  (S.  1766  Quinquet.)  Er  beschreibt  zuerst 
den  Fallschirm,  mit  dem  sich  jeder  von  beliebiger  Höhe,  so  groß  sie  auch 
sei,  herunterlassen  könne. 

—  Lwwm  von  Mcdicl  gibt  den  Anstoß  zur  allgemeinen  Nenbelebung  einer  um- 
fassenden Gartenkultur. 

—  Der  König  MttHiiai  Corvlmii  fährt  den  Maroquin-Einband  ein.  Er  h&It  sich 
stets  eine  Anzahl  Künstler,  die  seine  Bücher  in  Maroquin  binden,  ver- 
golden und  bemalen.  Jeder  Band  erhSlt  den  Stempel  eines  Raben  (Cor- 
vinus)  mit  einem  Ring  im  Schnabel. 

—  Der  Büchsenmacher  Kaspar  ZSIincr  in  Wien  schneidet  zuerst  Züge  in  die 
Seelenwand  des  Gewehrlaufs  ein.  Die  Züge  verliefen  geradlinig  (ohne 
Drall);  die  erwartete  Steigerung  der  Schußleistungen  blieb  daher  aus.  Doch 
sind  derartige  gerade  Züge,  besonders  in  der  Form  der  sogenannten  Haar- 
züge, auch  bei  neueren  Handfeuerwaffen  mehrfach  angewendet  worden,  aber 
nur  noch  zu  dem  Zwecke,  das  Laden  (Eintreiben  des  Geschosses  in  den 
Lauf)  zu  erleichtem. 

1483  Domenico  Maria  Nwara  4»  Fcmra  bemerkt  zuerst,  daß  seit  Ptolemaeus  der 
Pol  der  Weltachse  sich  dem  Zenit  um  l"  gen&hert  hat. 

—  WcncMi—i  von  Olmütz  erfindet  die  Radierkunst  auf  Kupfer. 

1484  Diogo  GSo  gelangt  zur  Mündung  des  Kongo  6<>6'8.  Br.,  zum  Cap  Santo 
Agostinho  (jetzt  Santa  Maria)  130  27' 15"  s.  Br.  und  zum  Cap  Negro  150 
40"  30"  s.  Br. 

—  Nicolas  Cliuqiwt  veröffentlicht  ein  Rechenbuch  „Le  Triparty  en  la  science 
des  nombres",  welches  die  Potenzen  zum  ersten  Male  in  der  heutigen 
Schreibwetse  enthält.  Er  hat  eine  klare  Einsicht  in  das  Wesen  einer  un- 
bestimmten Gleichung.  Er  wendet  zueist  die  Bezeichnungen  „Million", 
,,Byllion",  „TryUion"  an,  die  aber  erst  durch  Paciolus  (s.  1487)  allgemein 
gebräuchlich  werden. 

—  Bernhard  WaUhar  in  Nürnberg  versucht  zuerst  die  Verwendung  von  Uhren 
mit  gezähnten  Rädern  zu  astronomischen  Beobachtungen  Doch  hat  dieser 
Versuch  infolge  des  unregelmäßigen  Ganges  der  damaligen  Räderuhren 
keinen  wesentlichen  Erfolg. 

1486  Der  König  Jalnk  III.  von  Schottland  kauft  ein  in  Mons  in  Belgien  ge- 
fertig^tes  schweres  Geschütz  an,  dessen  Rohr  aus  aufgewickelten  Eisen - 
Stäben  (,,wie  man  ein  Tau  aufwickdt")  hergestellt  ist  —  ein  Vorläufer  der 
heutigen  Longridge-Geschütze.  (S.  1884  L.)  Das  Geschütz  befindet  sich  noch 
jetzt  in  Edinburg. 

1487  Der  Buchdrucker  Hanns  Brictmalcr  in  Nürnberg  (auch  Maler  Hans  Sporer 
oder    Hans    Buchdrucker    genannt)    verfaßt    das   erste  „Visierbüchleiu", 

6» 

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1487 

eine  Anleitung   zur   Bestimmung   des   RauminhaltB   von   HohlmaBen   und 
FSnern. 
1487   Bartolomeo  DIaz  umfährt  zuerst  das  Kap  der  guten  HofFniuig,  das  er  als 
Kap  der  Stürme  benannte  und  das  seinen  jetsigen  Namen  eist  vom  König 
Joäo  von  Portugal  erhält. 

—  Der  Mathematiker  Lucas  PicMut  zu  Perugia  verfaßt  ein  im  Jahre  1494  in 
Venedig  gedrucktes  epochemachendes  Werk  „Summa  de  Arithmetica, 
Geometria,  Proportion!  et  Proportionalit4",  welches  fast  die  gesamte  Mathe- 
matik umfaßt.  Bemerkenswert  sind  die  algebraisch  gelösten  Aufgaben 
der  Greometrie,  die  den  Zusammenhang  von  Geometrie  und  Algebra  zum 
ersten  Male  klar  zum  Ausdruck  bringen.  Auch  enthält  das  Werk  eine 
Anleitung  zur  doppelten  Buchführung  und  einen  Münz-,  Maß-  und  Ge- 
wichtstarif. 

—  Der  aus  Augsburg  gebürtige  Buchdrucker  Erhard  RiUoM  ( Rathold)  in  Venedig 
führt  die  mit  Blumen  verzierten  oder  aus  Blumen  gebildeten,  namentlich 
als  Initialen  verwendeten  Kunstbuchstaben  ^Litterae  florentes)  in  den 
Buchdruck  ein.  Er  wendet  zuerst  den  Golddruck  an  und  druckt  zuerst 
geometrische  Figuren  in  einem  mathematischen  Werke.  -  (S.  auch  1252 
Alfons.)  Von  anderer  Seite  wird  Johann  Zainer  als  deijenige  genannt, 
der  zuerst  die  eingedruckten  Initialen  verwendet  habe. 

1489'  Johann  WMmuin  in  Eger  verfaßt  eine  mathematische  Schrift  „Behennd 
und  hübsch  Rechnung  uff  allen  kauffmannschaften",  in  welcher  zuerst  die 
Zeichen  -|-  und  —  erscheinen. 

1490  Paul  Eck  von  Salzbach  spricht  in  seinem  „davis  philosophorum"  bestimmt 
davon,  daß  die  Metalle  bei  der  Verkalkung  schwerer  werden  und  beschreibt 
seine  über  diesen  Gegenstand  am  Quecksilber  und  Quecksilberamalgam 
angestellten  Verkalkungsversuche. 

—  Ltomnlo  da  Vind  erklärt  das  aschgraue  Licht  des  Mondes,  welches  auftritt, 
wenn  die  Sichel  nur  noch  eine  sehr  schmale  ist,  für  doppelt  reflektiertes 
Licht,  nämlich  solches,  welches  von  der  Sonne  Jcommt,  von  der  Erde  nach 
dem  Mond  und  von  diesem  zur  Erde  geworfen  wird.  Er  erwähnt  zuerst 
die  Kontrasterscheinungen,  die  sich  in  simultane  Farbenkontraste  und  in 
sukzessive  Kontraste  (komplementäre  Nachbilder)  scheiden  lassen. 

—  Ltonarto  da  Vinci  beobachtet  zuerst  das  Ansteigen  der  Flüssigkeiten  in 
engen  Röhren.  Es  muß  demnach  ihm  und  nicht  Aggiunti  die  Entdeckung 
der  Capillarität  zugeschrieben  werden. 

—  LMiiardo  da  Vlnd  konstruiert  ein  Hygrometer. 

1492  Martin  Bahalm,  Kaufmann  aus  Nürnberg  und  lauge  Zeit  als  Geograph  in 
Diensten  des  Königs  Joäo  II.  von  Portugal,  zeichnet  am  Vorabend  der 
Entdeckung  der  Neuen  Welt  seinen  Erdapfel,  den  ersten  vollkommenen 
Erdglobus.     (S.  auch  159  v.  Chr.) 

—  Christoph  Coliimbuf  beobachtet  am  13.  Septemb^  auf  seiner  Fahrt  300  Meilen 
westlich  von  Ferro  eine  Abweichung  der  Magnetnadel  in  nordwestlicher 
Richtung,  die  S*  beträgt  und  sich  am  nächsten  Tage  noch  vergrößert.  Es 
ist  dies  die  erste  bekannte  Beobachtung  der  Deklination.  Allerdings  gibt 
der  Befund  von  Taschensonnenuhren,  welche,  obwohl  sie  aus  der  Mitte 
des  16.  Jahrhunderts  stammen,  bereits  eine  Art  von  Deklinationsmarke 
aufweisen,  der  Vermutung  Raum,  daß  die  magnetische  Deklination  mög- 
licherweise schon  ein  halbes  Jahrhundert  vor  Columbus  bekannt  gewesen  ist. 

—  Christoph  Golumbui  erreicht  am  12.  Oktober  die  Insel  Guanahani,  eine  der 
Bahama-Inseln,  und  entdeckt  damit  die  Neue  Welt. 

—  Christoph  Mamtat  entdeckt  aiä  27.  Oktober  1492  Cuba,  dessen  Insel- 
natur jedoch  erst  i.  J.  1508  durch  Ooiunpo  festgestellt  wird.    Am  6.  De- 


-     68     — 

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1498 

zember    1492    entdeckt    Colombua    die   Insel   Haiti    (von    ihm   Espaüola 
genannt). 

1492  Der  Reisende  LM  AMcanut  (Alhosan  Ibn  Mohammed  Alwazzaa)  bereist 
Nordafiika  und  gibt  Aufsohlüsse  über  die  G«ographie  des  Sudan. 

—  Christian  MumiM  in  Braunschweig  erfindet  das  nach  ihm  benannte,  sehr 
wüizrAiche  dunkle  Bier.    („Sohifbmumme"  und  „Stadtmumme".) 

1493  Christoph  Cdumbus  schildert  das  Ereignis  der  Entdeckung  Amerikas  in 
einem  Briefe  an  den  Schatzmeister  Safael  Sanchez.  Dieser  Brief,  fast  in 
alle  europäischen  Sprachen  übersetzt  und  überallhin  in  einer  zeitungsähu' 
liehen  Form  durch  den  Druck  verbreitet,  kann  als  erstes  Glied  in  der 
Entwicklung  des  Zeitungswesens  angesehen  werden. 

—  Christoph  Golinnbui  entdeckt  auf  seiner  zweiten  Reise  am  16.  November 
1493  die  Insel  Portorico,  die  er  „Isla  de  San  Juan"  nennt. 

1494  Der  Arzt  Chanca,  ein  Begleiter  des  Columbus,  erwähnt  zuerst  den  spanischen 
Pfeffer. 

—  Christoph  Cofamlmt  entdeckt  am  5.  Mai  1494  auf  seiner  zweiten  Reise  die 
Insel  Jamaica,  von  ihm  „Santiago"  genannt. 

1495 — 96  Das  erste  Trockendock  in  England  und  vermutlich  das  erste  der 
Welt  wird  auf  Befehl  des  Königs  Hainrich  VII.  von  England  in  Portsmouth 
errichtet.  Es  wird  aus  Holz  gebaut  und  sein  Eingang  durch  zwei  Pfeiler- 
reihen, deren  Zwischenraum  mit  Steinen  und  Kies  ausgefüllt  wird,  ge- 
schlossen. Naturgemäß  wird  durch  diese  Einrichtung  des  Dockeinganges, 
an  dessen  Stelle  erst  später  die  beweglichen  Docktore  treten,  das  Docken 
der  Schiffe  sehr  umständlich  und  zeitraubend. 

1495  Der  Gelehrte  und  Buchdrucker  Aldus  MamitlHS  in  Venedig  verbessert  die 
von  Jenson  (s.  1471)  eingeführte  Antiqua-  oder  „lateinische"  Druckschrift. 
Er  unterscheidet  zuerst  die  stehende  lateinische  (eigentliche  Antiqua-) 
Type  und  die  liegende  (Kursiv-)  Schrift.  Sein  Druckwerk  „Bembus,  de 
Aetna"  ist  für  den  Antiquadruck  vorbildlich.  Er  ist  der  Urheber  der 
heutigen  Art  der  Interpunktion  (Komma,  Kolon).    (Vgl.  200  v.  Chr.) 

—  Pedro  Navarra  bildet  die  Technik  der  Sprengminen  weiter  aus,  die  unter 
anderm  bei  der  Einnahme  des  Gastel  Nuovo  in  Neapel  eine  Rolle  spielen. 

1497 — 98  Der  Seefahrer  Giovanni  Cabot  entdeckt  Neu-Fundland  und  befährt  auf 
einer  zweitea  Reise  die  Küste  bis  Florida. 

1497  Vasco  da  Sana  wird  im  Juli  1497  von  König  Manuel  mit  der  Aufsuchung 
des  Seewegs  nach  Indien  betraut.  Er  umschifft  am  22.  November  1497 
das  Kap  der  Guten  Hoffnung,  erreicht  im  Januar  1498  die  Mündung  des 
Sambesi  und  gelangt  über  Mosambik  und  Mombas  am  20.  Mai  1498  nach 
Kalikut  an  der  Küste  von  MaJabar.  - 

—  Das  Benzoeharz  (Myrrha  troglodytica)  gelangt  zuerst  nach  Europa,  nach- 
dem Vasco  da  flaina  den  Seeweg  nach  Indien  gefimden  hatte.  Der  Baum 
wird  später  von  Garoias  de  Orta  (s.  1560)  beschrieben. 

—  Nachdem  schon  Columbus  auf  seiner  ersten  Reise  die  Eingeborenen  von 
Gnanahani  zylinderförmige,  mit  einem  Maisblatte  umwickelte  Rollen  von 
Tabaksbl&ttem  hatte  rauchen  sehen,  gibt  der  von  ihm  bei  seiner  zweiten 
Rose  auf  Haiti  zurückgelassene  Mönch  Fra  Romano  Pam  die  erste  Nach- 
richt von  der  Tabakspflanze  nach  Europa,  die  er  „Herba  inebrians" 
(berauschendes  Kraut)  nennt.  (S.  1566.) 

1498  Christoph  Columkut  entdeckt  auf  seiner  dritten  Reise  das  Festland  von 
Südamerika  (Golf  von  Paria). 

—  Nachdem  durch  die  Einführung  der  Druokerpresse  auch  die  Ausbildung 
des  Kunstdruckes  ermöglicht  war,  pflegt  und  verbessert  Albrecht  DQrar 
den  Holzschnitt  sowohl  in  technischer,  als  auch  in  künstlerischer  Beziehung. 

—     09     — 

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1498 

Als  Druckplatten  dienen  gut  geglättete,  gehobelte  und  abgeschliffene  Holz- 
platten von  Birnbaum,  Kiisohbaum  oder  Ahorn. 

1498  Der  Italiener  Ottaviano  M  PtüTKCl  da  Fosaombrone  wendet  im  Musiknoten- 
druok  an  Stelle  der  Choralnoten  (s.  1476  Hahn)  zuerst  die  Mensural- 
noten an. 

1499 — 1500  Alonso  d«  HojMla  bef&hrt  die  Küste  Südamerikas  zwischen  der  Halb- 
insel Gnajira  und  6"  s.  Br.,  wobei  er  den  Amazouenstrom  entdeckt.  Unter 
seinen  Begleitern  befindet  sich  Yespuooi. 

4499  Alonso  d«  HoIMhi  entdeckt  Pfahlbauten  an  der  Nordküste  von  Südamerika. 
Hiemach  wird  der  ganze  Küstenstrich,  nach  Analogie  des  ebenfalls  auf 
Pfählen  erbauten  Venedig,  „Venezuela"  genannt. 

—  Amerigo  Vatpucd  macht  den  Vorschlag,  die  Abstände  des  Mondes  von  ge- 
wissen Fixsternen  zur  astronomischen  Längenbestimmung  anzuwenden. 
Ob  der  1614  von  Johann  Werner  gemachte  gleiche  Vorschlag  unabhängig 
hiervon  war,  ist  nicht  zu  entscheiden. 

1500  Jaoopo  BwiBfir  Yon  Carpi  wendet  zuerst  die  Sohmierkur  mit  Unguentum 
oinereum  gegen  SyphUis  an.  Über  den  Ursprung  der  Krankheit  selbst  ist 
man  noch  im  unklaren.  Einzelne  nehmen  an,  daß  sie  durch  die  Mann- 
schaft des  Columbus  in  Europa  eingeschleppt  worden  sei,  weil  ihr  erstes 
heftiges  Auftreten  in  die  Zeit  der  Entdeckung  Amerikas  fällt;  andere 
glauben,  daß  die  Syphilis  seit  den  ältesten  Zäten  bekannt  sei  und  wollen 
bei  Hippokrates,  Celsus,  Galenus,  Aetius  imd  Aretaeus  mehr  oder  weniger 
genaue  Beschreibungen  finden.  Die  erste  systematische  Anwendung  von 
Quecksilber  gegen  die  SyphUis  ist  in  der  Chronik  des  Matarazza  aus  Perugia 
1494  erwähnt. 

—  Der  portugiesische  Seefahrer  Pedro  Alvarez  Cabnd  entdeckt,  indem  er  auf 
einer  Fahrt  ums  Kap  verschlagen  wird,  Brasilien. 

—  M.  Giovanni  Cavalilna  von  Bologna  erfindet  die  Reihensäemaschine,  150  Jahre 
vor  Locatelli,  dem  diese  Erfindung  fälschlich  zugeschrieben  wurde. 

—  Konrad  Mtw  findet  die  im  Jahre  375  entworfene  Karte  der  weströmischen 
Militärstraßen  auf,  die  er  Konrad  Peutinger  überläßt  imd  die  daher  „Ta- 
bula Peutingeriana"  heißt. 

—  Die  Portugiesen  Gaspar  und  Miguel  CortMial  unternehmen  in  den  Jahren 
1500  und  1501  zwei  Keisen  zur  Aufsuchung  der  nordwestlichen  Durchfahrt, 
wobei  sie  Labrador  (Terra  del  lavorado)   entdecken.     (S.  auch  1001  Leif.) 

—  Der  spanische  Seefahrer  Juan  da  la  Cosa,  ein  Begleiter  des  Columbus  auf 
dessen  erster  Amerikareise,  verfaßt  die  für  die  Entdeckungsgeschichte  der 
neuen  Welt  wichtige,  im  Museo  naval  in  Madrid  aufbewahrte  ,,Mapa  mundi". 

—  Der  französische  Ingenieur  DMChwiW  in  Brest  schneidet  zuerst  Gesohütz- 
scharten  in  die  Bordwände  der  Kriegsschiffe  ein.  Während  die  Schiffs- 
geschütze bis  dahin  nur  auf  dem  Oberdeck,  und  daher  nur  in  beschränkter 
Anzahl,  aufgestellt  waren,  wird  durch  die  Einführung  der  Stückpforten 
die  Möglichkeit  einer  massenhaften  und  dabei  besser  gesicherten  Geschütz- 
aufstellung  auf  mehreren  Decks  übereinander  gegeben.  Die  Bestückung 
der  Fregatten  steigert  sich  infolge  dieser  Anordnimg  mit  der  Zeit  bis  auf 
130  Kanonen. 

—  Paul  Grommmitetttr  aus  Schwaz  in  Tirol  erfindet  das  Handsetzsieb,  das 
1519  in  Joachimsthal  eingeführt  wird  und  dessen  Prinzip  sich  mit  dem 
der  Naß-Setz-Siebmaschine  deckt,  in  welcher  durch  den  Stoß  der  Wasser- 
strahlen die  Gemenge  geringeren  Eigengewichts  mehr  gehoben  werden,  als 
die  schwereren,  so  daß  eine  Trennung  der  leichteren  Bestandteile  von  den 
schwereren  rasch  vor  sich  geht. 

—  Jacob  NalW  aus  Siegershausen  macht  den  ersten  Kaiserschnitt  an  einer 
Lebenden,  und  zwar  an  seiner  eigenen  Frau,  mit  vollem  Erfolge.  (S.  a.  64.) 


—     70     — 

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1600 

1500  Der  venezianisohe  Klavierbauer  Giovanni  SpInttU  stellt  ein  Klavicymbal  in 
Tafelform  her,  welches  nach  ihm  den  Namen  ,,Spinett"  erh&lt. 

—  Der  Abt  Johannes  TrfHimilui  gibt  die  ersten  Andeutungen  einer  Allgemein- 
schrift  (Pasigraphie),  welche,  von  der  Lautspraohe  völlig  unabhängig,  sich 
als  Begriflsschrift  darstellt  und  sich  lediglich  durch  bestimmte  Zeichen,  in 
der  Regel  mit  Hilfe  der  Zahlen,  allen  Völkern  verständlich  machen  solL 
(VgL  seine  Sohiift  „Polygraphiae  libri  VI".)  Diesem  Gedanken  sind  später 
auch  Bacon  (s.  1606),  Descartes,  Leibniz  (s.  1666),  Wilkins  u.  a.  näher 
getreten.  Doch  hat  der  Vorschlag  weniger  Aussicht  auf  Verwirklichung, 
als  eine  Weltsprache  im  engeren  Sinne.  (S.  1652  L.,  1879  S.,  1887  S., 
1906  M.) 


—     71     — 

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Sechzehntes  Jahrhundert. 


1501  Girolamo  Fracaitoro  beschreibt  den  Fleoktyphus  als  ein  neues,  zueist  in 
Cypem  aufgetretenes  and  von  da  nach  Italien  eingeschlepptes  Leiden.  Es 
ist  dies  die  erste  sichere  Kunde  dieser  Krankheit. 

—  Der  Name  „Anthropologie"  aU  der  der  Wissenschaft  vom  Menschen  in  zoolo- 
gischer Beziehung  kommt  zuerst  durch  das  von  Magnus  Hund  verfaßte 
Werk  „Anthropologia  de  natura  hominis"  auf. 

—  Joäo  da  Nova  entdeckt  die  Insel  Ascension. 

1601 — 1502  Eine  portugiesische  Expedition  bei  der  sich  auch  Amerigo  Vaipiicci 
befindet,  befährt  die  Küste  Südamerikas  vom  Kap  San  Roque  bis  an- 
gebhoh  62  <*  s.  Br.,  sicher  bis  zur  Mündung  des  La  Plata. 

1502  Nicolaus  d«  CaiMrio  veröffentlicht  die  erste  bekannte  nautische  Karte  „Por- 
tulan", die  am  Band  eine  Breitenskala  trägt. 

—  Christoph  Cdumbus  entdeckt  auf  seiner  vierten  Reise  das  Festland  von 
Zentralamerika. 

—  Joäo  da  Nova  entdeckt  die  Insel  St.  Helena. 

1504  Laonardo  da  Vinci  entwirft  eine  Feilenhaumaschine,  deren  Hauptwelle  er 
mechanisch  bewegen  will,  und  sucht  gleichzeitig  den  Schmiedehammer 
selbsttätig  herzurichten. 

1506  Der  itaUenische  Mathematiker  Scipione  dal  Ferro  löst  zuerst  die  Gleichungen 
dritten  Grades  von  der  Form:  x*  -)-  ax  —  b.     (S.  1645  CardanuB.) 

—  Antäo  Qoatalvoi  entdeckt  Madagaskar,  dem  er  zuerst  den  Namen  San  Lou- 
ren^o  gibt. 

—  Der  Ritter  QStt  von  Berlichlncon  läßt  sich  zum  Ersatz  der  ihm  im  Jahre  1604 
vor  Landshut  abgeschossenen  rechten  Hand  nach  seinen  eigenen  An- 
gaben die  bekannte  künstliche  „eiserne  Hand"  anfertigen.  Dieselbe, 
1,60  kg  schwer  und  noch  jetzt  in  Jagsthausen  aufbewahrt,  ist  eines  der 
ältesten  Beispiele  künstlicher  Gliedmaßen.  Übrigens  erwähnt  auch  schon 
Cajus  PhniuB  Secundus  den  Gebrauch  einer  eisernen  Hand  im  zweiten 
pimisohen  Kriege. 

—  Peter  Hol«  (Henlein)  in  Nürnberg  setzt  bei  der  Uhr  die  Feder  an  die  Stelle 
des  Gewichts  und  stellt  so  kleine  Uhren  her,  daß  dieselben  in  der  Tasche 
getragen  werden  können.  Johannes  Codaeus  sagt  im  Jahre  1611  darüber; 
„Aus  Eisen  machte  er  kleine  Uhren  mit  vielen  Rädern,  die  40  Stunden 
anzeigen  und  schlagen  und  im  Busen  oder  Geldbeutel  getragen  werden 
können."  Diese  ersten  Taschenuhren  erhalten,  da  sie  in  Eiform  gefertigt 
werden,  den  Namen  „Nürnberger  Eier". 

—  Sigismund  von  Maltlz  erfindet  das  Naßpochwerk  und  die  Mehlführung  und 
legt  dadurch  den  Grund  zur  bergmännischen  Aufbereitung  von  Gruben- 
klein und  armen  Erzen. 


—     72     — 

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1510 

1505  Ryniwuin  gibt  ein  Wetterbuoh  heraus,  das  sich  als  eine  Sammlung  prognosti- 
soher  Bauernregeln  darstellt  und  in  34  Jahren  17  Auflagen  erlebt. 

1507  Pero  d«  MMcafMlun  entdeckt  die  Inseln  Mauritius  imd  Reunion  und  be- 
schreibt die  dort  massenhaft  vorkommenden  Dronten  (Taubenvögel), 
die  jetst  g&nzlich  ausgerottet  sind. 

—  Martin  WaHiiimflllT  (Hylacomylus)  veröffentlicht  eine  große  aus  zwölf 
exakt  ausgeführten  Holzschnitt bildem  bestehende  Weltkarte,  in  der  an 
Stelle  des  heutigen  Südamerika  der  Name  „Amerika"  sich  zum  ersten 
Male  findet.  Wahrscheinlich  ist  es  Waldseemüller,  der  den  Anstoß  ge- 
geben hat,  daß  der  neu  entdeckte  Weltteil  diesen  Namen  erhält. 

1508  Francisco  d«  Alrndda  entdeckt  die  Lakkadiven. 

—  Die  OominlkaMr  gründen  in  Santa  Maria  Novella  in  Florenz  wohl  die 
älteste  Anstalt  zur  Gewinnung  wohlriechender  Wässer  und  öle,  die  sich 
bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten  hat. 

—  Hsinl  von  Uri  soll  die  Bauempraktik  verfaßt  haben,  die  aus  der  Witterung 
des  Christtags  und  der  12  Tage  von  Weihnachten  bis  Epiphanias  die 
Witterung  des  ganzen  Jahres  voraussagt  und  den  Wetteraberglauben  nach 
allen  Ländern  verbreitet. 

—  Der  Portugiese  Lop«  d«  Fi(iNira  bringt  i.  J.  1508  die  erste  Kunde  von  der 
Insel  Sumatra  nach  Europa.    (Vgl.  auch  1326.) 

—  Jobst  &»  Nafkar  pflegt  mit  Erfolg  den  Holzschnitt-Farbendruck.  Er  fügt 
außer  der  die  Zeichnung  ergebenden  schwarzgefärbten  Platte  eine  andere 
hinzu,  aus  der  die  Lichter  ausgeschnitten  werden  und  die  mit  graugelben 
oder  graugrünen  Tönen  eingewalzt  wird;  manchmal  fügt  er  eine  dritte 
Platte  hinzu,  die  mittlere  Schattentöne  in  abweichender  Farbe  enthält. 
(Helldunkelschnitt  —  Clair  obscur.) 

—  Nachdem  schon  Julius  Caesar  eine  Buchstaben- Geheimschrift  angewendet 
hatte,  indem  er  die  Buchstaben  in  einer  anderen  als  ihrer  eigentlichen 
Bedeutung  verwendete,  erfindet  der  Abt  Johannes  TrtthMnliii  eine  ähnliche 
G«heimschrift,  indem  er  unter  Benutzung  mehrerer  Alphabete  mit  wechseln- 
der Buohstabenfolge  jedes  neue  Wort  nach  vorheriger  Verabredung  in 
einem  anderen  Alphabete  ausdrückt.    (S.  seine  „Steganographia".) 

1509  Lwmarto  da  Vinci  erhält  als  Belohnung  für  die  von  ihm  beim  Triumph - 
einzuge  Königs  Ludwig  XII.  in  Mailand  ausgeführten  Sohmuckanlagen  eine 
Strecke  Wasser  aus  dem  Naviglio  bei  San  Christoforo  als  Eigentum,  wo  er 
einen  Schleusenbau  ausführt,  der  als  technisches  Meisterwerk  weithin  be- 
rühmt wird.     (Vgl.  auch  1253.) 

—  Vicente  Yanez  Pimon  und  Juan  Dias  d«  Mit  befahren  die  Küste  Süd- 
amerikas von  der  Cananeabucht  (2do  3'  s.  Br.)  bis  zu  dem  heutigen  Rio 
de  la  Plata. 

1510  Der  Neapolitaner  Alessandro  d<(li  Alanandr!  spricht  (in  einer  Rhapsodie) 
zuerst  die  Ansicht  aus,  daß  alle  Versteinerungen  aussohlieBUch  von  der 
Sintflut  herstammen.  Diese  von  der  Kirche  ausdrücklich  unterstützte 
Hypothese  beherrscht,  trotz  lebhaftem  Widerspruche  vieler  Gelehrter 
(s.  1517  Fracastoro),  die  nächsten  Jahrhunderte. 

—  Paolo  Animlna  (der  nach  Fioravanti  eigentlich  Paolo  Rizzo  hieß)  erneuert 
die  im  Mittelalter  in  Europa  verloren  gegangene  Kunst  des  Tauschierens, 
die  er  durch  Au&ohlagen  von  dünnen  Fäden  von  Gold  und  Silber  oder 
durch  Auslegen  von  eingegrabenen  Linien  mit  Gold,  Silber  oder  Messing 
bewirkt.  Nach  ihm  werden  derartige  Arbeiten  „Lavoro  all'  Azzimina" 
genannt. 

—  Paul  Oox  erfindet  die  Reliefkarte,  d.  i.  die  plastische  Nachbildung  von 
Teilen  der  Erdoberfläche  als  Ersatz  der  weniger  anschaulichen  ebenen 
Landkarte.    Dox'  Reliefkarte  umfaßt  die  Umgebung  von  Kufstein. 

—     73     — 

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1510 

1510  Georg  Harinuuin  aus  Nürnberg  macht  während  eines  Aufenthaltes  in  Rom 
die  erste  Beobachtung  der  Abweichung  der  Magnetnadel  (Deklination)  auf 
dem  Festlande  und  bestimmt  diese  Abweichung  zn  6"  östlich. 

—  LMnanle  da  Vind  erfindet  die  horizontalen  Wasserräder. 

—  Jaoobus  SyMut  erfindet  die  anatomische  Injektion  der  Gef&ße  und  besohreibt 
die  nach  ihm  benannte  Spalte  im  Gehirn  —  Fossa  Sylvii  — ,  sowie  die 
Klappen  der  Venen. 

—  Victor  Trlncavtlla.  Arzt  in  Bologna,  stellt  fest,  daß  erbliche  Krankheiten 
oft  Generationen  überspringen. 

1511  Antonio  d'Akrav  und  Francisco  StrrSo  versuchen  mit  drei  Segeln  die  Ur- 
sprungsländer der  Muskatbäume  und  Grewürze  aufzufinden.  Sie  gelangen 
nach  den  Bandainseln  und  nach  Amboina,  einer  der  Molukken,  welch 
letztere  1606  zuerst  von  dem  Bologneser  Bartma  besucht  worden  waren. 

—  Wer  die  Kunst  der  Intarsia  begründet  hat,  ist  nicht  festzustellen.  Der 
erste  aber,  der  dabei  gefärbte  Hölzer  in  Anwendung  bringt,  ist  Stovanni 
da  Varona,  Schöpfer  der  noch  jetzt  vorhandenen  Tafeln  im  Dom  und  in 
der  Kirche  San  Benedetto  in  Siena. 

—  Sebastian  Vlrdunc  in  Basel  beschreibt  in  seinem  Werke  „Mnsioa  getutscht" 
(d.  i.  „deutsche  Musik")  alle  zu  seiner  Zeit  gebräuchlichen  Musikinstru- 
mente, und  unterscheidet  bei  den  Streichinstrumenten  die  Groß-  und  die 
Klein- Greige,  welche  letztere  der  heutigen  Violine  ähnelt,  aber  bei  Virdung 
noch  die  mandolinenartige  Wölbung  des  Körpers  zeigt.  Die  mondsichel- 
förmigen  Schalllöcher  weisen  auf  mohammedanischen  Ursprung  hin. 

1512  Simon  d'Andrad«  entdeckt  die  Malediven  wieder.    (Vgl.  auch  1326.) 

—  König  Halnrlch  VIII.  von  En^and  läßt  in  Erith  bei  London  den  Zwei- 
decker Henry-Gräce-ä-Dieu,  genannt  „Great  Harry"  (Verdrängung 
1000  Tonnen,  70  Geschütze)  bauen,  als  erstes  Kriegsschiff  nach  dem  Typ 
der  Segellinienschiffe. 

—  Paaca  da  Man  entdeckt  den  Golf  von  Mexiko  und  die  Halbinsel  Florida. 

1513  Der  spanische  Seefahrer  Vasco  Nunez  da  Baiboa  überschreitet  die  Land- 
enge von  Panama  und  entdeckt  die  Südsee. 

—  Albrecht  DQiW  fördert  technisch  und  künstlerisch  den  Kupferstich.  Er 
versucht  sich  auch  im  Kaltnadelstich  und  gleichzeitig  mit  Urs  Graf 
(s.   1613)  im  Ät/en  von  Metallplatten. 

—  Urs  Graf  scheint  der  Erfinder  der  Radierung  zu  sein,  die  sich  vom  Kupfer- 
stich darin  unterscheidet,  daß  zum  Eingraben  der  Zeichnung  neben  dem 
Stichel  auch  das  Ätzwasser  dient.    (S.  a.  1613,  Dürer.) 

—  Martin  WaldtaamOiisr  (Hylacomylus)  fügt  der  Straßbnrger  Ausgabe  des  seit 
einem  Menschenalter  wieder  bekannten  ..Almagest"  des  Ptolemaeus  20  von 
ihm  gezeichnete  „Tabulae  modemae"  hinzu,  welche  den  ersten  modernen 
Atlas  darstellen. 

1514  Jacob  KSbal  von  Heidelberg  verfaßt  in  den  Jahren  1514 — 1631  verschiedene 
Rechenbücher,  in  welchen  die  römischen  Zahlzeichen  noch  vielfach  ange- 
wendet, und  als  die  „gewenhch  teutsch  Zal"  —  im  Gegensatz  zu  der 
„Ziffern  Zal",  d.  i.  der  arabischen  Ziffer  —  bezeichnet  werden. 

—  Giovanni  da  Vlc«  scheint  zur  Blutstillung  zuerst  das  Verfahren  der 
Umstechung  geübt  zu  haben,  welches  bis  zum  18.  Jahrhundert  im 
Schwünge  bleibt  und  1861  von  Middeldorpf  als  perkutane  Umsteohung 
aufs  neue  empfohlen  wird. 

1615  Der  portugiesische  Admiral  Affonso  d'AlbuqiMrqin,  genannt  der  Große,  er- 
weitert die  portugiesische  Seeherrschaft  durch  zahlreiche  Erwerbungen  und 
Entdeckungen.  Von  besonderem  Interesse  ist  das  damalige  Aufblühen  der 
heute  in  deutschem  Besitze  befindlichen  ostafrikanischen  Küste  mit  der 
Hauptstadt  KUwa  —  Kisiwani.    Dieser  jetzt  unbedeutende  Ort,  die  über- 


—     74     — 

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1618 

haupt  älteste  enropäisohe  Niederlassung  in  Ostafrika,  wiid  schon  unter 
der  altarabischen  und  persischen  Herrschaft  (987 — 1498)  als  eine  blähende 
Handelsempore  (mit  300  Moscheen)  erwähnt. 

1515  LMMrto  4»  Vlnd  löst  das  Problem  des  schiefen  Hebels  und  erkennt  bei 
der  Erforschung  der  Hebelgesetze  die  Wichtigkeit  des  allgemeinen  BegrifEs 
der  statischen  Momente. 

1516  Mm  Martyr  4»  Anghlm  erkennt,  daß  die  Verschiebung  der  Schneegrenze 
von  yersohiedener  Erwärmung  und  Befeuchtung  abhängig  ist. 

—  Frans  von  Thnm  und  Taxis  errichtet  die  erste  wirkliche  (öfEentUohe)  Post 
swisohen  Wien  und  Brüssel,  welche  durch  reitende  Boten  betrieben  wird. 
Für  die  Zwecke  der  königlichen  Hofhaltung  bestand  eine  derartige  Post- 
verbindung schon  seit  dem  Jahre  1604.  Neben  dem  Postkurse  zwischen 
Wien  und  Brüssel  werden  alsbald  ähnliche  Verbindungen  noch  nach  Bom 
und  Neapel,  Nürnberg,  Frankfurt  a.  M.,  Sohaffhausen,  Paris  und  Süd- 
frankreich  geschaffen. 

1517  Albrecht  Dflrar  entwickelt  unter  Berücksichtigung  der  Wirkung  der  Pulver- 
geschütze  ein  polygonales  Befestigungssystem  mit  Basteien  und  umfang- 
reichen Easemattiemngen,  in  welchem  die  Grundgedanken  der  späteren 
preußischen  Befestigung  bereits  deutlich  enthalten  sind. 

—  Girolamo  Fracaitira  wendet  sich  scharf,  wie  auch  schon  vor  ihm  Leonardo 
da  Vinci,  gegen  die  Lehre  Avicenna's  von  der  Vis  plastica  (s.  1020),  sowie 
gegen  die  Sintflut- Hypothese  Alessandri's  (s.  1610).  Er  erklärt  die  Verstei- 
nerungen als  Überreste  von  Tieren,  welche  nicht  herbeigeschwemmt  sind, 
sondern  da  gelebt  haben,  wo  sich  die  Überreste  finden. 

—  Hans  TM  Qsn<orll  gibt  sein  „Feldbuch  der  Wundarzney"  heraus,  welches 
den  ganzen  Umfang  der  Chirurgie  mit  Einschluß  der  in  den  Bereich  des 
Wundarztes  fallenden  Hautaffektionen  umfaßt  und  namentlich  in  bezug 
auf  die  Behandlung  der  Schußwunden  neue  Gesichtspunkte  enthält. 

—  Ulrich  von  Hutim  gibt  in  seiner  klassischen  Schrift  ,,De  Guajaci  medidna 
et  morbo  Gallica  über  unus"  nach  eigenen  Erfahrungen  eine  eingehende 
Beschreibung  der  syphilitischen  Affektionen  und  hält  der  Kur  mit  dem 
Gnajakholz  eine  begeisterte  Lobrede.  Über  die  Heilkraft  des  Guajak, 
das  1508  aus  Amerika  nach  Spanien  gekommen  war,  hatte  Nicolaus  Poll 
zuerst  geschrieben. 

—  Der  Nürnberger  Uhrmacher  Johann  KMW  („Kuhfuß")  erfindet  (oder  ver- 
bessert) das  Badschloß  für  Feuergewehre,  bei  welchem  die  Zündung  da- 
durch erfolgt,  daß  ein  in  Drehspannung  versetztes,  beim  Abdrücken  rasch 
rotierendes  Stahlrad  an  einem  Stück  Feuerstein  Funken  bildet.  Durch 
das  Badschloß  wird  das  bis  dahin  gebräuchliche  Luntenschloß,  bei  wel- 
chem die  Ladung  durch  eine  in  den  Hahn  eingeklemmte  Lunte  entzündet 
wird,  allmählich  verdrängt.  Andererseits  tritt  an  die  Stelle  des  Bad- 
schlosses das  um  das  Jahr  1630  erfundene,  aus  dem  Schnapphahnschloß 
entstandene  Stein-  oder  Batterieschloß,  bei  dem  ein  in  den  Hahn  geklemmter 
Feuerstein  durch  seinen  Schlag  gegen  den  Pfannendeckel  Funken  erzeugt 
und  so  die  Pulverladung  in  Brand  setzt. 

—  Ein  von  Baffael  gemaltes  Porträt  des  Papstes  Lso  X.  zeigt,  daß  um  diese 
Zeit  die  Konkavgläser  für  Kurzsichtige  bereits  bekannt  sind,  da  der 
Papst  mit  einem  solchen  Glas  dargestellt  ist. 

1518  Jacopo  Bomvar  von  Oarpl  gibt  auf  Grund  eigener  Beobachtungen  eine  ein- 
gehende Darstellung  der  menschlichen  Anatomie,  wobei  er  u.  a.  zuerst 
den  Blinddarm  und  die  Conjunotiva  beschreibt.  Er  erkennt  auch  zuerst 
die  Zusammensetzung  des  Beckens. 

—  Pierre  BriHOt  tritt  mit  Entschiedenheit  für  den  Aderlaß  nach  altgriechi- 
scher Art   (Aderlaß  in  der  Nähe  der  Entzündung,   Derivation)   ein   und 

—     75     —    ■ 

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1518 

kämpft  gegen  den  Aderlaß  an  entfernten  Stellen  (Revnlsion),  der  von 
Galen  nnd  den  Arabern  empfohlen  worden  war.  Er  trägt  durch  sein 
Wirken  wesentlich  zur  Befreiung  der  Medizin  von  den  soholaatischen 
Feesela  bei. 
1618  LMnardo  da  Vlnd  stellt  zuerst  ausgedehnte  Versuche  über  die  Reibung  an 
und  beschäftigt  sich  nicht  allein  mit  der  gleitenden  Reibung,  sondern 
auch  mit  der  drehenden  (Zapfen-)  Reibung. 

—  Der  Rechenmeister  und  Bergbeamte  Adam  RiMi,  dessen  Name  in  der 
Rechenkunst  jetzt  noch  sprichwörtlich  ist,  verfaßt  sein  Lehrbuch  „Rech- 
nung auff  der  Llnihen'%  sowie  später  (1660)  „R^lmung  nach  der  Lenge 
auff  der  Linichen  xmd  Feder". 

1519  Nachdem  bereits  Ponoe  de  Leon  1613  den  Golfstrom  gekreuzt  hatte,  ohne 
ihn  zu  erkennen,  entdeckt  ihn  Francisco  4t  Alamlnai,  der  Steuermann  des 
Cortez,  nahe  an  seiner  floridanischen  Enge  und  nennt  ihn  Floridastrom. 
Den  Namen  Golfstrom  erhält  er  1772  durch  Benjamin  Franklin.  (S.  d.) 

1619 — 21  Fernando  Corte  unternimmt  einen  Erobemngszug  nach  Mexiko,  der 
mit  der  gänzlichen  Unterwerfung  des  Aztekenreiches  endet.  Teils  persönlich, 
teils  durch  seine  Unterbefehlshaber  gUedert  er  dem  großen  neuspanischen 
Kolonialreich  Mexiko,  Guatemala  und  Honduras  an.  Er  gibt  die  Anregung 
zu  zwei  1530  und  1532  zur  Erkimdung  Ealifomiens  unternommenen  See- 
fahrten. Der  erste  Europäer,  der  Mexiko  betreten  hat,  war  Juan  de 
Grisalva  1518. 

1519  Die  Spanlar  finden  den  Gebrauch  des  Kakaos  bei  den  Mexikanern  vor  und 
bringen  das  Jahr  darauf  den  ersten  Kakao  nach  Europa. 

1520  Der  portugiesische  Missionar  Francisco  Alvaraz  bereist  Abessinien  und  gibt 
die  ersten  ausführlichen  Berichte  über  dieses  Land. 

—  Joäo  i%  Cattra  soll  den  ersten  Orangenbaum  nach  Portugal  gebracht  haben, 
von  wo  er  sich  weiter  über  Europa  verbreitet.  Den  Griechen  und  Römern 
war  nur  die  bittere  Orange  bekannt,  während  die  veredelte  und  eßbare 
durch  künstliche  Zucht  in  China  entstanden  zu  sein  scheint. 

—  Girolamo  Fracattora  leitet  mit  seiner  Schrift  „De  morbia  conta^osis"  eine 
neue  Peri9de  in  der  Epidemiographie  ein.  Er  ist  der  Urheber  der  Be- 
zeichnung „Syphilis"  für  die  bis  dahin  als  „Lues  venerea"  bezeichnete 
Krankheit. 

—  Femäo  de  MacalhSet  entdeckt  die  Magalhäesstraße  sowie  die  Ladronen  und 
erreicht  am  16.  März  1521  die  Philippinen,  womit  der  unmittelbare  Beweis, 
daß  die  Erde  rund  ist,  erbracht  ist.  Nach  seinem  am  27.  April  1521  auf  der 
Insel  Matan  erfolgten  Tode  fahren  zwei  Schiffe  des  Geschwaders  weiter 
und  erreichen  nach  Entdeckung  von  Bomeo  die  Molukken.  Von  hier  tritt 
die  allein  noch  seetüchtige  Viktoria,  geführt  von  Sebastiano  d'Elcano,  die 
Heimfahrt  an  und  erreicht  am  6.  September  1622  die  Heimat  wieder. 
(Erste  Erdumsegelung.) 

—  Theophrastus  ParacelMii  bezeichnet  zuerst  mit  Bestimmtheit  das  Zink  als 
ein  eigentümliches  Metall. 

—  Theophrastus  ParacalsiM  unterscheidet  zuerst  den  Alaun  von  dem  Eisen- 
vitriol nach  der  darin  enthaltenen  Basis.  Er  lehrt  bereits  die  Bestimmung 
des  Eisengehalts  im  Wasser  durch  GalluBSäure. 

—  Der  Astronom  Johann  Schtaar  in  Nürnberg  stellt  einen  Erdglobus  her,  bei 
welchem  Nordamerika  und  Südamerika  als  zwei  durch  eine  Meeresstraße 
voneinander  getrennte  Inseln  dargestellt  sind.  Auf  seinem  Globus  vom 
Jahre  1633  sind  die  beiden  Stücke  vereinigt.  Dagegen  ist  das  ganze 
Amerika  als  ein  großer  halbinselartiger  Ansatz  dem  asiatischen  Kontinente 
angehängt. 


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1526 

1522  Albreoht  Otnr,  und  etwa  gleichzeitig  Vinzenz  RMuiar,  Hofsekretär  des 
KaiBers  Maximilian  I.,  sowie  Johann  Georg  NeuMrfW  in  Nürnberg,  der 
Begründer  der  deutschen  Kalligraphie,  fähren  die  Fraktnrsohrift,  d.  i.  die 
sogenannte  „deutsche"  Dmcksohrift  (im  Gregensatz  znm  „lateinischen" 
oder  Antiqua-Druck  [s.  1471  Jenson,  und  1495  Manutins])  in  den  Buch- 
druck ein.    (YgL  auch  1760  Breitkopf.) 

—  Der  Nürnberger  Astronom  Johann  Wwntr  legt  ein  meteorologisches  Beob- 
achtungsbuch  an,  in  dem  er  regelm&Bige  Notizen  über  den  jeweiligen 
Stand  der  Witterung  gibt. 

1Ö23  Alonxo  Alyarez  4«  Plnsdo  dringt  tief  in  das  Delta  des  Mississippi  ein,  den 
er  „FluB  des  heiligen  Geistes"  nennt  und  der  von  Hemando  de  Soto  ge- 
nauer erforscht  wird.    (Vgl.  1639.) 

1524  Adam  RiMt  (s.  1618)  versieht  das  bis  dahin  in  der  Arithmetik  als  Wurzel- 
zeichen dienende  Viereck  rechts  oben  mit  dnem  schrägen  Haken,  und 
wird  so  der  Urheber  des  noch  heute  gebräuchlichen  Wurzelzeichens.  (Vgl. 
auch  1460  Alkalsädi.) 

—  Giovanni  4»  Vwrmano  entdeckt  die  Mündung  des  Hudsonstromes  und 
gelangt  zuerst  nach  Bhode  Island,  der  Narrangasettbai  und  nach  Neu- 
Fundland. 

1525  Albrecht  Dflrar  entwickelt  in  seinem  Werke  „Underweysung  der  messung 
mit  dem  sirkel  und  richtscheyt  in  linien,  ebnen  vnd  gantzen  corporen" 
in  exakter  Weise  die  Kegeln  der  Perspektive.  Er  erwähnt  daselbst  auch 
die  Epizykloide. 

—  Jean  PtnMl  ermittelt  die  Größe  eines  Meridiangrades  der  Erde,  indem  er 
den  Breitenunteiaohied  zwischen  Paris  und  Amiens  astronomisch  bestimmt 
und  die  Entfernung  beider  Orte  vermittels  des  MeBrades  mißt.  Er  er- 
hält, durch  den  Zufall  begünstigt,  den  nahezu  richtigen  Wert  von  66746 
Toisen,  was  einem  Erdumfange  von  fast  genau  40000  km  entspricht. 
(Vgl.  auch  220  v.  Chr.) 

—  Lopez  t»  QoHHW  gibt  die  erste  Beschreibung  der  in  Mexiko  schon  lange 
vor  der  Entdeckung  Amerikas  durch  die  Eingeborenen  benutzten  und 
gezüchteten  Cochenille.  Er  hält  die  Cochenille  noch  für  ein  vegetabilisches 
Produkt;  erst  der  Holländer  Ruyscher  beseitigt  in  seinen  Berichten  aus 
Mexiko  1729  diese  irrtümliche  Ansicht  und  legt  dar,  daß  dieser  Farb- 
stoff aus  den  getöteten  und  getrockneten  Weibchen  einer  Schüdlausart, 
Coccus  cacti,  bestehe. 

—  Der  Apotheker  Felipe  Sallton  in  Sevilla  konstruiert  an  sonnenuhrartiges 
Instrument  mit  Magnetnadel  (Brujula  de  variaoiön)  zur  Bestimmung  der 
Deklination  auf  dem  Meere,  das  1537  durch  Pedro  Nunez  noch  wesent- 
Uche  Verbesserungen  erfährt. 

—  Pierre  HuMn  in  Paris  verbessert  den  Musiknotendruck,  indem  er  an  Stelle 
des  doppelten  Druckverfahrens  (s.  1476  Hahn,  1498  Petrucci)  den  ein- 
fachen Typendruok  einführt,  bei  welchem  jede  Type  eine  Note  nebst 
einem  Stücke  des  Liniensystems  enthält. 

—  Gonzalo  Hemandez  Oviedo  4t  Vallet  erwähnt  zuerst  in  seiner  Geschichte 
von  Amerika  den  Orleanbaum  unter  den  Namen  Bixa.  Als  offizineiles 
Mittel  wird  der  Orlean  erst  um  1660  eingeführt,  dagegen  dient  er  schon 
früh  znm  Färben  der  Wolle  und  Seide,  der  Butter,  des  Käse  und  der  Seifen. 

1526  BlaekaMir  erfindet  das  Nachtlicht,  das  aus  einem  Glas-  oder  Messingschäl - 
chen  besteht,  durch  dessen  tiefsten  Punkt  eine'  in  einem  Stöpsel  befestigte 
kurze  feine  Glasröhre  hindurchgeht.  Setzt  man  das  Schälchen  auf  öl,  so 
steigt  dieses  in  der  Röhre  wie  in  einem  Dochte  infolge  Capillarwirkung  in 
die  Höhe,  l&Bt  sich  oben  entzünden  und  zum  selbständigen  Fortbrennen 
bringen. 

—     77     — 

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168» 

1626  Der  Brauer  Kurt  Brolhui  (Broyhan)  in  Stöcken  bei  Hannover  erfindet  das 
nach  ihm  benannte  Bier,  angeblich  als  Ergebnis  eines  FehlverBuchs, 
Weizenbier  nach  englisch-hamburgiBcher  Art  in  Hannover  naohzubrauen. 
Ana  dem  „Bi'oihan"  entwickdt  sich  gegen  das  Ende  des  16.  Jahrhunderts 
das  Berliner  WeiBbier. 

—  Benvenuto  Calllnl  leistet  Hervorragendes  in  der  aus  dem  Altertum  stam- 
menden, durch  ihn  aber  zur  höchsten  Blüte  entwickelten  Glyptik,  d.  i.  der 
Kunst,  aus  Schmiedeeisen  oder  Stahl  Verzierungen  und  Figuren  mit 
Meißel  und  Grabstichel  herauszuarbeiten. 

—  Jorge  4%  Meimei  entdeckt  Neuguinea,  und  benennt  die  Insel  nach  den 
Bewohnern  „Papua".  Den  jetzigen  Namen  empfängt  sie  von  dem  Spanier 
de  Ortiz  wegen  ihrer  vermeintlichen  Ähnlichkeit  mit  der  afrikanischen 
Guineaküste. 

—  Theophrastus  ParaMiws  betrachtet  die  Krankheit  nicht,  wie  Galen,  als  die 
Folge  einer  Mischungsänderung,  sondern  als  einen  von  der  Norm  ab- 
weichenden Lebensvorgang.  Er  schafft  durch  Einführung  der  eigentlichen 
Chemikalien  in  die  Therapeutik  für  die  Arzneimittellehre  eine  ganz  neue 
Aera.  Er  setzt  den  Wert  des  äußerlichen  Gebrauchs  von  Quecksilber 
bei  Syphilis  (s.  1500  Berengar  von  Carpi)  in  das  richtige  Licht  und  wendet 
unter  anderem  Bleipräparate,  spießglanzhaltige  Arzneien,  Schwefelmilch, 
Kupfervitriol  und  Eisenpräparate  zuerst  als  Heilmittel  an. 

—  Das  neutrale  weinsteinsaure  Kali  (Weinstein)  ist  vermutlich  zuerst  durch 
Theophrastus  ParaMitus  dargestellt  worden;  dahin  deutet  vor  allem  seine 
frühere  Bezeichnung  als  Samech  ParaceM.  Das  saure  weinsteinsaure  Kali 
war  bei  den  Griechen  als  TgvS  otvov,  bei  den  Römern  als  Faex  vini  bekannt. 
Auch  stellt  ParacelsuB  durch  Erhitzen  von  weißem  Arsenik  mit  Salpeter- 
säure Arseniksäure  dar  und  wendet  dieselbe  als  „Arsenicum  fizum"  arznei- 
lich an. 

—  Nachdem  schon  Isaac  Hollandus  im  14.  Jahrhundert  Vorschriften  zur  Herstel- 
lung von  schwefelsaurem  Kali  gegeben  hatte,  wendet  Theophrastus  Paraetliiit 
dieses  Salz  zuerst  arzneiUch  an.  In  der  Folge  wird  dasselbe  mit  dem 
Namen  „Specifioum  purgans  Paracelsi"  belegt. 

—  Theophrastus  Paraealius  nimmt  zuerst  das  Dampfbad  in  Gebrauch,  das  um 
1600  von  Johann  Costaeus  zur  Destillation  der  feineren  aromatischen 
Wässer  empfohlen  wird. 

—  ChristoS  RadoHf  von  Jauer  gibt  ein  epochemachendes  Rechenbuch  heraus, 
welches  das  Vorbild  für  alle  späteren  Keohenbücher  ist.  Das  von  Biese  ein- 
geführte Wurzelzeichen  (s.  1624)  bildet  er  in  der  Weise  weiter  aus,  daß  er 
mit  einem  einfachen  Haken  an  dem  Viereck  die  Quadratwurzel,  mit  einem 
zweifachen  Haken  die  vierte,  mit  einem  dreifachen  die  dritte  Wurzel  be- 
zeichnet. Die  Beifügung  einer  Potenzzahl  zum  Wurzelzeichen  stammt 
von  Michael  Stifel. 

1627  Der  Italiener  MteMI  in  Verona  macht  im  Hinblick  auf  den  ausgedehnteren 
Gebrauch  der  Pulvergeschütze  Vorschläge  für  eine  Umgestaltung  der  per- 
manenten Befestigungen.     (Sog.  altitalienische  Befestigung.) 

—  Alvarado  4«  Saavadra  entdeckt  die  Sandwichinseln. 

1528  Alvarado  4«  Saavwlni  entdeckt  die  Karolinen  und  im  folgenden  Jahre  die 
Marshallinseln,  die  1788  von  Gilbert  und  Marshall  wieder  aufgefunden  werden 
und  von  diesen  ihren  Namen  erhalten. 

1529  Btnmi  und  8riJ«ln  entdecken  Kalifornien. 

1630  Otto  BninMs  veröffentlicht  ein  Kräuterbuch  mit  von  Künstlerhand  nach 
der  Natur  entworfenen  naturgetreuen  Bildern. 

—  Hans  Ballmann  in  Nürnberg  soll  angeblich  das  Kombinationsschloß  ohne 
Schlüssel    (Vorlegeschloß)    erfunden  haben,  welches  1557  von  Hieronymus 


—     78     — 

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1&85 

Cardanus  eingehend  beschrieben  wird.  Vielfach  wird  diese  Erfindung  auch 
dem  Nürnberger  Meister  Hans  Ehamann  zugeschrieben,  der  um  die  gleiche 
Zeit  wie  Hans  Ballmann  wirkte. 

1530  Girolamo  Fnicattert  spricht  zuerst  vom  magnetischen  Pol  der  Erde.  (Vgl. 
1588  Sannto.) 

—  Der  Bildschnitzer  Johann  JOrpM  in  Wattenbüttel  bei  Braunsohweig  führt 
die  Tretvorrichtung  am  Spinnrad  ein,  das  bis  dahin  mit  der  Hand  ge- 
dreht wurde. 

—  Johannes  Rutlllut  gibt  dem  Spinat,  der  vermutlich  von  den  Arabern  in 
Spanien  eingeführt  wurde  und  der  sich  erst  von  dort  nach  den  anderen  euro- 
päischen Ländern  verbreitete,  dieses  Ursprungs  wegen  den  Xamen  „Olus 
hispanicum".     In  England  wird  er  1568  von  Sweet  eingeführt. 

1531  Peter  Apiaiiiis  erkennt,  daß  die  Schweif achse  der  Kometen  vom  Sonnen- 
körper abgekehrt  erscheint.  Er  ist  der  erste,  der  yoTsehlägt,  zur  Beob- 
achtung von  Sonnenfinsternissen  Blendgläser  zu  verwenden  und  verbessert 
die  Planisphären  und  Quadranten. 

1532  Wie  Penzig  in  seinen  Beiträgen  zur  Greschichte  der  Botanik  berichtet, 
werden  in  Born  zwei  Herbarien  des  Gherardo  GIbo  aufbewahrt,  die  1442 
Pflanzenarten  enthalten  und  als  die  ersten  Herbarien  zu  betrachten  sind. 
Somit  ist  weder  Luca  Ghini,  der  1540  getrocknete  und  aufgeleimte  Pflanzen 
an  Matthiolus  sendet,  noch  auch  John  Falconer,  der  1545  eine  große 
Sammlung  von  getrockneten  Wurzeln,  Kräutern  und  Früchten,  die  in  der 
Medizin  benutzt  werden,  anlegt,  der  Erfinder  des  Herbariums.  Herbarien 
im  heutigen  Sinn,  das  sind  Sammlungen  gepreßter  Pflanzen,  kommen 
erst  im  17.  Jahrhundert  auf. 

—  Eobanus  Hmmm  erwähnt  bei  Beschreibung  der  Nürnberger  Eisenmühle, 
daß  „durch  das  Gewicht  der  sich  drehenden  Räder  das  Eisen  mit  Kraft 
gestreckt  werde"  und  erwähnt  auch  die  Werkzeuge,  mit  denen  das  Sohwarz- 
blech  geschnitten  wird.  Es  ist  dies  die  älteste  Beschreibung  eines  Walz- 
werks mit  Streck-  und  Schneidewerk. 

—  Die  ersten  gesetzlichen  Bestimmungen  über  Zuziehung  von  Ärzten  zur 
Ermittelung  des  Tatbestandes  bei  Tötungen,  Verletzungen  usw.  finden  sich 
in  der  peinlichen  Halsgerichtsordnung  des  Kaisers  Karl  V.  (der  sogenannten 
Carolina). 

1532 — 34  Francisco  Pizarro,  der  i.  J.  1529  zum  Statthalter  des  von  Spanien  be- 
anspruchten, aber  bis  dahin  noch  nicht  unterworfenen  Peru  ernannt  worden 
war,  schifft  sich  1531  dahin  ein  und  nimmt  1532  bis  1534  von  dem  ganzen 
Grebiete  Besitz.     Er  gründet  Lima  als  zukünftige  Hauptstadt  des  Landes. 

1533  BoMiaMa  tritt  als  erster  Lehrer  der  Arzneimittellehre  in  Padua  auf. 
1634    Jean  Famtl  bekämpft  den  Galenismus  und  das  scholastische  Treiben  und 

verlangt,  daß  man  sich  nicht  auf  Autoritäten,  sondern  nur  auf  die  Natur 
und  auf  Beobachtungen  stützen  solle.  Er  tritt  mit  scharfer  Kritik  gegen 
die  überhandnehmende  Uroskopie  auf,  bei  der  der  Arzt  seine  Diagnose  oft 
aufstellte,  ohne  den  Kranken  zu  sehen.  Er  schildert  in  durchaus  zutreffen- 
der und  selbst  vom  heutigen  Standpunkt  noch  richtiger  Weise  das  Wesen 
der  Syphilis. 

—  F.  FitzhMMrt  verfaßt  „The  book  of  husbandry",  das  erste  englische  Werk 
über  Landwirtschaft. 

1534 — 36  Cabe^a  de  Vaea  durchquert   den  amerikanischen  Kontinent  von  Texas 

bis  zum  Golf  von  Kalifornien. 
1535    Diego  *  Almairo  durchzieht  das  Hochland  von  Chile. 

—  Jacques  Cartlar,  der  1534  den  St.  LorenzgoU  befahren  hat,  ent- 
deckt den  St.  Lorenzstrom,  auf  dem  er  bis  zu  einer  Indianeransiedelang, 
der  er   den   Namen   Mont   Boyal   (jetzt   Montreal)   gibt,  hinauffährt  und 

—     79     — 

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1585 

Bucht  in  den  Jahren  bis  1644  wiederholt  die  für  die  francösisehe  Koloni- 
sation ausersehene  Landschaft  Canada  auf.  Er  gibt  die  erste  Kunde  von 
dem  Vorhandensein  des  großen  Seenkomplexes.   (S.  1635  C.) 

1535  Der  französische  Seefahrer  Jean  Fentmaau  aus  Saintonge  verbessert  das 
Hoohsee-Segelschiff  in  mehrfacher  Beziehimg.  Er  ist  der  Erfinder  der 
Bramstenge. 

—  Die  erste  Erwähnung  der  Ananas  geschieht  durch  Petrus  Martyr  (i.  J.  1514), 
der  die  Frucht  mit  einem  Tannenzapfen  vergleicht,  aber  noch  keinen 
Namen  für  sie  hat.  Die  erste  eingehende  Beschreibung,  Benennung  und 
Abbildung  gibt  Gonzalo  Hemaades  4»  Ovtotfo  y  VaMM  in  seiner  „AUge- 
gemeinen  Geschichte  Indiens". 

1536  Gonzalo  Hemandez  de  OvMe  y  VaM«  erwähnt  zuerst  in  seiner  „Allgemeinen 
G«schichte  Indiens,  Band  V,  Kap.  II,  S.  165"  den  Kautschuk  ids  Material 
der  bei  dem  Batosspiel  der  Inder  benutzten  BäUe.  Der  Name  ,, Gummi" 
kommt  zuerst  in  der  gegen  1580  erscheinenden  „Allgemeinen  G^chichte 
der  Reisen  und  Eroberungen  der  Kastilianer"  von  Antonio  de  Herrera 
Tordeeillas  vor. 

—  Ambroise  Pari  führt  die  erste  Ezartikulation  im  Ellenbogengelenk  aus, 
die  136  Jahre  später  von  Christoph  Ramphtnn  zum  zweiten  Male  vor- 
genommen wird. 

1637  Der  Mathematiker  Nicoolo  Fontana,  genannt  Tartaflla,  gibt  in  seinen 
Schriften  „Della  nuova  scienza"  und  „Quesiti  et  inventioni  diverse"  ein- 
gehende Berechnungen  der  Flugbahn  der  Geschosse  (Schußtafeln).  Ent- 
gegen der  damaligen  Meinung,  daß  die  Geschoßbahn  aus  2  geradlinigen, 
durch  eine  Soheitelkurve  verbundenen  Ästen  bestehe,  nimmt  er  eine  kreis- 
bogenförmige Flugbahn  an.  (Vgl.  1602  GaUlei.)  Die  größten  Schußweiten 
werden  nach  seiner  Angabe  bei  einer  Erhöhimg  des  Rohres  von  450  erreicht. 

1638  Joäo  4a  Caitro  macht  die  erste  größere  Reihe  von  Deklinationsbestimmungen 
mit  dem.  von  Nunez  verbesserten  GuiUen'schen  Instrument  und  entdeckt 
den  G^steinsmagnetismuB  an  frei  und  hoch  gelegenen  Felsen  der  Ilha  de 
Chaul  bei  Bombay. 

1639  Der  Kanonikus  Afranio  dagll  Albomsl  zu  Ferrara  stellt  aus  dem  Bomhart, 
einem  Holzblasinstrumente  von  unförmlicher  Länge,  ein  handlicheres 
Instrument,  das  Fagott  —  im  16.  und  17.  Jahrhundert  auch  Dolcian 
genannt  —  her. 

—  Robert  Bnke,  ein  Sekretär  Heinrich  VIII.  von  England,  erfindet  die  Her- 
stellung gegossener  Bleiröhren  für  Wasserleitungen.   (Vgl.  97  Frontinus.) 

—  Nachdem  sich  schon  Bhaskara  (1150),  Padolus  (1487),  Buokiey  (1630)  und 
Tartaglia  (1634)  mit  der  Lehre  von  den  Kombinationen  und  Fermutationen 
beschäftigt  hatten,  tritt  namentlich  Hieronymus  CarAuiin  der  Lösung  von 
Wahrscheinlichkeitsproblemen  näher.  (Vgl.  seine  Schrift  „Practica  Arith- 
meticae  et  mensurandi  generalis".)  Er  erörtert  das  einen  Streit  zwischen 
zwei  Schülern  behandelnde,  später  als  „Petersburger  Aufgabe"  bezeichnete 
Problem  und  berechnet  die  Gesamtzahl  aller  Kombinationen  aus  n  Ele- 
menten zu  allen  möglichen  Klassen  von  der  ersten  bis  zur  n-ten  auf  2n — 1. 
Er  zeigt,  wie  man  ein  beliebiges  Güed  einer  arithmetischen  Reihe  bilden 
kann,  ohne  die  dazwischen  hegenden  Glieder  zu  berechnen. 

—  Alessandro  Piecolonilnl  veröffentlicht  die  erste  Sternkarte. 

—  Der  Astronom  RhaattCHS  (eigentlich  G^eorg  Joachim  von  Lauchen)  gibt  die 
erste  Anweisung,  die  Kompaßnadel  durch  Streichen  zu  magnetisieren. 

1539—41     Hemando  de  Sota  erforscht  den  Südosten  der  Vereinigten  Staaten  und 

das  Gebiet  des  Mississippi. 
1540    Antonio  Banivlenl   führt   mit   bestem   Erfolg  die   Resektion   eines  großen 

Teils  des  Unterschenkelknochens  ohne  Narkose  aus. 


—      80     — 

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1540 

1340  Yanuccio  BHafiiccio  aus  Siena  lehrt  in  seiner  „Pirotechnia"  die  Herstellung 
von  Modellen  und  Gußformen  für  den  GeeobützguB,  das  Bohren  der  Ge- 
schütze, die  Lafettienmg  derselben  und  den  Guß  der  eisernen  Kugeln, 
sowie  den  Glockenguß  in  der  heute  noch  üblichen  Art.  Zur  Anfertigung 
der  Formen  bedient  er  sich  ausschließlich  des  Lehms. 

—  Yanuccio  BMnguccIo  sagt  in  seiner  „Pirotechnia",  daß  Legierungen  aus 
Kupfer  und  Zinn  mit  dem  Namen  „Bronzo"  bezeichnet  werden,  ohne 
jedoch  eine  Begründung  dieser  Benennung  zu  geben,  die  kurz  vorher  ein- 
geführt zu  sein  scheint.  Bis  dahin  war  nach  dem  Yorgang  der  Alten  die 
Bronze  als  „Erz"  bezeichnet  worden. 

—  Yanuccio  BirlMCUCCio  beschreibt  die  Entsilberang  von  Schwarzkupfer  durch 
den  Saigeiprozeß.  Das  Yerfahren  stammt  wahrscheinlich  aus  dem  12.  Jahr- 
hundert und  setzt  sich  aus  folgenden  Operationen  zusammen:  1.  Frischen 
(Zusammenschmelzen)  des  silberhaltigen  Kupfers  mit  Blei,  2.  Saigem  auf 
dem  Saigerherd,  wobei  silberhaltigeB  Blei  mit  einem  Kupfergehalt  yon 
2 — 3  Prozent  ausfließt,  3.  Darren,  d.  i  weiteres  Erhitzen  unter  Luftzutritt, 
wobei  ein  stark  silberhaltiges  Gemenge  von  Bleioxyd  und  Kupferoxjdul 
erhalten  wird,  und  4.  Yerarbeitung  des  Gemenges,  der  sog.  Darrlinse  auf 
Handelskupfer. 

—  Yanuccio  Blrlngiiecio  gibt  eine  genaue  Beschreibung  des  technischen  Yor- 
ganges  bei  der  Holz  verkohlung,  von  der  er  zwei  Arten,  die  in  Meilern  und 
die  in  Gräben,  unterscheidet.  Auch  gibt  er  eine  Beschreibung  des  damals 
üblichen  Stahlfrischprozesses. 

—  Hieronymus  Cartanus  macht  die  ersten  Yersuche,  das  Gewicht  der  Luft  zu 
bestimmen. 

—  Yalerius  Cordin  entdeckt  den  Schwefel&ther  (Äthyläther)  bei  Behandlung 
von  Weingeist  mit  Yitriolöl  und  beschreibt  denselben  unter  dem  Kamen 
„Oleum  dulce  vitrioU".  Er  erklärt  zuerst  die  Entstehung  der  Braunkohle 
und  Steinkohle  aus  Pflanzen. 

—  Der  Bitterklee '  (Menyanthes  trifoliata)  taucht  als  Heilmittel  zuerst  im 
Mittelalter  auf.    Näher  beschrieben  wird  er  zuerst  von  Yalerius  Cordut. 

1340 — 43    Francesco  da  Coronado  erforscht  den  Südwesten  der  Yereinigten  Staaten 

bis  zu  den  heutigen  Staaten  Kansas  und  Arkansas. 
1540    Philibert  Dslonnt,  Architekt  in  Paris,  erfindet  das  Bohlendach,  eine  neue 

Art  des  Dachgerüsts. 

—  Conrad  Smimt  führt  die  Belladonna,  die,  wie  es  scheint,  Dioskorides  und 
Oribasius  schon  gegen  Krebsgeschwülste  verwendet  hatten,  wieder  in  den 
Arzneischatz  ein,  und  zwar  als  schmerzstillendes  Mittel  bei  Ruhr. 

—  Georg  HartmMin  in  Nürnberg  erfindet  den  Kaliberstab  (Kalibermaßstab), 
ein  zirkelartiges  Instrument  zur  einfachen  Ermittelung  des  Yerhältnisses 
zwischen  dem  Durchmesser  und  dem  Grewichte  der  steinernen,  eisernen 
und  bleiernen  Bandgeschosse.  Durch  den  Kaliberstab,  der  sich  in  fast 
allen  deutschen  Artillerien  einführt,  wird  das  Nürnberger  Maß  und  Gewicht 
weit  verbreitet.  Die  Erfindung  wird  oft,  jedoch  mit  Unrecht,  dem  Tar- 
tagUa  zugeschrieben. 

—  Peter  Andreas  MatHiiolus  wendet  zuerst  das  Quecksilber  in  der  Medizin 
innerlich,  und  zwar  bei  Syphilis  an. 

—  Bemard  Pallny  entdeckt  die  Kunst,  farbige  Emails  auf  Tonwaren  anzu- 
bringen und  stellt  die  nach  ihm  benannten  hoch  reliefierten  Fayencen  her. 

—  Ambroise  Pari  macht  die  ersten  ausführlichen  Mitteilungen  über  die  zuerst 
von  FaraoelsuB  beobachtete  Erblichkeit  der  Syphilis,  über  die  später  Maxi- 
milian StoU,  Nils  Rosen  von  Bosenstein  und  Joseph  Jacob  von  Plenck, 
sowie  insbesondere  Antonio  Bibeiro  Nunez  Sanchez  eingehende  Unter- 
suchungen anstellen. 

Daimstaedter.  6 

—     81     — 


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1540 

1540  Giovanni  Ventura  RoMtii  publiziert  das  erste  Kompendium  über  die  Färbe - 
kunst  unter  dem  Titel  „Plieto  dell'  arte  de'  tentori".  Das  Buch  ist  da- 
durch bemerkenswert,  daß  es  ein  Urteil  über  den  Zustand  der  F&rberei  in 
Europa  vor  ihrer  Neugestaltung  durch  Einfuhr  amerikanischer  Farbstoffe 
gestattet. 

—  Der  Glasmacher  Christoph  SchOnr  in  Neudeok  erhält  durch  Zosats  von 
geröstetem  Kobalterz  zur  Glasmasse  das  blaue  Kobaltglas.  Dieses  geröstete 
Kobalterz,  das  aus  wechselnden  Mengen  von  Kobaltoxydul  und  Kobalt- 
oxydulozyd,  zum  Teil  mit  anderen  Metallen  gemengt,  besteht,  wird  ZaSer, 
SajQor  oder  Kobaltsaflor  genannt.  Das  gemahlene  Kobaltglas  kommt  unter 
dem  Namen  Smalte  in  den  Handel  und  wird  späterhin  zum  Blauen  des 
Papiers  und  der  weißen  Zeuge  benutzt. 

—  Nachdem  Mondino  de  Luzzi  1316  die  erste  Andeutung  gemacht  hatte,  daß 
das  Blut  vom  Herzen  nach  den  Lungen  geschickt  werde,  spricht  Miguel 
gerwto  zuerst  bestimmt  aus,  daß  das  Blut  durch  einen  merkwürdigen 
Kunstgriff  (magno  artiflcio)  von  der  rechten  Herzkammer  auf  einem  Um- 
weg durch  die  Lunge  geführt  und  von  der  Vena  arteriosa  in  die  Arteria 
venosa  geleitet  wird  (kleiner  Blutkreislauf).  Realdo  Colombo  bestätigt 
dies  ausdrücklich  im  Jahre  1569. 

1541  Francisco  de  Ortllaiia  befährt  den  ganzen  Amazonenstrom  von  Ekuador  aus. 
(S.  a.  1499.) 

—  Die  Türken  sind  unter  den  Völkern  Europas  dasjenige,  das  seit  dem  Alter- 
tum zuerst  wieder  von  der  Einrichtung  der  Taubenpost  Gebrauch  macht. 
So  läßt  der  Sultan  MlmM  zwischen  Konstantinopel  und  dem  von  ihm  er- 
oberten Ofen  eine  Taubenpost  einrichten.    (Vgl.  auch  300  und  1167.) 

1542  Leonhard  Fuchs  macht  in  seiner  „Historia  stirpium"  den  ersten  Versuch 
einer  botanischen  Nomenklatur. 

—  Der  Portugiese  Mendez  Pinto  erreicht  Japan,  über  das  bald  die  Missionare 
weitere  Nachrichten  geben. 

1543  BiMCO  de  Garay  führt  dem  Kaiser  Karl  V.  im  Hafen  von  Barcelona  ein 
Schifi  vor,  das  sich  ohne  Segel  bewegt.  Mißverständliche  Berichte,  in 
denen  von  „einem  großen  Kessel  mit  siedendem  Wasser"  die  Rede  ist, 
haben  dahin  geführt,  daß  dieses  Schiff  lange  Zeit  hindurch  als  der  erste 
Fall  einer  Verwendung  der  Dampfkraft  zur  See  angesehen  worden  ist. 
Neuere  Forschungen,  und  namentUch  auch  die  aufgefundenen  Original- 
berichte Garay's,  lassen  keinen  Zweifel,  daß  hier  lediglich  eine  Schaufelrad- 
konstruktion  im  Sinne  der  Vorschläge  von  Kyeser  (s.  1405)  und  Valturius 
(8.  1472)  vorliegt. 

—  Die  Stadt  Bunzlau  richtet  eine  KanaUsationsanlage  mit  Rieselfeldern  ein. 

—  Nikolaus  Kopemlkus  lehrt,  daß  die  Sonne  den  Mittelpunkt  des  Planeteu- 
systems bildet,  um  den  sich  die  Erde  mit  den  andern  Planeten  dreht. 
Kopemikus  hat  seine  neue  kosmische  Lehre  bereits  um  das  Jahr  1507  auf- 
gestellt. Eine  Verbreitung  erfolgt  zunächst  nur  mündlich  und  handschrift- 
lich. Die  Drucklegung  des  Werkes  „De  revolutionibus  orbium  coelestium" 
erfolgt  erst  unmittelbar  vor  Kopemikus'  Tode. 

—  Nikolaus  Koparnlkus  findet  die  Ursache  der  von  Hipparch  entdeckten 
Präzession  in  der  Anziehung,  die  Sonne,  Mond  und  Planeten  auf  das  an 
den  Polen  abgeplattete  Erdsphäroid  ausüben. 

—  Andreas  VMallui  begründet  durch  sein  großes  Werk  ,,De  humani  corporis 
fabrica",  das  herrliche  Zeichnungen  von  Tizian  und  Johann  von  Calcar 
enthält,  die  neuere  menschliche  Anatomie.  Nur  der  eigenen  Beobachtung 
vertrauend,  liefert  er  die  erste,  fast  durchaus  zuverlässige,  systematische 
Anatomie,    die   zugleich    zahllose    neue  Angaben    enthält.     Insbesondere 

—     82     — 

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1545 

wendet  er  sich  gegen  die  Lehre  Galen's,  daß  die  Herzscheidewand  für  das 
Blut  durchlässig  sei. 

1543  Andreas  VtHülut  beschreibt  in  seinem  vorgenannten  Werke  u.  a.  den  Vorhof 
des  Labyrinths,  die  Kiefer-,  die  Stirn-  und  die  Keübeinhöhle,  die  Gelenk- 
manisken  von  Unterkiefer,  Hand  und  Kinn,  und  den  langen  Fortsatz 
des  Gaumens  und  gibt  eine  gute  Schilderung  des  anatomischen  Baues  des 
Auges. 

—  Andreas  Vnallm  liefert  als  erster  eine  genaue  Darstellung  der'  mensch- 
lichen Beckenhöhle,  ihrer  Knochen,  Bänder  usw.,  und  demonstriert  zuerst 
die  anatomische  Unmöglichkeit  eines  Auseinanderweichens  in  der  Scham- 
beinverbindung während  des  G«burtsaktes.  Er  beobachtet  zuerst  vorzeitige 
Atembewegungen  am  Säugetierfötus. 

1544  Oronce  Finta  erfindet  die  Methode,  die  geographische  Länge  durch  Bestim- 
mung der  Rektaszension  des  Mondes  in  seiner  Kulmination  zu  bestimmen. 

—  Die  Herstellung  gußeiserner  Gegenstände  beschränkte  sich  im  Mittelalter 
zunächst  auf  die  Verfertigung  der  Kanonenkugeln.  In  größerem  Umfange 
und  zur  Herstellung  von  Geräten  verschiedener  Art  soll  das  Gußeisen 
zuerst  von  den  Engländern  Balph  Hagt  und  Peter  Bannte  i.  J.  1644  ver- 
wendet worden  sein. 

—  Georg  Hartmam  entdeckt  die  Neigung  der  Magnetnadel  gegen  den  Horizont 
(Inklination),  ohne  jedoch  Messungen  auszuführen.  (S.  seinen  Briefwechsel 
mit  dem  Herzog  Albrecht  von  Preußen.  —  Vgl.  auch  1576  Norman.) 

—  Sebastian  MOmtar,  Professor  in  Basel,  gibt  die  „Cosmographia  universaUs" 
heraus,  deren  26  neue  Karten  mit  den  Waldseemüller' sehen  „Tabulae 
modemae"  (s.  1613)  die  Grundlage  und  den  Aasgangspunkt  des  deutschen 
Kartenwesens  bUden.  Er  ist  der  erste,  der  nach  Strabo  der  Gletscher 
wieder  Erwähnung  tut. 

—  Der  Angustinermönch  Michael  SWM  (sein  Hauptwerk  ist  die  „Arithmetica 
integra")  gibt  der  Algebra  mittels  planmäßiger  Durchführung  der  Zeichen- 
sprache diejenige  Grestalt,  die  seitdem  fast  unverändert  dafür  beibehalten 
worden  ist.  Er  entwickelt  eine  neue  Summierungsmethode  für  greometrische 
Reihen,  die  auch  Tartaglia  in  seiner  Schrift  „General  trattato"  v.  J.  1556 
wiedergibt,  ohne  jedoch  Stifel  zu  nennen.  Femer  entdeckt  er  unabhängig 
von  Alchaijami  (s.  1078)  die  additive  Bildung  der  Binomialkoefflzienten 
und  untersucht  die  Diametralzahlen.    (Vgl.  auch  1526.) 

1546  Hieronymus  CwAuiu*  beschreibt  das  nach  ihm  benannte  Universal-  oder 
Kreuzgelenk,  das  er  zuerst  zur  Aufhängung  der  Schiffskompasse  anwendet. 
(S.  a.  210  V.  Chr.)  Er  veröfientlicht  im  gleichen  Jahre  eine  Formel  zur 
Lösung  der  kubischen  Gleichungen,  die  indes  von  dal  Ferro  (s.  1506)  zu- 
erst aufgefunden  worden  und  auch  TartagUa  schon  vorher  bekannt  ge- 
wesen war. 

—  Nachdem  schon  im  Altertum  (s.  20  Celsns)  zur  Lokalanaesthesierung  die 
Kompression  der  Nervenstämme  geübt  worden  war  und  die  arabischen 
Ärzte  die  Absohnürung  mittels  eines  Knebels  vorgenommen  hatten,  ver- 
wendet erst  Ambroise  Pari  wieder  die  Unterbindung  sowohl  hierfür,  als 
auch  bei  Amputationswunden,  an  Stelle  der  bis  dahin  gebräuchUchen  blut- 
stillenden Glüheisenapplikation. 

—  Nachdem  Celsus  und  Abuloasis  zuerst  in  roher  Weise  die  Heilung  der 
Hasenscharte  versucht  hatten,  unternimmt  es  Ambroise  Pari  zuerst,  sie  zu 
operieren,  indem  er  die  Spaltränder  resezieit.  Die  Operation  wird  späterhin 
u.  a.  namentlich  von  Malgaigne  und  Bernhard  Langenbeck  wesentlich  ver- 
vollkommnet. 

—  Ambroise  Pari  verbessert  neben  der  Amputation  die  Behandlung  der  Frak- 
turen und  lehrt  als  erster  die  rationelle  Chirurgie  der  Schußwunden.    Er 

8» 

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1546 

bekämpft  zuerst  die  Irrlehre,  daß  die  erhitzte  Kugel  Vergiftungen  bewirke; 
schlagende  Beweise  gegen  diesen  Irrtum  werden  1550  von  Bartolomeo 
Maggi  auf  experimentellem  Wege  erbracht.  Par6  verwendet  vielfach  die 
seit  Abulcasia  (s.  1100)  in  Vergessenheit  geratene  Trepanation. 
1546  Georg  Agrieola  gibt  zuerst  in  «einer  Schrift  „De  re  metallica"  eine  genaue 
Aufklärung  über  die  Chemie  der  Metalle  und  lehrt  die  Zubereitung  der 
Erze  durch  Rösten.  Er  gibt  genaue  Anweisungen  für  die  Reinigung  des 
Kupfers,  für  das  Auslaugen  des  Silbers  aus  Kupfer  und  Eisen  mittels 
Blei,  für  die  Grewinnung  des  Spießglanzes  und  des  Wismuts.  Er  beschreibt 
die  Probierung  der  Erze  und  die  dazu  nötigen  Geräte,  wie  Muffeln,  Tiegel 
und  Aschenkapellen. 

—  Georg  Afrieola  stellt  die  Markscheidekunst  auf  geometrische  Grundlagen. 
Er  erfindet  den  Grubenkompaß,  wobei  er  zuerst  erwähnt,  daß  sich  die 
Bergleute  bei  ihren  Arbeiten  der  Deklinationsnadel  zu  bedienen  wissen, 
und  gibt  eine  Reihe  von  Ventilatoren  für  Bergwerke  an.  Im  6.  Buche 
seines  Werks  „De  re  metallica"  findet  sich  die  älteste  Abbildung  einer 
Kettenpumpe  (vertikales  Patemosterwerk,  Füschelkunst)  und  die  Empfeh- 
Iting  dieser  Maschine  zur  Wasserförderung  in  Bergwerken.  Er  erwähnt 
ferner,  daß  die  Pferdegöpel  seit  1504  in  den  Bergwerksbetrieb  eingeführt 
seien.     (Die  Einführung  der  Wassergöpel  erfolgt  um  1556.) 

—  Georg  Agrieola  erwähnt  die  Entstehung  des  Eisenvitriols  aus  Eisenkies 
und  kennt  den  weißen  Vitriol  oder  Erzalaun,  d.  i.  Zinkvitriol,  der  bereits 
seit  dem  14.  Jahrhundert  in  Kärnten  gesotten  werde.  Daß  dessen  Basis 
Zink  sei,  wird  jedoch  erst  im  Jahre  1735  gleichzeitig  von  Hellot,  Neu- 
mann und  G.  Brandt  mit  Bestimmtheit  erwiesen.  Auch  gibt  Agrieola 
Beschreibungen  des  Salpetersiedens  sowie  der  Bereitung  der  Schwefelblumen 
durch  Kondensation  von  Schwefeldämpfen  an  kalten  Wandungen,  und 
kennt  das  beim  Erhitzen  des  Wismuts  entstehende  gelbe  Wismutoxyd,  das 
als  Farbe  benutzt  worden  zu  sein  scheint. 

—  Georg  Africola  erklärt  es  in  seinem  Buche  „De  re  metallica"  für  wahr- 
scheinlich, daß  man  atis  der  Färbung  einer  Flamme  die  darin  verbrennende 
Substanz  zu  erkennen  lernen  werde.  Er  beschreibt  das  zu  seiner  Zeit 
schon  viel  gehandhabte  Verzinnen  des  Eisens  (s.  auch  1551)  und  gibt  eine 
genaue  Beschreibung  des  StahUrischprozesses ,  die  so  große  Ähnlichkeit 
mit  der  von  Biringuccio  (s.  1540)  gegebenen  Darstellung  aufweist,  daß 
Ludwig  Beck  in  seiner  „Geschichte  des  Eisens"  zu  der  Annahme  neigt, 
daß  Agricola's  Beschreibung  von  Biringuccio  entlehnt  sei. 

—  Peter  Baten  entdeckt  den  Kirschlorbeerbaum  und  bezeichnet  ihn  bereits 
mit  „Laurocerasus".  Auf  die  giftige  Wirkung  des  aus  Kirschlorbeerblättem 
destillierten  Wassers  wird  man  sehr  früh  aufmerksam,  offizineil  wird  das- 
selbe insbesondere  durch  den  Arzt  Thüenius. 

—  Antonio  Musa  Branavola  führt  die  seit  dem  Altertum  (s.  70  v.  Chr.)  ver- 
lassene Tracheotomie  wieder  aus.  Diese  Operation  wird  1590  von  Santorio 
und  1610  von  Nicolas  Habicot  wesentlich  verbessert  und  fortan  als  eine 
berechtigte  Operation  angesehen. 

—  Valerius  CordM  schreibt  auf  Verlangen  des  Nürnberger  Rates  sein  „Pharma- 
corum  confioiendorum  ratio,  vulgo  vacant,  Dispensatorium",  das  als  die 
erste  deutsche  Pharmakopoe  angesehen  werden  muß,  imd  lehrt  die  arznei- 
lichen Rohstoffe  in  eingehender  Art  kennen. 

—  Giovanni  Füippo  Inpratila*  entdeckt  das  dritte  Gehörknöchelchen,  das  er 
als  Steigbügel  bezeichnet.     (S.  1480.) 

—  Nachdem  1506  der  Neubau  der  Peterskirche  in  Rom  von  Bramonte  be- 
gonnen und  später  von  Rafiael  und  Peruzzi  fortgeführt  worden  war,  über- 
nimmt Mlchalantaio  BuenarroU  die  Bauleitung  und  entwirft  für  die  Kuppel 

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1550 

ausführliche  Pläne  und  ein  großes  HiUsmodell.  Die  Kuppel,  die  bei  einem 
Durchmesser  von  42^/:  m  127  m  Höhe  aufweist,  wird  erst  nach  Michelangelo's 
Tod  vollendet. 

1646  Pedro  Nunaz  (Xonius)  untersucht  die  Linie  doppelter  Krümmung  (von  ihm 
„Linea  rhombica",  von  W.  Snellius  später  ,,Loxodrome"  genannt),  welche  auf 
der  Erdkugel  alle  Meridiane,  denen  sie  begegnet,  unter  gleichem  Winkel 
schneidet  und  sich  in  schraubenförmigen  Windungen  dem  Pole  immer 
mehr  nähert,  ohne  ihn  jemals  zu  erreichen. 

1547  Der  Mediziner  Rainer  SHiim»-Frliiin  spricht  zuerst  die  Idee  aus,  Längen- 
unterschiede mittels  der  Uhr  zu  bestimmen. 

—  Slaraanui  sucht  in  seinem  „Dodeka  chordon"  die  in  den  Kirchentonarten 
unter  dem  Einfluß  der  polyphonen  Musik  eingerissene  Verwirrung  wieder 
zu  lösen  und  unterscheidet  12  Tonarten,  und  zwar  6  authentische  und 
6  plagaliscbe.     (S.  auch  370  Ambrosius.) 

—  Der  Dominikaner  Georges  Bemard  PMMt  in  Toulouse  verfaßt  eine  Schrift 
„De  aquae  naturaUs  virtute",  in  welcher  bereits  die  leitenden  Grundsätze 
der  heutigen  Kaltwasserkur  (umhergehen  mit  nackten  Füßen  im  feuchten 
Gras  usw.)  klar  enthalten  sind. 

1348  D.  C.  Plocolpano  gibt  in  seinem  Werke  „I  tre  libri  dell'  arte  del  Vasajo" 
die  Mittel  an,  um  metallische  Reflexe  auf  Töpferware  zu  erhalten.  Seine 
Arbeiten  werden  den  in  neuerer  Zeit  von  Ginoii  in  Doccia  u.  a.  gemachten 
Versuchen  zur  Erzielung  solcher  Metallreflexe  auf  Majoliken  zugrunde  gelegt. 

1549  Sigmund  tm  Hftwitoln  fügt  seinem  Werke  „Rerum  Moecovitamm  Com- 
mentarii"  eine  Karte  bei,  die  einen  Teil  von  Sibirien  umfaßt  und  zu  ihrer 
Zeit  für  die  Kenntnis  des  nördlichen  Rußlands  von  großer  Bedeutung  war. 
Das  Weiße  Meer  führt  auf  dieser  Karte  den  Namen  „Marc  glaciale". 

—  Zoccarillo  und  Flonmmii,  zwei  neapolitanische  Bader,  machen  die  erste 
Milzexstirpation  bei  einer  wassersüchtigen  Frau,  und  zwar  mit  vollem  Er- 
folg. Es  kommt  daher  nicht  Viard,  der  erst  32  Jahre  später  diese  Operation 
ausführt,  die  Priorität  zu. 

1550  Georg  AfilMla  gibt  in  seiner  Schrift  „De  natura  fossihum"  die  erste  syste- 
matische Beschreibung  der  Mineralien  und  bezeichnet  das  fossile  Holz 
und  die  Fischabdrücke  des  Mansfelder  Kupferschiefers  als  Überreste  von 
Organismen.  Er  untersucht  die  geologische  Tätigkeit  des  Windes  und 
hebt  hervor,  daß  ähnliche  Verhältnisse,  wie  bei  der  Dünenbildung,  in 
kleinem  Maßstabe  auch  in  der  Lüneburger  Heide  vorUegen. 

—  Blnlin  von  Villafranca  soll  zuerst  die  Erscheinung,  daß  sich  die  Lösung 
gewisser  Stoffe  im  Wasser  stark  abkühlt,  am  Salpeter  erkannt  haben. 

—  Thomas  Cuidl  bringt  den  Stern-Anis  von  den  Philippinen  nach  Europa. 
Die  Frucht  beschreibt  zuerst  Clusius,  den  Baum  Plukenet  und  Kaempfer. 

—  Hieronymus  Cardanin  gibt  eine  Theorie  des  Verbrennungsvorganges,  wobei 
er  die  Notwendigkeit  der  Anwesenheit  der  Luft  betont.  (S.  1260  Bacon.) 
Er  verbessert  die  Einrichtung  der  Öllampen  durch  Höherlegen  des  Öl- 
behälters. In  seiner  Beschreibimg  einer  Mehlsiohtmaschine  weist  er  auf 
die  sichtende  Wirkung  der  Luftbewegung  hin,  ein  G«danke,  der  in  neue- 
ster Zeit  von  Friedrich  Georg  Winkler  in  Zschopau  wieder  aufgenommen 
worden  ist. 

—  Bartolommeo  Euiladilo  entdeckt  die  Tuba  Eustachii  (Eustachische  Röhre), 
die  Spindel  der  Schnecke,  die  häutige  Schnecke,  den  Ursprung  der  Seh- 
nerven und  beobachtet  die  Zahnentwicklung. 

—  Gabriele  Falloppla,  Anatom  in  Padua,  macht  wichtige  Beobachtungen  auf 
dem  Gebiet  der  Osteologie  imd  der  Muskellehre.  Er  entdeckt  die  Bogen- 
gänge, den  nach  ihm  benannten  Kanal  des  Schläfenbeins,  und  den  Schließ- 
muskel der  Blase.    Er  beschreibt  femer  die  Muskeln  des  Kehlkopfes  in 


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1560 

richtiger  Weise.  Er  verwendet  seit  den  Zeiten  der  Griechen  und  Araber 
zuerst  tneder  in  der  Medizin  das  Arsen  äußerlich,  und  zwar  in  Form  von 
Realgar. 

1550  Wie  mehrere  im  AMmanliciMii  MusMim  in  Nürnberg  ausgestellte  Kästchen 
imd  Schachteln  beweisen,  beginnt  man  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts, 
das  Papier  mit  kleineren  Mustern  in  häufiger  Wiederholung  zu  bedrucken, 
um  verzierte  Flächen  zu  erlangen,  die  sich  zum  Überziehen  großer  und 
kleiner  Gegenstände  eignen.  Die  Vorläufer  dieser  Technik  sind  die 
bunten  Holzschnitte,  die  zu  solcher  Verzierung  schon  vor  dem  16.  Jahr- 
hundert benutzt  wurden. 

—  Konrad  Ownsr  erfaßt  in  seiner  „Historia  animalium"  das  Tierreich  nicht 
nur  als  Gegenstand  der  Naturbetrachtung,  sondern  auch  in  seiner  Be- 
ziehung zur  Medizin  und  Kulturgeschichte  und  trä^  dadurch  zur  Begrün- 
dung der  neueren  Zoologie  bei. 

—  HollwiM  ist  der  erste  Arzt,  der  den  Kurzsichtigen  regelmäßig  Brillen 
verordnet. 

—  Das  Joachlrntthaltr  MIMrtMfWWfc  benutzt  für  Bergwerkszwecke,  insbesondere 
zur  Wasserhaltung,  Pumpwerke  mit  sogenannten  Stangenkünsten.  Die 
Triebkraft  wird  durch  ein  oberschl&chtigee  Wasserrad  geUefert,  mit  dem 
die  Lenkstange  verbunden  ist,  die  ihre  Bewegung  auf  die  Schwinge  eines 
Doppelgestänges  überträgt,  von  wo  sie  durch  ein  sogenanntes  Kunstkreuz 
auf  die  Schachtgestänge  fortgepflanzt  wird. 

—  Adam  Lanlomu  beschreibt  zuerst  die  Amica,  die  er  au  Matthiolus  sendet, 
der  sie  unter  dem  Namen  Alisma  abbildet.  Ihren  Gebrauch  bei  Koliken 
und  äußeren  Verletzungen  veranlaßt  zuerst  Tabemaemontanus.   (S.  1613.) 

—  Hans  Lobtlnfsr  zu  Nürnberg  verbessert  die  im  Jahre  1430  von  einem  Nürn- 
berger Bürger  Guter  erfundene  Windbüchse.  Er  soll  auch  an  Stelle  der 
seit  alters  her  üblichen  Lederb&lge  (s.  1476  v.  Chr.)  die  ersten  hölzernen 
und  kupfernen  Blasebälge  mit  ununterbrochenem  Windstrom  für  Schmelz- 
hütten, sowie  für  Orgeln,  und  die  erste  Messinghobelmaschine  verfertigt 
haben. 

—  Nicolaus  Mam  beschreibt  die  Muskeln  des  Antlitzes  und  speziell  des  Unter- 
kinns, die  Lymphgefäße  der  Nieren  und  die  Lagerung  des  Magens.  Er  nennt 
zuerst  die  Syphüis  als  Ursache  von  Geisteskrankheiten.  Er  liefert  gleich- 
zeitig mit  Berengario  die  erste  Beschreibung  der  Bindehaut  des  Auges 
(Conjunotiva), 

—  Bemard  Palltty  spricht  sich  entschieden  dafür  aus,  daß  die  im  Kalk  und 
anderen  Gesteinen  gefundenen  Muscheln  ,, versteinerte"  Reste  von  Tieren 
seien.  Er  weist  darauf  hin,  daß  manche  dieser  Versteinerungen  den  noch 
lebenden  Gattungen  vollkommen  gleichen. 

—  Bemard  Pallny  macht  zuerst  darauf  aufmerksam,  daß  der  Dünger  durch 
seinen  Gehalt  an  löslichen  Salzen  den  Boden  verbessere  und  daß  der  Boden 
durch  fortgesetzten  Anbau  unfruchtbar  werde,  weil  ihm  dadurch  alle  lös- 
lichen Stoffe  entzogen  würden. 

—  Bemard  Pallny  soll  nach  der  Angabe  des  Vicomte  H^rioourt  de  Thury 
den  Erd-  oder  Bergbohrer  erfunden  haben. 

—  Andrea  PalMIo  baut  die  erste  bekannte  Hängebrücke  (über  den  Fluß 
Cismone). 

—  Vleantino  erfindet  das  Archicembalo,  ein  Klavierinstrument  mit  31  Werten 
innerhalb  der  Oktaven,  das  für  alle  Töne  der  drei  antiken  Tongesohlechter 
(diatonisch,  chromatisch  und  enharmonisch)  besondere  Tasten  und  Saiten 
z\ir  Verfügung  hat. 

1551  Pierre  Mon  erweitert  die  spezielle  Tierkenntnis  durch  Herausgabe  seiner 
auf  seinen  zahlreichen  Reisen  gesammelten  Erfahrungen,  die  sich  nament- 

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1664 

lieh  auf  die  Fische  beaehen,  die  zum  Teil  durch  gute  Holzschnitte  wieder- 
gegeben werden. 

1551  ErasmuB  RiliilioM>  Professor  der  Mathematik  in  Wittenberg,  berechnet  auf 
Grund  der  neuen  Kopemikanischen  Lehre  die  ersten  Planetentafeln,  die 
er  zu  Ehren  des  Herzogs  Albrecht  von  Preußen  die  prutenischen  (Tabtilae 
prutenicae  coelestium  motuum)  nennt.  Sie  werden  der  gregoriamschen 
Kalenderreform  zugrunde  gelegt. 

—  Der  Astronom  RIUMtIcvi  v^aßt  zehnstellige,  von  10  zu  10  Sekunden  fort- 
schreitende Tafeln  der  trigonometrischen  Funktionen,  die  genauesten  und 
umfangreichsten  trigonometrischen  Tafeln  des  Mittelalters.  Er  berück- 
sichtigt darin  zum  ersten  Male  s&mtliohe  6  trigonometrische  Funktionen. 
Die  Herausgabe  des  Werkes  unter  dem  Titel  „Opus  Falatinum  de  trian- 
gulis"  erfolgt  im  Jahre  1696  durch  ValMitin  Otho. 

—  Freiherr  Hans  Ungiiad,  Landeshauptmann  von  Steiermark,  erhält  vom  König 
Ferdinand  am  5.  August  die  Gerechtsame,  zu  Waltenstein  Hammerwerke 
anzulegen,  daselbst  schwarzes  Blech  zu  schlagen  und  dasselbe  zu  verzinnen. 
(Älteste  Erwähnung  des  Weißblechs.    VgL  indes  auch  1546.) 

1552  Der  französische  Stempelschneider  Antoine  Bniltar  konstruiert  ein  Walz- 
werk zum  Strecken  der  Gußstücke  (Zaine)  und  eröffnet  dadurch  die  Mög- 
lichkeit, gleichwichtige  Münzen  zu  erhalten. 

—  Edward  Wotton  verfaßt  ein  zoologisches  Werk  ,,De  differeatüs  animalium". 
Das  Buch  zeichnet  sich  namentlich  dadurch  aus,  daß  darin  versucht  wird, 
die  verwandten  Formen  in  möglichst  natürliche  Vereinigimg  zu  bringen. 
Er  wendet  in  diesem  Buche  als  erster  die  Benennung  „Zoophyten"  (Tier- 
pflanzen) an. 

1553  Hieronymus  Caitbuius  nimmt  zuerst  die  Gewichtszunahme  des  Bleies  bei 
der  Verkalkung  wahr,  schreibt  dieselbe  jedoch  der  Entweichung  der  Feuer- 
materie zu.  Ähnliche  Ansichten  werden  1660  von  Lef^vre  und  1666  von 
Tachenius  geäußert. 

—  Nachdem  Sebastian  Cabot  um  1650  mit  der  Idee  eines  nordöstlichen  See- 
weges hervorgetreten  war,  wird  unter  dem  Oberbefehl  von  Sir  Hugh 
Willoughby  eine  Expedition  entsandt,  die  aus  drei  Schiffen  besteht.  Zwei 
der  Schifte  gehen  auf  der  Fahrt  zugrunde,  während  das  dritte,  „der  Edward 
Bonaventure"  unter  dem  Befehl  von  Richard  ChaiMtllor  den  Seeweg  nach 
dem  Weißen  Meere  entdeckt. 

—  Nach  Emü  Naumann  ist  die  aus  den  älteren  unvollkommneren  Streich- 
instrumenten Bota,  Giga,  Rebecchina  imd  den  verschiedenen  Arten  der 
Viola  hervorgegangene  heutige  Violine  zuerst  von  Caspar  TMIenbnieksr 
(Gaspard  Duiffoprugcar)  in  Lyon,  einem  Tiroler  von  Geburt,  gebaut  worden. 
Autoine  Vidal  hebt  demgegenüber  in  seinem  Buche  „La  lutherie  et  les 
luthiers"  hervor,  daß  die  Violine  das  Ergebnis  der  Arbeit  vieler  Instrumenten- 
macher sei  und  kein  einzelner  Erfinder  dafür  namhaft  gemacht  werden 
könne.    (Vgl.  auch  1685  da  Salö.) 

1554  Gerhardt  HaniHUin,  Geschäftsträger  des  Rheingrafen  Philipp  Franz  von 
Daun,  sendet  aus  London  am  3.  August  1654  an  seinen  Herrn  ein  Doku- 
ment, an  welchem  sich  ein  Siegel  aus  rotem  Siegellack  befindet,  das  älteste 
bekannte  Beispiel  von  dem  Gebrauche  des  Siegellacks  heutiger  Be- 
schaffenheit. 

—  Gerhard  Mtmtor  verbessert  die  konische  Projektion  des  Ptolemaeus  (s.  160), 
indem  er  die  Längengrade  nicht  auf  dem  mittleren  ParaUelkreis  aufträgt, 
sondern  zwei  in  der  Mitte  zwischen  diesem  und  den  Rändern  der  Karte  ge- 
legene Parallelkreise  abweitungstreu  zieht,  wodurch  die  Abweichung  der 
Projektion  vom  Kugelnetz  auf  die  halbe  Fehlergröße  verringert  wird.  Audi 

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1564 

Delisle  macht  erneut  1745  auf  die  Wichtigkeit  dieser  Art  der  Projektion 
aufmerksam. 
1564   Guillaume  RonMat  liefert  in  seinem  „Fischbuch"  eine  sorgfältige  Beschreibung 
einer  großen   Zahl   von  Fischen   und  gibt  für  sie  gute  Untersoheidungs- 
merkmale.     (Vgl.  auch  1661.) 

—  Tartaglla  führt  den  gedeckten  Weg  im  Festungsbau  ein. 

—  Franz  Trancat  in  Nfmes  macht  die  ersten  eingehenden  Beobachtungen  über 
die  Nahrung,  die  Krankheiten,  die  Entwicklung  der  Seidenraupe,  die  rich- 
tige Temperatur  und  Lüftung  der  Seidenhäuser  und  den  Anbau  des  Maul- 
beerbaumes. 

1665  Pierre  Mon  schreibt  eine  Monographie  über  die  Vögel  und  weist  auf  die 
Übereinstimmung  ihres  Baus  mit  dem  anderer  Landtiere  hin.  Er  macht 
seit  Aristoteles  (s.  330  v.  Chr.)  die  erste  Andeutung  von  vergleichender 
Anatomie,  indem  er  das  Skelett  eines  Menschen  und  eines  Vogels  mit 
gleichartiger  Bezeichnung  der  einander  entsprechenden  Teile  abbildet,  und, 
um  die  Vergleichung  zu  erleichtem,  den  Vogel  mit  derselben  Stellung  der 
Glieder,  wie  den  Menschen  darstellt. 

—  Leonhart  Frontparpr  gibt  in  seinem  „Eriegsbuch"  die  erste  Beschreibung  von 
mitrailleusenartigen  Geschützen,  die  er  Orgel-  oder  Hagelgeschütze  nennt. 
Ein  aus  der  Zeit  zwischen  1480  und  1550  stammendes,  aus  6  Eiaenrohren 
zusammengesetztes  Orgelgeschütz  befindet  sich  im  Berliner  Zeughaus. 

—  Eonrad  QMnar  gibt  die  erste  Beschreibung  des  Kanarienvogels.  Da  Belon 
um  die  gleiche  Zeit  (s.  oben  1665)  ein  Verzeichnis  aller  damals  bekannten 
Vögel  liefert,  ohne  den  Eanarienvogel  zu  erwähnen,  so  ist  anzunehmen, 
daB    diese  Vogelart  erst  zu  jener  Zeit  neu  in  Europa  erscheint. 

1656  Stephen  Burrough  unternimmt  auf  dem  Fahrzeug  „Searchthrift"  die  erste 
westeuropäische  Nowaja-Semlja-Fahrt,  durch  welche  erst  in  Westeuropa 
bekannt  wird,  daß  das  Weiße  Meer  durch  die  Inseln  Nowaja  Semlja  und 
Waigatsch  von  dem  sibirischen  Eismeer  getrennt  wird. 

—  Georg  Fabrld«  beobachtet  zuerst  die  Schwärzung  des  ChlorsUbers  durch 
das  Sonnenlicht. 

—  Cesare  Flaachl  in  Bologna  stellt  umfangreiche  Untersuchungen  über  den 
Bau  des  Pferdehufes  an  und  gründet  auf  dieselben  ein  dem  anatomischen 
Bau  entsprechendes  Beschlagverfahren,  das  lange  in  Gebrauch  bleibt. 
Das  von  ihm  verfaßte  hippologische  Werk  enthält  im  1.  Buche  die  Zaum- 
kunst, im  2.  die  Reitkunst  und  im  3.  den  Hufbeschlag. 

1667  Jodocus  LommlUi  gelingt  es,  durch  seine  klassische  Monographie  über  die 
Behandlung  kontinuierlicher  Fieber  die  Erankendiätetik  zu  einer  bis  dahin 
noch  nicht  erreichten  Höhe  zu  erheben. 

—  Bartolom^  da  Madina  lehrt  die  Gewinnung  von  Silber  und  Gold  aus  ihren 
Erzen  vermittels  Queckaüber  in  Form  einer  Quecksilberlegierung,  aus  der 
durch  Destillation  da«  Quecksilber  abgeschieden  wird  (Haufenamalgamation, 
Patioprozeß).  Eine  vage  Andeutung  über  Gewinnung  von  Silber  aus 
Erzen  unter  Anwendung  von  Quecksilbersublimat  findet  sich  in  der  1540 
erschienenen  Piroteohnia  des  Biringuccio,  so  daß  doch  vielleicht  die  An- 
regung zu  der  Erfindung  des  Amalgamationsprozesses  auf  europäischem 
Boden  zu  suchen  ist.    (Vgl.  indes  auch  77  und  760.) 

—  Robert  Racorda  führt  die  systematische  Anwendung  des  Gleichheitszeichens 
(=)  in  die  Mathematik  ein.    (Vgl.  1460  Alkalsädi.) 

—  Hieronymus  Rotalio  (Alexius  Pedemontanus)  lehrt  zuerst  im  Abendland  die 
Bereitung  einer  Mischung  von  Auripigment  und  Kalk,  die  im  Orient  seit 
lange  zwecks  Enthaarung  von  Fellen  unter  dem  Namen  Rhusma  an- 
gewendet wurde,  bereiten.  Die  Tatsache,  daß  Schwefelarsenik  ein  Aus- 
fallen der  Haare  bewirke,  berichtet  bereits  Dioskorides. 


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1560 

1558  Antoine  Brullir  erfindet  das  Stoß-  oder  Spindelwerk  zum  Prägen  der 
Münzen,  welches  später  von  H.  Boulton  und  I.  P.  Droz  (1781)  und  Ph. 
Gengembre  (1810)  vielfach  verbessert  wird. 

—  Giambattista  Mit  Porta  verbessert  die  Camera  obscura  durch  Anbringung 
einer  Sammellinse,  die  er  in  die  erweiterte  Öffnung  der  Camera  einsetzt 
und  vergleicht  zuerst  das  Auge  seinem  Bau  und  seiner  Funktion  nach  mit 
der  Camera  obscura. 

1559  Hiinrlch  II.,  König  von  Frankreich,  trägt  auf  der  Hochzeit  seiner  Tochter 
Elisabeth  (er  findet  dabei  im  Tumierkampfe  mit  dem  Grafen  Montgomery 
seinen  Tod)  gestrickte  [seidene,  wahrscheinlich  in  Spanien  angefertigte 
Strümpfe.  £8  ist  dies  die  erste  Erwähnung  gestrickter  Strümpfe.  (Vgl. 
1564  Rider.) 

—  Matteo  Raaldo  Colombo  gibt  zuerst  eine  korrekte  Beschreibung  von  der 
Lage  und  Haltung  des  Foetus  im  Uterus  und  bezeichnet  ihn  als  längliche 
Kugel  (Ovoid). 

—  Graf  Reinhardt  zu  Mim  beschreibt  im  7.  Buch  seiner  „Kriegsregierung" 
ein  „Khartenspiel",  mit  welchem  die  Marsch-  und  Schlachtordnungen 
zweier  gegeneinander  kämpfender  Heere  (Römer  —  rot,  Karthager  — 
schwarz)  dargestellt  werden  können.  Es  ist  dies  die  erste  Erwähnung  des 
Kriegsspiels.     (Vgl.  1824  R.) 

1560  Hieronymus  Bock  (Tragus)  unterscheidet  in  seinem  ,, Kräuterbuch"  zuerst 
die  Familien  der  Lippenblütler,  Kreuzblütler  und  Korbblütler. 

—  Hieronymus  Bock  (Tragus)  beschreibt  zuerst  den  Seidelbast  unter  dem  Namen 
„Mesereum  germanicnm";  eine  eingehendere  Beschreibung  liefert  1609  Peter 
Uflenbach.  Andere  Daphnearten  waren  den  Römern  und  Griechen  bekannt 
und  sind  u.  a.  gegen  Wassersucht  und  als  Brechmittel  verwendet  worden. 

—  Die  in  Armenien,  Kurdistan  und  der  Krim  heimische  Tulpe  wird  um  die 
Mitte  des  16.  Jahrhunderts  von  Butbacq,  Gesandten  Ferdinands  I.  in  Kon- 
stantinopel, nach  dem  westlichen  Europa  gebracht.  Im  Jahre  1560  blüht 
sie  in  Augsburg. 

—  Pietro  Fraaco  bildet  den  hohen  Steinschnitt  (Lithotomie)  aus  und  verbessert 
den  von  Bemardo  de  Rapallo  angegebenen  Apparatus  altus.  Er  verbessert 
auch  die  Radikaloperation  der  Unterleibsbrüche. 

—  Franciscus  Maurolykm  erklärt  unter  Benutzung  von  Vesals  Beschreibung 
des  Baues  des  Auges  (1543)  die  Wirkung  der  KrystaUUnse  im  Auge  in  rich- 
tiger Weise,  indem  er  darlegt,  daß  sich  die  Strahlen  hinter  derselben 
schneiden.    Er  gibt  eine  Erklärung  der  Kurz-  und  Weitsichtigkeit. 

—  Nicolo  Monarriat  beschreibt  die  Grewinnung  des  Perubalsams,  die  bei  der 
Entdeckung  Amerikas  schon  unter  den  Eingeborenen  im  Gebrauche  war. 
Der  Baum  gelangt  erst  1781  durch  Mutis  in  die  europäischen  botanischen 
Gärten.    Auch  der  Tolubalsam  wird  zuerst  von  Monardes  beschrieben. 

—  Gamas  do  Orta  gibt  gute  Beschreibungen  vieler  in  Indien  gebrauchter 
Drogen  und  bereichert  dadurch  die  Arzneimittellehre.  Er  beschreibt  u.  a^ 
auch  zuerst  den  Benzoebaum  (Styraz  Benzoin). 

—  Garcias  do  Orta  gibt  die  erste  Nachricht  über  Catechu,  das  in  der  Medizin 
und  mehr  noch  in  der  Färberei  und  Gerberei  angewendet  wird.  Das  in 
den  Handel  kommende  Produkt  ist  der  aus  den  Blättern  erhaltene  ein> 
gedickte  Extrakt. 

—  G.  P.  A.  Pierluigi  da  Palwtrina  vereinfacht  die  polyphone  Musik,  indem  er 
durch  passende  Abschnitte  und  Einteilungen  die  Masse  der  Töne  und  die 
Masse  der  Stimmen  gliedert,  welche  letztere  bei  ihm  meist  in  Chören  ge- 
sondert erscheinen. 

—  Erasmus  Rolnhold  erkennt  die  Elliptizität  der  Mond-  und  der  Merkurbahn. 

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1560 

1560  Josias  StanlMr  begründet  die  wiBsenschaftliche  Kunde  der  Alpen  und  ihrer 
Gletscher.    (S.  a.  1544  M.) 

—  Daniel  Spacklt,  Kriegabaumeister  in  Straßburg,  fordert  Befestigungsanlageu 
mit  Btark  entwickelter  Feuerkraft  und  völliger  Deckung  der  Grabenmauem 
gegen  Sicht.     Er  führt  den  gedeckten  Weg  sägeförmig  (en  cremaillöre). 

—  Pergamentblättchen,  mit  Namen  und  Wohnort  versehen,  haben  zuerst  die 
in  Italien  studierenden  deutschen  Studenten  in  Gebrauch  genommen.  Die 
älteste  derartige  Besuchskarte  (Visitenkarte),  die  bekannt  ist,  befindet  sich 
im  Staatsarchive  zu  Venedig  und  lautet  auf  den  Namen  eines  i.  J.  1560 
zu  Padua  studierenden  Rechtsbeflissenen  Johannes  Wacttrhof  aus  Westfalen. 

1561  Gabriele  FallOHlla  beschreibt  zuerst  die  später  nach  ihm  benannten  Tuben 
(Eileiter),  die  Ligamenta  rotunda  und  die  Ovarien.  Er  führt  die  Namen 
Vagina  und  Placenta  ein. 

—  Gabriele  Faltoppla  zeigt  zuerst,  daß  sich  die  Hornhaut  des  Auges  nicht  nur 
durch  das  ihr  eigentümliche  Gewebe,  sondern  auch  durch  ihre  sphärische 
Krümmung  von  der  Sklera  unterscheidet  und  daß  der  Ciliarkörper  keine 
Membran,  sondern  ein  die  Uvea  mit  der  Linse  verbindendes  Band  ist.  Er 
beschreibt  auch  zuerst  die  Hyaloidea. 

—  Konrad  QMmr  gibt  die  erste  eingehendere  Beschreibung  eines  Nordlichts. 
(S.  320  V.  Chr.  Pytheas.) 

—  Adam  Lonlcarui  macht  die  ersten  Angaben  über  den  Gebrauch  des,  wie  es 
scheint,  schon  von  den  Chinesen  als  geburtfördemdes  und  blutstillendes 
Mittel  angewandten  Mutterkorns. 

—  Ambroise  Pari  zieht  die  Orthopädie,  die  seit  der  Bömerzeit  geruht  hatte, 
wieder  ans  Tageslicht.  Er  gibt  Apparate  zur  Klumpfußbehandlung  au 
und  schreibt  das  erste  Werk  über  die  Ursachen  und  Behandlung  der  Spiual- 
deformitäten,  wobei  er  ein  Korsett  von  durchlochtem  Eisenblech  zur  Auf- 
rechthaltung  des  Körpers  empfiehlt. 

—  Ambroise  Pari  fertigt  aus  Gold-  und  Silberplatten  Obturatoren  zum  Ver- 
schluß von  Gaumendefekten,  nachdem  eine  Veröffentlichung  über  solche 
Obturatoren  das  Jahr  vorher  von  Amatus  Lusitanus  gemacht  worden  war. 
Es  scheint  nach  J.  Christ's  Mitteilungen,  daß  beide  selbständig  auf  diese 
Idee  gekommen  sind. 

—  Barbara  Uttanann  führt  die  Klöppelspitzenfabrikation  im  sächsischen  Erz- 
gebirge ein.  Ob  sie  die  Fabrikation  der  Klöppelspitzen  erfimden  hat,  ist 
nicht  sicher  zu  erweisen.  Daß  diese  Kunst  in  Brabant  vorher  existiert 
habe,  will  Mrs.  PaUiser  aus  einem  Bild  von  Quentin  Messys  von  1495 
schließen,  auf  dem  ein  spitzenklöppelndes  Mädchen  dargestellt  sei. 

1563  Der  spanische  Seefahrer  Juan  Femamlaz  entdeckt  die  nach  ihm  benannte 
Insel  im  Stillen  Ozean,  welche  später  durch  die  Abenteuer  des  Schotten 
Alexander  Selkirk  (Robinson  Crusoe)  berühmt  geworden  ist. 

1564  Aiifutt,  Kurfürst  von  Sachsen,  gibt  in  seinem  „künstlich  Obstgarten  Büch- 
lein" eine  auf  eigener  Erfahrung  beruhende  Anweisung  zur  Obstkultur. 

—  Bartolomeo  Euitachio  entdeckt  den  Hauptstamm  der  MUchgefäße  bei  einem 
Pferde  (Ductus  tboracicua).  Er  gibt  die  erste  richtige  Abbildung  des  weib- 
lichen Uterus  und  entdeckt  die  Nebennieren. 

—  Das  im  Altertum  unbekannte  Strumpfstricken  ist  wahrscheinlich  im  16.  Jahr- 
hundert zuerst  in  Spanien  aufgekommen.  (Vgl.  auch  1559  Heinrich  II.) 
Von  da  gelangt  diese  Fertigkeit  nach  England,  wo  William  RMmt  L  J.  1564 
als  erster  Strumpfstricker  genannt  wird. 

1565  Giulio  Cesare  Aranzio,  Arzt  in  Bologna,  untersucht  die  Veränderung  des 
Blutlaufs,  die  bei  der  Geburt  im  Foetus  vor  sich  geht  und  entdeckt  den 
Ductus  venosus  Arantü  und  die  Muskeln  des  oberen  Augenlids. 

—  Peter  Andreas  MatthMiil  gibt  die  erste  Nachricht  vom  RoBkastanienbauni, 

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1568 

der  durch  ihn  nach  Wien  gelangt  und  der  eingehender  1688  von  Cüusius 
beeohrieben  Tnrd.  Die  Frucht  wird  1768  von  Heideloff  als  Kaffeesorrogat 
empfohlen. 

1565  Jean  Niest,  französischer  Gesandter  in  Portugal,  bringt  die  Tabakpflanze 
nach  Frankreich.  (Vgl.  auch  1497.)  Bereits  im  gleichen  Jahre  gelangt  sie 
durch  den  Stadtphysikus  Occo  nach  Augsburg.  Nach  Nioot  heißt  die 
Tabakpflanze  Nicotiana,  ihr  Alkaloid  Nicotin.     (S.  1828  P.) 

—  Während  alle  früheren  Versuche,  vom  westlichen  Stillen  Ozean  nach  Osten 
zu  segeln,  mißlungen  waren,  weU  der  entgegenwehende  Passat  dies  hinderte, 
segelt  der  spanische  Mönch  und  Seefahrer  Fray  Antonio  da  Urdamta  von 
Manila  erst  nach  Norden,  wo  er  unter  32°  n.  Br.  günstigen  Westwind  an- 
trifft, der  ihn  binnen  4  Monaten  durch  die  Südsee  bis  in  den  mexikanischen 
Hafen  Acapulco  befördert.  Diese  Reiseroute  trägt  Jahrhunderte  lang 
Urdanetas  Namen. 

1566  Der  englische  Schriftsteller  Thomas  Blundtvlll  veröffentlicht  sein  Werk 
„The  foure  chiefest  Offices  belonging  to  horsemanship",  das  durch  seine 
gründlichen,  wenn  auch  zum  Teil  auf  Kompilation  beruhenden  Angaben 
bis  zum  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  seinen  Ruf  als  Musterwerk  auf  dem 
Gebiet  der  Pferdekunde  behauptet. 

—  Konrad  Ceiner  in  Zürich  gibt  in  seinem  Werke  „De  omni  rerum  fossilium 
genere",  woselbst  er  auch  das  Reißblei  erwähnt,  die  erste  Abbildung  eines 
Bleistifts.  Er  bemerkt  dazu :  Stylus  inferius  depictus  ad  scribendum  factus 
est,  plumbi  cujusdam  genere,  in  muoronem  derasi,  in  manubrium  ligneum 
inserti. 

—  Theophrastus  ParaMims  gibt  sein  Buch  von  den  Meteoren  heraus,  das  sich 
als  eine  Art  Meteorologie  kennzeichnet. 

—  WIRMtai  IV.,  Landgraf  von  Hessen,  gibt  einen  Stemkatalog  heraus,  bei  dem 
zum  ersten  Male  die  Zeit  als  eigentliches  Beobachtungselement  benutzt 
und  die  ühr  zu  einem  brauchbaren  astronomischen  Instrument  erhoben 
wird.    (S.  1484  W.) 

1567  Herzog  VM  Alba  führt  an  Stelle  der  Arkebuse  oder  des  halben  Hakens 
den  ganzen  Haken  unter  dem  Namen  „Muskete"  ein,  welche  an  Stelle  der 
bisherigen  vierlötigen  Kugeln  achtlötige  Geschosse  zur  Durchbohnmg  der 
verstärkten  Ritterrüstungen  verfeuert,  aber  zu  ihrer  Handhabung  der 
Gabel  bedarf. 

—  Die  G«wehrpatrone  wird  zuerst  i.  J.  1660  erwähnt.  Zur  regelmäßigen  Aus- 
rüstung des  Fußvolks  wird  dieselbe  durch  den  Herzog  von  Alba  i.  J.  1667 
gemacht. 

1567— -69  Alvaro  de  MaRteSa  entdeckt  die  Salomon-,  die  Maiquesas-  und  die 
St.  Cruz-Inseln. 

1568  Auf  Veranlassung  des  Herzogs  von  Alba  werden  an  der  niederländischen 
Küste  zuerst  die  sog.  Duc  d' Alben  angelegt,  das  sind  Gruppen  eingerammter 
Pfähle,  die  als  Seezeichen  und  zum  Festlegen  der  Schiffe  dienen.  Mög- 
licherweise ist  indes  die  Bezugnahme  auf  Alba  eine  irrige,  und  es  sind  die 
betreffenden  Vorrichtongen  besser  als  ,,Dukdalben"  zu  bezeichnen,  nieder- 
deutsch „Diekdollen",  d.  i.  Deichpfäble. 

—  Philipp  AJManiit,  Professor  in  Tübingen,  der  erste  Topograph  der  neueren  Zeit, 
liefert  in  seinen  24  „bayrischen  Landtaffeln"  das  topographische  Meister- 
werk des  16.  Jahrhunderts.  Diese  Karte  ist  auch  von  großer  Bedeutung 
für  die  Greländedarstellung. 

—  Der  Danziger  Zeugmeister  Veit  Wulff  von  Sonttanbarf  beschreibt  in  seinem 
Buche  ,,Von  allerlei  Kriegsgewehr  und  Geschütz"  in  ausführlicher  Weise 
Pulverminen  mit  Fem-  und  Zeitzündung,  Selbstschüsse ,  Sprengbriefe, 
torpedoartige  Sprenganlagen  u.  dgl. 

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1568 

1668  Bemardino  Ttleiio  begründet  eine  neue  Naturlehre,  wobei  er  die  gesamte 
Erscheinungswelt  auf  drei  Hauptprinzipien  zurückführt,  nämlich  ein  pas- 
sives körperliches  (die  Materie)  und  zwei  tätige  unkörperliche  (Wärme  und 
Kälte).  Durch  den  Kampf  der  Prinzipien  bilden  sich  Himmel  und  Erde 
und  alle  Einzeldinge.  (Vgl.  sein  Hauptwerk  „De  rerum  natura  juxta 
propria  principia".) 

—  Constantin  Varollo  von  Bologna  bearbeitet  die  Anatomie  des  Zentralnerven- 
systems. 

1569    Egnatio  DantI  von  Bologna  entdeckt  dieVerminderungder  Schiefe  der  Ekliptik. 

—  Gerhard  Mwcator  erfindet  die  nach  ihm  „Mercator- Projektion"  benannte 
winkeltreue  Zylinderprojektion  mit  wachsenden  Breiten,  die  noch  heute 
die  Projektion  aller  Seekarten  ist. 

1670  Die  Königin  Elliabitti  von  Enfland  beruft  behufs  der  Verhüttung  des  Zinns 
deutsche  Unternehmer  und  Arbeiter  und  versieht  dieselben  mit  Privilegien. 
Von  dieser  Zeit  datiert  der  Aufschwung  der  Zinngewinnung  in  CornwaU. 
Der  Zinnstein  wird  dort  in  sog.  Handkrählöfen,  später  in  rotierenden 
Telleröfen  und  Zylinderöfen  geröstet,  das  Röstgut  durch  Waschen  und 
Behandlung  mit  Salzsäure  oder  verdünnter  Schwefelsäure,  welche  die  fremden 
Metalloxyde  lösen,  angereichert  imd  das  angereicherte  Zinnerz  mit  Kohle 
in  Schachtöfen  oder  Flammöfen  reduziert.  Das  rohe  Zinn  (Werkzinn) 
wird  einem  Baflinationsprozeß  unterworfen. 

—  Hieronymus  Fabridm  ab  Acquapendente  entdeckt,  daß  alle  Klappen  in 
den  Venen  sich  nach  dem  Herzen  hin  öffnen,  erkennt  aber  deren  Bedeutung 
für  die  Erleichterung  des  Blutstromes  zum  Herzen  zurück  noch  nicht. 

—  FONrntor  führt  die  Fabrikation  der  Leonischen  Ware  (d.  s.  a;UB  feinem 
Draht  hergestellter  Tressen,  Borten,  Stickereien,  Fransen,  Quasten  usw.) 
in  Nürnberg  ein,  das  von  da  ab  der  Hauptsitz  dieser  zuerst  in  Leon  in 
Kastilien  betriebenen  Industrie  wird.  In  neuerer  Zeit  ist  diese  Fabrikation 
durch  Benutzung  der  Galvanoplastik,  durch  Erfindung  der  Überspinn- 
maschine und   der  Vergoldmasohine  wesentlich  vervollkommnet  worden. 

—  Der  Arzt  Volcker  Koylir  fördert  die  beschreibende  und  vergleichende  Ana- 
tomie der  Tiere,  äußert  richtige  Ansichten  über  den  Nutzen  des  äußeren 
Ohrs  als  reflektierenden  Organs,  über  das  Trommelfell  und  die  Gehör- 
knöchelchen als  SchaUleiter  und  die  Leitung  der  Gehörsempfindnng  durch 
den  Nervus  acusticus  ins  Grehim. 

—  Abraham  OrMlui  veröffentlicht  in  seinem  ,,Theatrum  orbis  terrarum" 
53  Karten  in  Kupferstich,  die  für  die  G«8chichte  der  Kartographie  von 
großem  Werte  sind. 

—  Felix  Piator  macht  zuerst  den  Versuch  einer  Systematik  der  Geisteskrank- 
heiten imd  tritt  für  eine  psychische  Behandlung  der  Irren  und  gegen 
Zwangsmaßregeln,  namentlich  gegen  die  Einsperrung  in  Gefängnisse  ein. 

—  Der  Benediktinermönch  Petro  de  Ponte  zeigt  zuerst,  daß  die  Taubstumm- 
heit nicht  auf  einer  mangelhaften  Bildung  der  Spraohorgane  beruht,  sondern 
daß  die  Stummheit  nur  eine  Folge  der  Taubheit  ist  und  liefert  den  prak- 
tischen Beweis  hierfür,  indem  er  Taubstummen  zeigt,  wie  artikulierte  Töne 
gebildet  werden  und  ihnen  so  die  Sprache  wieder  schenkt. 

1671  Konrad  Heretbadi  aus  Speyer  schreibt  sein  berühmtes  Buch  „Bei  rusticae 
libri  quatuor",  das  erste  deutsche  Buch  über  Landwirtschaft,  das  den 
Keim  der  späteren  kameralistischen  Bichtung  der  landwirtschaftlichen 
Studien  enthält. 

1672  Der  Italiener  Raffaele  BomMH  zu  Bologna  lehrt  in  seiner  1672  zu  Venedig 
erschienenen  „Algebra"  ein  Verfahren  zum  Quadratwurzelausziehen,  das 
auf  die  Berechnung  von  Näherungswerten  mittels  Kettenbrüchen  hinaus- 

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1576 

kommt.  Pietro  Antonio  Cataldi  (s.  1613)  und  Daniel  Schwenter  (g.  1618) 
verbeasem  dieses  Verfahren.    (Vgl.  auch  1659  Brounoker.) 

1572  Tycho  Braht  beobachtet  am  11.  November  einen  neuen  Stern  im  Sternbild 
der  Kassiopeia,  der  im  März  1674  wieder  unsichtbar  wird. 

1572—74  Isaac  HabracM  aus  Schaffhausen  erbaut  die  berühmte  Kunstuhr  im 
Straßburger  Münster,  welche  bis  zum  Jahre  1889  im  Gange  war. 

1572  Nicolo  MonwriM  erwähnt  zuerst  die  SabadiUa,  aus  deren  offizineil  an- 
gewendetem Samen  das  Veratrin  hergestellt  wird. 

—  Leonhard  ThuriMytNr  macht  die  ersten  systematischen  Mineralwasser- 
analysen  und  hebt  in  seiner  Schrift  „De  frigidis  et  calidis  aquis  minera- 
libus  et  metaUids"  zuerst  die  Möglichkeit  der  Darstellung  künstlicher 
Mineralwässer  hervor. 

—  WIIMiii  «M  On»lm  bedient  sich  während  der  Belagerung  von  Harlem  durch 
Herzog  Alba  der  Brieftauben,  um  sich  mit  seinen  Landsleuten  außerhalb 
der  Stadt  zu  verständigen.  Dasselbe  tut  er  im  folgenden  Jahre  bei  der 
Belagerung  von  Leiden. 

1Ö73  Lorent  ilubtrt  entdeckt  die  Blinddarm  platte  und  die  knorpelige  Kolle  für 
den  oberen  schrägen  Augenwinkel. 

—  Ambroise  Pari  ist  der  erste,  der  den  objektiven  Nachweis  von  Kindes- 
bewegnngen  zur  Diagnose  des  Lebens  der  Frucht  verwertet.  (S.  a.  1543 
Vesalius.)  Er  gibt  eine  genaue  Darstellung  der  Wendung  auf  die  Füße 
mit  nachfolgender  Extraktion.    (S  a.  636  n.  Chr.) 

—  Jacques  PMtlltr  erfindet  einen  Distanzmesser,  den  er  in  seiner  Schrift  „De 
I'usage  de  la  gdometrie"  beschreibt. 

—  Samuel  ZlmmarmaiiR  in  Augsburg  gibt  in  seinem  „Dialogus"  eine  ausführ- 
liche Beschreibung  der  Kartätschgranate,  die  danach  mit  dem  spätem 
Schrapnell  (s.  1803  S.)  fast  völlig  identisch  ist. 

1574  Lazarus  Erckw  gibt  in  seiner  „Probekunst"  an,  „wie  das  Eysen  in  lang- 
wieriger starker  Hitze  mit  harten  oder  buchenen  Kohlen  ohne  Abgang 
geglühet  zu  hartem  Stahl  kann  gemachet  werden";  es  handelt  sich  aber 
dabei  nur  um  eine  Härtung  kleiner  geschmiedeter  Gegenstände.  (Erste 
Erwähnung  des  Zementstahls.)  (Vgl.  auch  1627.)  Er  gibt  Anweisung 
zu  einer  partiellen  Mineralanalyse  auf  trockenem  Wege  und  weist  auf 
die  Wichtigkeit  einer  feinen  Wage  hin,  die  er  beschreibt. 

1575  J.  MMidaa  gibt  in  seinem  Kompendium,  in  dem  er  die  Winde,  Meeres- 
strömungen, Schiffskurse  usw.  abhandelt,  bereits  besondere  Segelanweisungen 
für  einzelne  Meere  und  Meeresteile. 

—  Ambroise  Part  spricht  zuerst  von  der  Anwendung  künstlicher  Augen,  die 
aus  Gold  und  Silber  gefertigt  werden.  Nächst  ihm  gedenkt  Geronimo 
Fabricio  (1617)  der  Anwendung  künstlicher  Augen  und  hält  gläserne  Augen 
für  die  am  meisten  geeigneten. 

—  Ambroise  Part  bespricht  in  seinem  „Tractatus  de  renunciationibus  et  ca- 
daverum  embaumatibus"  die  Lehre  von  den  Wtmden,  deren  Gefahr  und 
Tötlichkeit,  ihre  gerichtiiche  Feststellung  usw.  und  gibt  1683  eine  An- 
leitung zur  Erstattung  von  gerichtlichen  Gutachten. 

—  Ambroise  Part  beschreibt,  nachdem  im  Mittelalter  die  Massage  vergessen 
worden  war,  dieselbe  wieder  in  ihren  verschiedenen  Arten  und  Wirkungen 
und  legt  großen  Wert  auf  dieses  Heilverfahren  in  Fällen,  wo  die  Patienten 
lange  Zeit  das  Bett  hüten  müssen  und  keine  Bewegungen  machen  können. 

—  Der  Bologneser  Arzt  Caspar  TagHacona  vervollkommnet  die  plastischen 
Operationen  noch  weiter  als  es  Celsus  und  Branca  vor  ihm  getan  hatten 
und  bildet  namentlich  auch  künstliche  Ohren. 

1576  Tycho  Brahe  bewirkt  eine  wesentliche  Verbesserung  der  astronomischen  Instru- 
mente und  fügt  am  Okularrande  der  Alhidade  ein  besonderes  Visier  hinzu, 


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1&76 

das  ihm  gestattet,  sein  Instrument  mit  größter  Genauigkeit  auf  einen 
Stern  einzustellen.  Obwohl  seine  Apparate  mit  Femrohren  noch  nicht 
▼ersehen  sind,  verleiht  er  seinen  astronomischen  Messungen  auf  der  Insel 
Hveen  (Uranienburg  und  Stemenburg)  einen  bis  zu  seiner  Zeit  noch  nicht 
gekannten  Grad  von  Genauigkeit  und  schafft  dadurch  die  Grundlagen  für 
die  weiteren  astronomischen  Fortschritte,  namentlich  fär  Kepler's  Be- 
rechnungen. 

1576  Tycho  BralM  verbessert  die  ArmUlareph&re  und  benutzt  dieselbe  zur  Be- 
obachtung der  Stundenwinke]  und  Deklinationen  der  Sterne.  (8.  160  P.) 
Er  stellt  im  gleichen  Jahre  das  gleichförmige  Wachsen  der  Präzession  fest. 

1576 — 78  Der  englische  Seefahrer  Sir  Martin  FroHiiMr  macht  auf  drei  Reisen  den 
Versuch,  die  nordwestliche  Durchfahrt  zu  finden,  doch  gelangt  er  von 
der  Ostküste  Grönlands  nur  bis  Bafflnsland,  das  man  in  England  „Meta 
incognita"  nannte.  Er  entdeckt  die  Hudsonstraße,  die  er  jedoch  nicht 
weiter  verfolgt. 

1576  Matthias  Lobailin  (de  l'Obel)  aus  Lille  ordnet  die  Pflanzen  habituell,  und 
zwar  nach  der  Blattform.  Er  unterscheidet  beretta  die  Monokotylen  und 
Dikotylen,  eine  der  vorzüglichsten  Abgrenzungslinien  in  der  Botanik. 

—  Der  englische  Seemann  Bobert  Norman  erfindet  den  Inklinationskompafi 
zur  Messung  der  Neigung  der  Magnetnadel  gegen  den  Horizont.  Für 
London  ermittelt  er  eine  Inklination  von  71"  60".  (Vgl.  seine  i.  J.  1680 
erschienene  Schrift  „The  new  attraotive".  —  S.  auch  1544  Hartmann.) 

1677  Nachdem  schon  Nicolaus  von  Cusa  den  Vorschlag  gemacht  hatte,  die 
Schiffsgeschwindigkeit  nach  derjenigen  Zeit  zu  bestimmen,  in  der  das  Schiff 
an  einem  kleinen  über  Bord  geworfenen  Gegenstande  vorbeil&uft,  beschreibt 
zuerst  William  Bovmt  das  Log  in  der  noch  jetzt  üblichen  Giestalt.  Die 
Ansicht  Humboldts,  daß  Magalhäes  schon  1620  das  Log  benutzt  habe,  ist 
durch  Breusing  widerlegt. 

1677 — 80  Sir  Francis  Drak«  vollführt  mit  einem  Geschwader  von  6  Schiffen  die 
zweite  Erdumseglung.  (Vgl.  1520  Magalhäes.)  Er  durchfährt  die  Magalhäeg- 
straße,  erblickt  Kap  Hoom  und  segelt  an  der  Westküste  Amerikas  entlang 
bis  430  n.  Br.  Er  durchquert  alsdann  den  StiUen  Ozean,  erreicht  im 
Jahre  1579  die  Insel  Temate,  läuft  Java  und  das  Kap  der  Guten  Hoff- 
nung an  und  gelangt  im  September  1680  nach  England  zurück. 

1577  Guido  UkaMI  (Guidobaldo  del  Monte)  findet  das  Gesetz,  daß  Last  und 
Kraft  zueinander  im  umgekehrten  Verhältnis  der  Wege  stehen,  welche 
sie  in  derselben  Zeit  durchlaufen,  geht  aber  über  die  Anwendung  beim 
Flaschenzuge  und  dem  Rad  an  der  Welle  nicht  hinaus.   (Vgl.  1694  GalileL) 

1578  Guillaume  d«  Balilou  beschreibt  unter  dem  Namen  „Quinta"  eine  in  Paris  vor- 
wiegend unter  den  Kindern  aufgetretene  Hnstenepidemie,  die  sich  mit  dem 
Krankheitsbilde  des  Keuchhustens  deckt  und  die  früheste  Erwähnung 
dieser  Krankheit  ist.  Die  nach  M^zerai  im  Jahre  1414  aufgetretene 
Coqueluche-Epidemie  stellt  sich  eher  als  Influenza  dar. 

—  Jacques  BeMon  beschreibt  in  seinem  „Theatrum  instrumentorum  et  machi- 
narum"  eine  Passigdrehbank  und  eine  Drehbank  zum  Gewindeschneiden, 
welche  mit  einer  Art  Leitspindel  versehen  ist.  Eine  Drehbank  zum 
Gewindeschneiden,  die  mit  2  Leitspindeln  ausgestattet  war,  war  schon 
von  Leonardo  da  Vinci  beschrieben  worden. 

—  Egnatio  DmU  in  Bologna  konstruiert  zuerst  „durchgehende"  Windfahnen, 
bei  denen  die  Windrichtungen  zu  jeder  Zeit  auf  einer  im  Hause  selbst  be- 
festigten Windrose  abgelesen  werden  können. 

—  Marx  Funer  aus  dra  Familie  der  Fugger  zu  Aupburg,  Rat  Kaisers 
Rudolf  IL,  gibt  der  Züchtungs-  und  G«stüt8kunde  durch  sein  Werk  „Von 
der  Gestüterei"  eine  wesentliche  Bereicherung.    Er  betont  in  seinem  Buch 

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1680 

auch   die  Notwendigkeit  einer  Pflege  der  Tierheilkunde  für  die  Landwirt- 
schaft und  Viehzucht. 
1678   Der  Kosake  Jermak  Timofajwr  dringt  in  Sibirien  ein,  begründet  die  Herr- 
schaft BuBlands  yom  üralgebirge  bis  zum  Irtyach  und  trägt  durch  seine 
KriegBzüge  viel  zur  Kenntnis  des  Landes  bei. 

—  Gerhard  Mwtator  verwendet  in  seiner  Ausgabe  der  ptolemaeischen  Karten- 
Sammlung  sowohl  die  abweitungstreue  unechte  Kegelprojektion  mit  kon- 
zentrische Kreise  bildenden  BreitenUnien,  die  vielfach  Bonne  zugeschrieben 
wird,  als  auch  die  abweitungstreue  unechte  ZyUnderprojektion  mit  gerad- 
linigen parallelen  Breitenkreisen,  die  1650  Sanson  und  1720  Flamsteed 
anwenden  und  die  häufig  die  Sanson-Flamsteedsohe  Projektion  genannt  wird. 

—  Die  Erdwalze  oder  völlige  Sappe  (d.  i.  die  Ausführung  der  Laufgräben 
derart,  daB  der  gegen  die  Festung  vorarbeitende  Pioniertrupp  eine  Erd- 
deckung vor  sich  errichtet  und  diese  beim  Weitervortreiben  der  Sappe 
stetig  weiterwälzt)  ist  eine  türkische  Erfindung.  Im  Abendlande  wendet 
zuerst  der  niederländische  Oberst  Sonmy  bei  der  Belagerung  von  Deventer 
die  Erdwalze  an. 

1579  Nachdem  bereits  bei  den  Bömem  eine  gelegentliche  Verwendung  kupferner 
und  bronzener  Schreibfedern  erwähnt  wird,  die  aus  dünnem  Bleche  ge- 
schnitten und  dann  hohl  gebogen  waren,  versucht  Andreas  Liitfwl|,  ge- 
bürtig aus  der  Umgegend  von  ReichenhEÜl  in  Oberbayern,  eine  Herstellung 
von  Schreibfedem  aus  Messingblech.  Auch  Johann  Neudörffer  aus 
Nürnberg  soll  ähnliche  Versuche  gemacht  haben,  die  jedoch  ebensowenig 
wie  die  Ludwig'schen  praktische  Folge  hatten.     (Vgl.  1780.) 

—  MathaeuB  VMk,  ein  Arzt  aus  Langensalza,  erfindet  die  Gradierhäuser  zur 
Anreicherung  der  Salzsolen  behufs  Gewinnung  von  Kochsalz  und  baut 
das  erste  Gradierhaus  in  Nauheim.     (Vgl.  auch  1726  B.) 

—  Der  italienische  Architekt  Giacomo  MIa  Porte  macht  den  Vorschlag,  die 
menschhohe  Stimme  durch  Röhren  auf  weite  Entfernungen  fortzuleiten. 
(Akustische  Telegraphle.) 

—  Fran^ois  VItte  begründet  durch  seine  Schrift  „Universalium  inspeotionum 
ad  canonem  mathematicum  über  singularis"  innerhalb  der  Trigonometrie 
die  Goniometrie  als  vorbereitende  Wissenschaft. 

1580  Prosper  AIHnut  veröffentlicht  die  erste  Abbildung  und  Beschreibung  der 
Kafleepflanze  in  Europa. 

—  Prosper  AIMnut  lernt  im  Orient  die  Moxen  kennen  und  bringt  dieselben 
nach  Europa.  Die  Moxa  ist  ein  kleiner  aus  leicht  verglimmendem  Stoffe 
angefertigter  Kegel  oder  Zylinder,  der  bei  Gicht,  chronischem  Rheumatis- 
mus usw.  zum  Zweck  energischer  Ableitung  auf  der  Haut  verbrannt 
wird.    Jetzt  sind  die  Moxen  allgemein  durch  Brennapparate  verdrängt. 

—  Nachdem  nächst  Kleomedes  (s.  100  n.  Chr.)  auch  von  Alhazen  und  Bernhard 
Walther  einzelne  Beobachtungen  der  astronomischen  Strahlenbrechung 
mitgeteilt  worden  waren,  behandelt  Tycho  Braht  dieselbe  wissenschafthch 
und  bestimmt  zum  ersten  Male  auf  empirischem  Wege  ihre  Größe. 

—  Der  Botaniker  Fabio  Columna  führt  den  bereits  Plinius  dem  Älteren  be- 
kannten offlzinellen  Baldrian  in  den  Arzneischatz  ein,  nachdem  er  ihn  an 
sich  selbst  gegen  Epilepsie  angewandt  hatte. 

—  Rembertus  DodoiMMii  führt  die  Tomate,  die  den  Griechen  bereits  als  G«nuB- 
pflanze  bekannt  war,  in  die  medizinische  Praxis  ein. 

—  Rembertus  DodoMMit  beschreibt  die  Kapuzinerkresse,  die  zu  seiner  Zeit  gegen 
Skorbut  verwendet  wird. 

—  0  bschon  die  Stärke  seit  den  ältesten  Zeiten  bekannt  und  auch  schon 
800  v.  Chr.  zu  Appreturzwecken  verwendet  worden  war,  wird  sie  doch  in 


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1580 

England  erst  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  eingeführt.  Das  Stärken 
der  Wäsche  ebensowohl,  wie  das  Blauen  derselben  wird  durch  die  Hollän- 
derin Abigail  Sullham,  die  Frau  eines  königUcheu  Leibkutschers,  zuerst  be- 
wirkt. Das  Blauen  wird  derart  zur  Modesache,  daß  die  Königin  Elisabeth, 
in  der  Absicht,  sich  dasselbe  allein  zu  reservieren,  durch  ein  Manifest  vom 
23.  Juni  1696  es  ihren  Untertanen  verbietet. 
1580  Arthur  Pft  dringt  auf  dem  Schiffe  „Georg"  bis  in  das  Karische  Meer  vor 
und  fördert  die  Lösung  der  Frage  eines  nordöstlichen  Seewegs  nach  dem 
Stillen  Ozean  in  nicht  unbedeutendem  Mafie. 

—  RaMIfl«  in  Plymouth  begründet  zum  ersten  Male,  seitdem  die  Tironischen 
Noten  (s.  63  v.  Chr.  Tiro)  außer  Gebrauch  kamen,  ein  Kurzschriftsystem 
(Stenographie),  das  jedoch  zur  Andeutung  der  einzelnen  Wörter  bestimmte 
Zeichen  einführt,  daher  große  Anforderungen  an  das  Gedächtnis  stellt, 
und  nicht  zur  allgemeinen  Anwendung  gelangt.  Ein  ähnhchee  System 
stellt  1588  Timothy  Bright  auf. 

—  Paolo  8arpi,weiB,  daß  ein  Eisenstab  durch  Influenz  seitens  eines  Magneten 
selbst  zum  Magneten  wird. 

—  Fompeo  Targone,  Ingenieur  des  Marchese  Ambrogio  Spinola,  erfindet  die 
Feldmühlen.     (Wagenmühlen,  fahrbare  Mühlen.) 

—  Garcüaso  da  la  V«(a  spricht  von  dem  Gebrauch  der  Inkas,  auf  den  Hoch- 
ebenen  von  Peru  zum  Schutz  der  Pflanzungen  gegen  Frost  durch  Verbrennen 
von  Mist  Rauch  zu  erzeugen,  der  wie  eine  Wolkendecke  wirke  und  den 
Frost  abhalte.    (S.  a.  1757  und  1867  T.) 

—  Fran^ois  Vtota  begründet  die  Buchstabenrechnung,  indem  er,  wenngleich 
auch  schon  vor  ihm  Buchstaben  zur  Bezeichnung  von  Zahlengrößen  gelegent- 
lich verwendet  worden  waren  (s.  330  v.  Chr.,  150  n.  Chr.),  die  folgerichtige 
und  systematische  Anwendung  der  Buchstaben  in  die  Algebra  einführt 
und  dieses  Verfahren  auch  auf  die  Geometrie  ausdehnt. 

1582  Tycho  Braht  führt  in  Uranienburg  15  Jahre  hindurch  ein  meteorologisches 
Tagebuch,  in  dem  er  regelmäßig  den  Gang  der  Witterung  verzeichnet. 
Ähnliche  Aufzeichnungen  werden  von  Kepler  gemeldet. 

—  Der  Papst  Grafor  XIII.  führt  nach  sechsjährigen  Verhandlungen  mit  den 
katholischen  Mächten  mittels  der  Bulle  „Inter  gravissimas"  die  nach  ihm 
benannte  KaJenderreform  durch,  zu  welcher  der  italienische  Arzt  Luigi  Lilio 
die  Anregimg  gegeben  (Vgl.  jedoch  1474  SLxtus)  und  der  Bamberger 
Mathematiker  Clavius  die  Berechnungen  ausgeführt  hatte.  Die  i.  J.  1682 
gegen  das  tropische  Jahr  bestehende  Abweichung  von  13  Tagen  wird  da- 
durch beseitigt,  daß  nach  Donnerstag  d.  4.  Oktober  gleich  Freitag  d. 
15.  Oktober  gezählt  wird.  Femer  wird  in  Abänderung  des  julianischen 
Kalenders  (s.  46  v.  Chr.)  bestimmt,  daß  für  die  Folge  nur  diejenigen  Säkular- 
jahre  Schaltjahre  sein  sollen,  die  durch  400  teilbar  sind. 

—  Der  aus  Deutschland  gebürtige  Techniker  Peter  Maurlca  legt  unter  der 
London  Bridge  ein  durch  ein  Wasserrad  getriebenes  Pumpwerk  an,  das 
als  die  erste  Anlage  dieser  Art  in  England  bezeichnet  wird  und  lange  Zeit 
hindurch  für  die  Wasserversorgungseinrichtungen  der  Städte  vorbildlich 
gewesen  ist. 

—  Paul  Wftticli  findet  das  als  Prosthaphaeresis  bezeichnete  Rechnungsverfahren, 
da«  vor  Erfindung  der  Logarithmen  sehr  gebräuchlich  war,  um  Multi- 
plikationen durch  Additionen  und  Subtraktionen  zu  ersetzen. 

1583  Georg  BaiHKh  gibt  seinen  „Augendienst"  heraus,  in  welchem  er  sich  als 
tüchtiger  Beobachter  und  geschickter  Augenarzt  zeigt,  und  in  dem  er  auch 
verschiedene  neue  Instrumente  und  neue  Operationen  beschreibt. 

—  Andreas  OaMtlpinttt  sucht  die  Pflanzen  nach  ihren  Fruktifikationsorganen 
in  ein  System  zu  bringen  und  gibt  eine  inhaltreiche  theoretische  Botanik. 


—     96     — 

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1584 

1583  Andreas  OMialpliin  bemerkt  zuerst  daa  AnBohwellen  der  Venen  unterhalb 
des  VerbandeB  und  sieht  daraus  den  Schluß  auf  ein  Zurückfliefien  des 
Blutes  in  den  (^efäBen. 

—  In  der  in  Basel  gedruckten  „Greometria  rotundi"  des  Mathematikers  Thomas 
Flnck  aus  Flensburg  finden  sich  zuerst  die  Namen  „Tangente"  und  „Sekante". 
(Die  Einführung  der  Sekante  in  die  Trigonometrie  erfolgt  durch  Kopernikus.) 

—  Pieter  vn  Foraatt  fördert  die  Medizin  durch  die  Herausgabe  seiner  Be- 
obachtungen und  tritt  gegen  die  sehr  verbreitete  Uromantie  auf,  indem 
er  hervorhebt,  daß  Temperatur,  Lebensalter,  Lebensart  usw.  auf  die  Be- 
schaffenheit des  Harns  großen  Einfluß  äußern.    (Vgl.  auch  1634  Femel.) 

—  CSalileo  Qailtol  beginnt  seine  bedeutsame,  fast  sechs  Jahrzehnte  fortgesetzte 
T&tigkeit  als  Physiker  und  Astronom.  Er  legt  die  Ergebnisse  seiner  For- 
schungen in  den  in  den  Jahren  1612,  1623,  1632  und  1638  verfaßten,  erst 
nach  seinem  Tode  herausgegebenen  vier  Hauptwerken  nieder.  Dieselben 
enthalten  viele  von  ihm  schon  lange  vorher  erkannte  Tatsachen,  so  daß 
es  bei  den  meisten  Entdeckungen  Galileis  nicht  möglich  ist,  eine  bestimmte 
Jahreszahl  anzugeben.  Die  hier  folgenden,  auf  Galilei  bezüglichen  Artikel 
sind  deshalb  hinsichtlich  der  Jahreszahlen,  obwohl  auf  Grund  der  besten 
Quellen  geprüft,  trotzdem  zum  TeU  unsicher. 

—  Galileo  GallM  soll  —  bei  Beobachtung  der  Schwingungen  einer  Lampe  im 
Dom  zu  Pisa  —  den  Isochronismus  der  Pendelschwingungen  erkannt  haben. 
Doch  ist  das  Jahr  unsicher  und  der  ganze  Vorgang  historisch  nicht  scharf 
nachweisbar.  Auch  soll  Galilei  auf  Grund  jener  Entdeckung  einen  Apparat 
zur  Messung  der  Häufigkeit  des  Pulsschlagee  ersonnen  haben. 

—  Felix  Ptatar  spricht  klar  aus,  daß  die  ErystaUlinse  des  Auges  die  Bilder  der 
äußern  Gegenstände  auf  der  Netzhaut  entwirft,  daß  die  letztere  also  den 
Hauptteil  des  Sehwerkzeuges  darstellt.  (S.  a.  1160.)  Der  Irrtum  Plateis, 
daß  die  Büder  auf  der  Netzhaut  vergrößert  werden,  wird  von  Kepler  (vgl. 
1604  K.)  richtig  gestellt. 

—  Joseph  JustuB  Scallgw  veröffentlicht  sein  Werk  „De  emendatione  temporum", 
ein  bahnbrechendes  Lehrbuch  der  Chronologie,  das  Ordnung  und  Licht  in 
diese  Wissenschaft  bringt  und  ihm  den  Namen  des  Vaters  der  Chronologie 
einbringt. 

—  Joseph  Justus  Scaligar  schlägt  eine,  die  ganze  bekannte  Geschichte  um- 
fassende Zeitrechnung  vor,  indem  er  durch  Multiplikation  der  zyklischen 
Zahlen  28,  19  und  15  eine  Periode  von  7980  Jahren  bildet,  die  er  „julia- 
nische Periode"  nennt.  Das  4713.  Jahr  dieser  Periode  entspricht  dem 
ersten  unserer  christlichen  Zeitrechnung. 

1684  Sir  Walter  RaMeh  bringt  zuerst  das  Curare,  das  im  wesentlichen  aus  dem 
eingedickten  Saft  gewisser  Strychnusarten  besteht,  nach  Europa  und  be- 
richtet, daß  dasselbe  unter  dem  Namen  Ourari  von  den  Indianern  Guyanas 
benutzt  werde,  um  die  Pfeilspitzen  zu  vergiften.  Nähere  Mitteilungen  über 
daa  Curare  macht  insbesondere  Appun  (1871). 

—  Die  Kartoffel  soll  um  1665  bereits  durch  einen  Sklavenhändler  Hawkins 
nach  Irland  gebracht  worden  sein,  ohne  jedoch  Beachtung  zu  finden.  Nach- 
dem sie  inzwischen  durch  die  Spanier  auch  nach  Italien  und  Burgund 
gebracht  worden  war,  führt  sie  1684  Sir  Walter  RaMeh  zum  zweiten  Male, 
und  zwar  aus  Virginien  nach  Irland  ein.  Von  da  an  datiert  ihre  allgemeine 
Verbreitung,  um  die  sich  u.  a.  auch  Drake  verdient  gemacht  hat.  Dagegen 
ist,  wie  schon  Humboldt  nachgewiesen  hat,  die  Annahme  irrig,  daß  Drake 
die  Kartoffel  nach  Europa  eingeführt  habe. 

■-     Johann  grtuncfc  von  Qrafankwf  wendet  zuerst  bei  asphyktisch  Verunglückten 
nach  Entfernung  aller  Atmimgs-Hindemisse  künstliche  Respiration  an. 
Dkrm«tkedtei.  7 

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1684 

1684  Michael  Varro  äußert  in  seinem  „Tractatus  de  motu"  richtige  Yoretellungen 
von  der  mechanischen  Kräftezusammensetzung. 

—  Xikolaus  Znrklndeii  in  Bern  verfertigt  ein  Schnellladegewehr,  an  dem  eine 
drehbare  Ladetrommel,  ähnlich  wie  bei  dem  heutigen  Revolver,  angebracht 
ist.  Die  Versuche  mit  dem  Schnellladegewehr  fallen  zwar  niclit  besonders 
günstig  aus,  doch  hat  die  Idee  eine  entwicklungsgeschichtliche  Bedeutung. 

1585  William  Borouch  gibt  ausführliche  Anweisungen  zur  Bestimmung  der  Dekli- 
nation und  bespricht  ihre  Wichtigkeit  für  die  Navigation. 

—  Tycho  Braln  stellt  ein  Weltsystem  auf,  bei  dem  die  Erde  den  Mittelpunkt 
der  Welt  bildet.  Sie  wird  von  Sonne  und  Mond  umkreist,  während  die 
Planeten  sich  um  die  Sonne  bewegen. 

1585—87  John  Davit  unternimmt  drei  Reisen  zur  Auffindung  einer  nordwestlichen 
Durchfahrt,  sichtet  den  südlichsten  Abschnitt  von  Ostgrönland,  das  er 
„Land  of  Desolation"  nehnt,  und  kommt  an  der  Westküste  von  Grönland 
durch  die  nach  ihm  benannte  Davisstraße  bis  über  72"  n.  Br.,  worauf  er 
quer  über  den  Meerbusen  zur  Hudsonstraße  steuert. 

1585  John  Davit  erfindet  den  Davis-Quadranten  (Backstaff),  welcher  sich  in  der 
Seeschiffahrt  rasch  einbürgert,  ohne  indes  den  Jakobsstab  (s.  1325)  ganz 
zu  verdrängen. 

—  Von  Phiüpp  II.  abgewiesen,  begibt  sich  der  italienische  Kriegsbaumeister 
Federigo  SlanlMli  nach  Antwerpen,  wo  er  mit  den  von  ihm  erfundenen 
Minenschiffen  die  Brücke  sprengt,  mit  der  die  spanischen  Belagerer  die 
Scheide  gesperrt  hielten.  Anderen  Kachrichten  zufolge  hat  GianibelÜ  Spreng- 
ladungen von  60  und  75  Zentnern  zum  Wegräumen  der  Sperren  angewendet. 
Hiernach  hätte  man  es  mit  einer  Art  von  Seeminen  zu  tun. 

—  Durch  den  aus  der  Grafschaft  Buckingham  gebürtigen  Engländer  finnvill«, 
welcher  den  Gebrauch  der  Tonpfeife  bei  den  Eingeborenen  Virginias  kennen 
gelernt  hatte,  wird  die  tönerne  Tabakspfeife  in  Europa  bekannt. 

—  Jaqnes  QuIlltmMU  hefert  in  seinem  Buche  ,,Des  maladies  de  l'ceil  qui  sont 
en  nombre  de  cent  treize  auxquelles  il  est  subject"  das  beste  Lehrbuch  der 
Augenheilkunde  des  Mittelalters. 

Christoph  Rottimann  in  Cassel  beobachtet  zuerst  da«  ZodiakaUicht  (Tierkreis- 
licht), das  1661  im  Druck  von  Joshua  Childrey  beschrieben  wird  und  dessen 
räumliche  Verhältnisse  1685  von  Jean  Dominique  Cassini  bestimmt  werden. 

—  Gasparo  Bertolotti  aus  Brescia,  genannt  da  Said,  hat  einen  wesentlichen 
Anteil  an  der  technischen  Ausbildung  der  heutigen  VioUne,  deren  Erfindung 
ihm  bisweilen  zugeschrieben  wird.  (Vgl.  1553  Tieften brucker.)  Unter  den 
späteren  VioUnenmachern  sind  namentlich  Niccolo  Amati  in  Cremona  und  — 
als  berühmtester  und  in  der  Folgezeit  nicht  wieder  erreicht  —  Antonio 
Stradivari  zu  nennen. 

—  Wenn  auch  nicht  mehr  zu  ermitteln  ist,  wer  die  erste  Zinseszinstafel  auf- 
gestellt hat,  so  sind  doch  als  erste  derartige,  im  Druck  erschienene  Tabellen 
die  von  Simon  StovIniU  in  seiner  „Practique  d'Arithm6tique"  gegebenen 
anzusehen. 

1586  Galileo  QallM  konstruiert  eine  hydrostatische  Wage  (Bilancetta),  die,  auf 
dem  archimedischen  Prinzip  von  dem  Gewichtsverlust  eines  in  die  Flüssig- 
keit eintauchenden  Körpers  beruhend,  das  spezifische  Gewicht  fester  Körper 
zu  bestimmen  erlaubt. 

—  Simon  Stevlnut  stellt  die  erste  richtige  Theorie  der  schiefen  Ebene  auf  und 
deutet  den  Satz  vom  Parallelogramm  der  Kräfte  an. 

—  Simon  Sttvinut  spricht,  unter  Anlehnimg  an  Ubaldi  (s.  1577)  bei  Gelegen- 
heit der  Untersuchung  des  Gleichgewichtszustandes  der  Rollen  und  RoUen- 
systeme  da«  Prinzip  der  virtuellen  Verschiebungen  aus. 

—     98     — 

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158» 

1586  Simone  VMWrt«  führt  den  Kupferstich  in  den  Musiknotendruck  ein,  welcher 
rieh  seitdem  dauernd  neben  dem  Typendruck  (s.  1476  Hahn,  1498  Petraooi, 
1626  Haultin  und  1766  Breitkopf)  erhalten  hat. 

1687  Ginlio  Ceeare  Anwil«  demonstriert  zuerst  das  Netzhautbildchen  an  einem 
auagesohnittenen  Tierauge  nach  Abpräparieren  der  Lederhaut  und 
Aderhaut.     (S.  1626  S.) 

—  GiuUo  Cesare  Anuulo  -weist  zuerst  auf  eine  Difformität  des  Beckens  hin, 
eine  Beobachtung,  die  der  eigentliche  Ansgangspimkt  der  Lehre  vom  engen 
Becken  wird.     (S.  a.  1460.) 

—  Giovanni  Battista  OmuMU  ahnt  die  Ursache  der  Fallbeschleunigung 
und  hat  eine  gewisse  Kenntnis  von  der  Beharrung  der  Körper,  nicht  bloß 
in  Buhe,  sondern  auch  in  Bewegung.  Er  spricht  aus,  daß  ein  im  Kreis 
geschwungener  G«genBtand  beim  Aufhören  der  Zentralbewegung  sich  in 
tangentialer  Richtung  fortbewegt. 

—  Tycho  Bnh«  stellt  in  Uranienburg  seinen  ,,Quadrans  muralis  sive  Tichonicus" 
auf,  der  mittels  Transversaleneinrichtung  Sechstelminuten  abzxdesen  er- 
laubt und  viele  Ähnlichkeit  mit  dem  Quadranten  des  Nassir-Eddin  (s.  980) 
aufweist.  Später  werden  grofie  Mauerquadranten  namentlich  von  Bird 
(1776),  Ramsden  (1780),  Troughton,  Reichenbach  (1819)  u.  a.  gebaut. 

—  Nachdem  der  Gedanke,  Winkelinstrumente  mit  zwei  zueinander  senk- 
rechten Kreisen  zu  konstruieren,  an  welchen  sich  beliebige  Visierrich- 
tnngen  nach  Höhe  und  Azimut  festlegen  lassen,  zuerst  von  den  Arabern 
verwirklicht  worden  war,  konstruiert  Tycho  Briht  einen  Quadrans  azimu- 
talis,  der  aus  einem  Höhenquadranten  von  P/j  Ellen  Höhe  besteht,  der 
über  einem  horizontalen  Vollkreis  von  2  Ellen  Durchmesser  spielt. 

—  Simon  Siwinu  entwickelt  aus  den  Sätzen  des  Archimedes  das  sogenannte 
hydrostatische  Farodoxon,  wonach  Flüssigkeiten  einen  viel  größeren  Druck 
als  ihr  eigenes  Gewicht  auf  den  Boden  der  Gefäße  ausüben  können,  und 
bestimmt  auch  den  Druck  der  Flüssigkeiten  auf  vertikale  und  geneigte 
Seitenwände.  Er  stellt  femer  den  Satz  vom  Gleichgewicht  des  Wassers  in 
kommunizierenden  Röhren  auf. 

1688  Carolus  ClatlHt  pflanzt  in  Wien  und  Frankfurt  a.  M.  Kartoffeln  als  bota- 
nische Seltenheit  an.  (S.  1684  Raleigh.)  Ihren  botanischen  Namen  Sola- 
num tuberosum  erhält  die  Kartoffel  durch  Caspar  Bauhin. 

—  Der  Jesuit  Giovanni  Pietro  MalM  in  Florenz  beschreibt  in  seiner  Schrift 
„Historiarum  indicarum  libri  XVI"  die  Teepflanze.  Der  Name  „Tee" 
stammt  von  den  Arabern,  welche  die  chinesische  Bezeichnung  „Tscha"  über- 
nahmen, das  Wort  aber  „Tiä"  aussprachen.     (Vgl.  1.50  v.  Chr.) 

—  .Livio  Sanuto  spricht  zuerst  von  zwei  magnetischen  Polen  der  Erde.  (Vgl. 

1630  Fraoaatoro.) 

1689  GaUleo  GalIM  weist  nach,  daß  Körper  verschiedenen  Gewichts,  die  er  von 
der  Höhe  des  schiefen  Turmes  in  Pisa  herabfallen  läßt,  ihren  Weg  in  bei- 
nahe gleichen  Zeiten  zurücklegen. 

—  Der  englische  Student  der  Theologie  WUliam  Lm  baut  den  ersten  Hand- 
kulierstuhl  für  Strumpfwirkerei  in  solcher  Vollkommenheit,  daß  der- 
selbe auch  heute  noch  in  seiner  ursprünglichen  Form  Verwendung 
finden  kann. 

—  Giambattista  MIa  Porta  gibt  an,  daß  man  mit  Eis  und  Salpeter  eine 
weit  höhere  Kälte  als  mit  Wasser  und  Salpeter  (s.  1650)  erzeugen 
könne. 

—  Giambattista  della  Porta  gibt  in  seiner  „Magia  naturalis"  die  älteste  Be- 
schreibung eines  Wassertrommelgebläses.  In  seinem  Werke  schildert  er, 
wie  Eisenfeilicht  vom  Magneten  angezogen  wird,  an  diesem  wie  ein  Bart 
hängen  bleibt  und  selbst,  solange  es  nicht  aus  seiner  Lage  gebracht  wird, 

T 

—     09     — 


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1689 

magnetiBche  Wirkungen  äußert,  daß  diesb  Wirkung  aber  gestört  wird,  so- 
bald man  ea  vom  Magneten  abschüttelt. 

1589  Daniel  SpMkit  beschreibt  in  seiner  „Axchitectara"  den  ersten  Proportional- 
sirkel.  Der  Zweck  des  Proportionalzirkels,  welcher  aus  zwei  nach  Zirkel- 
art miteinander  verbundenen,  in  mannigfacher  Weise  mit  Marken  ver- 
sehenen Linealen  besteht,  ist  der  einer  graphischen  Tabelle.  Mit  der 
Verbesserung  des  Proportion alzirkels  hat  sich  im  Mittelalter  eine  große 
Anzahl  Mathematiker  beschäftigt, 

1590  Der  Jesuit  G.  dl  Acotta  gibt  die  erste  Beschreibung  der  Bergkrankheit  und 
ffihrt  dieselbe  auf  die  Dünne  der  Luft  zurück. 

—  Tycho  BralM  entdeckt  die  dritte  große  Ungleichheit  des  Mondes,  die  jähr- 
liche Gleichung,  die  daraus  entspringt,  daß  die  Erde  sich  nicht  immer  in 
der  gleichen  Entfernung  von  der  Sonne  befindet.     (S.  150  und  980.) 

—  Nachdem  sich  die  Wasseruhr  (s.  460  v.  Chr.)  im  Mittelalter  auch  im 
Hausgebrauche  eingebürgert  hatte,  verbessert  Tycho  Brake  diese  Kon- 
struktion zu  astronomischen  Zwecken,  indem  er  das  Wasser  durch  Queck- 
silber ersetzt. 

—  Domenico  Fontana  soll  zur  Hebung  des  ägyptischen  Obelisken  auf  dem 
Petersplatze  in  Rom  von  der  Verkürzung  der  Taue  durch  Benässung  G«- 
brauch  gemacht  haben. 

—  WiUiam  Silbart  stellt  sich  —  nach  der  von  Lasswitz  herrührenden,  aller- 
dings  sehr  freien  Deutung  —  die  Wärme  als  Bewegung  eines  sehr  feinen 
materiellen  Äthers  vor.  Gilbert  selbst  bezeichnet  in  seinem  posthumen, 
erst  1661  veröffentlichten  Werke  die  Wärme  nur  als  „Actio  corporis". 

—  Der  holländische  Optiker  Zacharias  JaiMNii  erfindet  das'  zusammengesetzte 
Mikroskop,  welches  aus  der  Vereinigung  einer  Bikonvexlinse  (Sammel- 
linse) und  einer  Bikonkavlinse  (Zerstreuungslinse)  besteht,  von  denen  die 
erstere  als  Objektiv,  die  letztere  als  Okular  dient. 

—  Johann  Praatorlut,  Professor  in  Altdorf  bei  Nürnberg,  erfindet  das  Diopter- 
lineal und  den  Meßtisch.     (Mensula  Praetoriana.) 

—  Simon  Stovinut  legt  mit  seiner  „Hylocynesie"  den  Keim  zur  teüurischen 
Morphologie.  Er  behandelt  darin  bereits  den  Bau  der  Ebenen  und 
Berge,  den  Lauf  der  Flüsse  und  die  Beziehungen  zwischen  festem  und 
flüssigem  Element. 

—  Simon  Stsvlnut  stellt  eine  Theorie  der  Gezeiten  auf,  die  es  ihm  ermöglicht, 
für  gegebene  Erdorte  die  Eintrittszeiten  für  Ebbe  und  Flut  mit  Rücksicht 
auf  den  Mondlauf  vorauszubeetimmen. 

1591  Johannes  (Mar  gibt  einen  ökonomischen  Kalender  heraus,  der  neben  den 
in  Kalendern  üblichen  Angaben  über  Tage,  Monate,  Sonnenaufgang  und 
Sonnenuntergang  ausführliche  Angaben  über  die  Arbeiten  enthält,  die 
während  eines  jeden  Monats  im  Hause,  in  den  Ställen,  auf  den  Feldern  usw. 
ausgeführt  werden  müssen  und  der  die  Veranlassung  zu  dem  1593  von  Ooler 
veröffentlichten  Werke  „Oeconomia  oder  Hausbuch  des  Johannis  Colers" 
wird,  das  den  Weinbau,  Gartenbau,  Obstbau,  Waldbau,  Ackerbau,  die 
gesamte  Viehhaltung,  Jagd,  Vogelfang  und  Fischerei  behandelt. 

—  Federigo  Glanlbaill  bietet  dem  Lord  Burleigh  eine  Erfindung  an,  durch 
welche  er  das  Wasser  der  Londoner  Straßengossen  klären  und  für  eine 
anderweitige  Verwendung  geeignet  machen  will.  Der  Vorschlag  —  eines 
der  ersten  geschichtlich  nachweisbaren  Beispiele  des  Versuchs  ^er  Klärung 
der  städtischen  Abwässer  —  bleibt  unbeachtet. 

—  Faustus  Varantlui  baut  die  erste  bekannte  Baggermaschine,  bei  welcher  die 
auf  Stielbagger  übertragene  Kraft  durch  eine  Anzahl  in  einem  Laufrade 
tätiger  Menschen  hervorgebracht  wird.  Er  entwirft  eine  Hängebrücke, 
die  jedoch  nicht  zur  Ausführung  gelangt. 

—     100     — 

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16»6 

1592  HieronymuB  Fabrlcln  ab  Acquapendente  erw&hnt  zuerst  das  Lenohten 
dea  Sohlaohtfleiacbes  (Lamm-  und  Bockfleisch).  Daa  Leuchten  an  dem  • 
Schleim,  den  Köpfen,  den  Angen,  sowie  den  Schuppen  der  Fische  hatte 
zueist  Aristoteles  erwähnt.  Robert  Boyle  stellt  1667  fest,  daß  diese 
Eigenschaft  im  luftleeren  Baume  aufhört,  im  lufterfüllten  Baume  aber 
wieder  beginnt. 

—  Georg  HoflfnaetI  in  Frankfurt  a.  M.  macht  die  ersten  bekannten  mikro- 
skopischen Beobachtungen  und  veröffentlicht  auf  50  Kupfertafeln  eine 
größere  Anzahl  yon  Abbildungen  von  Insekten  als  Ergebnis  seiner  Beob- 
achtungen. 

—  Der  Holländer  Comelis  Comelisz  van  UH|Mit  erbaut  die  ersten  durch  Wind- 
räder getriebenen  Holzsägemühlen,  nachdem  bis  dahin  solche  Mühlen  nur 
durch  Wasserräder  betrieben  worden  waren. 

1593  StrvMn  erfindet  die  Kapselpumpe,  bei  der  die  Wasserbewegung  durch 
zwei  entgegengesetzte  Drehbewegungen  oder  durch  die  Verbindung  einer 
Drehbewegung  mit  einer  geradUnigen  Bewegung  der  an  Stelle  der  Kolben 
wirkenden  Scheiben  und  Platten  bedingt  wird.  Trotz  der  Schwierigkeit, 
eine  haltbare  Dichtung  für  die  Drehscheiben  und  Platten  herzustellen,  wird 
diese  Art  von  Pumpen  in  der  Folge  vielfach  angewendet  und  auch  noch 
vervollkommnet. 

1594  Wie  durch  eine  Regensburger  Handschrift  neuerdings  festgestellt  worden 
ist,  bezeichnet  es  Galileo  8allM  als  einen  allgemein  gültigen  Satz,  daß  bei 
allen  mechanischen  Vorrichtungen  in  demselben  Verhältnisse  an  Weg  und 
Zeit  verloren,  wie  an  Kraft  gewonnen  wird.    (Vgl.  1677  Vbaldi.) 

1595  Wer  zuerst  den  Calomel  in  der  Medizin  angewandt  hat,  ist  nicht  zu  er- 
mitteln; so  viel  aber  steht  fest,  daß  Joseph  iu  ChMiN  (Quercetanus)  den- 
selben öfters  benutzt  hat,  weshalb  er  im  17.  Jahrhundert  auch  Panchy- 
magogum  Quercetani  hieß. 

—  Andreas  «latiiMr  gibt  in  seiner  „Kunstkammer"  an,  der  Wein  bleibe  süß, 
wenn  man  3 — 4  Pfund  Blei  in  das  Faß  lege.  Die  Verfälschung  des  Weines 
mit  Bleiglätte  ist  neueren  Datums  und  zuerst  in  Frankreich  aufgekommen, 
wo  man  ihr  durch  eine  Verordnung  von  1696  zu  steuern  sucht. 

—  Andreas  Ubmiin  gibt  das  erste  Lehrbuch  der  Chemie  „Alchemia  e  dlspersis 
passim  optimorum  auctorum  etc.  coUecta."  heraus  und  entdeckt  bei 
Destillation  von  Queoksübersublimat  mit  Zinn  das  Doppelt  -  Chlorzinn 
(Spiritus  fumans  Libavü). 

—  Andreas  Ubavtiis  beschreibt  das  wahrscheinlich  schon  früher  bekannte  neu- 
trale essigsaure  Bleioxyd  und  bezeichnet  dasselbe  zuerst  ids  Bleizuoker. 

—  Andreas  Ubmlns  macht  zuerst  auf  die  Reaktion  zwischen  Salzsäure  und 
silberhaltigen  Lösungen  aufmerksam. 

—  Andreas  Llbaviiis  erwähnt  zuerst  das  schwefelsaure  Ammoniak,  dessen  Dar- 
stellung aus  SchwefelsäTire  und  Spiritus  Urinae  er  beschreibt.  G«gen  Ende 
des  17.  Jahrhunderts  wird  das  Salz  ein  beliebtes  und  viel  ge- 
brauchtes Arzneimittel  und  späterhin,  nachdem  die  Gasbeleuchtung  sich 
aUgemein  verbreitet  und  man  das  Teerwasser  (Gaswasser)  zur  Bereitung 
der  Ammoniaksalze  anzuwenden  gelernt  hat,  ein  großer  Handelsartikel. 

—  Bartholomäus  PWieut  veröffentlicht  seine  „Trigonometria",  welche  Be- 
zeichnung bei  ihm  zum  ersten  Male  vorkommt.  Er  gibt  derselben 
trigonometrische  Tabellen  bei,  und  zwar  in  der  Auflage  vom  Jahre  1612 
mit  Dezimalstellen,  welche  durch  einen  Punkt  von  den  übrigen  Stellen 
getrennt  sind.  (Vgl.  aber  1600  B.)  Sein  Hauptverdienst  ist  die  im  Jahre 
1613  unter  dem  Titel  „Thesaurus  mathematicns"  erfolgte  Herausgabe  des 
großen  Kanon  des  Rhaeticus. 


—     101     — 

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15»« 

1696 — 97  Nachdem  Willem  Barents  bereits  im  Jahre  1594  eine  Expedition  zjix 
AafflndnDg  des  nordöstlichen  Seewegs  unternommen  hatte,  die  ihn  bis  77<* 
nördlicher  Breite  führte,  und  nachdem  im  Jahre  1595  eine  zweite  holl&n- 
dische  Entdeckungsfahrt  gemacht  worden  war,  die  ergebnislos  verlief, 
unternehmen  Willem  Barwti,  Jacob  van  HowmkMrk  und  Jan  Comelisz  Rijp 
eine  neue  Expedition,  auf  der  sie  unter  74O30'  die  Bäreninsel  und  unter 
80»  Spitzbergen  entdecken. 

1596  Willem  Baroirtt  und  Jacob  van  HMRitkark  (s.  vorigen  Artikel)  beobachten 
auf  ihrer  Reise  im  nördlichen  Eismeer,  daß  die  Bamakel-  (Bernakel-) 
gänse  Eier  legen  und  bebrüten  wie  andere  Vögel.  Die  Annahme  der 
klerikalen  Schriftsteller,  welche,  um  diese  Gänse  als  Fastenspeise  zulassen 
zu  können,  dieselben  aus  der  Entenmuschel  (Lepas  anatifera)  entstehen 
lajBsen,  ist  damit  endgültig  widerlegt. 

—  Andreas  Oanalpinui  bespricht  in  seiner  Schrift  „De  metallicis",  daß  Alaun, 
Salpeter,  Vitriol,  Zucker  usw.  aus  ihren  Auflösungen  immer  in  denselben 
Formen  anschießen  imd  dürfte  damit  wohl  der  erste  Beobachter  der  Tat- 
sache sein,  daß  Salze  eine  verschiedene  Krystallgestalt  haben.  Er  hält 
indes  die  Krystallgestalt  nicht  für  ein  konstantes  Kennzeichen  der  Körper, 
weil  er  die  vorgefaßte  Meinung  hat,  daß  nur  die  organisierende  Kraft  be- 
stimmte Gestalten  erzeugen  könne,  was  bei  leblosen  Substanzen  nicht  der 
Fall  sei. 

—  Der  Mathematiker  Uidolf  van  Caultn  in  Leiden  berechnet  die  nach  ihm  be- 
nannte Kreisumfangszahl  n  auf  elementarem  Wege  (aus  dem  umschrie- 
benen und  eingeschriebenen  1073,741284-Eck)  auf  35  Dezimalstellen. 

—  David  FabrlclHt  entdeckt  den  13.  August  an  dem  Fixstern  o  Ceti  eine  auf- 
fallende Lichtverändening  und  nennt  diesen  veränderlichen  Stern,  der  im 
Oktober  wieder  verschwindet,  später  aber  mit  wechselnder  HeUigkeit 
wiederholt  beobachtet  wird,  ,,Mira  Ceti". 

—  Sebastian  Hilif  regelt  zuerst  die  Brennzeit  des  Zünders  nach  der  Flugzeit 
des  Geschosses  und  wendet  einen  Fall-  und  Aufschlagzünder  an. 

—  Simon  Stovfaiut  führt  die  Dezimalbmchrechnung  in  die  Rechenkunst  ein, 
indem  er  voUe  Klarheit  über  das  Wesen  der  Dezimalbrüche  schafiFt  und 
die  vorhandenen  Keime  (s.  1140)  zu  einem  klar  durchgebildeten  System 
vereinigt.  Stevinus  hatte  schon  L  J.  1585  in  seiner  Abhandlung  „La  Disme" 
ausgesprochen,  daß  sich  alle  Berechnungen  des  Geschäftslebens  ohne  Brüche, 
nur  mittels  ganzer  Zahlen  ausführen  lassen.     (Vgl.  1600  Bürgi.) 

1597  William  Barlom  in  Easton  bei  Winchester  erkennt  zuerst  den  störenden 
Einfluß  der  im  Schiffskörper  befindlichen  Eisenmassen  auf  den  Kompaß: 
Deviation.  (S.  seine  Schrift  ,,The  navigator's  supply".  —  Vgl.  auch  1798 
Flinders.) 

—  Capo  Blaneo  erwähnt  zuerst  in  seiner  Schrift  „Corona  e  palma  militare" 
die  Anwendung  der  Kartusche  in  der  ArtUlerie,  welche  das  bis  dabin 
unbequeme,  zeitraubende  und  gefährliche  Laden  der  Geschütze  mit  losem 
Pulver  aus  einer  Ladeschaufel  entbehrlich  macht. 

—  Hainricb  iV.  von  Frankreich  soll  vor  Amiens  das  erste  Feldlazarett  er- 
richtet haben. 

—  Andreas  Utaviut  macht  die  erste  bestimmte  Beobachtung  über  die  blaue 
Färbung  des  Ammoniaks  mit  Kupfer. 

—  Buonajuto  LorinI  beschreibt  in  seinem  Werke  „Delle  fortiflcationi"  Hinter- 
ladungsgesohütze,  die  auf  Galeeren  und  Kriegsschiffen  zur  Bequemlichkeit 
der  Kanoniere  sehr  gebräuchlich  seien.  Er  gibt  u.  a.  auch  die  Beschreibung 
einer  Seilbahn  zur  Bewegung  von  Erdmassen.    (S.  a.  1411.) 

—  Sir  Walter  RaMgh  benutzt  das  Mahagoniholz  auf  Trinidad  zur  Ausbesserung 

—     102     — 

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1600 

seiner  Schiffe,  doch  wird  das  Holz  in  England  erst  1724  eingeführt.    Die 
Rinde  wird  1787  von  Wright  in  Jamaika  als  Chinasurrogat  empfohlen. 
l.}98  Fortunato  FmM«  in  Palermo  ist  der  erste,  der  den  Wert  der  Sektion  nun 
Erweise  eines  Giftmordes  erkennt  und  zu  dem  Behnfe  die  Eröffnung  und 
Untersuchung  der  Leichen  yorsoblägt. 

—  Der  Senator  Carlo  Rulnl  in  Bologna  gibt  die  „Anatomia  del  Cavallo"  her- 
aus, ein  Werk,  das  durch  die  anschauliche  Beschreibung  der  Krankheiten 
des  Pferdes  und  deren  Heilung  einen  großen  Huf  erlangt.  Neuerdings 
wird  bezüglich  des  genannten  Buches  die  Autorschaft  Kuinis,  der  ein 
Jurist  war,  in  Zweifel  gezogen. 

—  Nach  William  ShakMpMra  ist  es  eine  zu  seiner  Zeit  bereits  allgemein  be- 
kannte Tatsache,  daB  der  Mond  die  Ursache  von  Ebbe  und  Flut  ist. 
(8.  Heinrich  IV.  [1.  Teil,  I,  2];  Lear  [V,  3:  „Wir  überstehen  List  und  Zwist 
der  Großen,  die  Flut  und  Ebbe  haben  nach  dem  Mond"];  Wintermärohen 
[I,  1];  Sturm  [V,  1]). 

1.590  Ulisses  AMravandl  gibt  die  drei  ersten  B&nde  seiner  großen  Tiergeschichte 
heraus,  die  der  Naturgeschichte  der  Vögel  gewidmet  sind.  Die  ferneren 
Bände  werden  erst  nach  seinem  Tode  von  Uterverius,  Dempster  und 
Bartholomaeus  Ambrosinus  herausgegeben.  Daa  Werk  geht  wenig  über 
Geaner  (s.  1560)  hinaus,    der  im  allgemeinen  kritischer  als  Aidroyandi  ist. 

—  Dirk  OwTlIu  wird  auf  einer  Fahrt  durch  die  Magalhäes-Straße  durch  einen 
Orkan  angebUch  bis  64°  s.  Br.  verschlagen,  wo  er  schneebedecktes  Land 
(Grahamlandt)  erblickt  haben  will.  Doch  haben  Buge  und  Wiohmann 
nachgewiesen,  daß  er  nur  bis  66°  s.  Br.  gelangt  ist  nnd  den  nach  ihm  be- 
nannten Dirk  Grerritsz-Archipel  nie  gesehen  hat. 

—  Der  Italiener  Ferrante  ImiMrato  erwähnt  in  seiner  „Naturgeschichte"  das 
Beißblei,  das  er  „Grafio  piombino"  nennt.  Die  Bezeichnung  „Graphit" 
stammt  von  Abraham  Gottlob  Werner. 

1600    Tycho  BralM  entdeckt  die  säkulare  Beschleunigung  der  Mondbewegung. 

—  Tycho  BralM  berechnet  die  erste  Refraktionstaiel  und  benutzt  dieselbe,  um 
die  astronomischen  Beobachtungen  zu  korrigieren. 

—  Just  801(1  erfindet  unabhängig  von  Stevinus  (s.  1696)  die  Dezimalbruch- 
rechnnng.  Er  wendet  zuerst  einen  Punkt  zur  Abgrenzung  der  Dezimal- 
stellen an.  (Vgl.  aber  1696  Pitdscus.)  Er  konstruiert  ein  Triangularinstrument, 
daa  aus  3  Linealen  mit  Dioptern  besteht  und  zur  Verwendung  bei  den 
Feldmeßarbeiten  bestimmt  ist. 

—  Hieronymus  Fabridn  ab  Acquapendente  macht  hervorragende  entwicklungs- 
geechichtUche  Arbeiten  und  gibt  die  ersten  Abbildungen  von  Embryonen, 
von  der  Decidua,  dem  schwängern  Uterus  und  der  Placenta.  Er  stellt 
auch  als  Erster  die  Lage  der  KrystaJllinse  in  einer  UmiiQzeichnung  richtig  dar. 

—  Hieronymus  Fabrlcln  ab  Acquapendente  gibt  in  seiner  Schrift  „De  larynge 
vocis  organo"  die  erste  Monographie  über  den  Kehlkopf. 

—  William  GHbMt  erforscht  die  Eigenschaften  der  natürlichen  Magnete,  gibt 
der  Lehre  vom  Magnetismtis  eine  wissenschaftliche  Grundlage  und  be- 
gründet die  Lehre  vom  Erdmagnetismus  (vom  großen  Magneten  Erde). 
Durch  die  Annahme  des  Erdmagnetismus  gelingt  es  ihm,  die  Deklination 
und  Inklination  zu  erklären.  Er  behauptet  schon,  daß  jeder  unmagnetische, 
aber  durch  seine  Richtung  im  Räume  der  Erdeinwirkung  zugängliche 
Eisenstab  mit  der  Zeit  selbst  zum  Magneten  werden  müsse.  (Vgl.  auch 
1530  und  1688.) 

—  William  8llb«rt  betrachtet  zuerst  die  Anziehungskraft  des  Bernsteins  als 
eine  neue  selbständige  Katurkraft  und  gibt  ihr  nach  dem  "Hlextgov  (Bern- 
stein) den  Namen  ,, elektrische  Kraft".  Neben  dem  Bernstein  führt  er  eine 
Menge  Körper  an,  die  durch  Reiben  elektrisch  werden.  Er  ist  der  Erfinder 

—     103     — 

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1«00 

des  ersten  elektrischen  Meßinstruments  (Elektrometers)  zum  Nachweis  der 
Elektrisierung  durch  die  Anziehung  eines  schwingenden  MetaUst&bchens. 
1600  Hans  HtydM  in  Nürnberg  baut  ein  Klavier  (Geigen  -  Elayüömbel) ,  bei 
welchem  die  Klaviersaiten  nicht  durch  H&mmeranschlagen,  sondern  durch 
kleine  mit  Kolophonium  bestrichene  Räder  zum  Tönen  gebracht  werden. 
Ähnliche  Versuche,  den  Effekt  von  Streichinstrumenten  vermittels  einer 
Klaviatur  zu  erreichen,  werden  später  u.  a.  gemacht  von  Gleichmann  in 
Ilmenau,  Le  Voiis  in  Paris,  Hohlfeld  in  Berlin,  Kunze  in  Prag  und  Söllig 
in  Wien. 

—  Fabriz  von  HIMm  erneuert  die  alte  Kunst  der  Inder  und  Araber  (s.  500 
V.  Chr.  und  1266),  Eisen  mit  dem  Magneten  auszuziehen,  indem  er  mit 
dem  Magneteisenstein  einen  kleinen  EisenspUtter  aus  der  äußeren  Schicht 
der  Hornhaut  entfernt. 

—  Die  erste  Nachricht  über  Feldapotheken,  die  man  mit  in  den  Krieg  führte, 
stammt  von  Fabriz  von  HIMon,  der  erwähnt,  daß  der  Marschall  Moritz  von 
Sachsen  einen  sogenannten  „Feldkasten"  mit  sich  geführt  habe. 

—  Fabriz  von  HIMon  beschäftigt  sich  mit  der  Untersuchung  des  äußeren  Gehör- 
ganges imd  mit  dessen  krankhaften  Zuständen  und  erfindet  das  erste 
Speculum  auris  zur  Erforschung  des  Grehörganges. 

—  Anton  Mdlfr  in  Danzig  erfindet  die  Bandmühle,  die  es  ermögtioht,  daß 
ein  Arbeiter  auf  dem  Webstuhl  16  oder  auch  mehr  Bänder  gleichzeitig 
herstellen  kann. 

—  Olivier  4»  Somo  behandelt  in  seiner  Schrift  „Theätre  d'agriculture"  die 
Obstzucht  in  methodisoher  Weise.  Auch  beschreibt  und  empfiehlt  er  die 
seit  dem  Altertume  (s.  60  Columella)  nicht  mehr  angewendete  Drainage. 

—  Simon  Siovlnui  baut  einen  Segelwagen,  welcher,  nur  durch  die  Kraft  des 
Windes  getrieben,  mit  28  Personen  besetzt  günstig  verlaufende  Probe- 
fahrten zwischen  Scheveningen  und  Petten  unternimmt. 

—  Johann  ThMdon  in  Frankenhausen  konstruiert  ein  Skalenaraeometer  zum 
Spindeln  von  Salzlauge,  das  jedoch  die  Grenzen  der  Frankenhausener 
Saline  nicht  überschritten  zu  haben  scheint.  Thölden  ist  wahrscheinlich 
der  Verfasser  der  früher  dem  Erfurter  Mönch  Basilius  Valentinus  zuge- 
schriebenen Schriften,  welche  von  Thölden  untergeschoben  worden  sind, 
während  Basilius  Valentinus  überhaupt  keine  geschichtliche  Person  ist. 

—  Guido  Ubaldl  fördert  durch  seine  „Perspectivae  libri  sex"  die  Perspektive. 
Er  beweist,  daß  die  Bilder  aller  mit  der  Tafel  nicht  gleichlaufenden  Parallel- 
linien des  wagerechten  Grundrisses  im  Horizonte  des  Auges  zusammenlaufen. 


—      104      - 

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siebzehntes  Jahrhundert. 


1601  Her  Portugieee  Godinho  4»  EndUi  landet  an  der  Nordweetküste  Australiens 
in  der  Gegend  des  Vandiemen  -  G0I&  und  ist  der  erste  Europäer,  der 
Australien  betreten  hat.  Die  Westküste  wird  1616  von  Dirk  Hartog,  die 
Südknste  1627  von  Nuyts  erreicht.     (Vgl.  1606  J.  und  T.) 

—  Der  Ostindien fahrer  James  Laiwastir  leitet  die  erste  Expedition  der  1600 
gegründeten  Ostindischen  Kompagnie  und  legt  den  Grund  zu  dem  Verkehr 
mit  Ostindien.  Die  Holländer,  deren  ostindisohe  Kompagnie  1602  ge- 
gründet wird,  beteiligen  sich  besonders  an  der  Erforschung  von  Ostindiens 
Inselwelt. 

—  Giambattista  MIa  Porta  macht  den  frühesten  bekannten  Versuch  cur  quan- 
titativen Bestimmung,  in  wieviel  Dampf  eine  bestimmte  Wassermenge 
sich  auflöst. 

—  Giambattista  Mta  Porta  macht  den  Vorschlag,  cur  Überleitang  des  Wassers 
in  Waaserleitnngen  über  Berge  hinweg  den  Heber  zu  benutzen. 

—  \ach  William  Shakotpouro  zeigt  sich  das  St.  Elmsfeuer  unter  umständen 
auch  an  einem  Menschen.  (Julius  Caesar,  I,  3:  „Ein  Sklave  hob  seine 
Unke  Hand  empor;  sie  flammte  wie  zwanzig  Fackeln  auf  an  Mal,  und 
doch,  die  Glut  nicht  fühlend,  blieb  sie  unverletzt.") 

160*2  Trotz  der  Einführung  der  Feuerwaffen  erfährt  das  BogenschieBen  und  die 
Konstruktion  von  Pfeil  und  Bogen  auch  im  späteren  Mittelalter  eine  stete 
Vervollkommnung.  Garow  berichtet  in  seiner  Geschichte  von  CornwaUis, 
daß  sich  die  Bogenschützen  seines  Landes  darauf  verstanden,  mit  Pfeilen 
von  EUenlänge  eine  Rüstung  auf  500  Schritt  zu  durchschießen. 

—  Julius  Canorlw  macht  zahlreiche  anatomische  Entdeckungen  im  Gehör- 
organ und  fördert  dessen  Kenntnis,  sowie  die  des  Crehims  und  der  Nerven 
durch  seine  im  vierten  Buche  seines  „Pentaesthesion"  enthaltenen  vortreff- 
lichen Zeichnungen  tmd  Beschreibungen. 

—  Galileo  (taHM,  der  die  Tatsache  des  Isochronismus  der  Pendelschwingungen 
kennt  (s.  1583),  beweist  das  Gesetz  des  Falls  durch  die  Sehnen  des  vertikal 
gestellten  Kreises.  Er  weist  nach,  daß  der  Fall  durch  den  Bogen  kürzere 
Zeit  erfordert,  als  durch  jede  zum  gleichen  Bogen  gehörige  Folge  von  Sehnen. 

—  Galileo  SaHM  findet  für  die  Wurflinie  eine  parabolische  Gestalt,  die  sie 
indes,  was  Galilei  nicht  erkennt,  tatsächlich  nur  im  luftleeren  Räume  be- 
sitzt.   (Vgl.  1537  Tartaglia.)  —  Das  Jahr  1602  ist  ganz  unsicher. 

—  Der  BaJckalaureus  der  Theologie  John  WIIHs  stellt  das  erste  stenographische 
Alphabet  auf  (vgL  1680  Ratoliffe),  welches  indes  noch  der  Einfachheit  und 
Leichtigkeit  der  Darstellung  entbehrt.  William  Maton  verbessert  dieses 
System  wesentlich,  indem  er  1672  auf  alphabetischer  Grundlage  die  Worte 
nach  ihrem  Laute  schreibt,  daneben  aber  eine  Anzahl  von  symbolischen 


—     105     — 

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1608 

Charakteren  mnführt.  Sein  System  wird  von  Thomas  Gumey  vereinfacht 
und  danach  zeitweise  viel  benutzt.  Die  Bezeichnung  „Stenography"  ist 
zuerst  von  John  WüUb  gebraucht  worden. 

1603  Johann  Bayw  veröffentlicht  den  ersten  Stematlas  „Uranometria";  die  Sterne 
werden  zum  ersten  Male  der  Helligkeit  nach  in  jedem  Stembilde  mit  den 
Buchstaben  des  griechischen  Alphabets  bezeichnet.  Diese  Bayer'schen  Be- 
zeichnungen sind  noch  heute  gebräuchlich. 

—  CaroluB  diNiin  gibt  die  erste  eingehendere  Kunde  von  dem  Gummigutt, 
das  1295  bereits  aus  China  nach  Europa  gelangt,  aber  wenig  beachtet 
worden  war.  Seine  medizinische  Einführung  als  drastisch  wirkendes  Abführ- 
mittel erfolgt  gegen  1610. 

—  Joseph  §u  ChMiM  ( Quercetanus)  nennt  zuerst  in  seiner  Pharmakopoe  ein 
aus  spießglanzhaltiger  Schwefelleberlösung  mit  Säure  niedergeschlagenes 
Präparat  Goldschwefel  (Sulphur  auratum).  Das  Präparat  wird  später 
als  Fünffach- Schwefelantimon  erkannt. 

—  Marino  Cthatildl  stellt  in  seinem  „Promotus  Archimedes  etc."  die  ersten 
Tabellen  der  Volumgewichte  von  Flüssigkeiten  und  Metallen  zusammen. 

1604  Galileo  MIM  versucht,  das  von  ihm  schon  vorher  erkannte  Gesetz  der 
Fallräume  durch  die  (unrichtige)  Annahme  zu  erklären,  daß  die  Geschwin- 
digheiten  des  fallenden  Körpers  den  zurückgelegten  Wegen  proportional 
seien.  Die  richtige  Erklärung,  daß  die  Geschwindigkeitszunahme  der 
Zeit  proportional  ist,  fällt  in  die  Zeit  nach  1604  und  vor  1609. 

—  Johann  Kaptor  hat  eine  klarere  Vorstellung  von  der  Brechung  der  Strahlen 
im  Auge  als  Maurolykus  (s.  1560)  und  Plater  (s.  1583).  Kepler  läßt  auf 
der  Netzhaut  ein  umgekehrtes  Bild  entstehen  und  stellt  als  Bedingung 
des  deutlichen  Sehens  hin,  daß  die  Strahlen  eines  leuchtenden  Punktes 
auf  einem  Punkt  der  Netzhaut  vereinigt  werden.  Er  gibt  eine  vollstän- 
dige und  richtige  Theorie  von  dem  Nutzen  der  Brillen.  Er  untersucht 
femer  den  Durchgang  der  Lichtstrahlen  durch  brechende  Medien  und 
streift  nahe  an  die  Erkenntnis  des  Breohungsgesetzes. 

—  Johann  Kaptor  bestimmt  auf  theoretischem  Wege  die  astronomische  Strahlen- 
brechung und  stellt  Formeln  dafür  aiif,  die  1661  von  Jean  Dominique 
Cassini  auf  geometrischem  Wege  vervollständigt  werden.  Er  erkennt  mit 
voller  Klarheit,  daß  nur  Zenitalstrahlen  ganz  ungebrochen  zur  Erde  kom- 
men können. 

—  Johann  Kaplar  entdeckt  im  Sternbild  des  Ophiuchus  einen  neuen  Stern. 
Derselbe  übertrifft  an  Glanz  alle  Fixsterne  1.  Größe,  nimmt  zu  Anfang  des 
folgenden  Jahres  an  Glanz  ab  und  verschwindet  zu  Anfang  des  Jahres  1606 
spurlos. 

—  Garcilaso  it  la  Vtga  bringt  mit  seiner  Schrift  „Comentarios  reales"  die 
erste  Kunde  von  dem  Vorkommen  des  Guano  (huano)  nach  Europa.  Er 
berichtet,  daß  der  Guano  im  Inkareiche  von  alters  her  als  Düngmittel  im 
Gebrauch  gewesen  sei,  und  die  einzelnen  Guanolager  auf  die  Provinzen  des 
Landes  verteilt  waren. 

1605  P^ancis  Baeen  von  Verulam  schlägt  die  Beschaffung  einer  europäischen 
Universalsprache  nach  dem  Muster  des  Chinesischen  vor.  Es  sollen  durch 
Formeln,  welche  die  Ideen  der  Dinge  repräsentieren,  die  Gedanken  in  etwa 
derselben  Weise  zum  Ausdruck  gebracht  werden,  wie  man  die  Ideen  durch 
die  artikulierte  Sprache  wiedergibt. 

—  Pedro  i»  Quin»  entdeckt  Tahiti  und  ändere  Südseeinseln. 

—  Simon  StevinHi  ist  der  Erste,  der  seit  al  Mamun  (vgl.  827)  die  Meßkette 
wieder  erwähnt  und  sie  abbildet. 

—  Der  französische  Minister  Maximilien  it  tally  veranlaßt  den  Bau  des  Kanals 
von  Briare,   der  die  Loire  mit  der  Seine  verbindet.    Der  Kanal,  dessen 


106     — 

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1608 

Länge  59  km  ist,  ^rird  1642  nnter  Ludwig  XIII.  beendet;   er  stellt   den 
ältesten  französischen  Kanal  dar. 

1606  Sir  Bevis  BukiMT  erhält  ein  Patent  für  das  erste  Eisenschneidewerk  in 
England,  bei  dem  das  Schneiden  durch  Schneidescheiben  geschieht.  (S.  auch 
1532  Hessus.) 

—  Der  Florentiner  Antonio  CartttU,  welcher  die  Herstellung  der  Schokolade 
in  Weettndien  kennen  gelernt  hat,  führt  diese  Fabrikation  in  Italien  ein. 

—  Willem  Jaim  entdeckt  mit  seinem  Schiffe  „Duyfken"  die  Ostseite  des 
Carpentaiiagolfs. 

—  Der  Spanier  Luis  Vaz  4»  Tom»  entdeckt  die  Niedrigen  Inseln  imd  durch- 
fährt die  nach  ihm  benannte  Torresstraße.  Die  von  Torres  befahrene 
Linie  ist  wegen  der  zahlreichen  Korallenriffe  gefährlich.  Für  die  Schiffahrt 
wichtiger  ist  daher  der  1802  von  Flinders  gefundene  Prinoe  of  Wales-Kanal. 

1607  Galileo  CMiM  versucht  eine  Messung  der  Lichtgeschwindigkeit,  indem  er 
zwei  mit  Laternen  versehene  Beobachter  in  der  Dunkelheit  einige  Kilo- 
meter voneinander  entfernt  aufstellt,  von  denen  der  eine  seine  Laterne  zu 
bedecken  hatte,  sobald  er  das  Licht  des  anderen  verschwinden  sah.  Aus 
dem  Zeitunterschiede  der  Bedeckung  sollte  die  Lichtgeschwindigkeit  er- 
mittelt werden.  Diese  rohe  Methode  konnte  zu  einem  brauchbaren  Er- 
gebnisse nicht  führen,  enthält  aber  den  Grundgedanken  des  Meßverfahrens 
von  Fizeau  (s.  1849)  und  Foucault  (s.  1854). 

1607 — II  Der  englisohe  Seefahrer  Henry  HvAon  entdeckt  und  erforscht  bei 
seinen  vier  Versuchen,  eine  nordwestliche  Durchfahrt  zu  finden,  den  Hud- 
Bonfluß,  die  schon  von  Frobisher  (s.  1576)  befahrene  Hudsonstrafie  und 
die  Hndsonbai,  wo  er  von  seinen  meuternden  Matrosen  in  einem  Boote 
aosgesetzt  wird  und  verschollen  bleibt. 

1607  Claudio  MoniMfrdt  gestaltet  die  Tonarten  des  Glareanus  (s.  1547)  in  die 
moderne  Molltonart  um. 

1608  B«ciiiB  erwähnt  in  seinem  ,,Tirocinium  chimicum"  das  mittels  Schwefel,  Kalk 
und  Salmiak  hergestellten  „Oleum  sulphuris"  odw  „Liquor  Beguini",  das 
im  wesentlichen  aus  Polysulfureten  besteht.  Auch  van  Helmont  und  na- 
mentlich Boyle  (1663)  tun  dessen  Erwähnung;  der  letztere  mit  dem  Zu- 
satz, daß  die  Dämpfe  jener  Komposition  Blei-  und  Silberlösung  schwärzen. 

—  Thomas  Coryato  sucht  die  (nach  Petrus  Damianus)  gegen  1080  in  Italien 
aufgekommenen,  aber  auch  dort  wenig  gebräuchlichen  Gabeln  in  England 
einzuführen,  erntet  aber  nur  Hohn  und  Spott.  In  Frankreich  werden  die 
Gabeln  1689  am  Hofe  Heinrichs  III.  eingeführt,  aber  ebenfalls  als  weibische 
Ziererei  insbesondere  in  der  1589  erschienenen  Schrift  (L'isle  des  Herma- 
phrodites)  verspottet. 

—  Oswald  Crall  führt  durch  seine  „BasiUca  chimica"  eine  große  Anzahl  or- 
ganisch chemischer  Präparate  in  den  Arzneischatz  ein. 

—  Oswald  Grall  erwähnt  in  seiner  „Basilica  chimica"  das  Knallgold- Ammoniak, 
dem  Beguin  den  Namen  „Aurum  fulminans"  gibt  und  dessen  Zusammen- 
setziug  von  Kunckel  um  1700  angedeutet  und  von  Bergmann  (1769)  und 
Scheele  (1777)  bestätigt  wird,  während  seine  Konstitution  erst  von  Dumas 
(1830)  ermittelt  wird. 

—  Oswald  Crall  gibt  dem  geschmolzenen  Chlorsilber  den  Namen  „Luna  Cornea, 
Homsilber".  Die  Löslichkeit  des  Chlorsilbers  in  Ammoniak  wird  zuerst 
1648  von  Glauber  erwähnt. 

—  Galileo  GallM  erkennt  (etwa  in  der  Zeit  zwischen  1604  und  1609),  daß  der 
Fall  auf  der  schiefen  Ebene  eine  gleichförmig  beschleunigte  Bewegung  ist. 

—  Im  Jahre  1608  gelangen  durch  Vermittelung  der  boilSndltchM  OttiiHllMi- 
iHnpacnte  zum  ersten  Male  indische  bedruckte  Kattune  in  das  Abendland. 
Dieses  Ursprungs  halber  erhalten  solche  Kattune  den  Namen  „Indiennes". 

—     107     — 


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MOS 

1608  Der  hoUändische  Brillenmaoher  Johann  Upptrlity  in  Middelbnrg  sucht  am 
2.  Oktober  um  ein  Patent  für  das  sogenannte  holländische  Femrohr  nach, 
das  ans  einer  bikonvexen  und  einer  bikonkaven  Linse  zusammengesetzt  ist. 

—  Ludoyico  Mwwito  beschreibt  in  seinen  „Opera  medica"  zuerst  die  per- 
niziösen dreitägig  intermittierenden  Fieber. 

—  Blaise  4»  VIgMira  entdeckt  die  Benzoesäure,  die  er  ans  Benzoeharz  in 
krystallinisch  sublimiertem  Zustande  herstellen  lehrt. 

1609  Alonzo  Saavedra  Barta  führt  die  warme  Amalgamation  der  Silbererze 
unter  Benutzung  von  kupfernen  Kesseln  ein.  Er  erwähnt  auch  die  Ver- 
arbeitung geschwefelter  Erze  und  macht  auf  den  Nutzen  des  vorherigen 
Röstens  derselben  aufmerksam.   (Cazoprozeß.) 

—  Wie  Caspar  Bwhln  berichtet,  ist  die  Jalape,  die  als  Draatikum  viel  ge- 
braucht wird,  unter  [dem  Namen  „Bryonia  mechoacanna  nigricans"  ans 
Mexiko  zuerst  nach  England  eingeführt  worden. 

—  Galileo  ClallM  erkennt  im  Jahre  1609  (vielleicht  jedoch  schon  sehr  viel 
früher)  da«  Prinzip  der  Trägheit,  wonach  ein  Körper,  auf  welchen  keine 
Kräfte  wirken,  in  Huhe  oder  gleichförmig  geradliniger  Bewegung  verharrt. 

—  Als  Oalileo  OallM  im  Frühjahr  1609  von  der  holländischen  Erfindung  des 
Fernrohrs  (s.  1608  Lipperhey)  Kunde  erhalten  hatte,  gelingt  es  ihm,  in 
kürzester  Zeit  (nach  seiner  eigenen  Angabe  in  einer  Nacht)  ein  dreimal 
vergrößerndes  Femrohr  selbständig  zu  fertigen.  Doch  behaupten  Zeit- 
genossen, wie  Fontana,  Galilei  habe  in  Venedig  ein  holländisches  Femrohr 
gesehen  und  dasselbe  zum  Muster  genommen. 

—  Karl  IX.  beginnt  mit  dem  Bau  dee  Karlsgrabens,  der  Wener-  und  Wettersee 
mit  dem  Kattegat  verbindet,  die  Reihe  der  Kanäle,  die  sich  von  der  Ost- 
see zur  Nordsee  erstrecken  und  deren  Hauptglied  der  Trollhättakanal  bil- 
det, der  bezüglich  der  Stauhöhe  seiner  Schleusen  auch  heute  von  keiner 
anderen  Eanalanlagc  überholt  worden  ist.  Die  Verbindung  zwischen 
Hjelmar-  und  Mälarsee,  der  Kanal  von  Arboga,  wird  unter  Gustav  Adolf 
und  Christine  erbaut;  der  ganze  Kanal  wird  1832  vollendet. 

—  Johann  Kaplar  entdeckt  durch  sechsjährige  Rechenarbeit  auf  Grund  von 
Tycho  Brahe's  Beobachtungen  die  eisten  beiden  seiner  drei  Gesetze:  Die 
Planeten  beschreiben  Ellipsen  um  die  Sonne  als  Brennpunkt ;  und :  Die 
Verbindungslinie  (Radius  vector)  zwischen  Sonne  und  Planet  bestreicht  in 
gleicher  Zeit  gleiche  Flächenräume. 

—  Johann  Kapitr  gibt  in  seinem  Buche  „De  Stella  Martis"  zuerst  zahlen- 
mäßige Angaben  von  den  Anziehungskräften,  welche  nach  Verhältnis  ihrer 
Massen  Erde  und  Mond  gegeneinander  ausüben  imd  führt  Ebbe  und  Flut 
als  einen  Beweis  an,  daß  die  anziehende  Kraft  des  Mondes  sich  bis  zur 
Erde  erstrecke. 

—  Johann  ÜHPtrlny  führt  auf  Wunsch  der  holländischen  Generalstaaten,  die 
ihm  nur  imter  der  Bedingung  der  Einrichtung  eines  Femrohrs  zum  Ge- 
brauch für  beide  Augen  ein  Privüeg  erteilen  wollen,  die  Verbindung  zweier 
Fernrohre  zu  binokularer  Benutzung  aus.    (Doppelfemrohr.) 

1610  Der  französische  Baumeister  Louis  d«  Foix  beendet  den  im  Jahre  1684 
begonnenen  Bau  des  Leuchtturms  auf  Cordouan.  Dieser  jetzt  noch  tätige 
Leuchtturm  war  lange  Zeit  hindurch  für  derartige  Bauten  vorbildlich. 
(Vgl.  auch  1821  Fresnel.) 

—  FranzBtiNht  Buehklndar  verwenden  zuerst  an  Stelle  der  hölzemen  Buchdeckel 
Pappe,  die  anstatt  mit  Maroquin,  Saffian  oder  Schweinsleder  mit  Kalb- 
leder überzogen  wird.  An  den  Ursprung  erinnern  die  Namen  „Franzband" 
und  „Halbfranzband". 

—  Galileo  flalltel  entdeckt  am  7.  Januar  1610  drei  Jupitertrabanten  und  bald 
darauf  den  vierten.   (Vgl.  1610  Marius.) 

—     108     — 

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1618 

1610  Galileo  GallM  entdeckt  den  Ring  des  Saturn,  den  er  jedoch  für  eine  Drei- 
teilung des  Planeten  hält.  (Vgl.  1657  Huygens).  Er  hat  suerst  eine 
richtige  Vorstellung  von  der  Natur  der  Mondoberfl&che  und  schätzt  aus 
den  Gebirgssohatten  die  Höhe  der  höchsten  Mondberge  auf  8000  m. 

—  Galileo  GallM '  spricht  cuerst  die  Ansicht  aus,  daß  die  Milchstraße  eine  An- 
häufung unz&hUger  nahe  aneinander  befindlicher  Sternchen  sei.  £r  teilt 
die  teleskopischen  Sterne  in  sechs  GröBen  ein. 

—  Johann  Baptist  van  Halmont  kennzeichnet  zuerst  die  bis  dahin  nicht  für 
-wesentlich  verschieden  von  der  Luft  angesehenen  luftförmigen  Körper  als 
verschiedenartig  von  der  Luft  und  untereinander  und  gibt  ihnen  den 
Namen  „Gase".  Namentlich  lehrt  er  den  Wasserstoff,  die  schweflige  Säure, 
die  Kohlensäure  usw.  kennen.  Er  spricht  zuerst  aus,  daß  die  Wirkung 
des  Pulvers  auf  einer  Gasentwicklung  beruhe. 

—  Johann  Baptist  van  Halmont  spricht  zuerst  aus,  daß  bei  der  Atmung  die 
Luft  eine  ähnliche  Rolle  spiele,  wie  bei  der  Unterhaltung  der  Flamme. 

—  Simon  Mariut  bezeichnet  sich  als  den  Entdecker  der  vier  Jupitertrabanten. 
Doch  tritt  er  mit  seiner  angeblichen  Entdeckung  erst  im  Jahre  1614,  also 
4  Jahre  nach  Galilei  (s.  d.  1610)  in  die  Öffentlichkeit,  wobei  er  als  Datum 
der  Auffindung  den  29.  Dezember  1609  alten  Stils,  d.  i.  8.  Januar  1610 
neuen  StÜB,  angibt. 

—  Raymund  Mlndanr  führt  das  essigsaure  Ammoniak  als  „Spiritus  ophtalmicus 
Minderen"  in  den  Arzneisohatz  ein. 

—  Trautaiann  gibt  die  erste  genaue  Beschreibung  eines  Kaiserschnittes,  den 
er  am  21.  April  an  einer  Lebenden  ausgeführt  hat.  (S.  a.  1500.)  Par6 
hatte  auf  Grund  eigener  Erfahrung  und  der  Resultate  seines  Schülers 
Guillemeau  sowie  derjenigen  von  Viart,  Brunet  und  Charbonnet  ausdrück- 
lich vor  dieser  Operation  gewarnt. 

1611  Die  Sonnenflecke  (s.  1160  Averrhoes)  werden  von  Johann  Fabrldut,  Galileo 
fiallM  und  Christoph  Schalnar  fast  gleichzeitig  wieder  entdeckt,  ein  Zu- 
sammentreffen, welches  sich  aus  der  kurz  zuvor  erfolgten  Erfindung  des 
Fernrohrs  (s.  1608  Lipperhey  und  1609  Galilei)  erklärt. 

—  Galileo  GallM  spricht  zur  Unterstützung  der  Kopemikanischen  Lehre  die 
Tatsache  öffentlich  aus,  daß  die  Planeten  keine  selbstleuchtenden  Himmels- 
körper seien  und  daß  Venus  und  Mars  sich  um  die  Sonne  drehen.  Er 
lehrt  im  folgenden  Jahre  die  Achsendrehung  der  Sonne. 

—  Johann  Kaplar  erfindet  das  astromomische  oder  Kepler'sche  Femrohr,  das 
in  seiner  einfachsten  Gestalt  eine  Bikonvexlinse  als  Objektiv  und  eine 
ebensolche  als  Okular  hat  und  umgekehrte  Bilder  liefert.  Er  beschreibt 
das  Femrohr  in  seiner  ,,Dioptrik",  in  der  er  diese  Wissenschaft  so  darstellt, 
wie  wir  sie  auch  heute  noch  behandeln.  Die  Begriffe  ,, Prisma,  Linse, 
Meniskus  usw."  werden  hier  zum  ersten  Male  aufgestellt. 

—  Nachdem  schon  Aretaeus,  Severinus  und  Foreest  Notizen  über  die  Diph- 
therie gegeben  hatten,  gibt  Villa  Raal  mit  der  Schilderung  des  in  Spanien 
herrschenden  JarotUlo  ein  wohl  zu  erkennendes  Bild  dieser  Krankheit. 
Insbesondere  erwähnt  er  auch  die  zähe  Membran  als  Characteristikum. 

1612  Agalloains  (FrauQois  Aguillon)  begründet  die  Horopterlehre,  die  nament- 
lich von  J.  Müller  1826,  Pr^vost  1843,  Helmholtz  1862,  Hering  1863  und 
Volkmann  1863  gefördert  wird.  Horopter  ist  für  eine  bestimmte  Augen - 
Stellung  der  Inbegriff  aller  derjenigen  Punkte  im  Raum,  deren  Abbildungen 
bei  dieser  Augenstellung  auf  identische  Punkte  der  beiden  Netzhäute  fallen. 

—  Claude  Gaspard  Bachtt  da  MMrlac  kündigt  in  seinen  „Problömes  plaisants 
et  däectables  qui  se  fönt  par  lea  nombres"  die  Auflösung  der  unbestimmten 
Gleichungen  vom  ersten  Grade  an,  die  er  1624  allgemein  und  vollständig 
gibt.    (Vgl.  auch  1484  Chuquet.) 

—     109     — 

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1618 

1612  Button  and  ln(raiii  nntemehmen  eine  Hilfserpedition  znr  ÄafBuohung  des 
verschollenen  Hudson.  (S.  1607.)  Sie  schließen  aus  den  Erscheinungen  der 
Ebbe  und  Flut  auf  einen  Zusammenhang  des  von  Hudson  aufgefundenen 
Meeres  mit  einem  westlichen  Weltmeere  xmd  leisten  dadurch  den  Be- 
strebungen für  die  Auffindung  einer  Nordwestpassa^  Vorsohub. 

—  .Tohann  Faiilhabar  fördert  die  Lehre  von  den  arithmetischen  Reihen,  indem 
er  Summenformeln  für  die  Potenzen  der  aufeinanderfolgenden  Zahlen 
der  natürlichen  Zahlenreihe  bis  zur  Summe  der  11  Potenzen  einschließ- 
lich gibt. 

—  Simon  Martat  entdeckt  als  ersten  Nebelfleck  den  Nebelfleck  in  der  Andro- 
ineda,  zu  dem  Hartwig  1885  eine  Nova  findet. 

—  Der  Florentiner  Antonio  Nerl  trägt  durch  sein  Buch  „De  arte  vitraria" 
zur  Entwicklung  der  Glasbereitung  bei.  Er  kennt  bereits  das  Blei- 
krystaUglas,  das  er  von  allen  Gläsern  das  allerschönste  und  edelste  nennt. 

1613  Christoph  Sdialntr  bestimmt  aus  der  Beobachtung  der  Sonnenflecke  die 
Kotationszeit  der  Sonne  und  die  Lage  ihres  Äquators  und  beobachtet 
zuerst  die  Sonnenfackeln. 

—  Jacob  Theodor  Tabarnaamontauius  gebraucht  zuerst  die  Arnica  medizinisch 
gegen  die  Hämorrhoidalkoliken;  größere  Verbreitung  findet  dieselbe  jedoch 
erst  seit  1667  durch  Johann  Michael  Pehr.    (Vgl.  auch  1550.) 

1614  Robert  Bykrt  und  William  BaMn  machen  eine  Expedition  zur  Auffindung 
der  Nordwestpassage  und  gelangen  aus  der  Hudsonstraße  in  den  Foxkanal, 
wo  sie  indes  durch  Packeis  an  der  Weiterfahrt  verhindert  werden.  (S.  a. 
1616B.) 

—  Roderich  a  Castro  beschäftigt  sich  in  seinem  ,,Tractatu8  Medioo-Politicus 
give  de  oflicüs  medico-politicis  tractatus"  sehr  eingehend  mit  den  Auf- 
gaben des  Gerichtsarztes  und  muß  als  der  Schöpfer  der  wissenschaftlichen 
gerichtlichen  Medizin  bezeichnet  werden. 

—  Der  Grieche  Damlaeiannt  wendet  zuerst  die  Benennungen  „Teleskop"  und 
„Mikroskop"  an,  an  Stelle  der  für  diese  Instrumente  bis  dahin  gebräuch- 
lichen Bezeichnungen  „Perspicilia",  „ConspicUia"  und  „Occhiali". 

—  Der  schottische  Mathematiker  John  Noplor  ot  Morchltton  wird  mit  seinem 
Werke  „Descriptio  mirifici  logarithmorum  canonis"  der  geschichtUohe  Er- 
finder und  zugleich  Namengeber  der  Logarithmen,  welchen  Ruhm  sich 
Bürgi  hat  entgehen  lassen.  (S.  1620.)  Er  stellt  die  als  Napier'sche  Ana- 
logien bezeichneten  Formeln  zur  Berechnung  sphärischer  Dreiecke  auf. 

—  Der  italienische  Arzt  Santorio  Santoro  weist  die  Perspiration  (die  unmerk- 
liche Stoffausgabe  durch  Lunge  und  Haut)  und  andere  Erscheinungen  des 
Stoffwechsels  und  Wachstums  durch  jahrelang  fortgesetzte  Wägungen  nach. 

1616  William  BafllR  wendet  zu  Ortsbestimmungen  zuerst  die  Methode  der  Mond- 
kulminationen an,  welche  sich  auf  die  Beobachtung  der  Meridiandurch- 
gangszeit des  Mondes  gründet. 

—  Fabrizio  BarMotü  entdeckt  den  Milchzucker,  den  er  durch  Eindampfen 
von  Molken  gewinnt.  Die  Herstellung  des  Milchzuckers  wird  seit  den 
letzten  Dezennien  des  18.  Jahrhunderts  ausschließlich  in  der  Schweiz  be- 
trieben und  bleibt  bis  gegen  1880  das  Monopol  der  Berggemeinde  Marbach 
im  Kanton  Luzem.  Erst  seitdem  entstehen  auch  Fabriken  in  Deutsch- 
land tmd  Amerika. 

—  Der  Werkmeister  an  der  Pariser  Münze  Nicolas  Briot  konstruiert  ein  Prfige- 
werk,  welches  in  seiner  Einrichtung  einem  Walzwerk  gleicht,  auf  dessen 
Walzenbahnen  sich  die  Gravierungen  der  Münzen  befinden.  Er  verkauft 
später  seine  Erfindung  an  Warin,  der  sie  noch  verbessert  und  zur  Ein- 
führung bringt.  (S.  a.  1552.) 


—      110     - 

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161« 

1616  Johann  Baptist  van  Halmoiit  weiß,  daß  die  D&mpfe  des  brennenden 
Schwefels  die  Flamme  erlöschen  machen. 

—  Johann  Baptist  van  HalmMt  bewirkt  dnrch  sein  „Pharmacopolitim  ac  dis- 
pensatorium  modemnm",  in  dem  viel  Belehrang  über  die  richtige  Dar- 
stellung der  Arzneien  nnd  über  die  Schädlichkeit  mancher  damals  ge- 
brauchter Mittel  enthalten  ist,  einen  wesentlichen  Fortschritt  der  Arznei- 
mittellehre. Er  macht  zuerst  auf  die  stärkende,  erhitzende  Kraft  des 
Mohnsaftes  aufmerksam. 

—  Johann  Baptist  van  Htlnumt  erwähnt  zuerst  die  Feuererscheinung,  unter 
welcher  sich  der  Schwefel  mit  den  Metallen  vereinigt.  Er  gibt  an,  beim 
Rösten  von  Blei  mit  Schwefel  Feuer  wahrgenommen  zu  haben,  ohne  daß 
ein  brennender  Körper  die  Mischung  berührt  habe.  Deimann,  Paets  von 
Troostwyk,  Nieuwlandt,  Bondt  und  Lauwerenburgh  zeigen  1793,  daß  die 
Feuererscheinung  auch  dann  eintritt,  wenn  die  Verbindung  von  Schwefel 
mit  Metallen  in  sauerstofffreien  Gasen  stattfindet. 

—  Andreas  Llkaviin  schreibt  eine  „Chirurgia  transfusoria",  aus  der  hervor- 
geht, daß  er  es  für  möglich  hält,  zu  Heilzwecken  Blut  von  einem  jugend- 
lichen Individuum  in  die  Gefäße  eines  älteren  zu  leiten.  Ähnliche  An- 
sichten waren  vor  ihm  schon  von  Hieronymus  Cardanüs  und  Magnus 
Pegelius  geäußert  worden. 

—  Christoph  Schalnar  beobachtet,  daß  durch  zwei  im  Abstand  von  1 — U/2  mm 
in  ein  Kartenblatt  gestochene  feine  Öffnungen,  welche  dicht  vor  das  Auge 
gehalten  werden,  eine  Nadel  sowohl  in  sehr  geringer,  als  auch  in  sehr 
weiter  Entfernung  vom  Auge,  d.  h.  über  den  Nah-  und  über  den  Fern- 
punkt hinaus,  doppelt,  innerhalb  dieser  beiden  Grenzen  aber  einfach  ge- 
sehen wird.  Auf  dieser  Beobachtung,  dem  Scheinerschen  Versuch,  beruhen 
die  Methoden  der  Optometrie,  der  Messung  der  Sehweite,  für  welche  man 
Optometer  (s.  d.)  konstruiert  hat. 

1616  William  BaMn  erforscht  bei  Versuchen,  einen  Wasserweg  zwischen  Hudson - 
bai  und  StiUem  Ozean  zu  finden,  die  Baffinbai  und  entdeckt  den  Smith-, 
St.  Johns-  und  Lancaster-Sund.  Er  beobachtet  in  der  Baffinbai  die  größte 
damals  bekannte  Deklination  von  66"  westlich. 

—  Fabio  Colonna  unterscheidet  bei  den  Fossilien  scharf  zwischen  den  Resten 
von  Süßwasser-  und  Seewasser-Tieren. 

—  Galileo  SallM  formuliert  seine  Theorie  der  Ebbe  und  Flut,  die  er  im 
wesentlichen  auf  die  doppelte  Bewegung  der  Erde  (Umdrehung  um  sich 
selbst  und  Umlauf  um  die  Sonne)  zurückfuhrt. 

—  In  einem  Briefe  des  Thomas  Bartholinus  an  J.  L.  Hannemann  aus  der 
2.  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  findet  sich  folgende  Stelle:  „Singulare 
instrumentum  invenit  descripsitque  Franciscus  Kailar  Wetzlariensis  1616. 
quod  „Wasserharnisch"  vocat,  quo  tuto  ambulemus  in  fundo  maris, 
legamus  ibidem,  scribamus,  edamus  etc.  sine  periculo  vitao  longiori  tem- 
pore." Ob  der  damit  gemeinte  Apparat,  der  nach  der  beigefügten  Figur 
eine  wirkliche  Taucherglocke  darstellt,  nur  theoretisch  entworfen,  oder 
auch  praktisch  erprobt  ist,  wird  nicht  gesagt.  (Vgl.  a.  210  v.  Chr.,  1350 
und  1664.) 

—  Jacob  Lt  Malra  und  Willem  Comelisz  SdioatMi  entdecken  die  Le  Maire- 
Straße  und  umsegeln  das  nach  ihrem  Schiffe  „Hoom"  Kap  Hoom  benannte 
Südende  von  Feuerland.  Sie  stellen  zuerst  die  Gestaltung  der  Südspitze 
Amerikas  fest. 

—  Cesare  Magati  tritt  für  eine  einfachere  und  mehr  exspektative  Wundbehand-  • 
Inng,   insbesondere   bei  Schußwunden    und  Fisteln   ein   und   spricht   sich 
gegen  die  zu  häufigen  Verbanderneuerungen  als  eine  schädliche,  die  Heilung 
verzögernde  Maßregel  aus. 

—      111     — 

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161« 

1616  Jean  Baptiste  Morln  macht  zuerst  in  ungarischen  Bergwerken  die  Ent- 
deckung,  daß  die  Temperatur  mit  der  Tiefe  zunimmt.     (S.  a.  1763  Ott). 

1617  Der  Mathematiker  Henry  Briggs  (latinisiert  Briggius)  in  Oxford,  bestimmt 
die  Werte  der  von  Napier  of  Merchiston  (s.  1614)  erfundenen  Logarith- 
men bis  zu  großer  Genauigkeit  und  gibt  die  ersten  Tafeln  S-steUiger 
Logarithmen  heraus,  die  er  später  zu  14-steUigen  vervollständigt.  Briggs 
wählt  die  Zahl  10  als  Basis  der  Logarithmen,  weshalb  die  dekadischen 
Logarithmen  auch  als  „Briggs'sohe  Logarithmen"  bezeichnet  werden. 

—  Napisr  of  MwchMon  erfindet  ein  Rechenbrett  (Abakus)  mit  beweglichen 
GÜedem  (Napiers  bones.  —  Napier'sche  Rechenstäbchen).  (Vgl.  seine 
Schrift  „Rabdologiae  seu  numerationis  per  virgnlas  Ubri  duo".) 

—  WiUebrord  SmUlut  in  Leiden  schafft  durch  Einführung  der  Triangulations- 
methode die  Grundlage  der  heutigen  geodätischen  Erdmessung,  indem  er 
zeigt,  daß  die  Entfernung  zweier  weit  entfernter  Punkte  mit  Hilfe  einer 
verhältnismäßig  kurzen  (20  bis  30  km  langen)  Standlinie,  nur  durch 
Winkelmessung  und  trigonometrische  Ausrechnung,  bestimmt  werden 
kann.    (S.  1822  Schwerd). 

—  Willebrord  SnaHlus  stellt  gleichzeitig  mit  Wilhelm  Sohickhart  die  fälsch- 
lich „Pothenotsche  Aufgabe"  genannte  geodätische  Aufgabe  auf  und  gibt 
deren  Lösung. 

—  Simon  Stovinut  schafft  mit  Hilfe  von  Schleusen  und  unter  weitgehender 
Anwendung  der  Bewegung  des  Wassers  neue  wertvolle  Mittel  des  Festungs- 
baus. 

—  Eine  der  frühesten  Abbildungen  und  Beschreibungen  einer  Hebelade  findet 
sich  in  dem  „Recueil  de  machines"  von  Fran^ois  Thyboural  und  .Tean 
Apptor.  Von  hier  ist  die  Abbildung  in  Leurechons  „Recreationes"  und  aus 
diesen  in  Sohwenters  „Mathematische  Erquickstunden"  übergegangen. 
(S.  1723  L.) 

1618  Während  das  Tierheilwesen  im  Mittelalter  in  der  Hauptsache  in  den 
Händen  der  Hirten  und  Schmiede  lag  und  im  besonderen  ein  Militär- 
veterinärwesen nirgends  organisiert  war,  verfaßt  zuerst  der  kurbranden- 
burgische  MilitärroBarzt  Martin  BBhiM  ein.  wenn  auch  vom  heutigen 
wissenschaftlichen  Standpunkte  aus  sehr  unvollkommenes  Werk  über  die 
Pferdearzneikunde  („Ein  Neu  Buch  von  bewehrten  Roß-Artzeneyen"), 
welches  fast  100  Jahre  (1618—1710)  im  Gebrauch  bleibt. 

—  Johann  Baptist  Cysat  entdeckt  bei  Gelegenheit  der  Beobachtung  des 
Kometen  vom  Jahre  1618  den  Orionnebel. 

—  Galileo  QallM  konstruiert  ein  Perspektiv  für  zwei  Augen,  das  vollkommener 
als  das  lipperhey'sche  Instrument  (s.  1609)  ist. 

—  Johann  Kapitr  stellt  sein  drittes  Gesetz  der  Planetenbewegungen  auf:  Die 
Quadrate  der  Umlaufszeiten  der  Planeten  verhalten  sich  wie  die  Kuben 
ihrer  mittleren  Entfernungen  von  der  Sonne.  —  Begeistert  füg^  er  hinzu: 
„Endlich  habe  ich  es  ans  Licht  gebracht  und  über  all  mein  Hoffen  als 
wahr  befunden,  daß  die  ganze  Natur  der  Harmonien  in  den  himmlischen 
Bewegungen  vorhanden  ist." 

—  David  Ramssy  und  Thomas  WIMgooM  nehmen  ein  Patent  auf  eine  land- 
wirtschaftliche Maschine,  die  ohne  Anwendung  von  Pferden  oder  Ochsen 
pflügt,  „as  well  as  to  ploughe  grounds  without  horses  or  oxen".  Dem- 
selben Ramsey  wird  1630  ein  Patent  auf  eine  Vorrichtung,  „durch  Feuer 
Wasser  in  Bergwerke  zu  heben",  erteilt. 

—  Willebrord  Smllliit  entdeckt  das  Gesetz  des  konstanten  Verhältnisses 
zwischen  dem  Sinus  des  Einfallwinkels  und  dem  des  Brechungswinkels 
der  Lichtstrahlen. 


112     — 

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leao 

1619  Der  Engender  Dud  Dndtoy  verwendet  zur  Eisengewinnung  suerst  Stein- 
kotde  an  Stelle  der  bis  dahin  gebräuchlichen  Holzkohle. 

—  John  EttarlnctMi  stellt  die  erste  ZiegeUormmasohine  her. 

1619  Christoph  MMliier  führt  den  Beweis,  daß  die  Netzhaut  das  eigentliche 
Sehorgan  ist  und  die  KrystaUlinse  und  der  Glaskörper  nur  dazu  dienen, 
die  Lichtstrahlen  dergestalt  zu  brechen,  daß  der  G«genstand  sich  auf  der 
Netzhaut  darstellt.  (S.  a.  1160.)  Er  bemerkt  die  ndt  der  Akkommodation 
verbundene  PupiUenver&nderung  und  gibt  die  erste  Abbildung  des  Auges, 
mit  welcher  auch  die  heutige  Anschauung  sich  befriedigt  erklären  kann. 

1620  Francis  Baeon  von  Verulam  definiert  in  seinem  „Novum  Organum"  die 
Wärme  als  eine  Bewegung  der  kleinsten  Körperteilchen. 

—  Francis  Bacoii  von  Yerulam  bezeichnet  in  seinem  „Novum  Organum"  die 
Südspitzen  Afrikas  und  Südamerikas  als  homologe  Bildungen  (SimiUtudinee 
physicae  in  conflguratione  mundi).    (Vgl.  auch  1772  C.) 

—  Caspar  BaiiMa  bewirkt  eine  neue  Anordnung  der  Pflanzen  nach  habituellen 
Ähnlichkeiten.  Er  stellt  die  ersten  wissenschaftlichen  Speziesdiagnosen  auf 
und  benennt  die  Gattungen,  ohne  jedoch  für  diese  eine  Diagnose  zu  geben. 

—  Nachdem  Danner  in  Nürnberg  etwa  100  Jahre  nach  Gutenberg  die  Buch- 
druckpreese  verbeesert  hatte,  indem  er  die  bisher  aus  Holz  angefertigte 
Spindel  durch  eine  solche  aus  Messing  ersetzte,  bringt  der  Holländer  Willem 
Janszoon  BlMn  wesentUche  Verbesserungen  an  der  Presse  an,  indem  er  nament- 
lich unter  der  sog.  Brücke  eine  nach  unten  gebogene  stark  federnde  Platte 
anbringt,  die  durch  ihr  G«radewerden  beim  Druck  demselben  seine  stoB- 
artige  Plötzlichkeit  nimmt  und  ihn  verstärkt,  zugleich  aber  bei  dessen 
Nachlassen  den  Prefibengel  zurückschnellt. 

—  Just  BOrfl  veröffentlicht  seine  Schrift  „Arithmetische  und  Geometrische 
Progrees-Tabulen",  eine  Logarithmentafel,  die  in  den  Jahren  1603—1611 
entstanden  ist,  zu  deren  Herausgabe  sich  aber  Bürgi  trotz  Kepler's  Auf- 
forderung nicht  früher  entschließen  konnte.  Bürgi  hat  sich  damit  den 
Kuhm,  der  geschichtliche  Erfinder  der  Logarithmen  zu  sein,  entgehen 
lassen.     (Vgl.  1614  Napier.) 

—  Fnunoll  in  Ronen  stellt  zuerst  die  sogenannten  Flocktapeten  her,  das  sind 
Tapeten  aus  Leinwand,  auf  die  das  Muster  durch  Schablonen  oder  Stempel 
mit  einem  Klebemittel  aufgetragen  und  mit  ScherwoUe  der  Tuchmacher, 
oder  auch  mit  Seidenstaub  bedeckt  ist.  1634  wird  diese  Industrie  von 
Lanyer  nach  England  überführt. 

—  Edmund  Sairtv  berechnet  die  trigonometrischen  Logarithmen  und  ver- 
öffentlicht die  ersten  Tafeln  der  Logarithmen  für  Sinus  und  Tangenten 
für  die  Grade  und  Minuten  im  ersten  Quadranten.  Er  gebraucht  zuerst 
an  Stelle  der  bis  dahin  üblichen  Bezeichnung  „Sinus  complementi"  die 
durch  Wortumsetzung  und  Abkürzung  entstandene  Benennung  „Cosinus". 

—  Johann  Baptist  van  Htimont  lehrt  das  Weiterbestehen  eines  Körpers  in 
seinen  Verbindungen,  wie  der  Kieselerde  in  dem  Wasserglas,  des  Silbers  in 
seinen  Salzen,  erfaßt  demnach  den  Satz  von  der  Erhaltung  des  Stoffes 
klarer  als  seine  Zeitgenossen. 

—  Johann  Baptist  «an  Helmont  verwirft  die  Idee  Galen's,  daß  die  Verdauung 
im  Magen  durch  die  Wärme  geschehe  und  setzt  an  ihre  Stelle  die  bessere 
Vorstellung,  daß  das  an  die  Magensäure  gebundene  Fermentum  die  Ver- 
dauung bewirke.  Er  betrachtet  die  Galle  nicht  mehr,  wie  Galen,  als 
bloßes  Exkrement,  sondern  als  wichtigen  Faktor  der  Verdauung,  der  im 
Duodenum  auf  den  Speisebrei  einwirke,  und  da  sie  alkalisch  sei,  diesem  die 
Säure  nehme. 

—  Fabriz  vm  HIMm  macht  in  seinen  „Observationes"  darauf  aufmerksam,  daß 
Schädelverletzungen  häufig  die  Ursache  von  Geisteskrankheiten  seien. 

BstinttsedteT.  8 

—      113     — 


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1620  Der  Kupferstecher  Theodor  Mtyw  erfindet  den  weichen  Ätzgmnd,  der  im 
wesentlichen  aus  Wachs  und  Asphalt  besteht.  (Für  den  bisher  ausschließ- 
lich benutzten  harten  Ätzgrund  war  ein  hoher  Prozentsatz  von  hartem 
Pech  verwendet  worden.)  Der  Grund  wird  durch  Lampenruß  geschwärzt, 
damit  die  durch  die  Nadel  bloßgelegten  Striche  der  MetaMäche  deutlich 
sichtbar  werden. 

1621  Der  neulateiniBche  Satiriker  John  Barclay  in  Rom  spricht  in  seinem  zu 
Paris  gedruckten  Bomane  „Argenis"  von  künstlich  gefrorenem  Weine 
und  in  Hohlformen  gefrorenen  Fruchtsäften  als  Tafeigenässen.  (Vgl.  1660 
Couteaux.) 

—  Pierre  ClatMiHll  begründet  mit  der  Beobachtung  des  großen  Nordlichts 
vom  12.  September  1621  —  er  nennt  die  Erscheinung  „Aurora  borealis"  — 
die  wissenschaftliche  Nordlichtbeobachtung. 

—  Francesco  PlaBonl  beschreibt  zuerst  die  Ausfübrungsgänge  der  heute  ge- 
wöhnlich nach  Bartholinus  benannten  Drüsen.   (S.  1661.) 

1622  Gasparo  AMiil  aus  Cremona,  Anatom  in  Pavia,  entdeckt  die  Mesenterial- 
drüsen,  die  als  „Panoreas  Asellii"  bezeichnet  werden  und  beschreibt  die 
schon  dem  Erasistratos  (s.  300  v.  Chr.)  bekannten  Chylusgefäße  in  ein- 
gehender Weise. 

—  ComeUus  DrabM  konstruiert  ein  Unterseeboot,  mit  welchem  er  zwei  Stunden 
lang  unter  dem  Themsespiegel  mit  zwölf  Ruderern  herumfährt.  Die  Ruder- 
grifCe  sind  durch  wasserdichte  Lederschläuche  ins  Innere  des  Fahrzeugs 
geleitet.  Eine  Spiere  am  Bug  sollte  einen  Torpedo  gegen  den  feindlichen 
Schiffskörper  stoßen.  Sobald  das  Deck  geschlossen  war,  konnte  das  Fahr- 
zeug 16  Fuß  tauchen.  Doch  bewährte  sich  das  Boot  ebensowenig  als  die 
Spieren-  und  Treibtorpedos,  die  1628  von  den  Engländern  bei  La  Bochelle 
versucht  wurden. 

1623  Der  Landgraf  Harmann  von  Hanan-Canal  (Uranophilus  Cyriandrus)  macht 
tägliche,  regelmäßig  gebuchte  Wettemotiemngen  durch  23  Jahre  hin- 
durch. 

1624  Francis  Baeon  von  Verulam  schlägt  vor,  die  Schallgeschwindigkeit  durch 
Abfeuern  von  Greschützen  (Messung  des  Zeitunterschiedes  zwischen  dem 
Blitz  des  Geschützes  und  dem  Knalle)  zu  ermitteln. 

—  Philipp  nOvflr  bereitet  durch  seine  ,,Introductio  in  G«ographiam  univer- 
sam"  den  Boden  für  die  später  ,, Historische  Geographie"  benannte  erd- 
kundliche Disziplin. 

—  Pierre  fiatiendl  begründet  aufs  neue  die  atomistische  Naturerklärung,  indem 
er  an  die  Atomenlehre  des  Epikuros  anknüpft. 

—  Der  Jesuit  Jean  LMirachon  gebraucht  zuerst  (in  seiner  Schrift  „R^crtetions 
math^matiques")  das  Wort  „Thermometer". 

1626  Als  Erfinderin  des  unter  dem  Namen  „Aqua  Tofana"  bekannten  Gift- 
trankes, welcher  mit  Sicherheit  wirkte,  ohne  den  Verdacht  einer  Ver- 
giftung zu  erregen,  wird  die  Italienerin  Teofania  dl  Mamo  genannt  (hin- 
gerichtet 1633  zu  Palermo).  Das  Gift  soll  durch  Kochen  von  weißem 
Arsenik  mit  Blei  und  Antimon  hergestellt  worden  sein. 

—  W.  Baait  schlägt  zum  Schutze  von  hölzeren  Schiflsböden  gegen  den  Bohr- 
wurm Sohießpulver,  Zement  und  einen  Auszug  aus  Kupferarsenerzen  vor, 
die  er  zusammen  verkocht.  Ihm  folgt  anfangs  des  18.  Jahrhunderts 
Emerson  mit  einem  aus  gekochtem  Leinöl,  Glaspulver  und  Saud  be- 
stehenden Überzug. 

—  Christoph  SchaliMT  liefert  den  experimentellen  Nachweis  des  umgekehrten 
Netzhautbildchens.  (Vgl.  1587.) 

—  Francesco  StaHutI  verwendet  das  Mikroskop  zur  Untersuchung  von  Teilen 
der  Bienen.    (S.  a.  1592.) 

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1688 

1626  Der  kaiserliche,  gp&ter  Bchwedische  Oberst  von  Wurmknnd  konstruiert  leichte 
Kartäteohgeeohütse  aus  dünnen  Kupferrohren  mit  Tanum'wioklung  und 
LederamhüllTuig,  die  sog.  ledernen  Kanonen  Gustav  Adolfe.  Die  Greschütse 
wurden  bereits  1631  wieder  abgeschafft,  weil  die  zu  rasche  Erhitzung  der 
Rohre  eine  Selbstentzündiug  der  Ladung  herbeiführte.  Doch  wurde  der 
Gedanke,  wenn  auch  in  veränderter  Gestalt,  später  von  Hannoteau  und 
alsdann  von  Longridge  (s.  1884  L.)  wieder  aulgenommen. 

1626  Der  König  ausbiv  AMf  vermindert  das  Gewicht  der  Muskete  auf  6  kg, 
wodurch  die  Gabel  entbehrlich  und  die  Beweglichkeit  der  mit  der  Mus> 
kete  bewaffneten  Truppen  eine  größere  wird.  (S.  1567  Alba.) 

—  Jean  Rlohui  entdeckt,  daß  die  Ursache  der  Hautfarbe  der  Neger  in  dem 
Pigmentreichtum  der  Epidermis  liegt,  welche  mit  der  Rasse  wechselt. 

—  Santorio  SMtoro  gibt  in  seinem  Kommentar  zum  Kanon  des  Avioenna  an, 
daß  man  zur  Kälteerzeugung  das  Gemisch  von  Eis  und  Salpeter  durch 
ein  Gemisch  von  3  Teilen  Schnee  und  1  Teil  Kochsalz  ersetzen  könne. 

1627  Bei  der  Belagerung  von  La  RocheUe  durch  Richelieu  werden  von  der  Ar- 
tillerie an  Stelle  der  Rundkugeln  zylinderförmige  Langgeschosse  verwendet, 
eine  Erfindung  von  Clarmr  in  Nürnberg.  Da  diese  Geschosse  aus  glatten 
Creschützen  verfeuert  werden  und  ihnen  daher  die  Drehung  um  eine  sta- 
bile Längsaohse  fehlt,  ist  ihre  Trefffähigkeit  gering.  Doch  hat  der  Vor- 
schlag Clamers  eine  entwicklungsgeschichtliche  Bedeutung. 

—  Mathurin  Joinw  4»  1«  nMM  erwähnt  in  seiner  „La  fldelle  Ouvertüre  de 
l'art  du  serrurier"  ein  in  Piemont  gebräuchliches  Verfahren  zur  Umwand- 
lung von  Eisen  in  Stahl,  welches  darin  besteht,  daß  mit  Holzkohlenpulver 
beetreute  schmale  Stücke  weichen  Eisens  lagenweise  in  einen  feuerfesten, 
gut  verschlossenen  Tiegel  eingeschichtet  werden,  worauf  das  Ganze  längere 
Zfflt  der  Weißglühhitze  ausgesetzt  wird.  Danach  ist  zu  Anfang  des  17.  Jahr- 
hunderts die  früher  bekannte  Tatsache  der  Zementstahlbereitimg  fabrik- 
mäßig ausgenutzt  worden,  wie  auch  aus  Athanasius  Kirchers  „De 
Magnete"  (1641)  und  Dud  Dudley's  „Metallum  Martis"  (1665)  hervorgeht. 

—  Nach  langen  Verzögerungen  erscheinen  Johann  Koplar't  astronomische,  auf 
Grund  der  Beobachtungen  Tycho  Brahe'a  berechnete  Tafeln  unter  dem 
Titel  „Tabulae  Rudolphinae"  zu  Ulm  im  Drucke.  Sie  treten  an  die  Stelle 
der  prutemsohen  Tafeln.     (S.  1651  Reinhold.) 

—  Der  Tiroler  Caspar  Wtbidl  führt  am  8.  Februar  die  erste  erweisliche 
Sprengung  in  Bergwerken  im  Oberbieberstollen  zu  Schemnitz  aus. 

1628  Benedetto  CMtelll  verfaßt  das  erste  wissenschaftliche  Werk  über  die  Be- 
wegung des  Wassers  in  Flüssen  und  Kanälen  („Della  Misura  dell'  acque 
correnti")  und  findet  den  Satz,  daß  in  einem  Kanal  von  konstantem 
Querschnitt  die  Flüssigkeitsquerschnitte  des  im  stationären  Zustande 
fließenden  Wassers  sich  umgekehrt  wie  die  entsprechenden  Geschwindig- 
keiten verhalten. 

—  WiUiam  Harvty  findet,  daß  die  Venen  bei  der  Unterbindung  unterhalb  des 
Bandes,  d.  h.  dem  Herzen  am  fernsten,  anschwellen,  während  die  Arterien 
auf  der  dem  Herzen  nächsten  Seite  aufgetrieben  werden.  Er  kombiniert 
diese  Beobachtung  mit  der  des  Fabricius  ab  Acquapendente,  daß  sich  die 
Klappen  der  Venen  nach  dem  Herzen  öffnen  (s.  1570)  und  spricht  aus, 
daß  das  Blut  von  der  linken  Herzkammer  in  die  Arterien  bis  an  deren 
Ende  getrieben  wird  und  von  da  durch  die  Venen  zur  rechten  Herzkammer 
zurückkehre.  Er  beweist  in  seiner  Schrift  „Exercitatio  anatomica  de  motu 
cordis  et  sanguinis  in  animalibus",  daß  der  Lungenkreislauf  nur  eine 
Fortsetzung  dieser  großen  Bewegung  ist  und  zeigt,   daß  seine  Entdeckung 

.  durch  die  Pulserscheinungen  und  die  Resultate  bei  Öffnung  der  Adern  be< 
stätigt  wird.  (Großer  Blutkreislauf.) 

8* 

—     IL-i     — 


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1688 

1628  Jean  LMtanlt  berichtet  in  seinem  Werke  „Quatre  livree  de  Secrets  de 
Mödecine  et  de  la  Philosophie  chimique",  daß  Puder,  Schminken  und 
Pomaden  sich  am  französischen  Hofe  einzuführen  beginnen.  In  Italien 
hatte  sich  deren  G-ebrauch  ungefähr  von  1660  an  verbreitet,  nachdem  die 
seit  den  ältesten  Zeiten  geübte  Anwendung  von  Parfüms,  die  von  den 
Juden  über  Griechenland  nach  Rom  gekommen  und  dort  groBe  Aus- 
breitung gewonnen  hatte,  seit  der  Völkerwanderung  fast  ganz  ver- 
schwunden war. 

1629  Der  Franziskanermönch  Da  la  Roch*  CAIIkm  gibt  die  erste  Nachricht  über 
das  Erdöl  in  Amerika. 

—  Albert  SIrard  verfaßt  eine  Schrift  „Invention  nouvelle  en  l'algöbre",  in 
der  zum  ersten  Male  Formeln  für  den  Inhalt  sphärischer  Dreiecke  und 
Polygone  entwickelt  werden.  Er  weiß,  daß  jede  Gleichung  so  viele  Wur- 
zeln hat,  als  ihr  Grad  anzeigt,  imd  daß  die  Koeffizienten  aus  den  Kombi- 
nationen der  Wurzeln  sich  darstellen  lassen.  GleichfaUs  neu  ist  die  Be- 
rechnung symmetrischer  Funktionen  der  Gleiohungswurzeln  (bis  zur 
4.  Potenz)  aus  den  Koeffizienten.  Auch  führt  er  den  Gebrauch  der 
Klammem  in  die  Buchstabenrechnung  ein. 

—  Wilhelm  SchkMiart  gibt  in  seiner  „Kurzen  Anweisung,  wie  künstliche  Land- 
tafeln  aus  rechtem  Grund  zu  machen",  im  Anschluß  an  Snellius'  Methode 
(s.  1617)  an,  zur  Anfertigung  von  Karten  das  aufzunehmende  Grelände  mit 
einem  zusammenhängenden  trigonometrischen  Netz  von  Dreiecken  zu  über- 
ziehen, diese  nach  astronomischen  Beobachtungen  zu  orientieren  und  nach- 
her mit  dem  topographischen  Detail  auszufüllen.  1671  werden  diese  An- 
weisungen von  Jean  Picard,  unter  dessen  Namen  sie  vielfach  gehen, 
wiederholt. 

—  Marco  Aurelio  Samrtno  macht  die  erste  Resektion  des  Handgelenks,  die 
nach  ihm  von  Breschet  und  Gooch  mehrfach  ausgeführt  wird.  (S.  auch 
1786  M.) 

1630  Der  englische  Ingenieur  Baanmont  soll  zuerst  Holzbahnen  auf  den  Stein- 
kohlengruben von  Newcastle  upon  Tyne  für  Kohlen-  und  Stein transporte 
angewendet  haben. 

—  Vinceuzo  Caicariola  entdeckt  den  Bononisohen  Leuchtstein,  indem  er 
einen  am  Berg  Fatemo  bei  Bologna  gebrochenen  Schwerspat,  den  er 
zwischen  Kohlen  kalziniert  hatte,  im  Mustern  leuchten  sieht.  (Phos- 
phoreszenz.) 

—  Cornelius  OrabM  lehrt  die  Scharlachfärberei  mittels  Cochenille  unter  Zu- 
satz von  wässerigem  Zinnchlorid,  das  er  durch  Auflösen  von  Zinn  in 
Königswasser  erhält.  Durch  seine  Methode  erhält  man  Fabrikate,  die  dem 
Purpur  des  Altertums  an  Schönheit  gleichkommen. 

—  Der  Niederländer  fnytag  macht  Vorschläge  über  eine  rasche  und  billige 
Herstellung  von  Festungswerken  mit  Benutzung  des  Wassers  als  Hindernis 
und  unter  Verzicht  auf  Mauerwerk.     (Altniederländische  Befestigung.) 

—  Nach  dem  Zeugnisse  von  G.  P.  Harsdörfer  und  A.  Böhm  (Magazin  für 
Ingenieure  und  Artilleristen,  1782)  ist  der  König  Qintanr  Molt  der  Urheber 
einer,  der  Dürer'schen  Befestigung  (s.  1517)  ähnlichen  „kreisrunden  Be- 
festigungsmanier", bei  welcher  bereits  das  Eisen  als  Fanzermaterial  zur 
Herstellung  von  Panzerschirmen  in  Vorschlag  gebracht  wird.  Die  Schinne 
sollen  mit  Hilfe  von  Gegengewichten  hebbar  oder  versenkbar  sein,  —  ein 
in  der  Gregenwart  tatsächlich  praktisch  nutzbar  gemachter  Gedanke. 

—  Samuel  HalMirallMr  gibt  in  seinem  „Nosodochium  in  quo  cutis  affectus 
traotantur"  der  Dermatologie  bereits  einen  reichen  und  umfassenden  In- 
halt und  berücksichtigt  bei  Diagnose  und  klinischer  Betrachtung  der  ein- 
zelnen Hautkrankheiten  sogar  Temperatur,  Puls  imd  Urin. 

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1688 

1630  Zar  Zeit  Karft  I.  von  Großbritannien  werden  dort  bereite  Düngnngaverauohe 
mit  SalpeterlöBnngen  ausgeführt;  doch  wird  die  Verwendung  Balpetersanrer 
Salze  in  der  Landwirtschaft  eist  etwas  allgemeiner,  nachdem  der  Chili- 
Salpeter   auf   den  Markt  kommt,  was  etwa  um  das  Jahr  1831  geschieht. 

—  Der  Büchsenmacher  Augustin  KiiHmt  in  Kümberg  schneidet  zuerst  schrauben- 
förmig gewundene,  also  mit  Drall  geführte  Züge  in  den  Büchsenlauf  ein. 
Die  Bundkugeln  werden  zur  Beseitigung  des  Spielraums  in  getalgte  Lein- 
wandpflaster gehüllt  und  gewaltsam  in  den  Lauf  eingekeilt.  Noch  die 
preußischen  freiwilligen  J&ger  von  1813  führen  solche  Büchsen.  (S.  1480  Z. 
und  1826  D.) 

—  Jean  R«y  beobachtet,  daß  Zinn  und  Blei  beim  Kalzinieren  an  Gewicht  zu- 
nehmen nnd  leitet  diese  Gewichtszunahme  von  dem  Zutritt  der  Luft  zu 
dem  Metallkalk  her,  erkennt  also  nicht,  daß  der  Metallkalk  eine  Verbindung 
von  Metall  und  Luft  ist. 

—  Christoph  SdMln«',  einer  der  ersten  Beobachter  der  Sonnenflecke  (a.  1611), 
fertigt  zu  seinen  Sonnenbeobachtungen  ein  Femrohr  mit  Blendglas  an,  das 
er  Helioskop  nennt.  Ein  verbessertes  Helioskop  wird  sp&ter  von  Merz 
hergestellt. 

—  Der  französische  Arzt  ThHlllltr  weist  zuerst  nach,  daß  der  unter  dem  Namen 
„Ignis  sacer"  seit  dem  Altertum  bekannte  Ergotismus  (Kriebelkrankheit) 
durch  das  Mutterkorn  verursacht  ist,  dessen  Giftigkeit  er  bei  Tieren  dartut. 

1631  Pierre  (UMMdl  und  Johann  Baptist  Cynt  beobachten  am  7.  November  1631 
zum  ersten  Male  einen  Vorübergang  des  Merkur  vor  der  Sonne. 

—  Thomas  HairM  (gest.  1621)  wendet  in  seinem  (erst  10  Jahre  nach  seinem 
Tode  gedruckten)  Werke  „Artis  analyticae  praxis"  zuerst  die  mathema> 
tischen  Zeichen  für  „größer"  und  „kleiner"  (>  und  <)  an. 

—  Adrian  van  Mymkht  führt  den  Brechweinstein  in  den  Arzneisohatz  ein. 

—  Jean  Rty  scheint  zuerst  die  Ausdehnung  des  Wassers  zur  Temperatur- 
bestimmung verwendet  zu  haben. 

—  Christoph  BcMlnw  beschreibt  in  seiner  „Pantographice  seu  Ars  delineandi 
res  qnaslibet  per  parallelogrammum"  zuerst  den  Storchschnabel  (Pantograph), 
ein  aus  einem  Systeme  drehbarer  Lineale  bestehendes  Instrument  zur  Ver- 
größerung und  Verkleinerung  von  Zeichnungen.     (Vgl.  1435  Alberti.) 

—  Der  französische  Mathematiker  Pierre  Varnltr  erfindet  eine  Einrichtung  zur 
Ablesung  sehr  kleiner  Teile  an  den  Maßstäben  mathematischer  Instrumente. 
Die  Vorrichtung  wird  meist  nach  dem  Mathematiker  Pedro  Nunez  „Nonins" 
genannt,  obwohl  dieser  nur  eine  unklare  Andeutung  jenes  Hüfsapparats 
(in  seiner  Schrift  „De  crepusculis  liber",  v.  J.  1542)  gemacht  hatte. 

1632  Jean  TobUr  vervollkommnet  die  Technik  der  EmaUmalerei,  indem  er  lehrt, 
auf  weißem  Schmelzgrund  mit  verglasbaren  Farben  zu  malen.  Der  Haupt- 
vertreter dieser  Technik,  die  bis  zu  Anfang  des  10.  Jahrhunderts  für  Uhren, 
Dosen  usw.  sehr  beliebt  war,  war  Jean  Petitot  in  Genf  (1607 — 1691). 

1633  Alonzo  Saavedra  Barta  zu  Huancavelica  in  Peru  erfindet  den  Aludelofen 
zur  Destillation  des  Quecksilbers,  der  in  Almaden  von  Bustamente  ein- 
geführt wird.  Die  Kondensation  der  Metalldämpfe  erfolgt  in  sog.  Aludeln, 
etwas  ausgebauchten  Tonröhren  von  ca.  40 — 46  cm  L&nge  und  20 — 25  cm 
größtem  Durchmesser,  welche  zu  40 — 45  Stück  aneinander  gesteckt  und 
gedichtet,  einen  Strang  bilden,  der  nach  der  Mitte  zu  geneigt  ist.  Die 
Aludeln  der  absteigenden  H&lfte  des  Stranges  haben  an  der  Unterseite  der 
Ausbauchung  kleine  Löcher,  durch  welche  das  kondensierte  Quecksilber  in 
eine  Sammelrinne  und  aus  dieser  in  Behälter  gelangt. 

—  Johannes  Jonstonut  gibt  in  seiner  „Thaumatographia"  und  später  in  seinem 
,,Theatrum  universale"  eine  enzyklopädische  Darstellung  des  Tierreichs, 
die  indes  nicht  über  Gesner  (s.  1650)  und  Aldrovandi  (s.  1599)  hinausgeht. 

—     117     — 

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168« 

1633 — 36  Richard  Nonraad  stellt  die  Entfemiing  zwisohen  London  und  York 
vermittela  der  Meßkette  fest  und  ermittelt  dadaroh  die  Länge  eines 
Meridiangrades  auf  67300  alte  Toisen,  woraus  sich,  die  Erde  als  voll- 
kommene Kugel  angenommen,   ein  Erdumfang  von  40437  km  errechnet. 

1633  Balthasar  RAnitr  erfindet  das  H&ngeseug  cum  Grubenkompaß,  wodurch 
dessen  Verwendbarkeit  im  Bergbau  eine  wesenthohe  Erweiterung  erfährt. 
(Vgl.  1785  S.) 

—  Der  Marquis  von  WorcMtwr  erfindet  einen  optischen  Telegraphen  and  teilt 
dies  in  der  Schrift  „A  Century  of  inventions"  mit. 

1634  König  Ludwig  Xlli.  von  Frankreich  setzt  auf  Grund  eines  vom  Greo- 
g^aphenkongresse  in  Paris  am  25.  April  gefaßten  Beschlusses  die  Westspitze 
der  westlichsten  canarisohen  Insel,  Ferro,  als  Ausgangspunkt  der  Meridian - 
Zählung  für  die  Kartographie  fest.  Übrigens  hatte  schon  Ptolemaeus  den 
Nullpunkt  der  Längengradzählung  auf  die  Glückseligen  Inseln  (Canara) 
verlegt,  ebenso  auch  Mercator. 

—  Nicolas  Claude  Fabri  MrMG  beschreibt  zuerst  die  positiven  und  negativen 
Nachbilder,  ans  denen  Newton  die  Dauer  des  Lichteindrucks  berechnet. 

—  Giles  Persone  ii  Robsrval  vollzieht  die  Quadratur  der  Zykloide  mit  Hilfe 
der  etwas  später  als  SinusUnie  erkannten  Kurve. 

—  PhiUpp  WhHi  führt  auf  den  Schifien  Ankerketten  anstatt  der  Ankertaue 
ein.  Allerdings  berichtet  über  eine  Verwendung  von  Ankerketten  schon  im 
Altertume  Caesar  (De  hello  gallico,  III,  13),  sowie  Strabo  (Geographica,  IV,  4). 

1635  Niccolo  AggInntI  stellt  zu  wissensohafthchen  Zwecken  Gefrierversuche  mittels 
Wassers  und  verschiedener  Balze  an  und  bestätigt,  daß  das  Wasser  beim 
Frieren  sich  nicht  zusammenziehe,  sondern  ausdehne,  wie  dies  Galilei 
daraus,  daß  Eis  auf  Wasser  schwimmt,  gefolgert  hatte. 

—  Der  Mathematiker  Francesco  Buonaventura  Cavaltarl  gelangt  bei  den 
Untersuchungen  über  die  von  krummen  Linien  und  gekrümmten  Flächen 
eingeschlossenen  Räume  zu  dem  Begriffe  der  nach  ihm  benannten  „unteil- 
baren Elemente",  indem  er  annimmt,  daß  beispieteweise  die  Linie  nicht 
aus  einer  unendlichen  Menge  von  Punkten,  sondern  aus  unteilbaren  Linien- 
elementen besteht.  Seine  Auffassung  streift  mehrfach  den  Grundgedanken 
der  Infinitesimalrechnung.  (Vgl.  seine  „Geometria  indivisibilium  con- 
tinuorum  nova  quadam  ratione  promota".) 

—  Samuel  ia  Ghamplaln,  der  Gründer  Quebecs,  entdeckt  den  großen  cana- 
dischen  Seenkomplex,  von  dem  die  erste  Kunde  von  Cartier  (s.  1635)  ge- 
geben worden  war.  Nach  ihm  wird  der  1608  vom  ihm  entdeckte  See 
„Champlainsee"  benannt. 

—  Henry  Mllbraiid  gibt  den  ersten  sicheren  Nachweis  von  der  S&kularvariation 
der  magnetischen  Deklination. 

—  Robert  MaiiMll  schmilzt  zuerst  das  Glas  mit  Steinkohle  anstatt  mit  Holz 
und  wendet  zum  Schutz  des  Glases  vor  Verunreinigung  durch  dea  Kohlen - 
ruß  bedeckte  Tiegel  an.  Zu  seiner  Zeit  kommt  zu  dem  Zweck,  das  Schmelzen 
in  den  Tiegeln  zu  erleichtem,  die  Verwendung  von  Bleiozydzusätzen  auf, 
woraus  sich  allmählich  die  Bleiglasindustrie  entwickelt. 

1636  William  Brlgp  beschreibt  als  erster  die  Papilla  nervi  optici  und  stellt 
fest,  daß  sich  die  Retina  bis  an  das  Ligamentum  ciliare  erstreckt. 

—  Pierre  Fwinat  braucht  in  seinem  ,,Methodus  ad  disquirendum  maximum 
et  minimum"  zur  Bestimmung  des  größten  oder  kleinsten  Wertes  einer 
Funktion  eine  Rechnung,  bei  der  er  die  Differenz  zweier  Größen  und  da- 
durch mittelbar  auch  die  Differenz  zweier  zugehöriger  Größen  verschwindend 
setzt.     Er  wird  so  der  Erfinder  eines  Teüs  der  Infinitesimalrechnung. 

—  Galileo  ClallM  setzt  in  einem  Briefe  vom  5.  Juni  den  G«danken,  ein  Pendel 
mit  einem  Zählwerk  zu  verbinden  und  das  Ganze  zur  Zeitmessung  zu  ver- 

—     118     — 


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1687 

wenden,  dem  Gouverneur  von  Niederl&ndiaoh-Indien,  Louren^o  Reaal  aus- 
einander und  ändert  1641  seine  Idee  dahin,  daß  er  das  B&derwerk'  wie 
bisher  durch  Grewicbte  in  Bewegung  setzt  und  das  Pendel  als  Begulator 
benutzt.  Der  Gedanke  wird  aber  infolge  der  Erblindung  Galilei's  und 
des  vorzeitigen  Todes  seines  Sohnes  Vincenzo  nicht  vollständig  durch - 
geführt. 

1636  Der  Mathematiker  Marin  Mananiw  ermittelt  die  Gesetze  der  Vibration  der 
Saiten,  entdeckt  das  sympathetische  Mitklingen  gleichgestimmter  Saiten 
und  bestimmt,  einem  Vorschlag  von  Bacon  entsprechend  (vgl.  1624  B.),  die 
Geschwindigkeit  des  Schalls  in  der  Luft  durch  die  Beobachtung  des  Zeit- 
onteisohiedee  zwischen  dem  Aufblitzen  und  Hören  eines  abgefeuerten  Ge- 
schützes zu  1380  Pariser  FuB.  Pierre  Gassendi  findet  i.  J.  1640  bei  einem 
ganz  ähnlichen  Verfahren  1473  Pariser  Fuß. 

1637  Ben6  OMcartM  begründet  durch  seine  epochemachende  „G6om6trie"  die 
analytische  G«ometrie.  Pierre  Fwmat  soll  sich  gleichzeitig  erfolgreich  mit 
analytischer  Greometrie  beschäftigt  haben;  seine  Abhandlung  „Isagoge  ad 
locoB  planos  et  solides"  soll,  ,wie  ein  Nachruf  im  Journal  des  s^avans 
1666  behauptet,  sogar  vor  Erscheinen  des  Cartesischen  Werkes  vollendet 
gewesen  sein. 

—  Sen6  DMcartM  eröffnet  durch  die  in  seiner  „G^om^trie"  angegebene  Koordi- 
natenmethode einen  neuen  Weg  zur  Untersuchung  der  Kegelschnitte.  (Vgl. 
auch  1665  W.) 

—  Ben^  DttcartM  erfindet  die  Methode  der  unbestimmten  Koeffizienten,  die 
sieh  von  größter  Fruchtbarkeit  erweist,  und  wendet  dieselbe  zuerst  zur 
Lösung  des  Tangentenproblems  an. 

—  Ben6  Piicirto  bringt  durch  seine  „G^om^trie"  die  Anwendung  der  Buch- 
staben z,  y  und  z  zur  Bezeichnung  unbekannter  Größen  in  allgemeinen 
Gebrauch.  Auch  die  Bezeichnungen  „reell"  und  „imaginär"  stammen  aus 
diesem  Werke. 

—  Ren6  Ducsrtsi  gibt  dem  von  WUlebrord  SneUius  gefundenen  Brechungs- 
gesetz  den  heute  noch  gebräuchlichen  Ausdruck. 

—  Sen6  DMcarlM  gibt  eine  Beschreibung  von  Lupen  für  mikroskopische  Unter- 
suchungen (kleine  Organismen  u.  dgl.),  die  er  ..Perspioilia  pulicaria  ex  uno 
vitro"  (Flohgläser  mit  einfacher  Linse)  nennt.  Nach  den  noch  vorhandenen 
Abbildungen  waren  diese  Lupen  bereits  mit  Spiegeln  zur  Beleuchtung  des 
Objekts  versehen. 

—  Renö  DtwarlM  weist  darauf  hin,  daß  die  Akkommodation  des  Auges  — wenig- 
stens zum  Teil  —  auf  Formveränderungen  der  Linse  zurückgeführt 
werden  muß. 

—  Galileo  8allM  entdeckt  die  Libration  des  Mondes  in  Breite  ,und  die  pa- 
rallaktische  Libration. 

—  Johann  HMVItat  (eigentlich  Höwelcke)  in  Danzig  erfindet  die  Grundform  des 
heutigen  Watlspiegelg,  bez.  derjenigen  Spiegelinstrumente,  welche  dazu 
dienen,  den  Gegner  (Schützen)  von  einer  Deckung  (Wall,  Anzeigerdeckung 
u.  dgL)  aus  ungefährdet  und  ungesehen  zu  beobachten.  Hevel's  Apparat, 
den  er  Polemoskop  oder  Kriegsperspektiv  nennt,  ist  ein  Femrohr,  welches 

'am   Okular-  und  Objektivende  je   einen  unter  45°   geneigten  Planspiegel 
trägt,  so  daß  die  Sehlinie  zweimal  unter  90°  gebrochen  wird. 

—  Pbineas  Ptit  erbaut  in  Woolwich  den  ersten  Dreidecker  „The  Sovereign  of 
the  Seas",  der  eine  Gesamtlänge  von  232  Fuß,  eine  größte  Breite  von 
48  Fuß  und  einen  Tonnengehalt  von  1637  t  besitzt  und  100  Geschütze 
führt,  wovon  30  im  untern,  30  im  mittlem,  26  im  obem  Deck  sich  be- 
finden, während  die  übrigen  auf  dem  Oberdeck  der  Back  und  der  Hütte 
vertat  sind.    Bis  dahin  waren  die  Kriegsschiffe  als  Zweidecker  gebaut. 

—     119     — 

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1688 

1638  Nachdem  der  Copaivabaum  zuerst  um  1600  von  einem  unbekannten  portn- 
giesisohen  Möncli  erwähnt  worden  war,  spricht  Pater  Acu(in  zuerst  von 
dem  Copaivaöl,  das  als  wundheilendes  Mittel  angewendet  werde.  1677 
figuriert  das  Mittel  bereits  als  „B^amum  copaivae"  in  der  Londoner 
Pharmakopoe. 

—  G-alileo  GallM  dehnt  etwa  i.  J.  1638  seine  Untersuchungen  der  Pendel- 
schwingungen (s.  1683)  auf  Pendel  Terschiedener  Länge  aus  und  findet 
das  Gesetz,  daß  die  Pendellängen  sich  wie  die  Quadrate  der  Schwingungs- 
zeiten  verhalten. 

—  Galileo  GallM  begründet  die  Elastizitätslehre  und  die  Festigkeitslehre,  in- 
dem er  zuerst  die  Natur  des  Widerstandes  fester  Körper  gegen  Bruch 
zu  erforschen  trachtet.  (Vgl.  seine  Schrift  „Discorsi  e  Dimoatrazioni  mate- 
matiehe".) 

—  Nicolo  SabatHnl  macht  in  seinem  Werke  über  die  itaUenisohen  Theater  den 
Vorschlag,  die  durch  die  leicht  entzündlichen  Dekorationen  bedingte  Feuers- 
gefahr dadurch  zu  mindern,  daß  die  zum  Anstriche  der  Hölzer,  Gewebe  usw. 
dienenden  Farben  mit  Ton  oder  Gips  gemischt  werden. 

—  Watkint  und  Baugh*  erhalten  in  England  das  ausschließliche  Recht,  Zi^el- 
steine  mit  Steinkohlen  zu  brennen.  Bis  dahin  war  für  diesen  Zweck  nur 
Holz  benutzt  worden. 

—  Benedetto  Gattalll  führt  die  ersten  Regenmessungen  aus,  31  .Tahre  vor  Er- 
findung des  ersten  selbstregistrierenden  Regenmessers  von  Robert  Hooke. 

—  Oer  französische  Ingenieur  G^rard  DenrcuM  weist  darauf  hin,  daß  die 
ästhetischen  Maßverhältnisse  in  der  Kunst  vielfach  von  geometrischen  G«- 
setzen  abhängig  sind,  und  führt  in  der  Untersuchung  der  Kegelschnitte 
eine  perspektivische  Beweisführung  ein.  Von  ihm  stammt  die  der  nicht- 
euklidischen  Geometrie  zugrunde  liegende  Vorstellung,  daß  sich  zwei  pa- 
rallele Linien  in  unendlicher  Entfernung  schneiden. 

—  John  Hoirox  und  Craktm  beobachten  am  4.  Dezember  einen  Durchgang 
der  Venus  durch  die  Sonnenscheibe.     (Vgl.  hierzu  839.) 

—  Giles  Persone  d«  Robarval  veröffentlicht  eine  Tangentenkonstmktion,  bei 
welcher  er  das  Parallelogramm  der  Kräfte  verwendet,  indem  er  die  Kurve 
durch  Zusammensetzung  zweier  Bewegungen  entstehen  läßt.  1643  löst 
Torricelli  dieselbe  Aufgabe,  ohne  Roberval's  Lösung  zu  kennen. 

1640  Marcus  Baniar  substituiert  als  erster  dem  verletzten  Trommelfell  ein  künst- 
liches und  beschreibt  dies  in  seiner  Schrift  „De  auditione  laesa". 

—  Alonzo  Saavedra  Barfea  empfiehlt  zuerst  die  Anwendung  der  Flammöfen  für 
das  Rösten  und  Schmelzen  der  Bleierze.  Die  erste  praktische  Anwendung 
erfolgt  1698  durch  Wright  in  England. 

, —  William  Gatcol|iit  erfindet  den  ersten  mikrometrischen  Apparat,  indem  er 
in  der  Fokalebene  eines  Fernrohrs  zwei  parallele  Lamellen  anbringt,  deren 
einander  zugekehrte  scharfe  Kanten  durch  Schrauben  genähert  oder  ent- 
fernt werden  können.    (Schraubenmikrometer.) 

—  Der  Goldschmied,  spätere  Mathematiker  Paul  GuMln  in  Wien  gibt  in  seiner 
Schrift  „Centrobaryca"  die  nach  ihm  benannte  Guldin'sche  Regel  (bary- 
zentrische  oder  zentrobarische  Regel)  zur  Bestimmung  des  Rauminhalts 
und  der  Oberfläche  eines  Umdrehungskörpers  an.  Die  Regel  war 'indes 
schon  Pappos  (s.  300)  bekannt.  Guldin  legt  den  Grund  zur  Kombinations- 
theorie und  berechnet  die  Anzahl  der  aus  23  Buchstaben  kombinierbaren 
Wörter. 

—  Johann  Baptist  van  Htimont  gibt  an,  daß  bei  der  Verbindung  von  Alkalien 
mit  Säuren  die  charakteristischen  Eigenschaften  der  ersteren  sowohl,  wie 
der  letzteren  verschwinden. 

—  Blaise  Pascal  verfaßt  im  Alter  von  16  Jahren  unter  Anlehnung  andieUnter- 

—     120     — 


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1648 

snchungen  von  Deeargues  (s.  1639  D.)  eine  Schrift  über  die  Kegelschnitte, 
die  auch  den  nach  ihm  benannten  Satz  vom  „Paacal'schen  Sechseck" 
(Hexagramma  mysticum)  enthält. 

1640  Giovanni  Battista  Riccioll  und  Francesco  Maria  GrImaMI  unternehmen  in 
den  Jahren  bis  1654  auf  dem  Turme  degli  AsineUi  in  Bologna  eine  Reihe 
von  Versuchen,  mit  Hilfe  fallender  Körper  die  Wirkung  des  Luftwider- 
standes zu  bestimmen. 

—  Nachdem  das  Sezieren  von  Leichen  Jahrhunderte  hindurch  als  sündhaft 
gegolten  hatte,  und  seit  Raimondo  de  Luzzi  (s.  1314)  kaum  mehr  geübt 
worden  war,  erhält  Werner  Rolfink  zuerst  wieder  die  Erlaubnis,  mensch- 
liche Leichen  —  von  Verbrechern  —  sezieren  zu  dürfen,  woher  die  Bezeich- 
nung „rolfinken,  rolflncare"  rührt. 

—  Daniel  Stnmptalt  soll  angeblich  die  Steinkohlenverkokung  erfunden   haben. 

—  Nachdem  die  Gräfin  del  Cinchon,  die  Gemahlin  des  Vizekönigs  von  Peru, 
1618  durch  die  in  Peru  seit  langer  Zeit  benutzte  Chinarinde  von  einem 
Wechselfieber  geheilt  worden  war,  führt  Juan  del  Vcfo,  der  Leibarzt  der 
Gr&ßn  del  Cbinchon,  die  Rinde  in  Spanien  ein,  wo  1642  Peter  Barba  ein 
Werk  zu  ihrer  Empfehlung  schreibt. 

1641  Madame  Marion  Delorme  erwähnt  in  einem  Brief  vom  Jahre  1641,  daß 
ein  Mann  namens  Salomon  de  Cau  lange  Zeit  hindurch  den  Kardinal 
Richelieu  mit  der  „verrückten"  Idee  verfolgt  habe,  man  könne  Schiffe 
durch  Dampf  fortbewegen.  Neuere  Forschimgen  lassen  es  als  sehr  wahr- 
scheinlich erscheinen,  daß  diese  Angabe  ihre  Richtigkeit  hat,  so  daß  dem- 
nach hier  die  erste  —  wenn  auch  nur  theoretische  —  Erfindung  des  Dampf- 
schiffs vorliegt. 

—  Nach  einer  Angabe  von  Christian  Kramp  in  „Hindenburgs  Archiv  der 
reinen  und  angewandten  Mathematik"  hat  Otto  von  SHorickt  die  Erfindung 
der  Luftpumpe  i.  J.  1641  gemacht  und  das  erste  Instrument  dem  Magistrat 
von  Köln  geschenkt.  Diese  Luftpumpe  soll  sich  1799  noch  in  Köln  be- 
funden haben.  Eine  einwandfreie  Bestätigung  dieser  Kramp'schen  Angabe 
liegt  nicht  vor.    (Vgl.  1654  G.) 

—  AthanasiuB  KlrdMr  gebraucht  zuerst  das  Wort  „Elektromagnetismus",  selbst- 
verständlich in  einem  sich  mit  der  heutigen  Bedeutung  des  Wortes  nicht 
deckenden  Sinne.  Vgl.  seine  Schrift  „Magnes  seu  de  arte  magnetica  opus 
tripartitum",  woselbst  in  Lab.  III  folgende  Bemerkung  enthalten  ist: 
„'UltxTQOfiayrJTionos  i.  e.  de  magnetismo  electri  seu  electricis  attractio- 
nibns". 

—  In  der  „Pharmakopeia  Medico-Chymika"  des  Johann  Schrtdor  findet  sich 
die  Bemerkung,  daß  geglühte  Granaten  in  Salzsäure  lösUch  sind:  eine  der 
ersten  wichtigen  Beobachtungen  in  der  Mineralchemie. 

1642  Bhüse  Pascal  erfindet  die  erste  Rechenmaschine  zum  Rechnen  der  4  Spezies. 

—  Ludwig  von  Oliton  erfindet  die  Schab kunst,  eine  Abart  des  Kupferstichs, 
die  sich  namentlich  in  England  sehr  schnell  verbreitet;  bei  ihr  werden 
aus  dem  mit  dem  Granierstrahl  aufgerauhten  Grunde  der  Platte  die  mehr 
oder  weniger  lichten  Stellen  herausgeschabt. 

—  Der  holländische  Seefahrer  Abel  Jansz  Taanan  entdeckt  Vandiemensland 
(jetzt  Tasmania  genannt),  umfährt  Australien  in  weitem  Umkreis  und  stellt 
fest,  daß  Australien  tatsächlich  ein  neuer  Kontinent  ist,  daß  aber  das  hier  an- 
genommene große  Südland  nicht  existiert.  Er  entdeckt  bei  seiner  Fahrt 
die  Westküste  Neu-Seelands,  an  welche  sich  fortan  für  lange  Z^t  die 
Phantasie  als  an  das  große  südUche  Festland  anklammert. 

1643  Ctatare»  entdeckt  den  Amur. 

—  OnMc  erbaut  den  Kanal  von  Dismünden  und  Fortknoke  nach  Ypem. 
Die  bei  Boesynge  errichtete  Doppelschleuse,  bei  der  es  gilt,  ein  Gefälle  von 


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1648 

über  6  m  zu  überwinden,   wird  lange  Zeit   als  ein  Meisterwerk  der  Bau- 
kunst betrachtet. 

1643  Georges  Fournlar  trägt  in  seinem  großen  Werke  „L'Hydrographie  contenant 
la  th6orie  et  la  pratique  de  toutes  parties  de  la  navigation"  eine  große 
Anzahl  von  Tatsachen  zum  Aufbau  einer  wissenschaftlichen  Ozeanographie 
zusammen. 

—  Abel  Jansz  TaMnan  erblickt  zuerst  die  Fidschünseln.  Dieselben  werden 
i.  J.  1773  von  Cook  wiedergefunden,  aber  erst  i.  J.  1827  durch  Dumont 
d'ürviüe  ausführlich  beschrieben. 

—  Evangelista  TorrlMill  führt,  durch  Viviani's  Erklärung  des  Luftdrucks  (s.  1 643  V. ) 
angeregt,  den  Versuch  aus,  den  Luftdruck  mit  einer  Quecksilbersäule  zu 
messen,  und  gelangt  so  zur  Erfindung  des  Barometers.  Die  Bezeichnung 
„Barometer"  erscheint  zuerst  in  einem  anonymen,  wahrscheinlich  von 
B.  Boyle  herrührenden  Aufsatz  in  den  „Phil.  Transactions"  von  1665. 

—  Evangelista  TorrlMlil  bestimmt  den  Flächeninhalt  der  Zykloide  und  be- 
schreibt eine  von  Viviani  gefundene  Konstruktion  der  Tangenten  an  diese 
Kurve,  die  auch  Roberval  (s.  1639  R.)  für  sich  beansprucht. 

—  Yincenzo  VManl  erklärt  zuerst  aus  dem  Luftdruck,  weshalb  es  nicht  ge- 
lingen will,  mit  äner  Saugepumpe  das  Wasser  höher  als  nahezu  32  Fuß  zu 
heben.  Er  schließt,  daß  der  Luftdruck  das  Wasser  nur  bis  zu  einer  Hdhe 
von  32  Fuß  =  10,25  m  heben  kann  und  deshalb  das  Quecksilber,  das  13  Vi  mal 
schwerer  als  Wasser  ist,  nur  bis  zu  einer  ISVtmal  kleineren  Höhe,  d.  i.  bis 
ungefähr  28  ZoU  =  760  mm  emportreiben  würde. 

—  Der  Holländer  Maarten  Gerritjz  da  VrlH  entdeckt  die  Ostküste  Japans, 
die  Kurilen  und  Sachalin. 

1644  Florimond  d«  Bmuiiw  in  Blois  bestimmt  die  Eigenschaften  einer  Kurve  ans 
•      ihrer  Gleichung.     Er  lehrt  die  Grenzen  finden,  zwischen  denen  die  reellen 

Wurzeln  einer  Gleichung  liegen. 

—  Ren6  DMcartM  führt  die  Entstehung  der  hervorragendsten  Unebenheiten  der 
Erdoberfläche  zuerst  auf  das  Zusammenstürzen  innerer  Hohlräume  zurück 
und  spricht  sich  über  die  Entstehung  der  Erde  im  wesentlichen  in  pluto- 
nistisohem  Sinne  aus.  Er  spricht  in  seinen  ,,Principia"  von  der  „Beharr- 
lichkeit des  Quantitativen  in  der  mechanischen  Aktion"  und  ist  damit  der 
Vorläufer  des  Gesetzes  von  der  Erhaltung  der  Kraft. 

—  Ren6  OMcartM  begründet  die  Theorie  der  Reflexbewegungen,  indem  er 
sagt,  es  würden  Impulse  von  der  Peripherie  nach  dem  Zentrum  fortgeführt 
und  in  letzterem  auf  motorische  Nerven  reflektiert.  Er  betrachtet  den 
Tierkörper  als  eine  Art  Maschine,  für  welche  dieselben  Gesetze  gültig 
seien,  wie  für  Arbeitsmaschinen  von  Menschenhand. 

—  Johann  Baptist  van  Htimont  stellt  die  festen  Beetandteile  des  Harns  dar  und 
findet  unter  ihnen  Kochsalz.  Er  konstatiert  das  höhere  spezifische  Gewicht 
des  Fieberhams  und  erklärt  das  Entstehen  der  Harnsteine  aus  den  festen 
Bestandteilen  des  Harns. 

—  Evangelista  Torrlctlll  veröffentlicht  ein  mathematisches  Sammelwerk ,, Opera 
geometrica",  in  welchem  er  die  Rektifikation  der  logarithmischen  Spirale 
angibt  und  zuerst  den  Begriff  der  ,, einhüllenden  Kurve"  aufstellt. 

1645  Ismael  Boulllau  spricht,  wie  Newton  angibt,  zuerst  von  einer  Anziehungs- 
kraft der  Sonne,  die  in  umgekehrtem  Verhältnis  der  Entfernung  ab- 
nehme. 

—  Fwdinand  II.  von  Toskana  erfindet  das  Kondensationshygrometer,  bei  wachem 
der  Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft  durch  die  Verminderung  der  Temperatur 
angezeigt  wird,  die  nötig  ist,  tun  den  atmosphärischen  Wasserdampf  auf 
der  Oberfläche  eines  polierten  Körpers  als  Tau  niederzuschlagen.  (S.  a. 
1820  D.) 


—     122     — 

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1648 

1645  Naohdem  schon  Kepler  darauf  hingewiesen  hatte,  daß  man  das  in  seinem 
Fernrohr  umgekehrt  erscheinende  Bild  durch  Hinzufügung  einer  dritten 
Linse  zwischen  Objektiv  und  Okular  wieder  aufrichten  könne,  konstruiert 
der  Kapuziner  Anton  Maria  SchyrlMui  d«  Rhalta  zuerst  ein  solches  terreetri- 
sohes  Fernrohr.  Er  ist  der  erste,  der  die  Bezeichnungen  Okular  und  Ob- 
jektiv gebraucht. 

1646  Francesco  Fontana  beobachtet  zuerst  die  Flecken  des  Mars  und  veröffent- 
licht unter  dem  Titel  ,, Novae  coelestium  terrarumque  rerum  observationes" 
die  beiden  ersten  Maiszeichnnngen,  deren  erste  im  Jahre  1636  gemacht  ist, 
während  die  zweite  vom  24.  August  1638  herrührt.  Die  zweite  Zeichnung 
beweist,  daß  Fontana  auch  als  Entdecker  der  Fhasengestalt  des  Mars  an- 
zusehen ist. 

—  Der  Kurfürst  FrtoMch  Wllhalm  von  Brandenbu^  richtet  für  die  Zwecke 
der  westfälischen  Friedensverhandlungen  eine  Dragonerpost  zwischen  Beriin, 
Osnabrück  und  Münster  ein.    (Vgl.  660  v.  Chr.) 

—  Maieo  Aurello  Savarlno  bedient  sich  bei  chirurgischen  Operationen  zur 
Anfisthesierang  des  Operationsgebietes  der  Kälte,  indem  er  Schnee  und 
Eis  auflegt. 

—  Evangelista  Tonlealil  weist  nach,  daß  die  Geschwindigkeiten  des  aus  der 
Bodenöffnung  eines  Grefäßes  fließenden  Wassers  sich  wie  die  Quadratwurzeln 
aus  den  entsprechenden  Druckhöhen  verhalten  (Torricelli'sches  Theorem). 

1647  Buona Ventura  Cavaliarl  berechnet  die  Lage  der  Brennpunkte  aller  ver- 
schiedenen Formen  von  Linsen. 

—  Johann  Hanllut  in  Danzig  entdeckt  die  Libration  in  der  Ebene  des  Mond- 
äqnators  (in  Länge)  und  gibt  seine  noch  jetzt  wertvolle  Selenographie 
heraus.  Er  liefert  eine  Nomenklatur  der  Mondflecken,  aus  der  man  auch 
heute  noch  die  Bezeichnung  „Marc"  benutzt. 

—  Jean  Pacqmt  entdeckt  die  Chyluszisteme  und  deren  Zusammenhang  mit 
dem  von  Eustachio  (s.  1564)  entdeckten  Milchbrustgang  und  weist  nach, 
daß  dieser  seinen  Inhalt  in  die  linke  Schlüsselbeinvene  ergießt,  der  Chylus 
also  vom  Darm  durch  die  Chylusgefäße  und  Mesenterialdrüsen  ins  Blut 
gelangt. 

—  Angelo  8ala  kennt  die  Bestandteile  des  Salmiaks  und  die  Eigenschaften  des 
flüssigen  Laugensalzes  und  lehrt  die  Anwendung  des  Sublimats  in  der 
Medizin.  Er  entdeckt  das  Sauerkleesalz  beim  Konzentrieren  des  durch  Ei- 
weiß geklärten  Saftes  des  Sauerampfers. 

—  Naohdem  Moritz  Hofmann  aus  Fürstenwalde  schon  sechs  Jahre  zuvor  den 
Ausführungsgang  des  Pankreas  am  Truthahn  entdeckt  hatte,  findet  ihn 
Georg  Winunc  aus  Bayern  am  Menschen. 

1648  Simeon  Dtshntw  umfährt  das  Ostkap  von  Asien  und  dringt  durch  die 
Beringstraße  bis  zum  Anadyr  vor,  wodurch  die  Trennung  der  Alten  Welt  von 
der  Neuen  Welt  bewiesen  wird.  1898  erhält  das  Ostkap  durch  kaiserliche 
Verordnung  den  Namen  „Kap  Deshnew". 

—  Johann  Rudolf  Glauhtr  erwirbt  sich  große  Verdienste  um  die  Darstellung 
der  Mineralsäuren.  Die  Salzsäure  war  bisher  immer  durch  Destillation 
des  Eisenvitriols  mit  Kochsalz,  die  Salpetersäure  durch  Destillation  des- 
selben Körpers  mit  Salpeter  erhalten  worden.  Glauber  erkennt,  daß  die 
ans  dem  Vitriol  freiwerdende  Schwefelsäure  es  ist,  welche  die  Austreibung 
der  Säure  aus  Kochsalz  und  Salpeter  bewirkt  und  versucht  nun  unmittel- 
bar die  Schwefelsäure  auf  diese  Salze  einwirken  zu  lassen,  wodurch  er  die 
Säuren  reiner  und  stärker  als  bisher  erhält.  Die  rauchende  Salzsäure  er- 
hält nach  ihm  den  Namen  „Spiritus  salis  Glauberianus". 

—  Johann  Rudolf  Glaubtr  erhält  bei  direkter  Darstellung  von  Salzsäure  und 
Salpetersäure  die  Salze,   welche  durch  die  Verbindung  der  Schwefelsäure 

—     123     — 


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1648 

mit  den  AlkaUen  des  Kochsalzes  und  des  Salpeten  entstehen.  Das 
Bchwefelsanre  Natron  namentlich  zieht  seine  Aufmerksamkeit  auf  sich; 
seine  medüdnische  Wirksamkeit  erscheint  ihm  so  bedeutend,  daß  er  ihm 
den  Namen  „Sal  mirabile"  beUegt. 

1648  Johann  Rudolf  Qlauhsr  stellt  zahlreiche  Chlormetalle  hfer,  indem  er  das 
Metall  mit  Vitriol  und  Kochsalz  destilliert.  So  erhält  er  außer  den  schon 
bekannten  Chloriden,  wie  Antimonbutter  und  Spiritus  fumans  Libavii 
(s.  1595)  das  ätzende  Araeniköl  und  das  Chlorzink.  Auch  stellt  er  wäs- 
seriges Eisenchlorid  durch  Lösen  von  Eisen  in  Salzsäure  und  Abdampfen 
der  Lösung  dar. 

—  Johann  Rudolf  Giaubw  erhält  zuerst  eine  Lösung  von  salpetriger  Säure 
durch  Reduktion  von  Salpetersäure  mit  Arsenigsäureanhydrid.  Seine  Be- 
obachtung wird  1694  Ton  Kunckel  bestätigt. 

—  Johann  Rudolf  Olnibsr  scheint  zuerst  das  Chloräthyl  in  weingeistiger 
Lösung  erhalten  zu  haben.  In  reinem  Zustand  stellt  es  Rouelle  1769  durch 
Destillation  von  Zinnohlorid  mit  Weingeist  dar.  Diese  DarsteUungsmethode 
wird  vom  Marquis  de  Courtenvaui  veröffentlicht,  der  deswegen  öfters  als 
Entdecker  des  wasserfreien  Chlorätfayls  genannt  wird. 

—  AthanasiuB  KIrehtr  gibt  eine  Beschreibung  des  Hörrohrs. 

—  Jan  d«  Last  gibt  die  von  Wilhelm  Pilo  und  Georg  Maragniv  auf  ihrer  braai- 
hamschen  Reise  gesammelten  naturgeschichtlichen  Daten  heraus,  welche 
die  spezielle  Tierkenntnis  wesentlich  bereichem. 

—  MacMti  erfindet  den,  fälschlich  nach  Descartes  benannten  Cartesianischen 
Taucher. 

—  Emanuel  Malgnan  gibt  die  erste  Theorie  der  Lichtbrechung. 

—  Der  Mediziner  Johann  Marcus  Marci  von  Kronbuid  sieht  zuerst  die  prismatische 
Dispersion  des  Lichts,  ohne  jedoch  eine  Erklärimg  derselben  geben  zu 
können.  Nach  Crerland  und  Traumüller  hat  auch  Descartes  1649  die  pris- 
matischen Farben  beobachtet. 

—  Blaise  Pascal  läßt  durch  seinen  Schwager  Parier  am  9.  September  die  erste 
barometrische  Höhenmessung  auf  dem  Puy  de  Dome  ausführen,  wodurch 
das  Vorhandensein  des  Luftdrucks  endgültig  bewiesen  wird. 

—  Francesco  Rtdl  tritt  zuerst  gegen  die  Annahme  einer  Generatio  aequivoca 
in  den  niederen  Tierklassen  auf,  indem  er  zeigt,  daß,  wenn  man  die  Ab- 
lagerung der  Eier  in  faulende  Substanzen  verhütet,  sich  in  diesen  keine 
lebenden  Wesen  entwickeln.  Er  macht  (1664)  die  ersten  methodischen 
Arbeiten  über  Schlangengift. 

—  Jean  RMm  macht  den  Versuch,  die  Hautkrankheiten  nach  ihrer  äußern 
Form  °  zu  klassifizieren.  Auch  Thomas  Willis  macht  1670  einen  dahin- 
gehenden Versuch. 

1649  Ren6  DMcartM  erklärt  nüt  Gilbert  (s.  1590)  und  mit  Bacon  (s.  1620  B.)  die 
Wärme  als  Bewegung  der  KörperteUchen.  Je  stärker  die  Vibration  der 
Teilchen  ist,  um  so  höher  steigt  die  Wärme.  Die  Bewegung  der  Himmels- 
körper erklärt  er  durch  seine  Wirbeltheorie. 

—  Ren6  DotcartM  wendet  das  Refraktionsgesetz  (s.  1614  S.  und  1637  D.)  zu- 
erst zur  Erklärung  des  Regenbogens  an. 

—  Nachdem  zuerst  1447  in  der  Memminger  Chronik  eine  fahrradähnliche  Fort- 
bewegungsmaschine (ein  Wagen  ohn  Roß,  Rindter  und  Leutt)  erwähnt 
worden  war,  baut  der  Nürnberger  Zirkelschmied  Johann  Hautadl  einen 
Wagen,  der  durch  die  eigene  Kraft  des  Fahrenden  getrieben  wird,  jedoch 
nur  2000  Schritte  in  der  Stunde  zurücklegt. 

—  Nachdem  Franciscus  de  Pedemontinus  die  erste  Beschreibung  der  Wander- 
niere gegeben  hatte,  gibt  Jean  RMan  auf  Grund  von  Sektionen  ein  voU- 
ständiges  klares  anatomisches  Bild  davon.    Im  gleichen  Jahre  weist  er  als 

—     124     — 


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1660 

der  Erste  bestimmt  auf  den  Zusammenhang  des^Kropfes  mit  der  Schild- 
drüse hin. 

1649  Während  man  in  der  Artilleiie  bis  dahin  die  Bomben  noch  „mit  Ewei 
Feuern"  warf,  indem  zunächst  der  Zünder  des  in  das  Rohr  eingesetzten 
GreschoBses  und  sogleich  darauf  die  Greschützladung  entzündet  wurde,  lehrt 
Kasimir  UmiMOwlec  in  seiner  „Ars  magna  Artilleriae"  das  Bombenwerfen 
„mit  einem  Feuer",  wobei  der  GeschoSzünder  von  der  Flamme  der  Gre- 
schützladung gleichzeitig  mit  in  Brand  gesetzt  wird. 

1660  FrauQois  da  I«  Bot  (Sylvius)  begründet  das  chemiatrische  System  in  der 
Medizin.  Er  glaubt  an  dem  Chlorkalium  besondere  medizinische  Eigen- 
schaften zu  finden,  nach  welchen  es  lange  Zeit  als  Sal  febrifugium  oder 
Digestivum  Sylvü  bezeichnet  wird.  Otto  Tachenius  betrachtet  bereits  als 
Bestandteile  dieses  SaUes  Kali  und  Salzsäure. 

—  Franpois  d«  It  Bot  (Sylvius)  findet  zuerst  Lymphgefäße  in  der  Leber 
und  gibt  die  erste  Beschreibung  von  Tuberkeln,  deren  genetischen  Zu- 
sammenhang mit  Phtlusis  pulmonalis  er  annimmt. 

—  Maria  GunHia  gibt  Planetentafeln  unter  dem  Namen  „Urania"  heraus,  die 
sich  auf  Keplers  rudolphinische  Tafeln  (s.  1627  K.)  stützen. 

—  Honoratius  Fabry  untersucht  die  Erscheinungen  der  Capillarität  in  engen 
zylindrischen  Röhren  und  findet,  dafi  die  Steighöhen  oder  Depressionen 
einer  Flüssigkeit  dem  Halbmesser  der  Röhren  —  gleiches  Material  der 
Röhren  vorausgeeetzt  —  umgekehrt  proportional  sind.  Dieser  Satz  wird 
von  Gay  Lussac  (1799)  bestätigt.  Auch  Bmnner  (1846),  E.  F.  D^sains 
(1857),  BMe  (1861)  u.  a.  gelangen  zu  gleichen  Ergebnissen. 

—  Der  englische  Anatom  Francis  QHnon  gibt  in  seiner  Schrift  „De  rachitide" 
die  erste  erschöpfende,  noch  heute  klassische  DarsteUung  der  Rachitis 
(englischen  Krankheit),  die  eine  Entwicklungsstörung  des  frühen  Kindes- 
alters darstellt  und  zu  eigenartigen  Schädigungen  des  kindlichen  Skeletts 
führt.  Er  empfiehlt  zu  deren  Behandlung  Gymnastik  und  Unterstützungs- 
apparate und  gelegentlich  auch  Massage. 

—  Joachim  Junglus  bemängelt  zuerst  die  altherkömmliche  Einteilung  der 
Pflanzen  in  Bäume  und  Kräuter  als  das  Wesen  nicht  treffend  und  be- 
zweifelt wie  Redi  (s.  1648  R.)  die  Greneratio  aequivoca. 

—  AthanasiuB  Klrctar  beschreibt  die  Aeolsharfe  (Anemochord),  die  aus  einem 
langen,  schmalen  Resonanzkasten  besteht,  auf  dem  eine  Anzahl  im  Ein- 
klang abgestimmter  Darmsaiten  über  zwei  niedrige  Stege  gespannt  sind. 
Streift  ein  Luftzug  die  Saiten,  so  fangen  dieselben  an  zu  tönen.  Da  das 
Prinzip  der  Aeolsharfe  bereits  im  Altertum  bekannt  war,  kann  die  Er- 
findung nicht  dem  heiligen  Dtmstan  zugeschrieben  werden. 

—  FranQois  Mansart  erfindet  die  gebrochenen  oder  Mansardendächer,  die  aus 
einem  steilen  unteren  und  einem  flachen  oberen  Walmdachteil  bestehen. 

—  Domenico  Panaroll  beobachtet  zuerst  Finnen  im  Corpus  Callosum  eines 
epileptischen  Priesters  in  Rom;  den  Namen  „Finnen"  führt  1782  Paul 
IViedrich  Christian  Werner  ein,  der  auch  die  Einstülpung  des  Kopfes  in 
die  Blase  zuerst  beobachtet. 

—  Pappenhelm  konstruiert  das  erste  der  Kapselpumpe  (vgl.  1693)  analoge 
Kapselgebläse  mit  zwei  Drehachsen  zur  Förderung  von  Luft  und  Wasser, 
das  aus  zwei  Zahnrädern  von  je  sechs  an  allen  Ecken  des  Profils  ab- 
gerundeten Zähnen  besteht  imd  die  Grundlage  aller  derartigen  Konstruk- 
tionen ist. 

—  Nicolas  Samen  erfindet  die  sogenannte  flächentreue  Projektion,  die,  weil 
sie  sich  in  dem  Atlas  coelestis  von  Flamsteed  1712  findet,  vielfach  auch 
nach  Flamsteed  benannt  wird. 

—  Nicolas  Saiivaga  hält  im  Hotel  de  Fiaore  in  der  Rue  St.  Martin  in  Paris 

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1660 

zuerst  Wagen  und  Pferde  zum  Vermieten  bereit,  die  von  seinem  Hause 
den  Kamen  „Fiacre"  erhalten. 

1660  Johann  Spwllnc  gibt  in  seiner  erst  nach  seinem  Tode  yeröffentliohten 
„Zoologia  phyüca"  die  erste  Andeutung  einer  richtigen  Auffassung  von 
der  Stellung  des  Menschen  innerhalb  des  Tierreichs,  die  später  zur  Bildung 
eines  besonderen  Naturreichs  für  denselben  führt.    (Vgl.  indes  auch  1501.) 

—  Bernhard  VWMlui  gibt  in  seiner  „Geographia  generalis"  die  erste  allgemeine 
syst«matische  Darstellung  des  Formenschatzee  der  Erde.  Er  klasdflziert 
zuerst  die  großen  Meere  und  unterscheidet  den  Atlantischen,  Paöfisohen 
und  Indischen  Ozean,  eine  Einteilung,  die  sich  allmählich  einbürgert. 

—  Bernhard  Vartniiu  gibt  die  erste  eingehendere  Beschreibung  der  Wind- 
verhältnisse auf  der  Erde. 

—  Thomas  Wharton  aus  Yorkshire  publiziert  das  erste  bedeutende  Werk  über 
Drüsen,  beschreibt  darin  die  Thymus-,  Pankreas-  und  Submazillardrüse 
und  entdeckt  den  Ausführungsgang  der  letzteren. 

1661  Johann  Rudolf  Glaubir  macht  die  erste  chemische  Analyse  von  Meteorsteinen. 

—  WiUiam  Hamy  erklärt  in  seiner  Schrift  „De  generatione  animalium",  daß 
die  Theorie  der  Greneratio  aequivooa  ein  Irrtum  sei  und  jedes  lebende 
Wesen  sich  aus  einem  Ei  entwickle,  welches  vom  weiblichen  Individuum 
stamme  und  auf  dessen  Entwicklung  der  Same  als  belebender  Heiz  einwirke. 
Der  von  Harvey  aufgestellte  Satz  „Omne  vivum  ex  ovo"  bildet  den  Aus- 
gangspunkt aller  seitdem  auf  entwicklungsgescbiohtlichem  Gebiete  unter- 
nommenen Forschungen. 

—  Nathanael  da  Hlthmort  beschreibt  die  nach  ihm  Highmorehöhle  genannte 
Oberkieferhöhle,  welche  bereits  Galen  als  Sinus  maxillaris  kannte.  Es 
gelingt  ihm,  viele  bis  dahin  imerklärlicbe  Zahnerkrankungen  als  Er- 
krankungen des  Antrum  Highmori  nachzuweisen. 

—  Giovanni  Battista  RIccIell  macht  die  ersten  trigonometrischen  Höhenbestim- 
mungen der  Wolken. 

—  Der  Bohwedisohe  Arzt  Olaus  Rudbeck  entdeckt  als  Student  in  Padua  die 
von  ihm  „seröse  Gefäße"  benannten  Lymphgefäße  des  Darms  und  zeigt 
16S2,  daß  diese  Gefäße  mit  den  Chylusgefäßen  identisch  sind  und  daß  sie 
in  den  Ductus  thoracicus  einmünden.  Die  Bezeichnung  Lymphgefäße  führt 
1663  Thomas  Bwthallnus  ein. 

1662  La  Gandrt  begründet  die  SpaUerbaumzuoht  und  macht  wichtige  Angaben 
über  Unterlage  und  Reis  in  der  Obstbaumkultur. 

—  Francis  Lodwlck  entwickelt  in  seinem  „Groundwork  or  Foundation  laid  for 
the  Framing  of  a  new  perfect  Language"  das  Programm  einer  Universal- 
spräche,  das  alle  die  Eigenschaften  in  sich  vereint,  von  denen  spätere  Ver- 
suche (s.  1879  S.,  1887  S.,  1906  M.)  stets  nur  einen  Teil  wiedergeben. 

—  Domenico  d«  Marchttti  erkennt  zuerst  am  Herzen  und  Darm  die  Fähig- 
keit aktiver  Bewegung. 

—  Isaak  MInnlus  führt  zum  ersten  Male  die  Durchtrennung  des  Eopfniokers  bei 
Caput  obstipum  (Schiefhals)  aus,  eine  Operation,  die  1668  von  Meister 
Florian  in  Holland,  1670  von  Hendryk  van  Roonhuyze,  1738  von  Tulp 
und  dann  öfter  wiederholt  wird. 

—  Sir  Hugh  Platt  macht  zuerst  den  Vorschlag,  den  Dampf  zum  Heizen  eines 
Treibhauses  zu  verwenden. 

1663  Pierre  Bora!  entdeckt  die  sympathetische  Tinte,  indem  er  die  Schwärzung 
der  mit  essigsaurem  Blei  gemachten  unsichtbaren  Schriftzüge  durch  eine 
Abkochung  von  Auripigment  und  Kalk  bewirkt. 

—  Andr6  La  N6tra  ist  der  Schöpfer  des  französischen  Stils  in  der  Gartenkunst. 
Er  gibt  den  Gärten  das,  was  ihnen  bisher  fehlte,  die  Perspektive,  ver- 
einfacht die  Wasserkünste,  hebt  darin,  wie  in  der  Banmformung,  alle  Spiele- 


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M56 

reien  auf  und  bringt  Symmetrie  in  die  durch  Schnitt  hergestellten  Lauben- 
gänge,  Hecken  und  Niaohen. 

1663  Jean  Rlotan  erfaßt  suerst  den  Gedanken,  bei  Wassersucht  des  Hensbeutels 
diesen  zu  öffnen. 

—  Johann  Scultotus  benutzt  für  den  Verband  der  unteren  Gliedmaßen  die 
nach  ihm  benannte  Binde,  die  ans  einer  beliebigen  Anzahl  von  Streifen 
besteht,  welche  dachziegelartig  übereinander  gelegt  werden,  und  so  lang 
sein  müssen,  daB  sie  das  betreffende  Glied  l^/g  mal  umgreifen. 

—  Der  französische  Staaterat  M.  d«  Vifaiyir  erhält  von  Ludwig  XIV.  das 
Privileg,  in  Paris  eine  Stadtpost  einzurichten.  Hierbei  führt  er  zwecks 
freier  Beförderung  die  „Billets  de  port  pay6"  ein,  welche  um  die  Briefe 
herumgeschlagen  oder  auf  irgend  eine  andere  Weise  an  denselben  befestigt 
werden.  Sie  ähneln  den  späteren  Streifbändern  und  sind  als  Vorläufer 
der  Briefmarken  anzusehen.    Auch  stellt  er  die  ersten  Postbriefkasten  anl 

16M  Johann  Rudolf  Ohuifcir  hat  eine  annähernd  richtige  Vorstellung  von  den 
Wirkungen  der  chemischen  Verwandtschaft.  Er  zeigt,  daß  die  Zersetzung 
des  Kochsalzes  und  Salpeters  durch  Schwefelsäure  sowie  die  des  SalmiAks 
durch  Kalk  oder  Kali  (s.  1648  G.)  darauf  beruht,  daß  der  eine  Bestand- 
teil zu  dem  Zersetzungamittel  eine  größere  Verwandtschaft  hat  (es  liebt 
und  auch  von  ihm  geliebt  wird).  Er  erläutert,  wie  Sohwefelantimon  sich 
mit  Sublimat  zersetzt,  hat  also  auch  Einsicht  von  dem  Vorgang  der  dop- 
pelten Wahlverwandtschaft. 

—  Francis  QHmoii  in  London  bearbeitet  die  Anatomie  und  Physiologie  der 
Leber  in  hervorragender  Weise  und  erwähnt  in  seiner  Schrift  „Anatomia 
bepatis"  zuerst  die  nach  ihm  benannte  Glisson'sche  Kapsel. 

—  Otto  VOR  GiMTfckt  führt  dem  Reichstag  zu  Regensburg  sein  berühmtes  Ex- 
periment mit  den  sogenannten  Magdeburger  Halbkugeln  vor.  Diese  Halb- 
kugeln werden  durch  eine,  mit  einem  Hahn  verschließbare  Röhre  mit  der 
Luftpumpe  in  Verbindung.gesetzt.  Nachdem  die  Luft  ausgepumpt  ist,  haften 
sie  mit  solcher  Kraft  aneinander,  daß  16  Pferde  kaum  imstande  sind,  den 
Druck  der  Luft  zu  überwinden,  während  sie  ohne  Schwierigkeit  ausein- 
anderzuziehen sind,  sobald  durch  öffnen  des  Hahns  die  Luft  wieder  ein- 
gelassen wird.    (Vgl.  1641  G.) 

—  Otto  «Ml  Guwicfc«  wird  durch  seine  Versuche  bahnbrechend  für  die  Lehre 
von  der  Aerostatik.  Die  Elastizität  der  Luft  ist  seitdem  bewiesene  Tat- 
sache und  es  ergibt  sich  der  wichtige  Schluß,  daß  die  unteren  Schich- 
ten der  Atmosphäre  dichter  als  die  oberen  sein  müssen.  Er  erkennt  auch 
die  Bedeutung  des  Wasserdampfes  für  die  Nebel-  und  Wolkenbildung. 

1664 — 88  Der  französische  Matrose  Henri  Haiml,  der  als  Schiffbrüchiger  in 
Korea  gefangen  gehalten  wird,  gibt  nach  seiner  Rückkehr  die  erste  aus- 
führliche Kunde  von  diesem  Lande. 

1664  Blaise  Paml  baut  in  seiner  erst  nach  seinem  Tode  i.  J.  166S  gedruckten 
Schrift  „Trait6  du  triangle  arithmätique"  die  Kombinationslehre  und 
Wahrscheinlichkeitsrechnung  weiter  aus,  und  erörtert  im  besonderen  das 
nach  ihm  benannte  arithmetische  Dreieck,  eine  Tafel  der  Binomialkoeffi- 
zienten  zur  Auffindung  höherer  arithmetischer  Reihen  und  der  Kombina- 
tionszahlen. Neben  Pascal  ist  namentlich  auch  Fermat  ein  Förderer  der 
Wahrscheinlichkeitsrechnung. 

1656  Nachdem  schon  Anton  Platner  in  Augsburg  1518  die  Feuerspritze  ver- 
bessert hatte,  versieht,  wie  aus  einem  Briefe  von  Leibniz  an  Papin  vom 
4.  Februar  1707  hervorgeht,  Johann  Hautach  dieselbe  wieder  mit  dem  von 
Heron  (s.  100)  erfundenen  Windkessel. 

—  Christian  HuygMM  entdeckt  den  Titan,  den  größten  der  acht  Satelliten 
des  Saturn. 


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1666 

1656  Der  Jesuit  Martin  Martliii,  der  1651  aus  China  heimgekehrt  ist,  publisiert 
seinen  neuen  Atlas  von  China,  auf  den  sich  das  neuere  Wissen  von  diesem 
Reiche  gründet.  In  diesem  Atlas  erscheint  auch  zuerst  das  Bild  der 
Halbinsel  Korea.     (Vgl.  auch  1664.) 

^  John  Wallis  in  Oxford  baut  die  Lehre  von  den  Kegelschnitten  tmter  An- 
wendung der  von  Desoartes  angegebenen  neuen  Methode  (s.  1637  D.)  weiter 
aus.  VgL  seine  Schrift  „Tractatus  de  sectionibus  conioia  noya  methodo 
expositis". 

1666  Johann  Rudolf  Slanbtr  rät  in  seinem  „Miraoulum  mundi",  den  Nieder- 
schlag, den  kohlensaures  Kali  in  Kupferlösungen  bewirkt,  statt  des  seit 
alters  her  bekannten  Grünspans  zum  Malen  anzuwenden.  Proust  zeigt 
1799,  daB  diese  grünen  Niederschläge,  die  man  bei  unvollkommener 
Fällung  erhält,  basische  Salze  sind  und  daß  der  blaue  Niederschlag,  der 
bei  vollständiger  Fällung  entsteht,  Kupferoxydhydrat  ist.  Das  Salpetersäure 
Kupfer  scheint  Glauber  bereits  1648  erhalten  zu  haben. 

—  Christian  HiiyfMU  erfindet  die  Pendeluhr.  Hat  auch,  wie  aus  dem  Artikel 
unter  1636  G.  hervorgebt,  schon  Galilei  den  Gedanken  gehabt,  das  Pendel 
bei  Uhren  anzuwenden,  so  ist  doch,  wie  jene  Notiz  ergibt,  eine  praktische 
Ausführung  dieses  Gedankens  nicht  erfolgt. 

—  Werner  Rolflnk  führt  an  den  Leichen  zweier  im  Leben  mit  Katarakt  Be- 
hafteter den  anatonüsohen  Nachweis,  daß  der  graue  Staar  auf  einer  Trü- 
bung der  Krystalllinse  beruht. 

—  John  Tnutetcant  bringt  die  erste  Probe  von  Guttai>ercha  unter  dem  Namen 
„Mazer  wood"  nach  London. 

—  Jsaak  Vottint  begründet  selbständig  die  meteorische  Quellenlehre  durch 
den  von  ihm  aufgestellten  Satz  „Omnia  flumina  ex  colleotione  aquae 
pluvialis  oriri". 

1657  Der  polnische  Feldarzt  Janus  Abraham  a  Gahima  macht  zuerst  bestimmte 
Vorschläge,  um  die  Vorbildung,  die  Leistungen  und  damit  auch  die 
Stellung  des  müitärärztlichen  Personals  zu  verbessern.  Er  tut  Schritte 
zur  Reformierung  der  bisher  mitgeführten  Feldapotheken  (Feldkästen), 
die  nicht  mehr  vom  Arzt,  sondern  vom  Staat  angeschafft  werden  sollen. 

—  Wolfgang  HMMr  gibt  in  seinem  „Hercules  medious"  die  erste  Beschreibung 
des  Kretinismus. 

—  Johannes  HutMa  fördert  die  Lehre  von  den  Gleichungen  und  gibt  eine 
Methode  zur  Erkennung  der  mehrfachen  Wurzeln  einer  Gleichung,  die 
nach  ihm  die  „Hudde'sche  Regel"  genannt  wird.  Auch  findet  er  die  ein- 
fachste und  übersichtlichste  Ableitung  der  Cardamschen  Formel. 

—  Christian  Haycant  erkennt  die  wahre  Gestalt  des  Satumringes  (s.  1610  G.), 
veröffentlicht  jedoch  seine  Entdeckung,  um  weitere  Beobachtungen  ab- 
zuwarten und  sich  dennoch  die  Priorität  zu  sichern,  ztm&chst  nur  in 
folgendem  Anagramm:  aaaaaaa  ccccc  d  eeeee  g  h  iüüü  1111  mm  nnnnnnnnn 
0000  pp  q  rr  8  ttttt  uuuuu,  welches,  richtig  gelesen,  heißt:  Annulo  cin- 
gitur,  tenui,  piano,  nusquam  oohaerente,  ad  ediptioam  inclinato. 

1668  Pierre  Fennat  fördert  die  Zahlentheorie  durch  Aufstellung  einer  großen 
Reihe  bemerkenswerter,  zum  Teil  berühmt  gewordener  Sätze.  Hierhin 
gehört  das  „Fermat'sche  Problem",  welches  den  elementaren  Beweis 
fordert,  daß  die  Gleichung  x»  -|-  y»  =  z»  für  n  >-  2  nicht  in  ganzen 
Zahlen  lösbar  ist.  Format  behauptet,  einen  „wahrhaft  wunderbaren"  Be- 
weis zu  besitzen;  doch  ist  es  bisher  nicht  gelungen,  diesen  Beweis  wieder- 
zufinden. Andere  zahlentheoretische  Sätze  beziehen  sich  auf  die  Polygonal- 
zahlen, die  Primzahlen  usw. 

—  Johann  Rudolf  Qlauker  beschreibt  die  Bildung  des  übrigens  schon  vorher 
bekannten  Holzessigs  durch  trockene  Destillation  des  Holzes. 


—     128     — 

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1«60 

1658  Johann  Budolf  QUuifetr  wendet  zuerst  die  Sioherheitsröhren  als  Sidherheits- 
ventile  an.  Durch  Welter  (1820),  nach  dem  sie  auch  benannt  werden, 
kommen  dieselben  in  regelmäßigen  Gebrauch. 

—  Der  kurfürstlich  brandenburgische  Ingenieur  Johann  Gregor  Mmhanl  be- 
ginnt die  Befestigung  Berlins  nach  dem  altniederländiushen  bastionierten 
System.  Die  Festungswerke  laufen  etwa  in  der  Linie  der  heutigen  Ober- 
wall-, Niederwall-  und  Neuen  Friedrichatraße  und  bestehen  aus  13  durch 
Kurtinen  verbundenen  Bastionen  und  6  (später  hineugefüg^n)  RaveUnen. 
Die  Sturmfreiheit  beruht  auf  einem  45  m  breiten  nassen  Graben. 

—  Jan  toaimmnlaiii  entdeckt  die  roten  Blutkörperchen'  im  Froschblut. 

—  Johann  Jacob  W«|rftr  gibt  in  seiner  Schrift  über  die  Apoplexie  gute  Unter- 
suchungen über  das  Gefäßsystem  des  Gehirns  und  weist  sueist  die  Ver- 
narbung apoplektischer  Himherde  nach. 

1659  William  Bromickw,  Visoount  of  Castle  Lyons,  bringt  die  Faktorenfolge, 
welche  John  Wallis  (s.  d.  1668)  in  seinem  berühmten  „Wallis'schen  Pro- 
dukt" zur  Darstellung  von  a  verwendet,  in  die  Form  eines  unendlichen 
Kettenbruohs. 

—  Oberst  OwiBouit  wendet  zuerst  Steinminen  (Erdmörser)  an,  indem  er  bei  der 
Belagerung  von  Thom  schräg  in  das  feste  Erdreich  eingegrabene  röhren- 
artige Löcher  nach  Art  eines  Geschützes  mit  Pulver  ladet  und  Steine  als 
Geschosse  daiaufsetzt. 

1660  Robert  Boyl«,  der  durch  Kaspar  Schott's  Werk  von  Guericke's  Versuch 
(s.  1641  6.  und  1664  G.)  Kenntnis  erhalten  hatte,  konstruiert  mit  Robert 
Hook«  eine  Luftpumpe,  die  in  der  Handhabung  wesentlich  bequemer  als 
Guericke's  Pumpe  ist.  Der  Rezipient .  besteht  aus  Glas  imd  ist  mit  einem 
abhebbaren  Deckel  versehen,  der  gestattet,  den  Versuchskörper  bequem 
hineinzubringen. 

—  Hermann  Conr1ii(  wird  mit  seinem  „Examen  rerum  publicarum"  der 
Schöpfer  der  Statistik,  die  bis  dahin  nur  ganz  oberflächlich  von  dem 
Venetianer  Sansovino  und  dem  Franzosen  Pierre  d'Avity  behandelt 
worden  war. 

—  Procope  Gontoaux,  Limonadier  in  Paris,  stellt  zuerst  gewerbsmäßig  durch 
Kältemischungen  gefrorene  Limonaden  und  Fruchtsäfte  her.  Diese 
Fabrikation  verbreitet  sich  so  schnell,  daß  sich  1676  eine  Innung  der 
Meister  der  Kunst  „des  glaces  de  fruits  et  de  fleurs"  mit  260  Mitgliedern 
bUdet.     (S.  a.  1621  B.) 

—  John  HüTlncten  führt  die  Wasserklosetts  aus  Frankreich  nach  England  ein. 
Doch  sind  dieselben  keine  französische  Erfindung,  und  es  tmterliegt  keinem 
Zweifel,  daß  die  Wasserklosetts  schon  im  Altertum  im  Orient  in  Gebrauch 
gewesen  sind. 

—  Blaise  Pascal  wendet  das  Prinzip  der  virtuellen  Verschiebungen  zum  Be- 
weis des  Satzes  an,  daß  ein  an  einem  Punkte  der  Oberfläche  einer  flüssigen 
Masse  ausgeübter  Druck  sich  gleichmäßig  nach  allen  andern  Punkten  der 
Flüssigkeit  verbreitet,  wofern  diese  nicht  auszuweichen  imstande  ist 
(Pascal'sches  Gresetz). 

—  Conrad  Victor  Schnoidor  in  Wittenberg  beweist  anatomisch  und  klinisch, 
daß  nicht  das  Gehirn,  sondern  die  Nasensohleimhaut  (Membrana  Schnei- 
den) den  Schleim  absondert,  der  in  Krankheiten  abfließt,  und  stößt  damit 
endgültig  die  Lehre  der  Alten  von  den  zahlreichen  katarrhoisohen  Krank- 
heiten am. 

—  Nicolaua  StMMnis  erkennt  die  Muskeln  als  die  eigentlichen  tätigen  Be- 
wegpugBwerkzeuge  und  findet,  daß  sie  sich  bei  ihrer  Zusammenziehung 
sdbst  verkürzen,  eine  Erscheintmg,  die  BoreUi  auf  die  Elastizität  der 
Dsrmitaedter.  9 

—     129     — 


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1660 

Muskelii   snrüokführt,   welche  unter  dem   EinflnB   der   Nerven  in  Tätig- 
keit trete. 

1660  Thomas  SydMham,  der  „en^iaohe  Hippokrates",  faßt  znerat  den  Gedanken, 
daß  die  Krankheit  eine  Folge  eines  Krankheitsprozessee  sei,  ein  Begiifi, 
den  er  als  erster  streng  durchführt.  Er  betrachtet  das  Fieber  als  einen 
Akt  zur  Entfernung  der  Schädlichkeiten,  welche  Lehre  bis  gegen  Ende 
des  18.  Jahihnnderts  die  herrschende  bleibt.  „Fieber  ist  ein  Wer)[£eag 
der  Natur,  durch  welches  dieselbe  die  unreinen  Teile  von  den  reinen 
sondert." 

—  Thomas  Sy^Mham  gibt  diätetische  Anordnungen  je  nach  der  Konstitution 
des  Patienten  und  zeigt,  daB  eine  große  Zahl  von  Erkrankungen  lediglich 
durch  richtige  Lebensweise  und  verständige  Ernährung  zum  guten  Ende 
geführt  werden  können. 

—  Thomas  Sy^Mham  gibt  der  Seuchenlehre  einen  gewaltigen  Umschwung 
durch  die  Ausbildung  des  Begriffes  epidemischer  Konstitution,  bei  deren 
Entstehung  kosmische  und  telluiische  Einflüsse,  Miasmen,  die  aus  dem 
Erdinnem  emporsteigen,  Unreinigkeiten  der  Atmosphäre  und  ähnliche 
Faktoren  mitspielen. 

1661  Die  Acadtmla  dal  Nmanto  in  Florenz  macht  Versuche  über  die  Zusammen- 
drückbarkeit  des  Wassers  in  Silberkugeln.  Die  Versuche  ergeben  zwar  kein 
brauchbares  Resultat,  erweisen  aber  die  Porosität  des  Silbers. 

—  Henry  BMiop,  Generalpächter  des  englischen  Postwesens,  führt  den  Auf- 
gabestempel  für  Briefe  ein. 

—  Der  englische  Naturforscher  Robert  Boyla  stellt  im  Anschluß  an  Demokritos 
und  Gassendi  (s.  diese)  eine  Korpuskulartheorie  auf,  nach  welcher  alle 
Körper  aus  kleinsten  Teilchen  bestehen.  Durch  Aneinanderlagerung  der 
sich  gegenseitig  anziehenden  Teilchen  verschiedener  Stoffe  kommt  die  Ver- 
bindung zustande.  Tritt  mit  einem  Körper  ein  anderer  in  Wechselwirkung, 
dessen  kleinste  Teilchen  zu  denen  eines  Komponenten  mehr  Anziehung 
haben,  als  die  Komponenten  unter  sich,  so  erfolgt  Zersetzung. 

—  Robert  Boyla  stellt  den  Begriff  der  chemischen  Elemente  auf,  als  welche 
man  Stoffe  anzusehen  habe,  die  man  nicht  weiter  zerlegen,  aus  denen 
man  aber  die  anderen  Stoffe  zusammensetzen  könne.  Ähnliche  Ansichten 
hatte  Joachim  Jungius  in  seinen  1642  erschienenen  „Principia  corporum 
naturalium"  ausgesprochen,  die  jedoch  unbeachtet  geblieben  waren. 

—  Gegenüber  den  Alchemisten,  welche  die  Verwandlung  von  Eisen  in  Kupfer 
annahmen,  zeigt  Robert  Boyla,  daß  Kupfer  aus  seinen  Lösungen  durch 
Zink  und  durch  Eisen  metallisch  gefällt  wird,  tmd  erklärt  den  Vorgang 
dahin,  daß  das  Auflösungsmittel  ein  aufgelöstes  Metall  fallen  lasse,  um 
das  die  Ausfällung  veranlassende  Metall  aufzunehmen. 

—  Robert  Boyla  hebt  zuerst  ausdrückUch  hervor,  daß  auf  die  Hervorbringnng 
von  mehr  oder  weniger  regelmäßigen  Krystallen  langsame  oder  schnelle 
Abkühlung  der  Lösung  bedeutenden  Einfluß  ausübt. 

—  Die  Jesuiten  Albert  Dorvilla  und  Johannes  Qmakar  machen  einen  Zug  durch 
Tibet,  erreichen  die  Hauptstadt  Lhassa  und  steigen  von  da  über  den 
Himalaja  nach  Agra  hinab. 

—  Guichard  Joseph  Du  Varnay  führt  die  Untersuchungen  von  Aranzio  (s.  1665) 
über  den  foetalen  Blutkreislauf  weiter,  findet  im  Verein  mit  Caspar 
Barthellnua  die  nach  dem  letztem  benannten  Drüsen  (Glandulae  Bartho- 
linianae)  und  liefert  davon  eine  genaue  Beschreibung. 

—  Johann  Havallus  beobachtet  1553  Sterne  für  die  Epochen  1661  und  1701, 
die  nach  seinem  Tode  1600  in  einem  Katalog  zusammengefaßt  werden, 
der  auch  336  südÜohe  Sterne  enthält,  die  Halley  auf  seiner  Expedition 
nach  St.  Helena  aufgenommen  hatte. 


—     130     — 

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1668 

1661  Christiaii  HiiytMtt  verwendet  zuerst  ein  abgekürztes  Heberbarometer  rar 
Beurteilung  der  Luftverdünnung  unter  dem  Rezipienten  der  Luftpumpe. 
(Barometerprobe,  Manometer  für  niedrigen  Druck.) 

—  Marcello  Malpighl  beobachtet  zuerst  an  Limge  und  Mesenterium  des  Frosches 
den  CapülarkreiBlauf.  Er  setzt  den  Übergang  der  Arterien  in  die  Venen 
ins  lichtige  Licht  and  liefert  damit  die  wichtigste  Ergänzung  zu  Harvey's 
Entdeckung  des  grofien  Blutkreislaufes. 

—  Marcello  Malpifhi  entdeckt  den  Bau  der  Lungen.  Das  Innere  der  Lungen 
besteht  aus  Säckchen  oder  Läppchen,  welche  mit  den  Ästen  der  Luftröhre 
und  miteinander  In  Gemeinschaft  stehen.  Die  Bläschen,  die  mit  G«fäß- 
netzen  umgeben  sind,  dienen  dazu,  durch  den  Druck  der  in  ihnen  ent- 
haltenen Luft  das  Blut  inniger  zu  mischen ;  in  die  Grefä&e  selbst  scheint 
keine  Luft  überzugehen. 

—  Giovanni  Battista  Rlcdoll  stellt  eine  Berechnung  der  Größe  der  Erdoberfläche 
an,  die  er  auf  seine  mit  Grimaldi  ausgeführte  Gradmessung  gründet 
und  die  170981012  bononJBche  Quadratmeilen  ergibt. 

—  Der  französische  Astronom  Melchisedec  Thrrmot  örflndet  die  Röhrenlibelle, 
auch  Wasserwage  oder  Niveau  genannt. 

1662  Adrian  AiBOut  bemerkt  zuerst  den  Schatten  des  Saturn  auf  seinem  Ring. 

—  Lorenzo  MUnl  imtersucht  den  Bau  der  Nieren  und  findet  die  Ausffihrungs- 
gänge  in  den  Papillen,  den  „Tubuli  Belliniani".  Er  erkennt  die  Zungen- 
papillen als  Gesohmacksorgan  und  beschreibt  deren  Verbindung  mit  den 
Nerven. 

—  Robert  Boylt  und  Edme  Marittte  stellen  unabhängig  voneinander  das 
Boyle - Mariotte'sche  G«setz  auf:  „Der  Raum,  den  eine  eingeschlossene 
Gasmenge  einnimmt,  steht  im  umgekehrten  Verhältnis  zum  Druck";  oder 
„je  geringer  der  Druck,  um  so  größer  der  Rauminhalt,  je  größer  der 
Druck,  um  so  geringer  der  Rauminhalt."  An  den  Boyle'schen  Forschungen 
hat  Richard  Townley  einen  hervorragenden  Anteil. 

1662 — 68  Nachdem  schon  1S58  vom  Kurfürsten  Joachim  II.  die  Grabung  eines 
Kanals  von  der  Spree  nach  der  Oder  projektiert  worden  war,  läßt  der 
Große  Kurfürst  durch  Philipp  d«  ChlaM  dieses  Werk  ausführen.  Anfangs 
bedient  man  sich  bei  demselben  hölzerner  Schleusen,  die  aber  1699  durch 
steineme  Schleusen  ersetzt  werden. 

1662  Jean  Baptiste  ColMrt  vereinigt  die  bis  dahin  in  Paris  zerstreuten  Werk- 
stätten von  Haute-  und  BasseUsse-Weberei  in  der  Teppichfabrik  der  Nach- 
kommen des  im  16.  Jahrhundert  verstorbenen  Färbers  Jehan  Gobelin. 
Die  Manufaktur  erhält  nach  diesem  den  Namen  „Aux  Gobelins",  welcher 
Name  sich  auch  auf  die  dort  fabrizierten  Wandteppiche  überträgt. 

—  Regnier  d«  Qraaf  entdeckt  die  nach  ihm  benannten  Follikel  im  Eierstock 
und  stellt  fest,  daß  die  Ovarien  die  Eier  erzeugen  und  reifen  lassen  und  daß 
die  Eier  nach  der  Befruchtung  durch  die  Tuben  in  den  Uterus  gelangen. 

—  John  Gmint  in  London  begründet  die  medizinische  Statistik. 

—  Marcello  Malpl{hi  erforscht  zuerst  die  Entwicklung  des  Hühnchens  im  Ei 
mit  dem  Mikroskop  und  trägt  zur  näheren  Kenntnis  aller  Teile  des  Foetus, 
seiner  HüUen  und  seiner  Umgebung  bei.  Er  begründet  die  mikroskopische 
Anatomie  der  Tiere. 

—  Der  Marquis  von  Malvatia  beschreibt  in  seinen  „Ephemerides  novissimae 
motuum  coelestinm"  das  Fadennetzmikrometer,  dessen  Erfindung  Venturi 
zufolge  von  Montanarl  gemacht  sein  soll.  Es  besteht  aus  einem  System 
von  mehreren  feinen  und  senkrecht  einander  durchkreuzenden  Silberfäden. 

1663  Fran^ois  i»  to  Bot  (Sylvius)  weist  auf  die  Alkohol-  und  Essigsäuregärung 
als  die  T3rpen  der  Vorgänge  hin,  deren  Vorkommen  er  im  Verdauungskanal 
annimmt.    Die  Verdauung  ist  ihm  ein  chemischer  Prozeß.    Die  alkalische 

»• 
—     131     — 


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166« 

Galle  dient  dazu,  den  Speiaebrei  zu  neutralisieren,  und  ihn  in  Chylus  und 
Faeoes  su  sondern.  Zur  Bildung  des  Chylus  trägt  andrerseits  auch  der 
Pankreassaft  bei,  dem  Sylvins  saure  Keaktion  zuschreibt.  Er  kennt  auch 
bereits  den  Speichel  als  Verdauungssaft. 

1663  Nachdem  Albertus  Magnus  (1260)  zuerst  daa  Zusammenschmelzen  von 
Schwefel  mit  Alkalien  erw^nt  und  Libavius  (1696)  gelegenthch  eine 
Vorschrift  ffir  die  Auflösung  des  Schwefels  in  wässerigem  Alkali  gegeben 
hatte,  gibt  Bobert  Boyte  genaue  Anweisungen  für  Bereitung  der  Schwefel- 
leber  sowohl  durch  Auflösung  von  Schwefel  in  kochendem  wässerigem 
als  auch  in  schmelzendem  trocknem  Kali.  Er  weiB  bereits,  daß  sich 
Metalle  in  Schwefelleber  lösen  und  erwähnt  auch  die  Auflösung  des  Spieß- 
glanzes  in  derselben  sowie  die  Schwärzung  des  Silbers  durch  Schwefelleber- 
lösung. Bei  spätem  Untersuchungen  ergibt  sich,  daß  die  Schwefelleber 
nicht,  wie  man  früher  glaubte,  aus  Sohwefelkalium  besteht,  sondern  ein 
Gemenge  von  Ealiumsupersulfureten  und  untersohwefligBaurem  oder 
schwefelsaurem  KaU  darstellt.     (Vgl.  auch  1608  B.) 

—  Bobert  Boylt  spricht  in  seinen  „Experiments  and  considerations  touohing 
oolours"  von  den  Niederschlägen,  welche  Alaun  und  Pottasche  oder  Blei- 
essig mit  Farben  hervorbringen.  Der  €rebrauch  des  Alauns,  um  die  Farben 
auf  StofEen  zu  fixieren,  war  schon  lange  vorher  allgemein  bekannt.  (S. 
a.  624.) 

—  Bobert  Boylt  bereitet  zuerst  das  CMorwismut  (Wismutbutter)  durch  Er- 
hitzen von  QuecksUbersublimat  mit  Wismut. 

—  Otto  von  Gnsrlckt  macht  elektrische  Versuche  mit  einer  Sohwefelkugel,  die 
in  schnelle  Botation  versetzt  und  mit  der  flachen  Hand  gerieben  wird. 
Er  sieht,  daß  sie  leichte  Körper  nicht  nur  anzieht,  sondern,  was  Gilbert 
(8.  1600  G.)  noch  übersehen  hatte,  nach  einiger  Zeit  wieder  abstößt,  und  be- 
merkt zuerst  das  elektrische  Leuchten  der  Kugel,  aber  nicht  den  elektrischen 
Funken. 

—  Nicolas  Laquin  erfindet  die  elastischen  Bruchbänder. 

—  Giles  Persone  da  RobMval  erfindet  das  Gewiohtsaraeometer,  welchem  Fahren- 
heit  (1724)  einen  Teller  zum  Auflegen  der  Gewichte  hinzufügt.  Die  heutige 
Form  erhält  das  Instrument  durch  William  Nicholson.   (S.  1787  N.) 

—  Hendryk  van  Roonhnyn  veröffentlicht  ein  Buch  über  die  Frauenkrank- 
heiten, worin  er  ausführlich  den  Scheidenprolaps,  die  Blasenscheidenflstel, 
die  er  zuerst  durch  Operation  (Blasenscheidenfistelnaht)  schließt,  die 
operative  Öffnung  der  Vagina  u.  a.  beschreibt. 

—  Nioolaus  StMonii  weist  nach,  daß  sich  das  Herz  wie  ein  Muskel  verhält 
und  leitet  seine  Zusammenziehung  von  der  Kontraktion  der  Muskeln  her. 
Er  entdeckt  den  Ausfühmngsgang  der  Ohrspeicheldrüse  (Duotns  Steno- 
nianus)  und  den  Ansführungsgang  der  Tränendrüse. 

1664  Bobert  Boylt  beschreibt  die  KrystaUe  von  wasserhaltigem  Kupferchlorid, 
welche  aus  einer  Auflösung  von  Kupfer  in  Salzsäure  sich  bilden  und  in 
Weingeist  löslich  sind,  und  kennt  das  Kupferchlorür. 

—  Da  die  hygrometrische  Methode  des  Nicolaus  de  Cusa  (s.  1440)  sich  als 
ungenau  erweist,  bestimmt  Folll  4t  Popp!  den  Feuchtigkeitsgrad  der  Luft 
mit  Hilfe  der  Längenveränderung  eines  Papierstreif ens,  der  in  der  Mitte 
mit  einem  Gewicht  belastet  ist  und  den  er  später  durch  einen  Pergament - 
streifen  ersetzt  (Hygrometer). 

—  Begnier  dt  Sraaf  sammelt  und  untersucht  den  Pankreassaft  aus  Fisteln. 
Die  Alkalinität  des  Saftes  finden  jedoch  erst  Tiedemann  und  Gmelin 
(s.  1823  T.),  die  Speichelähnlichkeit  Leuret  imd  Lassaigne. 

—  Der  englische  Arzt  Htnitaw  konstruiert  den  ersten  pneumatischen  Apparat 
in  Form  einer  gemauerten  Kammer,  in  welcher  durch  von  außen  wirkende 

—     132     — 

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Blasebälge  und  Ventile  die  Lnit  je  nach  Belieben  verdichtet  oder  verdünnt 
werden  kann. 

1664  Der  Mathematiker  Kaspar  Schott  in  Wärzborg  beschreibt  in  seinem  Werke 
„Teohnioa  curiosa"  eine  Taucherglocke.  Eine  Besohreibiing  derjenigen 
Taucherglocke,  mit  der  i.  J.  1666  eine  Hebung  der  Schätze  der  versunkenen 
spanischen  Armada  versucht  wurde,  gibt  Sinclair  1669  in  seiner  „Ars  nova 
et  magna  gravitatis  et  levitatis". 

—  Jaoques  Labessie  d«  Sotoytai,  französisoher  Stallmeister  und  Tierarzt,  be- 
handelt in  seinem  Werke  „V6ritable  parfait  Mar6chal"  ansffihrlioh  die 
Krankheiten  des  Pferdes.  Er  verwendet  Ringe  von  Blei  und  Pasten  von 
Arsenik  und  Kupfervitriol  zu  Fontanellen,  und  greift  in  die  gesamte  Tier- 
heilkunde vielfach  reformatorisch  ein.  Sein  Werk  wird  in  fast  sämtliche 
Sprachen  Europas  übersetzt. 

—  Jacques  Labessie  d«  SeltyNl  weist  die  Übertragbarkeit  des  Botzes  von  Pferd 
auf  Pferd  nach.  Die  Übertragbarkeit  der  Krankheit  auf  den  Menschen 
wird  zuerst  eingehend  von  Schilling  (1821)  begründet. 

—  Nicolaus  Stononit  untersucht  zuerst  das  Gref&ßsystem  der  Choroidea  und 
erkennt  den  venösen  Charakter  der  Venae  vorticosae. 

1665  Ginseppe  GampanI  macht  sich  durch  die  Konstruktion  seiner  Femrohre 
berühmt.  Die  Brennweite  seiner  Objektive,  die  den  voUkommeusten 
heutigen  Erzeugnissen  kaum  nachstehen,  ist  so  bedeutend,  daß  die  In- 
strumente nicht  mit  Röhren  (Tuben)  versehen  werden  können,  vielmehr 
das  Objektiv  auf  der  Spitze  eines  Mastes  befestigt  werden  muß,  während 
der  Beobachter  das  Okular  in  die  Hand  nimmt.  Campani  liefert  auch  die 
G-läser,  mit  denen  Giovanni  Domenioo  Cassini  seine  großen  Entdeckungen 
macht.  Er  setzt,  zur  Vermeidung  der  sphärischen  und  chromatischen 
Aberration,  seine  Okulare  und  Objektive  schon  aus  mehreren  Linsen 
zusammen.  Auch  Huygens  und  Divini  zeichnen  sich  durch  den  Bau  von 
Femrohren,  deren  Brennweite  ein  erhebliches  Vielfaches  von  ihrer  Öffnung 
ist.  aus.    (Luftfemrohre.) 

—  Francesco  Maria  Qrlmaidl  ist  der  erste,  der  Interferenzersoheinnngen  be- 
obachtet und  auf  diese  hin  den  Satz  ausspricht,  daß  Licht,  zu  Licht  hinzu- 
gefügt, Dunkelheit  erzeugen  könne.  Er  beobachtet  auch  zuerst  die  Beu- 
gungserscheinungen des  Lichtes  und  beschreibt  zuerst  das  durch  ein  Prisma 
erzeugte  Sonnenspektrum. 

—  Robert  Hooks  entdeckt  tmd  erklärt  die  Farben  dünner  Blättchen,  die  er 
auf  eine  Verwirrung  der  an  den  Grenzflächen  der  dünnen  Schicht  reflek- 
tierten Schwingungen  zurückführt  und  erfindet  das  „Newton'sche  Farben- 
glas". Er  spricht  zuerst  aus,  daß  das  Licht  aus  einer  schnellen  und  kurzen, 
vibrierenden  Bewegung  bestehe. 

—  Robert  Hookt  konstruiert  ein  Mikroskop,  dessen  Okular  und  Objektiv  aus 
je  einer  Sammellinse  bestehen,  und  setzt  zwischen  diese  beiden  Liusen  nahe 
dem  Okular  eine  dritte,  das  sogenannte  Kollektivglas. 

—  Robert  Nooke  bemerkt  zuerst  den  Farbenwechsel  in  der  Szintillation  (Fun- 
keln) der  Sterne. 

—  Christian  Huypnt  macht  29  Jahre  vor  Carlo  Renaldhii,  dem  man  bisher 
diese  Idee  zuschrieb,  den  Vorschlag,  als  Fundamentalpunkte  für  das  Thermo- 
meter den  Schmelzpunkt  des  Eises  imd  den  Siedepunkt  des  Wassers  zu 
benutzen. 

—  Christian  Hiiycom  beobachtet,  daß  zwei  auf  einer  gemeinsamen  Unterlage 
befestigte  Pendeluhren  nach  einiger  Zeit  gleichen  Gang  annehmen.  Spätere 
Untersuchungen  über  die  „sympathetischen  Pendeluhren"  werden  von 
Ellicot  (1739),  Breguet,  Laplace,  Savart,  Poisson  und  ResaJ  (1873)  ge- 
macht. 


133     — 

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16«6 

1665  Athanasias  KbtiMr  gibt  die  ersten  Karten  der   Meereaströmungen   berauB. 

—  Friedrich  Rajnch  in  Amsterdam  untersucht  durch  künstliche  Injektion  die 
GefäBverteUung  in  den  verschiedenen  Organen  des  Körpers  und  fertigt 
mit  HUfe  seiner  Methode  eine  ausgedehnte  Sammlung  anatomischer  Prä- 
parate an. 

—  Nicolaus  SlMMb  entdeckt  die  Ohrensohmalzdrüsen. 

—  Der  d&nische  Mathematiker  Thomas  WalgMisMa  erfindet  die  Latema  magica 
und  die  Projektionskunst  (s.  Prometheus  1904  S.  314),  Athanasius  Kiroher 
kann  somit  nicht  mehr  als  der  Erfinder  gelten,  indem  er  erst  in  der  1671 
erschienenen  zweiten  Auflage  seiner  „Ars  magna  lucis  et  umbrae"  eine 
überdies  z.  T.  unklare  Beschreibung  der  Latema  magica  gibt. 

—  Der  Prämonstratensermönch  Johann  Zahn  beschreibt  zuerst  eine  trans- 
portable Camera  obscura.  Seine  Camera  besitzt  in  Röhren  gefaßte  Linsen. 
Er  berücksichtigt  den  Einfluß  der  Brennweiten  seiner  Sammellinsen  auf 
Bildgröße  und  Bildabstand.  Er  verwendet  auch  einen  schräg  gestellten 
UmkehrungsspiegeL 

1666  Der  Ingenieur  Franpois  AaMony  baut  auf  Kosten  von  Pierre  Paul  Riquet 
den  Canal  du  Midi  (Languedoc- Kanal),  der  den  Atlantischen  Ozean  mit 
dem  Mittelländischen  Meere  verbindet,  20  m  breit,  239,6  km  lang  ist 
und  100  Schleusen  und  über  100  Brücken  hat.  Für  diesen  Kanal  wird 
von  1679—1681  der  Malpas-Timnel  als  erster  Tunnel  mit  Sprengarbeit  aus- 
geführt, der  bei  einer  Breite  von  6,9  m  und  einer  Höhe  von  8,4  m  eine 
Länge  von  157  m  hat. 

—  Der  engUsche  Bektor  John  BMd  macht  die  ersten  Beobachtungen  über 
die  t&gUchen  Barometersohwankungen. 

—  Giovanni  Alfonso  Boralll  spricht  zuerst  den  Gedanken  einer  parabolischen 
Form  der  Kometenbahn  aus.  Er  erfindet  den  Heliostat,  der  den  Zweck 
hat,  ein  Strahlenbündel  Lichtes  unveränderlich  in  einer  gewissen  Richtung 
zu  reflektieren  und  dessen  Erfindung  mit  Unrecht  W.  J.  s'  Gravesande  zu- 
geschrieben wird. 

—  Das  OarmanlidM  MuMuin  in  Nürnberg  bewahrt  das  älteste  bekannte  ein- 
farbige Buntpapier,  das  handschriftlich  die  Jahreszahl  1666  trägt,  von 
braunroter  Farbe  ist  und  deuthch  das  Auftragen  der  Farbeflüssigkeit  mit 
dem  Pinsel  erkennen  läßt.  Es  ist  aber  nach  älteren  Rezeptbüchem  anzu- 
nehmen, daß  solches  Papier  bereits  im  16.  Jahrhundert  angefertigt  wurde. 

—  Jean  d«  La  Quinliny«  betont  die  Wichtigkeit  des  Veredelns  der  Obstbäume 
und  verbreitet  die  Kunst  des  Pfropfens  und  Okulierens  in  weiteren  Kreisen. 

—  Gottfried  Wilhelm  von  Lalbnlz  erörtert  in  seinem  Werke  „De  arte  combina- 
toria"  neben  einer  pasigraphisohen,  nur  für  wissenschafthohe  Zwecke  ge- 
eigneten Begriffssohrift  (s.  1600  Trithemius)  auch  eine  auf  der  Lautsprache 
beruhende,  für  den  bürgerlichen  Gebrauch  verwendbare  Universalspraohe. 
(Vgl.  auch  1652  L.) 

—  Der  französische  Chemiker  Nicolas  LMMry  schlägt  vor,  zur  Darstellung 
der  Schwefelsäure  Schwefel  mit  Salpeter  gemischt  in  einer  feuchten  Flasche 
zu  verbrennen. 

— >  Richard  Lowar,  der  vorher  schon  an  Hunden  mit  Bier-,  Wein-  und  Milch- 
infusionen experimentiert  hat,  führt  die  nachweislich  erste  direkte  Trans- 
fusion an  Tieren  aus,  indem  er  das  Blut  aus  der  Arteria  cervicalis  eines 
Hundes  in  die  Vena  jugularis  eines  andereren,  dem  vorher  bis  zu  gänz- 
licher Ermattung  Blut  abgeimpft  war,  leitet.  (S.  1615  L.) 

—  Heinrich  Melboni  beschreibt  die  Augenliddrüsen,  die  nach  ihm  die  Meibom- 
schen  Drüsen  genannt  werden. 

—  Isaac  Ntwton  stellt  zur  Erklärung  der  optischen  Erscheinungen  die  so- 
genannte Emissions-  oder  Emanationstheorie  des  Lichtes  auf,  wonach  das 


134     — 

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1667 

Licht  ans  sehi  kleinen,  mit  ungeheurer  Geschwindigkeit  von  den  leuch- 
tenden  Körpern  fortgeschleuderten  Teilchen  der  Lichtkörperchen  bestehen 
sollte. 
1666  Isaao  Newton  stellt,  von  der  'EmanationBth&oiie  ausgehend,  als  erster  ein 
Haß  für  die  Uchtbrechende  Kraft  der  Stoffe  auf  in  dem  Ausdruck  n' — 1 :  d, 
wo  n*  das  Quadrat  des  Brechungsindez  und  d  die  Dichte  des  Körpers  be- 
deutet. Er  nennt  die  Uchtbrechende  Kraft  , .Absolute  refractive  power". 
—      Isaac  Ntwton  findet  durch  Rechnung  die  Größe  der  Abplattung  der  Erde 


zu  Vi 


289- 


Otto  TadMiiliit  empfiehlt  als  das  reinste  kohlensaure  Ammoniak  (flüchtigeB 
Laugensalz)  das  aus  Salmiak  mit  kohlensaurem  Kali  bereitete.  Die  Dar- 
stellung aus  Blut  oder  Urin  mit  einem  Zusatz  von  Pottasche  erwähnt 
Mayow  1669. 

—  Otto  Taclimln  erweitert  die  Kenntnisse  in  der  chemischen  Analyse  mehr 
als  irgend  einer  seiner  Vorgänger  und  macht  darauf  aufmerksam,  daß 
der  wesentliche  Charakter  einer  Säure  darin  bestehe,  daß  sie  sich  mit 
Alkalien  zu  Salzen  verbinde,  daß  die  Benennung  „Salz"  also  auf  die  Ver- 
bindung von  Säuren  und  Alkalien  zu  beschränken  sei. 

—  Isaao  VOMhit  ermittelt  die  Depression  des  Quecksilbers  in  sorgfältig  ge- 
reinigten CapUlarröhrchen. 

1667  Adrien  Amout  verbessert  das  von  Malvasia  angegebene  Fadennetzmikro- 
meter, indem  er  dasselbe  mit  der  von  Gascoigne  für  Mikrometerzwecke 
zuerst  benutzten  Schraube  versieht,  die  gestattet,  die  auf  einem  Rahmen 
befestigten  Fäden  beliebig  zu  verschieben. 

—  Robert  B«yto  vertieft  die  analytische  Untersuchung  der  Substanzen  auf 
nassem  Wege.  Er  benutzt  zum  Kachweis  von  Schwefelsäure  und  Salzsäure 
die  Lösung  von  Kalk-  und  SUbersalzen  und  macht  systematische  Unter- 
suchungen über  die  Reaktion  der  Galläpfel  und  anderer  pflanzlicher  Stoffe 
auf  die  Lösungen  der  Vitriole.  Diese  Untersuchungen  bilden  die  Grund- 
lage der  Tintenchemie.  Er  charakterisiert  die  Säuren  noch  genauer  als 
Tachenius  nach  ihrer  auflösenden  Kraft,  die  sie  auf  verschiedene  Sub- 
stanzen üben  und  dadurch,  daß  sie  die  Farben  vieler  Pflanzen  in  andere 
Farben  umwandeln  und  die  durch  Alkalien  veränderten  Pflanzenfarben 
wieder  herstellen.  Er  wird  hiermit  der  Entdecker  der  Farbindikatoren 
und  schafft  dadurch  die  Vorbedingungen  für  die  Alkalimetrie.  Er  schildert 
namentlich  das  Verhalten  von  Blauholz,  Femambuk,  Cochenille,  Cur- 
cuma,  VeUchensirup ,  welch  letzterer  durch  Säuren  gerötet  und  durch 
Alkalien  grün  gefärbt  wird.  - 

—  Robert  Boyto  veröffentlicht  ausführliche  Versuchsreihen  von  Kältemischun- 
gen. Er  erwähnt,  daß  die  Vermischung  von  Schwefelsäure,  Salzsäure  und 
besonders  Salpetersäure  mit  Schnee  Kälte  erzeugt  und  daß  Salmiak,  in 
Wasser  gelöst,  dieselbe  Erscheinung  hervorruft.  Er  gibt  die  richtige  Er- 
klärung, daß  das  Auftreten  der  Kälte  darauf  beruhe,  daß  die  Salze  den 
Aggregatzustand  des  Eises  und  Schnees  ändern,  indem  sie  Schmelzung  be- 
wirken. (S.  a.  1660.) 

—  Giovanni  Domenico  Ganhil  berechnet  auf  Grund  der  Beobachtung  einiger 
Flecke  auf  der  Oberfläche  der  Venus  eine  Rotation  dieses  Planeten,  die 
er  zu  23 — 24  Stunden  findet. 

—  Jean  Dinb  und  Emmam  führen  am  14.  Juni  die  erste  direkte  Bluttrans- 
fusion mit  Überleitung  von  Lammsblut  an  einem  entkräfteten  Menschen 
durch,  dessen  Kräftezustand  sich  sichtlich  gehoben  haben  soU.   (S.  I666^L.) 

—  Robert  Hooko  äußert  in  seiner  „Mikrographie"  klare  Anschauungen  über 
das  Wesen  der  Wärme:  „Die  Wärme  ist  nichts  weiter,  als  eine  sehr 
lebhafte  und  heftige  Bewegung  der  Körpermoleküle."    Ebenso  urteilt  er 

—     185     — 


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1667 

ziemlich  klar  über  die  Materie  und  die  Bewegung,  von  denen  er  sagt: 
„Sie  sind,  was  sie  Bind,  Mächte,  geschaffen  vom  AUmäohtigen,  211  sein, 
was  sie  sind  und  zu  wirken,  wie  sie  tun,  welche  unveränderlich  sind  im 
Ganzen,  weder  sich  vermehren,  noch  sich  vermindern." 

1667  Robert  Hooka  konstruiert  zuerst  das  Pendel- Anemometer,  welches  durch 
den  Winkelausscblag  einer  dem  Winde  senkrecht  entgegenstehenden  pen- 
delnd aufgehängten  Tafel  die  relative  Windstärke  zu  messen  gestattet. 
Von  manchen  Seiten  wird  diese  Erfindung  Christopher  Wren  oder  auch 
Rooke  zugeschrieben. 

—  Robert  HMke  beobachtet  mit  dem  Mikroskop  den  zelligen  Bau  der  Pflanzen 
und  gebraucht  zuerst  den  Ausdruck  „Zelle". 

—  Robert  Hooka  gibt  zuerst  die  Idee  an,  die  menschliche  Stimme  durch  einen 
straff  gespannten  Faden  auf  entferntere  Strecken  zu  übertragen. 

—  Christian  Huyiani  beweist  die  Tatsache,  daß  sich  das  Wasser  beim  Ge- 
frieren ausd^nt  und  daß  die  Kraft,  mit  der  sich  das  Wasser  beim  Ge- 
frieren auszudehnen  bestrebt  ist,  sehr  beträchtlich  ist,  dadurch,  daß  er 
ein  eisernes  mit  Wasser  gefülltes  Geschützrohr  durch  die  Kraft  des  frieren- 
den Wassers  sprengt.    (S.  1636  A.) 

—  Gottfried  Wilhelm  von  Laibnii  erfindet  eine  Rechenmaschine,  welche  die 
Pascal'sche  (s.  1642  P.)  an  Leistungsfähigkeit  noch  übertrifft. 

—  Waltet  Naadham  tritt  in  seiner  „Disquisitio  de  formato  foetu"  zuerst  dafür 
ein,  daß  der  Foetus  nicht  durch  die  lymphatischen  Gefäße,  sondern  durch 
die  Placenta  ernährt  werde. 

—  Karl  Raygar,  Physikus  der  Stadt  Preßburg,  macht  in  einem  forensischen 
Fall  die  erste  praktische  Anwendung  von  der  Galen'sohen  Xiungenschwimm- 
probe,  die  beim  Verdacht  eines  Kindsmords  aus  dem  Schwimmen  oder 
Niedersinken  der  Lunge  im  Wasser  dartun  soll,  ob  das  Kind  nach  der 
Geburt  Luft  geatmet  hat  oder  nicht.  Der  zweite  praktische  Versuch  wird 
1682  von  Johann  Schreyer  in  Zeitz  gemacht. 

—  Kicolaus  Stanonb  weist  auf  das  Vorkommen  von  Eiern  in  den  immer  noch 
als  Testes  bezeichneten  weiblichen  Geschlechtsdrüsen  der  viviparen  Tiere 
und  auf  deren  Analogie  mit  den  Ovarien  der  eierlegenden  Tiere  hin. 

—  Richard  Townloy  konstruiert  die  erste  bekannte  Teilmaschine. 

—  Thomas  Wlllli  erforscht  den  Bau  des  G«hims  und  entdeckt  den  nach  ihm  be- 
nannten ,,Circulu8"  der  Himarterien.  Er  beschreibt  den  Nervus  accessorius 
und  den  Nervus  laryngeus  superior  und  die  Funktion  des  Kehlkopfes.  Das 
schon  von  Aretaeus  gekannte  Bronchialasthma  erklärt  er  als  Bronchial- 
krampf. Er  versucht  die  Himfunktionen  zu  trennen  und  sie  veisohiedenen 
Himteilen  zuzuschreiben,  womit  er  ein  Vorläufer  der  Lokalisation  wird. 

1668  Unter  Benutzung  der  von  Deeargues  gegebenen  Anregungen  begründet 
Bona  die  räumliche  oder  Reliefperspektive,  die  für  den  Bildhauer  das 
leistet,  was  für  den  Maler  die  gewöhnliche  Perspektive  bietet.  Eine  weitere 
Ausbildung  erfährt  die  Reliefperspektive  durch  Petitot  (1758)  und  J.  A. 
Breysig  (1798). 

—  WilUam  Brounckar,  Viscount  of  Castle  Lyons,  fördert  die  Reihenlehre  durch 
seine  Abhandlung  „The  squaring  of  the  Hyperbola  by  an  infinite  series 
of  rational  numbers".  Er  gibt  zuerst  eine  Quadratur  der  Hyperbel  durch 
Reihen  (Brouncker'sche  Reihen.) 

—  Eustachio  Dlvhil  verbessert  das  zusammengesetzte  Mikroskop,  indem  er 
dasselbe  mit  einem  aus  zwei  plankonvexen  Linsen  bestehenden  Okular  ver- 
sieht, welches  die  Gegenstände  flach  anstatt  gekrümmt  sehen  läßt,  d.  h. 
die  sphärische  Aberration  vermindert. 

—  Denis  Dodart  spricht  sich  über  die  Mittel,  die  Eigenschaften  einer  Pflanze 
zu  entdecken,  aus.     Er  empfiehlt  in  erster  Linie  die  Prüfung  der  Dekokte 


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166« 

mit  Eisenvitriol  und  BleiweiB,  in  zTvedter  Linie  die  Klärung  und  Ein- 
dampfung der  Säfte.  (S.  a.  1647  Sala.>  £r  wendet  vielfach  auch  noch  die 
Pyroanalyse  an,  gegen  welche  als  unzweckmäßig  achon  Robert  Boyle  1661 
zu  Feld  gezogen  war. 

1668  Edme  Martotto  entdeckt  gelegentlich  seiner  Studien  über  den  Getdchtsainn 
den  blinden  Fleck  der  Netzhaut  (Mariotte'scher  Fleck).    (S.  a.  1862  L.) 

—  Fran^ois  MawIcMHi  gibt  ein  ausführliches  Buch  über  Creburtshilfe  heraus, 
das  namentlich  auf  technischem  Gebiete  einen  großen  Fortschritt  bedeutet. 
£r  erörtert  darin  u.  a.  die  Herkunft  des  Fruchtwassers,  die  Bildung  der 
Milch  in  den  Brüsten,  die  Tubengravidität,  das  Puerperalfieber. 

—  John  Wallis  in  Oxford  ermittelt  die  Stoßgesetze  völlig  unelastischer  Kör- 
per und  tut  in  seiner  Methode  der  Quadration  den  ersten  Schritt  zur  Inte- 
gralieohnung.  Er  unterscheidet  zuerst  Potenzen  mit  gebrochenen  und 
negativen  Exponenten. 

1669  Erasmus  BaiÜiollnM  entdeckt,  daß  ein  Lichtstrahl,  wenn  er  durch  isländischen 
Doppelspat  geht,  in  zwei  Strahlenbündel  zerlegt  wird.  (Doppelbrechung 
des  Lichts.) 

—  Johann  Joachim  Bwbwr  hebt  in  seiner  „Physiea  subterranea"  als  erster  die 
chemischen  Kennzeichen  der  Mineralien  hervor. 

—  Bnmt  entdeckt  den  Phosphor  und  stellt  ihn  aus  Harn  dar. 

—  Christian  HuyiMi  gibt  in  seiner  Abhandlung  „De  motu  corporum  ex  per- 
cnssione"  die  Gesetze  für  den  Stoß  elastischer  Körper. 

—  Richard  MnMr  schildert  in  seinem  „Tractatus  de  corde"  genau  die  Muskel- 
fasern des  Herzens  und  deren  Bestimmung,  leitet  die  Bewegung  des  Herzens 
vom  Einfluß  der  Nerven  her  und  gibt  an,  daß  dasselbe  Blut  fast  dreizehn- 
mal in  einer  Stunde  durch  das  Herz  hindurchgehe.  Er  führt  die  helle 
Farbe  des  arteriellen  Blutes  auf  dessen  Mischung  mit  Luft  snrück. 

—  John  Maymr  ermittelt  als  erster  das  spezifische  Gewicht  eines  künstlich 
dargestellten  Gases,  indem  er  von  dem  Rückstand  der  atmosphärischen 
Luft,  die  zur  Unterhaltung  der  Verbrennung  gedient  hat,  soweit  er  von 
Wasser  nicht  aufgenommen  wird,  angibt,  er  sei  etwas  leichter  als  ge- 
meine Luft. 

—  John  Maymr  zeigt  durch  das  Experiment,  daß  bei  der  Verbrennung  wie 
beim  Atmen  das  Volum  der  Luft  vermindert  wird  imd  betrachtet  das 
Atmen  als  einen  dem  Verbrennen  ähnUohen  Prozeß;  die  Entstehung  der 
Blutwärme  betrachtet  er  als  auf  einer  Gärung  beruhend.  Die  Substanz, 
die  aus  der  Luft  hinweg  genommen  wird,  bezeichnet  er  als  eine  salpetrige 
(Partioulae  nitro-aereae). 

—  Isaao  Nnrton  veröffentlicht  seine  Abhandlimg  „De  analysi  per  aequationes 
numero  terminomm  inflnitas",  deren  wesentlichen  Inhalt  der  binomische 
Lehrsatz  bei  beliebiger  Annahme  des  Exponenten  und  die  Auflösung  von 
Gleichungen  bildet. 

1669 — 70  Die  durch  Jean  PIcard  zwischen  Sourdan  bei  Amiens  und  Malvoiaine 
bd  Paris  durchgeführte  Gradmessung,  bei  welcher  zum  ersten  Male  das 
Femrohr  mit  Fadenkreuz  (s.  1662  M.  und  1667  Auzout)  Anwendung  findet, 
wird  dadurch  bedeutungsvoll,  daß  sie  Newton  in  den  Stand  setzt,  sein 
Gravitationsgesetz  als  richtig  zu  erkennen. 

1669  Nicolaus  Stmonli  begründet  mit  seiner  Schrift  „De  solide  intra  solidum 
naturaUter  contento"  die  KrystaUographie  und  die  Stratigraphie  (Lehre 
von  den  Erdschichten)  und  gibt  eine  Theorie  von  der  Entstehung  der  Erde, 
die  ihn  als  Begründer  des  Keptunismus  erscheinen  läßt.  Er  stellt  am 
Bergkrystall  die  Konstanz  der  Kanten winkel  der  KrystaUe  fest,  eine  Be- 
obachtung, die  nach  Q.  Sella  schon  1540  Biringucoio  am  Pyrit  gemacht 
haben  soll. 


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1669 

1669  Jan  SwamniarAuii  macht  bahnbrechende  Untersuchungen  über  den  Bau  und 
die  Entwicklung  der  Bienen  und  die  Fortpflanzung  und  Verwandlung  der 
Insekten  überhaupt  und  stellt,  indem  er  die  bis  dahin  bestehende  Ansieht 
von  der  Urzeugung  niederer  Tiere  beseitigt,  die  Theorie  auf,  daß  die  Ent- 
stehung der  Wesen  eine  Enthüllung  (Evolution)  ihrer  schon  vorhandenen 
Keime  sei. 

1670  Der  Landwirt  «wi  AmbvlM  in  Paddem  in  Kurland  konstruiert  eine  Mühle, 
die  das  Getreide  durch  einen  runden  Boden  den  durch  Wasser  angetriebenen 
Flegeln  zuführt,  wobei  das  Dresohgut  auch  ausgesiebt  wird  (Dreschmaschine). 

—  Nachdem  das  Lötrohr  zuerst  um  das  Jahr  40  und  danach  in  den  Be- 
richten der  Academia  del  Cimonto  zu  Florenz  (1660)  flüchtig  erw&hnt 
worden  war,  benutzt  Erasmus  Barttwitain  das  Lötrohr  zuerst  zu  Zwecken 
der  Mineralohemie. 

—  Nachdem  bis  dahin  der  Glaube  verbreitet  gewesen  war,  daß  die  im  Wasser 
lebenden  Tiere  anstatt  Luft  Wasser  atmen,  zeigt  zuerst  Bobert  Boylo,  daB 
Luft  auch  für  das  Leben  der  Wassertiere  erforderlich  sei. 

—  Thomas  Halt  in  Deptford  baut  die  erste  Walzmaschine  zur  Herstellung  von 
Bleiplatten.    Bis  dahin  waren  die  Bleiplatten  lediglich  gegossen  worden. 

—  HobfeM  und  Montanwl  erklären  gleichzeitig  das  Zerspringen  der  Glastränen 
beim  Ritzen  aus  den  Spann ungsverbältnissen.  Die  Ansicht,  daß  Asmadei 
die  Tränen  resp.  die  Bologneser  FlSschchen  1716  erfunden  habe,  kann 
demgegenüber  und  weU  nach  dem  Bremer  Kektor  Schulenburg  dieselben 
in  meoklenburgischen  Glashütten  schon  um  1625  bekannt  waren,  nicht 
aufrecht  erhalten  werden. 

—  Kobert  HMka  konstruiert  den  ersten  selbstregistrierenden  Regenmesser.  Unter 
den  später  konstruierten  derartigen  Apparaten  (Ombrographen)  findet  der 
von  Hottinger  die  weiteste  Verbreitung.    (S.  a.  1630  C.) 

—  Francesco  LMM  bildet  eine  fliegende  Barke  ab,  die  durch  (luftleer  gemaohtet) 
metallene  Kugeln  getragen  wird. 

—  Maroello  Malplghl  entdeckt  die  Malpighi'schen  Körperchen  der  Milz,  das 
Malpighi'sche  Netz  (Rete  Malpighü)  und  die  Malpighi'schen  Knäuel  in  der 
Niere. 

—  MarceUo  Malplghl  entdeckt,  unabhängig  von  Robert  Hocke,  die  Pflanzen- 
zellen, die  er  Utriculi  nennt  und  findet,  daß  die  Blätter  diejenigen  Organe 
sind,  welche  die  Nahrung  der  Pflanzen  bereiten.    (Vgl.  1667  H.) 

—  Samuel  Morland  erfindet  das  Sprachrohr,  das  eine  Anwendung  der  Reflexions- 
gesetze  des  SchaUs  darstellt.  Er  bringt  dasselbe  zur  Nachrichtenüber- 
mittelung auf  weite  Entfernungen,  namentlich  im  Sohiffsdienste,  zur  An- 
wendung. 

—  Der  französische  Theologe  Gabriel  Mouton  äußert  zuerst  die  Idee  eines 
natürlichen  Grundmaßes.  Er  wUl  als  solches  die  Minute  eines  Meridian- 
grades annehmen  und  dieselbe  „Mille"  nennen. 

—  Isaao  Newton  zerlegt  durch  ein  Glasprisma  das  Sonnmilicht  in  seine  farbigen 
Bestandteile  und  weist  nach,  daß  Lichtstrahlen  von  verschiedener  Farbe 
verschieden  brechbar  und  die  prismatischen  Farben  wirklich  einfache 
Farben  sind  (Diapersion  des  Lichts). 

—  Der  Töpfer  Palimr  in  Burslem  erfindet  das  ,, Salzen",  ein  Verfahren  zum 
Glasieren  des  Steinzeugs,  das  darin  besteht,  daß  man  während  des  Brandes, 
namentlich  am  Ende  desselben,  Salz  in  die  Feuerung  wirft. 

—  Jean  PIcart  entdeckt,  daß  alle  Pendeluhren  im  Sommer,  wegen  der  Ver- 
längerung des  Pendels  durch  die  Wärme,  langsamer,  im  Winter,  wegen 
der  Verkürzung  des  Pendels  durch  die  Kälte,  schneller  gehen. 

—  Giovanni  Battista  Rlcdoll  berechnet  zuerst  aus  der  Breite,  der  mittleren 
Tiefe  und  der  Geschwindigkeit  eines  Stromes  dessen  Wasserfülle. 

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1672 

1670  Griles  Persone  d«  RokMval  erfindet  die  Roberval'eohe  obeiscbalige  Wage. 

—  Heinrich  Schwankhanlt  (oder  Schwanhard)  in  Nürnberg  erfindet  die  Glaa- 
fttzung  mit  Flußspat  und  SchwefelBäure. 

—  Der  BJzilianiHche  Maler  Agostino  Scilla  weist  an  einer  Reibe  von  Beispielen 
die  nahe  Übereinstimmung  fossiler  Gebilde  mit  Teilen  lebender  Tiere  nach 
und  tritt  entschieden  dafür  ein,  daß  sie  wirkliche  Reste  von  Tieren  seien, 
die  einst  gelebt  haben. 

—  Jan  Swamimrdani  entdeckt  den  Muskelton. 

—  Thomas  Wllilt  spricht  in  seiner  Abhandlung  „De  medioamentorum  opera- 
tionibus"  zuerst  klar  aus,  daß  der  diabetische  Harn  von  wunderbarer  Süßig- 
keit, gleichsam  wie  von  Honig  oder  Zuoker  durohtr&nkt  sei,  doch  schreibt 
er  den  süßen  Geschmack  einer  „Veränderung  der  Salze"  zu. 

—  Nachdem  schon  BrunfelB  und  Bauhin  wahrgenommen  hatten,  daß  aus 
dem  Ameisenhattfen  ein  saurer  Dunst  au&teige,  der  Pflanzenfarben  röte, 
gewinnt  zuerst  John  Wniy  die  Ameisens&ure  durch  Destillation  und  ver- 
gleicht dieselbe  mit  der  Essigsäure. 

1671  Giovanni  Domenioo  Canliil  entdeckt  im  Oktober  den  achten  Satelliten  des 
Saturn,  der  den  Namen  Japetus  erhält. 

—  Athanasius  Kirchw  sucht  die  Ursache  der  meisten  Krankheiten,  insbesondere 
der  Pest,  in  mikroskopischen  Organismen  der  Luft. 

—  Isaao  Nawten  schreibt  seine  Abhandlung  „Metbodus  fluxionum",  die  später 
von  John  ColBon  in  englischer  Übersetzung  herausgegeben  wird.  Die 
Fluxionsrecbnimg  ist  nichts  anderes,  als  die  von  Leibniz  (s.  1676  L.) 
selbständig  erfundene  Difierentialreohnung.  Newton  hat  diese  Methode  im 
Wesentlichen  nur  für  seine  eigenen  Rechnungen  entwickelt,  während  erst 
Leibniz  sie  der  Allgemeinheit  zugänglich  macht. 

—  Nachdem  Zuoohius  1608  den  Vorschlag  gemacht  hatte,  Hohlspiegel  als 
Femrohrobjektive  zu  verwenden  und  Mersenne  1639,  Gregory  1661  Instru- 
mente verfertigt  hatten,  die  aber  wegen  der  verwendeten  paraboUschen 
Spiegel  keinen  Erfolg  hatten,  gelingt  es  Isaac  Newton,  durch  Anwendung 
eines  sphärischen  Spiegels  das  erste  brauchbare  Spiegelteleskop  zu  kon- 
struieren. 

—  Thomas  Wllilt  betrachtet,  wie  John  Mayow,  das  Atmen  und  die  Verbren- 
nung als  gleiche  Prozesse,  erklärt  aber  die  Entstehung  der  Blutwärme  als 
von  der  Verbrennung  herrührend.  Auch  er  betrachtet  den  Bestandteil 
der  Luft,  der  die  Verbrennung  unterhält,  als  „Particulae  nitrosae".  Ähnliche 
Ansichten  äußert  1680  Robert  Boyle,  der  indes  davon  spricht,  daß  es 
nicht  nachgewiesen  sei,   daß  jener  Bestandteil  der  Luft  salpeterartig  ist. 

—  Jan  de  Witt,  Ratspensionär  von  Holland,  wendet  zuerst  die  Wahrsidkein- 
liohkeitsrechnung  auf  die  Berechnung  der  Lebensrente  an.  Vgl.  seine 
Schrift  „Waerdye  van  lyfrenten  nar  proportie  van  los-renten". 

1672  Andr^  Öiarles  Boulla  wird  durch  seine  musivischen  Arbeiten  mit  farbigen 
Hölzern,  die  er  in  die  Möbel  einlegt  und  mit  Bronzen  umgibt,  der  Be- 
gründer einer  neuen  Richtung  in  der  Möbeltischlerei  (Boulle-Möbel). 

—  Robert  Boyta  beobachtet  die  Krystallisation  des  Wismuts  aus  dem 
SchmelzfiuBse. 

—  Giovanni  Domenioo  Caninl  entdeckt  am  23.  Dezember  den  fünften  Satelliten 
des  Saturn,  der  den  Namen  Rhea  erhält. 

—  Francis  Slltton  in  London  lehrt  in  seiner  Schrift  „Tractatus  de  natura 
substantiae  energetica"  die  Irritabilität  der  belebten  tierischen  und  pflanz- 
lichen Grewebe,  d.  h.  deren  Fähigkeit,  auf  Reize  zu  reagieren.  Glisson 
schafft  damit  wichtige  Grundlagen  für  das  von  Brown  (s.  1780  B.)  auf- 
gestellte physiologische  System.  (S.  auch  1757  H.)  Er  stdlt  experimentell 
fest,  daß  sich  das  Volumen  des  Muskels  bei  der  Kontraktion  nicht  ändert. 

—     139     — 

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1678 

1672  Otto  von  QMricko  erwähnt  zuerst  die  farbigen  Schatten,  eine  Eontrast- 
ersoheinung,  die  z.  B<  auftritt,  wenn  ein  Gregenstand  von  gelbem  Lampen- 
licht und  von  Mondlicht  gleichzeitig  beleuchtet  wird. 

—  Jan  von  iar  Hayri«  in  Amsterdam  erfindet  den  genähten  Segeltuohsohlauoh, 
der  als  Druck-  und  Saugeaohlauoh  für  Feuerspritzen  dient.  Erst  später 
entwickelt  sich  hieraus  der  genähte,  dann  der  genietete  Ledeischlauoh,  weiter- 
hin die  gewirkten  Hanfschläuche  ohne  Naht  und  endlich  die  Hanfsohläuche 
mit  Gummieinlage. 

—  Christian  Huy|Mt  schlägt  als  LängenmaBeinheit  ein  Drittel  des  Sekunden- 
pendels  unter  dem  Namen  „Pes  horarius"  vor,  wobei  er  die  Länge  des 
Sekundenpendels  damals  noch  (vgL  dagegen  1673  H.)  unter  allen  Breiten 
für  gleich  hält.    (S.  auch  1749  B.) 

—  Lt  Orat  führt  die  yon  Wilhelm  Piso  1648  zuerst  als  ein  in  Brasilien  ge- 
bräuchliches Mittel  erwähnte  Ipecaouanha  (Kuhrwurzel)  in  die  Medizin  ein. 

—  Gottfried  Wilhelm  mm  Laibniz  entdeckt  an  einer  ihm  von  Otto  von  Guerioke 
zugeschickten  Schwefelkugel  den  elektrischen  Fimken.  Diese  Entdeckung 
ist  also  nicht  Hawksbee  zuzuschreiben,  wie  dies  vielfach  gesolueht 

—  Isaac  Newton  schlägt  das  mit  einem  Spiegel  als  Objektiv  ausgerüstete  kata- 
dioptrische  Mikroskop  vor,  das  später  von  Barker,  Brewster,  Amioi  u.  a. 
vervollkommnet  wird,  heute  aber  nur  noch  historischen  Wert  besitzt. 

—  Nach  den  Plänen  des  Holländers  RanmkM  wird  in  den  Jahren  1672—1682 
in  Marly  bei  Paris  für  die  Gärten  von  YersailleB  eine  Wasserleitungsanlage 
geschaffen,  welche  zu  den  größten  Leistungen  auf  diesem  Gebiet  gehört. 
Das  Hoohreservoir  liegt  163  m  über  dem  Spiegel  der  Seine  und  5  km 
davon  entfernt.  Zum  Betrieb  sind  14  Wasserräder  und  260  Saug-  und 
Druckpumpen  erforderlich.  Hier  werden  auch  zum  ersten  Male  gnOeiseme 
Flanschenröhren  verwendet.  Von  anderer  Seite  wird  die  Erfindung  der 
gußeisernen  Flanschenröhren  David  Zeltner  in  Nürnberg  zugeschrieben. 

—  Jean  Rtehtr  entdeckt,  daß  ein  in  Paris  genau  eingestelltes  Sekundenpendel 
in  Cayenne  merklich  langsamer  schwingt.  Er  muß  dasselbe  um  V4  Linien 
verkürzen,  um  den  richtigen  Gang  wieder  herzustellen. 

—  Pierre  Mgmtto  entdeckt  das  ..Seignettesalz",  Ealiumnatrium-Tartrat,  als  er 
zufäUig  Soda  statt  Pottasche  zur  Neutralisation  von  Weinsäure  benutzt. 
Er  verwertet  das  Salz  als  mildes  Laxans. 

—  Francis  Wllloughby  macht  umfangreiche  Arbeiten  über  die  Naturgeschichte 
der  Vögel  und  der  Fische,  die  nach  seinem  Tode  in  den  Jahren  1675  bez. 
1686  yon  John  Ray  veröffentlicht  werden. 

1673  Olaus  Borrlehlin  führt  das  isländische  Moos,  welches  in  Island  und  Lapp- 
land als  Nahrungsmittel  bekannt  war,  als  Arzneimittel  ein. 

—  Johann  HtvMns  verbessert  den  Azimutalquadranten  (s.  1576),  indem  er  die 
vorher  mit  der  Hand  ausgeführten  Einstellungen  durch  Mikrometer- 
Bchrauben  und  Schnurzüge  bewirkt.  Sein  Azimutalkreis  hat  4  Fuß,  sein 
Quadrant  6  Fuß  Radius  und  beide  sind  unmittelbar  in  Minuten  eingeteilt, 
während  Transversalen  ermöglichen,  noch  kleinere  TeUe  bis  zu  6  Sekunden 
abzuschätzen. 

—  Christian  Huycani  stellt  den  Satz  auf,  daß  die  Summe  der  Produkte  der 
Massen  und  der  Quadrate  der  von  ihnen  erreichten  G«schwindigkeit«n 
dieselben  bleiben,  die  Massen  mögen  sich  verbunden  fortbewegen  oder 
getrennt  dieselbe  Bewegimg  ausführen. 

—  Christian  Huyguii  begründet  die  Theorie  der  Zentrifugalkraft  und  liefert 
den  Beweis,  daß  die  Zentrifugalkraft  wie  das  Quadrat  der  Geschwindig- 
keit zunimmt  und  in  dem  Verhältnis  kleiner  wird,  wie  der  Radius 
zunimmt. 

—  Christian  HiiygMM  bestimmt  durch   Pendelbeobachtungen   die   Größe  der 

—     140     — 


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1674 

Beachleumgang  für  den  freieii  Fall  und  steUt  fest,  daß  -  der  GreBohwindig- 
keitszuwaohs  rund  10  m  in  der  Sektmde  beträgt,  so  daß  ein  Körper  nach 
Ablauf  der  1.,  2.,  3.  usw.  Sekunde  eine  Geschwindigkeit  von  rund  10, 
20,  30  usw.  Metern  besitzt. 
1673  Christian  Huyim*  löst  die  von  Mersenne  gestellte  Aufgabe  über  den 
Schwingungemittelpunkt  des  zusammengesetzten  Pendels,  entwickelt  «die 
Theorie  des  Pendels,  insbesondere  die  Abweichungen  vom  Galilei'Bchen 
Pendelgesetz,  entdeckt  die  wahre  G«Btalt  der  Kettenlinie  und  behandelt 
die  Eigenschaften  der  Zykloide  und  die  Lehre  von  den  Evoluten. 

—  Christian  HiiysM*  erklärt  die  Beobachtung  des  Astronomen  Rlehw  (s.  1672), 
dafi  das  Sekundenpendel  in  Cayenne  sieh  langsamer  bewegt  als  in  Paris, 
dnroh  die  Abnahme  der  Schwere  von  den  Polen  nach  dem  Aequator,  die 
davon  herrühre,  daß  die  Erde  nicht  eine  reine  Kugel,  sondern  ein  an  den 
Polen  abgeplattetes  Rotationssphäroid  seL 

1673 — 87  Robert  La  Bali«  erforscht  das  Stromgebiet  des  Mississippi,  sowie  die 
Gebiete  des  Illinois  und  des  Ohio.     (Vgl.  1623  und  1539.) 

1673  Antony  Lmiwwhotfc  entdeckt  die  roten  Blutkörperchen  beim  Menschen. 
Er  macht  seine  Beobachtungen  mit  einem  einfachen  Mikroskop,  das  von 
ihm  selbst  geschliSene  Linsen  enthält  und  mit  welchem  er  nur  in  durch- 
fallendem Licht  beobachten  kann.  Ähnliche  durch  vorzügliche  Arbeit  aus- 
gezeichnete einfache  Mikroskope  stellt  insbesondere  Jan  van  Musschen- 
broek  her. 

—  Manimtla  und  JollM  fahren  am  17.  Juni  vom  Obern  See  aus  den  Missis- 
sippi abwärts,  wobei  sie  den  Missouri  entdecken. 

—  Der  Pater  Ignatius  Gasten  PanÜM  macht  zuerst  den  Vennch,  den  Wider- 
stand, den  dn  Schiff  im  Wasser  zu  überwinden  hat,  rechnerisch  fest- 
zustellen und  die  Lehren  der  Hydrostatik  auf  den  Schiffbau  anzuwenden. 

—  Der  französische  Marschall  Sebastien  Leprßtre  t»  Vaukan  wirkt  bahn- 
brechend für  das  französische  und  das  gesamte  europäische  Feetungs- 
wesen,  indem  er  den  bastionierten  Grundriß  in  einfachster  Anordnung 
aller  Teile  mit  ausschließlicher  Grabenflankierung  vom  hohen  Walle,  unter 
Ausschluß  der  Kasematten,  einführt. 

1674  Christoph  Adolph  DaMwMln  (Balduinus)  bemerkt,  als  eine  Retorte,  in  der 
er  salpeteisanren  Kalk  zum  Trocknen  kalziniert,  zufäUig  zerbricht,  daß 
die  den  Trümmern  anhängende  Masse  im  Dunkeln  leuchtet,  wenn  sie 
vorher  den   Sonnenstrahlen   ausgesetzt  wird.     (Balduin'soher  Phosphor.) 

—  Robert  Boyto  erforscht  die  Eigenschaften  der  Luft  in  physikalischer  und 
chemischer  Beziehung  und  bestätigt  durch  zahlreiche  Versuche  die  von 
Jean  Rey  gefundene  Tatsache,  daß  die  Metalle  bei  der  Kalzination  an 
Gewicht  zunehmen. 

—  Robert  Boyto  erkennt  zuerst,  daß  die  Luft  durch  die  Atmung  verdorben 
wird  und  der  Erneuerung  bedarf.    (Vgl.  auch  1669  M.) 

—  Robert  Nooke  erfindet  die  Kreisteilmaschine,  die  im  Jahre  1775  durch  den 
Mechaniker  Jesse  Ramsden  vervollkommnet  wird. 

—  Robert  Nooke  erfindet  die  Schwimmerlampe,  welche  sich  auf  das  von 
Archimedes  (s.  250  v.  Chr.)  entdeckte  Gresetz  des  hydrostatischen  Auftriebs 
gründet.  Es  ist  dies  die  älteste  Form  der  sogenannten  statischen  Lampen 
(Feder-  oder  Kolbenlampen),  zu  welchen  auch  die  Moderateurlampe 
(s.  1836  F.)  gehört. 

—  Die  Sehschärfe  wird  gemessen  dnroh  den  kleinsten  Unterscheidungswinkel, 
d.  h.  den  kleinsten  Winkel,  unter  dem  wir  zwei  leuchtende  Punkte  noch 
etwa  als  gesondert  zu  unterscheiden  imstande  sind.  Diese  von  Euklid 
schon  theoretisch  angegebene  Untersuchung  wird  von  Robert  Nooke  zu- 
erst praktisch  ausgeführt. 

—     141     — 

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1674 

1674  Chriatian  Huygtnt  ersetzt  die  Borstenfeder  der  Taschenuhrunruhe  durch 
eine  stählerne  ebene  Spiralfeder,  deren  Sohwingungsceit  regulierbar  ist  und 
gibt  der  bis  dahin  balkenförmigen  Unruhe  die  runde  Rädchenform,  auf 
die  der  Luftwiderstand  weniger  EinfluB  hat.  Der  Prioritätsanspruch  von 
Hocke  ist  ungerechtfertigt,  da  eine  Uhr  nach  seiner  Angabe  erat  1676 
fertig  wird. 

—  Der  französische  Chirurg  Mw*l  erfindet  die  Aderpreese  (Tonmiquet)  zur 
Blutstillung  durch  Kompression. 

—  Samuel  Moriand  wendet  zum  ersten  Male  die  Taucher-  oder  Plungerkolben 
zur  Wasserförderung  in  Pumpen  an. 

—  Denis  Papln  beobachtet,  daß  die  Siedetemperatur  vom  Druck  abhängt  und 
das  Wasser  viel  weniger  erwärmt  zu  werden  braucht,  wenn  es  unter  nie- 
drigerem Druck  kochen  soll  als  bei  höherem.  Die  Erhöhung  der  Siede- 
temperatur durch  Druck  benutzt  Papin  1681  in  dem  nach  ihm  benannten 
Papin'schen  Dampfkochtopf,  an  dem  er  bemerkenswerterweiBe  schon  ein 
Sicherheitsventil  anbringt. 

—  George  Ravuifcroft  in  England  erfindet  das  BleialkaUglas  für  optische 
Zwecke  (Fhntglas),  vermag  dasselbe  aber  nur  in  kleinen  Stficken  her- 
zustellen. 

—  Der  dänische  Astronom  Olaf  ROnnr  wendet  zuerst  die  epizykloidische  Ge- 
stalt für  die  Zähne  von  Zahnrädern  an. 

Vtlaeli  entdeckt  die  Ursache  der  seit  langer  Zeit  bekannten  Dracunculosis 
in  dem  Medinawurm,  Dracunoulus  medinensis,  der  späterhin  von  Manson 
1893 — 1903  unter  dem  Namen  „Guineawurm"  eingehend  untersucht  und 
beschrieben  wird. 

1675  Robert  Bojrt*  entdeckt,  daß  alle  Körper  eine  größere  elektrische  An- 
ziehungskraft haben,  wenn  man  sie  vor  dem  Reiben  erwärmt  und  daß  die 
elektrischen  Versuche  auch  im  luftleeren  Räume  von  statten  gehen.  Im 
gleichen  Jahre  erfindet  er  ein  Skalenaraeometer,  mit  dem  er  das  spezifische 
Gewicht  zahlreicher  Körper  bestimmt. 

—  Giovanni  Domenico  Caninl  entdeckt  eine  dunkle  Linie  auf  dem  Satumringe 
(die  sog.  Cassini'sche  Trennung),  die  sich  als  ein  Spalt  zwischen  zwei 
konzentrischen  Ringen  herausstellt.  Genauere  Untersuchungen  dieser  Er- 
scheinung hat  später  F.  W.  Herschel  (s.  1787  H.)  vorgenommen. 

—  Oakktra  in  Amsterdam  erfindet  das  erste  Bronchotom  zur  Vornahme  der 
Tracheotomie,  das  aus  einem  kleinen  Troikart  besteht,  dessen  Kanüle  am 
hinteren  Ende  zwei  Handhaben  besitzt. 

—  Antony  LMuwMhotk  entdeckt  mit  Hilfe  des  Mikroskops  im  Süßwasser  win- 
zige Lebewesen,  die  er  „Infusoria"  (Aufgußtierchen)  nennt,  und  beschreibt 
eine  Anzahl  Formen  derselben. 

—  Nicolas  Lamiry  erkennt  die  saure  Natur  der  Bemsteinsäure,  die  1650  von 
Georg  Agricola  ak  flüchtiges  Bernsteinsalz  beschrieben  worden  war  und 
deren  Zusammensetzung  später  von  Berzehus  richtig  erkannt  wird. 

—  Nicolas  Lmntty  untersucht  das  Arsen  genauer  und  stellt  es  zu  den  Halb- 
metallen  oder  Bastardmetallen. 

—  Nicolas  Lamiry  teilt  die  Chemie  ein  in  mineralische,  vegetabilische  imd 
animalische.  Er  unterscheidet  die  Metalle,  Mineralien  und  Erden  als  mi- 
neralische, die  Pflanzen,  Gummi-  und  Harzarten,  Schwämme,  Früchte, 
Säfte  usw.  als  vegetabilische  und  die  Tiere,  ihre  einzelnen  Teüe  und  Ex- 
kremente als  animalische  Substanzen. 

—  Friedrich  Martans,  Schiffsarzt  auf  einem  hamburgischen  WaJflschfänger,  gibt 
die  erste  eingehende  Beschreibung  der  landschaftlichen  und  klimatischen 
Verhältnisse  von  Spitzbergen,  sowie  der  Tiere  und  Pflanzen  des  hohen 
Nordens. 


—     142     — 

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M77 

1676  Samuel  MorlamI  konstruiert  ein  aelbstregistrierendes  Barometer,  auch  Wage- 
barometer genannt,  das  auf  dem  Archimedischen  Prinzip  beruht,  daß  jeder 
in  eine  Flüssigkeit  getauchte  feste  Körper  so  viel  von  seinem  Gewicht  ver- 
liert, als  das  Gewicht  der  von  ihm  verdrängten  Flässigkeit  beträgt.  Der 
vergessene  Apparat  wird  1867  wieder  von  Pater  Secohi  in  den  wissen- 
schaftlichen Beobaohtungskreis  gezogen. 

—  Denis  Papia  trägt  durch  Erfindung  des  doppelt  durchbohrten  Hahns 
(Wechselhahn),  der  1679  von  Sengnerd  noch  verbessert  wird,  wesentlich 
snr  Vervollkommnung  der  Hahnluftpumpe  bei. 

—  Jean  Pkari  bemerkt  zufällig,  daß  das  Quecksilber  in  der  TorriceUi'schen 
Leere  des  Barometers  leuchtend  wird,  wenn  man  es  im  Dunkeln  schüttelt. 
Er  nennt  diese  Erscheinung  merkurialischen  Phosphor,  weiß  aber  dafür 
keine  Erklärung.  Hawksbee  erklärt  das  Leuchten  1708  durch  die  Reibung 
des  Glases  am  Quecksilber,  was  1767  von  Aepinus  und  1772  von  Deluc 
bestätigt  wird. 

—  Olaf  RtaMT  ersetzt  in  dem  Tycho'sohen  Azimutalinstrument  (s.  1576)  den 
Quadranten  durch  einen  Vollkreis. 

1676  Der  englische  Geistliche  Isaao  Bwlow  erfindet  die  Repetieruhr. 

—  Gottfried  Wilhelm  «wi  Laibniz  legt  in  einem  Brief  an  Newton  die  Auflösung 
des  Tangentenproblems  mit  Hilfe  der  Differentialrechnung  dar.  Er  ist  es, 
der  zuerst  der  Differentialrechnung  eine  pädagogisch  brauchbare  Form 
gibt  und  sie  auf  einfache  Regeln  zurückführt,  was  bei  Newtons  Fluxions- 
reohnung  (s.  1671  N.)  noch  nicht  geschehen  war. 

—  Gottfried  Wilhelm  mm  Laibnli  löst  (in  einem  Briefe  an  Collins)  den  irre- 
dnziblen  Fall  der  Gleichungen  dritten  Grades  durch  eine  Reihenentwick- 
lung. 

—  William  Mdynwi  konstruiert  ein  Hygrometer  aus  Han&eü,  bei  welchem  die 
Beobachtung  verwertet  ist,  daß  solche  Seile  sich  mit  zu-  und  abnehmender 
Feuchtigkeit  ausdehnen  und  verkürzen  oder  sich  auf-  und  zudrehen.  Diese 
Erfahrung  wird  auch  zur  Konstruktion  der  bekannten  Wetterhäuschen 
verwendet. 

—  Isaao  Newton  findet  die  Gesetze  der  Farben  dünner  Blättchen.  (Newton'sche 
Ringe.) 

—  Olaf  tUmur  (damals  in  Paris)  nimmt  bei  der  Beobachtung  des  ersten 
Jupitermondes  wahr,  daß  dessen  Verfinsterungen,  im  Widerspruche  zu 
dem  durch  die  Berechnung  ermittelten  Zeitpunkte  der  Verfinsterung,  auf 
der  Erde  um  so  später  gesehen  werden,  je  weiter  der  Jupiter  von  der 
Erde  entfernt  ist.  Römer  schUeßt  hieraus,  daß  die  Geschwindigkeit  des 
Lichtes  nicht,  wie  bis  dahin  fast  allgemein  (vgl.  indes  78)  angenommen, 
äne  unendlich  große,  sondern  daß  sie  eine  endliche  sei,  und  berechnet  die- 
selbe auf  40000  geographische  Meilen  (etwa  300000  km)  in  1  Sekunde.  (S. 
a.  1607  G.,  1849  F.,  1864  F.,  1874  C.) 

—  Johann  Christian  Sturm  erfindet  das  DifFerentialthermometer  und  konstruiert 
die  erste  Ventilluftpumpe,  die  Papin  vervollkommnet,  indem  er  an  ihr  im 
Gegensatz  zu  allen  früheren  Luftpumpen  zwä  Stiefel,  sowie  Ventile  am 
Grunde  eines  jeden  PumpenstiefelB  anbringt.  Er,  und  nicht  wie  man  bisher 
annahm  Hawksbee,  ist  also  der  Erfinder  der  zweistiefligen  Luftpumpe. 

—  Richard  WlMHiann  gibt  das  erste  genaue  Krankheitsbild  der  tuberkulösen 
Gelenkerkrankungen.  Er  faßt  unter  dem  Namen  „Tumor  albus"  eine 
Anzahl  chronischer  Gelenkleiden  zusammen,  welche  auch  heute  noch  die 
häufigste  Form  der  tuberkulösen  Gelenkleiden  darstellen.  Er  führt  diese 
Krankheiten  hauptsächlich  auf  Skrofulöse  zurück.  Er  gibt  bestimmte 
Indikationen  für  die  frühzeitige  oder  spätere  Amputation. 

1677  Israel  CMiadl  in  Olivence  beschreibt  zuerst  die  Unterkühlung  des  Wassers 

—     143     — 

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1W7 

(Gefrierverzögerung),  die  später  von  Fahrenheit  (1721),  Deine  und  MuBschen- 
broek  untereucht  wird  und  deren  Gesetze  ron  Blagden  (s.  1788  B.)  ermittdt 
werden. 

1677  J.  F.  EMmIi  erw&hnt  zuerst  in  den  „Ephemeriden  der  GeseUschaft  deut- 
scher Naturforscher"  die  Eigenschaft  des  Flußspats,  durch  Erwärmung 
noch  vor  dem  Erglühen  leuchtend  zu  werden. 

—  Der  englische  Astronom  Edmund  Haltey  weist  bei  Gelegenheit  der  Beob- 
achtung eines  Merkurdurchganges  darauf  hin,  daß  Yenusdurchgänge 
(s.  1639  H.)  noch  besser  als  Merkurdurohgänge  zu  einer  guten  Bestimmung 
der  Sonnenparallaxe  geeignet  seien.    (Vgl.  1770  D.) 

—  Ludwig  van  HammM  sieht  bei  mikroskopischer  Untersuchung  des  tierischen 
Samens  die  sich  lebhaft  bewegenden  Samenfäden  und  teilt  seine  Beob- 
achtung an  Leeuwenhoek  mit,  der  genauere  Untersuchungen  anstellt  und 
veröffentlicht. 

—  Edme  Marfotto  gibt  den  noch  heute  im  Gebrauch  befindlichen  Perkussions- 
Apparat  zum  Nachweis  der  Gesetze  über  den  StoB  elastischer  Körper  an. 

—  William  NoM*  und  Thomas  PIgott  entdecken  die  durch  Mitschwingen  ent- 
stehenden Flageolettöne. 

—  Der  Anatom  J.  C.  Ptyir  entdeckt  die  Peyer'sohen  Drüsen,  die  sog.  ge- 
schlossenen Lymphdrüsen,  die  sich  von  den  eigentlichen  Lymphdrüsen 
dadurch  unterscheiden,  daß  sie  keine  einführenden  und  ausführenden 
Lymphgefäße  besitzen.  Sie  stehen  jedo<^  mit  den  sie  umspinnenden 
Lymphgefäßen  der  Darmschleimhaut  in  Verbindung  und  füllen  sich  nach 
den  Mahlzeiten  mit  Chyius,  wie  auch  die  in  ihnen  erzeugten  Lymphzellen 
in  das  Lymphgefäßsystem  auswandern  können. 

1678  Giovanni  Domenico  CattinI  beobachtet  zuerst  Doppelsteme,  die  er  jedoch 
nur  als  optisch  zusammengehörig  ansieht.    (Vgl.  1778  M.) 

—  Robert  Heoka  verkündet  in  semer  Schrift  „De  potentia  restitutiva"  das 
Gesetz  der  Proportionalität  von  Spannung  und  Verlängerung  mit  den 
Worten:  „Ut  tensio  sie  vis."  Es  ist  dies  das  Grundgesetz  der  Elastizi- 
tätslehre. 

—  Christian  Haygans  steUt  die  Undulationstheorie  des  Lichtes  auf,  wonach 
das  Licht  in  einer  elastischen  Wellenbewegung  des  Äthers  besteht. 

—  Christian  Huyiai»  stellt  für  den  Kalkspat  fest,  daß  die  Strahlenfläche  des 
von  ihm  ausgehenden  Lichtes  aus  einer  Kugel  und  einem  Rotations- 
ellipsoid besteht.  Kugel  und  Rotationsellipsoid  berühren  einander  in  den 
Endpunkten  der  Rotationsachse. 

—  Domenico  de  MarehatU  weist  zuerst  mit  Sicherheit  durch  Injektion  nach, 
daß  die  feinsten  Zweige  der  Venen  und  Arterien  miteinander  kommuni- 
zieren. 

—  CA.  Ramiay  begründet  mit  seiner  auf  enghscher  Grundlage  aufgebauten 
„Tacheographia"  die  erste  deutsche  Stenographie,  ohne  jedoch  Nachfolger 
seiner  Bestrebungen  zu  finden. 

—  Olaf  Römar  konstruiert  ein  automatisches  Planetarium  (zur  Darstellung  der 
Bewegung  der  Himmelskörper),  bei  dem  er  zuerst  von  seinen  konischen 
Spiralrädern  (s.  1674  R.)  Gebrauch -macht,  bei  denen  die  ineinandergreifen- 
den Radzähne  in  Spirallinien  auf  Kegeln  von  verschiedenem  Durchmesser 
nebeneinander  stehen.  Das  erste  Planetarium  soll  2697  v.  Chr.  in  China 
ausgeführt  worden  sein;  später  aoU  Archimedes  ein  solches  aus  Glas  her- 
gestellt haben. 

1679  Giovanni  Alfonso  Banlll  begründet  die  Schule  der  latromathematiker.  Er 
macht  hervorragende  Arbeiten  über  die  Verdauung,  schildert  deren  mecha- 
nischen Vorgang  und  spricht  sich  über  die  Existenz  eines  Magensaftes 
und  dessen  Beziehung  zu  den  Drüsen  des  Magens  klar  aus. 

—     144     — 

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1680 

1679  Giovanni  Alfonso  Bonlll  gibt  in  seinem  Werke  „De  motu  animaliiun"  eine 
bahnbrechende  und  erschöpfende  Theorie  der  Körperbewegung  der  Tiere 
und  Menschen.  (S.  1644  D.)  Er  untersucht  namentlich  auch  den  Kon- 
traktionsvorgang  der  Muskeln,  dessen  Einwirkung  auf  das  Skelett  und 
seine  Kraft  und  bestimmt  den  Schwerpunkt  des  menschlichen  Körpers  bei 
gestreckter  Lage.  Er  yeröffentlioht  in  dieser  Schrift  auch  die  ersten 
wissenschaftUohen  Untersuchungen  über  den  Vogelflug. 

—  Giovanni  Alfonso  Bonlll  beschreibt  die  Atembewegung  und  die  Passivit&t 
der  Lungen  in  richtiger  Weise. 

—  GrlMibwffr  wendet  zuerst  die  sogenannte  gnomonische  Projektion,  und  zwar 
ffii  Sternkarten  an.  Für  Seekarten  wird  sie  zuerst  von  Sturmy  benutzt; 
ihre  Theorie  wird  1718  von  Borgondio  entwickelt. 

—  Der  Chemiker  Johann  Kunckil  von  UwMstarn  erfindet  das  echte  Rubinglas, 
aus  dem  er  im  Dienste  des  Großen  Kurfürsten  auf  der  Pfaueninsel  bei 
Potsdam  farbenprächtige  Gef&ße  (Kunokelj^Sser)  herstellt,  die  auch  bei 
großer  Wandstärke  die  Rubinfarbe  deutlich  hervortreten  lassen.  (Vgl. 
1888  R.)  Seit  der  Entdeckung  des  Goldpurpurs  (s.  1685  C.)  wird  meist 
dieses  Präparat  zur  Herstellung  des  Rubinglases  verwendet. 

—  Johann  Kunekol  von  Uwensttm  beschreibt  in  seiner  „Ars  vitraria  experimen- 
talis"  den  Glasblasetisch  mit  dem  doppelten  Blasebalg  und  führt  an,  daß 
eine  derartige  Vorrichtung  für  den  Chemiker  sehr  nützlich  sei;  so  dürfe 
man,  um  Metallkalke  zu  reduzieren,  niir  eine  Kohle  aushöhlen,  den  Metall- 
kalk in  die  Höhlung  legen  und  vermittels  jener  Vorrichtung  die  Flamme 
darauf  richten. 

—  Antony  Laeuwonhook  entdeckt  die  Querstreifung  der  Muskeln. 

—  Isaac  Newton  erkennt  theoretisch,  daß  frei  fallende  Körper  infolge  der 
Achsendrehung  der  Erde  von  der  Senkrechten  östlich  abgelenkt  werden 
müssen. 

—  Samuel  Royhor  verwendet  für  sein  Mikroskop  Sonnenlicht  und  erhält,  da 
es  mit  ihm  möglich  wird,  die  vergrößerten  Gegenstände  auf  einer  Wand 
sichtbar  zu  machen,  das  Sonnenmikroskop. 

1680  Caspar  Barthollnus  in  Kopenhagen  entdeckt  den  Ausfühnuigsgang  der 
Unterzungendrüse.     (S.  a.  1661  D.) 

—  Hieronymus  Bramvol«  weist  aufs  neue  auf  die  Wirksamkeit  von  Nähr- 
klystieren  hin.   (S.  20.) 

—  Giovanni  Domenico  Canlnl  entdeckt  die  Rotation  des  Planeten  Mars. 
(8.  a.  1667  C.) 

—  Der  Engländer  Ctomont  erfindet  die  Ankerhemmung  oder  die  Hemmung 
mit  dem  englischen  Haken  an  Stelle  der  bis  dahin  gebrauchten  Spindel- 
hemmung der  Uhren. 

Tommaso   Comollo  in  Neapel  erkennt  zuerst   die  eigene  Irritabilität  der 

Muskeln  und  die  peristaltisohe  Bewegung  des  Darmes. 

—  Dominique  Dncloa  beschreibt  zuerst  den  Lackmus  und  dessen  Verwendung 
als  Farbindikator  in  der  chemischen  Analyse. 

—  Christian  Huyiani  beschreibt  in  einer  Eingabe  an  die  Pariser  Akademie 
seine  1673  erfundene  Pulvermaechine.  Der  Hubzyünder  derselben  hat 
Seitenröhren  mit  Ventilklappen.  Durch  eine  im  Zylinder  zur  Explosion 
gebrachte  Pulverpatrone  wird  der  Kolben  bis  über  die  Öffnungen  der 
Seitenröhren  geschleudert,  aus  denen  alsdann  die  Gase  entweichen.  Fährt 
nun  die  Luft  zurück,  so  schließt  sie  die  Klappen  und  preßt  den  Kolben 
mit  so  großer  Kraft  herab,  daß  dadurch  Lasten  gehoben  werden  können. 
Die  Hautefeuille'sche  Pulvermaachine  ist  erst  1678,  d.  i.  fünf  Jahre  nach 
der  Huygens'schen  Maschine  erfunden  worden.   Man  wird  nicht  verkennen, 

Datmitaedter.  10 

—     145     — 


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1680 

dafi  in  d«r  HuygenB'schen  Palvermaachme  schon  die  Grundidee  der  Gas- 
masohine  enthalten  ist. 

1680  Der  Franzose  Jacqain  erfindet  die  kfinstlichen  Perlen,  die  er  in  der  Weise 
darstellt,  daß  er  hohle  Glaskügelchen  inwendig  mit  dem  silberfarbenen 
Bodensatz  Heiner  gewaschener  Fische  überzieht  und  die  Perlen  mit  Wachs 
ausgießt. 

—  Antony  LMDWwhotk  untersucht  die  Bierhefe  unter  dem  Mikroskop  und 
findet,  daß  sie  aus  kleinen  kugel-  oder  eiförmigen  Körperchen  besteht, 
über  deren  Natur  er  jedoch  nicht  ins  Reine  zu  kommen  vermag. 

—  Gottfried  Wilhelm  von  Laiimlz  stellt  in  seiner  „Protogaea"  eine  Theorie 
über  die  BUdong  der  Erde  auf,  die  im  wesentlichen  ein  plutonistisches 
Gepräge  trägt  und  nicht  völlig  unbeeinflußt  von  den  Descartes'schen  An- 
sichten ist. 

—  Der  Engländer  Martin  UtiMr  erkennt  den  Wert  der  Petrefakten  für  die 
Bestimmung  der  Altersfolge  der  Sedimente.  Er  schlägt  zuerst  die  An- 
fertigung geologischer  Karten  vor,  ein  Gredanke,  der  jedoch  erst  später 
von  Packe  (s.  1743  P.)  verwirklicht  wird. 

—  Domenico  M  MarchttH  macht  -den  ersten  beglaubigten  Nierenschnitt 
(Nephrotomie)  an  dem  englischen  Konsul  in  Venedig,  Hobson,  wobei  es 
ihm  gelingt,  mehrere  NierenateLoe  zu  entfernen. 

—  Bemardino  Ramaizliil  behandelt  in  sdnem  Werke  „De  morbis  artificum 
diatribe"  als  erster  die  Gewerbehygiene. 

—  J.  G.  VoIckaiiMr  liefert  die  erste  Beschreibung  des  Bergamottöles  und 
des  Bergamottenbaumes. 

1681  Johann  .Toachim  B«ehar  denkt  zuerst  an  Gewinnung  und  Verwendung 
des  Steinkohlenteers,  wie  aus  einem  von  ihm  in  Gemeinschaft  mit  Henry 
Serie  am  19.  August  genommenen  Patente  hervorgeht. 

—  Der  Kapitän  Blonck  vom  brandenburgischen  Schiff  „Morian"  schließt  mit 
drei  Negerfürsten  in  der  Nähe  des  Dreispitzenkaps  an  der  afrikanischen 
Goldküste  einen  Vertrag  ab,  wodurch  die  Errichtung  einer  branden- 
burgiachen  Kolonie  daaelbst  eingeleitet  wird.    (S.  1683  G.) 

—  Giovanni  Domenico  Caninl  betreibt  in  rationeller  Weise  Bohrversuche  auf 
artesisbhe  Brunnen  und  bespricht  sie  in  seiner  Abhandlung  „Sur  la  mani^re 
de  faire  des  puits  et  des  jets  d'eau  ä  Modtoe". 

—  Georg  Samuel  DBrfM  weist  an  dem  Kometen  von  1680  die  von  Borelli 
(s.  1666  B.)  vermutete  parabolische  Form  der  Bewegung  nach. 

—  Robert  Hooka  beobachtet,  daß  ein  musikalischer  Ton  entsteht,  wenn  man 
ein  Kartenblatt  an  die  Kante  eines  schnell  rotierenden  Zahnrades  bringt, 
und  findet  damit  das  Prinzip  der  Zahnradsirene,  die  1820  von  Savart  her- 
gestellt wird. 

—  Johann  Kunckd  von  tBwWMttrw  entdeckt  den  Salpetrigsäureäther  bei  Destil- 
lation von  Alkohol  mit  Salpetersäure  und  gibt  ihm  den  Namen  Salpeter- 
naphtha. 

—  Johann  KuncM  von  LBwonstarn  spricht  von  der  Verbindung  des  geschmol- 
zenen Zinnes  mit  Schwefel,  die  später  unter  dem  Namen  „Musivgold"  als 
Malerfarbe  gebraucht  und  von  Peter  Woulfe,  Proust  und  namenüich  J.  Davy 
und  Berzelius  näher  imtersucht  wird. 

—  Nachdem  Libavius  (1600)  schon  angegeben  hatte,  daß  die  Lösung  des 
Wismuts  in  Salpetersäure  durch  Wasser  gefällt  werde,  lehrt  Nicolas 
Ltmary  die  Bereitung  des  „Magisterium  bismuti",  das  unter  dem  Namen 
„Blano  d'Espagne"  als  Schminkwaiß  verwendet  wird,  durch  Auflösen  von 
Wismut  in  Salpetersäure  und  Fällen  mit  kochsalzhaltigem  Wasser. 
Daß  kochsalzhaltiges  Wasser  hierzu  nötig  sei,  wird  von  Pott  (1739) 
widerlegt. 

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168« 

1681  Nachdem  bis  dahin  im  aUgemeinen  die  Vorstellung  geherraoht  hatte,  daB 
auf  der  Erde  das  Land  gegen  das  Wasser  überwiege,  welche  Ansicht 
namentlich  Gerhard  Mercator  (1569),  Varenius  (1660)  und  insbesondere 
Riocioli  (s.  1661  R.)  vertreten  hatten,  zeigt  Sir  Jonas  Moora,  daß  die  be- 
kannte Wasserfläche  größer  als  die  des  Landes  ist. 

1682  Bachar  erwfthnt  zuerst  die  Möglichkeit,  auch  aus  Kartoffeln  Braiintw^ 
zu  gewinnen.    (S.  a.  1760  M.) 

—  Johann  Joachim  Btclnr  gibt  eine  umfassende  Theorie  über  die  Zu- 
sammensetzung der  Körper.  Er  nimmt  in  den  Metallen  und  den  andern 
entzündlichen  Körpern  eine  brennbare  Erde  an,  auf  deren  Vertreibung 
die  Verbrennung  beruhe,  und  legt  dadurch  den  Grund  zur  phlogisti- 
sehen  Theorie. 

—  Johann  Joachim  BaclMr  erwähnt  in  seiner  „Großen  chymischen  Conoordantz" 
die  Brennbarkeit  des  Steinkohlengases. 

—  Johann  Joachim  B»clnr  behauptet,  daß  nur  zuckerhaltige  Flüssigkeiten 
der  alkoholischen  Gärung  fähig  seien  und  zeigt,  daß  der  Alkohol 
nicht  in  dem  ursprünglichen  Weinmost  existiert,  sondern  erst  während 
des  Gärungsprozesses  entsteht. 

—  Nehemiah  Gm*  begründet  die  Pflanzenhistologie.  Er  erkennt  den  zelligen 
Bau  der  Pflanzen  und  unterscheidet  das  parenchymatische  Gewebe  und 
die  longitudinal  gestreckten  Faserformen,  die  echten  Gefäße  und  die  saft- 
führenden  Kanäle. 

—  Emanuel  KSnlf  teilt  die  gesamte  Natur  in  die  drei  Beiche  (regna):  das 
Mineralreich,  das  Pflanzenreich  und  das  Tierreich. 

—  Edme  Martotti  macht  die  ersten  Beobachtungen  über  strahlende  Wärme, 
indem  er  die  Durchlässigkeit  von  Glas  für  Wärmestrahlen  untersucht. 

—  Isaao  NmrtM  spricht,  nachdem  er  bereits  1666  die  ersten  Versuche  gemacht 
hatte,  die  Bewegung  der  Himmelskörper  aus  den  Gresetzen  der  Mechanik 
zu  erklären,  das  Gesetz  der  allgemeinen  Gravitation  aus,  demzufolge  sich 
die  Materien  gegenseitig  im  direkten  Verhältnis  ihrer  Massen  und  im  um- 
gekehrten Verhältnis  des  Quadrates  ihrer  Entfernungen  anziehen,  und  er- 
bringt dafür  den  mathematisch  genauen  Nachweis. 

—  Der  HoQänder  van  Santan  benutzt  zuerst  zur  Bereitung  von  Wassermörte 
den  am  Laachersee,  im  Nette-  und  Brohltal  vorkommenden  Tuffstein,  der 
zu  diesem  Zweck  zu  Pulver  vermählen  wird.  Der  gemahlene  Tuffstein, 
auch  Traß  genannt,  dient  auch  heute  noch  zur  Bereitung  von  Wasser- 
mörteL  Der  Stein  ist  der  schon  von  Vitruvius  (s.  20)  erwähnten  Puzzolan- 
erde  ähnlich. 

1683  Johann  Bakn  spricht  zuerst  deutlich  von  dem  würfligen  Salpeter  (salpeter- 
saures Natron),  der  bei  der  Bereitung  von  Königswasser  durch  Destillation 
von  Kochsalz  mit  Salpetersäure  entsteht. 

—  Guichard  Joseph  Du  Varmy  veröffentlicht  das  Werk  „Trait6  de  l'organe 
de  l'ouie",  in  welchem  er  die  Anatomie  des  Ohres  ausführlich  behandelt 
and  das  als  erster  Versuch  einer  wissenschaftUchen  Abhandlung  über  die 
gesamte  Ohrenheilkunde  anzusehen  ist.  Er  gibt  in  seinem  Werke  die  ersten 
genaueren  Abbildungen  der  Bogengänge  und  der  OhrenschmalzdrüBen. 

—  Der  preußische  Major  Otto  Friedrich  von  dar  Srtkan  hißt  die  kurbranden- 
bnrgische  Flagge  auf  Groß-Friedrichsburg  an  der  Guineaküste.  (Vgl. 
1681  Bionok.)  Im  Jahre  1684  erwirbt  Brandenburg  die  Arguin-Inseln  am 
Weißen  Vorgebirge.  Aber  schon  im  Jahre  1717  gehen  die  sämtlichen 
preußisch-afrikanischen  Besitzungen  durch  Kauf  an  die  Holländer  über. 

—  Edmund  Hallay  entwirft  seine  Theorie  von  vier  magnetischen  Polen  oder 
Konvergenzpunkten  und  von  der  periodischen  Bewegung  der  magnetischen 
Linien  ohne  Abweichung. 

10« 

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1688 

1683  dt  HaMa  beobachtet  zuerst  die  FUmmerbewegung  an  den  Kiemen  der 
Muscheln.  Diese  Bewegung  besteht  darin,  daß  die  feinen  Haare,  mit  denen 
die  Zellen  an  ihrer  Oberfläche  besetzt  sind,  in  unaufhörlicher  schwingender 
Bewegung  begriffen  sind. 

—  Antony  LoMiWMhoak  beobachtet  in  dem  Speichel  des  Menschen  verschiedene 
sich  lebhaft  bewegende  kleine  Tierchen,  nach  Abbildung  und  Beschreibung 
die  ersten  gesehenen  Bakterien. 

—  Maundrall  und  Wllllaim  erhalten  ein  Patent  zur  Anfertigung  von  gegossenen 
hohlen  Zinnknöpfen,  in  welchem  sie  sich  selbst  als  deren  „erste  Erfinder" 
bezeichnen. 

—  Der  Engländer  PttiM  spricht  in  seiner  Schrift  „The  laws  of  art  and  na- 
ture"  zuerst  davon,  daß  das  beste  Holz  zur  Einfassung  der  Bleistifte  das 
Zedemholz  ist. 

—  Andrews  Snap«,  Eurschmied  Königs  Karl  II.  von  England,  verfaßt  eine 
Schrift  „The  Anatomy  of  an  Horse",  in  der  er  kurze,  aber  wertvolle  An- 
gaben &ber  Rotz  und  Rehe  des  Pferdes  macht.  Seine  Darlegungen  zeugen 
von  guter  Beobachtung,  sind  jedoch  mehrfach  durch  Ruini  (s.  1698  R.)  und 
Soleysel  (s.  1664  S.)  beeinflußt. 

—  Thomas  Sydmhain  unterscheidet  zuerst  ausdrücklich  die  chronischen  Formen 
des  Gelenkrheumatismus  und  erwähnt  auch  die  charakteristischen  Ver- 
krümmungen der  Fingergelenke.  Er  gibt  in  seinem  „Tractatus  de  podagra 
et  hydrope"  eine  auch  jetzt  noch  mustergültige  Schilderung  des  gesamten 
Krankheitsbildes  der  Gicht. 

—  Thomas  SydMbam  gibt  die  erste  eingehende  Beschreibung  des  Veitstanzes 
(Chorea  St.  Viti),  dessen  Natur  trotz  vieler  Arbeiten  darüber  (Romberg, 
Litten,  Westphal,  Bright,  Seeligmüller,  Heubner,  Henoch  u.  a.)  noch  nicht 
geklärt  ist. 

—  Thomas  SydMham  bringt  zuerst  klar  zum  Ausdruck,  daß  die  Hysterie  eine 
Erkrankung  des  Nervensystems  ist.  Er  gibt  eine  genaue  Schilderung  der 
konvulsivischen  Anfälle  und  der  intervallaren  Symptome. 

—  Wilhelm  Tm  RhyiM  bringt  die  seit  langer  Zeit  von  den  Chinesen  und  Ja- 
panern geübte  Akupunktur  (Einstechen  von  Nadeln  in  die  Weichteile  als 
Excitans  oder  Derivans)  nach  Europa. 

—  Ehrenfried  Walter  vwi  Tachlmhaui  arbeitet  über  das  Tangentenproblem, 
und  löst  Gleichungen  dritten  und  vierten  Grades,  indem  er  alle  Glieder 
zwischen  denjenigen  höchsten  und  niedrigsten  Grades  wegschafft. 

—  Edward  TyMn  gibt  in  den  „Philosophical  Transactions"  eine  genaue  ana- 
tomische Beschreibung  der  Eingeweidewürmer. 

1684  Der  holländische  Arzt  BmtakM  empfiehlt  in  seiner  Schrift  „Körte  ver- 
handeling  van't  menschenleven"  den  TeeaufguB  als  ein  untrügliches 
Mittel,   das   menschliche  Leben  zu   verlängern.    (S.  a.  1688.) 

—  F.  Bsrnlar  unternimmt  einen  Versuch,  die  Menschen  in  Klassen  einzuteilen 
und  unterscheidet  die  Weißen  in  Eiiropa,  die  Gelben  in  Asien,  die  Schwar- 
zen in  Afrika  und  die  Lappen  im  Norden. 

—  Robert  Bcyla  hat  klarere  und  richtigere  Ansichten  über  die  verschiedenen 
Grade  der  chemischen  Verwandtschaft  als  irgend  einer  seiner  Vorgänger, 
selbst  Glauber.  (S.  1654  G.)  Er  weiß,  daß  Kali  das  Ammoniak  aus  seinen 
Verbindungen  austreibt,  weil  die  Säure  zu  dem  fixen  Alkali  mehr  Ver- 
wandtschaft hat  als  zu  dem  flüchtigen  und  daß  die  ätzenden  Alkalien  die 
stärkste  Affinität  haben  zu  starken  Säuren. 

—  Giovanni  Domenico  Cattinl  entdeckt  im  März  den  dritten  und  den  vierten 
Satelliten  des  Saturn,  welche  die  Namen  Dione  und  Tethys  erhalten. 

—  Der  englische  Techniker  James  Dalabadla  konstruiert  die  erste  Rauhmaschine 
für  Stoffe  und  betreibt  die  erste  Tuchschere  mit  Wasserkraft. 

—     148     — 

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1685 

1684  Robert  Hooka  legt  am  20.  Mai  der  Boyal  Society  ein  fertig  ausgearbeitetes 
optisches  Telegraphensystem  vor,  das  er  insbesondere  zur  Verwendung  im 
Seeverkehr  empfiehlt,  and  bei  dem  zuerst  die  Ausnutzung  von  Fern- 
rohren zur  Aufnahme  der  Femzeichen  vorgeschlagen  wird.  Der  Gedanke 
findet  erst  ein  Jahrhundert  später  praktische  Würdigung.  (S.  1793  C.) 

—  Christian  Hiiy|Mn  konstruiert  ein  Femrohrokular,  bei  welchem  er  zuerst 
in  bewußter  Weise  Achromasie  anstrebt  und  zwei  mit  ihren  Krüm- 
mungen nach  dem  Objektiv  gewandte  plankonvexe  Crown glaslinsen  benutzt. 

—  Der  französische  Ingenieur  Labten  bewirkt  zuerst  die  Verbindung  von  Fem- 
rohr and  Libelle,  aus  der  die  späteren  NiveUierinstmmente  hervorgehen. 

—  Edme  Martotta  macht  die  Lehre  von  dem  meteorischen  Ursprung  des  in 
den  Quellen  austretenden  Wassers  durch  Experimente  und  rechnerisch 
statistische  Nachweise  seinen  Zeitgenossen  einleuchtend. 

—  Edme  MartoUa  konstruiert  ein  Manometer,  bei  dem  die  Flüssigkeit  unter  der 
Wirkung  des  zu  messenden  Drucks  in  ein  oben  geschlossenes,  zum  TeU  mit 
Luft  gefülltes  Bohr  hineingetrieben  und  der  Druck  nach  dem  Grade  der  Zu- 
sammenpressung dieser  Luft  gemessen  wird  (Eompressionsmanometer,  Ma- 
riotte'sehe  Röhre). 

—  Edme  Martotta  erfindet  die  nach  ihm  benannte  Flasche  (erst  nach  seinem 
Tode  1686  bekannt  gemacht),  die  den  Zweck  hat,  eine  größere  Wasser- 
menge  ohne  Änderung  der  Druckhöhe  ablaufen  lassen  zu  können. 

1685  Jacob  Bamoali  bearbeitet  die  Kombinationstheorie  in  so  umfassender  Weise, 
daß  alles,  was  den  heutigen  Inhalt  dieser  Lehre  ausmacht,  sich  in  dem 
nach  seinem  Tode  i.  J.  1713  erschienenen  Werke  „Ars  conjeotandi" 
—  sogar  in  modemer  Form  —  vorfindet.  Er  gebraucht  zuerst  das  Wort 
„Permutation",  während  der  Ausdruck  „Kombination"  zuerst  von  Pascal 
gebraucht  wird. 

—  Der  Arzt  and  Alchemist  Andreas  Caniai  in  Leiden  entdeckt  den  Gold- 
purpur  (Cassius-Gold),  welcher  durch  Fällung  von  Goldchlorid  mit 
einer  dünnen  Lösung  von  Zinnchlorür  und  Zinnchlorid  erhalten  wird. 
(Vgl.  auch  1679  K.)  Eine  Beschreibung  des  DarsteUungs Verfahrens  gibt 
Cassius'  Sohn. 

—  Der  französische  Ingenieur  Cailalng  erfindet  die  Münzrändelmaschine  zur 
Anbringung  erhabener  oder  vertiefter  Schrift  auf  dem  Rande  der  Münzen, 
welche  in  neuerer  Zeit  (z.  B.  durch  Ludwig  Löwe  in  Berlin)  derart  ver- 
bessert worden  ist,  daß  sie  in  I  Stunde  bis  zu  14000  Münzen  selbsttätig 
rändelt. 

—  Der  niederländische  Greneral  Menno  «m  Ceahooni  verstärkt  die  Festungen 
seines  Landes  durch  Einführung  eines  bis  auf  das  Grundwasser  gesenkten 
und  daher  mit  der  Sappe  nicht  überschreitbaren  Grabens  und  vermehrt 
die  Anlagen  zur  Durchführung  einer  zähen  abschnittsweisen  Verteidigung. 
Er  ist  der  Erfinder  der  kleinen,  beweglichen,  zum  Massengebrauche  be- 
stimmten sog.  Coehoom'schen  Mörser. 

—  Hendiyk  van  Davantar  bearbeitet  die  Lehre  vom  engen  Becken  und  gibt 
die  erste  Einteilung  der  abnormen  Verhältnisse  des  Beckens.  Er  erwirbt 
sich  große  Verdienste  um  die  Therapie  des  engen  Beckens. 

—  Der  gelähmte  Uhrmacher  Stephan  FarHw  in  Altdorf  macht  eine  praktische 
Anwendung  von  der  von  Hautzsch  (s.  1649  H.)  gemachten  Erfindung,  indem 
er  sich  zur  eignen  Beförderung  einen  kleinen  Wagen  baut,  dessen  Räder 
er  durch  eine  Handkurbel  bewegt.  Sein  Gefährt  ist  zuerst  vierrädrig, 
wird  aber  später  dreirädrig  umgebaut. 

—  Christian  FSmar  erfindet  die  Windwage,  durch  die  es  möglich  wird,  den 
Wind  für  die  Orgel  zu  regulieren  und  die  Dichte  der  eingeschlossenen  Luft 
zu  meeaen. 

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1686 

1686  Johann  Htwilus  konstruiert  den  Oktanten,  einen  mit  einem  geteilten 
Aohtelkreis  versehenen  Winkelmesser. 

—  Der  italienisohe  Arzt  Giovanni  Landil  benutzt  als  erster  die  Perkussion 
des  Stemum  bei  Aneurysma  am  Herzen. 

—  Giovanni  LmcM  unterscheidet  zuerst  zwischen  wahrem  und  falsohem  An- 
eurysma und  nennt  als  hauptsächliche  Ursache  der  Aneurysmen  mecha- 
nische Einwirkungen  und  die  Syphüis. 

—  Isaac  NMfton  findet  den  Satz,  daß  die  Dichte  der  Luft  sich  in  geometrischer 
Progression  vermindert,  wenn  die  Höhe  in  arithmetrisoher  Progression 
w&ohst  und  gibt  dadurch  die  Unterlage  zu  Halleys  barometischen  For- 
schungen.    (S.  1686  H.) 

—  Verbindet  man  ein  Femrohr  so  mit  einer  Achse,  daß  dasselbe  unter  jedem 
beliebigen  Winkel  zu  derselben  festgehalten  werden  kann  und  bringt  so- 
dann die  Achse  mit  Hilfe  der  bereits  gemachten  Bestimmungen  in  die 
Richtung  der  Weltachse,  so  heißt  das  Femrohr  parallaktisoh  montiert, 
zumal  wenn  damit  ein  Uhrwerk,  das  die  Achse  in  einem  Tage  einmal 
umdreht  und  anderseits  zwei  geteilte  Kreise,  der  sog.  Stundenkreis  und 
der  Deklinationskreis  verbunden  sind.  Ein  solches  Instrument  wird  zu- 
erst von  Scheiner  und  etwas  später  von  Grünberger,  in  vollkommener 
Weise  aber  erat  von  Olaf  RBimr  in  seiner  „Machina  acquatorea"  verwirklicht. 

—  Der  französische  Anatom  Raymond  d«  ViwiiMiit  beschreibt  zuerst  die  Pyra- 
miden und  Oliven  im  verlängerten  Mark. 

—  Johann  Zahn  schlägt  vor,  statt  des  Fadenkreuzes  (s.  1667  A.)  mittels  Diamant 
auf  Glas  eingeritzte  Gitter  zu  verwenden;  dieselben  werden  1739  von 
Benjamin  Martin  und  1796  von  Brander  noch  wesentlich  vervollkommnet 
und  von  Lambert  warm   empfohlen. 

1686  Nachdem  die  erste  unzweifelhafte  Angabe  über  das  Vorhandensein  von 
kleinen  Tierchen  in  der  Haut  von  Erätzekranken  in  der  „Physica  Sanctae 
Hüdegardis"  um  1150  gemacht  worden  war,  weisen  Giovanni  Cosimo 
Bonomo  und  Hyacinth  Caitoni  nach,  daß  die  Milben  das  einzige  ursächliche 
Moment  der  Erätze  sind,  eine  Angabe,  die  1786  durch  Wichmann  be- 
stätigt wird. 

—  Johann  Conrad  Brunncr,  Anatom  in  Heidelberg,  entdeckt  die  Brunner'schen 
Drüsen  und  stellt  (s.  1709  B.)  Versuche  über  partielle  Exstirpation  von 
Pankreas  und  Milz  bei  Tieren  an,  die  zeigen,  daß  nach  solcher  Operation 
Tiere  weiter  leben  können. 

—  Nachdem  Newton  (s.  1686  N.)  die  allgemeinen  Regeln  für  die  Abnahme 
der  Dichte  der  Luft  mit  der  Höhe  festgestellt  hatte,  gibt  Edmund  Haltey 
eine  Barometerformel  für  die  barometrische  Höhenmeesung,  die  von  Jean 
Cassini,  Celsius,  Lambert,  namentlich  aber  von  Deluc  (s.  1772  D.)  wesent- 
lich verbessert  wird. 

—  Edmund  Hallay  entwirft  eine  Windkarte,  zugleich  die  älteste  aller  meteoro- 
logischen Earten. 

—  Henning  Hutnimn  ist  nachweislich  der  eiste,  der  Maschinenbohrung  für 
die  Sprengarbeit  in  Bergwerken  einführt. 

—  Gottfried  WUhelm  von  Lslbnb  begründet  mit  seiner  Abhandlung  „De  geo- 
metria  recondita  et  analysi  indivisibilium  atque  infinitorum"  die  Integral- 
rechnung. Hier  erscheint  ztim  ersten  Male  das  Integralzeichen  /  im  Drucke, 
das  Leibniz  schon  i.  J.  1676  an  Stelle  der  von  Cavaüeri  herrührenden  Be- 
zeichnung „Omnia"  vorgeschlagen  hatte.  Das  Wort  „Integral"  wird  zuerst 
1689  von  Jacob  Bernoulli  gebraucht.  Auch  die  Benennung  „Funktion" 
rührt  von  Leibniz  her,  desgl.  die  Einführung  des  einfachen  Punktes  als 
MultipUkations-,  des  Doppelpunktes  als  Divisionszeichen. 

—  Marcelio  Malpighi  entdeckt  bei  der  Untersuchung  des  Seidenschmettcrlings 

—     150     — 

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WM 

das  Rflckengefäß  und  das  Nervensystem  der  Insekten,  so-wie  die  Spinn- 
dräsen  und  die  Malpighi'sohen  Blindsäoke. 

1686  John  Kay  erkennt  die  Bedeutung  der  Kotyledonen  (Samenlappen)  für  eine 
natürliche  Systematik  der  blühenden  Pflanzen. 

—  John  Ray  erkennt  euerst  das  Etiolement  (die  Vergeilung)  von  Pflanzen  als 
einen  vom  Lichtmangel  abhängigen  Vorgang.  Nähere  Untersuchungen 
hierüber  werden  von  Senebier  (1785),  A.  P.  de  Candolle  (1832)  und  nament- 
lich von  Sachs  (1863)  gemacht. 

1687  Giovanni  Domenioo  Gmlnl  findet  da«  nach  ihm  benannte  Cresetz  der  Be- 
wegung des  Mondes  um  seine  Achse. 

—  William  Oowpir  entdeckt  die  „Cowper'sohe  Drüsen"  genannten  Ham- 
röhrendrüsen. 

—  Isaao  Nmfton  spricht  in  der  Einleitung  zu  seinen  „Philosophiae  naturalis 
principia  mathematica"  klar  aus,  daß  alle  Erscheinungen  in  der  Natur  von 
gewissen  Elräften  hervorgebracht  werden,  durch  welche  entweder  die 
Körper  und  die  Atome  dei'  Körper  einander  genähert  oder  voneinander 
entfernt  werden.  „Da  aber  diese  Kräfte  bisher  unbekannt  gewesen  sind, 
so  sind  auch  alle  unsere  Bemühungen,  die  Ursachen  jener  Erscheinung  zu 
finden,  vergebUoh  gewesen !" 

—  Isaao  NMfton  formuliert  in  seinen  „Principia"  das  Prinzip  der  Gleichheit 
zwischen  Wirkung  und  Gregenwirkung,  das  übrigens  Huygens  bereits  be- 
kannt war  und  von  ihm  bei  Aufstellung  der  Gesetze  der  Zentrifugalkraft 
benutzt  wurde.  „Die  Wirkung  ist  stets  der  Gegenwirkung  gleich"  oder 
„die  Wirkungen  zweier  Kräfte  aufeinander  sind  stets  gleich  und  von  ent- 
gegengesetzter Richtung."     (Drittes  Bewegungsgesetz.) 

—  Isaac  NMrton  beweist  zuerst  auf  synthetischem  Wege  den  1686  von  Stevinus 
nur  angedeuteten  Satz  vom  Parallelogramm  der  Kräfte. 

—  Isaac  Nmfton  zeigt,  daß  gleichlange  Pendel  aus  dem  verschiedensten  Material 
im  luftleeren  Baume  Reiche  Schwingungsdauer  haben,  die  OszUlations- 
dauer  eines  Pendels  somit  unabhängig  von  der  Natur  des  schwingenden 
Körpers  ist.  Auch  gibt  er  eine  Formel  zur  Berechnung  der  Schallgeschwindig- 
keit, die  später  von  Laplace  (s.  1816  L.)  berichtigt  wird. 

—  Isaao  Nnrton  begründet  die  Theorie  wellenförmiger  Bewegungen  in  elastisch- 
flüssigen Mitteln  und  behandelt  sehr  eingehend  den  Widerstand  des  Mittels, 
der  nach  ihm  dem  Quadrat  der  Geschwindigkeit  des  Körpers  proportional  ist. 

—  Isaac  Nmfton  nimmt  an,  daQ  zur  relativen  Verschiebung  zweier  Schichten 
einer  Flüssigkeit  eine  gewisse  Kraft  erforderlich  sei, '  daß  somit  im^eich 
schnell  bewegte  Flüssigkeitsschichten  einander  wechselweiBe  in  ihren  Be- 
wegungen beschleunigend  oder  verzögernd  beeinflussen.  Diese  Wechsel- 
wirkung nennt  er  Keibung  der  Flüsaigkeitsschichten  untereinander  und 
nimmt  an,  daß,  wenn  sich  zwei  unendlich  dünne  Flüssigkeitsscbichten  über- 
einander bewegen,  die  Kraft,  mit  welcher  die  schnellere  Schicht  verzögert 
und  die  langsamere  beschleunigt  wird,  proportional  ist  der  Bewegungs- 
fläche  der  beiden  Schichten  und  der  Differenz  ihrer  Geschwindigkeiten. 

—  Isaac  Nmrton  begründet  die  statische  Theorie  von  Ebbe  und  Flut,  die  durch 
ihn  ein  Kapitel  der  allgemeinen  Lehre  vom  Gleichgewicht  und  der  Be- 
wegung der  Flüssigkeiten  wird. 

—  Isaac  Ntwton  äußert  die  Vermutung,  daß  die  Stoffe,  welche  zu  einer  Gruppe 
von  Weltkörpem  (zu  einem  Planetensystem)  gehören,  dieselben  seien. 

—  Denis  Papln  kommt  zuerst  auf  die  Idee,  Arbeitskraft  mittels  verdichteter 
atmosphärischer  Luft  auf  größere  Entfernungen  fortzuleiten,  und  entwirft 
eine  Kompressionsmaschine,  die  diesem  Zwecke  dienen  soll,  von  deren  Aus- 
ffihmng  jedoch  nichts  bekannt  geworden  ist. 

—  Gottfried  Schall  entdeckt  die  Darstellung  des  Zinnobers  auf  nassem  Wege 

—     151     — 

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1687 

durch  Schütteln   von  Quecksilber  mit  Boyle's  flüchtiger  Schwefeltinktur 
(Schwefelammonium). 

1687  Der  Pater  Steinkopf  erw&hnt  im  „Schweizerischen  Botaniker"  zuerst  die 
Winterveredlung,  d.  h.  die  Ausführung  des  Pfropfens  im  Herbst  oder  Winter, 
also  zu  einer  Zeit,  wo  die  Bäume  ohne  Saft  und  daher  weniger  empfind- 
lich gegen  Einschnitte  sind. 

—  Ehrenfried  Walter  von  Tschlmbaus  gelingt  es,  mit  Hilfe  eines  Brennspiegels 
glasartige  Massen  zu  schmelzen,  welche  als  Vorl&ufer  des  Böttger'schen 
Porzellans  gelten  können. 

—  Der  Marschall  Sebastien  Leprätre  do  Vauban  ändert  bei  der  Befestigung  von 
Beifort  und  Landau,  später  auch  bei  Neubreisaoh  sein  sog.  erstes  System 
um,  indem  er  einen  polygonalen  Hauptwall  mit  flankierenden,  durch  deta- 
Bchierte  Bastione  gedeckten  Türmen  einführt. 

—  Die  erste  Erwähnung  eines  Personenaufzugs  (Fahrstuhls)  findet  sich  in 
Jablonsky's  allgemeinem  Lexikon.  Hiemach  hat  der  Mathematiker  Erhard 
WolgOi  in  Jena  i.  J.  1687  einen  ,, Fahrsessel"  erfunden,  der  in  einer  3  FuB 
weiten  Wandnische  derart  angebracht  ist,  daß  man  sich  mit  Hilfe  von 
Gegengewichten  schnell  aus  einem  Stockwerk  in  das  andere  befördern  kann. 

—  Carol  Zumba  schlägt  zuerst  vor,   statt  der  Holzpflöcke,   die  bislang  zum 
.  Besatz  der  mit  Pulver  gefüllten  Bohrlöcher  benutzt  wurden,  Letten  (Ton) 

als  Besatzmittel  zu  verwenden,  wodurch  die  bergmännische  SohieBarbeit 
wesentlich  gefördert  wird. 

1688  Der  Holländer  Meeuves  Meindertszoon  Bakkor  erfindet  die  „Kamel"  ge- 
nannte Hebevorrichtung  für  große  Schiffe,  die  dazu  dient,  tiefgehende 
Schiffe  aus  der  Zuidersee  über  den  Pompus  in  das  Y  zu  bringen. 

1688 — 98    Qorfcllloii  erforscht  China  im  Auftrage  Rußlands. 

1688  Robert  Hook*  erklärt  die  Versteinerungen  als  wertvolle  Denkmäler  der 
Natur.  Er  weist  auf  den  Widerspruch  zwischen  den  in  England  auf- 
gefundenen Petrefakten  und  dem  in  der  historischen  Zeit  daselbst  herr- 
schenden Klima  hin  und  deutet  an,  daß  die  Versteinerungen  vielleicht  zu 
einer  chronologischen  Gliederung  der  sie  umgebenden  Ablagerungen  dienen 
könnten.     (Vgl.  1680  L.) 

—  Abraham  Tbovart  in  Paris  erfindet  die  Methode  des  Gießens  des  Spiegel- 
glases, welche  die  bis  dahin  übliche  Methode  des  Bissens  verdrängt.  Viel- 
fach wird  als  Erfinder  dieser  Methode  auch  Louis  Lucas  de  Nehou  genannt. 

1689  Jacob  Bornoulll  ist  der  erste,  der  nächst  Leibniz  die  Differential-  und  Inte- 
gralrechnung (bei  seiner  Abhandlung  über  die  Isochrone)  anwendet. 

—  Johann  Bohn  beschäftigt  sich  eingehend  mit  allen  Fragen  der  gerichtlichen 
Medizin  und  führt  einen  großen  Aufschwung  derselben  herbei.  Er  führt 
für  diese  Disziplin  die  Bezeichnung  „Medicina  forensis"  ein.    (S.  a.  1614  C.) 

—  Der  große  Salzsee  in  Nordamerika  wird  zuerst  vom  Baron  ta  Hobui  i.  J. 
1689  erwähnt.  Genauer  erforscht  wird  der  See  durch  H.  Stansbury 
1849—50. 

—  Antony  Laeuwonhoek,  der  das  Mikroskop  zuerst  zum  Studium  des  feineren 
Baues  des  Auges  verwendet,  entdeckt  die  Stäbohenschicht  der  Netzhaut, 
die  faserige  Zusammensetzung  und  den  Epithelüberzng  der  Hornhaut 
und  vermutet  auch  die  faserige  Beschaffenheit  der  Linse. 

— ■  Richard  Morton  führt  an,  daß  die  Lungenschwindsucht  stets  aus  Tuberkeln 
und  nie  auf  andere  Weise  entstehe. 

—  Denis  Papln  erfindet  die  Zentrifugalpumpe,  die  indes  nicht  zur  Verwendung 
kommt,  da  es  an  einem  Motor  fehlt,  der  ihr  die  nötige  rasche  Bewegung 
mitteilt.  Der  Apparat  wird  jedoch  fortan  als  Ventilator,  insbesondere  um 
Wind  für  Öfen  zu  geben,  und  auch  als  Komreinigungsmaschine  benutzt. 

—  Olaf  RSmor  konstruiert  das  Passageinstrument  (Durchgangsinstrument),  das 

—     152     — 

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in  die  Meridianebene  eingestellt  ivird  und  das  Hauptinetrument  für  die 
astronomiBche  Zeitbestiminuiig  bildet.  Er  erkennt  auch  die  Vorzüge  des 
ersten  Vertikales  für  gewisse  Bestimmungen  tmd  konstruiert  ein  besonderes 
Passageinstnunent  fflr  Bestimmungen  im  ersten  Vertikal. 
1690  Nachdem  Zambeccaii  1670  in  einem  Briefe  an  F.  Bedi  erw&hnt  hatte,  daß 
er  zwei  Nephrektomien  an  Hunden  vorgenommen  habe,  von  denen  der  eine 
den  Eingriff  überstanden  habe,  macht  Stephen  BImkaart  die  gleiche  Ope- 
ration an  anderen  Tieren  und  spricht  davon,  daß  steinhaltige,  in  Ver- 
schwörung übergegangene  Nieren  nach  Unterbindung  der  GefäQe  ebenso, 
wie  die  Milz,  exstirpiert  werden  können. 

—  Budolph  Jacob  Cnnrailm  liefert  die  erste  Abbildung  des  Stechapfels,  der, 
wie  er  glaubt,  aus  dem  Orient  stamme,  der  aber  sicher  schon  Theophrastos 
bekannt  war.  Das  Alkaloid  aus  dem  Stechapfel  wird  1833  von  Geiger  und 
Hesse  hergesteUt.    (S.  1831  M.) 

—  Peter  EnMy  in  Amsterdam  gibt  für  den  Dreiklang  der  Kirchenglocken  die 
noch  heute  gültigen  Gesetze  an. 

—  John  FfaumtMd,  Astronom  an  der  durch  ihn  ins  Leben  gerufenen  Stern- 
warte von  Greenwich,  hat  zuerst  i.  J.  1600,  also  fast  100  Jahre  vor 
Herscbel  (s.  1781  H.),  und,  wie  aus  seinen  Aufzeichnungen  hervorgeht,  sp&ter 
noch  viermal  den  Uranus  beobachtet,  ohne  aber  dessen  planetarische  Natur 
zu  erkennen. 

—  John  Floyir  führt  als  Hil&mittel  zur  sicheren  Pulszählnng  die  Sekunden- 
nhr  ein  und  berechnet  das  Verh&ltnis  lier  Geschwindigkeit  des  Pulses  zur 
Schnelligkeit  des  Atmens. 

—  Domenico  SuclMiiilnl  bedient  sich  zu  seinen  hydrometrischen  Bestimmungen 
des  Strom quadranten,  bei  dem  aus  der  Richtung,  den  das  Bleilot  durch 
den  Waaserstoß  erhält,  die  Stoßkraft  des  Wassers  berechnet  wird.  Zen- 
drini  (1717),  Manfredi  (1723),  Michelotti  (1767)  bedienen  sich  sämthch 
dieses  Apparates  zu  ihren  hydrometrischen  Messungen.  Das  Hydrotacho- 
meter  von  Rauconrt  (1828),  die  Wasserfahne  von  Ximenez  (1780),  das  Tacho- 
meter von  Brünning  (1798)  sind  sämtlich  Abarten  des  Wasserquadranten. 

—  Der  erste  NebelfleckenkataJog,  welcher  Johann  Htvillus  zu  verdanken  ist, 
wird  im  Jahre  1690  posthum  veröffentlicht. 

—  Christian  Hnygmt  stellt  in  seiner  Schrift  „Trait^  de  la  lumidre"  sein  Prinzip 
der  Elementarflächen  (einhüllenden  Flächen)  auf,  nach  welchem  jeder 
Punkt  eines  in  Wellenbewegung  begriffenen  materiellen  Systems  durch 
seine  Bewegung  der  Ursprung  sogenannter  Elementarwellen  wird,  aus  deren 
Übereinanderlagerung  und  Interferenz  die  tatsächlichen  Wellen  hervor- 
gehen. Durch  dieses  Prinzip  gelingt  es  ihm,  die  Reflexion  und  Brechung 
des  IJohts  auf  Grund  der  Undulationstheorie  zu  erklären.  Auch  für  die 
Erdbebenphysik  gewinnt  dieses  Prinzip  später  fundamentale  Bedeutung. 

—  Christian  HaygMU  ist  der  erste,  welcher  beim  Durchgang  des  Lichts  durch 
isländischen  Doppelspat  (s.  a.  1669  B.)  ein  verschiedenes  Verhalten  der  Licht- 
strahlen beobachtet  (Polarisation  des  Lichts). 

1690—92    Der  deutsche  Mediziner  Engelbrecht  Ktaiplar  erforscht  Japan.     (Vgl. 

sein   znerst  in  englischer  Sprache  erschienenes  Werk  „History  of  Japan 

and  Slam".) 
1690   Denis  Paplii  schlägt  vor,   in   geschlossenen  GiefäBen   durch  Kondensation 

darin  enthaltenen  Dampfes  ein  Vakuum  zu  erzeugen,   wie  dies  später  in 

der  Newoomen'schen  Dampfmaschine  geschieht. 

—  Dom  Pirlgiioil,  der  Pater  Kellermeister  der  Benediktinerabtei  Hautvillers, 
erfindet  den  Flaschen  Verschluß  durch  Korken.  Auch  zeigt  er,  wie  sich 
die  bei  der  Gärung  in  der  Flasche  gebildete  Hefe  entfernen  läßt,    ohne 

—     153     — 

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den  Kohleng&niegehalt  deB  Weins  weeentlioh  zu  Termindem,  womit  er  den 
Grund  zur  Champagnerfabrikation  legt. 

1690  Miohel  Roll*  veröffentlicht  in  seiner  Schrift  „Trait^  d'Algöbre"  außer  eine 
'wirklichen  Methode  zur  Auflösung  unbestimmter  Gleichungen  auch  N&he- 
rungsmetfaoden  zur.  Bestimmung  der  Gleichungswurzeln,  unter  denen  die 
Methode  der  Kaskaden  hervorragt.  (Die  Kaskaden  sind,  in  die  heutige 
mathematische  Sprache  übersetzt,  die  aufeinanderfolgenden  Ableitungen 
der  gegebenen  Gleichung.) 

—  Der  Mediziner  Christian  Günther  ScMHummmt  spricht  zuerst  aus,  daß  der 
Ton  durch  Schallwellen  entsteht. 

—  SVassr  in  Braunsohweig  führt  die  Cascarillarinde  in  den  medizinischen  Ge- 
brauch ein. 

1691  Jacob  BaniMilll  behandelt  mit  der  Integralrechnung  die  Kettenlinie,  die 
von  Nuüez  (s.  1646)  gefundene  Loxodrome,  sowie  die  logarithmische  und 
parabolische  Spirale.  Er  benutzt  bei  seiner  Arbeit  über  die  parabolische 
Spirale  das,  was  Leibniz  1692  krummlinige  Koordinaten  nennt. 

—  William  Code  gibt  seine  „Meteorologica"  heraus,  in  welcher  er  von  der 
Beurteilung  der  Veränderung  der  Luft  und  des  Wechsels  des  Wetters  in 
verschiedenen  Ländern  spricht. 

—  Nachdem  die  dionysische  Aera  (s.  626  Dionysius  nnd715Beda)  allgemeinen 
Eingang  gefunden  hatte,  sich  aber  trotzdem  häufige  Widersprüche  heraus- 
gestellt hatten,  weü  die  Kaiser  und  Päpste  in  ihren  Erlassen  und  Bullen 
vielfach  den  26.  Dezember  als  Jahresanfang  gebrauchten,  setzt  der  Papst 
lanocmz  XII.  fest,  daß  das  Jahr  lediglich  mit  dem  1.  Januar  beginnen 
solle. 

—  Friedrich  Ruytch  beschreibt  genau  die  Bronchialfiste,  welche  Galen  dunkel 
erwähnt,  und  Philipp  Verheyen  (1706)  oberflächlich  beschrieben  hatte.  Er 
entdeckt  das  Periost  der  Gehörknöchelchen  und  gibt  eine  genaue  Dar- 
stellung der  Gefäßversorgung  der  Paukenhöhle. 

—  John  Tyadn  erhält  ein  englisches  Patent  auf  eine  Waschmaschine  zur  Be- 
freiung der  Gewebe  (Leinen,  Wolle  usw.)  von  den  durch  das  Fabrikations- 
verfahren verursachten  Verunreinigungen. 

1692  Johann  Konrad  Amman  aus  Schaffhausen  lehrt  Taubstumme  sprechen, 
indem  er  sie  gewöhnt,  auf  die  bei  jedem  Laut  veränderte  Stellung  der 
Organe  des  Mundes  zu  achten,  dieselben  mit  dem  Gesicht  aufzufassen  und 
vor  dem  Spiegel  nachzuahmen.  Seine  Methode  wird  von  Samuel  Heinicke 
1768  wesentlich  vervollkommnet.     (Vgl.  auch  1570  P.) 

—  Giovanni  Domenioo  Canlni  erkennt  aus  den  Flecken  der  Jupiteroberfläche 
eine  Rotation  dieses  Planeten,  die  er  zu  9 1>  50  m  berechnet. 

—  Clopton  Havon  veröffentlicht  in  seiner  „Osteologia  nova"  seine  Unter- 
suchungen über  die  Anatomie  und  Histologie  der  Knochen  und  macht  sich 
namentlich  durch  die  Entdeckung  der  Knoohengefäßkanälohen  „Canalooli 
Haversiani"  sehr  bekannt. 

—  Wilhelm  Homborg  zeigt  die  Nutzlosigkeit  der  trockenen  Destillation  (Pyro- 
analyse)  für  die  Pflanzen analyse,  indem  er  nachweist,  daß  zwei  ganz  ver- 
schiedene Pflanzen,  wie  Belladonna  imd  Kohl,  so  ähnliche  pyroanalytisohe 
Produkte  haben,  als  ob  mau  eine  dieser  Pflanzen  zweimal  destilliert  hätte. 
(S.  a.  1668  Dodart.) 

—  Denis  Papin  verwirklicht  seine  in  einem  Briefe  vom  Jahre  1691  an  Christian 
Huygens  geäußerte  Idee,  indem  er  ein  Taucherschiff  baut,  mit  dem  er 
sich  im  Mai  mehrmals  unter  den  Spiegel  der  Fulda  hinab  läßt,  von  wo  er 
ein  angezündetes  Licht  wieder  mit  hinauf  bringt.  Die  Luftemeuerung  be- 
sorgt er  durch  einen  Zentrifugalventilator.   Es  scheint  damit  seine  Priorität 

—     154     — 

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1694 

vor  Halley,  der  die  Loftsuführting  in  die  Taucherglocke  (1724)  rermittelst 
eines  Sohlanches  bewirkt,  Eweifellos  erwiesen. 

1692  John  Ray  ist  der  erste  Schriftsteller  nach  Strabo,  der  über  die  Wirkung 
der  flieBenden  Gewässer  im  Binnenlande  and  die  Angrifle  des  Meeres  auf 
die  Kfiste  spricht. 

—  Georg  Ernst  Stahl  gibt  die  Anregung  sxu  Erforschung  vom  Psychischen 
und  PhysiBohen  in  allen  physiologischen  und  pathologischen  Vorgängen, 
sowie  zu  deren  therapeutischer  Verwertung  und  bedingt  hierdurch 
einen  Fortschritt  in  der  Auffassung  und  Behandlung  der  psychischen 
Krankheiten. 

—  Vincenzo  VManl  stellt  das  ab  ,, Florentiner  Aufgabe"  berühmte  Problem: 
In  eine  Halbkugel  vier  gleichgroße  Öffnungen  derart  herauszubrechen,  daß 
der  Best  der  Halbkugelfläche  quadrierbar  sei.  Die  Lösung  geschieht  durch 
Leibniz,   Bemoulli  und  L'Hospital  mit  Hilfe  der  Differentialrechnung. 

1693  AcahrthM  in  Breslau  führte  die  erste  Resektion  am  Oberkiefer  aus.  Daß 
OribasiuB  eine  solche  gemacht  habe,  ist  zweifelhaft,  wie  auch  die  angeb- 
lich um  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  von  Molinetti  gemachte  Resektion 
sich  lediglich  auf  Entieerung  von  Eiteransammlung  bezog. 

—  Edmund  Haltey  macht  den  ersten  Versuch  der  geographischen  Flächen- 
messung durch  Wägung  der  aus  der  Landkarte  mit  der  Schere  ausge- 
schnittenen Fläohenstücke,  ein  Versuch,  der  von  dem  Jesuiten  Soherer 
(1710)  mit  Erfolg  wiederholt  wird. 

—  Der  Engländer  J.  Hartlay  erhält  das  erste  Patent  auf  einen  Wellenmotor, 
bei  welchem  die  Bewegung  der  Brandung  zur  Gewinnung  von  motorischer 
Kraft  in  der  Weise  benutzt  wird,  daß  ein  Schwimmgefäß  mit  der  Welle 
auf  und  ab  geht,  wodurch  eine  Mühle  in  Betrieb   gesetzt  wird. 

—  Georg  Holyk  gibt  in  seinem  Gartenbuche  zuerst  die  Veredelung  der  Bäume 
und  Sträucher  durch  Kopulieren  an. 

—  Wilhelm  HomfeMf  entdeckt,  daß  geschmolzenes  Chlorcalcium  phosphores- 
zierend ist;  das  Präparat  wird  nach  ihm  als  Homberg'scher  Phosphor 
bezeichnet. 

—  John  Ray  führt  in  die  Zoologie  den  naturlüstorischen  Begriff  der  Art 
ein  und  berücksichtigt  die  Anatomie  der  Thiere  als  Grundlage  der  Klassi- 
fikation. 

1694  Johann  Bwnoulll  weist  nach,  daß  Fische  in  Wasser,  das  vorher  von  Luft 
befreit  ist,  nicht  leben  können.    (S.  a.  1670  B.) 

—  Jacob  Rudolf  Oamwarhit  weist  experimentell  die  Sexualität  im  Pflanzen- 
reiche nach,  die  schon  Grew  und  Ray  vermuteten. 

—  Philippe  Dalahira  behandelt  zuerst  die  Theorie  der  Epizykloide  in  syste- 
matischer Weise. 

—  Joäo  Farrtyra  ia  Roia  gibt  eine  genaue  Beschreibung  des  gelben  FHebers 
und  beschäftigt  sich  mit  dessen  Ursachen,  seiner  Verbreitung,  seinen 
Symptomen,  der  Prognose  und  Behandlung  der  Krankheit.  Die  frühest 
bekannte  Beschreibung  des  gelben  Fiebers  rührt  von  Thukydides  her,  der 
selbst  von  der  Krankheit  befallen  war. 

—  Engelbert  Ktaiptar  beschreibt  die  Naphthaquellen  und  die  ewigen  Feuer 
da  Apscheronhalbinsel  an  der  Westküste  des  Kaspischen  Meeres  (Baku), 
die  zuerst  um  930  von  Massudi  erwähnt  worden  waren. 

—  Gottfried  Wilhelm  von  Lelbnli  macht  in  einem  Briefe  vom  Mai  1694  darauf 
aufmerksam,  daß  zur  Integration  von  Differentialgleichungen  vor  aUem 
die  Variablen  getrennt  werden  müssen. 

—  Christopher  PoihMii  gibt  für  den  Bergwerksbetrieb  die  Förderung  mit  starren 
Crestängen  an,  die  ähnlich  wie  die  Gestänge  der  Fahrkimst  auf  und  ab  be- 

—     155     — 

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wegt  werden,  und  führt  eine  solche  Förderung  in  Falun  ein.  Diese  Art 
der  Förderung  wird  1776  von  Hubert  Sarton  in  Belgien  verbessert  und 
neuerdings  von  M6hu  wieder  aufgenommen. 

1695  Nehemiah  6r«w  entdeckt  im  Epsomer  Bitterwasser  das  Bittersalz  (Schwefel- 
saure Magnesia),  welches  infolge  seines  Ursprungs  auch  Epsomsalz  heifit 
und  1710  von  Friedrich  Hoffmann  zur  milden  Abführung  empfohlen  wird. 

—  Gottfried  Wilhelm  von  Lalbnli  definiert  in  den  Act.  Erud.  von  1696  die 
lebendige  Kraft  als  Produkt  aus  Masse  und  Quadrat  der  Geschwindigkeit 
und  betrachtet  dieselbe  als  das  wahre  Kraftmaß  eines  in  Bewegung  be- 
findlichen Körpers. 

—  Der  Werkführer  Morin  in  St.  Cloud  erfindet  das  Frittenporzellsn  (Force- 
laine  tendre). 

—  Twnploii  äußert  die  erste  Idee  der  Zylinderhemmung  für  Taschenuhren. 

—  John  Woodwart  in  London  tritt  mit  Entschiedenheit  der  zu  seiner  Zeit  noch 
verbreiteten  Meinung  entgegen,  wonach  die  Versteinerungen  nur  müßige 
Naturspiele  seien.  Er  nimmt  als  Ursache  der  Sintflut  den  Ausbruch  eines 
unterirdischen  Meeres  an.  Seine  Versuche,  die  von  ihm  beobachteten  Er- 
scheinungen mit  der  heihgen  Schrift  in  Übereinstimmung  zu  bringen,  führen 
ihn  mehrfach  zu  seltsamen  Hypothesen. 

1696  Der  von  Wolodomir  AUusow,  Befehlshaber  in  Anadyrsk,  entsandte  Kosak 
Morosko  erreicht  zuerst  Komschatka.  Atlajssow  selbst  folgt  im  nfichsten 
Jahre  mit  einer  größeren  TmppenabteUung  und  errichtet  am  13.  Juli  1697 
am  Kamschatka-Fluß  ein  Kreuz  zum  Zeichen,  daß  das  Land  von  ihm  in 
Besitz  genommen  sei. 

—  Augustin  Bellooto  rät  bei  der  Behandlung  der  Wunden  vor  allem  die  Luft 
fernzuhalten,  weil  dieselbe  kleine  Atome  mit  sich  führe,  welche  die  An- 
steckung der  Wimden  vermittle.  Er  empfiehlt  bei  der  Wundbehandlung 
Mittel,  welche  die  Eiterung  beschränken  und  die  Zersetzuug  verhindern 
und  nennt  als  solches  Mittel  vor  allem  den  Alkohol,  der  später  in  Batailh6 
(1859)  einen  eifrigen  Fürsprecher  findet. 

—  Johann  Bornoulll  stellt  die  Aufgabe,  die  Brachistochrone  zu  finden,  d.  h. 
diejenige  Kurve,  auf  der  ein  Körper  herabfallen  muß,  um  in  möglichst 
kurzer  Zeit  zu  einem  tiefer  gelegenen  Punkte  zu  gelangen.  Mit  diesem 
Probleme  beginnt  die  Entwicklung  der  Variationsrechnung. 

—  Der  französische  Akademiker  Guillaume  Francis  do  l'HoipItal  veröffentlicht 
das  erste  Lehrbuch  der  Differentialrechnung  ,, Analyse  des  infiniment  petits 
pour  l'intelligence  des  Ugnes  courbes". 

—  Johann  LotUnf  stellt  zuerst  Fingerhüte  fabrikmäßig  her,  die  man  aber  da- 
mals auf  dem  Daumen  trug.  Die  Annahme,  daß  Nicolaas  van  Beschooten 
in  Amsterdam  (um  1684)  den  Fingerhut  erfunden  habe,  ist  widerlegt. 
(Vgl.  hierzu  1210  Walter  von  der  Vogelweide.) 

—  John  Ray  liefert  die  erste  Beschreibung  der  Pfefferminze,  die  als  Arznei- 
pflanze zuerst  in  England  und  erst  viel  später  (1777)  in  Deutschland 
gebraucht  wird.  Er  erwähnt  auch  zuerst  die  Senegapflanze,  deren 
Wurzel  von  den  Indianern  gegen  den  Biß  der  Klapperschlangen  verwen- 
det werde. 

1697  Pantaleon  Hobombwtt  versieht  ein  dem  Hackebrett  ähnliches,  mit  Darm- 
saiten und  Drahtsaiten  überzogenes  Instrument  mit  Dockenau&chlag  und 
wird  der  Vorläufer  der  Hammermechanik,  indem  er  durch  dies  Instrument 
Schröter  (s.  1711  C.)  zu  seiner  Erfindung  anregt. 

—  Johann  Christian  JaeoM  verwendet  weißen  Arsenik  mit  Pottasche  neutra- 
lisiert und  in  Wasser  gelöst  innerlich  bei  Wechselfiebem. 

—  Richard  Morton  in  London  erkennt  zuerst,  daß  die  perniziösen  Fieber 
durch    die    Ausdünstungen    sumpfiger    (Agenden    veranlaßt    werden    imd 

—     156     — 

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1700 

Bohrnbt  deren  Behandlung  mit  Chinarinde  yor,  die  auch  Sydenham  1723 
empfiehlt. 

1697  Antonio  PacchiMl  entdeckt  die  sogenannten  „Paoohioni'schen  Drüsen"  der 
harten  Hirnhaut. 

1698  Johann  BarnouHl  nimmt  znerst  das  Problem  der  kürzesten  Linie  zwischen 
zwei  Punkten  einer  krummen  Fläche  mit  Erfolg  in  Angriff.  Er  gelangt 
dabei  zu  Kaumkurven,  die  später  als  „geodätische  Linien"  bezeichnet 
werden, 

—  LangtOrtl  kennt  den  Wirbelcharakter  der  indischen  Stürme. 

—  Während  das  Bajonett  im  Gebrauchsfalle  anfangs  in  den  Gewehrlauf 
hineingesteckt  wurde,  und  daher  ein  Schießen  mit  aufgepflanztem  Bajonett 
unmöglich  war,  erfindet  der  englische  Greneral  Mackty  das  Düllenbajonett, 
welches  mittels  einer  um  den  Lauf  herumgreifenden  Hülse  an  dem  Gewehre 
dauernd  befestigt  ist. 

—  Thomas  Savary  baut  eine  Dampfmaschine,  in  welcher  er  den  in  einem  be- 
sondern  Kessel  erzeugten  Dampf  abwechselnd  in  zwei  Behältern  benutzt; 
während  er  das  Wasser  aus  dem  einen  heraustreibt,  saugt  er  gleichzeitig 
im  andern  durch  Kondensation  des  Dampfes  Wasser  an  (Wasserhebe- 
maschine). 

—  Southwvll  führt  in  England  die  kalte  Vergoldung  durch  Anreiben  mit  Gold- 
zunder  ein,  die  angeblich  schon  vorher  von  deutschen  Goldschmieden  ge- 
übt worden  sein  soll. 

—  Der  Arzt  und  Chemiker  Georg  Ernst  Stahl  begründet  durch  seine  Schrift 
„De  venae  portae  porta  malorum  eto",  die  wissenschaftliche  Lehre  von 
den  Pfortaderleiden,  die  seit  den  ältesten  Zeiten  bekannt  und  größten- 
teils mit  dem  Glüheisen  oder  vermittels  Ätzung  und  Ligatur  behandelt 
worden  waren.  Nach  ihm  kann  das  Blut  im  Gebiete  der  klappenlosen 
Pfortader  leicht  hin  und  her  versetzt  werden  und  sich  bald  im  Magen, 
bald  in  der  Milz,  bald  im  Dünndarm  anhäufen. 

1699  Guillaume  Amontom  macht  ausgedehnte  Versuche  über  den  Reibungs- 
widerstand  und  stellt  die  Gesetze  für  die  gleitende  Reibung  auf. 

—  Simon  BonMuc  führt  die  von  Dodart  (s.  1668  D.)  vorgeschlagene  Extraktions- 
methode für  die  Pflanzenanalyse  durch  und  wendet  dieselbe  zuerst  auf 
eine  vergleichende  Untersuchung  der  verschiedenen  im  Handel  befindlichen 
Ipecaouanhasorten  an.  Als  Extraktionsmittel  verwendet  er  bald  Wasser, 
bald  Weingeist. 

1699 — 1701  Der  englische  Seefahrer  William  PaMplar  tmtemimmt  eine  Ent- 
deckungsreise nach  Australien.  Im  Jahre  1700  entdeckt  er  die  Dampierstraße 
und  stellt  fest,  daß  das  östlich  gelegene,  von  ihm  Neubritannien  genannte 
Land  von  der  Küste  von  Neuguinea  getrennt  ist. 

1699  Wilhelm  HombMf  sucht  zuerst  den  Säuregehalt  einer  Substanz  durch  die 
Gewichtszunahme  einer  bestimmten  Menge  Pottasche  zu  ermitteln.  Er 
gibt  dem  Flaschenpyknometer,  das  er  Araeometer  nennt,  die  noch  jetzt 
übliche  Form.    (S.  a.  1121.) 

1700  GniÜaume  Amontom  schlägt  als  unteren  Punkt  des  Thermometers  den  ab- 
soluten Nullpunkt  vor,  den  er  auf  — 239,5'*  (umgerechnet  auf  die  heutige 
hundertteilige  Skala)  berechnet.  Er  konstruiert  ein  Luftthermometer,  bei 
welchem  das  Volum  der  eingeschlossenen  Luft  konstant  gehalten  wird 
und  die  Höhe  des  erforderlichen  Quecksilberdruckes  als  Maß  der  Tempe- 
ratur gilt. 

—  Guillaume  IMIite  macht  sich  als  erster  völlig  frei  von  den  Positions- 
bestimmungen des  Ptolemaeus  und  legt  seiner  Weltkarte  und  den  Karten 
der  Erdteile  die  neueren  astronomischen  Bestimmungen  zugrunde.  Seine 
Kaxte  von  Europa  (1725)  gibt  zuerst  ein  natuxwahres  BUd  dieses  Erdteils. 


157     — 

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1?00 

1 700  Johann  Christoph  Dmimt  in  Nfimberg  entwickelt  die  Klarinette  aus  einer  fran  - 
zösiachen  Sohalmeienart  mit  neun  Tonlöchem. 

—  Hendryk  van  Dtvmtor  fördert  die  Orthopädie,  indem  er  Beinkrümmungen, 
Sehnenverkürzungen  und  Muskelatrophien  mit  Bandagen  vüad  Maschinen 
behandelt  und  Apparate  für  Raohitisohe  konstruiert. 

—  Der  Chemiker  Johann  Konrad  DIpptl  erfindet  das  nach  ihm  benannte  Ol, 
auch  „Tierisches  Stinköl"  genannt. 

—  Denis  D«4art  untersncht  die  Schwingungen  der  Stimmbänder,  deren  Be- 
dingungen er  an  dem  LippenverschluB  eingehend  erörtert,  und  stellt  fest, 
daß  der  Ton  an  der  Glottis  entsteht  und  im  Mund  und  in  der  Nase  nun 
Klange  wird. 

—  Nachdem  Hutchinson  schon  1640  eine  unvollkommene  Karte  von  Orten 
gleicher  Deklination  (laogonenkarte  nach  Humboldts  Benennung)  gezeichnet 
hatte,  gibt  Edmund  Haltoy  die  erste  vollkommene  Karte  der  Isogonen  heraus. 

—  Gottfried  Kirch  in  Guben  macht  regelmäßige  Witterungsaufzeichnungen 
und  pflegt  sein  Thermometer  regelmäßig,  sogar  mehrmals  am  Tage 
abzulesen. 

—  Johann  Kanckal  von  LOwtmlini  macht  in  seinem  posthum  gedruckten  „Labo- 
ratorium chymicum"  zuerst  auf  das  kaustische  Ammoniak  (Salmiakgeist) 
aufmerksam,  das  er  mit  der  Ätzlauge  vergleicht. 

—  Ugir  erwähnt  in  seinem  Werke  ,,La  nouveUe  maison  rustique"  zum  ersten- 
mal die  Verwendung  der  Ölkuchen  als  Futtermittel.  Nach  der  Art  der 
Erwähnung  kann  angenommen  werden,  daß  diese  Verwendung  namentlich 
in  Holland  schon  seit  längerer  Zeit  üblich  war. 

—  Georg  MwimniiJöiHr  in  Nürnberg  ist  (nach  Doppelmeyer)  der  erste,  der 
Stahl  zu  schmelzen  und  in  Formen  zu  gießen  versteht  und  somit  als  Er- 
finder des  Stahlgusses  anzusehen  ist,  welche  Kunst  aber  mit  ihm  verloren 
geht. 

—  Antoine  PwMt  wendet  die  Koordinatenmethode  zuerst  auf  den  Raum  von 
drei  Dimensionen  an,  indem  er  Oberflächen  durch  eine  Gleichung  zwischen 
den  drei  Koordinaten  eines  Raumpunktes  darsteUt.  Einen  weiteren  Aus- 
bau dieses  Gebiets  bewirkt  Clairaut  in  seinen  Raumkurven.     (S.  1729  C.) 

—  Joseph  Sauvwir  stellt  die  Theorie  der  Schwebungen  auf,  stellt  die  Hörbar- 
keitsgrenzen fest  und  erfindet  die  noch  jetzt  übUchen  Mittel,  die  Teil- 
schwingungen einer  Saite  durch  Berührung  der  Knotenpunkte  hörbar  und 
durch  aufgesetzte  Papierreiterchen  sichtbar  zu  machen.  Er  gibt  der  Lehre 
vom  Schall  den  Namen  „Akustik". 

—  Johann  Jacob  SchMKhxtr  in  Zürich  setzt  mit  seiner  Schrift  „Historiae  hei- 
veticae  naturalis  prolegomena"  die  von  Simler  (s.  1660)  begründete  wissen- 
schaftliche Alpenkunde  fort  und  fördert  die  Versteinerungskunde.  Er  ist 
ein  Anhänger  der  Woodward'schen  Sintfluttheorie.    (S.  1696W.) 

—  Johann  Jakob  tchwclmr  findet  im  Tertiärschiefer  von  öningen  in  Baden 
ein  fossUes  Skelett,  welches  er  i.  J.  1726  als  Sintflutmenschen  (Homo  diluvii 
testis)  deutet.  Das  Skelett  wird  indes  später  als  dasjenige  eines  Lurches 
(Riesensalamanders  —  später  als  „Andrias  Scheuchzeri"  bezeichnet)  erkannt. 

—  Georg  Ernst  Stahl  empfiehlt  die  medizinische  Anwendung  der  moschus- 
duftenden Schafgarbe,  aus  der  in  neuerer  Zeit  im  Engadin  der  „Iva"  ge- 
nannte Likör  bereitet  wird. 

—  Als  Erfinder  des  Violoncello  wird  in  der  Regel  Tartiw  (1700)  genannt. 
Doch  ist  demgegenüber  zu  bemerken,  daß  bereits  der  um  1690  gestorbene 
Domenico  Gabrieli  den  Beinamen  „Del  Violoncello"  hatte.  Auch  scheinen 
die  Amati,  Magini  u.  a.  schon  im  16.  Jahrhundert  Streichinstrumente  von 
CeUogröße  gebaut  zu  haben. 

—  Lorenzo  TwrraiMO  fördert  die  Pathologie  der  Gonorrhöe  und  gibt  eine  syste- 

—     158     — 

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1700 

matische  Einteilung  der  yerschiedenen  Arten  dieser  Krankheit.  Seine  Be- 
funde über  den  G-ang  dea  Krankheiteprozesses  werden  von  Cockbum  (1713), 
Morgagni  (1710)  und  Boerhaave  bestätigt. 
1700  Joseph  Pitton  da  Tounufort  gibt  in  seinen  „Institutionefl  rei  herbariae"  ein 
auf  Bau  und  Form  der  Blüte  begründetes  Pflanzensystem ,  4fui  jedoch 
lediglich  den  formten  Vorzug  hat,  daB  in  demselben  strenge  Ordnung 
herrscht  und  bestimmt  begrenzte  Gattungen  eingeführt  werden. 

—  Raymond  4*  VImIim*  entdeckt  die  „neurolymphatischen  Arterien"  und 
nimmt  an,  daß  dieselben  den  ununterbrochenen  Fortgang  des  Blutes  aus 
den  Arterien  in  die  Vetnen  vermitteln. 

—  Andreas  WMrkilMittor  stellt  die  ^eiohschwebende  zwölfstuflge  Tonleiter  auf. 
um  die  Einbürgerung  der  gleiohschwebenden  Temperatur  machen  sich 
später  verdient  J.  G.  Neidhardt,  J.  A.  Sorge,  J.  H.  Lambert,  C.  G.  Schröter, 
Rameau,  d'Alembert,  Bach  u.  a. 


—     159     — 

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Achtzehntes  Jahrhundert. 


1701  Michelangelo  AndrMI  verwendet  den  Mohnsaft  zuerst  bei  der  Ruhr;  bei 
Wechselfi ebem  wird  er  1710  zuerst  von  Jacob  Minot  und,  um  die  G-ewalt 
der  Schmerzen  bei  Entzündungen  und  ähnlichen  Krankheiten  zu  besänf- 
tigen, 1739  von  John  Huxham  empfohlen. 

—  Nachdem  man,  insbesondere  seit  Galen  der  Meinung  war,  daB  bei  Ent- 
stehung eines  ünterleibsbruohes  das  Bauchfell  zerreiße  und  daher  auch  die 
Bezeichnung  „Ruptura"  eingeführt  hatte,  lehrt  Jean  Mtrcy  zuerst,  daß  bei 
Brüchen  das  Bauchfell  ausgedehnt  sei,  sonach  die  Eingeweide  in  einem 
Bruohsaok  liegen. 

—  Isaac  NrnrlM  erfindet  den  Spiegelsextanten  und  sendet  eine  Beschreibung 
und  Zeichnung  seines  Instrumentes  an  Hadley.  Die  diesem  zugeschriebene 
Erfindung  des  Instruments  (1731)  beruht  somit  auf  einem  Irrtum. 

—  Olaf  RBmtr  vereinigt  zur  Erzielung  sicherer  Stem-Durchgangsbeobaohtungen 
Mauerkreis  und  Passageninstrument  zu  einem  einheitlichen  Instrument, 
dem  sog.  Meridiankreis.  Sein  eigenes  Instrument,  die  berühmte  „Rota 
meridiana"  bleibt  bis  1728  im  Dienst,  wo  es  bei  einem  Brand  ver- 
nichtet wird. 

—  William  Whlston  bringt  die  erste  Isoklinenkarte,  die  Orte  gleicher  Inklina- 
tion verzeichnet,  für  den  Kanal  und  das  südliche  England  zustande. 

—  Jacob  BamoalU  stellt  das  „isoperimetrische  Problem"  auf,  das  für  die  Ent- 
wicklung der  Variationsrechnting  von  Bedeutung  ist,  und  welches  ver- 
langt, unter  allen  isoperimetrischen  Kurven  diejenige  zu  finden,  für  die 
ein  bestimmter  Ausdruck  möglichst  groß  oder  möglichst  klein  wird.  Elemen- 
tare isoperimetrische  Untersuchungen  finden  sich  schon  bei  Zenodotos  (um 
180  V.  Chr.),  M.  Fabius  Quintilianus  (70  n-  Chr.)  und  Bradwardina. 
(8.  d.  1330.) 

1702  Urban  Hlinn  bemerkt  zuerst  eine  langsame,  aber  stetige  Veränderung 
der  Küstenlinien  zugunsten  des  Landes,  die  später  von  Swedenborg,  Cel- 
sius und  Linn4  bestätigt  wird,  welche  daraus  auf  einen  Rückzug  des  Meeres 
schließen,  während  sich  viele  Stimmen  schon  damals  anders  äußern  und 
eine  Hebung  des  Landes  über  den  unverändert  bleibenden  Spiegel  des 
Meeres  annehmen. 

—  Wilhelm  HmibMX  beschreibt  zuerst  die  Borsäure  in  bestimmter  Weise. 
Über  den  Borax  spricht  er  sich  noch  sehr  unklar  aus. 

—  Gottfried  Wilhelm  von  Lalbnlz  äußert  in  einem  Briefe  an  Johann  Bemoulli 
bereits  die  Gesamtidee  des  Feder-(Aneroid-)Barometer8,  die  durch  Vidi 
(s.  1848  V.)  ausgeführt  wird. 

1702 — 10  Johann  Jacob  Sehnichzw  macht  zahlreiche  der  wissenschaftlichen  Landes- 
kunde gewidmete  Alpenreisen  und  führt  die  Gletscher  als  Naturerscheinung 


—     160     — 


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1704 

in  die  tnssensohaftliohe  BetrachtnngsweiBe  ein;  namentlich  kennt  er  deren 
Bewegung  und  sucht  sie  zu  erklären. 

1702  Johann  Jacob  SchMidUM'  macht  auf  die  EinsohlüBse  in  Krystallen  aufmerk- 
sam und  benutzt  sie  für  die  Theorie  der  Genesis  der  Mineralien. 

—  Greorg  Ernst  Stahl  untersucht  die  verschiedene  Stärke  in  der  Verwandt- 
gohaft  der  Säuren  zu  den  Alkalien  und  Metallen  und  findet,  daB  unter 
allen  Säuren  die  Schwefelsäure,  dann  die  Salpetersäure  die  mächtigsten  seien, 
welche  alle  anderen  Säuren  aus  ihren  Verbindungen  austreiben.  Er  er- 
weitert die  Kenntnis  der  Abstufungen  in  der  Verwandtschaft  der  ver- 
schiedenen Materien  zueinander  und  bereitet  so  die  Aufstellung  von  Af- 
finitätstabellen  vor.    (S.  1718  G.) 

—  G«org  Ernst  tMI  stellt  die  Phlogistontbeorie  auf,  nach  welcher  bei  der 
Verbrennung  aus  den  verbrennenden  Körpern  ein  hypothetischer  Stoff, 
das  Phlogiston,  entweicht.     (S.  1682  B.) 

—  C^rg  Ernst  Stahl  überträgt  Boyle's  Ansichten  über  die  Elemente  (s.  1661  B.) 
in  die  ausübende  Chemie  und  faCt  das,  was  wir  heute  „chemische  Elemente" 
nennen,  klar  auf,  indem  er  als  eigentümliche  Körper  diejenigen  bezeichnet, 
aus  deren  Vereinigung  untereinander  oder  mit  Phlogiston  er  alle  Substanzen 
gebildet  glaubt. 

1703  Johann  BwriMUlll  erklärt  die  von  Huygens  (s.  1673  H.)  aufgestellte  Theorie 
über  die  Bewegung  schwerer  Körper  für  ein  allgemeines  Naturgesetz  und 
nennt  dasselbe  „Das  Prinzip  von  der  Erh^tung  der  lebendigen  Kräfte". 

—  Der  Abb^  Jean  4»  HaatelNlII*  konstruiert  einen  Apparat  (Queoksilber- 
horizont),  um  bei  Erdbeben  die  Abweichung  der  Bodenteilchep  von  ihrer 
Buhelage  zu  messen  (Seismometer). 

—  Antony  LMuwMhoek  entdeckt  die  parthenogenetisohe  Fortpflanzung  der 
Blattläuse. 

1704  DIaikaeb,  Färber  in  Berlin,  entdeckt  bei  Fällung  eines  mit  Alaun  und 
Eisenvitriol  versetzten  Cochenilleabsuds  durch  fixes  Alkali  das  Berlinerblau. 
DaB  er  dieses  und  nicht  den  erwarteten  roten  Niederschlag  von  Florentiner 
Lack  erhielt,  erklärt  sich  daraus,  daB  er  von  Dippel  (vgl.  1700  D.)  ein 
fixes  Alkali  erhalten  hatte,  über  welches  mehrfach  tierisches  Stinköl  zur 
Keinigung  destilliert  worden  war.  Eine  VoiBchrift  zur  Bereitung  des  Ber- 
linerblau  durch  Kalzinieren  von  Blut  mit  Alkali  veröSentUoht  1 724  Wood- 
ward. John  Brown  zeigt  in  demselben  Jahre,  daB  man  auch  geröstetes 
Fleisch  verwenden  könne  und  Geoflroy  wendet  1725  zu  gleichem  Zweck 
Wolle  und  gebranntes  Hirschhorn  an. 

—  Gottfried  Hairtnch  in  Nürnberg  erfindet  das  konische  Zündloch,  bei  dem 
die  Pfanne  sich  selbst  beschüttet,  und  gibt  dadurch  seinen  Pistolen  eine 
um  das  Dreifache  gesteigerte  Ladegeschwindigkeit. 

—  Jean  Mary  untersucht  das  Augenleuchten  an  einer  unter  Wasser  gebrachten 
Katze  und  sieht  dabei  sogar  die  NetzhautgefäBe.  Delahire  erklärt  dies 
1700  daraus,  daB  die  Brechung  der  Lichtstrahlen  an  der  Vorderfläche  des 
Auges  durch  die  Bedingungen  des  Experimentes  geändert  werde. 

—  Isaac  Naarton  zieht  zur  Erklänmg  der  Entstehung  der  Farben  des  Regen- 
bogens  die  Dispersion  des  Lichtes  heran.     (S.  a.  1649  D.) 

—  Isaac  Nawton  interessiert  sich  zuerst  für  die  Farbe  des  Wassers  und  gibt 
als  Grundfarbe  desselben  „grün"  an. 

—  Antonio  Maria  Valtalva  empfiehlt  in  seinem  „De  aure  humana  Tractatus" 
als  bestes  Mittel,  Eiter  aus  dem  Ohr  zu  entfernen,  bei  verschlossenem 
Munde  und  Nase  Luft  durch  die  Eustachische  Bohre  zu  pressen.  (Valsalva- 
scher  Versuch,  s.  auch  1741  C.)  Er  macht  darauf  aufmerksam,  daB  die 
Ursache  der  Taubheit  häufig  in  einer  Verstopfung  der  Eustachischen  Bohre 
liegt  und  fördert  die  Lehre  vom  Bau,  der  Funktion  und  den  Krankheiten 

Datmitaedter.  11 

—     161     - 


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1705 

des  Gehörorgans,  an  welchem  er  u.  a.  die  Muskehi  des  Tragus  und  Anti- 
tragua  und  das  Valsalva'sche  Band  entdeckt. 
1705    Jacob   BarnoulH   führt   die  elastische   Ldnie   (Elastica)  in   die  Festigkeits- 
lehre ein. 

—  Pierre  Brinaau  gewinnt  auf  Grund  von  Experimenten  an  der  Leiche  eines 
Starblinden  die  Überzeugung,  daß  die  Katarakt  nicht,  wie  bis  dahin  an- 
genommen worden  war,  auf  einer  Trübung  in  der  vorderen  Augenkammer 
beruhe,  sondern  die  getrübte  Krystalllinse  selbst  sei.  (S.  a.  1656  R.)  Dieser 
Ansicht  treten  insbesondere  Maitre-Jean  und  Heister  bei,  welch  letzterer 
namentlich  mit  dazu  beiträgt,  daß  die  Ansicht  von  Brisseau  als  richtig 
anerkannt  wird. 

—  Edmund  Hality  gibt  in  seiner  Schrift  „Of  Compound  interest"  eine  syste- 
matische Behandlung  der  Zinseszinsrechnnng.    (S.  a.  1202.) 

—  Edmund  Hailcy  weist  nach,  daß  der  i.  J.  1682  erschienene  Komet  mit  den 
in  den  Jahren  1456,  1531  und  1607  beobachteten  Kometen  identisch 
ist.  Seine  Voraussage,  daß  der  —  später  nach  ihm  benannte  —  Komet 
im  Jahre  1759  wiederkehren  werde,  hat  sich  bestätigt.  Auch  i.  J.  1835 
erscheint  er  wieder. 

—  Gottfried  WUhelm  von  Leibniz  äußert  in  einem  Briefe  an  Papin  den  Ge- 
danken, den  Dampf  in  der  atmosphärischen  Maschine  behufs  Verstärkung 
der  Expansion  der  Luft  um  den  DampfzyUnder  zu  führen,  eine  Idee,  die 
vonStirling  (s.  1816  S.)  der  Konstruktion  seiner  Heißluftmaschine  zugrunde 
gelegt  wird. 

—  Thomas  Nawcomm  und  John  Cmrlay  führen  den  Papin'schen  Versuch  (s.  1690P.) 
bis  zur  wirtschaftlich  brauchbaren  Betriebsmaschine  durch  und  schaffen 
die  fast  anderthalb  Jahrhunderte  hindurch  gebräuchlichste  Form  der 
Balanciermaschine.    (S.  a.  1707  F.) 

—  Der  Pater  t»  Sctaa  und  J.  J.  Schauchzar  machen  zuerst  barometrische  Simul- 
tanbeobacbtungen  in  Zürich  und  auf  dem  St.  Gotthardhospiz. 

—  Henry  Sully  erfindet  die  Friktionsrollen  (Friktionsscheiben). 

—  Jacob  Walte  erwähnt  zuerst  die  sympathetische  Tinte  aus  Kobaltchlorür, 
die  1731  durch  Teichmeyer  und  1737  durch  HeUot  größere  Verbreitung 
findet.  Wird  das  mit  der  blaßroten  Lösung  beschriebene  Papier  erwärmt, 
80  erscheinen  blaue  Schriftzüge.  Durch  Tränkung  von  FUeßpapier  mit 
Kobaltchlorür  erhält  man  die  bekannten  chemischen  Wetteranzeiger,  die 
bei  nassem  Wetter  rosenrot,  bei  sehr  trocknem  Wetter  blau  erscheinen. 

1706  Pierre  Brinaau  macht  auf  Grund  seiner  anatomischen  Untersuchung  über  die 
Ursache  des  grauen  Stars  (s.  1706  B.)  wichtige  Arbeiten  zur  Behandlung 
dieser  Krankheit  und  verööentlicht  dieselben  in  seinen  ,,NouveIles  obser- 
vations  sur  la  cataracte".     (S.  a.  1656  R.) 

—  Der  englische  Physiker  Francis  Hawktbaa  bemerkt,  daß  Glas  ebenso,  wie  Bern- 
stein, wenn  es  mit  Wollenzeug  gerieben  wird,  Licht  ausstrahlt  und  erhält, 
indem  er  eine  luftleer  gemachte  Glaskugel  an  seiner  Hand  reibt  und  einen 
seiner  Finger  der  Kugel  nähert,  zolllange  Funken.     (S.  1672  L.) 

—  Urban  Hlima  untersucht  seit  1679  eine  große  Anzahl  von  Mineralwässern 
und  fördert  durch  seine  Untersuchungen  die  Mineralwasseranalyse,  die 
von  Friedrich  Hoffmann  noch  weiter  vervollkommnet  wird. 

—  Johann  Heinrich  Hattfnpr  sieht  zuerst  die  Schichtung  oder  Struktur  im  Eise 
der  Gletscher. 

—  William  Jonai  braucht  zuerst  das  Zeichen  .^,  das  von  1737  ab  von  Euler 
regelmäßig  benutzt  wird  und  namentlich  durch  Euler's  „Introduotio"  all- 
gemein Verbreitung  findet. 

—  Luigi  Ferdinande  da  Marsill  errichtet  das  erste  maritime  Laboratorium 
zum  Studium  von  Meertieren  in  Marseille.     (S.  a.  1870  D.) 

—      162     — 


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170» 

1706  Der  Kapitän  Stannyan  entdeckt  die  Chromosphäre  der  Sonne,  d.  i.  jene 
zarte  rosarot  gefärbte  Gashülle,  die  bei  Verfinsterungen  konsentrisoh  um 
die  Sonne  gelagert  sichtbar  wird. 

1707  William  Dampltr  gibt  in  einem  Seisewerk  über  seine  Weltamsegelnng  eine 
FüUe  von  wertvollen  Segelanweisungen  und  beschäftigt  sich  mit  einer 
Theorie  der  telluriBohen  regelmäßigen  Windsysteme. 

—  Der  sächsische  Stabsmedikus  Daumlin  beobachtet,  daß  erhitzter  TurmaUn 
AscheteUchen  an  sich  zieht  und  wieder  von  sich  stößt. 

—  Philippe  Daiahirt  verbindet  zuerst  die  Zugramme  mit  Laufrädern,  Göpeln 
nsw.  und  bahnt  so  den  Übergang  zu  den  Kunstrammen  an.  Wesentliche 
Verbesserungen  der  Eamme  werden  dann  von  Vanlou6,  Bölidor  (1760)  und 
namentlich  von  Perronel  (1780)  ausgeführt. 

—  Domenico  GucItohBlnl  spricht  in  seiner  „Dissertatio  de  Salibns"  ans,  daß 
die  kleinsten  Partikeln  der  Salze  eine  beständige  und  unveränderliche  Form 
haben  und  daß  die  Verschiedenheit  von  Kochsalz,  Vitriol,  Alaun,  Salpeter 
auf  einer  Verschiedenheit  der  Krystallgestalt  ihrer  kleinsten  Teil- 
chen beruhen. 

—  Nicolas  Lamery  macht  eingehende  Untersuchungen  über  das  Antimon  und 
dessen  Verbindungen.  Er  ist  der  erste,  der  die  vulkanischen  Erschei- 
nungen als  auf  einem  chemischen  Prozeß  beruhend  ansieht. 

—  Denis  Papln  konstruiert  nach  dem  von  ihm  gefundenen  Prinzip  (s.  1690P.) 
eine  Hochdruckdampfmaschine  zum  Pumpen  von  Wasser.  Wegen  der 
Undichtigkeit  der  einzelnen  Teile  wird  mit  der  von  Papin  damals  in  Cassel 
aufgestellten  Maschine,  die  in  der  Schrift  „Ars  nova  ad  aquam  igni  ad- 
miniculo  efficacissime  clarandam"  beschrieben  und  abgebildet  ist,  nur  ein 
einziger  Versuch  unternommen.     (S.  a.  1705  N.) 

—  Denis  Papln  fährt  am  24.  September  auf  einem  Boote  auf  der  Fulda  von 
Cassel  nach  Münden.  Da  Papin  ein  Vorkämpfer  für  die  motorische  Aus- 
nutzung der  Dampfkraft  gewesen  ist,  hat  man  in  jenem  Boote  öfters  ein 
Dampfboot  erblicken  wollen.  Es  ist  indes  erwiesen,  daß  es  sich  hierbei 
nur  um  eine  Konstruktion  gehandelt  hat,  wie  sie  schon  vorher  von  Kyeser, 
ValturiuB,  Blasco  de  Garay  (s.  diese)  und  anderen  in  Vorschlag  gebracht 
worden  war. 

1708  Abraham  Darby  erfindet  für  den  Eisenguß  die  Kastenformerei  in  nassem 
Sand.  Kur  für  kleine  verzierte  Gegenstände  hatte  man  bis  dahin  hier 
und  da  das  Formen  in  fetter  Erde  angewendet,  so  daß  Darby's  Ver- 
fahren einen  wesentlichen  Fortschritt  bedeutet. 

—  Wüliam  Dwliam  untersucht  die  verschiedenen  Einflüsse,  welche  die  Ge- 
schwindigkeit des  Schalls  ändern,  und  findet,  daß  namentlich  die  Wind- 
stärke von  Einfluß  darauf  ist.  Er  findet  für  die  Schallgeschwindigkeit  den 
Wert  von  1071  Pariser  Fuß  in  der  Sekunde. 

—  Der  englische  Physiker  Wall  hebt  in  einer  Abhandlung  in  den  Philos. 
TransactionB  hervor,  daß  der  elektrische  Funke  und  sein  Knistern  einiger- 
maßen Blitz  und  Donner  vorstelle.    (S.  1746  W.  und  1749  F.) 

1709  Nachdem  durch  die  Feetstellimg,  daß  der  Star  eine  Krankheit  der  Linse 
sei,  der  Name  Glaukom  dafür  überflüssig  geworden  war,  bezeichnet  Pierre 
BrltwaH  als  Glaukom  eine  Sehstörung,  die  unabhängig  von  der  Linsen- 
trübung auftritt  und  den  Augengrund  oft  bläulich  oder  grünlich  schil- 
lernd erscheinen  läßt  und  wahrscheinlich  von  der  Entartung  des  Glas- 
körpers herrührt. 

—  Johann  Maria  Farina,  geb.  in  Santa  Maria  Maggiore  im  Tal  Vigezza,  der 
sich  i.  J.  1709  in  Köln  niederläßt,  wird  als  Erfinder  des  Kölnischen  Wassers 
(Eau  de  Cologne)  genannt.     Zur  gleichen   Zeit  soll  in  Köln  ein  ähnliches 

11« 
—     163     — 


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170» 

Produkt    Ton    6in«m    Verwandten    Farina's,    Paul   Feminis,    hergestellt 
worden  sein. 

1709  Der  Pater  Bartholomeo  Louren^o  da  QutMäo  baut  ein  Luftschiff,  bestehend 
aus  einem  mit  Papier  überzogenen,  unten  offenen  Korb  aus  Weidenfaolz 
von  ca.  8  FuB  Durohmesser.  Durch  ein  unter  dem  Korb  angezündetes 
Feuer  wird  in  diesem  die  Luft  verdünnt,  und  so  soll  es  Gusmäo  gelungen 
sein,  am  8.  August  in  Lissabon  mit  seinem  Apparat  bis  auf  200  Fuß  Höhe 
zu  steigen  und  unbeschädigt  herunter  ^u  kommen. 

—  La  Bon  da  Sslnt-Hlialra,  Präsident  der  Handelskammer  von  Montpellier, 
legt  der  Pariser  Akademie  der  Wissenschaften  einige  Bekleidungsstücke 
(Strümpfe  und  Handschuhe)  vor,  die  aus  den  Spinnenfäden  verschiedener 
südfranzösischer  Spinnenarten  hergestellt  sind.  Die  Hoffnung  auf  eine 
praktische  Verwertung  der  Spinnenseide  wird  freüioh  durch  B6aumur 
stark  herabgemindert,  welcher  nachweist,  daß  18000  Fäden  der  Kreuzspinne 
erst  einen  Faden  in  der  Stärke  der  Nähseide  liefern.  Doch  ist  eine  Be- 
nutzung der  Spinnenseide  in  neuerer  Zeit  mehrfach  wieder  versucht  worden. 

—  Ben6  Antoine  F.  da  Riaumur  zeigt,  daß  die  Schalen  der  Schnecken  und 
Muscheln  durch  Erhärten  eines  Saftes  entstehen,  der  atis  den  Poren  dieser 
Tiere  hervordringt. 

—  Christian  von  WoH  gibt  der  Aerometrie  eine  wissenschaftliche  Grundlage 
und  beschreibt  in  Deutschland  das  erste  Anemometer. 

1710  Dominlqua  Anal  führt  am  30.  Januar  zuerst  die  nach  ihm  benannte  Aneu- 
rysmenoperation  bei  einem  Aneurysma  der  Ellenbogenbeuge  aus,  bei  dem 
er,  ohne  den  Sack  zu  öffnen,  so  nahe  als  möglich  oberhalb  desselben  die 
Arteria  brachiahs  unterbindet. 

—  Hermann  Baarhaava  beschäftigt  sich  mit  der  Anlage  von  Treibhäusern  (die 
übrigens  den  Bömem  schon  bekannt  waren)  im  Leidener  Pflanzengarten 
und  bestimmt,  unter  welchem  Winkel  die  Glasdächer  unter  jeder  Breite 
gegen  den  Horizont  geneigt  sein  müssen,  um  möglichst  viel  Sonnenstrahlen 
aufzufangen. 

—  Johann  Friedrich  BMt{ar  stellt  in  Meißen  das  erste  Hart-Porzellan  in 
Europa  her. 

—  Boger  Cotot  verfaßt  das  erste  vollständige  Werk  über  die  Integralrechnung 
„Harmonia  mensurarum",  in  wdchem  sich  der  nach  ihm  benannte  „Cotes'- 
sche  Lehrsatz"  findet. 

—  William  Dartiam  beobachtet  zuerst  das  aschfarbene  Licht  der  Venus. 

—  Wilhelm  Hombari;  beschreibt  zuerst  das  Effloreszieren  einiger  Salzlösungen, 
das  1722  auch  von  Fran^ois  Petit  erörtert  wird. 

—  Wilhelm  Hombaif  gibt  das  Verfahren  zur  Verfertigung  des  aus  dem  Nieder- 
schlage des  SUbers  entstehenden  Dianenbaums  (Silberbaums)  an. 

—  Jacob  Christoph  La  Blon  aus  Frankfurt  a.  M.  versucht,  farbige  Bilder  mit 
den  sieben  Farben  des  Spektrums  zu  drucken  und  findet  dabei,  daß  man 
mit  drei  Farben,  rot,  blau  und  gelb,  auskommen  kann.  Er  ist  somit  der 
Erfinder  des  Dreifarbendrucks,  den  er  in  der  Weise  aiisführt,  daß  er  drei 
Kupferplatten  mit  den  entsprechenden  Farben  übereinander  druckt. 

—  Gottfried  Wilhelm  von  Lalbnb  unterscheidet  zuerst  zwischen  gleitender  und 
rollender  Beibung. 

—  Der  Astronom  Giacomo  Filippo  MaraMI  entdeckt,  daß  die  rautenförmigen 
Platten  der  Bienenwaben  immer  dieselben  Winkel  zeigen,  nämlich  lOO"  28' 
für  den  stumpfen  und  70°  32'  für  den  spitzen  Winkel. 

—  Der  Gießer  Johann  Mariii  in  Bern  gießt  massive  Kanonen  und  bohrt  sie 
mit  einer  selbst  erfundenen  horizontal«!  Bohrmaschine  so  aus,  daß  der 
Kern  als  ein  massives  Stück  herausgenommen  werden  kann. 

—  Der  Holländer  J.  van  dar  May  und  der  deutsche  Prediger  Johannes  MUlar 

—     164     — 


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1711 

in  Leiden  führen  die  Stereotypie  in  den  Buchdruck  ein.  Doch  beschränkt 
sich  ihr  Verfahren  darauf,  daß  sie  den  fertigen  Lettemsatz  auf  der  Rück- 
seite mit  einem  dünnen  Überzuge  von  Mastix,  Gips  oder  leichtflüssigem 
Metall  versehen,  -wodurch  der  Schriftsatz  zu  einer  stereotypartigen  Druck- 
platte zusammengekittet  wird. 

1710  FranQois  Sauveui  MoraiM  und  Henri  Fran^ois  L«  Dran  machen  die  erste 
Exartikulation  des  Sohultergelenkes  (Ezarticalatio  humeri). 

—  Thomas  NiacomM  erfindet  die  Einspritzkondensation  und  wendet  dieselbe 
sofort  bei  seiner  atmosphärischen  Maschine  an. 

—  Chiistopher  PoHmiii  fördert  die  praktische  Mechanik  in  allen  ihren  Zweigen, 
insbesondere  aber  die  mechanische  Bearbeitung  des  Eisens. 

—  Franfois  Powtor  ia  PMt  lenkt  zuerst  die  Aufmerksamkeit  auf  die  psycho- 
motorische Leistung  der  Hirnrinde.  Er  sieht  bei  Trepanienmgsexperimenten 
an  Hunden  je  nach  der  Lage  der  verletzten  Himmasse  stets  Lähmimg  der 
Extremitäten  der  gegenüberliegenden  Seite  auftreten,  die  dann  vollständig 
war,  wenn  das  (Corpus  striatum  verletzt  war,  wogegen  alleinige  Verletzung 
der  Himoberfläohe  keine  eigentliche  Lähmung,  sondern  blofi  Schwäche  der 
kontralateralen  Extremitäten  hervorrief.  Diese  Experimente  werden  1721 
von  Pietro  Paolo  Molinelli  bestätigt  und  begründen  die  Lehre  von  der 
kontralateralen  Innervation  (Kreuzung  der  Fasern). 

—  Der  Anatom  Giovanni  Domenico  Smtorinl  entdeckt  den  Lachmuskel  und 
die  Santorim'sohen  Knorpel  des  Kehlkopfes. 

—  Pierre  Varlfnoii  leitet  die  statischen  Gesetze  der  einfachen  Maschinen  aus 
dem  Satz  vom  Kräfteparallelogramm  ab,  weist  den  Zusammenhang  von 
SeDpolygon  imd  Slräftepolygon  nach  und  erfindet  die  SeUwage. 

1711  Bartolommeo  Crlttoforl  in  Padua  erfindet  angeblich  die  Hammermechanik 
des  Pianoforte,  indem  er  die  Hämmer  durch  Tasten  verbindet,  durch 
welche  sie  an  die  Saiten  geschnellt  werden.  Von  anderer  Seite  wird  die 
Priorität  dieser  Erfindung  Christoph  Gottlieb  SchrSttr  vindiziert.  Ins- 
besondere Pauli  tritt  in  seiner  Geschichte  des  Klaviers  für  Schröter  ein 
und  behauptet,  daß  Cristofori's  Mechanik  nur  eine  Nachahmung  der 
viel  voUkommneren  Schröter'schen  gewesen  sei. 

—  Der  Geistliche  L.  D.  Hsrmann  in  Massel  in  Schlesien  erkennt,  daß  die 
Blitzröhren  (Fulguritbildungen)  nichts  anderes  sind  als  imter  der  Einwirkung 
des    Blitzes  zusammengebackene  Kömer  verschiedenen  Mineralcharaktera. 

—  Wilhelm  Hombarf  stellt  durch  Verkohlen  von  Alaim  mit  Zucker  den  „Hom- 
berg's  Phosphor"  genannten  Pyrophor  dar,  dessen  Erglühen,  wie  Scheele 
1777  feststellt,  daher  rührt,  daß  er  an  der  Luft  begierig  Sauerstoff  auf- 
nimmt und  durch  die  bei  dieser  Oxydation  entwickelte  Wärme  stark 
erhitzt  wird. 

—  Gottfried  Wilhelm  von  Ltibniz  sucht  Peter  den  Großen  von  Rußland  zur 
Sammlung  von  Vokabularien  der  im  weiten  Umfang  seines  Reiches  zer- 
streuten Völkerstämme  zn  veranlassen  und  wird  so  ein  Vorläufer  der  Eth- 
nologie. Er  unternimmt  einen  Versuch,  die  Menschen  in  Klassen  einzuteilen 
und  unterscheidet  eine  japetische  (die  keltischen  und  szythischen  Stämme 
nmlaasende)  und  eine  aramäische  Hauptvölkergmppe.  (S.  a.  1684  B.) 

—  Johann  Justus  Partob  in  Zellerfeld  im  Harz  konstruiert  einen  Aspirations- 
Ventilator  für  Bergwerke.  Durch  seine  Idee,  die  Luft  in  geschlossenen 
Räumen  durch  Abführung  der  verdorbenen  Luft  und  Zuführung  frischer 
Luft  zn  erneuern,  hat  er  zweifellos  die  Priorität  vor  Stephen  Haies  und 
Martin  Triewald,  die  beide  erst  1741  die  Ventilation  für  Krankenzimmer 
und  für  Schiffe  anwenden. 

—  Rea6  Antoine  F.  4a  Riaumnr  gibt  an,  daß  sich  eine  Unze  Gold  zu  146^2 

—     165     — 

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1711 

Pariser  QuadratfuB  aushämmem  laase.    Nach   neueren  Angaben   kann  1  g 
zu  etwa  5676  qcm  auBgeschlagen  werden.    (S.  Homer  800  v.  Chr.) 

1711  John  Short  in  London  erfindet  die  Stimmgabel. 

1712  Nachdem  der  Asphalt  schon  in  Babylon  und  Ninive  als  Baumaterial  be- 
nutzt worden,  aber  seitdem  gänzlich  abgekommen  war,  nimmt  der  grie- 
chische Arzt  Eirfnit  dessen  Verwendung  wieder  auf  und  beutet  die  Lager- 
stätten des  Yal  de  Travers  im  Fürstentum  Neuchätel  dafür  aus. 

—  John  FlanstMd  gibt  den  eisten  umfassenderen  Stemkatalog  heraus.  (S.  seine 
„Historia  coelestis  Britanniae".) 

1712 — 10  John  FlamttMd  arbeitet  bis  zu  seinem  1719  erfolgten  Tode  an  dem  erat 
posthum  i.  J.  1720  herausgegebenen  „Atlas  coelestis",  dessen  27  Karten  viel- 
fach, zuletzt  i.  J.  1781,  neu  aufgelegt  werden  und  im  18.  Jahrhundert  fast 
allein  maßgebend  sind. 

1712  Engelbert  KSmpItr  erwähnt  zuerst  die  unter  dem  Namen  „MaduraiuB" 
bekannte,  in  Indien  endemische  Krankheit,  die  besonders  die  Füße,  seltener 
die  Hände  befällt  und  zu  elefantiastischen  Verdickungen  mit  Fistel- 
bildungen  führt.  Kämpfer  beschreibt  die  Krankheit  unter  dem  Namen 
„Perical"  (großer  Fuß). 

—  Jan  KniM  betreibt  zuerst  in  Wildervank,  Provinz  Groningen,  die  Moor- 
brandkultur mit  großem  Erfolg  und  führt  dieselbe  auch  in  Ostfriesland 
ein.  Sie  besteht  darin,  daß  vor  jeder  Ernte  die  oberste  Mooischioht 
in  Stärke  von  einigen  Zentimetern  losgerissen,  nach  dem  Trocknen  in 
Brand  gesteckt  und  danach  in  die  geröstete  Decke  der  Same  (meist  Buch- 
weizen) gestreut  und  etwas  eingeeggt  wird. 

—  Humphry  Pottor,  ein  jugendlicher  Arbeiter,  welcher  das  Drehen  des  Hahnes 
an  der  Newcomen'schen  Maschine  zu  besorgen  hatte,  soll  die  Selbststeue- 
rung erfunden  haben,  indem  er  die  Hähne  mit  dem  Balancier  in  Ver- 
bindung setzt,  durch  dessen  Spiel  sie  fortan  geöffnet  und  geschlossen 
werden.   Ein  Beleg  für  die  Richtigkeit  dieser  Angabe  ist  nicht  zu  erbringen. 

—  Nachdem  die  Chinarinde  seit  ihrer  Einführung  in  Europa  (s.  1640  V.)  ab- 
wechselnde Beurteilimg  erfahren  hatte  und  infolgedessen  nicht  in  all- 
gemeine Anwendung  gekommen  war,  zeigt  Francesco  Torti  in  Modena  in 
seiner  Abhandlung  „Therapeutice  specialis  ad  febres  quasdam  pemiciosas" 
den  Nutzen  derselben  bei  den  Zehr-  und  Wechselfiebern  und  trägt  dadurch 
zu  ihrer  allgemeinen  Einführung  wesentlich  bei. 

—  Laurent  Vtrduc  weist  zuerst  darauf  hin,  daß  die  bei  Flüssigkeitserguß  in 
die  Schädelhöhle  oder  bei  Knocheneindruck  am  Schädel  zu  beobachtenden 
schweren  Zufälle  auf  Kompression  des  GTehims  (Gehimdruck)  zurückzu- 
führen seien. 

1713  Dominique  Anal  führt  zuerst  den  Katheterismus  der  Tränenwege  aus.  Er 
führt  eine  goldene  Sonde  täglich  durch  den  obern  Tränenpunkt  in  den 
Tränennasenkanal  ein  und  injiziert  mit  der  nach  ihm  benannten  Spritze 
eine  adstringierende  Flüssigkeit  in  den  Tränensack. 

—  Abraham  Darby  gelingt  es,  durch  Abschwefeln  guter  backender  Kohle  in 
Meilern  brauchbaren  Koks  zu  erzeugen,  mit  welchem  er  in  Coalbrookdale 
einen  Hochofen  betreibt.  Diese  Erfindung  bedeutet  für  die  Roheisen- 
erzeugung einen  der  praktisch  bedeutsamsten  Fortschritte. 

—  Der  Zimmermeister  Pirte  zu  Dünkirchen  erfindet  Flutmühlen,  die  sowohl 
auf  die  Verwertung  des  Ebbe-  als  auch  des  Flutstroras  eingerichtet  sind 
und  die  nach  B61idor  gegen  30  Jahre  in  voUem  Betrieb  standen. 

1714  Gabriel  Daniel  Fahrmhait  konstruiert  die  ersten  brauchbaren  Quecksilber- 
thermometer mit  der  nach  ihm  benannten  Skala  von  212  Graden,  bei 
welchem  er  die  von  Huygens  1665  vorgeschlagenen  Fundamentalp  unkte, 

—     166     — 

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1716 

n&mUch  den  Schmelzpunkt  des  Eises  und  den  Siedepunkt  des  Wassers 
verwendet. 
1714  Der  französisohe  Gelehrte  N.  tUmtßr  verfaßt  eine  Abhandlung  über  die 
Mechanik  des  Feuers  und  wird  damit  der  Begründer  einer  wifisenschaft- 
Hohen  Behandlung  des  Gebietes  der  Ventilation.  Er  wirkt  durch  seine 
Schrift  namentlich  für  die  Erkenntnis  der  sanitären  Wichtigkeit  einer 
guten  Lüftung  der  Wohnimgen.     (S.  a.  1760  H.) 

—  Edmund  Hailsy  spricht  die  Vermutung  aus,  daß  das  NordUcht  eine  mag- 
netische Erscheinung  sei,  welche  Hypothese  durch  Faraday's  Entdeckung 
der  Magnetisation  des  Lichtes  (s.  1846  F.)  zur  Gewißheit  erhoben  wird. 

—  Gottfried  Wilhelm  von  Liibiiiz  weist  (in  einer  jetzt  in  Hannover  befind- 
lichen Wiener  Handschrift)  darauf  hin,  wie  sehr  die  großen  Lazarett- 
bauten die  Verbreitung  ansteckender  Krankheiten  begünstigen.  Er  empfiehlt 
kleinere  Einzelbauten,  „Baraquen  also,  daß  sie  nicht  contiguae  sevn  oder 
an  einander  hengen,  sondern  von  einander  geschieden,  damit  die  Luft 
durchstreiche".  Leibniz  ist  somit  der  eigentliche  Vater  des  Pavillon- 
systems im  Lazarettbau. 

—  Gottfried  Wilhelm  von  Loibniz  erwähnt  zuerst  den  Fleischextrakt.  Er  er- 
örtert in  den  „Utrechter  Denkschriften"  die  Mittel,  Truppen  auf  langen 
Märschen  bei  Kräften  zu  erhalten  und  empfiehlt  dazu  die  „Eraft-Com- 
positiones"  (Konserven)  und  besonders  „das  Extrakt  aus  Fleisch,  dessen 
Komposition  mir  bekannt".  Die  Anregung  zu  diesen  Vorschlägen  hat 
Leibniz  wahrscheinlich  durch  Papin  erhalten. 

—  Do  la  LIcerlo  lenkt  zuerst  die  Aufmerksamkeit  auf  das  1658  von  Glauber  be- 
reitete rote  Schwefelantimon  (Dreifach-Schwefelantimon),  dessen  Bereitung  er 
angeblich  von  einem  französischen  Offizier  Chastenay  und  dieser  wiederum  von 
einem  Schüler  Glauber's  erfahren  hatte.  Das  Präparat  wird  als  „Poudre  des 
Chartreux"  und  später  als  „Alkermes  minerale"  (Kermes)  viel  verkauft  und 
erst  von  Berzelius  1821  in  seiner  wahren  Zusammensetzung  erkannt.  — 
Am  besten  wird  es  aus  dem  1821  von  Schlippe  dargestellten  Natrium- 
suUantimoniat  (Schuppe' sehen  Salz)  hergestellt. 

—  Henry  Mlll  nimmt  ein  engUsohes  Patent  auf  eine  Schreibmaschine,  mit 
deren  Hufe  er  erhabene  Schrift  erzeugt.  Diese  Maschine  hat  einen  prakti- 
schen Erfolg  nicht  aufzuweisen,  ebensowenig  ein  1784  in  Frankreich  paten- 
tierter ähnlicher  Apparat. 

1716  Van  QhtlM  in  Wien  gibt  in  seiner  „Aeromanteia"  fortlaufende  Angaben 
über  Temperatur,  Luftdruck  und  allgemeine  Wetterlage. 

—  Johann  Thomas  Hansinc  in  Gießen  findet  Phosphor  im  Gehirn. 

—  Christian  Gottlieb  Hartal  in  Halle  führt  für  das  Mikroskop  den  licht- 
reflektierenden  Spiegel  (Beleuchtungsspiegel ),  der  die  Vorteile  der  verti- 
kalen Stellung  und  der  Beobachtung  bei  durchfallendem  Licht  vereinigt, 
zu  allgemeinem  Gebrauch  ein.    (Vgl.  1637  D.) 

—  William  Kant  verwirft  das  Symmetrische  und  geometrisch  Berechnete  der 
französischen  Gärten  (s.  1663  L.)  und  spricht  den  Grundsatz  aus,  daß  ein 
Lustgarten  nichts  sein  dürfe,  als  eine  schöne  Landschaft  in  geschmack- 
voller, den  Formen  der  Natur  angepaßter  Gestalt.  (Englische  Gärten.) 

—  Pater  dar  QroBa  veranlaßt  den  i.  J.  1732  beendigten  Bau  des  110  km  langen 
Ladogakanals ,  der  die  Verbindung  zwischen  der  Ostsee  und  dem  K  aspi- 
schen Meere  herstellt,  indem  er  die  mit  der  Wolga  vereinigte  Wolchow 
von  Neu-Ladoga  ab  mit  Schlüsselburg  verbindet. 

—  Jean  Louis  PaHt  spricht  sich  eingehend  über  Wundheilung  aus  und  unter- 
scheidet Vereinigung  nach  der  ersten  und  zweiten  Intention  (s.  169),  von 
welch  letzterer  er  vier  Arten  angibt.  Er  wendet  zuerst  den  Ausdruck 
„chairs  grenues",  kömige  Fleischbildimgen ,  an,    woraus    die   Bezeichnung 

—      167      — 


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1716 

Granulation  entsteht.  Er  unterscheidet  zuerst  zwischen  Gehirnerschütte- 
rung und  Gehimdruok  und  betrachtet  den  letzteren  für  so  gefährlich, 
daß  er  in  allen  Fällen  die  Trepanation  empfiehlt,  die  durch  ihn  große 
Verbreitung  erlangt. 
1716  Der  Mathematiker  Brook  Taytor  stellt  den  nach  ihm  benannten  Satz 
(Taylor' Bohe  Reihe)  auf,  wobei  auch  schon  diejenige  EinzeUorm  seiner 
Beihe,  die  später  den  Namen  „Maolaurin'sche  Reihe"  erhält,  erwähnt  ist. 
(S.  seine  Schrift  „Methodus  inorementorum".) 

—  Raymond  4t  VlMiiom  legt  den  Grund  zu  einer  strengeren  wissenschaft- 
lichen Behandlung  der  Herzkrankheiten.  (S.  a.  1726  A.) 

1716  Philippe  Dtlahirt  erfindet  die  noch  heute  nach  ihm  benannte  doppelt- 
wirkende Pumpe. 

—  Johann  Caspar  Fiinck  behandelt  in  seinem  Buche  „De  ooloribus  coeli"  als 
erster  die  Dämmerungsfarben,  die  1764  auch  Mairan  in  seinem  „Trait6 
physique  et  historique  de  1'  aurore  bor4ale"  beschreibt.  Funck  beschreibt 
auch  zuerst  die  Gegendämmerung. 

—  Dr.  Hook  BoU  die  erste  Räderfräsmaschine  zum  Einschneiden  der  Zahn- 
lücken der  Uhrräder  erfunden  haben,  die  von  Henry  tally  in  England 
eingeführt  wird. 

—  Giacomo  Filippo  MaraM  bemerkt  zuerst  einen  weißen  Fleck  an  dem 
einen  Pole  des  Mars. 

—  Abraham  4t  Mdvra  trägt  durch  seine  „Doctrine  of  chances"  und  durch 
seine  später  (1724)  erschienenen  „Annuities  upon  Lives"  wesentlich  zur 
Entwicklung  der  Wahrscheinlichkeitsrechnung  bei. 

—  Der  Schwede  Martin  TrtoaraM  konstruiert  die  erste  Wasaerheizanlage  für 
Gewächshäuser  in  Newcastle  on  Tyne. 

1717  Johann  Btrnoulli  erkennt  die  allgemeine  Bedeutimg  des  Prinzips  der  virtuellen 
Verschiebungen  für  alle  Gleichgewichtsfälle. 

—  Nachdem  schon  Gedetden  1516  die  Destillation  als  ein  Mittel,  Seewasser 
trinkbar  zu  machen,  empfohlen  und  Houton  1670  diesen  Vorschlag  wieder- 
holt hatte,  konstruiert  der  französische  SchifEsarzt  Oaiithlar  den  ersten 
Destillationsapparat  für  Bordzwecke. 

—  Lady  Montaiua  läßt  ihren  Sohn  in  Konstantinopel  zum  Schutz  vor  den 
Pocken  nach  orientahschem  Brauch  mit  menschlicher  Lymphe  impfen 
und  führt  dieses  Verfahren  (1721)  in  England  und  dadurch  in  ganz  Europa 
«n.  Zuerst  hatten  der  in  Konstantinopel  ansässige  Arzt  Timoni  und  der 
venetianische  Konsul  Pylarini  1714  auf  diese  im  Orient  verbreitete  Methode 
hingewiesen.     (S.  1797  J.) 

—  Giovanni  Poltni  veröffentlicht  die  wichtigen  Resultate  seiner  mehrjährigen 
Versuche  über  die  Erscheinungen  beim  Ausfluß  des  Wassers. 

1718  Henry  Btichton  gestaltet  die  selbsttätige  Steuerung  der  atmosphärischen 
Maschine  gebrauchsfähig  aus. 

—  Dt  la  Balmt  erwähnt  in  seinen  „Machines  approuvöes"  die  Saokbagger, 
Schaufelbagger  und  Radbagger,  welche,  wie  er  hinzufügt,  „zur  Gattung 
der  Schöpfräder  mit  sich  drehenden  Eimern  am  Radumfang  gehören". 

—  Jean  Thöophile  Dttagiiiltra  versieht  den  Dampfkessel  zuerst  mit  dem  von 
Papin  (s.  1674  P.)  erfundenen  Sicherheitsventil. 

—  Pierre  Dlwiis  gibt  ein  Buch  über  Geburtshilfe  heraus,  in  dem  er  u.  a.  eine  ein- 
gehende Beschreibung  der  Tubengravidität  gibt  (s.  a.  1668  M.)  und  das  enge 
Becken  als  Geburtshindemis  bezeichnet.  (S.  a.  1587.)  Sein  Buch  steht 
auf  der  Höhe  der  anatomischen  und  entwicklungsgeschichtlichen  Lehren 
seiner  Zeit. 

Der  französische  Chemiker  Etienne  Fran^ois  Oaottroy  ordnet  die  verschie- 


—     168     — 

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1720 

denen    Körper    nach    ihrem    Verwandtschaftsgrad   zu    einer    bestimmten 
Substanz  und  stellt  damit  die  ersten  Afflnitätstabellen  auf. 

1718  Edmund  Hallsy  entdeckt  auf  Grund  einer  Vergleichung  neuerer  Beobach- 
tungen mit  den  Stemörtem  des  Almagest  die  Eigenbewegung  der  Fix- 
sterne, im  besonderen  des  Sirius,  Aldebaran  und  Arkturus.  Die  wahre 
Geschwindigkeit  des  letztgenannten  Sternes  hat  Kobold  in  neuerer  Zeit 
auf  674  km  in  1  Sekunde  bestimmt. 

—  Der  Mediziner  Friedrich  Hollmann  erfindet  die  aus  1  Teil  Äther  und 
3  Teilen  Weingeist  zusammengesetzten  Hoffmanustropfen  (Liquor  anodynus 
mineralis). 

—  Giovanni  LancM  schreibt  die  Schädlichkeit  der  Sumpfluft  unsichtbaren 
Tierchen  zu,  wie  bereits  Varro  vor  ihm. 

—  Der  Finanzmann  John  Law  erfindet  die  Banknote  als  Ersatzmittel  des 
Metallgeldes. 

—  Sturm  erwähnt  in  seinem  Werk  „Vollständige  Mühlenbaukunat"  als  erster 
in  Deutschland  die  im  17.  Jahrhundert  aufgekommenen  sogenannten  hollän- 
dischen Ölmühlen,  in  denen  der  Same  vor  dem  Stampfen  erst  mittels 
aufrecht  gehender  Steine  zerquetscht,  in  Stampflöchern  feingepocht,  hier- 
auf in  Pfannen  erwärmt  wird,  wonach  erst  das  öl  mittels  sogenannter 
Rammeln  (Rammpressen)  herausgepreßt  wird.  In  England  werden  diese 
Mühlen  von  Smeaton  (1770)  eingeführt. 

—  Emanuel  Swadenfcwg  erfindet  eine  RoUenmaschine  zum  Transport  schwerer 
Lasten  über  Berg  und  Tal. 

1719  Johann  BmihmIII  macht  mit  seinem  Neffen  Nikolaus  Bemoulli  ausgedehnte 
Versuche  über  den  Widerstand  der  Luft,  namentlich  bei  Wurfbewegungen. 
Über  den  Widerstand  des  umgebenden  Mittels  arbeiten  später  insbesondere 
Hawksbee  (1719),  Desaguliers  (1721),  W.  J.  s'Gravesande  (1721),  d'Alem- 
bert  (1752)  und  J.  C.  Borda  (1763). 

—  Giambattista  Morfa(nl  entdeckt  die  syphilitische  Erkrankung  der  Gehim- 
arterien,  schildert  die  LungensyphÜiB ,  die  syphilitischen  Knochener- 
krankungen, die  syphUitisohe  Erkrankung  des  Herzens  und  der  großen 
G«fäße  und  die  Gehimsypbilis.  Auch  die  Leber-,  Milz-  und  Nierensyphilis 
kennt  er  bereits. 

—  Kaspar  NMimann  scheidet  zuerst  das  Thymol  aus  dem  Oleum  thymi  ab. 

—  Christopher  PollMffl  erfindet  ein  Verfahren,  um  das  Holz  vor  Fäulnis  zu 
schützen,  welches  darin  besteht,  daß  er  es  mit  Eisenvitriol  und  Kalk 
„metaUisiert". 

1720  A»ttwy  in  Bedford  entdeckt,  daß  durch  Zusatz  von  gebranntem  gemahle- 
nem Feuerstein  zum  Ton  sich  ein  wesentlich  besseres  Steingut  erzielen 
läßt. 

—  William  Chmldin  in  London  führt  die  von  Woolhouse  bereits  1711  an- 
gedeutete künstliche  Pupillenbildung  aus,  indem  er  die  Iris  einschneidet. 
(Iridektomie.) 

—  John  Cumbarlantf  in  England  erhält  ein  Patent  auf  ein  Verfahren  zum  Biegen 
von  Holz  für  den  SchifFbau. 

—  Claude  Joseph  Saollroy  macht  die  ersten  Angaben  über  die  quantitative 
Zusammensetzung  des  Sal  ammoniacum  (Salmiak)  aus  Salzsäure  und 
flüssigem  Alkali;  das  genaue  Zusammensetzungsverhältnis  wird  indes  erst 
festgestellt,  als  am  Ende  des  18.  Jahrhunderts  die  quantitative  Analyse 
an  der  Stöohiometrie  einen  Anhaltspunkt  findet. 

—  Creorge  Graham  führt  die  auch  heute  noch  für  Taschenuhren  sehr  gebräuch- 
liche Zylinderhemmung  aus,  eine  ruhende  Hemmung,  deren  erste  Idee 
von  Tompion  (s.  1695  T.)  herrührt. 

—  Der  Wundarzt  Lorenz  HaiitM'  erfindet  den  Mundspiegel.     Er  gibt  das  erste 

—     169     — 


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1720 

voUständige  und  systematische  Handbuch  der  Chirurgie  heraus  und  macht 
sich  namentlich  auch  als  Verfechter  des  Sitzes  des  Stars  in  der  Linse 
bekannt. 

1720  Johann  Friedrich  Hankei  entwickelt  die  chemische  Analyse,  indem  er  bei 
der  Untersuchung  der  Sohlackenbäder  zu  Freiberg  Galläpfelaufgufi,  VeUchen- 
saft,  Säuren  und  Alkalien  anwendet. 

—  Jacob  LnipoM  erwähnt  in  seinem  „Theatrum  maohinarum"  den  Vierweghahn 
als  Dampfsteuerorgan,  wie  solcher  zuerst  von  Cugnot  bei  seinem  Dampf- 
fuhrwerke  (s.  1769  C.)  praktisch  angewendet  wird. 

—  Abraham  4«  Molvra  fuhrt  den  Begriff  und  den  Namen  der  rekurrenten 
Keihen  für  solche  Reihen  ein,  bei  welchen  die  einzelnen  Koeffizienten  mit 
einer  bestimmten  Anzahl  ihnen  vorausgehender  Koeffizienten  in  einem  von 
Glied  zu  Glied  unverändert  bleibenden  Zusammenhange  stehen. 

—  Alezander  Monro  begründet  die  wissenschaftUche  Kenntnis  der  beiden  Formen 
des  Waaserbmchs,  welche-  dem  Hydrops  des  Zellgewebes  am  Samenstrang 
und  der  zuerst  von  Abulcasem  und  Guy  de  Chauliac  erwähnten  Hydrocele 
cystica  entsprechen.  Er  heilt  die  letztere  Form  durch  Punktion  und  Ein- 
spritzung einer  starken  Auflösung  eines  Ätzmittels,  wie  dies  1677  zuerst 
der  MarseiUer  Wundarzt  Lambert  angegeben  hatte.  Jod  zur  Injektion 
wird  1839  zuerst  von  Velpeau  verwendet. 

—  Jonathan  Sliton  macht  das  Azimutalinstrument  (s.  1675  R.)  zu  einem  trag- 
baren und  dennoch  leistungsfähigen  Apparat  und  stellt  so  den  ersten 
Theodoliten  her. 

—  Der  spanische  Maler  Palomino  de  Castro  y  Volaico  macht  Versuche  zur 
Wiedererflndung  der  Technik  der  bereits  im  Altertume  bekannten,  später 
verloren  gegangenen  Wachsmalerei  (s.  350  v.  Chr.  Pausias),  indem  er  zur 
Ausführung  der  BUdnisse  einen  Wachsgrund  herstellt,  die  in  denselben 
eingegrabenen  Umrisse  der  Figuren  mit  geschmolzenen  Wachsfarben  füllt 
und  alsdann  die  Oberfläche  des  Bildes  glättet. 

1721  Der  norwegische  Landpfarrer  Hans  Efsd«  gründet  Godhavn,  die  erste  dä- 
nische Kolonie  auf  Grönland,  und  widmet  sich  mit  Erfolg  der  Bekehrung 
und  der  ZivUlsation  der  Eskimos.  Er  gibt  die  erste  genaue  Beschreibung 
des  Landes  sowie  der  Gebräuche  seiner  Bewohner. 

—  Jean  Baptiste  Qolffon  sucht  die  Ursachen  der  Beulenpest  zu  ergründen  und 
weist  darauf  hin,  daß  die  wahrscheinlichste  Erklärung  für  die  Verbreitung 
dieser  Krankheit  darin  bestehe,  daB  sie  durch  kleine  mit  dem  bloßen 
Auge  unsichtbare  Lebewesen  verursacht  werde. 

—  George  Qraham  erfindet  das  Quecksilberpendel,  die  erste  Erscheinung  im 
Grebiete  der  Kompensationspendel,  bei  denen  die  ungleiche  Ausdehnung 
verschiedener  Metalle  zur  Kompensation  dient. 

—  Der  holländische  Chirurg  John  Palf  yn  erfindet  die  Geburtszange,  die  angeblich 
schon  im  17.  Jahrhundert  als  Geheimnis  von  den  Grebrüdem  Chamberlen 
in  England  angewendet  wurde.  Die  Zange  wird  1724  von  Lorenz  Heister 
wesentlich  verbessert.  (S.  a.  1753  L.) 

—  Der  Holländer  Jacob  Rocgfveen  entdeckt  die  Samoainseln  und  nennt  die- 
selben Beimannsinseln;  1768  werden  sie  von  BougainvUle  (s.  1766  B.)  näher 
erforscht,  der  ihnen  den  Namen  ,, Navigatoreninseln"  (Schifferinseln)   gibt. 

1722  George  Qrahaiii  nimmt  zuerst  wahr,  daß  nicht  nur  die  Deklination,  sondern 
auch  die  Inklination  von  Stunde  zu  Stunde  variiert. 

—  Der  Braumeister  Harwoad  in  London  erfindet  die  Porterbrauerei.  Das  Bier 
wird  Porter  genannt,  weil  dasselbe  anfangs  hauptsächlich  von  Lastträgern 
(Porter)  getrunken  wird. 

—  Ren^  Antoine  F.  dt  Riaumur  gibt  auf  Grund  ausgedehnter  Versuche  genaue 
Vorschriften  zur  Bereitung  des  Zementstahls,  für  die  Mischung  des  Zement- 


—     170     — 

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1725 

pulverg,  den  Grrad  und  die  Dauer  der  Hitze  und  die  Form  der  Zementöfen. 
Da  bisher  daa  Verfahren,  Zementstahl  zu  gewinnen,  geheim  gehalten  wurde, 
bedeutet  diese  Veröffentlichung  einen  großen  Fortschritt  für  die  Eisen- 
industrie. 

1722  Ren^  Antoine  F.  <•  RiMimur  gibt  in  seiner  Schrift  „Nouvel  art  d'adoucir 
le  fer  fondu"  ein  Verfahren  an,  zur  Gewinnung  von  schmiedebarem  Guß- 
eisen das  Roheisen  durch  Glühen  in  sauerstoflabgebenden  Körpern  ohne 
Schmelzung  zu  entkohlen. 

—  Ren6  Antoine  F.  t»  tUtmmu  gibt  in  seiner  Schrift  „L'art  de  convertir 
le  fer  forg6  en  acier"  eine  Anweisung,  durch  Zusammenschmelzen  von 
Gußeisen  und  SchmiedeeiBen  Stahl  zu  bereiten  (Tempern).    (S.  a.  1728  P.) 

—  Jacopo  Rlccatl  fördert  die  Lehre  von  den  Differentialgleichungen  und  macht 
sich  durch  die  von  ihm  aufgestellte  „Riccati'sche  Differentialgleichung" 
bekannt. 

1723  Jacob  LeupoM  unterscheidet  in  seinem  „Thestrum  maohinarum"  die  deutsche 
Hebelade,  die  schon  1651  von  Daniel  Schwenter  beschrieben  worden  sei 
und  bei  welcher  die  veränderlichen  Drehpunkte  des  wirksamen  Hebels 
durch  zwei  Bolzen  gebildet  werden,  die  man  in  geeignete  Löcher  steckt, 
und  die  französische  Hebelade,  die  zuerst  in  Frankreich  (s.  1617  T.)  be- 
kannt geworden  sei  und  bei  welcher  die  veränderlichen  Drehpunkte  durch 
die  Einschnitte  einer  sägeartig  auf  zwei  gegenüberliegenden  Seiten  ver- 
zahnten und  senkrecht  stehenden  Stange  gebildet  werden. 

—  Jean  Antoine  Payuoml  führt  zuerst  den  Nachweis  von  der  tierischen  Natur 
der  Polypen,  die  bald  allgemeine  Anerkennung  erlangt. 

—  Jean  Antoine  Peyitonal  stellt  die  tierische  Natur  der  Korallen  fest. 

1724  J.  F.  LafltMU,  der  in  Kanada  als  Missionar  wirkt,  ist  als  einer  der  ersten 
Vertreter  der  ethnologischen  Ideen  anzusehen,  indem  er  nicht  nur  Einzel- 
tatsachen über  die  Sitten  der  Wilden  sammelt,  sondern  auch  die  gemachten 
Beobachtungen  unter  sich  imd  mit  den  hypothetischen  Schlüssen  über  das 
Leben  und  die  Lebensbedingungen  der  Völker  vergangener  Zeiten  in  Ver- 
bindung bringt.    (S.  auch  1711  L.) 

—  Ren4  Antoine  F.  dfl  Riaumur  beobachtet  zuerst  die  Entglasung  (die  Bildung 
krystaUisierter  Körper  inmitten  eines  Glasflusses)  und  führt  derartijre  Glas- 
flüsse unter  dem  Namen  R6aumur-Porzellan  ein.  Später  beschäftigen  sich 
namentlich  d'Arcet,  Keir,  Kersten  u.  a.  mit  diesem  Prozeß,  der  indes  für 
die  Technik  Bedeutung  nicht  gewinnt. 

1725  Charles  Fran^ois  de  Cisternay  Dutay  beobachtet,  daß  die  Luft  in  der  Nähe 
rotglühenden  Metalles  elektrisch  leitend  wird.  Entsprechende  Beobachtun- 
gen werden  von  Du  Tour  (1745),  Watson  (1746),  Priestley  (1767)  und  Ca- 
vallo  (1785)  gemacht. 

—  John  Hairlaon  erfindet  das  Rostpendel,  ein  Kompensationspendel,  das  von 
George  Graham  noch  verbessert  wird. 

—  Johann  Friedrich  HMkal  gibt  in  seiner  „Pyritologia"  an,  daß  der  Pyrit 
bisweilen  Silber  und  Gold  enthält. 

—  Stephan  Ludwig  Jacobl  zu  Hohenhausen  in  Lippe-Detmold  erfindet  nach 
langjähriger  Beobachtung  des  Laichvorganges  die  künstliche  Befruchtung 
der  Fische,  indem  er  reifen  Forellen  die  Geschlechtsprodukte  abstreift,  die 
Eier  durch  Vermischung  mit  der  Müch  künstlich  befruchtet  und  sie  dann 
in  einem  Kasten  ausbrüten  läßt.  Doch  bleiben  seine  Anregungen  lange 
Zeit  unbeachtet.    (S.  1853  C.) 

—  Samuel  Molyntux  findet,  daß  der  Stern  y  Draconis  seinen  Platz  scheinbar 
verändert.  Untersuchungen,  die  er  mit  James  Bradley  unternimmt,  er- 
geben, daß  der  Stern  innerhalb  eines  Jahres  eine  geschlossene  ringförmige 


171     — 

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1786 

Bahn  beechreibt  und  fuhren  Bradley  zur  Entdeckung  der  Aberration  dee 
Lichts.  (S.  1727  B.) 
1726  Die  von  NWWM  konstruierte  Maschine  (s.  1706  N.)  führt  sich,  nachdem 
sie  bereits  seit  1710  als  Bergbaupumpe  Verwendung  gefunden  hat,  in  den 
Kohlengruben  Englands  als  Wasserhaltungsmasohine  ein  und  bleibt  ohne 
wesentliche  Änderung  vorbildlich  für  den  Bau  von  Wasserhaltungsmaschinen, 
bis  Maudslay  (s.  1807  M.)  seine  erste  balanoierlose  Maschine  baut. 

—  Christopher  PollMiii  legt  auf  seinem  Eisenwerke  zu  Stemsjund  eine  Blech- 
schere an,  die  er  durch  Wasser  betreibt. 

—  Der  russische  GroBkanzler  und  Feldmarschall  Graf  BmIiiwImII  findet  die 
Läohtempflndlichkeit  der  Eisensalze. 

1726  Hippolito  Francesco  Alkirtliil  bemüht  sich,  an  der  Hand  einer  umfang« 
reich  pathologisch  -  anatomischen  Erfahrung  die  Krankheitszustände  des 
Herzens,  der  Lungen  und  die  aus  ihnen  entspringenden  pathologischen 
Verhältnisse  dieser  Organe  während  des  Lebens  nachzuweisen  und  die 
Grundsätze  ihrer  Behandlung  festzustellen.  Er  führt  zuerst  pathologische 
Experimente  ans. 

—  Friedrich  Constantin  «m  Dwrt  führt  auf  der  Saline  Glücksbrunnen  bei 
Eisenach  statt  der  für  Gradierhäuser  bis  dahin  üblichen  Strohwände 
(s.  1679  M.)  Wände  aus  Schwarzdom  (Prunus  spinosa)  ein.  (Domen- 
gradiemng.) 

—  Guichard  Joseph  Du  Vtriiey,  Bernhard  Siegfried  Alklnn  und  Jacob  Benignus 
WliMliw  beschreiben  gleichzeitig  die  Sehnenscheiden,  deren  Entzündung 
—  die  Tendovaginitis  crepitans  —  zuerst  von  Bojer,  Velpeau  und  Rognetta 
charakterisiert  wird. 

—  Stephen  Hatat  teilt  in  seinem  Werke  „Vegetable  Staticks"  Versuche  mit 
einem  aus  Steinkohlen  gewonnenen  Gase  (Elastic  inflammable  air  of 
coals)  mit. 

—  Stephen  HalM  macht  die  erste  exakte  Messung  des  Blutdrucks. 

—  Alexander  Monra  bearbeitet  die  Anatomie  der  Knochen,  des  Gehirns  und  der 
weiblichen  Geschlechtsorgane  und  stellt  den  muskulösen  Bau  der  Gebär- 
mutter fest. 

—  Der  Musiker  Jean  Philippe  RafflMUi  in  Paris  bildet  durch  sein  „Nouveau 
Systeme  de  musique  th^orique"  eine  neue  vereinfachte  Harmonielehre  aus. 

—  Wie  Schramm  in  seinem  Werke  ,,Saxonia  monumentis  viarum  illustrata" 
mitteilt,  konstruiert  der  kursächsische  Kartograph  Friedrich  ZOrn  einen 
„geometrischen  Wagen",  welcher  die  Länge  des  zurückgelegten  Weges 
selbsttätig  aufzeichnet. 

1727  Johann  Konrad  Amman  ist  der  erste,  der  die  Sprache  des  Menschen  wissen- 
schaftlich untersucht. 

—  Der  englische  Astronom  James  BraMty  beobachtet  zuerst  das  Phänomen 
der  Aberration  des  Lichtes  und  erkennt  sofort,  daß  die  Aberration  nicht 
Folge  einer  Parallaxe  der  Fixsterne  ist,  sondern  daß  dieselbe  durch  die 
vereinigte  Wirkung  der  Fortpflanzung  des  Lichts  und  der  Bewegung  der 
Erde  zustande  kommt.  Weil  das  Licht  sich  nicht  unendlich  rasch  fort- 
pflanzt und  weil  zugleich  die  Erde  sich  bewegt,  muß  eine  Verschiebung 
der  Lichtquelle  nach  der  Seite,  nach  welcher  hin  sich  die  Erde  bewegt, 
stattfinden.  (S.  a.  1726  M.)  Er  ermittelt  aus  der  Größe  der  Abweichung 
der  Fixsterne  die  Geschwindigkeit  des  Lichtes  zu  der  gleichen  Größe,  wie 
sie  Römer  (s.  1676  R.)  gefunden  hatte. 

—  Leonhard  Eriar  erhält,  20  Jahre  alt,  für  seine  Abhandlung  über  die  beste 
Art  des  Bemastens  der  Schiffe  den  Preis  der  Pariser  Akademie. 

—  Stephen  Gray  beobachtet  die  Fortpflanzung  der  Elektrizität  auf  einem  auf 


—     172     — 

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1728 

Sadenfäden  aufgehängten  400  FnB  langen  Draht,  der  die  erste  elektrische 
Diahüeitung  darstellt. 

1727  Stephen  Hatot  mißt  zuerst  die  Größe  und  Kraft  des  Saftstromea  an  ange- 
bohrten oder  abgeschnittenen  Pflanzenstengeln  und  Zweigen. 

—  Jacob  LanpoM  beschreibt  in  seinem  „Theatri  Machinarum  Supplementum" 
Instrumente  zur  SohrittzäMung  und  Wegmessung,  Hodometer,  Gyrometer 
und  Pedometer.  (S.  a.  100.)  Er  beschreibt  auch  eine  größere  Anzahl  von 
Treträdern,  Tretscheiben  und  Göpeln. 

—  Francis  PMriWir  in  PttK  arbeitet  über  die  Funktionen  des  Halssympathi- 
kns,  über  die  sp&ter  Claude  Bemard  eingehende  Untersuchungen  macht. 

—  Der  Philologe  Johann  Heinrich  Schuln  in  Halle  benutzt  die  von  Fabricins 
(s.  1666)  entdeckte  Schwärzung  des  Chlorsilbers  durch  das  licht,  um  ans 
einer  undurchsichtigen  Schablone  ausgeschnittene  Schiiftzüge  im  Licht  auf 
wdBen  Kreidesohlamm  zu  kopieren.  Er  ist  also  der  erste,  der,  wenn 
auch  vergängliche,  Lichtbilder  erzeugt. 

—  WtMtor  schlägt  als  Längenmaßeinheit  den  Abstand  der  Pupillen  des  er- 
wachsenen Menschen  vor. 

1728  Nachdem  Ballon  zuerst  im  16.  Jabrhtmdert  über  den  Keuchhusten  be- 
richtet hatte,  gibt  Albarty  ausführliche  Mitteilungen  darüber  und  legt  das 
kUnisohe  Bild  der  Krankheit  in  seinen  Hauptzügen  richtig  dar. 

—  Veit  Btrlnc  unternimmt  mit  Morten  Spangberg  und  Alexei  Tsohirikow 
eine  Entdeckungsreise,  bei  der  er  die  Küste  von  Kamschatka  kartographisch 
festlegt,  die  St.  Lawrence-Insel  entdeckt,  an  der  nordöstlichen  Spitze  von 
Asien  vorübersegelt  und  nachdem  er  bemerkt,  daß  die  Küste  sich  nach 
Westen  wendet,  daß  also  Asien  und  Amerika  durch  einen  Meeresarm  ge- 
trennt seien,  umkehrt  und  nach  seinem  Ausgangspunkt  Nishnij-Kamschats- 
koj-Ostroj  zurückkehrt.    {Vgl.  auch  1648  D.) 

—  Der  niederländische  Ingenieur  Cniquius  verwirklicht  zuerst  den  Gedanken 
der  Darstellung  des  Bodenreliefs  durch  Niveaulinien  in  einer  Tiefenlinien - 
karte  des  Merwedeflusses. 

—  Leonhard  Eutar  führt  in  seiner  Abhandlung  „Nova  methodus  innumerabiles 
aequationee  diSerentiales  secundi  gradus  reducendi  ad  aequationes  diSeren- 
tiales  primi  gradus"  die  Difierentialgleiohungen  zweiter  Ordnung  mit  zwei 
Variablen  auf  die  erste  Ordnung  zurück.  Mit  dem  gleichen  Gegenstand 
beschäftigt  sich  später  von  1747  ab  d'Alembert. 

—  Fakon  konstruiert  einen  Seiden  Webstuhl,  bei  dem  nach  Vorschrift  des 
Deesins  durchbohrte  Karten  verwendet  werden.  Schon  3  Jahre  vorher 
hatte  Bonchon  durchbohrtes  Papier  zum  gleichen  Zwecke  angewendet, 
das  sich  jedoch  als  nicht  haltbar  erwies. 

—  Pierre  Fanchanf  wird  durch  sein  Werk  „Le  Chirurgien  dentiste  ou  trait^ 
des  dents"  der  Begründer  der  selbständigen  wissenschaftUchen  Zahn- 
heilkunde. 

—  John  PayM  schmilzt  im  offenen  Frischherd  Roheisen  und  Eisenschlacke 
mit  Zuschlägen  und  antizipiert  damit  eine  Grundidee  des  späteren  Martin- 
prozeeses.  (Vgl.  1864  M.)  Er  führt  gleichzeitig  mit  Major  Hanbury  das 
Walzen  der  Eisenbleche  in  England  ein. 

—  Henri  PNat  erfindet  das  Verfahren,  die  Stromgeschwindigkeit  durch  die 
Steighöhe  der  Flüssigkeit  in  dem  lotrechten  Schenkel  einer  rechtwinklig 
gebogenen  Röhre  zu  messen,  deren  wagerechter  Schenkel  mit  der  Mündung 
dem  Strom  zugewendet  wird. 

—  Antonio  VaUiMMrl  deutet  das  Auftreten  zahlreicher  versteinerter  Überreste 
von  Wassertieren  in  den  verschiedenen  Schichten  der  Erde  dahin,  daß  das 
Festland  nicht  nur  einmal  (durch  die  Sintflut),  sondern  mehrmals  vom 
Meere  bedeckt  gewesen  sei.    (Vgl.  620  v.  Chr.  Xenophanes.) 

—     173     — 

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178» 

1729  Alexis  Claude  Cialraat  veröfientlicht,  18  Jahre  alt,  in  Beinen  „Reoherches  snr 
les  oonrbes  ä.  double  courbure"  eine  bedeutsame  Schrift  über  Raainkuiven 
von  doppelter  Krümmung  und  erörtert  darin  in  systematischer  Weise  die 
Gleichungen  mit  mehreren  Unbekannten. 

—  Nachdem  schon  Galilei  und  nach  ihm  Newton  über  die  Bewegung  der 
Saiten  Untersuchungen  angestellt  hatten,  ermittelt  Leonhard  Eultr  die 
Gesetze  dieser  Bewegungen.  Er  gibt  an,  daß  die  einfachen  Verhältnisse 
der  Saitenlängen  auch  ebenso  für  die  Schwingungen  der  Töne  bestehen, 
somit  den  Tonintervallen  aller  musikalischen  Instrumente  zukommen  und 
nicht  allein  denen  der  Saiten,  an  denen  die  Gesetze  entdeckt  wurden. 

—  Der  Goldschmied  William  Sad  in  Edinburg,  welcher  seit  d.  J.  1725  ver- 
sucht hatte,  Schriftsatz  in  Gips  abzuformen  und  nach  den  so  erhaltenen 
Matrizen  Druckplatten  zu  gießen,  verbindet  sich  mit  dem  Schriftgießer 
Fmimt  und  dem  Architekten  JifflM  in  London  zur  weiteren  Ausbildung 
dieses  Verfahrens  und  wird  damit  der  Erfinder  der  eigentUohen  Stereo- 
typie.   (Als  Vorläufer  s.  1710  Mey  und  Müller.) 

—  Stephen  8ray  entdeckt  den  Unterschied  zwischen  elektrischen  Leitern  und 
Nichtleitern  und  erkennt,  daß  bei  gleich  großen  Körpern  die  Menge  der 
Elektrizität  unabhängig  von  der  Masse  ist.  Die  Bezeichnung  „Konduk- 
toren" für  Leiter  führt  1742  Desaguhers  ein. 

—  ehester  More  Hall  ans  der  Grafschaft  Essex  stellt  eine  achromatische  Linse 
her,  ohne  jedoch  das  Geheimnis  der  Darstellimg  derselben  zu  offenbaren. 
So  kommt  es,  daß  erst  durch  Dollond  (s.  1757  D.)  die  Herstellung  solcher 
Linsen  öffentlich  bekannt  wird.  Der  Name  „Achromasie"  wird  erst  später 
von  Lalande  1764  erfunden. 

—  Fran^ois  Ptdt  erklärt,  warum  Salpeter  aus  einer  kochsalzhaltigen  Flüssig- 
keit rein  auskrystalllBiert  und  so  von  dem  Kochsalz  getrennt  werd^i  kann, 
damit,  daß  Kochsalz  in  heißem  und  kaltem  Wasser  gleich  löslich  ist,  Sal- 
peter aber  nicht. 

—  Thomas  TMnptomanii  stellt  eine  umfassende  Messung  aller  Teile  der  Erde 
an,  die  alle  früheren  Leistungen  (s.  1310  und  1661  B.)  bei  weitem  über- 
trifft und  für  die  gesamte  Erde  148510627  Quadratmeilen  ^Nautical  Square 
miles)  ergibt.  Seine  Berechnung  erfolgt  in  der  Weise,  daß  er  die  Fläche 
der  Landgebiete  in  Quadrate  einteilt  und  durch  Abzahlung  dieser  Quadrate 
die  Anzahl  der  Flächeneinheiten  erhält. 

—  Der  Ingenieur  Teiral  verwendet  das  Zentrifugalgebläse  (s.  1689  P.)  zuerst  zum 
Betriebe  von  Feuerungen.  Die  erste  größere  Anwendung  zur  Ventilation 
macht  Desaguliers  (1730)  im  „House  of  commons",  nachdem  sich  die 
zuerst  (1715)  von  ihm  angebrachte  AspirationsventUation  nicht  bewährt 
hatte. 

1730   Johann  Philipp  Bnyn  schreibt  ein  systematisches  Werk  über  Konchylien 
und  versucht  zuerst,   die  fossüen  Formen  in  das  System  mit  einzureihen. 

—  Magnus  von  Bromall  führt  die  verschiedene  Schmelzbarkeit  als  Kennzeichen 
der  Mineralien  an.  (Fast  gleichzeitig,  nämlich  1734,  tut  dies  auch  J.  Fr. 
Henkel.) 

—  Der  spanische  Arzt  Caspar  Catal  gibt  die  erste  Beschreibung  der  insbesondere 
in  den  Heimatsländem  des  Mais  weit  verbreiteten  Pellagra  (Mal  de  la 
Rosa),  die  nach  neueren  Forschungen  als  eine  chronische  und  periodisch 
wiederkehrende  Intozikationskrankheit,  verursacht  durch  eine  spezifisch 
giftige  im  Mais  enthaltene  Substanz,  aufgefaßt  wird. 

—  Jacques  DavM  verbessert  die  Technik  der  Staroperation,  indem  er  den 
Lappeuschnitt  einführt  und  die  dazu  nötigen  Instrumente  konstruiert. 

—  Charles  Franjois  de  Cisternay  Dutay  leitet  die  Elektrizität  durch  einen 
nassen   Bindfaden    1256   Pariser  Fuß   weit  fort   und   unterscheidet    zwei 

-     174     — 


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1780 

Elektrizitäten,  von  denen  er  die  eine  Glaselektrizität,  die  andere  Harz- 
elektrizität nennt.  (S.  a.  1727  G.) 
1730  Professor  Eceardus  in  Braunschweig  gibt  in  seinem  Werke  „De  origine 
Germanonun"  au,  daß  bei  allen  Völkern  vor  der  Kenntnis  der  Metalle 
Steinwerkzenge  im  Gebrauch  waren,  und  daß  von  den  Metallen  zuerst  die 
Bronze  benutzt  wurde. 

—  Leonhard  Eular  führt  die  nach  ihm  benannten  Integrale,  die  Betafnnktion 
und  die  Gammafunktion,  ein,  welche  auf  die  Entwicklung  der  Theorie  der 
Transzendenten  von  erheblichem  Einflüsse  sind. 

—  Nicolas  Fatio  dt  Duillltr  lenkt  zuerst  die  Aufmerksamkeit  auf  die  perio- 
dischen Seespiegelschwankungen  des  Genfer  Sees,  für  die  er  als  erster  den 
Namen  „Seiches"  gebraucht. 

—  Sigismond  August  Frobanlus  beschreibt  die  Darstellungs weise  des  zu  seiner 
Zeit  noch  nicht  allbekannten  Schwefeläthers  und  führt  dafür  die  Bezeich- 
nung „Äther"  ein.    (S.  1540.) 

—  Thomas  Sodfrey,  ein  Glaser  in  Philadelphia,  erfindet  den  Spiegelquadranten. 

—  Die  französischen  Wundärzte  Qounault  tuid  Roland  führen  die  erste  Oeso- 
phagotomie  (operative  Eröffnung  der  Speiseröhre)  aus.  Die  Operation  war 
bereits  1611  von  Verduc  empfohlen  worden. 

—  Stephen  Haiot  weist  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  über  die  Saftbewegung 
in  den  Pflanzen  (s.  1727  H.)  und  über  die  Transpiration  und  Wasserbewegung 
im  Holz  auf  die  Notwendigkeit  hin,  die  Imprägnierung  des  Holzes  unter 
Druek  vorzunehmen. 

—  Friedrich  Hollmann  und  Anton  Elias  BlehnM'  klären  die  Lehre  von  der 
Apoplexie  durch  den  Nachweis  des  Blutergusses  auf. 

—  Wie  Fauchard  berichtet,  hat  Lambtrt,  Chirurg  bei  Ludwig  XV.,  zuerst  die 
Resektion  des  Unterkiefers  bei  einem  jungen  Edelmann,  De  Baroes, 
bewirkt. 

—  iM^oid  I.  von  Anhalt-Dessau  führt  den  eisernen  Ladestook  an  Stelle  des 
bis  dahin  gebrauchten  hölzernen  ein.  Die  eisernen  Ladestöcke  erlauben 
ein  viel  rascheres  Laden  und  tragen  1741  wesentlich  zum  Siege  von  Moll- 
witz  bei 

—  Georges  MareMiial  lud  Jan  Daniel  Sdillchtinc  machen  gleichzeitig,  aber  un- 
abhängig voneinander,  die  ersten  Neurotomien  zur  Beseitigung  der  Tri- 
geminusneuralgie,  indes  ohne  durchgreifenden  Erfolg. 

—  Mathltu  lehrt  zuerst  in  Frankreich  die  Hasenhaare  zum  Zweck  des  Filzens 
mit  salpetersaurem  Quecksilber  behandeln.  Da  er  die  Methode,  die  er  in 
England  kennen  lernte,  geheim  hält,  kommt  für  diese  Arbeit  das  Wort 
„Secr^tage"  auf.  Bis  dabin  war  zum  Verfilzen  nur  Salpetersäure  ver- 
wendet worden. 

—  Abraham  dt  Molwt  veröfientUcht  in  seinem  Hauptwerk  ,,MiscelIanea  ana- 
lytioa"  den  nach  ihm  benannten  Moivre'sohen  Satz,  der  einen  wichtigen 
Fortschritt  in  der  Lehre  der  imaginären  Größen  bedeutet  und  die  völlige 
Lösung  der  kubischen  Gleichung  gestattet. 

—  Nach  dem  Vorgang  eines  gewissen  Lummis  bauen  Pathlty  und  dessen  in 
Kotherham  ansässiger  Sohn  Pflüge  von  mathematisch  berechneter  Form, 
welche  den  Namen  „Botherbamer  Pflüge"  erhalten  und  1760  von  James 
Small  noch  wesentlich  vervollkommnet  werden. 

—  Jean  Philippe  Ramtau  in  Paris  benutzt  die  Flageolettöne  zur  Erklärung 
der  Konsonanz,  indem  er  annimmt,  daß  konsonierende  Töne  solche  sind, 
welche  übereinstimmende  Flageolettöne  besitzen. 

—  Ren6  Antoine  F.  dt  Rteumur  verfertigt  sein  Weingeistthermometer  mit  Tei- 
lung in  80  Grade,  wobei  der  Eispunkt  mit  0°,  der  Siedepimkt  des  Wassers 
mit  80°  bezeichnet  wird. 

—     175     — 


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1710 

1730  Servington  8a««ry  gibt  die  Art  des  Magnetisierens  von  EisenBt&ben  durch 
einfaches  Streichen  mit  natürlichen  Magneten  an,  eine  Methode,  die  von 
Gilbert  erwähnt,  aber  wieder  in  Vergessenheit  geraten  war. 

—  Jethro  Tiill  führt  die  DriUwirtsohaft  ein,  d.  i.  Beihenbehacknng  durch  Ma- 
schinen nach  vorhergehender  Maschinensaat.  Dies  führt  dazu,  daS  von 
jetzt  ab  mehr  auf  die  Bauart  der  Ackergeräte  geachtet  wird. 

1731  Qoili  und  Tmr  führen  das  von  Rumphius  zuerst  beecbriebene  Cajeputöl  in 
den  Arzneischatz  ein. 

—  Henri  Fran^^is  La  DnM  verbessert  die  Operation  des  Steinschnitts  und 
die  Behandlung  der  Schußwunden,  lehrt  die  charakteristisohen  Zeichen 
des  Empyems  und  gibt  Vorsohriften  über  die  B^andlung  des  ELrebses. 

—  Johann  Joosten  van  MundNiibroak  konstruiert  das  erste  Pyrometer,  das  auf 
der  Ausdehnung  eines  einzelnen  Metallstabes  beruht.  Der  Apparat  wird 
1736  von  Ellicott  verbessert. 

—  Jean  Louis  Ptllt  erwirbt  sich  groBe  Verdienste  um  die  Amputation.  Er 
beschreibt  die  Vorgänge  der  natürlichen  Blutstillung  bei  verletzten  Arterien 
und  gibt  dadurch  die  Anregung  zu  vielen  Forschungen  auf  diesem  G«biet. 
(S.  a.  1805  J.)  Im  gleichen  Jahr  begründet  er  die  ohirurgisohe  Therapie  bei 
der  Erkrankung  der  Gallenwege.  Er  empfiehlt  bei  Stauung  der  Galle  die 
Entleerung  der  Gallenblase  durch  Punktion,  bei  durch  SteinbUdung  ver- 
anlaßten  Leiden  Eröffnung  der  Gallenblase  durch  den  Schnitt  zwecks  Ex- 
traktion der  Steine. 

1732  Hermann  BMrhU«v  hebt  drai  Unterschied  zwischen  chemischen  Verbin- 
dungen und  chemischen  Mischungen  hervor.  Er  sagt,  ohenusche  Verbin- 
dungen liegen  dann  vor,  wenn  sich  in  der  Ruhe  die  Bestandteile,  auch 
wenn  sie  verschiedenes  speäflschee  Gewicht  haben,  nicht  sondern  und  wenn 
dieselben  in  ihren  kleinsten  Teüohen  überall  homogene  Zusammensetzung 
zeigen.  Er  bespricht  die  Wärmeentwicklung  und  das  Verschwinden  der 
charakteristischen  Bestandteile  beim  Entstehen  einer  chemischen  Verbin- 
dung als  etwas  Bekanntes. 

—  Hermann  Bowluum  beweist  die  Unrichtigkeit  der  Annahme  einer  ponde- 
rabelen  Feuermaterie,  indem  er  groQe  Massen  von  MetaU  kalt  und  glühend 
wiegt  und  keinerlei  Veränderung  des  Gewichts  dabei  wahrnimmt. 

—  Hermann  BoMliU«v  gibt  das  Prinzip  der  Schnelleesigfabrikation  an.  (Vgl. 
1823  S.) 

—  Hermann  Boarhuw  macht,  wie  G.  Berthold  in  den  Ann.  der  Phys.  und 
Chemie  nachweist,  die  erste  Beobachtimg  und  Beschreibung  des  Leiden - 
froet'schen  Phänomens,  d.  i.  des  sph&roidalen  Zustandes  verdampfender 
Flüssigkeitstropfen,  den  Johann  Eller  erst  14  Jahre  später  beschreibt. 
(S.  a.  1756  L.) 

—  Christlieb  von  ClwilfcMK  gibt  in  seiner  „Demonstrativen  Rechenkunst"  eine 
eingehende  Behandlung  der  Wechsel-  und  Arbitragerechnung.  Der  Name 
„Arbitrage"  hat  sich  von  da  ab  im  Börsenverkehr  dauernd  erhalten. 

—  Stephen  Qray  erfindet  den  IsoUersohemel,  indem  er  einen  Knaben,  mit  dem 
er  elektrische  Versuche  unternimmt,  zur  Isolierung  auf  einen  Harzkuchen 
stellt. 

—  Auf  Veranlassung  des  Marschalls  Morlti  von  SaehMn  werden  die  eisten  Ver- 
suche mit  der  Kettenschiffahrt  unternommen. 

1733  Hermann  Boarhaavo  prüft  die  Frage  der  Fixierung  des  Quecksilbers  su 
einem  feuerbeständigen  Metalle,  die  den  Gegenstand  der  Bemühung  der 
Alohemisten  gebildet  hatte  und  nimmt,  nachdem  er  Quecksilber  15  Jahre 
lang  in  einem  offenen  Gefäß  bei  wenig  erhöhter  Temperatur  gehalten  hatte, 
keine  Veränderung  wahr.  Auch  in  verschlossenen  Gefäßen  bleibt  Quecksilber, 
das  6  Monate  lang  stärkerer  Hitze  ausgesetzt  wird,  unverändert.    Dies  gibt 

-      176     — 

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1784 

BoerhaaTe  Veranlassung,  die  Fixierung  des  Quecksilbers  für  unmöglich  und 
die  Prozesse  der  Alchemisten,  die  darauf  beruhen,  für  unrichtig  und  be- 
trügerisch zu  erklären. 

1733  Der  schwedische  Chemiker  Georg  Branit  entdeckt  das  metaUische  Kobalt, 
das  in  ganz  reinem  Zustand  jedoch  erst  1780  von  Bergman  erhalten 
vird.  Er  lehrt  im  Verein  mit  J.  F.  Henckel  die  Herstellung  des  Arsens 
durch  Sublimation. 

—  Jacques  Gauiiil  und  (riovanni  Domenioo  Maraldl  messen  das  Stück  des  Parallel- 
kreises zwischen  Brest  und  Stiaßburg  und  finden  dasselbe  1037  Toisen 
kleiner,  als  es  bei  vollkommener  Kugelgestalt  der  Erde  hätte  sein  müssen. 
(Erste  eigentliche  Längengradmessung.) 

—  John  Kay  verbessert  den  Webstuhl  durch  Einführung  des  mechanisch  be- 
wegten   Schnell-Sohützen    an  Stelle  des  Hand-Schützen  oder  -Schiffchens. 

—  John  Kay  konstruiert  eine  Schlagmaschine  zur  Auflockerung  der  Wolle. 

—  Jean  Jacques  Malran  spricht  in  seinem  ,,Trait6  phyBique  de  l'aurore  bor^ale" 
von  einem  wahrscheinlichen  und  engen  Zusammenhang  zwischen  dem  an 
die  Ekliptik  gebundenen  ZodiakaUioht  und  dem  auf  polare  und  subpolare 
Beärke  beschränkten  NordUoht. 

—  Der  Mathematiker  Girolamo  SaGCbtrl  entwickelt  in  seinem  Werk  „Euklides 
ab  omni  naevo  vindicatns",  das  lange  vergessen  war  und  dessen  Be- 
deutung erst  Beltrami  1889  hervorgehoben  hat,  eine  große  Anzahl  von 
Sätzen  der  nichteuklidischen  Geometrie,  obwohl  er  schliefilich  doch  die 
euklidische  Geometrie  als  die  einzig  wahre  erklärt. 

—  Johann  Andreas  von  StfiMr  kommt  auf  den  Gedanken,  Newtons  Unter- 
suchungen über  Ebbe  und  Flut  auch  auf  die  Lufthülle  der  Erde  an- 
zuwenden. Der  von  ihm  behauptete  Einfluß  des  Mondes  auf  die  Baro- 
meterschwankungen, der  insbesondere  auch  von  Toaldo  1774  verfochten 
wird,  ist  nach  neueren  Untersuchungen  für  unsere  Breiten  wenigstens 
nicht  nachweisbar. 

—  Der  schwedische  Gymnasiallehrer  VanMiin  erwähnt  zuerst  die  Protuberanzen 
der  Sonne. 

1734  FH«*1ck  WUMm  I.  von  Preußen  erläßt  eine  eingehende  Instruktion  über 
die  Ausrüstung  der  Feldlazarette  und  die  Verpflegung  der  Kranken,  mit 
dem  Befehl,  auf  alles,  was  der  Gesundheit  der  Soldaten  nachteilig  sein 
könne,  zu  achten.     (Erstes  Feldlazarettreglement.) 

—  Da  durch  Verwilderung  des  Flußlaufes  der  Weser  bei  Hameln  die  Schiff- 
fahrt eine  gefahrvolle  war,  wird  von  der  Stadt  Hamaln  neben  dem  Hamelner 
Wehr  eine  Schleuse  gebaut,  durch  welche  die  Weser  gleichsam  den  Cha- 
rakter eines  kanahsierten  Flußlaufes  erhält. 

—  MahaM  spricht  zuerst  aus,  daß  die  Blitzstdne  (Lapides  fulminis  der  Römer) 
die  Waffen  der  vorsintflutlichen  Menschen  seien,  welche  Ansicht  nach  ihm 
auch  von  Mercati  geteilt  wird. 

—  D'Om-M-Bray,  der  Generalpoatdirektor  von  Frankreich,  konstruiert  in  seinem 
Anemographen  (Windgeschwindigkeitsmesser)  den  ersten  Apparat  zur  selbst- 
tätigen graphischen  Registrierung  der  zeitlichen  Aufeinanderfolge  von  Er- 
scheinungen. 

1734 — 42  Ren£  Antoine  F.  da  Rtaumur  gibt  in  seinen  „Abhandlungen  zur  Natur- 
geschichte der  Insekten"  wertvolle  Mitteilungen  über  die  Lebensweise, 
das  gesellige  Leben  der  Insekten,  die  Pflanzen,  auf  denen  sie  leben,  über 
ihre  Feinde  usw. 

1734  Der  schwedische  Theosoph  Emanuel  von  Swadmborf  entwickelt  in  seinen 
„<5pera  philosophica  et  mineralogica"  ein  System  der  Natur,  dessen  Mittel- 
punkt die  Idee  eines  notwendigen  mechanischen  und  organischen  Zusammen- 
Darmstsedter.  12 

—     177     — 


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1786 

hanges  aller  Dinge  ist.  In  demselben  Jahr  schreibt  er  sein  Buch  „De  Ferro", 
das  älteste  Handbuch  der  Eisenhüttenkunde. 
1735    Peter  AiImN  bringt  durch  seine  nach  seinem  Tode  fl738)  von  Linnö  publi- 
iderten  Arbeiten  über  die  Fische  eine  Reform  in  der  zoologischen  Systematik 
und  Terminologie  hervor. 

—  Johann  Friedrich  CMMMim  faßt  die  Anatomie  des  Ohres  in  einer  aus- 
führlichen Monographie  zusammen  und  gibt  zuerst  die  Einteünng  des  äußern 
Gehörgangs  in  einen  knorpeligen  und  einen  knöchernen  Teil.  Er  erwirbt 
sich  große  Verdienste  um  die  genaue  Erforschung  der  Schnecke  and  be- 
richtigt die  frühem  Irrtümer  über  eine  angebliche  Verbindung  zwischen 
Schädel  und  Paukenhöhle. 

—  Von  den  unzähligen  Versuchen,  das  Feilenhanen  auf  mechanischem  Wege 
auszuführen  und  dazu  Maschinen  zu  konstruieren,  ist  der  erste  bekannte  der 
von  DuvwfW  in  Paris,  dessen  Maschine  jedoch  ihrem  Zweck  nicht  vollständig 
entsprochen  zu  haben  scheint.  Ebenso  wie  die  Unzahl  der  nachher  er- 
fundenen Maschinen  beruht  sie  auf  dem  Prinzip,  eine  den  Meißel  tra- 
gende, vertikal  geführte  Stange  durch  einen  Daumen  zu  heben  und  durch 
eine  Feder  abwärts  schnellen  zu  lassen,  so  daß  der  Meißel  in  dem  auf  dem 
Schlitten  ruhenden  Feilenkörper  einen  Hieb  hervorbringt,  worauf  der 
Schütten  um  den  Abstand  zweier  Hiebe  vorrückt.    (S.  1604.) 

—  Nachdem  schon  Halley  1686  eine  Theorie  der  Passatwinde  angestellt  hatte, 
die  ungenügend  war,  da  er  auf  die  Rotationsablenkung  keine  Kücksicht 
nahm,  findet  der  Physiker  George  Hadlay  das  Hadley'sche  Gesetz  der  Passate, 
wonach  alle  Windströmnngen  durch  die  Erdrotation  abgelenkt  werden, 
und  zwar  auf  der  nördlichen  Halbkugel  nach  rechts,  auf  der  südlichen 
nach  links. 

—  Nachdem  Dr.  Willis  in  London  1688  ein  Sauerwasser  bereitet  hatte,  daa 
gleiche  Wirkungen  wie  das  natürliche  gehabt  haben  soll  (s.  a.  1572  T.), 
stellt  Friedrich  Hoffmann  verschiedene  künstliche  Mineralwässer  her  imd  gibt 
Vorschriften  zur  Herstellung  von  Säuerlingen,  Bitterwässern  und  von  Karls- 
bader Salz.  Ihm  folgt  1750  Gabriel  Fran^iois  Venel  in  Paris,  bei  dem  ee 
jedoch  ebensowenig,  wie  bei  Hoffmann,  zu  einem  regelmäßigen  Absatz 
kommt.  Ähnliche  Vorschläge  werden  1772  von  Priestley  und  1774  von 
Bergman  gemacht,  welch  letzterer  auf  Grund  von  AnalyBen  Vorschriften 
zur  Nachahmung  der  Wässer  von  Selters-  und  Pyrmont  gibt. 

—  Roland  HouBliton  in  Massachusetts  verbessert  den  Theodolit  soweit,  daB  er 
fortan  für  die  Zwecke  des  Landmessers  ein  handhchee  Instrument  dar- 
stellt.   Er  erhält  für  seine  Konstruktion  ein  siebenjähriges  Patent. 

—  Wennschon  die  Römer  den  Meerschaum,  ein  aus  kieselsaurer  Magnesia  be- 
stehendes Mineral,  zur  Herstellung  kostbarer  Gefäße  hier  und  da  benutzt 
hatten,  so  wird  dessen  Verarbeitung  erst  eine  allgemeine,  als  Kvmriieii  in 
Budapest  seine  Behandlung  mit  Fett  lehrt,  wodurch  er  fester,  dauerhafter 
und  politurfähiger  wird  und  sich  zu  Pfeifen  verarbeiten  läßt,  die  sieh 
gleichmäßig  anrauchen.  Die  Kunst,  die  MeerschaumabfäUe  durch  Zer- 
reiben und  Schlämmen  nutzbar  zu  machen,  wird  von  Christoph  Dreiß  in 
Rnhla  erfunden. 

—  Karl  von  Unn<  teilt  in  seinem  „Systema  naturae"  die  Tiere  in  sechs 
Klassen  ein:  Säugetiere,  Vögel,  Lurche,  Fische,  Kerbtiere  und  Würmer, 
und  führt  die  schärfere  morphologische  Defluierung  der  Gattung  allge- 
mein durch. 

—  Karl  von  Linn<  weist  in  seinem  „Systema  naturae"  dem  Menschen  seinen 
Platz  in  der  Klasse  der  Säugetiere  (Mammalia)  an.  Er  versucht  es,  die 
gesamte  Menschheit  in  ihre  natürlichen  Gruppen  zu  zerlegen  und  unter- 
scheidet nach  der  Farbe  vier  Menschenrassen,  den  schwarzen  Afrikaner, 


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den  roten  Amerikaner,   den  gelben   Asiaten   und   den  weißen  Europäer. 
(V^.  1684  B.  und  1711  L.) 

1735  Jean  Jacques  MaIrM  achl&gt  zur  Bestinunung  der  Größe  der  Beschleuni- 
gung beim  freien  Fall  die  Methode  der  Koinzidenzen  vor,  die  darin  be- 
steht, daß  man  die  Schwingungsdauer  eines  Pendels  beobachtet,  die  Länge 
eines  mathematischen  isochron  schwingenden  Pendels  berechnet  und  aus 
diesen  Werten  die  zu  prüfende  Größe  herleitet. 

—  MaHchart  in  Tübingen  bezeichnet  in  einer  i.  J.  1736  geschriebenen  Disser- 
tation die  Kakaobutter  als  ein  „Noyum  medicamentum".  Hieraus  geht 
hervor,  daß  die  Yerwendimg  der  Kakaobutter  zu  Heilzwecken  erst  um  diese 
Zeit  aufgekommen  ist. 

1736  Daniel  Barnoalll  entwickelt  zuerst  die  Theorie  des  Wasserstoßes,  die  dann 
Ton  Coriolis  (1820),  Kavier  (1838)  und  Weisbach  (1846)  weiter  ausge- 
baut wird. 

—  Daniel  BmhouIII  beschäftigt  sich  zuerst  mit  Untersuchungen  über  den  Aus- 
fluß von  elastischen  Flüssigkeiten  atis  Gefäßmüudimgen. 

—  Hermann  Boarhum  begründet  die  wissenschaftliche  Medizin  mit  dem  Satze: 
der  Arzt  ist  Diener  der  Natur.  Er  untersucht  systematisch  bei  Krank- 
heiten den  Harn,  benutzt  das  Thermometer  in  rationeller  Weise,  ins- 
besondere auch  bei  Fieber,  und  vereinfacht  die  Rezeptur. 

—  Der  französische  Mathematiker  Charles  Marie  da  la  CondamlM  sendet  von 
seiner  Gradmessungsreise  ans  Peru  der  Pariser  Akademie  einige  RoUen 
einer  schwärzlichen,  harzigen  Masse,  die  unter  dem  Namen  Kautschuk  be- 
kannt war,  ein,  gibt  nähere  Mitteilungen  über  deren  Gewinnung  und  setzt 
seine  Untersuchungen  über  den  Kautschukbaum  mit  dem  französischen 
Ingenieur  Fresneau  (s.  1751  F.),  der  sich  in  Cayenne  niedergelassen  hatte, 
in  eingehender  Weise  fort. 

—  Henri  Louis  Duhamsl  du  Moncaau  erkennt  zuerst  die  besondere  und  vom 
Kah  verschiedene  alkalische  Natur  der  Basis  des  Kochsalzes,  die  er  als 
identisch  mit  der  Basis  des  ägyptischen  Natrum  und  der  spanischen  Soda 
bezeichnet.  Seinen  Beweis  für  die  Eigentümlichkeit  der  Soda  gründet  er 
hauptsächlich  auf  ihre  von  der  Pottasche  verschiedene  Löslichkeit.  Er 
stellt  zuerst  das  essigsaure  Natron  dar. 

—  Henri  Louis  Duhamel  du  Moncaau  stellt  fest,  daß  die  alkahsche  Basis  des 
Borax  Natron  ist.  Er  findet  femer  das  Natron  in  geringer  Menge  im  Harn 
und  dem  Blute,  in  großen  Mengen  dagegen  in  der  Asche  der  Strand- 
gewächse. Er  gibt  1747  an,  daß  bei  der  Verpflanzung  solcher  G«wächse 
ins  Binnenland  deren  Natrongehalt  abnehme,  der  Kaligehalt  dagegen  zu- 
nehme, was  von  Cadet  später  bestätigt  wird. 

—  Leonhard  Eular  wendet  in  seiner  „Mechanik"  die  Analysis  zuerst  auf  die 
Untersuchnng  der  Bewegung  an. 

—  Die  in  Königsberg  seiner  Zeit  als  Scherzaufgabe  gestellte  Frage,  ob  man 
die  dortigen  7  Pregelbrücken  hintereinander  überschreiten  könne,  ohne 
eine  derselben  zweimal  zu  passieren,  veranlaßt  Leonhard  Eular  zu  einer 
wissenschaftlichen  Behandlung  dieser  Aufgabe  („Brückenaufgabe"),  und 
auf  diesem  Wege  zum  weiteren  Ausbau  der  Kombinatorik  und  Wahr- 
scheinlichkeitsrechnung. 

—  Albrecht  von  Hallar  gibt  in  seiner  „Dissertatio  de  vasis  cordis  proprüs" 
eine  eingehende  Beschreibung  des  Mechanismus  der  Bewegung  des  Herzens. 

—  Albreoht   von   Hallar  betont  den  Nutzen  der  GaJle  für  die  Fettverdauung. 

—  Nachdem  Huygens  1660  eine  durch  Federkraft  bewegte  Pendeluhr  zum 
Gebranch  auf  See  konstruiert  und  Sidly  seit  1703  sich  vergebens  mit 
der  Anfertigung  von  Längenuhren  mit  Unruhe  abgemüht  hatte,  verfertigt 
John   Haniton    nach   Vorschlägen    des    holländischen   Uhrmachers    Massy 

12» 

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1786 

vorsügliche,  zvir  LängenbestiininTing  geeignete  Seeuhren  (Chronometer),  die 
allerdings  von  der  Temperatur  noch  nicht  unabhängig  waren.  Harrison 
erhält  für  Beine  Chronometer  einen  von  der  englischen  Regierung  aus- 
gesetzten Preis. 
1736  Der  Engländer  Jonathan  Hulit  nimmt  ein  Patent  auf  ein  durch  eine  New- 
comen'sche  Dampfmaschine  bewegtes  Buderradschiff,  welches  indes  nicht 
zur  Ausführung  gelangt. 

—  Nachdem  Bouguer,  de  la  Condamine  und  Grodin  auf  der  Hochebene  von 
Quito  7300  Ful3  über  dem  Meere  i.  J.  1735  eine  Gradmessung  ausgeführt 
hatten,  die  die  Länge  des  Meridianbogens  zu  66763  Toisen  ergab  und  zur 
Einführung  der  Toise  von  Peru  führte,  unternimmt  Pierre  Louis  Moreau 
da  Mttipirtult  mit  Clairault,  Lemonnier,  Outhier  und  Celsius  eine  Grad- 
messung  in  der  Gegend  von  Tomeä  in  Lappland,  bei  der  die  Länge  des  Meri- 
dianbogens zu  57  437  Toisen  festgestellt  wird.  Mit  der  Picard'schen  Messung 
(s.  1669  P.)  vergUchen,  ergibt  sich  das  Resultat,  daß  die  Breitengrade  vom 
Äquator  nach  den  Polen  zu  wachsen,  womit  der  Beweis  geliefert  ist,  daß 
die  Erde  nach  den  Polen  zu  abgeplattet  ist. 

—  Jean  Louis  Pfttt  eröffnet  zuerst  zur  Entleerung  von  Eiter  aus  der  Mittel- 
ohrhöhle  den  Warzenfortsatz.  Diese  Operation  wird  1776  von  dem  preußi- 
schen Militärarzt  Fässer  wiederholt,  gerät  dann  aber  völlig  in  Vergessenheit. 

—  Caspar  Franz  da  Rmi  fördert  die  Rechenkunst  durch  sein  Buch  „Allge- 
meine Regel  der  Rechenkunst",  das  insbesondere  durch  die  nach  ihm  be- 
nannte Rees'sche  Regel  (Kettenregel,  Kettensatz)  bekannt  wird.  Doch 
stammt  die  Kettenregel  nicht  von  ihm  selber;  sie  wird  schon  von  Fibo- 
nacci  (1202)  erwähnt. 

—  Der  praktische  Arzt  TtniHUit  in  Philadelphia  führt  Radix  Senegae  in  den 
Axzneischatz  ein.    (Vgl.  1636  B.) 

1737 — 80  Jean  Baptiste  Bourguignon  4'Anvilla  gibt  eine  Anzahl  von  Landkarten 
heraus,  die  sich  durch  kritischen  Scharfsinn  in  der  Benutzung  des  Quellen- 
materials  auszeichnen.  Er  zuerst  säubert  die  Karte  von  Afrika  von  den 
fabelhaften  Gebirgen  und  Flüssen,  die  auf  früheren  Karten  das  Innere 
erfüllen. 

1737  Bernard  Forrest  da  MIMer  berichtet  in  seiner  „Architectura  hydranlica" 
von  Maschinen  zur  Vertief  img  der  Seehäfen,  insbesondere  von  denen,  welche 
man  zu  Toulon  braucht.  Die  von  ihm  erwähnten  Baggermaschinen  ge- 
hören zur  Gattung  der  Stielschaufel —  und  der  Stiellöffelbagger.  (S.a.  1718D.) 
Er  berichtet  ferner  über  die  Anwendung  horizontaler  Wasserräder  in  der 
Provence  und  dem  Dauphin^. 

—  Philippe  Buacha  entwirft  eine  Karte  des  englischen  Kanals,  in  der  er  die 
Punkte  gleicher  Tiefe  durch  Kurven  (Isobathen)  darstellt. 

—  Leonhard  Eular  begründet  in  seiner  Schrift  „De  fractionibus  continuis" 
eine  eigene  Theorie  der  Kettenbrüche  und  zeigt,  daß  jeder  rationelle  Bruch 
sich  in  einen  endlichen,  jeder  irrationelle  Bruch  sich  in  einen  unendlichen 
Kettenbruch  verwandeln  läßt.  (Das  Wort  „Kettenbruoh"  rührt  überhaupt 
erst  aus  der  Verdeutschung  der  von  Euler  zuerst  angewendeten  Bezeich- 
nung „Fractio  continua"  her.) 

1737 — 43  Johann  Georg  Qmallii  erforscht  Sibirien.  Er  stellt  fest,  daß  der  Spiegel 
des  Kaspischen  Meeres  tiefer  liegt  als  der  des  Schwarzen  Meeres.  Er  macht 
zuerst  auf  den  sibirischen  „Eisboden"  aufmerksam,  d.  i.  die  das  ganze 
Jahr  hindurch  vorhandene,  auch  im  Sommer  nur  oberflächlich  auftauende 
Frostschicht  in  der  Erde,  welche  z.  B.  in  Jakutsk  bis  zu  186  m  Tiefe 
reicht.  Er  rückt  die  natürliche  Grenze  zwischen  Asien  und  Europa  bis 
zum  Jenissei,  wo  eine  neue  Fauna  und  Flora  an  die  Stelle  der  bisher  be- 

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1788 

obacbteten   txitt.     Gmelin   wird  hiermit  der  Schöpfer  der   vergleichenden 
Greographie. 

1737  Jean  HalM  benutzt  Silbemitrat  als  sympathetische  Tinte  und  läßt  die 
damit  auf  Papier  gebrachte  Schrift  durch  das  Sonnenlicht  schwärzen. 

—  Nicolas  Louis  ia  Laealllt  macht  zuerst  auf  die  Vorteile  der  Kreislinie  für 
mikrometrische  Zwecke  aufmerksam,  die  unabhängig  von  LacaUle  auch 
von  Boscovich  1739  fär  diesen  Zweck  empfohlen  wird.  Das  darauf  ge- 
gründete ElreiB-  und  Ringmikrometer  wird  insbesondere  von  J.  G.  Bepsold 
und  Fraunhofer  wesentlich  vervollkommnet  und  seine  große  Brauch- 
barkeit namentlich  von  Olbers  und  Beesel  erwiesen,  die  besondere  Regeln 
ffir  seine  Benutzung  auf  theoretischem  Wege  ableiten. 

1738  Daniel  BmhohIII  spricht  zuerst  die  Ansicht  aus,  daß  die  Gasmolekeln  ganz 
unabhängig  voneinander  nach  allen  Richtungen  im  Raum  umherfliegen 
und  daß  es  dabei  zu  mannigfachen  Stößen  derselben  gegeneinander,  wie 
gegen  die  sie  einschließenden  Wände  kommt,  von  denen  sie  wie  elastische 
Kugeln  zurückgeworfen  werden  (kinetische  Gastheorie). 

—  Daniel  B«rnoulll  schlägt  zuerst  vor,  die  Reaktionswirkung  des  ans  Röhren 
ausströmenden  Wassers  zum  Antrieb  von  Schiffen  zu  verwenden.  (Reak- 
tionspropeUer.) 

—  Daniel  BwnouNI  veröffentlicht  seine  „Hydrodynamik",  in  der  er  die  Theorie 
der  Wasser-  und  Windräder,  Wasserpumpen  und  -Schrauben  zum  Wasser- 
heboi  entwickelt.  Er  unterscheidet  zuerst  zwischen  dem  Druck  der 
ruhenden  Flüssigkeit  (hydrostatischem  Druck)  und  dem  der  bewegten 
Flüssigkeit  (hydrodynamischem  Druck).  Bezüglich  der  Windräder  ist  zu 
bemerken,  daß  sie  wahrscheinlich  am  Ende  des  II.  Jahrhunderts  in 
Deutschland  erfunden  worden  sind.  Die  früheste  Erwähnung  derselben 
geschieht  in  einem  Diplom  vom  Jahre  1105,  in  welchem  einem  französischen 
Kloster  die  Erlaubnis  zur  Anlage  von  Windmühlen  (Malendina  ad  ventum) 
erteilt  wird. 

—  OhiM  t»  Thury,  MaraMI  und  Uieallla  machen  auf  Veranlassung  der  Aca- 
demie  des  soiences  Versuche  zur  Messung  der  Geschwindigkeit  des  Schalls. 
Als  Stationen  werden  das  Observatorium,  der  Montmartre,  Fontenay-aux- 
Roees  und  Monthlery  gewählt.  Von  10  zu  10  Minuten  wird  auf  einer 
bestimmten  Station  eine  Kanone  gelöst  und  auf  den  andern  Stationen  die 
Zeit  zwischen  Wahrnehmung  des  Lichtblitzes  und  der  Ankunft  des  Schalles 
beobachtet.    Die  sich  ergebende  Geschwindigkeit  ist  332  m/sec. 

—  Friedrich  Hoflmann  unterscheidet  zuerst  zwischen  dem  Sitz  des  Fiebers 
(den  fieberhaften  Symptomen)  und  dem  Ausgangspunkt  der  febrilen 
Krankheit;  erstere  verlegt  er  ins  Herz  und  in  weiterer  Verfolgung  ins 
Zentralnervensystem,  letztere  findet  er  in  den  verschiedensten  Organen, 
namentlich  im  Magen-  und  Darmkanal.  Er  betrachtet  die  vermehrte 
Pulsfrequenz  als  das  wichtigste  Fiebersymptom. 

1738—41  Der  deutsche  BotanikerGeorg  Wilhelm  SMIw  bereist  im  Dienste  der  russi- 
schen Regierung  Kamsohatka  und  gibt  eine  treffliche  Beschreibung  des 
Landes.  Durch  ihn  wird  die  Kenntnis  der  Organisation  und  Lebens- 
weise der  seitdem  ausgerotteten  Seekuh  (Rhytina  Stelleri)  erhalten. 

1738  Der  spanische  Staatsmann  Don  Antonio  te  Ulloa  entdeckt  in  dem  gold- 
führenden Sand  des  Flusses  Pinto  in  Neugranada  das  Platin. 

—  Jacques  i»  Vraeamen  konstruiert  durch  Uhrwerk  betriebene  Automaten, 
einen  Flötenspieler,  einen  Pfeifer  und  eine  Ente,  welche  den  Anstoß  zu 
einer  großen  Anzahl  von  Nachbildungen  im  18.  und  zu  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts  geben. 

—  John  Wytit  erfindet  das  Spinnen  mit  Walzen,  wobei  mehrere  neben- 
und  übereinanderliegende  kleine  geriefte  Walzen  (Streckwalzen)  die  Baum- 


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1789 

wolle  zwiBchen  sich  hiimehen  und  ausdehnen.  Mangel  an  Kapital  hindert 
ihn,  die  Idee  im  Großen  auszuführen,  'was  dann  durch  I^ewis  Paul  von 
1741  ab  geschieht. 

1739  Bemard  Forrest  4t  BMMor  wendet  zuerst  die  Differential-  und  Integral- 
rechnnng  für  technische  Zwecke,  namentlich  zur  Berechnung  der  AusfluB- 
geschwindigkeit  des  Wassers  aus  senkrecht  stehenden  Röhren  von  kreis- 
förmigem Querschnitte  an. 

—  John  Ctajrton  erhält  bei  der  Destillation  der  Steinkohle  ein  brennbares  Gas, 
dessen  Brennbarkeit,  wie  Richard  Watson  1767  konstatiert,  auch  beim 
Dnrohleiten  durch  Wasser  und  lange  Röhren  erhalten  bleibt.  Er  macht 
über  den  Steinkohlenteer  auBführUohe  Angaben.     (Vgl.  auch  1681  B.) 

—  Leonhard    Eutar    führt    den    Buchstaben  e  zur    Bezeichnung    der    Reihe: 

1  +  ^-1-  va  +  1  o  ä  +  •  •  •  =  2,7182818  ...  in  die  Mathematik  ein. 

—  FranQois  Sauveur  MoraiM  macht  die  erte  Ezartiknlation  dee  Oberschenkels 
(Hüftgelenks)  und  gibt  die  erste  Beechreibung  der  Osteomalacie,  die  von 
Lobetein  1819  ergänzt  wird. 

—  Johann  Heinrich  Pott  bearbeitet  eingehend  das  Wismut  und  seine  Prä- 
parate; die  hüttenmäßige  Gewinnung  des  Metalls  erfolgt  indes  erst  zu  An- 
fang des  19.  Jahrhunderts  in  Sachsen  ans  sächsischen  und  österreiohischen 
und  in  England   ans   südamerikanischen  und  australischen  Erzen. 

—  Der  Dubliner  Arzt  Rntty  gibt  die  erste  verläßliche  Beschreibung  dee  Rück- 
fallfiebers.   (Febris  recurrens.) 

1740  Jean  Aslrac  schreibt  ein  Werk  ,,De  morbis  venereis  Hbri  novem",  in  welchem 
er  die  Gresohichte,  die  Ätiologie  und  die  Therapie  der  Syphilis  so  behan- 
delt, daß  diese  Schrift  auch  heute  noch  für  den  medizinischen  Geschichts- 
schreiber unentbehrlich  ist. 

—  Der  Bergrat  Johann  Christian  Barth  in  Freiberg  macht  die  Beobachtung, 
daß  Indigo  sich  mit  Schwefelsäure  zu  einem  wasserlöslichen  Farbstoff  ver- 
einigt, welcher  alsbald  zur  Erzeugung  von  Sächsischblau  und  Sächsischgrün 
Verwendung  findet. 

1740—42  Veit  Bsrliig  unternimmt  mit  Tschirikow  eine  weitere  Rdse  (s.  1728  B.). 
auf  der  er,  von  Ochotsk  ausfahrend,  den  Peter-Pauls-Hafen  in  der  Ayatscha- 
Bai  zur  Überwinterung  anläuft.  Die  Gesellschaft,  die  durch  Georg  Wil- 
helm Steiler  vergrößert  wird,  verläßt  ihr  Winterquartier  am  4.  Juni  1741, 
durchfährt  die  Beringstraße  und  erreicht  am  15.  Juli  die  nordwestliche 
Küste  Amerikas  zwischen  58  und  59°  n.  Br.,  entdeckt  den  Mount  St.  Elias, 
die  Almuten,  umfährt  dann  Alaska  und  ankert  am  5.  November  1741  bei 
der  Beringinsel.  Nach  dem  am  8.  Dezember  eingetretenen  Tode  von  Bering 
kehren  die  übrigen  Teilnehmer  auf  einem  aus  den  Resten  des  alten  Schiffs 
selbstgezimmerten  Fahrzeug  nach  Kamschatka  zurück. 

1740  Charles  Marie  dt  la  Condamlni  mißt  in  Quito  die  Schallgeschwindigkeit  zu 
339  m,  in  dem  beträchtlich  wärmeren  Cayenne  zu  357  m.    (Vgl.   1738  C.) 

—  William  Cvllm,  Professor  in  Edinburg,  gründet  die  gesamte  Lehre  von  den 
Erkrankungen  auf  die  Neuropathologie. 

—  Dtmaintt  führt  in  seinen  unter  dem  Pseudonym  „Telliamed"  erschienenen 
„Entretiens  d'un  philosophe  Indien"  die  Idee  aus,  daß  das  Festland  durch 
Ablagerung  aus  dem  Meere  entstanden  sei,  dessen  beständiges  Zurück- 
weichen die  Kontinente  frei  gelegt  habe  (Neptunismus). 

—  Thomas  Dovtr  erfindet  das  nach  ihm  benannte,  aus  Opium,  Ipecaouanha 
und  Milchzucker  bestehende  Dover'sche  Pulver,  welches  gegen  Durchfälle 
imd  ab  schweißbringendeü  und  schlafbeförderndes  Mittel  angewendet  wird. 

—  Henry  Louis  Duhamtl  tu  Manctau  macht  zuerst  auf  die  Beziehungen  zwischen 
der  Entwicklung  der  Vegetation  und  dem  Klima  aufmerksam. 

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1741 

1740  Jean  Charles  FranfCl*  erfindet  die  Kreidetechnik  (Mani^re  du  orayon),  eine 
Abart  des  KupferstichB,  mittels  -welcher  eine  Zeichnung  ähnlich  der  Kreide- 
seichnong  erzielt  werden  kann. 

—  Jean  Paul  d«  Gw  d«  MalVM  veröffentlicht  seine  „Usages  de  1' Analyse  de 
Desoartes",  worin  er  n.  a.  die  Anzahl  der  komplexen  G-leichungsworzeln 
auf  geometrischem  Wege  bestimmt. 

—  Die  Brüder  Havart  zu  Ronen  erfinden  den  Baumwollsamt  (Manchester  oder 
Velvet). 

—  Jean  Haliot  in  Paris  gibt  die  erste  Theorie  des  Färbeprozesses. 

—  Benjamin  Huntman  in  Sheffield  erzengt  zuerst  Tiegelgußstahl,  indem  er 
SchweiBstahl ,  den  er  durch  Zementieren  (Glühen  weicher  Schmiedeeisen- 
st&be  in  Holzkohle)  erhält,  in  Tiegeln  umsohmilzt. 

—  Jean  Jacques  IMraii  bestimmt  die  Höhe  des  Nordlichtes,  die  er  auf  mehr 
als  100  Meilen  berechnet. 

—  Der  Pariser  Möbelfabrikant  Martin,  dem  auch  die  Vemis-Martin- Arbeit  (d.  i. 
eine  Art  japanischer  Lackmalerei  auf  Kutschwagen  usw.)  zu  verdanken  ist, 
erfindet  das  Papier  mach6. 

—  Der  Marschall  Moritz  von  SachMn  erfindet  die  Amüsetten,  einpfündige,  der 
Infanterie  als  Regimentsgesohütze  beigegebene  Kanonen. 

—  Laazaro  Mora  führt,  von  der  Neubildung  einer  Insel  im  Golf  von  Santorin 
im  Jahre  1707  ausgehend,  alle  Veränderungen  der  Erdoberfläche  auf  die 
durch  unterirdische  Hebungskräfte  bewirkte  Auftreibung  einzelner  Teile 
der  Erdrinde  zurück. 

—  Christopher  PollNiR  erfindet  den  Support  der  Drehbank  und  die  schwe- 
dische Hebelade. 

—  Esaias  Ward  errichtet  die  erste  Schwefelsäurefabrik  in  Riohmond.  Er  er- 
hitzt ein  Gemenge  von  Schwefel  und  Salpeter  in  eLsernen  Kapseln  und 
fängt  die  Sohwefelsäuredämpfe  in  gläsernen  Vorlagen  auf. 

—  Josias  WtHbncht  erforscht  in  methodischer  Weise  die  Grelenke  und  Bänder 
des  menschlichen  Körpers.  Er  macht  darauf  aufmerksam,  daß  die  Pulswelle 
in  den  dem  Herzen  näher  gelegenen  Arterien  etwas  früher  auftritt  als  in 
den  entfernteren,  wie  namentlich  in  der  Arteria  dorsaUs  pedis. 

—  Der  Mediziner  Paul  Grottlieb  Wwlliot  macht  die  Blutfleckenkrankheit  zum 
Gegenstand  eines  besonderen  Studiums  und  schildert  zuerst  die  nach  ihm 
benannte  Krankheit  „Morbus  maculosus  Werlhofli".  Im  Anschluß  an  die 
Torti'schen  Arbeiten  über  Wechselfieber  (s.  1712  T.)  bemüht  er  sich  um 
die  weitere  Einführung  der  Chinarinde. 

1741  Nioolaus  Aadry  bewirkt  durch  sein  Werk  „Die  Kunst  bei  den  Kindern  die 
üngestaltheit  des  Körpers  zu  verhüten  und  zu  verbessern"  einen  großen 
Aufschwung  der  Orthopädie,  der  er  auch  den  Namen  gibt. 

—  Der  enghsohe  Militärarzt  Archibald  CMand  führt  bei  Ohrenkranken  eine 
silbeme  Röhrensonde  durch  die  Nase  in  die  Eustachische  Röhre  ein,  um 
Luft  oder  Flüssigkeit  einzuspritzen.  Eine  derartige  Katheterisienmg  an  sich 
selbst,  und  zwar  vom  Munde  aus,  hatte  vorher  (1724)  der  Postmeister  Guyot 
in  Versailles  gemacht.    (S.  1704  V.) 

—  Pierre  DMmnirs  untersucht  die  Struktur  des  Glaskörpers  an  gefrorenen 
Augen  und  findet,  daß  derselbe  aus  muschelförmig  aneinander  gelagerten 
Teilchen  besteht,  welche  sich  schichtenartig  an  die  hintere  Fläche  der 
Linse  anlegen  und  durch  eine  sehr  feine  Membran  von  ihr  getrennt  sind. 

—  Henry  Louis  Duhamtl  du  Moncaau  betont  zuerst,  daß  die  Neubildung  von 
Knochengeweben  vorzugsweise  aus  dem  Periosteum  (Knochenhaut)  statt- 
finde, eine  Amdoht,  die  auch  von  Flourens  (1847)  geteilt  wird. 

—  Antoine  Fornin  stellt  zuerst  akustische  Experimente  an  dem  heraus- 
geschnittenen Kehlkopf  an  und  entdeckt,   daß  die  Vibration  der  Stimm- 

—     183     — 

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1741 

b&nder  der  hauptsächlichste  Faktor  bei  der  Eneugung  der  Stimme  ist. 
Er  vergleicht  die  Stimmbänder  mit  den  Saiten  der  Streichinstramente  und 
bezeichnet  sie  als  Chordae  vocales. 

1741  Claude  Joseph  OiBlh'oy  zeigt,  daß  sich  die  medizinische  Seife  in  dem  drei- 
fachen Gewicht  Weingeist  löst  and  die  Auflösung  bei  niedriger  Temperatur 
zu  einer  durchscheinenden  Masse  —  Seifenspiritus  —  gesteht.  Bergman 
ffihrt  den  Gebrauch  dieses  Seifenspiritus  zur  Untersuchung  von  Mineral- 
wässern ein. 

—  Olaf  Peter  Hlörttr  in  Upsala  erkennt  den  störenden  Einfluß  des  Nordlichts 
auf  die  Magnetnadel. 

—  MIMMm  stellt  zuerst  außer  Zweifel,  daß  die  Hudsonbai  ein  Mittelmeer 
des  Atlantischen  Ozeans  ist. 

—  Lewis  Paul  verwendet  zum  Lockern  der  Baumwolle  an  Stelle  der  bisher 
verwandten  Stockkarden  zylindrische  Karden,  denen  er  eine  drehende  Be- 
wegung gibt,  und  vereinigt  durch  eine  sinnreiche  Vorrichtung  die  erhaltenen, 
der  Breite  des  Kardenbeschlags  entsprechenden  Locken  zu  einem  Bande 
von  beliebiger  Länge. 

—  Johann  Peter  Nlnllch  begründet  durch  sein  Werk  „Die  göttliche  Ordnung 
in  den  Veränderungen  des  menschlichen  Geschlechts  aus  der  Geburt,  dem 
Tode  und  der  Fortpflanzung  desselben  erwiesen"  die  statistische  Sozial- 
wissenschaft. 

1742  Thomas  BolNVir  erfindet  die  Kunst  des  Silberplattierens ,  die  1768  von 
Joseph  Hancock  in  Sheffield  zuerst  in  großem  Maßstabe  betrieben  wird. 
Eine  Süberplatte  wird  auf  eine  etwa  achtmal  so  starke  Kupferplatte  ge- 
legt, nachdem  die  Berührungsflächen  der  beiden  Platten  gut  gereinigt  und 
mit  Borax  bestreut  worden  sind.  Nun  werden  sie  ausgeglüht  und  so  lange 
zwischen  starken  Stahlwalzen  gestreckt,  bis  sie  die  gewünschte  Dünne  er- 
langt haben. 

1742 — 1753  Johann  Gottfried  BrmM  und  Johann  Gottfried  Zinn  machen  im  An- 
schluß an  die  Cassebohm'schen  Arbeiten  über  die  Schnecke  (s.  1735  C.) 
epochemachende  Forechungen  über  den  Nervenapparat  der  Schnecke. 

1742  Anders  Cablui  schlägt  die  heute  für  wissenschaftliche  Zwecke  allgemein 
adoptierte  hundertteilige,  nach  ihm  benannte,  Celsius'sche  Thermometer- 
skala  vor.  Er  setzt  den  Siedepunkt  bei  0"  und  den  Gefrierpunkt  bei  100", 
welche  Skala  1745  von  Linn6  umgekehrt  wird.  Daß  Morton  Strömer  die 
Skala  verändert  habe,  ist  irrtümlich. 

—  Louis  tt  Connontalen6  verbessert  Vauban's  sog.  1.  System  (s.  1673  V.)  durch 
Vergrößerung  der  Bastione  und  Raveline,  völlige  Sichtdeckung  der  Graben- 
mauern  und  Verminderung  des  Kommandements  des  Hauptwalls.  Er  be- 
herrscht mit  seinen  Ideen  auf  lange  Zeit  den  Festungsbau  Europas. 

—  Albrecht  von  Haltor  führt  die  in  Surinam  schon  lange  arzneilich  verwendete 
Quassia  in  den  europäischen  Arzneischatz  ein. 

—  Joseph  LIsuteiKI  begründet  durch  seine  anatomischen  Werke  die  sog.  chirur- 
gische Anatomie.  Er  entdeckt  das  nach  ihm  benannte  Dreieck  am 
Grunde  der  Harnblase. 

—  Roger  Lonc  versucht  nach  der  zuerst  von  Halley  (s.  1693  H.)  angewendeten 
Wägemethode  das  Verhältnis  von  Wasser  und  Festland  auf  der  Erde  fest- 
zustellen. Er  nimmt  von  einem  Erdglobus  die  Papierbedeckung  ab, 
trennt  Land  und  Wasser  voneinander  und  findet  so  das  Verhältnis  von 
Land  zu  Wasser  =  124:  349,  also  ungefähr  1:  3. 

—  Colin  Mactauirln  stellt  die  Maclaurin'sche  Formel  zur  Entwicklung  der  Funk- 
tionen in  Reihen  auf  und  macht  bahnbrechende  Untersuchungen  über  den 
Stoß  und  über  Ebbe  und  Flut.  Vgl.  seine  Schriften  „Geometria  organica" 
(1720)  und  „Treatiso  of  fluxions"  (1742). 


—     184     — 

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1748 

1742  Andreas  VM  Swak  stellt  Zink  durch  Reduktion  von  Galmei  und  Destillation 
aus  geschlossenen  GefäBen  her  und  macht  hierdurch  dieses  Metall  der 
Industrie  zugänglich.  Er  gibt  An-weisungen  für  rationelle  Herstellung  von 
Messing  durch  Zusammenschmelzen  von  Zink  und  Kupfer. 

—  TKiWlJutkln  umwandert  die  Nordspitze  Asiens,  die  nach  ihm  Kap  Tschel- 
juskin  genannt  wird  und  erst  1878  wieder  von  Nordenskjöld  erreicht  wird, 
der  am  19.  und  20.  August  dort  mit  der  Vega  verweilt. 

1743  Jean  le  Rond  D'Alambart  stellt  den  Satz  auf:  Wirken  auf  ein  System  mit- 
einander verbundener  Punkte  Kräfte,  die  eine  gewisse  Beschleunigung 
hervorrufen,  und  fügt  man  solche  Kräfte  hinzu,  welche,  wenn  die  Punkte 
frei  wären,  die  entgegengesetzten  Beschleunigungen  bewirken  würden,  so 
tritt  Gleichgewicht  ein  (D'AJembert'sches   Prinzip). 

—  Daniel  BmhohIII  veranlaßt  den  Baseler  Mechaniker  Johann  DMrich  Huf- 
eisenmagnete herzustellen  und  entdeckt  Beziehungen  zwischen  der  Trag- 
kraft solcher  Magnete  und  ihren  Oberflächen  und  Grewiohten. 

—  Alexis  Clalrault  entwickelt  in  seiner  „Theorie  de  la  flguie  de  la  terre  tir^e 
desprincipes  de  l'hydrostatique"  zuerst  die  partiellen  DifFerentialgleichungen, 
durch  welche  man  die  Gesetze  des  Gleichgewichts  einer  flüssigen  Masse 
ausdrücken  kann,  wenn  auf  ihre  Teile  beliebige  Kräfte  einwirken.  Er  stellt 
das  Clairanlt'sche  Theorem  auf,  wonach  die  Änderung  der  Schwere  auf  der 
Oberfläche  der  als  elliptisches  Sphäroid  gedachten  Erde  von  der  Art,  wie 
die  Dichte  der  inneren  Schichten  sich  ändert,  unabhängig  ist,  somit  bloß 
von  der  Form  der  Oberfläche  abhängt  und  zeigt,  wie  man  mittels  einer 
einfachen  Formel  aus  dem  Unterschied  der  Schwerkraft  am  Äquator  und 
an  den  Polen  der  Erde  deren  Abplattung  berechnen  kann. 

—  FrlMMcli  dtr  GroBa  erläßt  ein  Feldlazarettreglement  (vgl.  auch  1734  F.), 
in  welchem  er  die  Hauptlazaxette  von  den  mobilen  oder  fliegenden  Ambu- 
lanzen scheidet. 

—  Christian  August  Hauten  führt  auf  Veranlassung  seines  Schülers  Litzendorf  eine 
Elektrisiermaschine  aus,  die  aus  einer  durch  eine  Kurbel  drehbaren  Glas- 
kugel besteht,  welche  mit  der  Hand  gerieben  wird.  Diese  Maschine  gibt 
schon  wesentlich  bessere  Resultate  als  Guericke's  Schwefelkugel  (s.  1663  G.) 
und  Hawksbee's  Glaskugel.    (S.  1706  H.) 

—  R.  JMMlngi  legt  bei  Howden  York  die  ersten  Uberscblämmungswiesen  an. 
Rieselungswiesen  existierten  schon  vorher  in  England,  und  zwar  in  Wiltshire, 
wo  von  1690  bis  1700  gegen  20000  Acres  berieselt  und  unter  Aufsicht  eines 
Wäflserungsvorstandes  gestellt  wurden. 

—  Andreas  Sigismund  Margpraf  bestreitet  Stahl's  Ansicht,  daß  die  Phosphor- 
säure phlogistierte  Salzsäure  sei  und  zeigt,  daß  sie  durch  Erhitzen  mit 
brennbaren  Stoffen  stets  wieder  zu  Phosphor  wird,  worin  er  einen  Beweis 
sieht,  daß  Phosphor  aus  Säure  und  Phlogiston  besteht.  Er  gibt  ein  Ver- 
fahren der  Phosphorfabrikation  an,  indem  er  gefaulten  Harn  zur  Honigdicke 
verdunstet,  10  Teile  des  Rückstandes  mit  1  Teil  Hornblei  und  '/ä  Teil  Kohle 
mischt  und  das  Ganze  erhitzt,  bis  es  sich  in  ein  schwarzes  Pulver  ver- 
wandelt hat,  aus  dem  alsdann  der  Phosphor  abdestilliert  wird. 

—  Christopher  Packe  veröffentlicht  die  älteste,  überhaupt  existierende,  aller- 
dings noch  unvollkommene  geologische  Karte,  die  ein  Areal  von  32  eng- 
lischen Meilen  im  Osten  der  Grafschaft  Kent  umfaßt. 

—  Pringle  und  Hnham  bezeichnen  zuerst  die  bis  dahin  mit  Catarrhus  epide- 
micus,  TuBsis  epidemica  usw.  bezeichneten  Krankheit  mit  dem  Namen  In- 
fluenza (influxus).  Bemerkenswert  ist,  daß  Christian  Calenus  in  Greife- 
wald,  der  die  Ansteckungsfähigkeit  der  Krankheit  schon  hervorhebt,  die- 
selbe „Ob  occulta  quadam  coeli  influentia"  hervorgehen  läßt. 

—  Servington  Savery  gibt  das  für  die  Entwicklung  der  Mikromctrie  ungemein 

—     185     — 

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1748 

-wichtige  Prinzip  der  Doppelbilder  an,  auf  Grund  deeeen  das  erste  Doppel- 
bUdmikrometer  1762  von  John  Dollond  konstruiert  wird.  Andere  Doppel- 
bildmikrometer werden  von  Amici  (gegen  1820),  Airy  (1840),  Steinheil 
(gegen  1840),  Clausen  (1841),  Bigourdan  (1896)  und  vielen  anderen 
angegeben. 

1743  Thomas  SlmpMNi  stellt  rar  Korrektion  des  durch  die  astronomische  Strahlen- 
brechung gegebenen  Fehlers  Formeln  zusammen,  die  durch  Zusammen- 
wirken von  Theorie  und  Empirie  erhalten  sind  und  von  Lalande  (1792) 
und  Hennert  (1796)  verbessert  werden. 

1744  Auf  Empfehlung  des  Bischofs  Barkalay  wird  das  Teerwasser  erst  in  Eng- 
land   und  dann  auf  dem  Kontinent  vielfach  zu  Heilzwecken  angewendet. 

—  Greorg  Matthias  BOM  bemerkt,  daß  man  die  elektrische  Wirkung  der 
Hansen'schen  Elektrisiermaschine  (s.  1743  H.)  verstärken  kann,  wenn  man 
die  Elektrizität  von  der  Kugel  durch  eine  blecherne  Röhre  (Konduktor)  auf- 
sammelt. 

—  Pierre  Bougutr  teilt  in  den  „Memoires  de  l'Acad^mie  royale"  seine  Beob- 
achtungen über  die  Schneegrenze  in  den  Anden  mit  und  knüpft  wichtige 
Betrachtungen  über  die  Gesetze,  denen  ihr  Verlauf  unterworfen  ist,  an. 
Er  faßt  diese  Grenze  im  wesentlichen  als  eine  klimatische  auf.   (S.  1516  M.) 

—  Leonhard  Eulw  behandelt  die  ersten  Probleme  der  Variationsrechnung  und 
gibt  das  erste  Lehrbuch  der  Variationsrechnung  heraus.  („Methodus  in- 
veniendi  curvas  mazlmi  mlnimive  proprietate  gaudentes".) 

—  Johann  Heinrich  LamlMrt  findet,  16  Jahre  alt,  bei  der  Berechnung  des 
Kometen  von  1744  das  „Lambert'sche  Theorem",  den  für  die  paraboUsohe 
Bahn  eines  Himmelskörpers  gültigen  Satz,  daß  die  Zeit,  in  der  ein  Bogen 
durchlaufen  wird,  nur  von  der  Sehne  des  Bogens  und  der  Summe  der  zu- 
gehörigen Radienvektoren  abhängig  ist.  Auf  das  Lambert'sche  Theorem 
gründet  Olbers  seine  berühmte  Methode  zur  Berechnung  der  Kometen - 
bahnen. 

—  Jean  Pb.  Loy*  d*  Chtiaaux  behauptet  zuerst  die  Absorption  des  Lichtes 
beim  Durchgang  durch  den  Weltraum,  welcher  Behauptung  1823  Olbers 
beitritt. 

—  Pierre  Louis  Moreau  4a  Mauptrtuls  stellt  das  Prinzip  der  kleinsten  Wirkung 
auf:  „Wenn  in  der  Natur  eine  Veränderung  vor  sich  geht,  so  ist  die  für  diese 
Veränderung  notwendige  Tätigkeitsmenge  die  kleinstmögüchste."  Dieses 
nach  Maupertuis  benannte  Prinzip  wird  durch  Euler  (1753)  noch  weiter 
ausgebaut. 

—  Alexander  Moni«  veröffentlicht  das  erste  Handbuch  der  vergleichenden 
Anatomie. 

—  Der  Organist  Georg  Andreas  Sorge  in  Hamburg  entdeckt  die  Kombi- 
nationstöne,  die  1754  unabhängig  von  ihm  von  Tartini  entdeckt  und 
nach  dem  letzteren  ,,Tartini'8che  Töne"  genannt  werden.  Den  Namen 
Kombinationstöne  erhalten  sie  1805  durch  G.  U.  A.  Vieth. 

—  Der  Naturforscher  Abraham  Tramblay  in  Leiden  erkennt  die  Süßwaaser- 
polypen  als  tierische  Organismen,  und  entdeckt,  daß  sich  dieselben  ohne 
Beeinträchtigung  ihrer  Lebensfähigkeit  zerschneiden,  beispielsweise  der 
Länge  nach  halbieren  lassen.  Auch  zeigt  er  die  Möglichkeit  einer 
dauernden  Vereinigimg  verschiedener  getrennter  Teile,  indem  er  den  abge- 
schnittenen Tentakelteil  eines  kleinen  Süßwasserpolypen  Hydra  mit  der 
entgegengesetzten  Hälfte  eines  anderen  Exemplars  verwachsen  läßt. 

—  Antonio  4a  Ulloa  und  Pierre  Bougnar  geben  die  erste  Beschreibung  der  von 
ihnen  auf  dem  peruanischen  Hochland  beobachteten,  später  „Brocken- 
gespenst" genannten  Erscheinung,  sowie  die  des  weißen  Regenbogens. 

—  Johann  Heinrich  Wlnklar  in  Leipzig  konstatiert  zuerst,    daß  die  Erde  als 

—     186     — 

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1746 

LmtPT  der  Elektrizität  zu  gelten  hat  und  daß  das  Waaser  ein  guter 
Leiter  ist,  was  beidee  später  für  die  Telegraphie  von  Wichtigkeit  wird. 
1745  Bernhard  Siegfried  AIMnui,  Anatom  in  Leiden,  entwirft  die  von  Wandelaar 
gestochenen  anatomischen  Tafeln,  von  denen  HaDer  sagt  „Albinus  seu 
natora".  Seine  Untersuchungen  fiber  das  Muskelsystem  bilden  für  lange 
Zeit  die  Grundlage  der  Kenntnis  dieses  Organsystems. 

—  Der  englische  Techniker  Barker  erfindet,  wie  Desaguliers  angibt,  das  Re- 
aktionswasserrad. 

—  Jacopo  Bartolommeo  BMcarl  zeigt  zuerst,  daß  das  Mehl  aus  St&rkemehl 
und  Kleber,  dem  Eiweißkörper  der  Gretreidearten  zusammengesetzt  ist. 
Spätere  Forschungen  ergeben,  daß  das  Weizenmehl  ungefähr  12,  das 
Roggenmehl  9 — 10  Prozent  Kleber  enthält.  Die  Hauptmenge  des  Klebers 
befindet  sich  in  der  Kleie. 

—  Charles  Bomat  stellt  den  Satz  auf,  daß  eine  ununterbrochene  Stufenfolge 
zwischen  dem  vollkommensten  Tier  und  dem  niedrigsten  pflanzlichen 
Lebewesen  bestehe. 

—  Charles  Boumt  weist  durch  zahlreiche  exakte  Versuche  nach,  daß  bei  ge- 
wissen Würmern  zerschnittene  Stücke  wieder  zu  vollständigen  Tieren  aus- 
wachsen  und  untersucht  eingehend  die  zuerst  von  Leeuwenhoek  .(b.  1703  L.) 
beobachtete,  ohne  Befruchtung  durch  Männchen  stattfindende  Fortpflan- 
zung (Parthenogeneeis)  der  Blattläuse. 

—  Der  Oberst  William  Oeoka  gibt  im  Anschluß  an  den  Vorschlag  von  Sir 
WQliam  Platt  (s.  1662  P.)  ein  Schema  für  eine  Dampfheizung,  bei  welchem 
durch  ein  sohlangenförmig  angeordnetes  System  von  Kupferröhren  der 
Dampf  durch  s&mtliohe  Zimmer  eines  Hauses  geleitet  werden  soll.  Die 
erste  Anwendung  dieser  Heizung  macht  1784  James  Watt  zur  Heizung 
seinea  Arbeitszimmers. 

—  Craai  erfindet  den  Melograph,  eine  Vorrichtung  am  Pianoforte,  die  alles, 
was  auf  demselben  gespielt  wird,  zu  Papier  bringt,  so  daß  beispielsweise 
Improvisationen  damit  festgehalten  werden  können.  Der  Apparat,  seit- 
dem in  den  verschiedensten  Formen  ausgeführt,  hat  bisher  noch  keinen 
durchschlagenden  Erfolg  gehabt.  (S.  a.  1900  K.) 

—  Der  Dekan  Ewald  Jürgen  van  KMit  in  Cammin  erfindet  die  elektrische  Ver- 
Btärkungsflasche,  die  1746  durch  Mussohenbroek  in  Leiden  allgemein  be- 
kannt und  infolgedessen  als  Leidener  Flasche  bezeichnet  wird.  In  ihrer 
frühesten  Form  besteht  sie  ans  einem  Fläschchen,  das  zum  Teil  mit 
Wasser  gefüllt  ist  und  in  der  Hand  gehalten  wird.  Die  Hand  bildet  die 
äußere,  das  Wasser  die  innere  Belegung ;  ein  hinein  gestellter  Nagel  macht 
die  innere  Belegung  von  außen  zugänglich. 

—  Der  Arzt  Christian  Gottlieb  Krataanitaln  verwendet  die  Leidener  Flasche 
zu  Heilzwecken,  indem  er  versucht,  die  Lähmung  eines  Fingers  durch  elek- 
trische Schläge  zu  heilen. 

—  Johann  Nathaniel  LIakarkOhn  erfindet  das  sogenannte  Korrosionsverfahren 
zur  Herstellung  anatomischer  Präparate.  Er  füllt  die  feinen  Gefäße  mit 
gefärbter  Harzmasse  aus  und  ätzt  das  die  Gefäßausgüsse  trennende  G«- 
webe  mit  Schwefelsäure  fort.  Diese  Methode  wird  von  Hyrtl  noch 
verbessert. 

—  Johann  Nathaniel  UakarkQhn  entdeckt  die  Lieberkühn'schen  Drüsen,  welche 
den  für  den  Verdauungsvorgang  wichtigen  Darmsaft  absondern. 

—  Nachdem  die  Academia  del  Cimento  in  Florenz  bereits  i.  J.  1667  Ver- 
öffentlichungen über  die  elektrische  Leitungsfähigkeit  der  Flamme  gemacht 
hatte,  die  aber  wieder  in  Vergessenheit  geraten  waren,  entdeckt  Henry 
Mllai,  Pfarrer  zu  Tovting  in  der  Grafschaft  Surrey,  i.  J.  1746  die  Leitungs- 
fähi^dt  der  Flamme  für  die  Elektrizität  wieder. 

—     187     — 

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1746 

1745  Percival  Pott  erfindet  für  die  Mastdarmfiatel,  die  früher  meist  durch 
Ätzung  oder  Ligatur,  später  auch  mit  dem  Messer  behandelt  worden  war, 
ein  besonderes  Bistouri  und  verbessert  dadtirch  die  chirurgische  Behandlung 
wesentlich.  Er  studiert  im  gleichen  Jahre  die  Caries  der  Wirbelsäule,  die 
nach  ihm  „Malum  Pottii"  genannt  wird. 

—  Benjamin  RoMin  konstatiert  bei  seinen  umfangreichen,  mit  Hufe  des  von 
ihm  erfundenen  ballistischen  Pendels  unternommenen  Versuchen,  daß  sich 
das  Newton'sche  Luftwiderstandsgesetz  für  mit  großer  Anfangsgeschwin- 
digkeit abgeschossene  Körper  nicht  anwendbar  zeigt,  weshalb  Leonhard 
Euler  i.  J.  1763  die  Einführung  geeigneter  Hilf staf ein  zur  Korrektur  der 
Resultate  vorschlägt.    (S.  a.  1859  N.  und  1863  B.) 

—  Johann  Christian  Anton  TTudwi  macht  bei  Operationen  die  Glieder  durch 
feste  Umschnürung  unempfindlich. 

—  Antonio  te  Ulloa  sieht  zuerst  ein  Südlioht  (Aurora  austraUs)  am  Kap 
Hoom.  Späterhin  werden  solche  Südlichter  von  Cook  und  seinem  Begleiter 
J.  B.  Forster  als  eine  fast  alltägliche  Sache  beschrieben. 

—  Johann  Heinrich  Wlnklar  verbessert  die  Elektrisiermaschine,  indem  er, 
statt  die  Kugel  mit  den  Händen  zu  reiben,  auf  den  Bat  des  Leipziger 
Drechslers  Giessing  Kissen  als  Beibzeuge  verwendet,  welche  er  durch 
Federn  gegen  die  Glaskugel  drückt. 

1746  Pierre  Bonpitr  veröffentlicht  sein  Werk  „Traitö  de  navire",  welches  als 
die  eigentliche  Grundlage  des  theoretischen  Schiffbaues  anzusehen  ist. 

—  Antoine  Dapardwx  erwirbt  sich  durch  sein  Buch  „Essai  sur  les  probabilit^ 
de  la  vie  humaine"  große  Verdienste  um  die  Statistik.  Er  führt  in 
diesem  Buche  zuerst  den  Begriff  der  mittleren  Lebensdauer  eines  Neuge- 
borenen ein. 

—  Albrecht  von  Hall«*  gibt  in  seiner  Abhandlung  „De  respiratione  experi- 
menta  anatomica"  eine  Darstellung  der  Mechanik  der  Atembewegungen, 
die  von  Georg  Erhard  Hamberger  bekämpft  wird,  der  in  der  Folge  be- 
züglich der  Bippenbewegung  Recht  behält. 

—  Henry  Haikint  nimmt  ein  englisches  Patent,  lun  aus  Teer  (Holzteert)  eine 
Essenz  (Spirit)  zu  extrahieren  und  das  Pech  aus  dem  Rückstande  zu 
gewinnen. 

—  Pierre  Joseph  MacqiMr  zeigt,  daß  sich  der  weiße  Arsenik  mit  wässerigen 
Alkalien  verbindet  und  nennt  die  so  entstehenden  arsenigsauren  Salze  irr- 
tümlich Arseniklebern. 

—  Johann  Heinrich  Pott  entdeckt  bd  Untersuchung  der  im  Feuer  verglas- 
baren Steine  eine  eigentümliche  Erde,  die  wie  Carthäuser,  Scheele  und 
Bergman  nachweisen,  sich  weder  in  Kalk  noch  in  Tonerde  verwandeln 
läßt.  1811  wird  dieselbe  von  L.  M,  Smithson  als  Kieselsäure  erkannt. 
(S.  1811  S.) 

—  Johann  Heinrich  Pott  fördert  die  chemische  Analyse  durch  seine  „Chymischen 
Untersuchungen,  welche  vorzüglich  von  der  Lithogeognosie,  ingleichen 
vom  Feuer  und  dem  Licht  handeln". 

—  John  RookMk  wendet  zuerst  zur  Fabrikation  der  Schwefelsäure  Blei- 
kammern an,  in  welchem  er  ein  Gemisch  von  Schwefel  und  Salpeter 
verbrennt. 

—  Nachdem  Varenius  schon  erkannt  hatte,  daß  ein  Fluß  sein  Bett  bei  ge- 
steigerter Strömung  tiefer  einschneiden  kann,  spricht  sich  zuerst  der 
Ästhetiker  Johann  Georg  Svlnr  für  die  Talbildung  durch  fließendes  Wasser 
aus,  welcher  Ansicht  1774  Guettard,  1791  J.  L.  Heim  folgen,  worauf  dann 
1795  James  Hutton  mit  aller  Bestimmtheit  die  Theorie  der  Talbildung 
durch  fließendes  Wasser  erörtert,  eine  Lehre,  die  1849  durch  J.  D.  Dana 
und  1857  durch  George  Greenwood  zu  allgemeiner  Geltung  gebracht  wird. 

—     188     — 

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1747 

1746  Benjamin  Wlltm  erkennt,  daB  die  auf  der  Leidener  Flasche  angesammelte 
Elektrizitätsmenge  mit  der  Größe  der  Belegungen  direkt  proportional,  mit 
der  Dicke  der  isolierenden  Zwischenschicht  umgekehrt  proportional  ist, 
wobei  er  gleiche  Spannung  voraussetzt.  Dies  Creeetz  wird  1773  von 
H.  Cavendish  experimentell  bewiesen. 

—  Johann  Heinrich  Wlnklar  weist  durch  Analogieschlüsse  überzeugend  nach, 
daB  Schlag  und  Funken  der  veretärkten  Elektrizität  für  eine  Art  des 
Donners  und  Blitzes  zu  halten  sind.    (Vgl.  1708  W.) 

—  WIri  in  Zürich  erfindet  die  Spiralpumpe,  eine  zur  Wasseriörderung  dienende 
Maschine,  bei  welcher  ein  um  eine  horizontale  Welle  schraubenförmig  ge- 
wundenes Rohr  mit  dem  einen  Ende  aus  einem  Wasserbehälter  abwechselnd 
Wasser  und  Luft  schöpft,  wobei  der  Inhalt  des  Spiralrohrs  durch  die  fort- 
gesetzte Umdrehung  in  einem  Steigerohre  in  die  Höhe  geschraubt  imd  eine 
verhältnismäßig  große  Hubhöhe  des  Wassers  erreicht  wird.  (S.  a.  1897  6.) 

1747 — 48  Theodore  Baron  lehrt  zuerst  die  Konstitution  des  Borax  genauer  kennen 
und  stellt  denselben  ans  seinen  Bestandteilen  dar;  er  zeigt,  daB  derselbe 
an  sich  nicht  flüchtig  ist,  sondern  nur  unter  Beihilfe  von  Wasserdampf 
sublimiert. 

1747  Nachdem  die  große,  einen  Zeitraum  von  26000  Jahren  umfassende  Pende- 
lung  der  Erdachse  (Präzession)  schon  im  Altertume  (s.  140  v.  Chr.  Hip- 
parchos)  beobachtet  worden  war,  entdeckt  James  Bnuliiy  die  Nutation  der 
Erdachse,  eine  durch  die  Anziehung  des  Mondes  bedingte  kleinere  Achsen- 
Schwankung  von  etwa  lOjähriger  Periode. 

—  George  Louis  Leclerc  dt  Biiflon  stellt  einen  Brennspiegel  von  bedeutender 
Größe  dadurch  her,  daß  er  168  kleine,  16  zu  21  cm  messende  Planspiegel 
zu  einem  einzigen  Hohlspiegel  vereinigt.  Es  gelingt  ihm  damit,  ein  ge- 
teertes Tannenbrett  auf  47  m  Entfernung  in  Brand  zu  setzen.  Der  Vor- 
schlag zur  Herstellung  großer  Brennspiegel  durch  Zusammensetzung  zahl- 
reicher kleinerer  Spiegel  ist  zuerst  von  Anthemios  (s.  532)  erwähnt  worden. 

—  Leonhard  Eiriar  entwickelt  zuerst  in  vollständiger  Weise  die  Theorie  der 
Wage. 

—  Leonhard  EhImt  schlägt  zur  Erzielung  der  Achromasie  und  Verminderung 
der  sphärischen  Aberration  vor,  das  Objektiv  des  Mikroskops  aus  mehreren 
geeignet  angeordneten  einfachen  Linsen  zusammenzusetzen  und  schlägt 
auch  schon  vor,  solche  Linsen  mit  Wasser  zu  füllen.  (S.  1729  H.  und  1757  D.) 

—  Laiitinpliainw  macht  in  den  Abhandlungen  der  schwedischen  Akademie 
der  Wissenschaften  die  ersten  Mitteüungen  über  die  Erzeugung  von  Alkohol 
ans  Kartoffeln.    (S.  a.  1750  M.) 

—  Andreas  Sigismund  Marmraf  entdeckt  den  Zuckergehalt  der  Runkelrübe 
und  weist  nach,  daß  der  darin  enthaltene  Zucker  Rohrzucker  ist.  Seine 
diesbezügliche  Abhandlung  führt  den  Titel  „Chymische  Versuche,  einen 
wahren  Zucker  aus  verschiedenen  Pflanzen,  die  in  unsem  Ländern  wachsen, 
zu  ziehen". 

—  Thomas  MmpMNi  behandelt  in  seinen  „Elements  of  plane  geometry"  eine 
Reihe  elementarer  Maxima-  und  Minimaaufgaben  auf  geometrischem  Wege. 
Er  gibt  die  nach  ihm  benannte,  in  der  Technik  viel  verwendete  Simpson'sche 
Regel  zur  angenäherten  Berechnung  des  Inhalts  von  Flächen  und  Körpern  an. 

—  William  WaiMHi  bemerkt,  daß  die  Elektrizität  im  luftleeren  Räume  mit 
glänzenden  Strahlen,  wie  das  Nordlicht,  und  auf  größere  Abstände  als  im 
lufterfüllten  Räume  von  einem  Körper  zum  andern  geht  und  macht 
den  Versuch,  die  Geschwindigkeit  der  Elektrizität  zu  bestimmen,  wobei 
er  findet,  daß  der  Entladungsschlag  einer  Leidener  Flasche  eine  Draht- 
leitnng  von  ungefähr  einer  halben  geographischen  Meilenlänge  mit  unmeß- 

—    ist)    — 

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1748 

barer  Geschwindigkeit  durchläuft.    Ähnliche  Versuche  hatte  Le  Monnier 
das  Jahr  zuvor  ontemommen. 
1748   Jean  le  Sond  d'AtombMl  hehandelt  Bimultane  Differentialgleichungen  und 
löst  Differentialgleichungen  durch  Eliminationen  zwischen  der  G-leichung 
und  der  differentiierten  Gleichung,  wobei  er  auf  singulare  Lösungen  kommt. 

—  Jean  le  Bond  d'AlMHlMrt  behandelt  außer  den  simultanen  Differentialglei- 
chungen auch  die  Lehre  von  den  partiellen  Differentialgleichungen,  die 
von  Euler,  der  sich  zuerst  —  1734  —  mit  den  partiellen  Differential- 
gleichungen beschäftigt  hatte,  in  seiner  1762  erschienenen  ..Inveatigatio 
functionum  ex  data  differentialium  conditione"  weiter  geführt,  und  auch 
von  Condorcet,  Monge,  Laplace  und  Legendre  gefördert  wird. 

—  Pierre  BoufiMr  bringt  die  Herstellung  eines  Hehometers  in  Vorschlag.  Er 
will  übereinstimmend  mit  der  jetzigen  Form  dieses  Instrumentee  ein 
Objektiv  mittels  eines  Schnittes  durch  die  optische  Achse  in  zwei  Hälften 
zerlegen  und  den  beiden  Linsenhälften  eine  meßbare  Bewegung  in  der 
Richtung  des  gemeinsamen  Halbmessers  geben. 

—  Wie  Johann  Baptista  Du  HiMa  in  seiner  Beschreibung  des  Cbinesisohen 
Reiches  mitteilt,  bedienen  sich  die  Chinesen  zur  Wasserförderung  eines 
geneigten  Patemosterwerkes  (Sohaufelwerkes).  Du  Halde  hebt  hervor, 
daß  der  Betrieb  dieser  Maschine  in  China  ebenso  alt  sei,  wie  der  Acker- 
bau selbst. 

—  Leonhard  Eutar  in  seiner  „Introductio  in  analysin  infinitomm",  und  zwei 
Jahre  später  Gabriel  Cnunir  in  seiner  „Introdnction  ä  Tanalyse  des  lignes 
oourbee  alg6briques"  bauen  in  systematischer  Weise  die  höhere  Karven- 
lehre aus.  Der  von  Enler  und  Cramer  bemerkte,  und  erst  von  Lam6  (1818) 
gelöste  scheinbare  Widerspruch  zwischen  der  Anzahl  der  eine  ebene  al- 
gebraische Kurve  bestimmenden  Punkte  und  der  Zahl  der  unabhängigen 
Schnittpunkte  zweier  Kurven  derselben  Ordnimg  heißt  das  „Euler-Cramer'- 
sche  Paradoxon", 

—  Friadrleh  dtr  Orot«  führt  im  preußischen  Festungsbau,  im  Gregensatz  zu  der 
damals  fast  unbeschränkt  herrschenden  französischen  Befestigung,  die 
kasemattierte  Grabenflankierung  und  die  kasemattierte  Batterie  (s.  1826  H.) 
ein,  und  sorgt  für  permanente  Abschnitte  zur  abschnittsweisen  Verteidigung 
und  für  gesicherte  Unterbringung  der  Besatzung. 

—  Christian  Ludwig  QtntM  entwickelt  zuerst  die  Anschauung,  daß  das  den 
Tau  bildende  Wasser  aus  dem  Boden  hervortrete. 

—  Stephen  HalM  erfindet  das  Eudiometer,  welches  aus  einem  oben  ge- 
schlossenen graduierten  Glaerohr  besteht  und  zur  Bestimmung  des  Sauer- 
stoffgehaltes  der  atmosphärischen  Luft  dient. 

—  Peter  Kraisdinier  schlägt  eine  neue  Methode  des  Rajolens  vor,  die  darin 
besteht,  daß  er  durch  Bearbeiten  des  Bodens  in  die  Tiefe  abwechselnd 
den  Untergrund,  der,  wie  er  meint,  fruchtbarer  als  die  Krume  sei,  nach 
oben  bringt.    (Beginn  der  Tiefkultur.) 

—  Jullien  La  Matiria  weist  in  seinem  Buche  „L'homme  machine"  zuerst  auf 
die  Einheit  des  Bauplans  aller  Wirbeltiere  hin. 

—  Pierre  La  Ray  in  Paria  erfindet  die  freie  Hemmung  für  Unruhuhren. 

—  Pierre  Joseph  Macquer  stellt  aus  dem  Rückstand  der  Darstellung  von  Sal- 
petersäure (durch  Destillation  von  Salpeter  mit  weißem  Arsenik)  das  aise- 
niksaure  Natron  in  reinem  Zustande  dar. 

—  Johann  Friedrich  Mackal  der  Ältere  entdeckt  das  „Ganglion  Meckelü"  and 
fördert  die  Anatomie  des  Kehlkopfes,  des  Bauchfells,  der  Lymph-  und 
Chylusgefäße. 

—  Der  Abb6  Jean  Antoine  NoiM  entdeckt  die  Diffusion  von  Flüssigkeiten, 

—    lyo   — 

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1749 

welche  durch  Scheidewände  getrennt  sind,  indem  er  den  Anatansch  von 
Wasser  und  Alkohol  durch  eine  Schweinsblase  beobachtet. 

1748  Robert  Simon  trägt  im  Verein  mit  seinem  Schüler  Matthew  Stewart  durch 
seine  elementar-geometrischen  Untersuchungen  und  durch  Neuherausgabe 
der  Euklid'schen  „Porismata"  und  der  „Loci  plani"  des  Apollonioe  zur 
Weiterentwicklung  der  Geometrie  in  hervorragender  Weise  beL 

—  Jacques  4t  VaMMUM  führt  dem  König  Ludwig  XV.  einen  Wagen  vor,  der 
vom  Wagenlenker  durch  Eurbeldrehung  in  Bewegung  gesetzt  wird  —  ein 
Vorläufer  der  Selbstfahrer. 

1749  Jean  le  Rond  CAMmbtri  macht  die  Bewegungen  der  Erdachse,  welche  daher 
rühren,  daß  der  Erdkörper  nicht  rein  sphärisch,  sondern  ein  abgeplattetes 
EUipsoid  ist,  zum  Gregenstand  einer  eingehenden  Untersuchung,  die  auch 
für  die  Folgezeit  maßgebend  bleibt.    (Vgl.  1747  B.) 

—  Durch  William  Watsons  Beobachtung,  daß  der  Schlag  der  Leidener  Flasche 
um  so  stärker  sei,  an  je  mehr  Punkten  man  die  Außenfläche  berühre, 
kommt  Dr.  BwU  auf  den  Gredanken,  die  Außenfläche  anfangs  mit  dünnen 
Bleiplatten  und  dann  mit  Zinnfolie  zu  belegen.  WatMMi  fügt  dann  noch 
die  innere  Belegung  mit  Zinnfolie  hinzu  und  gibt  so  der  Flasche  ihre  end- 
gültige Gestalt.  Dr.  Bevis  erkennt  dann,  daß  die  Form  der  Flasche  nicht 
wesemtlich  ist,  belegt  Glasscheiben  auf  beiden  Seiten  bis  einen  Zoll  breit 
vom  Bande  mit  Zinnfolie  und  erhält  mit  diesen  Tafeln  dieselben  Wir- 
kungen wie  mit  Flaschen.  Diese  Tafeln  werden  später  Franklin'sohe  Tafeln 
genannt. 

—  Pierre  BoufiMr  schlägt  unter  Berichtigung  des  Huygens'schen  Vorschlags 
(s.  1672  H.)  die  Pendellänge  unter  dem  46.  Breitengrade  als  Längenmaß- 
einheit vor.  De  la  Condamine  will  die  Penddlänge  am  Äquator  als  Maßeinheit 
angewendet  wissen.  (Die  von  ihm  nach  Beendigung  der  peruanischen  Grad- 
messung daselbst  veranlaßte  Denkmalsinschrift  lautet  „Mensurae  naturalis 
exemplar,  utinam  et  universalis".) 

1749—88  Creorgee  Louis  Leclerc  dt  BuflM  gibt  seine  „Histoire  naturelle  generale 
et  partiouli^re"  heraus,  die,  wenn  ihr  auch  die  streng  wissenschaftliche 
Methode  Linn6's  fehlt,  doch  in  bezug  auf  die  Wahrheit  der  Beschreibung 
und  die  Schönheit  der  Bilder  so  anregend  wirkt,  daß  sie  in  fast  alle  leben- 
den Sprachen  übersetzt  wird. 

1749  Georges  Louis  Leclerc  dt  BullWi  betont  zuerst  die  wesentliche  Artver- 
sohiedenheit  der  (Büd)amerikani8chen  Tierarten  von  den  altweltlichen. 

—  Georges  Louis  Leclerc  dt  Biillon  macht  auf  den  Parallelismus  in  der  Gestalt 
der  einander  zugewendeten  Grenzen  der  Alten  und  Neuen  Welt  aufmerk- 
sam, axd  den  Humboldt  (1845),  der  von  einem  atlantischen  Tale  spricht, 
ein  großes  Gewicht  legt. 

—  Georges  Louis  Leclerc  dt  BMflon  macht  die  von  Deecartes,  Stenonis  und 
Leibniz  (s.  d.)  bereits  geäußerte  Idee  eines  zentralen  Wärmeherdes  zur 
Basis  eines  Systems  der  Entstehung  der  Erde,  das  er  in  seiner  „Theorie 
de  la  terre"  eingehend  auseinander  setzt  und  erklärt  damit  die  auf  der 
Erdoberfläche  vor  sich  gehenden  mechanischen  Veränderungen,  wie  nament- 
lich die  Erdbeben  und  vulkanischen  Erscheinungen. 

—  Georges  Louis  Leclerc  dt  Bultaii  bekämpft  in  seiner  „Theorie  de  la  terre" 
die  Hypothese  einer  universellen  Sintflut.  (S.  1510  A.  und  1517  F.)  Er 
rechnet  der  Erde  ein  viel  höheres  Alter  als  das  biblische  nach  imd  erbückt 
in  den  Fossilien  die  Beste  erloschener  Arten  von  Lebewesen.  In  seinen 
1778  erscheinenden  „Cpoques  de  la  nature"  führt  er  seine  Theorien  im 
einzelnen  noch  weiter  aus. 

—  John  ElHi  unternimmt  es  als  erster,  die  Wärme  größerer  Seetiefen  zu 
messen. 

—     191     — 

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1749 

1740  James  Fwrgmon  konstruiert  die  erste  Schwung-  oder  Zentrifugalmaschine, 
bei  welcher  die  Rotation  einer  Kurbel  vermittels  eines  Treibriemens  auf 
eine  vertikale  Achse  übertragen  wird,  mit  welcher  allerlei  Hilfsapparate  in 
Verbindung  gebracht  werden  können. 

—  Benjamin  Franklin  schlägt  —  von  der  schon  von  Wall  (s.  1708W.)  und  später 
von  Grrey,  Nollet,  Beccaria  und  Winkler  (s.  1746  W.)  geäußerten  Ansicht  der 
Ähnlichkeit  zwischen  dem  elektrischen  Funken  und  dem  ßlitz  ausgehend  — 
in  einem  Briefe  an  Peter  Collinson  in  London  Versuche  über  die  Elektri- 
zität der  Gewitterwolken  vor,  zu  deren  Ausführung  er  den  elektrischen 
Drachen  empfiehlt.     (8.  1762  D.) 

—  Der  fransösische  General  Jean  Baptiste  Vaquette  4*  SrfbMnival  erfindet  die 
hohen  Rahmenlafetten  für  Belagerungs-  und  Feetungsgeschütze. 

—  Der  Tierarzt  Etienne  Guülaume  LalOMe  in  Paris  stellt  durch  seine  Unter- 
suchungen den  Sitz  des  Rotzes  fest.  Vgl.  die  Schrift  ,,Trait6  sur  le  veri- 
table  si^ge  de  la  morve".  Er  wirkt  bahnbrechend  auf  dem  Gebiete  des 
Hufbeschlags  und  betont  die  Wichtigkeit  der  schon  von  Aps3nirus  (s.  340), 
VegetiuB  (s.  380),  Ruini  (s.  1598)  und  Soleysel  (b.  1664  S.)  erwähnten  Fon- 
tanelle, sowie  des  Haarseils. 

—  Pierre  Joseph  Macqutr  stellt  zuerst  durch  Einwirkung  von  Ätzkalüauge  auf 
Berliner  Blau  das  gelbe  Blutlaugensalz  dar,  in  dem  Berthollet  1787  das 
Eisen  als  notwendigen  Bestandteil  erkennt. 

—  Der  Schweizer  Arzt  Msyw  verordnet  bei  Lungenkranken  Grebirgskuren,  in- 
dem er  dieselben  nach  Appenzell  sendet,  wo  er  de  neben  der  Luftkur 
auch  Milchkuren  brauchen  läßt.    (Vgl.  auch  1760  S.) 

—  Caspar  NMimann  vervollkommnet  die  analsrtische  Chemie  und  veröffentlicht 
seine  Forschungen  in  einem  Werke  „Chymiae  medicae  dogmatico  experi- 
mentalis  Tomi  primi  Pars  prima  et  secnnda".  Von  ihm  rühren  die  An- 
fänge der  Acidimetrie  her. 

—  PtonlMT  beschreibt  in  seiner  „Art  de  tonmer"  eine  Patronendrehbank. 

—  Der  Arzt  Fran^ois  S«iva(M  tft  la  Grolx  macht  umfassende  Anwendung  von 
der  Elektrizität  in  der  Medizin.    (Vgl.  1745  E.) 

—  Jean  Baptiste  Ssnae  behandelt  in  seinem  klassischen  Werke  „Trait6  de  la 
structure  du  coeur,  de  son  action  et  de  ses  maladies"  die  Anatomie, 
die  Physiologie  und  namentlich  auch  die  Pathologie  und  Therapie  des 
Herzens. 

—  James  Short  verbessert  das  Äquatoreal  (s.  1685  R.),  indem  er  ein  tragbares, 
auch  unter  jeder  Breite  brauchbares  Instrument  konstruiert,  das  er  durch 
Beigabe  von  vier  geteilten  Kreisen  für  Azimut,  Höhe,  Stnndenwinkel  und 
Deklination  sehr  vielseitig  gestaltet.  Eine  wesentliche  Verbesserung  de« 
Instruments  erfolgt  1793  durch  Ramsden,  der  für  G.  Shuckburgh  «n  Äqua- 
toreal mit  51/2 füßigem  Fernrohr  und  zwei  vierfüßigen  Vollkreisen  baut. 

—  Alexander  Wilson  soll  zuerst  an  Drachen  Thermometer  angehängt  haben, 
um  die  Temperatur  der  oberen  Luftschichten  zu  messen,  was  die  erete 
wissenschaftliche  Verwendung  des  Drachens  darstellen  würde.  (V^gl.  auch 
1749  F.) 

—  Charles  Wood  beschreibt  zuerst  das  Platin  in  eingehender  Weise,  worin 
ihm  Lewis,  Marggraf  und  Macquer  folgen. 

1760  George  Manu  in  London  erfindet  den  Winkelspiegel,  der  ans  zwei  kleinen, 
in  einem  prismatischen  Gehäuse  mit  ausgeschnittenen  Fenstern  unter 
einem  Winkel  von  45  *>  gegeneinander  gestellten  Spiegeln  besteht  und  zum 
Abstecken  gerader  Linien  oder  zum  Festlegen  rechter  Winkel  dient. 

—  Nachdem  Wasserzeichen  in  Papier  schon  seit  1301  angewendet  waren, 
führt  J.  Baskorvfilo  Drahtgewebe  als  Unterlagen  für  deren  Erzeugung 
ein.    Das  Wasserzeichen  wird  durch  die  Verschiedenheit  der  Transparenz 

—     192     - 

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17S0 

der  eingeprefiten  Zeichnung  und  des  Hintergmndes  sichtbar  und  hat  Be- 
deutung namentlich  für  Banknoten,  Schecks,  Briefmarken  n.  dgl. 
1760  Andr6    Rhodiwonowitsch    BstMclMf    verbessert   den   zuerst  von   R^aomur 
1722  angegebenen  Stürzofen  derart,  daß  derselbe  in  den  Eisengießereien 
eine  gewisse  Bedeutung  erlangt. 

—  Bordtar  schreibt  dem  Gletschereis  trotz  seiner  Sprödigkeit  eine  gewisse 
Plastizität  zu. 

—  James  BrInMay  erfindet  die  selbsttätige  EeeselspeiBang. 

—  John  Canton  und  John  Mlchell  schlagen  unabhängig  von  einander  die 
Methode  der  Magnetisierung  von  Eisenstäben  durch  doppelten  Strich  mit 
Magneten  vor. 

—  C^sar  Fran^ois  OusinI  d«  Thury  beginnt  die  Bearbeitung  der  großen  Karte 
von  Frankreich  im  Maßstab  1:86400,  welche  auf  einer  großen  und  ge- 
nauen Landesvermessung  beruht.  Auf  den  Karten  der  französischen  Älpen- 
länder  zeigt  sich  hier  ein  wesentlicher  Fortschritt  in  der  Entwicklung  der 
perspektivischen  zur  Sohraffenzeichnung. 

—  Gabriel  CnuiMr  beschreibt  in  seiner  „Introduction  k  ranalyse  des  lignee 
courbes  alg^briques"  die  Gleichungsauflösung  mittels  Determinanten,  auf 
die  zuerst  Leibniz  1603  in  einem  Briefe  an  den  Marquis  de  1' Hospital 
hingewiesen  hatte. 

—  Der  Bürgermeister  Dmiar  begründet  in  Deutschland  den  rationellen  Wiesen- 
bau durch  die  von  ihm  im  Siegener  Lande  angewendeten  Rückenbauten. 

—  Leonhard  Eutor  behandelt  ausführlich  die  Theorie  der  Wasserräder,  schlägt 
gekrümmte  Schaufeln  vor  und  erfindet  die  Leitapparate. 

—  Leonhard  Eular  beschäftigt  sich  in  seinen  Aufsätzen  „De  serierum  deter- 
minatione  seu  nova  methodus  inveniendi  tenninos  generales  serierum" 
und  „Consideratio  quammdam  serierum  quae  singularibus  proprietatibua 
sunt  praeditae"  mit  den  unendlichen  Reihen.  Er  leitet  die  Ezponential- 
reihe  aus  der  Binomialreihe  her  und  entwickelt  rationale  Funktionen  in 
Reihen,  die  nach  sin.  und  cos.  der  ganzen  Vielfachen  des  Argumentes  fort- 
schreiten, wobei  er  die  Koeffizienten  dieser  trigonometrischen  Reihen  durch 
bestimmte  Integrale  definiert. 

—  Nachdem  Döring  in  Breslau  1627,  Sydenham  und  Morton  (1661  bez.  1678) 
zur  schärferen  Ausschälung  des  Begriffs  Scharlach  beigetragen  und  letzterer 
den  Namen  Scarlatina  geschaffen  hatte,  äußert  John  FoHiarclll  zuerst 
klare  Anschauungen  über  die  Existenz  eines  kontagiösen  Giftes  bei  dieser 
Krankheit. 

—  finuigar,  der  sich  längere  Zeit  im  Orient  au&ält,  gdingt  es,  das  Verfahren 
der  Darstellung  des  Safflanleders  (Maroquin),  eines  mit  Sumach  ge- 
gerbten, auf  der  Narbenseite  gefärbten  Ziegenleders,  ausfindig  zu  machen, 
unter  seiner  Beihilfe  wird  in  Paris  die  erste  Saffiangerberei  eingerichtet. 

—  Stephen  HalM  stellt  in  den  engUschen  Gefängnissen  Versuche  mit  künst- 
licher Lüftung  her,  um  der  übergroßen  Sterblichkeit  Einhalt  zu  tun,  und 
mindert  durch  verhältnismäßig  einfache  VentUationseinriohtungen  die 
SterbUohkeit  binnen  kurzer  Zeit  von  30  Todesfällen  täglich  auf  einen 
einzigen.  Er  liefert  damit  den  augenscheinlichen  Nachweis  für  die  damals 
noch  wenig  gewürdigte  Wichtigkeit  einer  guten  Lüftung  der  Wohnräume 
für  die  Gesundheit.    (Vgl.  a.  1714  G.) 

—  Nachdem  bis  dahin  die  baumwollenen  Zeuge,  bevor  man  sie  auf  die  Bleich- 
wiese zum  Bleichen  brachte,  in  saurer  Milch  eingeweicht  worden  waren, 
ersetzt  Dr.  Hona  in  Edinbnrg  die  saure  MUch,  die  das  Verfahren  sehr  um- 
ständlich macht,  durch  verdünnte  Schwefelsäure. 

—  Andreas  HtHmr  in  Fürth  stellt  zuerst  Bronzefarben  aus  Blattmetall  her. 
Anfangs  verarbeitete  man  dazu  vier  verschiedene  Legierungen,  Kupferrot, 

SaimstBedter.  13 

—     193     — 


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176D 

Reiobgold,  Bleichgold  und  Silber,  wovon  die  drei  enteren  ans  Kupfer  mit 
wechselnden  Zinkmengen  bestanden,  die  letztere  ans  98  Teilen  Zinn  nnd 
2  Teilen  Zink.  In  neuerer  Zeit  werden  die  Bronzefarben  mit  Teerfarben 
gef&rbt. 
1760  Samuel  KDngMHqwm,  PrpfeBSor  in  Upsala,  wiederholt  Newtons  Versuche 
über  die  Farbenzerstreunng,  findet  aber  im  Gegensatz  zu  letzterem,  daB 
die  Zerstreuung  für  verschiedene  Glassorten  verschieden  ist  Biese,  sowie 
Eulers  Untersuchungen  (s.  1747  £.)  geben  dem  Optiker  DoUond  Yeraa- 
lassung,  die  Herstellung  achromatischer  Linsen  in  die  Hand  zu  nehmen. 
(S.  1767  D.) 

—  Der  Mediziner  KHirik  ist  der  erste,  der  eine  Wucherung  aus  dem  Kehlkopf 
durch  den  Mund  herausnimmt  und  mehrere  F&lle  von  Kehlkopfpolypen 
eingehend  beschreibt. 

—  Joseph  BartholomeuB  Kuchmraotir  in  Regensburg  erwirbt  sich  durch  zahl- 
reiche Vervollkommnungen  an  den  Handfeuerwailen  einen  Weltruf. 

—  Pierre  LahNNtto  macht  eingehende  anatomische  Forschungen  über  die  auch 
von  Realdo  Colombo,  Enstachio,  Morgagni  und  Bidloo  erforschte  Schild- 
drüse und  beschreibt  den  Processus  pjrramidalis,  der  nach  ihm  auch 
„Pyramide  de  Laiouette"  graiannt  wird.  (Recherchee  anat.  snr  la  glande 
thyroide.) 

— •  Johann  Georg  Lto|MMI  bemüht  sich  in  seinem  Werke  „Nützliche  und  auf 
die  Erfahrung  gegründete  Einleitung  zu  der  Landwirtschaft"  alles  da«  m 
geben,  was  der  Landwirt  für  eine  gute  Wirtschaftsführung  wissen  mofi 
nnd  praktisch  verwerten  kann  und  bringet  darin  viel  tatsächliches,  nament- 
lich zahlenmäßiges  Material  über  die  verschiedenen  Teile  der  Landwirt- 
schaft, während  dies  bei  der  Hausväterliteratur,  die  sich  im  AnsohluB  aa 
das  Coler'sohe  Werk  (s.  1691)  entwickelt  hatte,  sehr  mangelhaft  war. 

—  Andreas  Sigismund  Marfcraf  beweist,  daß  der  Gips  aus  Kalkerde  und 
Schwefelsäure  besteht,  durch  Zerlegung  desselben  mit  Weinsteinsalz  und 
durch  Vergleiohung  der  Eigenschaften  des  Gipses  mit  dem  künstlich  er- 
haltenen Niederschlag  von  schwefebaurem  Kalk. 

—  Johann  Gabriel  Msnti  verwendet  zuerst  den  Phosphor  in  der  Medizin,  nnd 
zwar  als  Erregungsmittel. 

—  MSIUngir  errichtet  die  erste  KartofEelbrennerei  in  Monsheim. 

—  Jean  Louis  Pitit  führt  die  zuerst  von  Fabriz  von  Hilden  gemachte  Exarti- 
knlation  im  Kniegelenk  wieder  aus,  die  nach  ihm  von  Pierre  Braador 
(1774)  öfter  geübt  wird. 

—  John  Prlngto  verbessert  das  Hospitalwesen  und  macht  namentlich  auf  deo 
Nutzen  frischer  und  reiner  Luft  in  den  Hospitälern  aufmerksam.  Er  steDt 
die  Grundsätze  für  die  Unterbringung  und  Verpflegung  von  Truppen- 
massen  und  für  die  Anlegung  von  Militärhospit&lem  auf  und  gibt  eine 
gute  Darstellung  des  Flecktyphus,  der  1742  und  1746  in  den  engUschen 
Armeen  stark  gewütet  hatte. 

—  Ren6  Antoine  F.  d«  Rtaumur  fördert  die  künstliche  Brütung,  indem  er 
Hühnereier  in  einen  hölzernen,  mit  frischem  Pferdemist  umgebenen  Kasten 
bringt. 

—  Georg  Wilhelm  Riehmann  in  Petersburg  stellt  die  nach  ihm  benannte  Regel 
auf,  daß  beim  Mischen  von  ungleich  erwärmten  Mengen  einer  Flüssigkeit 
die  Temperaturen  sich  im  Verhältnis  ihrer  Höhe  und  im  Verhältnis  der 
Flüssigkeitsmengen  ausgleichen. 

—  August  Johann  ROmI  von  ROMnhot  gibt  eine  Geschichte  der  Insekten  heraus, 
die  eine  reiche  Fundgrube  für  die  Lebens-  nnd  Verwandlungsgeschiohte 
dieser  Tierklasse  bildet  und  einen  Fortschritt  gegenüber  den  Kenntnissen 
von  R^aumur  (s.  1734  R.)  bedeutet. 


—     194     — 

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1761 

1760  Biohard  RuMl  in  London  empfiehlt  Seetangasohe  als  „AethiopB  vegetabilis" 
gegen  DrüBenerkrankungen. 

—  Rnwi,  HnMiqaM,  HoUnd  und  Vohwy  beschreiben  znerst  die  endemische 
Benlenkrankheit,  die  sie  als  Beide  von  Aleppo  bezeichnen.  Näher  studiert 
-wird  die  Krankheit  von  Alibert,  Requin  n.  a.    (1820.) 

—  Der  Petersburger  Arzt  A.  N.  R.  Sanchn  führt  die  Snblimatbehandlong  der 
Syphilis  ein.  Er  erweist  die  Existenz  der  erblichen  Syphilis,  die  zuerst 
von  ParaoelsuB  behauptet  worden  war. 

—  Der  sflchsische  Pfarrer  Schlraeh  in  Elein-Bautzen,  Reformator  der  Bienen- 
zucht, entdeckt,  daß  die  Bienen  durch  Vergrößerung  der  Zellen  willkür- 
lich ans  jeder  befruchteten  (Arbeitsbienen-)  Larve  eine  Königin  machen 
können. 

—  Johann  Andreas  VM  Sapwr  konstruiert  das  nach  ihm  benannte  ReEiktions- 
wasserrad,  welches  das  Vorbild  für  die  Reaktionsturbinen  abgibt,  von 
denen  insbesondere  Burdin  (s.  1824  B.),  Foncelet  und  Foumeyron  (s.  1827  F.) 
neue  Konstruktionen  liefern.    (Vgl.  a.  1746  B.) 

—  Der  engUsche  Architekt  John  SmMton  macht  nachdrücklich  auf  den  großen 
Wert  des  Eisens  für  Bau-  und  Maschinen- Konstruktionen  aufmerksam. 

—  Arohibald  Snith  läßt  sich  in  Lima  nieder  und  findet  dort  die  Tatsache 
vor,  daß  seit  alters  her  die  Ärzte  die  Lungenleidenden  aus  den  Niederungen 
in  die  Berge  schicken.  Er  findet  selbst  die  Methode  bewährt  und  tritt  in 
der  Literatur  für  sie  ein. 

—  Major  von  Trwi  in  Brannschweig  schlägt  vor,  das  Holz  zur  Entfernung 
der  Saftstofie  durch  Dampf  auszulaugen.  Eine  rationelle  Auslaugung  nach 
dieser  Methode  wird  aber  erst  1816  durch  den  Pianofortebauer  Andreas 
Streicher  ausgeführt. 

—  Jacques  dl  Vaacuison  erfindet  die  Bandketten  zum  Antriebe  von  Maschinen 
und  konstruiert  eine  Maschine  zu  deren  Verfertigung. 

—  Thomas  Wright  ans  Durham  gibt  in  seinem  Werke  „An  original  theory 
or  new  Hypothese  of  the  üniverse"  eine  Ansicht  über  die  Entstehung  des 
Sonnensystems,  welche  die  Anregung  zu  Kants  Hypothese  gibt.  Er  sagt 
in  seiner  Abhandlung,  daß  die  Sonne  aus  flammender  Materie  bestehe. 

—  Johann  Friedrich  ZltbüMii  stellt  ein  Dekokt  aus  SarsapariUa  her,  das  sich 
in  der  Syphüistherapie  unter  dem  Namen  „Decoctum  Zittmanni"  dauernd 
einbürgert. 

1761  Der  Botaniker  Michel  Muuua  aus  Paris  tut  die  elektrische  Natur  des 
Schlages  des  Zitterwelses  dar  und  vergleicht  denselben  mit  dem  Schlage 
einer  Leidener  Flasche.  Bezüglich  des  Zitteraales  erfolgt  der  gleiche  Nach- 
weis 1756  durch  L.  S.  van  s'Gravesande. 

—  Axel  Fredrik  CnmttMlt  entdeckt  das  Nickel,  das  1776  von  Torbem  Barg- 
man  in  reinem  Zustand  erhalten  wird. 

—  Axel  Fredrik  CronsMt  stellt  Nickeloxydul  und  den  demselben  entsprechen- 
den Nickelvitriol  dar.  Das  Nickeloxyd  wird  1803  von  Proust  hergestellt 
tmd  1824  von  Berzelius  genauer  untersucht. 

—  Der  Astronom  Joseph  Jerome  Dalalanda  macht  eine  genaue  Bestimmung 
der  Parallaxe  des  Mondes. 

—  Duptty,  Thturay-SMuvIii,  Bouchon  «t  CompagiU«  begründen  die  erste  Mühlstein- 
fabrik  in  La  Fert^-sous-Jouarre  (Seine  et  Marne),  dessen  poröse  Sfißwasser- 
quarzsteine  nach  Piot  seit  Jahrhunderten  in  der  Müllerei  für  die  besten 
Mühlsteine  gelten  und  denen  sonst  nur  noch  die  Steine  von  Fony  in 
Ungarn  an  die  Seite  gestellt  werden  können. 

—  Der  Ingenieur  FranMu  macht  eingehende  Mitteilungen  über  den  kautschuk- 
liefernden Baum  und  vervollständigt  die  Angaben  von  De  la  Condamine 

13« 

—     195     — 


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1761 

(8.  1736  C.)  über  das  Verfahren,  welches  die  Indianer  bei  Gewinnung  de« 
Kautschuks  einschlagen. 

1761  Jean  Etienne  Swttard  erkennt  in  dem  zu  Straßen-  und  Banmaterial  -ver- 
wendeten schwarzen  Gestein  von  Volvic  vulkanische  Lava,  geht  der 
Spur  nach  und  findet  die  bis  dahin  unbekannten  erloschenen  Vulkane  der 
Auvergne.  Er  lernt  am  Mont  d'Or  den  s&ulenförmigen  Basalt  kennen, 
dem  er  neptunisohen  Ursprung  zuschreibt. 

1751—53  Nicolas  Louis  i»  Laealll«  nimmt  eine  Gradmessung  am  Rapider  guten 
Hoffnung  vor,  welche  in  Übereinstimmung  mit  den  von  Maupertuis  an- 
gestellten Untersuchungen  (s.  1736  M.)  dartnt,  daß  die  Erde  die  Grestalt  eines 
BotationselIix>Boids  hat. 

1761  Karl  von  Unirf  stellt  in  seiner  „Philosophia  botanioa"  zuerst  die  Zeiten  des 
Eintritts  einer  Pflanze  in  eine  maßgebende  Entwicklungsphase  als  Funktion 
des  Klimas  hin  und  muß  danach  als  Begründer  der  Phänologie,  d.  i.  der 
Lehre  von  der  Gesetzmäßigkeit  zwischen  den  Entwicklungsstadien  der 
Organismen  und  der  ihnen  entsprechenden  Klimaphasen  angesehen  werden. 
Er  äußert  auch  bereits  den  Credanken  phänologischer  Karten. 

—  Andreas  Sigismund  Maifgrat  weist  zuerst  das  Vorkommen  der  Salpeters&are 
im  Begenwasser  nach  und  glaubt,  dieselbe  auch  im  Sohneewasser  zu  finden. 
1761  gelingt  ihm  auch  der  Nachweis  der  Salpetersäure  im  BrunnenwasBer, 
den  unabhängig  1767  auch  Cavendish  liefert. 

—  Der  Ästhetiker  Johann  Georg  tatasr  bemerkt,  daß  bei  der  Berührung  der 
Zunge  mit  zwei  verschiedenen  Metallen  eine  eigenartige  Greschmaeks- 
empflndung  hervorgerufen  wird,  welche  nicht  entsteht,  wenn  nur  eines 
der  Metalle  an  die  Zunge  gebracht  wird.  Er  entdeckt  damit  den  charakte- 
ristischen Geschmack  des  Galvani'schen  Stroms,  wenn  auch  ohne  Ver- 
ständnis des  wissenschaftlichen  Zusammenhangs. 

1762  Der  Pariser  Arzt  Th^ophile  da  Bordau  begründet  den  Vitalismus,  die  Lehre 
von  der  Lebenskraft. 

—  Im  Anschluß  an  Franklins  Brief  (s.  1749  F.)  an  Collinson  stellen  Thomas 
Fran^ois  Dallbard  durch  einen  am  10.  Mai  während  eines  Gewitters  in  Marly 
bei  Paris  mit  einem  Metallgestänge  unternommenen  Versuch  und  Benjamin 
Franklin  durch  einen  im  Juni  unternommenen  Drachenversuoh  die  Identität 
der  Luftelektrizität  mit  der  Scheibenelektrizität  außer  Zweifel. 

—  Der  Bepetitionstheodolit  beruht  auf  dem  von  Johann  Tobias  Mayar  an- 
gegebenen Verfahren  der  doppelten  Bepetition  oder  Multiplikation  and 
unterscheidet  sich  von  dem  einfachen  Theodolit  dadurch,  daß  er  bei  ein- 
maliger Aufstellung  und  zweimaliger  Ablesung  ein  beliebig  großes  Viel- 
faches eines  gegebenen  Winkels  zu  messen  gestattet,  aus  dem  man  doroh 
Division  leicht  den  einfachen  Winkel  bestimmen  kann.  Dies  Verfahren 
vermindert  den  Einfluß  der  Beobaohtungsfehler. 

—  Louis  Guillaume  La  Monnlar  bestätigt  die  von  Cassini  de  Thury  beiläufig 
gemachte  Beobachtung,  daß  die  Luft,  auch  wenn  kein  Gewitter  am  Himmel 
steht,  elektrisch  ist. 

—  Ben6  Antoine  F.  da  Rfaumur  macht  Experimente  über  die  Verdauungs- 
kraft  bei  Vögeln,  indem  er  denselben  kleine  mit  verschiedenen  Nahrungs- 
mitteln gefüllte  Metallröhren  zu  schlucken  gibt,  und  erzielt  durch  diese 
Versuche  eine  wesentliche  Aufhellung  der  Natur  und  der  Leistungen  des 
Magensaftes.  Ähnliche  Versuche  werden  1777  von  Stevens  in  Edinburg 
an  einem  ungarischen  Künstler  vorgenommen,  dem  er  mit  Nahrung  ge- 
füllte kleine  durchlöcherte  silberne  Kugeln  zu  verschlucken  gibt,  deren 
Nahrungsinhalt  unter  dem  Einfluß  des  Magensaftes  aufgelöst  wird. 

—  John  Smaaton  in  England  fördert  durch  Versuche  die  Lehre  vom  Bau  der 
Wasserräder  und  Windräder. 


—     196     — 

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175g 

1753  Jobn  OMiton  entdeckt  die  elektriBohe  Inflnenz  tind  konstruiert  zxan.  Nach- 
weis derselben  sein  Korkkugel-Elektroskop.  Die  Theorie  der  Inflnenz  wird 
im  gleichen  Jahre  von  Wiloke  aufgestellt. 

—  Antoine  DapveiMx  weist  nach,  dafi  Wasser  durch  Druck  viel  mehr  leistet, 
als  durch  Stoß,  daß  daher  obersoblächtige  Bäder  den  uaterBohl&ehtigen 
vorzuziehen  sind. 

—  Edward  DI|Mm  wendet  das  beim  Kattnndruok  übliche  Druckverfahren 
mit  gestochenen  oder  geätzten  Eupferplatten ,  die  aus  freier  Hand  mit 
dem  Pinsel  ausgemalt  werden,  an,  um  Papiertapeten  herzustellen.  Die 
Fapiertapeten ,  die  in  China  schon  lange  üblich  waren,  kamen  in  Europa 
erst  im  18.  Jahrhundert  auf;  anfangs  hatte  man  die  Muster  mit  Hilfe  von 
Papierschablonen  gemalt. 

—  John  Dciloiid  stellt  nach  den  Vorschlägen  von  Bouguer  (s.  1748  B.)  das  erste 
Heliometer  her.  Die  ersten  umfangreicheren  Beobachtungen  mit  diesem 
Instrument,  die  sich  namentlioh  auf  die  Stellung  der  Jupitertrabanten  gegen 
den  Planeten  beziehen,  macht  1796  Franz  von  Paula  Triesnecker  in  Wien. 

—  Leonhard  Evtar  berechnet  unter  dem  Gesichtspunkt  des  Problems  von  den 
drei  Körpern  die  Bewegung  des  Mondes  und  ermöglicht  dadurch  Johann 
Tobias  Mayer  (s.  1760  M.)  die  Herausgabe  seiner  berühmten  Mondtafeln. 

—  Leonhard  Eultr  fördert  durch  seine  „Principes  de  la  tiigonom^trie  sph6- 
rique  tir&s  de  la  m^thode  des  plus  grands  et  des  plus  petits"  die  sphärische 
Trigonometrie.  Er  geht  darin  von  den  Eigenschaften  kürzester  Linien  auf 
krummen  Flächen  aus  und  spezialisiert  die  gefundenen  Sätze  für  die 
größten  Kreise  der  Kugelfläche.  Er  macht  femer  zuerst  auf  den  Zusammen- 
hang der  Formeln  in  der  sphärischen  und  ebenen  Trigonometrie  aufmerk- 
sam, der  1766  von  Lambert  in  seinen  „Beyträgen  zum  Gebrauch  der 
Mathematik"  genauer  auseinander  gesetzt  wird. 

—  Leonhard  Eulir  wirkt  bahnbrechend  in  der  Kartographie,  indem  er  all- 
gemeiue  Regeln  für  das  Projizieren  aufstellt  und  vor  allem  auch  die 
Größe  der  Verzerrung  in  gewissen  Fällen  mathematisch  bestimmen  lehrt. 

—  Benjamin  FnuiUln  zeigt,  daß  man  ein  Gebäude  mit  Hilfe  einer  dasselbe 
überragenden  und  andrerseits  bis  in  die  leitenden  Schichten  der  Erde 
reichenden  MetaUstange  vor  dem  Einschlagen  des  Blitzes  sichern  kann 
und  erfindet  damit  den  Blitzableiter.    (Vgl.  jedoch  1170  v.  Chr.) 

^  Nachdem  Denisard  und  De  la  Douaille  1731  eine  Wassersäulenmaschine 
projektiert  hatten  und  B61idor  in  seiner  „Architecture  hydraulique"  1736 
von  einer  solchen  gesprochen  hatte,  führt  HÖH  die  erste  nach  ihm  benannte 
Höll'sche  Luftmaschine  (Wassersäulenmaschine),  bei  welcher  durch  nieder- 
fallendes Wasser  Druckluft  erzeugt  wird,  im  Amaliaschaoht  zu  Schemnitz 
in  Ober-Üngam  aus.  Im  gleichen  Jahre  bringt  (nach  Calvör)  der  Artillerie- 
major Winterschmidt  eine  kleine  Wassersäulenmaschine  auf  der  Grube  Carls- 
gnade in  Gang,  erbaut  dann  aber  1761  eine  größere  Maschine  mit  wesent- 
lich verbesserter  Steuerung  auf  dem  „Treuer  Schacht"  bei  Clausthal. 

—  Andr6  Lavrat  vervollkommnet  die  geburtshilflichen  Operationen,  die  er 
vielleicht  zu  häufig  anwendet,  so  daß  durch  seinen  Schüler  Boer  (s.  1791  B.) 
eine  Einschränkung  erfolgt.  Er  verbessert  die  Geburtszange,  vervoll- 
kommnet die  Operation  der  Wendung  und  den  Kaiserschnitt,  und  wagt 
es  zuerst,  die  Polsrpen  des  Uterus  zu  operieren. 

—  Karl  von  Unni  führt  die  schärfere  Bestimmung  der  Arten  und  ihre  binäre 
Benennung  für  alle  ihm  bekannten  Pflanzen  durch  (Species  plantarum). 

—  Nachdem  Schlafbewegungen  einzelner  Pflanzen  schon  von  Plinius  und 
Albertus  Magnus  erwähnt  worden  waren,  weist  Karl  von  Unni  zuerst  auf 
die  Häufigkeit  solcher  Bewegungen  bei  Blättern  und  Blüten  hin. 

—     197     — 

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1768 

1763  Karl  von  Unrf  fährt  die  boreita  den  Griechen  und  Bömem  bekannte 
Pfefferwnrzel  „Pimpinella"  als  Medikament  ein. 

—  Pierre  Joseph  Maequir  erkennt  die  Bedentnng  der  Beizen  für  die  F&rberei 
und  nnterscheidet  in  seinem  Buch  „Art  de  la  teinture"  deutlich  «wischen 
Bubstantiven  tind  adjektiven  FarbstofCen,  eine  Unteischeidung,  welohe  den 
ferneren  Untersuchungen  über  den  Zeugdruck  die  Wege  ebnet. 

—  Georg  Wilhelm  RietaMn  wird  am  6.  August  vom  Blite  erschlagen,  als  er 
sieh  bei  einem  aufsteigenden  Grewitter  einer  auf  seinem  Hause  angebrachten 
isolierten  Eisenstange,  die  ohne  alle  Ableitung  war,  auf  einen  Fuß  Ent- 
femting  genähert  hatte.  Die  Gefahren  der  FrankÜn'sohen  Experimente 
werden  durch  dieses  Vorkommnis  erwiesen. 

—  Der  Schotte  Dionysius  RobHUon,  Bereiter  und  Tierarzt  in  englisohen,  teter- 
reiclüschen,  württembergischen  imd  sächsischen  Diensten,  gibt  ein  Pferde- 
arzneibuch heraus,  in  welchem  viele  neue  Beobachtungen  niedergelegt  sind. 
Er  ist  namentlich  auch  als  Operateur  (d.  h.  als  Eaatrator)  tätig  und  er- 
findet die  Methode  der  Kastration  mit  Kluppen. 

1764  Anton  Friedrich  BOacbiiig  gibt  in  seiner  „Neuen  Erdbeschreibung"  den 
ersten  grundlegenden  Versuch  einer  wissenschaftlichen  Behandlung  der 
politisch -statistischen  Geographie. 

—  John  Canton  und  1767  Franz  Ulrich  Theodor  Atptaw  erweisen,  daB  Tur- 
malin  (s.  1707  D.)  durch  Erwärmen  tatsächlich  elektrisch  wird,  was  später, 
insbesondere  von  Hankel  (1839),  auch  für  Krystalle  von  Kalkspat,  Gips, 
Feldspat  usw.  nachgewiesen  wird  (Fyroelektrizität). 

—  Der  Pfarrer  Prokop  Divltch  in  Brenditz  in  Mähren  kommt  unabhängig  von 
Franklin  auf  die  Idee,  durch  die  Wirkung  vieler  Metallspitzen  einen 
ruhigen  Ausgleich  der  Elektrizität  herbeizuführen. 

—  Nachdem  das  Schießpulver  bis  dahin  in  Stampfmühlen  hergestellt  worden 
war,  errichtet  Firrl  die  erste  Walzmühle  in  Essone  (Frankreich).  Im 
gleichen  Jahre  gibt  Karl  Knulbarf  die  Kollermühlen  an,  die  zum  Kleinen 
der  einzelnen  Bestandteile  1787  von  Cossigny  allgemein  eingeführt  werden. 

—  Immanuel  Knt  in  Königsberg  weist  zuerst  darauf  hin,  daß  die  Umdrehungs- 
geschwindigkeit der  Erde  durch  die  der  Erdrotation  entgegenwirkende 
Kraft  von  Ebbe  und  Flut  stetig  verkleiaert  werden  muß.  Bobert  Mayer 
führt  diesen  Gedanken  später  weiter  aus. 

—  Jean  Jacques  Malran  spricht  zuerst  die  Ansicht  aus,  daß  die  Nebelflecke 
gasförmiger  Natur  sind. 

—  Nachdem  J.  H.  Pott  1744  aus  Ton  und  Schwefelsäure  Alaun  dargestellt 
hatte,  zeigt  Andreas  Sigismund  Maiffraf,  daß  die  Alaunerde  von  Kalk 
verschieden  und  im  Ton  mit  Kieselsäure  verbunden  ist.  Er  gibt  die 
Flammenreaktion  der  Kaliumsalze  (violett)  und  Natriumsalze  (gelb)  an. 

—  Guillaume  Fran^ois  Romll«  in  Paris  unterscheidet  zuerst  zwischen  sauren, 
neutralen  und  basischen  Salzen.  Er  stellt  zuerst  das  saure  schwefelsaure 
Kali  dar. 

—  William  Snwllto  erwirbt  sich  unvergängliche  Verdienste  um  die  Lehre  von 
der  natürlichen  G«burt  tmd  vom  Geburtsmechanismus.  Zum  Unterricht  ver- 
wendet er  zuerst  ein  Phantom,  dessen  Grundlage  ein  natürliches  Becken 
darstellt. 

1756  James  AiHtanon  führt  die  Trockenlegung  nasser  Acker-  und  Wiesengrund- 
stücke in  großem  Maßstabe  in  ähnlicher  Weise  durch,  wie  dies  bereits 
von  Columella  (s.  d.)  i.  J.  60  n.  Chr.  beschrieben  worden  ist,  indem  er 
unterirdische  Abzugskanäle  anlegt.    Drainröhren  kennt  er  noch  nicht. 

—  Johann  Christian  Bamhanit  beschreibt  die  fabrikmäßige  Gewinnung  des 
Vitriolöls  (Schwefelsäure)  aus  Eisenvitriol.  Er  stellt  zuerst  die  wasserfreie 
Schwefelsäure  dar,  die  er  „Sal  volatUe  olei  vitrioli"  nennt  und  von  der 


198     — 

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17W 

wässerigen  Vitriolsäuie  untenHsheidet,  welche  aohon  über  dem  Gtofrierpuiild; 
des  Wassers  fest  wird. 
1766   Joseph  Black  untersucht  die  Eaustizität  der  Alkalien  und   erklärt   zuerst 
richtig  den  Unterschied  zwischen  milden  und  ätEenden  Alkalien  und  ihre 
Umwandlung  ineinander. 

—  Joseph  Black  beweist  die  Verschiedenheit  der  Magnesia,  welche  er  durch 
Präsipitation  aus  BittersaU  darstellt,  von  der  Kalkerde.  Als  unter- 
scheidende Merkmale  betrachtet  er  die  yerschiedene  Löslichkeit  der  schwefel- 
sauren Salze  sowie  des  gebrannten  Kalks  und  der  gebrannten  Magnesia  im 
Wasser.  Die  Verschiedenheit  an  sich  war  bereits  1724  von  Friedrich  Hoff- 
mann  behauptet  worden. 

—  BomMIb  gibt  zuerst  an,  dafi  Eupfemiederschläge  die  Flamme  des  darüber 
abbrennenden  Weingeistes  grün  färben. 

—  Der  Buchhändler  und  Buchdrucker  Johann  Gtotüob  Immanuel  Bnltkoj^  in 
Leipzig  erfindet  den  Musiknotendruck  mit  bewe^chen  und  zerlegbaren 
Typen,  welcher  sich  von  dem  bisherigen  Verfahren  (s.  1476  H.,  1498  P. 
und  1626  H.),  das  gleichfalls  als  „bew^lich"  („Caratteri  mobili")  be- 
zeichnet wurde,  dadurch  unterscheidet,  daß  aUe  einzelnen  Teile  der  Note 
(z.  B.  an  einer  Achtelnote  der  Kopf,  die  Cauda  imd  das  Fähnchen)  für  sich 
getrennt  gesetzt  werden. 

—  Der  Schweizer  Mich^ly  tu  Orwt.  der  lange  Jahre  auf  der  Feste  Aarburg  als 
Staatsgefangener  interniert  ist,  ist  der  erste,  der  ein  Landscbaftspanorama 
(Gesamtansicht  der  Alpen)  nach  geometrischen  Begeln  richtig  darstellt. 

—  Jean  Andr6  DalHC  beobachtet  zuerst,  dafi,  um  Eis  zu  schmelzen,  es  nicht 
ausreichend  ist,  dasselbe  bis  auf  seine  Sohmelztemx>eratur  zu  erwärmen, 
sondern  dafi  noch  eine  gewisse  Quantität  Wärme  hinzugefügt  werden  mufi, 
um  die  Arbeit,  welche  die  Überführung  in  den  zweiten  Aggregatzustand 
bedingt,  zu  leisten.  Clausius  hat  vorgeschlagen,  die  hierzu  verbrauchte 
Wärme  als  Schmelzungswärme  zu  bezeichnen. 

—  Leonhard  Euiw  gelingt  es,  die  Clairaulfsohen  partiellen  Diff  erential^eichungen 
auf  einfachere  Weise  abzuleiten  und  in  diejenigeForm  zu  bringen,  in  der  sie 
beute  noch  zur  Beantwortung  der  wissenschaftlichen  Gleichgewichtsfragen 
flüssiger  Edrper  angewendet  werden. 

—  Leonhard  Enlwr  gibt  in  seiner  Schrift  ..Institntiones  calculi  diflerentialia" 
die  nach  ihm  benannten  Zahlen  (Etder'sohe  Zahlen,  Sekantenkoeffizienten) 
an,  gewisse  Zahlen,  die  als  Eoeflizienten  auftreten,  wenn  man  sec  x  in 
eine  Potenzreihe  von  x  entwickelt.  Die  sechs  ersten  sind:  1,  6,  61,  1386, 
60621,  270716. 

—  Immanuel  Kant  in  Eönigsberg  entwickelt  in  seiner  „Allgemeinen  Natur- 
geschichte und  Theorie  des  Himmels"  eine  neue  Anschauung  von  der  Ent- 
stehung des  Sonnensystems,  wobei  er  die  mechanische  Theorie  mit  der 
teleologischen  zu  vereinigen  sucht.    (Vgl.  1760  W.  und  1796  L.) 

—  Während  Galilei  (s.  1610  G.)  die  Ansicht  ausgesprochen  hatte,  daß  die  Miloh- 
strafie  eine  Anhäufung  unzähliger,  nahe  aneinander  befindhcher  Sternchen 
sei,  spricht  Nicolas  Louis  da  Laeaiiia  bei  Gelegenheit  der  Durchmusterung 
der  Nebel  des  Südfirmaments  den  Gedanken  aus,  daß  dieselbe  teils  aus 
kleinen  Sternen,  teils  aus  unauflösbaren  Nebeln  bestehe,  auf  denen  sich  die 
Sterne  projizieren,  ein  Gredanke,  der  durch  die  neuesten  Forschungen,  be- 
sonders die  von  Eapteyn  Bestätigung  findet. 

—  Der  schweizer  Physiker  Martin  von  Planta  erfindet  die  Glasscheiben-Elek- 
tiisiermaschine,  elf  Jahre  vor  Jesse  Ramsden,  dem  mit  Unrecht  diese  Er- 
findung zugeschrieben  wird. 

—  Peroival  Pott  führt  zuerst  eine  Exstirpation  beider  Ovarien  wegen  irreponib- 
1er  doppelseitiger  Ovarialhemie  ans. 

—     199     — 

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17S6 

1765  Johann  Gottfried  Zinn  macht  Untersnchtingen  über  das  GrefäBBystem  im 
Ange  und  über  den  G-laskörper  und  bestätigt  Demours'  Befand.  (S.  1741  D.) 
Er  beschreibt  zuerst  das  vom  Rande  der  Setina  mm  Bande  der  liiuen- 
kapsel  gehende,  nach  ihm  „Zonnla  Zinnii"  benannte  Anfh&ngeband  der 
Linse,  über  das  später  Döllinger,  M.  F.  Weber  (1827)  und  Eogen 
Schneider  (1827)  Untersuchungen  machen. 

1756  Marco  Antonio  CaMMl  beobachtet  33  Jahr  vor  Galvani  das  Zucken  der 
Froschschenkel  in  der  Nähe  der  ElektiisiermaBchine,  ohne  die  Wichtigkeit 
dieser  Beobachtung  zu  ahnen. 

—  Nicolas  DMimmt  untersucht  die  Verhältnisse  der  Vulkane  der  Anvergne, 
bekämpft  die  Meinung  Gnettards  (s.  1761  Gr.),  wonach  der  sänlenfönnige 
Basalt  neptunischen  Ursprungs  sei,  und  erkennt  zuerst  mit  Bestimmtheit  die 
vulkanische  Natur  des  Basalts,  •wie  des  Porphyrs  und  Granits. 

—  Leonhard  EatM*  vervollkommnet  die  Theorie  der  Windräder  (a.  1738 
B.)  und  entwickelt  namentlich  auf  analytischem  Wege  den  Ansdraok 
für  die  vom  Winde  auf  eine  doppelt  gekrümmte  Fläche  übertragene 
mechanische  Arbeit,  wobei  er  zeigt,  wieviel  vorteilhafter  eine  solche  Fläche 
ist,  als  eine  Ebene.  Zu  ähnlichen  Besultaten  war  Madaurin  1752  auf 
geometrischem  Wege  gelangt.  Die  Theorie  wird  später  von  CJonoUs  ( 1 829) 
und  von  Weisbach  (1836)  noch  vervollkommnet. 

—  Während  bisher  die  Umwandltmg  des  Bleiweißes,  die  hauptsächlich  nach 
dem  holländischen  oder  deutschen  Verfahren  erfolgte,  in  großen  Töpfen 
vorgenommen  wurde,  schlägt  Michael  von  Hwtart  in  Klagenfurt  dafür  xn- 
erst  begehbare  Kammern  vor.  Der  unter  Anwendung  solcher  Kammern 
vor  sich  g^ehende  Prozeß  heißt  von  da  ab  die  „Klagenfurter  Methode". 

—  HohHtM  aus  Hennemdorf  konstruiert  die  erste  Häckselsohneidemaschin«. 

—  Immanuel  Kaat  stellt  in  seiner  „Theorie  der  Winde"  das  Drehungsgeeets  des 
Windes  auf,  das  später  von  Dove  (s.  1836  D.)  weiter  entwickelt  wird. 

—  Johann  Gottlieb  LddMfrott  wiederholt  das  von  Boerhaave  angegebene 
Experiment  des  sphäroidalen  Zustands  der  Flüssigkeitstropfen,  dex  nach 
ihm  Leidenfrost'sches  Phänomen  genannt  wird.   (Vg^.  1732  B.) 

—  Thomas  Macaalay  führt  die  erste  künstliche  Frühgeburt  mit  glüoUichem 
Erfolge  aus. 

—  Pieter  van  MuttdianbrMk  macht  bemerkenswerte  Arbeiten  über  die  Festig- 
keit der  Baumaterialien. 

—  Nachdem  seit  Hippokrates  (s.  400  v.  Chr.)  die  Kenntnisse  der  SkrofoloBe 
wenig  Fortschritte  gemacht  hatte,  obschon  Ärzte,  wie  Cnll^i,  Wise- 
mann  u.  a.  sich  damit  befaßt  hatten,  erläßt  die  ParlMr  Akadmiia  fOr  ClilnirsI« 
ein  Preisausschreiben,  das  Studien  von  Faure,  Borden,  Majanlt  u.  a.  her- 
vorruft. Aber  auch  sie  tragen  ebensowenig  wie  die  infolge  eines  zweitea 
Preisausschreibens  der  Acad^mie  de  m^decine  i.  J.  1786  gemachten  Arbeiten 
von  Hufeland,  Weber  u.  a.  zur  Klärung  der  Frage  bei. 

—  Phihpp  Plan  in  Berlin  veröffentlicht  ein  epochemachendes  Werk  über  die 
Zähne  und  deren  Ejrankheiten.  Er  kennt  drei  FüUimgsmaterialien,  Blei, 
Gold  und  Stanniol,  von  denen  das  Gold  das  beste,  seiner  Kostspieligkeit 
wegen  aber  nur  wenig  zu  brauchen  sei  Er  spricht  auch  von  künstUohen 
Zähnen  aus  Kupfer,  auf  die  er  an  zartes  Email  aufträgt,  und  von  Gips- 
modellen  nach  Wachsabdrücken  des  Kiefers.    (Vgl.  auch  400  v.  Chr.) 

—  Der  Pariser  Apotheker  Quinqmt  verwendet  zuerst  den  gläsernen  Lampen- 
Zylinder,  dessen  Idee  schon  zwei  Jahrhunderte  vorher  von  Leonardo  da 
Vinci  ausgesprochen  wurde. 

—  Der  Londoner  Architekt  Rawhiad  bringt  bei  dem  Krankenhaus  für  alte 
Seeleute  zu  Stonehouse  bei  Plymouth  zuerst  das  Pavillonsystem  aur 
Durchführung.    (S.  a.  1714  L.) 

—     200     — 


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1767 

1766  Benjamin  RoMiM  maoht  in  La  F^re  den  Versnob,  eiförmig  gestaltete  Gra- 
naten an  Stelle  der  Bnndkugeln  aus  glatten  Geschützen  zu  verfeuern.  Der 
Versuch  miBlingt  ans  dem  gleichen  Grunde,  wie  bei  Clamer.  (S.  1627  C.) 
Doch  gelangt  das  eiförmige  Geschoß  später  bei  dem  Langblei  des  Dreyse- 
Bchen  Zündnadelgewehrs  (s.  1836  D.)  zu  praktischer  Bedeutung. 

—  Nach  einer  Aufzeichnung  des  preußischen  Majors  von  Scheele  a.  d.  J.  1766 
hat  der  Regimentsfeldscher  Sdimuckart  von  der  Garde  ein  Pulver  erfunden, 
„davon  man  ohne  Brot  und  ander  Essen  14  Tage  leben  kann".  Der  vom 
König  Friedrich  II.  angeordnete  Versuch,  wobei  man  das  Fnlver  in  Wasser 
einige  Minuten  aufkochen  ließ,  hatte  ein  günstiges  Ergebnis.  Die  An- 
regung zur  Herstellung  seines  „Pulvers  wider  den  Hunger"  scheint 
Schmuckert  aus  Frankreich  erhalten  zu  haben.  Man  wird  dieses  Fabrikat 
als  Vorläufer  der  Erbswurst  (s.  a.  1867  G.)  und  ähnlicher  Eonserven  an- 
zusehen haben. 

—  John  SiüMton  macht  die  Beobachtung,  daß  der  aus  tonhaltigen  Kalksteinen 
gebrannte  Kalk  die  Eigenschaft  besitzt,  unter  Wasser  zu  erhärten,  und 
benutzt  einen  solchen  Kalk  mit  Zuschlag  von  Sand  und  Eisenschlacken 
als  Mörtel  beim  Bau  des  Eddystone-Leuchtturms.     (S.  1767  S.) 

1797  Michel  AAUMon  konstatiert,  daß  Schwalben  und  andere  Zugvögel  im 
Oktober  an  der  Westküste  des  tropischen  Afrika  eintreffen,  aber  nicht  da- 
selbst brüten. 

—  Michel  Adaiuon  berücksichtigt  bei  der  Beschreibung  der  am  Senegal  ge- 
fundenen Conchylien  zum  ersten  Male  nicht  bloß  die  Schalen,  sondern  auch 
das  Tier.  Er  teilt  die  ConchyUen  in  Schnecken  und  Muscheln,  in  welcher 
Einteilung  ihm  1767  Geoffroy  tmd  1774  Otto  Friedrich  Müller  folgen. 

—  Joseph  Black  lehrt  die  von  Helmont  zuerst  charakterisierte  Kohlensäure, 
die  er  als  fixe  Luft  bezeichnet,  näher  kenneu  und  hebt  deren  saure, 
AlkaUen  neutralisierende  Eigenschaft  hervor.  Er  beobachtet  auch  zuerst 
die  Ausscheidung  von  Kohlensäure  bei  der  Atmung. 

—  Friedrich  August  CaiHMUMr  stellt  das  doppeltkohlensaure  Kali  dar,  dessen 
Natur  durch   G.  F.  BoueUe,    Cavendish    und   Bergman   aufgeklärt  wird. 

—  Charles  CavMiMi  konstruiert  das  erste  Maximumthermometer,  sowie  das 
erste  Minimumthermometer. 

—  Nachdem  durch  ehester  More  Hall  (s.  1729  H.)  die  Möglichkeit  der  Herstellung 
einer  achromatischen  linse  gegeben  war,  beschäftigt  sich  John  Dolloiid  mit 
der  Herstellung  von  Objektivgläsem,  die  er  aus  bikonvexen  Crownglas- 
und  konkaven  Flintglaslinsen  in  vorzüglicher  Qualität  herstellt  und  durch 
die  er  seinen  dioptrisohen  Fernrohren  eine  große  Überlegenheit  über  die 
bisherigen  Instrumente  gibt. 

—  John  FoHMfflll  empfiehlt  Eono  als  „Novum  gummi  rubrum  adstringens 
gambiense"  zur  Aufnahme  in  den  Arzneisohatz. 

—  Albrecht  van  Hallw  beschäftigt  sich  eingehend  mit  der  Emährnngsfrage 
und  sucht  die  Mengen  der  Einnahmen  und  Ausgaben  des  Körpers  zu  er- 
mitteln. Er  spricht  klar  aus,  daß  durch  die  Arbeitstätigkeit  Stoffe  des 
Körpers  aufgezehrt  werden,  welche  durch  Nahrung  wieder  ersetzt  werden 
müssen. 

—  Albrecht  von  HaHtr  macht  Beobachtungen  über  die  Entwicklung  des 
Keims  im  bebrüteten  Ei  und  über  das  Knochenwaohstum.  Er  vertieft 
die  Anschauungen  von  Glisson  (s.  1672)  und  Cornelio  (s.  1680)  in  bezug 
auf  die  Kontraktionsfähigkeit  der  Muskeln  und  Gewebe  und  zeigt,  daß 
die  Lebensleistung  eines  jeden  Organs  ihren  Sitz  in  dem  Organ  selbst  hat, 
und  daß  die  Kräfte,  welche  die  charakteristische  Tätigkeit  eines  Organs 
bedingen,  in  diesem  selbst  gegeben  sind.    Er  trägt  durch  diese  seine  Irri- 

—     201     — 

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1767 

tabilit&tslehre  dazu  bei,  daß  die  Lehre  von  der  Lebenskraft  allm&Uioh  ao 
Boden  verliert.  (Vgl.  auch  1780  B.) 
1757  Peter  Hogitrta  macht  in  seiner  Abhandlung  „Von  der  Verwalining  dee 
G«treide8  und  der  Grewäohse  vor  Frost  durch  Rauch"  den  Vorschlag,  Ge- 
treidefelder u.  dgl.  vor  den  Übeln  Folgen  der  Nachtfröste  durch  Bauch- 
erseugong  zu  schützen,  wie  dies  in  alten  Zeiten  vielfach  geübt  wurde. 
(S.  1680.) 

—  John  BiiwUmi  erbaut  in  den  Jahren  1767 — 1769  einen  stdnemen  Leuchtturm 
auf  den  Eddystone  Rocks,  etwa  14  englische  Meilen  südlich  von  Plymouth. 
Der  Bau,  unter  großen  Schwierigkeiten  ausgeführt,  darf  als  eines  der 
kühnsten  Werke  der  Wasserbaukunst  gelten.  Von  der  Brandung  mit  der 
Zeit  unterspült,  ist  der  Turm  später  abgebrochen  und  1878 — 82  durch 
einen  61  m  hohen  Neubau  ersetzt  worden.    (VgL  a.  1766  S.) 

—  Alexander  WlitM  erfindet  die  araeometrisohen  Glasperlen,  kleine  hohle 
Glaskugeln  von  ungleichem  Gewicht,  numeriert  nach  den  Abstufungen  der 
Dichte  der  Flüssigkeiten,  in  welchen  sie  einen  ihrem  Grewicht  gleichen 
Gewichtsverlust  erleiden.  Wirft  man  eine  Atnjahl  solcher  Kugeln  in  die 
zu  untersuchende  Flüssigkeit,  so  sinken  sie  teils  zu  Boden,  teils  steigen 
de  empor,  teils  erhalten  sie  sich  schwebend  in  der  Flüssigkeit.  Die  letztem 
geben  die  gesuchte  Dichte  an. 

1758—71  James  BrMlay  baut  auf  Kosten  des  Herzogs  von  Biidgewater  den 
61  km  langen  Bridgewater-Kanal,  der  die  Steinkohlengruben  des  Herzogs 
mit  Manchester  und  Liverpool  verbindet  und  dadurch  besonders  bemerkens- 
wert ist,  daß  er  vermöge  eines  183  m  langen  und  12  m  hohen  AquMukts 
übear  den  schiffbaren  Irwell  und  den  Mersey  führt. 

1768  Dex  englische  Militärarzt  BrockiMky  macht  die  ersten  Versuche  einer  Be- 
handlung der  Kranken  in  behelfsweise  hergestellten  Hütten  leichtester 
Bauart.  Er  konstruiert  zu  diesem  Zwecke  auf  öner  Art  von  Pfahlrost  in 
Holzbau  ausgeführte  kleine  Feldlazarette  (für  24 — 30  Kranke),  welche  zur 
Unterstützung  der  Luftzirkulation  mit  öfinungen  im  Dach  versehen  sind. 
Er  ist  damit  der  erste,  der  die  Dezentralisation  bei  den  Krankenhaus - 
anlagen  anbahnt.    (Vgl.  indes  auch  1714  L.) 

—  John  GhampioB  in  England  ermöglicht  die  Verarbeitung  der  Zinkblende  auf 
Zink,  indem  er  die  Köstiug  derselben  einführt,  bei  welcher  der  Schwefel 
ausgetrieben  und  das  Zink  oxydiert  wird. 

—  Nachdem  £.  Bartholinus  (s.  d.  1670),  sowie  der  schwedische  Bergrat  Andreas 
von  Swab  (1738)  gelegentlich  das  Lötrohr  bei  mineralogisohen  Unter- 
suchungen angewendet  hatten,  begründet  Axel  Fredrik  CromMt  in  Stock- 
holm die  planmäßige  Anwendimg  des  Lötrohrs  in  der  Mineralanalyse.  Er 
gibt  eine  Klassifikation  der  Mineralien,  in  welcher  er  dem  Sand  keine 
besondere  Klasse  zuerkennt,  da  derselbe  ein  Gemisch  kleiner  Steine  srä. 

—  Jean  DsMMMt  entdeckt  die  hintere  Basalmembran  der  Hornhaut,  die  nach 
ihm  „Membrana  Deecemetü"  genannt  wird.  Auf  die  Priorität  dieser 
Entdeckung  machte  auch  Pierre  Demours,  indes  mit  weniger  Recht,  An- 
spruch. 

—  Henri  Louis  Duhaiml  in  MoncMW  begründet  mit  seiner  „Physique  d'arbres" 
die  wissenschaftliche  Epoche  des  Forstwesens. 

—  Henri  Louis  Dnbamal  in  Monctau  macht  die  ersten  Versuche,  Pflanzen  in 
destilliertem  Wasser  zu  kultivieren,  dem  er  die  Nährstoffe  in  passender 
Form  und  abgewogener  Menge  zusetzt.  Es  gelingt  ihm,  wie  später  Thtodore 
de  Saussure  (1804),  Humphry  Davy  (1804),  Julius  Sachs  (1869)  und  Enop 
(1861)  auf  diese  Weise  Pflanzen  in  vollkommen  normaler  Ausbildung  und 
mit  reifem,  fortpflanzungsfäbigem  Samen  zu  gewinnen. 


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178» 

1768  Leonhard  Ealir  veröSenÜioht  den  nach  ihm  benannten  Satz:  In  jedem  von 
Ebenen  begrenzten,  einfach  znsammenh&ngenden  Körper  („£nle''Bohem 
Polyeder")  ist  die  Anzahl  der  Ecken,  vermehrt  nm  die  der  Il&ohen,  gleich 
der  xun  2  yermehrten  Anzahl  der  Kanten.  Indes  haben  Desoartes  nnd 
vermutlich  aach  Archimedes  diesen  Satz  schon  gekannt,  da  der  letztere 
sonst  BohwerUoh  die  Stempolyeder  voUständig  hätte  angeben  können. 

—  Der  Engländer  Evwttt  baut  die  erste  durch  Wasserkraft  betriebene  Tuch- 
sehermasohine,  deren  Scheren  den  Handsoheren  nachgeahmt  sind. 

—  Benjamin  Fmklln  studiert  in  eingehender  Weise  und  auf  streng  wissen- 
schaftlicher Grundlage  den  durch  den  Schornstein  hervorgerufenen  Luftzug 
und  empfiehlt  die  Schornsteine  zur  natürlichen  Lüftung  und  Kühlung  der 
Wohnungen.  Eine  Erweiterung  seiner  Untersuchungen  findet  sich  in  seiner 
L  J.  1785  erscheinenden  Schrift  „Beobachtungen  über  die  Ursachen  und  die 
Abhilfe  von  rauchenden  Kaminen". 

—  Der  Wiener  Arzt  Anthony  dt  Harn  verwendet  das  Thermometer  in  größerem 
Maßstab  in  der  Medizin  nnd  benutzt  dasselbe  namentlich  zur  Messung  der 
Fiebertemperatur. 

—  Karl  VM  Limit  führt  die  schärfere  Bestimmung  der  Arten  und  ihre  binäre 
Benennung  für  alle  ihm  bekannten  Tiere  durch.  (10.  Auflage  seines  „3y- 
stema  naturae".) 

—  Andreas  Sigismund  Marcgraf  weist  nach,  daß  die  Farbe  des  Lasuisteins 
(Lapis  lazuh)  nicht  von  einem  Gehalt  an  Kupfer  herrühre,  daß  das  färbende 
Prinzip  vielmehr  Eisen  sei.  Klaproth  findet  1796  als  seine  Bestandteile 
Kieselerde,  kohlensauren  Kalk,  Alaunerde,  schwefelsauren  Kalk,  Eisenoxyd 
nnd  Wasser. 

—  Jedediah  Strutt  baut  den  Handkulierstuhl  von  Lee  (s.  1689)  zur  Erzeugung 
von  durchbrochenen  Wirkwaren  (Derby-rib  machine)  nm. 

—  Andreas  von  toak  macht  bei  Gelegenheit  der  Untersuchung  eines  ZeoUths 
zuerst  auf  das  Grelatinieren  der  Kieselsäure  (Kieselgallerte)  aufmerksam, 
über  das  Bergman  1777  genaue  Angaben  macht. 

1759  Franz  üliich  Theodor  Aaplnut  eliminiert  aus  der  Elektrizitätslehre  die 
Cartesianischen  Vorstellxmgen  von  Ausflüssen  und  führt  in  dieselbe  die 
Newton'sche  Anschauungsweise  der  Kraftäußerung,  die  „Actio  in  distans"ein. 

—  Giovanni  Artulno  teilt  zuerst  in  seiner  Abhandlung  über  die  Gebirge  von 
Padua,  Vioenza  und  Verona  die  Berge  nach  ihren  Lagerungs Verhältnissen 
nnd  nach  ihrer  Entstehung  in  primitive  (ohne  Versteinenmgen),  sekundäre 
und  terti&re  (mit  Überresten  von  Pflanzen  und  Tieren)  und  in  vulkani- 
sche ein. 

—  Nachdem  bereits  1736  zu  Irkutsk  in  Sibirien  bei  strenger  Kälte  ein  G«- 
fiieren  des  Quecksilbers  im  Thermometer  beobachtet  worden  war,  gelingt 
es  zueist  Josias  Adam  Bniin  in  Petersburg,  das  Quecksilber  diurch  eine 
künstliche  Kältemischung  (Schnee  und  verdünnte  Salpetersäure)  zum  Ge- 
frieren zu  bringen. 

—  Johann  Heinrich  limttrt  gibt  in  seiner  Schrift  „Die  freie  Perspektive"  die 
Gmndlehren  der  Zentral-  und  Parallelprojektion. 

—  L.  L.  F.  da  LaaraKinit  entdeckt  den  Essigäther  bei  Destillation  starker 
Essigsäure  mit  Weingeist,  wobei  vermutlich  eine  Mineralsäure  zugegen  war. 

—  Andreas  Sigismund  Maifgraf  bestätigt,  daß  die  Magnesia  eine  besondere 
Erde  ist  (vgl.  auch  1756  B.)  und  erkennt  deren  Vorkommen  in  verschie- 
denen Mineralien,  wie  im  Serpentin,  Speckstein,  Amianth  und  Talk.  Das 
Vorkommen  der  phosphorsauren  Magnesia  in  den  Knochen  stellen  1803 
Fonrcroy  und  VauqueUn  fest. 

—  Jos6  Celestino  Muti*  wendet  zuerst  die  Angostnrarinde   als  Heilmittel  an. 

—     203     — 

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176» 

Nach  Deutsohland  gelangt  sie  erst  1788  durch  die  englischen  Ante  Ewer 
und  Williams,  die  sie  von  Trinidad  mitgebracht  hatten. 
1769  William  PortMliM  gründet  auf  den  Soheiner'schen  Versuch  (s.  1616  S.)  ein 
Optometer,  d.  i.  ein  Instrument,  welches  durch  Bestimmung  des  Fem- 
pnnktes  des  Auges  den  Hefraktionszustand  und  durch  gleichzeitige  Be- 
stimmung seines  Nahepunktes  die  Akkommodationsbreite  festsustellen 
gestattet. 

—  John  RoMmm  ist  der  erste,  der  die  Anwendung  der  Dampfkraft  für  Strafien- 
wagen,  und  zwar  seinem  Freunde  James  Watt  vorschlägt. 

—  Fran^ois  Sauvagei  da  la  Crali  bringt  den  Ausdruck  „Typhus"  für  eine  be- 
stimmte Gruppe  von  Affektionen,  und  zwar  einerseits  den  nervösen,  gastri- 
schen und  AbdominaltyphuB,  andererseits  den  Flecktyphus  zur  allgemeinen 
Anwendung  in  der  Pathologie,  doch  werden  Abdominal-  und  Flecktyphus  eist 
1810  durch  HUdenbrand  und  namentlich  1836  durch  G-erhard  und  Pennook 
genauer  imtersohieden  und  gegeneinander  abgegrenzt. 

—  Johann  Heinrich   van  SchQla  in  Augsburg  scheint  zuerst  die  gestochenen 

Eupfeiplatten  zum  Drucken  in  der  Eattundruckerei  verwandt  zu  haben. 

—  John  Smaaten  findet  in  seinen  Untersuchungen  über  die  Friktion  beim  Ein- 
griff von  Bad-  und  Getriebezähnen  als  beste  G«8talt  der  Zähne  für  die 
Kammräder  die  zykloidische,  für  die  Stirnräder  die  epizykloidische. 

—  Bobert  Symmar  begründet  die  dualistische  Theorie  der  Elektrizität,  in 
welcher  die  auch  heute  noch  vielfach  benutzte  HUbvorstellung  von  den 
zwei  elektrischen  Fluiden  zum  Ausdruck  gebracht  ist. 

—  Josiah  Wadgwaed  gelingt  es,  unter  Vervollkommnung  der  Astburyschen  Ent- 
deckung (s.  1720  A.)  aus  weißem  Tone  von  Devonshire  und  gemahlenem 
Feuerstein  milchweißes  Steinzeug  und  Geschirr  herzustellen,  das  er  mit  einer 
glänzenden  Glasur  versieht  und  unter  dem  Namen  „Queen -Ware"  in  den 
Handel  bringt- 

—  Josiah  Wadgwaed  erhält  durch  Brennen  einer  mit  verschiedenen  Metalloxy- 
den  gemischten  Tonmasse  Nachahmimgen  von  farbigen  Steinen  (namenfüch 
Achat)  und  erfindet  die  sog.  Jaspistöpferei,  welche  auf  der  Herstellung  einer 
besonders  zarten  und  schönen  weißen  Masse  beruht,  die  sich  durch  Znsatz 
von  Metallozyden  in  der  ganzen  Substanz  färben  läßt.  Durch  Anbringung 
von  Beliefs  in  weißer  Masse  auf  gefärbter  Unterlage  stellt  er  die  nach 
ihm  benannte  „Wedgwood-Ware"  her. 

—  Johann  Heinrich  Ziaflar  bestimmt  die  Spannkraft  des  Wasserdampfe,  indem 
er  Dampf  in  einem  abgeschlossenen  Kaum  erzeugt  und  feststellt,  welcher 
Druck  bei  einer  bestimmten  Temperatur  entsteht.  Von  gleichem  Prinzip 
gehen  Watt  (s.  1764  W.),  B^tancourt  (s.  1792  B.)  und  G.  Schmidt  bei  ihren 
Bestimmungen  aus. 

1760  Bobert  Bakawall  bewirkt  durch  sein  Züchtungsverfahren  die  Verbesserung 
des  Leioesterschafes  und  des  „Longhom"-Bindes  in  so  vollendeter  Weise, 
daß  er   eine  ausgezeichnete  Grundlage  zu  allen  weitem  Fortschritten  legt. 

—  Johann  Gottlob  Immanuel  Brallkapt  in  Leipzig  unterzieht  die  Formen  der 
Fraktur-  oder  sog.  „deutschen"  Druckschrift  (vgl.  1522  Dürer),  welche  im 
17.  Jahrhundert  alle  Schönheit  verloren  hatte,  einer  durchgreifenden  Ver- 
besserung. Durch  seine  Bestrebungen,  die  im  Anfang  des  19.  Jahrhunderts 
durch  die  Schriftschneider  Gebrüder  Walbaum  fortgesetzt  werden,  hat  der 
Frakturdruck  seine  heutige  Form  erhalten. 

—  Bieter  Campsr  weist  zueist  nach,  daß  die  Linse  des  Auges,  wie  Leeuwen- 
hoek  vermutet  hatte,  aus  Fasern  besteht. 

—  Pieter  Campar  stellt  den  G«sicht8winkel  als  Bassenmerkmal  auf  und  macht 
die  ersten  Versuche  der  Messung  von  Schädeln,  über  welche  er  in  seiner 
Schrift  „Über  die  Verschiedenheit  der  Gesichtszüge  des  Menschen"  berichtet. 

—     204     — 

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1760 

1760  Domenioo  Oalagno  entdeckt  beim  Kochen  des  Hanm  von  Wassersüchtigen 
und  Diabetikern  eine  gerinnbare  Substanz,  die  sich  als  Eiweiß  erweist. 
Er  entdeckt  den  „Aquaeductos  Cottnnnii"  im  FelsenteO  des  Schl&fenr 
beins  and  liefert  zuerst  den  sicheren  Kachweis,  daß  das  Labyrinth  Flüssig- 
keit enthält,  während  bis  dahin  die  aristotelische  Ansicht  galt,  daß  das- 
selbe Luft  enthalte. 

—  SMilaKt  führt  eine  Lösnng  yon  basisch  essigsaurem  Blei  als  änßerlioh  zu  be- 
nntsendes  Mittel  in  den  Arzneischatz  ein.    (Goulard'sohes  Wasser.) 

—  Wer  der  erste  Erfinder  der  Knnsthefe  ist,  läßt  sich  nicht  mit  Sicherheit 
feststellen.  Die  ersten  Nachrichten  darüber  gibt  Ferdinand  Jinll  in  seinen 
„ökonomischen  Schriften  über  die  wichtigsten  Gegenstände  der  Stadt-  und 
Landwirtschaft". 

—  Robert  Kay,  Sohn  von  John  Kay,  ermöglicht  durch  die  Doppel-  oder 
Weehsellade  im  Webstuhl  das  Einschießen  verschiedenfarbiger  Fäden. 

—  Knoay  in  Holland  behandelt  in  seinem  „Hortulanus  mathematicus"  die 
Obstzucht  und  gibt  eine  ausführliche  Beschreibung  der  europäischen 
Obstsorten. 

—  DerMathematikerJosephLloaisLafnmf«  in  Tnringibt  ein  Yerfahrenzur  Lösung 
der  Aufgaben  der  Variationsrechnung  an,  das  im  wesentlichen  noch  heute 
benatzt  wird.  Eine  weitere  Förderung  hat  die  Variationsreehnung  ge- 
fanden durch  Jacobi,  Weierstraß,  Schwarz  und  A.  Mayer. 

—  Johann  Heinrich  Lamksrt  zeigt,  daß  die  durch  einen  Körper  hindurch- 
gehende Lichtmenge  in  geometrischer  Reihe  abnimmt,  wenn  die  Dicke 
des  Körpers  in  arithmetischer  Reihe  wächst.  Dieses  nach  Lambert  be- 
nannte Gesetz  wird  1828  von  J.  F.  W.  Hersohel  und  1863  von  Beer  (s.  d.) 
bestätigt.    (S.  a.  1867  B.) 

—  Johann  Heinrich  Lambwt  erfindet  gleichzeitig  mit  Pierre  BOMgMr  das  Photo - 
meter  (Sohattenphotometer)  und  begründet  die  Lehre  von  der  Messung 
des  Lichts  (Photometrie). 

—  Martin  Frobenius  LMtomiflltor  gebraucht  zuerst  die  Bezeichnung  „Infusions- 
tiere", die  später  in  Infusorien  abgekürzt  wird. 

—  Anne  Charles  Larry  macht  die  ersten  Untersachungen  über  das  Atmungs- 
zentrom.    (S.  a.  1812  L.) 

—  Johann  Tobias  Mayar  der  Ältere  gibt  seine  auf  die  Theorie  der  Mond- 
bewegung (s.  1763  E.)  gegründeten  Mondtafeln  heraus,  aus  welchen  man 
den  Ort  des  Mondes  am  Himmel  für  jede  gegebene  Zeit  ohne  Schwierig- 
kät  herleiten  kann.  Diese  Mondtafeln  ermöglichen  erst  die  Ausführung 
der  von  Vespucci  vorgeschlagenen  Längenbestimmung  nach  Monddistanzen. 
(VgL  1499  V.  und  1766  W.) 

—  John  Michail  stellt  eine  Hypothese  über  die  Fortpflanzung  der  unterirdischen 
Bewegungen  auf,  wobei  er  annimmt,  daß  die  Ursache  dieser  Bewegungen 
in  den  im  Erdinnem  erzeugten  Dämpfen  zu  suchen  ist.  Er  hat  eine  rich- 
tige Vorstellung  von  dem  Wesen  der  geologischen  Schichtung  und  weiß, 
daß  die  Schichten  in  der  Niederung  meist  wagereoht,  im  Grebirge  dagegen 
vielfach  gebogen  und  gebrochen  sind. 

—  Jobann  Joosten  MmMbanbraak  erwähnt  zuerst  den  Farbenkreisel,  der  auf 
ähnlichem  Prinzip  wie  die  stereoskopisohen  Scheiben  (s.  1832  P.)  beruht. 

—  Der  französische  Chirurg  Hugues  Ravaten  benutzt  zuerst  einen  an  vier 
Ringen  aufgehängten  Stiefel  aus  Blech  zur  „schwebenden"  Lagerung  ge- 
brochener Beine,  eine  Erfindung,  die  gewöhnlich  Sauter  zugeschrieben  wird. 

—  John  giiiaaUiu  erfindet  das  Zylindergebläse  und  führt  zuerst  ein  solches  mit 
vier  gußeisernen  Zylindern  für  den  Hochofen  des  schottischen  Eisenwerkes 
Carron  aus. 

—  Lazzaro  tfalianianl   macht   Forschungen   über   die   Infusionstierchen,   den 


—     205     — 

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1760 

Ereulanf  des  Blutes  and  die  Zeugungslehre  und  führt  insbesondere  den 
Kachweis,  daB  die  Befruchtung  durch  die  Samenkörper  stattfindet. 

1760  Anton  von  Sttrk  wendet  zuenit  den  Schierling,  den  man  bis  dahin  dorch- 
gehends  als  Gift  betrachtet  hatte,  in  der  Median  und  zwar  innerlich  gegen 
Bhaohitis,  BeinfraB  und  gegen  Kachexie  an. 

—  Clifton  Wlntrfncham,  Arzt  in  London,  führt  die  von  Borelli  begründete 
Jatromathematik  in  bahnbrechender  Weise  weiter. 

1761  Jean  Astavc  bearbeitet  die  Hautkrankheiten  und  sacht  schon  fast  ganz  im 
modernen  Sinne  den  anatomischen  Sitz  der  einzelnen  Haataffektionen  fest- 
zustellen. Er  unterscheidet  Epidermis,  Schleimmembran,  Cutis,  SchweiB- 
drüsen,  Talgdrüsen,  Haarbälge  und  Nerrenpapillen. 

—  Joseph  Leopold  Autnbniiiir  begründet  in  seinem  Baohe  „Inventnm  novum 
ex  i>ercafl8ione  thorads  humani  ut  signo  abstrosos  intemi  pectoris  mor- 
bos  detegendi"  in  wissenschaftlicher  Weise  die  Perkussion  des  Thorax,  die 
er  systematisch  zur  Diagnose  der  Krankheiten  der  Bmathöhle  benutzt 
(S.  a.  1686  L.) 

—  Johann  Ullrich  Bilgmr  Hefert  den  Kachweis,  daß  sehr  viele  Gliederverlet- 
zungen, die  nach  den  bis  dahin  geltenden  Grundsätzen  dem  Amputations- 
messer  verfallen  waren,  zur  Heilting  za  bringen  sind  and  wird  damit  der 
Vorläufer  der  konservativen  Chirurgie. 

—  Der  Wagner  Bbmr  in  München  konstrniert  die  erste  Schnbfeueileiter,  bei 
der  zwei  gleich  breite  und  gleich  lange  Leitern  aufeinander  liegen  und  durch 
eiserne  Hälsen  verbunden  sind.  Die  Verlängerung  geschieht  durch  Aus- 
ziehen der  obem  Leiter  und  Befestigung  derselben  in  ihrer  Lage  durch 
eine  einfache  Hakenkonstruktion. 

—  Henri  Louis  Duhaiml  du  Monctui  erwähnt  zuerst,  daß  im  Norden  Frank- 
reichs und  in  England  Ölkuchen  (besonders  Raps-,  Lein-,  Hanf-  und  Rizi- 
nuskuohen  als  Düngemittel  Verwendung  finden;  doch  wird  diese  Art  der 
Düngung  erst  um  1860  allgemeiner. 

—  Die  MglltclM  MMiralHit  beginnt  mit  der  Kupferbeplattung  der  Schiffe  zum 
Schatz  gegen  Bohrmnsoheln. 

—  Der  französische  Orientalist  Joseph  da  SnlCMt  weist  in  seiner  „Histoire 
g^n^rale  dee  Mogols"  auf  die  Möglichkeit  hin,  daß  vielleicht  schon  im 
5.  Jahrhundert  n.  Chr.  von  China  aus  über  Kamtschatka  and  die  AlSaten  Ver- 
bindungen mit  Amerika  stattgefunden  haben  können.  Er  sucht  zu  be- 
weisen, daß  die  Chinesen  Amerika  unter  dem  Namen  „Fusang"  gekannt 
hätten.  Nach  neueren  Forschungen  ist  indes  Fusang  identisch  mit 
Sachalin. 

—  Gottlieb  KMiwrttr  macht  die  ersten  Untersuchungen  über  die  Baetard- 
befruohtung  und  über  die  Bestäubungseinrichtungen  der  Pflanzen. 

^  Der  auch  sonst  um  die  Schiffshygiene  verdiente  Dr.  James  Und  befürwortet 
dringend  die  WasserdestUlation  an  Bord  der  Schiffe  (s.  a.  1717  G.)  und 
gibt  die  erste  Idee  zur  Vereinigung  des  Kochapparates  mit  dem  Destilla- 
tionsapparat;  er  stellt  zuerst  die  Behauptung  auf,  daß  kein  Zusatz  von 
Salzen  nötig  sei,  um  destilliertes  Seewasser  trinkbar  zu  machen. 
—  Andreas  Sigismund  Maifgraf  fördert  durch  seine  „Chymisohen  Schriften"  die 
analyttsche  Chemie  in  allen  ihren  Zweigen. 

—  Nevil  Maiksiyn«  beobachtet  zuerst  beim  Venusdurchgang  am  6.  Juni  die  Er- 
scheinung einer  dimklen  brückenartigen  Verbindung  zwischen  Venus-  and 
Sonnenwand  an  der  Stelle,  wo  die  innere  Berührung  stattfindet,  den  sog. 
„Schwarzen  Tropfen". 

—  Giambattiata  Morgagni  stellt  die  pathologische  Anatomie  dee  Ohres  aof 
eine  feste  wissenBchaftliche  Grundlage.  Er  beschreibt  das  Antrum  mastoi- 
deum,  den  Inhalt  der  Paukenhöhle  der  Neugeborenen  und  die  Bedeutung 

—     206     — 

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17<tt 

der  Tuben  und  yerbreitet  sich  aber  die  Beaehongen  der  Mittelohreitemngen 
und  GrehimabflzesBe  und  über  den  Wert  der  Enoohenleitung. 

1761  Giambattista  Morgainl  bandelt  in  seinem  Buche  „De  sedibus  et  causis  mor- 
bonun  per  anatomen  indagatis"  in  epoohemaohender  Weise  von  den  Frauen« 
krankheiten  und  gibt  Mittel  zu  deren  Bekämpfung  an. 

—  Giambattista  Wimfl  bescbreibt  das  nach  ihm  benannte  Taschenband  im 
Kehlkopf,  erw&hnt  dessen  Appendix,  die  Drfiaen  im  Ventrikel  und  pr&paiiert 
den  sp&ter  nach  Wrisberg  benannten  keilförmigen  Knorpel.  Er  untersucht 
als  erster  den  Kehlkopf  pathologisoh-anatomisch. 

—  Carsten  NMakr  bereist  im  Auftrage  der  d&msohen  Regierung  Arabien,  Per- 
aien,  Palästina  und  Kleinasien  und  wird  durch  seine  Schilderungen  und 
Karten,  die  FfiUe  von  Beobachtungen  und  die  Aufnahmen  von  Denk- 
mälern der  Bahnbrecher  für  das  tiefere  Eindringen  in  die  Kunde  des  Orients. 

—  Johann  Gottskalk  WallsriM  stütrt  in  seiner  Schrift  „Agrioulturae  funda- 
menta  chemica"  die  Grundsätze  des  Ackerbaus  auf  die  Vergleichung  der 
BestandteQe  der  Pflanzen  mit  den  Bestandteilen  des  Bodens. 

1762  Charles  BcBMt  untersucht  in  seinen  „Consid^rations  sur  lea  corps  organisös" 
die  Zeugungstheorien  und  nimmt  eine  Fiäformation  der  Keime  an,  welche 
namentlich  auch  durch  Albrecht  von  Haller  und  Spallanzani  vertreten  wird. 

—  Auf  Anregung  des  franzöBischen  Tierarztes  Claude  Bcurpiat  wird  zu  Lyon 
die  erste  europäische  Tierarzneisohule  gegründet.  Bourgelat  schreibt  über 
die  Proportionen  des  Fferdekörpers  und  erfindet  da«  Hippometer  zur  Be- 
stimmung derselben. 

—  James  BnAsy  gibt  einen  mustergültigen  Stemkatalog  mit  3222  Stem- 
örtem  heraus. 

—  John  OmiIm  gelingt  der  Nachweis,  daß  das  Wasser  durch  einen  äußeren 
Dmck  eine  Verminderung  des  Volums  erfährt,  daß  es  also  kompreesibel 
ist  (S.  a.  1661  A.)  Im  gleichen  Jahre  verbessert  er  das  Kdbzeug  der 
Elektrisiermascliine,  indem  er  das  dazu  dienende  geölte  Seidenzeug  mit 
einer  Mischung  von  Zinnamalgam  und  Kreide  beetreicht  und  so  die  Wir- 
kung erheblich  erhöht.  Dies  Amalgam  wird  1788  von  Kienmayer  in 
Wien  noch  verbessert  und  nach  ihm  benannt. 

—  raUa  in  Northwich  macht  die  erste  Resektion  des  Kniegelenks,  die  dann 
von  Park  (1781),  Morean  (1792)  und  namentlich  von  William FerguBson(  1860) 
wesentliche  Verbesserungen  erfährt. 

—  Der  Geolog  G.  Christian  FOcIiMl  stellt  eine  scharf  ausgeprägte  Ter- 
minologie der  Geologie  auf  und  definiert  zuerst  die  Begriffe  „Schicht", 
,Jiager"  nnd  „Formation".  Sein  Hinweis,  daß  jede  Schicht  (sowie  Forma- 
tion) zugleich  eine  bestimmte  Periode  in  der  Entwicklung  der  Erde  be- 
zeichne, ist  in  der  Folge  grundlegend  geworden. 

—  Charles  Lt  Roy  widerlegt  die  durch  das  ganze  Mittelalter  verbreitete  Lehre, 
daß  der  Tau  von  oben  herabkomme  und  deutet  den  später  bestätigten 
Gedanken  an,  daß  bei  der  Kälte  der  Nacht  die  Luft  den  bei  Tage  ver- 
schluckten Wasserdampf  nicht  bei  sich  zu  behalten  vermöge. 

—  Elisabet  Christina  von  Unirf  berichtet  an  die  schwedische  Akademie  der 
Wissenschaften  über  die  von  ihr  gemachte  Entdeckung  des  Leuchtens  der 
Blüte  der  Kapuzinerkresse,  das  sie  zuerst  im  väterlichen  Garten  in  Upeala 
beobachtet  hat. 

—  Marcus  Antonius  Ptonds  stellt  die  erste,  der  heutigen  sehr  ähnliche  Theorie 
der  ätiologischen  Bedeutung  der  Mikroorganismen  für  die  Entstehung  der 
Infektionskrankheiten  auf  und  erklärt  die  Fäulnis  durch  die  Entwicklung 
und  Vermehrung  der  Keime  „wurmartiger"  Wesen. 

—  Anton  vtm  MIrk  wendet  den  Eisenhut  (Aconitum)  zuerst  medizinisch  gegen 
Wechselfleber,  Geschwülste  und  gegen  rheumatische  Zustände  an.   Er  führt 


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1768 

das  von  den  Alten  bereits  angewendete  Bilsenkraut  wieder  ein,  wie  er 
auch  zuerst  den  Steohapfeleztrakt  und  im  Jahre  1763  auch  das^Colohioom 
autumnale  medizinisch  anwendet. 

1762  Johann  Karl  Wllckt  spricht  das  Prinzip  des  Eldctrophors  ans,  dessen  Wirk- 
samkeit auf  der  Influenz  (vgl.  1763  C.)  beruht. 

1763  Der  vom  Gouverneur  von  Sibirien,  Tschitsoherin,  auf  eine  Entdeckungs- 
fahrt nach  Norden  ausgesandte  Sergeant  Andrajaw  erreicht  die  südwestliche 
Fortsetzung  des  jetzt  als  Wrangeil -Land  bezeichneten,  aus  zahlreichen 
kleineren  und  größeren  Inseln  bestehenden  Landkomplezes. 

—  Joseph  Black  bestimmt  zuerst  die  spezifische  Wärme  einer  Anzahl  von 
Körpern  nach  der  Mischnngsmethode.  Ausgedehnte  Versuche  nach  dieser 
Methode  machen  auch  Wilcke  (1764)  und  Crawford  (1778). 

—  Joseph  Black  bestimmt  zuerst  die  Verdampfungsw&rme  (latente  W&rme)  ia 
roher  Weise,  indem  er  ein  kleines  eisernes  Gefäß  mit  Wasser  auf  einen  mög- 
Uohst  gleichmäßig  brennenden  Ofen  stellt  und  die  Zeit  beobachtet,  in 
welcher  das  Wasser  auf  100"  steigt,  und  die,  in  der  es  verdampft. 

1763—67  Nachdem  Pardiee  (s.  1673  P.),  Newton  (1687),  Jean  Bemoulli  (1742)  und 
Leonhard  Euler  (1747)  die  Probleme  des  Schiffswiderstandes  zu  lösen  ver- 
sucht hatten,  ohne  jedoch  befriedigende  Resultate  zu  erzielen,  macht  Jem 
Charles  Borta  ausgedehnte  Experimente  mit  Schjfismodellen,  Prismen  und 
Zylindern,  die  den  Weg  zur  Aufstellung  einer  Widerstandsformel  zeigen 
sollen,  jedoch  ebensowenig  als  die  Nachprüfung  dieser  Versuche  durch 
Th^venard,  Bezout,  Condorcet  und  Bossut  (1775 — 78)  zum  Ziel  führen. 

1763  Richard  Lovell  Edgmrartli,  Mitglied  des  englischen  Parlaments,  läßt  einen 
optischen  Telegraphen  zwischen  London  und  Newmarket  zu  seinem  Privat- 
gebrauche  herstellen,  soweit  bekannt  die  erste  neuzeitliche  Anwendung  der 
optischen  Telegraphie.    (Vgl.  400  Vegetius  und  1793  Chappe.) 

—  Albrecht  von  Hallar  spricht  in  seinen  „Elementa  physiologiae"  die  Über- 
zeugung aus,  daß  man  aus  den  anatomischen  Veränderungen,  die  man  an 
den  Leichen  Tobsüchtiger  und  Blödsinniger  finde,  manchen  nützliche* 
Schluß  auf  die  Funktionen  der  verschiedenen  Himteile  ziehen  könne. 

—  Nachdem  die  Zichorie  schon  längere  Zeit  hindurch  am  Harze  als  KaSee- 
surrogat  verwendet  worden  war,  lenkt  der  Major  ¥0II  HaliM  die  Aufmerk- 
samkeit weiterer  Kreise  auf  dieses  Präparat.  Seitdem  bürgert  sich  die 
geröstete  Zichorie  als  Zusatz  zum  Kaffee  imd  als  Ersatz  desselben  immer 
mehr,  zunächst  in  Norddeutschland,  ein. 

—  Hulot  konstruiert  einen  Schraubstock,  der  sich  um  eine  horizontale  Achse 
drehen  und  sich  außerdem  in  der  Vertikalebene  neigen  läßt,  wodurch  dem 
eingespannten  Arbeitsstück  die  verschiedenste  Lage  gegeben  werden  kann. 

—  Johann  Heinrich  Lankirt  gibt  eine  Theorie  des  Sprachrohrs  und  schlägt 
vor,  das  konische  Sprachrohr  durch  ein  anderes  zu  ersetzen,  das  aus  einem 
Ellipsoid  und  einem  Paraboloid  zusammengesetzt  ist. 

—  Giambattista  Morgacnl  behandelt  zuerst  in  umfassender  Weise  die  patho- 
logische Anatomie  der  Geisteskrankheiten  und  teilt  sowohl  Kranken- 
geschichten als  auch  Leichenbeftmde  mit. 

—  Der  Kaufmann  Johann  Jacob  Ott  in  Zürich  macht  die  ersten  konsequente» 
Messungen    der  Bodentemperatur   in  verschiedenen  Tiefen.    (S.   1616  M.) 

—  Der  Schichtmeister  Jobann  J.  Pobunow  zu  Barnaul  in  Sibirien  erbaut  eine 
Dampf-Gebläsemaschine  zur  Winderzeugung  bei  metallurgischen  Operationen. 

—  Johann  Gottskalk  Walleriut  gibt  eine  umfassende  Kritik  der  Kennzeichen 
der  Mineralien,  die  dem  mineralogischen  Studium  eine  neue  Richtung  gibt 
und  die  systematische  Einteilung  der  Mineralien  erleichtert. 

—  John  Wiböa  aus  Ainsworth  verbessert  die  Baumwollsamtfabrikation,  indem 
er  das  die  Samtstofie  charakterisierende  Haar  a\is  einem  Polschusse  bildet. 


—     208     — 

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im 

Um  dae  Haar  abzngleioheii,  bearbeitet  er  zuerst  den  Stofi  aus  freier 
Hand  mit  dem  Rasiermesser,  fahrt  aber  dann  das  Absengen,  erst  mit 
der  Weingeistflamme,  dann  mit  glühendem  Eisen  ein.  In  neuerer  Zeit  wird 
statt  dessen  das  Abscheren  auf  der  Sohermasohine  angewendet. 
1764  Louis  Claude  Cadat  da  Smicwrt  entdeckt  die  ranchende  arsenikalische 
Flüssigkeit,  flüssiger  Fyrophor  genannt,  von  der  Bunsen  bei  seiner  Arbeit 
über  das  Kakodyl  ausgeht. 

—  Domenico  (Mafno  beschreibt  zuerst  die  Neuralgie  der  Hüftnerven,  Ischias, 
die  nach  ihm  „Malum  Cotunnii"  genannt  wird. 

—  Während  man  in  der  Buchdruckerei  den  „Kegel"  (d.  i.  die  St&rke  des 
Typenkörpers  in  der  Richtung  der  Höhe  des  Buchstabenbildes)  bis  dahin 
in  willkürlichen  Abstufungen  wählte,  stellt  zuerst  der  französische  Sohrift- 
gießer  Foumiwr  la  Jaana  bestimmte  Regeln  auf  und  gibt  in  seiner  Schrift 
„Manuel  typographique"  eine  nach  sog.  typographischen  Punkten  ge- 
staltete Einteilung  der  Typen.     (Vgl.  1879  B.) 

—  Die  Brüder  Gravsnbont  in  Braunschweig  erfinden  das  Braunschweiger  Grün 
(basisches  Eupfercarbonat). 

—  Erik  Laxmann  in  St.  Petersburg  benutzt  zuerst  in  rationeller  Weise  das 
Glaubersalz  als  Flußmittel  bei  der  Glasbereitung.  Durch  Baader  (1803), 
Scholz  und  Kirn  (1839)  wird  die  Verwendung  des  Glaubersalzes  weiter 
gefördert,  doch  erst  durch  Pelouze's  Bemühungen,  der  das  Glaubersalz 
völlig  eisenfrei  herstellt,  wird  dessen  Verwendung  auch  für  weißes  Glas 
ermöglicht. 

—  Antoine  Laub  empfiehlt  bei  Blutungen  nach  Amputationen  statt  der 
Tourniquets  die  Digitalkompression. 

—  David  MacMda  erkennt  die  bei  der  Gärung  auftretende  Gasart  als  Kohlen- 
säure. Die  Quantität  der  entstehenden  Kohlensäure  wird  zuerst  1766  von 
Cavendish  bestimmt. 

—  Andreas  Sigismund  Maripaf  führt  den  exakten  Beweis  für  die  viel  be- 
strittene Präexistenz  des  Alkalis  in  der  Pflanze,  der  1774  durch  Wiegleb 
noch  vervollkommnet  wird.  Urban  Hiäme  hatte  diese  Präexistenz  schon 
1707  behauptet,  während  Helmont,  Boyle,  Lemery  und  Stahl  sie  ge- 
leugnet hatten. 

—  James  Watt  macht  Versuche  über  die  Abhängigkeit  der  Spannkraft  des 
Wasserdampfs  von  der  Temperatur  und  über  den  Dampf  verbrauch  der 
Newcomen'schen  Maschine, 

1765  Im  Gegensatz  zu  der  1604  erschienenen  Karte  Tirols  von  Warmund  Ygl 
und  den  Kartenbildem  der  Alpen  von  Matthias  Seutter  gibt  Peter  Anleh 
in  seinem  „Atlas  Tirolensia"  die  Berge  und  Gletscher  in  richtiger  Weise 
und  in  naturtreuer  DarsteUung  wieder. 

—  Der  englische  Techniker  Crafar  erfindet  die  Kettenspulmaschine. 

—  Leonhard  Eular,  der  1736  eine  Theorie  der  Fräzession  gegeben  hatte,  gibt 
in  seinem  Werke  „Theoria  motus  corporum  solidorum  seu  rigidomm"  eine 
grundlegende  Theorie  der  Hauptachsen  der  Drehung  im  allgemeinen,  sowie 
die  Darstellung  der  Bewegungen  um  beliebige  Achsen  in  spezielleren  Fällen. 
Er  entwickelt  daselbst  zuerst  den  Begrifi'  des  Trägheitsmoments  und  gibt 
ihm  auch  den  Namen.    („Momentum  inertiae.") 

—  Feiice  Fontana  publiziert  eine  wertvolle  Arbeit  über  das  Vipemgift  und 
beobachtet  die  nach  ihm  benannte  Bänderung  an  den  Nervenstämmen. 

—  Albrecht  von  Hallar  lehrt  auf  experimentellem  Wege  die  große  Schädlichkeit 
faulender  Substanzen  kennen  und  führt  die  seit  dem  Altertum  bekannten 
und  von  Hippokrates,  Celsus  und  Boerhaave  beschriebenen  „Fibrae  pesti- 
ferae"  (Septichaemie)  auf  Fäulmsstofie  der  Luft  zurück. 

—  Francis  Homo  beschreibt  —  unter  dem  von  Patrik  Blair  1713  geschafienen 

Dsimataedtet.  li 

—     209     — 


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17«6 

Namen  Croup  —  die  Diphtherie  als  eine  Krankheit  entzündlicher  Art  and 
weist  anch  wie  Villa  Real  (s.  1611  V.)  auf  die  oharakteristiBohe  Membran- 
bfldnng  hin.  So  vorzüglich  die  Abhandlung  ist,  so  trägt  sie  doch  zu 
Verwechalungen  zwischen  Croup  und  Diphtherie  bei,  die  erst  durch  Bre- 
tonneau's  Eingreifen  -  (s.  1818  B.)  beseitigt  werden. 
1766  La  Saila  erfindet  das  Papier,  auf  welchee  man  die  Muster  für  Weberei  und 
Stickerei  zeichnet  (Patronenpapier)  und  bemüht  sich,  den  Zugstahl  für 
gröBere  Dessins,  namentUch  auch  für  Möbelstoffe,  za  verbessern. 

—  Otto  von  MOnehhauMn  entwickelt  in  seinem  „Hausvater"  die  Theorie 
des  Pfluges. 

—  Jakob  Christian  Sehiihr,  evangelischer  Prediger  in  Regensborg,  erfindet 
das  Holzstoffpapier,  das  er  aus  feinen,  mit  Wasser  zu  Brei  verriebenen 
Sägespänen  herstellt.  Seine  Erfindung  verfällt  der  Yergeesenheit.  Doch 
ist  seine  Priorität  gegenüber  Keller  (s.  1843  K.)  unbestritten,  wie  dies  durch 
seine  Schrift  ,, Sämtliche  Papierversuche,  sechs  Bände,  nebst  81  Mustern, 
Regensburg  1766"  klar  bewiesen  wird.  Schäffer  hat  auch  zuerst  ein  un- 
verbrennliches  Asbestpapier  hergestellt,  und  die  Verwendung  des  Papiers 
zu  Kleider-  und  Wäschestoffen  empfohlen. 

—  Lazzaro  SpallanzMl  erfindet  im  Laufe  seiner  Untersuchungen  über  die  von 
John  Tuberville  Needham  (1746)  behauptete  Greneratio  spontanea  (Ur- 
zeugung) die  Methode,  zersetzungsfähige  Flüssigkeiten  dadurch  vor  der 
Zersetzung  zu  schützen,  daß  er  sie  kocht  und  nur  erhitzter  Luft  den  Z«- 
tritt  gestattet.  ^ 

—  James  Watt  trennt  bei  der  Dampfmaschine  den  Kondensator  mit  der  Luft- 
pumpe vom  Zylinder,  befreit  dadurch  den  Zylinder  von  der  sohädlichot 
Abkühlung  durch  das  Einspritzwasser  und  gibt  dem  Zylinder  einen  schüt- 
zenden Mantel, 

1766  Der  schwedische  Chemiker  Torbem  BMfUUUl  setzt  die  Experimente  von 
Canton  und  Aepinus  über  Pyroelektrizität  fort  und  erkennt  das  Umspringen 
der  Pole  beim  Abkühlen  des  TurmaUns. 

1766—69  Louis  Antoine  §»  Bougalnvllle  macht  die  erste  von  Franzosen  ausge- 
führte Weltumsegelung,  entdeckt  die  Korallenriffe  an  der  Ostküste  Austra- 
liens und  die  Louisiaden  und  findet  einige  der  Salomoninseln  wieder  auf. 

1766  Henry  CavMidIsh  entdeckt,  daB  das  Wasserstoffgas  eine  eigentümliche  Luft- 
art ist,  welche  entsteht,  wenn  man  Eisen,  Zinn  oder  Zink  in  verdünnter 
Schwefelsäure  oder  Salzsäure  auflöst.  (S.  a.  1783  L.)  Er  untersucht  die 
Kohlensäure  noch  eingehender  als  es  Black  (s.  1767  6.)  getan  hatte  und 
konstatiert  namentlich  auch,  daB  sich  bei  der  Weingärung  Kohlensäure 
entwickelt,  und  daB  dieses  Gas  identisch  mit  dem  aus  Marmor  und  Salz- 
säure erhaltenen  ist.    (Vgl.  a.  1764  M.) 

—  Henry  Cavamilth  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  spezifischen 
Gewichte  der  bekannten  Gasarten,  wie  der  Kohlensäure  und  des  Wasser- 
stoffs. In  umfangreichem  MaBe  werden  solche  Beatimmungen  1787  von 
Kirwan  unternommen.     (S.  a.  1669  M.) 

—  Johann  Gottlieb  Oahn  entdeckt,  daß  die  Knochen  größtenteils  aus  phos- 
phoTsaurem  Kalk  bestehen.  Diese  Entdeckung  erst  ermöglicht  die  Dar- 
stellung des  Phosphors  in  größerem  Maßstabe. 

—  Johann  Heinrich  Lambart  wird  durch  seine  (erst  i.  J.  1786  veröffentlichte) 
„Theorie  der  Parallellinien"  ein  Vorläufer  der  nichteuklidischen  Geometrie. 
(S.  1826  L.)  Er  führt  die  hyperbolischen  Funktionen  ein  und  beweist  die 
Irrationalität  der  Zahl  it. 

—  Am6d4e  Luilin  beschreibt  in  seiner  „Dissertatio  physica  de  electricitate'* 
den  nach  ihm  benannten  Versuch  der  Durchbohrung  eines  Kartenblattes 
durch  den  Entladungsschlag  einer  Franklin'schen  Tafel,  wobei  der  Funke 

—     210     — 

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17<7 

▼on  der  Spitse,  die  mit  der  positiv  elektrischen  Belegung  verbunden  ist, 
über  die  FIAche  der  Karte  fortgeht  und  dieselbe  in  der  Nähe  der  nega- 
tiven Spitze  durchbohrt. 

1786  Peter  Simon  PaHtt  bahnt  zuerst  eine  mehr  naturgemäße  Einteilung  der 
Länn^'sohen  Tierklasse  Yermes  an,  indem  er  die  Nacktschneoken  und 
Sepien  mit  den  Schaltieren,  die  Ringelwürmer  mit  Grordios  and  den  Ein- 
geweidevrärmem  zusammenstellt  und  eine  eigene  Hauptabteilung  „Centro- 
nias"  für  die  strahlig  gebauten  Tiere,  wie  Seeigel,  Seesteme  und  Aktinien 
aufitellt.  Es  ist  dies  die  erste  Andeutung  der  später  von  Cnvier,  Leuckart 
u.  a.  aufgestellten  Hauptkreise  unter  den  wirbellosen  Tieren. 

1706 — 86  Ludwig  Pfydir  verfertigt  die  erste  auf  geometrischen  Grund- 
sätzen beruhende,  in  Wachs  ausgeführte  Reliefkarte,  und  zwar  der  Zentnd- 
Schweiz.    (Vgl.  auch  1610  Dox.) 

1766  John  PuriMll  nimmt  das  erste  Patent  auf  HersteUimg  von  Draht  durph 
Walzen.  Ungefähr  gleichzeitig  wird  die  Walzendrahtzieherei  von  Fleur, 
Direktor  der  Münze  in  Besannen,  in  Frankreich  eingeführt. 

—  Der  österrächische  Stallmeister  und  Tierarzt  J.  «M  Mni  gibt  in  seinem 
Werke  „Der  im  Felde  und  auf  der  Reise  geschwind  heilende  Pferdearzt" 
viele  zweckmäßige,  wenn  auch  —  der  Zeitrichtung  entsprechend  —  noch 
sehr  umständliche  Rezepte  und  ist  als  Autorität  in  bezug  auf  den  Hufbe- 
schlag  zu  bezeichnen. 

—  Der  Wittenberger  Professor  Johann  Daniel  Tltius  weist  darauf  hin,  daß 
der  Abstand  der  Planeten  von  der  Sonne  annähernd  durch  die  Formel 
4  -f-  3  ■  2n  ausgedrückt  wird,  wobei  der  Wert  von  n  für  Merkur  =  0,  für 
Venus  =  V<,  für  die  Erde  =  1,  für  Mars  =  2  und  so  weiter  für  jeden  ent- 
fernteren Planeten  das  Doppelte  des  vorhergehenden  beträgt.  Die  Reihe 
läßt  erkennen,  daß  für  n  —  4  ein  Planet  (der  Ort  der  tatsächlich  später 
entdeckten  Planetoiden)  fehlt.  Auch  hat  sich  die  Formel  bei  der  Auf- 
findung des  Uranus,  dagegen  nicht  mehr  bei  dem  Neptun  bewährt.  Die 
Titins'sohe  Regel,  erst  durch  Bode  1772  allgemein  bekannt  geworden,  heißt 
daher  auch  Titius-Bode'sche  Reihe. 

1766 — 68  Samuel  Wallte  führt  auf  seiner  in  Gemeinschaft  mit  Philipp  Cartmt 
unternommenen  Weltumsegelung  die  erste  Längenbestimmung  nach  Mond- 
abständen  aus,  die  schon  1499  von  Vespucci  (s.  d.)  vorgeschlagen  worden 
war,  aber  erst  praktisch  ausgeführt  werden  konnte,  nachdem  die  Mond- 
tafeln  von  J.  T.  Mayer  (s.  1760  M.)  erschienen  waren.  Im  Verfolg  dieser 
Reise  wird  die  Pitcaim-Insel  entdeckt,  die  Carteret-Straße  durchfahren 
und  die  Lage  der  Salomons-  und  der  GesellschaftsLaseln  festgestellt. 

1767  John  Barkmhoat  führt  die  Musierung  der  Spielkarten  auf  der  Rückseite 
ein;  bis  dahin  war  dieselbe  stets  weiß  geblieben. 

—  Henry  CaviiHlish  entdeckt  die  Löslichkeit  des  kohlensauren  Kalks  in  kohlen- 
säurehaltigem Wasser. 

—  Joseph  Louis  LatruiC*  wendet  die  Eettenbrüche  auf  die  Lösung  imbestimmter 
Gleichungen  und  auf  die  näherungsweise  Berechnung  der  Wurzelwerte 
höherer  algebraischer  Gleichungen  an. 

—  Timothy  Laiw  bildet  die  Leidener  Flasche  zu  der  nach  ihm  benannten 
Maßflasche  aus,  indem  er  beide  Belegungen  mit  Funkenkugeln  verbindet, 
die  in  einen  beliebig  bestimmten  Abstand  gebracht  werden  können.  Sobald 
die  Maßflasche  mit  einer  bestimmten  Elektrizitätsmenge  geladen  ist,  findet 
Selbetentladung  statt,  so  daß  man  durch  die  Zahl  dieser  Selbstentladungen 
ein  Maß  der  entwickelten  Elektrizitätsmenge  gewinnt. 

—  ItoyiioMi,  Mitbesitzer  der  Coalbrookdale-Eisenwerke,  baut  die  erste  eiserne 
Spurbahn.      Die    gußeisernen   Schienen,    1,6   m    lang,     11  cm   breit  und 

14« 

—     211     — 


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1767 

beideneits    in   I  I  -  Form    aufgekrempt,    werden    auf    hölzernen    Längs- 
schwellen verlegt.     (Vgl.  1776  C.) 

1767  James  Watt  konstruiert  die  doppeltwirkende  Dampfmaschine,  indem  er 
beide  Kolbenhübe  als  Arbeitshübe  benutzt  und  erreicht  dadurch,  wenigstens 
bei  geringen  ümdrehzahlen,  eine  größere  Grleichförmigkeit  des  Ganges  der 
Maschine  als  bisher. 

1768  William  AlnaiiMr  untersucht  die  Wirkung  der  verschiedenen  antiseptischen 
Mittel,  wie  Chinarinde,  Salpeter,  Sublimat,  Kalomel,  Campher,  Ealkwasser 
auf  Infusorien  und  erwähnt,  daß  es  außer  diesen  Stoffen  noch  viele  gibt, 
womit  man  diese  Tierchen  töten  könne.  Er  geht  jedoch  nicht  dazu  über, 
seine  Untersuchungen  in  der  Praxis  der  Wundbehandlung  zu  verwerten. 

—  Antoine  Baumi  konstruiert  ein  Skalenaraeometer,  welches  späterhin  in 
der  chemischen  Technik  so  große  Verwendung  findet,  daß  die  Bezeich- 
nung der  Konzentration  der  Flüssigkeiten  nach  Baum^graden  eine  ganz 
allgemeine  wird. 

—  Der  italienische  Physiker  Giacomo  Battista  Bwcarli  weist  bei  G«legenbeit 
einer  in  Piemont  ausgeführten  Gradmessung  den  Einfluß  der  Alpen  auf 
die  Pendelabweichungen  nach. 

1768 — 73  Der  Schotte  James  BniM  unternimmt  die  erste  wissenschaftliche  Afrika- 
reise, hält  sich  drei  Jahre  in  Abessinien  auf  und  entdeckt  1770  den  Ur- 
sprung des  blauen  Nils  aus  dem  Tanasee  wieder,  nachdem  bereits  Ptole- 
maeuB  den  Ursprung  des  Blauen  und  Weißen  Nils  angegeben  hatte,  diese 
Kunde  jedoch  in  Vergessenheit  geraten  war.  (Vgl.  seine  Schrift  „Travels 
to  discover  the  Sources  of  the  Nile".) 

1768  Nachdem  schon  Marggraf  1760  ein  Leuchten  des  mit  brennbaren  Sub- 
stanzen kalzinierten  Gipses  hatte  wahrnehmen  wollen,  bereitet  John 
CantOR  durch  Glühen  von  Austemschalen  mit  Schwefel  den  nach  ihm  be- 
nannten Camton'schen  Phosphor  (Schwefeloalcinm). 

—  Michel  Ferdinand  Duo  4a  Chaulnas  wendet  zuerst  das  Mikroskop  zur  Be- 
stimmung von  Brechungsindices  an. 

1768 — 71  James  Cook  umfährt  auf  seiner  ersten  Beise  Neuseeland,  entdeckt  die 
Cookstraße  und  die  Ostkfiste  Australiens  und  findet  die  Torresstraße 
wieder  auf.  Außerdem  schafft  er  Klarheit  über  die  Inselwelt  der  Südsee. 
Unter  anderem  entdeckt  er  die  Botanybai,  die  er  nach  der  reichen 
botanischen  Ausbeute  seiner  Begleiter  Banks  und  Solander  benennt. 

1768  Leonhard  Eulor  führt  in  die  Undulationstheorie  die  Periodizität  der  Schwin- 
gungen ein  (Begriff  der  Wellenlänge). 

—  Johann  Heinrich  Hafan  findet,  daß  Natron  weniger  Affinität  zu  Säuren 
hat,  als  das  Alkali  der  Pottasche,  und  zeigt,  daß  bei  der  Zersetzung  von 
Glaubersalzlösung  mit  Pottasche  zuerst  schwefelsaures  EaU  und  dann  Soda 
auskrystallisiert.  Die  Methode,  die  für  die  Sodadarstellung  bestimmt 
war,  ergab  indes  dafür  keinen  praktischen  Nutzen. 

—    Der  engUsche  Weber   James   Hargraava*  erfindet  die^Mule- Jenny-Spinn- 
maschine. 

—  HMnant  und  Maequar  teilen  der  Pariser  Akademie  der  Wissenschaften  mit,  daß 
es  ihnen  gelungen  sei,  den  Kautschuk  in  Dippelöl,  Terpentinöl  und  reinem 
Äther  aufzulösen.  Sie  machen  den  Vorschlag,  denselben  zur  Herstellung 
medizinischer  Sonden  und  kleiner  Bohren,  wie  solche  in  Laboratorien  ge- 
braucht werden,  zu  verwenden,  welche  Idee  von  Grossart  in  die  Praxis 
übersetzt  wird. 

1768 — 73  Peter  Simon  Pallas  erkennt  während  seiner  auf  Befehl  der  Kaiserin 
Katharina  gemachten  wissenschaftlichen  Beise  durch  Sibirien  die  allge- 
meine Übereinstimmung  der  Tier-  und  Pflanzenwelt  des  nördlichen  und 
gemäßigten  Asiens  bis  zum  Baikalsee  mit  der  europäischen  und  ist  damit 

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1769 

der  Begründer  des  Begriffs  eines  paläarktischen  Kelches  für  Tier- 
und  Pflanzengeographie,  wenn  er  auch  diesen  Ausdniok  nech  nicht 
gebraucht. 

1768  Peter  Simon  Pallai  konstatiert  während  seiner  Keise  (s.  vorstehend)  die 
auffallende  H&nflgkeit  der  Überreste  vom  Mammut,  Rhinoseros  und  Bison 
in  der  sibirischen  Ebene,  wobei  er  u.  a.  eine  noch  mit  Haut  und  Haaren 
erhaltene,  am  Wilniflusse  gefundene  Rhinozerosleiche  beschreibt.  Pallas 
bezeichnet  den  Granit  als  den  Kern  aller  Hauptgebirge. 

—  Powm  in  Coventry  fafit  zuerst  den  Gedanken,  Leder  seiner  Dicke  nach 
derart  zu  spalten,  daB  die  Narbenseite  von  der  Fleischseite  getrennt  wird 
und  zwei  Bl&tter  entstehen,  deren  jedes  für  sich  zu  geeigneten  Zwecken 
verwendet  wird. 

—  Jean  Ren6  SlgavK  ma«ht  zuerst  den  Yorsohlag,  bei  Beckenenge  die  Sym- 
physeotomie  vorzunehmen  und  führt  1777  die  erste  derartige  Operation 
an  einer  Kreißenden  mit  relativ  günstigem  Erfolge  aus. 

—  Johann  Daniel  Titim  empfiehlt  zur  Bepflanzung  der  Dünen  das  Sandrohr 
(Arundo  arenaria),  und  äußert  hinsichtlich  des  Dünenbaus  in  einer  durch 
die  naturforschende  Gesellschaft  in  Danzig  veranlaßten  Preisschrift  eine 
Reihe  von  Gedanken,  die  später  von  Björn  (s.  1796B.)  weiter  ausgebaut  und 
nutzbar  gemacht  werden. 

—  Johann  Gottskalk  Walltrlus  beschreibt  verschiedene  für  die  Mineralchemie 
wichtige  Tatsachen:  Destillation  des  Quecksilbers  aus  dem  Zinnober, 
Knoblauchgeruch  der  Arsenverbindungen  beim  Erhitzen  auf  Kohle,  Blau- 
färbung des  Borazglases  durch  Kobalt. 

—  Charles  White  erkennt  den  großen  therapeutischen  Wert  der  Gelenkresektion 
und  gibt  bestimmte  Regeln  für  deren  Ausführung.  Er  schreibt  eine  wert- 
volle Arbeit  über  die  Luxation  des  Schultergelenks  und  macht  am  14.  April 
die  erste  Resektion  des  Schultergelenks. 

—  Johann  Karl  Wlldu  gibt  die  erste  Isoklinenkaite  der  ganzen  Erde  heraus. 
(VgL  1701  W.) 

—  Kaspar  Friedrich  Wolff  zeigt  in  seiner  grundlegenden  Untersuchung  über 
die  Bildung  des  Darmkanals  des  Hühnchens,  die  in  der  Schrift  „Über 
die  Bildung  des  Darmkanals  der  Tiere"  niedergelegt  ist,  daß  der  Darm- 
kanal im  Ei  anfänglich  als  ein  blattförmiges  Gebilde  (Keimblatt)  angelegt 
ist,  daß  dieses  sich  darauf  zu  einer  Halbrinne  einkrümmt  und  endlich 
zu  einem  Rohr  umgestaltet  wird.  Er  vermutet,  daß  in  ähnlicher  Weise 
die  übrigen  Organsysteme  entstehen. 

—^  Kaspar  Friedrich  WoW  tritt  dem  Dogma  der  Evolutionstheorie  (s.  1669  S. 
und  1762  B.)  entgegen  und  stellt  den  Grundsatz  auf,  daß,  was  man  nicht 
mit  seinen  Sinnen  wahrnehmen  könne,  auch  nicht  im  Keim  präformiert 
vorhanden  sei.  Er  wird  hierdurch  der  Begründer  der  Lehre  von  der 
Epigenesis. 

1769  Richard  Arkwricht  baut  in  Nottingham  die  erste  praktische,  mit  Wasser- 
kraft betriebene  Spinnmaschine  (Waterspinnmaachine). 

—  Nachdem  schon  1690  Elle  Richard  einen  Strafienwagen  gebaut  hatte,  der 
von  einer  hinten  sitzenden  Person  vermittels  eines  Zahnradgetriebes  mit 
den  Füßen  in  Bewegung  gesetzt  wurde,  baut  der  französische  Offizier 
Joseph  Cugnot  einen  dreirädrigen  Dampfwagen,  bei  dem  er  die  Richard'sche 
Übertragung  durch  Zahnräder  und  den  Yierwegehahn  (1720)  verwendet, 
und  der  zum  Transport  von  Kanonen  benutzt  wird. 

—  John  Ellls  gibt  in  einem  Briefe  an  Linn6  die  erste  Nachricht  über  eine 
fieisohfreesende  (insektenfressende)  Pflanze,  die  Dionaea  (Venusfliegenfalle), 
die  in  ihren  bei  Berührungen  lebhaft  zusammenklappenden,    gewimperten 

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17«» 

und  boratigen  Blättern  Insekten  fängt  nnd  auasaugt.    Ein  ähnliches  Ver- 
halten beobachtet  1782  Roth  an  der  Drosera.    (S.  a.  1875  D.) 

1769  Robert  FrMt  und  Holn«  gelingt  es,  auf  einem  abgeänderten  Handkulier- 
atuhl  eine  Art  Tüll  mit  sechseckigen  Maschen  zu  erzeugen,  der  sich  unter 
dem  Namen  „Point  net"  gut  einführt  und  vielfach  zum  Aufsticken  ron 
Blumen  verwendet  wird. 

—  Jean  Baptiste  Ltprlnct  erfindet  die  Aqnatinta-Teohnik,  eine  Abart  des 
Kupferstichs,  bei  der,  wie  bei  der  Schabekunst,  die  G-rundlage  Schatten 
ist,  aus  dem  das  Licht  mittels  Ätzen  herausgearbeitet  wird. 

—  David  Macbrld«  führt  die  Sohnellgerberei  mittels  Lohbrühe  ein  und  benutzt 
zuerst  verdünnte  Schwefelsäure  zum  Schwellen  der  Häute. 

—  Als  erstes  Beispiel  der  Anwendung  der  Luftheizung  in  der  neueren  Zeit 
gilt  die  Einrichtung  der  Heizung  im  Arbeitscünmer  Friedrichs  des  Großen 
im  Neuen  Palais  zu  Potsdam,  ausgeführt  durch  den  SchloBbaumeister 
Maii|ir.  Die  Heizkammer  befand  sich  im  Keller;  die  auf  SO"  erwärmte 
Luft  stieg  von  selbst  in  Heizkanälen  in  die  oberen  Räume. 

—  Der  Pfarrer  Mayir  zu  Kupferzell  macht  nachdrücklich  auf  die  den  Römern 
bereits  bekannte  Wirkung  des  Gipses  als  Düngungsmaterial  aufmerksam, 
die  dann  B.  Franklin  seinen  Landsleuten  praktisch  vor  Augen  führt. 

—  Ptayfair  erhält  am  24.  Mai  ein  Patent,  feineres  Formeisen  durch  Walzen 
herzustellen,  und  am  17.  Dezember  ein  weiteres  Patent,  um  die  Stücke 
spitz  zulaufend  zu  machen  und  um  Schaufeln  zu  walzen. 

—  Der  Chemiker  Karl  Wilhelm  SchMit  erhält  durch  Zerlegung  von  weinatein- 
saurem  Kalk  mit  Schwefelsäure  die  Weinsteinsäure,  die  jedoch  erat  1770 
von  RetziuB  krystaUinisch  erhalten  wird.  Er  zeigt  hierdurch  und  durch 
seine  ferneren  Arbeiten,  daß  man  die  Pflanzenbestandteile  systematisch  in 
Form  chemischer  Individuen  dantellen  könne  und  wird  so  der  Begründer 
der  modernen  Pflanzenchemie. 

—  Jacques  t»  Vaucanson  verbessert  die  Maschinen  zum  Moirieren  (Wässern) 
der  Stoffe.  Das  Moirieren  war  zu  Beginn  des  18.  Jahrhunderts  in  Eng- 
land aufgekommen  und  in  der  Weise  ausgeübt  worden,  daß  der  gummierte 
Stoff  zwischen  heißen  Walzen  so  gepreßt  wurde,  daß  ein  wellenartiges 
Muster  entstand. 

—  James  Watt  erhält  ein  Patent  auf  ein  Verfahren,  den  Dampf  verbrauch 
bei  Feuermaschinen  zu  vermindern  und  baut  eine  dementsprechende 
Maschine. 

—  James  Watt  spricht  zuerst  von  den  Vorteilen,  die  mit  der  Expansion  des 
Dampfes  verbunden  sind.  Er  benutzt  die  Expansion  (1776)  bei  einer 
Venuchsmaschine  in  Soho. 

—  Samuel  WIta  nimmt  ein  englisches  Patent  auf  den  eisten  mechanischen 
Kulieratuhl,  welcher  der  Ausgangspunkt  einer  Reihe  von  Erfindungen  auf 
dem  Gebiete  des  mechanischen  Wirkstuhlbaus  wird.     (S.  a.  1589  Lee.) 

1770  Charles  und  Robert  Colllnf  setzen  die  Tätigkeit  Bakewells  (s.  1760  B.)  auf 
dem  Gebiete  der  Viehzucht  weiter  fort  und  veredeln  das  einheimische, 
englische  Rind  derart,  daß  es  als  „improved  Shorthom"  zur  VoUblutrasae 
wird  und  als  solche  einzig  dasteht. 

—  Der  französische  Astronom  Joseph  Jerome  Dtlaland«  bestimmt  die  Sonnen- 
parallaxe  zu  8,6 — 8,6  Sekunden  und  findet,  daß  die  Kraft,  mit  welcher 
ein  Körper  in  der  Nähe  der  Sonnenoberfiäche  augezogen  wird,  29  mal  die 
auf  der  Oberfläche  der  Erde  wirksame  Anziehungskraft    übertrifft. 

—  DumovMr  erfindet  ein  pneumatisches  Feuerzeug,  das  aus  einem  an  einem 
Ende  verachlossenen  Hohlzylinder  besteht,  in  dem  sich  ein  luftdicht  schließen- 
der Kolben  durch  einen  Stab  niederetoßen  läßt.  Geschieht  dies  sehr 
schnell,  so  wird  durch  die  bei  der  Kompression  erzeugte  Wärme  ein  am 

—     214     — 

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1770 

Kolben  befestigtes  Stück  Feuersohwamm  entzündet.  Dies  pneumatische 
Feaerzeug  wird  von  MoUet  (s.  1803  M.)  in  verbesserter  Form  als  Taohy- 
pyiion  vorgeführt.  Das  pneumatische  Feuerzeug  wird  von  Portugiesen 
na«h  Hinterindien  gebracht,  wo  es  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  in  Ge- 
brauch erhalten  hat. 
1770  Der  Abb6  Charles  Michel  t»  VEpt»  erzielt  mit  Hilfe  einer  methodisch  ent- 
wickelten Gebärdensprache  und  des  Fingeralphabets  große  Erfolge  im 
Unterricht  der  Taubstummen. 

—  Pascal  Joseph  Fmto  verordnet  zueist  kalte  Bäder  bei  Fieber. 

—  Der  Mediziner  Hnnon  entdeckt  die  weifien  Blutkörperchen  (Leukocyten) 
und  liefert  wichtige  Beobachtungen  zur  Lehre  von  der  Gerinnung  des  Blutes. 

—  Antoine  Laurent  LavoMw  kommt  bei  Untersuchung  der  vermeintliohen 
Umwandlung  von  Wasser  in  Erde,  wie  dies  noch  van  Helmont  und  Boyle 
angenommen  hatten,  zu  dem  Ergebnis,  daB  das  Crewicht  des  verschlosse- 
nen Glasgefäfies  nebst  dem  lange  im  Kochen  erhaltenen  Wasser  unver- 
ändert geblieben  war,  dafi  aber  die  entstandene  Erde  ebensoviel  wog,  als 
das  Gefäß  an  Gewicht  abgenommen  hatte,  und  zieht  den  Schluß,  daß  die 
Erde  aus  dem  Glase  und  nicht  aus  dem  Wasser  stamme.  Dies  führt  ihn 
zur  Aufstellung  des  Satzes,  daß  bei  chemischen  Vorgängen  nichts  neu 
entsteht  nnd  nichts  vergeht,  sondern  daß  die  Summe  der  in  den  Prozeß 
eintretenden  Materien  eine  konstante  Größe  ist.  (Gesetz  der  Erhaltung 
des  Stoffes.) 

—  Der  amerikanische  Arzt  Maearl  entdeckt  die  anthelmintische  Wirkung  der 
Rinde  des  Wurmrindenbaums  und  teilt  dieselbe  dem  surinam'schen  Arzte 
van  Stmiyvesant  mit,  durch  den    die  Rinde  nach  Europa  gelangt. 

—  Johann  Tobias  tUaytr  der  Jüngere  erkennt  klar  die  Mängel  des  Spiegel- 
sextanten, namentlich  die  geringe  HeUigkeit  der  Bilder,  die  Beschränkung 
in  der  Größe  der  zu  messenden  Winkel  und  die  Unmöglichkeit,  den  Ein- 
fluß der  Exzentrizität  der  Alhidade  auf  die  Winkelmessung  zu  beseitigen, 
imd  gelangt  dadurch  zur  Erfindung  des  Spiegelkreises,  der  von  Borda 
noch  verbessert  und  1833  von  SteinheU  in  einen  mit  großen  Vorzügen 
ausgestatteten  Prismenkreis  umgewandelt  wird. 

—  Der  französische  Ingenieur  Jean  Rodolphe  PHTonmt  entwickelt  eine  epoche- 
machende Tätigkeit  im  Bau  von  steinernen  Brücken.  Als  sein  Meister- 
werk gilt  die  S^nebrnoke  von  Keuilly,  die  fünf  Offnungen  mit  je  39  m 
Spannweite  hat. 

—  Joseph  Priwttoy  empfiehlt  zuerst  den  Kautschuk,  um  Bleistiftstriche  aus- 
zuwischen. In  Frankreich  werden  schon  im  Jahre  1776  in  den  Papier- 
handlungen kleine  Kautschukwürfel  unter  dem  Namen  „Peaux  de  n^gres" 
verkauft. 

—  Der  erste  bewegliche  Herd,  der  Lang-Stoß-Herd,  findet  im  SMultchsn  Bwf- 
kM  zum  Verwaschen  der  Erzschlamme  Anwendung. 

—  Nachdem  Schwankhardt  schon  1670  die  ätzenden  Eigenschaften  des  aus 
Flußspat  mit  Schwefelsäure  entstehenden  Gases  zum  Ätzen  des  Glases 
benutzt  hatte,  untersucht  Karl  Wilhelm  SchMla  eingehend  die  dab<\i  ent- 
stehende Flußsäure,  die  er  indes  erst  1781  in  reinem  Zustande  erhält. 

—  Johann  Andreas  Main  verbessert  die  Hammermechanik  des  Kanofortes 
(s.  1711C.)  in  der  Weise,  daß  er  den  Hammer  mittels  eines  Stieles  auf  dem 
hinteren  Teil  der  Taste  selbst  befestigt,  so  daß  beim  Niederdrücken  der 
Taste  ein  am  hinteren  Ende  des  Hammerstieles  angebrachter  Schnabel 
gegen  den  sogenannten  Auslöser  stößt  und  dadurch  den  Hammer  in  die 
Höhe  schnellt. 

—  Max  tMI  begründet  die  Lehre  von  der  biliösen  Pneumonie  und  übt  in 
großem  umfang  die  Perkussion.    (S.  1761  A.) 


215     — 

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1770 

1770  CliarleB  Taylor  und  Thomas  Walktr  nehmen  ein  Patent  auf  eine  Walzen- 
druckmasohine  für  die  Eattundruokerei,  daa  indes  keine  praktische 
Folge  hat. 

—  Simon  Andr6  Tlnot  lehrt  zuerst,  daß  bei  der  Epilepsie  der  Krampf anf all 
nur  eine  Teilerscheinung  einer  meist  unheilbaren,  langwierigen  EJrankheit 
ist,  welche,  wie  die  Beobachtung  lehrt,  auch  anders  geartete,  insbesondere 
geistige  Störungen  mit  sich  bringt. 

—  James  Watt  führt  die  Pferdestärke  PS  =  76  Meterkilogramm  als  Maß  für 
die  Einheit  der  Arbeitskraft  ein. 

—  Arthur  YMüf  begründet  die  wissensohaftliche  Bichtung  in  der  Landwirt- 
schaft und  macht  dieedbe  auch  bei  den  höheren  Bevölkerungsschichten 
populär. 

1771  Richard  Arkwright  erfindet  die  Walzen-ErempelmascMne,  bei  welcher  der 
HanptteU  ein  Walzenapparat  ist,  dessen  Bestimmung  es  ist,  die  Baumwoll- 
b&nder  in  ihrem  Laufe  zur  Spule  und  zur  Spindel  zu  strecken. 

—  Joseph  Aibton  erhält  ein  Patent  für  die  Herstellung  gegossener  eiserner 
Nägel,  deren  Fabrikation  um  1786  in  England  in  großem  Maßstäbe  be- 
trieben wird. 

—  Torbem  Bargman  gebraucht  Glaskolben  für  verknistemde  Substanzen. 
Er  gibt  die  wichtigen  Beaktionen  in  der  Boraxperle  an  und  kennt  das 
Ausfällen  von  Kupfer  aus  dem  Schmelzfluß  durch  einen  Eisendraht.  Er 
beschreibt  femer  die  Beaktion  von  Eisensalzen  mit  gelbem  Blutlangen- 
salz  (phlogistiertem  Laugensalz). 

—  Andreas  BMm  schlägt  als  Längenxnaßeinheit  den  Fallraum  eines  Körpers 
in  der  ersten  Sekunde  vor. 

—  Der  französische  Ingenieur  Du  Garfa  bildet  die  von  Cruquius  (s.  1728  C.) 
zuerst  verwirklichte  Darstellung  des  Bodenrelie&i  durch  Niveaulinien  weiter 
aus  und  zeichnet  die  erste  Isohypsenkarte  (einer  imaginären  Insel),  die 
1777  publiziert  wird. 

—  Der  praktische  Arzt  Hieronymus  David  Gaub  in  Leiden  empfiehlt  Badix 
Calumbae  bei  Verdauungsstörungen  u.  dgl. 

—  Samuel  Haama  erforscht  den  Eupferminenfiuß  in  Nordamerika  und  folgt 
seinem  Lauf,  bis  er  ihn  in  der  Feme  in  ein  geschlossenes  Eismeer  (den 
Coronation-Golf)  münden  sieht. 

—  John  Hunlar  stellt  als  unumgängliche  Bedingung  zur  erfolgreichen  Fällung 
und  Erhaltung  der  Zähne  zum  erstenmal  die  gänzliche  Entfernung  des 
Pulpa-Bestes  fest.  Er  versucht  mit  Erfolg  das  BeguUeren  schie&tehender 
Zähne  und  ist  auch  wissenschaftlich  in  der  Zahnheilkunde  hervorragend 
tätig. 

—  Johann  Philipp  Kirnbargar  erfindet  die  nach  ihm  benannte  ungleichschwe- 
bende  Temperatur  der  chromatischen  Tonleiter,  die  es  ermögUoht,  ^ne 
vollkommene  Beinheit  der  TonintervaUe  zu  erzielen. 

—  Johann  Heinrich  Lambart  weist  zuerst  auf  den  großen  Nutzen  korrespon- 
dierender meteorologischer  Beobachtxmgen  hin. 

—  Charles  Mattlar  entdeckt  einen  Nebel  im  nördlichen  Jagdhund,  der  je- 
doch erst  durch  Bosse's  Teleskop  als  Spiralnebel  erkannt  wird,  das  den- 
selben als  eine  leuchtende  Spirale,  oder  als  ein  schneckenartig  gewundenes 
Tau  zeigt,  dessen  Windungen  uneben  erscheinen  und  sowohl  im  Zentrum 
als  auswärts  in  dichte,  kömige,  kugelrunde  Knoten  auslaufen.  Er  ver- 
öffentlicht einen  Katalog  der  Nebelflecke  und  Sternhaufen  mit  103  Ob- 
jekten, von  denen  er  61  selbst  entdeckt  hat. 

—  Joseph  Priaitlay  und  Karl  Wilhelm  Schaala  entdecken  gleichzeitig,  aber 
unabhängig  voneinander  den  Sauerstoff,  der  erstere  durch  Erhitzen  von 
Salpeter  in  einem  Fhntenlauf,  der  letztere  aus  kohlensaurem  Quecksüber- 

—     216     — 

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1778 

oxyd.  Die  nähere  Kenntnis  [des  Gases  erlangen  aber  beide  Forscher 
erst  1774,  als  sie  es  ans  rotem  Quecksilberoxyd  in  ganz  reinem  Zustande 
dargestellt  haben. 

1771  Joseph  Priwitey  entdeckt,  daß  die  fixe  Luft,  welche  sich  beim  Atmen 
bildet  und  die  atmosphärische  Luft  zur  Unterhaltung  des  Lebensprozesses 
untauglich  macht,  durch  die  Pflanzen  in  solche  verwandelt  wird,  welche 
wieder  zum  Atmen  tauglich  ist.  Die  eingehende  Deutung  des  Vorgangs 
gibt  erst  Ingenhouss.    (S.  1779  I.) 

—  Louis  VIM  vermindert  die  durch  die  bisherige  empirische  Behandlung  der 
Tierkrankheiten  ins  Ungemessene  gehende  Anzahl  der  Arzneimittel, 
empfiehlt  die  Anwendung  von  einfachen  Stoffen  und  wird  dadurch  der 
Begründer  der  wissenschaftlichen  tierärztlichen  Arzneimittellehre.  (S.  seine 
Schrift  „M6decine  vöterinaire". 

—  Christian  Ehrenfried  Wtigtl  erfindet  den  später  fälschlich  nach  Liebig  be- 
nannten, zur  DestUlation  viel  benutzten  Kflhler,  den  er  erst  aus  Blech, 
1773  aber  bereits  aus  Glas  herstellt. 

—  Peter  WouMs  stellt  Pikrinsäure  aus  Indigo  her  und  bewirkt  damit  die  erste 
Darstellung  eines  künstlichen  Farbstoffs.  Welter  erhält  die  Pikrinsäure 
1799  aus  Seide  mit  Salpetersäure  und  bemerkt,  daß  das  Kalisalz  in 
der  Hitze  verpufft.  Den  Namen  „Pikrinsäure"  gibt  dem  Produkte 
Dumas  1836. 

1772  AMtrtm  und  Stewart  in  Northumberland  bauen  eine  Dreschmaschine  mit 
einer  größeren  und  mehreren  kleineren  gerippten  Trommeln,  zwischen  denen 
die  Kömer  ausgerieben  werden. 

—  Nachdem  P.  Leroy  in  Paris  für  das  Chronometer  (s.  1736  H.)  eine  bessere 
Kompensation  eingeführt  hatte,  die  dasselbe  unabhängiger  von  der  Tempe- 
ratur machte,  gelingt  es  AmiM  und  KtaUl,  Chronometer  herzustellen, 
welche  die  Länge  auf  0,2"  genau  angeben. 

—  Johann  BMkUHUin  in  Göttingen  begründet  die  Technologie  als  Wissen- 
schaft und  gibt  derselben  ihren  Kamen. 

—  Charles  BMUt  fördert  durch  seine  Untersuchungen  und  durch  sein  Buch 
„Trait^  elementaire  d'hydrodynamique"  die  Hydrodynamik. 

1772 — 1775  James  Cook  umfährt  auf  seiner  zweiten  Reise  auf  der  „Besolution" 
den  ganzen  Erdball  zwischen  SS"  und  60°  südlicher  Breite,  überschreitet 
dreimal  den  Polarkreis  imd  dringt  unter  106*>  54'  westlicher  Länge  bis 
71  <*  10'  nach  Süden  vor.  Er  findet  überall,  abgesehen  von  kleineren 
Inseln,  wie  den  von  ihm  entdeckten  Cookinseln,  freien  Ozean  und  zerstört 
die  Vorstellung  von  dem  großen  Südland  (vgl.  1772  K.)  gänzlich.  Seine 
Begleiter  sind  Johann  Reinhold  Forster  und  dessen  Sohn  Georg,  in  deren 
Reisebeschreibung  Australien  zuerst  als  fünfter  Kontinent  auftritt,  dessen 
große  Ähnlichkeit  mit  den  Umrissen  von  Südamerika  und  Afrika  Johann 
Reinhold  Forster  speziell  hervorhebt. 

1772—76  James  Cook,  Johann  Reinhold  Fonter  und  Georg  Förster  sammeln  zuerst 
planmäßig  Geräte,  Waffen,  Kleidungsstücke  usw.  fremder  Völker,  legen 
dadurch  deren  Eigentümlichkeiten  fest  und  begründen  so  die  beschrei- 
bende Ethnographie. 

1772  Der  Botaniker  CorH  entdeckt  die  Zirkulation,  d.  i.  die  kontinuierUohe  Be- 
wegung der  von  Purkinje  1840  Protoplasma  genannten  zähflüssigen  Sub- 
stanz in  der  Zelle  der  Ohara.  (S.  a.  1846  M.)  Seine  Beobachtungen  werden 
von  Heyen  1827  an  ValUsneria  und  von  B.  Brown  an  Tradescantia  ergänzt. 

—  Jean  Andrö  Mae  scheint  die  Anomalie  in  der  Ausdehnung  des  Wassers 
(d.  h.  die  größte  Dichte  nicht  unmittelbar  am  Gefrierpunkt,  sondern  bei 
40  Wärme)  zuerst  erkannt  zu  haben. 

—  Jean  Andr6  Dohic  betont  die  Notwendigkeit,  in  der  barometrischen  Höhen- 

—     217     — 

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1772 

measungsforinel  (s.  1686  H.)  der  Temperaturvendiiedenheit  innerhalb  der 
die  beiden  Stationen  trennenden  Luftsäule  geieoht  zu  werden.  Er  macht 
eingehende  VerBuche  über  die  Abhängigkeit  des  Siedepunktes  yom  Luft- 
druck und  legt  dadurch  den  Keim  zur  thermometrischen  Höhenmeesnng. 
1772  Leonhard  Eular  sucht  ffir  die  Folge  der  artikulierten  Töne,  welche  ein 
Echo  wiedergibt,  ein  Gesetz  auszumitteln,  in  dem  er  die  Schwingungen 
einer  in  eine  Bohre  von  beliebiger  Gestalt  eingeschlossenen  Luftsäule 
mathematisch  untersucht. 

—  Reinhold  Förster  macht  die  ersten  emstUchen  Versuche,  die  Tiefen  des 
Ozeans  zu  messen,  wenn  auch  mit  unzulänglichen  Mitteln;  ebensowenig 
Erfolg  wie  er  hat  das  Jahr  darauf  Kapitän  C.  J.  Pbipps  in  der  Nähe 
von  Spitzbergen. 

—  Benjamin  Fmklln  lehrt  durch  Thermometerbeobaohtungen  die  Ufer  des 
Gol&troms  bestimmen  und  veröfientlicht  1786  die  erste  genauere  Karte 
desselben.    (S.  1619.) 

—  Der  Schriftgießer  Wilhelm  Haas  in  Basel  konstruiert  eine  fast  ausschlieBlich 
aus  Eisen  bestehende  Buchdruckpresse,  die  einem  Prägewerk  nachgebildet 
ist,  und  bei  der  sich  der  den  Druck  vermittelnde  Bengel  oberhalb  des 
gußeisernen  Preßgestells  befindet. 

—  William  Hsfcwdsn  gibt  zuerst  ein  genaueres  Krankheitsbild  der  1768  von 
Bougnon  beobachteten  Brustbräune  (Angina  pectoris). 

—  Ives  Joseph  dt  Kenuelm-Trsmarsc  entdeckt  im  südlichen  Indischen  Ozean 
die  später  nach  ihm  benannte  Kerguelen-Insel  und  erklärt,  das  große  Süd- 
land gefunden  zu  haben,  das  er  „La  Franee  Australe"  nennt.  (Vgl. 
1772  C.) 

—  Der  französische  Tierarzt  Philippe  Etienne  Lafosta,  Sohn  von  £.  G.  Lafoase 
(s.  I749L.),  zeichnet  sich  durch  sein  Wirken  auf  dem  Gebiete  der  Pferde- 
heilkonde  aus  und  gibt  in  seinem  „Cours  d'Hippiatrique"  eine  vortre£Eliohe 
Beschreibung  der  Krankheiten  des  Pferdes.  £r  erörtert  u.  a.  die  Durch- 
schneidung  der  Fascien  und  die  Behandlung  der  Homwarzen  der  Pferde. 

—  Johann  Heinrich  Lambart  stellt  in  seinen  „Beiträgen  zum  Gebrauch  der 
Mathematik  und  deren  Anwendung"  die  ersten  allgemeinen  Unter- 
suchungen über  Kartenprojektionen  an  und  stellt  gewisse  Normen  auf, 
denen  die  Abbildungen  entsprechen  müssen,  wie  insbesondere  bezüglich  der 
Winkelsumme  oder  Konformität  und  der  Flächensumme  oder  Äquivalenz. 

—  Antoine  Laurent  Lavoisitr  weist  nach,  daß  bei  der  Verkalkung  von  Metidlea 
ebenso,  wie  bei  der  Verbrennung  von  Phosphor  und  Schwefel,  eine  Ge- 
wichtszunahme stattfindet,  die  von  der  Absorption  einer  großen  Menge 
Luft  herrührt,  und  daß  bei  der  Beduktion  von  Metallkalkeu  sich  andrer- 
seits Luft  in  großer  Menge  entwickelt. 

—  John  Lsas  ermöglicht  den  ununterbrochenen  Betrieb  der  Kratzmasohine 
(s.  1741  P.),  indem  er  das  endlose  Speisetuch  zur  Zuführung  der  Baiun- 
wolle  hinzufügt.  Der  mechanisch  bewegte  Kamm  zum  Abnehmen  der 
Baumwolle  nebst  Trichter  wird  von  Arkwright  angegeben. 

—  Der  Schotte  Andrew  MaiMt  in  Tyrringham  versieht  die  ganze  Flügelfläche 
der  Windräder  mit  rektangulären ,  jalonsieartigen  Klappen,  die  durch 
den  Wind  geöffnet  und  durch  Federkraft  geschlossen  werden.  Cubitt  ver- 
bessert diese  Anordnung  noch,  indem  er  die  Federn  durch  Zahnstange 
und  Getriebe  ersetzt. 

—  Joseph  Priastisy  stellt  das  Stickoxyd  durch  Erhitz^i  von  Kupfer  mit  Sal- 
petersäure her  und  schlägt  es  unter  dem  Namen  „Salpetergas"  zur  Eudio- 
metrie  vor.  Seine  Zusammensetzung  wird  jedoch  erst  aus  Cavendish's 
Entdeckung  der  Elementarkonstitution  der  Salpetersäure  (s.  1784C.)  erkannt. 

—  J.  B.  L.  Romi  da  l'lsis  beschäftigt  sich  mit  dem  KrystaUisationsvorgang. 

—     218     — 

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1778 

Et  erkennt  das  Vorkommen  pseudomorpher  Krystalle,  die  sieh  über  andern 
gebildet  und  deren  Form  angenommen  haben.  Er  macht  Versuche  über 
das  KrystallwaBBer  der  Salze. 

1772  Valentin  Rom  der  Ältere  erfindet  die  nach  ihm  „Rose's  Metall"  genannte 
leichtflüssige,  bei  93,76"  C  schmelzende,  ans  2  Teilen  Wismut,  1  Teil  Blei, 
1  Teil  Zinn  bestehende  Metalllegierang. 

—  Daniel  Ruitarfort  entdeckt  den  Stickstoff. 

—  John  SüNston  bestimmt  sueist  die  Verdampfungskraft  der  Steinkohle  und 
findet,  daß  I  kg  Kohle  7,88  kg  Wasser  von  lOO"  C  verdampft. 

—  James  Watt  erfindet  den  Indikator,  einen  selbsttätigen  Begistrierapparat 
zur  Darstellung  der  vom  Wasserdampf  bei  Dampfmaschinen  geleisteten 
Arbeit.  £s  ist  dies  die  erste  verbürgte  Anwendung  des  Registrierapparats 
in  der  Mechanik.    (S.  a.  1806  £.) 

—  Johann  Karl  Wllcfco  bestimmt  zuerst  die  Schmelzwärme  des  Wassers,  in- 
dem er  Wasser  und  Schnee  miteinander  mischt,  und  kommt  zu  dem 
Resultat,  daß,  um  1  kg  Schnee  in  Wasser  von  0°  zu  verwandeln,  72  Wärme- 
einheiten nötig  sind.  Lavoisier  und  Laplace  finden  nach  der  gleichen 
Methode  die  Zahl  von  76  Einheiten.   (Vgl.  a.  1766  D.) 

•~  Thomas  Wood  bringt  an  der  Watermaschine  Arkwright's  (s.  1769  A.)  eine 
Tretvorrichtung  an,  um  den  Faden  längs  der  Spule  auf  und  nieder  zu 
führen,  wodurch  das  bisher  nötige  Stillstehenlassen  der  Maschine  während 
des  Weiterhängens  vermieden  wird.  Andere  um  die  gleiche  Zeit  gemachte 
Verbesserungen  betreffen  die  bessere  Lagerung  der  Spinddn,  um  dem 
Schleudern  derselben  vorzubeugen  und  die  Abnutzung  zu  vermindern, 
spätere  Verbesserangen  den  Ersatz  der  die  Spindeln  treibenden  endlosen 
Schnüre  durch  Friktionsscheiben.  (S.  1846  D.) 

1773  Peter  Christian  AMIdcurd  zeichnet  sich  durch  sein  Wirken  in  der  Veterinär- 
kunde aus  und  begründet  die  später  zur  großen  Blüte  heranwachsende 
Königliche  Veterinär-  und  landwirtschaftliche  Hochschule  zu  Kopenhagen. 
Seine  Hauptverdienste  liegen  auf  dem  Gebiete  der  Tierpathologie. 

—  Charles  Augustin  Coulomb  entwickelt  seine  lange  Zeit  maßgebend  gebliebene 
Theorie  der  Brückengewölbe,  sowie  seine  Theorie  des  Erddrucks  auf  Stütz- 
mauern. 

1773 — 79  Abraham  Darliylll,  ein  Enkel  von  Abraham  Darby  (b.  17I3D.),  erbaut 
als  erste  eiserne  Brücke  der  Welt  die  jetzt  noch  vorhandene  Straßen- 
brücke über  den  Sevem  bei  Coalbrookdale  (Gußeisen). 

1773  Johann  Ignaz  von  FolMpr  gibt  mit  seiner  Schrift  „Anleitung,  jede  Art  von 
Witterung  genau  zu  beobachten  und  in  Karten  zu  verzeichnen"  die  An- 
regung zur  Herstellung  synoptischer  Karten,  die  heutzutage  die  Grundlage 
der  Wettervorhersage  sind. 

—  John  Fothorgfll  beschreibt  sehr  genau  die  nach  ihm  benannte  Form  der 
Neuralgie  des  Trigeminus,  von  der  zuerst  Nicolas  Andr^  in  Versailles  1766 
unter  der  Bezeichnung  „Tic  douloureux"  gesprochen  hatte. 

—  John  Huntar  veröffentlicht  Untersuchungen  über  das  elektrische  Organ 
der  Zitterflsche. 

—  Joseph  Louis  Lagrang«  schafft  den  mathematischen  Begriff  der  Invariante. 
(Über  den  weiteren  Ausbau  dieses  Gebiets  s.  1846  C.) 

—  Nachdem  schon  1694  und  1696  auf  Veranlassung  des  Großherzogs  Cos- 
mus  III.  von  Toskana  Averani  und  Targioni  konstatiert  hatten,  daß  der 
Diamant  im  Fokus  eines  starken  Brennglases  vöUig  verschwinde  und  d'Arcet 
1766,  Maoquer  und  Rouelle  1771  ähnliche  Experimente  unternommen 
hatten,  stellt  Antoine  Laurent  Lavolslor  im  Verein  mit  Maoquer,  Cadet, 
Brisson  und  Baum6  fest,  daß  der  Diamant  zu  seiner  Verbrennung  des 
Zutritts  von  Luft  bedarf,   daß  er  wirklich  verbrennt  und  sich  nicht  etwa 

—     219     — 

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1778 

verflüchtigt,  und  dafi  b«i  der  Verbrennung  ebenso,  wie  bei  der  Verbrennung 
der  Holzkohle,  fixe  Luft  (Eohlens&ure)  entsteht. 

1773  James  Bennett  Monboddo  macht  zuerst  auf  die  Verwandtschaft  im  Bau 
des  Menschen  und  des  Orang-Utangs  aufmerksam. 

—  Der  Engländer  Nootti  erfindet  die  Taftflügel  am  Reibzeug  der  Elektriaier- 
maachine,  nachdem  Beccaria  auf  das  Zurückströmen  der  Elektrizität  von 
der  Scheibe  nach  dem  Isolator  hingewiesen  hatte. 

—  Fr.  P.  tawy  untersucht  das  Sauerkleesalz,  das  seit  lange  bekannt  (s.  1674  S.). 
jedoch  meist  mit  Weinstein  verwechselt  worden  war,  und  erhält  durch 
dessen  Destillation  eine  saure  Flüssigkeit,  mittels  deren  er  das  neutrale 
Oxalsäure  Kali  darstellt.  Die  Säure  in  reinem  Zustand  stellt  erst  Scheele 
dar.    (S.  1776  S.) 

—  Fr.  P.  Savary  erhält  zuerst  Oxaläther  bei  Destillation  der  aus  Sauerkleesalz 
durch  Destillation  erhaltenen  sauren  Flüssigkeit  mit  Weingeist.  Aus  reiner 
Oxalsäure  und  Weingeist  stellt  den  Oxaläther  zuerst  1776  Bergman  her. 

—  Johann  G-ottUeb  Woistoin,  ein  Hauptförderer  der  wissenschaftlichen  Tier- 
heilkunde in  Deutschland,  bekämpft  den  Mißbrauch  des  Aderlasses  und 
fördert  die  Tierheilkunde  durch  Begründung  eines  Instituts  zur  Ausbildung 
von  Militärtierärzten  und  Militärhufschmieden.  Er  behandelt  das  Ver- 
halten der  Eriegspferde  in  Winterquartieren,  die  Pferdeseuchen,  Krank- 
heiten der  Füllen,  Leisten-  und  Nabelbrüche  u.  a. 

1774  Karl  Samuel  Andwidi  untersucht  die  Himnerven,  den  Halsteil  des  Nervus 
sympathicus,  die  Herznerven  und  entdeckt  den  Nervus  ^ossopharyngeus. 

—  Der  Chemiker  Pierre  Bayan  in  Paris  zeigt,  daß  Queoksüberoxyd  nur  durch 
Temperaturerhöhung,  ohne  Zusatz  von  phlogistonhaltigen  Substanzen 
reduziert  werden  kann,  und  unterstützt  dadurch  Lavoisier  in  seinem  Kampfe 
gegen  die  Phlogistontheorie. 

—  Torbem  Bsifman  zeigt  in  seiner  Abhandlung  „De  acido  aöreo",  daß  Blei- 
weiß nur  kohlensaures  Blei  (Calx  plumbi  aerata)  sei. 

—  Louis  Cotta  gibt  sein  Werk  „Trait4  de  m^t^orologie"  heraus,  das  für  alle 
Gebiete  der  Meteorologie  reichliches  Beobachtungsmaterial  liefert. 

—  Der  Naturforscher  Eugen  Johann  Christoph  Eipar  deutet  in  seiner  Schrift 
„Nachricht  von  den  neu  entdeckten  Zoolithen"  die  in  der  GaUenreuther 
Höhle  gefundenen  fossüen  Tierknochen  richtig  und  begründet,  damit  die 
in  geologischer,  zoologischer  und  anthropologischer  Beziehung  wichtige 
wissenschaftliche  Höhlenkunde,  wenn  auch  zunächst  nur  in  elementarem 
Sinne. 

—  Feiice  Fontana  bestimmt  gemäß  Priestley's  Vorschlag  (s.  1772  P.)  mittels 
des  Salpetergases  (Stickoxyd)  die  Menge  des  SauerstoSgases  in  der  Atmo- 
sphäre und  bedient  sich  dazu  des  von  Haies  (s.  1748  H.)  angegebenen  £u- 
diometeis. 

—  Benjamin  Franklin  stellt  Versuche  zur  Beruhigung  der  Meereswellen  durch 
öl  an  und  legt  die  gemachten  Erfahrungen  in  einer  besonderen  Schrift 
(„Of  the  stiUing  of  waves  by  the  means  of  oil")  nieder.   (V^.  78  PUnius.) 

—  Jean  Etienne  Guettard  führt  die  „Degradation"  der  Berge  und  die  Model- 
lierung der  gesamten  Erdoberfläche  auf  Abspülung  und  Erosion  durch 
Regen,  Flüsse  und  den  Ozean  zurück. 

—  Der  englische  Chemiker  James  HMrttr  führt  Knochenschrot  als  Dünge- 
mittel ein. 

—  Der  englische  Anatom  William  Huntar,  Erfinder  des  Hunter'schen  Ver- 
bands, veröfientUcht  sein  epochemachendes  Werk  über  die  Anatomie  des 
schwangeren  Uterus. 

—  Johann  Heinrich  Jimg-SHIHng,  zuerst  Kohlenbrenner  und  Schneider,  später 
Lehrer  und  Arzt  in  Elberfeld,  zeichnet  sich  durch  Staroperationen  aus. 

—     220     — 


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1774 

1774  Martin  Hemiich  Klapraüi  erfindet  ein  Verfahren,  aus  bedrucktem  Papier 
die  Druckerfarbe  völlig  herauazuwaschen  und  daraus  neues  Papier  herzu- 
stellen, und  l&Bt  dieses  Verfahren  bei  dem  Papiermüller  Schmidt  in 
Eleinen-Lengden  ausarbeiten. 

—  dt  La  Follto  verbessert  die  Schwefelsäurefabrikation,  indem  er  während  der 
Verbrennung  des  Schwefels  durch  den  beigemischten  Salpeter  gleichzeitig 
auch  Wasserdampf  in  die  Bleikammem  einströmen  läßt. 

—  Joseph  Louis  Lagnuif«  veröffentlicht  als  Ergebnis  seiner  Untersuchungen 
auf  dem  Gebiete  der  Zahlentheorie  die  Fundamentalsätse  der  quadra- 
tischen Formen. 

—  Pierre  Simon  i»  LaptaM  vertieft  die  Newton'sche  Theorie  von  Ebbe  und 
Flut  dadurch,  daß  er  nicht  allein  die  Kiveaufläcbe  des  Meeres  ins  Auge 
faßt,  sondern  die  von  Euler  und  Lagrange  aufgestellten  hydrodynamischen 
Grundgleiohungen  auf  die  Vorausbestimmung  der  Oszillalionen  des  Meeres 
anwendet.  Er  weist  nach,  daß  die  Erdrotation  als  ein  wesentlicher  Faktor 
der  Grezeiten  anzusehen  ist. 

—  Antoine  Laurent  Lavoitlw  stellt  durch  die  Wage  fest,  daß  die  Gewichts- 
zunahme bei  der  Verkalkung  der  Metalle  (s.  1772  L.)  dem  Gewicht  der  ab- 
sorbierten Luft  genau  gleich  ist.  Er  äußert  sich  bei  Gelegenheit  der  Ver- 
öffentlichung dieser  Arbeit  zuerst  bestimmter  über  die  Zusammensetzung 
der  Luft  aus  zwei  verschiedenen  Gasen. 

—  Antoine  Laurent  Lavolitar  behandelt  in  seinen  „Opuscules  physiques  et 
chymiques"  die  Kaustizität  der  Alkalien  und  entwickelt  darin  vollständig 
die  Ansichten,  die  Black  bereits  früher  (s.  1766  B.)  geäußert  hatte. 

—  Georges  Louis  LHa|fl  versucht  die  von  einer  Reibungselektrisiermaschine 
gelieferte  Elektrizität  zum  Zeichengeben  zu  verwenden,  scheitert  aber  an 
der  Unmöglichkeit  einer  bei  jedem  Wetter  genügenden  Isolierung. 

—  Kevil  Maikilym  und  Charles  Hutton  bestimmen  durch  ihre  am  Berge  She- 
hallien  in  Schottland  angestellten  Messungen  der  Ablenkung  des  Bleilotes 
die  mittlere  Dichte  der  Erde  auf  4,929,  einen  Wert,  der  durch  spätere  Mes- 
sungen (s.  1887  W.  und  1896  K.)  wesentlich  korrigiert  wird. 

—  Scipione  Platrill  empfiehlt  die  Wiederaufnahme  der  im  Altertum  üblichen 
Leichenverbrennung. 

—  Der  Wiener  Arzt  Potdi  gibt  eine  als  Fußbett  bezeichnete  Aufhängevorrich- 
tung zur  Behandlung  des  Beinbruchs  an.     (S.  a.  1760  R.) 

—  Joseph  PriMttoy  wendet  zuerst  Quecksilber  zum  Absperren  von  Gasen  an 
und  erfindet  die  pneumatische  Wanne. 

—  Joseph  PrlwUay  stellt  Ammoniakgas  durch.  Erhitzen  von  Salmiak  mit  Ätz- 
kalk und  Auffangen  der  entweichenden  Luftart  über  QueoksUber  dar. 

—  Karl  Wilhelm  SchMli  entdeckt  bei  der  Digestion  von  Braunstein  mit 
Salzsäure  das  Chlor,  das  von  Helmont  und  Glauber  als  Exhalation  aus 
Königswasser  beobachtet,  aber  nicht  als  eigen tümUcber  Körper  erkannt 
worden  war.  Im  gleichen  Jahre  stellt  er  aus  einem  barythaltigen  Braun- 
stein die  Baryterde  rein  dar,  die  Jahn  dann  als  Basis  des  Schwerspats  er- 
kennt. Bei  Gelegenheit  dieser  Untersuchungen  bringt  er  genügende  Be- 
weise für  den  Gehalt  des  Braunsteins  an  einem  eigentümlichen  Metall  dar, 
dessen  Reindarstellung  ihm  aber  nicht  gelingt.  Er  macht  wieder  auf  die 
Ton  Jacob  Waitz  1706  zuerst  beobachtete  Farbenänderung  der  Lösung 
der  Schmelze  von  Braunstein  und  Salpeter  aufmerksam  und  nennt  da» 
Sohmelzprodukt  mineraUsches  Chamäleon. 

—  Der  Landwirt  Johann  Christian  Schutart  von  KlealaM  führt  den  Kleebau  in 
die  mitteleuropäische  Landwirtschaft  ein.  Er  schafft  Brache  und  Weide- 
gang ab  und  führt  Kunstfutterbau  und  Stallfütterung  ein. 

—  J.  C.  Ph.  TrudaJni  dt  Montigny  verfertigt  ein  aus  einer  HohUinse  bestohen- 

—     221      — 

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1774 

dee  Brennglas,  weloheB  er  anfangs  mit  Wrängeist,  später  aber  mit  Terpen- 
tinöl anfällt  und  bei  welchem  der  durch  die  bedeutende  Dicke  der  mas- 
siven Glaslinsen  verursachte  Strahlenverlust  vermieden  werden  sollte.  Die 
damit  von  Lavoisier,  Macquer  u.  a.  im  Jardin  de  l'Infante  in  Paris  unter- 
nommenen Versuche  ergeben  sehr  gute  Resultate. 

1774  Anne  Robert  Jacques  Turgot,  Finanzminister  Ludwigs  XVI.,  erfindet  die 
Turgotine,  das  Vorbild  der  späteren  Postkutsche. 

1776  Richard  Arliwrlcht  konstruiert  zum  Vorspinnen  die  Eannenmasohine  (La- 
temenband),  die  jedoch  wie  alle  nach  ihr  erfundenen  Vorspinnmaschinen 
durch  den  Flyer  (s.  1821  C.)  verdrängt  wird. 

—  Bancraft  bringt  zuerst  die  „Quercitronrinde"  genannte  Binde  von  Quercus 
tinctoria  nach  England,  die  bis  eur  Entdeckung  der  Anilinfarben  eine  sehr 
große  Bedeutung  cum  Gelbffirben  von  WoUe  und  Baumwolle  und  zum 
Grundieren  von  Stoffen,  die  man  später  braim  oder  grün  färben  oder 
bedrucken  will,  erlangt.  Der  in  unreiner  Form  daraus  hergestellte  Farbstoff 
kommt  auch  unter  dem  Namen  „Flavin"  in  den  Handel. 

—  Jean  Louis  BanMocqm  macht  sich  um  die  Lehre  vom  Becken  und  ins- 
besondere um  dessen  Messung  sehr  verdient,  lehrt  die  Unterstützung  des 
Dammes  zur  Vermeidung  von  Dammrissen  und  stellt  Indikationen  für  die 
Entfernung  der  Placenta  auf. 

—  Torbem  Barcman  erkennt  den  Einfluß  der  Wärme  auf  die  chemische  Ver- 
wandtschaft und  stellt  Affinitätstabellen  auf,  die  allgemein  als  die  rioh- 
tigsten  und  vollständigsten  anerkannt  werden.  Er  führt  den  B^iift  der 
doppelten  Wahlverwandtschaft  ein,  deren  Wirkungen  zuerst  Glauber  (s. 
1664  G.)  richtig  aufgefaßt  hatte. 

—  Nachdem  N.  "Lemerj  schon  auf  die  Verschiedenheit  der  kalt  und  heiß  be- 
reiteten Lösung  von  Quecksilber  in  Salpetersäure  aufmerksam  gemacht 
hatte,  zeigt  Torbem  Barfnuui,  daß  in  der  kalten  Auflösung  QuecksUber- 
oxydulsalz,  in  der  heißen  Quecksilberoxydsalz  vorhanden  ist. 

—  Johann  Friedrich  BlyniMlMch  fügt  in  seiner  Dissertation  „De  generis  humani 
vuietate  nativa"  zu  den  vier  Rassen  Linn^  (s.  1736  L.),  die  er,  wenn  anoh 
zum  Teü  unter  anderer  Bezeichnxmg  als  Kaukasier,  Mongolen,  Äthiopier, 
Amerikaner  anerkennt,  für  die  durch  Cooks  Entdeckungen  erschlossene 
Inselwelt  des  fünften  Erdteils  noch  eine  fünfte  Rasse,  die  mälaüsohe  hinzn. 
Er  fördert  durch  seine  mit  Sömmering  herausgegebenen  „Collectionis  ora- 
niorum  diversarum  gentium  decades"  die  Kraniologie. 

—  BHrrowt  konstruiert  die  erste  bekannte  Spiegelschleifmasohine,  mit  der  er 
eine  Vorrichtung  zum  Polieren  verbindet.  Welche  Arbeitseispamis  die- 
selbe bewirkt,  geht  daraus  hervor,  daß  man  vor  ihrer  Erfindung  zum  Rauh- 
und  Klarschleifen  von  2  qm  Ebenfläche  41  Stunden,  nachher  10  Stunden, 
zum  Polieren  vorher  72  Stunden,  nachher  nur  noch  12  Stunden  Zeit  brauchte. 

—  Fredrik  af  Chapnuui  in  Stockholm  gibt  eine  vollständige  Theorie  des  Schiff- 
baus sowie  Regeln  für  die  Ermittelung  des  Schwerpunkts  der  Schiffe,  fOr 
deren  Ausmessung  und  Belastung. 

—  Conrad!  entdeckt  in  der  Galle  das  Cholesterin,  das  von  Chevreul  1824  näher 
eiiarakterisiert  und  beschrieben  wird. 

—  Crant  in  Edmonton  gelingt  es,  den  Handkulierstuhl  so  zu  verändern,  daß 
er  auf  demselben  Kettentüll  (Warp  laces)  erzeugen  kann,  der  dauerhafter  ist, 
als  die  von  Stmtt  (s.  1768  S.)  und  Prost  (s.  1769  F.)  hergestellten  Grewebe. 
Der  Eettenstuhl  wird  auch  zur  Erzeugung  von  Modewaren  aptiert  und 
1791  von  WUIiam  Dawson  noch  verbessert. 

—  Der  Weber  Samuel  Crompton  in  England  konstruiert  durch  Verbindung  der 
Streokvorrichtung  Arkwrights  und  des  Spindelwagensvon  Hargreaves  seine 
Mule-Spinnm  aschine. 

—     222     — 


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1776 

1775  William  Cnrikiiuuik,  Anatom  in  Edinburg,  gibt  eine  Anatomie  der  Lymph- 
gefftBe  heraus.  Er  teilt  infolge  der  Cotagni'echen  Entdeckung  (s.  1760  C.) 
die  Fälle  von  Wassersuclit  ein  in  solche  mit  und  solche  ohne  EiweiS  im  Urin. 

—  Pierre  Joseph  Danutt  fördert  die  von  Lieutaud  (s.  1742  L.)  begründete  chirur- 
gische Anatomie.  Er  schränkt  die  Amputation  und  Trepanation  auf  das 
Äußerste  ein  und  bringt  die  seit  Par6  in  Vergessenheit  geratene  Unter- 
bindung der  Arterien,  insbesondere  auch  bei  Aneurysmen  vrieder  zu  Ehren. 
Er  bringt  zur  Eröffnung  der  Luftwege  die  Laryngotomie  in  Vorschlag,  die 
bei  Entfernung  von  Fremdkörpern  vielfach  an  die  Stelle  der  Tracheotomie  tritt. 

—  Matthew  Dokion  \md  Pool  stellen  in  ihren  „Medizinischen  Untersuchungen" 
fest,  daB  der  Harn  aller  Diabetiker  süßen  Geschmack  zeige  und  bei  vor- 
gichtigem Eindampfen  stets  eine  weiße  Masse,  die  süß  schmecke  wie 
Zucker,  zurücklasse.  Sie  folgern  aus  dem  süßen  Geschmack  des  Blutserums 
der  Diabetiker,  daß  der  Zucker  nicht  erst  in  der  Niere  entstehe,  sondern 
schon  im  Blut  angehäuft  seL    (S.  a.  1670  W.) 

—  Feiice  Foaiana  verwendet  zum  Füllen  feinerer  Libellen  Äther  oder  Naphtha 
und  macht  die  Köhre  vor  dem  Verschließen  durch  Erwärmen  luftleer. 
(8.  1661  T.) 

—  Der  Maschinendirektor  FrMrieh  zu  Clausthal  legt  eiserne  Schienen  von  der 
Grube  Dorothee  bis  zum  Pochwerk  und  baut  den  dazu  nötigen  Hunt 
(vierrädrigen  Förderwagen)  mit  Spurkranzrädem,  welche  Wagenkonstruk- 
tion später  von  Stephenson  (s.  1825  S.)  übernommen  wird. 

—  Nachdem  Karl  WUhelm  Scheele  (s.  1774  S.)  nachgewiesen  hatte,  daß  in  dem 
Braunstein  ein  eigentümliches  Metall  enthalten  sei,  gelingt  es  Johann  G«tt- 
lieb  Sabn,  dieses  Metall  —  das  Mangan  —  in  regulinisohem  Zustand  zu 
erhalten. 

—  Der  sächsische  Bergmeister  Gottlieb  SUmt  veröffentlicht  eine  geologische 
Karte,  auf  welcher  die  Verbreitung  der  verschiedenen  Hauptgesteine  (Granit, 
Sandstein,  Kalkstein)  durch  Farben  veranschaulicht  wird. 

—  Louis  Bemard  Goyton  do  Morvoau  wendet  zuerst,  um  den  Leichengeruch 
aus  der  Kirche  St.  MMarde  zu  Dijon  zu  entfernen,  eine  Chlorräncherung 
(Fumigatio  Cebion)  aus  feuchtem  Kochsalz  und  Schwefelsäure  an. 

—  Antoine  Laurent  Ltvollior,  der  von  Priestley  mit  dem  Sauerstoffgas  be- 
kannt gemacht  ist,  zeigt,  daß  der  Sauerstoff  zur  Verkalkung  unerläßlich 
und  eine  notwendige  Bedingung  des  Verbrennungsprozesses  ist. 

—  Antoine  Laurent  Lavoltifr  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  Natur 
der  Kohlensäure.  Er  beschreibt,  wie  Quecksilberoxyd  für  sich  erhitzt  Sauer- 
stoffgas, mit  Kohle  erhitzt  hingegen  Kohlensäuregas  entwickelt  und  schließt 
ans  diesem  Versuch,  daß  das  kohlensaure  Gas  das  Resultat  der  Verbindung 
von  Kohle  mit  dem  zum  Atmen  tauglichen  Teil  der  Atmosphäre  sei.  1780 
bestimmt  er  dann  in  annähernd  richtiger  Weise  die  quantitative  Zusammen- 
setzung der  Kohlensäure, 

—  Franz  Anton  Mwinor  findet,  daß  sein  bloßer  auf  die  Kranken  gerichteter 
Wille  (die  heutige  Suggestion)  sich  heilkräftig  erweist.  Er  führt  zweifellos 
die  ersten  Hypnosen  herbei. 

—  Peter  Simon  Pallas  liefert  die  erste  umfassende  naturgeschichtliche  Ab- 
handlung über  die  mongolische  Basse  und  offenbart  sich  damit  als  einer 
der  ersten  sachkundigen  Bearbeiter  der  wissenschaftlichen  Ethnogra- 
phie.   (Vfß.  such  1772  C.) 

—  Die  PWfatr  AkaiaMio  faßt  den  Beschluß,  in  Zukunft  alle  Vorschläge  eines 
Perpetnum  mobile  abzuweisen. 

—  Joseph  Prtaiflay  entdeckt  das  Knallgas.  Das  Knallgasgebläse  soll,  wie 
Lavoisier  angibt,  zuerst  vom  Präsidenten  de  Saron  angewendet  worden  sein. 

—     223     — 

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1776 

1776  Joseph  Priwilty  entdeckt  das  Salzsäuregas,  die  gasförmige  eohweflige  Säore 
und  das  Fluorkieselgas,  aus  welchem  er  mit  Wasser  die  Kieselfluorwasser- 
stoffsäure erhält. 

—  Jeese  RaiiNdM  vervollkommnet  die  von  Hooke  (s.  1674  H.)  erfundene  Kreis- 
teUmaschine  so,  daß  mit  derselben  ein  Kreis  von  Sekunde  zu  Sekunde, 
also  der  ganze  Umfang  in  1296000  Teile  geteilt  werden  kann.  Indes 
war  die  Herstellung  der  bei  der  Bewegung  zusammengreifenden  Teile  so 
schwierig,  daß  oftmals  die  G«nauigkeit  der  Maschine  darunter  litt. 

—  Jesse  Ranudm  verwendet  einen  wurmartigen  Fräser  zur  Herstellung  des 
Wurmrades  seiner  Kreisteilmaschine. 

—  Karl  Wilhelm  SchMla  erhält,  indem  er  Kochsalzlösung  langsam  durch  Blei- 
glätte filtrieren  läßt,  Ätznatron,  das  an  der  Luft  zu  Soda  wird.  Kirwan 
gibt  1782  an,  daß  in  London  Soda  nach  dieser  Methode  fabriziert  werde. 
Eine  andere  Methode  der  Sodadarstellung  wird  1784  von  Johann  Karl 
Friedrich  Meyer  in  Stettin  angegeben.  Er  schlägt  vor,  Kochsalzlösung 
direkt  durch  Pottasche  zu  zersetzen,  wo  beim  Abdampfen  zuerst  Chlor- 
kalium und  dann  Soda  anschieße.  Mit  dem  Bekanntwerden  der  Leblanc'- 
sohen  Methode  (s.  1791  L.)  werden  diese  Verfahren  wertlos. 

—  Karl  Wilhelm  SchMle  erhält,  indem  er  in  ein  G-emenge  von  weißem  Arsenik 
und  Wasser  Chlor  einleitet,  sowie  durch  Behandlung  von  weißem  Aisenik 
mit  Königswasser  die  Arseniksäure  in  reinem  Zustande  und  beschreibt 
deren  Salze,  sowie  ihr  Verhalten  zu  anderen  Substanzen. 

—  Karl  Wilhelm  ScMel«  entdeckt  bei  Einwirkung  von  Zink  auf  Arseniksäure 
den  Arsenwasserstoff. 

—  Alezander  Tilkwh  und  der  Buchdrucker  Andreas  Fovilt  in  Glasgow  machen 
Versuche  zur  Herstellung  von  Stereotypdruckplatten,  und  gelangen,  ohne 
von  Gred's  Erfindung  (s.  1720  6.)  Kenntnis  zu  haben,  zu  einem  ähnlichen 
Verfahren. 

—  Travithick  der  Ältere  ersetzt  den  bis  dahin  flachen  Deckel  des  Dampfkessels 
der  atmosphärischen  Maschine  duroh  eine  kugelförmige  Haube,  die  den 
Dampfraum  vergrößert  und  auch  eine  Druoksteigerung  in  der  Maschine 
zul&fit. 

—  Miohele  TroJ«  macht  seine  berühmt  gewordenen  Versuche,  die  dartun,  daß 
bei  ausgewachsenen  Tieren  nach  Zerstörung  des  Knochenmarkes  eine  Nekrose 
des  Knochens  und  rings  um  dieselbe  unter  dem  Periost  eine  Neubildung 
von  jimgen  Knochen  stattfindet.    (S.  auch  1741  D.) 

1776—81  Felix  VIcq  4'Azyr  macht  im  Süden  von  Frankreich  eingehende  Unter- 
suchungen über  die  Rinderzucht  imd  gibt  Schutzmittel  gegen  die  An- 
steckung und  Vorschriften  für  die  Desinfektion  der  Ställe  und  für  die  Un- 
schädUchmachung  der  Häute  der  gefallenen  Tiere,  wodurch  er  sich  große 
Verdienste  um  die  Bekämpfung  der  Viehseuchen  erwirbt. 

1776  Alessandro  Volta  konstruiert  nach  dem  von  WUoke  (s.  1762  W.)  angegebe- 
nen Prinzip  das  Elektrophor,  welches  dazu  dient,  während  längerer  Zeit 
wiederholt  kleine  Mengen  Elektrizität  zu  liefern,  und  aus  einem  Harzkuchen 
besteht,  auf  den  eine  mit  einer  isolierenden  Handhabe  versehene  Metall- 
Bcheibe  paßt.  Der  Harzkuchen  wird  durch  Peitschen  mit  einem  Fuchs- 
schwanz elektrisch  gemacht  und  gibt  durch  Influenz  seine  Elektrizität  an 
den  Deckel  ab,  von  dem  die  positive  Elektrizität  entnommen  werden  kann, 
nachdem  man  ihn  vor  dem  Abheben  mit  der  Erde  in  Verbindung  gesetzt 
und  so  die  negative  Elektrizität  abgeleitet  hat. 

—  Abraham  Gottlob  Wmimt  begründet  die  empirische  Methode  der  Mineral- 
beschreibung und  klassifiziert  die  Mineralien  namentlich  nach  äußeren 
Kennzeichen. 

—  John  WllkInMMi  wendet  zuerst  das  Zylindergebläse  mit  Dampfbetrieb  an. 


—     224     — 

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im 

1776    Torbem  Bwimaii  entdeckt  die  Ldohtempflndliohkeit  der  Oxals&tire. 

—  DerAmerikaneiD.  BulHiill  konstruiert  ein  Unterseeboot  (s.a.  1622  D.)  und 
erfindet  die  ersten  OffenBivtorpedos,  die  er  gegen  das  englische  lioienschiS 
„£agle*'>  jedoch  ohne  wesentlichen  Erfolg  verwendet. 

1776 — 79  James  Cook  entdeckt  auf  seiner  dritten  Reise  die  Sandwich-Inseln 
wieder  (vgl.  1527  S.),  erforscht  die  Nordwestküste  Amerikas  und  das 
Beringsmeer  und  gelangt  durch  die  Beringstraße  bis  zum  Eiskap.  Auf 
der  Rückkehr  wird  er  in  Hawaü  ermordet. 

1776  William  Orulkshank  beobachtet  am  Menschen,  daß  durchschnittene  Nerven 
wieder  zusammenwachsen.  Dies  wird  von  Fontana  und  Michaelis  auch  an 
Tieren  bestätigt. 

—  Benjamin  Ciinr  verbessert  die  Reynolds'sohe  Schienenkoustruktion  (s.  1767  R.), 
bei  welcher  die  Wagen  leicht  entgleisten,  indem  er  den  gußeisernen  Schienen 
den  Querschnitt  des  einfachen  Winkeleisens,  mit  senkrecht  stehender 
äußerer  Flansche,  gibt. 

—  DuckatoMi,  Apotheker  in  St.  6«rm«in,  l&ßt  künstliche  Zähne  aus  Porzellan 
in  der  Porzellanmanufaktur  von  Guerhardt  und  Dihl  in  Paris  herstellen. 
(S.  a.  1766  P.) 

—  Der  engUsche  Ingenieur  Hatton  erfindet  die  Holzhobelmaschine. 

—  U.  F.  HWtr  entdeckt  die  Borsäure  in  den  Lagunen  von  Toskana,  aus  denen 
sie  seit  1818  fabrikmäßig  gewonnen  wird. 

—  Jonathan  HornMowMr  führt  die  erste,  sehr  kleine  zweizylindrische  Zweifach - 
Ezpansions-Dampfmaschine  aus,  auf  die  er  1781  ein  Patent  erhält.  1790 
baut  er  eine  größere  Zweifach-Expansionsmasohine  für  die  Wasserhaltung 
einer  Grube  in  ComwaUis. 

—  Antoine  Laurent  Lmolliar  zersetzt  die  Salpetersäure  in  Sauerstoff  und 
Stickoxyd,  erkennt  jedoch  nicht  die  Zusammensetzung  des  letzteren;  doch 
folgert  er  aus  seinen  Versuchen,  daß  die  roten  Dämpfe  der  Untersalpeter- 
säure eine  in  der  Mitte  zwischen  Stickoxyd  und  Salpetersäure  stehende 
Verbindung  seien.     (S.  a.  1786  L.) 

—  Antoine  Laurent  Lwotoitr  arbeitet  über  die  Phosphoreszenz  der  Mineralien, 
über  die  späterhin  Macquer  (1777)  und  Wedgwood  (1702)  Untersuchungen 
anstellen. 

—  LiplllMr  d'Apügay  beschreibt  in  seinem  Werke  „L'art  de  la  teinture  des  Als 
et  Stoffes  de  coton"  zum  ersten  Male  die  Türkischrotfärberei  (Rouge  des 
Indes),  die  zuerst  in  Indien  aufgekommen  ist  und  von  da  ihren  Weg 
durch  Asien  und  alle  Länder  der  Levante  nach  Westen  genommen  hat. 

—  Der  französische  Marschall  Marc  Ren6  von  Montaltmbwt  betont  die  Not- 
wendigkeit eines  überlegenen  Geschützfeuers  der  Festungen,  entwickelt  dazu 
anfangs  das  tenaillierte,  später  das  polygonale  Trac6,  fordert  zahlreiche 
Kasematten  sowie  die  Anlage  einer  einfachen  oder  doppelten  Kette  deta- 
sohierter  Forts  um  die  Kernumwallung. 

—  Der  Ziegelbrenner  Johann  Georg  MOItor  überreicht  dem  Königlichen  Ober- 
baudepiürtement  in  Berlin  den  Entwurf  eines  Ziegelbrennofens,  der  aus 
6  Einzelöfen  besteht,  die  der  Reihe  nach  derart  angeheizt  werden  sollen, 
daß  die  abziehenden  Gase  zum  Vorwärmen  der  noch  nicht  angeheizten 
Abteile  dienen.  In  diesem  Vorschlage  ist  der  Grundgedanke  der  späteren 
kontinuierlichen  Ziegelöfen  (b.   1839  A.  und  1867  H.)  enthalten. 

—  Joseph  PriMtlay  entdeckt  das  Stickstoffoxydnl  (Lachgas)  bei  Einwirkung 
von  Eisen  auf  salpetrige  Säure. 

—  Alexis  Marie  tfo  Rochon  erfindet  das  nach  ihm  benannte  doppelbrechende 
Prisma,  das  eine  Anwendung  der  Doppelbrechung  des  Lichts  in  einach- 
sigen Krystallen  darstellt  und  als  Mikrometer  imd  Distanzmesser  verwendet 
werden  kann. 

D»Tmtt»edter.  15 

—     225     — 


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1776 

1776  Eaxl  Wilhelm  ,SckMlO  erhält  bei  Einwirkung  von  Salpetersäure  auf  Zacker 
eine  eigentümliche  Säure,  die  er  1784  als  identisch  mit  der  Ton  Savary 
(8.  1773  S.)  ans  Sauerkleesalz  erhaltenen  Säure  erkennt  und  Zuckersäure 
nennt,  welcher  Name  später  durch  Oxalsäure  ersetzt  wird.  Im  gleichen 
Jahre  entdeckt  er  in  den  Harnsteinen  die  zuerst  Blasensteinsäure,  dann 
Harnsäure  genannte  Säure  und  veröfFentlicht  seine  Untersuchungen  über 
den  schon  lange  bekannten  Schwefelwasserstoff,  dessen  Bereitung  aus 
Schwefeleisen  mit  Säuren  er  lehrt. 

—  Alessandro  Volla  untersucht  das  Sumpfgas,  entdeckt  dessen  Entzündlich- 
keit und  findet,  daß  es  bei  der  Verbrennung  Kohlensäure  liefert. 

—  Thomas  Wood  konstruiert  eine  unter  den  Namen  „Billy"  bekannte  Spinn- 
maschine, die  sich  Ton  Hargreavee'  Jenny  (s.  I768H.)  dadurch  unterscheidet, 
daß  ihre  Spindeln  auf  einem  aus-  und  einfahrenden  Wagen  stehen,  die 
Presse  aber  an  ihrem  Platz  bleibt,  während  es  bei  der  Jenny  umgekehrt  ist. 

1777  Johann  Arvidton  (Afzelius)  stellt  zuerst  Ameisenäther  in  unreinem  Zustande 
her;  rein  erhält  ihn  1782  W.  H.  S.  Buoholz,  indem  er  ihn  aus  dem  Destillat 
von  konzentrierter  Ameisensäure   mit  Weingeist  durch  Wasser  abscheidet. 

—  In  der  Abhandlung  „De  Terra  Gemmarum"  gibt  Torbem  Barfinm  die 
Härte  (ermittelt  durch  Ritzen  der  Mineralien  mit  Stücken  von  bekannter 
Härte)  und  das  spezifische  Grewicht  der  MineraUan  als  beachtungswerte 
Kennzeichen  an. 

—  Nachdem  Haas  in  Basel  i.  J.  1770  die  ersten  Versuche  zur  Herstellung 
von  Landkarten  auf  typographischem  Wege  gemacht  hatte,  bringt  Johann 
Gottlob  Immanuel  Brtllko^  in  Leipzig  dieses  Verfahren  zu  weiterer  prak- 
tischer Brauchbarkeit.    (Vgl.  1840  R.) 

—  George  Louis  Leclerc  t»  Buffon  stellt  das  mathematische  Nadelproblem  auf. 
Hierzu  wird  eine  Tafel  mit  gleichweit  voneinander  entfernten  Parallel- 
linien bedeckt  und  eine  Nadel  von  bestimmter  Länge  darauf  geworfen. 
Mit  Hilfe  der  Wahrscheinlichkeitsrechnung  ist  nun  zu  ermitteln,  wie  oft 
die  Nadel  die  Parallelen  schneidet  und  wie  oft  sie  dazwischen  zu  liegen 
kommt.  Durch  das  Nadelproblem  läßt  sich  ein  Annäherungswert  von  x 
empirisch  finden. 

—  Tiberius  Cavallo  macht  das  von  John  Canton  angegebene  Elektroskop  erst 
zu  einem  wirklichen  Elektrometer,  indem  er  die  pendelnden  Kügelchen  in 
ein  Glasgefäß  einschließt  und  sie  so  gegen  Luftzug  und  andere  zufällige 
Störungen  schützt. 

—  WiUiam  ChIIm  gibt  zuerst  die  richtige  Erklärung  für  die  Erscheinung,  daß 
das  Quecksilber  im  Thermometer  infolge  des  Wärmeverbrauchs  bei  der 
Verdunstung  sinkt,  wenn  die  Kugel  befeuchtet  wird.    (S.  1825  A.) 

—  Gordon  bereist  das  südafrikanische  Dreieck  und  entdeckt  den  Orangefluß. 

—  Der  englische  Chemiker  Bryan  Hlcglm  erfindet  die  chemische  Harmonika. 
Indem  er  in  ein  an  beiden  Enden  offenes  Glasrohr  von  unten  eine 
Flamme  einführt,  gibt  die  Röhre,  wenn  die  Flamme  entsprechend  weit  ein- 
geschoben ist  und  eine  passende  Größe  hat,  einen  kräftigen  Ton,  der  in 
Höhe  gleich  ist  dem  Grundton,  den  die  Röhre  als  offene  Pfeife  gibt. 

—  John  Howard  erreicht  teils  durch  persönliche  Bemühimgen,  teils  durch 
seine  Schriften,  deren  erste  ,, State  of  the  prisons  in  England  and  Wales" 
namentlich   großes  Aufsehen  macht,  die  sanitäre  Reform  der  Gefängnisse. 

—  Johann  Heinrich  Lambert  dehnt  sein  für  das  Licht  gefundenes  Gesetz  (s. 
1760  L.)  auch  auf  die  Wärmestrahlen  aus,  für  die  es  1837  von  Melloni  mit 
dem  Thermomultiplikator  bestätigt  wird. 

—  Antoine  Laurent  Lavoltior  zeigt,  daß  der  Sauerstoff  der  einzige  Bestand- 
teil der  Atmosphäre  ist,  der  das  Atmen  unterhält  und  daß  er  sich  hierbei 
in   Kohlensäure  umwandelt,    daß  somit  der  Atmungsprozeß  der  Verbren- 

—     226     — 


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1777 

nnng  organisoher  Substanzen  analog  ist,  und  folglich  auch  als  Wärmequelle 
angesehen  werden  kann.  (8.  a.  1669  M.) 
1777  Antoine  Laurent  LwoWar  macht  zuerst  eine  strenge  Unterscheidung  der 
organischen  Körper  von  den  anorganischen,  und  zeigt,  daß  bei  vollstän- 
diger Verbrennung  organischer  Körper,  wie  Alkohol,  öl.  Wachs  usw.  sich 
nur  Kohlensäure  und  Wasser  büden,  daß  diese  Körper  somit  nur  aus 
Kohlenstoff,  Wasserstofi  und  Sauerstoff  bestehen  können.  Er  legt  den 
Grund  zur  quantitativen  Analyse  organischer  Körper  und  benutzt  schon 
für  schwer  verbrennliohe  Substanzen  statt  freien  Sauerstoffs  Stoffe,  wie 
Quecksilberoxyd  und  Mennige,  welche  in  der  Hitze  ihren  Sauerstoff  abgeben. 

—  Antoine  Laurent  LavoMar  entdeckt  durch  exakte  Versuche,  daß  die  Schwefel- 
säure sich  von  der  schwefligen  Säure  nur  durch  einen  größeren  G«halt  an 
Sauerstoff  unterscheidet  und  gibt  eine  Erklärung  über  die  Umwandlung, 
die  der  Eisenkies  an  der  Luft  erleidet. 

—  Nachdem  Marggraf  (s.  1743  M.)  zuerst  die  Eigenschaften  der  Phosphorsäure 
angegeben  hatte,  stellt  Antoine  Laurent  LavoWar  bemerkenswerte  Unter- 
suchungen über  die  Phosphorsäure  an,  indem  er  dieselbe  als  aus  Phosphor 
und  Sauerstoff  bestehend  betrachtet.  Er  lehrt  die  Herstellung  der  Phosphor- 
säure durch  Behandlung  von  Phosphor  mit  Salpetersäure,  die  auch  Scheele 
in'^seiner  „Chemischen  Abhandlung  von  der  Luft  und  dem  Feuer"  erwähnt. 
(S.  1777  S.)    Die  Pyrophosphorsäure  unterscheidet  zuerst  Clark.    (S.  1828  C.) 

—  Der  Physiker  Georg  Christian  Uchtonbwf  entdeckt  die  auf  elektrischen 
Isolatoren  (Harzkuchen)  entstehenden  elektrischen  Staubfiguren  (Lichten- 
berg'sche  Figuren),  die  zur  Untersuchung  der  elektrischen  Natur  pulver- 
förmiger  Körper  führen. 

—  Nachdem  bis  dahin  die  formale  und  systematisierende  Richtung  in  der 
Dermopathologie  obgewaltet  hatte,  die  auch  noch  J.  J.  von  Plenok  in 
seiner  1776  erschienenen  ,,Doctrina  de  morbis  cutaneis"  vertrat,  gibt 
Anne  Charles  Lorry  das  erste,  echt  moderne  Lehrbuch  der  Dermatologie 
heraiiB,  in  welchem  er  die  Haut  nicht  bloß  als  Decke  betrachtet,  sondern 
in  der  von  Astruc  (s.  1761  A.)  inaugurierten  Sichtung  sie  als  ein  physiolo- 
gisches Werkzeug,  ein  Organ  des  Körpers  ansieht,  das  die  innigsten  Be- 
ziehungen zum  Darmtraktus  und  zum  Nervensystem  hat. 

—  Simon  Peter  Pallai  gibt  die  erste  eingehende  geognostische  Beschreibung 
des  Baus  der  Gebirge,  sowie  Andeutungen  über  deren  Entstehung  und 
Altersbestimmung.     (S.  1760  M.) 

—  Joseph  PriMtley  zeigt,  daß  sich  die  roten  Dämpfe,  die  sich  bei  Vermischung 
von  Stickoxyd  mit  Luft  bilden,  wie  eine  Säure  verhalten,  und  nennt  die- 
selben ,,Nitrous  acid  air". 

—  Jesse  Ramtdm  verbessert  den  Sextanten  (s.  1701 N.),  indem  er  nicht  bloß 
der  Bewegung  der  Alhüdade  und  des  drehbaren  Spiegels  einen  gleichmäßigen 
und  sichern  Gang  verleiht,  sondern  den  Limbus  und  Nonius  mit  seiner 
Kreisteümaschine  (s.  1776  K.)  viel  feiner  und  genauer  teilt,  als  es  früher 
der  Fall  war. 

—  August  Gottiob  Richter,  der  sich  auch  in  der  Augenheilkunde  auszeichnet 
(8.  a.  1804  R.),  bearbeitet  in  hervorragender  Weise  das  Gebiet  der  Schuß- 
wunden, gibt  eine  gediegene  Darstellung  der  Lehre  von  den  Unterleibs- 
brfiehen,  und  vervollkommnet  die  Hemiotomie  ganz  wesentlich. 

—  Karl  Wilhelm  SchMit  macht  umfangreiche  Untersuchungen  über  strahlende 
Wärme. 

—  Karl  Wilhelm  Scheeto  lehrt  gleichzeitig  mit  Lavoisier  (s.  1777  L.)  die  Dar- 
stellung der  Phosphorsäure  aus  Phosphor  und  Salpetersäure  und  gründet 
auf  Gahns  Entdeckung  (s.  1766  G.)  ein  neues  Verfahren  der  Phosphordar- 
stellung, indem  er  weißgebrannte  Knochen  durch  Digerieren  mit  verdünnter 

16* 

—     227     — 


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1777 

SalpeterBäure  löst,  durch  SchwefeLsäure  den  Kalk  entfernt,  die  Flämigkeit 
zur  Sirupsdicke  verdunstet,  mit  Kohlenstaub  mischt  und  in  irdenen 
DeetillationBgefäBen  glüht.  Das  Verfahren  wird  1780  durch  Nicolas  und 
Pelletier  und  1797  durch  Pouroroy  und  Vauquelin  noch  verbessert. 

1777  Karl  Wilhelm  Scimla  benutzt  mit  Chlorsilber  überzogenes  Papier,  um  die 
chemische  Wirkung  des  Sonnenspektrums  zu  prüfen,  und  findet,  daß  das 
violette  Licht  am  stärksten  darauf  einwirkt. 

—  Karl  Wilhelm  SchMto  und  Feiice  FMtana  entdecken  gleichzeitig  die  Absorption 
der  Gase  durch  starre  Körper,  insbesondere  durch  frisch  geglühte  und 
unter  Quecksilber  erkaltete  Holzkohle. 

—  Der  Greneralstabsarzt  Johann  Chiistian  Anton  Thadwi  in  Berlin  läßt  elastische 
Bougies  und  Katheter  aus  Draht  mit  Kautschuk  überzogen  herstellen 
(Theden'sche  Katheter).  Der  Goldschmied  Bemard  in  Paris  nimmt  1780 
zu  diesem  Zweck  Kamelhaargeflecht,  das  er  mit  Kautschuk  überzieht. 
Die  Anregung  hierzu  ging  von  Macquer  aus.    (Vgl.  1768  H.) 

—  Carl  Friedrich  WMinl  erklärt  die  Fortdauer  der  NeutraUtät  bei  wechsel- 
seitiger Zersetzung  neutraler  Salze  damit,  daß  die  verschiedenen  Mengen 
der  verschiedenen  Basen,  welche  ein  und  dasselbe  Grewicht  irgend  einer 
Säure  neutralisieren,  auch  von  jeder  anderen  Säure  ein  und  dasselbe  Gre- 
wicht zur  Neutralisation  bedürfen.  Er  beobachtet,  daß  die  Geschwindig- 
keit, mit  der  ein  und  dieselbe  Menge  Metall  von  einer  Säure  gelöst  wird, 
von  deren  Menge  und  Konzentration  abhängt  und  zieht  hieraus  den  Schluß, 
daß  die  Stärke  der  chemischen  Wirkung  von  der  Konzentration  und  Menge 
des  wirkenden  Stoffs  abhängt. 

—  Eberhard  August  Wilhelm  von  Zlmimmiann  entwirft  die  erste  Erdkarte  für 
die  Verbreitung  der  Säugetiere  und  gibt  das  erste  zoogeographisohe  Lehr- 
buch heraus.  Er  schließt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  über  die 
geographische  Verbreitung  der  Tiere  auf  vormalige  Änderungen  der  Ver- 
teilung von  Land  und  Meer. 

1778  Benjamin  Ball  zeichnet  sich  durch  die  Behandlung  der  Geschwülste  und 
insbesondere  deren  Exstirpation  aus.  Er  macht  die  Brustparacentese  bei  Em- 
pyem, Brustwassersucht  und  bei  der  Wassersucht  des  Herzbeutels  zu  einer 
Spezialität  und  übt  die  Drainagebehandlung  der  Wunden,  bei  der  er  sich  zur 
Ableitung  des  Eiters  silberner  oder  bleierner  Röhrchen  bedient,  die  übrigens 
auch  schon  von  Brunus  von  Longoburgo  1252,  Guy  de  Chauliac  1363  und 
von  Par^  1660,  von  letzterem  unter  dem  Namen  „Tentes  oannul^es"  be- 
nutzt worden  waren. 

—  Greorgee Louis Leclerctf* Button  erklärt  im  Anschluß  anMahudel  (s.  1734  M.) 
die  Blitz-  oder  Donnersteine  für  die  ältesten  Kunstprodukte  des  Urmenschen. 

—  Charles  Augustin  Coulomb  erfindet  den  Taucherschaoht,  der  die  Taucher- 
glocke vielfach  in  den  Hintergrund  drängt. 

—  Barthäemy  Faujai  do  Saint-Fond  liefert  in  seiner  Schrift  „Recherches  sor 
les  volcans  steint«  du  Vivaraig  et  du  Velay"  entscheidende  Beweise  für 
den  vulkanischen  Ursprung  des  Bajsalts.     (S.  1751  G.  und  1766  D.) 

—  Der  Engländer  Qraen  erfindet  die  ,,Tachymetrie"  genannte  Methode  der 
Distanzmessung  und  konstruiert  dazu  das  Tachymeter,  einen  Theodolit, 
der  außer  zum  Messen  von  Horizontal-  und  Vertikalwinkeln  auch  zum 
Messen  von  Entfernungen  (vermittels  einer  Distanzlatte)  bestimmt  ist. 
Die  Methode  wird  insbesondere  von  Porro  (s.  1847  P.)  und  Kaltbrunner 
(1882)  weiter  ausgebildet,  in  neuester  Zeit  aber  durch  die  Photogrammetrie 
(s.  d.)  in  den  Hintergrund  gedrängt. 

1778—89  Der  Schweizer  Johann  Ullrich  Qrubonmann  erreicht  beim  Bau  der 
hölzernen  Straßenbrücke  über  die  Limmat  bei  Wetting^n  die  größte  bisher 
im  Holzbau  ausgeführte  Spannweite  von  118,90  Metern. 


—     228     — 

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1778 

1778  Der  ehemalige  kurheeaiache  Soßarzt  Johann  Adam  Ktnüaf  organisiert  in 
Hannover  ein  vorbildlich  gewordenes  tierärztliches  Unterrichtswesen  und 
ist  auf  verschiedenen  Gebieten  der  Tierheilkunde  von  bahnbrechender 
Bedeutung. 

—  Der  Chef  des  preußischen  Mineurkorps  Heinrich  VM  tut  Lahr  erfindet  ein 
Verteidigungsminensystem  für  den  Festungsbau,  welches  für  alle  späteren 
Festungsminenanlageu  vorbUdlioh  wird. 

—  Antoine  Laurent  LavoMtr  erkennt,  wie  das  Jahr  zuvor  in  der  Schwefel- 
säure, so  auch  in  den  wichtigsten  anderen  Säuren  (Phosphorsänre,  schwef- 
lige Säure  usw.)  den  SauerstoS  als  Bestandteil  und  erklärt  den  Sauerstoff 
für  das  säurebüdende  Prinzip. 

—  Georg  Christian  UcktMkwf  führt  für  die  beiden  Elektrizitäten  (s.  1730  D.)  die 
Namen  positive  und  negative  Elektriotät  ein  und  bezeichnet  dieselben 
mit  den  Zeichen  -\-  und  — . 

—  Der  Benediktiner  Pater  MaihMft«  macht  den  ersten  industriellen  Versuch 
zur  Herstellung  von  künstlicher  Soda.  Er  geht  vom  Glaubersalz  aus,  das 
er  mit  metallischem  Eisen  und  Holzkohle  glüht  und  nach  dem  Erkalten 
durch  Auslaugen  auf  Soda  verarbeitet.    Im  wesentlichen  hiermit  überein- 

'  stimmend  ist  das  1781  von  Brjan  Higgins  in  England  patentierte  Ver- 
fahren, wonach  Glaubersalz  mit  Kohle  geschmolzen  und  dann  Blei  oder 
Eisen  zugesetzt  wird.    (S.  a.  1776  S.) 

—  Während  die  Doppelsteme  bis  dahin  nur  als  optisch  einander  nahestehend 
angesehen  wurden,  weist  der  Astronom  Christian  Maywr  in  Mannheim  zu- 
erst auf  die  Wahrscheinlichkeit  einer  physischen  Zusammengehörigkeit 
der  Einzelsteme  hin.  Eine  genauere  Untersuchung  dieser  Frage  wird  von 
Herschel  (s.  1781  H.)  angestellt. 

—  Nachdem  zuerst  Appius  Claudius  (312  v.  Chr.)  und  später  die  Päpste 
Bonifacius  VIII.  (1300),  Martin  V.  (1417)  und  SirtuB  V.  (1586)  die  Urbar- 
machung der  Pontinischen  Sümpfe  ins  Auge  gefaßt  hatten,  führt  der  Papst 
Pin  VI.  seit  dem  Jahre  1778  die  Trockenlegung  derselben  durch.  Zur  Be- 
seitigung der  Mängel,  die  sich  hinsichtlich  der  Entwässerung  mit  der  Zeit 
herausstellten,  hat  neuerdings  (1887)  v.  Donat  ein  Projekt  aufgestellt. 

—  Plaiiar  und  Trammtdorf  stellen  zuerst  die  Übereinstimmung  der  blauen  Farbe 
im  Waid  mit  dem  Indigo  fest  und  bemerken  an  der  Farbe  aus  dem  Waid 
auch  die  Sublimierbarkeit,  die  bald  darauf  für  den  Indigo  O'Brien  in  seiner 
Schrift  „On  calico  printing"  erwähnt. 

—  Joseph  PriMitoy  untersucht  zuerst  die  Absorption  der  Gase  durch  Flüssig- 
keiten und  weist  nach,  daß  unter  gewöhnlichem  Barometerdruck  ein  ge- 
gebenes Volum  Wasser  ein  gleiches  Volum  Kohlensäure  absorbiert. 

—  Benjamin  Thompson  Graf  von  RHmfart  läßt  zur  Widerlegung  der  zu  seiner 
Zeit  herrschenden  Ansicht,  daß  sich  Wärme  nur  bei  Luftzutritt  zii  ent- 
wickeln vermöge,  ein  Metallstück  (Kanonenrohr)  bei  völligem  Luftabschlüsse 
unter  Wasser  bohren  und  beobachtet  die  damals  überraschende  Erschei- 
nung, daß  das  bei  der  Bohrarbeit  den  MetaUkörper  umgebende  Wasser 
bis  zum  Sieden  erhitzt  wird.  Er  gelangt  dadurch  zu  der  Erkenntnis,  daß 
alle  Wärmeerscheinungen  in  Wirklichkeit  Bewegungserscheinungen  sind. 

—  Karl  WUhelm  ScIimI«  lehrt  arseniksaures  Kupfer  durch  Fällen  einer  Kupfer- 
vitriollösung mit  einer  Lösung  von  weißem  Arsenik  in  Pottasche  herstellen 
(Scheele'sches  oder  schwedisches  Grün). 

—  John  Smwrtaa  wendet  bei  der  Brücke  von  Hexham  in  Northumberland  zum 
ersten  Male  die  Gründung  der  PfeUer  mit  Luftdruck  (Luftdruckgründung 
oder  pneumatische  Gründimg)  an. 

—  Samuel  Thomas  von  SCmmerinf  fördert  die  Anatomie  des  Zentralnerven- 
systems und  der  Sinne. 


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1778 

1778  Jamee  Watt  führt  für  ein  Londoner  Wasserwerk  eine  Expansionamasohine 
mit  '/,  Füllung  aus. 

1779  Leonhard  Eiiiar  stellt  die  Gesetze  der  Fortpflanzung  transversaler  Wellen 
in  gespannten  dünnen  Schnüren  oder  Saiten  auf,  wonach  die  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit der  Bewegung  der  Quadratwurzel  aus  dem  spannenden 
Gewichte  direkt,  derjenigen  aus  dem  Querschnitt  der  Saite  und  ihrem 
spezifischen  Gewicht  umgekehrt  proportional  ist. 

—  Friedrich  Wilhelm  HMidMl  beginntdieplaumäßigeErforsohungderNebelfleoke. 

—  Carl  Friedrich  HlndmbHr(  in  Leipzig  zeigt,  wie  Kombinationen  und  Varia- 
tionen an  sich  nach  sicheren  einfachen,  rein  kombinatorischen  Gesetzen  in 
Klassen  und  Ordnungen  vollständig  aufgestellt  werden  und  lehrt  die 
Kombinationen  und  Variationen  zu  bestimmten  Summen  aussondern  und 
aufzählen.  Er  wird  damit  der  Schöpfer  der  kombinatorischen  Analj^sis 
imd  der  einflußreichste  Vertreter  der  sog.  kombinatorischen  Schule.  Doch 
wird  dieser  Schule  der  ihr  früher  beigemeesene  Wert  in  der  Gegenwart 
nicht  mehr  zuerkannt. 

—  Jan  Ingmhoust  entdeckt  die  Kohlenstofiassimilation  und  Atmung  der 
Pflanzen  und  weist  nach,  daß  die  grünen  Blätter  und  Schößlinge  im 
Sonnenschein  und  hellen  Tageslicht  Kohlensäure  aufnehmen  und  Sauerstoff 
abgeben,  während  sie  bei  Nacht  Kohlensäure  abgeben  und  Sauerstoff  auf- 
nehmen.   (S.  1771  P.) 

—  James  Ktlr  zu  Westbromwich  beobachtet  zuerst,  daß  Messing  bei  einem 
hohen  Zinkgehalt  sich  im  Glühen  strecken  läßt.  Er  und  nicht  Muntz, 
der  dieselbe  Beobachtung  1832  wieder  macht,  ist  als  Erfinder  des  schmiede- 
baren  Messings  anzusehen. 

—  Joseph  Louis  df  Lacnuip  verallgemeinert  die  Euler'sche  Verzerrungsformel 
(s.  1763  E.)  und  studiert  auch  bereits  die  Abbildung  des  Umdrehungs- 
ellipsoides. 

—  Otto  Friedrich  MBIIir  bedient  sich  zuerst  des  mit  Gewichten  beschwerten 
Schleppnetzes,  um  die  Tierarten  des  Meeresgrundes  ans  Licht  zu  ziehen, 
doch  beschränkt  er  seine  Versuche  nur  auf  mäßige  Tiefen  an  der  Küste. 

—  Ralz  entdeckt  die  Krameria  triandra,  deren  Wurzel  unter  dem  Xamen 
Ratanhia  in  Huanako  längst  als  zahnkonservierendes  Mittel  im  Gebrauch 
war  und  empfiehlt  dieselbe  als  Adstringens. 

—  Karl  Wilhelm  Scheel«  erkennt  zuerst,  daß  der  Graphit  mineralische  Kohle  ist. 

—  John  8mntM  führt  die  direkte  und  kontinuierliche  Luftzuführung  für  die 
Taucherglocke  mit  der  Luftpumpe  aus.  Eine  aus  Gußeisen  hergestellte 
Glocke  mit  Luftzuffihrung,  unter  der  zwei  Mann  Platz  haben,  wird  zuerst 
beim  Bau  des  Hafens  in' Ramsgate  benutzt. 

—  Zailinfer  zum  Thum  beleuchtet  das  Wesen  der  Wildbäche,  gibt  die  Regeln 
für  eine  rationelle  Wildbachverbanung  und  eine  Erklärung  für  die  Ent- 
stehung der  Erdpyramiden  durch  erosive  Aktion  des  Wassers  auf  Schutt 
oder  Lehmanhäuftmgen,  welcher  Erklärung  sich  Lyell  anschließt,  (^gl. 
auch  1897  K.) 

17  SO  Torbern  Barfman  gibt  die  erste  vollständige  Anleitung  zur  Prüfung  von 
Mineralien,  insbesondere  von  Erzen.  Er  «chließt  unlösliche  Mineralien  zum 
Zweck  der  Analyse  durch  Schmelzen  mit  Alkali  auf  und  führt  in  die  ana- 
lytische Chemie  das  Verfahren  ein,  einen  Mischungsteil  nicht  isoliert,  sondern 
in  einer  genau  bekannten  konstanten  Verbindung  zu  bestimmen. 

—  Torbern  Barpnan  beschäftigt  sich  eingehend  mit  Untersuchungen  über  daa 
metaUifiche  Wismut  und  dessen  Verbindungen,  von  denen  er  eine  große 
Anzahl  darstellt.     (S.  a.  1546,  1663,  1672,  1681,  1739.) 

—  Torbern  Bargman  benutzt  die  löslichen  Baiytsalze  als  Reagens  auf  Schwefel- 
säure. 

—     230     — 


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1780 

1780  BMaamaln  verbessert  das  von  R^aumnr  vorgeschlagene  künstliche  Brut- 
verfahren  (s.  1750  R.),  indem  er  die  Waimwasserheizung  des  Brutapparats 
einführt. 

—  Jean  Charles  Bonta  spricht  die  Meinung  aus,  daß  die  Kenntnis  der  Tat- 
sachen, durch  welche  die  Wetterveränderung  bewirkt  wird,  gestatten  werde, 
diese  Änderungen  vorherzusagen. 

—  Der  Mediziner  John  Brown  in  Edinbui^  entwickelt  in  seiner  Schrift  „£le- 
menta  medicinae"  die  Grundsätze  eines  neuen  Systems  (Brownianiamus), 
nach  dem  sich  die  belebten  Organismen  von  den  leblosen  Substanzen  allein 
durch  die  Eigenschaft  der  Irritabilität  (Reizbarkeit,  vgl.  auch  1672  G.) 
unterscheiden.  Browns  Lehre  hat  sich  in  der  Folge  zwar  als  einseitig  und 
vielfach  inig  erwiesen,  aber  doch  ein  klareres  Erkennen  des  tierischen  und 
pflanzlichen  Lebens  angebahnt. 

—  Carmgaot,  Gehilfe  des  Mineralogen  Rom6  de  l'Isle,  erfindet  das  Anlege- 
goniometer, eine  einfache  Art  von  Winkelmesser,  bestehend  aus  einem 
Transporteur  mit  einem  im  Mittelpunkte  angebrachten  radial  drehbaren 
Lineale.  Das  Anlegegoniometer  findet  namentlich  in  der  Erystallographie 
zur  Winkelmessung  der  ErystaUkanten  Anwendung. 

—  Gaml  konstruiert  die  Carcel-Uhrlampe,  bei  welcher  neben  der  Anwendung 
eines  zur  stetigen  Kolbenverschiebung  dienenden  Triebfederwerks  die  Ein- 
richtung getrofien  ist,  daß  ein  Überfließen  und  Zurückkehren  des  über- 
flüssigen Öls  in  den  Lampenfuß  stattfindet.  Eine  unvollkommenere  Pump- 
lampe soU  1765  von  Grosse  in  Meißen  konstruiert  worden  sein. 

—  Jacques  Alexandre  C^ar  Cliari«  nimmt  Schattenrisse  in  der  Camera  auf 
Chloisilber  auf. 

—  Andrea  ComparttH  macht  vergleichende  und  anatomische  Beobachtungen 
über  das  Gehörorgan  und  entdeckt  das  GangUon  nervi  vagi  im  Foramen 
lacerum  sowie  den  Ramus  auricvdaris  nervi  vagi,  dessen  beide  Äste  er  angibt. 

—  Hapel  <•  ta  CMmy*  legt  die  eiste  Speichelflstel  an  einem  Pferde  an  und 
macht  eingehende  Untersuchungen  über  den  so  erhalteneu  Speichel. 

—  Oliver  Evan  in  Amerika  erfindet  den  Elevator. 

—  Feiice  Fontana  entdeckt  das  Wassergas  (Hydrocarbongas),  indem  er  Wasser- 
dampf auf  glühende  Kohle  einwirken  läßt. 

—  Benjamin  Franklin  gibt  ein  Brillenglas  an,  das  aus  zwei  in  einer  wagerechten 
Scheidelinie  zusammenstoßenden  Hälften  derart  zusammengesetzt  ist,  daß 
die  obere  Hälfte  des  Glases  zum  Sehen  in  die  Ferne,  die  untere  zum  Sehen 
in  die  Nähe,  namentlich  zum  Lesen,  benutzt  wird.  Hieraus  haben  sich 
die  heutigen  Augengläser  mit  Doppelfokus  entwickelt. 

—  FOntmkorcor  in  Basel  erfindet  das  elektrische  Feuerzeug,  bei  welchem  aus 
Zink  und  verdünnter  Schwefelsäure  Wasserstoffgas  entwickelt  wird,  das 
in  dem  Augenblicke,  wo  es  beim  öffnen  eines  Hahns  entweicht,  durch  den 
elektrischen  Funken  eines  Elektrophors  entzündet  wird.  Die  entstandene 
Flamme  überträgt  sich  auf  den  Docht  einer  Kerze. 

—  Johann  Gottlieb  Qahn  weist  zuerst  die  Phosphorsäure  im  Mineralieioh, 
und  zwar  an  Bleioxyd  gebimden  nach;  1788  finden  sie  Klaproth  und 
Proust  auch  an  Kalk  gebunden. 

—  Luigi  QalvanI  entdeckt  die  Berührungselektrizität  (1796  von  Yolta  „Gal- 
vaoismiu"  genannt),  indem  er  zufällig  beobachtet,  daß  ein  frisch  prä- 
parierter Froschschenkel  in  starke  Zuckungen  gerät,  wenn  man  einen 
Muskel  und  einen  entblößten  Nerv  mit  zwei  verschiedenen  Metallen  be- 
rührt, die  ein  leitender  Bogen  verbindet.  Galvani  erklärt  in  einer  1791 
erscheinenden  Mitteilung  diese  Erscheinung  irrtümlich  aus  der  tierischen 
Elektrizität.    (S.  a.  1756  C.) 

—  Nachdem  schon  Avicenna  (1020)   und  der  deutsche  Arzt  Stockmonn  auf 

—     231     — 


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1780 

die  gefährlichen  Wirkungen  der  Bleiverbindungen  hingewiesen  hatten,  be- 
schreibt Louis  Bemard  Guyton  dt  Monrani  eingehend  die  G-iftigkeit  des 
Bleiweißes,  welche  Warnung  jedoch  unbeachtet  bleibt,  bis  Tanquerel  des 
Planches  1830  au&  neue  eindringlich  darauf  hinweist  und  gesetzliche  Rege- 
lung der  Heistellung  von  Bleifarben  verlangt,  die  1849  euerst  in  Frank- 
reich erfolgt. 
1780  HamMln  und  David  Aviry  errichten  bei  Nore  an  der  Mündung  der  Themse 
eine  sohwimmende  Leuchte.  (Leuchtschiff,  Feuerschiff.)  Anderen  Nach- 
richten zufolge  sollen  die  ersten  Feuerschiffe  schon  i.  J.  1732  in  England 
in  Gebrauch  gekommen  sein. 

—  HarriMHi  in  Birmingham  fabriziert  die  ersten,  noch  sehr  mangelhaften  Stahl- 
federn, die  von  1803  ab  von  Wise  in  London  zuerst  zu  6  Shillings  das  Stück  in 
den  Handel  gebracht  werden,  deren  Preis  jedoch  bald  auf  6  Pence  das 
Stück  reduziert  wird.  Die  neuerdings  öfters  auftretende  Behauptung,  daß 
Alois  Senef eider  der  Erfinder  der  Stahlfedern  sei,  ist  somit  irrig.  Die  vor 
Harrison  von  Johann  Janssen  in  Aachen  (1748)  und  Johann  Heinrich 
Bürger  in  Königsberg  (s.  1808  B.)  gemachten  Versuche  ergaben  ebensowenig, 
wie  die  Versuche  des  16.  .Jahrhunderts  (s.  1579)  praktische  Resultate. 

—  Nachdem  der  Kurfürst  Karl  Theodor  von  der  Pfalz  der  seit  1783  in  Mann- 
heim bestehenden  Akademie  der  Wissenschaften  eine  meteorologische  Klasse 
zugefügt  und  dieselbe  mit  geeigneten  Instrumenten  ausgestattet  hatte, 
errichtet  der  Hofkaplan  Johann  Jacob  HtmiBMr  mit  Hufe  dieser  Instrumente 
ein  Beobachtungsnetz  von  39  Stationen,  die  von  Bologna  bis  Grönland, 
vom  Ural  bis  nach  Nordamerika  reichen.    (S.  1771  L.) 

—  John  Hmtor  fördert  die  wissenschaftliche  Chirurgie  nach  jeder  Richtung 
hin  und  übt  zu  dem  Behufe  in  ausgedehnter  Weise  die  Vivisektion  und 
das  Tierexperiment.  Er  schreibt  den  Entzündungsvorgängen  einen  reorgani- 
sierenden Einfluß  zu,  beschreibt  zuerst  die  Phlebitis  (Venenentzündung) 
vüdd  macht  ausgedehnte  Untersuchungen  über  die  Muskelschicht  der  Iris. 

—  John  LandM  zeigt  durch  die  nach  ihm  benannten  Substitutionen,  daß  ein 
Ellipsenbogen  durch  einen  andern  Ellipsenbogen  und  einen  Kreisbogen, 
sowie  ein  Hyperbelbogen  durch  zwei  Ellipsenbogen  dargesteUt  werden 
kann.  Mit  der  Zuriickführung  der  Lemniskate  (der  Cassini'schen  Kurve) 
auf  die  Ellipse  und  Hyperbel  hatte  sich  vorher  1718—1750  bereits  Graf 
Fagnano  beschäftigt. 

—  Nachdem  die  Definition  des  Begriffes  „Salz",  die  Tachenius  (s.  1666  T.) 
gegeben  hatte,  völlig  in  Vergessenheit  geraten  und  die  Bedeutimg  dieses 
Wortes  von  den  verschiedenen  Chemikern,  wie  Lemery,  Stahl,  Boerhaave. 
Kirwan  u.  a.  in  willkürlicher  Weise  aufgefaßt  worden  war,  trennt  Antoine 
Laurent  Unroltiir  durch  seine  Entdeckungen  über  die  Natur  der  Säuren 
(s.  1777  L.  und  1778L.)  diese  als  eine  eigentümliche  Klasse  von  Verbindungen 
scharf  von  den  Salzen  ab  und  gibt  zu  einer  gesonderten  Betrachtung  derSäuren. 
Alkalien  und  Salze  Veranlassung,  die  sich  jedoch  nur  langsam  Bahn  bricht. 

—  A.  L.  Lavoislsr  und  P.  S.  dt  LapiMt  stellen  die  ersten  genaueren  Versuche 
über  die  Ausdehnung  fester  Körper  an  und  schließen  aus  diesen  Versuchen, 
daß  ein  Körper,  wenn  er  vom  Nullpunkt  bis  zum  Siedepunkt  des  Wassers 
erhitzt  und  nachher  wieder  bis  zum  Nullpunkt  abgekühlt  wird,  genau 
seine  frühere  Länge  wieder  annimmt,  und  daß  zwischen  Nullpunkt  und 
Siedepunkt  die  Ausdehnung  des  Körpers  der  am  Quecksilberthermometer 
gemessenen  Temperatur  proportional  ist. 

—  A.  L.  Lavoliltr  und  P.  S.  dt  Laplaet  bestimmen  die  spezifische  Wärme  einer 
größeren  Anzahl  von  Körpern  nach  der  zuerst  von  Black  angegebenen 
Methode  des  Eisschmelzens  und  konstruieren  dafür  einen  eigenen  Apparat, 
das  Eiskalorimeter. 

—     232     — 


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1780 

1780  A.  L.  Urvobtar  und  P.  S.  df  Laplaet  leiten  als  Resultat  ihrer  gemeinsamen 
Studien  über  spezifische,  latente  und  YeTbrennungsw&rme  den  Satz  ab: 
„Die  bei  einer  Verbindung  oder  Zustandsänderung  frei  gewordene  Wärme 
irird  bei  der  Zerleg^ung  oder  Rückkehr  in  den  ursprünglichen  Zustand 
-wieder  verbraucht  und  umgekehrt." 

—  Antoine  Laurent  ünrolsiar  macht  den  ersten  Versuch,  zu  beweisen,  daB  die 
Summen  der  dem  tieiisohen  Organismus  in  der  Nahrung  zugeführten,  und 
der  vom  Organismus  produzierten  Energiemengen  einander  genau  äqui- 
valent sind.  Ähnliche  Versuche  werden  1824  von  Despretz  und  1841  von 
Dulong  unternommen. 

—  A.  L.  Lavoiilar  und  P.  S.  dt  Laplan  finden  bei  Gelegenheit  ihrer  Versuche, 
die  Gewitterelektrizität  zu  erklären,  die  Elektrizitätserregung  durch  Ver- 
dampfung. Es  ergibt  sich,  daß  bei  der  Verdampfung  von  Wasser  in 
Metallgefäßen  der  Dampf  positiv,  das  Gefäß  negativ  elektrisch  wird.  DaB 
auch  die  Reibung  hierbei  eine  Rolle  spielt,  wird  1843  von  Faraday  nach- 
gewiesen.    (S.  a.  1840  A.) 

—  Der  französische  Techniker  Lcwlar^MMt  stellt  Papier  aus  Pflanzen  und 
Rinden  her. 

—  Während  man  sich  bei  der  Darstellung  des  Geländes  auf  Karten  und  Plänen 
bis  in  das  18.  Jahrhundert  darauf  beschränkte,  die  Berge  und  Gebirgs- 
züge ohne  Rücksicht  auf  ihre  wirkliche  G«stalt  durch  gleichförmig  an- 
einander gereihte,  schräg  beleuchtete  Pyramidensignaturen  („Heuhaufen- 
signaturen") zu  skizzieren,  versucht  zuerst  der  preußische  Ingenieur-Kapitän 
HMIItr  eine  der  Wirklichkeit  näher  kommende  Geländedarstellung,  indem 
er  die  Bergabhänge  ihrer  Neigung  nach  in  9  Klassen  (sanft,  flach,  prall, 
steü  usw.)  einteilt,  und  jede  Neigung  durch  eine  besondere  Art  von  „Schwung- 
strichen" kenntlich  macht. 

—  Job4  Celestino  Mutit  in  Bogota  macht  nachdrücklich  auf  die  Kultur  des 
Chinarindenbaumee  aufmerksam. 

—  Während  das  von  Charles  Taylor  und  Thomas  Walker  (s.  1770  T.)  auf  eine 
Walzendruckmaschine  genommene  Patent  Erfolge  nicht  gezeitigt  hatte,  ge- 
lingt es  Christian  Philipp  Otarkan|rt  in  Jouy  bei  Versailles,  den  Walzen- 
dmck  in  die  Praxis  der  Kattunfabrikation  einzuführen. 

—  Der  französische  Mechaniker  Ralgaltr  stellt  zuerst  handgedrehte  Seile  aus 
Eisendraht  her  und  verwendet  sie  namentlich  für  Blitzableiter.  Wenige 
Jahre  darauf  werden  dieselben  vom  Berghauptmann  von  Reden  zu  Zwecken 
der  Grubenförderung  in  den  Harzer  Bergwerken  eingeführt. 

—  Sven  Rinmann  stellt  zuerst  das  nach  ihm  benannte  Rinmann'sche  Kobalt- 
grün  her,  indem  er  kohlensaures  Kobaltoxydulhydrat  mit  Zinkweiß  ver- 
mischt, trocknet  und  anhaltend  glüht. 

—  Der  italienische  Anatom  Antonio  Scarpa  macht  sich  durch  seine  Arbeiten 
über  Augenkrankheiten  und  über  die  Brüche  (1809)  einen  unvergänglichen 
Namen.  Insbesondere  macht  er  die  Discission  und  die  Abreißung  der  Iris 
an  ihrer  Randinsertion  (Iridodialyse). 

—  Karl  Wilhelm  Scheel«  stellt  zuerst  schwefelsaures  Mangan oxydtd  her. 

—  Karl  Wilhelm  Sdneic  entdeckt  in  der  sauer  gewordenen  Milch  eine  besondere 
Säure,  die  er  als  Milchsäure  bezeichnet.  Bei  der  Einwirkung  von  Salpeter 
auf  Milchzucker  erhält  er  neben  Oxalsäure  ein  weißes,  schwer  lösliches 
Pulver,  daß  er  als  eigentümliche  Säure  erkennt  und  dem  Fourcroy  den 
Namen  Schleimsäure  gibt. 

—  K.  W.  Scheele  und  F.  A.  C.  6ren  beobachten  gleichzeitig,  daß,  wenn  meh- 
rere Salze  zugleich  in  Wasser  gelöst  sind,  bei  verschiedenen  Temperaturen 
verschiedene  Produkte  herauskrystalUsieren. 

—     233     — 


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1780 

1780  Graf  Charles  von   Stanhopo    steUt  das  Prinzip   vom   Bfickschlag  bei   Cre- 
wittem  auf. 

—  Jean  Baptiste  Thlbaut  &t  ChanvaM  stellt  fest,  dafi  die  regelmäßigen  Baro- 
meterschwankungen  (s.  1666  B.)  in  keinem  Zusammenhang  mit  der  Witte- 
rung stehen. 

—  Der  Italiener  Vwi  erfindet  eine  Vorrichtung,  durch  ein  Seil  ohne  Ende 
Wasser  in  großen  Mengen  auf  beträchtliche  Höhen  zu  heben  (Vera's  Fxnä- 
kularmasohine).     (S.  a.  1597.) 

—  James  Watt  erfindet  die  Schreibkopiermasohine  und  die  Eopiertinte. 

—  Der  Schwede  Wlndholm  erfindet  das  nach  ihm  benannte  schwedische  Wind- 
holmgebläse,  einen  hölzernen  Blasebalg  mit  beweglichem  Unterkasten  und 
festem  Oberkasten. 

—  Heinrich  August  Wrisbwv  studiert  die  Anatomie  des  Peritonaeums,  des 
Netzes  und  der  männlichen  Geschlechtsorgane. 

1781  Felix  d*   Azara  erforscht  in   siebenjähriger  Reise   die  Pampas   von   Süd- 
amerika vom  atlantischen  Gestade  bis  zu  den  Anden. 

—  Henry  Cavsndish  zeigt,  daß  bei  der  Vereinigung  von  Wasserstoff  und  Sauer- 
stoff ausschließlich  Wasser  entsteht  und  liefert  so  den  Beweis  für  die  Zu- 
sammensetzung des  Wassers.  Gleichzeitig  mit  Cavendish  gelangt  auch 
James  Watt  zur  Erkenntnis  der  richtigen  Konstitution  des  Wassers. 

—  L.  F.  F.  von  Grell  teilt  in  den  „Neuesten  Entdeckungen  in  der  Chemie" 
mit,  daß  die  Stärke,  welche  bis  dahin  nur  aus  Weizen  gewonnen  wurde, 
auch  aus  knolligen  Wurzeln  (d.  i.  Kartoffeln)  bereitet  werden  kann. 

—  Nicolas  Doyoux  weist  zuerst  das  Vorkommen  des  Schwefels  in  Pflanzen  nach. 

—  Graf  Archibald  Dundonald  erhält  am  30.  April  ein  Patent  auf  einen  ge- 
schlossenen Verkokungsofen  mit  gleichzeitiger  Gewinnung  der  Neben- 
produkte. In  dem  Patent  werden  neben  Cinders  (Koks)  als  zu  gewinnende 
Produkte  aufgeführt:  Teer,  Pech,  ätherische  öle  (essential  oils),  flüchtiges 
Alkali,  mineralische  Säuren  und  Salze.  Praktische  Verwendimg  finden 
die  Öfen  aber  nur,  um  neben  dem  Schmelzkoks  den  Teer  zu  gewinnen. 
Bemerkenswert  ist,  daß  sowohl  Lord  Dundonald  als  auch  seine  Arbeiter 
das  sich  entwickelnde  Gas  gelegentlich  auffangen,  um  es  zu  Beleuchtungs- 
zwecken zu  benatzen. 

—  Nachdem  Swabs  Vorschlag,  Messing  durch  Zusammenschmelzen  von 
Kupfer  und  Zink  herzustellen,  fast  vergessen  worden  war,  nimmt  Jacob 
Emorton  denselben  wieder  auf  und  stellt  zuerst  im  großen  Messing  nach 
dieser  Methode  her;  doch  hält  man  auch  dann  noch  das  nach  uralter 
Methode  durch  Schmelzen  von  Kupfer  mit  Galmei  und  Kohle  erhaltene 
Messing  lange  Zeit  für  vorzüglicher. 

—  FeUce  Fontana  erkennt  den  Zellkern  als  gesonderten  InhaltsbestandteU  der 
Zellen. 

—  Ben4  Just  Havy  tmd  Torbem  Borpnan  erkennen  gleichzeitig  die  Konstanz 
der  Spaltungsgestalt  des  Kalkspats  und  ermitteln  deren  Zusammenhang 
mit  den  äußern  Formen. 

—  Friedrich  Wilhelm  Hortchol  entdeckt  am  13.  März  einen  neuen  Planeten, 
den  Uranus.  Das  Jahr  darauf  veröffentlicht  er  seinen  ersten  Doppelstem- 
katalog  und  nimmt  eine  wahre  Eigenbewegung  der  Sonne  mitsamt  ihrem 
ganzen  Systeme  nach  der  Richtung  des  Sternbildes  des  Herkules  und  der 
Leyer  an.  Noch  im  Jahre  1781  gibt  Delambre  die  ersten  Tafeln  des 
Uranus  heraus. 

—  Nachdem  K.  W.  Scheele  1778  in  der  von  ihm  entdeckten  Molybdänsäure 
ein  eigentümliches  Metall  erkannt  hatte,  gelingt  es  Peter  Jakob  HJoliii, 
dieses  —  das  Molybdän  —  zu  isolieren. 

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1788 

1781  W.  HMittor  konstruiert  eine  DiSerentialsohraubenwinde,  der  dasselbe  Kon- 
struktionsprinzip,  wie  beim  Weaton'schenDifierentialflaschenzuge  (a.  1861 W.) 
zugrunde  liegt.  Auch  Prony  wendet  dieses  Prinzip  für  eine  Mikrometer- 
schraube an. 

—  Antoine  Laurent  Laviltlar  sucht  zuerst  die  beim  Verbrennungsprozeß  ent- 
wickelte Wärme  zu  messen,  indem  er  bestimmte  Quantitäten  der  ver- 
Bchiedenen  Körper  in  dem  Eiskalorimeter  verbrennt  und  die  Menge  des 
geschmolzenen  Eises  beobachtet.  Ähnliche  Versuche  werden  von  Crawford 
(1788),  Bumford  (1813)  und  Dalton  (1818)  mit  Hilfe  des  Wasserkalori- 
meters  unternommen. 

—  Antoine  Laurent  Uivolsiar  macht  kalorimetrische  Messungen  der  Wärme- 
prodoktion  des  Tieres.  1849  werden  solche  Messungen  von  Scharling 
auf  den  Menschen  ausgedehnt,  wobei  derselbe  findet,  daß  der  menschliche 
Körper  in  24  Stunden  etwa  2400000  Kalorien  zu  erzeugen  vermag. 

—  Philipp  Friedrich  Theodor  MmM  gibt  in  seiner  Schrift  ,,De  labyrinthis 
auris  contentis"  wertvolle  Aufschlüsse  über  das  Gehörorgan  und  erkennt 
die  „Zonae  sonorae",  die  Valsalva  für  Nerven  gehalten  hatte,  als  Periost 
der  Bogengänge.  Er  stellt  hervorragende  anatomische  Präparate  her,  zu 
deren  Füllung  er  Quecksilber  benutzt. 

—  MaMlla  macht  in  den  „Phüosophical  transactions"  eine  Verbesserung  der 
von  W.  Hunter  (s.  1781  H.)  erfundenen  Differentialschraubenwinde  (Doppel- 
schraube) bekannt.  Diese  Winde  wird  für  besondere  FäUe  zum  Heben 
und  Senken  von  Lasten  benutzt,  doch  ist  ihr  Wirkungsgrad  wegen  des 
bedeutenden  Reibungswiderstands  ein  geringer. 

—  Peter  Simon  Pallat  weist  nach,  daß  die  Eier  der  Eingeweidewürmer  von 
außen  in  den  Körper  ihrer  Wirte  gelangen. 

—  Henry  Paifc  macht  die  erste  Resektion  des  Ellenbogengelenks  an 
einer  Leiche. 

—  Rmww  in  Chesterfleld  stellt  zuerst  aus  Eisen  gegossene  Messer,  Gabeln 
und  Scheren  her,  die  nach  dem  Guß  noch  einer  Adoucierung  unterworfen 
werden.  Sein  Unternehmen  hatte  wenig  Erfolg  und  es  blieb  der  neuesten 
Zeit  vorbehalten,  diese  Idee,  jedoch  nur  für  billige  Artikel  und  auf  Kosten 
der  Qualität  (u.  a.  auch  für  Rasiermesser),  durchzuführen. 

—  John  SiiMatoii  konstruiert  eine  Mehlbeutelmaschine  (Dressing  machine). 

—  James  Watt  führt  in  die  Dampfmaschine  die  Kurbel  und  das  Schwungrad 
zur  Umsetzung  der  auf  und  ab  gehenden  Bewegung  in  drehende  Bewegung 
ein  und  erfindet  das  Planetenrädergetriebe. 

-^  James  Watt  gibt  seinen  Dampfkesseln  eine  rechteckige  Gestalt.  Nach  ihrer 
einem  Koffer  oder  Lastwagen  ähnlichen  Form  werden  sie  als  Koffer-  oder 
Wagenkessel  bezeichnet. 

1782  Nachdem  schon  seit  dem  12.  Jahrhimdert  Versuche  zur  Schiffspanzerung 
gemacht  worden  waren  (s.  1364  Peter  von  Aragonien),  und  auch  Karl  V. 
1535  eine  mit  Blei  gepanzerte  Fregatte,  die  „Santa  Anna",  mit  Erfolg 
gegen  Tunis  verwendet  hatte,  baut  bei  der  Belagerung  von  Gibraltar  der 
französische  Ingenieuroberst  Jean  Claude  Eleonore  d'Arfon  zehn  schwim- 
mende, mit  Eisenplatten  gepanzerte  Batterien,  die  aber  schließlich  der 
Wirkung  der  glühenden  Kugeln  erliegen. 

—  Torbem  Btifnian  sucht  an  der  Hand  seiner  zahlreichen  Mineralanalysen 
in  seiner  „Sdagraphia  regni  mineralis"  eine  Klafisifikation  der  Mineralien 
nach  rein  chemischen  Prinzipien  durchzuführen. 

—  Jean  Pierre  DavM  weist  zuerst  mit  Nachdruck  darauf  hin,  daß  die  von 
alters  herunter  verschiedenen  Namen,  wie  Spina  ventosa,  Paedarthrocaoe 
bekannte  Nekrosis  der  Knochen  (Knochenbrand)  durch  konservative  Maß- 


—     235     — 

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1782 

nahmen,   wie  Eröffnang  der  Totenladen   und  Entfernung  der   Sequester 
zu  heilen  ist. 
1782    Der  Apotheker  J.  H.  FÜBWr  in  Cassel   erfindet   das  Casseler  Gelb  <Blei- 
oxychlorid). 

—  Nachdem  bereits  Montanari  (1607)  einen  periodischen  Lichtwechsel  beim 
Algol  {ß  im  Stembilde  des  Perseus)  wahrgenommen  hatte,  stellt  John 
Goodrikf  fest,  daB  der  Fixstern  jedesmal  59'/:  Stunden  hindurch  seine 
größte  Helligkeit  (2.  Größe)  behäJt,  dann  in  i^l^  Stunden  zur  4.  Größe 
herabsinkt  und  ebenso  rasch  zur  2.  Größe  wieder  aufsteigt,  eine  Erschei- 
nung, die  das  Vorhandensein  eines  den  Algol  umkreisenden  dunklen 
Begleiters  wahrscheinlich  macht. 

—  Louis  Bemard  GHyton  tft  Morveni  entdeckt  das  Zinkweiß  (Zinkoxyd),  das 
schon  1786  von  Courtois  im  großen  fabriziert  wird. 

—  A.  HafMnam  in  Bremen  erhält  zuerst  bei  Einwirkung  von  Chlor  auf 
Schwefel  ein  G«mi8ch  von  Schwefelchlorfir  und  Sohwefelchlorid,  welch 
beide  Körper  1816  gleichzatig  von  Humphry  Davy  und  von  Christian 
Friedrich  Bucholz  isoliert  werden. 

—  A.  HagMmuin  in  Bremen  findet  die  Lichtempflndlichkeit  des  Guajakharzes. 

—  Ren6  Just  Hauy  entdeckt  das  Vermögen  einiger  Mineralien,  durch  Druck 
elektrisch  zu  werden  (Piezoelektrizität)  und  benutzt  diese  Eigenschaft  dee 
Doppelspates  zur  Konstruktion  eines  sehr  einfachen  und  doch  empfind- 
lichen Elektroskopes. 

—  Georges  Louis  LMagt  spricht  aus,  daß  die  kosmische  Schwere  auf  den  Stoß 
von  Ätheratomen  zurückzuführen  sei.  Seine  Gravitationstheorie  wird 
1872  von  W.  Thomson  wieder  aufgenommen  und  weitergeführt. 

—  Joseph  Etienne  MontcoHlar  in  Annonay  stellt  mit  seinem  Bruder  Joseph 
Michel  Montgolltar  einen  Luftballon  —  Montgolfi^re  —  her,  der  seine  Steig- 
kraft durch  warme  Luft  (Entzündung  eines  Strohfeuers  an  der  unteren 
offenen  Basis  des  Ballons)  erhält.    (Vgl.  auch  1700  G.) 

—  J.  H.  MBIIw  erfindet  eine  Rechenmaschine,  die  für  Addition,  Subtraktion 
und  Multiplikation  geeignet  ist.  Die  Maschine  ist  im  Museum  von  Darm- 
stadt aufbewahrt. 

—  Der  Chemiker  Franz  Joseph  MQIIir  von  RaichMuMii  in  Wien  entdeckt 
das  Tellur. 

—  Karl  Wilhelm  SchMlt  zeigt,  daß  sich  das  färbende  Prinzip  des  Blutlaugen- 
salzes isolieren  läßt,  wenn  man  das  Salz  mit  Schwefelsäure  destilliert.  Er 
nennt  die  übergehende  Luftart  BerUnerblau- Säure  oder  abgekürzt  Blau- 
säure und  stellt  die  Verbindung  dieser  Säure  mit  Kalium,  das  Cyan- 
kaUum  her. 

—  Karl  Wilhelm  Scheel«  stellt  durch  Destillation  von  Benzoesäure  mit  Wein- 
geist und  Salzsäure  den  Benzoeäther  her. 

—  Der  Physiker  Jean  Senebier  findet  bei  seinen  Untersuchungen  über  den  Ein- 
fluß des  Lichtes  auf  die  Pflanzen,  daß  das  Chlorophyll  schon  nach  wenigen 
Minuten  durch  das  Licht  gebleicht  wird.  Er  bestätigt  im  wesentUohen  die 
von  IngenhousB  gefundenen  Tatsachen  (vgl.  1779  I.)  und  verwertet  seine 
Befunde  über  den  Einfluß  des  Lichtes  auf  die  Vegetation  in  seiner  Emäh- 
rungstheorie,  die  er  in  seiner  , .Physiologie  v^getale"  veröffentlicht. 

—  Jean  SeneUer  wird  durch  Hagemanns  Arbeit  (s.  1782  H.)  angeregt,  die 
Veränderungen  der  Harze  im  Lichte  zu  untersuchen.  Einige  Harze,  wie 
Mastix,  Sandarak  usw.  bleichen  aus,  andere,  wie  Gummigutt,  Ammo- 
niakharz, Guajakharz  werden  dunkler.  Er  findet  femer,  daß  verschiedene 
Harze  durch  Belichtung  ihre  Löslichkeit  in  Terpentin  und  flüchtigen  ölen 
verlieren,  welche  Tatsache  später  in  den  Reproduktionsverfahren  der  Au- 
totypie und  des  Asphaltzinkproze-sses  Verwendung  findet. 

—     236     — 

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1788 

1782  James  81x  konstruiert  den  Thermometrograph  (Kegistrierthermometer),  ein 
Instrument  zur  selbsttätigen  Aufzeichnung  der  höchsten  und  tiefsten 
Temperatur  für  einen  beliebigen  Zeitraum.  (S.  a.  1757  C.)  Das  Registrier- 
thermometer  wird  1794  von  Daniel  Rutherford  in  eine  bequemere  und  hand- 
lichere Form  gebracht,  in  welcher  es  aus  einem  Quecksüberthermometer 
(Maximumthermometer)  und  einem  Weingeistthermometer  (Minimum- 
thermometer) besteht  und  ist  in  dieser  Form  heute  noch  gebräuchlich. 

—  James  Watt  projektiert  die  erste  rotierende  Dampfmaschine,  die  später 
von  Murdooh  (1799),  Rider  (1821)  u.  a.  verbessert  wird,  aber  an  dem 
Fehler  leidet,  daß  die  Crleitflächen  nicht  dauernd  dicht  htJten.  (Vgl.  auch 
1899  H.) 

—  Josiah  Wl4lW00d  erfindet  ein  speziell  für  die  Steingutfabrikation  geeig- 
netes Pyrometer,  welches  auf  der  Eigenschaft  mancher  Tonarten,  beim 
Erhitzen  zu  schwinden,  beruht.  Das  Pyrometer  besteht  aus  einer  Anzahl 
kleiner  Tonzyliuder  und  einer  Vorrichtung,  deren  Dicke  zu  messen. 

—  William  Wttit  in  Bristol  erfindet  die  Herstellung  des  Patentschrots.  In- 
dem das  geschmolzene  Blei  von  der  Höhe  eines  Sohrotturms  30—40  Meter 
tief  in  ein  untenstehendes  WassergefSß  fäUt,  wird  erreicht,  daB  die  Tropfen 
sich  in  der  Luft  runden  und  abkühlen. 

1783  Der  Schweizer  Aim6  Arcand  erfindet  den  nach  ihm  benannten  Rundbrenner 
für  Leuchtflammen  mit  röhrenförmigem  Docht  und  innerer  Luftzuführung, 
der  eine  vorher  ungekannte  Stetigkeit  des  Lichtes  und  volle  Unabhängig- 
keit desselben  von  der  Luftbewegung  bewirkt. 

—  Pieter  CamiMr  veranlaßt,  nachdem  die  erste,  1777  von  Sigault  (s.  1768  S.) 
an  Madame  Somhot  ausgeführte  Operation  zwar  mit  der  Erhaltung  des 
Kindes,  aber  mit  dem  Tode  der  Mutter  geendet  hatte,  auf  G-rund  von  Tier- 
versuchen, den  Greburtshelfer  Damen  im  Haag,  in  einem  Falle  von  engem 
Becken  die  Symphyseotomie  zu  machen,  was  auch  vollen  Erfolg  hat. 

—  Henry  Cavmdish  bestimmt  die  quantitative  Zusammensetzung  der  Luft 
und  stellt  deren  Gehalt  an  Sauerstoff  auf  20,85  °/o  fest. 

—  Jacques  Alexandre  C6iar  ChariM  ersetzt  die  erwärmte  Luft  der  Montgolfi^re 
(s.  1782  M.)  durch  WasserstofFgas  und  läßt  am  27.  August  die  erste  Char- 
li^re  in  die  Lüfte  steigen.  Er  ist  der  erste,  der  meteorologische  Beobach- 
tungen mittels  des  Luftballons  ausführt,  indem  er  am  1.  Dezember  am 
Barometer  den  Wert  von  600,8  mm,  am  Thermometer  — 8,8  •  abliest  und 
daraus  die  vom  Ballon  erreichte  Höhe  auf  3467  m  berechnet. 

—  Nachdem  infolge  der  Powers'schen  Entdeckung  (s.  1768  P.)  Crowley  eine 
Lederspaltmaschine,  die  sich  jedoch  nicht  bewährte,  angegeben  hatte, 
konstruiert  Chouimrt  in  London  eine  solche  Maschine,  die  von  Parr  und 
Bevington  (1806),  Newberry  (1808),  Dyer  (1811)  und  vielen  späteren  ver- 
bessert wird. 

—  James  Cook!  erfindet  die  mit  Löffeln  (Bechern)  versehene  Säemaschine 
(Löffelsystem). 

—  Henry  Cort  in  Lancaster  erfindet  das  unter  dem  Namen  „Puddeln"  be- 
kannte Verfahren  der  Verarbeitung  von  Roheisen  zu  Schmiedeeisen  und 
Stahl,  das  an  die  Stelle  des  Herdfrischens  tritt.  Durch  die  Verwendung 
von  Steinkohle  wird  nicht  nur  die  teurere  Holzkohle,  sondern  auch  ein 
Teil  der  Menschenarbeit  entbehrlich. 

—  Henry  Cort  schafft  Einrichtungen,  durch  welche  es  ihm  zuerst  gelingt, 
Luppeneisen  unter  gefurchten  Walzen  zu  verarbeiten  und  trägt  dadurch 
zur  Entwicklung  der  Formwalzerei  bei.  Seine  Einrichtungen  geben  Ver- 
anlassung, auch  den  Draht  in  Walzwerken  herzustellen. 

—  Nachdem    Scheele    1781    in    der   von   ihm    entdeckten   Wolframsäure   ein 

—     237      — 

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1788 

eigentümliches  Metall  konstatiert  hatte,  isolieren  die  Brüder  Fauato  und 
Juan  Jos^  d'Elhuyar  daraus  das  Wolfram. 
1783    Philippe  fieniambra  entdeckt  das  selbstentzündliche  PhosphorwasserstoSgaa 
beim  Erhitzen  von  Phosphor  mit  Kalilauge. 

—  Jean  Paul  dl  QiM  dt  Mahrat  beweist  den  schon  1727  von  F.  C.  Maien  auf- 
gestellten Satz,  daß  man  die  ganze  Trigonometrie  aus  dem  Eosinussatz 
herleiten  könne,  ein  Beweis,  den  Lagrange  (1799)  und  Gauß  (1810)  ver- 
einfachen. 

—  Nachdem  die  1774/76  von  Jacques  Constantin  P6rier  und  dem  Grafen 
Auxiron  auf  der  Seine  in  Betrieb  gesetzten  Dampfboote  ihrer  Langsam- 
keit wegen  verworfen  worden  waren,  unternimmt  der  Marquis  Cilaude  d* 
Jouffroy  einen  neuen  Versuch  auf  der  Saöne  bei  Lyon,  wobei  es  ihm  ge- 
gelingt, mit  seinem  Dampfboot  eine  volle  Stunde  stromaufwärts  zu  fahren. 
Trotzdem  wird  die  Erfindung,  deren  hoher  praktischer  Wert  unverstanden 
bUeb,  vergessen. 

—  Antoine  Laurent  LavoMir  unternimmt  es,  an  der  Hand  seiner  Erfahrungen 
über  die  Verbrennung  die  Phlogistonlehre  zu  stürzen,  und  errreicht,  daß 
um  1786  seine  antiphlogistiBche  Lehre  allgemein  anerkannt  wird. 

—  Antoine  Laurent  UivoMir  betrachtet  diejenigen  Körper  als  einfache,  die, 
wie  Lichtstoff,  Wärmestoff,  Sauerstoff,  Wasserstoff,  Stickstoff,  nicht  weiter 
zerlegt  werden  können,  und  diejenigen  als  zerlegbare,  deren  Zerlegung 
wahrscheinhch  ist,  wie  die  Alkalien,  die  Erden  und  die  Metalle. 

—  Antoine  Laurent  Lavoltltr  zerlegt  das  Wasser,  indem  er  Wasserdampf  über 
glühendes  Eisen  streichen  läßt,  mit  dem  sich  der  Sauerstoff  des  Wassers 
verbindet,  während  Wasserstoff  frei  wird. 

—  Lapr  in  Paris  schlägt  an  Stelle  des  bis  dahin  angewandten  massiven 
Dochtes  den  bandförmigen  Flachdocht  für  die  Brennlampe  vor.  (Vgl.  1783  A.) 

—  Sebastian  LMormand  verwirklicht  den  Gedanken  Leonardo's  (s.  1480),  indem 
er  den  Versuch  macht,  sich  mit  einem  aufgespannten  und  gegen  umkippen 
gesicherten  Regenschirm  von  seiner  Wohnung  auf  die  Straße  herabzulassen. 
Infolge  dieses  Experimentes  konstruiert  er  einen  kegelförmigen  Fallschirm, 
mit  dem  sich  am  22.  Oktober  1797  Jacques  Garnerin  aus  einer  Höhe  von 
1000  m  herunterläßt. 

—  Marschall  in  Straßburg  exstirpiert  zum  ersten  Male  einen  carcinomatösen 
prolabierten  Uterus  mit  Erfolg. 

—  Jan  Pieter  Mlnckalaart  stellt  aus  Steinkohle  erzeugtes  künstliches  Gas  zu 
Beleuchtungszwecken  und  technischen  Zwecken  her  und  begründet  damit 
die  Industrie  des  Leuchtgases.  Er  berichtet  darüber  in  einer  1784  erschie- 
nenen Denkschrift,  in  der  er  auch  die  Reinigung  des  Gases  durch  Kalk  be- 
schreibt.    1786  erleuchtet  er  damit  seinen  Hörsaal  in  Louvain. 

—  Jan  Pieter  Mlnckalam  füUt  den  ersten  Luftballon  mit  Leuchtgas  und  läßt 
denselben  am  21.  November  im  Park  des  Herzogs  von  Arenberg  zu 
Heverl6  bei  Louvain  aufsteigen.     (Vgl.  1783  C.) 

—  J.  E.  und  J.  M.  Montgolflar  lassen  am  6.  Juni  den  ersten  größeren  Luft- 
ballon in  Annonay  aufsteigen,  der  mit  erwärmter  Luft  gefüllt  ist. 
(S.  a.  1782  M.) 

—  Jesse  Ramidan  verbessert  das  Femrohrokular  und  benutzt  für  dasselbe 
zwei  plankonvexe  Crownglaslinsen,  die  mit  ihren  konvexen  Flächen  ein- 
ander zugewandt  sind. 

—  Sven  RInmaim  in  Eskilstuna  versucht  zuerst  das  Emaillieren  gußeiserner 
Gefäße,  ohne  jedoch  eine  hinreichende  Haltbarkeit  zu  erzielen.  Die  Her- 
stellung haltbarer  emaillierter  Geschirre  gelingt  erst  Adolph  Pleischl. 
(S.  1836  P.) 

—  J.  B.  L.  Rmni  da  l'ltla  spricht  das  Prinzip  aus,  daß  jedem  festen  Körper  von 


238     — 

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1784 

beetimmter  chemischer  Zneammensetzung  eine  eigene  Krystallgestalt  zu- 
komme und  erkennt  das  bereite  (s.  1669  S.)  von  Stenonis  ausgesprochene 
Grundgesetz  der  Krystallographie,  das  Gesetz  von  der  Konstanz  der  Kanten- 
-Winkel,  in  seiner  allgemeinen  Gültigkeit. 

1783  Der  französische  Naturforscher  Pil&tre  t»  KoHur  und  der  Marqms  d'Arlandw 
wagen  ee,  am  19.  Oktober  von  den  G&rten  von  La  Muette  aus  in  einer 
Montgolfl^re  selbst  in  die  Lüfte  zu  steigen.  Bis  dahin  hatte  man  nur 
vennohsweise  Tiere  in  Käfigen  mit  in  die  Lüfte  genommen. 

—  Horace  Benedict  tft  Saiunra  erfindet  ein  Haarhygrometer,  welches  dem 
1774  von  Deine  konstruierten  Hygrometer,  zu  dem  letzterer  erst  Elfenbein, 
dann  Fischbein  verwandte,  wesentlich  überlegen  ist  und  später  von  Koppe 
und  namentlich  von  Klinkerfues  verbessert  wird. 

—  Karl  Wilhelm  SchMlf  entdeckt,  daß  bei  Einwirkung  von  Bleiozyd  auf 
Brennöl  eine  eigentümliche  süße  Substanz  ausgeschieden  wird,  und  zeigt 
1784,  daß  diese  Substanz,  das  ölsüß  oder,  wie  Chevreul  es  später  nennt, 
das  Glycerin  auch  in  andern  Fetten  und  ölen  enthalten  ist. 

—  Lazzaro  SpallMzanI  stellt  die  eiweißlösende  Wirkung  des  Magensaftes  fest 
und  weist  nach,  daß  der  Magensaft  unter  geeigneten  Bedingungen  auch 
außerhalb  des  Körpeis  dieselben  Umwandlungen  wie  im  Körper  bewerk- 
stelligt.    Er  erkennt  auch  die  saure  Reaktion  des  Magensaftes. 

—  Alessandro  Volte  gelangt  vom  Elektrophor  (s.  1762  V.)  durch  Verringerung  der 
Dicke  der  IsoUerschioht  zum  sog.  Kondensator,  der  aus  zwei  Metall- 
platten mit  schwacher  Isolierschicht,  am  besten  Firnis,  besteht  und  zum 
Nachweis  geringer  Elektrizitätsmengen  dient.  Das  Instrument  wird  1847 
von  Kohlrausch  wesentlich  verbessert. 

—  Die  im  Jahre  1543  entdeckten  und  im  Jahre  1710  von  dem  Spanier  Padilla 
wieder  aufgefundenen,  jetzt  deutschen  Palauinseln  werden  in  Europa  erst 
bekannt  im  Jahre  1783  durch  A.  Wlbon,  der  dort  Schiffbruch  erleidet  und 
längere  Zeit  verweilt. 

—  William  WHlMrin(  entdeckt  den  aus  kohlensaurem  Baryt  bestehenden 
Witherit  (dem  Werner  den  Namen  gibt)  bei  Leadhills  in  Schottlands. 

—  E.  A.  W.  Zimmannann  schätzt  auf  Grund  der  Cook'schen  Entdeckimgsfahrten 
das  Verhältnis  von  Wasser  zu  Land  auf  der  Erde  wie  2,7: 1.   (S.  a.  1681  M.) 

1784  Nachdem  Graf  Karl  von  Sickingen  1772  die  Schweißbarkeit  des  Platins 
erkannt  hatte,  stellt  Franz  Karl  AehartI  zuerst  Platintiegel  her,  indem  er 
durch  Zusammenschmelzen  mit  Arsen  schmiedbares  Platin  erzeugt. 

—  George  Atwood  beschreibt  in  sdner  Schrift  „On  the  rectilinear  motion  and 
rotation  of  bodies"  die  nach  ihm  benannte  Fallmaschine,  die  im  Prinzip 
schon  1746  von  C.  G.  Schober  in  Wieliczka  angegeben  worden  war. 

—  Joseph  Bramah  erfindet  ein  Kombinationsschloß  mit  Schlüssel,  das  schnell 
eine  große  Verbreitung  erlangt  und  nach  seinem  Erfinder  „Bramah-SchloB" 
genannt  wird.  Zur  Bearbeitung  der  Teile  dieses  Schlosses  verwendet  er 
Fräsen. 

—  Nachdem  der  französische  Seeoffizier  De  Genne  (1678)  einen  mechanischen 
Webstuhl  entworfen  hatte,  der  ebenso  wie  die  von  Jacques  de  Vaucanson 
(1745)  erfundene  Webemaschine  sich  nicht  als  gebrauchsfähig  erwies,  baut 
Edmond  Carlwrlfht  den  ersten  brauchbaren  mechanischen  Webstuhl. 

—  Jean  Dominique  CaHiiil  4»  Thury  zeigt,  daß  im  Keller  der  Pariser  Stern- 
warte im  Verlaufe  eines  Jahrhunderts  die  Veränderungen  des  Thermometer- 
standes  sich  auf  wenig  über  0,02 <>  beliefen;  der  stabile  Stand  war  ll,82o. 

—  Henry  CawJili  beobachtet,  daß  auf  reine  dephlogistierte  Luft  (SauerstofF) 
und  auf  reine  phlogistierte  Luft  (Stickstoff)  der  elektrische  Funken  nicht 
wirkt,  daß  dagegen  in  einem  Gemisch  von  beiden  eine  chemische  Verbindung 
entsteht,  die  er  als  identisch  mit  Salpetersäure  erkennt. 

—     239     — 

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1784 

1784  Charles  Augustin  Coulomb  untenacht  die  Gesetze  der  Torsionselastizität  an 
feinen  Fäden  nnd  Drähten  und  wendet  zu  seinen  Versuchen  die  Methode 
der  sogenannten  Oszillationen  an.  Er  findet,  daß  die  Toisionskraft  dem 
Torsionswiakel  proportional  ist,  was  mit  gewissen  Einschränkungen  (fär 
einige  Metalle)  von  Warburg  1880  bestätigt  wird. 

—  Oliver  Evmt  baut  ein  vielfach  in  Anwendung  gebrachtes  Getreidereinigungs- 
Siebwerk  (Rolling  Screen  and  Fan). 

—  Johann  Peter  Franz  Xaver  Faukon  macht  Reformvorschläge  für  die  Hospi- 
täler und  verlangt  namentlich  Evakuation  nnd  Lüftung  der  längere  Zeit 
mit  Kranken  belegt  gewesenen  Räume. 

—  Johann  Wolf  gang  von  Qootht  entdeckt  gleichzeitig  mit  Feiiz  VIcq  d'Azyr  den 
Zwischenkiefer  am  Schädel  des  Menschen.  Durch  diese  Entdeckung  wird 
Goethes  Überzeugung  von  der  Kontinuität  des  osteologischen  Typus  durch 
alle  Gestalten  hindurch  bestätigt,  eine  Idee,  auf  der  die  vergleichende 
Anatomie  beruht.  (Goethe:  Osteologie.)  Diese  Entdeckung  soll  übrigens 
1626  schon  von  dem  HoUänder  S.  van  den  Spickel  gemacht  worden,  aber 
unbeachtet  geblieben  sein. 

—  Christian  Friedrich  Samuel  Hahnamann  stellt  den  Grundsatz  auf,  daß  bei 
chemischen  Prozessen  die  verschiedene  Löslichkeit  die  wechselseitige  Zer- 
setzung bedinge,  indem  stets  die  für  die  statthabende  Temperatur  schwer- 
löslichsten Salze  herauskrystaUisieren.  (S.  a.  1780  S.)  In  Berthollet's  Af- 
flnitätslehre  wird  dieser  Satz  sehr  erweitert. 

—  Renö  Just  Hauy  stellt  das  Gesetz  der  Symmetrie  (nach  dem  die  Verände- 
rung einer  Krystallform  durch  Kombination  mit  andern  Formen  sich  stets 
auf  alle  gleichartigen  Teile  erstreckt)  und  das  Gesetz  der  Achsen  Verände- 
rung durch  rationale  Ableitungskoefflzienten  auf. 

—  Friedrich  Wilhelm  Hanchal  stellt  in  seinem  Buche  „On  the  oonstruction  of 
heavens"  die  Theorie  auf,  daß  die  sichtbaren  Sterne  samt  der  Milchstraße 
einen  linsenförmigen  Haufen  bilden  und  die  Sonne  sich  etwas  außerhalb 
der  Mitte  desselben  befindet. 

—  John  Jaffriot  aus  Boston  und  Nicolas  Frangois  Blanchard  unternehmen  in 
London  die  erste,  ausschließlich  wissenschaftlichen  Zwecken  dienende 
Luftschiffahrt  und  erreichen  eine  Höhe  von  2740  m.  Sie  konstatieren  da- 
selbst eine  Temperatur  von  —  1,9°,  während  auf  der  Erdoberfläche  eine 
solche  von  10,6"  herrscht. 

—  Mikroskopische  Präparate  werden  in  der  Art  aufbewahrt,  daß  man  sie 
zwischen  einem  Glasstreifen,  auf  welchem  das  Objekt  präpariert  worden 
ist  und  dem  Deckglas,  einem  sehr  dünnen  Glasplättchen,  luftdicht  ein- 
kittet.   Das  Deckglas  ist  von  Jan  Ingenhoms  erfunden. 

—  Ch^tian  Kramp  unternimmt  es  zuerst,  Ballonbeobachtungen  für  die  Lehre 
von  der  barometrischen  Höhenmessung  fruchtbar  zu  machen.  (Vgl.  auch 
1749  W.) 

—  Lambart  setzt  in  St.  Cloud  den  ersten  Krystallglasofen  in  Frankreich  in 
Betrieb  und  legt  damit  den  Grund  zu  der  Fabrikation  des  berühmten 
französischen  Bleikrystallglases.     (S.  a.  1612  N.) 

—  Antoine  Laurent  Lavoltlor  zeigt,  daß  der  Weingeist  aus  KohlenstofF,  Wasser- 
stofl  und  Sauerstoff  besteht. 

—  Der  Mathematiker  Simon  Antoine  Jean  Uiolller  begründet  rechnerisch  den 
zweckmäßigen  Bau  der  Bienenzellen. 

—  Capel  Lloft  aus  Bury  konstruiert  eine  mähmaschinenartige  Vorrichtung, 
die  als  Schneideapparat  einen  einfachen  Messerkamm  enthält,  wie  solcher 
bereits  von  Palladius  (s.  78  und  390)  beschrieben  worden  war. 

—  Der  Engländer  Lionel  Lukln  baut  das  erste  Rettungsboot  zur  Bergung 
Schifibrüchiger.    Das   Boot  ist  mit  Luftkästen,    Korkeinlagen  und  einem 

—     240     — 

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1786 

schweren   Eisenidel   veraehen.    Kin   verbessertes  Rettungsboot   dieser  Art 
stellt  1789  Henry  Greathead  her. 

1784  John  MldMll  erfindet  die  Tordonswage,  die  anoh  Conlomb'sohe  Drehwaga 
genannt  wird,  weü  Conlomb  sie  zum  Messen  magnetischer  und  elektrischer 
Kräfte  zuerst  benutzte.   (YgL  1786  C.) 

—  James  Moon  komprimiert  bei  einer  Amputation  des  Unterschenkels  den 
Nervus  ischiadicns  nnd  cruraUs  mit  einem  Kompressorium,  wodurch  die 
Operation  schmerzlos  verläuft. 

—  William  Mantodi  verfertigt  das  Modell  eines  Dampfwagene  und  führt  tat- 
sSchlioh  Fahrten  damit  aus.  Das  Fahrzeug  hat  drei  Räder.  Aus  dem 
senkrechten  Dampfkessel  ragt  der  Arbeitszylinder  heraus,  dessen  Kolben- 
stange einen  einarmigen  langen  Hebel  bewegt,  der  seinerseits  durch  eine 
Lenkstange  die  Radachse  in  Umdrehung  versetzt. 

—  Der  Mechaniker  Sabano  in  Neapel  konstruiert  einen,  wenn  auch  primitiven, 
Pendelseismographen  nnd  bereitet  dadurch  der  Verwendung  des  Pendels 
für  seismische  Zwecke  den  Weg.  Vor  ihm  sollen  (nach  Mario  Baratto) 
Apparate  zu  seismischen  Beobaehtungen  von  Andrea  Bina  (1751),  Graf 
Catanti  (1761),  Michele  Auguati  (1779)  und  Nicola  Cirillo  (1781)  konstruiert 
worden  sein.    (VgL  auch  1703  H.) 

—  Karl  Wilhelm  tchwle  erkennt  zuerst,  daß  die  aus  Weingeist  und  organischen 
Säuren  entstehenden  Äther  bei  Einwirkung  passender  Agentien  leicht 
wieder  in  Weingeist  und  die  angewandte  Säure  zerfallen,  was  von  Chenevix, 
Th^nard  u.  a.  bestätigt  wird. 

—  Karl  Wilhelm  Schaeli  stellt  zuerst  die  Citronensänre  in  reinem  krjrstallisiertem 
Znstand  aus  Citronensaft  her,  und  zeigt,  daß  der  Saft  der  Ribes  grossularia 
neben  Citronensäure  auch  eine  Säure  enthält,  die  auch  in  den  sauren 
Äpfeln  vorkommt,  nnd  der  er  den  Namen  Äpfelsäure  gibt. 

—  James  Slx  würdigt  zuerst  die  Bedeutung  der  nächtlichen  Strahlung,  über 
die  nach  ihm  Melloni  (1831),  Pouillet  (1838),  Maurer  (1887)  und  viele  an- 
dere arbeiten.  Maurer  findet,  daß  die  nächtliche  Strahlung  0,13  Kalorien 
beträgt,  d.  i.  ungefähr  den  zehnten  Teil  des  Strahlungsbetrags,  welchen  die 
Flächeneinheit  (1  qcm)  bei  normaler  Bestrahlung  und  hohem  Sonnenstand 
in  der  Zeiteinheit  von  der  Sonne  empfängt. 

—  Moritz  Gerhard  Thltonlut  macht  den  ersten  Versuch,  den  Klumpfuß  durch 
Durohsohneidung  der  Achillessehne  zu  heilen,  der  jedoch  keinen  vollen 
Erfolg  hat. 

—  James  Watt  erfindet  die  Parallelogrammführung  und  wendet  für  die  Dampf- 
maschine den  Zentrifugalregnlator  an,  der  vereinzelt  schon  im  Mühlen- 
betrieb gebraucht  worden  war.  Mit  diesen  letzten  Vervollkommnungen 
ist  die  Dampfmaschine  nunmehr  befähigt,  ihren  Siegeszug  durch  die  Welt 
anzutreten. 

—  Jamea  Wall  spricht  zuerst  den  Gedanken  des  Dampfhammers  aus,  indem 
er  ein  Projekt  entwirft,  ein  Gewicht  durch  Dampfdruck  wiederholt  auf 
gewisse  Höhe  zu  heben,  um  es  wieder  auf  das  Schmiedestück  zurückfallen 
zu  lassen.    Ein   ähnlicher  Entwurf  wird  1806  von  W.  Deverell  gemacht. 

1785  Franz  Karl  Achart  beschreibt  zuerst  den  Siedeverzug  (die  Erscheinung, 
daß  Flüssigkeiten  erst  bei  höherer  Temperatur,  als  dies  ihrem  normalen 
Siedepunkt  entspricht,  zu  sieden  beginnen).  Eingehendere  TTntersuchungen 
darüberwerden  vonGay-LuB8ac(8.  1818G.),  Rudberg(1837),  Maroet  (1842), 
Donny  (s.  1843  D.),  Dufour  (1866),  von  welch  letzterem  auch  der  Name 
Siedeverzttg  (Retard  d'^buUition)  herrührt,  angestellt. 

—  Der  Architekt  Anco  führt  in  einem  Hause  in  Boulogne  die  erste  bekannte 
sohmiedeeiseme  Deckenkonstruktion  aus,  die  sprengewerkartig  6,50  m  über- 

0*rm<t»edter.  1« 

—     241     — 


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1785 

spannt  und  als  Vorl&ofer  der  eisernen  Balkend&cher  aneusehen  ist,  aber 
zunächst  wenig  Beachtung  findet. 
1785  Der  französische  Chemiker  Claude  Louis  BarUiolM  erfindet  die  Chlorbleiche 
und  entdeckt  1792  das  unterchlorigsaure  Kali.  Im  gleichen  Jahre  ver- 
ö£f entlicht  er  seine  Untersuchungen  über  das  Ammoniak;  er  zeigt,  daß  die 
Volumvergrößerung,  die  der  elektrische  Funke  beim  Durchschlagen  durch 
Ammoniakgas  bewirkt,  durch  die  Zerlegung  des  Gases  bedingt  ist  und 
findet  in  dem  entstehenden  Gasgemenge  Stickstoff  und  Wasserstoff  als 
alleinige  Bestandteile,  deren  Mengeverhältnis  er  feststellt. 

—  Nicolas  Fran^ois  Blanchard,  der  erste  berufsmäßige  Luftschiffer,  fährt  nach 
einem  Torher  überlegten  Plane  am  7.  Januar  im  Luftballon  von  Dover 
nach  Calais:  die  erste  Luftreise  nach  einem  bestimmten  Ziele.  (S.  a. 
1784  J.) 

—  Joseph  Braimh  erfindet  die  Flfigelpumpe,  bei  welcher  sich  die  Kolben  in 
einem  zylindrischen  Gehäuse,  mit  dessen  Mittelachse  die  Schwingungsachse 
des  Kolbens  zusammenfällt,  schwingend  bewegen. 

—  Charles  Augustin  Coulomb  führt  mittels  der  Drehwage  (s.  1784  M.)  die  für  die 
Elektrotechnik  fundamentalen  Untersuchungen  über  die  ponderomotorischen 
Wirkungen  elektrisch  geladener  Körper  aus  und  findet  als  Ergebnis 
das  auch  für  die  heutige  elektrische  Meßtechnik  noch  den  Ausgangspunkt 
bildende,  seinen  Namen  tragende  Grundgesetz,  wonach  zwei  elektrische 
Teilchen  sich  gegenseitig  anziehen  oder  abstoßen  mit  einer  Kraft,  die  im 
geraden  Verhältnis  der  wirkenden  Elektrizitätsmengen  und  im  umgekehr- 
ten Verhältnis  des  Quadrats  ihrer  Entfernung  steht. 

—  Charles  Augustin  CoukMnb  konstruiert  das  erste  Magnetometer  zur  Ermitt- 
lung der  Änderungen  der  Deklination. 

—  Charles  Augustin  Coulomb  untersucht  mittels  der  Drehwage,  welcher  Art 
die  Kräfte  sind,  die  auf  den  Magneten  einwirken,  nach  welcher  Sichtung 
dieselben  tätig  sind  und  bestimmt  mittels  dieses  Apparates  auch  die  Größe 
des  Drehungsmoments,  welches  den  Magnet  in  den  Meridian  zurückführt. 

—  Charles  Augustin  Coulomb  untersucht  die  Femwirkung  magnetischer 
Massen  aufeinander  mit  Hilfe  der  Drehwage  und  gelangt  bei  dieser  Unter- 
suchung zur  Auffindung  der  nach  ihm  benannten  Grundgesetze  der  Fem- 
wirkung, wonach  die  magnetischen  Anziehungen  und  AbstoBungen  dem 
Quadrate  der  Entfernungen  umgekehrt  proportional  sind. 

—  Charles  Augustin  Coulomb  stellt  Untersuchungen  über  den  Elektrizitätfi- 
Verlust  eines  geladenen  und  isoliert  aufgehängten  Körpers  in  Luft  an. 

—  Charles  Augustin  Coulomb  ermittelt  durch  ausgedehnte  Versuchsreihen,  bei 
denen  er  sich  des  von  ihm  erfundenen  Tribometers  bedient,  die  Gesetze 
der  gleitenden  und  der  drehenden  Reibung  und  erlangt  mit  seiner  Arbeit 
den  1779  von  der  Acad^mie  des  sciences  ausgesetzten  Preis. 

—  Thomas  Fowlar  führt  anstelle  der  bisher  gebrauchten  Arsensäure  (s.  1697  J.) 
eine  Lösung  von  arseniksaurem  Kali  in  die  Medizin  ein,  die  unter  dem 
Namen  „Fowler'sche  Lösung"  das  am  meisten  angewandte  Arsenikpräparat 
darstellt. 

—  Friedrich  Wilhelm  Henchol  vervollkommnet  das  Spiegelteleskop  (s.  1666  N.). 
indem  er  behufs  Steigerung  der  Helligkeit  den  Auffangspiegel  wegläßt 
und  dem  Hauptspiegel  eine  geringe  Neigung  gegen  die  einfallenden  Büschel 
gibt.  Er  konstruiert  ein  derartiges  Instrument  von  12,2  m  Länge  bei 
1,22  m  Öffnung. 

—  John  Hunter  entdeckt  den  Kollateralkreialauf,  der  sich  nach  Unterbindung 
oder  Verstopfung  einer  größeren  Arterie  entwickelt,  indem  das  Blut  dann 
mit  größerer  Kraft  und  in  größerer  Menge  in  die  Seitenäste  des  ge- 
schlossenen Gefäßes   eingetrieben   und   auf  Seitenwegen   zu   dem  Teü  ge- 


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1786 

langt,  der  eigentlich  von  dem  geschlossenen  Gefäß  versorgt  werden  sollte. 
Er  grfindet  hierauf  seine  Aneurysmabehandlung  durch  proximale  Ligatur 
in  gröfierer  Entfernung  vom  Aneurysma,  die  bis  zur  Periode  der  Antisep- 
tik  das  vorherrschende  Verfahren  bleibt,  während  alsdann  die  Exstirpation 
immer  mehr  in  den  Vordergrund  tritt. 

1785  Richard  KIrwaa  fördert  durch  seine  physisch-chemischen  Schriften  die  ana- 
lytische Chemie. 

1785—88  Der  Seefahrer  Jean  Fran^ois  de  Galaup  iMftmm  entdeckt  auf  seiner 
Weltreise  die  Lap^rouse-Straße  zwischen  Jesso  und  Sachalin  und  erforscht 
die  nord japanischen  Inseln  sowie  die  Küste  der  Mandschurei. 

1785  Robert  Paul  i»  Lamanon,  Begleiter  von  Lap^rouse,  erkennt  zuerst  die 
schon  von  Borda  gemutmaßte  Änderung  der  Intensität  des  Erdmagnetis- 
mus mit  der  magnetischen  Breite.     (S.  a.  1804  H.) 

—  Adolph  Friedrich  LBIItar  lagert  verletzte  Körperteile  auf  eine  Hängevor- 
richtnng,  die  Löffler'sche  Schwebe,  aus  der  später  die  Sauter'sche  (1812) 
und  die  Mayor'sche  Schwebe  (1827)  zur  Heilung  der  Beinbrüche  hervor- 
gehen. Die  Schwebe  wird  später  von  Volkmann,  Esmaroh,  Bergmann, 
Beely  u.  a.  abgeändert.    (Vgl.  400  v.  Chr.,  1450,  1760  R.,  1774  P.) 

—  Der  Chemiker  Johann  Tobias  tmrHi  entdeckt  das  Entfärbimgsvermögeu 
der  Holzkohle,  die  er  zuerst  zur  Reinigung  des  Branntwrins  anwendet. 

—  Kevil  MartflyM  nimmt  zuerst  wahr,  daß  bei  der  Bestimmung  von  St«m- 
dnrchgangszeiten  nach  dem  Gehör  (Pendelschläge)  die  Angaben  zweier 
Beobachter  um  eine  konstante  Zeitgröße  differieren.    (S.  a.  1823  B.) 

—  Andrew  Malkto  in  Tyrringham  erfindet  die  erste  mit  Schlagleisten  ver- 
sehene Dreschmaschine  (schottische  Dreschmaschine),  aus  der  sich  die 
auch  heute  noch  vielfach  neben  der  Stiftendreschmaschine  (s.  1831  T.) 
benutzte  Schlagleistendresohmaschine  entwickelt. 

—  William  Mnrtoch  erfindet  die  Dampfmaschine  mit  schwingendem  Zylinder, 
dessen  hohle  Drehachsen  die  Kanäle  für  den  ans-  und  eintretenden  Dampf 
bilden.     (Oszillierende  Dampfmaschine.     Vgl.  1820  C.) 

—  Robert  RamoNM  erhält  das  erste  Patent  für  die  Verfertigung  der  Pflugschar 
aus  Gußeisen  und  später  für  das  Stählen  der  Gußeisenschar. 

—  Benjamin  Thompson  Graf  «an  Rumfortl  mft  in  München  eine  wohlorgani- 
sierte Hygiene  und  Wohlfahrtspflege  ins  Leben  und  baut  Arbeiterhäuser 
und  öfientliche  Speiseanstalten. 

—  Karl  Wilhelm  Sehaale  entdeckt  den  Amylalkohol,  das  eigentliche  Fuselöl, 
das  der  hauptsächliche  verunreinigende  Bestandteil  des  Rohspiritus  ist. 

—  Nachdem  Mangetus  (1700)  zuerst  die  Miliartuberkeln  beschrieben  hatte, 
geraten  dieselben  wieder  in  Vergessenheit  und  werden  von  Jobann  Christian 
Stek  neu  entdeckt  und  in  ihrer  Bedeutung  erkannt, 

—  J.  G.  Staidar  gibt  dem  von  Rößler  (s.  1633  R.)  erfundenen  Hängezeug  zum 
Grubenkompaß  die  noch  heute  gebräuchliche  Form. 

—  Pran^ois  ToiirtB  in  Paris  verbessert  —  unter  teilweiser  Anlehnung  an  die 
Vorschläge  seines  Vaters  und  seines  Bruders  —  den  Violinbogen  und  gibt 
demselben  seine  bis  zur  Gegenwart  unverändert  gebliebene  Form  und 
Einrichtung.  Er  erkennt  in  dem  Femambukholz  das  geeignetste  Material 
für  die  Bogenstange,  die  er  aus  Geradholz  schneidet  und  über  Kohlen - 
feuer  biegt;  durch  entsprechende  Vorrichtungen  am  Bogenfrosch  und  an 
der  Bogenspitze  gelingt  es  ihm,  die  Haare  beim  Drucke  auf  die  Saiten 
in  gleichmäßiger  Lage  zu  fixieren. 

—  Der  Abt  Vaflar  baut  eine  vereinfachte  Orgel  mit  drei  Klaviaturen  von  je 
63  Tasten  und  39  Pedaltasten  nebst  einem  Schweller  zur  Hervorbringung 
verschiedener  Tonstärken.  Er  nennt  dieses  Instrument  Orehestrion. 
(über  andere  Musikinstrumente  dieses  Namens  s.  1791  K.  und  1860  K.) 

16* 

—     243     — 


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1786 

1786  Jaones  Watt  l&Bt  sich  eine  rauchlose  Fenenmg  schütsen,  bä  welcher  doroh 
ein  zweites  Feuer  der  Rauch  verbrannt  werden  soUte. 

—  Karl  Friedrich  WMini  steUt  durch  Fällung  eines  Gremischs  von  eisenfreier 
Alaun-  und  Kobaltoxydullösung  durch  kohlensaures  Natron  and  starkes 
Glühen  des  Niederschlags  das  Eobaltultramarin  dar,  das  nach  Thönard, 
welcher  es  1804  aufs  neue  herstellt,  Th^nard's  Blau  genannt  wird. 

—  Abraham  €rottlob  Wwimt  in  Freiberg  begründet  die  Greognosie.  Er  nimmt 
die  Abscheidung  des  ganzen  Bodenreliefs  aus  dem  Meere  als  eine  unzweifel- 
hafte Tatsache  an  und  wird  damit  der  Begründer  des  Neptunismus.  Die 
Vulkane  hält  er  nur  für  Resultate  lokaler  Entzündung  brennbarer  Stoffe 
im  Erdinnem,  die  Laven  nur  für  umgeschmolzene  Steinmassen. 

—  Abraham  Gottlob  Wtmwr  teilt  die  Gebirge  ein  in  ITrgebirge  (jetzt  archae- 
ische  Bildungen  genannt),  zu  denen  Granit,  Gneis,  Glimmeischiefer  u.  dgl. 
gehören,  in  Übergangsgebirge  (jetzt  palaeozoische  oder  Primärbildungen 
genannt,  s.  1836  M.),  in  Flözgebirge  (jetzt  mesozoische  oder  Sekundär- 
büdungen  genannt),  zu  denen  Kreide,  Jura  und  die  in  Eeuper,  Muschelkalk 
und  Buntsandstein  eingeteilte  Trias  gehören,  in  Braunkohlengebirge  (jetzt 
k&nozoische  oder  Tertiärbildungen  genannt,  s.  1838  L.)  und  in  aufge- 
schwemmtes Land  oder  Sedimentbfldungen  (jetzt  Quartärbildungen  genannt). 

1786  Aim6  AifMd  konstruiert  eine  Öllampe,  bei  welcher  die  ölzufuhr  zum 
Dochte  dadurch  geschieht,  daß  der  Ölbehälter  als  Stfirzflasche  ausgebildet 
ist,  deren  untere  Öffnung  in  gleicher  Höhe  mit  dem  Dochtende  liegt. 

—  Abraham  Bannet  konstruiert  das  auch  heute  noch  gebräuchliche  sehr  emp- 
findliche Goldblatt-Elektroskop. 

—  Abraham  Btnntt  erkennt  zuerst  die  Wichtigkeit  der  Leitungsfähigkeit 
einer  Flamme  für  die  Untersuchung  der  Luftelektrizität  in  einer  bestimmten 
Luftschicht  und  führt  genauere  Untersuchungen  mit  der  den  starren  Metall- 
spitzen  überlegenen  Flammenspitze  aus. 

—  Nachdem  Glauber  das  chlorsaure  Kali  bereits  unter  den  Händen  gehabt 
hatte,  ohne  jedoch  dessen  Natur  zu  erkennen,  stellt  Claude  Louis  OnlholM 
dieses  Salz  in  reinem  Zustande  her  und  stellt  fest,  daß  eine  Säure  darin 
enthalten  ist,  die  mehr  Sauerstoff  als  das  Chlor  enthält.  Er  zeigt,  daß  die 
chlorsauren  Salze  in  Vermengung  mit  brennbaren  Stoffen  allein  durch  Druck 
oder  Stoß  unter  Feuererscheinung  explodieren,  was  für  die  Tauch-  und 
Tnnkfeuerzeuge  ausgenutzt  wird. 

—  Das  von  Claude  Louis  BartholM  (s.  1786  B.)  erfundene  Chlorbleichverfahren 
wird  in  die  en^ischen  BaumwoÜ-Bleichereien  eingeführt  und  dadurch  der 
Bleichvorgang  auf  2—3  Tage  abgekürzt.    (S.  a.  1760  H.) 

—  Jean  Charles  Bord«  gibt  ein  Annäherungsverfahren  zur  Stabilitätsbeetim- 
mung  der  Schiffe  an,  indem  er  eine  nach  der  Schiffsgröße  zu  bemessende 
Zahl  von  Mannschaften  an  der  einen  und  alsdann  an  der  anderen  Bord- 
wand aufstellt,  und  aus  der  dadurch  bewirkten  größeren  oder  geringeren 
Schrägstellung  des  Schiffs  die  genügende,  bzw.  zu  große  oder  zu  kleine 
Stabilität  ableitet.    (Borda'sche  Regel.) 

1786 — 88  Charles  Augustin  Coulomb  weist  experimenteü  nach,  daß  die  den 
Körpern  mitgeteilte  Elektrizität  nicht  in  das  Innere  der  Körper  ein- 
dringt, sondern  sich  nur  auf  deren  Oberfläche  ansammelt.  Auch  Faraday 
weist  dies  1839  durch  schlagende  Versuche  nach.  Diese  Versuche  be- 
stätigen die  aus  der  Potentialtheorie  sich  ergebende  Folgerung,  daß  die 
Potentialfunktion  im  Innern  der  Körper  überall  gleich  Null  sein  muß. 

1786  Nachdem  bereits  1621  die  ersten  Anbauversuche  von  Baumwolle  in 
Louisiana  und  Texas  gemacht  worden  waren,  wirkt  der  amerikanische 
Advokat  Coxt  für  die  allgemeine  Einführung  der  Baumwollenkultur  in  den 
Südstaaten  der  Union. 


—     244     — 

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1786 

1786  Loois  Gabriel  Duboat  entwickelt  die  Gesetse  der  Wasserbewegung  in 
Kanälen,  Flußbetten  und  Röhrenleitungen. 

—  OUyer  Evans  baut  walzenförmige  Dampfkessel  mit  Unterfeuemng  und 
durchgehendem  Bauohrohr,  das,  um  größeren  Dampfraum  zu  erzielen,  aus 
der  Mitte  etwas  nach  unten  versetzt  wird.  £r  baut  auch  Walzenkeesel 
mit  im  Flammrohr  angeordneter  Feuerung,  die,  weil  sie  in  den  Gruben- 
bezirken von  ComwaU  vielfach  verwendet  werden,  den  Namen  Com  wall - 
kessel  erhalten. 

—  Foureroy  und  Thoonl  entdecken  gleichzeitig  bei  Gelegenheit  der  Räumung 
des  Pariser  Kirchhofs  der  „Saints  Innocents"  das  Adipooire  (Leichenfett), 
eine  waohaartige  Masse,  in  welche  sich  die  Leichen  beim  Liegen  in  feuchter 
Erde  bisweilen  derart  verwandeln,  daB  dieselbe  die  Form  der  früheren 
Gewebsteile  zeigt.  Foureroy  erkennt  das  Leiohenfett  als  dn  Gemenge  von 
Seifen  und  Basen. 

—  SInuid  und  Ginuid  empfehlen  die  direkte  Einleitung  der  menschlichen  Ab- 
faUstofle  in  bewegliche  Behälter  (Fosses  mobiles)  und  die  Abfuhr  der 
letzteren  (Tonnensystem). 

—  Johann  Wolfgang  von  Gotths  führt  die  von  Kaspar  Friedrich  Wolfl  (s.  1768  W.) 
zuerst  ausgesprochene  Idee  der  Metamorphose  der  Pflanzen  klarer  aus, 
welche  in  der  VieLheit  der  Pflanzenformen  nur  Umbildungen  einiger  weniger 
Grundorgane,  nämlich  des  Stengels  und  des  Blattes,  sieht.  Die  Veröffent- 
lichung erfolgt  im  Jahre  1790. 

—  Johann  Friedrich  Sutt  Mirths  führt  das  Klettergerüst  (Holzgerüst  mit 
Leitern,  Kletterstangen,  Klettertauen,  Schwinggeilen  usw.)  für  den  Turn- 
unterricht ein.  Den  Schwebebaum  (Balancierbaum)  wendet  zuerst  Johann 
Bernhard  Basedow  beim  Turnen  an. 

—  Nachdem  der  englische  Mathematiker  N.  Saunderson  (1730),  Weißenburg 
in  Mannheim  (1780)  und  das  blinde  Fräulein  M.  Tb.  von  Paradis  (1784) 
Lese-  und  Schreibmaschinen  für  Blinde  ersonnen  hatten,  verbessert 
Valentin  Hauy  diese  Apparate  und  stellt  auch  den  ersten  Druck  von 
BUndenbüchem  her. 

—  Friedrich  Wilhelm  HanclMl  veröffentlicht  seinen  ersten  Nebelkatalog,  dem  er 
das  Jahr  darauf  einen  zweiten  folgen  läßt.  Bis  zum  Jahre  1802  entdeckt 
er  insgesamt  2303  Nebel  (in  8  Klassen)  und  197  Sternhaufen. 

—  John  Huntor  veröfientlioht  sein  epochemachendes  Werk  „A  treatise  on  the 
venereal  diseases",  in  welchem  er  die  Theorie  der  Identität  der  Syphilis 
mit  dem  Ulcus  molle  begründet,  die  erst  durch  Ricord  (s.  1831  R.)  ge- 
stürzt wird. 

—  Richard  KIrwM  lehrt  durch  Verbindung  von  Schwefelwasserstoff  mit 
Ammoniak  bei  gewöhnlicher  Temperatur  das  Schwefelammonium  her- 
stellen. 

—  Nachdem  Antoine  Laurent  LavoMw  schon  1776  (s.  d.)  bewiesen  hatte,  daß 
die  Salpetersäure  aus  Sauerstoff  und  Stickozyd  bestehe,  wobei  er  jedoch 
die  Zusammensetzung  des  letzteren  noch  nicht  kannte,  verbrennt  er  jetzt 
den  Salpeter  mit  Kohle,  bestimmt  aus  der  sich  bildenden  Kohlensäure 
den  Sauerstoffgehalt  der  Säure,  läßt  die  Kohlensäure  absorbieren  und  er- 
mittelt aus  dem  Rest  des  Gasvolums  den  Stickstoff.  Er  findet  20,5  Ge- 
wichtsteile  Stickstoff  auf  79,5  Gewichtsteile  Sauerstoff  (richtig  ist  25,9 
zu  74,1). 

—  P.  F.  Morwui  führt  systematisch  und  erfolgreich  Gelenkresektionen  aus  und 
erwirbt  sich  namentiich  große  Verdienste  um  die  Resektion  des  Schulter- 
gelenks  und  von  1792  ab  auch  des  Ellenbogen-,  Hand-  und  Fußgelenks. 

—  Der  dänische  Arzt  Otto  Friedrich  MOIIar  macht  den  ersten  Versuch  einer 
wissenschaftlichen  Systematik  der  mikroskopischen  Lebewesen. 


—     245     — 

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178« 

1786  L.  Oditr  verwendet  zuerst  das  basisch  Salpetersäure  Wismut  (Magisterium 
bismuti)  in  der  Medizin. 

—  Nachdem  bis  dahin  die  Gletschererscheinungen  im  wesentlichen  nur  eine 
deskriptive  Behandlung  (von  Wolf,  Scheuchzer,  Altmann,  G-runer  etc.) 
erfahren  hatten,  studiert  Horace  Benedict  <•  SauMura  dieselben  zuerst  vom 
geologischen  und  physikalischen  Standpunkt  aus.  Er  erklärt  die  Gletscher- 
bewegung aus  der  Schwere  und  beschreibt  die  Bildung  und  Zusammen- 
setzung der  Gletschermoränen,  wie  auch  der  eigenartigen  gerundeten  Fels- 
buckel, die  später  als  Zeichen  der  Gletscherbewegung  erkannt  werden. 

—  Karl  WUhelm  Sehaela  steUt  aus  den  Galläpfeln  die  Gallnssäare  dar  und 
findet,  daß  das  bei  Destillation  der  Gallussäure  erhaltene  Sublimat  ver- 
sehieden  von  der  ursprünglichen  Säure  ist.  Erst  1831  wird  diese  Substanz 
von  Gmelin  und  Braconnot  näher  untersucht  und  erhält  von  diesen  den 
Namen  „Pyrogallussäure". 

—  Lazzaro  SpallanianI  stellt  fest,  daß  durchspeichelte  Speisen  leichter  verdaut 
werden,  als  mit  Wasser  durchfeuchtete. 

—  Samuel  Taylor  erstrebt  in  seinem  Kurzschriftsystem  auf  phonetischer 
Grundlage  die  möglichste  Vereinfachung  der  Laut-  und  Buchstabenzeichen. 
Er  entlehnt  seine  19  Zeichen  der  geraden  Linie  und  dem  Halbkreis  mit 
und  ohne  Schleife.  Der  Punkt  dient  zur  Bezeichnung  der  Vokale.  Das 
System  wird  die  Grundlage  für  viele  andere  Systeme. 

—  Felix  VIcq  d'Aiyr  fördert  durch  sein  großes  anatomisches  Werk  die  ver- 
gleichende Anatomie.  Insbesondere  bearbeitet  er  die  Struktur  des  Crehims, 
den  Ursprung  der  Nerven,  die  Struktur  der  vier  Extremitäten  des  Menschen 
und  der  Vierfüßler. 

—  Nachdem  Malouin  schon  i.  J.  1742  darauf  hingewiesen  hatte,  daß  man 
durch  Behandeln  von  Eisen  mit  Zink,  anstatt  mit  Zinn,  eine  Art  von 
Weißblech  erhalten  könne,  beschreibt  William  Wation  das  Verzinkungs- 
verfahren  so,  wie  es  im  wesentlichen  noch  gegenwärtig  gehandhabt  wird, 
nämlich:  Scheuern  der  zu  verzinkenden  Gegenstände,  Beizen  derselben  mit 
einer  Säure  (jetzt  in  der  Regel  verdünnte  Schwefelsäure),  Eintauchen  in 
eine  Salmiaklösung  und  demnächst  in  ein  stark  erhitztes  Zinkbad. 

1787  Der  Münchener  Arzt  Joseph  von  Baador  erfindet  das  nach  ihm  genannte 
Gebläse,  bei  welchem  ein  unten  offener  Holzkasten  in  einem  zweiten, 
oben  offenen,  mit  Wasser  gefüllten  Holzkasten  auf  und  nieder  bewegt 
wird. 

—  Claude  Louis  Bortholltt  untersucht  die  von  Scheele  (s.  1782  S.)  entdeckte 
Blausäure  und  findet  darin  nur  Kohlenstoff,  Stickstoff  und  Wasserstoff. 
Er  hält  sich  danach  für  berechtigt,  gegenüber  Lavoisiers  Ansicht  auch 
andere  Elemente  neben  dem  Sauerstoff  als  säureerzeugend  anzusehen. 

—  Jean  Charles  Borda  konstruiert,  indem  er  nach  Römers  Vorgang  (s.  1775  R.) 
den  Quadranten  durch  einen  Vollkreis  ersetzt,  den  sogenannten  Bords- 
kreis,  der  zu  den  Azimutinstrumenten  gehört  und  sich  bei  der  als  Grundlage 
des  metrischen  Systems  angeordneten  französischen  Gradmessung  (s.  1792M.) 
vortrefflich  bewährt. 

—  Ignaz  von  Born  entdeckt  das  erste  bekannte  natürUche  Mineralwaohs  (Erd- 
wachs), das  1822  von  Conybeare  mit  dem  Namen  „Hatchettin"  belegt 
wird. 

—  BrMot  in  Montfaucon  trocknet  zuerst  die  Fäkalstofie,  um  sie  in  pidver- 
förmige  Form  bringen  zu  können,  und  verkauft  das  pulverförmige  Produkt 
unter  dem  Namen  „Poudrette"  als  Dünger.  Unter  diesem  Namen  waren 
in  Frankreich  nach  dem  „Dictionnalre  de  Trevoux  von  1732"  schon  seit 
dieser  Zeit  an  der  Luft  getrocknete  und  zu  Pulver  zerfallene  Fäkalstoffe 
verwendet  worden. 

—     216     — 

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1787 

1787  L.  G.  BnigBaMH  entdeckt  die  bei  Behandlung  des  Korks  mit  verdünnter 
Salpetersäure  entstehende  Korksäure,  deren  Eigentümlichkeit  von  Bouillon- 
Lagrange,  der  auch  ihre  Sublimierbarkeit  entdeckt,  1797  bestätigt  wird. 

—  Der  Forstmann  Friedrich  August  Ludwig  von  Buiiidorf,  der  Vater  der 
deutschen  Wildbaumzucht,  verbessert  das  Veredelungsverfahren  des  Oku- 
lierens, Pfropfens  und  Kopuherens,  und  prüft  die  Zweckmäßigkeit  des- 
selben durch  zahlreiche  Kreuzungen  und  Kombinationen. 

—  De  Gmart,  Greneral- Inspekteur  des  französischen  Wegebaus,  gibt  die  erste 
Anregung  zur  Konstruktion  und  Verwendung  schwerer,  und  zwar  hohler 
gußeiserner  Walzen  für  Wegebauzwecke. 

—  Ernst  Friedrich  GhMnI  gelingt  es,  die  Tatsache,  daß  eine  Platte  niemals 
als  Ganzes  schwingen  kann,  sondern  sich  immer  in  mehrere  durch  Knoten- 
linien getrennte  schwingende  Teüe  zerlegt,  durch  die  nach  ihm  benannten 
Klangfiguren  sichtbar  zu  machen.  Er  bestreut  die  Platte  mit  trocknem, 
staubfreiem  Quarzsand,  der  von  den  schwingenden  Teilen  der  Platte  fort- 
geworfen wird  und  sich  auf  den  ruhenden  Stellen,  den  Knotenlinien, 
ansammelt,  wodurch  auf  der  Platte  scharfe,  regelmäßige  Figuren  ent- 
stehen. 

—  OMIiifir  erfindet  die  Patentachse,  eine  auch  noch  heute  bei  Luxusfuhr- 
werken angewendete  Konstruktion  der  Achsen  und  Naben,  bei  der  ein 
dichter  Abschluß  der  Achsenschenkel  nach  außen  hin  und  infolgedessen 
die  Anwendung  flüssiger  Schmiere  ermöglicht  und  dag  Eindringen  von 
Schmutz  und  Staub  verhindert  wird.  Er  konstruiert  auch  die  erste  Patent- 
buchse für  Fuhrwerke. 

—  G.  V.  M.  Fafcbnml  zählt  in  seiner  Abhandlung  über  die  Gärungsvorgänge 
die  Hefe  den  animalischen  Substanzen  zu. 

—  Der  amerikanische  Ingenieur  John  Fltdi  fährt  mit  dem  von  ihm  erfunde- 
nen, zum  erstenmal  mit  einer  Schifisschraube  versehenen,  durch  Dampf 
betriebenen  Boot  „Perseverance"  auf  dem  Delaware,  ohne  daß  jedoch 
dieser  Versuch  eine  Folge  hatte.  Bemerkenswert  ist,  daß  er  bereits  einen 
aus  einem  großen  Schlangenrohr  bestehenden  Wasserrohrkessel  und  einen 
ähnlich  gebauten  Oberflächenkondensator  verwendet. 

—  Fr.  E.  FotfMPi  veröfientlicht  umfangreiche  Arbeiten  über  den  Kropf  und 
den  Kretinismus  und  sieht  das  Primäre  der  veränderten  Kopfform  in 
einer  Verhärtung  und  Verkleinerung  des  Gehirns,  deren  Folge  die  fehler- 
hafte Bildung  der  Kopfknochen  sei. 

—  Fourcray  und  Hahn«nann  empfehlen  gleichzeitig  zum  Nachweis  des  Bleis 
das  Schwefelwasserstoffwasser.  Zum  Nachweis  des  Bleis  im  Wein  empfiehlt 
Hahnemann  dasselbe  sauer  anzuwenden,  damit  es  nicht  Eisen  niederschlage. 
Später  (1796)  empfiehlt  er  Probeflüssigkeiten  aus  Kalkschwefelleber  und 
Weinsäure  (Hahnemann'sche  Weinprobe). 

—  Friedrich  Wilhelm  Henchil  entdeckt  am  11.  Januar  zwei  Satelliten  des 
Uranus  und  bestätigt  im  gleichen  Jahre  die  zuerst  von  J.  D.  Cassini  (s. 
1676  C.)  gemachte  Beobachtung,  daß  der  Saturnring  in  zwei  Hinge  von 
ungleicher  Breite  geteilt  ist. 

—  Bernhard  Friedrich  Kahn  erklärt  in  seiner  Schrift  „Versuch  über  den 
Mechanismus  der  Gletscher"  die  Bewegung  durch  den  Druck  der  oben 
liegenden  Fimmassen,  erörtert  die  Entstehung  der  Moränen  und  verfolgt 
alte  Moränen  weit  über  das  jetzige  Eisgebiet  hinaus.  Er  schließt  aus 
seinen  Befunden  auf  eine  frühere  ungewöhnlich  große  Ausdehnung  der 
Gletscher. 

--  Antoine  Laurent  LinnWar  untersucht  quantitativ  die  Beziehungen  des 
Zuckers  zu  den  während  der  Gärung  gebildeten  Produkten  und  kommt  zu 
dem  Schlüsse,   daß   der  Vorgang  in  einer  Spaltung  des  Zuckers  in   zwei 

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1787 

Teile  beruht,  von  denen  der  eine  zu  Kohlensäure  oxydiert,  während  der 
andere  in  Alkohol  umgewandelt  wird. 
1787    Antoine  Laurent  Lavolitar  vergleicht  den  Wert  einer  Anzahl  Brennmate- 
rialien in  Beziehung  auf  die  durch  gleiche  Grewichtsmengen  erzengte  Wärme. 

—  Lav*lsl«r,  BarthOlM  und  Fwrcroy  geben  gemeingam  mit  Guyton  4»  Momu 
die  „Nomenclature  chimique"  heraus,  in  der  bereits  die  Prinzipien  der 
heutigen  chemischen  Sprache  enthalten  sind. 

—  Ltithmr  in  Idria  führt  an  Stelle  der  Alndelöfen  zur  Destillation  des  Queck- 
silbers (s.  1633  B.)  gemauerte,  innen  zementierte  Kondensationskammem  ein, 
welche  zu  mehreren  zu  beiden  Seiten  des  Ofens,  abwechselnd  oben  und 
unten  miteinander  in  Verbindung  stehen.  Später  wird  dann  der  konti- 
nuierliche Betrieb  mit  Schachtöfen  und  in  neuester  Zeit  mit  Fortschaufe- 
lungsöfen  eingeführt. 

—  Paolo  Mascatnl  gibt  in  seiner  Schrift  „Vasorum  lymphaticorum  corporis 
humani  historia  et  iconographia"  die  Resultate  seiner  Forschungen  über 
das  Lymphgefäßsystem  aller  Tierklassen  wieder. 

—  Der  Schotte  Patrick  Mllltr  baut  ein  Doppelboot,  das  durch  zwei  von  Men- 
schenhand gedrehte  Schaufelräder  bewegt  wird.  Auf  Anraten  von  James 
Taylor  benutzt  er  zum  Antreiben  der  Räder  später  eine  von  William 
Symington  gebaute  atmosphärische  Maschine,  und  unternimmt  in  den 
Jahren  1788  und  1789  mehrere  gut  gelungene  Probefahrten.  Trotzdem 
hat  sein  Vorschlag  keinen  dauernden  Erfolg.     (Vgl.  a.  1783  J.  und  1787  F.) 

—  WiUiam  NIeholton  konstruiert  ein  Gewichtsaraeometer,  das  aus  einem  zylin- 
drischen oben  und  unten  zugespitzten  Schwimmer  aus  Messingblech  be- 
steht, der  an  seinem  oberen  und  unteren  £nde  mit  Wagschalen  versehen 
ist,  so  daß  man  einen  Körper  unter  oder  über  Wasser  von  dem  Schwimmer 
tragen  lassen  kann.  Durch  oben  aufgelegte  Gewichte  wird  der  Schwimmer 
beide  Male  bis  zur  gleichen  Marke  versenkt.  Indem  der  Körper  so  über 
und  unter  Wasser  gewogen  wird,  erhält  man  sein  spezifisches  Gewicht. 

—  Nachdem  das  Mutterkorn  in  der  Bekämpfung  von  Frauenkrankheiten  1661 
bereits  von  Lonicerus  erwähnt  worden  war,  berichtet  PauHtdcy  in  Kim 
zuerst  über  dessen  Anwendung  als  Pulvis  ad  partum. 

—  Der  irische  Maler  Robert  PwrfcMr  führt  zuerst  ein  Panorama  zu  Zwecken 
der  Schaustellung  aus,  indem  er  in  London  eine  46  FuB  im  Durchmesser 
haltende  Rotunde  errichtet,  in  der  die  russische  Flotte  auf  der  Reede  von 
Spithead  dargestellt  ist.    (Vgl.  1792  B.) 

—  Nachdem  der  Anbau  der  Kartoffel  trotz  der  seit  1663  fortgesetzten  Be- 
mühungen der  Royal  Society  nur  langsam  fortgeschritten  war,  gelingt  es 
Antoine  Augustin  Parmmtltr  durch  seine  Schriften  „Instruction  sur  la  con- 
servation  et  les  usages  de  la  pomme  de  terre"  und  „Trait^  sur  la  culture 
et  les  usages  des  pommes  de  terre"  ihr  die  weiteste  Verbreitung  zu  schaffen. 

—  Joseph  Louis  Proust  erkennt  zuerst  den  Silbergehalt  des  Meerwassers,  der 
1860  von  Malaguti,  Durocher  und  Sarzeaud  mit  1  mg  in  100  Liter  Meer- 
wasser nachgewiesen  wird. 

—  James  Ruimty,  ein  amerikanischer  Ingenieur,  wendet  zuerst  die  von  Ber- 
noulli  (vgl.  1738  B.)  geäußerte  Idee  des  Reaktionspropellers  zum  Betriebe 
eines  Dampfschiffes  an,  welchem  indes  ein  praktischer  Erfolg  nicht  be- 
schieden war. 

—  Nachdem  am  8.  August  1786  der  Montblanc  zum  erstenmal  von  Dr. 
Paoard  mit  Jacques  Balmat  bestiegen  worden  war,  macht  am  1.  August  1787 
Horace  Benedict  d«  Sautiun  seine  epochemachende  Besteigung  dieses  Berges, 
die  die  alpine  Touristik  einleitet  und  gleichzeitig  durch  die  dabei  erzielten 
wissenschaftlichen   Resultate  von   Bedeutung  ist.     Seine   barometrischen 

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1788 

Simnltanbeobaohtungen  auf  dem  Gipfd  und  in  Chamouny  werden  für  die 
Höhenmeteorologie  -wertvoll.    (S.  a.  1706  D.) 

1787  Horace  Benedict  4»  Snnwra  gibt  ein  anschauliches  Bild  des  Symptomen- 
komplexes  der  zuerst  von  Acosta  (s.  1590)  und  später  (1730)  von  Bougaer, 
De  la  Condamiue,  Godin  und  Ulloa  beschriebenen  Bergkrankheit.  Auf  die 
Blutungen  aus  Lippen  und  Augen,  die  zuweilen  dabei  auftreten,  macht 
zuerst  Alexander  von  Humboldt  aufmerksam. 

—  John  SniMtM  erfindet  für  die  atmosphärische  Maschine  die  Kataraktsteuerung, 
deren  Bestimmung  ist,  bei  jedem  Hubwechsel  eine  beliebig  lange  Pause  zu 
erzeugen  und  die  Anzahl  der  Hübe  nach  dem  WasserzufluB  in  der  Grube 
zu  regulieren.    Der  Katarakt  l&ßt  sich  auch  als  Hubzähler  benutzen. 

^  Nachdem  Ekeberg  (1767)  in  seiner  Abhandlung  „Die  chinesische  Ölpresse 
und  Pressungsart"  das  bei  den  Chinesen  übliche  Verfahren  beschrieben 
hatte,  die  Saat  vor  dem  Pressen  über  kochendem  Wasser  zu  wärmen, 
führt  sich  diese  Art  der  Erwärmung  anstatt  der  bisherigen  über  freiem 
Feuer,  auch  in  Europa  ein.  John  SmMton  nimmt  ein  Patent  auf  einen 
Wasserheizapparat  für  Ölsaaten,  und  vielfach  ist  von  sogenannten  Dnnst- 
b&dem  die  Rede.  Diese  Wärmvorrichtungen  fallen  jedoch  mit  der  Ein- 
führung der  Dampfmaschinen  in  die  Ölmühlen  fort.   (S.  a.  1830  C.) 

—  Graf  Charles  von  Stanhopi  in  London  konstruiert  mit  Hilfe  des  Technikers 
Walker  die  nach  ihm  benannte  Buchdruckerpresse,  eine  ganz  aus  Eisen 
hergestellte  Maschine,  deren  kräftig  wirkender  Mechanismus  den  Druck 
einer  Form  mit  einer  Hand  und  in  einem  Zuge  gestattet,  während  die 
damaligen  Holzpressen  deren  zwei,  und  überdies  das  Ziehen  des  Bengels 
mit  beiden  Händen,  erforderten.  Er  verwendet  zuerst  Walzen  zum  Ein- 
färben des  Satzes. 

—  Alessandro  Volta  erkennt  unabhängig  von  Bennet  (s.  1786  B.)  die  Spitzen- 
wirkung  der  Flamme  und  findet,  dafi  das  Bestreichen  der  Oberfläche 
elektrisierter  Körper  mit  einer  Flamme  das  beste  Mittel  zur  Entfernung 
der  elektrischen  Ladung  ist. 

—  Adam  Walktr  empfiehlt  zur  künstlichen  Kälteerzeugung  Glaubersalz  in 
verdünnter  Schwefelsäure  zu  lösen. 

—  J.  WllidiHM  erbaut  das  erste  eiserne  SohifF.  Doch  beschränkt  sich  in  der 
Folgezeit  die  Verwendung  des  Eisens  im  Schiffbau  auf  vereinzelte  Fälle, 
und  erst  in  den  Jahren  1812  und  1813  werden  wieder  eiserne  Boote  für 
die  Kanalfahrt  in  Staffordshire  erwähnt.    (S.  1820  M.) 

1788  Claude  Louis  BarttiolM  entdeckt  das  nach  ihm  benannte  Knallsilber,  indem 
er  den  Niederschlag,  den  Kalkwasser  in  einer  Lösung  des  Silbers  mit  Sal- 
petersäure gibt,  längere  Zeit  mit  Ammoniak  übersohichtet.  Im  gleichen 
Jahre  stellt  er  fest,  daß  Schwefelwasserstoffgas  keinen  Sauerstoff  enthält. 
(S.  a.  1787  B.) 

—  Charles  BiasriM  veröffentlicht  seine  Untersuchungen  über  die  Gesetze  der 
zuerst  von  J.  Conrad!  (s.  1677  C.)  beobachteten  Unterkühlung  (Gefrierver- 
zögerang) und  stellt  quantitative  Versuche  über  Gefrierpunktserniedrigungen 
bei  Salzen  an.  Die  Beobachtungen  über  die  Unterkühlung  werden  1861 
von  Dufour  noch  vertieft.  Auf  der  Tatsache  der  Unterkühlung  des  Wassers 
beruht  die  Bildung  des  Beifes  und  des  Rauhfrostes,  die  entstehen,  sobald 
das  in  der  Luft  befindliche  unterkühlte  Wasser  die  leiseste  Erschütterung 
an  einem  festen  Gegenstände  erfährt. 

—  Jean  Charles  Boria  gibt  die  Methode  der  doppelten  Wägung  an,  bei  welcher 
das  Wägestück  zuerst  durch  beliebiges  Material,  z.  B.  Schrot,  ausgewogen 
wird,  während  nach  Entfernung  des  Wägestücks  die  leer  gewordene  Schale 
mit  so  viel  Gewichten  besetzt  wird,   daß  die  Wage  wieder  einspielt.    Bei 

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1788 

dieser  Methode  (Tariermethode)  ist  man  von  der  Gleichheit  der  Armlängen 
der  Wage  unabhängig. 
1788  Tiberius  Cmallo  ersetct  das  feste  Dielektrikum  bei  Voltas  Kondensator 
(s.  1782  y.)  durch  eine  Luftschicht  und  gelangt  so  zum  Luftkondensator,  der 
zwar  schwächer  wirkt  als  Volta's  Instrument,  dafür  aber  keine  Fälschung 
durch  unfreiwillige  reibungselektrische  Erregung  veranlaßt. 

—  Charles  Augnstin  OMlomb  macht  Versuche  über  die  Menge  der  err^^n 
Influenzelektiizität  und  stellt  den  Satz  auf,  daß  unter  sonst  gleichen  Um- 
ständen die  Menge  der  Influenzelektrizität  der  Menge  der  erregenden 
Elektrizität  proportional  ist. 

—  Erasmus  Darwin  betrachtet  zuerst  die  Domen,  Bindengifte,  scharfriechen- 
den Ausdünstungen,  Schleimdrüsen  und  andere  Einrichtungen  der  Pflanzen 
als  Schutzmittel  gegen  die  Angriffe  räuberischer  Insekten  und  den  nackten 
Mund  der  Vierfüßler. 

—  Thomas  Dmumui  empfiehlt  nach  dem  Vorgang  Macaulays  (s.  1766  M.)  die 
künstliohe  Frühgeburt.  Er  macht  die  ersten  Beobachtungen  über  die 
Selbstwendung  und  spricht  zuerst  aus,  daß  das  Kindbettfleber  durch  Arzt 
und  Hebamme  verschleppt  werden  könne. 

—  Während  man  sich  beim  Waachprozesse  bis  dahin  zum  Einreiben  der  Lein- 
wand mit  Seife  gekerbter  Bretter  bediente,  geht  William  Fntton  zuerst  dazu 
über,  diese  Bretter  durch  einen  Mechanismus  zu  bewegen,  was  die  Anfänge 
der  Seifmaschine  vorstellt. 

—  James  Hutton  veröffentlicht  seine  „Theory  of  the  Earth",  in  der  er  gegen- 
über dem  von  Werner  seit  1786  gelehrten  Neptunismus  eine  scharfe  Grenze 
zwischen  den  sedimentären  und  den  aus  magmatischem  Glutbrei  erstarrten 
Gesteinen  zieht,  womit  er  der  Schöpfer  der  wissenschaftlichen  plutonischen 
Lehre  wird. 

—  Nachdem  man  bis  dahin  der  Ansicht  gewesen  war,  daß  Wasser  und 
Luft  eine  chemische  Verbindung  miteinander  eingingen,  die  sich  bei 
einer  gewissen  Abkühlung  wieder  in  ihre  Urbestandteile  trenne,  stellt 
James  Huttsn  die  moderne  Theorie  des  Auflösungs-  und  Kondensations- 
prozessea  auf,  wonach  das  Wasser  in  der  Luft  wirkliches  Wasser  bleibt, 
das  nur  dem  Auge  zeitweiUg  entzogen  ist  und  erst  durch  Koagulation  sich 
den  Sinnen  wieder  bemerklich  macht,  während  geeignete  Apparate  und 
Beobachtungen  von  seinem  Vorhandensein  auch  in  der  Zwischenzeit 
Rechenschaft  geben.    (S.  a.  1280  K.) 

—  Der  Mechaniker  Wolfgang  von  KtaipoiM  baut  eine  Sprechmaschine,  welche 
die  Stimme  eines  Kindes  von  3  bis  4  Jahren  nachahmt.    (Vgl.  1843  F.) 

—  Joseph  Louis  La|ranga  stellt  in  seiner  „M6canique  analytique"  das  Prinzip 
der  virtuellen  Verschiebungen  als  ein  Axiom  an  die  Spitze  der  ganzen 
Mechanik  und  leitet  aus  dessen  Verbindimg  mit  dem  d'Alembert'schen 
Prinzip  die  Hauptprinzipien  der  allgemeinen  Mechanik  ab. 

—  Antoine  Laurent  Lavoliitr  behauptet  zuerst,  daß  die  Essigsäure  aus  dem 
Weingeist  durch  SauerstoSaufnahme  entstehe.  Die  quantitative  Zusammen- 
setzung der  Säure  wird  erst  durch  Berzelius  (s.  1814  B.)  bestimmt. 

—  Johann  Tobias  Lowiti  erhält  durch  wiederholte  Destillation  der  konzen- 
trierten Essigsäure  über  Kohlenpulver  den  Eisessig. 

—  Vincenzo  Malacarn«  begründet  die  pathologische  Anatomie  des  Kretinismus. 
(Vgl.  1657  H.  und  1787  F.) 

—  Nachdem  1740  Marggraf  die  ersten  Versuche  gemacht  hatte,  durch  Er- 
hitzen der  fein  zerteilten  Metalle  mit  Phosphor  PhosphormetaUe  herzu- 
stellen, wobei  ihm  jedoch  nur  die  Herstellung  von  Phosphorkupfer  und 
Phosphorzink  gelang,  stellt  Bertrand  PolteUor  durch  Erhitzen  der  Metalle 


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178» 

mit  Phosphorsäure  und  Kohle  eine  größere  Zahl  von  Phosphormetallen 
her.   Das  Phosphorcalcium  erhält  zuerst  Sniithson  Tennant  1791. 

1788  Pater  Pi^jnun  gibt  in  seinen  „Untersuchungen  über  das  Wahrscheinliche 
der  Wetterkunde"  trefOiche  Grundlagen  für  die  Beurteilung  der  Wärme-, 
Niederschlags-  und  Windverhältnisse  in  Wien  während  der  Jahre  1762  bis 
1786  und  zieht  bereits  aus  seinen  Beobaohtongsregistem  Schlüsse  auf  den 
Normaloharakter  der  Witterung. 

—  Horace  Benedict  <•  Saunun  macht  wichtige  Untersuchungen  über  die  Luft- 
bewegung, die  eine  neue  Epoche  der  Meteorologie  einleiten. 

—  Horace  Benedict  4»  SaMtura  veröSentUcht  die  bei  seiner  Montblanc- 
besteigung (s.  1787  S.)  gemachten  Beobachtungen  über  die  Veränderung 
der  Lufttemperatur  mit  der  Höhe,  die  als  Resultat  ergeben,  daß  ein 
Höhenunterschied  von  100  m  eine  Temperaturemiedrigung  um  0,63" 
bewirkt. 

—  Karl  Wilhelm  Schasla  entwickelt  die  analytische  Chemie  derart,  daß  seine 
Analysen  des  Flußspates,  des  Schwersteins,  des  Braunsteins  usw.  auch 
heute  noch  schätzbare  Unterlagen  für  den  Analytiker  bilden. 

—  Jean  Andrö  VwmI  fördert  die  Orthopädie  insbesondere  durch  die  in  seinem 
großen  Werke  „Desoriptions  de  plusienrs  nouveaux  moyens  möchaniques 
propres  ä  corriger  les  courbures  laterales  etc."  niedergelegten  Untersuchungen 
über  die  Beschaffenheit  und  Ursache  der  Verkrümmungen  und  Deviationen 
am  menschlichen  Körper.  Er  begründet  die  erste  orthopädische  Heil- 
anstalt  in  Orb  in  der  Schweiz. 

1789  Der  Karlsbader  Arzt  David  BadMr  macht  zur  Bestimmung  des  kohlen- 
sauren Natrons  im  Rückstand  von  Karlsbader  Sprudelwasser  die  nach- 
weislich erste  wirkliche  Titrierung  mit  einer  auf  reine  Soda  gestellten 
verdünnten  Schwefelsäure,  wobei  er  sieh  des  Veilchensaftes  (s.  1067  B.)  als 
Indikators  bedient. 

1789 — 92  Edmond  Cartwright  nimmt  vier  Patente  auf  Wollkämmmaschinen,  ohne 
dieselben  jedoch  zu  einem  praktisch  brauchbaren  Zustande  fördern  zu 
können. 

1789  Charles  Augustin  Coulomb  sucht  zuerst  die  Verteilung  des  freien  Magne- 
tismus in  Stahlstäben  experimentell  zu  bestimmen,  indem  er  eine  16  mm 
lange  Magnetnadel  von  hartem  Stahl  sehr  nahe  bei  einem  vertikal  auf- 
gestellten Magnete  schwingen  läßt,  erhält  hierbei  jedoch  ein  nur  sehr 
angenähertes  Resultat.     (Vgl.  auch  1846  R.) 

—  Der  französische  Gesandte  in  Genf,  Hoanln,  veranlaßt,  wie  Ramend  erzählt, 
mit  HiUe  von  Tannen,  die  er  in  Gletscherspalten  einsetzt,  die  ersten 
Messungen  über  das  Vorrücken  der  Gletscher  im  Faucigny  (Pyrenäen). 

—  C.  G.  Hormann  beschreibt  den  ersten  selbsttätigen  Regenaufzeichner,  mit  dem 
der  1842  von  C.  F.  Mohr  konstruierte  Regenmesser  im  Prinzip  über- 
einstimmt. 

—  Friedlich  Wilhelm  Hanchol  entdeckt  am  28.  August  den  ersten  und  am 
17.  September  den  zweiten  Satelliten  des  Saturn,  welche  die  Namen  Mimas 
und  Enceladus  erhalten. 

—  William  Jonop  wendet  zuerst  gußeiserne  Eisenbahnschienen  in  X-Form  mit 
verdicktem  Kopfe  an.  In  dieser  Konstruktion  sind  die  ersten  Anfänge  in 
der  Entwicklung  der  heutigen  BreitfuB-Eisenbahnsohienen  zu  erblicken. 
(Vgl.  1832  S.)  Im  Jahre  1 798  versucht  Jessop  die  hölzernen  Eisenbahnschwellen 
durch  Steinwürfel  zu  ersetzen,  eine  Konstruktion,  die  vielfach  nachgeahmt 
worden  ist  und  sich  auf  einigen  deutschen  Bahnlinien  bis  zum  Jahre  1880 
erhalten  hat. 

—  Antoine  Laurent  tt  JhiiIm  steUt  im  Anschluß  an  die  Arbeiten  seines 
Onkels  Bemard  de  Jussieu   ein  natürliches  Pflanzensystem  (System  von 

—     251     — 

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178» 

Trianon)  auf,  in  welchem  er  die  Gattungen  nach  ihrer  Ähnlichkeit  en 
größeren  Gruppen  —  natürlichen  Familien  —  vereinigt,  die  er  (etwa  100) 
durch  Merkmale  umschreibt.  Er  macht  als  einer  der  eisten  auf  die  Ver- 
schiedenheit zwischen  den  fossilen  Pflanzen  aus  Kohlenbergwerken  and 
den  Pflanzen  unserer  Klimate  und  andrerseits  auf  deren  Analogie  zu  den 
äquatorialen  Pflanzen  aufmerksam. 

1789  Nachdem  Rösel  von  Rosenhof  1758  eine  Beschreibung  der  bis  zu  seiner 
Zeit  bekannten  Amphibien  und  wichtige  Notizen  über  deren  Fortpflanzung 
gegeben  hatte,  veröffentlicht  Bemard  Germain  Etienne  4t  Lac<pMt  seine 
„Histoire  naturelle  des  reptUes",  die  sich  durch  sorgfSltige  Schilderung  der 
einzelnen  Arten  der  Amphibien  auszeichnet. 

—  Alexander  Macktmlt  erforscht  den  Mackenzieflnß  in  Kanada  und  verfolgt 
diesen  Strom  bis  zu  seiner  Mündung.  Er  stellt  die  ersten  genaueren  Orts- 
bestimmungen im  amerikanischen  Norden  an. 

—  Isaac  MIlMT  entdeckt,  dafi  beim  Überleiten  von  Ammoniak  über  glühenden 
Braunstein  Stickozyd  und  Salpetersäure  entstehen. 

—  James  Moor«  empfiehlt  die  Wundheilung  unter  dem  Schorf.  Seine  Preis- 
sohrift  wird  von  John  Runter  bekannt  gemacht  und  in  Deutschland  1862 
von  Volkmann  der  Vergessenheit  entrissen. 

—  O'Brton  erhält  zueist  das  Indigblau  durch  Sublimation  aus  dem  Indigo; 
in  krystallisiertem  Zustande  wird  dasselbe  1843  von  Fritzsohe  aus  einer 
alkalischen  Lösung  des  IndigweiB  (Indigküpe)  gewonnen. 

—  Jeese  RmwNmi  konstruiert  für  Palermo  ein  Azimutalinstrument  mit  VoU- 
kreis  (s.  1676  B.),  bei  welchem  über  dnem  dreifüßigen  Hoiizontalkreis  ein 
fünffüßiger  Vertikalkreis  spielt. 

—  Humphry  Rapton  entfernt  alles  Mechanische  und  Formelle  ans  der  Anlage 
der  engÜBchen  Gärten  und  wird  der  Schöpfer  der  Landschaftsgärtnerei, 
die  auch  in  Deutschland,  insbesondere  durch  den  Fürsten  Pückler  Mnskau 
und  durch  Skell  in  großartiger  Weise  gepflegt  wird. 

—  Antonio  Scarpa  entdeckt  das  membranöse  Ohrlabyrinth,  den  Nervus  naso- 
palatinuB  und  das  seinen  Namen  tragende  Dreieck  am  vorderen  Teil  des 
Oberschenkels. 

—  Der  Pianofortefabrikant  Schntll  in  Paris  stellt  ein  „Anemoohord"  genanntes 
pneumatisches  Musikinstrument  her,  bei  dem  mittels  künstlich  (durch 
Bälge)  erzeugten  Windes  die  Töne  der  Äolsharfe  nachgeahmt  werden.  Die 
Idee  wird  später  von  Kalkbrenner  und  von  Henri  Herz  wieder  aufgenommen. 

—  Paets  vm  Traothrijk  und  Mmann  beobachten  die  erste  unzweideutige  Zer- 
legung eines  zusammengesetzten  Stoffes  durch  die  Wirkung  der  Elektrizität, 
indem  sie  Wasser  in  brennbare  Luft  und  Lebensluft  scheiden,  wie  sie  in 
einem  Briefe  an  Delam6therie  mitteilen. 

—  Nicolas  VaiM|iMlln  erwirbt  sich  Verdienste  um  die  analytische  Chemie,  die  er 
vereinfacht  und  zu  einem  hohen  Grad  von  Präzision  führt. 

—  Alessandro  VoKa  wiederholt  den  Galvani'schen  Versuch  (s.  1780  G.)  und 
findet,  daß  die  Zuckungen  des  Froschschenkels  nur  dann  eintreten,  sobald 
derselbe  mit  zweierlei  sich  berührenden  Metallen  verbunden  wird.  Er 
schUeßt  daraus,  daß  die  Berührung  verschiedener  Metalle  die  Quelle  der 
Elektrizität  sei,  die  sich  in  dem  Froschkörper  ausgleiche  und  ihn  in 
Zuckungen  versetze. 

1790  Matthew  Baillto  fördert  durch  genaue  Beobachtung  und  Darstellnng  die 
pathologische  Anatomie. 

—  Thomas  Bewick  setzt  an  die  Stelle  des  Holzschnitts  den  Holzstich,  indem 
er  anstatt  des  Schneidemessers  den  Grabstichel  zur  Bearbeitung  der  aus 
bestem  jungem  Buchsbaumholz  präparierten  Platte  benutzt. 

—  Jean  Charles  Bonia  bestimmt  mit  einem  Pendel,   welches  einem   mathe- 


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179» 

inatischen  Pendel  möglichst  nahe  kommt,  nach  der  von  Mairan  (s.  1735  M.) 
Torgeschlagenen  Methode  der  Koinzidensen  die  G-röBe  der  Beschleunignng, 
welche  ein  frei  fallender  Körper  durch  die  Schwere  erlangt  und  findet 
deren  Wert  für  die  Breite  von  Paris  nnd  die  Höhe  der  Meeresfläche  su 
9,80896  m/sec.  (S.  1673  H.) 
1790  Wann  die  Kalander  (Glaoier-  and  Satiniermaschinon)  erfunden  worden  sind, 
ist  nicht  festzustellen;  jedenfalls  findet  sich  in  Leonardo  da  Vinci's  Papieren 
die  Skizze  eines  solchen,  aus  zwei  Zylindern  bestehenden  Apparats.  Den 
ersten  dreiweUigen  Kalander  mit  zwei  hölzernen  und  einer  MetaUwalze 
mit  Glühbolzenheizung  hat  nach  den  „Transactions  of  theSoo.  forEncour." 
XV,  S.  269  Buntinc  konstruiert. 

—  Ernst  Friedrich  Chladnl  erfindet  das  Euphonium,  ein  Musildnstrament, 
welches  aus  Glasröhren  (Gläsern)  mit  harmonisch  abgestimmten  Tönen  be- 
steht, die  mit  benetzten  Fingerspitzen  zum  Klingen  gebracht  werden.  Das 
Euphoniom  dient  auch  znr  wissenschaftlichen  Untersuchung  der  Schall- 
Schwingungen. 

—  Der  Engländer  Thomas  cnifonl  baut  die  erste  Maschine  zur  Herstellung 
von  Eisennägeln.  Bei  derselben  wird  das  glühende  Metall  zwischen  zwei 
mit  entsprechenden  Vertiefungen  versehenen  Walzen  zu  Nägeln  geformt. 

—  Dem  Mechaniker  Nicolas  Jacques  OMtt  in  Paris  gelingt  es,  gleichzeitig  mit 
Joseph  HartlMulh,  durch  Mischen  von  geschlemmtem  Graphit  mit  Ton  eine 
Komposition  von  jedem  gewünschten  Härtegrad  zu  erzeugen  und  damit 
die  Bleistiftfabrikation  zu  begründen. 

—  D6odat  G.  S.  T.  Gratet  t»  IMomiM  unterscheidet  zuerst  zwischen  gewöhn- 
lichem Kalk  und  Bitterspat,  der  nach  ihm  Dolomit  genannt  wird. 

—  H.  li.  J.  Drac  konstruiert  ein  PrägestoBwerk,  bei  welchem  ein  aus  drei  Teilen 
bestehender,  sogenannter  gebrochener  Prägering  dem  unter  dem  Prägedruok 
stattfindenden  Ausbreiten  der  Platte  eine  stets  gleiche  Grenze  setzt  und 
so  Gestalt,  wie  Größe  der  Münze  genau  bestimmt.  Gengembre  verbessert 
diese  Vorrichtung,  indem  er  den  Ring  nicht  teilt,  sondern  als  ein  ganzes 
Stück  herrichtet.  H.  L.  J.  Droz  ist  mit  seinem  Bruder  P.  J.  Droz  der  Ver- 
fertiger der  unter  dem  Namen  „Androiden"  bekannten  Automaten,  die 
i.  J.  1904  von  Emil  Frölich  in  Berlin  wieder  hergesteUt  werden. 

—  Oliver  Evant  konstruiert  eine  Gipsmühle  zum  Zerkleinem  des  Rohgipses. 
Dieselbe  besteht  im  wesentlichen  aus  einer  horizontal  liegenden  eisernen 
Schraube,  die  sich  in  einem  Trog  dreht,  dessen  Boden  rostförmig  ge- 
staltet ist. 

—  Qsihrt  in  Freiberg  führt  die  Fässeramalgamation  ein,  indem  er  die  Erze  mit 
Quecksilber  und  Wasser  in  stehenden  hölzernen  Fässern  mit  eisernen  oder 
kupfernen  Scheiben  lebhaft  bewegt.  Ruprecht  verbessert  diese  Art  der  Amal- 
gamation,  indem  er  um  eine  horizontale  Achse  drehbare  hölzerne  Fässer 
anwendet  und  die  Erze  vor  der  Behandlung  mit  QuecksUber  und  zuge- 
gebenen Metallplatten  röstet.  Später  kommt  als  Vorbehandlung  vielfach 
das  chlorierende  Rösten  der  Silbererze  in  Anwendung,  wobei  ein  inniges 
Gemisch  von  Erzteilchen  und  Kochsalz  in  Gegenwart  von  Schwefelsäure 
abgebenden  Sulfaten  einer  hohem  Temperatur  ausgesetzt  wird.  Eine  Abart 
der  Fässeramalgamation  ist  die  Botticfaamalgamation  (Tinaprozeß),  die  in 
Südamerika  viel  angewendet  wird  und  neuerdings  von  Francke  (1884)  da- 
hin verbessert  worden  ist,  daß  er  die  Erze  chlorierend  röstet  und  die  Zer- 
setzung durch  Zusatz  von  Kochsalz,  Berührung  mit  Kupfer  und  Einleiten 
von  Wasserdampf  in  die  Bottiche  befördert. 

—  Der  Kunstsammler  und  Händler  GIWBy  in  Paris  erneuert  die  aus  dem 
12.  Jahrhundert  stammende  Technik,  mittels  öl-,  Tempera-  oder  Wasser- 
farben Bilder  auf  die  Rückseite  von  Glasplatten  oder  Glaagefäßen   auf- 

—     253     — 

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1790 

zutragen  und  durch  eine  FirniBschioht  zu  schützen.  Derartige  ßlfiser  werden 
seitdem  nach  ihm  „Verres  eglomis^s"  genannt. 
1790  Der  englische  Chemiker  Charles  Gowni  entdeckt,  daB  durch  Behandlung 
des  rohen  Rnböls  mit  1  bis  IVi  Prozent  konzentrierter  Schwefelsäure  die 
schleimige  Substanz,  die  das  öl  dickflüssig  und  undurchsichtig  macht, 
verkohlt  wird  und  daß  das  so  behandelte  öl  durch  Waschen  mit  Wasser 
und  Filtration  klar  und  leichtflüssig  wird.  Das  Verfahren  wird  von  Th^- 
nard,  Cogan,  Michaud  u.  a.  verbessert  und  auch  für  andere  öle  und  Fette 
angewendet. 

—  Friedrich  Albert  Carl  Gim  braucht  zuerst  die  Bezeichnung  „Pharmakologie" 
für  die  Lehre  von  den  Arzneimitteln.  Später  wird  das  Wort  in  anderem, 
speziellerem  Sinn  für  die  Lehre  von  der  Wirkung  der  Arzneimittel  auf  den 
tierischen  Organismus  gebraucht. 

—  James  Hall  in  Edinburg  macht  die  ersten  geologischen  Experimente  und 
liefert  den  Nachweis,  daß  geschmolzene  Gesteinmassen  glasartig  oder  kry- 
stallinisch  erstarren,  je  nachdem  sie  raach  oder  langsam  abgekühlt  werden. 
So  erhält  er  beim  Erhitzen  von  Kreide  im  verschlossenen  Flintenlauf  ein 
krystallinisches,  marmorähnliches  Erstarrungsprodukt;  so  gelingt  ee  ihm. 
feuerflüssigen  Basalt  durch  langsame  Abkühlung  krystaUinisch  erstarren  zu 
lassen. 

—  F.  C.  Hofmann  entdeckt  in  der  Chinarinde  die  Chinasäure,  deren  Formel 
von  Liebig  1837  zu  CvHkO«  festgestellt  wird,  und  die  nach  ihrem  ganzen 
Verhalten  eine  Hexahydrotetraoxybenzoesäure  darstellt. 

—  John  Hmtir  schafft  im  Anschluß  an  die  Lehren  von  James  Moore,  wie 
aus  seinem  posthum  veröffentliohten  Werke  „On  tbe  nature  of  the  blood, 
inflammation  and  gun  shot  wounds"  hervorgeht,  die  wissenschaftlichen 
Grundlagen  für  die  Erkenntnis  des  Vorgangs  der  Heilung  getrennter  TeUe 
und  tritt  mehr  für  das  unblutige  Verfahren  mit  Anlegung  von  Binden, 
Heft-  imd  englischem  Pflaster,  als  für  das  Nähen  ein. 

—  Mgtr  wendet  zuerst  die  Polyederprojektion  an,  die  bei  der  neueren  preußi- 
schen Landesaufnahme,  bei  der  Karte  des  Deutschen  Reichs  1:100000 
und  der  neuen  Spezialkarte  der  österreichisch -ungarischen  Monarchie 
1:76000  angewendet  wird. 

—  Der  englische  Fabrikant  James  Ktlr  zu  Westbromwich  entdeckt  die  von 
Schönbein  1836  näher  untersuchte  „Paasivität"  des  Eisens,  welche  darin 
besteht,  daß  das  Eisen,  welches  an  sich  durch  schwache  Salpetersäure 
leicht  zersetzt  wird,  von  der  schwachen  Säure  nicht  mehr  angegriffen  wird, 
wenn  es  zuvor  in  konzentrierte  Salpetersäure  eingetaucht  wurde. 

—  KaHh  konstruiert  eine  als  NiveUierinstrument  dienende  Quecksilberwage, 
bei  welcher  zwei  vierseitige  prismatische  Gefäße  von  3  cm  Weite  durch 
eine  60  cm  lange  Bohre  von  1  cm  Durchmesser,  die  mit  Quecksilber  ge- 
füllt ist,  verbunden  sind.  Auf  den  Oberflächen  der  Quecksilbersäulen 
schwimmen  zwei  mit  Dioptern  versehene  Elfenbeinwürfel,  die,  wie  die 
Diopter  selbst,  gleich  hoch  und  schwer  gewählt  sein  müssen.  Das  Instru- 
ment erlaubt  sehr  genaues  Nivellieren. 

—  Wüham  Ktlly  in  Lanark  betreibt  die  erste  Mulemaschine  (s.  1776  0.)  mit 
Wasserkraft. 

—  Martin  Heinrich  Klaproth  entdeckt  in  der  Pechblende  ein  neues  Metallozyd, 
das  Uranoxydul,  und  im  Zirkon  von  Ceylon  eine  neue  Erde,  die  Zirkonerde. 

—  Martin  Heinrich  Klaprath  bedient  sich  bei  der  Analyse  des  Karlsbader 
Sprudels,  wie  Becher  das  Jahr  zuvor  (s.  d.),  der  alkalimetrischen  Titrie- 
rung, deren  Methode  er  wesentlich  verbessert. 

—  Die  von  Antoine  Laurent  Lavolshr  aufgestellten  Grundsätze,  daß  von  dem 
Gewicht  der  Materie  durch  chemische   Operationen   nichts  verloren  gehe 

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1790 

und  nichts  neu  erzeugt  werde,  fangen  jetzt  an,  allgemeine  Geltung  zu  ge- 
winnen nnd  üben  einen  großen  Einfluß  auf  die  quantitative  chemische 
Analyse  aus,  der  vor  allem  jetzt  Kirwan,  Richter  (1790— 1800),  Black  (1794), 
Klaproth  (1796),  Valentin  Rose  d.  J.  (1803—06),  Bucholz  (1803),  Vauquelin 
und  Proust  (1806)  ihre  Bestrebungen  zuwenden. 
1790  Der  Oberst-StaUmeister  Graf  vm  UndMiaa  gründet  in  Berlin  die  erste  Tier- 
arzneischnle  (die  jetzige  tierärztliche  Hochschule). 

—  Joseph  Michei  MMifolflsr  ftußert  bereits  den  Gedanken  der  Äquivalenz  der 
Wärme  und  mechanischen  Arbeit. 

—  Der  englische  Uhrmaoher  Mudtt  erfindet  an  der  Uhr  die  freie  Hemmung  mit 
konstanter  Kraft,  bei  welcher  der  Regulator  seine  Oszillationen  fortsetzt, 
während  das  Hemmnngsrad  von  einem  besondern  Einfall  aufgehalten  wird. 

—  Bertrand  PsIMiar  entdeckt  das  im  Gegensatz  zu  dem  von  Grengembre 
(s.  1783  G.)  dargestellten  leichtentzündlichen  Gas  sohwerentzündliche  Phos- 
phorwasserstoffgas, das  1812  von  Davy  näher  untersucht  wird.  Auf  die 
Analogie  des  Phosphorwasserstoffs  mit  dem  Ammoniak  macht  1826  H.  Rose 
aufmerksam. 

—  Marc  Auguste  PIcM  gibt  in  seinem  „Versuch  über  das  Feuer"  eine  Er- 
klärung der  Taubildung,  wonach  der  Boden  sich  durch  nächtliche  Aus- 
strahlung um  so  ausgiebiger  abkühle,  je  weniger  er  von  einer  schützenden 
Wolkendecke  daran  verhindert  werde  und  wonach  der  sogenannte  Taufall 
am  meisten  in  mondhellen,  klaren  Nächten  stattfinde. 

—  Edme  Ripl«r  erfindet  da^  Feder-Dynamometer,  das  eine  praktische  An- 
wendung, namentlich  zur  Messung  der  Zugkraft  der  Pferde,  des  Wider- 
stands der  Wagen  auf  Straßen,  der  Ackergeräte  usw.  findet,  und  das  1806 
von  Burg  wesentlich  verbessert  wird. 

—  Der  Engländer  Thomas  Saint  nimmt  ein  Patent  auf  eine  Kettenstich - 
masohine,  die  zur  Herstellung  von  Schuhen  und  Stiefeln  bestimmt  und 
als  Vorläuferin  der  Nähmaschine  zu  betrachten  ist. 

—  Horace  Benedict  4»  Samsn  konstruiert  ein  Diaphanometer,  um  ein  Maß 
für  die  optische  Durchlässigkeit  der  Luft  zu  gewinnen  und  erfindet  im 
folgenden  Jahre  das  Cyaaometer,  eine  Vorrichtung,  die  es  ermöglicht,  eine 
annäherungsweise  Messung  der  Intensität  des  Himmelsblau  zu  machen. 
Andere  Cyanometer  werden  von  Parrot  (Rotationscyanometer)  und  Arago 
(Polarisationscyanometer)  konstruiert. 

—  John  Sinclair  erfaßt  zuerst  die  Aufgabe  einer  nationalökonomischen  Be- 
trachtung der  Landwirtschaft  und  betritt  zuerst  den  Weg  der  statistischen 
Forschung  auf  diesem  Gebiete. 

—  Christian  Konrad  Spranfal  macht  die  Entdeckung  der  Dichogamie,  d.  i.  des 
ungleichzeitigen  Reifwerdens  von  Staubgefäßen  und  Narben  in  Zwitter- 
blüten, einer  Einrichtung,  die  auf  Fremdbestäubung  (s.  1793  S.)  abzielt. 

—  Der  Engländer  Thomas  Tarnlall  erfindet  das  Glätten  (Satinieren)  des  Papiers. 

—  James  WaU  soU  die  zum  Rauh-  und  Klarschleifen  der  Spiegel  noch  jetzt 
viel  benutzte  Fliegrahmenmaschine  (Fly  frame  machine)  erfunden  haben. 
Eigentümlich  ist  dieser  Maschine,  die  zwei  Schleifstände  gleichzeitig  bedient, 
die  mechanische  Führung  ihrer,  die  Obergläser  tragenden  Schleifki8t«n,  d.  i. 
der  Fliegrahmen,  durch  die  Glas  auf  Glas  mit  doppelter  Drehung  in  der 
Horizontale  herumgeführt  wird. 

—  Nachdem  schon  1728  von  Fayolle  der  Vorschlag  gemacht  worden  war, 
Bleiröhren  durch  Walzen  zu  strecken,  wird  dies  Verfahren  mit  vollem  Er- 
folg und  in  beträchtlichem  Umfang  von  John  vniklnMn  durchgeführt. 

—  Robert  WINan  in  London  nimmt  eine  vollständige  Reformation  in  der 
systematischen  Einteilung  und  Klassifizierung  der  Hautpathologie  auf  Gnmd- 
läge  der  primären   Effloreszenzen   vor.     Er   beschränkt  den  Krankheits- 

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1790 

begriff  „Herpes"  euerat  durch  exakte  Unterscheidiiiig  auf  gruppenweise 
auftauchende  akut  verlaufende  BläBcheneruptionen,  die  sein  Schüler  Thomas 
Bateman  dann  in  sechs  verschiedene  Klassen  einteilt.  Desgleichen  gibt  er 
eine  eingehende  Charakteristik  des  Erankheitsbegriffes  „Ekzema",  der  vor 
ihm  vielfach,  insbesondere  von  Aetius  von  Amida,  Paulus  Aegineta,  Gor- 
raeuB  u.  a.  beschrieben  worden  war. 

1790  Beinhard  Woltnumn  erfindet  den  nach  ihm  benannten  hydrometrischen 
Flügel  zur  Bestimmung  der  Geschwindigkeit  von  WasserlSufen  und  Be- 
rechnung der  Wassermengen  daraus. 

—  Peter  Woulfs  benutzt  zuerst  die  nach  ihm  benannte  zwei-  oder  dreihalsige 
Woulfe'sche  Flasche,  die  als  Eondensations-,  Waschflasche  usw.  benutzt 
wird  und  in  der  Technik  aus  Steingut  hergestellt  als  Bombonne  vielfach, 
namentlich  in  der  Fabrikation  der  Salzsäure  gebraucht  wird. 

—  Der  Eattundrucker  Johann  Zubtr  in  Mühlhausen  betreibt  zuerst  das  An- 
einanderkleben  echelonnierter  Papierbogen  zur  Tapetenfabiikation  fabiik- 
mäBig. 

1791  Akm  empfiehlt  ein  Löschpulver  aus  schwefelsaurem  Eisen,  Alaun,  rotem 
Eisenoxyd  und  pulverisiertem  Lehm,  das  mit  Wasser  angerührt  zum  raschen 
Löschen  des  Feuers  dienen  soll. 

—  Der  englische  Ingenieur  John  Bwttf  erfindet  eine  Maschine,  in  welcher  er 
ein  Gemisch  von  Luft  und  Gas  als  treibende  Kraft  benutzt,  wobei  das 
Gas  in  dner  besonderen  Betörte  durch  Erhitzen  von  Holz,  öl,  Kohle  usw. 
erzeugt  wird.  (S.  a.  1680  H.)  Eine  ähnliche  Maschine  gibt  1794  Bobert 
Street  an. 

—  Charles  Francis  Btaytempt-Bmiprt  entwickelt  zuerst  auf  seiner  bis  1793 
unternommenen  Forschungsreise  aus  perspektivischen  Handzeichnungen 
der  von  ihm  berührten  Küstenstriche  topographische  Pläne  derselben. 
Auf  diese  Weise  stellt  er  n.  a.  eine  Karte  eines  Teiles  von  Yandiemens- 
land  und  von  der  Insel  Santa  Cruz  her. 

—  Claude  Louis  Barthollat  erkennt  zuerst,  daß  der  Indigo  durch  Sauerstoff - 
entziehung  löslich  wird  und  die  blaue  Farbe  verliert,  an  der  Luft  dieselbe 
aber  durch  Sauerstoffabsorption  wieder  erhält.  Eingehender  wird  der  Vor- 
gang 1817  von  Döbereiner  und  Chevreul  studiert,  die  das  IndigweiB  als 
aus  dem  Indigblau  durch  Zutritt  von  Wasserstoff  entstehend  betrachten. 

—  Johann  Lucas  BoCr,  Kaiserlicher  Wundarzt  in  Wien,  begründet  eine  neue 
Epoche  der  Geburtshilfe  durch  Einschränkung  der  operativen  Eingriffe. 

—  Der  französische  Baumeister  Fran9oiB  Mntonuix  führt  den  bereits  im  Alter- 
tume  bekannten,  seitdem  vergessenen  Pis6bau  wieder  in  die  Bautechnik 
ein.  Der  Pis^bau  wird  mit  lehmiger  Erde  oder  einer  Mischung  von  Kalk- 
brei und  Kies  in  der  Weise  ausgeführt,  daß  zunächst  doppelte,  einander 
parallele  Bretterwände  errichtet  werden,  zwischen  denen  die  Pis^masse  fest- 
gestampft wird.  Nach  ihrer  Erhärtung  werden  die  Bretterwände  beseitigt. 
(S.  a.  1828  R.) 

—  Pierre  Joseph  DnanK  erfindet  den  nach  ihm  benannten  Verband  zur  Be- 
handlung des  Schlüsselbeinbruches. 

—  Nachdem  A.  F.  Vogel  1771  eine  partielle  Operation  eines  Kropfes  mit 
vorausgehender  Unterbindung  der  zuführenden  Gefäße  ausgeführt  hatte, 
macht  Pierre  Joseph  Daianlt  am  20.  Mai  zum  erstenmal  eine  völlig  typische 
Ezstirpation  einer  Kropfhälfte  an  einer  Frau. 

—  Nachdem  poröse  oder  aus  Bergmehl  (Infusorienerde)  hergestellte  Steine 
schon  den  Alten  unter  dem  Namen  „schwimmende  Ziegel"  bekannt  waren, 
nimmt  Giovanni  FaMronl  deren  Fabrikation  aus  einem  bei  Santa  Fiora  in 
Toskana  vorkommenden  Bergmehl  wieder  auf,  die  dann  überall  da,  wo 
Infusorienerde  sich  findet,  angefertigt  werden. 


256     — 

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1791 

1791  Der  fransösische  Kartograph  Duptin-TiM  veröffentlicht  die  eiste  Höhen- 
Bchiohtenkarte  eines  Landes,  nämlich  Frankreichs.  Er  gibt  in  feiner  Punk- 
tierung die  Niveaulinien  von  zehn  Toisen  Schichthöhe,  während  er  die  60- 
und  lOO-Toisenkurven  kräftiger  hervorhebt.    (Vgl.  auch  1728  C.) 

—  Qrani^  in  Annonay  entwirft  eine  Rauhmaschine,  die  ans  einer  schnell 
umlaufenden  zylindrischen  Trommel  besteht,  auf  der  rundherum  reihen- 
weise Karden  angebracht  sind.  Eine  ähnliche  Maschine  wird  von  John 
Douglas  1802  nach  Frankreich  gebracht  und  seit  1807  auch  in  Deutsch- 
land viel  gebraucht.    (S.  a.  1684  D.) 

—  William  Qngor  entdeckt  das  Titanozyd  (Titaneäure)  im  Titaneisen  (Mena- 
ohanit). 

—  John  Hoyto  verbessert  die  Cooke'sche  Dampfheizung  (s.  1746  C),  indem  er 
den  Dampf  durch  Bohren  in,  rundum  oder  über  den  zu  erwärmenden 
Raum  führt.  Der  Dampf  steigt  bis  an  den  höchsten  Punkt  und  wird,  in- 
dem er  langsam  niedersinkt,  zu  Wasser  verdichtet,  das  sich  in  einer 
Zisterne  sammelt. 

—  Alexander  von  Humboldt  führt  die  ersten  Bestimmungen  des  Kohlensäure- 
gehalts der  Luft  aus,  denen  später  solche  von  Fourcroy  (1801)  und 
Th^nard  (1813)  folgen.  (S.  a.  1804  S.  und  1872  S.) 

—  Michael  KMg  in  Mühldorf  am  Inn  verfertigt  zuerst  Dachpappe,  die  er  mit 
einer  Mischung  von  Steinkohlenteer,  Firnis  und  Staubmehl  versieht.  Un- 
gefähr gleichzeitig  wird  dieselbe  Erfindung  von  dem  schwedischen  Admi- 
ralitätsrat Faza  gemacht. 

—  Wolfgang  von  Kimpalm  beschreibt  in  seinem  „Mechanismus  der  mensch- 
lichen Sprache"  die  Sprechwerkzeuge  und  die  Art,  wie  die  in  den  euro- 
päischen Sprachen  vorkommenden  Laute  gebUdet  werden. 

—  Kunz  in  Prag  konstruiert  ein  mit  einem  Orgdwerke  verbundenes  Pianoforte, 
das  aus  einem  flügeiförmigen  Kasten  mit  zwei  Manualklavieren  von  je 
66  Tasten  und  einem  Pedalklavier  von  26  Tasten  besteht,  und  im  ganzen 
230  Saiten  und  21  Register  umfaßt.  Kunz  nennt  sein  Instrument  Or- 
chestrion.  (Über  andere  Instrumente  dieses  Namens  s.  1786  T.  und  1860  K.) 

—  Dem  französischen  Chemiker  Nicolas  Liblanc  gelingt  es,  die  Soda  auf 
künstlichem  Wege  aus  dem  Kochsalz  herzustellen,  indem  er  zu  dem  Ge- 
misch von  Grlaubersalz  und  Kohle  einen  Zuschlag  von  Kreide  macht,  wo- 
durch erst  die  Bildung  von  kohlensaurem  Salz  ermöglicht  wird.  Mit 
dieser  Entdeckung  wird  nicht  nur  im  allgemeinen  dem  dringenden  Be- 
dürfnis der  Industrie  nach  erleichtertem  Bezug  von  Soda  abgeholfen, 
sondern  namentlich  auch  der  gewaltige  Aufschwung  der  Seifenindustrie 
bedingt,  die  jetzt  imstande  ist,  statt  vorzugsweise  mit  Holzasche  und 
Pottasche  zu  arbeiten,  feste  Natronseifen  herzustellen.  Nach  St.  Maurice 
Cabany's  in  der  „Revue  generale  biographique"  1845  gemachten  Angaben 
wäre  nicht  Leblanc,  sondern  Michel  Jean  J6rome  Diz4  der  Erfinder  des 
Leblancprozeeses.  (S.  a.  den  betreffenden  Aufsatz  von  Schelenz,  Chem. 
Ztg.  1906,  1191.) 

—  James  Parkw  verwendet  zuerst  zum  Brennen  der  Ziegelsteine  Torf.  (S. 
1638  W.) 

—  Nathan  Rwul  beschäftigt  sich  mit  der  Dampfschiffahrt  und  dem  Bau  von 
Dampfwagen.  Er  erfindet  einen  stehenden  Wasserröhrenkessel,  bei  dem 
eine  Anzahl  dünner  unten  geschlossener  Röhren  in  den  Feuerraum  herab- 
hängen. Ein  derartiger  Kessel  wird  von  Greorge  Stephenson  in  seiner  Loko- 
motive ,, Rocket"  verwendet.  Später  führt  sich  diese  Art  von  Kesseln  fast 
ausnahmslos  für  Lokomotiven  und  Lokomobilen  ein. 

—  James  Sadtor  beschreibt  eine  nach  Art  des  Segner'schen  Rades  gebaute 
Reaktionsturbine,  die  indes  nicht  zu  praktischer  Anwendung  gelangt. 

Darmstaedter.  17 

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1791 

1791  Smithson  Tonnuit  isoliert  den  Kohlenstoff  ans  Kohlensäure,  indem  er 
Phosphordämpfe  über  glühenden  kohlensauren  Kalk  leitet.  Dieser  Yeranch 
bewirkt  im  Zusammenhang  mit  Lavoisier's  Angaben  (1773  L.  and  1776  L.), 
daß  die  meisten  Chemiker  endlich  die  wahre  Znsammensetnmg  der  Kohlen- 
säure anerkennen. 

1792  Georg  Joseph  Bmt  begründet  mit  seinem  Buche  „Lehre  der  Augenkrank- 
heiten" eine  neue  Aera  in  der  Augenheilkunde. 

—  Thtodore  Pierre  BMüii  verbessert  das  Taylor'sche  Stenographiesystem 
(s.  1786  T.)  und  begründet  damit  die  französische  Kurzschrift,  wie  sie  in 
Frankreich,  namentUoh  mit  den  Umarbeitungen  von  Pr6vost  (1827)  und 
Delauny  (1866),  noch  jetzt  angewendet  wird.  Daneben  hat  sich  neuer- 
dings das  System  von  Duployö  (s.  1867  D.)  entwickelt. 

^  Augostin  is  Mbuicourt  publiziert  in  seinem  „Memoire  sur  la  force  expan- 
sive de  la  vapeur"  ausgedehnte  Versuche  über  die  Spannkraft  des  ge- 
sättigten Wasserdampfes  und  ist  der  erste,  der  seine  Untersuchungen  auch 
auf  die  Spannkraft  anderer  Dämpfe,  wie  des  Alkoholdampfes  ausdehnt. 

—  BoniMmalii  konstruiert  im  Anschluß  an  Triewald's  Vorschläge  (s.  1716  T.)  ein 
Warmwassersystem  zu  Heizzwecken,  dessen  erste  Ausführung  1812  in 
Petersburg  erfolgt,  das  dann  von  Braithwaite  in  seinem  Hause  in  Kendal 
benutzt  und  von  1816  ab  durch  den  Marquis  de  Chabannes  allgem^er 
bekannt  wird. 

—  Zu  etwa  gleicher  Zeit  wie  Parker  (s.  1787  P.)  stellt  Johann  Adam  BnyilK  — 
unter  Anlehnung  an  die  Panorama-Zeichnung  von  Mich^ly  du  Crest 
(s.  1765  C.)  —  ein  Panorama- Rundgemälde  her.  Derartige  Rundgemälde 
werden  fortan  häufig  Gegenstand  der  öffentlichen  Schaustellung. 

—  Der  Artillerieleutnant  MI  schlägt  dem  englischen  Gewerbeverein  vor,  die 
Verbindung  eines  gestrandeten  Schiffs  mit  der  Küste  mittels  eines  Ge- 
schützes (Mörsers)  zu  bewirken,  an  dessen  Kugel  ein  Seü  befestigt  ist. 
Es  ist  dies  die  erste  Erwähnung  des  Rettungsmörsers. 

—  Die  Grebrüder  Claude  und  Ignaoe  Urbain  Chappa  schaffen  gemeinsam  mit 
Dtimimy  und  Brtgntt  ein  System  optischer  Telegraphen,  wozu  sie  behufs 
Wahrung  des  Geheimnisses  die  Modelle  in  Frankfurt  a.  M.  anfertigen 
lassen,  und  legen  dasselbe  dem  Konvente  der  Französischen  Republik  vor; 
sie  machen  die  ersten  eingehenden  Versuche  über  die  Sichtbarkeit  ver- 
schiedenartig gefärbter  Körper  und  farbiger  Lichter  und  stellen  dabei  die 
heute  noch  geltenden  Grundsätze  für  die  Anordnung  optischer  Signale  fest. 

—  Die  ObmiliGiM  Fakrik  ni  Javsl  bringt  unterchlorigsaures  Kali  in  Lösung  als 
Bleichflüssigkeit  in  den  Handel,  die  als  „Eau  de  Javel"  oder  „Eau  de 
Javelle"  bezeichnet  wird. 

—  Ernst  Friedrich  Chladnl  zeigt  zuerst,  daß  außer  den  Transversal- 
schwingungen bei  Saiten  Longitudinalschwingungen  vorkommen,  bei 
denen  die  einzelnen  Teile  der  Saite  nicht  aus  der  Richtung  der  Saite 
heraustreten. 

^  Johann  Peter  Frank  legt  durch  sein  „System  der  medizinischen  Polizei"  die 
Grundlage  für  alle  späteren  Arbeiten  auf  dem  (Jebiete  der  öffentüohen  Ge- 
sundheitspflege, namentlich  auch  der  Hygiene  der  Städte,  wie  er  auch  als 
Autorität  auf  dem  Gebiet  der  gerichtlichen  Medizin  zu  betrachten  ist. 

—  Nachdem  schon  im  Altertum  Celsus,  Aretaeus  und  Galenus  Leidenden 
geeignete  klimatische  Gegenden,  wie  z.  B.  Ägypten,  oder  längere  Seefahrten 
vorgeschrieben  hatten,  tritt  Gnfory  mit  seinem  Buche  „De  morbis  ooeli 
mutatione  medendis"  für  die  klimatischen  Kuren  ein,  diie  bald  vielfach 
empfohlen  werden,  und  um  die  sich  in  der  Neuzeit  insbesondere  Niemeyer, 
Beneke   und  Oertel  große  Verdienste  erwerben.    (Vgl.  auch  1210, 1749  M.) 


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1798 

1792  Ren^  Juat  Hauy  maeht  genaue  Verauche  über  das  speaflsohe  Gewicht  der 
Mineralien  mit  Hilfe  der  Nicholson'schen  Senkwage  und  berichtigt  die  bis 
dahin  geltenden  Angaben  von  Brisson. 

—  Thomas  Charles  Hop«  entdeckt  in  einem  1787  bei  Strontian  in  Argyleehire 
aufgefundenen  Mineral  eine  neue  eigentümliche  Erde,  die  er  nach  dem 
Ursprung  Strontianerde  nennt. 

—  Francis  Hibtr  macht  wichtige  Untersuchungen  über  die  sozial  lebenden 
Insekten,  namentlich  die  Ameisen  und  Bienen,  mit  denen  sich  später  auch 
sein  Sohn  Jean  Pierre  (1810)  beschäftigt. 

—  Pierre  Simon  ii  I  apltw  schlägt  vor,  den  Tag  in  10  Stunden  zu  100  Mi- 
nuten zu  100  Sekunden  einzuteilen. 

—  Johann  Tobias  Lowlti  entdeckt  den  Traubenzucker. 

—  Der  Physiker  Martin  von  MaruM  bemerkt,  daß,  wenn  durch  eine  mit 
Saaerstoff  gefüllte  Bohre  ein  elektrischer  Funke  schlägt,  eine  Ver- 
änderung des  Sauerstoffes  mit  eigentümlichem  Geruch  vor  sich  geht. 
(S.   1839  3.) 

—  Nachdem  im  Anschluß  an  Mouton's  (s.  1670  M.)  Ideen  Brisson  den  Vor- 
schlag gemacht  hatte,  das  ganze  Maßsystem  auf  eine  natürliche  Länge  zu 
gründen,  beschließt  eine  aus  Borda,  Lagrange,  Laplace,  Monge  und  Con- 
dorcet  zusammengesetzte  Kommission  der  Akademie,  den  vierzigmillion- 
sten Teil  des  durch  Paris  gehenden  Erdmeridians  als  Maßeinheit  festzu- 
setzen. Im  Anschluß  hieran  beginnen  MMhaln  und  Dahunbra  die  Grad- 
messung zwischen  Dünkirchen  und  Barcelona,  die  später  durch  eine 
größere  Kommission,  an  deren  Spitze  Laplace  steht,  beencfbt  wird  und 
1800  (8.  Prieur)  zur  definitiven  Einführung  des  Meters  führt. 

—  William  Murdoeh  verwendet  das  Steinkohlengas  zur  Beleuchtung  der 
Maschinenfabrik  von  Boulton  &  Watt  in  kleinerem  und  von  1798  ab  in 
großem  Maßstabe.  Er  hat  demnach  zweifeUos  die  Priorität  vor  Philippe 
Lebon,  der  das  Leuchtgas,  welches  er  durch  Vergasung  von  Holz  erhält, 
1792  nur  in  seiner  Thermolampe  und  erst  1799  in  dem  Feuer  eines 
Leuchtturms  des  Hafens  von  Havre  anwendet.  Wohl  aber  kann  Mincke- 
laers  (s.  1783  M.)  als  der  eigentliche  Urheber  der  Idee  bezeichnet  werden. 

—  Johann  Friedrieb  WUhelm  Otto  erklärt  zuerst  in  seinem  „Abriß  einer 
Naturgeschichte  des  Meeres"  eine  Zirkulationsbewegung  zwischen  polaren 
und  äquatorialen  Meeresräumen,  die  sogenannte  Vertikalzirkulation  der 
Ozeane,  für  wahrscheinlich. 

—  Bertrand  MMiar  zeigt,  daß  sich  das  Zinn  in  zwei  Verhältnissen  mit 
Sauerstoff  vereinigt  und  so  zwei  Reihen  von  Salzen  bildet.  Berzelius 
nimmt  1812  drei  Verbindungen  an,  widerruft  dies  aber  1817,  so  daß  die 
Frage  erst  1832  durch  Fuchs,  der  die  Existenz  von  Zinnoxyd  nachweist, 
völlig  geklärt  wird. 

—  Bertrand  PMIttlw  stellt  das  Zinnchlorür  (Zinnsalz)  durch  Lösen  von  Zinn 
in  konzentrierter  Salzsäure  dar.  Später  findet  dieses  Salz  ausgedehnte 
Verwendung  in  der  Färberei. 

—  Jacques  Constantin  Piriwr  nimmt  ein  Patent  auf  die  „liegende"  Dampf- 
maschine. 

—  Der  französische  Mediziner  Philippe  PIml  spricht  zuerst  den  Gedanken 
von  der  analytischen  Methode  der  pathologischen  Forschung  aus  und 
wendet  denselben  praktisch  in  der  Lehre  von  der  Entzündung  an.  Er 
ist  als  der  Reformator  der  Irrenbehandltmg  zu  bezeichnen.  Er  beseitigt 
die  Ketten  der  G«i8teskranken,  öffnet  ihre  Kerker  und  schafft  ihnen  ein 
menschenwürdiges  Dasein,  indem  er  eine  zweckmäßige  physische  Behand- 
lang einführt. 

—  Jeremias  Benjamin  Rlchtir  weist  für  die  Vereinigung  von  Säuren  und  Basen 

17« 

—     259     — 


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1798 

unter  Bildung  von  neutralen  Salzen  die  Konstanz  der  G-ewlohtsverhältnisse 
nach.  (S.  1777  W.) 
1792  Jeremias  Benjamin  Rlchlir  stellt  zuerst  die  relativen  Gewiohtsmengen,  in 
welchen  sich  die  Säuren  und  die  Basen  miteinander  verbinden,  in  Form 
von  Reihen  zusammen.  Die  Gewiohtsmengen  aller  alkalischen  und  erdigen 
Basen,  welche  einerlei  Menge  einer  gewissen  S&ure,  z.  B.  1000  G«wichtB- 
teüe  Schwefelsäure  sättigen,  nennt  er  die  Massenreihe  oder  Neutralitäts- 
reihe  der  Basen.  Ebenso  sucht  er  die  Neutralitätsreihe  für  die  verschie- 
denen Säuren  in  bezug  auf  dieselbe  Menge  einer  Base.  Er  führt  den 
Namen  Stöchiometrie  für  die  „Meßkunst  chymisoher  Elemente"  ein. 

—  Johann  Daniel  Starak  nimmt  die  Fabrikation  von  rauchender  Schwefel- 
säure (Oleum)  durch  Destillation  anfangs  von  kalziniertem  Eisenvitriol, 
dann  von  kalziniertem  Vitriolstein  in  Galeerenöfen  in  großem  Maßstäbe 
auf  und  bleibt  der  einzige  Verfertiger  dieses  Produktes,  bis  ihm  1877 
Clemm  (s.  1877  C.)  und  später  die  badische  Anilin-  und  Sodafabrik  Kon- 
kurrenz machen. 

—  W.  Sinrtt  verwendet  die  Luftheizung  zur  Heizung  seiner  Fabrikräume  in 
Belper  und  das  Jahr  darauf  zur  Heizung  des  Krankenhauses  von  Derby- 

.  shire.     Er  konstruiert   zu  dem   Zwecke  einen  Ofen,   der  von  ihm  selbst 
und  von  Boulton  und  Watt  ( 1808)  wesentlich  verbessert  wird.  (S.  a.  1769  M.) 

—  Johann  Bartholomäus  Trommidorf  fördert  durch  seine  gründlichen  Unter- 
suchungen das  G«8amtgebiet  der  Pharmazie  nach  allen  Richtungen  und 
schreibt  ein  Handbuch  der  pharmazeutischen  Warenkunde. 

—  George  Vancouvw  erforscht  die  Nordwestkäste  von  Amerika  und  Van- 
conversland. 

—  William  Charles  Wallt  kennt  bereits  die  prismatische  Wirkung  dezen- 
trierter Gläser  und  schlägt  in  seiner  Schrift  „An  essay  upon  Single  vision 
with  two  eyes"  vor,  Prismen  mit  flachen  Seiten,  Winkel  nach  innen, 
gegen  Femsichtigkeit,  solche  mit  der  Basis  nach  innen  gegen  Kurzsiohtig- 
keit  zu  gebrauchen. 

—  Johann  Friedrich  Wwlnimb  beschreibt  ausführlich  die  Bereitung  der  Kunst- 
hefe (s.  1760  J.) ;  ein  Jahr  darauf  werden  von  Riem  verschiedene  Methoden 
der  Hefebereitung  in  seinem  Buche  „Entdecktes  Geheimnis  der  Gärungs- 
mittel" mitgeteilt. 

—  Der  englische  Techniker  John  Wllkimon  erfindet  das  Kehrwalzwerk  zur 
Blecherzeugung. 

—  „Dividivi"  sind  die  Schoten  eines  in  Südamerika  einheimischen  Baumes. 
Das  Produkt  wird  seit  lange  zum  Gerben  und  Scbwarzfärben  gebraucht. 
Den  Namen  Caeealpinia  coriaria  erhält  der  Baum  durch  Karl  Ludwig 
WIIMtnow. 

—  Thomas  Younf  stellt  mit  Sicherheit  das  schon  von  Deecartes  (s.  1637  D.) 
und  Huygens  geahnte  Akkommodationsvermögen  des  Auges  fest  und 
erklärt  dasselbe  durch  die  Fähigkeit  der  Augenmuskeln,  die  Krümmung 
der  Linse  zu  verändern. 

1793  John  Abtmethy  setzt  an  die  Stelle  der  meist  erfolglosen  Neurotomie 
die  Resektion  der  Nerven,  die  Neurektomie,  die  darin  besteht,  daß,  um 
die  Leitung  der  Nerven  zu  verhüten,  ein  Stück  derselben  herausge- 
schnitten wird. 

—  Marc  Baaufoy  macht  eingehende  Untersuchungen  über  den  Schiffswider- 
stand mit  Modellen,  und  macht  zuerst  auf  den  bei  der  Fortbewegung  eines 
Körpers  im  Wasser  auftretenden  Reibungswiderstand  aufmerksam,  den 
alle  früheren  Beobachter  nicht  berücksichtigt  hatten.    (S.  1763  B.) 

—  Unter  Bezugnahme  auf  ein  schon  1760  von  Bennet  ausgesprochenes  Prin- 

—     2(iÜ     — 

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17OT 

zip  verordnet  Thomas  DiidoM  zuerat  die  Inhalation  von  Gasen  und  Dämpfen 
zu  Heilzwecken.     (S.  a.  1866  S.) 
1793    Benjamin  Ball   erweist  in   seinem   „Treatise  on  gonorrhoea  virulenta  and 
Ines  venerea"  die  Verschiedenheit  des  Gonorrhöe-  und  Syphiliskontagiums. 
(Vgl.  1786  H.) 

—  Samuel  Bantham  gibt  die  erste  Anregung  zum  Bau  von  Langloohbohr- 
masohinen  für  die  Holzbearbeitungswerkstätten,  die  jedoch  erst  gegen  das 
Jahr  1820  in  allgemeinere  Anwendung  kommen. 

—  Samuel  Bantham  projektiert  die  ersten  Holzstemmmaschinen,  welche  die 
Handarbeit  mit  Meißel  und  Schlägel  ersetzen  sollen.  Wirklich  praktische 
Ausführungen  solcher  Maschinen  gelingen  erst  1827  Mao  Clintiok  in  Penn- 
sylvania. 

—  Sdpione  Bnblak  macht  wichtige  Arbeiten  über  die  vulkanischen  und 
seismischen  Zustände  ünteritaliens. 

—  Brown«  gelangt  als  erster  Europäer  nach  Darfur. 

—  In  das  Jahr  1793  fällt  die  Herstellung  der  ersten  öffentlichen  optischen 
Telegraphenlinie  (über  einen  Privattelegraphen  s.  1763  E.)  zwischen  Paris 
und  Lalle.  Die  Einrichtung,  nach  den  Vorschlägen  der  Ingenieure  Gebrüder 
Claude  imd  Ignace  Urbain  Chappa  (s.  1792  C.)  ausgeführt,  besteht  aus  weit 
sichtbaren,  mit  bewe^chen  Balkenflügeln  versehenen  Gerüsten,  deren  Stel- 
lung mit  dem  Femrohr  von  der  nächsten  Station  beobachtet  wird.  (S.  1684  H.) 
Die  Beförderung  eines  einzelnen  Zeichens  von  Paris  nach  Lille  (240  km, 
20  Zwischenstationen)  erfordert  etwa  6  Minuten. 

—  CMmant  und  Dturmm  zeigen,  daß  der  Salpeter  im  Sohwefelsänreprozeß  nur 
die  Rolle  eines  Vermittlers  zwischen  schwefliger  Säure  und  LuftsauerstoS 
bildet,  und  daß  man  dessen  Verbrauch  bedeutend  ermäßigen  kann,  indem 
man  einen  kontinuierliehen  Luftstrom  durch  die  Bleikammem  (s.  1746  R.) 
schickt. 

—  Nicolas  Daywx  erkennt  zuerst,  daß  der  gerbende  Bestandteil  der  Galläpfel, 
der  Eichenrinde  usw.  ein  eigentümlicher  Körper,  die  Gerbsäure  ist. 

—  Johann  Gottfried  Ebal  beschäftigt  sich  zuerst  mit  dem  Studium  der  Föhn- 
erscheinungen  und  gelangt  zu  ziemlich  richtigen  Ansichten  darüber. 

—  Pvtharglll  scheint  die  erste  Flachshechelmaschine  konstruiert  zu  haben, 
bei  der  mit  Hecheln  besetzte  Walzen  oder  Trommeln  Anwendung  finden. 
Eine  wesentliche  Verbesserung  der  Hechelmaschine  findet  1801  durch  Archi- 
bald  Thomson  statt,  welcher  es  erreicht,  daß  die  Hecheln  den  Flachs  in 
geradliniger  Bewegung  durchstreichen. 

—  Franz  Joseph  von  Ganinar  verwendet  bei  dem  von  ihm  für  die  Eisengrube 
Krussna  Hora  in  Böhmen  konstruierten  Pferdegöpel  (Fördermaschine)  einen 
konischen  Seilkorb  an  Stelle  des  bisherigen  zylindrischen.  Der  Zweck  dieser 
Vorrichtung  ist  der,  das  Drehungsmoment  der  Achse  während  der  ganzen 
Dauer  der  Förderung  ebenso  konstant  zu  machen,  wie  dies  bei  der  Schnecke 
tragbarer  Uhren  in  bezug  auf  die  abnehmende  Zugkraft  der  Triebfeder 
der  Fall  ist. 

—  Der  Militärarzt  Johann  GSrck«  führt  für  die  preußische  Armee  ein  „fliegen- 
des Feldlazarett"  für  1000  Verwundete  ein  (s.  a.  1758  B.)  und  organisiert  das 
Krankentransportweeen  (Krankenträgerkompagnien),  das  später  von  Percy 
durch  die  Schaffung  der  Brancardiers,  das  sind  Träger,  welche  die  Ver- 
wundeten aus  der  Gefechtslinie  holen,  eine  wesentliche  Verbesserung  erfährt. 
Gleichzeitig  werden  derartige  Lazarette  unter  dem  Namen  „Ambulances 
Tolantes"  auch  von  Jean  Dominique  Larrey  eingeführt. 

. —  Joseph  Huddart  nimmt  ein  Patent  auf  eine  Seilspinnmaschine.  Er  gebt 
dabei  von  dem  Prinzip  aus,  daß  die  Fäden  eine  um  so  größere  Länge 
haben   müssen,  je  weiter  sie  von  der  Achse  entfernt  liegen,   zu  welchem 

—     261     — 

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1798 

Zwecke  die  Maschine  Platten  mit  Löcherkreisen  (sog.  Register)  enthält, 
welche  den  einzelnen  Gamfäden  ihre  Anordnung  in  der  Litze  vorschreiben. 
Von  diesem  Patent  schreibt  sich  der  Name  „Patenttaue"  für  die  so  dar- 
gestellten Erzeugnisse  her. 

1793  Kihls  entdeckt,  daß  die  Knochenkohle  ein  Entfärbungsvermögea  besitzt, 
welches  dasjenige  der  Holzkohle  bei  weitem  übertri£Ft.    (S.  1785  L.) 

—  Karl  Friedrich  KialiiMyir  spricht  zuerst  den  später  von  Ernst  Haeckel 
als  biogenetisches  Grrundgesetz  bezeichneten  Satz  aus,  daB  der  Embryo 
höherer  Tiere  während  der  Entwicklung  die  Organisationszustände  der 
niederen  Tiere  durchlaufe. 

—  Tobias  Lswlti  entdeckt,  daß  das  Kochsalz  bei  strenger  Kälte  mit  Wasser 
verbunden  krystallisieren  kann. 

—  Gaspard  Monp  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  Natur  des 
Filzens  der  Haare,  das,  da  dieselben  (namentlich  die  Hasen-,  Kaninchen-, 
Biberhaare  usw.)  von  Natur  ganz  gerade  sind,  nicht  ohne  Beizung  (Secr^- 
tage  s.  1730  M.)  möglich  ist.  Erst  durch  die  Beizung  schlingen  sich  die 
Härchen  durcheinander. 

—  Der  NsHomlkeuvMit  führt  am  6.  Oktober  1793  die  Aera  der  französiachen 
Revolution  in  Frankreich  ein.  Dieselbe  hebt  mit  dem  22.  September  1792 
an,  dem  Tage,  an  dem  die  Einführung  der  Republik  dem  französischen 
Volke  verkündet  worden  war.  Die  Aera  wird  durch  Gesetz  vom  8.  Sep- 
tember 1805  mit  dem  1.  Januar  1806  wieder  abgeschafft. 

—  Benjamin  Outram  legt  die  Schienen  —  er  verwendet  die  Jessop'schen  Fisch- 
bauchschienen (s.  1789  J.)  —  auf  steinerne  Schwellen  und  konstruiert  in 
Coalbrookdale  zahlreiche  Bahnen,  die  nach  ihm  den  Namen  Outram-roads 
oder  abgekürzt  Tram-roads  erhalten. 

—  Gilbert  RomMt  denkt  an  die  Möglichkeit,  den  optischen  Telegraphen  zu 
Wetterwarnungen  zu  benutzen. 

—  Der  Spanier  Sala  y  Gomtz  entdeckt  die  nach  ihm  benannte  Felseninsel  im 
Stillen  Ozean,  welche  den  östlichsten  Punkt  Polynesiens  bildet. 

—  Christian  Konrad  Spranpl  entdeckt  die  Fremdbestäubung  in  der  Natur 
(Allogamie)  und  erklärt  den  Bau  der  Blüte  aus  ihren  Beziehungen  zu  den  sie 
besuchenden  und  bestäubenden  Insekten. 

—  Die  Brüder  C.  und  G.  Taylor  wenden  zuerst  die  Papier-Halbzeugbleiche 
an,  die  sie  mit  Chlor  im  Beisein  von  Wasser  ausführen. 

—  Der  englische  Ingenieur  Thomas  TaHonl  verwendet  beim  Bau  des  EUeemere- 
kanals  zuerst  das  Gußeisen  zur  Herstellung  von  Schleusentoren.  Er  ver- 
sucht später,  ganze  Schleusen  in  Gußeisen  auszuführen. 

^  Alessandro  Velta  legt  ebene  Platten  aus  verschiedenen  Metallen  mit  isolieren- 
den Griffen  aneinander  und  findet  bei  der  nach  der  Trennung  erfolgenden 
Prüfung  an  seinem  Kondensationselektroskop ,  daß  durch  die  Berührung 
das  eine  Metall  stets  schwach  positiv,  das  andere  ebenso  negativ  elektrisch 
geworden  war. 

—  Alessandro  VoHa  stellt  die  nach  ihm  benannte  Spannungsreihe  der  Metalle 
auf.     Eine  ähnliche  Reihe  wird  gleichzeitig  von  C.  H.  Pfaff  angegeben. 

—  Der  amerikanische  Mechaniker  EU  WhKnty  erfindet  die  für  die  Verarbeitung 
der  Baumwolle  epochemachende  Sägenentkömungsmasohine  (Egrenier- 
maschine). 

1794  Matthew  Ballll«  liefert  die  erste  Beschreibung  von  der  Eruption  junger 
Tuberkeln  im  Lungenparenchym,  ihrer  Gruppierung,  ihrem  Anwachsen  und 
Verschmelzen  zu  größeren  Knoten.  Er  lehrt,  daß  diese  Tuberkeln  skro- 
fulöser Natur  seien,  später  zerfallen  und  die  Lungenschwindsucht  bedingen. 

—  Charles  Blagdan  und  George  Gllpln  stellen  auf  Veranlassung  der  englischen 
Regierung  umfangreiche  und  genaue  Untersuchungen  über  den  Alkohol- 

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1794 

gehalt  des  SpirituB  an  und  geben  Tabellen  heraus,  die  den  Alkoholgehalt 
in  Ge'wichtsprozenten  angeben. 
1794  Nachdem  Bergaträsser  bereits  i.  J.  1785  für  die  Einführung  öffentlicher 
optischer  Telegraphen  in  Deutschland  eingetreten  war,  baut  der  Mechaniker 
BöcluiM—  in  Karlsruhe  die  erste  deutsche  Telegraphenlinie  (s.  1793  C), 
auf  welcher  er  am  22.  November  1794  als  erstes  Telegramm  aus  einer  Ent- 
fernung von  Via  Wegstunden  dem  Markgraf  Karl  Friedrich  von  Baden 
einen  Geburtstagsglückwunsch  übermittelt.  Die  erste  deutsche  Telegraphen - 
linie  von  größerer  Ausdehnung,  zwischen  Berlin  und  Frankfurt  a.  M.,  wird 
i.  J.  1798,  der  optische  Telegraph  Berlin-Köln-Trier  erst  i.  J.  1832  gebaut. 

—  Nachdem  schon  1771  in  der  „Enoyclop^die  des  arts  et  m6tiers"  ähnliche 
Vorrichtungen  beschrieben  worden  waren,  wendet  Joseph  Bramah  zuerst 
in  größerem  Maßstabe  nachstellbare  Führungen  und  Schrauben  zum  Be- 
wegen des  Stichelg  der  Drehbank  an. 

—  Gegenüber  der  namentlich  von  der  französischen  Akademie  hartnäckig 
festgehaltenen  Ansicht,  daß  die  Meteorsteine  irdischen  Ursprungs  seien, 
weist  der  Physiker  Ernst  Friedrich  ChMnI  an  der  Hand  des  von  Pallas 
1772  in  Sibirien  aufgefundenen  Meteoreisens  die  kosmische  Natur  der 
Meteoriten  nach.    (S.  461  v.  Chr.  Plutarch  und  1803  B.) 

—  John  OaltM  beschreibt, nachdem  schon  von  TuberviUe(1684),  Huddart(1777), 
Whiston  (1778)  und  Scott  (1779)  Mitteilungen  über  Farbenblindheit  ge- 
macht worden  waren,  eingehend  nach  Beobachtungen  an  seinen  eignen 
Augen  diesen  Zustand,  den  T.  Young  (1807)  auf  eine  teUweise  Lähmung 
der  für  die  Perzeption  der  einzelnen  Grundfarben  bestimmten  Retina- 
elemente zurückführt.  Die  Farbenblindheit  erhält  nach  Dalton  den  Namen 
„D  altonismus" . 

—  Eraamus  Darwin  stellt  die  Hypothese  vom  förderlichen  Einfluß  des  Ge- 
brauchs oder  Nichtgebrauchs  der  Organe  auf  und  weist  zuerst  darauf  hin, 
daß  viele  Tiere  die  Farben  ihrer  gewöhnlichen  Umgebung  haben,  damit 
sie  nicht  so  leicht  erkennbar  sind.     (Mimikry  s.  a.  1860  B.) 

—  Johann  CMMin  untersucht  eine  schwarze,  vom  Hauptmann  Arrhenius  ge- 
fundene Steinart,  in  der  er  eine  unbekannte  Erdart  entdeckt.  Das  Mineral, 
auf  das  Bergmeister  G«yer  1788  zum  erstenmal  die  Aufmerksamkeit  ge- 
lenkt hatte,  war  bei  Ytterby  in  Schweden  gefunden  und  ursprünglich 
Ytterbit,  später  (1800)  von  Klaproth  Gadolinit  genannt  worden.  Dagegen 
erhält  die  neue  Erdart,  deren  Existenz  von  Ekeberg  in  Upsala  1797  be- 
stätigt wird,  den  Namen  Yttererde.  Die  Yttererde  —  in  der  übrigens 
Klaproth  1802  ein  Gemisch  von  Yttererde  imd  Beryllerde  erkennt  —  ist 
das  erste  Element  ans  der  Gruppe  der  , .seltenen  Erden". 

—  Giristoph  GIrtannar  arbeitet  über  die  Emährungsverhältnisse  des  Kindes 
und  hebt  die  Verschiedenheit  der  menschlichen  und  tierischen  Milch  hervor. 

—  Hialaa  in  Birmingham  erfindet  die  erste  brauchbare  Maschine  zur  An- 
fertigung von  Ohren  aus  Draht  für  Knöpfe. 

—  Friedrich  Wilhelm  Hanchal  bestimmt  die  Umdrehungsdauer  des  Saturn  auf 
10  Stunden  und  16  Minuten. 

—  Maad  regt  zum  ersten  Male  den  Gedanken  an,  allein  durch  erhitzte  Luft 
eine  Maschine  zu  betreiben.  Doch  hat  seine  Idee  niemals  praktische  Ge- 
stalt angenommen. 

—  Gaspard  Maii|a  und  Lazare  Nicolas  Margnerite  Caraot  sondern  die  Lehre 
von  den  Bewegungsmechanismen  von  der  allgemeinen  Maschinenlehre. 

—  Benjamin  Thompson  Graf  von  Rumford  konstruiert  das  nach  ihm  benannte 
Photometer,  das  eine  Verbesserung  des  Lambert'schen  Schattenphotometers 
(s.  1760  L.)  darsteUt. 

—  Daniel  Ratharfoni  konstruiert  einen  selbsttätigen  Thermometrographen,  bei 

—     263     — 

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1794 

welchem  ein  Stift  die  durch  W&ime  hervoTgerufenen  Bewegungen  auf  ein 
Papier  aufzeichnet. 

1794  Erdmann  Friedrich  SMiff  führt  in  Dürrenberg  die  Sonnengradierung  ein, 
indem  er  die  Sole  in  großen,  flachen,  Btufenweise  übereinander  errichteten 
Behältern  von  der  Sonne  bescheinen  läßt,  wobei  sie  sich  durch  all- 
mähliche Verdunstung  mehr  und  mehr  anreichert.  Joseph  von  Baader 
TerbesBert  diese  Art  der  Gradierung,  indem  er  die  Sole  durch  zahlreiche 
Löcher  im  Boden  der  Behälter  aus  einem  Behälter  in  den  andern,  darunter- 
stehenden,  tröpfeln  läßt. 

—  VIdIwr  in  London  nimmt  ein  Patent  auf  ein  Verfahren,  Holz  zu  biegen, 
nachdem  es  durch  Dämpfen  oder  Kochen  in  Wasser,  Salzlösungen  oder 
Säure  schmiegsam  gemacht  ist.  Ein  ähnliches  Patent  wird  1820  von 
Sargent  in  Paris   genommen. 

—  Robert  WiMm  konstruiert  eine  Tauchschleuse,  die  als  Übergang  von  den 
Schleusen  zu  den  Hebewerken  anzusehen  ist.  Diese  Schleuse  wird  später 
von  Rowley  vervollkommnet. 

—  John  WllkiinM  erfindet  die  Kupolöfen  zum  Umschmelzen  des  Roheisens 
für  die  Gießerei  in  derjenigen  Bauart,  die  sie  im  wesentlichen  auch  jetzt 
noch  inne  haben. 

1795  Daniel  BariMt  führt  den  wasserdichten  Grubenausbau  mittels  Gußeisen- 
zylinder ein. 

1796 — 1802   J.  Barrow  bereist  Südafrika  und  dringt  bis  zum  Oranjefluß  vor. 

1706  Connep  erfindet  die  zur  Reinigung  und  Auflockerung  der  Baumwolle  dienende 
Schlagmaschine  (Klopfmaschine),  worin  die  zum  Klopfen  derselben  dienen- 
den Stäbchen  mechanisch  in  Bewegung  gesetzt  werden. 

—  Georges  Guviar  fördert  die  vergleichende  Anatomie,  indem  er  die  ver- 
schiedensten Tiere  anatomisch  studiert,  um  den  Bau  und  Zweck  einzriner 
Organe  durch  das  ganze  Tierreich  zu  verfolgen.  Er  beginnt  seine  Unter- 
suchungen über  den  Bau  ausgestorbener  Tiere.     (S.  a.  1812  C.) 

—  Georges  Cuviar  beschreibt  die  Mollusken  (Weichtiere)  in  klassischer  Weise 
Ihre  eingehende  Untersuchung  in  systematischer  und  entwicklungsgesohicht- 
Ucher  Beziehung  nimmt  1850  H.  Milne  Edwards  vor,  dem  vam  Beneden, 
Owen,  Husley,  Spengel,  Martens  und  viele  andere  folgen. 

—  Mmann,  Paati  von  Troottwyk,  BomK  und  Lauwermburfh  entdecken  bei  De- 
stillation des  Weingeists  und  des  Äthers  mit  konzentrierter  Schwefelsäure 
das  ölbUdende  Gas  (Äthylen)  und  stellen  dessen  Verbindung  mit  Chlor, 
Chloräthylen,  Elaylchlorür  (auch  öl  der  holländischen  Chemiker  genannt) 
her,  das  1831  von  Dumas  und  1835  von  Regnaidt  eingehend  unter- 
sucht wird. 

—  Wie  nach  der  Entdeckung  des  Neptun  durch  Leverrier  und  Adams  nach- 
träglich festgestellt  worden  ist,  hat  der  französische  Astronom  Joseph 
J^röme  Dt  Lalandt  in  Paris  zweimal,  am  8.  und  10.  Mai  1795,  den  Neptun 
beobachtet,  ohne  ihn  als  einen  Planeten  zu  erkennen. 

^  Fran^ois  Antoine  Henri  DeicrolzlIlM  wendet  die  Volummessung  bei  der 
Prüfung  der  BerthoUet'schen  Bleichflüssigkeit  durch  Indigolösung  an. 
(Chlorometrie.) 

—  Der  Landwirt  Joseph  EikIngilM  in  der  Grafschaft  Warwick  wird  vom  eng- 
lischen Parlament  durch  eine  Nationalbelohnung  für  seine  Verdienste  um 
das  Drainagewesen  ausgezeichnet.  Er  bediente  sich  namentlich  der  unter- 
irdischen Abwässerungskanäle  ohne  Verwendung  von  Drainröhren  (vgl. 
auch  1755  A.),  sowie  der  Ableitung  des  überflüssigen  Wassers  durch 
Bohrungen.  Der  englische  Professor  John  Jebnitom  hat  das  Verdienst, 
die  Ideen  Elkingstons  veröffentlicht  zu  haben. 

—  Karl  Friedrich  QauB  findet  als  Student  die  Methode  der  kleinsten  Quadrate, 

—     264     — 

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179« 

ohne  sie  zunächst  zn  veröSentlichen,  erwähnt  sie  aber  in  einem  Briefe 
an  Schumacher.  Die  Publikation  erfolgt  erst  viel  später  in  der  „Theoria 
combinationijB  observationum  erroribus  minimis  obnoxiae".  Als  Voriäufer 
der  Methode  sind  Euler  (1748),  Tobias  Mayer  (1750),  Lambert  (1765), 
Boscoyich  (1770)  und  Lagrange  (1770)  zu  nennen,  (Vgl.  auch  1806  L.) 
1706  Sigismund  Friedrich  HtnwfcstMt  gibt  in  seiner  „Kurzen  Einleitung  zur  che- 
mischen Zergliederung  der  Vegetabüien"  ein  zusammenfassendes  BUd  der 
Methodik  der  Pflanzenchemie. 

—  Alexander  von  HufflboMt  macht  die  ersten  galvanischen  Reizversuche  an 
seinem  eignen,  vorher  durch  Canthariden  an  der  Applikationsstelle  ex- 
coiüerten  Körper  und  veranlaßt  1800  nach  Entdeckung  der  Volta' sehen 
Säule  Lichtenstein  und  Bischoff,  Versuche  mit  diesem  Apparat  vor- 
zunehmen. 

—  JhM  inLewes  (England)  bringt  an  der  schottischen  Dreschmaschine  (s.  1786  M.) 
Speisevralzen  zum  Zuführen  des  Getreides  an. 

—  Abraham  Gotthelf  KaMtiMr  gibt  in  seinem  Buche  „Weitere  Ausführung  der 
mathematischen  Geographie"  Anweisungen  zur  geographischen  Flächen- 
messung mit  Hilfe  der  sphärischen  Trigonometrie.  Für  diese  Art  der  Mes- 
sung werden  späterhin  von  Klügel  und  Bode  Tafeln  herausgegeben. 

—  Martin  Heinrich  Klaproih  entdeckt  unabhängig  von  Gregor  die  Titansäure 
im  Rutil,  doch  gelingt  ee  ihm  nicht,  dieselbe  ganz  frei  von  Kali  und  Eisen- 
oxyd zu  erhalten. 

—  Martin  Heinrich  Klaprotli  führt  in  die  analytische  Chemie  die  Anwendung 
des  Ätzkalis  zur  Aufsohließung  der  härteren  Mineralien  ein. 

—  Tobias  Lowlti  gibt  zuerst  die  Kältemischung  aus  Schnee  mit  Chlor- 
calcium  an. 

—  Tobias  Lowiti  entdeckt,  daß  in  den  meisten  Schwerspaten  auch  schwefel- 
saurer Strontian  vorhanden  ist. 

—  mtglUng  stellt  mittels  einer  von  ihm  erfundenen  Webemasohine  schlauchförmig 
gewebte  Seile  her.  Er  überläßt  seine  Erfindung  den  Gebrüdem  Landauer 
in  Stuttgart,  die  nach  dieser  Methode  vortreffliche  Seüe  erzielen,  ohne 
daß  sich  das  Verfahren  jedoch  allgemein  verbreitet. 

—  Gaspard  Monp  begründet  die  darstellende  (deskriptive)  Geometrie  und  die 
Inflnitesimalgeometrie  als  Wissenschaften.  (Vgl.  1639  Desargues,  der  bis- 
weilen bereits  als  Begründer  der  deskriptiven  Geometrie  bezeichnet  wird.) 
Er  gibt  die  erste  wissenschaftliche  Erklärung  der  „Fata  morgana"  ge- 
nannten Luftspiegelung. 

1796 — 97  Mungo  Park  verfolgt  den  Gambia  aufwärts,  erforscht  den  südwestlichen 
Sudan  und  bringt  die  erste  Kunde  vom  Niger  nach  Europa. 

1796  Alexander  Nioolaus  von  Schertr  sucht  zuerst  das  Ranzigwerden  der  Fette 
zu  erklären  und  leitet  dasselbe  von  dem  „Beitritt  des  Sauerstoffs"  ab. 

1796  Augustin  4t  BMancourt  legt  einen  mit  Leidener  Flaschen  betriebenen,  elek- 
trischen Telegraphen  zwischen  Madrid  und  Aranjuez  an. 

—  Während  bis  dahin  der  Dünenbau  seine  Aufgabe  hauptsächlich  in  der  Be- 
festigung und  Kultur  der  kahlen  Sandfläcben  gesehen  hatte,  spricht  Sören 
BJSrn,  der  für  die  Stadt  Danzig  den  Dünenbau  ausführt,  zuerst  in  einer 
Denkschrift  aus,  daß  es  nicht  nur  Aufgabe  sei,  das  bestehende  Ufer  gegen 
ferneren  Abbruch  zu  sichern,  sondern  daß  man  namentlich  den  aus  der  See 
ausgeworfenen  Sand  unmittelbar  am  Strand  vor  den  natürlichen  Dünen 
durch  Strandgräser,  die  durch  den  Sand  hindurchwachsen,  auffangen 
müsse,  daß  er  nicht  weiter  landwärts  fliege.  Dieser  Grundsatz  führt  zur 
Schaffung  der  nunmehr  sich  allgemein  einführenden  Vordünen.  (Vgl. 
1768  T.) 

—  Joseph  Bnunah  verwertet  das  Pascarsche  Prinzip  der  gleichförmigen  Druck- 

—     265     — 

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179« 

fortpflanzung  in  flüssigen  Medien  (s.  1660  P.)  zxu  Herstellung  der  hydran- 
lisohen  Presse,  die  er  zuerst  als  Ersatz  der  Schraubenpresse  in  den  ver- 
schiedensten Gewerben,  wie  zum  Heben  der  Lasten,  als  Paokpresse,  zum 
Ausziehen  eingerammter  Pfähle  usw.  empfiehlt. 
1796  Joseph  Bramah  versucht  die  Herstellung  eines  hydraulischen  Telegraphen 
(s.  360  V.  Chr.  Aeneas)  nach  dem  Prinzip  der  kommunizierenden  Röhren. 
Durch  Vermehrung  oder  Verminderung  der  Wasserfüllung  wird  der  Wasser- 
spiegel in  den  beiden  senkrecht  stehenden  Endrohren  auf  verschiedene  Teil- 
striche eingestellt,  deren  jeder  einen  Buchstaben  bedeutet. 

—  Charles  Augustin  Conlomk  sucht  die  Flüssigkeitsreibung  experimentell  zu 
bestimmen,  indem  er  die  Abnahme  der  Schwingungen  einer  in  eine  Flüssig- 
keit eingetauchten  und  tax  einem  dünnen  Draht  aufgehängten  Ereissoheibe 
beobachtet  imd  daraus  die  Abhängigkeit  des  Widerstandes  von  der  Ge- 
schwindigkeit berechnet.  Bei  nicht  sehr  bedeutender  Geschwindigkeit  ist 
der  Widerstand  der  Geschwindigkeit  proportional.  In  der  Folgezeit  werden 
die  Coulomb'schen  Versuche  vielfach  modifiziert,  so  von  Moritz  (1847), 
Helmholtz  und  Piotrowsky  (1860)  und  anderen. 

—  Louis  Jean  Marie  Pinbenton  in  Paris  stellt  ein  zoologisches  System  auf,  in 
welchem  er  die  Wirbeltiere  als  Tiere  mit  Knochen  den  Insekten  und  Wür- 
mern als  Tiere  ohne  Knochen  gegenüberstellt. 

—  Karl  Friedrich  GauB  zeigt,  daß  sich  ein  regelmäßiges  17-Eckim  Kreise  geo- 
metrisch konstruieren  läßt,  womit  er  zum  ersten  Male  seit  2000  Jahren 
der  schon  den  alten  Griechen  bekannten  Konstruktion  des  regelmäßigen 
5-Ecks  etwas  Neues  hinzufügt. 

—  Der  Ingenieur  Orinihmr  konstruiert  den  ersten  durch  Dampfkraft  betriebenen 
Eimerkettenbagger  für  die  Arbeiten  im  Sunderlandhafen.  Eimerketten- 
bagger, die  durch  Menschenkraft  betrieben  wurden,  scheinen  zuerst  1771 
beim  Bau  der  Allierbrüoke  bei  Moulin  durch  Regesmortes  angewendet 
worden  zu  sein. 

—  Christian  Wilhelm  Hufaland  zu  Berlin  gibt  seine  „Makrobiotik  oder  die  Kunst, 
das  menschliche  Leben  zu  verlängern"  heraus.  Er  empfiehlt  unter  anderm 
auch  das  tägliche  Luftbad  für  die  Kinderpflege. 

—  Edward  Jannar  stellt  die  Schutzkraft  des  Kuhpockenkontagiums  gegen  die 
Menschenblattem  experimentell  fest  und  gründet  darauf  die  Schutzpocken- 
impfung des  Menschen.     (Vaccination  —  s.  a.  1717  M.) 

—  LakOMteyt  in  Pont-Audemer  verbindet  zuerst,  um  eine  durchaus  gleiche 
Dichtigkeit  des  Gewebes  zu  erzielen,  mit  dem  Webstuhl  einen  Regiolator, 
der  selbsttätig  bewirkt,  daß  stets  eine  gleiche  und  genau  vorauszubestim- 
mende  Anzahl  EinsohuBfäden  auf  gleichen  Raum  zu  liegen  kommen.  In 
England  führt  einen  solchen  Regulator  1803  James  Hall  ein.  Spätere  Kon- 
struktionen werden  von  Prost  1813,  Haussig  1822  u.  a.  angegeben. 

—  .Der  Chemiker  Wilhelm  August  Lampadiiis  entdeckt  den  Schwefelkohlenstoff, 

der  1838  von  Schrötter  fabrikmäßig  erzeugt  und  seit  1843  von  A.  Parkes 
in  großen  Mengen  zum  Reinigen  von  Guttapercha  und  andern  Gummi- 
arten benutzt  wird.     (S.  a.  1856  D.) 

—  Pierre  Simon  dt  Laplaeo  bestimmt  auf  rein  astronomischem  Wege  die  Figur 
der  Erde. 

—  Pierre  Simon  ii  Laplace  bildet  die  Kant'sche  (s.  1755  K.)  Hypothese  der  Ent- 
stehung des  Weltgebäudes  (Kant-Laplace'sche  Nebnlarhypothese)  weiter 
aus,  indem  er  seine  Anschauungen  vornehmlich  auf  mathematisch-physi- 
kalischer Grundlage  aufbaut. 

—  Pierre  Antoine  Latraill«  macht  die  ersten  Versuche  einer  Klassifikation  der  Ar- 
thropoden, welche  die  Spinnen,  Krebse,  Insekten  und  Tausendfüße  umfassen, 
und  deren  Anatomie  und  Entwicklungsgeschichte  namentlich  Treviranua, 

—     266     — 

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1797 

Ratzeburg,  Siebold,  Blanchard,  Odier,  Lovön,  F.  und  J.  P.  Huber  und  viele 
andere  bearbeiten. 

1796  Tobias  LowItE  stellt  zuerst  absoluten  Alkohol  mit  frisch  geglühtem  Kalk  und 
absoluten  Äther  mit  geschmolzenem  Chloroalcium  her,  dessen  Anwendung 
von  Richter  im  gleichen  Jahre  auch  zur  Darstellung  von  absolutem  Alkohol 
empfohlen  wird. 

—  Johann  Tobias  Mtytr  der  Jüngere  schlägt  vor,  zur  Bestimmung  der  spe- 
zifischen Wärme  die  Erkaltungszeiten  der  zu  prüfenden  Substanzen  zu 
benutzen. 

—  Robert  Miliar  in  Glasgow  bringt  am  mechanischen  Webstuhl  eine  Sicherung 
für  den  FaU  des  Steckenbleibens  des  Schützen  im  geöffneten  Fach  an 
(Schützenw&ohter  oder  Protektor).  Er  wandelt  den  Federschlagstuhl  in 
den  Exzenterschlagstuhl  um  und  bewirkt  so  eine  wesentliche  Erhöhimg 
der  Arbeitsleistung  des  Apparats. 

—  Joseph  Michel  Montcolfiar  erfindet  den  hydraulischen  Widder  (Stoßheber), 
eine  Wasserfördervorriohtung,  bei  welcher  der  Stoß,  der  durch  ein  mit 
starkem  Gefälle  fließendes  Wasser,  z.  B.  den  Abfluß  eines  Teiches,  erzeugt 
wird,  dazu  benutzt  wird,  einen  Teil  des  Wassers  über  den  ursprünglichen 
Wasserspiegel  zu  heben.  Der  hydraulische  Widder  wird  jetzt  nur  noch 
selten  angewendet. 

—  William  Murdoeh  verbessert  die  Plungerpumpen.    (S.  a.  1674  M.) 

—  Eröffnung  der  ersten  optischen  TelegraphenUnie  in  England  von  London 
nach  Dover  und  Portsmouth  (s.  1793  C.  und  1794  B.),  nach  dem  System 
Mnrray.  Die  Zeichengebung  geschieht  durch  Tafeln,  welche  dem  Beobachter 
je  nach  ihrer  Stellung  die  volle  Fläche  oder  die  schmale  Kante  zuwenden. 

—  James  Parkw  erzeugt  aus  natürlichem  hydraulischem  Kalk  durch  Brennen 
und  Pulverisieren  einen  Wassermörtel,  dem  er  wegen  seiner  Ähnhchkeit 
mit  den  altberühmten  rönüsohen  Mörteln  den  Namen  „Roman-Zement" 
beilegt. 

—  Benjamin  Thompson  Graf  VM  Rnnferd  beschäftigt  sich  in  wissenschaftlicher 
Weise  mit  Untersuchung  der  Kaminfeuerung  imd  ermittelt  den  Wärmeeffekt 
der  verschiedenen  Brennstoffe.  Er  verringert  die  Tiefe  des  Kamins,  schrägt 
die  Seitenwandungen  unter  45"  ab  und  verringert  die  Rauchabzugsöffnung 
auf  16  cm  Weite.   (Rumford'sche  Kamine.) 

—  Alois  SMMtaWir  erfindet  die  Lithographie. 

—  Smithson  Twnant  zeigt,  daß  Kohle  und  Diamant  bei  Verbrennung  mit 
Salpeter  gleichviel  Kohlensäure  ergeben. 

—  Samuel  GottUeb  von  Vo|el  empfiehlt  die  Benutzung  der  Seebäder  zu  ge- 
sundheitlichen Zwecken,  auf  die  G.  E.  Lichtenberg  1803  nachdrücklich 
wieder  hinweist,  nachdem  der  Vorschlag  bereits  in  Vergessenheit  ge- 
kommen war. 

—  Alessandro  Volta  führt  die  Bezeichnimg  „Galvanismus"  in  die  Wissen- 
schaft ein. 

1797  Johann  Heinrich  Ferdinand  von  Auimriatti  in  Tübingen  fördert  durch  seine 
„Supplementa  ad  historiam  embryonis  humani"  die  Lehre  vom  mensch- 
lichen Embryo  und  leistet  Hervorragendes  in  der  gerichtlichen  Medizin. 

—  E.  J.  Boulllon-Lafnuip  und  L.  N.  VawiiMliii  zeigen,  daß  die  von  Kosegarten 
1786  aus  Campher  mit  Salpetersäure  erhaltene  Säure  eine  eigentümliche  ist, 
was  von  Bucholz,  der  ihr  den  Namen  Camphersäure  gibt,  bestätigt  wird. 

—  Edmond  Cartwrictit  erfindet  für  die  Dampfmaschine  den  Metallkolben  mit 
metallener  Liderung,  der  heute  noch  im  Gebrauch  ist.  (Vgl.  auch  1862  R.) 

—  J.  A.  C.  Ohaptel  und  L.  N.  Vaiiqualln  beweisen  zuerst  überzeugend  den 
wesentlichen  Gehalt  des  Alaun  an  Alkali  und  erkennen,  daß  sich  in  dem- 
selben schwefelsaures  KaU  und  schwefelsaures  Ammoniak  vertreten  können. 

—     267      — 

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1797 

1797  Jean  Claude  DatamMharto  formuliert  die  von  TosainB  (1666)  und  Hariotte 
(1717)  begründete  Quellenlehre  in  dem  hydrologischen  Fundamen talsatz, 
daß  von  allem  aus  der  Luft  zur  Erde  gelangenden  Wasser  der  Erde  ein 
Teil  gleich  wieder  durch  Verdunstung  entzogen  werde,  ein  weiterer  Teil  ober- 
irdisch zu  größeren  Wasseransammlungen  abrinne,  ein  dritter  Teil  endlich 
in  den  Erdboden  eindringe  und  den  Stoff  zu  den  Quellen  liefere. 

—  Jean  Claude  DatamMhMlt  gibt  eine  der  ersten  Klassifikationen  der  Seen 
nach  ihrer  Entstehung  und  führt  in  erster  Linie  die  Seen  auf,  die  das  Meer 
bei  seinem  Rückzüge  auf  dem  festen  Lande  zurückgelassen  hat. 

Firmin  DMot  in  Paris  erfindet  ein  neues  Stereotypdruckverfahren,  indem 
er  den  aus  Hartmetalltypen  hergestellten  Schriftsatz  mit  einer  Schrauben- 
presse in  weiches  Blei  eindrückt  und  die  auf  diese  Weise  erhaltenen  Ma- 
trizen durch  die  Klischiermaschine  in  Schriftzeug  abklatscht.  Didot  ge- 
braucht zuerst  die  Bezeichnung  „Stereotypie". 

—  Der  französische  Mechaniker  Fortin  erfindet  ein  Normalbarometer  für 
Observatorien,  dessen  Gefäß  die  Eigentümlichkeit  aufweist,  daß  der  Boden 
beweglich  und  der  obere  Teil  ein  Glaszylinder  ist.  Diese  Einrichtung  ge- 
stattet dem  Beobachter,  die  Oberfläche  des  Quecksilbers  in  dem  Gefäß 
bei  jeder  Beobachttmg  auf  den  Nullpunkt  der  Skala  einzustellen,  so  daß 
das  Instrument  keine  Kapazitätsfehler  hat. 

—  Der  Buchdrucker  Louis  Etienne  Harhan  in  Paris  erfindet  ein  Stereotyp- 
druckverfahren, bei  welchem  die  Schrift  nicht  in  erhabenen,  sondern  ver- 
tieften, und  zwar  rechts  geschnittenen  Typen  derart  gesetzt  wird,  daß  der 
auf  diese  Weise  entstandene  Schriftsatz  ohne  weiteres  die  Matrize  zum 
Guß  der  Stereotypdruckplatte  bUdet. 

—  Bryan  HlnliM  stellt  Knallgold  (Fulminat)  zuerst  in  reinem  Zustande  dar, 
das  später  von  Liebig  als  knallsaures  Gold  erkannt  wird.    (S.  1823  L.) 

—  Kanna^y  in  Edinburg  findet  zuerst  Natron  in  Mineralien,  und  zwar  in 
Basalt,  was  von  Klaproth  bestätigt  wird;  Vauquelin  u.  a.  finden  ea  bald 
noch  in  verschiedenen  anderen  Mineralien. 

—  Joseph  Louis  Lacnuin  begründet  die  Theorie  der  analytischen  Funk- 
tionen, durch  welche  die  Differentialrechnung  nicht,  wie  von  Leibniz, 
auf  den  Begriff  des  unendlich  Kleinen,  sondern  auf  die  Betrachtung  von 
ledigUch  endlichen  Größen  zurückgeführt  wird.  (Vgl.  die  Schrift  „Theorie 
des  fonotions  analytiques,  contenant  les  principes  du  oalcul  difförentiel".) 

—  Der  englische  Bischof  Uuidioff  erfindet  das  Verfahren  der  Verkohlung  des 
Holzes  in  Zylindern,  das  anfangs  geheim  gehalten  wird,  aber  1802  durch 
CoUmann's  Beschreibung  der  Zylinderverkohlung  sich  auch  nach  andern 
Ländern  verbreitet. 

—  Henry  Maudtlay  verbessert  den  Support  der  Drehbank,  namentlich  mit 
Rücksicht  auf  die  Möglichkeit,  größere  Werkstücke  in  Angriff  zu  nehmen, 
und  baut  zuerst  die  sogenannten  Prismendrehbänke,  deren  Bett  aus  einer 
einzigen  prismatischen  Eisenstange  besteht.    (Vgl.  1740  P.) 

—  Heinrich  Wilhelm  Matthaeus  Olfean  veröffentlicht  eine  Methode  zur  beque- 
men Berechnung  von  Kometenbahnen. 

—  D^nis  Bemard  Quatramira-Dltjonval  stellt  seine  Erfahrungen  über  die  Natur- 
geschichte der  Spinnen  in  seiner  „Araneologie"  zusammen,  in  der  er 
auch,  wie  schon  vor  ihm  Plinius,  die  Spinnen  als  Wetterpropheten  an- 
gesehen wissen  wUl. 

—  Horace  Say  beschreibt  einen  Apparat  zur  Messimg  der  Volumina  von 
Körpern  vtnd  zur  indirekten  Bestimmung  ihrer  Dichtigkeit,  ohne  daß  es 
einer  Wägung  in  Wasser  bedarf.  Er  nennt  seinen  Apparat  Stereometer.  Ein 
•"•inlicher  Apparat  wird  (1823)  von  Leslie  unter  dem  Namen  Volumenometer 

—     268     — 

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17»8 

besohrieben  und   später  von   Regnault   (1846)   und  Paalzow  (1881)  rer- 
bessert.    Kopp  gibt  1840  ein  noch  einfacheres  Volumenometer  an. 

1797  Armand  Sicuiii  versucht  zuerst  eine  Erklärung  des  Gerbprozesses  und 
namentiioh  der  Lohgerbung  (s.  1769  M.)  zu  geben,  die  darauf  hinausläuft, 
daß  das  Leder  eine  chemische  Verbindung  von  Gerbstofi  mit  leimgeben- 
dem Gewebe  sei. 

—  Louis  Nicolans  Vuiqiwiln  entdeckt  das  Chrom  im  roten  sibirischen  Bleispat 
und  im  Reichen  Jahre  im  Beryll  die  Beryllerde,  deren  Verschiedenheit 
von  Tonerde  er  erweist. 

—  L.  K.  VaaqiNiin  und  A.  F.  4t  Pawcrty  finden  im  Harn  der  grasfressenden 
Vierfüßler  eine  Säure,  die  sie  für  Benzoesäure  halten,  die  Liebig  jedoch 
1820  als  Hippursäure  erkennt.  Schon  1776  wollte  H.  M.  RoueUe  im 
Harn  der  Kühe  und  Kamele  ein  den  Benzoeblumen  analoges  Salz  erhalten 
haben. 

—  William  Hyde  Woilatton  weist  zuerst  in  den  gichtischen  Ablagerungen 
Harnsäure  nach,  welcher  Befund  durch  Pearson  und  Smithson  Tennant 
bestätigt  wird  und  zur  Begründung  der  Lehre  der  besonderen  RoUe  der 
Harnsäure  bei  der  Gicht  beiträgt,  die  1847  von  Garrod  noch  erweitert,  in 
der  Folge  aber  vielfach  bestritten  wird. 

1798  Aim6  Afxani  macht  die  ersten  Versuche  einer  wirksamen  Dephlegmation, 
Rektifikation  und  Vorwärmung  bei  Spiritusdestillationsblasen ,  indem  er 
die  aus  der  Maische  entwickelten  Dämpfe  durch  eine  stehende  Schlange, 
welche  sich  in  einem  mit  Wein  gefüllten  Gefäße  befindet,  in  der  Richtung 
von  unten  nach  oben  streichen  läßt  und  sie  dann  eist  in  die  eigentliche 
Kühlschlange,  und  zwar  in  umgekehrter  Richtung  einführt.  In  der  ersten 
Schlange  erleiden  die  Dämpfe,  indem  sie  den  zu  destillierenden  Wein  er- 
wärmen, Dephlegmation  und  zugleich  infolge  wiederholter  Destillation  des 
entgegenfließenden  Phlegmas  Rektifikation. 

—  Paul  Joseph  BartlMi  in  Montpellier,  von  d'Alembert  „Puits  de  science" 
genannt,  erforscht  die  Mechanik  der  Bewegungsorgane  und  trägt  sur  Be- 
gründung der  Lehre  von  der  Lebenskraft  bei.     (S.  1762  B.) 

—  Nachdem  Morozzo  in  Turin  konstatiert  hatte,  daß  Sauerstoffgas  asphyk- 
tiache  Tiere  wieder  belebt,  und  Chaussier  und  Ingenhouss  Sauerstofi- 
einatmungen  bei  Fieber  empfohlen  hatten,  verwendet  Thomas  B«<Joii 
in  ausgedehnter  Weise  den  Sauerstoff  zu  therapeutischen  Zwecken  und 
eröffnet  das  erste  pneumatäsche  Hospital  in  Bristol. 

—  Heinrich  Wilhelm  BrandM  und  Johann  Friedrich  BMUMkwrg  versuchen  die 
Entfernung  der  Sternschnuppen  zu  bestimmen. 

—  Anton  Bracnam  spricht  in  seinem  Werke  „Magnetismus  seu  de  afflnitatibus 
magnetids  observationes"  folgende  Mineralien  als  magnetisch  an:  Sämt- 
liche Eisenmineralien,  Kobalt,  Grün-  und  Buntkupfererz,  Quarz,  Zinnober, 
Zinkblüte  und  Bernstein. 

—  Henry  CivMitfth  bestimmt  mit  Hilfe  der  Coulomb'sohen  Drehwage  die 
Dichtigkeit  der  Erde  zu  6,18.  Diese  Bestimmung  ist,  wie  die  von  Maske- 
lyne  und  Hutton  (s.  1774  M.)  zu  niedrig  und  wird  später  wesentlich  korrigiert. 
(8.  1887  W.  und  1896  K.) 

—  Claude  und  Ignace  Urbain  Chappi  (s.  1793  C.)  stellen  eine  optische  1'ele- 
graphenlinie  zwischen  Paris  und  Straßburg  her  und  verbinden  nach  und 
nach  29  französische  Städte  durch  634  Stationen  für  optische  Telegraphie, 
welche  zum  Teil  bis  zum  Jahre  1866  im  Gebrauch  bleiben. 

—  Benjamin  Carr  verfertigt  die  ersten  Plattenseile,  die  er  aus  mehreren  neben- 
einandergelegten und  durch  Hanfschnur  oder  Draht  zusammengenähten 
Seilen  herstellt.  Maschinen  zur  Herstellung  solcher  Seile  werden  1807  von 
WiUiam  Chapman,  1826  von  F.  £.  Molard  u.  a.  angegeben. 


—     269     — 

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1798 

1798  James  Carrlt  wendet  kalte  Begießungen  bei  allen,  akuten  Krankheiten,  wie 
Scharlach,  Masern,  vor  allem  aber  bei  Typhus  an.  Er  nimmt  regelmäßige 
Temperaturmessungen  seiner  Kranken  vor  und  läßt  die  Übergießungen 
um  so  häufiger  und  um  so  kälter  machen,  je  höher  die  Fiebertemperatur 
ist.    (S.  a.  1770  F.) 

—  Dacfolx  kommt  zuerst  auf  die  Idee,  die  gewirkten  Waren  schlauchförmig 
zu  erzeugen  und  nimmt  das  erste  Patent  auf  einen  Rundstuhl,  bei  dem 
die  Nadeln  im  Kreise  angeordnet  sind  und  horizontal  in  der  Bichtnng  der 
Radien  eines  Kreises  stehen.  Im  Gegensatz  zu  diesem  Stuhl,  dem  franzö- 
sischen Rundstuhl,  werden  beim  englischen  Rundstuhl  die  Nadeln  vertikal 
und  parallel  zueinander  angeordnet.  Der  Rundstuhl  wird  1816  von  Andrieux 
so  verbessert,  daß  er  auch  das  Mehren  und  Mindern  der  Maschenzahl  ge- 
stattet, wie  es  beim  Wirken  der  Strümpfe  nötig  ist. 

—  Der  englische  Seefahrer  Matthew  Flindan  untersucht  den  störenden  Ein- 
fluß des  eisernen  Schiffskörpers  auf  den  SchifEskompaß  (s.  a.  1607  B.)  in 
eingehender  Weise.  Er  bringt  eine  senkrechtstehende  Stange  von  weichem 
Eisen  (die  nach  ihm  benannte  Flindersstange)  neben  dem  Kompaß  an, 
um  dessen  Ablenkung  infolge  von  Vertikalinduktion  im  SchifCseisen  auf- 
zuheben. 

—  Nachdem  Willis  1672  in  seinem  Werke  „De  anima  brutorum"  die  erste  An- 
deutung von  der  Paralyse  der  Irren  (Dementia  paralytica)  gemacht  hatte, 
gibt  John  Hatlam  ein  genaueres  Bild  dieser  Krankheit,  die  dann  nament- 
lich von  Bayle  1822,  Calmeil  1826  und  von  J.  Falret  1863  in  ihren  be- 
stimmten Symptomen  und  ihrem  typischen  Verlauf  als  besondere  Krank- 
heitsform gekennzeichnet  wird. 

—  Friedrich  Wilhelm  HcndMl  entdeckt  die  rückläufige  Bewegung  der  Uranus- 
monde. 

1798 — 1801  Friedrich  Hornmiann  reist  im  Auftrage  einer  englischen  Gesellschaft 
von  Kairo  über  die  Oase  Siwa  und  Fessan  bis  fast  an  den  Niger  und  wird 
in  Bokane  ermordet. 

1798  Alexander  von  HumboMt  konstatiert  den  Magnetismus  des  Serpentins  am 
Heidberg  im  Fichtelgebirge  und  findet  später  ähnliche  lokalmagnetische 
Erscheinungen  an  Gresteinen  auf  Teneriffa  und  bei  Cumana. 

—  Adrien  Marie  Leftndra  bUdet,  geleitet  durch  seine  Behandlung  des  Problems 
von  der  Anziehung  der  EUipsoide,  neue  Bechnungsmethoden  für  die  Inte- 
gration algebraischer  und  transzendenter  Funktionen  aus. 

—  Nachdem  bereits  im  Altertume  die  Herstellung  eines  Schifiahrtskanala 
zwischen  Rotem  Meere  und  Mittelmeer  mehrfach  versucht  worden  war 
(s.  1250  V.  Chr.  Ramses  II..  610  v.  Chr.  Necho,  646  n.  Chr.  Amr)  und  auch 
Leibniz,  sowie  der  Sultan  Mustafa  III.  dieser  Frage  näher  getreten  waren, 
veranlaßt  Napoleon  Bonaparte  i.  J.  1798  Geländeuntersuchungen  zum  Bau 
eines  solchen  Kanals,  die  von  dem  französischen  Ingenieur  Ltpira  ausge- 
führt werden  und  zu  dem  —  irrigen  —  Ergebnisse  führen,  daß  der 
Spiegel  des  Roten  Meeres  9,908  m  höher  hege,  als  derjenige  des  Mittel- 
meers, und  somit  die  Herstellung  eines  Kanals  auf  schwer  zu  überwin- 
dende Schwierigkeiten  stoßen  werde.  Infolge  dieses  Irrtums  ruht  die 
Frage  mehrere  Jahrzehnte.     (S.  1869  L.) 

—  Nachdem  schon  Peschel  (s.  1798  P.)  mit  einer  Bohrmaschine  Steinröhren  dar- 
gestellt hatte,  konstruiert  William  Murdoch  eine  Bohrmaschine,  mit  welcher 
er  die  Wasserleitungsröhren  der  Stadt  Manchester  aus  hartem  Kalkstein 
herstellt. 

—  PnclMi  in  Dresden  baut  eine  Steinbohrmaschine,  bei  welcher  der  Meißel 
von  unten  nach  oben  arbeitet,  so  daß  das  Bohrmehl  von  selbst  aus  dem 
Bohrloche  fäUt. 

—     270     — 

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1799 

1798  Joseph  Louis  Prwist  zeigt,  daß  außer  dem  schwarzen  Eupferoxyd,  das 
bereits  den  Alten  bekannt  -war,  noch  eine  niedrigere  Oxydationsstufe  des 
Metalls,  das  Kupferoxydul,  existiere,  welches  er  aus  dem  von  ihm  durch 
Einwirkung  von  Zinnchlorür  auf  Kupferoxydsalze  dargestellten  Kupfer- 
chlorär  durch  Erhitzen  mit  Kali  darstellt.  Das  Kupferchlorür  war  übrigens 
schon  Boyle  bekannt,  wie  derselbe  auch  das  Kupferohlorid  beschreibt. 
(Vgl.  1664  B.) 

—  Johann  Wilhelm  RItlw  entdeckt,  daß  die  Volta'sche  Spannungsreihe  mit 
der  Seihenfolge  der  chemischen  Verwandtschaft  der  Metalle  zum  Sauer- 
stoff zusammenfällt. 

—  RufcM'Uon  in  Paris  stellt  mit  Hilfe  optischer  Vorrichtungen  auf  der  Bühne 
Gespenstererscheinungen  („Phantasmagorien")  dar,  wobei  er  sich  einer 
Latema  magica  bedient.  Um  dieselbe  Zeit  benutzt  Enslen  in  Berlin 
statt  der  Glasmalereien  der  Laterne  lebende  Personen,  von  denen  ein  Hohl- 
spiegel ein  verkleinertes  Bild  für  die  Linse  der  Zauberlaterne  bietet.  Ähn- 
liche Zauberkunststücke  werden  schon  von  Heron  von  Alexandria  (s.  100) 
erwähnt. 

—  Während  man  in  früherer  Zeit  zur  Reduktion  des  Galmei  resp.  der  Zink- 
blende mit  Steinkohle  oder  Koks  Öfen  mit  stehenden  Röhren  benutzt 
hatte,  welche,  oben  geschlossen,  unten  einen  Ansatz  hatten,  durch  den  die 
Zinkdämpfe  in  einen  gemeinsamen  Behälter  entwichen,  führt  Rubere  die 
Destillation  in  Muffeln  aus  feuerfestem  Ton  ein,  aus  denen  die  Metall- 
dämpfe in  Vorlagen  eintreten.  Neben  diesem  schlesischen  Prozeß  wird 
heute  noch  der  belgische  Prozeß  benutzt,  bei  welchem  geneigtliegende 
Tonröhren  verwendet  werden,  die  in  Schachtflammöfen  in  mehreren 
Reihen  übereinander  liegen  und  direkt  oder  mit  Gasfeuerung  geheizt 
werden. 

—  Charles  TmiMUit  beschreibt  die  Anwendung  von  Kalkmilch  zur  Absorption 
von  Chlor  und  beginnt  erst  allein,  dann  in  Gemeinschaft  mit  Mac  Intosh, 
die  Fabrikation '  von  Bleiohflüssigkeit  mit  großem  Erfolge. 

—  Louis  Nicolas  VaaqiMlIii  stellt  die  Chromsäure,  das  einfach-  und  doppelt- 
chromsaure  Kali  und  das  grüne  Chromoxyd  dar  und  entdeckt  das  Vor- 
kommen des  Chroms  in  dem  Smaragd  und  Spinell;  im  Serpentin  wird  es 
1800  von  V.  Rose  d.  J.,  im  Chromeisenstein  1799  von  Tassaert  nachge- 
wiesen. 

—  Louis  Nicolas  VtnqiMlIn  steUt  das  dem  Hotbleierz  analoge  chromsaure  Blei- 
oxyd durch  Fällen  einer  Lösung  von  Bleizucker  mit  zweifach  chromsaurem 
Kali  dar.  Der  Niederschlag  ist  der  unter  dem  Namen  ,, Chromgelb"  viel  an- 
gewendete Farbstoff.  Er  stellt  femer  das  chromsaure  Silberoxyd  her, 
ein  karminrotes  Salz,  das,  wie  er  findet,  im  Lichte  sich  dunkler  färbt. 

1799  Wer  die  Schuß-Spulmaschine  erfunden  hat,  läßt  sich  nicht  feststeUen;  eine 
der  ersten  bekannten  und  zugleich  vortrefflichsten  Maschinen  für  Abroll- 
spulen ist  jedocli  die  von  Arzt  in  Wien  erfundene,  von  Chwalia  daselbst 
verbesserte. 

—  Der  französische  Ingenieur  Bouchard  findet  in  Ägypten  die  „Inschrift  von 
Rosette"  auf,  eine  Granittafel,  welche  eine  Bekanntmachung  der  ägypti- 
schen Priesterschaft  aus  dem  Jahre  196  v.  Chr.  in  3  Sprachen  —  ägypti- 
scher Bilderschrift,  ägyptischer  Kursivschrift  und  griechischer  Sprache  — 
enthält,  und  für  die  Entzifferung  der  Hieroglyphen  von  entscheidender 
Bedeutung  geworden  ist.  Die  Tafel  befindet  sich  gegenwärtig  im  briti- 
schen Museum  in  London. 

—  Der  Engländer  Joseph  Boyca  erhält  ein  Patent  auf  eine  —  anscheinend  noch 
ziemlich  unvollkommene  —  Mähmaschine.    (Vgl.  78,  350,  1784  L.) 

—  Fran$ois  CIwuhIw  und  Louis   Nicolas  Vamiuslln  stellen  zuerst  das  unter- 

—     271     — 

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179» 

BohwefligBaure  Natron  her,  das  jetzt  als  Antichlor  vielfache  Verwendung 
findet.     (S.  1820  H.) 
1799    Ernst  Friedrich  Clitaidnl  entdeckt  die  drehenden  Schwingungen  an  Stäben, 
die  er   hervorbringt,    indem  er    glatte  zylindrische  St&be  in  drehender 
Richtung  reibt. 

—  Ernst  Friedrich  Chladnl  untersucht  die  durch  Schwingungen  von  St&ben  und 
Platten  hervorgebrachten  Klänge  und  findet,  daB  dieselben  der  Theorie 
entsprechend  von  Elastizität  und  Dichtigkeit  des  Materials  abhängig  sind. 

—  Gochot  setzt  an  die  Stelle  der  altem  FumierBchneidemaschine  mit  Vertikal- 
säge eine  solche  mit  horizontaler  Säge,  wodurch  die  ganze  Maschine  eine 
neue  Gestalt  und  einen  festem  Stand,  also  selbst  bei  großer  Gresohwindig- 
keit  der  Säge  einen  gesicherteren  Gang  erhält.  Nach  vielen  Versuchen 
gewinnt  diese  Art  der  Fumierschneidemasohinen  um  1814  eine  völlig 
brauchbare  Gestalt. 

—  Humphry  Oavy  findet,  daß  zwei  Eisstficke  durch  Aneinanderreihen  im 
Vakuum  geschmolzen  werden  können,  trotzdem  die  Temperatur  dee  Reä- 
pienten  unter  dem  Gefrierpunkt  erhalten  wird.  Er  schließt  daraus,  daß 
Wärme  unmöglich  ein  Stoff  sein  könne. 

—  Humphry  Oavy  entdeckt  die  anästhetisohe  Wirkung  des  von  Priestley 
(1776)  zuerst  erhaltenen  Stickstoffoxyduls  (Lachgases),  mit  dem  Horaoe 
WeUs  1844  die  erste  Narkose  vornimmt. 

—  A.  F.  d«  Foiireroy  und  L.  N.  Va«qiNlln  stellen  Harnstoff,  das  Endprodukt 
der  Zersetzung  des  Eiweißes,  im  Tierkörper,  zuerst  in  reinem  Zustande 
her  und  geben  ihm  den  Namen  „Ur6e". 

—  Karl  Friedrich  OmB  gibt  den  ersten  Beweis  für  den  Fundamentalsatz  der 
Algebra,  daß  jede  algebraische  Gleichung  eine  Wurzel  hat. 

—  Joseph  Huddart  nimmt  ein  Patent  auf  Vervollkommnung  seiner  Seilspinn- 
maschine. (S.  1793  H.)  Die  Vorbereitung  für  die  verschiedenen  Grade  der 
Drehung  erfolgt  hierbei  durch  Auswechseln  von  Rädern  an  den  Registern; 
um  eine  lockere  Nummer  zu  spinnen,  muß  das  Gretriebe  des  Registers, 
bei  gleichbleibender  Geschwindigkeit  der  allgemeinen  Umdrehung,  schneller 
gehen;  das  Gam  wird  schneller  durchgezogen  und  erhält  weniger  Draht, 
als  im  umgekehrten  Fall,  der  einen  harten  Strang  erzeugt. 

1799—1804  Alexander  von  HumboMt  macht  seine  grundlegenden  ForschungsreiBen 
im  Gebiet  des  Orinoko,  des  Rio  Negro  und  des  Amazonenstromes  und 
entdeckt  die  Neue  Welt  für  die  Wissenschaft.  Auf  dieser  Reise  begleitet 
ihn  der  französische  Naturforscher  Aim4  Bonpland,  der  3500  bis  dahin 
noch  unbekannte  Pflanzenarten  sammelt. 

1799  Alexander  von  Hnniboldt  beobachtet  am  12.  November  zu  Cumana  zum 
erstenmal  den  Sterhschnuppenschwarm  der  Leoniden,  dessen  Wiederkehr 
am  12/13.  November  1833  in  Nordamerika  und  am  13/14.  November  1866 
in  Europa  beobachtet  wird,  während  die  für  das  Jahr  1899  erwartete 
Wiederholung  der  Erscheinung  in  der  Hauptsache  ausbleibt. 

—  Alexander  von  Humboldt  konstruiert  für  Bergarbeiter  eine  Maske  zum  Ein- 
atmen von  atmosphärischer  Luft  aus  einem  Tornister  oder  einem,  auf  einem 
Wagen  nachgefahrenen  Sack.  Er  stellt  auch  bereits  Versuche  an,  Berg- 
leuten den  Aufenthalt  in  schlecht  ventilierten  Grubenbauen  durch  Sauer- 
stoffgas möglich  zu  machen. 

—  Joseph  Marie  Jacquard  erfindet  einen  mechanischen  Apparat,  der  an  den 
Zugstühlen  für  gemusterte  Stoffe  den  Arbeiter  entbehrlich  macht,  der 
bis  dahin  die  vorgerichteten  Schnüre  nach  bestimmter  Ordnung  anziehen 
mußte,  um  die  Kettenfäden  des  Gewebes  zu  jedem  Einschuß  zu  heben 
(Litzenzugmaschine). 

—  KInsloy  erfindet  eine  Ziegelmaschine,  welche  die  Handarbeit  nachahmt.    Eine 

—     272     — 

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179» 

Form  gelangt  zunächst  unter  die  Tonsohneidemaflchine,  kommt  gefüllt 
unter  eine  Presse  und  tritt  dann  über  oder  unter  einen  Stempel,  welcher 
den  Stein  aus  der  Form  drückt.  Nach  dem  gleichen  Prinzip  sind  die 
Maschinen  von  Doolittle  (1819),  Delamorinidre  (1824),  Carville  zu  Issy 
(1840),  Huguenin  und  Ducommun  (1844)  usw.  konstruiert. 
1799  Martin  Heinrich  Klapiwlii  entdeckt,  daß  der  Honigstein  das  Tonerdesalz 
der  Mellits&ure  (auch  Honigsteinsäure  genannt)  ist. 

—  Pierre  Simon  da  LaytaM  gründet  in  seiner  „M^canique  eheste"  die  Hydro- 
statik auf  die  yoUkomäiene  Beweglichkeit  der  kleinsten  Flüssigkeitsteil- 
chen  und  führt  die  betreffenden  Entwicklungen  mit  alleiniger  Zuziehung 
des  Prinzips  der  virtuellen  Versohiebungen  ans. 

—  Pierre  Simon  de  Laplaea,  der  1787  die  Acceleration  des  Mondes  erklärt  hat, 
bestimmt  die  gegenseitigen  Störungen  der  Hauptplaneten  und  beweist  auf 
analytischem  Wege  die  Unveränderliohkeit  der  mittleren  Entfernungen 
der  Planeten  von  der  Sonne.  Seine  Rechnungen  werden  von  Lagrange 
bestätigt,  der  ausspricht,  daß  in  unserem  Sonnensystem  die  Stabilität  vor- 
herrscht und  daß  dessen  Bestand  auf  die  fernsten  Zeiten  hinaus  ge- 
sichert ist.  , 

—  Pierre  Simon  da  Laplaea  behandelt  ausführlich  die  Gleichung  für  barome- 
trische  Höhenmessimgen,  auf  die  noch  insbesondere  Poisson  (1811), 
Pemter  (1881)  und  Hann  (1874)  näher  eingehen. 

—  Der  französische  Ingenieur  Philippe  Labon  nimmt  die  fabrikmäßige  Her- 
stellung von  Holzessig  und  Holzteer  in  Angriff  und  empfiehlt  die  Be- 
nutzung des  Teers  zur  Konservirung  des  Holzes,  sowohl  für  Zwecke  des 
Schiffbaus  als  auch  für  die  in  die  Erde  einzurammenden  oder  einzubetten- 
den Säulen,  Schwellen  usw. 

—  Der  sächsische  Militärtopograph  Johann  Georg  Lehmann  in  Dresden  führt 
zuerst  auf  wissenschaftlicher  Grundlage  die  Methode  des  Sohraiflerens 
mittels  einfacher  Striche  von  verschiedener  Stärke  zur  Bezeichnung  der 
Neigung  des  Bodens  unter  Annahme  einer  senkrechten  Beleuchtung  ein 
und  verwendet  in  umfangreicher  Weise  die  äquidistanten  Höhenschicht- 
liniön.     (S.  a.  1782  M.  und  1791  D.) 

—  Der  preußische  Fabrikenkommissär  August  von  Marquardf  erfindet  eine  Löt- 
lampe, bei  welcher  eine  Stichflamme  dadurch  erzeugt  wird,  daß  Wein- 
geistdampf in  einem  feinen  Strahle  durch  eine  Weingeistflamme  hindurch- 
geblasen wird. 

—  George  Madhunt  in  Clerkenwall  setzt  bei  den  Windrädern  zuerst  die  Flügel 
in  der  Weise  sternförmig,  wie  sie  die  später  als  amerikanische  Konstruk- 
tion bezeichneten  Bäder  (z.  B.  die  Halladay-Räder  s.  1876  H.)  zeigen. 

—  William  Murdoch  erfindet  den  Dampfmaschinenschieber  (D-Schieber)  und 
den  Kreisexzenter. 

—  Nachdem  Lassone  1776  und  Lavoiaier  1777  das  Kohlenoxyd  in  unreinem 
Zustande  erhalten  hatten,  stellt  Joseph  Prtaitley  dieses  Gas,  mit  welchem 
er  sich  schon  seit  1783  beschäftigt  hat,  in  reinem  Zustande  dar. 

—  Jesse  Rannden  verbessert  die  Längenteilmaschine,  indem  er  eine  sehr  sorg- 
fältig mit  einer  besonderen  Maschine  geschnittene  kurze  Schraube  ohne 
Ende  verwendet,  durch  deren  Umdrehung  eine  lange  Mutter  (eine  Art 
Zahnstange)  und  durch  diese  der  zu  teilende  Gegenstand  unter  dem 
Reißerwerke  fortbewegt  wird. 

—  Louis  Rebert,  Arbeiter  in  der  Papierfabrik  von  Frangois  Didot  in  Essonne 
erfindet  die  Papierschüttelmaschine  und  erhält  am  18.  Januar  ein  Patent 
auf  die  Dauer  von  15  Jahren,  das  er  am  27.  Juni  1800  an  seinen  Chef 
L6ger   Didot   zediert.    Dieser    verkauft   das   Patent    1804    an    die  Brüder 

DaimBtaedter.  18 

—     273     — 


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1TO9 

Henry  und  Sealy  Fourdrinier,  die  nunmehr  die  Ausführang  und  Ausbeu- 
tung tatkräftig  betreiben. 

1799  Der  englische  Ingenieur  William  Sinitk  erkennt  die  Wichtigkeit  der  Leit- 
fossUien  als  Hilfsmittel  zur  Altersbestimmung  der  Erdschichtnngen  in 
ihrer  vollen  Bedeutung,  indem  er  petrographisch  verschiedene  Schichten 
gemäß  den  daselbst  vorhandenen  gleichartigen  organischen  Besten  als 
gleichaltrig  nachweist.  (Andeutungen  hierüber  s.  bei  1680  L.,  1688  H.  und 
1762  F.) 

—  Charles  TMnant  nimmt  ein  Patent  auf  Absol-ption  von  Chlor  durch  trookenee 
Ealkhydrat  und  errichtet  zur  Gewinnung  von  Chlorkalk  eine  Fabrik 
in  St.  BoUox,  die  lange  Zeit  die  größte  Chlorfabrik  der  Welt  bleibt.  Er 
bedient  sieh  zuerst  der  Chlorkalkkammem  aus  Holz,  die  jedoch  bald  durch 
steinerne  Kammern  ersetzt  werden.  Später  werden  die  großen  Kammern 
aus  Blei  oder  auch  aus  Gußeißen  genommen. 

—  James  Watt  ersetzt  den  hölzernen  Balancier  durch  einen  gußeißemen 
und  führt  zum  ersten  Male  die  Dampfmaschine  ganz  aus  Eisen  ans. 

—  Reinhard  Wottmann  stellt  die  beste  Profilform  der  Deiche  fest  und  berech- 
net die  Wirkung  des  Wasserstoßes  gegen  dieselben.  Er  stellt  zuerst  eine 
richtige  Theorie  der  Rammmaschine  auf. 

1800  Marie  Xavier  BIchtt  lehrt  zuerst  systematisch  den  makroskopischen  Bau 
des  ganzen  Körpers.  Corvisart  berichtet  über  ihn  an  Napoleon  L  „Per- 
sonne avant  lui  n'a  fait  en  si  peu  de  temps  tant  de  choses  et  aussi  bien." 

—  Delabere  BlaiM  in  London  begründet  die  Pathologie  und  Therapie  des 
Hundes  und  schreibt  eine  berühmt  gewordene  Schrift  über  die  Staupe 
der  Hunde. 

—  Ludwig  Heinrich  Bojanu«  verfaßt  seine  Anatomie  der  Schildkröte  und  ent- 
deckt das  nach  ihm  benannte  Organ  der  Muscheltiere. 

—  Jean  Charles  de  Borda  erfindet  einen  Wärmemesser,  der  die  Ausdehnung 
eines  Metallatabes  als  Maßstab  für  die  Temperatur  benutzt. 

—  Joseph  Bramah  baut  eine  rotierende  Pumpe,  die  ohne  jedes  Ventil  ausge- 
führt wird,  die  jedoch  an  dem  Übelstand  leidet,  daß  die  Dichtung  der 
Rotationskörper  schon  nach  kurzer  Zeit  beeinträchtigt  wird.       • 

—  Anthony  Carlltia  und  William  Nicholson  führen  die  zuerst  von  Troostwijk 
und  Deimann  1789  beobachtete  Zersetzung  des  Wassers  durch  den  elek- 
trischen Strom  in  rationeller  Weise  aus. 

—  William  Chapman  konstruiert  eine  Senkmaschine,  die  er  beim  Niederlassen 
und  Entladen  kleiner  Steinkohlenwagen  in  Anwendung  bringt  und  nach 
deren  Vorbild  später  die  auch  als  Senkbremsen  bezeichneten  Coal  Droops 
gebaut  werden,  die  dazu  dienen,  diebeladenen  Kohlenwagen  von  der  Hafen- 
quaimauer auf  die  Schiffe  hinabzulassen. 

—  WUUam  Crulkthank  erfindet  den  elektrischen  Trogapparat,  der  aus  einer 
Anzahl  von  Doppelplatten  besteht,  die  in  die  Rillen  eines  länglichen  Troges 
so  eingesetzt  sind,  daß  sie  diesen  in  eine  Anzahl  von  Abteilungen  teüen, 
in  welche  die  Flüssigkeit  gegossen  wird. 

—  William  Cnilkihank  bemerkt,  daß  bei  Elektrolyse  einer  Kochsalzlösung  am 
negativen  Pole  Ätznatron  auftritt,  was  1803  von  Berzelius  und  Hisinger 
bestätigt  wird. 

—  Pierre  Dunt  legt  zuerst  einen  künstlichen  After  an,  indem  er  die  geöffnete 
Dannschlinge  mit  dem  Bauchrand  vernäht. 

—  Der  Ingenieur  Johann  Albert  Eytohmin  macht  bahnbrechende  Arbeiten 
über  Stromkunde,  Strom-  und  Deichbau  und  die  Bewegung  des  Wassers. 

—  A.  F.  d«  Foureroy  und  L.  N.  Vauqutlln  zeigen,  daß  die  Holzsäure  nur  mit 
brenzUchem  öl  verunreinigte  Essigsäure  sei,  desgleichen  zeigt  Thdnard  1802, 
daß  die  bei  trockener  Destillation  tierischer  Substanzen  entstehende  S&ure, 

—     274     — 

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1800 

die  BerthoUet  noch  1798  für  eine  eigentümliche  Säure  gehalten  und  „Acide 
zoonique"  benannt  hatte,  verunreinigte  EsBigsäure  sei. 
1800  Fenrtray,  Vaaqmlln,  Thtnartf  und  Hachttto  finden  gemeinsam,  daß  ein  schlecht 
leitender  dünner  Draht  (im  gegebenen  Fall  ein  dünner  Eisendraht),  durch 
Vermittlung  guter  Leiter  in  eine  galvanische  Kette  eingeschaltet,  erglüht, 
und  geben  auch  schon  die  richtige  Erklärung,  daß  der  Grund  für  die 
thermische  Wirkung  im  Leitungswiderstand  su  suchen  ist. 

—  J.  A.  W.  Hadanus  führt  am  8.  Oktober  die  erste  Totalexstirpation  des 
Kropfes  und  Ligatur  des  Krop&tieles  mit  glücklichem  Erfolg  aus.  Er 
muß  als  Begründer  der  operativen  Technik  der  modernen  Kropfexstir- 
pation  angesehen  werden. 

—  Friedrich  Wilhelm  H«nchel  entdeckt  die  ultraroten  Strahlen,  indem  er 
ein  Thermometer  jenseits  des  roten  Endes  des  Spektrums  am  meisten 
steigen  sieht. 

—  Jonathan  Hornblomr  erfindet  das  Doppelsitsventil,  das  später  von  Bodmer 
und  Brown  durch  Hinzufügung  der  doppelten  Dampfeinströmung  noch 
vervollkommnet  wird.  Aus  dem  Doppelsitzventil  entsteht  auch  das  um 
1820  von  WooU  konstruierte  Glockenventil. 

—  Der  engUsche  Chemiker  Edward  Howard  erhält  bei  Behandlung  von  Queck- 
silber mit  Salpetersäure  und  Weingeist  das  KnallquecksUber  (Queoksilber- 
fulminat),  das  später  von  Idebig  als  Salz  der  Knallsäure  charakterisiert 
wird.     (S.  1823  L.) 

1800 — 1802  Nachdem  'schon  1660  in  London  der  erste  Dockhafen  auf 
dem  südlichen  Themseufer  errichtet  worden  war,  erbaut  William  jMtop 
die  West  India  Import-  und  Export-Docks,  an  die  sich  1805  die  von 
Rennie  erbauten  London-Docks  anschließen.  Es  folgen  1806  die  East 
India-Docks,  1811 — 15  die  Surrey  Commercial-Docks,  1828  die  St.  Cathe- 
rine-Docks, 1855  die  Viktoria-Docks.  1868  die  Millwall-Docks,  1880  das 
Boyal  Albert -Dock  und  1870  die  Tübury -Docks.  Die  gesamten  Docks 
haben  eine  Pläche  von  266,2  ha. 

1800  Der  Uhrmacher  iNhfMnM  in  Kopenhagen  erfindet  das  Metallthermometer, 
welches  um  1817  durch  Abraham  Louis  Breguet  größere  Verbreitung  findet. 

—  Martin  Heinrich  Klaproth  entdeckt,  daß  das  Kali  ein  Bestandteil  vieler 
Mineralien  ist,  nachdem  bis  dahin  diese  Substanz  als  nur  im  Pflanzenreich 
vorkommend  angesehen  und  deshalb  auch  Pflanzenalkali  genannt  worden 
war.    Er  schlägt  die  Namen  Kali  und  Natron  vor. 

—  Der  Chemiker  Knlfht  in  London  erfindet,  4  Jahre  vor  Wollaston,  das  Ver- 
fahren, durch  Zusammenschweißen  von  Platinschwamm  Zaine  und  Bleche 
dieses  Metalls  herzustellen.  Das  Verfahren  wird  schon  1809  für  die  Schwefel- 
säurekonzentration  nutzbar  gemacht,  in  der  an  Stelle  der  Grlasretorten 
nunmehr  Platinblasen  Anwendung  finden. 

—  Graf  A.  Moimin-PuKhkln  erhält  zuerst  durch  Zufall  den  Chromalaun,  indem 
er  Chromeisenstein  mit  Salpeter  glüht  und  dann  Salpetersäure  und  Schwefel- 
säure zusetzt.  Die  filtrierte  Lösung,  die  wahrscheinlich  durch  das  Papier 
ohromoxydhaltig  geworden  ist,  setzt  Krystalle  von  Chromalaun  ab. 

—  J.  S.  Htoyw  von  Aarau  verfertigt  Reliefkarten  aus  Papiermache,  die  sich 
durch  richtige  Darstellung  der  Gebirgsformen  auszeichnen. 

—  Robert  Maant  in  Frome  (Somersetshire)  baut  einen  mechanischen  Mäh- 
apparat,  bei  welchem  nicht,  wie  bei  den  früheren  Versuchen,  das  Schnei- 
den in  Nachahmung  der  Handarbeit  durch  rotierende  Sichelmesser,  sondern 
mittels  Scheren  bewirkt  wird.  Dieses  System  bildet  die  Grundlage  aller 
späteren  Konstruktionen  von  Mähmaschinen. 

—  William  Mooraroft  wirkt  bahnbrechend  in  bezug  auf  den  Hufbeschlag.  Er 
legt  eine  Fabrik  zum  Gießen  von  Hufeisen  an. 

18« 

—     275     — 


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1800 

1800 — 1806  Von  dem  Netze  fahrbarer  Alpenstrafien,  m  welchen  NayaiMii  I. 
durch  seine  Feldzfige  den  Anstoß  gibt,  wird  als  erste  die  Simplonstraße 
gebaut.  Ihr  folgen  1802  die  Straße  über  den  Mont  Gen^vre,  1803 — 1810 
die  Straße  über  den  Mont  Cenis.  Später  werden  1818 — 1823  die  Splügen- 
Btraße,  1820—1826  die  Julierstraße,  1820—1830  die  Grotthardstraße, 
1820—1825  die  StiUserjochstraße ,  1861—1866  die  Furkastraße  gebaut. 

1800  Der  Mechaniker  Nrabioor  in  Hundisburg  verwendet  die  hydraulische  Presse 
(s.  1796  B.)  zum  Ölpressen. 

—  Durch  Gesetz  vom  29.  November  1800  wird  in  Frankreich  als  Lä&gen- 
normalmaß  das  Meter  eingeführt,  dessen  Name  auf  Vorschlag  des  De- 
putierten Claude  Antoine  PriMr-Ouvaraolt  (1795)  angenommen  und 
dessen  Größe  nach  dem  Bericht  der  Untersuchungskommission  (s.  1792  M.) 
auf  443,296  Pariser  Linien  der  eisernen  Toise  von  Peru  bei  13*  R.  be- 
stimmt wird.  Das  Prototyp  der  Längeneinheit,  ein  von  Etienne  Lenoir 
aus  Platin  verfertigter  Meterstab  (6talon  h  bonts),  sowie  das  Prototyp 
der  Grewichtseinheit,  ein  von  Fortin,  gleichfalls  aus  Platin  verfertigtes 
Kilogramm,  waren  bereits  am  22.  Juni  1799  in  den  Arohives  de  l'itat 
deponiert  worden.    (S.  1876  H.) 

—  Greorg  PradMHka  und  ungefähr  gleichzeitig  Samuel  Thomas  VM  BtMüimriin 
weisen  darauf  hin,  daß  nur  die  hintere  Wurzel  der  Rfickenmarksnerven 
das  Intervertebralganglion  durchzieht,  während  die  vordere  damit  keine 
Berührung  hat  und  daß  der  fünfte  Gehimnerv  analog  den  Rücken- 
marksnerven  aus  einer  doppelten  Wurzel  entspringt,  einer  hinteren,  die 
ein  Ganglion  besitzt,  und  einer  vordren,  die  direkt  in  den  Stamm 
übergeht. 

—  Georg  von  Relchmtach  vervollkommnet  die  Ramsden'sche  Kreisteilmaschine 
(vgl.  1775  R.),  wobei  er  von  der  Anschauung  ausgeht,  daß  eine  voll- 
kommene Einteilung  nur  erreicht  werden  könne,  wenn  man  sie  ohne 
alle  vorg&ngigen  sichtbaren  Marken  vollführe,  sie  also  glächsam  in  der  Luft 
vornehme,  ehe  die  Teilungslinien  gezogen  werden. 

—  Der  Buchdrucker  Fran^ois  Reinhard  in  Straßbnrg  wendet  zuerst  die  Stereo- 
typie auf  den  Musiknotendruok  an. 

—  Joseph  Carl  SehustMr,  Apotheker  in  Tymau  in  Ungarn,  erfindet  die  jetzt 
allgemein  in  den  Apotheken  im  Gebrauch  befindlichen  Tropfgläser. 

—  VauqutHn  und  Bnniva  entdecken  das  Allantoin  in  der  Amniosflfissigkeit  von 
Kühen  und  später  auch  im  Harn  verschiedener  Tiere.  1834  wird  es  von 
Schulze  und  Barbieri  aus  den  Platanenknospen  gewonnen. 

—  Alessandro  Volta  entdeckt  die  unbegrenzte  Steigerung,  welche  man,  der 
Berührungselektrizität  durch  angemessene  Schichtung  der  wirksamen  Be- 
standteile, Metalle  und  feuchte  Leiter,  erteilen  kann  und  konstruiert  die 
Volta'sche  Säule. 

—  Der  Mathematiker  Johann  Friedrich  Wwmkinrg  fordert  die  gesetzliche  Ein- 
führung des  „vollkommensten"  Zahlensystems  „Teleosadik",  nämlich  des 
duodezimalen  mit  der  Grundzahl  12,  dessen  Anwendung  er  „jedem  red- 
lichen Manne,  ja  jeder  gebildeten,  vernünftigen  Regierung  zur  Pflicht  macht". 

—  Thomas  Youn(  lehrt  zuerst  die  TTrsache  für  die  Verschiedenheit  der  Klang- 
farben einer  und  derselben  schwingenden  Saite  kennen.  Er  empfiehlt  zu- 
erst, die  Schwingungen  tönender  Körper  in  ihren  besonderen  Eigentümlich- 
keiten und  Gesetzmäßigkeiten  auch  optisch  zu  verfolgen  und  gibt  eine  An- 
zahl Zeichnungen  von  Kurven  belichteter  Saiten. 


—     276     — 

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K^ennzehntes  Jahrhundert. 


1801  Franz  Karl  AdMri  erfindet  die  Rübensnckerfabrikation  und  baut  die  erste 
Zuckerfabrik  auf  dem  Gute  Kunem  in  Sohlesien. 

—  Edouard  Adam.  Arbeiter  in  Montpellier,  konstruiert  den  ersten  Destil- 
lationsapparat  für  Spiritus  mit  Rektifikatoren  und  Dephlegmatoren. 
(8.  a.  1798  A.) 

—  Claude  Louis  DirHuINt  macht  darauf  aufmerksam,  daß  die  Geschwindig- 
keit, mit  der  zwei  Stoffe  chemisch  aufeinander  einwirken,  nicht  nur  von 
den  gegenseitigen  Affinitäten,  sondern  auch  von  den  angewendeten  Massen 
abh&ngt. 

—  Marie  Xavier  Bldnt  begründet  die  anatomische  und  pathologisch  anato- 
mische Gewebelehre,  indem  er  die  Bestandteile  des  Körpers  nach  den 
überall  oder  speziell  auftretenden  Geweben  zerlegt.  Er  unterscheidet  all- 
gemeine (Nerven,  Arterien,  Venen,  Lymphgefäße  und  Zellgewebe)  und 
besondere  (Knochen,  Knorpel,  Drüsen,  Oberhaut,  Muskelgewebe  usw.), 
im  ganzen  21  Gewebe,  die  er  als  Elemente  des  Körpers  bezeichnet.  Wenn 
auch  viele  seiner  vermeintlichen  einfachen  Gewebe  komplizierter  Natur 
sind  und  sein  histologisches  System  sich  nicht  halten  konnte,  hat  er 
doch  zuerst  Methode  in  die  Histologie  gebracht  und  die  richtige  Behand- 
lung des  Stoffes  gelehrt. 

—  Nachdem  bis  dahin  die  Betrachtung  der  Gresohwülste  eine  lediglich  empi- 
rische gewesen  war,  zieht  Marie  Xavier  BldMt  infolge  seiner  Studien  über 
die  Gewebelehre  auch  die  pathologisch  neugebildeten  Gewebe  (G«6chwülBte) 
in  den  Kreis  der  wissenschaftlichen  Behandlung  und  teilt  die  Geschwülste 
in  homöoplastische  und  heteroplastische  ein,  welche  letztere  kein  Analogen 
in  den  normalen  Geweben  des  Körpers  finden. 

—  Nachdem  das  Eisen,  namentlich  Gußeisen,  gegen  das  Ende  des  18.  Jahr- 
hunderts in  Deutschland  und  England  wiederholt  zum  Brückenbau  ver- 
wendet worden  war,  benutzen  Boulton  und  Watt  dasselbe  zum  ersten  Male 
auch  zum  Hochbau  in  ausgedehnter  Weise,  indem  sie  die  Zwischen- 
decken diner  sieben  Stockwerke  hohen  Spinnerei  mit  Hilfe  von  gußeiser- 
nen, J.- förmigen  Deckenträgem  herstellen.    (Vgl.  1786  A.) 

—  Mare  Isambard  BniMl  erfindet  die  Kronsäge,  die  aus  einem  zum  Vollkreise 
gebogenen  gewöhnlichen  Sägeblatt  besteht,  welches  bei  der  Drehung  um 
den  Mittelpunkt  seiner  Krümmung  mit  der  gezahnten  Kante  eindringt 
und  je  nach  der  Einstellung  einen  Kreis-  oder  Bogenschnitt  macht. 

—  CWiBiHt  und  DiMrmas  entdecken,  daß  sich  Kohlensäure  in  Kohlenoxyd  ver- 
wandeln läßt,  wenn  man  sie  über  glühende  Kohlen  leitet,  bestimmen  die 
Zusammensetzung  des  Kohlenoxyds  genau  und  bekämpfen  siegreich  die 


—     277     — 

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1801 

Behauptung  Berthollet's,   daß   in  die  Zusammensetzung  deiselben   auch 
Wasserstoff  eingehe. 
1801    CMmont  und  OitonnM   geben   die  Zusammensetzung  der  Schwefelsäure  an 
und  stellen  eine  Theorie  für  deren  Fabrikation  auf.  (S.  1793  C.) 

—  Nachdem  Cheselden  (1720)  und  Busson  (17i8)  auf  die  operative  Per- 
foration des  Trommelfells  hingewiesen  hatten,  macht  Sir  Astley  Paston 
Ooaptr  bei  Verschluß  der  Tuba  Eustachii  die  erste  derartige  glück- 
liche Operation.    Die  zweite  Operation  wird  von  Himly  ausgeführt. 

—  Georges  CHvtor  findet  für  das  Tierreich  das  Gesetz  der  Korrelation,  wonach 
die  plastischen  Eigenschaften  eines  Organs  besondere  Eigentümlichkeiten 
eines  anderen  Organs  bedingen,  also  von  einem  Organ  auf  das  andere 
Schlüsse  gezogen  werden  können. 

—  Darracq  zeigt,  daß  bei  Mitanwendung  von  Ammoniak  Oxalsäure  ein 
sicheres  Reagens  auf  Kalk  ist. 

—  Oliver  Evans  baut,  nachdem  er  seit  1772  fortdauernde  Versuche  unter- 
nommen und  1786  schon  ein  Patent  nachgesucht  hatte,  die  erste  Hoch- 
druckdampfmaschine und  verwendet  dieselbe  zum  Betriebe  eines  sich 
selbst  bewegenden  Wagens.     (S.  a.  1769  C.) 

—  Robert  FuHon  konstruiert  ein  Unterwasserboot  „Nautilus"  und  versieht 
dasselbe  mit  torpedoartigen  Sprengladungen.  Seine  Erfindung  wird  weder 
von  Frankreich,  wo  er  sie  zuerst  anbietet,  noch  von  England  akzeptiert, 
„da  die  Beherrscher  der  See  dieselbe  nicht  wünschten,  weü  sie  ihnen,  wenn 
sie  Erfolg  hätte,  die  Herrschaft  rauben  könnte"  (Worte  des  Lord  Jervis). 

—  Karl  Friedrich  QanB  legt  in  seinem  Werke  „Disquisitionee  aiithmeticae" 
bahnbrechende  zahlentheoretische  Untersnchungsergebnisse  nieder  und 
bringt  das  Problem  der  Kreisteilungsgleichung  zur  endgültigen  Lösung, 
indem  er  nachweist,  daß  durch  eine  endliche  Anzahl  von  Operationen 
mit  Zirkel  und  Lineal  ein  regelmäßiges  n-Eck  nur  dann  konstruiert  werden 
kann,  wenn  n — 1=2"  ist,  wobei  n  eine  Primzahl  und  p  eine  beliebige 
ganze  Zahl  bedeutet. 

—  Karl  Friedrich  QanB  findet  eine  neue  Methode,  die  Bahn  eines  Planeten 
aus  vier  verhältnismäßig  naheliegenden  Beobachtungen  zu  bestimmen. 
Diese  Methode  bewährte  sich,  als  es  galt,  die  am  I.Januar  1801  (s.  Piazzi) 
entdeckte,  aber  alsdann  in  der  Sonnennähe  wieder  verschwundene  Ceres 
von  neuem  aufzufinden. 

—  Charles  Hatchttt  entdeckt  in  einem  dem  Wolfram  ähnlichen  schwarzen  Mineral 
von  Massachusetts  das  Oxyd  eines  neuen  Metalls,  das  er  „Columbium" 
nennt,  während  das  Mineral  den  Namen  ,,Columbit"  erhält.   (Vgl.  a.  1809  W.) 

—  Jean  Baptiste  Antoine  Pierre  Monet  d«  Lunarek  führt  die  Bezeichnung 
„Wirbeltiere"  ^n.  Er  begründet  die  Ansicht  von  La  Mettrie  (s.  1748  L.) 
noch  eingehender,  daß  in  sämtlichen  Wirbeltieren,  von  den  niedrigsten 
Fischen  und  Amphibien  aufwärts  bis  zu  den  Affen  und  Menschen  der 
typische  Körperbau,  die  charakteristische  Lage  und  Beziehung  der  wich- 
tigsten Organe  dieselbe  und  wesentlich  verschieden  von  derjenigen  aller 
anderen  Tiere  ist. 

—  PhUippe  Libon  nimmt  ein  Patent  auf  eine  durch  ein  G«misch  von  Gas 
und  Luft  betriebene,  doppeltwirkende  Zylindermaschine. 

—  UMkura  macht  die  ersten  Versuche  über  die  Beeinflussung  des  Wachstums 
der  Pflanze  durch  die  Temperatur  und  stellt  die  Kardinalpunkte  (Mini- 
mum und  Maximum  dieser  Beeinflussung)  fest.  A.  P.  de  Candolle  (1835) 
sowie  insbesondere  Sachs  (1860)  stellen  außer  diesen  Extremen  auch  das 
Optimum  für  zahlreiche  Keimpflanzen  auf. 

—  Nachdem  seit  Hohlfeld's  Häckselschneidemaschine  (s.  1756 H.)  noch  1794  die 
Cooke'sche  nach   dem  Säbelprinzip   konstruierte  Maschine  und  1799  die 


278     — 

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1801 

Salmon'sche  Maschine  angekommen  waren,  konstruiert  iMttr  in  Notting- 
ham unter  Verwendung  des  Säbelprinzips  eine  HäokselBohneidemasohine 
mit  einem  einzigen  gekrümmten  Messer  am  Schwungrad,  welches  bei  Um- 
drehung des  letzteren  in  vertikaler  Ebene  an  dem  Strohkasten  herab- 
schneidet, dessen  untere  Mündungskante  mit  einem  geraden  Gegenmesser 
ausgestattet  ist.  Die  Lester'sche  Maschine  wird  später  tod  Richmond  und 
Chandler  und  von  Bentall  noch  verTollkommnet  und  findet  die  weiteste 
Verbreitung. 
1801  F.  B.  Otlaiidw  führt  am  6.  Mai  zum  ersten  Male  die  Amputation  des 
krebsig  entarteten  Halses  der  nicht  prolabierten  Grebärmutter  aus. 

—  Giuseppe  PlazzI  entdeckt  am  1.  Januar  den  ersten  Asteroiden,  Ceres.  Das 
Vorhandensein  eines  Planeten  zwischen  Mars  und  Jupiter  hatte  schon 
Kepler  vermutet,  welcher  1596  in  seinem  „Mysterium  cosmographioum'* 
sehreibt:   „Inter  Jovem  et  Martem  planetam  interposui".    (S.  a.  1801  G.) 

—  Joseph  Louis  Proast  macht  sich  um  den  Nachweis  des  Gesetzes  von  der 
Eonstanz  der  Gewichts  Verhältnisse  sehr  verdient,  indem  es  ihm  gelingt, 
die  Ansicht  Berthollets,  daß  die  Elemente  sich  in  stetig  veränderlichen, 
von  den  äußeren  Umständen  abhängigen  Verhältnissen  verbinden,  nach 
langem  Streit  siegreich  zu  widerlegen  und  nachzuweisen,  daß,  wenn 
zwischen  zwei  Elementen  mehrere  Verbindungen  existieren,  die  Ände- 
rung in  der  Zusammensetzung  nie  allmählich,  sondern  stets  sprung- 
weise erfolgt. 

—  Nachdem  die  Ansichten  über  die  Zusammensetzung  des  Zinnobers  seit 
Geber,  der  als  Beetandteile  desselben  Quecksilber  und  Schwefel  annahm, 
viele  Wandlungen  durchgemacht  hatten  und  nachdem  noch  Fourcroy  den- 
selben für  geschwefeltes  Quecksilberozyd  erklärt  hatte,  erweist  Joseph  Louis 
ProMt,  daß  er  lediglich  aus  Quecksilber  und  Schwefel  besteht,  worin  ihm 
Bucholz  1803  und  Seguin  1814  beipflichten.  Den  Unterschied  zwischen 
dem  schwarzen  Schwefelquecksilber,  das  Torquet  de  Mayerne  im  Anfang 
des  17.  Jahrhunderts  darstellte  und  dem  Zinnober  erläutert  1833  J.  N. 
Fuchs.  Die  Bereitung  des  Zinnobers  auf  nassem  Wege  beschrieb  zuerst 
1687  Gottfried  Schulz. 

—  Johann  Georg  RspMM  erbaut  für  seine  Privatstemwarte  in  Hamburg  einen 
Meridiankreis  von  4  m  Durchmesser,  mit  welchem  Schumacher  viele  Be- 
obachtungen anstellt. 

—  Johann  Wilhelm  RItttr  findet,  daß  im  Spektrum  das  Reduktionsmaximum 
für  Chlorsilber  jenseits  der  sichtbaren  violetten  Strahlen  liegt  und  ist  so- 
mit der  Entdecker  der  chemischen  Strahlen  im  Ultraviolett. 

—  Johann  Wilhelm  Rittor  entdeckt  die  Eigenschaft  des  galvanischen  Stroms, 
Flüssigkeitsbewegungen  zu  veranlassen.  Emil  du  Bois-Reymond  gebraucht 
für  diese  Eigenschaft  zuerst  (1860)  den  Ausdruck  „kataphorische  Wirkung". 

—  Valentin  Rom  der  Jüngere  in  Berlin  entdeckt  das  doppeltkohlensaure  Natron. 

—  Nicolas  Saucorotte  knüpft  an  die  Versuche  von  Pourfour  du  Petit  (s.  1710  P.) 
an  und  ist  der  Vorläufer  der  Bestrebungen,  eine  gesonderte  LokaUsation 
der  Bewegungsstellen  für  die  vorderen  und  hinteren  Extremitäten  zu  {luden. 
Er  erkennt  zuerst  bei  Kleinhimverletzungen  die  auffallenden  Bewegungs- 
Btörnngen  der  Augen,  den  Nystagmus,  mit  dessen  Erklärung  sich  später 
Albreoht  von  Graefe  beschäftigt. 

—  Faul  Louis  StaMM  konstruiert  das  erste  praktische,  auf  der  galvanischen 
Wasserzerlegung  beruhende  Galvanoskop  und  stellt  fest,  daß  bei  der  Elek- 
trolyse des  Wassers  nur  Sauerstoffgas  und  Wasserstoffgas  erhalten  werden, 
und  daß  die  von  frühem  Beobachtern  gefundenen  Produkte,  Alkali  und 
Säuren,  von  Verunreinigungen  herstammen. 

—  Der  en^isohe  Ingenieur  William  Symlngtofl  verwendet  zuerst  den  unbeweg- 

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1801 

liehen,  liegenden  Zylinder,  wdchen  Parier  (vgl.  1792P.)  in  einem  Patent  an- 
gegeben, aber  nicht  auBgeföiirt  hatte,  für  die  direkt 'wirkendeDampfmaschine. 

1801  Louis  Jacques  Th4nard  führt  ein  von  den  drei  bisher  existierenden  Methoden 
der  BleiweiBfabrikation,  die  als  holländische,  engUsohe  und  österreichiBohe 
oder  Kremser  Methode  unterschieden  wurden,  völlig  abweichendes  Ver- 
fahren (Methode  von  Clichy)  ein,  wonach  snerst  dreifach  basisch  essigsaures 
Bleioxjd  bereitet  wird,  welches  durch  Kohlensäure  zersetzt  wird,  wobei 
sich  Bleiweiß  als  Niederschlag  abscheidet,  während  neutrales  Bleiacetat  in 
LSsung  bleibt,  das  sofort  mit  Bleiglätte  wieder  in  basisches  Salz  umgewandelt 
wird.  Auf  demselben  Prinzip  beruht  der  neuere  englische  von  Benson 
eingeführte  Prozeß.    (S.   1840  B.) 

—  Erik  Nissen  Vlborf,  neben  AbUdgaard  (s.  1773  A.)  an  der  Kopenhagener  Ve- 
terinärschule  tätig  und  später  dessen  Nachfolger  daselbst,  erwirbt  sich 
große  Verdienste  in  allen  Zweigen  des  Veterinär-  und  Grestütwesens  und 
macht  sich  durch  seine  „Abhandlungen  für  Tierärzte  und  Ökonomen" 
(1795 — 1807)  in  ganz  Europa  bekannt. 

—  Alessandro  Volte  stellt  das  Spannungsgesetz  der  MetaUe  auf,  wonach  sich 
die  untersuchten  Körper  in  die  Keihe  „Zink,  Blei,  Zinn,  Eisen,  Kupfer, 
Silber,  Kohle"  ordnen  lassen,  welche  die  Eigenschaft  hat,  daß  jeder  voran- 
stehendeStoS  bei  der  Berührung  mit  einem  nachfolgenden  positiv  elektrisch 
wird,  und  daß  der  elektrische  Unterschied  um  so  größer  wird,  je  weiter 
die  Glieder  in  der  Reihe  voneinander  abstehen. 

—  Thomas  Young  entdeckt  den  Astigmatismus,  einen  Brechungsfehler  des 
Auges,  bei  dem  Strahlen,  die  von  einem  Punkte  ausgehen,  sich  nicht  wieder 
in  einem  Punkte  vereinigen  können. 

—  Thomas  Younf  konstruiert  ein  Optometer,  bei  welchem  als  Sehobjekt  ein 
feiner  weißer  Faden  auf  schwarzem  Grunde  dient,  dessen  eines  Ende  sich 
nahe  unter  dem  Auge  befindet.  Blickt  man  durch  einen  passenden  Schirm 
mit  zwei  Löchern  nach  dem  Faden,  so  erscheint  derselbe  nur  in  der  Strecke, 
für  die  das  Auge  akkommodiert  ist,  einfach,  an  allen  übrigen  Stdlen 
doppelt.    (8.  a.  1759  P.) 

1802  Nachdem  schon  Ktmckel  (1678)  und  namentlich  Scheffer  (1753)  gezagt 
hatten,  daß  die  Schwefelsäure  das  Silber  auflöse,  das  Gold  aber  nicht, 
gründet  Jean  Pierre  Joseph  tJ'Arcot  auf  dieses  Verhalten  die  Scheidung  dieser 
beiden  Metalle  und  führt  dieselbe  im  großen  durch.  Die  Methode  wird 
1876  von  Kißler  und  1881  von  Gutzkow  wesentlich  verbessert  (Affination). 

—  Die  portugiesischen  Händler  (Pombeiros)  Pedro  Joas  BatMa  und  Antonio 
ihM  durchqueren  zum  ersten  Male  Afrika  von  Angola  über  Lunda  nach 
Mozambique. 

—  Lodovico  Gasparo  BnisnaMli  entdeckt  das  dem  Howard'schen  Knall- 
quecksilber entsprechende,  von  dem  BerthoUet' sehen  Präparat  (s.  1788  B.) 
verschiedene  KnallsUber  (SUberfulminat),  welches  sich  bei  Liebig's  Unter- 
suchung als  Salz  der  Knallsäure  erweist.    (S.   1823  L.) 

—  Jacques  Alexandre  C^ar  Charlsi  konstruiert  den  ersten  Apparat  zur  Pro- 
jektion undurchscheinender  Objekte,  bei  welchem  die  Beleuchtung  von 
vom  geschieht,  und  der  später  in  dem  ,,Mega8kop",  auch  „Wunder- 
kamera" genannt,  in  vollendeterer  Form  wieder  erscheint. 

—  John  Dalton  stellt  das  nach  ihm  benannte  Gesetz  auf,  daß  in  einem  Gas- 
gemisch jeder  Bestandteil  auf  die  Gefäßwandung  denselben  Druck  ausübt, 
als  wenn  er  allein  vorhanden  wäre,  und  daß  der  Druck  des  Gemisches 
auf  die  Wandung  gleich  der  Summe  der  Partialdrucke  der  einzelnen  Gase 
ist  (Diffusionsgesetz  der  Gase). 

—  Humphry  OOYy  nimmt  optische  BUder  im  Sonnenmikroskop  auf  Papier 
auf,  das  er  mit  Chlorsilber  präpariert  hatte. 

—     280     — 

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189t 

1802  Anden  Gustav  EkabWf  findet  in  dem  Yttrotantalit,  den  er  znr  HetsteUimg 
von  Yttererde  benutzt,  das  Oxyd  eines  neuen  Metalls,  das  er  auch  in  dem 
Tantalit  findet  Und  Tantals&ure  nennt.    (Vgl.  a.  1809  W.) 

—  Ernst  Gottfried  FtadMr  hebt  in  seiner  Übersetzung  von  Berthollet's  ,,Reoher- 
ches  sur  les  lois  de  l'affinit^"  hervor,  daß  man  alle  Reihen  Richter's  (s. 
1792  R.)  auf  eine  einzige  reduzieren  könne  und  berechnet  aus  Riohter's  An- 
gaben eine  solche  Tafel,  welche  die  efste  Tafel  der  Äquivalentgewichte  dar- 
stellt, bei  welcher  von  der  Schwefelsäure  mit  dem  Äquivalentgewioht  1000 
ausgegangen  wird.  Im  folgenden  Jahre  publiziert  dann  Richter  selbst  eine 
ausführlichere  Tabelle. 

—  Franz  Joseph  Qall  spricht  aus,  daß  die  Gehirnrinde  der  Sitz  der  Seelen- 
tatigkeit  sein  müsse,  daß  diese  aber  nicht  gleichmäßig  über  die  ganze 
Rinde  verteilt  sei,  sondern  daß  die  einzelnen  Abschnitte  derselben  eine 
verschiedene  Bedeutung  hätten. 

1802 — 16  Im  Anschluß  an  die  von  Lambert,  Deluc  und  T.  Mayer  gemachten 
Arbeiten  über  die  Ausdehnung  der  Luft  und  einiger  Gase  macht  Louis 
Joseph  Oay-Lunac  hierüber  eingehende  Untersuchungen  und  zeigt,  daß  alle 
Gase  ihren  Druck  oder  ihr  Volumen  bei  gleichen  Änderungen  der  Tempe- 
ratur in  demselben  Verhältnis  ändern  (ein  Gesetz,  das  später  dahin  ein- 
geschränkt wird,  daß  es  für  die  koerziblen  Gase  nur  bei  Temperaturen, 
die  weit  vom  Eondensationspunkt  abliegen,  gilt). 

1802  Nicolas  CtaiHfliirot  macht  die  erste  Beobachtung  einer  Polarisationsspannung, 
womit  der  Anstoß  zu  den  heute  wichtigen  Sekimdärelementen  gegeben  ist. 

—  Georg  Friedrich  OrototaiMI  gelingt  es  zuerst,  den  Lautwert  von  12  Zeichen 
der  altpersischen  EeUinschriften  mit  Sicherheit  zu  bestimmen  und  dadurch 
den  Grund  zur  voUständigen  Entzifferung  dieser  Schrift  zu  legen,  an  der 
insbesondere  de  Saulcy,  Henry  Rawlinson,  Jules  Oppert  und  Hincks  teil- 
nehmen. 

—  Gustav  Gabriel  HUMrtm  macht  die  ersten  genaueren  Versuche  über  die 
Temperatur,  bei  welcher  das  Wasser  seine  größte  Dichtigkeit  hat,  und 
überhaupt  über  die  Ausdehnung  des  Wassers  zwischen  0°  und  30«  C.  Seine 
Methode  besteht  darin,  daß  er  den  Gewichtsverlust  einer  Glaskugel  in 
Wasser  verschiedener  Temperatur  beobachtet.  Weitere  Versuche  werden 
von  Despretz,  Isidore  Pierre,  Kopp,  Jolly,  Rossetti  u.  a.  unternommen. 
Bei  Despretz  erstrecken  sich  diese  Versuche  auch  auf  Salzlösungen,  wasser- 
haltigen Alkohol,  bei  Kopp  und  Pierre  auf  eine  große  Anzahl  anderer 
Flüssigkeiten. 

—  Der  englische  Meteorolog  Luke  Hmnuni  schafft  eine  einheitliche  Wolken- 
nomenklatur.  Er  unterscheidet  drei  Grundformen:  die  Cirrus-  oder  Feder- 
wolken, den  Cnmulns  (die  Haufenwolke)  und  die  Stratus-  oder  Schicht- 
wolken und  setzt  diese  drei  Grundformen  durch  verschiedene  Zwisohen- 
formen,  wie  Cirrostratus,  Cirrociunulus  usw.  in  Verbindung. 

—  LOfMl  gibt  in  seinem  „Essai"  Ratschläge  für  die  Anlage  und  den  Bau  der 
Glasöfen  und  ist  der  erste,  der  bestimmte  Maße  der  einzelnen  Ofenteile, 
namentlich  auch  der  Luftzuzüge  und  Vorschriften  für  die  zu  verwendenden 
Materialien,  gibt. 

—  Nevil  MaricalyM  gibt  unter  Beiseitelassung  aller  anderen  Sterne  nach  seinen 
am  Greenwicher  Meridiankreis  gemachten  Beobachtungen  der  Sonne,  des 
Mondes,  der  Planeten  und  von  36  Hauptstemen  den  ersten,  sogenannten 
Fundamentalkatalog  heraus.  Diese  Hauptsteme  tragen  nach  ihm  fortan 
den  Namen  „Maskelyne'sche  Fundamentalsterne". 

—  Der  Ingenieur  Mafliisu  ist  der  erste,  der  die  Idee  einer  Untertunnelung  des 
Kanals  zwischen  England  und  Frankreich  ausspricht. 

—     281     — 

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1808 

1802  Der  italienische  Chemiker  Domenico  Pio  MaffchM  entdeckt  FluBsfinre  in 
den  Zähnen.  ' 

—  Matthew  Murray  erhält  ein  Patent  auf  Schieberkonstmktionen  für  Dampf- 
maschinen, aus  denen  sich  der  Moschelsohieber  entwickdt.  (Vgl.  auch 
1799  M.) 

—  William  NIchOitM  beobachtet  die  erste  Lichtwirkung  des  Galvanischen 
Stromes,  indem  er  den  metallischen  Stromkreis  unterbricht,  wobei  an  de  r 
UnterbrechungBstelle  ein  Funke  überspringt,  der,  wie  er  sagt,  dem  elek- 
trischen Funken  zwar  sehr  ähnlich,  jedoch  nicht  die  in  der  Schlagweite 
überspringende  Elektrizität  selbst  ist,  sondern  eine  Erscheinung  des  gal- 
vanischen Glühens  darstellt.  Wie  Jacobi  1838  konstatiert,  erhält  man 
nämlich  beim  Schließen  eines  Stromkreises,  der  sehr  kräftige  Öffnungs- 
funken gibt,  durchaus  keine  Funken. 

—  Heinrich  WUhelm  Matthaeus  Othurt  entdeckt  am  28.  März  den  zweiten 
Asteroiden,  Pallas. 

—  William  Hasledine  Pepys  erfindet  den  Gasometer  (Gasbehälter)  in  seiner 
heutigen  Form.  Einen  Gasometer  für  Laboratorienzwecke  hatte  1787 
Lavoisier  konstruiert. 

—  Ignaz  Joseph  PmiIiw  von  Gnchorod  stellt  anknüpfend  an  die  schon  von 
Xenophon  (vgl.  370  v.  Chr.)  gemachte  Beobachtung  die  Grundsätze  für 
die  Ermittlung  des  Alters  der  Pferde  aus  den  Zähnen  fest.  Er  empfiehlt 
zuerst  eisenhaltige  Salzsäure  als  Mittel  gegen  die  Rinderpest. 

—  Philippe  nnM  stellt  unter  Zugrundelegung  der  Bichat'schen  Anatomie  eine 
Einteilung  der  Fiebererscheinungen  nach  den  vorzugsweise  ergriffenen  or- 
ganischen Systemen  auf  und  weist  die  Ähnlichkeit  der  Symptome  bei 
ähnlicher  Textur  der  leidenden  Teile  nach. 

—  John  PiayMr  bezeichnet  mit  aller  Bestimmtheit  die  Gletscher  als  ein  Trans- 
portmittel grofler  Steinblöcke  und  stellt  1816  die  erratischen  Blöcke 
Schottlands  und  des  Schweizer  Jura  mit  dem  Moränenschutt  der  heutigen 
Gletscher  in  Parallele.  In  ganz  ähnlicher  Weise  äuBem  sich  1827  H.  M. 
Esmark  und  1832  J.  J.  Bernhardi. 

—  John  Playfair  macht  zuerst  auf  den  prinzipiellen  Unterschied  zwischen  der 
ursprünglichen  aktiven  Bildung  der  Unebenheiten  der  Erde  durch  Hebung 
der  Schichten  und  der  folgenden  passiven  Umbildung  derselben  infolge 
der  Abtragung  aufmerksam.    (S.  a.  1650  V.) 

1802 — 04  Marie  Riebe  da  Prony  gewinnt  durch  seine  Werke  „Memoire  sur  le 
jaugeage  des  eaux  courantes"  und  „Reoherches  physico-math^matiques  sur 
la  th^orie  des  eaux  courantes"  einen  sehr  bedeutenden  Einfluß  auf  die 
Wasserbaukunst  seiner  Zeit. 

1802  Valentin  Raaa  der  Jüngere  wendet  bei  der  Analyse  des  Feldspats  zuerst 
die  Aufschließung  des  Minerals  durch  Schmelzen  mit  salpetersaurem  Baryt 
an,  an  dessen  Stelle  später  der  kohlensaure  Baryt  tritt. 

—  J.  A.  Schmidt  arbeitet  über  die  Krankheiten  des  Tränenapparates  und  unter- 
scheidet die  Krankheiten  des  tränenbereitenden,  des  tränenzuführenden 
und  tränenabführenden  Apparates,  eine  Lehre,  die  von  Beer  1818  noch 
derart  weiter  ausgeführt  wird,  daß  die  von  ihm  aufgestellten  Indikationen 
auch  jetzt  noch  befolgt  werden. 

—  Karl  Friedrich  Struva  macht  in  seiner  „Physiognomik  der  Erde"  den  ersten 
Versuch,  aus  der  Oberfläche  der  Erde  auf  deren  Inhalt  zu  schließen. 

—  William  Symington  baut  für  die  Clyde-Kanal-Gesellschaft  ein  Dampfboot 
„Charlotte  Dundas"  genannt,  das  im  März  trotz  heftigem  Wind  zwei 
Boote  von  je  70 1  in  6  Stunden  36  m  weit  schleppt.  Aus  Furcht,  die 
Kanalnfer  würden  durch  die  vom  Dampf boot  aufgeworfenen  Wellen  be- 
schädigt werden,  wird  von  weiteren  Fahrten  Abstand  genommen. 

—     282     — 

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180» 

1802  TMvHhlCk  and  VhrlM  nebmen  ein  Patent  auf  eine  HoohdruokdampfmaBchine 
ohne  Kondensation,  benutzen  dann  aber  von  1812  ab  bei  ihren  Hochdruck- 
dampfmaschinen  die  Expansion. 

—  Der  Werkszimmermeister  Um  zu  Nagyag  in  Siebenbürgen  erfindet  die 
zylindrische  Sortiertrommel,  die  gegen  1840  auf  dem  Staatsbergwerk  Fried- 
richsgrube bei  Tamowitz  verbessert  wird  und  sich  dann  rasch  verbreitet. 

—  Thomas  Wa4|wood  macht  Lichtpausen  nach  Naturobjekten,  z.  B.  nach 
Pflancenblättern  auf  mit  Silbemitrat  behandeltem  Papier.  Er  versucht, 
jedoch  ohne  Erfolg,  das  Bild  der  Camera  obscura  durch  lichtempfindliches 
Papier  zu  fixieren. 

—  Friedrich  Wlnilar  aus  Znaim  (anglisiert  Winsor)  geht,  mit  einem  Privileg 
von  Georg  III.  ausgestattet,  zuerst  daran,  das  Leuchtgas  zur  Städtebeleuoh- 
tung  zu  verwenden.  1810  wird  die  erste  Gasgesellschaft  Londons,  die 
Chartered  Company,  vom  Parlament  bestätigt,  und  am  1.  April  1814  werden 
die  ersten  Gaslatemen  in  London  angezündet. 

—  William  Hyde  WolUttton  taucht  einen  Silberdraht,  der  mit  dem  Konduktor 
einer  Elektrisiermaschine  in  leitender  Verbindung  steht  und  an  seinem 
freien  Ende  mit  Siegellack  überzogen  ist,  in  eine  Lösvmg  von  Kupfer- 
vitriol, in  welche  zugleich  ein  mit  dem  Reibzeug  verbundener  Draht  ein- 
geführt wird.  Nach  hundertmaliger  Umdrehung  der  Scheibe  der  Maschine 
zeigt  sich  die  metaUische  Oberfläche  des  mit  dem  Reibzeug  verbundenen 
Drahtes  mit  Kupfer  bedeckt.  Er  liefert  hierdurch  den  Nachweis,  daß  der 
Entladungsstrom  chemische  Verbindungen  zerlegt. 

—  William  Hyde  Wollatton  schlägt  eine  Methode  zur  Messung  des  Brechungs- 
index von  festen  Körpern  vor,  die  darauf  beruht,  daß  man  die  zu  unter- 
suchende Substanz  mit  einem  Prisma  von  bekanntem,  aber  größerem 
Brechungsindex  als  dem  der  zu  untersuchenden  Substanz  in  Berührung 
bringt  und  durch  das  Prisma  den  Eintritt  der  Totalreflexion  beobachtet, 
den  die  an  der  Trennungsfläche  reflektierten  Strahlen  erleiden. 

—  William  Hyde  Wollaiton  macht  die  erste  Beobachtung  der  dunkeln  Streifen 
im  Sonnenspektrum. 

—  Thomas  Yoinif  benutzt  die  von  Grimaldi  gemachte  und  von  ihm  vervoll- 
kommnete Beobachtung  der  Interferenzerscheinungen  (s.  1666  G.)  zum  Be- 
weise der  Richtigkeit  der  Wellentheorie. 

1803  Der  Geistliche  Sigmund  Adam  im  Kloster  St.  Zeno  bei  Reichenhall  erfindet 
die  Linüermaschine. 

—  Der  Pariser  Schokoladefabrikant  Aucar  konstruiert  dne  Schokoladereib- 
maschine mit  zylindrischen  Walzen,  die  1834  von  Ratisseau,  und  insbeson- 
dere 1840  von  Chomant  wesentliche  Verbesserungen  erfährt. 

—  Johann  Jacob  von  Banollin  und  Wilhelm  Hltlncar  führen  zuerst  die  Zersetzung 
von  Salzen  durch  den  Voltastrom  zwecks  Gewinnung  der  Metalle  wissenschaft- 
lich aus  und  bestätigen  die  Beobachtung  von  Cniikshank  (s.  1800  C),  wo- 
nach bei  Zersetzung  von  Kochsalz  am  negativen  Pole  Ätznatron  auftritt. 

—  Nachdem  John  Smeaton  (1766)  und  John  Wilkinson  zuerst  Dampf- 
maschinenzylinder mit  mechanischen  Sohneid-  oder  richtiger  gesagt  Sohab- 
werkzeugen  ausgebohrt  hatten,  werden  gleichzeitig  von  Bllüiigsiiy  die  erste 
vertikale,  von  John  DIxM  die  erste  horizontale  Zylinderbohrmaschine  kon- 
struiert. 

—  Die  französische  Akademie  entsendet  auf  die  Nachricht  eines  in  L'Aigle 
in  der  Normandie  am  26.  April  1803  niedergegangenen  Steinregens  eine 
KommiBsion  dahin,  welche  —  unter  dem  Vorsitze  des  Physikers  Jean 
Baptiste  Bist  —  die  kosmische  Natur  der  Meteorsteine  endlich  (s.  1794  C.) 
anerkennt. 

—  John  OaltM  ermittelt  durch  Messimg,  wie  die  Menge  der  in  ruhender  Luft 


—     283     — 

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1808 

verdunstenden  Flüssigkeit  Ton  den  Tersohiedenen  Faktoren  (Temperatur, 
Druck  usw.)  abhängt.  Genauer  als  von  ihm  wird  die  Verdampfungs- 
geschwindigkeit  1873  von  Josef  Stefan  untersucht. 
1803  John  OaHoii  zeigt  in  seiner  Abhandlung  „On  the  absorption  of  gases  by 
water  and  other  liquids",  daß,  wenn  sich  über  einer  Flüssigkeit  ein  Ge- 
menge von  Gasen  befindet,  öÜe  aufeinander  nicht  chemisch  wirken,  die 
Flüssigkeit  alsdann  jeden  Bestandteil  des  Gremenges  so  absorbiert,  als  ob 
er  allein  und  unter  einem  Druck  yorhanden  w&re,  welcher  dem  im  Gemenge 
ihm  zukommenden  Partialwert  gleich  ist. 

—  Humphry  Davy  erkennt,  daß  bei  Elektrolyse  von  Ealiumsulfat  Ätzkali  am 
negativen  und  Schwefelsäure  am  positiven  Pol  gebildet  wird.  (Vgl.  1S03B.) 

^  Charles  OtrOHit  erhält  aus  einem  wässerigen  Opiumauszug  eine  eigentüm- 
liche, krystaUinische  Substanz  von  narkotischer  Wirkung,  die  als  Derosne'- 
sches  Salz  bezeichnet  wird  und,  wenn  sie  auch  kein  reines  Morphin  war, 
doch  den  eisten  aus  einer  Pflanze  isolierten,  spezifisch  wirkenden  Pflanzen- 
bestandteil darstellt. 

—  Bryan  Donkln  verbessert  die  Robert'sche  Papiermaschine.  (S.  1799  R.)  In 
seiner  in  St.  Nuits  aufgestellten  Maschine  ist  die  Form  zur  BUdung  des 
Papiers  ein  endloses,  über  mehrere  Walzen  laufendes  Drahtgewebe,  auf 
welches  sich  das  Ganzzeug  in  einem  gleichförmigen  breiten  Strome  ergießt. 

—  -  Duckit  konstruiert  die  sog.  Walzendrill-  oder  Säemasehine,  bei  der  statt  der 

Löffel  (s.  1783  C.)  zylindrische  Walzen  mit  mannigfachen  Vertiefungen  im 
Mantel  zur  Aufnahme  des  auszustreuenden  Samens  angebracht  sind.  Um 
die  Einführung  dieser  Art  von  Säemaschinen  macht  sich  insbesondere 
Albreoht  Thaer  verdient. 

—  Der  erste  Tunnel  von  größerer  Breite  durch  sandiges,  druckreiches  Ge- 
birge ist  die  für  den  Kanal  von  St.  Quentin  erbaute  Galerie  de  Tronquoy. 
In  ihr  ist  der  Anfang  des  heutigen  Tunnelbaus  zu  erblicken.  Begonnen 
war  das  Werk  1769  vom  Ingenieur  Laurent.  Die  Arbeiten  wurden  indes 
1773  eingestellt  imd  erst  1801  vom  Ingenieur  Oayant,  dem  seine  Duich- 
führung  zu  danken  ist,  wieder  aufgenommen. 

—  William  HMry  stellt  für  Lösungen  von  Gasen  in  Flüssigkeiten  das  Gesetz 
auf,  daß  von  einem  Gase  umsomehr  gelöst  wiird,  je  größer  der  Druck  des 
Gases  über  der  Flüssigkeit  ist.  Das  G«setz  wird  1891  von  Nemst  für  den 
Fall  erweitert,  daß  mehrere  Molekelgattungen  sich  zwischen  Lösung  nnd 
Dampfphase  verteilen. 

—  Nachdem  man  in  der  Landwirtschaft  aller  Länder  die  Exkremente  zur 
Düngung  nicht  für  sich  allein  aufgesammelt  hatte,  sondern  dazu  eigenartige 
poröse  Materialien  wie  Stroh,  Waldstreu  usw.  angewendet  hatte,  die  man 
Streu  oder  Einstreu  nannte,  und  die  wesentUoh  mit  zur  Konservierung  der 
Exkremente  beitrugen,  wird,  wie  Sigismund  Friedrich  HniiibtlMt  in  seinem 
„Archiv  der  Agrikulturchemie"  anführt,  allmählich  mehr  und  mehr  für 
diesen  Zweck  die  Torfstreu  empfohlen,  die  vorzugsweise  befähigt  ist,  das 
Ammoniak,  das  durch  Zersetzung  von  Harnstoff  und  Hippursäure  ent- 
steht, in  sich  festzuhalten,  wie  später  mehrfach,  u.  a.  auch  1884  von 
Fleischer,  konstatiert  wird. 

—  Alexander  von  HumboMt  beobachtet  zuerst  den  Gegenschein  des  Zodiakal- 
lichts. 

—  Auf  Anregung  des  Spinnereibesitzers  WiUiam  RedcliSe  konstruiert  Thomas 
Johmon  die  erste  Kettenschermaschine,  wie  auch  die  erste  Schlichtmaschine. 
Durch  die  letztere  wird  erst  die  Anwendung  des  mechanischen  Webstuhls 
verallgemeinert,  da  jetzt  nicht  mehr  wie  bisher,  behufs  Schlichtens  der 
Kette,  die  Arbeit  oft  unterbrochen  werden  muß,  was  bisher  für  jeden 
Stuhl  einen  eigenen  Arbeite"  erfordert  hatte. 

—     284     — 

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1808 

1803  Heinrich  Hugo  Kimlt  erhält  bei  der  Einwirkung  von  ChlorwasserstoS  auf 
Terpentinöl  das  Pinenchlorhydrat,  das  er  seiner  Ähnlichkeit  mit  Campher 
wegen  für  kfiustUchen  Campher  h&lt 

—  Der  Italiener  LwdH  erfindet  die  Additons-  und  Subtraktionslogarithmen, 
mit  denen  man  aus  log  a  und  log  b  den  Logarithmus  von  a  -|-  b  und 
von  a  —  b  bequemer  finden  kann,  als  dies  bei  Benutzung  der  gewöhnlichen 
Lorgarithmentafeln  möglich  wäre.  Das  Verfahren  wird  erst  durch  Ganß 
(1812)  allgemein  bekannt,  weshalb  man  diese  Logarithmen  auch  „Gauß'sche 
Logarithmen"  nennt. 

1803—08  Lnris  imd  Markt  erforschen  das  Felsengebirge  und  erreichen  die  Quellen 
des  Missouri  und  Columbia. 

1803—06  Der  Hamburger  Heinrich  UchtmtMn  bereist  das  südafrikanische  Drei- 
eck und  besucht  namentlich  das  Crebiet  der  Betschuanen,  in  welchem  er 
durch  die  Karrooebenen  bis  Kitruman  gelang^. 

1803  Johann  Friedrich  Daniel  LoftsMn  erbringt  den  Beweis  für  den  muskulösen 
Bau  der  Gebärmutter  (s.  1726  M.)  auch  an  dem  nngeschwängerten  Uterus  und 
zeigt,  daß  die  Muskeln  im  Uterus  eigentümlicher  Art  und  mehr  den  Faser- 
elementen in  den  Wandungen  der  Blutgefäße  ähnlich  sind.  Erst  KöUiker 
(s.  1847  E.)  stellt  die  Natur  dieser  Muskelfasern  fest. 

—  Joseph  MolM  konstruiert  ein  verbessertes  pneumatisches  Feuerzeug,  das 
unter  dem  Namen  „Tachypyrion"  sich  eines  gewissen  Rufes  erfreute. 
(S   1770  D.) 

—  Der  Ingenieur  C.  NixM  wendet  zuerst  Schienen  aus  Schmiedeeisen  auf  der 
Wallbottle  Mine  bei  Newoastle  on  Tyne  an. 

—  Johann  Wilhelm  Rittor  verfolgt  die  Beobachtungen  von  Gautherot  (1802  G.) 
über  die  galvanische  Polarisation  weiter  und  beobachtet  bei  wechselnder 
Spannung  ein  Maximum  der  Polarisation.  Er  stellt  eine  Sekundärbatterie 
aus  60  Kupferscheiben  mit  feuchten  Zwischenlagen  auf  (Ladungssäule), 
mit  der  er  nach  erfolgter  Ladung  ziemlich  alle  Versuche  wie  mit  der 
Volta'schen  Säule  ausführen  kann. 

—  Johann  Wilhelm  RHtor  macht  die  Beobachtung,  daß  auch  wenn  die  feuchten 
Zwischenleiter  durch  trockene  (Schafleder)  ersetzt  werden,  die  Ladungs- 
säule die  gleiche  Spannung  besitzt,  wie  die  Volta'sche,  daß  dagegen  alle 
mit  einer  solchen  Säule  ausgeführten  Ladungen  viel  längere  Zeit  brauchen. 
Diese  sogenannte  trockene  Säule,  die  1805  und  1806  unabhängig  von  Ritter 
von  Mar^chaux  in  Wesel  und  G.  B.  Behrens  gebaut  wird,  wird  1813  durch 
Zamboni's  Versuche  so  allgemein  bekannt,  daß  sie  den  Namen  Zamboni'- 
sche  Säule  erhält. 

—  Antonio  Scar^  konstruiert  einen  Klumpfußschuh,  der  in  seiner  einfachsten 
Form  aus  einem  Schnürschuh  besteht,  von  dessen  Sohle  an  der  Außenseite 
eine  Schiene  abgeht,  die  in  der  Höhe  des  Knöchelgelenks  durch  ein 
Scharäier  mit  einer  Unterschenkelschiene  artikuliert,  die  durch  eine  Halb- 
rinne und  einen  Riemen  unter  dem  Knie  befestigt  wird.  Sie  federt  nach 
außen  und  redressiert  dadurch  den  Fuß.  Auf  dem  gleichen  Prinzip  be- 
ruhen fast  alle  späteren  Klumpfußapparate. 

—  Der  englische  Oberst  Henry  Shrapnai  ändert  die  bereits  im  16.  Jahrhundert 
bekannten  (z.  B.  im  Dialogus  des  Augsburger  Feuerwerkers  Zümermann 
—  s.  1573  —  erwähnten)  Granatkartätschen,  d.  s.  gußeiserne  Hohlgeschosse 
mit  Bleikogelfüllung,  dahin  luu,  daß  sie  nicht  mehr,  wie  bisher,  am 
Ziele  auf  dem  Boden  krepieren,  sondern  mit  Hilfe  eines  mit  entsprechender 
Brennzeit  versehenen  (tempierten)  Zünders  schon  in  der  Luft  platzen  und 
ihren  Kugelinhalt  von  oben  her  auf  den  Gegner  schleudern.  Die  seitdem 
Schrapnell  genannte  Gesohoßkonstruktion  findet  ihre  erste  Anwendung  1808 

—     285      - 

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1808 

in  der  Schlacht  bei  Vimeira  und  bildet  jetzt,  freilich  in  weeenfiicher  Um- 
gestaltung, das  Hauptgesohoß  der  Feldartillerie. 

1803  Smithson  Tannairt  entdeckt  dae  Iridium  und  das  Osmium. 

—  Gottfried  Reinhold  TravIraniB  führt  für  die  Tiergeographie  zuerst  die  Me- 
thode des  statistischen  Vergleichs  der  Arten  ein  und  entwirft  nicht  nur 
die  Grundzüge  für  die  klimatischen  Verschiedenheiten  der  Tierwelt,  son- 
dern stellt  auch  die  Faunencharaktere  größerer  Ländergebiete  fest.  (S.  a. 
1777Z.)  Für  die  Säugetiere  gibt  eine  solche  statistische  Zusammenstellang 
für  die  großen  Reviere  der  Erde  Illiger  1811,  für  die  Amphibien 
Schlegel  1837. 

—  Jean  Pierre  Etienne  VanclMr  erkennt  die  Konjugation  an  der  später  nach 
ihm  benannten  Süßwasseralge  als  einen  sexuellen  Vorgang. 

—  Jean  Pierre  Etienne  Vaudnr  zeigt,  daß  Seiches  auch  an  anderen  Seen,  als 
dem  Genfer  See,  nichts  ganz  Unbekanntes  seien.  Nach  Ratzel  und  Forel 
sind  Schwankungen  für  die  großen  nordamerikaniachen  Seen  seit  Ende  des 
17.  Jahrhunderts  nachgewiesen,  doch  ist  mit  Sicherheit  nicht  dargetan, 
ob  diese  Schwankungen  in  die  Kategorie  der  Seiches  gehören. 

—  William  Hyde  Wollaston  entdeckt   das  Palladium  und  1804  das  Rhodinm. 

—  Der  Ingenieur  Woodboute  gibt  der  Curr'schen  Schiene  (vgl.  1776  C.)  eine 
Kastenform,  so  daß  sie  direkt  auf  den  Boden  in  die  Straßenoberfläche  ge- 
legt werden  kann.  Die  von  ihm  angelegte  Bahn  auf  den  Kohlengruben 
in  Sheffield  besteht  bis  1812  und  bildet  den  Vorläufer  der  Barlow'schen  Idee 
(8.  1836  B.),  die  auf  direkte  Lagerung  des  eisernen  Oberbaus  auf  das  Fun- 
dament abzielt. 

—  Franz  Xaver  von  Zach  macht  den  Spiegelsextanten,  der  bisher  ausscUiefl- 
licb  zu  Ortsbestimmungen  auf  See  verwendet  wurde,  auch  zur  Winkel- 
messung  auf  dem  Lande  brauchbar,  indem  er  die  künstlichen  Horizonte 
anwendet.  Solche  Instrumente  werden  zuerst  von  der  Firma  Brander  in 
Augsburg  gebaut. 

1804  Aidaraon  gießt  die  Bleiröhren,  bevor  er  sie  auf  der  Ziehbank  streckt,  in- 
wendig mit  einer  Schicht  Zinn  aus  und  ermöglicht  dadurch  die  Herstellung 
von  wesentlich  längeren  Röhren  als  bisher. 

—  Nachdem  Hooke's  und  Guglielmini's  Fallversuche  ohne  sicheres  Ergebnis 
verlaufen  waren,  gelingt  es  Johann  Friedrich  Bannnbarg,  die  östliche  Ab- 
weichung fallender  Körper  infolge  der  Erddrehung,  die  Newton  1679  theo- 
retisch erkannt  hatte,  durch  Versuche  am  Turm  der  St.  Michaeliskirche  in 
Hamburg  und  in  dem  Rheinischen  Kohlenbergwerk  inSchlebusch  zu  beweisen. 

—  Bamilui  und  unabhängig  von  ihm  Hltln(w  und  Klaproth  entdecken  in  einem 
schwedischen  Mineral  eine  Erdart,  die  Klaproth  Ochroiterde,  Hisinger 
und  BerzeliuB  —  nach  dem  kurz  zuvor  entdeckten  Planeten  (s.  1801  P.) 
—  Cerium  nennen.  Später  (1815)  findet  Berzelius,  daß  das  Cerium,  resp. 
sein  Oxyd,  in  der  rohen  Yttererde  (s.  I794G.)  enthalten  ist. 

—  Richard  CiNmvix  fördert  durch  seine  Arbeiten  die  analytische  Chemie. 

—  Sir  Astley  Paston  Coopw  lehrt  die  operative  Behandlung  der  Hernien  und 
führt  zum  ersten  Male  die  Unterbindung  der  Carotis  aus. 

—  John  Dalton  gibt  dem  von  Wenzel,  Richter  und  Proust  mitbegründeten 
Gesetz  der  konstanten  Proportionen  den  festen  Ausdruck:  Verbindet  sich 
ein  Körper  A  mit  einem  Körper  B  zu  einem  Körper  C,  so  stehen  die  Massen 
von  A,  B  und  C  in  einem  unabänderlichen  konstanten  Verhältnis. 

—  John  Dalton  bestimmt  die  Spannkraft  des  Dampfes  in  höheren  Temperaturen, 
indem  er  die  Flüssigkeiten  unter  einem  bestimmten  Druck  sieden  läßt 
und  die  Temperatur  der  siedenden  Dämpfe  beobachtet.  Er  dehnt  seine 
Untersuchungen  auf  sechs  Flüssigkeiten  aus  und  leitet  daraus  das  nach 
ihm    benannte  Gesetz   der  Dampfspannungen   verschiedener  Flüssigkeiten 


286     — 

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1804 

ab,  welches,  wenn  es  streng  gültig  wäre,  nur  die  Kenntnis  der  Spann- 
kräfte der  Wasserdämpfe  und  des  Siedepunkts  einer  Flüssigkeit  verlangen 
würde,  um  daraus  sofort  die  Spannkraft  der  Dämpfe  dieser  Flüssigkeit 
für  alle  Temx>eraturen  zu  kennen.  Als  gültig  bewährt  sich  das  Gesetz  nur 
für  Flüssigkeiten,  die  zu  einer  homologen  Reihe  gehören.  (S.  1855  E.) 
1804  Dtichampa  Als  gibt  in  seinem  Werke  „Trait^  des  maladies  des  fosses  na- 
sales et  de  leurs  sinuses"  die  erste  systematische  Anordnung  der  Krank- 
heiten der  Nase  und  beschreibt  auch  die  Krankheiten  der  Stirn-  und  der 
Kieferhöhlen. 

—  Sydenham  Edwards  entdeckt  die  Sensibilität  der  sechs  kleinen  Borsten  auf 
der  Oberseite  des  Blattes  der  Dionaea  muscipula.     (Venusfliegenfalle.) 

—  Der  Glasmaler  Michael  Siegmund  Fnnk  in  Nürnberg  beginnt  i.  J.  1804 
seine  Versuche  zur  Wiederbelebung  der  Glasmalerei  und  zur  Wieder- 
aufflndung  ihrer  namentlich  hinsichtlich  der  Schönheit  und  Dauerhaftigkeit 
der  Farben  seit  dem  17.  Jahrhundert  verloren  gegangenen  Technik;  er 
wird  dadurch  zum  Wiederentdecker  dieser  Kunst.  Im  Jahre  1827  wird 
ihm  die  technische  Leitung  der  neu  gegründeten  Anstalt  für  Glasmalerei 
in  München  übertragen.     (Vgl.  1848  A.) 

—  Bobert  FaHon  schlägt  dem  Kaiser  Napoleon  vor,  die  Dampfkraft  in  die 
kaiserliche  Marine  einzuführen,  ohne  daß  dieser  Vorschlag  eine  Folge  hat. 

—  James  Qanhtto  aus  Bordeaux,  als  Zahnarzt  in  Philadelphia  tätig,  er- 
findet die  Goldplatten  als  Basis  für  künstliche  Zähne,  sowie  die  Adhäsions- 
platten und  die  breiten  Goldklammem.  Er  fertigt  nach  den  Gipsmodellen 
Metallstanzen,  auf  denen  er  seine  Goldplatten  stanzt. 

—  Qay  Lintac  und  Biat  unternehmen  Luftfahrten  zur  Untersuchtmg  der  atmo- 
sphärischen Temperatur  und  Feuchtigkeit.  Bei  einer  dieser  Luftfahrten 
erreichen  sie  am  9.  September  die  Höhe  von  7376  m  imd  nehmen  dort 
Luftproben,  bei  deren  Analyse  durch  Gay-Lussac  und  Thtoard  festgestellt 
wird,  daß  Dalton's  Annahme,  wonach  in  den  höheren  Regionen  die  Zusammen- 
setzung der  L\ift  eine  andere  sein  müsse  als  in  den  niederen,  falsch  ist. 
Bei  dieser  Luftfahrt  beobachten  sie  eine  Temperaturabnahme  von  je  1' 
für  174  m  Höhe.  Eine  erkennbare  Zunahme  der  Schwingungsdauer  einer 
Magnetnadel,  die  gleichbedeutend  mit  einer  Abnahme  der  Horizontalintensi- 
tät wäre,  können  sie  nicht  beobachten. 

—  Samuel  Quppy  stellt  Eisennägel  auf  kaltem  Wege  (vgl.  dagegen  1790  C.) 
her,  indem  er  Eisenschienen  in  einem  Walzwerke  mit  entsprechendem 
Querschnitt  zunächst  vorwalzt,  und  die  Zaine  alsdann  durch  Zerschneiden 
in  N&gel  zerlegt.  Das  Anköpf en  der  Nägel  bewirkt  er  durch  eine  be- 
sondere Maschine. 

—  Karl  Ludwig  Hanlliif  entdeckt  am  2.  September  den  dritten  Asteroiden 
„Juno". 

—  Alexander  von  Humboldt  macht  zuerst  wieder  auf  den  im  Inkareich  von 
den  Chinchainseln  geholten  und  viel  gebrauchten  Guano  (huano)  auf- 
merksam; doch  gelingt  es  erst  Liebig,  demselben  die  allgemeine  Anerkennung 
zu  verschaffen.  Der  wichtigste  Repräsentant  der  Guanosorten,  welche 
aus  den  AuswurfstoSen  von  Seevögeln  hervorgegangen  sind  und  sich  auf 
einer  Reihe  .von  Inseln  im  Ozean  nach  und  nach  zu  Ungeheuern  Massen 
angesammelt  haben,  ist  der  Peruguano.     (S.  a.   1530.) 

—  Alexander  von  Humboldt  zeigt,  wie  eine  Art  beständige  Fortpflanzung  der 
vulkanischen  Erscheinungen  bald  in  der  Richtung  von  Nord  nach  Süd, 
bald  in  entgegengesetzter  Richtung  stattfindet  und  wie  die  Wirkungen 
unterirdischer  Erschütterungen  auf  einem  Raum  von  mehreren  tausenden 
von  Quadratmeilen  gleichzeitig  empfunden  werden. 

—     287     — 

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1804 

1804  Alexander  von  HumboMt  bestätigt  die  von  Lamanon  (b.  1785  L.)  gefundene 
Änderung  der  Intensität  des  Erdmagnetismus  mit  der  magnetischen  Breite 
durch  seine  seit  1709  fortgesetzten  Beobachtungen  im  südlichen  Frankreich, 
in  Spanien,  auf  den  Canarischen  Inseln,  im  tropischen  Amerika,  dem  Atlan- 
tischen Ozean  und  der  Südsee. 

—  Joseph  Marie  Jacquard  erfindet  eine  Maschine  zur  Herstellung  von  Netzen. 

—  John  LmII«  vergleicht  zuerst  da«  Emissionsvermögen  verschiedener  Substanzen 
mit  demjenigen  einer  mit  RuB  überzogenen  Fläche.  Er  stellt  vor  einem 
Hohlspiegel  einen  mit  kochendem  Wasser  gefüllten  Metallwürfel  (Leslie'schen 
Würf^)  auf,  dessen  eine  Seite  mit  Ruß  und  dessen  andere  Seiten  mit  den- 
jenigen Substanzen  überzogen  sind,  deren  Emissionsvermögen  mit  dem 
des  Rußes  verglichen  werden  sollte.  Genauere  Versuche  hierüber  werden 
von  Melloni  (1835),  von  Knoblauch  (1847),  Magnus  (1848),  Röntgen  (1881) 
u.  a.  gemacht  und  ergeben,  daß  das  Emissionsvermögen  der  Körper  klei- 
ner wird,  wenn  die  Oberflächen  derselben  dichter  und  härter  werden. 

—  John  LmH«  macht,  wie  die  ersten  Versuche  über  das  Emissionsvermögen,  so 
auch  solche  über  das  Absorptionsvermögen  verschiedener  athermaner  Körper, 
indem  er  sich  dazu  seines  Metallwürfels  bedient,  den  er  mit  kochendem 
Wasser  gefüUt  einem  Hohlspiegel  gegenüberstellt,  in  dessen  Brennpunkt 
sich  die  mit  den  zu  untersuchenden  Substanzen  überzogene  Kugel  eines 
Luftthermometers  befindet.  Genauere  Versuche  werden  von  Melloni  (1835), 
de  la  Provostaye  und  Desains  (1844)  u.  a.  gemacht. 

—  Samuel  Lucas  in  England  führt  das  Röaumur'sche  Verfahren  der  Bereitung 
von  schmiedbarem  Guß  durch  Glühen  von  Gußeisen  in  Erzen  mit  Erfolg 
in  die  Praxis  ein. 

—  Louis  Polnsot  führt  in  die  Mechanik  den  Begriff  der  Kräftepaare  (Couple) 
ein,  eine  Idee,  welche  das  Verständnis  aller  RotationseSekte  wesentlich 
erleichtert. 

—  Sim^on  Denis  Polttoii  in  Paris  lehrt  eine  Methode  zur  Bildung  symmetri- 
scher Funktionen  der  gemeinsamen  Werte  der  Wurzeln  eines  Gleichungs- 
systems. Seine  Haupt  Verdienste  liegen  auf  dem  Gebiete  der  mathematischen 
Physik.    (Vgl.  sein  vielverbreitetes  Werk  ,,Trait6  de  m6canique".) 

—  Georg  von  Roichenbach  faßt  zuerst  den  Gedanken,  die  mittels  F^en  aus- 
zuführende Handarbeit  durch  Maschinenarbeit  auszuführen  und  konstruiert 
die  erste  Feilmaschine. 

—  Nachdem  Sharp  1740  eine  ausführliche  Beschreibung  des  Verfahrens  der 
Cheselden'schen  künstlichen  Pupillenbildung  (vgl.  1720  C.)  gegeben  und 
ausgesprochen  hatte,  daß  dieses  Operationsverfahren  nicht  immer  zum 
Ziele  führe,  modifiziert  August  Gottlob  RIchtar  dieses  Verfahren  derart, 
daß  er  damit  einen  wesentlichen  Fortschritt  in  der  Operation  der  künst- 
lichen Pupille  anbahnt. 

—  Nicolas  Theodore  do  Saunure  begründet  mit  seinem  Werke  „Recherches 
chimiques  sur  la  v6g6tation"  die  Humustheorie. 

—  Nicolas  Th6odore  do  Sautiuro  studiert  zuerst  die  Gesetze  der  Stoffaufnahme 
der  Pflanzen  an  einzelnen  Luftpflanzen  und  stellt  das  nach  ihm  benannte 
Gesetz  auf,  daß  die  Wurzeln  der  Pflanzen  die  Stoffe  in  einem  anderen 
Verhältnis  aufnehmen,  als  sie  in  der  Lösung  geboten  sind. 

—  Nicolas  Theodore  do  Sausturo  findet,  daß  die  Pflanzen  nur  in  intensivem 
Lichte  die  Kohlensäure  zerlegen,  daß  im  Finstem  dagegen  jede  Vermeh- 
rung des  Kohlensäuregehaltes  der  Luft  auf  den  Pflanzenorganismus  schäd- 
lich wirkt.  Er  findet  femer,  daß  die  Vermehrung  der  Trockensubstanz 
bei  der  Kohlensäureassimilation  nur  von  der  gleichzeitigen  Bindung  der 
Bestandteile  des  Wassers  herrührt  und  ergründet  die  Abhängigkeit  des 
Wachstums  von  der  Sauerstofiatmung  der  Pflanzen.   Er  maoht  zuerst  dar- 

—     288     — 

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180* 

auf  anfmerksam,  daß  Ammoniak  in  der  Luft  vorhanden  ist,  das  dann  von 
Liebig  (8.  1826  S.)  auch  im  Kegenwasser  nachgewiesen  wird. 
1804    Nicolas  Theodore  de  Sannura   hat  die  ersten  richtigen  Ansichten  über  die 
Bedeutung  der  Aschenbestandteile  für  die  Ernährung  der  Pflanzen. 

—  Antonio  Searpa  ist  der  erste,  welcher  die  Entstehung  der  Arteriosklerose 
auf  eine  Zerstörung  der  inneren  Häute  der  Arterien  zurückführt.  Er 
schildert  treffend  die  Bildung  gelber  Flecken  auf  der  Intima  der  Aorta, 
die  nach  und  nach  in  kömige  Erhebungen  und  kalkige  Plättchen  über- 
gehen. 

—  Der  Geolog  Ernst  Friedrich  von  Sehlotkalni  gibt  in  seiner  Schrift  „Be- 
schreibung merkwürdiger  Kräuterabdrücke"  (1804),  sowie  in  dem  Werke 
„Petrefaktenkunde"  (1820)  die  wissenschaftliche  Grundlage  für  die  Kennt- 
nis der  fossilen  Pflanzen.     (Vgl.  1822  B.) 

—  Graf  Charles  von  ttanhopo  in  London  erfindet  in  Anlehnung  an  Ged's  Ideen 
(s.  1729  G.)  die  Gipsstereotypie.  Bei  diesem  Verfahren  wird  der  in  gewöhn- 
licher Weise  gesetzte  Lettemsatz  in  einen  an  den  Rändern  übergreifenden 
nahmen  eingespannt,  alsdann  eingeölt  und  mit  Gipsbrei  Übergossen.  Die 
erhärtete  Gipsplatte  dient  als  Matrize  für  den  Guß  der  Druckplatte. 
Eine  mehrmalige  Verwendung  der  Gipsmatrize  ist  —  im  Gegensatze  zur 
Papierstereotypie  —  nicht  möglich. 

—  John  Stovont  in  Hoboken  beschäftigt  sich  eingehend  mit  der  Dampf- 
schiffahrt and  baut  ein  Modell  eines  Dampfschiflee,  das  im  Stevens  Insti- 
tute in  Hoboken  aufbewahrt  wird.  Er  wendet,  wie  vor  ihm  Pitch  (s.  1787) 
und  Read  (s.  1791),  Wasserröhrenkessel  an,  die  bis  100  zweizöUige  Röhren 
enthalten.  Seine  Arbeiten  werden  von  seinem  Sohne  Robert  L.  Stevens 
mit  Erfolg  fortgesetzt. 

—  Richard  Travithick,  der  nach  siebenjährigen  Versuchen  bereits  1801  mit 
einem  durch  Dampf  betriebenen  Feuerwagen  die  Straßen  von  Cambome 
ohne  Benutzung  einer  Spurbahn  befahren  hatte,  baut  mit  Andrew  VIvlu 
unter  Verwendung  einer  selbst  konstruierten  Hochdruckdampfmaschine 
(vgl.  1802  T),  zu  welcher  Dampf  von  6 — 7  Atmosphären  Spannung  ver- 
wendet wird,  eine  auf  eisernen  Schienen  laufende  Lokomotive,  die  auf 
der  Merthyr  Tydfü  Eisenbahn  mit  Erfolg  große  Roheisenlasten  schleppt. 
Trevithick  baut  gleichzeitig  einen  Dampfwagen,  dem  er  den  Namen  „Feuer- 
draohe"  gibt  und  zeigt,  indem  er  mit  demselben  die  unebenen  Straßen 
von  Comwallis  befährt,  daß  mit  einem  solchen  Wagen  selbst  größere  Stei- 
gungen überwunden  werden  können.  Bemerkenswert  ist,  daß  Trevithick 
sowohl  bei  diesem  Dampfwagen,  als  auch  bei  seinpn  Lokomotiven  bereits 
das  Blasrohr  benutzt,  bei  welchem  die  saugende  Wirkung  eines  stetigen 
Dampfstrahls  verwendet  wird,  die  zuerst  1670  von  Philibert  Delorme  er- 
kannt worden  war. 

—  Der  enghsche  Ingenieur  Waltar  stellt  den  ersten  Entwurf  einer  eisernen 
Drehbrücke  auf. 

—  William  Hyde  Woilatton  beschäftigt  sich  mit  den  Vorzügen  der  Meniskus- 
form  für  Brillengläser  und  weist  durch  Versuche  nach,  daß  diese  Form 
der  Gläser  den  Weitsichtigen  ein  größeres  Bildfeld  gleichmäßig  scharf  zeigt, 
als  dies  bei  der  Bikonvexlinse  der  Fall  ist.  Er  gibt  der  Meniskuslinse 
den  Namen  Periskop  und  überträgt  1812  das  Prinzip  des  Periskops  auch 
auf  das  Objektiv  der  Camera  obscura.    (S.  1812  W.) 

—  William  Hyde  Wollaston  beobachtet  zuerst  an  einachsigen  Krystallen  von 
Palladiumsalzen,  daß  das  parallel  der  Achse  durch  sie  hindurchtretende 
Licht  tiefrot  gefärbt  ist,  während  das  senkrecht  zur  Achse  einfallende 
Licht  gelblichgrün  ist  und  entdeckt  damit  den  Dichroismus. 

—  Arthur  WooH  verbessert  die  von  Jonathan  Homblower  (s.  1776  H.)  erfundene 

Darrngtaedter.  19 

-     289     — 


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1806 

Doppelt-Expansioiui-Maschine  durch  Einfühnuig  der  doppeltwirkenden  Zy- 
linder,  der  Kondensation  und  des  hohen  Dampfdrucks  und  gibt  dadurch 
die  Grundlage  zu  der  nach  ihm  benannten  Woolf'schen  Dampfmaschine. 
1805    John  Afctnuthy  in  London  weist  die  Hautrespiration  nach. 

—  William  MI  in  Derby  benutzt  zuerst  das  Walzwerk  zur  Herstellung  der 
bislang  nur  durch  Aussohmieden  fabrizierten  Messerklingen.  Diesem  unvoll- 
kommenen Versuch  folgen  mehrere  Erfindungen  ähnlicher  Art,  doch  erzielt 
erst  Mermillod  1863  volle  Erfolge. 

—  Joseph  Bramah  nimmt  ein  Patent  auf  eine  Rundsiebpapiermaschine,  welche 
1809  von  Joseph  DtekiiMM  und  1814  von  F.  Ulitwuhiuldw  wesentlich 
vervollkommnet  wird.  Aus  diesen  Maschinen  entwickelt  sich  allmählich 
eine  praktische  Rimdsiebpapiermaschine.  Das  Prinzip  dieser  Maschine 
weicht  von  dem  der  Langsiebmaschine  (s.  1803  D.)  insofern  ab,  als  hier 
die  Form  ein  mit  Drahtsieb  umkleideter  Zylinder  ist,  der  in  dem  Gang- 
zeugbehälter selbst  liegt  und  sich  um  seine  Achse  dreht.  (Daher  auch 
der  Name  „Zylindermaschine".) 

—  Lodovico  ßasparo  BnignaMII  führt  die  erste  galvanische  Vergoldung  aus, 
indem  er  eine  silberne  Medaille  in  einem  durch  Lösung  von  Knallgold  in 
Cyankalium  hergestellten  Groldbad  mit  Hilfe  der  Volta'schen  Batterie  ver- 
goldet. Bis  dahin  hatte  man  die  Vergoldung  in  der  Weise  vorgenommen, 
daß  man  entweder  Goldblättchen  aufklebte  oder  Goldamalgam  aufstrich 
und  bis  zum  schwachen  Glühen  erhitzte  (Feuervergoldung),  oder  daß  man 
die  zu  vergoldenden  Gegenstände  in  ein  entsprechendes  Goldbad  eintauchte 
(nasse  Vergoldung). 

—  Marc  Isambard  BruMl  verbessert  die  seit  langer  Zeit  in  Holland  bekannte 
und  nicht  erat,  wie  man  bisher  annahm,  von  Patrick  MiUer  erfundene  Kreis- 
säge, indem  er  dieselbe  aus  Stahl  anfertigt  und  aus  mehreren  segment- 
artigen  Teilen  zusammensetzt. 

—  Der  Franzose  Channl  erfindet  die  Tauch-  oder  Tunkzündhölzchen.  Ein 
Stückchen  Holz  wird  mit  einem  Überzug  von  Schwefel,  Gummi  und 
chlorsaurem  KaU  versehen.  Taucht  man  nun  das  überzogene  Ende  in  kon- 
zentrierte Schwefelsäure,  so  entzündet  sich  das  chlorsaure  Kali  und  setzt 
den  Schwefel  und  das  Hölzchen  in  Brand.     (S.   1786  B.) 

—  Der  englische  Greneral  William  GoRcraw  stellt  Verauche  mit  den  von  ihm 
um  1800  erfundenen,  nach  ihm  benannten  Brandraketen  an,  welche,  nach 
Art  der  heutigen  Leuchtraketen  hergestellt,  als  Brandgeschosse  (zuerst 
1807  gegen  Kopenhagen)  vielfache  Verwendung  finden  und  in  verschiede- 
nen Armeen    die  Aufstellung    besonderer  Raketenabteilungen    veranlassen. 

—  DanNM-BitaHMit  ersetzt  in  der  zum  Feinspinnen  eingerichteten  Billy- 
maschine  (s.  1776  W.)  die  Presse  durch  ein  Walzenpaar  und  erhält  so  die 
Zylinderapinnmaschine,  bei  der  die  Walzen  dazu  bestimmt  sind,  den 
Spindeln  das  Vorgespinst  zuzuführen,  welches  allein  durch  die  Wagenbe- 
wegung gestreckt  wird.  Diese  Maschine  wird  in  der  Streiohwollspinnerei 
sehr  viel  gebraucht. 

—  Johann  Albert  Eyteiwdii  läßt  bei  seinen  Venuchen  mit  dem  Stoßheber  auf 
bewegte  Papierstreifen  die  entsprechenden  Linien  aufzeichnen,  wendet  also 
damit  als  erster  nach  James  Watt  den  Registrier-Apparat  in  der  Mechanik  an. 

—  Gay  -  Lunae  und  Humboldt  machen  epochemachende  Arbeiten  über  die 
eudiometrischen  Mittel  und  das  Verhältnis  der  Bestandteile  der  Atmo- 
sphäre. Bei  dieser  Gelegenheit  bestimmen  sie  auch  die  VolumverhältnisBe, 
in  welchen  sich  Wasserstoff  und  Sauerstoff  verbinden,  imd  finden,  daß 
2  Volumina  Wasseretoff  sich  mit  einem  Volum  Sauerstoff  zu  Wasser 
vereinigen. 

—  CtoflMHil  in  Lyon,  dem  viele  Verbesserungen  in  der  Seidenzucht  zu  danken 

—     290     — 

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1808 

sind,  ffihrt  beim  Abhaspeln  der  Kokons  die  Heizung  der  Wasserbecken 
durch  Waaaerdampf  ein. 
1805  Slilot  gibt  in  seiner  Schrift  „Trait^  de  la  guerre  souterraine"  die  erste 
Andeutung  darüber,  daß  ea  möglich  sein  tdrd,  die  durch  den  elektrischen 
Strom  erzeugte  Wärme  dazu  zu  benutzen,  leicht  entzündliche  Stoffe  atif 
weite  Entfernungen  zu  entzünden.  (Erste  Anfänge  der  elektrischen  Fern- 
zündung von  Minen.) 

—  Ch.  J.  D.  von  QrottittU  stellt  die  Theorie  auf,  daß  der  galvanische  Strom 
in  Elektrolyten  als  erste  Arbeit  eine  Trennung  der  Jonen  aus  ihrem  Mole- 
kularverband zu  bewirken  habe,  und  daß  erst  in  zweiter  Linie  ihr  Trans- 
port^in  Richtung  auf  die  Elektroden  in  Betracht  komme. 

—  Nachdem  1782  Scheele  die  Lösliohkeit  des  Goldcyanids  in  Cyankalium 
konstatiert  hatte,  findet  Karl  Gottfried  HafMi,  daß  metaUisches  Gold  bei 
Luftzutritt  sich  in  Cyankahumlösung  löst,  eine  Beobachtung,  die  in  Ver- 
gessenheit gerät  und  1843  von  Fürst  Bagration  und  später  von  Faraday 
aufs  neue  gemacht  wird  und  die  Grundlage  des  Mac  Arthur  Forrest-Pro- 
zesses  (s.  1887  F.)  abgibt. 

—  John  Hartop  konstruiert  die  erste  Luppenquetsche,  die  dazu  dient,  die 
vom  Frisohherd  kommenden  Luppen  von  der  Schlacke  zu  befreien  und  zu 
einer  kompakten  Masse  zusammenzudrücken. 

—  HokMn  und  Sylvwtar  in  Sheffield  entdecken,  daß  Zink  bei  einer  Erwärmung 
auf  100  bis  160°  C  walzbar  ist,  imd  vermehren  dadurch  den  Verbrauch 
dieses  Metalls  in  erheblicher  Weise. 

—  Hollmwacsr  in  Colmar  lehrt  das  mechanische  Verspinnen  schlechter  Kokons 
und  der  Seidenabfälle  (Florett-,  Bourrette-,  Cbappeseide). 

—  John  Frederick  Jonas  vervollkommnet  durch  seine  Abhandlung  über  den 
Prozeß,  den  die  Natur  einschlägt,  Blutungen  aus  zerschnittenen  und  an- 
gestochenen Arterien  zu  stillen,  die  von  Jean  Louis  Petit  (s.  1731  P.)  ange- 
regte Lehre  von  der  spontanen  Blutstillung  und  begründet  durch  zahl- 
reiche Versuche  die  wissenschaftliche  Erkenntnis  der  Wirkungsweise  der 
Unterbindung  (Ligatur). 

—  Justus  Christian  von  Lodar  beschäftigt  sich  zuerst  mit  der  inneren  Archi- 
tektur der  Knochen  und  gibt  in  seinen  „Tabulae  anatomicae"  Abbil- 
dungen der  Spongiosen  des  Oberschenkelknochens,   mehrerer  Wirbel  usw. 

—  Johann  Hieronymus  Sehrttar  leitet  aus  den  Veränderungen  in  der  Sichel- 
gestalt des  Merkur  eine  Rotation  von  24  h  6  m  ab  und  schätzt  die  Höhe 
der  Merkurgebirge  auf  19  km.    (VgL  auch  1889  S.) 

—  Friedrich  Wilhelm  SartQmar  verfolgt  die  Derosne'sohen  Studien  über  die 
Bestandteile  des  Opiums  und  isoliert  das  Morphin,  das  erste  als  solches 
erkannte  Alkaloid,  und  die  Mekonsäure. 

—  Der  englische  Techniker  Stsna  erfindet  den  Schnittbrenuer. 

—  Thomas  Taltanl  ist  der  Schöpfer  des  Caledonia-Kanals  in  Schottland,  der 
die  Nordsee  mit  dem  Atlantischen  Ozean  verbindet.  Der  Kanal  geht  von 
Invemeß  am  Loch  Beauly  nach  Fort  William  am  Loch  Eil;  er  ist  97  km 
lang,  hat  fi,2  m  Tiefe  und  28  Schleusen.  Sein  höchster  Punkt  liegt  28,6  m 
über  dem  Meere.    Der  Bau  des  Kanals  wird  i.  J.  1847  vollendet. 

—  Friedrich  Tladamann  untersucht  unter  Anleitung  von  Cuvier  die  zur  Klasse 
der  Echinodermen  (Stachelhäuter)  gehörigen  Holothurien,  Seesteme  und 
Seeigel.  Die  anatomische  und  entwicklungsgeschichthche  Erforschung 
-wird  später,  insbesondere  von  Agassiz  und  Desor  (1837),  Ludwig,  Seeliger 
u.  a.  fortgesetzt. 

—  Vauquailii  und  Robiquat  entdecken  das  Links -Asparagin  in  jungen  Spargel- 
keimUngen. 

—      F.  H.  Wrlght  stellt  steinerne  Röhren,  statt  mit  dem  Murdoch'schen  Bohr- 

-     291     — 


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1805 

verfahren  (s.  1798  M.),  mit  der  Säge  her.  Hierbei  müssen  zunächst  zwei 
Löcher  durch  die  ganze  Länge  des  Steins  gebohrt  werden,  das  eine,  um 
die  Säge  einzuführen,  das  andere  in  der  Mitte,  um  der  Säge  bei  ihrem 
Kreisgange  die  richtige  Führung  zu  geben. 

1805  Thomas  Youiif  führt  die  Capillarerscheinimgen  auf  die  Oberflächenspannung 
zurück  und  wird  damit  der  eigentliche  Begründer  der  modernen  Capillaritäts- 
theorie. 

1806  Nachdem  P.  S.  Pallas  im  Crebiet  der  Lena  schon  1772  ein  eingefrorenes, 
vollständig  erhaltenes  Rhinozeros  gefunden  hatte,  wird  1790  dortselbst  ein 
Mammut  entdeckt,  das  i.  J.  1806  von  dem  Akademiker  Adams,  den  die 
Petersburger  Akademie  dorthin  entsendet,  nach  Petersburg  gebracht  wird. 

—  Anco  imd  Blot  beschäftigen  sich  zuerst  mit  genaueren  Versuchen  zur 
Messung  der  Dichtigkeit  der  Gase  in  bezug  auf  atmosphärische  Luft  und 
der  Dichtigkeit  der  Luft  in  bezug  auf  Wasser,  welch  letztere  sie  zu 
0,001299075  finden.  Die  Nachprüfung  der  von  diesen  PorBohem  gefunde- 
nen Werte  durch  BerzeUuB  und  Dulong  (1820)  sowie  Dumas  und  Boussin- 
gault  (1841)  ergibt  nur  wenig  abweichende  Zahlen. 

—  Anco  und  Bkrt  bestimmen  den  Brechungsexponenten  von  Gasen,  indem 
sie  die  Ablenkung  messen,  die  ein  Lichtstrahl  durch  ein  mit  dem  Gase 
gefülltes  Hohlprisma  erfährt,  und  leiten  das  Gesetz  ab,  daß  die  brechen- 
den Kräfte  der  Gase  ihren  Dichtigkeiten  proportional  sind,  und  daß  für 
Gasgemische  die  brechende  Kraft  gleich  der  Summe  der  brechenden  Kräfte 
der  Bestandteile  ist. 

—  Soweit  es  sich  ermitteln  läßt,  ist  BMiiH  in  Straßburg  der  erste,  der  in 
seinem  Marokinpapier  ein  gaufriertes  Papier  hergestellt  hat.  Wer  das 
Gaufrieren  in  die  Textilindustrie  übertragen  hat,  läßt  sich  nicht  feststellen. 

—  GMmwit  und  DitomiM  entdecken  die  sogenannten  Bleikammerkrystalle,  die 
sie  für  schwefelsaures  Stickstofioxyd  halten.  Sie  nehmen  an,  diese  KrystaUe 
seien  ein  wesentliches  Zwischenprodukt  des  Kammerprozesses  und  würden 
durch  Wasser  zu  Schwefelsäure. 

—  CMmmt  und  D<tonnn  finden  bei  der  ersten  quantitativen  Analyse  des 
natürlichen  Ultramarins  (Lasursteins,  s.  1271),  daß  derselbe  frei  von 
SchwermetaUen  ist.  Durch  ihre  Untersuchung  wird  die  künstliche  Nach- 
bildung des  Ultramarins  angeregt. 

—  Der  amerikanische  Trapper  CoHar  berichtet  von  einem  Wunderlande  im 
nordamerikanischen  Staate  Wyoming,  wo  Seen  brennenden  Pechs,  heiße 
Quellen,  aus  dem  Erdboden  sprudelnde  Springbrunnen  und  viele  andere 
wunderbare  Dinge  zu  sehen  seien.  Seine  Angaben  werden  von  den  Zeit- 
genossen als  unglaubwürdig  erklärt,  und  erst  in  neuerer  Zeit  ist  erkannt 
worden,  daß  es  sich  hierbei  um  den  Yellowstone-Park  handelt. 

—  CudMt  und  MoRttart  in  Paris  nehmen  ein  Patent  auf  einen  Wasserfiltrier- 
apparat. Um  diese  Zeit  tauchen  in  Paris  die  „Fontaines  marchandes" 
auf,  aus  welchen  filtriertes  Seinewasser  verkauft  wird. 

—  Humphry  Davy  stellt  durch  seine  ausgedehnten  elektrochemischen  Unter- 
suchungen fest,  daß  elektrische  wie  chemische  Attraktionen  durch  die 
gleiche  Ursache  hervorgebracht  werden,  die  nur  im  ersteren  Fall  zwischen 
den  Massen  selbst,  im  zweiten  Fall  aber  zwischen  deren  Atomen  wirkt. 

—  Jean  Baptiste  Joseph  Dalainkn  bestimmt  den  absoluten  Brechungsexpo- 
nenten für  Licht  auf  astronomischem  Wege  und  kommt  zu  einem  Wert. 
der  genau  mit  dem  von  Arago  und  Biot  mittels  der  Ablenkung  durch 
Prismen  gefundenen  Werte  übereinstimmt.  Auch  Bessel  kommt  zu  ganz 
gleichen  Zahlen. 

—  Fran^ois  Antoine  Henri  Dttcrolzlllai  führt  in  die  Alkalimetrie  die  Volum- 
messung ein,  die  das  Verfahren  wesentlich  beschleunigt.    Als  Instrument 


—     292     — 

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1806 

dient  ihm  eine  Eylindrisohe  Glasröhre  mit  einem  eingeschnürten  Hals  und 
einem  Ausguß,  das  Alkalimeter,  die  erste  Bürette,  die  ursprünglich  mit  72, 
später  mit  100  Teilungen  veisehen  wird,  deren  jede  0,06  g  konzentrierter 
Schwefelsäure  von  66  <>  6^  entspricht. 
1806  R.  J.  H.  Dutroehtt  wiederholt  die  Experimente  von  Ferrein  (s.  1741  F.)  und 
versucht  zuerst,  das  Verhältnis  zwischen  Erhöhung  des  Tons  und  Spannung 
der  Stimmbänder  durch  Anhängung  verschiedener  Gewichte  an  dieselben 
abzuschätzen. 

—  Nachdem  John  Playfair  (s.  1802  F.)  die  Ansicht  aufgestellt  hatte,  daß  die 
großen  Felsblöcke,  welche  in  vielen  Ländern  auf  Bergen  und  Ebenen  vor- 
handen, dem  örtlichen  Charakter  aber  fremd  sind,  durch  Eis  fortbewegt  seien, 
untersucht  Johann  Friedrich  Ludwig  Hauanaim  die  erratischen  Verhält- 
nisse auf  das  eingehendste  und  erkennt  die  Nord-Sudrichtung  des  errati- 
schen Transports. 

—  Alexander  von  Humboldt  stellt  das  Gesetz  der  Wärmeabnahme  mit  der 
Höhe  auf.     (S.  a.  1788  S.) 

—  Der  Papierfabrikant  Moritz  Friedrich  llllg  in  Erbach  erfindet  die  Harz- 
leimung  des  Papiers. 

—  Fr6d4ric  Japy  in  Colmar  verfertigt  die  eiste  Maschine  zur  Anfertigung 
von  Holzschrauben  und  eine  Fräsmaschine  zur  Anfertigung  der  runden 
und  eckigen  Taschenuhrpfeilerchen. 

—  Thomas  Andrew  Knicht  weist  nach,  daß  der  senkrechte  Wuchs  des  Baum- 
stamms und  das  Wachsen  der  Hauptwurzel  in  entgegengesetzter  Richtung 
durch  die  Schwerkraft  verursacht  werden  (positiver  und  negativer  Geo- 
tropisrnns). 

—  Pierre  Simon  d*  Laplaco  sucht  in  seiner  „Theorie  de  l'action  oapillaire"  die 
Ergebnisse  der  Beobachtung  der  Capillarität  mit  den  mathematischen  Be- 
trachtungen in  Einklang  zu  bringen.  Er  spricht  zuerst  den  Satz  von  der 
Konstanz  des  Randwinkels  aus,  für  den  Gauß  1829  den  Beweis  liefert. 

—  Adrien  Marie  Ucandn  findet  unabhängig  von  Gauß  (s.  1795  G.)  die  Methode 
der  kleinsten  Quadrate  und  hat  sie  vor  Gauß  veröffentlicht. 

—  Der  englische  Gewehrfabrikant  Henri  Nock  erfindet  die  Patentschwanz- 
schraube für  Vorderladegewehre,  wodurch  das  Ausbrennen  des  Zündloches 
vermieden  und  eine  längere  Dauer  der  Gewehre  erreicht  wird. 

—  Lorenz  Oken  verfolgt  die  Bildung  des  Darms  aus  der  Dotterblase  und  ent- 
deckt die  Primordialnieren. 

—  Joseph  Louis  Protist  lehrt  das  zuerst  von  Bergman  in  unreinem  Zustand 
hergestellte  Goldoxyd  näher  kennen,  über  das  auch  Oberkampf  (1811) 
eine  Untersuchimg  macht,  in  deren  Verlauf  er  das  Schwefelgold  entdeckt. 

—  Joseph  Louis  Proust  stellt  zuerst  Kobaltozydul  her,  das  später  insbeson- 
dere von  Fr6my  (1852)  genauer  untersucht  wird.  Das  Oxyd,  das  jedoch 
sehr  unbeständig  ist,  wird  1856  von  Schwarzenberg,  das  Kobaltoxyduloxyd 
1832  von  G.  H.  Heß  dargestellt. 

—  Joseph  Louis  Proust  gewinnt  zuerst  das  Kobaltchlorür  durch  Auflösen  von 
Kobaltoxydulhydrat  in  Salzsäure  und  Auskiystallisierenlassen  der  einge- 
dampften Lösung. 

—  Pierre  Fran^ois  Rial  erfindet  die  R^al'sche  Extraktpresse,  eine  Vorrich- 
tung, bei  welcher  der  Druck  einer  hohem  Wassersäule  das  raschere  Extra- 
hieren gestattet. 

—  Karl  RIttar  veröffentlicht  in  seinen  „Sechs  Karten  von  Europa"  mit  er- 
klärendem Texte  den  ersten  Versuch  der  Herstellung  physikalischer  Karten. 
Zwei  dieser  Karten  enthalten  in  sechs  Gürteln  die  Verbreitung  der  Wald- 
und  Kulturgewächse  und  unter  anderem  auch  die  Polarbegrenzung  der 
immergrünen   Bäume  und   Gesträucher,   für  welche  letztere   Ritter  den 

—     293     — 

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180« 

47.  Breitengrad  findet.  Er  macht  schon  auf  die  Wichtigkeit  der  Kenntnis 
der  Verbreitung  solcher  Pflanzen  für  die  verglüchende  Erdkunde  auf- 
merksam.    (Vgl.  1807  H.) 

1806  William  Scorätby,  Vater  und  Sohn,  erreichen  von  Spitzbergen  aus  die  nörd- 
lichste bis  dahin  gewonnene  Breite  von  81  *>  30'. 

—  Snodfralf  und  iMimtoii  erfinden  den  Battenr,  eine  Putzmaschine  mit  Wind- 
flügel, der  die  Baumwolle  entweder  direkt  aus  dem  Ballen,  oder  aber  nach 
Vorbehandlung  in  der  Klopfmaschine  oder  in  dem  WoU  übergeben  wird. 

—  Jacques  Ren6  Tmon  macht  Untersuchungen  über  die  Anatomie  des  Auges 
und  entdeckt  die  nach  ihm  benannte  Tenon'sche  Kapsel. 

—  Joseph  VM  UlachiMider  legt  in  Benediktbeuem  eine  Kunstglashütte  an, 
in  der  vorzügliches  optisches  Glas  erzeugt  wird.  Hier  machen  auch 
Guinand  und  Fraunhofer  die  Versuche,  die  zur  Darstellung  eines  voll- 
kommenen Flintglases  (s.  1816  G.)  führen. 

—  Louis  Nicolas  VaiMiiNilii  untersncht  die  ans  Chinarinde  gewonnene  China- 
säure (s.  1790  H.)  und  lehrt  die  Eigentümlichkeiten  der  Äpfelsäure,  Campher- 
säure und  anderer  organischer  Säuren  kennen. 

1807  Jean  Louis  Allbert  gibt  in  seiner  „Nosologie  naturelle",  indem  er  den 
Verlauf  des  Krankheitsprozesses  als  Grundlage  einer  Klassifikation  und 
Terminologie  wählt,  eine  natürliche  Einteilung  der  Hautkrankheiten.  Er 
erwähnt  zuerst  die  Mycosis  fungoides  und  verwendet  in  der  Therapie  der 
Hautkrankheiten  vielfach  die  Schwefelpräparate. 

—  Alien  imd  Pepyi  zeigen,  daß  Holzkohle,  Graphit  und  Diamant  bei  ihrer 
Verbrennung  nahezu  die  gleichen  Mengen  Kohlensäure  ergeben. 

—  Franpois  Appert,  Koch  in  Paris,  erfindet  das  nach  ihm  benannte  Verfahren 
zur  Konservierung  leicht  verderbender  Nahrungsmittel  durch  luftdichten 
Verschluß  nach  vorheriger  Erwärmung  bis  lOO",  eine  Methode,  die  übri- 
gens in  bezug  auf  die  Haltbarmachung  des  Essigs  schon  1782  von  Scheele 
empfohlen  worden  war. 

—  E.  Bell  stellt  Tonröhren  aus  massiv  geformten  Tonblöcken  durch  Ausbohren 
oder  durch  Herausschneiden  eines  Zylinders  miteinem  Drahte  her;  doch  scheint 
diese  Fabrikation  nie  über  das  Versuchsstadium  hinausgekommen  zu  sein. 

—  Johann  Jacob  von  Benellus  und  Wilhelm  Hltln(er  stellen  fest,  daß  Neutral- 
salze vom  elektrischen  Strom  zerlegt  werden,  daß  chemische  Verbindungen 
im  allgemeinen  ebenfaUs  gespalten  und  ihre  Bestandteile  derart  an  den 
Polen  angesammelt  werden,  daß  zum  negativen  Pol  die  brennbaren  Stoffe, 
Alkalien  und  Erden,  nach  dem  positiven  Pol  der  Sauerstoff ,  die  Säuren 
und  oxydierten  Körper  wandern,  daß  femer  die  Mengen  der  zerlegten  Stoffe 
sich  wie  die  Mengen  der  Elektrizität  verhalten  und  dem  elektrischen  Leit- 
vermögen der  Lösung  proportional  sind. 

—  Boulton  und  Witt  bringen  das  erste  doppeltwirkende  Balancier-Zylinder- 
gebläse  mit  Balancier  ohne  Schwungrad  zur  Ausführung. 

—  PhiUpp  Bozzlnl,  Arzt  in  Frankfurt  a.  M. ,  führt  mit  seinem  „Lichtleiter" 
die  erste  Durchleuchtung  einer  Körperhöhle  aus. 

—  Christian  Friedrich  Baehelz  beweist,  daß  die  Schwefelmilch  (feinst  verteilter 
Schwefel,  wie  man  ihn  durch  Zersetzung  der  Supersulfide  der  stark  basi- 
schen Metalle  durch  allmählichen  Säurezusatz  erhält)  nicht,  wie  man  bis 
dahin  glaubte,  oxydierter  oder  wasserhaltiger  Schwefel  ist. 

—  Nachdem  Silvestre  de  Sacy  (1801),  der  schwedische  Diplomat  Äker- 
blad  (1802)  und  der  englische  Arzt  Thomas  Young  (1814)  Teile  der  In- 
schrift von  Rosette  entziffert  hatten,  gelingt  es  Jean  Fran^ois  Ghampolllon 
dem  Jüngeren  die  Hieroglyphenschrift  zu  entziffern  und  ein  hieroglyphi- 
sches Alphabet  aufzustellen,  welches  sich  bei  der  Erklärung  von  Inschriften 
als  richtig  bewährt.    (Vgl.  a.  1799  B.) 

—     294     — 


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1807 

1807  John  DaHoii  stellt  das  Gresetz  der  multipelii  Proportionen  auf:  Verbindet 
sich  ein  Körper  A  mit  einem  Körper  B  in  mehreren  Verhältnissen,  so 
stehen  die  Hassen  von  B,  welche  sich  mit  der  gleichen  Masse  von  A  ver- 
einigen, imtereinander  in  einfachem  rationalem  Verhältnis. 

—  Humphry  Davy  entdeckt  das  Kaliam  und  das  Natrium,  indem  er  die 
Ätzalkalien  galvanisch  zersetzt,  und  begründet  durch  diese  Versuche  die 
heutige  Lehre  von  der  Zusammensetzung  der  fixen  Alkalien. 

1807 — 22  Hans  Conrad  EMinr  von  dar  Llnth  führt  die  großartige  hydrotechnische 
Arbeit  der  Liinth( -oberen  Liimmat-)Kanalisation  aus,  durch  'welche  ungef&hr 
7000  Hektare  für  den  Anbau  gewonnen  und  die  häufigen  Verwüstungen 
des  Ufergeländes  vermieden  werden. 

1807  Alexander  John  Fonylh  zu  Belhelvio  erfindet  das  Perkussionsgewehr,  bei 
welchem  die  Ladung  nicht  durch  Funkenbildung  von  Stein  auf  Eisen 
(s.  1517  K.),  sondern  durch  den  Stoß  eines  Stahlstifts  oder  den  Schlag  eines 
Stechhahns  auf  ein  leicht  entzündliches  Knallpräparat  entzündet  wird. 
Gegenüber  dem  Steinsohloß,  welches  selbst  bei  trockener  Witterung  etwa 
30*>/q  Versager  gab,  ist  das  Perkussionsschloß  wesentlioh  zuverlässiger. 
(VgL  auch  1816  E.) 

—  Robert  FnitM  macht  nach  vierjährigen  Versuchen  am  17.  August  seine 
erste  Dauerfahrt  auf  dem  Hudson  von  Newyork  nach  Albany  mit  dem 
von  ihm  gebauten  Ruderraddampfboot  „Claremont"  mit  seitlichen  Ruder- 
r&dern.  Der  „Claremont"  nimmt  i.  J.  1808  regelmäßige  Fahrten  zwischen 
Newyork  und  Albany  auf  imd  ist  als  das  erste  Dampfsohiff,  das  für 
dauernden  Betrieb  geeignet  war,  zu  betrachten. 

—  HittMkWf  in  Petersburg  baut  die  erste  Ziegelmasohine,  die  einen  kontinuier- 
lichen Tonstrang  erzeugt,  den  sie  mit  einem  Schneideapparat  in  ein- 
zelne Ziegel  zerschneidet.  In  diese  Kategorie  gehören  von  späteren  Ma- 
schinen die  von  Deyerlein  (1810),  Feilner  (1828),  Ainslie  (1841),  Ransome 
(1846),  SchlickeysMi  (8.  1864  S.),  Sachsenberg  (1860),  Borschmann  u.  a. 

— >      Meier  Hlnch   bahnt  durch  seine  „Sammlung  geometrischer  Aufgaben"  di 
elementar -systematische  Behandlung  der  analytischen  G-eometrie  an. 

—  Alexander  von  Humboldt  begründet  durch  seine  Schrift  „Ideen  zu  einer 
Geographie  der  Pflanzen"  die  wissenschaftliche  Pflanzengeographie,  nach- 
dem Toumefort  (1717),  Gmelin  (1747),  Ramend  (1789),  Willdenow  in  seiner 
„Kränterkunde"  (1792)  und  Gottfried  Reinhold  Treviranus  (1803)  —  wenn 
auch  nicht  in  so  umfassender  Weise  —  die  Verbreitung  der  Pflanzenformen 
über  die  Erde  behandelt  hatten.    (Vgl.  auch  1806  R.) 

1807 — 08    Heinrich  Julius  Kiaprott  bereist  den  Kaukasus  und  Georgien  und  macht 

daselbst   im  Auftrag  der  Petersburger  Akademie  Forschungen   über  die 

Stammvölker  Asiens. 
1807    Henry  Maudilay   konstruiert  eine  Wasserhaltungsmaschine  für  Bergwerke, 

bei  welcher  er  den  Hauptbalancier   ganz  wegläßt   und  nur  einen  Gegen- 

gewichtsbalancier  beibehält.     (S.  a.  1725  N.) 

—  H.  W.  M.  Oikon  entdeckt  am  29.  März  den  vierten  Asteroiden  „Ve^ta". 

—  Der  Engländer  S.  Orglll  erfindet  den  mechanischen  Handkettenstuhl. 

—  Der  Irrenarzt  PlenHi  in  Pirna  trennt  zuerst  die  heilbaren  Irren  von  den 
unheilbaren,  worauf  1811  die  Reihe  der  grundsätzlich  getrennten  HeU-  und 
Pflegeanstalten  mit  der  Heilanstalt  Sonnenstein  eröffnet  wird. 

—  Nachdem  Marggral  1747  in  dem  eingedickten  Birkensaft  einen  von  dem 
gewöhnlichen  Zucker  verschiedenen  Zucker  vermutet,  Vauquelin  1799  dies 
bestätigt  und  Deyenx  17S9  den  Schleimzucker  von  dem  gewöhnlichen 
Zucker  unterschieden  hatte,  stellt  Joseph  Louis  Proutt  als  verschiedene 
Zuckerarten  den  Rohrzucker,  den  Traubenzucker,  den  Schleimzucker,  mit 

—     295     — 


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1807 

welchem   der  kömige  Zucker   ans  Honig  übereinstiiuint,  und  den  Mannit 
(Mannazuoker)  fest. 
1807    Louis  Puitsailt  gibt  der  Geländezeichnung,  der  er  den  Namen  „Topographie" 
beilegt,  durch  sein  Werk  „Trait^  de  topographie  d'arpentage  et  de  nivelle- 
ment"  die  wissensohaftliohe  Grundlage. 

—  Georg  vwi  RtidiMbadi  verbessert  das  Aequatoreal,  indem  er  die  Deklina- 
tionsachse, welche  an  einem  Ende  den  Refraktor,  am  andern  den  De- 
klinationskreis samt  ergänzendem  Gegengewicht  trägt,  in  eine  konische 
Büchse  verlegt,  die  an  das  obere  Ende  der  sich  in  zwei  Ringen  drehenden 
Stundenaohse  angeschraubt  ist.  Diese  Anordnung  wird  auch  bei  dem  großen 
1825  von  Fraunhofer  für  Dorpat  gebauten  Aequatoreal  und  später  auch 
von  Repsold  beibehalten. 

—  Georg  von  Raichenbaeh  gibt  dem  Repetitionstheodoliten  (s.  1752  M.)  seine 
mustergültige  Gestalt,  indem  er  zur  Eontrolle  des  veränderten  Standes 
ein  Versicherungsfemrohr  zufügt  und  durch  Drehbarmachung  der  Limben 
beider  Kreise  die  Multiplikation  und  Repetition  der  Winkel  ermögUcht. 

—  Reut  und  unabhängig  von  ihm  Ponvt  (1827)  beobachten  bei  der  Elektro- 
lyse einer  Flüssigkeit  in  einem  Gefäß,  in  dem  die  beiden  Elektroden  durch 
ein  Diaphragma  getrennt  sind,  daß  die  Flüssigkeit  an  der  Kathode  an 
Volumen  zunimmt,  an  der  Anode  dagegen  abnimmt,  daß  somit  von  dem 
Strom  Flüssigkeit  durch  die  poröse  Wand  hindurchgeführt  wird. 

—  Valentin  Rom  der  Jüngere  tut  zuerst  die  Eigentümlichkeit  der  durch  De- 
stillation des  Weinsteins  erhaltenen  Brenzweinsteinsäure  dar,  die  von  Four- 
croy  und  Vauqueün  noch  1800  für  unreine  Essigsäure  gehalten  worden  war. 

—  Robert  Salmon  in  Wobum  baut  eine  Mähmaschine,  welche  auf  dem  von 
Meares  (s.  1800  M.)  angegebenen  Prinzip  beruht,  aber  wesentliche  Verbesse- 
rungen aufweist. 

—  James  Smtth  in  Deanstone  konstruiert  eine  Mähmaschine,  deren  Sohneide- 
apparat rotierende  Sensen  enthält  und  die  ihr  Ziel  durch  Übertragung  der 
Handarbeit  in  die  maschinelle  Einrichtung  zu  erreichen  sucht.  Ähnliche 
Apparate,  die  indes  nur  geringe  Bedeutung  erlangen,  erfinden  1799  Joseph 
Boyce,  1806  Scott  in  Ormiston. 

—  Der  amerikanische  Arzt  ttoan»  veröffentlicht  seine  Erfahrungen  mit  Mutter- 
korn in  der  gynäkologischen  Praxis  und  trägt  dadurch  viel  zur  raschen 
Verbreitung  dieses  Mittels  bei.    (Vgl.  auch  1661  und  1787  P.) 

—  Der  Ingenieur  Robert  StowHion  vervollkommnet  die  Feuerschiffe  (s.  1780  H.), 
indem  er  eine  Anzahl  kranzförmig  um  den  Mast  gruppierter  Laternen  mit 
Hohlspiegeln  aufhängt. 

—  Louis  Jacques  Th<nard  stellt  zuerst  Weinsteinsäureäther,  Citronensäure- 
äther  und  Äpfelsäureäther  dar. 

—  Nachdem  Scheele  zuerst  1780  die  BUdung  von  braunem  Bleioxyd  beob- 
achtet hatte,  stellt  Louis  Nicolas  Vauquoiln  das  Bleisuperoxyd  durch 
Digerieren  von  Mennige  mit  Salpetersäure  in  reinem  Znstande  her  imd 
bestimmt  seine  Zusammensetzung. 

—  Der  Ingenieur  Wlokoklnf   erbaut   eine  Reihe  weitgespannter  Holzbrücken. 

—  James  Wliitar  konstruiert  die  Handschuhnähmaschine,  eine  Art  Zange, 
welche  das  Leder  dicht  am  Rand  faßt  und  der  Nadel  genau  die  Stellen 
anweist,  wo  sie  einstechen  muß.  Der  Apparat  wird  1824  von  Lunel  und 
Aubry  in  CSiaumont  verbessert  und  1829  von  Jacquemar  in  Wien,  einem 
der  Hauptförderer  der  Handschuhfabrikation,  eingeführt. 

—  Nachdem  sich  schon  Humphry  Davy  (1799)  zugunsten  einer  Vibrations- 
theorie der  Wärme  erklärt  hatte,  spricht  Thomas  Younf  sich  dahin  aus, 
daß  Licht  und  Wärme  aus  ganz  gleichartigen  Schwingungen  bestehen,  die 

—     296     — 


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1808 

sich  nur  dadurch  unterscheiden,  daß  die  Wärmeschwingnngen  langsamer 
sind  als  die  des  Lichts. 

1807  Thomas  YouiiK  bildet  die  Elastizitätslehre  weiter  aus,  indem  er  den 
Elastizitätsmodul  einführt.  Er  ist  der  erste,  der  den  Schub  als  eine 
elastische  Formänderung  betrachtet. 

—  Thomas  Younf  spricht  die  Vermutung  aus,  daß  das  menschliche  Auge  drei 
verschieden  empfindliche  Nervenfasersysteme  besitze,  von  denen  das  eine 
auf  rote,  das  andere  auf  grüne  und  das  dritte  auf  violette  Strahlen  reagiere. 
Durch  Reizung  nur  eines  der  Kervenfasersysteme  werden  die  Grundfarben 
rot,  grün  und  violett  wahrgenommen,  durch  Reiztmg  zweier  oder  aller 
drei  Systeme  werden  aber  Mischfarben,  je  nach  der  Stärke  der  Reizung 
der  einzelnen  Systeme,  zum  Bewußtsein  gebracht. 

1808  Johann  Jacob  von  Btmilus  stellt  die  nach  ihm  benannte  und  noch  heute 
in  den  Laboratorien  viel  benutzte  Spirituslampe  mit  doppeltem  Luftzug  her. 

—  Augustin  dt  BMancourt  konstruiert  eine  Erdwinde  (GrangspUl),  bei  der  das 
Seil  nicht  aufgerollt,  sondern  einigemal  um  zwei  Trommeln  gewickelt  wird, 
welche  hierzu  mit  schraubenförmigen  Rundhölzern  verseben  werden.  Die 
Arbeiter  wirken  an  langen  Druckbäumen,  die  man  durch  den  Kopf  der  stehen- 
den Wellesteckt,  an  deren  unterem  Ende  sich  ein  Zahngetriebe  befindet,  welches 
mit  den  Rädern  der  beiden  Windentrommeln  in  Verbindung  gebracht  wird. 

—  Henri  Braconnot  untersucht  das  Grummigutt,  den  eingetrockneten  Milchsaft 
der  Garciniaarten.  (S.  1603  N.)  Eingehendere  Untersuchungen  machen 
1843  Johnston  und  Buchner.  Das  Harz  wird  als  gelbe  Wasserfarbe  imd 
vielfach  auch  als  Abführmittel  benutzt. 

—  FrauQois  Joseph  Broutuds,  Arzt  in  Paris,  begründet  den  Broussaismus,  der 
hauptsächlich  durch  Blutentziehung  zu  heUen  sucht,  auf  die  Lehre  von 
lokal  begrenzten  Reizwirkungen.  Im  Zusammenhang  hiermit  begründet 
er  die  Lehre  von  der  Nonessentialität  der  Fieber  und  sucht  zu  zeigen, 
daß  der  Ausgangspunkt  derselben  stets  in  einem  Lokalaffekt  zu  suchen  sei. 

—  Marc  Isambard  Brunti  konstruiert  Fumierschneidemaschinen,  die  er  anfangs 
nicht  mit  Sügen,  sondern  mit  einem  horizontal  liegenden  Messer  ausstattet, 
dessen  Breite  gleich  der  Länge  der  Bohle  genommen  wurde,  woraus  die 
Furniere  hergestellt  werden  sollten.  Sp&ter  verwendet  Brunei  zu  diesem 
Zweck  die  Kreissäge,  Cocbot  (1814)  horizontal  liegende  gerade  Sägen  mit 
nach  unten  gekehrter  Zahnseite;  doch  werden  1860  wieder  von  A.  Garrand 
die  Messer  in  Anwendung  gebracht. 

—  Marc  Isambard  Bninti  und  Henry  Maudiiay  führen  die  erste  von  einer 
Dampfmaschine  betriebene  Holzsägemühle  (Dampfsägemühle)  für  das 
Arsenal  in  Woolwich  ans. 

—  Johann  Heinrich  BOrgir  in  Königsberg  faßt  den  Gedanken,  durch  Längs- 
halbierung und  weitere  Zerlegung  des  Gänsekiels  kleine  Federsohnäbel  her- 
zustellen, welche  auf  Griffel  aufgesteckt  als  Schreibfedem  dienen.  Bürger 
hat  sich  auch  mit  Herstellung  von  Stahlfedern,  jedoch  ohne  Erfolg,  be- 
schäftigt.   (Vgl.  1780  H.) 

—  Der  französische  Chemiker  Jean  Antoine  Claude  Ghaptad  scheidet  über- 
schüssige Säure  aus  dem  Traubensaft  mittels  Zusatzes  von  kohlensaurem 
Kalk  ab  und  setzt  vor  der  Gärung  den  fehlenden  Zucker  in  Form  von 
Rohr-  oder  Rübenzucker  zu  (ChaptaUsieren).  Neuerdings  wird  das  Galli- 
sieren  des  Weines  (s.  1828  G.)  vorgezogen. 

—  Samuel  Cl^e  erfindet  die  chemische  Reinigung  des  Leuchtgases  mit  Kalk- 
milch und  führt  dieselbe  bei  Einrichtung  der  Gasbeleuchtung  im  Stone- 
hurst  College  in  Lancashire  durch. 

—  Benjamin  Cook  in  Birmingham  empfiehlt  zuerst,  zur  Rohrform  gebogene 
Eisenschienen    unter   dem  Handhammer   zu  schweißen  und  dann  mittels 

—     297     — 


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1808 

Ziehens  durch  Zieheisen  oder  durch  Auswalxen  unter  einem  dem  Stab- 
walzwerk ähnlichen  Walzwerk  zu  strecken.  Das  Verfahren  wird  1812/17 
von  Henry  Osbome  in  Bordesly  zur  Herstellung  von  Gewehrl&ufen  an- 
gewendet. 
1808  Benjamin  Cook  läßt  sich  ein  Verfahren  patentieren,  um  kürzere  Blech- 
röhren ohne  Fuge  herzustellen,  wobei  eine  kreisrunde  Platte  sukzessive 
durch  immer  engere  Stahlringe  geprefit  wird,  welche  deren  Hand  höher  und 
höher  aufstülpen.  Schließlich  wird  das  Rohr  durch  Ziehen  auf  gewöhnliche 
Weise  gestreckt.  Das  Verfahren  wird  1 848  von  Palmer  wieder  auf  genommen. 

—  John  Dalton  stellt  die  atomistische  Theorie  auf,  wonach  jedes  Element  aus 
gleichartigen  Atomen  von  unveränderlichem  Gewicht  besteht  und  die 
chemischen  Verbindungen  sich  durch  Vereinigung  der  Atome  verschiedener 
Elemente  nach  einfachsten  Zahlenverhältnissen  bilden.  Er  zögt  zuerst, 
auf  welche  Weise  man  die  relativen  Gewichte  der  Atome  finden  kann 
(Atomgewichtsbestimmung). 

—  John  Dalton  beschreibt  im  zweiten  Bande  seines  „New  System  of  Chemical 
Philosophy"  ein  scharf  durchdachtes  volumetrisches  Verfahren.  Er  braucht 
zuerst  die  Ausdrücke  „Test  Solution",  ,,Test  acid",  die  sein  Übersetzer 
Wolff  mit  „Normallösung"  und  „Normalsäure"  übersetzt. 

—  Humphry  Dwy  stellt  auf  elektrischem  Wege  das  Calcium,  Barium,  Stron- 
tium und  Magnesium,  sowie  das  Bor  dar,  welches  letztere  gleichzeitig  auch 
von  Gay-Lussac  und  Thtoard  erhalten  wird.  Durch  die  Darstellung  der 
Erdmetalle  wird  erwiesen,  daß  auch  die  Erden  die  gleiche  chemische 
Konstitution  wie  die  Alkalien  haben,  daß  also  auch  sie  Oxyde  darstell- 
barer Metalle  sind. 

—  Charles  Doromo  entdeckt  im  Opium  einen  krystallisierbaren  Körper,  der 
von  Robiquet  (s.  1817  R.)  als  Narcotin  bezeichnet  wird. 

—  Bryan  Donklii  fabriziert  Stahlfedern,  die  im  Gegensatz  zu  den  Harrison- 
Wise'schen  Federn  keinen  zylindrischen,  sondern  einen  winkeligen  Quer- 
schnitt haben.  Auf  der  Winkelkante  ist  zur  Erzielung  größerer  Gre- 
sohmeidigkeit  ein  Schlitz  angebracht. 

—  Nachdem  sich  bis  dahin  die  Ankerketten  (vgl.  1634)  wenig  verbreitet  hatten, 
stellt  Robert  Fliim  die  erste  Ankerkette  ohne  Steg  aus  Scbweißeisen  her 
und  verwendet  dieselbe  für  das  Schiff  ,,Ann  and  Isabella". 

—  Louis  Joseph  Gay-Linne  findet  im  Anschluß  an  seine  mit  Humboldt  unter- 
nommenen Untersuchungen  (s.  1805  G.)  das  Gesetz,  daß  die  Gase  sich 
nicht  nur  nach  einfachen  Raumverhältnissen  vereinigen,  sondern  daß  auch 
das  Volum  der  entstandenen  Verbindung  zu  demjenigen  der  in  die  Ver- 
bindung eingegangenen  Gase  in  einem  einfachen  Verhältnis  steht  (Gesetz 
der  multipeln  Volumina).  Aus  dem  Gay- Lussac' sehen  Gesetz  geht  der 
Wert  des  absoluten  Niillpunkts,  den  A.  Crawford  zuerst,  jedoch  zu  tief 
berechnet  hatte,  ohne  weiteres,  und  zwar  zu  —  273*  C.  hervor. 

—  Gay-Limae  und  TMHart  entdecken  bei  Grelegenheit  der  Bestimmung  der 
Zusammensetzung  des  Ammoniaks  die  Amide  des  Natriums  und  Kaliums, 
die  1809  auch  von  H.  Davy  bearbeitet  werden. 

—  Qay-LunM  und  TMnard  zeigen,  daß  Kaliumhydroxyd  bei  Weißglfihhitze 
durch  metaUisches  Eisen  unter  Entziehung  von  Sauerstoff  und  Bildung 
von  Kalium  und  Wasserstoff  zersetzt  wird.  Zur  Darstellung  dient  ein 
mit  einer  Porzellanröhre  umgebener  Flintenlauf,  in  dem  Eisendraht  zum 
Glühen  gebracht  wird.  Ist  die  erforderliche  Temperatur  erreicht,  so  wird 
Ätzkali  eingebracht,  die  Röhre  an  einer  Seite  verschlossen  und  das  dampf- 
förmig entweichende  metallische  Kalium  in  einer  mit  Steinöl  beschickten 
Vorlage  aufgefangen. 

—  Say-LiKMC  und  TMnard  entdecken  das  Phosphorchlorür. 


—     298     — 

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1808 

1808   Philippe  QMiCMnbn  in  Paris  verfertigt  die  erste  Justiermasohine  für  Gktld- 
münsen. 

—  Ludwig  Wilhdm  QlibMrt,  Herausgeber  der  „Annalen  der  Physik  und  Chemie", 
vervollständigt  die  von  Volta  gegebene  Spannungsreihe  der  Metalle  und 
bekämpft  die  Naturphilosophie  von  Johann  Wilhelm  Ritter. 

—  Alezander  «oii  HumboMt  begründet  die  deskriptive  Grebirgskunde  und  gibt 
zuerst  eine  korrekte  orographisohe  Terminologie. 

—  Joseph  Marie  Jacquard  erfindet  die  nach  ihm  benannte  Webemaschine  für 
gemusterte  Zeuge,  bei  welcher  der  Kordenaufzug  durch  einen  einzigen 
Tritt  und  durch  Platinen  bewirkt,  die  folgerechte  Bewegung  der  Platinen 
aber  durch  Musterkarten  bewerkstelligt  wird. 

—  Julien  La  Roy  in  Paris  erfindet  eine  Strickmaschine,  die  unter  dem  Namen 
„Tricoteur  fran^ais"  geht  und  ebenso,  wie  die  durch  WUde  1834,  Whit- 
worth  1846  u.  a.  gemachten  Verbesserungen  die  Ware  flach  ausgebreitet 
strickt,  wie  dies  auf  dem  gewöhnlichen  Strumpfwirkerstuhl  geschieht. 

—  Joseph  Lockat  in  Manchester  erfindet  die  Molette  zum  Gravieren  der 
Kattundruckwalzen.  Das  Dessin  wird  nur  auf  einem  kleinen  Wälzchen 
von  Stahl  ausgeführt  und  von  diesem  dann  mittels  eines  starken  Druckes 
auf  die  ganze  Oberfläche  der  kupfernen  Druckwalze  übertragen. 

—  Etienne  Louis  Malus  findet  bei  seinen  Untersuchungen  über  die  Doppel- 
brechung, daß  es  noch  andere  Methoden  als  die  Huygens'sche  (s.  1690  H.) 
gibt,  um  polarisiertes  Licht  zn  erhalten.  Er  zeigt,  daß,  wenn  Licht  von 
einer  Glas-  oder  Wasserfläche  unter  einem  bestimmten  Winkel  reflektiert 
wird,  die  reflektierten  Strahlen  aUe  die  Eigenschaften  erhadten,  welche 
man  bis  dahin  an  dem  durch  einen  Doppelspat  hindurchgegangenen  Lichte 
beobachtet  hatte.  Weiterhin  zeigt  er,  daß  nicht  nur  Glas  und  Wasser, 
sondern  alle  durchsichtigen  Substanzen  dem  Lichte  die  gleiche  Modifikation 
erteilen,  daß  jedoch  der  Einfallswinkel,  unter  dem  dies  geschieht,  und  den 
er  Polarisationswinkel  nennt,  für  die  verschiedenen  Substanzen  verschie- 
den ist. 

—  Nachdem  der  Artillerieleutnant  Bell  1792  zum  ersten  Male  den  Versuch 
gemacht  hatte,  mit  einer  aus  einer  Kanone  geschossenen  Kugel  eine 
Leine  vom  Lande  nach  einem  Schiffe  zu  befördern,  konstruiert  George 
WiUiam  Manky  nach  vielen  mißglückten  Versuchen  einen  Mörserapparat, 
durch  den  die  Verbindung  eines  Bettungsbootes  mit  dem  gestrandeten 
Schiff  in  ähnlicher  Weise  hergestellt  wird. 

—  Der  englische  Ingenieur  William  Ntwbarry  erfindet  die  Bandsäge.  (S.  a. 
1852  P.) 

—  Christian  Heinrich  Phdl  stellt  aus  dem  Süßholz  das  GlycLrrhizin  dar,  das 
von  Berzelius,  Vogel,  Gorup •  Besanez  u.  a.  näher  untersucht  wird  und 
sich  als  ein  Glucosid  erweist. 

—  Nachdem  Wintert  durch  Ausziehen  der  Blutlaugenmasse  mit  Weingeist 
ein  Salz  bekommen  hatte,  das  Eisenlösungen  nicht  blau,  sondern  rot 
färbt,  wird  die  erste  ausführliche  Untersuchung  dieses  Salzes,  das  er  durch 
Kochen  von  Berlinerblau  und  Schwefelkalium  herstellt,  und  der  daraus 
entstehenden  Schwefelblausäure  von  Porret  ausgeführt.  Berzelius  betrachtet 
dieselbe  1820  als  die  WasserstoSsäure  eines  Badikals,  das  er  Rhodan 
nennt;  Liebig  gibt  diesem  Radikal  den  Namen  Sulfocyan  und  der  Säure 
den  Namen  Sulfocyanwasserstoffsäure. 

—  Georg  von  Raichanbach  vervollkommnet  die  Steuerung  der  Wassersäulen - 
maschine  (s.  1763  H.),  indem  er  die  bis  dahin  gebräuchlichen  Hähne 
durch  Kolben  ersetzt.  Es  gelingt  ihm,  mit  seiner  vervollkommneten 
Maschine  Salzsole  auf  12^/2  Meilen  Entfernung  und  auf  die  Vertikalhöhe 


von  953  m  zu  fördern. 


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1808 

1808  Georg  VM  RtMiMkadi  entwickelt  das  von  Praetorius  (1690)  erfundene,  von 
Lehmann  verbesserte  Diopterlineal  zur  Kippregel,  die  zur  Messung  von 
Horizontal-  und  Vertikalwinkeln,  zum  Distanzmessen,  sowie  zur  Höhen- 
messung dient  und  insbesondere  von  Breithaupt  in  Kassel  (s.  1866  6.) 
noch  wesentlich  verbessert  wird. 

—  Johann  Christian  Rfll  stellt  bei  seinen  Versuchen,  den  Bau  des  Gehirns 
zu  entwirren,  die  gröbere  Formbeschaffenheit  des  Kleingehims  fest  und 
entdeckt  die  sogenannte  Reil'sche  Insel. 

1808 — 19  Karl  Asmund  Rudolphl  erweitert  durch  seine  „Entozoorum  historia 
naturalis"  die  Kenntnis  von  den  Eingeweidewürmern,  die  Helminthologie, 
die  später  von  Küchenmeister  (s.  1852  K.),  Siebold,  Leuokart  (s.  1860  L.) 
und  Leydig  vertieft  wird. 

1808  Thomas  Johann  SMkKk  entdeckt,  daß  Ammoniak  mit  Quecksilber,  dem 
Einfluß  der  galvanischen  Elektrizität  ausgesetzt,  Ammoniumamalgam 
liefert.  Wenige  Monate  darauf  wird  es  auch  von  BerzeUus  und  Pontin 
dargestellt,  die  ebensowohl  wie  Humphry  Davy  das  Ammoniakgas  für  eine 
sauerstoffhaltige  Verbindung  halten,  bis  Amed^e  BerthoUet  (1809)  diesen 
Irrtum  erkennt. 

—  Der  Bergingenieur  Taylor  konstruiert  für  die  Kohlenaufbereitung  auf  den 
Gruben  von  Newcastle  Walzwerke,  die  aus  horizontal  nebeneinder  liegen- 
den Walzenpaaren  bestehen,  die  mit  Höckern  oder  Kippen  versehen 
werden,  um  grobe  Erzstücke  leichter  zu  fassen.  Späterhin  werden  glatte 
Walzen  von  großem  Durchmesser  und  geringer  Länge  als  zweckmäßiger 
befunden.  Diese  Walzwerke  finden  gegen  1860  auch  in  der  Erzaufbereitung 
Eingang. 

—  Der  Ophtalmolog  James  Wardrap  begründet  die  pathologische  Anatomie 
des  Auges. 

—  Wtbb  gelangt  auf  seiner  Reise  im  Himalaja  bis  zu  den  Gangesquellen. 

—  Aloys  Beckh  vM  WMmannitettar  entdeckt  die  nach  ihm  benannten  auf 
glattpoliertem  Meteoreisen  durch  Ätzen  mit  Salpetersäure  entstehenden 
Figuren. 

1809  Bordlw-Mareat,  Mechaniker  in  Paris,  konstruiert  die  unter  dem  Kamen 
„Astrallampe"  bekannte  Kreuzlampe,  die  ein  nur  ganz  allmähliches  Sinken 
des  ölniveaus  zeigt,  aber  den  Fehler  hat,  daß  der  Kranz  einen  ring- 
förmig nach  allen  Seiten  sich  ausbreitenden  Schatten  wirft. 

—  E.  J.  B.  Boulllon-LafnuiC*  und  gleichzeitig  L.  N.  Vuiquallii  beobachten,  daß 
Stärkemehl  beim  Erhitzen  bis  zu  einer  Temperatur,  bei  welcher  es  sich  der 
völligen  Zersetzung  nähert,  in  einen  in  Wasser  löslichen  Körper  verwandelt 
wird.  Die  Lösung  dieses  Körpers  zeigt  im  wesentlichen  gleiche  Eigen- 
schaften, wie  die  Lösung  des  arabischen  Gummis. 

—  Joseph  Bramah  baut  für  die  Bank  von  England  die  erste  Nummerier- 
maschine  (Paginiermaschine),  welche  den  Druck  der  fortlaufenden  Num- 
mern auf  den  Banknoten  selbsttätig  ausfährt. 

—  Pierre  Louis  Antoine  Cordlar  beobachtet  an  dem  von  ihm  Dichroit,  jetzt 
Cordierit  genannten  Mineral  die  von  Wollaston  entdeckte  Erscheinung  des 
Dichroismus,  die  1821  von  Soret  auch  am  Topas  und  anderen  Mineralien 
beobachtet  wird. 

—  Humphry  Davy  weiß,  daß  Phosphor  in  reinem  Sauerstoff  nicht  leuchtet, 
und  daß  man  den  Sauerstoff  mit  einem  andern  Gas  oder  in  der  Luft- 
pumpe verdünnen  muß,  damit  der  Phosphor  in  ihm  verbrennt. 

—  Eckardt  schlägt  zuerst  den  Zentrifugaiguß  zum  Gießen  von  Hohlkörpern 
ohne  inneren  ModeUkem  vor.  Das  Metall  soU  nach  seinem  Vorschlag  in 
eine  rasch  rotierende  Form  gegossen  werden,  so  daß  sich  dasselbe  unter 


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180» 

dem  Einflüsse  der  ZentritagalkTaft  an  die  Innenwände  der  Form  anlegt 
nnd  im  Innern  des  Gußstücks  ein  hohler  Raum  entsteht. 
1809    Johann   Nepomuk  Fnchf  findet  im  Erdöl   von  Tegemsee  eine  fettartige 
Substanz,    deren  Identität  mit  dem   Paraffin  (s.  1830  R.)  erst  später  er- 
kannt wird. 

—  Nachdem  Scheele  (s.  1775  S.)  zuerst  das  Siliciumtetrafluorid  (Kieselsuper- 
fluorid)  beobachtet  imd  Frieetley  dasselbe  als  eine  eigentümliche  Verbindung 
erkannt  hatte,  stellen  es  flay-ümi  und  Thtaard  durch  Erhitzen  von  ge- 
pulvertem Flußspat  und  geetofienem  Quarz  mit  konzentrierter  Schwefel- 
säure in  reinem  Zustande  dar  und  ermitteln  seine  Katar  und  Zusammen- 
setzung. 

—  Say-Lumc  und  Thtnard  entdecken  bei  ihren  Versuchen,  aus  dem  Flußspat 
mit  Borsäure  in  der  Hitze  Flnßsäure  abzuscheiden,  das  Borsuperfluorid 
und  stellen  durch  Behandlung  von  Flußspat  mit  Vitriolöl  zuerst  fast  wasser- 
freie Flußsäure  her,  die  ganz  wasserfrei  erst  von  Fr^my  (s.  1860  F.)  er- 
halten wird. 

—  John  HMrihCMt  in  Nottingham  erfindet  die  Bobbinetmaschine,  durch  welche 
die  Fabrikation  des  englischen  TfiUs  zu  einem  Großfabrikationszweige  wird. 
(8.  a.  1758,  1769  und  1776.) 

—  John  Frederick  William  HWMiwI  beobachtet  die  Interferenz  des  Lichts  an 
planparallelen  Platten. 

—  Vincenz  von  Kwm  tritt  unter  Verwerfung  der  bisher  üblichen  Pflaster-  und 
Salbenbehandlung  für  eine  vereinfachte  Behandlung  der  Wunden  ein,  bei 
der  er  das  größte  Gewicht  auf  die  Anwendung  des  kalten  und  warmen 
Wassers  legt,  das  übUche  Vollstopfen  mit  Scharpie  gänzlich  verwirft 
und  das  Ableiten  des  Wundsekretes  empfiehlt  (offene  Wundbehandlung). 
Diese  Art  der  Wundbehandlung  empfiehlt  später  namentlich  Burow  (1876). 

—  Daniel  Koadilln  lehrt  zuerst  die  Beizstoffe  zugleich  mit  den  Reserven  an- 
wenden, was  für  die  Zeugdruckerei  einen  wesentlichen  Fortschritt  bedeutet 
(Lapisartikel) . 

—  Jean  Baptiste  Antoine  Pierre  Monet  d«  Uunarck  stellt  die  Hypothese  auf, 
daß  der  Grundplan  der  organischen  Wesen  und  die  Ähnlichkeit  ihrer 
Organisation  in  den  einzelnen  Gruppen  auf  einer  bald  näheren,  bald  ent- 
fernteren Abstammung  beruhe,  und  wird  mit  seiner  Transmutationatheorie 
der  Vorläufer  der  Darwin'sohen  Ideen;  er  sucht  die  Ursache  der  Abände- 
rungen dee  organischen  Baus  in  der  Anpassung  an  eine  besondere  Lebens- 
weise des  erwachsenen  Tieres. 

—  William  Loih  schlägt  für  die  Schienenverbindung  den  schrägen  Stoß  vor, 
den  1814  G.  Stephenson  bei  den  gußeisernen  Schienen  der  Killingworther 
Zechenbahn  verwendet. 

—  Nachdem  schon  Felix  Plater  1680  an  die  Möglichkeit  gedacht  hatte,  den 
Eierstock  zu  ezstirpieren,  und  Houstoun  1701  eine  partielle  Operation  aus- 
geführt hatte,  macht  Ephraim  Mm  DmmII  in  Kentucky  die  erste  totale 
Ovariotomie. 

—  Johann  Friedrich  MmM  der  Jüngere  liefert  ,, Beiträge  zur  vergleichenden 
Anatomie".  Er  macht  fundamentale  Untersuchungen,  insbesondere  über 
die  Entwicklung  des  Zentralnervensystems,  der  Wirbel-  und  Schädel- 
knochen, der  Zähne,  des  Darms  und  des  Herzens. 

—  Daniel  Karl  Theodor  Mmtmii  macht  die  ersten  erfolgreichen  Versuche  bei 
Tieren,  die  durch  Trepanation  entfernte  Knochenscheibe  wieder  einzu- 
heilen. Der  erste  Versuch  einer  solchen  Transplantation  beim  Menschen 
wird  1821  von  Philipp  von  Walther  unternommen.    (S.  a.  1858  0.) 

—  PatiHMii  entdeckt  die  Insel  Jaluit,  die  größte  und  wichtigste  der  deutschen 
Marshallinseln. 


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1809 

1809  Lnigi  Rolmdo  bestimmt  die  grofie  Zentralfurche  des  Gehims  und  beschreibt 
genauer  die  Gestalt  der  grauen  RückenmarksubBtanz.  Er  stellt  zuerst  die 
Beziehung  des  Großhirns  zur  Intelligenz,  zum  Triebleben,  zur  Sinnes* 
empfindung  und  die  Beziehung  des  Kleinhirns  zur  Bewegung  fest  und 
wird  der  bedeutendste  unter  den  Vorläufern  von  Flourens. 

—  Samuel  Thomas  von  8dmmirln{  in  München  sucht  die  Wasserzersetzung 
zur  telegraphischen  Übersendimg  von  Nachrichten  zu  verwerten.  Wenn 
schon,  selbst  auf  größere  Entfernungen,  Besultate  erzielt  werden,  so  haben 
die  Versuche  doch  keinen  praktischen  Erfolg.  Der  Apparat  erforderte 
36  Leitungsdrähte. 

—  Albrecht  Philipp  Thatr,  Begründer  der  ersten  höheren  landwirtschafmchen 
Lehranstalt  MögUn,  wendet  die  Naturwissenschaften  auf  die  Landwirt- 
schaft an  und  ermöglicht  dadurch  eine  rationelle  Entwicklung  derselben. 
Er  weist  namentlich  auf  den  Wert  des  Humusgehalte  des  Bodens  für  den 
landwirtschaftlichen  Betrieb  hin. 

—  Nachdem  schon  Mayer  in  seinem  Buch  „Das  Ganze  der  Landwirtschaft" 
darauf  aufmerksam  gemacht  hatte,  daß  die  Pflanzenwurzeln  sich  in  räner 
tiefen  Ackerkrume  anders  als  in  einer  flachen  entwickeln,  leitet  Albrecht 
Philipp  Thatr  bestimmte  Verhältniszahlen  über  die  mit  zunehmender  Tiefe 
der  Ackerkrume  wachsende  Produktionsfähigkeit  des  Bodens  ab. 

—  T.  Wllllamion  konstruiert  die  sogenannte  Kapselsäemasohine,  die  fast  aus- 
schließlich zur  Reihensaat  kleinerer  runder  Kömer  (Raps,  Mohn,  Senf  usw.) 
verwendet  wird  und  den  Vorteil  bietet,  daß  bei  ihr  durch  Schieber,  welche 
die  kleinen  an  der  Kapsel  befindlichen  Löcher  verschließen  und  öffnen, 
die  Menge  des  ausgestreuten  Samens  genau  geregelt  werden  kann. 

—  William  Hyde  Wollntim  erfindet  die  Camera  lucida. 

—  William  Hyde  Wollatton  erfindet  das  Reflexionsgoniometer  zur  genauen 
Ausführung  von  KrystallwinkelmeBSongen. 

—  William  Hyde  Wollattoii  zeigt,  daß  die  von  Hatchett  (s.  1801  H.)  und 
Ekeberg  (s.  1802  E.)  hergestellten  Oxyde  des  Columbiums  und  Tanta- 
liums  identisch  sind. 

1810  Andr6  Marie  Ampirt  betrachtet  die  FluBsäure  —  in  Analogie  der  Salzsäure 
(vgl.  1810  D.)  —  zuerst  als  Wasserstofisäuie. 

—  Der  Amerikaner  Bamott  erfindet  das  Nageln  der  Schuhe,  durch  welches 
die  langwierige  Arbeit  des  Nähens  beseitigt  wird.  In  Paris  wird  die  Aus- 
beutung des  Patents  von  Gergonne  in  die  Hand  genommen.  Die  Schuh- 
stifte werden  aus  Eisen,  Messing  oder  Kupfer  und  ohne  Kopf  hergestellt. 
Erst  1839  werden  die  Metallstifte  durch  Holzstifte  ersetzt,  wahrscheinlich 
zuerst  von  Krantz  in  Dresden.  1844  wird  hierzu  eine  Maschine  von 
Lef^vre  und  Best  in  Paris  angegeben. 

—  Gaspard  Laurent  Bayto  zeichnet  sich  durch  seine  Untersuchungen  über 
Tuberkulose  aus.  Er  siebt  die  an  den  Lungen  von  Phthisikem  vorhande- 
nen hirsekomgroßen  Knötchen  als  die  charakteristischen  tuberkulösen 
Veränderungen  an.  Seine  Anschauungen  werden  von  R.  T.  H.  Laennec 
noch  erweitert,  der  namentlich  auf  die  Häufigkeit  der  käsigen  Umwand- 
lung in  den  größeren  Knoten  hinweist  und  darin  das  spezifisch  Tuber- 
kulöse erblickt.     (S.  a.  1794  B.) 

—  Der  Mechaniker  Friedrich  Wilhelm  Bnlthaupt  in  Kassel  vervollkommnet 
den  Grubenkompaß  und  die  Nivellierinstrumente  und  baut  später  die 
erste  große  Kreisteilmaschine  in  Deutschland.     (Vgl.  1866  B.) 

—  Samuel  Brown  konstruiert  die  erste  Kettenprüfungsmaschine,  bei  welcher 
durch  Belastung  der  fertigen  Ketten  die  Fehler  in  der  Arbeitsausführung 
derart  ausfindig  gemacht  werden,  daß  alsdann  ein  Neuersatz  der  mangel- 
haft geschweißten  Schaken  erfolgen  kann.     (S.  a.  1816  B.) 

—     302     — 

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1810 

1810  Michel  Engine  ClMvrMil  beginnt  die  wissensohatüiohe  Erforschung  des  Ver- 
seif ongsprozesses,  durch  welche  er  den  Grund  zur  neueren,  rationellen 
Entwicklung  der  Seifenindustrie  legt. 

—  Vincenzo  DanMo  in  Yarese  studiert  die  Nahrung  und  die  sonstigen  Be- 
dürfnisse der  Seidenraupe,  verbessert  die  Einrichtung  der  Eaupenzucht- 
anstalten  und  des  Fütterungsverfahrens  und  bemüht  sich  um  die  Auswahl 
und  Heranziehung  geeigneter  Arten  des  Maulbeerbaumes. 

—  Humphry  Davy  spricht  zuerst  die  Ansicht  aus,  dafi  Chlor  ein  Element 
und  die  Salzsäure  dessen  WasserstoilTerbindung  sei  Er  erweist  dies  1812 
durch  schlagende  Versuche  vor  einer  Anzahl  englischer  Chemiker  in 
Edinburg,  wo  er  zeigt,  daß  sich  bei  der  Vereinigung  des  Salzsäuren  Gases 
mit  einer  sauerstofFfreien  Basis  kein  Wasser  abscheidet. 

—  Humphry  Oavy  entdeckt  das  Phosphorchlorid. 

—  J.  C.  OojarMn  in  London  konstruiert  die  erste  bekannte  Röhrenpreß- 
maschine  für  Tonröhren.  Dieselben  dienen  insbesondere  als  Wasserleitnngs- 
röhren,  vermögen  sich  jedoch  den  gußeisernen  Röhren  gegenüber  nicht  zu 
behaupten. 

—  Der  französische  Irrenarzt  Jean  Etienne  Dominique  Etqulrol  wirkt  im  Sinne 
seines  Lehrers  Philippe  Pinel  für  Beseitigung  des  Zwangs  in  der  Irrenpflege. 

—  Der  Wagner  Melchior  Fink  in  Bregenz  übt  das  Biegen  des  Holzes,  nament- 
lich zur  Herstellung  von  Radfelgen  aus  einem  einzigen  Stücke  aus.  Er 
erhält  1821  in  Wien  ein  Privilegium  für  das  Biegen  des  Holzes.  (S.  a.  1720  C. 
und  1794  V.) 

—  Johann  Gottlieb  Ctadw  erfindet  die  sogenannten  Reitergewichte,  deren  man 
sich  zur  Ausgleichung  der  kleinsten  Gewichtsdifferenzen  beim  Wägen  auf 
der  zweiarmigen  Wage  jetzt   allgemein  bedient. 

—  Louis  Joseph  aay-Uimc  und  Louis  Jacques  Thinard  finden,  daß  Baryt  unter 
Mitwirkung  von  Wärme  Sauerstoff  absorbieren  kann  und  stellen  so  das 
Bariumhyperoxyd  her. 

—  Philippe  Henri  M  Glrard  beschäftigt  sich  infolge  des  von  Napoleon  I.  für 
die  Flachs-Maschinenspinnerei  ausgesetzten  Preises  von  1  Million  Franken 
mit  dieser  Industrie  und  muß  als  der  eigentliche  Begründer  der  Flachs- 
Maschinenspinnerei  angesehen  werden,  indem  alle  späteren  Erfindungen 
nur  Fortschritte  auf  dem  von  ihm  gezeigten  Wege  sind.  Seine  Erfindungen 
erstrecken  sich  sowohl  auf  die  Heohelmaschine  als  auch  auf  die  Streck- 
und  Spinnmaschine. 

—  Gabriel  Joseph  8nnM  erfindet  die  mit  freischwingenden  Zungen  konstruierte 
Orgue  ezpressü,  Expressivorgel,  jetzt  Harmonium  genannt. 

—  Der  Mediziner  Christian  Friedrich  Samuel  Hahnemann  begründet  sein  neues, 
„Homöopathie"  genanntes  Heilsystem. 

—  KHM  in  Berlin  verbessert  die  Hefe  und  führt  die  Schlempehefe  ein,  die 
bessere  Resultate  als  die  ohne  Vorsichtsmaßregeln  gesäuerte  Kunsthefe  gibt. 

—  Daniel  KoKhIln  und  Johann  Gottfried  Dlnglw  gelingt  es  zuerst,  fertig  ge- 
webte Zeuge  türkischrot  (adrianopelrot)  zu  färben. 

—  Nachdem  schon  1787  in  Wien  und  in  Holland  Teigknetmaschinen  auf- 
gekommen waren,  die  ihrer  primitiven  Konstruktion  wegen  jedoch  weitere 
Verbreitung  nicht  fanden,  gelingt  es  Lambert  in  Paris,  eine  gebrauchsfähige 
Brotteigknetmascbine  zu  konstruieren,  die  1830  von  Roland  und  1839  von 
Fontaine  noch  wesentlich  verbessert  wird. 

—  Nachdem  Cullen  1755  die  Beobachtung  gemacht  hatte,  daß  man  durch 
Luftverdünnung  die  Verdunstung  des  Wassers  so  sehr  beschleunigen  könne, 
daß  das  Wasser  selbst  im  Sommer  infolge  der  Verdunstungskälte  gefiiere, 
und  Nairne  1777  gefunden  hatte,  daß  Schwefelsäure  im  luftverdünnten 
Raum  die  Feuchtigkeit  anziehe,  gelingt  es  John  Lailla,  durch  Absaugen 

—     303     — 

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1810 

der  Dämpfe  mit  der  Luftpumpe  und  Absorbieren  id  Schwefelsäure  Wasaer- 
mengen  bis  zu  750  g  zum  Gefrieren  zu  bringen.  (Vgl.  auch  1824  T.) 
1810  Der  französische  Pbysiolog  Fran^ois  MifMiMt  ifit  der  Hauptbegründer  der 
modernen  experimentellen  Richtung  in  Physiologie,  Anatomie  und  Arznei- 
mittellehre. Er  bereichert  durch  seine  Versuche  an  lebenden  Tieren  die 
Gebiete  der  tierischen  Wärme,  der  Verdauung  und  der  Kervenphysiologie. 

—  Fran^ois  MacdMIt  betont  zuerst  den  Unterschied  der  stickstoffhaltigen 
und  stickstofffreien  Nährstoffe  und  zeigt,  daß  letztere  allein  das  Leben 
nicht  zu  erhalten  vermögen. 

—  George  Madhurtt  macht  den  Vorschlag,  die  in  einem  geschlossenen  Kanal 
enthaltene  Luft  zu  verdünnen  und  die  hierdurch  erzeugte  Differenz  zwi- 
schen dem  Druck  der  äußeren  und  der  im  Kanal  enthaltenen  Luft  zur 
Fortbewegung  von  Gegenständen  zu  benutzen.  Ähnliche  Vorschläge  werden 
nach  englischen  Quellen  1826  von  John  Vallance  gemacht.  (Anfänge  der 
pneumatischen  Post.) 

—  Ignaz  Pauor  in  Leobersdorf  verwendet  zuerst  zur  Trennung  der  Griese  von 
den  Schalen  des  Getreides  eine  Griesputzmaschine,  in  der  die  Griese  ge- 
siebt und  durch  einen  künstlichen  Luftzug  von  den  Schalen  befreit  werden. 

—  ParlBK  in  Portsmouth  konstruiert  den  sogenannten  Admiralitätsanker,  einen 
Schiffsanker  mit  festen  Armen.  Der  Admiralitätsanker  hat  lange  Zeit  hin- 
durch eine  ausschließliche  Verwendung  gefunden  und  ist  in  der  deutschen 
Handelsmarine  auch  jetzt  noch  in  Gebrauch. 

—  Pratt  ist  der  erste,  der  die  Dampfmaschine  in  der  Landwirtschaft  zur  Be- 
arbeitung des  Erdbodens  und  zum  Betrieb  der  landwirtschaftlichen  Geräte 
heranzieht,  und  der  sich  als  Zugzwischenmittel  der  endlosen  Ketten  be- 
dient. 

—  Edme  Ropiltr  bringt  eine  dynamometrische  Kurbel  in  Vorschlag,  die  von 
Morin  verbessert  und  1860  durch  Clair  ausgeführt  wird. 

—  Thomas  Johann  Seeback  entdeckt,  wie  Goethe  im  Anhang  zur  „Geschichte 
'  der  Farbenlehre"  mitteilt,  daß  feuchtes  Chlorsilber  im  farbigen  Licht  an- 
nähernd die  Belichtungsfarben  annimmt. 

—  Robert  8eppln|s  ermöglicht  den  Bau  längerer  Schifie,  als  bisher,  dadurch, 
daß  er  angesichts  der  Fortschritte  der  Eisenindustrie  darangeht,  die  Deck- 
balken mit  den  Spanten  durch  eiserne  Kniee  zu  verbinden  und  eiserne 
Diagonalbänder  anzuwenden,  um  die  hölzernen  Verbandteile  zu  entlasten. 

—  Joseph  Straeiar  in  Wien  erfindet  den  nach  Ihm  benannten  Straß,  der  durch 
Schmelzen  von  gepulvertem  Bergkrystall,  gereinigtem  Ätzkali,  chemisch 
reiner  Mennige  und  gereinigtem  Borax  hergestellt  wird  und  sich  durch 
seinen  Glanz  und  sein  Feuer  auch  in  Frankreich,  wo  Wieland-Donault  1819 
die  Fabrikation  dieser  Edelstein-Imitation  aufnimmt,  einführt  und  dauernd 
hält. 

—  Andr6  Thewln  spricht  aus,  daß  das  Okulieren  des  Obstes  nur  dann  mit  Er- 
folg betrieben  werden  könne,  wenn  das  zu  inokuUerende  Reis  und  der  zu 
veredelnde  Stamm  verwandt  sind. 

—  Nachdem  zuerst  der  Färber  Apel  in  Bautzen  das  Dampfkoohen  für  Farb- 
extrakte in  die  Praxis  eingeführt  hatte,  extrahiert  Johann  Bartholomäus 
Trommsdorf  zuerst  in  den  Apotheken  mit  Dampf  und  dickt  auch  die  Ex- 
trakte mit  Dampf  ein. 

—  William  Hyde  Wollatton  entdeckt  das  Cystin  in  einem  Blasensteine.  Später 
wird  dasselbe  von  E.  Külz  (1890)  aus  der  Verdauungsflüssigkeit  von  Fibrin 
gewonnen  und  dessen  große  Verbreitung  als  schwefelhaltiges  Abbauprodukt 
der  Eiweißstoffe  nachgewiesen.  Seiner  Zusammensetzung  nach  ist  es 
a-Diamino-/f-Dithiolaktyl8äure. 

—  A.  Zaum  verfertigt  Reliefgloben  aus  Gips,  die,  ursprünglich  für  den  Blin- 


—     304      — 

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1811 

denunterrioht  bestimmt,  sich  Bpäter  aUgemein  einfahren,  wenn  aie  auch 
an  dem  Übelstand  leiden,  daß  die  Höhen  wegen  dee  kleinen  Maßstabes 
nnTerhältniamäßig  übertrieben  werden  müssen. 
1811  Fran90iB  Dominique  Ara|o  beobachtet  zuerst,  daß  Quarz,  wenn  weißes 
Licht  parallel  der  Achse  hindurchgeht,  ein  anderes  Verhalten  zeigt,  als 
andere  einachsige  KrystaUe.  Die  Erklärung  dieser  Erscheinung  gibt  erst 
Biot.   (Vgl.  1817  B.) 

—  Amadeo  Avo|idro  dl  Quai^ina  spricht  das  nach  ihm  benannte  Gesetz  aus: 
„Gleiche  Mengen  aller  Substanzen  enthalten  im  gasförmigen  Zustand  und 
unter  gleichen  Bedingungen  die  gleiche  Anzahl  Moleküle."  1814  kommt 
Ampere  von  ähnUohen  Ansichten  wie  Avogadro  ausgehend  zur  Bestätigung 
dieses  Gesetzes. 

—  Jean  Pierre  Bamial  in  Paris  empfiehlt  die  Kohlensäure  zur  Abscheidung 
des  überschüssigen  Kalks  aus  den  Bübensäften. 

—  Charles  Ball  macht  die  Beobachtung,  daß  Reizung  der  vorderen  Bücken- 
markswurzeln  die  Muskeln  zur  Kontraktion  bringt,  während  dies  bei  den 
hinteren  Wurzeln  nicht  gelingt. 

—  Mianfi  und  Brunst  konstruieren  die  erste  aus  Eisen  erbaute  Kuppel  von 
39  m  lichter  Spannweite  über  der  Komhalle  zu  Paris.  Die  Anregung  zur 
Verwendimg  des  Eisens  war  von  Ronddet  ausgegangen. 

—  Johann  Jacob  ¥0n  Bamllut  gibt  der  chemischen  Nomenklatur  (s.  1787  L.) 
bei  Gelegenheit  seiner  Herausgabe  der  schwedischen  Pharmakopoe  die  Form, 
in  der  dieselbe  jetzt  noch  besteht. 

—  Johann  Jacob  von  Bsmilin  stellt  zuerst  das  Goldoxydul  und  das  Gold- 
chlorür  dar. 

—  Johann  Jacob  von  Bomlint  hebt  die  Übereinstimmung  hervor,  welche 
zwischen  den  Oxydations-  und  den  Schwefelungsstufen  der  Metalle  statt- 
zufinden pflegt,  und  macht  1821  darauf  aufmerksam,  daß  sich  Schwefel- 
verbindungen untereinander  ähnlich  wie  Sauerstoffverbindungen  zu  Salzen 
vereinigen  können. 

—  John  Btaiklnsop  nimmt  ein  Patent  auf  eine  Lokomotive,  die  mittels  eines 
Zahnrades  bewegt  wird,  das  in  eine  längs  der  Schienen  gelegte  Zahnstange 
eingreift.  Nach  diesem  Prinzip,  das  später  bei  Bergbahnen  Verwendung 
findet,  wird  im  Jahre  1812  die  Leeds-Middleton-Eisenbahn  als  nachweislich 
erste  Zahnradbahn  erbaut. 

—  Auf  Vorschlag  von  Laplace  bewirken  die  Obersten  BroustMUid  und  M.  Hsnry 
sowie  NIeolM  und  Larfotoan  eine  vollständige  Triangulation  des  46.  Parallel- 
kreises, soweit  derselbe  zu  Frankreich  gehört,  während  Carllnl  und  Plana  im 
Auftrag  der  sardinischen  und  österreichischen  Regierung  die  Arbeit  von 
der  französischen  Grenze  über  Turin  und  Mailand  bis  Fiume  übernehmen. 
Als  Resultat  ergibt  sich  die  Länge  eines  ParaUelgrades  unter  dieser  Breite 
zu  39970  Toisen. 

. —  Christian  Friedrich  Bucholz  stellt  aus  der  Vanille  eine  krystaUinische  Sub- 
stanz her,  die  er  für  Benzoesäure  hält,  und  die  erst  1868  von  Gobley  in 
reiner  Form  dargestellt  und  als  Vanillin  charakterisiert  wird. 

—  Michel  Eugene  Chtvnul  stellt  zuerst  den  Farbstoff  des  seit  dem  16.  Jahr- 
himdert  von  den  Spaniern  in  den  Handel  gebrachten  Blauholzes  in  freier 
Form  dar  und  nennt  denselben  „Hämatoxylin".  Derselbe  wird  von  Erd- 
mann und  Hesse  näher  untersucht.  Es  gelingt  ihm  femer  aus  Rotholz 
„Brasilin"  zu  isolieren,  das  er  für  identisch  mit  Hämatoxylin  hält,  das 
aber,  wie  Liebermann  und  Burg  (1876)  zeigen,  eine  niedrigere  Oxydations- 
stufe als  Hämatoxylin  darstellt. 

—  Michel  Eugene  Chtvnul  stellt  aus  der  Quercitronrinde  (s.  1776  B.)  einen 
gelben  Farbstoff  her,  welchen  er  Quercitrin  nennt.    Der  Farbstoff  wird 

Darmstaedtei.  20 

—     305     — 


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1811 

später  von  Rochleder  in  den  Eastanienblüten,  von  Wagner  im  Hopfen  auf- 
gefunden und  ist  in  der  Katur  sehr  verbreitet.  Bigaud  charakterisiert  ihn 
1853  als  Glucosid,  das  sich  beim  Kochen  mit  verdünnten  Säuren  in  Quer- 
cetin  und  eine  von  Hladwetz  und  Pfaimdler  1880  als  Isodnloit  erkannte 
Zuokerart  spaltet. 
1811  Heinrich  Ootta,  der  1796  die  Privatforstlehranstalt  in  Zillbach  begründet 
hat,  stellt  zuerst  den  organischen  Zusammenhang  der  Forateinriohtnng  mit 
der  praktischen  Wirtschaftsführung  klar  und  bahnt  die  naturwissenschaft- 
liche Begründung  der  Wald-wirtsohaftslehre  an. 

—  Bemard  Courtolt  in  Paris  entdeckt  das  Jod,  welches  er  aus  der  Mutterlauge 
der  „Varec"  genannten  Asche  von  Seepflanzen  darstellt. 

—  John  Davy  entdeckt  bei  Behandlung  von  Kohlenoxyd  mit  Chlor  das  Chlor- 
kohlenozyd,  auch  Phosgengas  genannt. 

—  Der  französische  Chemiker  Pierre  Louis  Dulonc  entdeckt  den  Chlorstiokstoff, 
einen  äußerst  explosibeln  Körper.  Er  verliert  bei  seiner  Entdeckung  ein 
Auge  und  drei  Finger,  und  auch  Davy  und  Faraday,  obschon  mit  der  Ge- 
fährlichkeit des  Körpers  bekannt,  tragen  (1813)  bei  seiner  Untersuchung 
nicht  unerhebUche  Verletzungen  davon. 

—  John  Dyar  erfindet  eine  Maschine,  die  selbsttätig  die  Anfertigung  von  Eisen- 
drahthäkchen für  die  Beschläge  der  Woll-,  Baumwoll-  und  Wergkratzen- 
maschinen  (Kratzenbeschläge)  vornimmt  und  vorbildlich  wird  für  die  vi^en 
spätem  Erfindungen  dieser  Art. 

—  Nachdem  i.  J.  1720  Hochbrucker  die  Harfe  mit  Hilfe  einer  Pedaleinrich- 
tung  dahin  verbessert  hatte,  daB  durch  einen  Pedaltritt  ein  gemeinsames 
Umstimmen  aller  gleichnamigen  Töne  möglich  wurde,  wodurch  beide  Hände 
des  Spielers  für  das  Spiel  frei  blieben,  erfindet  der  Instrumentenmacher 
S^bastien  Erard  in  Paris  (eigentlich  Sebastian  Erhard  aus  Straßburg)  die 
Doppelpedalharfe  (ä  double  mouvement),  bei  der  jede  Saite  durch  Pedale 
zweimal  um  einen  Halbton  höher  gestimmt  werden  kann. 

—  Nachdem   bis   dahin    große  Verschiedenheit   der  Ansichten   in  betr 
Anzahl    der  Oxydationsstufen   des  Eisens   geherrscht  hatte,    nimmt  Louis 
Joseph  tey-LiNMC  außer  dem  Eisenoxyd  und  dem  Eisenoxydul  noch  eine 
intermediäre     Oxydationsstufe,     das    Eisenoxyduloxyd    an.      (Vgl.     auch 
1840  F.) 

—  Louis  Joseph  tey-LMHW  verbessert  im  Verein  mit  Louis  Jacques  Thinart 
die  1777  von  Lavoisier  begründete  organische  Analyse  (Elementaranalyse), 
die  von  Berzelius  und  Liebig  in  die  heute  noch  übliche  Form  gebracht 
wird.  Zur  Verbrennung  der  organischen  Körper  wenden  sie  das  chlor- 
saure Kali  an. 

—  Louis  Joseph  flay-Lunae  und  Louis  Jacques  TMnanI  konstatieren ,  daß 
Kalium  sowohl,  wie  Natrium  bei  erhöhter  Temperatur  WasseistoS  ab- 
sorbieren. 

—  Hamond  in  London  scheint  bei  den  Sägemühlen  zuerst  die  Walzen  zum 
Vorschieben  des  Holzes  angewendet  zu  haben;  in  Frankreich  wird  das 
Verfahren  erst  1830  durch  SantreuU  eingeführt. 

—  Johann  Georg  HiIm  wendet  zuerst  den  Druckverband  an,  indem  er  bei 
,, Hydrops  genu"  Badeschwämme  von  vom  und  von  den  Seiten  her  so  gegen 
das  Kniegelenk  legt,  daß  sie  die  Kniescheibe  wie  zwei  flach  nebenein- 
andergelegte Hände  umfassen,  und  eine  straffe  Bindeneinwicklung  darüber 
folgen  läßt.  Zu  diesen  Verbänden,  die  späterhin  auf  die  verschiedenste 
Weise  modifiziert  werden,  finden,  abgesehen  von  Heftpflastereinwicklungen, 
die  Hahn'schen  Binden,  Trikotschlauch-,  Ideal-,  Kreppbinden  usw.  Ver- 
wendung. 

—  Der  Pater  Placidus  Htinrieh  untersucht  die  Phosphoreszenz. 


—     306     - 

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1811 

1811  Jlbch  entdeckt  das  Salbeiöl,  das  er  durch  Destillation  des  frischgetrock- 
neten Krautes  von  Salvia  offlcinaliB  gewinnt.  Von  sonstigen  flüchtigen 
ölen  wird  das  Majoranöl  von  Eane  (1834),  das  Spiiaeaöl  von  Dumas 
(1833),  das  Olibanumöl  von  Stenhouse  (1835),  das  Meisterwurzöl  von 
Wackenroder,  das  Muskatnußöl  von  Bley,  das  öl  aus  Iris  florentina  von 
Vogel  (1814)  und  Dumas  (1829),  das  Sassafrasöl  von  Binder  (1821)  unter- 
sucht.    (S.  a.  1820  S.,  1824  B.,  1840  V.) 

—  Friedrich  Ludwig  Jahn  macht  die  Turnübungen  volkstümlich  und  wendet 
zuerst  Barren  und  Reck  als  Turngeräte  an.  Er  gibt  ihnen  auch  ihre  (aus 
dem  Niederdeutschen  entlehnten)  Namen  und  verwendet  wahrscheinlich 
auch  als  erster  die  Hanteln. 

—  Gottlieb  Sigismund  Constantin  Klrehhoff  in  Petersburg  stellt  Traubenzucker 
durch  Kochen  von  Stärkemehl  mit  verdünnter  Schwefelsäure  her.  Er 
entdeckt  damit  die  erste  katalytische  Wirkung,  d.  i.  diejenige  Wirkung,  die  ein 
Körper,  ohne  sich  chemisch  zu  verändern,  lediglich  durch  seine  Anwesen- 
heit, auf  den  Verlauf  von  Reaktionen  ausübt.  Der  Name  und  Begriff 
„katalytisch"  wird  1835  von  Berzelius  aufgestellt. 

—  Thomas  Andrew  Knlfht  weist  nach,  daß  die  Wurzeln  durch  feuchte  Erde 
von  ihrem  senkrechten  Wachstum  abgelenkt  werden  (Hydrotropismus),  und 
daß  die  Ranken  des  Weinstocks  sich  von  der  Lichtquelle  abwenden  (nega- 
tiver Heliotropismus). 

—  Nachdem  William  Nicholson's  erste  Idee  einer  Druckmaschine  (1700) 
gänzlich  verschollen  war,  kommt  Friedrich  Kdnif  selbständig  auf  die 
Verbesserung  der  Buchdruckerpresse  durch  Anbringung  eines  Farben- 
auftrageapparats  und  baut  nach  mehreren  mißlungenen  Versuchen  in 
Gemeinschaft  mit  Andreas  Friedrich  Bauar  seine  Zylinderdruckmaschine 
oder  Schnellpresse,  die  sich  rasch  durch  die  ganze  Welt  verbreitet. 

—  Peter  Friedrich  Krupp  in  Essen  gelingt  es  zuerst,  durch  Vereinigung  des 
Inhalts  zahlreicher  Tiegel  in.  einer  einzigen  Gußform  schwere  Blöcke  von 
Gußstahl  zu  gießen.  Seine  kleine  GuBstahUabrik  bildet  den  Grundstock 
der  späteren  großartigen  Anlagen  der  Firma  Fried.  Krupp. 

—  Etienne  Louis  MalM  wendet  seine  Entdeckung  der  Doppelbrechimg  auf 
die  KrystaUe  an  und  konstruiert  für  seine  Untersuchungen  verschiedene 
Polarisationsapparate,  die  teils  aus  einem  Spiegel  und  einer  Kalkspatplatte, 
teils  aus  zwei  Spiegeln  bestehen. 

■^  Der  MineraJog  Friedrich  Mohi  stellt  zur  Mineralbestimmung  seine  Härte- 
skala auf,  welche  sich  aus  zehn  Nummern,  deren  erste  Talk  und  deren 
zehnte  Diamant  ist,  zusammensetzt,  und  legt  zuerst  Wert  auf  das  spezi- 
fische Gewicht  als  Unterscheidungszeichen. 

—  Georg  von  RalchMbach  erfindet  den  Fadendistanzmesser,  einen  Distanz* 
messer,  der  sich  auf  einen  konstanten  Sehwinkel  und  einen  veränderlichen 
Lattenabsohnitt  gründet  und  seinen  Namen  daher  hat,  daß  der  konstante 
Winkel  durch  ein  Fadenmikrometer  hergestellt  wird. 

1811 — 33  Gustav  SchOMar  macht  eingehende  Untersuchungen  über  atmosphä- 
rische Elektrizität  und  weist  die  tägliche  und  jährliche  Periode  des  nor- 
malen elektrischen  Luftpotentials  nach.  Bei  der  täglichen  Periode  zagt 
sich  ein  Maximum  um  Sonnenuntergang,  ein  Minimum  um  die  Mittags- 
stunde, bei  der  jährlichen  Periode  ein  Maximum  im  Januar  und  Februar, 
ein  Minimum  im  Mai  und  Juni. 

1811  J.  L.  M.  SmHhaaH  erklärt  die  Kieselerde  für  eine  schwache  Säure,  was 
gleichzeitig  auch  von  Berzelius  gefunden  wird,  der  1814  zeigt,  daß  sich 
die  Kieselsäure  in  bestimmten  Verhältnissen  mit  Basen  vereinigt,  und  daß 
die    kieselhaltigen   Mineralien    sich    als   kieselsaure  Salze,    die   nach   be- 

20« 

—     307     — 


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1811 

stimmten  etdohiometrisohen  Proportionen  zusammengesetzt  sind,  ansehen 
lassen. 

1811  Der  bayrische  Steuerrat  von  MdBar  entwickelt  sphärisch  rechtwinklige 
Koordinaten  für  die  Dreieckspunkte  des  Hauptnetzes  eines  Landes  und 
führt  sein  Koordinatensystem  für  Bayern  durch.  Die  Soldner'schen 
Koordinaten  werden  jetzt  in  den  meisten  deutschen  Staaten  und  vielfach 
auch  im  Ausland  als  bequemstes  Mittel,  die  Dreieckspunkte  in  die  Maschen 
des  geographischen  Netzes  einer  Landesvermessung  einzutragen,  gebraucht. 

—  Nachdem  ein  Spanier  Salva  im  Jahre  1796  zuerst  vor  der  Akademie  der 
Wissenschaften  in  Barcelona  die  Idee  der  submarinen  Telegraphie  ausge- 
sprochen hatte,  machen  8o*fflmHln{  und  8dilllln(  von  CaniWt  den  ersten 
Versuch,  mit  isoliertem  Draht  durch  die  Isar  zu  telegraphieren,  bei  welcher 
Gelegenheit  der  letztere  den  Vorschlag  macht,  in  die  Leitung  eine  Wasser- 
strecke einzuschalten. 

—  Johann  Georg  Tralloi  revidiert  die  Alkoholbestimmnngen  von  Blagden  und 
Gilpin  (s.  1794  B.)  und  steUt  Tabellen  auf,  die  den  Alkoholgehalt  des  Spiritus 
in  Volumprozenten  angeben.  Diese  TabeUen  werden  in  Preußen  den 
amtlichen  Vorschriften  zugrunde  gelegt. 

—  Der  Engländer  James  White  nimmt  in  Frankreich  ein  Patent  auf  eine 
Maschine  zur  Massenherstellung  von  Drahtstiften  aus  Eisendraht,  die 
erste,  wenn  auch  noch  unvollkommene  Maschine  dieser  Art.    (S.  1846  W.) 

—  James  White  scheint  zuerst  die  Kreisschere  (Zirkelschere)  zum  Beschneiden 
von  Blechtafeln  in  Anwendung  gebracht  zu  haben. 

1812  Aubortöt  spricht  zuerst  den  Gedanken  aus,  daß  es  zweckmäßig  sein  würde, 
beim  Kalkbrennen  an  Stelle  der  festen  Brennstoffe  die  Gase  des  Brenn- 
materials zu  verwenden.     (Vgl.  1830  L.  und  1862  S.) 

—  Henry  MI  läßt  bei  Wood  &  Co.  in  Glasgow  ein  40  Fuß  langes  Schiff  er- 
bauen, das  mit  einer  Maschine  von  John  Bobertson  aus  Glasgow  versehen 
wird  und  den  Namen  „Comet"  erhält.  Nach  der  in  den  ersten  Angast- 
tagen unternommenen  Probefahrt  wird  am  5.  August  die  Dampfschiffahrt 
zwischen  Glasgow  und  Greenock  mit  dem  „Comet"  eröffnet,  womit  die 
europäische  Dampfschiffahrt  beginnt. 

—  Jacques  Etienne  B4rani  entdeckt  die  Polarisation  der  Wärme  durch  Re- 
flexion an  Glasspiegeln. 

—  Johann  Jacob  von  Bamllui  stellt  im  Anschluß  an  seine  Arbeiten  mit  Hisinger 
(s.  1807  B.)  und  an  die  1806  von  Davy  angedeuteten  Ideen  seine  elektro- 
chemische Theorie  auf,  nach  der  zusammengesetzte  Körper  durch  Anein- 
anderlagerung  von  Bestandteilen  hervorgebracht  werden,  deren  Affinität 
eine  Folge  ihrer  elektrischen  Eigenschaften  ist. 

—  Johann  Jacob  von  BomNut  untersucht  die  Antimonverbindungen,  bestimmt 
die  Antimonoxyde,  wie  sie  noch  jetzt  angenommen  werden,  und  gibt  den 
höheren  Oxydationsstufen  die  Namen  antimonige  Säure  und  Antimonsäure. 

—  Bradbury  und  Wmvw  ersetzen  die  in  Nürnberg  um  1680  erfundene,  unter 
dem  Namen  „Wippe"  bekannte  kleine  Maschine  zur  Ausbildung  der  Köpfe 
für  die  Stecknadeln  durch  eine  automatische  Maschine,  welche  die  Drähte 
zur  Kugelgestalt  formt,  die  so  gebildeten  Köpfe  aufsteckt  und  die  Nadeln 
vollständig  fertig  macht. 

—  David  Bmntar  weist  nach,  wie  mit  zwei  Prismen  aus  demselben  Glas 
farblose  Brechung  erzielt  werden  kann.  Daraus  entsteht  dann  das  Teino- 
skop,  ein  nur  aus  vier  planen  Prismen  konstruiertes  VergrößerungsglaB 
(von  Dr.  Blair  hergesteUt.) 

—  Charles  Ca(nlard  4o  ia  Tour  erfindet  das  Schraubengebläse  (auch  Cagniar- 
delle  genannt),   das   aus   einer  schrägliegenden,    zum  Teil  in  Wasser  ge- 

—     308     — 

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1812 

tauchten  ArchimediBohen  Schraube  besteht,  deren  Umdrehung  einen  un- 
unterbrochenen Windstrom  erzengt. 
1812  William  und  Edward  Olia|Hiiaii  ändern  die  Blenkinsop'sche  Zahnradeisen- 
bahn  (a.  1811 B.)  dahin  ab,  daß  sie  an  Stelle  der  gezahnten  Längsschiene 
eine  eiserne  Kette  von  Station  zu  Station  ziehen,  an  der  sich  die  Loko- 
motive nach  Analogie  der  Kettenschiffahrt  entlang  holt. 

—  Michel  Eugene  ChtvTMl  stellt  das  Indigweiß  dar,  das  von  Berzelius,  Liebig 
und  Dumas  noch  femer  untersucht  wird. 

—  Ernst  Friedrich  GhtadRl  macht  die  ersten  Versuche  über  die  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit des  Schalls  in  Gasen. 

—  Georges  Cuvlar  bringt  die  beiden  durchgreifenden  Kennzeichen  der  Aus- 
bildung des  tierischen  Leibes,  nämUch  die  VerBchiedenheiten  des  Nerven- 
systems und  die  Lagebeziehnngen  der  wichtigeren  Organe  zur  Greltung, 
indem  er  für  die  gesamte  Tierwelt  vier  Typen  aufstellt:  Wirbeltiere,  Weioh- 
tierp,  Gliedertiere  und  Strahltiere. 

—  Georges  Ciivtar  betont  scharf  die  Bedeutung  der  Versteinerungen  nicht  nur 
ffir  die  Erforschtmg  der  Erdgeschichte,  sondern  ganz  besonders  auch  ffir 
das  Verständnis  des  tierischen  Bauplans  und  für  den  Einblick  in  die 
gesamte  organische  Welt.  Er  betont  als  einer  der  ersten  die  oft  grund- 
sätzliche Verschiedenheit  der  tertiären  und  mesozoischen  Tiere  von  den 
jetzt  lebenden. 

—  Georges  Covlir  nimmt  zur  Erklärung  der  geologischen  Zeitalter  eine  Folge 
großer  Umwälzungen  an.  (Katastrophentheorie.)  Doch  hat  seine  Lehre 
viele  Gegner,  selbst  in  den  Reihen  seiner  Anhänger. 

—  Humphry  Davy  erhält  zuerst  die  phosphorige  Säure  durch  Behandlung 
von  Phosphorchlorür  mit  Wasser. 

—  John  Davy  stellt  die  hauptsächlichen  Verbindungen  des  Wismuts  mit 
Schwefel  dar,  während  die  Chlor-  und  Bromverbindungen  1814  von 
Lagerhjeim  und  1828  von  S^mllas  näher  untersucht  werden. 

—  John  Davy  findet  bei  Untersuchung  der  Zusammensetzung  der  Chlorver- 
bindungen des  Zinna,  daß  das  Zinncblorür  dem  Zinnoxydul  und  das  Zinn- 
chlorid dem  durch  Behandlung  des  Zinns  mit  Salpetersäure  bereiteten 
Oxyd  entspricht. 

—  Ellli  verbessert  den  für  geringere  Gattungen  von  Baumwolle  an  Stelle  des 
Klopfens  seit  Anfang  des  19.  Jahrhundert  üblichen  WoU,  der  von  den 
Tuchfabriken  entlehnt  ist  und  aus  einer  mit  spitzen  eisernen  Zähnen 
besetzten  Trommel  besteht,  indem  er  mehrere  Trommeln  nebeneinander 
legt  und  statt  der  Zähne  Stacheln  anwendet.  (Doppelwolf.)  Er  nimmt 
das  Dämpfen  der  Baumwolle,  das  der  Behandlung  im  Wolf  vorhergehen 
mnß,  im  Wolf  selber  vor. 

—  FI(Ul*r  und  Ma(nM  setzen  die  Versuche  von  Kehls  (a.  1703  K.)  fort  und  ent- 
decken die  entfärbende  Wirkung  der  Knochenkohle  auf  gefärbte  Pflanzen- 
säfte, welche  Entdeckung  im  gleichen  Jahre  Charles  Daroim  zur  Ein- 
führung der  Knochenkohle  in  die  Zuckerfabrikation  veranlaßt. 

—  Karl  Friedrich  Saal  veröffentlicht  in  den  ..Göttingiachen  Gelehrten  An- 
zeigen" eine  Abhandlung  über  die  hypergeometriache  Reihe,  die  fast  sämt- 
liche damals  bekannte  Reihen  umfaßt,  und  unteraucht  die  Konvergenz 
und  Divergenz  nicht  nur  für  reelle,  aondem  auch  für  komplexe  Werte. 

—  Johann  Georg  Hfliw  verbessert  das  für  orthopädische  Zwecke  viel  ange- 
wandte Streckbrett  und  erfindet  zahlreiche  andere  orthopädische  Apparate. 
Er  beschäftigt  aich  vorzüglich  mit  den  Lähmungen[und  den  Verkrümmun- 
gen der  unteren  Extremitäten. 

—  Adolf  HMkt  gibt  in  seinem  „Lehrbuch  der  gerichtlichen  Medizin"  eine 
umfassende  gründliche  Darstellung  dieser  Disziplin.    Er  weist  nach,  daß 


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1812 

die  Lungenprobe  (8.  1667  R.),  wenn  sie  auch  in  einzelnen  Fällen  von  Wert 
ist,  doch  nicht  unbedingt  zuverlässig  ist.  Er  arbeitet  über  die  gerichtlich - 
medizinische  Beurteilung  der  Vergiftungen,  die  Obduktion  begrabener  und 
faulender  Leichen  und  sucht  namentlich  der  Theorie  der  forensisehen 
Medizin  eine  möglichst  systematische  Ausbildung  zu  geben. 
1812  Eduard  Howard  führt  den  Vakuumapparat  in  die  Technik  und  speziell  in 
die  Zuckerfabrikation  ein. 

—  Johann  Oottlieb  Kopp«  trägt  durch  sein  Buch  „ünterrieht  im  Ackerbau 
und  der  Viehzucht"  viel  zur  Verbreitung  der  von  Thaer  aufgestellten 
Grundsätze  der  rationellen  Landwirtschaft  und  deren  Anwendung  in  der 
Praxis  bei.  Er  legt  namentlich  die  Notwendigkeit  der  lanehaltung  eines 
festen  Wirtschaftssystems  dar. 

—  Ren6  Th^ophile  Hyacinthe  Lalniioe  gibt  unter  Zugrundelegung  von  Bichat's 
Gewebelehre  (s.  1799  B.),  durch  welche  zuerst  die  Bedeutung  des  Binde- 
gewebes als  Keimstätte  der  Geschwülste  hervorgehoben  wird,  ein  Ein- 
teilungsprinzip für  die  seit  alters  her  bekannten  Krebsgeschwülste. 

—  Jean  Dominique  Lamy  vervollkommnet  die  Kriegschirurgie,  indem  er 
rationelle  Grundsätze  für  die  Behandlung  der  Schußwunden  aufstellt,  die 
Technik  verbessert,  und  von  den  konservativen  Operationen  (Resektion) 
Gebrauch  macht. 

—  Der  Techniker  Lm  sucht  das  Rösten  des  Flachses  durch  Dörren  und  noch- 
maliges Brechen  in  einer  Bl&uelmaschine  zu  ersetzen. 

—  Julien  J.  C.  LogalMt  erkennt  die  Bedeutung  des  verlängerten  Rückenmarks 
für  Atembewegungen,  Kreislauf  und  tierische  Wärme.  Ebenso  erkennt  er 
die  Beziehung  des  Nervus  vagus  zur  Atmung,  die  1847  durch  L.  Traube, 
1862  durch  J.  Rosenthal,  vor  allem  aber  durch  Hering  und  Breuer  (s.  1868  H.) 
weiter  geklärt  wird.    (S.  a.  1760  L.) 

—  Jean  Pierre  Mninoir  in  Genf  entdeckt  den  Schließmuskel  der  Regenbogen- 
haut (Sphincter  iridis),  der  die  Verengerung  der  Pupille  bei  Lichtreiz 
bewirkt. 

—  Paul  MoldMiMwar  gelingt  es  bei  Untersuchung  der  Maispflanze,  die  Zellen 
und  Gefäße  durch  Maceration  in  Wasser  zu  isolieren  und  die  Verschieden- 
heit der  dünnwandigen  Zellen  des  Parenchymgewebes  gegenüber  den  dick- 
wandigen des  Holz-,  Bast-  und  Rindengewebes  darzutim. 

—  William  Mooreroft  erforscht  das  Gebiet  des  oberen  Indus. 

—  William  Murdocb  verwendet  zur  Gaserzeugung  stehende  Tiegel,  welche  als 
Vorläufer  der  senkrechten  Retorte  anzusehen  sind.     (S.  1906  B.) 

—  Napoiaon  i.  begründet  durch  mehrere  Dekrete  das  Aufblühen  der  Rüben- 
zuckerfabrikation in  Frankreich.  Er  bewilligt  für  den  Rübenbau  32000  ha 
Ackerland,  welche  er  nachträglich  auf  100000  ha  erhöht,  und  setzt  eine 
Million  Franken  zu  Aufmunterungszwecken  aus. 

—  H.  W.  M.  Olbon  führt  auf  Grund  der  Beobachtungen  des  großen  Kometen 
von  1811  das  Bestreben  der  Schweifmaterie,  sich  sowohl  vom  Kometen- 
kem,  als  auch  von  der  Sonne  zu  entfernen,  auf  eine  „Repulsivkraft"  zu- 
rück  und    deutet  zuerst   auf  elektrische  Vorgänge  als  deren  Ursache  hin. 

—  Georg  von  RolchMbach  und  Joseph  von  Fraunhofer  wenden  zuerst  tonnenförmig 
ausgeschliffene  Glasröhren  zu  Libellen  an  und  vervollkommnen  dadurch 
diese  unentbehrUchen  Hilfsmittel  der  Messung  sehr  wesentlich. 

—  John  Ronnio,  der  sich  durch  den  Bau  von  Brücken,  Kanälen,  Häfen  und 
Docks  ausgezeichnet  hat,  beginnt  den  Bau  des  großen  Wellenbrechers  in 
Plymouth,  durch  welchen  die  Stadt  gegen  die  vom  Meer  her  andringenden 
Wogen  geschützt  wird.  Da«  Werk,  das  1840  vollendet  wird,  ist  vor- 
bildlich für  derartige  Anlagen. 

—  Jean  Pierre  RoMquot  stellt  unter  dem  Namen  „Gantbaridin"  den  blasen- 


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1818 

ziehenden  Bestandteil  der  spanisohen  Fliege  (Lytta  vesicatoria)  dar,  der 
später  namentUoh  von .  Regnault,  Lavini  und  Sobrero  naber  untersucht 
wird.  Die  Anwendung  der  Lytta  vesicatoria  zu  medizinischen  Zwecken 
ist  eine  uralte;  namentUoh  im  Mittelalter  spielten  die  aus  Kanthariden 
gewonnenen  Präparate  eine  sehr  große  BoUe. 

1812  Nicolas  Theodore  taimura  macht  ausgedehnte  Versuche  über  die  Absorption 
der  Gase  durch  feste  Körper  und  weist  nach,  daß  nur  geglühte  und  frisch 
abgelöschte  Körper  zu  den  Absorptionsversuchen  brauchbar  sind.  Er 
stellt  fest,  daß  die  Gase,  die  man  durch  Druck  verflüssigen  kann,  in  weit 
höherem  Maße  absorbiert  werden  als  die  sogenannten  permanenten  Gase, 
was  für  eine  Molekularanziehung  der  Moleküle  des  festen  Körpers  auf  die 
ihn  berührende  Gasschioht  spricht. 

—  P.  L.  Schillinc  von  Ganttadt  verbessert  die  von  Fontana  (s.  1420)  und  Fulton 
(s.  1801  F.)  erfundenen  submarinen  Minen  und  entzündet  sie  zuerst 
elektrisch  vom  Lande  aus.  (S.  a.  1806  G.)  Diese  Art  der  Zündung  von 
Seeminen  wird  1843  von  Samuel  Colt,  1848  von  Werner  von  Siemens  und 
Karl  Himly  und  1858  von  Moritz  von  Ebner  noch  wesentlich  vervollkommnet. 

—  ShofltaM  führt  das  sogenannte  englische  Verfahren  der  Zinkdestillation  (die 
niederwärts  gehende  Destillation  in  Töpfen  oder  Tiegeln)  ein,  die  1839  von 
Troughton,  1844  von  Swansea  verbessert  wird.  Dem  gegenüber  steht  das 
schlesische  Verfahren  der  seitwärts  gehenden  Destillation  aus  Muffeln  und 
Retorten,  das  1824  durch  Benecke  und  Shields  nach  England  verpflanzt 
wird,  sowie  das  belgische  Verfahren  der  Destillation  aus  Röhren. 

—  Der  Naturforscher  James  Svwarfey  verfaßt  ein,  von  seinem  Sohne  James  de 
Carle  Sowerby  1822—1845  fortgesetztes,  Werk  „Mineral  Conchology  of 
Great  Britain",  welches  für  die  Kenntnis  der  fossilen  Conchylien  von 
Wichtigkeit  ist. 

—  Johann  Georg  TnllM  konstruiert  das  nach  ihm  benannte  Volum -Alkoholo- 
meter. Andere  Araeometer,  die  unmittelbar  die  spezifischen  Gewichte  des 
Alkohols,  nicht  die  Raumverhältmsse  angeben,  sind  das  in  England  ge- 
bräuchliche Bate'sche  Saccharometer,  das  G«ißler'sche  und  Siemens'sohe 
Alkoholometer.  Als  Volum-Alkobolometer  sind  zu  nennen  das  in  Frank- 
reich gebräuchliche  Cartier'sche  Alkoholometer,  das  Beck'sche  Alkoholo- 
meter usw. 

—  Richard  Travithlck,  der  im  Jahr  zuvor  eine  mit  dem  Kessel  vereinte  Hoch- 
druckmaschine einfachster  Konstruktion  zu  Trewithen  in  ComwaUis  zum 
Betrieb  einer  Dreschmaschine  verwendet  hatte  (vgl.  auch  1810  P.),  ordnet 
eine  solche  Maschine  auf  einem  Radgestell,  also  fahrbar  an.  Diese  Ma- 
schine stellt  die  erste  Lokomobile  dar. 

—  Göran  Wahtonbori  fördert  durch  seine  „Flora  lapponica"  die  Pflanzen- 
geographie und  gibt  namentlich  musterhafte  Vorbilder  für  die  Behandlung 
der  Pflanzenverbreitung  in  den  Gebirgsländem.  Er  zeigt,  daß  nicht  die 
Mitteltemperatur  eines  Gebiets,  sondern  die  Verteilung  der  Wärme  in  den 
verschiedenen  Jahreszeiten  für  die  Vegetation  maßgebend  ist. 

—  WiUiam  Hyde  Wollntim  bildet  das  Objektiv  der  Camera  obscura  dadurch  aus, 
daß  er  an  der  rohen  Form  der  Bikonvex-  oder  Plankonvexlinse  ohne  be- 
stimmten Blendenort,  wie  sie  durch  Jahrhunderte  bestanden  hatte,  durch- 
greifende Änderungen  vornimmt,  der  EinzeUinse  die  Form  eines  Meniskus 
mit  der  hohlen  Fläche  nach  außen  gibt  und  eine  bestimmte  Blendenstellung 
vorschreibt.  Sein  Objektiv  stellt  eine  periskopische  Lupe  dar.  (Vgl. 
1804  W.) 

1813  Nachdem  Papin  das  Kochen  der  rohen  Knochen  in  seinem  Digestor  unter 
Dampfdruck  ohne  Erfolg  für  die  Leimfabrikation  vorgenommen  hatte,  ge- 


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1818 

lingt  ee  Jean  Pierre  Joseph  d'Arctt,  die  rohen  mit  Salzsäure  behandelten 
Knochen  durch  Wasser  zu  Leim  aufzulösen. 
1813  C!hriBtopher  Blackttt  und  William  Httflay  erkennen  zneret,  daß  bei  einer 
genügend  schweren  Lokomotive  auf  die  Anwendung  von  Zahnrädern  und 
Zahnschienen  (s.  1811  Blenkinsop)  verzichtet  werden  kann,  und  die  Rei- 
bung zwischen  glatter  Schiene  und  Triebrad  für  das  Anfahren  und  das 
Fortziehen  von  Fahrzeugen  vollkommen  ausreicht.  Eine  i.  J.  1813  von 
Hedley  gebaute  Lokomotive,  bei  welcher  Hedley  auch  das  von  Trevithick 
(vgl.  1804  T.)  eingeführte  Blasrohr  benutzt,  ist  60  Jahre  im  Gebrauch  ge- 
blieben.   (Jetzt  im  South-Kensington-MuBeum.) 

—  David  Brawttor  beobachtet  im  polarisierten  Licht  die  eUiptischen,  von 
einem  schwarzen  Strich  durchzogenen  Farbenringe  am  Topas  und  die  kreis- 
förmigen Ringe  mit  dem  schwarzen  Kreuz  am  Rubin  usw.  Die  Erschei- 
nungen der  Farbenringe  beobachtet  gleichzeitig  Wollaston  am  isländischen 
Kalkspat. 

—  Thomas  Bniiitaii  konstruiert  eine  Maschine  zur  Anfertigung  von  Ankerketten 
und  stellt  Ankerketten  mit  Steg  her,  die  sich  schnell  in  allen  Ländern 
einführen. 

—  Der  schottische  Ingenieur  Robert  Buduuim  erfindet  das  nach  ihm  benannte 
Buchanan'sche  Ruderrad  mit  drehbaren,  stets  lotrecht  stehenden  und 
senkrecht  zur  Wasserfläche  eintauchenden  Radschaufeln. 

—  Johann  Ludwig  BurcKhardt  erforscht  vom  Jahre  1809  ab  Syrien  imd  den 
Libanon  und  gelangt  1812  nach  Kairo,  wo  er  orientalische  Klddnng 
annimmt  und  sich  den  Namen  Scheich  Ibrahim  beilegt.  Im  Jahre  1813 
geht  er  nach  Nubien,  gelangt  über  Berber  nach  Suakin  und  setzt  von  da 
nach  Dschidda  über.  Auf  Grund  einer  Prüfung  vor  zwei  gelehrten  Arabern, 
als  Moslim  anerkannt,  geht  er  nach  Mekka  und  1816  nach  Medina. 

—  Samuel  Cl^|  erfindet  die  nasse  Gasuhr  mit  rotierender  Trommel,  nachdem 
er  bereits  1810  eine  unvollkommenere  Gasuhr  mit  abwechselnd  vertikal 
auf-  und  absteigenden  Glocken  erfunden  hatte.  Unter  den  vielen  späteren 
Konstruktionen  ist  eine  der  bekanntesten  die  1893  von  Warner  und  Cowan 
angegebene. 

—  Humphry  Oavy  entdeckt,  indem  er  den  Strom  der  Volta'schen  Säule  durch 
Kohlenspitzen  leitet,  den  elektrischen  Lichtbogen  (Davy 'scher,  auch  Volta'- 
scher  Lichtbogen). 

—  Humphry  Davy  veröffentlicht  mehrere  wichtige  Abhandlungen  über  die 
FluBsäure  -ani  beweist,  daß  die  Auffassung  von  Ampere,  der  sie  als  eine 
Wasserstoffsäure  bezeichnet  hatte  (s.  1810  A.),  richtig  ist.  Er  sucht  ver- 
geblich das  Radikal  der  FluBsäure  abzuscheiden,  gelangt  aber  bei  seinen 
Versuchen  zu  der  Anschauung,  daß  die  chemische  Aktivität  des  Fluors  größer 
sein  müsse,  als  die  der  bis  dahin  bekannten  Körper.  Er  weist  schon  darauf 
hin,  daß  die  Versuche  vielleicht  von  Erfolg  gekrönt  sein  werden,  wenn  sie 
in  Gefäßen  von  Flußspat  ausgeführt  würden. 

—  Nachdem  Wallerius  (s.  1761  W.),  Kirwan  (1796)  u.  a.  auf  den  Nutzen  hin- 
gewiesen hatten,  den  die  chemische  Untersuchung  des  Bodens  haben 
müsse,  führt  Humphry  Davy  zuerst  Bodenanalysen  aus  und  macht  Metho- 
den ausfindig,  um  den  Gebalt  des  Bodens  an  Wasser,  Ton,  Sand,  Carbo- 
naten  usw.  zu  bestimmen.  Er  hat  bereits,  wie  auch  vor  ihm  (1804) 
Th.  de  Saussure,  eine,  wenn  auch  nicht  scharfe,  Ansicht  darüber,  daß  die 
Aschenbestandteile  etwas  für  die  Pflanze  Wesentliches  sein  dürften. 

—  Daaoon  in  London  wendet  die  ersten  hohlen  Ziegelsteine  (Lochsteine)  an, 
die  später  für  Gewölbekonstruktionen,  leichte  Scheidemauem  usw.  vielfach 
Verwendung  finden  und  namentlich  durch  Borie  (s.  1850  B.)  eine  weitere 
Verbreitung  erhalten. 


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1818 

1813  Augoate  Pyrame  Da  OanMIe  stellt  ein  neues,  natürliches  Pflanzenaystem  auf, 
dessen  Hauptabteilungen  aul  den  morphologisohen  Charakteren  der  Pflanzen 
beruhen  (160  Familien),  und  macht  auf  die  „Discordanz  zwischen  morpho- 
logischer Verwandtschaft  und  physiologiachem  Habitus"  aufmerksam. 

—  Nachdem  Cra-wford  (1778),  sowie  Lavoisier  und  Laplace  (1780)  Ver- 
suche zur  Ermittlung  der  spezifischen  Wärme  von  Gasen  gemacht  hatten, 
machen  F.  Dtianeb«  und  Jacques  Etienne  Binrd  die  ersten  genauen  Be- 
stimmimgen,  die  von  Regnault  später  unter  Benutzung  der  Delaroche- 
und  B6rard'achen  Methoden  noch  ergänzt  werden. 

—  Charles  Dupln  bearbeitet  die  Ingenieur-  tmd  industrielle  Mechanik,  sowohl 
in  bezug  auf  das  Brücken-  und  Straßenwesen,  als  auch  auf  die  Schiffahrt. 

—  Der  französische  Chirurg  Guillaume  Oupuytran  beschreibt  zuerst  die  nach 
ihm  benannte  Fingerkrümmung.  Er  erfindet  zahlreiche  Instrumente  und 
Operationsverfahren,  führt  die  Resektion  des  Unterkiefers  und  die  Unter- 
bindung der  großen  Arterien  öfters  aus. 

—  Louis  Joseph  Say-Lumc  entdeckt  die  Jodwasserstoffsäure  und  erhält  gleich- 
zeitig mit  Humpbry  Davy  durch  Einwirkung  von  Jod  auf  Kalilösung  außer 
Jodkalium  das  jodsaure  Kah,  dessen  Säure  er  durch  Zersetzung  von  jod- 
saurem Baryt  mit  Schwefelsäure,  indes  nur  in  unreinem  Zustande  erhält. 

—  Louis  Joseph  Say-Linnc  stellt  zuerst  die  Ansicht  auf,  daß  die  unterschweflig- 
sauren  Salze  eine  niedrigere  Oxydationsstufe  des  Schwefels  als  die  schweflige 
Säure  enthalten,  und  nennt  deren  Säure  „Acide  hyposulfureux".  Seine  An- 
sicht wird  1820  von  Herschel  bestätigt. 

—  Joseph  Diaz  Gargomn  spricht  das  Prinzip  der  Dualität  aus,  das  für  die 
synthetische  Greometrie  von  hervorragender  Bedeutung  wird,  und  wonach 
jedem  Lagensatz,  der  für  Punkte  und  gerade  Linien  gilt,  sich  sofort  ein 
zweiter  dadurch  beigesellen  läßt,  daß  man  in  ihm  die  Begriffe  Punkt  und 
Gerade  miteinander  vertauscht. 

—  Der  Ingenieur  Franz  Joseph  von  Gantmr  übt  mit  seiner  Schrift  „Ob  und 
in  welchen  Fällen  der  Bau  schiffbarer  Kanäle  Eisenwegen  oder  gemachten 
Straßen  vorzuziehen  sei"  einen  großen  Einfluß  auf  die  Entwicklung  des 
Eisenbahnwesens  in  Mitteleuropa  aus.  Sein  i.  J.  1831  erschienenes  Werk 
„Handbuch  der  Mechanik"  behandelt  verschiedene  mechanische  Probleme 
(Kettenbrückenlinie,  Theorie  der  Wellen  u.  a.)  in  mustergültiger  Weise. 

—  Pierre  Louis  Quinmd  und  Joseph  von  Fnuinhohr  bringen  die  von  Bavenscroft 
(B.  1674  R.)  angegebene  Flintglasbereitung  zu  solcher  VoUkommenheit,  daß 
damit  die  größten  dloptrischen  Linsen  dargestellt  werden  können. 

—  Johann  Friedrich  John  beschäftigt  sich  zuerst  mit  dem  Farbstoff  der  Al- 
kanna, dem  Alkannin,  das  1832  von  Joseph  Pelletier,  1846  von  BoUey  und 
Widler  und  1888  von  Liebermann  und  Römer  näher  untersucht  wird. 

—  Konrad  Johann  Martin  UuigMback  macht  die  schon  in  früheren  Jahrhim- 
derten  ausgeführte  Exstirpation  des  prolabierten  Uterus  nach  längerer  Zeit 
zum  ersten  Male  wieder. 

—  Benjamin  Law  begründet  'die  KunstwoUfabrikation  (Shoddy-Fabiikation) 
ans  gereinigten  Wolllnmpen  und  legt  die  erste  Fabrik  in  Bally  an. 

—  Nachdem  man  in  älterer  Zeit  zur  Verdunstungsmessung  Apparate  kon- 
struiert hatte,  welche  direkt  angaben,  wieviel  von  einer  gegebenen 
Wassermenge  durch  Übertritt  in  die  Atmosphäre  verloren  geht,  ein  Prinzip, 
das  später  wieder  in  den  Apparaten  von  H.  Wild  und  Osnaghi  (s.  1874  W.) 
auflebt,  setzt  John  LmIIo  bei  seinem  Atmometer  mit  Erfolg  poröse  Gegen- 
stände der  Verdunstung  aus,  ein  Prinzip,  das  in  dem  Evaporimeter  von 
Piche  (s.  1873  P.)  seine  Vervollkommnung  erfährt. 

—  Peter  Heinrich  Ung  begründet  die  sogenannte  schwedische  Heilgymnastik, 
bei  welcher  neben  der  aktiven  imd  passiven  auch  die  duplizierte,  d.  h. 

—     313     - 

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1818 

die  unter  Mitwirkung  des  Patienten  auszuführende  Widerstandsbewegung 
2ur  Geltung  kommt. 
1813   Joäo  Antonio  MonMro  zeigt  an  einem  Caloitkrystall,  wie  eine  Krystallfläohe 
ohne  Messung  bestimmt  werden  könne,  wenn  sie  mit  parallelen  Kombina- 
tionskanten  zwischen  anderen  bekannten  Flächen  vorkommt.  (S.  a.  1813  W.) 

—  Mathieu  Joseph  Bonaventura  Orllla  zeichnet  sich  durch  seine  unermüdliche 
Tätigkeit  und  Förderung  der  Toxikologie  (Giftlehre)  aus.  Sdui  Werk 
„Trait4  de  tozicologie  g6n6rale"  bildet  die  Grundlage  der  experimentellen 
und  gerichtlich-medizinischen  Giftlehre. 

—  Der  französische  Ingenieur  offizier  Jean  Victor  PonMlet  bei  dem  Rückzuge 
der  französischen  Armee  aus  Moskau  als  Grefangener  nach  Saratow  ge- 
bracht, schafft  hier,  von  allen  wissenschaftlichen  HQ&mitteln  entblößt, 
die  Grundlagen  der  projektiven  Geometrie.  In  weiteren  Kreisen  bekannt 
wird  seine  Lehre  (1829)  durch  seine  Schrift  „Trait^  des  propri6t4B  pro- 
jectives  des  figures".  Er  stellt  die  Theorie  der  reziproken  Polare  für  einen 
beliebigen  Kegelschnitt  auf  und  entwickelt  daraus  das  Gesetz  der  Rezi- 
prozität, einen  besonderen  Fall  des  (rergonne'schen  Dualitätsprinzips.  (S. 
1813  G.)  In  Frankreich  selbst  weniger  beachtet,  hat  Poncelet  auf  die  Ent- 
wicklung der  projektiven  Geometrie  in  Deutschland  einen  starken  Einfluß 
ausgeübt.     (S.  1832  S.) 

—  Der  englische  Irrenarzt  James  Cowles  Prichart  gibt  in  seinem  „Research es 
into  the  natural  history  of  mankind"  den  ethnologischen  und  anthropo- 
logischen Wissenschaften  ihr  erstes  Handbuch  und  wirkt  für  Aussendung 
ethnologischer  Forscher. 

—  Privat  in  Lodöve  erfindet  eine,  nach  dem  Prinzip  der  Watermaschine  für 
Baumwolle  konstruierte  Zwimmaschine,  die  als  bemerkenswerte  Ver- 
besserungen die  Durchleitung  der  Gamfäden  zwischen  zwei  einen  engen 
Spalt  offen  lassenden  Metallplättohen ,  um  Knötchen  und  Flöckchen  ab- 
zustreifen, die  Einrichtung  zum  Naßzwimen  und  die  Imprägnation  der 
Fäden  mit  Stärkekleister  während  des  Zwirnens  aufweist. 

—  Thomas  Johann  Seebeck  entdeckt  die  polarisierende  Eigenschaft  des  Tnr- 
malins,  die  1814  auch  von  Biot  nachgewiesen  wird. 

—  Nachdem  man  trotz  der  schon  ein  Jahrhundert  vorher  erfolgten  Erfin- 
dung der  Sandformerei  (vgl.  1708  D.)  zum  Formen  von  Kunstguß  stets 
noch  die  Lehmformmethode  unter  Benutzung  von  Wachs  zur  Eisenstärke 
(Dicke)  benutzt  hatte,  versucht  Stlbtftky  zuerst  in  der  Berliner  Eisengießerei 
mit  Erfolg  eine  in  Wachs  modellierte  Statue  von  30  cm  Höhe  im  fetten 
Sand  mit  Kernstücken  zu  formen,  und  bildet  das  Verfahren  so  weit  aus, 
daß  er  i.  J.  1814  nicht  nur  lebensgroße  Büsten,  sondern  auch  12  m  hohe 
Standbilder  in  Sand  formt. 

—  Thomas  Sutten  erkennt  zuerst  die  Eigentümlichkeiten  der  Alkoholvergif- 
tung und  scheidet  sie  unter  dem  besonderen  Namen  „Delirium  tremens" 
von  der  Gehirnentzündung  (Phrenitis). 

—  Christian  Samuel  Welt  stellt  die  auch  heute  noch  gültigen  Krystallisations- 
systeme  auf  und  begründet  die  mathematische  KrystaUometrie.  Insbeson- 
dere gründet  er  den  geometrischen  Bau  der  Krystalle  auf  das  dreidimen- 
sionale Achsenkreuz  und  erkennt  das  Gesetzmäßige  der  Hemiedrie  und 
die  Zonenlehre.    (S.  a.  1813  M.) 

—  William  Hyde  Wollaston  zieht  Platindraht  bis  zu  einer  Feinheit  aus,  bei 
welcher  er  kaum  noch  mit  den  Augen  wahrnehmbar  ist.  Er  befestigt 
dicken  Platindraht  in  der  Achse  einer  hohlen  zylindrischen  Form,  die  er 
mit  Silber  ausgießt,  zieht  das  Ganze  durch  einen  Drahtzug  und  löst  das 
Silber  in  Salpetersäure  auf,  wobei  der  Platindraht  zurückbleibt.    Erst  bei 

—     314     — 

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1814 

einer  Dünne  von  weniger  als  VioooiQin   üt  der  Draht  nicht  mehr  ganz 
zuBammenhängend. 
1814    Der  Ingenieur  Alard   zu  Paria  entdeckt,   daß  beim  Anheizen   des  Zinns 
eigentümliche  Figurenbildungen  auftreten,  die  als  Moir6  mätaUique  (Metall- 
moirö)  vielfach  zur  Verzierung  von  Weißblechwaren  benutzt  werden. 

—  AiifcwUt  macht  im  Verfolg  seines  Gedankens,  statt  der  festen  Brennstoffe 
deren  Vergasungsprodukte  als  Heizmaterial  zu  benutzen  (vgL  1812  A.),  den 
Vorschlag,  die  Gichtgase  der  Hochöfen  zum  Erzrösten,  Kalkbrennen, 
Schweißen,  Puddeln  und  zur  Erwärmung  des  GeblSsewindes  zu  verwenden, 
ohne  daß  sich  indes  daran  eine  praktische  Folge  knüpft. 

—  Johann  Jacob  von  Btmlliit  stellt  zuerst  die  quantitative  Zusammensetzung 
der  Essigsäure  fest. 

—  Nachdem  im  Anschluß  an  die  Keihen  Richter's  und  die  darauf  gegründeten 
Tabellen  von  Fischer  (s.  1792  R.,  1802  F.)  noch  Äquivalenttafeln  von 
Thomson  (1810)  und  Wollaston  (1813)  erschienen  waren,  veröffentlicht 
Johann  Jacob  von  Bwnnut,  der  seit  1808  sich  unvergängliche  Verdienste 
um  die  Stöchiometrie  erworben  hat,  seine  ersten  Atomgewichtstafeln,  die 
sich  durch  große  Genauigkeit  auszeichnen  und  auch  bis  heute  nur  wenig 
verändert  worden  sind. 

—  Johann  Jacob  von  Bononus  wendet  zuerst  die  Lehre  von  den  bestimmten 
Proportionen  aof  die  organischen  Verbindungen  an,  analysiert  diese  genau 
und  findet  die  genannten  Gresetzmäßigkeiten  auch  bei  ihnen  gültig.  Er 
lehrt  den  Weg,  ihre  Atomgewichte  zu  bestimmen,  indem  er  ihre  Verbin- 
dtmgen  mit  unorganischen  Bestandteilen  von  bekanntem  Atomgewicht 
analysiert. 

—  Johann  Jacob  von  Bomlliit  bemüht  sich  mit  Erfolg,  durch  Anwendung  hori- 
zontalliegender Verbrennungsröhren  und  Aufsammlung  des  gebildeten 
Wassers  die  Elementaranalyse  bequemer  für  die  Ausführung  und  unab- 
hängiger von  den  vielen  Rechnungen  zu  machen.  Er  mengt  das  chlor- 
sanre  Kali  mit  Kochsalz,  wodurch  er  die  Verbrennung  verlangsamt  und  es 
ermöglicht,  die  ganze  Menge  des  zu  verbrennenden  Körpers  von  vornherein 
in  die  Verbrennungsröhren  einzufüllen. 

—  CMiMirt  und  DiioniiM  führen  einen  Laugerei- Apparat  ein,  der  auf  dem 
Prinzip  beruht,  daß  eine  lösliche  Substanz,  z.  B.  Salz,  Zucker  u.  dgl.,  sich 
rascher  in  Wasser  löst,  wenn  man  sie  immittelbar  unter  die  Oberfläche  des- 
selben bringt,  als  wenn  man  sie  auf  den  Boden  des  Gefäßes  legt,  weil  sie 
im  letztem  Fall  sich  bald  mit  einer  konzentrierten  Lösung  bedeckt,  welche 
die  Berührung  mit  dem  Wasser  verhindert.  Sie  wenden  dies  Prinzip  bei 
der  Sodafabrikation  an,  indem  sie  die  Kohsoda  in  Sieben  unmittelbar  unter 
den  Spiegel  der  Flüssigkeit  bringen  und  die  Siebe  methodisch  dem  Strome 
des  Auslaugewassers  entgegen  verschieben. 

—  Min  und  aaMlMr  do  Glaulry  beobachten  zuerst  die  blaue  Farbenreaktion, 
die  Jod  mit  Stärkemehl  zeigt.  Durch  diese  Beobachtung  wird  Stromeyer 
veranlaßt,  Jod  als  bestes  Reagens  auf  Stärkemehl  zu  empfehlen. 

—  Humphry  Davy  entdeckt  das  Jodsilber  und  dessen  Empfindlichkeit  gegen 
das  Licht. 

—  Humphry  Davy  erkennt  zuerst,  daß  der  Salpeter  im  Ackerboden  sich  auf 
Kosten  des  Ammoniakstickstoffs  des  Bodens  und  des  Luftsauerstoffs  bildet, 
und  beschreibt  auch  klar  den  Prozeß  der  Denitrifikation,  die  darin  be- 
steht, daß  im  Boden  bei  der  Zersetzung  organischer  Substanz  sich  gas- 
förmiger Stickstoff  entwickelt. 

—  Joseph  von  Fnuinhofor  findet  die  dunkeln  Streifen  im  Sonnenspektrum  un- 
abhängig von  Wollaston  (s.  1802  W.)  auf.  Gleichwie  man  sonst  die  das 
Prisma  verlassenden  Strahlen  auf  einer  Linse  auffängt,  welche  auf  einen 

—     315     — 

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1814 

Schirm  ein  reelles  Bild  entwirft,  läBt  Fraunhofer  dieselben  aof  das  Ob- 
jektiv eines  Femrohrs  fallen  und  betrachtet  das  im  Brennpunkt  des  Ob- 
jektivs erzeugte  reelle  Bild  durch  das  Okular  des  Fernrohrs.  Auf  diese 
Weise  sieht  er  über  600  dunkle  Linien,  die  mehr  oder  minder  scharf,  teils 
schmaler,  teils  breiter  über  das  ganze  Spektrum  unregelmäßig  verteOt  sind. 
1814  Joseph  von  Fnuinhofar  konstruiert  ein  Femrohrobjektiv  aus  gewöhnlichem 
Silikatglase.  Es  besteht  aus  einer  bikonvexen  Crownglashnse,  die  ihre 
schwächere  Krümmung  dem  Objekt  zukehrt,  und  einer  sie  im  Scheitel 
berührenden  konkav -konvexen  FÜntUnse,  deren  negative  Krümmung  nur 
wenig  schwächer  ist  als  die  ihr  zugewandte  positive  Krümmung  der 
Crownglaslinse. 

—  Joseph  von  Fnuinhofar  bestimmt  die  Brechungsexponenten  für  eine  Reihe 
von  Substanzen,  indem  er  sich  dazu  derselben  Methode  bedient,  die  er 
zur  Beobachtung  der  dunkeln  Linien  des  Spektrums  angewendet  hatte. 
(S.  1814  F.)  Die  festen  Körper  (Gläser  und  sonstige  durchsichtige  Sub- 
stanzen) stellt  er  unmittelbar  in  Prismenform  her,  die  zu  untersuchenden 
Flüssigkeiten  faßt  er  in  Hohlprismen,  deren  Seiten  aus  planparallelen 
Glasplatten  bestehen. 

—  Louis  Joseph  Qay-Lunac  gelingt  es  zuerst ,  die  Chlorsäure,  die  weder  Berthollet 
noch  später  Chenevix,  welcher  die  chloisanren  Salze  1802  untersuchte,  in 
isoliertem  Zustand  erhalten  konnten,  in  Verbindung  mit  Wasser  herzustellen. 

^  Der  bayrische  Trigonometer  J.  M.  Honnann  erfindet  das  Linearplanimeter, 
welches  den  Flächeninhalt  einer  ebenen  Figur  durch  bloßes  Umfahren  des 
Umfanges  ergibt.  Das  Instrument  wird  von  dem  Ingenieur  Wetli  in  Zürich 
verbessert,  wodurch  die  Genauigkeit  der  Messung  wesentlich  erhöht  wird. 
Die  von  T.  Gonella  1824  und  Oppikofer  1827  konstruierten  Plaalmeter 
weichen  nur  wenig  vom  Hermann'schen  Instrument  ab. 

—  Wälirend  das  planmäßige  Studium  der  Höhlenfauna  erst  um  die  Mitte  des 
19.  Jahrhunderts  aufblüht,  macht  der  Graf  Franz  von  HohMimrt  schon  in 
den  ersten  Jahrzehnten  des  Jahrhunderts  mehrere  bemerkenswerte  spelaeo- 
logische  Entdeckungen:  1814  findet  er  den  —  schon  i.  J.  1768  erwähnten, 
aber  später  wieder  vergessenen  —  01m  (Proteus  anguineus  Laurent!)  in 
der  Adelsberger  Höhle  wieder;  1831  entdeckt  er  den  Leptoderus  Hohen- 
warti  und  1842  den  Anophthalmus  Schmidtii  in  der  Lueger  Höhle. 

—  Karl  Johann  Bernhard  Kantan  entdeckt  den  Einfluß  des  chemisch  ge- 
bundenen und  des  freien  Kohlenstoffs  im  Eisen. 

—  Gottlieb  Sigismund  Constantin  Kirchhoff  beobachtet,  daß  keimende  Gerste 
einen  Stoff  enthält,  der  imstande  ist,  Stärkekleister  zu  verzuckern,  und 
daß  bei  diesem  Prozeß  eine  Art  Zucker  entsteht.  Er  beobachtet  femer, 
daß  diese  stärkeumwandelnde  Kraft  erheblich  gestärkt  wird,  wenn  die 
Getreidekömer  vorher  dem  Mälzungsverfahren  unterworfen  werden.  Er 
muß  hiermit  als  der  Entdecker  des  diastatischen  Prozesses  bezeichnet  werden. 

—  Matthew  Murray  in  Leeds  vervollkommnet  gleichzeitig  mit  James  Fox  in 
Derby  die  Metallhobelmaschine.  Beide  Erfinder  lassen  den  Meißel  während 
des  Schnitts  feststehen  und  das  Arbeitsstück  unter  ihm  durchgehen.  (Vgl. 
auch  1650  L.) 

—  Joseph  PolMiar  isoliert  zuerst  aus  dem  Sandelholz  dessen  Farbstoff,  den  er 
„Santalin"  nennt  und  der  später  von  Bolley  (1847)  und  vielen  andern  unter- 
sucht wird. 

—  Nicolas  Theodore  4t  Saunuro  erhält  aus  Stärke  eine  Zuckerart  und  stellt 
deren  krystaUinische  Beschaffenheit  fest.    (S.  a.  1814  K.  und  1846  D.) 

—  George  Stophenson  setzt  am  26.  Juli  1814  seine  erste  Lokomotive  „Blücher" 
auf  der  Killingworth-Eisenbahn  in  Tätigkeit.  Er  bat  sich  die  Anschauung 
von  Blackett  und  Hedley  (s.  1813  B.)  zu  eigen  gemacht,  daß  bei  genügend 

—     316     — 

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181& 

schweren  Lokomotiyen  die  Reibang  glatter  Räder  auf  glatten  Schienen 
vollauf  genfigt,  um  die  Last  fortzubewegen.  Doch  legt  Stephenson's  erste 
Lokomotive  nur  6  km  in  der  Stunde  zurück. 

1814  StnuiB  in  Wien  konstruiert  eine  Buohdruckwalzenpresse.  Diese  Art  von 
Pressen  wird  1810  auch  von  Durand  in  Frankreich  und  von  Richard  Watts 
in  England  gebaut,  vermag  sich  jedoch  im  Gebrauch  nicht  einzubürgern. 

—  William  Charles  Wdls  gibt  in  seiner  Schrift  „An  essay  on  dew"  eine  aus- 
führliche Theorie  der  Taubildung,  die  sich  an  die  Ansichten  von  Piotet 
(s.  1790  F.)  anschließt,  und  wonach  lediglich  Kondensation  von  Wasserdampf 
ans  der  über  dem  Boden  gelagerten,  mit  Wasserdampf  gesättigten  Luft 
stattfinde. 

1815  Friedrich  Christian  Accum  weist  zuerst  darauf  hin,  daß  gelegentlich  Am- 
moniak in  Form  von  Salmiak  bei  der  Lenchtgasf  abrikation  gewonnen  werde. 

—  Johann  Jacob  von  Btmliw  führt,  nachdem  Dalton  schon  den  Anfang  dazu 
gemacht  hatte,  die  chemischen  Zeichen  ein,  durch  welche  die  DeutUchkeit 
der  Darstellung  und  die  Leichtigkeit  des  Verständnisses  gefördert  werden. 

—  David  Brmnttr  gelingt  es,  mit  Hilfe  der  Interferenz  des  polarisierten  Lichts 
den  innigen  Zusammenhang  zwischen  der  Doppelbrechung  und  den  Elasti- 
zitätsverhältnissen  der  Körper  auch  an  nicht  krystallinischen  Körpern 
nachzuweisen.  Er  findet,  daß  in  allen  Körpern,  deren  Substanz  nach  ver- 
schiedenen Richtungen  verschiedene  Elastizität  hat,  Interferenzerschei- 
nungen auftreten,  wenn  man  sie  im  polarisierten  Licht  betrachtet.  Nament- 
lich zeigen  sich  solche  Erscheinungen  bei  gepreßten  und  gekühlten  Gläsern. 

—  Christian  Leopold  VM  Buch  steUt  im  Anschluß  an  Cuvier's  Katastrophen- 
lehre (s.  1812  C.)  die  Erhebungstheorie  (Theorie  der  Erhebungskrater)  auf, 
für  deren  Richtigkeit  er  einen  entscheidenden  Beweis  in  den  südtiroler 
Dolomiten  sieht. 

1816 — 18  Adalbert  von  CbamiHo  entdeckt  als  Begleiter  von  Otto  von  Kotzebue 
auf  dessen  Weltumsegelung  mit  dem  russischen  Kriegsschiff  „Rurik"  (s. 
1816  K.)  den  Generationswechsel  bei  den  Salpen  (Tunikaten)  und  macht 
auch  andere  bedeutsame  Entdeckungen  über  die  Tierwelt  des  offenen  Ozeans. 

1815  Michel  Eugene  ClMvraul  zeigt,  daß  der  Zucker  der  Diabetiker  identisch  mit 
dem  ans  Stärke  entstehenden  Traubenzucker  ist. 

—  Samuel  OltfC  erfindet  einen  Gasdmckregulator  (Stadtdrackregler),  durch 
welchen  der  Abgabedruck,  d.  h.  die  Menge  des  abgegebenen  Gases  dem 
Verbrauche  gemäß  reguliert  wird.  Der  Apparat  wird  später  von  Giroud, 
Elster  u.  a.  verbessert. 

—  Humphry  Davy  weist  in  Verallgemeinerung  seiner  Untersuchungen  über 
die  Chlorwasserstofisäure  (vgl.  1810 D.)  darauf  hin,  daß  die  saure  Eigen- 
schaft einer  Verbindung  nicht,  wie  seit  Lavoisier  (s.  1778  L.)  angenommen 
worden  war,  von  ihrem  Saueistoffgehalt  abhängig  ist,  und  legt  den  Grund 
zu  einer  neuen  Säuretheorie. 

—  Humphry  Davy  erfindet  die  Sioherheitslampe,  die  auf  der  Eigenschaft  der 
Drahtnetze,  die  Fortpflanzung  der  Flamme  zu  verhindern,  beruht.  Da 
diese  Eigenschaft  auf  der  Abkühlung  beruht,  welche  die  Gase  beim  Pas- 
sieren der  Maschen  erleiden,  somit  aufhört,  wenn  das  Drahtnetz  bis  zur 
Rotglut  erhitzt  wird,  erfährt  die  Lampe  in  der  Folge  eine  große  Anzahl 
von  Verbesserungen.     (Vgl.  auch  1815  S.) 

—  H.  W.  Etarhanl  erfindet  die  Reproduktion  von  bildlichen  Darstellungen, 
Formularen,  Sohriftdrucken  usw.  durch  Ätzen  auf  Zinkplatten  für  Tief- 
nnd  Hochdruck  (Zinkographie). 

—  Joseph  E|K  in  London  erfindet  die  kupfernen  Zündhütchen,  welche  mit 
einem  aus  Jagdpulver  und  chlorsaurem  Kali  bestehenden  Zündsatze  ge- 

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1815 

fällt  sind   und  Bohnell   alle  anderen  Arten  der  Perkussionszündung  ver- 
drängen.    1821  füllt  Wright  die  Zündhütchen  mit  Knallqueckailber. 
1815    Der  französische  Ingenieur  Emy  verbolzt  die  Bohlen  des  Daches,  statt  wie 
Delorme  nebeneinander,   platt    übereinander  und  erzielt  so  viel  größere 
Spannweiten. 

—  John  Ford  konstruiert  das  erste  bekannte  Biegewalzwerk  zum  Biegen  von 
Eesselblechen,  welches  aus  drei  im  Dreieck  gelagerten  Walzen  besteht. 

—  Robert  Fulton,  der,  nach  seinem  Mißerfolge  in  Frankreich  (vgl.  1804  F.). 
dem  amerikanischen  Präsidenten  seine  Vorschläge  für  die  Erbauung  eines 
Eriegsdampfers  unterbreitet  und  1814  einen  Atiftrag  erhalten  hatte,  kon- 
struiert das  erste  Kriegsdampfsohiff,  das  den  Namen  „Fulton  the  first" 
erhält,  am  1.  Juni  seine  Probefahrt  macht  und  bis  1829  in  Dienst  bleibt, 
wo  es  durch  eine  Pulverexplosion  zugrunde  geht.  Mit  diesem  Schiff  tritt 
eine  neue  Epoche  der  Kriegführung  zur  See. 

—  Louis  Joseph  Gay-Umac  entdeckt  das  Cjan  und  faßt  dasselbe  als  ein 
Radikal,  d.  i.  als  eine  zusammengesetzte  Gruppe  auf,  die  sich  wie  ein 
Element  verhält.  Er  stellt  die  quantitative  Zusammensetzung  der  Blau- 
säure fest  und  trägt  durch  die  Feststellung,  daß  diese  ebensowenig  wie 
die  von  ihm  entdeckte  JodwasserstoffBäure  (s.  1814  G.)  Sauerstoff  enthält, 
zum  Sturz  der  Lavoisier'schen  Theorie  der  SauerstofFsäuren  bei.  Bei  säner 
Analyse  der  Blausäure  bedient  er  sich  zum  ersten  Male  des  Kupferoxyds. 

—  Louis  Joseph  Gay-Lutuw  bringt  zuerst  die  Bestimmung  des  spezifischen  Ge- 
wichts des  Dampfes  als  Eontrolle  für  die  Analyse  organischer  Verbindungen 
in  Anwendung.  Er  bestätigt  die  von  ihm  gefundene  Zusammensetzung 
der  Blausäure  und  des  Cyans,  indem  er  zeigt,  daß  die  durch  den  Versuch 
erhaltene  Dampf  dichte  mit  der  aus  dem  spezifischen  Gewicht  der  Elemente 
und  den  Gesetzen  für  die  Verbindungsverhältnisse  der  Gase  berechneten 
übereinstimmt.  Er  führt  eine  genau  abgewogene  Menge  der  Substanz  in 
Dampfform  über  und  mißt  das  hierbei  unter  genau  zu  ermittelnden  Be- 
dingungen resultierende  Gasvolum.  Diese  Art  der  Dampf dichtebestim- 
mung  wird  von  Hofmann  (s.  1868  H.)  verbessert. 

—  George  James  Guthrlt  zeichnet  sich  durch  seine  Publikationen  über  Eriegs- 
chirurgie  aus  und  führt  während  des  Feldzuges  1815  eine  Exartikulation 
im  Hüftgelenk  bei  einem  französischen  Soldaten  aus. 

—  Maurice  Hmry  zeigt,  daß  die  Sonnenflecke  weniger  Wärme  ausgeben  als 
die  klaren  Teile  der  Sonnenscheibe. 

—  Nachdem  Robert  Brown  (1814)  sich  bemüht  hatte,  in  jeder  Flora  be- 
stimmte Proportionen  zwischen  den  großen  Hauptabteilungen  des  Systems 
festzustellen,  beschäftigt  sich  Alexander  von  Humboldt  eingehend  damit, 
das  Verhältnis  der  einzelnen  Familien  zur  Gesamtzahl  der  Pflanzen  eines 
Florengebietes  zu  bestimmen,  und  behandelt  diese  Frage  eingehend  in 
seinem  Aufsatze  „De  distributione  plantarum  secundum  coeli  temperiem 
et  altitudinem  montium". 

—  Nachdem  der  englische  Arzt  Shannon  zuerst  (1798)  die  Benutzung  dee 
Dampfes  zum  Maischen  empfohlen  hatte,  überträgt  der  Brauer  John  KIlby 
die  Anwendung  des  Dampfes  zum  Kochen  der  Maische  in  die  Praxis. 
Gleichzeitig  mit  Shannon  hatte  auch  Rumford  einen  ähnlichen  Vorschlag 
gemacht. 

—  Wilhelm  August  Uunpadlui  empfiehlt  zuerst  die  Anwendung  des  Holzessigs 
in  der  Färberei  imd  Kattundruckerei. 

—  Der  französische  Chirurg  Jacques  Lltfranc  macht  häufige  Anwendung  von 
der  zuerst  von  F.  S.  Morand  und  Le  Dran  (s.  1710  M.)  ausgeführten  Ex- 
artikulation des  Schultergelenks  und   führt   die  Amputation  des  vordem 

—     318     — 

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1816 

Teils  dee  Fußes  in  der  Gelenklinie  zwischen  Fußwurzel  und  Mittelfuß  aus 
(LÖBfrano'aolie  Operation). 
1815  Nachdem  zuerst  Hippokrates  die  Bedeutung  des  Ldchtes  für  die  Gesund- 
btit  hervorgehoben  hatte,  und  bei  den  Griechen  und  Körnern  Sonnenbäder 
zur  Behandlung  von  chronischen  Hautkrankheiten  in  Übung  gewesen 
waren,  diese  Behandlungsweise  jedoch  während  des  Mittelalters  völlig  ver- 
loren gegangen  war,  hebt  Eduard  Leopold  Lo«b«istoln-LoeM  den  Nutzen  der 
Insolation  bei  allen  Krankheitsformen,  in  denen  das  Vegetative  des  Organis- 
mus gelitten  hat,  hervor  und  verordnet  zuerst  wieder  Sonnenbäder  und 
als  erster  auch  Eastenlichtbäder,  die  den  Zweck  haben,  die  Wifkung  der 
Sonnenwärme  zu  vermehren. 

—  Samuel  Lucas  beobachtet  zuerst,  daß  geschmolzenes  SUber  die  Eigentüm- 
lichkeit besitzt,  das  22  fache  seines  Volums  an  Sauerstoff  aus  der  Luft  zu 
absorbieren.  Hierauf  beruht  die  Erscheinung  des  Spratzens,  die  darin 
besteht,  daß  bei  rascher  Abkühlung  der  plötzUch  frei  werdende  Sauer- 
stoff unter  Aufeprudeln  die  erstarrte  Kruste  durchbricht. 

—  Der  Wiener  Instromentenmacher  Johann  Nepomuk  Milzal  erfindet  den 
Taktmesser  (Metronom).  Eine  ältere  unvollkommene  Konstruktion  stammt 
von  LouU6. 

—  Alexandre  Marctt  findet  im  Darm  ein  Ferment,  das  Steapsin  (Lipase),  das 
dann  vielfach  geleugnet,  1000  von  Volhard  im  Pankreassaft  des  Hundes 
wie  des  Menschen  sichergestellt  wird. 

—  Der  Bohrmeister  Hlfgp  führt  die  erste  Kammpumpe  aus,  die  später  unter 
dem  Namen  „Abessinischer  Köhrenbrunnen"  große  Verbreitung  findet  und 
um  1860  von  dem  Amerikaner  Norton  verbessert  wird. 

—  Georg  Friedrich  Pamt  erkennt,  daß  mischbare  Flüssigkeiten  bei  der  Be- 
rührung bis  zur  vöDig  gleichförmigen  Verteilung  ineinander  wandern  (freie 
Diffusion  der  Flüssigkeiten). 

—  PMMiar  und  VogM  stellen  aus  der  Cnrcuma  deren  gelben  Farbstoff,  das 
Cnrcnmin,  her,  das  zum  Färben  von  Holz  und  Firnissen  dient. 

—  Nachdem  Harmar  (1794)  und  Douglass  (1802)  Konstruktionen  von  Longi- 
tndinalschermaschinen  angegeben  hatten,  die  sich  als  unbrauchbar  er- 
wiesen, tritt  Stephen  Prlct  mit  der  ZyUnder-Schermaschine  auf,  die  sich 
bald  allgemein  einführt  und  sowohl  als  Transversalmaschine  konstruiert 
wird,  als  auch  als  Longitudinalmaschine,  die  schneller  als  erstere  arbeitet. 

—  Der  englische  Chemiker  William  Pravt  stellt  die  Hypothese  auf,  daß  der 
Wasserstoff  die  Urmaterie  in  der  Eörperwelt  ist  und  daß,  wenn  man  das 
Atomgewicht  des  Wasserstoffs  =  1  setzt,  die  Atomgewichte  aller  übrigen 
Elemente  durch  ganze  Zahlen  ausgedrückt  werden  können,  eine  Annahme, 
die  sich  später  als  hinfällig  erweist. 

—  Das  Bankhaus  RottnchlM  in  London  soll  angeblich  die  Nachricht  vom  Aus- 
gang der  Schlacht  von  Waterloo  durch  Brieftauben  empfangen  haben, 
die  um  diese  Zeit  nach  sicheren  Quellen  in  Gent  gezüchtet  wurden,  wo 
damals  auch  bereits  Wettflüge  mit  Eropftauben  veranstaltet  wurden.  Von 
Gent  geht  diese  Zucht  nach  Antwerpen  über,  wo  1825  Peter  Pittoors  vor- 
zügliche Resultate  mit  seinen  Zuchttauben  erzielt. 

—  William  SmHh  gibt  die  erste,  auch  den  fossilen  Einschlüssen  der  Schichten 
Rechnung  tragende  geologische  Karte  Englands  heraus,  welche  für  die 
späteren  geologischen  Karten  dieser  Art  vorbildlich  wird. 

—  Friedrich  von  SMIon  und  Humphry  Onry  entdecken  unabhängig  voneinander, 
daß  das  lebhaft  gelb  gefärbte  Gas,  das  sich  bei  Einwirkung  von  Schwefel- 
säure auf  chlorsaures  Kah  bildet,  und  das  Chenevix  1802  zuerst  beobachtet 
hatte,  eine  eigentümliche  Oxydationsstufe  des  Chlors  ist,  die  den  Namen 
„Chlorige  Säure"  oder  „Unterohlorsäure"  erhält.  Im  gleichen  Jahre  entdeckt 

—     319     — 

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1816 

Stadion  in  dem  Rückstand  der  Entwicklung  d«r  chlorigen  S&ure  das  Kali- 
salz der  ÜberchloTsäure,  das  SeruUas  1831  durch  Erhitzen  von  chlorsaurem 
KaU  erhält. 
1816  George  Staphenton  konstruiert,  gleichzeitig  mit  Davy  (s.  1815 D.).  eine 
Sicherheitslampe  für  Bergwerke,  die  darauf  beruht,  dafi  der  Zug  in  der 
Lampe  schneller  sein  soll,  als  die  Greschwindigkeit  der  nach  auBen  zurück- 
schlagenden Flamme.  Daher  erlischt  die  Stephenson'sohe  Lampe,  ehe 
ein  Erglühen  des  Drahtnetzes  erfolg^. 

—  John  Taylor  zu  Stratford  stellt  aus  öl  und  wohlfeUen  Fetten  Olgas  und 
Feitga«  her. 

—  Smithson  Ttonant  fördert  die  analytische  Chemie  und  ist  insbesondere  her- 
vorragend in  der  Untersuchung  der  Metalle  mit  dem  Lötrohr. 

—  Der  Walliser  Ingenieur  Ignace  VMStz  macht  eingehende  Untersuchungen  über 
die  Gletscher  und  deren  später  „Moränen"  genannte  wellenartige  Streifen 
von  Schutt  und  Felsblöcken,  und  stellt  unabhängig  von  Playfair  (s.  1802  P.) 
und  Hausmann  (s.  1806  H.)  die  Theorie  auf,  daß  die  erratischen  Blöcke  von 
den  einst  weiter  ausgedehnten  Gletschern  herabgetragen  worden  seien. 

—  Johann  Friedrich  Wattnimb  fertigt  zuerst  die  sogenannten  Bouillon-  oder 
Suppentafeln  an. 

1815 — 17  Prinz  Maximilian  von  WM  erforscht  in  Begleitung  der  Naturforscher 
Freireiß  und  Sellow  das  Innere  Brasiliens  und  bereist  1832 — 34  die  Ver- 
einigten Staaten  bis  zum  oberen  Missouri. 

1816  Andrö  Marie  Ampirt  schließt  aus  Gründen  der  Analogie  des  Ammoninm- 
amalgams  (s.  1808  S.)  mit  den  andern  Amalgamen  auf  ein  metallähnliohes 
hypothetisches  Hadikal,  das  Ammonium,  und  nimmt  auf  Grund  dieser  An- 
sicht für  die  Ammoniaksalze  eine  ähnliche  Konstitution  wie  für  die  Salze 
des  KaUums  an. 

—  BartoN  führt  in  die  Münztechnik  die  Zugmaschine  ein,  in  welcher  die  Zaine 
nach  Art  des  Drahtziehens  zwischen  zwei  unbeweglichen  Backen  oder 
harten  Stahlwalzen  durchgezogen  werden.  Die  aus  solchen  Zainen  ge- 
schnittenen Münzen  kommen  der  Yollwichtigkeit  näher,  als  diejenigen  aus 
Zainen,  die  auf  dem  Justierstreckwerk  verarbeitet  sind. 

—  Johann  Jacob  von  Bomilut  klassifiziert  die  Mineralien  nach  ihrer  chemi- 
schen Zusammensetzung,  worin  ihm  später  namentlich  Kobell  und  Blum 
mit  ihren  Systemen  folgen,  während  Naumann  neben  der  chemischen  Zu- 
sammensetzung auch  die  äußeren  Kennzeichen  der  Mineralien  zu  berück- 
sichtigen sucht.     (S.  a.  1782  B.) 

—  F.  S.  Boudant  macht  die  ersten  erfolgreichen  Versuche,  marine  Mollusken 
an  das  Süßwasser  zu  gewöhnen  und  umgekehrt  SüBwassermollusken  durch 
allmähUchen  Zusatz  von  Kochsalz  zum  Süßwasser,  einem  Medium,  dessen 
Salzgehalt  den  des  Seewassers  übersteigt,  anzupassen. 

—  .Jean  Baptiste  Blot  gibt  an,  daß  der  Ton  der  menschlichen  Stimme  durch 
eine  Reihe  von  Stößen  und  Erschütterungen  erzeugt  wird,  welche  dadurch 
entstehen,  daß  der  Luftstrom  durch  die  abwechselnde  Öffnung  und 
Schließung  der  Glottisränder  unterbrochen  wird.     (8.  auch  1741  F.) 

—  Der  Mineralog  Johann  August  Friedrich  Braltiiaupt  in  Freiberg  vervoll- 
kommnet die  krystallographische  Nomenklatur  und  stellt  ein  mineralogi- 
sches System  auf,  das  namenthch  der  Mannigfaltigkeit  der  Krystallisations- 
formen  der  Mineralien  Rechnung  trägt. 

—  David  Bmrstor  beschreibt  zuerst  die  Erscheinungen  der  metallischen  Re- 
flexion, die  später  von  Neumann,  Mac  CuUagh,  Haidinger  und  insbesondere 
von  Stokes  (s.  1853  S.)  genauer  untersucht  werden. 

—  Samuel  Brown  und  Philipp  Thomai  in  Liverpool  verbessern  die  maschinelle 

—     320     — 

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18i6 

Fabrikation   von  Ketten  (b.  1813  B.)  so  weit,   daS  ihre  Methode  in  ihren 
Gmndzügen  noch  heute  in  allen  Kettenfabriken  in  Anwendung  ist. 
1816    Michel  Eugene  ClMvrwl  erklärt  die  VerBeifnng  als  einen  auf  der  Verbindung 
von  Alkali  mit  den  sauren  Substanzen  im  Fett  und  auf  der  Ausscheidung 
von  Glycerin  beruhenden  Vorgang. 

—  Davit  in  Brimsoombe  soll  die  erste  Walzenwaschmasohine  für  wollene  Ge- 
webe gebaut  haben,  für  welche  1822  von  FUnt  in  Uley  an  Stelle  der 
glatten  Walzen  die  kannelierten  Zylinder  eingeführt  werden. 

—  Humphry  Davy  beobachtet  zuerst  das  Entweichen  von  Sauerstoff  aus  dem 
Blute  bei  Erwärmung. 

—  Nachdem  Roonhuyze  (1670)  und  Thilenius  (s.  1784  T.)  die  erste  Duroh- 
Bchneidung  der  Achillessehne  mit  zweifelhaftem  Erfolg  gemacht  hatten, 
führt  Jacques  Mathurin  IMpwIi  die  erste  subkutane  Durchschneidimg  der 
Achillessehne  (Tenotomie)  aus,  die  nach  ihm  von  G.  F.  L.  Stromeyer  1831 
wieder  ausgeführt,  und  namentlich  von  Dieffenbach  ausgebildet  wird. 

—  Jacques  Mathurin  DdpMh  betont  die  nahe  Übereinstimmung  des  „Malum 
Pottii"  mit  der  Lungenschwindsucht  und  den  tuberkulösen  Ursprung  der 
Krankheit,  der  von  Alexis  Boyer  (1836)  bestätigt  wird. 

—  Charles  OtronM  bringt  als  Zündmittel  eine  eigentümliche  Phosphorkombina- 
tion in  Verwendung,  welche  die  Grundlage  für  die  Kammerer'sche  Erfindung 
der  Phosphorzündhölzchen  wird.  Auch  Derepas  und  Peyla  in  Turin  geben 
Phosphorkompositionen  für  Zündhölzer  an,  ohne  daß  diesen  Erfindungen 
eine  praktische  Verwendung  folgt. 

—  Pierre  Louis  Dulonf  entdeckt  die  unterphosphorige  Säure. 

—  Pierre  Louis  Dulonf  und  Alexis  Th^röse  Patit  konstruieren  zum  Zweck  der 
Messung  kleinerer  oder  größerer  Höhenunterschiede  von  Flüssigkeitssäulen 
für  Fälle,  in  welchen  man  einen  direkten  Maßstab  nicht  anlegen  kann, 
das  Kathetometer,  das  sie  zuerst  bei  ihren  Versuchen  über  die  Ausdehnung 
des  Quecksilbers  durch  die  Wärme  verwenden.  Die  wesentlichen  Bestand- 
teile des  Apparates  sind  ein  vertikaler  Maßstab  und  ein  horizontales  mit 
Faden  versehenes  Femrohr,  das  an  diesem  auf-  und  abwärts  geschoben 
werden  kann.  Stellt  man  den  Faden  auf  die  Kuppen  zweier  verschiede- 
ner Flüssigkeitssäulen  ein,  so  geben  die  beiden  Stellungen  des  Femrohrs 
am  Maßstab  direkt  die  Höhendifferenz  der  beiden  Flüssigkeitssäulen. 

—  Pierre  Louis  Dulonf  und  Alexis  Th^röse  PoHt  wenden  zur  Bestimmung  der 
Ausdehnung  fester  Körper  eine  indirekte  Methode  an,  welche  die  Ausdeh- 
nung des  Quecksilbers  als  bekannt  voraussetzt.  Eine  ebenfalls  indirekte 
Methode  für  diese  Messungen,  welche  die  Ausdehnung  des  Wassers  als  be- 
kannt voraussetzt,  wird  (1866)  von  Matthiessen  angewendet.  Aus  den 
ersteren  Beobachtungen  ergibt  sich  im  Gegensatz  zu  Lavoisier  und  Laplace 
(s.  1816  L.),  daß  die  Ausdehnung  der  festen  Körper  bei  höheren  Tempe- 
raturen den  am  Quecksilberthermometer  gemessenen  Temperaturen  nicht 
mehr  proportional  ist,  daß  die  Ausdehnimg  vielmehr  rascher  wächst;  Mat- 
thiessen dehnt  dies  Resultat  auch  auf  tiefe  Temperaturen  aus. 

—  Pierre  Louis  Dulonf  und  Alexis  Th6r^e  Pttit  wenden  bei  feinen  Unter- 
suchungen, um  die  Fehlerquelle  der  gewöhnlichen  Quecksilberthermo- 
meter (ungleichmäßige  Miterwärmung  des  aus  der  Kugel  hervorragenden 
Quecksilberfadens)  zu  vermeiden,  Gewichts-  oder  AusfluBthermometer  an. 
Sie  füllen  ein  Gefäß  bei  O"  vollständig  mit  Quecksilber  und  wiegen  es. 
Bei  der  Erwärmung  fließt  eine  gewisse  Menge  Quecksilber  aus;  eine  neue 
Wägnng  ergibt  den  Gewichtsverlust,  aus  welchem  die  Temperatur,  bis  zu 
der  das  Gefäß  erwärmt  war,  bestimmt  wird. 

—  Pierre  Louis  Dulonf  und  Alexis  Th^r^se  PoUt  verwenden  bei  ihren  feinen 
Untersuchungen  neben  den  Gewichts-  oder  Ausilußthermometem  (s.  1816  D.) 

Darmitkedter.  21 

—     821     — 


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1816 

auch  Luftthermometer,  bei  welchen  die  Ausdehnung  der  Luft  sur  Bestim- 
mung der  Temperatur  dient,  und  welche  weit  empfindlicher  als  die  ge- 
wöhnlichen Queoksilberthermometer  sind. 
1816  Louis  Joseph  Gay-Lmae  macht  Bestimmungen  der  Spannkraft  des  Dampfes, 
indem  er  von  dem  Satze  ausgeht,  daß  die  Spannung  der  Dämpfe  in  einem 
ungleich  erwärmten  Kanme  gleich  derjenigen  ist,  welche  den  Dämpfen 
an  der  Stelle  der  niedrigsten  Temperatur  zukommt. 

—  Louis  Joseph  Qay-LnMC  zeigt,  daß  ein  Erystall  von  Kalialaun,  in  eine 
Auflösung  von  Ammoniakalaun  gelegt,  sich  vergrößert,  ohne  seine  Form  zu 
ändern,  und  daß  auf  diese  Weise  ein  krystaUisierter  Körper  aus  übereinander 
geschichteten  heterogenen  Teilchen  gebildet  werden  kann.  Er  spricht  sich 
dahin  aus,  daß  ohne  Zweifel  die  Moleküle  der  beiden  Arten  Alaun  dieselbe 
Form  und  dieselben  Kräfte  haben,  daß  es  deswegen  für  das  Wachstum 
des  KrystaUs  unerheblich  sei,  ob  sich  das  eine  oder  andere  Molekül  an- 
lagere.   (S.  a.  1819  M.). 

—  Der  Lehrer  OtamMHiooi  errichtet  in  Salzburg  die  erste  Kretinenschule. 

—  Alexander  von  HumboMt  begründet  die  vergleichende  Methode  in  der  Klima- 
tologie,  indem  er  den  Begriff  der  Isothermen  (Linien  gleicher  mittlerer 
Jahrestemperatur)  einführt. 

—  Der  Arzt  Johann  Christian  J5rf ,  Erfinder  des  vaginalen  Kaiserschnittes, 
ist  bemüht,  überflüssige  Eingriffe  in  der  G«burtshilfe  zu  vermeiden,  tmd 
fördert  die  Behandlung  des  Klumpfußes  und  der  Verkrümmung. 

—  Thomas  Andrew  Knigbt  macht  wichtige  Beobachtungen  über  das  Verhältnis 
von  Unterlage  und  Reis  bei  der  Veredelung  von  Bäumen.  (S.  a.  1652  L. 
und  1810  T.) 

—  Der  russische  Kapitän  Otto  von  Koixtbm  entdeckt  auf  seiner  auf  dem 
Schiffe  „Rurik"  unternommenen  Weltumsegelung  die  Romanzow-,  Rurik- 
und  Krusensteminseln,  sowie  den  nach  ihm  benannten  Kotzebuesund. 
(S.  a.  1816  C.) 

—  Nach  dem  Entwürfe  des  Hütteninspektors  Krtegw  baut  der  Hütteninspektor 
Schniilwl  in  der  Königlichen  Eisengießerei  zu  Berlin  eine  Dampflokomotive. 
Dieselbe  ist  nach  dem  Vorbilde  der  Blenkinsop'schen  Zahnradlokomotive 
(s.  1811  B.)  gebaut  und  zum  Steinkohlentransport  der  Königshütte  in  Ober- 
schlesien  bestimmt.  Die  Lokomotive  erweist  sich  zwar  auf  die  Dauer  nicht 
als  brauchbar,  ist  aber  die  erste  nicht  nur  in  Deutschland,  sondern  über- 
haupt auf  dem  europäischen  Festlande  gebaute  Dampflokomotive. 

—  Ren6  Th^ophile  Hyacinthe  LainiMC  erfindet  das  Stethoskop  und  legt  damit 
den  Grund  zur  exakten  physikalischen  Diagnostik  der  Lungen-  und  Herz- 
krankheiten. 

—  Ren6  Th^ophile  Hyacinthe  li>lninc  gibt  in  seinem  „Trait^  de  l'auscultation 
medicale  et  des  maladies  du  poumon  et  du  cceur"  ein  in  klinischer  und 
anatomischer  Beziehung  mustergültiges  BUd  der  Brustfellentzündung  (Pleuri- 
tis), das  auch  heute  noch  unverwischt  geblieben  ist.  Die  Pleuritis  war 
vor  ihm  insbesondere  von  Hippokrates  und  später  von  Boerhaave  klar 
charakterisiert  worden.  Bezüglich  des  Empyems  des  Thorax  empfiehlt  er 
die  möglichst  frühzeitige  Operation,  wie  sie  schon  von  den  griechischen 
Ärzten  geübt  und,  nachdem  Galen  und  seine  Nachfolger  gegen  sie  auf- 
getreten waren,  von  Ambroise  Par6  wieder  aufgenommen  worden  war. 

—  Nachdem  zahlreiche  von  Chladni,  Kästner,  J.  T.  Mayer  u.  a.  vorgenom- 
mene Messungen  der  Schallgeschwindigkeit  stets  Abweichungen  von  der 
Newton'schen  Formel  (s.  1687  N.)  ergeben  hatten,  gelingt  es  Pierre  Simon 
<•  LapISM,  nachzuweisen,  daß  durch  die  Temperaturerhöhungen  und  Er- 
niedrigungen, welche  mit  der  Luftverdichtung  und  Luftverdünnung  durch 
die  Schallwellen   verbunden   sind,   die  Elastizität  der  Luft  in  stärkerem 

—     322     — 

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1816 

Verhältnis  aäs  die  Dichte  geändert  vind  dadurch  die  Geschwindigkeit  des 
Schalls  vergrößert  wird.  Hierauf  gestützt,  gibt  er  eine  Korrektur  der 
Kewton'schen  Formel,  nach  welcher  J.  Leconte  1864  unter  Zugrundelegung 
der  neuesten  Werte  der  in  der  Rechnung  vorkommenden  Konstanten  die 
Geschwindigkeit  zu  332,34  m/sec  ermittelt. 
1816  MaMln  in  Paris  scheint  zuerst  PorzeUanwaren  (Teller,  Tassen  usw.)  durch 
Pressen  aus  dünnen  Platten  (sog.  Schwarten)  oder  aus  Klumpen  in  dünnen 
metallenen  Formen  hergestellt  zu  haben.  Diese  Pressung  wird  von  Delpech 
1838,  Wall  in  Manchester  1854,  Cochrane  1855  und  vielen  andern  verbessert. 

—  Joseph  Nic^phore  Nl«^  unteisnoht  systematisch  viele  Körper,  wie  Guajak- 
harz,  andere  Harze  und  Asphalt  auf  ihre  Lichtempfindlichkeit  in  der 
Camera.  Am  9.  Mai  erhält  er  die  ersten  Bilder  auf  Asphalt,  womit  die 
Heliographie,  das  erste  photographische  Ätzdruckverfahren  erfimden  ist. 
(S.  a.  1782  S.  und  1802  W.) 

—  Simsen  Denis  PoUmhi  stellt  eine  Aufsehen  erregende  Theorie  über  die 
Wellenbewegung  fester  Körper  auf  und  untersucht  die  Bewegung  der  kugel- 
förmigen Geschosse  mit  Berücksichtigung  des  Luftwiderstandes. 

—  Die  PomllMmanafaktar  lu  Mvm  führt  das  Verfahren  des  Gießens  in  Gips- 
formen zur  Herstellung  von  Platten  und  1850  auch  für  andere  dünne  Ob- 
jekte, Tassen,  Kabaretts  usw.  ein. 

—  Patt  in  Chelsea  (London)  fertigt  für  den  Marquis  von  Anglesey,  welcher 
als  Führer  der  britischen  Kavallerie  bei  Waterloo  ein  Bein  verloren  hatte, 
ein  künstliches  Bein  an,  welches  unter  dem  Namen  „Anglesey -Pott'sches 
Bein"  für  die  späteren  Konstruktionen  dieser  Art  vorbildlich  wird.  Neuere 
Formen  eines  künstlichen  Ersatzes  der  unteren  Extremitäten  rühren  von 
Beckmann  in  Kiel,  A.  Marks  in  Philadelphia  (Hartgummifabrikate)  und 
den  Berliner  Mechanikern  C.  Geffers  und  C.  £.  Pflster  her. 

—  Georg  von  RelciMnkach  verfertigt  einen  astronomiBchen  Theodoliten,  bei 
welchem  das  bewegliche  Femrohr  unter  einem  rechten  Winkel  derart  ge- 
brochen ist,  daß  man  zur  Seite  durch  die  Querachse  hineinsieht,  v.  Zach 
gibt  diesem  astronomischen  Theodoliten  den  Namen  ,, Stumpfschwanz".  Aus 
ihm  geht  später  das  sogenannte  üniversalinstmment  hervor,  das  nament- 
lich von  A.  und  G.  Repsold  zur  Vollkommenheit  gebracht  wird. 

—  Francis  RoaaMs  in  London  konstruiert  den  ersten  elektrischen  Zeiger- 
telegraphen, den  er  durch  statische  Elektrizität  betreibt.  Hinter  einem 
mit  einem  Ausschnitt  versehenen  Schirme  setzt  er  durch  Uhrwerke  zwei 
synchron  rotierende  Scheiben  in  Bewegung,  auf  deren  Umfang  20  ver- 
schiedene Zeichen  stehen.  Vor  dem  Ausschnitte  sind  mit  dem  Leitungs- 
draht Hollunderkügelchen  verbunden,  die  so  lange  einen  Ausschlag  zeigen, 
bis  das  gewünschte  Zeichen  bei  der  Drehung  der  hinteren  Scheibe  in  die 
SchirmöfFnung  tritt.  In  diesem  Augenblick  entladet  sich  die  Flasche,  wo- 
durch an  beiden  Stationen  dasselbe  Zeichen  sichtbar  wird. 

—  Robert  SaliiMii  in  Wobam  konstruiert  die  erste  brauchbare  Maschine  zum 
Streuen  und  Wenden  des  Heues. 

—  Graf  Friedrich  Carl  Joseph  von  SMktn   entdeckt  die  Überchlorsäure   bei 
.    Einwirkung  von  Schwefelsäure  auf  chlorsaures  KaU.    Das  reine  Überchlor- 
Säurehydrat  wird  1862  von  Roscoe  dargestellt. 

—  George  ttopimitM  verbessert  seine  erste  Lokomotive  (s.  1814  S.)  und  nimmt 
ein  Patent  auf  eine  neue  Konstruktion  „A  method  or  methods  of  facili- 
tating  the  conveyance  of  carriages  and  all  manner  of  goods  and  material» 
along  railways  and  tramways,  by  certain  inventions  and  improvements 
in  the  construction  of  the  machine,  carriages.  carriage  wheels,  railways 
and  tramways  for  that  purpose".  Die  Verbesserungen  bestehen  in  einer 
neuen  Art   der  Kuppelung  und   der  Verteilung  des  Gewichts   der  Loko- 

21« 

—     323    — 


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1816 

motive  auf  6  (statt  4)  R&der.    Anch  das  Blasrohr  wird  bei  dieser  Loko- 
motive verwendet.    (Vgl.  1804  T.  und  1813  B.) 

1816  Nachdem  George  Cayley  1807  eine  Feuerluftmaschine  hergestellt  hatte, 
über  die  Näheres  nicht  bekannt  geworden  ist,  tritt  Bobert  Nrliag  ans 
Galston  mit  einer  HeiBluftmaschine  hervor,  die  er  im  Verein  mit  seinem 
Bruder  James  sp&ter  noch  wesentUcb  verbessert,  and  die  erfolgreich  und 
sparsam  arbeitet.  1827  nehmen  die  Gebräder  Stirling  ein  Patent  anf  diese 
Maschine,  deren  Kolben  nach  der  Patentbeschreibung  den  ersten  Regene- 
rator (Economiser)  darstellt.  Er  bildet  nämlich  eine  Vorrichtung,  die  ge- 
eignet ist,  die  in  der  Lnft,  welche  ihre  Arbeitsabgabe  bewirkt  hat,  ent- 
haltene Wärme  anfznnehmen  und  sie  darauf  der  gekühlten  Luft  bei  der 
Umkehr  der  Bewegung  rarückzuerstatten.    (S.  1705  L.) 

—  Heinrich  ttölnl  aus  Pleß  in  Schlesien  erfindet  die  Ventile  bei  Blechblas- 
instmmenten. 

—  Richard  Wrlgbt  erhält  ein  Patent  auf  eine  Zweifach-Expansionsmaschine 
mit  swei  Zylindern  imd  einem  Eurbelmechanismus,  dessen  cwei  Kurbeln 
unter  90<*  gegeneinander  stehen.  Wenn  dieses  Patent  auch  keine  prakti- 
schen Folgen  hatte,  so  ist  darin  doch  der  Anfang  der  heutigen  Verbund- 
maschine Bu  erbUoken. 

—  Miliar  in  Pleß  stellt  zuerst  Natronalaun  dar. 

1817  Johann  August  ArfvadMNi  entdeckt  das  Lithium. 

—  Der  Mathematiker  Peter  Bwtow  in  Woolwioh  stellt  zuerst  Versuche  über 
die  Festigkeit  der  Metalle,  des  Holzes,  der  Steine  und  des  Zements  auf 
wissenschaftlicher  Grundlage  an. 

—  Johann  Jacob  von  Bamliw  entdeckt  das  Selen  im  Bleikammersohlamm  der 
Schwefelsäurefabrik  zu  Gripsholm,  in  welcher  Schwefelkies  von  Falon  ver- 
arbeitet wird.  Er  beobachtet  bereits,  daß  geschmolzenes  Selen  beim  lang- 
samen Erkalten  grau  wird,  was  von  Hittorf  (s.  1861  H.)  bestätigt  wird. 

—  Johann  Jacob  von  BooellHi  erkennt  die  abweichenden  Eigenschaften  des  durch 
Behandlung  von  Zinn  mit  Salpetersäure  und  des  durch  Fällung  einer  Zinn- 
chloridldsung  mit  kohlensaurem  Kalk  erhaltenen  Zinnoxydhydrats.  Diese 
Modifikationen  des  Zinnoxyds  sind  die  ersten  bekannten  Beispiele  von 
Isomerie;  sie  werden  später  Metazinnoxydhydrat  (für  das  mit  Salpeter- 
säure erhaltene  Produkt)  und  Zinnoxydhydrat  (für  das  Fällungsprodukt) 
genannt.  In  der  Folge  arbeiten  darüber  H.  Rose  (1848),  Fr6my  (1848)  und 
Löwenthal  (1860). 

—  Jean  Baptiste  Blot  gelingt  es,  da«  eigentümliche  Verhalten  des  Quarzes 
gegen  homogenes  Licht  (s.  1811  A.)  aufzuklären  und  nachzuweisen,  daß  im 
Quarz  eine  Drehung  der  Polarisationsebene  des  Lichtes  eintritt  (Zirkolar- 
polarisation),  die  abhängig  von  der  Wellenlänge  des  Lichtes  ist. 

^  Johann  GottUeb  Friedrich  Bohnonboif  er  konstruiert  das  nach  ihm  benannte 
Maschinchen,  ein  Tellurium,  welches  die  Gesetze  der  Umdrehung  der  Erde 
um  ihre  Achse '  erläutert  und  die  Erhaltung  der  Rotationsebene  veran- 
schaulicht.   Er  ist  auch  der  Erfinder  des  Reversionspendels.    (Vgl.  1818  K.) 

—  Abraham  Louis  Brs(iMt  konstruiert  ein  Metallthermometer  mit  einer  Spiral- 
feder, die  aus  drei  zusammengelöteten  dünnen  Streifen  von  Platin,  Gold 
und  SUber  besteht.  Das  durch  Temperaturwechsel  bewirkte  Auf-  und 
Zuwinden  der  Spirale  wird  zur  Temperaturmessung  benutzt. 

—  David  BmntMT  entdeckt,  daß  die  Polarisation  durch  Reflexion  am  voll- 
kommensten bei  dem  Polarisationswinkel  wird,  bei  dem  der  gebrochene 
Strahl  senkrecht  auf  dem  reflektierten  Strahl  steht.  Er  untersucht  auch 
die  Reflexion  an  Metallen  und  beobachtet  zuerst  die  Ersoh«nung  der 
elliptischen  Polarisation,  deren  Theorie  1826  von  F.  E.  Neumann  ent- 
wickelt wird. 

—     324     — 

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1817 

1817  David  Bmniar  eiflndet  das  Kaleidoskop.  Doch  haben  unvollkommenere 
Apparate  dieser  Art  schon  in  früherer  Zeit  existiert. 

—  David  Bmniir  beobachtet  am  Beryll  und  alsdann  bei  einer  Reihe  von 
Mineralien  aus  den  verschiedenen  einachsigen  Krystallsystemen  die  Er- 
scheinung des  Pleochroismus. 

—  Jean  Baptiste  CavMtou  und  Joseph  Ptitofler  untersuchen  die  Ambra,  die  von 
Madagaskar,  Surinam  und  Java  kommt  und  als  ein  pathologisches  Produkt 
der  Pottwale  angesehen  wird.  Sie  stellen  daraus  das  Ambraän,  auch  Ambra- 
harz genannt,  dar,  das  auch  von  Berthelot  n&her  untersucht  wird. 

—  Michel  Eugene  Chtvraui  weist  im  Verein  mit  Henri  Braeonnwt  nach,  daß 
die  meästen  Fette,  so  namentlich  der  Talg,  aus  einem  festen  (Stearin)  und 
einem  ölartig  flüssigen  Bestandteil  (Olein)  bestehen,  und  daB  die  Kon- 
sistenz der  Fette  auf  dem  Verhältnis  des  darin  enthaltenen  Stearins  und 
Oleins  beruhe.  Infolge  dieser  Arbeit  gelingt  es  Chevreul,  aus  dem  Stearin 
(Tristearin)  die  Stearinsäure  herzustellen,  welche  Braoonnot  zur  Kerzen- 
fabrikation zu  verwenden  sucht,  ohne  jedoch  ,wegen  der  hohen  Kosten 
Resultate  zu  erzielen. 

1817 — 26  Witt  ONiitoii  erbaut  den  Erie-Kanal  zwischen  Hudson  und  Eriesee, 
der  eine  auBerordentUche  technische  Leistung  darstellt,  und  dem  New  York 
seine  Blüte  und  seine  schnelle  Überflügelung  Philadelphia's  verdankt. 

1817  €reorge  Gtyimr  konstruiert  für  den  Buchdruck  die  sehr  kräftig  wirkende 
Columbiapreese,  bei  der  die  Schraubenspindel  durch  ein  kombiniertes  Hebel- 
-werk  ersetzt  ist,  das  die  Presse  selbst  zum  Druck  der  schwersten  Formen 
geeignet  macht. 

—  Sir  Astley  Paston  Coe|Mr  führt  am  25.  Juni  die  erste  Unterbindung  der 
Aorta  abdominaUs  aus,  eine  Operation,  die  später  von  James  und  Murray 
■wieder  ausgeführt  wird. 

—  John  Frederiok  Oantoll  l&Bt,  um  die  Struktur  der  Krystalle  zu  erforschen, 
nach  dem  Vorgang  von  Widmanstetter  (s.  1808  W.)  verschiedene  Lösungs- 
mittel auf  deren  Flächen  einwirken  und  begründet  somit  diesen  in  der 
aiMlteren  Zeit  so  wichtig  gewordenen  Zweig  der  Lehre  von  den  Ätzflguren. 
(S.  a.  1865  L.) 

—  Humphry  Davy  stellt  die  Theorie  auf,  daß  das  Leuchten  der  Flamme  von 
zahllosen  in  derselben  schwebenden  festen  Partikelohen  herrühre,  die  durch 
die  Hitze  der  Flamme  zur  Weißglut  gebracht  sind.  Die  Ursache  des  Leuch- 
ten« einer  gewöhnlichen  Kerze  oder  Gasflamme  ist  nach  ihm  fein  verteilter 
Kohlenstoff,  der  sich  aus  jeder  leuchtenden  Flamme  als  Kuß  abscheiden 
läßt,  wenn  man  den  Zutritt  der  Luft  beschränkt. 

—  Humphry  Davy  findet,  daß  erwärmter  Platindraht  in  Cremengen  von  Sauer- 
stoff oder  Luft  mit  Wasserstoff,  Kohlenozyd  usw.  erglüht,  und  daß  dabei 
das  Gasgemisch  verbrennt.  Er  ist  damit  der  Entdecker  der  katalytischen 
Wirkung  des  Platins. 

—  Ignaz  OMHiigsr  untersucht  die  Entwicklung  des  Gehirns  auf  das  ein- 
gehendste und  trägt  durch  seine  entwioklnngsgeschichtlichen  Arbeiten  zur 
Befestigung  der  Keimblättertheorie  (s.  1768  W.)  bei.  Durch  ihn  erhält 
Paader  (s.  1817  P.)  die  Anregung  zu  seinen  Arbeiten. 

--  Der  badische  Forstmeister  Carl  Friedrich  Christian  Ludwig  vpn  Dral«  (Drais 
von  Sauerbronn)  stellt  i.  J.  1813  eine  Art  von  Fahrrad  her,  für  das  indes 
die  nachgesuchte  Patentierung  unter  Hinweis  auf  ähnliche  ältere  Kon- 
struktionen verweigert  wird.  (Vgl.  1650  Farfler.)  Eine  verbesserte  Fahr- 
maschine  führt  Drais  i.  J.  1817  vor.  Es  ist  dies  ein  Zweirad  ohne  Tret- 
vorrichtung, welches  der  rittlings  sitzende  ,Fahrer  vorwärts  bewegt,  in- 
dem er  sich  mit  den  Füßen  am  Erdboden  abstößt. 

—  Joseph  VM  rnumMhr  wendet  bei  der  nach  ihm  benannten  Lupe  an  Stelle 

—     325     — 

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1817 

einer  starken  xwei  schwächere  Linsen  an,  indem  er  zwei  plankonvexe 
Gläser  miteinander  zugekehrten  Wölbungen  in  geeignetem  Abstände  von- 
einander in  einer  Fassung  vereinigt.  Eine  in  ähnlicher  Weise  eingerichtet« 
Lupe  rührt  von  Wilson  her. 
1817  Nach  den  erfolglosen  Versuchen  von  Mosengeil  (1796)  und  Horstig  (1797) 
schafft  Franz  Xaver  OabtMMtMr  das  graphische  oder  kursive  Stenographie- 
system  (von  ihm  „Redezeichenkunst"  genannt),  dessen  Alphabet  im  Gegen- 
satz zu  den  englischen  geometrischen  Systemen  aus  Teilzügen  der  ge- 
wöhnlichen Schrift  besteht,  deren  Lage,  Liniensystem  und  Einzeiligkeit 
beibehalten  ist. 

—  Ludwig  Gali  konstruiert  die  erste  Dampfbrennerei  mit  indirektem  Dampf, 
der  späterhin  in  Frankreich  fast  ausschließlich  verwendet  wird.  Über  die 
Anwendung  von  direktem  Dampf  s.  1822  P. 

—  Der  englische  Techniker  Samuel  Hall  in  Nottingham  erfindet  die  Gas- 
Sengemaschine  für  Gewebe,  nachdem  Molard,  der  schon  1811  versucht 
hatte,  mit  Gas  zu  sengen,  damit  keinen  Erfolg  gehabt  hatte.  Die  Maschine 
trägt  wesentlich  zur  Vereinfachung  des  Bleichprozesses  bei. 

—  Der  Chemiker  Carl  Samuel  Leberecbt  Hermann  in  Schönebeck  findet  in 
einem  Zinkoxyd,  das  mit  Schwefelwasserstoff  eine  gelbe  Fällung  gibt, 
nicht  Arsen,  sondern  einen  noch  unbekannten  Stoff,  aus  dem  Friedrich 
Stromtyar  in  Göttingen  durch  Reduktion  das  Cadmium  erhält. 

—  Jacques  Julien  Hoaton  dt  LaMilartMra  erhält  beim  Zusammenbringen  von 
Phosphorwasserstoff  und  trockener  Jodwasserstoffsäure  das  Phosphonium- 
jodid,  das  von  Gay-Lussac,  Serullas  und  H.  Rose  näher  untersucht  wird. 
Die  entsprechende  Chlorverbindung  wird  1832  von  H.  Rose,  die  Brom- 
verbindung 1831  von  SeruUas  dargestellt. 

—  Alexander  von  Humboldt  gibt  eine  Isothermenkarte  heraus  (vgl.  1816  H.) 
und  fördert  dadurch  die  graphische  Methode  der  Kartographie,  die  auch 
durch  seine  Bestrebungen  nach  Erkenntnis  des  innem  und  äußern  Baus 
der  G«birge,  denen  er  in  seinen  g^gnostischen  Profilen  der  iberischen  Halb- 
insel und  des  Hochlands  von  Mexiko  Ausdruck  gibt,  neue  Anregungen 
empfängt. 

—  Seth  Hnnt  in  Amerika  erfindet  die  erste  Stecknadelmaschine,  welche  die 
vollständige  Herstellung  der  Stecknadeln  aus  dem  Draht  in  einer  Opera- 
tion ausführt. 

—  Der  Chemiker  Wilhelm  August  Lampadlui  gibt  das  erste  Lehrbuch  der 
Elektrochemie  heraus,  die  von  ihm  ihren  Namen  empfängt. 

—  Marcat  entdeckt  das  Xanthin  in  einem  Blasenstein.  Später  wird  es  in  den 
Muskeln,  der  Leber,  der  Pankreasdrüse,  sowie  im  menschlichen  Harn  ge- 
funden und  von  Kossei  beim  Erhitzen  der  Nucleine  mit  Wasser  gewonnen. 

1817—20  Karl  Philipp  von  Marflm  und  Johann  Baptist  von  Splx  machen  eine 
dreijährige  wissenschaftliche  Reise  durch  Brasilien,  die  insbesondere  für 
die  Botanik  und  Ethnographie  bedeutende  Resultate  liefert. 

1817  Der  Naturforscher  Christian  Heinrich  Pandor  zahlt  zu  den  Begründern  der 
Keimblättertheorie.  Er  unterscheidet  (vgl.  seine  „Beiträge  zur  Entwick- 
lungsgeschichte des  Hühnchens  im  Ei")  bereits  an  der  Keimhaut  zwei 
dünne  voneinander  trennbare  Lamellen  als  das  seröse  Blatt  und  das 
Schleimblatt,  läßt  sich  zwischen  ihnen  eine  dritte  Schicht,  das  Gefäß- 
blatt, entwickeln  und  zeigt,  daß  alles,  was  sich  in  der  Folge  zutrage,  nur 
eine  Metamorphose  der  Keimhaut  und  ihrer  Blätter  sei. 

—  James  Parkinson  entdeckt  die  Paralysis  agitans  (Schüttellähmung),  eine 
zentrale  Neurose  mit  eigentümlichem  Zittern  und  zunehmender  Schwäche 
der  Muskelbewegungen. 

—  Nachdem  schon  vorher  Basedow,    Guts  Muths,   Frank  und  Vieth  für  den 

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1817 

Nutsen  der  Schwimmübungen  eingetreten  waren,  begründet  der  preußische 
Generalstabsoffizier  Ernst  «on  PfiMi  eine  Methode  des  Schwimmunterrichts, 
die  sowohl  ihrem  System,  wie  ihrer  Technik  nach  noch  heute  gilt.  Pfuel, 
der  schon  vorher  in  österreichischen  Diensten  Schwimmanstalten  zu  Wien 
und  Prag  errichtet  hatte,  macht  die  von  ihm  begründete  MiUtärschwimm- 
anstalt  zu  Berlin  zu  einer  Musteranstalt  von  europäischem  Rufe. 
1S17  Johann  Heinrich  Leberecht  Plttorfui  erkennt  zuerst  die  Notwendigkeit  einer 
höheren  Temperatur  für  die  Säuerung  der  Hefe,  nämlich  36",  die  nach 
heutigen  Begriffen  unzureichend  ist,  aber  bessere  Besnltate  ergibt  als  die 
bis  dahin  gebräuchUche  Methode,  das  Hefegut  beim  Säuern  bis  auf  die 
Gftrungstemperatur  abzukühlen. 

—  Johann  Heinrich  Leberecht  PIttarIm  erfindet  den  Zweiblasenapparat,  der 
den  kontinuierlichen  Betrieb  in  seiner  Anwendung  auf  dicke  Maischen  dar- 
stellt, und  mit  dem  es  gelingt,  unmittelbar  aus  der  Maische  einen  hoch- 
gradigen reinen  Spiritus  zu  ziehen.  Dies  Ziel  wird  durch  kräftig  wirkende 
Dephlegmatoren,  die  Pistorius' sehen  Becken,  und  durch  gut  angelegte  Rekti- 
flkatoren  erreicht. 

—  Raukn  und  Philippt  schlagen  vor,  das  Leuchtgas  anstatt  mit  Kalkmilch 
(s.  1808C.)  mit  Kalk  auf  trocknem  Wege  in  der  Weise  zu  reinigen,  daß 
Kalkhydrat  in  geschlossenen  kastenförmigen  Grefäßen,  welche  vom  Gas 
von  unten  nach  oben  durchstrichen  werden,  gelagert  wird.  Diese  Art  der 
Reinigung  wird  später  von  N.  H.  Schilling  noch  verbessert. 

—  Carl  Rittor  veröffentlicht  seine  „Erdkunde  im  Verhältnis  zur  Natur  und 
Geschichte  des  Menschen",  das  bahnbrechende  Werk  für  die  vergleichende 
Geographie  und  die  wissenschaftliche  Länderkunde,  in  welchem  er  nament- 
lich auch  den  ursächlichen  Beziehungen  zwischen  der  Natur  des  Landes 
und  der  Menschengeschichte  nachgeht. 

—  RaMqiMt  isoliert  aus  dem  Opium  das  Narcotin,  dessen  Zusammensetzung 
von  Matthiessen  und  Fester  als  Cjg  Hjs  NO7  erkannt  wird. 

—  Rcpiln  in  Paris  konstruiert  eine  Tangentialhobelmaschine  zur  fabrikmäßigen 
Zurichtung  der  Fußböden.  In  der  Folge  wird  dieser  Art  von  Hobel- 
maschinen vor  den  Parallelhobelmaschinen,  zu  denen  die  Maschinen  von 
Hatton  (s.  1776  H.)  und  Bramah  gehören,  der  Vorzug  gegeben. 

1817 — 30  Gustav  tchOMer  behandelt  in  seinem  Werk  „Über  die  physikalischen 
Eigenschaften  der  Erden"  die  Agrikulturphysik.  Er  untersucht  namentlich 
das  spezifische  Gewicht,  die  Wasserkapazität,  die  Adhäsion  der  Boden- 
arten, ihr  Vermögen,  Wasserdampf  aus  der  Atmosphäre  zu  verdichten, 
ihr  Ausstrahlungsvermögen,  sowie  die  Beziehimgen  der  Bodenarten  zum 
Licht,  zur  Wärme  und  zur  Elektrizität.  Er  macht  vergleichende  Beob- 
achtungen über  Lufttemperatur  und  Bodentemperatur  und  findet  letztere 
im  Durchschnitt  um  22  <>  höher  als  erstere.  Er  zeigt  auch,  daß  die  dunkeln 
Bodenarten,  wie  Humus,  Gartenerde  usw.,  sich  am  schnellsten,  die  hellen, 
wie  Gips  und  Quarzsand,  sich  am  langsamsten  erwärmen. 

1817  Friedrich  Karl  Ludwig  SIekler  unternimmt  es  zuerst,  die  bei  der  Aus- 
grabung von  Herculaneum  aufgefundenen  Bibliolithen  (d.  s.  Handschriften, 
die,  unter  dem  vulkanischen  Auswurf  begraben,  mit  der  Zeit  eine  mine- 
ralische Beschaffenheit  angenommen  haben)  aufzurollen  imd  durch  Be- 
handlung mit  Essigäther  wieder  lesbar  zu  machen. 

—  Adolf  Sllaler  begründet  mit  der  Herausgabe  seines  „Handatlas"  (in  der 
I.  Ausgabe,  Gotha  1817 — 23,  in  75  Blättern  erschienen)  die  neuere  gründ- 
liche und  geschmackvolle  Behandlung  des  Kartenwesens. 

—  Friedrich  gU'wiwyr  stellt  das  basische  Oxyd  des  Cadmiums,  das  Cblor- 
cadmium,  Schwefelcadmium,  Jodcadmium  und  aus  dem  ersteren  eine  große 


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1817 

Anzahl  Salze,   wie   das  schwefelsaure,   Salpetersäure,   boisaure  Cadmium* 
oxyd,  dar. 

1817  Friedrich  August  Adolf  Stmvt  in  Dresden  nimmt  die  Fabrikation  der  künst- 
lichen Mineralwässer  mit  hervorragendem  Erfolg  in  die  Hand,  über  die 
früheren  Versuche  ähnlicher  Art  vgl.  1736  H.  Außer  den  dort  genannten 
Persönlichkeiten  haben  sich  u.  a.  auch  Meyer  in  Stettin  (1787)  und  Paul 
in  Paris  (1799)  mit  der  Herstellung  künstlicher  Mineralwässer  befaßt. 

—  Nachdem  Plasket  und  Brown  sowie  George  Smart  schon  dahingehende  Vor- 
schläge gemacht  hatten,  erhält  ThoiBM  in  Caen  das  erste  Patent  für  ma- 
schinelle Faßfabrikation.  Er  fertigt  Dauben  und  Böden  imd  läßt  auch 
die  ganzen  Fässer  von  Maschinen  zusammensetzen,  während  man  sich 
später  vielfach  nur  auf  die  maschindle  Anfertigung  der  Dauben  be- 
schränkt. 

—  Dietrich  UMhoni  in  Grevenbroich  verfertigt  unter  Verwendung  des  1811 
von  Nevedomsky  für  Münzprägewerke  eingeführten  Kniehebels  eine  Münz- 
pr&gemaschine  (Hebelprägewerk),  die  sich  schnell  allgemein  einbürgert. 
Eine  verbesserte  Prägemaschine  nach  dem  gleichen  Prinzip,  welche  in  zehn- 
stündiger Arbeitszeit  36000 — 42000  Münzen  selbsttätig  prägt,  stellt  in 
neuerer  Zeit  Ludwig  Löwe  in  Berlin  her. 

—  Dietrich  UMhoni  konstruiert  Geschwindigkeitsmesser,  die  bestimmt  sind, 
die  Geschwindigkeit  der  Bewegung  fester  oder  flüssiger  Körper  so  an- 
zugeben, daß  man  die  geringsten  Änderungen  möglichst  schnell  und  sicher 
wahrzunehmen  imstande  ist.  Sein  „Tachometer"  genannter  Apparat 
kommt  in  der  Anordnung  auf  das  Zentrifugalpendel  hinaus.  Das  Tacho- 
meter wird  1844  von  Deniel  für  Lokomotiven  eingerichtet  und  später 
von  Schäffer  und  Budenberg  in  Magdeburg  zu  einem  vielseitig  verwend- 
baren Apparat  umgestaltet. 

—  William  Hyde  Woilaiton  macht  den  Vorschlag,  das  Thermometer  zu  Höhen - 
messungen  zu  benutzen,  da  die  Temperatur,  bei  der  das  Wasser  siedet, 
abhängig  ist  von  dem  auf  dem  Wasser  lastenden  Luftdruck.  Da  den 
Unterschieden  im  Barometerstand  nur  sehr  geringe  Unterschiede  im  Siede- 
punkt entsprechen  (so  z.  B.  bei  1  mm  Barometerdifferenz  nur  0,050  im 
Siedepunkt),  hat  man  zu  diesem  Zwecke  sehr  genaue  Siedethermometer 
(Hypsothermometer)  konstruiert,  die  insbesondere  auf  Forschungsreisen 
viel  benutzt  werden.     (S    1772  D.) 

1818  Blot  und  Saobtck  zeigen,  daß  viele  Substanzen,  bei  denen  im  krystallisier- 
ten  Zustande  keine  Drehung  der  Polarisationsebene  nachzuweisen  ist, 
im  amorphen  oder  im  gelösten  Zustand  dieselbe  drehen.  Hierzu  gehören 
u.  a.  Rohrzucker,  Milchzucker,  Traubenzucker,  Dextrin  usw.,  welche  die 
Polarisationsebene  rechts,  und  Lävnlose,  Inulin,  Äpfelsäure,  Chinin, 
Morphin,  Strychnin  usw.,  die  dieselbe  links  drehen.  Auch  einige  Flüssig- 
keiten werden  von  Biot  und  Seebeck  entdeckt,  die,  wie  Citronenöl  rechts, 
wie  Lorbeeröl  die  Polarisationsebene  links  drehen. 

—  Pierre  Bratonnsau  beobachtet  und  benennt  die  Diphtherie,  die  er  durch 
Alaunbehandlung  und  —  bezüglich  ihrer  Begleiterscheinungen,  Erstickungs- 
gefahr  usw.  —  durch  die  Tracheotomie  bekämpft.  Er  erkennt  als  das  Cha- 
rakteristische der  Erkrankung  die  Bildung  einer  entzündlichen  Pseudomem- 
bran, eine  „Diphtera",  die  er  zur  Unterscheidung  der  Krankheit  von  Croup 
benutzt,  und  weist  nachdrücklich  auf  die  Kontagiosität  der  Krankheit  hin. 

—  Bucboli  und  BrandM  stellen  zuerst  durch  Glühen  von  Wismutoxyd  mit  Kali 
die  Wismutsäure  dar. 

—  Christian  Heinrich  BOnpr  in  Marburg  erneuert  die  Operationsmethode  der 
Rhinoplastik,  indem  er  an  Stelle  einer  durch  Lupus  zerstörten  Nase  eine 
neue  aus  einem  abgetrennten  Stück  der  Haut  des  Oberarms  bildet. 

—     328     — 


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1818 

1818  Jean  Baptiste  OavmtoH  und  Joseph  PilMiar  isolieren  das  Strychnin  aus  der 
Ignatiusbohne. 

—  Jean  Baptiste  Omwitou  und  Joseph  PMiatiw  stellen  aus  der  Cochenille  deren 
Farbstoff  unter  dem  Namen  „Carminsäure"  dar,  der  sp&ter  namentUoh 
von  Warren  de  la  Bue  (1847),  Schätzenberger  (1868),  Hlaüwetz  und  Gra- 
bowsky  (1867)  untersucht  wird. 

—  Michel  Eugene  Chtvraul  entdeckt  die  Buttersäuie  als  Produkt  der  Ver- 
seifung  der  Kuhbutter.  Ihre  Zusammensetzung  wird  1844  von  Pelouze 
und  G61iB  richtig  ermittelt.  Außerdem  entdeckt  er  die  Capronsäure  und 
die  Valeriansäure. 

—  Obonat  veröffentUoht  wichtige  Untersuchungen  über  die  Breohungsverhält- 
nisse  der  durchsichtigen  Medien  des  Auges. 

—  Jeremiah  Cbttbk  erfindet  ein  Kombinationsschloß,  das  nach  ihm  Chubb- 
schloß  genannt  wird. 

—  Humphry  Davy  stellt  durch  elektrolytische  Zersetzung  von  Lithiumoxyd 
metaUiaches  Lithium  dar,  das  später  (1866)  von  Bunsen  und  Matthiesen 
in  größerer  Menge  ebenfalls  elektrolytisch  aus  dem  Chlorid  dargestellt 
wird. 

—  Johann  Wolfgang  DMarainar  empfiehlt  zuerst  die  Verwendung  von  Baryt 
und  Strontian  zur  Glasfabrikation.  Wie  Baudrimont  und  Pelouze  berich- 
ten, wird  1833  in  einer  Glashütte  bei  Valenciennes  Schwerspat  mit  gün- 
stigem Erfolg  geschmolzen  und  ein  Glas  erhalten,  das  im  Glanz  Ähnlichkeit 
mit  Bleiglas  hat. 

—  Johann  Franz  Enckt  berechnet  den  nach  ihm  benannten,  schon  in  den 
Jahren  1786,  1706  und  1806  gesehenen  und  1818  von  Pons  (s.  d.)  wieder- 
entdeckten Kometen,  und  folgert  aus  der  sich  stetig  —  bei  jedem  Um- 
laufe um  21/a  Stunden  —  verkürzenden  Umlaufszeit  desselben  auf  das 
Vorhandensein  eines  widerstehenden  Mediums  im  Weltenraume.  Neuere 
Untersuchungen  lassen  die  Richtigkeit  dieser  Hypothese  zweifelhaft  er- 
scheinen. 

—  F.  ErxtakM  spricht  die  Ansicht  aus,  daß  die  Hefe  ein  lebender  Organismus 
sei  und  die  G&mng  verursache  (s.  a.  1680  L.),  verfolgt  jedoch  den  Gedanken 
nicht  weiter. 

—  Ttunryttt  in  London  erfindet  die  Spiral-Fumiermaschine,  deren  Prinzip 
darin  besteht,  daß  ein  zylindrischer  Holzblock,  auf  einer  eisernen  Achse 
befestigt,  mit  derselben  in  langsame  Umdrehung  versetzt  wird  und  nim 
ein  gerades  zur  Zylinderaohse  paralleles  Messer  angesetzt  wird,  das  einen 
spiralig  der  Achse  sich  n&hemden  Schnitt  und  damit  ein  sehr  langes,  leicht 
gerade  zu  pressendes  HoLsblatt  erzeugt.  Die  Maschine  wird  1844  von 
Garand  wesentlich  vervollkommnet. 

—  Karl  Friedrich  Q«iB  gibt  Konstruktionen  für  Femrohrobjektive  an,  bei 
welchen  die  sphäxische  Aberration  für  zwei  Wellenlängen  und  die  chroma- 
tische für  mindestens  zwei  Zonen  des  Systems  gehoben  ist.  Diese  Kon- 
struktionen werden  später  von  Abbe  auch  auf  das  Mikroskop  angecrendet. 

—  Louis  Joseph  Qay-Uistac  beobachtet  zuerst,  daß  bei  konstantem  Druck  die 
Temperatur  des  in  einem  Glasgefäß  siedenden  Wassers  im  allgemeinen 
höher  ist,  als  diejenige  des  in  einem  Metallgefäße  siedenden  Wassers. 
Muncke  (1817),  Budberg  (1837)  und  Marcet  (1842)  bestätigen  dies.  Letzte- 
rer stellt  fest,  daß,  je  stärker  die  Adhäsion  der  Flüssigkeit  zur  Substanz 
des  Gefäßes  ist,  um  so  höher  die  Temperatur  der  siedenden  Flüssig- 
keit ist. 

—  Christian  Gottlob  CbNtlln  entdeckt  die  rote  Färbung,  die  Lithium  der 
Flamme  mitteilt. 

—  Der  Chirurg  Karl  Ferdinand  von  Graafe  verbessert  die  Resektion  des  Unter- 


—     329     — 

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1818 

kiefera  tind  vervollkommnet  die  Technik  des  KMBerachnitta.  Er  pflegt 
die  Rhinoplastik  (s.  1818  B.)  und  übt  gleichzeitig  mit  Dzondi  die  Ble- 
pharoplastik,  d.  i.  die  Enetsnng  von  Teilen  der  Augenlider  durch  Auf- 
wärtsklappen der  zunächst  gelegenen  Wangenhaut. 
1818  Hill  in  Deptford  schlägt  zuerst  die  Anwendung  der  P>yrite  für  die  Schwefel- 
säurefabrikation vor,  die  indes  erst  durch  die  von  Perret  &  Sohn  und 
Olli  vier  (s.  1833  P.)  konstruierten  Kiesöfen  praktische  Bedeutung  erlangt. 

—  Jacques  Julien  Houton  4»  UMitanMrt  gibt  eine  richtige  Analyse  des  Ter- 
pentinöls und  erkennt  in  ihm  das  Verhältnis  der  Kohlenstoffatome  zu  den 
Wasserstoffatomen  wie  5 :  8. 

—  Nachdem  schon  Scheele  (1780)  und  Hermbstädt  (1784)  bei  trockener 
Destillation  der  Schleimsäure  die  Bildung  eines  sauren  SubUmats  wahr- 
genommen hatten,  gelingt  es  Jacques  Julien  Houton  4»  LaMllartIMra,  die  Eigen- 
tümlichkeit dieser  Säure,  die  er  Brenzschleimsäure  nennt,  zu  erweisen. 

—  Henry  Kater  benutzt  zur  Bestimmung  der  Länge  des  einfachen  Sekunden- 
pendels und  der  Beschleunigung  beim  freien  Fall  das  von  Bohnenberger 
1811  zuerst  angegebene  Reversionspendel,  das  mit  zwei  Drehachsen  ver- 
sehen ist,  von  denen  jede  den  Schwingungsmittelpunkt  für  die  andere 
bildet.  Er  findet  die  Größe  der  Beschleunigung  beim  freien  Fall  g  =^ 
9,80896  m/sec.  (S.  a.  1673  H.  und  1790  B.) 

—  Der  Schweizer  Chirurg  Fran^ois  Teaac  Mayor  macht  in  seiner  Arbeit 
„Bruits  du  coeur  du  fcetus"  zuerst  die  Angabe,  daß  man  durch  Aus- 
kultation der  kindlichen  Herztöne  mit  Sicherheit  auf  das  Leben  des  Fcetus 
schließen  könne. 

—  Jobann  Friedrich  MocM  der  Jüngere  liefert  eine  systematische  Beschreibung 
der  menschlichen  Mißbildungen,  die  man  seit  alten  Zeiten  zu  den  Wunder- 
erscheinungen oder  mindestens  zu  den  Kuriositäten  gerechnet  hatte,  und 
macht  die  Entdeckung,  daß  viele  derselben  frühere  Bildungsstufen  dar- 
stellen, die  nicht  normal  waren  und  auf  jener  früheren  Stufe  verharrten. 

—  MIlMT  nimmt  ein  Patent  auf  den  ersten  Lumpenwolf  zum  Zerreißen  und 
Zerfasern  wollener  Lumpen  für  die  Kunstwollfabrikation,  die  gegen  1830 
einige  Bedeutung  erlangt,  aber  erst  nach  Köber's  Erfindung  (s.  1866  K.)  zu 
einem  großen  Industriezweig  wird. 

—  Graf  Moliltii  entdeckt  die  Quellen  des  Senegal  und  des  Gambia. 

—  Thomas  Morton  in  Leith  erfindet  die  nach  ihm  benannte  Patentschleppe, 
eine  Dockvorrichtimg,  bei  welcher  das  schwimmende  Schiff  über  einen 
Schlitten  gebracht  und  dieser  alsdann  an  Ketten  mit  Dampfwinden  auf- 
geholt wird,  bis  das  Schiff  ganz  trocken  steht.  In  neuerer  Zeit  geschieht 
das  Aufholen  mit  hydraulischen  Pressen. 

—  Der  amerikanische  Chirurg  Valentin  Moll  unterbindet  als  erster  die  Arteria 
anonyma  bei  einem  Aneurysma  der  Subclavia  und  führt  1827  zuerst  die 
Total-Ezstirpation  des  Schlüsselbeins  (der  Clavicula)  aus. 

—  Der  Techniker  Richard  Ormrod  stellt  Kattundruckwalzen  aus  Kupfer  und 
Messing  durch  Strecken  von  Hohlzylindem  her.  Zur  Fabrikation  von 
Röhren  scheint  das  Verfahren  zuerst  1838  von  Green  in  Birmingham  ver- 
wandt worden  zu  sein. 

—  Der  Astronom  Jean  Louis  Pont  entdeckt  während  seiner  Tätigkeit  auf  den 
Sternwarten  in  Marseille,  Lucca  und  Morenz  37  Kometen,  und  ist  auch 
i.  J.  1818  der  Wiederentdecker  des  nach  Encke  (s.  d.  1818)  benannten 
Kometen. 

—  Joseph  Louis  Proint  entdeckt  das  Leucin  im  faulenden  Käse. 

—  Joseph  Claude  Anthelme  Rocamlor  erfindet  den  Scheidenspiegel,  der  von 
Jörg  und  später  von  Marion  Sims  verbessert  wird. 

—  Der  Zahnarzt  L.  Ro|nart  stellt  das  erste  sogenannte  Amalgam  zum  Füllen 

—     330     — 

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1819 

der  Zfthne  her,  das  aus  8  Teilen  Wismut,  5  Teilen  Blei  und  3  Teilen  Zinn 
besteht. 

1818  Franz  Rtblnpr  macht  auf  Anregung  von  Karl  Himly  den  ersten  Versuch, 
die  Hornhaut  von  Kaninchen  auf  Tiere  derselben  Art,  und  sogar  auf 
Katzen  zu  übertragen.  Diese  Versuche  werden  von  Dieflenbach  und  ins- 
besondere von  Stilling  1830  fortgesetzt  und  ergeben  die  Möglichkeit  einer 
erfolgreichen  Transplantation. 

—  Der  holländische  Arzt  Pieter  4»  Rtoimr  wendet  zur  anatomischen  Unter- 
suchung von  Leichen  zuerst  die  Gefrierschnitte  an. 

—  Der  englische  Seeoffizier  John  Ron  macht  mit  Edward  Parry  eine  Polar- 
fahrt zur  Auffindung  einer  nordwestlichen  Durchfahrt,  kehrt  aber  in  dem 
Lancastersund  um,  weil  die  Crokerberge  scheinbar  die  StraBe  absperren. 
Er  ist  einer  der  ersten,  der  die  Idee  hat,  den  Meeresboden  zu  erforschen. 
Er  holt  in  der  Baffinsbai  aus  einer  Tiefe  von  1000  Faden  =  1970  m 
feinen  grünlichen  Grundschlamm  herauf  und  weist  darin  lebende  Schlangen- 
sterne nach.  Damit  ist  die  Auffassung  von  Päron  widerlegt,  daß  der 
Boden  der  Ozeane  mit  Eis  bedeckt  sei. 

—  Das  für  die  Fahrt  New  York — Liverpool — St.  Petersburg  bestimmte  drei- 
mastige  Dampfboot  8a«aniHdi  durchkreuzt  als  erster  Dampfer  den  Ozean. 
Es  vollendet  seine  Fahrt  von  Savannab  bis  Liverpool  in  26  Tagen,  von 
denen  es  18  Tage  unter  Dampf  ist. 

—  Louis  Jacques  TMnard  entdeckt  das  Wasserstoffsuperoxyd  bei  Einwirkung 
von  Salzsäure  auf  Bariumsuperozyd  und  stellt  im  gleichen  Jahre  das 
Kobaltblau  (Kobaltaluminat)  her. 

—  Louis  Jacques  Thinart  gelingt  es,  mittels  des  von  ihm  entdeckten  Wasser- 
stoffsuperoxyds auch  die  Hyperoxyde  von  Calcium  und  Strontium  darzu- 
stellen. 

—  ThOHiat  in  Kolmar  konstruiert  eine  Multiplikationsmaschine  (Arithmometer), 
welche  die  vollkommenste  Anordnung  dieser  Art  darstellt,  sowohl  Wurzel- 
ausziehen wie  Potenzieren  gestattet  und  auch  bei  trigonometrischen 
Rechnungen  zu  verwenden  ist.     Sie  gibt  richtige  Resultate  bis  zu  20  Stellen. 

—  Johann  Bartholomäus  Tromimiorf  stellt  fest,  daB  das  von  der  in  Persien 
einheimischen  Ferula  Asa  foetida  stammende  Asa-Foetida-Gnmmi  ein 
Gemenge  verschiedener  Harze  mit  ätherischem  öl  und  verschiedenen 
Salden  ist.  Hlasiwetz  und  Barth '  erhalten  1866  beim  Schmelzen  des 
Gummis  mit  KaU  Resorcin,  Protocatechusäure  und  flüchtige  Fettsäuren. 
Die  Asa  foetida  spielte  früher  eine  große  Rolle  als  NervenmitteL 

—  L.  J.  VInt  in  Paris  macht  (seit  1813)  Versuche,  den  natürlichen  hydrau- 
lischen Kalkstein,  der  die  Grundlage  des  Parker'schen  Romanzementes 
bildet  (s.  1796  P.),  durch  künstliche  Gemenge  von  Kalk  und  Ton  zu  er- 
setzen. Seine  Vorschläge  bleiben  unbeachtet,  und  erst  Aspdin  (s.  1824  A.) 
bringt  sie  zur  Geltung. 

—  Josiah  White  errichtet  im  Lehighflusae  in  Pennsylvanien  ein  Klappen- 
wehr verbesserter  Bauart,  welches  durch  besondere  Einrichtungen  den 
nötigen  Wasserdruck  zum  Au&tellen  und  Niederlegen  der  Klappen 
beschafft. 

1819  Araft  und  Dulong  finden  bei  ihrer  auf  Aufforderung  der  franzöBischen 
Akademie  unternommenen  Prüfung  des  Boyle-Mariotte'schen  Gesetzes 
(s.  a.  1826  0.),  dafi  das  Gesetz  für  Luft  streng  gültig  ist.  Sie  übersehen 
dabei,  daß  ihre  eigenen  Versuche  stets  wenn  auch  kleine  Unterschiede 
ergeben  und  die  beobachteten  Volumina  immer  kleiner  als  die  berechneten 
sind.    (S.  1847  R.) 

1819 — 21  Fabian  Gottlieb  von  Miincihauaoii  unternimmt  mit  Lannw  auf  den 
Schiffen  „Wostok"  und  „Mimy"  eine  Südpolarfahrt,  auf  der  sie  am  2.  Fe- 


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1819 

bruax  1820  in  l"  11'  w.  L.  69o  25'  s.  Br.  erreichen,  von  wo  sie  undurchdring- 
licher Eismassen  wegen  wieder  nach  Norden  steuern  müssen.  Nach  einer 
vorübergehenden  Rückkehr  nach  Sydney  nehmen  sie  ihre  Fahrt  wieder 
auf  und  erreichen  am  22.  Januar  1821  in  92"  19'  w.  L.  69*  53',  wo  ihnen 
von  ungeheuren  Eisbergen  Halt  geboten  wird.  Bei  dieser  Expedition 
wird  der  Pol  in  einer  durchschnittlichen  Entfernung  von  30  Grad  voll- 
kommen umschifft  und  das  erste  Südpolarland,  Peter  I.- und  Alexander  I.- 
Land entdeckt. 
1819  Friedrich  Wilhelm  Bawil  gibt  Tafeln  sur  Korrektion  der  durch  die  aetro- 
nomische  Strahlenbrechung  bedingten  Fehler  heraus.  Spätere  Refraktions- 
tafeln werden  von  Ivory  (1823),  Gylden  (1866),  Kowalski  (1878),  Radau 
(1882)  u.  a.  herausgegeben. 

—  Polydore  Boullay  entdeckt  in  den  Kockelskörnem  (s.  1020)  daa  Picrotoxin, 
das  im  Arzneischatz  AufnaJime  findet. 

—  Henri  Braconnat  stellt  Glucose  durch  Einwirkung  von  Schwefds&ure  auf 
Cellulose  dar,  auf  welcher  Reaktion  die  gegenwärtige  Darstellung  des 
Spiritus  aus  Holz  und  Flechten  in  Schweden  und  Rußland  beruht. 
(S.  1898  S.  und  1901  C.) 

—  David  Brnntar  unterscheidet  die  optisch  einachsigen  und  zweiachsigen 
Krystalle  und  zeigt  die  Zugehörigkeit  der  ersteren  zum  quadratischen  und 
hezagonalen,  die  der  letzteren  zum  rhombischen  und  zu  den  klinischen 
Systemen. 

—  Brackadon  verwendet  zur  Fabrikation  der  Gold-  und  Silberdrähte  gebohrte, 
harte  Edelsteine  (Rubine,  Saphire)  an  Stelle  der  stählernen  Zieheisen. 

—  Thomas  Bnintm  konstruiert  einen  Drehrost,  der  aus  einer  grofien  Scheibe 
besteht,  die,  von  einem  Fülltrichter  aus  regelmäßig  beschickt,  langsam  von 
der  Maschine  aus  gedreht  wird.  Die  Einrichtung  wird,  als  zu  teuer,  bald 
wieder  aufgegeben. 

—  Johann  Andreas  Buehmr  stellt  zuerst  Salicin  aus  Cortex  Salicis  her,  das 
dann  1830  von  Leroux  in  krystallisiertem  Zustand  erhalten  wird. 

—  Charles  Gacnlart  M  ia  Taur  verbessert  die  zuerst  von  L.  F.  W.  A.  Seebeck 
angegebene  Löcher-Sirene  soweit,  daß  man  damit  die  absolute  Tonhöhe 
zu  bestimmen  imstande  ist. 

1819—20  Der  französische  Reisende  Fr4d6ric  Callliaud  macht  eine  Reise  durch 
die  libysche  Wüste,  die  er  ebenso  wie  den  obem  Nillauf  kartographisch 
festlegt. 

1819  Jean  Bapüste  Cavantav  und  Joseph  PaHatlar  isolieren  das  Brucin  aus  der 
falschen  Angosturarinde  und  später  aus  der  Nux  vomica. 

—  Jean  Baptiste  Cavanteu  und  Joseph  Pallatiar  einerseits  und  MaMnar  anderer- 
seits stellen  gleichzeitig  das  Veratrin  aus  dem  SabadUlsamen  her. 

—  Jean  Baptiste  Cavantau  und  Joseph  Pallatiar  gewinnen  aus  Colchicum  autum- 
nale  ein  Alkaloid,  das  sie  für  Veratrin  halten,  das  aber  1838  von  Geiger 
und  Hesse  (s.  1838  G.)  als  ein  neuer  Körper  erkannt  und  mit  dem  Namen 
„Colchicin"  belegt  wird,  ohne  daß  es  ihnen  gelingt,  es  rein  darzustellen. 

—  John  Ohayna,  Militärarzt  in  Dublin,  besehreibt  das  nach  ihm  und  Stokes 
benannte  Atmungsphänomen. 

—  William  Congrave  erfindet  eine  Walzenkömmaschine  für  Schießpulver. 

—  Nachdem  G.  Dallfin  zur  Fixation  beim  Zeugdruok  seit  1810  trockene 
Wärme  (Überbügeln  bedruckter  Ware)  angewendet  hatte,  geht  er  in  Ge- 
meinschaft mit  Lallat  dazu  über,  das  Fixieren  mit  Wasserdampf  auszu- 
führen, welche  Methode  sich  sehr  rasch  einbürgert. 

—  Pierre  Louis  Dulang  und  Alexis  Thör^e  Patit  machen  ausgedehnte  Versuche 
über  die  spezifische  Wärme  und  entdecken  das  nach  ihnen  benannte  Ge- 
setz, wonach  das  Produkt  aus  spezifischer  Wärme  und  Atomgewicht  für 


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1819 

alle  im  festen  Aggregatzustand  befindlichen  Elemente  ann&faemd  gleich  ist. 
(S.  a.  1831  N.  und  1864  K.) 
1819  Qanmi  führt  an  Stelle  der  festen  Walzen  zum  Eiufäiben  dea  Lettemsatzes 
(b.  1787  S.)  elastische  Walzen  ein,  die  sich  gut  beTvähren.  In  der  Folge 
werden  diese  Walzen  mit  einem  Gl7cerin-6elatine-G«mi8oh  (Walzenmasse), 
mit  welchem  der  hölzerne  Kern  heiß  umgössen  wird,  aberzogen.  (S.  1859  D.) 

—  Der  ItaUener  Oaznrl  weist  in  seiner  Düngerlehre  zuerst  auf  das  Vermögen 
des  Bodens  hin,  den  Lösungen,  wie  z.  B.  der  Jauche,  gewisse  Substanzen 
zu  entziehen. 

— >  David  Sorteü  nimmt  ein  Patent  auf  die  Erzeugung  von  komprimiertem 
Gas,  das  er  in  diesem  Zustande  in  die  Wohnungen  der  Konsumenten  liefert. 
(Transportables  Gas.) 

—  Gustav  Gabriel  Hillitrtai  entdeckt  das  Gesetz  der  Sohwingungszahlen  der 
Kombinationstöne. 

—  Der  dänische  Astronom  Christopher  HanstMü  untersucht  theoretisch  und 
experimentell  die  Einwirkung  zweier  Magnete  aufeinander  und  leitet  dar- 
aus das  (resetz  der  magnetischen  Femwirkung  (s.  1786  C.)  ab.  In  gleicher 
Weise  leitet  Gauß  (1833)  das  (^esetz  ab. 

—  Karl  KMliMr  in  Thann  entdeckt  die  Traubens&ure,  die  von  J.  F.  John 
untersucht  und  Vogeeensäure  genannt  wird,  später  aber,  nachdem  ihre 
gleiche  Zusammensetzung  mit  der  Weinsäure  von  Gay-Lussac  und  Ber- 
zeUus  (s.  1829  G.)  erkannt  worden  ist,  von  L.  Gmelin  den  Namen  Trauben- 
säure  erhält. 

—  Der  Bankier  Jacques  LaflHta  in  Paris  führt  den  Omnibus  ein.  Angeblich 
soll  sich  mit  der  Idee  des  Omnibus  bereits  Blaise  Pascal  um  1672  ge- 
tragen haben.  Die  Bezeichnung  „Omnibus"  bringt  Baudry  in  Nantes  auf, 
der  sie  dem  Aushängeschild  eines  Kaufmanns  mit  Namen  Omn^s  ent- 
nimmt, das  die  Worte  enthält:  „Omn^  omnibus". 

—  Jean  Louis  Lanaigne  stellt  durch  Destillation  von  Äpfelsäure  auf  syntheti- 
schem Wege  Fumarsäure  dar,  die  1826  von  Pf  äff  im  Isländischen  Moos, 
1833  von  Winkler  in  Fumaria  offlcinaUs  aufgefunden  wird;  die  natürlich 
gewonnene  Säure  wird  1834  von  Demar^ay  mit  der  synthetisch  her- 
gestdlten  identifiziert. 

—  Der  Tierarzt  Carlo  Liinm,  Direktor  der  1819  auf  dem  Schlosse  zu  La 
V^nerie  errichteten  Tierarzneischule,  fördert  die  Kenntnis  des  Pferdes 
durch  seine  Werke  über  die  Beurteilung  und  Wertbestimmung  desselben 
und  durch  seine  zu  großer  Popularität  gelangende  Pathologie  des  Pferdes. 

—  Der  en^ische  Ingenieur  John  London  Mae  Adam  beschreibt  in  seiner  Schrift 
„A  practical  essay  on  the  scientific  repair  and  preservation  of  public  roads" 
das  nach  ihm  „Macadamisieren"  benannte  Straßenbausystem. 

—  Manoury  führt  für  die  Dampfmaschine  eine  selbsttätige  Steuerung  aus,  bei 
welcher  er  die  durch  die  Wärme  bewirkte  Längenänderung  einer  eisernen 
Stange,  die  in  den  Dampfbehälter  hineinreicht,  durch  geeignete  Hebel- 
anordnung auf  die  Steuerung  überträgt  (Pyror^gulateur.) 

—  Eilhard  MIticlMrIlcli  entdeckt  die  Isomorphie  und  erklärt  das  Auftreten 
isomorpher  Krystalle  bei  verschiedenartigen  Körpern  durch  den  Nachweis, 
daß  diese  eine  analoge  chemische  Znsammensetzung  haben.  Er  zeigt,  daß 
diese  Erscheinung  auch  an  künstlichen  Verbindungen  auftritt,  und  daß 
dieselbe  von  den  physikalischen  Umständen  abhängt,  unter  welchen  die 
Krystallisation  vor  sich  geht.   (S.  a.  1816  G.) 

—  Fran^ois  Emanuel  Molani  erfindet  eine  Knäuelwickelmaschine  für  Zwirne. 

—  Der  Mechaniker  MontgoHlwr  führt  die  hydraulische  Packpresse  ein,  die  sich 
noch  jetzt  in  der  Marseiller  Ölindustrie  behauptet  und  unter  dem  Namen 
„Marseiller  Presse"  bekannt  ist.    Die  Preßpakete  werden  außerhalb  der 

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181» 

Presse  auf  den  direkt  unter  den  Wärmpfannen  stehenden  einfachen  Arbeits- 
tischen gefüllt  und  fertig  gemacht. 
1819    Franz  Carl  Natgil«  fördert  die  Lehre  vom  G-eburtsmechanismuB  und  dem 
normalen  und  pathologischen,  namentlich  aber  dem  nach  ihm  benannten 
schräg  und  quer  verengten  Becken. 

—  Hans  Christian  OtnM  stellt  zuerst  das  Piperin  aus  dem  schwarzen  Pfeffer, 
Piper  nigrum,  her.  Durch  Destillation  mit  Natronkalk  wird  daraus  das 
zuerst  von  Wertheim  dargestellte  Piperidin  erbalten,  da«  ein  hexahydriertes 
Pyridin  ist. 

—  Parktr  erfindet  die  Sinumbrallampe,  bei  welcher  das  ölgefäß  einen  eigen- 
tümlichen Querschnitt  des  Kranzes,  in  Gestalt  eines  flachen  Keiles  mit 
der  Schneide  nach  der  Flamme  zu,  erhält,  wodurch  der  Fehler  der  Schatten- 
werfung  der  Astrallampe  (s.  1809  B.)  vermieden  wird. 

—  Edward  Panry,  der  sich  1818  an  der  Nordpolfahrt  von  John  Ross  beteiligte, 
dringt  mit  den  Schiffen  „Hecla"  und  „Griper"  zum  Lancastersund  vor. 
findet  dort  statt  dee  sperrenden  Gebirges  (s.  1818  R.)  eine  breite  Wasser- 
straße und  gelangt  durch  die  Barrowstraße  bis  zur  Melville-Insel,  wo  er 
10  Monate  überwintert.  Seine  Reise  bestätigt  das  Vorhandensein  einer 
zusammenhängenden  ostwestlich  verlaufenden  Meeresstraße. 

—  Rihe  konstruiert  eine  Räderfräsmaschine  imd  eine  Fräserschleifmaschine, 
die  beide  in  Rees'  „Cydopaedia"  erwähnt  werden.  Den  dort  befindlichen 
Zeichnungen  nach  sind  bei  der  ersteren  Maschine  auswechselbare  Zähne 
angewendet  worden. 

—  Georg  von  RtiehMbaeh  vervollkommnet  den  Meridiankreis  und  liefert  für 
Bessel  nach  Königsberg  einen  dreifüßigen  Kreis,  der  sich  derart  bewährt, 
daß  der  Meridiankreis  das  Hauptinstrument  der  Sternwarten  wird. 

—  Georg  von  Riiohentach  konstruiert  einen  Strommesser,  der  statt  der  ein- 
fachen Röhre  des  Pitot'schen  Instruments  (s.  1728  P.)  zwei  Röhren  neben- 
einander enthält,  wovon  eine  die  durch  den  Stoß  gehobene,  die  andere  die 
dem  hydrostatischen  Druck  entsprechende  Wassersäule  enthält.  Das  In- 
strument wird  von  H.  Darcy  wesentlich  vervollkommnet. 

—  Philibert  Joseph  Roux  erfindet  die  Staphylorrhaphie  (Gaumennaht)  zur 
Heilung  von  Gaumendefekten. 

—  Maure  RutconI  in  Pavia  macht  hervorragende  Untersuchungen  über  die 
Anatomie  der  Fische,  Frösche,  Salamander  und  anderer  Reptilien. 

—  Edward  SaMno  nimmt  an  Parry's  Reise  (s.  1819  P.)  zur  Auffindung  einer 
nordwestlichen  Durchfahrt  teil  und  macht  wichtige  magnetische. Beobach- 
tungen, welche  von  Gauß  später  bei  Aufstellung  seiner  Theorie  des  Erd- 
magnetismus benutzt  werden.    (S.  a.  1822  S.) 

—  Jean  Antoine  Salny  macht  bei  eiterigen  Prozessen  mit  Defekt  des  Trommel- 
fells die  ersten  Versuche  der  Durchspülung  von  der  Tube  aus.  Seine 
Katheter  sind  S-förmig  gebogen  und  für  das  rechte  und  linke  Ohr  ver- 
schieden. 

—  Das  Königreich  SariiniM  gibt  die  ersten  Postwertzeichen  (in  Beträgen  von 
15,  25  und  50  Centesimi)  in  Form  gestempelter,  zum  Einschlagen  der  Briefe 
bestimmter  Viertelbogen  weißen  Papieres  aus.  Diese  Wertzeichen  bleiben 
bis  zu  Jahre  1836  in  Gebrauch. 

—  Der  Mathematiker  Ferdinand  Karl  Scfawiikvt  gelangt,  unabhängig  von 
GauB,  Lobatschewsky  und  Bolyai  (s.  diese),  zu  der  Erkenntnis,  daQ 
außer  der  Euklidischen  Geometrie  noch  eine  andere  denkbar  ist,  die  er 
„Astralgeometrie"  nennt,  und  bei  der  die  Winkelsumme  im  Dreieck  kleiner 
als  zwei  Rechte  ist. 

—  Friedrich  Wilhelm  SortOmor  stellt  die  Ätherschwefelsäure  dar,  die  von 
A.  Vogel  in  München  näher  untersucht  wird. 

—     334     — 

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1880 

1819  Der  Irländer  Patrick  Skirall  fördert  die  Saatzucht,  indem  er  durch  Aus- 
wahl der  besten  Pflanzen  das  Saatgut  verbessert  und  durch  künstliche 
Befruchtung  neue  Varietäten  erzeugt. 

—  William  Smith  entdeckt  am  19.  Februar  die  Süd-Shetlandinseln,  die  1820 
von  Bransfleld,  der  gleichzeitig  die  Südorkney-Inseln  entdeckt,  wieder  be- 
sucht werden. 

—  Der  Schwede  Henrik  Johan  WalbMk  macht  den  ersten  gelungenen  Versuch, 
die  elUpsoidisohen  Dimensionen  der  Erde  aus  6  verschiedenen  Grad- 
messungen rein  mathematisch  zu  berechnen,  und  findet  die  Abplattung  zu 
'/>02>a>  do  Meridianquadranten  zu  10000268  m. 

—  Wtib  in  Hartford  baut  eine  Buchdmckpresse,  die  von  Smith  in  New  York 
noch  verbessert  wird.  Die  Presse  übt  den  Druck  durch  Geradestellung 
eines  oder  mehrerer  Eniee  beim  Anziehen  des  Bengels  aus.  Sie  wird  durch 
den  Buchdrucker  W.  Hagar  in  den  Verkehr  gebracht  und  nach  diesem  als 
Hagarpresse  bezeichnet.  In  Deutschland  wird  sie  von  1836  ab  von  Chr. 
Dingler  in  Zweibrücken  fabriziert  und  wohl  auch  Dinglerpresse  genannt. 
Abarten  dieser  Presse  sind  die  Washingtonpresse  und  die  von  R.  C.  Cope 
gebaute  Albionpresse. 

—  Jean  Joseph  WtHir  entdeckt  die  Unterschwefelsäure,  indem  er  Braunstein 
mit  schwefliger  Säure  zusammenbringt  und  ein  Salz  erhält,  dessen  Säure 
Baryt  nicht  fällt.  Gay-Lussac  weist  nach,  daß  es  sich  dabei  um  eine  neue 
Ozydationsstufe  des  Schwefels  handelt. 

—  Ferdinand  Wumr  konstruiert  das  erste  Wasserbad  mit  konstantem  Niveau 
für  analytische  und  pharmazeutische  Zwecke. 

1820  Andr6  Marie  Ampira  entdeckt  in  Weiterführung  der  Oersted'schen  Ent- 
deckung (s.  unten  1820  0.),  daß  bewegliche  stromführende  Leiter  in  der 
Umgebung  von  Magneten  Bewegungsantriebe  erfahren,  und  daß  auch  ohne 
Vorhandensein  von  Magneten  stromdurchflossene  Leiter  aufeinander  Kraft- 
wirkungen äußern.  £r  zeigt  die  Möglichkeit,  bezüglich  der  magnetischen 
Femwirkungen  jeden  Magneten  durch  entsprechend  angeordnete  Elementar- 
ströme oder  umgekehrt  jeden  stromführenden  Leiter  durch  passend  ge- 
wählte Magnete  zu  ersetzen. 

—  Andr^  Marie  Ampin  entdeckt  das  Gesetz  des  Ausschlags  der  Magnetnadel 
unter  dem  Einfluß  eines  elektrischen  Stroms  (Amp^re'sche  Schwimmer- 
regel). Im  gleichen  Jahre  macht  er  den  Vorschlag,  solche  Nadelablen- 
kungen zur  telegraphischen  Zeichengebung  auszunutzen,  ein  Vorschlag, 
der  1828  von  St.  Amand  und  1829  von  Gustav  Fechner  in  Leipzig  wieder- 
holt wird.    (S.  a.  1836  S.) 

—  Francis  Dominique  ilrag*  entdeckt,  daß  Eisen  und  Stahl  magnetisch 
werden,  wenn  man  sie  in  die  Nähe  eines  von  einem  galvanischen  Strom 
durchflossenen  Leiters  bringt,  und  daß  Nadeln,  in  das  Innere  eines 
schraubenförmig  gewundenen  galvanischen  Leitungsdrahtes  gelegt,  ab- 
wechselnd heterogene  Magnetpole  erhalten,  je  nachdem  den  Windungen 
eine  entgegengesetzte  Sichtung  gegeben  wird. 

—  Karl  Ernst  von  Batr  verfolgt  in  seiner  „Entwicklungsgeschichte  der  Tiere" 
die  Entstehung  der  Keimblätter  und  ihre  Umbildung  in  die  einzelnen 
Organe  des  fertigen  Körpers,  hauptsächlich  beim  Hühnchen,  aber  auch  bei 
einigen  andern  Wirbeltieren.  Aus  den  Keimblättern  entwickeln  sich  die 
einzelnen  Organe  durch  morphologische  und  durch  histologische  Sonderung. 
Er  unterscheidet  in  seinem  Werke  vier  Grundtypen  von  Tieren:  die  ge- 
gliederten Tiere,  die  strahlenförmigen  Tiere,  die  Mollusken  und  die  Wirbel- 
tiere.  (S.  a.  1817  P.) 

—  John  BIrklnilMW  erzeugt  auf  dem  Bedlington  •  Eisenwerk  bei  Durham   die 


335     — 

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1880 

ersten  getralzten  Schienen  aus  SchmiedeeiBen  und  ebnet  dadurch  den 
Weg  zur  weiteren  Entwicklung  des  Eisenbahnoberbaus. 
1820  Johann  Jacob  von  Barzdius  verläßt  seine  Auffassung,  daß  jede  Säure  Sauerstoff 
enthalten  müsse,  und  erkennt  Humphry  Davy's  (s.  1810D.)  Ansicht  über  die 
Elementamatur  des  Chlors,  die  Zusammensetzung  der  Salzsäure  und  über 
die  Wasserstofisäuren  (s.  1815  D.)  als  richtig  an.  Er  nimmt  im  Anschluß  an 
Davy's  elektrochemische  Ansichten  (s.  1806  D.)  an,  daß  jedes  Atom  minde- 
stens zwei  Pole  besitze,  deren  Elektrizitätsmenge  verschieden  groß  seien,  tind 
daß,  je  nachdem  die  positive  oder  negative  Elektrizität  vorherrsche,  die 
Atome  bei  der  Elektrolyse  nach  der  negativen  oder  positiven  Elektrode 
wandern,  und  daß  die  chemische  Vereinigung  in  der  Neutralisation  der 
verschiedenen  Elektrizitäten  bestehe  (Elektrochemische  Theorie). 

—  Unter  Zugrundelegung  der  bedeutsamen  Fortschritte,  welche  die  Ver- 
wendung des  Lötrohrs  zur  Mineralanalyse  durch  Johann  Gottlieb  Gähn  in 
Stockholm  gemacht  hatte,  schafft  Johann  Jacob  von  Bomiiut  in  seinem  Werke 
„Afhandling  om  bläsrörets  användande  i  kemien  och  mineralogien"  die 
Grundlage  der  heutigen  Lötrohranalyse. 

—  Blot  und  Savart  finden  auf  experimentellem  Wege  das  nach  ihnen  benannte 
mathematische  Gesetz  der  Wirkungen  des  galvanischen  Stromes  auf  die 
Magnetnadel. 

—  Henri  Bruonnot  stellt  als  erstes  Spaltungsprodukt  des  Proteins  das  Glykokoll 
neben  Leucin  durch  Kochen  von  Leim  und  Muskelfleisch  dar.  Dasselbe 
wird  als  Aminoessigsäure  aufgefaßt. 

—  Heinrich  Wilhelm  Brandat  fördert  die  synoptischen  Wetterstudien.  (Vgl. 
1780  H.  und  1846  L.) 

—  Der  Papierhändler  Brawor  in  Brigbton  schneidet  zuerst  Briefumschläge  nach 
Schablonen  und  veranlaßt  dadurch  die  Firma  Dobbs  &  Co.  in  London  zur 
Herstellung  von  Briefumschlägen  (Briefkuverts)  im  Großen.    (S.  a.  1846  D.) 

—  David  Brawttir  taucht  Holzstäbe  in  Lösungen  von  Kalk  und  Magnesia  und 
findet,  daß  sie  nach  dem  Veraschen  in  dem  heißen  Saume  einer  Kerze  ein 
starkes  weißes  Licht  Uefem. 

—  David  Bmntir  fertigt  eine  Lupe  an,  deren  aus  einer  KugeUinse  herge- 
stelltes Lupenglas  mit  einer  ringsum  laufenden  hohlen  Rinne  so  versehen 
ist,  daß  nur  die  zentralen  Strahlen  hindurchgehen  können,  wodurch  der 
störende  Einfluß  der  sphärischen  und  chromatischen  Abweichung  ver- 
ringert wird.    (Vgl.  auch  1829  C.) 

—  Leopold  von  Buch  führt  die  barometrischen  Windrosen  in  die  meteorolo- 
gische Graphik  ein  und  gibt  dadurch  Anlaß  zur  später  aufgeworfenen 
Frage,  wie  die  wechselnden  Werte  der  meteorologischen  Elemente  mit  den 
Windrichtungen  zusammenhängen.  Er  macht  hiermit  die  erste  bekannte 
Anwendung  von  Polar-Koordinaten  zur  graphischen  Darstellung  von  Natur- 
erscheinungen. Angeblich  soU  auch  Halley  um  1700  bei  seinen  Unter- 
suchungen über  die  logarithmische  Spirale  Polar-Koordinaten  verwendet 
haben. 

—  Thomas  Burr  in  Shrewsbury  erfindet  das  Röhrenpressen.  Er  gießt  Blei  in 
einen  starken  hohlen  Eisenzylinder  und  treibt  dasselbe,  nachdem  es  erstarrt 
ist,  durch  die  Bewegung  eines  Kolbens  aus  einer  Öffnung  am  Ende  des 
Zylinders  hervor,  in  welcher  es  beim  Durchgang  die  Gestalt  einer  völlig 
fertigen  Röhre  annimmt. 

—  Augustin  Louis  Cauchy  ist  auf  fast  allen  Gebieten  der  Mathematik  mit  aus- 
gezeichnetem Erfolge  tätig.  Namentlich  ist  er  der  Begründer  der  heutigen 
Theorie  der  Fimktionen  einer  komplexen  Veränderlichen.  Er  bearbeitet 
die  Reihen  höherer  Ordnung  und  legt  in  seine  Schrift  „Cours  alg^briqne" 
den  Grund  zu  einer  wahren  Reihentheorie. 

—     386     — 

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1880 

1820  Ow<  veibessert  die  von  Murdooh  (s.  1785  M.)  erfundene  Dampfmaschine 
mit  schwingendem  Zylinder  und  führt  dieselbe  in  den  praktischen  Be- 
trieb ein. 

—  Jean  Baptiste  CavMrtMi  and  Joseph  PtütMir  finden  in  der  Chinarinde  das 
Chinin  und  das  Cinchonin,  durch  deren  Reindarstellung  erst  eine  sichere 
Dosierung  dieser  Fiebermittel  möglich  und  die  bisher  benutzte  Chinarinde 
nach  und  nach  aufgegeben  wird.  In  unreinem  Zustande  war  das  Chinin 
1792  von  Fouroroy,  1809  von  Vauquelin  und  1814  von  Pfafi  erhalten  worden. 

—  W.  CmII  in  Cambridge  erfindet  einen  Verbrennungsmotor  und  berichtet 
darüber  in  den  „Proceedings  of  the  Philosophioal  Society  of  Cambridge". 

—  Mlltr  BIwiNBthal  erfindet  den  später  von  Derosne  verbesserten  Kolonnen- 
apparat zur  Destillation  des  Spiritus. 

—  Der  Genfer  Arzt  Charles  W.  C.  Coiii4et  führt  das  Jod  in  Form  von  Jod- 
kalium in  die  medizinische  Praxis  ein  und  empfiehlt  dasselbe  namentlich 
innerlich  und  äußerlich  gegen  den  Kropf. 

—  William  Congreve  erfindet  den  nach  ihm  benannten  Buntdruck,  der  bis 
gegen  1860  im  Gebrauch  bleibt. 

—  John  Frederick  DanMI  verbessert  das  Kondensationshygrometer.  (S.  1646  F.) 
Sein  Instrument  besteht  aus  einem  horizontalen  Glasrohr,  das  an  beiden 
Enden  senkrecht  nach  unten  gebogen  ist  und  eine  Kugel  trägt.  Die  eine 
Kugel  ist  vergoldet,  die  andere  wird  mit  Musselin  umwickelt.  Die  ver- 
goldete Kugel  enthält  etwas  Äther  und  ein  kleines  Thermometer,  das  in  die 
Röhre  hineinreicht;  der  Apparat  ist  luftleer.  Tröpfelt  man  auf  den  Mus- 
selin etwas  Äther,  so  verdunstet  er,  erzeugt  Kälte  und  bewirkt,  daß  der 
Äther  aus  der  vergoldeten  Kugel  überdestilliert.  Dadurch  erniedrigt  sich 
deren  Temperatur  so  weit,  daß  die  Kugel  mit  Wassertröpfchen  beschlägt. 
Die  in  diesem  Augenblick  abgelesene  Temperatur  ist  die  des  Taupunktes. 
Der  Apparat  wird  1822  von  Döbereiner  und  1845  von  Regnault  wesentlich 
verbessert. 

—  Auguste  Pyrame  D«  CanMI*  erschließt  in  seinem  „Essai  41^mentaire  de 
g^ographie  botanique"  das  physiologische  Verständnis  von  dem  Einfluß 
der  meteorologischen  Kräfte  auf  die  Pflanze. 

—  Charles  Dwrome  schafft  in  den  französischen  Kolonien  verbesserte  Einrich- 
tungen zur  Gewinnung  des  Zuckers  aus  dem  Zuckerrohr  und  führt  nament- 
lich daselbst  moderne  Abdampf apparate  ein,  welche  die  Fabrikation  des 
Kolonialzuckers  zu  einer  wesentlich  einträglicheren  gestalten. 

—  George  DiCkiMM,  Papierfabrikant  in  England,  erfindet  die  Papier-Zylinder- 
formmaschine, die  einfacheren  Bau  und  geringere  Länge  als  die  Langform- 
maschine aufweist. 

—  L^n  OHvelr  erfindet  die  Mitteldmckwasserheizung. 

—  Der  Amerikaner  Eutman  ändert  die  Kreissäge  ab,  indem  er  nur  an  vier 
gleichweit  voneinander  abstehenden  Stellen  des  Umkreises  je  zwei  Zähne 
in  das  glattrandige,  scheibenförmige  Blatt  einsetzt,  dagegen  aber  eine 
außerordentlich  große  Umdrehungsgeschwindigkeit  anwendet.  Er  und  nicht 
Emerson  ist  der  erste,  der  auswechselbare  Zähne  bei  Sägen  anwendet. 
(VgL  auch  1819  R.) 

—  Nachdem  Chevillot  und  Adams  die  erste  Arbeit  über  die  Verschiedenheit 
des  grünen  und  roten  Chamäleons  gemacht  und  angegeben  hatten,  daß 
die  grüne  Auflösung  einen  großem  Kaligehalt  als  die  rote  habe,  imter- 
scheidet  Johann  Georg  Forchhamimr  zuerst  mit  Sicherheit  die  Mangansäure 
und  Übermangansaure  als  zwei  verschiedene  Säuren. 

—  Das  Tonnengebläse,  bei  welchem  in  einer  durch  Scheidewand  geteilten, 
halb  mit  Wasser  gefüllten  Tonne  bei  der  Oszillation  um  die  horizontale 
Achse   abwechselnd  in   beiden    Räumen  Luft   angesaugt  und  verdichtet 

Daimitaedter.  22 

—    337     — 


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1880 

wird,  kommt  zuerst  im  Bildlichen  Frankraich  zur  Anwendung.    Bisher  ist  es 

nicht  gelungen,  seinen  Erfinder  zu  ermitteln. 
1820    Santon  entdeckt  da«  Naphtalin  im  Steinkohlen  teer. 

—  Karl  Friedrich  QauB  erfindet  das  Heliotrop,  ein  Femrohr  mit  Spiegel- 
anordnung, welches  dazu  dient,  die  bei  ausgedehnten  geodätischen  Messungen 
auf  weit  entfernten  Standpunkten  schwer  erkeimbaren  Signale  durch  ein 
Reflexionsbild  der  Sonne  zu  ersetzen.     (S.  auch  1876  M.) 

—  Ernst  August  SeltiHr  und  Jean  Louis  Latialgne  benutzen  zuerst  die  chrom- 
sauren  Salze  zum  Färben  von  tierischen  und  pflanzlichen  Stoffen. 

—  Der  Ingenieur  Grmfton  in  Edinburg  führt  für  die  Leuchtgasfabrikation  Retor- 
ten von  feuerfestem  Ton  ein. 

—  Nicolas  J.  B.  G.  Quibourt  gibt  die  „Histoire  naturelle  des  droguee  simples" 
heraus  und  wird  damit  der  Begründer  des  Studiums  der  Materia  medica 
in  Frankreich. 

—  Halletto  konstruiert  für  die  Zwecke  der  Rübenzuckerfabrikation  die  nach 
ihm  benannte  offene  Dampfpfanne  mit  doppelter  Dampfschlange. 

—  Charles  Hcath  macht  das  von  Perkins  imd  Fairman  erfundene  Verfahren 
(vgl.  1820  P.)  des  Drucks  mit  gravierten  Stahlplatten  zur  Vervielfältigung 
von  Zeichnimgen  und  Gemälden  nutzbar  (Stahlstich). 

—  Die  Gebrüder  Htiin  in  Offenbach  bauen  die  erste  praktisch  brauchbare 
Schneidemaschine  für  die  Buchbinderei,  die  dann  vielfach  verbessert  wird. 

—  Der  Oberbergrat  Haniehtl  erfindet  ein  Eettengebläse  mit  Wasserliderung, 
das  ein  in   umgekehrter  Richtimg  betriebenes  Patemosterwerk  darstellt. 

—  John  Frederiok  William  Hanehal  führt  das  unterschwefligsaure  Natron  zum 
Fixieren  von  Chlorsilberpapierbildem  und  zur  Beseitigung  der  von  der 
Chlorbleiche  im  Papier  zurückgebliebenen  Reste  von  Chlor  ein.  Das  Präparat 
erhält  infolge  der  letztem  Anwendung  den  Namen  „Antichlor". 

—  Nachdem  seit  Bouguer  (s.  1744  B.)  das  Problem  der  Schneegrenze  im  wesent- 
lichen nur  für  lokal  begrenzte  Gebiete  (von  Sauasure,  Ramend,  Buch, 
Wahlenberg)  untersucht  worden  war,  spricht  Alexander  von  Humboldt  —  im 
Anschluß  an  die  Entdeckung  von  Webb  und  Moorcroft,  daB  die  Schnee- 
grenze am  Nordabhang  des  Himalaja  weit  höher  liege  als  unter  dem 
Äquator  —  aus,  daß  ein  inniger  Zusammenhang  zwischen  der  unteren  Grenze 
des  dauernden  Schnees,  der  Oszillation  der  Schneegrenze  und  der  unteren 
Grenze  des  Schneefalls  bestehe.     (S.  a.  1880  R.) 

—  Horace  KoMhHn  findet  ein  Verfahren,  türkisohrot  gefärbte  Gewebe  w^ß  zu 
ätzen,  indem  er  Citronensäure  aufdruckt  und  nach  dem  Trocknen  das 
Gewebe  durch  eine  alkalische  Chlorkalkbrühe,  die  „Cuve  d6colorante"  zieht. 

—  Long  erforscht  das  Felsengebirge  (Rocky  Mountains). 

—  Der  Engländer  Malam  erhält  ein  Patent  auf  die  erste  trockene  Gasuhr, 
welche  jedoch  erst  1842  von  DotriM  durch  Anwendung  viereckiger  Bälge 
zur  praktischen  Bedeutung  gebracht  wird. 

—  Nachdem  der  Versuch  zur  Verwendung  des  Eisens  im  Schiffbau  schon 
mehrfach  gemacht  worden  war  (vgl.  1787  W.),  konstruiert  Aron  Manby 
im  Eisenwerk  Tripton  bei  Birmingham  ein  SohiSsdeck,  welches  an  Stelle 
der  hölzernen  Lagerbalken  mit  gewalzten  schmiedeeisernen  [[-Trägern  unter- 
stützt ist,  und  das  er  bei  dem  Bau  des  Dampfers  „Aron  Mtuaby"  ver- 
wendet. Seitdem  faßt  das  Eisen  im  Schiffbau  mehr  und  mehr  festen  Fuß. 
Bemerkenswert  ist,  daß  dieses  Schiff  mit  einer  osziUierenden  Dampfmaschine 
ausgerüstet  ist. 

—  Louis  Marie  Henri  Navtar  wendet  die  Mechanik  auf  Baukunst,  Maschinen 
und  €rewerbe  an  und  legt  dadurch  den  Grund  zu  der  neueren  Ingenieur- 
mechanik. 

—     338     — 

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1880 

1820  Hans  Chmtian  OwiM  macht  die  Entdeokimg,  daß  ein  Leiter,  der  von 
einem  galvanischen,  in  sich  selbst  zurückkehrenden  Strom  dtuchfloasen 
wird,  während  der  ganzen  Dauer  des  Stromes  eine  bestimmte  Einwirkung 
auf  die  Richtung  der  Magnetnadel  ausübt.  Romagnosi  und  Mojon,  denen 
diese  Entdeckung  von  Aldini  zugeschrieben  wird,  haben  die  Wichtigkeit 
dieses  Fundes  nicht  genügend  gewürdigt. 

—  Jacob  Pwklnt  und  Falnnan  erfinden  das  Verfahren,  Stahlplatten  durch 
Ausglühen  weich  zu  machen  und  nach  erfolgter  Gravierung  durch  Kohlen- 
stofizufuhr  wieder  zu  härten,  was  sie  für  den  Banknotendruok  nutzbar 
machen.     (Vgl.  1820  H.) 

—  Martin  Heinrich  Rithfce  gründet  in  seinen  zahlreichen  zoologischen  Einzel- 
arbeiten die  morphologische  Untersuchung  der  Tiere  planmäßig  auf  deren 
Entwicklungsgeschichte  und  trägt  dadurch  wesentlich  zur  Aufklärung  der 
GresetsmäBigkeit  des  Baues  der  Wirbeltiere  bei. 

—  Georg  «M  RrtchMitoch  verbessert  den  Meßtisch,  der  aber  trotzdem  in  bezug 
auf  Stabilität  und  leichte  Handhabung  noch  so  viel  zu  wünschen  übrig 
läßt,  daß  immer  wieder  Mechaniker,  wie  u.  a.  Breithaupt,  Ertel,  Osterland, 
Starke,  ihn  zu  verbessern  bemüht  sind. 

—  L^on  RMtaa  erkennt  zuerst  den  Zusammenhang  zwischen  der  Gehirn- 
erweichung und  den  atheromatösen  Himgefäßen,  der  das  Jahr  darauf  auch 
von  John  Abercrombie  betont  wird.  Spätere  Forscher,  wie  Bouillaud,  Rom- 
berg, Durand  -  Fardel  nehmen  an,  daß  die  Krankheit  von  einer  lokalen 
Entzündung  ausgebe,  und  daß  die  damit  verbundene  Grefäßverstopfimg 
nur  ein  sekundärer  Vorgang  sei. 

—  Der  Schweinfurter  Fabrikant  Joseph  SaWir  entdeckt  das  Schweinfurter 
Grün,  dag  eine  Verbindung  von  arsenigsaurem  und  essigsaurem  Kupfer 
ist  und  aus  arseniger  Säure  und  Grünspan  hergestellt  wird. 

—  Nicolas  Theodore  M  Saintura  untersucht  das  Rosmarinöl,  über  welches  auch 
Kane  1836  arbeitet,  und  das  Rosenöl,  das  auch  von  Blanohet  (1833)  und 
Guibourt  ( 1849)  näher  untersucht  wird.  Er  führt  die  butterartigre  Konsistenz 
des  Rosenöls  auf  einen  festen  Kohlenwasserstoff  zurück. 

—  Felix  Savart  in  Paris  erfindet  die  Zahnradsirene.  (S.  1681  H.)  Er  macht 
bahnbrechende  Forschungen  über  die  Schwingungen  gasförmiger,  flüssiger 
und  starrer  Körper. 

—  Der  Wiener  Uhrmaoher  Fr.  Schütter  erfindet  das  Adiaphon,  ein  der  Orgel 
und  der  Harmonika  klangverwandtes  Tasteninstrument. 

—  Salomo  Sehmintr  findet,  daß  die  Ablenkung  der  Magnetnadel  verstärkt 
wird,  wenn  statt  eines  einzelnen  Drahtringes,  wie  ihn  Oersted  (s.  1820  0.) 
verwendet,  eine  große  Anzahl  Drahtwiudungen  um  die  Nadel  geführt 
werden,  und  verwirklicht  dieses  Prinzip  im  Multiplikator,  der  den  Zweck 
hat,  die  Wirkung  des  Stromes  auf  die  Nadel  so  zu  veretärken,  daß  man 
auch  ganz  schwache  Ströme  an  dem  Ausschlag  der  Nadel  erkennen  und 
messen  kann. 

—  Jonathan  SIrafIMd  wendet  zuerst  zum  Trocknen  der  appretierten  Stoffe  die 
Trookentrommel  an,  die  sich  gleichzeitig  mit  dem  sie  bedeckenden  Gewebe 
mit  solcher  Geschwindigkeit  dreht,  daß  das  Grewebe  beim  Verlassen  der 
Trommel  trocken  ist. 

—  John  Sinclair  beschreibt  unter  dem  Namen  „Butterwiege"  eine  in  England 
an  Stelle  des  uralten  Butterfasses  konstruierte  Buttermaschine,  die  aus 
einem  schwingenden  Kasten  (Wiege)  mit  inwendig  angebrachtem  Gitter 
besteht,  an  welchem  sich  beim  Schwingen  die  Flüssigkeit  bricht,  wobei  die 
Fettkügelohen  ausgeschieden  werden  und  zu  Butter  zusammentreten.  Wann 
diese  Maschine  erfunden  wurde,  ist  nicht  bekannt;  die  frühesten  Butter- 
maschinen  kamen   aber  gegen  Mitte   des  18.  Jahrhunderts   auf,   so  z.  B. 

2«' 

—    339     — 


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18M 

1768  eine  von  Titius  in  Wittenberg  erfundene,  jedoch  noch  sehr  unvoll- 
kommene. 

1820  SMtar  in  Wien  gelingt  es,  Kautschuk  zu  F&den  su  ziehen,  sie  über- 
si>onnen  zu  elastischen  Geweben  zn  verbinden,  und  so  die  bis  dahin  ge- 
br&uchlichen,  aus  dünnen  Messingspiralen  verfertigten  Elastiks  vorteilhaft 
zu  ersetzen.  Die  Fabrikation  wird  1828  in  großem  Maßstäbe  von  Johann 
Nepomuk  Reithoffer  aufgenommen. 

—  Kaspar  Maria  Graf  «M  StornbMf  fördert  auf  der  von  Schlotheim  (s.  1804  S.) 
geschaffenen  Grundlage  die  Kenntnis  der  fossilen  Pflanzen,  und  versucht, 
die  fossilen  Überreste  in  das  botanische  System  einzufügen,  indem  er  sie 
nach  den  für  die  jetzt  lebenden  Pflanzen  gültigen  Regeln  bezeichnet.  (Vgl. 
auch  1822  B.) 

—  John  und  Charles  Thompton,  beide  Schüler  des  aus  Bewick's  Atelier  hervor- 
gegangenen Holzschneiders  Branston,  entwickeln  den  Faksimüescbnitt,  das 
getreue  Nachstechen  der  vom  Zeichner  auf  dem  Holzstock  vorgeschriebenen 
Zeichnung. 

—  Nachdem  die  ersten,  auf  Veranlassung  des  Marschalls  Moritz  von  Sachsen 
(s.  1732  M.)  unternommenen  Versuche  mit  der  Kettenschiffahrt  ein  nur  zum 
Teil  befriedigendes  Ergebnis  gehabt  hatten,  bilden  TouraiM  und  CaurlMUit 
in  Lyon  die  Tauerei  auf  der  Sa6ne  praktisch  weiter  aus,  von  wo  aus  die- 
selbe überall  rasch  Eingang  findet. 

—  Nachdem  man  bis  dahin  das  Brennen  der  Ziegelsteine  fast  ausschließlich 
in  frei  aufgeführten  Haufen  (Meilern)  ausgeführt  hatte,  für  die  noch  1722 
von  Thomas  Miller  und  1724  von  W.  Rhodos  Patente  genommen  worden 
waren,  geht  man  von  etwa  1800  ab  zu  offenen  Feldbrandöfen  über,  die 
aus  vier  Umfassungsmauern  gebildet  werden  und  oben  offen  bleiben,  und 
erst  später  zu  zugewölbten  Ziegdöfen,  von  denen  einer  der  frühesten  1820 
der  von  Walnuuin  in  Ossenheim  in  Hessen  ist,  dem  1829  Merker  in  Essen, 
1831  Cartereau  in  Frankreich  und  viele  andere  folgen. 

—  Jean  Joseph  Wiiter  erfindet  die  nach  ihm  benannte  Sicherheitsröhre  für 
Gasentwicklungsgefäße. 

1820—24  Der  russische  Reisende  Ferdinand  von  Wrangtll  unternimmt  eine  mehr- 
jährige Reise  nach  dem  nördlichen  Eismeer  an  der  Nordküste  Sibiriens. 
Er  macht  die  wichtige  Entdeckung,  daß  selbst  im  Winter  ein  Streifen 
offenen  Wassers,  wenn  nicht  ein  offenes  Meer  sich  nördlich  von  den  Neu- 
sibirischen  Inseln  gegen  Ostsüdost  nach  der  Beringstraße  erstreckt,  das 
einen  Zusammenhang  mit  dem  Atlantischen  Ozean  zu  besitzen  scheint. 
Das  von  ihm  vermutete,  aber  vergebens  gesuchte  Wrangell-Land  wird  erst 
1881  von  Hooper  und  Berry  aufgefunden. 

1821  Andr6  Marie  Ampira  verwendet,  um  die  Wirkung  des  Erdmagnetismus  auf 
die  Magnetnadel  auszuschließen,  an  Stelle  einer  Magnetnadel  deren  zwei, 
die  er  parallel,  aber  mit  entgegengesetzten  Polen  übereinander  auf  einer 
messingnen  Achse  befestigt  (Astatische  Nadel). 

—  Fran^ois  Dominique  ilrag*  beobachtet,  daß  die  tieferen  artesischen  Brunnen 
die  wärmeren  sind.  Er  wirft  dadurch  Licht  auf  den  Ursprung  der  Thermal- 
quellen und  fördert  die  Auffindung  des  Gesetzes  der  mit  der  Tiefe  zu- 
sammenhängenden Erdwärme. 

—  Fran^ois  Dominique  Arago  gibt  den  Astronomen  die  erste  Anregung,  bei 
Beobachtungen  die  Zeit  statt  nach  dem  gehörten  Schlage  des  Uhrpendels 
durch  Arretieruhren  zu  bestimmen  und  so  durch  Registrierung  den  Ein- 
fluß persönlicher  Fehler  zu  verringern. 

—  Arago  und  Biot  führen  eine  Bestimmung  der  Größe  der  Beschleunigung 
beim  freien  Fall  nach  der  auch  von  Borda  (s.  1790  B.)  benutzten  Methode 
der  Koinzidenzen  aus,  wobei  sie  indes  die  Masse  des  Fadens,  an  der  [das 

—     340     — 

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1821 

Pendel  aufgehfingt  ist,  die  Borda  vernachlSssigte,  mit  in  Rücksicht  ziehen. 
Sie  erhalten  den  Wert  von  9,80896  m/sec.  Beesel,  der  L  J.  1826  Bestim- 
mungen nach  derselben  Methode  ausführt,  erhält  den  Wert  von  9,8 1443  m/sec. 
Borda  wie  Bessel  zeigen,  daß  der  Wert  von  g.  unverändert  blmbt,  aus 
welcher  Substanz  man  auch  die  Kugel  des  Pendels  nimmt,  so  daB  daraus 
folgt,  daß  die  Schwere  auf  alle  Körper  gleichmäßig  wirkt,  sie  alle  also 
beim  freien  Fall  die  gleiche  Beschleunigung  erhalten. 
1821  Johann  Jacob  Barnhartf  kommt  bei  Untersuchung  der  von  Hauy  gegebenen 
Theorie  der  Krystallformen  auf  die  sechs  Grundformen  der  heutigen  Kry- 
stallsysteme,  ohne  aber  deren  Bedeutung  richtig  zu  würdigen. 

—  Der  Franzose  Bwlhlsr  erfindet  den  Chromstahl,  welcher  einen  geringen 
Prozentsatz  Chrom  enthält,  wodurch  der  Stahl  außerordentliche  Festigkeit 
und  Härte  erlangt,  so  daß  er  zu  Werkzeugen,  Sicherheitsplatten  für  Geld- 
schränke usw.  in  hervorragendem  Maße  geeignet  wird.    (S.  1866  B.) 

—  Nachdem  Vauquelin  (1817)  es  wahrscheinlich  gemacht  hatte,  daß  in  den 
Schwefelalkalien  das  Metall  des  Alkalis  und  nicht  das  Alkali  enthalten  sei, 
und  Gay-Lussac  (1817)  untersucht  hatte,  wie  Schwefel  auf  Alkali  des- 
oxydierend  wirkt,  vollendet  Johann  Jacob  von  Bwrzsilut  durch  seine  Unter- 
suchungen die  Begründung  der  heutigen  Ansichten  über  die  Schwefelalkalien. 

—  Johann  Jacob  «M  Bsrzdlus  lehrt  die  Darstellung  des  Ammoniumsulfurets,  die 
1839  von  Amand  Bineau  noch  näher  dahin  präzisiert  wird,  daß  2  Volumina 
Ammoniakgas  und  1  Volum  Schwefelwasserstoff  aufeinander  einwirken 
müssen  und  die  beste  Temperatur  —  IS"  C  sei. 

—  Henri  Marie  Ducrotay  i»  Blalnville  legt  der  Versteinerungskunde  die  Be- 
nennung „Paläontologie"  bei. 

—  Nachdem  1760  Pallas  die  Echinokokkenkrankheit  bei  Ochs  and  Schaf 
nachgewiesen  und  deren  Zusammenhang  mit  dem  Bandwurm  erkannt 
hatte,  beschreibt  Btmhw  in  Wien  zuerst  die  Echinokokkenkrankheit  beim 
Menschen,  die  nach  ihm  von  Davaine,  Frerichs,  Küchenmeister  u.  a. 
näher  untersucht  wird. 

—  Der  Mediziner  Benjamin  Collins  BrodI«  bahnt  die  wissenschaftliche  Erkennt- 
nis der  Gelenkkrankheiten  an  und  bewirkt  ihre  Einteilung  auf  pathologisch- 
anatomischer  Basis. 

—  Der  Geolog  William  Buckland  in  Oxford  beschreibt  fossile  Reste  aus  den 
Höhlen'  von  Kirkdale.  Er  gebraucht  zuerst  (1823)  die  Bezeichnung  „Di- 
luvium" für  die  zwischen  den  tertiären  und  den  noch  jetzt  im  Entstehen 
begriffenen  Bildungen  befindhchen  Ablagerungen. 

—  Hippolyte  Clo^Mt  gibt  in  seinem  Buche  „Ophr^iologie  ou  trait6  des  odeurs, 
du  sens  et  des  organes  de  l'olfaction"  neben  einer  Znsammenfassung  alles 
dessen,  was  man  vom  Geruch  weiß,  eine  exakte  Darstellung  der  Chirurgie 
der  Nase  und  ihrer  Nebenhöhlen.  Die  Heilimg  eines  Empyems  der  Kie- 
ferhöhle hängt  nach  ihm  wesentlich  vom  freien  Abfluß  des  Eiters  ab;  er 
empfiehlt  daher,  bei  der  Operation  eine  große  Öffnung  zu  machen. 

—  Nachdem  Green  in  Mansfield  sich  bereits  1815  mit  Lösung  des  Problems 
der  komplizierten  selbständigen  Drehung  der  Spulen  beschäftigt  hatte, 
gelingt  es  Ciciur  und  Higgint  in  Manchester,  den  ersten  brauchbaren  Flyer 
(Spindelbank)  für  die  Baumwollspinnerei  zu  konstruieren,  der  die  voll- 
kommenste aller  Vorspinnmaschinen  darstellt. 

—  Fast  gleichzeitig  mit  den  Gebrüdern  Heim  (vgl.  1820  H.)  gelingt  es 
Crompton,  eine  brauchbare  Papierschneidemaschine  herzustellen,  die  1849 
von  Amos  und  Clarke  wesentlich  verbessert  und  später  vielfach  umkon- 
struiert  wird. 

—  Edmund  Davy  entdeckt,  daß  Platinmohr  beim  Befeuchten  mit  Alkohol 
ins   Glühen  gerät   und   der  Alkohol   zu  Essigsäure  oxydiert  wird   (s.  a. 

—     341     — 

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1881 

1817  D.)-  Er  konstruiert  eine  hierauf  basierte  Weingeistlampe,  über  deren 
Docht  eine  Platinschwammkugel  oder  auch  eine  durchbrochene  PlatinhüUe 
schwebt.  Nach  Entzünden  und  Wiederauslösohen  der  Flamme  glüht  das 
Platin  unter  fortgesetzter  Entwicklung  der  das  Glühen  unterhaltenden 
Alkoholdämpfe  weiter.  Die  Lampe  dient  mit  geeigneten  Zus&tzen  z.  B. 
als  Ozogenlampe  zur  Zimmerparfümierung. 
1821  Humphry  Davy  entdeckt  bei  Untersuchungen  über  die  Wechselbeziehungen 
zwischen  Magnet  und  Strom  die  Ablenkung  des  Lichtbogens  durch  den 
Magneten,  die  von  ihm  sowohl  in  Gestalt  einer  Ausbiegung  als  auch  — 
bei  entsprechender  Bewegung  des  Magneten  —  einer  Rotation  des  Licht- 
bogens beobachtet  wird. 

—  PwloiMt  entdeckt  in  den  Beeren  der  Kartoffel  das  Solanin,  das  später  auch 
im  Kraut  und  den  Knollen  der  Fracht  aufgefunden,  von  0.  GmeUn  als 
Glucoeid  erkannt  und  von  Zwenger  und  Kind  genau  untersucht  wird. 

—  August  Friedrich  Adrian  DM  wirkt  durch  seine  „Systematische  Beschrei- 
bung der  in  Deutschland  vorhandenen  Kemobstsorten"  für  die  Verbesse- 
rung und  Förderung  der  Obstkultur. 

—  Johann  Wolfgang  DMtniiMr  in  Jena  erhält  bei  Oxydation  von  Weinstein- 
säure  die  Ameisensäure,  die  bisher  nur  als  Produkt  des  tierischen  Lebens 
bekannt  war. 

—  Johann  Friedrich  Etdiidiolti  findet  zuerst  die  als  Steineis  bezeichnete 
glaziale  Formation  in  Alaska  auf. 

—  Michael  Faraday  liefert,  angeregt  durch  die  Untersuchungen  von  Ampere 
(s.  1820  Am.)  und  Arago  (s.  1820  Ar.),  den  experimentellen  Nachweis  der 
dauernden  Wechselwirkung  zwischen  Magnet  und  Strom,  und  zwar  sowohl 
in  bezug  auf  den  um  den  festen  Magnet  kreisenden  Stromleiter,  als  auch 
auf  den  um  den  festen  Stromleiter  kreisenden  Magneten,  und  schafft  so 
die  ersten  elektromagnetischen  Rotationsapparate. 

—  Michael  Faraday  erhält  bei  Einwirkung  von  Chlorgas  auf  Äthylen  den 
Anderthalbfach-Chlorkohlenstoff  (Kohlenstoffsuperchlorür)  und  ermittelt 
dessen  Eigenschaft  und  Zusammensetzung. 

—  Joseph  von  Frannbofar  untersucht  die  Beugungsersoheinungen  des  lichtes 
durch  enge  Öffnungen,  welche  er  vor  das  Objektiv  eines  Fernrohrs  be- 
festigt, das  auf  einen  entfernten  leuchtenden  Punkt  eingestellt  ist. 

—  Joseph  von  Fraunhofar  benutzt  zuerst  die  Gitterspektra  (Beugungsspektra) 
zur  Messung  der  Wellenlängen  der  verschiedenen  Farben.  Diese  Methode 
wird  weiter  ausgebildet  von  Mascart,  Ängström  (1869),  Rowland  (1882), 
Comu  (1886),  BeU  (1887),  Kurlbaum  (1888),  Rutherford  (1896)  u.  a. 

—  Augustin  Jean  Fmnd  führt  in  die  Undulationstheorie  die  Anschauung 
transversaler  Lichtschwingungen  ein  und  erklärt  die  Reflexion  und  das 
Reflexionsgesetz  nach  dieser  Theorie. 

—  Augustin  Jean  FmiMl  konstruiert  Leuchtturmfeuer,  bei  denen  die  Ver- 
dichtung der  Strahlenmasse  zu  einer  den  ganzen  Horizont  bestreichenden 
Lichtzone  mit  Hufe  von  aus  ringförmigen  Zonen  gebildeten  Linsen  be- 
wirkt wird.  Der  erste  Apparat  wird  1823  auf  dem  Cordouan- Leucht- 
turm (s.  1610  F.)  aufgestellt.  Als  Brennstoff  dient  anfangs  Rüböl,  später 
geht  man  zu  Petroleum  und  in  der  neuesten  Zeit  zu  elektrischem  Licht  über. 

—  Louis  Joseph  flay-Lunac  schlägt  vor,  Gewebe  und  Holz  gegen  die  Ent- 
zündlichkeit durch  Imprägnierung  mit  Ammoniaksalzen  und  Borax  zu 
schützen. 

—  Etienne  SMffray  8t  Hllaira  lehrt,  daß  die  Einheit  des  Bauplans  im  Tier- 
reich eine  ganz  allgemeine  sei.  Er  beschränkt  dieselbe  nicht  nur  auf  die 
erst  von  ihm  untersuchten  Wirbeltiere,  sondern  versucht  auch  nachzu- 
weisen, daß  die  Gliedertiere  imd  Mollusken  nach  einem  mit  den  Wirbel- 

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1881 

tieren  glichen  Plan  gebaut  seien.  Dies  fährt  zn  dem  seiner  Zeit  so  be- 
rühmt gewordenen  Streit  mit  Cuvier,  in  welchem  GreofCroy  sieh  von  dem 
Ausdruck  „Eiiiheit  des  Bauplans"  auf  den  weniger  verfängUcfaen  „Analogie 
der  Zusammensetzung"  zurückzieht.  (Vgl.  a.  1748  L.) 
1821  Ernst  Friedrich  Qurlt  in  Berlin  wird  durch  sein  „Handbuch  der  verglei- 
chenden Anatomie  der  Haussäugetiere",  in  dem  er  nicht,  wie  bisher  üblich, 
nur  das  Pferd  und  das  Rind,  sondern  auch  das  Schwein,  den  Hund  und 
die  Katze  in  Betracht  zieht,  der  Schöpfer  der  vergleichenden  Veterinär- 
Anatomie.  Er  führt  die  Physiologie  und  die  pathologische  Anatomie  in 
die  Tierheilkunde  ein  und  schafft  die  Lehre  von  den  Mißbildungen. 

—  Christopher  HantlMii  entdeckt  die  tägliche  reguläre  Variation  der  horizon- 
talen magnetischen  Intensität. 

—  Ben4  Just  Hauy  bringt  zur  Astasierung  des  Galvanometers  oberhalb  der 
Nadel  einen  Richtmagneten  (den  Hany'sohen  Stab)  an  und  stellt  den- 
selben parallel  dem  Meridian  so  ein,  daß  sein  Nordpol  nach  Norden,  sein 
Südpol  nach  Süden  zeigt.  Da  die  Einwirkung  dieses  Stabes  der  Richtkraft 
der  Erde  geradezu  entgegenwirkt,  kann  man  durch  Regulieren  des  Ab- 
standes  dieses  Stabes  von  dem  Magneten  des  Galvanometers  den  letzteren 
beliebig  astasieren. 

—  Htmnbwrpr  in  Rorschach  baut  zuerst  die  von  den  allgemein  gebräuchlichen 
Steinmühlen  prinzipiell  abweichenden  Walzenmühlen,  die  von  Sulzberger 
in  Zürich  1836  noch  vervollkommnet  werden.  Um  die  gleiche  Zeit  un- 
gefähr findet  auch  die  Einführung  der  Walzenmühlen  in  die  Ölindustrie 
zum  Zerkleinem  der  Ölsaat  statt. 

—  Jean  Marc  Gaspard  Itard  fördert  die  Ohrenheilkunde  und  führt  die  Injek- 
tion von  Flüssigkeiten  durch  die  Ohrtrompete  in  die  Praxis  ein.  (S.  a. 
1819  S.) 

1821—24  Nachdem  nach  den  Fahrten  der  Holländer  (s.  1596  B.)  eine  größere 
Zahl  von  holländischen  und  englischen  Expeditionen  zur  Auffindung  der 
Nordostpassage  unternommen  worden  waren,  gelingt  es  dem  russischen 
Admiral  Friedrich  Benjamin  von  LQtfci  auf  seiner  Expedition,  reichhaltiges 
Material  zur  Kenntnis  dos  Eismeeres  zusammenzubringen,  ohne  daß  er 
jedoch  weiter  vorzudringen  vermag,  als  es  bereits  die  Holländer  getan 
hatten. 

1821  Fran^ois  MagMdle  führt  die  Nux  vomica  sowie  das  1818  von  Caventou 
und  Pelletier  entdeckte  Strychnin  und  das  Veratrin  in  die  Therapie  ein. 

—  Paul  Traugott  MtlBmr  findet  die  physikalischen  Gesetze,  nach  denen  die 
Kanäle  für  die  Luftheizung  zu  konstruieren  sind,  und  bewirkt  hierdurch 
einen  wesentlichen  Fortachritt  in  dieser  Heizung  gegenüber  den  bisher  an- 
gewendeten Systemen.  Ihm  namentlich  ist  es  zuzuschreiben,  daß  die 
Luftheizung  lange  Zeit  als  die  beste  Art  der  Zentralheizung  gegolten  hat. 

—  Eilhard  MltMbwttcii  entdeckt  die  Polymorphie,  die  insbesondere  als  Di-  und 
Trimorphie  auftritt,  sowohl  bei  Verbindungen  als  auch  bei  einfachen 
Körpern,  wie  dem  Schwefel.  Spätere  Forschungen  über  die  Beziehungen  der 
Polymorphie  zur  Temperatur  werden  1836  von  Frankenheim  und  1889 
von  0.  Lehmann  angestellt. 

—  Der  General  Karl  von  MOfllliig  führt  als  Chef  des  preußischen  Generalstabes 
die  nach  ihm  benannte  Bergstrichmanier  in  die  preußische  Militärkarto- 
graphie  ein.  Die  MüffUng'sche  Methode  bezweckt,  das  schwierige  Lesen 
der  Lehmann'schen  Bergstriohe  (s.  1799  L.)  durch  die  Wahl  besonderer 
Strichformen  zu  erleichtem,  indem  neben  den  glatten  vollen  Strichen 
auch  gerissene  und  geschlängelte  Linien  zur  Verwendung  kommen.  Seit 
dem  Jahre  1861   wendet  der  preußische  Generalstab,    unter    teüweisem 

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1881 

Zurückgreifen    auf  Lehmann'B   Vorschläge,    eine    kombinierte  Lehmann- 
Müffling'sche  Manier  an. 
1821    Louis  Marie  Henri  Navltr  erweitert  die  Elastintätstheorie  in  bemerkens- 
werter Weise,   indem  er  zuerst  die  allgemeinsten  Differentialgleichungen 
des  Gleichgewichts  und  der  Schwingung  elastischer  Körper  entwickelt. 

—  Hans  Christian  OartM  spricht  zuerst  den  Gedanken  aus,  daß  das  Licht 
eine  elektromagnetische  Erscheinung  sei. 

—  Henry  Robinson  Palmar  stellt  zuerst  eine  Spurbahn  (Schwebebahn)  nach 
dem  Einschienensystem  her,  ohne  daß  indes  dieser  Gedanke  zunächst 
weiter  verfolgt  wird.    (VgL  1876  8.  und  1880  L.) 

—  Parkw  in  Boston  konstruiert  die  erste  Maschine,  bei  der  das  Prinzip  des 
Passigdrehens  (d.  i.  des  Drechseins  nicht  runder  Ziergegenstände)  an- 
gewendet wird,  und  die  zur  Verfertigung  von  Artikeln  dient,  die  sonst 
mit  viel  Zeitaufwand  geschnitzt  werden  müssen,  wie  z.  B.  Gewehrsohäfte, 
Hutformen,  Stiefelformen,  Schuhleisten  usw. 

—  In  Bremen  wird  die  erste  horizontale  hydraulische  Presse  zur  ölgewinnung 
aus  Samen  für  Henry  Plump  gebaut  und  von  diesem  mit  Erfolg  benutzt. 

—  Johann  Christian  PoBMHtorff  macht  den  von  Schweigger  nur  zur  Erläute- 
rung elektromagnetischer  Erscheinungen  benutzten  Multiplikator  erst  zum 
wirklichen  MeBapparat,  indem  er  einen  Kondensator  von  '/lo  Linie 
starkem,  mit  Seide  umsponnenem  Draht  herstellt  und  in  dessen  innerem 
Umfang  eine  Nadel  spielen  läßt,  die  von  den  inneren  Gewinden  des  Drahtes 
überall  um  nur  ungefähr  zwei  Linien  absteht. 

—  Der  Physiker  Gaspard  Claude  F.  M.  Profly  erfindet  das  Bremsdynamometer 
(auch  Prony'scher  Zaum  genannt),  das  auf  dem  Gedanken  beruht,  die  von 
einem  Motor  auf  eine  Welle  übertragene  mechanische  Arbeit  durch  Reibung 
zu  konsumieren  und  diese  Reibung  zu  messen.  An  dem  Prony'schen  Zaum 
werden  von  Theis  und  Wirsing  1869  sehr  bemerkenswerte  Abänderungen 
getrofien. 

—  Mariano  da  RIvara  beschreibt  zuerst  die  großartigen  Salpeterlager  Chile's, 
die  auf  den  zur  Provinz  Tarapaca  imd  der  Wüste  Atacama  gehörigen 
Hochebenen,  der  Pampa  Tamarugäl  und  der  Pampa  negra,  liegen. 

—  Heinrich  Rost  stellt  zueist  völlig  reine  wasserfreie  Titansäure  dar,  die  nach 
dem  Glühen  den  Glanz  und  die  rötlichbraune  Farbe  des  Rutils  zeigt. 

—  Claude  Fortuni  Ruggleri  gibt  seine  „Elements  de  Pyrotechnique"  heraus, 
die  für  die  Entwicklung  der  Kunstfeuerwerkerei  maßgebend  werden. 

—  Ferdinand  Runge  beschäftigt  sich  vielfach  mit  pflanzenchemischen  Unter- 
suchungen und  stellt  zuerst  das  CafFein  aus  dem  Kaffee  rein  dar.  Fast 
gleichzeitig  wird  das  CafFein  auch  von  Pelletier,  Caventou  und  Bobiquet 
dargestellt.  Seine  nähere  Kenntnis  wird  namentlich  1840  und  1850  durch 
Friedrich  Rochleder  gefördert.  Das  Alkaloid  wird  später  auch  in  der 
Kolanuß  von  Attfield  aufgefunden. 

—  Thomas  Johann  gwbsck  sieht,  als  er  eine  Wismutscheibe  auf  eine  Kupfer- 
Bcheibe  legt  und  die  Scheiben  zwischen  die  Enden  eines  Multiplikator- 
drahtes bringt,  daß  jedesmal,  wenn  er  mit  der  Hand  gegen  die  Scheiben 
drückt,  die  Magnetnadel  um  einige  Grade  abweicht.  Er  erkennt,  daß  die 
Wärme  der  Hand  das  wirkende  Element  und  die  Temperaturdifferenz  an 
den  Berührungsstellen  des  metallischen  Kreises  die  eigentliche  Quelle  der, 
wie  er  sich  ausdrückt,  „magnetischen  Wirkungen"  ist.  Seebeck  hat  damit 
die  Thermoelektrizität  entdeckt,  die  er  erst  „Thermomagnetismus"  nennt. 

—  Der  Ingenieur  Robert  SttvMiion  erbaut  den  ersten  eisernen  Leuchtturm. 

—  Friedrich  SIromeyar  publiziert  seine  „Untersuchungen  über  die  Mischung 
der  Mineralkörper  und  anderer  damit  verwandter  Substanzen"  und  übt 

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1888 

dadurch    einen    groBen  Einfluß    »vi   die   Entwicklung    der  analytischen 
Chemie  aus. 

1821  Anthony  White  führt  die  erste  Seaektion  des  Hüftgelenks  an  einem  Knaben 
mit  Erfolg  aus.  1781  hatte  Vermandois  diese  Operation,  die  Charles  White 
angeregt  hatte,  zuerst  an  einem  Hunde  gemacht. 

—  Wibon  erfindet  eine  Maschine  zur  Herstellung  der  Jacquard-Musterkaxten, 
bei  welcher  sämtliche  Löcher  einer  Karte  zugleich  ausgestochen  werden. 
Durch  Verbindung  einer  solchen  Maschine  mit  einem  Jacquard,  über  dessen 
Prisma  die  zu  einem  Muster  vorhandene  Kette  gelochter  Karten  gehäugt 
wird,  entsteht  die  Kartenkopiermaschine,  mittels  welcher  diese  Karten 
schnell  in  neuen  gleichen  Exemplaren  hergestellt  werden  können. 

1 822  Andr6  Marie  Ampirt  konstruiert  zur  Beobachtung  der  Wirkungen  galvanischer 
Ströme  das  Solenoid,  eine  beweglich  aufgehängte,  vom  Strom  durchflossene 
Drahtspirale,  welche  sich  nach  Amp^re's  Gesetz  so  einstellt,  daß  ihre  Achse 
mit  dem  magnetischen  Meridian  zusammenfällt.  Er  braucht  den  Kunst- 
griff, die  Drahtenden  in  Quecksilber  zu  stellen. 

—  Die  Schwierigkeit,  größere  Zahlentabellen  im  Drucke  fehlerfrei  herzustellen, 
bringt  den  Mathematiker  Charles  Bafebagt  in  London  auf  den  in  dem  „Letter 
to  Sir  H.  Davy  on  the  appUcation  of  machinery'  to  mathematical  tables" 
entwickelten  Gedanken  einer  Rechenmaschine,  die  zugleich  druckt.  Auf 
dem  gleichen  Prinzip  beruht  die  i.  J.  1863  gebaute  Bechenmaschine  von 
Georg  Scheutz  in  Stockholm. 

—  Nachdem  Thomas  Nash  1817  die  erste  Jute-Konsignation  aus  Indien  er- 
halten, jedoch  keinen  Spinner  dafür  gefunden  hatte,  begründen  Balfour  und 
Meldniiii  in  Dundee,  die  eine  zweite  Sendung  erhalten  und  selbst  ver- 
spinnen, damit  die  europäische  Jutefabrikation. 

—  Bracht  in  Stuttgart  gebraucht  zuerst  zur  Verbindung  des  Oberleders  der 
Schuhe  mit  der  Sohle  Schrauben  an  Stelle  der  Stifte.  Da  jedoch  hier- 
durch die  Sohle  steif  und  der  Schuh  zu  schwer  wird,  führt  sich  diese  Be- 
festigtmgsart  nur  für  gröberes  Schuhwerk  ein. 

—  In  teilweiser  Anlehnimg  an  die  Untersuchungen  von  Schlotheim  (s.  1804  S.) 
und  Stemberg  (s.  1820  S.)  gibt  Adolphe  Theodore  BraiCRlari  in  seiner  Ab- 
handlung über  die  Klassifikation  und  Verbreitung  der  fossilen  G«w&chse 
die  vollständigste  imd  wissenschaftlich  beste  Übersicht  der  gesamten,  bis 
dahin  bekannten  fossilen  Pflanzenwelt. 

—  Leopold  von  Buch  bezeichnet  den  von  Conybeare  und  Philipps  als  selb- 
ständige Formation  abgegrenzten  OoUth  als  Jura.    (S.  1822  C. ) 

—  Der  englische  Wundarzt  F.  Buih  wendet  zuerst  eine  mit  einer  Saugpumpe 
versehene  Magensonde  an,  um  bei  Opiumvergiftungen  den  Magen  zu  ent- 
leeren. 

—  Charles  Cacnlari  da  la  Tour  macht  die  Beobachtung,  daß  Äther,  Alkohol 
und  Wasser  in  hermetisch  verschlossenen  Röhren  bei  sehr  starker  Er- 
hitzung, trotzdem  sich  die  Flüssigkeiten  dabei  nur  auf  höchstens  das  Vier- 
fache ihres  früheren  Volums  ausdehnen  konnten,  scheinbar  voUständig  in 
Dampf  verwandelt  werden  (Cagniard-Latour'scher  Zustand). 

—  Augustin  Louis  Cauchy  führt  in  der  Elastizitätstheorie  den  Begriff  des 
Spannungszustandes  ein. 

—  Nachdem  Pierre  Simon  Ballanche  in  Paris  i.  J.  1816  die  Idee  einer  Lettem- 
setzmaschine  ausgesprochen  hatte,  führt  William  Chnrch  die  erste  Maschine 
dieser  Art  aus.  Bei  derselben  reihen  sich  die  einzelnen  Typen  durch 
Handhabung  einer  Art  von  Klaviatur  oder  einer  Reihe  von  Tasterknöpfen 
mechanisch  in  der  Satzzeile  aneinander.     (Vgl.  1861  S.) 

—  Der  englische  Reisende  Hugh  Gtapparton  erforscht  in  den  Jahren  1822 — 26 
in  Begleitung  von  Danham  und  Oudnay  von  Tripolis  aus  den  mittleren  Sudan 

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182g 

und  den  Tschadsee  und  stellt  aui  einer  zweiten  Reise  (1826)  von  Guinea 
aus  den  Lauf  des  Kiger  auf  eine  weite  Strecke  hin  fest.  Er  dringt  als 
erster  Europäer  bis  Sokoto  vor. 
1822  ConykMra  und  Philipp*  führen  eine  geologische  Einteilung  durch,  in  wdcher 
der  von  Buch  (vgl.  oben)  Jura  genannte  Oolith  von  Wichtigkeit  wird  und 
die  Formation,  die  in  normaler  Lage  die  Oolithformation  unterlaufen  sollte, 
als  Lias  bezeichnet  wird,  während  gleich  unter  dem  Tertiär  die  Kreide 
folgt. 

—  Louis  DaguMTt  in  Paris  erfindet  das  Diorama. 

—  Johann  Friedrich  Dlfltttnbaeii  verbessert  die  Rhinoplastik,  indem  er  zur  Er- 
neuerung der  Nase  einen  Stimhautlappen  verwendet.  Er  betätigt  sich 
auch  auf  anderen  Gebieten  der  Hauttransplantation,  namentlich  auch  in 
der  Uranoplastik,  der  HeUung  der  angeborenen  Spalte  des  weichen  Gaumens. 

—  Johann  Fr.  Chr.  DMMicht  in  Berlin  leitet  durch  sein  Handbuch  der  Vete- 
rinärohirurgie,  in  dem  die  pathologischen  Zustände  der  Tiere  treffend 
definiert,  beschrieben  und  beurteilt  werden,  eine  neue  Epoche  der  Tier- 
heilkunde ein. 

—  Mathieu  de  DombatI«  führt  die  Zucht  der  Merinoschafe  in  Frankreich  ein. 

—  Johann  Franz  Enck«  berechnet  aus  den  Venusdurohgängen  von  1761  und 
1769  die  Parallaxe  der  Sonne  zu  8",  571.  (Der  neueste  hierfür  gefundene 
Wert  ist  8",  81.) 

—  Jean  Baptiste  Joseph  de  Feurier  gibt  in  seinem  Werke  „Theorie  analy- 
tique  de  la  chaleur"  eine  mathematische  Theorie  der  Wärmeverbreitung 
im  Innern  der  Körper,  zu  deren  Darstellung  er  die  nach  ihm  benannten 
Beihen  anwendet. 

—  Augustin  Jean  Freinet  erdenkt  den  nach  ihm  benannten  Spiegelversuch, 
mit  dem  er  die  Interferenzstreifen  zeigt  nnd  den  unzweideutigen  Beweis 
liefert,  daß,  wenn  ein  Punkt  zu^eich  von  zwei  Lichtquellen  beleuchtet 
wird,  seine  Helligkeit  verschieden  ist,  je  nach  der  Differenz  der  Abstände 
des  Punktes  von  den  beiden  lichtqueUen. 

—  Marie  Humbert  Bemard  Gupard  macht  im  Anschluß  an  die  von  Haller 
(s.  1765  H.)  und  Orfila  (1808)  vorgenommenen  Experimente  ausgedehnte 
Versuche,  die  zeigen,  daß  die  am  Menschen  beobachteten  Wirkungen  der 
Fäulnisprodukte  in  beliebiger  Variation  beim  Tier  künstlich  hervorgerufen 
werden  können,  und  benutzt  auch  bereits  das  Blut  von  infizierten  Tieren, 
um  bei  anderen  Tieren  dieselbe  Erkrankung  hervorzurufen. 

—  Louis  Joseph  flay-Ufieae  erkennt  zuerst  die  Dampfdnxokemiedtigung  des 
Wassers,  in  welchem  Salze  aufgelöst  werden. 

—  Leopold  Gmelln  entdeckt  daa  rote  Blutlaugensalz  (Ferridcyankalium),  das 
aus  dem  Ferrocyankalium  entsteht,  wenn  man  demselben  durch  Chlor 
den  vierten  Teil  seines  Kaliumgehaltes  entzieht.  Das  Chlor  kann,  wie 
Seiohart  (1869)  nachweist,  auch  durch  Brom,  oder  wie  Böttger  (1859)  zeigt, 
durch  Bleihyperoxyd  oder  Ozon  ersetzt  werden. 

—  Hacue  modifiziert  das  Burr'sche  Verfahren  des  Röhrenpressens  (s.  1820  B.) 
dahin,  daß  der  Druck  auf  das  Blei,  den  er  mit  einer  Schraube  statt  eines 
Kolbens  ausübt,  angewendet  wird,  während  das  Metall  noch  im  flüssigen 
Zustand  ist.  Das  Blei  erstarrt  erst  als  fertige  Röhre  in  der  künstlich  ge- 
kühlten AustrittsöfFnung.  Bei  diesem  „Heißpressen"  wird  Arbeit  gespart,  aber 
die  Röhren  sind  weniger  dauerhaft,  als  die  Burr'schen  kaltgepreBten 
Röhren. 

—  Ren6  Just  Hauy  nennt  die  Krystalle,  deren  eine  Hälfte  umgedreht  erscheint, 
und  die  schon  von  Rom6  de  l'Isle  beobachtet  worden  waren,  hemitropi- 
sche.    Er  erkennt  an  ihrer  Struktur,  daß  die  Drehungsfläche  eine  bei  den 

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1888 

betrefTenden  Krystallen  Torkommende  oder  nach  den  krystallographischen 
Gesetzen  möglidie  sei. 
1822  Der  Geolog  Karl  Ernst  Adolf  vm  Hoff  beweist  in  seinem  Werke  „Ge- 
schichte der  durch  Überlieferung  nachgewiesenen  natürlichen  Yerände- 
ningen  der  Erdoberfläche"  an  der  Hand  zahlreicher  Beispiele  die  Grund- 
losigkeit der  Annahme,  daß  die  geologische  Entwicklung  der  Erdoberfläche 
durch  periodische  gewaltsame  Ereignisse  bedingt  sei.  Hoff  wird  damit  als 
Gregner  der  Katastrophentheoiie  ein  Vorläufer  von  Lyell.    (S.  1830  L.) 

—  Der  Berliner  Hofrat  Kramanr  erhält  die  Erlaubnis  zur  Aufteilung  viel- 
sitziger  Mietswagen  vor  dem  Brandenburger  Tor  in  Berlin.  Diese  Art  von 
Wagen  erhalten  nach  ihm  den  Namen  „Kremser". 

—  Wilhelm  Heinrich  «on  Kumr  in  Augsburg  und  James  Tbomton  in  Primrose 
bei  Manchester  verbessern  die  Methode  des  Dämpfens  zur  Befestigung  von 
Farben  auf  baumwollenen  Stoffen.   (S.  1819  D.) 

—  Der  Apotheker  Labarraqu«  stellt  unter  dem  Namen  „Eau  de  Labarraque" 
eine  Lösung  von  nnterchlorigsaurem  Natron  her,  die  als  Bleichflüssigkeit 
vielfach  angewendet  wird. 

—  Johann  Eonrad  Martin  LangMlMk  macht  sich  um  die  Technik  der  Ampu- 
tationen, Arterienunterbindungen,  üterusoperationen,  sowie  um  die  Star- 
operation und  künstliche  PupiUenbildung  verdient  und  tritt  mit  Ent- 
schiedenheit für  die  offene  Wundbehandlung  ein. 

—  Pierre  Simon  da  Laplaea  beweist,  daß  die  Schnelligkeit  der  Übertragung 
der  Gravitation  mindestens  50000000  mal  diejenige  des  Lichts  übertrifft. 

—  Jean  Alexandre  LaJumMU  da  Karearadac  baut  die  von  Mayor  begonnene  Aus- 
kultation der  foetalen  Herztöne  aus  und  entdeckt  das  Placentargeräusch. 

—  Nachdem  Accum  1816  den  Vorschlag  gemacht  hatte,  den  Teer  zu  destil- 
lieren imd  gewisse  Fraktionen  des  Destillats  zur  Fimisbereitnng  zu  ver- 
wenden, wird  die  erste  Teerdestillation  von  Longitiffa  und  Daltton  in  der 
Nähe  von  Leith  errichtet. 

—  Hans  Christian  Oantad  gelingt  es,  mit  Hilfe  des  von  ihm  erfundenen  Piezo- 
meters,  die  Größe  der  Kompressibilität  des  Wassers  zu  messen. 

—  Nachdem  Claude  Pouteau  in  seinem  Mnterlassenen  Werke  von  1783  zu- 
erst den  Hospitalbrand,  der  seit  alters  her  bekannt  war,  als  eine  eigen- 
artige und  selbständige  Erkrankungsform  beschrieben  hatte,  beweist  Alexan- 
der Fran^ois  OlUvIar  durch  Selbstimpfnng  mit  hospitalbrandigem  Wund- 
sekret,  daß  es  sich  dabei  um  eine  lokale  Infektionskrankheit,  erzeugt 
durch  Übertragung  eines  fixen  Giftes,  handelt.  • 

—  Der  französische  General  H.  J.  Palxhant  erfindet  die  „Paixhans-Eanone" 
benannte  Bombenkanoue,  ein  glattes  kurzes  Geschütz  größten  Kalibers, 
welches  gegen  Schiffe  (Sinope  1863,  Helgoland  1864)  mit  großer  Wirkung, 
und  auch  zum  Breschieren  von  Mauerwerk  (Bomarsund  1854  —  hier  aller- 
dings mit  geringerem  Erfolge)  Verwendung  findet. 

—  Anselme  Piyan  empfiehlt  zuerst  die  Tierkohle  zur  Reinigung  von  Trink- 
wasser. Sein  Vorschlag  findet  vielfache  Nachahmung.  Auch  die  von 
H.  Lorenz  in  Berlin  neuerdings  angefertigten  Füter  aus  gepreßter  Kohle 
gehören  hierher. 

—  Anselme  Piyan  findet,  daß  die  Kohle  aus  kalkhaltigen  Lösungen  den  Kalk 
entfernt,  und  daß  zum  Teil  chemische  Beaktionen  zwischen  Kohle  und 
MetaUsalz  stattfinden. 

—  Nachdem  schon  Joseph  Hately  (1768)  ein  Patent  auf  Überhitzung  von 
Dampf  genommen  hatte,  macht  Augier  M.  Parklns  ausgedehnte  Versuche  mit 
solchem  Dampf.  £r  verwendet  denselben  in  seinen  sohnelllaufenden  Ma- 
schinen, macht  aber  die  Erfahrung,  daß  diese  bei  dem  hohen  Dampfdruck 

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1882 

nicht  dampfdicht  zu  halten  sind.  Auch  Hajoratt  (1828),  Howard  (1830), 
Trevithick  (1832),  Kufahl  (1834)  machen  ähnliche  Erfahrungen. 
1822  Sir  Anthony  Pwrter  aus  Cork  wendet  zur  Destillation  der  Maische  zuerst 
die  direkte  Dampf destUlation  an,  indem  er  den  Dampf  unmittelbar  in  die 
Maische  hineinleitet.  Diese  Art  der  Dampf deetillation  verbreitet  sich  rasch 
in  England  und  Deutschland  und  wird  auch  in  den  Pistotius'schen 
Apparat,  sowie  in  die  Apparate  von  Siemens,  Coffey  u.  a.  übernommen, 
während  in  Frankreich  die  indirekte  Dampfdestillation  (s.  1817  G.)  vor- 
gezogen wird. 

—  Christian  Hendryk  PartoM  betrachtet  zuerst  die  Essigmutter  vom  botani- 
schen Standpimkt  aus,  beschreibt  die  auf  verschiedenen  Flüssigkeiten  sich 
bildenden  Häute  und  bezeichnet  dieselben  als  Mycoderma  (schleimige  Haut). 

—  Claude  S.  M.  PmiIIM  beobachtet  beim  Eindringen  von  Flüssigkeiten  in 
sehr  enge  Capillaren,  d.  h.  beim  Benetzen  pul  verförmiger  Körper,  nicht  un- 
erhebliche Temperaturerhöhungen,  welche  Wahrnehmung  1860  von  T.  Täte 
an  ungeleimtem  Papier,  1866  von  C.  6.  Jimgk  an  FluBsand,  1872  von 
0.  Maschke  an  amorpher  Kieselerde  bestätigt  wird. 

—  Coelestin  Qulntmi  und  8ciiwil|iii  erfinden  die  Dezimal-Brückenwage,  deren 
Arretierung  durch  Aufheben  des  Wagebalkens  und  gleichzeitiges  Senken 
des  Mittellagers  Johann  Friedrich  H.  RolW  1827  einführt. 

—  Nachdem  seit  Cartwright's  Erfindung  (s.  1 784  C. )  die  Verbesserung  des  meoha  - 
nischen  Webstuhls  vielfach  VM«ucht  worden  war,  und  nachdem  namentlich 
William  Horrocks  mit  großer  Beharrlichkeit  an  dem  Problem  gearbeitet 
hatte,  gelingt  es  Richard  Robtrtt,  den  Maschinenstuhl  zum  erwünBchten 
Ziele  zu  fördern,  so  daß  nun  die  aus  der  Fabrik  von  Sharp  &  Roberts 
in  Manchester  hervorgehenden  Kraftstühle  in  den  Manufakturen  Englands 
und  Schottlands  raschen  Eingang  finden. 

1822—23  Edward  SaMna  macht  auf  Veranlassung  der  engUschen  Regierung 
eine  wissenschaftUche  Expedition  zum  Zweck  der  Bestimmung  der  mag- 
netischen Intensität  tmd  der  Bestimmung  der  Figur  der  Erde  durch  Pendel- 
messungen, von  denen  er  eine  große  Anzahl  in  Sierra  Leone,  St.  Thomas, 
Ascension,  in  Südamerika  von  Bahia  bis  zum  Ausfluß  des  Orinoco,  in 
Westindien,  Neuengland  und  im  hohen  arktischen  Norden  bis  Spitzbergen, 
wie  im  östUchen  Grönland  ausführt.  Ihm  insbesondere  ist  die  Aufklärung 
der  Richtung  der  isodynamischen  Linien  zu  danken.     (Vgl.  auch  1819  S.) 

1822  Nicolas  Theodore  de  Sammirt  erkennt  die  Beziehungen  zwischen  Selbst- 
erwärmung der  Blüte  und  SauerstofFverbrauch. 

—  Johann  Nepomuk  Sauitr  in  Konstanz  macht  am  28.  Januar  die  erste  £x- 
stirpation  des  nicht  prolabierten  Uterus.  Wätere  derartige  Operationen 
werden  in  den  Jahren  1823  bis  1825  von  Elias  von  Siebold  und  1825  von 
Langenbeck  ausgeführt,  führen  aber  meist  zum  Tode  der  Patientinnen. 

—  Der  Physiker  Friedrich  Magnus  8chww<  in  Speyer  vereinfacht  das  Ver- 
fahren der  Gradmessung,  indem  er  nachweist,  daß  an  Stelle  der  bisher  be- 
nutzten mehrere  Meilen  langen  Standlinie  (s.  1617  S.)  eine  kürzere  Basis 
von  2  bis  4  km  Länge  ausreicht: 

—  William  Seomby  Vater  und  Sohn  erforschen  Ostgrönland  und  legen  eine 
weite  Strecke  der  Ostküste  vom  69.  bis  75.  Grad  n.  Br.  vom  Schiff  aus 
fest.  Die  imgünstigen  Eisverhältnisse  machen  im  Gregensatz  zur  leicht 
zugängUchen  Westküste  die  Landung  an  der  Ostküste  äußerst  schwierig, 
vielfach  sogar  unmögUch.     (Vgl.  1806  S.) 

—  Georg  Simon  itnMm  entdeckt  das  Jodoform,  das  er  durch  Einwirkung 
von  Kalium  auf  alkoholische  Jodlösung  herateUt. 

—  John  Tajrlor  in  Stratford  zeigt,  daß  der  geistige  Körper,  welcher  in  der 
1661   zuerst  von   Boyle  bei   Destillation   des   Holzes    erhaltenen    sauren 

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18g« 

FläBsigkeit  enthalten  ist,  dem  Weingeist  zv/m  ähnlich,  aber  doch  davon 
reisohieden  ist,  und  daß  er  namentlich  mit  Schwefelsäure  nicht  Äther 
bildet;  er  nennt  ihn  „Aether  pyrolignicns". 

1822  Friedrich  TlrtMiMin  gibt  eine  umfassende  Beschreibung  der  Entwicklung 
des  Gehirns  und  eine  grundlegende  Beschreibung  des  Arteriensystems. 

—  Ignace  VmwIz  gibt  in  seinem  „Memoire  sur  les  variationB  de  la  tempera- 
ture  dans  les  alpes  de  la  Suisse"  eine  große  Reihe  von  Tatsachen,  die 
beweisen,  daß  die  Ab-  und  Zunahme  von  Kälte  und  Wärme  und  das  da- 
durch bewirkte  Vorrücken  and  Zurückweichen  der  Gletscher  periodischen 
Veränderungen  unterworfen  sei,  und  daß  in  sehr  viel  früheren  Zeiten  die 
Temperatur  wesentlich  niedriger  als  jetzt  gewesen  aem  müsse,  wofür  ins- 
besondere die  Moränen  sprechen,  welche  weit  über  den  jetzigen  Fuß  der 
Gletscher  hinausreichen. 

—  H.  WallhWar  La  Wien  erfindet  den  Röhrchenhobel  zur  Erzeugung  von  Holz- 
drähten und  fördert  dadurch  die  Zündholzfabrikation. 

—  William  Hyde  Wollaiton  findet  in  Eisenschlacken  von  Merthyr  TydfU  in 
Wales  glänzend  kupferrote,  sehr  harte  und  spröde  Krystalle,  die  er  für 
metaUisches  Titan  hält,  die  jedoch  Wöhler  1849  als  Cyanstickstofftitan 
erkennt.  Er  fördert  die  analytische  Chemie  nach  den  verschiedensten 
Richtungen. 

—  Thomas  Young  gibt  Veranlassung  zur  Fabrikation  der  Dinassteine  (Dinas 
bricks),  die  aus  dem  Kalkstein  des  Vale  of  Neath  in  South  Wales  mit 
etwas  Quarzpulver  und  Kalk  als  Bindemittel  gebrannt  werden  und  sich 
als  feuerfestes  Material,  namentlich  später  für  die  Regenerativ -Gasöfen 
bewähren. 

—  William  Chiistopher  ZaiM  stellt  durch  Zusammenbringen  von  weingeistigem 
Kali  mit  Schwefelkohlenstoff  die  Xanthogensäure  dar,  deren  Derivate  von 
Desains  (1847)  und  Debus  (1849)  näher  studiert  werden.  1824  erhält  er 
durch  Einwirkung  von  überschüssigem  Schwefelkohlenstoff  auf  eine  schwache 
Lösung  von  weingeistigem  Ammoniak  die  Sulfocarbaminsäure. 

1823  Giovanni  Battista  Amld  entdeckt,  daß  aus  dem  Pollenkom  der  Pflanzen 
ein  Schlauch  hervorwächst,  dessen  Hinabdringen  durch  den  Griffel  bis  zur 
Samenknospe  und  dessen  Eintritt  durch  die  Mikropyle  er  1830  entdeckt.  Er 
weist  1842  und  1846  nach,  daß  sich,  vor  Eindringen  des  Pollenschlauchs, 
in  der  Samenknospe  ein  Keimbläschen  ausbildet,  welches  durch  Zutritt 
dee  Pollenschlauchs  zur  Ausbildung  des  Embryos  angeregt  wird. 

—  Giovanni  Battista  Amiei  erkennt  die  Bedeutung  der  großen  Öffnungswinkel 
für  die  stärkeren  Mikroskop-Objektive  und  wendet  deshalb  zuerst  stark 
gewölbte  plankonvexe  VorderUnsen  an,  wie  sie  für  stärkere  Objektive  auch 
heute  noch  üblich  sind. 

—  Andr6  Marie  Amp^  spricht  die  von  ihm  ergründeten  Anziehungen  und 
AbstoBungen  zwischen  stromdurchflossenen  Leitern  in  einer  Formel  für 
die  Femkraft  zwischen  Stromelementen  aus,  die  als  Kardinalformel  der 
Elektrodynamik  bezeichnet  werden  kann. 

—  Jean  Zulima  Amimat  schlägt  gerade  Katheter  für  den  seitdem  als  „gerad- 
linigen" bezeichneten  Katheterismus,  für  die  Extraktion  und  die  Zer- 
störung von  Fremdkörpern  in  der  Blase  vor.  Er  veröffentlicht  1829  seine 
berühmten  Untersuchungen  über  die  Torsion  der  Arterien. 

—  Der  Kunsttischler  BamM  in  Comwall  macht  den  ersten  Versuch,  Eisen  mit- 
tels einer  schnell  rotierenden  eisernen  Scheibe  zu  durchschneiden.  (S.  1606  B.) 

—  Der  italienische  Reisende  Giulio  Constantino  Mtraml  entdeckt  die  Quell- 
gegend des  Mississippi. 

—  Pierre  Btrthltr  stellt,  wie  E.  Mitscherlich  berichtet,  aus  Kieselsäure,  Kalk 
und  Magnesia  künstlichen,  krystaUisierten  Pyroxen  her. 

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1888 

1823  Johann  Jacob  «on  Bamllus  stellt  zuerst  Tetrachloreilicium  durch  Erhitzen 
von  Silicium  im  Chloistrom  her.  Näher  untersucht  wird  dasselbe  nament- 
lich von  Friedel  und  Ladenburg  (1867),  sowie  von  Troost  und  Haute- 
feuiUe  (1871). 

—  Johann  Jacob  vwi  BamHns  stellt  Aluminiumfluorid  in  Lösung  dar  und  ge- 
winnt daraus  Kalium -Aluminiumfluorid,  Natrium-Aluminiumfluorid  und 
Ammoniumfluorid.  Durch  Einleiten  von  Fluor -Wasserstoff gas  in  Tonerde, 
die  er  bis  zum  beginnenden  Glühen  erhitzt,  gewinnt  1856  Brunner  das 
Fluorid  in  trockenem  Zustand.  Im  gleichen  Jahr  stellt  Henri  Sainte-Claire- 
Deville  das  Fluorid  durch  Schmelzen  von  KryoUth  mit  schwefelsaurer 
Tonerde  imd  Auslaugen  des  schwefelsauren  Natron  aus  der  Schmelze  dar. 

—  Johann  Jacob  vm  BamHm,  der  bereits  1810  durch  Glühen  von  Kieselerde. 
Eisen  und  Kohle  unreines  Silicium  erhalten  hatte,  stellt  reines  metallisches 
Silicium  aus  Fluorsiliciumkalium  in  amorphem  Zustand  her;  die  krystal- 
linische  Modifikation  wird   1854  von  Henri  Sainte-Claire-Deville  erhalten. 

—  Johann  Jacob  von  Bamlliis  wendet  zuerst  die  Flufis&ure  in  der  Mineral- 
analyse  zur  AufschlieBung  der  unlöslichen  Silikate  an. 

—  Friedrich  Wilhelm  Demi  stellt  fest,  daß  der  Eintritt  eines  Sternes  in  das 
Fadenkreuz  des  Femrohrs  von  verschiedenen  Beobachtern  aus  physio- 
logischen Gründen  verschieden  aufgefaßt  und  registriert  wird,  daB  indes 
die  Ungenauigkeit  der  Registrierung  für  ein  und  denselben  Beobachter 
meist  eine  gleichbleibende  (sog.  „persönliche  Gleichung")  ist,  so  daß  sie 
bei  der  Reduktion  der  astronomischen  Beobachtungen  mit  in  Rechnung 
gestellt  werden  kann.  Auch  0.  Struve  hat  diese  Erscheinung  eingehend 
studiert.     (S.  a.  1786  M.,  1821  A.  und  1863  H.) 

—  Friedrich  Wilhelm  BatMl  spricht  zuerst  die  Ansicht  aus,  daß  die  in  der 
Bahnbewegung  des  Uranus  beobachteten  Unregelmäßigkeiten  ihre  Ursache 
ohne  Zweifel  in  der  Existenz  eines  noch  unbekannten  Planeten  jenseits 
des  Uranus  haben.     (Vgl.  1845  A.  und  1846  L.) 

—  Jean  Baptiste  Blot  bestimmt  die  Geschwindigkeit  des  Schalls  für  Gußeisen 
und  findet  den  Wert  von  347ä,5  m/sec.  Andere  direkte  Messungen  liegen 
nicht  vor,  doch  haben  Wertheim  (1884)  durch  Beobachtung  der  Longitudi- 
naltöne  von  Stäben  und  Kundt  durch  die  Methode  der  Staubfig^en  die 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit  des  Schalls  für  eine  Anzahl  fester  Körper 
bestimmt  und  fast  genau  unter  sich  und  mit  der  Theorie  übereinstimmende 
Werte  erhalten. 

—  Samuel  Brown  gibt  die  Idee  einer  atmosphärischen  Gaskraftmasohine  an 
und  erhält  ein  englisches  Patent  auf  eine  Maschine,  bei  welcher  eine 
außerhalb  des  Zylinders  brennende  Zündflamme  das  Gasgemisch  ent- 
zündet. 

—  Carl  Emanuel  Brunnor  gibt  ein  Verfahren  an,  zur  Gewinnung  von  Kalium 
kohlensaures  Kali  mit  Kohle  bei  Weißglühhitze  zu  zersetzen.  Die  Methode 
wird  von  Donny  und  Mareska  (1851)  verbessert. 

—  Michel  Eugene  ChovroHl  stellt  zuerst  die  Ölsäure,  wenn  auch  in  unreinem 
Zustande,  dar,  die  von  Gottlieb  dann  rein  erhalten  wird. 

—  Michel  Eugene  Chovrovl  stellt  die  Resultate  seiner  seit  1810  unternommenen 
Untersuchungen  über  die  Fettarten  und  den  Verseifungsprozeß  in  seinen 
„Recherches   chimiques  sur  les  corps  gras   d'origine  animale"  zusammen. 

—  G^rard  Joseph  Ghrittim  unterscheidet  in  seinem  „Trait^  de  mäcanique  in- 
dustrielle" scharf  zwischen  der  Expansion  in  einem  Zylinder  und  der  in 
mehreren  und  beschreibt  die  Mehrfach-Expansionsmaschine  vom  allgemeinen 
Gesichtspunkt  in  richtiger  Weise. 

—  Humphry  Davy  und  Michael  Faraday  gelingt  es,  die  Kohlensäure  durch 
eigenen  Druck  in  den  flüssigen  Aggregatzustand  überzuführen. 


—     350     — 

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188t 

1823  Die  Grebrüder  DsMala  richten  in  Mosdok  die  eiste  Petioleumdestillation 
ein.  Ihr  DestiUationspTOzeß  ist  noch  sehr  primitiv.  In  Amerika  werden 
die  ersten  Destillationsversuche  von  SilUman  ( 1833)  gemacht;  nach  Beginn 
der  Petroleuminduatrie  im  großem  Maßstab  geht  Wilson  zuerst  (1860)  zur 
Dampfdestillation  über.  Die  erste  Anwendung  des  überhitzten  Dampfes 
zur  Petroleumdeatillation  erfolgt  1870  durch  Matscheko. 

—  Jean  Baptiste  Diinai  und  Jean  Louis  Prtvwt  veröffentlichen  ihre  Unter- 
suchungen über  die  Bildung  und  die  Zirkulation  des  Blutes  beim  Menschen 
und  bei  einzelnen  Tiergattungen. 

—  Der  Instrumentenmacher  S^butien  Em4  in  Paris  erfindet  für  die  Hammer- 
mechanik des  Pianoforte  die  Repetition,  durch  welche  derselbe  Ton  in 
raschester  Aufeinanderfolge  wiederholt  angeschlagen  werden  kann. 

—  Michael  Faraiay  beweist  durch  Verflüssigen  des  Chlors,  daß  das  Dogma 
von  der  Permanenz  der  Gase  unrichtig  ist,  und  daß  der  Aggregatzustand 
von  dem  Druck  und  der  Temperatur  abhängt. 

—  Faraiay  und  Barivw  zeigen,  wie  man  elektrischen  Strom  in  Bewegung  und 
damit  Stromenergie  in  meohanigche  Energie  umsetzen  kann. 

—  Marie  Jean  Pierre  Flourtnt  unternimmt  zuerst,  methodisch  die  Leistungen 
der  verschiedenen  Himteile  abzugrenzen,  und  erweist  durch  den  Versuch, 
daß  das  Großhirn  das  Organ  der  höheren  Seelent&tigkeit  ist. 

—  Fontana  in  Turin  führt  das  Töten  der  Seidenkokons  im  Wasserbade  ein, 
■wobei  er  Blechbehälter  verwendet,  die  mit  kochendem  Wasser  umgeben 
sind,  wodurch  Überhitzung  vermieden  wird. 

—  Joseph  von  Fnuinhohr  sieht  im  Spektrum  des  Sirius  und  einiger  anderer 
Sterne  dunkle  Linien,  wie  er  solche  im  Sonnenapektrum  (vgl.  1814  F.)  auf- 
gefunden hat. 

—  Joseph  von  Fnuinholor  bestimmt  mit  einem  von  ihm  konstruierten  Spektro- 
photometer  die  relative  Helligkeit  verschiedener  Teile  des  Sonnenspektrums. 
Seine  Methode  wird  später  von  Abney  u.  a.  verbessert. 

—  Augustin  Jean  FreunI  wendet  das  Yonng'sche  Interfereuzprinzip  auf  das 
Huygens'sche  Prinzip  (Theorie  der  Elementarwellen)  an  und  gibt  so  die 
Erklärung  für  die  Beugung  und  für  die  geradlinige  Fortpflanzung  und 
alle  Ausbreitungserscheinungen  des  Lichtes. 

—  Der  Chemiker  und  Mineralog  Johann  Kepomuk  von  Fuchs  in  München 
stellt  zuerst  das  Wasserglas  durch  Zusammenschmelzen  von  kohlensauren 
AlkaUen  und  Sand  dar.    (VgL  1846  Seh.) 

—  Der  Arzt  und  Chemiker  Ernst  August  Qoltmr  zu  LöBnitz  erfindet  die  aus 
Nickel,  Kupfer  und  Zink  bestehende,  von  ihm  „Argentan"  genannte  Le- 
gierung. Nachdem  es  Gersdorff  (1823)  gelungen  war,  das  Nickel  fabrik- 
mäßig darzustellen,  errichtet  Geitner  eine  Argentanfabrik  in  Schneeberg, 
-während  das  gleiche  Produkt  von  G«brüder  Henninger  in  Berlin  um  die- 
selbe Zeit  unter  dem  Namen  „Neusilber"  erzeugt  wird.  Andere  Namen  für 
diese  Komposition  sind  Alpaka,  Alfenide  usw.  Auch  das  seit  dem  18.  Jahr- 
hundert von  China  unter  dem  Namen  „Packfong"  importierte  Metall,  dessen 
Zusammensetzung  aus  Nickel,  Kupfer  und  Zink  Engeström  1776  erkannte, 
ist  identisch  mit  Argentan. 

—  William  Snow  Harris  führt  die  erste  elektrische  Zündung  für  Sprengzwecke 
mit  Keibungselektrizität  aus.   (Funkenzündung.) 

—  Nachdem  Fratkz  von  Paula-Gruithuisen  die  Ausführung  der  schon  von  den 
Wundärzten  der  byzantinischen  Schule  gepflegten  und  zu  Mitte  des  17.  Jahr- 
hunderts namentlich  von  Antonio  Ciucci  ausgebildeten  Lithotripsie  wieder 
angeregt  hatte,  gibt  Charles  Louis  Stanislas  Hourtolonp  für  die  Steinzer- 
trümmerung  ein  spezielles  Instrument,  den  Percuteur  (Steinbrecher)  an.  Sein 


—     351     — 

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182« 

Streit  mit  Jean  Civiale,  der  die  Priorität  der  Erfindung  beansprucht,  bleibt 
unentschieden . 

1823  Dr.  Krflfir-HmiM  erfindet  eine  Pflasterwalze,  die  das  Vorbfld  der  noch 
jetzt  in  den  Apotheken  gebräuchlichen  Pflasterstreichmaschinen  bildet. 

1823 — 26  Heinrich  Friedrich  Emu  Ltnz  findet  bei  seinen  Beobachtungen  während 
der  zweiten  Weltumsegelung  Kotzebue's,  daB  die  Temperatur  des  Welt- 
meers von  46*  n.  Br.  bis  zum  Äquator  bis  auf  nahezu  2000  m  Tiefe  be- 
ständig abnimmt,  und  zwar  anfangs  schnell,  dann  langsamer  und  ztdetzt 
ganz  unmerklich,  daß  dagegen  in  Tiefen  von  ca.  120  m  die  Temperaturen 
von  48 — 27°  n.  Br.  wachsen  und  zwar  von  12  auf  20,6*>  C,  daß  sie  sich  da- 
gegen von  16<*  n.  Br.  bis  zum  Äquator  konstant  auf  14,6°  C  halten.  Aus 
diesen  VerhältnisBen  ergibt  sich  ein  Abfließen  des  wärmeren  Wassers  vom 
Äquator  zu  den  Polen  an  der  Oberfläche  und  ein  Zufließen  kälteren 
Wassers  aus  hohen  Breiten  nach  dem  Äquator,  anfangs  in  horizontaler 
Richtung,  unter  der  Linie  aber  von  unten  nach  oben  (Theorie  der  ozea- 
nischen Zirkulation). 

1823  Jnstus  von  LI*M(  und  Louis  Joseph  Gay-Lmtac  finden  bei  der  Analyse  der 
Knalkäure  Werte,  welche  völlig  mit  denen  der  von  Vauquelin  1818  ent- 
deckten und  von  Wöhler  1822  näher  untersuchten  Cyansäure  überein- 
stimmen. Liebig  untersucht  bei  dieser  Gelegenheit  die  von  Higgins,  Howard 
und  Brugnatelli  (s.  d.)  gefundenen  Fulminate  und  konstatiert,  daß  sie 
sämtlich  Salze  der  Knallsäure  sind. 

—  Fran^ois  Magmdla  setzt  die  von  Gaspard  (s.  1822  G.)  unternommenen  Versuche 
fort  und  stellt  durch  seine  umfassenden  Experimente  mit  Jauoheein- 
spritzungen  die  Begriffe  der  Pyaemie,  der  Ichorrhaemie  und  der  Me- 
tastasen fest. 

—  Nachdem  die  Versuche  von  Besson  und  Peal  (1791),  Johnson  (1797), 
Champion  (1811),  Claxk  (1815)  und  Thomas  Hancock  (1820),  Stoffe  durch 
Kautschuk  wasserdicht  zu  machen,  ohne  praktische  Resultate  geblieben 
waren,  gelingt  es  Charles  Maklntoth,  wasserdichte  Stoffe  herzuBtellen,  indem 
er  zwei  Gewebeschiohten  durch  dazwischen  liegenden  in  Steinkohlenteeröl 
aufgelösten  Kautschuk  verbindet.  Hieran  schUeßt  sich  später  das  Ver- 
fahren der  Milleraingesellschaft  zum  Wasserdichtmachen  an. 

—  Friedrich  Mohs  bringt  die  von  Hauy,  Bemhardi  und  Weiß  gefundenen 
krystallographischen  Gesetze  in  klaren  organischen  Zusammenhang. 

—  Nach  einem  vorausgegangenen  Versuche  von  W.  S.  Losh  (1814)  wird  das 
Leblanc-Soda- Verfahren  (s.  1791  L.)  durch  James  Mutpratt  in  großem 
Maßstabe  eingeführt  und  damit  der  außerordentliche  Aufschwung  der  eng- 
lischen Sodafabrikation  eingeleitet. 

—  Louis  Marie  Henri  Navltr  wendet  zuerst  das  Gresetz  von  der  Erhaltung 
der  lebendigen  Kräfte  auf  das  Gebiet  der  Hydraulik  an  und  gibt  eine 
Theorie  der  Kettenbrücken. 

—  Franz  Ernst  Naumann  führt  die  Ijinearprojektion  und  die  Kugelprojektion 
in  die  KrystaUographie  ein.  (S.  a.  1839  M.)  Die  Bezeichnung  „Linear- 
projektion"  rührt  von  Quenstedt  her. 

—  A.  Odiar  entdeckt  in  den  Flügeln  von  Insekten  und  im  Panzer  von 
Crustaceen  eine  eigentümliche  Substanz,  der  er  den  Namen  „Chitin"  beilegt. 
Lassaigne  stellt  1843  fest,  daß  diese  Substanz  stickstoffhaltig  ist. 

—  Oaretsd  und  Fourtar  bestätigen  die  Seebeck'schen  Angaben  über  die  Thermo- 
elektrizität (vgl.  1821 S.)  und  konstruieren  die  erste  Thermosäule  (aus 
Wismut  und  Antimon),  mit  welcher  sie  auch  schon  chemische  Wirkungen, 
nämlich  die  Zersetzung  von  Kupfersalzen  erzielen. 

—  Der  Techniker  Palmar  erfindet  eine  zum  Bimtpapierdruok  dienende  Model- 
Druckmaschine,   die   den  Druck   mit  der  Hand  nachahmt,  jedoch  nicht 

—     352     - 


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188» 

kontinnierlioh  arbeitet  und  später  von  der  im  Prinzip  den  Maschinen  für 
Eattnndmok  nachgebildeten  Walzendmckmasohine  verdrfingt  wird. 
1823    Der  Apotheker  PtUt  in  Corbeil  konstruiert  nach  dem  Muster  der  in  den 
Pulverfabriken    gebr&nchlichen   Mischtrommeln   PuIverisiermaBohinen    für 
den  pharmaseutisohen  Grebrauoh. 

—  Po«  und  Fmcn  konstruieren  die  Patentankerwinde  (Gangspill  mit  verti- 
kaler Achse)  znm  Aufwinden  eiserner,  auch  schwerster  Ankerketten. 

—  Für  ein  in  Bordeaux  veranstaltetes  Ballett,  in  welchem  ein  gefrorener 
See  mit  Schlittschuhläufern  vorkommt,  konstruiert  der  Ballettmeister 
RoMtai  die  RoUschlittschuhe,  die  später  namentlich  durch  die  Pariser  Erst- 
anfföhrang  von  Meyerbeer's  „Prophet"  (1849)  in  weiteren  Kreisen  bekannt 
werden.  (Nach  dem  Grothaischen  HofkaJender  v.  J.  1790  soll  Vanlede  in 
Paris  der  Erfinder  der  Eollschuhe  sein.) 

—  Rofeiioii  konstruiert  eine  viel  gebrauchte  Drahtlehre,  die  aus  zwei  stähler- 
nen zu  einem  sehr  spitzen  Winkel  zusammengesetzten  Linealen  besteht. 
Man  liest  die  Dicke  eines  Drahtes  an  einer  Einteilung  auf  den  Bändern 
der  Lineale  ab,  indem  man  die  Stelle  beobachtet,  bis  zu  welcher  der 
Draht  sich  in  den  offenen  Winkel  einschieben  läßt. 

—  Der  Münchener  Tischler  Angelo  Sakadlnl  fertigt  die  ersten  hölzernen  PiUen- 
masohinen  für  Apotheken,  die  sich  namentlich  für  die  Sublimatpillen  ein- 
bürgern. 

—  Johan  Fredeiik  Schouw  macht  dem  Versuch,  die  pflanzengeographische  Ein- 
teilnng  der  Erdoberfläche  auf  Karten  darzustellen,  und  veröffentlicht 
gleichzeitig  die  „Grundzüge  einer  allgemeinen  Pflanzengeographie". 

—  Der  Fabrikant  Karl  Sebastian  SchOnabach  in  Baden-Baden  führt  die 
Sohnellessigfabrikation  ein,  bei  welcher  die  alkoholische  Flüssigkeit  in 
sehr  groBer  Oberfläche  der  Einwirkung  der  Luft  ausgesetzt  wird. 

1823 — 28  Johann  Nepomuk  von  SchwMi  zeigt  in  seiner  „Anleitung  zum  prakti- 
schen Ackerbau"  auf  Grund  der  vielfältigen  von  ihm  und  anderen  ge- 
machten Beobachtungen  und  Erfahrungen,  wie  der  Landwirt  seinen  Betrieb 
am  vorteilhaftesten  einrichten  und  führen  könne.  Er  hebt  namentlich 
hervor,  daß  die  Verschiedenheit  der  natürlichen  Verhältnisse,  namentlich 
von  Boden  und  KUma,  auch  eine  Verschiedenheit  in  dem  landwirtschaft- 
lichen Betrieb  bedinge  und  trägt  dadurch  zu  dem  Fortschritt  des  Acker- 
nnd  Pflanzenbaus,  insbesondere  aber  des  Handelsgewächsbaus  bei. 

1823  Thomas  Johann  gsefceek  stellt  eine  thermoelektrisohe  Spannungsreihe  auf, 
bei  der  in  Analogie  zur  Volta'schen  Spannungsreihe  das  vorhergehende 
Metall  gegen  das  nachfolgende  negativ  ist.  Hankel  ändert  1844  diese 
Reihe  etwas  ab  und  fügt  eine  Anzahl  Legierungen  ein;  am  negativen 
Ende  der  Reihe  steht  das  Wismut,  am  positiven  das  Tellur. 

—  9ttu4  konstruiert  eine  der  ersten  bekannten  Rundschneidemasohinen,  um 
kreisförmig  in  sich  zurückkehrende  oder  bogenförmige  Schnitte  zu  machen, 
die  namentlich  zur  Fabrikation  der  Faßböden,  Radfelgen,  geschweiften 
Bürstenhölzer,  krummen  Schiffbauhölzer  usw.  angewendet  wird. 

—  Johannes  Andreas  StrsIciMr  erflndet  die  Pianinomechamk,  d.  h.  den  An- 
schlag auf  die  Saiten  von  oben.  Seine  Mechanik  ist  im  wesentlichen  der 
Stein'sche  MeohanismuB  (s.  1770  S.)  in  umgekehrter  Lage. 

—  Friedrich  Ttodomuin  und  Leopold  Gmalln  einerseits  und  Franko!»  Laorat  und 
Jean  Louis  Umalfna  andererseits  arbeiten  auf  dem  Gebiet«  der  Ver- 
dannngaphjsiologie.  Die  ersteren  bestätigen  die  saure  Reaktion  des  Magen- 
saftes (s.  1783  S.)  und  entdecken  die  alkalische  Reaktion  des  Pankreas- 
saftes,  dessen  Speichelähnlicfakeit  die  letzteren  erkennen. 

—  Der  Kapit&n  James  WaMali  segelt  mit  der  „Jane"  und  dem  „Beaufoy"  von 
der  Melvilleinsel  nach  Süden,  durchschneidet  den  Polarkreis  am  IL  Januar 

DsTmitsedtar.  SS 

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1888 

1823  in  33<*  30'  w.  L.  und  gelangt  am  20.  Februar  zu  der  höchsten  bis 
dahin  erreichten  Breite  von  74o  16'  unter  dem  Meridian  von  33o  20'.  Der 
Ozean,  dem  er  den  Kamen  „G«org  IV."  beilegt,  ist  hier  frei  von  Eis.  Am 
12.  März  erreicht  er  Süd-Georgien. 

1823  Ferdinand  Wumr  macht  die  erste  wiasenschaftUohe  Untersuchung  des 
Lebertrans  (Oleum  jeooris  aselli),  der,  nachdem  er  in  Skandinavien  schon 
lange  als  Volksheihuittel  gedient  hatte,  178S  znerst  durch  engiisohe  Ärzte 
angewendet  und  1822  von  Hofrat  Scherer  in  Siegen  auf  dem  Kontinent 
eingeführt  worden  war. 

1824  6.  B.  Airy  erörtert  eingehend  die  Erfordernisse  eines  guten  Femrohr- 
Okulars,  die  nach  ihm  theoretisch  von  Littrow  (1821),  Santini  (1841)  u.  a. 
behandelt  werden,  während  in  praktischer  Elinsioht  namentiioh  C.  Kdlner 
(1849),  A.  Steinhdl  (1867)  und  neuerdings  ZeiB  und  Abbe  an  der  Vervoll- 
kommnung dieser  Okulare  tätig  sind. 

—  Fran^oia  Dominique  AriflO  entdeckt  die  Erscheinungen  des  Botations- 
magnetismus. 

—  Der  Maurermeister  Joseph  kifttn  in  Leeds  setzt  die  von  Vioat  (s.  1818  V.) 
begonnenen  Versuche  weiter  fort  und  führt  sie  in  seinem  „Portland- 
zemente" zu  voUem  Erfolge.  Er  gibt  seinem  Fabrikate  diesen  Namen 
aus  dem  Grunde,  weil  der  erhärtete  Zement  an  Farbe  und  Haltbarkeit 
dem  in  England  viel  zu  Bauten  verwendeten  Portlandstone  ähnlich 
ist.  Die  Bezeichnung  geht  später  auf  alle  kfinstliohen  hydraulischen 
Kalke  über. 

—  Johann  Jacob  «on  Bamllw  stellt  durch  Erhitzen  von  Kalium-Zirkonium - 
fluorid  mit  Kalium  in  einem  eisernen  mit  Deckel  versehenen  Bohr  und 
Eingießen  des  Reaktionsprodukts  in  Wasser  metaUisches  Zirkon  her.  (S.  a. 
1790  K.)  Später  erhält  A.  C.  Beoquerel  das  Metall  auch  elektrolyiiisch 
aus  einer  Zirkonohloridlösung  in  Form  von  stahlgrünen  Lamellen. 

—  Johann  Jacob  «on  BtmllM  stellt  Borsuperohlorid  (Chlorbor)  durch  Erhitzen 
von  funorphem  Bor  in  einem  Strome  trockenen  Chlorgases  her.  Dasselbe  wird 
später  von  Salnte-Claire-Deville  und  Wöhler  zu  einer  farblosen  Flüssigkeit 
vom  Siedepunkt  H"  C.  verdichtet. 

—  Friedrich  Wilhelm  BmmI  nimmt  den  von  Römer  (s.  1680  R.)  verwirklichten 
Gedanken  wieder  auf  und  stellt  für  die  Bestimmung  der  Polhöhe  ein  in 
der  Richtung  von  Osten  nach  Westen  orientiertes  Passageinstrument  auf. 
Auch  Hansen  (1828),  Encke  (1843),  Struve  (1868),  M.  Löwy  (1881),  Com- 
stook  (1883)  u.  a.  betonen  die  Vorzüge  der  Polhöhebestimmung  mit  so 
aufgestellten  Instrumenten. 

—  Bonaifev  unterwirft  das  Lorbeeröl  und  den  Lorbeercampher,  sowie  das 
XeroUöl,  den  Nerolicampher  und  den  BasiUcumoampher  einer  eingehen- 
den Untersuchung. 

—  Der  französische  Ingenieur  M.  Burtin  gibt  einem  von  ihm  konstruierten 
Wasserrad  den  Namen  „Turbine". 

—  Nicolas  Leonard  Sadi  OariMt  weist  nach,  daB  die  Menge  der  von  der 
Dampfmaschine  geleisteten  Arbeit  der  Menge  der  aus  dem  Kessel  in  den 
Kondensator  übergehenden  Wärme  proportional  ist  und  stellt  den  Satz 
auf:  „Die  bewegende  Kraft  der  Wärme  ist  unabhängig  von  den  Wirkungs- 
mitteln,  welche  dazu  dienen,  dieselbe  hervorzubringen,  ihre  Menge  ist 
lediglich  durch  die  Temperatur  der  Körper  bestimmt,  zwischen  denen  sich 
als  letztes  Ergebnis  die  Übertragung  der  Wärme  vollzieht."  (Camot'soher 
Satz.)  Durch  die  von  ihm  ausgebildete  Lehre  vom  Kreisprozeß  trägt  er 
wesentlich  zur  Entwicklung  der  HeiBluftmaschine  bei. 

—  Nachdem  nacheinander  B.  Martin  (1769),  J.  und  H.  van  Deyl  (1807),  Fraun- 
hofer  (1811),   Amici   (1816),   TuUey  (1824)  versucht  hatten,   nach  dem 


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1884 

Enler'Bohen  Aohromagiepriiuip  wirkaame  mikroskopische  Objektive  zu 
erzielen,  gelingt  dies  V.  nnd  Ch.  OhWiBir  durch  Übereinandersohrauben 
mehrerer  für  sich  achromatischer  Linaen,  welche  xusammen,  einsein  oder 
in  beliebigeu  Kombinationen,  benutzt  werden  können. 
1824  OnMtey  in  London  konstruiert  einen  selbstregistrierenden  GasdrackmesBer, 
welcher  die  Veränderongen  des  Gaadrookes,  wie  sie  im  Laufe  des  Tages 
stattfinden,  fortlaufend  in  Kurven  selbsttätig  auf  Papier  verzeichnet.  Der 
Apparat  wird  später  von  Ochwadt,  Thorpe  n.  a.  verbessert. 

—  Dallas  in  London  erfindet  die  erste  Steinhaumaschine  zur  Zurichtung 
größerer  ebener  Steinfläohen. 

—  Hnmphry  Divy  sucht  die  kupfernen  Schifisbeschläge  dadurch  zu  konser- 
viraen,  dafi  er  sie  mit  Platten  eines  elektropositiveren  Metalls,  Zink, 
Stabcisen  oder  Gufieisen  in  Berührung  bringt,  um  durch  die  elektro- 
motorische Kraft  dieser  Metalle  das  Kupfer  in  den  elektronegativMi  Zu- 
stand zu  versetzen  und  vor  Oxydation  zu  schützen  (Protektoren). 

—  Ctear  Mansu^te  OMprati  in  Paris  stellt  Versuche  über  den  Ursprung  der 
tierischen  Wärme  an  und  beweist,  dafi  der  Verbrennungsvorgang  im 
tierischen  Körper  hinreicht,  um  die  Wärmeerzeugung  zu  erklären. 

—  Johann  Wolfgang  DUirilair  in  Jena  entdeckt,  dafi  schwammiges  Platin  in 
einem  mit  atmosphärischer  Luft  versetzten  WasserBtoffstrom  freiwillig 
glühend  wird,  nnd  gründet  darauf  das  nach  ihm  benannte  Platiufeuerzeug. 

—  Augnstin  Pierre  Dubnmiaat  lehrt  die  Bereitung  des  Spiritus  aus  Zucker- 
rüben. 

—  Jean  Baptiste  Dumas  bringt  zuerst  die  Bildung  von  Kohlenhydraten  aus 
Kohlensäure  und  Wasser  unter  Absoheidung  von  Sauerstoff  in  der  Pflanze 
(AssimilationsproBeB)  mit  dem  Chlorophyll  im  Zusammenhang,  worin  ihm 
1872  Lommel  beitritt.    (S.  a.  1879  P.) 

—  Ren^  Joaquin  Henri  DulraciMt  betont,  daß  in  der  Pflanzenwelt  Licht  und 
Schwerkraft  die  Ursache  der  geotropischen  und  heliotropischen  Beiz- 
bewegungen  sind,  dafi  dieselben  also  auslösend  wirken,  und  dafi  die 
Orientierung,  in  welcher  die  Organe  in  der  Natur  gefunden  werden, 
durch  das  verschiedenartige  Zusammenwirken  von  Creotropismus,  Helio- 
tropismuB,  Eigengewicht  und  Eigenrichtung  zustande  kommt. 

—  Marie  Jean  Pierre  Floanni  legt  den  Grund  zum  physiologischen  Terständnis 
des  Ohrlabyiinths.  Er  weist  durch  Experimente  an  Vögeln  und  Säuge- 
tieren die  Gleiohgewiohtsfunktion  der  halbkreisförmigen  Kanäle  und  die 
Funktion  der  Schnecke  als  Hörorgan  nach. 

—  Nachdem  J.J.  Welter  1817  die  von  Descroirilles  (s.  179SD.)  zuerst  angegebene 
Chlorometrie  durch  Indigolösung  wieder  au^nommen  hatte,  vervoll- 
kommnet Louis  Joseph  flay-Lunac  durch  seine  „Instruction  sur  l'essai  du 
chlornre  de  chaux"  die  Methoden  der  Chlorometrie,  indem  er  an  Stelle 
der  ungenaue  Resultate  gebenden  Indigolösung  eine  Lösung  von  arseniger 
Säure,  die  mit  einigen  Tropfen  Indigsolution  blau  gefärbt  wird,  verwendet. 
Die  arsenige  Säure  wird  durch  das  freie  Chlor  in  Arsensäure  übergeführt 
imd  die  Indigsolution  eist  gebleicht,  sobald  die  letzte  Spur  arseniger  Säure 
oxydiert  ist. 

—  Louis  Joseph  Qay-Lunae  stellt  alkoholometrische  Untersuchungen  an,  welche 
die  gesetzliche  Grundlage  für  die  Gehaltsbestimmung  weingeistiger  Flüssig- 
keiten in  Frankreich  abgeben.  Sie  stimmen  mit  den  Tralles'schen  An- 
gaben sehr  nahe  überein.  Ihre  Revision  durch  die  aus  Pouillet,  Chevreul, 
Despretz  und  Fr^my  gebildete  Kommission  i.  J.  1869  ergibt  kein  wesent- 
lich anderes  Resultat. 

—  John  Frederick  William  HscMlMl  gibt  die  erste  genauere  Zeichnung  des 
Orionnebels,    die    er    1837    nach    seinen    am    Kap   der   Guten    Hoffnung 

S3* 

—     355     — 


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1884 

gemachten  Beobachtungen  noch  wesentlich  yerrollkommnet.  Lord  Reese 
glaubt  1861  mit  seinem  Rieeenteleskop  in  diesem  Nebel  Sterne  zu  sehen, 
was  jedoch  durch  die  Huggins'sohen  Forschungen  (s.  1866  H.)  widerlegt 
wird. 
1824  J.  Ibbttm  nimmt  das  erste  englische  Patent  auf  Erzeugung  von  Wassergas. 
(S.  1780  F.)  Die  erste  größere  praktische  Anwendung  des  Wassergases 
macht  1830  Donovan  in  Dublin.    (Vgl.  1830  D.) 

—  Nachdem  Johann  Peter  Frank  1792  unter  dem  Namen  Peritonitis  muscn- 
laris  das  Bild  einer  Blinddarmentzündimg  beschrieben  hatte,  gibt  Jean 
Baptiste  Louyw-Vllltmray  zwei  eingehende  Beobachtungen  einer  solchen 
Krankheit,  bei  welcher  jedesmal,  wie  er  hervorhebt,  der  Processus  vermi- 
culaiia,  Wurmfortsatz,  in  Mitleidensohaft  gezogen  war.  Puchelt  gibt  1829 
einen  festen  Symptomenkomplez  und  bezeichnet  die  Krankheit  als  Perityph- 
litis. 

—  Th.  F.  L.  Nmi  von  ESMbtek  untersucht  zuerst  das  vielfach  als  Bandwurm- 
mittel gebrauchte  Kusso  (aus  Brayera  anthelmintioa) ,  aus  dem  später 
(1869)  das  Kussin  dargest^t  wird. 

—  Palotta  stellt  aus  der  bereits  im  16.  Jahrhundert  in  den  Arzneisohatz  über- 
nommenen Sarsaparilla,  die  vielfach  gegen  SyphiUs  verwendet  wird,  einen 
krystallinischen  Körper,  das  Parillin  (Smiladn,  Sanaparillin)  her.  Die 
Sarsaparilla  wird  auch  von  Marquardt,  Adrian,  Ingenohl  u.  a.  untersucht. 
Eine  der  Sarsaparilla  nahe  verwandte  Droge  ist  die  Chinawurzel,  die 
1625  von  Gilius  nach  Europa  gebracht  wurde,  jetzt  aber  wenig  mehr  be- 
nutzt wird. 

—  Alexandre  Jean  Baptiste  Parant-DochaMtt  fördert  die  Hygiene  und  bemüht 
sich  insbesondere,  die  öflentUchen  Sanitätseinriohtungen  zur  Verbesserung 
der  Lebensverhältnisse  in  großen  Städten  zur  Geltung  zu  bringen. 

—  Nachdem  bereits  der  französische  (3reneral  G^ard  Flintenrohre  in  Ver- 
bindung mit  einem  Dampfkessel  gebracht  und  den  stoßweise  ausströmen- 
den Dampf  zum  Fortschleudern  von  Gewehrkugeln  benutzt  hatte  (nach 
Leonardo  da  Vinci  soU  sogar  schon  Archimedes  auf  die  Verwendbarkeit 
der  Dampfkraft  zum  Forttreiben  von  Geschossen  hingewiesen  haben), 
konstruiert  der  Amerikaner  Jacob  Ptrklm  ein  Damp^ewehr,  mit  welchem 
er  250  bis  420  Schuß  in  der  Minute  abgibt.  Obwohl  die  Idee,  mit  der 
sich  später  auch  Henry  Bessemer  beschäftigt,  nicht  zu  kriegabrauchbarer 
Verwertung  führt,  birgt  sie  doch  möglicherweise  die  Keime  einer  frucht- 
baren Weiterentwicklung.    (Vgl.  auch  1884  Z.) 

—  Der  en^^ische  Ingenieur  W.  PontlfW  erfindet  den  ersten  Wassermeeser  für 
Wasserieitungen ,  einen  Niederdruokmesser  mit  zwei  Meßgefäßen,  die  sich 
abwechselnd  füllen  und  durch  Ventile  geleert  werden.  Es  folgen  mit  ähn- 
lichen Konstruktionen  Crosley,  Bronton,  Kennedy  u.  a. 

—  Nachdem  Swammerdamm  und  Bösel  von  Rosenhof  die  ersten  B^bach- 
tungen  des  Furchungsprozesses  am  Froschei  gemacht  hatten,  beschreiben 
Privott  und  Dumas,  wie  an  diesem  Ei  in  gesetzmäßiger  Weise  Furchen  ent- 
stehen, welche  nach  und  nach  die  ganze  Oberfläche  in  immer  kleiner 
werdende  Felder  zerlegen.  Sie  glauben,  daß  diese  Furchen  sich  auf  die 
Oberfläche  des  Eies  beschränken. 

—  Der  Hofkriegsrat  von  Raltiwitz  erfindet  das  dem  schon  im  18.  Jahrhundert 
bekannten  Kriegsschachspiel  nachgebildete  Kriegsspiel.  (Vgl.  auch  1669  S.) 

—  Johann  Nepomuk  Rmt  bringt  zuerst  Klarheit  in  die  Lehre  des  seit 
dem  Altertum  bekannten  Erysipel,  reduziert  die  zahlreichen  Formen  auf 
zwei  Grundformen,  die  wahre  und  falsche  Rose,  und  zeigt,  daß  zu  der 
letzteren  zahlreiche  erysipelartige  Erkrankungen  gehören,  die  mit  der 
echten  Rose  nichts  zu  tun  haben. 


—     356     — 

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18» 

1824  Der  Astronom  Felix  tavary  beobachtet  auetst  die  sogenannte  anomale 
Magnetiaiemng  von  Stahlnadeln  durch  die  Entladung  Leidener  Flaschen. 

1824 — 30    Der  Naturforscher  Philipp  Franz  «on  SIsfcoM  erforscht  Japan. 

1824  Wilhelm  vm  StniM  macht  Beobachtungen  von  Dopp^temen  mit  dem 
grofien  Fraunhofer'sohen  Refraktor  der  Dorpater  Sternwarte  und  gibt  1837 
sein  großartiges  Werk  über  die  Doppelsteme  heraus,  das  Mikrometer- 
messungen von  2710  Doppelstemen  enthfilt. 

—  TlMHiM  und  Lauram  kombinieren  bei  der  Anlage  des  Hospitals  Lariboisi^re 
in  Paris  die  Dampf-  und  Wasserheizung,  um  die  Vorteile  beider  Systeme 
zu  vereinigen  imd  ihre  t3  beistände  zu  vermeiden.  Ein  anderes  S3rstem 
einer  gemischten  Dampf-  und  Wasserheizung  wird  von  Grrouvelle  für  das  Cre- 
fängnis  Mazas  in  Paris  angewendet. 

—  Thomas  TnifM  schlägt  für  guQeiseme  Träger  die  Form  des  J-Trägers 
vor,  der  bald  darauf  von  ihm  und  von  Hodgkinson  erprobt  wird,  wobei 
sich  in  Übereinstimmung  mit  der  Theorie  ergibt,  dafi  bei  der  Ausführung 
in  GuBeisen  der  untere  Flansch  stärker  als  der  obere  sein  mufi.  Für  WaJz- 
eisenträger  war  diese  Form  zuerst  von  Manby  (vgl.  1820  H.)  angewendet 
worden. 

—  T«llock  in  London  konstruiert  eine  Scbwertsäge  zur  Bearbeitung  von  Bau- 
steinen, bei  welcher  das  Gleitstück  an  dem  schwingenden  Pendel,  von 
welchem  aus  dem  Sägerahmen  die  Bewegung  erteilt  wird,  dadurch  stets 
in  demselben  Niveau  mit  dem  Sägerahmen  erhalten  wird,  daB  ein  an  der 
oberhalb  der  Säge  angebrachten  WeUe  beflndUohes  Rädergetriebe  für  die 
Steuerung  des  Gleitstücks  entsprechend  dem  Sinken  des  Rahmens  sorgt. 
Ähnliche  Sägen  werden  1871  von  W.  Stone,  1877  von  F.  Darby  konstruiert. 

—  J.  VanmM  macht  die  ersten  größeren  Versuche,  die  Verdunstungskälte 
technisch  zur  Herstellung  größerer  Eismengen  zu  verwenden  und  läßt  sich 
am  1.  Januar  einen  Apparat  patentieren,  in  welchem  durch  Schwefelsäure 
getrocknete,  mit  der  Luftpumpe  stark  verdünnte  atmosphärische  Luft  über 
eine  etwa  1  om  hohe  Wasserschicht  gesaugt  wird.     (Vgl.  auch  1810  L.) 

1826  G.  B.  Airy  führt  die  zylindrisch -sphärischen  Brillen  für  astigmatische 
Augen  ein. 

—  AHlmi  und  Wiili  liefern  für  Benoit  in  St.  Denis  die  erste,  und  zwar  sechs- 
gängige  Dampfmahlmühle,  in  der  sämtliche  Balken,  sowie  das  Dach- 
gerüst  des  Fabrikgebäudes  ans  Eisen  (GuBeisen)  hergestellt  sind. 

—  Nachdem  sich  schon  Cullen  (s.  1777  C.)  mit  den  psychrometrischen  Vorgängen 
beschäftigt  und  Hntton  i.  J.  1792  versucht  hatte,  den  Feuchtigkeitsgehalt 
der  Luft  mit  Hilfe  des  Thermometers  zu  bestimmen,  gibt  E.  F.  Aagnt  in 
Berlin  dem  Psychrometer  eine  praktisch  bequeme  Form  und  entwickelt 
dessen  Theorie.   (S.  a.  1887  A.) 

—  Matthew  Balliia  beobachtet  zuerst  die  Wanderniere  am  lebenden  Menschen. 
(S.  a.  1549  R.) 

— -  Johann  Jacob  von  BwniM  erhält  zuerst  metaUisches  Tantal  in  unreinem 
Zustand  durch  Erhitzen  von  Fluortantalkalium  mit  Kalium. 

—  Johann  Jacob  vm  BwnllM  findet  das  Lithion  in  den  Mineralquellen  von 
Karlsbad,  Marienbad  und  Franzensbrunn. 

—  Nachdem  die  schon  im  Altertum  bekannte  Verfertigung  künstlicher  Blumen 
im  Mittelalter,  namentlich  in  Italien  und  Frankreich  gepflegt  worden  war, 
begründet  Magdalene  Blwurt  in  Nixdorf  die  Blumenmacherei  in  Deutsch- 
land und  vervollkommnet  deren  Technik. 

—  Der  österreichische  Militäringenieor,  spätere  Chef  des  Pionier-  und  Pon- 
tonierkorps,  Karl  Freiherr  von  BIrago,  erfindet  ein  aus  zerlegbaren  Böcken 
und  Pontons  bestehendes  Kriegsbrüokengerät,  welches  zur  Ausrüstung 
der  Pionier  -  Brückentrains  bei  vielen  Armeen  Eingang  gefunden  hat. 


—    357     — 

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188S 

1826  Der  franrödsohe  Mediziner  Jean  BaaUlaWi  bemerkt  zuerst,  daß  bei  allen 
Personen,  die  infolge  von  Sohlagflnfi  an  Sprachstörungen  leiden,  die 
Sektion  eine  Grehimver&ndenmg  in  der  Umgebung  der  sogenannten  ReO'- 
sehen  Insel  (s.  1808  R.)  zeigt,  und  erbringt  damit  die  ersten  positiven 
Tatsachen  fflr  dne  Lokalisationdehre.  Ähnliche  Untersuchungen  werden 
von  Dax  (1836)  gemacht. 

—  Robert  Brawn,  von  Humboldt  „Fürst  der  Botaniker"  genannt,  studiert 
zuerst  die  vergleichende  Morphologie  und  Anatomie  der  Samenknospe  und 
des  aus  ihr  sich  bildenden  Samens  bei  Phanerogamen,  Coniferen  und 
Cyoadeen. 

—  Marc  Isambard  BnuMl  entwirft  für  die  Herstellung  eines  Themsetunnels 
zwischen  Rotherhithe  und  Wapping  einen  Bohrsohild,  den  Ältesten  Ent- 
wurf einer  für  die  Durchbohrung  weicher  Massen  bestimmten  Maschine. 
Dem  Schild  sollte  eine  Eisenverkleidung  folgen,  welche  dadurch  weiter- 
geführt werden  sollte,  dafi  man  nach  Maßgabe  des  Vorwärtsdringens  des 
Schildes  die  Ausmauerung  verlängern  und  die  freiwerdende  Eisenverkleidang 
vor  Ort  wieder  einbringen  wollte.  Eine  tats&chliche  Verwertung  findet 
diese  Idee  indes  erst  1869  durch  Beach  in  New  York  und  durch  P.W.  Barlow 
für  den  Tower  Subwaj  in  London. 

1825 — 43  Marc  Isambard  Bniml  erbaut  den  Themsetonnel  nicht,  wie  erst  pro- 
jektiert (s.  vorstehend),  mit  Hilfe  des  Bohrsohilds  als  gemauerte  Röhre, 
sondern  als  vierkantigen  Manerklotz  mit  zwei  nebeneinanderliegenden  Aus- 
sparungen von  nahezu  eiförmigem  Querschnitt.  Von  diesem  Bauwerk 
stammt  der  Name  Tunnel  (Röhre). 

1825  Leopold  von  Buch  gibt  durch  sein  Werk  über  die  Canariscben  Inseln  und 
durch  seine  Lehre  von  den  Reihenvulkanen  Anregung  zur  Erforschung 
der  vulkanischen  Erscheinungen  und  des  Zusammenhangs  der  verschie- 
denen Vulkane  der  Erde. 

—  Der  neapolitanische  Erdbebenforscher  Niocolo  CmetMun  konstruiert  seinen 
auf  dem  Überlaufen  und  Ausfließen  von  Quecksilber  beruhenden  seis- 
mischen Schalenapparat,  der  1868  von  Palmieii  und  Mailet  und  1883  von 
LepsiuB  wesentlich  verbessert  wird. 

—  James  Oaptimd  wendet  zuerst  bei  Syphilis  das  Jod,  und  zwar  in  Form  von 
Jodkalium  an. 

—  Coyst  erfindet  die  konische  Ausbreitmaschine,  die  dazu  dient,  den  in  der 
Bleicherei  und  F&rberei  auf  Kosten  der  Breite  in  die  L&nge  gezogenen 
Baumwollstoffen  wieder  ihre  normale  Breite  zu  geben.  Eine  andere  der- 
artige Maschine  ist  die  von  John  Jones  1829  erfmidene  Sektorenansbreit- 
walze. 

—  Ernst  Heinrich  Karl  von  DsdMn  imd  Karl  von  OoynluuiMn  stellen  fest,  daß 
die  unterste  mächtigste  Lage  der  oberhalb  des  Palaeozoikums  liegenden 
mesozoischen  Gruppe  eine  dreigeteilte  sei  und  aus  Buntsandstein,  Muschel- 
kalk und  Keuper  bestehe,  die  in  ihrer  Gesamtheit  1834  durch  Alberti  den 
Namen  Trias  erhalten. 

—  Peter  Gustav  Lejeune  DIricMst  wendet  die  Analysis  des  Unendlichen  auf 
die  Zahlentheorie  an  und  findet  den  Beweis  des  Satzes,  daß  jede  unbe- 
grenzte arithmetische  Progression,  deren  erstes  Glied  und  Differenz  ganze 
Zahlen  ohne  gemeinschaftlicben  Faktor  sind,  unendlich  viele  Primzahlen 
enthält. 

—  Bryan  Donkln  konstruiert  ein  Tachometer,  bei  welchem  eine  im  Innern  des 
Instruments  befindliche  Flüssigkeit  (QueoksOber)  durch  die  Zentrifugal- 
kraft einen  Zeiger  auf  einem  Zifferblatt  verschiebt. 

—  Nachdem  angeblich  schon  Gaubius  1771  das  Stearopten  des  Pfefferminzöls 
bemerkt  hatte,  stellen  Jean  Baptiste  DmiM  sowie  BhMchot  und  SoN  gleioh- 

—     358     — 

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1825 

seitig  ans  diesem  öl  das  Menthol  (Pfeflerminscamphor)  dar,  das  Ton  Käme 
noch  n&her  nntereticht  nnd  in  nenerer  Zeit  vieUach  als  Bohmemtillendes 
Mittel  bei  Migräne  und  als  Schnnpfenmittel  gebranoht  wird.  Seine  Alkohol- 
natnr  wird  1861  von  Oppenheim  erkannt,  seine  Konstitation  wird  ins- 
besondere von  Beckmann  und  PleiBner  1891  und  Semmler  (s.  1892  S.) 
genau  festgestellt. 
1826  ElMB,  ein  Begleiter  des  Kapitäns  Beeohej  auf  dessen  Beise  im  nordameri- 
kanisohen  Eismeer,  erreicht  mit  einem  Boote  am  22.  August  die  nördlichste 
Festlandspitse  des  westlichen  AmeiikaB,  die  Barrowspitce,  von  wo  er  zu 
Beechey's  Schiff  „Bloseom"  surüokkehrt.  1837  wird  dieselbe  Spitze  zum 
zweiten  Male  von  Dease  und  Simpson  erreicht. 

—  Johann  Friedrich  Philipp  Engilbart  weist  nach,  daB  das  Eisen  im  Blute, 
das  schon  Haller  vermutet  und  Berzelius  mit  Sicherheit  festgestellt 
hatte,  an  den  Blutfarbstoff  gebunden  ist,  aus  dem  es  durch  Chlor  frei 
gemacht  werden  kann. 

—  Michael  Faratey  entdeckt  das  Benzol  unter  den  Produkten  der  Destillation 
der  fetten  öle.  Gleichzeitig  erhält  er  bei  Verdichtung  des  ölgases  einen 
bei  mittlerer  Temperatur  unter  gewöhnlichem  Druck  gasförmigen  Kohlen- 
wasserstoff, der'  bei  gleicher  Zusammensetzung  mit  ölbildendem  Gas  ein 
doppelt  so  groBes  apeziflsches  G«wicht  besitzt  und  in  seiner  Chlorverbindung 
auf  dieselbe  Menge  Chlor  doppelt  soviel  Kohlenstoff  nnd  Wasserstoff  ent- 
hält, als  das  Chlorid  des  ölbildenden  Gases.  Dieser  für  die  Erkenntnis  der 
Polymerie  wichtige  Kohlenwasserstoff  wird  später  Butjlen  genannt. 

—  Moritz  Ludwig  FraiktnlMlm  konstatiert  die  merkwürdige  Ersoheinimg,  daB 
Krystalle  aus  einer  Jodkaliumlauge  sich  auf  einer  frisch  g^paltenen 
Glimmerplatte  nach  gewissen  Richtungen  orientiert  ablagern. 

1826 — 26  John  Franklin,  Greorge  Back  und  John  Rlehartion  erforschen,  nachdem 
sie  schon  1819 — 22  eine  eiste  Ezi)edition  längs  des  Kupferminenflusses 
gemacht  hatten,  die  amerikanische  Polarkäste,  die  sie  in  einer  Ausdehnung 
von  36  Längengraden  vollständig  aufklären. 

1826  Joseph  «M  FnuinholW  erklärt  die  „Höfe"  genannten  diffusen  Lichtkreise 
um  Sonne  und  Mond  als  Beugungserscheinungen,  eine  Erklärung,  die  1884 
durch  K.  Exner  bestätigt  wird. 

—  Johann  Nepomuk  von  Fudis  sucht  das  Holzwerk  des  Münchener  Theaters 
gegen  das  Feuerfangen  durch  einen  Wasserglas-Überzug  zu  schützen. 
Später  wird  zu  gleichen  Zwecken  wolframsaures  Natron  empfohlen. 

—  Leopold  SnNlIn  stellt  aus  den  Rückständen  der  Kaliumbereitang  ein  Kalium- 
salz dar,  welches  er  krokonsaures  Kali  nennt,  imd  dem  er  die  Formel 
CjKjOs  gibt. 

—  Der  englische  Physiker  G«orge  Srasn  untersucht  die  allgemeinen  Eigen- 
schaften der  Potentialfnnktion,  die  zur  Bestimmung  der  Kraft  dient,  mit 
der  zwei  Massen  einander  anziehen,  wenn  das  Newton'sohe  Gravitations- 
gesetz  gut.  (Vgl.  sein  Hauptwerk  ,, Essay  on  the  application  of  mathe- 
matical  analysis  to  the  theories  of  eleotricity  and  magnetism".)  Er  führt 
die  Energiefunktion  der  elastischen  Kräfte  ein. 

—  Htnry  und  Sarot  entdecken  das  Sinapin  im  schwarzen  Senf.  Beim  Spalten 
mit  Barytwasser  entsteht  daraus  Cholin  und  Sinapinsäure.  (S.  1861  B.)  Die 
Konstitution  der  Sinapinsäure  wird  1897  durch  Gadamer  aufgeklärt. 

—  HouMtworth  in  Manchester  erfindet  das  Differentialgetriebe  zur  Regulierung 
der  Spulenbewegung,  wonach  die  damit  versehenen  BaumwoUspindelbänke 
„Differeniialflyer"  genannt  werden. 

—  Jamee  Kay  führt  das  NaBspinnen  des  Flachses  mit  warmem  Wasser  und 
nahe  zusammenliegenden  Streckwalzen  ein  und  eröffnet  dadurch  den  Weg 
zum  Spinnen  feiner  Game. 


—     359     — 

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1886 

1826  Karl  Kastaitr  sammelt  Bueret  die  Eondensationsprodukte  der  ^chwefelsänre- 
Kammerw&nde,  um  darauf  geetütet  einen  regelmäßigeren  Eammerbetrieb 
einrichten  zu  können,  eine  Neuerung,  die  man  für  so  wichtig  auBieht,  daß 
Kestner  nach  G-lasgow  berufen  wird,  um  seine  Methode  in  der  Tennant'schen 
Fabrik  einzuführen. 

—  Adolph  Theodor  Kupllwr  stellt  fest,  daß  die  Magnetisierbarkeit  des  weichen 
Eisens  bei  Erhöhung  der  Temperatur  bis  zu  gewissen  Grenzen  zunimmt. 
Wiedemann  findet  diesen  Satz  bestätigt,  schränkt  ihn  jedoch  auf  die  erste 
Erwärmung  des  Eisens  ein,  während  sich  bei  wiederholten  Erwärmungen 
der  Magnetismus  kaum  mehr  ändert.  Geht  die  Erwärmung  des  Eisens 
über  die  dunkle  Botglut  hinaus,  so  nimmt  die  Magnetisierbarkeit  nach 
Scoresby  und  Seebeok  wieder  ab,  bei  Weiß^ut  soll  sie  ganz  verschwinden. 

—  Langton  erfindet  eine  künstliche  Trocknung  des  Holzes,  indem  er  dasselbe 
in  einen  gußeisernen  Zylinder,  der  von  außen  durch  Dampf  auf  46 — 90"  C. 
erwärmt  wird,  einschließt,  aus  dem  Innern  des  Zylinders  die  Luft  auspumpt 
und  den  entweichenden  Wasserdampf  in  einem  Kühlapparat  kondensiert. 

—  Pierre  Charles  Alexandre  Loult  bringt  bei  allen  Fragen  der  klinischen 
Medizin  die  „numerische  Methode",  mit  andwen  Worten  die  medizinische 
Statistik  zur  Greltung  und  fördert  dadurch  die  Beobachtung  an  Stelle  der 
bis  dahin  überwiegenden  Spekulation. 

—  John  Mac  Nanght  verbessert  den  Indikator,  indem  er  die  geradlinig  hin  und 
her  bewegte  Ebene  durch  eine  sich  hin  und  her  drehende  Trommel  ersetzt. 

—  Die  MantMdar  KuplWgnnrktciialt  erbaut  Getreide-Silos  aus  geformten 
Sohlackenblöcken  und  greift  damit  wieder  auf  den  von  alters  her  bekannten, 
später  aber  verlassenen  Grundsatz  der  Getreidelagerung  unter  Luftab- 
schluß zurück.  Im  Jahre  1846  werden  in  Amerika  von  Getreidehändlem 
große  Silospeicher  angelegt,  die  man  jedoch  nicht,  wie  bisher  unter,  sondern 
über  die  Erde  legt.  Von  Amerika  verbreiten  sich  die  Silos  rasch  über  die 
ganze  Erde. 

—  Eilhard  MHscharlleli  zeigt,  daß  die  Ausdehnung  der  Erystalle  durch  die 
Wärme  mit  der  Art  der  Achsensysteme  zusammenhängt,  was  später  von 
Pf  äff  und  1869  von  GraUich  und  von  Lang  bestätigt  wird.  Auch  das 
Wärmeleitungsvermögen  der  KrystaUe  steht,  wie  Sönarmont  1848  zeigt,  in 
Beziehung  zu  den  Krystallsystemen. 

—  Nachdem  in  Paris  1822  von  Humboldt,  Arago  u.  a.  unternommene  Ver- 
suche für  die  Schallgeschwindigkeit  in  Luft  den  Wert  von  331,20  m/seo  er- 
geben hatten,  bestimmen  Moll,  van  Book  und  Kuytenfcronwor  die  Geschwindig- 
keit des  Schalls  bei  Amsterdam  unter  den  größten  Vorsichtsmaßregeln  und 
finden  den  Wert  von  332,77  m/sec.  Zu  einer  fast  gleichen  Zahl  (332,37  m/seo) 
gelangen  1846  Bravais  und  Martins  bei  ihren  am  Faulhom  und  Brienzer 
See  unternommenen  Versuchen. 

—  Der  Franzose  Montgfry  konstruiert  ein  Unterwasserboot,  den  „Invisible", 
wobei  er  dem  wichtigen,  bei  den  heutigen  Unterseebooten  allgemein  an- 
genommenen Gedanken  folgt,  das  Untertauchen  auf  den  eigenüichen  An- 
griff gegen  feindliche  Schiffe  zu  beschränken.  Zu  praktischer  Verwendung 
gelangt  das  Boot  nicht. 

—  Meroau  do  Jonnit  behandelt  zuerst  ausführlich  die  klimatische  Bedeutung 
des  Waldes  und  macht  auf  die  Veränderungen  aufmerksam,  die  durch  die 
Ausrottung  der  Wälder  entstehen. 

—  Leopoldo  Noklll  vereinigt  Amp^re's  astatische  Nadel  mit  dem  Multiplikator 
und  macht  diesen  dadurch  zu  dem  anerkannt  besten  Galvanometer,  welches 
als  Strommesser  noch  heute  in  unveränderter  Form  benutzt  wird. 

—  Henry  Oglo  konstruiert  zuerst  den  Walkkasten  der  althergebrachten  Hammer- 
walke aus  Eisen  und  richtet  denselben  zur  Erwärmung  mit  Dampf  ein. 

—     360     — 

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1886 

1826  Anselme  Payw  bestimmt  die  entf&rbende  Kraft  der  Knochenkohle  ver- 
mittela  des  von  ihm  konatmierten  Decolorimeters,  bei  dem  eine  Schicht 
einer  dunklem  Normalflüasigkeit  von  bestimmter  Dicke  mit  einer  Schicht 
einer  hellem  Flüssigkeit  verglichen  wird,  deren  Dicke  man  so  lange  ver- 
gröfiert,  bis  ihre  Färbung  gleich  der  dunklen  erscheint.  Das  Maß  der  Ver- 
größerung der  Schicht  dient  zur  Berechnung  der  Entfärbung.  Auf  dem- 
selben oder  ähnUohen  Prinzipien  beruhen  die  Apparate  von  Ventzke, 
DuboBcq  u.  a.  Ähnliche  Entfärbungsversnohe  werden  gp&ter  (1862)  von 
Edouard  Filhol  gemacht. 

—  Nachdem  der  Apotheker  Krüger  in  Bestock  die  Gegenwart  von  Jod  im 
Wasser  der  Ostsee  als  wahrscheinlich  hingestellt  hatte,  liefert  Christian 
Heiniich  Ptall  den  Beweis,  daß  dasselbe  tatsächlich  im  Wasser  der  Ostsee 
enthalten  ist,  worauf  Baiard  dasselbe  auch  im  Wasser  des  MitteU&ndischen 
Meeres  konstatiert. 

—  Phlppi  erfindet  den  Egoatteur  (auch  Dandyroller)  genannt,  eine  hohle  Walze, 
die  vor  dem  Saugapparat  über  der  Form  der  Papiermaschine  angebracht 
wird  und  die  Aufgabe  hat,  das  gerippte,  geschöpfte  Papier  zu  imitieren 
oder  auch  in  das  Papier  Wasserzeichen  einzudrucken. 

—  Der  französische  Ingenieur  Jean  Victor  PoBMirt  stellt  ein  neues  Prinzip  für 
die , Wasserradkonstruktion  auf,  indem  er  unterschliohtige  K&der  mit  ge- 
krümmten Schaufeln  versieht,  wodurch  bewirkt  wird,  daß  das  Wasser  fast 
ohne  Stoß  und  überwiegend  durch  Druck  wirkt. 

—  Greorge  Pautott  Scropa  gibt  in  seiner  Schrift  „Volcanoes"  eine  Definition  der 
vulkanischen  Phänomene,  unter  denen  er  jedwedes  Ausstoßen  fester,  flüssiger, 
halbflüssiger  oder  gasförmiger  Massen  durch  Spalten  der  Erdrinde  versteht. 
Er  erklärt  den  Bau  der  Vulkane  durch  Au&chichtung  der  ausgeworfenen 
Massen  und  darüber  hinwegfließender  Lavaströme  und  bricht  der  Über- 
zeugung Bahn,  daß  die  Lehre  von  den  Erhebungskratem  (s.  1816  B.)  den 
tatsäohlichen  Vorgängen  nicht  entspricht. 

—  Der  Mediziner  Johann  Evangelista  Purklidt  macht  wichtige  Studien  über 
das  Hühnraei  und  beobachtet  in  demselben  zuerst  das  Keimbläschen,  den 
Kern  der  unbefruchteten  Eizelle. 

—  Johann  Evangelista  PwWiiJa  fördert  durch  seine  „Beiträge  zur  Kenntnis 
des  Sehens"  die  experimentelle  Erforschung  des  Gresiohtssinns.  Er  be- 
schrdbt  das  später  nach  ihm  benannte  Phänomen,  daß  zwei  farbige 
Flächen,  z.  B.  Zinnoberrot  und  Meergrün,  die  bei  vollem  Tageslicht  gleich 
hell  erscheinen,  es  nicht  mehr  in  der  Dämmerung  sind.  Das  Rot  ist 
dann  fast  schwarz,  das  Grün  relativ  hell  und  weißlich. 

—  Der  Techniker  Purklnja  in  Wien  macht  zuerst  den  Vorschlag  zur  Verwen- 
dung eines  endlosen  Seiles  für  Eisenbahnzwecke  (Seilbahn).  Seine  Idee 
wird  jedoch  erst  1802  in  Lyon  verwirklicht,  wo  der  erste  Peroonentransport 
auf  einer  derartigen  Seilbahn  nach  Croix  Rousse  erfolgt. 

1826 — 48  Heinrich  Rattln  fördert  die  Entwicklungsgeschichte  der  Wirbellosen 
(Krebse,  Insekten,  Mollusken)  wie  auch  die  der  Wirbeltiere  (Fische,  Schild- 
kröten, Schlangen,  Krokodile). 

1826  Richard  Roktrts  in  Manchester  erfindet  eine  selbsttätige  Mule- Spinn- 
maschine, den  „Seifaktor".    (S.  1775  C.  und  1790  K.) 

—  Samuel  Baldwyn  Rogm  verbessert  den  Puddelofen,  indem  er  den  eisernen 
Herd  einführt,  der  mit  dem  eigentlichen  garenden  Material:  Eisenschlacke, 
Sand-  oder  Garsohlacke  ausgestampft  wird,  und  der  erheblich  mehr  Eisen 
liefert  als  der  alte  Ofen  mit  dem  Sandherd. 

—  Der  Dessauer  Apotheker  Samuel  Heinrich  Mmw*»  wird  durch  sein  durch 
60  Jahre  fortgesetztes  tägliches  Studium  der  Sonnenoberfläche  der  Be- 
gründer der  Sonnenphygik. 

—     361     — 

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1828 

1826  Der  enj^sche  Apotheker  Skort  führt  Crotonöl,  das  in  Indien  seit  lange 
gebraucht  wnrde,  in  den  Arzneisohatz  ein. 

—  Creorge  StaphMMM  befördert  mit  einer  von  ihm  erbauten  Lokomotive,  der 
„Looomotion",  bei  welcher  er  Spurkranzräder  anwendet  (a.  1776  F.),  am 
27.  September  den  ersten  mit  Personen  besetzten  Wagenzug  aui  der 
Stockton -Darlington-Bahn  mit  einer  Geschwindigkeit  von  10  km  in  der 
Stunde. 

—  Die  för  die  Schienenwege  übliche  Spurweite  von  4'  8Vs"  englisch  = 
1,436  m  stammt  von  Greorge  Stipheiiion  her,  der  zunächst  für  seine  Eisen- 
bahnanlagen eine  Spurweite  von  4'  6"  engUsoh  (d.  L  die  Spur  der  StraBen- 
fahrzeuge)  gewählt  hatte,  alsdann  aber  zu  dem  obigen  grSBeren  HaOe 
übergegangen  war.  Da  die  Lokomotiven,  auch  für  das  Ausland,  zunächst 
nur  von  Stephenson  zu  beziehen  waren  (auch  die  für  die  Eisenbahn  Nürn- 
berg-Fürth  gebaute  Lokomotive  „Adler"  stammt  von  Stephenson),  hat 
sich  das  letztere  Maß  in  der  Mehrzahl  der  europäischen  Staaten  eingebürgert. 

—  S.  W.  Stoekton  in  Philadelphia  verfertigt  künstliche  Zähne,  die  den  natür- 
lichen weit  ähnlicher  sind,  als  die  bis  dahin  erzeugten  PorzeUanzähne. 
(8.  1776  D.) 

—  Der  Mathematiker  Franz  Adolf  Taurtnus  in  Köln  weist  in  seinen  in  den 
Jahren  1826  bez.  1826  erschienenen  Schriften  „Theorie  der  Parallellinien" 
und  „Greometriae  prima  elementa"  die  Möglichkeit  einer  niohteuklidischen 
Greometrie  nach,  und  leitet  die  Formeln  der  nichteukUdisohen  Trigono- 
metrie aus  denen  der  sphärischen  Trigonometrie  ab,  indem  er  die  Seiten 
eines  sphäiisohen  Dreiecks  imaginär  setzt.  Taurinus,  dessen  sehr  selten 
gewordene  Schriften  ganz  unbeachtet  geblieben  sind,  muB  somit  als  ein 
Mitbegründer  der    nichteuklidischen   Geometrie    gelten.     (S.  1826  L.) 

—  Ernst  Heiniich  Wsbsr  begründet  die  Psychophysik. 

—  Wilhelm  Eduard  Wsbsr  weist  die  Interferenz  der  Schallwellen  an  Stimm- 
gabeln nach. 

—  Wilhelm  Eduard  Wibtr  und  Ernst  Heinrich  Wsbsr  machen  ihre  glänzenden 
Forschungen  zur  Wellenlehre,  die  sie  in  dem  Buche  „Die  Wellenlehre  auf 
Experimente  gegründet"  publizieren.  Unter  anderem  weisen  sie  durch 
Messungen  nach,  daß  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  transversaler 
Wellen  auf  dünnen  Schnüren  völlig  mit  den  von  Exder  dafür  entwickelten 
Gesetzen  (s.  1779  E.)  übereinstimmt.  Es  gelingt  ihnen  femer,  die  Existenz 
der  transversalen  Wellen  in  Flüssigkeiten  experimentell  nachzuweisen,  die 
Verhältnisse  der  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  von  Wasserwellen  klar  zu 
stellen  und  klar  zu  legen,  daß  es  der  hydrostatische  Druck  der  im  WeDen- 
berg  gehobenen  und  durch  die  Schwere  niedersinkenden  Flüssigkeitssäule 
ist,  welcher  die  Wellenbewegung  in  Flüssigkeiten  veranlaßt.  Femer  ge- 
lingt es  ihnen,  die  Erscheinungen  der  Interferenz,  der  Reflexion  der 
Wellenbewegung,  sowie  die  Bildung  der  stehenden  Wellen  infolge  der 
fortgepflanzten  und  reflektierten  Wellen  sehr  anschaulich  darzustellen. 

—  Nachdem  bereits  Benjamin  Cook  (s.  1808  C.)  und  Henry  Osbome  (s.  1808  C.) 
die  Fabrikation  von  geschweißten,  schmiedeeisernen  Röhren  versucht 
hatten,  gelingt  es  WhItilMUW  in  Wednesbury,  diese  Fabrikation  zu  vervoll- 
kommnen und  mit  vollem  Erfolge  zu  betreiben. 

1826  Niels  Henrik  Abel  in  Christiania  beweist,  daß  Gleichungen  von  höherem 
als  dem  vierten  Grade  im  allgemeinen  durch  rationale  und  Wurzelopera- 
tionen nicht  lösbar  sind.  Er  beteiligt  sich  in  hervorragender  Weise  an  der 
von  Cauchy  (s.  1820  C.)  begründeten  Bearbeitung  der  Beihentheoiie. 

—  Jetm  Fran^ois  d'AataiasM  untersucht  die  Verhältnisse  beim  Ausströmen  der 
Gase  aus  Öffnungen  in  der  Wand  von  Gefäßen,  in  welchem  sie  unter 
stärkerem  Druck  stehen,  als  der  Druck  außerhalb  des  Gefäßes  ist  (s.  a. 


—     362     — 

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188» 

1736  B.),  Tind  findet,  daB,  'wie  bei  den  tropfbaren  Flössigkeiteii,  diewirUiohe 
Anaflnfimenge  kleiner  ist,  aU  die  theoretische.    Ähnliche  Besultate  erhSlt 
Weisbaoh  (1866). 
1826    Antoine  J^me  Baiart  entdeckt  das  Brom  in  der  Matterlange,  die  bei  der 
Seesalzgewinnung  aus  Meerwasser  zurückbleibt. 

—  Antoine  J^ome  Baiard  stellt  suent  Bromnatrium,  Bromkalium  und  Brom- 
aüber  her,  dessen  hohe  LichtempflndUchkeit  von  Talbot  (s.  1839  T.)  ent- 
deckt -wird. 

—  Antoine  C^sar  BMqwsral  erfindet  das  Differentialgalvanometer,  in  welchem 
die  Magnetnadel  von  zwei  Dr&hten  gleicher  Dicke,  deren  jeder  eine  gleiche 
Anzahl  von  Windungen  hat,  umgeben  ist.  Dieser  Apparat  gibt  Veranlas- 
sung zur  Eiflndung  des  Differentialgegenspreohens  von  Siemens  und  Frischen. 
(S.  1864  S.) 

—  Charles  Ball  stellt  den  nach  ihm  benannten  Lehrsatz  auf,  daß  die  vorderen 
Wurzeln  der  Spinalnerven  ausschließlich  motorische  Fasern,  die  hinteren 
ausschließlich  sensible  Fasern  enthalten. 

—  Patrick  Ball  in  CarmyUie  baut  nach  dem  Scherenprinzip  (s.  1800  M.)  eine 
Mähmaschine,  welche  schon  die  hin  und  her  gehende  Messerstange 
und  das  1822  von  Henry  Ogle  erfundene  Anlegrad  (Haspel),  sowie  das 
Tuch  ohne  Ende  zum  Seitwärtsablegen  aufweist.  Die  Konstruktion  bleibt 
bis  zum  Auftreten  von  Mac  Cormick  und  Hussey  (s.  d.)  in  G-ebrauch. 

—  Wühelm  van  Blala  entdeckt  am  27.  Februar  den  nach  ihm  benannten 
Kometen,  der  1832  wieder  erscheint  imd  sich  1846  unter  den  Augen  der 
Astronomen  von  Yale  College  zerteilt  und  schließlich  ganz  auflöst. 

—  J.  L.  Calmell  gibt  die  erste  eingehende  klinische  Beschreibung  der  allge- 
meinen Paralyse. 

—  Chautianit  in  Paris  erfindet  eine  Maschine  für  die  Darstellung  von  metallenen 
Hohlknöpfen,  die  etwa  um  das  Jahr  1826  an  die  Stelle  der  bis  dahin  ge- 
brauchten massiven  Knöpfe  treten.  Der  Knopf  wird  aus  einem  Unter- 
und  einem  Oberboden  von  Blech,  zwischen  die  eine  Pappscheibe  gelegt 
wird,  zusammengesetzt,  worauf  beide  Teile  ohne  Löten  durch  Umkrempen 
des  Oberbodenrandes  um  den  ünterboden  vereinigt  werden. 

—  Gliavaliar  und  PalMan  entdecken  das  Berberin  in  der  Rinde  von  Xanthozylum 
Clava  Herculis.  1835  wird  sein  Vorkommen  in  der  Berberitzenwurzel  durch 
Büchner  festgestellt. 

—  CMmant  und  DaianiMt  beschreiben  das  sogenannte  aerodynamische  Paradoxon, 
d.  i.  die  Erscheinung,  daß  ein  in  einen  Trichter  gelegtes  Papierfllter,  wenn 
man  es  hinauszublasen  versucht,  sich  nur  um  so  fester  an  die  Triohter- 
waud  anpreßt. 

—  Jean  Jacques  OaHn  entdeckt  mit  Pierre  Jean  ReMi|Btt  im  Krapp  das  Alizarin. 

—  Jean  Daniel  OalMen  weist  nach,  daß,  wie  der  galvanische  Strom  (s.  1820  C), 
so  auch  die  Keibungselektrizität  ablenkend  auf  eine  Magnetnadel  wirkt, 
was  von  Faraday  (1833)  bestätigt  wird. 

—  John  Gnmrtanl  beschreibt  die  Petroleumquellen  ia  Rangoon,  die  schon  seit 
sehr  langer  Zeit  ausgebeutet  wurden,  und  macht  nähere  Angaben  über 
deren  Behandlung  imd  Ertrag. 

—  Nachdem  Gutberiet  die  Totalexstirpation  des  Uterus  von  der  Bauchhöhle 
aus  vorgeschlagen  und  K.  J.  M.  Langenbeck  sie  einmal,  jedoch  nicht  mit 
glücklichem  Erfolge  ausgeführt  hatte,  verbessert  Jacques  Mathnrin  Dalpscb 
die  Methode  durch  Änderung  des  Schnittes  und  Eröffnung  des  Peritoneums. 
Doch  sind  weder  seine,  noch  die  Erfolge  anderer  Ärzte,  wie  CheUus,  Gran- 
ville  u.  a.  günstige,  so  daß  man  die  Methode  allmählich  aufgibt. 

—  Der  französische  Hauptmann  Henri  Gustave  DaMpia  vermeidet  das  gewalt- 
same Eintreiben  der  Geschosse  bei  gezogenen  Vorderladebüchsen  (s.  1630  K.) 

—     363     — 


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1886 

dadurch,  daß  er  die  Pulverkammer  im  Rohre  mit  etwas  geringerem  Durch- 
messer gegen  das  übrige  Kohrkaliber  absetzt.  Die  zur  Führung  in  den 
Zügen  erforderliche  KalibervergröQerung  der  Bleigeachosse  (Kundkogdn 
oder  SpitegeschoBse)  erfolgt  durch  festes  Aufijetzen  (Stauchen)  auf  den 
Kammerrand  mit  dem  Ladestock.  (Vgl.  1844  T.  und  1849  M.) 
1826  DMMtl  von  der  Insel  Wight  benutet  zuerst  zur  Verbindung  eines  Rettungs- 
bootes mit  dem  gestrandeten  Schiff  Raketen,  die  eine  9 — 12  Garn  dicke 
Leine  gegen  300 — 400  m  weit  schleudern  (Raketenapparat). 

—  Renö  Datfonat  macht,  anläßlich  des  kurz  vorher  erbrachten  Nachweises  für 
das  Vorkommen  von  Cyankalium  im  Hochofen,  zuerst  auf  die  Tatsache 
aufmerksam,  daß  beim  Überleiten  von  Stickstoff  über  glühende  Holzkohle 
Cyankalium  in  bedeutenden  Mengen  gebildet  wird. 

—  DubUuie  findet  im  Opium  das  Mekonin,  das  im  gleichen  Jahre  von  Couerbe 
in  reiner  Form  erhalten  und  später  von  Matthiesen  und  Fester  durch  Ein- 
wirkung von  naszierendem  Wasserstoff  auf  Opiansäure  dargestellt  wird. 

—  Joseph  Dulls  empfiehlt  nachdrücklich  die  Verbauung  der  Wildbäche,  die  in 
einzelnen  G-egenden  von  Tirol  schon  im  16.  Jahrhundert  durchgeführt  worden 
war,  in  seinem  Buche  „Über  Verbauung  der  Wildbäche  in  Gebirgsländem". 
Seinen  Ansichten  und  Vorschlägen  folgt  die  praktische  Ausführung  zuerst 
in  Frankreich  und  der  Schweiz,   gegen  1870  im  Algäu  und  1882  in  Tirol. 

—  Pierre  Louis  Diilong  macht  ausgedehnte  Versuche  über  den  Brechungs- 
exponenten von  Gasen  und  stellt  fest,  daß  der  Satz  von  Arago  (s.  1806  A.) 
nur  für  solche  Gasgemische  gültig  ist,  die  nicht  ehemisoh  aufeinander  ein- 
wirken, und  daß  die  brechenden  Kräfte  der  Gase  in  keiner  Beziehung  zu 
deren  Dichte  stehen. 

—  Jean  Baptiste  Dumas  gibt  eine  von  der  Gay-Lussac'schen  Methode  (s.  1815  G.) 
abweichende  Art  der  Dampfdichtebestimmung  an,  indem  er  ein  genau  zu 
messendes  Volum  des  betreffenden  Dampfes  bei  bestimmter  Temperatur 
und  bestimmtem  Druck  wiegt.  Da  das  Gewicht  eines  gleich  großen  Volums 
atmosphärischer  Luft  leicht  zu  berechnen  ist,  hat  man  alle  Elemente  zur 
Ermittelung  des  spezifischen  Gewichts  jenes  Dampfes.  Er  konstruiert  einen 
Apparat  für  diese  Dampf dichtebestimmung. 

—  Nachdem  schon  B.  G.  Sohreger  durch  sorgfältige  anatomische  Unter- 
suchungen die  Lehre  von  der  angeborenen  Hüftgelenkluxation  (Hinken) 
bereichert  hatte,  entwirft  Guillaume  Dupuytran  eine  lichtvolle  Darstellung 
dieses  Leidens,  schildert  dessen  Symptome  und  macht  auch  auf  die  Erb- 
lichkeit und  häufige  Doppelseitigkeit  aufmerksam. 

—  Ren6  Joaquin  Henri  Dutrochat  untersucht  die  von  Nollet  entdeckte  Dif- 
fusion durch  tierische  Blase,  bezeichnet  das  Wandern  der  Flüssigkeit  mit 
dem  Namen  Endosmose  und  Exosmose  und  hebt  die  Bedeutung  dieser  Vor- 
gänge für  wichtige  Lebenserscheinungen  der  Tiere  und  Pflanzen  hervor. 

—  Adolf  Erman  macht  die  ersten  genaueren  Untersuchungen  über  Volum- 
änderungen der  Körper  beim  Schmelzen.  Er  untersucht  die  Ausdehnung 
des  Eises  (s.  a.  1772  D.),  des  Wassers  und  bestimmt  aus  der  Vergleichung 
der  spezifischen  Gewichte  beider  die  Zusammenziehung  des  Wassers  beim 
Schmelzen.  Er  findet,  daß  sich  das  Eis  stärker  ausdehnt,  als  das  Wasser 
bei  niedrigen  Temperaturen,  daß  im  Moment  des  Sohmelzens  das  Wasser 
nur  ungefähr  0,9  des  Volums  des  Eises  bei  0"  einnimmt,  und  daß  sich  das 
Wasser  dann  noch  bis  40  zusammenzieht,  sich  dann,  anfangs  fast  ebenso 
rasch  wie  das  Eis,  später  jedoch  viel  rascher  ausdehnt.  Bei  seinen  Ver- 
suchen mit  andern  Körpern  findet  er  das  auffallendste  Verhalten  bei  dem 
Rose'sohen  Metallgemisch  (vgl.  1772  B.),  das  bei  93,7°  schmilzt  und  bei  69' 
ein  Maximum  der  Dichte  hat. 

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188« 

1826  Michael  Faniay  impr&gniert  suent  wenig  oder  nicht  leuchtende  Gase  mit 
beim  Brennen  leuchtenden  Kohlenwasserstoffen  (Carburienmg).  Später 
wird  zum  gleichen  Zweck  von  Bowditoh  das  Naphtalin  (1862),  von  Brunk 
in  Bochum  das  Benzol  (1887)  vorgeschlagen. 

—  Nachdem  seit  der  Erfindung  von  d'Arcet  (s.  1813  A.)  der  Leim  häufig 
zur  Anfertigung  von  Modell«i,  namentlich  von  Stukkateuren  und  Gips- 
gieBem  gebraucht  worden  war,  wächst  diese  Verwendung  beständig,  als 
Dovifßaa  Fn  ihn  auch  zur  Nachbildung  von  anatomischen  Gregenständen, 
Enoöhenpräparaten  und  PflanzenteUen  usw.  benutzt. 

—  Augustin  Jean  fi'iwrt  erweitert  durch  sein  „Memoire  sur  la  diffraction 
de  la  lumi^re"  die  theoretisch  -  optischen  Betrachtungen  und  führt  u.  a. 
den  Begriff  der  elliptischen  Schwingungen  in  die  Optik  ein. 

—  Nachdem  seit  Cartwright's  Versuchen  (s.  1789  C.)  mehrere  Wollkämm- 
masohinen,  jedoch  ohne  Erfolg  konstruiert  worden  waren,  gelingt  es  CMart 
in  Amiens,  eine  praktisch  brauchbare  Maschine  herzustellen,  die  durch 
John  Clollier  und  John  Platt  in  England  eingeführt  wird. 

—  Das  Ozyhydrogen- Kalklicht,  bei  dem  mit  dem  Sauerstoffgebläse  ein 
Kalkzylinder  zur  heftigsten  Weißglut  erhitzt  wird  und  dann  blendend 
weifies  licht  gibt,  wird  von  Sir  G-oldsworthy  Aiitniay  entdeckt  und  in  den 
Jahren  1826 — 27  von  Thomas  DnmmoMl  bei  trigonometrischen  Arbeiten 
auf  Irland  benutzt.  Nach  letzterem  erhält  es  den  Namen  „Dmmmond'- 
Bches  Kalklicht". 

—  John  OowMhig  führt  in  die  Wollspinnerei  die  Vorspinnkrempel  ein,  d.  i.  eine 
an  die  Stelle  der  Lookenkrempel  gesetzte  Kratzmaschine,  welche  un- 
mittelbar eine  Anzahl  (20 — 40)  Vorgespinstfäden  ans  der  von  der  Kratz- 
trommel abgenommenen  WoUe  bildet.  Die  Vorspinnkrempel  wird  1839 
von  Götze  in  Chemnitz  weiter  vervoUkommnet. 

—  Sricoira  und  Lombard  in  Nimes  verbinden  das  Prisma,  welches  die  ge- 
lochten Karten  des  Jaoquardstnhies  enthält,  mit  dem  Strumpfwirkerstuhl, 
um  Muster  zu  wirken. 

—  Jean  Baptiste  Sulmat  und  Christian  Gottlob  Clmelln  gelangen  beinahe  gleich- 
zeitig and  unabhängig  voneinander  zur  künstlichen  Darstellung  des  Ultra- 
marins.  Der  erstere  stellt  ans  35  Teilen  Kieselsäure  und  30  Teilen  Ton- 
erde mit  so  viel  Natronlauge,  als  zur  Lösung  der  Kieadsäure  nötig  ist,  eine 
mtramarinbasis  her,  von  der  er  2  Teile  mit  1  Teil  Schwefelblumen  und 
1  TeU  kohlensaurem  Natron  zur  Rotglut  erhitzt;  der  letztere  verwendet 
Ton,  Soda  und  Schwefel  in  gleichen  Teilen  und  erhält  in  einem  Brand 
Ultramarinblau. 

—  Christopher  HamtMn  konstruiert  Deklinationskarten  (Isogonenkarten)  für 
die  Jahre  1600,  1700,  1800  und  für  das  Jahr  1780.  Später  gibt  Erman 
eine  solche  Karte  für  1827—30,  Barlow  eine  für  1833  heraus.  Hieran 
schliefien  sich  die  Karte  von  Duperrey  und  der  Atias,  den  Gaufi  den  Resul- 
taten aus  seinen  Beobachtimgen  (1837)  beifügt. 

—  Friedrich  Harkort  baut  den  ersten  Hochofen  ohne  Ranchgemäuer,  nur  von 
eisernen  Reifen  umgeben,  und  gibt  demselben  eine  Höhe  von  etwa  16  m. 

—  Der  französische  General  Han  führt  die  kasemattierten  Batterien  Fried- 
richs d.  Gr.,  die  er  bei  der  Schleifung  der  Festung  Schweidnitz  (1807) 
kennen  gelernt  hatte,  in  Frankreich  ein.  unter  dem  Einflüsse  der  fran- 
zösischen Litteratnr  werden  sie  später  allgemein  als  Haxo'sohe  Batterien 
bezeichnet. 

—  Der  Dichter  August  Kopiich  entdeckt  die  im  Altertiune  bekannte,  später 
vergessene  blaue  Grotte  auf  Capri  bei  Gelegenheit  einer  Schwimmfahrt  wieder. 

—  Adolph  Theodor  Kupllor  bespricht  in  seiner  „Preiaschrift  über  genaue  Mes- 
sung der  Winkel  an  Krystalleu"  die  gesamte  Krystallmessung,  ihre  Fehler- 

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quellen  und  die  Mittel,  ihnen  tu  begegnen.  Er  entwickelt  sp&ter  auch 
die  Theorie  der  Reflezionsmeesungen. 
1826  Ren6  Th^ophile  Hyacinthe  LaMiMC  biingt  suent  die  pathologisohe  Ana- 
tomie der  Lungenentzündung  mit  der  klinischen  von  ihm  ausgebauten  Sym- 
ptomatologie in  Beziehung,  fördert  so  die  Beobachtung  der  Krankheit  und 
führt  im  Gegensats  zu  der  bisherigen  schwächenden  Therapie  eine  rationelle 
Behandlung  ein. 

—  Ren6  Thäophile  Hyaointhe  LalniMC  tritt  auf  das  Entschiedenste  für  die 
Einheit  von  Skrofulöse  und  Tuberkulose  ein,  indem  er  in  den  Skrofeln 
nichts  weiter  als  eine  Lokalisation  der  Tuberkulose  in  den  Drüsen  sieht. 
Diese  Lehre  wird  sp&ter  von  Virchow  entschieden  bek&mpft. 

—  Nachdem  Mungo  Park  i.  J.  1805  als  erster  Europäer  bis  nach  Kabara, 
dem  Hafenorte  von  Timbuktu,  gelangt  war,  betritt  diese  Stadt  raerst 
Alexander  Grordon  Lataif  am  18.  August  1826.  Die  Stadt  wird  1828  von 
Caill6,  1803—54  von  Barth  und  1880  von  Lenz  genauer  erforscht. 

1826—60  Peter  Joseph  turnt  übt  den  wesentlichsten  Einfluß  auf  die  Umgestaltung 
des  englischen  Gartenbaustils  in  den  modernen  aus  und  begründet  in  Ge- 
meinscfaaft  mit  dem  G-artendirektor  der  Stadt  Berlin,  Gustav  Meyer,  den 
sog.  Lenn^-Meyer'sohen  Gartenbaustil,  der  bezweckt,  der  Natur  ihre  Schön- 
heiten abztdauBchen  und  sie  auch  im  kleinen  nachzuahmen. 

1826  Justus  VM  LIsMg  beweist  die  Anwesenheit  von  Ammoniak  in  der  Luft,  in- 
dem er  dasselbe  regelmäßig  als  salpetersaures  Salz  in  den  Verdampfungs- 
rückständen von  Regenwasser  findet.  In  das  Regenwasser  konnte  es  selbst- 
verständlich nicht  anders  als  durch  Aufnahme  aus  der  Atmosphäre  gekommen 
sein.    (S.  a.  1804  S.) 

—  Der  Mathematiker  Nikolaus  Iwanowitsch  to>«ti€hMMklJ  in  Kasan  begründet 
die  nichteuklidische  Geometrie  (von  ihm  selbst  „imaginäre"  oder  „Pan- 
geometrie"  genannt),  die  das  euklidische  Parallelenaxiom  aufgibt.  Loba- 
tsohewskij  hat  die  erste  Anregung  zu  seiner  Lehre  nachgewiesenermaßen 
von  Gauß  erhalten,  obwohl  letzterer  über  diese  Frage  nichts  veröffent- 
licht hat.    (Vgl.  1636  D.,  1766  L.,  1825  T.,  1831  B.) 

—  Eühard  MMiMlIch  zeigt,  daß  das  optische  Verhalten  der  Krystalle  eine 
Funktion  der  Temperatur  ist.  Seine  Beobachtungen  werden  von  Brewster 
und  Descioizeaux  bestätigt. 

—  Johannes  MOItor  schreibt  sein  „Handbuch  der  Physiologie  des  Menschen" 
und  begründet  dadurch  die  physikalisch -chemische  Schule  in  der  Physiologie. 
Er  stellt  die  Lehre  von  den  spezifischen  Energien  der  Sinnesnerven  auf,  wo- 
nach die  verschiedensten  Reize  auf  dasselbe  Sinnesorgan,  z.  B.  das  Auge 
angewendet,  immer  nur  ein  und  dieselbe  Empfindung  hervorrufen,  nämlich 
die,  welche  durch  das  betreffende  Organ  bei  Einwirkung  seines  natürlichen 
Reizes,  in  diesem  Fall  also  des  Lichtes  vermittelt  werden,  und  umgekehrt 
ein  und  derselbe  Reiz  auf  verschiedene  Sinnesorgane  appliziert,  ganz  ver- 
schiedenartige Empfindungen  hervorruft,  je  nach  der  Beschaffenheit  des 
Organs,  auf  das  er  einwirkt. 

—  Johannes  MMItr  publiziert  seine  Schrift  „Zur  vergleichenden  Physiologie 
des  Gesichtssinns",  in  welcher  er  die  Frage  von  den  Augenbewegungen 
und  speziell  von  dem  Drehpunkt  des  Auges  behandelt. 

—  Leopolde  NoMH  entdeckt  die  nach  ihm  benannten  Farbenringe,  die  durch 
Interferenz  der  Lichtwellen  an  elektrisch  abgeschiedenen  Metallschichten 
entstehen. 

—  Nachdem  die  Versuche  von  Mussohenbroek  (1759)  und  Sulzer  (1753)  zur 
Prüfung,  ob  das  Boyle-Mariotte'sche  Gesetz  für  alle  Drucke  gültig  ist,  keine 
entscheidenden  Resultate  ergeben  hatten,  machen  OwiM  und  SchwmdMa 
Versuche,  die  gleich  denen  von  Arago  und  Dnlong  (vgl.  1819  A.)  für  Luft 


—     366     — 

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IS» 

die  Gültigkeit  bis  zu  hohm  Drucken  ergeben,  für  andere  Gase  das  Cre- 
sets  jedoch  nioht  bestätigen,  namentlich  wenn  die  Gase  durch  Kompres- 
sion flüssig  zu  machen  sind.  Schweflige  S&ure  folgt  dem  Gesetz  bis  zu 
zwei  Atmosphären,  wird  aber  bei  höheren  Drucken  stärker  komprimiert. 
1826  €reo^  Simon  Ohn  bestimmt  die  Leitungsfähigkeit  einer  Anzahl  von  Sub- 
stanzen, indem  er  die  Stromstärken  im  ungeteilten  Stromkreis  beobachtet. 
Ähnliche  Messungen  werden  von  Lenz  (1835),  Boasoha  und  Schröder  von 
der  Kolk  (1861)  u.  a.  ansgefährt;  Widerstandsmessungen  durch  Anwendung 
von  Stromverzweigungen,  bei  welchen  die  zu  vergleichenden  Widerstände 
gleichzeitig  in  zwei  Zweigen  eingeschaltet  werden,  fähren  PouiUet  (1839), 
Wheatstoue  (1843),  £dm.  Beoquerel  (1846),  Kirchhoff  (1868  und  1880)  und 
viele  andere  aus. 

—  Georg  Simon  Otai  stellt  das  Ohm'sche  Gesetz  auf:  „Die  Stromstärke  ist 
proportional  der  elektromotorischen  Kraft  und  umgekehrt  proportional 
dem  Widerstände." 

—  Johann  Christian  PoflMidarff  schlägt  zum  Messen  der  täglichen  Änderungen 
der  magnetischen  Deklination  die  jetzt  allgemein  gebränohUche  Methode 
vor,  kleine  Winkel  an  Meßinstrumenten,  deren  messende  Teile  eine 
Drdiung  erfahren,  mit  Hilfe  von  Spiegel  und  Skala  abzulesen. 

—  Jean  Victor  PoMilil  und  Gustav  GsApard  GarloHi  führen  den  Begriff  der 
Arbeit  als  des  Produktes  aus  der  Kraft  und  der  Wegstrecke  in  die  theore- 
tische Mechanik  ein.  Für  den  Arbeitsbegriff  hatte  bereits  Johann  Ber- 
noulli  den  Namen  „Energie"  gebraucht  (1717),  für  die  lebendige  Kraft, 
welche  er  der  Arbeit  gleichsetzt,  verwendet  Th.  Young  die  gleiche  Be- 
zeichnung (1807).  Kankine  führt  dann  die  Bezeichnungen  Energie,  poten- 
tielle und  kinetische  Energie  definitiv  in  die  Wissenschaft  ein. 

1826—32  Eduard  Friedrich  Ptppig  bereLst  Brasilien,  Chile,  Peru  tmd  den  Ucayali- 
und  Amazonenstrom.  Er  kehrt  mit  reichen  zoologischen  und  botanischen 
Sammlungen  zurück  und  fördert  dadurch  diese  Gebiete  in  bemerkens- 
werter Weiae. 

1826  Karl  Friedrich  QuItiMkam  in  Rostock  ist  der  erste,  der  mit  vollem  Vor- 
bedacht und  in  rationeller  Weise  bei  einer  wassersüchtigen  Frau  die  Milz 
exstirpiert.    (S.  1649.) 

—  Fran9oiB  Vincent  RatpaU  klärt  durch  seine  mikroskopischen  Forschungen 
die  Struktur  der  Stärkekömer  auf  und  gibt  damit  der  Stärkefabrikation 
eine  rationelle  ünteriage. 

—  Pierre  Fran^ois  Raiw  gibt  eine  über  Willan  und  Alibert  hinausgehende 
Einteilung  der  Hautkrankheiten,  in  der  er  sowohl  der  äuBem  Erscheinung, 
als  auch  den  pathogenetischen  Beziehungen  derselben  zu  der  krankhaften 
Beschaffenheit  des  Blutes,  des  Nervensystems  und  anderer  Organe  Rech- 
nung trägt. 

—  Major  RaidM  legt  dem  preuBischen  Kriegsministerium  den  Entwurf  eines 
Bohmiedeeisemen  gezogenen  Hinterladers  (S-Ffünders)  vor.  Das  i.  J.  1829 
ausgeführte  Geschütz  zeigt  folgende  Einrichtungen:  Kaliber  78  mm;  16  Züge; 
Verschluß  durch  eine  abnehmbare  Schwanzschraube.  Die  Geschosse  sind 
eiserne,  mit  Blei  umhüllte  Rundkugeln.  Da  die  Bedeutung  der  Hinter- 
ladung damals  noch  nioht  erkannt  war,  wird  dies  Geschütz  nicht  prak- 
tisch verwendet.  Es  wird  vom  Erfinder  an  einen  Berliner  Gastwirt  verkauft, 
von  dem  eine  Wiedererwerbung  i.  J.  1841  nicht  gelingt. 

—  Der  Österreicher  Joseph  RmmI  baut  ein  mit  einer  Schraube  als  Propeller 
getriebenes  Dampfschiff,  bei  welchem  die  Schraube  bereits  in  einem  be- 
sonderen, zwischen  Hintersteven  und  Steuerruder  gelegenen  Räume,  dem 
„Schraubenbrunnrai",   gelagert  ist.    Eine  eiste  im  Hafen  von  Triest  1829 

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1826 

ontemommene  Probefahrt  mißglückt  swar.  Immerhin  mnfi  Beesel  als  der 
eigentliche  Erfinder  der  Schiffsschraube  gelten. 
1826  Jean  Noel  Roux  führt  die  erste  eigentliche  Hetaplastik  (Wangenersats)  aus, 
indem  er  bei  einer  ausgedehnten  Zerstörung  der  linken  Gresichtshälfte  zu- 
eiBt  die  Oberlippe  mit  einem  Hautstück  aus  der  Unterlippe  ersetzt  mid 
nach  nochmaliger  Löstmg  damit  die  in  die  Nasenhöhle  und  den  Sinns 
maxillaris  führende  Öffnung  schliefit. 

—  RuMonl  einerseits  und  C.  E.  von  Bair  andererseits  erkennen,  dafi  den  beim 
Furchungsprozeß  (s.  1824  P.)  an  der  Oberfläche  sichtbaren  Furchen  Spalten 
entsprechen,  welche  durch  die  ganze  Dottermasse  hindurchgehen  und  sie 
in  einzelne  Stücke  zerlegen.  Baer  bezeichnet  den  Furchungsprozeß,  in  dem 
er  die  erste  Regung  des  Lebens  erblickt,  als  Selbstteilung  der  Eizelle. 

—  Alois  StnafMdar  entdeckt  den  Mosaikdruok,  ein  mittels  einer  der  Buchdruck- 
presse ähnlichen  Presse  ausgeführtes  Druckverfahren,  bei  dem  farbige 
Bilder  durch  einen  einzigen  Druck  hergestellt  werden.  Die  Druckformen 
werden  aus  verschiedenfarbigen,  der  Vorlage  entsprechenden  Täfelchen  zu- 
sammengesetzt, deren  pastöse  Masse  beim  Druck  hinreichend  Farbstoff  an 
chemisch  angefeuchtetes  Papier  abgibt. 

—  Christian  Slthtr  führt  das  Kaltpressen  der  Bleiröhren  (s.  1820  B.)  zuerst 
mittels  der  hydrauUsohen  Presse  aus. 

1826 — 30  George  Staphanton  erbaut  auf  der  ersten  für  Lokomotivbetrieb  be- 
stimmten Schienenbahn  Liverpool-Manchester  den  ersten  Eisenbahn- 
tnnnel.  (Der  Brunel'sche  Themsetunnel,  8.  1825  B.,  ist  erst  später  für 
den  Eisenbahnbetrieb  eingerichtet  worden.) 

1826  Der  Physiker  William  Sturfson  in  Addiscombe  erkennt,  daß  ein  von  Strom- 
windungen umgebener  weicher  Eisenkern  zu  einem  Magneten  gemacht 
wird,  der  die  permanenten  Magneten  an  Zugkraft  übertrifft  und  durch 
Schließen  und  Offnen  des  Stroms  nach  Belieben  in  oder  außer  Wirksam- 
keit gesetzt  werden  kann.    Er  erfindet  damit  den  Elektromagneten. 

—  Thomas  TilfonI,  welcher  sich  auch  im  übrigen  durch  zahlreiche  Schöpfungen 
auf  dem  Gebiete  des  Straßen-,  Brücken-,  Kanal-  und  Hafenbans  bekannt 
gemacht  hat  (s.  1793  T.),  erbaut  i.  d.J.  1819  bis  1826  eine  Kettenbrücke 
über  den  Menaikanal  in  England  mit  der  bis  dahin  imerreichten  Spann- 
weite von  176  m. 

—  Johann  Heinrich  von  ThOnon  zieht  in  seinem  Werke  „Der  isolierte  Staat 
in  Beziehung  auf  Landwirtschaft  und  Nationalökonomie"  die  unter  dem 
Namen  „Thünen'sches  Gesetz"  bekannten  Schlußfolgerangen,  aus  welchen 
sich  ergibt,  wie  ein  Landgut  rationell  zu  bewirtschaften  ist. 

—  Friedrich  Tlodemann  macht  vergleichende  Untersuchungen  zwischen  dem 
Gehirn  des  Menschen  und  des  Affen  und  1837  zwischen  dem  Gehirn  des 
Negers  und  des  Europäers  und  stellt  fest,  daß  dem  Grehim  des  Menschen 
unter  allen  Säugetieren  das  relativ  größte  G«wioht  zukommt,  daß  das  Ge- 
hirn des  Orang-Utang  sich  in  manchen  Punkten  von  dem  Gehirn  anderer 
Affenarten  unterscheidet,  aber  wesentliche  Verschiedenheiten  vom  Menschen- 
him  zeigt,  und  endlich,  daß  Hirn  tmd  Nerven  beim  Neger  so  wie  bei 
andern  Menschenrassen  gestaltet  sind. 

—  Thomas  Tradgold  fördert  die  Seilerei  durch  seine  theoretischen  Arbeiten 
über  den  Einfluß  des  Verfertigungsverfahrens  auf  die  Güte  der  Seile. 

—  Otto  Unvordortan  untersucht  und  analysiert  eine  große  Anzahl  von  Harzen, 
die  meist  durch  Sauerstoffaufnahme  aus  flüchtigen  ölen  entstehen  und 
nicht  chemische  Individuen,  sondern  mehr  oder  minder  komplizierte  Stoff- 
gemenge sind.  Auch  J.  F.  W.  Johnston  macht  von  1830  bis  1840  ein> 
gebende  Untersuchungen  einer  großen  Anzahl  von  Harzen. 

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1887 

1826  Otto  UmtrdMTkM  stellt  fest,  daß  im  Bensoeharz  mehrere  Harse  vertreten 
Bind,  was  sp&ter  auch  von  van  der  Vliet  bestätigt  -wird.  Wie  die  Unter- 
suchungen von  Mulder,  Kopp  u.  a.  ergeben,  sind  in  dem  Beneoeharz  vier 
Harse,  daneben  aromatische  Säuren,  namentlich  Bensoesflure  und  zuweilen 
auch  Zimtsäure  enthalten. 

—  Otto  UnmrdorbM  entdeckt  bei  trockener  Destillation  des  Indigos  eine 
flüohtige  organische  Basis,  die  er  „Kry«talliii"  nennt. 

—  Otto  Umrartorfetn  stellt  fest,  daß  der  Copal  aus  verschiedenen  Harzen  be- 
steht, die  sich  durch  ihr  Verhalten  gegen  verschiedene  Lösungsmittel,  ihren 
Schmelzpunkt  usw.  unterscheiden.  Weitere  Untersuchungen  werden  (1844) 
von  Filhol,  (1863)  von  Violette  gemacht.  In  Leinöl  gelöst  gibt  der  Copal 
den  CopalfimiH,  der  mm  Schutz  von  Gremälden,  zum  Lackieren  von  Holz, 
insbesondere  als  Wagenlaok  ausgedehnte  Verwendung  findet. 

—  WacknroMr  stellt  aus  der  Wurzel  von  Corjdalis  oava  das  Corydalin  her, 
dessen  Konstitution  neuerdings  von  Dobbie  und  Lander  näher  erkannt 
worden  ist. 

—  Waka  aus  Worksop  erfindet  eine  Stempelmaschine  zum  Ersatz  des  Hand- 
stempelns  der  ankommenden  Briefe.  Während  bis  dahin  ein  gewandter 
Handstempler  etwa  80  Briefe  in  der  Minute  stempeln  konnte,  bringt  es 
die  Maschine  auf  250  Stempelungen. 

—  Nachdem  schon  im  Jahre  1783  in  London  die  ölgewinnung  aus  Baumwoll- 
saatkemen  versucht  worden  war,  stellt  Benjamin  Wariag  aus  Columbia 
zuerst  in  fabrikmäßiger  Weise  ein  gutes  öl  aus  Baumwollsamenkömern 
her,  worauf  dann  1832  die  eiste  größere  Ölmühle  der  Vereinigten  Staaten 
auf  einer  Insel  nahe  der  Küste  von  Creorgia  entsteht. 

—  Wllllanit  in  London  konstruiert  einen,  dem  Batteur  für  Baumwolle  (s. 
1806  S.)  ähnlichen  Klettenwolf  zur  Seinigung  der  Wolle  von  groben 
Fflanzenteüen,  wie  Kletten  usw. 

1827  Giovanni  Battista  Amld  erfindet  die  Immersionslinse,  bei  welcher  der  kleine 
Baum  zwischen  Objektiv  und  Deckglas  durch  ein  stärker  lichtbrechendes 
Medium  als  Luft,  nämlich  durch  Wasser  ersetzt  ist.  Auf  dieser  Erfindung 
bemhen  die  großen  Errungenschaften  der  Neuzeit  auf  nukroskopischem 
Gebiete. 

—  Andrä  Marie  Amp^  gibt  eine  Theorie  der  elektromagnetischen  Vorgänge 
und  begründet  die  Elektrodynamik.  Er  entdeckt  die  gegenseitige  Wirkung 
elektrischer  Ströme  aufeinander  und  stellt  da«  elektrodynamische  Funda- 
mentalgesetz auf,  wonach  die  Kraft,  mit  der  zwei  Stromelemente  auf  ein - 
«ider  wirken,  den  Längen  der  Elemente  und  den  Intensitäten  der  Ströme 
direkt,  dem  Quadrat  der  die  Mitte  der  Elemente  verbindenden  Strecke 
umgekehrt  proportional  ist. 

—  Fran^ois  ApiNrt  überträgt  das  von  ihm  gefundene  Konservierungsverfahren 
auch  auf  die  Müch  und  liefert  nach  seinem  Verfahren  konservierte  MUch 
für  die  französische  Marine.   (S.  a.  1807  A.) 

—  Karl  Ernst  van  Baar  entdeckt  im  Graafschen  Follikel  das  menschliche  Ei. 
Er  betrachtet,  wie  dies  schon  de  Graaf  getan  hatte,  den  ganzen  Follikel 
als  £i  und  stellt  das  Ei  in  gleiche  Linie  mit  dem  Purkinje'schen  Keim- 
bläschen. (S.  1824  P.)  Er  entdeckt  bei  dieser  Untersuchung  als  ein  schon 
auf  den  ersten  Stufen  erkennbares,  für  aUe  Wirbeltiere  typisches  Organ 
die  Chorda  doisalis,  aus  der  sich  die  Wirbelsäule  entwickelt. 

—-  Wenzel  Baika  in  Frag  fertigt  zuerst  für  die  Apotheker  Glas-  und  Porzellan - 
Standgefäße  mit  eingebrannten  Schildern  an  und  führt  die  Emaille-  und 
Porzellanschilder  zum  Anschrauben  ein. 

—  Antoine  C4sar  Bacqaaral  macht  die  ersten  Versuche,  sonst  schwer  krystaUi- 

D«rmtt«edter.  li 

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1887 

sierb«re  Substanzen  durch  sehr  langsame  und  namentlich  durch  sehr 
schwache  Ströme  in  krystaUinischer  Form  auszuscheiden. 
1827  Johann  Jacob  von  Banillus  untersucht  zuerst  die  von  Deyeux  (s.  1793  D.) 
entdeckte  Gralläpfelgerbsäure  (Tannin),  die  dann  von  Pelouze  und  Robiquet 
näher  untersucht  wird  und  deren  Zerlegung  in  Zucker  und  Gallussäure  1854 
Strecker  gelingt. 

—  Johann  Jacob  von  Bomlliii  stellt  durch  Überleiten  von  Chlor  über  erhitztes 
metallisches  Chrom  oder  Chromchlorid  das  Chromylchlorid  dar,  das  später 
in  der  organischen  Chemie  eine  Rolle  spielt.    (S.  1877  £.) 

—  Friedrich  Wilhdm  Bnitbuipt  konstruiert  den  Grubentheodolit,  der  sich  von 
dem  gewöhnlichen  Theodolit  nur  dadurch  unterscheidet,  daß  er  mit  einer 
Bussole  verbunden  und  deswegen  keiner  seiner  Bestandteile  aus  Eisen  oder 
Stahl  gefertigt  ist.  Das  Instrument  wird  1861  von  Junge  in  Freiberg 
wesentlich  verbessert.    (S.  a.  1546.) 

^  Der  Londoner  Arzt  Richard  Bright  spricht  mit  Bestimmtheit  aus,  daß  viele 
FäUe  der  Wassersucht  durch  eine  Erkrankung  der  Nieren  verursacht  werden, 
die  sich  durch  den  Eiweißgehalt  des  Urins  zu  erkennen  geben,  und  erforscht 
die  nach  ihm  Bright'sohe  Nierenkrankheit  benannte  Nierenaffektion,  sowie 
die  gelbe  Leberatrophie. 

—  Robert  Brown  entdeckt  die  nach  ihm  benannte  Moleknlarbewegung  klein- 
ster fester  Teilchen  in  Flüssigkeiten.  Später  wird  diese  Bewegung  von 
Wiesner,  Exner,  Jevons  auf  Wärmeschwingungen  der  Flüssigkeit  zurück- 
geführt. 

—  Charles  Oagniart  dt  laTour  bestimmt  zuerst  den  Koeffizienten  der  Querkontrak- 
tion, indem  er  einen  Draht  in  der  Achse  einer  mit  Wasser  gefüllten  Röhre  aus- 
spannt, denselben  mit  Hilfe  von  Hebelvorrichtungen  verlängert  und  ans 
der  Niveauänderung  des  Wassers  in  der  Röhre  die  Änderung  des  Volums 
herleitet.  Genauere  Bestimmungen  werden  von  Wertheim  (1848),  Kirch- 
hoff (1859),  Okatow,  Schneebeli  n.  a.  gemacht. 

1827 — 28  Der  französische  Reisende  Ben6  GaMM  macht  die  zweite  Dnrohquerung 
Afrikas  von  Senegambien  über  Timbuktu  nach  Marokko. 

1827  Der  Bauinspektor  Oantlan  stellt  in  zweijähriger  Arbeit  ans  einem  auf  den 
Rauen'schen  Bergen  bei  Fürstenwalde  gefundenen  Riesen-Granitfindlinge, 
dem  sogenannten  Markgrafensteine,  eine  polierte  Schale  von  6,90  m  Durch- 
messer und  1500  Zentnern  Gewicht  her,  die  vor  dem  alten  Museum  in 
Berlin  aufgestellt  wird.  Goethe  bemerkt  dazu,  daß  zum  Polieren  der 
Schale  eine  eigens  konstruierte  Maschine  benutzt  worden  sei. 

—  Jean  Daniel  Cdladon,  Professor  der  Mechanik  in  Genf,  bestimmt  mit  Jacob 
Carl  Franz  Sturm  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  des  Schalles  im  Wasser 
auf  1435  m/sec. 

—  Cundy  konstruiert  eine  Ziegelmaschine,  deren  Form  die  Ziegeln  aus  einer 
Tonplatte'  aussticht.  Zu  dieser  Kategorie  von  Maschinen  gehören  u.  a.  die 
von  Bosq  (1829),  Vivebert  (1831),  die  den  Steinen  architektonische  Ver- 
zierungen aufpreßt,  und  die  von  Basford  (1844). 

—  Jean  Baptiste  Dumas  macht  im  Verein  mit  Polydore  Boullay  Untersuchungen 
über  die  zusammengesetzten  Äther.  Es  gelingt  ihnen  zuerst,  deren  Kon- 
stitution zu  ermitteln  und  das  bestimmte  Grewiohtsverhältnis  festzustellen, 
welches  zwischen  diesen  Äthem,  den  sie  erzeugenden  Körpern  und  dem  bei 
der  Verbindung  eliminierten  Wasser  stattfindet.  Unter  anderem  ermitteln 
sie  auch  die  Zusammensetzung  des  von  Johann  Kunckel  (vgl.  1681  K.) 
entdeckten  Salpetrigsäureäthers. 

—  Michael  Faraday  beobachtet  flüssige  Schwefeltröpfchen  bei  Zimmertempe- 
ratur, also  etwa  lOO"  unter  dem  Schmelzpunkt.    Bei  Berührung  mit  festen 

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1887 

Körpern  beginnt  die  Flüssigkeit  sofort  tu  erstarren,  wobei  sich  die  Tem- 
peratur jedoch  höchstens  auf  den  Sohmelzpiinkt  erhöht. 
1827    Benott  Fournayron  erfindet  eine  Wasserturbine,  die  nach  dem  Reaktions- 
prinzip (als  Überdruckturbine)  arbeitet. 

—  Der  Techniker  FrankanlWd  in  Rothehütte  im  Harz  erfindet  die  mechanische 
Modellplattenformerei  (11  Jahre  vor  Holmes,  dem  man  bisher  diese  Er- 
findung zuschrieb),  und  führt  dieselbe  in  Verbindung  mit  dem  Modell- 
meister Justus  Heyden  und  dem  Fonnermeister  Ludwig  Flentje  ein. 

—  Angnstin  Jean  Frwitl  erklärt  die  Polarisation  durch  die  Annahme  seit- 
licher Schwingungen  und  nimmt  an,  daB  die  Schwingungen  senkrecht 
gegen  die  PolarisationBebene  geschehen.  Dafi  die  von  ihm  gegebenen 
Gleichimgen  auch  für  die  elektrischen  Schwingungen  Hertz'scher  Wellen 
gelten,  wird  später  von  Klemen6iö  und  Trouton  erwiesen.  (S.  1827  F. 
und  1892  E.) 

—  Augustin  Jean  Fmiwl  gibt  die  nach  ihm  benannte  Fresnel'Bche  Wellen- 
fläche an,  eine  Fläche  vierter  Ordnung,  aus  der  ermittelt  werden  kann, 
wie  ein  Lichtstrahl,  der  einen  optisch  zweiachsigen  KrystaU  trifft,  sich  im 
Innern  des  Krystalls  und  beim  Wieder  austritt  verhält. 

—  Fratml  und  ArafO  bringen  die  beiden  Lichtstrahlen,  in  welche  das  Licht 
bei  seinem  Durchtritt  durch  einen  doppelbreohenden  Krystall  zerfällt,  zur 
Interferenz,  wobei  die  Strahlen  zu  den  schönsten  Farbenersoheinungen  Anlaß 
geben,  und  leiten  die  Cresetze  der  Interferenz  des  polarisierten  Lichtes  ab. 
(8.  a.  1827  F.) 

—  Antoine  fiaty-Oaialat  konstruiert  ein  Eolbenmanometer,  bei  welchem  das 
Manometerrohr  in  einem  weiteren  Gefäße  angebracht  ist,  in  welchem  sich 
ein  Doppelkolben  bewegt.  Auf  den  kleineren  der  beiden  Kolben  wirkt 
der  Druck  der  zu  messenden  Flüssigkeit,  während  der  größere  den  Druck 
auf  das  Quecksilber  überträgt.  Das  Manometer  wird  von  Joumeux  ver- 
bessert, der  an  Stelle  der  beiden  Kolben  zwei  Metallsoheiben  einführt,  die 
so  miteinander  verbimden  werden,  daß  die  Durchbiegung  der  einen  sich 
auf  die  andere  überträgt.  Von  der  oberen  Scheibe  überträgt  sich  der 
Druck  dann  auf  das  Quecksilber. 

—  Nächst  Enler  begründet  namentlich  Karl  Friedrich  (biiil  mit  seinem  Werke 
„Disqnisitiones  circa  superficies  curvas"  die  allgemeine  Lehre  von  den 
Flächen.  Er  behandelt  in  diesem  Werke  insbesondere  auch  die  krummen 
Flächen,  die  er  nach  dem  KrümmungsmaB  einteilt. 

—  Louis  Joseph  Qay-üittae  fördert  die  Fabrikation  der  Schwefelsäure  durch 
die  Einführung  des  Gay -Lussac- Turmes  zur  Absorption  der  nitrosen  Dämpfe, 
sowie  durch  die  Benutzung  von  Salpetersäure  an  Stelle  des  bis  dahin  ge- 
brauchten Salpeters. 

—  Joseph  OmmuI  führt  die  erste  totale  Resektion  des  Oberkieferbeins  aus, 
die  nach  ihm  von  Lizars  in  Edinburg  wiederholt  und  dann  oft  gemacht 
wird.  Den  ganzen  Oberkiefer  entfernt  zum  ersten  Male  durch  Resektion 
J.  F.  Heyfelder. 

—  OlSHCfc»  scheidet  zuerst  das  Coniin  in  Form  von  imreinem  schwefelsaurem 
Salz  ans  Schierling  ab.  In  reiner  Form  wird  die  Base  1831  von  Greiger 
gewonnen  und  als  Alkaloid  erkannt. 

—  Jean  Nicolas  Pierre  HadMtto  konstruiert  die  sogenannte  dynamometrische 
Schnellwage,  bei  der  die  Größe  der  Kraft,  womit  die  Umdrehung  einer 
horizontal  gelagerten  Welle  erfolgt,  aus  dem  Druck  abgeleitet  wird,  welchen 
die  Zapfen  der  Welle  erfahren.  Dieser  Apparat  wird  später  von  White 
(1843)  und  namentlich  von  Batohelder  (1862)  verbessert. 

—  John  Frederick  William  Hwwhal  entdeckt,  daß  Strontium,  Natrium,  Kalium 

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1827 

und  andere  Stoffe  durch  ihre  Gegenwart  in  der  Flamme  beetimmto  Linien 
im  Spektrum  herrorrufen. 
1827  Der  Tierarzt  Carl  Heinrich  HartwlK  in  Berlin  erwirbt  eich  durch  seine  mit 
eigener  Lebensgefahr  verbundenen  Untersuchungen  große  Verdienste  um 
die  Kenntnis  der  Watkrankheit.  Vgl.  seine  Schrift  „Beiträge  zur  näheren 
Kenntnis  der  Wutkrankheit". 

—  Jacques  Julien  HoiitM  d*  la  LaMllardMra  konstruiert  zur  Ermittelung  des 
relativen  Wertes  verschiedener  Indigosorten  das  Colorimeter.  Die  Methode 
der  Bestimmung  beruht  darauf,  daß  die  Färbung  einer  zu  untersuchenden 
Lösung  mit  einer  Liösung  von  bekanntem  Gehalt  an  dem  färbenden  Körper 
verglichen  wird. 

—  Hoyw  in  Paris  konstruiert  eine  automatische  Maschine  zur  Anfertigung 
von  Haken  und  Ösen,  an  welche  sich  viele  ähnliche  Erfindungen  anschließen. 

—  Daniel  K6chlln  stellt  fest,  daß  der  hygroskopische  Zustand  der  Luft  in  den 
Kattundiuckereien  eine  wichtige  Rolle  beim  Eintrocknen  der  aufgedruckten 
Beizen  spielt.  Er  leitet  deswegen  Wasserdampf  in  die  Luftkammem  (die 
Bäume,  in  welchen  die  Stücke  nach  dem  Bedrucken  mit  Beizen  der  Luft 
ausgesetzt  werden),  und  hält  dieselben  konstant  auf  einer  Temperatur  von 
25 — 30**  C.  Dieses  Verfahren  wird  bald  in  Frankreich  und  später  auch  in 
England  allgemein. 

—  Der  Hüttentechniker  Per  LifwIiJalM  in  Stockholm  konstruiert  eine  Maschine 
zur  Prüfung  der  Festigkeit  des  Eisens  imd  muß  als  ein  Mitbegründer  des 
modernen  mechanischen  Materialprüfungsverfahrens  angesehen  werden. 

—  Pierre  Simon  <•  Lapiaea  gelingt  es,  aus  den  Dimensionen  des  Erdsph&roides 
Werte  für  die  Präzessionsbewegung  abzuleiten,  die  im  großen  und  ganzen 
auch  heute  noch  gültig  sind. 

—  Adrien  Marie  LapiMira  in  Paris  bearbeitet  in  scharfsinniger  Weise  die  vor- 
her durch  Euler,  Landen  und  Lagrange  nur  unvollkommen  ausgebildete 
Theorie  der  elliptischen  Funktionen. 

—  Karl  Michael  Marx  konstruiert  die  Turmalinzange,  die  den  einfachsten  Pola- 
risationsapparat  darstellt.  (S.  auch  1813  S.) 

—  Der  französische  Chirurg  Fran^ois  Milltr  macht  auf  die  Gefahren  aufmerk- 
sam, welche  dem  Körper  von  selten  des  erkrankten  Wurmfortsatzes  drohen, 
und  weist  darauf  hin,  daß  bei  einer  sicheren  Diagnose  der  Krankheit  die 
operative  Entfernung  des  Wurmfortsatzes  das  sicherste  Mittel  sein  werde, 
(Vgl.  1824  L.) 

—  EUhard  MKschMlIch  entdeckt  die  in  ihrer  Zusammensetzung  mit  der  Schwefel- 
säure korrespondierende  Selensäure. 

—  Der  Mathematiker  August  Ferdinand  Moebim  in  Leipzig  unterwirft  in 
seinem  klassischen  Werk  „Der  baryzentrische  Kalkül"  die  analytische 
Geometrie  einer  ganz  neuen  Bebandlungsweise.  Er  erörtert  darin  u.  a.  die 
Bedeutung  des  Doppelschnittverhältnisses  sowie  das  Dualitätsprinzip. 

—  Hugo  von  Mohl  studiert  in  einer  preisgekrönten  Arbeit  die  Bewegungen 
der  Ranken  und  Schlingpflanzen  und  erkennt  die  Berührung  mit  der 
Stütze  als  den  auf  die  Ranke  wirkenden  Reiz. 

—  Leopoldo  NoMH  entdeckt  mit  Hilfe  seines  empfindlichen  Galvanometers 
(s.  1826  N.)  im  enthäuteten  Frosch  eine  von  den  Füßen  zum  Kopf  ge- 
richtete elektromotorische  Kraft,  den  sogenannten  Froschstrom.  (S.  auch 
1780  G.  und  1789  V.) 

—  G«org  Simon  Ohm  dehnt  in  seiner  Schrift  „Die  galvanische  Kette  mathe- 
matisch bearbeitet"  die  Fourier'sche  Theorie  der  Wärmeverbreitung  (s. 
1822  F.)  auf  die  strömende  Elektrizität  aus  und  führt  dafür  den  Begriff 
des  Gefälles,  speziell  des  Potentialgefällee  ein.  Die  Analogie  wird  später 
1871  von  Wand  eingehend  begründet. 


—     372     — 

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1887 

1827  Hans  Christian  Otnttd  stellt  tuetst  Chloralumiiiium  her,  indem  er  Ton- 
erdehydrat mit  Kohlenpnlver  imd  Zuokersimp  zu  Kugeln  formt  und  diese 
in  einer  Poreellanröhre  in  einem  Chlorstrom  auf  mäßige  Botglat  erhitzt. 
Das  Chlorid  sublimiert  als  bl&ttrig-krystallinische  Masse  in  die  außerhalb 
des  Feuers  liegenden  kälteren  Teile  der  Bohre. 

—  Joseph  Friedrich  OMlirlaii  gibt  dem  von  dem  Wimdarzt  Bosch  in  SchUer- 
bach  eingeführten  Verfahren,  fehlerhaft  geheilte  Enochenbrfiohe  wieder  zu 
brechen,  die  wissenschaftliche  Form  und  begründet  die  Osteoklasie. 

—  Oadry  entdeckt  im  Tee  das  Thein,  das  sich  als  identisch  mit  Cafleia  er- 
weist. 1840  wird  dasselbe  Alkaloid  von  Martius  auch  in  der  Guarana, 
1843  von  Stenhouse  im  Paragnaytee  aufgefunden. 

—  Der  Abl>4  PanuiMlIw  geht  mit  Hilfe  der  Begierung  daran,  im  Departe- 
ment du  Lot,  das  unter  Wassermangel  leidet,  auf  Gnmd  geog^ostischer 
Forschungen  erbohrbare  Quellen  aufzufinden,  bestimmt  dort  und  in  anderen 
Gegenden  im  Laufe  von  2fi  Jahren  über  10000  verborgene  Wasserläufe  und 
legt  seine  Erfahrungen  in  einem  Werke  „Quellenkunde"  nieder. 

—  John  Ayrton  Parti  erfindet  das  Thaumatrop  (Wunderscheibe),  einen  Appa- 
rat, der  auf  der  Nachdauer  genügend  kräftiger  Lichtempflndungen  beruht, 
nachdem  die  Lichtquelle  bereits  erloschen  ist. 

—  Edward  Panry  macht,  nachdem  er  1821 — 23  seine  zweite  und  1824  seine  dritte, 
wenig  vom  Glück  begünstigte  Nordpolfahrt  gemacht  hatte,  eine  vierte 
Nordpolfahrt,  bei  welcher  der  Schlitten  zuerst  in  den  Dienst  der  Polar- 
forschung tritt.  Er  gelangt  mit  James  Clarke  Koss  im  Norden  Spitz- 
bergens auf  35tägiger  Schlittenfahrt  bis  zu  82°  45'  n.  Br. 

—  Der  französische  Physiker  Jean  Claude  Eugene  PMtt  macht  die  ersten 
theoretischen  Versuche  über  Lichtstärke  und  Ölverbrauch  der  Lampen, 
sowie  die  ersten  Analysen  von  Verbrennungsgasen.  Er  ermittelt  auch  die 
Einflüsse,  welche  der  Durchmesser  des  Brenners  und  die  Zugzylinder  hin- 
sichtlich ihrer  Weite,  Länge  und  Schulterhöhe,  sowie  die  Länge  des  brennen- 
den Dochtendes  auf  die  Licbtentwioklung  ausüben. 

—  PHtson  stellt  die  Asparaginsäure,  die  als  eine  Aminosäure  anzusehen  ist, 
ans  dem  Asparagin  (s.  1805  V.)  dar.  Die  Asparaginsäure  wird  später  auch 
in  den  Proteinen  entdeckt. 

—  Claude  Servals  Mathias  Poullltt  findet  im  leuchtenden  Teile  einer  Gasflamme 
einen  Überschuß  positiver,  in  dem  unverbrannter  Gase  einen  Überschuß 
negativer  Elektrizität. 

—  Rsal  und  Pichen  konstruieren  die  erste  vielstuflge  Aktionsturbine. 

—  Joseph  Anthdme  Claude  Rscamlsr  und  Charles  Gabriel  Pnnrai  machen  die 
ersten  Versuche,  das  von  Foiircroy  und  Genossen  (s.  1800  F.)  gefundene 
Erglühen  eines  dünnen  Drahtes  durch  Elektrizität  für  operative  Zwecke 
nutzbar  zu  machen. 

—  Rsianm  macht  zuerst  den  Vorschlag,  die  menschlichen  Exkremente,  nach 
entsprechender  Umwandlung,  als  Brennmaterial  zu  verwerten. 

—  Edward  SsMiM  macht  zuerst  auf  die  Wichtigkeit  des  dynamischen  Äqua- 
tors (Kurve  der  schwächsten  magnetischen  Intensität)  aufmerksam.  Eine 
Karte,  die  eine  genaue  Lage  desselben  darstellt,  wird  1846 — 49  von  Captain 
EDiot  in  Madras  herausgegeben.  Vor  Sabine  hatte  die  sorgfältigsten  Unter- 
suchungen über  den  Äquator  Louis  Isidore  Duperrey  gemacht,  der  den- 
selben zwischen  1822  und  1825  sechsmal  berührte. 

—  Der  Astronom  Felix  tavary  in  Paris  untersucht  zuerst,  ob  das  Gravitations- 
gesetz  auf  die  Bewegung  der  Doppelsteme  anzuwenden  sei.  (Vgl.  seine 
Schrift  „SuT  la  d^termination  des  orbites  que  d^crivent  autour  de  lenr 
oentre  de  gravit^  deux  ^toiles  tr^s  rapproch^es  l'une  de  l'autre".) 


—     873     — 

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1887 

1827  Johann  Lucas  SchtaMn  begründet  die  naturhiatoriBche  Sobnle  der  Medizin. 
Er  benutzt,  um  in  das  Wesen  der  Krankheit  einzudringen,  alle  bekannten 
physikaJisohen  und  naturwissenBohaftlichen  Methoden,  wie  Blut-  und  Urin- 
untersuchung, chemische  Analyse,  Auskultation,  Perkussion  und  mikros- 
kopische Untersuchung.  Er  teUt  die  Krankheiten  in  drei  große  Gruppen 
ein:  Morphen,  H&matosen  und  Neurosen. 

—  ScIiwMlM  braucht  bei  Neubearbeitung  der  fünften  Auflage  der  Ebermayer- 
scben  „Tabellarischen  Übersicht  der  Kennzeichen,  Echtheit  und  &üte  nsw. 
aller  Arzneimittel"  den  Ausdruck  „Pharmakognostische  Tabellen".  Von 
da  ab  bedeutet  Pharmakognosie  im  allgemeinen  die  Lehre  von  den  Kenn- 
zeichen der  Arzneimittel. 

—  Marc  8<|Hln  kommt  bei  Versuchen  mit  englischen  Lokomotiven  zu  der 
Überzeugung,  daß  nur  durch  Vergrößerung  der  Heizfläche  bessere  Resul- 
tate zu  erzielen  seien.  Er  macht  den  Vorschlag,  eine  größere  Anzahl 
Röhren  von  geringer  Wandstärke  im  Kessel  anzubringen  und  läßt  sich 
den  Röhrenkessel  patentieren,  der  1829  mit  Erfolg  zuerst  von  George 
Stephenson  bei  der  „Rocket"  verwendet  wird.  (S.  auch  1829  S.) 

—  Georg  Simon  Mnillu  entdeckt  das  starre  Chlorcyan  (Trioyanchlorid,  Cyanur- 
Chlorid).  Das  gasförmige  Cyanohlorid  (Monocyanohlorid)  war  zuerst  von 
Berthollet  (1803)  bei  Einwirkung  von  Chlor  auf  Blausäure  erhalten  worden; 
das  flüssige  Chlorcyan  (Dioyanchlorid)  stellt  1866  Wurtz  aus  Chlorcyan- 
Wasserstoff  mittels  Quecksilberoxyd  her. 

—  Thomas  Tra^ioM  macht  Versuche  über  die  Festigkeit  der  Baumaterialien 
und  untersucht  die  physikaUsohen  und  mechanischen  Eigenschaften  des 
Wasserdampfes  in  bezug  auf  dessen  Anwendbarkeit  für  Dampfmaschinen. 

—  Jamee  Walktr  macht  die  ersten  Versuche,  den  Widerstand  von  in  Wasser 
geschleppten  Körpern  mit  Federdynamometem  zu  messen,  die  zwischen 
das  Zugseil  und  das  zu  schleppende  Schi&amodell  eingeschaltet  werden. 

—  Ernst  Heinrich  Wtbtr  wendet  die  Resultate  der  mit  seinem  Bruder  W.  E. 
Weber  gemachten  Untersuchungen  über  die  Wellenbewegung  (vgl.  1825  W.) 
auf  den  Kreislauf  des  Blutes  und  namentlich  auf  die  Lehre  vom  Pulse, 
d.  i.  die  durch  die  Bewegung  des  Herzens  in  den  Blutgefäßen  erregten 
Wellen  an. 

—  Gustav  Wetzlar  entdeckt  die  Löslichkeit  des  Chlorsilbers  in  Kochsalz- 
lösung. Hierauf  beruht  die  Augustin'sche  Kochsalzlaugerei,  die  zur  Ent- 
silberung  der  Kupfersteine  gegen  1846  auf  den  Mansfelder  Kupferwerken 
und  bald  darauf  auch  in  Freiberg  eingeführt  und  später  mit  der  1841  von 
Ziervogel  erfundenen  Sohwefelsäurelaugerei  kombiniert  wird. 

—  Charles  Whntston*  erfindet  das  Kaleidophon,  in  welchem  sich  in  änem 
und  demselben  Stabe  senkrecht  gegeneinander  gerichtete  Querschwingungen 
zu  Figuren  formen. 

—  WInilow  erfindet  den  Rotafrotteur,  eine  Vorspinnmaschine  zu  falschem 
Draht  (d.  h.  die  dem  Band  nur  eine  vorübergehende  Drehung  erteilt),  die 
jedoch  heute  nur  noch  in  der  Abfallspinnerei  benutzt  wird,  wo  gering- 
wertigere Baumwolle  nach  Art  der  Streichgamspinnerei  verarbeitet  wird. 

—  Friedrich  W6hlar  stellt  Aluminium  aus  dem  von  Oersted  (s.  1827  0.)  zueist 
erhaltenen  Chloraluminium  dar. 

—  Friedrich  WMItr  stellt  durch  Erhitzen  von  Chromoxyd  und  Kohle  in  einem 
Strom  von  trockenem  Chlorgas  das  Chromohlorid  dar.  Um  größere  Mengen 
zu  erhalten,  arbätet  er  1859  eine  Methode  aus,  wonach  kleine  Kugeln, 
die  aus  Chromoxyd,  Kohle  und  Kleister  geknetet  werden,  in  einem  hessi- 
schen Tiegel  im  Chlorstrom  geglüht  werden.  Aus  dem  violetten  subli- 
mierten  Chromchlorid  stellt  Moberg  1842  durch  Reduktion  mit  WasserstoS 
das  Chromchlorür  dar. 


—     874     — 

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1828 

1827  Nioholaa  Wood  in  £n(^and  erfindet  die  sohmiedeeiBemen  Radreifen,  die 
anfangs  aus  vorgewalzten  Sohmiedeeisenst&ben  zusammengeschweiBt 
werden. 

—  Johann  Karl  Wilhelm  Zahd  stellt  die  ersten  Versuche  mit  der  Chromo- 
lithographie für  sein  großes  Werk  „Pompeji,  Heroulaneum  und  Stabiä"  an. 
Es  werden  hierbei,  wie  beim  Tondruck  im  Gegensatz  zur  Liithographie, 
mehrere  Platten  verwendet,  die  sämtlich  Teile  derselben  Zeichnung  dar- 
stellen und  nicht,  wie  beim  Tondmck,  bloß  getont,  sondern  wirklich  kolo- 
riert werden,  und  durch  deren  Zusammenwirken  das  fertige  Gemälde  re- 
produziert wird. 

1828  Ernst  Altan  baut  Hochdruokdampfmaschinen,  bei  welchen  er  zwei  einfaoh- 
wirkende  Zyhnder  verwendet,  die,  mit  ihrer  Öffnung  einander  zugekehrt, 
auf  einer  gaBeisemen  Platte  liegen.  Der  Kolben  ist  ein  Tauchkolben  und 
wird  durch  den  Dampfdruck  abgedichtet.  Die  Dampf  Verteilung  erfolgt 
durch  je  zwei  an  dem  Ende  des  Zylinders  angebrachte  kleine  Stahlventile 
mit  dicker  Ventilstange,  durch  welche  eine  mö^ohst  grofie  Entlastung 
vom  Dampfdruck  bewirkt  wird. 

—  Andr6  Marie  Ampira  untersucht  die  Rotation  von  Strömen  unter  dem 
Einfluß  von  Magneten  tmd  entwickelt  deren  Gesetze.    (S.  auch  1821  F.) 

1828 — 40  John  James  Audutan  gibt  in  seinem  Standardwerke  „Birds  of  Ame- 
rica" sorgfältige  Beobachtungen  und  lebensvolle  Schilderungen  der  Vögel 
Amerikas  mit  Abbildungen,  die  er  nach  dem  Leben  gezeichnet  hat. 

1828  Jean  Pierre  Joseph  d'Arett  führt' in  die  französische  Seifensiederei  das  Vor- 
sieden zur  BUdimg  von  Seifenleim  ein.  Er  bringt  ein  gleiches  Volum 
öl  mit  schwacher  Lauge  von  10 — ll^Baumö  in  einen  langen  flachen  Kessel 
imd  erwärmt  auf  imgefähr  40"  unter  beständigem  Rühren,  bis  sich  ein 
klarer  Leim  gebUdet  hat.  Erst  dann  wird  die  Seifenmasse  in  den  'Siede- 
kessel abgelassen  und  dort  fertig  versiedet. 

—  Nachdem  Johann  Jacob  von  Bamilut  1817  eine  neue  Erde  gefunden  zu 
haben  glaubte,  die  er  Thorine  nannte,  die  sich  aber  später  als  basisch 
phosphorsaure  Yttererde  (vgl.  1794  G.)  erweist,  gelingt  es  ihm,  eine  neue 
Erde  in  einem  bei  Brevig  in  Korwegen  gefundenen  Mineral  festzustellen. 
Das  Mineral  nennt  er  Tfaorit,  die  Erde  Thorerde. 

—  Johann  Jacob  von  Bamlliit  stellt  Platinoxydul  und  Platinoxyd,  sowie  deren 
Salze  dar  und  arbeitet  auch  zuerst  über  die  Verbindungen  des  Platins  mit 
Schwefel. 

—  Friedrich  Wilhelm  BmmI  gibt,  nachdem  er  bereits  18  IS  einen  Stemkatalog 
bearbeitet  hatte,  einen  neuen  Katalog  heraus,  in  welchem  er  seine 
Beobachtungen  mit  denen  von  Bradley  vergleicht  und  diese  neu  reduziert. 

—  BoMsIngault  und  Roulin  stellen  aus  dem  Curare,  dem  Rindenextrakt  eines  in 
Guyana  wachsenden  Strauches,  das  Curarin  her,  das  aber  erst  (1866)  von 
Preyer  in  krystallisiertem  Zustand  erhalten  wird. 

—  Nachdem  man  bis  dahin  die  Wassermesser  als  sogenannte  Niederdruck- 
messer  konstruiert  hatte,  die  man  meist  als  Kippgefäße  oder  wohl  auch 
als  rotierende  Trommeln  gebaut  hatte,  und  welche  das  Wasser  unter  keinem 
höheren  Druck  abgeben,  als  ihr  eigenes  Niveau  es  bedingte,  baut  W.  Bninton 
den  ersten  Hochdruckwassermesser  in  seinem  „  Kolben waasermesser",  bei 
welchem  ein  Zylinder  von  bestimmtem  kubischen  Inhalt  abwechselnd  ge- 
füllt und  geleert  wird,  'und  die  hierbei  gemachten  Hübe  durch  ein  Zähl- 
werk registriert  werden.  Diese  Art  Kapazitätsmesser  werden  vielfach 
verbessert,  die  bekanntesten  sind  die  von  Kennedy,  Frost  und  Schmid. 

—  Der  englische  Chemiker  Clark  nimmt  an  dem  durch  Erhitzen  aus  neutralem 
phoephorsaurem  Natron  entstehenden  Produkt  andere  Eigenschaften  als 
an   dem   originalen  Produkt  wahr  und  nennt  die  daraus  abgeschiedene 


375    — 

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1828 

Säure  PyrophoBphorsäure.  1826  hatte  Engelhart  diese  VeiBohiedenhät  schon 
behauptet. 
1828  Jean  Mathurin  IMpsch  führt,  von  der  Betrachtung  ausgehend,  daß  das 
Prinzip  der  Widerstandsbewegung  in  der  Ling'schen  G-ymnastik  (s.  1813  L.) 
das  geeignetste  Mittel  zur  lokalen  Bewegung  sei,  die  Gymnastik  in  die 
Orthopädie  ein. 

—  Heinrich  Wühelm  Dom  fügt  den  barisohen  Windrosen  (s.  1820  B.)  auch 
noch  die  thermische  und  atmische  Windrose  bei,  welche  darüber  An&chluB 
geben,  wie  beim  Wehen  eines  bestimmten  Windes  die  Wärme  und  Feuchtig- 
keitsverhältnisse  sich  gestalten.  Noch  kompliziertere  Windrosen  werden 
von  Lamont,  Lommel  und  Prestel  konstruiert. 

—  DuiNont  verwendet  für  die  Entfärbung  des  Zuckers  die  Knochenkohle  zu- 
erst in  gekörntem  Zustand  und  lehrt  ihre  Wiederbelebung,  indem  er  vor- 
schlägt, die  Kohle,  deren  Absorptionsvermögen  erschöpft  ist,  von  den 
aufgenommenen   Substanzen  zu  befreien  und  wieder  nutzbar  zu  machen. 

—  Burkhard  EH«  macht  wichtige  Untersuchungen  über  die  Bindehaut  (Con- 
jimctiva),  weist  deren  Charakter  als  Schleimhaut  nach  imd  beschreibt  den 
nnter  dem  Epithel  liegenden  PapUlarkörper. 

—  P.  N.  C.  E|wi  verbessert  den  Prony'schen  Zaum  (s.  1821 P.)  und  liefert  in 
seinem  Universalbremsdynamometer  einen  Apparat,  der  für  Wellen  von 
sehr  verschiedenen  Durchmessern  gebraucht  werden  kann.  Der  Apparat 
wird  1837  von  Ponoelet  noch  verbessert,  wird  jedoch  dadurch  sehr  kompli- 
ziert und  kostspielig. 

—  Das  Verfahren  der  Alten,  Glas  durch  Kupferoxydnl  rot  zu  färben,  wovon 
schon  Plinius  und  später  Kimckel  spricht,  wird  1828  durch  Enfilharifg 
Lösung  einer  vom  Berliner  Gewerbeverein   gestellten  Preisaufgabe  wieder 

'allgemein  bekannt  (Kupferrubin). 

—  Adolph  Erman  glaubt  durch  Versuche,  die  sich  an  die  von  Deluc,  Bomford 
und  Marcet  anschließen,  nachweisen  zu  können,  daß  Meerwasser  nicht 
demselben  Gesetz  folgt,  wie  süßes  Wasser,  daß  es  sich  beim  Gefrieren 
nicht  ausdehnt,  daß  es,  solange  es  flüssig  ist,  kein  Maximum  der  Dichtig- 
keit hat,  und  daß  selbst,  wenn  sich  Eis  darin  bildet,  der  flüssig  gebliebene 
Teil  beständig  und  sehr  stark  an  Dichtigkeit  zunimmt.  Diese  Versuchs- 
ergebnisse  werden  später  widerlegt.   (S.  namentlich  1867  B.) 

—  Marie  Jean  Pierre  FIowmm  fördert  im  Verfolg  seiner  früheren  Arbeiteu 
(vgl.  1823  F.)  die  Kenntnis  der  Funktionen  des  Zentralnervensystems  und 
die  LokalisationBlehre,  und  verlegt  die  Koordination  der  Bewegungen  in 
das  Kleinhirn.  Im  gleichen  Jahre  entdeckt  er  die  lokomotorische  Koordi- 
nationsstörung nach  Labyrinthezstirpationen  bei  Tauben. 

—  Jean  Baptiste  Joseph  Fourtw  bestimmt  die  innere  Leitfähigkmt  ver- 
schiedener Körper,  indem  er  die  Wärmemenge  beobachtet,  die  durch  eine 
Metallplatte  von  bestimmter  Dicke  in  gegebener  Zeit  hindurchgeht,  wobei 
die  Seitenflächen  der  Platte  auf  einer  bestimmten  Temperatur  erhalten 
werden.     In  gleicher  Weise  geht  P6clet  (1842)  vor. 

—  Heinrich  Ludwig  Lambert  Gall  in  Trier  lehrt  die  Verbesserung  minder- 
wertigen Weines  durch  Verdünnung  und  Zuokerzusatz  vor  der  Vergärung 
(Gallisieren). 

—  Karl  Friedrich  Gaul  stellt  das  unter  dem  Namen  „Prinzip  des  kleinsten 
Zwanges"  bekannte  allgemeine  Grundgesetz  der  Mechanik  auf. 

—  Louis  Joseph  Qay-Limae  beobachtet,  daß  beim  Bleichen  des  Wachses  durch 
Chlor  für  jedes  austretende  Volum  Wasserstoff  ein  gleiches  Volum  Chlor 
aufgenommen  wird. 

—  Louis  Joseph  Gay-Limae  fördert  durch  seinen  „Essai  des  potasses  da  com- 
merce" und  seine  titrimetrischen  Bestimmungen  des  Borax  die  rationelle 

—     376     — 

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1888 

Attalimetrie  und  Aoidimetrie.    (S.  1801  L.)    Er  verwendet  als  Indikator 
haupts&chlioh  LackmuBtinktiur.    (Vgl.  auch  1680  D.) 
1828   Josua  HtlInMd  erfindet  die  Plattstich -Stickmaschine,  die  1841  durch  Ritt- 
meyer in  St.  GaUen  so  yerbessert  wird,   daß  sie   auch   für  Mousseline- 
Stiokerei  gebraucht  werden  kann. 

—  Henry  Handtll  lehrt  die  synthetische  Bildung  von  Alkohol  aus  ölbildendem 
Gas  und  Schwefelsäure,  die  von  Berthelot  1855  zur  Darstellung  von 
Alkohol  aus  Leuchtgas  benutzt  wird. 

—  Der  Tierarzt  Moritz  Eduard  Htriag  veröffentlicht  seine  Untersuchungen 
über  die  Schnelligkeit  des  Blutumlaufa  bei  Pferden.    (S.  1669  L.) 

—  John  Frederick  William  Htnchsl  behandelt  die  sphärische  Aberration  des 
Lichtes  bei  der  Beflexibn  an  spiegelnden  Fl&chen. 

—  Nachdem  Darios  1776  Belladonna  und  J.  A.  Schmidt  1804  Hyoscyamin  in 
der  Augenheilkunde  verwendet  hatten,  führen  Karl  Hlmly  und  Franz  Rsi- 
Üngtr  die  Mydriaka  allgemein  in  die  ophthalmologisohe  Praxis  ein. 

—  Dem  Grafen  Lanisnilo  gelingt  es,  die  Borsäurefabrikation,  die  seit  dem 
Jahre  1818  mit  steten  Schwierigkeiten  wegen  Mangels  an  Brennmaterialien 
zu  kämpfen  hatte,  diirch  Nutzbarmachung  der  latenten  Wärme  der  Sof- 
fionen zur  Konzentration  der  Laugen  zu  einer  lohnenden  zu  gestalten. 
In  eine  neue  Phase  tritt  die  Fabrikation,  als  es  1854  Durval  gelingt,  in 
der  Nähe  der  Fabrik  von  Monte  Cerboli  künstliche  Soffionen  zu  erbohren. 
(S.  a.  1776  H.) 

—  Theodor  LOdtn  in  Mägdesprung  konstruiert  das  Zellenradgebläse,  welches 
zuerst  Badgebläse  oder  Schöpfradgebläse  genannt  wird. 

—  Gustav  Magnus  erhält  durch  Einwirkung  von  Ammoniak  auf  Platinchlorür 
das  Platinchlorür-Ammoniak  (sog.  grünes  Salz  von  Magnus)  und  gibt  da- 
durch Anlaß  zu  einer  großen  Anzahl  von  Arbeiten  über  die  sog.  Platin- 
basen, die  insbesondere  von  Keiset,  Gros,  Peyrone,  Gerhardt,  Kaewski, 
Cleve  untersucht  werden.  Über  die  Konstitution  dieser  Basen  äußern 
sich  namentlich  Berzelius,  Claus,  Weltzien,  Kolbe,  Blomstrand. 

—  Martin  Mayrtivfir  stellt  zuerst  Eichelkakao  her,  der  später  von  Stollwerck 
aufs  neue  empfohlen  wird. 

—  Ludwig  Julius  Caspar  MMda  erwirbt  sich  große  Verdienste  auf  dem  Gebiet 
der  gerichtlichen  Medizin,  auf  welchem  er  sich  namentlich  mit  der  Geburt 
in  ihren  rechtlichen  Beziehungen  und  den  Kunstfehlem  von  Hebammen 
beschäftigt,  und  wirkt  ganz  besonders  für  die  Vervollkommnung  des  Heb- 
ammenwesens. 

—  Budolf  Martan  gibt  für  die  periodischen  Seespiegelschwankungen  eine  ein- 
fache Formel,  die  1891  von  du  Bois  noch  verbessert  wird. 

—  Nasdiain  nimmt  ein  Patent  auf  ein  Fachfllter,  das  in  seinen  wesentlichen 
Teilen  der  heutigen  Filterpresse  entspricht  und  zur  Entwässerung  von  Bier- 
hefe sowie  von  Tonbrei  in  Porzellanfabriken  dient. 

—  James  Beanmont  NaIltaH  macht  die  Entdeckung,  daß  durch  Erhitzung  des 
Windes  vor  seinem  Eintritt  ins  Feuer  die  Kraft  des  letztem  wesentlich 
verstärkt  und  so  eine  sehr  erhebliche  Ersparung  an  Brennmaterial  herbei- 
geführt wird.  Er  führt  im  Verein  mit  Macintotb,  Dunlop  und  WIImni  sein 
Verfahren  1830  bei  den  Hochöfen  der  Clyde-Eisenwerke  in  Schottland  ein. 

—  William  NIcol  erfindet  das  Nicol'sohe  Prisma,  welches  aus  einer  Kom- 
bination zweier  Kalkspatprismen  besteht  und  das  sicherste  Mittel  ist,  um 
ein  ungefärbtes  und  vollkommen  polarisiertes  Strahlenbündel  zu  erhalten. 

—  Durch  Ukas  des  Kaisers  Nlkotaw  I.  wird  die  Einführung  von  Platinmünzen 
in  Bußland  angeordnet.  Wegen  der  unschönen  Farbe  des  Metalls  und  des 
starken  Preissturzes  desselben  wird  1845  die  Wiedereinziehung  der  Münzen 
verfügt. 

—     377     — 

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1888 

1828  Leopolde  NoMII  weist  zuerst  nach,  daß  auch  Flfissigkeiteii  bei  der  Be- 
rührung elektromotorisch  aufeinander  wirken.  Ausgedehntere  Veisuche 
nach  dieser  Richtung  werden  1839  von  Fechner  unternommen,  der  das 
elektromotorische  Aufeinanderwirken  der  verBohiedensten  SaMösnngen  kon- 
statiert. Wild  (1859)  und  L.  Schmidt  (1861)  zeigen,  daB  sich  gewisse 
Flüssigkeitsgruppen,  wie  die  Haloidsalze,  die  neutralen  schwefelsauren 
Salze  und  die  salpetersauren  Salze  in  Spannungsreihen  ordnen  lassen. 

—  Pierre  Adolphe  Pforry  verfeinert  die  Perkussion  durch  Erfindung  des  Plessi- 
meters und  Herstellung  eines  bequemeren  Stethoskops.  Er  führt  die  Per- 
kussion des  Bauches  und  seiner  Organe,  namentlich  der  Milz,  ein. 

—  Georg  Friedrich  P«lil  erfindet  das  Gyrotrop  (Stromwender,  Pohl' sehe  Wippe), 
eine  Vorrichtung,  um  einen  galvanischen  Strom  nach  Belieben  umzukehren, 
zu  schließen  und  zu  öffnen. 

—  J.  L.  M.  PolstMlIta  macht  Versuche  und  Beobachtungen  über  die  physi- 
kalischen Bedingungen  des  BlutkreiBlaufs,  insbesondere  über  den  Einfluß 
der  inneren  Reibung  des  Blutes  auf  die  Stromgesohwindigkeit. 

—  PotMlt  und  Riimann  isolieren  zuerst  in  reinem  Zustande  das  1809  von 
Vauquelin  gelegentlich  seiner  Arbeiten  über  Tabak  beobachtete  Kicotin, 
dessen  basische  Natur  dieser  jedoch  nicht  erkannte. 

—  PriiiMp  bestimmt  hohe  Temperaturen  mittels  Legierungen  aus  Gold,  Silber 
und  Platin,  deren  Schmelzpunkt  vorher  festgestellt  wird;  die  Gebrüder 
Appolt  verwenden  dazu  Legierungen  aus  Zinn  und  Kupfer.  Von  diesen 
Legierungen  setzen  sie  erbsengroße  Stücke  mittels  einer  Eisenstange,  die 
am  vorderen  Ende  halbkugelförmige  Vertiefungen  hat,  der  zu  messenden 
Temperatur  aus;  der  Schmelzpunkt  der  am  schwersten  schmelzbaren 
Legierung,  welche  hierbei  geflossen  ist,  gibt  die  gesuchte  Temperatur. 

—  Karl  von  Raidianbach  in  Blansko  scheidet  das  Kreosot  aus  dem  Buchen- 
holzteer ab. 

—  Der  schwedische  Baumeister  RyAR  bOdet  die  Technik  des  Kalk-Pisöbaues 
(s.  1791  C.)  weiter  aus.  Auch  der  Baumeister  Lebrun  zu  Alby  fördert 
diese  Bauart.  In  der  Folgezeit  entwickelt  sich  hieraus  allm&Uioh  der 
moderne  Betonbau. 

—  George  Simon  Sfnillu  zeigt,  daß  das  von  ihm  das  Jahr  zuvor  entdeckte 
Chlorcyan  (s.  1827  S.)  durch  Erhitzen  mit  Wasser  eine  S&ure  gibt,  die, 
wie  Liebig  und  Wöhler  1830  ermitteln,  mit  der  Cyans&ure  gleiche  Zu- 
sammensetzung teilt  und  den  Namen  Cyanurs&ure  erhält. 

—  James  Slmpton  macht  die  ersten  großen  Versuche  mit  künstlicher  Filtration 
des  Wassers  durch  Sand  und  veranlaßt,  daß  diese  Art  der  Wasserreinigung 
betriebsmäßig  für  die  Chelsea- Wasserwerke  in  London  eingeführt  wird. 
Auch  von  Zeni  werden  gleichzeitig  Sandfilter  empfohlen. 

—  Charles  Sturt,  der  i.  J.  1827  zur  Erforschung  eines  in  Zentralaustralien  ver- 
muteten See's  ausgesandt  war,  entdeckt  i.  J.  1828  den  Darlingflufi.  1829 
findet  er  auf  einer  neuen  Reise  den  Murray,  und  auf  einer  dritten  Ex- 
pedition (1844 — 45)  den  Cooper  Creek. 

—  Teurnal  und  OhritM  entdecken  in  südfranzösischen  Höhlen,  namentlich  in 
der  von  Gard  und  von  Bize  unter  Knochen  von  ausgestorbenen  Tierarten 
auch  menschliche  Überreste. 

—  Mit  Rücksicht  auf  die  Tatsache,  daß  Dampfkessri  beim  Erglühen  der 
Bleohteüe  leicht  platzen,  stellen  TrwiMry  und  Polrler  in  St.  Brice  die  ersten 
Versuche  zur  Ermittelung  der  Festigkeitseigenschaften  des  glühenden 
Schmiedeeisens  an.  Sie  finden,  daß  dasselbe  bei  Botglut  etwa  76*>/o  seiner 
Zugfestigkeit  verliert. 

—  Otto  UnvirtorbM  stellt  fest,  daß  der  Schellack  ein  G«menge  verschiedener 
Harze  ist,  die  sich  durch  ihr  Verhalten  gegen  Lösungsmittel  unterscheiden. 

—     378     — 

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1889 

Außerdem  sind  Wachs,  Faxbetoff  u.  &.  darin  entiialten.  Der  Schellack 
wird  zur  Darstellung  von  Fimiasen,  Siegellack,  zum  Lackieren  von  Holz  usw. 
gebraucht. 

1828  WaiMHi  schlägt  zuerst  vor,  das  Ammoniak  durch  Erhitzen  aus  dem  Gas- 
wasser auszutreiben  und  es  durch  Auffangen  im  Wasser  als  wässerige 
Lösung  zu  gewinnen  und  in  den  Handel  zu  bringen,  ohne  daß  sich  vor- 
erst eine  technische  Verwertung  daran  knüpft.    (S.   1840  C.  und  1852  W.) 

—  Wilhelm  Eduard  Wibtr  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  Ton- 
bildung in  den  Zungenpfeifen  und  stellt  fest,  daß  die  Töne  hier,  ähnUch 
wie  bei  der  Sirene,  durch  die  Stöße  eines  intermittierenden  Luftstroms 
erzeugt  werden,  der  bei  jeder  Öffnung  der  Zunge  in  das  Rohr  eintritt,  bei 
jedem  Verschließen  des  Bohres  durch  die  Zunge  unterbrochen  wird. 

—  Robert  Willlt  findet,  daß  eine  elastische  schwingende  Metallfeder,  je  nach 
der  Höhe  oder  Tiefe  ihres  Tons,  die  Vokale  in  der  Reihe  ü  O  A  E  I  angibt, 
und  daß  man  durch  Verlängerung  oder  Verkürzung  eines  künstlichen  An- 
satzrohres an  einem  Stimmwerk  die  Vokale  in  gleicher  Reihenfolge  er- 
zeugen kann. 

—  Friedrich  WMItr  bewerkstelligt  durch  Eindampfen  der  Lösung  des  Ammo- 
niaksalzes der  1822  von  ihm  entdeckten  Cyansäure  die  synthetische  Dar- 
stellung des  Harnstoffs,  eines  typischen  Abscheidungsproduktes  des  Orga- 
nismus.   Mit  dieser  Synthese  wird  die  Annahme  der  Lebenskraft  hinfällig. 

—  Friedrich  WOhler  und  Antoine  Alexandre  Brutus  Butty  geUngt  es,  aus  der  von 
Vauquelin  (s.  1797  V.)  entdeckten  Beryllerde  das  Beryllium  abzuscheiden. 
Sie  führen  zu  diesem  Behufe  die  Beryllerde  nach  der  von  Oersted  (s.  1827  0.) 
für  Chloraluminium  benutzten  Methode  in  Chlorberyllium  über  tmd  redu- 
zieren dieses  durch  Kalium.  Später  arbeitet  über  Beryllium  und  seine  Salze 
namentlich  Henry  Debray  (1856). 

—  William  Hyde  Wollaiton,  der  kurz  nach  Enight  (s.  1800  E.)  selbständig 
das  Verfahren  gefunden  hatte,  durch  Verschweißen  von  Platinsohwamm 
dichtes  Metall  herzustellen,  veröffentlicht  seinen  auch  heute  noch  üblichen 
Prozeß  der  Herstellung  des  Platins  durch  Auflösen  in  Königswasser, 
Fällung  durch  Salmiak,  Glühen  des  gepreßten  und  in  Tonkapseln  ge- 
brachten Xiederschlags  in  eigens  dazu  konstruierten  Öfen  und  Verschweißen 
unter  dem  Hammer.  Erst  mit  Veröffentlichung  dieser  Arbeit  entwickelt 
sich  eine  größere  Industrie  des  Platins,  das  inzwischen  auch  (1822)  in 
größeren  Mengen  im  Ural  angefunden  worden  war  und  eine  Zeit  lang 
auch  als  Münzmetall  (a.  1828  N.)  Verwendung  findet. 

1829  Niete  Henrik  AM  in  Christiania  schafft,  unabhängig  von  Jakobi  (s.  1829J.), 
unter  Anlehnung  an  Legendre  (s.  1827  L.)  eine  neue  Theorie  der  eUiptischen 
Funktionen,  die  er  namentlich  durch  Einführung  des  Imaginären  aus- 
gestaltet. Er  begründet  eine  allgemeine  Theorie  der  Integrale  algebraischer 
Funktionen  und  gelangt  zu  einem  Satz  über  diese  Integrale,  der  unter 
dem  Xamen  „Abel'sches  Theorem"  bekannt  ist,  und  auf  den  gestützt 
Weierstrafl  (s.  1849  W.)  und  Riemann(s.  1857R.)dieAberBchen  Funktionen 
aufbauen. 

—  Fran^ois  Apfwt  schlägt  vor,  das  Schmelzen  der  Rohfette  in  Papin'schen 
Töpfen  mit  gespanntem  Dampf  vorzunehmen,  ein  Vorschlag,  der  1863 
von  BvJI  dahin  modifiziert  wird,  daß  der  Druck  nicht  durch  Erhitzen 
von  Wasser  im  Schmelzkessel  erzeugt  wird,  sondern  daß  von  einer  Zentral- 
dampferzeugungsstelle  aus  gespannte  Dämpfe  in  ihn  hineingeleitet  werden. 

—  Neill  Amott  schlägt  zur  Behandlung  von  Magenerkrankungen  den  Magen- 
heber vor.    (S.  a.  1822  B.) 

—  Johann  Jacob  von  Bamliitt  stellt  metallisches  Thorium  (vgl.  1828  B.)  aus  dem 


—     379     — 

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188» 

Doppelfluorid  durch  Rednktioii  mit  Ealiom  her.  Ein  remes  Präparat  er- 
hält aber  erst  1882  Nilson  ans  dem  Chlorid  mit  Natrium. 
1829  Friedrich  Wilhelm  BmmI  läßt  durch  Fraunhofer  ein  weeentlioh  verbesser- 
tes  Heliometer  von  16  cm  Öffnung  für  die  Königsberger  Sternwarte  her- 
stellen, dessen  Objektivlinse  nach  dem  Vorsohlag  Boogaer's  (vgl.  1748  B.) 
diametral  durchschnitten  und  in  ihren  beiden  Hälften  gegeneinander  ver- 
schiebbar ist. 

—  Die  erste  Idee  eines  die  Landenge  von  Panama  durchschneidenden  Schiff- 
fahrtskanals  tauchte  i.  J.  1651  auf.  Nachdem  jedoch  Philipp  II.  von  Spanien 
weitere  Pläne  dieser  Art,  als  der  göttlichen  Ordnung  zuwiderlaufend,  bei 
Todesstrafe  verboten  hatte,  nimmt  erst  Simon  Bollw  L  J.  1829  diesen 
Gedanken  wieder  auf,  und  veranlaßt  auf  Anregung  A.  von  Hnmboldt'B 
eine  Vermessung  der  Landenge. 

—  Der  selbst  blinde  Lehrer  an  der  Pariser  Blindenanstalt  Louis  Braili«  fuhrt 
die  Pimktierschrift  für  Blinde  ein. 

—  Christian  Leopold  von  Buch  schlägt  vor,  zwischen  dem  heißen  und  ge- 
mäßigten Erdgürtel  eine  Übergangsregion  —  die  subtropische  Zone  — 
einzuschieben. 

—  Der  Amerikaner  Austin  Burth  bringt  eine  Schreibmaschine  unter  dem 
Namen  „Typographer"  auf  den  Markt,  die  von  dem  Franzosen  Poprin 
später  noch  verbessert  wird.  Bei  dieser  Maschine  sind  schon  die  ein- 
zelnen Buchstaben  am  Ende  eines  Hebels  derart  befestigt,  daß  beim  Nieder- 
drücken eines  mit  dem  Hebel  verbundenen  Stabes  der  Buchstabe  auf  das 
zu  beschreibende  Papier  aufgedruckt  wird.  Das  zu  beschreibende  Papier 
mußte  jedoch  mit  der  Hand  fortbewegt  werden,  was  der  Verbreitung  der 
Maschine  hinderlich  war. 

—  Der  französische  Mathematiker  Augustin  Louis  Caiichy  findet  auf  theoreti- 
schem Wege  die  nach  ihm  benannte  Formel  für  die  Dispersion  des  Lichts. 

—  Robert  Clirltflion  fördert  die  gerichtliche  Medizin,  namentlich  auf  dem  Ge- 
biet der  Giftlehre,  durch  seine  Forschungen  und  durch  sein  Werk  „Trea- 
tise  on  poisons". 

—  Henry  CoMln|ton  in  Cambridge  stellt  die  nach  ihm  benannte  Zylinder- 
Lupe  her,  bestehend  aus  einem  walzenförmigen  Glaskörper  mit  kugelig  ab- 
gerundeten Endflächen,  welcher  in  dem  gleichen  Sinne  wie  bei  der  Brewster- 
Lupe  (s.  1820  B.)  mit  einer  ringsum  laufenden  tiefen  Einkerbung  ver- 
sehen ist. 

—  Der  englische  Wundarzt  Edward  Cotanan  begründet  «me  neue  Theorie  der 
physiologischen  Verhältnisse  des  Pferdehufs  und  führt  ein  neues  Hnf- 
beschlagsverfahren  ein,  das  weite  Verbreitung  findet  und  auch  in  der  eng- 
lischen Armee  eingeführt  wird.  Er  weist  zuerst  auf  die  Notwendigkeit 
einer  zweckmäßigen  Ventilation  der  Pferdeställe  hin. 

—  Gustave  Gaspard  Corlolls  entwickelt  die  für  die  Mechanik  der  Bewegung 
dreier  Körper  wichtige  nach  ihm  benannte  Coriolis'sche  Formel  (zusammen- 
gesetzte Zentripetalbesohleunigung  —  Coriolis'sche  Beschlennigung.) 

—  Nicolas  Dtleau  jMim  bringt  die  Lufteintreibimg  in  die  Paukenhöhle  durch 
den  Katheter  zu  allgemeiner  Anwendung  und  führt  die  Auskultation  des 
Ohres  als  neues  diagnostisches  Heilmittel  ein.  Die  von  ihm  so  benannte 
„Luftdusche"  führt  er  erst  mit  einer  Duschpumpe,  später  mit  dem  Gummi- 
ballon aus. 

—  John  OIcklMM  nimmt  ein  Patent  auf  ein  Verfahren,  BaumwoU-,  Flaohs- 
oder  Seidenfäden  auf  die  Oberfläche  des  Papiers  zu  bringen  und  dieselben 
teilweise  in  das  Papier  einzubetten,  ein  Verfahren,  das  später  bei  den 
deutechen  Banknoten  in  Anwendung  kommt.   (S.  a.  1760  B.) 

—  Peter  Gustav  Lejeime  DIrIchM  in  Berlin  liefert  die  ersten  exakten  Unter- 


—     380     — 

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188» 

snchnngen  über  die  trigonometrischen  Reihen.  Von  ihm  stammt  der  erste 
strenge  Beweis  für  die  Konvergenz  der  Foorier'sohen  Reihen.  (S.  1822  F.) 
1829  Johann  Wolfgang  OHtniiNr,  der  1817  auf  Beziebimgen  zwischen  den 
Atomgewichten  und  den  Eigenschaften  der  Elemente  hingewiesen  hat, 
zeigt,  daB  ea  Gmppen  von  je  drei  Elementen,  wie  Chlor,  Brom  und  Jod, 
Kalinm,  Strontium  nnd  Barium  gibt,  welche  bei  konstanter  Differenz  ihrer 
Atomgewichte  in  ihrem  chendsohen  Verhalten  sehr  Slmhoh  sind  (Triaden). 

—  W.  Fr6d6ric  EArani*  bereitet  durch  seine  Schrift  „Des  caractöres  physio- 
logiques  des  raoes  humaines"  und  durch  seinen  Brief  an  Augustin  Thierry, 
mit  dem  er  diese  Schrift  überreicht ,  die  Verbindung  der  Völkerkunde  mit 
der  Prähistorie  vor  und  fördert  die  Ethnologie  durch  sein  Wirken  für  Be- 
gründung der  ethnologischen  Gesellschaft  zu  Paris,  die  1839  ins  Leben  tritt. 

—  Nachdem  sich  schon  Fitch  (s.  1787  F.)  und  nach  ihm  Cartwright  mit  der  Ober- 
fiäohenkondensation  beschäftigt  hatten,  macht  John  Erlcnon  einen  Entwurf 
für  eine  Hochdruckdampfmasohine  mit  Röhrenkessel  und  Oberfl&ohenkon- 
densation,  welche  letztere  indes  nicht  zur  Ausführung  kommt. 

—  Gustav  Theodor  Fschnw  stellt  unter  Benutzung  von  Oersted's  Entdeckung 
(s.  1820  O.)  einen  elektrischen  Telegraphen  mit  24  Nadeln  und  48  Drähten  her. 

—  Der  Papierfabrikant  Leopold  Fraaka  in  Weddersleben  erfindet  für  die  Papier- 
fabrikation einen  Knotenfänger  mit  vertikalem,  in  der  Papiermasse  rotie- 
rendem Zylinder  und  erzielt  dadurch  ein  weeentUoh  reineres  Maschinen - 
papier. 

—  Moritz  Ludwig  FnHkMiMliii  sucht  ein  Maß  für  die  Härte  der  Körper  (s.  auch 
I81I  M.)  auizustellen,  indem  er  den  Druck  mißt,  der  auf  eine  Spitze 
wirken  mufi,  damit  sie  den  Körper,  dessen  Härte  gemessen  werden  soll, 
EU  ritzen  imstande  ist.  MaBbestimmungen  nach  dieser  Methode  werden 
von  Seebeck  (s.  1833  S.),  Franz  (1849)  und  PfaS  (1883)  unternommen;  sie 
beschränken  sich  aber  alle  darauf,  ein  Mehr  oder  Weniger  von  Härte  zu 
messen,  ohne  ein  absolutes  Mafi  zu  geben. 

—  Elias  Frtai  beschreibt  die  ersten  echten  Myxomyceten  (Schleimpilze  oder 
Pilztiere)  und  erkennt  ihre  PUznatur.  Eine  erneute  Untersuchimg  der- 
selben veranstaltet  A.  de  Bary  (1868),  ihre  Entwicklungsgeschichte  stellt 
generell  L.  aenkowski  (1863)  fest. 

—  Louis  Joseph  Qay^LnMC  stellt  Oxalsäure  durch  Schmelzen  von  Sägespänen, 
Baumwolle,  Zucker,  Stärke,  Gummi,  Weinsäure  und  anderen  organischen 
Säuren  mit  Kaliumhydroxyd  dar. 

—  Louis  Joseph  Say-Luane  und  Johann  Jacob  VM  BtntNus  erkennen  gleich- 
zeitig, daß  die  Weinsäure  und  die  Traubensäure  (s.  1819  K.)  identische  Zu- 
sammensetzung haben. 

—  Der  Schriftsetzer  Qsmax  in  Lyon  erhält  ein  Patent  auf  die  von  ihm  er- 
fundene Papierstereotypie.  Bei  diesem  Verfahren  werden  6  bis  8  Blätter 
Seidenpapier  mit  einer  aus  Weizenstärke  und  Kreide  bestehenden  Kleister- 
masse  aufeinander  geklebt  und  die  auf  diese  Weise  erhaltene  Lage  noch 
feucht  mit  einer  Bürste  in  den  Lettemsatz  eingeklopft.  Die  Papiermatrize 
dient  nach  erfolgtem  Trocknen  als  GuBform  für  die  Druckplatte  und  er- 
laubt eine  mehrmalige  Verwendung.  Die  Papierstereotypie,  welche  erst 
während  des  Krimkrieges  (Stereotypdruck  der  Londoner  „Times")  weitere 
Beachtung  fand,  ist  gegenwärtig  das  fast  ausschließlich  angewendete  Ste- 
reotypdruokverfahren. 

—  Iddore  Osuffiuj  St  HIMrs  beschreibt  die  vorkommenden  menschlichen  und 
tierischen  Mißbildungen  auf  das  Vollständigste  und  führt  sie,  wie  sein 
Vater  Etienne  Geoflroy  St.  Hilaire,  im  Gegensatz  zu  Meokel  (s.  1818  M.), 
auf  mechanische  Störungen  zurück. 

—  Da  die  Handarbeit  für  die  richtige  Gestaltung  der  Zähne  bei  Zahnrädern 

—     881     — 

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1889 

keine  Gewähr  bietet,  werden  für  diesen  Zweck  schon  früh  Räderhobd- 
maschinen  konstruiert,  deren  erste  wohl  die  von  Gbivtt  &  Sobn  sein  dürfte. 
Andere  sehr  sinnreiche  Maschinen  dieser  Art  werden  von  Joh.  Zimmermann 
(1867),  C.  Deng  &  Co.  (1881)  u.  a.  hergestellt. 
1829  Thomas  Graham  zeigt  in  seiner  Schrift  ,,Über  das  Eindringen  d&c  Gase  in 
einander",  daß  verschiedene  Gase  verschieden  schnell  dÜfFnndieren.  Er 
ergänzt  diese  Arbeit  im  Jahre  1864. 

—  Justus  Günther  QraBmann  führt  in  seinem  Werk  „Zur  physischen  Krystal- 
lonomie"  die  Indioes  in  die  Erystallographie  ein.  (Näheres  s.  1830  M.) 

—  Alexander  von  HumboMt  gelingt  es  durch  unermüdliche  Tätigkeit,  das  Netz 
geomagnetischer  Beobachtimgen  über  die  ganze  Erde  aoszudehnen. 

1829—30  Alexander  von  Humkoldt  erforscht  West-  und  Südsibirien,  namentlich 
den  Ural,  die  Eirgisensteppe  und  das  Gouvernement  Tobolsk.  Seine  Be- 
gleiter auf  dieser  Heise  sind  der  Chemiker  Gustav  Rose  und  der  Zoolog 
Ch.  G.  Ehrenberg. 

1829  Karl  Gnstav  Jacob  JaeoM  in  Königsberg  entwickelt  unabhängig  von  Abel 
(s.  1829  A.)  eine  neue  Theorie  der  elliptischen  Funktionen  (vgl.  1827  L.) 
und  erSflnet  durch  sein  „Umkehrproblem"  den  Weg  zu  den  Abel'schen 
Funktionen.  (S.  1849  W.  und  1857  R.)  Vgl.  Jacobi's  Schrift  „Ftmdamenta 
nova  theoriae  functiontim  eUipticarum". 

—  Karl  Johann  Bernhard  Kantan  gründet  auf  die  Verschiedenheit  des  bei  der 
Destillation  der  Steinkohlen  hinterlassenen  Koksrückstands  seine  Einteilung 
der  Kohlen  in  Sandkohlen,  Sinterkohlen  und  Backkohlen. 

1829 — 34  Justus  von  LIaMg  stellt  aus  dem  Rhodanammonium  durch  Erhitzen 
das  Melam  dar,  aus  welchem  er  durch  Kalihydrat  das  Melamin  gewinnt. 
Diese  beiden  Körper  liefern  ihm  bei  Zersetzung  durch  Säuren  das  Ammeiin 
und  das  Ammelid.  Bei  vorsichtigem  Erhitzen  von  Melam,  Ammeiin  und 
Ammelid  entsteht  MeUan,  das  mit  Metallen  Salze,  mit  Wasserstoff  eine 
Säure  bildet  und  dem  Cyan  analog  ist.  Alle  diese  Produkte  geben  unter 
Einwirkung  von  Säuren  oder  Alkalien  schlieSlich  Cyannrsänre  unter  gleich- 
zeitiger Bildung  von  Ammoniak  oder  Ammoniumverbindnngen. 

1829  Mlina  in  Edinburg  konstruiert  eine  Steinfräsmaschine,  bei  welcher  die 
Schneidwerkzeuge  durch  schnelle  Drehbewegung  wirken.  Ähnliche  Maschi- 
nen werden  von  Daniell  in  Wiltshire  (1837),  Eastman  in  New  York  (1861) 
u.  a.  gebaut. 

—  August  Ferdinand  Moeblitt  entwickelt  in  seiner  Arbeit  über  die  Haupt- 
eigenschaften eines  Systems  von  Linsengläsern  die  Theorie  der  Aehromasie, 
die  von  GauQ  (1840),  Bessel  (1840)  u.  a.,  namentlich  aber  von  Abbe  und 
CzapsU  (1893)  weiter  gefördert  wird. 

—  Georg  Wilhelm  Muncka  zieht  aus  den  Beobachtungen  von  Cassini  de  Thury 
(s.  1786  C),  sowie  aus  denen  von  Saussure,  Humboldt  usw.  den  Schluß,  daß 
bei  3  Fuß  Tiefe  die  täglichen,  bei  6  Fuß  die  monatlichen,  bei  30  Fuß  die 
jährlichen  Temperaturverschiedenheiten  aufhören. 

—  Louis  Maiie  Henri  Navtar  konstruiert  das  Banddynamometer,  ein  indirektes 
Dynamometer,  das  insbesondere  bei  horizontalen  Wellen,  nnd  wenn  der 
Raum  nicht  gestattet,  das  Prony'sohe  Dynamometer  zu  verwenden,  Vor- 
teile bietet.    Das  Banddynamometer  wird  später  von  Imray  verbessert. 

—  Joseph  Nic4phore  NIapoo  und  Louis  Oacuarrs  vereinigen  sich  durch  Vertrag 
vom  14.  Dezember  zur  weiteren  Vervollkommnung  des  heliographischen 
Prozesses.   (S.  1816  N.) 

—  Opalt  in  Harthau  bei  Chemnitz  konstruiert  eine  WoUkämmmaschine,  die 
durch  Heinrich  Wieck,  Cockerill  u.  a.  verbessert  wird  und  als  „Opelt-Wieck'- 
Bches  System"  bekannt  ist. 

—  Der  Mediziner  Emil  Oiann  ist  als  Begründer  der  wissenschaftlichen  B«J- 

—     382     — 


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188« 

neologie  anzusehen.  Vgl.  seine  Schrift  „Physikalisch  -  medizimBche  Dar- 
stellung der  bekannten  Heilquellen ,  der  vorzüglichsten  Länder  Europas". 
1829  George  Randl«  stellt  durch  ausgedehnte  Reibtingsversuche  die  gegenseitige 
Abnutzung  fest,  welche  durch  das  Abreiben  oder  Aneinanderreihen  der 
verschiedensten  Körper,  -wie  Leder,  Holz,  Steine  und  Metalle,  an  deren 
Berührungsflächen  stattfinden. 

—  Pierre  Jean  Roblqmt  entdeckt  in  der  Orseille  das  Orcin,  das  vornehmlich 
von  Schunck  (1842),  Stenhonse  (s.  1848  S.)  lud  Hesse  (1861)  näher  unter- 
sucht und  1882  von  Tiemann  und  Streng  als  Dioxytoluol  erkannt  wird. 
Das  ebenfalls  von  Robiquet  entdeckte  Orcein  wird  insbesondere  von  Kane 
(1840)  näher  studiert.  Andere  Substanzen,  die  aus  den  Orseillefleohten 
erhalten  wurden,  sind  die  1842  von  Sohunok  entdeckte  Lecanorsäure,  die 
von  Hesse  (1861)  entdeckte  Orsellinsäure,  das  von  Heeren  (1830)  ent- 
deckte Erythrin  und  Pioroerythrin. 

—  Gerhard  Moritz  RowitgM  in  Rotterdam  erbaut  die  erste  Verbundmaschine, 
eine  Art  der  Expansionsmaschine,  bei  welcher  Hoch-  und  Niederdruckzylinder 
auf  Kurbeln  arbeiten,  die  unter  90"  versetzt  sind,  und  bei  der  zwischen 
beiden  Zylindern  ein  besonderer  Behälter  (Receiver)  eingeschaltet  wird, 
der  den  Dampf  so  lange  aufnehmen  kann,  bis  die  Steuerung  ihm  den  Zutritt 
in  den  Niederdruckzylinder  freigibt.  (Vgl.  auch  1816  W.)  Die  ersten 
Verbimdmaschinen  sind  umbauten  der  Maschinen  der  Dampfer  „Herkules" 
und  „James  Watt".  Diese  Maschinenart  bürgert  sich  nach  und  nach  für 
Schiffsmaschinen  ein ;  Roentgen  spricht  aber  auch  schon  aus,  daß  sich  bei 
Übertragung  der  Verbundwirkung  auf  die  Lokomotiven  groSe  Vorteile  er- 
geben werden. 

1829 — 33  John  Ron  gelangt  auf  seiner  mit  seinem  Neffen  John  darke  Ross 
unternommenen  Nordpolfahrt  auf  der  „Viotory"  durch  den  Lancastersund 
zu  einer  Halbinsel,  die  er  zu  Ehren  von  Felix  Booth,  der  die  Ausrüstung 
der  Expedition  bestritt,  Boothia  Felix  nennt  nndlJauf  welcher  der  magne- 
tische Nordpol  entdeckt  wird  (s.  1831  R.),  der  1859  von  M'Clintock  wieder 
besucht  wird.  Nach  vier  Überwinterungen  muß  Ross  das  SchiS  verlassen 
und  auf  Schlitten  und  Booten  die  Rückreise  antreten,  auf  der  er  im 
Lanoastersimd  von  der  „Isabella",  mit  der  er  1818  seine  erste  Polarfahrt 
(b.  1818  R.)  machte,  aufgenommen  wird. 

1829  Georges  Simon  Mnillu  beschäftigt  sich  mit  der  Untersuchung  des  Jod- 
stickstofifs,  der  sich  als  ein  noch  explosiveres  Produkt  als  Chlorstickstoff 
erweist  und  diesem  analog  zusammengesetzt  ist.  Spätere  Untersuchungen 
von  Milien,  Marchand,  Binean  imd  Bunsen  machen  das  Vorkommen  von 
Wasserstoff  in  demselben  wahrscheinlich.  Auch  der  Bromstickstoff,  [der 
ebenso  explosiv  als  Chlorstickstoff  ist,  hat  nach  Millon  die  gleiche  Konsti- 
tution wie  der  Jodstickstoff. 

—  Abel  Shtwk  in  New  York  erfindet  die  Dampffeuerspritze.    (Vgl.  a.  1830  B.) 

—  John  Smith  in  Bradford  konstruiert  eine  Beutelmaschine  mit  Drahtgewebe, 
deren  Konstraktionsprinzip  sich  bis  heute  erhalten  hat.  Es  besteht  darin, 
dafi  sich  der  schrägliegende  zylindrische,  durch  eiseme  Rippen  versteifte 
Drahtmantel  sehr  langsam  um  seine  geometrische  Achse  dreht,  während 
im  Innern  ein  Bürstensystem  rasch  um  dieselbe  Achse  rotiert  und  außen 
eine  zweite,  aber  zylindrische  Bürste  angebracht  ist,  der  ebenfalls  eine 
selbständige  Achsendrehung  erteilt  wird,  um  die  Drahtmaschen  auch  nach 
außen  hin  offen  zu  halten  und  den  Austritt  des  Mehles  zu  befördern. 

—  Greorge  StBphmwNi  konstruiert  die  „Rocket",  die  mit  einem  nach  den  An- 
gaben von  S6guin  (s.  1827  S.)  erbauten  Röhrenkessel  und  mit  2  Blasrohren 
versehen  ist  und  als  die  erste  für  große  Fahrgeschwindigkeiten  brauchbare 
Lokomotive   anzusehen   ist.     Die  „Rocket"  geht   bei   der  Wettfahrt  der 

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18OT 

Liverpool-Mancheaterbahn  am  6.  Oktober  als  Siegerin  hervor,  md«n  sie 
die  geforderte  Schnelligkeit  von  16  km  in  der  Stande  am  mehr  als  das 
Doppelte  übertrifft. 

1829  Barthdlemy  Thimonaltr  erfindet  den  einfachen  Kettenstich  und  fährt  ihn 
auf  der  von  ihm  erfundenen  Kettenstichmaschine  mit  einer  Haken- 
nadel ans. 

—  Nachdem  schon  der  Hütteninspektor  Schwarz  in  Hettst&dt  beobachtet 
hatte,  daB  eine  eben  erstarrte,  zur  schnelleren  Abkühlung  auf  den  Amboß 
gelegte  Silberplatte  einen  Ton  gab,  bemerkt  A.  Tnvtlyan  dasselbe  Phänomen, 
als  er  ein  heißes  Eisen,  mit  dem  er  einen  Pechanstrioh  ausführen  wollte, 
gegen  einen  Bleiblock  legt.  Er  erkennt  als  Ursache  dieser  Erscheinimg  die 
Ausdehnung  des  kalten  Metalls  an  den  wechselnden  BerühmngsstellMi, 
welcher  Erklärung  sich  Faraday  1831  anschließt. 

—  Friedrich  WOblsr  schlägt  vor,  um  bei  der  Redaktion  der  phosphorsauren 
Salze  die  Gresamtmenge  des  Phosphors  nutzbar  zu  machen,  einen  Zuschlag 
von  Kieselsäure  zu  geben.  Dieser  Vorschlag  wird  wegen  der  durch  die 
Schwerschmelzbarkeit  des  entstehenden  Silikates  bedingten  sehr  hohen 
Temperatur  und  des  damit  verbundenen  hohen  Aufwands  an  Heizmaterial 
wenig  beachtet,  bis  er  von  Readman  (s.  1891  R.)  wieder  aufgenommen  wird. 

—  Nachdem  L.  Odier  im  Jahre  1811  für  größere  bewegliche,  umgrenzte  und 
tiefliegende  Greschwülste,  die  durch  eine  im  Nerven  sitzende  krankhafte 
Anschwellung  bedingt  sind,  den  Namen  „Neurom"  vorgeschlagen  hatte, 
gibt  W.  Wood  in  Edinburg  eine  klassische  Beschreibung  der  anatomischen 
und  klinischen  Erscheinungen  dieser  Geschwülste  imd  nimmt  an,  daß  die- 
selben sich  aus  dem  Bindegewebe  des  Nervenstamms  entwickeln.  Er 
kennt  bereits  auch  multiple  Neurome.  Virchow  stellt  dann  1863  die  Be- 
zeichnung Neurom  auf  eine  pathologisch-histologische  Basis. 

1830  Ernst  Albui  in  Plan  in  Mecklenburg  erfindet  die  Breitsäem aschine  zur 
gleichmäßigen  Verteilung  des  Samens. 

—  Fran9ois  Dominique  Arago  macht  den  Vorschlag,  zur  Messung  der  Schatten- 
temperatur der  Luft  ein  an  einer  Schnur  oder  an  einem  Stabe  befestigtes 
Thermometer  zu  verwenden,  das  mehrfach  in  der  freien  Luft  nmher- 
geschwungen  wird,  wobei  es  wegen  der  großen  Luftmassen,  mit  denen  es 
in  Berührung  kommt,  die  Schattentemperatur  annimmt,  gleichviel,  ob  das 
Herumschwenken  im  Sonnenschein  oder  Schatten  erfolgt  (Schleuder- 
thermometer). 

—  Arago  und  Dulong  bestimmen  im  Auftrage  der  Pariser  Akademie  die  Spann- 
kraft des  Wasserdampfes.  Sie  wenden  einen  großen  Dampfkessel  zur  Er- 
zeugung des  Dampfes  an  und  messen  den  Druck  des  Dampfes  direkt  aus 
der  Kompression  eines  abgeschlossenen  Luftvolums.  Das  bei  diesen  Ver- 
suchen beobachtete  Temperaturintervall  reicht  von  lOO»  C.  bis  224'  C,  der 
Druck  des  Dampfes  bis  zu  24  Atmosphären. 

—  Jean  Pierre  Joseph  d'Amt  gibt  eine  empirische  Regel  zur  Bestimmung  der 
Dimensionen  der  Schornsteine  für  Dampfkesselfeuerungen  aus  dem  Brenn- 
materialkonsum und  der  Lebhaftigkeit  der  Verbrennung.  Diese  Regel  wird 
später  von  J.  F.  Bedtenbacher  noch  vervollkommnet. 

1830—32  Der  Wasserbaumeister  F.  van  don  Borgh  führt  umfangreiche  Fels- 
sprengungen im  Rhein  bei  Bingen  zur  Erweiterung  des  Talwegs  im 
Bingerloche  aus. 

1830  Der  Walflschfänger  BiMO«  erforscht  die  in  der  antarktischen  See  gelegenen 
Enderbyinseln. 

—  Peter  Adolf  von  Bonsdoril  stellt  eine  Reihe  von  Doppelohloriden  dar,  in 
denen  das  Quecksilberchlorid  als  das  negative  zu  betrachten  ist,  das  gegen 


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1880 

das  andere  Chlorid  gleiohsam   die   Rolle  einer   S&ure  spielt.     Er  nennt 
diese  Doppelohloride  „Chlorohydrargyrate". 
1830    Jean  B(Hiiliaii4  erbringt  durch  Ezstirpation  des  GroBhims  den  Beweis  ffir 
dessen  seelische  Bedeutung.    Ähnliche  Versuche  werden  von  Calmdl  ge- 
macht.   (S.  a.  1828  F.) 

—  Polydore  BoaUay  empfiehlt  das  aus  konsentrierten  Lösungen  von  Salmiak 
und  Zinnohlorid  als  weißes  krystaUinisohes  Pulver  ausfallende  Doppel- 
chlorid unter  dem  Namen  Pinksalz  als  Beixmittel  für  die  Kattundruckerei 
und  macht  darauf  aufmerksam,  daß  die  Faser  sich  den  Farbstoff  mit  dem 
Zinnozyd  so  vollständig  aneignet,  daß  der  Kattun  gleich  nach  dem  Trock- 
nen gespült  werden  kann.  Auch  für  Leinwand,  Wolle  und  Seide  ist  das 
Pinksalz  als  Beizmittel  geeignet;  Wolle  muß  jedoch  nach  dem  Drucken 
gedämpft  werden. 

—  Henri  BraeoniMt  entdeckt  das  zur  Klasse  der  Glucoside  gehörende  Populin 
in  der  Rinde  und  den  Blättern  von  Populus  tremula.  Piria  untersucht 
dasselbe  eingehender  (1862—66)  und  serlegt  es  beim  Kochen  mit  Baryt- 
wasser in  Benzoesäure  und  Salioin. 

—  Henri  BracMinot  empfiehlt  den  Casänkitt,  der  durch  Auflösen  von  Casoüi 
in  Boraxlösung  erhalten  wird  und  das  arabische  Gummi  an  Klebevermögen 
weit  übertrifft.  Eine  Auflösung  von  Casrän  in  Wasserglas  gibt  einen  sehr 
guten  Porzellankitt. 

—  John  BriHhwalte  erbaut  die  erste  Dampffeuerspritze  nach  den  Plänen  von 
Shawk.  (S.  1820  S.)  Das  Jahr  darauf  wird  eine  Dampffeuerspritze  auch 
von  John  Erlenon  gebaut. 

—  Die  Botaniker  Alezander  Brwin  und  Karl  Friedrich  SdilmpsT  finden  merk- 
würdige Gesetzmäßigkeiten  im  Aufbau  der  Pflanzen,  über  die  Braun  in 
seinen  „Untersuchungen  über  die  Anordnungen  der  Schuppen  an  den 
Tannenzapfen"  berichtet. 

—  Johann  Andreas  Buchner  stellt  das  erste  Fermentöl  aus  Erythraea  centau- 
rium  dar.  Es  sind  dies  flüchtige  öle,  die  bei  der  Gärung  vieler  Pflanzen 
auftreten  und  verschieden  von  den  ursprünglich  in  den  Pflanzen  enthalte- 
nen ölen  sind.  Ein  große  Anzahl  solcher  öle,  wie  aus  Chelidonium  majus, 
Erica  vulgaris,  AchUlea  miUefolium,  Salvia  pratensis  usw.  stellen  Bley 
und  Landerer  dar. 

—  Antoine  Alexandre  Brutus  Buny  stellt  Magnesiummetall  aus  geschmolze- 
nem Chlormagnesium  mit  Natrium  her.  Diese  Methode  wird  später,  nach- 
dem der  Preis  des  Natriums  sich  wesentlich  ermäßigt  hatte,  vielfach  an- 
gewendet und  ausgebaut. 

—  Cattlis  und  Corditr  führen  in  die  Ölmühlen  die  zum  Teil  noch  heute  ge- 
bräuchlichen Dampfwärmpfannen  ein,  bei  welchen  der  zur  Heizung  ver- 
wendete Dampf  dem  Wärmapparat  von  einem  separierten  Dampferzeuger 
zugeführt  wird.  Verbesserungen  dieser  Pfannen  mit  Beibehaltung  des 
Prinzips  erfolgen  durch  die  Buckeye  Iron  &  Brass  Works  in  Dayton,  durch 
Frederking  u.  a. 

—  Achille  Coltas  erfindet  die  Reliefguillochiermaschine  (Reliefkopiermaschine), 
die  auch  beute  noch  zur  Wiedergabe  von  Köpfen  auf  Kassenscheinen  viel 
gebraucht  wird.    (Collasmanier.) 

—  Die  Compacni«  M*  CrMallsrlM  4*  Baccarat  führt  das  Preßglas  ein,  zu  dessen 
Darstellung  sich  namentlich  weichere,  bleihaltige  Masse  eignet. 

—  DaiiU  in  Paris  erfindet  den  Stereotyp -FlaschenguB,  eine  Verbesserung  der 
Stanhope'schen  Gipsstereotypie  (s.  1804  S.),  wobei  zur  Erzielung  tadelloser 
Stereotypdnickplatten  eine  aus  zwei  Eisentafeln  hergestellte  Gießform 
(Flasche)  verwendet  wird. 

—  G^rard  Paul  DnfiayM  gibt   eine   durch  sorgsame  Auswahl  der  geeigneten 

D»rmit>edter.  25 

—     385     — 


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1880 

LeitfoBsUien  in  methodischer  Hinsicht  durchschlagende  Gliederung  des 
Tertiärs,  di^  durch  Aufnahme  in  Lyells  Lehrbuch  bald  Gemeingut  der 
Wissenschaft  wird. 
1830  Nachdem  schon  1788  William  Reynolds  im  Kanal  von  Eetley  eine  Anlage 
zum  Schiffstransport  auf  geneigter  Ebene  mit  Trockenförderung  gebaut 
hatte,  macht  Dt  Sola|w  den  Vorschlag,  geneigte  Bahnen  zu  solchem  Zwecke 
mit  Naßförderung  zu  betreiben. 

—  Nachdem  schon  i.  J.  1824  ein  englisches  Patent  fflr  WassergasTerwendung 
an  J.  Ibbetson  erteilt  worden  war,  benützt  zuerst  Donwaii  in  Dublin 
Wassergas  in  industriellem  Maßstabe.  Er  stellt  das  Gas  dar,  indem  er  Koks 
in  Retorten  erhitzt  und  Wasserdampf  überleitet. 

—  Pierre  Louis  DukMg  macht  genaue  Versuche  über  die  Verbrennungswärme  einer 
großen  Anzahl  Substanzen  und  konstruiert  zu  diesem  Zweck  ein  Waaserca- 
lorimeter,  das  eine  Kammer  enthält,  die  in  einem  mit  Wasser  gefüllten  Kasten 
steht.  In  der  Kammer  wird  die  Substanz  mit  Sauerstoff  verbrannt,  die  ent- 
stehenden Gase  entweichen  aus  der  Kammer  durch  ein  Sohlangenrohr,  das 
durch  den  Wasserkasten  geht,  und  geben  ihre  Wärme  an  das  Wasser  ab. 
Im  Wasserkaaten  befindet  sich  ein  Thermometer  zur  Messung  der  Tempe- 
ratuTzunahme.  Dulong  weist  die  Dnrichtigkeit  des  von  Welter  (1822)  auf- 
gestellten, aber  schon  von  Deepretz(  1828)  bekämpften  Satzes  nach,  daß  die 
beim  Verbrauch  gleicher  Sauerstofimengen  aus  verschiedenen  Substanzen  er- 
zeugten Wärmemengen  einander  gleich  sind  oder  im  einfachen  Verhältnis 
zueinander  stehen. 

—  Jean  Baptiste  OamM  entdeckt  die  Trichloressigsäure,  die  er  aus  Essigsäure 
mit  Chlor  darstellt.  Diese  Entdeckung  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  die 
damals  schon  mehrfach  bekannten  Substitutionserscheinungen  und  spielt 
deswegen  eine  große  Rolle  in  der  Entwicklung  der  chemischen  Theorien. 
(S.  a.  1828  G.). 

—  Jean  Baptiste  Dumat  leitet  die  nähere  Kenntnis  der  Säureamide  durch  die 
Entdecktmg  und  Untersuchung  des  Oxamids  ein,  das  er  durch  trockene 
Destillation  des  neutralen  Oxalsäuren  Ammoniaks  erhält. 

1830 — 38  Christian  Gottfried  Elirwifcwrt  führt,  ausgerüstet  mit  den  vorzugehen 
Mikroskopen  von  Chevalier  in  Paris,  seine  grundlegenden  Untersuchungen 
über  die  Infusionstierchen  aus  und  gibt  eine  systematische  Einteilung  der- 
selben. Er  legt  seine  Forschungen  in  dem  1838  erscheinenden  Werke 
„Die  Infusionstierchen  als  vollkommene  Organismen"  nieder  und  macht 
bereits  auf  die  ungeheure  Verbreitung  dieser  Lebewesen  aufmerksam. 

1830  Christian  Gottfried  Ehranbirc  entdeckt  unter  den  Produkten  der  Fäulnis 
einen  Mikroorganismus,  dem  er  den  Namen  Bacterium  termo  gibt. 

—  Johann  Nepomuk  von  Focht  ermittelt  zuerst  die  Bedingungen  zur  Er- 
zeugung eines  guten  hydraulischen  Kalks  auf  wissenschaftlicher  Grund- 
lage. Nach  ihm  gibt  Mergel  einen  um  so  besseren  hydraulischen  Kalk, 
je  mehr  dessen  Ton  —  richtiges  Verhältnis  vorausgesetzt  —  aus  Silikaten 
besteht,  und  je  weniger  grober  Sand  in  demselben  enthalten  ist.  Er  er- 
klärt auch  die  Erhärtung  des  hydraulischen  Mörtels  und  beweist,  daß 
dieselbe  im  wesentlichen  auf  einer  chemischen  Verbindung  zwischen  auf- 
geschlossener Kieselsäure  und  Kalkhydrat  besteht. 

—  Louis  Joseph  CMiy-Liitiae  setzt  an  Stelle  der  bis  dahin  in  den  Münzen  allein 
gebräuchlichen  Kupellation  die  Silberprobe  auf  nassem  Wege,  d.  i.  die  volu- 
metrische  Bestimmung  des  SQbers  mit  einer  Kochsalzlösung,  die  so  gestellt 
ist,  daß  100  ccm  1  g  reines  Silber  als  Chlorsilber  fällen. 

—  Georg  August  CMdfuB  braucht  zuerst  die  Bezeichnung  Protozoen  für  die 
mikroskopisch  kleinen  Lebewesen,  die  nur  aus  einer  Zelle  bestehen  und 
bei  denen  die  Vermehrung  durch  Zellteilung  geschieht.     (S.  1848  S.) 


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1880 

1830  BwiMy  konBtmiert  lum  Zweck  der  Heizung  von  Wohnungen  die  nach  ihm 
benannten  Batterien,  bestehend  ans  horisontalen,  hohlen  Zylindern,  auf 
welche  eine  Anr.ahl  flacher,  weitheraoBstehender  Platten  angereiht  sind, 
und  aus  denen  sich  die  später  viel  angewendeten  Rippenheizrohre  ent- 
wickeln. 

—  Thomas  Srahani  zeigt,  daß  die  LöBuogen  eahlr^cher  Metallsalze  ihren 
Metallgehalt  an  die  Kohle  in  solchem  MaSe  abgeben,  daB  die  Reagentien 
keine  Spur  von  Metall  mehr  in  der  Lösung  anzeigen.    (S.  a.  1822  P.) 

—  Julee  Ben6  8ii<r1n  fördert  durch  seine  Arbeiten  die  chirurgische  Ortho- 
pädie, die  mechaniachen  und  gymnastischen  Heilmethoden. 

—  Der  englische  Ingenieur  TimoÜiy  Havkwwlh  legt  die  Dampfzylinder  der 
Lokomotive  wagerecht  unter  den  Kessel  und  innerhalb  der  Kader,  und 
bringt  auf  dem  Kessel  zuerst  einen  Dampfdom  an. 

—  Josua  IMlMMUin  konstruiert  eine  Zeugf alt-  und  MeBmasohine  fär  Webereien, 
Tuchfabriken,  Kattundruckereien  usw.,  welche  die  Arbeit  des  Messens 
der  Zeuge  automatisch  besorgt  und  dieselben  gleichzeitig  lagenweise  auf- 
schichtet. 

—  Der  Student  Lorenz  Hmgtar  erfindet  zum  Nachweis  und  zur  Messung 
kleiner  Kräfte,  die  eine  Veränderung  der  Lotlinie  hervorbringen,  die 
Schwungwage,  die  1876  von  ZMImt,  der  ihr  den  Namen  „Horizontalpendel" 
gibt,  und  von  Rebeur-Paschwitz  (s.  1892)  insbesondere  zur  Anwendung  als 
Seismometer  erheblich  vervollkommnet  wird. 

—  Christian  Hanti  beweist,  daß  es  entsprechend  dem  Gresetze  der  rationalen 
Achsenschnitte  (s.  1784  H.)  32  und  nur  32  verschiedene  Krystallklassen 
geben  könne,  was  durch  Bravais  (s.  1859  B.)  und  besonders  durch  Axel 
Gadolin  (s.  1867  Gr.)  bestätigt  wird.    Auch  L.  Sohncke  (s.  1879  S.)  und  L.^ 
Wulff  (1888)  kommen  zu  ähnlichen  Feststellungen. 

—  Der  Mediziner  Hugh  Lennox  Hodft  in  Philadelphia  erfindet  das  Hodge- 
Peesar,  den  Urtypus  aller  seitdem  erfundenen  Pessare. 

—  Der  Ingenieur  How«  erfindet  seinen  noch  heute  vielfach  angewendeten  Holz- 
Eisenträger,  der  zur  Klasse  der  geraden  Fachwerksträger  gehört. 

1830 — 42  Franz  Joseph  Hiigl  in  Solothum  macht  umfassende  Untersuchungen 
über  das  Wesen  der  Gletscher  und  namentlich  über  die  Struktur  des 
Gletschereises  in  allen  Höhenlagen  und  stellt  die  ersten  Messungen  des 
Vorrückens  der  Gletscher  an. 

1830  Das  HOttMivnrk  Lwoulto  im  Departement  Ardöohe  konstruiert  einen  ge- 
neigten Gichtaufzug,  auf  dem  die  zum  Betrieb  des  Hochofens  erforder- 
lichen Materialien  in  Wagen  durch  Maschinenkraft  bis  zur  Giohthöhe 
aufgezogen  werden.  Solche  Aufzüge  werden  fortan  vielfach  da  verwendet, 
wo  die  Hochöfen  an  Bergabhängen  liegen,  oder  wo  eine  größere  Sicherheit 
gegen  Unglücksfälle  beim  Bruch  der  Förderseile  oder  Ketten  gefordert 
wird,  als  sie  bei  vertikalen  Aufzügen  möglich  ist. 

—  Janks  in  Amerika  erfindet  für  die  Spinnerei  die  Ringspindel,  die  Grund- 
lage der  in  neuerer  Zeit  immer  mehr  in  Aufnahme  kommenden  Ring- 
spindelbank. 

—  Kaihlir  und  Almi  entdecken  gleichzeitig  im  Wurmsamen,  den  Blütenköpf- 
chen der  Artemisia  cinae,  das  Santonin,  das  Alms  als  hervorragendes 
Wurmmittel  empfiehlt.  Diese  Anwendung  wird  1838  von  J.  R.  Mayer 
und  von  Trommsdorf  noch  näher  begründet. 

—  KaM  und  nach  ihm  MIliM  (1837)  stellen  durch  Einwirkung  von  Ammoniak  auf 
Quecksilberoxyd,  auf  Haloidverbindungen  und  SanerstofEsalze  des  Queck- 
silbers, sowie  durch  Einwirkung  von  Ammoniumsalzen  auf  Quecksilberoxyd 
oder  QuecksUbersalze,  Verbindungen  dar,  welche  zur  Reihe  der  ammonia- 
kalischen  Metallverbindungen  gehören  (ammoniakalische  Quecksilberbasen). 

—    387  ..— 


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IMO 

Über  die  Konstitntion  dieser  Verbindungen  arbeiten  naroentlieh  Hofmann, 
Weltzien,  Schmieder,  NeBIer.  Eine  ähnliche  ammoniakaÜBche  Verbindung 
war  durch  Ein^rirkung  von  Ammoniak  auf  Quecksüberoxyd  von  Foureroy, 
Proust  und  Th^naid  dargestellt  und  als  „Foorcroy's  Knallpr&parat" 
bezeichnet  worden. 
1830  Da  das  vergoldete  PorseUan  nur  mit  der  Hand  poUert  werden  kann,  was 
sehr  kostspielig  ist,  bemühte  man  sich  schon  lange,  eine  G-oldfarbe  her- 
zustellen, die  das  Polieren  entbehrlich  macht.  Der  Erste,  dem  es  gelingt, 
eine  solche  Goldfarbe  (Glanzgold)  zu  erzeugen,  ist  KObn  in  MeiBen.  Vor- 
schriften für  die  Herstellung  solcher  Farben,  deren  Haltbarkeit  eine  be- 
grenzte ist,  werden  später  von  Dutertre,  Schwarz,  Böttger  u.  a.  gegeben. 

—  Wilhelm  August  LampaAnt  kommt  auf  den  schon  von  Aubertdt  (s.  1812  A.) 
ge&uBerten  Gredanken,  die  Ealköfen  mit  Gas  zu  heizen,  zurück.  Doch 
erhalten  die  Gaskalköfen  erst  durch  H.  Siemens  (s.  1862  S.)  eine  praktisch 
brauchbare  Form. 

—  Der  Afrikareisende  Richard  Lwi<ir  erforscht  mit  seinem  Bruder  John  den 
imteren  Nigerlauf.   (Vgl.  1457.) 

—  Wüliam  LMh  in  Newcastle  konstruiert  für  Eisenbahnwagen  B&der,  bei 
denen  nur  die  Naben  aus  Gußeisen,  alle  übrigen  Teile  aber  aus  Schmiede- 
eisen bestehen,  imd  die  noch  heute  unter  dem  Namen  Loshr&der  (Sector- 
spoked  wheels)  vielfach  im  Gebrauch  sind. 

—  Charles  Lytii  erklärt  in  seinem  Hauptwerke  „Principles  of  geology"  die 
Entstehung  und  Zusammensetzung  der  festen  Erdrinde,  den  Aufbau  der 
Gebirge  imd  die  Perioden  der  Erdentwicklung  ohne  Beihilfe  gewaltsamer 
Umwälzungen  aus  noch  jetzt  wirksamen,  in  kontinuierlichem  Zusammen- 
hang stehenden  Ursachen.  Lyell  begründet  damit  eine  neue  Periode  der 
Geologie.    (Vgl.  jedoch  1822  H.) 

—  John  Maentlll  führt  in  London  Modellschleppversuche  im  begrenzten  Profil 
(Kanalprofll)  aus. 

—  Fran^ois  Magtndta  stellt  Versuche  über  die  Emährungsfrage  an  und  führt 
die  Einteilung  der  Nährstoffe  in  „stickstoffhaltige"  und  „stickstoff- 
freie" ein. 

—  Der  Erzherzog  Madmlllan  von  Etto  erfindet  die  nach  ihm  benannten  Be- 
festig^ngstürme  (Maximilianstürme),  welche  aus  drei  Stockwerken  und 
einer  Plattform  besteben,  von  einem  Festungsgraben  umgeben  und  mit 
einer  sehr  starken  Geschützausrüstung  versehen  sind.  Die  Türme  haben 
namentlich  bei  der  Befestigung  von  Linz  a.  d.  Donau  eine  ausgedehnte  An- 
wendung gefunden,  woselbst  der  Platz  mit  32  derartigen,  auf  Kartätsch- 
sohuBweite  voneinander  entfernten  Werken  umgeben  wurde.  Seit  der 
Einführung  der  gezogenen  Geschütze  hat  diese  Befestigungsmanier  ihre 
Bedeutung  eingebüBt. 

—  G.  A.  Mlchatllt  in  Hamburg  spricht  in  seiner  Schrift  „Das  Leuchten  der 
Ostsee  nach  eigenen  Beobachtungen"  zuerst  die  Ansicht  aus,  daB  die 
leuchtenden  Punkte  des  Meerwassers  lebende  Infusorien  seien. 

—  Der  Botaniker  Hugo  von  Mohl  macht  das  feste  Zellgerüst  der  Pflanzen 
zum  Gegenstand  der  eingehendsten  Untersuchung,  stellt  die  Entwicklungs- 
geschichte der  GefäBe  fest  und  gibt  eine  Theorie  des  Dickenwachstums 
der  Zellhäute. 

—  Karl  Friedrich  Naumann  nimmt  in  .seinem  „Lehrbuch  der  reinen  und  an- 
gewandten Krystallographie"  eine  auf  die  Achsen  der  Krystalle  gegründete 
Ableitung  und  Bezeichnung  vor,  die  sich  bis  in  die  neueste  Zeit  erhalten 
hat. 

—  Leopolde  NoMU  konstruiert  den  Therm omultiplikator,  welcher  aus  einer 
aus  Wismut  und  Antimonstäbchen  zusammengesetzten  Thermosäule  und 

—     888     — 

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1880 

dBem  Galvanometer  besteht  und  namentlich  als  thenuoskopischer  Apparat 
bei  Versuchen  über  die  strahlende  Wärme  angewendet  wird.  (Vgl.  1831  M.) 
1830   Ofewkampf  der  Jüngere  in  Jouy  druckt  Pigmentfarben   vermittds  Albumin 
auf  Baumwollengewebe  auf. 

—  Georg  Simon  Ohm  macht  die  ersten  Bestimmungen  der  elektromotorischen 
Kraft  in  Stromkreisen,  denen  1831  ähnliche  Bestimmungen  Ton  Fechner 
und  1834  solche  von  Wheatstone  folgen,  die  wie  die  Ohm'schen  auf  Strom- 
messungen beruhen.  In  neuerer  Zeit  wird  als  Maß  der  elektromotorischen 
Kraft  das  Volt  bezeichnet,  d.  L  die  Kraft,  welche  in  einem  Stromkreise, 
dessen  Widerstand  ein  Ohm  ist,  einen  Strom  von  der  Stärke  „1  Ampere" 
erzeugt. 

—  Der  dänische  Artilleriehauptmann  0.  N.  ObM  gibt  die  erste  hypsometrische 
Karte  von  Europa  heraus,  in  welcher  er  das  gesamte,  namentlich  unter 
Humboldt's  EinfluB  allmählich  in  Europa  entstandene  Höhenmessungs- 
material benutzt. 

—  James  Pirry  in  London  vervollkommnet  die  Stahlfeder  (s.  1808  D.),  indem 
er  auBer  dem  MitteLschlitz  zur  Erhöhung  der  Biegsamkeit  zwei  Seiten- 
Bchlitze  hinzufügt.  Damit  erst  erhält  die  Stahlfeder  ihre  voUe  praktische 
Brauchbarkeit. 

—  Der  französische  Ingenieur  Antoine  B.  PotoMMMi  der  auch  zuerst  die 
ChauBseewalze  (s.  1787  C.)  in  größerem  umfang  verwendet  hat,  erfindet 
einen  nach  ihm  benannten,  seitdem  vielfach  angewendeten  Dachbinder. 
(Französisches  oder  Polonoeaudach.) 

—  Louis  Constant  Privoit  spricht  in  seinem  Buche  „Sur  le  mode  de  formation 
des  oönes  volcaniquee  et  sur  celui  des  chatues  de  montagnes"  die  Ansicht 
aus,  daß  die  durch  Abkühlung  des  Erdballs  verursachte  Schrumpfung  die 
Erdoberfläche  in  Kunzein  lege.  Er  wird  dadurch  der  Vorläufer  der  Kon- 
traktionshypothese.   (S.  auch  1830  T.) 

—  Vincenz  PiMnita,  ein  Bauersmann  aus  Gräfenberg,  beschäftigt  sich  mit  der 
im  Altertum  und  Mittelalter  (s.  23  v.  Chr.  und  1647)  bereits  geübten, 
später  aber  verloren  gegangenen  Kaltwasserkur  und  errichtet  in  seiner 
Heimat  eine  jetzt  noch  existierende  Kaltwasserheilanstalt. 

—  Karl  von  RtlehMlwch  in  Blansko  in  Mähren  findet  das  von  Fuchs  (s.  1809  F.) 
entdeckte  Paraffin  im  Holzteer  auf  und  erkennt  zuerst  dessen  große  wirt- 
schaftliche Bedeutung.    1836  wird  das  Paraffin  von  J.  B.  Dumas  auch  im 

'    Steinkohlenteer  nachgewiesen. 

—  Nachdem  schon  Foucaud  die  gewöhnlichen  Kohlenmeiler  derart  verbessert 
hatte,  daß  es  möglich  wurde,  die  Destillationsprodukte  zu  gewinnen,  geht 
man  um  das  Jahr  1830  zu  den  Verkohlungs-  oder  Meileröfen  über.  Einer 
der  ersten  Öfen  dieser  Art  wird  von  Karl  von  Rtichanbach  konstruiert; 
andere  ähnliche  Konstruktionen  sind  der  Schwarz'sche  und  der  schwedische 
Meilerofen,  die  jedoch  alle  um  1840  durch  die  Betortenapparate  von 
Kestner,  Hessel  (Thermokessel)  u.  a.  verdrängt  werden. 

—  N.  Riiltaux  auf  Cuba  konstruiert  einen  geschlossenen  Verdampfapparat  mit 
drei  Verdampfpfannen  für  Zuckersaft,  in  welchem  er  den  aus  dem  ver- 
dampfenden Saftsich  entwickelnden  Dampf  zum  Verdampfen  eines  anderen 
Teils  Saft  benutzt. 

—  Heinrich  Rom  erhält  beim  Überleiten  von  trooknem  Chlor  über  fein  ver- 
teiltes Nickel  (NickelBchwamm),  wobei  die  Masse  erglüht,  eine  blaß  gold- 
gelbe KrystaUmasse  von  Nickelchlorür. 

—  Fredrik  RmAwi  stellt  fest,  daß  den  Legierungen  mehrfache  Schmelz- 
resp.  Erstarrungspunkte  zukommen,  eine  Erscheinung,  die  erst  später 
durch  die  Lehre  von  den  eutektischen  Lösungen  (s.  1876  G.)  aufgeklärt  wird. 

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1880 

1830    Friedrich  Sdiltiniii  entdeckt  den  nach  ihm  benannten  in  der  Comea-Skleral- 
grenze  veriaufenden  Schlemm'Bchen  Kanal. 

—  Der  Bchwedische  Chentiker  Nils  Gabriel  SaMrSn  entdeckt  das  Taiiadimn, 
das,  wie  Wöhler  nachweist,  mit  dem  nach  Humboldt's  Angabe  1803  von 
del  Rio  in  einem  Bleierz  von  Zimapan  aufgefundenen  Erythroninm  iden- 
tisch ist. 

—  Philander  Shaw  sprengt  Felsen,  indem  er  die  in  ihnen  angebrachten  Bohr- 
löcher mit  Sprengpulver  füllt  und  die  Ladungen  durch  den  Funken  der 
Leidener  Flasche  entzündet.  Er  teilt  am  1.  Juni  1831  seine  Erfahrungen 
an  Prof.  Hare  mit,  der  mittels  der  Glühwirkung  der  galvanischen  Elek- 
trizität unter  Anwendung  seines  DeflagratoTS  denselben  Zweck  erreicht 
(Glfihzündung). 

—  John  R.  Spooner  in  Montreal  imd  Chapin  A.  Harrit  in  Baltimore  entdecken 
unabhängig  voneinander  die  Vorteile  des  Arseniks  zum  Ätzen  der  Zahn- 
pulpa,  was  das  bisherige  schmerzhafte  Ausbrennen  unnötig  macht. 

—  Der  Landwirt  Karl  Spnnsal  wendet  die  Chemie  auf  den  Ackerbau  an  und 
weist  auf  die  Wichtigkeit  der  Stiokstoffverbindungen  als  Pflanzennähr- 
stoffe hin  (Stickstofftheorie).  In  bezug  auf  die  Bodenanalyse  weist  er 
darauf  hin,  daß  man  nicht  nur  die  Ackerkrume,  sondern  auch  den  Unter- 
grund berücksichtigen  müsse. 

—  Simon  Slamplir  erfindet  ein  femrohrartig  gebautes  Optometer,  wobei  als 
Objekt  ein  beleuchteter  Spalt  dient,  welcher  durch  zwei  parallele,  feine 
Einschnitte  betrachtet  wird,  und  dessen  Entfernung  vom  Auge  durch  Ver- 
schieben der  Röhren  ineinander  ge&ndert  und  zugleich  gemessen  werden 
kann. 

—  George  Stophamon  erbaut  für  die  Liverpool-Manchester-Bahn  eine  „Planet" 
genannte  Lokomotive,  die  zwischen  den  Rahmen  liegende  Zylinder,  so- 
wie gekröpfte  Achsen  hat  und  vielfach  als  Vorbild  für  spätere  Konstruk- 
tionen dient. 

—  George  Btaphamon  erkennt  zuerst  die  Notwendigkeit  von  Signalen  für  den 
Eisenbahnbetrieb  und  führt  dieselben  ein. 

—  William  Stairpon  wendet  zuerst  für  elektrische  Batterien  das  Zinkamalgam  an. 

—  William  Henry  Fox  Talbai  beschreibt  die  Spektren  der  durch  verschiedene 
Stoffe  gefärbten  Flammen  und  sagt:  „Danach  zögere  ich  nicht  zu  be- 
haupten, daß  die  optische  Analyse  die  kleinsten  Mengen  dieser  Stoffe 
(Strontium,  Lithium)  mit  ebenso  viel  Genauigkeit  unterscheiden  kann,  als 
irgend  eine  andere  bekannte  Methode." 

—  Nachdem  James  Carlisle  in  Paisley  die  Nähzwirne  ohne  Druck  mit  einem 
gewöhnlichen  Spulrade  aufgespult  hatte,  erfindet  Cieorge  Taylor  in  Paisley 
eine  Maschine,  um  sie  auf  kleine  Spulen  zu  winden  und  ihnen  durch 
Druck  imd  Reibung  Glanz  zu  geben  (Glanzzwirne). 

—  Thlarry  konstruiert  die  mechanische  Reibe  zur  Verreibung  der  Zuckerrüben, 
die  im  Zusammenhang  mit  der  Verbesserung  der  Rübenpressen  eine  Be- 
schleunigung in  der  Verarbeitung  des  Saftes  bewirkt.  Die  Reibe  besteht  aus 
einzelnen  Sägeblättern,  die,  aneinander  gelegt,  zu  einer  Walze  vereinigt 
sind.     Sie  wird  später  durch  die  Schnitzelmaschine  verdrängt. 

—  Der  Schweizer  Julius  Thurmann  bezeichnet  gleichzeitig  mit  Pr^vost  (s.  1830  P.) 
die  Faltenbildung  durch  doppelseitigen  Lateralschxtb  als  ein  sehr  wichtiges 
Moment  der  Gebirgsbildung. 

—  Der  Botaniker  Franz  Ungar  begründet  die  Phytopalaeontologie  (Beschrei- 
bung und  Entzifferung  fossUer  Pflanzenreste). 

—  N.  B.  Ward  konstruiert  den  nach  ihm  benannten  Ward'schen  Kasten,  eine 
Einrichtung  zum  Transport  und  zur  Kultur  von  Pflanzen,  die  vi^aoh  in 
eleganter  Ausstattung  zur  Kultur  zarterer  Pflanzen  im  Zimmer  benutzt 


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18S1 

Tdid,  die  besten  Dienste  aber  bei  Überaieddung  von  Pflanzen  leistet.  Der 
Kasten  besteht  aus  einem  flachen,  metallenen  Bodenstück,  auf  welchem 
sich  ein  metallenes  Grestell  zur  Aufnahme  von  Glasplatten  erhebt,  welche  die 
Wände  und  die  Decke  des  Kastens  büden.  Das  Bodenstück,  das  einen 
einige  Zoll  hohen  Rand  hat,  wird  mit  Erde  gefüllt,  in  die  der  Same 
oder  die  Pflanzen  gesteckt  werden.  Nach  reichlicher  BegieBung  wird  der 
Kasten  geschlossen,  in  dem  die  Pflanzen,  vor  Staub  und  Kälte  geschützt, 
vortrefflich  gedeihen. 

1830  Wilhelm  Wfkir  spricht  zuerst  die  Idee  aus,  Tonschwingungen  direkt  auf- 
schreiben zu  lassen,  die  später  in  der  Konstruktion  des  Vibrographen 
(s.  1866  D.)  und  Phonographen  (s.  1869  S.)  verwirklicht  wird. 

—  Soweit  es  sich  feststellen  läßt,  sind  die  ersten  Plättmaaohinen  für  die 
Kammwollspinnerei  von  WeiB  in  Langensalza  und  unabhängig  von  diesem 
von  HmboM  in  Chemnitz  gebaut  worden.  Wer  der  Erfinder  derselben  war, 
läßt  sich  nicht  ermitteln. 

1831  Ferdinand  ¥on  AufMrMh  empfiehlt  das  gepulverte  gerbsaure  Eisen  als 
Krätzmittel  und  als  Mittel  gegen  Dekubitus. 

—  Barton  verfertigt  die  irisierenden  Knöpfe,  bei  welchen  durch  Eingravierung 
feiner  Linien  auf  Metall  infolge  von  Beugungserscheinungen  ein  perlmutter- 
ähnliches Farbenspiel  hervorgerufen  wird. 

—  Giuseppe  Bdll  erfindet  die  Influenzelektrisiermaschine.    (S.  a.  1866  H.) 

—  Johann  Jacob  von  Bamllu*  führt  für  Stoffe  von  glräoher  Zusammensetzimg 
und  gleichem  Atomgewicht,  aber  ungleichen  Eigenschaften,  wie  KnaUsäure 
und  Cyansäure  (s.  1823  L.),  ölbildendes  Ga«  und  Butylen  (s.  1826  F.), 
Phosphorsäure  und  Pyrophosphorsäure  (s.  1828  C),  Traubensäure  und 
Weinsäure  (s.  1829  G.),  den  Ausdruck  „isomer"  in  die  Wissenschaft  ein. 

—  Johann  Jacob  «wi  Bwzallus  führt  die  erste  chemische  Untersuchung  des 
Chlorophylls  (Blattgrün)  aus  und  unterscheidet  drei  Modifikationen  des- 
selben, das  aus  frischen  Blättern  dargestellte,  das  aus  trocknen  Blättern 
gewonnene  und  ein  dunkles  Blattgrün.  Fernere  Untersuchungen  werden 
von  Mulder  (1845),  VerdeU  (s.  1851  V.),  Wittstein  (1853),  Stokes  (s.  1865  S.) 
und  vielen  andern  gemacht.  Verdeil  gibt  zuerst  an,  daß  der  Farbstoff 
eisenhaltig  und  das  Eisen  wesentlich  für  seine  Bildung  sei. 

—  Johann  Jacob  von  Bmnliu*  stellt  drei  Oxydationsstufen  des  Vanadium,  ein 
Oxydul,  ein  Oxyd  und  eine  Säure  dar  Das  der  Vanadsäure  entsprechende 
Superohlorid  wird  1859  von  Schaf arik  dargeeteUtj,  die  andern  Chloride 
werden  von  Berzelius  selbst  erhalten. 

—  BicMM  in  Comwall  erfindet  eine  tempierte  Sioherheitszündschnui,  welche 
langsam  (in  dem  Zeitmaß  von  1  cm  auf  1  sec)  abbrennt  und  sich  in  der 
Sprengtechnik  und  der  Sprengausrüstung  der  Pioniere  bis  zur  Gegenwart 
erhalten  hat. 

—  Nachdem  schon  in  früher  Zeit  gegen  Blutarmut  und  Bleichsucht  Eisen- 
präparate gebraucht  worden  waren,  benutzt  P.  B.  Blaud  zu  diesen  Zwecken 

,    das    Eisencarbonat ,    das   er   in   Form    von    Pillen  in  den   Handel  bringt, 
die  sich  unter  dem  Namen  Blaud'sche  PUlen  rasch  einführen. 

—  Der  ungarische  Ingenieuroffizier  Johann  Bolyal  verfaßt  im  Anschluß  an  ein 
mathematisches  Werk  seines  Vaters  den  „Appendix  scientiam  spatii  abso- 
lute veram  exhibens",  in  welchem  er  eine  von  dem  Euklidischen  Paral- 
lelenaxiom unabhängige  Geometrie  entwickelt,  und  zwar  dieselbe,  die  auch 
Lobatsohewskii  (s.  1826  L.)  gefunden  hat. 

—  Jean  Robert  Brtant  und  A.  Paynt  erfinden  die  pneumatische  Imprägnierung 
des  Holzes  mit  antiseptischen  Flüssigkeiten  (Leinöl  \md  Harz,  Eisenvitriol) 
zum  Schutz  gegen  Fäulnis  und  Insektenfraß.  Sie  bringen  die  Hölzer  in 
verschlossene  metallene  Gefäße,  befreien  mittels  der  Luftpumpe  die  Gefäße 

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18tl 

und  die  Hohlr&ume  der  in  ihnen  aufgeschichteten  Hölzer  von  Luft  und 
lassen  dann  die  Imprägnierflüssigkeit  unter  Druck  einfliefien,  die  nun  das 
Holz  vollständig  durchdringt  (Paynisieren). 
1831    Kobert  Brown  weist  nach,  daß  der  von  Fontana  (s.  1781  F.)  entdeckte  Zell- 
kern ein  integrierender  Bestandteil  der  Pflanzenzelle  ist. 

—  Michel  Eugene  MMvraul  isoliert  zuerst  aus  dem  G-elbholz  einen  gelben  Farb- 
stofl,  den  er  Moiin  nennt,  und  der  insbesondere  von  Hlasiwetz  und  Pfaundler 
(1863)  näher  untersucht  mrd.  Diese  Forscher  stellen  auch  fest,  daß  die 
von  Wagner  im  G«lbholz  gefundene  Moringerbsäure  keine  Säure  ist,  und 
nennen  diese  Substanz  Maclurin. 

—  Jean  Baptiste  Dumai  isoliert  das  Anthraoen  aus  Steinkohlenteer. 

—  Paul  EmHM  macht  exakte  Temperaturbeobachtungen  in  einem  Bohrloch 
von  Rüdersdorf  und  stellt  auf  je  90  FuB  Tiefe  eine  Temperaturzunahme, 
von  1*  C.  fest;  de  la  Rive  und  Marcet  finden  in  einem  Bohrbrunnen  bei 
Genf  1«  C.  auf  32,56  m. 

—  Der  Physiker  Greorg  Adolf  Erman  spricht  die  Vermutung  aus,  daß  der 
Luftdruck  sich  nicht  bloß  mit  der  geographischen  Breite,  sondern  auch 
mit  der  Länge  ändere,  eine  Annahme,  die  1864  von  £.  Renou  zur  Grewiß- 
heit  erhoben  wird. 

—  Der  engUsche  Ingenieur  Sir  William  Falrbaln  macht  sich  besonders  um  die 
Entwicklung  des  Eisensohiffbaus  verdient.  Er  bat  auf  seiner  Werft  in 
Millwall  bei  London  in  der  Zeit  von  1836 — 1848  120  eiserne  Schiffe  gebaut. 
(S.  auch  1820  M.) 

—  Michael  Faraday  entdeckt,  daß  beim  öffnen  und  Schließen  eines  galvanischen 
Stromes  in  einem  in  der  Nähe  befindlichen  elektrischen  Leiter  ein  momen- 
taner elektrischer  Strom  entsteht  (Voltainduktion). 

—  Michael  Faraiiy  entdeckt,  daß  Magnete  in  gleicher  Weise  wie  Stromkreise 
induzierend  wirken  können,  und  gibt  damit  der  modernen  Entwicklung 
der  Elektrotechnik  ihre  Grundlage  (Magnetinduktion).  Er  zeigt,  daß  es 
sich  bei  Arago's  Rotationsmagnetismus  (s.  1824  A.)  um  einen  Fall  magnet- 
elektrischer  Induktion  in  körperlichen  Leitern  handelt. 

—  Michael  Faratay  macht  ausgedehnte  Versuche  über  die  Leitfähigkeit 
fester  Körper  und  stellt  fest,  daß  dieselben  Körper,  welche  die  Reibungs- 
elektrizität leiten,  auch  den  galvanischen  Strom  leiten,  und  daß  ebenso  die 
Nichtleiter  der  Reibimgselektrizität  auch  für  den  galvanischen  Strom  als 
solche  anzusehen  sind.  Untersuchungen  über  die  Leitfähigkeit  von 
Metallen  \md  Legierungen  werden  namentlich  von  Matthiesen  (1869 — 66), 
Siemens  (1861)  und  Fr.  Weber  (1880)  gemacht. 

—  Michael  Faraday  beobachtet,  daß  unter  der  Wirkung  des  Molekulardruokee  auf 
der  Oberfläche  von  Flüssigkeiten  eine  besondere  Art  von  Wellen  hervor- 
gerufen wird.  Er  untersucht  solche  „Crispations"  oder  Kräuselungen,  die 
durch  tönende  Glasplatten  zustande  kommen,  auf  denen  sich  die  Flüssig- 
keit befindet. 

—  Gustav  Theodor  Ftehmr  gibt  Methoden  zur  Vergleichung  der  elektromoto- 
rischen Kräfte  verschiedener  Elemente  an,  die  auf  Strommessungen  be- 
ruhen. Ein  ähnliches  Verfahren  wird  von  Wheatstone  (1834)  gegeben. 
Auch  die  Ohm'sche  Methode  zur  Bestimmung  des  Leitungswiderstandes 
(s.  1826  O.)  läßt  sich  zur  Messung  der  elektromotorischen  Kraft  konstanter 
Elemente  benutzen.     (S.  a.  1841  P.  und  1862  D.) 

—  Der  engUsche  Chirurg  Sir  William  Ferfimon  erfindet  den  Mastdarmspiegel. 

—  James  Fox  in  Derby  führt  bei  der  Drehbank  Einrichtungen  zur  Änderung 
der  Geschwindigkeit  des  Drehstücks  und  eine  selbsttätige  Stichelverschie- 
bung entlang  der  Drehbankachse,  den  sogenannten  Selbstzug  ein. 

—  Evariste  Chüoit  in  Paris  begründet  durch  Einführung  der  Substitutionslehre 

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18»! 

eine  neue  Theorie  der  algebraisohen  Gleichungen,  indem  er  reigt,  daB  zu 
jeder  gegebenen  Gleichung  eine  Substitationengruppe  gehört,  in  der  aich 
die  Haupteigensohaften  der  Gleichung  widerspiegeln,  und  aus  der  nament- 
lich hervorgeht,  auf  welche  einfacheren  Gleichungen  die  gegebene  zurfick- 
führbar  ist.  Dae  Wesentlichste  seiner  mathematischen  Anschauungen  ist 
in  einem  am  Abende  vor  seinem  Tode  (er  fiel  —  20^/,  Jahr  alt  —  im  Duell) 
geschriebenen  Briefe  enthalten,  wohl  das  ergreifendste  Schriftstück  der 
mathematischen  Literatur. 
1831  QawMy  konstruiert  ein  Dampfautomobil ,  welches  einen  legelm&Bigen 
Omnibusdienst  zwischen  Glouoester  und  Cheltenham  besorgt. 

—  Karl  Friedrich  August  OUdaff  macht  in  den  Jahren  1831—33  ausgedehnte 
Keisen  in  China. 

—  HalMli  baut  die  erste  Lokomobile  im  heutigen  Sinn,  die  wenig  Fiats  ein- 
nimmt, sieh  leicht  von  einem  zum  andern  Ort  schaffen  läSt,  und  mit 
deren  Bedienung  auch  ungeübte  Leute  fertig  werden. 

—  HMtM  bringt  bei  Damp&traBenwagen  zur  Korrektur  des  ungleichm&Qigen 
Gangs  gegenüber  der  Kurbel  Ausgleichsgewichte  an.  (Erster  Massenausgleioh 
bei  Dampfwagen.) 

—  William  Htnry  macht  bemerkenswerte  Versuche  über  Desinfektion  und 
stellt  fest,  daß  Kleider  von  Scharlachkranken  die  Ansteckung  nicht  mehr 
«n  verbreiten  imstande  sind,  wenn  sie  2—4  Stunden  lang  auf  200"  Fahren- 
heit  =  93*  Celsius  erhitzt  worden  sind. 

—  Der  Oberbergrat  HmscImI  in  Cassel  kommt  zuerst  auf  den  Gredanken, 
Kohle  in  Staubform  zu  verbrennen,  und  ersinnt  ein  Verfahren  zum  Ziegel- 
brennen mit  Kohlenstaub,  sowie  ein  Verfahren  zum  Schweißen  von  £isen 
unter  Benutzung  von  Holzkohlenstaub  auf  dem  gewöhnlichen 'Schmiede- 
herd. Den  Kohlenstaub  läßt  er  durch  eine  Transportschnecke  in  einen 
Dmckluftstrom  tragen  und  einstreuen,  daher  der  Name  „Feuern  mit 
beladenem  Wind". 

—  Nachdem  von  Demorquay  zur  Behandlung  der  Wunden  das  Glyoerin,  von 
Duval  das  Kalium  hypermanganicum  empfohlen  worden  war,  führt  Karl 
Christoph  Hintor  als  Antiseptikum  Chlorwasser  und  Kreosot  ein,  die  auch 
vielfach  benutzt  werden,  bis  an  deren  Stelle  die  Carbols&ure  (s.  1860  L.)  tritt. 

—  John  B.  itarvh  in  New  York  erbaut  die  erste  Lokomotive  mit  Drehgestell. 
Das  Drehgestell  wird  namentlich  von  Norris  und  Baldwin  in  Philadelphia 
ausgebildet  und  erhält  sich  lange  Zeit  in  Nordamerika. 

—  James  Finlay  Weir  Johiuton  arbeitet  in  den  Jahren  1831 — 37  über  die  Doppel- 
chloride des  Goldes  und  entdeckt  das  Goldjodid  und  dessen  Doppelsalze. 

—  Karl  Ferdinand  Lmchans  erfindet  das  Pleorama,  eine  Art  von  Panorama, 
welches  Strandgegenden  und  Uferpartien  so  darstellt,  wie  sie  dem  Vorüber- 
schiffenden erscheinen,  wobei  das  Bild  an  dem  Beschauer  vorüber  geführt 
wird,  dieser  aber  infolge  optischer  Täuschung  sich  selbst  in  Bewegung 
j^aubt. 

—  iJiwii  und  Jop«  in  Birmingham  verteilen  die  Arbeit  der  Stecknadelfabri- 
kation auf  zwei  Maschinen,  von  welchen  die  erste  das  Abschneiden  der 
Drahtstücke  und  das  Anstauchen  der  Köpfe,  die  zweite  das  Zuspitzen 
verrichtet. 

—  Erhard  Friedrich  Lsucln  entdeckt  die  Fähigkeit  des  Speichels  aus  der 
Mundhöhle,  gequollene  Stärke  (Stärkekleister)  fast  momentan  in  Zucker 
umzuwandeln.  Diese  Eigenschaft  verdankt  derselbe  einem  diastatischen 
Ferment,  das  von  Berzelius  Ptyolin  benannt  und  von  Cohnheim  (1872) 
rein  dargestellt  wird. 

—  Nachdem  schon  Boyle  (1661)  bei  Destillation  von  essigsaurem  Kalk  eine 

-     393     — 

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1881 

geistig  Flüssigkeit  von  durohdringendem  Geruch  erhalten  hatte  und  nach 
ihm  Boerhaave,  RoueUe,  Trommsdorf  u.  a.  sich  mit  diesem  Körper  be- 
schäftigt hatten,  bestimmt  JnstiiB  von  UtMf  zuerst  die  Zusammensetzung 
dieses  „Aceton"  genannten  Stoffes,  der  das  einfachste  Keton  darstellt. 
Bei  den  Ketonen  steht  im  Gegensatz  eu  den  Aldehyden,  wo  die  Carbonyl- 
gnippe  sich  am  Ende  der  Kohlenstoffkette  befindet,  diese  Gruppe  in- 
mitten der  Kohlenstoff  kette  und  verbunden  mit  zwei  organischen  RadÜcalen. 
1831  Justus  von  UoMf  verbessert  die  Elementaranalyae,  indem  er  statt  des  Chlor- 
säuren Kalis  das  zuerst  von  Gay-Lnssac  vorgeschla^ne  Kupferoxyd  als 
Verbrennungsmittel  adoptiert. 

—  Justus  von  LMM(  schl&gt  für  die  Elementaranalyse  zuerst  die  absolute  Be- 
stimmung des  Stickstoffs  in  Substanz  vor.  Er  verbrennt  die  organischen 
Stoffe  mit  Kupferoxyd  und  fängt  die  Gase  in  einer  mit  Quecksilber  ab- 
gesperrten graduierten  Glocke  auf.  Die  Volumzunahme  in  der  Glocke  ist 
die  Summe  von  Kohlensäuregas  und  Stickgas.  Das  Volum  der  Kohlen- 
säure wird  aus  der  Kohlenstoffbestimmung  berechnet,  das  des  Stickstoffs 
ergibt  sich  aus  der  Differenz.  Das  Verfahren  wird  von  Dumas  verbessert, 
der  die  Verbrennungsgase  direkt  über  Kalilauge,  welche  die  Kohlensäure 
absorbiert,  auffängt  und  mißt. 

—  Dem  Schotten  James  Bowman  Unftay  gelingt  es,  auf  mehr  als  1600  m 
Entfernung  über  den  Tay-Fluß  unter  Benutzung  des  Wassers  als  Leitung 
zu  telegraphieren.  Er  nimmt  1834  auf  sein  Verfahren  ein  Patent.  Eine 
gleiche  Methode  wird  1842  von  S.  F.  B.  Morse  verwendet. 

—  John  William  Lubbock  ermittelt  aus  langjährigen  Beobachtungen  in  London 
und  Liverpool  den  Einfluß  der  wechselnden  Stellung  von  Sonne  \md  Mond 
auf  die  Eintrittszeit  des  Hochwassers.  Er  verbessert  hiemach  die  eng- 
lischen FluttabeUen,  die  er  auf  einen  hohen  Grad  von  Vollkommenheit 
bringt. 

—  WiUiam  Mnminc  in  Plainfleld  (New  Jersey)  baut,  ohne  von  der  Bell'sohen 
Konstruktion  (s.  1826  B.)  Kenntnis  zu  haben,  eine  ähnliche  Mähmaschine, 
bei  welcher  zum  erstenmal  die  Zugtiere  seitlich  angespannt  werden. 

—  Matthew  Fontaine  Maury  faßt  schon  als  Midshipman  auf  dem  Schiff  „Fal- 
mouth"  die  Idee,  die  zerstreuten  Beobachtungen  über  die  atmosphärischen 
Erscheinungen  auf  den  Meeren  zu  sammeln,  zu  sichten  und  sie  für  eine 
meteorologische  Statistik  der  Meere  auszimutzen.  Er  beginnt  hierauf  ge- 
stützt Segdanweisungen  zu  geben,  welche  die  Wirkung  haben,  daß  die  Reise 
von  den  östlichen  Häfen  der  Vereinigten  Staaten  bis  zum  Äquator  in  24 
bis  18  Tagen,  statt  in  41  nach  früheren  Segelanweisungen,  und  nach  San 
Francisco  in  100  statt  in  180  Tagen  zurückgelegt  wird. 

—  Der  Chemiker  Moin  stellt  zuerst  das  Atropin  aus  der  Belladonnawurzel 
her,  das  dann  1833  unabhängig  von  ihm  von  Geiger  und  Hesse  in  dem 
Kraut  der  Atropa  Belladonna  entdeckt  wird.  Das  ebenfalls  1833  von 
Greiger  und  Hesse  aus  Datura  stramonium  dargestellte  Daturin  wird  1850 
von  Planta  als  identisch  mit  Atropin  erwiesen. 

—  Der  Physiker  Macedonio  Mdlonl  untersucht  mit  HUfe  des  von  Nobili  (s.  1830N.) 
erfundenen  Thermomultiplikators  die  Eigenschaften  der  strahlenden  Wärme 
und  findet,  daß  für  dieselbe  die  aus  der  Optik  bekannten  Gesetze  der 
Brechung  und  Zurückwerfung  gelten.  Die  vollständige  Übereinstimmung 
des  Verhaltens  der  Wärme-  und  Lichtstrahlen  nötigt  fortan,  wenigstens 
für  die  strahlende  Wärme  dieselbe  Ursache  anzunehmen,  wie  für  das 
Ldcht,  sie  also  als  eine  schwingende  Bewegung  des  Äthers  aufzufassen. 

—  Adolphe  da  Mllly  lehrt  die  billige  Verseifung  der  Fette  mit  Kalk  und  die 
Zersetzung  der  gebildeten  Kalkseife  mit  Schwefelsäure,  und  macht  dadurch 

—     394     — 

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1881 

die  von  BTaoonnot(s.  1817  B.)  begonnene  Stearinkerzenfabrikation  zu  einem 
lohnenden  Fabrikationssweige. 
1831  Der  Beisende  WHtlnll  weist  auf  seinen  in  den  Jahren  1831 — 36  unter- 
nommenen Keisen  die  Entstehung  des  Darlingflusses  aus  der  Verbindung 
der  Flüsse  Namoi  und  Barwan  nach,  bestimmt  die  Verbindung  des  Darling- 
flusses mit  dem  MurrayfluB  und  entdeckt  das  jetzige  Victoria,  das  er 
„Austraüa  feUz"  nennt. 

—  Arthur  Morln  stellt  Versuche  über  die  gleitende  und  rollende  Beibung  an. 

—  Johannes  MQItar  erkennt  zuerst  den  Unterschied  in  den  Eigenschaften  der 
aus  verschiedenen  tierischen  Gleweben  gewonnenen  G-allerte  und  nennt  die 
aus  permanenten  Knorpeln  gewonnene  Grallerte  Chondrin  (Knorpelleim), 
die  aus  Sehnen,  Bindegewebe,  Lederhaut,  Hirschhorn  usw.  dargestellte 
Gallerte  Glutin  (Knochenleim). 

—  Nachdem  Magendie  sich  vergeblich  bemüht  hatte,  Bell's  Entdeckung 
(s.  181 1 B.  und  1826  B.)  durch  Versuche  an  warmblütigen  Tieren  zu  beweisen, 
gelingt  es  Johannes  Müller,  durch  Versuche  an  Fröschen,  das  Bell'sche  Gesetz 
im  vollsten  Umfange  zu  bestätigen. 

—  Franz  Ernst  Nwinann  dehnt  das  von  Dulong  und  Petit  für  die  chemischen 
Elemente  aufgestellte  Gesetz  (s.  1819  D.)  auf  eine  Reihe  zusammengesetzter 
Körper  aus  in  dem  Satze,  daß  bei  allen  chemisch  ähnlich  zusammengesetzten 
Körpern  die  spezifischen  Wärmen  sich  ebenfalls  umgekehrt  verhalten  wie 
die  Molekulargewichte,  oder  daB  die  Moleküle  chemisch  ähnlich  zusammen- 
gesetzter Körper  dieselbe  Wärmemenge  zu  gleicher  Temperaturerhöhung 
erfordern.  Das  Gesetz  wird  durch  die  spätem  Untersuchungen  von  Regnault 
(8.  1840  R.),  Pape  (1847)  und  Kopp  (s.  1864  K.)  bestätigt  und  erweitert. 

—  Der  Anatom  FiUppo  Padni  entdeckt  die  nach  ihm  „Pacini'sche  Körper- 
chen" genannten  Endigungen  an  Nerven  wieder,  nachdem  dieselben  schon 
1741  von  Abraham  Vater  in  Wittenberg  als  „Papulae  nerveae"  beschrieben 
worden  waren. 

—  Der  Engländer  Paynt  erfindet  das  Tasohen-Pedometer,  ein  uhrartiges  Instru- 
ment zum  Zählen  der  Schritte  unter  Benutzung  der  Hebimg  des  Körper- 
schwerpunkts bei  jedem  Schritt.    (S.  a.  1727  L.) 

—  Th^ophile  Jules  Pttoun  gelingt  es,  die  Blausäure  in  Ameisensäure  über- 
zuführen und  das  Ammoniaksalz  der  letzteren  durch  Erhitzen  wieder  in 
Blausäure  zu  verwandeln.  Es  ist  dies  die  erste  Verwandlung  eines  Nitrils 
in  eine  Säure. 

—  Der  englische  Ingenieur  Augier  M.  PerkliH  führt  die  Heißwasserheizung 
(Hochdruckwasserheizung)  ein.  Bei  diesem  Heizsystem  wird  das  in  den 
Bohrleitungen  zirkulierende  Wasser  bis  auf  etwa  200°  C.  erhitzt,  steht  da- 
her unter  sehr  starkem  Drucke,  und  fordert  starkwandige,  aber  dabei  enge 
Röhren  (meist  23  mm). 

—  Peregrine  Philllpi  erhält  ein  englisches  Patent  auf  Überführung  eines  G«- 
misches  von  schwefliger  Säure  mit  Luft  in  Schwefelsäure,  was  in  der  Weise 
geschehen  soll,  daß  man  mittels  einer  Luftpumpe  das  Schwefligsäure- 
gemisch  mit  überschüssiger  Luft  durch  fein  verteiltes,  in  zur  Rotglut  er- 
hitzten Röhren  befindliches  Platin  streichen  läßt,  das  als  Katalysator  wirken 
soll.    (S.  a.  1817  D.) 

—  PiMViln  führt  das  Eisenjodür,  aus  dem  1837  von  Frederking  der  Syrupus 
fern  jodati  bereitet  wird,  in  den  Arzneischatz  ein. 

—  Charles  Gabriel  Pni¥U  erfindet  die  nach  ihm  benannte  Pravaz'sche  Spritze, 
die  später  allgemein  zu  den  subcutanen  Injektionen  angewendet  wird. 

—  Der  französische  Veterinär  Eugene  Rmult  zeichnet  sich  in  der  Tierchimrgie 
aus  und  arbeitet  besonders  über  Kauterisation,  Speichelabszesse,  Kastra- 
tion, Hamröhrenstioh,  Tracheotomie  und  Hufknorpelflstel.   Er  stellt  Ver- 


—     395     — 

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1881 

suche  über  die  Schnelligkeit   der  ReBorption   von  Ansteolrungsstoffen  an 
und  untersucht  die  Sohafpocken  und  die  Hühnerpest. 

1831  Philippe  RicoN  bewirkt  durch  eine  lange  Reihe  in  den  Jahren  1831 — 37 
sorgfältig  ausgeführter  experimenteller  Impfungs versuche  einen  Umschwung 
in  der  Lehre  von  der  Syphilis,  die  er  auf  eine  durchaus  naturwissenschaft- 
liche Basis  stellt.    (Vgl.  1786  H.) 

—  James  Clarke  Rmi  entdeckt  auf  seiner  mit  John  Ross  unternommenen  Nord- 
polfabrt  (s.  1829  R.)  auf  dem  Südwestrand  der  Insel  Boothia  FeUx  unter 
70°  6'  n.  Br.,  96°  46'  w.  L.  den  magnetischen  Nordpol. 

—  Sdilambargar  in  Gebweiler  bringt  zum  Lockern  der  Baumwolle  an  Stdle 
der  Kratzdeckel  (deren  Anbringung  an  Stelle  der  von  Paul,  s.  1741 P., 
verwendeten  Stockkarden  zeitlich  nicht  nachweisbar  ist)  eine  Anzahl  kleiner 
mit  Drahtbeschl&gen  versehener  Walzen  (Waixenkrempeln)  um  die 
Trommel  an. 

—  Der  französische  Chemiker  Eugene  SouMru  entdeckt  gleichzeitig  mit  Justus 
von  LMMg  das  Chloroform  durch  Behandlung  von  Alkohol  oder  Aceton  mit 
Chlorkalk. 

—  William  Henry  Fox  Talfeot  beschreibt  eine  eigentümliche  Art  von  Interfe- 
renz- bez.  Beugungsersoheinungen,  die  nach  ihm  Talbot'sche  Linien  ge- 
nannt und  1868  von  Esselbaoh  benutzt  werden,  um  die  Wellenlänge  der 
ultravioletten  Strahlen  zu  messen.  Dieselben  entstehen,  wenn  man,  ein 
Spektrum  im  Femrohr  betrachtend,  eine  dünne  Platte  einer  durchsichtigen 
Substanz,  etwa  ein  mikroskopisches  Deckgläschen,  von  der  violetten  Seite 
her  zwischen  Okular  und  Auge  schiebt,   bis  es  die  halbe  Pupille  bedeckt. 

—  Tamw  in  AureUus  in  Nordamerika  erfindet  die  Stiftendreschmaechine,  bei 
der  auf  der  schnell  in  Umdrehung  zu  versetzenden  Trommel  schräg  oder 
schraubenförmig  angeordnete  Stifte  sitzen,  die  zwischen  ähnlichen  am 
Dreschkorb  befestigten  Stiften  hindurchlaufen.  Das  Getreide  wird  von 
den  Stiften  der  Trommel  erfaßt,  zwischen  den  Stiften  des  Dreechkorbs 
hindurchgeführt  und  dabei  ausgestreift. 

—  WliUMfl  konstruiert  das  erste  Chronoskop,  ein  Instrument  zur  genauen 
Messung  eines  sehr  kleinen  Zeitabschnitts.  Namentlich  dienen  diese  In- 
strumente  zur  Bestimmung  der  Geschwindigkeit  von  Geschossen. 

1832  Andr^  Marie  Ampin  konstruiert  einen  ,, Kommutator"  genannten  Strom- 
wender, der  aus  zwei  leitenden  Teilen  besteht,  die  durch  einen  nicht- 
leitenden Steg  getrennt  sind.  Der  Kommutator  wird  zuerst  bei  der 
Pixii'schen  magnetelektrischen  Maschine  (s.  1832  P.)  verwendet,  um  die 
auftretenden  Wechselströme  in  Gleichstrom  umzuwandeln. 

—  Der  englische  Orgelbauer  Barkar  erfindet  den  pneumatischen  Hebel  an  der 
Orgel,  eine  Vorrichtung,  welche  das  Spielen  großer  Orgeln  dadurch  er- 
leichtert, daß  kleine  Bälge,  zu  denen  dem  Orgelwinde  durch  den  Tasten- 
niederdruck der  Zugang  gestattet  wird,  das  Aufziehen  der  einen  erheblichen 
Druck  erfordernden  Spielventile  übernehmen.    (Vgl.  a.  1867  W.) 

—  Johann  Jacob  von  BamllM  stellt  zuerst  die  Tellursäure  imd  tellurige 
Säure,   das  Bromtellur,   Fluortellur  und  die  Tellurohlorverbindungen  her. 

—  Jean  Baptiste  Biot,  der  mit  Seebeck  (s.  1818  B.)  darauf  aufmerksam  ge- 
macht hat,  daß  Zuckerlösungen  die  Polarisationsebene  eines  hindurch- 
gehenden Strahls  um  eine  gewisse  Größe  ablenken,  ermittelt,  daß  eine 
Zuckerlösung  di»i3chwingungsebene  um  so  mehr  dreht,  je  stärker  ihr  Grehalt 
an  Zucker  ist,  und  begründet  so  die  wissenschaftliche  Saccharometrie.  Er 
führt  den  Begriff  des  molekularen  Drehungsvermögens  ein,  einer  Kon- 
stanten, die  den  Drehungswinkel  in  einer  Schicht  der  reinen  Substanz  von 
der  Länge  1,   dividiert  durch  die  Dichtigkeit  der  betreffenden  Substanz, 

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18«8 

bedeutet,  wobei  jedoch  voransgesetst  ist,  daß  das  Ldsungsmittel  dasselbe 
ist,  da  mit  dem  Lösungsmittel  sich  die  Drehung  bei  gleichem  G^alt  ändert. 
1832   P>girt«i  in  New  York  erfindet  die  Schrotmühle  mit  exzentrisch  gestellten 
Steinen,  die  sich  von  1834  ab  auch  in  Europa  verbreitet. 

—  William  Cranoh  Bond,  Uhrmaoher,  dann  Astronom  in  Cambridge,  ver- 
wendet zuerst  Canadabalsam  cur  Anfertigung  mikroskopischer  Präparate. 

—  Felix  Henri  BeoM  findet,  daB  die  salpetrige  Säure  die  Wirkung  hat,  das 
Baumöl  und  mehrere  andere  öle  fest  zu  machen,  unter  Bildung  eines 
Körpers,  den  er  „Elaidin"  nennt.  Der  verdickenden  Kraft  der  rauchenden 
Salpetersäure  auf  solche  öle  war  zuerst  1661  von  Boyle  gedacht  worden. 
St.  F.  Geoffroy  (1719),  G.  F.  Rouelle  (1747),  Priestley  (1779)  und  ins- 
besondere Poutet  (1819)  hatten  ähnliche  Beobachtungen  gemacht. 

—  Henri  Bnoonnot  findet  in  sauer  gewordener  Lohbrühe  der  Gerbereien  eine 
bis  dahin  nicht  bemerkte  Säure,  die  er  „Acide  nanc6ique"  (nach  der  Stadt 
Nancy)  nennt,  und  die  von  Leopold  Gmelin  als  Milchsäure  erkannt  wird. 
Die  Wirkimg  der  in  der  Gerbeibrühe  wahrscheinlich  durch  Bacillen  ent- 
stehenden Milchsäure  wird  1894  von  Johannes  Paeßler  als  wichtig  für  die 
Weiche  und  Geschmeidigkeit  des  Leders  erwiesen. 

—  Henri  Braconnot  findet,  daß  Stärke  und  Holzfaser  bei  Behandlung  mit 
konzentrierter  Salpetersäure  leicht  verbrennliche  Stoffe  ergeben,  welche  er 
„Xyloidin"  nennt. 

—  David  Briwitw  macht  zuerst  an  gasförmiger  salpetriger  Säure  die  Be- 
obachtung, daß  das  Spektrum  des  durch  eine  Säule  von  Gasen  hindurch- 
gegangenen Lichts  eine  ganze  Reihe  schwarzer  Streifen  zeigt,  die  teils  den 
Fraunhofer'schen  Linien  sehr  ähnlich  sind,  teUs  als  mehr  oder  weniger 
breite  Banden  erscheinen.  Ganz  ähnUohe  Beobachtungen  machen  Daniell 
und  W.  A.  Miller  (1833)  mit  gewöhnlichem  Lampenlicht;  der  letztere  unter- 
sucht (1846)  die  durch  Absorption  in  Gasen  auftretenden  festen  Linien  in 
eingehender  Weise  und  vergleicht  die  erhaltenen  Spektra  mit  denen  von 
diffusem  Tageslicht. 

—  A.  J.  Bregnlaz,  Professor  an  der  Tierarzneischule  zu  Cureghem  bei  Brüssel, 
konstruiert  eine  große  Anzahl  von  Instrumenten  für  den  tierärztlichen 
Gebranch  (Katheter,  Babot  odontotriteur,  Troikar  usw.)  und  erwirbt  sich 
große  Verdienste  um  die  Tierchirurgie. 

—  George  Gatlln  erforscht  in  den  Jahren  1832—40  die  Gebräuche  und  Sitten 
der  verschiedenen  Indianerstämme  Nordamerikas. 

—  Michel  Eugene  Ghevraul  stellt  zuerst  aus  Fleischauszügen  Kreatin  her. 

—  Nachdem  Bergman  zuerst  1778  den  Seifenspiritus  zur  Untersuchung  der 
Mineralwässer  in  Vorschlag  gebracht  hatte,  führt  Th.  Clarfc  die  Bestimmung 
der  Härte  von  Trink-  und  Crebrauchswässem  durch  Titrieren  mit  wein- 
geistigen  Seifenlösungen  von  bestimmtem  Seifengehalt  und  die  Bezeich- 
nung der  Härte  nach  Graden  ein.    (Vgl.  1741  G.) 

—  Oottay  führt  den  Spiritus  •  Bektiflkationsapparat  mit  Siebböden  ein, 
der  von  D.  SavaUe  zur  höchsten  Vollkommenheit  ausgebildet  wird. 
(S.  1861  S.) 

—  Warren  Dt  la  Rm  führt  die  Kolorierung  der  Bilder  und  die  Musierung 
der  Rückseite  der  Spielkarten  mit  Reliefformen  in  der  Buohdruckpresse 
oder  mit  Steinplatten  in  der  lithographischen  Presse  in  Ölfarbe  aus. 

—  Nachdem  schon  Macquer  und  Hausmann  (1819)  auf  die  Eigenschaft  der 
Tonerde,  organische  Stoffe  aus  Lösungen  niederzureißen,  aufmerksam  ge- 
macht hatten,  empfiehlt  Johann  Wolfgang  DWMniiMr  die  Anwendung  der 
Tonerde  zu  Beizen  in  der  Färberei. 

in  Hamburg  veisiedet  zuerst  Cocosöl  zu  Seife  und  stellt  zu.  medi- 

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1882 

zinisebem  Gebrauch  «ne  Cocosölsodaseife  her.     1839  wird  von  Chr.  Benl 
das  CocoBöl  zur  Herstellung  von  gegchlifFenen  Kernseifen  verwendet. 
1832    Düblaiic  entdeckt  im  Opium  das  Mekonin,  das  später  auch  bei  Reduktion 
der  Opiansäure   mit  Natriumamalgam   oder   Zink  und  Schwefels&uie  er- 
halten wird. 

—  Jean  Baptiste  DaiMt  unterscheidet  ätherische  öle,  die  nur  aus  Kohlenwaseer- 
stofien  bestehen,  von  Sauerstoff-,  Stickstoff-  und  schwefelhaltigen  und  stellt 
die  Bruttoformeln  für  Campher,  Bomeol,  Anethol  und  den  künstlichen 
Campber  (s.  1803  K.)  auf. 

—  Michael  Ftratay  beobachtet,  daß  auch  durch  den  Erdmagnetismus  allein 
in  einem  Stromkreise,  der  um  eine  in  seiner  Ebene  liegende  Drehungs- 
achse gedreht  wird,  ein  Strom  induziert  werden  kann.  Palmieri  und  Santi 
Linari  erhalten  durch  Anwendung  mehrerer  mit  weichen  Eisenzylindem 
versehener  und  miteinander  verbundener  Spiralen  so  kräftige  Induktions- 
ströme,  daß  sie  Wasser  damit  zersetzen  und  physiologische  Reizwirkungen 
damit  ausüben  können. 

—  Sir  Charles  Fox  erfindet  die  Zungenweiche  für  Gleiseverzweigungen. 

—  Johann  Neppmuk  von  Fiiclis  entdeckt  das  Zinnsesquioxydul,  welches  er 
erhält,  indem  er  eine  Lösung  von  Zinnchlorür  mit  frisch  gefälltem  Eisen- 
Qxydhjdrat  zum  Sieden  erhitzt. 

—  Der  Ingenieur  Galle  erfindet  die  nach  ihm  benannte  Kette,  die  dadurch, 
daß  sie  keine  geschweißten  Stellen  enthält,  größere  Sicherheit  gewährt 
und  durch  ihre  Form  zur  Treibkette  geeigneter  ist,  als  die  gewöhnliche 
Gliederkette. 

—  J.  L.  Qrlmiii  in  Berlin  erfindet  den  pneumatischen  portativen  Erdg^obus. 
der  aus  Gummistoff  hergestellt  und  zum  Gebrauch  mit  einem  Blasebalg 
bis  zu  3'/4  m  Umfang  aufgeblasen  wird. 

—  Marshall  Hall  führt  die  von  Desoartes  (s.  1644D.)  begründete  Theorie  der 
Reflexbewegungen  weiter  aus,  indem  er  die  Reflertätigkeit  der  Medulla 
oblongata  und  des  Rückenmarks  unwiderleglich  nachweist.  (Vgl.  auch  1833  M.) 

—  Der  englische  Astronom  WiUiam  Rowan  HamlHon  leitet  aus  der  Un- 
dulationstheorie   die   innere  konische  Refraktion  ab.     (Vgl.  auch  1837  L.) 

—  Alexander  vor  Hamboldt  ermittelt,  daß  das  schon  im  Altertum  bekannte 
Leuchten  des  Holzes  von  den  darin  lebenden  Pilzen  ausgeht. 

—  Philippe  H.  Hutln  und  F.  C.  C.  G.  Monod  geben  zuerst  ein  klares  anatomi- 
sches Bild  der  anscheinend  schon  im  Altertum  bekannten  Tabes  dorsalis 
(Rückenmarksschwindsucht),  deren  Krankheitsbüd  1846  von  Cruveilhier 
eingehend  beschrieben  wird. 

—  Der  en^ische  Ingenieur  Jucket  konstruiert  den  Kettenrost,  der  von  Taüfer 
in  Frankreich  eingeführt  wird.  Die  Rostanlage  besteht  aus  einer  end- 
losen Kette,  die  über  zwei  Scheiben  läuft.  Das  Ganze  ruht  auf  zwei  Rädern 
und  kann  bequem  unter  dem  Kessel  hervorgezogen  und  gereinigt  werden. 

—  Nachdem  schon  Derosne,  Derepas  und  Peyla  in  Turin  (s.  1816  D.)  Phos- 
phormassen für  Zündhölzer  angewendet  hatten,  bringt  Johann  Friedrich 
Kaminaror  in  Ludwigsburg  die  ersten  im  großen  erzeugten  Streichhölzer 
mit  phosphorhaltiger  blauer  Zfindmasse  in  den  Handel.  Die  Engländer 
schreiben  die  Erfindung  dem  Apotheker  John  Walker  zu;  oft  wird  auch 
der  ungarische  Student  Irinyi  als  Erfinder  bezeichnet,  doch  scheint  Kam- 
merers Priorität  unanfechtbar. 

—  John  Howard  Kyan  verwendet  zur  Konservierung  des  Holzes  Snblimat- 
lösnng,  in  welche  er  die  zugeschnittenen  Hölzer  eine  Reihe  von  Tagen 
einlegt.  Im  allgemeinen  genügt  eine  '/tproieiatige  Lösung,  doch  wird 
mehrfach  auch  eine  höhere  Konzentration  bis  zu  2  Prozent  verwendet. 
(Kyanisieren.) 


—     398     — 

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1888 

1832  LamuM  in  New  York  konstruiert  eine  Steinbearbeitangsmaschine,  welche 
die  Handarbeit  'möglichst  getreu  nachzuahmen  sucht,  indem  ein  System 
von  Meißeln  durch  Hammerschläge  in  rascher  Folge  gegen  die  zu  be- 
arbeitende  Steinfläche  getrieben  wird. 

—  Auguste  Luiraiit  macht  das  Naphtalin  zum  Gegenstande  seiner  Unter- 
suchungen und  entdeckt  in  den  Jahren  1832 — 40  viele  der  sich  davon 
ableitenden  Substanzen,  wie  die  Chlorfire,  die  Nitroverbindungen  nnd  deren 
Sulfosäuren  usw.  Das  Naphtylamin  wird  1842  von  Zinin  aus  Nitronaphtalin 
mit  Schwefelammoninm,  später  von  B^hamp  mit  Eisenfeile  nnd  Essig- 
säure dargestellt. 

—  Der  Waffenfabrikant  LifandMux  in  Paris  konstruiert  unter  Anlehnung  an 
ein  1812  von  dem  französischen  Grewehrfabrikdirektor  Pauli  genommenes 
Patent  ein  Hinterladungsgewehr,  dessen  Rohr  sich  vermittelB  eines  Schar- 
niers niederklappen  und  in  dieser  Lage  von  hinten  laden  läBt.  Das  System, 
für  Eriegswafien  ungeeignet,  findet  ffir  Jagdgewehre  Anwendung. 

—  JustuB  VM  LMMf  und  Friedrich  W0ktar  werden  durch  ihre  Arbeit  über  das 
Bittermandelöl  zur  Annahme  eines  sauerstoffhaltigen  Radikals,  des  Benzoyl's, 
geführt,  welches  neben  dem  Cyan  (s.  1816  G.)  die  Grundlage  der  Radikal- 
theorie  wird.  Das  bei  (Gelegenheit  dieser  Arbeiten  von  ihnen  durch  Be- 
handlung von  Bittermandelöl  mit  Chlor  gewonnene  Chlorbenzoyl  ist  als 
das  erste  organische  S&urechlorid  anzusehen.  Sie  bemerken  dabei  aus- 
drücklich, daB  bei  dieser  Umwandlung  2  Atome  Chlor  an  die  Stelle  von 
2  Atomen  Wasserstoff  treten  und  es  sich  um  eine  SubstitutionBersoheinung 
handle.  Durch  Einwirkung  des  Chlorbenzoyls  auf  Ammoniakgas  erhalten 
sie  das  Benzamid. 

—  JustuB  von  LMMf  entdeckt  das  Chloral  als  Endprodukt  der  lEinwirkung 
von  Chlor  auf  Alkohol. 

—  Justus  von  LMMf  konstruiert  für  die  Elementaranalyse  den  nach  ihm  be- 
nannten Kaliapparat,  der  zur  Aufnahme  und  direkten  Gewichtsbestimmung 
der  Kohlensäure  dient.    (Vgl.  auch  1831 L.) 

—  Der  Astronom  Joseph  Johann  von  Utlfooi  und  der  Instnunentenmacher 
Simon  PlooMl  in  Wien  verbessern  die  Konstruktion  des  achromatischen 
Fernrohrs,  indem  sie  das  Crownglas  und  Fliutglas  des  Objektivs  nicht 
miteinander  in  Berührung  bringen,  sondern  letzteres  getrennt  weiter  zurück 
im  Rohr  einsetzen.    (Dialytisches  Femrohr.) 

—  Der  Techniker  IMorwIorf  beobachtet  zuerst,  daß  Schwefel  dem  in  Terpentin 
gelösten  Kautschuk  die  Klebrigkeit  nimmt,  und  legt  dadurch  den  Grund 
zu  Goodyear's  (s.  1839  G.)  Erfindimg  der  Vulkanisation  des  Kautschuks. 
Gleichzeitig  mit  Lüdersdorf  bemerkt  der  Amerikaner  Hayward,  daß  durch 
Beetrennng  der  Kautschukblätter  mit  Schwefelblüte  die  Klebrigkeit  ab- 
nimmt. 

—  Eilhard  MHMiiorllch  gelingt  es  bei  Grelegenheit  seiner  Arbeit  über  die  Sauer- 
ste ffverbindungen  des  Mangans,  die  Mangansäure  und  die  Übermangan- 
saure als  verschiedene  Säuren  zu  erweisen. 

—  Mmli  in  Birmingham  nimmt  ein  Patent  auf  eine  Legierung  von  CQO/o  Kupfer 
und  40'»/o  Zink  oder  auch  56»/o  Kupfer,  43»/*%  Zink  und  S'Wfo  Blei,  die 
unter  dem  Namen  Mimtzmetall  oder  schmiedbares  Messing  bekannt  wird. 
Sie  dient  vielfach  zu  Schiffsbolzen  und  Sohiffsbeschlägen. 

—  Th.  F.  L.  Noot  VW  EiiotHfc  stellt  zuerst  aus  dem  Catechu  (s.  1660)  den 
wichtigsten  der  färbenden  Bestandteile,  das  Catechin  (Catechusänre),  dar, 
das  außer  von  Berzelius  1837  von  Svanberg  und  1839  von  Wackenroder 
untersucht  wird,  der  bei  dieser  Gelegenheit  kurz  nach  Reinsch  (s.  1839  R.) 
durch  trockene  Destillation  des  Catechins  das  Brenzcatechin  erhält. 

—  Joseph   MMior    entdeckt    in  den  Mutterlaugen  von  der  Herstellung  des 

—     399    — 

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1888 

Morphins  eine  neue  Base,  das  Narcein,  die  von  Anderson  (1853)  und  später 
von  Hesse  (1863)  nfiher  untersucht,  und  deren  Konstitution  1894  von 
Freund  und  Frankforter  klargestellt  wird. 
1832  Der  Pariser  Mechaniker  PIxil  erbaut  auf  Anregung  von  Ampere  eine 
magnetelektrisohe  Maschine,  die  als  die  erste  WechseLstrommaschine  an- 
zusehen ist.  Sie  besteht  ans  einem  permanenten  Doppelmagneten,  der 
aus  verschiedenen  Lamellen  zusammengesetzt  ist  und  um  eine  vertikale 
Achse  rotiert,  und  aus  einem  System  von  zwei  Spulen,  die  dem  Magnet 
g^^nüberstehen  und  auf  einen  hufeisenförmigen  Kern  von  weichem  Eisen 
gewickelt  sind  (Scheibenanker).  Die  auftretenden  Wechselströme  werden 
durch  den  Amp^re'sohen  Kommutator  (s.  1832  A.)  in  Gleichstrom  umge- 
wandelt. 

—  Joseph  Antoine  Ferdinand  Ptaiani  und  Simon  Stampfar  erfinden  gleichzeitig, 
aber  unabhängig  voneinander  die  stroboskopische  Scheibe,  die  in  der  1866 
aus  Amerika  kommenden  Wundertrommel  eine  besonders  zweckmäßige  Aus- 
führung erhält.     (S.  a.  1827  P.) 

—  Karl  ¥011  RdehmbMb  beobachtet,  daß  gewisse  Fraktionen  der  Destillation 
des  Buohenholzkreosots  beim  Behandeln  mit  Barytwasser  an  der  Luft  einen 
blauen  Farbstofl  bilden,  den  er  „Pittakall"  nennt. 

—  Pierre  Jean  RoM4|iNt  isoliert  aus  dem  Opium  das  Codän,  dessen  Formel 
1843  von  Grerhatdt  zu  CigHgiNO«  bestimmt  wird.  Das  Codein  wird  als 
Sedativum  bei  Bronchitis  und  Pneumonie  verwendet. 

—  RalckhoMtt  stellt  durch  Destillation  des  weingeistigen  Extraktes  des  Myrrhen- 
gummis,  der  seit  den  ältesten  Zeiten  bekannt  ist,  das  Myrrhenöl  dar,  das 
zu  Zahntinkturen  und  als  Heilmittel  für  Wunden  vielfach  Verwendung  findet. 

—  Der  englische  Ingenieur  RmmI  baut  die  erste  hydraulische  Seiherpreese, 
bei  welcher  das  Preßgut  sich  wie  bei  der  späteren  Kastenpresse  (s.  1858  R.) 
in  einem  siebtopfartigen  Behälter  befindet,  der  jedoch  nicht  in  einem 
Kasten,  sondern  frei  unter  der  Presse  steht  und  zum  Füllen  und  Entleeren 
herausgezogen  werden  muß.  Die  Presse  gewinnt  später,  namentlich  zur 
Darstdlung  von  Olivenöl,  große  Bedeutung  und  wird  von  Faßbender, 
W.  Theis,  Brenot  &  Sohn,  Eneo  Torelli  u.  a.  verbessert. 

—  Der  Crraf  da  Sasttmy  erwirbt  die  im  Jahre  1797  entdeckten  Asphaltlager 
von  Seyssel  und  führt  daselbst  einen  rationellen  Betrieb  ein.  Es  gelingt 
ihm,  durch  Zusatz  von  grobem  Kies  in  Erbsengroße  den  Fußbodenbelag 
aus  Asphaltmastix  zu  verbessern  und  widerstandsfähiger  zu  machen  und 
damit  die  Asphaltindustrie  fest  zu  begründen. 

—  Das  Leinöl  erlangt  durch  langes  Lagern  die  Eigenschaft,  selbst  ohne 
weitere  Behandlung  zu  einer  Firnishaut  auszutrocknen.  Nicolas  Theodore 
Sunran  erklärt  diesen  Vorgang  dahin,  daß  das  frische  Leinöl,  in  Berührung 
mit  atmosphärischer  Luft,  den  Sauerstoff  derselben  anfangs  nur  sehr 
langsam  aufnimmt,  daß  sich  dann  aber  plötzlich  eine  ungemein  rasche 
Absorption  einstellt,  bei  der  das  Ol  trotz  Entwicklung  von  Kohlensäure 
imgefähr  16%  '^^  Grcwicht  zunimmt,  während  es  gleichzeitig  in  den  zähen 
Zustand  übergeht. 

—  William  Smgi  gibt  in  seinem  Werk  „Über  Buohdruckfarben"  die  Berei- 
tung seiner  von  den  Londoner  Buchdruckereien  allgemein  anerkannten 
Buchdruckfarbe  an,  die  aus  abgelagertem  Leinöl,  Kolophonium,  Seife  und 
Ruß  oder  Lampenschwarz  hergestellt  wird. 

—  Sshimaetaer  konstruiert  eine  der  ersten  Wollwaschmaschinen,  die  aus  einem 
länglichen  Bottich  und  einem  durch  eine  gekröpfte  Welle  mechanisch  be- 
wegten Gabelrechen  besteht,  und  bei  der  die  Kückenwäsohe  der  Schafe 
vorausgesetzt  wird.  Dieser  Maschine  folgen  die  von  Leroy,  Salp,  Norton 
und  namentlich  die  von  Peltzer  (1855). 

—     400     - 

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18» 

1832  Der  Mathematiker  Jacob  SMmr  in  Berlin  entwickelt  die  synthetische  Geo- 
metrie (auch  projektive  oder  neuere  G-eometrie  genannt)  unter  Anlehnung 
an  Poncelet  (s.  1813  P.)  in  bahnbrechender  Weise.  (Vgl.  sein  Hauptwerk 
„Systematische  Entwicklung  der  Abhängigkeit  geometrischer  Gestalten".) 

—  Robert  StnwM  läfit  für  die  Camden-Amboybahn  Schienen  herstellen,  die 
im  obem  Teil  Pilxform  haben,  während  der  untere  Teil  zu  einem  breit 
auskragenden  FuB  ausgestaltet  ist,  der  eine  unmittelbare  Befestigung  ohne 
Stifte  auf  den  Schwellen  gestattet.  (Breitfußschiene.)  £r  verbindet  die 
Schienen  zuerst  durch  flache  £isenstücke  (Laschen)  und  Schraubenbolzen 
und  unterstützt  den  Stoß  durch  eine  Schwelle. 

—  Gustav  Swcksw  entdeckt  die  lichtempöndlichkeit  der  chromsauren  Salze, 
ohne  sie  jedoch  zur  Herstellung  von  Lichtbildern  anzuwenden.  (S.  a.  1798  V.) 

—  Nachdem  in  den  Konditionieranstalten  für  Seide,  deren  erste  zu  Anfang 
des  18.  Jahrhunderts  in  Italien  errichtet  worden  war,  die  zum  Verkauf 
gelangenden  Seiden  in  großen,  mit  heißer  Luft  geheizten  Räumen  2  bis 
3  Tage  aufgehängt  worden  waren,  bis  sie  sich  in  rechtem  Verhältnis 
(dans  des  bonnes  conditions)  befanden,  d.  h.  von  ihrem  Wassergehalt  befreit 
waren,  und  nun  so  gewogen  wurden,  empfiehlt  Talabst  in  Lyon  das  Trocknen 
bis  zum  absoluten  Gewicht  (d.  i.  bis  zum  wasserfreien  Zustand)  und  schlägt 
als  Vergünstigung  gegen  den  frühem  Modus  einen  Zuschlag  von  10  Prozent 
zu  dem  Gewicht  der  wasserfreien  Ware  vor.  Talabots  Methode  wird  von 
Persoz  noch  verbessert. 

—  Tnnny  in  Wien  erfindet  die  vielfach  „Congreve'sche  Streichhölzer"  ge- 
nannten Reibzündhölzer  ohne  Phosphor,  die  erst  in  Schwefel  getaucht, 
und  dann  mit  einem  Überzug  von  1  Teil  chlorsaurem  Kali  und  2  Teilen 
Schwefelantimon  versehen  werden.  Die  Zündung  erfolgt  durch  scharfes 
Reiben  der  Hölzer  an  Glas-  oder  Sandpapier. 

—  Ferdinand  Ludwig  Wincktar  entdeckt  die  aus  Bittermandelöl  und  Blausäure 
unter  Mitwirkung  von  Salzsäure  sich  bildende  Mandelsäure,  die  1836  von 
liebig  näher  untersucht  wird  und  eines  der  frühesten  Beispiele  der  Ent- 
stehung komplizierterer  Substanzen  mit  höherem  Kohlenstoffgehalt  aus 
einfacheren  Substanzen  bildet. 

1833  Der  britische  Seefahrer  Sir  George  Back,  der  bereits  an  Franklin's  Expe- 
dition (s.  1826  F.)  teilgenommen  hatte,  unternimmt  1833 — 35  eine  Expe- 
dition, auf  der  er  den  Großen  FischfluB  und  King-Williams-Land  entdeckt. 

—  Peter  Barhnr  macht  eingehende  Arbeiten  über  die  ablenkende  Wirkung  des 
Eisens  im  Schiffe  auf  den  Kompaß.  Er  konstruiert  isogonische  Land- 
karten. 

—  William  BMUiinoirt  in  St.  Louis  in  Amerika  macht  Beobachtungen  zur  Ver- 
dauungsphysiologie  an  der  Magenfist^  des  kanadischen  Jägers  Alexander 
San  Martin,  die  größere  Mengen  Magensaftes  zu  gewinnen  und  die  Vor- 
gänge bei  der  Verdauung  unmittelbar  zu  beobachten  gestattete. 

—  Pierre  BtrHiltr  arbeitet  eine  Methode  zur  Bestimmung  des  Wärmeeffekts 
von  Brennmaterialien  aus,  bei  welcher  er  von  der  schon  1830  als  unrichtig 
erwiesenen  Welter'schen  Hypothese  ausgeht,  daß  die  bei  der  Verbrennung 
einer  gegebenen  Brennmaterialmenge  entwickelte  Wärmemenge  dem  Ge- 
wicht des  Sauerstoffs  proportional  sei,  mit  welchem  das  Brennmaterial  sich 
verbindet.  Durch  diesen  Umstand  verlieren  die  Bestimmungen  nach  Ber- 
thier's  Methode  naturgemäß  an  Wert. 

—  Jean  Baptiste  Hot  entdeckt,  daß  Rohrzucker,  der  das  polarisierte  Licht 
nach  rechts  dreht,  bei  der  Einwirkung  verdünnter  Säuren  eine  entgegen- 
gesetzte Drehung  nach  links  zeigt. 

—  Nachdem  Lassaigne  schon  1824  gezeigt  hatte,  daß  der  im  gerösteten 
Stärkemehl    enthaltene   Körper  von   Gummi  verschieden  sei,    erbringen 

D»rin>tsedter.  2S 

—     401     — 


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18W 

J.  B.  Blot  und  J.  F.PwMB  den  entecheideadeii  Beweis  für  diese  Verschieden- 
heit durch  das  Verhalten  der  Lösungen  gegen  den  polarisierten  Lichtstrahl. 
Nach  seiner  Eigenschaft,  den  Lichtstrahl  stark  nach  rechts  zu  drehen,  be- 
nennt Biot  das  Stfixkemehlgummi  „Dextrin". 
1833  J.  B.  BIwt  und  J.  F.  Pnmb  beschäftigen  sich  eingehend  mit  dem  eiweiß- 
artigen Körper,  den  Kirchhofe  (s.  1814  K.)  entdeckt  hat.  Sie  stellen  den- 
selben aus  MalzauBzug  her  und  finden,  daß  er  große  Mengen  St&rke  schon 
bei  gewöhnlicher  Temperatur,  rascher  aber  bei  60 — 70"  erst  in  das  Zwischen- 
produkt Dextrin  (s.  vorstehenden  Artikel)  und  dann  in  Zucker  überfuhrt 
(s.  auch  1814  S.)  und  geben  ihm  den  Namen  „Diastase". 

—  BImelMt  und  MI  untersuchen  die  mit  dem  Terpentinöl  isomeren  (oder  poly- 
meren)  öle,  wie  namentlich  das  Citronenöl  (s.  auch  1832  D.),  aus  dem  sie 
Citrin  und  Citrilen  gewinnen,  das  Waohholderöl,  Cubebenöl  und  Copaivaöl 
und  studieren  das  von  Eöndt  (s.  1803  K.)  gewonnene  Pinenchlorhydrat  und 
das  Tereben  sowie  dessen  Produkte,  die  auch  von  Henri  Sainte-Claire-De- 
viUe  (1840)  untersucht  wwden.  Außerdem  bearbeiten  sie  im  gleichen  Jahre 
das  bereits  seit  Valeiius  Cordus  bekannte  Anisöl,  dessen  Stearopten,  der  Anis- 
camphor,  später  von  Hesse  und  Ladenburg  und  Leverkus  untersucht  wird. 

—  Bmsarf-VMal  konstruiert  das  Ebullioskop,  das  darauf  beruht,  daß  Mischungen 
von  Alkohol  und  Wasser,  solange  ihre  Zusammensetsung  unverändert 
bleibt,  einen  konstanten  Siedepunkt  haben.  Das  Instrument  wird  1862 
durch  die  Schwester  des  Erfinders  in  eine  Form  gebracht,  die  es  sur  Be- 
stimmung des  Alkoholgehalts  sehr  brauchbar  erscheinen  läßt.  Andere 
ähnliche  Apparate  werden  von  Conaty,  Malligand  u.  a.  konstruiert. 

—  Die  BuAnii-Lliizar  PlHMtalin  verwendet  zuerst  auf  dem  europäischen  Fest- 
land Stationsglocken. 

—  Sir  Alexander  BaniM  erforscht  in  den  Jahren  1833—34  einen  großen  Teil 
Zentralasiens,  und  namentUoh  die  bis  dahin  noch  wenig  bekannten  Länder 
Balch,  Kunduz  und  Buchara. 

—  Robert  Cwnnll  fördert  durch  sein  berühmtes  Werk  „Pathological  anatomy. 
lUustrations  on  tbe  elementary  forms  of  diseases"  die  pathologische 
Anatomie. 

—  Michel  Eugene  OiNvrwil  entdeckt  im  Wau  (Reseda  luteola)  das  Luteolin, 
das  später  von  Moldenhauer  sowie  von  Schützenberger  und  Paraf  näher 
untersucht  und  1895  von  Kostanecki  (s.  1895  K.)  synthetisch  dargestellt 
wird. 

—  Benoit  Pierre  Emile  daptyron  kleidet  in  seinem  Werk  „Memoire  sur  la 
puissance  motrice  de  la  chaleur"  Camot's  Schlüsse  (s.  1824  C.)  in  ein  analy- 
tisches Gewand  und  wird  dadurch  einer  der  Mitbegründer  der  mechuiischen 
Wärmetheorie. 

—  MtanlMui  konstruiert  ein  Coloiimeter,  i'bei  welchem  die  Einstellung  der 
Farbengleichheit  durch  Veränderung  der  Dicke  der  Schichten  der  zu  ver- 
gleichenden gefärbten  Lösungen  angestrebt  wird.  Dieses  Instrument  wird 
später  von  Karl  Stammer,  Dubosoq,  Ventzke  n.  a.  verbessert  und  für  die 
Bestimmung  des  Färbungsgrades  von  Zuckersäften,  Füllmassen  usw.  an- 
gewendet. 

—  Oflnll  und  Albsrt  in  Zellerfeld  am  Harz  erfinden  die  für  den  Bergbau  wich- 
tige Fahrkunst  und  führen  dieselbe  zuerst  im  Spiegelthaler  Hoffnungs- 
schacht  ein.    (Vgl.  auch  1694  P.) 

—  John  DjfM*  erfindet  die  Walzenwalke,  welche  die  von  alters  her  benutzte 
Hammerwalke  fast  vollständig  verdrängt  und  in  neuester  Zeit  von  Hemmer 
in  Aachen  wesentliche  Verbesserungen  erfahren  hat. 

—  John  ErlcMon  konstruiert  eine  geschlossene  Heißluftmaschine  (Caloiic  Engine) 
mit  einem  Arbeitszylinder,  einem  Verteiler  und  einem  Regenerator.    (S.  a. 


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181» 

1816  S).  Nach  vielen  Versuohen  gelangt  er  endlich  1848  in  Amerika  zu  Er- 
gebniasea,  die  seine  Maschine  lebensfähig  machen.  1861  ändert  er  alsdann 
seine  Maschine  um  und  stellt  in  London  die  eiste  offene  HeiBluftma- 
schine  ans. 
1833  Michael  Faraday  entdeckt  das  elektrolytisohe  Grimdgesets,  nach  dem  die 
in  der  Zeiteinheit  zur  Ausscheidung  gelangten  Mengen  der  Ionen  direkt 
proportional  der  Stromstärke  sind  und  die  durch  denselben  Strom  aus 
verschiedenen  Elektrolyten  abgeschiedenen  Mengen  zueinander  im  Ver- 
hältnis der  chemischen  Äquivalente  der  Stoffe  stehen. 

—  Michael  Fwaiay  untersucht  die  aus  verschiedenen  QueOen  erhaltenen  Elek- 
trizitäten und  kommt  zu  dem  Schluß,  daB  dieselben  in  Wirklichkeit  iden- 
tisch sind  und  sieh  nur  durch  die  Verhältnisse  ihrer  Quantität  und  Span- 
nung unterscheiden. 

—  Nachdem  die  ersten  Versuche  von  Bürette  (1811)  und  Duparge  (1830), 
ein  künstliches  Brennmaterial  in  ZiegeUorm  herzustellen,  an  dem  un- 
genügenden, zu  starken  Bauch  entwickelnden  Bindemittel  gescheitert  waren, 
gelingt  es  Fwniid  und  Manais,  das  Steinkohlenklein  durch  Zusatz  von  Teer 
und  später   von  weichem  Pech  zu  brauchbaren  Briketts   zu   verarbeiten. 

—  Edward  Faifew  verwendet  als  einer  der  ersten  das  Schleppnetz  (s.  1779M.) 
zur  zoologischen  Erforschung  der  Tiefsee,  namentlich  an  den  Küsten 
Kleinasiens  und  später  in  den  englischen  Meeren.  Er  kommt  später  (1841) 
zu  dem  irrigen  Schlufi,  daß  unterhalb  einer  Tiefe  von  650  m  kein  orga- 
nisches Leben  gedeihen  könne. 

—  Johann  Nepomuk  von  Fuciii  fügt  der  Lehre  von  der  Dimorphie  (s.  1821  M.) 
die  von  der  Amorphie  hinzu  und  hebt  hervor,  wie  verschieden  die  Eigen- 
schaften eines  starren  Körpers  bei  gleicher  Zusammensetzung  sein  können, 
je  nachdem  er  krystallisiert  ist  oder  nicht. 

—  Johann  Nepomuk  von  Flicht  zeigt,  daß  schwarzes  und  rotes  Quecksilber- 
sulfld  (Zinnober)  chemisch  identisch  sind. 

—  Karl  Friedrich  QaiiB  konstruiert  ein  Magnetometer  zur  genauen  Be- 
stimmung der  Schwingungsdauer  und  des  Trägheitsmoments  von  Magnet- 
stäben. Das  Instrument  besteht  aus  zwei  getrennten  Teilen,  dem  auf- 
gehängten Magnetstab  und  einem  TheodoÜten  zur  Beobachtung  der 
Schwingungen.  Das  Magnetometer  dient  auch  zur  Bestimmung  der  De- 
klination, die  aus  der  Beobachtung  der  Schwingungen  des  Magnetstabs 
abgeleitet  wird,  wozu  Gauß  1836  die  Regeln  angibt. 

—  Karl  Friedrich  QuB  begründet  zuerst  ein  absolutes  Maßsystem  in  seiner 
berühmten  Abhandlung  „Intensitas  vis  magnetioae  terrestris  ad  mensuram 
absolutam  revocata".  Er  nimmt  für  die  Länge  das  Millimeter,  für  die 
Masse  das  Milligramm,  für  die  Zeit  die  Sekunde  an.  Abgekürzt  nennt 
man  sein  System  „Mm-Mg-S-System".    (S.  a.  1875  £.) 

—  Qaal  und  Wtbar  errichten  das  erste  erdmagnetische  Observatorium  in  Göt- 
tingen und  stellen  diesem  Institut  die  Angabe,  für  jeden  Augenblick  den 
Wert  eines  jeden  Elementes  des  Erdmagnetismus  anzugeben.  Nach  dem  Vor- 
bild dieses  Instituts  entstehen  bis  zu  Ende  des  Jahrhunderts  gegen  40  der- 
artige Observatorien. 

—  (UmI  und  Wtkwr  wandeln  das  von  Gauß  (s.  1833  G.)  hergestellte  Magneto- 
meter durch  Beifügung  einer  Drahtwicklung  für  den  elektrischen  Strom 
in  ein  Galvanometer  um,  das  sie  mit  der  von  Poggendorff  (s.  1826  P.)  er- 
fundenen Spiegelablesung  versehen.     (Spiegelgalvanometer.) 

—  Oaal  und  W*b«r  legen  in  Göttingen  zwischen  dem  physikalischen  Kabinett 
und  der  Sternwarte  die  erste  elektromagnetische  Telegraphenverbindung 
aa,    bei   welcher  sie   als   Zeichengeber   eine   Induktionsspule   (s.   1831  F.) 

2«« 

—     403     — 


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188» 

verwenden.  Der  Empfangsapparat  ist  ein  großes  Galvanometer  mit 
Spiegelablesung.  (S.  den  vorhergehenden  Artikel.) 
1833  Philipp  Lorenz  MgK  und  Oswald  HaiM  stellen  aus  dem  Bilsenkraut  das 
HyoBcyamin  her,  das  1808  von  Dunstan  nnd  Brown  anch  im  Hyoscyamus 
muticus  und  von  Thoms  und  Wentzel  in  der  Mandragorawttrzel  auf- 
gefunden wird. 

—  Philipp  Lorenz  CMfir  nnd  Oswald  H«w  finden  in  der  Wurzel  und  den 
Blättern  von  Aconitum  Napellos  das  Aoonitin,  das,  wie  Wright  und  Lnff 
zeigen,  mindestens  aus  zwei  Basen  besteht,  deren  eine  den  Namen  Aconitin 
behält,  während  die  andere  Picroaoonitin  genannt  wird.  Sp&ter  wird  das 
Aconitin  namentlich  von  Dunstan  und  sränen  Sohfilem  untersucht. 

—  Philipp  Heinrich  Moritz  StiB  in  Berlin  führt  Kunstwerke  von  Schinkel, 
KiB  und  anderen  in  Zinkgufi  aus,  und  begründet  die  Kunstzinkgußindustrie. 

—  Thomas  Graham  macht  die  ersten  Versuche  über  die  Diffusion  der  Gase 
durch  trockene  poröse  Scheidewände,  die  später  (s.  1857  B.)  von  Bnnsen 
nachgeprüft  werden,  und  deren  Theorie  von  Stefan  (s.  1871  S.)  gegeben  wird. 

—  Thomas  Oraham  erweist  die  verschiedenen  Sättigungskapazitäten  der  ge- 
wöhnlichen Phosphorsäure,  sowie  der  Pyrophosphorsäure  und  der  bis  dahin 
unbekannten,  von  ihm  beim  Erhitzen  des  sauren  phosphorsauren  Natrons 
erhaltenen  Metaphosphorsäure,  und  betrachtet  dieselben  als  abhängig  von 
dem  zur  Konstitution  dieser  Säuren  gehörenden  basischen  Wasser. 

—  Srauvtlle  und  Honort  in  Paris  .führen  das  Auspressen  des  abgesetzten 
Tonschlammes  mit  Schrauben-  oder  Hebelpressen  ein.  Diese  Operation 
bezweckt,  die  Tonmassen  in  der  zur  Verarbeitung  geeigneten  Teigkonsistenz 
zu  erhalten. 

—  Theodor  Hart^  gibt  in  der  Untersuchung  der  Bot-  und  Weißfäule  der 
Kiefer  die  erste  wissenschaftliche  Behandlung  einer  Pflanzenkrankheit  und 
führt  ihre  Entstehung  auf  einen  Pilz  zurück. 

—  Hanry  und  Dolondn  entdecken  in  den  Mutterlaugen  von  der  Bereitung  des 
schwefelsauren  Chinins  eine  neue  Base,  das  Chinidin,  das  1863  von  Pasteur 
als  dem  Chinin  isomer  erkannt  wird.  Hesse  gibt  diesem  Stoff  den  Namen 
„Conohinin". 

—  Jokart  und  StMdorf  erfinden  das  Logophon  (Schallrohrtelegraph). 

—  Karl  Friedrich  Theodor  Krauto  entdeckt  die  Bindegewebsflbrillen,  die  nach 
ihm  benannten  adnösen  Drüsen  der  Conjunctiva,  die  GangUenzellenschicht 
der  Retina,  weist  die  Querstreifung  der  Fasern  des  Herzmuskels  nach 
und  vervollständigt  die  Lehre  vom  Kopfsympathicus. 

—  FrMörio  Kiihlmami  entdeckt,  daß  ein  Gemenge  von  Ammoniak  und  Luft 
beim  Durchleiten  durch  ein  Rohr,  in  dem  sich  Platinschwamm  befindet, 
Salpetersäure  liefert,  wenn  der  Platinschwamm  bis  308°  C.  erhitzt  wird. 
(S.  a.  1789  M.) 

—  Johann  Friedrich  Daniel  LoMtin  betrachtet  die  Verknöcherung  der  Ar- 
terienwände als  das  Resultat  einer  krankhaften  Plastizität  und  bezeichnet 
den  Prozeß  wegen  seiner  Ähnlichkeit  mit  der  Osteosklerose  als  Arterio- 
sklerose. 

—  Gustav  Magnu*  -  untersucht  die  durch  die  Einwirkung  von  wasserfreier 
Schwefelsäure  auf  Alkohol  und  Ölbildendes  Gas  entstehenden  Verbindungen 
und  entdeckt  dabei  die  Äthionsäure  und  die  Isäthionsäure.  Das  auch 
Carbylsulfat  genannte  Anhydrid  der  Äthionsäure  wird  1837  von  Regnault 
dargestellt. 

—  Gustav  Macnus  und  Christoph  Friedrich  AmnMrmQltor  entdecken  die  Über- 
jodsäure. 

—  Dr.  ««n  Mtyar  aus  Bukarest  entdeckt  in  der  Cregend  von  Slanik  an  der 
Moldau  fossiles  Wachs,   das   von  Glocker  den  Namen  „Ozokerit"   erhält 

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18W 

und  in  Beaehung  zu  dnm  Hatchettin  (s.  1787  B.)  gebracht  wird.  GJockec 
erwähnt  bereits,  daB  das  Erdwachs  zum  Erdöl  in  genetischer  Beziehung 
stehen  müsse.  In  Galizien  wird  das  Erdwachs  um  die  gleiche  Zeit  von 
Josef  von  Micewski  entdeckt  und  gelegentlich  als  Schmiermittel  verwendet. 
1833  Eilhard  Miticlurlldi  erhält  das  Benzol  beim  Erhitzen  der  Benzoesäure  mit 
überschüssigem  Kalk  oder  bei  deren  Durchleiten  durch  ein  glühendes  Rohr 
und  konstatiert  die  Identität  desselben  mit  dem  1826  von  Faraday  er- 
haltenen Körper.     (S.  1826  F.) 

—  Johannes  MOIIir  stellt  das  Giesetz  der  exzentrischen  Empflndungsprojektion 
auf,  das  darin  besteht,  daß  ein  auf  die  Kontinuität  der  Kervenleitung 
einwirkender  Reiz  so  empfunden  wird,  als  ob  er  auf  die  peripherische 
Endausbreitung  der  Nerven  gewirkt  hätte. 

—  Johann  G-ottlieb  Christian  Nflmmktrg  konstruiert  einen  Polarisationsapparat, 
in  welchem  das  licht  durch  eine  Glasplatte,  den  Polaiiseur,  polarisiert  wird, 
und  der  sich  in  der  von  Descloizeaux  1864  verbesserten  Form  vorzüglich 
zu  krystaUographisch-optiBchen  Messungen  eignet. 

—  Der  Amerikaner  Norrlt  verbessert  die  Lokomotivsteuerung  durch  Einfüh- 
rung zweier  fester  Exzenter  für  jeden  Zylinder.     (Gabelsteuerung.) 

—  Heinrich  Wilhelm  Matthaeus  Oltan  gelangt  aus  einem  Vergleich  des  Stem- 
schnuppenfaUs  vom  12./ 13.  November  mit  dem  Stemschnuppenfall  des 
Jahres  1799  auf  die  Idee,  daß  es  sich  um  eine  Periodizität  dieser  Er- 
scheinung handle. 

—  Denison  OhmlMlt  in  Newhaven  erweist  zuerst,  daß  bei  dem  Stemschnuppea- 
schwarm  vom  12./13.  November  die  Feuerkugeln  und  Sternschnuppen  ins- 
gesamt von  einer  und  derselben  Stelle  am  Himmelsgewölbe,  nahe  bei  y 
Leonis  ausgehen  und  zeigt  so,  daß  die  leuchtenden  Körper  aus  dem  Welt- 
raum in  unsere  Atmosphäre  gelangen. 

—  Der  Techniker  Hugh  Lee  PatUnton  entdeckt,  daß  aus  geschmolzenem 
schwach  silberhaltigem  Blei  beim  Abkühlen  silberarmes  Blei  sich  krystal- 
linisch  ausscheidet  und  von  der  silberreichen  Schmelze  getrennt  werden 
kann,  so  daß  man  durch  Wiederholen  des  „Pattinsonieren"  genannten 
Prozesses  schließlich  ein  ailberreiches  Blei  erhält.  Rozan  verbessert  später 
das  Verfahren,  indem  er  Wasserdampf  in  das  flüssige  Blei  treten  läßt, 
wodurch  eine  Reinigung  des  Bleis  bewirkt  und  die  Krystallisation  be- 
günstigt wird.    (Rozanprozeß.) 

—  PamI  *  Sohn  und  OIIMtr  konstruieren  für  die  Schwefelsäurefabrikation 
einen  Platten-  oder  Etagenofen,  bei  welchem  Feinkies  auf  Platten  und 
grobes  Erz  auf  dnem  darunter  befindlichen  Kiesbrenner  abgeröstet  werden. 
Der  Ofen  wird  von  Perret  und  von  Mal^tra  vielfach  verbessert. 

—  Simton  Denis  Palnoii  berechnet  die  beim  Crehen  des  Menschen  geleistete 
Arbeit  und  trägt  dadurch  zum  Verständnis  der  Mechanik  der  mensch- 
lichen Gehwerkzeuge  bei. 

—  Lambert  Adolphe  Jacques  QmMrt  studiert  die  körperliche  Entwicklung 
des  Kindes  und  nimmt  zahlreiche  Messungen  bei  Kindern  der  verschie- 
denen Lebensalter  'Vor,  die  für  die  Hygiene  des  Kindes  von  Wichtigkeit 
werden.  Seine  Methode  wird  von  Bowditoh,  Axel  Key  und  anderen  ver- 
bessert. 

—  SajrtM  in  Cambridge  gibt  der  Pixü'sohen  magnet-elektrischen  Maschine 
eine  praktischere  Form,  indem  er  die  Spulen  vor  den  Magneten  rotieren 
läßt.  Die  Achse  seiner  Maschine  läuft  horizontal.  Im  Prinzip  ähnliche 
Maschinen  werden  1836  von  Clarke  und  1837  von  Ritchie  konstruiert. 

—  Der  belgische  Geolog  B.  C.  ScIliiMrIIng  untersucht  die  Höhlen  in  der  Um- 
gebung von  Lüttich,  Ami  BMrf  die  Höhlen  bei  Krems  in  Niederösterreioh. 
Beide  Forscher  stellen  fest,  daß  der  Mensch  ein  Zeitgenosse  des  damals  in 


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18W 

Europa    lebenden    KhinozeroB,    Elephanten    und    Höhlenb&ren    ge\resen 
Bein  muß. 

1833  Ludwig  Friedrich  Wilhelm  August  Birtiek  gibt  eax  Bestimmung  der  H&rte 
der  Erystalle  ein  Instrument  an,  das  et  „SUerometer"  nennt,  und  das 
auf  dem  von  Frankenheim  (vgL  1829  F.)  ang^ebenen  Prinzip  beruht,  daß 
die  ritzende  Spitze,  unter  der  die  zu  prüfende  Krystallflfiche  horizontal 
weggezogen  wird,  so  lange  mit  Gewichten  belastet  wird,  bis  eine  erkenn- 
bare StrichUnie  auf  dem  Krystall  hervorgebracht  wird.  Das  Instrument 
wird  1854  von  Grrailich  und  Pekarek  verbessert. 

—  Alois  SwwMdsr  erfindet  das  Verfahren,  auf  Stein  aufgetragene  Ölgemälde 
auf  Leinwand  zu  drucken  (Ölfarbendruck).  Die  Methode  stellt  eine  Abart 
der  Chromolithographie  (s.  1827  Z.)  dar. 

—  Julee  McM  fördert  die  Augenheilkunde  durch  seine  Schrift  „Proportions 
g^närales  sur  1' Ophthalmologie"  und  bearbeitet  insbesondere  die  Anatomie 
des  Linsenstars  (1842)  und  die  Hornhautstaphylome  (1847). 

—  Der  Gutsbesitzer  James  Smlih  zu  Deanston  in  Schottland  verwendet  an 
Stelle  unterirdischer  Drainagekanäle  (s.  1755  A.  und  1795  E.)  zuerst  Ton- 
rohre (Drainröhren),  wodurch  ein  großer  Aufschwung  der  Tonröhren- 
industrie bewirkt  wird.    (S.  1841  A.) 

—  William  Staplnm,  Ingenieur  der  Dowlais  Iron  Works,  konstruiert  zueist 
eine  Dampfpfeife  zu  Signalen  für  die  in  den  geräuschvollen  Schmieden 
beschäftigten  Arbeiter.  Seine  Pfeife,  die  sechs  Öffnungen  hat,  wird 
später  durch  den  Tormann  Rose  der  Lokomotivfabrik  von  Sharp  brothers 
in  Manchester  durch  Anbringung  des  kontinuierlichen  Spalts  verbessert. 
Schon  1834  läßt  Stephenson  sämtliche  Lokomotiven  damit  ausrüsten. 

—  Robert  8tl|rtMiiton  konstruiert  die  erste  Dampfbremse. 

—  Die  Stimwartt  zu  araMiwieh  setzt  den  ersten  Zeitball  in  Tätigkeit.  Der  Zeit- 
ball ist  eine  Vorrichtung,  um  zu  einer  bestimmten  Zeit  täglich  ein  weithin 
sichtbares  Zeichen  zu  geben.  Er  besteht  aus  einem  baUförmigen  Körper 
von  I — 2  m  Durchmesser,  der  sich  an  einem  hohen  Mäste  auf-  und  ab- 
bewegen läßt  und  einige  Minuten  vor  der  festgesetzten  Fallzeit  in  die  Höhe 
gezogen  wird,  um  dann  in  dem  Augenblick,  wo  das  Zeichen  gegeben  werden 
soll,  elektrisch  ausgelöst  zu  werden. 

—  Durch  Ungtr  und  späterhin  durch  Wltcmann  (1839)  und  HtoyM  (1841)  werden 
die  Grundlagen  einer  Pflanzenpathologie  geschaffen. 

—  Charles  WhNMoM  erfindet  das  Spiegelstereoskop  und  beweist  damit,  daß 
das  Sehen  mit  beiden  Augen  und  die  Verschiedenheit  der  beiden  in  ihnen  ent- 
stehenden Bilder  das  körperliche  oder  räumliche  Sehen  bedingt  und  auch 
bei  der  Beurteilung  der  Entfernung  des  angeschauten  Gegenstandes  mit- 
wirkt. 

—  G.  W.  WIMb  in  London  nimmt  ein  Patent  auf  eine  glattrandige  rotierende 
Steinsäge,  welche  ihre  Wirkung  durch  Schleifen  mit  Sand  ausübt.  Es 
ist  dies  die  erste  bekannte  Verwendung  der  Kreissäge  zur  Steinbearbeitung. 

—  WrigM  nimmt  ein  Patent  auf  eine  Gasmaschine,  bei  welcher  die  Regulie- 
rung der  Geschwindigkeit  der  Maschine  durch  Veränderung  der  Zusammen- 
setzung des  Gasgemischs  mittels  eines  Watt'schen  Regulators  bewirkt  wird. 
Er  umgibt  bereits  seinen  Motor  mit  einem  Wassermantel. 

—  William  Christopher  Zftot  entdeckt  das  Äthylmerkaptan,  den  ersten  Re- 
präsentanten der  Schwefelalkohole  oder  Merkaptane. 

1834  Der  hannoversche  Oberbergrat  W.  A.Julius  Altart  lehrt  zuerst  die  mecha- 
nische Herstellung  von  gedrehten  Drahteeilen,  welche  aus  Eisendrähten 
in  derselben  Weise  wie  gewöhnliche  Seile  aus  gesponnenen  Hanffäden,  und 
zwar  dreilitzig,  zusammengesetzt  werden.    (S.  a.  1780  R.)  Diese  Seile  werde 


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18»4 

suerst  beim  Oberhaner  Bergbau  (auf  Grube  Caroline  bei  Clausthal)  ein- 
geffihrt  und  verbreiten  Bich  schnell  nach  allen  anderen  Ländern. 
1834  Friedlich  August  von  AMMrü  verfaßt  eine  geologische  Monographie,  worin 
Buntaandstein,  Muschelkalk  und  Eeuper  unter  dem  Namen  „Trias"  2U- 
sammengefaBt  -werden.  Die  Alberti'sche  Gliederung  der  Trias  ist  ffir 
Deutschland  maßgebend  geblieben  und  hat  sich  auch  im  Auslande  ein- 
gebürgert. In  den  Jahren  1854 — 1859  teuft  Alberti  den  Friedrichshaller 
Schacht  ab,  durch  dessen  Vollendung  der  Schwerpunkt  der  Württem- 
bergischen Salsprodukdon  von  Wilhelmshall  nach  Fiiedrichshall  verlegt  wird. 

—  AHaani  bedient  sich  zur  Entwässerung  des  abgesetzten  Tonschlammes,  und 
um  denselben  auf  Teigkonsistenz  zu  bringen,  der  Filtration  mit  Luft- 
druck, wozu  Talabot  einen  Apparat  konstruiert,  der  sich  insbesondere  in 
Porzellanfabriken  gut  bewährt. 

—  Andr^  Marie  Ampir«  zeigt  im  AnsohluB  an  die  von  Camot  imd  insbesondere 
von  Monge  in  seiner  „Vorlesung  über  reine  Beweg^ungslehre"  (g.  1794  M.)  ge- 
machten Vorschläge,  daB  man  durch  Trennung  der  Bewegungslehre  von 
der  Statik  und  Djrnamik  zahlreiche  Bewegungsprobleme  einfacher  durch- 
führen kann.  Er  gibt  der  von  ihm  neugeschattenen  Disziplin  den  Namen 
,,Cin6matique". 

—  Friedrich  AmoM  macht  eingehende  Untersuchungen  über  das  periphere 
Nervensystem,  an  dem  er  manche  neue  Bahnen  feststellt,  und  entdeckt 
das  „Ganglium  oticnm". 

—  Antoine  Jerdme  Baiard  isoliert  die  unterchlorige  Säure  und  beobachtet,  daB 
beim  Zusammentreflen  von  Brom  mit  alkalisohen  Laugen  den  Chlorbleich- 
flüssigkeiten  ähnliche  bleichende  Flüssigkeiten  entstehen;  doch  gelingt  es 
nicht  ihm,  sondern  erst  Dancer  (1851),  die  unterbromige  Säure  zu  isolieren. 

—  Friedrich  Wilhelm  Boml  schließt  aus  unbedeutenden  Ortsveränderungen 
des  Sirius,  daß  derselbe  Glied  eines  Doppelsternsystemes  sei  und  daß 
das  zweite  Glied  sich  wegen  seiner  Lichtschwäche  der  Beobachtung  ent- 
ziehe, eine  Annahme,  die  sich  später  völlig  bestätigt. 

—  Rudolph  BöttfW  stellt  fest,  daß  Bleisuperoxyd  mit  ^/g  Zucker  oder  Wein- 
säure zusammengerieben  sich  unter  Erglühen  zersetzt.  Auf  dieser  leichten 
SauerstofFabgabe  beruht  die  Anwendung  des  Bleisuperoxyds  (s.  1837  P.) 
zur  Anfertigung  der  Beibzündhölzer,  wozu  es  in  bedeutender  Menge  ver- 
wendet wird.  Gute  Rezepte  zur  Darstellung  des  Präparats  geben  Wöhler 
(1864),  Böttger  (1857)  u.  a. 

—  John  Bonme  entwirft  einen  Federregulator  für  die  Dampfmaschine  und 
wendet  ihn  1837  auf  dem  Dampfer  „Don  Juan"  praktisch  an. 

—  Gilbert  BrMdMt  macht  wichtige  Untersuchungen  über  die  Anatomie  des 
Gehörorgans  und  das  Venensystem. 

—  Der  Irrenarzt  Alexandre  Brtorra  da  Botanont  trägt  in  bahnbrechender  Weise 
zur  Entwicklung  der  Irrenpflege  bei. 

—  Robert  Wilhelm  von  Bunani  und  Arnold  Adolph  BarthoM  empfehlen  das 
Eisenoxydhydrat  als  Gregengift  gegen  aisenige  Säure. 

—  Wie  in  der  größten  Zahl  der  Blasinstrumente  und  den  meisten  Registern 
der  Orgel  die  Töne  durch  stehende  Schwingungen  von  Luftsäulen  hervor- 
gerufen werden,  gelingt  es  Charles  GagnIanI  da  la  Tour,  auch  Flüssigkeits- 
s&nlen,  die  in  Glasröhren  eingeschlossen  sind,  zum  Tönen  zu  bringen,  in- 
dem er  die  Glasröhren  longitudinal  reibt.  Noch  vollkommener  gelingt 
dies  Wertheim  (1848),  der  in  einer  .mit  Flüssigkeit  gefüllten  Röhre  durch 
einen  Flüssigkeitsstrom  den  Grundton  und  die  harmonischen  Töne  erzeugt. 

'—  CMnhwiiw  erfindet  die  geflochtenen  Eerzendoohte ,  die  infolge  der  durch 
die  Flecbtung  hervorgerufenen  Spannung,  welche  ihr  Umbiegen  veranlaßt, 

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1884 

ihr  Ende  stets  Ton  selbst  aus  der  Flamme  herausbringen,  so  daß  es  an 
der  Luft  verbrennen  kann  und  das  Putzen  unnötig  wird. 
1834  Der  itaUeniache  Physiker  Salvatore  Dal  Hagm  konstruiert  eine  dektro- 
magnetische  Maschine,  die,  während  die  Maschinen  von  Pirii  (s.  1832  P.), 
Ritohie,  Clarke,  Saxton  (s.  1833  S.)  bezweckten,  mechanische  Arbeit  in 
Strom  umzuwandeln,  umgekehrt  elektrischen  Strom  benatzen  will,  um 
Arbeit  zu  erzeugen,  jedoch  über  das  Versuchsstudium  nicht  hinauskommt. 

—  Johann  Wolfgang  DSbtraiiMr  stellt  zuerst  das  Platincyanür  her,  das  von 
Interesse  ist  wegen  der  schönen  Doppelverbindungen,  die  es  liefert,  und  die 
teils  von  Döbereiner  selbst,  teils  von  L.  Gmelin,  Quadrat,  Schafarik  u.  a. 
hergestellt  werden. 

—  Jean  Baptiste  Dumai  studiert  die  Wirkung  des  Chlors  auf  verschiedene 
organische  Substanzen,  insbesondere  auf  das  Terpentinöl,  das  öl  der  hol- 
ländischen Chemiker  und  auf  den  Alkohol  und  spricht  sich  am  13.  Januar 
in  der  Akademie  der  Wissenschaften  folgendermaßen  aus:  „Das  Chlor  hat 
die  merkwürdige  Fähigkeit,  den  WasserstoS  gewisser  Körper  an  sich  zu 
ziehen  und  ihn  Atom  für  Atom  zu  ersetzen." 

—  Nachdem  L.  Gmelin  (1829)  und  Liebig  (1830)  die  Eigentümlichkeit  des 
von  Taylor  erhaltenen  Aether  pyrolignicus  bestätigt  hatten,  gelingt  es 
Duimt  und  PMIgot,  den  Holzgeist  (Methylalkohol)  rein  darzustellen  und  die 
Analogie  desselben  mit  dem  Weingeist  —  eine  der  wichtigsten  Analogien, 
mit  der  die  organische  Chemie  bereichert  worden  ist  —  ins  hellste  Licht 
zu  setzen.  Der  Methylalkohol  spielt  später  in  der  Teerfarbenfabrikation 
eine  große  RoUe. 

—  Oumai  und  Pillcot  entdecken  im  Zimtöl  den  dem  Bittermandelöl  analogen 
Zimtaldehyd  und  erkennen  im  gleichen  Jahre  die  schon  früher  in  den 
Absonderungen  des  Zimtöls  beobachtete,  jedoch  stets  für  Benzoesäure 
gehaltene  Zimtsäure  als  eine  eigentümliche  Säure. 

—  Dumat  und  Pillfot  untersuchen  die  zusammengesetzten  Äther  der  Salpeter- 
säure und  stellen  zuerst  den  Salpetersäuremethyläther  dar,  während  der 
Äthyläther  1843  von  Milien  gewonnen  wird.  An  diese  Arbeit  schließen 
sich  die  Arbeiten  von  Ettling  (1836),  betoeffend  den  Eohlensäureäthyl- 
äther,  und  von  Ebelmen  (1844)  an,  der  die  Äther  der  Borsäure  und  Kiesel- 
säure kennen  lehrt. 

—  Der  Mediziner  Johann  Nepomuk  Ebarie  stellt  durch  Behandlung  der  Schleim- 
haut des  Magens  mit  verdünnter  Salzsäure  künstlichen  Magensaft  her  und 
entdeckt,  daß  der  Pankreassaft  Ol  emulgiert,  woraus  er  folgert,  daß  der- 
selbe die  Aufsaugung  von  Fett  durch  die  Zotten  begünstigt. 

—  Christian  Gottfried  EhnnkNI  macht  im  Anschluß  an  die  Arbeiten  von 
Michaelis  (s.  1830  M.)  eingehende  Untersuchungen  über  das  Leuchten  des 
Meeres  und  erbringt  den  Beweis,  daß  diese  Erscheinung,  wie  Michaelis 
schon  geahnt  hatte,  durch  kleine  infnsorienähnliche  Tiere,  von  denen  er 
in  seiner  Abhandlung  bereits  107  Arten  beschreibt,  hervorgerufen  wird. 
Namentlich  sind  es  eine  bereits  1760  von  Rigaud  beschriebene  Noctilucaart 
tmd  die  von  YianeUi  und  Gritellini  entdeckte  Noctilnca  scintillang  sowie 
eine  Anzahl  Peridiniumarten,  von  denen  er  eine  „Peridinium  Michaelis" 
benennt,  die  solch  starkes  Licht  ausstrahlen. 

—  J.  B.  A.  Elia  da  Baaumant  bildet  die  Theorie  der  Erhebung  der  Gebirgs- 
züge aus  und  teilt  die  hauptsächlichsten  europäiBohen  Gebirgszüge  in  21  Er- 
hebungssysteme. 

—  Sir  William  Falrbalrn  erfindet  die  Doppelhechelfeldstrecke  (intersecting  frame), 
die  für  die  bessern  Sorten  von  Chappeseide  verwendet  wird. 

—  Michael  Faraday  führt  die  jetzt  allgemein  gebräuchlichen  Benennungen  ein: 
Elektrolyse,  Elektrolyte,  Elektroden,  Anode,  Kathode,  Anion,  Kathion,  Ionen 

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1884 

1834  Michael  Faraday  konstniiert  den  heute  als  Wasservoltameter  bekannten, 
von  ihm  „Volta-Elektrometer"  genannten  Meflapparat,  der  durch  die 
Menge  des  zersetzten  Waasera  mit  Genauigkeit  die  durch  ihn  hindurch- 
gegangene Elektrizit&tBmenge  anzeigt. 

—  Greorge  Fornciir  ft  Oe.  in  Liverpool  bauen  die  erste  Lokomotive  mit 
auBenliegenden  Zylindern. 

—  Nachdem  für  die  Steuerung  der  Dampfmaschine  schon  Carmiohael  1818 
den  Vorteil  von  festen  Exzentern  mit  gegabelten  Ezzenterstangenenden 
gegenüber  den  losen  Exzentern  gezeigt  hatte,  konstruieren  George  Forrwtor 
ft  Oe.  eine  vielbenutzte  Gabelsteuerung  für  Lokomotiven.  Ähnliche,  zum 
Teil  vereinfachte  Steuerungen  konstruieren  1836  Cav^  1836  Stephenson, 
1837  Hawthom,  1838  Gray  sowie  Sharp  &  Roberts,  1839  Clapeyron. 

—  GariMT  in  Banbury  konstruiert  die  erste  Rübenschneidemaschine  (auch 
WuTzelschneidemaechine  genannt),  bei  welcher  schneidende  Werkzeuge 
in  rotierender  Bewegung  das  Zerkleinem  von  Wurzelgewächsen  besorgen. 
Ähnlichen  Zwecken  dienen  die  von  Ransome  (1838)  und  Biddel  (1858)  kon- 
struierten Scheibenmasohinen. 

—  Samuel  Hall,  der  sich  schon  seit  1831  mit  der  Oberflächenkondensation 
für  SchiSsmaschinen  beschäftigt  hat,  konstruiert  «inen  Oberflächenkonden- 
sator, bei  welchem  der  Dampf  durch  ein  Röhrensystem  von  halbzölligen 
Röhren  geleitet  wird,  und  trägt  dadurch  wesentlich  zur  Entwicklung  dieser 
Frage  bei. 

—  Der  englische  Astronom  William  Rowan  H— ilHow  stellt  das  Prinzip  der 
variierenden  Wirkung  auf  und  führt  die  Eraftfunktion  ein,  die  George 
Green  (vgl.  1825  G.)  bereits,  ohne  Beachtung  zu  finden,  benutzt  hatte,  und 
die  erst  1836  durch  Gauß  unter  dem  Namen  „Potential"  allgemeine  Ver- 
breitung findet. 

—  Der  engUsche  Architekt  Hansom  erfindet  das  nach  ihm  benannte  leichte 
zweirädrige  Gefährt  mit  nur  zwei  Sitzen,  welches  von  einem  hinter 
den  Fahrgästen  befindlichen  Kutschbocke  aus  gelenkt  wird  und  später 
namentlich  als  Luxusfuhrwerk  viel  Verwendung  findet. 

—  Snow  Harris  und  nach  ihm  Peter  RitB  (1837)  leiten  aus  Versuchen  an  ein- 
fachen Ansammlungsapparaten  und  an  Leidener  Flaschen  das  Gesetz  ab, 
dafi  die  Schlagweite,  bei  gleichem  Zustand  der  zwischen  dem  Entlader 
und  dem  elektrischen  Körper  vorhandenen  Luftschicht,  dem  Potential- 
werte auf  der  innem  Belegung  proportional  ist  Bei  Messung  der  Ladung 
einerBatterie  wendet  man  am  besten  die Lane'sche  Meßflasche (s.  1767L.)  an. 

—  Bernhard  Halm  macht  Tierversuche  über  die  Neubildung  der  Knochen  und 
das  Knochenwachstum,  welche  die  hervorragende  Rolle  des  Periosts  bei 
dieser  Neubildung  dartun  (s.  a.  1741  D.)  und  als  Ausgangspunkte  für  die 
heutige  Resektionstechnik  betrachtet  werden  können. 

—  John  PVederick  William  HandMl  erfindet  das  Aktinometer,  ein  Instrument 
zur  Messung  der  erwärmenden  Wirkung  der  Sonnenstrahlen,  der  sogenannten 
Insolation,  die  bedeutende  geologische  Wirkungen  ausübt,  indem  sie  durch 
starkes  einseitigeB  Erwärmen  der  Gesteine  das  Springen  und  den  allmäh- 
lichen Zerfall  derselben  veranlaßt.  Zur  Messung  der  Insolation  dient  auch 
Sanssure's  Heliothermometer,Pouillet'BPyrheliometer(B.  1838P.),lngström'B 
Kondensationspyrheliometer  und  Svanberg-Langley's  Bolometer.  (S.  1883 L.) 

—  Franz  Henky  van  HankyslaM  führt  die  Pflanzenkultur  auf  Erdk&mmen  ein. 

—  Alexander  van  HamMdt  veröffentlicht  in  den  Jahren  1834 — 38  kritische 
Untersuchungen  über  die  historische  Entwicklung  der  geographischen  Kennt- 
nisse der  Neuen  Welt  und  begründet  dadurch  die  historische  Geographie, 
die  später  (1867)  auch  Oscar  Peschel  fördert. 

—  Moritz  Hermann  vaa  JacaM   in  Petersburg  baut  einen  durch   320  Zink- 

—     409     — 

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1884 

kupferelemente  getriebenen  Elektromotor,  mit  dem  er  1838  ein  8  m  langes, 
2,6  m  breites,  mit  12  Personen  besetztes  Boot  auf  der  Newa  betreibt. 
1834  Jofeart  in  Brüssel  konstruiert  einen  Apparat  cur  Erzeugung  von  Wassergas 
aus  Holzkohle  und  Carburierung  desselben  mit  flüchtigen  Kohlenwasser- 
stoffen. Er  tritt  sein  Urheberrecht  an  Emest  Selligue  ab,  dem  die  Ein- 
führung dieser  Erfindung  durch  große  Anstrengungen  gelingt.  Später  wird 
die  Carburierung  auch  durch  Überleiten  über  erhitztes  Harz  oder  Boghead- 
kohle  (White  1850)  vorgenommen. 

—  Antoine  Joseph  Jotart  ds  ÜunbaHe  lehrt  den  VersohluB  der  Blasenscheiden - 
flstel  und  der  Blasenmastdarmflstel  durch  ein  plastisches  Verfahren. 

—  Heinrich  Friedrich  Emil  LMii  stellt  das  nach  ihm  benannte  Gresetz  zur 
Bestimmimg  der  Richtung  des  induzierten  Stromes  auf. 

—  Justus  von  LIiMc  stellt  durch  Überleiten  von  trockenem  Kohlenoxyd  über 
geschmolzenes  Kalium  das  Kohlenoxydkalium  her. 

—  UltonfMii  und  UitieiMr  erfinden  Lampen  für  sehr  flüchtige  Flüssigkeiten, 
wie  Camphin,  leichtes  Benzin  usw.  (Dampflampen). 

—  William  MMkMnto  gibt  in  seinem  Lehrbuch  der  Augenheilkunde  genaue  Auf  • 
Schlüsse  über  das  Wesen  und  die  Behandlung  der  sympathischen  Ophthalmie 
und  bearbeitet  das  Glaukom,  die  Chorioiditis,  die  Asthenopie  und  die 
Amaurose. 

—  William  Harr  in  London  erfindet  den  feuerfesten  Gddschrank,  indem  er 
zwei  verschieden  große  eiserne  Kasten  so  ineinander  anbringt,  daß  die 
Wände  einen  Zwischenraum  von  8 — 10  cm  freilassen,  den  er  mit  zerstoßenem 
Marmor,  Porzellan  oder  gebranntem  Ton  ausfüllt. 

—  Während  bisher  meist  die  Fabrikation  der  Weizenst&rke  mit  saurer  Gärung 
betrieben  wurde,  wobei  folgende  Operationen  nötig  waren:  das  Einquellen 
und  Zerquetschen  des  Weizens,  das  Gären,  das  Abscheiden  der  Stärke  aus 
der  gegorenen  Hasse,  das  Reinigen  der  Rohstärke,  das  Trocknen  der  Roh- 
stftrke,  erfindet  E.  MarllR  in  Verviers  die  Fabrikation  der  Weizenstärke  ohne 
Gärung,  die  den  großen  Vorteil  hat,  daß  der  dabei  gewonnene  Kleber  zur 
menschlichen  Nahrung  benutzt  werden  kann. 

—  Eilhard  MltMlMrlleh  entdeckt  die  Selensäure  und  stellt  fest,  daß  die  Blei- 
kammerkrystalle  (s.  1806C.)  aus  Schwefelsäurehydrat  und  schwefelsaurer- 
salpetriger  Säure  bestehen. 

—  Eilhard  MItNiMrtleh  lehrt  neue  Arten  von  Verbindungen  kennen,  die  aus 
zwei  Substanzen  unter  Austreten  von  Wasser  mit  so  inniger  Vereinigung 
entstehen,  daß  die  Wiederausscheidung  der  zu  ihnen  zusammengetretenen 
Substanzen  selten  gelingt,  so  z.  B.  die  Verbindungen,  die  sich  aus  Ben- 
zol und  SauerstofFsäuren  bilden,  wie  Nitrobenzol,  Sulfobenzid,  femer  die 
Benzolsnlfosäure,  die  Sulfobenzoesäure  usw.  Durch  Reduktion  des  Nitro- 
benzols  erhält  er  einen  in  roten  Krystallen  auftretenden  Körper,  dem  er 
den  Namen  Azobenzid  gibt,  und  der  der  erste  Repräsentant  der  Axo- 
verbindungen  ist.  Das  Nitrobenzol  ist  als  der  erste  synthetisch  gewonnene 
Körper  anzusehen,  der  zu  Parfümeriezwecken  Verwendung  findet.  CoUas 
führt  denselben  unter  dem  Namen  „Mirbanessenz"  in  den  Handel  ein. 

—  M.  MotbM  in  Paris  stellt  die  ersten  aus  Leim  gefertigten  Blasen  „Capsules" 
zum  Einschließen  flüssiger  Arzneimittel  her.  Diese  Capsules  werden  1838 
von  Garot,  1843  von  Ad.  Steege  und  1879  vonPraetz  wesenthch  verbessert. 

—  Johannes  Mfliltr  gibt  seine  klassische  Arbeit  über  die  vergleichende  Ana- 
tomie der  Myxinoiden  (Schleimfische)  heraus,  die  für  die  Morphologie  der 
Wirbeltiere  von  höchster  Bedeutung  ist. 

—  Franz  Ernst  Naumann  begründet  eine  Theorie  über  die  Wirkung  von  Druck- 
kräften auf  KrystaUe.    (Deformationstheorie.) 

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18M 

1834  NwWt  empfiehlt  als  Fütennaterial  für  Trinkwaaser  poröse  Tonplatten,  die 
üoh  gut  bewähren  und  vielfach  gebraucht  werden. 

—  Der  Freiherr  von  0»3flHMHB  erfindet  die  Rntachschere  für  Tiefbohiungen, 
welche  die  Nachteile  des  steifen  Grest&nges  behebt,  indem  sie  das  Ober- 
geat&nge  von  dem  Untergest&nge  unabhängig  macht. 

—  Der  französiaohe  General  H.  J.  PalxhMt  weist  in  seinem  Werk  „NouveUe 
foroe  maritime;  application  de  oette  force  k  quelques  parties  du  Service 
de  l'arm^  de  terre"  unter  Bezug  auf  die  verheerenden  Wirkungen  der 
von  ihm  erfundenen  Bombenkanone  (s.  1822  P.)  auf  die  Notwendigkeit  einer 
Eisenpanzerung  der  Kriegsschiffe  hin,  ein  Vorschlag,  der  im  Jahre  1866 
in  den  schwimmenden  Batterien  von  Einbum  (s.  1856  6.)  verwirklicht  wird. 

—  P.  M.  G.  da  Pwfcow  macht  die  eisten  ausgedehnten  wissenschaftUohen 
Untersuchungen  an  den  Lokomotiven  der  Läverpool-Manchester-Bahn. 
Seine  Versuche  erstrecken  sich  auf  die  Verdampfungsfähigkeit,  die  Be- 
gehungen zwischen  Greschwindigkeit  und  Belastung,  die  Reibung  auf 
den  Schienen,  den  Widerstand  der  Luft  u.  dgl. 

—  Thtopbile  Jules  Pillil  entdeckt  die  Alkoholcyanüre,  die  1847  als  identisch 
mit  den  Nitrilen  erkannt  werden.    (S.  1847  D.) 

—  Jean  Charles  Athanase  PtHltr  zeigt,  daß  man  durch  elektrische  Ströme 
nicht  bloB  W&rme,  sondern  auch  Kfilte  hervorbringen  kann,  und  kon- 
struiert ^um  Nachweis  dieser  Erscheinung  das  Peltier'sche  Kreuz,  zwei 
kreuzweise  übereinander  gelegte  und  in  ihrer  Mitte  aufeinander  gelötete 
St&be,  von  denen  einer  aus  Antimon,  der  andere  aus  Wismut  besteht. 
Einen  noch  auff&lligeren  Beweis  für  die  Kälteerzeugung  durch  den  gal- 
vanischen Strom  liefert  1838  Lenz,  der  durch  denselben  sogar  Wasser  zum 
Gefrieren  bringt. 

—  Der  französische  Kattnndrucker  Ptmt  in  Ronen  erfindet  eine  Druckmaschine 
für  Kattundruck  mit  erhaben  gravierten  Platten  (Perrotine),  mittels  welcher 
drei  Farben  zugleich  gedruckt  werden  können,  und  die  ^e  bis  dahin  vor- 
handenen Maschinen  aus  dem  Felde  sohl&gt. 

—  Ptirtt  konstruiert  das  erste  Nadelwehr  mit  umlegbaren  eisernen  Wehr- 
blöcken, wodurch  die  Herstellung  beliebig  weiter  Stauwerksöffnungen  er- 
mö^oht  wird.  Dieses  zu  Basseville  an  der  oberen  Yonne  errichtete 
Wehr  wird  vorbildhch  für  die  beweglichen  Wehre,  durch  welche  die 
Kanalisierang  der  Flüsse  einen  erheblichen  Au&chwung  nimmt.  Die 
Poirte' sehen  Wehre  werden  1878  von  Camera  und  1880  von  Guillemain 
wesentlich  verbessert. 

—  Der  Ingenieur  PoM  ersetzt  bei  den  Hafenbauten  von  Algier  die  zum  Bau 
erforderlichen  großen  Werksteine,  welche  als  natürUche  Steine  schwer  zu 
beschaffen  waren,  durch  künstliche  Steinblöcke,  welche  aus  Beton  (Wasser- 
mörtel mit  Steinbrocken)  geformt  werden  und  Abmessungen  bis  zu  3,4 
zu  2,0  zu  1,6  m  (=  10,2  cbm  Inhalt)  erhalten.  Es  ist  damit  eine  für  die 
späteren  Hafenbauten  typische  Bauweise  geschaffen. 

—  William  Prwrt  erkennt,  daß  die  saure  Reaktion  des  Magensaftes  von  freier 
Salzsäure  herrührt. 

—  Der  korsische  Arzt  RMued  demonstriert  in  den  Krankenaälen  von  Alibert 
in  Paris  die  Krätzmilbe  (Sarcoptee  hominis).  Obschon  dieselbe  schon  von 
Bonomo  und  Cestoni  (s.  1686  B.)  und  von  Wichmann  (1786)  als  alleinige 
Ursache  der  Krätze  bezeichnet  war,  gelangt  diese  Lehre  doch  erst  jetzt 
zu  allgemeiner  Anerkennung. 

—  Rtt  und  WImm  konstruieren  für  die  Baltimore-Ohio-Eisenbahn  die  acht- 
rftdrigen  Güterwagen  mit  zwei  völlig  getrennten,  in  besonderen  Rahmen 
um  einen  Vertikalbolzen  drehbaren  Untergestellen   und   mit  sehr  kurzem 

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1884 

Radstand,  eine  Anordnung,  die  sich  als  so  vorteUhaft  erweist,  daß  «e  bald 
die  vierrädrigen  Eisenbahnwagen  völlig  verdrängt. 
1834    Ferdinand  Raag*  erhält  ans  dem  Steinkohlenteer  eine  Base  von  der  Zu- 
sammensetzung CgH7N,  die  er  Leukol  nennt. 

—  Ferdinand  Rung*  erhält  aus  dem  Steinkohlenteer  die  Carbolsäure,  stellt 
im  gleichen  Jahr  die  Rosolsäure  dar  und  entdeckt  deren  Eigenschaft, 
schöne  rote  Lacke  zu  geben.  Er  veröffentlloht  bis  1860  seine  Farben- 
chemie, die  ein  Muster  eines  auf  chemischen  Grundsätzen  angebauten 
Lehrbuchs  der  Färberei  und  Druckerei  ist. 

—  John  Scott  Raml  beschäftigt  sich  mit  den  Faraday'schen  Kr&aselwellen. 
(8.  1831  F.)  Er  teilt  die  Wellen  überhaupt  in  drei  Gruppen:  solche,  die 
nur  von  der  Schwere,  solche,  die  von  Schwere  und  Oberflächenspannung, 
und  solche,  die  fast  nur  von  der  Oberflächenspannung  abhängig  sind. 

—  Nachdem  die  bis  ins  17.  Jahrhundert  zurückführenden  Bestrebungen  zur 
Schaffung  eines  einheitlichen  Grundtons  erfolglos  geblieben  waren,  wird 
auf  Vorschlag  von  Johann  Heinrich  SciMiblir  von  der  Naturforscherversamm- 
lung in  Stuttgart  der  Beschluß  gefaßt,  das  a  mit  440  ganzen  oder  880 
halben  Schwingungen  in  der  Sekunde  als  Grundton  zu  definieren,  wohin- 
gegen von  der  internationalen  Stimmtonkonferenz,  die  1885  in  Wien  statt- 
findet, das  a  mit  870  halben  Schwingungen  als  internationaler  Normalton 
proklamiert  wird  (Kammerton.) 

—  Karl  Friedrich  Schimptr  begründet  im  Anschluß  an  die  Arbeiten  von  Play- 
fair (s.  1802  P.)  und  Venetz  (s.  1822  V.)  die  Glazialtheorie,  welche  für  den 
Norden  Europa's  eine  gewaltige,  von  Skandinavien  ausgehende  Vergletsche- 
rung während  der  älteren  Diluvialperiode  annimmt.     (S.  auch  1837  S.) 

—  Der  Chemiker  Emest  Mllgw  in  Paris  stellt  aus  dem  durch  Destillation 
bituminöser  Schiefer  gewonnenen  Teer  Leuchtöle  dar,  die  von  1840  ab  in 
den  Handel  kommen.    Er  konstruiert  für  diese  Mineralöle  geeignete  Lampen. 

—  Mcklwr  entdeckt  auf  Sandsteinplatten  in  einem  Steinbruch  in  Heßberg  bei 
Hildburghausen  Tierfährten,  die  als  von  riesenhaften  Stegocephalen  her- 
rührend erkannt  werden.     Kaup  nennt  das  Tier  Chirotherium. 

—  Der  amerikanische  Ingenieur  Slrlcklmd  schlägt  eine  neue  Schienenform,  die 
sogenannte  Brückschiene  vor,  die  Brunei  bei  der  Great  Westem-Bahn  ver- 
wendet, und  die  nach  ihm  Brunel'sche  Brückschiene  genannt  wird. 

—  Der  französische  Chemiker  A.  Tlillorltr  erbaut  einen  praktischen  Apparat 
für  die  Komprimierung  der  Kohlensäure  unter  eigenem  Druck  und  stdlt 
dieses  Produkt  zuerst  in  festem  Zustand  her.  (S.  auch  1823  D.)  Der 
Thilorier'sche  Apparat  wird  später  von  Mareska  und  Donny  noch  verbessert. 

—  Nachdem  die  Ver8uchezumBiegende8Holzes(s.l720C.,  1794V,  1810F.)eine 
praktische  Folge  nicht  gehabt  hatten,  gelingt  es  Michael  Tlionat  in  Boppard, 
aus  gebogenem  Holze  Möbel  herzustellen.  Er  bringt,  nachdem  er  nach 
Wien  übergesiedelt  und  sich  dort  mit  van  Meerten  verbunden  hatte,  diesen 
Gewerbszweig  zu  großartiger  Entwicklung. 

—  Ernst  Heinrich  Wttar  veröffentlicht  seine  große  Arbeit  über  den  Tast-  und 
Temperatursinn,  welche  die  Lehre  von  den  Empflndungskreisen,  das  G«Betz 
der  Unterschiedsempflndlichkeit,  aiis  dem  Fechner  das  nach  ihm  benannte 
Gesetz  (s.  1860  F.)  entwickelt,  den  Zirkelversuch  und  vieles  andere  umfaßt. 

—  Charles  WbMtitoiM  mißt  die  Dauer  des  Entladungsfunkens  der  Leidener 
Flasche  und  des  Blitzes  mit  Hilfe  eines  rasch  rotierenden  Spiegels. 

—  Joseph  WhHworth  erfindet  eine  dreibackige  Kluppe  zum  Schraubensohneiden, 
die  durch  die  gleichzeitige  radiale  Einwärtsführung  der  drei  Backen  mittels 
exzentrischer  Flächen  charakterisiert  ist. 

—  WIIHmn  gibt  die  wasserdichten  Schotten  (wasserdichte  Querwände,  mit 
denen   eiserne  Schiffe   zur   größeren  Sicherheit  im  Fall  des  Leckwerdens 


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18S6 

durchzogen  sind)  an,  die  zuerst  von  dem  Schifibauer  John  Laird  in  Liver- 
pool praktisch  ange-wendet  werden.  (VgL  a.  1843  B.) 
1834  Friedrich  WBklw  stellt  die  Existenz  des  Silberoxydols  anBer  Zweifel,  indem 
er  Dtronensaures  Silberoxyd  nnd  ähnliche  Salze  in  trockenem  Wasserstoff- 
gas  bei  100°  C.  erhitzt,  wobei  zitroneusaures  Silberoxydol  und  freie  Säure 
verbleibt.  Aus  dem  Rückstand  wird  die  freie  S&nre  leicht  durch  Wasser 
gelSet,  wobei  das  Silberoxydnlsalz  zurückbleibt. 

—  Franz  Xaver  Wann  konstruiert  eine  Münzplattensortiermaschine,  welche 
die  Münzplatten  nach  zwei  Sorten  scheidet.    (S.  a.  1808  G.) 

1836  Andi6  Marie  Ampira  erklärt  Licht  und  Wärme  für  eine  einheitliche  Natur- 
erscheinung. 

—  Fran^ois  Dominique  Arag» findet  bei  Beobachtung  des  Halley'schen  Kometen 
mit  dem  von  ihm  erfundenen  Polariskop,  daß  derselbe  neben  dem  erborgten 
Licht  auch  eigenes  Licht  besitzt. 

—  Nachdem  zuerst  Wheatstone  die  bis  dahin  sehr  unvollkommene  Zieh- 
harmonika dadurch  verbessert  hatte,  daß  er  für  jede  Hand  eine  mehrere 
Oktaven  umfassende  chromatisohe  Skala  anordnete,  stellt  Heinrich  Band 
in  Krefeld  die  Ziehharmonika  („Bandonion")  in  einer  höchst  vollendeten, 
aber  auch  sehr  komplizierten  Form  her.  Das  Bandonion  bewegt  sich  bei 
einem  Umfange  von  6  Oktaven  in  allen  diatonischen  und  chromatischen 
Tonfolgen. 

—  Peter  Bwtaw  stellt  durch  ausgedehnte  Versuche  über  die  Stabilität  der 
Schienen  die  Überlegenheit  der  parallelen  Schienen  gegenüber  den  Fisch- 
bauchschienen  fest  und  wirkt  durch  Wort  und  Tat  für  die  direkte  Ver- 
legung des  Eisenbahnoberbaus  auf  das  Planum. 

—  BaMTkiHir  in  Darmstadt  prägt  farbig  gedruckte  Landkarten,  die  namentlich 
für  den  später  erscheinenden  plastischen  Atlas  von  Ravenstein  Ver- 
wendung finden. 

—  Antoine  C^ar  Btcqutril  sucht  zuerst  die  durch  Berzelius  und  Hisinger 
(8.  1803  B.),  Brugnatelli  (1806  B.)  und  Davy  (s.  1807  D.)  bekannt  gewor- 
dene elektrolytische  Fällung  von  Metallen  aus  Salzlösungen  zum  Zweck 
der  Metallgewinnung  (Silber,  Kupfer.  Blei)  in  technischem  Maßstäbe  zu 
verwerten. 

—  Friedrich  Wilhelm  BmmI  führt  die  Olbers'sche  Hypothese  der  RepuL«ion 
bei  Kometen  (s.  1812  O.)  weiter  aus.  Er  äußert  die  Ansicht,  daß  es  sich 
bei  dem  eigenartigen  Verhalten  des  Kometenkems  und  des  Schweifes  um 
elektrische  Vorgänge  handle,  und  entwickelt  eine  mathematische  Theorie 
für  die  Bewegung  ausströmender  Schweifteüe.    (S.  a.  1900  A.) 

—  Der  belgische  General  Boniiann  konstruiert  den  nach  ihm  benannten  Ring- 
zünder für  Vorderlader-Schrapnells.  Derselbe  besteht  aus  einer  in  das 
Greschoß  eingeschraubten  dosenförmigen  MetaUscheibe,  in  deren  Oberfläche 
sich  eine  mit  einem  langsam  brennenden  Zündsatz  gefüllte  kreisförmige 
Rinne  befindet.  Die  Brennzeit  des  Zünders  wird  dadurch  geregelt,  daß 
in  die  über  dem  Zündsatz  befindliche,  mit  einer  Tempierskala  versehene 
Deckplatte  an  entsprechender  Stelle  ein  Loch  eingestochen  wird.  (Vgl. 
1864  Breithaupt.) 

—  Heinrich  G«org  Brom  macht  mit  seiner  Schrift  „Lethaea  geognostica"  den 
Versuch  einer  chronologischen  Darstellung  der  fossilen  Organismen  und 
übt  damit  einen  tiefgreifenden  Einfluß  auf  die  Entwicklung  der  For- 
mationenlehre ans. 

—  Charles  Gagntari  d«  bi  Tour  stellt  durch  mikroskopische  Untersuchungen 
fest,  daß  die  Hefe  ein  niederer  Organismus  ist,  der  sich  durch  Sprossung 
oder  Sporenbildung  fortpflanzt.    (S.  auch  1680  und  1818  E.) 

—  Johann  Q.  F.  Oharpmtlwr  sieht  zuerst  die  geradelaufenden  feinen  Schrammen  und 


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1885 

Streifea,  welche  das  GletBchereis  mit  Hilfe  des  SteingeröIlB  erzeugt,  und 
betont,  daß  diese  GletscheischlifEe  das  wesentlichste  und  untrügliche 
Kennzeichen  der  einstigen  Anwesenheit  von  Gletschern  seien.  Er  führt  für 
die  wallartigen  Streifen  von  Felsblöcken  und  Schutt,  die  von  den  Glet- 
schern teils  in  ihrer  Mitte,  teils  auf  ihren  Seiten,  sowie  auch  an  ihrem 
Ende  talabwärts  geschafft  werden  (vgl.  1786  S.  und  1787  E.),  den  Namen 
, .Moränen"  ein.  Er  führt  die  Verbreitung  erratischer  Blöcke  darauf  zurück, 
daß  das  gesamte  Gletschergebiet  früher  viel  ausgedehnter  gewesen  sei,  und 
nimmt  zur  Erklärung  an,  daß  auch  die  Erhebung  der  €rebirge  größer  ge- 
wesen sei.  (Vgl.  auch  1836  A.) 
1836  Der  Ingenieurkapitän  ColgiMt  konstmiert  nach^  einer  von  Coulomb  aus- 
gesprochenen Idee  eine  Aufzugsmasohine,  in  der  lediglich  das  Eigen- 
gewicht des  Menschen  für  Arbeitszweoke  nutzbar  gemacht  wird,  und  wendet 
diese  Maschine  bei  Erdtransporten  für  den  Festungsban  in  Vincennes  mit 
Erfolg  an.  Die  emporzuhebende  Last  wird  an  einem  Seile  befestigt,  das 
über  eine  in  der  Höhe,  zu  der  die  Last  befördert  werden  soU,  angebrachte 
Rolle  geführt  wird.  Der  Arbeiter  steigt  unbelastet  bis  zur  BoUe  und 
hängt  sich  an  das  lose  Seilende,  worauf  er  selbst  herabgleitet,  während 
die  Last  emporgehoben  wird. 

—  William  Fothergill  Cooln  regt  die  Idee  an,  die  Eisenbähnzüge  mit  trag- 
baren elektrischen  Telegraphen  (Hil&telegraphen)  auszurüsten. 

—  Edward  Oralf  konstruiert  das  vermutlich  erste  Instrument  zu  mikro- 
skopischen Krystallmessungen. 

—  John  Davy  erwähnt  zuerst,  daß  an  der  Küste  der  im  Westen  der  Insel 
Kephallenia  gelegenen  Halbinsel  Argostoli  sich  Tag  für  Tag  gewaltige 
Wassermassen  —  nach  hydrometrisohen  Messungen  58300  cbm  —  in  den 
zerklüfteten  Kalkfels  ergießen,  ohne  daß  etwas  davon  wieder  znm  Vor- 
schein kommt,  und  ohne  daß  eine  Erniedrigung  des  Meeresniveaus  sicht- 
bar wird. 

—  John  Dmvw  in  Birmingham  nimmt  ein  Patent  auf  das  Au£sammeln  von 
Cyankaliimi  aus  Eisenhochöfen  vermittels  einer  nahe  den  Windformen  in 
den  Ofen  gesteckten  Röhre.  (S.  1826  D.)  Später  wird  von  R.  Addie  auf 
Grund  von  ausgedehnten  Versuchen  diese  Methode  so  vervollkommnet, 
daß  sie  bei  hohen  Verkaufspreisen  des  Cyankaliums  imstande  ist,  mit  den 
«(ndern  Methoden  der  Darstellung  dieses  Produktes  zu  konkurrieren. 

—  Henry  Da  la  BMn  studiert  genau  die  geologische  Tätigkeit  der  Brandung, 
die  zuerst  von  Giraud-Soulavie  1781  beschrieben  worden  war. 

—  Heinrich  Wilhelm  Dow  entwickelt  das  nach  ihm  benannte  Drehungsgesetz 
der  Windrichtung,  welches  sich  kurz  dahin  ansprechen  läßt:  „Auf  der  nörd- 
lichen Halbkugel  pflegt  der  Wind  im  Sinne  des  Uhrzeigers  umzusetzen, 
auf  der  südlichen  Halbkugel  in  entgegengesetztem  Sinne."   (S.  a.  1756.K.) 

—  Samuel  Drapar  in  Nottingham  gelingt  es,  die  Jacquardmaschine  für  die 
Tüllspitzenfabrikation  nutzbar  zu  machen. 

—  Felix  Dujartln  sucht  durch  sorgfältige  Beobachtung  der  Protozoen  den 
Beweis  zu  führen,  daß  diese  Tiere  keine  Organe  besitzen,  sondern  aus  einer 
gleichförmigen,  kömohenfübrenden  Substanz,  der  Sarkode,  bestehen,  die  alle 
Lebensäußerungen,  wie  Bewegung,  Empfindung,  Ernährung,  vermitteln  soll, 
und  nach  Unger  und  Schultze  (s.  1855  U.  u.  1863  S.)  mit  dem  Protoplasma 
identisch  ist.  Er  entdeckt  an  den  Protozoen  die  Protoplasmabewegung, 
die  an  Amöben  schon  1756  von  Rösel  von  Rosenhof  konstatiert  worden  war. 

—  Otto  Linn^  Erdmann  regt  als  erster  auf  deih  europäischen  Festlande  die 
Herstellung  eines  ständigen  elektrischen  Eisenbahntelegraphen  an. 

—  Michael  Faraiay  entdeckt  und  erklärt  den  Extrastrom,  der  durch  einen 
jeden  Strom  in  seinem  eigenen  Leiter  induziert  wird.- 

—     414     — 

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18W 

183{i  FwnMI«  in  Paris  erfindet  ein  unter  Druck  arbeitendee  Wasserfllter,  bei 
welchem  Schwamm,  Eäea  und  Kohle  als  Filtermaterialien  verwendet  sind. 

—  Morits  Ludwig  FnuilMMIm  bestimmt  für  eine  nicht  unbeträchtliche  An- 
zahl von  Flfiflsigkeiten  unter  Benutzimg  von  Glasröhren  und  Glaswänden 
die  Capillaritfitskonstanten,  über  welche  namentlich  auch  Mendeiejew  (s. 
1860  M.),  BMe  (1861),  Quincke  (s.  1894  Q.),  Volkmann  (s.  1894  Q.), 
Röntgen  und  Schneider  (1886)  Arbeiten  liefern.  Sämtliche  Forscher  finden, 
daß  die  Capillaritätskonstante  mit  steigender  Temperatur  erhebUch  abnimmt. 

—  Edmond  Frfny  macht  die  ersten  Untersuchungen  über  die  Zersetzungs- 
produkte  des  Kolophoniums  durch  die  Wärme  und  sagt  dem  entstehenden 
Harzöl  (Harzspiritus,  Pinolin)  eine  große  Bedeutung  für  die  Zukunft  voraus, 
die  später  gerechtfertigt  wird,  indem  das  Harzöl  in  großen  Mengen  zu 
Wagenfetten,  zu  Baehdruokerschwärze,  lithographischen  Farben  usw.  Ver- 
wendung findet. 

—  Johann  Nepomuk  voa  Facta  stellt  das  Titansesquiohlorfir  durch  Digerieren 
einer  salzsauren  Lösung  von  Titansäure  mit  Kupfer  dar  und  gewinnt 
aus  demselben  das  entsprechende  Seequioxydul.  Ebelmen  stellt  (1848) 
das  Sesquichlorür  dar,  indem  er  Wasserstoff  gas  und  Dämpfe  von  Titan - 
Chlorid  durch  eine  glühende  Röhre  leitet. 

—  Karl  Friedlich  ShS  erfindet  im  Verfolg  seiner  Arbeiten  über  den  Erd- 
magnetismus (vgl.  1833  0.)  das  Bifllar- Magnetometer,  zu  dessen  Kon- 
struktion er  die  Bifilarsnspension  anwendet,  und  welches  zur  genauen  Be- 
stimmung der  Elemente  des  Erdmagnetismus  dient. 

—  ttlHnglum  und  Wlumt  in  Baltimore  bauen  die  ersten  Lokomotiven  mit 
veränderlicher  Expansion;  jeder  Zylinder  hat  drei  Exzenter,  wovon  einer 
für  volle  Füllung  und  zwei  für  verschiedene  Expansionsgrade  dienen. 

—  Der  Tierarzt  Johann  Heiniich  Friedrich  SOattor  in  Hannover  ist  auf  dem 
Gebiete  der  Tierheilkunde  als  Anatom  und  Chirurg  tätig.  Er  führt  die 
subkutane  Tenotomie  ein,  bildet  die  operative  Behandlung  der  Sehnen- 
gallen aus,  untersucht  'den  Pfeiferdampf  und  führt  die  ersten  Kehlkopf- 
operationen an  Pferden  aus.  Seine  Beobachtungen  über  die  Lungenerkran- 
kungen der  Pferde  sind  namentlich  in  forensischer  Beziehung  wertvoll. 

—  John  HwrihCMrt  erfindet  zum  Ersatz  des  Schubstuhls  und  der  Bandmühle, 
auf  denen  bisher  die  Bänder  gewebt  wurden,  die  Bandwebemaschine,  in 
welcher  die  Bandketten  vertikal  und  so  aufgespannt  sind,  daß  sie  nicht  in 
gemeinsohaftUcher  Ebene,  sondern  in  ebenso  vielen  .'parallelen  Ebenen 
nebeneinander  sich  befinden;  die  Form  und  Bewegnngsweise  der  Schützen 
ist  |Von  den  Tüll-  oder  Bobinetmaschinen  entlehnt.  Trotz  der  Originalität 
der  Erfindung  findet  sie  keine  sehr  große  Verbreitung.  ~ 

—  John  Frederick  >William  HwmImI  regt  die  Idee  an,  gleichzeitig  an  ver- 
schiedenen Orten  stündliche  meteorologische  Beobachtungen  zur  Zeit  der 
Solstitien  und  der  Äquinoktien  zu  machen. 

—  HMrtir  in  Abroath  (Schottland)  konstruiert  eine  Steinhobelmaschine,  bei 
welcher  ein  auf  Friktionsrollen  laufender  Schlitten  ein  paar  nach  unten 
gekehrte  hobeleisenartige  Meißel  trägt  und  dieselben  über  den  Stein  in 
dessen  Längenrichtung  binwegführt,  während  der  Stein  selbst  nach  jedem 
Schnitte  ein  wenig  in  der  Querrichtung  verschoben  wird. 

—  Der  Naturforscher  Franz  Wilhelm  Jmihuhn  erforscht  in  den  Jahren  1836—48 
in  holländischen  Diensten  Java  und  den  südlichen  Teil  von  Sumatra.  Er 
bearbätet  namentlich  die  Topographie  der  Vulkane  und  schafft  die  erste 
Ortakunde  der  Grewäohse  Javas. 

—  Theodor  Janod  studiert  mit  einem  zu  diesem  Zweck  konstruierten  kleinen 
Apparat  die  lokale  Wirkung  der  verdichteten  und  verdünnten  Luft  auf 
engumschriebenen  SteUen  der  Körperoberfläohe.    (S.  a.  1838  Tabari6.) 

—     415     — 

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1886 

1835  W.  Kniw  konstruiert  die  erste  branchbare  Maschine  zum  Säen  und  Streuen 
von  pulverförmigem  Dünger.  Diese  Maschine  \rird  1849  von  Garrett,  1860 
von  Homsby  und  1854  von  Jamea  Smyth  &  Co.  zu  solcher  Vollkommen- 
heit gebracht,  daß  sie  fortan  unter  dem  Namen  „General -Purpose-Drill", 
d.  h.  S&emaschine  von  allgemeiner  Anwendbarkeit  geht. 

—  Laurent  Guillaume  da  KoRlnck  entdeckt  in  der  Rinde  der  Apfel-,  Birnen-, 
Pflaumen-  und  Kirschbäume  das  zur  Klasse  der  Glncoside  gehörende 
Phloridzin,  das  1838  von  Stas  näher  untersucht  wird. 

—  Nachdem  schon  Ayscough  1762  zur  Brillenbeetimmung  die  Angabe  ver- 
langt hatte,  in  welcher  Distanz  gewöhnlich  bequem  gelesen  werden  könne, 
und  verschiedene  andere  Augenärzte,  wie  Tauber  1816,  Holke  1830,  von 
Druck,  Schrift  und  Punkten  zu  diesem  Zweck  Gebrauch  gemacht  hatten, 
läßt  Heinrich  KOchltr  zuerst  rationelle  Sehproben  aus  Druck  von  10  Größen 
anfertigen. 

—  Auguste  Lumit,  der  die  Substitutionserscheinungen  bei  seiner  Arbeit  über 
das  NaphtaUn  und  dessen  Derivate  (1832)  eingehend  studiert  hat,  er- 
weitert die  von  Dumas  (s.  1834  D.)  gegebene  Regel  und  begründet  die 
Substitutionstheorie,  auch  Kemtheorie  genannt.  Er  unterscheidet  ursprüng- 
liche Kerne,  welche  Kohlenstoff  und  Wasserstoff  nach  einfachen  Atom- 
verhältnissen enthalten,  und  abgeleitete  Kerne,  in  denen  dem  Wasserstoff 
andere  Körper,  die  nicht  Elemente  zu  sein  brauchen,  substituiert  werden. 

—  Auguste  Laarant  entdeckt  das  Anthrachinon  (Anthracenuse)  beim  Behandln 
von  Anthracen  mit  Salpetersäure,  Chromsäui«  und  anderen  Oxydations- 
mitteln. 

—  Nachdem  Dabit  schon  1800  den  durchdringenden  Geruch  erwähnt  hatte, 
den  der  mit  Zusatz  von  Braunstein  bereitete  Äther  habe,  und  nach- 
dem Fourcroy  und  Vanquelin  (1800)  und  Döbereiner  (1822  und  namentlioh 
1832)  bei  Einwirkung  von  Platinschwarz  auf  Alkohol  unreinen  Aldehyd 
in  Händen  gehabt  hatten,  gelingt  es  Justus  von  UaMg,  den  reinen  Aldehyd, 
dessen  Namen  er  von  Alkohol  dehydrogenatus  herleitet,  aus  seiner  Ver- 
bindung mit  Ammoniak  zu  isolieren. 

—  J.  Locke  konstruiert  die  zuerst  auf  der  Grand-Jnnction-Bahn  erprobte 
Doppelkopfsohiene,  wobei  ihn  der  Gedanke  leitet,  daß,  wenn  der  obere  Kopf 
abgenutzt  ist,  die  Schiene  gewendet  und  der  untere  genau  gleiche  Kopf 
als  Lauffläche  dienen  soU.  Diese  Schiene,  wegen  ihrer  Auflagerung  in 
Stühlen  auch  Stuhlsohiene  genannt,  wird  in  England  viel  benutzt. 

—  Nachdem  Clegg  schon  1816  erkannt  hatte,  daß  in  dem  als  Nebenprodukt 
der  Gasfabrikation  erhaltenen  Teer  noch  eine  große  Menge  Leuchtstoff 
vorhanden  sei,  und  versucht  hatte,  denselben  durch  eine  zweite  Destillation 
zu  vergasen,  erflndet  James  Malam  eine  praktische  Verwertung  in  der  Weise, 
daß  er  die  Teerdämpfe,  statt  sie  zu  kondensieren,  nochmals  durch  glühende 
Röhren  leitet  und  sie  auf  diese  Weise  vollständig  vergast. 

—  John  Ntaning  erflndet  die  Kugelventile  der  Speisepumpen  zum  Ersatz  der 
sich  häufig  festsetzenden  konischen  Ventile. 

—  Samuel  Finlay  Breeee  MorM  erflndet  den  Schreibtelegraphen,  den  er  1837 
in  verbesserter  Form  dem  Kongreß  vorlegt,  und  nachdem  er  ihn  1843  nach 
Form  und  Anordnung  noch  wesentlich  vervollkommnet  hat,  1844  auf  der 
VersuchsUnie  zwischen  Washington  und  Baltimore  praktisch  erprobt.  (S.  a. 
1844  M.) 

—  Der  englische  Ingenieur  Henry  MoMlay  macht  zuerst  in  der  Grewölbetheorie 
die  Mittellinie  des  Druckes  und  den  Satz  vom  kleinsten  Widerstand  zur 
Grundlage. 

—  Im  Anschluß  an  ältere  Versuche  von  Liscovius  (1814)  zeigt  Johannes  INIir 
durch  Experimente   am  menschlichen  Kehlkopf  und  an  künstlichen  Mo- 

—     416     — 

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1885 

dellen ,  daß  die  Stimrabfinder  in  bezng  auf  das  Verhältnis  zwischen  Span- 
nung nnd  Tonhöhe  den  Gesetzen  vibrierender  Saiten  unterliegen. 
1835  Roderiok  Impey  MiirehlMMi  und  Adam  SMigwIck  trennen  von  der  mächtigen, 
dem  paläozoischen  oder  primären  Zeitalter  der  Erdbildnng  angehörigen 
Grauwackensohioht,  die  Murchison  als  Silur  bezeichnet  hatte,  eine  untere 
Formation,  die  allerälteste,  in  der  sich  noch  petrifizierte  Organismen  be- 
finden, als  Cambrium  ab  und  gliedern  auch  dieses  wieder  nach  Stufen. 
Eine  SUurentwioklung  Ton  großer  Mächtigkeit  stellt  Barrande  in  Böhmen 
fest.  Eine  Cambriumstufe  von  schöner  Entwicklung  findet  Buch  bei  der 
Stadt  Hof.  Dem  Silur  und  Cambrium  gUedem  (s.  1837  D.)  De  laB^cheund 
Lonsdale  das  Devon -System  an. 

—  Sir  Bichard  Omn  gibt  einer  im  Huskelfleisch  des  Menschen  von  James 
Paget  und  Kobert  Brown  gleichzeitig  gefundenen  Parasitenform  den  Namen 
„Trichina  spiralis". 

—  PMttr  in  Bnrtscheid  führt  verschiedene  Verbesserungen  in  der  Nähnadel- 
fabrikation ein ;  vor  allen  Dingen  verbessert  er  das  Geraderichten  der  rohen 
Schacht«,  das  Zuspitzen  derselben  auf  dem  Schleifsteine,  und  konstruiert 
eine  Maschine  für  das  Einzählen  der  Nadeln  in  die  zum  Versand  bestimmten 
Päckchen. 

—  J.  PtIMItr  und  Thlkoum4ry  entdecken  im  Opium  das  Pseudomorphin,  das 
in  demselben  fertig  gebildet  ist  und  nicht  erst  bei  der  Verarbeitung  ent- 
steht. 

—  Augier  M.  Pwfdu  empfiehlt  für  Backöfen  die  Benutzung  von  überhitztem 
Wasser,  welches,  in  Röhren  eingeschlossen,  den  Backraum  umgibt.  Diese 
Fenernngsart  wird  insbesondere  von  Johann  Haag  in  Augsburg  und 
W.  A.  F.  Wieghorst  &  Sohn  in  Hamburg  wesentlich  verbessert.  Richard 
Lehmann  in  Dresden  schlägt  später  an  SteUe  des  überhitzten  Wassers 
überhitzten  Wasserdampf  vor. 

—  Jacob  Parklm  nimmt  am  14.  August  ein  Patent  auf  die  erste  Äthereismaschine, 
bei  welcher  die  durch  Verdunstung  gebildeten  Ätherdämpfe  mittels  einer 
Pumpe  durch  Kühlschlangen  getrieben  und  nach  der  Verflüssigung  dem  Ver- 
dunstungsbehälter wieder  zugeführt  werden.  Diese  Maschine  wird  1836 
von  Shaw,  1859  von  Harrison  und  Lawrence  und  1860  von  Fernand  Philippe 
Edouard  Carr^  verbessert. 

—  Peregrine  Philipp*  wendet  zuerst  znr  Reinigung  des  Gases  Eisenozyd  Jin 
nassen  Apparaten  an;  den  Eisenvitriol  zu  diesen  Zwecken  schlägt  zuerst 
Houzeau-Muiron  vor. 

—  Der  Chemiker  Karl  Friedrich  Plattner  zu  Freiberg  fördert  die  Analyse  der 
Mineralien  durch  eine  Verbesserung  des  Lötrohrs  (Anbringung  eines  Mund- 
stücks), und  leistet  namentlich  in  der  Lötrohranalyse  verwickelt  zusammen- 
gesetzter Stofie  Bedeutendes. 

—  Julius  PMckw  bildet  die  neuere  analytische  Geometrie  (s.  1827  M.)  nach 
mehrfacher  Richtung  hin  weiter  aus.  (Vgl.  seine  Schrift  „System  der 
analytischen  Geometrie".)  Die  Theori^  der  algebraischen  Kurven  fördert 
er  durch  die  Entdeckung  der  nach  ihm  benannten  Formeln,  wie  er  auch 
durch  die  Verallgemeinerung  des  Koordinatenbegriffs  einen  großen  Einfluß 
aof  die  Entwicklung  der  neueren  Mathematik  ausübt. 

—  Sim^n  Denis  Palnon  ermittelt  die  Gesetze  der  Wärmeleitung  in  festen 
Körpern,  indem  er  davon  ausgeht,  daß  die  TemperaturverteQung  zu  einer 
bestimmten  Zeit  gegeben  ist,  und  die  Konstanten  der  inneren  und  äußeren 
Wärmeleitungsfähigkeit  bekannt  sind. 

—  James  Cowles  Prichani  erforscht  die  Nerven-  und  Geisteskrankheiten.  Er 
wendet  zuerst  den  Ausdruck  „Moral  insanity"  an> 

—  Nachdem   zuerst  Leenwenhoek   die  Zusammensetzung  der  Epidermis   als 

SkrniBtkedter.  27 

—     417     — 


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18S6 

au8  Schüppchen  bestehend  erkannt  hatte,  gibt  Johann  Evangelista  PwfclBj« 
an,  daß  das  Gefüge  derselben  aus  Zellen  bestehe. 
1835  Johann  Evangelista  PvrklnJ«  und  Gabriel  Gustav  ValwUii  entdecken  die 
Flimmerbewegung  der  Schleimhäute  und  weisen  deren  Unabhängigkeit  vom 
Zentralnervensystem  nach.  Diese  Bewegungen  waren  1683  zuerst  von 
de  Heide  (s.  1683  H.)  an  den  Kiemen  der  Muscheln  gesehen  worden. 

—  Der  Astronom  Lambert  Adolphe  Jacques  QuatoM  in  Brüssel  sucht  durch 
Begründung  der  statistischen  Untersuchungsmethode  die  Gesetze  zu  er- 
forschen, welche  die  physischen  und  moralischen  Erscheinungen  des  in- 
dividuellen und  sozialen  Lebens  regeln. 

—  Henri  Rlfnault  erhält  durch  Abspaltung  von  Chlorwasserstoff  aus  dem 
Äthylenchlorid  das  Chlorelayl  (auch  Vinylohlorür  genannt)  und  steUt  das 
entsprechende  Bromür  und  Jodür  her.  1838  lehrt  er  die  von  der  ersteren 
Verbindung  ausgehenden  Chlorsubstitutionsprodukte  (gechlortes  und  zwei- 
fach gechlortes  Elaylchlorür)  kennen,  die  zusammen  mit  den  von  ihm  (1830) 
erhaltenen  Substitutionsprodukten  des  Äthylchlorürs  eine  RoUe  in  der  Ent- 
wicklung der  Substitutions-Typentheorie  spielen.  Von  diesen  Substitutions- 
produkten  des  Äthylchlorürs  wird  das  eiste  1869  von  Beilstein  als  iden- 
tisch mit  dem  Äthylidenchlorid  (s.  1857  W.)  erkannt. 

—  Adolph  und  Georg  RipMM  entwickeln  den  astronomiBchenTheodolit(8.1816R.) 
zum  üniversalinBtmment,  indem  sie  ihn  mit  Ablesemikroskopen  und  be- 
quemen Erleuchtungs-  und  Umlegevorrichtungen  ausstatten. 

—  Anders  Adolf  RtWut  trägt  durch  seine  Arbeiten  über  die  Scheidewand  des 
Herzens  und  durch  die  1843  publizierten  Arbeiten  über  den  VersohluB- 
mechanismus  der  halbmondförmigen  Klappen  wesentlich  zur  Erkennung 
der  Mechanik  des  Blutkreislaufes  bei. 

—  Michael  San  entdeckt  den  Generationswechsel  der  Medusen. 

—  P.  L.  Schlllinc  ¥M  Caiutadt  zeigt  seinen  i.  J.  1832  erfundenen  5 -Nadel- 
telegraphen, der,  ebenso  wie  der  Telegraph  von  Gauß  und  Weber,  auf  der 
Ablenkung  der  Magnetnadel  durch  den  Strom  beruht,  auf  der  Natur- 
forscher-Versammlung in  Bonn.    (S.  a.  1820  A.) 

—  Karl  Friedrich  Schbnpir  zu  Schwetzingen  stellt  die  als  Spiraltheorie  be- 
kannte Ansicht  über  die  Blattstellung  auf.     (S.  1830  B.) 

—  Kobert  Hermann  Schomkurik  unternimmt  in  den  Jahren  1815—44  mit 
kurzen  Unterbrechungen  ausgedehnte  Wanderungen  in  British  Guyana  und 
den  Grenzgebieten,  namentlich  im  Stromgebiet  des  Orinoco,  und  verfolgt 
den  Cuyuni,  Eesiquibo,  Demerara,  Berbice  und  Corentyn  bis  zu  ihren  Quell- 
gewässem.  Von  1840  ab  begleitet  ihn  sein  Bruder  Richard.  Am  1.  Januar 
1837  entdeckt  er  auf  dem  Berbice  die  Victoria  regia,  die  1827  Bonpland 
in  einigen  Nebenflüssen  des  Amazonenstroms  gesehen  hatte. 

—  Theodor  Schwann  entdeckt  das  Pepsin  im  Magensaft  und  zeigt,  daB  das- 
selbe nicht  diffusionsfähige  EiweißstofTe  in  assimilierbare  Spaltprodukte 
(Peptone)  umwandeln  kann,  die  imstande  sind,  durch  Membrane  durch- 
zugehen. 

—  Magnus  Schwärt  wendet  die  Theorie  der  Beugung  auf  die  mannigfachsten 
Beugungserscheinungen  des  Lichtes  an  und  trägt  so  zur  Stütze  der  Undu- 
lationstheorie  bei. 

—  Der  belgische  Arzt  Louis  Joseph  Savlln  erfindet  den  Kleisterverband  und 
verwirklicht  damit  den  Gedanken,  Knochenbrüche  der  unteren  Gliedmaßen 
ambulant  zu  behandeln. 

—  Sharpc  Rohcrti  &  Co.  in  Manchester  verbessern  die  Räderfräsmaschine,  in- 
dem sie  die  Achse .  des  Werkstücks  wagerecht  anordnen  und  den  Fräser 
auf  einem  Schlitten  unter  demselben  wegschieben.    Sie  erreichen  so,  daß  die 

—     418     — 

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1886 

herabfallenden  Sp&ne  nicht  beläetigen,  und  daß  ihre  Einrichtung  vorbildlich 
für  alle  sp&tem  FräsmaBchinen  wird. 

1835  Nachdem  Darby  (s.  1773  D.)  zuerst  beim  Brückenbau  das  Gußeisen  ver- 
wendet hatte,  und  nachdem  1794  als  erste  gußeiserne  Brücke  des  Kon- 
tinents die  Straßenbrücke  über  das  Striegauer  Wasser  in  Schlesien  her- 
gestellt worden  war,  baut  Stamm  die 'erste  schmiedeeiserne  Brücke  bei 
Vegesaok.  (Über  die  Verwendung  des  Schmiedeeisens  zu  Deckenkonstruk- 
tionen  s.   1785  A.) 

—  George  StopliWiMii  verwendet  bei  den  Walzschienen  der  London -Birmingham- 
Bahn  zum  ersten  Male  den  Blattstoß,  der  sich  insbesondere  mit  den  spä- 
teren Verbesserungen  (s.  1887  H.)  als  die  beste  aller  Stoßformen  herausstellt. 

—  Swalmon  macht,  ähnlich  wieSchouw  es  für  die  Pflanzen  getan  hatte(B.  1823  S.), 
den  ersten  Versuch  der  Aufstellung  zoologischer  Begionen.  Kr  nimmt 
6  Provinzen  an:  Kaukasische  oder  europäische  Provinz,  mongoUsche  oder 
asiatische  Provinz,  amerikanische  Provinz,  äthiopische  oder  afrikanische 
Provinz,  malaiische  oder  australische  Provinz. 

—  Thibonmtry  entdeckt  im  Opium  eine  neue  Base,  das  Thebain  (Paramorphin), 
das  von  Pelletier,  Anderson  und  Hesse  näher  charakterisiert  wird. 

—  Dem  österreichischen  Hüttenmann  Peter  von  Tunntr  gelingt  die  Darstellung 
von  Stahl  im  Puddelofen. 

—  Albert  von  Valtl  wendet  zuerst  den  Leimverband  an,  der  später  von  Bruns, 
Hessing,  Waltuch  und  Albers  (s.  1894  A.)  vielfach  vervollkommnet  wird. 
Eine  Modifikation  des  Leimverbands  stellt  auch  der  von  Unna  angegebene 
Glycerinleimverband  dar. 

—  Rudolph  WagiMr  liefert  umfassende  und  vergleichende  Untersuchungen 
über  den  Bau  des  tierischen  Eies  und  entdeckt  dabei  zuerst  im  Keim- 
bläschen (s.  1824  P.)  den  Keimfleck  (Macula  germinativa).  Er  bearbeitet 
auch  die  Entwicklungsgeschichte  der  Decidua,  der  Schleimhaut  der  Gebär- 
mutter. 

—  WUhelm  Eduard  Wtkar  beobachtet,  daß,  wenn  ein  horizontal  gespannter 
Seidenfaden  durch  ein  passend  angebrachtes  Gewicht  gedehnt  und  seine 
Verlängerung  sofort  gemessen  wird,  bei  fortdauerndem  Wirken  des  Ge- 
wichts die  Länge  des  Fadens  noch  stetig,  und  zwar  für  längere  Zeit  zu- 
nimmt, und  bezeichnet  dies  als  „elastische  Nachwirkung".  Ebenso  er- 
folgt nach  Fortnahme  des  dehnenden  Gewichts  nicht  sofort  wieder  die  volle 
Verkürzung,  vielmehr  tritt  eine  solche  nur  sehr  langsam  und  teilweise 
wieder  ein. 

—  Wilhelm  Eduard  WaMr  schlägt  vor,  die  Schienenstränge  des  Eisenbahn- 
gleises als  Rückleitung  für  elektrische  Telegraphen  zu  verwenden. 

—  Charles  WIimMom  läßt  den  elektrischen  Funken  zwischen  verschiedenen 
Metallen  überspringen  und  findet,  daß  das  Spektrum  des  Funkens  für 
jedes  Metall  charakteristisch  ist. 

1836  Der  Naturforscher  Louis  Jean  Agauli  beginnt  seine  10  Jahre  lang  fort- 
gesetzten Gletscherstudien,  welche  die  Eisgebiete  des  Berner  Oberlandes, 
von  Wallis  und  Chamonix,  sowie  den  Aargletscher  umfassen  und  später 
auch  in  Großbritannien  und  Nordamerika  fortgesetzt  werden.  Er  be- 
obachtet zuerst  die  Bändorstruktur  des  Gletschereises  und  beschreibt  in 
weiterer  Ausführung  der  Ideen  Charpentier's  die  Eigentümlichkeiten  des 
vom  Eise  durchschürften  Felsbodens  (Gletscherschlifte)  und  der  dabei 
auftretenden  Scheuersteine,  die  beide  das  sicherste  Kennzeichen  einer 
früheren  Gletschertätigkeit  bilden.  (Vgl.  a.  1836  C.)  Er  gelangt  zu  dem 
Schlüsse,  daß  das  KUma  der  Erde  in  der  jüngsten  prähistorischen  Periode 
ein  durchweg  sehr  kaltes  gewesen  sein  müsse,  und  entwickelt  eingehender 
die  von  Schimper  (s.  1834  S.  und  1837  S.)  ausgesprochene  Eisaeittheorie. 

27» 

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188» 

1836  George  Biddell  Alry  gibt  die  moderne  Theorie  des  Begenbogens,  die  nament- 
lich durch  Stokes,  Mascart  und  Pemter  noch  weiter  auegebaut  wird.  Er 
erklärt  die  Nebenregenbogen  durch  die  Interferons  der  Liohtwellen. 

—  Der  Bergrat  AHhaas  konstruiert  eine  doppeltwirkende  Pumpe  mit  zwei  hohlen 
Pluugerkolben  von  verschiedenen  Dnrohmessem,  deren  Achsen  zusammen- 
fallen, und  welche  von  einem  Zylinder  mit  Stopfbüchsen  umgeben  sind. 
Die  Pumpe  wird  unter  dem  Namen  „Perspektivpumpe"  für  Wasser- 
haltung in  Gruben  ausgeführt  und  später  von  Bittinger  noch  verbessert. 
In  dieser  verbesserten  Form  kommt  sie  als  „Bittinger-Pumpe"  in  den 
Handel. 

—  Nachdem  zur  Behandlung  von  Nervenwimden  schon  Avioenna  die  direkte 
Naht  befürwortet  xmd  Ferrara  dieselbe,  wie  es  scheint,  mit  Sohildkröten- 
sehnen  tatsächlich  ausgeführt  hatte,  unternimmt,  nach  vorausgegangenen 
Tierversuchen  von  Flourens,  Jean  Baptiste  Lucien  Bauims  es  zuerst 
wieder,  beim  Menschen  die  Naht  bei  frischen  Verletzungen  auszuführen. 

—  Johann  Jacob  von  Bwnllui  weist  darauf  hin,  daß  der  Aldehyd  (s.  1836  L.) 
und  das  Bittermandelöl  analoge,  zu  der  Essigsäure  xmd  zu  der  Benzoe- 
säure in  der  nämlichen  Beziehung  stehende  Körper  seien. 

—  Jean  Baptiste  Blot  stellt  fest,  daß  der  Einfluß  der  Schichtdioke  einer 
homogenen  Substanz  auf  die  durchgelassene  Wärmeintensität  einem  Ex- 
ponentialgesetz  folgt.    (S.  a.  1777  L.) 

—  Jacques  BouclMr  dt  PwHm«  macht  in  den  Jahren  1836 — 41  bei  AbbeviUe  im 
Sommethal  (Picardie)  Ausgrabungen  in  alten  Grabhügeln,  Grotten  und 
Knochenhöhlen,  sowie  in  den  geschichteten  diluvialen  Ablagerungen,  und 
findet  zahlreiche  Steininstrumente,  die  er  mit  den  Worten:  „Jene  roh 
behauenen  Steine,  welche  trotz  ihrer  ünvoUkommenheit  eine  nicht  minder 
sichere  Mensohenspur  sind  als  ein  ganzes  Museum",  für  vollgültige  Be- 
weise von   der  Existenz  des  diluvialen  Urmenschen  erklärt. 

—  Braekanburf  baut  das  erste  Automobil  mit  Explosionsmotor  (Sauerstoff  und 
Wasserstoff). 

—  Louis  Bralila  erfindet  eine  Notenschrift  für  Blinde.    (S.  1829  B.) 

—  BnHhwaitt  und  Erlenon  wenden  bei  ihren  Lokomotiven  Gebläse  zur  Er- 
zeugung von  künstlichem  Zug  an,  die  übrigens  auch  von  Papin  (vgl.  1689  P.) 
schon  empfohlen  worden  waren. 

—  Der  önolog  Bronntr  stellt  in  seinem  Buche  „Über  den  Weinbau  in  Süd- 
deutschland" fest,  daß  der  Boden  die  Eigenschaft  besitzt,  Mistjauche  bei 
der  Filtration  so  zu  reinigen,  daß  sie  farblos  und  klar  abläuft,  und  gibt 
dadurch  die  Grundlage  für  die  Berieselung  der  Äcker.   (S.  a.  1819  G.) 

—  Der  Geolog  William  BuckJand  in  Oxford  macht  in  seinem  Werke  „Geology 
and  mineralogy  considered  with  reference  to  natural  theology"  den  auf 
wissensohaftUcher  Grundlage  aufgebauten  Versuch,  die  Ergebnisse  der 
neueren  geognostischen  Forschungen,  insbesondere  die  plutonischen  Lehren, 
mit  der  biblischen  Schöpfungsgeschichte  in  Einklang  zu  bringen. 

—  Nachdem  duuMck  die  Anlegung  von  Rieselfeldern  angeregt  hat,  wird  die 
erste  Anlage  dieser  Art  von  LaUiam  für  die  Stadt  Croydon  in  England 


CkalNa  aus  Roxburgh  in  Nordamerika  gelingt  es,  den  Kautschuk  durch 
Kneten  in  mäßig  erwärmtem  Zustande  in  eine  weiche,  fast  aller  Elasti- 
zität beraubte  Masse  überzuführen.  Nlekali  nimmt  in  demselben  Jahre  ein 
Patent  auf  eine  Maschine  zum  Kneten  des  Kautschuks.  In  neuerer  Zeit 
wird  an  Stelle  des  Knotens  ein  Walzen  der  Masse  vorgenommen.  Vor  dem 
Kneten  oder  Walzen  wird  der  Kautschuk  einem  Waschprozeß  unterworfen. 
Benoit  Pierre  £mile  Clapayren  arbeitet  über  die  Steuerung  der  Dampf- 
maschine.  Er  zeigt  den  Einfluß  des  Voreilens  und  der  Schieberüberdeckung 

—     420     — 

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1886 

und  die  Möglichkeit,  dadurch  geringere  Füllungen  geben  zu  können,  und 
macht  zum  Erweis  dieser  Vorteile  praktische  Konstruktionen  von  Steue- 
rungen sowohl  für  ortsfeste  Dampfmaschinen  als  auch  für  Lokomotiven. 
1836  Wüliam  Fothergill  Ooolu  benutzt  als  erster  in  Europa  die  Anziehung  eines 
Elektromagnets  zum  Auslösen  von  Weokeruhrwerken  und  erfindet  den 
ersten  mit  Synchronismus  arbeitenden  Zeigertelegraphen. 

—  Der  Oberst  Cmhüh  scheint  euerst  den  Dampf  zum  Bammen  benutzt  zu 
haben.  Mit  seiner  „Bruder  Jonathan"  genannten  Dampframme,  die  zuerst 
bei  Eisenbahnbauten  in  Amerika  verwendet  wurde,  können  zwei  Pfähle 
zu  gleicher  Zeit  eingeschlagen  werden.  Das  Kammgestell  besteht  aus  zwei 
gewöhnlichen  größeren  Eunstrammen,  die  auf  einem  SchienengleiB  beweg- 
lich sind. 

—  Jean  Onmilblar  fördert  die  pathologische  Anatomie.  Er  entdeckt  die  Gerin- 
nung des  Blutes  bei  eitriger  Phlebitis,  die  sp&ter  zur  Erkl&nmg  der  anato- 
mischen Vorgänge  bei  der  Pyämie  herangezogen  wird.    (VgL  1845  V.) 

—  Die  CwnbMlaiiA-Vallay-Bahii  in  Pennsylvania  führt  Schlafwagen  ein,  bei  denen 
drei  Beihen  Schlafplätze  übereinander  befindlich  sind,  und  die  anfangs  mit 
Strohsaok,  später  aber  mit  Matratze  ausgestattet  werden  Die  Besorgung 
der  Bettwäsche  imd  der  Bossen  ist  Sache  des  Beisenden. 

—  Ingenieur  Curtls  konstruiert  das  erste  Distanzsignal. 

—  Nachdem  das  erste  von  Becquerel  angegebene  konstante  Element  sich  nicht 
bewährt  hatte,  erfindet'  John  Frederick  DmMI  sein  Zink-Kupfer-Element, 
bei  welchem  das  Wegschaffen  des  polarisierenden  Gases  durch  Anwendung 
einer  zweiten,  durch  eine  poröse  Scheidewand  von  der  ersten  Erreger- 
flüssigkeit getrennten  Oxydationsflüssigkeit  erzielt  wird. 

—  John  Frederick  DaiiMI  bemerkt,  daB  das  in  seinem  Element  (s.  vor- 
stehenden Artikel)  sich  ausscheidende  Kupfer  sich  als  Ganzes  von  der 
Elektrode  ablösen  läßt  und  ein  negatives,  aber  treues  Abbild  der  Elek- 
trode gibt.  Eine  ähnliche  Beobachtung  soU  im  gleichen  Jahre  Auguste 
de  la  Bive  gemacht  haben.  Daß  sich  auf  Silbermünzen,  welche  in  Be- 
rührung mit  Zink  in  eine  Kupfersulfatlösung  gebracht  wurden,  Nieder- 
schläge von  metallischem  Kupfer  bildeten,  hatten  Kastner  (1821)  und 
Wach  (1830)  gezeigt.  Alle  diese  Beobachtungen  schaffen  die  Grundlage 
für  die  Erfindung  der  Galvanoplastik.     (Vgl.  1837  J.) 

—  Charles  Bobert  Darwin  erklärt  die  Bildung  der  Koralleninseln,  die  nach 
ihm  ursprünglich  SaumiiSe  gewesen  sind,  durch  eine  Senkung  des  Meeres- 
bodens. Dieser  1875  weiter  ausgebauten  Senkungstheorie  Darwin's  stellt 
J.  Murray  (1880)  eine  Hebungstheorie  gegenüber.  In  neuester  Zeit  haben 
jedoch  die  Untersuchungen  von  J.  Walther  in  der  PalkstraBe  bei  Ceylon 
und  die  Bohrungen  von  SoUas  und  David  (s.  1896  S.)  auf  dem  Bifl  Funafati 
der  Senkungstheorie  Darwin's  wieder  allgemeine  Anerkennung  verschafft. 

—  Humphry  Davy  entdeckt  das  Acetylen,  welches  er  indes  nur  in  unreinem 
Zustande  erhält. 

—  Nachdem  bereits  seit  dem  15.  Jahrhundert  Versuche  zur  Herstellung  von 
Hinterladungsgewehren  gemacht  waren  (vgl.  auch  1832  L.),  löst  der  Fabri- 
kant Nicolaus  VM  Drayw  in  Sömmerda  das  Problem  der  kriegsbrauchbaren 
Hinterlader  endgültig.  Dreyse  hatte  schon  1828  ein  Patent  auf  einen 
glatten  Vorderlader,  jedoch  bereits  mit  Zündnadel  und  Einheitspatrone, 
genommen.  Sein  Hinterladungszündnadelgewehr  (16,43  mm  Kaliber,  31  g 
schweres  Langblei,  Spiegelführung,  Nadelzündung,  Mündungsgeschwindig- 
keit  296  m)  wird  1841  in  der  preußischen  Armee  eingeführt  und  ruft  eine 
völlige  Umwälzung  der  Bewaffnung  der  Armeen  hervor. 

—  Pareot  knüpft  an  eine  von  Edwards  zehn  Jahre  vorher  ausgeführte  Steue- 
rung an  und  konstruiert  die  als  „Schleppschiebersteuenmg"  bezeichnete  Ez- 

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18M 

panaionBstenenmg.   Dieee  Steuerung  wird  später  von  Snlzer  (1866),  Krause 
(1866),  Guhrauer  (1871),  Ehrhardt  (1876)  n.  a.  verbessert. 
1836    nillM  in  Paris  konstruiert  einen  Apparat  zum  mechanischen  Vorselohnen 
der  Handschuhe  auf  dem  Leder  behufs  Ausschneidens  mit  der  Handschere. 

—  Pranchot  in  Paris  erfindet  die  Moderateurlampe ,  eine  Federlampe,  bei 
welcher  die  Feder  auf  eine  ^eiohzeitig  als  Kolben  und  Ventil  wirkende, 
die  ganze  Weite  des  Ölbehälters  einnehmende  Lederklappe  drückt.  Die 
Feder  preßt  das  öl  in  der  Steigröhre  in  die  Höhe,  deren  Öffnung  durch 
einen  Stift  (Moderateur)  mit  abnehmender  Spannung  der  Feder  sich  ver- 
größert und  mit  zunehmender  sich  verengt,  wodurch  die  Ölzufuhr  zum 
Docht  stets  gleichmäßig  bleibt.  Die  Lampe  wird  (1861 — 64)  von  Neuer- 
burger  wesentlich  verbessert. 

—  Moritz  Ludwig  FrankanMin  gelingt  es  bei  seinen  von  1836 — 39  fortgesetzten 
Experimenten  viele  neue  Modifikationen  von  kiystaUisierenden  Substanzen 
zu  entdecken  und  zu  beobachten,  unter  welchen  Temperaturverhältnissen 
die  eine  oder  andere  Form  bei  bereits  als  polymorph  bekannten  Körpern 
sich  bildet. 

—  Karl  Friedrich  SauB  macht  Untersuchungen  über  das  Potential,  d.  h.  die 
charakteristische  Funktion  der  Koordinaten,  deren  partielle  Differential- 
quotienten die  Komponenten  der  Kräfte  darstellen.  (S.  Green  1825  und 
Hamilton  1834.) 

—  Karl  Friedrich  6aii>  stellt  seine  Theorie  des  Erdmagnetismus  auf,  welche 
er  auf  streng  mathematische  Gedankenverbindung  gründet. 

—  Louis  Joseph  Ctaty-Lunac  weist  durch  Versuche  nach,  daß  das  Calcium- 
carbonat beim  Erhitzen  in  offenen  Gefäßen  die  Kohlensäure  viel  schwie- 
riger verliert,  wenn  der  Kalkstein  dauernd  mit  einer  Atmosphäre  von 
Kohlensäure  umgeben  ist,  daß  dagegen  schon  eine  niedrigere  Temperatur 
zum  Garbrennen  des  Steins  genügt,  wenn  man  beim  Glühen  die  Kohlensäure 
durch  einen  Strom  von  Luft  oder  Wasserdampf  wegführt.  Beim  Brennen 
der  Kalksteine  in  den  Öfen  sind  die  umstände  für  das  Entweichen  der 
Kohlensäure  insofern  günstig,  als  fortwährend  die  Feuergase  durch  den 
Ofen  streichen  und  die  Kohlensäure  wegführen.  Beim  Brennen  von  Marmor 
empfiehlt  es  sich,  atmosphärische  Luft  oder  Wasserdlunpf  zuzuführen. 

—  J.  G.  Q»ntolt  in  Michelbaoh  bei  Hall  macht  Mitteilungen  über  die 
fabrikmäßige  Darstellung  des  Blutlaugensalzes,  die  er  nach  einer  1827  von 
Gautier  angegebenen  Methode  aus  verkohlten  stickstoffhaltigen  tierischen 
Abfällen  durch  Schmelzung  mit  Pottasche  und  Eisen  (Nägeln  oder  Dreh- 
spänen)  in  gußeisernen  Gefäßen  vornimmt. 

—  WUliam  fionagt  führt  zur  Absorption  von  Gasen  die  Kokstürme  in  die 
Technik  ein,  türm-  oder  säulenförmige  Apparate,  aus  Stein,  Mauerwerk  oder 
Steinzeugröhren  errichtet  und  mit  Koks  oder  anderem  porösen  Material 
gefüllt,  über  das  beständig  Wasser  oder  eine  andere  absorbierende  Flüssig- 
keit herabrieselt,  während  das  Gas  den  Turm  von  unten  nach  oben, 
also  dem  Wasser  entgegen,  durchströmt. 

—  James  Halli  einer  der  bedeutendsten  Geologen  Nordamerikas,  schafft  durch 
seine  i.  J.  1836  begonnenen,  Jahrzente  hindurch  fortgesetzten  Forschungen 
in  den  Staaten  New  York,  Jowa  und  Wisconsin  eine  ausgezeichnete  pa- 
l&ontologische  Grundlage  für  das  gesamte  Paläozoikum  des  westlichen  Kon- 
tinents. 1896  gibt  er,  86  Jahre  alt,  eine  geologische  Karte  des  Staates 
New  York  heraus. 

—  Thomas  Hancock  findet  gleichzeitig  mit  Chaff^e,  daß  in  Streifen  geschnitte- 
ner und  einer  energischen  Durcharbeitung  unterzogener  Kautschuk  sich 
unter  dem  Einfluß  mäßiger  Hitze  in  eine  zähe  Masse  verwandeln  läßt,  und 
daß   dadurch  seine   Elastizität  vorübergehend    autgehoben    und    ihm  in 

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1886 

diesem   Zustand  jede  beliebige  Form   gegeben   werden   kann.     (S.  auch 
1836  C.) 
1836    Theodor  KuiB  yerwendet  bei  Erbauung  der  Leipzig- Dresdener  Bahn  zuerst 
zur  Verlegung  der  Schienen  (BreitfuBschienen)  ausschließlich  QuerschweUen. 

—  A.  Kmis  führt  zuerst  die  Erfahrungen  über  die  Emähning  der  von  Pflanzen 
lebenden  Haussäugetiere  auf  physiologische  Grundsätze  zurück. 

—  Auguste  Laurtnt  entdeckt  die  Phtals&ure  bei  Oxydation  von  Naphtalin 
mit  Salpet«r8äure  und  stellt  auch  zuerst  deren  Anhydrid  dar ;  die  isomere 
Isophtalsäure  wird  1868  von  Fittig  und  Velguth  durch  Oxydation  von 
Metaxylol  mit  Chromsäure,  die  Terephtalsäure  (Parasäure)  1844  von  Caillot 
ans  dem  Terpentinöl  mit  Salpetersäure  erhalten.  Die  Phtalsänre  wird 
später  von  der  Badischen  Anilin-  und  Sodalabrik  zur  Herstellung  des 
Indigo  (8.  1897  B.)  durch  Oxydation  von  Naphtalin  mit  wasserfreier 
Schwefelsäure  in  großem  Maßstabe  dargestellt. 

—  Justus  von  LIakIg  gelingt  es  zuerst,  das  Antimon  völlig  eisen-  imd  arsenfrei 
herzustellen. 

—  Mac  Dowail  konstruiert  zuerst  Dampfsägemaschinen  mit  direkter  Wirkung, 
wobei  die  Betriebs-Dampfmaschine  derart  aufgestellt  wird,  daß  an  ihrer 
Kolbenstange  das  Sägegatter  unmittelbar  befestigt  wird. 

—  Der  Schneidermeister  Josef  MadanpwfW  in  Wien  führt  eine  Nähmaschine 
aus,  die  das  Öhr  an  der  Spitze  der  Nadel  und  den  IJnterfaden  in  einem 
Schiffchen  enthält,  konstruktiv  aber  noch  unvollkommen  ist. 

—  Der  Chemiker  James  Manh  in  Woolwich  entdeckt  die  nach  ihm  benannte 
Arsenprobe. 

—  Maugham  ist  der  erste,  welcher  die  bei  der  Glaubersalzfabrikation  ent- 
stehende Salzsäure  direkt  auf  Brannstein  einwirken  läßt.  Bisher  geschah 
die  Darstellung  des  Chlors  ausschließlich  aus  Kochsalz,  Braunstein  und 
Schwefelsäure  unter  Anwendung  von  bleiernen  Apparaten. 

—  Der  Botaniker  C.  F.  A.  Momn  in  Lüttich  vervollkommnet  die  Lehre  von 
den  periodischen  Lebensbetätigungen  der  Pflanze  und  gibt  dieser  Lehre 
den  Namen  „Phaenologie".     (S.  auch  1751  L.) 

—  Der  Physiker  Ottaviano  Fabrizio  MoaiaUi  macht  Arbeiten  über  die  Mole- 
kularkräfte, die  für  die  neueren  Theorien  des  Raumes  und  der  Substanz 
maßgebend  werden. 

—  Gerard  Johannes  MulMr  untersucht  die  Seide  und  erhält  beim  Auskochen 
derselben  mit  Wasser  das  Fibroin  (den  SeidenfaserstoS),  während  der  Seiden- 
leim in  Lösung  geht. 

—  S.  B.  Pattanon  erhält  das  erste  Patent  auf  einen  Diaphragma- Wassermesser 
für  HauBwasserleitungen. 

—  Anselme  PayM  bewirkt  die  technische  Überführung  des  Stärkemehls  in 
Dextrin,  indem  er  sehr  verdünnte  Salpetersäure  zu  HiUe  nimmt.  Die  Um- 
wandlung des  angesäuerten  Stärkemehls  erfolgt  in  den  Dextrinöfen  bei 
ISO"  C.  in  etwa  30 — 40  Minuten.  Im  Großen  wird  das  Verfahren  seit  1841 
von  Heuz6  fröres  in  Petite  Villette  bei  Paris  durchgeführt. 

—  Jules  Th^ophile  Paloim  stellt  die  Glycerinschwefelsäure  und  (1845)  die 
Glycerinphosphorsäure  dar. 

—  PmoMt  Arbeiter  in  der  Klavierfabrik  von  Seyring  in  Paris,  konstruiert  die 
erste,  noch  unvollkommene,  Zentrifugaltrockenmaschine  (Hydroextracteur), 
die  das  Vorbild  zu  den  jetzt  in  der  Technik  gebrauchten  Zentrifugen  ab- 
gibt. Für  die  Zuckerindustrie  sucht  zuerst  der  Prinzipal  Penzoldt's,  Sey- 
ring, die  Erfindung  auszubeuten,  und  erhält  am  16.  Febr.  1838  in  England 
ein  Patent.  Wesentliche  Verbesserungen  in  HersteUimg  der  Zentrifugen 
erfolgen  in  den  fünfziger  Jahren,  namentlich  durch  A.  Fesca  in  Berlin. 

—  Henry  ParrlM   versucht  zuerst,   die   seit  langen  Jahren  in  Mexiko,   Yu- 


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1886 

oatanusw.  einheimische  und  dort  zur  Schnur-  und  SeiUabrikation  benutzte 
Sisalpflanze,  eine  Agavenart  (Agave  rigida),  in  Florida  einzuführen.  Seine 
Versuche  enden  jedoch  damit,  daß  die  Indianer  die  Pflanzung  zerstören 
und  ihn  selbst  töten.  Erst  Anfang  der  90er  Jahre  wird  durch  dasAcker- 
bauministerium  der  Vereinigten  Staaten  die  Kultur  der  Sisalpflanze  wieder 
energisch  aufgenommen. 
1836  Adolf  PMichl  in  Wien  gelingt  es,  die  von  Rinman  i.  J.  1783  bereits  in  An- 
grifC  genommene  Fabrikation  gußeiserner  emaillierter  Geschirre  mit  Erfolg 
durchzuführen. 

—  Der  in  Kalifornien  und  Jowa  als  Ingenieur  tätige  Engländer  John  Plumlu 
stellt  das  erste  Projekt  einer  den  Atlantischen  und  den  StiUen  Ozean  ver- 
bindenden nordamerikanisohen  Überlandbahn  auf.  Es  ist  zu  beachten, 
daß  dies  zu  einer  Zeit  geschah,  wo  Chicago  und  San  Francisco  noch  un- 
bekannte, inmitten  einer  unkultivierten  G-egend  gelegene  Dörfer  waren. 

—  Claude  S.  M.  PwilIM  konstruiert  ein  Luftpyrometer,  bei  welchem  die  Luft 
bei  konstantem  Druck  erwärmt  und  ihre  Volumzunahme  gemessen  wird. 
Ein  Luftpyrometer,  bei  welchem  die  Luft  bei  konstantem  Volum  er- 
wärmt und  die  Druckzunahme  gemessen  wird,  wird  1840  von  Begnaolt 
konstruiert. 

—  Giovanni  Rnori  spricht  in  einem  Brief  an  Agostino  Bassi  aus,  daß  die 
perniziösen  Fieber  von  Parasiten  hervorgebracht  werden,  und  daß  die  An- 
fälle mit  Neuerzeugung  (Riproduzione)  der  Parasiten  zusammenhängen.  Diese 
Meinung  wird  1837  auch  von  £.  Metaxa  vertreten. 

—  Gerhard  Moritz  RflntlM  erbaut  in  Rotterdam  für  die  holländisohen  Kolo- 
nien die  Kriegsschiffe  „Bända"  und  „Temate",  die  ersten  Kriegsschiffe, 
bei  welchen  für  die  Hauptkonstruktionsteile  an  Stelle  des  Holzes  das 
Eisen  verwendet  wird.  Die  Behauptung,  das  erste  eiserne  Kriegsschiff 
sei  i.  J.  1839  von  Laird  erbaut  worden,  entspricht  somit  nicht  den  Tat- 
sachen. 

—  Ferdinand  Rungi  ist  der  erste,  welcher  auf  die  Vorteile  des  sulfoleinsauren 
Kalis  (lösUcbes  Türkischrotöls)  für  die  Türkischrotfärberei  gegenüber  den 
bisher  gebrauchten  Toumantölen  hinweist.  Die  allgemeine  Einführung 
der  löslichen  Rotöle  erfolgt  indes  erst  41  Jahre  später,  als  Stork  und  Werth 
auf  die  Alkalisalze  der  Ricinusölschwefelsäure  hinwiesen. 

—  Der  Chemiker  Franz  Ferdinand  Schulz«  zeigt  im  Anschluß  an  Spallanzani's 
Versuche  (s.  1766  S.),  daß  Infusionen  aus  tierischen  und  pflanzlichen  Stoffen 
nicht  faulen,  wenn  sie  zuerst  energisch  gekocht  werden  und  die  hinzu- 
tretende Luft  durch  Schwefelsäure  geleitet  und  so  keimfrei  gemacht  wird. 

—  Theodor  Schwann  steUt  fest,  daß  die  Fäulnis  durch  lebende  Körperchen 
erregt  wird. 

—  Francis  Pettit  Smith  vervollkommnet  die  Schiffsschraube  und  gibt  dadurch 
Veranlassung  zum  Bau  des  ersten  größeren  Schraubendampfers  „Archi- 
medes".    (Vgl.  1838  R.) 

—  Sarai  in  Paris  bildet  das  Verzinken  des  Eisens  als  Schutz  gegen  die  Luft- 
feuchtigkeit, sowie  das  süße  und  salzige  Wasser  aus.  Von  1840  ab  wendet 
er  auch  die  galvanische  Verzinkung  an.     (S.  auch  1786  W.) 

—  Spwfin  nimmt  ein  Patent  auf  einen  Aufzug  zum  Fördern  von  Bau- 
materialien, wie  Kalk,  Mörtel,  Ziegelsteine,  der  unter  dem  Namen  „Me- 
chanische Leiter"  in  England  und  später  auch  in  Deutschland  und  Belgien 
viele  Anwendung  findet. 

—  Karl  August  Stalnhail  in  München  wandelt  auf  Anregung  von  Gauß  und 
Weber  deren  unhandlichen  Telegraphenapparat  (s.  1833  G.)  zu  einem 
leicht  zu  bedienenden,  mit  Induktionsströmen  arbeitenden  Apparat  um, 
der   bleibende   Zeichen   gibt   (Steinheilachrift).    Mit  diesem  System   wird 

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1887 

die  s-wisohen  Manchen  und   BogenhaoBen  erbaute   Telegraphenlinie  mit 
Doppelleitung  betrieben. 

1836  Mnrtingh  und  Btckir  in  Groningen  und  Batls  in  Turin  konstruieren  gleich- 
zeitig Wagen,  welche  durch  magnetelektrische  Maschinen  betrieben  werden, 
wobei  der  Strom  durch  eine  galvanische  Batterie  geliefert  wird. 

—  Christian  Jürgensen  ThOMm  in  Kopenhagen  benutzt  die  yersohiedene  Be- 
schaffenheit des  für  Waffen  und  Werkzeuge  verwendeten  Materials  zur 
Einteilung  der  prähistorischen  Perioden  (Steinzeit,  Bronzezeit,  Eisenzeit). 

—  Der  Engländer  Charles  Blaoker  VIgnolM  macht  sich  durch  die  Einführung 
einer  der  Stevens'schen  Schiene  (s.  1832 S.)  fast  genau  nachgebildeten  Eisen- 
bahnschiene bekannt.  Nach  ihm  wird  die  heutige  Breitfufischiene  vielfach 
als  „Vignoles-Schiene"  bezeichnet,  obwohl  Vignoles  nicht  als  eigentUoher 
Erfinder  derselben  gelten  kann. 

—  Der  Mediziner  Eduard  Friedrich  Watar  eröffnet  durch  seine  Arbeiten  über 
Muskelbewegung  der  Physiologie  neue  Bahnen,  und  macht  in  Gemeinschaft 
mit  seinem  Bruder  Wilhelm  Eduard  umfassende  Studien  über  die  Mecha- 
nik der  menschlichen  Grehwerkzeuge.    (S.  auch  1833  P.) 

—  Wilhelm  W«k«r  benutzt  zur  Bestimmung  der  Intensität  der  erdmagnetischen 
Kraft  eine  Bussole,  deren  Nadel  möglichst  kurz  gehalten  ist,  bringt  aber 
an  derselben,  um  dem  in  ganze  Grade  geteilten  Kreis  einen  hinreichenden 
Durchmesser  geben  zu  können,  einen  langen  Zeiger  von  Aluminium  an. 
Als  Ablenkungsmagnet  benutzt  er  einen  zylindrischen  oder  paraUelepipedi- 
schen  Magnet  von  10  cm  Länge  und  14  mm  Durchmesser,  der  so  stark 
wie  mögUch  magnetisiert  wird.  Er  erreicht  zwar  so  nicht  die  Genauigkeit 
der  GauB'schen  Bestimmungen,  aber  immerhin  eine  Genauigkeit  bis  zu 
0,006  des  wahren  Wertes  der  horizontalen  Intensität. 

1837  Die  Brüder  Antoine  Thomson  und  Amauld  Michel  d'AkbadI«  erforschen  in 
den  Jahren  1837 — 48  Abesainien. 

—  G.  AliM  erkennt  zuerst  die  Abhängigkeit  des  chemischen  Gleichgewichts 
vom  Druck.  Er  findet,  daß  Carbonate  bis  zu  einem  bestimmten  Druck 
des  Kohlendioxyds  von  Säuren  zersetzt  werden,  und  daß  die  Zersetzung 
von  der  Natur  des  Carbonates  und  der  Säure,  nicht  aber  von  den  Mengen- 
verhältnissen abhängt. 

—  Agostino  Batil  führt  die  Muscardine,  eine  miasmatisch-kontagiöse  Krank- 
heit der  Seidenraupen,  mit  Sicherheit  auf  einen  Püz  zurück. 

—  Friedrich  Wilhelm  Bwul  leitet  für  die  Gestalt  der  Erde  in  kritischer  Unter- 
suchung der  bis. dahin  ausgeführten  Messungen  ein  Rotationsellipsoid  ab 
und  findet  die  Abplattung  der  Erde  zu  1 :  29B.    (Vgl.  1666  N.) 

—  Der  Geolog  Heinrioh  Ernst.  Bayridi  in  Berlin  beginnt  seine  fast  60jährige 
wissenschiStliche  Tätigkeit  mit  einer  Abhandlung  über  die  Versteinerungen 
des  rheinischen  Übergangsgebirges,  welcher  später  wertvolle  Untersuchungen 
über  die  Trilobiten,  die  Conchylien  des  norddeutschen  Tertiärgebirges, 
die  Crinoiden  des  Muschelkalks,  die  Kohlenkalkfauna  von  Timor  und 
anderes  folgen.  Auf  sräne  Anregung  wird  1848  die  deutsche  geologische 
Gesellschaft  gegründet. 

—  David  Bmntir  beschreibt  eine  besondere  Klasse  optischer  Bilder,  welche 
gewisse  Mineralien,  wie  Flußspat,  Alaun,  Topas,  Granat  usw.  im  reflek- 
tierten oder  durchgelassenen  Licht  zeigen.  Diese  sogenannten  „Brewster*- 
sehen  Lichtfiguren"  gewähren  einen  Bück  in  die  innere  KrystaUstruktur  und 
gehören  zu  den  mit  dem  Namen  „Asteriamus"  bezeichneten  Erscheinungen. 

—  Bobert  Wilhelm  von  Bhimm  stellt  aus  der  von  Cadet  (s.  1764  C.)  entdeckten 
rauchenden  arsenikaUschen  Flüssigkeit  das  Kakodyloxyd  her,  in  welchem 
er  ein  aus  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und  Arsen  bestehendes  Radikal,  das 

—     425     — 

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1887 

Kftkodyl,  annimmt,  dessen  Chlorid,  Bromid,  Jodid  usw.  er  darstellt.    (S. 
auch  1848  E.) 
1837    Antoine  Alexandre  Brutns  Bony  gelingt  es,  das  Myrosin,  ein  Ferment,  das 
Glukoside  spaltet,  auizuflnden. 

—  Auguste  A.  T.  Gahoun  lehrt  den  Amylalkohol,  der  schon  von  Scheele  (vgl. 
178d  S.)  erhalten  und  zuerst  von  Pelletan  und  Dumas  in  seiner  Zusammen- 
setzung bestimmt  worden  war,  näher  kennen. 

—  Der  Buohh&ndler  James  Chalmws  aus  Dundee  unterbreitet  dem  englischen 
Schatzamt  einen  in  allen  Einzelheiten  ausgearbeiteten  Vorschlag,  für  die 
Frankienmg  der  Briefe  aufklebbare  Briefmarken  zu  verwenden,  und  fügt 
seiner  Eingabe  Probestücke  von  gummierten  Briefmarken  bei. 

—  Groquahr  in  Paris  erfindet  die  Grundiermaschine,  eine  Maschine  zum  Auf- 
tragen der  Grundfarbe  auf  Tapeten ;  die  Maschine  wird  1887  von  Hummel 
in  Berlin  wesentlich  vervollkommnet. 

—  Henri  D«  la  Meli*  und  William  Lontdal*  trennen  die  über  dem  Silur  (s. 
1835  M.)  liegende  Formation,  die  den  alten,  roten  Sandstein  in  sich  schlieBt, 
als  selbständige  Formation  unter  dem  Namen  Devon  ab.  Dieser  Name 
wird  von  Beyrich  und  Roemer  auch  nach  Deutschland  übertragen,  wo  das 
Devon  am  Khein,  in  Westfalen  und  im  Harz  mächtig  ansteht. 

—  Alexandre  Dornt  entdeckt  die  geformten  Elemente  der  vor  der  Greburt 
und  in  der  ersten  Zeit  nach  der  Geburt  von  der  Milchdrüse  abgesonderten 
Flüssigkeit,  die  von  der  normalen  Milch  verschieden  ist  und  als  Colostrum 
bezeichnet  wird.  Heule  gibt  diesen  geformten  Elementen  den  Namen 
Colostrumkörperchen . 

—  Alexandre  Doniii  findet  im  syphiUtischen  Eiter  mikroskopische  Lebewesen, 
während  solche  bei  Sekreten  von  gesunden  Individuen  nicht  vorgefunden 
werden.  Seine  auffallenden  Beobachtungen  werden  jedoch  durch  die  fast 
gleichzeitigen  Entdeckungen  von  Cagniard  de  la  Tour,  Schwann,  Kützing 
und  Bassi  in  den  Schatten  gestellt  und  vergessen. 

—  Heinrich  Wilhelm  Dom  weist  nach,  daß  alle  großen  Witteningsanomalien 
weder  lokalen  noch  unmittelbar  kosmischen  Ursprungs  sind,  sondern  sich 
über  einen  größeren  TeU  der  Erdoberfläche  erstrecken,  und  daß  sich  neben 
einem  solchen  Gebiet  gewöhnlich  ein  anderes  von  entgegengesetzter  Ano- 
malie befindet. 

^  Ren6  Joaqxiin  Henri  Dntrodiat  macht  wichtige  Arbeiten  über  die  Gewebe- 
spannung in  der  Pflanze  und  deren  Wichtigkeit  für  das  Pflanzenwachstum. 
Die  Kenntnisse  über  die  Grewebespannung  werden  namentlich  von  Hof- 
meister (1859),  Sachs  (1865),  Kraus  (1867),  sowie  von  Nägeli  und  Schwen- 
dener  (1867)  erweitert. 

—  Der  Württembergische  Bergrat  Fabir  du  Favr  zu  Wasseralflngen  macht 
die  erste  praktische  Anwendung  der  Gichtgase  der  Hochöfen,  die  er  zur 
Erwärmung  des  Gebläsewindes  und  cur  Frischeisenbereitung  in  Flamm- 
öfen verwendet.  Seine  Bemühungen  tragen  dazu  bei,  daß  der  Wert  gas- 
förmiger Brennstoffe  erkannt  wird.     (S.  1814  A.  und  1839  B.) 

—  Auf  Grund  einer  aus  Nordamerika  erhaltenen  Anregung  stellt  Dr.  FMCht- 
wangw  zuerst  Nickelmünzen  her,  um  zu  beweisen,  daß  dies  Metall  sich  zu 
Münzzwecken  eignet.  Die  tatsächliche  Ausprägung  von  Münzen  aus  Nickel 
oder  Nickellegierungen  erfolgt  zuerst  (1860)  in  der  Schwöz. 

—  Marie  Jean  Pierre  Flounm  entdeckt  eine  eng  umschriebene  Stelle  in  der  Me- 
duUa  oblongata,  welche  das  Zentrum  für  die  Atembewegung  darstellt,  und 
deren  Verletzung  augenbUoklich  den  Tod  zur  Folge  hat,  weswegen  er  sie 
„Noeud  vital"  nennt.    (S.  a.  1760  L.  und  1812  L.) 

—  Marc  Antoine  Auguste  SmiMii,  Chemiker  in  Paris  stellt  zuerst  durch 
Schmelzen  im  Knallgebläse  künstliche  Edelsteine,  namentlich  Rubin,  her. 


—     426     — 

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1887 

1837  William  Ctanact  nimmt  das  grundlegende  Patent  für  die  Austreibung  des 
BämtUchen  Sulfldschwefels  der  Sodarückgtände  in  Form  von  Schwefel- 
wasserstoff; alle  seine  Versuche,  die  er  über  mehr  als  20  Jahre  ausdehnt, 
scheitern  aber  daran,  daß  er  zu  verdünntes,  und  zwar  uogleioIunäBig  ver- 
dünntes Schwefelwasserstoffgas  erhält.  Erst  A.  M.  Chance  gelingt  es  im 
Verein  mit  C.  F.  Claus,  das  Verfahren  zur  technischen  Vollendung  zu 
bringen.    (S.  1887  C.) 

—  Der  Tierarzt  Karl  Gottiieb  HwibiMr  in  Greifswald,  sp&ter  in  Dresden,  macht 
ausgedehnte  Untersuchungen  über  die  Magenverdauung  der  Wiederkäuer 
und  stellt  die  Fütterungslehre  auf  eine  wissenschaftliche  Grundlage. 
(Vgl.  die  Schrift  „Über  die  Magenverdauung  der  Wiederkäuer".)  Seine 
weiteren  Forschungen  beziehen  sich  namentlich  auf  die  Lungenseuohe  des 
Rindes  und  die  Trichinen.  Er  ist  der  Keorganisator  des  Vetcrinärwesens 
in  Sachsen. 

—  Carl  Anton  Hamchtl  in  Cassel  erfindet  die  nach  ihm  benannte  Henschel- 
Turbine  (auch  vielfach  als  Henschel  -  Jonval-  oder  Jonval  -  Turbine  be- 
zeichnet), deren  erste  Ausführung  1841  in  einer  Steinschleiferei  in  Holz- 
minden aufgestellt  wird. 

—  (jrermain  Henri  H*B  erhält  bei  der  Einwirkung  der  verdünnten  Salpeter- 
säure auf  Zucker  neben  der  Oxalsäure  eine  Säure,  der  er  den  Namen 
„Zuckersäure"  beilegt. 

—  Friedrich  Hattmann  gibt  in  seiner  „Physikalischen  Geographie"  die  Gnmd- 
lagen  einer  Klassifizierung  der  Inseln,  denen  sich  später  neue  Systeme  von 
Wallace  (1880),  von  Richthofen   (1882),   Peschel  (1896)   u.  a.  anschließen. 

—  Moritz  Hermann  Jieofel  in  Petersburg  faßt  den  Gedanken,  die  von  Daniell 
(s.  1836  D.)  beobachtete  Tatsache,  daß  das  sich  ausscheidende  Kupfer  ein 
treues  Abbild  der  Elektrode  ist,  technisch  zu  verwerten  und  erfindet  da- 
mit das  als  „Galvanoplastik"  bezeichnete  Verfahren  zur  Abformung  der 
verschiedensten  Gegenstände  mittels  des  galvanischen  Stroms. 

—  Der  Engländer  Kmx  entdeckt,  daß  Selen  beim  Schmelzen  elektrisch 
Mtend  wird. 

—  Rudolph  Hermann  Arndt  KohhraoMh  ermittelt  die  Gesetze  des  elektrischen 
Säckstands  in  der  Batterie.  Als  elektrischer  Rückstand  wird  die  bei  der 
niemals  vollständig  erfolgenden  Entladung  in  der  Batterie  zurückbleibende 
Elektrizität  bezeichnet,  die  abhängig  ist  von  der  Beschaffenheit  des  starren 
Isolators  (bei  luftförmigen  Isolatoren  tritt  der  Rückstand  nicht  auf)  und 
von  der  Dicke  desselben.  Auch  WüUner,  Maxwell  u.  a.  arbeiten  über  die 
Rüokstandsbildung. 

—  Friedrich  KOMne  kommt  gleichzeitig  mit  Th.  Schwann  (vgl.  1837  S.)  zu 
dem  Resultat,  daß  die  Hefe  ein  lebendes  Wesen  sei,  und  daß  durch  ihre 
Lebenstätigkeit  die  alkoholische  Gärung  des  Zuckers  sich  vollziehe. 

—  Friedrich  KOMnc  dehnt  seine  Untersuchungen  auf  den  Mikroorganismus 
der  Essiggärung  (s.  1822  P.)  aus  und  konstatiert,  daß  derselbe  aus  einer 
Anzahl  kleiner  runder  zu  Ketten  vereinigter  Körper  besteht.  Er  er- 
kennt, daß  die  Bildung  der  Essigsäure  mit  der  Gegenwart  des  Mikro- 
organismus eng  verknüpft  ist. 

—  JuBtus  von  lUUt  erhält  durch  Einführung  der  Alkalimetalle  an  die  Stelle 
von  Wasserstoff  im  Alkohol  die  durch  ihr  starkes  Reaktionsvermögen  aus- 
gezeichneten Äthylate. 

—  Justus  von  LMNe  und  Friedrich  WMtor  stellen  das  Allantoin,  ein  unmittel- 
bares Produkt  des  tierischen  Lebens  (s.  1800  V.),  synthetisch  durch  Oxy- 
dation der  Harnsäure  mit  Bleisuperoxyd  her.  Sie  entdecken  femer  bei 
ihren  Arbeiten  über  Harnsäure  eine  große  Anzahl  neuer  Körper,  das  Al- 
loxantin,  das  Murexid  usw.    (S.  1838  L.) 

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1887 

1837  JustuB  von  LtoMf  und  Friedrich  WMitor  finden,  daß  das  1830  von  Sobiqnet 
und  Boutron  in  den  bittem  Mandeln  entdeckte  Glucosid  ,,Amygdalin"  bei 
HersteUimg  der  Bittermandelessenz  unter  Bildung  von  Zucker  and  Blau- 
säure gespalten  und  diese  Spaltung  durch  eine  eiweiBartige  Substanz  be- 
-wirkt  wird,  der  sie  den  Namen  „Emulsin"  geben. 

—  Humphrey  Lloyd  liefert  den  experimentellen  Beweis  ffir  die  von  William 
Sowan  Hamilton  aus  theoretischen  Erwägungen  abgeleitete  konische 
Refraktion.    (Vgl.  a.  1832  H.) 

—  Der  Engländer  Lynch  findet  die  Medische  Mauer  wieder  auf,  welche  sich 
im  Altertum  etwa  6  Meilen  nördlich  von  Bagdad  in  einer  Länge  von 
110  km  bei  6  m  Dicke  und  —  angeblich  —  32  m  Höhe  zwischen  Euphrat 
und  Tigris  hinzog  und  Babylonien  gegen  Einfälle  von  Norden  her  schützte. 

—  Nachdem  schon  1760  Domenioo  Cotngno  dargelegt  hatte,  daß  in  der 
Schädel-  und  Hüokgratshöhle  ein  ansehnlicher  Raum  von  „Wasser"  aus- 
gefüllt werde,  gelingt  es  Fran^ois  Macandi«,  die  Existenz  des  Liquor  cere- 
brospinalis endgültig  zu  beweisen. 

—  Gustav  Magnin  analysiert  die  Blutgase  und  weist  naohi  daß  der  Sauerstoff 
im  Blute  bis  in  die  Capillaren  gelangt  und  erst  hier  zum  Teil  verschwindet. 
Damit  ist  bewiesen,  daß  sich  der  Verbrennungsprozeß  nicht  ausschließlich 
in  den  Lungen  vollzieht. 

—  Der  Berliner  Botaniker  Franz  Julius .  Ferdinand  MayM  sohaflt  die  erste 
zusammenhängende  Phytotomie. 

—  Alexander  MitelMll  benutzt  zur  Fundamentierung  von  Bauwerken  Sohrau- 
benpfähle,  welche  aus  Holz  oder  besser  aus  Rundeisenstangen  oder  hohlen 
Eisenröhren  hergestellt  und  am  unteren  Ende  mit  einem  Schrauben- 
gewinde versehen  sind.  Sie  werden  ähnlich  den  Pfahlroetpfählen  ver- 
wendet, jedoch  nicht  eingerammt,  sondern  in  den  Baugrund  eingeschraubt. 

—  Friedrich  Mohr  erfindet  den  Eorkbobrer  und  die  Filterschablonen. 

—  Der  österreichiBche  Astronom  J.  MontaA  macht  zuerst  darauf  aufmerksam, 
daß  zwischen  Kometen  und  Meteoritenanhäufimgen  ein  prinzipieller  ünter- 
Bohied  nicht  bestehe. 

—  Nowall  in  Dundee  verbessert  die  Maschinen  zur  Drahtseilfabrikation. 
Ziemlich  gleichzeitig  konstruiert  der  Mechaniker  Wvrm  in  Wien  eine  ver- 
besserte Maschine,  welche  durch  Zusammendrehen  von  12  Drähten,  ohne 
dieselben  vorher  in  Litzen  zu  verarbeiten,  unmittelbar  Seile  verfertigt 
Diese  Masohine  wird  zuerst  im  Bergdistrikt  Schemnitz  aufgestellt,  später 
aber  verändert,  da  die  damit  erzeugten  Seile  an  Haltbarkeit  den  Albert'- 
sohen  Litzenseilen  nachstehen. 

—  Der  Physiker  Charles  G.  Pago  in  Salem  (Massachusetts)  hört  zuerst  das 
Tönen  („ringing")  eines  Eisenstabes,  der  in  einer  von  einem  galvanischen 
Strom  durcbflossenen  Drahtspirale  angebracht  wird,  und  nimmt  wahr,  daB 
das  Tönen  sowohl  im  Augenblick  der  Unterbrechung  als  auch  der  Wieder- 
herstellung des  Stromes  eintritt.  Es  ist  dies  der  erste  Schritt  zur  Er- 
findung des  Telephons.  (Vgl.  seine  in  Silliman's  „American  Journal  of 
Science  and  arts".  Band  1837,  gemachte  Mitteilung:  „The  produotion  of 
galvanic  music".  —  Weiteres  s.  1848  W.) 

—  PlHWOb  in  Lille  legt  die  Gleitfläohen  der  Schieber  an  den  Lokomotiven 
vertikal  und  vereinfacht  dadurch  die  Steuerung. 

—  Joseph  Ptllttior  und  Walttr  entdecken  das  Toluol  bei  der  Leuchtgasfabri- 
kation aus  Harz  und  nennen  es  zuerst  „B6tinaphte".  1842  wird  es  von 
Sainte-Cüaire-Deville  bei  trockener  Destillation  des  Tolubalsams  gewonnen 
und  von. Gerhardt  als  identisch  mit  der  R6tinapbte  erkannt.  Im  gleichen 
Jahre  entdecken  Pelletier  und  Walter  das  Cumol,  das  Cabours  1840  bei 

—     428     — 

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1887 

Destillation  der  ChuninBänre  mit  übersohüssigem  Kalk  erhfllt  und  als  iden- 
tisch mit  dem  Pelletier'schen  Produkt  erkennt. 
1837  Isaao  PHnun  verbessert  die  Taylor'sohe  Knrzschrift  (s.  1786  T.),  indem  er 
die  rein  lautgem&Be  phonetische  Schreibung  konsequent  durchführt. 
Pitman's  Stenographie,  die  der  Erfinder  selbst  „Phonography"  nennt,  hat 
in  allen  englisob  sprechenden  Ländern,  besonders  in  Nordamerika,  eine 
weite  Verbreitung  gefunden. 

—  Claude  S.  M.  PoullM  entwickelt  das  Galvanometer  zu  einem  wirklichen 
MeBapparat,  indem  er  die  Tangentenbussole  tmd  die  Sinusbussole  erfindet. 
Er  benutzt  diese  Apparate,  um  die  Stromst&rke  durch  ihre  magnetischen 
Wirkungen  zu  messen,  und  bestätigt  durch  solche  Messungen  an  kon- 
stanten Ketten  das  Ohm'sohe  Gesetz.  (S.  a.  1831  F.)  Die  Tangenten- 
bussole wird  1861  von  Gangadn  und  1870  von  Wiedemann  (vgL  1870  W.) 
wesentlich  verbessert. 

—  PmM  verbessert  die  bis  dahin  ungemein  entzündlichen  und  explosiven 
Seibzündhölzer,  indem  er  anstatt  des  chlorsauren  Kalis  nur  Bleisuperoxyd 
anwendet  und  sp&ter  dem  Bleisnp«rozyd  salpetersaures  Bleiozyd  und 
Mennige  beimengt.    (S.  a.  1834  B.) 

—  Johann  Evangelista  PaiUnJ*  teilt  seine  Beobachtungen  über  den  Bau  der 
Nervenfaser  mit  und  gebraucht  zuerst  die  Bezeiohnimg  des  Achsenzylin- 
ders für  deren  zentrales  Gebilde.  Er  spricht  sich  dahin  aus,  daß  die  Gang- 
lienkörper, wie  Ehrenberg  1833  diese  Nerven  genannt  hatte,  Zentral- 
organe seien. 

—  QattiM,  Olbtn  und  Binwtsrf  erwähnen  ^eiohzeitig  die  periodisch  sichere 
Wiederkehr  des  August  -  Stemsohnuppenschwarms  um  die  Epoche  des 
Laurentiusfestes  (9.— 14.  August)  und  geben  diesem  Phänomen  den  Namen 
„Strom  des  heiligen  Laurentins".    (S.  a.  1833  O.  und  1864  N.) 

—  Peter  RM  erfindet  das  elektrische  Luftthermometer  und  wendet  dasselbe 
an,  um  die  Gresetze  der  Wärmeentwicklung  durch  die  elektrische  Ent- 
ladung zu  «rforschen. 

—  Stephen  Peter  R^jWMl  untersucht  unter  Verwendung  von  in  flächentreuer 
Projektion  gehaltenen  Karten  das  Verhältnis  von  Land  zu  Wasser  unter 
sorgfältiger  Beachtung  aller  Fehlerquellen  nach  der  Wägemethode  (b.  1693  H. 
und  1742  L.).  Er  ermittelt  dasselbe  zu  1:2,76,  welches  Verhältnis  auch 
Humboldt  und  Ritter  annehmen.    (S.  a.  1884  K.) 

—  Auguste  d«  la  Rhra  beobachtet  zuerst  die  elektrolytische  Wirkung  von 
Wechselströmen  einer  elektromagnetischen  Stromquelle,  eine  Wahrnehmung, 
die  1873  von  Fr.  Kohlrausch  gelegentlich  seiner  Untersuchungen  über 
galvanische  Polarisation  bestätigt  wird. 

—  Fredrik  Rutkuit  prüft  aufs  neue  den  von  Gay-Lussac  für  trockene  Luft 
gefundenen  Ausdehnungskoeffizienten  und  findet  denselben  geringer  als 
Gay-Lussac,  nämlich  anstatt  0,376  zu  0,366  des  Volums  bei  0°. 

—  Ferdinand  Runca  macht  die  erste  Beobachtung  einer  aus  Anilin  entstehenden 
Farbsubstanz,  indem  er  bei  Behandlung  des  von  ihm  aus  Steinkohlenteer 
erhaltenen  und  „Kyanol"  genannten  Anilins  mit  Chlorkalk  eine  intensive 
blaue  Färbung  erhält. 

—  Karl  Friedrich  Schhnpar  dehnt  die  Glazialtheorie  (s.  1834  S.)  auf  den  ganzen 
Erdball  aus  und  gibt  der  von  ihm  angenommenen  Epoche  einer  allge- 
meinen Klimadepression  und  Vergletscherung  den  Namen  „Eiszeit".  Er 
begründet  die  Lehre  von  der  Moränenlandsohaft. 

—  Christian  Friedrich  SchtaM«  gelingt  es,  das  Eisen  durch  Glühen  an  der 
Luft  passiv  zu  machen.  (S.  a.  1790  K.)  Faraday  erklärt  diese  Erscheinung 
daraus,  daB  sich  hierbei  auf  dem  Eisen  eine  für  das  Auge  nicht  merk- 
bare Oxydschioht  bilde. 

—     429     — 


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1887 

1837  Theodor  Schwann  erbringt  auf  experimentellem  Wege  den  Btrengen  Beweis 
für  die  von  Cagniard  de  la  Tour  festgt^stellte  Tatsache  (s.  1836  C),  daQ 
die  Hefe  ein  lebendes  Wesen  ist,  und  daß  durch  ihre  Lebenstätigkeit 
die  Gärung  sich  vollzieht.  (Vitale  oder  vegetative  Gärungstheorie.)  Er  stellt 
namentlich  auch  fest,  daB  die  Gärung  ausbleibt,  wenn  der  Traubensaft 
gekocht  und  die  zutretende  Luft  durch  Hitze  sterilisiert  wird.  (Vgl.  a. 
1837  K.) 

—  Emest  Mllcw  stellt  die  ersten  Paxafflnkerzen  her. 

—  A.  SM*  konstruiert  einen  geschlossenen  Tancherhelm,  nachdem  die  von 
ihm  und  C.  A.  Deane  konstruierten  offenen  Taucherhelme  sich  nicht  be- 
währt hatten.  Bemerkenswert  ist,  daB  in  Deeagulier's  i.  J.  1726  er- 
schienenen Werke  „A  course  of  Experimental  Philosophy"  diesen  Helmen 
sehr  ähnliche,  wenn  auch  nicht  so  vollkommene  Apparate  beschrieben 
und  abgebildet  sind. 

—  Thomas  8lni|Mon  und  Peter  Warren  Dmw,  zwei  Beamte  der  Hudsonbai- 
Kompagnie,  klären  in  den  Jahren  1837 — 39  auf  einer  Bootfahrt  von 
2400  km  die  noch  unbekannten  Strecken  der  nordamerikanischen  Polar- 
käste so  weit  auf,  daB  die  geographische  Kenntnis  derselben  nunmehr 
abgeschlossen  scheint. 

—  Karl  Spnncal  führt  die  Unfruchtbarkeit  einer  Anzahl  von  ihm  analysierter 
Bodenarten  auf  ihren  Mangel  an  gewissen  Asohenbestandteilen  zurück, 
woraus  deutlich  erhellt,  daß  diese  Bestandteile  teilweise  unentbehrlich  sein 
müssen. 

—  Der  Kapitän  Th.  H.  tarnntr  findet  «ne  außerordentlich  sichere  graphische 
Methode,  den  Standpunkt  eines  Schiffes  auf  See  durch  Projektion  auf  eine 
Mercatorkarte  zu  bestimmen.  Maury  bezeichnet  diese  Methode  als  Beginn 
einer  neuen  Aera  in  der  praktischen  Navigation. 

—  Lewis  TlnmiMon  und  unabhängig  von  diesem  C.  H.  Pfalf  entdecken  den 
dem  Arsen  Wasserstoff  analogen  Antimonwasserstoff.  1821  hatte  ihn  schon 
Sörullas  beobachtet,  aber  mit  Arsenwasserstoff  yerwechselt.  Bei  der 
Ähnlichkeit  der  beiden  Gase  und  der  Möglichkeit  der  Verwechslung  der- 
selben in  der  gerichtlichen  Chemie,  war  die  ReindarsteUung  des  Antimon- 
wasserstoffs, die  1886  ebenso  wie  seine  Verflüssigung  von  Olszewski  be- 
wirkt wird,  von  großer  Wichtigkeit.     (Vgl.  1904  St.) 

—  Der  Amerikaner  Alfred  Vall  konstruiert  einen  Typendrucktelegraphen ,  der 
sich  jedoch  ebensowenig  wie  1841  der  von  Wheatstone  und  1847  der 
von  Morse  erfundene  bewährt. 

—  VaHtt  führt  das  Ferrum  oarbonatum  sacoharatum,  das  er  durch  Fällung 
von  ozydfrpiem  Eisensulfat  mit  Natriumoarbonat  und  Zusatz  von  Honig 
erhält,  in  den  Arzneischatz  ein.  Von  1866  ab  (s.  1866  H.)  gelangen 
mit  Eisenoxyd  hergestellte  Sacoharate  in  den  Handel. 

—  Alfred  Wilhelm  Volkmuin  zu  Dorpat  begründet  die  Hämodynamik,  die 
Physik  der  Blutbewegung. 

—  Charles  WhMtstone  behauptet  zuerst,  daß  die  veisohiedenen  Vokaltöne 
nichts  sind  als  Klangverschiedenheiten,  und  daß  sie  somit  den  verschie- 
denen den  Grundton  begleitenden  Obertönen  zuzuschreiben  sind. 

—  Charles  WhMtiton«  und  William  Fothergill  Cook*  erbauen  nach  dem  Muster 
des  Schilling'schen  Apparates  (vgl.  1836  S.)  einen  6-Nadeltelegraphen.  Im 
Jahre  1846  vereinfachen  sie  das  System  zu  einem  1-Nadeltelegraphen,  der 
noch  jetzt  in  England  im  Gebrauch  ist. 

—  Robert  WIIHt  macht  Arbeiten  über  die  Radzähne,  erfindet  den  Odonto- 
graphen  und  schreibt  das  berühmte  Werk  „Principles  of  meoanism"  (1841), 
durch  welches  erst  die  praktische  Bedeutung  der  Kinematik  (s.  1834  A.) 
klargestellt   wird.     Andere   Odontographen    werden    1864    von   Moll  und 

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ReuleaTiz,  1877  von  Robinson  angegeben.  Auch  Weisbach,  Thallmayer  u.  a. 
geben  unter  dem  Namen  „Zahnkurvenrarkel"  ähnliche  Instrumente  an. 

1837  Friedlich  WUitor  stellt  vollkommen  reinee  Eisen  (Ferrum  hydrogenio  rednc- 
tum)  durch  Erhitzen  von  Eisenozyd,  welches  er  durch  Glühen  von  Eisen- 
vitriol und  Kochsalz  erhält,  im  WaaserstofTstrome  her.  Auch  durch  Reduk- 
tion von  erhitztem  Eisenchlorür  im  Wasserstofistrom  läßt  sich  dieses  Pro- 
dukt herstellen. 

1838  Fran^ois  Dominique  Arag»,  der  die  G««itterersoh«inungen  sehr  eingehend 
beaclureibt,  unterscheidet  4  Arten  von  Blitzen:  Linienblitze,  Fläohenblitze, 
Perlenschnurblitze,  Kugelblitze. 

—  Robert  Bali  verbessert  das  Hüller'sche  Schleppnetz  (s.  1779  M.),  indem  er 
dem  dazu  benutzten  Eisenrahmen  die  Form  eines  etwa  14  Zoll  langen 
und  4  Zoll  hohen  Rechtecks  gibt. 

—  William  Banittt  erfindet  eine  Gasmaschine  mit  Verdichtung  der  Ladung 
vor  der  Entzündung  und  Mischung  der  frischen  Ladung  mit  den  im  Zylin- 
der zurückgebliebenen  Verbrennungsgasen.  In  der  Patentschrift  wird  aus- 
drücklich hervorgehoben,  daß  die  Maschine  auch  mit  leichtflüchtigen  flüs- 
sigen Kohlenwasserstoffen  betrieben  werden  könne,  so  daß  die  Maschine 
auch  als  Vorläufer  der  Benzinmotoren  anztisehen  ist. 

—  Antoine  C^ar  BscqHCral  gibt  die  erste  Anregung,  Metalle,  wie  Kupfer, 
Silber  und  Gold,  technisch  durch  Elektrolyse  zu  gewinnen. 

—  Friedrich  Wilhelm  DmhI  bestimmt  mittels  des  Fraunhofer'schen  Helio- 
meters in  Königsberg  die  Parallaxe  von  61  Cygni  zu  0,3  Bogensekunde. 
Dies  ist  die  erste  Parallaxenbestimmung  für  Fixsterne.    (S.  1839  H.) 

—  BaüMll  nimmt  ein  Patent  auf  die  Konservierung  des  Bauholzes,  insbeson- 
dere der  Eisenbahnschwellen,  mit  den  schweren  durch  Destillation  von  Gas- 
teer zu  gewinnenden  ölen  (Bethellisieren),  und  eröffnet  damit  dem  Stein- 
kohlenteer die  erste  erheblichere  Verwendung.  Die  Imprägnierimg  bewirkt 
er  in  ähnlicher  Weise  wie  Br^nt  und  Payne.    (S.  1831  B.) 

—  Nachdem  der  spanische  Arzt  Nicolö  Monardea  zuerst  (1675)  die  Fluorescenz 
an  einem  Aufguß  des  Lignum  nephritioam  beobachtet  hatte,  erregt  dies 
Phänomen  dauernd  die  Aufmerksamkeit  der  Forscher,  wie  folgende  Namen 
zeigen:  Kiroher,  Grimaldi,  Boyle,  R.  Hooke,  Newton,  Mariotte,  Chr.  v.  Wolf, 
Musschenbroek,  Th.  Young.  Nachdem  Musschenbroek  die  Ersohränung  an 
Steinöl,  Murray  an  der  inneren  Rinde  der  Esche,  Goethe  an  der  Roß- 
kastanienrinde,  Döbereiner  am  jamaikanischen  Bitterholz  gezeigt  hatte, 
beobachtet  David  Brawitar  die  Fluorescenz  am  Chlorophyll,  am  Flußspat 
und  einer  großen  Reihe  anderer  Substanzen,  John  F.  W.  HmcMI  an  Chinin- 
löBongen. 

—  Naebdem  William  Wing  und  Elihu  White  bereits  i.  J.  1805  eine  —  noch 
unvollkommene  —  Letterngießmaschine  erfunden  hatten,  stellt  David  BniM 
in  Brooklyn  die  erste  praktisch  brauchbare  Maschine  zum  Massenguß  von 
Bnchdrucklettem  her. 

—  Bumatt  imprägniert  das  Holz  mittels  einfachen  Einlaugens  in  Zinkohlorid- 
lösungen,  modifiziert  aber  bald  sein  Verfahren  dahin,  daß  er  zur  Im- 
prägnierung mit  Zinkohlorid  die  von  Br^ant  und  Payne  (s.  1831  B.)  er- 
fundene pneumatische  Methode  verwendet,  wodurch  erst  seine  Imprägnie- 
rung eine  erfolgreiche  wird.    (Bumettisieren.) 

—  Charles  ChuM  bringt  in  dem  Füllungsraum  der  Geldschränke  zwei  oder 
drei  eiserne  Zwischenwände  an  und  füllt  die  Zwischenräume  mit  Holz- 
asche oder  Holzkohle  aus.  (S.  a.  1834  M.)  Diese  Füllung  wird  1840  von 
Thomas  Miliner  durch  poröses  Holz,  Sägespäne  und  Knocbenstaub  ersetzt. 

—  Die  Ingenieure  Samuel  Ctoa  und  Jacob  Samute  machen  zuerst  Medhurst's 
Vorschlag  (s.  1810  M.)  brauchbar,   indem  sie  die  Wormwood-Sorubsbahn 


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bei  London  als  atmoBphärisehe  Eisenbahn  betreiben;  doch  steJlt  sich  das 
STstem  als  zu  teuer  herans. 
1838  Charles  Pierre  Matthien  CoabH  konstruiert  ein  Flügelanemometer,  das 
rar  Messung  der  Geschwindigkeit,  des  Wetterzuges  in  Bergwerken  und  mr 
Messung  des  Heixgasatromes  vielfach  benutzt  wird.  Ähnlichen  Zwecken 
dient  das  Flügelanemometer  von  Biram  und  Casella,  das  Pendelanemo- 
meter  von  Henaut  und  Diokinson  und  das  Kugelanemometer  von  Robinson. 
(S.  1846  B.)  Das  Combes'sche  Instrument  wird  1873  von  A.  Cavallero  in 
Turin  wesentUoh  vervollkommnet. 

—  William  F.  OMk«  erh&lt  in  England  am  18.  April  das  erste  Patent  für 
einen  tragbaren,  von  den  Eisenbahnsügen  mitzufahrenden  elektrischen 
Telegraphenapparat. 

—  Nachdem  J.  X.  Niepce  am  d.  Juli  1833  gestorben  war,  setzt  Louis  Dacnrra 
die  von  diesem  begonnenen  heliogiHphiachen  Versuche  (vgl.  1816  N.)  fort, 
wobei  es  ihm  gelingt,  das  auf  jodierten  SUberplatten  hervorgerufene  un- 
sichtbare (latente)  Lichtbild  mit  Queckailberdämpfen  zu  entwickeln  und 
es  mit  HiUe  von  unterschwefligsaurem  Natron  zu  fixieren.  Er  teilt  diese 
Erfindung,  die  Daguerrotypie  genannt  wird,  Arago  mit,  der  darüber  am 
7.  Januar  1839  der  französiBchen  Akademie  Bericht  erstattet. 

—  Der  französische  Tierarzt  Henri  Mamert  OnMme  Dstafontf  erwirbt  sich 
grofie  Verdienste  um  die  Veterinär-Sanitätspolizei,  die  er  durch  sein  Werk 
„Trait^  sur  la  poUce  sanitaire  des  animaux  domestiques"  wesentlich  fördert. 
Er  macht  bedeutsame  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  tierärztlichen 
Pathologie,  die  er  mit  seinem  „Trait6  de  pathologie  gön^rale"  bereichert 

—  DastaKaym  d«  RltütmowJ  erfindet  das  Bleilöten  ohne  Lot  mittels  der  Waaser- 
stoffflamme,  das  für  die  Herstellung  der  Sohwefelsäurekammem  von  Be- 
deutung wird. 

—  Dem  Mathematiker  Peter  Gustav  Lejeune  DlitehM  gelingt  es  durch  An- 
wendung der  höheren  Analysis  auf  die  Zahlentheorie  (s.  1826  D.),  die  von 
Lagrange  in  Angriff  genommene  nnd  von  Legendre  und  GauQ  weiter  unter- 
suchte Frage  nach  dem  allgemeinen  Zusammenhange  zwischen  der  AhtaM 
der  quadratischen  Formen  und  einer  jeden  gegebenen  Determinante  zu  lösen. 

—  Augustin  Pierre  Dubrantnit  stellt  zuerst  Pottasche  aus  Rübenmelasse  dar. 

—  DutradMt,  PnrklnJ*  und  Hanit  entdecken  gleichzeitig  —  ein  Jahr  vor  Schwann's 
Entdeckung  der  Zellen  —  die  jetzt  mit  diesem  Ausdruck  bezeichneten 
morphologischen  Elemente  der  Leber. 

—  H.  G.  Dyar  und  J.  HmmhImc  nehmen  am  30.  Juni  ein  engUschee  Patent 
auf  die  Herstellung  von  Soda  durch  die  Reaktion  zwischen  Kochsalz  und 
kohlensaurem  Ammoniak  und  geben  technische  Mittel  für  die  Durchführung 
des  Verfahrens  an.  Ähnliche  Versuche,  die  jedoch  keinerlei  Resultat  zeitig- 
ten, waren  1836  von  John  Thom  in  der  Fabrik  von  Tumbull  &  Ramssy 
in  Camlaohie  gemacht  worden. 

—  Ernst  Wilhelm  Bernhard  EMm  erfindet  den  Bock  (Springbock)  für  den 
Turnunterricht. 

—  Sir  William  Pairtalni  konstruiert  die  erste  Nietmasohine  für  den  Bau  von 
Dampfkesseln  und  EisensohiSen. 

—  Michael  FanHtoy  weist  nach,  daß  auch  zwischen  Metallen  und  Flüssigkeiten 
Thermoströme  wirken  können.  Diese  Ströme  werden  von  Lindig  (1864), 
Bouty  (1880),  Hagenbach  (1894)  n.  a.  namentlioh  auch  auf  die  Abhängig- 
keit von  der  Konzentration  der  Flüssigkeiten  (Lösungen)  n&her  untersucht. 

—  FialayMH  verbessert  den  seit  1784  gebräuchlichen  Skariflkatnr,  auch  Grubber 
genannt,  indem  er  denselben  an  Stelle  der  mei Beiförmigen  gebogenen  Zinken 
mitMeesem  versieht.  Dieses  „Messeregge"  genannte  Grerät  wird  durch  WiUde, 
Kirwood  u.  a.  noch  verbessert.    Es  enthält  einschneidige  und  senkrechte 

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oder  gekrämmte  MeBser,  die  weniger  ein  Beißen,  als  ein  ZerBohneidea  des 
Bodens  zum  Zwecke  haben  und  tiefer  und  ki&ftiger  eindringen,  ala  die 
bisherige  Egge. 
1838  James  David  Forbn  mißt  snent  die  Biechungsexponenten  von  ultraroten 
Strahlen,  indem  er  die  Strahlen,  ehe  sie  in  das  Prisma  eintreten,  durch 
verschiedene  diathermane  Substamcen  hindnrehgehea  l&ßt. 

—  Der  amerikanische  Ingenieor  Joseph  fnmdi  erfindet  ein  Rettungsboot 
(Francisboot),  welches  aus  gewelltem  Eisenbleche  hergestellt  und  durch 
Luftkästen  nnversinkbar  gemacht  ist.  Das  Boot  hat  einen  flachen  Kiel 
und  ist  sowohl  zum  Rudern  als  zum  Segeln  eingerichtet.  Es  eignet  sich 
besser,  als  das  bald  darauf  erfundene  Peakeboot  (s.  1860  P.)  zur  Ver- 
wendung an  flachen,  sandigen  Küsten,  und  wird  daher  in  Deutschland 
jene.m  Boote  vorgezogen. 

—  Philipp  Lorenz  Mfsr  und  Julius  Oswald  Hmm  weisen  nach,  daß  das  von 
Pelletier  und  Caventou  hergestellte  und  mit  Veratrin  identifizierte  Alkaloid 
des  Colobioum  autnmnale  eine  eigentümhche  Substanz  ist,  die  sie  Colchioin 
nennen,  aber  nicht  in  reinem  Zustand  erhalten  können. 

—  Asa  Gray  gibt  in  Verbindung  mit  John  Torrty  in  den  Jahren  1838 — 42  ein 
bahnbrechendes  Werk  über  die  „Flora  von  Nordamerika"  heraus  und 
bereichert  die  Botanik  mit  vielen  neuen  Arten. 

—  Gramwood  und  Kmm  härten  den  Gips,  indem  sie  ihn  in  gebranntem  Zu- 
stand mit  Alaunlösung  tränken,  dann  nochmals  brennen,  mahlen  und  erst 
so  zu  Abgüssen  verwenden. 

—  Harriion,  Blair  &  Co.  konstruieren  für  SchwefelsäurefabTikeu  den  lange  Zeit 
fast  allgemein  gebrauchten  Apparat  zur  Hebung  der  Säure  auf  die  Höhe 
des  Gay-LuBsac-Turmes.  (Vgl.  1827  G.)  Sielassen  durch  eine  kleine  Gebläse- 
maschine komprimierte  Luft  in  einem  Druckkessel  auf  die  Oberfläche  der 
Säure  wirken  und  drücken  diese  dadurch  in  beliebige  Höhe,  ganz  so,  wie 
der  Chemiker  in  der  Spritzflasche  durch  Einblasen  von  Luft  die  Flüssigkeit 
durch  das  Steigerohr  in  die  Höhe  treibt. 

—  Der  englische  Physiker  William  Hopkini  erfindet  die  Interferenzröhre  zur 
Veranschaulichung  des  Prinzips  der  Interferenz  des  SchaUs. 

—  Moritz  Hermann  JacoM  in  Königsberg  macht  den  ersten  Versuch  zur 
elektrischen  Beförderung  von  Schleppschiffen,  der  jedoch  kein  praktisches 
Ergebnis  zeitigt. 

—  Jafeard  in  Brüssel  macht  den  Vorschlag,  Kohle  im  luftleeren  Raum  zu  Be- 
leuchtungszwecken durch  den  elektrischen  Strom  zum  Glühen  zu  bringen. 
Doch  wird  diese  Idee  erst  1846  von  ihm  weiter  verfolgt.    (S.  1846  J.) 

—  Thomas  Wharton  Jonas  gibt  die  erste  korrekte  Beschreibung  des  Staphy- 
loms.  Das  Gewebe  des  Staphyloms  ist  nicht,  wie  man  bisher  annahm, 
die  degenerierte,  trübe  Cornea,  sondern  neugebildetes  Narbengewebe,  das 
sich  nach  völliger  Zerstörung  der  Cornea  an  der  vorderen  Fläche  der  Iris 
bUdet. 

—  Nachdem  J.  Henry  eine  größere  Versuchsreihe  mit  Elektromagneten  ge- 
macht hatte,  ohne  jedoch  eine  Klärung  der  elektrischen  und  magnetischen 
Ausgleichs  Verhältnisse  zu  finden,  gelingt  es.  James  Presoott  Joula,  diese 
Verhältnisse  aufzuklären  und  Elektromagnete  mit  sehr  hoher  rdativer 
Tragkraft  herzustellen. 

—  Kana  erhitzt  Aceton  mit  Schwefelsäure  und  erhält  durch  dessen  Konden- 
sation das  Mesitylen,  das  später  von  Fittig  und  Baeyer  synthetisch  ge- 
wonnen (s.  1866  F.)  und  von  Fittig  und  Waokenroder  (186Ö)  im  Stein- 
kohlenteeröl  aufgefunden  wird. 

—  Der  hannoversche  Architekt   Georg  Ludwig   Friedrich  Unat   erbaut  bei 

DsrmstaedteT.  28 

—    438    — 


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IVrnb«(¥(  di«  ente  nach  dem  Prinäp  des  Laves-  oder  Linsentr&gBis  (Fisoh- 
(««ttcltUifr«»)  entworfene  Brücke. 
><.^   jMttts  «•■  LMig  und   Friedrich  Wtbtor  stellen   als  zweiten  künstlichen 
*         V»rh«tofl  das  aus  Harnsäure  gewonnene  Murexid  her.  (S.  1771  W.) 
.^      Justua  «M  LMig  stellt  im  Anschluß  an  die  Graham'schen  Arbeiten  (s.  1833  6.) 
\tb«>r  die  Mehrbasizität   der  Phosphors&ure,   gestützt   aui  seine  mit  der 
i'itrunensfture,  Weinsäure,   Cyanurs&ure  und  Mekons&ure  gemachten  Ver- 
•uohe.  seine  Theorie  der  mehrbasischen  Säuren  und  der  WasserstoSs&uren  auf 
»      LMMg  und  Wtbtor  untersuchen  das  1817  von  Brugnatelli  durch  Einwirkung 
von  Salpetersäure  auf  Harnsäure  entdeckte  Alloxan,   und  führen  dasselbe 
duioh  Reduktion  in  AUozantin  über,  aus   welchem  sie  durch  Oxydation 
wieder  das  Alloxan  gewinnen. 

—  Der  Ingenieur  William  UtMty  konstruiert  bei  Gelegenheit  des  ihm  über- 
tragenen Bans  der  Eisenbahn  Hamburg-Bergedorf  den  ersten  sechsräderigen 
Eisenbahnwagen,  die  Grundform  der  langen  Eisenbahnwagen  des  Kontinents. 

—  Der  Botaniker  Heinrich  Friedrich  Unk  erbringt  mit  dem  Mikroskop 
den  wissenschaftlichen  Nachweis,  daß  die  Steinkohle  im  Prinzip  ebenso 
zusammengesetzt  ist,  wie  der  Torf.  Er  zeigt,  daß  es  sich  bei  beiden  um 
eine  mehr  oder  minder  homogene  Grundmasse  handelt,  in  der  pflanzUohe 
Bestandteile  eingebettet  sind. 

—  Low*  konstruiert  eine  Schiffsschraube,  die  aus  zwei  oder  mehreren  gebogenen 
Platten  besteht,  welche  zu  einer  zwei-  oder  mehrflügeligen  Schraube  derart 
auf  einer  Welle  vereinigt  werden,  daß  die  Wurzeln  der  Flügel  hinterein- 
ander liegen. 

—  Charles  Lyill  scheidet  das  „Tertiär"  genannte  oänozoische  Zeitalter  der 
Erdbildung  in  drei  Unterabteilungen:  Eooän,  Mioc&n  und  Pliocän. 
Zwischen  Eoc&n  und  Miocän  wird  später  von  Beyrich  noch  die  Stufe 
Ohgoo&n  eingeschoben. 

—  Joseph  Fran^ois  Malgalgin  bildet  durch  sein  Werk  „Tratte  d'anatomie  chirur- 
gicale  et  de  Chirurgie  experimentale"  die  von  Lieutaud  (s.  1742  L.)  be- 
gründete chirurgische  (topographische)  Anatomie  weiter  aus,  die  schon 
vorher  von  Blandin  (1826)  wesentliche  Förderung  erfahren  hatte. 

—  Der  englische  Raddampfer  „Great  Western"  mit  einer  400pferdigen,  von 
der  Firma  Mairfslay  erbauten  Dampfmaschine  macht  ohne  Benutzung  von 
Segeln  in  16  Tagen  die  Reise  von  Bristol  nach  New  York  und  eröffnet  da- 
mit die  regelmäßige  transatlantische  Dampfschiffahrt. 

—  Nachdem  seit  Biohat  (s.  1801  B.)  lediglich  makroskopische  Verhältnisse  für 
die  Beurteilung  und  Systematik  der  Geschwülste  maßgebend  gewesen 
waren,  legt  Johannes  MOIIar  durch  die  mikroskopische  Erforschung  der 
krankhaften  Neubildungen,  die  ihm  deren  Zusammensetzung  aus  Zellen 
und  deren  Wachstum  durch  neue  Zellenbildung  zeigt,  den  Grund  zur 
pathologischen  Histologie  und  insbesondere  zur  neueren  Geschwulstlehre. 

—  Johannes  MOIIar  macht  über  die  Physiologie  der  Zeugungsorgane  ein- 
gehende Untersuchungen,  die  insbesondere  von  KölUker  (1861),  Rooget 
(1868),  Langer  (1863)  und  Eckhard  (1863—1876)  ergänzt  werden. 

—  Munck  at  RoianskJSM  erkennt,  daß  mit  Metallfeilspänen  gefüllte  Röhrohen 
unter  der  Wirkung  elektrischer  Entladungen  oder  Ströme  ihren  Wider- 
stand mehr  oder  weniger  verringern,  durch  mechanische  Erschütterung 
aber  ihren  ursprünglichen  Widerstand  wieder  annehmen.  Seine  Entdeckung 
wird  vergessen  und  1884  von  Calzecchi-Onesti,  sowie  1890  von  Edouard 
Branly  (s.  d.)  aufs  neue  gemacht. 

—  H.  J.  NauB  in  Aachen  erfindet  die  Stecknadeln  mit  Glasköpfen. 

—  Ferdinand  Oachlla  in  Pforzheim  erfindet  eine  Goldlegierungswage,  durch 
welche   auf  mechanischem  Wege  ohne   Rechnung  die  Menge  Gold   oder 

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Kupfer  ermittelt  wird,  welche  zu  einer  Menge  legierten  Goldes  hinzugefügt 
werden  mnB,  um  es  auf  einen  gewünschten  höheren  oder  niedrigeren  Fein- 
gehalt SU  bringen. 
1838  Dem  englischen  Generalmajor  Paitoy  gelingt  es,  indem  er  statt  des  Kalkes 
Kreide  verwendet  und  dem  Brennen  erhöhte  Aufmerksamkeit  schenkt, 
den  Portlandzement  (s.  1824  A.)  so  zu  verbessern,  daQ  er  die  Güte  des 
Romanzements  (s.  1796  P.)  erreicht. 

—  Th^phüe  Jules  PtiouM  stellt  das  Bomeol  aus  Dryobalanops  Camphora 
dar  und  erhält  aus  demselben  durch  Oxydation  Campher. 

—  Thtophile  Jules  PtiOUM  setzt  die  von  Braconnot  (s.  1832  B.)  begonnenen 
Versuche  fort  und  macht  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Paris  die 
Mitteilung,  daß  sich  alle  vegetabilisch-holzigen  Substanzen,  mit  Salpeter- 
sAnre  behandelt,  in  eine  entzündliche  Masse  verwandeln,  womit  er  den 
Anstoß  zur  Herstellung  der  Schießbaumwolle  gibt. 

—  John  Pmm  verbessert  die  oszillierende  Dampfmaschine,  namentlich  für 
Schiffe,  durch  eine  von  ihm  erfundene  Kulissensteuerung.    (Vgl.  a.  1820  C.) 

—  Rafaelle  Plria  untersucht  das  1819  von  Buoholz  (s.  d.)  entdeckte  Salicin  und 
führt  dasselbe  mit  chromsaurem  Kalium  und  Schwefels&ure  in  Salicylaldehyd 
über,  das  sich  bei  der  Untersuchung  durch  EtHIng  mit  dem  1834  durch 
Pagenstecher  im  flüchtigen  öl  aus  den  Blüten  der  Spiraea  ulmaiia  ent- 
deckten Produkt  identisch  erweist. 

—  Claude  S.  M.  PmIIM  mißt  mit  dem  von  ihm  konstruierten  „Pyrheliometer" 
die  von  der  Sonne  ausgestrahlte  Wärmemenge.  Er  berechnet  sie  auf 
1367  Wärmeeinheiten  in  der  Sekunde  und  die  Temperatur  der  Sonne  auf 
5968*  C.  Ähnliche  Versuche  werden  von  Soret  (1872),  Violle  (1877)  und 
Crova  (1878)  unternommen,  welch  letzterer  die  Temperatur  der  Sonne  auf 
6125«  C.  schätzt.    (Vgl.  a.  1894  W.) 

—  G.  und  J.  Rsmii«  in  London  erbauen  den  ersten  erfolgreichen  Schrauben- 
dampfer „Archimedee",  der  am  14.  Oktober  1839  seine  erste  Probefahrt 
macht.    (Vgl.  1836  S.) 

—  Peter  RM  und  Pietro  MariMM  entdecken  gleichzeitig,  daß  auch  durch 
Reibungselektriatät  Induktionswirkungen  ausgeübt  werden. 

—  RatariSM  in  London  baut  eine  Katiniermasohine  (Filzmaschine),  vermut- 
lich die  erste  ihrer  Art  in  Europa.  Die  Erfindung  scheint  aber  aus  Ame- 
rika zu  stammen. 

—  E.  B.  RMrtty  schlägt  vor,  in  Röhren  geleitete  Preßluft  zu  Signal-  und 
Femsprechzwecken  auszunützen. 

—  Matthias  »tlilsWi«  erkennt  die  Zelle  als  den  anatomischen  Elementar- 
bestandteil der  Pflanzen  imd  macht  Untersuchungen  über  die  Entstehung 
der  Zelle  und  des  Pflanzenkeims.  Auf  Grund  dieser  Forschungen  tritt 
1842  in  seinem  Lehrbuch  erstmalig  die  charakteristische  Unterschei- 
dung der  Kryptogamen  von  den  Phanerogamen  auf. 

—  Frederick  E.  Slckih  erfindet  die  erste  Abschnappsteuerung,  deren  Prinzip 
später  bei  der  Corliss-Steuerung  Verwendung  findet. 

—  Eugene  Bsutslnw  erhält  zuerst  bei  Einwirkung  von  Schwefeldichlorid  auf 
Ammoniak  den  Schwefelstickstoff  in  tmreinem  Zustande,  der  dann  18S1 
von  Fordos  und  G^Us  und  1871  von  A.  A.  Michaelis  genauer  studiert  wird. 

—  Karl  August  SMnMI  in  München  entdeckt  von  neuem  die  früher  schon 
bekannte,  aber  ganz  vergessene  Eigenschaft  des  Erdreichs,  den  elektrischen 
Strom  zu  leiten.  (Vgl.  1744  W.)  Er  benutzt  2  Jahre  später  den  „Erd- 
strom"  als  Rüokleitung  beim  Telegraphieren  im  Eisenbahn-  und  im  Feuer- 
wachdienst. 

—  Der  französische  Arzt  TabarW  macht  eingehende  Studien  über  die  Ein- 
wirkung  der  komprimierten  Luft  auf  den  Organismus  und   konstruiert 

28« 

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1888 

einen  pneumatiBohen  Apparat  „Cloche  pneumatique",  um  Kranke,  insbe- 
sondere Asthmatiker  dem  Einfluß  komprimierter  Luft  ansKusetzen.  (S.  auch 
1664  H.  und  1835  J.) 

1838  C.  Witt  bleicht  das  Palmöl  mit  Ealiambichromat  und  SchwefeLs&ure.  un- 
gefähr gleiahzeitig  wird  auch  die  Permanganatbleiobe  empfohlen,  die  1868 
von  Eugen  Dieteiich  eingehend  beschrieben  wird. 

—  Alexander  WoikrMMmky  entdeckt  bei  der  Destillation  von  Chinasäure  mit 
Braunstein  und  verdünnter  Schwefelsäure  das  Chinon,  das  von  Strecker 
aus  dem  Arbutin  und  von  Stenhouse  aus  der  Kaffeegerbsäure  und  den 
Extrakten  vieler  Pflanzen  gewonnen  wird.  Das  Chinon  und  seine  Um- 
wandlungsprodnkte,  wie  Hydroohinon  usw.  werden  in  den  folgenden  Jahren 
eingehend  von  Wöhler  untersucht. 

1839  George  Biddell  Airy  erfindet  eine  Kompenaierung  des  Schiffskompassee  mit 
Hilfe  eines  Systems  permanenter  und  induzierter  Magnete.  Diese  Korn- 
pensierung  wird  unentbehrlich,  als  später  die  Schiffe  ganz  aus  Eisen  ge- 
baut werden. 

—  Sir  William  Greorge  AnmtrmiK  verbessert  die  zum  Zerkleinem  des  Bodens 
nach  dem  Pflügen  gebrauchte  Egge  durch  Konstmktion  seiner  Zickzack - 
Langegge. 

—  d'Amaud,  SaMiar  und  W«nM  gelangen  in  den  Jahren  1839—41  nilaufwärts 
bis  Gondokoro  (4»  64'  n.  Er.). 

—  Der  Maurermeister  ArnoM  zh  Fürstenwalde  konstruiert  einen  Ziegelofen,  bei 
welchem  die  Kammern  in  Gestalt  eines  Ringes  um  den  im  Mittelpunkt 
stehenden  Schornstein  angeordnet  sind.  Der  gleiohzätig  von  Maille  in 
Villeneuve  le  Roy  nach  gleichem  Prinzip  gebaute  Ringofen  bewährt  sich 
ebensowenig  wie  der  Amold'sche  Ofen,  und  auch  die  nachfolgenden  Kon- 
struktionen von  Joseph  Gibbs  (1841)  und  Jolibois  (1847)  haben  einen  Er- 
folg nicht  aufzuweisen.  Ein  solcher  ist  erst  dem  Hoffmann'schen  Ofen 
(s.  1867  H.)  beschieden. 

—  Ballen  y  befährt  die  antarktische  See,  entdeckt  die  naoh  ihm  benannten 
BaUenyinaeln  und  erforscht  Wilkeeland. 

—  Edmond  BMqmral  konstruiert  ein  elektrochemisches  Photometer,  bei 
welchem  die  elektromotorische  Kraft,  die  bei  Belichtung  einer  von  zwei 
in  ^e  Säure,  Lauge  usw.  eintauchenden  Platten  entsteht,  gemessen  wird. 
Er  nennt  den  Apparat  photoelektrisohes  Element. 

—  Nachdem  Pr^vost,  Gruithuisen  und  andere  Forscher  das  Augenleuchten 
(s.  1704  M.)  als  die  Folge  der  Reflexion  einfallenden  Lichtes  erkannt 
hatten,  findet  Karl  Bahr,  daß  zum  Zustandekommen  des  Augenleuchtens 
das  beobachtende  Auge  fast  parallel  mit  den  einfallenden  Lichtstrahlen 
in  das  beobachtete  Auge  sehen  müsse,  welche  Wahrnehmung  von  Brücke, 
Cumming,  und  insbesondere  von  KuBmaul  noch  erweitert  wird,  doch  ge- 
lingt erst  Helmholtz  der  zur  Entdeckung  des  Prinzips  des  Augenspiegels 
(s.  1860  H.)  führende  Nachweis,  daß  die  vollkommen  schwarze  Färbung 
der  Pupille  von  den  gleichen  Wegen  des  ins  Auge  eintretenden  und  des 
reflektiert  zurückkehrenden  Lichts  herrührt. 

—  Der  anhaltische  Hüttenmeister  Karl  BlichoW  in  Mägdesprung  im  Harz  führt 
die' erste  Generator-Gasfeuerung  praktisch  mit  Erfolg  ans. 

—  James  Blake  zeigt,  daß  die  Wirkung  der  Lösung  verschiedener  Salze,  in 
das  Blut  eingeführt,  nur  von  dem  elektropositiven  Grundstoffe  abhängt, 
und  die  Säure  im  Salze  zu  der  Wirkung  desselben  in  gar  keinem  oder  nur 
sehr  geringem  Zusammenhang  steht. 

—  John  George  Badimr  nimmt  das  erste  Patent  auf  eine  Drehbank  mit 
liegender  Plansoheibe. 

—  Jean  Baptiste  BoMtingault  macht  umfassende  Versuche  an  Pferden,  Rindern, 


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18» 

Schweinen  und  Tauben  über  die  Summen  der  Stoffeinnahme  und  Stoff- 
auBgabe.  Ähnliche  Versuche  hatte  1832  John  D  alten  am  Menschen  unter- 
nommen. 
1839  Isambard  Kingdom  Brantl  erbaut  in  den  Jahren  1839 — 43  den  „Great 
Britain",  der  ganz  aus  Eisen  hergestellt  wird  imd  als  Propeller  eine  vier- 
flügelige  Schraube  von  4,70  m  Durchmesser  erhält.  Das  Schiff  scheitert 
i.  J.  1844,  liefert  aber  dabei  einen  so  glänzenden  Beweis  von  der  Brauch- 
barkeit des  Eisens  als  Schiffsmaterial,  daß  man  von  da  ab  noch  mehr  als 
bisher  zur  auBschlieBIichen  Verwendung  des  Eisens  übergeht.    (Vgl.  1831  F.) 

—  Leopold  von  Buch  weist  durch  den  Vergleich  der  Ablagerungen  aus  ver- 
schiedenen Gregenden  die  große  Verbreitung  der  einzelnen  Formationen 
nach,  bringt  die  einander  entsprechenden  Ablagerungen  entfernter  Länder 
miteinander  in  Parallele  und  fördert  so  die  stratigraphische  Geologie. 

—  Michel  ChailM  weist  zuerst  auf  die  allgemeine  Wechselbeziehung  bei  einer 
Bewegung  und  deren  TJmkehnmg  hin  (Chasles'sches  Prinzip  der  ümkehrung 
der  Bewegung). 

—  V.  und  Ch.  ClMnllM'  konstruieren  auf  der  Grundlage  der  Wollaston'schen 
Angaben  (s.  1812  W.)  ein  Objektiv  für  Daguerre,  das  den  Namen 
„Französische  Landschaftslinse"  erhält  und  aus  einem  fast  plankonvexen 
Flintglas  und  einem  bikonvexen  Crownglas  besteht.  Die  ganze  Kombi- 
nation muß  mit  bestimmter  Blendenstellung  benutzt  werden. 

—  Charles  Pierre  Mathieu  CombM  stellt  zuerst  eine  richtige,  auf  das  Prinzip 
der  Erhaltung  der  lebendigen  Kraft  gestützte  Theorie  der  Zentrifugal- 
v«itilatoren  auf,  die  1844  von  Redtenbacher  noch  vervoUst&ndigt  wird. 

—  John  Connolly,  Arzt  in  der  Irrenanstalt  Hanwell  bei  London,  führt  das 
System  der  zwan^osen  Behandlung  der  Irren  praktisch  ein  (No  restraint- 
System). 

—  Der  Engländer  Cmniankt  schlägt  vor,  die  Temperaturerhöhung  der  in 
Heißluftmaschinen  arbeitenden  Luft  durch  brennbare  Stoffe  zu  messen, 
welche  in  dieser  Luft  verbrennen,  und  gibt  hierdurch  einen  Anstoß  zum 
Bau  der  mit  Gasgemischen  betriebenen  Maschinen. 

—  John  Frederick  Danlell  trägt  durch  seine  1839—44  unternommenen  Arbeiten 
wesentUoh  zur  Klärung  des  elektrolytischen  Leitungsvorgangs  bei  imd 
stellt  zuerst  den  Begriff  des  Ions  einheitlich  fest. 

—  Nachdem  bereits  Rumford,  Murray,  Thomson  und  Parrot  Versuche  über 
die  Lcdtungsf&higkeit  von  Flüssigkeiten  gemacht  hatten,  stellt  C^ar  Man- 
snöte  Dtipwti  durch  seine  sorgfältigen  Versuche  fest,  daß  die  Flüssigkeiten 
ebenso  wie  die  Metalle  die  Wärme  fortzuleiten  imstande  sind,  und  schließt 
sogar  aus  seinen  Versuchen,  daß  das  Gesetz  der  TemperaturverteUung  in 
Flüssigkeiten  mit  demjenigen  in  festen  Körpern  übereinstimmt.  Diese 
Untersuchungen  werden  von  Paalzow,  Guthrie  u.  a.,  namentUch  aber  von 
Fr.  Weber  (1885)  auf  eine  große  Anzahl  von  Flüssigkeiten  ausgedehnt. 

—  Nachdem  Stromeyer  1838  zur  Beseitigung  des  Schielens  die  Muskeldurch- 
schneidung empfohlen  hatte,  führt  Johann  DMfanbaeh  zuerst  diese  Opera- 
tion, und  zwar  erfolgreich,  aus.  Böhm  betont  1846  die  Notwendigkeit,  den 
Schnitt  dicht  an  der  Sklera  zu  fähren. 

—  Jean  Baptiste  Dumas  nimmt  an,  daß  alle  Körper,  welche  dieselbe  Zahl  von 
Äquivalenten  in  derselben  Weise  verbunden  enthalten  und  ähnliche  Haupt- 
eigenschaften besitzen,  in  denselben  chemischen  Typus  gehören.  Er  be- 
nutzt diesen  von  ihm  geschaffenen  Begriff  des  chemischen  Typus  zu  einer 
neuen  Klassifikation  (Dumas'sche  Typentheorie). 

—  Christian  Gottfried  Ehranbwf  weist  die  mikroskopischen  niedrigsten  Organis- 
men (s.  1830  E.)  in  fossilem  Zustande  in  Feuerstein,  Dammerde,  Torf  usw. 
nach.    Durch   diese  Untersuchung  wird   die  Bedeutung   dieser  niedrigen 


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188» 

Organismen  für  die  Felsbüdnng  klargestellt  und  gezeigt,  daB  namhafte  Lagen 
dee  FeLsengerüsta  auasoUießlich  durch  die  Übereinanderlagerung  der  Reete 
untergegangener  Lebewesen  von  meist  mikroskopischer  Grröße  entstanden 
sind. 
1839  Stephan  EndllciMr  in  Wien  stellt  ein  neues  natürliches  System  der  Pflanzen 
auf,  bei  dem  er  61  Klassen  und  276  natärliche  Familien  unterscheidet 
(Hanptgruppen:  Thallophyten  und  Cormophyten). 

—  Otto  Linnä  Erdmann  führt  in  den  Jahren  1839 — 41  wichtige  Untersuchungen 
über  das  Indigblau  und  dessen  Derivate  aus,  denen  sieh  seit  1840  die 
Arbeiten  von  Laurent,  1843  die  von  Fritssche  und  1846  die  von  Hofmann 
anschließen. 

—  Edward  John  Eyra  erforscht  von  Adelaide  aus  das  Innere  von  Sfidaustralien 
bis  zum  Eyresee,  den  er  im  Jahre  1840  erreicht,  und  verfolgt  1841  die  Süd- 
küste von  Australien  bis  zum  King  George-Sund. 

—  Nachdem  schon  Cavendish  1773  die  ersten  Beobachtungen  über  dielek- 
trische Vorgänge  gemacht  hatte,  macht  Michael  Faraday  eingehende  Unter- 
suchungen über  die  dielektrische  Polarisation,  d.  i.  den  Zustand,  in  den 
ein  Nichtleiter  (Dielektrikum)  bei  Annäherung  eines  elektrisierten  Körpers 
durch  Influenz  versetzt  wird.  Er  entdeckt,  daB  gleiche  Kondensatoren 
aus  verschiedenem  Stoff  verschiedene  elektrische  Kapazität  haben,  und 
nennt  das  Verhältnis  des  speziflsohen  Induktionsvermögens  (der  Kapazität) 
einer  bestimmten  Substanz  zu  dem  der  Luft  die  Dielektrizitätskonstante 
dieser  Substanz.  Er  bestimmt  die  Dielektrizitätskonstanten  für  Schellack, 
Glas  und  Schwefel  und  findet  dieselben  beträchtlich  größer  als  für  Luft. 
Diese  Wahrnehmungen  finden  größere  Beachtung  erst,  als  man  bei  Legnng 
der  transatlantischen  Kabel  erkennt,  daß  sich  ein  Kabel  wie  eine  Leidener 
Flasche  ladet,  und  daß  durch  die  große  Kapazität  die  Geschwindigkeit  der 
telegraphischen  Zeiohengebung  vermindert  wird. 

—  Michael  Faratey  zeigt,  daß  die  Kraft  der  elektrischen  Fische  in  allen 
Wirkungen  mit  der  aus  anderen  Quellen  stammenden  Elektrizität  identisch 
ist.    (S.  1833  F.) 

—  George  Fown«  zeigt,  daß  beim  Überleiten  von  Stickstoff  über  ein  hoch- 
erhitztes Gemenge  von  Zuokerkohle  und  Alkalien  Cyanalkalien  gebildet 
werden.  Das  Verfahren  wird  um  1860  von  Possos  und  Boissier  in  Grenelle 
im  großen  erprobt,  aber  als  unrentabel  bald  wieder  aufgegeben. 

—  Marc  Antoine  Augustin  Qudln  gelingt  es,  Quarz  zu  einem  homogenen 
Glase  zu  schmelzen;  doch  bemüht  «r  sich  ebenso  vergebens,  wie  Gautier 
(1878),  Gefäße  daraus  herzustellen.    Dies  gelingt  erst  Boys.    (Vgl.  1888  B.) 

—  Jules  Qanramt  macht  zuerst  auf  die  Schwankungen  der  Fiebertemperatur  auf- 
merksam, deren  Bedeutung  von  de  Haen  (s.  1758  H.)  noch  verkannt  worden 
war,  und  die  in  ihrer  ganzen  diagnostischen  und  prognostischen  Wichtig- 
keit erst  durch  Zimmermann,  Traube  und  Wunderlich  erkannt  werden,  was 
dann  erst  zur  regelmäßigen  Temperaturmessung  führt.    (S.  1867  T.) 

—  Der  amerikanische  Ingenieur  (Hitart  errichtet  das  erste  Schwimmdock  zum 
Zweck  von  Schiffsreparaturen,  indem  er  zwei  Kamele  (s.  1688  B.)  fest 
miteinander  verbindet  und  dieselben  unter  das  Schiff  bringt. 

—  Der  Amerikaner  Charles  Soodyasr  entdeckt  das  Vulkanisieren  dee  Kautschuks 
durch  Imprägnieren  mit  Schwefel  und  darauffolgendes  Erhitzen.  Die 
übrigen  zu  diesem  Zweck  vorgeschlagenen  Methoden  von  Hancock  (Ein- 
tauchen in  Schwefel,  1843),  Keene  (Einwirkung  von  Schwefeldämpfen,  1845), 
Parkes  (Eintauchen  in  Chlorsohwefel,  8.  1843  P.)  erreichen  bei  weitem  nicht 
die  Verbreitung  des  Verfahrens  von  Goodyear. 

—  flratl—  führt,  um  den  durch  hohe  Hitzegrade  hervorgerufenen  Eohlen- 
absatz  in  Leuchtgasretorten  zu  vermeiden,  den  Exhaustor  zur  Verminde- 

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18» 

mng  des  Druckes  ein.     Versuche,  die  nttoh  ähnlicher  Sichtang  1826  von 
Breadmeadow  unternommen  waren,  hatten  keine  günstigen  Ergebnisse  ge- 
liefert. 
1839    George  Qriy  erforscht  das  nordwestliche  Aostralien  and  entdeckt  die  Mün- 
dung des  Grasooyne  und  des  Murchison  River. 

—  William  Robert  firevi  konstruiert  suerst  eine  Gasbatterie,  bei  welcher 
Zink  und  £upfer  durch  Wasserstoff  und  Sauerstoff  ersetzt  werden,  welche 
jedoch,  wenn  auch  theoretisch  wichtig,  ohne  praktische  Bedeutung  bleibt. 

—  William  Robert  flroirt  konstruiert  eine  galvanische  Kette,  die  ebenso  kon- 
stant wie  die  Daniell'sohe.  jedoch  bedeutend  kräftiger  als  diese  ist.  Er 
stellt  in  ein  GlasgefäB  einen  unten  und  oben  offenen  Zinkzylinder,  in 
diesen  eine  Tonzelle  und  in  letztere  ein  S-förmig  gebogenes  Platin- 
blech. Das  Glas  wird  mit  verdünnter  Schwefelsäure,  die  Tonzelle  mit 
konzentrierter  Salpetersäure  gefüllt,  so  daß  die  Reihenfolge  der  elek- 
tromotorisch wirksamen  Substanzen  ist:  Zink,  Schwefelsäure,  Salpeter- 
säure, Platin.  Die  elektromotorische  Kraft  der  Kette  bleibt  im  wesent- 
lichen ungeändert,  so  lange  noch  , Salpetersäure  verbanden  ist,  um  den 
Wasserstoff  zu  oxydieren. 

—  Thomas  HioMnon  beobachtet  in  Capatadt  den  hellsten  Stern,  der  am 
Firmament  erstrahlt,  a  Centauri,  und  bestimmt  dessen  Parallaxe  zu  einer 
BogcDsekunde,  zu  welcher  eine  Erddistanz  von  ungefähr  4  Billionen  Meilen 
gehören  würde.  (S.  a.  1838  B.)  Der  Parallaxenwert  wird  später  von  W.  Elkin 
zu  0,75  Bogensekunden  korrigiert. 

—  J.  G.  Hefmami  erhält  ein  preuBisches  Patent  für  eine  zum  Formen  von 
Zahnrädern  mit  Hilfe  eines  Segmentstüoks  dienende  Vorrichtung.  Eine 
vervollkommnete  Maschine  läBt  sich  1865  G.  M.  Scott  in  England  paten- 
tieren. J.  G.  Hofmann  ist  demnach  der  Erfinder  der  Zahnradformmaschine. 
Eine  allgemeinere  Anwendung  dieser  Maschinen,  wie  überhaupt  der  Form- 
maschinen für   die  Eisengießerei  datiert  erst  von  Beginn  der  TOer  Jahre. 

—  Alexander  von  HumkoMt  gibt  den  Anstoß  zur  Anstellung  stündlicher  Baro- 
meterbeobachtungen und  ermöglicht  dadurch,  daß  auch  in  höheren  Breiten 
die  täglichen  Barometerschwankungen  immer  deutlicher  erkannt  und  die 
Wendestunden  festgestellt  werden,  durch  welche  zeitUch  die  Ankunft  der 
veränderlichen  Quecksilbersäule  am  höchsten  und  niedrigsten  Punkt  mar- 
kiert ist. 

—  Alexander  von  HumkoMt  erwähnt  in  „Froriep's  Notizen",  daß  die  Exakt- 
heit der  regelmäßigen  täglichen  Barometerschwankungen  im  Innern  Bra- 
siUens  eine  derartige  sei,  daß  man  die  Uhr  nach  dem  Barometerstand 
stellen  könne.  Dasselbe  berichtet  Sykes  (1860)  für  Vorderindien.  (S.  a. 
1780  T.) 

—  Karl  Knil  weist  zuerst  auf  einen  Zusammenhang  zwischen  dem  Erdmagne- 
tismus nnd  der  Mondstellung  hin,  der  namentlich  von  Sabine  (1868)  und 
Broun  (1876)  bestätigt  wird. 

—  D.  Lardnor  gibt  in  der  „Railway  Eoonomy",  S.  328,  die  erste  Anregung 
zur  Herstellung  einer  Signalverbindung  (Hil&signale)  auf  den  Zügen  zwischen 
den  Zugbeamten  oder  Reisenden  und  dem  Liokomotivführer. 

—  Lmi  und  Saraljow  zeigen,  daß  nicht  nur  bei  der  Zersetzung  des  Wassers, 
sondern  auch  bei  der  Zersetzung  von  Chlorwasserstoff,  Salpetersäure  usw. 
die  Elektroden  polarisiert  werden,  und  daß  diese  Polarisation  nicht  nur 
bei  Anwoadung  von  Platinelektroden,  sondern  auch  bei  Elektroden  aus 
anderen  Metallen  oder  aus  Kohle  eintritt. 

—  Urbain  Jean  Joseph  Ltvarrlor  legt  sein  erstes  wichtiges  Memoire  über  die 
säkularen  Veränderungen  der  Bahnelemente  der  sieben  großen  Planeten 
der  französischen  Akademie  vor. 


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188» 

1839  Jnatns  VM  LMig  führt  die  konserTierende  Wirkung  der  schwefligen  Sänre 
darauf  zurück,  daß  sie  mit  der  festen  Substanz  der  Blumen,  Bl&tter  und. 
saftreiohen  Teile  der  Vegetabilien,  Ähnlich  wie  die  Gerbsäure  mit  der  Haut, 
eine  chemische  Verbindung  eingeht,  welche  der  Fäulnis  widersteht. 

—  JustuB  von  LMig  versucht  im  Gregensatz  zur  vitalen  Gärongstheorie  (s.  1 836  C. 
1837  K.  und  1837  S.)  die  G&rungsvorgänge  auf  eine  rein  chemische  Ur- 
sache zurückzuführen,  nämlich  auf  Übertragung  der  mit  dem  Zerfall  der 
Hefe  verbundenen  chemischen  Bewegung  auf  den  Zucker. 

—  William  Hallows  Miliar  entwickelt  nach  dem  Vorgang  von  F.  £.  Neumana 
(s.  1823  N.)  eine  stereographisohe  Methode  zur  Darstellung  der  Erystalle 
und  stellt  das  Gesetz  der  Rationalität  der  Indices  auf,  wobei  er  unter 
Indices,  wie  Graßmann,  die  VerhältniBcahlen  der  reziproken  Werte  der- 
jenigen Längen  versteht,  welche  die  Krystallfläohen  auf  den  Koordinaten 
abschneiden.  (S.  a.  1829  G.)  Seine  Projektionsmethoden  erleichtem  die 
Bestimmung  der  Kiystallfläohen. 

—  Der  Franzose  MoraM  baut  die  erste  Steingraviermasohine  zur  Bearbeitung 
von  Marmorblöcken.  Bei  derselben  wird  eine  gußeiserne,  nach  dem  her- 
zustellenden Relief  entsprechend  vertiefte  Negativform  in  raschen  leichten 
Schlägen  gegen  die  mit  der  Reliefzeichnung  zu  vergehende  Stönfläohe 
getrieben,  während  stetig  ein  Sandbrei  zwischen  Stein  und  Werkzeug 
berabiBießt.   Eine  verbesserte  Maschine  stellt  1846  Jordan  her. 

—  Es  gelingt  Carl  Gustav  MoMiidir,  von  der  Cererde  (vgL  1804  K.)  das  Lanthan 
zu  trennen,  dessen  Existenz  er  schon  seit  1826  mit  Bestimmtheit  vermutet 
hatte.  Der  Name  wurde  von  dem  „langen  Verborgen-Bleiben"  hergenommen. 
Er  stellt  auch  metalhsohes  Lanthan  durch  Reduktion  des  Chlorids  mit 
Kalium  her.    (Vgl.  1842  M.) 

—  Der  Mediziner  C.  E.  NmII  erfindet  mit  dem  Mechaniker  J.  P.  WagMr  den 
„Neeff'soher  Hammer"  oder  auch  „Wagner'scher  Hammer"  genannten 
selbsttätigen  Stromunterbreofaer,  der,  vonduBois-Reymond  und  RuhmkorS 
als  Feder  mit  Eisenanker  ausgebildet,  zur  Erzeugung  schnell  wechselnder 
Induktionsströme  im  Funkeninduktor  von  Rühmkorfl  (s.  1851  R.)  Ver- 
wendung findet. 

—  O^aaghneny  legt  in  der  Nähe  von  Kalkutta  durch  einen  Arm  des 
Ganges  eine  elektrische  Telegraphenleitung,  die  vollkommener  als  die  von 
Soemmering  und  Schilling  von  Canstadt  gemachte  Anlage  ist  und  für  die 
ünterwassertelegraphie  einen  Fortschritt  bedeutet. 

—  Mar  erfindet  den  nach  ihm  benannten  Anemograph. 

—  Jean  Fran^oig  Pann  vertritt  die  Ansicht,  daß  das  Färben  der  Fasern  in 
einer  Flächenanziehnng  bestehe,  die  Farbe  an  der  Faser  der  Baumwolle 
nur  mechanisch  anhafte  und  die  Faser  bpim  Färbevorgang  chemisch  un- 
wirksam sei,  dne  Ansicht,  der  im  wesentlichen  auch  P.  A.  Bolley  (1868) 
beitritt. 

—  Johann  PtM  in  Triberg  verwirklicht  bei  einer  von  ihm  ausgeführten  Fräs- 
maschine zuerst  den  Gedanken,  das  Werkstück  durch  den  Fräser  drehen 
zu  lassen.  Diese  Idee  wird  später  von  John  und  Thomas  Whitehead  (1853), 
Gebrüder  Schultz  in  Mainz  (1864)  u.  a.  weiter  verfolgt. 

—  Rafaelle  Plria  entdeckt  die  SaUcylsäure  beim  Schmelzen  der  salicyligen 
Säure  mit  Ealihydrat. 

—  Joseph  Antoine  Ferdinand  Plitaau  beschreibt  ausführUch  die  Erscheinungen 
der  Irradiation,  die  sich  auf  Zerstreuungserscheinungen  im  Auge,  die  selbst 
bei  vollkommener  Akkommodation  auftreten,  zurückführen  lassen.  Diese 
Erscheinung  war  bereits  den  Alten  bekannt  und  1604  von  Kepler  und  später 
von  Desoartes  (1637)  erwähnt  worden. 

—  Mungo   Paaton   stellt  fest,   daß   mit  Kaliumbiohromat  getränktes  Pikier 

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181» 

infolge  seiner  hohen  Liohtempflndlichkeit  tu  photographiaohen  Zwecken  be- 
Bonders  geeignet  ist.  Beequerel  findet  1840,  daß  zum  Zustandekommen 
des  Bildes  der  im  Papier  enthaltene  Leim  wesentlich  beiträgt,  ohne  jedoch 
die  Ursache  der  Erscheinung  erklären  2u  können.  (S.  a.  1832  S.,  1852  T., 
1866  P.) 
1839  PnM  entdeckt  im  Schöllkraut  die  Chelidonsäure,  die  1846  von  Lerch  und 
später  von  Haitinger  und  Lieben  (vgl.  auch  1884  O.)  näher  untersucht  wird. 

—  J.  T.  Ch.  Ratnknri  macht  wichtige  Studien  über  die  Forstinsekten  und 
deren  Lebensweise  und  wirkt  dadurch  erfolgreich  ffir  die  Erkenntnis  des 
Wesens  der  zahlreichen  Pflanzenschädlinge. 

—  P.  F.  0.  Rayir  gibt  die  erste  ausführliche  Beschreibung  aller  Nierenkrank- 
heiten in  seinem  klassischen  Werke  „Trait4  des  maladies  des  reins".  Be- 
sonders behandelt  er  die  Nephrotomie  und  die  Wandemiere. 

—  Henri  Victor  Rsgimit  stellt  durch  Einwirkung  von  Chlor  auf  Methylchlorid 
den  Zweifaoh-ChlorkohlenstoS  (Kohlenstoffsuperchlorid)  dar  und  erhält 
gleichzeitig  durch  Einwirkung  von  alkoholischer  Kaliumsulfhydratlösung 
auf  das  Superchlorid  den  Einfach  -  Chlorkohlenstoff  (KohlenstoSchlorid) 
und  durch  Chlorieren  von  Chloroform  den  Tetraohlorkohlenstofl. 

—  Henri  Victor  RscMMlt  stellt  MethylsuUflr  und  Äthylsulfür  dar,  indem  er 
weingeistige  Lösungen  von  Schwefelkallum  mit  Chlormethyl  oder  Chlor- 
äthyl sättigt  and  destilliert.  Die  letztere  Verbindung  war  1831  von 
DöbereLner  bereits  als  Hydrothionäther  beschrieben  worden. 

—  Rstnidi  erhält  bei  trockener  Destillation  der  Cateohusäure  (s.  1832  N.)  das 
Brenzcateohin,  das  fast  gleichzeitig  von  Waokenroder  dargestellt  und  von 
diesem,  sowie  von  Zwenger,  Wagner,  Strecker  u.  a.  näher  untersucht  wird. 
Im  rohen  Holzgeist  wird  es  von  Büchner  nachgewiesen. 

—  Robert  Ramak  in  Berlin  entdeckt  die  marklosen,  nach  ihm  benannten 
Nervenfasern  und  gibt  wichtige  Aufschlüsse  über  den  Faserverlaof  im  Ge- 
hirn und  Rückenmark. 

—  W.  RbIIivm  in  Greenock  erhält  ein  englisches  Patent  auf  einen  Reaktions- 
propeller zum  Antrieb  von  Schiffen. 

—  Satait-Vsmiit  und  WMtnl  machen  ausgedehnte  Versuche  über  das  Ausströmen 
der  Gase  und  finden,  daß  bei  nicht  zu  engen  Röhren  die  Ausflußmengen 
sich  direkt  wie  die  Drucke,  unter  welchen  das  ausfließende  Gas  steht,  und 
umgekehrt  wie  die  Quadrate  der  Röhrenlängen,  durch  welche  das  Gas 
abfließt,  verhalten.  Zu  ähnlichen  Resultaten  war  Girard  (1804)  gelangt, 
und  sie  werden  auch  späterhin  von  Max  Hermann  (1860)  und  Zeuner  (1871) 
experimentell  als  richtig  erkannt. 

—  Christian  Friedrich  tcMaMn  entdeckt,  daß  der  beim  Entladen  elektrischer 
Batterien  zu  beobachtende  „elektrische  Geruch"  (s.  1792  M.)  einer  eigen- 
tümlichen Gasart  zu  verdanken  ist,  die  er  ,,Ozon"  benennt.  1844  flndet 
er,    daß  Phosphor  die  Eigenschaft  besitzt,   den  Sauerstoff  zu  ozonisieren. 

—  Johann  Lukas  ScMnMn  entdeckt  den  Favuspilz  (Achorion  Sohönleinii)  und 
begründet  damit  die  Lehre  von  den  Dermatomykosen,  den  pflanzlichen 
Parasiten  der  Haut,  von  denen  bald  noch  mehrere  (s.  t.  B.  1844  G.,  1846  E.) 
gefunden  werden. 

—  Theodor  $ciiwann  lehrt,  daß  alle  Organe  des  Tieres  aus  Zellen  zusammen- 
gesetzt und  aus  der  Teilung  der  Eizelle  hervorgegangen  sind. 

—  Theodor  Schwann  macht  im  Anschluß  an  seine  früheren  Versuche  (s.  1837  S.) 
die  für  die  Bekämpfung  der  Lehre  von  der  Spontaneität  der  Gämngsvorgänge 
wichtige  Feststellung,  daß  es  zur  Verhütung  der  Zersetzung  gar  nicht  der 
Hitze  bedürfe,  sondern  daß  auch  ein  Zusatz  von  Gift,  wie  z.  B.  von  arsenig- 
sanrem  Kali,  die  Pilze  töte  und  somit  das  Aufhören  der  Gärung  veranlasse. 
Er  wird  dadurch  der  Begründer  der  Lehre  von  den  Antiseptiois  (Pilzgiften). 


—     441     — 

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19a» 

1839  Der  Wiener  Arst  Joseph  SkaAi  macht  omfangreiohen  Gebrauch  yon  der 
Auskultation  und  Perkussion  und  bemäht  sich,  die  physikalische  Diagno- 
stik zum  Allgemeingut  der  Arzte  zu  maohon. 

—  K.  W.  Smith,  MlM  und  Mumt  beschreiben  zuerst  die  Arthritis  deformans, 
eine  chronisch«'  Grelenkentzündung,  die  gewisse  Ähnlichkeiten  mit  der  Gicht 
hat  und  deshalb  auch  von  P.  F.  von  Walther  derselben  beigesallt  wurde, 
als  eine  Krankheit  eigener  Art. 

—  SoaMran  und  OapItaliM  untersuchen  viele  der  mit  dem  Terpentinöl  isomeren 
öle,  -wie  das  Bergamottöl,  Pomeraozenöl,  Pfefieröl  (s.  a.  1832  D.)>  Wach- 
holderöl,  Citronenöl.    (S.  a.  1832  D.) 

—  SMdiM  nimmt  ein  Patent  auf  die  Verwendung  von  prftparierter  Soher- 
woUe  als  Filtermaterial  ffir  Wasserfllter. 

—  Simon  Mimpfsr  erfindet  einen  Distanzmesser,  bei  welchem  im  Gegensatz 
zum  Fadendistanzmesser  (s.  1811  R.)  der  Lattenabschnitt  konstant  und 
der  Sehwinkel  veränderlich  ist.  Da  der  Winkel  mit  einer  Mikrometer- 
Bchraube  gemessen  wird,  wird  dieser  Distanzmesser , ,  SchraubendistanzmesBer' ' 
genannt.    Der  Apparat  dient  auch  als  Nivellierinstrument. 

—  Karl  August  SMnhslI  in  München  übertr&gt  auf  elektrischem  Wege  von 
dner  Normaluhr  aus  die  Zeitanzeige  gleichzeitig  auf  eine  beUebige  Anzahl 
Zeigerwerke  und  Zifferblätter  und  erfindet  hiermit  die  elektrischen  Uhren. 

—  Francis  und  S.  L.  Wwiiii  erfinden  eine  Expansionsstenerung,  bei  welcher 
die  AuslaBventile  in  gleicher  W.eise,  wie  dies  bisher  allgemein  geschah,  durch 
ein  Exzenter  bewegt  werden,  für  die  Dampf einlaQventQe  aber  ein  zweites 
Exzenter  angeordnet  wird,  das  auf  eine  zweite  Steuerwelle  einwirkt.  Die 
sogenannte  „Stevens-Steuerung"  findet  sehr  groBe  Verbreitung,  namentlich 
auf  Dampfschiffen.  . 

—  Theodor  Emil  VM  tyitm  bringt  die  farbige  Darstellung  des  Geländes  in 
seiner  Wandkarte  Europas  zuerst  in  ein  wissenschaftliches  Sjrstem,  in 
dem  er  die  Hauptstufen  des  vertikalen  Aufbaues  in  naturgetreuer  und 
zugleich  künstlerischer  Weise  durch  verschiedene  Farbentöne  wiedergibt. 
In  ähnlicher  Weise  geht  fast  gleichzeitig  der  österreichische  Feldzeug- 
meister VM  Huniak  vor. 

—  William  Henry  Fox  Talbct  findet  in  der  Gallussäure  einen  Entwickler  für 
Papiemegative.  Im  gleichen  Jahre  entdeckt  er  die  das  Chlorsilber  über- 
treffende Lichtempfindlichkeit  des  Bromsilbers,  mit  dem  er  in  der  Camera 
leicht  Papiemegative  erhält,  nach  welchen  er  Positive  in  beliebiger  Anzahl 
auf  Papier  kopiert  (Kalotypie). 

—  Der  französische  Ingenieur  Trigtr  verbessert  das  Smeaton'sche  Fundamen- 
tierungs verfahren  (s.  1778  S.),  indem  er  Preßluft  in  einen  im  Wasser 
stehenden,  unten  offenen  Kanten  pumpt,  um  denselben  trocken  zu  legen. 
Der  Eintritt  der  Arbeiter  erfolgt  durch  Luftschleusen.  Er  bringt  sein  Ver- 
fahren zuerst  in  einem  durch  Flußsand  gebohrten  Schacht  in  Chalonnes 
zur  Anwendung,  wobei  es  gelingt,  die  Wasser  zurückzudrängen,  das  Herein- 
rinnen  des  Schwemmsandes  zu  vermeiden,  und  das  G«birge  ohne  Schwie- 
rigkeit zu  überwinden. 

—  Charles  Wbwtstone  erbaut  einen  Zeigertelegraphen  mit  2  Elektromagneten 
und  3  Leitungen,  den  er  1841  vereinfacht,  so  daß  nur  noch  ein  Elektro- 
magnet und  zwei  oder  gar  nur  eine  Leitung  erforderlich  ist.  Der  Betrieb 
geschieht  mit  Batterieströmen. 

—  Friedrich  WMIsr  stellt  kolloidales  Silber  durch  Erhitzen  von  dtronen- 
saurem  Silber  im  Wasserstoffstrom  her,  hält  dasselbe  jedoch  für  SOber- 
oxydulsalz.  Erst  Wilhelm  Muthmann  zeigt,  daß  es  sich  hierbei  um  kol- 
loidales Silber  handelt.  Das  kolloidale  Silber  leitet  den  elektrischen  Strom 
nicht  und  zeigt  alle  Eigenschaften  eines  Metalloids;  es  löst  sich  im  Wasser 

—     442     — 

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1840 

auf  and  difhindiert  ans  dieser  Lösung,  ganz  wie  EiweiB,  nioht  duroh 
tieriBohe  Membran.  Beim  Erhitzen  ani  hohe  Temperaturen  geht  es  wißder 
in  gewöhnliohes  metalliBches  Silber  über. 
1840  Ernst  Alban  bemüht  sich,  direkt  wirkende  Damp^umpen  einzuführen  und 
macht  insbesondere  auf  deren  einfache  Anordnung  und  den  geringen  Raum- 
bedarf aufmerksam,  ohne  indes  nachhaltigen  Erfolg  zu  erzielen.  Er  ist 
auch  mit  Erfolg  in  der  Konstruktion  von  Hoohdraokdampfmaachinen  mit 
Expansion  t&tig. 

—  Ernst  Aikm,  der  sich  schon  seit  1816  mit  dem  Bau  kleiner  explosions- 
sicherer  Dampfkessel  für  seine  Hochdruokdampfmaschinen  beschäftigt  hat, 
konstruiert  Wasserrohrkessel  mit  Wasserkammem  und  Dampfsammlem,  die 
als  das  VorbUd  vieler  modemer  Röhrenkessel,  wie  namentlich  des  Stein- 
müller-Kessels  (1874).  des  Büttner-Kessels  (1874)  und  des  Walther-Kessels 
(1902)  anzusehen  sind. 

—  Der  Bergrat  Althant  erfindet  die  Perspektivpumpen,  die  von  Rittinger 
verbessert  werden.  Dieselben  sind  so  eingerichtet,  daB  die  mit  einem 
hohlen  Mönchskolben  verbundene  Steigeröhre  gleichzeitig  als  Grest&nge 
dient,  und  daß  die  Pumpen  sowohl  beim  Aufgang  als  auch  beim  Nieder- 
gang  des  Kolbens  ausgießen,  also  doppelt  wirkend  sind. 

—  James  AnAtnon  und  BrownhIII  wenden  zuerst  das  Druokzylindeisystem 
(hydraulische  Pressen)  zum  Heben  von  Schiften  im  Great  Western  Canal 
in  England,  allerdings  nur  in  kleinem  Maßstab,  an. 

—  Gabriel  Aniral  versucht,  durch  chemische  imd  mikroskopische  Blutanalysen 
das  Blut  als  das  wichtigste  imd  einflußreichste  Gewebe  des  Körpers  in 
seiner  semiotisohen  und  differentieU  diagnostischen  Bedeutung  bei  den 
verschiedensten  Krankheitszuständen  zur  Geltung  zu  bringen. 

—  Aaton  in  Darmstadt  führt  die  Tunkrahmen  für  Reibzündhölzchen  ein,  in 
welche  die  Hölzchen  eingelesen  werden,  und  worin  sie  mit  Schwefel  ver- 
sehen und,  nach  dem  Auftragen  der  Zündmasse,  getrocknet  werden. 

—  Sir  William  George  Anrntronc  erbaut  auf  Grund  der  Beobachtung,  daß 
bei  Dampf,  der  dem  Sicherheitsventil  einer  Lokomotive  entströmt,  Elek- 
trizität auftritt,  seine  Dampf elektrisiermaschine.  Faraday  weist  1843 
nach,  daB  die  Quelle  dieser  auch  schon  von  Lavoisier  und  Laplaoe  (s. 
1780  L.)  beobachteten  Dampf elektrizität  vor  allem  in  der  Reibung  der 
Wasserteilchen  des  kondensierten  Dampfes  an  den  Wänden  des  AusfluQ- 
kanals  zu  suchen  sei. 

—  Der  Arzt  Karl  A.  von  Emdow  in  Merseburg  beschreibt  zuerst  vollständig 
die  nach  ihm  benannte,  zuerst  von  Parry  1786  und  dann  von  Graves 
1835  erwähnte  Krankheit,  welche  sich  durch  Anschwellen  der  Sohilddrüse 
und  stärkeres  Hervortreten  der  Augäpfel  zu  erkennen  gibt. 

—  Baylty  stellt  auf  der  London-  und  Birmingham-Bahn  das  erste  mittels 
Handhebels  und  eindrähtiger  Zugvorrichtung  von  einem  gemeinsamen 
Stellorte  aus  bewegte  Diatanzsignal  her  und  versieht  die  Drahtzüge  mit 
Spannvonichtungen  zum  Ausgleich  der  bei  Temperaturwechsel  eintretenden 
Längenänderungen. 

—  Bmhoii  und  Oonaffi  machen  zur  Darstellung  von  Bleiweiß  trockene  Bleiglätte 
mit  einer  einprozentigen  Lösung  von  essigsaurem  Blei  zu  einem  feuchten 
Pulver  an  und  behandeln  dasselbe  mit  Kohlensäure.  Die  Kohlensäure 
wird  durch  Verbrennen  von  Koks  gewonnen.  Die  Methode  wird  später 
von  Wöllner  verbessert. 

—  Heinrich  Bwihwii  gibt  auf  Veranlassung  von  Alexander  von  Humboldt 
seinen  physikalischen  Atlas  heraus,  in  welchem  er  zum  ersten  Male  alle 
auf  die  physikalischen  Verhältnisse  der  Erde  bezüglichen  Angaben 
vereinigt. 

—     443     — 

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1840 

1840  Theodor  Lud-wig  Wilhelm  Btafeoff  Bohafit  durch  seine  bis  1854  fortgesetzten 
Untersuchungen  über  die  Entwicklungsgeschichte  des  Kaninchens  (1840), 
des  Hundes  (1842),  des  Meerachweinohens  (1852)  und  des  Behs  (1864)  die 
'wichtigsten  Grundlagen  tax  die  allgemeine  Entwicklungsgeschichte. 

—  Boatlfny  leitet  aus  der  Untersuchung  des  Leidenfrost'sohen  Ph&nomens 
(s.  1732B.)  einen  angeblichen  vierten  Aggregatzustand,  den  „sph&roidalen"  ab. 

—  William  Bowaaii  weist  nach,  daß  die  Querstreifung  der  Muskeln  (s.  1679L.) 
auf  der  Abwechslung  von  schwächer  und  stärker  lichtbreohenden  Schichten 
beruht. 

—  Nachdem  das  Neapelgelb  seit  langer  Zeit  unter  dem  Namen  „GiaUiolino" 
ausschließlich  aus  Italien  bezogen  worden  war,  lehrt  Carl  Emanuel  BnmiMr 
dessen  Darstellung  durch  Zusammenschmelzen  von  Breohweinstein,  salpeter- 
saurem Blei  und  Kochsalz  und  Ausziehen  des  Kochsalzes  aus  der  ge- 
schmolzenen Masse,  wobei  das  antimonsaure  Blei  aU  schöne  gelbe  bis 
orangegelbe  Farbe  zurfickbleibt. 

—  Robert  Wilhelm  von  Bmmm  konstruiert  das  nach  ihm  benannte  Zink- 
Kohle-Element.  Er  verwendet  an  Stelle  des  Kupferzylinders  der  Da- 
niell'schen  Säule  (s.  1836  D.)  einen  Kohlenzylinder,  in  dem  eine  poröse 
Tonzelle  steht,  die  das  amalgamierte  Zink  in  Form  eLnes  hohlen  oder 
massiven  Zylinders  enthält.  Der  Kohlezylinder  steht  in  einem  GlasgefäB, 
das  mit  konzentrierter  Salpetersäure  gefüllt  wird,  während  die  Tonzelle 
verdünnte  Schwefelsäure  enthält. 

—  BunMtl  formt  zuerst  die  Schneidmesser  der  Tangentialhobelmasohine  nach 
der  Profilgestalt  architektonischer  Glieder  und  ganzer  G«Bimse  und  er- 
findet damit  die  Kehlmaschine,  mit  der  gekehlte  Leisten  gehobelt  werden 
können. 

—  ChaiiMr  konstruiert  die  erste  brauchbare  Säemasohine,  die  gleichzeitig  flüs- 
sigen Dünger  aufbringt  (Liquid  mannre  drill),  während  eine  brauchbare 
Maschine  zum  Ausgießen  flüssigen  Düngers  allein  (Jauchewagen  mit  Brause- 
apparaten  zum  Ausgießen  in  einzelnen  Strahlen  oder  in  breiten  Bändern) 
von  CroskiU  konstruiert  wird. 

—  Edwin  dark  konstruiert  ein  Schwimmdock,  welches  aus  Balkenwänden 
besteht,  zwischen  denen  sich  eine  hohle,  sohwimmfähige  mit  Pumpen  und 
Ventilen  versehene  Plattform  auf  und  nieder  bewegen  läßt.  Mittels  Ein- 
lassens  von  Wasser  wird  die  Plattform  auf  die  Docksohle  gesenkt  und 
alsdann  das  zu  dockende  Schifi  über  dieselbe  geholt.  Die  Plattform  wird 
nunmehr  leer  gepumpt,  wobei  sie  sieb  allmählich  hebt  und  das  darauf 
befindliche  Schiff  über  Wasser  bringt. 

—  Orall  schlägt  als  erster  vor,  das  Leuchtgas  mit  Salzsäure,  Schwefelsäure, 
Eisonvitriollösung  oder  Manganohlorür  zu  waschen,  um  Chlorammonium 
oder  Ammonsulfat  daraus  zu  gewinnen.  Gleichzeitig  beschäftigt  sich 
MalM  mit  dem  gleichen  Gegenstand  und  führt  sein  Verfahren  in  die 
Praxis  ein. 

—  CratM  zeigt,  daß  &nüet  den  Glühfunken  (s.  1802  N.)  bei  galvanischen  Bat- 
terien auch  elektrische  Funken  sich  zeigen,  wenn  die  Diehtigkeit  der 
Elektrizität  an  den  Polen  der  Batterie  hinreichend  ist,  am  eine  merk- 
liche Sohlagweite  zu  erzeugen.  Auch  Gassiot  gelingt  es  1844,  solche  Funken 
mit  3520  Kupfer -Zink-Elementen  zu  erhalten. 

—  Alexandre  Donni  macht  die  ersten  Versuche,  das  mikroskopisohe  Bild 
photographisoh  zu  fixieren  und  legt  derartige,  mittels  des  Daguerrotypie- 
Verfahrens  gewonnene  Objekte  der  Akademie  vor.  Die  Methode  wird 
später  namentUch  von  Joseph  von  Gerlaoh  (1863)  zu  hoher  Vollendung 
gebracht  (Mikrophotographie).    (VgL  a.  1870  D.) 

—  Heinrich  Wilhelm  Don   beginnt   seine  grundlegenden   Arbeiten  über  die 

—     444     — 

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1840 

nicht  periodischen  Ändernngen  der  Temperatnrrerteilung  auf  der  Ober- 
fläche der  Erde,  die  er  bis  zum  Jahre  1860  forteetst,  nud  durch  welche 
ein  weaentlioher  Fortschritt  in  der  Lehre  vom  Ellima  bewirkt  wird. 
1840  AuguBtin  Pierre  DakraiifMrt  beobachtet,  daß  beim  Kochen  der  Stärke  mit 
Sohwefela&nre  die  reinsten  Produkte  entstehen,  wenn  in  verdünnter  Lö- 
sung verzuckert  wird,  sowie,  daß  bei  Anwendung  von  Temperaturen  über 
100°,  also  durch  Kochen  tmter  Druck,  die  Dauer  des  Kochens  sich  wesent- 
lich abkürzen  läßt.  Diese  letztere  Beobachtung  führt  zu  der  technisch 
durchgeführten  Verzuckerung  mit  dem  Hochdruokverfahren. 

—  Jean  Marie  Constant  DahaiMl  bedient  sich  zur  Zählung  der  Schwingungen 
einer  Saite  der  graphischen  Methode,  indem  er  den  schwingenden  Körper 
mit  einem  feinen  Stift,  einer  Schweinsborste,  versieht  und  vor  dieser 
einen  Glaszylinder  dreht,  der  mit  einem  leichten  Überzug  von  Kuß  ver- 
sehen ist,  auf  welchem  die  Borste  Wellenlinien  zieht,  wobei  jede  Welle 
einer  Schwingung  entspricht. 

—  Jean  Baptiste  Damit  stellt  im  Anschluß  an  die  Pelouze'schen  Arbeiten 
durch  Einwirkung  konzentrierter  Schwefelsäure  auf  Papier  einen  Körper 
her,  den  er  „Nitramid"  nennt,  und  der  schon  alle  Eigenschaften  der  spä- 
teren Schießbaumwolle  hat. 

—  J.  B.  Dvmai  und  J.  S.  Mm  entdecken  die  Einwirkung  der  Alkalien  auf 
organische  Körper  bei  hoher  Temperatur  und  stellen  vermittels  dieser 
Reaktion  aus  Alkohol  Essigsäure,  aus  Methylalkohol  AmeisenBäare,  sowie 
aus  Amylalkohol  Baldriansäure  her. 

'—  J.  B.  Dumas  und  J.  S.  Stai  gewinnen  aus  dem  Amylalkohol  durch  Behand- 
lung mit  Salpetersäure  den  Valeraldehyd,  der  dem  Aldehyd  aus  Weingeist 
analog  ist. 

—  DaquatM  macht  die  ersten  Versuche,  beim  Gießen  des  Spiegelglases  zur 
Ersparung  der  kostspieligen  Gießtafel  das  Glas  zwischen  Walzen  aus- 
zugießen, durch  deren  Umdrehung  es  in  Gestalt  einer  Platte  hervortritt. 
Dies  Verfahren  wird  von  Bessemer  1846  und  Mackay  1853  noch  verbessert. 

—  Nachdem  G.  E.  Stahl  bei  Verkalkung  von  Eisen  mit  Salpeter  und  Lösen 
des  Produktes  mit  Wasser  eine  amethystfarbene  Lösung  erhalten  und 
A.  G.  Ekeberg  (1802)  eine  ähnliche  Beobachtung  gemacht  hatte,  gelingt 
es  Edmond  Prtmy,  die  Umstände  zu  ermitteln,  unter  denen  ein  dem 
Manganohamäleon  entsprechendes  Eisenchamäleon  entsteht.  Mit  der 
Untersuchimg  der  Eisensäure,  die  nur  in  Verbindung  mit  Alkalien  be- 
kannt ist,  beschäftigen  sich  außer  Fr^my  auch  H.  Rose  (1843)  und  Denham 
Smith  (1843.) 

—  Nachdem  seit  dem  Altertum  die  Elephantiasis  häufig  mit  dem  Aussatz 
verwechselt  worden  war  und  später  viele  Gelehrte,  wie  Heusler,  Rayer, 
Willan  u.  a.  versucht  hatten,  Klarheit  über  diesen  Gegenstand  zu  ver- 
breiten, nennt  Conrad  Hrämoh  PMht  die  Krankheit  nach  der  eigenartigen 
Verdickung  der  Haut  „Pachydermia".  Diese  Bezeichnung,  die  das  wesent- 
liche Symptom  der  Erkrankung  enthält,  wird  allgemein  angenommen. 

—  OMb  und  Conti  führen  das  milohsaure  Eisen  (Ferrum  laotionm)  in  den 
Arzneischatz  ein. 

—  von  asndorff  stellt  zuerst  Mangankupfer  mit  1  Teil  Mangan  und  4  Teilen 
Kupfer  her.  Kurz  darauf  wird  ein  Produkt  mit  10—19%  Mangan  durch 
Reduktion  eines  Gemenges  von  Kupferhammeischlag  mit  Braunstein  und 
Kohle  von  Schrötter  gewonnen.  Das  Mangankupfer  gewinnt  später  Be- 
deutung als  Zusatz  zu  Kupfer-  oder  Metalllegierungen,  um  denselben  durch 
SanerstoSentziehung  größere  Dichtigkeit  und  Festigkeit  zu  geben.  Es  wird 
auch  zur  Herstellung  der  Manganbronze  (s.  1876  P.)  gebraucht. 

—  Nachdem  schon  1643  Leeghwater  van  de  Rip  einen  Entwurf  zur  Trooken- 

—     445     — 

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1840 

legang  des  Haarlemer  Meraes  anfgeateUt  hatte  und  Crnquina  im  18.  Jahr- 
hundert, yan  Lynden  und  van  Hemmen  im  19.  Jahrhundert  sich  bemüht 
hatten,  diesen  Plan  zu  verwirklichen,  führt  Ommn  «M  EBdifMtt  in  den 
Jahren  1840 — 53  die  Trookenlegung  tatsächlich  durch.  Mit  «nem  Kosten- 
aufwand von  23,2  Millionen  Mark  wird  der  22  km  lange,  11  km  breite 
und  fast  4,6  m  tiefe  Binnensee  entwässert  und  kanalisiert.  Das  für  die 
Bebauung  gewonnene  183  qkm  umfassende  Gebiet,  der  sogenannte  Haar- 
lemer Meer-Polder,  wird  schon  jetzt  von  nahezu  20000  Menschen  bewohnt. 
1840  William  Robert  Ctoww  stellt  eine  Vakuum- Glühlampe  her,  in  welcher  er  als 
Glühkörper  eine  Platinspirale  benutzt. 

—  Ernst  Friedrich  awtt  fördert  die  Kenntnis  der  Mißbildungen  der  Haustiere. 

—  P.  HtKlnr,  ein  Kaufmann  in  Nürnberg,  macht  ausgedehnte  Untersuchungen 
über  die  Tragkraft  von  Magnetstäben  und  Hufeisenmagneten,  stellt  fest, 
daß  unter  sonst  gleichen  Bedingungen  die  Tragkraft  aus  dem  Gewicht 
herzuleiten  ist,  und  bestimmt,  welches  Höchstmaß  an  Tragkraft  einem 
Magnet  erteilt  werden  kann.    (S.  a.  1743  B.) 

—  Nachdem  Rogers  (s.  1826  R.)  die  Puddelöfen  verbessert  hatte,  indem 
er  dieselben  mit  einer  eisernen  Herdeinfassung  und  einem  eisernen  Boden 
versah,  beginnt  man  nach  dem  Vorschlag  des  Ingenieurs  Joseph  Hai 
den  eisernen  Herd  mit  eisenoxydreichen  Körpern  auszufüttern,  wodurch 
die  Vorbedingungen  zur  Entstehung  einer  oxydreichen  Schlacke  und  zur 
raschen  Durchführung  des  Puddelns  gegeben  und  die  Leistungsfähigkat 
der  Ofen  aufs  Dreifache  gesteigert  wird. 

—  Der  Fabrikant  Karl  Samuel  Hänisr  in  Hirschberg  in  Schlesien  erfindet 
die  Holzzementdeckung  für  Dächer.  Er  stellt  dieselbe  in  der  Weise  her, 
daß  er  die  hölzerne  Dachschalung  mit  Papier  überzieht,  die  Papierlage 
mit  Holzzement,  einer  Mischung  aus  Asphalt  und  Zement,  bestreicht,  und 
in  gleicher  Weise  fortfahrend  je  3 — 4  Lagen  der  beiden  Materialien  auf- 
einander bringt.  Schließlich  wird  die  Abdeckung  mit  Steinkohlenasche  und 
darüber  mit  Kies  beschüttet.    (S.  a.  1701  K.) 

—  Der  Anatom  Jacob  Hwta  spricht  aus,  daß  das  Contagium  der  Infektions- 
krankheiten lebender  Natur  sein  müsse  (Contagium  animatum  s.  1671  K.)  und 
entwickelt  die  Beziehungen,  die  zwischen  den  Parasiten  als  Krankheits- 
erregern und  dem  Verlauf  der  Krankheiten  bestehen. 

—  Jacob  Hwta  führt  unter  dem  Einfluß  der  Schwann'schen  Lehre  von  der 
Zelle  (8  1839  S.)  zuerst  die  Regeneration  bei  der  Wundheilung  auf  Neu- 
bildung von  Zellen  aus  dem  plastischen  Exsudat  zurück.  Im  Reichen 
Jahr  entdeckt  er  die  Muskulatur  der  Arterien  und  sieht  die  Existenz  von 
Gefäfinerven  voraus.    (S.  1850  B.) 

—  Jacob  Hwta  macht  zahlreiche  Entdeckungen  auf  anatomischem  Gebiet,  wie 
die  des  Zylinderepithels  des  Darmkanals,  der  Leberzellen,  der  Henle'schen 
Schleifen  der  Nierenkanälohen,  der  gefensterten  Membran  im  Gehörorgan. 

—  Germain  H.  Htt  in  Petersburg  findet  das  Gesetz  der  konstanten  Wärme- 
summen, welches  dahin  lautet,  daß  die  chemische  Reaktionswärme  nur 
abhängt  vom  Anfangs-  und  Endprodukt  und  unabhängig  ist  von  dem  Wege, 
auf  dem  die  Reaktion  verläuft.    (S.  a.  1780  L.) 

—  Nachdem  unterm  10.  August  vom  enj^ischen  Parlament  die  Einführung  dw 
neuen  Postwertzeichen  (s.  1837  C.)  bestätigt  worden  war,  führt  Rowland  HM 
zuerst  gestempelte  Briefumschläge  zu  1  Penny  in  Schwarzdruck  und 
2  Pence  in  Blaudruck  ein,  die  vom  Londoner  Maler  Mulready  entworfen 
sind.  Er  ersetzt  dieselben  wenige  Monate  darauf  durch  die  ersten  eigent- 
lichen Briefmarken  mit  dem  Bild  der  Königin  Viktoria.  Er  setzt  die 
Einführung  eines  gleichmäßigen  billigen  Briefportos  (Peanytaze)  durch. 


—     446     — 

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1840 

1840  Der  englisohe  Ant  Thomas  Harigkin  entdeckt  die  nach  ihm  „Hodgkin'Bche 
EJrankheit"  benannte  PBeudoleukämie. 

—  Der  Ingenieur  Eaton  IHttkliimi  macht  in  den  Jahren  1840—46  Arbeiten 
über  die  Festigkeit  der  im  Bau-weeen  Verwendung  findenden  Materialien. 
Er  gibt  zifiemmäBige  Nachweisongen  für  die  Zug-,  Dmok-  und  Biegungs- 
festigkeit  und  bestimmt  den  Elaetizit&tamodul  und  die  Elastizitätsgrenze.  Er 
erkennt  als  erster  die  Verwendbarkeit  des  Schweißeisens  als  Konstmktions- 
materials. 

—  Sterry  Hant  sohl&gt  zuerst  vor,  die  Kupfererze  mit  Chlomatrium,  Chlor- 
magnesium usw.  gemischt  zn  rösten  und  nachher  durch  Eisen  zu  f&llen, 
wie  es  jetzt  zur  Verhüttung  der  Kiesabbrände  der  Sohwefelsäurefabriken 
auf  Kupfer  fast  allgemein  geschieht.  Verbesserungen  der  Methode  rühren 
von  Longmaid  1842,  Gossage  1850,  Becchi  und  Haupt  1858,  Schaffner 
1862,  Henderson,  Tennant  u.  a.  her. 

—  Nachdem  schon  früher  durch  Lösen  der  Stärke  in  verdünnten  oder  konzen- 
triert«a  Säuren  lösliche  St&rke  erhalten  worden  war,  gelingt  es  Augustin 
JMqwiW«,  diese  in  krystalloider  Form  zu  erhalten. 

—  Orlando  JoMi  begründet  die  Reisstärkefabrikation. 

—  James  Preecott  Jenla  findet,  daß  die  Wärmewirkung  des  galvanischen 
Stromes  dem  Produkte  aus  dem  Widerstand  und  dem  Quadrat  der  Strom- 
intensität proportional  ist. 

—  Ktfer  in  Kreuznach  fertigt  die  ersten  gepreßten  Röhren  aus  reinem  Zinn  an. 

—  Der  Amerikaner  T.  Kingslmd  führt  in  die  Papierfabiikation  die  Zentrifugal- 
stoffmühle  (Ganzholländer)  ein,  die  sich  von  den  bis  dahin  verwendeten 
Holländern  wesentUcb  unterscheidet  und  namentlich  die  Trennung  der 
gröberen  nnd  feineren  Fasern  während  des  Mahlprozesses  erleichtert. 

—  Der  Mediziner  Franz  Klwitch  von  Rotitnui  beginnt  mit  seiner  Schrift  „Die 
Krankheiten  der  Wöchnerinnen"  die  Veröffentlichung  seiner  zahlreichen 
Forschimgen  auf  dem  Gebiet  der  Frauenkrankheiten  und  fördert  dadurch 
die  Gynäkologie  in  namhafter  Weise. 

—  Der  Göttinger  Astronom  Ernst  Friedrich  Wilhelm  KlInksrlUM  erfindet  den 
hydrostatischen  galvanischen  Gascünder,  der  sich  jedoch  auf  die  Daner 
nicht  bewährt. 

—  Franz  ¥oa  KakiN  erfindet  die  Galvanographie,  bei  der  eine  Zeichnung  mit  einer 
auf  Metall  gut  haftenden  Farbe  auf  eine  versilberte  Platte  aufgezeichnet 
und  davon  ein  zum  Druck  geeigneter  galvanoplastischer  Abzug  gemacht 
wird.  Das  Verfahren  wird  1846  von  Paul  Pretsch  und  1806  von  Hubert 
von  Herkomer  noch  vervollkommnet. 

—  Hermann  Kapp  weist  darauf  hin,  daß  bei  isomorphen  Körpern  die 
spezifisohen  Giewichte  sich  wie  die  Atomgewichte  verhalten  (isomorphe 
Körper  haben  gleiches  Atomvolum),  und  daß  die  kleinsten  Teilchen  iso- 
morpher Körper  nicht  nur  in  der  Form,  sondern  auch  in  der  Größe 
{i^eioh  sind.  Er  schlägt  hierfür  den  Ausdruck  „Spezifisches  Volum"  vor,  für 
den  er  später  den  Ausdruck  ,.Atomvolum"  annimmt  und  der  jetzt  durch 
den  korrekten  Ausdruck  „Molekularvolum"  ersetzt  ist.  Kopp  versteht  hier- 
bei unter  isomorphen  Körpern  solche,  die  analog  zusammengesetzt  sind  und 
gleiche  KrystaUform  haben. 

—  Der  Fabrikant  Fr^d^rio  Kahlimuin  in  Lille  erfindet  die  Methode,  den  Bunt- 
papieren durch  Krystallisation  von  Salzlösungen  Überzüge  zu  geben,  die 
den  Eisblumen  an  den  Fensterscheiben  ähnlich  sind.  Zn  diesem  Zweck 
dienrai  namentlich  Lösungen  von  schwefelsaurer  Magnesia,  die  mit  Dextrin 
versetzt  werden. 

—  FrM^iio  KahtaHMi  benutzt  das  Wassergias  als  Bindemittel  zur  Herstellnng 


—     447     - 

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1840 

kfinstlioher  Steine,  indem  er  Kreide  od«r  gepulverten  Kalkstein  mit  Waaeer- 
glasIöBung  durcheinander  knetet. 
1840  H.  F.  E.  Lmi  und  M.  H.  JacoM  untereucfaen  die  Anziehung  und  Tragkraft  von 
stabförmigen  Elektromagneten  and  finden,  daß  die  Anziehung  dem  Quadrat 
der  Stromstärke  proportional  ist.  Das  Gesetz  zeigt  sich  auch  gältig.  wenn 
beide  zum  Versuch  verwendeten  St&be  durch  den  Strom  magnetisiert 
wurden,  nur  ist  dann  die  Anziehung  bei  gleicher  Stromstftrke  ungefähr 
viermal  stärker,  als  wenn  nur  der  eine  Stab  magnetisiert  wurde.  Auch 
Dub  bestätigt  (1860)  dieses  Gesetz. 

—  H.  F.  E.  Lmi  und  M.  H.  JmoM  untersuchen  die  Abhängigkeit  des  erregten  tem- 
porären magnetischen  Momentes  von  der  magnetisierenden  Kraft  und 
finden  die  Intensität  desselben  der  Intensität  des  magnetiaieresden  Stromes 
proportional.  Müller  (1849),  von  Waltenhofen  (1870)  u.  a.  erhalten  mit 
kleinen  Einschränkungen  das  gleiche  Resultat. 

—  Justus  VM  LMif  begründet  durch  sein  Werk  „Die  Chemie  in  ihrer  An- 
wendung auf  Agrikultur  und  Physiologie"  die  moderne  Landwirtschaft 
und  die  neuere  Agrikulturchemie. 

—  Justus  von  LIsMg  tritt  gegen  die  Humustheorie  (s.  1804  S.)  auf.  Er  zeigt, 
daß  der  sogenannte  Humus  durch  die  Vegetation  nicht  nur  nicht  ver- 
mindert, sondern  beständig  vermehrt  wird,  daß  der  vorhandene  Humus 
zur  Ernährung  einer  kräftigen  Vegetation  auf  die  Dauer  nicht  hinreichen 
würde,  und  daß  er  von  P*flanzen  überhaupt  nicht  aufgenommen  wird.  Er 
zeigt  femer,  daß  die  Kohlensäure  der  Atmosphäre  die  einzige  Kohlenstoff- 
quelle  ist,  und  daß  ihre  Quantität  auf  unabsehbare  Zeiten  für  die  Vegeta- 
tion der  gesamten  Erde  ausreicht. 

—  Justus  von  Uobig  stellt  fest,  daß  die  Pflanze  durch  ihr  Wachstum  dem 
Boden  bestimmte,  nachweisbare  Mengen  mineralischer  Stoffe  entzieht  und 
lehrt  die  Wiederersetzung  der  so  dem  Boden  entzogenen  Stoffe  mittels 
chemisch  herstellbarer  Verbindungen,  d.  i.  durch  Verwendung  künstlichen 
Düngers  an  Stelle  des  bisher  allein  gebräuchlichen  animalischen  Düngers. 
Er  macht  zuerst  den  Vorschlag,  die  Wirksamkeit  des  schon  früher  her- 
gestellten Knochenmehls  durch  Zusatz  von  Schwefelsäure  zu  erhöhen. 

—  Justus  von  LMig  wendet  seine  Fermenttheorie  auf  den  Prozeß  des  Raneig- 
werdens  an  und  nimmt  an,  daß  dies  in  den  dem  Fett  beigemengten 
fremden  Körpern,  namentlich  Eiweißkörpem  seine  Ursache  habe.  Er  zeigt, 
daß  diese  Körper  fermentartig  wirken  und  unter  Hinzutritt  von  Sauerstoff 
den  Zerfall  der  Fette  in  Fettsäuren  und  Glyoerin  veranlassen. 

—  Die  London-Blrmlnsham-Balin  führt  für  die  Verbindung  der  Eisenbahnwagen 
die  Schraubenkuppelung  ein,  bei  der  durch  die  mit  einem  Rechts-  und 
einem  Linksgewinde  versehene  drehbare  Spindel  die  Wagen  straff  anein- 
ander gezogen  werden. 

—  Charles  Lyöll  stellt  die  Diifttheorie  auf,  nach  der  ein  tiefes  großes  Meer, 
über  dessen  Spiegel  die  höchsten  Gipfel  Skandinaviens,  Schottlands,  der 
Alpen  und  Nordamerikas  als  vereiste  Inseln  taervoiragten,  zur  Diluvialceit 
das  Crebiet  Europas  und  Nordamerikas  bedeckt  habe,  und  wonach  die  in 
diesen  Ozean  kalbenden  Gletsoherenden  als  Eisberge  nach  Süden  getrieben 
seien,  bis  sie  an  einer  fernen  Küste  strandeten,  wo  sie  den  Schutt,  mit 
dem  sie  beladen  waren,  als  Moränen  der  veisohiedensten  Art  ablagerten. 
Fast  ein  halbes  Jahrhundert  behält  diese  Theorie  die  Herrschaft  in  der 
G«ologie. 

•—  John  Mwcsr  führt  das  Chloren  von  Woll-  und  Halbwollgeweben  in  die 
Praxis  ein.  Die  Gewebe  laufen  breit  durch  einen  RoUenständer,  welcher 
eine  Natriumhypochloritlösung  und  Schwefelsäure  enthält,  werden  dann 
gewaschen  und  sind  nunmehr  zum  Druck  bereit. 

—     448     — 

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1840 

1840  William  MontcMiNrto  beobachtet,  daß  die  Malaien  von  einem  auf  Singa- 
pore  heimiBchen  Banme  einen  eigentümlichen  Stoff,  die  Guttapercha,  ge- 
Trinnen,  der  sich  durch  eine  gewisse  Elaetizitfit  bei  großer  Widerstands- 
ffthigkeit  ausseichnet.  Er  bringt  1844  die  erste  größere  Quantit&t  (100  kg) 
nach  Europa  und  bemüht  sich,  dessen  wertvolle  Eigenschaften  zu  ver- 
werten. In  kleinen  Quantitäten  war  die  Guttapercha  schon  1666  nach 
London  gekommen.     (S.  1666  T.) 

—  Samuel  Finlay  Breeee  Mom  erfindet  den  unter  dem  Namen  „Taster"  be- 
•  kannten  Zeichengeber  und  stellt  die  in  verbesserter  Form  jertet  noch  üb- 
liche Strichpunktsohrift  auf. 

—  Grorard  Johannes  MaMir  macht  Untersuchungen  über  die  Eiweißstoffe,  deren 
gemeinsame  Grundlage  er  als  Protein  bezeichnet,  und  begründet  die  Histo- 
ohemie,  welche  sich  mit  der  chemischen  Konstitution  der  Formelemente 
und  Gewebe  des  tierischen  Körpers  beschäftigt. 

—  Johannes  MQIIar  studiert  die  Tie£seefauna  im  Golf  von  Neapel.  Er  holt 
sein  Material  mit  Hufe  feiner  Gazenetze  ans  der  Tiefe  und  zeigt  damit  den 
Weg  für  die  spätere  Planktonforschung. 

—  Johannes  MOItor  nimmt  an,  daß  bei  dem  Fieber  eine  auf  das  Rückenmark 
verpflanzte  und  von  dort  auf  aUe  Nerven  reflektierte  Impression  stattfindet, 
welche  von  einer  heftigen  Affektion  der  organischen  Nerven  irgend  eines 
Körperteils  ausgeht.  Diese  neuropathologische  Lehre  wird  von  Wunderlich 
(1864),  Virohow  (1864),  Claude  Bemard  (1869)  und  vielen  anderen  weiter 
ausgebaut. 

—  Roderick  Impey  MarehiMii  bringt  für  die  über  der  Kohlenformation  ge- 
legene, von  Füchsel  „Dyas"  genannte  Formation  den  Namen  „Perm"  in  Vor- 
schlag, den  er  von  dem  gleichnamigen  russischen  Gouvernement  ableitet. 

—  Marray  macht  nichtmetallische,  also  den  galvanischen  Strom  nicht  leitende 
Flächen  dadurch  leitend  und  brauchbar  für  galvanische  Reproduktionen, 
daß  er  sie  mit  Graphit  überzieht.  Dies  ermöglicht  die  Herstellung  galvano- 
plastischer Kopien  von  Holzschnitten,  Gipsabgüssen  usw. 

—  James  Nasmyth  erbaut  die  erste  Fräsmaschine  zur  Bearbeitung  ebener 
Flächen,  insbesondere  derjenigen  der  Schraubenmuttern. 

—  Georg  Simon  Ohm  stellt  das  Gesetz  auf,  daß  der  ganze  magnetische  Wider- 
stand eines  geschlossenen  Ringes  gleich  ist  dem  magnetischen  Wider- 
stand des  Eisens,  vermehrt  um  den  magnetischen  Widerstand  der  Luft. 

—  Anselme  Payan  isoliert  aus  dem  Holz,  indem  er  die  Inkrustationen  mit 
Salpetersäure  löst,  einen  eigenartigen  Stoff,  dem  er  den  Namen  „CeUu- 
lose"  beilegt. 

—  Der  Wiener  Physiker  Joseph  Patzval  findet  durch  mechanische  Konstruk- 
tion ein  äußerst  lichtstarkes  Doppelobjektiv  für  Porträtaufnahmen,  welches 
er  an  Friedrich  Voigtländer  zur  Ausführung  übergibt,  und  das  schnell  zu 
großen  Erfolgen  führt  (Porträtobjektiv). 

—  Franz  von  PKIn  gibt  der  Chirurgie  eine  festere  anatomische  Basis  und  trägt 
wesentlich  zum  Glanz  der  Wiener  Schule  bei. 

—  Johann  Christian  Pogfindorfl  führt  die  elektrischen  Klemmschrauben  ein. 

—  Der  Engländer  Prior  erfindet  ein  Znspitzrad  für  die  Nadelfabrikation,  durch 
waches  das  umherfliegen  des  MetaUstaubes  vermieden  wird. 

—  Promr  in  Birmingham  gelingt  es  zuerst,  Porzellanmasse  als  trooknes.  feines 
Pulver  durch  starken  Druck  in  metallenen  Formen  so  zusammenzu- 
pressen, daß  die  geformten  Stücke  genügenden  Zusammenhalt  bekommen  nnd 
ohne  weiteres  gebrannt  werden  können.  Doch  gelingt  es  auf  diese  Weise 
nur  kleinere  Gegenstände  (Porzellanknöpfe,  tönerne  Fußbodenplatten, 
Hosaiksteine)  zu  erhalten.   Versuche  zur  Darstellung  größerer  Gegenstände, 

Darmstaedter.  29 

—     449     — 


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1840 

die    1809   in   S^yres    angestellt   worden   waren,   hatten   ebensowenig  ein 
Kesnltat   ergeben,   als   die    1816   von   Matelin  nnd  1831  von  Jullien  ge- 
nommenen Patente. 
1840   QwvMM  fahrt  das  reduzierte  Eisen  in  den  ArzneisohatE  ein. 

—  Der  Buchdrucker  Franz  RaMibWfir  in  Wien  erfindet  ein  typometrisohes 
System  zur  Herstellung  von  Landkarten,  Plänen  und  geometrischen  Figuren 
mittels  beweglicher  Typen  (Typometrie).  Sein  Verfahren  stellt  eine  Ver- 
beasemng  der  Breitkopf  sehen  Methode  dar.  (S.  1777  B.)  Doch  ist  die  Typo- 
metrie durch  die  Chemitypie  und  die  photomeohanischen  und  ähnUchea 
Reproduktionsverfahren  vollständig  verdrängt. 

—  RamoiiM  und  8Mm  in  Ipswich  beginnen  mit  dem  Bau  von  Lokomobilen, 
die  aus  einem  stehenden  Kessel  bestehen,  neben  dem  eine  rotierende  Ma- 
Bohinp,  und  zwar  eine  Scheibenmaschine  angeordnet  ist.  Der  Lokomobilbau 
wird  in  der  Folge  namentlich  von  Clayton,  Shuttleworth  &  Co.  in  Lincoln, 
Laurens  &  Thomas  in  Paris,  R.  Wolf  in  Buckau  u.  a.  betrieben. 

—  Henri  Victor  Rtgiuuilt  macht  unter  Zuhilfenahme  eines  von  ihm  kon- 
struierten Apparates,  der  aus  zwei  Teilen,  einem  Calorimeter  und  dem  Teil, 
der  zur  Erwärmung  des  zu  untersuchenden  Körpers  dient,  besteht,  sehr 
genaue  calorimetrische  und  spezifische  Wärmebestimmnngen.  Seine  Ver- 
suche über  die  spezifische  Wärme  ergeben,  daB  die  Atomgewichte  von 
Berzelius  für  Silber,  Kalium,  Natrium  und  Lithium  halbiert  werden  müssen, 
wenn  das  Dulong-Petit'sche  Gesetz  (s.  1819  D.)  für  diese  Metalle  Geltung 
haben  soll.  Nachdem  später  H.  Rose  und  Cannizzaro  (1868)  die  Berech- 
tigung der  Regnault'schen  Forderung  erwiesen  hatten,  werden  die  Atom- 
gewichte aller  Metalle  mit  Ausnahme  der  obigen  vier  verdoppelt. 

—  Henri  Victor  Ragimlt  unternimmt  Versuche  über  die  spezifische  Wärme 
der  Gase,  die  sich  im  Prinzip  von  der  von  Delaroche  und  Berard  (s.  1813  D.) 
angewendeten  Methode  nicht  unterscheiden,  jedoch  aUe  Fehlerquellen 
vermeiden,  die  bei  diesen  früheren  Versuchen  noch  vorhanden  waren.  Er 
dehnt  seine  Untersuchungen  auch  auf  die  Fragen  aus,  ob  die  spezifischen 
Wärmen  der  Gase  bei  gleichem  Druck  von  der  Temperatur  abhängig  sind, 
nnd  ob  sie  sich  bei  gleicher  Temperatur  mit  dem  Druck  ändern,  und  findet, 
daB  für  die  einfachen  sogenannten  permanenten  Gase  die  spezifische  Wärme 
sich  nicht  mit  der  Temperatur  ändert,  daB  dies  jedoch  nicht  für  Gase 
gilt,  die  beträchtlich  vom  Mariotte'schen  Gesetz  abweichen.  Für  die  atmo- 
sphärische Luft  findet  er  die  spezifische  Wärme  unabhängig  vom  Druck. 
Auch  E.  Wiedemann  gelangt  bezüglich  der  ersteren  Frage  später  (1876) 
zu  gleichem  Resultat. 

—  Henri  Victor  Ragmuilt  konstruiert  neben  den  Luftthermometem,  die  er  und 
nach  ihm  Philipp  von  Jolly  (1874)  wesentlich  verbessern,  auch  Gasthermo- 
meter,  bei  welchen  die  Zunahme  der  Spannkraft  eines  Gases  zur  Bestim- 
mung der  Temperatur  dient.  Man  pflegt  bei  diesen  Gasthermometem 
das  Volum  des  Gases  konstant  zu  halten  und  die  Temperatur  durch 
Druckmessung  zu  ermitteln. 

—  Karl  Bogislaus  RiiclMrt  führt  in  die  Histologie  den  Begriff  der  Binde- 
substanz ein,  unter  welche  er  die  Bindegewebe,  den  Knorpel  und  die 
Knochen  einreiht,  und  die  er  den  muskulösen,  nervösen  und  zeUigen  Ge- 
weben gegenüberstellt. 

—  Kad  Bog^auB  RilClMrt  führt  die  Zellenlehre  in  die  Embryologie  ein  und 
weist  nach,  daß  aus  den  Furchungskugeln  Embryonalzellen  werden  und 
alle  späteren  Organbestandteile  sich  von  den  Furchungszellen  ableiten  lassen. 

—  RIMsr  erfindet  die  Wänuröhren  der  Lokomotiven,  die  dazu  dienen,  den 
überschüssigen  Dampf  in  den  Tender  zu  leiten. 

—  Anna  Ronnar  in  Ragusa  findet  durch  Zufall,   daB  die  Blüten  von  Pyre- 


-     450     — 

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1840 

tbnim  cmerariaefolium  insektentötende  Eigenschaften  haben,  und  beginnt 
die  Fabrikation  des  dalmatinischen  Insektenpulvers,  das  nach  ihrem  Tode 
von  dem  Apotheker  Drobaz  weiter  vertrieben  und  später  auch  in  Peraien 
imd  im  Kaakasns  gewonnen  wird. 
1840  Heinrich  Rom  schließt  die  sohfrierig  zersetzbaren  Aluminate  und  den  Ko- 
rund für  die  Zwecke  der  Analyse  durch  Schmelzen  mit  schwefelsaurem,. 
Kali  auf. 

—  Ruhl  und  Bauidar  erfinden  die  Lampenzylinder  mit  stark  zusammengeschnürtem 
Teil  (Schulter),  durch  welchen  Luft  und  Flamme  in  sehr  innige  Berührung 
gebracht  werden.  Eine  noch  innigere  Vermengung  der  inneren  Luft  mit 
den  Flammengasen  findet  bei  der  Liverpool-Lampe  statt,  bei  welcher  die 
Luft  horizontal  in  die  Flamme  strömt,  indem  sie  von  einem  über  dem 
Brenner  angebrachten  verstellbaren  Metallscheibchen  (Nagel)  zurückprallt. 

—  Felix  Smart  konstruiert  ein  Polariskop,  das  aus  zwei  Bergkrystallplatten 
besteht,  die  unter  einem  Winkel  von  46  <>  gegen  die  Achsen  geschnitten 
und  so  gelegt  sind,  daß  die  Aohsenebenen  mit  der  Polaiikationsebene  des 
mit  ihnen  verbundenen  Prismas  Winkel  von  46  <>  bilden.  Dieses  Instrument 
wird  1846  von  Wild  in  einer  vervollkommneteren  Form  als  Photometer 
verwendet. 

—  Nachdem  schon  Barmel  (s.  1811  B.)  vorgeschlagen  hatte,  an  Stelle  der 
Schwefelsäure  zum  Fällen  des  übersohüssigea  Kalkes  aus  den  Rüben- 
säften  Kohlensäure  zu  verwenden,  ohne  daß  dieser  Vorschlag  praktische 
Folge  hatte,  führen  Schatttn  und  Mlcliaslls  mit  Erfolg  die  Saturation  mit 
Kohlensäure  in  die  Praxis  ein. 

—  Karl  Friedrich  Schlmpsr  untersucht  die  Bildung  der  sogenannten  Dendriten, 
jener  baumförmig  verästelten  Grebilde,  die  sich  vielfach  auf  engen  Spalten 
von  Kalkstein  und  Sandstein  finden.  Er  führt  dieselben  darauf  zurück,  daß 
der  den  Erdboden  treftende  Regentropfen  durch  CapiUarität  sich  einen 
Weg  durch  die  feinsten  Zwischenräume  des  Bodens  bahnt,  den  Boden 
lockert,  und  daß  die  durch  das  Wasser  bewirkten  Lösungen  diese  Den- 
driten absetzen. 

—  Franz  Schuh  führt  vielfach  die  zuerst  von  S^nao  1740  empfohlene  Punktion 
des  Herzbeutels  aus  (s.  a.  1663  R.),  führt  die  Perkussion  und  Auskultation 
in  die  chirurgische  Praxis  ein  and  bemüht  sich,  durch  Anwendung  des 
Mikroskops  im  Zusammenhang  mit  dem  Befund  des  Seziertisches  eine 
exakte  Methode  der  Chirurgie  anzubahnen. 

—  James  Sims  führt  die  nach  ihm  benannte  Anordnung  der  Zweifach-Expansions- 
maschine  aus,  bei  welcher  der  Dampf  in  zwei  Zylindern  auf  nur  je  eine 
Seite  des  Kolbens  wirkt. 

—  Sparlieh  untersucht  die  aus  dem  eingetrockneten  Mflchsaft  vom  BuUy-tree, 
einer  Sapotacee,  hergestellte  Balata  und  findet,  daß  die  nach  Behandlung 
mit  heißem  angesäuertem  Wasser  und  siedendem  Alkohol  zurückbleibende 
Masse  dieselbe  prozentuale  Zusammensetzung  zeigt,  wie  Guttapercha.  Die 
Balata  wird  als  Kautschuk ersatz  verwendet. 

—  Robert  Staphamon  führt  die  von  Curtis  (s.  1836  C.)  konstruierten  Distanz- 
signale ein,  bei  welchen  die  Scheiben,  welche  die  freie  Fahrt  an  Stationen, 
Einschnitten,  Tunnels  anzeigen,  so  eingerichtet  werden,  daß  mehrere  auf 
ziemlich  große  Entfernungen  gleichzeitig  von  einem  Beamten  in  Bewegung 
gesetzt  werden  können. 

—  Der  Fabrikant  TalMt  in  Paris  bringt  eine  gdbe  Kupferlegiernng  aus 
87%  Kupfer,  12%  Zink,  1%  Zinn  in  den  Handel,  die  mit  l^/o  Gold  durch 
Aufwalzen  oder  auf  galvanischem  Wege  plattiert  und  nach  dem  Erfinder 
„Talmigold"  genannt  wird. 

2g* 

—     451     — 


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1840 

1840    Taylor  Wortiworth  &  Co.  verbessern  die  von  Girard  (s.  1810  Cr.)  konstmierte 
FlachBhechelmasohine. 

—  Friedlich  Varmtrapp  gibt  die  erste  quantitative  Analjae  des  kfinstliehen 
Ultramarins. 

—  Der  fransöBisohe  Mediziner  Alfred  Armand  Vttuwi  fährt  die  bereits  von 
Oribadns  (s.  301)  empfohlene  permanente  Irrigation  wieder  ein  und  ver- 
vollkommnet die  Technik  der  Jodinjektion  in  seröse  Höhlen. 

—  Der  Mediziner  Theodore  VMal  d«  Canli  empfiehlt  zuerst  die  Höllenstein- 
Injektion  gegen  die  Uterin- Katarrhe. 

—  VBIdnl  untersucht  das  Kümmelöl,  das  er  in  Carven  und  Carvol  zerlegt, 
und  macht  1843  eine  eingehende  Untersuchung  des  von  Trommsdorf  1819 
entdeckten  Wurmsamenöls,  das  auch  von  Hirzel  1864  einer  eingehenden 
Untersuchung  unterworfen  wird. 

—  Vormlniann  d«  Hasr  leitet  aus  den  Rieß'schen  Versuchen  (s.  1837  R.)  den 
Satz  ab,  daß  die  Entladung  einer  mit  derselben  Elektrizitätsmenge  gela- 
denen Batterie  in  einem  ganz  kontinuierlichen,  d.  h.  ganz  metallischen 
Sohließungsbogen,  immer  dieselbe  W&rmemenge  hervorbringt.  Wie  Helm- 
holtz  und  Clausius  (1861)  zeigen,  l&ßt  sich  dieser  Satz,  wie  auch  die  von 
Rieß  beobachtete  Tatsache  aus  den  Sätzen  der  mechanisohen  Wfirme- 
theorie  ableiten. 

—  Nachdem  seit  Einführung  der  Feuerwaffen  wiederholte  Versuche  zur  Her- 
stellung eines  kriegsbrauchbaren  Hinterladungsgeaohützes  angestellt  worden 
waren  (ältester  Hinterlader  des  Berliner  Zeughauses  a.  d.  J.  1419;  vgl. 
auch  1697  L.  und  1826  R.),  stellt  der  Baron  von  WahrMMrff,  Besitzer 
einer  Eisengießerei  zu  Aker  in  Schweden,  eine  glatte  Hinterladekanone 
mit  KolbenverschluB  für  Rundkugeln  her,  zunächst  zu  dem  Zweck,  um 
durch  das  Laden  von  hinten  die  Bedienung  der  G-eschütze  in  Kasematten 
zu  erleichtern.  Seine  Idee  wird  durch  die  zur  Abnahme  von  Geschützen 
in  Aker  anwesenden  fremden  Artillerieoffiziere  im  Ausland  bekannt  und 
gibt  den  ersten  Anstoß  zur  allgemeinen  Einführung  der  Hinterladekanonen. 
(S.  1846  C.) 

—  Josef  WtM  in  Ziegenhals  stellt  durch  Kochen  der  Kiefern-  und  Fiehten- 
nadeln  mit  Dampf  und  Zerteilen  derselben  auf  einer  dem  HoUänder  ähn- 
lichen Maschine  wollähnliche  Fasern  dar,  die  unter  der  Bezeichnung 
„Waldwolle"  als  Polstermaterial  und  zur  Herstellung  von  Fußteppichen, 
und  mit  Wolle  oder  Baumwolle  gemischt  als  Spinnstoffe  zur  Verfertigung 
einer  Art  Gesundheitsflanell  dienen. 

—  Charles  WhMMom  verbessert  das  Chronoskop  (s.  1831  W.)  so  weit,  daß  ee 
zur  dauernden  Registrierung  von  Zeitabschnitten  zu  dienen  befähigt  ist 
und  den  Namen  eines  Chronographen  verdient.  Noch  wesentlichere  Ver- 
besserungen erfahren  diese  Instrumente  in  dem  1861  von  Matthias  Hipp 
in  Neuchätel  hergestellten  Streifenohronographen.     (S.  a.  1863  B.) 

—  Nachdem  die  Walflsohfänger  Biscoe  (1830—32),  Kemp  (1833)  und  Balleny 
(s.  1839  B.)  gelegentlich  im  Südpolarkreis  bedeutende  Landmassen,  wie 
Grahamland,  Enderbyland  usw.  entdeckt  hatten  und  die  französische 
Expedition  unter  Dumont  d'Urville  Ad^lieland  und  Clairieland  gefunden 
hatte,  entdeckt  der  nordamerikanische  Seeoffizier  Charles  WllkM  auf  seiner 
Forschungsreise  in  den  Jahren  1840 — 42  eine  ausgedehnte  Küste,  die  von 
96 — 166"  östl.  Länge  sich  hinstreckt  und  die  von  Dumont  d'Urville  ge- 
sehenen Küsten  mit  einschließt.  Das  hinter  diesen  Küsten  angenommene 
Festland  heißt  seitdem  Wilkes-Land. 

—  Henri  Rossiter  Worttilngton  baut  eine  ,, Simplexpumpe"  genannte  direkt- 
wirkende Dampf  pumpe,  die  aus  einem  doppeltwirkenden  Dampf  Zylinder 
und  einer  einfach  wirkenden  Plungerpumpe  mit  gewöhnlichen  konischen 


—     452     — 

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1841 

VentUen  besteht.  Der  Schieber  wird  mit  zwei  Hebeln  von  der  Kolben- 
stange aus  bewegt  und  die  Sohieberbewegung  durch  eine  Feder  so  be- 
schleunigt, daß  die  Dampfkanäle  schnell  geöffnet  und  geschlossen  werden. 

1840  Wrl(ht,  ein  Mitarbeiter  Elkingtons,  führt  zuerst  das  Cyankalinm  als  Be- 
standteil der  zum  Niederschlagen  der  Metalle  dienenden  Bäder  ein  and 
ermöglicht  so  neben  den  dicken  Eupfemiederschlägen  auch  galvanostegisohe 
Niederschläge  von  Silber  und  Gold  herzustellen,  eine  Methode,  die  von 
Henry  und  Richard  Elklngton  technisch  ausgebeutet  wird.  Das  gleiche 
Verfahren  wird  anabhängig  von  Dt  Ruoli  gefunden,  dessen  Patent  vom 
19.  Dezember  datiert,  wälurend  das  Wright-Elkington'sche  bereits  am  8.  De- 
zember erteUt  ist. 

1841  Nachdem  durch  Smith  in  Deanston  (s.  1833  S.)  ein  grofier  Bedarf  an  tönernen 
Drainröhren  wachgerufen  war,  folgen  sich  die  Ei^ndongen  zur  Herstellung 
solcher  Bohren  und  der  rohrförmigen  Hohlziegel  in  ununterbrochener  Reihe. 
Eine  der  yerbreitetsten  BöhrenpreBmaschinen  ist  die  von  Aliisiii  in  Redheugh 
in  Schottland,  der  bald  die  von  Clayton  (1844),  Whitehead  (1863)  u.  a. 
folgen. 

—  Baidanut  in.  Erfurt  erfindet  den  anastatischen  Druck,  der  darin  besteht, 
daß  das  betreffende  Druckblatt  mit  Weinsteinsäure  gegen  Druckfarben 
nnempflndlioh  gemacht  wird,  so  daß  beim  Einwalzen  mit  Druckfarbe  nur 
der  alte  Druck  Farbe  annimmt,  die  dann  auf  den  Stein  abgeklatscht 
wird.  Auch  heute  ist  das  Verfahren  trotz  der  modernen  DraokverfahrMi 
noch  zur  Ergänzung  fehlender  Bogen  eines  Werkes  usw.  im  Gebrauch. 

—  Johann  Jacob  von  Bamllw  führt  für  die  verschiedenen  Zast&ade  eines  Ele- 
mentes, von  denen  damals  schon  eine  Anzahl  Beispiele,  wie  namentlich 
Graphit,  Ruß  und  Diamant  bekannt  waren,  die  aber  als  Fälle  von  Iso- 
merie  betrachtet  wurden,  die  Bezeichnung  „Allotropie"  ein. 

—  Friedrich  Wilhelm  BmmI  leitet  aus  zehn  Gradmessungen  folgende  Dimen- 
sionen des  Erdkörpers  ab:  Äquatorialhalbmesser  =  6377397  m;  Polar- 
halbmesser =  6  36ß079  m;  Abplattung  =  1 :  299,1528.  Diese  Werte  behalten 
bis  zur  Verbesserung  durch  Clarke  (vgl.  1880  C.)  Geltung. 

—  John  George  Bodner  beschäftigt  sich  mit  Herstellung  schnelllaufender,  spar- 
sam arbeitender  Dampfmaschinen  und  konstruiert  eine  Maschine  mit  zwei 
gegenläufigen  Kolben  in  einem  Zylinder,  die  ihre  Arbeit  auf  eine  dreifach 
gekröpfte  Kurbelwelle  übertragen.  Die  Maschine  zeichnet  sich  nament- 
lich durch  sorgfältigen  Massenausgleich  aus.     (Vgl.  auch  1831  H.) 

—  BouciMrlfl  verwendet  zur  Imprägnierung  des  Holzes  Kupfervitriol  und  er- 
findet die  Methode,  den  hydrostatischen  Druck  der  Imprägniernngsfiüssig- 
keit  selbst  zu  benutzen,  um  einerseits  den  Holzsaft  aus  dem  Holz  heraus- 
zupressen und  andrerseits  die  Imprägnierungsflössigkeit  an  die  Stelle  des 
Holzsaftes  zu  setzen.    (Boucherisieren.) 

—  James  BraM,  Arzt  in  Manchester,  entdeckt  und  bezeichnet  als  Hypnotis- 
mus  eine  Gruppe  von  künstlich  erzielbaren,  dem  Schlafe  verwandten  Zu- 
ständen mit  Veränderungen  der  Funktionen  des  Gehims. 

—  Johann  Conrad  BraiiMit  stellt  die  Bildung  der  Bemsteinsäure  bei  der  Oxy- 
dation der  Fettsäuren  mit  Salpetersäure  außer  ZweifeL 

—  Sir  George  Caylay  empfiehlt  selbsttätige  Eisenbahnsignale,  welche  der 
vorüberfahrende  Zug  durch  Räderdruck  und  Hebelübersetzung  auf  „Halt" 
bringen  soll. 

—  Johann  G.  F.  Cbarptntler  veröSentiicht  seinen  „Essai  sur  les  Glaciers",  in 
welchem  die  Bewegung  der  Gletscher  durch  Gefrieren  und  dadurch  be- 
dingte Ausdehnung  des  eindringenden  Wassers  erklärt  wird. 

—  Charles  Louis  Chavallar  konstruiert  eine  Lupe,  bei  welcher  er  die  Objektiv- 
linse  verdoppelt,   so  daß  Strahlen,   die  von   relativ  nahen  Gegenständen 

—     453    — 

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1841 

kommen,  so  stark  gebrochen  werden,  daB  sie,  dnroh  das  Okular  (eine 
Konkavlinse)  wieder  divergent  gemacht,  ein  erheblich  vergrößertes  Bild  des 
nahen  Gegenstandes  auf  der  Netzhaut  des  Auges  entwerfen. 
1841  Edwin  Clirfc  konstruiert  das  erste  hydraulische  Dock,  indem  er  unter 
Anwendung  des  Prinzips  der  hydraulischen  Presse,  welches  Prinzip 
das  Jahr  zuvor  zur  Hebung  von  Schiffen  von  Anderson  und  Brownhill 
(s.  1840 A.)  verwendet  worden  war,  sein  Schwimmdock  (s.  1840  C.)  mit 
einem  hydraulischen  Bewegungsmechanismns  versieht.  Eines  der  groß- 
artigsten von  Clark  nach  diesem  Prinzip  ganz  aus  Eisen  konstruierten 
Docks  ist  das  1868  vollendete  der  London  Victoria  Docks,  mit  Hilfe  dessen 
Schiffe  von  2500  Tonnen  und  mehr  Lästigkeit  aus  dem  Wasser  gehoben 
werden  können. 

—  Th.  Mark  nimmt  ein  Patent  auf  eine  Wasserreinigungsmethode  mit  Kalk, 
durch  den  die  Entfernung  der  halbgebundenen  Kohlensäure,  welche  die 
kohlensauren  Salze  in  Lösung  hSlt,  gelingt.  Der  Niederschlag  besteht 
aus  kohlensaurem  Kalk  und  einem  Teil  der  kohlensauren  Magnesia,  sämt- 
lichen im  Wasser  suspendiert  gewesenen  Stoffen  and  einem  Teil  der  im 
Wasser  gelösten  organischen  Substanzen. 

—  William  Branwhite  Mark«  findet  das  eiste  Gold  anweit  Sidney  and  spricht 
die  Meinung  aus,  daB  die  Blauen  Berge  goldführend  seien,  was  1848  von 
Sir  Roderick  Murohison  durch  Vergleich  der  östlichen  Gebirgskette  Austra- 
liens mit  der  Formation  des  Ural  bestätigt  wird.  1861  werden  dann  die 
Goldgruben  von  Summer  Hill  Creek  150  englische  Meilen  westüoh  von 
Sidney  von  Edmond  Hammond  Hargraves  entdeckt. 

—  Jean  Daniel  CaUaioii  schlägt  die  Anwendung  unterseeischer  akustischer 
Signale  zur  Erhöhung  der  Sicherheit  des  Schiffsverkehrs  vor. 

—  William  Crotklll  in  Beverley  erfindet  für  die  Bearbeitung  harten  Bodens 
die  nach  ihm  benannte  Croskillwalze,  eine  Art  von  Schollenbrecher. 

—  Gustav  OruMll  bringt  zuerst  die  Galvanolyse  (elektrolytische  Behandlung) 
an  soliden  Geweben  in  Anwendung  und  erzielt  die  besten  Erfolge  bei 
Homhautträbungcn.  Eine  wesentliche  Verbesserung  erfährt  dieses  Ver- 
fahren durch  Cineselli  in  Cremona  1862. 

—  Johann  PWteHtotli  macht  den  ersten  Versuch,  das  Stottern  durch  Dnroh- 
schneiden  der  Zungenmuskeln  za  heilen,  eine  Operation,  die  nach  ihm 
öfters  von  Phüipps,  Amussat,  Velpeau  a.  a.  ausgeführt  wird. 

—  Felix  Dajardln  gibt  in  seinem  Werke  „Histoire  naturelle  des  zoophytes" 
eine  Einteilung  der  Infusorien  und  macht  interessante  Beobachtungen 
über  den  Einfluß  gewisser  Reagentien  auf  das  Wachstum  der  Infusorien, 
unter  anderm  auch  über  die  Aufnahme  von  Stickstoff  beim  Vorhandensein 
von  Ammoniumsalzen. 

—  Jacques  Joseph  EMman  baut  in  den  Jahren  1841 — 43  ziemlich  vollkommene 
Generatoren  und  ist  der  erste,  der  außer  Luft  auch  Dampf  in  die  glühende 
Generatorschioht  einführt.  Er  baut  aach  bereits  einen  Generator  für 
Vergasung  von  Holz  mit  Verbrennung  von  oben  nach  unten,  um  die 
gebildeten  Teerdämpfe  zu  zwingen,  durch  glühende  Schichten  hindorch- 
zugehen  und  sich  zu  zersetzen. 

—  Die  Elsiiibahiitwhnlinr-Vanaiiimlunc  in  Birmingham  vereinbart  für  den  Eisen- 
bahnbetrieb „rotes  Licht"  oder  irgendeinen  rasch  geschwungenen  Signal- 
körper als  Zeichen  für  Gefahr  (Halt),  „grünes  Licht"  oder  einen  langsam 
geschwungenen  Signalkörper  für  Vorsicht  (Langsam)  und  „weißes  Licht" 
oder  einen  unbewegten  Signalkörper  für  Ordnung  (Freie  Fijirt).  Zugleich 
setzt  sie  fest,  daß  jeder  Zug  sowie  jede  Lokomotive  bei  Dimkelheit  vom 
„weißes",  hinten  dagegen  „rotes"  Licht  zeigen  soll. 

—  Otto  Linn6  Erdmann  und  Aoguste  Lmrant  entdecken  gleichzeitig  bei  Ozy- 

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1841 

dation  des  Indigos  mit  ChTomB&me  oder  Salpetersäure  das  Isatm  und  das 
mch  zTun  Isatin  -wie  IndigweiB  zu  Indigblau  verhaltende  Isatid. 
1841  Nachdem  Ldebig  (b.  1840L.)  den  Vonchlag  gemacht  hatte,  die  Wirksam- 
keit des  Knoohenmehla  als  Dünger  durch  einen  Zusatz  von  Schwefelsäure 
zu  erhöhen,  wodurch  ein  Teil  des  schwer  löslichen  basisch  phosphor- 
sauren Kalks  in  das  lösliche  saure  Phosphat  übergeführt  wird,  fährt  als 
erster  der  enghsche  Landwirt  Ftaminf  zu  Barochan  diesen  Voischlag  aus, 
indem  er  englische  Koprolithen  mit  Schwefelsäure  aufschlieBt,  woraus  sich 
die  Fabrikation  der  Superphosphate  entwickelt.  In  größerem  MaBstabe 
wird  Superphosphat  durch  Aufschließen  von  Knochenphosphat  mit  Schwefel- 
säure in  England  von  Lawes,  in  Deutschland  von  Julius  Kühn  dargestellt. 
(S.  a.  1846  L.  und  1890  E.) 

—  James  David  FortM  wendet  in  Comrie  in  Schottland  zur  Erdbebenmnssnng 
ein  einfaches  schwingendes  Pendel  mit  direkt  schreibender  Spitze  an  (s.  a. 
1784  S.).  Eine  wesentliche  Verbessegmng  dieses  Apparats  geschieht  durch 
Karl  Ereil  (1856),  der  die  Selbstregistiierung  einführt  und  damit  das 
Moment  der  Zeitbestimmung  einschaltet,  du3:oh  Timoteo  Bertelli  (Tromo- 
meter  s.  1874  B.),  durch  Ewing  (s.  1882  E.)  und  Vioentini  (s.  1896  V.). 

—  Carl  Julius  FrHiMiM  erhält  beim  Kochen  des  Indigos  mit  Kali  Anthranil- 
B&ure  und  aus  dieser  beim  Erhitzen  Kohlensäure  und  Anilin 

—  flunal  erfindet  ein  Verfahren  der  Einbalsamierung,  das  darin  besteht,  daß 
er  durch  die  Carotis  antiseptisohe  oder  gerbende,  wasserentziehende  Stoffe 
in  das  Gefäßsystem  einspritzt,  und  daß  er  außerdem  den  fänlnisfähigen  In- 
halt der  Bauch-  und  Brusthöhlen  entleert  und  durch  eine  i'^ung  von 
frisch  geglühter  Holzkohle  ersetzt. 

—  Karl  Friedrich  QmI  gibt  in  seinen  dioptrischen  Untersuchungen  eine  ein- 
fache Lösung  der  allgemeinen  Aufgabe  der  Dioptrik  kugeliger  Flächen. 

—  Am6d6e  Qtlk  untersucht  den  Lackmus,  der  aus  veiscMedenen  Flechten- 
arten  (Boccella,  Lecanora)  dargestellt  wird,  und  stdlt  fest,  daß  zur  Bildung 
des  blauen  Farbstoffs  die  Gegenwart  von  kohlensaurem  fixem  Alkali  neben 
Ammoniak  wesentUoh  ist.  Spätere  Untersuchungen  werden  von  Sohunok 
und  namentlich  Kane  vorgenommen.    (Vgl.  a.  1680  D.) 

—  Qsrhartt  und  Cahoara  finden  im  Römisoh-Eümmelöl  das  Cymol,  das  von 
Dumas  aus  Campher  mit  Phosphorsäureanhydrid  hergestellt  und  mit  dem 
Gerhardt'sohen  Körper  identisch  befunden  wird.  Im  Jahre  1848  stellt 
Mansfield  das  Cymol  aus  Steinkohlenteeröl  her. 

—  Die  Gebrüder  flUarieni  in  Altkirch  im  Elsaß  erneuem  die  seit  der  Römer- 
zeit verloren  gegangene  Kunst  der  Herstellung  der  Falzziegeln,  in  der  sich 
später  namentlich  auch  die  Gebrüder  Schmerber  in  Tagolsheim  hervortun. 

—  Der  Ingenieur  Gotthilf  Ha|M  in  Berlin  beginnt  mit  Herausgabe  seines 
Werkes  „Handbuch  der  Waeserbaukunst",  welches  in  2  Bänden  die  Quellen 
und  in  je  4  Bänden  die  Ströme  und  das  Meer  behandelt.  Das  Werk,  erst 
im  Jahre  1866  völlig  abgeschlossen,  ist  für  das  gesamte  Grebiet  des  Wasser- 
bauwesens von  bahnbrechender  Bedeutung.  Sonstige  Forschungen  Hagen's 
beziehen  sich  auf  die  Wahrscheinlichkeitsrechnung,  die  Form  und  Stärke 
gewölbter  Bogen,  die  Ebbe  und  Flut,  die  Wellenbewegung  auf  G«wä8sem, 
die  Bewegung  des  Wassers  in  Röhren  u.  a. 

—  Samuel  Hall  macht  die  ersten  Versuche,  die  Rauchverbrennung  bei  Loko- 
motiven durchzuführen.  Solche  Versuche  werden  bis  in  die  neueste  Zeit 
vielfach  mit  mehr  oder  weniger  Erfolg  unternommen.   (Vgl.  a.  1785  W.) 

—  Josua  Hsilmanii  macht  den  Masohinenstuhl  für  die  Sammetweberei  verwend- 
bar, indem  er  ohne  Nadeln  oder  irgend  welchen  Ersatz  derselben  zwei 
Stücke  Sammet  übereinander  und  durch  die  Pole  zusammenhängend  webt. 

—  Joseph  H«wy  weist  nach,   daß  die  Induktionsströme  selbst  wieder  auf  ge- 

—     455     — 


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1841 

BohloBBene  Leiter  induzierend  wirken  und  so  neue  Induktionaströme,  die 
Induktionsatröme  höherer  Ordnung,  erregen  können. 
1841    Bei  der  auf  der  schiefen  Ebene  Hocbthal-Erkrath  angelegten  Eisenbahnlinie 
gelangen   die  ersten   durch  Luftdruck  betriebenen  Eisenbahnsignale  zur 
praktischen  Verwendung. 

—  Jules  iMIray  empfiehlt  zuerst  bei  den  Krankheiten  der  Atmungsorgane  die 
Anwendung  des  Bespirators.  Eine  allgemeinere  praktische  Verwendung 
findet  der  Bespirator  seit  d.  J.  1860. 

—  Heinrich  Klspsrt  beginnt  mit  der  Herausgabe  seiner  ersten  großen  wissen- 
schaftlichen Arbeit,  des  „Atlas  von  Hellas",  seine  hervorragende  T&tigkeit 
auf   dem  Gebiete  der  Topographie  der  Litnder  des  klassischen  Altertums. 

—  Ludwig  Kldn  in  Wien  konstruiert  die  ersten  Funkenfänger  für  Lokomo- 
tiven, die  dazu  dienen  sollen,  die  Feuersbrünste  (Schadenfeuer)  zu  ver- 
hüten, welche  nicht  selten  in  der  Umgebung  der  Bahnlinien  durch  die 
Funken  der  Lokomotiven  veranlaßt  werden. 

—  Nachdem  Malpighi  (1687)  die  Samenfäden  als  die  Keime  der  Tiere  be- 
schrieben hatte,  gelingt  es  Albert  von  KMIIker  zu  erweisen,  daß  die  Fäden 
sich  in  Zellen  entwickeln  und  daher  als  tierische  Elementarteile  anzusehen 
sind.  Später  werden  über  die  Entwicklimg  der  Samenfäden  wichtige  Unter- 
suchungen von  van  Beneden,  Oskar  Hertwig,  vom  Bath,  Meves  o.  a. 
gemacht. 

—  Alfred  Krapp  in  Essen  fertigt  das  erste  Geschützrohr  aus  Gußstahl.  (Vgl. 
auch  1866  E.) 

—  Auguste  Lamnt  untersucht  den  Phenylalkohol  (Phenol)  und  dessen  Deri- 
vate und  erkennt  dessen  Identität  mit  der  von  Bunge  1834  beschriebenen 
Carbolsäure.    (S.  1834  B.) 

—  Jnstus  von  UsMg  klärt  die  Vorgänge  bei  dem  Prozeß  der  Blutlaugensalz- 
bildung  auf  und  liefert  den  Beweis,  daß  die  Schmelze  aus  verkohlten  oder 
nicht  verkohlten  tierischen  Substanzen  (wie  Hufe,  Klauen,  Haut-  und  Leder- 
abfälle) mit  kohlensaurem  Kali  unter  Zusatz  von  Eisenfeilspänen  kein  fertig 
gebildetes  Blutlaugensalz  enthält,  dieses  sich  vielmehr  erst  bei  der  Behand- 
limg  der  Schmelze  mit  Wasser  bildet.  Weitere  wichtige  Beiträge  zu  dieser 
Frage  liefert  (1859)  B.  Hofimann. 

—  Fran^ois  AchUle  Loncot  begründet  durch  seine  „Beoherches  sur  les  fonc- 
tions  des  muscles  et  des  nerfs  du  laiynx"  die  modernen  Kenntnisse  von 
der  Innervation  des  Kehlkopfs. 

—  Fran^ois  Achille  Langst  weist  auf  experimentellem  Wege  und  auf  Grund 
klinischer  Beobachtungen  nach,  daß  die  weißen  Vorderseitenstränge  des 
Bückenmarks  die  willküriiche  Bewegung,  die  Hinterstränge  dagegen  die 
Empfindung  vermitteln.  Dieselbe  Entdeckung  wird  gleichzeitig  durch 
Isaak  van  Dtsn  gemacht. 

—  Prüderie  4»  Molaynt  in  Cheltenham  meldet  ein  Patent  an,  nach  welchem 
die  Leuchtkraft  eines  durch  den  elektrischen  Strom  im  Glühen  erhaltenen 
Platindrahtes  durch  einen  Strom  von  Koblepulver  erhöht  werden  soll. 
(S.  a.  1840  G.) 

—  Arthur  Morln  konstruiert  ein  Zugdynamometer  für  die  Zwecke  absoluter 
Zugkraftbeetimmungen,  das  insbesondere  in  der  Landwirtschaft  vielfach 
verwendet  und  später  von  Bental  in  Heybridge  noch  verbessert  wird. 
Er  macht  ausgedehnte  Versuche  über  die  Leistimg  vertikaler  und  horizon- 
taler Wasserader  und  den  Zugwiderstand  der  Bäderfuhrwerke  auf  Land- 
und  Kunststraßen. 

—  Unter  den  vielen  Verbesserungen  der  Davy'schen  Sicherheitslampe  ist  eine 
der  zweckmäßigsten  die  von  MOtsisr  in  Lüttich  erfundene  Lampe,  welche 
um  die  Flamme  herum  einen  Glaszylinder,  darüber  einen  Drahtnetzzylinder 

—      456     — 

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1841 

oq^  in  geringer  Entfernung  über  der  Flamme  eine  innerhalb  des  Draht- 
sylinders  bleibende  Esse  hat.  Auch  Rouquayrol-DenaTrooze's  für  Petro- 
leum and  Schieferöl  bestimmte  Sicherheitslampe  wird  als  zweckmäßig 
gerühmt.  (Vgl.  a.  1816  D.) 
1841  H.  L.  PatHiUM  gewinnt  Bleiweiß  mittels  Chlorbleis  und  doppeltkohlen- 
sauren Magnesiums.  Beide  Lösungen  werden  möglichst  rasoh  vermischt 
mit  der  Maßgabe,  daß  die  Magnesiumlösung  stets  im  Überschuß  bleibt. 
Das  gewonnene  Präparat  ist  von  vorzüglicher  Weiße  und  Deckkraft. 

—  Eugene  PMlfM  stellt  ans  dem  von  Elaproth  (s.  1790  K.)  entdeckten  Uran- 
oxydul  (der  später  s.  1842  E.  als  üranozyduloxyd  erkannten  Ozydations- 
stufe)  UrancÜoTür  und  aus  diesem  mit  Natrium  das  metallische  Uran  dar. 

—  Der  Geolog  John  Phllllpt  schlägt  vor,  in  der  Geologie  den  Namen  „palä- 
ozoisch" auf  sämtliche  Schichten  des  Übergangsgebirges,  des  Carbons  und 
des  Zechsteins  zu  übertragen,  sowie  die  sekundären  Ablagerungen  als  „meso- 
zoisch", die  tertiären  als  „cänozoisch"  zu  bezeichnen.  Diese  Benennungen 
finden  rasoh  Eingang  und  sind  jetzt  allgemein  angenommen.  PhiUips' 
ausgezeichnete  Monographie  der  britischen  Belemniten  erscheint  in  den 
Jahren  1866—70. 

—  Johann  Christian  Poggmtaril  erfindet  den  ersten  brauchbaren  elektrischen 
Widerstandsmesser.    (Rheochord.) 

—  Johann  Christian  Poggmtaril  gebraucht  zuerst  die  Kompensationsmetbode 
zur  Vergleichung  der  elektromotorischen  Kräfte  galvanischer  Elemente, 
besonders  nicht  konstanter. 

—  Lambert  Adolphe  Jacques  QuatoM  stellt  den  Gang  der  Bodentemperatnr 
innerhalb  der  tatsächlich  noch  den  Sonnenstrahlen  zugänglichen  Außen- 
schicht der  Erde  durch  eine  Formel  dar,  durch  welche  auch  die  Lage  der 
neutralen  Fläche,  in  der  die  Unterschiede  der  Jahrestemperatur  keine  Holle 
mehr  spielen,  mit  bestimmt  wird. 

—  Henri  Victor  Ricnaiilt  zeigt,  daß  bei  der  Überführung  der  verschiedenen 
Modifikationen  des  SchwefeLs  in  die  in  Rhomboedem  krystallisierte  Form 
im  Augenblick  der  Verwandlung  eine  spontane  Erwärmung  auftritt.  (S. 
a.  1860  H.) 

—  Louis  RmAi  verwertet  den  Bordier'schen  Gedanken  der  Plastizität  des 
Gletschereises,  vermöge  deren  es  sich  seiner  Unterlage  anschmiege  und 
abwärts  fließe,  und  baut  ein  voUständiges  Lehrgebäude  der  Gletscher- 
physik aus. 

—  Der  Geolog  Friedrich  Adolf  RtaMT  wird  mit  seinen  Schriften  über  die  Ver- 
steinerungen des  norddeutschen  Oolith- Gebirges  (1830  und  1839),  sowie 
über  das  norddeutsche  Kreidegebirge  (1841)  von  grundlegender  Bedeutung 
für  die  Paläontologie. 

—  Heinrich  Rom  zeigt,  daß  die  arsenige  Säure  beim  KrystaUisieren  Licht 
aussendet. 

—  Jamee  Clarke  Ran  entdeckt  auf  seiner  ersten  Südpolarfahrt  auf  den  Schiffen 
„Erebus"  und  „Terror",  bei  der  er  in  den  Jahren  1841—43  bis  78*  11' 
s.  Br.  und  161  <>  27'  westi.  Länge  vordringt,  Victorialand  mit  den  nach 
seinen  SchiSen  benannten  Vulkanen  „Erebus"  und  „Terror".  Aus  seinen 
Beobachtungen  berechnet  er,  daß  der  magnetische  Südpol  etwa  unter 
750  s.  Br.  vnä  1540  östl.  L.  im  Inneren  des  Viotorialandes,  nicht  allzuweit 
von  der  Stelle  liegt,  die  Ganß  ihm  theoretisch  angewiesen  hatte. 

—  D«  Ruoiz  in  Frankreich  führt  zuerst  das  Vermessingen,  d.  h.  das  Über- 
ziehen eines  anderen  Metalls  mit  Messing,  aus.  Walker  folgt  1846.  Blank 
gebeiztes  Kupfer  überzieht  sich  mit  Messing  beim  Kochen  mit  Zink- 
amalgam, Weinstein  und  verdünnter  Salzsäure.    Auf  galvanischem  Wege 

—     457     — 

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1841 

erh&It  man  einen  Übenng  von  Messing  auf  Eisen  mit  einer  Lösung  von 
Kupfer-  und  Zinksnlfat,  die  mit  überBohüssigem  Cyankaliom  versetzt  ist. 
1841  Der  Fabrikant  Rydtr  zu  Bolton  in  Lanoashire  baut  eine  Sohmiedemaschine 
zur  Herstellung  von  Eisennägeln,  bei  welcher  in  Nachahmung  der  Hand- 
arbeit das  glühende  Metall  durch  Schmieden,  unter  Verwendung  ent- 
sprechender Gesenke,  zu  Nägeln  geformt  wird. 

—  SalaAn  verfertigt  zur  Kontrolle  der  Spinnmaschinen  einen  aus  Schrauben- 
rädern kombinierten  Rotationszähler. 

—  Anton  SdirfMtar  erhält  durch  Erhitzen  von  Knpferoxyd  in  Ammoniakgas 
StickstofFkupfer  und  zeigt,  daß  dies  ein  allgemeiner  Weg  zur  Darstellung 
von  StickstofTmetallen  ist. 

—  Nachdem  Brisseau's  Ansicht  über  die  Entstehung  des  Glaukoms  (s.  1709  B.) 
gänzlich  in  Vergessenheit  geraten  und  erst  1817  von  Beer  wieder  auf- 
genommen worden  war,  macht  Jules  MdMl  eingehende  Untersuohnngen 
über  das  Glaukom  tmd  erklärt  dasselbe  für  eine  Folge  der  ChorioiditiB. 
(S.  a.  1864  G.) 

—  Gustav  Simon,  Bwfer  und  Jacob  HmI«  entdecken  fast  gleichzeitig  die  Haar- 
balgmilbe (Acarus  folliculorum) ,  die  bei  Tieren  (Hunden,  SchweinMi, 
Pferden)  Räude,  Furunkel  und  Abszesse,  beim  Menschen  Entzündnnga- 
eisoheinungen  unter  dem  Bilde  einer  Blepharitis  ciliaris  hervorruft. 

—  James  Young  Slmpton  führt  die  Anwendung  des  Preßschwamms  rar 
Dilatation  des  Muttermundes,  die  schon  im  Altertum  geübt  wurde, 
wieder  ein. 

—  Robert  Staphanton  richtet  mittels  des  Cooke-Wheatstone'schen  Fünfnadel- 
apparats  die  erste  elektrische  Zugdeckungssignalanlage  auf  der  London- 
BlackwaU-Bahn  ein. 

—  Wilhelm  Stella  in  Berlin  bringt  strengere  Grundsätze  in  das  System  der 
Gabelaberger'sohen  Redezeichenkunst  (s.  1817  G.),  führt  die  symbolische 
Vokalbezeichnung  durch  und  erhebt  die  Stenographie  zur  Bedeutung  eines 
allgemeinen  Hilfsmittels. 

—  Joseph  Toynbaa  nimmt  zuerst  systematische  pathologisch  -  anatomische 
Untersuchimgen  des  Gehörorgans  vor,  um  den  Zusammenhang  der  Schwer- 
hörigkeit mit  den  Veränderungen  im  schallleitenden  Apparat  nachzuweisen. 

—  Franz  Ungar  weist  —  im  Gegensatz  zu  Schleidens  Lehre  von  der  Entstehung 
der  Zellen  in  Geweben  als  Bläschen  —  die  Bildung  auf  dem  Wege  der  Teilung 
am  Vegetationspunkte  nach. 

—  Der  Mechaniker  J.  P.  Wapiar  in  Frankfurt  a.  M.  (s.  a.  1839  N.)  spricht 
deutlich  aus,  daB  die  elektromagnetischen  Maschinen  berufen  sind,  einst 
an  die  Stelle  der  Dampflokomotion  zu  treten.  (Vgl.  seine  VeröSentUchung 
,.Über  Elektromagnetismus  als  Triebkraft"  in  „Dingler's  Polytechnischem 
Journal"  1841.) 

—  Der  Schwede  Wahlbarg  dringt  über  die  Drakenberge  und  den  Vaalfluß  nach 
den  Magahesbergen  und  dem  Limpopo  vor. 

—  Philipp  Franz  «on  Walthar  fördert  die  anatomisch-physiologische  Richtung  der 
Chirurgie  und  bekämpft  die  Trennung  der  inneren  Medizin  von  der  Chirurgie 
als  ein  wesentliches  Hindernis  für  die  Fortschritte  beider  Zweige.  Er  gibt 
1846  eine  Erklärung  der  Entstehung  der  Katarakt,  die  fast  allgemein 
Anerkennung  findet. 

—  C.  Wbasttton«  und  W.  F.  Cooka  führen  auf  der  London-Southwestem-Bahn 
die  erste  oberirdische  Telegraphenleitung  für  Eisenbahnzweoke  aus. 

—  Der  englische  Fabrikant  Joseph  Whltworlli  begründet  zuerst  ein  einheit- 
liches Maßsystem  für  Schrauben,  das  auch  heute  noch  überwiegend  ge- 
braucht wird  und  des  Erfinders  Namen  trägt. 

—     458     — 

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1848 

1841  Joseph  VniHworth  versieht  die  Drehbank  mit  dem  sogenannten  Planzag, 
d.  i.  der  selbsttätigen  Stiohelverschiebung  winkelrecht  zur  Drehbankachse. 

—  Alexander  Wotkmtmtky  entdeckt  das  Theobromin  in  den  Kakaobohnen. 
Seine  nfthere  Kenntnis  wird  1860  von  Rochleder  und  Hlasiwete  gefördert. 

1842  General  Alvord  macht  zuerst  darauf  aufmerksam,  daS  bei  dem  nord- 
amerikanischen  Süphium  laciniatum,  einer  Komposite,  die  Orientierung 
der  Bl&tter  ziemlich  genau  mit  der  Meridianebene  zusammenfällt.  Die- 
selbe Eigenschaft  wird  bei  dem  wilden  Lattich,  Lactuoa  soariola,  sowie 
bei  ChondriUa  juncea  beobachtet.  Stahl  und  Wiesner  schreiben  diese  Eigen- 
tümlichkeit der  „Kompaßpflancen"  der  Einwirkung  des  zerstreuten  Ldchts  zu. 

—  Ernst  Friedrich  Anthon  empfiehlt  einen  Apparat  zur  Extraktbereitung  aus 
Pflanzen  oder  Pflanzenteilen,  deren  wirksames  Prinzip  sich  in  Alkohol  oder 
Äther  löst.  Der  Apparat  führt  sich  vielfach  in  Apotheken  ein  und  stellt 
wohl  den  ersten  Extraktionsapparat  dar. 

—  BadM,  der  Superintendent  der  für  die  Küstenvermessung  eingesetzten  Staats- 
kommission der  Vereinigten  Staaten,  nimmt  die  praktische  Organisation 
der  Tiefseeforschung  in  die  Hand,  öUe  unter  seinem  Nachfolger  Peiroe 
energisch  weiter  geführt  wird.  Die  wissenschaftliohe  Arbeit  wird  von 
Fourtalös  und  L.  Agaasiz  organisiert. 

—  Edmond  Dwqmwl  entdeckt  die  Eigenschaft  der  ultraroten  Strahlen,  vorher 
knn  belichtete  phosphoreeoierende  Schichten  für  kurze  Zeit  zu  hellerem 
Leuchten  anzufachen,  worauf  alsdann  das  Phosphorescenzlioht  rasch  ver- 
schwindet. Das  Verfahren  wird  (1888)  von  Lommel  verbessert,  indem 
er  die  dem  ultraroten  Spektrum  ausgesetzte  phosphorescierende  Platte  in 
Kontakt  mit  einer  photographischui  Trockenplatte  bringt  und  so  ein 
dauerndes  BUd  des  Spektrums  herstellt. 

—  MI  imd  MMtor  führen  auf  der  Taunnsbahn  Klingelsignalapparate  «in,  die 
von  den  Wärterhäusem  durch  Zugvorrichtungen  aus  Meesingdraht  bedient 
werden.  1844  wandeln  sie  diese  Signale  unter  Benutzung  des  Telegraphen- 
apparates von  William  Fardely,  einer  Modifikation  des  Wheatstone'sohen 
Zeigertelegraphen  (s.  1839  W.),  in  elektrische  Zeigersignalapparate  um. 

—  Auguste  BAiri  unterscheidet  zuerst  die  Septich&mie  und  Pyämie  (der  letz- 
tere Name  rührt  von  Piorry  1840  her),  indem  er  die  erstere  als  eine 
durch  Aufnahme  fauliger  Stoffe,  die  letztere  als  eine  durch  Aufnahme  von 
Eiter  in  das  Blut  bedingte  Krankheit  charakterisiert.  Seine  Anschauung 
wird  1844  von  Louis  Joseph  Desir^  Fleury  vertieft,  fällt  jedoch  wieder 
mit  dem  von  Klebe  (b.  1866  K.)  gelieferten  Nachweis,  daß  die  Sepsis 
durch  Mikroparasiten  erzeugt  wird. 

—  Bwf  und  flniby  entdecken  das  Oidium  albicans  als  Erzeuger  der  Soor* 
Krankheit  der  Rinder. 

—  BIMmt  und  VollanaiNi  weisen  die  selbständige  Funktion  der  vom  Nervus  sym- 
pathious  versorgten  Organe  nach. 

—  Theodor  Ludwig  Wilhelm  BIwhoff  verschafft  der  Tatsache  Oeltung,  daB  das 
Graaf'sohe  Follikel  das  viel  kleinere  Ei  schon  vollkommen  gebildet  ein- 
schließt, und  weist  die  periodische  Reifung  und  Loslösung  des  Eies  nach. 

—  Dem  Chemiker  Rudolf  BMtgir  in  Frankfurt  a.  M.  gelingt  es,  das  Nickel 
aus  einem  Doppelsalze  vermittels  des  elektrischen  Stromes  niederzuschlagen 
(Vernickelung). 

—  Nachdem  im  Anschluß  an  die  Black'schen  Versuche  zur  Bestimmung  der 
Verdampfungswärme  (latenten  Wärme)  Watt  (1804),  Southern  und  Crighton, 
Rumford  (1812),  Ure  (1818)  und  Despretz  (1823)  ähnliche  Versuche  ge- 
macht hatten,  bei  denen  sie  eine  gewisse  Menge  gesättigter  Dämpfe  in  ein 
Calorimeter  leiteten,  dort  kondensieren  ließen  und  die  entstandene  Flüssig- 
keit bis  zur  Temperatur  des  Calorimeters  abkühlten,  macht  Philipp  WUhelm 

—     459     — 

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184g 

Brix  sehr  genaue  Bestimmungen,  bei  denen  er  vor  allem  fnz  gleichmäßige 
Erwärmung  des  Calorimeters  sorgt,  was  bisher  versäumt  worden  war. 
Ähnlich  genaue  Bestimmungen  werden  von  Andrews  (1850)  gemacht. 
1842  Bninfort  macht  die  ersten  Versuche,  die  Verkokungsgase  selbst  zur  Heizung 
der  Verkokungsöfen  zu  verwenden,  wodurch  die  Wärme  besser  ausgenutzt 
wird.  Dieses  Verfahren  wird  bei  den  mosten  neueren  Ofenkonstruktionen 
benutzt. 

—  Friedrich  BuM*  führt  auf  der  Hannoveischen  Staatsbahn  die  eisten  durch- 
laufenden optischen  Telegraphen  (liniensignale)  ein. 

—  Gartiar  und  Payin  stellen  zuerst  künstlichen  Borax  aus  Borsäure  und  kohlen- 
saurem Natrium  dar.  Besondere  Schwierigkeiten  bereitet  die  Krystalli- 
sation  des  Borax,  die  nur  unter  Anwendung  groBer  Mengen  Flüssigkeit 
und  sehr  aUmählioher  Abkühlung  gut  vor  sich  geht. 

—  Ludwig  August  OtMIng  leitet  aus  der  ünwandelbarkeit  der  Kraft  die  De- 
finition der  Wärme,  die  immer  auftritt,  wenn  eine  Bewegung  zum  Still- 
stand gebracht  wird,  als  eines  Ersatzes  der  Kraft  oder  einer  neuen  Art 
von  Kraft  ab.  Er  bestimmt  durch  zahlreiche  Versuche  die  Mengen  der 
Wärme,  die  unter  verschiedenen  Belastungen  und  bei  verschiedenen  G«- 
schwindigkeiten  durch  die  Reibung  von  Messing  auf  Messing  oder  auf 
Zink,  auf  Blei,  auf  Eisen,  auf  Holz  und  auf  Tuch  erzeugt  werden,  und 
findet,  daß  das  Verhältnis  zwischen  mechanischer  Arbeit  und  produzierter 
Wärme  überall  dasselbe  ist,  und  daß  die  absolute  Größe  dieses  Verhält- 
nisses, auf  die  betreffenden  Einheiten  bezogen,  360  zu  1  ist.     (S.  1842  J.) 

—  Msmu  stellt  zuerst  Stärke  aus  Mais  her,  die  sich  in  Nordamerika,  Bra- 
silien und  namentlich  in  Australien  derart  einführt,  daß  sie  dort  alle  an- 
deren Stärkearten  verdrängt. 

•—  Der  amerikanische  Techniker  Samuel  OtH,  der  sich  schon  als  14i&hiiger 
Schiffsjunge  mit  der  Idee  des  Revolvers  befaßt  hatte,  erfindet  i.  J.  1842 
den  Revolvei  mit  einfacher  Walzenbewegung.  Einen  Revolver  mit  fort- 
gesetzter Walzenbewegung  konstruiert  Adams  Deane  i.  J.  1846.  (V^  a. 
1555  und  1684.) 

—  William  F.  Cooks  entwickelt  in  seiner  Schrift  „The  Telegraphic  Raflwaj" 
die  erste  Idee  einer  Sicherung  des  Zugverkehrs  durch  das  Blooksignal- 
system. 

—  Der  Physiker  Christian  Doppier  findet  das  Doppler'sche  Prinzip,  wonach 
die  Höhe  eines  Tons,  sowie  die  Art  eines  Lichteindrucks  davon  abhängen, 
ob  sich  die  Entfernung  zwischen  der  Wellenquelle  und  dem  empfindenden 
Organ  vergrößert  oder  verringert.  Dies  Prinzip  erlangt  später  in  der 
messenden  Astrophysik  zur  Geschwindigkeitsbestimmung  der  Himmels- 
körper in  der  Richtung  der  GesichtsHnie  große  Bedeutung. 

—  Guillaume  Benjamin  DuchoniM  do  Boulognt  untersucht  die  Wirkungsweise 
der  einzelnen  Muskeln  bei  der  Bewegung  des  menschlichen  Körpers  durch 
Beobachtungen  an  Gesunden,  deren  einzelne  Muskeln  durch  elektrische 
Reize  in  Tätigkeit  gesetzt  werden,  und  an  Kranken,  bei  denen  einzelne 
Muskeln  gelähmt  sind. 

—  Jacques  Joseph  EMmsn  macht  eine  eingehende  Untersuchung  über  die  1824 
von  Arfvedson  imd  1841  von  F61igot  erhaltenen  Oxydationsstufen  des  Urans. 
Aus  seinen  Untersuchungen,  wie  aus  späteren  von  Rammeisberg  (1842) 
und  Wertheim  (1843)  ergibt  sich,  daß  der  bisher  als  Uran  betrachtete 
Stoff  ein  dem  Eisenoxydul  entsprechendes  Uranoxydul  xmA  das  grüne 
Oxyd  (dasKlaproth'sche  Oxydul)  ein  Uranoxyduloxyd  ist. 

—  Der  Holländer  Elia*  konstruiert  einen  Elektromotor,  der  aus  zwei  kon- 
zentrischen  Eisenringen   mit   einander  zugekehrten  Polansätzen  besteht. 


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184g 

Ewisohen  denen  die  Wickelangen  aufgebracht  sind.    Der  Strom  des  einen 
Ringes  wird  kommutiert. 
1842    Michael  Finriay  ontersnoht  die  Bestandteile  der  Flamme  durch  Absangen 
ihrer  einzelnen  Schichten  (Faraday'scher  Veisnoh). 

—  Ftaary  stellt  zuerst  ans  den  Beeren  von  Rhamnns  cathartioa  einen  in 
Wasser  und  Alkohol  schwer  löslichen  Farbstoff  dar.  1843  folgt  eine  ein- 
gehendere Untersnohnng  der  Beeren  von  Rhamnns  tinotoria  (Gelbbeeren) 
durch  Kane,  dem  es  gelingt,  daraus  zwei  Farbstoffe,  Chrysorbamnin,  das 
dem  heutigen  Rhamnetin  entspricht,  und  Xanthorhamnin  zu  isolieren. 

—  James  David  ForkM  studiert  die  Bewegung  der  Gletscher  und  findet,  daS 
dieselbe  in  der  Mitte  stärker  als  am  Band  ist,  und  daß  der  Gletscher  als 
z&hflässige  Masse  zu  betrachten  ist.    (S.  auch  1841  R.) 

—  Der  nordamerikanische  Forscher  John  Charles  Frament  entdeckt  auf  seiner 
Reise  durch  die  nordwestlichen  Prairien  und  das  Felsengebirge  den  Truckee- 
Paß  durch  die  Rocky-Mountains,  und  liefert  damit  eine  der  wichtigsten 
Vorarbeiten  für  die  i.  J.  1869  vollendete  erste  nordamerikanische  Über- 
landbahn, die  Central-  und  Union-Pacific-Eisenbahn. 

—  R.  FrwMilw  und  L.  von  Babo  geben  eine  Arsenprobe  an,  die  sich  darauf 
gründet,  daB  sowohl  aus  Schwefelaisen  als  ans  Aisensfture  und  araenig- 
sauren  Salzen  Arsen  reduziert  wird,  wenn  man  sie  mit  einem  Gemenge 
aus  Cyankalium  und  kohlensaurem  Natron  schmilzt. 

—  Carl  Julius  FrHadM  lehrt  die  Darstellung  der  Ammoniumpolysulfurete, 
und  zwar  des  Ammoniumquatersulfurets,  des  Quinquiessulfurets  und  des 
Septiessulfurets,  die  sämtlich  krystaUinische  Magmas  bilden. 

—  Henry  Fran^ois  Cbuiltier  tm  Cbuibry  erfindet  die  Röste  des  Flachses  in  einem 
durch  Schwefelsäure  angesäuerten  Bade,  wodurch  der  bisher  bei  der 
Operation  auftretende  üble  Geruch  beseitigt  wird.    (Vgl.  a.  1862  B.) 

—  Karl  Friedrich  Gaul  zeigt  durch  Bearbeitung  seiner  InkUnationsbeobaoh- 
tungen,  wie  man  durch  eine  genaue  Untersuchung  des  InkUnatoriums 
(InklinationskompaB  s.  1576)  für  solche  Beobachtungen,  die  an  sich  sehr 
schwierig  sind,  die  größte  Genauigkeit  erreichen  kann. 

—  Charles  Qsrhartt  erhält  bei  der  Destillation  des  Cinchonins  mit  ÄtzkaU 
eine  Base  von  der  Zusammensetzung  des  Leukols  (s.  1834  R.),  die  er 
Chinolein  nennt. 

—  Fritz  Qartianit  in  Düsseldorf  erneuert  die  bereits  im  Altertum  geübte, 
seit  lange  aber  verloren  gegangene  Kunst  der  Caseinmalerei,  bei  welcher 
frischer  weißer  Käse  (Quark)  in  Verbindung  mit  Kalk  oder  andern  Prä- 
paraten als  Bindemittel  dient.  Er  verwendet  diese  Technik  zuerst  in  der 
Filialkirche  zu  Zyrowa  (Kreis  Gr.-Strehlitz);  zu  ausgedehnter  Anwendung 
gelangt  sie  seit  1867  durch  Peter  Janssen  und  Eduard  von  Gebhardt. 

—  Die  Gebrüder  floodilr  entdecken  den  im  Mageninhalt  wie  im  gangränösen 
Sputum  vorkommenden  Mikroorganismus  „Sarcine  ventriculi". 

—  Der  englische  Ingenieur  Grafory  erfindet  die  (neuerdings  auf  aUen  Bahn- 
strecken gebräuchlichen)  Mastensignale  (Semaphoren)  wieder.  (V^.  400  V.) 
Diese  Signale  werden  zuerst  auf  der  Croydonbahn  angewendet. 

—  Adolph  Hannover  empfiehlt  den  sich  mit  mikroskopischen  Beobachtungen 
beschäftigenden  Anatomen  die  Chromsänre  als  Erhärtnngsmittel  tierischer 
Teile. 

—  Joseph  Hanry  entdeckt  bei  der  Magnetisierung  von  Stahlnadeln  durch  den 
Entladungssohlag  einer  Leidener  Flasche  die  oszillatorischen  (kontinuier- 
lichen) Entladungen,  deren  Natur  William  Thomson  1866  aufklärt.  (S. 
1824  S.) 

—  John  Frederiok  William  Handisl  veröffentlicht  seine  Untersuchungen  über 
ein  Kopierverfahren  mit  Eisensalzen  (Lichtpausen).    Das  diesem  Kopier- 

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1842 

verfahren  zugrunde  liegende  Prinzip,  daß  in  Gegenwart  organigoher  Sub- 
stanz Eisenoxydaalze  im  Licht  zu  Eisenoxydul  reduziert  werden,  war  1831 
von  Döbereiner  am  Oxalsäuren  Eisenoxyd  gefunden  worden.  Neuerdings 
wird  dieses  Verfahren  als  Blaudruck-Lichtverfahren  (Cyanotypie)  vielfach 
ZOT  Vervielfältigung  von  Bau-,  Maschinenzeiohnungen  usw.  benutzt. 
1842  August  Friedrich  Karl  HInly  untersucht  die  Verbindungen  des  Goldes  mit 
Cyan  und  deren  Doppelverbindungen,  die  von  besonderem  Interesse  für 
die  galvanische  Vergoldung  sind.  Er  stellt  zuerst  das  Goldoyanid  her,  das. 
wie  das  Cyanür,  mit  alkahsohen  Cyaniden  Doppelsalze  bildet. 

—  Nachdem  auf  Grund  einer  von  Achard  1777  gegebenen  Anregung  ver- 
schiedene Forscher  wie  Chevreul,  Frömy,  Melsens  u.  a.  vergeblich  versucht 
hatten,  die  Fette  praktisch  durch  Schwefelsäure  zu  späten,  gelingt  es 
JonM,  F.  Wlbon  und  Owynn«,  diese  Art  der  Fettspaltung  erfolgreich  durch- 
zuführen. Sie  nehmen  die  Destillation  der  Fettsäuren  in  einer  Atmo- 
sphäre von  überhitztem  Wasserdampf  vor  und  erhalten  dadurch  wesentlich 
reinere  Säuren  als  bei  der  direkten  Destillation  über  freiem  Feuer. 

—  James  Prescott  Joal*  beginnt  seine  Arbeiten  über  das  meohanisohe  Äqui- 
valent der  Wärme  und  weist  durch  sinnreiche  Versuche  nach,  daß  eine 
Arbeitsmenge  von  424  Kilogrammeter  erforderlich  ist,  um  eine  Einheit 
der  Wärmemenge  oder  eine  Calorie  (d.  i.  die  Wärmemenge,  die  nötig  ist, 
um  1  kg  Wasser  von  O"  auf  l"  zu  bringen)  zu  erzeugen,  und  daß  um- 
gekehrt durch  den  Verbrauch  von  einer  Wärmeeinheit  oder  Calorie  die 
Arbeit  von  424  Kilogrammeter  geleistet  wird.     (S.  a.  1842  C.) 

—  Karl  Johann  Bernhard  Kantm  findet,  daß  Zink  die  Eigenschaft  hat,  aus 
einem  silberhaltigen  Bleibade  alles  Silber  in  Form  eines  Blei-Zink-Silber- 
schanms  auszuscheiden.  Auf  dieser  Eigenschaft  beruht  die  Entaüberung  des 
Werkbleis  durch  Zink.    (S.  1860  F.) 

—  Henry  KMdall  macht  das  in  England  erfundene  Verfahren  der  Fabrikation 
der  Leimseifen  auch  in  Deutschland  bekannt. 

—  Hermann  Kopp  weist  darauf  hin,  daß  die  Methyl-  und  Äthylverbindungen 
um  CHj  in  ihrer  Zusammensetzung  differieren  und  daß  dieser  Differenz 
eine  Siedepunktsdifferenz  von  18"  C.  entspricht,  was  von  Schiel  1842  be- 
stätigt wird.  Dumas  zeigt  1843,  daß  auch  die  fetten  Säuren  untereinander 
die  gleiche  Zusammensetzungsdifferenz  zeigen.  Die  Körper,  die  sich  um 
nCHg  in  ihrer  Zusammensetzung  unterscheiden,  nennt  Gerhardt  in  der 
Folge  „homolog". 

—  Nachdem  Gilbert  Romme  schon  (s.  1793  R.)  vorgeschlagen  hatte,  den  opti- 
schen Telegraphen  zur  Übermittlung  von  Wetterbeobachtungen  zu  be- 
nutzen, regt  der  Meteorolog  Karl  Krtll  in  Wien  eine  solche  Übermittlung 
durch  den  elektrischen  Draht  an  und  gibt  bestimmte  Vorschläge  zur  Or- 
ganisation eines  Sturmwamungssystems. 

—  Charles  Lan(loli  entdeckt  die  Trithionsäure,  die  nur  als  Hydrat  in  wässe- 
riger Lösung  und  in  Salzen  bekannt  ist. 

—  Nachdem  1832  Ettling  die  ersten  Analysen  von  Paraffin  gemacht  hatte, 
stellt  Bernhard  Karl  Lewy  auf  Grund  seiner  analytischen  Resultate  die 
Ansicht  auf,  daß  das  Paraffin  der  Reihe  der  gesättigten  Kohlenwasser- 
stoffe angehöre,  eine  Theorie,  die  durch  die  1883  von  Krafft  ausgeführte 
Synthese  verschiedener  Paraffine  bestätigt  wird. 

—  Jufitus  von  LMIg  veröffentlicht  in  dem  epochemachenden  Buch  „Die  or- 
ganische Chemie  in  ihrer  Anwendung  auf  Physiologie  und  Pathologie" 
seine  Emähmngstheorie.  Er  teilt  die  Nahrungsstoffe  in  plastische,  ge- 
webebildende, wozu  die  stickstoffhaltigen  Verbindungen  (Albumin,  Ca- 
sein  usw.)  gehören,  und  in  wärmeerzeugende,  zu  denen  die  stickstofffreien 

—     462     — 

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1842 

Bestandteile  der  Nahrung,  Fett  und  Kohlehydrate  (Zucker,  Stärke, 
Gummi  usw.)  zählen. 
1842  Nachdem  die  Verwendung  des  Cyankaliums  zur  galvaniBchen  Vergoldung 
und  Versilberung  aufgekommen  war  (s.  1840  W.),  lehrt  Justus  von  LMHg 
dasselbe  ökonomisch  direkt  aus  Blutlaugensalz  darstellen,  von  welchem 
Salz  8  Teile  mit  3  Teilen  geglühter  Pottasche  geschmolzen  werden,  wobei 
sich  Eisen  ausscheidet  und  Kohlensäure  entweicht.  Das  geschmolzene 
Cyankalium  kann  von  dem  Bohwammförmigen  metallischen  Eisen  ab- 
gegossen werden;  der  geringe  Gehalt  an  cy ansaurem  Kalium  ist  der  Ver- 
wendung nicht  hinderlich. 

—  Humphrey  Lloyd  erfindet  das  Wagemagnetometer  (auch  Lloyd'sche  Wage 
genannt),  mit  welchem  der  Gang  der  Vertikalintensität  der  erdmagnetisohen 
Kraft  registriert,  imd  aus  dessen  Angaben  alsdann  der  Gang  der  Inklina- 
tion berechnet  wird. 

—  Gustav  MapiM  steUt  Untersuchungen  über  die  Ausdehnung  der  Luft 
und  der  Gase  an.  Er  bestimmt  den  Ausdehnungskoeffizienten  der 
trocknen  Luft  zu  0,3666  des  Volums  bei  0°,  also  fast  genau  wie  Kudberg 
(s.  1837  R.)  Bei  den  Gasen  findet  er,  analog  den  Abweichungen  vom 
Mariotte'sdien  Gezetz,  Abweichungen  von  dem  von  Gay-Lussac  (s.  1802  G.) 
aufgestellten  Satz.  Bei  seinen  Untersuchungen  bedient  er  sich  zur  Be- 
stimmung der  Temperaturen  des  Lufttbermometers. 

—  Der  Mediziner  Julius  Robert  von  Mayor  stellt  den  Satz  von  der  Äquivalenz  der 
Wärme  und  Arbeit  auf:  „In  allen  Fällen,  wo  durch  Arbeit  Wärme  entsteht, 
wird  eine  der  erzeugten  Arbeit  proportionale  Wärmemenge  verbraucht, 
und  umgekehrt  kann  durch  Verbrauch  einer  ebenso  großen  Arbeit  dieselbe 
Wärmemenge  erzeugt  werden".  (Erster  Hauptsatz  der  mechanischen 
W&rmetheorie.)  Gleichzeitig  beweist  er,  daB  nicht  nur  der  Materie,  son- 
dern auch  der  lebendigen  Kraft  in  aUen  ihren  Formen  die  Eigenschaft 
quantitativer  Unzerstörbarkeit  zukommt.  (Gesetz  der  Erhaltung  der 
Energie.) 

—  Louis  Henri  Frödörio  MoImm  gelingt  die  Zurückführung  der  Chloreesig- 
säure  in  Essigsäure  durch  nascierenden  Wasserstoff  und  damit  der  Nach- 
weis, dafi  umgekehrt  wie  bei  Dumas  (s.  1834  D.)  auch  das  Chlor  wieder 
durch  Wasserstoff  vertreten  werden  kann. 

—  Alexander  Theodor  von  MIManAirf  erforscht  in  den  Jahren  1842—45  das 
nördliche  Sibirien  und  das  Amurgebiet  und  entdeckt  in  dem  eiBteren  eine 
bis  dahin  ganz  unbekannte  Bodenform,  die  gefrorene  Tundra. 

—  Adolf  Moborg  stellt  durch  Erhitzen  von  Chromchlorid  mit  Wasserstoff 
Chromchlorür  dar,  das  1841  von  P61igot  näher  untersucht  wird. 

—  Carl  Gustav  Moiandor  scheidet  aus  dem  Lanthan  (vgl.  1830  M.)  einen  neuen 
Bestandteil,  das  Didym,  aus.  Die  Cererde  (vgl.  1804  B.)  ist  somit  ein 
Gemisch  von  Cer,  Lanthan  und  Didym. 

—  Ludwig  Ferdinand  Moior  beobachtet,  daß,  wenn  man  mit  einem  Holz- 
stäbchen über  eine  glatte  Fläche,  sei  es  Metall  oder  Glas,  hinfährt  und 
die  Stelle  behaucht,  durch  eine  Verschiedenheit  in  dem  Beschlagen  der 
Fläche  die  Striche  auf  der  Fläche  deutlich  hervortreten.  Waidele  erklärt 
(1844)  diese  „Hauohbilder"  aus  der  Gasatmosphäre,  welche  an  der  Ober- 
fiäche  der  Körper  verdichtet  ist. 

—  Nachdem  schon  Velasoo  (s.  d.  1720)  Versuche  zur  Wiedereinführung  der 
Wachsmalerei  gemacht  hatte,  und  auch  Roux  (1825),  Lucanus  (1833), 
Knirim  (1839)  u.  a.  sich  mit  der  technischen  Seite  dieser  und  ähnlicher 
Fragen  beschäftigt  hatten,  gibt  der  Maler  Andreas  Johann  Jakob  Heinrich 
MOItor  in  Düsseldorf  ein  neues  bewährtes,  der  Wachsmalerei  verwandtes 
Verfahren  mit  gekochtem  öle  an. 

—     463     - 


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184« 

1842  Nachdem  James  Watt  die  entß  Idee,  den  Dampf  direkt  zum  Betrieb 
großer  Hämmer  zu  verwenden,  schon  1784  ausgesprochen  hatte,  entwirft 
James  NuRiyth  1839  eine  Konstruktionszeichnung  zu  einem  Dampf- 
hammer, die  zufällig  Bourdon  &  Schneider  von  den  Creuzot-Werken  zu 
sehen  bekommen.  Daraufhin  wird  1842  von  den  Creuzot-Werken  der  erste 
Dampfhammer  aufgestellt.  Der  Dampfhammer  verbreitet  sich  dann  auch 
schnell  in  England  und  wird  1843  von  Jame«  Nasmyth  durch  Anbringung 
der  Selbststeuerung  und  Doppelwirkung  wesentlich  vervollkommnet. 

—  Jonathan  Panira  in  London  fördert  die  Arzneimittellehre  durch  sein  vortreff- 
liches Lehrbuch  der  Pharmakologie  und  Pharmakognosie,  das  von  Buchheim 
(b.  1866  B.)  ins  Deutsche  übersetzt  wird, 

—  Daniel  Pflstir  in  Zürich  modifiziert  in  seiner  Steinschneidemasohine  das 
Prinzip  der  Zahnsägen  auf  sinnreiche  Weise  und  konstruiert  eine  beson- 
dere Zahnung  der  Säge.  Das  gleiche  Prinzip  verwendet  er  für  seine  Stein- 
hobelmasohine,  bei  welcher  das  Ebnen  der  Steinoberfläche  durch  sSgeblatt- 
artige  Vorrichtungen  mit  Zähnen  bewirkt  wird,  indem  gledchsam  eine 
dünne  (aber  nur  aus  Bruchstückchen   bestehende)  Platte  abgesägt  wird. 

—  Lambert  Adolphe  Jacques  Qaitelat  lenkt  durch  seine  „Instructions  pour 
I'observation  des  phenom^nes  p^riodiques"  die  allgemeine  Aufmerksamkeit 
auf  die  Phänologie  und  empfiehlt  die  Beobachtung  von  vier  Phasen,  näm- 
lich von  Blattbildung,  Auftreten  der  ersten  Blüte,  Auftreten  der  ersten 
Frucht  und  Laubabfall.  Seine  Normative  werden  1846  von  0.  Heer 
speziell  für  die  Bedürfnisse  der  Schwdz  umgearbeitet  und  finden  auch  in 
andern  Ländern  vielfach  Beachtung.  Er  tritt  dem  von  Linn6  (s.  1761  L.) 
angeregten  Gedanken  näher  und  will  den  Florenkalendem  sogenannte 
Isantherenkartftn  zur  Seite  gestellt  wissen. 

—  Anders  Adolf  Ritzlw  versucht  zuerst  die  Menschenrassen  nach  der  Form 
des  Schädels  zu  klassifizieren.  Er  hält  es  namentlich  für  erforderlich, 
auch  auf  die  Länge  und  Breite  der  Schädelformen,  sowie  auf  die  Bildung 
der  Kiefer  und  die  Stellang  der  Zähne  zu  achten. 

—  Thomas  Rkhanbon  in  Liverpool  erfindet  eine  Fadenheftmaschine  für  die 
Buchbinderei,  die  ihrer  Kompliziertheit  wegen  keine  große  Verbreitung 
findet.    (S.  a.  188ß  G.) 

—  Friedrich  RochMtr  stellt  zuerst  das  Casein  aus  abgerahmter  Milch  in  reinem 
Zustande  her. 

—  Karl  von  Rokitansky  setzt  in  seinem  „LehrbuAh  der  pathologischen  Anatomie" 
auseinander,  wie  das  normale  und  pathologische  Leben  vom  Zustande  der 
organischen  Materie  abhängt,  und  wie  die  krankhaften  Zustände  auf  eine 
von  der  Norm  abweichende  Beschaffenheit  der  Organe  und  Gewebe  zurück- 
geführt werden  können.  In  bestimmten  Krankheiten  findet  man  materielle 
Veränderungen  bestimmter  Körperteile,  in  welchen  sich  der  Krankbeits- 
prozeß  lokalisiert.  Er  betrachtet  demgemäß  die  durch  Obduktionen  er- 
haltenen Befunde  als  die  wichtigsten  Grundlagen  der  Pathologie. 

—  Karl  von  Rokitansky  weist  auf  die  Bedeutung  der  Anschwellungen  hin.  Er 
sieht,  daß  es  bei  der  Entzündung  zu  einer  Verlangsamung  des  Blutumlaa& 
in  den  erweiterten  CapiUaren  kommt,  wodurch  nicht  nur  Gefäßzenraißnn- 
gen  vorkommen,  sondern  auch  Blutserum  ausgeschwitzt  wird. 

—  Carl  von  Schsnehonstiolil  macht  umfangreiche  Versuche  mit  Gasfeuerung  auf 
dem  K.  K.  Gnßwerke  zu  St.  Stephan  in  Steiermark. 

—  Nachdem  die  partielle  Resektion  des  Unterkiefers  bereits  1730  (s.  1730  L.) 
ausgeführt  und  dann  eine  sehr  gewöhnliche  Operation  geworden  war  (s.  a. 
1813  D.  und  1818  G.),  unternimmt  Bartolomeo  Menoriul  in  Padna  am 
27.  September  die  von  den  Alten  für  ein  unausführbares  Wagnis  er- 
klärte Exartiknlation  des  ganzen  Unterkiefers 


—     464     — 

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1842 

1842  Engine  twifcilrMi  Bohlägt  vor,  du  Kalomel  bei  der  Sublimation  in  einen 
Baum  treten  zu  lassen,  in  den  von  der  entgegengesetzten  Seite  Wasser- 
dampf eintritt.  Das  in  Form  eines  zarten  Staubes  erhaltene  Präparat  findet 
imter  dem  Namen  „Dampfkalomel"  Anwendung. 

—  Johannes  Japetus  StaMistnip  faßt  die  von  Chamisso  (s.  1815  C.)  und  Sars 
(8.  1836  S.)  gefundenen  Fälle  der  Fortpflanzung,  bei  der  geechleohtlicbe 
und  ungeschleohthohe  Generationen  regelmäßig  wechseln,  mit  der  von  ihm 
aufgefundenen  ähnlichen  Entwicklungsweise  der  trematoden  Eingewäde- 
würmer  unter  dem  Namen  des  „Generationswechsels"  zusammen  und 
bringt  damit  diese  Tatsachen  in  eine,  der  weiteren  Behandlung  zugäng- 
liche Form. 

—  Benedict  StIllliiK  beginnt  seine  bis  1878  fortgesetzten  Untersuchungen  über 
den  feineren  Bau  der  nervösen  Zentralorgane,  namentlich  der  Medulla 
oblongata,  des  Gehirns  und  des  Rückenmarks.  Er  benutzt  zur  methodischen 
Zerlegung  des  Rückenmarks  in  Sohnittserien  die  Gefriermethode,  die  1818 
zuerst  von  Pieter  de  Riemer  (s.  1818  R.)  im  Haag  und  dann  vereinzelt 
von  Eduard  Weber  (1838)  und  von  Henle  (1840)  angewendet  worden  war. 

—  Starrok  stellt  für  die  Great-Weetem-Bahn  die  ersten  vermittels  Draht- 
zügen zu  handhabenden  Distanzsignale  her,  welche  selbsttätig  die  Lage 
für  „Gefahr"  einnehmen,  wenn  det  Drahtzug  reißt. 

—  James  Syim,  der  schon  1823  eine  Hüftgelenkexartikulaüon  (s.  1816  G.)  aus- 
geführt hat,  macht  die  Amputation  in  den  MaUeolen  und  führt  1844  den 
äußeren  Hamröhrenstriktursohnitt  aus. 

—  Taylor  verbessert  die  Wassersäulenmaschine  durch  Einführung  der  Ventil- 
steuerung. Die  Maschine  wird  später  von  Armstrong  (s.  1846  A.)  ver- 
bessert, der  an  Stelle  der  bisher  gebräuchlichen  hin  und  her  gehenden 
Bewegung  die  rotierende  Bewegung  einführt. 

—  Der  Orgelbauer  Eberhard  Friedrich  Waldur  in  Lndwigsburg  verbessert  den 
Orgelbau  durch  Einführung  der  Kegellade  (Springlade)  an  Stelle  der  Sohleif- 
lade,  wodurch  eine  völlige  Umwälzung  in  der  Konstruktion  der  Windladen 
herbeigeführt  wird. 

—  Joseph  Wbltwortli  erfindet  eine  Schraubensohneidemaschine,  bei  welcher  die 
Handarbeit  des  Schneidens  mit  Kluppen  nachgeahmt  ist. 

—  Wtefmann  und  Pobtorfl  stellen  in  exakter  Weise  fest,  daß  die  Pflanzen  ihre 
AschenbestandteUe  nicht  in  ihrem  Organismus  erzeugen,  sondern  sie  von 
außen  (aus  dem  Boden)  aufnehmen.    (S.  a.  1813  D.) 

—  Heinrich  Will  und  Franz  Vanwitrapp  führen  in  die  chemische  Etementar- 
analyse  die  Methode  der  Stiokstoffbestimmung  durch  Glühen  der  orga- 
nischen Substanz  mit  Natronkalk  ein,  die  sich  insbesondere  für  physio- 
logische Untersuchungen  gut  bewährt,  für  Nitrate,  Nitrokörper  und  ähn- 
liche Substanzen  jedoch  keine  zuverlässigen  Resultate  gibt.  Die  Methode 
sowohl,  wie  der  von  WUl  und  Varrentrapp  dafür  konstruierte  Apparat 
werden  vielfach  abgeändert. 

—  Wllltamt,  Ingenieur  in  den  Stephenson'schen  Werkstätten  zu  Newcastle,  er- 
findet die  als  Stepbenson'sche  Kulisse  bezeichnete  Dampf  maschinensteuerung, 
die  lange  Zeit  irrtümlich  dem  Werkstätten  Vorsteher  Howe  zugeschrieben 
wurde.  Etwas  veränderte  Kulissensteuerungen  werden  1843  von  Gooch, 
1846  von  Penn  konstruiert.     (Vgl.  auch  1844  W.) 

—  Friedrich  WShltr  liefert  das  erste  Beispiel  eines  synthetischen  Prozesses 
innerhalb  des  tierischen  Organismus,  indem  er  zeigt,  daß  in  den  Magen 
eingeführte  Benzoesäure  nach  einer  Paarung  mit  Glykokoll  als  Hippur- 
säure  im  Harn  wieder  erscheint. 

—  Friedrich  WMIw  erhält  durch  Erhitzen  von  Fibrin  mit  Wasser  in  zu- 
geschmolzenen  Röhren  unter  Verfiüssigimg  des  Fibrins  eine  braune  Lösung 

DsrmBtaedteT.  SO 

—     465     — 


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1842 

und  macht  damit  die  erste  Beobachtung  der  LöBliohmaohuog  der  Protein- 
gtoffe  durch  überhitzten  WaBserdampf,  die  späterhin  in  der  Herstellung 
von  Protein -Nährmitteln,  wie  der  Leube-Kosenthal'schen  Fleischlösung, 
der  Meat  juice,  des  Fluid beef,  der  Fleisohpeptone,  der  Somatose  usw. 
nutzbar  gemacht  wird.  Neben  diesen  durch  überhitzten  Wasserdampf  lös- 
iioh  gemachten  ProteinstoSen  entwickeln  sich  die  durch  proteolytische  En- 
zyme löslich  gemachten  Protein-N&hrmittel,  wie  Antweiler's,  Denayer's  und 
Merck's  Pepton,  die  mit  Papaln,  Pepsin  oder  Pankreas  löslich  gemacht  sind. 
(S.  a.  1835  S.  und  1867  E.) 

1842  Nicolaus  Nicolajewitsch  Zlnla  entdeckt  die  Umbildung  der  Nitrokörper  in 
Amidokörper  durch  Beduktion  mit  Sohwefelammonium ,  welche  für  die 
Geschichte  der  organischen  Ammoniake  bedeutungsvoll  wird.  Die  erste 
von  ihm  auf  diese  Weise  bewirkte  Umwandlung  ist  die  von  Nitrobenzol 
in  Benzidam  (Anilin). 

—  Nioolaus  Nicolajewitsch  ZInln  entdeckt  das  Naphtylamin,  das  er  durch 
Einwirkung  reduzierender  Substanzen  auf  Nitronaphtalin  erhält. 

1843  Friedrich  August  Argalandw  gibt  in  seiner  „Uranometria  nova"  18  Himmels- 
karten, welche  die  Helligkeits Verhältnisse  der  in  unseren  Gegenden  mit 
bloBem  Auge  sichtbaren  Sterne  in  richtiger  Klassifizierung  darstellen. 

—  Alexander  Baln  gibt  einen  sehr  einfachen  elektro-chemischen  Telegraphen 
an,  den  er  zum  telegraphischen  Kopieren  von  gedruckter  Schrift  nutzbar 
zu  machen  sucht. 

—  Nachdem  zuerst  i.  J.  1802  schwimmende  Flaschen  („Flascjienposten")  zur 
Erforschung  des  Golfstromes  benutzt  worden  waren,  fertigt  der  Statistiker 
Siegfried  Bwhfr  in  Wien  die  erste  Karte  von  Flaschenposten  (Flaschen- 
karte) an,  in  welche  119  Flasohenfahrten  eingetragen  sind.  Die  bisher 
längste  Beise  hat  eine  Flasche  gemacht,  welche  vom  Kap  Hoom  aus- 
gehend in  östlicher  Bichtung  in  2Vi  Jahren  bis  nach  AustraUen  gelangt 
ist,  und  somit  im  ganzen  gegen  17000  km,  täglich  durchschnittlich  17  km, 
zurückgelegt  hat. 

—  Antoine  C4sar  BMquenl  schlägt  eine  elektro-chemische  Methode  zur  Ver- 
arbeitung silberhaltiger  Bleierze  unter  Lösung  des  aus  den  chlorierend 
gerösteten  Erzen  entstandenen  Chlorbleis  und  Bleisulfats  in  konzentrierter 
Kochsalzlösung  vor. 

—  Die  BalgltGliM  StaatikahiiM  rüsten  ihre  Zugführer  und  Bahnwärter  mit  dem 
Signalhorn  aus. 

—  Claude  Barnard  beginnt  seine  Untersuchungen  über  die  Assimilierung  und 
Zerstörung  von  Zucker  im  lebenden  Organismus. 

—  Johann  Jacob  VM  Btmllui  klärt  das  chemische  Verhalten  zwischen  Schwefel 
und  Phosphor  auf  und  findet,  daß  es  für  jede  SauerstoSverbindung  des 
Phosphors  eine  entsprechende  Schwefelverbindung  gibt.  Er  erklärt  auch 
die  von  Dupr6  1841  erhaltene  krystallisierte  Verbindung  auf. 

—  Nicolas  Blondlot  und  gleichzeitig  Banow  legen  zuerst  künstliche  Magen- 
flsteln  an  Tieren  an. 

—  Nachdem  zuerst  Bich  und  später  Ainsworth  die  im  Mittelalter  völlig  ver- 
gessene Buinenstätte  des  alten  Ninive  wieder  ermittelt  hatten,  führt  der 
italienische  Archäolog  Paul  Emile  Botia  in  den  Jahren  1843 — 46  auf  dem 
benachbarten  Buinenhügel  Chorsabad,  dem  Platze  der  ehemaligen  assy- 
rischen Palaststadt  Dur-Schurrakin ,  umfangreiche,  von  wertvollen  Er- 
gebnissen begleitete  Ausgrabungen  aus,  die  1852  von  Victor  Place  fort- 
gesetzt werden. 

—  Der  französische  Physiker  Auguste  Bnnnit  macht  bis  zu  aeinem  1863  er- 
folgenden Tode  Untersuchungen  über  das  Polarlicht,  die  Bewegung  des 


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1848 

SonnensystemB  nnd  die  thermometriBohe  Höhenmessnng,  und  ist  somit  einer 
der  Mitbegründer  der  Geophysik  und  der  meteorologischen  Optik. 
1843    David  Bmntir  erfindet  das  Linsenstereoskop ,  das  durch  seine  bequemere 
Handhabung  das  Wheatstone'sche  Stereoskop  (s.  1833  W.)  verdrängt. 

—  Isambard  Kingdom  Bruml  führt  in  Anlehnung  an  die  von  Wüliams  (s. 
1834  W.)  gegebenen  Anregungen  den  Doppelboden  im  Schiffbau  ein.  (VgL 
auch  1857  M.)  Der  Doppelboden  entsteht  dadurch,  daß  die  eisernen,  als 
Gitterwerk  konstruierten  Spanten  nicht  nur  mit  der  Außenhaut,  sondern 
auch  mit  einer  auf  der  Innenseite  der  Spanten  angebrachten  Beplattung 
versehen  sind,  so  daß  ein  den  ganzen  Schiffsboden  umfassender  Hohl- 
raum entsteht,  der  durch  Querwände  in  zahlreiche  wasserdichte  Zellen 
serteilt  wird.  Diese  Einrichtung  dient  zur  Sicherung  des  Schiffs  bei  Grund- 
berührungen und  Zusammenstößen,  bei  Kriegsschiffen  auch  zum  Schutz 
gegen  Torpedos  und  RammstöBe. 

—  Robert  Wilhelm  von  Buntn  erfindet  das  Fettfleckphotometer,  bei  welchem 
die  Vorder-  und  Hinterseite  eines  und  desselben  Papiersohirms  von  den 
7.VL  vergMohenden  Flammen  beleuchtet  wird,  und  wobei  man  die  gleich 
starke  Beleuchtung  dadurch  erkennt,  daß  ein  im  Schirm  befindlicher  Fett- 
fleck für  das  Auge  verschwindet. 

—  Auguste  A.  T.  Cahoun  erkennt,  daß  das  Wintergreenöl  (aus  Gaultheria 
procumbens)  aus  SaUcylsäuremethyläther  besteht,  und  stellt  diese  Ver- 
bindung auch  synthetisch  aus  Holzgeist  und  Salioyls&nre  dar. 

—  William  F.  Cooks  errichtet  die  erste  Blocksignalanlage  auf  der  Eastern- 
County-Eisenbahn  zwischen  Yarmouth  und  Norwich.    (Vgl.  auch  1842  C.) 

—  Thomas  Rüssel  Cramirtoa  nimmt  ein  Patent  auf  eine  Lokomotive,  die 
wesentliche  Vorzüge  für  den  Schnellzugsdienst  bietet.  Die  Treibachse  mit 
Rädern  größten  Durchmessers  liegt  hinter  der  Feuerbüchse.  Infolge- 
dessen kann  der  Kessel  sehr  tief  bis  auf  die  Laufachse  gesenkt  und  damit 
eine  niedrige  Schwerpunktslage  erreicht  werden.  Durch  den  großen  Treib- 
raddurchmesser von  2,1 — 2,44  m  wird  eine  wesentlich  größere  Fahr- 
geschwindigkeit erreicht,  ohne  daß  die  Räder  mehr  Umdrehungen  zu 
machen  haben. 

—  Alexandre  Doiiii4  konstruiert  das  erste  Lactoskop  ( Galactoskop) ,  bei 
welchem  der  Grad  der  Undurchsichtigkeit  der  Milch  als  Ausgangspunkt 
für  die  Bestimmung  des  Fettgehaltes  genommen  wird.  Andere  derartige 
Apparate  werden  v(m  Vogel,  Feser  u.  a.  konstruiert.  Der  Feser'sche  Ap- 
parat wird  vielfach  zur  Kontrolle  im  Milohhandel  gebraucht. 

—  Fran^ois  Marie  Louis  Donny  macht  zuerst  darauf  aufmerksam,  daß  Wasser 
in  reinen  Glasgefäßen  weit  über  die  Siedetemperatur  erhitzt  werden  kann, 
wenn  man  es  vorher  sorgfältig  von  der  absorbierten  Luft  befreit.  Dufour 
(s.  1864  D.),  Krebs  (1868),  Grove  (1863)  u.  a.  bestätigen  dies,  und  Krebs 
zeigt,  daß  ganz  luftfreies  Wasser  selbst  bis  200°  erhitzt  werden  kann, 
ohne  zu  sieden.  Der  Siedeverzug  verschwindet,  wenn  man  Stückchen  von 
Draht,  Sand  und  dergleichen  in  das  Wasser  hineinwirft,  da  durch  diese 
Körper  Luft  in  das  Wasser  gelangt. 

—  Der  Techniker  Drayton  in  Brighton  ersetzt  die  Zinnamtdgambelegung  der 
Spiegel  durch  Versilberung  der  Glasrückseite  auf  nassem  Wege  mit  ammo- 
niakalischer  Lösung  von  Silbemitrat. 

—  Emil  DrtMiMr  beschreibt  zuerst  Füllfederhalter  (anfangs  ,, selbstschreibende 
Federn"  genannt),  die  indes  schon  im  18.  Jahrhundert  bekannt  gewesen 
zu  sein  scheinen.  Drescher  erwähnt  auch,  daß  bereits  i.  J.  1824  Gold- 
federn in  Gebrauch  gewesen  seien. 

—  Dunlop  führt  einer  von  H.  Buff  in  Gießen  geäußerten  Idee  folgend  eine 
neue  Laugerei  der  Rohsoda  ein,  indem  er  von  der  Clement  D^ormes'schen 

so« 

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1848 

Längere!  (s.  1814  C.)  die  Lagemng  der  Masse  unterhalb  des  Niveaas  bei- 
behält, jedoch  die  Abändening  trifft,  die  anszulaagende  Masse  an  demsdben 
Ort  rohen  zn  lassen,  bis  de  erschöpft  ist,  und  nnr  die  Flüssigkeit  in  ratio- 
neller Weise  zirkulieren  zn  lassen,  so  daß  sie  sich  aUm&hlich  anreichert 
und  in  umgekehrter  Ordnung  mit  der  Rohsoda  in  Berührung  kommt.  Diese 
Art  der  Laugerei  wird  oft  nach  Shanks  benannt,  nach  dem  auch  die  zu- 
gehörigen Kästen  Shanks-Kästen  heißen. 
1843  John  Erictton  erbaut  das  Kriegsschiff  „Princeton",  welches  er  mit  einer 
von  ihm  Tervollkommneten  Schiffssohraube  versieht.  Die  Erfindung  ruft 
eine  vollständige  Umwälzung  im  Bau  der  Kriegsschiffe  hervor. 

—  Der  Mechaniker  Fabtr  in  Wien  erfindet  eine  Spreohmasohine,  auf  welcher 
die  einzelnen  Laute  durch  Anschlagen  von  Tasten  hervorgebracht 
werden,  so  daß  die  Maschine  alle  Worte  und  Sätze  in  beliebiger  Sprache 
sowohl  zu  sprechen  als  zu  singen  vermag.  Der  Apparat  ist  nach  dem  Zeug- 
nisse Poggendorff's  (Annalen  Bd.  68)  wesentlich  vollkommener  als  die 
van  Kempelen'sohe  Sprechmasohine.    (S.  1788  K.) 

—  Hippolyte  Louis  FliMU  führt  die  Goldtönung  der  Daguerrotypien  ein. 

—  Franz  FiMkM  und  Joseph  KlndtmiaBn  erfinden  ein  Verfahren,  die  Aus- 
kleidung äer  Bohrschächte  unter  Wasser  wasserdicht  gegen  die  wasser- 
tragenden  Schichten  abzudämmen,  und  so  die  Bohrlöcher  in  befahrbaren 
Znstand  zu  versetzen.  Sie  bringen  in  Westfalen  1843  bis  1848  eine  große 
Zahl  Bohrlöcher  von  0,04m  Weite  nieder  und  erreichen  als  größte  Tiefe61, 66m. 

^  Foitlos  und  Mb  entdecken  die  Tetrathionsäure,  die,  wie  die  Trithionsäure, 
nur  in  Salzen  und  als  Hydrat  in  wässeriger  Lösung  bekannt  ist. 

—  Marc  Antoine  Augustin  (üiidlii  erhält  zuerst  im  Knallgasgebläse  eine  Platin- 
Iridiumlegierung  aus  1  Teil  Iridium  und  10  Teilen  Platin,  die  sehr  hämmer- 
bar ist  und  sich  härten  läßt.  Die  große  Widerstandsfähigkeit  der  Platin- 
Iridiumlegierungen  lenkt  die  Aufmerksamkeit  der  internationalen  Meter- 
kommission  derart  auf  dies  Metall,  daß  1872  beschlossen  wird,  für  die 
internationalen  Normalmeter  eine  Legierung  von  1  Teil  Iridium  und 
9  Teilen  Platin  zu  verwenden.  Solche  Normalmeter  werden  1878  von  der 
Firma  Johnson  &  Matthey  angefertigt.    ($.  a.  1876  H.) 

'—  Chwles  Qtrhartft  stellt  durch  Einwirkung  von  Acetylchlorid  auf  Anilin  das 
Acetanilid  her.  Er  betrachtet  diese  Verbindung  als  eine  den  Amiden  ent- 
sprechende und  gelangt  auf  Grund  dieser  Anschauung  auch  zur  Dar- 
stellung des  Oxanilids. 

—  Robert  James  GravM  tritt  in  seinen  „CUnioal  lectures  on  the  praotise  of 
medecine"  gegen  das  seit  Boerhaave  und  J.  Brown  eingerissene  Ent- 
ziehungssystem  bei  der  Krankenemährung  auf  und  strebt  dahin,  den 
fiebernden  Patienten  soweit  zu  nähren,  wie  es  sein  Verdauungsvermögen 
irgend  zuläßt.  In  derselben  Richtung  wirkt  Chossat  durch  seine  im 
gleichen  Jahre  erschienene  Abhandlung  ,, Recherohes  experimentales  sur 
l'inanition".  Diese  Lehre  findet  insbesondere  Eingang,  nachdem  Th.  Wal- 
ther, Bärensprimg,  Virchow  u.  a.  das  Maß  der  Steigerung  des  Stoff- 
wechsels bei  febrilen  Krankheiten  kennen  gelehrt  haben. 

—  J.  C.  flradhain  in  Darmstadt  gelingt  es,  aus  weißem  Talg  und  Cooosöl  eine 
abgesetzte  Kernseife  herzustellen,  die  er  unter  dem  Namen  „glattweiße 
Kernseife"  in  den  Handel  bringt. 

—  Der  Astronom  Peter  Andreas  HamM  schafft  neue  Methoden  für  die  Berech- 
nung der  Störungen  der  Planeten  und  Kometen  nnd  verallgemeinert 
die  Formeln  der  periodischen  Störungen  derart,  daß  sie  eine  Anwendung 
auf  eUipsenförmige  Stembahnen  von  beliebiger  Exzentrizität  und  Neigung 
zulassen.  Hansen  hat  diesen  Aufgaben  den  größten  Teil  seiner  wissen- 
schaftlichen Tätigkeit  gewidmet.    Im  besonderen  stammt  die  Untersuchung 

—     468     — 

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1848 

d«r  KometenBtörangen  aus  dem  Jahre  1843.  Die  üntersnohmig  der  Mond- 
bewegungen erfolgte  1832  und  1862 — 64,  die  der  kleinen  Planeten  1863—69, 
der  großen  Planeten  1830. 
1843  Der  Oberbergrat  HtmcM  konatmiert  einen  Gegenstromdampfkeasel,  der 
ans  Bwei,  vier  bis  secbB  nebeneinander  liegenden  Sieder6bren  besteht,  die, 
fast  ganE  mit  Wasser  gefällt,  mit  einem  an  ihrem  oberen  Ende  angebrachten 
Dampfbehälter  in  Verbindung  stehen.  Die  Röhren  sind  sohr&g  angeordnet, 
das  Speisewasser  wird  am  unteren  Ende  eingeführt. 

—  August  Wühelm  von  Hofnami  weist  die  Identit&t  des  von  Unverdorben  er- 
haltenen Krystallins  (s.  1826  U.),  des  von  Ferdinand  Runge  erhaltenen 
Kjanols  (s.  1837  R.)  und  des  Zinin'sohen  Benradams  (s.  1842  Z.)  mit  dem 
von  Fiitzsohe  erhaltenen  Anilin  nach,  und  führt  für  diese  Substanjs  end- 
gültig den  Namen  „Anilin"  ein. 

—  August  Wilhelm  «wn  HofiHnn  weist  nach,  daß  das  Leukol  (s.  1834  R.)  und 
das  Chinolein  (s.  1842  6.)  identisch  sind,  und  gibt  der  Basis  ihren  aU- 
gemein  gültigen  Namen  Chinolin. 

—  Oliver  Wendeil  Holinw  veröffentlicht  eine  Schrift  „Die  Übertragbark^t 
des  Kindbettfiebers",  worin  er  Vorwürfe  gegen  die  Ärzte  ausspricht,  wie 
sp&ter  Semmelweis  (s.  1847  S.),  und  RatsoU&ge  zur  Verhütimg  der  An- 
steckung gibt,  ohne  das  eine  oder  andere  wissenschaftlich  zu  begründen. 

—  Inrlng  in  London  erfindet  eine  Sohnitzmaschine,  durch  welche  auf  flachen 
Holztafeln  Reliefverzierungen  oder  omamentale  Vertiefungen  gebildet 
werden.  Das  Werkzeug  ist  ein  Bohrer  oder  bohrerähnliches  Instrument, 
dem  eine  schnelle  Drehung  imd  eine  auf  und  nieder  spielende  Bewegung 
gegeben  wird,  die  durch  ein  Modell  des  anzufertigenden  Reliefs  reguliert  wird. 

—  M.  JaH|imnyni  macht  zuerst  auf  das  Vorkommen  des  Cyanammoniums  im 
Gaswasser  aufmerksam  und  sohl&gt  vor,  dasselbe  daraus  zu  gewinnen. 

—  Friedrich  Grottlob  Ktlltr  aus  Hainiohen  in  Sachsen  stdlt  eine  zur  Papier- 
bereitung geeignete  Masse  dadurch  her,  daB  er  Holzstüoke  auf  einem 
Schleifsteine  abschleift,  wobei  sich  in  dem  Schleiftroge  ein  papierähnlicher 
Niederschlag  absetzt.  Keller  ist  somit  zwar  nicht  der  Erfinder  des  Holz- 
stoSpapiers  (s.  1766  S.),  wohl  aber  des  Holzschliffs,  also  desjenigen  Ver- 
fahrens, das  sich  zur  Herstellung  des  Holzstoffpapiers  in  der  Folge  als 
allein  brauchbar  erwiesen  hat.  Auch  hat  Keller  die  Grundform  der  noch 
heute  gebräuchlichen  Schleifmaschine  tuagegeben.  I.  J.  1846  verkauft 
KeUer  seine  Erfindung  an  Heinrich  Völter  in  Bautzen,  der  sie  weiter  aus- 
beutet. 

—  Der  Masohinendirektor  Kirdrartgtr  in  Hannover  erfindet  die  Differential- 
pmnpen  (verjüngte  Pumpen),  die  auf  dem  Prinzip  beruhen,  daB  Hub- 
pumpen beim  Niedergehen  so  viel  Wasser  zum  Ausfluß  bringen,  als  ihr 
Grest&nge  verdrängt.  Der  direkt  am  Gestänge  befindliche  Plunger  ist  mit 
einem  Soheibenkolben'  verbunden.  Gibt  man  dem  Plunger  einen  halb  so 
großen  Querschnitt  als  dem  Scheibenkolben,  so  wird  bei  jedem  Hub  gleich 
viel  Wasser  in  das  Steigerohr  geschafft. 

—  Philipp  Friedrich  Hermann  Ktoncta  impft  Tuberkelzellen  von  Miliartuberkeln 
und  grau  infiltrierten  Tuberkeln  auf  Kaninchen  über  und  nimmt  bei  Tötung 
der  Tiere  eine  weit  verbreitete  Tuberkulose  wahr.  Seine  Wahrnehmungen 
geraten  aber  völlig  in  Vergessoiheit. 

—  Hermann  Kolk«  stellt  den  von  Regnault  (s.  1839  R.)  entdeckten  Tetra- 
chlorkohlenstoff durch  Cl]Llorieren  von  Schwefelkohlenstoff  dar.  Das  Ver- 
fahren wird  1860  von  Hofmann  verbessert,  der  bei  der  Chlorierung  Anti- 
monchlorid verwendet. 

—  Alfred  Knw  ii>  Essen  weist  zuerst  auf  die  Vorzüge  voll  geschmiedeter 
and  alsdann  ausgebohrter  Gewehrläufe  hin,   während  man  bis  dahin  die 

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1848 

Rohre  aiia  einem  SohweiBeisenstreifen  über  einen  Dom  geschmiedet  hatte. 
Auf  aeiue  Anregung  hin  werden  die  gebohrten  GußBtahll&ufe  bei  dem 
preußischen  Zündnadelgewehre  verwendet  imd  in  der  Folge  allgemein  ein- 
geführt. 
1843  Bernhard  von  LangMiMk  führt  die  von  Charles  White  erfundene  Resektion 
der  G«lenke  (konservative  Chirurgie)  wieder  ein  und  vervollkommnet  die 
Technik  der  plastischen  Chirurgie. 

—  Jean  Louis  Latuicns  veröffentlicht  eine  Methode  zum  Kachweis  des  Stick- 
stoffs in  organischen  Substanzen,  die  darauf  beruht,  daß  ans  ihnen  beim 
Erhitzen  mit  Natrium  oder  Kalium.  AlkaUoyanid  entsteht. 

—  Gustav  Magnia  und  Henri  Victor  Rtgnauit  bestimmen  gleichzeitig  die 
Spannkraft  der  Dämpfe  verschiedener  Flüssigkeiten  und  kommen  bei 
verschiedenen  Methoden  zu  fast  identischen  Resultaten,  so  daß  dadurch 
sowohl  die  Vorzüglichkeit  ihrer  Versuche  bewiesen  ist,  als  auch  die  nume- 
rischen Werte  für  die  Spannkraft  der  Dämpfe,  insbesondere  des  Wasser- 
dampfes, festgestellt  sind. 

—  Nicolas  Auguste  Eugene  Mlllon  untersucht  die  SauerstoSverbindungen  des 
Chlors,  bei  welcher  Gelegenheit  es  ihm  gelingt,  die  chlorige  Säure  zu  isolieren. 

—  Eilhard  Mlttchwllcli  stellt  fest,  daß  man  zwei  Hefearten,  die  Oberhefe  und 
die  Unterhefe,  unterscheiden  müsse,  von  denen  sich  die  erstere  an  der  Ober- 
flfiohe  von  lebhaft  bei  höherer  Temperatur  gärenden  Flüssigkeiten,  die  letztere 
bei  der  langsam  bei  niedrigerer  Temperatur  verlaufenden  Gärung  auf  dem 
Boden  der  Gärgefäße  ansammle. 

^  Samuel  Finlay  Breese  Mone,  der  nach  dem  Vorgang  von  Soemmering 
(s.  1811  S.)  und  O'Shaugnessy  (s.  1839  0.)  i.  J.  1842  im  Hafen  von  New  York 
die  Möglichkeit  der  Unterwassertelegraphie  bewiesen  hatte,  beantragt  in 
einem  Brief  an  den  Schatzsekretär  der  Vereinigten  Staaten  von  Nord- 
amerika die  Herstellung  einer  unterseeischen  Telegraphenleitung  zwischen 
Amerika  und  Europa. 

—  Carl  Gustav  Mosandtr  steUt  die  Behauptung  auf,  daß  das  Yttriumoxyd 
(vgl.  1794  G.  und  1804  B.)  stets  von  zwei  Oxyden  begleitet  ist,  deren  Metall- 
radikale  er  „Erbium"  und  „Terbium"  nennt.    (Vgl.  1866  D.) 

—  Dadurch,  daß  Carl  Gustav  Monndwr  die  ungleichartige  Löslichkeit  der  Oxal- 
säuren Salze  der  verschiedenen  seltenen  Erden  und  die  Unlösliohkeit  der 
Oxalate  in  Wasser  erkennt,  ermöglicht  er  die  umfangreichen  chemischen 
Untersuchungen  und  noch  heute  üblichen  technischen  Methoden  auf  diesem 
Gebiete. 

—  Georg  Simon  Ohm  stellt  den  Satz  auf,  daß  das  menschliche  Ohr  nur  eine 
pendelartige  Schwingung  der  Luft  als  einen  einfachen  Ton  empfindet,  jede 
andere  periodische  Luftbewegung  dagegen  in  eine  Reihe  von  pendelartigen 
Schwingungen  zerlegt  und  die  diesen  entsprechende  Reihe  von  Tönen 
empfindet. 

—  Owhatz  konstruiert  ein  für  die  Anfertigung  feiner  Schnitte  für  mikroskopi- 
sche Präparate  vorzüglich  geeignetes  Mikrotom,  das  gegenüber  früheren 
Instrumenten  den  Vorteil  hat,  daß  bei  ihm  die  Führung  des  Messers  fixiert 
wird.    Die  Fixierung  war  von  Nösselt  in  Breslau  angegeben  worden. 

—  Ott*  konstruiert  den  Dampf-Exkavator  (Trockenbagger),  welcher  in  Amerika 
zum  Ausgraben  der  Erde  bei  Eisenbahnen  und  Kanälen  unausgesetzt  in 
Anwendung  bleibt  und  eine  außerordentliche  Leistungsfähigkeit  aufweist. 
Mit  einer  Dampfmaschine  von  22,86  cm  ^ylinderdurohmesser,  30,47  cm 
Kolbenhub  und  90  bis  1 10  Kolbenspielen  in  der  Minute  kann  die  Maschine 
in  12  Stunden  1100  cbm  Mergelton  ausgraben,  heben  und  laden,  was  der 
Arbeit  von  180  Mann  entspricht,  während  die  Maschine  nur  2  Mann  zur 
Bedienung  erfordert. 

—      470     — 


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184t 

1843  Edward  Palmar  in  London  und  Volkmer  Ahnar  in  Leipng  erfinden  die 
Glyphographie  (Chemiglypbie),  ein  Verfahren,  nm  erhabene,  dem  Holz- 
schnitt ähnliche  und  zum  Druck  auf  der  Buchdruckpresse  geeignete  Platten 
direkt,  nach  der  auf  eine  geschwärzte  und  mit  Wachs  überzogene  Kupfer- 
platte  radierten  Zeichnung,  auf  galvanoplastisohem  Wege  zu  erzeugen. 

—  Der  Amerikaner  Parkas  erfindet  die  kalte  Vulkanisation  des  in  Schwefel- 
kohlenstoff gelösten  Eautsohaks  vermittels  Schwefelchlorid. 

—  PMun  und  Mlis  gelingt  es,  die  Butters&ure  duroh  Grärung  aus  dem  Zucker 
darzustellen. 

—  PMoma  und  GMa  gelingt  es,  durch  Erhitzen  toA  Buttersäure  mit  Glycerin 
die  erste  den  natürlichen  Fetten  entsprechende  Verbindung  zu  erhalten, 
die  sie  ,,Butyrui"  nennen. 

—  P<loiin  und  (Mis  stellen  fest,  daß  milohsaures  Calcium,  mit  Waaser  und 
Käse  einer  Temperatur  von  36°  ausgesetzt,  in  buttersaures  Calcium  übergeht. 

—  Joseph  A.  F.  Plataau  untersucht  den  Normaldruck  und  die  Oberflächen- 
spannung sich  nicht  mischender  Flüssigkeiten  und  stellt  viele  Versuche 
über  die  Gestalten  an,  welche  eine  Flüssigkeit  in  einer  anderen  von 
genau  gleichem  Gewicht  annehmen  kann.  Er  operiert  mit  einem  Gemisch 
von  Alkohol  und  Wasser,  welche«  das  gleiche  spezifische  Gewicht  wie  öl 
bat,  in  welchem  also  infolge  der  Oberflächenspannung  ein  öltropfen  im 
indifferenten  Gleichgewicht  schwimmt.  Läßt  man  auf  solche  Tropfen  die 
Zentrifugalkraft  einwirken,  so  sieht  man  zunächst,  wie  die  Kugel  allmäh- 
lich an  den  Polen,  durch  welche  die  Drehungsachse  geht,  sich  abplattet 
imd  am  Äquator  anschwillt.  Dreht  man  rascher,  so  wird  die  Kugel  von 
oben  und  unten  hohl  und  dehnt  sich  immer  mehr  in  horizontaler  Kichtung 
aus,  bis  sie  schließlich  zum  King  wird.  Durch  besondere  Kunstgriffe  ge- 
lingt es  auch,  nur  einen  Teil  des  Tropfens  als  Ring  loszulösen,  während 
ein  anderer  Teil  als  abgeplattetes  Sphaeroid  an  der  Achse  haften  bleibt, 
also  eine  Erscheinung  hervorzurufen,  die  mit  der  dea  Satumsystems  Ähn- 
lichkeit hat. 

—  Der  Engländer  Dr.  Patt  wendet  im  Gegensatz  zu  dem  Triger'schen  Ver- 
fahren (s.  1839  T.)  zum  Eintreiben  hohler  Pfähle  verdünnte  Luft  an,  in- 
dem er  unten  offene  eiserne  Hohlpfähle  etwas  in  den  Boden  eindrückt  und 
die  Luft  im  Innern  verdünnt,  so  daß  die  Pfähle  gewissermaßen  in  den 
Erdboden  eingesaugt  werden.  Er  nennt  diese  Pfähle  „pneumatische  Zylinder". 

—  Friedrich  August  QuaiMlaM  in  Tübingen  unternimmt  vom  Jahre  1843  ab 
zahlreiche  Untersuchungen  über  die  schwäbischen  Sedimentformationen, 
die  Petrefakten  der  verschiedenen  Horizonte  und  die  Entwicklung  und 
den  Zusammenhang  der  einzelnen  fossilen  Formrai  und  fördert  dadurch  die 
Paläontologie. 

—  Nachdem  Budolph  Brandes  zuerst  das  Acrolein  in  den  Destillations- 
produkten  fetter  Ole  gefunden  hatte,  gelingt  es  Joseph  Radtaatachar,  das- 
selbe bei  trockener  Destillation  des  Glycerins  in  reinem  Zustande  zu  erhalten. 

—  Nachdem  die  Zellentheorie  neue  Gesichtspunkte  in  der  Morphologie  er- 
öffnet bat,  nimmt  Robert  Raniak  die  Frage  in  Angriff,  wie  sich  die 
anfangs  gleichartigen  Zellen  der  Keimblätter  zu  den  Geweben  der  fertigen 
Organe  verhalten.  Er  zeigt,  daß  aus  dem  inneren  Keimblatt  die  Epithd- 
und  Drüsenzellen  des  Darms,  aus  dem  äußeren  Keimblatt  die  Epithel- 
zellen  der  Epidermis,  der  Sinnesorgane  und  das  Nervengewebe  hervor- 
gehen, während  die  mittleren  Blätter  die  Stützsubstanzen ,  das  Blut,  das 
Muskelgewebe,  die  Harn-  und  Geschlechtsorgane  bilden. 

—  Samuel  Heinrich  SditMika  entdeckt  die  etwa  elfjährige  Periodiät&t  der 
Sonnenfleoke  und  die  Exzentrizität  der  Satumringe. 

—  Philipp  Franz  von  SiaboM   sammelt  in   methodischer  Weise   ethnologische 


471     — 

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184t 

Gegenstände  nnd  gibt  im  Verein  mit  Edmond  Franfois  «tonari  den  AmtoB 
zur  Begründiing  ethnologisoher  Museen.    (Vj;^  aaoh  1772  C.) 

1843  Der  roasische  Astronom  VM  Stanonow  ersinnt  ein  trigonometrisches  Ver- 
fahren zur  Bestimmung  der  magnetischen  Deklination,  das  auf  dem  Prinzip 
der  Spiegelung  beruht. 

—  Wilhelm  Eduard  Wfkar  gibt,  von  dem  von  Gauß  eingeführten  absoluten 
Maß  des  Magnetismus  (s.  1833  G.)  ausgehend,  ein  absolutes  elektromague- 
tisches  Maß  des  Stromes.  Die  Bestimmung  von  Weber  vird  sp&ter  von 
Caaselmann  (1843),  Joule  (1851),  F.  Kohbausoh  (1873),  Rayleigh  und  Sedg- 
vriok  (1884)  n.  a.  mit  annähernd  gleichen  Kesultatea  wiederholt. 

—  Die  von  Charles  WhMtttMM  konstruierten  Zdgerapparate  finden  als  eiste 
elektrische  Eisenbahntelegraphen  des  europäischen  Festlandes  auf  der  ge- 
neigten Ebene  swischen  Aachen  und  Ronheide  Verwendung. 

—  Charles  WhMistom  erfindet  ein  Verfahren,  elektromotorische  Kräfte  und  Wider- 
stände zu  messen,  indem  er  zwischen  den  Strombahnen,  die  er  vergleichen 
will,  eine  Verbindung,  die  sogenannte  Wheatstone'sohe  Brücke  anbringt 
Herrschen  in  beiden  Strombahnen  gleiche  Bedingungen,  so  ist  die  Brücke 
stromlos.  Fast  gleichzeitig  ersinnt  Gustav  Kirchhoff  eine  ähnliche  Kombi- 
nation, jwobei  er  sieh  des  MeBdrahtes  bedient.  Diese  Modifikation  der 
Meßbrücke  wird  von  W.  Thomson  (s.  1885  T.)  noch  wesentlich  verbessert. 

—  Adolf  ¥on  Wra4*  bereist  die  Küste  Hadramaut  in  Arabien  und  durchzieht 
daselbst  Gebiete,  die  vor  ihm  und  zum  Teil  auch  nach  ihm  kein  Europäer 
betreten  hat. 

1844  S.  J.  Arnhoim  in  Berlin  konstruiert  Greldsohränke,  deren  Wände  und  Türen 
ans  sehr  stark  und  dicht  konstruierten  doppelten  Platten  bestehen.  Er 
gibt  seinen  Schränken  das  ansehnliche  Gewicht  von  16  Zentnern  und  wählt 
eine  komplizierte  VersohluBmethode  mit  KombinationsschloB. 

—  Nachdem  bis  dahin  für  die  Eisenbahnpersonenwagen  die  Bogenfedem  von 
Bridges- Adams  (1840)  trotz  ihrer  geringen  Festigkeit  beibehalten  worden 
waren,  konstruiert  der  Eisenbahninspektor  Balllle  zuerst  Schneckenfedem  mit 
rechteckigem  Blattquerschnitt,  die  zuerst  auf  der  Kaiaer-Ferdinand-Nord- 
bahn  angewendet  werden  und  sich  auch  sonst  fast  allgemein  einführen. 

—  Alexander  Baln  konstruiert  eine  elektrische  Uhr,  welche  durch  Einwirkung 
eines  elektrischen  Stroms  auf  das  Pendel  betrieben  wird.  Hierbä  wird 
jedoch  die  elektrische  Kraft  nicht,  wie  bei  den  Normaluhren,  von  einer 
Zentrale  geliefert,  sondern  die  Uhr  enthält  selbst  die  den  Strom  erzeugende 
Vorrichtung. 

—  Antoine  Jeröme  Baiard  entdeckt  das  Amylnitrit,  das  von  Guthrie  als  An- 
ästhetikum  empfohlen  wird. 

—  Antoine  Jeröme  Baiard  verbessert  das  seit  langer  Zeit  gebräuchliche  Ver- 
fahren der  freiwilligen  Verdunstung  des  Meerwassers  in  den  sogenannten 
Salzgärten  (Salins,  Marals  salans,  Marinhas)  dahin,  daß  er  teils  durch 
Verdunstung,  teils  durch  Ausfriernnlassen,  Kochsalz,  Glaubersalz,  ein 
Doppelsalz  von  Chlorkalium  und  Chlormagnesium,  welches  er  auf  Chlor- 
kaUum  verarbeitet,  nnd  eine  Chlormagnesium  und  Bromverbinduugen  ent- 
haltende Mutterlauge  erhält,  welche  er  auf  Brom  verarbeitet.  Diese 
Methode  wird  1863  von  Merle  noch  verbessert. 

—  Nachdem  Eisner  1841  irrtümlicherweise  eine  zweite  Modifikation  des  Arsens 
zu  finden  geglaubt  hatte,  gelingt  es  Johann  Jacob  von  Borzollui  festzustellen, 
daß  rasch  abgekühlte  Arsendämpfe  das  Metall  in  besonderen  Modifikationen 
niederschlagen,  die  von  dem  gewöhnlichen  Arsen  verschieden  sind. 

^  Karl  Gustav  Blichof  begründet  durch  seine  Lehre  von  den  geothermischen 
Verhältnissen  die  physikalisch -chemische  Creologie. 

—  Jean  Baptiste  Bounlngault  wird  durch  seine  in  seinem  Werke  „£conomie 

—     472     — 

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184* 

mrale"  niedergelegten  ünt^ranohnngen  neben  Sohübler  einer  der  Be- 
gründer der  Agriknltnrphyaik,  -wie  er  auch  wesentlioh  zum  Ausbau  der 
BodenanaljBe  beitr&gt,  für  die  er  allerdings  die  meohaniBohe  Methode, 
d.  h.  die  Bestimmung  des  Gehaltes  an  Ton,  Sand  und  Humus  für  aus- 
reichend erachtet. 
1844  Der  preußische  Oberst  Johann  Leopold  Ludwig  Biws  (der  nachmalige 
Ingenieurgeneral  von  Brese-Winiary)  behandelt  in  seiner  Schrift  „Über 
das  Entstehen  und  das  Wesen  der  neueren  Befestigungsmethode"  die  lei- 
tenden Grundsätse  der  nenpreußischen  Befestigung  und  wirkt  auch  prak- 
tisch auf  dem  Gebiete  des  Festungsbaus. 

—  Der  engUsohe  Ingenieur  BnutoH  betreibt  zuerst  eine  Steinbohrmaschine 
nüt  gepreßter  Luft 

—  Robert  Wilhelm  von  BvinMi  bestimmt  mit  dem  von  ihm  angegebenen 
Photometer  (s.  1843B.)  die  Intensität  eines  elektrischen  Lichtbogens  zwischen 
Kohlenspitzen.  Ausgedehntere  Messungen  werden  1846  von  Casselmann 
gemacht;  seitdem  in  neuerer  Zeit  das  Bogenlioht  in  der  Praxis  ein- 
geführt ist,  werden  solche  Messungen  sehr  häufig  gemacht. 

—  Camsron  empfiehlt,  das  Palmöl  durch  Hitze  zu  bleichen,  welchen  Vorschlag 
namentlioh  Pohl  (1865)  unterstützt. 

—  Während  bis  dahin  der  Betrieb  der  Glasstrecköfen  ein  intermittierender 
war,  konstruiert  Chancs  einen  der  ältesten  Strecköfen  mit  kontinuierlichem 
Betrieb.  Streokofen  und  Kühlraum  sind  bei  diesem  Ofen  kreisförmig  ge- 
baut. Die  größte  Vollkommenheit  erlangt  der  Tafelglaskühl-  und  Streck- 
ofen durch  die  ihm  von  Bi^vez  (1868)  gegebene  Konstruktion.  Die  seit 
lange  auf  dem  Kontinent  übliche  Methode  der  Herstellung  des  Tafel- 
glases, wobei  ein  zylinderförmiger  Körper  hergestellt,  nach  Entfernung 
der  beiden  Enden  der  Länge  nach  aufgeschnitten  und  dann  erweicht  wird, 
bis  er  sich  zur  Tafel  strecken  läßt,  war  erst  1834  von  Chance  in  Gemein- 
schaft mit  HarÜey  in  England  eingeführt  worden. 

—  Ghaiwsl  erhält  bei  Destillation  des  buttersauren  Calciums  das  Keton  der 
Buttersäure,  das  er  Butsrron  nennt,  und  führt  den  Nachweis,  daß  bei  dieser 
Zersetzung  auch  aldehydartige  Produkte,  Butyral,  Methylbutyral  usw. 
entstehen. 

—  Chsiiot  in  Paris  wendet  zur  Bearbeitung  der  Werksteine  eine  Steinhobel- 
maschine an,  welche  nach  dem  Prinzip  der  Whitworth'schen  Eisenhobel- 
maschine konstruiert  ist. 

—  Henry  Ciaytmi  ersetzt  in  den  alten  holländischen  Kleymühlen(TonBchneidem), 
die  aus  hölzernen  Bottichen  mit  rotierender  stehender  Welle  bestanden,  an 
welcher  20 — 30  horizontale  schmiedeeiserne  Schneidemesser  angrebracht 
waren,  zuerst  das  hölzerne  Gefäß  durch  ein  eisernes  und  versieht  die  Ton- 
schneider mit  Qnerziuken. 

—  Charles  Pierre  Mathien  OomkM  macht  auf  den  Vorteil  der  Drehbohrung 
für  Gesteinsbohrmaschinen  aufmerksam.  (S.  1861  C.) 

—  W.  Cottan,  Direktor  der  englischen  Bank,  ersinnt  eine  automatische 
Münzwage,  um  in  rascher  Reihenfolge  leichte  Goldmünzen  von  vollwich- 
tigen zu  trennen.  (S.  a.  1808  G.)  Diese  Münzwage  wird  von  D.  Kapier 
&  Co.  verbessert  und  zu  der  in  England  gebräuchlichsten  Münzsortier- 
maschine umgestaltet. 

—  Kitte  von  Asphalt  finden  in  ausgedehntem  Maßstab  Anwendung.  Einer 
der  gebräuchlichsten  ist  der  Mastix,  der  aus  100  Teilen  Asphaltstein  und 
3  Teilen  Bergteer  dargestellt  wird.  Eine  größere  Anzahl  anderer  Asphalt- 
kitte werden  von  DsNtictM  beschrieben,  der  namentlioh  Zusätze  von  Blei- 
glätte, Fiohtenharz,  Kautschuk  usw.  anwendet. 

—     473     — 

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1844 

1844    Der  amerikaniBohe  Ingenieur  James  B.  Eaii   erbaut  ein  Taucberglocken- 
boot  zur  Hebung  gesunkener  Schifie. 

—  C.  H.  Ebnnann  gelingt  es,  durch  die  Laryngotomie  (s.  1776  D.)  einen  Poly- 
pen des  Kehlkopfes  mit  glücklichem  Erfolg  eu  exstirpieren. 

—  Otto  Linnä  Ertimun  isoliert  neben  dem  H&matoxylin  (s.  1811  C.)  aus  dem 
Blauhols  dessen  eigentlichen  Farbstoff,  das  Hämatein,  das  insbesondere 
von  Hummel  und  A.  6.  Ferkln  (1883)  genau  studiert  wird.  Es  verbindet 
sich  mit  Chromoxyd  zu  einem  dauerhaften  schwarzen  Laok,  auf  dem  das 
Sohwarzf&rben  der  WoUe  beruht.  Wird  WoUe  mit  Biohromat  gebeizt  und 
mit  Blauholzextrakt  behandelt,  so  wird  H&matoxylin  durch  die  Chrom - 
säure  oxydiert  und  letztere  dadarch  zu  Chromoxyd  reduziert,  das  sich  mit 
dem  Hämatein  verbindet. 

—  Sir  William  Falrbalrn  baut  den  ersten  Dampfkessel  mit  zwei  inneren  Feuer- 
röhren (Fairbaim- Kessel). 

—  William  FarMy  führt  auf  Anregung  Ml's  und  unter  Beihilfe  F.  MMItr's 
für  die  Telegraphenanlage  der  Taunusbahn  auf  der  Strecke  Castel— Biebrioh 
— Wiesbaden  die  erste  blanke  oberirdische  Leitung  des  Kontinents  aus. 

—  Hermann  von  Fthllng  entdeckt  bei  trockener  Destillation  des  benzoesauren 
Ammoniaks  das  Benzonitril  und  erweitert  damit  die  Kenntnis  der  Nitrile. 
(S.  a.  1834  P.)  Ein  weiteres  Nitril  wird  1846  von  Sohlieper  unter  den 
Produkten  der  Zersetzung  des  Leims  durch  Chromsäure  entdeckt  und 
Valeronitril  genannt. 

—  Hippolyte  Louis  Flnui  und  L^on  FoucMilt  weisen  nach,  daß  die  chemische 
Leuchtkraft  des  Dmmmond'schen  Kalklichtes  (vgl.  1826  G.)  geringer  ist, 
als  die  des  elektrischen  BogenUchtes.  Sie  finden,  daß  chemische  und  op- 
tische Helligkeit  nicht  immer  proportional  sind,  eine  Wahrnehmung,  die 
von  Bunsen  und  Roscoe  (1869)  bestätigt  wird. 

—  L^on  FoucauK  führt  an  Stelle  der  bis  dahin  für  den  elektrischen  Licht- 
bogen (s.  1813  D.)  dienenden  Holzkohle  die  Retortenkohle  ein.  Aus  der 
im  pulverisierten  Zustand  mit  Ruß  und  SteinkohJenteer  vermischten 
Retortenkohle  werden  unter  hydraulischem  Druck  Stäbe  geformt,  die 
darauf  bei  hoher  Temperatur  geglüht  werden. 

—  FTanchl  stellt  durch  Behandlung  von  Leim  mit  Lösungen  von  essigsaurer 
oder  schwefelsaurer  Tonerde  eine  Elfenbeinimitation  her,  die  von  Mayall 
(1867)  und  Fichtner  Söhne  (1859)  so  vervollkommnet  wird,  daß  diese 
Leimfabrikate  vielfach  als  Ersatz  für  Elfenbein,  Hom,  Schildpatt  und 
Perlmuttter  gebraucht  werden,  bis  sie  durch  das  Celluloid  (s.  1869  H.) 
verdrängt  werden. 

—  Edmond  Fr<my  untersucht  in  den  Jahren  1844—48  die  Modifikationen  des 
Zinnoxyds  (Zinnsäure)  und  stellt  fest,  daß  das  Zinnoxydhydrat  schon  bei 
anhaltendem  Kochen  mit  Wasser  in  Metazinnoxydhydrat  übergeht,  und 
daß  diese  Umwandlung  auch  beim  Trocknen  eirfolgt.  umgekehrt  läßt 
sieh  aus  Metazinnoxydhydrat  durch  Erhitzen  mit  einem  großen  Über- 
schuß von  Kalihydrat  Zinnoxydhyrat  erhalten  und  b6i  Destillation  mit 
konzentrierter  Salzsäure   aus  Metazinnoxydhydrat  Zinnchlorid   herstellen. 

—  Edmond  Frtaiy  stellt  eine  Reihe  von  Verbindungen  her,  welche  als  die 
Salze  verschiedener  aus  Schwefel,  Stickstoff,  Wasserstoff  und  Sauerstoff 
bestehender  Säuren,  Scbwefelstiokstoffsäuren  —  Aoides  Bulfazot6ee  — 
erscheinen. 

—  Edmond  Frtmy  stellt  die  ersten  Chromammoniumverbindungen  her,  die 
von  Cleve  (1861)  näher  untersucht  werden,  und  deren  Zahl  von  S.  M. 
Jörgenaen  (1879)  und  0.  T.  Christiansen  (1880)  wesentlioh  erweitert  wird. 

—  Ellijah  Oalloway  stellt  unter  dem  Namen  „Kamptulikon"  eine  Decke  atis 
Korkteilohen  her,   die  durch   Kautschuk   und   Guttapercha  miteinander 

—     474     — 

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1844 

verbunden  sind.  Damit  ist  der  Grundgedanke  der  Linoleomherstellung 
gegeben. 
1844  Qtnilw  fertigt  Hub-  und  Umdrehungszähler  an,  die  aus  einer  Kombination 
von  Sperrrädern  mit  Sperrklinken  bestehen,  wobei  erstere  durch  einen  so- 
genannten Schubzahn  in  größeren  oder  kleineren  Zwischenräumen  in  eine 
Drehbewegung  von  kurzer  Dauer  versetzt  werden.  Dies  System  wird  von 
Evrard  und  insbesondere  von  Schäfer  &  Budenberg  in  Magdeburg  wesent- 
lich vervollkommnet. 

—  Karl  Friedrich  voa  GirtiMr  untersnoht  in  bahnbrechender  Weise  alle  bei 
der  sexuellen  Fortpflanzung  der  Phanerogamen  in  Betracht  kommenden 
Verhältnisse. 

—  Louia  Joseph  Say-Lmae  erhält  durch  Einwirkung  von  Wasserdampf  auf 
Eisenchlorid  krystaUisierten  Eisenglanz. 

—  G^org  August  fioMfrt  liefert  in  seinem  i  J.  182A  begonnenen,  zum  Teil 
gemeinschaftlich  mit  dem  Grafen  Münster  verfaßten  Tafelwerke  ,,Petre- 
faota  Germaniae"  wertvolle  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Korallen,  Spongien, 
Crinoideen,  Echinoiden  und  fossilen  Muscheln. 

—  Charles  aootfyMr  stellt  zuerst  Gummischuhe  ans  vulkanisiertem  Kaut- 
schuk her. 

—  Hermann  Günter  araamaan  in  Stettin  entwickelt  in  seinem  genialen  Werke 
„Die  Wissenschaft  der  extensiven  Größen  oder  die  Ansdehnungslehre"  ein 
Verfahren,  um  in  der  Geometrie  mit  den  Punkten,  Ldnien  und  Ebenen 
unmittelbar,  ohne  Benutzung  der  Zahlen,  zu  rechnen.  Unter  anderm  gibt 
er  darin  zuerst  eine  ausführliche  und  logisch  durchgeführte  Veridlgemeine- 
Tong  des  Raumbegriffs  auf  mehr  als  drei  Dimensionen. 

—  David  aruby  entdeckt,  daß  der  Herpes  tonsurans  durch  die  Wucherung 
des  Trichophyton  tonsurans  in  der  Haut  oder  deren  Anhangsgebilden,  den 
Haaren  und  Nägeln,  hervorgerufen  wird.  Seine  Entdeckung  wird  1845  von 
Malmsten  bestätigt. 

—  Wilhelm  Karl  von  HaMiigar  zeigt,  daB  man  bei  sehr  genauer  Beobachtung 
nnmittelbar  mit  dem  Auge  polarisiertes  Licht  erkennen  kann.  Siebt  mau 
durch  einen  Kalkspat,  dessen  außerordentlichen  Strahl  man  abblendet,  nach 
einer  hellen  Wolke,  so  erscheinen  im  P^ationspunkt  die  Haidinger 'sehen 
Polarisationsbüschel. 

—  Hmrt  wendet  zuerst  Eisenvitriol  anstatt  Gallussäure  als  Entwickler  für 
Chlorsilberpapier  an.  * 

—  Hatehlmon  in  London  fertigt  Zählapparate  aller  Art,  darunter  auch  die 
sogenannten  Toumiquets,  die  zur  Kontrolle  des  Verkehrs  dienen. 

—  Die  Kalsir-Firdliuui4-N«rdbalin  führt  bei  ihren  Nachtzügen  als  erste  Bahn 
des  Kontinents  die  Innenbeleuchtung  der  Personenwagen  durch,  die  in 
England  bereits  zwei  Jahre  früher  zur  Einführung  gelangt  war. 

—  Der  Bohrmeister  Carl  Gotthelf  Kind  aus  Freiberg  in  Sachsen  verbessert 
das  Tiefbohrverfahren,  indem  er  das  üntergestänge  mit  Meißel  vollständig 
frei  fallen  läßt.  Er  gibt  durch  seinen  Freifallapparat  der  Bohrtechnik  einen 
großartigen  Aufschwung.  Diese  Methode  war  bereits  als  SeUbohrung  den 
Chinesen  von  alters  her  bekannt. 

—  Hermann  Kolb«  gelingt  die  Synthese  eines  Abkömmlings  der  Essigsäure, 
der  Tiiohloressigsäure  (s.  1830  D.).  durch  Behandlung  von  Einfach  Chlor- 
kohlenstoff mit  Chlor  im  Sonnenlicht  bei  Gegenwart  von  Wasser. 

—  Nachdem  Pr^vost  und  Dumas  (s.  1824  P.)  die  ersten  Beobachtungen  über 
den  FuTcbungsprozeß  am  Frosohei  gemacht  hatten,  gibt  BudoU  Albert 
von  Kdülktr  in  seiner  „Entwicklimgsgeschiohte  der  Cephalopoden"  (Tinten- 
fische) eine  genaue  Beschreibung  dieses  Prozesses  und  beweist  im  Anschluß 

—     475     — 

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1844 

aji  Reiohert's  Unterauohungen  (s.  1840  B.)  mit  Sicherheit  den  direkten  Über- 
gang der  Furohungskogeln  in  Gewebesellen. 
1844  F^ödMc  Kuhlimuin  Bchl&gt  vor,  die  Konzentration  der  SchwefelB&iiie  im 
luftverdünnten  Raum  ea  bewirken  und  bleierne  Vakaumappiirate  zu  ver- 
wenden.  Sein  Vorsohlag  wird  1882  von  De  Hemptinne  ausgeffihrt;  doeb 
scheint  sich  das  Verfahren  nicht  gehalten  zu  haben.  Ein  verbesserter  Vakuum- 
apparat  aus  Blei  wird  1900  von  Krell  konstmiert.  Gufieiseme  Retorten 
zur  Konzentration  im  Vakuum  wollen  J.  Meyer,  L.  Kaufmann  &  Co.  u.  a. 
anwenden. 
— '  LtMvra  und  Bwt  erfinden  die  Pflock-  oder  Holznagelmasohine  zur  An- 
fertigung der  genagelten  Schuhe. 

—  Der  Reisende  Ludwig  LtIcMarit  macht  seine  berühmte  AustraUenieise  von 
der  Moretonbai  nach  Port  Essington  und  entdeckt  Queensland  und  Nord- 
australien. Bei  einem  im  Jahre  1848  gemachten  Versuch,  den  Kontinent 
von  Ost  nach  West  zu  durchqueren,  ist  er  gänzlich  verschollen. 

—  Heinrich  Friedrich  Emil  Lmii  liefert  einen  sehr  auffälligen  Beweis  für 
die  Kälteerzeugung  durch  den  elektrischen  Strom.  Er  lötet  eine  Wismut- 
und  eine  Antimonstange  von  ca.  1  qom  Querschnitt  zusammen  und  bohrt 
in  die  Lötstelle  eine  kleine  Vertiefung.  Die  Stange  wird  auf  schmelzenden 
Schnee  gelegt  und  die  Vertiefung  mit  Wasser  gefüllt.  Wird  nun  der 
Strom  eines  Grove'schen  Elements  vom  Wismut  zum  Antimon  geschickt, 
so  ist  nach  6  Minuten  das  Wasser  gefroren  und  das  Eis  auf  — 4,4"  er- 
kältet. Auch  Le  Roux  (1867),  Edlund  (1871),  Boutjr  (1880),  Jahn  (1888) 
und  viele  andere  gelangen  zu  gleichen  Resultaten. 

—  H.  F.  E.  Lütt  und  J.  P.  Jonl«  finden  unabhängig  voneinander  in  Erg&iurang 
des  Joule'schen  Gesetzes  (s.  1840J.),  daB  bei  der  Arbeit  des  galvanischen 
Stromes  sich  nicht  die  gesamte  innere  Arbeit,  sondern  nur  ein  Teil  davon 
in  Wärme  umsetzt,  während  der  andere  Teil  für  chemische  Prozesse  (zur 
Zersetzung)  verwendet  wird  (Joule-Lenz'schcs  Gesetz  der  Wärmewirkung 
des  Stroms). 

—  Der  Apotheker  Maywr  in  Frankfurt  a.  M.  konstruiert  für  die  Zwecke  der 
Mikrophotographie  ein  Photomikroskop,  welches  auch  heute  noch  mit  ge- 
ringfügigen Veränderungen  verwendet  wird. 

—  Louis  H.  F.  MfiMiM  gibt  ein  Verfahren  zur  Umwandlung  verdünnter  Essig- 
säure in  wasserfreie  Essigsäure  (Eisessig)  an,  das  darauf  beruht,  dafi  Essig- 
säure sich  mit  essigsaurem  Kalium  zu  einer  molekularen  Verbindung 
vereint,  welche  bei  200«  siedet  und  dabei  in  wasserfreie  Essigsäure  und 
essigsaures  Kalium  zerfällt.    (S.  a.  1788  L.) 

—  J.  Mtmr  behandelt  die  Baumwolle  mit  konzentrierter  Natronlauge,  um  die 
Faser  fester,  dicker  und  durchsichtiger  zu  machen  (Mercerisation). 

—  Christian  Erich  Hermann  von  Miyir  untersucht  die  fossilen  Labyrinthe- 
donten  Württembergs  und  kommt  nach  eingehender  Vergleiohung  der 
Labyrinthodnnten  mit  Reptilien,  Amphibien  und  Fischen  zu  dem  Ergeb- 
nis, daß  dieselben,  trotz  großer  Übereinstimmung  mit  den  Amphibien, 
dennoch  zu  den  Reptilien  gehören.  Über  Meyers  weitere  Forschungen 
vgl.  seine  Schriften  „Homoeosaurus  und  Rhamphorhynchus",  sowie  „Die 
Reptilien  und  Säugetiere  der  verschiedenen  Zeiten  der  Erde". 

—  Der  Ingenieur  Jean  Jacques  Mayir  in  Mülhausen  erfindet  die  nach  ihm 
benannte  Doppelschiebersteuerung  für  Dampfmaschinen  mit  zwei  getrenn- 
ten Expansionsschieberplatten,  durch  deren  vom  Regulator  bewirkte  Ver- 
stellung der  Füllungsgrad  und  somit  die  Expansion  der  Dampfmaschine 
verändert  wird.  Die  Meyer'sche  Steuerung  wird  1863  von  Rider  noch 
verbessert. 

—  Da  die  vier  Cuvier'schen  Typenklassen  (s.  1812  C.)   sich  als  unzureichend 

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184* 

erweiseii,  teilt  Henry  MIInt-Etfwardt  die  Wirbeltiere  nach  der  von  Baer  hervor- 
gehobenen Eigentümlichkeit  der  EntwicUnog  in  solche  mit  nnd  in  solche 
ohne  AUantoia  (Hamhaut),  die  Weichtiere  in  echte  Mollusken  und  Mollns- 
koiden,  die  Gliedertiere  je  nach  Vorhandensein  oder  Fehlen  gegliederter 
Anhänge  in  zwei  Klassen,  die  Strahltiere  in  strahüge  und  sarkodeartige. 
1844  Eilhard  MHMhlrilcIl  konstruiert  einen  PolarisationBapparat  nach  Biot's 
Prinzip,  der  viel  zur  Zuckerbestimmung  verwendet  wird  und  im  wesent- 
lichen ans  einer  zur  Aufnahme  der  Zuckerlösung  bestimmten  20  cm  langen 
Röhre  besteht,  die  zwischen  einem  festen  und  einem  drehbaren  Nicol'schen 
Prisma  aufgesteUt  ist. 

—  Samuel  Finlay  Breese  Motu  and  William  FarMy  erfinden  unabhängig  von- 
einander  das  Kelais,  durch  welches  der  Sohreibtelegraph  (s.  1835  M.) 
wesentlich  vervollkommnet  wird. 

—  Gerard  Johannes  MiiM«'  erklärt  das  quantitative  Wahlvermögen  der  Pflanzen 
aas  dem  Zusammenwirken  von  Diosmose  und  Stoffumwandlung.  Sohulz- 
Fleeth  pflichtet  diesen  Ideen  bei  und  führt  sie  weiter  aus. 

—  Johannes  MOIIar  erklärt  den  zuerst  von  Pallas  1778  als  Naoktschnecke 
beschriebenen  Ampbioxns  lanoeolatns  als  Wirbeltier.  Später  weist  Kowa- 
lewsky  (vgl.  1866  K.)  dessen  Verwandtschaft  mit  den  Tunioaten  nach. 

—  Karl  WUhelm  von  NIttil  rundet  durch  seine  Arbeiten  .die  Zell^ilehre  ab 
nnd  bezeichnet  das  Protoplasma  als  den  eigentlichen  Lebensträger. 

—  James  Natnytli  konstruiert  eine  Dampframme,  bei  welcher  er  nach  dem 
Vorbild  seines  Dampfhammers  den  Rammbär  durch  direkte  Einwirkung 
des  Dampfes  hebt.    (S.  a.  1836  C.) 

— >  Johann  NiHhw  in  Wien  konstruiert  einen  einfachen  Apparat  zur  Kompri- 
mierung der  Kohlensäure.  Während  bei  dem  Thilorier'schen  Apparat 
(s.  1834  T.)  die  Verflüssigung  durch  den  eigenen  Druck  des  Gases  erfolgte, 
entwickelt  er  die  Kohlensäure  unter  gewöhnlichem  Druck  und  preßt  sie 
mittels  einer  Druckpumpe  in  ein  schmiedeeisernes  Gefäß. 

—  Johann  Ntttirar  untersucht  das  Verhalten  der  permanenten  Gase  bei  Drucken 
bis  zu  2000  Atmosphären  und  findet  allgemein,  daB  die  Gase  weniger 
kompressibel  sind,  als  es  dem  Boyle-Mariotte'sohen  Gresetz  entspricht. 

—  Eugene  PMIfvt  und  AdoU  Mobarf  arbeiten  unabhängig  voneinander  über 
die  Verbindungen  des  Chioms  und  stellen  fest,  daß  dasselbe  hinsichtlich 
seiner  Oxydationsreihe  unmittdbar  neben  Eisen  und  Mangan  gestellt 
werden  muß.  Zu  dem  seither  bekannten  Chromoxyd  und  der  Chromsäure 
kommen  durch  diese  Versuche  noch  Cbromoxydul  und  Ohrornoxydnloxyd 
hinzu. 

—  Nachdem  schon  Bouoherie  (s.  1841  B.)  sein  Verfahren  der  Holzimpräg- 
niemng  auch  zum  Färben  des  Holzes  auf  dem  Stamm  ausgebeutet  hatte, 
erfindet  Pwta  in  Paris  ein  Verfahren  des  Holzfärbens,  bei  welchem  das 
Eindringen  der  färbenden  Flüssigkeiten  durch  vorangehende  Luftverdün- 
nung  des  das  Holz  enthaltenden  Behälters  befördert  wird. 

—  Johann  Christian  Po|gndorlf  verbessert  zu  seinen  Stadien  über  den  Polari- 
sationsotrom  und  dessen  Wirkungen  die  von  Pohl  erfundene  Wippe 
(s.  1828  F.),  die  erlaubt,  in  rascher  Folge  den  erregenden  Strom  durch  den 
Zeisetzungsapparat  zu  leiten,  und  den  Zersetzungsapparat  für  sich  zu 
schließen.  Dadaroh  wird  es  ermöglicht,  den  Polarisationsstrom,  der,  weil  er 
selbst  die  Flüssigkeiten  zersetzt,  nur  von  kurzer  Dauer  ist,   zu  studieren. 

—  Robert  Raniak  entdeckt  die  Herzganglien,  die  als  Erreger  der  Muskel- 
tätigkeit  des  Herzens  angesehen  werden. 

— •  Peter  RHMncir  erfindet  für  den  Hüttenbetrieb  den  Spitzkasten  und  legt 
damit  den  Grund  zu  den  neuen  Aufbereitungsverfahren  mit  stetig  arbeiten- 
den Maschinen. 


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1844 

1844  Karl  von  Rokltmtky  weist  den  schon  von  Delpecb  (s.  1816  D.)  betonten 
tuberlnüösen  Ursprung  der  Knochenoaries  (Malum  Pottii)  mit  Sicherheit 
anatomisch  nach,  was  auch  von  Richard  von  Volkmann  und  Franz  König 
(1884)  bestätigt  nnd  durch  die  Auffindung  dee  Tnberkelbaoillus  in  den 
kranken  Knochenherden  durch  K.  A.  Sohuchardt  und  F.  Krause  (1891) 
auBer  Zweifel  gestellt  wird.  Er  weist  nach,  daß  der  schon  von  Wisemaon 
anf  Skrofulöse  zurückgeführte  Tumor  albus  eine  Gelenktuberkulose  ist. 

—  Heinrich  Ron  entdeckt  im  Tantalit  von  BodenmaiB  die  Niobsäure  und 
erh&lt  durch  deren  Reduktion  mit  Natrium  ein  graues  Pulver,  das  er  für 
Niobium  h&lt,  das  nach  Delafontaine  jedoch  nur  das  Oxydul  ist.  Voll- 
kommen reines  Metall  erhält  erst  Bolton  (S.  1907  B.).  Das  vor  Bolton  von 
A.  Joly  aus  dem  Nitrit  erhaltene  Metall  war  ebensowenig  rein,  wie  die 
von  Blomstrand  und  von  Roscoe  (s.  1866  B.)  erhaltenen  Produkte. 

—  Lord  William  Parsons  Romo  erbaut  ein  Riesenspiegelteleskop  von  16,2  m 
Länge  und  1,83  m  Durohmesser.  Spätere  große  Spiegelteleskope  sind  die 
von  G-rubb  für  Melbourne  (1869)  nnd  von  Foucault  für  Paris  (1875)  ge- 
lieferten Instrumente. 

—  John  Scott  Ruttoll  macht  Untersuchungen  über  den  Schiffswiderstand  und 
weist  zuerst  anf  die  Wichtigkeit  des  Wellenwiderstandes  und  auf  den  Ein- 
fluß der  Längen  des  Vor-  und  Hinterschiffes  hin.  (System  der  Wellen- 
linien.) Er  mißt  auch  zuerst  die  Stoßkraft  der  Brandungswoge.  (VgL 
1849  Str.) 

—  Saliit-Evra  isoliert  das  Safrol  aus  dem  ätherischen  Ol  von  Sassafras  offici- 
nalis  und  nennt  es  Sassafrasoampher.  Das  Safrol  wird  später  auch  im 
Campheröl  aufgefunden  nnd  aus  diesem  fabrikmäßig  von  Schimmel  &  Co. 
gewonnen. 

—  SchloBborpr  und  DSppIni  stellen  zuerst  die  Chrysophansäure  aus  Rhabarber 
her,  die  später  von  Rochleder  und  Heldt  sowie  von  H.  Müller  und  Warren 
De  la  Rne  näher  studiert  wird. 

—  SdiMtlor  macht  in  der  Hille'sohen  Fabrik  in  Sudenburg-Magdeburg  den 
ersten  Versuch,  ZuckerfüJlmasse  in  Zentrifugen  zu  verarbeiten. 

-  —  Theodor  Schwann,  dem  zuerst  die  Anlegung  einer  Gallenflstel  zum  Studium 
der  Absonderung  der  Galle  an  zwei  Hunden  gelingt,  sieht  die  Versuohs- 
hunde  im  Lanfe  von  6  Wochen  unter  den  Erscheinungen  dee  Marasmus, 
gleich  als  ob  sie  verhungert  wären,  zugrunde  gehen.  Er  schließt  daraus, 
daß  die  Galle  für  die  Verdauung  unbedingt  notwendig  ist. 

—  Der  Oberbanrat  Sovorln  und  der  Baurat  Sloonko  machen  bei  dem  in  den 
Jahren  1844 — 61  durchgeführten  Bau  des  Oberländisofaen  Kanals  zwischen 
Osterode  und  Elbing  von  dem  System  der  ,. geneigten  Ebene"  Gebrauch, 
einem  Verfahren,  welches  dazu  dient,  die  SchiSe  auch  über  (Gelände- 
erhöhungen,  welche  von  dem  Kanal  nicht  durchbrochen  werden  können, 
hinwegzubefördem.  Hierzu  werden  die  SchiSe  entweder  unmittelbar  auf 
Wagen  geladen  oder  in  fahrbare  Schleusenkammern  gebracht  nnd  mit 
Seilen  oder  Ketten  aus  einer  Stellung  in  die  andere  befördert.  (S.  a. 
1830  D.) 

—  Nachdem  Emil  Stthnr  schon  1838  eine  der  Saxton'schen  Maschine  ähnliche 
elektromagnetische  Maschine  konstniiert  hatte,  stellt  er  eine  verbesserte 
Maschine  her,  die  aus  drei  aufrechten  Hufeisenmagneten  mit  je  6  im 
Kreise  angeordneten  Lamellen  besteht.  Über  den  6  Polflächen  rotiert  die 
Armatur,  ein  Eisenring  mit  6  angeschraubten  Kernen,  über  welche  die 
auf  Holzrollen  gewickelten  Spulen  geschoben  werden. 

—  Tollkmipt  liefert  die  erste  wissenschaftliche  Beschreibimg  der  Höhlenfanna 
der  Mammuthöhle  bei  Green- River  im  nordamerikanisohen  Staate  Kentucky. 

—  Der  französische  Artillerie-Oberst  Thonvinln  konstruiert  seine  Stiftbüohse 

~     478     — 

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1844 

(Dorogewehr),  einen  gezogenen  Vorderlader,  bei  dem  die  Führung  des 
Spitzgesohosses  in  den  Zfigen  dadurch  bewerkstelligt  wird,  daß  dasselbe 
mit  dem  Ladestook  auf  einen  in  der  Mitte  des  Seelenbodens  befindlichen 
Stahlstift  scharf  aufgestoßen  und  dadurch  gestaucht  wird.  (Vgl.  1630  K., 
1826 D.  u.  1849  M.) 
1844  Julius  Bodo  Ui^^  entdeckt  das  Guanin  im  Guano.  Sp&ter  wird  es  von 
Schulze  in  den  Samenkörnern  mehrerer  Leguminosen,  von  Lippmann 
in  der  Zuckerrübe  gefunden. 

—  Julius  Bodo  Vngßt  erhält  bei  Einwirkung  von  unterschwefligsaurem  Natron 
auf  Cblorantimon  einen  roten  Niederschlag,  der  von  Pettenkofer  näher 
antersucbt  und  von  Strohl  Antimonzinnober  genannt  wird.  Nach  neueren 
Forschungen  ist  derselbe  als  Trisulfid  anzusehen. 

—  Andreas  WagiMr  fördert  die  Tiergeographie,  indem  er  in  bezug  auf  die 
Säugetiere  die  Erde  in  sieben  große  G«biete  einteilt  und  für  jedes  besondere 
Charakterfonnen  aufstellt.    (S.a.   1835  S.) 

—  Egide  Walsclunrti  verbessert  die  Kulissensteuerung  durch  eine  Konstruktion, 
die  sich  als  Lokomotivsteuerung  weithin  verbreitet  und  in  Deutschland 
als  „HeusLnger'sche  Kulissensteuerung"  bezeichnet  wird,  da  Heusinger 
von  Waldegg  dieselbe  selbständig,  wenn  auch  später  als  Walsohaerts,  er- 
funden hat. 

—  WdBanfMll  führt  in  der  Tennant'schen  Fabrik  die  Fabrikation  der  festen 
kaustischen  Soda  ein,  indem  er  die  rote  Lauge,  aus  der  etwa  vier  Fünftel 
auskrystaUisiert  sind,  bis  zur  Teerkonsistenz  eindampft,  Natronsalpeter  zu- 
setzt und  erhitzt,  bis  die  Masse  in  feurigen  Fluß  gekommen  ist. 

—  Der  Zahnarzt  Horace  Wilb  in  Hartford  nimmt  an  sich  selbst  die  erste 
Narkotisierung  mit  Stickstoffoxydul  (Lachgas)  vor.    (S.  1799  D.) 

—  Theodor  Wirthilni  entdeckt  bei  Untersuchung  des  Knoblauchöls  das  Badikal 
Allyl.  Er  hält  das  öl  für  Allylsulfld,  was  erst  durch  Semmler  richtig- 
gestellt wird,  der  es  als  Allyldisulfld  erkennt. 

—  Wilhelm  Werthalm  macht  eingehende  Versuche  über  die  Zugelastizität  und 
bestimmt  Elastizitätskoeffizienten  verschiedener  Metalle.  Zu  etwas  ab- 
weichenden Zahlen  gelangt  in  neuerer  Zeit  J.  O.  Thompson  (1891).  Die 
Versuche  von  Thompson  sind  an  23  m  langen  Drähten  gemacht,  die  in 
einem  Turm  des  physikalischen  Laboratoriums  zu  Straßburg  aufgehängt 
waren  und  zeigen,  daß  von  der  kleinsten  Dehnung  ab  eine  raschere  Zu- 
nahme der  Länge  der  Drähte  erfolgt,  als  es  der  Zunahme  der  Belastung 
entspricht. 

—  Der  nordamerikanische  Seeoffizier  Charles  WHkM  wendet  zur  Ortsbestim- 
mung zuerst  die  von  Gauß  i.  J.  1839  angegebene  telegraphische  Längen- 
bestimmung an,  welche  darauf  beruht,  daß  man  an  den  beiden  Orten, 
deren  Längenunterschied  ermittelt  werden  boU,  durch  Beobachtung  der 
gleichen  Sterne  den  Stand  der  Stationsuhren  gegen  die  Ortszeit  bestimmt 
und  die  Uhren  alsdann  auf  telegraphischem  Wege  vergleicht. 

—  H«lurioh  WIN  untersucht  das  Senföl  und  interpretiert  dasselbe  infolge  der 
Arbeiten  von  Th.  Wertheim  (s.  1844  W.)  als  Sohwefelcyanallyl. 

—  Ferdinand  Ludwig  WlncklM'  entdeckt  in  den  Rückständen  der  Bereitung 
von  schwefelsaurem  Chinin  das  Cinchonidin,  das,  wie  Pasteur  nachweist, 
mit  dem  Cinchonin  isomer  ist. 

—  Friedrich  WOhltr  macht  eingehende  Untersuchungen  über  das  von  Wo- 
skreesensky  (s.  1838  W.)  entdeckte  Cbinon.  Er  erhält  aus  demselben  durch 
Einwirkung  reduzierender  Substanzen  das  Hydroohinon,  das  er  in  dem- 
selben Jahre  auch  bei  der  trockenen  Destillation  von  Chinasäure  gewinnt. 
Das  Hydroohinon  wird  später  eine  der  in  der  Photographie  am  meisten 
gebrauchten  Entwieklersubstanzen.    (Vgl.  1880  A.) 


—     479     — 

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1844 

1844  Friedrich  WMIar  erh&lt  durch  Behandlung  des  KarcotinB  mit  Braunstein 
und  Schwefelsäure  das  Cotamin.  Außerdem  entsteht  bei  dieser  Oxydation 
Opiansänre. 

—  Adolphe  Wurtz  entdeckt  das  Wasserstoffkupfer,  indem  er  eine  konsen- 
trierte  Lösung  von  schwefelsanrem  Kupferozyd  mit  einer  Lösung  von 
unterphosphoriger  Säure  mäBig  erwärmt.  Das  Wasserstoffkupfer  serf&Ut 
bei  60*  in  Kupfer  und  Wasserstoffgas,  entzündet  sich  in  Chlorgas  und 
gibt  mit  Salzsäure  unter  Wasserstoffentwicklung  Eupferchlorür. 

—  NicolauB  Zinln  stellt  das  Metaphenylendiamin  (Diamidobenzol)  durch  Ein- 
wirkung von  Schwefelammonium  auf  Metadinitrobenzol  her.  Später  wird 
das  Produkt  zur  Herstellung  der  Azofarbstoffe  verwendet  und  fabrikmäßig 
durch  Reduktion  des  Metadinitrobenzols  mit  Salzsäure  und  Eisen  oder  Zinn 
hergestellt.  Das  Orthophenylendiamin  wird  1871  von  Grieß,  das  Para- 
phenylendiamin  1875  ebenfaJIs  von  Grieß  hergestellt. 

1846  John  Couch  Adams  in  Cambridge,  der  seit  dem  Jahre  1843  das  Problem 
der  Uranusbewegung  bearbeitet,  vermutet  als  störende  Ursache  einen  außer- 
halb der  Uranusbahn  befindlichen  unbekannten  Planeten  und  teilt  die  von 
ihm  errechneten  Bahnelemente  im  Oktober  1846  an  den  Astronomen  Airy 
mit.  Da  indes  keine  weiteren  Versuche  gemacht  wurden,  das  vermutete 
Gestirn  aufzufinden,  so  muß  die  Priorität  der  Entdeckimg  des  Planeten 
(Neptun)  dem  Franzosen  Leverrier  zugesprochen  werden.    (S.  1846  L.) 

—  Carl  Joseph  Napoleon  Balilng  konstruiert  das  nach  ihm  benannte,  in  den 
Gärungsgewerben  allgemein  gebrauchte  Saccharometer,  welches  ein  ffir 
diese  besonderen  Zwecke  eingerichtetes  Araeometer  darstellt. 

—  Carl  Joseph  Napoleon  Baliiiig  arbeitet  die  Attenuationslehre  aus,  die  sich 
mit  der  Feststellung  des  Grades  der  Vergärung  ans  der  mit  der  Gärung 
proportional  verlaufenden  Verminderung  des  spezifischen  Gewichtes  be- 
schäftigt. Die  Verminderung  des  spezifischen  Grewichts  rflhrt  davon  her, 
daß  während  der  Gärung  der  Zucker,  ein  spezifisch  schwerer  Körper,  in 
Kohlensäure,  die  größtenteils  entweicht,  und  in  spezifisch  leichteren  Alko- 
hol verwandelt  wird. 

—  Palon  Heinrich  Ludwig  von  BofuslawiM  gibt  das  Differenzen-Mikrometer 
an,  das  vor  allen  anderen  Mikrometern  sich  durch  die  größte  Einfachheit 
auszeichnet  und  nur  in  einem  Faden  oder  einer  geradlinigen  Lamelle 
besteht,  die  in  der  Hauptbrennebene  des  Objektivs  und  möglichst  nahe 
der  optischen  Achse  befestigt  ist  und  durch  Drebimg  in  beliebige  Lagen 
zum  DekUnationskreis  gebracht  werden  kann. 

—  Der  Chirurg  Amedöe  BMMt  in  Lyon  erfindet  den  Drahtverband.  Er 
lehrt  die  Enudeatio  bulbi,  d.  i.  die  Entfernung  des  Augapfels  an  Stelle 
der  bis  dahin  allein  üblichen  Ausrottung  des  gesamten  Inhalts  der  Augen- 
höhle. 

—  Benchardit  und  Sandm  entdecken,  daß  der  Pankreassaft'kräftige  diastatische 
Wirkung  besitzt,  da  Stärke  rasch  in  Diastase  umgewandelt  wird. 

—  William  Bowman  in  London  weist  den  Querzerfall  der  Muskelfaser  und  die 
Struktur  der  Nierenkörperchen  nach  und  äußert  die  ersten  richtigen  An- 
sichten über  den  Sekretionsvorgang  in  den  Nieren. 

—  Louis  FrauQois  Clement  Brapiet,  Enkel  von  AbrtAam  Louis  Bregnet,  er- 
baut im  Auftrage  der  französischen  Staats-Telegraphen-Verwaltung  einen 
elektrischen  doppelten  Zeigertelegraphen,  bei  dem  Batteriestiöme  ange- 
wendet werden.  Die  Zeiger  bilden  dieselben  Zeichen  wie  die  Flügel  des 
optischen  Telegraphen  von  Chappe.  Nach  demselben  Prinzip  erbaut  Bre- 
gnet 1849/50  einen  einfachen  Zeigertelegraphen  mit  Buchstaben  und  Ziffern, 
der  bei  den  französischen  Eisenbahnen  eingeführt  wird. 

—     480     — 

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1846 

1845    George  Buchanan   macht  die  ersten  ByBtematischen  Arbeiten  über  die 
Blutgerinnimg. 

—  Kobert  Wilhelm  von  BuiNWi  stellt  seine  Geysirtheorie  auf.  Im  gleichen 
Jahre  begründet  er  die  Gasanalyse  und  legt  durch  seine  schon  1838  be- 
gonnenen Untersnchongen  und  duieh  die  Analyse  der  Gichtgase  den  Grund 
zur  wiBBensohaftliohen  Theorie  des  Hochofenprozeases. 

—  R.  W.  von  BuniM  und  L.  Playtair  tun  dar,  daB  kohlensaures  Kali,  innig 
mit  Kohle  gemengt  und  in  einem  Strome  Stickstoffgas  bei  der  Reduktions- 
temperator  des  Kaliums  geglüht,  in  Cyankalium  verwandelt  wird.  (S.  a. 
1826  D.  und  1839  F.) 

—  Andreas  CastUlM«  gewinnt  das  erste  Quecksilber  in  Kalifornien  (New  Almaden.) 

—  Nachdem  schon  Boole  1841  sich  mit  den  Eigenschaften  algebraischer  Formen, 
die  bei  linearer  Transformation  der  Veränderlichen  unverändert  (invariant) 
bleiben,  beschäftigt  hatte  (s.  auch  1773  L.),  begründet  Arthur  Oajriay  die 
Invariantentheorie  als  Zweig  der  modernen  Algebra,  an  deren  Vervoll- 
kommnung dann  Siegfried  Aronhold  (1840—68),  Hermite,  Brioschi,  Gebsoh, 
S.  Läe,  Hubert  u.  a.  arbeiten. 

—  ChiMI«  in  Rhynd  in  Fifeshire  trifft  eine  Göpelauordnung,  die  von  der 
Highland  and  Agricultural  Society  of  Scotland  geprüft  wird  imd  sich  sehr 
gut  bewährt.  Andere  wohlbewährte  Gtipelan Ordnungen  rühren  von  Ransome 
(1848),  Schneitier  und  Andr6  (1861),  Barrett  und  Andrews  (1851)  u.  a.  h«. 

—  Ernst  Carl  Clain,  Apotheker  in  Kasan,  entdeckt  in  den  Platinerzen  ein 
neues  Element,  das  Ruthenium. 

—  Wairen  0«  fai  Rm  und  E.  Hill  erfinden  die  erste  Briefkuvertmaschine. 

—  Evam  entdeckt  die  Regenerationsfäbigkeit  des  gebrauchten  Gaskalks  und 
findet,  daß  der  regenerierte  Kalk  besonders  aufnahmefähig  für  Ammoniak 
ist,  da  sich  unter  dem  Einfluß  des  Sauerstoffs  der  Luft  viel  Calciumhypo- 
sulflt  bildet.  Er  führt  sein  Verfahren,  auf  das  drei  Jahre  später  Palmar 
ein  Patent  nimmt,  in  dem  Gaswerk  zu  Westminster  ein. 

—  Michael  Faraday  spricht  den  Gedanken  aus,  daß  Licht,  Wärme  und  Elek- 
trizität sämthch  Äußerungen  einer  und  derselben  Naturkraft  seien. 

—  Nachdem  schon  1778  von  Bmgmans  und  später  von  Coulomb  und  A.  C.  Beo- 
querel  die  abstoßende  Einwirkung  von  Magneten  auf  gewisse  Körper,  wie 
Wismut  und  Antimon,  beobachtet  worden  war,  lehrt  Michael  Faraday  den 
Diamagnetismus  genau  kennen  und  gibt  eine  Tlieorie  der  diamagnetischen 
Erscheinungen. 

—  Michael  Faraday  verdichtet  die  Jodwasserstoffsäure  —  bei  61  °  C.  zu  einer  eis- 
ähnlichen  Masse  und  findet,  daß  die  Bromwasserstoffsäure  sich  bei  — 73"  C. 
zu  einer  Flüssigkeit  verdichten  läßt,  deren  Tension  geringer  als  eine  At- 
mosphäre ist,  und  die  in  noch  größerer  Kälte  krystallinisch  erstarrt. 

—  M.  Faraday  und  Ch.  Lyell  machen  nach  eingehenden  Versuchen  zuerst  auf 
den  Einfluß  aufmerksam,  den  der  Kohlenstaub  bei  Explosionen  schlagender 
Wetter  ausübt.  Ihre  Resultate  werden  von  Verpilleox  (1867),  von  Vital 
(1876),  von  Hilt  und  Marggraff  (1884),  von  J.  Treptow  (1888)  u.  a.  l^- 
st&tigt. 

—  WiUiam  FartMy  stattet  die  Züge  der  Taunusbahn  mit  tragbaren  HiUs- 
telegraphen  (Zeigerapparaten)  aus,  den  ersten  derartigen  Apparaten,  welche 
auf  dem  europäischen  Festlande  zur  Anwendung  gelangen. 

—  Der  Münchener  Maler  Franz  Xaver  Farnbach  erfindet  als  Ersatz  der  antiken 
Wachsmalerei  ein  eigenes  Verfahren,  indem  er  als  Bindemittel  der  Farben 
Auflösungen  fester,  durch  Terpentinöl  verflüssigter  Harze  benutzt,  wobei 
sich  das  Ol  gleich  nach  dem  Auftragen  verflüchtigt.  (S.  sein  Lehrbuch  der 
enkaustischen  Malerei.) 

DarmittedteT.  Sl 

—     481     — 


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1846 

1845    FUmm   und  Foaeault  erhalten  das  erste  Daguerrotyp  der  Sonne  mit  öner 
Belichtung  von  ^/go  Sekunde. 

—  Fr^d^ric  Honor6  FouqiMt  in  Kottenburg  am  Neckar  und  C.  Twret  in  Cann- 
Btatt  erfinden  die  MailleuBe,  durch  'welche  der  Rundetuhl  erst  seine  volle 
Leietungsfähigkeit  erlangt.  Die  Mailleuse  dient  nicht  nur  dazu,  die  kulier- 
ten  Schleifen  zu  erzeugen,  sondern  auch  die  Verschiebang  des  Fadens  auf 
den  Mädeln  zu  besorgen. 

—  Der  engUsohe  Seefahrer  John  PnuiMlR  versucht  mit  den  eben  von  Boss' 
antarktischer  Expedition  zurückgekehrten  SchifFen  „Erebua"  (Kapitän  Cro- 
zier)  und  „Terror"  (Kapit&n  Fitzjames)  durch  die  Bafflnbai  und  den  Lan- 
castersund  auf  dem  von  Parry  eingeschlagenen  Wege  (s.  1819  P.)  zur 
Beringstraße  vorzudringen.  Die  SchiSe  -werden  zuletzt  am  26.  Juli  1845 
in  der  Melvillebai  von  einem  begegnenden  Walöschfänger  angesprochen 
und  sind  seitdem  verschollen.  Ihr  Verschwinden  gibt  Veranlassung  zu 
einer  Reihe  großartig  organisierter  Hilfsexpeditionen.  Aber  erst  die  von 
Lady  Franklin  enteendete  Expedition  bringt  nähere  Aufschlüsse,  indem 
hierbei  i.  J.  1859  auf  King-Williams-Land  ein  von  Crozier  und  Fitzjames 
herrührendes,  vom  25.  April  1848  datierendes  Schriftstück  aufgefunden 
wird,  das  u.  a.  den  am  11.  Juni  1847  erfolgten  Tod  Franklins  meldet. 
Auch  wird  weiterhin  festgestellt,  daß  die  Überlebenden  sämtlich  i.  J.  1848 
den  Strapazen  erlegen  sind. 

—  John  Goodsir  macht  Untersuchungen  über  die  Gewebe  des  Menschen  und 
über  die  Placenta,  und  veröffentlicht  wichtige  Untersuchungen  über  ver- 
gleichende Anatomie  und  Entwicklungsgeschichte. 

—  Der  Mediziner  Wilhelm  Grletinpr  in  Berlin  führt  die  pathologische  Ana- 
tomie in  die  Psychiatrie  ein  und  begründet  eine  Gruppierung  der  psychi- 
schen Krankheiten  auf  pathologisch-anatomischer  Grundlage. 

—  Der  Geolog  Wilhelm  Karl  Ritter  von  Haldlnpr  in  Wien  erfindet  die  dichro- 
skopische  Lupe  (Dichroskop),  ein  mit  einer  Lupe  verbundenes  Kalkspat- 
prisma, welches  den  Dichroismus  doppelbrechender  KrystaUe  dem  Auge 
sichtbar  macht. 

—  Nachdom  bis  dahin  das  landwirtschaftliche  Maschinenwesen  in  Deutsch- 
land keinerlei  Pflege  erfahren  hatte  und  die  Wichtigkeit  geeigneter  Spezial- 
maschinen  für  die  Landwirtschaft  unbekannt  geblieben  war,  lenkt  der 
Landwirt  Wilhelm  von  Hamm  durch  seine  Schrift  ,,Die  landwirtschaftlichen 
Maschinen  und  Geräte  Englands"  zuerst  in  Deutschland  die  Aufmerk- 
samkeit weiterer  Kreise  auf  dieses  Gebiet. 

—  Wilhelm  Gottlieb  Hankil  konstatiert,  daß  die  Temperatur  auf  die  elek- 
trische Leitfähigkeit  von  Flüssigkeiten  von  Einfluß  ist,  und  daß,  entgegen- 
gesetzt wie  bei  den  Metallen,  bei  den  Flüssigkeiten  die  Leitfähigkeit  mit 
steigender  Temperatur  zunimmt. 

—  Ferdinand  von  Hokra  begründet  die  pathologisch-anatomische  Richtung  in 
der  Dermatologie.  Er  zeigt  durch  das  Experiment,  daß  die  Hautkrank- 
heiten im  allgemeinen  örtlicher  Natur  sind  und  durch  parasitäre  oder 
ähnliche  Reize  entstehen.  (S.  1839  S.,  1844  G.)  Er  zählt  in  seinem  ..Ver- 
such einer  auf  pathologische  Anatomie  gegründeten  Einteilung  der  Haut- 
krankheiten" zwölf  Veränderungen  der  Haut  auf,  die  alle  Hautkrank- 
heiten umfassen  sollen. 

—  Der  Wiener  Zahnarzt  M.  Htidar  wendet  auf  Veranlassung  von  Steinheil 
zuerst  die  Galvanokaustik  an,  um  die  Nerven  der  Zahnpulpa  zu  zerstören. 

—  Josua  HollniMn  bringt  zuerst  an  Stelle  des  Kratzens  der  Baumwolle  das 
Kämmen  in  Anwendung  und  läßt  von  Schlumberger  in  Gebweiler  die  erste 
wirklich  brauchbare  Kämmmaschine  bauen.  Die  von  Cartwright  gebauten 
Maschinen   (s.  1789  C.)  hatten  sich  ledigUch  darauf  beschränkt,  den   Vor- 

—     482     — 

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1846 

gang  des  Handkämmens  nachzuahmen,  und  auch  die  später  entstandenen 
Maschinen  (Lister  1843,  Ramsbottom  1844)  benutzten  diesen  mangelhaften 
Arbeitsvorgang. 
1845  Karl  Ludwig  Hanck«,  ein  Liebhaber  der  Astronomie,  entdeckt,  nachdem 
man  durch  38  Jahre  nur  vier  Planetoiden  gekannt  hatte,  am  8.  Dezember 
1845  den  fünften,  Astraea,  und  am  1.  Juli  1847  den  sechsten.  Hebe.  Von 
jetzt  ab  folgen  einander  die  Entdeckungen  so  schnell,  daß  bis  zum  Jahre 
1908  über  600  Planetoiden  bekannt  sind. 

—  Der  Ingenieur  Edmund  Heutlnger  von  WaM^x  begründet  das  „Organ  für 
die  iFortschritte  des  Eisenbahnwesens"  und  fördert  durch  sein  ,, Handbuch 
für  spezielle  Eisenbahntechnik",  das  erste  große  Sammelwerk  dieser  Art, 
das  gesamte  Eisenbahnwesen. 

—  A.  W.  von  Hohnann  und  J.  S.  Muspratt  stellen  zuerst  Toluidin  aus  Nitro- 
toluol  und  Schwefelammonium  her. 

—  A.  W.  von  Hofmann  und  J.  S.  Muspratt  stellen  als  erstes  Beispiel  eines  basi- 
schen Xitrosubstitutionsproduktes  das  Nitranilin  her,  zu  welchem  Arppe 
1854  ein  isomeres  darstellt. 

—  Homollt  stellt  zuerst  das  Digitalin  aus  den  Blättern  des  Fingerhuts  her. 

—  Alexander  von  HiimboMt  eröffnet  durch  seinen  in  den  Jahren  1845 — 1858 
erschienenen  „Kosmos"  eine  neue  Blüteperiode  der  Katurwissenschaften. 

—  Alexander  von  Humboldt  imterscheidet  zwei  fundamentale  Kategorien  klima- 
tischer Gegensätze:  Die  eine  ist  durch  die  Antithese  Wasser  —  Land  (Küsten-, 
Insel-,  See-  oder  maritimes  Klima  imd  Binnen-,  Land-  oder  kontinentales 
Klima),  die  andere  durch  die  Antithese  Höhe  —  Tiefe  (Höhen-,  Berg- 
klima und  Tiefen-,  Talkhma)  gekennzeichnet. 

—  Alexander  von  Humboldt  macht  in  seinem  ,, Kosmos"  darauf  aufmerksam, 
daß  die  allgemeine  Zuspitzung  des  Landes  nach  Süden,  die  sich  in  der 
DreiteUnng  des  Kontinentalblockes  (s.  1749  B.)  äußert,  auch  in  der  Mehr- 
zahl der  Halbinseln  zum  Ausdruck  komme. 

—  Jokard  und  d«  Chanf  y  machen  Versuche  über  die  Herstellung  von  Glühlampen 
mit  Retortenkohle  und  mit  verschiedenen  Metallen  im  Vakuum.  Sie  finden, 
daß  Platin  einer  besonderen  Präparation  bedarf,  weil  es  sonst  durch  die 
Ausdehnvmg  der  darin  okkludierten  Gase  zerstört  wird,  was  Edison  viel 
später  wieder  entdeckt.    (S.  a.  1838  J.) 

—  Kant  stellt  die  Palladiumsuboxyd  genannte  Oxydationsstufe  des  Palla- 
diums her  und  beschreibt  deren  salpetersaures,  schwefelsaures  und  kohlen- 
saures Salz,  wie  auch  die  Halogenverbindungen.  Er  stellt  zuerst  auch  den 
Platinbasen  entsprechende  Palladiumbasen  her.  Über  das  Palladiumoxydul 
und  dessen  Verbindungen  haben  insbesondere  Berzelius  (1827)  und  Claus 
(1853)  gearbeitet. 

—  Augustus  King  nimmt  ein  Patent  auf  eine  Lampe,  in  der  ein  Kohlenstab 
im  Vakuum  am  oberen  Ende  eines  Quecksilberbarometers  durch  einen 
elektrischen  Strom  erhitzt  wird.  Eine  verbesserte  Vorrichtung  zur  Ver- 
wendung von  Kohle  im  Vakuum  wird  1852  von  Floris  Noilet  in  Brüssel  er- 
funden. Auch  Lodyguine  (1873)  und  Konn  (1875)  konstruieren  Kohle- 
Vakuumlampen,  von  denen  namentlich  die  letztere  der  modernen  Lampe 
im  Prinzip  ähnlich  ist. 

—  Hermann  Kolbo  zeigt,  daß  die  Rückwärtssubstitution  von  Chlor  durch 
Wasserstoff  auch  durch  den  Wasserstoff,  der  bei  der  Elektrolyse  des  Wassers 
entsteht,  hervorgebracht  werden  kann.    (S.  1842  M.) 

—  Der  holländische  Arzt  J.  L.  C.  Schröder  van  dar  Kolk  weist  elastische  Fasern 
im  phthisisohen  Sputum  nach. 

—  Der     Münchener    Astronom  Johann   von    Lamont   macht    Messungen    der 

si* 
—     483     — 


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1846 

Wärmebewegung  der  oberen  Erdbodenschichten  und  konstruiert  dazu  tia 
B  odenthermometer . 
1845    Der  Chirurg  Larfhl  führt  die  ersten  subperiostealen  Resektionen  ans,  die 
später  namentlich  Ton  Ollier  und  ▼.  Langenbeck  ausgebildet  und  allgemön 
eingeführt  werden. 

—  Lame  in  London  wendet  euerst  kontinuierlich  wirkende  Apparate  zum  Auf- 
schließen der  Phosphate  (s.  1841  F.)  an,  die  aus  einem  geneigt  liegenden 
Zylinder  bestehen,  in  welchem  sich  eine  schneckenförmige  Rührvorrichtung 
befindet.  Die  Materialien  fallen  durch  einen  am  oberen  Ende  des  Zy- 
linders befindlichen  Trichter  in  die  Mischmaschine,  werden  durch  die  Um- 
drehung der  Schnecke  gemischt  und  gelangen  am  unteren  Ende  durch  eine 
Öffnung  in  den  Transportwagen. 

—  Johann  Benedikt  LMliif  gibt  eine  voUständige  Theorie  des  Auges  als  eines 
optischen  Apparates  und  stellt  sein  Gesetz  der  Raddrehung  des  Auges  auf. 

—  Johann  Benedikt  Uttinf  zeigt  in  seinem  „Beitrag  zur  physiologischen 
Optik",  daß  es  in  jedem  ans  brechenden  Flächen  bestehenden  optischen 
System  ein  Punktpaar  gibt,  welchem  die  Eigenschaft  zukommt,  daß  seine 
Verbindungslinien  mit  dem  leuchtenden  Punkt  und  mit  dem  Bildpunkt  ein- 
ander parallel  sind,  und  daß  die  Lage  dieser  Punkte  nur  abhängig  ist  von 
den  Konstanten  des  Systems,  nicht  aber  von  der  Lage  des  leuchtenden 
Punktes  und  seines  Bildpunktes.  Diesem  Pnnktpaar  gibt  er  den  Namen 
„Knotenpunkte".  Die  Knotenpunkte  bilden  mit  den  von  Gauß  1838  in 
die  Dioptrik  eingeführten  Hauptpunkten  und  Hauptbrennpnnkten  die  so- 
genannten Eardinalpunkte  eines  optischen  Systems. 

—  Die  London-  und  Blrmlnfham  - EltMbaiin  bringt  zuerst  Knallsignale  (KnaU- 
kapseln)  als  Ergänzung  der  optischen  Haltsignale  in  Anwendung. 

—  Antoine  Phüibert  Mnton  stellt  Messungen  über  die  Lichtstärke  des  Funkens 
beim  Entladungsstrom  einer  Batterie  an  imd  findet,  daß  in  einem  kon- 
stanten Schließungsbogen  die  Lichtstärke  des  Funkens  immer  der  an  «ner 
konstanten  Stelle  des  SchUeßungsbogens  erregten  Wärmemenge  propor- 
tional ist. 

—  Der  Ingenieur  MtuB  schlägt  eine  elektrische  Einrichtung  vor,  welche  die 
fahrenden  Eisenbahnzuge  zu  größerer  Sicherheit  in  telegraphische  Ver- 
bindung untereinander  bringen  soll. 

—  Louis  MIalho  stellt  die  Diastase  aus  dem  Speichelsekret  dar,  dessen  ferment- 
artige Eigenschaft  von  Leuchs  (vgl.  1831  L.)  nachgewiesen  word«i  war. 

—  MIddloton  konstruiert  eine  Steinkohlen-Brikett-Preßmaschine  mit  rotierendem 
Formtisch  und  indirekter  Pressung,  die  von  Detombay  verbessert  wird 
und  als  Middleton-Detombay-Presse  noch  ziemUoh  verbreitet  ist. 

—  Samuel  Finlay  Breese  Mono  konstruiert  einen  manometrischen  Registrier- 
apparat für  Tiefseelotungen,  der  die  Wassertiefe  aus  der  Größe  des 
Druckes  zu  bestimmen  erlaubt.  Ein  ähnliches  Instrument  konstruiert 
Schreiber  (1879),  der,  wie  beim  Aneroidbarometer,  gewellte  Lamellen  dem 
Druck  aussetzt  und  den  Zeigerstand  photographisoh  aufzeichnen  l&Bt. 

—  Myon  in  London  konstruiert  eine  Steinhobelmaschine,  bei  welcher  etwa  50 
Schabmeißel  zugleich  wirken,  indem  ein  Gußeisenstempel,  an  welchem  die- 
selben befestigt  sind,  an  der  senkrechten  Seitenfläche  des  festliegenden 
Steinblocks  hinauf-  und  hinabbewegt  wird. 

—  Franz  Ernst  Noumann  gibt  eine  Theorie  der  elektrischen  Induktion  in  line- 
aren Leitern  in  dem  Sinn,  daß  er,  gestützt  auf  die  Grundersoheinungen 
der  Induktion,  die  elektromotorische  Kraft  derselben  aus  einem  all- 
gemeinen Grundsatz  berechnen  lehrt. 

—  Oxiand  nimmt  ein  Patent  auf  die  Zersetzung  von  Salzsäure  durch  atmosphä- 
rische Luft  zur  Darstellung  von  Chlor.   Er  leitet  das  Gremisoh  beider  Gase 


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1845 

durch  glühenden  Bimsstein,  kfihlt  das  austretende  Gas  und  w&scht  die 
unveränderte  Salzsfiure  durch  Wasser  ans.  Das  Verfahren  wird  bald  als 
unpraktisch  aufgegeben. 
1845  PtIMtor  und  8alni»-Clali*-D«vlil«  stellen  durch  trockene  Destillation  des  Gua- 
jakhanses  mit  Kreosot  gemischtes  Guajacol  dar,  das  nach  neueren  Unter- 
suchungen Brenzcatechinmethjläther  ist. 

—  Der  englische  Ingenieur  Jacob  Ptrkint  vervollkommnet  die  Fabrikation 
der  geschweißten  schmiedeeisemen  Rohre,  die  fortan  nach  ihm  „Perkins- 
röhre"  genannt  werden.     (S.  1825  W.) 

—  Nachdem  noch  Fleurieu  1800  nur  zwei  Ozeane,  den  Atlantischen  imd  den 
Großen  Ozean,  angenommen  und  diesen  selbständigen  Meeren  die  Mers 
m^diterrann^es  mit  nur  einem  Eingang  und  die  Mers  int^rieures  mit 
mehreren  Zugangspforten  gegenübergestellt  hatte,  beschließt  die  durch 
die  Londoner  geographische  Gesellschaft  eingesetzte  Kommission  die 
heute  übliche  Abgrenzung  der  Weltmeere,  die  namentlich  durch  die  von 
August  Heinrich  Pttormann  herausgegebenen  Karten  aUgemein  bekannt  wird. 

—  Henri  Victor  RsKmult  macht  unter  Verbesserung  der  von  Arago  und  Biet 
und  ihren  Nachfolgern  (s.  1806  A.)  zur  Bestimmung  der  Dichtigkeit  der 
Gase  angewendeten  Methode  neue  Bestimmungen,  die  Zahlen  ergeben,  welche 
fast  identisch  mit  den  von  Dumas  und  Boussingault  ermittelten  Wer- 
ten sind. 

—  Peter  RM  zeigt  die  starken  mechanischen  Wirkungen  der  elektrischen 
Entladung,  indem  er  den  Funken  in  einem  verschlossenen  Gefäß  über- 
springen läßt,  wobei  ein  Funke  von  7  mm  Länge  den  Pfropfen  mit  Heftig- 
keit aus  der  Flasche  herausschleudert.  Ebenso  findet  man  beim  Durch- 
schlagen des  Funkens  durch  Pappe  die  Ränder  des  Loches  nach  außen 
aufgestülpt,  weil,  wie  Rieß  bemerkt,  die  zerrissenen  Fasern  der  Pappe  da- 
hin gewendet  werden,  wo  sie  keinen  Widerstand  finden. 

—  Lord  William  Parsons  RotM  entdeckt  mit  seinem  Riesenspiegelteleskop 
(vgl.  1844  R.),  daß  der  Nebel  im  Sternbild  der  Jagdhunde,  den  Messier 
(s.  1771  M.)  entdeckte,  ein  Spiralnebel  ist. 

—  Wie  F.  Reuleaux  angibt,  sind  i.  J.  1846  auf  der  Saynar  HQtto  alle  Krane  mit 
Kugellagern  versehen.  Es  ist  dies  als  die  erste  Anwendung  der  Kugellager 
anzusehen.  Das  Patent,  das  nach  Baudry  de  Saunier  im  Jahre  1867  von 
Courtois,  Tihaj  und  Defrance  auf  Kugellager  für  Glocken,  Mühlsteine  und 
sonstige  Maschinen  nachgesucht  wird,  ist  also  durch  obige  Anwendung 
überholt.  Die  Kugellager  spielen  später,  insbesondere  in  der  Fahrrad- 
industrie, eine  große  Rolle;  ihre  erste  Anwendung  zu  diesem  Zweck  erfolgt 
1869  in  Frankreich. 

—  Der  Maler  Joseph  SchMHianar  in  München  bildet  unter  Benutzung  der 
durch  Fuchs  (s.  d.  1823)  gegebenen  Anregung  die  Stereochromie  aus,  eine 
Sonderart  der  Freskomalerei,  bei  welcher  eine  besondere  Wetterfestigkeit 
der  Gemälde  dadurch  erzielt  werden  sollte,  daß  sowohl  den  MaUarben 
Wasserglas  zugesetzt,  als  auch  die  fertige  Bildfläche  mit  Wasserglasüberzug 
versehen  wurde.  Das  Verfahren  hat  nicht  völlig  befriedigt.  (Vgl.  die  mit 
störenden  Rissen  bedeckten  Kaulbach'schen  Treppenhausfresken  im  Neuen 
Museum  zu  Berlin.) 

—  Carl  Schmidt  entdeckt,  daß  die  Hülle  der  Tunicaten  aus  einer  Art  Cellulose 
besteht,  was  von  Löwig  und  Eölliker  1846  bestätigt  wird.  Berthelot 
schlägt  für  diese  Cellulosenart  den  Namen  „Tunicin"  vor. 

—  Christian  Friedrich  SehOnMn  konstatiert,  daß  es  außer  Ozon  eine 
ganze  Reihe  von  Stoffen  gibt,  welche  den  Sauerstoff  in  aktivem  (polari- 
siertem)   Zustand    enthalten,    und    macht   auf   die   große  Bedeutung  auf- 


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1846 

merksam,  welche  der  im  Ozon  enthaltene  aktive  Sauerstoff  bei  den  in  der 
Natur  vor  sich  gehenden  Oxydationsprozessen  (Autoxydationen)  besitze. 
1845  Christian  Friedrich  SchOnbeln  erhält  bei  Einwirkung  eines  Gemisches  von 
1  Teil  starker  Salpetersäure  und  3  Teilen  starker  Schwefelsäure  auf  Baum- 
wolle die  Schießbaumwolle  (Nitrocellulose).     (Vgl.  1849  L.  und  1865  A.) 

—  Carl  Theodor  Ernst  von  Slabold  erkennt,  daß  die  Protozoen  nur  aus  einer 
einzigen  Zelle  bestehen,  was  von  Hertwig,  F.  E.  Schulze  und  Bütschli  be- 
stätigt wird. 

—  Wüliam  und  Werner  von  Stommt  stellen  kfinstliche  Steine  her,  indem  sie  ge- 
mahlenen Quarzsand  und  Kalkstein  mit  Wasserglas  anmachen  (s.  a.  1840  K.). 
Ähnliche  Steine  werden  1861  von  Ransome  hergestellt. 

—  William  und  Werner  von  Stomms  konstruieren  den  ersten  Beharrungaregulator 
(Inertie- Regulator),  bei  dem  die  bei  Belastungsänderungen  auftretende 
Beschleunigungskraft  bez.  ihre  Gegenwirkung  als  Stellkraft  zur  Verschiebung 
des  Steuerorgans  des  Motors  benutzt  wird.  Der  Siemens'sche  Regulator 
wird  1870  von  Shive  in  Amerika  wesentlich  verbessert  und  das  Beharrungs- 
prinzip in  der  Folge  dort  vielfach  zur  Konstruktion  von  Regulatoren  benutzt. 

—  Der  amerikanische  Techniker  Thomas  J.  Moan  erfindet  eine  automatisch 
arbeitende  Maschine  für  die  Fabrikation  von  Holzschrauben. 

—  N.  SoMI  konstruiert  die  Doppelquarzplatte  (double  plaque),  um  auch  die 
geringsten  Grade  der  Zirkularpolarisation  sichtbar  zu  machen.  Sein  Po- 
larisationsapparat  wird  später  von  Ventzke  noch  verbessert. 

—  Die  SouthwastMm-EbMbahncetellichatt  stellt  ihren  elektrischen  Telegraph  dem 
Publikum  für  den  Privatdepeschenverkehr  gegen  Gebühren  zur  Verfügung. 

—  John  StwihouM  und  Otto  Linn6  Erdmann  stellen  fast  gleichzeitig  aus  dem 
als  Purr6e  (Indischgelb)  in  den  Handel  kommenden  chinesischen  Farbstoff 
den  gelben  Farbstoff  dar,  der  den  Namen  „Euzanthinsäure"  erhält  und 
von  Laurent  und  Schmid  (1849)  noch  näher  untersucht  wird.  Beim  Er- 
wärmen mit  konzentrierter  Schwefelsäure  zerfällt  die  Euxanthinsäure  in 
Kohlensäure  und  in  Euxanthon. 

—  Paul  Thtaam  entdeckt  beim  Eintragen  von  Phosphorcalcium  in  Wasser 
den  flüssigen  Pbosphorwasserstoff,  der  1874  von  Hofmann  näher  unter- 
sucht wird. 

—  Paul  Tbinard  erhält  zuerst  festen  Phosphorwasserstoff,  indem  er  selbstent- 
zündliches PhosphorwasserstoSgas  (s.  1783  G.)in  Salzsäure  einleitet.  Rudorff 
gelingt  es  1865,  denselben  durch  Zersetzung  von  Zweifach-Jodphosphor 
mit  heißem  Wasser  herzustellen. 

—  Paul  Thinard  entdeckt  bei  Versuchen,  dem  Kakodyl  analoge  Phosphor- 
verbindungen herzustellen,  die  Phosphorbasen  (Phosphine),  die  ihre  rich- 
tige Deutung  erst  nach  Entdeckung  der  Ammoniumbasen  (s.  1840  W.) 
durch  Frankland  erhalten  und  von  Hofmann  und  Cahours  (s.  1855  H.)  ge- 
nauer untersucht  werden. 

—  Der  Gärtner  TllCkar  in  England  beobachtet  zuerst  die  Traubenkrankheit 
(Oidium  Tuckeri),  die  neben  der  Reblaus  eine  der  größten  Geißeln  des 
Weinbaus  ist. 

—  Vtron  erfindet  die  Verarbeitung  des  Weizenklebers  zu  Nahrungsmitteln 
durch  Trocknung  und  Körnung. 

—  Rudolph  VIrchow  entdeckt,  daß  bei  Gerinnung  des  Blutes  an  irgend  einer 
Stelle  des  Gefäßsystems  leicht  kleine  Stückchen  des  Gerinnsels,  die  er 
„Emboli"  nennt,  an  andere  Körperstellen  verschleppt  werden  können. 
Er  erklärt  durch  die  Embolie  eine  Anzahl  pathologischer  Prozesse,  ins- 
besondere den  der  Erkrankung  der  Lungen. 

—  Rudolph  VlrdiMr  erklärt  die  anatomischen  Vorgänge  bei  Entstehung  der 
Pyämie,  indem  er  auf  die  von  Cmveilhier  entdeckte  Gerinnung  des  Blutes 

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184« 

bei  eitriger  Phlebitis  (8. 1836  C.)  nirückgreift  und  auch  experimentell  nach- 
weist, daß  bei  der  Entstehung  der  pyämischen  Metastasen  in  den  meisten 
F&Ilen  der  mit  der  Thrombose  zusammenhängende  Vorgang  der  Embolie  im 
Spiele  ist. 

1845  Rudolph  VfrciMw  entdeckt  und  erläutert  das  Wesen  der  Leukämie. 

—  Heinrich  Wilhelm  Ferdinand  WackMrodar  entdeckt  die  Pentathionsäure, 
die  ebenso  wenig  wie  die  Trithion-  und  Tetrathionsäure  (s.  d.)  als  An- 
hydrid  bekannt  ist. 

—  WippM  zeigt,  daB  die  absorbierende  Wirkung  der  Kohle  (s.  1822  P.  und 
1830  G.)  sich  wesentlich  auf  die  Basen  erstreckt,  daß  deshalb  die  Flüssig- 
keiten nach  der  Keaktion  sauer  sind. 

—  Ch.  WhMMont  und  W.  F.  Cookt  ersetzen  bei  der  elektromagnetischen 
Maschine  die  permanenten  Magnete  durch  Elektromagnete. 

1846  Der  Geolog  Wilhelm  Hermann  Akich  erforscht  auf  wiederholten  Beisen 
die  Länder  am  Kaukasus,  das  armenische  Hochland  und  das  nördliche 
Persien. 

—  Sir  William  George  AinittroRC  erfindet  den  hydraulischen  Akkumulator 
(Kraftsammler),  in  welchem  durch  eine  verhältnismäßig  schwache,  aber 
ununterbrochen  arbeitende  Pumpe  Arbeitskraft  in  der  Form  von  Druok- 
wasser  aufgespeichert  wird,  die  dann  zeitweise,  aber  um  so  intensiver 
(z.  B.  zum  Betriebe  hydraulischer  Pressen),  wieder  abgegeben  werden  kann. 

—  Sir  WiUiam  George  Anrntrong  konstruiert  den  ersten  hydraulischen  Kran, 
der  am  obem  Ende  des  Quais  von  Newoastle  on  Tyne  aufgestellt  wird. 

—  Sir  WiUiam  George  AmulroiiK  baut  die  erste  Wassersäulenmaschine  mit 
Hilfsrotation  durch  Kurbelwelle  und  Schwungrad.  (S.  a.  1753  H.  und  1808  R.) 

—  Sir  WilUam  George  Armtiroiig  konstruiert  die  ersten  hydraulischen  Aufzüge 
und  versucht  dabei  eine  gleich  sparsame  Arbeitsweise  für  größere  oder 
geringere  Lasten  zu  erreichen,  indem  er  mehrere  Treibzylinder  anbringt, 
die  je  nach  der  Größe  der  Förderlast  abwechselnd  oder  gleichzeitig 
arbeiten. 

—  Alexander  Bain  wandelt  seinen  elektro-ohemischen  Telegraphen  (s.  1843  B.) 
für  Sohnellbetrieb  um.  Die  Depeschen  werden  zur  Beförderung  vorbereitet, 
indem  sie  in  einen  Papierstreifen  gelocht  werden,  der  durch  einen  besonderen 
Gebeapparat  hindurchgeführt  wird. 

—  Der  französische  Geolog  Joachim  von  BamuMla  erforscht  die  ältesten  fossil- 
führenden Formationen  Böhmens.  Er  weist  i.  J.  1846  den  stockwerkartig 
zusammengesetzten  Bau  des  böhmischen  Silurbeckens  nach  und  legt  in 
den  Jahren  1852 — 83  in  einem  22  Bände  umfassenden  bedeutsamen  Tafel- 
werk die  gesamten  Ergebnisse  seiner  Forschungen  nieder. 

—  Edmond  BMqutral  mißt  die  Leitfähigkeit  der  Flüssigkeiten,  indem  er  in 
beide  Zweige  eines  durch  ein  Differentialgalvanometer  gehenden  Stromes 
Säulen  der  zu  untersuchenden  Flüssigkeiten  und  in  einen  Zweig  ein 
Rheocbord  einschaltet.  In  dem  einen  Zweig  bleibt  der  Abstand  der  Elek- 
troden in  der  Flüssigkeit  konstant,  im  andern  kann  er  verkleinert  werden; 
in  diesem  Zweig  wird  dann,  um  die  Stromstärke  in  beiden  Zweigen  wieder 
auszugleichen,  eine  solche  Länge  des  Rheostatdrahtes  eingeschaltet,  daß 
die  Ablenkung  der  Galvanometernadel  aufgehoben  wird.  Der  Wider- 
stand des  eingeschalteten  Drahtes  ist  dann  dem  der  ausgeschalteten 
Flüssigkeit  gleich. 

—  Claude  Baraart  stellt  im  Anschluß  an  die  Beobachtung  von  Eberle  (s.  1834  E.) 
zuerst  in  exakter  Weise  fest,  welche  Rolle  das  Pankreas  bei  der  Ver- 
dauung der  Fette  spielt,  und  weist  nach,  daß  es  ein  fettspaltendes  Ferment 
absondert,  worauf  1836  schon  Purkinje  und  Pappenheim  hingewiesen  hatten. 

—  Henry  BMMimr  empfiehlt  zuerst,  Fenster-  und  Spiegelglas  zwischen  WaJzen- 

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1848 

paaxen  auszuwalzen.  Er  gießt  das  Glas  unmittelbar  ana  dem  Glashafen 
zwischen  zwei  in  einiger  Entfernung  voneinander  stehende  hohle  Walzen, 
die  durch  einen  hindurchflieBenden  Wasserstrom  kalt  gehalten  werden. 
1887  und  1888  wird  das  Auswalzen  Ton  Glastafeln  von  Picard  undP.  Simon 
erneut  in  Angriff  genommen. 
1846  Karl  Gustav  Bbchol  erklärt  zuerst  die  Zersetzung  der  Gesteine  und  Mine- 
ralien durch  ohemisohe  Verwitterung,  deren  Bedeutung  für  die  Bodenbildung 
1847  von  F.  Senft  nachgewiesen  wird. 

—  Nachdem  man  bis  dahin  das  Waschen  der  Zeuge  in  Walkmühlen  oder 
sp&ter  in  Pr&tschmaschinen  vorgenommen  hatte,  konstruieren  BMrtai 
und  RoMmen  eine  Waschmaschine,  bei  der  die  zu  sehr  großer  Länge  an- 
einander genähten  Zeugstüoke,  der  Breite  nach  zusammengefaltet,  in  einer 
SchraubenUnie  über  zwei  horizontale  Walzen,  von  denen  die  untere  sich 
im  Wasserbehälter  befindet,  zirkulieren,  während  Wasser  gegen  sie  gespritzt, 
und  eine  sanfte  schlagende  oder  streichende  Einwirkung  ausgeübt  wird. 

—  BrifMt  in  Frankreich,  Hlchton  in  England,  Rald  in  Nordamerika  und  Stoln- 
Ml  in  Deutschland  erfinden  unabhängig  voneinander  Blitzschutzvorrich- 
tnngen  für  elektrische  Telegraphen-  und  Signalanlagen. 

—  Nachdem  schon  im  Jahre  1825  von  JoUy  Belin  in  Paris  Mineralöle  zur 
Reinigung  von  Kleidern  angewendet  worden  waren,  bringt  BrtaMr  in  Frank- 
furt a.  M.  die  zuerst  bei  der  Destillation  des  Teers  übergehende  Naphta 
als  besonders  geeignetes  Fleckenwasser  in  den  Handel. 

—  Ernst  Wilhelm  von  Brflckt  macht  Studien  über  den  Cresichtssinn,  den 
Kreislauf  des  Blutes  und  die  Yerdauungsvorgänge.  Er  vermutet,  daß  die 
Akkommodation  durch  den  Ciliarmuskel  regiert  wird,  was  Helmholtz  (s. 
1862  H.)  endgültig  erweist. 

—  Bobert  Wilhelm  von  Bimsan  erfindet  ein  Verfahren  zur  Bestimmung  des 
Sauerstoffs  in  der  Luft,  welches  auf  der  Verbrennung  des  Sauerstoffs  mit 
Wasserstoff  basiert  und  von  Regnault  und  Reiset  (1848—50)  nooh  ver- 
bessert wird. 

—  Auguste  A.  T.  Gahoun  lehrt  die  Darstellung  des  Benzoylchlorids  (s.  1832  L.) 
und  ähnlicher  Säurechloride  durch  Behandlung  der  Benzoesäure  oder  der 
betreffenden  Säuren  mit  PhoBphorsuperchlorid. 

—  Cathcart  benutzt  nach  Blenkinsop's  Vorgang  (s.  1811  B.)  die  Zahnstange 
zur  Überwindung  einer  langen  Steilrampe  von  1  :  17  Steigung  im  Zuge  der 
Madison-  und  Indianopolisbahn.  Er  verwendet  eine  besondere  guß- 
eiserne Zahnstange  mit  aufrecht  stehenden  Zähnen,  die  zwischen  den 
Schienen  befestigt  wird. 

—  Der  piemontesische  ArtUlerieoffizier  Giovanni  CavaUl,  welcher  sich  zur  Ab- 
nahme von  Geschützen  in  Aker  (s.  1840  W.)  befunden  hatte,  reg^  die 
Umänderung  der  Wahrendorff 'sehen  glatten  Hinterladekanonen  in  gezogene 
Hinterlader  an  und  schafft  damit  die  Ansgangsform  der  heutigen  gezogenen 
Hinterladegeschütze. 

—  A.  Chonot  verwendet  zur  direkten  Eisenerzeugung  aus  Erzen  eine  Retorte 
als  Reduktionsofen,  durch  und  um  welche  man  reduzierende  Gase  oder 
Heizgase  leiten  kann.  Den  erhaltenen  Eisenschwamm  verarbeitet  er  im 
Flamm-  oder  Schweißofen  weiter.  Die  Methode  wird  1878  von  Blair- 
Schönberger  in  Amerika  noch  verbessert  und  im  großen  Maßstäbe  prak- 
tisch verwendet;  auch  in  Spanien  wird  um  diese  Zeit  aus  Bilbao-Erz  Eisen- 
schwamm erzeugt  und  im  Schweißherd  weiter  verarbeitet. 

—  Nachdem  Descotils,  Fourcroy  und  Vauquelin,  sowie  Berzelius  eine  Anzahl 
Verbindungen  des  Iridiums  dargestellt  hatten,  macht  Carl  Ernst  Hau 
eingehende  Untersuchungen  hierüber,  deren  Resultate  zum  Teil  von  den 
früheren   abweichen   und   sich  dadurch  erklären  lassen,  daß  die  früheren 

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1846 

FoiBoher  mit  ratheniumhaltigen  Materialien  gearbeitet  hatten.  Er  stellt  die 
Ozydationsstufen  Oxydul,  Sesqtdoxydnl ,  Oxyd  and  Iridiams&ure  fest, 
erhält  das  Iriditunohlorür,  das  Sesqniohlorär  und  das  Chlorid  und  gewinnt 
aus  dem  Sesquiohlorfir  eine  Ammoninmbase.  Vom  Cüxlorid  entstammende 
Anunoniumbaseu  stellt  1853  Skoblikoff  dar. 
1846  OmmM  verbessert  den  Dampfhammer,  indem  er  den  Kolben  feststellt 
und  den  Dampfzylinder,  mit  dessen  Boden  er  den  schweren  Hammerklotz 
verbindet,  durch  den  Dampfdruck  ■  heben  und  dann  dies  groBe  Gewicht 
niederfallen  läßt. 

—  Ezra  CorMll  benutzt  zwischen  New  York  und  Buffalo  zur  Durchführung 
direkter  Depesohenabgabe  zuerst  den  Translator,  der  1848  von  C.  S.  Bulkley 
verbessert  wird. 

—  Der  itaUenisehe  Arzt  Alfonso  CorH  entdeckt  die  Endorgane  der  Hömerven 
(das  Corti'sche  Organ)  im  Ohrlabyrinth. 

—  Thomas  Graddock  gibt  in  einem  Patente  auf  eine  „Patent  universal 
oondenaing  engine"  die  erste  Entwurfszeichnung  für  eine  Verbundloko- 
motive.     (Vgl.  1829  K.) 

—  James  Dwight  Dana  ebnet  durch  seine  Abhandlung  „Geologioal  results  of 
the  earth  contraction"  der  Eontraktionshypothese  die  Wege.  (S.  a.  1876  D.) 

—  Der  Pariser  Schokoladefabrikant  Dtvlnck  verbessert  den  Röstapparat  für 
Kakao  und  konstruiert  eine  Schokoladereibmasohine,  bei  der  das  Ent- 
lüften (Befreien  von  LuftblSschen),  Abteilen  imd  Formen  des  Sohokolade- 
teiges  selbsttätig  und  unmittelbar  aufeinander  folgend  vor  sich  geht. 

—  Dirtto  und  Tboray  in  Eschwege  kommen  zuerst  auf  den  Gedanken,  eine 
Halbkemseife  unter  Verwendung  von  Palmkernöl  oder  Cooosöl  herzu- 
stellen, die  unter  dem  Namen  Eschweger  Seife  fortan  eine  große  RoUe  in 
der  Seifenindustrie  spielt. 

—  Emil  du  Bolt-RtymoHd  bringt  die  sekundäre  Rolle  des  Induktionsapparates 
auf  einer  Schlittenführung  beweglich  an,  so  daß  die  Stärke  des  induzierten 
Stromes  durch  Verschieben  des  Schlittens  geändert  werden  kann.  (Schlitten 
ioduktionsapparat. ) 

—  Alphonse  Du  Braull  fördert  durch  seine  Werke  „Cours  d'arboriculture' 
und  „(hilture  perfeotionn^e  du  vignoble"  die  Obst-  und  Weinkultur. 

—  Augustin  Pierre  Dukrunlaut  erkennt,   daß  der  Zucker,   der  bei  der  Einwir 
kung  der  Diastase   entsteht,   die   von  Kirohhoff  und  Sanssure  (s.  1814  K 
u.  1814  S.)  entdeckte  „Maltose"   ist.     Seitdem  widmen   diesem  wichtigen 
Körper   ihre  Aufmerksamkeit    insbesondere   O'Sullivan    und    E.  Schulze, 
Märcker,  Delbrück,  Brown  und  Heron  n.  a. 

—  Karl  Ferdinand  ElchtiMK  entdeckt  den  Erzeuger  der  „Pityriasis  versioolor' 
genannten  Hautkrankheit  in  einem  Pilz,  den  er  „Mikrosporon  furfur"  nennt. 

—  Der  Fabrikant  Jacob  Estoy  sorgt  für  Vervollkommnung  und  Verbreitung 
der  um  1836  von  einem  Arbeiter  der  Alexandre'schen  Harmoniumfabrik 
in  Paris  erfundenen  sogenannten  amerikanischen  Orgel  (Estey-  oder  Cottage- 
Orgel),  bei  der  die  Zungen  anstatt  durch  Ausstoßen  verdichteter  Luft 
durch  Einsaugen  derselben  zur  Ansprache  gebracht  werden. 

— •  Michael  Fanday  entdeckt,  daß  starke  magnetische  Kräfte  eine  Drehung 
der  Polarisationsebene  des  Lichtes  zustande  bringen  und  bezeichnet  diese 
Erscheinung  als  Magnetisation  des  Lichtes.  Hiermit  ist  zum  ersten  Male 
eine  direkte  Beziehung  zwischen  Licht  und  magnetischen  Kräften  fest- 
gestellt. 

—  Fartktag  bemüht  sich  zuerst,  die  höchst  anstrengende  Arbeit  des  Glasblasens 
durch  Maschinenbetrieb  zu  ersetzen.  Er  verdichtet  die  zum  Aufblasen 
der  Gegenstände  nötige  Luft  durch  Druckpumpen  bis  auf  den  erforder- 
lichen Grad  und  stellt  sie  dem  Bläser  in  diesem  verdichteten  Zustand  zur 


—     489     — 

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184« 

Verfügung.  Zu  Ende  der  siebager  Jahre  führt  sieh  diese  Art  der  Arbeit 
vielfach  ein;  eine  der  ersten  Verwendungen  wird  in  den  Glashütten  von 
Clichy  gemacht. 
1846  Der  französische  Ingenieur  Fuivaila  erfindet  das  Verfahren,  mit  kontinuier- 
lichem Wasserstrahl  zu  bohren,  und  bringt  in  Perpignan  das  erste  so  er- 
bohrte Bohrloch  von  170  m  Tiefe  in  23  Tagen  nieder.  Er  führt  das  Spül- 
wasser mit  einer  Druckpumpe  in  das  hohle  Gestänge  ein  und  läBt  es 
außerhalb  desselben  wieder  abfließen.  Auf  dieses  Verfahren  gründen 
Chanoit  und  Catelineau  1860  ihre  bohrende  Pumpe. 

—  Pierre  Antoine  Pavn  und  Jean  Th^obald  WIfcWMin  machen  in  den  Jahren 
1846 — 52  zahlreiche  und  ausgedehnte  Versuche  über  die  Verbrennungswärme 
und  wenden  dazu  ein  Calorimeter  an,  das  dem  Dulong'sohen  nachgebildet  ist. 
Bei  diesen  Versuchen  ergibt  sich,  daß  die  Verbrennnngswärme  abhängig 
ist  von  der  Molekularkonstitution,  daß  z.  B.  die  verschiedenen  allotropen 
Modifikationen  des  Kohlenstoffs  und  des  Schwefels  verschiedene  Verbren- 
nungswärmen ergeben,  und  daß  dasselbe  bei  metameren  und  polymeren 
Substanzen  der  Fall  ist.  Bei  homologen  Reihen  ergeben  sich  gewisse 
Regelmäßigkeiten,  so  nimmt  z.  B.  in  der  Kohlenwasserstoffreihe  des  Äthylens 
die  Verbrennungswärme  für  jedes  in  das  Molekül  eintretende  CH,  um 
37,48  Wärmeeinheiten  ab. 

—  Robert  Flttroy  bemüht  sich,  eine  geregelte  Organisation  für  Sturmwamon- 
gen  ins  Leben  zu  rufen.    (S.  a.  1842  K.) 

—  Flachst  führt  eine  durch  verschiebbare  unrunde  Körper  wirkende  Expan- 
sions- Ventilsteuerung  aus. 

—  Johann  Gottfried  Gallt  in  Berlin  findet  am  23.  September  den  von  Adams 
(s.  1846  A.)  vermuteten  und  von  Leverrier  (s.  1846  L.)  durch  Rechnung 
entdeckten  Planeten  Neptun. 

—  Charles  6«i1iar4t  stellt  als  Produkt  der  Einwirkung  von  trockenem  Am- 
moniakgas auf  Phosphorsupercblorid  das  Phosphamid,  das  Phosphodiamid 
und  Phosphotriamid  dar.     (Vgl.  a.  1845  T.) 

—  Ginari  versetzt  mit  HUfe  von  reinem  Wassergas  Platinkörper  in  Weißglut 
und  wird  mit  seinem  „Gaz-platine"  genannten  IncandescenzUcht  der  Vor- 
läufer des  WassergasglühUchts.  Eine  Beleuchtung  nach  seinem  System 
war  von  1856 — 1869  in  Narbonne  im  Betrieb. 

—  CUHilar  &  Co.  in  Aschersleben  versuchen  zuerst,  durch  trockene  Destillation 
von  Braunkohle  Paraffin  und  Photogen  zu  erzeugen. 

—  Thomas  Graham  untersucht  das  Ausströmen  der  Gase  aus  capillaren  Röhren 
und  findet  dabei  ganz  andere  Verhältnisse  als  beim  Ausströmen  aus  weiten 
Röhren,  wodurch  bewiesen  wird,  daß  auch  bei  den  Gasen  eine  innere 
Reibung  vorhanden  ist,  und  daß  ebenso  eine  Reibung  an  den  Wänden 
der  Röhren  stattfindet,  durch  welche  die  Gase  fließen. 

—  Snavat  verwendet  im  Gleisebau  zuerst  statt  der  Holzsohwellen  eiserne 
Einzelunterlagen  in  Glockenform.    (Greaves'  Glockenunterlagen.) 

—  Thomas  Hancock  nimmt  ein  Patent  auf  die  Herstellung  von  Kautschuk- 
und  Guttaperchaartikeln  in  Formen.  Diese  Erfindung  wird  neben  der  Vul- 
kanisation der  Ausgangspunkt  der  heutigen  Fabrikation  von  Kautschuk- 
waren.  Die  von  Hancock  1843  vorgeschlagene  Vulkanisation  durch  Ein- 
tauchen des  Kautschuks  in  Schwefel  bietet  keine  Vorteile  vor  der  Goodyear'- 
sohen  Methode.     (S.  1839  G.) 

—  Hauch  entdeckt  die  Lösliohkelt  des  Chlorsilbers  in  unterschwefligaaurem 
Natron,  auf  welcher  der  1850  von  Percy  empfohlene,  1868  in  Joaohima- 
thal  in  Böhmen  eingeführte  Patera-Prozeß  der  Silberextraktion  beruht. 
(Vgl.  1858  P.) 

—     490     — 

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184S 

1846  Der  Ingenieur  Ludwig  Benjamin  Hmii  bildet  beim  Bau  der  Niedersohlesisch- 
Märkiechen  Eisenbahn  das  System  der  eisernen  Gitterbrücken  weiter  aus. 

—  R.  Hm  in  New  York  baut  seine  „Blitzdraokpresse",  bei  welcher  der  stereo- 
typierte Satz  auf  einen  rotierenden  Zylinder  gebracht  wird,  und  gibt  da- 
mit zugleich  die  Idee  der  endlosen  Presse  an.    (S.  1863  B.) 

—  Die  Lazaristenmönche  Hoc  und  Gabat  durchziehen  die  Mongolei,  die  Dsun- 
garei  und  Tibet,  wo  sie  trotz  der  Wachsamkeit  und  Energie  der  Tibeter 
in  Lhassa  Zutritt  finden. 

—  Josef  HyrH  fördert  durch  sein  berühmtes  „Lehrbuch  der  Anatomie"  die 
Anatomie  des  Menschen  na«h  allen  Eichtungen  hin  und  trägt  durch  seine 
zootomischen  Arbeiten  zur  Fortentwicklung  der  Zoologie  bei. 

—  Charles  Thomas  Jacluon,  Arzt  in  Amerika,  entdeckt,  daß  die  Einatmung 
von  Ätherdämpfen  einen  Zustand  der  Karkose  hervorruft,  imd  läßt  das 
Mittel  von  dem  Zahnarzt  William  Morton  in  der  Zahnheilkuude  erproben, 
aus  der  es  bald  auch  in  die  Chirurgie  übernommen  wird.  (S.  1846  W.) 
Schon  einige  Jahre  vorher  hatte  W.  C.  Long  versucht  mit  Äther,  auf  dessen 
Wirkung  1818  Faraday  und  Orflla  hingewiesen  hatten,  Narkose  hervorzu- 
rufen, hatte  aber  keine  Resultate  erzielt. 

—  Thomas  Wharton  Jörns  beobachtet  zuerst  die  Bewegung  freier  Zellen  im 
tierischen  Organismus  an  den  farblosen  Blutkörperchen  des  Rechens. 

—  Thomas  Julllon  schlägt  für  das  Schwefelsäurekontaktverfahren  an  Stelle 
von  reinem  Platinschwamm  platinierten  Asbest  vor.     (S.  a.  1831  P.) 

—  Nachdem  schon  1734  Fuchs  Lösohkugeln  angefertigt  hatte,  die,  ins  Feuer 
geworfen,  platzten  und  durch  Entwicklung  stickender  Gase  löschen  sollten, 
erfindet  KOhn  in  Meißen  die  als  Bucher'sche  Löschdosen  bekannten  Prä- 
parate, die,  aus  einer  Mischung  von  Schwefel,  Salpeter  und  Kohle  be- 
stehend, in  Schachteln  verpackt  werden.  Diese  Dosen  werden,  durch 
eine  Zändschnor  entzündet,  in  den  brennenden  Raum  geworfen  und 
sollen  durch  Entwicklung  großer  Mengen  nicht  brennbarer  Gase  das  Feuer 
löschen. 

—  Richard  Lamliif  reinigt  das  Leuchtgas,  indem  er  zur  gleichzeitigen  Ab- 
sorption von  Ammoniak  und  Schwefelwasserstoff  Lösungen  von  Chlor- 
calcitim,  Eisensalzen,  Mangansalzen  usw.  anwendet,  die  er  durch  Sägemehl 
aufsaugen  läßt  und  alsdann  mit  Kalk  mischt.  (S.  a.  1835  P.)  Die  ge- 
brauchte Masse  wird  an  der  Luft  regeneriert,  und  durch  Extrahieren  mit 
Wasser  das  Ammoniumsulfat  daraus  gewonnen. 

—  Der  Astronom  William  LmmII  findet  bald  nach  der  Entdeckung  des  Neptun 
(s.  1846  G.)  ein  sohwaohes  Lichtpünktchen  in  dessen  Nähe,  das  er  als 
einen  —  den  einzigen  bis  jetzt  bekannten  —  Satelliten  des  Neptun  erkennt. 
Im  Jahre  1851  findet  er  zwei  weitere  Trabanten  des  Uranus.  (Vgl.  1787  H.) 

—  Auguste  Laurmt  führt  die  Trennung  von  Molekül,  Atom  und  Äquivalent 
durch  und  nennt  Molekül  die  kleinste  Menge  einer  Substanz,  deren  man 
bedarf,  um  eine  Verbindung  zustande  zu  bringen,  Atom  die  kleinste  Quan- 
tität eines  Elements,  die  in  zusammengesetzten  Körpern  vorkommt,  wäh- 
rend Äquivalente  gleichwertige  Mengen  analoger  Substanzen  bedeuten. 

—  Der  Berliner  Mechaniker  Lwnhardt  erfindet  die  elektrischen  Läutewerke, 
die  zuerst  als  durchgehende  Signale  für  das  Streckenpersonal  in  den  Wär- 
terhäusem  der  Thüringischen  Eisenbahn  und  demnächst  zwischen  Magde- 
burg und  Buckau  angebracht  werden.     (S.  1842  B.) 

—  Urbain  Jean  Joseph  LtvMTiar  in  Paris  schließt  aus  den  Unregelmäßigkeiten 
der  Bewegungen  des  Saturn  und  Uranus  auf  das  Vorhandensein  eines 
jenseits  der  Uranusbahn  befindlichen  unbekannten  Planeten  und  ver- 
öffentlicht die    von   ihm   errechneten  Bahnelemente  am  31.  August  1846. 

—     491     — 

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184« 

(Über  die  tatsächliche  Auffindung  dieses  Planeten,  des  Neptun,  s.  1846  G. 
Vgl.  auch  1845  A.) 
1846    Bernhard  Karl  Ltwy  weist  nach,   daB  das  (viele  Algen  enthaltende)  Meer 
im  Sonnenschein  reicher  an  Sauerstoff  und  ärmer  an  Kohlensäure  ist  als 
bei  bewölktem  Himmel.    (Vgl.  1779  I.) 

—  JustuB  von  LMi|  stellt  Tyrosin  durch  Schmelzen  von  Kfise  mit  Kali  her. 
Später  wird  es  von  Schulze  und  Barbieri  (1880)  in  Kürbis-  und  Lnpinen- 
keimlingen,  von  E.  v.  Lippmann  (1884)  in  Znckerrübenmelasse  aufgefunden. 

—  Nachdem  zuerst  H.  W.  Brandes  (s.  1820  B.)  eine  synoptisohe  Karte  ent- 
worfen hatte,  die  jedoch  nicht  veröffentlicht  wurde,  publiziert  Elias  Loomb 
13  derartige  Karten,  die  er  seit  1842  infolge  zweier  in  diesem  Jahre  statt- 
gehabter Stürme  entworfen  hatte. 

—  Johann  Heinrich  von  MMdlor  stellt  Untersuchungen  über  die  Dimensionen 
des  Fizstemsystems  an  und  glaubt,  in  den  Plejaden  den  Zentralpunkt 
unseres  ganzen  FLxstemsystems  zu  erblicken. 

—  Fr6d6ric  Marcmrltto  fördert  die  Titrimetrie  durch  Anwendung  des  über- 
mangansauren KaUs  zur  Bestimmung  des  Eisens. 

—  Macedonio  Moilonl  weist  die  wärmenden  Wirkungen  des  Mondlichts  nach. 
Seine  Entdeckung  wird  1850  durch  Zantedeschi  bestätigt. 

—  Nicolas  Anhuste  Eugene  Mlllon  und  Rouchar  stellen  unabhängig  vonein- 
ander zahlreiche  basische  Chloride  des  Quecksilbers  (sogenannte  Queck- 
silberoxy Chloride)  dar,  die  sich  teilweise  vom  roten,  teilweise  vom  gelben 
Oxyd  ableiten. 

—  Hugo  von  Mohl  bezeichnet  mit  dem  1840  von  Purkinje  zur  Bezeichnung 
des  Bildungsstoffes  jüngster  tierischer  Embryonen  geschaffenen  Namen 
„Protoplasma"  die  zähflüssige,  körnige  Substanz,  die  in  jeder  Pflanzenzelle 
neben  dem  festeren  Zellkern  enthalten  ist,  imd  den  Inbegriff  der  lebenden 
Substanz  nicht  nur  der  Pflanzenzelle,  sondern,  wie  Unger  (s.  1855  U.)  und 
Schnitze  (s.  1863  S.)  nachweisen,  auch  der  Tierzelle  darstellt.  Er  weist 
darauf  hin,  daß  das  Protoplasma  und  nicht  der  Zellsaft  die  von  Corti 
(s.  1772  C.)  entdeckte  Zirkulation  in  der  ZeUe  ausführt. 

—  Johannes  MAIIor  untersucht  in  den  Jahren  1846—52  die  Entwicklungs- 
geschichte, Organisation  und  allgemeine  Morphologie  der  Echinodermen 
(Stachelhäuter)  so,  daß  diese  Untersuchung  für  alle  ähnlichen  Forschungen 
vorbildlich  wird. 

—  Nachdem  1816  Maltre  die  ersten  Versuche  gemacht  hatte,  durch  Spalten 
des  Leders  hohle  Ledergegenstände  ohne  Naht  oder  sonstige  Verbindungs- 
mittel  zustande  zu  bringen,  aber  ebenso,  wie  Petitpierre  (1824)  und  Con- 
tour  (1845)  Erfolge  nicht  gehabt  hatte,  gelingt  es  PoeqiHur  in  Paris,  die 
mannigfaltigsten  Gegenstände,  wie  Feldflaschenhüllen,  Patronentaschen 
usw.  in  zufriedenstellender  Welse  herzustellen. 

—  Der  Däne  C.  Pill  erläutert  in  seinem  Werke  „Die  Chemitypie"  eia  neues, 
auf  der  Galvanokaustik  (galvanische  Ätzung)  beruhendes  Verfahren  zur 
Herstellung  von  geätzten  Hochdruckzinkplatten. 

—  Plattnor  und  Percy  erfinden  unabhängig  voneinander  das  Chlorations- 
verfahren,  ein  nasses  Verfahren  der  Goldgewinnung,  das  darauf  beruht, 
das  Gold  in  Form  einer  Goldchloridlösung  zu  bringen  und  daraus  durch 
reduzierende  Stoffe,  wie  Kohle,  Eisenvitriol,  Schwefelwasserstoff,  Metall- 
sulflde  das  Gold  auszufällen. 

—  Nachdem  bis  dahin,  abgesehen  von  den  seit  alters  her  gebrauchten  Formen 
des  Ankers  (s.  680  v.  Chr.),  meist  der  sogenannte  Admiralitätsanker  (s.  1810  P.) 
in  Gebrauch  gewesen  war,  konstruiert  Portor  einen  Anker,  bei  dem 
das  Flügelstück  am  Schaft  beweglich  ist.  Der  obere  Flügel  des  Ankers 
legt  sich  nieder,  wenn  der  Anker  im  Grunde  ist,  verhindert  „Unklar  Anker" 

—     492     — 

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1846 

und  bringt  bei  wenig  Wassertiefe  den  Schiflsboden  nicht  in  Gefahr.  Der 
Porteranker  wird  von  Trolman  noch  vervollkommnet. 
1846  Richard  van  Rmi  bestimmt  in  genauer  Weise  die  Verteilung  des  freien 
Magnetismus  in  Stahlst&ben  (a.  1786  C.)  und  findet,  daß  in  den  perma- 
nenten Magneten  das  magnetische  Moment  der  einseinen  Schichten  von 
der  Mitte  gegen  die  Enden  ganz  erheblich  abnimmt.  Als  Mittel  zur  Be- 
stimmung der  Verteilung  benutst  van  Rees  die  Ströme,  die  in  einer 
schmalen  auf  den  Magnet  au^esohobenen  Drahtspirale  induziert  werden, 
wenn  dieselbe  schnell  über  das  n&ohste  Ende  des  Magnetes  abgezogen  wird. 

—  Henri  Victor  RtgmwH  entdeckt,  daß  sich  durch  Einwirkung  des  elektrischen 
Fankens  auf  ein  Gremisch  von  Stickstoff  und  Wasserstoff  Ammoniak  bildet. 

—  Der  Astronom  Thomas  Romney  RoMiHM  konstruiert  das  für  die  Wind- 
messung jetzt  allgemein  angewendete,  nach  ihm  „Robinson's  Schalenkreuz" 
benannte  Eugelanemometer. 

—  Obschon  die  Versuche  zur  photographisohen  Abbildung  der  Barometer- 
und  Thennometerschwankungen  sowie  der  magnetischen  Beobachtungen 
bis  ins  Jahr  1838  zurückgehen,  werden  brauchbare  Resultate  erst  durch 
Ronaldi  und  Brooks  erzielt.  Die  volle  Schärfe  der  Abbildung  wird  erst 
später  nach  Eiaführung  des  Bromsilbergelatinepapiers  (s.  1871  M.)  erreicht. 
Die  zuerst  im  astrophysikalischen  Institut  in  Kew  in  Gebrauch  genomme- 
nen Apparate  bewähren  sich  vollkommen. 

—  Der  deutsche  Mechaniker  H.  D.  ROhmkorfl  in  Paris  konstruiert  einen  ver- 
besserten, viel  gebrauchten  Stromwender  (Gyrotrop,  s.  a.  1828P.,  1832A., 
1844  P.), 

—  Robert  Brett  SchMk  erfindet  die  unter  dem  Namen  „amerikanisches  Ver- 
fahren" bekannte  Warmwasserröste  des  Flachses,  eine  künstliche  Fermen- 
tation, die  bezweckt,  die  unlösliche  Interzellularsubstanz  des  Flachses  zu 
zersetzen.  Das  Neue  dieses  Verfahrens  liegt  in  der  Anwendung  einer  Tem- 
peratur von  25 — 35°  C,  die  durch  einströmenden  Dampf  unterhalten  wird. 
Hiermit  ist  gleichzeitig  eine  bedeutende  Abkürzung  des  Röstprozesses  ver- 
bunden.   (S.  a.  1852  B.) 

—  Schlloptr  stellt  aus  dem  Safflor  den  roten  Farbstoff  unter  dem  Namen 
„Carthamin"  dar.  Derselbe  wird  später  von  Maly  (1865)  näher  unter- 
sucht, der  beim  Schmelzen  desselben  mit  Kalihydrat  Paraoxybenzoesäure 
erhält. 

—  Carl  Schmidt  fördert  durch  seinen  „Entwurf  einer  allgemeinen  Unter- 
Buchungsmethode  der  Säfte  und  Extrakte  des  tierischen  Organismus"  die 
1840  von  Mulder  (s.  1840  M.)  begründete  mikroskopische  chemische  (mikro- 
chemische) Analyse. 

—  Christian  Friedrich  ScMnbeln  entdeckt  die  Löslichkeit  der  Schießbaumwolle 
(Nitrocellulose)  in  Alkoholäther  (vgl.  seine  Veröffentlichung  in  den  Times 
am  13.  November  1846)  und  erkennt  die  Verwendbarkeit  dieser  Lösung, 
die  später  von  Augustus  A.  Gould  den  Namen  „Kollodium"  erhält,  für 
die  Wundpflege.  Maynard  in  Boston,  welcher  das  Kollodium  erst  i.  J.  1848 
darsteUte,  kann  demnach  nicht  als  Erfinder  desselben  angesehen  werden. 

—  Nachdem  schon  1804  Widmer  vorgeschlagen  hatte,  bei  BaumwoUgeweben 
das  nicht  vollkommene  Weiß  noch  durch  eine  Nachbehandlung  mit 
unterchlorigsauren  Salzen,  nötigenfaUs  unter  Beimengung  von  etwas 
Ultramarin  zu  heben,  wird  gleichzeitig  von  drei  elsässischen  Fabriken 
Schwan-Hugmnln  in  Moraohweiler,  Blodi-SWnbaeh  in  Mülhausen  und  Daniel 
Eck  in  Sennheim  das  Chlorieren  auf  der  Trockenmaschine,  das  „Trocken- 
ohlor"  eingeführt.  In  England  wird  das  „Trockenohlor"  1856  durch  das 
„Dampfchlor"  ersetzt. 


—     493     — 

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184« 

1846  MMId  und  AntM  konstruieren  eine  sehr  sinnreiche  Hobel-  und  Schneide- 
maschine zum  Spalten  und  Auahobeln  der  Hölzchen  für  die  Reibzfind- 
hökohen-Fabrikation.    (S.  a.  1822W.) 

—  William  Sharpty  tritt  in  Dr.  Quain's  „Anatomy"  zuerst  der  Vorstellung,  daß 
die  Knochen  ganz  aus  Knorpelgewebe  hervorgehen,  entgegen.  Er  vertritt 
die  Meinung,  daß  von  dem  menschlichen  Skelett  nur  ein  verschwindend 
kleiner  Bruchteil  aus  Knochen  besteht,  der  ans  Knorpel  verknöchert  ist, 
daß  vielmehr  alle  übrige  Knochensubstanz  aus  einer  leimgebenden,  dem 
Bindegewebe  verwandten  Substanz  entsteht.  Hieraus  erklärt  sich  auch, 
daß  die  organische  Grundlage  der  Knochen  beim  Zerkochen  nicht  Chon- 
drin,  sondern  Leim  gibt.  Nach  ihm  sind  die  „Sharpey'schen  Fasern"  be- 
nannt, durch  welche  außer  durch  das  Periost  die  Blutgefäße  mit  den 
Knochen  verbunden  sind. 

—  WilUam  Stamms  erfindet  den  mit  Selbstunterbrechung  arbeitenden  Raasel- 
wecker. 

—  William  Stemm  schlägt  vor,  als  Isoliermittel  für  elektrische  Stromleitungen 
Guttapercha  anzuwenden. 

—  Werner  von  SItmMS  konstruiert  einen  Zeigertelegraphen  mit  Selbstunter- 
brechung, der  hauptsächlich  im  Eisenbahnverkehr  benutzt  wird,  und  bei 
dem  durch  die  Selbstunterbrechung  ein  zuverlässiger,  synchroner  Lauf  der 
zwei  Zeiger  auf  den  voneinander  entfernten  Stationen  bewirkt  wird. 

—  Friedrich  Slmony  weist  nach,  daß  im  Salzkammergut  zur  Eiszeit  Gletscher 
von  Bergen  ausgegangen  waren,  welche  eine  Höhe  von  kaum  1300  m 
hatten,  und  folgert  daraus,  daß^ damals  die  Firngrenze  unter  jener  Höhe 
gelegen  haben  müsse. 

—  Smart  baut  eine  Schnellpresse  für  den  lithographischen  Druck,  die  mit 
Ausnahme  des  Ein-  und  Auslegens  des  Papiers  aUe  Verrichtungen,  selbst 
das  Netzen  und  Wischen  des  lithographischen  Steins,  selbsttätig  ausführt. 
Für  Kupferdruck  wird  die  erste  Schnellpresse  1878  von  Guy  in  Paris  aus- 
geführt. 

—  Soutter  und  Hammond  konstruieren  eine  pneumatischePfahb-amme,  bei  welcher 
der  Bär  mittels  komprimierter  Luft  gehoben  wird. 

—  J.  W.  Starr  experimentiert  behufs  Herstellung  von  Glühfäden  für  Glüh- 
lampen erst  mit  Platin  und  anderen  Metallen  und  geht  dann  zu  Kohle 
über.  Er  probiert  die  verschiedensten  Herstellungen  von  Kohlefäden, 
und  muß  auch  in  bezug  auf  die  Verwendung  von  verkohltem  Rohr  als 
Vorläufer  von  Edison  und  Swan  (s.  1879  E.  und  S.)   betrachtet  werden. 

—  Karl  August  Steinheil  richtet  auf  der  Bahnstrecke  München-Nannhofen  den 
ersten  ständigen  elektrischen  Bahnwärter-Hilfstelegraphen  ein. 

—  Karl  August  Stilnhell  wendet  bei  der  Bahntelegraphenleitung  von  München 
nach  Nannhofen  zuerst  Blitzplatten  zum  Schutze  der  Apparate  und  Be- 
amten an. 

—  Der  englische  Fabrikant  Robert  W.  Thomson  erfindet  den  luftgefüllten 
Gummiring  für  Wagenräder.  Diese  Erfindung  bildet  die  Grundlage  für 
den  Luftreifen  des  Fahrrades. 

—  Peter  von  Tunner  stellt  durch  Glühen  von  weißem  Roheisen  in  Quarzsand 
bei  Luftzutritt  ein  von  ihm  „Glühstahl"  genanntes  Produkt  her,  das  seit 
1855  in  Donawitz  bei  Leoben  fabriziert  wird. 

—  Rudolf  Wacnor  führt  die  Marshall  Hall'schen  Untersuchungen  über  die 
Reflexbewegungen  (s.  1832  H.)  weiter  und  gibt  ein  Schema  des  Reflex- 
organs, welches  im  wesentlichen  bis  heute  gültig  geblieben  ist. 

—  Der  amerikanische  Astronom  Sears  Cook  Walker  leitet  die  erste  tele- 
graphische  Längenmessung  und  führt  die  elektrische  Zeitnotierung  in  die 
Astronomie  ein. 

—      494     — 

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1847 

1846  Der  amerikanische  Chirurg  John  Collins  Wavrm  führt  nach  Entdeckung 
der  Anästhesiening  durch  Äther  (b.  1846  J.)  die  erste  chirurgische  Operation 
unter  Narkose  mit  diesem  Mittel  aus.  Er  macht  sich  insbesondere  durch 
seine  Nervenresektionen  bei  Gesichtssohmerz  bekannt. 

—  Wilhelm  Eduard  Wtbar  beginnt  die  Publikation  setner  elektrodynamischen 
Maßbestimmungen,  an  deren  Spitze  er  das  nach  ihm  benannte  Weber'sche 
Gesetz  stellt,  das  ebensowohl  für  ruhende  als  für  strömende  Elektrizität 
gilt.  Er  macht  entscheidende  Versuche  über  die  Analogie  der  Volta-  und 
Magnetindüktion. 

—  Wilhelm  Eduard  Wabsr  konstruiert  zur  experimentellen  Untersuchung  der 
Wechselwirkung  von  Ereisströmen  das  Elektrodynamometer,  das  auch 
zu  Strommessungen  dienen  kann  und  späterhin  zur  Messung  sowohl  von 
Wechselströmen  als  auch  von  Gleichströmen  viel  gebraucht  wird. 

—  Wilhelm  Eduard  und  Eduard  Wabw  entdecken  gleichzeitig  mit  Julius 
L.  Budge  die  herzhemmende  Wirkung  des  Nervus  vagus. 

—  August  WMidMma  bricht  durch  sein  Werk  „Die  landwirtschaftliche  Tier- 
produktion" für  die  Tierzuohtlehre  neue  Bahnen.  Dieses  Werk  umfaßt 
die  allgemeine  Tierzucht,  die  Kind  Viehzucht  und  die  Schafzucht. 

—  Nachdem  Philippe  in  Paris  schon  i.  J.  1832  eine  verbesserte  Maschine  zur 
Erzeugung  von  Drahtstiften  aus  Eisendraht  hergestellt  hatte  (s.  1811  W.), 
baut  der  Maschinenbauer  Ludwig  Warto  in  Nürnberg  eine  Drahtstift- 
maschine von  hervorragender  Leistungsfähigkeit. 

—  William  Kobert  Willis  Wilde  in  Dublin  fördert  durch  die  von  ihm  ein- 
geführten Untersuchungsmethoden  die  Entwicklung  der  wissenschaftlichen 
Ohrenheilkunde. 

1847  George  Biddell  Alry  vervollkommnet  die  von  Laplace  gegebene  Theorie 
der  Gezeiten.     (S.  1774  L.) 

—  Der  Berggeschworene  AINrtt  führt  in  Westfalen  die  Verkokung  in  den 
sogenannten  Sölbecker  oder  Schaumburger  Ofen  (das  sind  von  gemauerten 
Wänden  umgebene  Meiler)  ein.  Diese  Öfen  werden  1857  von  Rodgers  auch 
für  die  englischen  Kohlenbezirke  eingeführt. 

—  Thomas  Andtnon  entdeckt  im  Dippel'schen  Tieröl  das  Pyridin,  sowie  seine 
höheren  Homologen,  das  Picolin  (Methylpyridin),  das  Lutidin  und  das 
Collidin.    Das  Picolin  findet  er  auch  im  Steinkohlenteer. 

—  Fran^ois  Dominique  Ara(0  erklärt  die  Szintillation  der  Sterne  aus  der 
Interferenz  des  Lichts. 

—  Michele  Alberto  Bancalarl  zeigt,  daß  wie  die  Gase,  so  auch  die  Flammen 
magnetische  Eigenschaften  haben,  und  zwar  zeigen  sie  sich,  wie  die  meisten 
Gase,  diamagnetisch.    (S.  a.  1847  F.) 

—  Louis  Charles  Arthur  Barrawll  erhält  durch  Eingießen  von  Wasserstoff- 
superoxyd, das  Sauerstoff  enthält,  in  Chromsäurelösung  die  Überchrom- 
säure,  die  nach  Aschoff  die  Zusammensetzung  CrjO,  hat. 

—  Der  Erfinder  der  Flöte,  welche  zu  den  ältesten  Holzblasinstrumenten 
gehört  und  in  Deutschland  schon  im  frühen  Mittelalter  unter  dem  Namen 
„Schweitzerpfeifi"  in  Gebrauch  war,  ist  nicht  bekannt.  Die  moderne 
Flöte  in  ihrer  jetzt  aUgemein  üblichen  Form,  als  Klappen-Querflöte  mit 
14  Tonlöchem,  stammt  von  dem  Instrumentenmacher  und  Flötenspieler 
Theobald  BMm  in  München. 

—  Louis  FrauQois  Clement  Bnguti  errichtet  elektrische  Streckentelegraphen 
zu  dem  Zwecke,  die  Fahrgeschwindigkeit  der  Eisenbahnzüge  zu  kontrol- 
lieren. 

—  BrIdgN  Adam  führt  beim  Eisenbahnoberbau  den  sogenannten  „schwebenden" 
Stoß  ein,  d.  i.  die  Einrichtung,  daß  die  Berührungsstelle  zweier  Eisenbahn- 


495     — 

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1847 

schienen  nicht  durch   eine  Schwelle,    Steinplatte  n.  dgl.  unterstützt  ist,  ' 
sondern  ohne  Unterstützung  frei  schwebt. 
1847    Robert  Wilhelm  von  Bunm  untersucht  das  Wasser  der  isländischen  Gcysire 
in  langen  Bohren  und  zeigt.    daB   reines  Wasser  blau  erscheint.    Seine 
Beobachtung  wird  von  John  Davy  1800  in  dessen  Aufsatz  „Colour  of  the 
Rhone"  bestätigt.    (S.  a.  1704  N.) 

—  Louis  Auguste  Dtimamt  führt  in  die  Augenheilkunde  richtigere  chirurgische 
Prinzipien,  als  vorher  in  derselben  üblich  waren,  ein  und  zeigt,  was  selbst 
bei  ambulanter  Behandlung  dem  Auge  an  chirurgischen  Eingriffen  geboten 
werden  kann.  Er  legt  seine  zahlreichen  theoretischen  und  praktischen 
Erfahrungen  in  seinem  Werke  „Traitö  th^orique  et  pratique  des  maladies 
des  yeux"  nieder. 

—  Dtttnar  in  Heilbronn  stellt  stählerne  Rasiermesser  her,  indem  er  aus  Stahl- 
blech oder  vorgeschmiedeten  Schienen  die  Klingen  mit  dem  Durchschnitt 
(Durchschlag)  ausstößt,  den  dicken  Rücken  ansetzt  und  die  Messer  einer 
nachträglichen  Härtung  unterwirft. 

—  Franz  Comelis  Dondert,  Professor  der  Medizin  in  Utrecht,  stellt  das  Gesetz 
der  AngenbeweguDg^n  auf. 

—  John  William  Drapar  findet  das  nach  ihm  benannte  Gresetz,  wonach  feste 
oder  flüssige  Körper  bei  Temperaturen  bis  zu  625°  C.  Strahlen  aussenden,  die 
für  das  Auge  nicht  wahrnehmbar  sind;  erst  bei  dieser  Temperatur  beginnen 
die  Körper,  gichtbare,  dunkelrote  Strahlen  auszusenden;  über  dieser  Tem- 
peratur gesellen  sich  dazu  nacheinander  hellrot,  orange,  gelb,  grün,  blau 
und  violett,  die  zusammen  weißes  Licht  geben;  zur  Weißglut  gelangen  die 
Körper  bei  1200"  bis  1300»  C. 

—  Augustin  Pierre  Dukrunfaut  entdeckt,  daß  der  Hefe  neben  ihrer  Fähigkeit 
die  geistige  Gärung  hervorzurufen,  auch  das  Vermögen  innewohnt,  den 
Rohrzucker  zu  spalten.  Da  bei  diesem  Vorgang  der  Rohrzucker  in  rechts- 
seitig polarisierenden  Traubenzucker  und  in  Fruchtzucker  zerfällt,  der  so 
stark  nach  links  dreht,  daß  die  Rechtsdreh nng  des  Traubenzuckers  nicht 
zur  Geltung  kommt,  nennt  er  das  neue  Zuckergemisch  „Sucre  interverti" 
(Invertzucker),  und  bezeichnet  den  Vorgang  selbst  als  Inversion.  Es  ge- 
lingt ihm  jedoch  nicht,  die  invertierende  Substanz  herzustellen.  (S.  1860  B.) 
Die  Inversion  wird  auch  durch  verdünnte  Säuren  hervorgebracht. 

—  J.  B.  Dumas,  F.  MalagutI  und  F.  Ubianc  einerseits  und  A.  W.  von  Hohnann 
andererseits  führen  die  Ammoniaksalze  von  Gliedern  der  Fettsäurereihe 
durch  Wasserentziehung  in  Nitrile  über,  imd  erkennen  dieselben  als  iden- 
tisch mit  den  als  Cyanverbindungen  von  Alkoholradikalen  dargestellten 
Körpern  (Cyanwasserstoff  =  Formonitril,  Cyanmethyl  =  Acetonitril  usw.), 
deren  erste  von  Pelouze  (s.  1834  P.)  erhalten  worden  waren. 

—  Am  20.,  21.  und  24.  Juh  untersuchen  gleichzeitig  Dumai  und  Boimingault 
die  Luft  in  Paris,  Brunnar  in  Bern,  MarUnt  und  Bravais  die  auf  dem  Faulhom. 
Die  Ergebnisse  der  Untersuchungen  liegen  innerhalb  der  Beobachtongs- 
fehler;  sämtliche  Forscher  finden  22,89 — 23,09  Gewichtsprozente  Sauer- 
stoff, entsprechend  20,70—20,88  Volumprozenten.  (S.  a.  1804  G.)  Hier- 
mit übereinstimmend  finden  (1848)  Bunsen,  (1848—60)  Regnault  und 
Reisch,  (1879)  Philipp  von  Jolly,  daß  unter  gewöhnlichen  umständen  der 
SauerstoSgehalt  der  Luft  zwischen  den  Grenzen  von  20.9 — 21  Volum- 
prozenten liegt. 

—  Michael  Faratay  weist  nach,  daß,  wie  durch  den  Magneten,  so  auch  durch 
den  elektrischen  Strom  eine  Drehung  der  Polarisationsebene  des  Lichtes 
zustande  kommt,  die  jedoch  nur  so  lange  dauert,  als  der  Strom  den 
drehenden  Körper  umkreist.   Es  ergibt  sich  hieraus,  wie  im  Jahre  vorher  die 


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1847 

erste  Beziehung  zwischea  Licht  und  magnetischen,  so  die  erste  Beziehung 
zwischen  Licht  und  elektrischen  Kräften.  (S.  1846  F.) 
1847  M.  Faraday  und  J.  PlOekar  gelingt  gleichzeitig  der  Nachweis,  daQ  auch  die 
Gase  magnetische  Eigenschaften  haben,  und  zwar  zeigt  sich  der  Sauer- 
stoff magnetisch,  alle  übrigen  Gase,  wie  auch  Wasserdampf  und  Qneck- 
silberdampf,  diamagnetisch.    (S.  a.  1847  B.) 

—  H.  L.  Flzaui  und  L.  FMicnilt  weisen  die  Interferenz  der  Wärmestrahlen  nach 
und  bestimmen  mit  ihrer  Hilfe  die  Wellenlängen  im  ultraroten  prisma- 
üschen  Spektrum  bis  jI  =  1,445 /<. 

—  Nachdem  Coulomb  schon  i.  J.  1778  im  Anschluß  an  die  Frage  der  Aka- 
demie von  Kouen:  „Wie  sind  die  Felsen  im  Bette  der  Seine  bei  Quille- 
boeuf  am  vorteilhaftesten  zu  beseitigen  t"  zu  diesem  Zweck  ein  Taucher- 
schiff,  mit  welchem  die  Taucherglocke  verbunden  war,  vorgeschlagen  hatte, 
konstruiert  Gournirlt,  nachdem  er  schon  1839  einen  solchen  Vorschlag  zur 
Beseitigung  der  Felsen  im  Hafen  von  Le  Croisic  gemacht  hatte,  ein  ganz 
aus  Eisenblech  bestehendes  Taucherschiff,  das  seine  Aufgabe  glänzend  löst. 
Eine  weitere  Entwicklung  finden  diese  Taucherschiffe  durch  Cav^,  der  an 
ihnen  eine  Vorkammer  -  Luftschleuse  anbringt,  durch  die  ohne  Unter- 
brechung der  Arbeit  die  Förderung  der  Materialien  sowie  das  Ein-  und 
Aussteigen  stattfinden  kann. 

—  Sir  William  Robert  Grov*  konstatiert  zuerst  eine  Zersetzung  des  Wasserdampfs 
bei  hohen  Temperaturen,  als  er  Wasserdampf  über  glühendes  Platin  leitet 
oder  eine  Platinkugel  in  glühendem  Zustand  in  Wasser  taucht.  Das 
Wasser  zerfäUt  hierbei  in  2  Teile  Wasserstoff  und  1  Teil  Sauerstoff.  (Dis- 
soziation —  siehe  auch  1837  A.) 

—  Die  HunovtnGlM  Staatibahn  führt  auf  ihren  Linien  zuerst  in  Europa  den 
Morse'schen  Schreibtelegraphen  eia. 

—  Hermann  von  Htimholtz  legt  mit  seiner  Abhandlung  „Über  die  Erhaltung 
der  Kraft"  den  Grund  zur  mathematischen  Betrachtungsweise  der  mecha- 
nischen Wärmetheorie.  Er  weist  nach,  daB  die  chemischen  Strahlen  des 
Sonnenlichts  die  einzige  Kraftquelle  im  Tier-  und  Pflanzenreiche  sind. 

—  Hermann  von  HtlmhoHi  gibt,  ausgehend  vom  Prinzip  von  der  Erhaltung 
der  Kraft,  eine  Theorie  der  Induktion,  bei  der  er  nicht,  wie  Neumann 
(8.  1846  N.)  die  elektromotorische  Kraft  der  Induktion  den  elektrodynami- 
schen Wirkungen  proportional  setzt,  sondern  nur  voraussetzt,  daß  die 
Induktion  der  Geschwindigkeit  der  Änderung  der  Stromstärke  propor- 
tional sei. 

—  Hermann  von  HelmhoHz  stellt  den  Satz  auf,  daß  die  ganze  in  einem  Strom- 
kreise erzeugte  Wärmemenge  gleich  derjenigen  sein  müsse,  welche  durch 
die  chemischen  Prozesse  in  der  Kette  frei  wird,  so  daB  der  galvanische 
Strom  gewissermaBen  nur  die  in  der  Kette  freigewordene  Wärmemenge  im 
Stromkreise  verbreitet. 

—  W.  J.  Hookar  reiht  nach  einigen  von  Dr.  Oxley  nach  England  geschickten 
Exemplaren  des  Baumes,  der  die  Guttapercha  liefert,  die  Pflanze  in  die 
Gattung  Isonandra  der  Sapotaceen  ein  und  nennt  sie  ,,Isonandra  gutta". 

—  Ebenezer  N.  Hortford  bestimmt  die  Leitfähigkeit  von  Flüssigkeiten  und 
umgeht  die  Hauptscbwierigkeit  der  Polarisation  durch  die  gasförmigen 
Zersetzungsprodukte  dadurch,  daß  er  durch  einen  Kunstgriff  den  störenden 
Einfluß  der  elektromotorischen  Kraift  ausschaltet  und  den  Widerstand  der 
Flüssigkeit  direkt  mit  der  eines  Drahtes  vergleicht.  Ähnliche  Messungen 
stellen  Schmidt  (1860),  Wiedemann  (1868),  Beetz  (1863)  und  viele  andere  an. 

—  Der  Amerikaner  EUas  How«  erfindet  die  erste  wirklich  brauchbare  Näh- 
maschine.    Er  benutzt  zu  seiner  Maschine  eine  Nadel,  an  der  das  Öhr 

Darmstsedter.  tt 

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1847 

sich  nahe  an  der  Spitze  befindet,  and  ein  WebersoMSchen.    Ein  Mangel 
dieser  Maschine  ist  die  nicht  kontintderliohe  Stofivorschiebong. 
1847    Gustav  Robert  Klrchhott  stellt  für  beliebig  versweigte  Leitungssysteme  die 
Gesetze  über  die  Beziehungen  der  Stromintensitäten  und  der  Widerstände 
in  den  einzelnen  Zweigen  der  Leitung  auf  (Kirchhoff'sche  Gesetze). 

—  Hermann  Kolba  tmd  Edward  Frankland  stellen  durch  Einwirkung  von  Ka- 
lium oder  Natrium  auf  Cyanäthyl  das  Kyanaethin,  den  ersten  Vertreter 
der  trimolekularen  Cyanide  dar,  die  nach  späteren  Untersuchungen  von 
E.  von  Meyer  (1880)  alkylierte  Amidomiazine  sind. 

—  Rudolf  Albert  von  KMIlkw  entdeckt  die  glatten  Muskelfasern. 

—  Die  Gebrüder  LaMtte  in  Clermont  fähren  in  ihrer  Privatirrenanstalt  zuerst 
das  System  der  agrikolen  Kolonie  ein,  indem  sie  ruhige,  ungefährliche 
Kranke  anf  einem  Okonomiehof  unterbringen  und  bei  dem  größten  Maß 
von  Freiheit  mit  landwirtschaftlichen  Arbeiten  beschäftigen.  Dies  System 
gibt  in  Einum  (Hannover),  Alt  -  Soherbitz  (Sachsen)  usw.  sehr  günstige 
Resultate. 

—  Maximilian  Herzog  von  LüMhtMbarc  weist  zuerst  auf  die  Möglichkeit  hin, 
aus  dem  Gold  und  Silber  enthaltenden  Rohkupfer  die  edeln  Metalle  auf 
elektrischem  Wege  auszuscheiden. 

—  Justus  von  LMIc  erfindet  ein  Verfahren  zur  Darstellung  von  chlorsaurem 
Kali,  das  auf  der  Umsetzung  des  durch  Absorption  von  Chlor  durch  Kalk- 
milch hergestellten  Chlorsäuren  Kalks  mit  Chlorkalium  beruht.  Weldon 
schlägt  1871  vor,  den  Kalk  durch  Magnesia  zu  ersetzen,  ein  Vorschlag,  der 
jedoch  erst  1882  durch  Muspratt  und  EscheUmann  in  die  Praxis  über- 
tragen wird. 

—  Jnstus  von  LMMf  untersucht  die  Fleischflüssigkeit,  aus  der  er  das  schon 
von  Chevreul  (s.  1832  C.)  und  darauf  auch  von  Schloßberger  und  Wöhler 
bemerkte  Kreatia  ausscheidet  und  genauer  untersucht,  und  aus  welcher  er 
femer  Kreatinin  und  Inosinsäure  herstellt.  Er  weist  auch  zuerst  die  Ver- 
schiedenheit des  Fleischfibrins  (Syntonin)  von  dem  Blutflbrin  nach.  Diese 
Untersuchung  zeigt,  daß  auch  die  Bestandteile  des  tierischen  Organismus 
mit  Erfolg  der  chemischen  Behandlung  unterworfen  werden  können,  und 
eröffnet  die  zoochemisohe  Analyse. 

—  Justus  von  UeUg  stellt  Sarkosin  als  Zersetzungsprodukt  des  Kreatins  dar. 

—  Nachdem  schon  Napoleon  I.  in  Ägypten  Fleischextrakt  als  Stärkungs- 
mittel für  die  Verwundeten  gebraucht  hatte  und  dies  Mittel  von  Fronst 
und  Parmentier  1821  neuerdings  empfohlen  worden  war,  legt  Justus 
von  LMMg  in  seiner  Arbeit  über  die  Fleischflüssigkeit  (s.  vorstehende  Artikel) 
die  Bedeutung  der  einzelnen  Bestandteile  des  Fleisches  für  die  Ernährung 
dar,  und  empfiehlt,  da«  zahllose  Vieh  der  großen  Prärien  Südamerikas 
der  Fabrikation  von  Fleischextrakt  nutzbar  zu  machen. 

—  Der  Physiolog  Karl  Ludwig  führt  durch  die  Erfindung  des  Kymog^aphion, 
mit  dem  er  die  Druckschwankungen  im  BlutgefäQsystem  aufzeichnet,  in 
die  Physiologie  die  graphische  Methode  ein,  die  später  für  die  Darstellung 
der  Muskelbewegung  (s.  1850  H.),  der  Atembewegung,  des  Herzschlage« 
(s.  1850  V.)  usw.  verwendet  wird  und  sich  als  sehr  fruchtbar  erweist. 

—  Charles  Marttnt  entdeckt,  daß  auch  unter  dem  Gletscher  Falsenschutt  liegt 
und  nennt  denselben  „Moraine  profonde"  (Grundmoränen).  Aus  diesem 
Funde  ergibt  sich  die  Tatsache,  daß  der  sich  langsam  fortbewegende 
Gletscher  das  Bett  aufarbeitet,  wie  dies  auch  aus  den  SchUffen  hervorgeht. 

—  Nachdem  schon  Mitte  der  30er  Jahre  auf  der  Saline  Dürrenberg  Versuche 
zur  Herstellung  von  Braunkohlen-Naßpreßsteinen  gemacht  worden  waren, 
die  1845  mit  einer  vom  Hütteninspektor  Schmahel  konstruierten  Kohlen- 
presse  fortgesetzt  wurden,  konstruiert  Alois  Milcii  in  Köln  eine  Preßmasohine, 

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1847 

die  sioh  bis  1856  im  Betrieb  erhält,  dann  aber  wegen  zu  mangelhafter 
Besultate,  die  namentlich  eine  Folge  der  geschlossenen  Formen  waren, 
außer  Betrieb  gesetzt  werden  muß. 
1847  Karl  Friedrich  Naumann  beschreibt  mit  Rinnen  versehene  polierte  Felsen 
bei  Hohburg  in  Sachsen,  die  zuerst  Anlaß  geben,  die  wetzende,  korro- 
dierende Wirkung  des  sandbeladenen  und  daher  wie  ein  Sandgebläse 
wirkenden  Windes  zu  studieren,  die  dann  von  Blake  (1855),  Gilbert  (1874), 
Zittel  und  Johannes  Walther  näher  untersucht  wird.    (Vgl.  auch  1868  R.) 

—  Nachdem  schon  Poisson  vermutet  hatte,  daß  die  KrystaUe  dem  Magne- 
tismus gegenüber  ein  besonderes  Verhalten  ofFenbaren,  entdeckt  Julius 
PWckar  bei  Benutzung  eines  großen  Hufeisenmagneten,  daß  der  grüne 
Turmalin  zwar  einerseits  angezogen  wird,  sich  aber  andererseits  mit  der 
Achse  äquatorial  einstellt. 

—  Julius  PlOckw  versucht  die  Permeabilität  von  Mineralien  zahlenmäßig  fest- 
zustdlen,  was  für  die  magnetisobe  Scheidung  später  großen  Wert  gewinnt. 
Die  von  ihm  ermittelten  Zahlen  sind:  Eisen  100000,  Magnetit  40000,  Eisen- 
glanz 593,  Eisenspat  761,  Manganozvdoxydul  167,  Fenisulfat  111,  Niokel- 
ozydoxydul  106,  Nickeloxydul  35. 

—  Ignazio  Pwro  fördert  die  von  Green  (s.  1778  G.)  erfundene  Tachymetrie  und 
konstruiert  neue  tachymetrische  Instrumente.  Durch  ihn  insbesondere 
wird  die  Tachymetrie  sehr  beliebt  für  Arbeiten  im  Hochgebirge  und  für 
rasche  Terrainaufnahmen  (Croquieren). 

—  Henri  Victor  Ricnault  kommt  bei  seinen  Versuchen  über  die  Ausdehnung 
der  Gase  wie  Magnus  (s.  1842  M.)  zu  dem  Resultat,  daß  das  Boyle- 
Mariotte'sche  Gesetz  weder  für  die  sogenannten  unbeständigen  Gase,  wie 
Kohlensäure,  Ammoniak  usw.,  noch  auch  für  die  sogenannten  permanenten 
Gase,  wie  Luft,  Stickstoff,  Wasserstoff  usw.  in  aller  Strenge  Gültigkeit  be- 
sitzt. Den  Ausdehnungskoeffizienten  der  Luft  findet  er  ebenso  wie  Magnus 
zu  0,3665,  Philipp  von  Jelly  bestimmt  ihn  (1874)  zu  0,36605. 

—  Henri  Victor  Rimnautt  macht  genaue  Meßversuche  über  die  Kompressi- 
bilität des  Wassers,  die  von  Grassi  (1875)  und  Amagat  (1877)  unter 
Verwendung  der  von  Regnault  konstruierten  Piezometer  auch  auf  andere 
Flüssigkeiten  ausgedehnt  werden.  Amagat  zeigt,  daß  der  Kompressions- 
koefflzient  des  Wassers  mit  steigendem  Druck  erheblich  abnimmt,  was 
Tait  (1886)  bestätigt. 

—  Ferdinand  Rtich  zeigt,  daß  die  diamagnetische  AbstoBung  daher  rührt, 
daß  in  den  betreffenden  Substanzen  durch  einen  angenäherten  Magnetpol 
ein  gleichnamiger  Pol  erregt  wird.  Eine  Wiederholung  der  Reich'schen 
Versuche  durch  Tyndall  (1855)  ergibt  das  gleiche  Resultat,  zu  dem  auch 
Poggendorff  und  Weber  im  gleichen  Jahre  gelangen.  Dem  letzteren  ge- 
lingt es  mit  dem  von  ihm  konstruierten  Diamagnetometer  das  diamagne- 
tische Moment  eines  Witmutstabes  zu  messen. 

—  Karl  Bogislaw  Rtlchart  erhält  zum  erstenmal  den  Blutfarbstoff  (Oxyhämo- 
globin)  in  krystallisiertem  Zustand. 

—  RMar  in  Sennheim  konstruiert  den  sogenannten  Epurateur,  eine  Modifikation 
der  Kratzmasohine,  die  häufig  angewendet  wird,  um  die  vom  WoU  und 
Battenr  (s.  1806  Sn.  und  1812  E.)  vorbereitete  Baumwolle  weiter  auf- 
zulockern, ehe  sie  auf  die  Kratzmasohine  gebracht  wird. 

—  Friedrich  Rochltdar  fördert  durch  seine  zum  Teil  mit  Heinrich  HIasiwetz 
unternommenen  Pflanzenuntersuchungen  und  die  Darstellung  zahlreicher 
neuer  Pflanzenstoffe  die  Phytochemie. 

—  Auf  den  bayrischen  Staatsbahnen  werden  Wagen  versucht,  deren  Achsen 
in  RoUenlagem  laufen,  die  von  Baron  von  Rudorltar  konstruiert  sind  und 
eine  Verminderung  der  gleitenden  Achszapfenreibung  bewirken  sollten.   Der 

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1847 

VetBuoh  hat  nicht  den  erwarteten  Erfolg.  Dagegen  werden  diese  Lager  von 
1861  ab  in  Nordamerika  für  Zapfen-  und  Wellenlager  der  verschiedensten 
Art  mit  Erfolg  verwendet. 
1847    Ferdinand  Rangt  erfindet  die  Chromblauholztinte,  indem  er  Blauholzabsud 
mit  einer  minimalen  Menge  von  gelbem  chromsaurem  Kali  erhitzt. 

—  SaalmOllar  untersucht  die  Rioinusölsäure  (Rioinokäure),  die  im  Ricinosöl 
mit  Grlycerin  zum  Ester  verbunden  vorkommt.  Die  Säure  wird  später 
vielfach  an  Stelle  des  Rioinnsöles  als  Abführmittel  gegeben  und  findet 
auch  in  der  Türkischrotfärberei  (s.  1892  L.)  Verwendung. 

—  Carl  Schmidt  entdeckt  die  Bemsteinsäure  unter  den  Produkten  der  alkoholi- 
schen Gärung.    (S.  a.  1858  P.) 

—  Christian  Friedrich  Schönbtin  erhält  durch  Einwirkung  von  ozonisierter 
Luft  auf  Süberoxyd  das  Silbersuperoxyd  als  grauschwarzes  Pulver,  das 
beim  Erhitzen  reines  Sauerstoffgas  entwickelt. 

—  Anton  Sehrttttr  entdeckt  den  roten  amorphen  Phosphor,  welcher  der  Aus- 
gangspunkt für  die  Fabrikation  der  Sioherheitszündhölzer  wird. 

—  Ignaz  Philipp  Semimlwtli  entdeckt,  daß  das  sogenannte  Puerperalfieber 
eine  Pyämie  ist,  die  vorzugsweise  durch  Übertragung  von  Leichengift  auf 
die  Innenflächen  des  Uterus  entsteht.  (S.  1788  D.)  Er  führt  obligatorische 
Waschungen  der  Hände  der  Untersuchenden  in  Chlorkalklösung  ein  und 
erreicht  so  einen  Abfall  der  Sterblichkeit  in  seiner  Klinik  von  0,92  °/o  auf 
3,87o-    (S.  a.  1843  H.) 

—  Ignaz  Philipp  Stminahnlt  vervollständigt  seine  Beobachtungen  (s.  den  vor- 
hergehenden Artikel)  dahin,  daß  nicht  allein  Leichengift,  sondern  über- 
haupt jeder  zersetzte  organische  Stoff  ansteckend  und  flebererregend  auf 
den  Uterus  wirkt,  und  erweitert  seine  Forderungen  dahin,  daß  nicht  nur 
die  Hände  der  Touchierenden,  sondern  auch  die  Instrumente  und  das  Ver- 
bandmaterial vorher  desinfiziert  werden  müssen.  Er  erreicht  im  folgenden 
Jahre  einen  Abfall  der  Sterblichkeit  in  seiner  Klinik  auf  1,27%.  Er  ist 
danach  als  der  Urheber  des  Verfahrens  zu  bezeichnen,  daa  später  Asepsis 
genannt  wird,  und  das  zielbewußt  alle  Infektionserreger  von  den  Wanden 
abzuhalten  sucht. 

—  Henri  dt  8<namiwit  bestimmt  zuerst  die  Wärmeleitfähigkeit  der  Kry- 
stalle,  deren  Kenntnis  später  insbesondere  von  Lang  (1869)  und  Jannetaz 
(1888)  erweitert  wird,  von  denen  der  erstere  vorzugsweise  die  einachsigen 
Krystalle  (quadratische  und  hexagonale),  der  andere  auch  Krystalle  der 
übrigen  Systeme  untersucht. 

—  Werner  vtn  Sltmtni  baut  eine  Maschine  zur  Herstellung  von  isolierenden 
Guttapeichaumhüllungen  für  Leitungsdrähte,  Die  preußische  Regierung 
läßt  ein  Versuchskabel  zwischen  Berlin  und  Großbeeren  verlegen,  an  dem 
Siemens  wichtige  Beobachtungen  betreffs  der  Wirkung  der  Kapazität  auf 
den  Kabelbetrieb  macht.  Die  Abhandlung  darüber  legt  er  1860  der  Kgl. 
Akademie  der  Wissenschaften  vor. 

—  Werner  von  Sinntnt  erfindet  einen  Typendrucker,  der  auf  dem  Prinzip  der 
Selbstunterbrechung  beruht,  und  aus  dem  sich  späterhin  der  Femdracker, 
wie  er  von  Walter  Samuel  Steljes  sowie  von  Schwennicke  und  Dr.  Franke 
ausgeführt  wird,  entwickelt. 

—  Nachdem  bereits  Flourens  bei  seinen  Tierversuchen  die  Überlegenheit  des 
Chloroforms  gegenüber  dem  Äther  als  Betäubungsmittel  erkannt  hatte, 
wendet  der  Mediziner  James  Young  Slmpton  zu  Edinburg  zuerst  die  Chloro- 
formnarkose beim  Menschen  an,  und  zwar  bei  einer  Entbindung.  Vermöge 
seiner  schnelleren  Wirkung  verdrängt  das  Chloroform  alsbald  den  Äther. 
(S.  1846  J.  und  1846  W.) 

—     500     — 

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1848 

1847  ABoanio  Sobrar«  entdeckt  das  Nitroglyoerin,  das  Beit  1862  yon  Alfred  Nobel 
fabrikmäBig  erzeugt  wird. 

—  N.  8oMi  erfindet  ein  Saooharimeter,  bei  welchem,  um  die  Größe  der 
Drehung  zu  messen  und  aus  dieser  den  Zuckergehalt  der  angewendeten 
MüBsigkeit  zu  bestimmen,  die  Drehung  der  Flüssigkeit  mit  der  einer 
Doppelquarzplatte  (b.  1845  S.)  verglichen  wird,  deren  Dicke  durch  gegen- 
seitige Verschiebung  ihrer  Teile  geändert  werden  kann.  Der  Betrag  der 
Verschiebung  ist  an  einer  Skala  abzulesen.  Die  späteren  Saocharimeter, 
wie  z.  B.  das  von  Dubosoq  und  das  von  Ventzke,  beruhen  auf  dem  gleichen 
Prinzip  und  weichen  nur  in  bezug  auf  die  Skala  ab. 

—  Der  Mathematiker  Karl  Georg  Christian  von  Staiidt  in  Erlangen  bildet  die 
projektive  Geometrie  (von  ihm  „Geometrie  der  Lage"  genannt)  weiter  aus, 
indem  er  in  seinen  geometrischen  Anschauungen  von  den  Größenverhält- 
nissen im  euklidischen  Sinne  ganz  absieht,  die  Geometrie  vielmehr  von 
allen  Maßverhältnissen  unabhängig  macht,  und  nur  die  gegenseitige  Lt^^e 
der  räumlichen  Gebilde  ins  Auge  faßt.     (Vgl.  1813  P.  und  1832  S.) 

—  Nachdem  Th6nard,  Berzelius,  L.  Gmelin  und  Demar^ay  über  die  che- 
mischen Bestandteile  der  Galle  gearbeitet  hatten,  gelingt  es  Adolf  Stnckar 
durch  seine  von  1847 — 49  fortgesetzten  Untersuchungen,  die  Gallensäuren 
und  deren  Verbindungen  aufzuklären. 

—  Vaehon  erfindet  die  „Trieur"  genannte  Getreidereinigungsmaschine. 

—  Fran^ois  Hippolyte  Wallordin  macht  genaue  Bestimmungen  der  Temperatur 
in  den  Tiefen  des  Meeres,  in  Bohrlöchern  und  in  Tiefbrunnen,  konstruiert 
dazu  eine  Reihe  feiner  Apparate  und  findet,  daß  die  Wärme  mit  je  32,3  m 
um  IOC.  zunimmt. 

—  Joseph  Whitworth  konstruiert  die  erste  Straßenkehrmaschine,  bei  welcher 
der  Besen  unter  Anwendung  des  Prinzips  der  Kette  ohne  Ende  in  eine 
geradlinige  und  gleichzeitig  drehende  Bewegung  versetzt  wird.  Diese  Art 
von  Maschinen  wird  1865  von  Koffler  verbessert.  Eine  andere  Art  von 
Maschinen,  bei  welcher  die  Drehbewegung  der  Besenräder  auf  die  Borsten- 
walze übertragen  wird,  wird  1856  von  Colombe  konstruiert,  und  1865 
von  Tailfer  und  1867  von  Jean  Blot  wesentlich  vervollkommnet. 

—  Adolphe  Wurtz  entdeckt  das  Phosphoroxychlorid,  das  aus  Phosphorchlorid 
durch  Anziehung  von  Feuchtigkeit,  sowie  beim  Hinzufügen  von  wenig 
Wasser  entsteht.  Eine  nähere  Untersuchung  des  Produktes  wird  1871  von 
Geuther  und  Michaelis  vorgenommen. 

—  Der  Mechaniker  Carl  ZoM  in  Jena  stellt  eine  aus  zwei  kombinierten  Glas- 
linsen zusammengesetzte  Lupe  (Duplet-Lupe)  her,  welche  bei  großer 
Schärfe  der  Bilder  eine  120  fache  lineare  Vergrößerung  liefert. 

1848  Max  Emanuel  Alnmlllor  in  München,  in  dessen  Besitz  die  von  Frank 
(8.  1804  F.).  geleitete  Anstalt  für  Glasmalerei  i.  J.  1848  übergeht,  fördert  die 
Kunst  des  Glasmalens,  indem  er  farbiges  Glas  mit  farbigem,  anstatt  wie 
dies  bisher  geschah,  weißes  Glas  mit  farbigem  überfängt,  auf  welche  Weise 
er  gegen  120  Farbennuanoen  erzeugt.    (Vgl.  hierzu  auch  1460  G.) 

—  Applecath  baut  für  die  Times-Druckerei  eine  Schnellpresse  mit  Zylinder- 
form (8  Druckzylinder  enthaltend),  die  10000  bis  12  000  Bogen  in  der 
Stunde  einseitig  druckt. 

—  Der  englische  Ingenieur  Ap|ioM  konstruiert  die  erste  brauchbare  Zentrifugal- 
pumpe, die  1851  auf  der  Londoner  Weltausstellung  ausgestellt  wird  und 
sich  alsdann  rasch  weiter  verbreitet.     (S.  1689  P.) 

—  Edmond  Bocqnanl  veröffentlicht  seine  Untersuchungen  über  Polychromie. 
Er  bereitet  die  empfindliche  Schicht,  indem  er  eine  polierte  Silberplatte 
in  Chlorwasser  oder  in  die  Lösung  eines  Metallchlorids  taucht;  es  bildet 
sich  eine  Schicht  von  Silbersubchlorid,  welche  imter  dem  Einfluß  farbiger 

—     501      — 

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1848 

Gläser  ähnliche  Farben    annimmt.    Mit   solchen   Platten   gelingt    es   ihm, 
das  Sonnenspektrtim   farbig   mit  den  Frannhofer'sohen  Linien  zu  photo- 
graphieren. 
1848    Aristide  Birard  konstruiert  für  die  Kohlenaufbereitung  seine  hydraulische 
Setzmaschine  mit  kontinuierlichem  Austrag. 

—  Nachdem  die  Erzeugung  negativer  BUder  in  EiweifiscMohten  (s.  1848  N.) 
einen  guten  Erfolg  gehabt  hatte,  faßt  Bluquard-Evnrd  den  Gedanken,  das 
EiweiB  auch  zur  Präparation  des  Positivpapieree  zu  verwenden,  und  führt 
Albuminpapier  in  die  Photographie  ein. 

—  Während  noch  Messier  1771  in  dem  von  Marius  (s.  1012  M.)  entdeckten 
Andromedanebel  keine  Sterne  -wahrnehmen  konnte,  löst  George  Phillips 
Boii4  diesen  Nebel  in  eine  Unzahl  kleiner  Sterne  auf,  von  denen  er  1500 
deutlich  zählen  kann.  Dieser  Nebel  ist  im  Gregensatz  zu  den  Gasnebeln 
eine  Anhäufung  sehr  weit  entfernter  Sterne.  (S.  a.  1865  H.)  Besonders 
wertvolle  Beobachtungen  liefert  Bond  über  den  Orionnebel. 

—  William  Cranch  Baut  und  William  Lmm4I  entdecken  gleichzeitig  den  7.  Satnm- 
trabanten  „Hyperion". 

—  William  Cranch  Bond,  Ormsby  Macknight  MHclMl  und  Sears  Cook  Wallur 
konstruieren  gleichzeitig  astronomische  Registrierapparate,  bei  welchen  an 
einer  gewöhnlichen  Pendeluhr  ein  Stromunterbrecher  angebracht  und  durch 
die  Pendelschläge  ein  vorbeigeführter  Papierstreifen  in  gleiche  Intervalle 
geteilt  wird.  Aus  diesem  einfachen  Apparat  geht  der  Bond'sche  Zylinder- 
chronograph hervor.     (S.  1860  B.) 

—  Kudolph  Christian  BMliir  erfindet  die  Sioherheitszündhölzchen  (auch  schwe- 
dische Hölzchen  genannt),  welche  die  phosphorfreie  Masse  an  dem  einen, 
den  amorphen  Phosphor  (s.  1847  S.)  an  dem  andern  Ende  enthalten.  Beim 
Gebrauch  werden  die  Hölzchen  in  zwei  ungleiche  Stücke  zerbrochen  und 
das  kleinere  mit  amorphem  Phosphor  versehene  Ende  an  der  Zündmasse 
des  längeren  Stückes  gerieben. 

—  BrM  empfiehlt  zuerst  zur  Selbstdarstellnng  von  Mineralwässern  die  später 
viel  gebrauchten  Gaskrüge. 

—  Nachdem  C.  A.  Sigismund  Schnitze  (1834)  die  Fähigkeit  der  eingetrock- 
neten Schildkrötentierchen  (Tardigraden) ,  nach  langer  Buhe  wieder  zu 
erwachen,  behauptet  hatte,  erstattet  auf  Veranlassung  der  Pariser  bio- 
logischen Gesellschaft  Paul  Broea  einen  Bericht  über  solche  Versuche, 
in  welchem  er  die  von  Schnitze  behaupteten  Tatsachen  vollständig  be- 
stätigt. 

—  Ernst  Wilhelm  VM  Brflck«  macht  Untersuchungen  über  die  Bewegungen 
der  Mimosenblätter  und  stellt  eine  rein  mechanische  Theorie  dieser  Er- 
scheinung auf. 

—  Butlw  in  New  Yersey  führt  zum  Kochen  der  Hadern  (Lumpen)  die  sich 
drehenden  Kocher  in  die  Papierfabrikation  ein.  Diese  Apparate  werden 
von  Bryan  Donkin  (1850),  von  Fourdrinier  (1856)  u.  a.  wesentlich  ver- 
bessert. 

—  Carl  Ernst  Chmi  beschreibt  5  Oxydationsstufen  des  Butheniums,  das  Oxydul, 
Sesquioxydul,  Oxyd,  die  Ruthensäure  und  Überruthensäure,  drei  Halogen- 
verbindungen, das  Chlorür,  Sesquichlorür  und  Chlorid,  das  dem  Oxyd  ent- 
sprechende Sulfid  imd  verschiedene  ammoniakalische  Ruthenbasen. 

—  Carl  Ernst  Claui  bearbeitet  die  von  Berzelius  zuerst  beschriebenen  Oxy- 
dationsstufen des  Osmiums,  das  Oxydul,  das  Sesquioxydul  und  das  Oxyd 
und  entdeckt,  daß  letzteres  beim  Erhitzen  in  Metall  und  Überosmiom- 
säure  zerfällt.  Die  Osmiumsäure,  nur  in  Verbindung  mit  Basen  bekannt, 
entdeckt  1844  Edmond  Fr^my.  Das  Osmiiunchlorür  und  das  Chlorid  erhält 
zuerst  Berzelius  (1833),  das  Sesquichlorür  Claus  1849;  die  Sohwefdverbin- 

—     502     — 

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1848 

düngen  werden  von  Berzelius  (1833),  ClauB  (1849)  tind  Fr6my  (1844)  be- 
schrieben. 
1848  George  Henry  Corlitt  erfindet  die  nach  ihm  benannte  Corlise  •  Ausklink- 
Hahnstenerung,  welche  1849  in  Amerika  patentiert  wird.  Der  Haupt- 
nachteü  dieser  Steuerung,  der  in  der  Unmöglichkeit,  bei  Mehrfach-Expan- 
sionsmaschinen  mehr  als  40  Prozent  Füllung  zu  erreichen,  besteht,  wird 
in  der  von  J.  R.  Frikart  ersonnenen  Verbesserung,  durch  welche  sich 
unter  Einwirkung  des  Regulators  alle  FüUungsgrade  erreichen  lassen,  ver- 
mieden. Andere  Verbeesungen  der  Corliss-Steuerung  rühren  von  J.  F.  Spencer 
(1866),  Douglas  und  Grant  (1874),  E.  Reynolds  (1875),  Jerome  Wheelook 
(1876),  BMe  (1878),  Doerfel  (1889)  u.  a.  her. 

—  Jean  Victor  Cocto,  Professor  am  College  de  France,  beobachtet  und  be- 
schreibt zuerst  den  Nestbau  des  Stiohlings,  den  derselbe  kugelförmig  aus 
Wasserpflanzen  formt. 

—  Reiner  DmIm  in  Horde  erfindet  das  Universalwalzwerk  ffix  Stabeisen 
mit  rechteckigem  Querschnitt.  Hierbei  wird  das  Flaoheisen  durch  zwei 
Paar  glatte  Walzen  erzeugt,  von  denen  die  eine  wagerecht,  die  andere 
senkrecht  gelagert  ist,  so  daB  also  das  Eisen  bei  jedem  Durchlauf  sowohl 
in  senkrechter  als  auch  in  wagerechter  Richtung  Druck  erfährt.  Die  Lage- 
rungen der  Walzen  sind  verstellbar,  so  daß  mit  dem  Universalwalzwerk 
Flacbeisen  eines  jeden  Profils  angefertigt  werden  kann. 

—  D.  C.  DanlMiM  und  C.  W.  B«wk  veröffentlichen  eine  epochemachende  Arbeit 
über  die  Lepra,  die  grundlegend  für  die  neuere  Forschung  über  diese  seit 
den  ältesten  Zeiten  bekannte  Krankheit  wird,  und  in  deren  Folge  nament- 
lich auch  in  den  alten  Heimstätten  des  Aussatzes,  wie  Indien  und  Ägypten, 
statistische  Zusammenstellungen  über  die  Ausbreitung  dieser  Seuche  ent- 
stehen. 

—  C.  F.  IMatam  und  W.  RegW*  versuchen  als  Basis  für  künstliche  Zähne 
Gummi  zu  verwenden,  den  sie  in  Lösung  schichtenweise  aufpinseln.  Die 
Methode  wird  mit  Einführung  des  vulkanisierten  Kautschuks  (s.  1855  G.) 
verlassen. 

—  Warren  Da  I«  RiM  macht  Untersuchungen  über  den  Cochenillefarbstoff  und 
entdeckt  die  Nitrococcussäure,  die  von  groBer  Wichtigkeit  für  die  Kon- 
stitutionsbestimmung der  Carminsäure  ist  und  den  Ausgangspunkt  der 
Arbeiten  von  C.  Liebermann  über  diesen  Körper  (s.  1897  L.)  bildet. 

—  Der  schottische  Ingenieur  6.  H.  Dodfa  bewirkt  am  Mon-Kland-Kanal  in 
Schottland  den  Schiffstransport  über  geneigte  Ebenen  in  mit  Wasser  ge- 
füllten Caissons  (transportabeln  oder  Dodge-Schleusen.    S.a.  1844 S.) 

—  Heinrich  Wilhelm  D«n  setzt  die  Arbeit  von  Alezander  von  Humboldt  fort 
und  entwirft  nicht  nur  Isothermen  des  Jahres,  sondern  auch  solche  der  ein- 
zelnen Monate  für  die  ganze  Erde.  Daraus  entwickeln  sich  i.  J.  1862  Unter- 
suchungen über  thermische  Isometralen  (Verbindimgslinien  derjenigen  Orte, 
bei  denen  zu  gleicher  Zeit  dieselbe  Abweichung  vom  normalen  Temperatur- 
mittel vorhanden  ist)  und  über  thermische  Isanomalen  (Verbindungslinien 
der  Orte,  die  für  bestimmte  Zeiten  wärmer  oder  kälter  sind,  als  es  nach 
ihrer  geographischen  Breite  der  Fall  sein  müßte).  Die  thermischen  Isa- 
nomalen werden  später  namentlich  von  Teisserenc  de  Bort  und  Batchelder 
zum  Gegenstand  eingehenden  Studiums  gemacht. 

—  Emil  du  Boit-Raymond  bildet  den  elektrischen  Strom  zu  einem  so  bequem 
anwendbaren,  fein  abstufbaren  und  leicht  lokahsierbaren  Reiz  für  Nerven 
und  Muskeln  aus,  daß  für  Reizungsversuche  von  jetzt  ab  der  elektrische 
Reiz  die  erste  Stelle  einnimmt.  Er  entdeckt  den  Muskelstrom  und  den 
Nervenstrom  und  leitet  deren  Gesetze  ab.     (8.  a.  1827  X.) 


—     503     — 

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1848 

1848    Gaspard  Alphonse  Dupaiquler  Terwendet  Jodlösung  zur   Bestimn^ung  des 
SchwefelwassentofEs    in  Mineralwässem. 

—  Der  Pfarrer  Johann  Dzlenon  zu  Karlsmarkt  bei  Brieg  erfindet  die  Bienen- 
stöcke mit  beweglichen  (herausnehmbaren)  Waben  (sog.  Mobilzncht).  Er 
bringt  hierzu  in  den  Bienenkästen  lose  Holzleisten  an,  welche  mit  Waben- 
streifen beklebt  sind,  wodurch  den  Bienen  Platz  und  Richtung  ihres  Baues 
Torgezeicbnet  wird.  Später  stellt  er  den  nach  ihm  benannten  Zwillings- 
stock her.     (Vgl.  1852  B.) 

—  Foucault  und  Dubot«!  konstruieren  die  erste  brauchbare  Bogenlampe  mit 
Uhrwerk  für  Nachschub  und  für  Auseinanderziehen  der  Kohlen. 

—  John  Fowlar  konstruiert  einen  Drainpflug,  der  die  Grundlage  für  die  späteren 
Dampfpflüge  bildet  und  durch  ein  starkes  Hanfseil  mittels  eines  Göpels 
in  Bewegung  gesetzt  wird. 

—  FrankmiMn  in  Leipzig  bringt  in  der  Mitte  der  Flamme  einer  Argandlampe 
einen  verstellbaren  Kegel  an,  der  aus  einem  mit  einer  erdigen  Substanz 
durchdrungenen  Gewebe  besteht.  Das  Gewebe  brennt  aus,  die  in  der- 
selben Form  zurückbleibende  erdige  Masse  wird  weiBglühend  und  erhöht 
die  Leuchtkraft  der  Flamme. 

—  Carl  KemigiuB  FrMtniut  empfiehlt  die  phosphorsaure  Ammoniakmagnesia 
ihrer  Unlöslichkeit  in  ammoniakhaltigem  Wasser  halber  zu  analytischen 
Zwecken  als  Erkennungsmittel  der  Magnesiumsalze  und  der  Phosphorsäure. 

—  Charles  Sorhardt  führt  die  Analogie  zwischen  Ammoniak  und  Anilin 
(s.  1843  G.)  noch  weiter  durch  und  stellt  die  Anilidsäuren  (Sulfanils&ure, 
Disulfanilsäure)  dar,  die  er  den  Aminsäuren  analog  auffaßt. 

—  Heinrich  Kobert  CWppert  erbringt  mit  Hilfe  des  Mikroskops  den  Nachweis, 
daß  man  in  der  fossilen  Kohle  die  Art  der  Pflanzen,  ans  denen  sie  ent- 
standen ist,  wiedererkennen  kann. 

—  Nachdem  1820  das  erste  eiserne  Schiff  vom  Stapel  gelassen  war  und  sich 
die  Notwendigkeit  ergeben  hatte,  die  eisemen  Böden  gegen- Rost  und  gegen 
das  Ansetzen  von  Organismen  zu  schützen,  schlägt  Charles  Hancock  zu 
diesem  Zweck  in  Chlorcaldum  gekochte,  geknetete  und  mit  Borax  und 
Schellack  gemischte  Guttapercha  vor.  1849  folgt  die  Anregung,  Lösungen 
von  Guttapercha  in  Benzol  zu  verwenden.  Nach  vielen  anderen  Vor- 
schlägen werden  gegen  1880  zuerst  von  Rathgen  Lackfarben  in  Form 
einer  Lösung  von  Schellack  in  Spiritus  mit  Eisenoxyd  als  Besohwerungs- 
mittel  angewendet,  die  sich  großer  Beliebtheit  erfreuen.  Als  giftiges 
Prinzip  werden  diesen  Farben  QuecksUbersalze  oder  auch  Kupfersalze  hin- 
zugefügt, welche  letztere  Mac  Crae  1858  vorschlägt.     (Vgl.  a.  1860  S.) 

—  Hermann  von  Hdmholti  entdeckt  die  funktionelle  Wärmebildung  der  Muskeln. 

—  Nachdem  Harding  in  seinem  1808 — 23  erschienenen  ,, Atlas  Coelestis"  den 
ersten  Schritt  dazu  getan  hatte,  in  seine  Sternkarten  auch  die  dem  Auge 
nicht  sichtbaren  Sterne  aufzunehmen,  und  Bessel  den  Anstoß  zu  einer 
planmäßigen  Kartienmg  durch  seinen  am  21.  Oktober  1824  an  die  Berliner 
Akademie  gerichteten  Brief  gegeben  hatte,  publiziert  John  Rüssel  Hind 
nach  seinen  Beobachtungen  auf  der  Frivatstemwarte  von  Bishop  die  erste 
sogenannte  Ekliptikalkarte  (so  genannt,  weü  sie  nur  eine  schmale,  die 
Ekliptik  einschließende  Zone  umfaßt).  Diese  Karte  enthält  die  Sterne  bis 
zur  11.  und  12.  Größe;  ihr  folgen  1860 — 78  die  Karten  von  Peters  und 
1860—63  die  Karten  von  Chacomac,  die  nach  Chacomac's  Tod  von  den 
Brüdern  Henry  fortgesetzt  werden. 

—  Die  Indische  Regierung  nimmt  den  Gangeskanal  und  die  Wiederherstellung  des 
um  die  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  gänzlich  verfallenen  Delhikanals  in  Angriff. 
Die  Länge  des  Gangeskanals  beträgt  1305  km,  während  der  später  begonnene 
Delhikanal  mit  allen  Verzweigungen  688  km  lang  werden  soll.   Das  schwie- 

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1848 

rigste  Bauwerk,  der  Solani -Aquädukt,  auf  dem  der  Kanal  über  den 
Solanifluß  geleitet  werden  mußte,  um  in  die  Douabebene  einzutreten,  wird 
am  8.  April  1864  eingeweiht. 
1848  Der  Maschinendirektor  Klrehwt|w  in  Hannover  verbessert  die  Windräder, 
indem  er  schwach  ausgehöhlte  Flügel  aus  Eisenblech  konstruiert  und  so 
anordnet,  daß  sie  stets  von  selbst  gegen  die  Richtung  des  Windes  eine 
Stellung  annehmen,  welche  die  auf  die  Flügel  übertragene  bewegende 
Arbeit  möglichst  konstant  macht. 

—  Der  katholische  Priester  Sebastian  Kntipp  führt  bei  der  Wasserkur  das 
Barfußgehen  auf  nassen  Wiesen  ein,  das  früher  schon  von  Penot  (s.  1547) 
empfohlen  worden  war. 

—  Hermann  K«lb«  spricht  die  Vermutung  aus,  das  Kakodyl  sei  Arsendimethyl, 
welche  Vermutung  von  Frankland  (1850)  wahrscheinlich  gemacht  und  durch 
Cahours  und  Riebe  (1863)  auf  dem  Wege  des  Experimentes  bestätigt 
wird.  Die  letzteren  entdecken  bei  ihren  Arbeiten  das  Trimethylarsin  und 
das  Trimethylarsonium.  Landolt  stellt  1854  die  entsprechenden  Äthylver- 
bindungen dar;  die  Arsenmonomethylverbindungen  werden  1858  von  Baeyer 
erhalten. 

-—  Hermann  KolM  und  Edward  Fmkland  gelingt  es,  auf  synthetischem  Wege 
aus  Cyanmethyl  durch  Kochen  mit  Kali  oder  Schwefelsäure  Essigsäure 
herzustellen,  tmd  damit  zu  Säuren  von  höherer  KohlenstoSzahl,  als  es  dem 
Radikal  der  Cyanverbindung  entspricht,  aufzusteigen.  Dieselbe  Reaktion 
wird  gleichzeitig  auch  von  Dumas,  Malaguti  und  Leblanc  zur  Darstellung 
von  Propionsäure  aus  Cyanäthyl  benutzt. 

—  L.  Latatw  in  Toulouse  wirkt  in  verdienstvoller  Weise  auf  dem  Gebiet  der 
Tierheilkunde.  Er  schreibt  über  den  Darmstich,  die  Kastration  und  das 
Brennen  und  konstruiert  eine  besondere  Form  der  Haarseilnadel.  Sein 
Hauptwerk  ist  die  „Pathologie  v^t^riualre". 

—  Auguste  Laurent  entdeckt  die  lösliche  Modifikation  der  Wolframsäure,  die 
mit  den  meisten  Basen  lösliche  Salze  liefert  und  den  Namen  Metawolfram- 
säure  erhält. 

—  Der  englische  Staatsmann  imd  Altertumsforscher  Austen  Henry  Layart 
entdeckt  in  den  Ruinen  des  alten  Ninive  die  aus  Tausenden  von  Ton- 
täfelchen bestehende,  jetzt  im  Britischen  Museum  aufgestellte  Bibliothek 
des  Königs  Asurbanipal  (Sardanapal  669 — 625  v.  Chr.).  Auch  findet  er 
daselbst  eine  geschliffene  plankonvexe  Linse  aus  Bergkrystall,  —  der  älteste 
Fund  dieser  Art. 

—  Nachdem  Nees  von  Esenbeck  ( 1822)  die  männlichen  Samenfäden  des  Torf- 
mooses, G.  W.  Bischoff  (1828)  die  der  Characeen  wahrgenommen  und  Unger 
sie  als  männliche  Befruchtungsorgane  in  Anspruch  genommen  hatte,  ent- 
deckt Graf  LMCzyo-Sumlnsky  an  den  Farnkräutern  außer  den  männlichen 
Organen  (Antheridien)  auch  weibliche  Organe  (Archegonien) ,  in  deren 
Innerem  nach  geschehener  Befruchtung  der  Embryo  der  jungen  Fam- 
pflanze entsteht. 

—  Rudolf  Lauekart  trennt  die  Coelenteraten,  die  Cuvier  mit  den  Radiaten 
und  Echinodermen  vereinigt  hatte,  wieder  von  diesen  Tierklassen  ab  und 
gibt  ihnen  eine  besondere  Stelle  im  System,  weü  sie,  wie  H.  Milne  Edwards 
festgestellt  hat,  kein  Darmrohr  wie  die  Echinodermen  besitzen,  sondern 
nur  eine  oSene  Leibeshöhle  haben.  Zu  den  Coelenteraten,  durch  die 
Haeckel  zu  seiner  Gastraeatheorie  (s.  1872  II.)  gelangt,  gehören  die 
Schwämme,  Polypen,  Medusen,  Quallen  und  Korallen.  Leuckart  unter- 
sucht auch  den  Polymorphismus  im  Tierreich. 

—  LadislauB  Magyar  erforscht  den  Unterlauf  des  Kongo,  den  er  auf  einem 
Boote  soweit  aufwärts  fährt,  bis  ihm  die  Stromschnellen  Einhalt  gebieten. 

—     505     — 


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1848 

1848  Bobert  Malltt  verbreitet  duTch  seinen  „Report  on  the  facta  of  earthquake 
phaenomena"  Licht  über  die  Natur  der  Erschütterung  bei  Erdbeben, 
den  Zusammenhang  ihrer  scheinbar  verschiedenen  Wirkungen,  und  ihre 
Trennung  von  den  sie  begleitenden  oder  gleichzeitig  eintretenden  physika- 
lischen und  chemiaohen  Prozessen. 

—  Der  Mühlenbaumeister  J.  W.  Manhali  findet  am  10.  Januar  das  erste  Gold 
in  Kalif omien  auf  dem  Besitztum  des  Kapitäns  Sutter. 

—  Coelestin  Martin  in  Pepinster  bei  Verviers  erfindet  den  „Continne- Vorspinner" 
(Florteiler),  der  von  Richard  Hartmann  1860  noch  verbessert  wird. 

—  Heinrich  Emanuel  Mtrck  entdeckt  im  Opium  eine  neue  Base,  das  Papa- 
verin,  das  von  Anderson  (1854)  und  Hesse  (1870)  näher  untersucht  wird. 

—  Gustav  Adolf  MIchailii  gibt  eine  wissenschaftliche  Darlegung  des  engen 
Beckens,  die  den  eigentlichen  Beginn  der  Periode  einer  wissenschaftlichen 
Behandlung  der  Geburtshilfe  bedeutet  und  am  meisten  zum  klinischen 
Ausbau  der  Lehre  vom  engen  Becken  beiträgt.     (S.  a.  168SD.) 

—  Der  preußische  Oberbaurat  Mohn  bringt  zuerst  selbsttätige  Signalvorrich- 
tungen an  den  Weichen  an,  welche  deren  Stellung  von  weitem  sichtbar 
machen. 

—  Friedrich  Mohr  empfiehlt  die  nach  ihm  benannte  Wage  zur  Bestimmung 
des  spezifischen  Gewichts  von  Flüssigkeiten,  die  gestattet,  das  spezifische 
Gewicht  unmittelbar  als  Zahl  abzulesen. 

—  MoTfui  in  Manchester  konstruiert  die  erste  Kerzengießmaschine  für  kon- 
tinuierlichen Betrieb,  die'  namentlich  von  Cahonet  nnd  Moräne  in  Paris 
wesentlich  verbessert  wird. 

—  Friedrich  MOIIor  und  Sven  Ludwig  Lo«<n  entdecken  am  tierischen  Ei  die 
Polzellen  und  nennen  dieselben  ,,RichtungBkörperchen",  weil  sie  stets  an  der 
Stelle  auftreten,  wo  sich  später  die  erste  Teilungsfurche  zeigt.  Bütschli 
bringt  die  Bildung  der  Polzellen  später  (1886)  mit  den  Veränderungen 
des  Keimbläschens  in  Beziehung. 

—  Claude  Nic^phore  Nlepc*  dt  Saint  Victor  verwendet  zur  photographischen 
Aufnahme  Glasplatten,  die  er  mit  jodkaliumhaltigem  Eiweiß  überzieht, 
mit  Silbemitrat  sensibilisiert,  belichtet  und  schließlich  mit  Gallussäure  ent- 
wickelt und  mit  Bromkalium  fixiert. 

—  Palmar  gibt  der  1846  von  Wien  aus  in  den  Handel  gebrachten  Blechlehre, 
welche  die  Gestalt  einer  kleinen  Schraubzwinge  hatte,  und  bei  der  das  zu  mes- 
sende Blech  zwischen  das  Ende  der  Schraube  und  den  gegenüberstehenden 
Arm  der  Zwinge  eingebracht  wurde,  eine  handliche  Form  und  ermöglicht 
die  Ablesung  des  Maßes  bis  auf  ^/joo  mm. 

—  Jean  Baptiste  Parchappo  d«  VInay  führt  zuerst  die  Bestimmung  des  Gehim- 
gewichtes bei  Geisteskranken  durch  und  findet,  daß  den  einzelnen  Stadien 
des  Irrsinns  eine  absteigende  Gewichtsskala  entspricht.  Eingehendere  Ver- 
suche werden  u.  a.  1867  von  Meynert  vorgenommen,  der  konstatiert,  daß 
der  fortschreitende  Verlust  an  Schwere  vorwiegend  den  Himmantel  betrifft. 

—  Louis  Pattour  findet  zur  Spaltung  der  Racemkörper  (s.  nachstehenden  Artikel) 
die  Methode  der  KrystaUisation  auf  und  wendet  dieselbe  auf  die  Traubensäure 
in  Form  des  Natriumammoniumsalzes  an,  aus  der  er  die  beiden  optischen 
Antipoden,  Rechts-  und  Linksweinsäure  in  gleicher  Menge  erhält.  Eine 
zweite  Art  der  Spaltung  mit  Hilfe  von  aktiven  Verbindungen,  im  Fall 
racemisoher  Säuren  von  Alkaloiden,  findet  Pasteur  1862  auf;  eine  dritte 
Methode  mit  HiUe  von  Pilzen  wird  ebenfalls  von  Pasteur  1860  entdeckt 

—  Lotus  Pailaiir  weist  nach,  daß  es  vier  isomere  Weinsäuren  gibt,  die  Trauben- 
säure, die  inaktive  Weinsäure,  die  Rechts-  und  Linksweinsäure,  und  daß 
diese  beiden  letzten  in  gleichen,  aber  entgegengesetzt  gebauten  Formen 
(enantimorph)   krystallisieren,  daß  sie   beide  den  polarisierten  Lichtstrahl 


—     506     — 

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1848 

Tun  gleiche  Winkel,  aber  entgegengesetzt,  ablenken  und,  zu  gleichen  Teilen 
gemengt,  optisch  inaktive  (d.  L  racemische)  Weinsäure  geben.  Diese  Unter- 
suchungen sind  sehr  wichtig  für  die  Stereochemie,  weil  die  in  herkömm- 
heher  Art  geschriebeneu  Eonstitutionsformeln  sich  zur  Erklärung  dieser 
Isomerlen  als  ungenügend  erweisen  und  man  sich  genötigt  sieht,  zu  ihrer 
Erklärung  räumliche  Vorstellungen  heranzuziehen. 
1848  Das  Gummi  arabicum,  das  bereits  von  Hippokrates  (420  t.  Chr.)  und  später 
von  den  arabischen  Ärzten  als  Heilmittel  angewendet  wurde,  läßt  sich 
durch  Behandeln  mit  6 — 12  Teilen  einer  gesättigten  wässerigen  Lösung 
von  schwefliger  Säure  leicht  bleichen.  Das  erste  Patent  auf  diese  Art 
des  Bleichens  erhält  PIcdotto,  der  sich  vielfach  mit  der  Beinigung  dieses 
Produktes  beschäftigt. 

—  J.  L.  M.  Poiseuillt  stellt  Versuche  über  den  Ausfluß  von  Flüssigkeiten  durch 
enge  Röhren  an  und  findet,  daß  das  ausfließende  Volum  dem  treibenden 
Druck  und  der  vierten  Potenz  des  Radius  der  Röhre  direkt,  der  Länge 
der  Röhre  und  der  innem  Reibungskonstante  der  Flüssigkeit  umgekehrt 
proportional  ist.     (PoisemUe'sches  Gesetz.) 

—  Jean  Victor  Poncaltt  schlägt  statt  der  HolzschweUen  flache  gußeiserne 
Einzelunterlagen  vor,  die  zuerst  auf  der  Mecheln- Antwerpener  Bahn  ver- 
legt werden  und  sich  gut  bewähren.     (S.  a.  1846  G.) 

—  Die  deutschen  Missionare  Rsbmann,  Erhardt  und  Krapf  bringen  die  erste 
Kunde  vom  Kilimandscharo  und  Kenia  und  1866  von  einem  großen 
Binnensee  Afrikas  nach  Europa.     (S.  1889  M.) 

—  Da  seit  1845  von  Franklin  (s.  184.5  F.)  Nachrichten  nicht  eingelaufen 
waren,  wird  man  so  besorgt  über  sein  Schicksal,  daß  sich  die  englische 
Regiernng  veranlaßt  sieht,  drei  HUfsexpeditionen  auszusenden.  James  Garke 
RMt  und  BIrd  gehen  nach  der  Barrowstraße,  Henry  Kallatt  und  Moora  nach 
der  BeringstraBe,  John  Rad  und  John  Rlehartten  über  Land  an  die  Küsten 
des  Eismeeres,  doch  gelingt  es  keiner  der  drei  Expeditionen,  eine  Spur  von 
Franklin  zu  finden.     (Vgl  auch  1863  R.) 

—  Sachs  und  Jonas  stellen  durch  Erhitzen  von  Leinöl  auf  hohe  Temperatur 
und  durch  Behandlung  der  erhaltenen  zähen  Masse  mit  Salpetersäure,  bis 
dieselbe  plastisch  wird  und  bei  Berührung  mit  Luft  erhärtet,  den  ölkaut- 
schuk  her,  der  häufig  als  Zusatz  zum  Kautschuk  benutzt  wird. 

—  Henri  Sainto-Clalra-Dwilla  behandelt  den  weichen  Schwefel,  der,  mag  man 
ihn  durch  Abkühlen  des  geschmolzenen  stark  erhitzten  Schwefels  oder 
durch  Zersetzung  aus  Chlorschwefel,  unterschwefUgsaurem  Natron  usw. 
erhalten,  aus  löslichem  und  unlöslichem  Schwefel  besteht,  mit  Schwefel- 
kohlenstoff und  erhält  im  Rückstand  zuerst  die  unlösliche  Modifikation 
des  Schwefels  in  reinem  Zustand.  Das  Vorkommen  dieser  Modifikation 
in  den  Schwefelblumen  weist  zuerst  Selmi  nach. 

—  Karl  Theodor  Ernst  von  Mabold  klärt  den  innem  Bau,  die  Lebens-  und 
Fortpflanzungsbedingimgen  der  wirbellosen  Tiere  auf.  Er  trennt  die  mit 
den  strahligen  Zoophyten  gar  keine  Verwandtschaft  darbietenden  Infusorien 
und  Bhizopoden  als  Protozoen  von  jenen  ab. 

—  Werner  von  Slomont  verlegt  das  erste  Guttapercha-Seekabel  in  Gestalt  eines 
Minenzündkabels  im  Kieler  Hafen.  Kurze  Zeit  darauf  wird  von  Armstrong 
ein  Guttaperchakabel  im  Hudson  verlegt. 

—  John  Stonhouto  schlägt  vor,  die  OrseUle  mit  Kalk  zu  extrahieren,  den  Aus- 
zug mit  Salzsäure  zu  fällen  und  die  Flechtensäure  zu  waschen  und  zu 
trocknen.  Sein  Vorschlag  wird  später  in  Frankreich  aufgegriffen  und 
gibt  zur  Darstellung  des  Pourpre  fran^ais,  der  echten  Orseille,  Veranlas- 
sung, die  jedoch  bald  durch  die  Anilinfarben  verdrängt  wird.  (S.  a. 
1829  R.) 

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1848 

1848  H.  W.  Sliwra  und  L.  F.  Svanbwrf  empfehlen  eine  Balpetersaure  Lösung  von 
molybdänsaurem  Ammonium  als  sehr  empfindliches  Reagens  auf  Phosphor- 
Bäure,  in  der  dadurch  ein  gelber  Niederschlag  von  phosphormolybdän- 
saurem  Ammonium  erzeugt  wird. 

—  Nachdem  Zeiher  1760  unabhängig  von  Leibniz  (8.  1702  L.)  ein  primitives 
Federbarometer,  bei  dem  das  luftleere  Gefäß  und  die  Feder  gesondert 
angebracht  waren,  konstruiert  hatte,  stellt  VMI  das  moderne  Aneroid- 
barometer  her,  dessen  Hauptbestandteil  eine  möglichst  luftleer  gemachte 
Kapsel  aus  dünnem  Messingblech  ist.  Die  durch  Änderungen  des  Luft- 
drucks hervorgerufenen  kleinen  elastischen  Formveränderungen  der  Kapsel 
werden  durch  einen  pajssenden  Mechanismus  auf  einen  Zeiger  fibertragen, 
der  auf  einer  durch  Vergleiohung  mit  einem  Quecksilberbarometer  empi- 
risch hergestellten  Skala  den  Barometerstand  abzulesen  gestattet. 

—  Der  französische  Chemiker  VIolettt  schlägt  die  Trocknung  des  Holzes  mit 
überhitztem  Wasserdampf  vor,  die  jedoch  nicht  über  den  Versuch  hinaus- 
gekommen zu  sein  scheint. 

—  Wilhelm  WertMm  zu  Paris  prüft  die  von  C.  G.  Page  (s.  1837  P.)  gemachte 
Beobachtung,  daB  der  elektrische  Strom  einen  in  einer  Drahtrolle  be- 
findlichen Eisenstab  zum  Tönen  bringen  könne,  nach  und  findet,  daß  der 
Stab  sich  bei  der  Magnetisierung  verlängert  und  bei  der  Entmagnetisierung 
wieder  verkürzt,  und  daß  die  Tonbildung  Folge  dieser  Verlängerung  tmd 
Verkürzung  ist.  Er  weist  nach,  daß  der  Ton,  da  er  von  der  Anzahl  der 
Stromunterbrechungen  unabhängig  ist,  lediglich  der  Longitudinalton  des 
Eisenstabes  ist,  und  daß  Stäbe  ans  nicht  magnetisierbarem  Metall  nicht 
tönen.  Von  diesen  Versuchen  geht  Beis  (s.  1861  K.)  bei  seinen  Versuchen 
über  das  Telephon  aus. 

—  Wilhelm  WerdMlm  bestimmt  die  Geschwindigkeit  des  Schalls  in  der  Luft 
auf  indirekte  Weise  vermittels  der  Pfeifentöne  und  gelangt  im  Mitt«l  aller 
Versuche  zu  der  Zahl  von  331,33  m/sec. 

—  Theodor  WerthtUn  und  Friedrich  RochlMtar  erhalten  das  Piperidin  durch 
Destillation  von  Piperin  mit  Natronkalk;  ihren  Namen  erhält  die  Base 
durch  Cahours. 

—  Henry  Bossiter  Worthlngton  konstruiert  die  nach  ihm  benannte  direkt  wir- 
kende Dampfpumpe,  bei  der,  was  bei  seiner  ersten  Pumpe  (s.  1840  W.) 
mit  Hilfe  von  Federn  erreicht  wurde,  durch  eine  Druckentlastung  erzielt 
wird.  Die  Pumpe  wird,  weil  sie  1850  zuerst  auf  dem  Dampfer  „Washington" 
benutzt  wird,  als  „Washington -Pumpe"  bezeichnet.  (S.  1840  A.  und  1869  C.) 

—  Adolphe  Wurti  stellt  die  Äther  der  Cyansäure  und  Cyanursäure  dar  und 
lehrt  deren  ümwandlungsprodukte  kennen. 

1849  Nachdem  schon  1560  Pedemontanus,  1583  Kenntmann  in  Jena,  1750  der 
Däne  Wilkenstein,  1757  der  Professor  Kniphoff  in  Erfurt,  1820  der  Kupfer- 
stecher Kyhl  in  Kopenhagen  Pflanzen  und  Spitzen  in  weiche  Metall- 
platten  eingepreßt  hatten,  um  diese  dann  nach  Art  des  Kupferdrucks 
zur  Herstellung  von  Abdrücken  zu  verwenden,  bilden  Aloys  Auar,  Leiter 
der  Staatsdruckerei  in  Wien,  und  der  Faktor  Worrfnc  das  Verfahren  des 
Naturselbstdrucks  weiter  aus.  Sie  legen  den  abzuformenden  Gegenstand 
zwischen  eine  polierte  Stahlplatte  und  eine  starke  Bleitafel  und  lassen  die 
Platten  unter  hohem  Druck  zwischen  Walzen  durchgehen.  Von  der 
auf  der  Bleiplatte  erhaltenen  Prägung  wird  eine  galvanoplastijBche  Kopie 
und  von  dieser  eine  zweite  vertiefte  Kopie  für  den  Druck  erzeugt.  Auf 
ähnliche  Weise  hatten  1836  die  Gebrüder  Weber  in  Göttingen  Abbildungen 
der  Wirbelsäule  hergestellt. 

I  gibt  ein  sogenanntes  „weißes"  Schießpulver  an,  welches  aus  chlor- 

—      508     — 

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1849 

saurem  Kali,  BlaÜaugeuBalz  und  Zucker  besteht  und  eine  Zeit  lang  zu 
einer  wichtigen  Bolle  in  der  Feuerwaffentechnik  berufen  Bcbien. 
1849  W.  Barlow  konstruiert  die  sogenannte  Sattelsohiene,  bei  der  jegliche 
Sohwellenunterstützung  gespart  werden  sollte.  Denselben  Zweck  sucht 
Adams  mit  seiner  1854  eingeführten  Trägerschiene  zu  erreichen;  doch  be- 
währen sich  diese  Schienen  auf  die  Dauer  nicht,  selbst  nicht  in  der  1865 
von  Hartwich  vorgenommenen  Verbesserung. 

—  Claude  Barnard  entdeckt,  daß  nach  Verletzung  einer  bestimmten  Stelle 
des  verlängerten  Markes  Zucker  im  Harn  der  Versuchstiere  auftritt.  Dies 
Experiment,  die  sogenannte  „Piqüre"  oder  „der  Zuckerstich",  beweist, 
daß  die  Vorgänge  des  inneren  Stoffwechsels  vom  Nervensystem  abhängig 
sind,  und  bietet  Anhaltspunkte  für  die  Erklärung  der  als  Zuckerhamruhr 
(Diabetes  mellitus)  bekannten  Krankheit. 

—  BItunard  stellt  das  Alanin  als  Spaltungsprodukt  des  in  den  Erbsensamen 
enthaltenen  Legumins  dar. 

—  Bolland  konstruiert  einen  Apparat,  der  dazu  dient,  das  Mehl  auf  seine 
Backfähigkeit,  d.  h.  auf  seinen  Gehalt  an  Kleber  und  dessen  Ausdehnungs- 
fähigkeit zu  prüfen.  Dies  Aleurometer  wird  1878  von  Sellnick  noch  ver- 
bessert, der  seinen  Apparat  Aleuroskop  nennt. 

—  Bourdon  konstruiert  ein  Metallbarometer,  das  auf  demselben  Prinzip  wie 
das  Vidi'sohe  Aneroidbarometer  (s.  1848  V.)  beruht,  aber  größere  Aus- 
schläge gibt,  weil  das  Gefäß  die  Gestalt  einer  gebogenen  Röhre  hat,  die 
sich  stärker  oder  schwächer  krümmt,  wenn  der  Luftdruck  zu-  oder  ab- 
nimmt (Bourdon'sche  Spirale).  Er  konstruiert  auch  ein  Federmanometer, 
dessen  Idee  ihm  von  Morin  angegeben  und  das  später  von  Sohäffer  und 
Budenberg  wesentlich  verbessert  wird.  Die  erste  Idee  eines  solchen  Mano- 
meters soll  bereits  1840  von  Schinz  gegeben  worden  sein. 

—  William  Bowmm  fördert  die  Kenntnis  vom  Bau  des  Auges,  findet  das 
Saftkanalsystem  in  der  Cornea,  bringt  Klarheit  in  den  feineren  Bau  des 
UvealtraktuB,  unterscheidet  die  äußere  und  innere  Kömerschicht  und  sieht 
zuerst  die  Fortsetzung  der  Ganglienzellen. 

—  Wüham  Bowman  führt  die  Behandlung  der  Thränensackleiden  mit  der 
Sonde  ein  und  trägt  zur  Ausgestaltung  der  Staroperation  bei. 

—  Auguste  Bnmds  macht  Untersuchungen  über  den  innem  Bau  der  Krystalle, 
welche  die  Resultate  von  Hessel  (s.  1830  H.)  bestätigen. 

—  BramiM  und  Lohap  zu  Haspe  in  Westfalen  gelingt  die  Darstellung  des 
Puddelstahls,  die  sich  von  Deutschland  schnell  nach  aUen  andern  Ländern 
verbreitet.  Die  chemischen  Vorgänge  sind  im  allgemeinen  dieselben,  wie 
beim  Puddeln  des  Eisens. 

—  Rudolph  Clautlui  arbeitet  über  die  von  W.  Weber  (s.  1836  W.)  entdeckte 
elastische  Nachwirkung. 

-^  Rudolph  Clautlui  ermittelt  gesetzmäßige  Beziehungen  zwischen  Druck  und 
Temperatur,  als  deren  graphisches  Symbol  er  die  Siedekurve  angibt. 

—  Der  Engländer  Cron  schlägt  vor,  das  Gerbeverfahren  durch  Anwendung 
der  Elektrizität  zu  beschleunigen.  Dieses  Verfahren  wird  von  Worms  und 
Bal6  einerseits  und  Groth  andererseits  ausgeführt,  erlangt  aber  keine  große 
Bedeutung. 

—  H.  Darcy  macht  in  den  Jahren  1849—51  Versuche  über  die  Bewegung  des 
Wassers  in  Röhren,  die  außer  Zweifel  stellen,  daß  der  Gesohwindigkeits- 
koefEizient  durch  die  Beschaffenheit  der  inneren  Röhrenwände  (größere 
oder  geringere  Glätte)  und  die  mittlere  hydraulische  Tiefe  beeinflußt  wird. 
Die  Versuche  erstrecken  sich  nicht  nur  auf  gußeiserne  Rohrleitungen, 
sondern  auch  auf  offene  Versuchskanäle  und  werden  später  namentlich  von 
Ganguillet  und  Kutter  (1869)  und  von  Frank  (1881)  vervollständigt. 


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1849 

1849  H.  Darcy  veTbessert  die  Pitot'aohe  Röhre  so,  daß  man  die  Ableeangeii  der 
Wasserstände,  ans  deren  Unterschied  die  Geschwindigkeit  ermittelt  vcird, 
bequem  über  Wasser  machen  kann,  ohne  das  Instrument  heraasznnehmen 
oder  in  seiner  Stellung  zu  verändern. 

—  Paul  Daolrto  erhält  das  Zinnozyd  in  krystallinischer  Form,  indem  er  Zinn- 
chlorürdämpfe  and  Wasserdämpfe  durch  eine  rotglühende  Porzellanröhre 
gehen  läßt. 

—  P.  Q.  Dflsafan  und  F.  H.  dt  la  Provottayt  zeigen  die  Übereinstimmung  der 
Erscheinungen  der  Polarisation  der  Wärme  mit  denen  der  Polarisation  des 
Lichtes.     (S.  a.  1812  B.) 

—  C^sar  Mansudte  DMpratz  kommt  zuerst  auf  den  Gedanken,  die  Temperatur 
des  elektrischen  Lichtbogens  auszunutzen,  und  nimmt  für  seine  Versuche 
eine  Eohlenretorte,  in  deren  Innerem  ein  elektrischer  Bogen  übergeht; 
der  negative  Pol  des  Bogens  besteht  aus  einem  Kohlenstab,  die  Retorte 
selbst  bildet  den  positiven  Pol.  (Erster  elektrischer  Ofen  mit  Tiegd- 
elektrode.) 

—  Dabninfaut  und  Laplay  suchen  die  Entzuokerung  der  Melasse  mit  Baryt  in 
die  Praxis  einzuführen,  was  jedoch  an  der  damals  noch  schwierigen  Be- 
schaffung von  Baryt  scheitert.  Sie  lassen  sich  nebenbei  auch  die  Entzuoke- 
rung mit  Strontian  patentieren,  ohne  aber  dies  Verfahren  im  Großen  aus- 
zuführen, noch  auch  selbst  wissenschaftUch  durchzuarbeiten. 

—  Jacques  Joseph  EMmM  stellt  unter  Verwendung  der  Borsäure  als  Lösungs- 
mittel, die  er  durch  starkes  Erhitzen  verflüchtigt,  künstlichen  Spinell  und 
andere  künstliche  Mineralien  mit  ihrer  natürlichen  Form  und  Zusanounen- 
setzung  her. 

—  Erik  Edliiiid  kommt  bei  seinen  mit  dem  Galvanometer  angestellten  Unter- 
suchungen über  die  quantitativen  Verhältnisse  der  Extraströme  zu  den 
Sätzen:  „Die  Intensität  des  öffnungs-  und  Schließungsstroms  ist  gleich 
groß",  und:  „Die  Intensität  der  Extraströme  ist  derjenigen  der  induzieren- 
den Ströme  direkt  proportional". 

—  Michael  Faraday  entdeckt,  daß  sich  unter  dem  Einfluß  eines  großen  Huf- 
eisenmagneten ein  Wismutkrystall  axial  einstellt,  und  nimmt  eine  be- 
sondere Ursache,  die  Magnetkrystallkraft  dafür  an,  die  später  jedoch  ganz 
aufgegeben  wird. 

—  Armand  Hippolyte  Louis  Ftaaau  mißt  die  Geschwindigkeit  des  Lichts 
(s.  1676  R.),  indem  er  einen  Lichtstrahl  durch  eine  der  Lücken  am  Um- 
fange eines  gezahnten  Rades  hindurch  auf  einen  sehr  weit  entfernten 
Spiegel  fallen  läßt  und  das  Rad  in  so  rasche  Umdrehung  versetzt,  daß 
der  vom  Spiegel  zurückgeworfene  Strahl  nunmehr  auf  einen  Zahn  des 
Rades  trifft  und  für  den  Beobachter  unsichtbar  wird  (Fizeau'sche  Zwei- 
Zahnräder-Methode).  Fizeau  findet  auf  diese  Weise  die  Lichtgeschwindig- 
keit zu  42219  geographischen  Meilen  (313000  km)  in  1  Sekunde.  (S.  auch 
1854  F.  und  1874  C.) 

■^  John  Fowler  führt  auf  der  East  Lincolnshire-Babn  zur  Stoßverbindung  der 
Schienen  brückenartige  Laschen  ein,  welche  auf  den  beiden  der  Schienen- 
fuge benachbarten  Stoßschwellen  fest  aufruhen.  Diese  Stoßbrücken  werden 
in  den  achtziger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  in  Nordamerika  wieder 
viel  verwendet;  auf  den  deutschen  Bahnen  werden  Erfolge  damit  indes 
nicht  erzielt. 

—  Joseph  Fnuieis  erfindet  eine  Wasserturbine,  die  nach  dem  reinen  Aktions- 
prinzip  (als  Freistrahlturbine)  arbeitet. 

—  Edward  Frankland  gelingt  der  synthetische  Aufbau  von  Kohlenwasser- 
stoffen,   wie    Dimethyl    (Äthan),    Diäthyl   (Butan)    usw.    durch  Zerlegung 

—     510     — 


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184» 

der  Jodide  der  Alkohole   durch   Zink.    Diese  Arbeiten   fähren   zur  Ent- 
deckiing  der  Zinkalkyle  und  anderer  metallorganischer  Verbindungen. 
1849    Wilhelm  Karl  von  Haidingtr  beobachtet  Interferenzerscheinungen  an  dünnen 
G-limmerpl&ttohen . 

—  A.  P.  HallMay  in  Salford  erhält  ein  Patent  für  Herstellung  von  Holzessig 
aus  Sägespänen,  gebrauchter  Lohe  und  ausgelaugten  Farbhölzem.  Das  Ver- 
fahren wird  in  der  Fabrik  von  Hadfleld  &  Kenney  und  in  der  yon  Halli- 
day,  Pochin  &  Co.  in  großem  Maßstabe  ausgeführt. 

—  Ebenezer  N.  HOfltord  erfindet  ein  Verfahren  zur  Kondensation  der  Milch, 
das  durch  seinen  Assistenten  G-ail  Borden  verbessert  und  1853  in  Ame- 
rika eingeführt  wird;  in  Europa  wird  1860  die  erste  Fabrik  von  Henry 
Nestle  in  Cham  in  der  Schweiz  in  Betrieb  gesetzt.  Ein  1835  von  dem 
Patentanwalt  Newton  in  England  genommenes  Patent  zur  Darstellung 
kondensierter  Milch  hatte  keine  praktische  Folge  gehabt. 

—  Thomas  Henry  Huxtoy  weist  die  Homologie  der  beiden  primären  Keim- 
blätter, d.  h.  ihre  Gleichartigkeit  durch  alle  Tierklassen,  nach  und  zeigt, 
daß  der  Körper  der  meisten  Pflanzentiere,  wie  z.  B.  der  Medusen,  zeit- 
lebens nur  aus  diesen  beiden  Zellenschichten  und  deren  Bildungen  besteht. 

—  Klhnr  schlägt  die  erste  Rundfräsmasohine  zur  Bearbeitung  von  Eisenbahn- 
radreifen  vor,  die  1866  von  Josten  verbessert  wird. 

—  Carl  Gottheit  KM  gelingt  es  zuerst,  Schächte  von  größerer  Weite  (mit 
Durchmessern  bis  6  m)  in  festem  Grebirge  abzubohren.  Er  bohrt  mit 
kleinem  Durchmesser  vor  und  stellt  mit  einem  Nachnahme-  oder  Erweite- 
rungsbohrer das  volle  Schachtprofll  her.  1852  empfiehlt  er  kurze  guß- 
eiserne Singe  zum  Schaohtausbau ,  doch  wird  das  Verfahren  erst  voll- 
kommen, als  er  sich  mit  Ghaudron  vereinigt,  und  nun  der  wasserdichte 
Abbau  des  abgebohrten,  aber  noch  mit  Wasser  erfüllten  Schachtes  in 
gußeisernen  Bingen,  mit  Moosbüchsen-Abdichtung,  erfolgt  (Cuvelage).  Der 
erste  nach  dem  Kind  -  Chaudron'schen  Bohrverfahren  niedergebrachte 
Schacht  ist  der  von  St.  Vaast  in  Belgien  (1853). 

—  Hermann  Kolb*  zerlegt  zuerst  organische  Säuren,  wie  Essigsäure  und  Va- 
leriansäure,  durch  den  elektrischen  Strom  und  erhält  dabei  organische 
Badikale,   wie  Methyl   und  Butyl    (das   er  Valyl  nennt).     KekuI6   macht 

1864  darauf  aufmerksam,  daß  die  Elektrolyse  einen  Anhaltspunkt  für  die 
Bestimmung  der  Basizität  einer  Säure  liefern  könne. 

—  Johann  von  Lammt  konstruiert  zur  Bestimmung  der  Deklination  einen 
Apparat,  der  transportabel  ist,  in  seiner  Genauigkeit  aber  dem  GauB'schen 
Magnetometer  nicht  nachsteht.  (S.  1833G.)  Dieser  Apparat  ist  der  magne- 
tische Reisetheodolit,  der  zu  der  von  Lamont  begründeten  magnetischen 
Landesaufnahme  vielfache  Verwendung  findet.  Lamont  findet,  daß  die 
Deklinationsveränderungen  einer  zehnjährigen  Periode  folgen. 

—  Der  österreichische  Hauptmann  Lenk  von  Wolfsborf  befaßt  sich  mit  der 
Verbesserung  der  Schießbaumwolle  und  namentlich  der  Erzielung  größerer 
Haltbarkeit,  wobei  er  auf  die  Wichtigkeit  einer  geregelten  Verdichtung 
der  Fasern  und  die  Notwendigkeit  der  Anwendung  höchst  konzentrierter 
Säuren  hinweist.  Doch  werden  die  auf  sein  Betreiben  in  Österreich  ein- 
geführten Schießwollgeschütze  infolge  zweier  i.  J.  1865  stattgehabter,  ge- 
waltiger Magazinezplosionen  wieder  abgeschafft  und  es  bleibt  die  Dar- 
stellung einer  kriegsbrauchbaren  Schießbaumwolle  einer  späteren  Zeit  (vgl. 

1865  A.)  vorbehalten. 

—  J.  Madnteth  konstruiert  den  ersten  Wassermesser  für  Hauswasserleitungen, 
der  auf  dem  Prinzip  der  Sackpumpen  beruht. 

—  Der  englische  Chemiker  Charles  MansfloM  findet  das  von  Faraday  1826  ent- 


—     511     — 

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1848 

deckte  Benzol  im  Steinkohlenteer  und  stellt  aua  demselben  durch  Nitrieren 
das  1834  von  M.  Mitscherlioh  entdeckte  Nitrobenzol  her. 
1849  Der  französische  Infanterie-Hauptmann  Etienne  MInM  erfindet  das  nach 
ihm  benannte  G«wehr,  einen  gezogenen  Vorderlader,  bei  welchem  die 
Führung  in  den  Zügen  durch  Anwendung  eines  Expansionsgeechosses  be- 
werksteUigt  wird.  Es  ist  dies  ein  SpitzgeechoB  mit  einer  Höhlung  im 
Boden,  in  welche  meist  noch  ein  Eisenhütchen  (Culot)  eingesetzt  wird. 
Der  Druck  der  Pulyergase  bewirkt  eine  Auftreibung  der  Geschoßwandung 
und  damit  den  Eintritt  des  Geschosses  in  die  Züge.  (V^.  1630  E.,  1826  D., 
1844  T.) 

—  Der  Physiker  Johann  Heinrich  Jacob  MOIItr  ermittelt  experimentell  die 
Gesetze  des  galvanischen  Erglühens  von  Drähten,  die  1861  auch  von 
Zöllner  aufs  neue  geprüft  werden  und  namentlich  nach  Einführung  der 
elektrischen  Glühlampen  große  Bedeutung  erlangen. 

—  Karl  Wilhelm  von  Nl(tll  trennt  die  farblosen  Mikroorganismen  von  den 
mit  ihnen  morphologisch  nahe  verwandten  Algen  und  faßt  erstere,  welche 
infolge  des  mangelnden  Chlorophylls  keinen  Sauerstoff  produzieren  und 
den  Kohlenstoff  der  Kohlensäure  nicht  assimilieren,  als  Schizomyceten, 
„SpaltpUze"  zusammen. 

—  Max  von  PtttMikolOr  nimmt  die  zuerst  von  Philippe  Lebon  1792  versuchte 
Herstellung  von  Holzgas  (s.  1792  M.)  wieder  auf  und  errichtet  1851  mit 
Buland  und  v.  Pauli  eine  Holzgasanstalt  zur  Erleuchtung  des  Münchner 
Bahnhofs. 

—  Lyon  Ptayfalr  erhält  durch  Einwirkung  von  salpetriger  Säure  auf  ferrid- 
oyanwasserstofiaaures  Kalium  (rotes  Blutlaugensalz)  das  Nitroprusaid- 
natrium,  das  mit  alkalischen  Sulfureten,  wie  schon  L.  Gmelin  gefunden 
hatte,  eine  prächtig  purpurfarbige  Reaktion  gibt  und  deshalb  als  sehr 
empfindliches  Reagens  auf  diese  dient. 

—  H.  Pollondir  entdeckt  im  Blute  von  Tieren,  die  an  dem  seit  alters  her  bekannten 
Milzbrand  verendet  sind,  stäbchenförmige  Körper  (Bacillen)  und  beweist 
zuerst,  daß  die  miasmatischen  und  kontagiösen  Krankheiten  auf  der  Ein- 
wanderung niederer  Organismen  in  den  tierischen  Körper  beruhen.  Seine 
Entdeckung  wird  1857  vom  Tierarzt  F.  Brauell  in  Dorpat  bestätigt. 

—  RadfMd  und  Loomli  gelingt  es,  unter  Benutzung  der  Telegraphenlinien  der 
Vereinigten  Staaten  die  von  Kreil  (s.  1842  K.)  und  Fitzroy  (s.  1846  F.) 
angeregte  Organisation  der  Sturmwarnungen  ins  Leben  zu  rufen. 

—  Nachdem  Ferdinand  Runge  1842  ohne  nachhaltigen  Erfolg  Torf  zur  Dar- 
stellung von  Paraffin  benutzt  hatte,  gelingt  es  Rees  Rmm,  ein  für  den  Groß- 
betrieb geeignetes  Verfahren  der  Torf  Verarbeitung  aufzufinden,  nach  wel- 
chem bei  Kildare  in  Irland  Torf  fabrikmäßig  auf  Ammoniak,  Holzgeist, 
Mineralöle  und  Paraffin  verarbeitet  wird. 

—  Rosnault  und  RelMt  konstruieren  einen  Respirationsapparat,  der  es  ermög- 
licht, ein  Tier  längere  Zeit  in  ein  und  derselben  Luftmenge  atmen  zu  lassen 
und  die  von  ihm  verbrauchten  und  gebildeten  Gasmengen  zu  ermitteln. 
Hauptsächlich  handelt  es  sich  dabei  um  die  Bestimmung  des  durch  die 
Atmung  aufgenommenen  Sauerstoffs  und  die  durch  sie  ausgeschiedene 
Kohlensäure. 

—  Nachdem  infolge  der  Humboldt'schen  Beobachtungen  über  Gresteinsmagne- 
tismus  (s.  1798  H.)  viele  vereinzelte  Erfahrungen  von  verschiedenen  For- 
schern, wie  Bischof,  Förstemann,  von  Trebra,  Zach,  publiziert  worden  waren, 
veröffentlicht  Ferdinand  Reich  seine  Beobachtungen  im  Erzgebirge,  wobei 
namentlich  die  Erscheinungen  am  Pöhlberg,  einem  Seitenstock  des  Heid- 
bergs,  in  methodischer  Weise  beschrieben  werden. 

—  Henri  Sainto-Claira-Devlllo  stellt  das  Stickstoffpentoxyd  oder  Salpetersfiore- 

—     512     — 

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1849 

anhydrid  dar,  indem  er  Tollstftndig  trockenes  Chlorgas  auf  aalpetersanres 
Silberoxyd  einwirken  läßt  und  den  Dampf  in  einer  auf  — 20°  C.  abgekühl- 
ten Röhre  kondensiert,  wobei  sich  das  Stickstoftpentoxyd  in  glänzenden, 
durchsichtigen,  rhombischen  Säulen  abscheidet,  während  Sauerstoff  ent- 
weicht. 
1849  Wilhelm  Friedrich  Karl  August  von  Salm-Horttaur  bildet  zur  Untersuchung 
des  Päanzenlebens  die  Sandknltnrmethode  aus,  die  außer  Sand  Zucker- 
kohle, feingepnlverten  Bergkrystall  usw.  als  festen  Bestandteil  des  Bodens 
benatzt  und  diesem  die  Kährstofflösungen  zumisoht.  Die  Methode  wird 
1868  von  Hellriegel  noch  weiter  ausgebaut,  der  als  festen  Bestandteil  des 
Bodens  reinen  mit  Schwefelsäure  ausgekochten  und  doroh  Glühen  von 
allen  organischen  Resten  befreiten  Quarzsand  verwendet. 

—  A.  SciMitzlk  und  B.  Port  erfinden  den  ersten  „Stationsrufer",  ein  Wecker- 
triebwerk, dessen  Hemmung  nur  von  einer  bestimmten  Zahl  von  Strömen 
von  bestimmter  Richtung  ausgelöst  werden  kann. 

—  Nachdem  Chr.  A.  Egeberg  zuerst  empfohlen  hatte,  im  Falle  einer  tief- 
sitzenden  Verengerung  der  Speiseröhre  eine  Magenflstel  herzustellen  (1837), 
macht  Charles  Emanuel  SMIlot  die  erste  derartige  Operation,  der  er  den 
Namen  ,,6astrotomie"  beilegt,  am  Menschen. 

—  Andrew  Siiank*  erhält  ein  Patent  auf  ein  Verfahren,  hohle  Metallgegen- 
stände ohne  Kern  mittels  Zentrifugalkraft  zu  gießen.     (S.  a.  1809  E.) 

—  Dem  amerikanischen  Gynäkologen  Marion  Mms  gelingt  die  Heilung  der 
bis  dahin  für  unheilbar  gehaltenen  Veeicovaginalflstel  und  die  Erfindung 
des  Sims'schen  Rinnenspekulums.   Er  verwendet  zuerst  die  Silberdrahtnaht. 

—  David  Smitk  verbessert  die  Methode  der  Herstellung  des  Patentschrots 
(s.  1782  W.),  indem  er  dem  fallenden  Blei  einen  starken  Windstrom  ent- 
gegentreibt, wodoroh  die  Fallhöhe  von  30—40  m  auf  die  Hälfte  redu- 
ziert wird. 

—  Thomas  8lwoiiiOii  erfindet  das  Wellendynamometer  zur  Messung  der  Stoß- 
energie  der  Brandnngswoge.     (Vgl.  1844  R.) 

—  George  G.  Stokoi  berechnet  die  Fallgeschwindigkeit  der  Regentropfen. 

—  Nachdem  Sadi  Camot  (1824)  die  ersten  Beobachtungen  über  die  Ver- 
flüssigung des  Eises  durch  äußeren  Druck  gemacht  hatte,  weist  James 
TlioiMOii  mit  Bestimmtheit  nach,  daß  unter  starkem  Druck  der  Schmelz- 
punkt des  Eises  herabgesetzt  und  folglich  Schmelzwasser  mit  einer  Tem- 
peratur unter  0°  erzengt  werden  kann,  das  bei  Aufhören  des  Druckes  so- 
gleich wieder  gefriert. 

—  VioMto  brennt  den  Gips  in  einem  Schachtofen  mit  überhitztem  Wasser- 
dampf, wodurch  sich  ein  sehr  gleichmäßiger  Hitzegrad  erzielen  läßt,  der 
Wassergehalt  des  Gipses  in  Dampf  verwandelt  und  von  dem  überhitzten 
Dampf  mitgenommen  wird. 

—  Walkor  verlegt  am  10.  Januar  ein  zwei  Meilen  langes  Guttaperchakabel  im 
Kanal  auf  der  Höhe  von  Folkestone  und  telegraphiert  durch  dieses  Kabel 
mit  HQfe  von  angeschlossenen  Luftlinien  von  Bord  der  „Princess  Clemen- 
üne"  nach  London. 

—  Der  Mathematiker  Karl  WolarilfMl  baut  die  Fnnktionentheorie,  nament- 
lich durch  Einführung  der  Abel'schen  Funktionen  (s.  1829  A.  undJ.),  weiter 
aus,  wobei  er  im  Gegensätze  zu  Riemann  (s.  1867  R.),  der  die  geometri- 
sche Anschauung  zu  Hilfe  nimmt,  ledigUch  analytisch  vorgeht. 

—  Gustav  Wlodamann  konstatiert  Beziehungen  zwischen  der  elektrischen  Leit- 
fähigkeit und  der  Struktur  der  Krystalle.  Seine  Untersuchungen  werden 
später  durch  v.  Sönarmont  bestätigt. 

—  Der  Telegrapheningenieur  J.  H.  WUMin  macht  Versuche  mit  einer  Tele- 
graphie  ohne  Drahtleitung.    Er  spannt  auf   beiden   Seiten   eines  Flusses 

SarmBtsedter.  38 

—     513     — 


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184» 

Drähte  ans  und  gibt  mit  Erfolg  Zeichen  über  das  Wasser.  Sein  Erfolg 
beruhte  anscheinend  auf  elektromagnetischer  Induktion  zwischen  den  an 
den  üfem  gespannten  Drähten.  ÄhnMohe  Versuche  hatte  Moise  1844 
unternommen. 
1849  Friedrich  WAbler  macht  darauf  aufmerksam,  daß  die  StiokstoffmetäUe 
(b.  1841  S.)  sich  auch  direkt  aus  atmosphärischem  Stickstoff  und  Metallen 
im  Augenblick  der  Reduktion  der  Oxyde  beim  Grlühen  mit  Kohle  bilden 
können. 

—  Adolphe  Wurfs  findet  bei  der  Zersetzung  des  Cyansäureäthers,  des  Cyanur- 
säureäthers  sowie  der  daraus  dargestellten  substituierten  HamstofFe  mit 
KaUhydrat  Basen,  die  dem  Ammoniak  äußerst  ähnlich  sind,  und  die 
er  als  Ammoniak  auffaßt,  in  dem  ein  Atom  Wasserstofi  durch  die  Radi- 
kale Methyl  (Methylamin),  Äthyl  (Äthylamin),  Amyl  (Amylamin)  usw.  ver- 
treten ist.  Liebig  hatte  für  die  zu  seiner  Zeit  noch  hypothetischen  Körper 
1839  eine  ähnliche  Auffassung  ausgesprochen. 

1860  Die  Gesellschaft  AlltaiiM  in  Brüssel  baut  den  ersten  Wechselstromgenerator, 
der  in  der  Industrie,  namentlich  auf  Seeschiffen,  Bauplätzen,  Werften  und 
Leuchttürmen  vielfach  verwendet  wird.  Die  Maschine  gleicht  der  Clarke- 
schen  Maschine  (s.  1833  S.),  enthält  jedoch  zweimal  acht  Hufeisenmagnete. 
Sie  war  von  NoUet,  Professor  der  Phjrsik  in  Brüssel,  angegeben  und  von 
Holmes,  Du  Moncel  u.  a.  verbessert  worden  und  wird  unter  dem  Namen 
„Allianoemaschine"  vertrieben. 

—  Der  schwedische  Reisende  KarlJohann  AiidanMii  erforscht  mit  Francis  Galton 
in  den  Jahren  1860—61  Damara  und  Ovamboland  und  zieht  von  dort  allein 
nach  Namaqualand  und  dem  Ngamisee.  Auf  einer  späteren  Reise  erforscht 
er  den  Kunenefluß. 

—  Leopold  Arandi  in  Berlin  erfindet  ein  Stenographiesystem,  welches  —  nament- 
lich mit  den  von  Matschenz  vorgenommenen  Vereinfachungen  —  noch 
jetzt  viele  Anhänger  hat. 

—  Der  Reisende  Heinrich  Barth  macht  im  Verein  mit  Adolf  Ovanraf  eine  bis 
1864  dauernde  Reise  nach  Inner- Afrika,  auf  der  er  den  Binue  erreicht, 
Untersuchungen  über  den  Tschadsee  ansteUt,  die  Lage  von  Timbuktu 
festlegt  und  eine  vorzügliche  Karte  von  den  westlichen  Negerländem  Ada- 
maua,  Baghirmi,  Wadai  und  Gando  anfertigt.  Bis  zu  seinem  am  19.  Februar 
1861  erfolgten  Tode  hatte  auch  James  Richardaoa  an  der  Expedition  teil- 
genommen. 

>—  Der  dänische  Militärarzt  Bemh  studiert  die  ägyptische  Augenkrankheit 
( Ophthalmia  aegyptiaca  oder  militaiiB)  vom  pathologischen  und  anatomischen 
Standpunkt  und  weist  nach,  daß  dieselbe  kein  in  sich  abgeschlossenes 
Krankheitsbild  darstelle,  sondern  bald  unter  den  Erscheinungen  eines 
Katarrhs,  bald  in  Form  einer  Blennorrhoe,  bald  als  Conjunctivitis  granu- 
losa  verlaufe. 

—  Black  erfindet  eine  Papierfalzmaschine,  bei  der  in  horizontalen  und  vertikalen 
Ebenen  transversierende  Eisenblätter  die  ihnen  vorgelegten  Bogen  durch 
ihnen  entgegenstehende  Spalten  zwängen  und  den  Bruch  bewirken,  welcher 
von  den  Zwischenwalzen  und  dem  letzten  Walzenpaar  niedergelegt  wird. 
Die  Maschine  ist  imstande,  in  der  Stunde  2000  Oktavbogen  zu  falzen. 

—  James  Btaekhall  stellt  Knochenmehl  im  großen  her,  indem  et  Wasser- 
dampf unter  Druck  auf  die  gebrochenen  Knochen  einwirken  läßt,  wobei 
die  organische  Substanz  zerstört  wird  tmd  die  Knochen  entfettet  werden. 

—  George  Phillips  Bond  richtet  zuerst  die  Aufmerksamkeit  der  Astronomen 
auf  die  Tatsache,  daß  sich  innerhalb  der  beiden  bis  dahin  beobachteten 
Satumringe  noch  ein  dritter  relativ  dunkler  Ring  befindet.  Doch  ist 
dieser  dunkle  Ring  möglicherweise  schon  1838  von  Galle  gesehen  worden. 

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1850 

1860  William  Cranoh  Bond  verfertigt  ein  Dagaerrotyp  des  Mondes  und  später 
(1857)  ein  solches  des  Doppelstemes  Mizar  im  GroBen  B&ren.  (S.  auch 
1845  Fizeau.) 

—  Boris  stellt  Hohlziegeln  und  Hohlsteine  (Lochsteine)  dar,  die  rechtwinklige 
Parallehpede  mit  röhrenförmigen  Höhlungen  von  22—26  mm  Weite  bUden, 
während  die  Wände  0 — 10  mm  dick  sind.  Hohlsteine  waren  bereits  von 
den  Körnern,  insbesondere  bei  Errichtung  der  Topfgewölbe,  gebraucht 
worden.     (S.  a.  1813  D.) 

—  Friedrich  Moritz  Brauer  veröffentlicht  in  den  Jahren  1850—1904  grund- 
legende üntersuchimgen  über  die  Insekten,  die  sich  auf  die  entwicklungs- 
geschichtlichen  Gesichtspunkte  beziehen  und  für  die  Entomologie  von 
großer  Bedeutung  sind. 

—  Alexander  Braun  bildet  die  Zellenlehre  der  Pflanze  aus  und  definiert  den 
Begriff  der  Zelle  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  an  niederen  Algen. 

—  James  und  John  W.  Brttt  verlegen  am  23.  August  für  die  English  Channel 
Telegraph  Co.  ein  Guttaperchakabel  von  25  Meilen  Länge  im  Kanal,  auf 
dem  ein  Begrüßungstelegramm  an  den  Konsul  Bonaparte  geschickt  wird. 
Unmittelbar  nach  Absendung  dieses  Telegramms  versagt  das  Kabel,  das 
unarmiert  war,  infolge  von  Konstruktionsfehlem. 

—  J.  tfe  Brunfaut  in  Wien  bringt  die  zuerst  von  venetianischen  Glasarbeitern 
geübte  Kunst,  feine  Glasfäden  anszuspinnen,  zu  höchster  Vollendung  und 
stellt  neben  geradfadigem  Gespinst  auch  gelockte  Fäden  her,  die  er  zu 
Schmuckgegenständen,  sowie  zu  feiner  Glaswolle  verwendet. 

—  Edward  BuMInc  geht  für  die  Grasmähmaschine  (den  sogenannten  Rasenmäher) 
auf  den  rotierenden  Schneideapparat  (s.  78  Plinius)  zurück  und  gibt  diesen 
kleinen  Maschinen  die  auch  heute  noch  gebräuchliche  Form. 

—  Robert  Wilhelm  von  Bunson  erfindet  den  nach  ihm  benannten  Bunsen- 
brenner, In  dem  das  Gas  mit  Luft  vermischt  wird,  so  daß  eine  sehr  heiße, 
nicht  leuchtende  Flamme  entsteht. 

—  Der  holländische  Physiker  Christophe  Henry  D.  Buy>-Ballot  stellt  das 
barische  Windgesetz  auf,  wonach  die  Luft  stets  von  einem  Punkte  des 
höchsten  Luftdrucks  nach  dem  näohstgelegenen  Punkte  des  niedrigsten 
Luftdrucks  strömt  und  dabei  auf  der  nördlichen  Halbkugel  stetig  nach  rechts, 
auf  der  südlichen  Halbkugel  stetig  nach  links  abgelenkt  wird.  Das  barische 
Windgeeetz  wird  1864  von  Francis  Galton  bestätigt  und  weiter  entwickelt. 

—  Johann  Ludwig  Catpsr  bewirkt,  von  dem  Grundsatz  ausgehend,  daß  eine 
Emanzipation  der  gerichtlichen  von  der  wissenschaftlichen  Medizin  wünschens- 
wert sei,  eine  Reform  der  gerichtUchen  Medizin.  Er  wirkt  durch  sein  ,, Prak- 
tisches Handbuch  der  gerichtlichen  Medizin",  das  1856  erscheint,  vorbildlich 
für  diesen  Wissenszweig. 

—  Ghanoino  bildet  die  seit  dem  17.  Jahrhundert  bekannten  und  u.  a.  auf 
dem  kleinen  französischen  Flusse  Orb  eingeführten  Klappen,  welche  nur 
obere  Aufsätze  massiver  Überfall  wehre  bildeten,  zu  Klappenwehren  um 
(s.  a.  1818  W.),  und  wendet  sie  bei  der  Kanalisieiiing  der  oberen  Seine 
an.  Er  erzielt  dadurch  bis  Paris  eine  Fahrtiefe  von  2  m,  die  bis  dahin 
nur  stellenweise  vorhanden  war. 

—  Rudolph  Clautlut  bringt  den  zweiten  Hauptsatz  der  mechanischen  Wärme- 
theorie als  ein  allgemein  gültiges  Naturgesetz  zur  vollen  Geltung:  ,,  Wärme 
kann  niemals  von  selbst  (d.  h.  ohne  einen  Aufwand  von  entsprechender 
Energie)  aus  einem  kälteren  in  einen  wärmeren  Körper  übergehen."  Während 
mechanische  Arbeit  vollständig  in  Wärme  umgewandelt  werden  kann 
(durch  Reibung,  Stoß  usw.),  ist  es  unmöglich,  die  ganze  Wärme  wieder  in 
Arbeit  zu  verwandeln,  weil  dabei  immer  ein  Teil  in  kältere  Körper 
übergeht. 

SS« 

—     515     — 


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1860 

1850  A.  Cnmer  zeigt,  daß  die  Ldnse  des  Äages  dch  stärker  wölbt  oder  abflacht, 
je  nachdem  der  Blick  auf  einen  näheren  od^r  entfernteren  Gegenstand 
gerichtet  -wird  (Akkommodation).  Diese  Beobachtung  wird  1853  von  Helm- 
holtz  bestätigt.    (Vgl.  1853  H.) 

—  Cubltt  führt  nach  Paxton's  Entwurf  das  Hauptgebäude  der  ersten  all- 
gemeinen Industrieausstellimg  in  London  aus,  wo  an  Stelle  des  bis  dahin 
im  Hochbau  (namentlich  für  die  Trägerkonstruktion)  immer  noch  bevor- 
zugten Gußeisens  zum  ersten  Male  ausschließlich  Schmiedeeisen  verwendet 
wird.  Seitdem  wird  die  Anwendung  des  Schmiedeeisens  im  Hochbau  all- 
.gemein.  • 

—  Kasimir  Joseph  Davalne  gelingt  es,  die  Bewegung  freier  Zellen  an  den  Blut- 
körperchen des  Menschen  zu  erweisen,  die  später  auch  von  Lieberkühn, 
M.  Schnitze  u.  a.  beobachtet  werden.  (Vgl.  auch  1846  J.)  An  den  Wander- 
zellen des  Bindegewebes  werden  diese  Bewegungen  von  Kühne  und  von 
Recklinghansen  wahrgenommen. 

—  Heinrich  Wilhelm  Dove  entdeckt  den  stereoskopisohen  Glanz,  der  entsteht, 
wenn  man  auf  den  beiden  stereoskopischen  Bildern  eines  Körpers  derselben 
Stelle  verschiedene  HeUigkeit  gibt. 

—  Der  französische  Ingenieur  Du  TramMy  führt  die  erste  Abwärmekraft- 
masohine  aus,  die  eine  schrägliegende  Maschine  mit  obenliegender  Kurbel- 
welle darstellt.  Auf  der  einen  Seite  liegt  der  Wasserdampf-,  auf  der  anderen 
der  Kaltdampf  Zylinder,  der  mit  Ätherdampf  arbeitet.  Der  Wasserdampf 
wird  nach  geleisteter  Arbeit  in  einen  stehenden  Röhrenkondenaator  ge- 
leitet, der  unten  mit  einem  Ätherbehälter  v^bunden  ist.  Der  verdampfte 
Äther  strömt  in  den  Kaltdampfzylinder,  von  wo  er  in  einen  ähnlichen 
Röhrenkondensator  eingeleitet  und  durch  zugeführtes  Wasser  kondensiert 
wird,  um  dann  seinen  Kreislauf  aufs  neue  zu  beginnen.    (S.  1896  Z.) 

—  Der  Ingenieur  Wilhelm  Engarfli  konstruiert  eine  Lokomotive,  bei  der  neben 
dem  Gewicht  der  Maschine  auch  das  des  Tenders  für  die  Adhäsion  nutz- 
bar gemacht  wird  (Tenderlastzuglokomotive). 

—  Der  Paläontolog  Konstantin  von  EtUngiiiaiHM  untersucht  die  Lagerstätten 
fossiler  Pflanzen  in  Österreich.  Hieran  reihen  sich  seine  Untersuchungen 
über  die  Bedeutung  der  Blattnerven  zur  systematischen  Bestimmung  nr- 
weltlicher  Blättergebilde,  wozu  er  auch  (1878 — 80)  die  Sammlungen  fossiler 
Pflanzen  im  Britischen  Museum  studiert.  Von  Wichtigkeit  ist  sein  Vor- 
schlag, den  Naturselbstdruck  für  die  Paläophytologie  zu  verwerten.  Vgl. 
seine  für  die  Pariser  Weltausstellung  1867  in  dieser  Weise  hergestellte  „Phy- 
siotypia  Plantarum  Austriacarum". 

—  Der  Umstand,  daß  der  Ausleger  der  gewöhnlichen  Krane  viel  Platz  weg- 
nimmt und  seine  niedrige,  schiefe  Lage  mancherlei  Unbequemlichkeiten 
mit  sich  bringt,  veranlaßt  Sir  William  Falrbalrn,  Krane  aus  Eisenblech  zu  kon- 
struieren, bei  denen  Ausleger,  Zugstange  und  Kransäule  aus  einem  zu- 
sammenhängenden gekrümmten  Arme  gebildet  sind. 

—  Michael  Faraday  entdeckt,  daß  angefeuchtete  Eisstücke  unter  Druck  wieder 
zusammenfrieren,  und  nennt  diesen  Vorgang  „Regelation".  Diese  Ent- 
deckung hängt  mit  der  von  James  Thomson  (s.  1849  T.)  entdeckten  Druck- 
verflÜBsigung  des  Eises  zusammen  und  wird  wichtig  für  die  Erklärung  des 
Übergangs  'von  Schnee  in  kompaktes  Eis  und  des  öffnens  und  Wieder- 
Bchließens  von  Gletscherspalten. 

—  Hermann  von  FehllnE  gibt  die  nach  ihm  benannte  Kupferlösung  zum  Nach- 
weis und  zur  Bestimmung  des  Traubenzuckers  und  anderer  nach  dieser 
Methode  bestimmbarer  Kohlehydrate  an. 

—  L6on  Fottcault  gibt  durch  seinen  berühmten  Pendelversuch  in  dem  Meridian- 

—     516     — 

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;i8&o 

aaaJ  der  Pariser  Sternwarte  einen  direkten  anschaulichen  Beweis  für  die 
Achsendrehung  der  Erde.  Von  Foucault  stammt  auch  das  Gyroskop 
(Geotroposkop),  ein  Apparat  zur  unmittelbaren  Nachprüfung  der  Rotation 
der  Erde. 
1850  Edmond  Frtmy  untersucht  die  Verbindungen,  welche  durch  Einwirkung 
Ton  Ammoniak  auf  Kobaltsalze  entstehen.  Diese  Arbeiten  werden  durch 
Gibbs  und  Genth  1868  yervoUständigt.  Dadurch  werden  die  folgenden 
Körperklassen  bekannt:  Ammoniakkobaltealze,  Ozyfuskobaltsalze,  Luteo- 
kobaltsalze,  Fuskobaltsalze,  Roseo kobaltsalze,  Purpureokobaltsalze  und 
Xanthokobaltsalze. 

—  CUdl-Bordw  in  Galveston  (Texas)  stellt  Fleischzwieback  her,  indem  er  eine 
bis  zur  Sinipkonsistenz  verdampfte  Fleischbrühe  mit  Weizenmehl  mischt 
und  den  Teig  bei  mäßiger  Wärme  im  Ofen  bäckt.  Diese  Zwiebäcke  ent- 
halten nicht  die  Nährstoffe  des  Fleisches,  sondern  nur  dessen  Extraktiv- 
stoffe. 

—  Garratt  in  Leeds  konstruiert  Dampfpumpen,  deren  Plungerkolben  von  der 
Dampfkolbenstange  direkt  getrieben  wird,  während  sich  die  Kurbel  in 
einer  zwischen  beiden  befindlichen  Kurbelsohleife  bewegt.    (S.  1840  A.) 

—  Isidore  Gooffroy  8t  Hllaira  betont  in  einem  Aufsatze  in  der  „Kevue  et 
magasin  de  Zoologie",  daß  Artencharaktere  für  jede  zoologische  Art  fest- 
stehen, so  lange  diese  den  gleichen  umständen  ausgesetzt  sei,  daß  sie  aber 
abändern,  sobald  die  äußeren  Lebensbedingungen  wechseln.  Ganz  ähnliche 
Ansichten  werden  von  Kützing  (1851),  Naudin  (1852),  Herbert  Spencer 
(1852)  geäußert.     (Vgl.  auch  1852  U.,  1853  Seh.  und  1866  P.) 

—  6an1«  konstruiert  die  erste  offene  Ealtluftmaschine,  bei  welcher  Luft  aus 
der  Atmosphäre  angesaugt,  zusammengedrückt,  abgekühlt,  expandiert  und 
dann  zwecks  direkter  Kühlung  von  Bäumen  ausgestoßen  wird.  Das  Prinzip 
dieser  Maschine  war  1834  von  John  Herschel  erläutert  worden. 

—  WiUiam  Sotaaft  schlägt  vor,  zur  Konzentration  von  Schwefelsäure  heiße 
Luft  zu  verwenden.  Er  läßt  zu  dem  Zweck  die  Säure  in  einer  mit  Kiesel- 
steinen gefüllten  Kammer  einem  heißen  Luftstrom  begegnen.  Diesem 
Verfahren  war  jedoch  kein  Erfolg  beschieden. 

—  Thomas  Graham  untersucht  die  Diffusion  gelöster  Substanzen;  er  stellt  Gefäße 
mit  poröser  Scheidewand,  welche  er  mit  verschieden  konzentrierten  Lösungen 
der  zu  untersuchenden  Salze  füllt,  in  größere  Gefäße  mit  Wasser  und  ver- 
gleicht die  Salzquantitäten,  welche  in  gleichen  Zeiten  in  das  umgebende 
Wasser  hinübergehen.  Er  findet,  daß  den  verschiedenen  Salzen  verschiedene 
Diffusionsgeschwindigkeit  zukommt,  und  nennt  diejenigen  Substanzen,  die 
ein  großes  Diffusionsvermögen  haben,  KrystaUoide,  während  er  die  nicht 
oder  sehr  langsam  diffundierenden  Substanzen  Kolloide  nennt. 

—  Hsiint  in  Berlin  macht  die  erste  Anwendung  von  der  Chalkotjpie,  die  sich 
von  der  Zinkographie  (s.  1816  E.)  nur  dadurch  unterscheidet,  daß  man  zur 
Herstellung  der  durch  Ätzung  zu  erzielenden  Klischees  anstatt  der  Zink- 
platte eine  Kupfer-  oder  Messingplatte  benützt.  Der  Name  Chalkotypie 
wird  später  auch  für  ein  photographisches  Druckverfahren  in  Kornmanier 
für  die  Buchdruckpresse  benutzt,  das  1880  von  Klic  angewendet  und 
später  von  Roese  in  der  Berliner  Reichsdruckerei  ausgearbeitet  wird. 

—  Der  Mediziner  Johann  Florian  Heller  bearbeitet  in  hervorragender  Weise 
die  Harnanalyse. 

—  Hermann  VM  Helmholti  mißt  die  Geschwindigkeit,  mit  der  sich  die  Er- 
regung in  den  motorischen  Nerven  des  Frosches  fortpflanzt,  und  macht 
analoge  Versuche  am  Menschen,  aus  denen  hervorgeht,  daß  die  Geschwin- 
digkeit der  Fortpflanzung  der  Nervenreizung  im  Menschen  etwa  45 — 66  m 


517     — 

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1860 

in  der  Sekunde  beträgt,  so  daß  eine  Nachricht  yon  den  großen  Zehen  etwa 
nach  ^/so  Sekunde  im  Gehirn  ankommt. 
1860  Hermann  von  Hdmbeltz  erkennt,  daß  für  die  Beleuchtung  und  Wahrnehmung 
des  Augenhintergrundes  die  Erleuchtung  des  zu  beobachtenden  Auges  von 
dem  beobachtenden  Auge  selbst  ausgehen  muß,  und  daß  der  zu  beobachtende 
Augenhintergrund  in  die  Entfernung  des  deutlichen  Sehens  gebracht  werden 
muß,  und  erfindet  den  auf  diesem  Prinzip  beruhenden  Augenspiegel. 

—  Hermann  von  Helmholtz  konstruiert  das  Ophthalmometer,  ein  Instrument, 
um  die  Krümmung  der  brechenden  Flächen  des  Auges  zu  messen  und 
den  Index  seiner  Medien,  seine  Zentrierung  und  seinen  Drehpunkt  zu 
bestimmen. 

—  Hermann  von  Helmholti  stellt  fest,  daß  mit  jeder  Arbeitsleistung  des  Muskels 
Veränderungen  seiner  chemischen  Zusammensetzung  yerbunden  sind.  Doch 
entgeht  ihm  die  Bildung  von  Säure,  die  von  £.  du  Bois  Reymond  ent- 
deckt wird.  Zu  seinen  Untersuchungen  über  die  Eontraktion  der  Muskeln 
konstruiert  er  nach  dem  VorbUd  des  Ludwig'schen  Eymographions  (s. 
1847  L.)  einen  selbsttätigen  Begistherapparat,  das  Myographien. 

—  Carl  Heinrich  Hirtwic  in  Berlin  erwirbt  sich  große  Verdienste  um  die 
Veterinärohirurgie  und  trägt  in  seinem  Werk  „Praktisches  Handbuch  der 
Chirurgie  für  Tierärzte"  der  vervollkommneten  obirurgischen  Technik 
Rechnung,  so  daß  dieses  Werk  einen  bleibenden  Wert  für  die  Veterinär- 
medizin besitzt.     (S.  a.  1827  H.) 

—  Der  Mediziner  Karl  Friedrich  von  Htwilnger  in  Marburg  gibt  in  seinem 
Werke  „Die  MUzkrankheiten  der  Tiere  und  des  Menschen"  wertvolle  Auf- 
schlüsse über  dieses  Gebiet. 

—  Gustav  Adolf  Hirn  bestimmt  das  mechanische  Äquivalent  der  Wärme,  indem 
er  die  mechanische  Arbeit  von  Dampfmaschinen  und  die  Erwärmung  von 
Blei  mißt,  das  durch  Stoß  zusammengepreßt  wird. 

—  Der  Ingenieur  Ferdinand  Hirn  führt  die  erste  betriebsfähige  Drahtseil- 
Transmission  in  der  von  ihm  geleiteten  Logelbacher  Kattunfabrik  aus. 

—  August  Wilhelm  von  Hofmann  stellt  die  Ammoniumbasen  durch  Behandlung 
der  Alkohol]  odüre  mit  Ammoniak  dar  und  veröffentlicht  seine  Unter- 
suchungen über  die  Eigenschaften  und  die  Metamorphosen  der  Ammonium- 
basen, durch  welche  die  Erkenntnis  der  wahren  Konstitution  dieser  Körper 
gewonnen  wird.  Er  unterscheidet  primäre  (Monamine),  sekundäre  (Diamine), 
tertiäre  (Triamine)  und  schließlich  vom  Chlorammonium  und  Ammonium- 
oxydhydrat ableitbare  Basen.    (Vgl.  auch  1849  W.) 

—  Wilhelm  Hotmalttar  untersucht  im  Anschluß  an  die  Arbeiten  von  Lesczyc- 
Suminsky  (s.  1848  L.)  den  Befruchtungsakt  an  Famkräutern  wie  an  Bär- 
lappgewächsen. 

—  Huxtable  und  H.  S.  Thomion  steUen  unabhängig  voneinander  die  Absorp- 
tion  des  Bodens  fest,  und  zwar  der  erstere  für  filtrierte  Mistjauche,  der 
letztere  für  chemisch  genau  definierbare  Substanzen  und  Pflanzennähr- 
stoffe,  wie  freies  Ammoniak  und  Ammoniaksalze. 

—  .Tames  Prescott  Joulo  faßt  in  seiner  Abhandlung  „On  the  mechanical  äqui- 
valent of  heat"  die  Resultate  seiner  seit  1842  (s.  dort)  fortgesetzten  Ver- 
suche dahin  zusammen,  daß  die  durch  Reibung  von  Körpern,  seien  es 
feste  oder  flüssige,  entwickelte  Wärmemenge  immer  proportional  ist  der 
aufgewendeten  Arbeit,  und  daß  das  mechanische  Äquivalent  der  Wärme, 
welche  1  kg  Wasser  von  0"  auf  1"  in  seiner  Temperatur  zu  erhöhen  ver- 
mag, 424  mkg  ist. 

—  Friedrich  Theodor  Kaufmann  in  Dresden  erfindet  das  Orchestrion,  ein 
mechanisches  Musikwerk  mit  starken  Zungenstimmen,  die  mit  HUfe  ver- 
schieden gestalteter  blecherner  Aufsätze  den  Klang  der  Blasinstrumente 


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1860 

des  Orchesters  nachahmen.  Ein  Vorl&ufer  des  Oreheetiions  ist  das  von 
Kaufmann's  Vater  erfundene  Symphonion.  (Über  andere  MnsikinBtra- 
mente,  welche  gleichfalls  den  Namen  „Orchestrion"  tragen,  b.  1785  V.  and 
1791  K.) 
1850  Rudolph  Hermann  Arndt  Koklnuiich  best&tigt  dnrch  exakte  Messungen 
an  dem  von  ihm  verbesserten  Yolta'sohen  Kondensator  (s.  1783  V.)  das 
elektrische  Spannnngsgesetz. 

—  Auguste  Lnimt,  der  schon  vor  Isolierung  der  ALkoholradikale  für  diese, 
falls  sie  gefunden  werden  sollten,  die  heute  angenommenen  Formeln  vor- 
geschlagen hatte,  kommt,  nachdem  Kolbe  (s.  1849  E.)  eine  allgemeine 
Methode  tu  deren  Darstellung  entdeckt  hatte,  auf  diese  Ansicht  zurück  und 
bezeichnet  die  Alkoholradikale  als  Homologe  des  Crrubengases. 

—  Lthuichaux  konstruiert  einen  Bevolver  für  Metallpatronen  mit  Randsündung, 
bei  welchem  die  Trommel  sowohl  durch  Spannen  des  Hahns  als  durch 
Zurückziehen  des  Abzugs  bewegt  wird. 

—  Der  französische  Photograph  Ls  8ray  erfindet  das  photographische  Kollo- 
dium verfahren,  das  im  Jahre  darauf  von  Fry  und  Scott  Archwr  noch  ver- 
vollkommnet wird.  Das  Kollodiumverfahren  wird  nun  das  herrschende 
und  erfährt  einen  großen  Aufschwung  dnrch  die  1858  von  dem  Photo- 
graphen Disderi  in  Paris  eingeführte  photographische  Visitenkarte. 

—  Samuel  CunliSe  Uttar  und  George  Edward  DonnistbonWi  die  seit  1835  ge- 
trennt an  der  Konstruktion  von  Kämmmaschinen  arbeiten,  vereinigen  sich 
und  konstruieren  die  ausgezeichnete  unter  ihrem  Doppelnamen  bekannte 
Maschine. 

—  Im  Anschluß  an  Frankland's  Entdeckung  des  Zinkäthyls  lehren  K.  J.  Uwig 
und  M.  E.  Sdiwstzar  das  Triäthylstibin  (Antimontriäthyl)  kennen,  dem  1851 
die  Entdeckung  der  entsprechenden  Methylverbindung  durch  Landolt  folgt. 

—  Der  Reisende  Robert  John  Mac  Clure  erreicht  auf  einer  zur  Aufsuchung 
Franklins  unternommenen  Nordpolexpedition  von  der  Beringstraße  aus  die 
Südspitze  von  Banksland  und  dringt  von  da  in  die  Prince  of  Wales-Straße 
ein,  wo  er  vom  Eise  eingeschlossen  wird.  Auf  einer  Schlittenfahrt  erreicht 
er  am  26.  Oktober  den  Melvillesund  und  findet  damit  die  langgesuchte  nord- 
westliche Durchfahrt.  Nach  zwei  Überwinterungen  wiU  er  eben  das  SohiS 
verlassen,  als  KeUett,  der  1852  eine  zweite  Nordpolexpedition  unternommen 
hatte  (s.  a.  1848  R.),  seine  Spuren  auffindet,  im  Juh  1853  ihn  und  seine  Mann- 
schaft aufnimmt  und  ihn  1864  nach  England  zurückbringt. 

—  Gustav  Magnui  untersucht  die  Beeinflussung  rotierender  Geschosse  durch 
das  umgebende  Medium  und  stellt  die  eigentümlichen  Oszillationsbewegangen 
fest,  denen  ein  Projektil  unterliegt,  je  nachdem  es  durch  rechts  oder  Unks 
gewundene  Züge  hindurchgegangen  ist. 

—  Marihail  in  Leeds  verspinnt  zuerst  in  Europa  die  Ramiefaser.  Die  Art 
der  Verspinnung  lehnt  sich  an  die  Flachsspinnerei  an  und  liefert  ein  glän- 
zendes, aber  ungleichmäßiges  Garn.  Auch  die  1875  von  Greenwood  mld 
Batley  in  Leeds  in  Anlehnung  an  die  Florettseidenspinnerei  eingeführte 
Art  der  Verarbeitung  liefert  nur  ungleichmäßige  Game. 

—  Karl  Philipp  von  Martlui  erwähnt,  daß  das  Patschuli  das  indische  „Pucha 
Pat"  sei.  Nachdem  das  Patschuli  anfangs  als  Arzneimittel  empfohlen  worden 
war,  wird  dieser  Gebrauch  bald  aufgegeben  und  dieser  Stofi  nur  noch  als 
Parfüm  verwendet. 

—  A.  Ph.  Manon  und  J.  C.  Jamln  untersuchen  systematisch  die  Absorption 
der  Wärmestrahlung  in  diathermanen  Körpern,  wie  Steinsalz,  Flußspat, 
Glas,  Bergkrystall,  Alaun,  Eis.  Die  Absorption  der  Wärmestrahlung  in 
Gasen  wird  später  von  Magnus  (1854)  und  TyndaU  (1864)  und  namentlich 
von  Röntgen  (1881)  untersucht. 

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1860 

1850  Carlo  Mattouecl  findet,  daß  der  ElektrizitätBv  erlast  eines  geladenen  isolierten 
Körpers  abhängig  ist  vom  Druck  des  amgebenden  Gases,  und  daß  er  am 
so  größer  ist,  je  höher  dieser  Druck  ist.  Er  findet  diesen  Verlast  in  Luft, 
Kohlensäure  und  Wasserstofi  gleich  groß. 

—  Ottaviano  Fabrizio  MottOtH  und  unabhängig  von  ihm  Rudolph  Clanim 
begründen  die  Aoffassong,  nach  welcher  die  Dielektrika  aus  leitenden 
Kugeln  bestehen,  welche  durch  isolierende  Zwischenräume  voneinander 
getrennt  sind,  und  geben,  auf  diese  Theorie  gestützt,  Formeln  für  die  Mes- 
sung der  Dielektrizitätskonstanten. 

—  Nachdem  zuerst  Boissoneau  in  Paris  künstliche  Augen  aus  Email  ver- 
fertigt hatte,  erfindet  F.  A.  MOItar  in  Lauscha  eine  glasartige  Komposition 
zur  Herstellung  künstlicher  Augen,  welche  bei  gleicher  Schönheit  prak- 
tischer und  billiger  ist  als  das  EmaUfabrikat. 

—  Nachdem  schon  HaUer,  FfafC,  Ritter,  Volta  und  Purkinje  die  Anschaaung 
gewonnen  hatten,  daß  die  Netzhaut  den  für  Liohtreiz  empfindlichen  Teil 
des  Auges  bilde,  beweist  Heinrich  MOiler  aus  der  Verschiebung  der  Pur- 
kinje'schen  Aderfigur,  daß  die  Zäpfchen  und  Stäbchen  der  Netzhaut  den 
lichtempfindlichen  Teil  derselben  darstellen.  Aus  theoretischen  Gründen 
hatte  schon  1851  Helmholtz  die  Zäpfchen  und  Stäbchen  als  Ort  der  Er- 
regung bezeichnet. 

—  Karl  Wilhelm  von  tUgßil  unterscheidet  in  den  Stärkekömem  zwei  verschie- 
dene organische  Substanzen,  die  Granulöse  und  die  Cellulose.  Die  äußeren 
Schicht«n  sind  reicher  an  Cellulose;  diese  CeUuIosehüllen  hindern  das  Ein- 
dringen des  kalten  Wassers  in  das  Stärkekom;  sie  müssen  entweder  durch 
Reiben  unter  Wasser  zerrissen  werden,  oder  es  muß  die  Trennung  von 
Granulöse  und  Cellulose  durch  Behandlung  mit  verdünnten  Säuren,  Speichel 
oder  MalzauBzug  erfolgen. 

—  Der  englische  Ingenieur  Nlchotoon  wendet  nach  dem  Vorgang  von  Roentgen 
(s.  1829  R.)  im  SchiSbau  Verbundmaschinen  mit  gegeneinander  um  90" 
versetzten  Kurbeln  an.  Seine  Anstrengungen  werden  erst  von  Erfolg  ge- 
krönt, als  auch  John  Eider  in  Glasgow  sich  um  1865  mit  der  Einführung 
dieser  Maschine  beschäftigt. 

—  Das  Ostwralchltebe  HandtltmlnMariom  führt  zuerst  für  die  ihm  unterstehenden 
Eisenbahnen  den  Gebrauch  der  KnaUsignale  ein. 

—  Sir  Richard  Owen  weist  in  seiner  Odontographie  die  Bedeutung  der  Zähne 
für  die  Klassifikation  der  Wirbeltiere  nach. 

—  Parkas  in  Birmingham  nimmt  unter  Verwendimg  des  von  K.  J.  B.  Karsten 
aufgefundenen  Prinzips  (s.  1842  K.)  ein  Patent  auf  Entsilberung  des  Werk- 
bleis durch  geringe  Mengen  Zink,  welches  dem  Blei  erst  alles  Gold 
und  Kupfer  und  dann  das  Silber  entzieht.  Der  Prozeß  wird  durch  CordnrM 
in  Toulouse  in  voUe  Lebensfähigkeit  übergeführt. 

^—  Der  Pariser  Feuerwehrkommandant  Paulln  konstrniert  einen  Raacbapparat, 
der  aus  einer  Lederbluse  mit  Kapuze  und  einem  Fensterchen  vor  dem  Ge- 
sicht besteht.  Die  Luft  wird  mit  einer  Feuerspritze  in  die  Bluse  eingepumpt 
Aus  diesem  Apparat  gehen  die  Rauchmasken  und  Rauchhelme  hervor, 
die  neuerdings  durch  die  Respirationsapparate   (s.  d.)  verdrängt  werden. 

—  Der  englische  SchiSsbauer  Paake  erfindet  ein  Rettungsboot  (Peakeboot), 
welches  durch  Luftkästen  und  Korkringe  unversinkbar  gemacht  ist.  Ein 
schwerer  eiserner  Kiel  richtet  das  umgeschlagene  Boot  sofort  wieder  auf. 
Das  2500  kg  schwere  Boot  ist  an  den  englischen  Kästen  noch  jetzt  in 
allgemeinem  Gebrauche.     (Vgl.  jedoch  1838  F.) 

—  Nachdem  der  Hofapotheker  Franz  Xaver  Pettenkofer  die  ersten  prak- 
tischen Versuche   mit  dem  von  Liebig  (s.  1847  L.)  empfohlenen  Fleisoh- 

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1850 

eztrakt  gemacht  hatte,  stellt  Max  von  Ptttmkohr  die  ersten  größeren  Quanti- 
täten von  Fleischextrakt  dar. 
1850  Julius  PlOcker  mißt  den  Magnetismus  der  Gase  und  findet,  daß  der  Magne- 
tismus eines  gegebenen  Gasvolnmens  der  Dichtigkeit  des  Gases  propor- 
tional ist,  was  von  Quincke  (1888)  bestätigt  wird.  Auch  Hennig  (1894) 
kommt  zu  gleichem  Resultat. 

—  Henri  Victor  Rigiiautt  empfiehlt  die  PyrogaUussäure  als  energischeren  photo- 
graphischen  Entwickler  als  Gallussäure. 

—  RoMiMr  und  BoMdMr  wenden  zuerst  die  galvanische  Verzinnung  mit  gutem 
Erfolge  auf  gußeisemem  Geschirr  an. 

—  Saliir  konstruiert  eine  Federwage  mit  schraubenförmiger  Spiralfeder,  die 
in  En^and  vidfach  für  den  Hausgebrauch  verwendet  und  1867  von 
John  Sylvester  noch  wesentlich  verbessert  wird.  Solche  Federwagen,  bei 
denen  das  Gewicht  eines  Körpers  durch  die  Formveränderung  einer  elasti- 
schen Feder,  die  bald  kreisförmig,  bald  elliptisch  gestaltet  ist,  bestimmt 
wird,  dienen  vielfach  auch  als  Briefwagen,  beim  Abwägen  des  Passagier- 
gepäcks  auf  Eisenbahnen,  für  landwirtschaftliche  Zwecke  usw. 

—  Michael  San  findet  an  den  Lofoten  in  450  Faden  Tiefe  eine  reiche  Tiefsee- 
Fauna  und  widerlegt  hierdurch  die  von  Edward  Forbes  (s.  1833  F.)  auf- 
gestellte Abyssus-Theorie,  nach  der  in  einer  Tiefe  von  550  m  keine  Or- 
ganismen mehr  vorkommen  sollten.  Mit  ihm  nimmt  die  systematische 
Erforschung  der  Tierwelt  der  Meerestiefen ,  zu  der  Forbes  den  Grund  ge- 
legt hat,  schnelleren  Fortgang. 

—  Nachdem  der  Torf  und  dessen  Abfalle  (Torfklein,  Torfmull)  schon  zu  An- 
fang des  19.  Jahrhunderts,  wie  die  Werke  von  Daezel  und  von  Dau  über 
„Torfontznng"  und  Hermbst&dt's  Äußerungen  in  seinem  „Archiv  der  Agri- 
kulturchemie" (s.  1803  H.)  beweisen,  als  Streu  und  Düngemittel  verwendet 
worden  waren,  empfiehlt  ihn  Sdiarlau  in  Stettin  zuerst  zur  Desinfektion 
städtischer  Abfallstoffe. 

—  Johann  Joseph  Schanr  findet  das  Hypoxanthin  oder  Sarkin  in  der  mensch- 
lichen und  tierischen  Milz;  später  wird  es  in  einer  großen  Zahl  anderer 
tierischer  Organe  und  Flüssigkeiten  (wie  Drüsen,  Muskeln,  Blut,  Harn) 
gefunden;    auch  in  den  Pflanzen  entsteht  es  durch  Spaltung  von  Nuclein. 

—  Nachdem  J.  G.  F.  Charpentier  die  erste  bewußte  Unterscheidung  zwischen 
Schnee  und  Firn  gemacht  hatte,  geben  Adolf  und  Hermann  von  SdilaglntwiH 
die  Erklärung  der  Umwandlung  des  Schnees  in  Firn,  die  im  wesentlichen 
auf  der  raschen  Folge  des  Tauens  und  Wiedergetrierens  beruht. 

—  Hermann  von  SdiUnlwtawlt  verbessert  das  Saussure'sche  Diaphanometer 
(s.  1790  S.)  und  macht  Messungen  über  den  Durchsiohtigkeitsgrad  der 
Atmosphäre. 

—  Johann  Schrolh  begründet  die  nach  ihm  benannte  „Schroth'sche  Kur", 
ein  Heilverfahren,  das  bei  hartnäckigen  veralteten  Leiden  (Gicht,  Syphilis, 
Neurasthenie  usw.)  eine  Bückbildung  und  Gesundung  durch  strenge  Diät 
(namentlich  Trockendiät)  und  nächtliche  Ganzpackungen  anstrebt.  Wegen 
ihrer  durchgreifenden  Wirkung  kann  diese  Kur  nur  in  einer  Heilanstalt 
unter  sorgsamer  Überwachung  durchgeführt  werden. 

—  Max  J.  S.  SdiuHzt  entdeckt  die  Endigtmgen  der  Gehörnerven  in  den  Vor- 
ho&säckchen  und  Ampullen. 

—  Karl  Sebastian  SdiQzMbach  führt  in  die  Zuckerfabrikation  die  nach  ihm 
benannten  Kästen  mit  Doppelboden  aus  Drahtgeflecht  ein,  die  die  bis  da- 
hin gebräuchlichen  großen  Zuckerhutformen  erfolgreich  verdrängen. 

—  Der  Kunstmeister  Schwamknig  baut  die  erste  Tangential-Turbine  mit  hori- 
zontaler Achse  und  innerer  Beaufschlagung. 

—  Karl  Leonhard  Heinrich  Schwan  gibt  für  die  Zwecke  der  Technik  eine 


—     521     — 

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1860 

ZnBammenetellimg  der  titrimetrisohen  Methoden  unter  dem  Titd  „Über 
die  Maßanalyse,  besondeiB  in  ihrer  Anwendung  auf  die  Bestimmimg  des 
technischen  Wertes  der  chemischen  Handelsprodukte"  heraus. 
1860  Werner  von  Slsfflmi  findet  ein  Verfahren,  mit  Hilfe  von  Widerstands- 
bestimmungen  bis  auf  einige  Meter  genau  die  Stelle  zu  ermitteln,  wo  ein 
Kabel  fehlerhaft  geworden  ist,  so  daß  man  nicht  das  ganze  Kabel  nach- 
zusehen braucht,  um  die  fehlerhafte  Stelle  auszubessern. 

—  William  Mtfflwit  erfindet  das  Attraktionsbathometer,  mit  welchem  durch 
Messung  der  kleinen  Änderungen,  welche  die  Erdanziehung  über  dem 
Meeresniveau  bei  wechselnder  Tiefe  erleidet,  die  Tiefe  des  Meeres  unmittel- 
bar von  der  Oberfläche  ans  bestimmt  werden  kann. 

—  Der  englische  Mineralog  Henry  difton  Sarfey  wendet  zuerst  das  Mikroskop 
auf  das  Studium  der  Gresteine  an,  von  denen  er  zu  dem  Behuf  dünne 
Bl&ttchen,  „DünnschlifFe",  herstellt,  wie  sie  zuerst  1831  von  Nicol  und 
Witham  beim  Studium  verkieselter  fossiler  Hölzer  angewendet  worden  waren. 

—  Anson  Staiar  in  Cincinnati  scheint  zuerst  auf  die  Möglichkeit  der  Verwen- 
dung einer  Batterie  für  viele  Telegraphenlinien  (Compound  oircuits)  auf- 
merksam gemacht  zu  haben.  Ihm  folgt  1862  F.  A.  PetHna  in  Wien,  auf 
dessen  Vorschlag  in  verschiedenen  österreichischen  Städten,  wie  Wien, 
Salzburg,  Triest,  gemeinschaftliche  Linienbatterien  für  mehrere  von  der 
betreffenden  Station  ausgehende  Linien  angelegt  werden. 

—  Kobert  Stophtmon  erbaut  1846 — 60  die  Britanniabrüoke  über  den  Menai- 
Kanal  in  England,  die  erste  Brücke  nach  dem  Röhrensysteme,  bei  welchem 
die  im  Querschnitte  rechteckigen,  aus  ringsum  geschlossenen  Wandungen 
bestehenden  Blechträger  eine  Art  von  Tunnel  bilden.  Die  zweckmäßigste 
Querschnittsform  der  Röhrenträger  wird  von  Sir  William  FalfMrn  auf  G-rund 
von  Festigkeitsversuchen  ermittelt. 

—  Adolph  Strtcker  stellt  durch  Erhitzen  von  Aldehyd,  Ammoniak,  Blausäure 
und  Salzsäure  das  Alanin  und  aus  diesem  die  gewöhnliche  Milchsäure  syn- 
thetisch her  Später  wird  das  Alanin  von  Kolbe  (1860)  aus  a-Chlorpropion- 
säureester  mit  Ammoniak  dargestellt. 

—  Adolph  Mnekar  entdeckt  das  Purpurin  in  der  Krappwurzel.  Künstlich 
wird  es  von  De  Lalande  1874  aus  Alizarin  durch  Erhitzen  mit  Schwefel- 
säure und  Braunstein  hergestellt  und  als  Triozyanthrachinon  erkannt. 
Isomere  Purpurine  sind  das  1874  von  Auerbach  erhaltene  Isopurpurin 
und  das  1876  von  Schunck  und  Römer  erhaltene  Flavopurpurin. 

—  Karl  Thtaneh  in  Leipzig  macht  bahnbrechende  Untersuchungen  über  die 
Wundheilung  per  primam  intentionem.    (S.  169  Gr.) 

—  Julius  ThomtOR  stellt  Tonerde  aus  Kryolith  her,  indem  er  denselben  mit 
Kalkstein  gemischt  in  Flammöfen  stark  calciniert,  aus  den  ausgelaugten 
Aluminatlaugen  mit  Kohlensäuregas  das  Tonerdehydrat  ausfällt  und  die 
Laugen  auf  Soda  weiter  verarbeitet.  Später  wird  dieses  Verfahren  von 
Sauerwein  und  von  Hahn  in  der  Weise  modifiziert,  daß  der  Kryolith  mit 
Ätzkalk  auf  nassem  Wege  aufgeschlossen  wird. 

—  William  Thoflnoa  (Lord  Kelvin)  erweitert  die  Angaben  von  Helmholtz  über 
die  in  einem  Stromkreis  erzeugte  Wärmemenge  (s.  1847  H.),  indem  er 
den  Satz  aufstellt,  daß  die  elektromotorischen  Kräfte  der  verschiedenen 
Elemente  den  in  Urnen  durch  die  stattfindenden  Prozesse  entwickelten 
Wärmemengen  proportional  seien  und  demselben  den  mathematischen 
Ausdruck  gibt. 

—  Nachdem  man  früher  geglaubt  hatte,  daß  die  Schmelztemperatur  eines 
Körpers  durchaus  konstant  sei,  beweisen  J.  Thomion  einerseits  und  R.  CUunin 
andererseits  aus  der  mechanischen  Wärmetheorie,  daß  der  Schmelzpunkt 
einer  Substanz   abhängig  sei  vom  Druck,    unter  welchem  das  Schmelzen 

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1860 

und  Eiatarren  stattfindet.  Diese  Folgerungen  werden  für  das  Wasser  von 
William  Thomson  (1851)  experimentell  bestätigt.  B.  Clausius  beweist  femer 
ans  der  mechanisohen  Wärmetheorie,  daß  bei  Änderung  der  Schmelztem- 
p«atnr  durch  Druck  die  Schmelzwärme  sich  ebenfalls  nicht  unerheblich 
ändert. 
1850  Armand  TrvutMaa  erwirbt  sich  besondere  Verdienste  um  die  Lehre  vom 
Croup  und  bekämpft  diese  Krankheit  erfolgreich  mittels  der  Tracheotomie. 

—  Der  Techniker  T.  VIcwt  in  Liverpool  baut  einen  Backofen  für  Dauerbetrieb, 
bei  welchem  die  aus  gegliederten  Blechplatten  bestehende,  mit  der  Back- 
ware b«ladene  Sohle  des  Ofens  durch  eine  Kette  ohne  Ende  langsam  durch 
den  auf  Backhitze  erwärmten  TeU  des  Ofens  hindurchbewegt  wird.  Bei 
einer  anderen  Bauart  werden  die  zu  backenden  Brote  in  kleine  eiserne 
Wagen  gebracht  und  durch  den  Baokraum  langsam  hindnrchgefahren. 

—  Der  Physiolog  Karl  von  Vlwrortt  in  Tübingen  erfindet  den  Pulswellen - 
Zeichner  (Sphygmograph),  für  dessen  Kurven  J.  Redtenbacher  die  G-Iei- 
chungen  ableitet,  und  begründet  damit  eine  wissenschaftliche,  auf  das 
klinisch -pathologische  Grebiet  und  die  Symptomatologie  und  Diagnostik 
der  Herzkrankheiten  gegründete  PuMehre,  zu  deren  Ausbau  besonders 
Marey  (s.  1861  M.)  beiträgt.  Er  konstatiert,  daß  der  Blutumlauf  etwa 
23  Sekunden  dauert  (s.  1609  L.  und  1823  D.),  und  daß  in  dieser  Zeit  das 
Herz  sich  etwa  27 mal  zusammenzieht,  imd  berechnet  daraus  die  Blut- 
menge des  Menschen  zu  ^/^g  des  Körpergewichts.  Er  stellt  die  Gresetze 
des  Gasaustausches  auf  und  stellt  fest,  daß  in  der  Ausatmungsluft 
4,5  Volumprozente  Kohlensäure,  d.  i.  etwa  100  mal  soviel  als  in  der  atmo- 
sphärischen Luft,  enthalten  sind,  während  die  Sauerstoffmenge  um  etwa 
6  Volumprozente  abgenommen  hat. 

—  AugustuB  Walltr  der  Ältere  in  London  stellt  das  nach  ihm  benannte  Gresetz 
auf,  daß  die  Entartung  durchschnittener  Nervenfasern  nur  in  der  Rich- 
tung ihrer  physiologischen  Wirksamkeit  stattfinde. 

—  Thomas  Way  in  London  findet  unabhängig  von  Huxtable  und  Thomson 
(s.  1850  H.),  daß  gewisse  Bestandteile  des  Düngers,  wenn  sie  in  löslichem 
Zustand  mit  Ackererde  in  Berührung  gebracht  werden,  ihre  Löslichkeit 
verlieren  und  sich  mit  dem  Boden  in  eigentümlicher  Weise  verbinden,  und 
macht  gleichzeitig  die  für  die  KanaUsierung  der  Städte  wichtige  Ent- 
deckung, daß  die  Bestandteile  fruchtbarer  Bodenarten  die  merkwürdige 
Fähigkeit  haben,  organische  Substanzen  geruchlos  zu  machen  und  zu  zer- 
setzen.   (S.  a.  1836  Br.) 

—  William  WhMWll  erforscht  die  Gesetze  der  Gezeiten  und  konstruiert  aus 
den  an  zahlreichen  Küstenpunkten  beobachteten  Eintrittszeiten  des  Hoch- 
wassers Linien  (Isorachien,  Homopleroten),  die  den  Ort  des  Scheitels  der 
Flutwelle  von  Stunde  zu  Stunde  angeben. 

—  Ludwig  Ferdinand  Wlihtimy  trägt  durch  seine  Arbeiten  über  die  Zucker- 
inversion -und  die  Aufstellung  einer  Gleichung  über  die  Geschwindigkeit 
dieser  Reaktion  wesentUcb  zur  bessern  Erkenntnis  der  Reaktionsgeschwin- 
digkeit bei. 

—  Die  Firma  C.  J.  Wllko  in  Guben  führt  die  Dekatur  der  Wollhüte  ein,  d.  i. 
die  Methode,  den  fest  aulgespannten,  trockenen,  gut  angeformten  Hüten 
dnrch  Behandlung  mit  trockenem  Dampf  die  Eigenschaft  zu  geben,  ihre 
Form  dauernd  zu  bewahren. 

—  Alexander  William  Wllllamton  erhält  durch  Einwirkung  von  Kaliumäthylat 
und  Jodäthyl  Äther  und  durch  Einwirkung  von  Kaliumäthylat  und  Jod- 
methyl, sowie  von  Kaliummethylat  und  Jodäthyl  den  gemischten  Methyl- 
äthyläther. Er  erklärt  die  Bildung  des  Äthers  aus  dem  Alkohol,  indem 
er  die  Vertretung  eines  Atoms  Wasserstoff  durch  Äthyl  annimmt,  und  leitet 


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1860 

aus  der  Entdeckung  der  gemischten  Äther  einen  Grund  mehr  für  diese 
Annahme  ab.  Diese  Untersuchungen  nebst  der  Entdeckung  der  organi- 
schen Abkömmlinge  des  Ammoniaks  durch  Worts  (s.  1849  W.)  und  Hof- 
mann (s.  1850  H.)  tragen  wesentlich  zur  Aufstellung  der  neueren  Typen- 
theoiie  von  Gerhardt  bei. 
1850  Fritz  WImnMr  erfindet  für  den  Bergwerks-  und  Hüttenbetrieb  das  zur  Ana- 
scheidung der  Sandteilchen  aus  der  Mehlführung  dienende  „Spitzgerinne", 
das  aus  zwei  Seitenwänden  mit  Austrageöffnungen  am  Boden  der  unten 
zugesohärften  Rinne  besteht. 

—  Friedrich  WMrier  erhält  durch  Glühen  von  braunem  WoUramoxyd  in  einem 
Strom  von  Ammoniak  oder  Wasserstoff  das  metallische  WoUram  in  Form 
von  glänzenden  Blättchen. 

—  Nachdem  Christoph  Girtanner  1792  und  Faraday  1820  auf  die  Fähig- 
keit des  Nickels,  sich  mit  Eisen  zu  legieren,  hingewiesen  hatten,  stellt 
der  Fabrikant  Wolf  in  Schweinfurt  das  Nickeleisen  zuerst  gewerblich 
her.  Ein  Aufschwung  der  Fabrikation  von  NickelstaM  tritt  aber  erst 
später  ein,  nachdem  James  Riley  die  Aufmerksamkeit  auf  dessen  vor- 
zügliche Qualität,  insbesondere  für  Panzerplatten,  gelenkt  hatte.  (S.  a. 
1888  S.  und  1889  R.) 

—  Xaviar  in  Grenoble  erfindet  die  Handschuhzuschneidemaschine,  welche  die 
Fellviertel  nach  den  Umrissen  der  in  allen  gangbaren  Größen  vorhandenen, 
eine  flache  Hand  darstellenden  Kaliber  zuschneidet. 

—  James  Youne  in  Manchester  stellt  zuerst  mit  Erfolg  Paraffin  aus  dem  Teer 
von  Steinkohlen  (namentlich  Bogheadkohle) ,  Braunkohlen  und  bitumi- 
nösen Schiefem  dar.     (S.  auch  1846  G.  und  1849  R.) 

1861  G.  B.  Alry  veröffentlicht  das  Prinzip  der  Flüssigkeitsbremse,  das  in  der 
Folge  in  der  im  Maschinenbau  allgemein  bekannten  Ölbremse  ver- 
wertet wird. 

—  Ambirftr  macht  den  ersten  Vorschlag  zur  Benutzung  des  elektrischen 
Stromes  zum  Bremsen. 

—  Thomas  Anderaon  scheidet  das  Pyrrol,  das  schon  von  Runge  bemerkt  wor- 
den war,  aus  den  Produkten  der  trocknen  Destillation  tierischer  Ma- 
terien ab. 

—  Ferdinand  von  Arlt  macht  von  den  von  Küchler  (s.  1835  K.)  eingeführten 
Schriftproben  in  ausgedehntem  Maßstab  Gebrauch  zur  Untersuchung  der 
zentralen  Sehschärfe.  Später  werden  die  Schrifttafeln  (Schriftskalen) 
namentlich  von  £.  von  Jaeger  (1864),  Stellwag  (1858),  Donders  (1860)  und 
Hermann  SneUen  (1862)  vervollkommnet. 

—  L.  von  Babo  und  HInchbrunn  stellen  durch  Spaltung  von  Sinapin  mit  Baryt- 
wasser Cholin  her,  das  1862  von  Strecker  in  der  tierischen  Galle  auf- 
gefunden und  von  diesem  benannt  wird. 

—  Der  Astronom  Barkowikl  in  Königsberg  erhält  bei  der  totalen  Sonnen- 
finsternis von  1851  ein  Daguen'otyp,  das  die  Korona  zeigt. 

—  Carl  Maximilian  von  Bautrnfolnd  erfindet  das  Prismenkreuz,  ein  Spiegel- 
instmment,  das  gleich  dem  Winkelspiegel  zum  Abstecken  gerader  Linien 
oder  zum  Festlegen  rechter  Winkel  dient.     (S.  a.   1750  A.) 

—  Pierre  Antoine  Ernest  Bozin  macht  grundlegende  Untersuchungen  über  die 
Acne  varioliformis,  den  Favus,  Herpes  tonsurans  und  andere  parasitäre 
Hautlciden  und  gibt  1857  seine  „Lebens  th^oriques  et  cUniquee  sur  lee 
affections  parasitaires"  heraus,  die  erste  Monographie  über  die  durch 
Einwanderung  von  pflanzlichen  und  tierischen  Parasiten  bewirkten  Haut- 
erkrankungen. 

Edmond  Boeqinroi  findet,   daß   in   gleicher  Weise  wie  der  Magnetismus, 

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1851 

so  auch  das  diamagnetische  Moment  einer  Substanz  der  magnetisierenden 
Kraft  proportional  ist,  was  von  Tyndall  bestätigt  wird. 
1851    Edmond   Bwqinral   entdeckt  die  Existenz  eines    ableitbaren   elektrischen 
Stromes  an  verletzten  Pflansenteilen,  was  von  Wartmann  (1861)  imd  Buff 
(1854)  bestätigt  wird. 

—  Claude  Bamard  entdeckt  die  vasomotorischen  Funktionen  des  Nervus  sym- 
pathious,  die  von  Henle  schon  1840  geahnt  worden  waren.  Er  gibt  durch 
diese  Entdeckung  Veranlassung  zu  vielfachen  späteren  Untersuchungen, 
namentlich  auch  über  den  Wärmeausgleich  des  Körpers. 

—  Theodor  Biiharx  entdeckt  das  Distomum  haematobium,  d.  i.  diejenige  Art 
der  Leberegel,  durch  welche  die  Leberegelkrankheit  (Bilharzia- Krankheit) 
bei  den  Eingeborenen  Afrikas  hervorgerufen  wird. 

—  James  und  John  Bratt  verlegen  am  28.  September  ein  vieradiiges  Gutta- 
perohakabel,  das  im  Gegensatz  zu  dem  Kabel  des  Vorjahres  (s.  1850  B.) 
mit  starken  Rundeisendrähten  armiert  ist,  zwischen  Dover  und  Sangatte 
im  Kanal.  Das  Kabel  wird  am  13.  November  dem  Verkehr  übergeben 
und  ist  heute  noch  betriebsfähig.    (Vgl.  1861  K.) 

—  Adolph  Ferdinand  Wenceslaus  Brix  revidiert  die  TraUes'schen  Spiritus- 
tabeUen  und  stellt  Tafeln  auf,  welche  bis  1888  (s.  1888  K.)  die  Grundlage 
für  die  Alkoholometrie  in  PreuBen  bilden.    (S.  1811  T.) 

—  Der  Ingenieur  Bronuinn  gibt  den  Grundgedanken  für  das  Walzen  der 
Schraubengewinde  der  Holzschrauben  an,  nach  welchem  auch  die  neuesten 
und  zweckmäßigsten  Grewindewalzmasohinen  konstruiert  sind. 

—  Ernst  Wilhelm  von  BrOcks  konstruiert  unter  Verwendung  von  2  Chevalier. 
Lupen  (s.  1841  C.)  eine  Binokularlnpe,  deren  Objektabstand  relativ  groß 
ist  tmd  innerhalb  bestimmter  Grenzen  geändert  werden  kann.  Eine  im 
Jahr  1903  von  H.  Westien  in  Rostock  hergestellte  Form  dieser  Lupe  be- 
währt sich  insbesondere  als  Präparierlupe. 

—  Robert  Wilhelm  von  BuiiMn  zerlegt  Magnesinmchlorid  mit  Hufe  des  Stromes 
in  Magnesium  und  Chlor  tmd  zeigt  damit  den  Weg  zur  industriellen  Ge- 
winnung der  Erdalkali-  und  Erdmetalle. 

—  Robert  Wilhelm  von  Bunion  veröffentlicht  in  seiner  Arbeit  „Über  den  Ein- 
fluß des  Druckes  auf  die  ohenüsche  Natur  der  plutonischen  Gesteine"  Ver- 
suche über  den  Einfluß  des  Druckes  auf  die  Schmelztemperatur  des 
Wallrats,  durch  welche  die  Proportionalität  zwischen  Dmckzunahme  und 
Erhöhung  des  Schmelzpunktes  innerhalb  ziemlich  weiter  Grenzen  bestätigt 
wird.  Zu  ähnlichen  Resultaten  gelangt  1864  Hopkins  sowohl  mit  Wallrat 
als  auch  mit  Wachs,  Schwefel  und  Stearin. 

—  Während  sich  bis  dahin  im  Bergwerks-  und  Hüttenbetrieb  die  mechanische 
Aufbereitung  fast  ausschließlich  auf  die  Verarbeitimg  von  festen  Roh- 
stoffen beschränkt  hatte,  bahnt  der  preußische  Oberberghanptmann  von 
Camail  die  rationelle  Behandlung  der  erdigen  Rohstoffe  an  und  führt  zu 
diesem  Zweck  die  nach  ihm  benannte  Läutertrommel  und  andere  dazu  ge- 
hörige Apparate  ein. 

—  ehaHii  gibt  in  seiner  „Lehre  vom  normalen  Jod"  an,  daß  die  Luft  von 
Paris  in  4  obm  Vsoo  ™K  J<^>  ^®  '^^i"  Menschen  ausgeatmete  Luft  ^/loo  mg 
enthalte,  daß  in  waldreichen  Gebirgstälern  die  Vegetation  alles  Jod  ab- 
sorbiere, so  daß  in  der  Atmosphäre  keine  Spur  von  Jod  enthalten  sei. 
Diese  Angaben  werden  viel  bestritten,  bedürfen  aber,  nachdem  im  Organis- 
mus Jod  entdeckt  worden  ist  (s.  1894  B.),  der  Nachprüfung. 

William  Cooko  versucht  in  seinem  Patent  vom  3.  Mai  zuerst  die  Elektro- 
lyse von  Kochsalz  zur  Sodafabrikation  zu  verwerten;  sein  Patent  hat 
jedoch  ebensowenig,  wie  das  am  25.  September  von  Charles  Watt  ge- 
nommene irgend  eine  praktische  Folge. 

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1861 

1861  Der  belgische  ArtUleriemajor  Coquilhat  bestimmt  die  Axbeitsfeetigkeit  von 
G^chützmetall  und  dehnt  seine  Versuche  auch  auf  Eisen,  Holz,  Ziegeln, 
Mörtel  und  auf  Terschiedene  Gesteine  aus,  letzteres  namentlich,  um  die  Vor- 
teile des  Drehbohrers  für  bergmännische  und  Tunnelzwecke  zu  beleuchten. 
Rzilia  nennt  ihn  den  Schöpfer  des  modernen  DrehbohrprinzipB.   (S.  1844  C.) 

—  C.  Li.  Dakoll  erfindet  das  Nebelhom,  das  später  von  Professor  Holmes  ver- 
bessert wird  und  im  wesentlichen  aus  einem  2 — 3  m  langen  Schallrohr  be- 
steht, das  in  seinem  unteren  Teil  ein  klaxinettartiges  Mundstück  hat  imd 
am  oberen  Ende  um  90"  wagerecht  abgebogen  ist.  An  die  Stelle  des 
Nebelhorns  tritt  in  neuerer  Zeit  vielfach  die  von  A.  und  F.  Brown  in  New 
York  angegebene  Nebelsirene. 

—  Victor  DntalciMS  entdeckt  das  Trimethylamin  in  den  Blättern  von  Cheno- 
podium  vulvaria. 

—  James  Dnw  erfindet  die  Sohlendurchnähmaschine,  die  sich  im  wesent- 
lichen an  die  von  Saint  (s.  1790  S.)  konstruierte  Nähmaschine  anschließt. 

—  Durand  beobachtet  zuerst  das  Vorkommen  des  Hydrastins  in  der  Wurzel 
von  Hjdrastis  Canadensis,  das  im  reinen  Zustand  1862  von  Penins  dar- 
gestellt wird. 

—  Jean  Pierre  Faint  schildert  zuerst  das  zirkuläre  Irresein,  bei  welchem 
Melancholie  mit  Manie  abwechselt,  und  beschäftigt  sich  seit  1862  mit  der 
Ergründung  der  Epilepsie,  insbesondere  mit  den  dabei  so  häufig  auftreten- 
den, mit  Angst  verbundenen  Dämmerzuständen. 

—  Michael  Faratay  entdeckt,  daß  Sauerstoff  als  das  einzige  paramagnetisohe 
Gas  einen  Einfluß  auf  die  Elemente  des  Erdmagnetismus  ausübt,  indem 
es,  weichem  Eisen  vergleichbar,  wenn  auch  in  geringerem  Maße  als  dieses, 
durch  die  verteilende  Wirkung  des  einem  permanenten  Magneten  ver- 
gleichbaren Erdkörpers  Polarität  annimmt. 

—  Moses  G.  Farmar  in  Newport  bemüht  sich,  die  Elektrizität  für  den  Eisenbahn- 
betrieb zu  verwenden.  Bei  der  von  ihm  erbauten  Versuchsbahn  wird  derStrom, 
der  einer  Batterie  entstammt,  dem  Motor  durch  die  Schienen  zugeleitet. 
Seine  Versuche  führen  jedoch  ebensowenig  wie  die  1865  von  Major  Beesolo 
in  Wien  und  die  1867  von  George  Green  in  Kalomazoo  in  Nordamerika 
unternommenen  zu  praktischen  Ergebnissen. 

—  Die  Gebrüder  Flikaii  in  Hartlepool  erfinden  zusammen  mit  dem  Dorfsohmied 
Radgan  in  Stockton  on  Tees  den  Dampf-Balancierpflug  und  den  Anker- 
wagen. 

—  Otto  Funks  entdeckt  in  den  Blutkörperchen  das  dem  Oxyhämogjobin  (s. 
1847  R.)  nah  verwandte  Hämoglobin  oder  Hämatokrystallin. 

—  QaMay  beschreibt  zuerst  das  Cerebrin  und  das  Lecithin.  Das  letztere  wird 
1868  von  Diakonow  rein  dargestellt  und  von  ihm  und  von  Strecker  näher 
untersucht  und  als  eine  Neurinverbindung  mit  einer  Glycerinphosphor- 
säure  erkannt,  in  der  zwei  Wasserstoff atome  durch  die  Radikale  der  Öl- 
säure und  Palmitinsäure  ersetzt  sind. 

—  Wilhelm  Qrlatlncar  erkennt  die  von  Dubini  entdeckte  „Aukylostoma  duo- 
denale" benannte  (1843)  Nematode  als  Ursache  der  „Ägyptischen  Chlorose". 
Auf  die  gleiche  Ursache  führt  Perroncito  (1880)  die  schwere  Anämie  der 
Arbeiter  des  Gotthardtunnels,  Graziadei  (1879)  imd  Leichtenstern  ( 1886—87) 
die  Dochmiose  der  Ziegelarbeiter  zurück.  In  neuester  Zeit  hat  die  massen- 
hafte Verbreitung  der  „Wurmkrankheit"  bei  den  Kohlenbergwerksar beitem 
der  westfälischen  Reviere  die  allgemeine  Aufmerksamkeit  auf  diese  Krank- 
heit gelenkt. 

—  Thomas  Hall  in  Boston  betreibt  ein  Fahrzeug  mit  Magnetmasohine  von 
einer  feststehenden  Batterie  aus. 

—  Wilhelm  Hsinti  beschäftigt  sich  in  den  Jahren   1861 — 67  mit  den  in  den 

—     526     — 

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1851 

Fetten   enthaltenen   S&uren,   stellt  deien   Eigenschaften   und  Zusammen- 
setzung fest  und  liefert  durch  diese  Arbeiten  eine  wesentliohe  Yerrollst&n- 
digung  der  CheTreul'schen  Unteisuchungen. 
1851    Johann  Wilhelm  Httlarf  untersucht  die  von  Knoz  (s.  1837  E.)  suent  be- 
obachtete  Leitfähigkeit  des  Selens  für  den  galvanischen  Strom. 

—  Johann  Wilhelm  HIttorf  zeigt,  daB  das  amorphe  Selen,  das  man  erhält, 
wenn  man  metallisches  Selen  schmUzt  und  tropfenweise  in  kaltes  Wasser 
fallen  läfit,  beim  Erwärmen  auf  94  <>  C.  plötzlich  in  metallisches  Selen  über- 
geht, und  daB  sich  dabei  eine  sehr  beträchtliche  Wärmeentwicklung  zeigt, 
die  das  Selen  auf  über  200°  erwärmt.  Dieses  verschiedene  Verhalten  ein 
und  derselben  Materie  ist  nur  dann  erklärlich,  wenn  man  annimmt,  daß 
dieselbe  aus  Atomen  besteht,  deren  verschiedene  Lagerung  die  allotropen 
Zustände  bedingt. 

—  August  Wilhelm  «M  Hofmann  gibt  den  von  Fr^my  entdeckten  (s.  1850  F.) 
ammoniakaUschen  Metallverbindungen  (Platinbasen,  Kobaltbasen  usw.) 
ihre  Stellung  im  chemischen  System ,  indem  er  sie  als  Ammoniak  oder  als 
Chlorammonium  auffaßt,  in  welchem  Wasserstoffatome  durch  Metall  oder 
Metalloxyd  ersetzt  sind.  Diese  Anschauung  wird  von  Weltzien  (1866), 
H.  Schiff  (1863),  Cüeve  u-  a.  weiter  geführt. 

—  August  Wilhelm  von  Hglmann  gewinnt  das  von  Dessaignes  entdeckte  Tri- 
methylamin  durch  Einwirkung  von  Jodmethyl  auf  Ammoniak  (s.  1860  H.) 

—  Wilhelm  Naiimittor  beobachtet  die  Befruchtung  der  Keimzelle  in  den  weib- 
lichen Organen  der  Farne  durch  beweghche  Spermatozoiden  und  füllt 
durch  die  Betonung  der  Ähnlichkeit  mit  der  Samenbildung  der  Phanero- 
gamen  die  Kluft  zwischen  den  Fortpfianzungs vergangen  bei  den  Krypto- 
gamen  und  Phanerogamen  aus. 

—  Obed  Nuney  aus  Cincinnati  stellt  auf  der  Londoner  Ausstellung  eine  Mäh- 
maschine aus,  welche  sich  ebenso  bewährt,  wie  die  Konstruktion  von  Mac 
Cormick.  (S.   1861  M.) 

—  Gustav  KOktr  in  Cannstatt  erfindet  die  Carbonisation  der  Lumpen.  Dieses 
Verfahren  besteht  darin,  daß  man  in  halbwollenen,  d.  h.  baumwolle-  und 
leinenhaltigen  Lumpen  durch  Einwirkung  von  Schwefelsäure  und  naohheriges 
scharfes  Trocknen  die  Pflanzenfasern  zerstört  und  die  Wolle,  die  durch 
diese  Behandlung  kaum  angegriffen  wird,  als  solche  wiedergewinnt.  Diese 
Erfindung  gibt  den  Anstoß  zu  einem  großen  Aufschwung  der  Kunstwoll- 
fabiikation. 

—  Ernst  Eduard  Kummer  begründet  die  Theorie  der  idealen  Primzahlen  und 
bearbeitet  die  von  Gauß  (s.  1812  G.)  entdeckte  hypergeometrische  Reihe. 
Seine  „Allgemeine  Theorie  der  Strahlensysteme"  führt  ihn  auf  die  nach 
ihm  benannte  ..Kummer'sohe  Fläche",  von  der  die  „Fresnel'sche  Wellen- 
fläche" ein  besonderer  Fall  ist. 

—  Der  Ingenieur  KOpar  in  London  umgibt  die  Guttaperchahülle  der  Kabel 
mit  Eisendraht  und  gibt  dadurch  das  Vorbüd  für   alle  späteren  SeekabeL 

—  Aim6  Lautiadit  empfiehlt  zur  Aufnahme  der  für  Herstellung  topographi- 
scher Pläne  erforderUchen  perspektivischen  Handzeichnung  eine  von  ihm 
für  diesen  Zweck  modifizierte  Camera  clara.  (S.  17Ü1  B.)  Später  verwendet 
er  auf  den  Rat  von  Regnault  zu  gleichem  Zweck  die  Photographie. 
(S.  1864  L.) 

—  Karl  Ludwig  und  Rabn  weisen  den  Einfluß  der  Chorda  tympani  auf  die 
Speiohelsekretion  nach. 

—  Cyrus  Hall  Mac  Connick  in  Chicago  bringt  auf  die  Londoner  Ausstellung 
eine  verbesserte  Mähmaschine  mit  horizontal  beweglichen  Schlitzscheren- 
messern, die  großes  Aufsehen  erregt.  Damit  beginnt  die  allgemeine  Ein- 
fnhmng  der  Mähmaschinen  in  die  Praxis.    (Vgl.  auch  1861  H.) 


—     527     — 

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1861 

1861  Mangln  konstruiert  eine  Schifissohraube,  die  vier  gleiohgeformte,  zu  je  zweien 
hintereinander  auf  der  Nabe  befestigte  Flügel  besitzt.  Die  Mangin'sche 
Schraube  wird  namentlich  in  der  französischen  Marine  viel  verwendet. 

—  Nachdem  der  Gipsverband,  der  im  Orient  seit  langer  Zeit  (s.  975)  ge- 
bräuchlich war,  durch  Eaton,  englischen  Konsul  in  Bassora,  in  Europa 
bekannt  geworden  und  1814  von  Hendriksz  in  G-roningen,  später  von 
Diefienbaoh  u.  a.  empfohlen  worden  war,  erfindet  der  hoUändisohe  Militär- 
arzt Anthony  Mathyim  den  Gipsbindenverband,  änea  festen,  starren  Ver- 
band, der  namentlich  benutzt  wird,  um  ein  Glied  längere  Zeit  in  fast 
völliger  Unbeweglichkeit  zu  erhalten.  Dieser  Verband  erlangt  in  der  Kriegs- 
ohirurgie  sehr  große  Bedeutung. 

—  Jacob  Mayw,  dem  Besitzer  der  Bochumer  GuBstahlfabrik,  gelingt  cb  zneist, 
aus  Stahlguß  schwierige  und  große  Gegenstände  herzustellen.  Er  erregt 
namenthch  Aufsehen  durch  seine  Gußstahlglocken,  die  auf  der  Gewerbeaus- 
stellung  zu  Düsseldorf  1852  prämiiert  werden.  Die  Schwierigkeiten  diese« 
Gusses  bestanden  in  der  Gasentwicklung  beim  Heizen,  dem  starken  Schwinden 
und  der  zu  hohen  Schmelztemperatur  des  Metalles,  welches  infolgedessen 
in  den  Formen  zu  rasch  erstarrte. 

—  Julius  Robert  von  Maysr  berechnet  in  seiner  Abhandlung  „Über  die  Herz- 
kraft" die  Arbeit  des  Herzens  und  kommt  zu  dem  Resultat,  daß  beide 
Ventrikel  in  24  Stunden  87000  mkg  leisten,  was  dem  vierten  TeO  der 
achtstündigen  Arbeitsleistung  eines  kräftigen  Arbeiters  entspricht.  In 
Wärmeeinheiten  umgesetzt  entspricht  die  lebendige  Kraft  des  Herzens 
204000  Kalorien. 

—  Nicolas  Auguste  Eugene  Millon  findet,  daß  eine  salpetrige  Säure  enthaltende 
Lösung  von  salpetersaurem  Quecksilberoxyd,  insbesondere  beim  Erhitzen 
die  Eiweißkörper  rot  färbt.    (Reagens  von  MiUon.) 

—  Hugo  «on  Mohl  konstatiert,  daß  die  Chlorophyllkömer  der  meisten  Pflanzen 
Einschlüsse  von  Stärkemehl  enthalten,  und  sieht  in  einzelnen  Fällen  diese 
Einschlüsse  in  vorher  stärkefreien  Ghlorophyllkömem  entstehen. 

—  Jacob  Albert  W.  Molatchott  macht  Untersuchungen  über  den  Stoffwechsel 
in  Pflanzen  und  Tieren. 

—  Naptor  in  Glasgow  errichtet  die  erste  Trajektanstalt  mit  Seilanfzag  über 
den  Firth  of  Forth  bei  Granton  und  erbaut  dazu  das  Fährschiff  „Leviathan", 
das  auf  seinen  3  Deckgleisen  30  Wagen  unterbringen  kann.  1862  wird  eine 
zweite  Fähre  über  den  Firth  of  Forth  bei  Dundee  errichtet.  Beide  Fähren 
befördern  nur  Güterwagen. 

—  Charles  C16ophajB  Panon  beschäftigt  sich  zuerst  mit  der  Bestimmung  de« 
Wärmeverbrauchs  beim  Auflösen  von  Salzen  (Lösungswärme  der  Salze), 
der  nach  ihm  noch  eingehender  von  Winkelmann  (1873)  bestimmt  und 
später  von  Staub  (1890)  und  Scholz  (1892)  mit  dem  Bunsen'schen  Eis- 
cidorimeter  gemessen  wird. 

—  Nachdem  schon  Kepler  1612  und  Barlow  1834  dahin  zielende  Linsen- 
kombinationen  konstruiert  hatten,  erfindet  der  italienische  Optiker  Ignazio 
Porro  ein  Teleobjektiv,  das  1869  von  Borie  und  de  Toumemire  sowie  von 
J.  Traill  Taylor  verbessert  wird. 

—  Robert  Ramak  macht  Untersuchungen  über  die  Entwicklung  der  Drüsen, 
die  einen  Wendepunkt  in  der  Auffassung  dieser  Gebilde  bezeichnen. 

—  Friedrich  RochMar  entdeckt  in  den  mit  heißem  Wasser  bereiteten  Aus- 
zügen des  Krapps  das  Glucosid  des  Alizarins,  die  Ruberythrinsäure,  die, 
wie  Liebermann  und  Bergami  1888  zeigen,  mit  dem  von  Sehnnok  1848 
aus  Krapp  isolierten  Rubian  identisch  ist. 

—  Nachdem  der  Amerikaner  Page  schon  1836  Induktionsapparate  mit  höherer 
Spannung  gebaut   hatte,   die  indes  wenig  Erfolg  hatten,  gelingt.es  dem 


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1S61 

deutschen  MechanikeT  H.  D.  ROhmkorV  in  Paria,  InduktionBapparate  für 
hochgespannte  Ströme  hersustellen,  welche  Funken  erzeugen,  wie  sie  die 
Elektrisiermaschine  gibt  (Fonkenindaktor). 
1851  Henri  da  MnaraiMt  gelingt  ee,  die  typischen  krystallinischen  Verbindungen 
der  Erzgänge  aus  wässerigen  Lösungen,  die  er  den  in  größeren  Tiefen  der 
Erdlinde  herrschenden  Bedingungen  der  Temperatur  und  des  Druckes 
unterwirft,  herzustellen  und  so  der  ThermaUiTpothese  über  die  Entstehung 
der  Erzgänge  eine  wesentliche  Stütze  zu  verleihen. 

—  ghiHMii  &  Haliln  führen  in  Berlin  telegraphische  Feuermelder  ein.  (S.  a. 
1838  S.) 

—  SlnfW  verbessert  an  der  Nähmaschine  die  Stoflvorsehiebung  (s.  1847  H.) 
durch  Anwendung  eines  unterhalb  des  Stoffes  befindlichen,  fein  gezahnten 
Sohaltrades  in  Verbindung  mit  einem  unter  Federdruck  stehenden,  auf  den 
Stoff  drückenden  StofFpresserfuB.  Doch  ist  auch  jetzt  die  Lenkbarkeit 
noch  ungenügend,  da  der  Stoff  hierbei  beständig  unter  Druck  auf  dem 
Transportrad  liegt. 

—  Christian  UraMMi  konstruiert  eine  Lettern -Setzmaschine  „Taohotype",  die 
1855  auf  der  Pariser  Ausstellung  prämiiert  wird.  Die  Maschine  besorgt 
das  Ablegen  mit  Hilfe  der  besonderen  Unterscheidimgssignaturen ,  die 
Etienne  Robert  Gaubert  1840  angegeben  hatte.  Trotz  vieler  Vorzüge 
wird  die  Maschine  niemals  in  ausgedehntem  Maße  benutzt. 

—  Simon  Stamptar  wendet  die  Methode,  aus  der  HeUigkeit  oder  Größenklasse 
und  aus  der  Beflexionsfähigkeit  (Albedo)  die  wahre  Größe  eines  Himmels- 
körpers zu  bestimmen,  zuerst  für  die  Ermittlung  der  Durchmesser  der 
Asteroiden  an. 

—  Der  Chemiker  Julius  Adolph  Stoaekhanit  erwirbt  sich  namhafte  Verdienste 
um  die  Agrikulturchemie.  Auf  seine  Anregung  wird  i.  J.  I85I  die  erste 
„agrikultur-chemische  Versuchsstation"  in  Möckem  bei  Leipzig  gegründet. 

—  William  Thamaon  (Lord  Kelvin)  stellt  den  Satz  auf,  daß  die  Temperatur 
stets  der  lebendigen  Kraft  proportional  ist,  welche  der  von  der  Wärme 
bedingten  Molekularbewegung  der  kleinsten  Körperteilohen  innewohnt,  und 
daß  bei  —  273*>  C,  dem  absoluten  Temperatumullpunkt ,  jede  derartige 
Bewegung  aufhört. 

—  Die  französischen  Botaniker  Louis  Ren6  und  Charles  Tulama  begründen 
die  Entwicklungsgeschichte  der  Pilze  (Mutterkorn)  und  finden  bei  einzelnen 
derselben  Sezualorgane. 

—  Tyar  da  Daltaa  stellt  auf  der  London-  und  Chatham-Bahn  Versuche  an, 
Signale  zwischen  dem  fahrenden  Zuge  und  der  Station  zu  wechseln.  Er 
bringt  hierzu  auf  der  Bahnstrecke  Metallstreifen  an,  mit  denen  die  Lokomo- 
tive mittels  federnder  Schleifkontakte  in  dauernder  Berührung  bleibt,  wo- 
durch sie  zum  Empfangen  und  Geben  von  Signalen  beim  Passieren  der 
Strecke  befähigt  wird. 

—  Franpois  VarMI  gibt  an,  daß  Chlorophyll  eisenhaltig  und  das  Eisen  wesent- 
lich für  dessen  BUdung  sei,  was  Salm  -  Horstmar  (1856)  und  Gris  (1865) 
bestätigen.    (S.  a.  1831  B.) 

—  VMatta  untersucht  die  Veränderungen,  welche  das  Holz  in  der  Wärme 
erleidet,  namentlich  um  zu  ermitteln,  unter  welchen  Verhältnissen  die 
für  die  Pulverfabrikation  geeignetste  Holzkohle  entsteht.  Er  empfiehlt 
für  diese  Zwecke  die  Destillation  des  Holzes  mit  überhitztem  Dampf  und 
konstruiert  einen  Destillationsapparat,  der  zuerst  in  Esquerdes  in  Gang 
gesetzt  wird. 

—  Rudolf  VIrefeaw  entdeckt  die  Bindegewebszellen,  die  von  der  Embryonalzeit 
an  vorhanden  sind,  und  von  denen  sich  die  Entstehung  der  Bindesubstanz - 
gewebe  einschließlich  der  Knorpel   und  Knochen  hersohreibt.    Alle  diese 

Darmttaedter.  34 

—     529     — 


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1861 

Gewebe  bestehen  in  gleichartiger  Weise  aus  Zellen  und  IntraoeUulanub- 
stanz,  nur  die  Form  und  die  feinere  Struktur  wechselt. 

1861  Johann  von  Walter  weist  durch  den  positiven  Ausfall  einer  Überimpfung 
des  Sekretes  von  nässenden  Pusteln  die  Eontagioeität  der  sekundären 
Syphilis  nach,  was  durch  F.  von  Rinecker  (1852),  Gruyenot  und  Bassereau 
(1862)  bestätigt  wird. 

—  Theodor  WtMiaupt  erweist  durch  pr&zise  Untersuchungen  über  die  Trag- 
fähigkeit der  Eisenbahnschienen  die  Überlegenheit  der  BreitfuBschienen. 
1867  unternimmt  Malberg  eine  Fortsetsung  dieser  Versuche  mit  ähnlichem 
Ergebnis. 

—  Joseph  Whltwerlh  führt  auf  der  Londoner  Weltausstellung  seine  MeB- 
masohine  vor,  die  als  hervorragendstes  Glied  der  Familie  der  Schraub- 
lehren (Bleohlehren,  Sphaerometer)  anzusehen  ist.    (S.  auch  1841  W.) 

—  Der  holländische  Tierarzt  Louis  Willwmi  in  Hasselt  entdeckt  die  Präventiv- 
impfung der  Lungenseuohe,  einer  dem  Rind  eigentümlichen,  ansteckenden 
Lungen-Brustfellentzündung,  die  zuerst  am  Ende  des  17.  Jahrhunderts  auf- 
getreten war  und  sich  bald  infolge  des  Aufschwungs  des  Viehhandels  all- 
gemein verbreitet  hatte.  Nach  Einführung  der  veterinär-polizeiUchen  Maß- 
regeln in  der  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  verliert  diese  Impfung 
ihre  Bedeutung. 

—  Alexander  William  Wllllamion  bestimmt  die  MolekulargröBen  der  Körper 
auf  rein  chemischem  Wege,  indem  er  sich  die  Körper  aus  dem  Wasser 
doroh  Vertretung  von  ein  oder  zwei  Wasserstoffatomen  entstehend  denkt. 

—  A.  B.  WIlMii  erfindet  für  die  Nähmaschine  den  Greifer  zur  Herstellung  des 
D  oppelsteppstichs. 

—  Friedrich  WMIar  macht  Mitteilung  über  das  von  ihm  bereits  1840  dar- 
gestellte Telluräthyl  und  das  von  Löwig  1836  erhaltene  Selenäthyl. 

1862  Arcbar  erfindet  die  Durohloohung  der  Brief  markenbogen  und  erreicht  da- 
durch, daß  sich  die  einzelnen  Briefmarken  leicht  abtrennen  lassen. 

—  ArchlMd  in  London  erfindet  eine  Steinhobelmaschine,  bei  welcher  die 
Schneidwerkzeuge  aus  rundum  meißelartig  zugeschärften  kreisförmigen 
Scheiben  bestehen,  welche  in  Kreisbogenzügen  über  die  Steinfläohe  (mit 
geneigter  Stellung  gegen  dieselbe)  fortschreiten  und  sich  dabei  um  ihre  eigene 
Achse  drehen,  während  der  Stein  in  einer  die  Bewegung  der  Werkzeuge 
kreuzenden  Richtung  langsam  weiterrückt. 

—  Neill  Amott  macht,  um  die  Schmerzhaftigkeit  bei  Operationen  zu  ver- 
mindern, wieder  Gebrauch  von  der  Kälte,  indem  er  die  betreffende  Stelle 
der  Einwirkung  einer  sehr  intensiven  Kältemischung  (Salz  und  Eis)  aus- 
setzt.   (Siehe  1646  S.) 

—  Clemens  Heinrich  Lambert  vm  Babo  weist  darauf  hin,  daß  die  sonst  sehr 
schwierige  Abscbeidung  des  Serums  von  den  Blutkörperchen  sich  zweck- 
mäßig durch  Zentrifugalkraft  bewirken  lasse.  Stemheim  begründet  hierauf 
1866  ein  Verfahren  zur  Fabrikation  von  Albumin,  indem  er  deflbriniertes 
Blut  in  einer  Zentrifuge  abschleudert,  bis  die  Blutkörperchen  sich  an  der 
Wandung  der  Trommel  ablagern,  dann  das  Serum  im  Vakuum  bei  600  ein- 
dickt und  schließlich  bei  30°  an  der  Luft  eintrocknen  läßt. 

—  Claude  Fran^ois  Bamial  und  Jmui  entdecken  in  dem  borsauren  Mangan- 
oxydul ein  Mittel,  um  auch  beim  rohen  oder  bloß  gekochten  Leinöl  ein 
beschleunigtes  Trocknen  herbeizuführen  (Siccatif).  Schon  vorher  (1841) 
hatte  Liebig  zur  Herstellung  rasch  trocknender  Firnisse  vorgeschlagen, 
das  abgelagerte  Leinöl  mit  sechsfach  basisch  essigsaurem  Bleioxyd  zu- 
sammenzubringen ;  doch  wurde  diese  Methode  wegen  der  Schädlichkeit  für 
die  Gesundheit  der  Arbeiter  und  auch,  weil  der  Firnis  nachdunkelte,  wieder 
aufgegeben.    (S.  a.  1832  S.) 

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1868 

1852  Unter  Anlehnnng  an  Dzierzon's  (s.  d.  1848)  Vorschläge  stellt  der  Freiherr 
August  «on  BariapiGh  auf  Seebaoh  bei  Langensalza  seinen  aus  sogenannten 
mobflen  R&hmehen  bestehenden  verbesserten  Bienenkorb  her,  und  gibt  da- 
durch dem  Mobilbau  seine  heutige  vollendete  Form. 

—  Der  Arst  A.  Barnhartl  in  Eilenburg  macht  zuerst  den  Vorschlag  zur  Her- 
Stellung  von  Kalksandsteinen.  Er  will  damit  den  Ealkpis^bau  (s.  1791  C.) 
verbessern,  der  bei  Regenwetter  nicht  ausgeführt  werden  konnte  und  zu 
den  Tür-  und  Fensterverkleidungen  eines  anderen  Baumaterials  bedurfte. 
Bemhardi  kennt  indes  noch  kein  Härtungs verfahren  des  Kalksandsteins. 
(S.   1880  M.) 

—  Cesare  BartagnInI  erkennt  die  oharakteristiBohe  Eigenschaft  der  als  Aldehyde 
bezeichneten  Verbindungen,  mit  schwefligsauren  Alkalien  krystaUinische 
Verbindungen  zu  bflden. 

—  Marcelin  Btrthalot  untersucht  das  Terpentinöl,  das  Isoterebenthen  und 
Metaterebinthen  und  beschäftigt  sich  femer  mit  dem  Terpin,  dem  Ter- 
pinol,  dem  Pinenchlorhydrat  (s.  1803  K.)  und  mit  den  Abkömmlingen  des 
Citronenöls. 

—  Marcehn  BmUmM  erhält  beim  Erhitzen  von  Methylalkohol  und  Äthyl- 
alkohol mit  Salmiak  auf  300  bis  400*>  Methylamin  und  Äthylamin. 

—  Boutiincautt  und  Lnry  untersuchen  die  Bodenluft  auf  ihren  Kohlensäure- 
gehalt und  finden,  daß  die  Kohlensäure  ein  sicherer  Indikator  für  die  im 
Boden  vor  sich  gehenden  Zersetzungen  der  organischen  Substanz  sind. 

—  James  Bachanan  empfiehlt  für  den  Flachs  die  HeiBwasserröste,  während 
gleichzeitig  von  William  Watt  die  Dampfröste  empfohlen  wird,  die  indes 
beide  nur  vorübergehend  an  die  Stelle  der  WarmwaBserröste  (vgl.  1846  S.) 
oder  des  von  Gaultier  de  Claubry  empfohlenen  angesäuerten  Bades  treten. 

—  GhaiMlIa  in  Paris  ändert  die  etwa  um'  1820  in  England  aufgekommene 
Trockenmaschine  für  Zeuge  dahin  ab,  daß  er  die  Trockenzylinder,  anstatt 
mit  Dampf,  mit  der  Feuerluft  des  Dampfkessels  oder  der  Heizanlage 
speist,  während  er  gleichzeitig,  um  Überhitzimg  zu  vermeiden,  feine 
Wasserstrahlen  einspritzt. 

—  Der  Mathematiker  und  Physiker  Michel  Chaitot  in  Paris  fördert  die  syn- 
thetische Geometrie  in  hervorragender  Weise.  Ihm  gelingt  die  Lösung 
mehrerer  schwieriger  analytischer  Probleme  auf  geometrischem  Wege. 

—  A.  Couptar  und  M.  A.  Mflllar  stellen  aus  Stroh  mit  Natronlauge  Papierstoff 
dar.  Im  Jahre  1854  wird  dasselbe  Verfahren  von  Watt  und  Burgess  auf 
Holz  angewendet.  Verbesserungen  des  Verfahrens  werden  insbesondere  von 
Houghton  (1864),  Ungerer  (1872),  Sinclair  (1873)  u.  a.  angegeben. 

—  Reiner  OaalMi  konstruiert  einen  Dampfhammer,  der  im  Gegensatz  zum 
Nasmyth'schen  Hammer  (s.  1842  N.)  mit  Uberdampf  arbeitet.  Er  kon- 
zentriert das  Fallgewicht  großenteils  in  der  dicken  Kolbenstange,  an  der 
ein  kleiner  Hammerkopf  befindlich  ist,  welcher  Kolbenstange  und  Hammer- 
bahn verbindet  und  gerade  geführt  ist.  Andere  Formen  der  Hämmer  mit 
Oberdampf  werden  von  Turck  in  Chartres,  Farcot  in  Paris,  dem  englischen 
Ingenieur  Naylor  n.  a.  angegeben. 

—  Michael  Faraiay  macht  die  merkwürdigen  Kurven,  in  denen  sich  Eisenfeile 
in  der  Nähe  von  Magneten  ordnet,  zum  Gegenstand  seines  Nachdenkens 
und  stellt  die  Theorie  auf,  daß  der  ganze  den  Magnet  umgebende  Raum 
—  sein  Feld  —  in  einen  eigentümlichen  Zwangszustand  versetzt  ist,  dessen 
Verteilung  durch  den  Verlauf  der  Kraftlinien  bezeichnet  ist.  Unter  sol- 
chen versteht  er  Kurven,  die  an  jeder  Stelle  des  Raiunes  die  Richtung 
der  daselbst  wirksamen  Kräfte  (Gravitationskraft,  elektrische,  magnetische 
Kräfte)  haben. 

—  Favn  und  Silbaniuuin  einerseits  und  Thomas  Aadrmn  andererseits  beschaff 

34» 

—     531     — 


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1868 

tigen  sich  mit  der  Messung  der  durch  chemische  Prozesse  entwickelten 
W&rme.  Ihre  Untersuchangen  gelten  in  erster  Linie  der  bei  der  Bildung 
von  Chlorverbindungen  auftretenden  Wärme.  Favre  (1866),  J.  Thomsen 
(1882)  und  Berthelot  (1896)  dehnen  ihre  Untersuchungen  auch  auf  andere 
chemische  Prozesse  aus  und  verfolgen  insbesondere  die  bei  der  Zersetzung 
und  Bildung  der  verschiedensten  basischen,  neutralen  und  sauren  Salze 
eintretenden  Änderungen  des  W&rmezustandes,  die  sogenannten  Wärme- 
tönungen. Stohmann  (1886)  zieht  auch  die  organischen  Verbindungen  in 
den  Bereich  seiner  Untersuchungen. 
1862  Edward  Fnuikland  macht  die  ersten  Mitteilungen  über  organische  Verbin- 
dungen des  Quecksilbers;  doch  gelingt  die  Isolierung  des  Quecksilberäthyls 
und  QueoksUbermethyls  erst  G-eorge  Buckton  im  Jahre  1858. 

—  Fnuikland,  Cahouri  und  RIciM  nnd  LBwIg  stellen  unabhängig  voneinander  die 
Alkylverbindungen  des  Zinns,  Löwig  auch  die  des  Bleis  her. 

—  Der  Fabrikant  Wilhelm  Funcks  in  Hagen  erfindet  die  Mutterpresse  zur 
Fabrikation  der  Schraubenmuttern. 

—  Charles  Qarhartt  entdeckt  das  Essigsäureanhydrid,  indem  er  Phosphortri- 
chlorid  auf  wasserfreies  essigsaures  Kalium  wirken  läßt.  Zuerst  destillieren 
Aoetylchlorid  und  unzersetztes  Pbospbortrichlorid  über,  bei  weiterem  Er- 
hitzen geht  Essigsäureanhydrid  über,  das  durch  Bektifikation  über  essig- 
saures Kalium  rein  erhalten  wird. 

—  Henry  fiHtard  steigt  am  24.  September  in  einem  spindelförmigen  Luftballon 
von  2600  obm  Inhalt  auf,  der  mit  einer  durch  Dampf  betriebenen  Luft- 
schraube montiert  und  mit  Steuervorrichtung  versehen  ist  und  tatsächlich 
gegen  den  Wind  fährt.  Eine  größere  Konstruktion  von  4600  cbm  Volum 
erbaut  er  im  Jahre  1866  und  führt  sie  in  Gemeinschaft  mit  dem  Luft- 
schiffer Gabriel  Yon  vor. 

—  Charles  QoodyMf  lehrt  die  Darstellung  des  Hartgummi  (Ebonit)  durch  Er- 
hitzen von  Kautschuk  mit  mehr  Schwefel,  als  zum  Vulkanisieren  (s.  1839  6.> 
erforderlich  ist,  auf  Temperaturen  von  ca.  160<>.  Zur  Erhöhung  der  Härte 
und  Elastizität  setzt  man  vielfach  auch  Schellack  zu.  Das  Hartgummi 
eignet  sich  zur  Herstellung  zahlreicher  Gegenstände,  die  man  sonst  aus  Holz, 
Hom,  Metall  usw.  anfertigte.  Da  es  ein  besserer  Nichtleiter  als  alle  sonst 
bekannten  Stoffe  ist,  dient  es  als  vortrefOiohes  Isoliermaterial  für  Tele- 
graphenleitungen. 

—  Horace  aratn  ist  seit  Köderik  (s.  1750  K.)  der  erste,  dem  es  gelingt,  warzen- 
förmige Gebilde  und  Polypen  des  Kehlkopfes  durch  Operation  vom  Munde 
aus  zu  entfernen. 

—  6ra«w  erfindet  für  die  Nähmaschine  die  Zirkuliemadel  zur  Erzeugung  des 
Scbnurstichs. 

—  Emanuel  Louis  QniiMr  setzt  an  Stelle  der  Karsten'schen  Klassifikation  der 
Steinkohlen  eine  auf  die  Flammenentwicklung  gegründete  Einteilung  in 
trockene  Steinkohle  mit  langer  Flamme,  fette  Steinkohle  mit  langer 
Flamme  oder  Gaskohle,  eigentliche  fette  Kohle  oder  Schmiedekohle,  fette 
Steinkohle  mit  kurzer  Flamme  oder  Kokskohle  und  schließlich  magere  oder 
anthrazitische  Steinkohle. 

—  awynnt  stellt  zuerst  PreOtorf  her,  indem  er  den  Rohtorf  in  einer  Zentri- 
fugalmaschine einer  vorläufigen  Trocknung  unterwirft,  ihn  darauf  fein 
mahlt  und  in  dampferhitzten  Pressen  verdichtet. 

—  Dem  preußischen  Major  Hartmann  gelingt  die  Herstellung  von  Lang- 
geschoBsen,  welche  sich  aus  glatten  Geschützrohren  verfeuern  lassen, 
ohne  ihre  Umdrehung  um  die  Längsachse  zu  verlieren.  Hierzu  hatten  die 
in  ihrer  äußeren  Gestalt  den  Ilinterladergranaten  ähnlichen  Langgeschosse 
schraubenförmige  Durchbohrungen  erhalten,  so  daß  sie  durch  den  Wider-^ 

—     532     — 

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1858 

stand  der  bindnrcliströinendeii  Lnft  in  Drehiing  versetzt  wurden.    Der  Ge- 
danke hätte  ohne  das  DazwiBohentreten  des  gezogenen  G«8chätze8  eine 
große  Zukunft  gehabt.    (Vgl.  1627  C.  tmd  1766  B.) 
1862    Gustav  Hiyar  unterzieht  zuerst  das  Verhalten  der  Waldbäume  gegen  Licht 
und  Schatten  einer  eingehenden  Würdigung. 

—  H.  Hlghton  schlägt  verschiedene  Verfahren  zur  Übermittlung  von  Nach- 
richten zwischen  zwei  durch  Wasser  voneinander  getrennten  Orten  vor. 
Das  eine  Verfahren  untetscheidet  sich  nicht  von  dem  von  Wilkins  (s.  1849  W.) 
angewendeten.  Das  zweite  besteht  darin,  daB  er  auf  beiden  Seiten  des 
Flusses  Drähte  ausspannt  und  die  einander  gegenüberstehenden  Enden 
derselben  durch  nicht  isolierte,  in  das  Wasser  versenkte  Drähte  mitein- 
ander in  Verbindung  bringt.  Die  letztere  Methode  wird  von  englischen 
Ingenieuren  in  Indien  praktisch  erprobt  und  zur  Überbrückung  breiter 
Ströme  für  geeignet  gefunden,  voransgesetzt,  daß  die  beiden  ins  Wasser 
versenkten  Drähte  genügend  weit  voneinander  bleiben.    (Vgl.  auch  1811  S.) 

—  John  Rüssel  Hind  entdeckt  im  Stier  den  ersten  veränderlichen  Nebel. 

—  Frederick  W.  Hmn  verbessert  die  Nasmyth'sche  Fräsmaschine  (s.  1840  N.), 
indem  er  sie  durch  weitere  Lagerung  des  Fräsers  befähigt,  breitere  Schnitte 
auszufahren  oder  in  größerem  Abstand  vom  Hauptspindellager  zn  arbei- 
ten. Diese  Maschine  ist  die  Grundlage  der  modernen  „allgemeinen  Fräs- 
maschine". 

—  Magnus  Hon  in  Stockholm  bezeichnet  mit  dem  Namen  des  chronischen 
Alkoholismus  das  Säufersiechtum,  das  nicht  wie  das  Delirium  tremens  mit 
organischen  Störungen  im  Körper  verbunden  ist,  sondern  sich  im  Nerven- 
leben abspielt. 

—  Der  Lehrer  J.  G.  Kaniti  in  Heinrichsdorf  bei  Friedland  in  Ostpreußen 
führt  in  die  Bienenzucht  den  nach  ihm  benannten  Eanitzstock  ein,  wel- 
cher aus  mehreren  aufeinandergesetzten  Strohringen  besteht,  deren  Anzahl 
je  nach  der  Volkstärke  und  Honigtracht  vermehrt  oder  verringert  werden 
kann. 

—  Rudolf  Albert  von  KMIIkar  fördert  durch  seine  Arbeiten  die  Cellnlarphysio- 
logie.  Er  unterscheidet  sechs  Arten  von  Geweben:  Bindegewebe,  glatte  Mus- 
keln, quergestreifte  Muskeln,  Nerven,  Blutgefäßdriisen  und  echte  Drüsen. 

—  Gottlieb  Heinrich  Friedrich  KOchmimlriar  liefert  den  experimentellen  Nach- 
weis der  Entwicklung  des  Bandwurms  aus  den  Finnen  des  Schweine- 
fleisches und  der  Finnen  aus  der  Bandwurmbmt. 

—  Nachdem  die  ersten  Osteotomien  1821  von  Wasserfuhr  in  Stettin,  1826 
von  Riecke  in  Tübingen,  1826  von  John  Rbea  Barton  ausgeführt  worden 
waren,  die  Methode  aber  wegen  ihrer  Gefahren  sich  nicht  einzuführen 
vermocht  hatte,  führt  Bernhard  von  LangMkOCk  die  subkutane  Osteotomie 
ein,  welche  die  Gefahren  der  „offenen"  Osteotomie  wesentlich  mindert  und 
viele  Anhänger  gewinnt. 

—  LamiKitr,  BwmwII  und  Davanno  erfinden  die  Pbotolithographie,  ein  photo- 
mechanisches Vervielfältigungsverfahren,  das  als  Vorläufer  des  Lichtdrucks 
anzusehen  ist. 

—  LOMinnt  konstruiert  für  die  Grube  Grand  Bao  bei  Lüttich  einen  Windrad - 
Saugventilator  und  gibt  dadurch  den  Anstoß  zur  allgemeinen  Anwendung 
der  schon  1711  (s.  1711  P.)  erfundenen,  aber  in  der  Zwischenzeit  so  gut  wie 
vergessenen  Aspirationsventilatoren.  Die  erste  Anwendung  dieses  Venti- 
lators für  Krankenhäuser  macht  van  Hecke  (1860)  in  Paris,  dem  dann 
Haag  in  Augsburg  (1862)  mit  seinen  Ventilationseinrichtungen  (mechanische 
Ventilation  durch  Pulsation)  folgt. 

—  Johann  Benedikt  Ustint  und  Adolf  Hannovor  stellen   durch   Messung  fest, 

—     533     — 


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1868 

daß  der  blinde  Fleck  im  Ange  identisch  mit  der  Eintrittastelle  dee  Seh- 
nerven ist,  was  Donders  (1852)  doroh  den  direkten  Vergncb  bestätigt. 
1852  Der  englische  Missionar  David  UvIngitaiM  macht,  nachdem  er  1849  den 
Ngamisee  erreicht  hatte,  in  den  Jahren  1852 — 56  die  dritte  Dnrchquenmg 
von  Afrika,  indem  er  von  Kapstadt  ausgeht  und  über  den  Dilolosee  nach 
der  Westküste  bei  Loanda  gelangt.  Den  Rückweg  nimmt  er  von  Angola 
nach  Mozambique.  Er  entdeckt  dabei  die  Viktoriafälle  des  Sambesi, 
ohne  aber  den  Sambesi  in  seinem  ganzen  Laufe  verfolgen  zu  können. 

—  Der  österreichische  Offizier  Lmmi  und  unabhängig  von  ihm  der  englische 
Fabrikant  Wiikintoii  erfinden  das  Kompressionsgeechofi,  eine  Spitzkugel 
mit  ringförmigen  tiefen  Einkerbungen  am  zylindrischen  Teil. 

—  W.  S.  Loiii  stellt  zuerst  Natriumthiosulfat  (unterschwefligsauree  Natron. 
Antichlor)  direkt  aus  Sodarückständen  dar.  Er  läßt  den  Rückstand  eine 
Woche  an  der  liuft  liegen,  laugt  aus,  läßt  absitzen,  zieht  die  klare  Flüssig- 
keit ab,  setzt  derselben  kohlensaures  Katron  zu  und  erhält  durch  Ein- 
dampfen und  KrystalUsieren  das  Thiosulfat.  Die  Methode  wird  von 
Townsend  und  Walker  (1861),  Jnllion  (1861),  dem  Verein  chemischer 
Fabriken  (1882)  ausgebildet  und  verbessert. 

—  Georg  MilBner  in  Göttingen  entdeckt  die  aus  feinen  Nervenfasern  gebildeten 
Endanschwellungen  der  Gefühlsnerven,  die  nach  ihm  Meißner'sche  Tast- 
körperchen genannt  werden. 

—  In  Kalifornien  wird  von  Mtiryweathw,  einem  Goldgräber,  der  hydraulische 
Minenbetrieb  zur  Gewinnung  des  Waschgoldes  erfunden,  der  darin  besteht, 
daß  man  die  unter  Druck  aus  einem  Mundstück  austretenden  Wasser- 
strahlen gegen  den  Fuß  der  Ablagerungen  leitet,  um  die  Wand  zu  unter- 
höhlen und  zu  Fall  zu  bringen,  und  ebenfalls  durch  Wasserstrahlen  das 
Material  weiter  zum  Gerinne  führt,  wo  es  verwaschen  wird.  Nach  Plinius 
soU  dieses  Verfahren  früher  in  Spanien  geübt  worden  sein,  wo  es  die 
Römer  kennen  lernten. 

—  Mmtz  in  Birmingham  gibt  ein  Verfahren  der  Röhrenfabrikation  an,  wo- 
nach er  Röhren  von  schmiedbarem  Messing  (Muntzmetall  —  s.  1779  K.  und 
1832  M.)  mit  ovalem  Querschnitt  gießt,  durch  Walzen  flach  zusammen- 
drückt, unter  Zylindern  gleich  dem  flachen  Stabeisen  glühend  streckt  und 
schließlich  in  einem  andern  Walzwerk  über  einen  eingetriebenen  Dom 
wieder  zur  Rohrgestalt  öfinet. 

—  S.  Norrb  verbindet  die  Schienen  durch  Umgießen  der  gereinigten  Schienen- 
enden am  Fuß  und  Steg  mit  Gußeisen  und  bedient  sich  hierzu  eines  fahr- 
baren Gießofens.  Das  Verfahren  bewährt  sich  bei  Straßenbahnen,  jedoch 
nicht  bei  VoUbahnen,  da  die  Gleise  sich  im  Sommer  stark  verwerfen  und 
im  Winter  abreißen. 

—  Johann  Georg  Konrad  OfetrMMk  erwirbt  sieh  große  Verdienste  um  die  Obst- 
kultur. Er  bringt  in  gepflanzten  Stämmen  und  Sortenbäumen  eine  Samm- 
lung von  mehr  als  4000  Obstsorten  zusammen  und  wirkt  erfolgreich  für 
die  Anlage  von  Obstzuchtgärten  als  Staatsanlagen. 

—  Nachdem  zuerst  i.  J.  1822  in  England  eiserne  Spundwände  an  Stelle  der 
gegen  Seewasser  und  Pfahlwürmer  weniger  widerstandsfähigen  hölzernen 
Wände  angewendet  worden  waren,  verwendet  der  Ingenieur  Pag«  in  größerem 
Umfange  zuerst  beim  Bau  der  Chelsea- Kettenbrücke  gußeiserne  Spnnd- 
pfähle  mit  dazwischengerammten  Eisenplatten. 

—  Dem  Mechaniker  Mrtn  in  Paris  gelingt  es,  die  Bandsäge  (Säge  ohne  Ende) 
wesentlich  zu  vervollkommnen.     (S.  1808  N.) 

—  M.  V.  PernoM  veröffentlicht  die  Resultate  seiner  Versuche  über  den  freien 
Fall  mineralischer  Körper  von  verschiedenem  spezifischem  Gewicht  in 
Medien   verschiedener   Dichte,   wie   Wasser,   Luft,   Salzsole,   Eisenvitriol - 

—     534     — 


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1858 

lÖBungen  tibw.,  die  für  die  meohanische  Aufbereitung  bahnbrechend  sind 
und  namentlich  von  dem  Bergmeister  Julius  von  Sparre  und  dem  Berg- 
aaseesor  Max  von  dem  Borne  (s.  1853  B.)  für  die  Praxis  nutzbar  gemacht 
werden. 
1852  W&hrend  Christian  Gottfried  Ehrenberg  in  seinem  Hauptwerke  „Die  In- 
fusionstierchen als  vollkommene  Organismen"  die  Bakterien,  die  er  in  vier 
Klassen  (Bakterium,  Vibrio,  Spirochaete,  Spirülum)  einteilte,  als  tierische 
Organismen  betrachtet  hatte,  betont  Max  Pwty  in  seinem  Werke  „Zur 
Kenntnis  der  kleinsten  Lebeformen",  daß  die  Bakterien  teils  dem  Tier-, 
teils  dem  Pflanzenreiche  angehören. 

—  Der  englische  Ingenieur  Patitt  und  der  Franzose  Molon  kommen  gleichzeitig 
auf   die  Idee,  F^chreste  zu  Düngezweoken  zu  verarbeiten  (Fischguano). 

^  Nachdem  die  Lösung  der  Aufgabe,  bildaufriohtende  Spiegelprismensysteme 
zu  konstruieren,  u.  a.  von  C.  Varley  (1811),  Chevalier  (1843),  Dove  (1851) 
angestrebt  worden  war,  gelingt  es  Ignazio  Porra,  ein  in  allen  Beziehungen 
vorteilhaftes  Spiegelprismensystem  zu  erfinden,  das  u.  a.  auch  eine  wesent- 
liche Verkürzung  der  Femrohre  gestattet.    (Porro'sches  Prismenfemrohr.) 

—  John  Ranttbottom  verbessert  den  MetaUkolben  für  die  Dampfmaschine. 
(Vgl.  1797  C.)  Sein  Kolben  besteht  aus  drei  Ringen  und  einem  Kolben- 
körper und  ist  wesentlich  leichter,  als  die  bis  dahin  gebrauchten  Metall- 
kolben. 

—  Raoalt  in  Paris  verbindet  Bramah's  Sicherheitsvorrichtung  (s.  1784  B.)  mit 
dem  C^ubbschloB  (s.  1818  C.)  und  erhöht  durch  diese  Kombination  den  Wert 
des  Schlosses  sehr  wesentlich. 

—  Ferdinand  Rfleh  bestimmt,  nachdem  er  schon  1838  ähnliche  Versuche 
unternommen  hatte,  durch  Beobachtungen,  die  er  in  einem  Bergwerk  bei 
Freiberg  mittels  der  Drehwage  anstellt,  die  Dichte  der  Erde  zu  5,583. 

—  Bobert  Ramak  zeigt,  daß  das  Wachstum  der  Gewebe  allgemein  auf  Zell- 
vermehrung durch  Zellteilung  beruhe. 

—  FlorentLu  Robwrt  ändert  den  RiUieux'schen  Apparat  (s.  1830  R.)  dahin  ab, 
daß  er  statt  der  hegenden  Verdampf  körper  stehende  anwendet,  bei  denen 
der  heizende  Dampf  nicht  durch  die  Röhren  geht,  sondern  die  Röhren 
umspült,  und-  daß  er  den  Dampf  aus  dem  Saft  des  ersten  Körpers  zum 
Verdampfen  des  Saftes  im  zweiten  Körper,  den  Dampf  aus  diesem  zum 
Verdampfen  im  dritten  Körper  benutzt,  also  tatsächlich  mit  drei  Körpern 
arbeitet,  während  der  RiUieux'sche  Apparat  eigenthch  nur  einen  Apparat 
mit  zwei  Körpern  repräsentierte. 

—  Riidior  benutzt  zuerst  das  für  Sperrradbremsen  wichtige  Grundprinzip  einer 
Lösungsbremse,  welche  im  ruhenden  Zustande  gespannt  ist  und  für  die 
Lastsenkung  gelüftet  wird,  zur  Konstruktion  einer  Senkbremse  in  der 
Pariser  Tabaksmanufaktur.  Für  Aufzugswinden  wird  dies  Prinzip  zuerst 
von  Rolland  1856  verwendet. 

—  John  Scott  Runtll  und  Isambard  Kingdom  BniiMi  erbauen  den  Riesen- 
dampfer „Great  Eastem",  der  bei  207  m  Länge  und  25,3  m  Breite  eine 
Wasserverdrängung  von  27400  Tonnen  hat,  7650  Pferdekräfte  entwickelt 
und  Rad-  und  Schraubendampfer  ist.  Der  Dampfer  leistet  gute  Dienste 
bei  der  Verlegung  des  transatlantischen  Kabels,  war  aber  sonst  unbrauch- 
bar, da  seine  Maschinenkraft  zu  gering  war. 

—  Edward  SaMiM,  Alfred  aauHar  und  Rudolf  WoH  finden  fast  gleichseitig  einen 
Zusammenhang  zwischen  den  Sonnenileoken  und  den  Erscheinungen  des 
Erdmagnetismus.    (S.  auch  1826  S.) 

—  Graf  Paolo  dl  San  Robtrto  unterwirft  Schießpulver  bei  der  Siedehitze  des  Wassers 
einer  Pressung  und  erhält  dem  Kaliber  des  (jrewehrs  entsprechende  Pulver- 


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1862 

Zylinder,  die  nicht  so  hygroskopisch  sind  wie  das  Eompulver  und  beim 
Niederfallen  auf  die  Erde  nicht  zerbrechen.  Eine  ähnliche  Kompression  wird 
auch  beim  Mammutpulver  und  beim  prismatischen  Pulver  vorgenommen. 
(S.  18Ö9  R.) 
1862  Christian  Scklil*  konstruiert  Dampfturbinen,  die  hauptsächlich  als  Antriebs- 
masohinen  für  Ventilatoren  Verwendung  finden. 

—  Rudolf  Eduard  Schlnz  konstniiert  das  Multiplikatormanometer,  bei  weichem 
die  Bewegung  der  Oberfläche  der  MeBflüssigkeit  durch  einen  Schwimmer 
mittels  Fadens  und  Rolle  auf  einen  Zeiger  übertragen  und  so  im  ver- 
gröBerten  Maßstabe  angezeigt  wird. 

—  Carl  SchmMt  macht  gemeinsam  mit  F.  BIMer  in  Dorpat  umfassende  Unter- 
suchungen über  den  Verdauungsvorgang  und  den  Stoffwechsel.  Xament- 
lich  weisen  sie  nach,  daß  der  Magensaft  von  fleischfressenden  Tieren  nur 
freie  Salzsäure  und  keine  Spur  von  Milchsäure  oder  irgend  andern  orga- 
nischen Säuren  enthält.  Aus  ihren  Versuchen,  die  von  C.  Voit  und  Röh- 
mann,  Friedrich  Müller  und  J.  Munk  ergänzt  werden,  ergibt  sich,  dafi 
die  Galle  beim  Übertritt  der  Fette  aus  der  Darmhöhle  in  die  Körpersäfte 
eine  sehr  wesentliche  RoUe  spielt. 

—  Totti^re  Schwapp«  in  Angers  erfindet  eine  Holzbohrmaschine  zur  Herstellung 
hölzerner  Wasserleitungsröhren ,  welche  aus  dem  Stamm  einen  vollen 
Kern  —  ähnlich  wie  bei  den  G«8tein8bohrmaschinen  —  herausschneidet. 

—  G.  G.  Mokai  nimmt  die  Versuche  von  Brewster  und  Herschel  (s.  1838  B.) 
über  Fluorescenz  wieder  auf  und  liefert  den  Nachweis,  daß  es  besonders 
die  kurzen  Wellenlängen  sind,  welche  das  FluoresoenzUcht  hervorrufen, 
und  daß  diese  kurzen  Wellenlängen  nicht  durch  Glas,  wohl  aber  durch 
Quarz  durchgelassen  werden.  Für  kürzere  Wellenlängen  als  1800  Angström- 
Einheiten  wird,  wie  Victor  Schumann  (s.  1893  S.)  zeigt,  auch  Quarz  un- 
durchlässig; für  diese  Strahlen  ist  Flußspat  das  einzige  durchlässige  Mate- 
rial. Den  Namen  „Fluorescenz"  hat  Stokes  vom  Flußspat  (Fluor calcium) 
hergeleitet. 

—  William  Henry  Fox  Talbot  entdeckt,  daß  mit  Chromaten  behandelter  Leim 
bei  der  Belichtung  unlöslich  wird.  (S.  a.  1839  P.)  Er  benutzt  zuerst  die  Chrom- 
gelatine als  photochemisches  Schutzmittel  bei  Ätzungen  auf  Stahl  und 
ebnet  dadurch  der  Heliogravüre  (Photogravüre),  die  von  Kli«  in  Wien 
(s.  1879  K.)  weiter  ausgebildet  wird,  und  der  Autotypie  (s.  1881  M.)  die 
Wege. 

—  Ambroise  Auguste  TvdlM  entfaltet  in  den  Jahren  1852 — 76  eine  umfang- 
reiche Tätigkeit  auf  allen  Gebieten  der  gerichtlichen  Medizin  und  wirkt  für 
dieselbe  bahnbrechend  durch  die  Mitteilimg  der  vielen  von  ihm  gesehenen 
und  begutachteten  Fälle  und  die  Darlegung  der  daraus  abgeleiteten  Er- 
fahrungssätze. 

—  James  Thomion  konstruiert  eine  Saugstrahlpumpe,  bei  welcher  ein  Flüssig- 
keitsstrahl,  indem  er  unter  Druck  aus  einer  Düse  durch  einen  andern 
Baum  strömt,  in  diesem  eine  Flüssigkeit  mitreißt  und  dadurch  ein  Vakuum 
bOdet.  Beide  Flüssigkeiten  mischen  sich  miteinander,  und  das  Gemisch 
wird  in  Form  eines  Strahles  auf  eine  gewisse  Höhe  gehoben.  Dieses  Prinzip 
ist  früher  beim  Blasrohr  (s.  1804  T.)  angewendet  worden  und  wird  später- 
hin beim  Injektor  (s.  1868  G.)  benutzt. 

—  Ludwig  TOrck  macht  eingehende  Untersuchungen  über  den  Bau  des 
Rückenmarks  in  physiologischer  Beziehung  und  beobachtet  die  Degene- 
rationen zentraler  TeUe  nach  Durchschneidungen  und  pathologischen  Zer- 
störungen. 

—  Franz  Ungtr  spricht  zuerst  die  Überzeugung  aus,   die  Unveränderlichkeit 

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1868 

der  Arten  sei  ein«  Illusion;  die  im  Laofe  der  geologisohen  Zeiträume  neu 
auftretenden  Arten  fossiler  Pflanzen  ständen  untereinander  im  Zusammen- 
hang, die  jungen  seien  aus  den  altem  hervorgegangen.  (Vgl.  1786  G.  und 
1809  L). 
1852  Gustav  Gabriel  ValMtin  mißt  die  Zeitdauer  von  Tastempfindungen  und 
deren  Abhängigkeit  von  Stärke  und  Dauer  der  Reize. 

—  Friedrich  Karl  Vstllnl  gibt  ein  Verfahren  zur  Gewinnung  reiner  Easigsänre 
aus  rohem  Holzessig  an.  Dieses  Verfahren  beruht  auf  der  Herstellung  von 
essigsaurem  Kalk,  Reinigung  dieses  Salzes  und  darauffolgender  Zersetzung 
des  Salzes  durch  Salzsäure.  Ein  Verfahren,  bei  welchem  als  Zwischenglied 
das  Natriumsalz  dient,  wird  1875  von  Dollfus  angegeben. 

—  Nachdem  gegen  1860  an  Stelle  der  Waschung  mit  Schwefelsäure  usw. 
(s.  1840  C.)  sich  die  schon  von  Watson  (s.  1828  W.)  vorgeschlagene  De- 
stillation des  Gaswassers  eingeführt  hatte,  empfiehlt  Peter  Wart  zuerst, 
dem  Gaswasser  nach  Austreibung  des  flüchtigen  Ammoniaks  Kalkmiloh 
zur  Gewinnung  auoh  des  fixen  Ammoniaks  zuzusetzen. 

—  John  Wtlih,  Direktor  des  Eew  -  Observatoriums,  bedient  sich  bei  seinen 
Ballonauffahrten  einer  neuen  Methode  der  Temperaturbestimmung,  die 
darauf  beruht,  daß  er  an  dem  durch  einen  hochpolierten  Metallscbirm 
vor  der  Besonnung  geschützten  Thermometer  große  Luftmassen  künstlich 
vorüberführt.  Dieses  Verfahren  wird  vergessen  und  erst  1887  von  Afi- 
mann  (s.  d.)  wieder  aufgefunden. 

—  Der  Maschinenbauer  Ludwig  Wsrtsr  in  Nürnberg  erfindet  eine  Maschine 
zur  Prüfung  der  einzelnen  Teile  eisemer  Brücken  atrf  Zugfestigkeit,  aus 
welcher  seine  viel  verwendete  Materialprüfungsmaschine  (s.  a.  1873  B.) 
hervorgeht,  ein  Apparat,  welcher  durch  einfache  Handgriffe  nach  Bedarf 
ein  Zerdrücken,  Zerreißen,  Verbiegen,  Verdrehen,  Zerknicken  und  Ab- 
scheren des  zu  prüfenden  Körpers  gestattet.  Die  Werder'sohe  Maschine 
läßt  in  der  Regel  eine  Kraftentwicklung  bis  zu  100000  kg  zu,  wird  aber 
auch  bis  zu  einer  Kraftleistung  von  500000  kg  gebaut. 

—  Gustav  WMMnann  studiert  die  Frage,  von  welchen  Umständen  die  Menge 
der  von  elektrischer  Endosmose  (s.  1807  R.)  durch  ein  poröses  Diaphragma 
getriebenen  Flüssigkeit  abhängt.  Er  findet,  daß  der  elektro-endosmotische 
Druck  der  Potentialdifferenz  zwischen  beiden  Seiten  des  Diaphragmas 
proportional  ist. 

—  A.  B.  Wilson  erfindet  für  die  Nähmaschine  den  kontinuierlich  wirkenden 
StoSsohieber  mit  Viereckbewegung,  der,  weil  er  nach  der  Vollendung 
jeden  Stiches  unter  die  Nähplatte  sinkt,  der  Lenkbarkeit  des  Stoffes  nicht 
hinderlich  ist.  Die  mit  dieser  Stoffvorschiebung  und  dem  Greifer  versehene 
Greifermaschine  wird  von  Wheeler  und  Wilson  weit  verbreitet. 

—  Friedrich  WMIer  und  Mahta  schlagen  für  den  Schwefelsäurekontaktprozeß 
an  Stelle  des  teueren  Platins  als  Kontaktsubstanzen  Eisenoxyd,  Kupfer- 
oxyd, Chromoxyd  und  als  besonders  geeignet  ein  Genüsch  von  Kupfer- 
oxyd und  Chromoxyd  vor.  (S.  a.  1831  P.)  Ähnliche  Ideen  waren  bereits 
1807  von  Gay-Lussac  geäußert  worden.     (S.  a.  1898  C.) 

—  Rudolf  WoN  berechnet  die  Periodizität  der  Sonnenflecke  (s.  1825  S.)  zu 
1 1 1/9  Jahren. 

1863  Richard  Adls  konstruiert  das  erste  voll  befriedigende  Normal-Marinebaro- 
meter, dessen  Hauptzüge  eine  entsprechend  verkürzte  Röhre  mit  Trichter, 
eine  Messingeinfassung,  ein  hermetisch  geschlossenes  G«fäß  und  eine  redu- 
zierte Skala  sind. 

—  William  Ball  erfindet  den  nach  dem  Prinzip  des  Dampfhammers  von 
Nasmyth  angeordneten  Pochdampfhammer  —  Steam  stamp  — ,  der  her- 
vorragende Bedeutung  für  den  Kupferbergbau   am  Oberen  See  in  Nord- 

—     537     — 

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186» 

amerika  erlangt  und  naeh  und  nach  zu  einer  außerordentlich  praktischen 
und  dauerhaften  Maschine  umgestaltet  mrd. 
1863    Martin  Barry  erkennt  zuerst  den  eigentlichen  Befmchtungsrorgaog  in  dem 
Eindringen  der  Samenkörper  in  das  Ei,    eine  Lehre,   welche   namentlich 
durch  Meißner,  Biachoff,  Newport  und  Keber  (8.  1854  K.)  befestigt  wird. 

—  Anton  <•  Bary  trägt  durch  sein  Buch  „Untersuchungen  über  die  Brand- 
pilze" in  hervorragender  Weise  zur  Erkenntnis  der  Pflanzenkrankheiten  bei. 

—  Edmond  BMquw»!  zeigt,  daß  Luft  in  der  Nähe  rotglühender  Körper  eine 
Potentialdifferenz  von  1  Millivolt  nicht  mehr  isoliert,  und  daß  die  Leitung 
durch  das  heiße  Gas  dem  Ohm'schen  Gresetz  nicht  gehorcht.   (S.  1726  D.) 

—  August  BMf  stellt  das  Beer'sche  Gesetz  für  die  Liohtabsorption  in  farbigen 
Lösungen  auf,  wonach  eine  Änderung  der  Konzentration  der  Lösung  bei 
ungeänderter  Schichtdicke  die  Absorption  genau  so  beeinflußt  wie  eine 
Änderung  der  Sohichtdicke  bei  ungeänderter  Konzentration. 

—  Baintan  und  unabhängig  von  ihm  BarfliaM  (1867)  stellen  das  Gesetz  auf. 
daß,  wenn  zwei  Verbindungen  sich  unter  Wasserabspaltung  vereinigen, 
der  Siedepunkt  der  entstehenden  Verbindung  sich  aus  dem  Siedepimkte 
der  Komponenten,  vermindert  um  einen  nahezu  konstanten  Wert  von 
ca.  1200,  berechnet.  Bei  Estern  gilt  das  Gesetz  allgemein,  dagegen  scheint 
die  Größe,  die  abgezogen  werden  muß,  bei  gemischten  Äthem  mit  wach- 
sendem Molekulargewicht  der  Alkyle  abzunehmen. 

—  Nachdem  die  Massage  schon  seit  Jahrhunderten  im  Orient,  in  Afrika  und 
Australien,  namentlich  aber  in  China  und  Japan  (s.  a.  600  ▼.  Chr.)  zu 
hygienischen  und  therapeutischen  Zwecken  allgemän  gebräuchlich  ge- 
wesen war,  gibt  Amed^e  Bawaat  in  Lyon  den  ersten  Anstoß  zu  einer 
rationellen  ärztlichen  Massagebehandlimg,  indem  er  Massage  und  Gymnastik 
zur  Behandlung  von  Gelenkkrankheiten  allgemein  empfiehlt.  (S.  a.  1660  G.) 

—  Max  van  dam  Bama  erfindet  die  unter  der  Bezeichnung  „Stromapparate" 
bekannten  und  vielfach  mit  Erfolg  angewendeten  zylinder-  und  trichter- 
förmigen Gefäße,  in  welchen  ein  senkrecht  mit  konstanter  Geschwindigkeit 
.aufsteigender  Wasserstrom  separierend  wirkt,  und  führt  dieselben  in  den 
Bergwerksbetrieb  ein.    (S.  a.  1852  P.) 

—  Charles  Braaaa  in  London  erfindet  ein  neues  Verfahren  der  FluBsäure- 
ätzung,  bei  welchem  er  zunächst  auf  Papier  gedruckte  Negative  der  zu 
ätzenden  Zeichnung  auf  das  Glas  überträgt.  L.  Keßler  in  Boulay  bildet  diesen 
Industriezweig  weiter  aus. 

—  Philipp  Wilhelm  Brix  macht  ausgedehnte  Versuche  über  den  Brennwert  der 
Heizstoffe  und  findet  bei  seinen  an  Versuchskesseln  vorgenommenen  Unter- 
suchungen, daß  52—75%  der  theoretischen  Heizkraft  der  Steinkohle  für 
die  Dampf bildung  nutzbar  gemacht  werden.  Ähnliche  Versuche  werden 
(1860)  von  E.  Hartig,  (1862)  von  C.  von  Hauer,  (1868)  von  Scheurer- 
Kestner  unternommen,  die  im  Mittel  den  praktischen  Nutzwert  der  Stein- 
kohle auf  Vs  des  theoretischen  Brennwerts  feststellen. 

—  Der  Ingenieur  Bninlaas  wendet  bei  den  Gründungsarbeiten  der  Ulverstone- 
Lancaster-Eisenbahn  das  Spülbohrverfahren  an,  indem  er  eiserne,  unten 
mit  einer  angegossenen  breiten  Scheibe  versehene  Hohlpfähle  benutzt, 
durch  die  ein  Druckwasserstrom  in  den  Erdboden  geleitet  ,wird,  der  das 
Erdreich  unter  der  Pfahlscheibe  wegspült  und  auf  diese  Weise  die  Pfähle 
allmählich  versenkt. 

—  Budga  geJingt  es,  bestimmte  funktionelle  Spinalzentren  nachzuweisen  und 
dadurch  die  Lehre  von  der  funktionellen  Selbständigkeit  des  Rückenmarks 
zu  entwickeln. 

—  Eobert  WUhelm  van  Buman  vervollkommnet  in  Erweiterung  der  Dupas- 
quier'schen  Methode  (s.  1848  D.)  die  sogenannte  jodometrische  Maßanalyse 

—     538     — 

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1858 

doTch  Einführung  der  schwefligen  Säure  in  groBer  Verdünnung  als  Titer- 
lösung. 
1853  Auguste  A.  T.  Cahoun  bemerkt  zuerst  das  Auftreten  von  Piperidin  beim 
Erhitzen  des  Piperins  (s.  1819.0.)  mit  Alkalien.  Die  Zerlegung  des 
Piperins  beim  Erhitzen  mit  alkoholischer  Kalilösung  wird  1868  von 
A.  Strecker  entdeckt. 

—  Stanislao  Cannizzaro  erhält  durch  ümkehrung  der  Reaktion,  bei  welcher 
die  Alkohole  Aldehyde  hefem,  neuen  Reihen  angehörige  Alkohole,  so  aus 
dem  Bittermandelöl  den  Benzylalkohol,  aus  dem  Anisaldehyd  den  Anis- 
alkohol, während  aus  dem  Kümmelöi  der  entsprechende  Cuminalkohol  das 
Jahr  darauf  durch  Kraut  entdeckt  wird. 

—  Stanislao  Cannizzaro  erhält  durch  Einwirkung  von  Chlorgas  auf  siedendes 
Toluol  das  Benzylchlorid,  das  in  der  Technik  vielfach  angewendet  wird, 
um  Benzyl  in  organische  Basen  einzuführen.  Durch  fortschreitende 
Chlorierung  des  Toluols  oder  auch  durch  Einwirkung  von  Chlor  auf  er- 
hitztes Benzylchlorid  wird  das  Benzalchlorid  gewonnen,  das  zur  technischen 
Darstellung  von  Bittermandelöl  dient. 

—  Chancel  stellt  den  Propylalkohol  aus  Fuselöl  von  Weintreberbranntwein  dar. 

—  Charles  M.  E.  Chatialcnac  tritt  für  die  Drainagebehandlung  der  Wunden 
ein,  um  dem  Eiter  Ablauf  zu  verschaffen  (s.  a.  1778  B.),  und  erfindet  1866 
das  £crasement  Unfaire,  eine  Methode,  um  mittels  des  Scraseurs  gestielte 
Geschwülste  (Polypen)  durch  sehr  allmähliches  Abquetschen  unblutig  zu 
entfernen. 

—  Michel  Eugene  ChfvrMil  findet,  daß  der  WoUsohweiB  verschiedener  Schaf- 
rassen verschiedene  Zusammensetzung  besitzt,  und  konstatiert  in  den  ver- 
schiedenen Sorten  eine  groBe  Anzahl  (29)  Salze  imd  Säuren  und  fünf  ver- 
schiedene Fettarten.     (S.  a.  1873  S.) 

—  Gliiozza  gelingt  es,  in  dem  Cumyl  das  erste  nach  dem  Muster  des  Benzoyls 
zusammengesetzte  Säureradikal  darzustellen  tind  so  die  von  Gerhardt  1852 
ausgesprochene  Idee,  daß  diese  Radikale  für  sich  darstellbar  seien,  zu 
verwirkhchen. 

—  Chiozza  erhält  aus  Benzoylchlorür  mittels  Kupferfaydrür  Bittermandelöl, 
womit  die  von  WiUiamson  1851  vorausgesagte  Überführung  der  Säuren  in 
das  entsprechende  Aldehyd  bewirkt  ist.  Die  gleiche  Überführung  wird 
1866  von  Piria  und  Limpricbt  durch  trockene  Destillation  von  benzoe- 
saurem  mit  ameisensaurem  Calcium  und  von  Kolbe  durch  Behandlung 
des  Benzoylcyanürs  mit  Zink  und  Salzsäure  bewirkt. 

—  Latimer  Clark  legt  eine  sich  im  Betrieb  bewährende  Rohrpost  zwischen 
der  International  Telegraph  Company  und  der  Stock  Exchange  in  London 
an.  Die  Beförderung  der  die  Sendungen  enthaltenden  Kapseln  in  den 
Röhren  geschieht  mit  verdünnter  Luft  (Saugluft).  (S.  1810  M.  und 
1838  C.) 

—  Ferdinand  Cohn  stellt  in  seinen  „Untersuchungen  über  die  Entwicklungs- 
geschichte der  mikroskopischen  Pilze  und  Algen"  die  pflanzliche  Natur 
der  Bakterien  und  ihre  Verwandtschaft  mit  den  Spaltpflanzen  (Schizo- 
phyten)  fest.     (S.  1862  P.) 

—  Nachdem  die  von  Jacobi  (s.  d.  1726)  gegebenen  Anregungen  zur  Pflege 
der  künstUcben  Fischzucht  tmbeachtet  geblieben  waren,  begründet  Jean 
Victor  Cotto  die  erste  Fischzuchtanstalt  in  Hüningen  am  Rhein  und  ebnet 
durch  sein  Buch  „Instruction  sur  la  Pisciculture"  der  künsüichen  Fisch- 
zucht den  Boden. 

—  Manuel  Fernando  Dt  Caitro  errichtet  auf  der  Eisenbahnlinie  Madrid-Aranjuez 
die  erste,  auf  den  Zügen  selber  angebrachte  und  von  Zug  zu  Zug  wirkende 
elektrische  Deckungssignalanlage  mit  Hilfe  übergreifender,  ins  Gleis  ver- 

—     539     — 


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1858 

legter  Sohleifsehienenleituiigen,  welche  Anordnung  1864  durch  Gnyard,  Carr 
und  Barlow,  Abb4  Magnat,  Coyhland,  Chreetin,  18S5  durch  Erkmann,  1857 
durch  ReyiUe-Damoulin,  Gay,  Peutefer,  Soias,  1858  durch  Safolly  ver- 
bessert wird. 
1863  Antoine  Jean  DMOnntaux  erfindet  das  Endoskop,  das  die  Möglichkeit  gibt, 
die  Harnröhre,  die  Blase  und  den  Mastdarm  zu  explorieren.  Die  Licht- 
quelle wird  bei  diesem  Apparate  seitlich  angebracht  und  wirft  ihre  Strahlen 
durch  einen  durchbohrten  Spiegel  auf  das  zu  untersuchende  Objekt. 

—  Victor  DmaicnM  stellt  die  im  Harn  der  Grasfresser  vorkommende,  1797 
von  Vauquelin  und  Fourcroy  (g.  d.)  entdeckte,  aber  erst  1829  von  Liebig 
richtig  in  ihrer  Zusammensetzung  erkannte  Hippurs&ure  künstlich  ans  Gly- 
kokoU  und  Benzoesäure  dar. 

—  Theodor  von  DuMh  und  Heinrich  SchrUir  erfinden  eine  neue  Art  der 
Luftreinigung,  indem  sie  die  Luft  durch  Baumwolle  filtrieren  und  dadurch 
von  allen  Keimen  befreien.  Sie  vermeiden  hierbei  mit  Absicht  die  Schwefel- 
säure, weil  gegen  die  Methode  von  Schulze  (s.  1836  S.)  eingewendet  worden 
war,  daß  die  in  der  Luft  enthaltenen  Sporen  nicht  durch  die  Filtration 
weggeschafft,  sondern  daß  sie  durch  die  konzentrierte  Schwefels&ure  zer- 
stört worden  seien. 

—  Der  Ingenieur  Ellloi  stellt  mit  Blei  überzogene  Kabel  her,  indem  er  den 
mit  dem  Isoliermaterial  umhüllten  Kupferdraht  in  ein  Bleirohr  einzieht 
und  dieses  mehrfach  durch  Zieheisen  zieht,  bis  sein  Durchmesser  so  weit 
verringert  ist,  daß  es  die  Isolation  fest  umhüllt. 

—  Nachdem  1848  W.  W.  Pattinson  zur  Herstellung  der  Rohsoda  einen  Ofen 
mit  zwei  rotierenden  kreisförmigen  Sohlen  entworfen  hatte,  mit  dem  der 
spätere  Sulfatofen  von  Jones  und  Walsh  (s.  1876  J.)  im  Prinzip  ziemlich  über- 
einstimmt, nehmen  am  13.  April  Eiliai  und  RmmI  ein  Patent  auf  einen 
Apparat,  bei  welchem  der  zylinderförmige  Ofen  selber  rotiert  Der  Ofen 
wird  bei  Tennant  versucht,  jedoch  wieder  aufgegeben,  da  seine  Konstruktion 
sich  als  unvollkommen  erweist. 

—  Michael  Fanday  deutet,  wie  im  Vorjahr  beim  magnetischen  Felde  (s.  1852  F.), 
die  Erscheinungen  in  der  Umgebung  elektrisierter  Körper  —  im  elektri- 
schen Felde  —  als  Folgen  eines  eigentümlichen  Zwangszustandes  des  Feld- 
mediums und  stellt  auch  hier  die  Verteilung  des  elektrischen  Zwangs- 
zustandes  durch  Kurven  dar,  die  er  als  elektrische  Kraftlinien  bezMchnet. 

—  John  Fowlor  beginnt  den  Bau  der  unterirdischen  Eisenbahn  in  London 
und  konstruiert  für  diese  eine  besondere  Lokomotive. 

—  Edward  Frankimd  legt  durch  seine  bei  den  metallorganischen  Körpern 
(s.  1849  F.)  gemachten  Erfahrungen  den  Grund  zu  der  Lehre  von  der 
Valenz  der  Elemente. 

—  Der  Botaniker  Karl  FrHtch  entwirft  Instruktionen  für  ph&nologisohe  Be- 
obachtungen, in  denen  er  besonderes  Gewicht  auf  die  Beobachtung  der 
ersten  Blüte  und  der  ersten  Fruchtreife  legt. 

—  Der  englische  Chemiker  E.  Galn«  erfindet  das  Pergamentpapier,  das  durch 
Eintauchen  von  Papier  in  Schwefelsäure  von  60°  Baum6,  deren  Temperatur 
10"  C.  nicht  überschreitet,  erhalten  wird.  Künstliche  Wurstdärme  aus 
Pergamentpapier  stellt  zuerst  Brandegger  in  Ellwangen  her. 

—  Charles  Qcrbardt  baut  auf  den  FormeLa  des  Wasserstoffe,  der  Chlorwasser- 
stoffsäure, des  Wassers  und  des  Ammoniaks,  die  er  als  Grundtypen  der 
Moleküle  betrachtet,  das  ganze  chemische  System  auf  und  begründet  so 
die  neuere  Typen theorie,  welche  besonders  durch  die  Experimentalunter- 
suchungen  von  Williamson  (s.  1850  W.),  Wurtz  (s.  1849  W.)  und  Hofmann 
(8.  1850  H.)  vorbereitet  war. 

—  Charles  Gwliwdt  stellt  in  gleicher  Weise,   wie  im  Vorjahr  das  Essigsäure- 

—     540     — 


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1868 

anhydrid,  durch  Einwirkung  von  Benzoylohlorür  auf  essigsanrea  Kali  das 
intermediäre  Anhydrid  von  Benzoeeänre  und  EsBigsäure  dar  und  beweist 
dadurch,  daB  zur  Anhydridbildnng  stets  zwei  Moleküle  einbasischer  SAure 
nötig  sind. 
1863  OsrhanH  und  Chtana  untersuchen  die  Säureamide  und  unterscheiden  zwischen 
primären,  sekundären  und  tertiären  einfachen  Amiden  und  zwischen  den 
letzteren  und  den  Diamiden.  Die  primären  Amide  verhalten  sich  wie 
schwache  Basen  und  gleichzeitig  wie  schwache  Säuren,  die  sekundären 
Amide  haben  keine  basischen  Eigenschaften  mehr,  die  tertiären  verhalten 
sich  wie  Säureanhydride.  Die  Diamide  entstehen,  wenn  in  zweibasischen 
Säuren  beide  Hydroxylgruppen  durch  NH,  ersetzt  werden;  betrifft  die 
Substitution  nur  eine  Hydroxylgruppe,  so  entstehen  die  Aminsäuren,  deren 
erste  die  von  Baiard  1841  {üs  Produkt  der  Erhitzung  von  saurem  oxal- 
saurem  Ammoniak  erhaltene  Oxaminsäure  war. 

—  Julius  Wilhelm  ainU  in  Wien  zeigt,  daB  es  möglich  ist,  mehr  als  ein 
Telegramm  gleichzeitig  in  einer  Leitung  zu  befördern,  und  erfindet  die 
Art  des  Gegenspreohens,  bei  welcher  der  Apparat  jeder  Anstalt  für  die 
von  dieser  Anstalt  selbst  entsandten  Telegraphierströime  durch  Ströme 
ans  einer  besonderen  „Kompensations"- Batterie  unempfindlich  ge- 
macht wird. 

^  William  SoiMp  gewinnt  aus  den  Sodarohlaugen  feste  kaustische  Soda, 
indem  er  die  Laugen  durch  Luft  oxydiert,  sie  mit  Lösungen  von  Chlor- 
kalk behandelt,  um  das  Thiosulfat  in  Sulfit  und  Sulfat  zu  verwandeln,  als- 
dann konzentriert,  bis  alles  Carbonat  und  Ferrooyanür  ausgeschieden  ist 
und  schlieBlioh  noch  weiter  eindampft,  um  die  feste  kaustische  Soda  zu 
erhalten. 

—  Albrecht  von  Qnwh  verbessert  die  von  Dieffenbach  (s.  1839  D.)  eingeführte 
Sohieloperation,  indem  er  zum  ersten  Male  die  Vomähung  der  durch- 
schnittenen Sehne  ausfährt,  die  von  Schweigger  später  noch  verbessert  wird. 

—  William  Rowan  HaniNm  veröffentlicht  in  seinen  „Lectures  on  quatemions" 
seinen  Kalkül  der  nach  ihm  benannten  Quatemionen,  eine  Kechnung  mit 
höheren  komplexen  Zahlen,  die  insbesondere  zur  Klärung  gewisser  Fragen 
der  Optik  wesentlich  beiträgt. 

—  Johann  Florian  Hsitar  spricht  die  Meinimg  aus,  daB  das  Leuchten  von 
Seefischen  und  Seetieren  nicht  von  der  Substanz  des  leuchtenden  Körpers 
ausgehe,  sondern  von  einem  Pilz  herrühre.     (S.  a.  1876  P.) 

—  Hermann  von  HsImboHz  bestätigt  die  von  Gramer  (s.  1860  C.)  über  die  Ak- 
komodation des  Auges  gemachten  Beobachtungen. 

—  Johann  Wilhelm  HHtorl  setzt  die  von  Daniell  (s.  1839  D.)  begonnenen 
Arbeiten  über  den  elektrolytisohen  Leitungsvorgang  fort  und  bestimmt  in 
einer  Reihe  von  Fällen  das  Verhältnis  der  Geschwindigkeiten,  mit  welcher 
sich  die  Ionen  durch  den  Elektrolyten  bewegen.  Dabei  ergeben  sich 
mancherlei  Aufklärungen  über  strittige  chemische  Fragen. 

—  Janas  erfindet  den  Funkenfänger,  der  sich  zunächst  in  Amerika  rasch 
verbreitet.  Der  Rauch  des  Schornsteins  wird  in  dem  Funkenfänger  ge- 
zwungen, sich  vor  dem  Austritt  in  gekrümmten  Bahnen  zu  bewegen, 
wobei  die  Funken  samt  Flugasche  und  Ruß,  durch  die  auftretende  Zentri- 
fugalkraft nach  auBen  geschleudert,  außerhalb  des  Bereichs  des  Rauch- 
stroms niederfallen. 

—  JaiMS  in  Redditch  konstruiert  zum  Einzählen  der  Nadeln  in  die  zum  Ver- 
kauf zu  bereitenden  Päckchen  und  zur  Fertigstellung  der  letzteren  eine 
Maschine,  bei  der  die  ganze  Tätigkeit  des  Arbeiters  sich  auf  Hin-  und 
Weglegen  der  Papiere  und  Drehen  einer  Kurbel  beschränkt.    (S.  a.  1835  P.) 

—  Die  englischen   Techniker  Jehnten   und   Atklntan   bauen   eine  „Komplett- 

—     541     — 


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1868 

GieBmasohine"  cur  Herstellung  von  Buchdrucklettem,  welche  die  Typen 
nicht  nur  gießt,  sondern  auch  selbsttätig  den  Anguß  abbricht,  die  Lettern 
schleift,  ihren  Fuß  ausschneidet,  ihnen  die  richtige  Hdhe  gibt  und  sie 
schließlich  reihenweise  aufsetzt.  Eine  Maschine  dieser  Art  liefert  täglich 
30000  ohne  weiteres  verwendbare  Typen.  Eine  besonders  leistungsfähige 
Eomplettgießmaschine  stellt  später  Küstermann  in  Berlin  her. 
1853  EUsha  Kent  Kam,  der  nach  dem  Fehlschlag  der  von  Grinnell  angeregten 
de  Haven  und  G-riffin'sohen  Nordpolexpedition  mit  Isaao  Israel  HayM  ausge- 
sandt worden  war,  um  Franklin's  Schicksal  zu  erkunden,  erforscht  das  Kane- 
bassin  und  den  Smith -Sund  und  weist  nach,  daß  unter  hohen  Breiten 
auch  offenes  Wasser  vorkommt.  (Vgl.  auch  1820  W.)  Ähnliche  Beobach- 
tungen wurden  vorher  von  Kapitän  Penny  im  Wellington-Kanal  und  von 
Inglefield  ebenfalls  im  Smith-Sund  gemacht,  und  führen  dazu,  dafi  eäa 
offenes  Polarmeer  angenommen  wird,  auf  dem  es  möglich  sei,  bis  zum 
Pol  vorzudringen. 

—  Theodor  KiMnin  in  Pffillingen  erzeugt  unter  dem  Kamen  „Crownleder"  eine 
Art  Fettleder,  das  für  gewisse  Zwecke,  wie  Maschinentreibriemen,  Schlag- 
riemen, Binderiemen  sich  besser  als  jedes  andere  Leder  bewährt. 

—  Rudolph  Hermann  Arndt  Kohlnuneh  konstruiert  das  Sinuselektrometer,  in 
welchem  er  die  elektrischen  AbstoBungen  durch  die  Direktionskraft  eines 
kleinen  Magneten  mißt,  imd  welches  insbesondere  bei  Messungen  der  Poten- 
tialfunktionen geladener  Leiter  bequemer  ist  als  die  Drehwage,  die  übrigens 
für  solche  Zwecke  von  Kohlrausch  schon  1847  in  seinem  Torsionselektro- 
meter wesenthch  verbessert  wurde. 

^  Hermann  Koibe  und  Edward  Frankiuid  nehmen  an,  daß  die  gepaarten 
Verbindungen  von  anorganischen  Körpern  abstammen,  in  denen  die  Sauer- 
stoffäquivalente durch  organische  Radikale  ersetzt  worden  sind. 

—  Alfred  Krupp  gelingt  es  nach  vielen,  zuerst  an  Bleiringen  angestellten  Ver- 
suchen, die  ersten  ungeschweißten  Gußstahl- Radreifen  durch  Walzen  her- 
zustellen. 

—  H.  KObn  stellt  Kieselsäurehydrosol  (lösUohe  Kiesekänre)  dar.  Eine  andere 
Modifikation    des  Kieselsäurehydrosols   wird  1861  von  Graham  gewonnen. 

—  Nachdem  zuerst  Peschel  und  Murdoch  (s.  1798  M.),  sowie  Kranner  (ein 
Werkmeister  bei  der  Votivkirohe  in  Wien)  das  Drehbohren  zur  Fabrikation 
von  Steinröhren  angewendet  hatten,  benutzt  Lamfeart  in  Nordamerika  das- 
selbe in  großem  Maßstabe.  Theoretisch  wird  dieses  Verfahren  1865  durch 
V.  Sparre  und  1869  durch  Stapff  begründet. 

—  Der  englische  Fabrikant  Lancattar  konstruiert  eine  glatte  Vorderladekanone, 
deren  Bohrungsquerschnitt  nicht  kreisrund,  sondern  oval  ist.  Dadurch, 
daß  der  ovale  Querschnitt  in  schraubenförmigen  Windungen  verläuft,  ist 
trotz  der  glatten  Seelenwandung  eine  Art  gezogenen  Rohrs  (mit  Drall) 
entstanden  und  damit  das  Verfeuern  von  Langgesohossen  ermöghcht. 
Die  Geschütze,  anfangs  als  unübertrefflich  geschildert,  halten  die  Kriegs- 
probe vor  Sebastopol  und  Bomarsund  nicht  aus. 

—  Justus  von  LlaMg  arbeitet  zur  Bestimmung  des  Harnstoffs  im  Harn  die 
Titriermethode  mit  Quecksilberoxydnitrat  aus,  die  1880  von  Eduard 
Pflfiger  wesentlich  verbessert  wird. 

—  Schon  seit  früher  Zeit  ist  das  Glockengebläse  (auch  Harzer  Wettersatz  ge- 
nannt) bekannt,  das  aus  einem  unten  offenen  Behälter  von  glockenähn- 
lieber  Gestalt  besteht,  welcher  in  Wasser  eintaucht  und  darin  auf  und 
nieder  bewegt  wird,  wobei  er  im  Steigen  Luft  ansaugt,  im  Niedergang  die- 
selbe wieder  austreibt.  In  größtem  Maßstabe  gelangt  ein  solches  Grebläse 
in  der  Steinkohlengrube  Maribaya  bei  Seraing  zur  Anwendung. 

—  Matthew  Fontaine  Maury  begründet  die  Meeres-Geographie  und  gibt  Wind- 

—     542     — 


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1868 

nnd  Stromkarten  heraus.  Er  regt  die  Berufung  der  „Maritimen  Kon- 
ferenz" an,  die  zum  ersten  Male  am  23.  August  in  Brüssel  zusammentritt 
vaid  für  die  Marinen  der  beteiligten  Staaten  ein  Beobaohtungsjoumal- 
Sohema  (Abstract  log)  festsetzt,  duroh  welches  eine  bedeutende  Förde- 
rung der  maritimen  Meteorologie  erreicht  wird.  Maury  veranlaßt  femer 
zuerst  systematische  Tiefseelotungen,  die  für  die  gleichzeitig  auftauchen- 
den Pläne  der  unterseeischen  Telegraphie  zwischen  Europa  und  Amerika 
große  Bedeutung  gewinnen. 
1853  Jacob  MaidlcomnMr  und  Johann  Aappli  entdecken  die  Pfahlbauten  des 
Zäricher  Sees,  die  wissenschaftlich  von  Ferdinand  Ktllar  untersucht  und 
beschrieben  werden. 

—  Henry  Milward  zu  Bedditch  erfindet  die  erste  selbsttätige  N&hnadel-Maschine 
zum  Vorprägen  und  Durchstoßen  der  Öhre. 

—  Henry  Mihrart  konstruiert  eine  Maschine  zur  Anfertigung  von  Angelhaken, 
die  in  die  zu  richtiger  Länge  geschnittenen  und  zugespitzten  Draht- 
stücke  den  Einschnitt  für  den  Widerhaken  macht  und  sie  dann  in  die 
richtige  Form  biegt. 

—  Friedrieh  Mohr  fördert  durch  seinen  Aufsatz  „Über  Verbesserungen  im 
Titrierverfahren"  die  volumetrische  Analyse,  in  welche  er  die  Kücktitrie- 
rung  der  Alkalien  einfuhrt.  Er  konstruiert  mit  HUfe  des  von  ihm  erfun- 
denen Quetschhahns  die  Quetschhahnbürette  und  führt  die  Oxalsäure  als 
Titersäure  ein. 

—  NMAain  und  Kita  führen  die  Filterpresse  in  die  Tonwarenindustrie  ein  und 
gebrauchen  sie,  um  dem  Tonschlamm,  insbesondere  in  Fayencefabriken, 
die  zur  Verarbeitung  nötige  Teigkonsistenz  zu  erteilen. 

—  Lonis  PasiMir  entdeckt  das  Chinicin,  eine  dem  Chinin  isomere  Base,  die 
sich  unter  dem  Einfluß  des  Lichtes  aus  Chinin  und  Chinidin  bildet  und 
1871  von  Howard  auch  in  der  Chinarinde  aufgefunden  wird. 

—  PaiMra  empfiehlt  eine  vielgebrauchte  Methode,  aus  Speiskobalt  und  Kobalt- 
glanz das  Kobalt  zu  gewinnen.  Er  röstet  die  Erze  mit  Soda  und  Salpeter, 
befreit  sie  von  Schwermetallen  und  fällt  durch  Chlorkalk  oder  Kalkmilch 
Kobalt  und  Nickel  als  Oxydhydrate  aus.  Die  Trennung  von  Kobalt  und 
Nickel  bewirkt  er  in  der  Weise,  daß  er  die  Oxydhydrate  in  Salzsäure  löst 
und  durch  Chlorkalk  fraktioniert  ausfällt. 

—  Den  erfolglos  gebliebenen  Expeditionen  zur  Aufsuchung  Franklins  vom 
Jahre  1848  (vgl.  1848  R.)  waren  1850  fünf  weitere  Expeditionen  gefolgt: 
Mac  Clure  und  Collinson  (vgl.  1850  M.)  waren  nach  der  Beringstraße  ge- 
segelt, Penny  und  Stewart  nach  dem  Wellington-Kanal,  Austin,  Ommaney 
nnd  Osbom  nach  der  Barrowstraße,  de  Haven  und  Griffin,  von  Orinnell 
veranlaßt,  nach  dem  Wellington- Kanal,  Boss  und  Philipps  ebendahin.  Aber 
auch  diese  Expeditionen  imd  zwei  weitere  1861  von  Lady  Franklin  ent- 
sendete Expeditionen  unter  Forsyth  und  Kennedy  bleiben  erfolglos.  Nicht 
besser  ergeht  es  den  1852  unter  Belcher  abgesandten  fünf  Schiffen.  Erst 
John  Ras,  der  im  Dienste  der  Hudsonbai -Gesellschaft  die  Westküste  von 
Boothia  FeUx  aufnimmt,  gelingt  es  durch  Eskimos  zu  erfahren,  daß  ein 
Teil  von  Franklins  Leuten  beim  Großen  Fisohfluß  dem  Hunger  und  der 
Kälte  erlegen  sei,  was  von  Anderson  und  Stewart  bestätigt  wird. 

—  RodiMar  und  Schwan  machen  eine  eingehende  Untersuchung  des  von 
Schrader  in  der  Wurzel  von  Saponaria  officinaUs  zuerst  aufgefundenen 
Saponins,  das  im  folgenden  Jahre  auch  von  Bolley  untersucht  wird  und 
sich  als  ein  Glucosid  erweist.  Außer  in  der  Saponaria  wird  das  Saponin 
auch  in  Gypsophile  struthium,  Agrostemma  githago,  Lychnis  flos  cuculi 
gefunden. 

—  Heinrich  Rom  stellt  das  der  Niobsäure  entsprechende  Niobchlorid  und  das 

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1868 

Untemiobchlorid  dar,  aus  welchem  er  die  entsprechende  Untemiobsäure 
erhält.  Auch  R.  Hermann  beschäftigt  sich  (1858)  mit  der  Unter- 
suchung dieser  Säuren,  sowie  der  Tantalverbindnngen. 
1853  Hermann  SchMlIiaiNM  behauptet  die  fortschreitende  Entwicklung  organi- 
scher Formen  auf  der  Erde.  Die  Abweichung  der  Arten  voneinander  ist 
nach  ihm  durch  die  Vernichtung  der  Zwischenstufen  zu  erklären.  Lebende 
Pflanzen  und  Tiere  sind  somit  von  den  untergegangenen  nicht  durch  neue 
Schöpfungen  getrennt,  sondern  als  deren  Nachkommen  in  ununterbrochener 
Fortpflanzung  zu  betrachten. 

—  Ludwig  Carl  Schmarda  liefert  eine  eingehende  Arbeit  über  die  geographische 
Verbreitung  der  Tiere,  die  den  Ausgangspunkt  für  alle  späteren  Arbeiten  auf 
diesem  Felde  bildet.  Er  teilt  das  Festland  in  21,  das  Meer  in  10  Reiche. 
Eine  noch  detailliertere  Einteilung  wird  1858  von  F.  L.  Sclater  vor- 
genommen. 

—  Ernst  Robert  Schnild«'  stellt  das  Wismutoxydul,  und  durch  Fällung  einer 
Lösung  desselben  mit  Schwefelwasserstoff  bei  AusschluB  der  Luft,  das 
Wismutbisulfuret  dar.  Es  gelingt  ihm  femer,  durch  Erhitzen  von  Am- 
monium-Wismutchlorid  im  Wasserstoffstrom  das  Wismutchlorür,  wenn 
auch  nicht  in  ganz  reinem  Zustande,  zu  ehalten. 

—  Nachdem  Pelletan  1836  den  ersten  Versuch  mit  kalter  Maceration  des 
Rübenbreis  gemacht  hatte,  bringt  Karl  Sebastian  SdiOzMikadi  diese  Art 
der  Maceration  in  eine  Form,  die  eine  zuverlässige  Arbeit  und  eine  größere 
Zuckerausbeute  gestattet  (Schüzenbaoh'sche  Maceration). 

—  William  SlMntnt  erfindet  einen  Wassermesser,  welcher  auf  der  Drehgeschwin- 
digkeit rotierender  Konstruktionsteile  beruht  und  die  Umdrehungszahlen 
selbst  registriert.  Er  konstruiert  femer  ein  auf  dem  gleichen  Prinzip  be- 
ruhendes Sohraubenlog  zum  Messen  der  Fahrgeschwindigkeit  von  Sofaiffen. 
Andere  kompliziertere  Apparate  zum  Messen  der  Schiffsgeschwindigkeit,  so- 
genannte Patentlogs,  werden  von  Massey,  Walker,  Berthoud  u.  a.  an- 
gegeben. 

—  William  MwnMi  und  Joseph  Adamson  verbessern  den  Siemens'schen  Wasser- 
messer (s.  1853  S.),  indem  sie  für  denselben  das  Reaktionsprinzip  adop- 
tieren. Durch  seine  Einfachheit  und  Leistungsfähigkeit  findet  der  Apparat 
große  Verbreitung. 

—  G.  G.  MokM  stellt  die  Gesetze  für  die  metallische  Reflexion  fest,  die  1849 
von  Haidinger  bei  seinen  Untersuchungen  über  die  optischen  Eigenschaften 
der  Platincyanüre  angedeutet  worden  waren.  Danach  zeigt  ein  Medium 
ein  um  so  stärkeres  Reflexionsvermögen,  je  stärker  das  AbsorptionsTer- 
mögen  ist. 

—  Julius  ThoniMn  wendet  zuerst  die  Prinzipien  der  mechanischen  Wärmetheorie 
auf  thermochemische  Vorgänge  an  imd  erkennt,  daß  der  Heß'sche  Satz 
(g.  1840  H.)  eine  Folgerung  aus  dem  ersten  Hauptsatz  der  mechanischen 
Wärmetheorie  ist. 

—  Der  französische  Ingenieur  Tovmaira  überreicht  der  Acad^mie  des  sdences 
eine  Abhandlung,  in  der  er  theoretisch  die  Möglichkeit  einer  mehrstufigen 
Dampfturbine  eingehend  darlegt. 

—  Joseph  Toynba«  bringt  ein  künstliches  Trommelfell  in  Vorschlag,  das  aus 
einem  dünnen  runden  Gummiplättchen  mit  einem  Silberdraht  in  der  Mitte 
besteht.    (S.  a.  1640  B.) 

—  Ludolf  Christian  Trevlranut  erkennt  zuerst,  daß  die  von  Malpighi  (1687) 
entdeckten  und  von  diesem,  wie  auch  von  de  CandoUe  für  krankhafte 
Auswüchse  gehaltenen  Leguminosen-Knöllchen  normale  Gebilde  sind. 

—  Der  französische  Mediziner  Alfred  Armand  Vripeau  trägt  durch  sein  Werk 

—     544     — 

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1864 

„Trait^  des  maladies   du  sein  et  de  la  r^gion  mammaire"  zur  Förderung 
der  ohirorgiachen  Anatomie  (s.  1742  L.  und  1838  M.)  bei. 

1853  Der  spanische  Genieofflsier  Vtrtu  verwendet  zuerst  den  Induktionsfunken 
zur  Zündung  und  macht  am  10.  April  der  Acad^mie  des  soienoes  Mittei- 
lungen über  seine  einschlägigen  Versuche  mit  einem  Bühmkorff'scheu  In- 
duktor in  Verbindung  mit  2  Bunsenelementen.  (VgL  1823  H.  und  1830  S.) 

—  Der  Reisende  Eduard  Vagtl  erforscht  Bomu,  Mandera,  Kuka  und  den 
Binue  und  vnrd  auf  der  Fortstetzung  der  Beise  1856  in  Wadai  ermordet. 

—  Nachdem  schon  1838  Oestlund  den  Vorschlag  gemacht  hatte,  dem  Puddel- 
ofen einen  beweglichen  Herd  zu  geben,  machen  Walkar  und  Warran  den 
ersten  Versuch,  den  feststehenden  Flammofen  durch  einen  rotierenden 
Puddelofen  zu  ersetzen  und  so  die  mühselige  und  teure  Handarbeit  des 
Puddelns  zu  ersparen. 

—  Walkhoff  erfindet  das  sogenannte  Kochen  des  Zuckers  auf  Korn,  eine  be- 
sondere Eindampf-  und  Krystalhsationsmethode,  die  er  zuerst  in  der 
Zuckerfabrik  TümpUngen  einführt,  idie  jedoch  erst  1870  in  allgemeinen 
Grebrauoh  kommt. 

—  Alfred  Russell  Waliaca  trägt  durch  seine  Studien  in  Südamerika  und  sein 
Buch  „Travels  on  the  Amazon  and  Rio  Negro"  zur  Förderung  der  be- 
schreibenden Ethnographie  bei. 

—  Wilhelm  Eduard  Webar  erfindet  den  Erdinduktor,  in  welchem  die  Eigen- 
schaft des  Erdmagnetismus,  in  einem  bewegten,  geschlossenen  Leiter  elek- 
trische Ströme  zu  induzieren,  benutzt  wird,  um  den  Wert  der  Inklination 
zu  finden.  Methoden  für  die  genauere  Bestimmung  derselben  werden 
späterhin  von  K.  Schering  (1882)  und  H.  Wild  (1891)  ausgearbeitet. 

—  Vinckanham  erfindet  für  die  Nähmaschine  die  Zuführung  des  Stoffes  von 
oben,   indem  er  den  gezahnten  Drückerfnß   als  StoSsohieber  benutzt. 

—  G.  Wladsmann  und  R.  Franz  untersuchen  die  relative  Wärmeleitungsfähigkeit 
einer  großen  Anzahl  fester  Körper  und  bestimmen  die  Temperaturen  der 
benutzten  Stäbe  an  verschiedenen  Punkten  mit  einer  kleinen  Thermosäule. 
Weitere  Untersuchungen  hierüber  werden  von  Neumann  (1862),  Angström 
(1862),  Tait  (1878),  Kirchhofe  und  Hansemann  (1880),  Lorenz  (1881), 
Mitchell  (1887)  u.  a.  gemacht. 

—  Gr.  Wladamann  und  R.  Franz  stellen  genaue  Messungen  des  galvanischen 
Widerstandes  an. 

—  Adolphe  Wurtz  erweitert  die  Frankland'sche  Reaktion  (s.  1849  F.)  zum 
Aufbau  von  Kohlenwasserstofien,  indem  er  auf  Halogenverbindungen  der 
Alkyle  an  Stelle  des  Zinks  Natrium  einwirken  läßt,  welche  Methode  später 
von  Fittig  und  Tollens  noch  erweitert  wird.   (S.  1864  F.) 

1854  AndnuHl  schl^  vor,  komprimierte  Luft  als  Bremskraft  zu  verwenden. 
KendaU  konstruiert  dann  i.  J.  1867  die  erste  nicht  selbsttätige  Luftdruck- 
Bremsvorrichtung,  welche  auf  der  London-,  Chatham-  und  Dover-Bahn 
erprobt  wird. 

—  Neill  Antott  erfindet  das  Wasserbett  (hydropathisches  Bett)  für  Kranke,  zur 
Verhütung  des  Wundliegens. 

—  BanantI  und  Mattaued  erfinden  die  erste  atmosphärische  Gasmaschine  mit 
Zahnstangenantrieb,  welche  später  von  Otto  und  Langen  (s.  1867  O.)  ver- 
vollkommnet wird. 

—  A.  BMiamp  gelingt  es,  Nitroverbindungen  durch  essigsaures  Eisenozydul 
(Eisenfeile  und  Essigsäure)  zu  Amidoverbindungen  zu  reduzieren.  Diese 
Reaktion  trägt  sehr  wesentlich  zur  schnellen  Entfaltimg  der  Anilinfarben- 
indnstrie  bei. 

—  Marie  Franfais  Eugene  BaiKrand    bemüht    sich    um   die  Voraussage   von 

Dkimttaedter.  3S 

—     545     — 


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1854 

HochwasBerfluten.  Ihm  folgt  1881  Maas,  der  eingehende  YorsohlSge  in  be- 
zug  auf  Hoohwasserprognoaen  an  der  Elbe  macht. 
1854  Birnot  in  Paris  konatraiert  eine  Feilenhanmaschine,  die  mit  einem  an  einem 
Fallgewicht  angebrachten  Meißel  arbeitet.  Die  Maschine  wird  vielfach 
abgeändert  und  verbessert,  ohne  sich  jedooh  dauernd  gegen  die  Hand- 
arbeit behaupten  zu  können. 

—  Marcelin  BarllMlot  beschäftigt  sich  mit  Untersuchung  des  Glycerins  und 
findet  durch  die  synthetische  Darstellung  von  Monostearin,  Distearin  und 
Triatearin  das  sehr  wichtige  Ergebnis,  daß  sich  das  G-lycerin  in  drei  ver- 
schiedenen Verhältnissen  mit  den  Fettsäuren  verbinden  kann.  Die  richtige 
Deutung  dieser  Tatsache  wird  einige  Monate  später  von  A.  Wurtz  ge- 
geben, der  das  Crlycerin  als  dreiatomigen  Alkohol  bezeichnet.  Die  Dar- 
stellung der  G-lyceride  erfolgt  zum  Teil  in  G-emeinschaft  mit  de  Luca. 

—  Henry  PHiimw  erhält  ein  Patent  auf  eine  sich  selbst  ladende  Feuerwaffe. 

—  Bontftt  empfiehlt  das  Sohwefelnatrinm  als  Enthaarungsmittel ;  dasselbe  findet 
jedoch  erst  durch  W.  Eitner  i.  J.  1872  Eingang  in  die  Gerberei. 

—  Charles  Bouratul  beschreibt  einen  Apparat,  bei  dem  eine  dfinne  vibrations- 
fähige  Metallplatte  alle  durch  die  Stimme  erregten  Schwingungen  wieder- 
geben soll.  Hierzu  soll  die  Platte  an  der  Aufgabestation  den  Stromkrüs 
einer  Batterie  in  einer  den  gesprochenen  Worten  entsprechenden  Weise 
abwechselnd  öffnen  und  schließen,  während  ein  ähnlicher  Apparat  an  der 
Empfangsstation  die  Worte  wiedergeben  sollte.  Es  gelingt  jedooh  Bouiseul 
nicht,  einen  brauchbaren  Empfänger,  der  die  elektrischen  Wellen  wieder 
in  Schallschwingnngen  zuriickverwandelt,  zu  konstruieren;  er  kann  dem- 
nach auch  nicht  als  Erfinder  des  Telephons  bezeichnet  werden.  (S.  1861  R.) 

—  Dem  englischen  Ingenieur  BoyMI  gelingt  ee,  nach  achtjährigen  Yersnchen 
eine  Lokomobile  mit  endloser  Schienenbahn  (Schleppbahn)  zu  konstruieren, 
die  sich  im  Krimkriege  bewährt. 

—  Der  kurhessLsche  Artillerieoffizier  Wilhelm  von  BnHhaupt  konstruiert  unter 
Anlehnung  an  den  Bormann'schen  Kingzünder  (s.  1835  B.)  den  sogenannten 
Rotations- Zeitzünder  für  Vorderlader-Schrapnells.  Bei  demselben  geschieht 
die  Einstellung  der  Entfernung  nicht  mehr  durch  Einstechen  eines  Loches 
in  die  Zünderdecke  (was  eine  nachträgliche  Umstellung  der  Entfernung 
ausschließt),  sondern  mit  Hilfe  einer  drehbaren  und  beliebig  stellbaren 
Deckplatte.     (S.  a.  1862  R.) 

—  Francesco  Briowiii  gibt  in  seiner  Schrift  „La  teoria  d^  determinanti  e  le  sue 
applicazioni"  die  erste  wissenschaftlich  vollständige  Darstellung  der  De- 
terminantentheorie (s.  &  1760  C),  die  namentlich  Richard  Baltzer  seit 
1867  noch  weiter  ausbaut. 

—  Der  amerikanische  Seekadett  Brooln  konstruiert  ein  einfaches  und  sinn- 
reiches Tieflot,  bestehend  aus  einer  durchbohrten  Metallkugel,  durch  die 
ein  Stab  gesteckt  ist,  an  dessen  oberem  Ende  die  Kugel  durch  eine  hemm- 
gesohlungene  Schnur  an  zwei  Schamierhaken  aufgehängt  ist.  An  den 
Haken  ist  auch  die  Lotleine  befestigt.  Solange  diese  durch  das  Gewicht 
der  Kugel  gespannt  bleibt,  stehen  die  Haken  fest,  sobald  aber  beim  Auf- 
stoßen auf  den  Grund  die  Lotleine  schlaff  wird,  klappen  die  Haken  um, 
die  Schnur  gleitet  ab  imd  die  schwere  Kugel  bleibt  unten,  so  daß  die  Leine 
leicht  wieder  aufgeholt  werden  kann.  Dies  Lot  wird  1868  von  Leutnant 
Baillie  noch  wesentlich  verbessert,  indem  er  statt  der  Kugel  ein  ans  mehreren 
Ringen  bestehendes  Senkgewicht  anwendet. 

—  Der  Amerikaner  Brown  erfindet  die  erste  Formmaschine  für  Eisengufirohre. 

—  Nachdem  in  der  ersten  Hälfte  des  neimzehnten  Jahrhunderts  die  Trepa- 
nation in  Mißkredit  gekommen  war,  gibt  Victor  von  BniM  durch  die  erste 


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1854 

Statistik  über  diese  Operation  eine  sichere  Feststellung  ihrer  Indikation, 
so  daB  sie  von  da  ab  wieder  an  Einfluß  gewinnt. 
1864    Robert  Wilhelm  von  BniHn  stellt  Mangan   auf  elektrolytisohem  Wege  aus 
dem  Manganohlorür  her.    Das  Metall   scheidet  sich  dabei  in  gl&nzenden, 
aber  au  der  Luft  sich  sehr  rasch  oxydierenden  Bl&ttchen  ab. 

—  Bmmm  und  MaUhlMMn  gelingt  es,  Strontium  in  reinem  Zustande  aus  dem 
geschmolzenen  Chlorid  auf  elektrolytischem  Wege  darzustellen. 

—  Christophe  Henry  D.  Buys  Ballot  nimmt  den  seit  Brandes  (s.  1820  B.) 
wenig  beachteten  Gedanken  der  synoptischen  Wetterkarten  wieder  auiE 
und  lenkt  durch  seine  Abhandlung  „Erläuterung  einer  graphischen  Me- 
thode der  gleichzeitigen  Darstellung  der  Witterungserscheinungen  an  ver- 
schiedenen Orten"  die  allgemeine  Aufmerksamkeit  auf  diesen  Oegenstand, 
80  daß  der  synoptische  Wetterdienst  sehr  bald  allgemein  organisiert  wird. 

—  Chamben  konstruiert  eine  Düngerstreumaschine,  die  ausschlieQlich  zum 
Ausstreuen  von  trockenem  Dünger  in  zerkleinertem  Zustande  bestimmt 
ist  und  auch  heute  noch  als  beste  Maschine  dieser  Art  gilt. 

—  Nachdem  W.  F.  Cooke  (s.  1843  C.)  vorgeschlagen  hatte,  den  Zusammenstoß 
von  Eisenbahnzügen  durch  besondere,  mit  optischen  Signalen  verbundene 
Telegraphenanlagen  (Blooksignalsystem)  zu  verhindern,  verbessert  Edwin 
Clark  dies  System  dahin,  daß  er  jeder  Blockstation  ffir  jedes  Gleis  einen 
Nadelzeiger  gibt,  der  zur  Signalgebung  durch  einen  positiven  Kuhestrom 
nach  rechts,  durch  einen  negativen  nach  links  abgelenkt  wird  und  bei 
gänzlicher  Stromunterbrechnng  sich  aufrecht  stellt,  welch  letzteres  Signal 
„Strecke  gesperrt"  bedeutet. 

—  Der  Botaniker  August  Karl  Joseph  Gania  veröffentlicht  sein  für  die  Kennt- 
nis der  Kryptogamen  wichtiges  Werk  „Iconee  fungorum  hucusque  oogni- 
tomm"  (1837 — 64).  Er  ist  einer  der  ersten  Botaniker,  der  die  ana- 
tomische Struktur  fossiler  Pflanzen  genau  untersucht. 

—  Karl  Sigmund  Franz  CraM,  Geburtshelfer  in  Berlin,  gibt  das  nach  ihm 
benannte  Verfahren  zur  Entfernung  der  Nachgeburt  an. 

—  George  Critchatt  führt  die  später  wieder  verlassene  Iridodesis  ein  und  för- 
dert die  Augenheilkunde  durch  seine  „Lectures  on  the  diseases  of  the  eye". 

—  Walter  Crum  stellt  ein  Aluminiumozydhydrosol  dar. 

—  M.  DavMton  macht  die  ersten  Versuche  mit  einem  elektrischen  Automobil. 

—  Augustin  Pierre  Dubninfaut  nimmt  das  erste  Patent  auf  die  Osmosierung 
der  Melasse,  welches  Verfahren  sich  jedoch  erst  nach  etwa  20  Jahren  all- 
mählich einbürgert. 

—  Michael  Faraday  stellt  fest,  daß  die  stofDiche  Natur  des  Feldmediums  auf 
die  im  magnetischen  Felde  (s.  1862  F.)  auftretenden  Erscheinungen  von 
entscheidendem  Einfluß  ist,  und  nennt  das  Verhältnis  ft  der  Kraft  im 
Vakuum  zu  der  in  einem  andern  Feldmedium  die  Magnetisierungskonstante 
oder  Permeabilität  des  betreffenden  Stoffes. 

—  Fauri  nimmt  ein  Patent  auf  die  Jodgewinnung  aus  Mutterlaugen  der  Chili- 
salpeterfabrikation. Es  wird  zuerst  das  jodsaure  Natrium  durch  wässerige 
schweflige  Säure  zersetzt  und  nach  gründlichem  Durchmischen  soviel 
Chlorwasser  zugesetzt,  daß  auch  das  Jodnatrium  zerlegt  wird. 

—  Der  Schweinfurter  Mechaniker  Philipp  Heinrich  FiwlNr  versieht  ein  von 
ihm  benutztes  Laufrad  mit  Trittkurbeln  und  stellt  so  die  Grundform  des 
heutigen  Fahrrads  her. 

—  Franz  FItclMr  voa  RBtlantamm,  Inspektor  der  österreichischen  Sfidbahngesell- 
Schaft,  erfindet  die  Durchgangseisenbahnwagen,  die  in  der  Neuzeit  mehr  und 
mehr  Eingang  finden. 

—  Asa  Fttch  entdeckt  an  amerikanischen  Weinstöcken  die  Reblaus  (Phyllozera 
vastatrix),   die  sich  von  1868  an   auch  in  Europa  ausbreitet  und  insbe- 

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1854 

sondere  in  Frankreich  den  Weinbau  in  hohem  Grade  bedroht.  Die  HofEnimg, 
die  BeblauB  auszurotten,  hat  sieh  bisher  noch  nicht  erfüllt,  doch  ist  ea  den 
energischen  Maßregeln  der  Regierungen  von  Deutschland,  Osterreioli,  Frank- 
reich, Spanien,  Italien  und  Portugal,  die  sich  den  17.  September  1878  zu  einer 
internationalen  Reblauskonvention  zusammenschlössen,  gelungen,  seitdem 
wenigstens  die  Bildung  größerer  Seblausherde  zu  vermeiden. 
1854  Der  französische  Physiker  L6on  Foucttilt  mißt  nach  Wheatstone's  Vorgang 
(s.  1834  W.)  die  Geschwindigkeit  des  Lichts  (vgl.  1676  R.,  1849  F.),  indem  er 
auf  ein  System  von  zwei  Spiegeln,  von  denen  der  eine  sehr  rasch  rotiert, 
einen  Lichtstrahl  fallen  läßt,  und  die  Winkelabweichung  des  zurückgeworfenen 
Strahls  ermittelt.  Foucault  findet  auf  diese  Weise  die  Lichtgeschwindig- 
keit zu  40160  geographischen  Meilen  (298,000  km)  in  1  Sekunde.  (8.  auch 
1874  C.)  Er  stellt,  indem  er  eine  mit  Wasser  gefüllte  Röhre  in  die  vom 
Lichtstrahl  zu  durchlaufende  Strecke  einschaltet,  fest,  daß  sich  das  Licht 
in  dem  dichteren  Medium  langsamer  bewegt  als  in  der  Luft.  Damit  ist  die 
Emanationstheoiie  endgültig  abgetan. 

—  Edmond  Frtmy  untersucht  die  Gerüstsubstanz  der  Muschelschalen  und 
führt  für  dieselbe  den  Namen  „Conchiolin"  ein.  Der  Name  dient  jetzt 
im  weiteren  Sinne  zur  Bezeichnung  der  eiweißartigen  Substanzen  der 
MoUuskenschaleii. 

—  J.  P.  flatslot  wendet,  um  den  Induktionsstrom  in  Rfiume,  welche  mit  ver- 
dünnten Gasen  angefüllt  sind,  übertreten  zu  lassen,  Glasröhren  der  ver- 
schiedensten Form  an,  in  die  an  zwei  voneinander  entfernten  Stellen 
Drähte  von  Aluminium  als  Elektroden  eingeschmolzen  sind,  nnd  die  an 
einer  Quecksilberluftpumpe  mit  den  Gasen  gefüUt  und  dann  auf  den 
passenden  Druck  gebracht  werden.  Diese  Röhren  werden  in  großer  Menge 
von  Geißler  in  Bonn  ausgeführt  und  heißen  nach  ihm  Geißler'sohe  Röhren. 

—  Der  erste  Schienenweg  über  die  Alpen  wird  in  der  42  km  langen,  einen 
Teil  der  österreichischen  Südbahnlinie  Wien-Triest  bildenden  Semmering- 
bahn  von  Karl  von  Gbafa  vollendet.  Die  Bahn  hat  15  Tunnels,  darunter 
den  1462,5  m  langen  Tunnel  unter  dem  Semmering-Paß. 

—  Der  Engländer  aibion  erfindet  die  Sprengringbefestigang  der  Radreifen  auf 
dem  Rade,  bei  der  ein  aufgeschnittener,  scbmiedeeisemer  Ring  halb  in 
den  Reifen,  halb  um  den  Radkörper  gelegt  wird.  Um  das  Herausfallen  des 
Ringes  zu  verhindern,  wird  die  Außenkante  der  Reifen  niedergehämmert. 

—  Albrecht  von  Qraeh  erklärt  als  das  eigentliche  Wesen  des  Glaukoms  die 
Zunahme  des  intraokularen  Drucks.  Er  spricht  die  Ansicht  aus,  daß  es  sich 
um  eine  Chorioiditis  serosa  (s.  1841  Si.)  handle,  welche  eine  diffuse  Durch- 
tränkung des  Humor  aqueus  und  des  Glaskörpers  bewirke,  bei  der  durch 
die  Volumzunahme  eine  rasche  Steigerung  des  intraokiilaren  Drucks  und 
eine  Kompression  der  Netzhaut  eingeleitet  werde. 

—  Albrecht  von  Gruto  fuhrt  zuerst  bei  Glaukom  die  Iridektomie  aus,  eine 
Operation,  bei  der  man  einen  4 — 6  mm  langen  Einstich  in  die  vordere 
Augenkammer  macht,  mit  einer  Pinzette  in  diese  eingeht,  die  Iris  (Regen- 
bogenhaut) am  Pupillarrand  faßt,  hervorzieht,  außerhalb  der  Hornhaut 
mit  einer  Schere  abschneidet  und  die  Ecken  des  Ausschnittes  reponiert. 
(Vgl.  1720  C.  und  1804  R.) 

—  Thomas  Qndiam  gibt  an,  daß  bei  der  Diffusion  durch  Scheidewände  (Dies- 
mose)  die  chemischen  und  elektrischen  Gegensätze  der  in  Betracht  kom- 
menden Stoffe  in  Erwägung  zu  ziehen  seien.  Er  findet,  daß  Säuren  stärker 
durch  tierische  Membranen  strömen  als  Wasser  (negative  Osmose),  wäh- 
rend Alkalien  das  entgegengesetzte  Verhalten  zeigen  (positive  Osmose). 

—  QrOno  empfiehlt,  statt  Albumin  (s.  1830  0.)  in  der  Kattundruckerei  Casein 
anzuwenden.    (VgL  auch  1859  C.) 

—     548     — 

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1864 

1854  Karl  Gottlieb  HaokMr  zeigt  cuerat,  daß  Sägespäne  and  Papierbrei,  die  dem 
Futter  von  Wiederkäuern  beigemischt  werden,  nur  2U  einem  Teile  (weniger 
als  der  Hälfte)  wieder  im  Kote  ausgesohieden  werden,  eine  Tatsache,  die 
durch  eingehende  Untersuchungen  von  Henneberg  und  Stohmann  (1863) 
bestätigt  wird.  Zuverlässige  Feststellungen  über  diese  Frage  der  Cellulose- 
verdauung  werden  1884  von  H.  Tappeiner  gemacht,  der  feststellt,  daß  die 
Hauptmenge  der  Cellulose  der  Sumpf gasgärung  anheimfällt  und  der  Ver- 
dauungskoeffliient  ein  geringer  ist. 

—  Emil  Hutdikt  macht  wichtige  Untersuchungen  über  das  Auge,  das  Darm- 
system,  sowie  über  Schädel  und  Gehirn,  namentlich  über  die  Hirnwin- 
dungen. Er  entdeckt  die  Einstütsung  der  lönse,  die  nach  ihm  benannten 
VoTsprünge  in  der  Crehörschnecke,  und  arbeitet  über  die  Entwicklung  der 
Glandula  thyreoidea. 

—  JuliMM  konstruiert  eine  Ziegelpresse  zur  Verarbeitung  des  Tons  in  trocke- 
nem Zustande  und  erhält  bei  genügender  Pressung  Steine,  welche  kürzerer 
Zeit  zur  Trocknung  bedürfen  und  glattere  Flächen  zeigen,  als  diejenigen 
aus  feuchtem  Ton.  Man  macht  diesen  Steinen  allerdings  den  Vorwurf, 
daß  sie  weniger  fest  und  zu  schwer  sind.  Andere  Pressen  für  diesen 
Zweck  werden  von  Nasmyth  (1857),  Minton  (1857),  Gates  (1860)  und 
vielen  anderen  konstruiert. 

—  Grotthard  August  Ferdinand  Ketor  entdeckt  die  Mikropyle,  die  feine  kanal- 
förmige  Durchbohrung  der  Eizellenhaut,  durch  welche  die  Samenfäden  bei 
der  Befruchtung  eindringen. 

—  Vinoenz  KMiliuky  betont  zuerst  den  Unterschied  des  in  den  Nährmitteln 
vorkommenden  organischen  Nahrungseisens  von  den  gewöhnlichen  Eisen- 
salzen. 

—  Hermann  Kopp  macht  ausgedehnte  Untersuchungen  über  die  Volumver- 
änderungen der  Körper  beim  Schmelzen  (s.  1826  E.)  und  findet,  daß  im  allge- 
meinen die  Körper  beim  Schmelzen  eine  plötzlich  eintretende  Ausdehnung 
zeigen.  Die  Volumveränderung  des  Eises  beim  Schmelzen  wird  auch  von 
Bnnsen  bei  Gr^egenheit  der  Graduierung  seines  Eisoalorimeters  (s.  1870  B.) 
auf  das  Sorgfältigste  gemessen.  Bunsen  findet  die  Dichtigkeit  des  Eises 
bei  0"==  0,91674,  während  Kopp  0,9073  gefunden  hatte. 

—  Biohsrd  Laning  führt  den  Coffey-DestillationBapparat  (s.  1832  C.)  in  die 
Ammoniakfabrikation  ein  und  ermöglicht  dadurch  die  im  Gegensatz  zu 
der  bisherigen  Arbeitsweiae  stehende  kontinuierliche  Destillation,  Einen 
ähnlichen  Apparat  führt  Mallet  auf  den  Pariser  Gasanstalten  ein. 

—  Peter  Joseph  Ltnni  führt  wesentliche  Verbesserungen  in  der  Veredelungs- 
kunst  der  Holzgewäohse  ein. 

—  Der  Geolog  W.  K.  Lgftut  entdeckt  bei  Senkereh  am  Euphrat  zwei  Keil- 
sohiift-Tontäf eichen  aus  der  Zeit  zwischen  2300  und  1600  v.  Chr.,  welche 
die  Quadrate  der  Zahlen  bis  60  und  die  Kuben  bis  32  enthalten,  und  aus 
deren  Schreibweise  erkennbar  ist,  daß  sich  die  Babylonier,  wie  dies  der 
englische  Assyriolog  Hincks  schon  früher  festgestellt  hatte,  neben  dem 
Dezimalsystem  des  Sexagesimalsystems  bedienten.  Es  läßt  sich  naoh- 
weisen,  daß  die  heute  gebräuchliche  Teilung  der  Stunde  in  60  Minuten  zu 
60  Sekunden,  sowie  die  Teilung  des  Kreises  in  360  Grade  aus  unmittel- 
barer Überlieferung  aus  jener  Zeit  herrührt. 

—  Eugene  Marebani  (de  F4camp)  konstruiert  einen  Apparat  zur  Bestimmung 
dea  Fettgehaltes  der  Milch,  den  er  Lactobutyrometer  nennt.  Das  Ver- 
fahren gründet  sich  darauf,  daß,  wenn  Milch  mit  Alkohol  und  Äther 
geschüttelt  wird,  sich  eine  Lösung  dieser  Agentien  in  Fett  bildet,  welche 
nach  Zusatz  von  etwas  Natronlauge  oder  Essigsäure  leicht  aufsteigt.  Die 
Höhe  dieser  Schicht  läßt  einen  Schluß  auf  die  Fettmenge  zu.  Die  Methode 

—     549     — 

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1854 

wird  1878  von  Schmidt  und  Tollens  noch  verbessert.  Eine  andere  Fett- 
bestimmungsmethode wird  1880  von  Soxhlet  angegeben. 
1854  In  Schottland  wird  im  Jahre  1854  ein  mit  „C.  M."  (vermutlich  Charles 
Maniiall)  unterzeichneter  etwa  100  Jahre  alter,  also  aus  der  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts  herrührender  Brief  an  das  Tageslicht  gezogen,  welcher  den 
Vorschlag  enthält,  Reibungselektrizität  zum  Telegraphieren  zu  verwenden. 

—  Nachdem  Hawkins  gegen  1860  zuerst  auf  den  Gredanken  gekommen  war, 
einen  Schiflsanker  zu  verfertigen,  dessen  beide  Arme  sich  gleichzeitig  in  den 
Grund  eingraben,  stellt  Marliii  den  ersten  brauchbaren  Anker  dieser  Art 
her,  bei  dem  Schaft  und  Arme  in  einer  imd  derselben  Ebene  liegen. 

—  AugustuB  MttHiiMMn  stellt  metaWsches  Barium  durch  Reduktion  des  ge- 
schmolzenen Chlorids  bei  schwacher  G-lühhitze  dar.  Er  erhält  dasselbe  als 
messinggelbes  Pulver,  das  an  der  Luft  rasch  oxydiert.    (Vgl.  1854  B.) 

—  Edme  Jules  Maumontf  und  Fnuifolt  verbessern  die  Fabrikation  des  Cham- 
pagners namentlich  dadurch,  daß  sie  durch  genaue  Ermittelung  der  zuzu- 
setzenden Zuckermenge  den  Druck  in  den  Flaschen  genau  regeln  und  so 
den  Verlust  durch  Bruch  auf  das  kleinste  Maß  herabmindern. 

—  MirMr,  PrinM  und  Blyth  ersetzen  den  bislang  in  der  Eattnndruokerei  viel 
verwendeten  Kuhkot  durch  eine  Lösung  von  phosphorsaurem  Natron 
und  phosphorsaurem  Kalk  (Kuhkotsalz,  sei  de  bousage),  die  sich  bald  in 
allen  rationell  betriebenen  Zeugdruckereien  einführt. 

—  Der  Ingenieur  A.  Mwian  läßt  auf  der  Decklage  der  Chaussee  von  Travers 
nach  Pontarlier  eine  Schicht  Asphaltstein ,  den  er  vorher  durch  Erhitzen 
zu  Pulver  hat  zerfallen  lassen,  in  gleichmäßiger  Schicht  ausbreiten  und 
festwalzen  und  wird  hiermit  der  Schöpfer  der  modernen  Asphaltstraßen. 

—  Der  Mediziner  Albreoht  Theodor  MldMdorpt  wendet  die  von  Heider  (s.  1 845  E.) 
erfundene  Galvanokaustik  insbesondere  bei  Eingriffen  in  Körperhöhlen, 
wie  Kehlkopf  und  Mastdarm,  an  und  bildet  die  Technik  zur  höchsten  Voll- 
endung aus. 

—  Der  französische  Greneral  Arthur  Marin  entwickelt  in  seiner  Schrift  „Etudes 
sor  la  Ventilation"  die  wissenschaftlichen  Grundsätze  der  Lüftung  und 
stellt  umfassende  Versuche  mit  Heizsystemen  verschiedener  Art  an,  um 
den  Nutzeffekt  und  die  sonstigen  Eigenschaften  der  einzelnen  Konstruk- 
tionen (Chemin6es,  Öfen  mit  Koks-  und  Kohlenheizung,  Warmwasser- 
heizung usw.)  zu  ermitteln.  Seine  Untersuchungen  wirken  wesentlich  för- 
dernd auf  das  Verständnis  des  Heizwesens. 

—  Johannes  MuMtr  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  Chemie  der 
austrocknenden  öle,  und  namentlich  über  das  Leinöl,  dessen  Bleichung 
und  Veränderung,  und  stellt  die  Hauptbedingungen  für  die  Trookenfähig- 
keit  der  mit  Leinöl  bereiteten  Firnisse  auf. 

—  Ferdinand  von  MOiiar  in  Melbourne  stellt  zuerst  aus  den  Blättern  des  Eu- 
calyptus globulus  das  Eucalyptusöl  her,  das  gegen  Wechselfieber  ver- 
ordnet wird. 

—  Friedrich  Adolph  Nobart  fertigt  Interferenzgitter  an,  bei  welchen  auf  1  mm 
443  bis  3544  Linien  kommen,  und  die  zur  Prüfung  des  Unterscheidnngs- 
vermögens  der  Mikroskope  sehr  gute  Dienste  leisten. 

—  Carl  NOIinor  stellt  zuerst  KaUsalpeter  (Konversionssalpeter)  durch  Umsetzen 
von  Chilisalpeter  mit  Kalium  Verbindungen  her,  und  gibt  dadurch  Anlaß 
zu  einer  bedeutsamen  Entwicklung  der  Salpeterindustrie. 

—  Patora  stellt  zuerst  das  Uranoxydnatron  (oransaures  Natrium)  dar,  das  in 
der  Porzellanmalerei  viel  benutzt  und  nach  Patera's  Angaben  in  Joachims- 
thal  in  einer  gelben  und  einer  orangeroten  Nuance  aus  Uranpecherz  her- 
gestellt wird. 

—  Piloim  und  Friniy  entdecken,  daß  Erschütterungen  das  amorphe  Eisen  in 


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1864 

einen  krystallinischen  Znstand  überführen.  Sie  führen  an,  daß  diese  Zu- 
Btands&ndemng  die  Festigkeit  des  Eisens  vermindern  und  bei  Brüoken- 
bauten  ubw.  Gefahren  mit  sich  bringen  könne.  (S.a.  1870  W.  und  1878  B.) 
1854  Panl  Pratah  erfindet  die  Photogalvanographie  (auch  Heliographie  genannt), 
ein  Verfahren,  von  aufgequellten  LeimreliefB  auf  galvanoplastischem  Wege 
Tiefdruokplatten  abzuformen.  (S.  auch  1816  N.)  An  dieses  Verfahren 
achlieBt  sich  1873  die  von  Duncan  Dallas  angegebene  Dallastypie  an. 

—  R^SlM  findet  im  Sommetal  bei  Amiens  in  den  höheren  und  niederen 
Kiealagem  Feuersterngeräte,  wie  Messer  und  Äxte,  die  denen  von  Abbe- 
ville  (s.  1836  B.)  völlig  entsprechen  und  mit  Knochen  ausgestorbener 
Tiere  zusammen  vorkommen. 

—  Henri  8ahria-Clalra-Dt*lilt  stellt  zuerst  in  technischem  Maßstäbe  Aluminium 
durch  Reduktion  von  Kryolith  mit  Natrium  her. 

—  Der  Münchener  Physiker  Karl  E.  SchalMUiti  macht  umfassende  Versuche 
über  Tonstärkemessung  (Sonometrie)  und  bedient  sich  dazu  des  von  ihm 
erfundenen  Phonometers. 

—  Carl  SchllcktpMi  verbessert  den  gewöhnlichen  Tonschneider  (die  sogenannte 
Kleymühle),  indem  er  aus  demselben  durch  Anfügen  eines  Mundstückes 
und  eines  Abschneiders  eine  Ziegelpresse  herstellt,  die  sich  durch  Einfach- 
heit auszeichnet  und  als  Bohnecken-  oder  Schraubenpresse  ein  ganz  neues 
Prinzip  zur  Greltung  bringt. 

—  Max  J.  S.  Schulte  macht  Untersuchungen  über  den  histologischen  Bau  der 
Retina  und  die  Endigungsweise  der  Geruohsnerven,  verbessert  die  Technik 
der  mikroskopischen  Forschung  und  fördert  die  vergleichende  Anatomie. 

—  Es  gelingt  Henri  H.  da  Mmmioiit,  durch  organische  Stoffe  (Farbholzextrakte) 
gef&rbte  anorganische  EiystaUe  (von  Strontiumnitrat)  herzustellen.  Später 
stellen  0.  Lehmann  (1801,  1804)  und  Retgers  (1893)  Versuche  über  die 
F&rbung  organischer  und  anorganischer  Krystalle  durch  organische  Sub- 
stanzen an. 

^  Werner  von  StaHMU  erfindet  den  sogenannten  Sechsrollenmotor  (Teller- 
maschine),  in  welchem  durch  zyklische  Erregung  von  sechs  im  Kreise  an- 
geordneten Elektromagneten  ein  Anker  in  Umlauf  gesetzt  wird.  Dieses 
Prinzip  findet  später  für  Kommandoapparate  und  ähnliche  Zwecke  Ver- 
wendung.   (S.  1881  H.) 

—  W»ner  *«■  SiMMM  und  Karl  FrlMbM  erfinden  ein  Gegenspreohverfahren, 
bei  dem  nur  eine  Batterie  auf  jedem  Amte  aufgestellt  ist,  und  Empfangs- 
apparate mit  zwei  einander  entgegenwirkenden  Wickelungen  benutzt 
werden.  Die  Empfangsapparate  sind  nach  dem  Prinzip  des  Differential- 
galvanometers gebaut.  Das  Verfahren  wird  daher  „Das  Gegensprechen  nach 
der  Differentialmethode"  genannt. 

^  William  Mwwii»  schlägt  ein  Verfahren  zur  Verflüssigung  der  Luft  vor,  dem 
jedoch  ein  praktischer  Erfolg  nicht  beschieden  ist. 

—  8ll«w  knüpft  an  den  Boume' sehen  Regulator  (s.  1834  B.)  an  und  konstruiert 
einen  viel  benutzten  Federregulator  für  Schiffsmaschinen.  Die  Federkraft 
wird  von  jetzt  ab  häufig  zur  Konstruktion  von  Regulatoren  verwendet, 
so  von  Beyer,  Trenck,  Härtung,  Zabel,  Tolle  u.  a. 

—  Der  Chirurg  Gustav  Simon  vervollkommnet  die  Technik  der  Milzexstirpa- 
tion und  die  operative  Behandlung  der  Blasenscheidenfistel.   (Vgl.  a.  1849  S.) 

—  Der  Militärarzt  Wilhelm  Joseph  SIniMon  beobachtet  eine  von  der  gewöhn- 
lichen Polarisation  verschiedene  Polarisation,  als  er  Ströme  mit  Elektroden 
von  Blei  durch  verdünnte  Schwefelsäure  leitet.  Die  positive  Elektrode 
bedeckt  sich  hierbei  mit  Superoxyd,  wodurch  sie  gegen  die  negative  Elek- 
trode desselben  Metalls  stark  negativ  wird.  Schließt  man  die  Zersetzungszelle 
für  sich,  so  erhält  man  einen  kräftigen  Strom  von  viel  längerer  Dauer  als 

—     551     — 

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1864 

die  des  gewöhnlichen  PolarisationsstFoing;  derselbe  daaert  so  lange,  bis 
alles  Superoxyd  aufgebraucht  ist.  (Wegen  des  an  diese  Beobachtung  sich 
anschliefienden  Akkiunulators  siehe  1869  P.  und  vgL  auch  1802  G.  und 
1839  a.) 
1854  talth  in  Smethwick  bei  Birmingham  verbessert  den  Eisenguß,  indem  er 
die  in  die  GnSfonnen  abgelassene  flüssige  GuQmasse  vermittels  der  hydrau- 
lischen Presse  (a.  1796  B.)  komprimiert.  Er  wendet  sein  Verfahren  nament- 
lich zur  Herstellung  von  EisenbahnrAdem  an.  (Über  die  weitere  Entwick- 
lung a.  1861  H.) 

—  Adolph  Strwksr  und  Eugen  von  Qorup  Beiann  bearbeiten  die  physiologische 
Chemie. 

—  Adolph  Mnckar  stellt  zuerst  das  von  L.  Gmelin  1826  in  der  Ochsengalle 
entdeckte  Taurin  synthetisch  durch  Erhitzen  von  isaethionsaurem  Am- 
moniak auf  2200  tier;  in  reichlicheren  Mengen  erhält  es  1862  Kolbe  aus 
/}- Chloräthylsulf onsäure  mit  Ammoniak. 

—  Julius  ThomiM  stellt  zur  Yorhersagung  des  Verlaufe  chemischer  Reaktionen 
den  Satz  auf:  „Jede  einfache  oder  zusammengesetzte  Wirkung  von  rein 
chemischer  Natur  ist  von  einer  Wärmewirkung  begleitet",  und  sucht  von 
diesem  Satze  ausgehend  die  chemische  Verwandtschaft  aus  der  Reaktions- 
wärme zu  bestimmen. 

—  Gustave  Thurat  beobachtet  die  Befruchtung  durch  Spermatozoiden  und  die 
Ei-Entwicklung  bei  der  Meeresalge  Fucus. 

—  Nachdem  Berthelot  bereits  dahin  zielende  Vorschläge  gemacht  hatte,  ge- 
lingt es  zuerst  Benjamin  Chew  Tll(hiiiaii,  die  Fette  durch  mittels  Hoch- 
druckes überhitztes  Wasser  zu  spalten.  Das  Verfahren  wird  von  Melsens 
verbessert,  vermag  sich  aber  wegen  der  mit  dem  hohen  Druck  verbundenen 
Gefahr  und  wegen  der  Konkurrenz  der  gleichzeitig  aufkommenden  Spaltung 
mit  überhitztem  Wasserdampf  (a.  1854  W.)  nicht  zu  behaupten. 

—  Fürst  Torionla  läßt  in  den  Jahren  1854—75  die  Entwässerung  des  Sees 
Phidno,  86  km  südlich  von  Rom,  ausführen.  Mit  einem  Kostenaufwand  von 
36  Millionen  Mark  werden  15775  ha  des  besten  Bodens  trooken  gelegt  und 
die  gesundheitUchen  Verhältnisse  der  ganzen  Gegend  verbessert.  Die  erste 
Anlage  dieser  Entwässerung  rührt  bereits  von  Kaiser  Claudius  her  und  be- 
stand aus  einem  Tunnel,  der  in  den  Fluß  liri  führte. 

—  Franz  von  UchaUu«  erzeugt  durch  Verschmelzen  von  Roheisen  mit  ozydi- 
schen  Eisenerzen  in  Tontiegeln  den  sogenannten  Erzstahl  oder  TTohatius- 
stahl.  Eine  ähnliche  Idee  war  1824  von  Br^aat,  1841  von  A.  Obersteiner 
verfolgt  worden. 

—  Rudolf  VIrehow  beschreibt  unter  dem  Namen  „Myelin"  eine  Substanz,  die 
er  für  identisch  mit  Nervenmark  hält,  aber  außer  in  den  Nerven  in  den 
verschiedensten  normalen  und  pathologischen  Geweben,  MUz,  Schilddrüse, 
Eiter  usw.  findet.  Das  Myelin  kann  nach  neuerer  Forschung  nicht  als 
chemisches  Individuum  angesehen  werden. 

—  RudoU  VlrchOW  veröffentlicht  seine  Untersuchungen  über  die  parenchyma- 
tösen Entzündungen  und  zieht  zur  Erklärung  außer  den  Nerven  und  Ge- 
fäßen auch  insbesondere  das  Gewebe  selbst  mit  heran.  Er  hebt  hervor, 
daß  das  Exsudat  bald  interstitiell,  bald  parenchymatös  ist,  und  daß  das 
letztere  mit  einer  Degeneration  der  Parenohymbestandteile,  d.  i.  der  Zellen, 
verbunden  ist. 

—  WilHamt  stellt  aus  den  Destillationsprodukten  der  bituminösen  Schiefer  von 
Dorsetshire  das  Pyridin  und  das  in  die  Reihe  der  Pyridinbasen  (s.  1847  A.) 
gehörende  Parvolin  dar. 

—  Wilson  und  Gwynns   gelingt  es,   die  Fette  durch  überhitzten  Wasserdampf 

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1856 

erfolgreich  zu  spalten.  Sie  bringen  die  Fette  auf  eine  Temperatur  von 
290"  bis  315°  nnd  leiten  dann  den  überhitzten  Dampf  ein. 

1854  Emil  Theodor  von  Walff  betont  die  Notwendigkeit,  bei  der  Bodenanalyse 
die  Formen,  in  denen  die  einzelnen  K&hrstoffe  sich  im  Boden  finden, 
genau  zu  bestimmen.  Er  stellt  scharf  die  Forderung,  namentlich  auf 
die  leicht  aufnehmbaren  Pflanzennährstoffe  Rücksicht  zu  nehmen  und 
diejenigen  Bodenbestandteile  besonders  ins  Auge  zu  fassen,  die  schwer 
löslich  sind.  Bezüglich  der  Probenahme  wiederholt  er  Sprengel's  Forderung 
(s.  1830  S.),  daB  man  sowohl  auf  die  Aokwkrume  ab  auch  auf  den  Unter- 
grund Rücksicht  nehmen  müsse. 

1866  Thomas  AMtoM  führt  die  nach  ihm  benannte  Bronze-Krankheit  auf  Ver- 
änderungen in  den  Nebennieren  zurück. 

—  George  Biddell  Airy  bestimmt  durch  seine  in  dem  Bergwerk  von  Harton 
unternommenen  Versuche,  bei  denen  ein  Pendel  auf  der  Erdoberfläche, 
ein  zweites  in  einer  Tiefe  von  383  m  beobachtet  wird,  die  Dichte  der  Erde 
zu  6,666. 

—  Alexander  AIIm  und  Trick  konstruieren  für  die  Dampfmaschine  gleichzeitig 
und  unabhängig  voneinander  die  Steuerung  mit  gerader  Kulisse,  welche 
letztere  mit  Rücksicht  auf  die  schwierige  Bearbeitung  der  Bogenkulisse 
als  besonderer  Vorteil  angesehen  wird. 

—  Appott  konstruiert  einen  Koksofen,  der  aus  einem  stehenden,  von  auBen 
gehozten  Schacht  besteht.  Die  Heilung  geschieht  durch  die  Verbrennung 
der  bei  der  Verkokung  sich  entwickelnden  Dämpfe  und  G-ase.  Der  Schacht 
ist  von  rechteckigem  Querschnitt,  und  zur  besseren  Ausnutzung  der  Wärme 
sind  je  zwölf  Schächte  in  zwei  Reihen  durch  einen  Mantel  zu  einem 
Gesamtofen  vereinigt. 

—  Robert  Arthur  in  Baltimore  entdeckt,  daB  sich  zwd  Stückchen  Goldfolie, 
wenn  sie  in  einer  möglichst  kohlenstofffreien  Flamme  ausgeglüht  worden 
sind,  unter  Druck  fest  und  unlösbar  verbinden.  Er  ist  daher  der  Erfinder 
der  kohäsiven  Goldfällung  der  Zähne,  die  einen  großen  Fortschritt  in  der 
Zahnheilkunde  bedeutet. 

—  BcNay  in  Paris  führt  das  Formen  auf  der  Töpferscheibe  auf  mechanischem 
Wege  mittels  Schablonen  ein  und  ermöglicht  es  dadurch,  die  äuBere  und 
innere  Seite  von  Tellern  usw.  gleichzeitig  zu  bearbeiten. 

—  Julien  Ballcvillt  in  Paris  konstruiert  Wasserrohrkessel  mit  senkrechten 
eisernen  Röhren,  deren  erster  für  die  Korvette  „La  Biche"  verwendet 
wird.  Der  Kessel  ist  nicht  sehr  empfindlich  gegen  plötzliche  Temperatur- 
sohwankungen  und  gibt  infolge  einer  sorgfältigen  Drosselung  trocknen 
Dampf.  Er  läßt  eine  hohe  Forcierung  zu  und  hat  den  für  Kriegsschiffe 
wichtigen  Vorteil  des  schnellen  Dampfmachens.     (Vgl.  1843  H.) 

—  Der  Ingenieur  de  B«r|iM  erfindet  die  erste  Formmaschine  zum  Ausheben 
der  Modelle  aus  dem  Sande. 

—  Marcelin  BarthaM  stellt  synthetisch  Ameisensäure  durch  Überleiten  von 
Kohlenoxyd  über  erhitzten  Natronkalk  her. 

—  Marcelin  BmUmM  erweist  die  von  Faraday  1826  und  Hennell  (s.  1828  H.) 
schon  erkannte  Fähigkeit  des  ölbildenden  Gases,  sich  mit  Schwefelsäure 
zu  Äthylschwefelsäure  zu  verbinden,  womit  bewiesen  ist,  daB  ein  aus 
einem  Alkohol  durch  Entziehung  der  Elemente  des  Wassers  zu  erhalten- 
der Kohlenwasserstoff  sich  wieder  in  jenen  Alkohol  überführen  läßt. 

—  Henry  BMtmnr  erfindet  das  nach  ihm  benannte  Verfahren  zur  direkten 
Umwandlung  von  geschmolzenem  Gußeisen  in  Stahl  und  Schmiedeeisen 
durch  Einblasen  von  Luft.  Dieses  Verfahren  macht  die  Stahl-  und  Schmiede- 
eisenbereitung unabhängig  von  der  Handfertigkeit  des  Arbeiters  und  kürzt 
den  Prozeß  von  anderthalb  Tagen  auf  zwanzig  Minuten  ab. 

—     553     — 

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1866 

1855  Auf  Anregung  des  Dr.  BMbtrav,  in  Gremeinschaft  mit  dem  Eonaul  Quticko 
in  ZüUichow  bei  Stettin,  werden  Versuche  sn  einer  verbesserten  Heistellting 
des  Portlandzements  angestellt,  welche  eine  neue  Epoche  der  Zement- 
fabrikation bedeuten  und  die  Grundlage  für  den  Au&ohwung  dieser  Industrie 
in  Deutschland  bilden. 

—  Gaetano  Boneill  erfindet  den  LokomotivtelegTaphen,  eine  elektrische  An- 
ordnung Kur  telegraphischen  Verbindung  der  fahrenden  Eisenbahnzüge 
untereinander  und  mit  der  Station,  und  versucht  diese  Einrichtung  auf  den 
Eisenbahnstrecken  Grenua-Turin  und  Paris-Versailles.    (S.  a.  1851  T.) 

—  Der  holländische  Physiker  Johannes  Boncha  findet  eine  Methode,  gleich- 
zeitig zwei  Nachrichten  in  entgegengesetzter  Richtung  durch  denselben 
Telegraphendraht  zu  übermitteln  und  baut  dazu  geeignete  Apparate 
(Doppelsprechbetrieb.  —  Vgl.  auch  1863  G.  und  1864  S.) 

—  Boutron  und  Boudat  verbessern  die  Clark'sche  Methode  der  H&rteprüfnng 
des  Wassers  (s.  1832  C),  indem  sie  eine  konzentrierte  S^fenlösung  und 
ein  Normalvolum  von  nur  40  com  Wasser  anwenden  und  dadurch  die  Un- 
regelmäßigkeiten in  der  Umsetzung  der  Seifenlösung  so  weit  vermeiden, 
daß  sie  vernachlässigt  werden  können  und  der  Gebrauch  einer  Tabelle 
sich  erübrigt.  Eine  andere  Verbesserung  der  Clark'schen  Methode  rührt 
von  Wilson  (1861)  her. 

—  Charles  Edouard  Brown-Mquard  stellt  die  Bedeutung  der  Nebennieren  für 
die  innere  Sekretion  fest  und  gibt  an,  daß  nach  Wegnahme  der  Neben- 
nieren sowohl  Säugetiere  als  Frösche  unter  den  Erscheinungen  großer 
Muskelsohwäohe  zugrunde  gehen,  was  indes  in  neuester  Zeit  von  Boldirew 
widerlegt  wird. 

—  Robert  Wilhelm  von  Buntan  nennt  in  seiner  Abhandlung  „Über  das  Gesetz 
der  Gasabsorption"  die  Größe  des  auf  0°  und  760  mm  reduzierten  Gas- 
volums, welches  von  der  Volumeinheit  (1  ccm)  der  Flüssigkeit  unter  dem 
Druck  von  760  mm  absorbiert  wird,  den  Absorptionskoeffizienten  des 
Gases.  Er  bestimmt  die  Größe  dieses  Koeffizienten  für  verschiedene  Gase 
in  Wasser  und  AlkohoL 

—  Robert  Wühelm  von  Bunton  zeigt,  daß  durch  Elektrolyse  des  geschmolzenen 
Aluminium-Natrinm-Chlorids  metaUisches  Aluminium  im  großen  Maßstabe 
darstellbar  ist. 

—  Bunion  und  MatUilonon  stellen  das  kohlensaure  Lithion  her,  das  im  gleichen 
Jahre  in  den  Arzneischatz  eingeführt  wird. 

—  Bmum  und  RoKOO  legen  den  Grund  zur  messenden  Photochemie  (Aktino- 
metrie)  und  konstruieren  dafür  einen  Apparat,  der  auf  der  lichtempfind- 
Uchkeit  eines  Gremenges  von  Chlor  und  WasserstofF  beruht.  Ein  ähnliches 
von  Draper  1843  konstruiertes  Aktinometer  hatte  genaue  Bestümmungen 
nicht  zugelassen.  Mit  Hilfe  ihres  Apparates  gelingt  es  Bunsen  und  Roscoe, 
auch  die  chemische  Wirkung  der  Ätherwellen  zu  messen. 

—  Hermann  Burmolttor  macht  sich  durch  sein  „Handbuch  der  Entomologie" 
um  die  Klassifikation  der  Insekten  verdient.  Sein  auf  deren  Entwioklungs- 
weise  gegründetes  Einteilungsystem  wird  1863  von  Paokard  noch  ver- 
bessert. 

—  BAtsclMr  und  Hoffmann  in  Eberswalde,  die  1839  die  Dachpappe  zuerst  in 
endlosen  Bollen  einführten,  erfinden  die  Asphalt-Isolierplatten  (Asphaltfllz), 
die  aus  Asphaltschichten  mit  einer  langfaserigen  Einlage  (Pappe  oder  Filz) 
bestehen,  welche  letztere  die  Biegsamkeit,  sowie  die  Widerstandsfähigkeit 
gegen  das  Zerreißen  bedeutend  erhöht. 

—  Nachdem  Bain  und  Bakewell  (1842)  mit  ihren  Bestrebungen,  Schriftzüge, 
Zeichnungen,  Noten  usw.  telegraphisch  zu  befördern,  gescheitert  waren, 
weU  sie  den  Synchronismus  ihrer  Apparate  nicht  erhalten  konnten,  gelingt 

—     554     — 

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1866 

es  Gioyanni  Canlll,  Schriftzeichen  und  Bilder  dnioh  den  von  ihm  erfundenen 
Eopiertelegraphen  (Pantelegraph)  zu  übertragen. 
186S  Alphonse  Da  Cantfolla  bringt  durch  seine  „Geographie  botaniqne  raisonn^" 
die  entmcklungsgeschichtliche  Methode  der  Pfianzengeographie  zur  Geltung. 
Er  bespricht  namentlich  den  Einfluß  der  W&rme  und  des  Lichts  auf  die 
Verbreitung  der  Pflanzen  und  macht  darauf  aufmerksam,  daß  die  durch 
die  Geologie  gegebenen  Au&chlüsse  manche  bisher  nicht  aufgeklärten  Er- 
scheinungen der  Pflanzenverbreitung  leicht  verstehen  lassen. 

—  Heinrich  von  DMhM  beginnt  seine  Arbeiten  zur  systematischen  geognostischen 
Spezialuntersuchung  der  Bheinprovinz  imd  Westfalens  und  legt  die  Er- 
gebnisse seiner  Forschungen,  welche  einen  Zeitraum  von  zehn  Jahren 
(1855—64)  umfassen,  in  einem  epochemachenden  Werke  nieder. 

—  Der  französische  Hydrograph  Edmond  Paulin  DNboto  zeigt,  wie  sich  die 
störende  Einwirkung  des  eisernen  SchifEskörpers  auf  den  Schiffskompaß 
durch  Anwendung  doppelter  Magnetnadeln  messen  und  beseitigen  l&ßt. 

—  Nachdem  Krupp  in  Essen  bereits  1847  der  preußischen  Artülerieprüfungs- 
kommission  ein  Gußstahlkanonenrohr  angeboten  hatte  (s.  a.  1841  K.), 
jedoch  mit  der  Einschränkung,  solche  Rohre  nur  bis  zum  Grewicht  von 
160  kg  liefern  zu  können  (vgl.  demgegenüber  1893  K.),  gibt  der  preußische 
General  August  Enck*  die  Anregung,  daß  zum  ersten  Male  Erupp'scher 
Gußstahl  zu  Geschützrohren  Verwendung  findet. 

—  Extor  konstruiert  eine  Presse  für  getrockneten  Torf,  die  zu  den  Pressen 
mit  offenen  Formen  gehört,  bei  denen  die  Reibung  der  einzige  Widerstand 
ist,  welcher  dem  Preßstempel  entgegengestellt  wird.  Die  Presse  wird  in 
verbesserter  Form  auch  in  der  Braunkohlenbrikettfabrikation  verwendet. 
(Vgl.  1852  G.) 

—  Fabra  stellt  fest,  daß  das  Leuchten  des  Holzes  von  den  Sclerotien,  sowie 
von  dem  feineren  Mycelgeflecht  Terschiedener  Hymenomyceten  und  Asoo- 
myceten  ansgesandt  wird,  unter  denen  bei  uns  am  häufigsten  Agaricus 
melleus  xmd  Xylaria  hypoxylon  (letzterer  Püz  im  Buchenholz)  vorkommen. 
(S.  a.  1832  H.)  Dies  wird  auch  von  F.  Kutscher  (1897)  bestätigt,  der  die 
Pilze  auf  Tannenholz  züchtet. 

—  A.  FIek  stellt  durch  sorgfältige  Versuche  fest,  daß  die  freie  Diffusion  von 
Salzlösungen  nach  den  Gesetzen  der  Verbreitung  der  W&rme  in  festen 
Körpern  geschieht,  und  stellt  das  nach  ihm  benannte  Diffuaionsgesetz  auf. 

—  Flmln-Dldot  empfiehlt  das  Bleichen  von  Papier,  Ganzzeug  und  G«weben 
aller  Art  unter  Anwendung  von  Kohlensäure.  Die  mit  einer  Lösung 
von  Chlorkalk  imprägnierten  Stoffe  werden  mit  gasförmiger  Kohlensäure 
behandelt.  J.  Thompson  nimmt  1885  diesen  Prozeß  wieder  auf  und  ver- 
schafft ihm  mit  Hufe  von  Apparaten,  die  von  Mather  und  Platt  in  Man- 
chester konstruiert  werden,  Eingang  in  die  Praxis. 

—  FondMr  findet  im  Steinkohlenteer  eine  Base,  die  Lepidin  genannt  wird 
und  sich  als  identisch  mit  dem  im  gleichen  Jahre  von  Wllliami  aus  den 
DestiUationsprodukten  des  Cinohonins  mit  Kall  isolierten  Methylohinolin 
erweist. 

—  Nachdem  bereits  im  Jahre  1833  Heathooate  Pflüge  mit  einer  durch  eine 
feststehende  Maschine  betriebenen  Winde  über  das  Feld  gezogen  hatte 
(vgl.  a.  1810  P.),  beschäftigt  sich  John  Fowfar  mit  dem  Bau  von  Pflügen 
xmd  anderen  landwirtschaftlichen  Geräten.  Er  entwickelt  den  Dampfpfiug 
EU  praktischer  Brauchbarkeit,  indem  er  Lokomobilen,  und  zur  Kraftüber- 
tragung endlose  Drahtseile  verwendet.  Seine  Pflüge  konstruiert  er  nach 
dem  Prinzip  des  Balancierpflugs.    (S.   1848  F.  und  1851  F.) 

—  Nachdem  schon  Cagniard  de  la  Tour  (1825),  Benjamin  Guy  Babington 
(1832)  und  Ldston  (1840)  primitive  Laryngoskope  verwendet  hatten,   kon- 

—     555     — 


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1865 

Btruiert  Manuel  Gt.  del  Vioente  Sarcia  einen  vollkommeneren  Kehlkopf- 
spiegel, den  er  zu  Untersuchungen  Aber  die  Stimmbildung  am  Kehlkopf 
verwendet,  indem  er  den  Kehlkopf  mit  dnroh  Linsen  oder  Hohlspiegel 
konzentriertem  Sonnenlicht  so  durchleuchtet,  daB  seine  einzelnen  Teile 
mit  dem  in  den  Pharynx  eingeführten  Spiegel  untersucht  werden  können. 
1855  Nachdem  die  Queoksilberluftpumpe  von  der  Academia  del  Cimento  er- 
funden, aber  wieder  in  Vergessenheit  geraten  war,  bis  Swedenborg  (1722) 
und  M.  Fafohamps  (1820)  ihrer  wieder  gedachten,  gibt  ihr  Heinrich  Oalthr 
nach  Angaben  von  Pflüger  eine  Form,  in  der  sie  sich  allgemeine  An- 
erkennung, insbesondere  zur  Gewinnung  der  Blutgase,  erwirbt. 

—  Joseph  vwi  Owlaeh,  Anatom  in  6ieBen,  fuhrt  die  Färbung  mikroskopischer 
lüstologiBcher  Pr&parate,  und  zwar  zuerst  mit  ammoniakalischem  Carmin.ein. 

—  Charles  floodyair  führt  ^en  von  ihm  erfundenen  vulkanisierten  Kautschuk 
(s.  1839  Gr.  und  1862  Gr.)  in  die  Zahnheilkunde  ein,  die  dadurch  eine  große 
Umw&lzung  erfährt. 

—  Nachdem  Sheridan  und  Dünn  zuerst  zum  Füllen  der  Seife  eine  durch 
Kochen  von  gemahlenem  Feuerstein  mit  Natronlauge  bereitete  Kieeel- 
säurelösuhg  empfohlen  hatten,  bringt  William  aoMagt  zu  diesem  Zweck 
das  reine  Wasserglas,  und  zwar  in  Lösungen  von  45*>  Baum6  in  Vorschlag. 
Er  rührt  die  Lösung  in  die  warme  Seife  ein  xmd  krückt  so  lange,  bis  die 
Seife  steif  zu  werden  beginnt. 

—  Albrecht  von  Sraih  macht  zuerst  auf  die  Wichtigkeit  der  Messung  des 
Cresichtsfeldes  aufmerksam  und  bedient  sich  dazu  einer  auf  einen  Bogen 
Papier  aufgezeichneten  Strahlenflgur,  deren  einzelne,  vom  Fizierpunkt  aus- 
gehende Grade  aus  Punktreihen  bestehen.  Der  zu  Untersuchende  muB 
die  äußersten  Punkte  angeben,  die  er  noch  unterscheiden  kann. 

—  Albrecht  von  Britta  bewirkt  dtirch  den  von  ihm  zuerst  methodisch  geübten 
Linearschnitt  eine  völlige  Beform  in  der  Star-Extraktion  und  verbessert 
die  Blepharoplastik.     (S.  1818  G.) 

—  AugnstuB  Qratory  führt  eine  Expedition,  an  der  F.  von  Müller  als  Botaniker 
teilnimmt,  von  der  Mündung  des  Victoriaflusses  an  der  Nordweatküste 
von  Australien  in  das  Innere  und  gelangt  durch  das  nördliche  Queena- 
land 1866  nach  der  Ostküste.  1868  erforscht  er  den  Barkn  abw&rts  bis 
nach  Südaustraliea  und  weist  ihn  als  Oberlauf  des  Cooper  nach. 

—  Nachdem  bereits  Paixhans  (s.  1834  P.)  auf  die  Notwendigkeit  der  Sobiffs- 
panzerung  hingewiesen  hatte,  und  die  vernichtende  Wirkung  der  Bomben 
und  Hohlgranaten  gegen  hölzerne  Sohiffswände  1849  bei  Eckemförde 
(Niederlage  der  dänischen  Schifte  gegen  sechs  nassauisohe  Gresohütze), 
femer  1853  bei  Sinope  (Vernichtung  der  türkischen  Flotte)  und  demnächst 
vor  Sebastopol  (Schädigung  der  englisch-französisohen  Flotte  durch  masiBche 
Strandbatterien),  dargetan  war,  baut  der  französische  Ingenieur  SiilayMa  (auf 
Befehl  des  Kaisers  Napoleon  III.  und  auf  Anregung  des  Ingenieurs  üupuy 
de  Lome)  schwimmende  Ponzerbatterien,  welche  sich  im  Krimkriege  bei 
der  Beschießung  von  Kinbum  bewähren  und  den  Anlaß  zur  Einführung 
der  Schiffspanzer  geben.     (S.  1859  D.) 

—  Der  Hofbäcker  Carl  Kuno  HalHIngtr  in  Wien  erfindet  die  TeigteAmasohine, 
die  1874  von  T.  Brüning  und  F.  Herbst  in  Halle  a.  S.  derart  verbessert 
wird,  daß  sie  nahezu  allgemein  in  den  Bäckereien  Eingang  findet,  zumal 
durch  sie  die  Aufarbeitung  der  Ware  um  1 — IV«  Stunden  schneller  be- 
wirkt wird. 

—  Marshall  Hall  gibt  eine  Methode  der  künstlichen  Atmung  bei  Asphyktischen 
(Scheintoten)  an.  (S.  1684.)  Die  Hall'sohe  Methode  wird  von  Silvester 
(1858),  Howard  (1877)  und  Brosoh  (1896)  noch  vervollkommnet. 

—  Hantem  konstruiert  eine  Kartoffelgrabemaschine,  die  der  Hauptsache  nach 

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1866 

einen  Pflng  mit  einem  hinten  angebrachten,  qner  gegen  die  BewegungBrich- 
tung  gestellten  und  mit  Grabeforken  besetzten  Bad  darstellt.  Wird  das  Bad 
in  Drehung  versetzt,  so  greifen  die  Forken  in  die  Erde  imd  werfen  die 
darin  liegenden  Kartoffeln  samt  den  sie  umgebenden  Erdstreifen  gegen 
ein  seitlioh  angebrachtes  Sieb,  durch  welches  die  Erde  hindnrohfliegt, 
während  die  EartofTeln  vor  demselben  niederfallen. 
1865  Theodor  Harlic  beschreibt  in  seinem  Aufsatz  über  das  Klebermehl  zuerst 
die  Aleuron-Kömer,  das  sind  aus  einem  Eiweißkörper  bestehende,  farblose 
oder  auch  gefärbte  Krystallkömer  von  0,001 — 0,005  mm  Durchmesser,  die 
in  keinem  Samen  fehlen.  Über  die  Körner  werden  von  Badlkofer,  der 
ihre  EiweiBnatur  erkennt,  und  von  Pfefler  eingehende  Arbeiten  gemacht. 

—  Friedrich  Wilhelm  HamcItvM'  konstruiert  einen  Kiesofen  für  die  Schwefel- 
sänrefabrikation,  bei  welchem  zur  Beschränkung  der  Handarbeit  die  Erze 
(auch  Zinkblenden)  in  einem  Schacht  auf  geneigten,  vorher  glühend  ge- 
machten Platten  hinabrutsohen. 

— '  Franz  wm  Hautr  gibt  in  seinem  Werke  „Die  Fördermaschinen  für  Bergwerke" 
wichtige  Winke  für  die  Anlage  der  zum  Abwärtsbefördem  in  Bergwerken 
dienenden  selbsttätigen  Rampen,  die  gewöhnlich  mit  dem  Namen  „Brems- 
berge" bezeichnet  werden,  sowie  über  die  bei  diesen  Bremsbergen  zu  ver- 
wendenden Bremsen. 

—  Hirpln  führt  Kali  chloricum  gegen  Stomatitis  in  den  Arzneischatz  ein. 

—  August  Wilhelm  «wi  Hofmann  und  Auguste  Cahoari  untersuchen  eingehend 
die  zuerst  von  P.  Th^nard  (s.  1845  T.)  erhaltenen  Phosphine,  das  sind 
Körper,  welche  sich  vom  Phosphorwaaserstoff  dadurch  ableiten,  daß  die 
Wasserstoflatome  teilweise  oder  vollständig  durch  Alkoholradikale  ersetzt 
sind.  Man  unterscheidet,  je  nachdem  1,  2  oder  3  Atome  Wasserstoff  er- 
setzt wwden,  primäre,  sekundäre  und  tertiäre  Phosphine;  dieselben  sind 
basischer  Natur. 

—  Auguste  HonxMui  weist  nach,  daß  in  dem  als  Bariumsuperoxyd  mit  Schwefel- 
säure erhaltenen  Gas  aktiver  Sauerstoff  enthalten  ist.  den  er  1866  mit 
Ozon  identifiziert. 

—  David  Edward  HuchM  erfindet  einen  elektrischen  Typendruck -Telegraphen,  bei 
welchem  der  Abdruck  geschieht,  ohne  daß  die  am  Umfange  eines  Kades  ange- 
ordneten Typen  zum  StUlstand  gebracht  werden,  also  gleichsam  im  Fluge. 
Seit  1868  ist  dieser  inzwischen  wesentlich  verbesserte  Apparat  zum  Betriebe 
von  internationalen  Leitungen  zugelassen. 

—  Die  erste  Anwendung  des  Stahls  an  Stelle  des  Eisens  bei  den  Dampfkesseln 
erfolgt  durch  Jadoon  frtrw,  PaUn,  fiaiMlet  &  Co.,  die  auf  der  Weltausstellung 
in  Paris  einen  Stahlkessel  ausstellen.  Diese  ersten  Stahlkeesel  erweisen  sich 
jedoch  als  vollkommen  unbrauchbar,  da  die  damaligen  Stahlschmelzereien 
nur  harte  Bleche  herstellen  konnten.  Erst  am  Ende  der  70er  und  anfang» 
der  80  er  Jahre  wird  das  im  basischen  Ofen  gewonnene  Flußelsen,  mit  dem 
man  weiche  Bleche  erzeugt,  vielfach  für  Kessel  gebraucht. 

—  Jmm  und  Lamion  bauen  die  erste  Bevolverbank ,  die  so  eingerichtet  ist, 
daß  das  Werkstück  mit  verschiedenen  Werkzeugen  nacheinander  bearbeitet 
werden  kann,  ohne  daß  man  es  umzuspannen  oder  eines  der  Werkzeuge 
fortzunehmen  braucht. 

—  Friedrich  von  KoMI  erfindet  das  Stauroskop,  einen  eigentümlichen  Polari- 
sationsapparat. Ein  senkrecht  zur  optischen  Achse  geschnittener  Krystall, 
z.  B.  ein  Doppelspat,  zeigt,  zwischen  den  gekreuzten  Polarisator  und 
Analysator  eingeschaltet,  ein  System  von  farbigen  Bingen,  die  von  einem 
dunkeln  Kreuz  durchsetzt  werden.  Das  Stauroskop  beruht  nun  darauf, 
daß  durch  Einschiebung  neuer  KrystaUobjekte  Veränderungen  an  diesen 
Erscheinungen  auftreten,   aus  denen  man  auf  die  optischen  Eigenschaften 

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1866 

dieser  eingelegten  Erystalle  schließen  kann.  In  den  H&nden  von  Brezina 
und  Groth  wird  dieser  Apparat  zur  Quelle  der  fruohtbarsten  Entdeckungen 
in  der  Krystalloptik. 
1866  Hermann  Kopp,  der  seit  1842  (s.  d.)  die  physikalischen  Eigenschaften  der 
homologen  Reihen  eingehend  studiert  hat,  eeigt,  daB  in  der  Ameisensänie- 
reihe  eine  Differenz  von  CH,  in  der  Zusammensetzung  einer  Differenz 
von  19,50  im  Siedepunkt  entspricht,  und  stellt  den  gleichen  Wert  der 
Siedepunktsdifferenz  auch  für   die  homologen  Alkohole,  Äther  usw.  fest. 

—  Krallt  schlägt  vor,  ans  der  zur  Leuchtgasreinigong  gebrauchten  Laming'sohen 
Masse,  die  Cyanverbindungen  und  Schwefelcyansalze  enthält,  diese  aus- 
zulaugen, durch  Zusatz  von  Gemischen  von  Eisenoxydul-  und  Eisenoxyd- 
salzen  Berlinerblau  zu  f&llen,  und  dieses  durch  Ätzkahlösung  in  Blut- 
laugensalz überzuführen. 

—  FrM^rio  KuhlBiMH  bereitet  das  Wasserj^as  (s.  1823  F.)  auf  nassem  Wege, 
indem  er  zerschlagene  Feuersteine  mit  Ätzlange  unter  einem  Druck  von 
6 — 8  Atmosphären  so  lange  erhitzt,  bis  das  Kali  oder  Natron  vollkommen 
mit  Kieselsäure  gesättigt  ist.  Kuhlmann  bemüht  sich,  das  Wasserglas  in 
die  Bauteohnik,  insbesondere  zum  Erhärten  des  Kalkverputzes  der  Wände, 
einzuführen. 

—  Der  französische  Ingenieur  Lamk«!  nimmt  ein  Patent,  Sohiffsplanken  aus 
Zementmörtel  mit  Eiseneinlage  herzustellen.  Ein  so  gefertigtes  Boot  ver- 
sieht heute  noch  den  Dienst  im  Park  zu  Hiravall.  Diese  Konstruldon  ist 
ein  bedeutsamer  Vorläufer  des  Monierverfahrens.     (Vgl.  1867  M.) 

—  Bernhard  «wi  UMgmbwk  führt  in  die  Technik  der  Gelenkreeektionen  sowie 
bei  Verletzungen  der  Knochen,  G«lenke  usw.  die  permanente  Irrigation 
ein  (s.  1840  V.),  die  er  wesentlich  vervollkommnet  und  die  in  anderer 
Form  auch  in  der  aseptischen  Wundbehandlung  wieder  gebraucht  wird. 

—  Franz  Liytfolt  macht  neuerdings  auf  die  Wichtigkeit  der  sogenannten  Ätz- 
flguren  für  die  Erkenntnis  der  krystallographisohen  Verhältnisse  aufmerk- 
sam. Spätere  Arbeiten  hierüber  werden  insbesondere  von  Heinrich  Baum- 
hauer (1869—74)  gemacht.     (S.  a.  1817  D.) 

—  UtMc  und  SchlKhkoff  entdecken  das  aus  Knallqueoksüber  durch  Kochen 
mit  gesättigter  Chlorkaliumlösnng  entstehende  fulminursaure  Kalium  und 
stellen  daraus  die  Fulminursaure  (Isocyanursäure)  her. 

—  Der  Physiker  Jules  Antoine  Usil^on  in  Besan^n  konstruiert  das  von 
Helmholtz  „Vibrationsmikroskop"  genannte  Instrument,  das  die  Schwin- 
gungskurven gestrichener  Stimmgabeln  zur  unmittelbaren  Anschauung 
bringt.  Er  stellt  diese  Sohwingungskurven,  die  sogenannten  Lissajous'schen 
Figuren,   durch  ein  optisches  Verfahren  mittels  oszillierender  Spiegel  dar. 

—  Der  Ingenieur  LohM  erbaut  die  großen  Gitterbrücken  über  die  Nogat  bei 
Marienburg  und  über  den  Rhein  bei  Cöln.  Außerdem  erbaut  er  nach  gänz- 
lich neuem  System  die  Eibbrücke  zwischen  Hamburg  und  Harburg. 

—  Der  Ingenieur  da  Loimtt  erfindet  die  Zahnräderformmasohine  für  die  Zwecke 
der  Eisengießerei. 

—  Christian  August  Hermann  Marfcaeh  entdeckt,  daß  nicht  allein  der  Quarz, 
sondern  auch  mehrere  dem  regulären  System  angehörigen  Krystalle,  wie 
Natriumchlorat,  Natriumbromat,  Natriumsulfantimoniat  und  Natrium- 
amylaoetat,  die  Eigenschaft  besitzen,  die  Polarisationsebene  zu  drehen. 
Desdoizeauz  (1867)  weist  dasselbe  für  den  hexagonal  krystallisierenden 
Zinnober,  Ulrich  und  Groth  (1870)  für  das  hexagonale  Natriumperjodat 
nach;  später  wird  das  gleiche  für  zahlreiche  Krystalle  nachgewiesen,  die 
enantiomorph,  d.  h.  nicht  kongruent,  sondern  spiegelbildlich  gleich  sind. 

—  Emest  MklHUix  erwirbt  sich  viele  Verdienste  um  den  Fahrradbau.  Er 
kommt  unabhängig  von  Fischer  (s.  1864  F.)  auf  den  Gedanken,  das  Fahr- 

—     558     — 

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1855 

rad  mit  Trittkorbelii  su  Tersehen,  und  konstruiert  eine  Bremee,  bei  der 
dnrch  Drehen  aqi  Lenkstangengrifl  eine  Schnur  aufgewickelt  wird,  welche 
den  Bremshebel  anzieht  und  dadurch  den  Bremsklotz  gegen  den  Beifen 
des  Hinterrades  drückt. 
1855  Der  Staat  Mtehlgaii  der  nordamerikaniachen  Union  stellt  unter  Benutzung 
des  3t.  Mary-FluBses  einen  Schiffahrtsweg,  den  Sault-St.  Marie-Kanal,  zur 
Verbindung  des  Lake  Huron  und  Lake  Superior  her,  der  eine  Länge 
Yon  1371  km  besitzt  und  mit  großartigen  Sohleusenanlagen  versehen  ist, 
die  1881  nnd  1896  derartig  vergröBert  werden,  dafi  gleichzeitig  4  Schiffe 
durchgeBchleust  werden  können. 

—  Adolphe  i»  Mllly  macht  von  einer  von  Runge  (1835)  entdeckten  Reaktion 
Gebrauch,  wonach  sich  Fett  mit  trockenem  Kalkhydrat  ohne  besonderen 
Wasserzusatz  bei  115°  verseifen  l&Bt,  und  gründet  darauf  ein  Verfahren 
der  Fettverseifung  mit  wenig  Kalk  bei  Hochdruck,  welches  das  alte  Kalk- 
verfahren (s.  1831  M.)  fast  vollständig  verdrängt.  Bei  acht  Atmosphären 
Druck  sind  zur  Verseifung  n\ir  2'>/o  Kalk  erforderlich.  Die  Apparate  von 
de  Müly  werden  von  Droux  (1877 — 79)  wesentlich  verbessert. 

—  Zur  besseren  Deckung  der  Bedienungsmannschaften,  welche  beim  Laden 
der  Bank-Geschütze  dem  direkten  feindUchen  Feuer  ausgesetzt  sind,  BteUt 
der  Techniker  Alezander  Moncrfttt  eine  Verschwindelafette  her,  bei  welcher 
der  Bückstoß  des  Schusses  so  verwertet  ist,  dafi  sieh  das  Geschütz- 
rohr nach  dem  Schusse  selbsttätig  aus  der  hohen  Feuerstellung  in  die  tiefe 
Ladestellung  hinabsenkt,  wobei  ein  in  Gegengewichten  aufgespeicherter 
Kraftübersohuß  gewonnen  wird,  welcher  das  Bohr  nach  erfolgtem  Laden 
wieder  in  die  Feuerstellung  hebt.    (Vgl.  1881  M.  und  1901  K.) 

—  Charles  Montliny  in  Brüssel  erfindet  das  Szintillometer,  einen  Apparat  zur 
Messung  der  Farbenänderungen  der  Sterne.  Er  stellt  fest,  daß  jene  Sterne 
am  wenigsten  funkeln,  deren  SpektraUinien  am  zahlreichsten  und  zugleich 
deutlich  zu  unterscheiden  sind.  Eingehendere  Untersuchungen  des  Fun- 
keins der  Sterne  stellt  1882  K.  Exner  an.     (Vgl.  auch  1847  A.) 

—  Aleide  Dessaline  d'OiMfny  fördert  die  Paläontologie,  indem  er  dieselbe  im 
Interesse  der  Geologie  zu  einer  in  erster  Linie  historischen  Wissenschaft 
stempelt.    (Vgl.  sein  Hauptwerk  „Paläontologie  franfaise".    1840 — 56.) 

—  ftm  t»  Saint  8111m  beschreibt  das  durch  sehr  langes  Kochen  einer  Lösxmg 
von  essigsaurem  Eisenoxyd  entstehende  Eisenoxydhydrosol,  das  durch  eine 
Spur  von  Schwefelsäure  oder  Alkalisalz  sofort  in  das  Hydrogel  übergeht. 
Ein  von  Graham  1861  dargestelltes  Eisenoxydhydrosol  ist  von  dem 
St.  Gillee'schen  Produkte  wesentlich  verschieden. 

—  August  Heinrich  PttMinann  entfaltet  in  seinen  „Mitteilungen"  eine  nach- 
haltige, erfolgreiche  Tätigkeit  in  der  Kartographie  und  fördert  unermüdlich 
die  geographische  Forsohungstätigkeit. 

—  PtUtlMii  verwendet  zur  Versilberung  von  Spiegeln  eine  Lösung  von  wein- 
saurem  Silberoxyd-Ammoniak,  aus  der  das  Silber  bei  einer  Temperatur 
von  60°  reduziert  wird. 

—  Nachdem  seit  Peregrine  PhiUiiw  (s.  1831  P.)  sich  viele  Chemiker,  wie  z.  B. 
1846  JuUion,  1847  Schneider,  1854  Thomthwaite,  mit  der  Erzeugung  von 
Schwefelsäure  durch  Kontaktsubstanzen  beschäftigt  hatten,  stellt  Kafaelle 
PIria  wasserfreie  Schwefelsäure  aus  schwefliger  Säure  und  Luft  mit 
platinisiertem  Bimsstein  dar.  Bemerkenswert  ist,  dafi  sein  Ziel  die  Dar- 
stellung von  Sohwefelsäureanhydrid  war. 

—  Der  französische  Ingenieur  Alphonse  Louis  PoHavIn  gründet  auf  die  Härtung 
des  mit  Chromaten  behandelten  Leims  durch  Belichtung  (b.  1852  T.)  und 
auf  dessen  Eigenschaft,  fette  Schwärze  anzunehmen,  die  Herstellung  von 
Pigmentbildem,  d.  i.  Bildern  in  verschiedenen  Tönen.   Zunächst  benutzt  er 

—     559     — 


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1866 

als  Pigment  Kohle  und  stellt  so  die  Kohlebüder  her.  Er  wird  durch  seine 
Arbeiten  der  Vorläufer  der  modernen  Beprodoktipnsmethoden,  zunächst 
des  Lichtdrucks.  (8.  1867  T.) 
1855  Baden  PmNil  zeigt  in  seinen  „Essays  of  the  unity  of  worlds",  daB  die  Ent- 
stehung neuer  Arten  eine  gesetzmäßige  und  nicht  eine  zufällige  Erschei- 
nung ist. 

—  John  Henry  Pratt  stellt  die  Theorie  von  der  isostatisohen  Lagerung  der 
Massen  der  Erdkruste  auf,  wonach  die  sichtbaren  Massenanhäufungen 
an  der  Erdoberfläche,  wie  die  Gebirge,  durch  unterirdische  Massendefekte 
kompensiert  werden,  so  dafi  z.  B.  das  Stück  der  Erdkruste,  auf  dem  sich 
der  Himalaja  befindet,  nicht  schwerer  ist,  als  ein  gleich  großes  Stück, 
dessen  Oberfläche  Ton  der  Tiefsee  bedeckt  wird.  Die  Pratt' sehe  Hypo- 
these wird  1884  von  Helmert  auch  für  den  Kaukasus  bestätigt. 

—  John  RMiiitottMii  und  Kltoon  einerseits  und  Htogpnhofar  andereiseitB  ver- 
bessern durch  sinnreiche  Hebelkombinationen  die  Federwage  der  Sicher- 
heitsventile für  Lokomotiven  in  der  Absicht,  zu  vermeiden,  daß  bei  ge- 
öffnetem Sicherheitsventil  die  Spannung  der  Feder  zunimmt  und  somit 
das  VentU  geschlossen  wird,  ehe  der  Dampfdruck  unter  das  gestattete 
Maß  gesunken  ist. 

—  Kobert  Ramak  führt  den  konstanten  galvanischen  Strom  zur  Behandlung 
von  Entzündungen  und  Geschwülsten,  sowie  als  diagnostisches  Mittel  bei 
Nervenkrankheiten  ein. 

^  Friedrich  RoekMw  stellt  fest,  daß  die  Eichenrindengerbsäure  von  dem 
Tannin  (Galläpfelgerbsäure)  verschieden  ist,  was  1867  von  John  Stenhouse 
und  1884  namentlich  von  Etti  bestätigt  wird. 

—  Moritz  Heinrich  Rombar{  tritt,  veranlaßt  durch  die  1842  von  Longet  und 
1844  von  A.  W.  Yolkmann  festgestellte  Bedeutung  des  Nervus  vagus  als 
des  die  Bronchien  versorgenden  Nerven,  der  schon  früher  von  Willis 
(s.  1667  W.)  ausgesprochenen  Ansicht  bei,  daß  das  Bronchialasthma  durch 
einen  Bronchialmuskelkrampf  veranlaßt  sei,  welche  Ansicht  1870  auch 
Biermer  ausspricht. 

—  Heinrich  Rom  empfiehlt  den  Kryolith,  der  1795  entdeckt  worden  war  und 
von  dem  1822  bei  Evigtok  in  Südgrönland  ein  größeres  Lager  gefunden 
worden  war,  angelegentlich  für  die  Aluminiumfabrlkation.  Eine  größere 
Industrie  entwickelt  sich  später  in  Pittsburg,  nachdem  ansehnliche  Lager 
von  Kryolith  am  Pikes  Peak  in  Nordamerika  aufgefunden  worden  waren. 

—  Adolph  und  Bobert  von  8chla(lntwoit  erforschen  die  Hochpässe  des  mitt- 
leren Himalaja  und  erreichen  am  Ibi  Gamin  mit  6788  m  die  höchste  bis 
dahin  von  wissenschaftlichen  Beisenden  erstiegene  Höhe.  Im  April  1856 
vereinigen  sie  sich  mit  Hermann  von  Schlaglntweit,  der  inzwischen  Sikkim 
und  Assam  durchzogen  hatte.  Während  Hermann  und  Bobert  den  Kara- 
korum  und  als  erste  Europäer  den  Küenlün  übersteigen,  erforscht  Adolf 
das  westliche  Tibet.  Nachdem  Bobert  und  Hermann  1867  nach  Europa 
zurückgekehrt  waren,  besucht  Adolf  noch  die  Grenzgebirge  gegen  Afghanistan 
und  gelangt  über  den  Karakorum  tmd  Küenlün  nach  Jarkand,  wo  er  fest- 
gehalten, nach  Kaschgar  gebracht  und  dort  enthauptet  wird.  Hermann 
erhält  in  der  Folge  wegen  seiner  Übersteigung  des  Küenlin  den  Beinamen 
„Sakünlinski". 

—  Eduard  Schunck  entdeckt  in  Isatis  tinctoria  und  Polygonum  tinotorium 
das  Indican,  das  nach  Untersuchungen  von  Marchlewski  und  Baddiffe 
(1901)  das  Glucosid  des  Indozyls  ist,  da  bei  der  Hydrolyse  Indoxyl  und 
Glucose  gebildet  wird. 

—  Nachdem  bereits  seit  1819  Petroleum  zum  Erleuchten  von  Gruben  in 
Galizien  benutzt  worden  war,  und  Beale  (1837)  eine  Lampe  für  Petroleum 

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1856 

ohne  Docht  und  mit  Gebläsevorrichtnng  konstruiert  hatte,  erfindet  der 
amerikanifiche  Chemiker  Benjamin  Sllllmaii  die  erste  Petroleumlampe  mit 
Docht  und  Zugzylinder. 
1855  Der  Pianofortebauer  Heinrich  SWnwag,  gebürtig  aus  Seesen  am  Harz,  stellt 
auf  der  New  Yorker  Industrieausstellung  das  erste  kreuzsaitige  Pianoforte 
aus.  Die  Firma  („Steinway  and  Sons")  hat  sich  noch  durch  folgende 
Verbesserungen  am  Klavier  bekannt  gemacht:  Die  Patentagratfeneinrich- 
tung,  -welche  die  Widerstandsfähigkeit  des  Rahmens  gegen  die  Saiten  er- 
höht, den  vibrierenden  Resonanzbodensteg  mit  akustischen  Elangpfosten, 
den  Patentringsteg  am  Resonanzboden,  die  Doppelmensur,  das  Patent- 
Tonhaltungspedal  und  die  Metallrahmenkonstruktion. 

—  Der  Schwede  Stmuwänl  erfindet  eine  Buttermaschine  mit  vertikal  rotie- 
renden Flügeln  und  erzielt  mit  derselben  auf  der  Pariser  Industrie-Aus- 
stellung i.  J.  1855  großen  Erfolg.  Von  dem  Zentrifugalprinzip  hatte  vor- 
her schon  (1851)  der  Engländer  Smith  für  den  gleichen  Zweck  in  seinem 
„Centrifugal  agitating  chum"  Gebrauch  gemacht. 

—  TaupMWt  macht  das  erste  Kollodium trookenverfahren  (mit  Albuminüberzug) 
bekannt.  Von  anderer  Seite  wird  Hill  Norris  in  Birmingham  als  Verfertiger 
der  ersten  Kollodiumtrockenplatten  genannt. 

—  Paul  Thinard  stellt  zuerst  die  wasserfreie  Übermangansaure,  das  Übermangan- 
säureanhydrid,  dar. 

—  Die  Pariser  Mechaniker  TbOMW  und  Laiirmt  stellen  auf  der  Pariser  In- 
dustrie-Ausstellung das  erste  Schiebergebläse  mit  horizontal  liegenden 
Zylindern  aus,  zugleich  mit  den  Franzosen  Derosne  und  Cail,  welche  eben- 
falls auf  derselben  Ausstellung  ein  Schiebergebläse  vorführen. 

—  Franz  Uilgtr  stellt  auf  Grund  umfassender,  namentlich  in  dem  Hauptwerke 
„Synopsis  plantarum  fossUium"  (1845  und  1855)  niedergelegter  Studien 
seine  mit  künstlerischem  Verständnis  entworfenen  urweltUohen  Vegetations- 
bilder her,  die  seitdem  vielfach  nachgeahmt  werden. 

—  Franz  Unctr  weist  auf  die  Ähnlichkeit  dee  pflanzlichen  Protoplasmas  mit 
der  tierischen  Sarkode  hin,  womit  der  Lebensträger  im  Pflanzen-  und 
Tierreich  als  der  gleiche  erwiesen  wird. 

—  A.  ValMdmiMS  stellt  die  Grundsubstanz  der  Korallen  dar  und  schlägt  für 
dieselbe  die  Bezeichnung  „Comein"  vor.  Wie  Schloßberger  1858  ermittelt, 
ist  in  der  Substanz  Jod  vorhanden.  Unter  den  Spaltungsprodukten  des 
Comeins  findet  Drechsel  Leucin  und  Tyrosin. 

—  Vogri  schlägt  vor,  aus  Kupferchlorid  durch  Erhitzen  zur  Rotglut  Chlor  zu 
entwickeln  und  das  Kupferchlorür  mit  Salzsäure  gemischt  durch  den  Luft- 
sauerstoff  wieder  in  Kupferchlorid  überzuführen,  das  dann  aufs  neue  ver- 
wendet werden  soll.  Das  Verfahren  wird  als  unrentabel  befunden  und 
bald  aufgegeben. 

— >  WaUimd  schlägt  gegenüber  den  sohlechten,  mit  Anwendung  von  überhitztem 
Dampf  für  Maschinen  gemachten  Erfahrungen  (vgl.  1822  P.)  vor,  ein  Ge- 
misch von  überhitztem  und  gesättigtem  Dampf  in  der  Maschine  zu  ver- 
wenden. Seine  Dampfmaschine  erregt  auf  der  Pariser  Industrie- Ausstellung 
großes  Interesse,  ohne  jedoch  zu  wirtschaftlicheu  Erfolgen  zu  führen. 

—  Wllcox  baut  einen  Dampfkessel  mit  geneigten  Wasserrohren,  für  den  die 
Verbindung  einer  jeden  Rohrreihe  durch  je  eine  gewellte  Wasserkammer 
kennzeichnend  ist.  Die  Verbindung  der  einzelnen  Rohrkammem  mit  dem 
Oberkessel  wird  später  von  der  Firma  Babcock  &  Wilcox  weaentUch  ver- 
bessert. 

—  F.  Wllton  und  Payne  rektifizieren  zuerst  das  durch  Spaltung  der  Fette  ge- 
wonnene rohe  Glycerin  durch  DestiUation  mit  überhitztem  Wasserdampf. 

—  Alexander  Wood  erfindet  die  hypodermatische  (subcutane)  Injektion  mittels 

Darmstkedter.  36 

—     561     — 


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1866 

durchbohrter  Kanülen.  Für  seine  ersten  Injektionen  benutzt  er  Morphium- 
löBungen  und  Opiumtinktur  und  spritzt  dieselben  in  die  Nähe  von  Nerven- 
stämmen,  um  die  von  ihm  vermuteten  lokalanästhesierenden  Eigenschaften 
dieser  Mittel  bei  der  Behandlung  von  Neuralgien  zu  versuchen.  Sp&terhin 
wird  die  Injektion  mittels  der  von  Pravaz  (s.  1831  P.)  zu  anderem  Zweck 
angegebenen  Spritze  vorgenommen. 
1866  Adolphe  Wurb  kombiniert  die  Kohlenwasserstoffe  der  Methanreihe  m  je 
zweien,  indem  er  Natrium  auf  das  Gremenge  ihrer  Jodwasserstoffäther  ein- 
wirken läßt. 

—  linuB  Yate  in  Philadelphia  erfindet  das  nach  ihm  benannte  TöiwdiloB, 
ein  KombinationssohloB  mit  ganz  neuer  Anordnung  und  Wirkungsweise 
seiner  Kombinationsteile. 

—  Gustav  Anton  ZaniMT  gibt  eine  Theorie  der  Dampfmaschine,  die  sich  auf 
die  mechanische  Wärmetheorie  stützt,  und  macht  durch  die  Einführung 
des  Begriffes  „Wärmegewicht"  die  Analogie  zwischen  calorisohen  und 
mechanischen  Verhältnissen  einleuchtend. 

—  Nicolaus  Nioolajewitsch  Zhihi  stellt  Senf  öl  synthetisch  aus  Jodallyl  nnd 
Bhodankalium  dar. 

1866  William  Aitkan  bereichert  durch  seine  Arbeiten  über  die  während  des  Krim- 
kriegee  in  der  englischen  Armee  entstandenen  Krankheiten  die  pathologische 
Anatomie. 

—  Jacob  AmtlMr  in  Schaffhausen  erfindet,  nachdem  er  vorher  schon  ein  Polar- 
planimeter  konstruiert  hatte,  den  Integrator  (Momentenplanimeter),  der 
durch  einmaliges  Umfahren  einer  ebenen  Figur  deren  Inhalt  und  Träg- 
heitsmoment in  bezug  auf  eine  in  ihrer  Ebene  gelegene  Achse  zu  ermitteln 
gestattet.  Das  Amsler'sche  Planimeter  wird  vielfach  auch  zur  geographi- 
schen Flächenme«8ung  und  namentUch  auch  zur  Feststellung  des  Verhält- 
nisses zwischen  Land  und  Wasser  auf  der  Erde  (s.  1884  K.)  verwendet. 

—  Ferdinand  von  Artt  weist  anatomisch  nach,  daß  die  Kurzsiohtigkeit  auf 
einer  Verlängerung  des  sagittalen  Durchmessers  des  Augapfels  beruht. 

—  J.  Banuiowtkl  stellt  ein  selbsttätiges  Zeitdeckungasignal  her,  nämlich  eine 
elektrische  Wendescheibe,  die  durch  den  vorüberfahrenden  Zug  auf  „Halt" 
gebracht  wird  und  nach  Verlauf  von  7  Minuten  von  selbst  in  die  Signal- 
lage „Freie  Fahrt"  zurückkehrt. 

—  Marie  Fran^ois  Eugene  Btlcrmd  führt  die  Kanalisation  von  Paris  durch 
und  verwendet  die  geklärte  Kanaljauche  zur  Berieaelnng  von  Grund- 
stücken, wodurch  vortreffliche  Erträgnisse  erzielt  werden. 

—  Aristide  B<rvd  konstruiert  einen  nach  Art  des  bekannten  Stoßrätters  an- 
geordneten Tafelsiebapparat  mit  hin  und  her  gehender  Bewegung  zur  Auf- 
bereitung der  Kohlen. 

—  MarceUn  BmUmM  erhält  beim  Überleiten  eines  Gemisches  von  Sohwefel- 
kohlenstoffdämpfen  oder  Schwefelwasserstoffgas  und  Kohlenozyd  über 
glühendes  Kupfer  Sumpfgas,  Äthylen  und  Propylen. 

—  Henry  Dtmmer  wendet  das  Prinzip  des  Zentrifugalgusses  (s.  1809  E.  und 
1849  S.)  auf  die  Darstellung  von  Eisen  und  Stahl  an,  indem  er,  um 
Blasenbildung  oder  Kaltbrüchigkeit  zu  vermeiden,  das  flüssige  Material 
in  eine  kreisförmige  geschlossene  Hohlform  mit  senkrechter  Achse  bringt, 
die  mit  sehr  großer  Geschwindigkeit  (500 — 2000  Umdrehimgen  in  der  Minute) 
rotiert.  Ein  ähnliches  Verfahren  wird  zur  Erzeugung  von  Radreifen  1864 
von  Withley  und  Bower  angegeben. 

—  Gaetano  BoiMin  schlägt  die  elektrische  Schnellpost  vor,  eine  rohrpostähn- 
liohe  Anlage,  bei  der  jedoch  die  mit  den  Briefen  beladenen  Gefäße  nicht 
durch  Luftdruck,  sondern  mit  Hilfe  der  Elektrizität  fortbewegt  werden. 
(Die  weitere  Entwicklung  s.  1860  W.) 

—     562     — 

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ISS» 

1866    Bramts  weist  nach,  daß  im  Regenwamer  stete  Ozon  enthalten  ist. 

—  Kichard  Aichibald  BnouHMn  erh&lt  in  England  ein  Patent  auf  eine  Walz- 
vorriohtung,  die  dazu  dient,  dickwandige  Hohlkörper  pügersohrittweiBe  zu 
dünnwandigen  Rohren  auszustrecken. 

—  Ernst  Wilhelm  von  BrDclM  macht  Untersuchungen  über  die  Physiologie  der 
Spraohlaute  und  gibt  1863  eine  Methode  an,  dieselben  nach  ihrem  wirk- 
lichen Lautwert  abzubilden.     (Methode  der  phonetischen  Transskription.) 

—  Ernst  Wilhelm  «m  BrBckt  teilt  die  Konsonanten  je  nach  der  Art  des 
Verschlusses  im  Munde  in  drei  Gruppen,  an  deren  Spitze  die  drei  Mutae 
p,  t,  k  stehen.  Bei  der  ersten  Gruppe  (p,  b,  f,  y,  w,  m)  bilden  den  VergohluB 
die  beiden  Lippen  oder  eine  der  Zahnreihen  mit  den  Lippen,  bei  der  zweiten 
Gruppe  (t,  d,  s,  1,  n)  bildet  die  Zunge  den  Verschluß,  während  bei  der  dritten 
Gruppe  (k,  g,  ch,  j)  der  hintere  Teil  der  Zunge  und  der  Gaumen  den 
Verschluß  bildet. 

—  Rudolf  Buckhtim  arbeitet  mit  Erfolg  an  der  Loslösung  der  Pharmakog- 
nosie aus  dem  Rahmen  der  systematischen  Botanik  und  der  angewandten 
Chemie  und  fördert  die  Materia  medica  durch  eine  namhafte  Zahl  neuer 
Objekte. 

—  Der  englische  Arzt  William  Biidd  begründet  die  neueren  Anschauungen  von 
der  Ätiologie  des  Typhus.  Kein  Typhus  kann  spontan  entstehen,  er 
knüpft  stets  an  vorausgegangene  Fftlle  an.  Der  Darm  ist  die  unmittelbare 
Angriftsstelle  des  Giftes. 

—  Nachdem  auf  Grund  der  1844  veröffentliohten  Untersuchungen  des  Knob- 
lauchöls durch  Wertheim  und  des  Senföls  durch  Will  in  diesen  Substanzen 
ein  dem  Äthyl  ähnliches,  ,,AllyI"  genanntes  Radikal  angenommen  worden 
war,  und  Berthelot  und  Luca  (1864)  durch  Darstellung  des  Allyljodürs 
aus  Glyoerin  und  Jodphosphor  gezeigt  hatten,  daß  Verbindungen  dieses 
Radikals  vom  Glycerin  aus  darstellbar  seien,  stellen  Gahoun  und  HoltoiMii 
den  Allylalkohol  aus  Oxalsäure  und  Allyläther  dar  -und  beschreiben  zahl- 
reiche andere  Allylverbindxmgen. 

—  Garvte  erstellt  auf  der  Kokerei  von  Lebrun  zu  Commentry  den  ersten 
Koksofen  mit  Gewinnung  der  Nebenprodukte  Teer  tmd  Ammoniak.  (S.  a. 
1781  D.)  Nachdem  der  Ofen  später  von  Knb  in  Gemeinschaft  mit  Carvte 
wesentlich  verbessert  ist,  werden  nach  der  neuen  Konstruktion  1862  auf 
der  Usine  du  Marais  in  Terrenoire  88  Öfen  gebaut.  1878  werden  die  Ofen 
von  Ludwig  Simon  in  Manchester  noch  verbessert. 

—  OliiMni  bewirkt  die  Addition  von  Aldehyd  an  Aldehyd  durch  Anwen- 
dung von  Salzsäure  zur  Einleitung  der  Kondensation  und  stellt  auf  diese 
Weise  aus  Benzaldehyd  und  Aoetaldehyd  Zimtaldehyd  her. 

—  Der  Hamburger  Wasserbaudirektor  DalmMii  gibt  durch  seine  Schrift  „Über 
Stromkorrektionen  im  Flußgebiet"  der  Stromkorrektion  ihre  wissenschaft- 
liche Grundlage. 

—  Daugllsh  mischt  zur  Lockerung  des  Brotes  dem  Brotteig  Kohlensäure  in 
Form  von  kohlensaurem  Wasser  bei,  ein  Verfahren,  welches  sich  nament- 
lich in  England  sehr  verbreitet  (aerated  bread). 

—  Edouard  Dali  in  Pantin  nimmt  das  erste  Patent  auf  öl-  und  Fettgewinnung 
durch  Extraktion  und  empfiehlt  als  Extraktionsmittel  namentUoh  den 
Schwefelkohlenstoff  und  unter  andrem  ganz  nebenbei  auch  das  Benzin. 
Er  konstruiert  einen  Extraktionsapparat  nach  dem  Verdrängungsprinzip, 
bei  welchem  das  Extraktionsgut  von  dem  zurückgehaltenen  Lösungsmittel 
befreit  wird,  indem  man  erwärmte  Luft  hindurchsaugt.  Der  Apparat 
wird  von  ihm  selbst,  von  Moussn  (1859),  Lunge  (1863)  und  vielen  anderen 
verbessert.  Deiß  empfiehlt  auch  die  Extraktion  der  WoUe  mit  Schwefel- 
kohlenstoff, die  praktisch  von  Payen  und  Moisson  erprobt  wird. 

s«» 
—     563     — 


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186« 

1856  Jean  Marie  Constant  Diihamtl  konstruiert  einen  Vibrograph  zur  Beetiinmung 
der  absoluten  Zahl  der  Schwingungen  einer  Stimmgabel.  Der  Apparat 
■wird  später  von  Rudolph  König  verbessert.     (S.  a.  1830  W.) 

—  Du  Moncel  entwirft  für  die  Wasserstationen  französischer  Eisenbahnen 
femzeigende  elektrische  Wasserstandsmesser. 

—  Max  Evrart  konstruiert  den  nach  ihm  benannten  Waschklassifikator  zur 
Aufbereitung  der  Kohle,  den  er  zur  volls tändigen  Trennung  der  ver- 
schiedenen Kohlensorten   mit  einer  ringförmigen  Setzmaschine  verbindet. 

—  Edniond  Frtniy  erhält  durch  Griühen  von  reinem,  entwässertem,  saurem 
Fluorkalium  in  einer  Platinretorte  zum  ersten  Male  völlig  -wasserfreie, 
chemisch  reine  Fluorwasserstoffsäure  als  einen  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
gasförmigen  Körper,  der  sich  in  der  Kälte  zu  einer  farblosen  Flüssigkeit 
verdichtet. 

—  C.  Fubirott  gelingt  es,  aus  den  bei  Ausräumung  einer  Höhle  im  Kalk  des 
Neandertals  bei  Düsseldorf  gefundenen  Knochen  Teüe  eines  mensoblichen 
Skeletts,  namentlich  das  sehr  merkwürdige  Schädeldach  zu  retten,  das  bei 
beträchtlicher  Länge  und  Breite  auffallend  flach  erscheint  und  mächtdge 
Augenwülste  aufweist.     (Neandertalmensch.) 

—  Thomö  da  Gamond  macht  den  Vorschlag  einer  Untertunnelung  des  Kanals 
zu  einer  Schienen  Verbindung  Englands  mit  dem  Kontinent.  Er  will 
13  künstliche  Inseln  im  Kanal  anschütten,  durch  dieselben  hindurch 
Schächte  abteufen  und  auf  diese  Weise  die  Anlage  eines  Tunnels  unter 
dem  Meeresboden  ermöglichen.  Genau  ausgearbeitete  Pläne  für  einen 
Kanaltunnel,  wobei  von  einer  Anlage  künstlicher  Inseln  abgesehen  wird, 
stammen  von  Sir  John  Hawkshaw  und  Brunlees.    (Vgl.  1802  M.) 

—  L.  Dominique  filranl  konstruiert  die  nach  ihm  „Girard-Turbine"  benannte 
Wasserturbine,  die  zu  den  Aktions-  oder  Druokturbinen  gehört  und  für 
Wasserkräfte,  welche  keiner  Stauwirkung  unterliegen  und  wechselnde 
Wassermengen  führen,  vorzüglich  geeignet  ist. 

—  Der  schwedische  Major  Gnttandar  stellt  fest,  daß  die  Milch  am  raschesten 
und  vollständigsten  bei  der  Temperatur  von  13 — 19°  R.  ausrahmt,  wenn  sie 
sich  in  hinreichend  dünner  Schicht  an  einem  luftigen  Orte  befindet.  Er 
konstruiert  zum  Ausrahmen  eiserne  verzinnte  Pfannen,  die  sehr  viel  An- 
erkennung finden. 

—  Hermann  von  Halmbotti  entdeckt  neben  jener  Art  von  Kombinationstönen, 
die  er  nach  Hällström's  Gesetz  (s.  1819  H.)  als  Differenztöne  bezeichnet,  eine 
neue  Art  von  Kombinationstönen,  die  er  Summationstöne  nennt,  weil  ihre 
Sohwingongszahlen  den  Summen  der  Schwingongszahlen  der  sie  erzeugen- 
den Töne  gleich  sind. 

—  Matthaeus  Hipp  in  Neuchätel  baut  zur  Aufzeichnung  von  Bewegungsvor- 
gängen  einen  Streifenapparat,  der  im  Prinzip  dem  Morse'schen  Telegraphen- 
schreibapparat  nachgebildet  ist.  Der  Streifenapparat  wird  später  von 
Fuess  in  Steglitz  wesentlich  vervollkommnet.     (Vgl.  a.  1848  B.) 

—  Ebenezer  N.  Honlord  erfindet  das  aus  saurem  phosphorsaurem  Natron 
und  doppeltkohlensaurem  Natron  bestehende  Backpulver,  welches  dem 
Teig  zugleich  mit  dem  Mehl  beigeknetet  wird  und  als  Lookernngsmittel  für 
da«  Brot  dient. 

—  James  Howard  nimmt  am  22.  Mai  ein  Patent  auf  ein  DampfpflugBystem, 
bei  dem  der  Betrieb  der  Ackergeräte  durch  eine  Lokomobile  erfolgt,  und 
erringt  mit  seiner  „Round-about-System"  genannten  Anordnung  ebenso 
praktische  Erfolge  wie  Fowler  mit  seiner  Konstruktion. 

—  Jules  C^lestin  Jwiin  konstruiert  einen  Interferentialrefraktor,  mit  dessen 
Hilfe  man  die  geringsten  Unterschiede  in  der  Lichtbrechungsfähigkeit 
zweier  verschiedener  Körper  konstatieren  und  messen  kann. 


—     564     — 

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186« 

1856  F.  von  JoM  und  0.  Httta  entdecken  in  der  Calabarbohne,  der  Frucht  von 
FhysoBtigma  venenosum,  das  Physostigmin,  das  in  reiner  Form  später  von 
y^e  und  Leven  dargestellt  und  von  diesen  Forschem  Eserin  genannt  wird. 
Therai>entiBch  wird  das  saUcykaure  Sähe  in  der  Augenheilkunde  an- 
gewendet. 

—  Hermann  Kolbo  zeigt,  daß  die  Überführung  einer  Säure  in  das  entsprechende 
Aldehyd  auf  dem  Wege  über  das  Chlorür  und  Cyanid  und  durch  Behand- 
lung des  letzteren  mit  Wasserstoft  in  statu  nasoendi  bewirkt  werden  kann. 

—  Hermann  Kopp  weist  bei  Zusammenstellung  der  Kesultate  seiner  Unter- 
suchungen über  die  spezifischen  Volumina  der  Flüssigkeiten  nach,  daß  sich 
diese  aus  der  Zusammensetzung  berechnen  lassen,  wenn  man  jedem  Ele- 
ment ein  spezifisches  Volum  anweist,  welches  nicht  in  allen  Fällen  das 
gleiche,  sondern  von  der  Bolle  abhängig  ist,  die  das  Element  in  der  Ver- 
bindung spielt.  So  kommen  z.  B.  dem  Sauerstoff  zwei  spezifische  Volumina 
zu,  je  nachdem  er  sich  im  Radikal  oder  außerhalb  befindet. 

—  A.  Krtiiig  und  R.  ClautiDi  bearbeiten  in  zusammenhängender  Weise  die 
1845  von  J.  J.  Waterton  angedeutete  und  1851  von  Joule  in  seiner  Ab- 
handlung „Einige  Bemerkungen  über  die  Wärme  und  die  Konstitution 
der  elastischen  Flüssigkeiten"  aufgestellte  Hypothese  von  der  geradlinig 
fortschreitenden  Bewegung  der  Gasmoleküle  (kinetische  Gastheorie). 

—  Laeon-Diithlon  gibt  eine  genaue  anatomische  Beschreibung  der  Dentalien 
und  begründet  ihre  Mittelstellung  zwischen  Schnecken  und  Muscheln. 

—  Der  französische  Artilleriegeneral  La  HItte  konstruiert  (in  der  Hauptsache 
nach  den  Angaben  des  Obersten  TremUe  de  Beaulieu)  eine  gezogene  bron- 
zene Vorderladungskanone  von  8,06  cm  Seelenweite  und  4  kg  Geschoß- 
gewicht,  mit  Warzen-  (Ailetten-)  Führung  der  zylindio-ogivalen  Geschosse. 
Das  Geschütz  ist  in  dem  Feldzuge  von  1859  (namentlich  bei  Solferino) 
von  entscheidender  Wirkung  und  bildet  auch  im  Feldzng  1870/71  die 
Hauptbewaffnung  der  französischen  Feldartillerie.    (Vgl.  1867  R.) 

—  J.  B.  Lawot  und  J.  H.  Glltart  stellen  durch  langjährige  Versuche  die  große 
Wichtigkeit  der  organischen  Nährstoffe  für  die  Pflanzenentwicklung  fest. 

—  August  Loonhanii  in  Dresden  erfindet  die  sogenannte  AUzarintinte,  die  das 
gerbsaure  Eisen  nicht  schon  fertig  gebildet,  sondern  die  dazugehörigen 
Ingredienzien  unverbnnden  in  einer  durch  IndigosuUos&ure  vermittelten 
klaren  Lösung  enthält.  Diese  Tinte  bewirkt  eine  völlige  Umwälzung  in 
der  Fabrikation  der  EisengaUustinten. 

—  J.  P.  Latloy  erkennt  den  Zusammenhang  zwischen  innerer  Struktur  der 
Erdkruste  und  deren  Oberflächenformen  und  spricht  im  Gregensatz  zu  der 
Topographie  als  Kunst  (der  Kartographie)  von  einer  Topographie  als 
Wissenschaft.  Er  gibt  die  Anregung  zu  einem  großen  Aufschwung  der 
morphologJBchen  Geologie,  woran  sich  insbesondere  A.  C.  Ramsay  (1863), 
Arcbibald  Geikie  (1865),  Peschel  (1869).  K.  G.  Gübert  (1876)  u.  a.  be- 
teiligen.    (S.  a.  1802  St.) 

—  Justus  von  LioMc  reduziert  zur  Versilberung  von  Spiegeln  eine  alkalische 
Silberlösung  mit  Traubenzucker.  Er  gibt  gleichzeitig  eine  Methode  der 
Vergoldung  von  Hohlglaekörpem  mit  einer  Lösung  von  Goldchlorid  in 
Cyankalium  an,  die  jedoch  nur  für  die  Innenseite  kleiner  Objekte  ver- 
wendbar ist  und  nur  im  böhmischen  Glasindustriegebiet  gehandhabt  wird. 

—  Der  englische  Ingenieur  Mallet  stellt  einen  Riesenmörser  von  91,5  cm 
Seelen  weite,  den  sogenannten  Palmerstonmörser,  her.  Dies  Geschütz, 
bereits  nach  dem  vierten  Schusse  unbrauchbar  (seitdem  ..Palmerston's 
folly"  genannt),  hat  endgültig  dargetan,  daß  eine  gesteigerte  Geschoß- 
wirkung auf  dem  Wege  der  bloßen  KaUbervergrößerung  nicht  zu  er- 
reichen ist.  (Vgl.  1892  K.)   Ähnliche  Riesengeschütze  der  älteren  Zeit  sind 

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18M 

n.  a.:  Marguerite  l'Enrag^e  von  Gr«nt  (um  1382  ans  Eisenst&ben  tind  Ringen 
faßdaubenartig  zusammengesch-weißt,  Seelenweite  64  cm,  320  kg  schwere 
Steinkugel);  Faule  Mette  von  Braunsohweig  (1411  aus  Bronze  gegossen, 
Seelenweite  67  cm,  375  kg  schwere  Steinkugel);  die  Kaiserkanone  (Zarj- 
Pusolika)  im  Kreml  zu  Moskau  (1586  von  Andreas  Tschachofi  aus  Bronze 
gegossen,  Seelenweite  91,6  om,  Rohrgewicht  39000  kg,  hat  nie  einen  Schuß 
getan). 
1856  Macedonio  Msltanl  macht  eingehende  Studien  über  den  Magnetismus  italieni- 
scher Laven  und  konstruiert  für  seine  Untersuchungen  ein  eigenes,  mit 
einem  astatiachen  Nadelpaar  versehenes  Magnetoekop.  An  diese  Unter- 
suchimgen  schließen  sich  speziell  in  Italien  viele  ähnliche,  namentlich  von 
Folgheraiter,  Sella  u.  a. 

—  Robert  Muthet  empfiehlt  den  Manganzusatz  zum  Stahl,  der  eine  größere 
Härte  bewirkt,  ohne  der  Festigkeit,  Zähigkeit  und  Elastizität  Eintrag  zu 
tun.  Die  Verwendung  des  Manganstahls  nimmt  etwas  größere  Dimen- 
sionen an,  als  1888  Hadfield  die  Bedingungen  für  dessen  Herstellung  noch 
näher  präzisiert  und  zur  Darstellung  von  Ferromangan  brauchbare  Methoden 
angibt.    (S.  a.  1893  G.) 

—  Robert  MwlMt  verbessert  den  Bessemerprozeß,  indem  er  nach  dem  Ver- 
schwinden der  Flammenerscheinungen  durch  Zusatz  von  Spiegeleisen  den 
Sauerstoff  aus  dem  Bade  entfernt  und  eine  Rückkohlung  bewirkt.  Die 
Menge  des  zuzusetzenden  Spiegeleisens  richtet  sich  danach,  ob  man  ein 
mehr  oder  weniger  kohlenstofFhaltiges  Produkt  erzeugen  will. 

—  Karl  Wilhelm  von  Mgtli  und  Karl  Craimr  beobachten  das  Wachsen  der 
Stärkekömer  innerhalb  der  Chlorophyllkömer,  in  denen  sie  eingebettet 
erscheinen,  und  stellen  fest,  daß  ihr  Wachstum  durch  Einlagerung  neuer 
Teilchen  zwischen  die  schon  gebildeten  erfolgt.     (S.  a.  1851  M.) 

—  J.  Natanton  beobachtet  beim  Erhitzen  von  Anilin  mit  Äthylenchlorid  einen 
tief  blutroten  Farbstoff,  unterläßt  es  jedoch,  aus  dieser  Beobachtung 
praktische  Folgen  zu  ziehen.     (Vgl.  a.  1869  V.) 

—  J.  IMIsr  entdeckt  das  nach  ihm  benannte  Neßler'sche  Reagens,  eine  Lö- 
sung von  QueoksUberjodid  in  Jodkalium  und  KaUlauge,  das  zur  Erkennung 
von  Ammoniak  Verbindungen  dient,  mit  welchen  es  einen  rotbraunen 
Niederschlag  gibt. 

—  Die  Firma  H.  J.  NmI  in  Aachen  steUt  die  erste  Nadelspitzenschleifmaschine 
her  und  verbessert  dieselbe  allmählich  sehr  erheblich. 

—  Nils  Gustav  NorNnskJftM  leitet  beim  Rösten  der  Kupfererze  Wasserdampf 
zu  xmd  treibt  dadurch  die  Entschwefelung  der  Erze  so  weit,  daß  gleich 
durch  das  erste  Schmelzen  Schwarzkupfer  (und  nicht  wie  gewöhnlich 
Knpferstein)  erzielt  wird.  Keates  (1856)  leitet  zum  gleichen  Zweck  heiße 
Luft  durch  die  in  Fluß  befindliche  Masse. 

—  PantotMk  in  der  ungarischen  Glasfabrik  in  Zlatno  erfindet  die  schillernden, 
irisierenden  Überzüge  auf  Glas,  die  aus  einer  dünnen  Haut  eines  durch 
Metalle  leicht  gefärbten  Wismutoxyds  bestehen,  die  im  durchfallenden 
Licht  kaum  sichtbar  ist,  bei  reflektiertem  Licht  aber  Regenbogenfarben 
erzeugt. 

—  Der  Kopenhagener  Mediziner  Peter  Ludwig  Panum  fördert  das  physiologi- 
sche und  physiologisch-chemische  Verständnis  in  der  Pathologie. 

—  Peter  Ludwig  PMam  weist  nach,  daß  sich  in  faulenden  EiweißstoSen 
giftige  Spaltprodukte  vorfinden,  die  durch  Kochen,  Behandeln  mit  Alkohol 
u.  dgl.  nicht  zerstört  werden,  also  nicht  organisierte  Körper,  sondern 
chemische  Verbindungen  sein  müssen. 

—  William  Henri  Parkln  entdeckt  bei  Behandlung  von  Anilinsulfat  mit  Kalium- 
bichromat  das  Anilinviolett  (Perkin- Violett,  Mauvein),  das  1872  von  Hof- 

—     566     — 


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18M 

mann  and  Geyger  als  phenjliertes  Safranin  erkannt  ivird.    Das  Manvön 
ist  die  erste  zu  praktischer  Verwertung  gelangende  Anilinfarbe. 
1856    Joseph  Pttnral  konstruiert  auf  Anregung   des  K.  K.  Militärgeographisohen 
Institats  ein  Landschaftsobjektiy   von  großem   Bildwinkel,   das  yon  dem 
Optiker  C.  Dietzler  unter  dem  Namen  „Orthoskop"  eingeführt  wird. 

—  PMa  einerseits  und  Unpricht  andererseits  verwirklichen  die  von  Williamson 
schon  1851  vorausgesehene  Überführung  einer  Säure  in  den  entsprechen- 
den Aldehyd  durch  trockene  Destillation  eines  Gemenges  aus  einem  Salz 
der  ersteren  mit  ameisensaurem  Salz. 

—  Der  Botaniker  Nathanael  PriBgriMim  beobachtet  zuerst  das  Eindringen  und 
die  Verschmelzung  der  Samenzelle  mit  der  Eizelle  bei  einer  gemeinen  SüB- 
wasseralge  (Oedogonium). 

—  Quincka  und  Wapamaiin  beobachten,  daB  gebrannter  Ton  und  Quarzsand 
aus  einem  Gremenge  von  Alkohol  und  Wasser  das  Wasser  absorbieren,  so 
daß  der  Alkohol  angereichert  wird.  Diese  Beobachtung  wird  1860  von 
Dudaux  und  1886  von  Grerstmann  bestätigt. 

—  Heinrich  Ron  stellt  die  1802  zuerst  von  Ekeberg  und  dann  von  Elaproth 
dargestellte  Tantalsäure  in  ganz  reinem  Zustande  her  und  miteisucht  deren 
Salze.  Auch  das  von  Berzelius  dargestellte  Tantalohlorid  erhält  er  zuerst 
völlig  rein. 

—  Henri  SaInto-etaIrt-DtvIHt  und  Friedrich  WMtor  machen,  nachdem  es  dem 
ersteren  schon  1854  gelungen  war,  kiystaUisiertes  Silicium  als  Neben- 
produkt bei  seinen  Arb^ten  über  Aluminium  zu  erhalten,  eingehende 
Studien  über  die  Darstellung  und  die  Eigenschaften  des  krystallisierten 
sowohl  wie  des  amorphen  Silioiuras.     (S.  1823  B.) 

—  talos-Qlroiii  bringt  das  von  Beddoes  (s.  1793  B.)  vorgeschlagene  Inhalations- 
verfahren (Anemopathie)  zu  allgemeiner  Anwendung,  indem  er  in  mehreren 
französischen  Badeorten,  namentlich  in  Pierrefonds,  besondere  Inhalations- 
säle  für  Brustkranke  einrichtet.    (S.  a.  1872  F.) 

—  Wilhelm  Friedrich  Karl  August  «wi  Satan-HantBar  macht  umfangreiche  Ver- 
suche über  die  Bedeutung  der  einzelnen  Mineralstoffe  für  die  Entwicklung 
der  einzelnen  Organe  der  Pflanze. 

—  Saxby  und  Fanrnr  erbauen  das  erste  Weichen-  und  Signal-Stellwerk,  an 
welchem  alle  Stellhebel  verriegelt  und  durch  gegenseitige  Abhängigkeit 
gesichert  sind.  Ihre  Apparatanordnung  wird  grundlegend  für  die  spätere 
Entwicklung  der  Weichen-  und  Signal -Stellwerke. 

—  Karl  Theodor  Ernst  von  SloMd  macht  Studien  über  Trennung  der  Gre- 
schlechter  bei  den  Muscheln  und  über  Parthenogenesis  bei  den  Bienen. 
Bei  dieser  Arbeit  ist  auch  Johann  Dzierzon  beteiligt. 

—  Friedrich  und  William  Slononi  lösen  unter  Verwendung  des  Begenerativ- 
Piinzips  (s.  1706  L.  und  1816  St.)  die  Aufgabe,  bei  Verbrennung  der  Gene- 
ratorgase eine  möglichst  hohe  Temperatur  zu  erzielen,  durch  die  von  ihnen 
eingeführte  Wfirmegeneration  (Regenerativgasofen). 

—  Friedrich  tlmmii  führt  den  von  ihm  und  seinem  Bruder  konstruierten 
Begenerativ-Gasofen  in  die  Glasfabrikation  ein,  die  dadurch  einen  wesent- 
lichen Aufschwung  erfährt.  Ein  von  Fikentscher  in  Zwickau  seit  1860  be- 
nutzter Gasofen  mit  Erzeugung  des  Braunkohlengases  in  einem  besonderen 
Generator  hatte  sich  nicht  allgemein  einzuführen  vermocht. 

—  Werner  von  SlonNnt  erfindet  den  Zylinderinduktor  und  im  Zusammenhang 
damit  den  Magnet-Induktions-Zeigertelegraphen,  der  noch  im  selben  Jahre 
bei  der  bayrischen  Staatebahn  und  der  bayrischen  Ostbahn  eingeführt  wird. 

—  Werner  von  Slomont  verwendet  bei  seinem  Zylinderinduktor  (s.  den  vorigen 
Artikel)  den  von  ihm  erfundenen  X'-^i^^^r  (Doppelt-T- Anker),  der  gegen- 

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185« 

über  den  bis  dahin  üblichen  Scheibenankem  einen  wesentlichen  Fort- 
schritt bedeutet. 
1856  Hamilton  Smith  erfindet  die  Schnellphotographie,  auch  Ferrotypie  genannt, 
ein  Verfahren,  das  namentlich  von  den  Schnellphotographen  auf  Jahr- 
märkten usw.  geübt  wird  und  darin  besteht,  daB  die  Aufnahmen  auf 
schwarz  lackiertem,  mit  Asphalt  überzogenem  Eisenblech  mittels  des  nassen 
Kollodium  Verfahrens  hergestellt  und  mit  saurer  Eisenvitriollösnng  entwickelt 
werden.  Die  Bilder  sind  Negative,  die  auf  dem  schwareen  Untergrund 
wie  Positive  erscheinen. 

—  M.  SonI  erfindet  den  Chlorzink-Zinkoxydkitt,  der  sich  yorzüglich  zum  Ein- 
kitten von  Eisen  oder  anderen  Metallen  in  Stein  eignet  und  auch  als 
Zahnkitt  mit  Erfolg  verwendet  wird. 

—  Werner  Theodor  Johann  Splnola  in  Berlin  untersucht  die  Lungenseuche  der 
Pferde,  die  Rinderpest  und  die  Krankheiten  der  Schweine.  Er  macht 
sich  besonders  verdient  durch  seine  pathologischen  Forschungen.  (Vgl. 
sein  Hauptwerk:  „Handbuch  der  speziellen  Pathologie  und  Therapie  für 
Tierärzte".) 

—  William  Thomton  (Lord  Kelvin)  untersucht  die  zuerst  von  Hankel  (1844) 
beobachtete  Umkehr  der  Thermoströme  bei  sehr  starker  Erwärmung  der 
Lötstellen  zwischen  den  Metallen  der  Säule  und  zeigt,  daß  diese  Umkehr 
nicht  allein  von  der  Temperaturdifferenz  der  Lötstellen,  sondern  auch  von 
der  Temperatur  selbst  abhängt,  was  von  Avenarius  (1863)  bestätigt  wird. 

—  John  Tyndall  macht  in  den  Jahren  1856 — 60  eingehende  Untersuchungen 
über  die  Bewegung  der  Gletscher,  deren  winterliches  Vorrücken  er  am 
Mer  de  Grlace  bei  Chamouny  feststellt.  Er  konstatiert,  daß  das  Eis  sich 
jeder  Form  durch  Druck  anpaßt,  indem  es  innerlich  zerreißt,  die  Bruch- 
stücke jedoch  in  angeschmiegter  Stellung  wieder  regelieren.   (S.  1850  F.) 

—  Franz  rai  Ucbattoi  stellt  Geschützrohre  aus  Stahlbronze  (mit  80/o  Zinn)  her. 
indem  er  die  Bohre  in  eisernen  (anstatt  Lehm-)  Formen  gießt,  in  denen 
die  Gußmasse  sich  rascher  abkühlt,  so  daß  die  schädliche  Entmischung 
der  Bronze  während  des  Erkaltens  verhindert  wird.  Das  ausgebohrte  Rohr 
wird  dann  durch  Hineinpressen  stählerner  Bolzen  von  innen  heraus  noch 
verdichtet.  Die  Stahlbronze  (Hartbronze)  hat  im  Geschützbau  vielfach  Ver- 
wendung gefunden;  bei  den  deutschen  Geschützen  ist  sie  durch  den 
Kanonen-Nickelstahl  verdrängt. 

—  EmUe  VtrM  zeigt,  daß  unter  dem  Einflüsse  einer  Magnetisiernngsspirale 
fast  alle  Flüssigkeiten  und  viele  Lösungen  die  Polarisationsebene  mehr 
oder  weniger  stark  drehen.  Zu  gleichen  Resultaten  gelangen  Kundt  und 
Röntgen  (1879),  sowie  H.  Becquerel  (1887)  bezüglich  der  Gase,  während  Fara- 
day  für  diese  eine  Drehung  der  Polarisationsebene  nicht  hatte  nachweisen 
können.  Die  Gesetze  der  magnetischen  Drehung  werden  von  Verdet 
(1857—63)  näher  ermittelt  (Verdet'sche  Konstante). 

—  George  Villi  erweist,  indem  er  Weizen  in  ausgeglühtem  Sand,  dem  die 
stickstoffhaltige  Substanz  lediglich  in  Form  von  Ammoniaksalzen  zugesetzt 
wird,  aufzieht,  daß  auch  Ammoniak  imstande  ist,  die  Pflanzen  mit  Stickstoff 
zu  versorgen.  (S.a.  1860  B.)  Dasselbe  Ergebnis  erhalten  später  Kühn 
und  Hampe  (1867)  mit  der  Wasserkulturmethode. 

—  Vimont  konstruiert  die  Streichwoll-Watermaschine,  die  im  allgemeinen  der 
BaumwoU -Watermaschine  (s.  1769  A.)  ähnlich,  jedoch  mit  einem  ab- 
weichenden Streckwerke  versehen  ist. 

—  Wilhelm  Eduard  Wrtar  stellt  der  bisher  zur  Erklärung  der  magnetischen 
Erscheinungen  geltenden  Coulomb'schen  Scheidungstheorie  seine  Drehungs- 
theorie  gegenüber,  die  in  neuerer  Zeit  allen  Betrachtungen  über  Magnetis- 


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18Ö7 

mos  zugrunde  gelegt  -wird.    Er  dehnt  die   absolute  Maßbestimmung  auch 
auf  die  galvanischen  Ströme  aus. 

1856  Julius  WaUkadi  macht  Versuche  über  die  Steighöhe  springender  Wasser- 
strahlen und  die  Widerstände  des  strömenden  Wassers  in  Röhren. 

—  Theodor  Weiihtim  isoliert  aus  dem  Schierling  eine  sekundäre  Base,  die  er 
mit  dem  Namen  „Conhydrin"  belegt. 

^  WHItains  erhält  beim  Erhitzen  von  Lepidin  das  Isoamylcyanin,  einen  blauen 
Farbstoff,  der  1862  yon  Hofmann  näher  untersucht  vrird  und  der  erste 
ReprSaentant  der  ChinolinfarbstoSe  ist. 

—  Wilhelm  Zänker  stellt  ein  sehr  empfindliches  ChlorsUberpapier  her,  auf  dem 
es  ihm  gelingt,  auf  photographischem  Wege  Farben  zu  erzeugen.  Er  nimmt 
die  Existenz  stehender  Lichtwellen  an,  die  später  durch  Wiener  (s.  1888  W.) 
experimentell  nachgewiesen  werden,  und  sucht  durch  sie  die  Entstehung 
der  Farben  zu  erklären.  Er  macht  dabei  die  Annahme,  daß  in  der  Schicht, 
in  welcher  stehende  Wellen  auftreten,  chemische  Veränderungen  insofom 
vor  sich  gehen,  als  das  Silberhaloid  zu  metaUischem  Silber  reduziert  wird, 
das  als  durchsichtige  und  gleichzeitig  spiegelnde  Schicht  wirkt,  in  der  beim 
Auffallen  von  weißem  Licht  Interferenzfarben  entstehen. 

1857  Die  ursprünglich  nur  mit  den  Händen  dirigierte  Töpferscheibe  (s.  1170  v. 
Chr.)  erhält  mit  der  Zeit  eine,  zunächst  noch  sehr  primitive  Drehvorrich- 
tung, wobei  die  Scheibe  durch  einen  Gehilfen  bewegt  wird.  Erst  AllarM  in 
Frankreich  geht  dazu  über,  die  Bewegung  durch  Dampfkraft  zu  be- 
wirken und  das  Riemenvorgelege  so  anzuordnen,  daß  der  Dreher  jeden 
Augenblick  die  Umlau&geschwindigkeit  verändern  kann. 

—  Dr.  Anthon  in  Prag  gelingt  es,  den  Stärkezucker  so  hart  und  weiß  wie 
Melis  zu  erhalten,  indem  er  den  erstarrten  Rohzucker  durch  starkes  Pressen 
vom  Sirup  befreit,  ihn  dann  noch  einmal  im  Wasserbade  umsohmilzt  und 
während    des  Erkaltens  der  Masse  fortwährend  umrührt. 

—  Claude  BMiiard  und  gleichzeitig  Victor  HantM  entdecken  in  der  Leber  da« 
Glykogen,  eine  der  Stärke  und  dem  Dextrin  nahestehende  Substanz,  die 
im  Körper  erzeugt  wird,  sich  während  des  Verdauungsprozesses  in  der 
Leber  aufspeichert  und  dann  je  nach  dem  Bedarf  des  Körpers  in  Zucker 
umgesetzt  wird,  der  in  den  Kreislauf  gelangt.  Das  Glykogen  wird  später- 
hin auch  vielfach  bei  niederen  Lebewesen  aufgefunden,  wo  es  dieselbe 
wichtige  Rolle  als  VorratsstoS  spielt. 

—  Cesare  Bartagnlnl  stellt  aus  Benzaldehyd  und  naszierender  Essigsäure  Zimt- 
säure dar. 

—  Oscar  BiHian  verbessert  das  seit  langer  Zeit  zur  Aufbereitung  der  Erze  dienende 
Stromgerinne  so,  daß  die  in  der  Trübe  suspendierten  leichteren  und 
schwereren  Kömer  bequem  geschieden  werden  können.  Noch  wirksamer 
gestaltet  Max  Braun  das  sogenannte  Alten  berger  Stromgerinne,  das  sich 
im  Prinzip  als  eine  .Aneinanderreihung  sich  zuarbeitender,  in  ihrer  Intensität 
sich  allmählich  abschwächender  Stromapparate  mit  aufsteigendem  Wasser- 
strom darstellt. 

—  George  PhiUips  Bond  wendet  die  Photographie  zu  astronomischen  Messun- 
gen an,  indem  er  die  Entfernung  und  den  Winkel  in  der  gegenseitigen 
Stellung  der  Komponenten  von  Doppelstemen  bestimmt. 

—  Carl  Emanuel  Bninnar  stellt  metaUisches  Mangan  durch  Reduktion  von  voll- 
kommen trockenem  Fluormangan  oder  von  fein  gepulvertem  und  zusammen- 
geschmolzenem Manganchlorür  und  Flußspat  mit  Natrium  her. 

—  H.  Bull  und  F.  Wöhltr  stellen  zuerst  SiliciumwasserstofF  dar.  Sie  entdecken 
beim  Überleiten  von  trockenem  Chlorwasserstofigas  über  erhitztes  Silicium 
das  Siliciumchloroform,  das  sie  indes  mit  einer  falschen  Formel  belegen. 
Diese  Forschungen  geben  die  Grundlagen  zu  den  Arbeiten  von  Friedel  und 


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1857 

Grafts  (s.  1863  F.)  und  Friedel  und  Ladenbarg  (b.  1869  F.),  durch  welche 
gezagt  wird,  daß  das  Silicinm  Verbindungen  bildet,  welche  den  Kohlen- 
stoflverbindungen  analog  sind.  Die  Konstitution  des  Silioiamchloroforms 
wird  von  Friedel  und  Ladenburg  aufgeklärt. 
1857  Bobert  Wilhelm  von  BuniM  mißt  die  Geschwindigkeit  der  Crasmoleküle,  in- 
dem er  die  Gase  unter  gleichen  äuBeren  umständen  durch  eine  sehr  feine 
Öffnung  austreten  läßt.  Er  findet,  daß  die  Ausströmungsgeschwindigkeiten 
sich  umgekehrt  wie  die  Wurzeln  aus  den  spezifischen  Gewichten  verhalten. 
Das  16  mal  so  schwere  Sauerstoffgas  z.  B.  braucht  4  mal  so  viel  Zeit  als 
das  Wasserstoffgas.  Bunsen  macht  indes  darauf  aufmerksam,  daß  diese 
Verhältnisse  sich  bei  Anwendung  von  Röhren  ändern.  Auf  dem  Gesetze 
der  AuBströmungsgeachwindigkeit  von  Gasen  beruht  auch  die  von  Bunsen 
angegebene  Methode  zur  Bestimmung  des  Molekulargewichtes  von  Gasen. 

—  BimtM  und  ROMM  präzisieren  das  Lambert'sohe  Absorptionsgesetz  dahin, 
daß  die  Konzentration  einer  Lösung  dieselbe  Wirkung  habe  wie  die  Dicke 
der  durchstrahlten  Schicht,  und  geben  damit  eine  wichtige  Voraussetzung 
für  die  Spektrocolorimetrie.  Um  die  Berechnung  der  Konzentration  aus 
der  Absorption  zu  vereinfachen,  führen  sie  den  Begriff  des  Extinktions- 
koefflzienten  ein.  Ihre  Beobachtungen  werden  von  Zöllner  u.  a.  für  Lösungen, 
von  0.  Hagen  auch  für  Krystalle  bestätigt.    (Vgl.  a.  1853  Be.) 

—  Robert  Wilhelm  von  BuntM  und  Leon  Sdiltchkolf  machen  eingehende  Ver- 
suche zur  Aufklärung  der  chemischen  Vorgänge  bei  der  Zersetzung  des 
Sehießpulvers. 

—  Richard  Biirton  und  John  Hanning  Spok*  erreichen  von  Bagamoyo  aus- 
gehend als  die  ersten  Europäer  das  östliche  Gestade  des  Tanganyika-Sees 
bei  Udjidji.  Die  Folgen  der  Reisebeschwerden  nötigen  Burton  in  ünjan- 
jembe  zu  bleiben,  während  Speke  allein  weiter  zieht  und  den  Viotoiiasee 
entdeckt.     (Vgl.  1858  S.) 

—  P.  Calauid  macht  einen  Entwurf  zur  Korrektion  der  stark  versandeten  Mün- 
dungsarme der  Maas  und  zur  Verbesserung  der  Verbindung  von  Rotterdam 
mit  der  See.  Die  betreffenden  Arbeiten  werden  1866  in  Angriff  genommen 
und  haben  so  große  Erfolge,  daß  im  Jahre  1890  der  Verkehr  im  Hafen 
von  Rotterdam  sich  auf  6890  Schiffe  mit  6323072  Registertons  gegen 
2973  Schiffe  mit  1026348  Registertons  im  Jahre  1870  stellt. 

—  Benoit  Pierre  Emile  Clapoyron  stellt  die  nach  ihm  benannten  Gleichungen 
zur  Berechnung  des  Stützendrucks  eines  durchgehenden  Trägers  auf  meh- 
reren Stützen  (des  kontinuierlichen  Trägers)  auf. 

—  Nachdem  Purkinje  und  Pappenheim  schon  1836  ähnliche  Beobachtungen 
gemacht  hatten,  weist  Lucien  Corvitwt  nach,  daß  der  Pankreassoft  in 
hohem  Grade  das  Vermögen  besitzt,  bei  Körpertemperatur  Eiweißkörper 
zu  verdauen.  Corvisart's  Angabe  wird  erst  vielfach  angezweifelt,  dann 
aber  1875  von  Heidenhain  und  1883  von  Kühne  und  Chittenden  vollauf  be- 
stätigt. Heidenhain  isoUert  aus  dem  Pankreassaft  das  Zymogen,  welches 
durch  Spaltung  das  Trypsin,  das  eiweißspaltende  Ferment  Uefert.  (Wegen 
der  Fettverdauung  des  Pankreassaftes.   (Vgl.  1846  B.) 

—  Der  Kapitän  Dayman  sondiert  für  die  Zwecke  der  Legung  des  transatlan- 
tischen Kabels  (s.  1858  C.)  die  Tiefe  des  Atlantischen  Ozeans  und  ent- 
deckt ein  sich  zwischen  Irland  und  Neufundland  hinziehendes  großes  Plateau 
von  ziemlich  gleichmäßiger,  fast  nirgends  unter  2400  Faden  sinkender 
Tiefenlage,  die  für  die  späteren  Seekabelanlagen  wichtige  „Telegraphen- 
hochebene". 

—  Henri  Salnto-Claira-Davtlle  und  Caron  stellen  zuerst  Siliciumkupfer  her  und 
empfehlen  die  Legierung  zur  Herstellung  von  Geschützen.     1880  wird  die 

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1857 

DarsteUung  von  Weiller  wieder  anfgenommen,  der  die  Legierung  als  des- 
oxydierenden  Znsatz  zu  Kupfer  und  Bronze  benutzt. 
1857  Doany  erfindet  Lampen  für  schwere  öle  und  ölrüokst&iide,  die  nament- 
lich von  Hannay  weiter  verbessert  werden  und  unter  den  Namen  „Lucigen- 
lampe,  Jupiterlicht,  Wellslicht  usw."  stets  wachsende  Verbreitung  finden. 
Sie  beruhen  meist  auf  dem  Prinzip  der  FlammenbUdung  durch  Preßluft 
und  können  als  Sprühbrenner  bezeichnet  werden. 

—  Michael  Fantey  erhält  bei  Reduktion  einer  sehr  verdünnten  Goldchloiid- 
lösung  mit  gelbem  Phosphor  eine  rubinrote  Flüssigkeit,  die  ein  Gold- 
hydrosol  darstellt,  und  die  später  auch  von  Cl.  Wlnkler,  Zsigmondy  u.  a. 
erhalten  wird. 

—  Fall  verwendet  bei  der  von  ihm  in  den  Jahren  1887 — 71  erbauten  provi- 
sorischen Mont  Cenis  •  Bergbahn  zur  Überwindimg  der  großen  Steigungen 
eine  von  Vignoles  und  Ericsson  vorgeschlagene  Anordnung,  bei  welcher 
durch  Zuhilf enabme  von  vier  wagerechten  Klemmrädem  an  einer  Mittel- 
Bchiene  eine  vermehrte  Beibung  zustande  gebracht  wird. 

—  Pins  Flak  erfindet  eine  sehr  einfache  Kulissensteuerung,  die,  wohl  un- 
abhängig von  ihm,  auch  in  der  Allen -Porter-Maschine  (s.  1862  A.)  Ver- 
wendung findet. 

—  Carl  Julius  Frlliiiln  findet,  daß  die  Pikrinsäure  mit  vielen  Kohlenwasser- 
stoffen, wie  denen  des  Steinöls,  dem  Benzol,  dem  Naphtalin  usw.  kry- 
stallisierte  Verbindungen  eingeht.  . 

—  Peter  Johann  Srim  entdeckt  die  bei  Einwirkung  von  salpetriger  Säure 
auf  aromatische  Amide  entstehenden  Diazoverbindungen  und  deren  Um- 
wandlung in  Azoverbindungeu. 

—  Th.  SniM  konstruiert  eine  Landschaftslinse  aus  einem  Crown-  und  einem 
Illntglasmeniskus,  die  sogenannte  Aplanatic  lens. 

—  Hiywll  stellt  die  Gesetze  der  Brechung  des  Schalls  beim  Übergang  aus 
einem  Mittel  in  ein  anderes  auf. 

—  Daniel  Hantary  ermittelt  zuerst,  daB  der  seit  den  ältesten  Zeiten  gebrauchte 
Styrax  ein  durch  Auskochen  der  Rinde  des  Liquidambarbanmes  gewonnener 
Balsam  ist.  Der  Styrax  wird  vielfach  zu  Salben,  Pflastern  und  zu  Räucher- 
werk verarbeitet. 

—  Der  €reolog  Franz  von  Hunr  veröffentlicht  sein  Nord-Südprofll  durch  die 
Alpen  und  fügt  in  den  Raibler  Schichten  in  die  Alpentrias  ein  neues  fest 
umschriebenes  Glied  ein. 

—  Hermann  von  HatariioHi  konstruiert  das  Teleetereoskop,  das  die  dem  Sehen 
mit  unbewaffneten  Augen  gesteckten  Grenzen  der  stereoskopischen  Wahr- 
nehmung, je  nach  der  Wahl  der  Basis  des  Instruments  und  der  Fem- 
rohrvergröBerung,  beliebig  erweitert.  Vervollkommnungen  dieses  Apparates 
sind  die  später  für  militärische  Zwecke  vielfach  verwendeten  stereoskopi- 
Bchen  Distanzmesser,  wie  das  T616m6tre  jumeUe  Souchier,  der  ZeiB'sohe 
stereoskopisohe  Distanzmesser  usw. 

—  F.  C.  Hills  kommt  auf  die  Vorschläge  von  Philipps  (s.  1835  P.)  zurück  und 
reinigt  das  Leuchtgas  mit  einer  Mischung  von  Eisenhydroxyd  und  Säge- 
spänen, wodurch  die  Laming'sche  Masse  (s.  1846  L.)  fast  völlig  ver- 
drängt wird. 

—  Der  Ingenieur  Gustav  Adolf  Hirn  bemüht  sich  um  die  allgemeine  Ein- 
fühnmg  der  Überhitzung  des  Dampfes  und  konstruiert  Überhitzer  aus 
glatten,  schlangenartigen,  guOeisemen  Rohren.  Die  Überhitzer  werden 
später  namentlich  von  E.  Schwörer  in  Kolmar  wesentlich  vervollkommnet. 
Hirn  studiert  die  Verwendung  des  überhitzten  Dampfes  an  den  großen 
Betriebsmaschinen  der  Spinnerei  Logeisbach. 

—  Ferdinand  von  HodMtottar  macht  als  Geolog  die  Novara- Expedition   mit, 

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1857 

verläBt  dieselbe  jedoch  in  Neuseeland,  dessen  Nord-  und  Südinael  er  einem 
eingehenden  Studium  unterwirft.  Die  „Novara"  unter  Kapitän  v.  WüUer- 
storf-Urbair  setzt  von  Neuseeland  ihre  Reise  fort  und  vollendet  ihre  Welt- 
umsegelung im  Jahre  1860.  Die  'wissensohaftlichen  Ergebnisse  der  Expe- 
dition sind  insbesondere  für  die  Tiefseeforschung  bedeutsam. 
1857  Der  Baumeister  Friedrich  Eduard  HoRimim  konstruiert  den  ersten  voll- 
kommenen Ringofen  (Hoffmann-Lioht'soher  Ringofen),  bei  welchem  er  den 
Gedanken  verwirklicht,  die  in  der  gebrannten  Ware,  aufgespeicherte  W&rme- 
masse  fortdauernd  vom  fertigen  Stein  auf  den  noch  ungaren  zu  über- 
tragen und  so  einen  kontinuierlichen  Betrieb  zu  ermöglichen.  Hierdurch 
und  durch  die  Ziegelmaschine  wird  die  Ziegelherstellung,  die  bis  dahin  ein 
handwerksmäßiger  Kleinbetrieb  war,  erst  zu  einem  fabrikmäßigen  Groß- 
betrieb.   (S.  a.  1839  A.) 

—  R.  Hoffmuin  stellt  Monochloressigsäure  durch  Einwirkung  von  Chlor  auf 
siedenden  Eisessig  im  Sonnenlichte  her.  1862  wird  dieselbe  von  Gal  durch 
Einwirkung  von  Chlorgas  auf  Essigsäureanhydrid  bei  100°  C.  gewonnen. 

—  August  Wilhelm  von  Hofmann  erhält  bei  Darstellung  des  Carbotriphenyl- 
triamins  aus  Anilin  und  vierfach  Chlorkohlenstofi  einen  prächtigen  roten 
Farbstoff,  geht  jedoch  über  die  wissenschaftliche  Feststellung  nicht  hinaus. 

—  Wilhelm  Holmaittor  macht  die  Entdeckung,  daß  die  seit  Jahrhunderten  be- 
kannte Erscheinung  des  Tränens  oder  Blutens,  da«  namentlich  beim  Wein- 
stook,  aber  auch  bei  anderen  Pflanzen,  wie  der  Agave  und  manchen  Schling- 
pflanzen der  Tropen,  vorkommt,  und  die  man  auf  gewisse  Vegetations- 
perioden beschränkt  glaubte,  nicht  nur  allen  mit  echten  Holzzellen  ver- 
sehenen Gewächsen  zukommt,  sondern  an  diesen  auch  durch  geeignete 
Mittel  zu  jeder  Zeit  hervorgerufen  werden  kann. 

—  Cbarle«  Nicolaß  Houel  macht  wichtige  Arbeiten  über  die  pathologische  Ana- 
tomie der  Blase,  die  Geschwülste  der  Schilddrüse  imd  über  Erkrankimgen 
der  Nerven. 

—  August  von  KokuM  zeigt,  daß  den  chemischen  Typen  eine  tiefere  Idee  zu- 
grunde liege,  derart,  daß  es  einwertige,  zweiwertige,  dreiwertige,  vierwer- 
tige,  usw.  Elemente  gebe,  welche  den  entsprechenden  Verbindungswert  mit 
Wasserstoff  zeigen,  daß  also  Wasserstoff  einwertig,  Sauerstoff  zweiwertig, 
Stickstoff  dreiwertig,  Kohlenstoff  vierwertig  sei  (Valenztheorie). 

—  KuBmaiil  und  Tennw  zeigen  den  Zusammenhang  der  medullären  Krämpfe 
mit  dem  Kreislauf  imd  der  Atmung,  und  fördern  durch  diese  Arbeit  die 
Physiologie  des  Zentralnervensystems. 

—  Gabriel  Laill<  in  Paris  begründet  die  Reihendarstellung  durch  die  nach 
ihm  benannten  Lam6'sohen  Funktionen  und  verwendet  die  krummlinigen 
Koordinaten  als  Rechnungsinstrument  in  der  theoretischen  Physik. 

—  LMhatenor  und  Morin  stellen  Tonerde  aus  Bauxit  her,  indem  sie  dieses 
Mineral  mit  Soda  gemengt  der  Calcination  unterwerfen,  die  gesinterten  Massen 
auslaugen  und  die  Natriumaluminatlösung  mit  Kohlensäure  zersetzen. 

—  Der  Genfer  Uhrmacher  Georges  Auguste  LMChot  führt  die  Diamantdreh- 
bohrung ein,  indem  er  einen  mit  schwarzen  Diamanten  besetzten  Kranz- 
bohrer herstellt,  den  er  durch  ein  Getriebe  rasch  umlaufen  läßt,  während  er, 
um  das  Bohrloch  rein  zu  halten,  Wasser  zuströmen  läßt.  Bereits  im  gleichen 
Jahre  wird  die  Diamantbohrung  versuchsweise  beim  Mont  Cenis-Tunnel 
von  Mauß  und  Colladon  in  Anwendung  gebracht.  Für  die  Tiefenbohmag 
wird  das  Verfahren  später  durch  Major  Beaumont  insbesondere  in  Amerika 
weiter  verbreitet. 

—  Der  Anatom  Franz  Loydif  in  Würzburg  verfaßt  ein  Werk,  in  dem  zum 
ersten  Male  der  mikroskopische  Bau  der  Gewebe  sämtlicher  Tierarten  ver- 
gleichend dargestellt  ist,  und  bereichert  die  Wissenschaft  auf  diesem  Ge- 


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1867 

biete  duroh  zahlreiche  Eincelbeobaohtiingen.  Es  gelingt  ihm,  bei  vielen 
Wassertieren  besondere  Hautsinnesorgane  nachzuweisen. 
1857  Lady  Franklin  entsendet  den  englischen  Polarforscher  Francis  Leopold 
Mae  Ciintoek  mit  dem  Dampfer  „Fox"  in  den  Prince  Regents  Inlet,  wo  er 
zweimal  überwintert.  Es  gelingt  Mao  Clintook  im  Frühjahr  1869,  auf  einer 
Sohlittenreise  nach  Eling-Williams-Land  die  Urkunden  aufzufinden,  die  über 
Franklin's  Ende  volle  Auskunft  geben.  (Vgl.  auch  1845  F.)  Mao  Ciintoek 
stellt  fest,  daß  es  neben  Mac  Clure's  Durchfahrt  (s.  1850  M.)  noch  eine 
zweite  dicht  am  amerikanischen  Festlandsgestade  hinlaufende  Straße  zwi- 
schen dem  Stillen  und  dem  Atlantischen  Ozean  gibt. 

—  Im  Jahre  1852  wird  zuerst  bei  einem  Newcastler  Kohlendampfer  an  Stelle 
des  bis  dahin  üblichen  Sandballastee  der  Wasserballast  für  das  geleich- 
terte Schiff  verwendet.  Ein  i.  J.  1865  an  der  Tyne  erbauter  Schrauben- 
dampfer zeigt  bereits  eigens  dazu  bestimmte,  im  Schiffsraum  aufgestellte 
Wasserkasten.  Im  Jahre  1857  versieht  Mae  latyra  gleich  bei  Erbauung  der 
Schiffe  den  Boden  des  Schiffes  mit  den  erforderlichen  Einrichtungen,  in- 
dem er  einen  Doppelboden,  ähnlich  der  Brunersohen  Konstruktion  (s. 
1843  B.),  anordnet,  dessen  einzelne  ZeUen  nach  Bedarf  mit  Wasser  gefüllt 
werden.  Auch  bei  den  Kriegsschiffen  findet  i.  J.  1866  dieses  System 
Eingang. 

—  Christian  August  Hermann  Markaeh  findet,  daß  zusammengesetzte  Körper, 
wie  Pyrit  und  Kobaltglanz,  in  der  thermoelektrischen  Spannungsreihe  zum 
Teil  jenseits  des  positiven  Antimons,  zum  Teil  jenseits  des  negativen  Wis- 
muts ihren  Platz  haben. 

—  Eduard  von  Martam  weist  das  Vorkommen  einzdner  Tierarten  aus  marinen 
Gattungen  in  Süßwasser -Seen  an  einer  Beihe  von  Beispielen  für  Italien 
und  andere  Länder  nach. 

—  Unter  Bezug  auf  Anregungen,  die  schon  Cassini  und  Laplace  gegeben 
hatten,  weist  James  Clerk  Maxwell  nach,  daß  der  Satumring  aus  Stabilitäts- 
gründen weder  als  fester  noch  als  flüssiger  Ring  angesehen  werden  dürfe, 
da  kein  den  Planeten  umgebender  ganz  homogener  Ring  dauernd  im  Zu- 
stand stabüen  Gleichgewichts  bleiben  könne.  Nach  Maxwells  Hypothese 
besteht  der  Satumring  aus  einer  Wolke  kleiner  meteorartiger  Satelliten, 
die  lediglich  wegen  ihrer  Kleinheit  und  ihrer  geringen  Entfernung  von- 
einander dem  irdischen  Beobachter  als  ein  einheitlicher  Ring  erscheinen. 

—  Nachdem  die  Hamburg- Amerikanische  Paketfahrt- .Aktiengesellschaft  bereits 
i.  J.  1847  ins  Leben  getreten  war,  gründet  Hermann  Heinrich  Mayer  in 
Bremen  den  Norddeutschen  Lloyd.  Hierdurch  wird  nicht  nur  ein  bedeut- 
samer Aufschwung  der  deutschen  HandelssohiSahrt  begründet,  sondern 
auch  die  deutsche  SchiCFbautechnik  in  hohem  Maße  gefördert. 

—  Lothar  Meyer  setzt  die  Magnus'schen  Arbeiten  über  Blutgase  (s.  1837  M.) 
fort  und  begründet  die  jetzige  Anschauung,  wonach  das  Blut  nur  Trans- 
portmittel des  Sauerstoffs  von  der  Lunge  nach  den  Geweben  und  der 
Kohlensäure  von  den  G«weben  nach  der  Lunge  ist. 

—  Moritz  MeyenMn  in  G<>ttingen  konstruiert  zur  Bestimmung  der  Brechungs- 
exponenten ein  Spektrometer,  bei  welchem  das  Prisma  (s.  1814  F.)  in  der 
Mitte  des  geteilten  Kreises  aufgestellt  wird,  um  dessen  Achse  das  Fem- 
rohr drehbar  ist.  Der  Apparat  wird  vielfach  verändert;  einer  der  besten 
späteren  Apparate  ist  der  1871  von  Ernst  Abbe  (s.  d.)  konstruierte. 

—  Henry  Mllne  Edwards  liefert  in  seinen  „Lebens  sur  la  physiologie  et  l'ana- 
tomie  compar^e  de  l'homme  et  des  animaux"  zahlreiche  für  die  Zoologie 
und  die  menschliche  Physiologie  wichtige  Untersuchungen. 

—  Johannes  MOlier  untersucht  vom  physikalisch -physiologischen  Standpunkte 
aus   die  bei  einzelnen  Fischgattungen  vorkommende  Lantäußerung  und 

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1867 

unterscheidet  zwischen   mehr  änBerlichen  Reibungsgerfioschen  nnd  wirk- 
licher Stimmbildung. 
1857    Naytar  führt  den  ersten  doppeltwirkenden  Dampfhammer  aus,  bei  welchem 
die  Dampf  Verteilung  genau  wie  bei  den  doppeltwirkenden  Dampfmaschinen 
angeordnet  ist. 

—  Ntville  in  Gateshead  trifft  eine  neue  Einrichtung  für  das  Kühlen  des  Hohl- 
glases,  wonach  der  Ofen  einen  langen  Kanal  bildet,  in  welchem  durch 
endlose  Ketten  eine  Reihe  niedriger  Kasten  fortbewegt  wird,  die  man  am 
stark  geheilten  Eingangsende  mit  der  frisch  gefertigten  Glasware  füllt  und 
am  kühlen  Ausgangsende  wieder  entieert. 

—  Nachdem  Pelouze  und  Gay-Lussao  bereits  1833  eine  Untersuchung  über 
das  Sauerwerden  der  Milch  angestellt  hatten,  ohne  jedoch  zu  erkennen, 
daß  dieser  Prozeß  eine  Äußerung  der  Lebenstfitigkeit  gewisser  Kleinweseu 
sei,  beschreibt  Louis  PviMir  einen  für  die  Müchsäuregärung  charakteristi- 
schen Organismus.  Er  weist  nach,  daß  dieses  Ferment  bet&higt  ist,  in 
süßer  Milch  Säuerung  hervorzurufen  und  zeigt,  daß  es  von  dem  Ferment 
der  Alkoholgärung  verschieden  ist. 

—  Jean  Baptiste  Paytr  gibt  eine  für  die  Entwioklnngsgesehiohte  wichtige,  aus- 
führliche Darstellung  der  Blütenentwicklung  der  höheren  Pflanze  (Organo- 
g6nie  de  la  fleur). 

—  John  PMS  sucht  im  Anschluß  an  Hirn's  Versuche  (s.  1867  H.)  die  Dampfüber- 
hitznng,  besonders  bei  Schiffsmaschinen,  durchzuführen,  hat  aber  geringe 
Erfolge  aufzuweisen,  da  man  sich  vor  der  Zersetzung  des  überhitzten 
Dampfes,  der  sich  zu  einem  leicht  explodierbaren  Gemisch  umsetzen 
sollte,  fürchtet. 

—  Max  PittMkshr  macht  Studien  über  das  Aventuringlas ,  ein  braunes  mit 
glänzenden  Flittem  durchsetztes  Glas,  dessen  Fabrikation  seit  langer  Zeit 
in  Miirano  betrieben  wird,  und  dessen  F&rbung  anscheinend  durch  Kupfer- 
oxydul-Silikate erfolgt. 

—  PtUm  findet  zuerst  in  einem  Fall  von  Diabetes  Aceton  im  Harn  nnd  in 
der  Exspirationsluft.  Die  erste  eingehendere  Arbeit  über  Acetonvorkom- 
men  im  Harn  wird  1860  von  Kaulich  gemacht. 

—  WHüam  John  Maoquom  RankliM  gibt  eine  neue,  originelle  Theorie  des  Erd- 
drucks,  bei  deren  Aufstellung  er  von  den  allgemeinen  Gresetzen  der  inneren 
Spannungen  (internal  stress)  der  Körper  ausgeht  und  eine  kohfisionslose 
Erdmasse,  d.  h.  ein  Aggregat  von  Molekülen  annimmt,  die  sich  aneinander 
pressen  und  nur  durch  die  gegenseitige  Reibung  sich  in  ihrer  Lage  zuein- 
ander festhalten. 

—  Jean  Baptiste  Leopold  Alfred  RldM  stellt  Wolframoxyd  durch  Behandeln 
von  Wolframsäure  in  einem  Strom  Wasserstoffgas  bei  schwacher  Rotglüh- 
hitze dar.  Er  stellt  das  der  Wolframsäure  entsprechende  Superchlorid  dar. 
während  das  dem  Oxyd  entsprechende  Chlorid  1836  von  Heinrich  Rose 
gewonnen  worden  war. 

—  Der  Mathematiker  Georg  Friedrich  Bernhard  Rtamana  in  Göttingen  schafft 
durch  Einführung  der  geometrischen  Betrachtungsweise  eine  in  der  mathe- 
matischen Funktionentheorie  außerordentlich  fruchtbare  Methode.  Er 
macht  in  der  Theorie  der  algebraischen  tmd  der  Abel'schen  Funktionen 
(s.  1829  A.  und  J.,  1840  W.)  Entdeckungen  von  größter  Tragweite.  Durch 
seine  Schrift  „Über  die  Hypothesen,  welche  der  Geometrie  zugrunde 
liegen"  wird  eine  neue  Epoche  der  Untersuchungen  über  die  Grundlagen 
der  Greometrie  eröffnet. 

—  Nachdem  Possoz  die  Bedingtingen  der  Oxalsäurebildung  (s.  1820  G.)  genau 
studiert  hatte,  führen  Rotarti,  Dal«  und  Prltehard  die  Herstellimg  von  Oxal- 
säure aus  Sägespänen  fabrikmäßig  durch.     Tessi^  du  Motay  schlägt  (1874) 

-      574     — 

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1867 

vor,  an  Stelle  der  Sägespäne  die  bei  der  Zuokerfabrikation  abfallenden 
Bübenpreßlinge  zu  verwenden. 
1867  Der  nordamerikanisohe  General  Thomas  Rodman  erzeugt  nach  fast  20jäh- 
rigen  Versuchen  gufieiseme  Vorderlader-Kamonen  bis  zu  38  om  Seelenweite 
(sogenannte  Columbiaden),  wobei  er  den  GuB  über  einen  hohlen,  fort- 
während von  kaltem  Wasser  durchströmten  Kern  ausführt.  Hierdurch 
bewirkt  er  eine  Abkühlung  des  BohrmetallB  von  innen  nach  außen,  an- 
statt, wie  beim  VollguB,  von  außen  nach  innen,  wodurch  den  verschiedenen 
konzentrischen  Schichten  des  Rohrkörpers  eine  verschiedene,  der  Be- 
anspruchung durch  den  Gasdruck  entsprechende  Spannung  gegeben  wird. 
(Vgl.  1869  Armstrong's  künstliohe  Metallkonstruktion,  welche,  wenn  auch 
mit  anderen  Mitteln,  gleiches  anstrebt.) 

—  Der  Nervenarzt  Moritz  Heinrich  Rombtrg  in  Berlin  gibt  als  eines  der  früh- 
zeitigsten Symptome  der  Tabes  an,  daß  der  Patient  mit  geschlossenen 
Augen  nicht  stehen  bleiben  könne. 

—  Henri  Salato-Clalri-Dtvilla  ermittelt  in  sehr  sinnreich  konstruierten  Appa- 
raten die  Gesetze  der  von  Grove  (s.  1847  G.)  beobachteten  Dissoziation. 
Er  unterscheidet  zwischen  Dissoziation  (Zerlegung  durch  Wärme)  und  Zer- 
legung durch  ohemisohe  Mittel  und  führt  den  Nachweis  der  Dissoziation 
namentlich  für  Wasser,  Kohlensäure,  Kohlenozyd,  Salzsäure,  schweflige 
Säure  usw. 

—  Henri  Salnto-Ctatoa-DwHI«  und  Friedrich  WMIar  stellen  durch  Lösen  des 
amorphen  Bors  in  schmelzendem  Aluminium  und  Erstarrenlassen  krystalli- 
siertes  Bor  her,  das  sie  in  zwei  verschiedenen  Zuständen,  als  diamant- 
artigee  Bor  und  als  graphitartigeB  Bor,  erhalten. 

—  Die  SohifFbauwerft  des  Gebrüder  SMiiad«  verwendet  zuerst  im  Schiffbau 
an  Stelle  des  Eisens  den  Stahl.  Auch  Rennie  beginnt  um  diese  Zeit  den 
Bau  stählerner  Schiffe.  Doch  erst  mit  der  allgemeinen  Ausbreitung  des 
Siemens-Martin- Verfahrens  findet  der  Stahl  zu  Schiffbanzweoken  eine  all- 
gemeine Verwendung.     (Vgl.  auch  1873  Seh.) 

—  Graf  Johann  C.  8cball||«lieh  bemerkt,  daß  die  Flamme  einer  chemischen 
Harmonika,  wenn  in  deren  Nähe  ein  musikalischer  Ton  erregt  wird,  der 
mit  dem  Harmonikaton  im  Einklang  steht  oder  eine  Oktave  höher  ist,  in 
lebhafte  Erregung  und  starke  Auf-  und  Abwärtsbewegung  gerät,  und  wenn 
der  äußere  Ton  stark  genug  wird,  wohl  auch  gtmz  erlischt. 

—  Der  Ingenieur  Hermann  Sehtlltar  in  Braunso^weig  stellt  wertvolle  Unter- 
suchungen über  die  Statik  der  Grewölbe  und  Futtermauem  an. 

—  Karl  von  Scbamr  beobachtet,  daß  beim  Kauen  von  Cocablättem  das  Ge- 
fühl der  Zunge  sich  abstumpft.  Die  gleiche  Eigenschaft  zeigt  das  von 
Gaedecke  (1866)  aus  den  Cocablättem  gewonnene  Erythroxylin.  (S.  a. 
1869  N.) 

—  Matthias  Eduard  Scbmliir  findet,  daß  Kupferoxydammoniak  die  Cellulose 
(Baumwolle,  Flachs,  Papier)  auflöst,  und  daß  bei  Sättigung  des  Ammo- 
niaks mit  Säuren  die  Cellulose  unverändert  wieder  niedergeschlagen  wird. 

—  A.  teylMlh  konstruiert  für  die  Fettindustrie  den  ersten  Extraktionsapparat 
nach  dem  Anreicherungssystem,  bei  welchem  das  reLae  Extraktionsmittel  das 
fast  ganz  entölte  Material  passiert,  die  nahezu  gesättigte  Lösung  dagegen 
durch  neu  zugebrachtes,  also  ölreiohes  Material  fließt.  Diese  Art  von 
Apparaten  wird  von  0.  F.  Heyl,  0.  Braun  u.  a.  verbessert. 

—  Werner  von  Sionions  veröffentlicht  eine  Theorie  der  Verlegung  und  Unter- 
suchimg submariner  Telegraphenleitungen. 

—  SonnMÜlar,  Qnmdit  und  Snrttonl  erbauen  in  den  Jahren  1867—70  den  Mont- 
Cenis-Tunnel,  welcher  das  G«birge  (22  km  westlich  vom  Mont  Cenis  unter 
dem  Col  Fräjus)   von  Modane  in  Savoyen   bis  Bardonecchia  in  Piemont 

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1867 

durchschneidet  und  eine  Länge  von  13,05  km  bat.  Beim  Bau  des  Tunnels 
kommt  die  erste  DmckluftübertragungBanlage  zum  Betriebe  der  Som- 
meiller'schen  G^teinsbohrmaschinen  und  zur  Pulsionslüftung  zur  An- 
wendung. Auch  die  Diamantbohrung  wird  dort  zum  ersten  Male  versucht. 
(Vgl.  1857  L.) 
1857  Franz  L.  SonnMitclwIn  führt  die  PhoBpbormolybdänsäure  als  neues  Re- 
agens auf  Stickstoffbasen  in  die  analytische  Chemie  ein. 

—  Peter  Swwunaw  dringt  zuerst  über  äea  Thian-schan  ins  Tal  des  Naryn  vor. 

—  Wühelm  von  Btruvc  bahnt  im  Auftrage  der  russischen  Regierung  die  Längen- 
gradmessung längs  des  52.  ParaUels  von  Valentia  in  Irland  bis  Orsk  an  der 
russisch-sibirischen  Grenze  an,  die  1863  von  Argelander,  Baeyer  und  Stmve 
begonnen  wird. 

—  A.  F.  Svanbaic  konstruiert  ein  „Elektrisches  Differentialthermometer". 
Dasselbe  beruht  auf  der  Widerstandsänderung,  den  ein  Zweig  einer  Wheat- 
stone'schen  Brücke  durch  Temperaturänderung  erfährt. 

—  ThompMii  führt  die  jetzt  allgemein  übliche  Verpackung  der  kaustischen 
Soda  in  Eisenblech-Trommeln  ein,  durch  welche  das  Anziehen  von  Wasser 
und  Kohlensäure,  wie  es  in  Holzfässem  stets  vorkam,  vermieden  wird. 

—  John  TyiHiall  gelingt  es,  die  Kombiuationstöne  bequem  und  deutlich  mittels 
der  singenden  Flammen  hörbar  bu  machen,  die  man  erhält,  wenn  man 
über  zwei  gewöhnliche  Gasflammen  zwei  Glasröhren  setzt,  die  mit  Papier- 
Bchiebem  versehen  sind,  um  die  Länge  der  Röhren  und  damit  die  Höhe 
der  Töne  innerhalb  gewisser  Grenzen  verändern  zu  können. 

—  James  Alfred  Wankijrn  gelingt  es,  die  erste  Verbindung  von  Alkoholradi- 
kalen mit  Alkalimetallen  in  Form  des  Natriumäthyls  darzustellen,  das  er 
durch  Einwirkung  von  Natrium  auf  Zinkäthyl  erhält. 

—  Wilhelm  Worthalm  macht  Untersuchungen  über  Elastizität,  indem  er  Drähte 
von  verschiedener  Länge,  verschiedenem  Querschnitt  und  Material  auf- 
aufhängt und  deren  Verlängerung  durch  verschiedene  angehängte  Ge- 
wichte miBt.  Er  stellt  die  Beziehungen  zwischen  dem  rückwirkenden 
Drehungsmoment  der  Drähte  (der  Torsionskraft)  und  dem  Drehungswinkel 
für  Stäbe  von  größeren  Dimensionen  fest. 

—  Wlicox  und  GIbbs  gehen  auf  den  nur  mit  einem  Faden  entstehenden  ein- 
fachen Kettenstich  zurück  und  bauen  eine  darauf  eingerichtete  Näh- 
maschine in  einer  originellen  Konstruktion. 

—  Friedrich  WShior  stellt  metaUisches  Kobalt  durch  Glühen  von  oxalsaurem 
Kobaltoxydul  bei  Luftabschluß  her.  Es  entsteht  eine  schwammige  oder 
pulverige  Masse,  die  bei  Erhitzen  mit  dem  Sauerstoffgebläse  im  Kalktiegel 
schmilzt  und  ein  graues,  hartes  aber  dehnbares  Metall  gibt. 

—  Nachdem  Berzelius  einerseits  und  Wöhler  andererseits  bereits  xmreines 
metallisches  Titan  durch  Erhitzen  von  Fluortitankalium  mit  Natrium  er- 
halten hatten,  gelingt  es  Friedrich  Wöhlor  und  Henry  Salnie-Clairo-Dovlllo, 
durch  Überleiten  der  Dämpfe  von  Fluortitankalium  über  Natrium  im 
Wasserstoffstrome  in  Porzellan-  oder  Glasröhren  das  Titan  in  reinem  Zu- 
stande darzustellen. 

—  Henry  Rossiter  Worthincton  konstruiert,  um  den  von  der  ümkehmng  der 
Bewegung  der  Wassermasse  herrührenden  Schlag  zu  beseitigen,  seine  Pumpe 
(s.  1848  W.)  als  Doppelpumpe  (Duplexpimipe).  Das  Wesen  dieser  Anoid- 
nung  liegt  darin,  daß  die  Kolbenstange  der  einen  Maschine  den  Schieber 
der  andern  Maschine  in  der  Weise  umsteuert,  daß  der  Hub  der  einen 
Maschine  beginnt,  bevor  der  Hub  der  andern  ganz  vollendet  ist. 

—  Durch  den  Nachweis,  daß  Glycerin  ein  dreiatomiger  Alkohol  sei,  kommt 
Adolphe  Wurti  auf  den  G«danken,  daß  zwischen  dem  Äthylalkohol  und 
dem   Glycerin  zweiatomige  Zwischenglieder   existieren    müssen.     Er   be- 

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18S8 

Btätigt  seine  Vermutung  durch  das  Experiment,  indem  es  ihm  gelingt, 
aus  Äthylenbromid  das  Glykol,  den  ersten  zweiatomigen  Alkohol,  dar- 
zustellen. 

1857  Adolphe  Wwb  erhält  durch  Oxydation  des  Glykols  (s.  vorstehend)  Oxal- 
säure und  Glykolsäure,  welche  letztere  (1847)  Horsford  ans  dem  GlykokoU 
schon  dargestellt  hatte,  und  deren  Natur  (1851)  Strecker  und  Sokoloff 
aufklärt  hatten. 

—  Adolphe  Wurtz  erhält  durch  Behandlung  des  Aldehyds  mit  Phosphoisuper- 
Chlorid  das  mit  dem  Äthylenohlorid  isomere  Äthylidenchlorid,  das  auch 
von  Geuther  1868  dargestellt  und  1859  von  Beilstein  als  identisch  mit 
dem  ersten  der  von  Regnault  1830  erhaltenen  Substitutionsprodakte  des 
Äthylchlorids  gefunden  wird.     (S.  1835  K.) 

1858  Apfriaby  erfindet  als  wichtiges  Zubehör  zu  den  Mähmaschinen  den  Knoten- 
knüpfer  zum  Binden  der  Getraidegarben  mit  Bindfaden.  (Über  Drahtbin- 
dnng  s.  1877  D.)    Eine  ähnliche  Konstruktion  liefert  Marsh. 

—  Carl  Max  von  BamrnlMN  ändert  den  schon  lange  zur  Messung  der  Strom- 
geschwindigkeit dienenden  Stromquadranten  so  ab,  daß  er  sich  an  einer 
unverrückbaren  Stelle  befestigen  läßt.  Das  abgeänderte  Instrument  besitzt 
einen  Gradbogen,  der  in  die  Vertikalebene  der  Wasserfäden  gestellt  und 
vertikal  so  gedreht  werden  kann,  daß  der  Nullpunkt  der  Teilimg  in  das 
Lot  kommt,  welches  diirch  seinen  Mittelpunkt  geht. 

—  Antoine  C^ar  Bactpitnl  gewinnt  in  Wasser  unlösliche  Substanzen,  wie 
Chlorsilber,  Schwefelsilber,  Kupferoxydul,  basisch  kohlensaures  Kupfer  usw. 
in  krystaUinisohem  Zustande,  indem  er  langsam  verlaufende  chemische 
Reaktionen  benutzt. 

—  F.  MMsin  und  A.  SfUtlMr  untersuchen  das  Verhalten  des  Natriumamids 
gegen  Kohlenoxyd  und  Kohlensäure  und  stellen  dessen  große  Beaktions- 
fähigkeit  fest. 

—  Marcelin  BortlMlot  gelingt  es,  aus  Methan  Chlorwasserstoffmethyläther  her- 
zustellen tmd  diesen  durch  Kali  in  Methylalkohol  überzuführen.  Durch 
Substitution  des  Chlors  durch  Wasserstoff  gelingt  im  gleichen  Jahre  die 
Synthese  der  Glykolsäure  aus  Monochloressigsäure.  (Vgl.  1858  K.)  Diese 
Reaktionen  sind  als  weitere  Beweise  für  die  schon  1842  von  Melsens  (a.  d.^ 
gezeigte  Vertretbarkeit  des  Chlors  dureh  Wasserstoff  anzusehen. 

—  Marcelin  Bwthalot  gelingt  es,  das  Camphen  in  festem  Zustande  aus  dem 
aus  Terpentinöl  hergestellten  Pinenohlorhydrat  zu  erhalten  und  damit  das 
erste  feste  Terpen  herzustellen.  Später  (1869)  gelingt  ee  ihm,  durch  Oxy- 
dation Camphen  in  Campher  überzuführen. 

—  Der  Franzose  Charles  Emest  BmM,  Professor  an  der  kaiserlichen  Bibliothek 
in  Paris,  bereits  früher  beteUigt  an  den  Ausgrabungen  der  Akropolis  von 
Athen,  unternimmt  wichtige  archäologische' Ansgrabungen  in  Nordafrika, 
namentlich  auf  der  Stätte  des  alten  Karthago. 

—  Lynn  Reed  Blakt  erfindet  die  Backenquetsohe  (Steinbrecher),  die  zum 
Brechen  von  Steinsalz,  Erzen  und  Zuschlägen  für  hüttenmännische  Arbeiten 
dient  und  1872  von  Marsden  in  Leeds  wesentUoh  verbessert  wird. 

—  Lynn  ReedBlak*  verbessert  die  Drew'sche  Sohlennähmasohine  (s.  1851  D.) 
Die  Maschine  wird  später  von  Gordon  Mao  Kay  weiter  verbessert  und 
gilt  auch  heute  noch  als  die  beste  Sohlennähmaschine  für  Kettenstich. 

—  Robert  Wilhelm  von  Bunwn  untersucht  die  Cerverbindungen,  mit  denen 
sich  später  C.  Rammelsberg  (1860),  R.  Hermann  (1861)  imd  Zschiesche 
(1866)  beschäftigen.  Die  drei  letzteren  Forscher,  sowie  insbesondere  auch 
Marignac  arbeiten  auch  über  die  Verbindungen  des  Lanthans. 

—  Seit  1808  beginnt  man  in  England  die  Wächter  auf  den  Straßen,  in  Fa- 
briken usw.  durch  Uhrwerke  zu  kontrollieren.  Liszt  in  Wien  (1838),  Doli- 

D*rmtt*edtei.  S7 

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1868' 

fuß  in  Mnlhaosen  (1842),  Ginü  in  Graz  (1843),  C.  Meyer  in  Hameln  (1850) 
konstruieren  hierzu  geeignete  Uhren;  doch  wird  erst  im  Jahre  1858  vom 
Uhrmacher  J.  BSrk  in  Sohwenningen  (Württemberg)  die  erste  Terschiossene 
tragbare  Uhr  hergestellt.  Diese  Uhr  wird  dem  W&chter  mitgegeben, 
wäluend  auf  jedem  Stationsplatz  ein  anders  geformter  kleiner  Sohlössel 
gesichert  aufgehängt  wird,  durch  dessen  Einführung  in  die  Uhr  auf  einem 
in  derselben  unsichtbar  angebrachten  Papierstreifen  ein  der  Station  eigm- 
tümliohes  Zeichen  gemacht  wird,  dessen  Vorhandensein  den  Beweis  gibt, 
daß  sich  der  Wächter  zur  entsprechenden  Zeit  zur  Stelle  befunden  hat. 
1868  Nachdem  Cyrus  West  Field  und  David  Dudley  Field  das  ausschUeßliche 
Recht  zur  Landung  von  Kabeln  in  New  Foundland  erworben  imd  darauf 
hin  im  Verein  mit  J.  Brett  die  Atlantio  Telegraph  Co.  gegründet  hatten, 
wird  nach  dem  ersten  Mißerfolg  des  Jahres  1857  am  6.  August  1858  unter 
Leitung  von  Samuel  Camliig  und  Charles  Brtgkt  die  erste  3745  km  lange 
Kabelleitung  zwischen  England  and  Amerika  fertiggestellt,  die  vom  1.  Sep- 
tember bis  20.  Oktober  funktioniert,  dann  aber  versagt. 

—  Der  russische  Reisende  Nikolaus  von  Chanyksw  erforscht  Chorasan  und 
Afghanistan. 

—  Antoine  Adolphe  Chantpot  Arbeiter  im  Depot  d'artiUerie  in  Paris,  kon- 
struiert, unter  Anlehnung  an  Dreyse's  Zündnadelgewehr,  das  nach  ihm  be- 
nannte Hinterladnngsgewehr  von  1 1  mm  Kaliber,  26  g  schwerem  zylindro- 
ogivalem  BleigeschoB,  6,60  g  Pnlverladung,  420  m  Mündungsgeeohwindig- 
keit  und  Schlagbolzenzündung,  welches  als  „fusil  modMe  1866"  in  der  fran- 
zösischen Armee  eingeführt  wird.  Es  wird  1874  durch  das  G-rasgewehr  ersetzt. 

—  Der  preußische  Telegraphendirektor  Etienne  von  Ghaiivia  führt  zur  Isolie- 
rung der  oberirdischen  Telegraphenleitungen  Porzellanglocken  ein,  deren 
untere  Fläche  immer  trocken  bleibt  (Doppelglocken-Isolator). 

—  Rudolph  Clanfl«  bestimmt  auf  mathematischem  Wege  die  Geschwindig- 
keit der  Luftmoleküle,  sowie  die  einiger  Gasmoleküle.  Maxwell  (1860) 
führt  diese  Untersuchung  weiter  und  erhält  Zahlen,  die  etwas  geringer 
sind,  als  die  Clausius'schen  Werte. 

—  Der  Chemiker  A.  S.  0»M|wr  entwickelt  fast  gleichzeitig  mit  Kekul4  (s.  1867  K. 
und  1858  K.)  die  Anschauung  von  der  Vierwertigkeit  und  Verkettungs- 
fähigkeit des  Kohlenstofiatoms.  Er  gibt  zum  ersten  Male  Konstitutions- 
formeln im  heutigen  Sinne  des  Wortes,  Symbole,  die  aus  der  Erkenntnis 
der  Atomigkeit  der  Elemente  hervorgegangen  sind. 

—  Joseph  Qnrinak  führt  den  von  Garcia  konstruierten  Kehlkop&piegel  als 
Untersuchungsmittel  bei  Leiden  des  Kehlkopfs  ein  und  wendet  zuerst  die 
künstliche  Beleuchtung  bei  der  Laryngoskopie  an.  Garoia  hatte  bei  seinen 
Versuchen  (s.  1866  G.)  das  Sonnenlicht  benutzt. 

—  Charles  Robert  Darwin  nimmt  an,  daß  die  Tierarten  sowohl  wie  die  Pflan- 
zenarten  veränderlich  sind.  Er  wendet  die  Erfahrungen  der  künstlichen 
Zuchtwahl  auf  die  Organismen  im  Naturzustand  an,  entdeckt  im  Kampf 
ums  Dasein  (stmggle  for  existenoe)  das  auslesende  Prinzip  der  natürlichen 
Zuchtwahl  und  schafft  seine  bedeutungsvolle  Selektionstheorie.  Das  Prin- 
zip der  natürlichen  Zuchtwahl  hatten  zuerst  W.  C.  Wells  1813  imd  Patrick 
Matthew  1831  ausgesprochen. 

—  Darwia  und  HIMabnuid  entdecken  die  Heterostylie,  d.  i.  die  ungleiche  gegen- 
seitige Stellung  von  Staubgefäßen  und  Narbe  in  den  Blüten  verschiedener 
Exemplare  derselben  Art,  eine  Einrichtung,  die  wie  die  Dichogtunie  (s. 
1790  S.)  auf  Verhinderung  der  Selbstbestäubung  abzielt.. 

—  Joseph  Dwatan«  fördert  durch  sein  Werk  „Le  Jardin  fmitier"  die  Obst- 
kultur und  gibt  vorzügliche  AbbUdimgen  von  Obstsorten. 

—  Warren  Do  la  Ruo  erfindet  den  Heliograph  oder  Photoheliograph,  ein  astro- 

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1868 

nomisohes  Fenrrohr  mit  photographisoher  Camers  znr  Herstellmig  von 
Sonnenphotographien.  Er  führt  bis  1872  fortlaufend  photographigohe  Auf- 
nahmen der  Sonne  aus,  die  einen  hohen  wiasenschaftUohen  Wert  besitzen. 
(Über  ein  anderes  Instrument  gleichen  Namens  s.  1876  M.) 
18S8  Theodor  DMrieh  macht  im  Anschluß  an  die  Arbeiten  von  K.  G.  Bischof 
Studien  über  den  VerwitterungaproseB  der  Gresteine,  namentlich  des  Ba- 
salts, die  ergeben,  daß  die  Ammoniaksalze  kräftig  au&ohließend  wirken. 
An  diese  Arbeit  schließen  sich  ähnliche  von  Knop,  Eimer  und  Ulrich, 
Beyer,  £.  Wolff,  Fuchs  u.  a.  an,  welche  die  Feldspat-,  die  Granitverwitte- 
rung  und  auch  den  Einfluß  von  Salzen  auf  die  Ackererde  behandeln. 

—  Giovanni  Battista  Domdl  in  Florenz  entdeckt  am  2.  Juni  den  nach  ihm 
benannten  Kometen.  Der  federartige  Schweif  dieser  großartigsten  Ko- 
metenerscheinung der  neueren  Zeit  umfaßt  zur  Zeit  seiner  größten  Länge 
(6.  Oktober)  60  Grade  am  Himmel. 

—  Franz  (Cornelius  Dondwt  macht  auf  die  Beziehungen  des  Schielens  zur  Über- 
sichtigkeit  aufmerksam,  sowie  auf  die  bei  dieser  Befraktionsanomalie  oft 
auftretende  Augenschwäche,  die  durch  den  Gebrauch  einer  die  Übersichtig- 
keit korrigierenden  Brille  beseitigt  wird. 

—  Franz  Cornelius  DMtot  entdeckt,  daß  jedem  Vokal  ein  Eigenton  der 
Mundhöhle  entspricht. 

—  John  EMar  vereinigt  die  Boentgen'sche  Verbundmaschine  (s.  1829  B.)  mit 
dem  Oberflächenkondensator  und  gibt  durch  die  Einführung  der  nunmehr 
mit  dem  Namen  „Compoundmaschine"  belegten  Zweifach-Expansions- 
maschine  dem  SchiffsmaBchinenbau  einen  gewaltigen  Aufschwung. 

—  B.  W.  FtddWSM  gelingt  es,  indem  er  das  durch  einen  rotierenden  Spiegel 
verbreiterte  Bild  des  elektrischen  Funkens  auf  eine  photographische  Platte 
wirft,  nicht  nur  den  oezillatorischen  Charakter  der  Entladung  der  Leidener 
Flasche  darzustellen,  sondern  auch  die  Oszülationsdauer  zu  messen.  Seine 
Versuche  ergeben  eine  völlige  Übereinstimmung  mit  der  von  Thomson 
(1855)  gegebenen  Theorie  der  im  Schließungskreis  einer  Leidener  Flasche 
sich  bildenden  elektrischen  Schwingungen,  die  1864  auch  von  Kircbhoff 
bestätigt  wird.     (S.  a.  1842  H.) 

—  Theodor  von  FnrfciM  arbeitet  auf  dem  Gebiete  der  Verdauungskrankheiten, 
namentlich  der  Leberkrankheiten,  sowie  der  urämischen  Intoxikation,  und 
findet  in  der  Leber  bei  gestörter  Funktion  derselben  das  1846  von  Liebig 
entdeckte  Tyrosin  und  das  1818  von  Proust  entdeckte  Leudn.  Diese 
beiden  Amidokörper  werden  später,  insbesondere  von  M.  von  Nenoki  und 
seinen  Schülern,  als  fast  nie  fehlende  Bestandteile  des  Kotes  der  höhereu 
Tiere  erkannt. 

—  FfMiteh  macht  im  Anschluß  an  die  Exter'schen  Versuche  mit  Torf  (s. 
1856  £.)  auf  der  Grube  von  der  Heydt  bei  Ammendorf  die  ersten  Ver- 
suche, Brannkohle  auf  trockenem  Wege  ohne  Zusatz  eines  Bindemittels 
zu  festen  Briketts  zu  formen. 

—  Karl  FrlidMn  versucht  erfolgreich,  die  Leitung  der  mit  Magnetinduktoren 
betriebenen.  Läutewerke  auf  der  Strecke  Gröttingen- Kassel  diirch  Zuschaltung 
eines  Ruhestroms  zn^eich  als  Morsetelegraphen-  und  namentlich  auch  als 
Hil&telegraphenleitung  auszunutzen. 

—  Henry  SMwd  erfindet  den  Injektor  der  Dampfmaschine,  der  dazu  dient, 
das  Speisewasser  durch  den  Dampfdruck  selbst  in  den  Kessel  einzutreiben. 
Der  Injektor  ist  der  Wasserstrahlpumpe  (s.  1862  T.)  ähnlich  und  beruht 
auf  dem  Prinzip,  daß  ein  Dampfstrahl  das  Speisewasser  mit  sich  reißt. 
Dadurch,  daß  zu^eioh  der  Dampf  sich  kondensiert,  erhält  das  Wasser 
eine  so  große  Geschwindigkeit,  daß  ein  Teil  davon  mit  Überwindung  des 

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1868 

im  Dampfkeesel  herrschenden  Dmoks  in  diesen  eintritt,  wahrend  der  Rest 
in  den  Wasserbehälter  zurückfließt. 
1868  John  Hall  SlaMMM  und  T.  Pdham  Dato  beginnen  nach  dem  Vorgang  von 
Berthelot  ihre  Arbeiten  über  das  BrechnngByermögen  flüssiger  Substanzen. 
Sie  ersetzen  den  Ausdruck  von  Newton  (s.  1666  N.)  durch  den  einfacheren 
Wert  (n — l):d,  der  von  der  Temperatur  wenig  beeinflußt  wird,  jedoch  bei 
Änderung  des  Aggregatzustandes  der  Substanz  versagt. 

—  Albrecht  von  final*  verbessert  die  Technik  der  Regenbogenhautoperationen, 
führt  die  Höllensteinbehandlung  der  Augenentzündungen  ein  und  bemerkt 
zuerst,  daß  Eintr&uflungen  von  Atropin  eine  Erweiterung  der  Pupille 
hervorrufen. 

—  Francis  Thomas  Qra|Dry  erforscht  in  Australien  bis  zum  Jahre  1861  die 
Flüsse  Murchison,  Gascoyne,  Ashburton,  Fortescue  und  De  Grey  und  ver- 
öffentlicht eine  Karte  der  bereisten  Grcbiete. 

—  Hermann  von  HofanhaHz  gibt  eine  Theorie  der  Konsonanz  und  Dissonanz. 
Die  letztere  ist  nach  ihm  durch  Sohwebimgen  (Stöße)  verursacht,  die  so 
rasch  aufeinander  folgen,  daß  sie  einzeln  nicht  mehr  aufgefaßt  werden 
können  und  dem  Ton  eine  gewisse  Rauhigheit  geben.  Die  konsonierenden 
Töne  sind  solche  ohne  Stöße. 

—  Hermann  von  Halmholiz  untersucht  die  Ursachen  der  Klangverschiedenheit, 
und  zeigt,  daß  dieselbe  Ohm's  Angaben  (s.  1843  0.)  entsprechend  durch 
die  Form  der  Schwingungen  oder  vielmehr  durch  die  gleichzeitig  auftreten- 
den Obertöne  bedingt  ist,  die  die  Klangfarbe  des  Grundtones  verändern. 

—  Honntborf  und  Stahmann  machen  eingehende  und  sorgfältige  Untersuchungen 
über  das  Verhalten  des  Bodens  zum  Ammoniak,  die  1863  von  Rautenberg 
auf  die  verschiedensten  Bodenarten  und  auf  künstlich  dargestellte  Silikate 
ausgedehnt  werden. 

—  Heinrich  Hermann  HIailwoti  untersucht  das  Buohenholzteerkreosot  und  er- 
mittelt dessen  Eigenschaften  und  Zusammensetzung.  Er  stellt  daraus  das 
Kreosol  und  das  Guajaool  her,  die  beide  auch  aus  dem  Guajakhaiz 
(s.  1845  F.)  erhalten  werden. 

—  Angost  Wilhelm  von  Hotmana  wendet  Grahams  Ansicht,  daß  dar  Wasser- 
stoff des  Ammoniums  durch  Metalle  vertreten  werden  könne,  auf  die 
ammoniakalischen  Quecksilberverbindungen  an,  worin  ihm  Weltzien  (1855), 
Xeßler  (1866)  tmd  Schmieder  (1857)  beistimmen.  Diese  Verbindungen 
sind  danach  als  Ammonium  aufzufassen,  in  welchem  mehr  oder  weniger 
Atome  Wasserstoff  durch  Quecksilber  vertreten  sind. 

—  Hngon  erhält  ein  Patent  auf  eine  Gasmaschine  mit  Flammzündnng,  welche 
zuerst  1862  zur  Ausführung  kommt  und  sich  durch  geringen  Gas-,  Wasser- 
und  Schmierölverbrauch  auszeichnet. 

—  Hunt  und  Poehin  zeigen,  daß  man  Harz  durch  Destillation  mit  Wasserdampf 
fast  völlig  entfärben  kann,  und  ermöglichen  dadurch  eine  erhebliche  Ver- 
wendung des  Harzes  zur  Fabrikation  der  Harzseifen.  Diese  Seifen  hatten 
sich  bis  dahin  wegen  der  starken  Färbung,  die  ihnen  das  Haiz  erteilte, 
nicht  einführen  können. 

—  ilokani  teilt  die  Resultate  seiner  Arbeiten  über  die  Glühlampen  (s.  1846  J.) 
der  Acad^mie  des  sciences  mit  und  gibt  dabei  folgende  Verwendungen 
für  die  Glühlampe  an:  1.  Grubenbeleuchtung,  2.  Unterwa8serlamx>en  zu 
Fisohereizwecken,  3.  Leuchtbojen,  4.  Nachtsignale  auf  See. 

—  August  von  KtkuM  veröffentlicht  seine  für  die  Entwicklung  der  organi- 
schen Chemie  bedeutungsvolle  Abhandlung  über  die  Vierwertigkeit  des 
Kohlenstofte  (s.  1857  K.)  und  die  Verkettung  der  Kohlenstoffatome,  und 
führt  für  die  organischen  Verbindungen  den  Namen  „KohlrastoS- 
verbindnngen"  dn. 


—     580     — 

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1868 

1858  August  TM  KakuM  führt  die  Monoohloressigs&Tire  durch  mehrstündiges 
Kochen  ihrer  wässerigen  Lösung  in  Salzsäure  und  Glykolsfiure  (Oxyessig- 
s&ure)  über  (Übergang  einer  einbasischen  in  eine  zweibasische  Säure). 

—  Ludwig  Friedrich  Knapp  tritt  in  seiner  Schrift  „Die  Natur  und  das  Wesen 
der  Grerberei"  der  herrschenden  Ansicht,  dafi  das  Leder  eine  chemische 
Verbindung  von  GrerbstofF  mit  leimgebendem  Grewebe  sei  (s.  1797  S.)>  ent- 
gegen und  bezeichnet  das  Gerben  als  einen  lediglich  physikaliBohen  Prozeß. 
Er  definiert  das  Leder  als  „Haut,  bei  welcher  durch  irgend  ein  Mittel 
das  Zusammenkleben  der  Fasern  beim  Trocknen  verhindert  worden  ist". 
Er  deutet  bereits  auf  die  Verwendung  der  basischen  Chrom ozydsalze  zum 
Gerben  im  sogenannten  Einbadverfahren  hin,  ohne  jedoch  die  praktischen 
Konsequenzen  hieraus  zu  ziehen. 

—  Theodore  t»  Kock  schlägt  vor,  die  Wasohwässer  von  Fabriken  mit  Mineral- 
sauren  zu  versetzen  und  so  sowohl  die  freie  Fettsäure,  als  auch  die  sonst 
in  den  Abwässern  enthaltenen  Fette  (Spicköle,  Wollfett  usw.)  nutzbar  zu 
machen.  Die  ausgeschiedenen  Fettmassen  (Magma)  werden  erst  kalt,  dann 
warm  geprefit;  das  abfliefiende  Fett  wird  einer  Klärung  und  Bleichung 
unterworfen. 

—  Hermann  Kolkt  spricht  aus,  daß  sich  die  Alkohole,  Carbonsäuren,  Ketone 
und  Aldehyde  sämtlich  von  der  Kohlensäure  oder  von  deren  Hydrat  her- 
leiten. (Vgl.  auch  1853  K.)  Er  folgert  aus  den  Beziehungen  zwischen  den 
Alkoholen  nnd  den  Carbonsäuren  die  Möglichkeit,  neue  Arten  von  Alko- 
holen darzustellen  und  prognostiziert  die  Existenz  der  sekundären  und 
tertiären  Alkohole,  deren  erste  Repräsentanten  1862  von  Friedel  in  dem 
durch  Wasserstoffaddition  an  Aceton  erhaltenen  sekundären  Propylalkohol 
(8.  1862  F.)  und  1863  von  Butlerow  (s.  1863  B.)  in  dem  tertiären  Butyl- 
alkohol  entdeckt  werden. 

—  W.  Knue  entdeckt  die  Nervenendkolben,  in  welche  die  zugespitzt  endigende 
Nervenfaser  eintritt,  und  nennt  sie  „Terminalkörperchen". 

—  FrM^rio  Kabhnami  stellt  dnrch  Fällen  von  Barytsalzen  schwefelsauren 
Baryt  im  Zustande  feinster  Verteilung  dar  und  bringt  denselben  in  Form 
eines  steifen,  20 — 32%  Wasser  haltenden  Breies  unter  dem  Namen  „Blanc 
fix"  in  den  Handel.  Dies  Präparat  wird  in  ausgedehntem  Maße  als 
Malerfarbe,  zur  Papier-  und  Kartonfabrikation,  zur  Wasserglasmalerei  usw. 
benutzt. 

—  Julius  KQka  führt  eine  Reihe  von  verheerenden  Krankheiten  der  Getreide- 
arten, der  Kartoffel  usw.  auf  das  Eindringen  von  Pilzen  zurück. 

^  J.  LMonto  beobachtet  zuerst  an  einer  in  einem  Konzertsaale  brennenden 
Flamme,  daß  auch  frei  (d.  h.  ohne  Röhre,  s.  1777  H.  nnd  1857  S.)  bren- 
nende Flammen  gegen  Klänge  empfindlich  sein  können.  Das  Verhalten 
solcher  frei  brennenden  empfindlichen  Flammen  wird  insbesondere  von 
Barret  und  Tyndall  (1868)  untersucht,  die  als  wesentliche  Vorbedingung 
feststellen,  daß  der  Druck,  unter  dem  das  Gas  entweicht,  so  hoch  sein 
muß,  daß  die  Flamme  fast  zum  Rauschen  kommt. 

—  Joseph  Lorenz  Ritter  von  LikurnaH  gibt  eine  Methode  an,  die  Siehtbarkeits- 
grenze  im  Wasser  (d.  i.  die  Tiefe,  bei  der  ein  versinkender,  vom  Tageslicht 
beleuchteter  (j«gen8tand  dem  Auge  des  Beobachters  entschwindet)  zu  be- 
stimmen. Die  Methode  besteht  darin,  daß  man  eine  weiße  Scheibe  ins 
Wasser  versenkt  und  bestimmt,  bei  welcher  Tiefe  sie  verschwindet.  Das 
Verfahren  wird  1865  von  A.  Secchi  mit  wissenschaftlicher  Genauigkeit 
im  Mittelländischen  Meer  angewendet. 

—  Justus  von  Uokig  weist  mit  großem  Nachdruck  auf  die  von  Way  (s.  1850  W.) 
hinsichtlich  des  Absorptionsvermögens  des  Bodens  gemachten  Entdeckungen 
hin  und  konstatiert  die  Kali-,  Natron-  und  Phosphorsäureabsorption  au& 

—     581     - 


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1868 

neue,  sowie  die  Eiesels&ureabsorption,  die  nach  ihm  dnroh  einen  hohen 
Gtohsdt  des  Bodens  an  Humnäs&ure  herabgedrüokt  wird.  Er  nimmt  als  Ur- 
sache der  AbsorptionseiBcheintingen  nicht  nnr  chemische,  sondern  auch 
physikalische  Kräfte  an.  Er  weist  zuerst  daraof  hin,  dafi  zwischen  den 
Wurzehi  und  den  absorbierten  Stoffen  eigentümliche  Beziehungen  existieren. 
1858  Eduard  Unmnuun  zeigt,  daß  sich  Kalium  ans  Cyankaliom  auf  elektroljti- 
Bchem  Wege  leicht  abscheiden  l&Bt. 

—  David  Uvincstom  erforscht  in  den  Jahren  1858—63  den  unteren  Sambesi, 
die  Stromschnellen  oberhalb  von  Tete,  den  Schire  und  den  Njassasee.  Er 
löst  das  Sambesiproblem,  indem  er  den  Flufi  von  linjranti  bis  zur  Hün- 
dung befährt. 

—  Nachdem  im  Herbst  1858  mit  der  Untersuchung  der  Höhle  von  Brix- 
ham  durch  die  Royal  Society  und  die  Geological  Society  eine  neue  Aera  der 
Höhlenforschung  begonnen  hatte,  tritt  Sir  Charles  Lytil  nachdrücklich  auf 
die  Seite  von  Boucher  de  Perthes  und  bewirkt  dadurch,  daß  dessen  bisher 
kaum  beachtete  Entdeckungen  im  Sommetal  (s.  1836  B.)  allgemein  von 
der  wissenschaftlichen  Welt  angenommen  werd^i. . 

—  Fran^oifi  Marctt  entdeckt,  daß  der  Magen  imstande  ist  Fett  zu  spalten; 
es  gelingt  ihm,  aus  dem  Ätherextrakt  des  MageninhaltB  von  Hunden,  die 
mit  HammeUett  gefüttert  werden,  bei  Znsatz  von  Galle  eine  Emulsion 
herzustellen.    (Vgl.  auch  1880  C.  und  1000  V.) 

—  Jean  Charles  GaUssard  H  Marignae  macht  Untersuchungen  über  Fluor- 
Doppelsalze.  Es  gelingt  ihm,  den  Isomorphismus  von  Fluorverbindnngen 
des  Siliciums  mit  den  entsprechenden  Verbindungen  des  Zinns  zu  be- 
weisen und  dadurch  zur  Feststellung  des  richtigen  Äqnivalentgewichts  für 
Silioinm  entscheidend  beizutragen. 

—  Eduard  von  MartMis  bezeichnet  die  Brackwassertiere  als  eine  eigentümliche 
Mittelstufe  zwischen  den  Süßwasser-  und  den  Meertieren  und  hebt  deren 
Unempfindlichkeit  gegen  Unterschiede  in  Temperatur  und  Salzgehalt  des 
Wassers  hervor. 

—  Der  Ingenieur  MohnM  bildet  die  Brückenträger  mit  einfachem  und  mehr- 
fachem Faohwerk  weiter  aus. 

—  Albert  Moiiaoii  wiederholt  die  Versuche  von  Thomson  (s.  1840  T.)  und 
zeigt,  daß  Wasser  bei  hohem  Druck,  niedrigen  Temperaturen  ausgesetzt, 
nicht  fest  wird,  und  daß  Eis,  hohem  Druck  ausgesetzt,  selbst  bei  niedrigen 
Temperaturen  flüssig  wird. 

—  Karl  Friedrich  Naunuia  spricht  zum  ersten  Male  von  «ner  „Morphologie 
der  Erdoberfläche"  und  definiert  dieselbe  als  die  Lehre  von  den  räum- 
lichen und  gestaltlichen  Verhältnissen  der  festen  Erdkruste.  (S.  a.  1650  V. 
und  1802  P.) 

—  L.  X.  E.  L.  Olllor  führt  den  experimentellen  Nachweis,  daß  Stücke  vom 
Periost,  die  von  ihrem  Mutterboden  getrennt  und  in  andere  Gegenden 
transplantiert  sind,  die  Fähigkeit  beibehalten,  Knochen  zu  erzeugen, 
welche  Beobachtimg  von  Langenbeck  später  für  die  rhinoplastischen 
Operationen  verwertet  wird.     (S.  1800  M.) 

—  Die  OrieaniiMhii  führt  zuerst  auf  dem  europäischen  Festland  die  von  England 
überkommene  durchlaufende  Zugleine  ein,  mit  deren  Hilfe  jeder  Zugbeamte 
durch  die  Tenderglocke  oder  die  Lokomotivpfeife  dem  Maschinenführer 
Gefahrsignal  geben  kann.     (Vgl.  1830  L.) 

—  Oxland  bemüht  sich,  Legierungen  von  Eisen  mit  Wolfram  in  Form  von 
Wolframeisen  und  Wolframstahl  einzuführen.  Der  WoUramgehalt  des 
Eisens    erhöht  dessen  Festigkeit  wesentlich.     (Vgl.  insbesondere  1903  H.) 

—  Louis  Paitoiir  entdeckt,  daß  gleichzeitig  mit  dem  Alkohol  bei  der  Gärung 
nicht   nur  Bemsteinsäure ,    sondern  zugleich   auch  Glyoerin  entsteht,   und 

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1868 

ermittelt,  dafi  etwa  40/0  ^^  Zuckers,  der  vergärt,  zur  Bildnng  dieser 
Produkte  verbraucht  werden.  (S.  a.  1847  8.) 
1858  PatMra  verwendet  zva  Extraktion  des  SUbers  aus  Ersen  nach  dem  Vor- 
schlag von  Hauch  (s.  1846  H.)  untersohwefligBaures  Natron,  welches  das 
zuvor  in  ChlorsUber  übergeführte  Silber  als  Dopjielsalz  in  Ldaung  bringt. 
Ans  der  Lösung  wird  durch  Sohwefelnatrium  SohwefelBilber  gefällt,  aus 
dem  man  durch  Eisen  das  SUber  abscheidet.  Eine  Abart  dieses  Verfahrens 
ist  der  neuerdings  zur  Creltung  gekommene  Russell-ProzeB. 

—  Eugene  Niigot  stellt  das  chlorchromsaure  Kalium  durch  Eingießen  des 
von  BerseliuB  dargestellten  Chromadohlorids  in  eine  wässerige  Lösung  von 
Chlorkalinm  dar.  Greuther  erhält  das  Salz  (1868)  durch  Eintragen  von 
violettem  Chromchlorid  in  schmelzendes  Kaliumbichromat. 

—  Piridii  und  Duppa  stellen  Glykokoll  auf  synthetischem  Wege  durch  Ein- 
-Wirkung  von  Ammoniak  auf  Bromessigsäure  her. 

—  Nachdem  Daniel  Koechhn  auf  einem  chinesischen  BaumwoUgewebe  einen 
bis  dahin  in  Europa  unbekannten  grünen  Farbstoff  gefunden  imd  davon  an 
J.  Persoz  Mitteilung  gemacht  hatte,  gelingt  es  den  vereinten  Bemühungen 
von  J.  PWMK,  R.  Rondot  und  A.  F.  MldMl,  genauere  Kenntnis  über  das 
Cfaineeisch-Grün,  Lo-Kao,  zu  erhalten  und  den  Farbstoff  in  Europa  eiuzu- 
fähren.  Kayser  gelingt  es  1886,  doratis  eine  krystaUisierte  S&ure,  die 
Lokaons&ure,  herzusteUen. 

—  Max  VM  PittankolWr  weist  zuerst  auf  die  wichtige  KoUe  hin,  welche  beim 
Luftverbrauoh  und  Luftwechsel  in  Wohngeb&uden  die  Wände  und  die 
Kitzen  an  Fenstern  und  Türen  spielen.  Bekannt  geworden  ist  sein  Ex- 
periment, durch  eine  massive,  nicht  zu  starke  Ziegelmauer  hindurch  ein 
Licht  auszublasen.  Ähnliche  Versuche  werden  später  von  Lang  (1877), 
Tsuboi  (1893),  Bietachel  (1894)  und  Gosebruch  (1898)  unternommen  und 
ergeben  sämtlich,  daB  absolut  undurchlässige  Wände  unter  normalen  Um- 
ständen nicht  existieren.  Die  Versuche  Pettenkofer's  und  Lang's  erstrecken 
sich  auch  auf  die  Durchlässigkeit  des  Gesteins  für  Wasser  imd  ergeben, 
daß  es  völlig  undurchlässigen  Fels  nicht  gibt,  was  für  die  QueUenlehre 
von  Wichtigkeit  ist. 

—  Pwacty  in  Birmingham  macht  ein  photographisches  Kopierverfahren 
(Kohleverfahren)  bekannt,  bei  welchem  die  lichtempfindliche  Schicht,  be- 
stehend aus  Gummi  arabicum,  chromsauren  Salzen  und  Pigmenten,  auf 
Papier  aufgetragen  und  unter  einem  Negativ  belichtet  wird.  Dieser 
Prozeß  wird  unter  dem  Namen  „Gummidruck"  neuerdings  zur  Herstellung 
künstlerischer  Photographien  vielfach  verwendet. 

—  Der  amerikanische  Ingenieur  George  PiiUman  führt  die  Eisenbahnluxus- 
wagen (Pullman  Cars)  ein,  die  er  im  Jahre  1867  so  einrichtet,  daß  sie 
am  Tage  als  Salonwagen,  nachts  als  Schlafwagen   dienen.     (S.  a.  1836  C.) 

—  A.  Rain  konstruiert  die  erste  Damp&chnellbremse,  bei  welcher  die  Brems- 
kraft von  der  Lokomotive  auf  den  Tender  und  die  Wagen  des  Zuges  über- 
tragen wird,  imd  alle  Fahrzeuge  eines  Zuges  durch  den  Lokomotivführer  zu 
gleicher  Zeit  gebremst  werden  können.  Er  bringt  an  jedem  Wagen  kleine 
Zylinder  mit  doppelten  Kniben  an,  die  direkt  mit  den  gegen  die  Bäder 
wirkenden  Bremsklötzen  verbunden  sind.  Gelangt  von  der  Lokomotive 
Dampf  in  die  Kolben,  so  werden  diese  auseinander  getrieben  und  pressen 
die  Bremsklötze  gegen  die  Bäder. 

—  Der  Ingenieur  Ferdinand  RMHMikaelMr  erwirbt  sich  große  Verdienste  um 
die  Begründung  des  wissenschaftlichen  Maschinenbaus  durch  Einführung 
der  Methode  der  Verhältniszahlen. 

—  Peter  Rltdngir  erfindet  für  den  Bergwerksbetrieb  den  stetig  wirkenden 
Seiten-   oder   Querstoßherd,   der  auf  dem  Prinzip  beruht,   die  auf  einer 

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1868 

Bchwach  geneigten  Herdfläche  abwärts  gespülten  Gresteinsarten  durch  Quer- 
stöße in  diagonale,  je  nach  dem  spezifischen  Grewicht  divergierende  Weg- 
kurven zu  treiben  und  die  auf  diese  Weise  separierten  Mineralsorten  in 
nebeneinander  liegende  Behälter  gesondert  am  unteren  Herdende  aufzu- 
fangen. Dieser  Herd  -wird  von  Palmer  und  später  von  Stein  (s.  1884  L.) 
wesentlich  verbessert. 
1858  F.  RoMaion  imd  Ed.  Cotham  konstruieren  die  erste  hydraulische  Kasten- 
presse, die  zur  Aufnahme  des  Preßgutes  einen  siebtopfartigen,  in  einem 
gußeisernen  Kasten  sitzenden  Behälter  hat,  dessen  Füllung  und  Ent- 
leerung unter  der  Presse  geschieht.  Die  Presse  wird  namentlich  von 
Luther  in  Braunsohweig,  EgestorfF  in  Hannover  u.  a.  verbessert. 

—  Rolle  verbessert  die  zuerst  in  England  zur  Destillation  bituminöser 
StofFe  eingeführten,  den  Koksöfen  nachgebildeten,  stehenden  Schweel- 
apparate,  und  führt  durch  die  Einrichtung  der  stehenden  Retorten  mit 
kontinuierlichem  Betriebe,  die  er  erst  aus  Eisen,  später  aus  Schamotte 
konstruiert,  eine  wesentliche  Verbesserung  und  Verbilligung  des  Betriebes 
herbei. 

—  Der  Franzose  >>tiMtn  baut  das  nach  ihm  benannte  unterschlächtige 
Wasserrad,  welches  sich  durch  großen  Durchmesser,  geringe  Umfangs- 
geschwindigkeit, große  Sohaufelhöhe  und  sehr  enge  Teilung  kennzeichnet 
und  dessen  Wirkung  auf  dem  G-ewioht  des  sinkenden  Wassers  beruht. 

—  Henri  Balato-Clalra-Dtviii«  und  Canm  lehren  die  das  KrystaUisieren  begün- 
stigende Wirkung  des  Fluorwasserstoffs  und  anderer  Fluorverbindungen 
und  erzeugen  mit  deren  HUfe  in  den  Jahren  18S8— 65  eine  Anzahl  künst- 
licher Mineralien. 

—  Graf  K.  M.  SduriffotMii  empfiehlt  die  kohlensaure  Ammoniakmagnesia,  die 
in  ammoniakaUsoher  Flüssigkeit  unlöslich  ist,  für  analytische  Zwecke, 
namentlich  zur  Scheidung  des  Magnesiums  von  den  Alkalimetallen. 

—  Der  Botaniker  August  ScIiMk  erforscht  (1858—91)  die  Verbreitung  und 
Lebensweise  der  vorweltlichen  Pflanzen,  indem  er  deren  Reste  unter  Be- 
rücksichtigung der  Pflanzengeographie,  Anatomie  und  Morphologie  unter- 
sucht. Er  übt  durch  seine  Tätigkeit  auf  den  paläontologischen  Gebieten 
einen  großen  Einfluß  auf  die  Entwickliug  der  Paläophytologie  aus. 

—  Nachdem  in  Frankreich  Pb.  J.  Roux  (1852)  und  S6dillot  (1853)  für  das 
operative  Verfahren  bei  der  Geaiohtsneuralgie  eingetreten  waren,  faßt 
Franz  Schah  seine  vielfachen  Erfahrungen  darüber  in  der  wichtigen  Mono- 
graphie „Über  Giesichtsneuralgie  und  über  die  Erfolge  der  dagegen  vor- 
genommenen Nervenresektionen"  zusammen. 

—  Nachdem  John  Russell  1797  die  ersten  Relief darstellungen  des  Mondes 
ausgeführt  hatte,  gibt  Angelo  Sacchl  eine  sich  durch  vortrefQiche  Arbeit  aus- 
zeichnende plastische  Darstellung  des  Mondgebirges  „Archimedes"  heraus. 
In  neuester  Zeit  werden  solche  Reliefs  des  Mondes  namentlich  von  Lade 
und  von  Stnyvaert  veröffentlicht. 

—  Nachdem  1792  William  Fullarton  ein  englisches  Patent  auf  Scheidung  von 
Eisenerzen  durch  Anwendung  magnetischer  Anziehung  erhalten  hatte,  und 
Arthur  Wall  (1847)  und  Chenot  (1854)  Elektromagnete  für  diesen  Zweck 
benutzt  hatten,  ohne  daß  sich  eine  praktische  Ausbeutung  daran  geknüpft 
hätte,  konstruiert  Quintino  MIa  eine  elektromagnetische  Maschine  zu  Auf  - 
bereitungszwecken. Es  gelingt  ihm,  mit  dieser  Maschine  die  wegen  ihres  Ge- 
halts an  feineingesprengtem  Kupferkies  sonst  schwer  aufzubereitenden  Ma- 
gneteisenerze von  TraverseUa  in  Oberitalien  behufs  Herstellung  eines  kupfer- 
und  Bchwefelfreien  Roheisens  zu  reinigen  und  bedeutende,  aus  einem 
innigen  Gremenge  von  Magneteisenstein,  Schwefel-  und  Kupferkies  be- 
stehende Erzmittel,  die  bis  dahin  unbenutzt  geblieben  waren,  auszubeuten 

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18&8 

1858  Stoimna  und  Hahln  bringen  auf  Vorschlag  des  hannoTeischen  Telegraphen- 
ingenieuiB  Karl  FrlidiM  den  Siemens'Bchen  Magnetinduktor  als  Stromquelle 
für  Eisenbahnläutewerke  in  Anwendung. 

—  Henry  Clifton  Sorty  verfaßt  im  AnschluB  an  seine  früheren  Untersuchungen 
(s.  1850  S.)  eine  Schrift  über  die  mikroskopische  Struktur  der  Krystalle, 
die  eine  vollständige  Umgestaltung  der  petrographisohen  Untersuchungs- 
methode bedeutet.  Indem  er  aus  der  Anwesenheit  von  Flüasigkeits-,  Gas-, 
Krystall-,  Glas-  und  Sohlackeneinschlüssen  den  neptunischen  oder  pluto- 
nischeu  Ursprung  bestimmter  Gesteine  beweist,  erledigt  er  langjährige 
geognostische  Streitfragen. 

—  John  Hanning  8|Mk«  zieht  von  Unjanjembe,  wo  sein  Begleiter  Bulton 
zurückgeblieben  ist  (vgl.  1867  B.)  weiter  und  entdeckt  am  3.  August  den 
Ukerewesee  (Viktoria -Nyanza),  den  er  für  einen  Quellsee  des  Nils  erklärt. 
(Vg^.  1860  S.) 

—  Balfour  Slfwiirt  entwickelt  in  seiner  Abhandlimg  „An  acoount  of  some  ez- 
periments  on  radiant  heat"  den  Satz  des  Gleichgewichts  zwischen  den 
absorbierenden  luid  ausstrahlenden  Eigenschaften  der  Körper,  jedoch  nur 
bezüglich  der  Wärme  und  ohne  Bezugnahme  auf  einen  Zusammenhang 
mit  der  SpektralanaLyse. 

—  MnuMI  und  Mnon  in  London  verbessern  die  Dampffeuerspritze.  Sie  geben 
ihr  einen  vertikalen  Böhrenkessel  mit  konischer  Feuerbüchse  und  füllen 
einen  Teil  des  Wasserraums  mit  Kammern,  die  mit  dem  Dampfraum  in 
Verbindung  stehen,  wodurch  der  Dampf  stets  trocken  erhalten  und  das 
lästige  Spucken  der  Maschine  beseitigt  wird.  Sehr  gute  Konstruktionen 
von  Feuerspritzen  bringen  in  den  siebziger  Jahren  Merryweather  und  Field, 
Jauck  in  Leipzig,  Button  in  London  u.  a.  in  den  Handel. 

—  William  Thomson  (Lord  Kelvin)  gibt  dem  von  Gauß  und  Weber  (s. 
1833  G.)  erfundenen  Spiegelgalvanometer  für  den  Gebranch  auf  Kabel- 
sohifien  eine  so  zweckmäßige  Einrichtung,  daß  die  Schwankungen  des 
Schiffes,  selbst  bei  hohem  Seegang,  die  Stellung  des  Spiegels  gegen  die 
Skala  nicht  beeinflussen.  Aus  diesem  „Marine-Galvanometer"  genannten 
Apparat  geht  später  das  Sprech -Galvanometer  für  den  Kabelbetrieb  hervor. 

—  Der  Engländer  Towniond  gibt  dem  englischen  Rundstuhl  eine  wesentliche 
Verbesserung,  indem  er  statt  der  bisher  gebrauchten  Hakennadeln  Zungen- 
nadehi  einführt,  bei  welchen  die  Maschenbüdung  viel  einfacher  vor  sich 
geht.  Hiermit  ist  schon  der  Übergang  zu  den  neueren  Strickmaschinen 
▼ollzogen,  da  die  Arbeit  der  Zimgennadeln  dem  Handstricken  sehr  ähn- 
lich ist. 

—  Moritz  TnuiM  spricht,  ohne  dies  durch  Versuche  beweisen  zu  können,  die 
Anschauung  aus,  daß  in  der  Hefe  ein  besonderes  Gänmgsenzym  (Ferment) 
vorhanden  sei  und  versucht  in  seiner  „Theorie  der  Fermentwirkungen"  die 
Oxydation  im  Körper  durch  sauerstoSübertragende  Oxydationsfermente 
zu  erklären.  Duroh  Jaquet  (s.  1892  J.),  Spitzer  (s.  1899  8.),  Schittenhelm 
(1904  S.)  u.  a.  ist  das  Vorkommen  solcher  Körper  ganz  sichergestellt,  die 
Spitzer  später  aus  verschiedenen  tierischen  Organen,  wie  Leber,  Niere  usw., 
herstellt. 

—  VMtt,  Uhrmacher  in  Beauvais,  erfindet  einen  von  vorbeifahrenden  Eisen- 
bahnzügen aus  zu  erregenden  Magnetinduktor,  mit  dem  er  auf  der  Bahn- 
linie Paris-La  Chapelle  ein  völlig  selbsttätiges  Blocksignal  betreibt. 

—  Rudolph  Vlrchow  verbreitet  durch  seine  Abhandlung  „Über  die  Natur  der 
konstitutioneU-syphüitischen  Affektionen"  das  erste  Licht  über  die  eigen- 
tümlichen Latenz-  und  Recrudescenzperioden  der  Syphilis  und  stellt  die 
Einfuhr  des  syphilitischen  Virus  ins  Blut  von  den  einzelnen  Organen  oder 
Geweben  aus  fest. 

—     585     — 

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1868 

1858  Alfred  Bussell  WallaM  entwickelt  gleichseitig  mit  Darwin  (g.  1858  D.)  im 
Jonmal  der  Linnean  Society  in  London  vom  Juli  das  Prinsip  der  natür- 
lichen Zuchtwahl  nnd  dessen  Einfluß  auf  den  Ursprung  der  Arten. 

—  James  Alfred  Wanklyn  stellt  durch  Behandlung  von  Natriom&thyl  mit 
Kohlensäure  propionsaurea  Natron  synthetisch  dar. 

—  Der  englische  Clümrg  Sir  Thoma«  Spencer  Wdlt  bQdet  die  Ovariotomie 
(operative  Entfernung  kranker  Eierstöcke  durch  den  Bauohschnitt)  aus, 
die  noch  in  der  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  von  den  namhaftesten  Chirur- 
gen der  großen  Gefahr  wegen  für  eine  unzulässige  Operation  erklärt  worden 
war.    (S.  1809  M.)  , 

—  Charles  WhMMon*  konstruiert  den  mit  Induktionsströmen  betriebenen 
sogenannten  ABC-Telegraphen,  der  in  verbesserter  Form  noch  jetzt  in 
England  in  Gebrauch  ist. 

—  Joseph  Whltworlh  konstruiert  ein  gezogenes  Geschütz,  dessen  Rohrboh- 
rung anstatt  eingeschnittener  Züge  den  Querschnitt  eines  regelmäBigen 
Sechsecks  hat;  der  Querschnitt  verläuft  in  schraubenförmiger  Windung 
(mit  Drall.  —  Vgl.  auch  1863  L.).  Der  Aufbau  des  Eohres  erfolgt 
durch  Zusammensetzung  einer  großen  Anzahl  einzelner  Kinglagen.  (Vgl. 
1869  A.) 

—  Gustav  WtodMiuuin  beobachtet,  daß  Erschütterungen  auf  Magneten,  wäh- 
rend sie  magnetisiert  werden,  erregend  wirken,  daß  andererseits  jedoch 
ein  fertiger  Magnet  durch  Stoßen  oder  Fallenlassen  bedeutend  geschwächt 
wird,  und  erklärt  diese  Erscheinungen  durch  die  Hypothese,  daß  die 
magnetisierbaren  Körper  aus  Elementarmagneten  bestehen,  welche  im  un- 
magnetisierten  Zustand  lediglich  unter  dem  Einfluß  der  im  Innern  der 
Körper  tätigen  Molekularkräfte  alle  möglichen  Lagen  haben,  aber  durch 
den  Akt  des  Magnetisierens  sämtlich  parallel  gerichtet  werden. 

—  Adolphe  Warb  führt  analog  der  Oxydation  des  Glykok  (s.  1867  W.)  das 
Propylglykol  bei  Gegenwart  von  Platinschwarz  durch  den  Sauerstoff  der 
Luft  in  Milchsäure  über. 

—  Gustav  Ztunir  publiziert  sein  Werk  „Schiebersteuerung",  in  welchem  er 
die  Anordnung  der  Schiebersteuerongen  behandelt  und  Methoden  angibt, 
um  mit  Hilfe  der  Schieberdiagramme  die  zweckmäßigsten  Verhältnisse  der 
Steuerung  herauszufinden.   (Vgl.  auch  1863  V.) 

1859  Sir  William  G«orge  ArmtiraiiK  bildet  —  nach  Angaben,  welche  der  General 
Fredericks  bereits  1830,  Oberst  Thierry  1834,  sowie  Professor  Treadwell 
1840  gemacht  hatten  (vgl.  auch  1857  R.  und  1858  W.)  —  den  Aufbau  des 
Geschützrohrs  aus  mehreren  einzelnen  Teilen  weiter  aus,  indem  er  ein 
inneres  Kemrohr  mit  einer  Anzahl  glühend  aufgezogener,  bdm  Abkühlen 
das  Kemrohr  fest  umspannender  Eisen-  oder  Stahlröhren  ummantelt  (so- 
genannte „künstliche  Metallkonstruktion"),  womit  er  die  Widerstands- 
fähigkeit des  Rohres  bei  großen  Ladungen  beträchtlich  steigert.  Fräser 
vereinfacht  (beim  Woolwich-G«schütz)  das  Verfahren,  indem  er  die  Zahl 
der  auf  das  Kemrohr  aufzuziehenden  Verstärknngsringe  vermindert.  In 
hervorragender  Weise  wird  diese  Art  des  Rohraufbaues  von  Krupp  in  Essen 
weiter  ausgebildet. 

—  Sir  Joseph  Bazalptta  legt  einen  Entwurf  für  die  Kanalisation  von  London  vor, 
der  in  den  Jahren  1869 — 75  mit  einem  Kostenaufwande  von  90 Millionen  Mark 
zur  Durchführung  gelangt.  Nach  diesem  Entwürfe  werden  die  Abflüsse 
am  unteren  Ende  der  Stadt  in  große,  hoch  gelegene  Behälter  gepumpt, 
aus  denen  sie  bei  Hochwasser  in  die  Themse  abfließen  und  alsdann  durch 
den  Ebbestrom  in  das  Meer  befördert  werden.  Dieses  Verfahren  ist  für 
den  damaligen  Stand  des  Kanalisationsproblems  tsrpisch. 

—     586     — 

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186» 

18S9   Moroeliu  BwriMlot  scheidet   zuerst  das  Aoetylen   aas  seinen  Metallverbin- 
dangen  in  reinem  Zustande  aus  und  gibt  ihm  den  Namen. 

—  Christian  Wilhelm  BloimIraMi  stellt  zuerst  das  Molybd&nozydul  dar  und 
zeigt,  daß  das  von  Berzelius  (1818)  als  Oxydul  angesehene  Präparat  das 
Sesquioxydnl  ist.  Das  Molybdänoxyd  stellte  bereits  Bucholz  (1806)  durch 
Glühen  von  molybd&nsanrem  Ammoniak  dar.  Das  Molybdfinchlorfir  wird 
von  Blomstrand,  das  Sesquichlorür  und  Chlorid  werden  von  Berzelius 
zuerst  dargestellt. 

—  John  Creorge  Bodimr  konstruiert  die  erste  hydraulische  Trogpresse,  bei  welcher 
der  PreSbehälter  ähnlioh  wie  der  PreBseiher  (s.  1832  R.)  gebaut,  jedoch  der 
Höhe  nach  in  mehrere  Teile  zerlegt  ist,  so  daß  man  an  Stelle  des  einen 
hohen  Zylinders  mehrere  niedrige,  trommeiförmige  Tröge  erhält.  Die 
Presse  wird  vom  G-rusonwerk,  von  Potesa  und  namentlich  von  Ehrhardt 
wesentlich  umkonstruiert. 

—  Hermann  Bnlumr  eröfinet  die  erste  Anstalt  für  Lungenkranke  in  Görbers- 
dorf  im  Waldenburger  Gebirge.  Die  daselbst  erzielten  günstigen  Ergeb- 
nisse veranlassen  Dr.  Spengler,  ähnhche  Kuren  in  Daves  zu  versaohen, 
was  zu  dem  großen  Aufschwung  der  Hochgebirgskuren  in  den  Schweizer 
Alpen  führt. 

—  Thomas  Braoki  in  Manchester  empfiehlt  zuerst  den  Breohweinstein  als  Zu- 
satz zu  tannin-  und  gerbsäurehaltigen  Beizen  für  die  basischen  aminartigen 
künstlichen  Farbstoffe.  Als  Ersatz  für  Breohweinstein  wird  seit  1883  viel> 
fach  das  von  P^got  und  Lassaigne  zuerst  dargestellte  oxalsaure  Antimon- 
Kalium  verwendet. 

—  Robert  Wilhelm  von  Bmhm  lehrt  in  seinen  „Flammenreaktionen",  daß  fast 
alle  mit  dem  Lötrohr  zu  erhaltenden  Reaktionen  auch  ohne  dasselbe  mit 
Leichtigkeit  und  Präzision  in  der  nicht  leuchtenden  Leuchtgasflamme  her- 
vorgebracht werden  können. 

—  Nachdem  seit  den  Forschungen  von  Hersohel,  Talbot,  Brewster  und  Wheat- 
stone  (siehe  diese)  die  Anschauungen  über  die  Spektrallinien  trotz  der  Ar- 
beiten von  Miller,  Swan,  Foucault,  Ängström,  Balfour  Stewart  u.  a.  keine 
weitere  Klärung  gefunden  hatten,  erkennen  Robert  Wilhelm  «on  Bumm 
und  Gustav  Kirehhoff,  daß  eine  jede  verdampfbare  Substanz,  in  eine  Flamme 

.  gebracht,  oder  jeder  glühende  Dampf  ein  charakteristisches  Spektrum  habe, 
und  daß  das  Spektrum  deshalb  ein  ausgezeichnetes  Mittel  für  die  chemische 
Analyse  sei  und  begründen  dadurch  die  Spektralanalyse. 

—  Alexander  Bvtliraw  erhält  bei  Einwirkung  von  AlkaUen  auf  Dioxymethylen 
einen  zuckerartigen  Körper,  den  er  Methylenitan  nennt  und  der  eine  Art 
synthetischer  Bildung  eines  zuckerartigen  Alkohols  darstellt. 

—  Alexander  Biitlaraw  verwendet  zuerst  in  einer  Besprechung  der  Couper- 
Kekulö'schen  Theorie  den  Ausdruck  „Chemische  Struktur",  den  er 
als  die  Art  imd  Weise  der  gegenseitigen  Bindung  der  Atome  in  einem 
Molekül  auffaßt. 

—  Der  Kommissionsrat  ColiMlutcii  erfindet  den  aus  Pappe  gepreßten,  fiasohen- 
bodenförmigen  Preßspanboden,  welcher  bei  den  preußischen  Hinterlade- 
kanonen mit  Kolben  Verschluß  zur  Gasabdichtung  des  Rohres  dient. 

—  Auf  den  Bericht  der  CommlMlM  du  dIapaiM  hin  wird  durch  Verordnung 
vom  16.  Februar  1869  für  Frankreich  eine  Normalstimmgabel  eingeführt 
mit  a  =  436  ganzen  Schwingungen  in  der  Sekunde. 

—  Jean  Victor  Cotla  gründet  in  Concameau  (Bretagne)  das  erste  Meeres- 
laboratorinm  für  biologische  Untersuchungen. 

—  Nachdem  die  Trockenbagger  zur  Herstellung  großer  Einschnitte  bei  Eisen- 
bahn- und  Kanalbauten  in  Amerika  ausgezeichnete  Dienste  geleistet  hatten, 
(g.  1843  O.),   konstruiert   Couvnux  seinen   Trockenbagger,   der   zuerst   am 


—     587     — 

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1859 

Suezkanal  und  dem  Donaudurchstich  bei  Wien,  dann  in  verbeeserter  Form 
beim  Panama-,  Nordostsee-  und  Manchester  -  Kanal  aasgedehnte  Verwen- 
dung findet.  Eine  bedeutende  Zunahme  an  Standsicherheit  erhält  der 
Trockenbagger  durch  die  von  der  Lübecker  MaschinenbaugeseUschaft  suerat 
angeordnete  Lage  des  Ladegleises  zwischen  den  beiden  Schienen,  auf  denen 
der  Bagger  sich  bewegt.  In  dieser  Form  wird  der  Bagger  als  „Lübecker 
Trockenbagger"  viel  verwendet.  Seine  Leiatuagsfähigkeit  ist  1600  bis 
1800  cbm  Boden  in  12  Stunden. 
1859  Edward  A.  Cowpor  wendet  das  Siemens'sche  Prinzip  der  Begeneration  der 
Wärme  für  die  Winderhitzung  an.  Seine  Apparate  mit  Gichtgasheizung 
finden  auf  den  Hütten  des  Clevelanddistriktes  rasch  Eingang,  sie  leiden 
aber  an  dem  Übelstand,  daß  ihre  Züge  sich  schwer  reinigen  lassen. 

—  Nachdem  Bunsen  und  Roscoe  auf  die  Leuchtkraft  des  brennenden  Mag- 
nesiums hingewiesen  hatten,  benutzt  William  CrookM  dasselbe  zuerst  in 
Form  von  Band  und  Draht  zu  photographischen  Aufnahmen. 

—  Walter  Crum  unterwirft  die  Zeuge,  die  mit  OrseUle  und  Anilinfarben  be- 
druckt werden  sollen,  einer  Vorbehandlung  mit  Casän.   (Vgl.  auch  1854  G.) 

—  Charles  Eobert  Darwin  gibt  im  November  sein  Buch  „Die  Entstehung  der 
Arten  durch  natürliche  Zuchtwahl  oder  die  Erhaltung  der  begünstigten 
Kassen  im  Kampf  ums  Dasein"  heraus,  in  dem  die  im  Vorjahr  von  ihm 
ausgesprochenen  Ideen  (s.  1858  D.)  im  Zusammenhang  behandelt  und  aus- 
führlich begründet  werden. 

—  Warren  D«  la  Rw  schlägt  vor,  die  Buchdruokerwalzen  anstatt  aus  Leim 
und  Sirup  aus  Leim  und  Glycerin  zu  fertigen.  Die  so  entstehende  Walzen- 
masse wird  in  der  Folge  für  den  „Hektograph"  genannten  Vervielfäl- 
tigungsapparat viel  gebraucht.    (S.  1819  G.) 

—  Heinrich  Wilhelm  Dora  zeigt,  wie  man  durch  die  stereoskopische  Betrach- 
tung die  Identität  oder  Nichtidentität  zweier  scheinbar  gleichartiger  typo- 
graphisoher  Erzeugnisse  nachweisen  kann.  Es  ist  dies  besonders  für  die 
Entdeckung  von  Fälschungen  bei  Wertpapieren  von  Wichtigkeit. 

—  G.  L.  Oraka  erbohrt  am  28.  August  bei  TitusvUle  in  Pennsylvanien  bei 
dem  Versuche,  einen  artesischen  Brunnen  zu  graben,  in  22  m  Tiefe  eine 
Petroleumquelle  von  außerordentlicher  Ergiebigkeit.  Seitdem  wird  dieses 
seit  alten  Zeiten  als  Erdöl  bekannte  Produkt  ein  Welthandelsartikel.  Jähr- 
liche Gesamtausbeute  der  Erde  gegenwärtig  etwa  26  Millionen  Tonnen. 

—  Am  24.  November  läuft  die  nach  den  Plänen  des  Chefingenieurs  des  fran- 
zösischen Schiffbaudepartements  Dnpuy  da  Uma  gebaute  Panzerfregatte 
„La  Gloire"  in  Toulon  vom  Stapel:  das  erste  Hoohseepanzeisohiff. 
(S.  1855  G.  und  1860  W.) 

—  Der  französische  Reisende  Henri  Duvayriar  erforscht  in  den  Jahren  1859 — 60 
die  westliche  Sahara,  sowie  die  Grenzgebiete  von  Algier,  Tunis  und  Tripolis. 

—  Paratay  und  Taylar  weisen  nach,  daß  die  VorsteUung  von  mner  Zersetzung 
des  überhitzten  Dampfes,  bei  der  sich  der  Wasserstoff  mit  dem  übrigen 
Dampf  zu  einem  leicht  explodierbaren  Gemisch  vereinigen  sollte,  falsch  ist, 
und  tragen  dadurch  wesentlich  zur  Einführung  des  überhitEten  Dampfes 
in  die  Maschinenpraxis  bei.     (Vgl.  1857  P.) 

—  Moses  G.  Farmar  in  Newport  erleuchtet  im  Juli  sein  Haus  mit  42  Platin- 
Glühlampen  und  errichtet  damit  die  erste  elektrische  Hausbeleuchtungs- 
anlage. 

—  Der  französische  Ingenieur  Flaur-Saint-Oanli  wendet  zur  pneumatischen  Fon- 
dierung  der  Eehler  Rheinbrücke  zuerst  Caissons  (Senkkästen)  an. 

—  Edmond  Firfniy  stellt  ammoniakalisohe  Chromverbindungen  (Ammonio- 
chromverbiudungen)  dar,  die  sich  an  die  von  ihm  früher  hergestellten  Kobalt- 
verbindungen (vgl.  1850  F.)  anschließen. 

—     588     — 


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1859 

1869  Carl  FrltWh  bemüht  sich,  in  ähnlicher  Weise,  wie  die  Pflanzenphänologie, 
anoh  eine  Tierph&nologie  ins  Leben  zu  rufen,  und  gibt  Anleitungen  zur 
Vornahme  rationeller  Beobachtungen,  namentlich  in  bezug  auf  das  Er- 
wachen der  im  Winterschlaf  begriffen  gewesenen  Lebewesen,  das  erste 
Auftreten  von  Tieren  (Schmetterlingen  usw.),  deren  Lebensdauer  an  die 
Jahresperiode  gebunden  ist,  und  die  Zeitpunkte  dw  Abreise  und  Wieder- 
kehr der  Zugvögel. 

—  William  CkMaaf*  führt  für  die  nasse  Eupferextraktion  die  Anwendung  des 
durch  Eeduktion  von  Eisenoxyd  mit  Kohle  bei  niedriger  Temperatur  ge- 
wonnenen Eisenschwamms  ein.     (S.  1846  C.) 

—  Emest  Qiiigmt  stellt  durch  Glühen  eines  Gemenges  von  Kaliumbichromat 
imd  krystallisierter  Borsäure  und  Auswaschen  der  Schmelze  mit  Wasser 
ein  schön  grünes  Chromhydroxyd  dar,  das  unter  dem  Namen  „Guignet's 
Grün"  als  Farbstofl  in  den  Handel  kommt. 

—  Der  Tierarzt  Karl  QOntfior  in  Hannover,  einer  der  bedeutendsten  tierärzt- 
lichen Anatomen  und  Chirurgen  Deutschlands,  verfaßt  zusammen  mit 
seinem  Vater  (s.  1836  G.)  das  Werk  „Beurteilongslehre  des  Pferdes",  in  wel- 
chem sich  wertvoUe  allgemein  auf  die  tierische  Mechanik  gestützte  Gnmd- 
lehren  finden.  Er  schreibt  zuerst  eine  wissensohaftliehe  Myologie  des 
Pferdes. 

—  Charles  Gardiner  Quthrto  führt  das  von  Baiard  (vgL  1844  B.)  entdeckte 
Amylnitrit  (Salpetrigsäure-Amyläther)  als  Anästhetiknin  in  die  Therapie  ein. 

—  Timothy  HiKkworth  konstruiert  eine  Lenkersteuerung  mit  Knlissenführung, 
die  später  vielfach  von  Brown,  Lincke,  King,  Bremme,  MarshaU,  Joy  u.  a. 
abgeändert  und  verbessert  wird. 

—  Der  Anthropolog  Robert  Hartananii  macht  auf  seiner  Beise  mit  dem  Frei- 
herm  A.  von  Barnim  (dem  auf  dieser  Expedition  am  blauen  Nil  gestor- 
benen Sohn  des  Prinzen  Adalbert  von  PreuBen)  bemerkenswerte  Beobach- 
tungen über  die  wilden  and  zahmen  Säugetiere  der  oberen  Nilgegenden, 
und  stellt  später  auf  der  Insel  Läsö  im  Kattegat  interessante  Unter- 
suchungen über  wirbellose  Seetiere  an. 

—  Oswald  HwM  entdeckt  die  Protocateohusäure  (Ortho-Dioxybenzoesäure) 
bei  Behandlung  von  Chinasäure  mit  Brom  und  Wasser.  Die  Säure  wird 
1866  von  Hlasiwetz  und  Barth  auch  bei  Behandlung  des  Catechins  mit 
schmelzendem  Kali  gewonnen.  DaB  bei  Ersatz  von  Hydroxylgruppen 
durch  Methoxyl  die  Protocatechusäure  in  Vamllinsäure  und  Isovanillin- 
säure übergeht,  beobachtet  1875  Tiemann. 

—  Heinrich  Hermann  HIathnti  erhält  bei  der  Behandlung  von  Pikrinsäure 
mit  Cyankaliumlösung  die  Isopurpursäure,  die  als  „Grenat  soluble"  zum 
Färben  von  Wolle  und  Seide  Verwendung  findet. 

—  Edward  Humphryt  und  J.  F.  Sptncar  machen  sich  um  die  endgültige  Ein- 
führung des  Oberflächenkondensators  sehr  verdient,  der  von  jetzt  ab  eine 
große  Bolle  in  der  Dampf maschinenpraxis  spielt,  da  dadurch  die  Möglich- 
keit gegeben  wird,  den  Dampfdruck  namentlioh  bei  der  Schifismaschine 
wesentUoh  zu  steigern. 

—  JMBinC*  gibt  ein  viel  gebrauchtes  Verfahren  zur  Darstellung  von  Fisch- 
leim an,  bei  welchem  die  Fische  verschiedentlich  mit  Säuren  behandelt  wer- 
den, und  die  Masse  nach  schließlicher  Neutralisiemng  der  Säure  mit  Kalk 
durch  Kochen  mit  Wasser  in  Leim  übergeführt  wird.  In  ähnlicher  Weise 
wird  aus  der  Schwimmblase  des  Hausen  die  Hausenblase,  der  wichtigste 
Bepräsentant  der  Fischleimarten  gewonnen.  Seit  1889  wird  auf  den  nor- 
dischen Walfischstationen  auch  Walfischleim  dargestellt. 

—  Gustav  KIrchlraff  beweist  die  Koinzidenz  der  Natriumlinie  mit  der  Linie  D 
des  Fraunhofer'schen  Sonnenspektrums,   indem  er  Drummond'sches  Licht 

—     589     — 

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1868 

durch  eine  Natriomflamme  und  dann  durch  das  Prisma  fallen  l&Bt  und  so 
an  Stelle  der  hellen  Natriumlinie  eine  dunkle  Linie  erhält.  Er  sieht  hier- 
aus den  Schluß,  daß  die  Fraonhofer'sohen  Linien  infolge  von  D&mpfen 
entstehen,  welche  die  glühende  Sonne  umgeben  und  das  ron  ihr  aus- 
gehende Licht  der  Absorption  unterwerfen,  und  eröffnet  damit  der  Astro- 
physik eine  bedeutsame  Perspektive. 
1860  Gustav  Klrehhott  stellt  den  Satz  auf,  daß  das  Verhältnis  swischen  dem 
Emissionsvermögen  und  dem  Absorptionsvermögen  für  Wärme  und  Licht- 
strahlen für  dieselbe  Wellenlänge  bei  derselben  Temperatur  für  alle  Körper 
identisch  ist,  und  zwar  gleich  dem  Emissionsvermögen  eines  absolut 
Bchwarsen  Körpers  (d.  h.  eines  solchen,  der  alle  auf  ihn  treffende  Strahlen 
absorbiert)  für  dieselbe  Wellenlänge  und  Temperatur.  (KirchhofTsohes 
Gesetz  —  vgl.  auch  1868  St.,  1879  St.,  1884  B.,  1898  L.) 

—  J.  A.  L.  W.  Knot  untersucht  die  Stoffaufnahme  der  Pflanzen  und  gelangt 
zu  dem  Resultat,  daß  das  sogenannte  Saussure'sche  Gesetz  der  Stoffauf- 
nahme (s.  1804  S.)  nicht  immer  zutreffend  ist,  daß  vielmehr  unter  be- 
stimmten Verhältnissen  auch  mehr  Salze  aus  der  Lösung  in  die  Pflanze 
übergehen  können,  als  dem  aufgenommenen  Wasser  entspricht,  und  so 
eine  verdünntere  Lösung  als  die  ursprüngliche  übrig  bleiben  kann. 

—  Julius  KOhn  findet  Mittel  gegen  die  von  Schacht  (s.  1869  S.)  entdeckten 
Bübennematoden  in  dem  Anbau  von  Fangpflanzen,  als  welche  sich  ins- 
besondere der  Sommerrübsen  bewährt,  in  dessen  Wurzeln  die  jimge  Nema- 
todenbrut  einwandert.  Nach  festgestellter  Einwanderung  werden  die  Kübsen 
durch  Grubbern  und  Pflügen  zerschnitten  und  zum  Absterben  gebracht, 
wobei  auch  die  Nematodenlarven  zugrunde  gehen. 

—  Madame  LttMn  hat  zuerst  den  Gedanken,  durch  Funkenentladung  in  Luft 
eine  technische  Gewinnung  von  Salpetersäure  aus  freiem  Stickstoff  in 
größerem  Maßstäbe  anzubahnen,  und  meldet  in  England  das  Patent 
1045/1869  unter  dem  Titel  „Manufacture  of  Nitrio  aoid"  an.  (S.  a.  1784  C.) 

—  MWM,  der  Chef-Ingenieur  der  Hafenbauten  von  St.  Nazaire,  verwendet 
zuerst  zur  Beseitigtmg  der  im  Hafen  sich  fortwährend  bildenden  bedeuten- 
den Schliokablagerungen,  die  sich  durch  Eimerkettenbagger  nicht  bewältigen 
ließen,  den  Kolben-Pumpenbagger.  Zentiifugal-Pumpenbagger  werden  zu- 
erst 1869  auf  dem  Medway  bei  Chatham  und  beim  Bau  des  Amsterdamer 
Seekanals  benutzt. 

—  LtfflolM  führt  an  Stelle  der  Pferdewalzen  die  Dampfwalzen  für  Chaussee- 
und  Straßenbauten  ein. 

—  Der  Arzt  LMcartautt  in  Org^res  beobachtet  am  26.  März  1869  den  Vorüber- 
gang eines  schwarzen  Körpers  vor  der  Sonne.  Leverrier  untersucht  die 
Wahrnehmungen  Lescarbault's  näher  und  mutmaßt  in  jenem  Körper  einen 
bisher  unbekannten  intramerkuriellen  Planeten,  der  den  Namen  „Vulkan" 
erhält.  Doch  ist  das  Ergebnis  aller  späteren  Nachforschungen  nach  dieser 
Bichtung  hin  bisher  ein  negatives  geblieben. 

—  Nachdem  schon  i.  J.  1841  festgestellt  worden  war,  daß  die  zur  Her- 
stellung eines  Schiffahrtskanals  zwischen  Rotem  Meer  und  Mittelmeer 
ausgeführten  Nivellements  (s.  1798  L.)  einen  Irrtum  enthielten,  und  auch 
der  Österreicher  Negrelli  i.  J.  1866  die  Ausführbarkeit  eines  derartigen 
Kanals  nachgewiesen  hatte,  beginnt  der  französische  Vicomte  Ferdinand 
«M  Lanapt  i.  J.  1859  den  Bau  des  Suezkanals  zwischen  Port  Said  und 
Suez.  Eröffnung  am  16.  November  1869.  Länge  des  Kanals  160  km; 
Baukosten  380  Millionen  Mark.  Der  Kanal  verkürzt  die  Dampferfahrt 
von  Hamburg  nach  Bombay  um  etwa  24  Tage. 

—  E.  J.  MauiiMirt  und  Roglitt  nehmen  ein  Patent  auf  Darstellung  von  Pott- 
asche aus  Wollschweiß  und  stellen  das  Produkt  1862  in  London  aus.   Die 


—     590     — 

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184> 

erste  Aniegong  zur  Verarbeitong  des  WollBohweiBea  auf  Pottasobe  batton 
von  Knrrer  und  Westmmb  gegeben. 
1869    Jobana  Heinrich  Miklliifir  erfindet   ein   für  den   Tel^prapbenbetrieb  viel 
gebrauohtea  galvanisches  Element. 

—  Der  els&ssiBohe  Fabrikant  MmcM  erfindet  den  Aufwinde- Begier  für  die 
Selbstspinnmasobine. 

—  Der  Photograph  NaAv  und  der  Luftschiffer  flotei  versnchen  auf  Ver- 
anlassung von  Napoleon  III.  in  der  Schlacht  von  Solfeiino  von  einem 
Fesselballon  aus  die  österreiohischen  Stellungen  zu  rekognoszieren,  wobei 
es  Kadar  gelingt,  die  erste  photographische  Ballonaufnahme  zu  machen. 
Ähnliche  Versuche  werden  im  amerikanischen  Bürgerkriege  gemacht. 

—  NSMI  konstruiert  zur  Messung  der  GieschoBgeschwindigkeit  das  nach  ihm 
benannte  elektrobaUistisohe  Pendel,  das  aus  einem  Pendel  besteht,  mit 
welchem  ein  über  einer  Kreisteilung  laufender  Zeiger  verbunden  ist.  Das 
Pendel  wird  bis  auf  den  Anfangspunkt  der  Bewegung  erhoben  und  in 
dieser  Stellung,  bei  der  der  Zeiger  Null  zeigt,  durch  einen  Elektromagneten 
festgehalten.  Ofinet  das  den  Lauf  verlassende  GreschoB  den  Strom,  so  fällt 
das  Pendel  ab  und  mit  ihm  bewegt  sich  der  Zeiger.  Berührt  das  Geschoß 
das  Ziel,  so  sohliefit  es  den  Strom,  der  durch  einen  Elektromagneten  den 
Zeiger  anh&It.    Der  vom  Pendel  durchlaufene  Weg  ergibt  die  gesuchte  Zeit. 

—  Nachdem  das  Cocain  1865  in  unreinem  Zustand  von  F.  Gaedecke  erhalten 
imd  als  Erythroxylin  beschrieben  worden  war,  stellt  der  Mediziner  Ni»> 
mam  in  Wöhler's  Laboratorium  das  Cocain  in  reinem  Zustande  dar. 

—  Die  englische  Krankenpflegerin  Florenoe  NIghtiRgsl«  fördert  die  Kranken- 
pflege im  Kriege. 

—  Der  schwedische  Ingenieur  OMÜund  führt,  um  die  Handarbeit  des  Bührens 
beim  Mischen  der  als  Verbrennungsmittel  dienenden  Schlacke  mit  dem 
Roheisen  entbehrlich  zu  machen,  einen  Puddelofen  mit  drehbarem  Herde 
ein,  der  I87I  durch  den  Amerikaner  Danks  noch  wesentlich  verbessert  wird. 

—  Der  Physiolog  Eduard  PMpr  erforscht  die  Funktionen  des  Eückenmarks 
und  findet,  fußend  auf  E.  du  Bolt  Raymond's  Entdeckung  des  Elektrotonus, 
d.  L  der  Veränderung,  die  ein  Nerv  beim  DurchMten  eines  konstanten 
Stromes  erfährt,  das  nach  ihm  benannte  Pflüger'sche  Znckungsgesetz.  Er 
steUt  das  neue  Prinzip  der  polaren  Erregung  des  Voltastromes  auf. 

—  T.  L.  PfelpMMi  zeigt,  daß  flüssiges  Silber  im  Moment  des  Erstarrens  leuchtet 
( Erystallolumiuescenz) . 

—  Gaston  Plantf  beobachtet  unabhängig  von  Sinsteden  (vgl.  1864  S.)  eine  von 
der  galvanischen  Polarisation  verschiedene  Art  der  Polarisation  und  be- 
nutzt dieselbe  zur  Konstruktion  seines  „Akkumulator"  genannten  sekun- 
dären Elements.  Der  Akkumulator  besteht  aus  zwei  Bleiplatten,  die  in 
verdünnte  Schwefelsäure  gestellt  werden.  Bei  der  Ladung  des  Elements 
bedeckt  sich  die  positive  Elektrode  mit  einer  Schicht  von  Bleisuperoxyd. 
Bei  darauffolgender  Verwendung  dieser  Platte  als  Kathode  erhält  man 
einen  kräftigen  Strom,  wobei  sich  das  Snperozyd  wieder  zersetzt.  Den 
Namen  Akkumulator  hat  man  daraus  hergeleitet,  daß  in  dem  Superoxyd 
gleichsam  ein  länger  andauernder  Strom  aufgespeichert  wird. 

—  Julius  PlOcktr  beobachtet  als  erster  die  Kathodenstrahlen  und  ihre  magne- 
tische Ablenkung. 

—  JaUus  PlOckar  untersucht  die  Lichterscbeinnngen  (positives  Büsohellicht)  in 
G«ißler'schen  Röhren,  die  im  wesentlichen  von  den  Dimensionen  der  Röhren 
und  dem  Druck  des  eingeschlossenen  Gases,  aber  auch  vom  Entladungs- 
vorgang abhängen.  Eben  solche  Untersuchungen  werden  von  Hittorf  (1869), 
Goldstein  (1876),  Crookes  (1879),  Wüllner  und  vielen  anderen  unternommen. 

—  William   John    Macquorn   RanIdM    gibt   in    seinem    Werke    „The    steam 

—     591     — 

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1859 

engine  and  other  prime  movers"  eine  auf  die  meohanisohe  Wärmetheorie 
aufgebaute,  in  jeder  Hinsicht  vollständige  Theorie  der  Dampfmaschine. 
(S.  auch  1866  Z.) 
1860  Henri  Victor  Rtenault  sucht  die  Abhängigkeit  der  Verdampfungswärme  von 
der  Temperatur  zu  bestimmen  und  kommt  zu  dem  Ergebnis,  daß  die  von 
ihm,  von  Watt  und  von  Southern  und  Crighton  behauptete  Gesetz- 
mäfiigkeit,  wonach  die  Verdampfangswärme  der  gesättigten  Dämpfe  bei 
allen  Temperaturen  gleich,  und  zwar  gleich  523  Wärmeeinheiten  sein  sollte, 
nicht  bestehe.  Er  stellt  eine  Gleichung  zur  Ermittlung  der  Verdampfungs- 
wärme auf,  die  bei  0"  den  Wert  von  689  W.-E.  ergibt.  Dieterici  sucht 
diesen  Wert  später  direkt  mittels  des  Bunsen'sohen  Eiscalorimeters  zu 
messen  und  erhält  ans  4  Versuchsreihen  696,80  W.-E.  für  die  Verdampfungs- 
wärme  des  Wassers  bei  0*. 

—  Nachdem  zuerst  Serbat  (1824)  sich  ein  Verfahren  zur  Scheidung  silber- 
armer  Kupfererze  durch  Extraktion  mit  Schwefelsäure  hatte  patentieren 
lassen,  wobei  die  edeln  Metalle  ungelöst  bleiben,  während  das  Kupfer  aus- 
gelaugt wird,  und  Berthier  und  Percy  (1846)  ähnliche  Versuche  unter- 
nommen hatten,  nimmt  Ferdinand  Rtlcii  dieses  Verfahren  wieder  auf  und 
führt  es  so  erfolgreich  durch,  daß  1861  eine  große  Extraktionsanstalt  auf 
der  Halsbrückner  Hütte  bei  Freiberg  in  Betrieb  gesetzt  wird.  Die  Methode 
wird  sowohl  für  die  Kupferstein-  als  auch  für  die  Schwarzkupferextraktion 
nutzbar  gemacht. 

—  Der  nordamerikanisohe  General  Thomas  Rodman  empfiehlt  zur  Entlastung 
der  Gresohützrohre  bei  starken  Ladungen  ein  aus  gepreßten  und  durch- 
lochten Pulverkuchen  bestehendes  grobkörniges  Schwarzpulver:  dasMammut- 
pulver.  Aus  diesem  entwickelt  sich,  indem  man  den  einzelnen  Pulver- 
kömem  mit  Rücksicht  auf  zweckmäßige  Kartuschpackung  eine  regelmäßige 
Form  gibt,  das  prismatische  Pulver. 

—  RoMM  und  DIttmar  zeigen,  daß  für  die  äußerst  stark  absorbierbaren  Gase, 
wie  Ammoniak  und  CSUorwasserstoffsäure,  das  Henry'sche  Gesetz  (s.  1803  H.) 
auch  nicht  annähernd  gültig  ist.  Ähnliches  finden  Sims  (1860)  für  schwef- 
lige Säure,  Khanikoff  und  Longuinine  (1867)  und  Wroblewski  (1882)  für 
Kohlensäure. 

—  Julius  von  Sachs  liefert  den  Nachweis,  daß  die  Pflanzenwnrzeln  gegen 
Wärme  empfindlich  sind,  und  daß  in  den  meisten  Fällen  die  Aufnahme 
des  Wassers  durch  Wärme  gesteigert  wird. 

—  Julius  von  Sacht  einerseits  und  Julius  Wloinor  andererseits  zeigen  durch 
den  Versuch,  daß  die  Pflanzenzelle  fähig  ist,  Fett  in  Kohlehydrate  (Zucker) 
umzuwandeln. 

—  Henri  Safaita-dalra-DovIllo  und  Henri  Dobray  verbessern  das  Knallgasgebläse 
(s.  1776  P.)  so,  daß  sie  unter  Anwendung  von  Leuchtgas  und  Sauerstoff 
Temperaturen  von  etwa  2000°  erreichen,  denen,  wie  sie  konstatieren,  nur 
ungelöschter  Kalk  Widerstand  leistet. 

—  Henri  Sainte-Clalro-Dovillo  und  Henry  Dobray  gelingt  es,  durch  Schmelzen 
von  Platin  in  ihrem  verbesserten  SauerstoS-Leuchtgasgebläee  völlig  dichte 
Bleche  zu  erhalten.  Die  Firma  Johnson  Matthey  &  Co.  zeigt  auf  der  Lon- 
doner Ausstellung  1862  einen  massiven  Block  auf  diese  Weise  geschmol- 
zenen Platins  von  einem  Gewicht  von  2'/}  Zentnern  und  einem  Werte  von 
85000  Franken. 

—  Hermann  Schacht  entdeckt  die  Bübennematode  (Heterodera  Schachtii), 
einen  Rundwurm,  der  die  Rübenmüdigkeit  erzengt.    (S.  a.  1859  Kühn.) 

—  Carl  Schllckoyion  führt  im  Anschluß  an  seinen  Tonschneider  (s.  1864  S.) 
Torfpressen  aus,  die  den  Rohtorf  unmittelbar  so,  wie  er  gegraben,  in  be- 
liebig großen  Mengen  in  einem  Durchgang  vollständig  zu  einer  zusammen- 

—     592     — 

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186> 

hängenden  Maaee  gestalten  und  in  endlose,  glatte  Stränge  beliebigen  Quer- 
acbnittes  pressen. 
1859    Der  Foischungsreisende  Friedrioh  Schmidt  aus  Petersburg  erforscht  in  den 
Jahren  1869—62  das  Amurgebiet. 

—  Friedrioh  Schnlreh  erbaut  eine  Kettenbrücke  über  den  Donaukanal  bei  Wien 
mit  freitragenden,  durch  Strebeglieder  versteiften  Eettenwänden.  Es  ist 
dies  die  erste  Kettenbrücke  für  Eisenbahnbetrieb.  (Die  von  Finalay 
1796  —  8.  1870  B.  —  erbaute  Kettenbrücke  diente  nur  dem  Straßen- 
verkehr.) 

—  Heiniioh  Sehrfldir  gibt  eine  Zusammenstellung  von  Beziehungen  zwischen 
der  RaumerfüUung  der  durch  die  chemischen  Formeln  ausgedrückten  Ge- 
wichte und  der  Zusammensetzung  starrer  Substanzen.  Er  nennt  Körper 
von  gleichem  Atomvolum  isoster  und  die  Gleichheit  der  Atomvolume  Iso- 
steriBmoB.   (S.  a.  1840  K.) 

—  E.  L.  Scott  überträgt  nach  dem  Vorgang  von  W.  Weber  (s.  1830  W.)  die 
Luftschwingungen  behufs  deren  Messung  auf  dünne  Membranen,  deren 
Schwingungen  er  durch  einen  Schreibstift  aufzeichnen  läßt  (Scott'scher 
Membranphonograph,  Phonautograph). 

—  Werner  von  Sionont  mißt  zuerst  die  Dielektrizitätskonstanten  mehrerer  Sub- 
stanzen, indem  er  die  Kapazität  eines  plattenförmigen  Kondensators  ver- 
gleicht, je  nachdem  sich  zwischen  den  Platten  desselben  Luft  oder  ein 
Dielektrikum  als  Isolierschicht  befindet.  Ähnliche  Versuche  werden  von 
Quincke  (1883),  Salvioni  (1888)  u.  a.  zur  Bestimmung  von  Dielektrizitäts- 
konstanten von  Flüssigkeiten,  und  von  Boltzmann  (s.  1874  B.)  cur  Be- 
stimmung von  Dielektrizitätskonstanten  fester  Dielektrika  vorgenommen. 
Auch  Hopkinson  (1878),  Gordon  (1880),  Palaz  (1886)  u.  a.  bestimmen  in 
dieser  Weise  zahlreiche  Dielektrizitätskonstanten. 

—  Die  erste  Idee  eines  Abstimmungsapparates,  welcher  in  den  Parlamenten 
eine  rasche  Stimmenzählung  (Ja  und  Nein)  ermöglichen  soll,  stammt  von 
de  Brettes  (1849).  I.  J.  1869  stellt  Werner  von  Slomon*  einen  derartigen 
Apparat  her,  bei  dem  von  den  Plätzen  der  Abgeordneten  aus  mittels 
Hebelwirkung  durch  eine  Röhre  hindurch  eine  schwarze  bez.  weiße  Kugel 
in  einen  Zählbehälter  befördert  wird.  Bei  einem  zweiten  Modell  wird  die 
Abstimmung  auf  einen  Papierstreifen  neben  den  Namen  des  Abstimmenden 
gedruckt. 

—  Sllvor  konstruiert  im  Anschluß  an  seinen  Federregulator  (vj^.  1864  S.) 
einen  Dampf maschinenregulator,  „Schwungradregulator"  genannt,  der  den 
Widerstand  der  Luft  als  Agens  benutzt.  Derselbe  ist  namentlich  für  Schiffe 
geeignet  und  so  empfindlich,  daQ  er  die  leichteste  rollende  oder  stampfende 
Wirkung  dee  Schiffes  anzeigt  und  je  nach  Erfordernis  den  Dampf  mehr 
zuläßt  oder  absperrt. 

—  James  Young  SInpion  erfindet  ein  neues  Verfahren  zur  Blutstillung,  die 
Acupressnr,  der  Velpeau  später  die  übrigens  schon  von  de  Vigo  (1614) 
empfohlene  Acufilopressnr  substituiert. 

—  Georg  SUMolar  untersucht  die  Gerüstsubstanz  der  Schwämme  und  führt 
für  dieselbe  den  Namen  „Spongin"  ein.  Bei  gewissen  Schwämmen  kommt 
in  der  Gerüstsubstanz  Jod  in  einer  organischen  Verbindung,  die  „Jodo- 
spongin"  genannt  wird,  vor. 

—  Thflmol  konstruiert  die  ersten  selbsttätigen  Signalgeber  für  Eisenbahn- 
Läutesignal  -  Einrichtungen  und  bringt  sie  in  den  Stationen  der  Leipzig- 
Dresdener  Eisenbahn  zur  Verwendung. 

—  August  Tooplor  erfindet  die  Schlieren methode,  ein  optisches  Verfahren  zur 
Untersuchung  von  optischem  Glas,  Prismen,  Linsen  usw.  in  bezug  auf  ihre 
Reinheit. 

Dftrmstaedter.  38 

—     593     — 


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185» 

1869  Vmarot  findet  eine  Methode  der  Platinbelegung  von  G-lasspiegeln,  die  anf 
Verwendung  einer  mit  Lavendelöl  versetzten  Platinchloridlösong  bemlit, 
mit  welcher  die  Gläser  gleichmäßig  überzogen  werden.  Nach  dem  An- 
trocknen wird  das  Platin  in  Muffeln  bei  aufrechter  Stellung  der  Gläser 
eingebrannt. 

—  Emannel  Vaiiuln  oxydiert  Handelsanilin  mit  Zinnchlorid  und  stellt  so  zu- 
erst das  von  Natanson  (vgl.  1866  N.)  bereits  beobachtete  Fuchsin  tech- 
nisch her.  Er  überläßt  die  Ausbeutung  seiner  Erfindung  der  Firma  Rmrtl 
Mrw  in  Lyon,  welche  am  8.  April  das  englische  Fuchsinpatent  anmelden. 

—  Vmniann  und  OppanMin  machen  eingehende  Versuche  zum  Schutz  von 
Geweben  gegen  Entzündung  und  finden,  daß  von  allen  dazu  empfohl«ien 
Stoffen  das  schwefelsaure  Ammonium  und  das  wolframsaure  Natrium 
am  brauchbarsten  sind.  Das  letztere  Salz  wird  unter  dem  Namen  „Lady's 
life  preserver"  viel  angewendet. 

—  Vlgiitar  erfindet  eine  eigentümliche  Verriegelung  der  Weichen-  und  Signal- 
hebel und  führt  die  ersten  größeren  Stellwerke  auf  dem  enropäisohen 
Festlande  aus. 

—  Kudolf  ViRhow  begründet  die  CeUularpathologie,  indem  er  nachwast,  daß 
viele  Krankheitsprozesse  auf  krankhafter  Tätigkeit  der  einzelnen  €i«webs- 
zellen  beruhen. 

—  Heinrich  WIM  weist  zuerst  Thermoströme  zwischen  Flüssigkeiten  nach  vnd 
dehnt  seine  Untersuchungen  auch  auf  verschieden  konzentrierte  Lösungen 
derselben  Salze  aus,  die  ebenfalls  thermoelektrische  Erscheinungen  zeigen. 

—  Adolphe  Wnrti  erhäJt  durch  Behandlung  des  aus  dem  Glykol  (s.  1857  W.) 
durch  Salzsäure  entstehenden  Glykolohlorhydrins  mit  KaUlauge  das  Äthylen- 
oxyd, den  Äther  des  Glykols,  das  sich  zu  diesem  verhält  wie  das  Anhydrid 
der  Schwefelsäure  zum  Schwefelsäurehydrat.  Durch  Erhitzen  von  Äthylen- 
oxyd mit  Glykol  erhält  er  (1860)  die  auch  von  Lourengo  gleichzeitig  dar- 
gestellten Polyäthylenalkohole. 

—  Adolphe  Wnrti  führt  die  Unterscheidung  zwischen  Basizit&t  und  Atomig- 
keit  bei  Säuren  ein.  Während  die  Basizität  von  der  Anzahl  der  durch 
Metalle  vertretbaren  WasserstofFatome  abhängt,  wird  die  Atomigkeit  durch 
die  Valenz  des  vorhandenen  Badikals  bestimmt. 

—  Gustav  Zauiwr  macht  ausgedehnte  Versuche  mit  überhitztem  Dampf  und 
gibt  seiner  Überzeugung  Ausdruck,  daß  man  höchstwahrscheinlich  dem- 
nächst durchgängig  überhitzten  Dampf  statt  des  gesättigten  zur  Anwen- 
dung bringen  werde.  Er  trägt  dadurch  wesentlich  zur  endgültigen  Ein- 
führung der  Heißdampfmaschine  bei. 

1860  Der  Bergrat  AlthtM  macht  für  Wassers&ulenmaschinen  in  Bergwerken 
auch  geringe  Gefälle  nutzbar,  die  man  sonst  nur  für  vertikale  Wasser- 
räder verwendete. 

—  Giovanni  Battista  Amici  konstruiert  einen  Spektralapparat,  der  gestattet, 
den  Lichtstrahl  in  derselben  Richtung,  in  der  er  einfällt,  zu  untersuchen 
(geradsichtiges  Spektroskop). 

—  John  Applaby  gibt  eine  Anleitung,  Geweben,  die  nicht  aus  Seide  bestehen, 
durch  Kalandern  ein  seidenähnliches  Aussehen  zu  geben.', 

—  K.  E.  von  Bmt  spricht  zunächst  für  die  russiBchen  Flußläufe  den  spät^ 
tmter  dem  Namen  des  Baer'schen  Gesetzes  gehenden  Erfahrungssatz  ans, 
daß  auf  der  nördlichen  Hemisphäre  die  Erosion  des  fließenden  Wassers 
durchweg  das  rechte  Ufer  stärker  als  das  linke  angreife,  während  es  sich 
auf  der  südlichen  Hemisphäre  gerade  umgekehrt  verhalte.  Nachdem  das 
Gesetz  vielen  Widerspruch  geftmden  hatte,  treten  Sueß  (1866)  und  Peteis 
(1876),  sowie  Penck  (1891)  dafür  ein,  daß  es  wenigstens  in  beschränktem 
Maße  gültig  ist. 

—     594     — 

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18«0 

1860  Henry  Walter  BtiM  zeigt,  dafi  die  natürliche  Zuchtwahl  eine  Behr  einfache 
Erklärung  für  die  sogenannte  Nach&fEiing  lebender  Weeen  durch  andere, 
die  er  „Mimikry"  nennt,  gibt.  Er  zeigt,  daß  nur  solche  Tiere  nachgeahmt 
werden,  die  aus  irgend  einem  Grunde  vor  häufigen  Verfolgungen  geschützt 
sind,  und  daß  stärkere  Grade  der  Ähnlichkeit  durch  fortgesetzte  Zucht- 
wahl hervorgerufen  werden.    (S.  1794  D.) 

—  Kerre  Joseph  van  Bamdm  untersucht  die  Entwicklung  der  Blasenwürmer 
und  erforscht  die  verschiedenen  Verhältnisse  des  Parasitismus. 

—  Marcelin  BartMot  studiert  eingehend  die  von  Dubrunfaut  (s.  1847  D.)  ent- 
deckte Inversion  des  Bohrzuckers  und  stellt  fest,  daß  ein  wässeriger  Hefe- 
auszug, der  ganz  frei  von  Hefezellen  ist,  Bohrzaoker  in  Traubenzucker 
(Glucoee)  und  Fruchtzucker  (Fructose)  verwandelt.  Er  isoliert  den  Kör- 
per, den  Dubrunfaut  noch  nicht  isolieren  konnte,  und  beschreibt  ihn 
unter  dem  Namen  „Ferment  glyoosique".  B^hamp  untersucht  diesen 
Körper  1864  eingehend  und  nennt  ihn  „Zymase".  1875  erhält  er  dann 
durch  Donelle  den  Namen  „Invertin",  der  später  durch  „Inrertase"  er- 
setzt wird. 

—  Maicelin  Barttwlet  erhält  Bomeol  durch  Behandlung  von  Campher  mit  alko- 
hoUsohem  Kali. 

—  Theodor  Ludwig  Wilhelm  Blachoff  und  Karl  von  Volt  gelangen  zu  der  Er- 
kenntnis, daß  der  Stickstoffumsatz  im  Körper  in  erster  Linie  abhängig  von 
dem  Bestand  an  „Organeiweiß"  ist,  und  dafi  bei  Zufuhr  von  überschüssigen 
Eiweißmengen  der  Körper  so  lange  an  Eiweiß  zunimmt,  bis  der  Stickstoff- 
umsatz  infolge  der  Zunahme  des  Organeiweißes  der  Einfuhr  das  Gleich- 
gewicht hält. 

—  George  Phillips  Bond  konstruiert  für  Begistrierzweoke  seinen  Zylinder- 
apparat, der  auch  heute  noch  in  Amerika  fast  ausschließlich  angewendet 
wird,  und  bei  welchem  der  Papierstreifen  über  einen  durch  ein  Uhrwerk 
gleichmäßig  bewegten  Zylinder  läuft,  während  der  registrierende  Stift 
durch  einen  Elektromagneten  geführt  wird. 

—  Eugene  Bouebut  schildert  in  seinem  Buche  „Du  nervosisme  aigu  ou  chronique 
et  des  maladies  nerveusee"  eine  Reihe  von  abnormen  Lebenserscheinungen, 
die  er  als  Nervenschwäche  ansieht,  und  für  die  George  M.  Board  1880  den 
Namen  „Neurasthenie"  einführt.  Die  ersten  Beobachtungen  über  diese 
Krankheitszustände  hatte  1765  Whytt  gemacht,  der  sie  als  „Nervousness" 
bezeichnet. 

—  BonlMy  konstruiert  für  die  Füzfabrikation  eine  neue  Haarblasemasohine, 
einen  Wolf,  der  im  wesentlichen  dem  SchlagwoU  der  BaumwoUspinnerei 
nachgebildet  ist.  Die  in  einem  langen  Kasten  angebrachten  Stachelwalzen 
werfen  sich  die  Haare  zu,  die  dadurch  in  hohem  Grade  gelockert  werden. 
Haarblasemaschinen  anderer  Systeme  waren  in  Amerika  seit  186S  bekannt. 

—  Jean  Baptiste  Bounlncautt  stellt  als  Resultat  vieljähriger  Arbeiten  fest, 
daß  die  Pflanzen  nicht  imstande  sind,  den  Stickstoff  der  Atmosphäre  zu 
assimilieren,  daß  man  dagegen  eine  normale  und  kräftige  Vegetation  er- 
zielt, wenn  man  ihnen  den  Stickstoff  in  Form  salpetersaurer  Salze  dar- 
bietet. Er  benutzt  zu  diesen  Feststellungen  die  Sandkulturmethode,-  später 
bringt  Knop  ähnliche  Beweise  mittels  der  Wasserkulturmethode  bei. 

—  Der  belgische  Tngenieurgeneral  Henry  Alexis  Brlalmont  befestigt  Antwerpen  als 
Kemplatz  der  belgischen  Landesverteidigung  nach  dem  polygonalen  Trac6e 
und  in  Anlehnung  an  das  neupreußische  System  (s.  1844  B.),  jedoch 
unter  Aufbietung  großartigerer  technischer  Mittel.  Seine  Schrift  „Etudes 
sur  la  defense  des  etats  et  sur  la  fortification"  wird  für  die  Weiterent- 
wicklung des  Festungsbaus  von  hoher  Bedeutung. 

—  Bobert  Wilhelm  von  Bantan   entdeckt  bei  seinen  Spektralimtersuchungen 

38' 

—    595    — 


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1860 

in  der  Dürkheimer  Matterlauge  das  Caesium,  welches  durch  zwei  blaue 
Linien  ohaxakterisiert  ist. 
1860  Nachdem  Burcq  in  Paria  schon  1848  und  1849  Mitteilungen  fiber  die 
Heilung  Terschiedener  Krankheiten  durch  Aufl^^n  von  Metallen  publiziert 
hatte,  berichtet  er  i.  J.  1860  an  die  Acadömie  de  mMecine  fiber  seine  Be- 
obachtungen an  hysterischen  und  epileptischen  Franen  und  grfindet  auf 
die  Empfänglichkeit  der  Kranken  gegen  Metalle  ein  Hdlverfahren,  dem 
er  den  Namen  „Metallotherapie"  gibt. 

—  Der  irische  Forsohungsreisende  Robert  O'Hara  Burka  durchquert,  begleitet 
von  dem  englischen  Arzte  William  John  Wlilt,  von  Melbourne  aus  in  süd- 
nördlicher Richtung  das  bis  dahin  unbekannte  Innere  von  Australien  bis 
zum  Golf  von  Carpentaria,  erliegt  aber  mit  seinem  Begleiter  i.  J.  1861  auf 
der  Rückreise  am  Cooper  Creek  dem  Hungertode. 

—  Auguste  Gaboare  gelingt  es,  durch  Erhitzen  von  Jod&thyl  mit  Aluminium 
das  Aluminium&thyl  in  Form  einer  an  der  Luft  raudienden  Flüssigkeit 
herzustellen. 

—  Der  französische  Ingenieur  Fernand  Philippe  Edouard  Cant  konstruiert 
eine  Ammoniak -Absorptionseismaschine,  in  der  Wasser  durch  die  rasche 
Verdunstung  von  kondensiertem  Ammoniak  zum  Gefrieren  gebracht  wird. 
Diese  Maschine  gelangt  zu  großer  Bedeutung  und  behauptet  sich  nach  den 
von  Reece  (1870)  sowie  von  Koch  und  Habermann  (1871)  angebrachten  Ver- 
besserungen so  lange,  bis  die  neueren  Kompressions-Kältemaaohinen  ihre 
höhere  Leistungsfähigkeit  erweisen. 

—  Charles  ChuU  verwendet  zuerst  zur  Erhöhung  der  Einbruchssicherheit  bei 
Geldschränken  gehärtete  Stahlplatten,  die  er  an  die  innere  Seite  der  äuße- 
ren Eisenplatten  legt.  Diese  Panzerplatten  werden  später  durch  Platten 
ersetzt,  die  aus  abwechselnden  Stahl-  und  Eisenschichten  bestehen  und 
sowohl  gegen  Bohrer,  als  auch  gegen  Hammersobläge  Schutz  bieten. 

—  Nachdem  BerzeUus  (1827)  die  ersten  Untersuchungen  über  Rhodiumver- 
bindungen angestellt  hatte,  untersucht  Carl  Ernst  Cttuit  dieselben  neuer- 
dings in  eingehendster  Weise.  Er  stellt  fest,  daß  es  vier  Oxydationsstufen, 
ein  Oxydul,  ein  Sesquioxydul,  ein  Oxyd  und  eine  Säure  gibt,  kann  von 
Chlorverbindungen  jedoch  mit  Sicherheit  nur  das  Sesquichlorür  erhalten, 
aus  welchem  er  den  Platin-  und  Iridiumbasen  entsprechende  Rhodiumbasen 
herstellt. 

—  Rudolph  Ctamlut  bestimmt  mit  Hilfe  der  Wahrscheinlichkeitsrechnung 
die  mittlere  Weglänge  der  Moleküle,  d.  i.  die  Wegstrecken,  welche  die 
einzelnen  Gasmoleküle  im  Mittel  zwischen  je  zwei  Stößen  zurücklegen. 
Da  der  Druck  des  Gases  auf  die  Wandungen  des  G«fäBes,  in  welches  es 
eingeschlossen  ist,  nur  herrührt  von  den  Stößen,  welche  die  an  die  Wand 
prallenden  Moleküle  der  Wand  erteilen,  führen  die  Clausius'sohen  Ent- 
wicklungen über  die  Weglänge  der  Moleküle  auch  zur  Prüfung  der  Be- 
ziehungen, welche  zwischen  dem  Druck  ^es  Gases  und  dem  von  ihm 
eingenommenen  Raum  bestehen,  führen  also  zur  Ableitung  des  Boyle- 
Mariotte'schen  Gesetzes,  womit  sich  1873  van  der  Waals  beschäftigt.  (Vgl. 
auch  1873  W.) 

—  Clayton  und  ShutUmrorth  führen  die  kombinierten  Dampfdreeohmaachinen 
ein,  bei  welchen  mit  der  Dreschmaschine  Apparate  zur  Reinigung  und 
zum  Sortieren  der  Dreschfrucht  kombiniert  sind,  so  daß  diese  aus  der 
Maschine  unmittelbar  in  die  Säcke  als  Marktware  oder  aia  Saatgetreide 
abgeführt  wird.     Zum  Betriebe  dienen  gewöhnlich  Lokomobilen. 

—  Der  englische  Kapitän  Cowper  Fhipps  ColM  schlägt  die  Verwendung  von 
kuppeiförmigen  Panzerdrehtürmen  auf  Kriegsschifien  vor.  Nach  diesem 
Plane  baut  Ericsson  seinen  berühmten  „Monitor"  (s.  1861  £.),   Colee  selbst 

—     596     — 

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18«0 

gebt  mit  dem  nach  semen  eigenen  Plänen  erbauten  „Captain"  auf  deBsen 
ereter  Reise  unter  (1870). 
1860   Joseph  Cnnnak  führt  die  Untersuchung  des  Xasenraohenraumes  mit  dem 
Nasenspiegel  ein  (Khinoskopie). 

—  J.  H.  OalhiMytr  konstmiert  sein  Triplet,  bei  welchem  er  sphSiische  Eor^ 
rektion  einführt,  und  das  ein  Univenalobjektiv  darstellt. 

—  Auguste  DuiMt  in  Paris  gelingt  es,  mit  HUfe  der  Einwirkung  überhitzten 
Wassers  auf  verschiedene  Gesteine  geognostisoh  wichtige  Veränderungen 
(wie  z.  B.  die  Umwandlung  von  Ton  in  Glimmer,  von  Hol«  in  Anthraat, 
von  vulkanischem  Glas  in  Trachyt  u.  a.)  hervorsurofen. 

—  Bei  der  Beobachtung  der  Sonnenflnstemis  vom  18.  Juli  feiert  die  Himmels- 
photographie  ihren  ersten  großen  Triumph,  indem  die  gleichseitig  von 
Warren  0«  la  Rua  in  RivabeUosa  (Spanien)  und  von  Angelo  StecM  in  De- 
sierto  de  las  Palmas  88  km  weiter  südöstlich  gemachten  Aufnahmen  völlig 
übereinstimmen  und  die  reelle  Existenz  der  Protuberanzen  imd  deren  Zu- 
gehörigkeit zur  Sonne  erweisen.  AuBerdem  stellt  sich  heraus,  daß  die 
Sonnenflecke  Vertiefungen  in  der  Sonnenoberfläche  sind,  deren  Bänder  sich 
als  Böschungen  darstellen. 

—  OatfentalnM  erfindet  das  Trommelwehr,  das  eineVerbesserung  des  Klappen wehrs 
darstellt,  und  bringt  solche  Wehre  zur  Kanalisierung  der  Marne  in  Anwendung. 

—  Franz  ComeUus  DoiHlwi  führt  durch  seine  Studien  über  den  von  Young 
entdeckten  Astigmatismus  (s.  1801  Y.)  die  Vervollkommnung  der  zylin- 
drischen und  prismatischen  Brillengläser  herbei.    (S.  1792  W.  und  1825  A.) 

—  Der  Bergwerksdirektor  Etehhorn  zu  Wörschach  im  oberen  Ennstal  bringt  den 
Torf  in  der  für  die  Verbrennung  besondeis  günstigen  Kugelform  in  den 
Handel.  Die  Heizkraft  dieses  Kugeltorfs  wird  durch  Wasserentziehung 
mittels  geeigneter  Maschinen  erhöht. 

—  J.  A.  EiMnstuek  in  Chemnitz  konstruiert  eine  Strickmaschine  zum  Stricken 
von  Strümpfen,  die  dem  Rundwirkerstuhl  nachgebildet  ist,  nur  daß  die 
Nadeln  nicht  wie  bei  diesem  im  Kreise,  sondern  in  vier  geraden,  ein 
Quadrat  bildenden  Reihen  angeordnet  sind,  ähnlich,  wie  es  beim  Hand- 
strioken der  Fall  ist. 

—  Emil  Erlmimytr  macht  zuerst  darauf  aufmerksam,  daß  jedes  Element  mit 
einer  höchsten  Valenz  ausgestattet  sei,  die  aber  in  vielen  Fällen  nicht 
voll  zur  Wirkung  gelange,  und  unterscheidet  zuerst  zwischen  gesättigten 
und  ungesättigten  Verbindungen. 

—  Friedrich  von  Esnuuth  gibt  die  erste  Anregung  zur  Schaffung  von  Lazarett - 
Zügen  (d,  s.  Eisenbahnzüge  zur  Fortsohaffung  Verwundeter  und  Kranker), 
die  ebenso  wie  die  Hospitalsohiffe  zuerst  im  amerikanischen  Bürgerkriege 
1861 — 66  in  Anwendung  gelangen. 

—  Der  Physiker  Gustav  Theodor  Ptehmr  in  Leipzig  versucht  nach  Ernst 
Heinrich  Weber's  Vorgange  (s.  1825  W.  und  1834  W.)  in  seinem  Werke 
„Elemente  der  Psychophysik"  das  Verhältnis  der  Stärke  einer  physischen 
Einwirkung  auf  die  Sinnesorgane  und  der  dadurch  hervorgerufenen  psy- 
chischen Empfindung  durch  Versuche  zu  bestimmen  und  gibt  eine  Formel 
dafür.     (Fechner'schee  psychophysisches  Grcsetz.) 

—  Floktrt  erfindet  das  Tesching. 

—  Moritz  Ludwig  FnuikMihalm  macht  als  erster  rationelle  Versuche  über  die 
Vorgänge  (Tröpfchenansscheidung),  die  der  eigentlichen  Krystallbildung 
vorangehen. 

—  Charles  V.  Qalloway  in  Manchester  sucht  beim  Dampfkessel  eine  vergrößerte 
Heizfläche  zu  erhalten  und  führt  quer  durch  das  Flammrohr  gegeneinander 
versetzte  konisch  geformte  Röhren  hindurch,  die,  mit  Wasser  gefüllt,  mitten 
im  Weg  der  Heizgase  liegen  (Gallowaykessel). 

—     597     — 

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1860 

1860  Charles  Qlrani  und  Georges  da  Udra  erhalten  beim  mehrstündigen  Erhitzen 
von  Anilin  mit  Eosanilinsalzen  auf  ca.  löO"  C.  das  AniUnblan  (Bleu  de  Lyon), 
welches  sich  nach  Hofmann's  Untersuchung  (1863)  als  triphenyUertes  Ros- 
anilin herauBBteUt. 

—  Der  amerikanische  Arzt  Sylvester  Qraham  schlägt  vor,  Brot  aus  geschro- 
teten Getreidekömem  ohne  Gärung  zu  bereiten  (Grahambrot). 

—  Charles  Francis  Hall  verbringt  die  Jahre  von  1860—62  imter  den  Eskimos 
des  Frobisher  Sundes  und  besucht  in  den  Jahren  1864 — 69  von  der  Repulse- 
bai  aus  die  Melvillehalbinsel  und  King  Williams-Land,  wo  es  ihm  gdingt, 
nähere  Mitteilungen  über  das  Schicksal  Franklin's  und  seiner  Leute  zu 
erlangen. 

—  HarrlMii  erfindet  das  nach  ihm  benannte  Kugelobjektiv,  das  erste  wirkliche 
Weitwinkelobjektiv.  Dasselbe  besteht  aus  zwei  achromatischen  Menisken, 
deren  äußere  Krümmungsfläohen  in  der  Oberfläche  ein  und  derselben 
Kugel  liegen. 

—  Der  amerikanische  Nordpolfahrer  Isaao  Israel  HajM,  Begleiter  von  Kane 
(s.  1863  K.),  macht  eine  Expedition  nach  dem  Smithsund,  wo  er  über- 
wintert, und  von  wo  aus  er  zu  Schlitten  die  Küsten  von  Ellesmereland 
und  Grinnell-Land  bis  80  '/i "  n.  Br.  untersucht. 

—  Ferdinand  von  Habra  beschreibt  zuerst  unter  dem  Namen  „Liehen  ruber" 
eine  seltene,  jedoch  wegen  des  tödhchen  Ausgangs,  den  sämtliche  zuerst  be- 
obachtete Fälle  nahmen,  wichtige  Hautkrankheit. 

—  Per  HmImIus  fördert  durch  seine  Arbeiten  die  pathologische  Anatomie  und 
die  Pharmakologie. 

—  Hermann  von  Hdmholti  benutzt  zum  Nachweis  der  objektiven  Existenz 
der  Obertöne  (s.  1858  H.)  das  Phänomen  des  Mittönens,  das  er  durch  die 
von  ihm  erfundenen  Resonatoren  zu  zeigen  imstande  ist.  Diese  aus  Hohl- 
kugeln oder  Röhren  von  Glas  oder  Messing  mit  zwei  Offnungen  bestehenden 
Resonatoren  geben  einen  bestimmten  Grundton  und  mehrere  höher  lie- 
gende Obertöne.  Wird  außerhalb  der  Gmndton  angegeben,  so  wird  die 
Luft  des  Resonators  kräftig  zum  Mittönen  gebracht,  und  der  Ton  dringt 
unmittelbar  und  sehr  kräftig  ins  Ohr,  während  die  Obertöne  nur  sehr  ge- 
dämpft gehört  werden. 

—  Hermann  von  Htlmholti  macht  die  von  Wheatstone  (s.  1837  W.)  aufgestellte 
Theorie  der  Vokalklänge  zum  Gegenstand  einer  eingehenden  Untersuchung 
und  bestimmt  mit  Hilfe  der  von  ihm  erfundenen,  für  je  einen  bestimmten 
Oberton  abgestimmten  Resonatoren  (s.  den  vorigen  Artikel)  die  Klang- 
farbe der  Vokale,  die  er  instrumenteU  durch  eine  Reihe  abgestimmter 
Stimmgabeln  nachbilden  lehrt,  und  denen  gegenüber  er  die  Konsonanten 
als  unzerlegbare  Geräusche  definiert. 

—  Karl  Wilhelm  Hwnpel  führt  die  Methode  des  Titrierens  der  Oxalsäure  mit 
ChamäleonlöBung  und  die  Quecksilberbestimmung  mit  Jod  in  die  che- 
mische Analyse  ein. 

—  Der  Agrikulturchemiker  Johann  Wilhelm  Julius  HtnnobMf  in  Göttingen 
begründet  die  neue  landwirtschafthohe  Fütterungslehre  der  Nutztiere  durch 
die  chemische  Analyse  der  Futterstoffe  und  durch  ausgedehnte  praktische 
Versuche. 

—  HmM  verbessert  die  Herstellung  von  Braunkohlen-Naßpreßsteinen,  indem 
er  anstatt  der  Preßmaschinen  mit  geschlossenen  Formen  (s.  1847  M.)  Pressen 
mit  offenen  Formen  und  mechanischer  Knet Vorrichtung  einführt.  Die 
Presse  wird  1863  vom  Ingenieur  L.  Schmelzer  wesentlich  vervollkommnet 
und  ist  seitdem  als  Hertel- Schmelzer' sehe  Kohlenpreese  vielfach  im 
Gebrauch. 

—  Theodor  von  Hmiciln,  der  schon  seit  1850  mehrere  Forschungsreisen  nach 

—     598     — 


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18«0 

Ägypten  und  Arabien  unternommen  hatte,  übernimmt  die  Leitung  der 
Expedition  zur  Aufsuchung  Voger»  (a.  1853  V.)  und  erreicht  1861  Massaua. 
Später  trennt  er  sich  von  der  Expedition  und  BchlieBt  sich  der  hollän- 
dischen Forscherin  A.  Tinn6  (s.  1802  T.)  an,  befährt  mit  ihr  den  Bahr  el 
Gasal  und  kehrt  1864  über  Berber  und  Suakin  nach  Europa  Eurüok. 
1860    Heinrich  HiRtI  in  Leipzig  stellt  Leuchtgas  ans  Petroleumrückständen  her. 

—  A.  W.  von  Holmann  und  E.  Frankland  empfehlen  auf  Grund  von  Versuchen, 
die  sie  an  den  Londoner  Abwasserkanälen  im  größten  Maßstabe  auszu- 
führen Gelegenheit  hatten,  das  Eisenohlorid  für  die  Desinfektion  von  Eanal- 
wässem.  Statt  der  Eisensalze  werden  vielfach  auch  TonerdesaLse  ange- 
wandt, so  z.  B.  seit  längerer  Zeit  schwefelsaure  Tonerde  in  Asnidres  bei 
Paris  und  Chloraluminium  in  verschiedenen  englischen  Städten. 

—  £.  B.  Holnm  in  BuSalo  gibt  ein  Verfahren  der  Faßdaubenfabrikation  an, 
bei  welchem  die  gespaltenen  Dauben  gepreßt  und  dann  an  ihrer  Innen- 
und  Außenseite  gleichzeitig  zwischen  zwei  horizontalen  Messerköpfen  be- 
arbeitet werden.  Dieses  Verfahren  ist  denjenigen,  bei  welchen  gesägte 
Dauben  verwendet  werden,  vorzuziehen. 

—  Nachdem  schon  Boentgen's  Patent  (s.  1829  R.)  die  drei-  und  mehrstufige 
Expansion  eingeschlossen  hatte,  nimmt  James  Howdon  ein  Patent  auf  eine 
Dreifach-Expansionsmaschine,  bei  der  Dampf  von  160 — 200  Pfund  per 
QuadratzoU  (von  10,6—14  Atmosphären)  verwendet  werden  soll.  Die 
Maschine  gelangt  aber  ebenso  wenig,  wie  die  von  Roentgen  projektierte,  zur 
Ausführung. 

—  MItry  stellt  durch  Auflösen  von  einem  Teil  Kautschuk  in  12  Teilen  Ter- 
pentinöl (auch  Steinöl  oder  Steinkohlenteeröl),  Hinzufügung  von  2  Teilen 
Schellack  auf  1  Teil  Kautschuk  und  Erhitzung  bis  zur  völligen  Gleich- 
artigkeit, den  sogenannten  Marineleim  (marine  glue)  her,  der  auf  Holz, 
Metall  und  Stein  sehr  fest  haftet  und  besonders  da  sehr  brauchbar  ist, 
wo  es  sich  um  Verbindung  von  Gregenständen  handelt,  die  dem  Wasser 
ausgesetzt  werden. 

—  Da  die  gewöhnlichen  Saccharimeter  bei  den  Beobachtern  Augen  voraus- 
setzen, die  schon  für  geringe  Farbenunterschiede  empfindlich  sind,  imd 
solche  Farbenempflndlichkeit  selten  zu  finden  ist,  konstruiert  Mlot  einen 
Halbschattenapparat,  bei  welchem  die  gleiche  Schärfe  der  Zuckerbestim- 
mnng  erreicht  wird,  indem  man  nur  die  Helligkeit  der  beiden  Teile  des 
Gresiohtsfeldes  miteinander  zu  vergleichen  hat.  Diese  Apparate  werden 
von  Franz  Schmidt  und  Haensch  in  Berlin  in  ihren  Halbsobattenapparaten 
mit  einfacher  und  doppelter  Quarzkeükompensation  wesentlich  verbessert. 
Derartige  Halbschattenapparate  werden  auch  von  Laurent  und  von  Lippioh 
(1880)  angegeben. 

—  F.  KaotMMGhor  führt  die  Ammoniaksuperphosphate  in  die  Technik  ein, 
die  nach  einem  Vorschlage  von  Karl  Scheibler  durch  Mischen  von  Super- 
phosphaten  mit  schwefelsaurem  Ammoniak  erhalten  werden. 

—  August  von  KoknM  stellt  Äpfelsäure  synthetisch  aus  Monobrombemstein- 
säure  her. 

—  Der  englische  Ingenieur  Krnip  macht  einen  Vorschlag  zum  Bau  von  Vor- 
bnndlokomotiven,  der  jedoch  nicht  zu  einem  praktischen  Erfolg  führt. 
Ebenso  wenig  Erfolg  ist  den  1866  von  Jules  Morandi^re  gemachten  Vor- 
schlägen beschieden.     (S.  a.  1829  R.,  1846  C.  und  1874  M.) 

—  Zur  Wassergaserzeugung  war  bisher  der  Koks  in  Retorten  von  außen  er- 
hitzt und  dann  mit  Wasserdampf  behandelt  worden.    Da  die  schlechte 

'  Wärmeübertragung   diese  Methode   unrationell    erscheinen   läßt,    schlägt 

Kirkham  in  Narbonne  vor,  den  Koks  im  Innern  der  Retorten  teilweise  zu 

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1880 

yerbrenaea  und  gibt  dadurch  dem  WaBsergasprozeB  das  Fundament,  auf 
dem  er  erfolgreich  weiter  entwickelt  wird. 
1860    Hermann  Jacob  Kttapp  macht   eingehende  Untersuchungen  über  die  opti- 
aohen  Konstanten  des  Auges. 

—  Johann  Ludwig  Wilhelm  Kmp  führt  zur  experimentellen  Erforschung  der 
Pflanzenem&hmng  die  Wasserkulturmethode  ein,  die  in  primitiver  Weise  von 
Bonnet  angewendet  worden  war  und  darin  besteht,  daß  man  die  Wurseln  der 
Pflanzen  anstatt  in  bodenähnlioh  gemischten  festen  Stoffen  in  wässerigen, 
rein  anorganischen  Lösungen  sich  entwickeln  läßt. 

—  Hermann  Kolbt  findet,  daß  Addition  eintritt,  wenn  man  einen  Strom  von 
Kohlens&ureanhydrid  durch  heißes  Phenol  leitet  und  gleichzeitig  Natrium 
einträgt,  und  erhält  auf  diese  Weise  auf  synthetisohem  Wege  die  Salioyl- 
säore.  Die  Kolbe'sche  Synthese,  insbesondere  in  ihrer  späteren,  verbesserten 
Form  (s.  1873  K.)  ist  bei  einwertigen  Phenolen  allgemein  verwendbar  zur 
Gewinnimg  von  Monoozymonooarbonsäuren. 

—  Der  Leipziger  Buchdrucker  Knumr  erfindet  die  Metaohromatypien  (Abzieh- 
bilder). 

—  Der  Mechaniker  KnIiMr  in  Berlin  konstruiert  unter  Anlehnimg  an  die 
Vorschläge  der  Engländer  Churoh  und  Goddard  den  nach  ihm  benannten 
Doppelkeilverschluß  für  Hinterladekanonen,  bei  welchem  sich  in  einem  im 
Rohrkörper  befindlichen  Querloohe  zwei  Stahlkeile  gegeneinander  bewegen 
und  auf  diese  Weise  das  Keilloch  ausfüllen.  Der  Doppelkeilverschluß 
war  lange  Zeit  hinduroh  die  Hauptform  der  preußischen  Hinterladungs- 
verschlüsse. 

—  Krthnk«  erfindet  den  chilenischen  Amalgamationsprozeß,  bei  welchem  die 
aus  Schwefelarsen  und  Antimonverbindungen  zusammengesetzten,  schwer 
zu  amalgamierenden,  silberhaltigen  Erze  mit  einer  heißen  Kupferchlorfir- 
Chlomatriumlösung  zersetzt  werden,  und  bei  der  Amalgamierung  etwas 
Blei  oder  Zink  zugesetzt  wird,  das  die  Silberausscheidung  begünstigt  und 
so  die  Amalgamierung  erleichtert. 

—  Willy  KQhM  in  Heidelberg  begründet  die  Chemie  des  Muskeleiweißee  und 
führt  die  langbekannte  Erscheinung,  daß  die  Muskeln  nach  dem  Tode  in 
einen  Zustand  der  Starre  verfallen,  auf  die  Existenz  eines  eigenartigen 
Eiweißkörpers,  des  Myosins,  zurück,  das  leicht  spontan  gerinnt,  worauf 
die  Totenstarre  beruht. 

—  Eduard  von  Lad«  trägt  zur  Hebung  des  Obstbaus  durch  Begründung  der 
Königlichen  Lehranstalt  für  Obst-  und  Weinbau  in  Geisenheim  und  durch 
sein  Werk   „Der   Obst-   und  Gartenbau  in  Monrepos"   bei. 

—  LamM  beobachtet  zuerst  im  menschUchen  Darm  die  Amoeba  coli,  die  ein 
einzelliges  Lebewesen  (Protozoon)  ist. 

—  Lanttmann  gelingt  es,  die  Gallussäure  (s.  1786  S.)  synthetisch  ans  Dijodsali- 
cylsäure  durch  Erhitzen  mit  kohlensaurem  Kalium  zu  erzeugen. 

—  Lairiamann  entdeckt  die  Reduktion  von  Milchsäure  zu  Propionsäure  mit 
Jodwasserstoffsäure,  an  welche  sich  im  gleichen  Jahre  die  Reduktion  der 
Weinsäure  und  der  Äpfelsäure  zu  Bemsteinsäure  durch  Rudolf  Schmitt 
und  Victor  Dessaignes,  und  die  Reduktion  der  Weinsäure  zu  Äpfelsäure 
durch  Dessaignes  anschließt. 

—  Lamt,  Qilbart  und  Pu|h  untersuchen  eingehend  in  vielj  ähriger  Arbeit  die 
Frage  der  StickstofFassimilation  der  Pflanze  imd  bestätigen  völlig  die 
Boussingault' sehen  Resultate.     (S.  1860  B.) 

—  Der  französische  Irrenarzt  Henri  Ltcrand  du  SaalM  fördert  die  Psychiatrie 
und  die  gerichtliche  Psychopathologie.  , 

—  Der  Apotheker  Jules  Lunalrs  in  Paris  entdeckt  die  bakterienvemichtenden 
Eigenschaften  der  Carbolsäure   und   betont  die  Bedeutung  derselben  für 

—     600     — 

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1860 

die  Wnndkrankheiten.  Dieeee  Antiseptikum  'wird  zuerst  von  Maisonneuve 
in  der  chirurgischen  Abteilung  des  Hotel  Dieu  in  Paris  angewendet. 
1860  Etienne  LMioIr  erhält  ein  Patent  auf  eine  doppeltwirkende  Gasmaschine, 
welche  sich  im  dauernden  Betriebe  voUständig  bewährt.  Bemerkenswert 
ist,  daß  Lenoir  bei  seinem  Gasmotor  bereits  die  elektrische  Zündung  an- 
wendet, die  sich  späterhin  für  den  Bau  schnelllaufender  Automobile  als 
unentbehrlich  herausstellt. 

—  Nachdem  bisher  an  Dampfröhren  und  Dampfbehältem  zur  Vermeidung 
schädlicher  Wärmeabgabe  nur  Wärmesohutzmittel  primitivster  Art,  wie 
Strohzöpfe  mit  oder  ohne  Lehmüberzug,  verwendet  worden  waren,  bringt 
Ferdinand  Lsroy  unter  dem  Namen  „Leroy'sche  Masse"  ein  Isoliermittel  aus 
gemahlener  Schlacke,  Lehm,  Sirup  und  Haaren  in  den  Handel. 

—  Karl  Greorg  F.  A.  Lauckart  untersucht  eingehend  die  Trichinen  und  Finnen 
Tud  gibt  durch  seine  Arbeiten  den  Anstoß  zur  offiziellen  Fleischbeschau. 

—  Charles  LocMk  in  London  entdeckt  die  Wirksamkeit  des  Bromkaliums  gegen 
Epilepsie. 

—  Ludwig  Uwe  &  Co.  verbessern  die  Münzprägemasohine  unter  Mitwirkung 
des  Münztechnikers  Naumann  imd  konstruieren  eine  Münzrändelmaschine 
für  Schriftrand. 

—  Gustav  Magnat  schließt  zuerst  aus  theoretischen  Gründen  auf  die  Wärme- 
leitfähigkeit der  Gase.    (S.  a.  1872  St.) 

—  Nachdem  Charles  Thurber  1843  ein  Patent  auf  eine  mechanische  Schreib- 
vorrichtung  für  Blinde  genommen  und  ein  Blinder  namens  Pierre  im  Pariser 
Blindeninstitut  eine  ähnliche  Vorrichtung  erfunden  hatte,  konstruiert  der 
dämsche  Pastor  Malllng-Hanitii  die  sogenannte  Schreibkugel  für  Blinde,  die 
auf  der  Eopenhagener  Industrieausstellung  großes  Aufsehen  erregt. 

—  Das  ätherische  Ol  der  Bayblätter  besteht  nach  G.  F.  H.  Markoa  aus  einem 
leichten  und  einem  schweren  Anteil.  Es  gelangt  zur  Anwendung  als  Bay- 
Bum,  der  aus  1  Teil  öl,  16  Teilen  Bum,  64  Teilen  Alkohol  und  48  Teilen 
Wasser  besteht. 

—  James  Clerk  mamnll  stellt  das  Verteilungsgesetz  der  Molekulargeschwindig- 
keiten auf  und  fördert  dadurch  die  kinetische  Gastheorie.    (S.  a.  1858  C.) 

—  James  Clerk  Maxwtll  beweist  unmittelbar  aus  der  kinetischen  Gastheorie, 
daß  bei  den  Gasen  eine  innere  Reibung  vorhanden  ist,  und  welchen  Ge- 
setzen dieselbe  folgen  muß.  Die  Theorie  der  Reibung  der  Gase  wird  später 
von  Lang  (1872),  0.  E.  Meyer  (1877)  und  Tait  (1888)  behandelt. 

—  James  Clerk  Maxwall  untersucht  die  Beziehungen  zwischen  dem  Brechungs- 
exponenten elektrischer  (und  optischer)  Wellen  in  verschiedenen  Medien 
und  deren  Dielektrizitätskonstante  und  findet,  daß  die  Dielektrizitäts- 
konstante das  Quadrat  des  Brechungsexponenten  ist.  Kleine  Abweichungen 
von  dieser  Regel  erklärt  die  neuere  elektromagnetischeLichttheorie(s.l805Z.) 
durch  das  Vorhandensein  beweglicher  elektrischer  Ladungen  (Elektronen) 
in  den  Atomen. 

—  Henry  Madlock  erfindet  das  Arsensäureverf  ahren  zur  Herstellung  des  Fuchsins. 

—  Franz  MaMa  macht  die  Schwingxmgsknotenlinien  gekrümmter  Flächen 
(z.  B.  an  Glocken)  sichtbar,  indem  er  die  Fläche  mit  dünner  Kalkmilch 
bestreicht  und  dann  schwach  mit  Sand  bestreut.  Der  Sand  gräbt  ia  den 
etwas  getrockneten  Kalküberzug  die  Bewegungskurven  ein.  Auf  ähnliche 
Weise  macht  er  die  durch  zwei  Labialpfeifen  hervorgebrachten  Schwe- 
bnngen  sichtbar  durch  die  Bewegung  von  Sand,  der  auf  eine  über  das 
obere  Ende  einer  Pappröhre  von  geeigneter  Länge  gespannte  Seidenpapier- 
membran aufgestreut  ist. 

—  Der  Chemiker  Dimitrij  Mantfatojaw  zeigt,   daß  einem  gleichen  Unterschied 


601     — 

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1860 

in  d«r  chemischen  ZnaammenBetEnng  nicht  ein  ^eicber  Unterschied  der 
Steighöhen  in  Capillarröhren  entspricht. 
1860  Robert  Napitr  konstruiert  eine  Differentialbandbremse,  die  auf  der  An- 
wendung eines  doppelarmigen  Spannhebels  beruht,  an  dem  die  beiden 
Bremsbandenden  so  befestigt  werden,  daß  die  Spannung  im  anflanfenden 
Trum  die  Wirkung  des  Hebeldrucks  unterstützt. 

—  Auguste  Miaton  erfindet  den  nach  ihm  benannten  weichen  Katheter  aus 
Gummi. 

—  J.  N<BI«r  macht  Untersuchungen  über  die  capiUare  Leitung  des  Wamaen 
im  Boden  und  weist  auf  die  Wichtigkeit  der  oberflächUohen  Lockerung 
des  Bodens  hin,  da  das  Regenwasser  durch  diese  lockere  Schicht  leichter 
eindringt,  und,  nachdem  die  oberste  lockere  Schicht  ausgetrocknet  ist,  nur 
wenig  Wasser  aus  den  tieferen  Bodenschichten  durch  die  oberen  Schichten 
hindurch  verdunsten  kann.  Ganz  dasselbe  wird  bei  der  Rimpau'schen 
Moorkultur  durch  die  oben  aufgebrachte  Sanddecke  eiracht,  die  das 
Wasser  schlechter  leitet  als  der  Humus.    (S.  a.  1840  S.) 

—  Der  preußische  General  RudoU  Sylvius  von  Nramann  konstruiert,  nach 
Moorsom's  Prinzip,  den  Perkussionszünder  für  Hinterladergranaten,  bei 
dem  ein  im  Zünder  beweglicher  metallener  Nadelbolzen  beim  Aufschlagen 
des  G«8chos8ee  am  Ziel  in  seiner  Vorwärtsbewegung  beharrt  nnd  durch 
den  Stich  in  eine  ZündpiUe  diese  und  damit  gleichzeitig  die  Sprengladung 
der  Granate  entzündet.  Eine  vorzeitige  Explosion  wird  dadurch  ver- 
hindert, daB  der  Nadelbolzen  durch  einen  Yorstecker  zunächst  festgehalten 
ist,  so  daB  erst  durch  das  Abschleudern  des  letztem  während  des  Flugs 
der  Zünder  scharf  wird.  Aus  der  Vereinigung  des  Perkussionszünders  mit 
dem  Zeitzünder  (vgl.  1862  R.)  sind  neuerdings  die  Universal-  oder  Doppel- 
zünder entstanden. 

—  Otit  führt  als  erster  die  selbsttätig  wirkenden  Schleuderbremsen  ein,  deren 
Bremswerk  durch  den  Watt'schen  Zentrifugalregulator  in  Bewegung  gesetzt 
wird.  Die  ersten  Otis'schen  Aufzüge  mit  Dampf-  oder  hydraulischem  Be- 
trieb werden  sämtlich  mit  dieser  Bremsvorrichtung  versehen.  Diese  Art 
der  Bremsregulierung  wird  von  Stauffer  und  M6gy  1876  wesentlich  ver- 
bessert und  dieser  Verbesserung  folgen  zahlreiche  Neukonstruktionen,  wie 
von  Becker,  Mohr  n.  a. 

—  Der  italienische  Physiker  Antonio  PaclüoHl  in  Florenz  baut  die  erste  dem 
heutigen  Gleichstrommotor  ziemlich  enteprechende  Maschine.  Wesentlich 
an  derselben  ist  ein  mit  Ringwicklung  versehener  Eisenring,  der  zwischen 
einem  hufeisenförmigen  von  einer  Batterie  gespeisten  Elektromagneten 
rotiert.  (S.a.  1842 E.)  Im  gleichen  Jahre  erfindet  Pacinotti  die  Kollektor- 
oder Sammelsteuerung. 

—  Der  englische  Kavallerieoffizier  und  Industrielle  William  PaMatr  stellt 
Panzergranaten  aus  HartguBeisen  durch  Schalenguß  her,  indem  er  an 
Stelle  der  Lehmformen  kalte  eiserne  GuBformen  benutzt,  in  welchen  die 
Gußmasse  infolge  schnellerer  Abkühlung  bis  zur  Glashärte  erstarrt. 
Hermann  Gruson  in  Magdeburg  verbessert  dieses  Herstellungsverfahren. 
Doch  sind  die  Hartgußgranaten  durch  die  aus  gehärtetem  Nickektahl  ge- 
fertigten Krupp'schen  Panzergranaten  überholt. 

—  Louis  Ptttanr  erfindet  ein  Verfahren,  die  Luft  durch  SohießbaumwoUe  zu 
filtrieren  und  durch  Lösung  der  Schießbaumwolle  in  Äther-Alkohol  die 
Luftkeime  zur  Prüfung  unter  dem  Mikroskop  zu  sammeln. 

—  Louis  PtttMir  erfindet  die  Pasteur'sohe  Nährflüssigkeit  zur  Züchtung  der 
Keime. 

—  Louis  Pasteur  zeigt,  daß  die  Keime  niederer  Organismen,  wie  Infusorien, 
Pilze,  Bakterien  überall  in  der  Luft  verbreitet  sind  und  vervollständigt  durch 

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1860 

seine  V^rsaclie  die  ron  Schulze,  Schwann  u.  a.  (a.  1836  Sohu.  lud  Sohv.) 
aufgestellte  Lehre,  daß  die  angebliche  Entstehung  solcher  Organismen 
durch  Urzeugung  auf  das  Eindringen  von  Keimen  zurückgeführt  werden 
muB.  Werden  die  Keime  durch  geeignete  Yonichtungen  femgehalten,  so 
entstehen  keine  lebenden  Wesen. 
1860  Louis  PMtwr  stellt  fest,  daß  die  Gärung  aufa  innigste  an  das  Leben  und 
Wachstum  der  Hefezellen  gebunden  und  daher  als  deren  Arbeitsleistung 
zu  betrachten  ist,  und  daß  deren  Wachstum  auf  Kosten  der  ihre  Nahrung 
bildenden  Nährflüssigkeit  stattfindet.  Er  trennt  die  versohiedenen  Arten 
der  G&rung  nach  den  spezifisch  verschiedenen  lebenden  Erregern. 
(S.  1835  C,  1837  K.  und  1837  Seh.) 

—  Louis  Pattaar  erbringt  den  experimentellen  Nachweis  der  Ernährung  des 
Hefepilzes  in  minerahschen  NährstoSgemischen  bei  alleiniger  Anwesenheit 
des  organischen  Zuckers.  Er  substituiert  den  organischen  stiokstoShaltigen 
Nährstoffen  Ammoniaksalze  und  nimmt  als  Medium  Aschenbestandteile, 
Wasser,  Zucker  und  weinsaures  Ammoniak.  Sein  Befund  wird  1865  Ton 
Duclaux  bestätigt. 

—  Nachdem  von  der  Compagnie  des  Cristalleries  de  Baccarat  (s.  1830  C.)  das 
Preßglas  eingeführt  worden  war,  bemüht  man  sich,  auch  das  Hohlglas 
durch  Pressen  herzustellen.  Der  erste  Schritt  auf  diesem  Wege  geschieht 
durch  PallRtf  der  Hohlformen  konstruiert,  in  denen  die  im  ersten  Stadium 
befindliche,  nur  zur  Anlage  des  Halses  geschränkte  Kugel  zur  Flasche  so 
weit  aufgeblasen  wird,  daß  nur  noch  die  Ausarbeitung  des  Halses  mit  der 
S<diere  übrig  bleibt.  Hieraus  entwickelt  sich  dann  allmählich  die  Pressung 
des  Hohlglases  ohne  Verwendung  der  Pfeife,  die  zuerst  in  Amerika  geschieht. 

—  Piridn  und  Onppa  stellen  synthetisch  aus  Dibrombemsteinsäuse  Trauben - 
säure  dar. 

—  Nachdem  Laffiteau  1792  die  erste  partielle  Exartiknlation  des  Fußes  im 
zweiten  Gelenk,  welche  Operation  unter  dem  Namen  Chopart's  bekannt 
ist,  ausgeführt  hatte,  erwirbt  sich  der  rusaisohe  Chirurg  Nicolai  Iwanowitsoh 
Plrofow  einen  Weltruf  durch  die  von  ihm  erfundene  Methode  der  voll- 
kommenen Exarticulatio  pedis  und  durch  seine  anatomischen  Forschungen 
an  gefrorenen  und  dann  zersägten  Leichen. 

—  Die  Gewinnung  der  Riechstoffe  erfolgte  ursprön^oh  enirweder  durch 
Maceration  der  Blumen  mit  einem  Gemisch  von  Schmalz  und  Talg 
oder  aber  diirch  die  sogenannte  Enfleurage,  bei  welcher  mit  Fett  be- 
strichene Bahmen  (chassis)  sorgfältig  mit  Blumen  belegt  und  dicht  unter- 
einander so  aufgestellt  wurden,  daß  das  Parfüm  der  Blüten  vom  Fett 
absorbiert  werden  konnte.  Ein  neues  Verfahren  stammt  von  M.  0.  PImr. 
Er  bringt  die  Blüten  in  einen  Zylinder,  durch  den  er  einen  Lnftstrom 
hindurchpreßt,  der  mit  dem  Geruch  der  Blüten  beladen,  in  einen  anderen 
Zylinder  eintritt,  in  dem  Ol  durch  rotierende  Scheiben  in  beständiger 
Bewegung  gehalten  wird,  so  daß  sich  dem  Lnftstrom  eine  sich  beständig 
erneuernde  Oberfläche  darbietet  und  das  Parfüm  rasch  absorbiert  wird. 

—  Planianioiir  stellt  zuerst  das  Stickstoffquecksilber  in  isoliertem  Zustande 
dar,  indem  er  trockenes  Ammoniak  bis  zur  Sättigung  über  gelbes  Queck- 
BÜberoxyd  leitet  und  dann  unter  ständigem  überleiten  von  Ammoniakgas 
auf  150"  C.  erhitzt.     Das  Produkt  ist  explosiv  wie  Jodstickstoff. 

—  PortMr  konstruiert  einen  Zentrifugalregulator  zur  Kegulierung  von  Dampf- 
maschinen, der  als  ein  verbesserter  Watt'scher  Regulator  zu  betrachten  ist. 

—  Ramtbottoni  in  Crewe  (England)  bringt  an  dem  Tender  der  Lokomotive 
FüUschläuche  an,  durch  die  während  der  Fahrt  aus  einer  zwischen  den 
Schienen  angebrachten  Wasserrinne  Wasser  aufgenommen  werden  kann 
(Automatische  Tender-Füllung). 


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18«0 

1860  Eduard  Raiehanit  erkennt  die  in  Stafifurt  mit  Steinsalz  wechsellagemd 
yorkommenden  Schichten  von  grauweiß  diirchscheinenden  Salzmassen 
als  schwefelsaure  Magnesia  mit  geringem  Wassergehalt  und  nennt  sie 
„Eieserit".  Eine  andere  Abart  der  schwefelsauren  Magnesia,  die  mit 
7  Molekülen  Krystallwasser  krystallisiert,  wird  von  Kamen  de  Luna  (1866) 
in  Spanien,  von  Forbes  (1866)  in  Peru  angetroffen. 

—  Der  französische  OrientaUst  und  Schriftsteller  Joseph  Emest  Ranan  erforscht 
im  Auftrage  der  französischen  Regierung  die  Baudenkmäler  des  alten 
Phöniziens,  besonders  die  Gr&beranlagen  von  Sidon  (Saida). 

—  H.  RItlir  macht  grundlegende  Untersuchungen  über  Darstellung  und  Zu- 
sammensetzung des  weißen  Ultramarins  und  dessen  Beziehungen  zum 
grünen  und  blauen  Ultramarin. 

—  Thomas  Rodman  gibt  den  ersten  Gasdruckmesser  zur  Messung  der  Gas- 
spannungen  im  Geschütz  an.     Die  Konstruktion  besteht  aus  einem  Meißel, 

.  der  in  ein  in  das  Geschützrohr  (bei  Hinterladern  in  den  Verschluß)  ein- 
gebohrtes Loch  eingesetzt  wird  und  beim  Schusse  einen  schnittartigen 
Eindruck  auf  einer  Kupferplatte  erzeugt.  Der  Vergleich  des  Schnittes 
mit  einer  Normalskala  gibt  die  Größe  des  Gasdruckes  an.  Neben  diesem 
Schnittmesser  ist  auch  der  Stauchmesser  von  Noble  (s.  1863  N.)  in  Ge- 
brauch, bei  welchem  die  Gasspannung  durch  das  Stauohmaß  eines  kupfer- 
nen Stauohzylinders  bestimmt  wird. 

—  Karl  von  Rokltaiuky  gibt  die  erste  exakte  Beschreibung  eines  oystisohen 
Myoms,  das  er  Cystosarcoma  adenoides  uteri  nennt. 

—  Der  Amerikaner  SabiM  sucht  die  zerstörende  Wirkung  des  Seewassers  auf 
die  Eupferbeplattung  der  Schiffe  durch  Überzüge  von  Gummi,  Asphalt, 
Marineleim  oder  ähnlichen  Stoffen  unschädlich  zu  machen  (Sabinisieren 
—  vgl.  auch  1848  H.) 

—  Albert  SchuHz-Lupiiz  veröffentlicht  seine  Ansichten  über  Stickstoffersatz  und 
Düngung,  wobei  er  insbesondere  auch  auf  die  Wichtigkeit  der  Gründüngung 
unter  Benutzung  der  Stickstoffsammler  hinweist  und  den  Einfluß  der  Art 
der  Vorfrucht  bei  dieser  Düngungsweise  feststellt. 

—  Der  Mediziner  Bernhard  Sigismund  Schnltn  macht  sich  bekannt  durch 
seine  Methode  zur  Wiederbelebung  asphyktisch  Geborener.  (Sohultze'sche 
Schwingung.) 

—  Werner  von  SlmiMt  schlägt  vor,  als  Etalon  für  die  Widerstandseinheit 
nach  PouiUet's  Idee  das  Quecksilber  zu  wählen,  und  nimmt  als  Wider- 
standseinheit den  elektrischen  Widerstand  eines  Fadens  von  reinem  Queck- 
silber von  1  mm  Länge  und  1  qmm  Querschnitt.  Er  bringt  aus  Neu- 
silberdraht hergestellte  Widerstandsnormale  in  diesen  Einheiten  unter 
dem  Namen  Siemenseinheit  (S.  E.)  in  den  Handel,  die  bis  zur  Festsetzung 
des  C  GS -Systems  allgemein,  namentlich  in  Form  des  Siemens'schen 
Universalwiderstandskastens  (Universalrheostaten)  gebraucht  werden. 
(S.  1881  J.) 

—  Werner  von  SlamMt  vollendet  im  Januar  die  Verlegung  eines  von  Newall 
&  Co.  fabrizierten  Kabels  von  5500  km  Länge  von  Suez  über  Suakin, 
Aden  und  Maskat  bis  nach  Kurrachee  an  der  Indusmündung.  Das  Kabel 
arbeitet  befriedigend  bis  1862,  wo  es  infolge  von  EoraUenbüdung  im  Koten 
Meer  fehlerhaft  wird.     (S.  a.  1868  S.) 

^  William  Slamans  konstruiert  ein  Widerstandsthermometer,  das  namentlich 
zu  telethermometrischen  Messungen  benutzt  wird,  und  das  auf  der 
Widerstandsveränderung  in  elektrischen  Leitern  beruht.  Auf  dem  Reichen 
Prinzip  beruhen  das  1863  von  ihm  und  Werner  von  Siemens  konstruierte 
Tiefseetelcthermometer  und  das  zur  Messung  hoher  Temperaturen  von 
ihm  konstruierte  elektrische  Pyrometer.   (Vgl.  1869  S.) 


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18«0 

1860  W.  und  B.  Slllar  tmd  W.  6.  Wlgmr  erfinden  den  A-B-C-ProseB  zxu  Reini- 
gnng  der  mit  F&kalstofien  geschwängerten  Flüssigkeiten.  Das  Wasser 
wird,  mit  Alaun,  Blut,  Ton,  Magnesiaoarbonat  und  mangansauren  Salzen 
versetzt,  in  Absatzgruben  gesammelt  und  sich  selbst  überlassen,  wobei  sich 
die  verunreinigenden  Bestandteile  ablagern,  während  die  Flüssigkeit  klar 
und  ziemlich  geruchlos  erscheint.  Die  abgelagerten  Massen  werden  zu 
Dünger  verarbeitet. 

—  Benjamin  SIIIImM  stellt  die  UnregelmäBigkeit  der  Siedepunkte  der  Kohlen- 
wasserstoffe des  Petroleums  fest  und  gelangt  zum  Schlüsse,  daß  ein  Teil 
der  Kohlenwasserstoffe  nicht  ursprünglich  im  Petroleum  enthalten  sei, 
sondern  erst  während  der  Destillation  durch  Spaltung  entstehe.  Diese 
Ansicht  findet  ihre  volle  Bestätigung  durch  die  1861  in  der  Baffinerie 
Newark  zufällig  gemachte  Beobachtung,  daß  die  Kohlenwasserstoffe  des 
Petroleums  bei  Berührung  mit  den  heißen  Wänden  der  DestiUationsappa- 
rate  sich  zersetzen.     (S.  1890  D.) 

—  Der  französische  Ingenieur  Germano  Sommilllar  erhält  ein  französisches 
Patent  auf  den  ersten  Wassersäulenkompreesor,  bei  welchem  zwischen 
dem  Kolben  und  der  zu  komprimierenden  Luft  eine  Wassersäule  einge- 
schaltet ist.    (S.  a.  1857  So.) 

—  John  Hanning  SiMk«  und  James  Augustns  Qmt  ziehen,  von  Sansibar 
ausgehend,  im  Westen  um  den  Yiktoria-Nyanza  (s.  1858  S.)  bis  Uganda. 
Grant  begibt  sich  nach  Unyoro,  während  Speke  1862  den  Ausfluß  des 
Somerset-Nils  entdeckt,  den  er  bis  zu  den  Kurumafällen  verfolgt,  von  wo 
er  i.  J.  1863  über  Chartum  nach  Europa  znrüokkdirt.  („The  Nile  is  setüed".) 

—  gpiiict  stellt  durch  Zusammenschmelzen  von  Schwefeleisen,  Schwefelzink, 
Schwefelblei  und  Schwefel  eine  metallähnliohe  Schmelze  dar,  die  hei  111 
bis  170*>  C.  schmilzt  und  sich  durch  ihre  Dünnflüssigkeit  im  geschmolzenen 
Zustande  xmd  ihre  Fähigkeit,  sich  beim  Erkalten  etwas  auszudehnen  und 
sehr  scharfe  Abgüsse  zu  geben,  auszeichnet.  Die  „Spence-Metall"  ge- 
nannte Masse  dient  zur  Herstellung  von  Klischees,  zum  Verschluß  von 
Flaschen  und  Konservengefäßen,  zur  Herstellung  von  Lagern,  zur  Dich- 
tung von  Gas-  und  Wasserröhren,  zur  Herstellung  von  Druckwalzen  usw. 

—  Der  Amerikaner  SpmcM'  nimmt  ein  Patent  auf  ein  Kepetiergewehr  mit 
Kolbenmagazin,  welches  namentlich  im  amerikanischen  Bürgerkriege  als 
Karabinerbewaffnung  der  Kavallerie  der  Nordstaaten  Verwendimg  findet 
und  als  erster  kriegsbrauchbarer  Mehrlader  gelten  muß. 

—  Karl  Staunimr  führt  die  Zentrifuge  in  die  Stärkefabrikation  ein,  die,  wie 
A.  Fesoa  zeigt,  nicht  allein  zum  Entwässern  der  Stärke,  sondern  auch  an 
Stelle  des  bisherigen  Absitzenlassena  oder  Sohlämmens  mit  Vorteil  zur 
Keinigung  der  Stärke  verwendet  werden  kann. 

—  Der  Ingenieur  Sttrnbwf  konstruiert  die  erste  große  Eisenbahn-Bogengitter- 
brücke  (bei  Koblenz  über  den  Rhein). 

—  TM-Brink  in  Arien  tritt  mit  seinem  bereits  1857  patentierten  rauch  ver- 
zehrenden Feuerungssystem  auf,  das  sich  gegenüber  andern  raucfaverzehren- 
den  Feuerungen  durch  seine  ökonomische  Wirkung  auszeichnet  und  sich 
ebensowohl  für  Lokomotiven  und  Sohiffskesael,  als  auch  für  stationäre 
Heizanlagen  jeder  Art  eignet.  Dem  Prinzip  nach  gehört  das  Feuerungs- 
system zu  den  Feuerungen  mit  rückkehrender  Flamme. 

—  William  ThomtM  (Lord  Kelvin)  führt  die  ersten  Messungen  der  absoluten 
Werte  des  Entladungspotentials  aus.  Spätere  Messungen  werden  von 
Quincke  (1882),  Macfarlane  (1878),  Paachen  (1889),  Heydweiller  (1893), 
Waiburg  und  vielen  andern  unternommen. 

—  Ludwig  Tnuib«  macht  in  seiner  Arbeit  „Über  den  Kohlenstaub  in  den 
Lungen"  grundlegende  Forschungen   über   die  durch  Staubinhalation  her- 


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1860 

yorgerufenen  ohronischen  Ltuigenentzündniigen,  die  von  Zenker,  Skoda, 
Bamberger,  Biermer  und  Lebert  nach  der  klinischen  Säte  genauer  er- 
foiBcht  werden. 
1860  LudTng  TOrck  in  Wien  fördert  und  vervollkommnet  die  Laryngoskopie 
durch  zahlreiche  Entdeckungen  und  bemüht  sich  um  die  Verwendung  des 
Laryngoskops  zu  diagnostisch-operativen  Zwecken. 

—  John  TynMI  beobachtet  zuerst,  daß  beim  Gletscherkom  in  einer  bestimm- 
ten Ebene  durch  interne  Schmelzung  dünne  flüssige  Lamellen  im  Innern 
der  Eiskömer  entstehen,  welche  im  Sonnenlicht  perlmutterartig  glänzen 
und  bei  schiefem  Auffallen  der  Strahlen  mit  Totalreflexion  spiegeln  (Tyn- 
dall'sche  Schmelzflguren). 

—  Nachdem  Salv^tat  schon  1857  auf  den  Wert  der  Gasfeuerung  (s.  1856  S.) 
für  die  Tonindustrie  aufmerksam  gemacht,  und  Schinz  1858  in  seiner 
„Wärmemeßkunst"  die  Zeichnung  eines  Ziegelbrennofens  mitgeteilt  hatte, 
erbaut  VMiar  in  Elösterle  in  Böhmen  den  ersten  Gasofen  zum  Porsellaa- 
brennen,  dem  1863  ein  von  Kühn  in  Meißen  errichteter  Ofen  mit  vier 
quadratischen  Generatoren  folgt.  Beide  Systeme  werden  sibei  1867  wegen 
zu  hohen  Brennmaterialverbrauchs  wieder  aufgegeben. 

—  Vintir  und  QrOnttarg  in  Kalk  bei  Köln  stellen  zuerst  Pottasche  im  Großen 
nach  dem  Leblancprozeß  durch  reduzierendes  Schmelzen  von  K^amaulfat 
mit  Kohle  und  Kalk  her. 

—  Am  29.  Februar  1860  erfolgt  der  Stapellauf  des  auf  der  Werft  der  Thames 
Iren  Works  Company  nach  den  Plänen  des  Chefkonstrukteurs  T.  WaM> 
erbauten  ersten  engUsohen  PanzerschiSa  ,,Warrior",  welches  aus  Eisen 
konstruiert  ist,  während  das  erste  französisohe  Hoohseepanzeiaehiff 
(8.  1859  D.)  ein  Holzbau  war. 

—  F.  H.  Wanham  konstruiert  Lokomobilen  mit  dreifacher  Expansion  in  drei 
Zylindern  mit  Zwischenüberhitzung  (Verbundlokomobilen),  die  in  Deatach- 
land  schon  1862  von  der  Maschinenfabrik  Buckau  ausgeführt  werden. 
Verbundlokomobilen  werden  später  namentlich  auch  von  Ph.  Swiderski, 
H.  Lanz  u.  a.  gebaut. 

—  S.  S.  Whits  in  Philadelphia  leistet  hervorragendes  in  der  Herstellung  künst- 
licher Zähne  aus  Email,  die  auch  von  H.  D.  Justi  in  Chicago,  C.  Ash 
&  Sons  in  London  u.  a.  fabriziert  werden. 

—  Charles  Greville  WIINamt  gelingt  es,  reine  kieselsaure  BeryUerde  im  Knall- 
gasgeblSse  zu  wasserklaren  Tropfen  zu  schmelzen,  welche  beim  Erkalten 
ihre  Durchsichtigkeit  behalten.  Es  gelingt  ihm  auch,  den  Stein  mit  Kobalt 
blau  zu  färben,  so  daß  er  den  Saphiren  ähnlich  sieht. 

^  John  Wllllamt  macht  in  New  York  den  ersten  praktischen  Versuch,  Briefe 
und  kleine  Pakete  zwischen  großen  Verkehrsämtern  durch  Elektrizität  zu 
befördern.  Diese  elektrische  Post  beruht  darauf,  daß  eine  vom  Strom 
durchfloBsene  Drahtspule  ein  Eisenstüok,  also  auch  einen  eisernen  Kasten 
(Wagen)  in  sich  hineinsaugt  und  durch  solche  Spulen  dem  Wagen  der  Weg 
vorgeschrieben  wird.  In  den  Spulen,  in  denen  der  Wagen  zum  StUlstand 
kommen  soll,  wird  der  Anker  der  Spule  so  geschaltet,  daß  er  den  Strom 
nicht  unterbricht.  Siemens  &  Halske  verbessern  diese  dektrische  Post  1880 
und  noch  mehr  1891.  Eine  neuere  Vervollkommnung  ist  die  1902  von 
PisoiceUi  in  Italien  bewirkte.    (S.  a.  1856  B.) 

—  Der  Amerikaner  James  Wlllcox  verbessert  die  Methode  der  Herstellung  des 
namentlich  für  Banknoten  angewendeten  Papiers  mit  lokalisierten  Fasern. 
(Vgl.  1829  D.) 

—  Wood  beschreibt  die  nach  ihm  „Wood's  Metall"  benannte  Legierung  ans 
1  bis  2  Teilen  Cadmium,  2  Teilen  Zinn,  4  Teilen  Blei  und  7  bis  8  Teilen 


606     — 

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1861 

Wismut,  die  schon  bei  71 "  C.  Bohmilst  und  ihrer  Eigenschaften  wegen  von 
Lipowitz  als  Metallkitt  empfohlen  wird. 

1860  Walter  A.  Wood  in  Hoosiok  Falls  erfindet  eine  selbstablegende  G«treide- 
mähmasohine  und  eine  ähnlidie  G-rasmähmaschine.  (S.  a.  1850  B.)  Er  baut 
die  ersten  kombinierten  Gras-  und  G«treidemähma8ohinen. 

—  Friedrich  Albert  von  Zaakor  in  Dresden  weist  nach,  daß  die  Trichina  spiraUs 
die  alleinige  Ursache  der  jetzt  als  Trichinose  bezeichneten  Epidemien  ist. 

—  David  Heinrich  Zloflar  in  Winterthur  führt  die  von  Ferdinand  Hirn  er- 
fundenen Drahtseil-Transmissionen  im  groBartigsten  Maßstäbe  aus. 

1861  AMMt  und  Humphray*  führen  durch  ihre  von  1861 — 67  erscheinenden 
„Mississippi  -  Studien"  der  Lehre  von  der  Strömungsgeschwindigkeit  des 
Flußwassers  neue  und  wertvolle  Gesichtspunkte  zu,  wie  es  1873  auch 
durch  Belgrand's  großes  Werk  über  die  Seine  geschieht. 

—  G.  B.  Alry  konstruiert  den  Bahnsucher  (Orbit  Sweeper),  ein  Instrument, 
welches  die  Auffindung  vorausberechneter  Kometen  erleichtern  soll  und 
auch  für  Mondbeobachtungen  von  großem  Vorteil  ist. 

—  Aihtaii  konstruiert  eine  Friktionsseilwinde  mit  doppeltem  Zahnradvorgelege, 
die  bei  Errichtung  des  Hauptgebäudes  für  die  Londoner  internationale 
Ausstellung  als  Dampfwinde  benutzt  wird.  Von  da  ab  werden  Dampf- 
winden viel  gebraucht,  und  namentlich  werden  in  Amerika  verschiedene 
neue  Formen  von  der  Lidgerwood  Manufactury  Co.,  von  L.  B.  Sawyer  usw. 
geschaffen. 

—  Der  preußische  General  Joseph  Jacob  BMyor  faßt  den  Plan  zu  einer  ganz 
Mitteleuropa  umfassenden  Gradmessung.  Der  Plan  verwirklicht  sich  im 
Jahre  1862  und  wird  1867  durch  den  Beitritt  fast  sämtlicher  europäischer 
Staaten  zu  einer  europäischen  Gradmessimg  erweitert.    (S.  1889  H.) 

—  Louis  Charles  Arthur  Barmwll  schlägt  vor,  sämischgares  Leder  mit  über- 
mangansaurem Kali  zu  bleichen.  Die  Sämischgerberei  besteht  darin,  daß 
die  gereinigten  Häute  durch  mechanisches  Einwalken  von  Fett  —  ohne 
Anwendung  von  adstringierend  wirkenden  Gerbstoffen  —  in  Leder  umge- 
wandelt werden. 

—  Wilhelm  Baiiar  hebt  durch  die  von  ihm  konstruierten  Luftsäcke  (Hebe- 
ballons) einen  1861  im  Bodensee  gesunkenen  Dampfer  und  wiederholt, 
nachdem  eine  Sturmnacht  den  Dampfer  wieder  zum  Sinken  gebracht 
hatte,  die  Hebung  im  Jahre  1864. 

—  Ernst  Brand  in  Stettin  nimmt  den  von  Currie  gemachten  Vorschlag  der 
Kaltwasserbehandlung   des  Typhus    (vgl.  1708  C.)  mit  Erfolg  wieder  auf. 

—  Thure  BnuMtt  führt  die  gynäkologische  Massage  ein,  indem  er  zuerst  Pro- 
lapse des  Uterus  behandelt  und  dann  die  Anwendung  der  Massage  auf 
alle  anderen  subakuten  und  chronischen  Entzündungen  im  weiblichen 
Becken  ausdehnt. 

—  Paul  Broca  zeigt,  daß  das  Sprachverraögen  des  Menschen  in  der  dritten 
vorderen  Stimwindung  der  linken  Himhälfte  lokalisiert  ist  (Brooa'sche 
Windung). 

—  Allan  Bronn  macht  zuerst  auf  eine  26tägige  Periode  in  der  Variation  der 
Deklination  aufmerksam,  die  auch  Karl  Homstein  (1871)  und  Josef  Liznar 
(1880)  bestätigen,  und  die  Adolf  Schmidt  (1887)  auf  26,87  Tage  feststellt 
und  in  Beziehung  zu  den  Sonnenfiecken  bringt. 

—  Robert  Wilhelm  von  Bnnim  entdeckt  das  Rubidium  im  Lepidolith  von 
Penig  in  Sachsen  und  stellt  fest,  daß  dasselbe  stets  von  kleinen  Mengen 
Caesium  begleitet  ist.    Das  Rubidium  gibt  im  Spektrum  zwei  rote  Linien. 

—  Richard  Francis  Burton  besucht  von  Fernando  Po,  wo  er  sich  als  britischer 
Konsul  aufhält,  Abbeokuta  und  entdeckt  in  Gemeinschaft  mit  dem  Bo- 
taniker Mann  das  Kamerungebirge. 


—     607     — 

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1861 

1861    Alexander  BnUaraw  erhält  durch  Erw&rmen  von  Jodmethylen  mit  Wasser 
und  Kupfer  Äthylen  und  dessen  höhere  Homologe. 

—  Vandyke  Cartar  macht  in  den  Jahren  1861 — 73  Untersuchungen  über  den 
Madurafuß  (s.  1712  K,)  und  beschreibt  als  dessen  Erreger  einen  dem  Er- 
reger der  Aktinomykose  ähnlichen  Spaltpilz,  der  von  dem  Mykologen 
Berkeley  den  Namen  „Chionyphe  Carteii"  erhält. 

—  Ghwpin  erhält  bei  Behandlung  von  Rosanilin  mit  Aldehyd  und  konzen- 
trierter Schvefelsäure  einen  violetten  Farbstoff,  der  durch  onterschweflig- 
saures  Natron  in  saurer  Lösung  in  einen  schwefelhaltigen,  grünen  Farb- 
stoff, das  Aldehydgrün,  übergeführt  wird. 

—  Johann  Jacob  Chyrimlui  stellt  die  Tonerde  durch  Zusammenschmelzen  mit 
verglastem  Borax  krystallisiert  dar  und  findet,  daß  dieselbe  mit  Zinnsäure 
und  Titansäure  isomorph  ist.  Er  stellt  außerdem  das  Schwefelthorium, 
StickstoSthorium,  Chlorthorium  und  verschiedene  Sauerstoffsalze  der  Ton- 
erde dar,  mit  denen  sich  1863  auch  Delafontaine  beschäftigt.' 

—  Alvan  Graham  Ciark  entdeckt  bei  der  Prüfung  des  Objektives  von  47  cm 
Öffnung  des  großen  Dearbom-Refraktors  den  dunkeln  Begleiter  des  Sirius 
an  der  von  Peters  (s.  1861  P.)  berechneten  Stelle. 

—  William  Crookti  entdeckt  in  dem  Schlamm  der  Bleikammem  der  Sohwefel- 
säurefabrik  zu  Tilkerode  am  Harz  ein  neues  MetaU,  welches  namentlich 
durch  eine  grüne  Spektrallinie  oharakteiisiert  ist,  und  gibt  demselben  den 
Namen  „Thallium". 

—  Reiner  Oatton  verwendet  zuerst  Unterwind  bei  Schweißöfen. 

—  Nachdem  die  Missionare  Rebmann,  Erhardt  und  Krapf  (s.  1848  R.)  die  ersten 
Europäer  gewesen  waren,  die  den  Kilimandscharo  von  ferne  sahen,  be- 
steigt ihn  zuerst  der  Afrikareisende  Karl  Klaus  von  dir  DwkM,  aber  nur 
bis  zu  einer  Höhe  von  4200  m.     (S.   1889  M.) 

—  Der  Bergassessor  E.  VM  DOcMr  in  Oeynhausen  bildet  unter  Benutzung 
von  Drahtseilen  die  hängenden  Bahnen  für  den  Gütertransport  (Seilbahnen) 
zu  vielseitiger  Benutzung  aus. 

—  John  Ertetton  erbaut  für  die  nordamerikanische  Union  innerhalb  100  Tagen 
das  Panzerdrehturmschiff  „Monitor",  welches  für  kleinere  Turmschiffe 
vorbildlich  wird  und  denselben  auch  den  Namen  gibt.  (Vgl.  1860  C.  und 
1868  R.) 

—  Nachdem  die  Stätte  des  durch  den  Veeuvansbruch  vom  Jahre  79  n.  Chr. 
verschütteten  Pompeji  im  Jahre  1748  durch  Zufall  wieder  entdeckt  und 
der  Ort  in  vereinzelten  Teilen  freigelegt  war,  beginnt  unter  der  Leitung 
des  italienischen  Archäologen  Giuseppe  noralll  die  planmäßige  Ausgrabung 
der  Ruinen. 

—  Der  Chemiker  Adolph  Fnnk  begründet  die  Industrie  der  Staßfurter  Kali- 
salze, die  bald  beim  Zuckerrübenbau  ausgedehnte  Verwendung  finden. 
(Über  Kalidünger  s.  1863  F.) 

—  Der  amerikanische  Ingenieur  Richard  Jordan  Satilng  erfindet  das  nach  ihm 
benannte  Revolvergeschütz  mit  rotierenden  Läufen. 

—  Marc  Antoine  Guidlii  macht  für  photographische  Zwecke  die  ersten  Ver- 
suche mit  Jodsilber-  und  Chlorsilberemulsionen ,  denen  sich  1864  die 
Versuche  von  Sayce  mit  Bromsilberkollodiumemulsionen  anschließen. 

—  Der  Chemiker  John  Qtonr  läßt  in  dem  von  ihm  für  die  Sohwefelsäure- 
fabrikation  erfundenen  „Gloverturm"  die  Röstgase  der  Kiesöfen  die  nitrose- 
h altige  Schwefelsäure  durchziehen,  wodurch  sie  denitriert  und  bis  zu 
einem  Gehalt  von  62  bis  65  Prozent  wasserfreier  Säure  konzentriert  wird. 

—  Der  Mechaniker  QoMteiimM  in  Zürich  konstruiert  einen  Distanzmesser 
(Diastimeter)  für  militärischen  Gebrauch.  Das  Okular  eines  gewöhnlichen 
Fernrohrs  enthält  außer  einem  festen  einen  beweglichen  HorizontaUaden, 

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1861 

der  durch  ein  Gretiiebe  gegen  den  erateren  veiBchoben  werden  kann.  Wird 
der  feste  Faden  anf  den  Fnß  eines  aufrecht  stehenden  Gregners,  der  be- 
wegliche auf  die  Oberkante  der  Kopfbedeckung  eingestellt,  so  gibt  die 
an  dem  Getriebe  durch  einen  Index  angezeigte  Zahl  die  Entfernung  in 
Schritten. 
1861  Friedrich  QopfMbrOdwr  führt  die  VerBuche  von  Schönbein  (s.  1861  S.)  weiter 
und  baut  die  auf  CapiUaritäts-  und  AdBorptionserscheinungen  beruhende 
Capillaranalyse  auf,  die  er  in  erster  Linie  für  die  Erkennung  von  Farb- 
stoften  in  Gemischen  nutzbar  macht. 

—  Thomas  6ndiani  publiziert  die' Resultate  seiner  auf  die  Diffusion  derFlüssig> 
keiten  (s.  1860  G.  n.  1854  G.)  gegründeten  dialytischen  Trennungsmethode 
in  seiner  Abhandlung  ,JJiquid  diffusion  apphed  to  analysis". 

—  Die  englische  6mt-Norfli«ii-Balin  versucht,  die  Schienenstöße  ihrer  Gleise 
zu  verschweißen.     (S.  a.  1852  N.) 

—  Jacob  Eduard  HaginbMh  untersucht  die  Beibung,  welche  die  bewegt 
Flüssigkeit  an  der  Wandung  des  Gefäßes  erfährt.  JLhnliche  Versuche  werden 
das  Jahr  darauf  von  0.  E.  Meyer  vorgenommen,  der  die  Reibungs- 
konstanten  (den  Koefflxienten  der  innem  Reibung)  bestimmt  und  Ver- 
suche über  den  Ausfluß  der  Flüssigkeiten  aus  engen  Röhren  anschließt, 
die  zu  gleichen  Resultaten,  wie  die  praktischen  Versuche  von  Poiseuille 
(s.  1848  P.)  fähren. 

—  William  V^  V.  Hareourt  erhält  Natriumsuperoxyd  (Natriumdioxyd),  indem 
er  Natrium  in  Sauerstoff  erhitzt,  bis  es  nicht  mehr  an  Grewioht  zu- 
nimmt. Später  wird  es  von  Bolton  (1886)  beim  Eintragen  von  Natrium 
in  geschmolzenes  salpetersaures  Natrium  erhalten  und  auch  technisch  von 
Castner  (1801)  hergestellt.  In  ähnUcher  Weise  gewinnt  Hareourt  das  zu- 
erst von  Gay-LuBsac  und  Th^nard  dargestellte  Kaliumsuperoxyd. 

—  John  Haswtll  benutzt  die  hydraulische  Presse  (s.  1864  S.)  zum  Schmieden 
imd  führt  damit  das  Preßschmieden  in  die  Eisenfabrikation  ein,  das  dem 
Hammerschmieden  gegenüber  den  Vorzug  besserer  Durcharbeitung  des 
ganzen  Schmiedestücks  hat.  Haswell's  erste  Schmiedepresse  hatte  einen 
effektiven  Druck  von  16000  Zentnern. 

—  Hermann  von  Halmholtz  gibt  ein  Harmonium  an,  das  für  jeden  Ton  der 
chromatischen  Tonleiter  zwei  Töne  im  Verhältnis  80:  81  der  Schwingungs- 
zahlen enthält.    Die  Töne  sind  auf  zwei  Tastaturen  verteilt. 

—  Matthaeus  Hipp  konstruiert  ein  elektrisches  Pendel,  bei  welchem  der  An- 
trieb durch  einen  imterhalb  der  Linse  aufgestellten  Elektromagneten  er- 
folgt, welcher  durch  Vermittlung  eines  am  Hauptpendel  selbst  schwin- 
genden Nebenpendds  periodisch  eingeschaltet  wird.  Das  Pendel  dient 
vielfach  zur  Regulierung  elektrischer  Uhren. 

—  Matthaeus  Hipp  und  Rlir  erfinden  und  konstruieren  unabhängig  vonein- 
ander die  ersten  mit  Gewichtstriebwerk  stellbaren  und  für  beide  Signal- 
lagen elektrisch  zu  steuernden  Stationsdeckungssignale  (Diatanzsignale), 
wovon  das  Hipp'sche  auf  dem  Bahnhof  Winterthur,  das  Rier'sche  vor 
dem  Bahnhof  Erfurt  zur  Verwendung  kommt. 

—  Johann  Hoff  in  Berlin  führt  Malzextrakt  als  phannazeutisches  Präparat  ein. 

—  IvM  und  Nmraterry  entdecken  den  Canon  des  Colorado,  an  dem  Dutton 
1882  die  Gesetze  der  Abrasion  in  großem  Stile  erläutert,  und  der  ein  klas- 
sisches Beispiel  eines  Skulpturtales  (s.  1886  R.)  ist.  Die  amerikanischen 
Cräons  bestätigen  die  großartige  Sägewirkung  der  Flüsse,  wie  sie  für  die 
Talbildung  Bischof  (1847),  Murchison  (1849),  Poulett  Scrope  (1866).  Dana 
und  namentlich  Beete  Jukes  behaupten. 

—  Gustav  Robert  Klrchhofl  stellt  durch  Untersuchimg  des  Spektrums  fest,  daß 
in  der  Sonnenatmosphäre  Eisen,  Calcium,  Magnesium,  Natrium  und  Chrom 

Darmataedter.  39 

—     609     — 


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1861 

in  gröBeren  Mengen,  Gold,  Silber,  Quecksilber,  Altunininm  und  Cadminm 
in  geringeren  Mengen  vorhanden  sind. 
1861  H.  Kolbt  und  B.  Schmitt  bewirken  die  direkte  Synthese  der  AmeiBens&ue 
aus  Eohlens&nre,  indem  sie  Kalium  in  einer  mit  lauwarmem  Wasser  ab- 
gesperrten Kohlensfiureatmosphäre  dünn  ausbreiten,  wobei  sie  naoh  24  Stan- 
den ein  Gemisch  von  zweifach  kohlensaurem  und  ameisensanrem  Kali 
erhalten. 

—  H.  Kalta  und  B.  Schmitt  erhalten  aas  Phenol  und  Oxals&nre  unter  Ein^inrkung 
von  konzentrierter  SchwefeLs&ure  das  Aurin,  das  später  von  Kencki  (1882) 
auch  durch  Zusammenschmelzen  von  Phenol,  Ameisens&ure  und  Chlorzina 
erhalten  wird  und  das  eine  Pavarosols&ure  darstellt. 

—  Der  Mechaniker  KraiiMr  in  Berlin  versieht  den  von  ihm  entworfenen  Doppel- 
keilversohluB  (s.  1860  K.)  mit  einem  kupfernen  Liderungsringe,  welcher 
durch  den  Stoß  der  Pulvergase  in  die  Fuge  zwischen  Bohr  und  VersobluB 
gepreßt  wird  und  dadurch  einen  gasdichten  Abschluß  bewirkt.  Neben 
dieser  Art  der  Liderung  bilden  sich  noch  der  st&hleme  Liderungsring  und 
der  Broadwell-Ring  aus,  während  die  neueren  Creeohntze  mit  gasdichter 
Metallkartusche  einer  besonderen  Liderung  nicht  mehr  bedürfen. 

—  Alfred  Krapp  in  Essen  setzt  am  16.  September  seinen  Dampfhammer  von 
1000  Zentnern  Fallgewioht  in  Betrieb,  ein  bedeutungsvolles  Erdgnis  in 
der  Geschichte  der  Eisenindustrie. 

—  Julius  KOhn  behandelt  in  seinem  Buch  „Die  zweckm&ßige  Ernährung  des 
Bindviehs"  das  Gebiet  der  Tierzuchtlehre  sowohl  vom  theoretischen,  wie 
auch  vom  praktischen  Gresiohtspimkte  aus. 

—  Eugen  Langen  erhält  ein  Patent  auf  einen  glookenartigen  Hoohofengioht- 
abschluß,  die  naoh  ihm  benannte  Langen'sche  Glocke,  weldhe  zuerst  auf 
der  Friedrioh-Wilhelms-Hütte  in  Mülheim  a.  d.  Bohr  in  demselben  Jahre 
zur  Ausführung  kommt  und  sich  gut  bewährt. 

—  Nachdem  zuerst  Brown  (vgl.  1810  B.)  eine  Prüfungsmaschine  für  Anker- 
ketten gebaut  hatte,  wirken  seit  dem  Jahre  1834  Ucyd't  RcgMir  «f  Shlpping 
für  eine  stetige  Verbesserung  der  Ankerkettenkonstruktionen  durch  Erlaß  von 
Prüfungsbestimmnngen  und  Erteilung  von  Prüfungszertiflkaten.  I.  J.  1861 
schreiben  Lloyd's  vor,  daß  für  Schiffe,  welche  ihre  Klasse  erhalten  wollen, 
Anker  und  Ketten  in  einer  unter  ihrer  Kontrolle  stehenden  Prüfungs- 
anstalt  geprüft  sein  müssen.  In  ähnlicher  Weise  macht  sich  das  schon 
i.  J.  1828  gegründete  Bureau  Veritas  in  Paris  um  die  Vervollkommnung 
des  Schiffbaus  verdient. 

—  Sven  Ludwig  Lo«An  spricht  ans,  daß  durch  alle  Breiten  von  Pol  zu  Pol 
eine  reiche  Tiefseefauna  von  gleichartigem  Charakter  verbreitet  sei,  und 
begründet  damit  eine  Ansicht,  die  sich  im  Laufe  der  nächsten  Jahre  bei 
den  Zoologen  immer  mehr  befestigt.    (S.  1868  T.) 

—  Etienne  Jules  Many  erfindet  den  Kardiograph  zur  Untersuchung  der  Herz- 
tätigkeit und  trägt  durch  dieses  handliche  Instrument  wesentlich  zum  Aus- 
bau der  Lehre  von  der  Bewegung  des  Herzens  bei. 

—  MathW  in  Groß-Salze  fertigt  als  erster  gerollte  Pflaster  in  größerem  Maß- 
stabe an,  die  bald  ein  beliebter  Handverkaufsartikel  in  den  Apotheken  werden. 

—  James  Clerk  Maxwell  stellt  zur  Erklärung  aller  in  die  Grebiete  des  Magne- 
tismus, der  statischen  und  dynamischen  Elektrizität  gehörigen  Erschei- 
nungen den  Begriff  der  Molekularwirbel  (Wirbelatome)  auf. 

—  James  Clerk  Maxwell  leitet  die  Diffusion  der  Gase  aus  der  kinetischen  Gas- 
theorie ab.  Eine  vollständigere  Ableitung  geben  später  Stefan  (s.  1871  S.) 
und  O.  E.  Meyer  (1877). 

—  James  Clerk  Maxwdl  führt  in  Anlehnung  an  den  Young'schen  Gedanken 
(s.  1807  Y.)   das   Farbensystem    auf    drei    Grundfarben    zurück,    welche 


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18U 

richtig  ausgewählt  und  kombiniert,  die  ganse  Skala  der  Farbentöne  wieder- 
zugeben vennögen.  Er  gelangt  hierdoroh  anf  die  Idee  des  additiven  Drei- 
farbenTerfahrens,  indem  er  durch  drei  Ldchtfilter  drei  Teilbüder  in  den 
Grundfarben  gelb,  rot  und  blau  photographiert  und  die  PoaitiTe  mit 
drei  Lampen  mit  denselben  Fütem  auf  einen  weißen  Schirm  projiziert. 
1891  Franz  MiMi  konstruiert  das  Universalkaleidophon,  einen  Apparat,  der 
gestattet,  Sohwingungskurven  in  sehr  einfacher  Weise  nicht  nur  subjektiv, 
sondern  anoh  objektiv  sichtbar  zu  machen.    (S.  s.  1827  W.) 

—  Dimitrij  MMMa|Mr  führt  für  die  Temperatur,  bei  der  gewisse  Flüssig- 
keiten in  den  Cagniard  de  la  Tour'schen  Zustand  (s.  1822  C.)  über- 
gehen, den  Kamen  „absoluter  Siedepunkt"  ein  und  definiert  diesen  als 
diejenige  Temperatur,  bei  welcher  sowohl  die  Eohäsion  der  Flüssigkeit  als 
auch  die  Verdampfungsw&rme  gleich  Null  ist,  und  bei  der  sich  die  Flüssig- 
keit anabhängig  von  Druck  und  Volum  in  Dampf  verwandelt. 

—  Der  Pariser  Arzt  Prosper  ManUra  entdeckt  den  Ohrenschwindel,  eine  eigen- 
tümliche ASektion  des  häutigen  Labyrinths,  die  nach  ihm  „Meniöre'sche 
Krankheit"  benannt  wird. 

—  MHIlM  erhält  ein  Patent  auf  eine  Gasmaschine,  welche  mit  Kompression 
des  Gas-Luftgemisohee  arbeitet. 

—  Ktämi  is  BallM  erfindet  die  Porzellanfilter  zur  Trinkwasserreinigung,  die 
insbesondere  von  Chamberland  (s.  1884  C.)  für  seine  Filter  (System  Pasteur) 
angewendet  werden. 

—  Sir  Richard  OwM  beschreibt  zuerst  den  im  lithographischen  Juraschiefer  von 
Solenhofen  aufgefundenen  und  nach  dem  britischen  Museum  in  London 
verkauften  Archaeopterix  macrura,  der  einen  Übergang  zwischen  Vögeln 
und  Reptilien  repräsentiert.  Der  Kopf  ist  vogelartig,  besitzt  aber  an  den 
Kiefern  Zähne;  die  Backenknochen  sind  noch  getrennt,  wie  bei  den 
Reptilien.  1877  wird  noch  ein  zweites  Exemplar  gefunden  und  vom  Ber- 
liner Museum  für  Naturkunde  angekauft. 

—  Arthur  Pagtt  baut  einen  Kulierstuhl  (Pagetstuhl),  der  mit  der  Zeit  so  ver- 
bessert wird,  dafl  man  50 — 70  Maschenreihen  in  einer  Minute  fertig  bringen 
kann.  Trotzdem  kann  dieser  Kulierstuhl  nicht  mit  der  Cottonmasohine 
(s.  1868  C.)  konkurrieren. 

—  Paml  baut  einen  Gaserzeuger,  bestehend  aus  einem  sylindrisohen  Generator, 
welcher  von  einem  mit  ihm  in  Verbindung  stehenden  Dampfkessel  ein- 
geeohlossen  ist.  Die  Konstruktion  führt  sich  jedoch  trotz  der  gediegenen 
Bauart  nicht  in  die  Praxis  ein. 

—  Louis  PastMO'  untersucht  die  Isomerieverh&ltnisse  bei  der  Weinsäure  und 
Traabensäure  und  findet  vier  isomere  Säuren,  die  Tranbensäure,  die  in- 
aktive Weinsäure  und  die  Rechts-  und  Linksweinsäure.  Die  beiden 
letztem  lenken  den  polarisierten  Lichtstrahl  um  gleiche  Winkel,  aber 
nach  entgegengesetzter  Richtung  ab  und  liefern  zu  gleichen  Teilen  gemengt 
optisch  inaktive  Traubensäure.  Diese  Isomerien,  für  welche  Carius  die  Be- 
zeidinung  „Physlkaliaohe  Isomerie"  einführt,  werden  von  Pasteur  auf 
den  asymmetrischen  Bau  des  Moleküls  zurückgeführt  und  geben  die  Unter- 
lage zur  Entwicklung  der  Stereochemie,  indem  van't  Hoff  und  Lebel  später 
(s.  1874  H.)  die  Asymmetrie  des  Moleküls  auf  das  einzelne  Kohlenstoffatom 
zurückführen. 

—  Louis  PiilMur  findet,  daß  die  Bnttersäuregärung  des  milchsauren  Kalkes  von 
einem  Mikroorganismus  veranlaßt  ist,  der  nur  bei  Abschluß  der  Luft  wächst. 
Er  stellt  im  Gegensatz  zur  Lehre  von  Lavoisier,  wonach  Sauerstoff  zum  Leben 
unentbehrlich  sei,  die  Lehre  von  den  „Anaerobien"  auf  und  findet  im  fol- 
genden Jahr  ein  zweites  Bakterium,  das  Weinsäuren  Kalk  zersetzt,  und 
später  den  Septiohämieerreger ,  den  Microbe  septique,  die  beide  ebenfaDs 


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1861 

zu  dieser  Gruppe  gehören.    Er  findet,  daB  auch  b«i  der  größten  Verdünnung 
der  Beptischen  Flüssigkeit  die  tödliche  Wirkung  des  Miorobe  septiqne  nicht 
ausbleibt. 
1861    Leopold  von  Pttal  und  Frauml  stellen   das  Aceton  durch  Einwirkung  von 
Acetylohlorid  auf  Zinkmethyl  synthetisch  her. 

—  Der  Astronom  Christian  August  Friedrich  Pflm  berechnet  den  von  Bessel 
1834  vorausgesagten  Siriusbegleiter,  den  Clark  (s.  1861  C.)  an  der  berech- 
neten Stelle  auffindet. 

—  Der  Hofbesitzer  Asmus  Pttww  in  Wittkiel  bei  Kappeln,  Schleswig- Holstein, 
verbindet  bei  dem  nach  ihm  benannten  Wiesenbausystem  die  Drainage - 
Entwässerung  der  Wiesen  mit  einer  Bewässerung  derselben  durch  An- 
wendung besonderer  Ventüe  in  den  Drainageleitnngen,  welche  je  nach  Um- 
ständen das  Wasser  abfließen  lassen  oder  anstauen. 

—  Max  von  Pottankolar  und  Karl  von  Volt  stellen  auf  Grund  ihrer  Respiratioas- 
versuche  die  Behauptung  auf,  daß  aus  Eiweiß  im  Organismus  Fett  ent- 
stehen könne. 

—  Max  von  Pottankolar  und  Karl  von  VoH  erbauen  im  Anschluß  an  die  Ver- 
suche von  Kegnault  und  Reiset  (s.  1849  R.)  einen  großen  Respirations- 
apparat,  mit  dem  sie  den  Gaswechsel  während  24  stündiger  Perioden  am 
lebenden  Menschen  bestimmen  können.  Die  Ergebnisse  ihrer  Versuche 
über  den  Gesamtstofiwechsel  führen  Karl  von  Voit  zur  Feststellung  des 
sogenannten  Kostmaßes.     (Vgl.  1861  V.) 

—  Julius  PlOckar  findet,  daß  die  meisten  der  von  ihm  untersuchten  Oase 
(Wasserstoff,  Sauerstoff,  Jod)  Spektra  geben,  die  aus  einer  größeren  oder 
kleineren  Zahl  von  scharfen  hellen  Linien  bestehen,  daß  dagegen  der  Stick- 
stoff kein  Linien-,  sondern  ein  Bandenspektrum  gibt. 

—  Julius  PlOckar  untersucht  die  Ablenkung  der  Lichthülle  des  in  der  Luft  über- 
springenden Induktionsfunkens  unter  dem  Einfluß  des  Magneten,  sowie 
die  Erscheinungen,  die  das  Licht  in  den  Geißler'schen  Röhren  unter  der 
Einwirkung  von  Magneten  zeigt. 

—  Alphonse  Louis  Poltovin  gelingt  es,  auf  Chlorsilberpapier,  das  mit  Chrom- 
säure  oder  essigsaurem  Uran  präpariert  ist,  mittels  eines  photographischen 
Verfahrens  Farben  hervorzubringen. 

—  Georg  Qnlncks  entdeckt  eine  eigentümliche  Art  von  elektrischen  Strömen 
bei  mechanischer  Bewegung,  die  er  Diaphragmenströme  nennt.  Sie  ent- 
stehen in  der  Richtung  des  Fheßens,  wenn  reines  Wasser  durch  einen 
porösen  Körper  strömt. 

—  Georg  Quincfca  führt  die  Versuche  Wiedemann's  (s.  1862  W.)  über  elek- 
trische Endosmose  weiter  und  findet,  daß  Richtung  und  Geschwindigkeit 
der  Bewegung  von  der  Art  der  Flüssigkeit  und  der  festen  Wandsubstanz 
abhängen. 

—  Philipp  Rais,  Lehrer  in  Friedrichsdorf  bei  Homburg  y.  d.  Höhe,  beschäftigt 
sich  seit  1852,  von  den  Versuchen  Wertheim's  (s.  1848  W.)  ausgehend,  mit 
der  Frage,  ob  sich  Töne  in  gewisser  Entfernung  mit  Hilfe  des  elektrischen 
Stromes  reproduzieren  lassen.  Er  erfindet,  vermutUoh  ohne  Kenntnis  von 
Bourseul's  Versuchen  (b.  1854  B.)  zu  haben,  einen  Apparat,  der  dies  leistet, 
nennt  ihn  „Telephon"  und  führt  ihn  zuerst  öffentlich  am  26.  Oktober  im 
PhysikaJischen  Verein  zu  Frankfurt  a.  M.  vor.  Der  Apparat  gibt  Musik- 
stücke (Gesang  und  Instrumentalmusik)  deutlich  und  gut  wieder,  weniger 
gut  die  menschliche  Stimme.  Die  letzte  und  vollendetste  Form,  -welche 
Reis  seinem  Apparat  gibt,  stammt  aus  dem  Jahre  1863. 

—  Charles  W.  Rlebanb  in  Hartford  gelingt  es,  einen  handlichen,  auch  für 
größere  Geschwindigkeiten  geeigneten  Indikator  herzustellen,  bei  welchem, 
um   möglichst  hohe  und  deutliche  Diagramme  zu  erhalten,   der  Schreib- 

—     612     — 

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1861 

Btift  an  einem  Hebelwerk  angebracht  ist  und  daduioh  ein  Watt'scbes  Paral- 
lelogramm in  gerader  Linie  geführt  wird.  1875  wird  dieser  Indikator  von 
Thompson  noch  verbeesert. 
I86I  A.  RIlkMk  in  Halle  entwickelt  die  Fabrikation  von  Mineralöl  und  Paraffin 
ans  Brannkohlen  durch  Verbeeserungen  im  technischen  Betrieb  zu  höchster 
Blüte;  er  führt  im  Verein  mit  Dr.  Krey  die  Vakuumdestillation  ein  und 
lehrt  die  Ausnutzung  der  verschiedenen  Nebenprodukte. 

—  Routln  erhält  durch  Erhitzen  von  a-Dinitronaphtalin  mit  konz^itrierter 
Schwefelsäure  imd  Eintragen  von  Zinkstücken  in  die  erhitzte  Lösung  das 
Naphtazarin,  das  zu  den  Ozychinonfarbstoffen  gehört. 

—  Der  Ingenieur  Franz  Kitter  von  Rzlha  vervollkommnet  den  Tunnelbau,  in- 
dem er  den  Ausbau  des  Tunnelstollens  mit  Eisenschienen  einführt.  Er 
wendet  sein  System  zuerst  1861  beim  Bau  der  Eisenbahnlinie  Kreiensen  — 
Holzminden  an. 

—  Gaston  Marquis  von  Saporta  erforscht  in  den  Jahren  1861—89  die  Tertiär- 
ilora  des  südwestlichen  Frankreichs,  die  Flora  des  Gips  von  Aix,  des 
Travertins  von  S^zanne  und  der  Schichten  von  Mezimieux,  die  er  in 
mustergültiger  Weise  beschreibt,  und  fördert  dadurch  die  Kenntnis  der 
urweltlichen  Floren  in  bemerkenswerter  Weise. 

—  D.  Ssvall«  konstruiert  einen  Spiritusdestillationsapparat  mit  CoSey'soher 
Siebkolonne  (s.  1832  C.)  ond  bringt  einen  sehr  bedeutsamen  Fortschritt 
in  die  kontinuierliche  Destillation  durch  Konstruktion  des  Dampfregula- 
tors, der  namentlich  die  vollständige  Ruhe  und  Gleichmäßigkeit  beim  Ein- 
tritt der  Maischen  anstrebt. 

—  M.  tchaffnor  und  Ludwig  Mond  gelangen,  unabhängig  voneinander,  zu  einem 
Verfahren,  das  ermöglicht,  aus  verwitterten  Sodarückständen  den  wert- 
vollen Schwefel  zu  gewinnen,  und  im  wesentlichen  darin  besteht,  daß  die 
Sodarückstände  oxydiert  und  ausgelaugt  werden,  und  aus  den  schwefel- 
haltigen Laugen  der  Schwefel  mit  Salzsäure  ausgefällt  wird.  Schon  vor 
Schaffner  und  Mond  waren  eine  Anzahl  Vorschläge  zur  Gewinnung  des 
Schwefels  aus  den  Rückständen,  wie  von  Leighton,  Losh,  Kopp  u.  a.,  ge- 
macht worden,  die  jedoch  alle  kein  ökononusches  Resultat  erzielten. 

—  Alexander  SchmMt  weist  nach,  daß  dem  Gerinnungsprozeß  des  Blutes  ein 
Fermentprozeß  zugrunde  liegt,  und  isoliert  aus  dem  Blutserum  eine  Sub- 
stanz, die  selbst  in  den  kleinsten  Mengen  eine  umfangreiche  Fibrinausschei- 
dung bewirkt.  Er  nennt  diese  Substanz  Fibrinferment  und  läßt  das  Fibrin 
aus  der  Vereinigung  einer  flbrinogenen  und  einer  flbrinoplastischen  Sub- 
stanz hervorgehen. 

—  Christian  Friedrich  SchtaMn  beobachtet  zuerst,  daß  infolge  der  capillaren 
Anziehung  des  ungeleimten  Papiers  verschiedene  in  Wasser  gelöste  Körper 
in  solchem  Papiere  ein  ungleich  großes  Wanderungsvermögen  haben,  und 
weist  darauf  hin,  daß  dadurch  die  Möglichkeit  eines  qualitativen  Unter- 
suohnngsverfahrens  z.  B.  bei  Gemischen  gelöster  organischer  Farbstoffe 
gegeben  seL   (Vgl.  a.  1861  6.) 

—  Emil  ScMm  untersucht  die  Calcinmsulfnrete  und  erhält  das  Einfach-Sohwefel- 
calcium  völlig  rein,  indem  er  kohlensauren  Kalk  in  einem  Gemisch  von 
Kohlens&uregas  und  Schwefelkohlenstoffdampf  glüht.  Er  imterzieht  auch 
die  Kalkschwefelleber  (Hepar  snlfuris  calcareum),  die,  wie  es  scheint, 
schon  1700  von  Fr.  Hoffmann  dargestellt  worden  ist,  einer  näheren  Unter- 
suchung und  stellt  daraus  krystaUiniscbee  Calciumteroxyquatersulfnret  dar. 

—  Paul  SchMiMiboifor  macht  Untersuchungen  über  die  Eigenschaften  der 
Krappfarbstoffe  und  deren  Bedeutung  für  die  Färberei,  die  späterhin  von 
Rosenstiehl  mit  Erfolg  fortgesetzt  werden. 

—     613     — 

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1861    Hermann  8«ttKMt  begründet  in  der  Tiersaoht  die  Lehre  von  der  Individual- 
potenx. 

—  William  MmMm  schlägt  die  Herstellung  von  Stahl  dnroh  Sohmelcen  von 
Boheisen  und  GuBeisen  im  Herdofen  mit  W&rmespeicher  vor  und  erxielt 
mit  seinem  Verfahren  in  kleinem  Mafist&b  gute  Erfolge.  (S.  a.  1722  R. 
und  1864  M.) 

—  Nachdem  eine  von  Dyar  und  Hemming  zur  Darstellung  von  Ammoniak- 
soda  (s.  1838  D.)  errichtete  Versuchsfabrik  keine  Erfolge  gehabt  hatte,  und 
anoh  die  von  Deacon  und  Gaskell  (1864)  in  Widnes,  sotrie  die  von  Schldaing 
und  Bolland  (1856)  in  Puteauz  errichteten  Fabriken  kein  lohnendes  Be- 
sultat  ergeben  hatten,  nimmt  Emest  Mray  diese  Idee  au&  neue  auf,  er- 
findet die  mechanischen  Einrichtungen  für  die  Ausführung  der  Reaktion 
und  gestaltet  das  Ammoniak -Sodaverfahren  zu  einer  dem  Leblanc-Sodaver- 
fahren  ebenbürtigen  Methode. 

—  Nachdem  schon  Payen  (s.  1822  P.)  konstatiert  hatte,  daß  Knochenkohle 
dem  Kalkwasser  den  Kalk  entzieht  und  Metalloxyd  aus  'den  wSsserigen 
Lösungen  ausscheidet,  stellt  Karl  Stammar  fest,  daß  die  Knochenkohle  aus 
den  Zuckersäften  Salze  absorbiert,  und  daß  sie  deshalb  für  diese  Art  der 
Reinigung  ungemein  wichtig  ist.  Weitere  Studien  über  die  Absorptions- 
fähigkeit für  Salze  werden  1869  von  Cimze  und  Reiohardt,  1870  von 
Bodenbender  gemacht. 

—  SHUtir  &  Co.  in  Hildesheim  züchten  die  Blutegel,  deren  Züchtung  bisher 
eine  äußerst  primitive  war,  in  rationeller  Weise. 

—  Adolph  Straektr  entdeckt  das  Guanidin  als  Produkt  der  Zersetzung  des  1844 
von  Unger  im  Guano  aufgefundenen  Guanins  durch  chlorsaures  Kali  und 
Salzsäure. 

— '  Adolph  Stracker  erhält  synthetisches  Caffein  durch  Erhitzen  von  Theo- 
brominsüber  mit  Jodmethyl;  durch  MethyUeren  von  Theophyllin  wird  es 
1888  von  Kossei,  durch  Methylieren  von  Xanthin  1898  von  E.  Fischer 
gewonnen. 

—  Der  schwedische  Naturforscher  Otto  Torall  erforscht  Spitzbergen  und  schafft 
die  Grundlagen  für  eine  Topographie  desselben,  wie  er  auch  die  angrenzenden 
Meeresteile  bis  zur  Bäreninsel  aufklärt. 

—  Ludwig  Truibo  schafft  die  physiologische  Grundlage  für  die  Verwendung 
der  Digitalis  in  der  Behandlung  der  Herzkrankheiten.  Die  Digitalis,  ein 
altes  Geheimmittel  der  schottischen  Schäfer,  war  zuerst  1776  von  Chades 
Darwin,  Sohn  des  Erasmns,  und  dann  1786  von  Wilhelm  Withering  gegen 
Wassersucht  empfohlen  worden. 

—  John  TynMI  macht  Versuche  über  die  strahlende  Wärme  und  die  Fort- 
pflanzung des  Schalls  in  der  atmosphärischen  Luft. 

—  Karl  von  Volt  stellt  auf  Grund  seiner  gemeinsam  mit  Pettenkofer  aus- 
geführten Stoffwechselversuche  fest,  daß  120  g  Proteinstoffe,  60  g  Fett  und 
600  g  Kohlenhydrate  als  das  Mindestmaß  der  täglich  für  den  Erwachsenen 
bei  mittlerer  Arbeit  notwendigen  Nährstoffe  angesehen  werden  können. 
Dieses  sogenannte  Kostmaß  wird  vielfach  den  Vorschriften  über  Ernährung 
von  Gefangenen,  Soldaten  usw.  zugrunde  gelegt.    (Vgl.  1861  P.) 

—  Der  amerikanische  Ingenieur  Frederick  Woilon  erfindet  den  Differential- 
Kettenflaschenzug,  der  die  Frage  der  Selbsthemmtmg  für  Kettenrollenzüge 
löst.    Dieser  Flaschenzug  wird  zuerst  von  Ransome  ausgeführt. 

—  Clemens  WInklor  empfiehlt  die  Reinigung  des  flüssigen  Roheisens  im  Herd 
des  Hochofens  durch  einen  elektrischen  Strom,  wodurch  Schwefel,  Phos- 
phor und  Silicium  ausgeschieden  werden,  welches  Verfahren  sich  jedoch 
praktisch  nicht  bewährt. 

—  Theodor  Ludwig  Wlttttoln   zeigt   anknüpfend   an   die   Beobachtungen   von 

—     614     — 

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1M2 

BnnBen  (b.  1847  B.)>  daB  die  leine,  blaue  Farbe  der  Seen  die  Eigenfarbe 
dee  Waasers  ist,  nnd  daB  die  davon  abweichenden  Farbentöne  von  Bei- 
mengnngen  herrühren,  welche  wie  z.  B.  Humusstoff  das  Waeeer  gelb  oder 
brännUch  ifirben,  und  wobei  dnroh  die  Misohnng  mit  dem  Blau  auch  gräu- 
liche Töne  entstehen  können. 

1861  J.  C.  Friedrich  ZBIImr  konstruiert  sein  Polarisations-Aatrophotometer,  bei 
welchem  der  Stern,  dessen  Helligkeit  gemessen  werden  soll,  mit  dem  Licht 
einer  Petroleumflamme  verglichen  wird,  welches  durch  ein  Seitenrohr  in 
das  auf  den  Stern  gerichtete  Femrohr  i&Ut,  durch  einen  Spiegel  nach  dem 
Okular  gelenkt  und  durch  Nicol'sche  Prismen  soweit  abgeschwächt  wird, 
daß  es  die  Helligkeit  des  Sterns  erreicht.  Zöllner  prüft  mit  seinem  In- 
stroment  die  Helligkeit  von  etwa  200  Sternen;  eine  größere  Anzahl  Mes- 
sungen werden  von  Peirce  in  Cambridge  (Massachusetts)  und  seit  1870  von 
WoU  ausgeführt.  Es  gelingt  Zöllner,  neben  den  HeUigkeitsbeetimmangen 
durch  sein  Instrument  auch  Anhaltspunkte  über  die  physische  Beschaffen- 
heit der  Himmelskörper  zu  erlangen. 

1862  Agndto  stellt  für  die  Steilrampen  größerer  Gebirgsbahnen  das  System  des 
indirekten  Seilbetriebs  auf,  wobei  das  Treibseil  nicht  unmittelbar  den 
Wagen  fortzieht,  sondern  im  obersten  Wagen  des  Zuges  eine  sekund&re 
Maschine  in  Bewegung  setzt,  deren  Arbeit  je  nach  Bedarf  zur  Vor-  und 
Rückw&rtsbewegung  des  Zuges  verwertet  werden  kann.  Die  erste  Seilbahn 
dieser  Art  wird  1863  auf  der  Strecke  Turin-Grenua  eingerichtet. 

—  .Tohn  F.  Altan  und  Charles  T.  Ptrtir  bauen  die  ersten  sohneOlaufenden 
Dampfmaschinen,  die  sich  dauernd  Eingang  in  den  praktischen  Betrieb 
verschaffen.  Sie  stellen  in  London  eine  solche  Maschine  aus,  die  150  Um- 
drehungen macht  imd  mit  Kulissensteuerung  versehen  ist.    (Vgl.  1857  F.) 

—  Aman  konstruiert  einen  Schlagwetterindikator,  der  auf  der  ungleichen 
Diffnsionsgeechwindigkeit  der  Grubengase  und  der  atmosphärischen  Luft 
durch  ein  Diaphragma  von  Ton  oder  Marmor  beruht.  Dabei  wird  die 
im  Apparat  entstehende  Druckfinderung  zur  Schließung  eines  elektrischen 
Kontaktee  benutzt,  wodurch  ein  Läutewerk  ertönt. 

—  Arthur  Aiiwan  unterzieht  die  Bewegungen  von  Fixsternen,  die  als  Doppel- 
steme  aufzufassen  sind,  von  denen  aber  nur  die  eine  Komponente  tatsäch- 
lich sichtbar  ist,  einer  eingehenden  Untersuchung.  Er  berechnet  bezüglich 
des  Procyon  (a  canis  minoris),  daß  dessen  mit  Sicherheit  als  vorhanden 
anzunehmender,  wenn  auch  damals  noch  unsichtbar  gebliebener  Begleiter 
einen  Umlauf  in  nahezu  40  Jahren  vollzieht.   (V^.  1896  Seh.) 

—  Sir  Samuel  White  Bakar  dringt  von  Chartnm  aus  über  Unyoro  nach 
Ixmer-Afrika  vor  und  entdeckt  am  16.  März  1864  den  Albert-See,  dessen 
Vorhandensein  Speke  und  Grant  (s.  1860  S.)  bei  einem  Zusammentreffen 
mit  Baker  schon  als  wahrscheinlich  bezeichnet  hatten. 

—  Carl  Maximilian  nn  Bauanrfalnd  macht  eingehende  Versuche  über  die  baro- 
metrische Höhenmessung  und  verbessert  die  Höhenmessungsformel,  indem 
er  auch  der  geographischen  Breite  Rechnung  trägt.  Auch  der  mittlere 
Dunatdruck  wird  von  ihm  und  Jordan,  der  ebenfalls  eine  Korrektur  der 
Formel  gibt,  in  Rechnung  gezogen.  Bauemfeind  kommt  beim  Vergleich  des 
Quecksilberbarometers  mit  dem  Aneroid  zu  dem  Resultat,  daß  die  Genauig- 
keit des  ersteren  im  Verhältnis  zum  letzteren  unter  sonst  gleichen  Um- 
ständen sieh  wie  17:10  verhält. 

—  Der  französische  Ingenieur  Bmu  da  Rochai  beschreibt  in  seinem  Buche  über 
die  Ausnutzung  der  Wärme  zuerst  den  Viertakt-Prozeß  der  Gasmaschine, 
welcher  für  deren  Weiterentwicklung  grundlegend  wird. 

—  Wilhelm  Baatz  gebraucht  bei  elektrischen  Widerstandsmessungen  polari- 
sationsschwache  Zinkelektroden.    Adolph  Paalzow  verbessert   1869   diese 


—     615     — 

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18ft2 

Methode  und  stellt  damit  die  bis  dahin  besten  Untersnohiingen  über  die 
elektrisohen  Widerstände  an. 
1862  Maroelin  BwüMlot  gibt  nach  eigenen  und  fremden  Arbeit^i  eine  Klaasi- 
flzieiung  der  Terpene,  die  im  großen  imd  ganzen  ebenso  me  die  Ein- 
teilung, die  Gladstone  1864  vornimmt,  noch  heute  gilt.  Er  gibt  dem 
linksdrehenden  Terpen  der  Terpentinöle  den  Namen  Terebenthen,  dem 
reohtsdrehenden  den  Namen  Australen,  welche  Namen  Wallach  1885  in 
1-  und  d-Pinen  ändert. 

—  Marcelin  BMüMlot  und  Pian  d«  St  OlliM  machen  eingehende  Studien  über 
die  Bildung  zusammengesetzter  Äther  resp.  Ätheisäuien  aus  einem  Alkohol 
und  einer  Säure,  und  Ttirken  dadurch  in  hohem  Grade  aufklärend  für  den 
Begrifi  des  chemischen  Gleichgewichtszustandes. 

—  Nachdem  Fielet  1843  zuerst  einen  Apparat  für  Feuerung  mit  flüssigem 
Brennstofi  (Ol,  Petroleumrückstand,  Massut)  beschrieben  hatte,  der  jedoch 
ohne  Erfolg  blieb,  nehmen  BMto,  Sluw  und  UnlM  das  erste  Patent  auf 
eine  für  ScMSskessel  bestimmte  Feuerungseinrichtung  mit  flüssigem  Brenn- 
stoff; für  Lokomotiven  wird  im  folgenden  Jahre  die  erste  derartige  Ein- 
richtung durch  Bridges  Adam  gemacht. 

—  Theodor  Billroth  zeigt  zuerst  die  nahen  Beziehungen  der  putriden  Infek- 
tionen zum  Wundfieber  und  den  übrigen  accidenteUen  Wundkrankheiten, 
und  regt  durch  seine  Arbeiten  eine  ganze  Reihe  von  Ideen  und  Versuchen 
über  das  Wesen  des  Wundflebers,  der  Septichämie,  Py&mie  und  deren 
wechselseitige  Beziehungen  an.  Er  stellt  die  Hypothese  auf,  daß  die 
putriden  StoSe  auf  das  Gewebe  und  das  Blut  ähnlich  wirken  wie  ein 
Fermentkörper. 

—  Bischoff  liefert  eine  Arbeit  über  die  Tone,  die  bezweckt,  die  Ursache  der 
größeren  oder  geringeren  Feuerbeetändigkeit  zu  ermitteln.  Der  in  den 
höchsten  Temperaturen  feuerbeständigste  Ton  ist  nach  diesen  Untersuchungen 
derjenige,  der  die  größte  Menge  Tonerde  auf  die  gebundene  und  frei  vor- 
kommende Kieselsäure  enthält. 

—  Der  Ingenieur  George  W.  Biaka  in  New  York  konstruiert  einen  Alarm- 
apparat (Speiserufer)  für  Dampfkessel.  Derselbe  besteht  aus  einer  bis 
zur  Linie  des  niedrigsten  zulässigen  Wasserstandes  in  den  Dampfkessel 
ragenden  unten  ofiFenen  Bohre,  an  deren  oberem  Ende  eine  Dampfyfeife 
angebracht  ist,  welche  gegen  die  Röhre  durch  einen  Schmelzpfropfen  ans 
einer  bei  der  Temperatur  des  Kesseldampfes  schmelzenden  MetaUlegiemng 
(Wismut,  Blei  und  Zinn)  abgeschlossen  ist.  Bei  genügendem  Wasserstande 
ist  die  Röhre  mit  Wasser  gefüllt.  Sinkt  das  Wasser  im  Kessel  unter  das 
zulässige  Maß,  so  tritt  heißer  Dampf  in  die  Röhre,  schmilzt  den  Schmelz- 
p£ropfen  hinweg,  und  bringt  die  Alarmpfeife  zum  Ertönen. 

—  Charles  Brown  konstruiert  für  schnelllaufende  Maschinen  einen  Achsenregler, 
der,  in  einfachster  Weise  auf  der  Kurbelwelle  angeordnet,  unmittelbar  auf 
den  Exzenter  wirkt.  Diese  Regulatoren  kommen  besonders  in  Amerika 
in  Aufnahme,  wo  Hoadley  1872,  Thompson  1878  neue  Konstruktionen  für 
sohnelllaufende  Maschinen  bewirken.    (Vgl.  indes  auch  1873  F.) 

—  Der  Chirurg  Victor  von  Bruni  in  Tübingen,  später  in  Berlin,  führt  die 
ersten  Kehlkopfoperationen  mit  Hilfe  des  Kehlkopfspiegels  aus. 

—  Robert  Wilhelm  von  Buntan  findet  eine  Methode,  Rubidium  und  Caesium 
zu  trennen,  und  stellt  eine  Anzahl  von  Salzen  des  Rubidiums  imd  des 
Caesiums  dar.  Er  stellt  fest,  daß  das  Caesiumamalgam  gegen  Kalium- 
und  selbst  gegen  Rubidiumamalgam  elektropositiv,  das  Caesium  somit  das 
elektropositivste  aller  Metalle  ist. 

—  Robert  Wilhelm  von  Bamon  stellt  das  metallische  Rubidium  ans  Rubidium- 
hydroxyd mit  Magnesium  dar. 

—     616     — 

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1868 

1862  Der  engliBche  Ingenieur  Gair  stellt  auf  der  Londoner  WeltauasteUimg  seinen 
1800  erfundenen  Disintegrator  (Sohleudermühle)  ans,  bei  welchem  zwei  mit 
Schlagbolzen  versehene  Scheiben  mit  großer  Geschwindigkeit  gegeneinander, 
das  heißt  in  entgegengesetzter  Bichtung,  rotieren.  Die  Maschine  wird  viel- 
fach zum  Zerkleinem  von  Erzen,  Quarz,  Knochen,  Zement  und  ähnlichen 
Stoffen  benutzt. 

—  Ctark  und  StMrfMtf  konstruieren  Schwimmdocks  mit  einem  Seitenponton,  die 
als  Absetzdocks  verwendet  werden  und  dazu  dienen,  Schiffe  auf  Pfahl- 
rosten am  Land  abzusetzen,  wobei  zum  Docken  mehrerer  Schiffe  nur  ein 
Hebewerk  nötig  ist.  Der  Bodenponton  eines  Absetzdocks  besteht  aus  einzel- 
nen getrennten  Kasten,  die  in  entsprechende  Lücken  zwischen  dem  Pfahl- 
rost am  Ufer  pajasen. 

—  WiUiam  CrookM  gewinnt  aus  dem  Bleikammersohlamm  das  Thallium- 
ohlorür.  Er  führt  dieses  Salz  in  schwefelsaures  Thalliumoxydul  über  und 
stellt  aus  diesem  durch  Zink  das  Metall  in  Gestalt  einer  schwammigen 
Masse  dar.  Gleichzeitig  gewinnt  Auguste  Lamy  das  Metall  durch  Erhitzen 
von  salpetersaurem  Thalliumoxydul  im  Wasserstoff  ström. 

—  Charles  Robert  Darwin  setzt  die  Versuche  Sprengel's  (s.  1793  S.)  über  die 
Befruchtung  der  Blumen  durch  Insekten  an  den  Orchideen  fort  und  ent- 
deckt eine  Beihe  der  wunderbarsten  Blüteneinrichtungen,  die  alle  darauf 
abzielen,  bestimmte  Insekten  zum  Blütennektar  zu  leiten. 

—  John  H.  OMoM  verbessert  das  Verfahren  der  Aufschließung  der  von  China 
in  steigendem  Maße  importierten  Ramie  (Chinagras).,  indem  er  dieselbe 
mit  öl  und  Alkalilauge  behandelt.  Das  Verfahren  lehnt  sich  an  das  der 
Chinesen  an,  die  seit  altersher  die  Faser  mit  Aschenlauge  und  Seifen- 
lösung au&chlieOen. 

—  Emil  du  Boli-Rsymond  modifiziert  die  Kompensationsmethode  von  Poggen- 
dorff  (s.  1841  P.)  und  erleichtert  durch  seine  Verbesserungen  die  Messung 
elektromotorischer  Kräfte. 

—  Der  Mediziner  Guillaume  Benjamin  DuchMM  d«  BaulofiN  beschreibt  die 
Bulbärparalyse  (nach  ihm  auch  Duchenne'sohe  Lähmung  genannt),  eine 
durch  Degenerationsvorgänge  bedingte  Erkrankung  des  obersten  Teils  des 
Rückenmarks. 

—  J.  und  W.  OiitfgMn  erbauen  den  Dampfer  „Flora",  das  erste  Schiff  mit 
zwei  Schrauben,  von  denen  sich  je  eine,  durch  besondere  Maschine  ge- 
trieben, zu  beiden  Seiten  des  Hinterschiffs  befindet. 

—  Dornt  und  Ragnanlt  benutzen  die  Carcellampe  (s.  1 780  C. )  als  Normallichtquelle 
für  Gasuntersuchungen  und  legen  ihre  Dimensionen  sowie  die  Art  ihrer 
Benutzung  fest.  Sie  liefert  die  Einheit  der  Lichtstärke  in  horizontaler 
Richtung  bei  einem  Ölverbrauch  von  42  g  in  der  Stunde. 

—  nrth,  DonnMhorps  und  RMlay  in  Leeds  konstruieren  eine  Schrämmmaschine 
mit  hauendem  Werkzeug  (Kohlen-Haumaschine),  die  in  der  West-Ardsley- 
Kohlengrube  in  Gang  gesetzt  wird.  Schrämmmasohinen  mit  stoßendem 
Werkzeug  werden  1866  von  Garrett,  Marshall  &  Co.  in  Leeds,  1876  von 
R.  Schräm,  solche  mit  schneidendem  Werkzeug  von  Winstanley  und  Barker 
1874  und  vielen  anderen,  solche  mit  besonderem  Werkzeug  1873  von 
Dr.  Clapp,  1879  von  Taverdon  u.  a.  konstruiert. 

—  Armand  Hippolyte  Louis  FInau  konstruiert  unter  Modifikation  des  New- 
ton'schen  Farbenglases  ein  Interferenzspektroskop. 

—  John  FMrtir  verwendet  für  seinen  Dampfpilug,  statt  wie  bisher  eine,  nun- 
mehr zwei  Lokomobilen  mit  wagerechten  Windetrommeln,  die  zum  Hin- 
und  Herziehen  des  Pfluges  dienen.  Jetzt  erst  wird  der  Dampfpflug  so  einfach 
in  der  Bedieaung,  daß  er  sich  schnell,  auch  in  tropischen  Ländern  verbreitet. 

—  Charles  FrtoM   erhält   durch  Wasserstofiaddition  an  Aceton  einen  Propyl- 


—     617     — 

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18<8 

alkohol  (laopropylalkohol),  der  eich  identisch  mit  dem  von  Berthelot  1868 
aus  Propylen  dargestellten  erweist,  und  der  erste  Repräsentant  der  von 
Kolbe  (s.  18S8  K.)  yoraosgesagten  sekundären  Alkohole  ist,  wie  dies 
Erlenmever  (1866)  bestätigt. 
1862  Nachdem  gemäß  liebigs  Vorschlag  (s.  1847  L.)  die  Pettenkofer'scbe  Hof- 
apotheke in  München  bereits  Fleischeztrakt  hergestellt  hatte  (vgj.  1850P.), 
macht  der  Ingenieur  C.  6.  OIMMt  die  FleiBchyorräte  der  Prärien  Südame- 
rikas der  Fabrikation  des  Fleischextraktes  dienstbar  und  erriobtet  die 
erste  größere  Fabrik  in  Fray  Bentos  in  ümgnay.  Von  jetzt  ab  erhält  der 
Fleischextrakt  den  Namen  „Liebig's  Fleisohextrakt". 

—  Der  englische  Meteorolog  James  Olahfear  steigt  zum  Zwecke  wiasenschaft- 
licher  Erforschung  der  Atmosphäre  mit  Coxwell  bis  zur  Hdbe  von  8S00  m 
im  Lufballon  auf.     (S.  a.  1901  B.) 

—  Der  Chemiker  Hermann  Julius  Orflmbwf  stellt  ans  den  Staßfurter  Kali- 
salzen zuerst  nach  dem  Leblanc-Prozeß  schwefelsaures  Kali  und  Pottasche 
her  und  fördert  die  Verarbeitung  des  Chlorkaliums  zu  Kalisalpeter  durch 
Umsetzung  mit  Chilisalpeter  nach  dem  von  Nöllner  gefundenen  Konver- 
sionsverfahren.     (Vgl.  1854  N.) 

—  C.  A.  Hagmdahl  in  Orebro  bemüht  sich  um  die  systematische  Verbesserung 
älterer  bewährter  Getreidesorten  und  die  Kultur  neuer  besserer  Sorten 
zur  Beschaffung  guten  Saatgutes.  Bestrebungen  in  dieser  Richtung  werden 
seit  1875  von  der  Gesellschaft  zur  Förderung  der  Wissenschaften  in  Straß- 
burg, seit  1879  von  der  Royal  Society  of  agriculture  in  London,  seit  1899 
von  der  Station  für  Pflanzenschutz  in  Wien,  sowie  von  dem  aUgemonen 
nordischen  Samenkongreß  gemacht.    (S.  a.  1892  N.  und  1902  R.) 

—  G.  W.  Hankai  zeigt,  daß  brä  der  Lumineecenz  faulenden  Fleisches  Sauer- 
stoff mitwirkt.  Bei  starker  Verdünnung  der  Luft  schwächt  sich  das 
Leuchten  stark  ab. 

—  Hambrow  konstruiert  die  Califomiapumpe,  eine  doppeltwirkende  Pumpe, 
bei  welcher  die  Klappenventile  in  einem  gemeinsamen  Ventilkasten  paar- 
weise übereinander  angeordnet  sind.  Diese  Pumpe  wird  von  Wagner  in 
Darmstadt  1870  wesentlich  verbessert. 

—  Hermann  von  Halnihollz  erklärt  die  Akkommodation  dee  Auges  durch  die 
elastische  Zusammenziehung  der  Linse  beim  Nachlassen  dee  Aufhänge- 
bandes infolge  der  Kontraktion  dee  CUiarmnskels.     (S.  a.  1846  B.) 

—  Der  Physiolog  Ewald  Hsrinc  findet  das  Gesetz  der  identischen  Sehrich- 
tungen. 

—  August  Wühelm  von  Hofmann  zeigt,  daß  die  ans  verschiedenen  BUdungs- 
prozessen  hervorgegangenen  roten  Anilinfarbstoffe  in  reinem  Zustand  Salze 
derselben  farblosen  Base  sind,  der  er  den  an  Farbe  und  Ursprung  des 
Fuchsins  erinnernden  Namen  „Rosanilin"  gibt. 

—  August  Wilhelm  «wi  Hofmann  erhält  durch  Einwirkung  der  Jodüie  und 
Bromüre  der  Alkoholradikale  auf  Rosanilin  das  Hofmann-Violet  (Dahha). 
Bei  einem  Überschuß  von  Jodäthyl  geht  das  Violet  in  Grün  über  (Jod- 
grün). Auf  die  Farbenwandlung  des  Amlinrot  beim  Äthylieren  hatte  Emfl 
Kopp  zuerst  aufmerksam  gemacht,  ohne  daß  daraus  praktische  Folge- 
rungen gezogen  wurden. 

—  August  Wilhelm  von  Hofmann  untersucht  das  Chrysanilin,  das  in  geringer 
Menge  als  Nebenprodukt  bei  der  Fuchsindarstellung  entsteht,  und  das 
später  von  den  Höchster  Farbwerken  durch  Verschmelzen  von  Paratoluidui 
und  Metanitranilin  gewonnen  wird. 

—  Felix  Hoppo-Ssylor  macht  grundlegende  Untersuchungen  über  die  Blutfarb- 
stoffe, stellt  die  Oxyhämoglobinkrystalle  (s.  1847  R.)  rein  dar,  beweist 
deren   Identität   mit  den   natürlichen  arteriellen  Blutfarbstoffen,  studiert 

—     618    — 

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1M8 

die  ZeraetTOngBprodnkte  (H&matm  nnd  Hämatoohromogen),  die  Eisen- 
abapaltong  ans  ihnen  und  ihren  Znsammenhang  mit  den  Gallenfarb- 
stoffen. 
1862  Nachdem  man  erkannt  hatte,  daß  in  der  Laming'sohen  Masse  (b.  1846  L.) 
der  Kalk  Ballast  sei,  sohlfigt  HwvHi  in  Kopenhagen  isnr  Gaareinigong  natür- 
lich yorkommendes  oder  künstlich  erzengtes  Eisenozydhydrat  vor.  An- 
gewendet  werden  namentlich  RaseneLsenerz ,  Wieeenerz,  Snmpferz  u.  dgl. 
—  unter  der  Oberleitnng  von  Collis  Potter  HunllngtMi  wird  am  10.  Jnni 
1862  der  Bau  der  vom  Atlantischen  Ozean  zum  Stillen  Ozean  führenden 
Central-Paciflc-Bahn  in  Angriff  genommen.  Die  Bahn,  die  ihren  höchsten 
Punkt  in  der  Sierra  Nevada  bei  2148  m  erreicht,  hat  von  San  Francisco 
bis  Ogden  eine  Länge  von  1346  km;  hier  schließt  sich  nach  Osten  die 
Union-Padflc-Liinie  an.    Beide  Linien  werden  am  10.  Mai    1869  eröffnet. 

—  Der  Mühlenteohniker  iImoM  stellt  eingehende  Untersuchungen  über  den 
Reinigungsprozeß  der  Getreidekömer  an.  Er  verwirft  als  ungenügend  alle 
aufreohtetehenden  Zylinder  oder  Kegel,  bei  denen  die  Getreidekömer  ohne 
Unterbrechung  und  daher  verhältnism&ßig  zu  schnell  an  den  Boden  der 
Mäntel  gelangen,  und  die  Richtung  ihrer  Bewegung  nur  durch  Schwer- 
kraft und  Zentrifugalkraft  bedingt  wird.  Er  hält  nur  Maschinen  für  vor- 
teilhaft, bei  denen  ein  buntes  Duroheinandertreiben  der  einzelnen  Kömer 
stattfindet  und  Glätte  und  Gleichmäßigkeit  der  inneren  Konstmktionsteile 
vermieden  wird,  und  konstruiert  dementsprechend  eine  viel  gebrauchte 
Reinigungsmasohine.  Auf  ähnlichen  Prinzipien  beruht  die  Reinigungs- 
maschine  von  Walworth  und  Harrowby  in  Bradford. 

—  Pierre  Jules  C6sar  ilaiMSon  liefert  den  Nachweis,  daß  nicht  allein  beim 
Durchgang  des  Lichtes  durch  farbige  Gase  (s.  1832  B.),  sondern  auch 
durch  farblosen  Wasserdampf  dunkle  Linien  auftreten.  Ähnliche  Beob- 
achtungen werden  von  Secchi  (1865),  Cooke  (1866)  und  Ängström  (1866) 
gemacht,  wodurch  bewiesen  wird,  daß  ein  Teil  der  Fraimhofer'Bchen  Linien 
seinen  Ursprung  in  der  Atmosphäre  hat. 

—  Joseph  Beete  Jukw  gibt  der  Lehre  von  der  Gebirgsbildung  einen  neuen 
Impuls,  indem  er  auf  die  Bedeutung  der  subaerilen  Denudation  hinweist 
und  ausführt,  daß  hinsichtlich  der  Gestaltung  der  Erdoberfläche  drei  Kräfte 
immer  gegeneinander  wirken,  die  Atmosphäre,  das  Meer  und  die  unter- 
irdischen Kräfte. 

—  K«nhtw  und  GoMn  in  London  konstruieren  die  erste  Melkmaschine,  die  im 
wesentlichen  die  mechanische  Bewegung  des  Handmelkens  nachahmt  und 
1896  von  Gustave  de  Laval  in  seinem  Laktator  noch  verbessert  wird. 
Andere  Maschinen,  wie  die  von  Schnakenburg,  Thiel  usw.,  suchen  das 
Saugen  des  Kalbes  nachzuahmen. 

—  Kipp  konstruiert  einen,  insbesondere  in  Laboratorien  viel  gebrauchten  kon- 
tinuierlich wirkenden  Apparat  zum  beliebigen  Entnehmen  von  Schwefd- 
wasserstoff.  Andere  Apparate  werden  von  Debray  (1866),  Winkler  u.  a. 
angegeben. 

•—'  A.  C.  KIrfc  konstruiert  die  erste  geschlossene  Kaltluftmaschine,  die  im 
Gegensatz  zur  Gorrie'schen  Maschine  (s.  1850  G.)  immer  dieselbe  Luft  be- 
nutzt und  die  Kühlung  indirekt  durch  Rohrwandongen,  die  in  die  zu 
kühlenden  Räume  oder  Flüssigkeiten  eingebaut  werden,  bewirkt.  Die  ge- 
schlossenen Kaltluftmaschinen  erreichen  eine  wesentlich  höhere  Leistung 
als  die  offenen. 

—  Der  Zivilingenieur  C.  Ktoy  bemüht  sich  von  1862  ab,  die  zweicylindrige 
Woolfsche  Dampfmaschine  zur  Wasserförderung  aus  tiefen  Schächten 
brauchbar  zu  machen.  Seine  Untersuchungen  über  den  Einfluß  der 
Schwungmassen,   welche  im  Gestänge  und  im  Contrebalanoier  angehäuft 


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1868 

sind,  führen  dazu,  daß  wesentlich  größere  Pumpen  gebaut  and  mit  be- 
deutender Ersparnis  an  Arbeitsaufwand  betrieben  werden  können.  Eley 
versucht  insbesondere  auch,  die  AbkühlungsTerluste  in  den  Rohrleitungen 
durch  ausgiebigen  W&rmeachutz  su  vermeiden,  der  sich  auch  auf  Flansche 
und  eingebaute  Ventile  erstreckt. 
1862  Nachdem  bis  dahin  die  Flachsbearbeitungsmethoden  (s.  Flachsverarbeitung) 
unverändert  auch  auf  den  Hanf  übertragen  worden  waren,  geben  KobiMU 
und  LmiiI  eine  Methode  der  Hanfbereitung  ohne  Röstung  an,  bei  welcher 
die  Stengel  senkrecht  aufgestellt  und  einige  Stunden  lang  der  Einwirkung 
eines  heißen  Luftstroms  ausgesetzt  werden,  worauf  sofort  ihre  Bearbeitung 
durch  die  Brechmaschinen  erfolgt. 

—  Johann  von  Lamont  macht  Untersuchungen  über  den  Zusammenhang  zwischen 
Erdmagnetismus  und  Erdstrom,  und  sucht  namentlich  auch  die  Verhält- 
nisse der  Stromfortleitung  für  den  Fall  festzustellen,  daß  dem  Strom  zwei 
Leitungen  dargeboten  werden,  eine  kürzere  metallische  mit  begrenztem 
und  eine  längere  Erdleitung  mit  unbegrenztem  Querschnitt. 

—  Hans  Landolt  untersucht,  inwieweit  die  Regel  von  Arago  und  Biot 
(s.  1806  A.)  zur  Berechnung  der  Brechnngsexponenten  chemischer  Ver- 
bindungen angewendet  werden  kann.  Er  rechnet,  wie  vor  ihm  schon 
Schrauf,  mit  dem  Produkt  aus  dem  Refraktionsvermögen  (s.  1858  G.) 
und  dem  Molekulargewicht,  das  er  Retraktionsäquivalent  nennt,  und  das 
er  seinen  ausgedehnten  Untersuchungen  zugrunde  leg^.  Es  gelingt  ihm, 
das  Refraktionsäquivalent  einiger  wichtiger  einatomiger  Elemente  zu  be- 
rechnen imd  hieraus  die  den  einzelnen  Verbindimgen  zukommenden 
Größen  abzuleiten,  die  mit  den  beobachteten  Werten  übereinstimmen. 

—  Eugen  LangM  beobachtet  zuerst  an  der  granulierten  Hochofenschlacke  der 
Friedrich-Wilhelms-Hütte  zu  Troisdorf  hydraulische  Eigenschaften  und 
gibt  dadurch  die  erste  Veranlassung  zur  Herstellung  des  Eisen-Portland- 
zements. 

—  Der  Architekt  Ltrat  in  Besannen  konstruiert  einen  Ofen  zur  Heizung  und 
Ventilation  der  Wohnräume,  der  im  Jahre  1867  in  Paris  aufgestellt  wird, 
die  Form  eines  Säulenofens  hat  und  aus  zwei  ineinander  gesetzten  Eisen - 
bleohzylindem  besteht,  von  denen  der  innere  für  die  Luftzirkulation,  der 
äußere  ringförmige  für  die  Bewegung  der  Feuergase  dient.  Der  Leras'sohe 
Ofen  ist  der  Voriäufer  der  Püllöfen.     (S.  1870M.) 

—  Jos.  Ud.  Lerch  stellt  aus  dem  Kohlenoxydkalium  neue  Körper  dar,  die  er 
als  „Trihydrocarboxylsäure",  „Dihydrocarboxylfläure"  und,,Carboxylsäure" 
bezeichnet,  und  deren  Natur  später  von  Nietzki  und  Benckiser  (vgl.  1886  N.) 
aufgeklärt  wird. 

—  FranQois  Pierre  Le  Roux  entdeckt  bei  der  Durchleitung  der  Lichtstrahlen 
durch  Joddämpfe  die  anomale  Dispersion  des  Lichts,  ohne  daß  jedoch  seine 
Entdeckung  in  der  wissenschaftUchen  Welt  Beachtung  findet.    (S.1870C.) 

—  Georges  Auguste  LMChoti  der  Erfinder  der  Diamantbohnmg  (s.  1867  L.), 
konstruiert  eine  Diamant-Gesteinsbohrmaschine,  die  1867  von  Perret  und 
de  Is  Roche-Tolay  noch  verbessert  wird. 

—  Hubert  von  Lnsehka  entdeckt  die  Glandula  coccygea  (Steißdrüse)  und  för- 
dert die  topographische  Anatomie,  insbesondere  der  Köperhöhlen,  durch 
die  Methode  der  Fixierung  mit  Nadeln  und  die  Gefriermethode. 

—  J.  Mae  Doaall  Stuart  durchquert  Australien  nach  mehreren  vergeblichen 
Versuchen  von  Süden  nach  Norden. 

—  Fr^dörio  Marcuoritte  und  Sourdaval  versuchen  die  Überführung  des  StickstofEs 
in  Cyanverbindungen,  indem  sie  statt  der  Alkalien  Baryt  anwenden,  haben 
aber  ebensowenig  Erfolg  wie  ihre  Vorgänger.  (S.  1826  D.,  1830  F.,  1845  B.) 

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18«g 

Aach  Mond,  der  1882  diese  Venuche  fortsetzt,  gelangt  nicht  zu  befriedigen- 
den Sesultaten. 
1862  0.  Mmdius  führt  die  Nitrile  durch  Wasseratoff  in  statu  nascendi  in  Amine 
über,  die  nach  der  von  T.  S.  Hunt  (1849)  angegebenen  Methode  mit  sal- 
petrigerS&ure  in  den  Alkohol  übergeführt  werden  können,  so  daß  hier- 
durch ein  Weg  gegeben  ist,  um  aus  einem  Alkohol  das  nächste  homologe 
Glied  zu  gewinnen. 

—  Nachdem  schon  TriUard  (1833)  fein  verteilte  Luft  für  die  Zwecke  der 
Ölraffinerie  vorgeschlagen  hatte,  wendet  zuerst  Mtehaud  an  Stelle  des 
mechanischen  Durchmischens  komprimierte  Luft  in  der  Kübölfabrikation 
an  und  führt  1866  das  Verfahren  in  großen  Fabriken  in  Honfleur  und 
St.  Servan  ein. 

—  Alezander  MNtehailieh  weist  nach,  daB  alle  Halogen  Verbindungen  der  Erd- 
alkalimetalle besondere,  die  Chlorverbindungen  der  Alkalimetalle  dagegen 
überhaupt  keine  Spektren  geben,  wenn  man  diese  Verbindungen  in 
Flammen  bringt,  in  denen  sie  sich  unzeroetzt  verflüchtigen  können.  Er 
erweitert  auf  G-rund  dieser  Beobachtungen  die  Ansicht  von  KirchhoS  und 
Bunsen  dahin,  daß  nicht  nur  die  Metalle  selbst,  sondern  auch  ihre  Ver- 
bindungen bestimmte,  für  sie  charakteristische  Spektren  erzeugen  können. 
(Vgl.  a.  1906  F.) 

—  Nachdem  die  Idee,  die  Reibung  zwischen  Hebedaumen  und  HebUng  im 
Pochwerk  durch  rotierende  Stempel  zu  verringern,  schon  1844  in  Hülsse's 
polyt.  Centralblatt  S.  110  ausgesprochen  war,  gdingt  es  Joseph  Moon  in 
San  Francisco,  diesen  Gedanken  für  die  Erzaufbereitung  in  dem  sogenannten 
verbesserten  „Kalifornischen  Pochwerk"  praktisch  zu  verwerten. 

—  Gerard  Johannes  MuMar  führt,  wie  Läebig  (s.  1868  L.),  die  Absorptions- 
ersoheinungen  des  Bodens  auf  die  Wirkung  chemischer  und  physikaliBcher 
ErSfte  zurück  und  glaubt,  daß  die  Humuskörper  bei  der  Absorption  eine 
wichtige  Rolle  spielen. 

—  £.  Ch.  NIehOlMii  zeigt,  daß  man  Anilinblau  durch  Behandlung  mit  Schwefel- 
säure in  einen  in  Wasser  löslichen  Farbstoff  verwandeln  kann,  und  daß 
dieser  FarbstofE  —  eine  SuUosäure  —  nunmehr  die  tierische  Faser  in  einem 
Echtheitsgrade  anfärbt,  der  mit  den  nicht  sulfierten  FarbstofEen  Tmerreich- 
bar  ist.  Diese  Erfahrung  wird  der  Ausgangspunkt  für  die  Darstellung 
der  löslichen  Sulfosäuren  durch  Behandlung  der  basischen  FarbstoSe  mit 
Schwefelsäure. 

—  William  GifFord  Palgravt  durchzieht  im  Auftrage  Napoleons  III.  Arabien 
von  Nordwesten  nach  Südosten  und  legt  seine  Erfahrungen  in  einem 
Buche  „Narrative  of  a  years  joumey  through  Central  and  Eastem  Arabia" 
nieder. 

—  Der  Amerikaner  PwAody  konstruiert  ein  Hinterladungsgewehr  mit  nach 
unten  beweglichem  VeiBchlußblook,  welches  das  Ausgangsmodell  für  alle 
Blookversohlüsse  (englisches  Henry -Martini-Gewehr,  das  von  der  bayrischen 
Armee  1870/71  geführte  Werdergewehr  u.  a.  m.)  bildet. 

—  Leopold  von  Pabal  liefert  den  direkten  Nachweis,  daß  die  sogenannte  Dis- 
soziation durch  das  Zerfallen  der  betreffenden  Körper  zu  erklären  sei,  und 
zeigt,  indem  er  die  ungleiche  Gresch windigkeit  der  Diffusion  der  ver- 
schiedenen Gase  benutzt,  daß  beim  Diffundieren  von  Salmiakdampf  das 
Gas  in  dem  einen  Teil  seines  Apparats  alkalisch,  in  dem  andern  sauer 
reagiert.    (S.  a.  1867  S.) 

—  Joseph  A.  F.  PlatMU  beschäftigt  sich  mit  den  Eigenschaften  flüssiger  La- 
mellen, die  er  als  Seifenblasen  aus  einer  Lösung  von  Marseiller  Seife  mit 
Glycerin  herstellt,  und  benutzt  diese  Lamellen  zum  experimentellen  Nach- 
weis der  Oberflächenspannung.  Auch  A.Dupr6  (1866),  van  der  Mensbrugghe 


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1868 

(1868)  und  Sondhaus  (1876)  erfinden  hfibsehe  Yeranche  auf  diesem  Gebiete. 
Dem  letzteren  gelingt  es  aueh,  die  Oberfl&ohenspannung  zu  meesen. 
1862  Georg  Qulncka  findet  im  Verlauf  Beiner  Yerauche  über  elektrische  Endos- 
mose  (s.  1861  Q.),  daß,  wenn  man  die  Wandsubatanz  als  feines  Pulver  in 
der  Flüssigkeit  suspendiert,  nunmehr  die  Substanz  durch  den  dektrischea 
Strom  in  entgegengesetzter  Richtung  getrieben  wird,  als  es  vorher  mit  der 
Flüssigkeit  entlang  der  Wandsubstanz  der  Fall  war.  Er  schließt  daraus, 
daß  die  Bewegung  auf  Anziehung  oder  AbstoBung  elektrisch  geladener 
SubstanzteUchen  beruht. 

—  Henri  Victor  Rtgnault  macht  die  ersten  Untersuchungen  über  die  spesifi- 
Bchen  Wärmen  der  Dämpfe,  bei  denen  er  wie  bei  Ermittlung  der  spezifi- 
schen Wärmen  der  Gase  verfährt,  und  gibt  eine  Tabelle  für  die  mittleren 
spezifischen  Wärmen  bä  dem  konstanten  Druck  von  760  mm.  In  welcher 
Weise  »ch  diese  Werte  mit  dem  Druck  und  der  Temperahir  ändwn,  stdlt 
£.  Wiedemann  (1877)  später  fest. 

—  Henry  Am^  RinI  fördert  durch  seine  Arbeiten  die  zuerst  von  Enler  ge- 
gebene geometrische  Betrachtungsweise  der  Bewegungen  fester  Körper  und 
sondert  die  (reometrie  der  Bewegungen  unter  dem  Namen  „Cin6mattque 
pure"  von  der  ihr  gegenüberstehenden  „Cin^matique  appliqu6e".  Seine 
Sichtung  wird  in  Deutschland  namentlich  von  F.  Redtenbaoher  vertreten. 

—  Während  bei  den  Vorderlader-SchrapneUs  die  Entzündung  des  Schrapnell- 
zünders ohne  weiteres  durch  die  um  das  Geschoß  hemmschlagende  Flamme 
der  Greschützladung  bewirkt  wurde  (s.  1835  B.  und  1854  B.),  bedarf  das 
den  Bohrquerschnitt  ohne  Spielraum  ausfüllende  Hinterlader  -  Schrapndl 
einer  besonderen  Vorrichtung  zum  Inbrandsetzen  des  Zünders.  Nach  der 
Konstruktion  des  preußischen  Hauptmanns  Richter  geschieht  dies  in  der 
Weise,  daß  ein  im  Zünder  befindlicher,  an  zwei  spröden  Metallwarzen  auf- 
gehängter Metallbolzen  im  Augenblick  des  Schusses  abreißt,  wobei  die  an 
dem  Bolzen  angebrachte  Zündpille  von  einer  dahinter  befindlichen  Nadel 
erreicht  wird.  Die  Entzündung  der  Pille  überträgt  sich  auf  einen  laugsam 
brennenden,  tempierbaren  Zündsatz. 

—  Theodor  Hermann  RImpau  führt  auf  dem  Rittergut  Cunrau  im  Kreis  Salz- 
wedel die  Moordammkultur  (Sanddeokkultur)  ein.  Sie  besteht  in  der  Be- 
deckung des  vorher  durch  offene  Gräben  in  25  bis  50  m  breite  Beete 
(Dämme)  gelegten  und  hierdurch  oder  auch  durch  Drainage  bis  auf  min- 
destens 100  cm  oder  noch  etwas  tiefer  entwässerten  Moores  mit  einer 
10 — 12  cm  starken  Schicht  mineralischer  Bodenarten  (Sand,  Lehm).  Nur 
diese  Schicht  wird  beackert.  Gedüngt  werden  die  Moordämme  ausschließ- 
lich mit  Kalisalz  und  Phosphat. 

—  Peter  Rltdügtr  konstruiert  eine  als  „Schleudermühle"  bezeichnete  Maschine 
zum  Zerkleinem  von  Erzen,  harten  Steinen  und  andern  Materialien,  die 
auf  dem  Prinzip  der  Zentrifugen  beruht.  Dieselbe  besteht  aus  einer  an 
einer  vertikalen  WeUe  befestigten  Scheibe  mit  sechs  Flügeln,  die  von  einem 
gußeisernen  Zylinder  umgeben  ist,  dessen  innere  Wand  mit  vorspringen- 
den Zähnen  ausgestattet  ist.  Bringt  man  die  zu  zerkleinernden  Materialien 
auf  die  Scheibe  und  versetzt  diese  in  sehr  rasche  Umdrehungen,  so 
werden  die  Körper  gegen  die  Zähne  geschleudert  und  zetschellen  dort, 
um  als  Splitter  niederzufallen.    (Vgl.  a.  1862  C.) 

—  Nachdem  1865  Desprats  die  ersten  photographischen  Trockenplatten  durch 
Zusatz  von  Harz  zum  Kollodium  hergestellt  und  das  Kollodium-Albumin- 
verfahren von  Taupenot  (s.  1855  T.)  weitere  Fortschritte  'gebracht  hatte, 
entdeckt  der  Major  RikmI  im  Tannin  ein  treffliches  Mittel,  den  Platten 
ihre  Lichtempflndlichkeit  zu  bewahren  (Trockenverfahren).  Im  Reichen 
Jahre  führt  Rüssel  mit  Leahy  die  alkalische  Pyrogallolentwioklung  ein. 


—     622     — 

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1868 

1862  SdUUNr  und  Bwftwtiif  konstniieien  ein  Metallmanometer,  velohea  dem 
Aneroidbarometei  nachgebildet  ist.  Der  Druck  wirkt  hier  nicht  auf  eine 
hohle  Röhre,  sondern  auf  eine  dünne  federnde  Metallplatte. 

—  Hans  Sliimii  macht  eingehende  Versuche,  zum  Brennen  des  Kalkes  die 
Gasfeuerung  nutzbar  zu  machen,  und  konstruiert  von  1864  ab  in  Giemein- 
Schaft  mit  F.  Steinmann  die  sogenannten  Siemens-Steinmann'schen  Gas- 
kalköfen, die  mit  Schachtgeneratoren  versehen  sind,  welche  die  Vergasung 
von  Braunkohlen  und  Lignit  ermöglichen.    (Vgl.  1830  L.) 

—  Die  Holländerin  Alexine  Tlnii<  unternimmt  mit  ihrer  Mutter  eine  Forschungs- 
reise nach  dem  oberen  Nil  bis  Gondokoro  und  1863  in  Begleitung  von 
Henglin  (s.  1860  H.)  eine  zweite  Reise  nach  dem  Bahr  el  Gazal  und  Dsohur, 
wo  ihre  Mutter  dem  Klima  erliegt.  Auf  einer  dritten  Reise  wird  sie  1869 
auf  dem  Wege  von  Mursuk  nach  Ghat  von  den  sie  begleitenden  Tuareg 
ermordet. 

—  Peter  von  TuniMr  macht  den  ersten  Vorschlag  einer  basischen  Auskleidung 
der  Konverters  zur  Abscheidung  von  Phosphor  und  Schwefel,  indem  er 
ein  Magneeiafutter  empfiehlt.  Die  unternommenen  Versuche  haben  aber 
nicht  den  gewünschten  Erfolg.  Nach  ihm  werden  ähnliche  Vorschläge 
von  Emil  Andr6  (1865),  George  J.  Snelns  (1872),  Knowles  (1873)  und 
L.  E.  Grüner  (1877)  gemacht. 

—  VIlMma  in  Paris  benutzt  die  Photographie  zur  Anfertigung  naturgetreuer 
Gipsfiguren  und  Büsten.  Er  läßt  die  betreffende  Person  von  24  ver- 
schiedenen Punkten  des  Umkreises  gleichzeitig  aufnehmen  imd  die  Bilder 
vergrößert  auf  die  Skulptur  übertragen.  Das  Gelingen  hängt  bei  dieser 
Metiiode  namentlich  von  der  Hand  des  nacharbeitenden  Künstlers  ab 
(Photoskulptur). 

—  Jacob  Volhanl  stellt  das  Sarkosin  aus  Methylamin  und  Monoohloressigsäure 
synthetisoh^dar  und  führt  es  durch  Cyanamid  in  Kreatin  über. 

—  Frederick  WaltM  aus  Manchester  bindet  Korkmehl  mit  durch  erwärmte 
Luft  oxydiertem  Leinöl  anstatt  mit  Kautschuk,  wie  es  Galloway  (1844) 
getan  hatte,  und  erhält  ein  Linoleumprodukt,  das  er  Idncrusta  Walton  nennt. 

—  WhMtar  führt  für  die  Sübergewinnung  die  nordamerikanische  Pfannenamal- 
gamation  (von  den  Distrikten,  in  denen  sie  erst  angewendet  wird,  auch 
Reese- River-Prozeß  oder  Wasboe-Prozeß  genannt)  ein.  Dieselbe  beruht 
nicht  auf  neuen  Methoden,  sondern  verdankt  ihre  Erfolge  lediglich  der 
zweckmäßigen  mechanischen  Einrichtung.  Das  Zerkleinem,  Rösten,  Fein- 
mahlen, Amalgamieren,  Verwaschen  und  Destillieren  geschieht  in  besonders 
für  den  Zweck  erfundenen,  zum  Großbetrieb  bestimmten  Apparaten. 

—  F.  A.  Th.  WInnwka  und  0.  StPm  benutzen  die  vorteilhafte  Opposition  des 
Mars  zur  Bestimmung  einer  Parallaxe  der  Sonne,  die  sie,  der  erstere  mit 
8",96,  der  zweite  mit  8",94  finden. 

—  Friedrich  WMiMr  beobachtet,  daß  beim  Erhitzen  von  Calcium  und  Kohlen- 
stoff Calciumcarbid  entsteht,  welches  bei  der  Zersetzung  mit  Wasser  Ace- 
tylen  entwickelt. 

—  Der  Landbaukondukteur  Wolf  in  Hannover  konstruiert  zuerst  Windräder 
mit  vertikaler  Achse,  welche  die  Stoßverluste  beim  Eintritt  des  Windes  zu 
vermeiden  und  die  Wirkung  des  Windes  in  ähnUcher  Wdse  zu  gestalten 
suchen,  wie  dies  bei  den  mit  Wasser  betriebenen  Turbinen  der  Fall  ist 
(Windturbinen ) . 

—  R.  WoN  in  Magdeburg-Buckau  führt  für  die  Lokomobilen  die  ausziehbaren 
Röhrenkessel  ein,  welche  eine  schnelle  Entfernung  des  Kesselsteins  ge- 
statten und  gegenwärtig  fast  überall  in  G«brauch  sind. 

—  A.  von  Wolkoff  gelingt  es,  auf  experimentellem  Wege  den  Satz  zu  bestätigen, 
daB  lediglich  das  in  die  grüne  (chlorophyllhaltige)  Zelle  fallende  Licht  die 


—     623     — 

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1862 

chemische  Arbeit  der  Produktion  der  organischen  Substanz  vollzieht. 
Gleichzeitig  vermag  er  die  Proportionalität  der  Ssuerstoffmengen  mit  den 
BelichtungBintensitäten  zu  demonstrieren. 

1862  Adolphe  Wuiti  geUngt  es,  durch  Eintragen  von  Natriumamalgam  in  wässe- 
rigen Aldehyd,  welchem  von  Zeit  zu  Zeit  Salzsäure  zugesetzt  wird,  um  die 
Bildung  von  Aldehydharz  zu  vermeiden,  den  Aldehyd  zu  Alkohol  zu  re- 
duzieren.   Diese  Reaktion  hat  allgemeine  Bedeutung. 

1863  D.  Adami  &  Co.  konstruieren  eine  hydraulische  Winde,  die  eigentlich  eine 
kleine  transportable  hydrauUache  Presse  darstellt,  und  zur  direkten  Last- 
förderung sehr  geeignet  erscheint.  Andere  Konstraktionen  sind  das  1871 
erfundene  hydraulische  Hebzeug  von  Tangye  Brothers  &  Frice,  die  1877 
erfundene  fahrbare  hydrauUsche  Winde  von  Harrison  n.  a. 

—  Friedrich  Wilhelm  Felix  von  Baormipning,  der  1861  die  erste  Beschreibung 
des  Eczema  marginatum  geliefert  und  1862  den  Erythrasmapilz  (das  Mi- 
crosporon  minutissimum)  gefunden  hat,  gibt  die  anatomische  Begründung 
der  neuritischen  Dermatosen  durch  den  Nachweis  der  SpinaJganglien- 
erkrankung  bei  der  Gürtelflechte  (Herpes  zoster). 

—  Anton  do  Bary  in  Strasburg  fördert  durch  seine  „Morphologie  und  Physio- 
logie der  Pilze"  die  mykologische  Forschung  und  die  Kultur  der  Ent- 
wicklungsformen  der  Pilze. 

—  BauMot  in  H^rencourt  konstruiert  einen  Berieselungskühlapparat,  der 
später  von  Lawrence  verbessert  wird  und  in  der  Bierbrauerei,  Milchwirt- 
schaft usw.  viel  gebraucht  wird.    (Vgl.  a.  1872  L.) 

—  Wilhelm  von  Boolz  macht  eingehende  Untersuchungen  'über  die  Leitfähig- 
keit von  Flüssigkeiten  und  bestätigt,  daB  sie  mit  der  Temperatur  su- 
nimmt.  (S.  1845  H.)  Zwischen  26o  und  46o  ist  die  Leitfähigkeit  der 
Temperatur  proportional. 

—  Paul  Bart  fördert  durch  seine  Forschungen  über  die  tierischen  „Pfropfun- 
gen" (Transplantation  abgetrennter  Hautlappen)  die  plastischen  Operationen. 

—  Marcelin  Bartholot  erhält  synthetisch  Aoetylen  durch  Vereinigung  von 
Wasserstoff  und  KohlenstofE,  indem  er  in  einer  WasserstoCatmosphäre 
zwischen  zwei  Kohlenelektroden  eine  elektrische  Flamme  erzeugt.  Aus 
dem  Acetylen  stellt  er  mit  Hilfe  von  nasoierendem  Wasserstoff  Äthylen 
her,  und  aus  dem  Äthylen  im  Jahre  1866  durch  Erhitzen  mit  WasserstofiF 
Äthan,   welches  beim  Erhitzen  mit  Wasserstoff  zur  Rotglut  Methan  gibt. 

—  Der  belgische  Artillerieoffizier  Paul  Emile  la  Boutangf  erfindet  einen  elek- 
troballistisohen  Chronographen  (Flugzeitenmesser),  den  er  im  Jahre  1867 
noch  wesentlich  verbessert,  und  der  zur  Ermittelung  der  GesohoB- 
geschwindigkeit  viel  angewendet  wird. 

—  Paul  Broca  beschreibt  eingehend  unter  dem  Namen  ,, Motorische  Aphasie" 
die  Erkrankung  des  Sprachbewegungszentrums  (s.  1826  B.  und  1861  B.), 
die  häufig  nach  einem  SchlagfluB  in  Verbindung  mit  Lähmung  der  rechts- 
seitigen Körpermuskulatur  auftritt  und  in  dem  Unvermögen  besteht,  die 
Gedanken  sprachlich  auszudrücken,  obschon  das  Wortverständnis  erhalten  ist. 

—  Der  Chemiker  Benjamin  Brodio  entdeckt  die  Säureperoxyde,  die  man  jetzt 
als  gemischte  Anhydride  der  Säuren  mit  den  Persäuren  ansieht. 

—  Brown  und  Sharp«  benutzen  zuerst  Schmirgelscheiben  zum  Schärfen  der 
Fräsen  nach  dem  Härten. 

—  Der  Amerikaner  William  Bullock  erhält  ein  Patent  auf  die  erste  brauchbare 
Rotationspresse  zum  Buchdruck  auf  endloses  Papier.  Die  Leistungsfähig- 
keit dieser  Presse  ist  so  groß,  daB  in  einer  Stunde  ein  Stück  Papier  von 
über  16  km  Länge  und  größter  Formatbreite  beiderseitig  bedruckt  werden 
kann. 

—  Alexander  Butlorow  entdeckt  die  Synthese  von  Alkoholen  durch  Umsetzung 

—     624     — 

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1868 

Ton  Sänreohloriden  mit  den  von  Frankland  (b.  1849  F.)  an^tnndenen 
Zinkalkylen.  Die  erste  von  ihm  ansgeföhrte  Synthese  dieser  Art  ist  die  des 
Trimethylcaxbinols  ans  Acetylohlorid  und  Zinkmethyl.  Wie  Bntlerow  kon- 
statiert, kommt  dieser  terti&re  Bntylalkohol  snoh  unter  den  G&mngs- 
prodnkten  vor.  Diese  HersteUnngsmethode  der  Alkohole  erweist  sich  in 
den  Händen  von  Butlerow  nnd  seinen  Sohfilem  als  sehr  fmohtbar.  Anf 
ähnliche  Weise  erhalten  sie  auch  viele  Aldehyde  nnd  Eetone. 
1863  Nachdem  schon  Mansfleld  1849  vorgeschlagen  hatte,  bei  der  Teerdestillation 
cor  Gewinnung  der  Benzolwasserstofle  Apparate  zn  verwenden,  die  da» 
bei  der  Spiritnsfabrikation  längst  durchgebildete  Prinzip  der  Dephlegmation 
durchführen,  führt  A.  Goaplar  als  erster  einen  solchen  Apparat  zur  Frak- 
tioniemng  der  Kohlenwasserstoffe  ein.  Ähnliche  Apparate  werden  von 
SavaUe  u.  a.  hergestellt. 

—  Dem  französischen  Arzt  Casimir  Joseph  Dawrtil  gelingt  es,  durch  Impfung 
mit  frischem  oder  getrocknetem  Blute  von  Milzbrandtieren  den  Milzbrand 
auf  andere  ^Tiere  zu  übertragen  und  so  die  ätiologische  Bedeutung  der 
MilzbrandbaziUen  nachzuweisen.    (S.  a.   1849  P.  und  1870  E.) 

—  Alfred  Om  OMzenix  weist  nach,  daß  die  optischen  Achsen  der  Krystalle 
durch  die  Wärme  beeinflußt  werden. 

—  V.  EqmIi  führt  die  Bestimmung  des  gebundenen  Kohlenstoffs  im  Roheisen 
auf  calorimetiischem  Wege  durch. 

—  Adolph  Fmk  fabriziert  zuerst  Kalidünger  nnd  gibt  die  Anregung  zu 
größeren  Düngeversuchen,  die  von  Brumme  in  Waldau  und  Treutier- 
Scherzer  in  Neuhof  bei  Idegnitz  gemacht  werden  und  gute  Resultate  er- 
geben. Nachdem  1865  der  Kainit  entdeckt  worden  war,  wird  daraus 
durch  einfaches  Kalzinieren  ein  Düngesalz  unter  dem  Namen  „rohe 
Bchwefelsauie  Ealimagneda"  gewonnen  nnd  in  den  Handel  gebracht. 

—  MtM  und  OraNs  stellen  das  Silicinmäthyl  dar  xmd  führen  es  durch 
Reaktionen,  ganz  analog  denen,  welche  zur  Umwandlung  eines  Kohlen- 
wasserstoffs in  den  zugehörigen  Alkohol  dienen,  in  den  Silioononylalkohol 
über,  den  sie  als  Nonylalkohol  auffassen,  in  welchem  1  Atom  Kohlenstoff 
durch  1  Atom  SUicium  vertreten  ist.  Auf  die  Möghchkeit  der  Vertretung 
des  Eohlenstoffs  durch  Silioium  hatte  Wöhler  schon  1861  hingewiesen. 

—  NicolauB  FrMrakii  arbeitet  auf  dem  Gebiete  der  Neuropathologie  nnd  be- 
schreibt die  Friedreich'sche  Ataxie. 

—  Anton  SwIlMr  stellt  durch  Einwirkung  von  Natrium  anf  Essigftther  nnd 
Behandlung  des  Produkts  mit  Essigsäure  den  Acetessigester  her,  der  als 
Mittel  zur  Synthese  von  Wichtigkeit  wird.    (S.  a.  1865  F.  und  1869  W.) 

—  Der  Fabrikant  Hermann  QmiM  in  Magdeburg  -  Buckau  stellt  zuerst  den 
Hartguß  durch  Zusammenschmelzen  von  Holzkohlenroheisen  und  Spiegel- 
eisen nnd  Eingießen  der  Mischung  in  eiserne  Formen  (Kokillen)  her. 
Hierbei  schreckt  das  Metall  in  der  äußern  Schicht  rasch  ab  und  wird  da- 
selbst glashart,  während  die  inneren  Teile  des  Gussee  langsamer  abkühlen 
und  eine  weichere,  aber  zähere  Beschaffenheit  behalten.  Der  Hartguß 
eignet  sich  für  Hartwalzen,  Hartgnßgranaten  (in  Preußen  seit  1864  ge- 
braucht), Panzertürme  usw. 

—  William  Hamy  gibt  eine  Methode  zur  Bekämpfung  übermäßiger  Kor- 
pulenz an,  die  darin  besteht,  daß  er  bei  gleichzeitiger  Beschränkung  der 
Fette  die  Kohlenhydrate  aus  der  Nahrung  ausschUeßt.  Diese  Kurmethode 
wird  zuerst  an  William  Banting,  einem  Kaufmann  in  Kensington,  an- 
gewendet, der  sie  in  seinem  berühmt  gewordenen  offenen  Brief  ,, Letter  on 
corpnlenoe  addressed  to  the  public"  beschreibt,  und  nach  dem  sie  den 
Namen  „Bantingkur"  erhält. 

—  Hermann  von  HslnihoHi  konstruiert  ein  Optometer,  bei  welchem  die  chroma- 

Dsimatsadter.  40 

—     625     — 


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18«8 

tische  Abenation  des  Angee  zur  Bestimmnng  der  Akkommodationsbreite 
benutzt  wird. 
1863  Hermami  von  HtlnilioMi  begründet  mit  seinem  klassisclieu  Bache  „Die 
Lehre  von  den  Tonempfindungen"  die  physikaUsohe  Theorie  der  Musik 
und  zeigt  darin  unter  anderem,  auf  welche  Weise  der  Schall  im  Ohre  bis 
zu  den  empfindenden  Nerven  hingeleitet  wird. 

—  Wilhelm  Henkt  behandelt  in  seinem  „Handbuch  der  Anatomie  und  Me- 
chanik der  Gelenke"  die  Theorie  der  im  menschlichen  Körper  verwirk- 
lichten Gelenkmeohanismen. 

—  Der  namentlioh  als  Patholog  namhafte  Tierarzt  Eduard  von  Hfrtnc  in  Stutt- 
gart ruft  die  internationalen  Versammlungen  der  Tierärzte  ins  Leben.  Er 
bestimmt  die  Schnelligkeit  des  Blutumlaufs  und  die  Druckkraft  des  Herzens, 
tmd  arbeitet  über  die  Krätzmilbe. 

—  Der  französische  Mathematiker  Charles  Htnmlto  behandelt  die  elliptischen 
und  Abel'sohen  Funktionen  (s.  diese),  die  algebraischen  Gleichungen  und 
die  Zahlentheorie.  Es  gelingt  ihm  zuerst,  Gleichungen  des  fünften  Grades 
mit  Hilfe  eUiptischer  Funktionen  aufzulösen,  und  zu  beweisen,  daß  die 
Grundzahl  e  der  natürlichen  Logarithmen  (s.  1739  £.)  keine  algebraische 
Zahl  ist. 

—  MatthaeuB  Hlp|^  benutzt  die  Stellleitung  seines  elektrischen  Distanzsignals 
gleichzeitig  zum  Betriebe  von  Rückmeldern. 

—  Hlrtch  und  Pluitaunour  unterziehen  die  seit  Bessel  (s.  1823  B.)  als  „persön- 
liche Gleichung"  bezeichnete  Erscheinung  einer  Nachprüfung,  indem  sie 
künstliche  Stemdurchgänge  bewerkstelligen,  deren  absoluter  Eintritts- 
moment  sich  mittels  entsprechender  Apparstanordnung  selbst  markiert. 
Sie  stellen  dabei  fest,  daß  eine  verhältnismäßig  lange  Zeit,  bis  über  Vi  Se- 
kunde, vergeht,  ehe  der  Beobachter  den  Eintrittsmoment  seinerseits  mar- 
kiert, und  beweisen  damit,  daß  die  Ursache  der  zutage  tretenden  Diffe- 
renz in  einem  individuell  variierenden  Zeitverlust  zwischen  der  optischen 
Einwirkung  und  der  reaktiven  Bewegung  liegt. 

—  Johann  Wilhelm  Hitlorf  macht  eingehende  Studien  über  den  roten  Phos- 
phor und  dessen  Bereitung.  Es  gelingt  ihm,  den  roten  Phosphor  in  Blei 
zu  lösen  tmd  ihn  aus  dieser  Lösung  in  krystallisiertem  Zustande  zn  er- 
halten. 

—  August  Wilhelm  von  Hofmann  findet  im  Verlauf  seiner  Untersuchungen 
über  die  Isomerie  des  von  ihm  entdeckten  Phenylendiamins,  daß  völlig 
reines  Anilin  sich  nicht  zu  Anilinrot  oxydieren  läßt,  daß  dagegen  eine 
Mischung  von  Anilin  und  Toluidin,  mit  Zinnchlorid  erhitzt,  ein  prachtvolles 
Bot  gibt.  Diese  Beobachtung  erhält  ihre  volle  Tragweite  durch  Ver- 
knüpfung mit  der  das  Jahr  zuvor  (s.  1862  H.)  von  Hofmann  festgestellten 
Rosanilinformel,  indem  sich  dadurch  nachweisen  läßt,  daß  zur  Farbstoff- 
bildung ein  Molekül  Anilin  und  zwei  Moleküle  Toluidin  nötig  sind. 

—  Der  en^ische  Naturforscher  Thomas  Henry  Huxioy  erbringt  in  seinem  Buche 
„Evidence  as  to  man's  place  in  nature"  den  Nachweis,  daß  die  anatomische 
Verwandtschaft  des  Menschen  mit  den  anthropomorphen  ASen  viel  größer 
ist,  als  diejenige  zwischen  den  letzteren  und  den  übrigen  AfFen.  (Vgl.  auch 
1871  D.) 

—  ilacquiw  in  Seelowitz  gestaltet  das  Needham'sche  Fachfilter  für  die  Zwecke 
der  Zuckerfabrikation  um.  Durch  ihn  und  die  Firmen  Danek,  Trinks, 
Dehne  u.  a.  erhält  die  Filterpresse  allmählich  ihre  moderne  Form. 

—  MInok  und  Froy  erfinden  die  Scheidesaturation,  bä  welcher  2 — S'/o  des 
Bübengewichtes  an  Kalk  angewendet  werden,  und  bei  der  zuerst  die 
Reinigung  des  Rübensaftes  mit  Kalk  (Scheidung),  alsdann  das  Ausfällen 
des  überschüssigen  Kalkes  durch  Kohlensäure  (Saturation),  und  endlich  die 


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18CS 

Filtration  der  von  dem  ausgeBohiedenen  Sohlamme  getremiten  Säfte  vor- 
genommen wird. 
1863  KiMtorfir  konstruiert  einen  Apparat  zur  Herstellung  von  Kohlensäure 
durch  Verbrennung  von  Holzkohle  oder  Koks.  Die  Eur  Verbrennung  er- 
forderliche Luft  wird  durch  eine  Druckpumpe  in  die  entzündete  Kohlen- 
masae  getrieben,  was  infolge  des  starken  im  Apparate  herrschenden  Druckes 
indes  leicht  zu  Undichtigkeiten  führt.  Aus  diesem  Grunde  wird  bei  einem 
von  Eindler  verbesserten  Ofen  die  Druckpumpe  durch  eine  am  Ende  des 
Apparates  angebrachte  Saugpumpe  ersetzt.  Seit  1874  werden  Eörting'sche 
Dampfinjektoren  benutzt,  welche  die  Gase  absaugen.  Andere  Öfen  zu 
diesem  Zweck  werden  1871  von  Cail,  Hallot&Co.,  1874  von  Chrötien  und 
FeUx  konstruiert. 

—  Friedrich  Kohlrauich  beobachtet  die  von  Weber  (1835  W.)  entdeckte 
elastische  Nachwirkung  auch  an  Metalldrahten  und  Glasfäden  und  zeigt, 
daB  sie  bei  allen  diesen  Substanzen  im  wesentlichen  den  gleichen  Gesetzen 
folgt.  Bei  seinen  bis  1876  fortgesetzten  Beobachtungen  benutzt  er  vor- 
wiegend die  Torsion.  Weitere  Arbeiten  hierüber  machen  Boltzmann  (1874), 
Warburg  (1878),  Neesen  (1876)  u.  a. 

—  Hermann  Kolbt  zieht,  wie  1868  für  die  Alkohole,  analoge  Folgerungen  auf 
die  Existenz  isomerer  Fettsäuren.  Diese  Folgerungen  finden  ihre  volle 
Bestätigung  durch  die  1864  von  Erlenmeyer  bewirkte  Synthese  der  Iso- 
buttersäure  und  durch  die  Arbeiten  von  fSrankland  und  Duppa,  denen  es 
gelingt,  von  der  Oxalsäure  in  die  Körper  der  Milchsäurereihe  überzugehen 
und  die  so  erhaltenen  Körper  in  die  entsprechenden  Glieder  der  Acryl- 
säurereihe  umzuwandeln. 

—  FrM^ric  Kuhlfflann  empfiehlt  Steine,  Mauerwerk  u.  dgl.,  die  der  Einwirkung 
von  Säuredämpfen  ausgesetzt  sind,  durch  Anstrich  mit  heißem  Steinkohlen- 
teer zu  konservieren. 

—  Der  Kapitän  da  Uwy  erforscht  zuerst  das  untere  Geysirbecken  des  YeUow- 
stone  Parks. 

—  Der  Franzose  Le  OMR  macht  im  Kriegshafen  zu  Brest  Versuche  mit  Guß- 
eisenwolframlegierungen, indem  er  dem  flüssigen  Gußeisen  pulverisiertes 
Wolframerz  zusetzt,  wodurch  das  Roheisen  stahlartig  wird.  (Vgl.  auch 
1868  0.) 

—  Urbain  Lmwrtor  veröffentlicht  auf  Grund  telegraphisoher  Wetterberichte 
die  ersten  täglichen  Wetterkarten  mit  Linien  gleichen  Luftdrucks. 

—  Nachdem  Calvert,  Clift  und  Lowe  zuerst  saures  salzsaures  Anilin  anf  Baum- 
wollstofie,  die  mit  chlorsaurem  KaU  vorbereitet  waren,  aufgedruckt  und 
dadurch  eine  tiefblaue  Farbe  erzeugt  hatten,  und  nachdem  Wood  und 
Wright  dadurch,  daß  sie  das  Gewebe  noch  mit  Chlorkalklösung  behandelten, 
ein  tiefes  Grünschwarz  erzeugt  hatten,  erhält  der  englische  Chemiker  John 
UfllMoot  dadurch,  daß  er  bei  Oxydation  von  Anflinsalz  mittels  chlorsauren 
Kalis  auf  der  Faser  Kupfeisalze  zufügt,  sehr  schönes,  echtes  und  unver- 
gängliches Anilinschwarz.  Er  ist  auch  der  erste,  der  die  Anwendung  des 
Anilinschwarz  in  der  Färberei  beschreibt. 

—  Karl  Ludwig  von  Uttraw  konstruiert  einen  automatischen  Spektralapparat, 
bei  welchem  die  Drehung  des  Femrohrs  gleichzeitig  die  Prismen  verstellt, 
so  daß  sie  für  die  ins  Femrohr  gelangenden  Strahlen  stets  imter  dem 
Minimum  aufgestellt  sind.  Der  Apparat  wird  von  Browning  (1870),  Schmidt 
und  Haensch  (1879),  Krüss  (1886)  u.  a.  noch  vervollkommnet. 

—  Sven  Ludwig  Lovin  arbeitet  über  die  geographische  Verbreitung  der  Tiere 
in  den  nördlichen  Gegenden  und  hebt  hervor,  daß  verschiedene  Tier- 
arten der  Ostsee  sonst  nur  im  nördlichen  Eismeer  vorkommen  und 
Zeugen  einer  früheren  Verbindung  der  Ostsee  mit  dem  Eismeer  sind.    Er 

40« 

—     627     — 


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18«8 

zeigt    den    Reliktenoharakter    der    Tierwelt    der     großen    Bchwedischen 
Binnenseen. 
1863    Lncm  in  Dresden  baut  die  erste  Zentrifngalaiohtmasohine  für  die  Müllerei. 
Die  Maschine  wird  von  Nagel  und  Eemp,  sowie  von  Lnther  nnd  Peters 
in  der  Folge  wesentlich  vervollkommnet. 

—  Der  Hamburger  Techniker  Siegfried  MMta  stellt  in  Wien  die  ersten  prak- 
tischen Versuche  mit  Benzinautomobilen  an.  Zu  gleicher  Zeit  tritt  in 
Frankreich  Lanolr  mit  einem  ähnlichen  Vorschlage  hervor,  ohne  dafi  indes 
die  von  den  Franzosen  behauptete  IMorit&t  Lenoir's  bewiesen  ist. 

—  MarM  in  Berlin  entwirft  nach  dem  Ptinäp  der  Wheatstone'schen  Bracke 
(1833)  die  erste  Brüokenmethode  zum  Gegenspreohen. 

—  Der  Frankfurter  Maschinenbauer  Giovanni  MartlgMiil  erfindet  den  Spiral- 
bohrer. 

—  Elie  Maicwt  bestimmt  mit  HiUe  der  Photographie  die  Brechnngsexponenten 
der  hauptsächlichsten  dunklen  Linien  im  Ultraviolett  und  entwirft  mit 
deren  Hilfe  ein  mögUohst  vollständiges  Bild  dieses  Teils  des  Spektmms. 
Noch  tiefer  in  das  ultraviolett  verfolgen  diese  Messungen  ebenfalls  mit 
Hilfe  der  Photographie  187i  Comu  und  1893  V.  Schumann.    (S.  d.) 

—  Die  Brüder  Paul  und  Wilhelm  MMmr  verbessern  das  Zündnadelgewehr, 
aus  welcher  Verbesserung  sich  das  deutsche  Infanteriegewehr  M/71  (Einzel- 
lader mit  11  mm  Kaliber,  25  g  schwerem  Bleigeschoß,  5  g  Pulverladung, 
440  m  Mündungsgeschwindigkeit  und  Metallpatrone)  entwickelt.  Manser's 
ZylinderverschluB  ist  auch  bei  den  späteren  deutschen  Gewehrmodellen, 
nämlich  dem  Infanteriegewehr  M.  71/84  (Mehrlader  mit  Vordeisohaft- 
magazin),  dem  G«wehr  88  (Mehrlader  von  7,9  mm  Kaliber,  14,7  g  schwerem 
Hartbleigeschoß  mit  knpfemickelplattiertem  Stahlmantel,  2,75  g  Bl&ttchen- 
pulverladung,  645  m  Mündungsgeschwindigkeit) ,  sowie  dem  Gewehr  98 
(Mündungsgeschwindigkeit  mit  S-Munition  860  m)  beibehalten.  (Über  das 
Mauserkastenmagazin  s.  1879  L.) 

—  Maullm  &  Co.  in  Havre  konstruieren  eine  Steinkoblenbrikett-Preß- 
maschine  mit  geschlossenen  Formen,  die  auch  heute  noch  in  vielen  Fabriken 
Belgiens  und  Frankreichs  benutzt  wird.  Spätere  weit  verbreitete  Pressen 
mit  geschlossenen  Formen  sind  die  von  Hanrez,  Durand  und  Marais  (1878), 
Biötrix  (1878),  Coufflnhal.     (Vgl.  1883  C). 

—  Georg  MtMiiar  in  Göttingen  gelingt  es,  in  frisch  gefallenem  Gewitterregrai 
Wasserstoffsuperoxyd  nachzuweisen. 

—  Eugöne  Mitan  in  Verviers  erfindet  die  sogenannte  Leviathan-Wollwaseh- 
maschine,  die  aus  drei  Bottichen  besteht,  von  denen  der  erste  zum  Ent- 
schweißen,  der  zweite  zum  Waschen,  der  dritte  zum  Spülen  der  Wolle  dient. 

—  Der  Amsterdamer  Arzt  Johann  Georg  Moctr  vervollkommnet  die  Technik 
der  Massage  und  lenkt  durch  seine  hervorragenden  therapeutischen  Er- 
folge die  Aufmerksamkeit  der  Arzte  auf  diese  Behandlungsmethode  (s.  a. 
1853  B.),  die  sich  durch  die  Tätigkeit  von  Zander,  Nebel,  Norstrdm,  Thnre, 
Brandt,  von  Mosengeil,  Zabludoweki  u.  a.  in  Verbindung  mit  der  Heil- 
gymnastik (in  dieser  Vereinigung  von  Billroth  „Mechanotherapie"  genannt) 
wissenschaftlich  und  praktisch  bewährt. 

—  Fritz  MOIIsr  zeigt,  daß  Arten  aus  den  verschiedensten  Krebsfamilien,  die 
im  ausgewachsenen  Zustand  nur  sehr  entfernte  Verwandtschaft  und  sehr 
geringe  Körperähnliohkeit  zeigen,  anfangs  in  fast  gleicher  Grcetalt,  als  so- 
genannte Naupliuslarve  erscheinen,  und  zieht  daraus  den  Schluß,  daß  diese 
verschiedenartigen  Krebse  von  Formen  herstammen,  die  dem  Nauplius 
ähnlich  waren,  daß  also  der  Nauplius  die  Stammform  der  Krebse  sei.  Von 
diesen  Tatsachen  aus  würdigt  er  die  Bedeutung  des  biogenetischen  Grund- 
gesetzes für  die  Deszendenztheorie.   (S.  a.  1793  K.  und  1866  H.) 


—     628     — 

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186t 

1863  Alfred  NoM  erfindet  die  Initialzündimg,  durch  welche  die  gesamte  Energie 
eincB  ezploeibeln  Stofiee  auf  sicherste  Weise  zur  Auslösung  gelangt  Er  er- 
kennt in  dem  Enallqueoksilber  den  zur  Zündung  jener  StofEe  (Dynamit, 
Schiefibaum-wolle  usw.)  geeignetsten  Körper  imd  wendet  ihn  in  der  Form 
▼on  Sprengkapseln  an. 

—  Andrew  Nofeto  konstmiert  einen  viel  gebrauchten  Gasdruckapparat ,  den 
Noble'schen  Btauchapparat  (Cmsher  Gange),  zur  Prüfung  der  Kraft&ufierung 
von  Explosivstoffen.    (Vgl.  1860  R.) 

—  Ednard  Friedrich  Wilhelm  PMgtr  studiert  die  feinere  Anatomie  der  Ovarien. 

—  Adam  PoIHnr  in  Wien  verbessert  das  Yalsalva'Bche  Verfahren  (s.  1704  V.), 
indem  er  zur  Eröffnung  der  Tnba  Eustachi!  von  der  Nasenhöhle  ans  Luft 
in  die  Paukenhöhle  eintreibt.  Er  wendet  hierzu  einen  Gummiball  als 
Druckpumpe  an. 

—  Der  Naturforscher  Gustav  Ferdinand  RaNt  in  Tiflis  erforscht  Kaukasien 
nnd  Hooharmenien.  Er  begründet  1864  das  kaukasische  Museum  in  Tifiis 
und  unternimmt  von  dort  aus  zahlreiche  Forschungsreisen  in  die  angren- 
zenden Länder. 

—  John  Rambottom  konstruiert  den  ersten  Horizontalhammer,  bei  welchem 
zwei  auf  SoUen  geführte  Hammerbären  durch  die  Wirkung  dahinter  be- 
findlicher Dampfkolben  gegeneinander  getrieben  werden,  während  das 
Schmiedestück  genau  in  der  Aufschlagmitte  auf  einer  Drehscheibe  ruht. 

—  Der  Anatom  Friedrich  von  RwklingluuiMn  stellt  die  1842  von  Dutrochet 
zuerst  beobachteten  Wanderungen  der  Leukooyten  fest,  auf  die  eine  neue 
Lehre  von  der  Entzündung  begründet  wird.    (S.  1864  C.) 

—  H.  V.  R«|iiMtt  stellt  in  den  Jahren  1863 — 68  eine  sehr  große  Beihe  von 
Messungen  der  Sohallgeeohwindigkeit  an,  die  das  überraschende  Resultat 
ergeben,  dafi  die  Geschwindigkeit  nicht  der  von  Newton  (s.  1687  N.)  aus 
dem  Druck  der  Luft  abgeleiteten  Formel  entspricht,  sondern,  wie  Laplace 
(B.  1816  L.)  nachgewiesen  hat,  wegen  der  Erwärmung  der  Luft  einen  hohem 
Wert  erreicht.  Er  findet  diesen  Wert  im  Mittel  zu  331  m/seo.  Auf  kürzere 
Entfernungen  findet  er  außerdem  die  Schallgeschwindigkeit  von  der  In- 
tensität des  Schalles  abhängig.  Spätere  Versuche  von  Eundt,  Bossoha 
und  König  ergeben  keine  wesentlicben  Abweichungen  von  der  von  Begnault 
gefundenen  Zahl. 

—  Ferdinand  Rtkh  nnd  Hieronymus  Theodor  RicMw  in  Freiberg  entdecken 
in  der  Freiberger  Zinkblende  ein  neues  Metall,  das  Indium,  das  durch 
eine  blaue  Spektrallinie  charakterisiert  ist. 

—  Rkliirtiwi,  Inrlne  und  Lmdy  empfehlen  zur  Extraktion  der  Fette  und  öle 
das  Benzin,  während  Deiß  (s.  1866  D.)  zu  diesem  Zwecke  den  Schwefel- 
kohlenstoff, und  nur  nebenbei  das  Benzin  empfohlen  hatte.  Vohl,  der  xm- 
gefähr  gleichzeitig  auf  die  Anwendung  des  Benzins  kommt,  konstruiert 
dafür  einen  Extraktionsapparat,  der  von  Seltsam,  der  zuerst  unter  Druck 
arbeitet,  Richters,  Büttner,  Wegelin  und  Hübner  u.  a.  verbessert  wird. 

—  Henry  E.  ROMW  spricht  zuerst  aus,  daß  die  Spektralanalyse  berufen  sein 
könne,  beim  Bessemerprozesse  eine  Rolle  zu  spielen. 

—  Gustav  Rom  versucht  zuerst,  die  Meteorite  zu  klassifizieren  und  teilt  sie 
in  die  weit  häufigeren  Eisenmeteorite  und  die  selteneren  Steinmeteorite 
ein.  Mit  Untersuchung  der  Meteorite  beschäftigen  sich  G.  A.  Daubrto, 
von  Gümbel,  E.  W.  Cohen,  Brezina  u.  a.  Diese  Studien  führen  zu  dem 
Ergebnis,  daß  die  Beschaffenheit  und  Struktur  der  Materie  überall  im 
Weltenramne,  aus  dem  die  Meteorite  zu  uns  gelangen,  eine  in  allen  wesent- 
lichen Punkten  gleichartige  genannt  werden  muß. 

—  Carl  Icliorloniwir  beschäftigt  sich  eingehend  mit  der  Untersuchung  des 
Rohpetroleums  und  seiner  Konstituenten,  um  deren  Erforschung  sich  seit 

—     629     — 

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1868 

1864  anoh  Pdouze  und  Cahoun,  C.  M.  Warren  und  F.  H.  Storar  große 
Verdienste  erwerben. 
1863  Max  J.  S.  SchaHn  bestätigt  in  seiner  Arbeit  „Über  das  Protoplasma  der 
Rhizopoden  und  Pflanzenzellen"  die  Angaben  Ton  Ungar  (s.  1866  ü.).  daB 
das  Zellprotoplasma  mit  der  Sarkode,  wie  F^lix  Dniardin  (s.  1836  D.)  die 
zähflüssige  Materie  gewisser  niederer  Tiere  genannt  hatte,  identisch  ist. 
Im  Anschluß  hieran  lehrt  er,  daß  die  Umbildung  der  Zdlen  zu  G«weben 
weniger  durch  Formveränderungen  und  Auswachsen  der  Zellen  zu  den 
Gewebselementen,  als  durch  chemische  Umwandlung  des  Protoplasmaa 
erfolgt. 

—  Angelo  Sacdil  sucht  aus  den  Spektren  der  Sterne  deren  physische  Kon- 
stitution darzutun  und  insbesondere  nachzuweisen,  wie  weit  deren  Ver- 
dichtungsprozeß  fortgeschritten  ist.  Er  gibt  eine  Klassifikation  der  Fix- 
sterne nach  ihrem  spektroskopischen  Verhalten,  die  von  H.  C.  Vogel  noch 
modifiziert  wird. 

—  Der  Architekt  Gottfried  8affl|Mr  bewirkt  durch  die  an  dem  Zfirioher  Poly- 
technikum auf  seine  Anregung  ausgeführten  Fassadendekorationen  eine 
Wiederbelebung  der  Sgraffltomalerei  (Kratzmalerei).  Diese  zur  Zeit  der 
Renaissance  viel  angewendete,  seitdem  vergessene  Manier  der  Wandmalerei 
besteht  darin,  daß  die  zu  bemalende  Fläche  zunächst  mit  schwarz  gefärbtem 
Mörtel  grundiert  imd  alsdann  mit  einem  dünnen  weißen  Gipsüberzuge  ver- 
sehen wird.  Die  Zeichnung  wird  mit  einem  Stichel  eingeritzt  und  erhält  das 
Ansehen  eines  Kupferstichs.  (In  gleicher  Weise  hat  Max  Lohde  i.  J.  1867 
die  Malereien  im  Treppenhause  des  Berliner  Sophiengymnasiums  ausgeführt). 

—  tettdiMOW  überträgt  die  Weber'sche Lehre  von  der  VaguBhemmung(s.  1846W.) 
auf  die  Reflexbeherrschung  durch  das  Gehirn. 

—  Shanki  konstruiert  eine  selbsttätig  arbeitende  Langloohfr&smasohine.  Doch 
können  lange  Löcher  auch  mit  der  „allgemeinen  Fräsmaschine"  hergestellt 
werden,  indem  das  Steuern  von  der  Hand  bewirkt  wird. 

—  D.  Slafes  konstruiert  eine  Äthereismasohine  unter  Verwendung  des  Perkins'sohen 
Prinzips  (s.  1835  P).  Er  verwendet  als  Kondensator  ein  Schlangenrohr, 
als  Kefrigerator  einen  Kessel  mit  horizontalen  Röhren,  die  von  einer  kon- 
zentrierten Kochsalzlösung  umflossen  werden,  welche  die  Kälte  auf  die  G^- 
frierzellen  überträgt. 

—  William  SlMiMm  gibt  die  erste  Anregung  zur  Städteheizung  durch  Gas  und 
stellt  das  Projekt  einer  Zentral- Gasheizung  für  die  Stadt  Birmingham  auf, 
das  jedoch  nicht  die  Zustimmung  des  Parlaments  erhält. 

—  Emest  Solvay  erkennt,  daß  der  Betrieb  der  Ammoniaksodofabiikation  in 
den  meisten  Fällen  nur  dann  lohnend  ist,  wenn  wenigstens  der  größte 
Teil  des  Chlomatriums  als  konzentrierte  Salzsole  vorhanden  ist,  und  er- 
richtet deshalb  seine  Fabriken  an  Stellen,  wo  natürliche  Sole  vorkommt, 
wie  1863  zu  St.  Josse-ten-Node  bei  Brüssel,  1865  in  Couillet  bei  Charleroi, 
1872  in  Varangeville  bei  Nancy. 

—  Nachdem  schon  v.  Kurrer,  Westrumb  u.  a.  in  den  zwanziger  Jahren  auf 
die  großen  Fett  Verluste  in  den  Abwässern  aufmerksam  gemacht  hatten, 
schaffen  Souttrlee  &  Oo.  in  St.  Denis  bei  Paris  die  erste  Anlage  zur  Ver- 
arbeitung des  Abschaums  der  Seine,  wobei  sie  eine  relativ  günstige  Aus- 
beute an  technisch  brauchbaren  Fetten  erzielen. 

—  8to¥mi  md  Sohn  in  Southwark  versehen  auf  der  Banbridge-Lisbum-  und 
Belfast-Bahn  sämtliche  Distanzsignale  mit  elektrischen  Rüokmeldem 
(Signal  repeaters),  welche  im  verkleinerten  Maßstäbe  das  Bild  des  zu- 
gehörigen Signals  wiedergeben. 

—  Nachdem  die  Rahmgewinnung  mit  künstlicher  Kühlung  der  Milch  sohon 
seit  langen  Zeiten  in  der  Schweiz  ausgeübt  worden  war,  erfindet  G. 

—     630     — 

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1868 

auf  Hofgaarden  in  Schweden  dn  Anfrahmnngsyerfaliren  mit  kflnstlioher 
Abkühltmg,   wobei   die  Milch  auf  einer  Temperatur  von  2—4"  C.  erhalten 
wird.    Ein  ähnliches  Verfahren  wird  von  Cooley  angegeben. 
1863    Edward  Tangyt  macht  die  Erfindung,  das  Schweißen  der  Kettenringe  unter 
einer  Presse  zu  bewerkstelligen. 

—  RudoU  VIreiww  entwickelt,  von  seinen  cellularpathologiBchen  Anschauungen 
ausgehend,  die  Lehre  von  den  Geschwülsten  und  bringt  das  Prinzip  zur 
Greltung,  daß  ein  vom  Organismus  produziertes  Giewebe  nur  aus  den  dem 
Organismus  eigentümlichen  Elementen  bestehen  könne,  und  daß  somit 
die  Vorgänge  im  gesunden  Körper  auch  für  dessen  krankhafte  Bildungen 
maßgebend  seien.  Hiermit  fäUt  die  Annahme  der  heteroplastischen  Gie- 
Bchwülste.  (S.  1801  B.)  Er  teilt  die  Geschwülste  nach  ihrer  Entstehung 
in  vier  große  Klassen:  1.  die  aus  BlutbestandteQen  hervorgegangenen, 
2.  die  durch  SekretstofFe  erzeugten,  3.  die  aus  pathologischen  formativen 
Prozessen  stammenden  (Gewächse  usw.),  4.  die  Kombinationsgeschwülste. 

—  Rudolf  VIrclMW  gibt  eine  klare  Darstellung  der  bei  der  Tuberkulose  ob- 
waltenden Verhältnisse  und  definiert  den  Tuberkel  als  eine  in  der  Regel 
aus  Bindegewebe  oder  einem  verwandten  Gewebe  (Mark,  Fett,  Knochen) 
hervorgehende  Wucherung.  Er  hebt  zuerst  die  iÜmlichkdt  der  histolo- 
gischen Struktur  von  Lupus  uud  Tuberkulose  hervor. 

—  Rudolf  VhdNW  bezeichnet  Bindesubstanzgesohwülste,  die  sehr  zahlreich 
sind,  und  d»en  Grundsubstanz  schwach  entwickelt  ist,  so  daß  sie  weiche 
Beschafienheit  gewinnen,  mit  dem  Namen  „Sarkome",  mit  dem  zuerst  Galen 
gewisse  polypöse  Giewächse  in  der  Nasenhöhle  bezeichnet  hatte,  und  den 
später  Abemethy,  Ph.  von  Waltiier  und  Meckel  zur  Bezeichnung  der  Mark- 
und  Blutsohwämme  benutzt  hatten.  Die  MuskeUasergewäohse  der  Gebär- 
mutter, die  man  bisher  als  Cystosarcome  bezeichnet  hatte  (s.  1860  R.), 
belegt  er  mit  dem  Namen  „Myom". 

—  VMektn  gibt  in  seinem  grundlegenden  Werke  „Der  Indikator"  eine  Anleitung 
über  die  Verwendung  des  Indikatordiagramms,  das  er  zuerst  in  Verbindung 
mit  dem  Schieberdiagramm  (vgl.  1858  Z.)  zur  BeurteUnng  der  zweckmäßigen 
Verhältnisse  der  Steuerung  und  der  Wärmevorgänge  in  der  Dampfmaschine 
benutzt. 

—  Alfred  Wilhelm  Volkmann  nimmt  Vergleichungen  zwischen  der  Größe  der 
Empflndungskreise  der  Netzhaut  und  ihrer  histologischen  Elemente  vor, 
die  für  das  Verständnis  des  Sehaktes  von  Wichtigkeit  werden,  und  die  1866 
von  M.  Schnitze  und  1886  von  Gl.  du  Bois-Reymond  ergänzt  werden. 

—  Vwstir  und  arOiNbetf  in  Kalk  bei  Cöln  stellen  für  ihre  Pottaschefabrik 
(s.  1860  V.)  zuerst  KaUumsulfat  aus  Staßfurter  Chlorkalium  und  Schwefel- 
säure dar  und  richten  1868  auch  in  Staßfurt  diese  Fabrikation  ein. 

—  Heinrich  WIM  erfindet  das  Polarisationsphotometer,  bei  welchem  die 
Drehung  der  Polarisationsebene,  bei  welcher  die  Ldchtmengen  gleich  werden, 
als  Maß  der  Lichtstärke  dient. 

—  Julius  WoW  führt  zuerst  die  Replantation  von  Knochenperiostlappen  am 
Tiere  aus,  während  M.  Wagner  diese  Operation  1889  auch  am  Menschen 
vornimmt.  Diese  Replantation  bildet  als  osteoplastische  Resektion  am 
Schädel  heute  eine  wichtige  typische  Operation. 

—  Der  En^änder  J.  T.  Wood  beginnt  die  archäologischen  Ausgrabungen  von 
Ephesos,  welche  zu  der  Wiederauffindung  des  Tempels  der  Artemis,  eines 
Stadions,  Theaters,  Odeons  u.  a.  führen. 

—  Der  Mathematiker  Franz  WMpcks  stellt  in  seiner  Schrift  „Memoire  sur  la 
propagation  des  chiffres  Indiens"  Untersuchungen  an,  die  für  die  G«schichte 
der  Mathematik  bei  den  Arabern,  insbesondere  für  die  Frage  nach  der 
Herkunft  unserer  Ziffern,  von  außerordentlicher  Wichtigkeit  sind. 

—     631     — 

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18M 

1863  Adolphe  Wwtt  entdeckt  die  KohlenwassentofEhydrate,  die  er  dtuch  Be- 
handlung der  Eohlenwaaserstoffe  der  Äthylenreihe  mit  JodwaaserstoS  und 
Silberoxyd  erhält,  und  studiert  deren  Eigenaohaften  namentlich  am  Amylen- 
hydrat,  das  er  als  versohieden  vom  Amylalkohol  erweist  und  das  Wisch- 
negradski  1878  als  terti&ren  Alkohol  „Dimethyl&thylcarbinol"  erkennt. 

—  Gostav  Anton  ZwMr  behandelt  in  seinem  Werk  über  das  Lokomotiv- 
blasrohr zuerst  die  Theorie  der  Zagerzeugung  durch  Dampfstrahlen  und 
FlÜBsigkeitaBtrahlen. 

1864  Sir  William  George  Armslrong  stellt  nach  einer  von  dem  Ingenieur  Erics- 
son gegebenen  Anregung  die  Lamellenbremse  für  schwere  Gesohütse  her, 
eine  Bäcklaufbremse,  bei  welcher  eine  Anzahl  an  der  Obeiiafette  an- 
gebrachter Schleifbleche  (Lamellen)  eine  reibende  Führung  in  entsprechend 
auf  der  Unterlafette  angebrachten  Längsschienen  hab«i.  Durch  Zusammen- 
preesen  der  Lamellen  kann  der  Bücklauf  beliebig  geregelt  werden.  Die 
Lamellenbremse  ist  nicht  mehr  in  Gebrauch.   (S.  1866  C.  und  1868  W.) 

—  Francis  BMhtorUi  verbessert  den  Chronographen  so,  daS  dadurch  die  Messung 
der  G«BchoBgeBch windigkeit  in  jedem  Punkte  der  Flugbahn  möglich  ist, 
und  stellt  die  nach  ihm  genannten  wertvollen  Tabellen  auf.  Ein  anderer 
zu  gleichem  Zweck  viel  angewendeter  Apparat  ist  der  um  die  gleiche  Zeit 
von  Martin  de  Brettes  erfundene  Chronograph. 

—  BantM  &  Co.  erfinden  ein  Verfahren  der  FaSfabrikation,  bei  welchem  die 
zugeschnittenen  Dauben  in  Faßform  zusammengestellt  und  interimistisch 
bereift  werden,  worauf  das  Ganze  in  das  Hohlfutter  einer  drehbankartigen 
Maschine  eingespannt  wird,  welche  die  weitere  Fertigstellung,  Zusammen- 
holen der  Dauben,  Einsohneiden  der  Bodenkimmen  usw.  bewirkt.  Ähnliehe 
Konstruktionen  werden  von  Pille,  LichatoheS,  der  Faflfabrik  zu  Woolwich 
u.  a.  angegeben. 

—  Bamon  &  Oo.  geben  eine  Faßreifenprease  an,  die  hydraulischen  Antrieb  hat 
und  später  von  Palmer  in  Brooklyn  verbessert  wird. 

—  Otto  Carl  Bari  fördert  durch  seine  Arbeiten  die  Arzneimittellehre  nach 
allen  Richtungen. 

—  Maroelin  BtrUnlot  stellt  die  sogenannten  aromatischen  Kohlenwasserstoffe 
synthetisch  durch  Destillation  von  benzoesauren  und  fettsauren  Salzen  dar. 

—  Wilhelm  von  BozoM  macht  Beobachtungen  über  die  Dämmerung  und  gibt 
die  erste  vollständige  Beschreibung  dieser  Erscheinung.  (S.  a.  1716  F.) 
Eine  Theorie  zur  Erklärung  der  Dämmerungsersobeinung  hatten  Lambert 
(1760),  Clausius  (1860),  Lommel  (1861)  geliefert;  eine  neuere  Theorie  gibt 
Lord  Rayleigh  (1871).  Die  heutige  Ansicht  geht  dahin,  daß  die  Dämme- 
rungsfarben durch  Beugung  des  Lichts  an  den  in  dra  Atmosphäre  schwe- 
benden Dunstkörperchen  und  Stauhöhen  entstehen.  Eine  Dämmerungs- 
ersoheinung  ist  auch  das  Alpenglühen. 

—  Bookoy  erfindet  für  die  Filzfabrikation  die  Enthaarungsmasohine,  die  der 
Hauptsache  nach  aus  einer  schnell  rotierenden  Messerwalze  besteht,  welche 
die  zugeführten  Hasen-  oder  Kaninchenfelle  in  nur  1  mm  breite  Streifen 
zerschneidet,  wobei  sich  die  durch  die  Beize  gelockerten  Haare  abtrennen. 

—  Während  man  das  Eis  auf  Wasserstraßen  bis  dahin  nur  durch  Handarbeit 
oder  durch  Pulversprengungen  aui^ebroohen  hatte,  baut  Britnott  den  ersten 
größeren  Eisbrechdampfer.  (S.  1898  M.)  Über  hölzerne  in  Baltimore  und 
Philadelphia  im  Grebrauch  befindUohe  Eisbrecher  hatte  1866  bereits 
der  Schiffbaumeister  C.  A.  Elbertzhagen  an  die^  preußische  Regierung 
berichtet. 

—  Braowiky  in  Jasenitz  bei  Stettin  konstruiert  zum  Zweck  der  Stiohtorf- 
gewinnung  durch  Maschinen  an  Stelle  der  Handarbeit,  sowie  zur  Gewinnung 
des  Torfes  unter  Wasser  die   Torfsteohmasohine,    die  sieh  so   bewährt, 

—     632     — 


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1864 

dafi  bis  1876  sehon  über  2600  Stück  in  Tätigkeit  sind.    Ähnliche  Ms- 
Bchinen   sind   daa  kanadische  Torfschiff  von   Hodges,   das   Himmen'sche 
BaggeTBchiS  usw. 
1864    F.  ChwHw  nnd  A.  yignon  in  Paris  erfinden  den  Extinkteur  (Gasspritze). 

—  CUuidlm  konstruiert  einen  von  den  Eisenbahnzügen  mitzuführenden  Morse- 
Doppelstiftsohreiber,  der  die  Fahrgeschwindigkeit  dauernd  registriert. 

—  Julius  Friedrich  Goknhtini  weist  nach,  daß  die  Eiterkörperchen  mit  den 
weißen  Blutkörperchen  identisch  sind,  und  die  von  Reckhnghausen  (s.  1863  R.) 
festgestellte  Emigration  der  weißen  Blutkörperchen  einen  wesentlichen 
Bestandteil  der  entzündlichen  Exsudation  bildet,  so  daß  die  bei  frischen 
Entzündungen  im  Gewebe  lagernden  zelligen  Infiltrate  zum  großen  Teil  aus 
solchen  Exsudatzellen  bestehen  (Diapedese). 

—  OoMrta  erfindet  einen  Koksofen,  bei  welchem  die  Ofenkammer  von  außen 
erhitzt  wird.  Die  Gase  treten  durch  29—32  Vertikalzüge  an  den  Gewölbe- 
kämpfem  aus,  welche  sie  in  den  ungeteilten  Sohlenkanal  führen,  wo  sie 
sich  mit  den  Gasen  aus  dem  Nachbarofen  vereinigen.  Dieser  Ofen  wird 
von  Bauer  und  Hoffmann  (1878)  mit  dem  SegenerativBystem  ausgestattet 
und  zur  Gewinnung  von  Nebenprodukten  eingerichtet. 

—  Carl  OuhiHUiii  in  Zürich  beschreibt  in  seinem  grundlegenden  Werk  über  die 
graphische  Statik  die  Pressungs-  und  Spannnungstrajektorien  (Druck-  und 
Zugkurven),  welche  ein  graphisches  BUd  der  in  einem  Körper  bei  be- 
stimmten Belastungen  auftretenden  Kräfte  darstellen.  Er  entdeckt,  daß 
die  Richtung  der  Knochenb&lkchen  in  der  schwammigen  Substanz  der 
Knochen  mit  der  Richtung  der  Spannungstrajektorien  übereinstimmt,  und 
regt  den  Anatomen  G.  H.  von  Meyer  (s.  1867  M.)  dazu  an,  den  Bau  der 
Knochen  daraufhin  weiter  zu  untersuchen. 

—  John  Dal«  nnd  Th.  Brooks  erfinden  eine  neue  Methode  der  Fixierung 
basischer  Farbstoffe  auf  Baumwolle,  indem  sie  tannierte  Baumwolle  (d.  i. 
solche,  die  bereits  Gerbsäure  aufgenommen  hat)  mit  Metallsalzlösungen, 
namentlich  Antimonlösungen,  behandeln  Tmd  so  auf  der  Faser  unlösliche 
gerbsaure  Metalloxyde  herstellen,  die  in  viel  höherem  Maße  als  die  G«rb- 
säure  befähigt  sind,  basische  Farbstofie  ihren  wässerigen  Lösungen  zu  ent- 
ziehen und  waschecht  zu  fixieren. 

—  B.  H.  Dodf*  konstruiert  eine  Maschine,  um  den  Feilenkörpem  (statt  durch 
das  langwierigere  Schmieden)  mittels  Walzen  ihre  Gestalt  zu  geben. 

—  Giovanni  Battista  DonatI  bewirkt  eine  spektroskopische  Untersuchung  des 
Tempel'sohen  Kometen  und  findet  im  Spektrum  drei  helle  im  Gelbgrün, 
Grün  und  Violett  gelegene,  nach  dem  Rot  scharf  begrenzte  Bänder.  Die 
hieraus  gefolgerte  gasförmige  Natur  der  Kometen  steht  mit  anderweitigen 
Wahrnehmungen  im  Widerspruch,  so  daß  zurzeit  diese  Frage  noch  nicht 
entschieden  ist. 

—  Franz  Comelis  Dondori  verbreitet  durch  sein  Werk  „Die  Anomalien  der 
Refraktion  und  Akkommodation  des  Auges"  volle  Klarheit  über  diese 
Anomalien,  die  er  vollständig  voneinander  trennt.  Er  weist  nach,  daß  die 
übersichtigkeit,  die  früher  mit  der  Alterssichtigkeit  zusammengeworfen 
wurde,  auf  einer  Veränderung  der  Refraktion  des  Auges,  und  zwar  meist 
auf  einer  Verkürzung  des  sagittalen  Durchmessers  beruht. 

—  Franz  Comelis  Dondsn  weist  nach,  daß  die  Alterssichtigkeit  auf  beeinträch- 
tigter Einstellungsfähigkeit  für  nahe  Gegenstände  infolge  Verhärtung  der 
äußeren  Schalen  der  Linse  beruht. 

—  Franz  ComeUB  Dondan  stellt  fest,  daß  die  Kurzsichtigkeit  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle,  wie  schon  Arlt  (s.  1856  A.)  anatomisch  nachgewiesen  hatte,  auf 
einer  Verlängerung  des  sagittalen  Durchmessers  des  Auges  beruht,  und 
teilt  die  Kurzsichtigkeit  in  drei  Formen,  die  stationäre,  die  zeitlich  pro- 

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1864 

gressive  und  die  dauernd  progressive.  Er  stellt  fest,  daß  die  Naharbeit 
nicht  die  alleinige  Ursache  für  Entstehung  der  Kurzsichtigkeit  ist,  daß 
vielmehr  die  Disposition  häufig  angeboren  ist. 
1864  Louis  Dufeur  arbeitet  über  den  Siedeverzug  (s.  1843  D)  und  zeigt,  daß 
derselbe  häufig  die  Ursache  von  Dampfkesselexplosionen  ist,  'welche  im  Ruhe- 
zustand eines  Kessels  bei  abgestellter  Maschine  nach  dem  Heben  des 
Sicherheitsventils  entstehen.  Seine  Beobachtungen  lehren,  daß  alle  Kessel- 
erplosionen,  welche  im  Siedeverzug  ihre  Ursache  haben,  durch  genügende 
Zuführung  von  Luft,  also  durch  häufiges  Speisen  mit  frischem,  lufthaltigem 
Wasser  vermieden  werden  können.- 

—  Friedrich  Wilhelm  DOnktibaif  weist  aus  der  Geschichte  der  Viehzucht  durch 
zahlreiche  Belege  nach,  daß  auch  nicht  rassereine  Tiere  mit  Erfolg  zur 
Zucht  benutzt  werden  können. 

—  Emil  ErlMimytr  und  Wladimir  Markownlkoff  stellen  gleichzeitig  durch  Zer- 
setzen  von  Isopropylcyanür  mit  Kalihydrat  synthetisch  Butters&ure  dar. 

—  Falrlla  baut  in  Anlehnung  an  eine  1847  von  R.  Stephenson  für  die  Giovi- 
bahn  bei  Genua  gebaute  Zwillingslokomotive  Doppdlokomotiven,  deren 
Kesselanlage  zwar  zwei  Langkessel  mit  je  einer  Rauchkammer  und  Esse, 
sowie  zwei  getrennte  Feuerbüchsen,  aber  eine  gemeinsame  Feuerkiste  mit 
den  beiden  Feuertüren  an  einer  Langseite  besitzt.  Die  Räder  einer 
jeden  Kesselhälfte  sind  für  sich  in  einem  kurzen  Doppelgestell  gelagert,  so 
daß  die  Lokomotive  auch  kleinere  Gleiskurven  zwanglos  durchfahren  kann. 

—  FtItM  und  aBlIlMmim  in  Mülheim  a.  Rh.  gelingt  es  nach  langen  Versuchen, 
Gußstahldrahtseile  in  so  guter  Qualität  anzufertigen,  daß  dieselben  im 
Bergbau  und  bald  auch  in  der  Marine  allgemein  bevorzugt  werden.  (Vgl. 
auch  1888  F.) 

—  0.  Flsklg  weist  nach,  daß  die  Wärme  die  Lichtausstrahlung  nach  der  In- 
solation steigert.  Diese  sogenannte  Thermolumineszenz  wird  1888  von 
Bardetsoher,  1809  von  A.  und  L.  Lnmi^re  und  1901  von  E.  Wiedemann, 
von  letzterem  bei  Bestrahlung  mit  Radium  imd  nachträglichem  Erwärmen, 
nachgewiesen. 

—  Rudolf  Ftttil  und  Bernhard  Toliaiu  bedienen  sich  der  von  Wurtz  (s.  1865  W.) 
gebrauchten  Methode  zur  Synthese  von  Kohlenwasserstoffen,  indem  sie 
Gemenge  von  Bromsubstitutionsprodukten  der  aromatischen  Kohlenwasser- 
stoffe und  Alkoholjodüren  mit  Natrium  behandeln,  und  erhalten  so  syn- 
thetisch mit  Toluol  identisches  Methylbenzol,  während  das  Äthylbenzol 
vom  Xylol  verschieden  ist.    (Wurtz-Fittig'sche  Synthese.) 

—  Armand  Hippolyte  Louis  FIxBni  weist  auf  die  Verwendbarkeit  der  Licht- 
wellenlänge als  Längeneinheit  hin. 

—  Carl  Stpnbaur  zeigt  in  seinen  „Untersuchungen  zur  vergleichenden  Ana- 
tomie der  Wirbeltiere",  wie  die  charakteristische  fünfzehige  Beinform  der 
landbewohnenden  Tetrapoden  ursprünglich  (erst  in  der  Steinkohlenperiode) 
aus  der  vielstrahUgen  Brust-  oder  Bauchflosse  der  älteren  wasserbewohnen- 
den Fische  entstanden  ist. 

—  Carl  Osfinhaur  schlägt  vor,  die  Lurchflsche,  die  der  BrasihenreisendeJ.  Nat- 
terer entdeckt  hatte,  in  eine  Übergangsklasse  zwischen  Fischen  und  Am- 
phibien zu  bringen. 

—  W.  Qwland  führt  zur  Darstellung  von  Knochenleim  aus  Knochen  das  Schwefeln 
des  Leimgutes  ein.  Nach  Einweichen  und  Waschen  des  Leimgutes  wird 
dasselbe  in  geeigneten  Holzgefäßen  mit  einer  gesättigten  Lösung  von 
schwefliger  Säure  maceriert.  Es  gelingt  hierdurch,  die  leimgebenden  Ge- 
webe (Knochen,  Häute  usw.)  zu  bleichen  und  zu  lockern,  so  daß  sie  sich 
durch  Behandlung  mit  Wasser  in  der  Wärme  schnell  in  Leim  verwandeln 
lassen.    Gerland  führt  auch   die  Vakuumpfannen  in  die  Leimfabrikation 

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1864 

ein.  Fär  Lederleim  wird  das  gleiche  Verfahren  von  Dr.  Teme  in  Cam> 
bridge  empfohlen. 
1864  Morits  QiriliiiMHr  konstruiert  einen  Sdstofen  fär  Sohwefdkieg,  bei  welchem 
das  gepulverte  Erz  langsam  durch  einen  stark  geheizten  Schachtofen  f&llt, 
-während  von  onteu  Luft  in  den  Ofen  strömt.  Die  Beaktion  ist  hierbei 
sehr  energiseh;  die  gebildete  schweflige  Sänre  muß,  weil  der  Ofen  viel 
Flugstanb  macht,  Flngstanbkammem  passieren,  bevor  sie  in  die  Bleikam- 
mem  gelangt.  Anf  fthnlichen  Prinzipien  bemht  der  namentlich  zur  RöBtung 
von  Silbererzen  viel  benutzte  Stetefeldt-Ofen. 

—  Nachdem  Gustav  Magnus  schon  1857  auf  die  Möglichkeit  der  chemischen 
Analyse  durch  Elektrolyse  hingewiesen  hatte,  macht  Oliver  Wolcott  8lkkt 
die  ersten  dektroanaJytischen  Versuche. 

—  John  Frederick  William  Hanchel  veröffentlicht  einen  Generalkatalog  der 
bis  dahin  bekannten  5079  Nebelflecke. 

—  Heinrich  Hermann  HiathNtz  und  Ludwig  Barth  stellen  das  Seeorcin  durch 
Zusammenschmelzen  einiger  Harze  (Galbanum,  Ammoniakharz)  mit  Ätz- 
kali dar. 

—  Friedrich  Eduard  Hoffmann  verwendet  den  Ringofen  (s.  1867  H.)  mit  Erfolg 
anoh  zur  Kalk-  und  Zementfabrikation. 

—  August  Wilhelm  von  Hofnuuin  stellt  zuerst  das  Diphenylamin  (Phenylanilin) 
her,  das  von  großer  Bedeutung  für  die  Teerfabrikation  ist. 

—  HOMar  gelingt  es  zuerst,  das  Colcbioin  (s.  1819  0.)  in  reinem  Zustande 
darzustellen. 

—  William  Hunlm  und  William  MM«'  wenden  die  spektroskopisohe  Methode 
anf  die  Durchforschung  des  Himmels  an  und  finden,  daß  die  nämlichen 
Elementarstoffe,  aus  denen  die  Sonne  sich  zusammensetzt,  bei  s&mtlichen 
Fixsternen  wiederkehren. 

—  Philipp  mm  Jolly  gibt  die  hydrostatische  Federwage  mit  zwei  übereinander 
angeordneten  Wageechalen  zur  Bestimmung  des  spezifischen  Grewichtes 
fester  Körper  an. 

—  KMnp  lernt  in  Indien  die  Heilkraft  des  Goapnlvers  kennen,  das  von 
Silva  als  identisch  mit  der  Araroba  der  Eingeboreuen  und  dem  Po  de 
Bahia  der  Portugiesen  erkannt  wird. 

—  Der  Oberst  Kanrndy  führt  die  Doppelwagen  (zweistöckige  Eisenbahnwagen) 
in  den  Eisenbahnbetrieb  ein.  Dieselben  werden  zuerst  auf  der  Bombay- 
Bairodabahn  in  Ostindien  angewendet. 

—  Nachdem  Regnault  gefunden  hatte,  daß  die  spezifischen  Wärmen  von 
Metall-Legierungen  sich  verhalten  wie  die  Atomgewichte  der  Metalle,  aus 
denen  sie  zusammengesetzt  sind,  gelingt  es  Hermann  Kopp»  >snr  Ergänzung 
des  Neumann'schen  Gesetzes  (s.  1831  N.)  den  Nachweis  zu  liefern,  daß  die 
Atomwärme  (richtiger  Molekularwärme)  einer  Verbindung  gleich  ist  der 
Summe  der  Atomwärmen  der  sie  zusammensetzenden  Elemente  (Neumann- 
Kopp'sohes  Gesetz). 

—  Hermann  Kopp  gibt  dem  Verfahren  zur  Bestimmung  der  spezifischen 
Wärme  eine  Form,  welche  auch  die  spezifische  Wärme  solcher  Substanzen 
mit  ziemlicher  Grenauigkeit  zu  beobachten  gestattet,  von  denen  nur  wenige 
Gramm  zu  Ciebote  stehen. 

—  Knchar  und  Karl  Kbuidy  schlagen  vor,  die  Eisenbahnläutewerke  mit  Re- 
gistrierwerken zu  versehen,  durch  welche  die  gegebenen  Glockensignale  auf 
Pspierstreifen  so  vermerkt  werden,  daß  sie  sich  auch  noch  nachträg- 
lich feststellen  lassen. 

—  Wilhelm  KQhna  erkennt  zuerst  die  großen  Unterschiede  in  der  Gerinnungs- 
temperattir  der  einzelnen   Eiweiße,   die  später  von  L.  Fr^dericq   (1877) 


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1864 

nnd  W.  D.  Halliburton  (1887)  n.  a.  zur  iBolierung  und  Charakterisienmg 
der  Eiweißkörper  benutzt  werden. 
1864  Aim4  UunMdat  erfindet  die  Photogrammetrie,  die  Lehne  yoa  der  Kon- 
struktion einer  Karte  aus  dem  photographischen  Terrainbilde,  bei  welcher 
die  wahren  AbmeBsungen  beliebiger  G«genst&nde  aus  ihren  phot<>graphi- 
Bohen  Bildern  abgeleitet,  und  danach  diese  Gegenstände  selbst  in  g^metri- 
Bohem  Aufriß  oder  Grundriß  konstruiert  werden. 

—  Ludwig  und  Tbiry  entdecken  das  für  die  Regulierung  dee  Kieialaufs  wichtige 
vasomotorische  Zentrum,  dessen  Lage  schon  1856  von  Schiff  ann&hemd 
bezeichnet  worden  war.    (S.  a.  1866  L.) 

—  Die  Brüder  i^mile  nnd  Pierre  £mUe  Marfln  führen  den  von  R6aumur  und 
Payne  (s.  1722K.  Tind  1728  P.)  angeregten  und  von  Siemens  (s.  1861  S.)  neuer- 
dings vorgeschlagenen  Prozeß  der  Stahlbereitung  durch  Zusammenschmelzen 
von  Roheisen  und  Schmiedeeisen  in  einem  von  William  Siemens  zu  diesem 
Zweck  gebauten  Regenerativofen  mit  großem  Erfolg  aus.  Daß  dieses  Ver- 
fahren früher  nicht  glückte,  lag  daran,  daß  es  nicht  möglich  war,  in 
Flammöfen  die  genügende  Hitze  zu  erzielen  (Siemens-Martinstahl). 

—  Carl  A.  Martliii  erh&lt  durch  Einwirkung  von  salpetriger  Säure  auf  Phenylen- 
diamin  das  AniUnbraun  (Bismarokbraun),  das  von  Caro  und  Grieß  1867 
als  Triaminoazobenzol  erkannt  wird. 

—  Edme  Jules  MaumMi  stellt  Dichloressigsäure  durch  Chlorierung  von  Mono- 
ohloressigsäure  her.  Bequemer  wird  sie  nach  Wallach  durch  Einwirkung 
von  Chloralhydrat  auf  Cyankalium  bei  Gegenwart  von  Alkohol  oder  von 
Chloralhydrat   auf  eine  wässerige  Lösung  von  Ferrooyankalinm  erhalten. 

—  James  Clerk  MaxwM  stellt  die  dynamische  Theorie  des  magnetischen 
Feldes  auf. 

—  James  Clerk  Maxwtll  findet  den  nach  ihm  benannten,  in  der  Lehre  von 
den  Baukonstruktionen  viel  benutzten  Satz  von  der  Gegenseitigkeit  der 
Formänderungen. 

—  Dr.  Mlllon  in  Algier  schlägt  vor,  die  Riechstoffe  aus  den  Blüten  durch 
Extraktion  mit  Äther,  Schwefdkohlenstoff,  Chloroform  oder  Benzin  zu 
gewinnen.  Gleichzeitig  mit  Milien  macht  Hirztl  den  Vorsohlag,  diese  Ex- 
traktion mit  Petroläther  vorzunehmen,  und  nimmt  auf  sein  Verfahren 
und  die  dazu  nötigen  Apparate  Patente. 

—  Louis  Laurent  Gabriel  da  MwHlltt  klassifiziert  die  Steinzeit  in  sechs  Perioden, 
die  dem  Entwicklungsgang  der  Waffen  und  Geräte  des  paläolithischen 
Menschen  entsprechen.  Diesem  Mortillet'schen  System  folgen  eine  Reihe 
anderer  Klassifikationen,  wie  namentlich  von  Piette,  Rutot,  Lartet,  Hoemes 
und  A.  de  Mortillet,  doch  erfreut  sich  keines  d^  zalüreichen  Systeme 
bis  jetzt  der  aUgemein«!  Beistimmung. 

—  Augustin  Mouchot  sucht  die  Sonnenwärme  industriellen  Zwecken  dienstbar 
zu  machen,  und  konstruiert  eine  Sonnenmaschine,  die  von  Pifr6  noch  ver- 
bessert wird.  Die  Maschine  wird  in  Algerien  zum  Antrieb  von  Kreisel- 
pumpen für  Berieselungszwecke  benutzt. 

—  Der  engUsche  Geistliche  Mouia  empfiehlt  die  seit  langer  Zeit  bekannte 
selbstreinigende  Kraft  der  Erde  zur  Anwendung  bei  Abtrittanlagen,  und 
gibt  ein  bestimmtes  Mengenverhältnis  der  zu  benutzenden  Erde  zu  den  Ex- 
krementen an  (Erdklosett). 

—  A.  MOItar  konstruiert  das  Komplementär-Colorimeter,  bei  welchem  die 
Tiefe  der  Färbung  durch  Messung  der  Dicke  der  Schicht  einer  farbigen 
Flüssigkeit  ermittelt  wird,  die  erforderlich  ist,  um  mit  der  Farbe  eines  kom- 
plementärfarbigen Normalglases  weiß  zu  geben. 

—  Werner  Munzlngar  macht  wiederholte  Forschungsreisen  nach  den  nördlichen 
und  nordöstlichen  Grenzländem  Abessiniens. 

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1864 

1864  C.  MMnlitt  arbeitet  über  CapiUarit&t  und  zeigt,  daß  viele  Körper  innerhalb 
gewisser  Eonzentrationsgrenzen  ihrer  Lösimgen  eine  erhebliohe  Emiediignng 
der  Steighöhe  des  Wassers  herrorrafen.  Er  unterscheidet  capillar-aktive 
Körper,  wie  Alkohol,  zusammengesetzte  Äther,  Seifen  usw.  und  oapillar- 
inaktiye  Körper,  wie  Eiweiß,  Gummi,  Extraktivstoffe  usw. 

—  Hubert  Anson  Ntarton  verfolgt  den  November- Stemschnnppenschwarm  fast 
ein  Jahrtausend  zurück  bis  zum  Jahre  902  und  macht  auch  die  —  zu- 
treffende —  Vorhersage  von  dessen  Wiederkehr  zum  Jahre  1866. 

—  Otfibraeht  ist  der  erste,  der  auf  die  Wichtigkeit  der  Photographie  für  die 
Rechtspflege  aufmerksam  macht.  Er  stellt  im  Archiv  für  preußisches 
Strafreoht  die  F&lle  zusammen,  in  denen  die  Photographie  der  Justiz 
dienlich  und  förderlich  sein  könne. 

—  G.  Parry  erfindet  die  Herstellung  der  Schlackenwolle  durch  Einblasen  von 
Dampfstrahlen  in  die  flüssige  Schlackenmasse. 

—  Louis  PaitMir  erforscht  die  P6brine,  die  sogenannte  Fleokenkrankheit  der 
Seidenraupen,  findet  die  schon  früher  (s.  1837  B.)  wahrgenommenen  stark 
lichtbrechenden  Körperchen,  zeigt,  wie  gesunde  Raupen  durch  die  kranken 
infiziert  werden,  und  beschreibt  ein  auf  der  Behandlung  der  Eier  beruhen- 
des Verfahren,  durch  welches  man  eine  gesunde  Brut  heranzüchten  kann. 

—  Louis  Pattaur  behandelt  eingehend  die  von  Kützing  (s.  1837  K.)  hauptsäch- 
lich vom  botanischen  Standpunkt  untersuchte  Frage  der  Essiggfixung  und 
stellt  fest,  daß  dieselbe  ein  physiologischer  Vorgang  ist,  dessen  Eintritt 
und  Unterhaltimg  mit  der  Lebensfähigkeit  von  kleinen  Lebewesen  verknüpft 
ist,  die  er  Myooderma  aceti  nennt,  die  aber  jetzt  unter  dem  Kamen  Ba- 
cillus aceti  zu  den  Spaltpilzen  gezählt  werden.  Er  arbeitet  unter  Ver- 
wendung des  Essigpilzes  ein  Verfahren  der  Essigdarstellung  aus. 

—  Die  PatMt  Plumkaco  Grudkla  Ganpany  in  Battersea  formt  feuerfeste  Schmelz- 
tiegel aus  Stourbridge-Ton  und  Ceylon -Graphit  auf  durch  Dampf  be- 
triebenen Töpferscheiben;  das  Brennen  der  Tiegel  geeohieht,  damit  der 
Graphit  äußerlich  nicht  verbrennt,  in  Kapseln.  In  eigentümlicher  Weise 
formt  Gautier  in  Jersey  Graphittiegel.  Er  wirft  Graphitklumpen  in  eine 
Gipeform,  die  auf  einer  rasch  rotierenden  Scheibe  steht.  Die  Klumpen 
werden  durch  Zentrifugalkraft  gegen  die  Wand  der  Form  geschleudert 
und  erhalten  durch  den  vertikalen  Arm  eines  gebogenen,  an  der  Außen- 
seite entsprechend  geformten  Hebels  die  gewünschte  Form. 

—  Parrlgault  und  Farcat  nehmen  das  erste  Patent  auf  die  Umführung  des 
Dampfes  in  einer  Reaktionsturbine.  Ihr  Vorschlag  führt  jedoch  ebensowenig 
zu  einer  praktischen  Verwertung,  wie  ähnliche  Vorschläge  von  Ferranti 
und  die  1870  von  Haussen  konstruierte  Reaktionsturbine. 

—  Jules  Pleeard  entdeckt  in  den  Pappelknospen  das  zur  Klasse  der  Flavine 
gehörende  Chrysin,  das  1895  synthetiBch  von  Kostanecki  (s.  1895  K.)  dar- 
gestellt wird. 

—  Nicolai  Iwanowitsch  Pirafow  macht  in  seinen  „Grundzügen  der  allgemeinen 
Kriegschirorgie"  die  großen  Krankenhäuser  für  die  Verbreitung  der  epide- 
mischen Krankheiten  verantwortlich  und  empfiehlt,  gestützt  auf  seine  Erfah- 
rungen im  Krimkriege,  die  Errichtung  kleinerer  barackenartiger  Spitäler. 

—  Antonin  Prandtl  führt,  nachdem  J.  C.  Fuchs  schon  1869  die  Zentrifugal- 
kraft zum  Abrahmen  der  Milch  empfohlen  hatte,  die  Zentrifuge  in  die 
Molkerei  ein.  Eine  Zentrifuge  für  intermittierenden  Betrieb,  die  sich 
schnell  einfährt,  wird  1877  von  Lefeldt  konstruiert.  Ihr  folgt  dann  bald 
die  kontinuierliche  Zentrifuge.    (S.  1879  L.) 

—  William  Henry  Praaca  bringt  seinen  Blockapparat  durch  Vermittelung  einer 
drehbaren  Wangenschiene  mit  den  fahrenden  Zügen  in  Verbindung  und 

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1864 

scheidet  hieidnioh  die  Möglichkeit  einer  yorzeitigen  oder  mederholten 
Entblookung  ans. 
1864  Michael  Augnat  Friedrich  PraiW  konBtruiert  einen  „Atmometer"  genannten 
VerdungtungBmesseT,  bei  welchem  ans  dem  nreprün^chen  Aofbewahmngs- 
rohre  das  Wasser  stetig  anstritt,  nm  die  durch  VerdTinstnng  entstandene 
Abnahme  auszugleichen.  Auf  dem  gleichen  Prinzip  beruht  das  1872  von 
Prettner  konstruierte  Atmometer.    (Vgl.  auch  1813  L.  und  1873  F.) 

—  John  Ramtbottom  gibt  in  seinem  Aufeatze  „On  improved  traveising  cranes" 
Regeln  für  die  Anlage  von  Laufkranen  für  die  Innenräume  von  Fabriken, 
Lokomotiv-  und  Montierwerkstätten,  Gießereien  usw.  Er  baut  nament- 
lich solche  Krane,  welche  mit  Seiltrausmissionea  von  einer  feststehenden 
Dampfmaschine  aus  betrieben  werden. 

—  Im  Jahre  1864  erfolgt  der  Stapellauf  des  in  Deptford  nach  den  Plänen 
des  Chefkonstrukteurs  der  englischen  Kriegsmarine  Edward  James  RMi 
gebauten  Panzers  „Enterprise",  des  ersten  Schiffes  des  Easematt-TTpus. 
Nach  diesem  Typus  werden  später  die  erheblich  gröSeren  deutschen  Kase- 
mattpanzerschiffe „Kaiser"  und  „Deutschland",  gleichfalls  nach  Reed's 
Plänen,  gebaut. 

—  Der  Mediziner  Benjamin  Ward  Rlchardton  führt  zur  lokalen  Anästhesie  (s. 
1646  S.  und  1852  A.)  die  Ätherbesprengung  bei  chirurgischen  Operationen 
ein.  Seit  1867  wird  für  diese  Zwecke  auf  Vorschlag  von  Rottenstein  such 
Chloräthyl  angewendet. 

—  Rlg(Wibacli  sucht  die  Nasmyth'sohe  Dampframme  (s.  1844  N.)  durch  An- 
wendung des  Prinzips  des  Condie'schen  Dampfhammers  (s.  1846  C.)  zu 
yerbessem,  indem  er  den  Zylinder  der  Betriebsdampfmaschine  beweglich 
und  den  Kolben  unbeweglich  macht. 

—  Florentin  Robert  aus  Seelowitz  führt  das  nach  ihm  benannte  Diffusions- 
verfahren, das  in  der  Auslaugung  der  frischen  Rübenschnitzel  mit  Wasser 
besteht,  in  die  Zuckerfabrikation  ein. 

—  Rebtrts,  Daie&Oo.  stellen  aus  Amidoazobenzol  und  Anilin  das  Azodiphenyl- 
blau  als  ersten  Vertreter  der  Farbstoffklasse  der  Induline  her.  Die  Konsti- 
tution dieses  Farbstoffes  wird  1872  von  Hof  manu  und  Greyger  aufgeklärt. 

—  RoutMga  empfiehlt  zuerst  die  „Esparto"  oder  auch  „Alfa"  genannte  Faser 
der  Stipa  tenacissima  für  die  Papierindustrie.  Diese  Verwendung  nimmt 
bis  1871  stetig  zu,  geht  dann  aber  wegen  der  Schwierigkeit  des  Einsam- 
melns  und  des  Transports  des  Rohstoffs  langsam  wieder  zurück. 

—  Lewis  Morris  Ratharford  konstruiert  ein  Femrohr  mit  einem  für  chemisch 
wirksame  Strahlen  achromatisierten  Objektiv  von  28  cm  Öffnung  und 
liefert  vorzügliche  photographische  Aufnahmen  von  Fixsternen  und  Stem- 
gruppen. 

—  Nach  vorausgegangenen  vereinzelten  Versuchen  von  Ch.  Hunter,  Hebra 
(1861)  und  Berkeley  Hill  (1862)  führt  Scaranilo  und  zwei  Jahre  später 
G.  Lmrln  die  Behandlung  der  Syphilis  mit  subcutanen  Injektionen  von 
Quecksilber  ein. 

—  Carl  Schertammsr  stellt  fest,  daß  Dimethyl  und  Äthylwasserstoff  identisch 
sind,  und  gibt  dadurch  den  Konstitutionsbetrachtungen  einen  festen  Boden. 

—  SchtyM  stellt  durch  Synthese  von  Butylalkohol  aus  Diäthyl  und  Oxydation 
desselben  Buttersäure  synthetisch  her. 

—  Der  Wiener  Photograph  Ludwig  Schmk  erfindet  die  Hochätzung  von  Ton- 
bildem,  indem  er  Zinktonbilder  mit  Hilfe  der  Photographie  und  des 
Asphaltkopierprozesses  ätzt. 

—  Der  Artilleriehauptmann  Eduard  SchuHzs  in  Potsdam  stellt  das  erste 
Schießpulver  aus  Nitrokörpem,  und  zwar  aus  nitriertem  Holze  her,  waches 
in  der  Volkmann'schen  Fabrik  in  Preßburg  dargestellt  wird  und  nament- 

—     638     — 

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1864 

lioh  f&T  Jagdzweoke  Verwendung  findet.    Ihm  folgt  1882  Walter  F.  Seid 
mit  einem  Jagdpulver  ans  gekörnter  und  in  Ätheralkobol  eingetauchter 
Schießbaumwolle. 
1864    Max  J.  S.  Schultn  führt  in  die  mikroskopische  Technik  die  Osmiumsäure 
zur  Härtung  von  Präparaten  ein. 

—  Der  Ingenieur  Johann  Wilhelm  SehwMlIar  in  Berlin  weist  nach,  daß  die 
älteren  Gitterbrücken  (z.  B.  die  in  den  Jahren  1855—50  erbaute  Kölner 
Bheinbrücke)  keine  dem  sehr  erheblichen  Materialaufwande  entsprechende 
Tragkraft  besitzen,  und  konstruiert  einen  hyperbolischen  Gitterträger, 
dessen  Diagonalstäbe  auch  bei  der  größten  Druckbelastung  nur  auf  Zug 
beansprucht  werden,  und  der  als  „Schwedler-Träger"  viel  verwendet 
wird.  I.  J.  1866  gibt  er  eine  neue  Art  von  flachen  Kuppeldächern  für  Gas- 
behälter an. 

—  Der  Psychiater  L.  Smll  begründet  in  Einum  bei  Hildesheim  die  erste  land- 
wirtschaftliche Irrenkolonie  mit  142  ha  Land'.  Es  gelingt  ihm,  indem  er 
die  geeigneten  Kranken  aus  der  geschlossenen  Anstalt  in  die  Freiheit 
bringt  und  zur  landwirtschaftlichen  Arbeit  anhält,  die  Krankheitsdauer 
abzukürzen. 

—  Die  von  Napier  (vgl.  1617  N.)  konstruierten  Bechenstäbchen  hatte  1624 
Edmimd  Gunter  in  einen  handlichen  Rechenschieber  umgewandelt,  der 
aus  zwei  gegeneinander  verschiebbaren  Linealen  mit  logarithmischer  Tei- 
lung bestand,  die  Ausführung  der  Multiplikation  imd  Division  gestattete 
und  sich  durch  die  Jahrhunderte  erhielt.  An  seine  Stelle  setzt  Smm  in 
Darmstadt  die  Rechenscheibe,  bei  der  die  beiden  Lineale  durch  eine  kreis- 
förmige Scheibe  und  einen  konzentrischen  Ring  ersetzt  sind. 

—  Henry  Clifton  Sorfey  regt  zuerst  die  mikroskopische  Untersuchung  des  Klein- 
gefüges  des  Eisens  an,  um  die  sich  später  namentlich  Kerpely  (1877), 
Martens  (s.  1878  M.),  F.  Osmond  und  J.  Werth  (1884),  Lynwood  Garrison 
(1886),  H.  Wedding  (1888),  H.  M.  Howe(1896)  n.  a.  sehr  verdient  machen. 
Die  erste  Anwendung  des  Mikroskops  bei  metallurgiBohen  Untersnchungen 
war  1722  von  R^anmtir  gemacht  worden. 

—  Der  msaische  Zoolog  N.  A.  fliwwnow  erforacht  das  Thianschangebirge  bis 
zu  den  Quellen  des  Sir  Daija.  1874  beteiligt  er  sich  an  der  Amu-Daija- 
Expedition  imd  leitet  1877 — 78  eine  Expedition  nach  dem  Pamir. 

—  Nachdem  BerzeUus  zuerst  das  wissenschaftliohe  Studium  der  Gallenfarb- 
stofle  begonnen  hatte,  und  Heintz  und  Brücke  dasselbe  fortgesetzt  hatten, 
gelingt  es  G.  BtMilir,  die  Zusammensetzung  des  Bilirubins  aufzuklären,  und 
dadurch  die  Grundlage  für  die  Kenntnis  der  übrigen  Farbstoffe  zu  schaffen. 

—  Der  Techniker  Hugo  Adolf  von  SMniMll  in  München  erfindet  den  Aplanat, 
ein  photogrsphisches  Objektiv,  das  er  in  drei  Typen:  Gruppen-,  Land- 
schafts- und  Weitwinkel-Aplanat  ausführt.  Der  Aplanat  gibt  bei  mitt- 
lerer Lichtstärke  volle  Orthoskopie  und  große  Randschärfe.  In  demselben 
Jahre  stellt  er  eine  aplanatische  Lupe  für  24fache  LinearvergröQerung  her, 
die  aus  einer  bikonvexen  CrownglasUnse  besteht,  an  welche  beiderseits 
Flintglasmenisken  angekittet  sind. 

—  G.  G.  SiakM  untersucht  das  Blattgrün  und  findet,  daß  die  durch  Aus- 
ziehen von  Blättern  mit  Alkohol  erhaltene  grüngefärbte  Chlorophylllösung 
durch  eine  Reihe  sehr  auffallender  optischer  Eigenschaften,  wie  rote  Fluo- 
reeoenz  und  Absorption  bestimmter  Stellen  des  Spektrums,  ausgezeichnet 
ist.  Das  Spektrum  des  Chlorophylls  wird  namentlich  von  Hoppe-Seyler 
näher  bearbeitet. 

—  J.  W.  tmtu  verbessert  den  Pigmentdruck,  indem  er  die  Gelatineschioht 
erst  kurz  vor  dem  Gebrauch  durch  ein  Bichromatbad  passieren  läßt,  nach 
dem  Trocknen  beuchtet,  dann  die  belichtete  Vorderseite  mit  Kautschuk- 

—    639    — 

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1864 

löBnng  bestreicht,  auf  eine  Unterlage  aufpreßt  und  entwickelt,  wobei  sioh 
die  erste  Unterlage  ablöst,  und  das  Wasser  von  der  Rückseite  her  auf  die 
Schicht  wirkt.  Die  so  auf  einer  Unterlage  befestigte  Schicht  fibertr&gt  er 
auf  eine  neue  definitive  Unterlage,  und  erhält  durch  seinen  doppelten  Ub«r- 
tragungsprozeß  richtig  stehende  Bilder.  Das  Verfahren  wird  von  J.  R. 
Johnson  noch  verbessert. 
1864  Der  Ingenieur  Achilles  Tbommm  erbaut  in  den  Jahren  1864 — 67  die  Brenner- 
bahn. Er  ersinnt  für  Grebirgsbahnen  den  Eehrtunnel  und  wendet  ihn  eu- 
erst  im  Jodooustal  und  Pflerschtal  auf  der  Brennerbahnstrecke  an. 

—  Utito  stellt  aus  Rosanilinsalzen  durch  Einwirkung  von  Aldehyd  bei  Gegffli- 
wart  von  unterschwefligsaurem  Natron  einen  grünen  Farbstoff,  das  Alde- 
hydgrün her,  welches  zeitweise  eine  große  Rolle  spielt,  aber  sp&ter  durch 
haltbarere  Farbstoffe  verdrängt  wird. 

—  Hermann  Vambary  bereist  Turkestan  and  erforscht  die  turkmenische  Wüste. 

—  Rudolf  Vlrchow  stellt  zuerst  das  Wesen  der  krankhaften  Geschwülste  der 
Netzhaut  (Gliome)  fest.  Die  Gliome,  deren  Bösartigkeit  1878  Knapp  nach- 
wdst,  werden  später  insbesondere  von  Hirsohberg,  der  sie  mit  dem  Mark- 
sohwamm  der  Netzhaut  identifiziert,   von  A.  von  Graefe  u.  a.  bearbeitet. 

—  Nachdem  Wiggers  1831  ein  braunrotes  Pulver,  das  er  durch  Ausziehen 
des  Mutterkorns  mit  Alkohol  erhielt,  mit  dem  Namen  „Ergotin"  belegt 
hatte,  gelingt  es  Winall,  aus  dem  Mutterkorn  zwei  amorphe  Alkaloide, 
Ekbolin  und  Ergotin,  neben  einer  flüchtigen,  mit  ihnen  verbundenen 
Säure,  Ergotsäure,  herzustellen. 

—  White  und  Qnnt  konstruieren  eine  mit  Exzentern  ausgestattete  Fangvor- 
richtung für  Fördermaschinen,  die  auf  der  Wirkung  komprimierter  Luft 
beruht. 

—  Robert  WhltohMd  erfindet  im  Verein  mit  dem  Kapitän  LupU,  der  schon 
seit  1860  Versuche  mit  Torpedos  gemacht  hatte,  den  Whitehead'schen 
Fisohtorpedo,  der  aus  Stahlblech  gebaut  wird  und  die  Glestalt  einer  an 
beiden  Enden  zugespitzten  Zigarre  hat.  Der  Torpedo  wird  mit  Hilfe  von 
Torpedokanonen  in  bestimmter  Richtung  ins  Wasser  getrieben,  erhält  dann 
aber  durch  einen  in  seinem  Innern  enthaltenen  Motor  eigene  Bewegung. 

—  Nachdem  Bessemer  bereits  18SÖ  (s.  d.)  zur  Erzielung  blasenfreien  Stahl- 
gusses das  Erstarrenlassen  der  flüssigen  Mtusse  unter  Druck  vorgeschlagen 
hatte,  führt  Joseph  Whitwortti  das  Gießen  unter  starkem  Druck  (7000  kg 
auf  den  Quadratzentimeter)  praktisch  durch  und  konstruiert  dafür  eine 
hydraulische  Presse. 

—  Emil  Theodor  VM  WaW  bestätigt  die  Knop'schen  Versuche  über  die  Stofl- 
aufnahme  und  zeigt,  daß  das  Saussure'sche  Gesetz  (s.  1804  S.)  nur  der 
Ausdruck  eines  speziellen  Falles,  in  seiner  allgemeinen  Form  aber  unrichtig 
ist.  Er  findet,  daß,  abgesehen  von  der  Eigenart  der  Pflanze  und  des  in 
Lösung  gebotenen  Salzes,  relativ  um  so  mehr  Salz  aufgenommen  wird,  je 
verdünnter  die  Lösung  ist,  daß  femer,  wenn  man  gleichzeitig  der  Pfianze 
verschiedene  Salze  in  der  gleichen  Lösung  bietet,  die  Anwesenheit  des  einen 
Salzes  einen  lebhaften  Einfiuß  auf  die  Aufnahme  des  andern  ausübt,  und 
daß  dieser  Einfluß   bald  ein  beschleunigender,  bald  ein  verzögernder  ist. 

1865  Frederick  Augustus  AM,  Direktor  des  chemischen  Departements  zu 
Woolwich,  entdeckt  in  der  Zerkleinerung  der  Schießbaumwolle  das  Mittel 
zu  ihrer  vollständigen  Reinigung,  die  allein  die  Haltbarkeit  bedingt.  Es 
gelingt  ihm  so,  ein  zersetzungssicheres,  kriegsbrauchbares  Produkt  zu  ge- 
winnen.    (S.  a.  1846  S.) 

—  Louis  Agatili  bereist  den  unteren  Amazonenstrom. 

—  Der  belgische  Grubeningenieur  AnuuiM  macht  eingehende  Unt«r8uohungen 

—     640     — 

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1865 

über  die  Schlagwetterentzündnngen  in  Kohlengruben  tmd  kommt  zu  dem 
Schinfi,  daB  das  sich  bildende  Grubengae,  wenn  es  durch  irgendwelche  Um- 
st&nde  am  Entweichen  gehindert  wird,  sich  in  den  Poren  der  Kohlen  bis 
zum  flüssigen  oder  selbst  bis  zum  festen  Aggregatzustand  vwdichten 
kann.  Er  erklftrt  so  die  Erscheinungen,  welche  die  plötzlichen  Gasemp- 
tionen  begleiten,  und  namentlich  die  Entstehung  der  enormen  Mengen 
pulverisierter  Kohle. 
1866  Nachdem  Berthier  (s.  1821  B.)  den  Chromstahl  erfunden  und  Mushet  1861 
ein  Patent  darauf  genommen  hatte,  das  ohne  Erfolg  blieb,  gelingt  es 
Julius  Banr,  die  Aufmerksamkeit  nachhaltig  auf  den  von  ihm  fabrizierten 
Chromstahl,  sowie  auf  Ferroohrom  zu  lenken,  so  daß  sich  spfiter  hieraus 
eine  erfolgreiche  Fabrikation  entwickelt. 

—  Lionel  Smith  BMle  arbeitet  über  die  Struktur  und  das  Wachstum  der  Ge- 
webe, über  das  Protoplasma  und  die  Zelle. 

—  Edmond  BwqiMral  konstruiert  ein  Phosphoroskop ,  mit  Hilfe  dessen  es 
ihm  gelingt,  die  Zeit  zwischen  Bestrahlung  imd  Beobachtung  der  Körper 
so  abzukürzen,  daB  er  für  eine  Beihe  yon  Körpern,  bei  denen  dies  bisher 
nicht  möglich  war,  die  Phosphorescenz  nachweisen  kann.  Er  zeigt,  dafi 
Fluorescenz  imd  Phosphorescenz  sehr  nahe  verwandt  sind. 

—  Paul  B«1  weist  zuerst  darauf  hin,  daB  das  Gift  der  Skorpione  ein  Nerven- 
gift sei,  das,  wie  Strychnin,  die  Nerven  des  Bückenmarkes  reizt,  gleich- 
zeitig aber  die  peripherischen  Nervenendigungen  wie  Curare  lähmt. 

—  Giulio  Blnwwro  weist  zuerst  darauf  hin,  daß,  wie  in  der  Milz,  so  auch  im 
Knochenmark  die  BUdung  neuer  Blutkörperchen  stattfinde. 

—  Paul  Braca  begründet  die  Methode  der  Messung  des  Verhältnisses  des  €re- 
hirns  zum  Sch&del,  auf  welcher  die  exakte,  positive  Kraniologie  beruht. 
(Vgl.  1760  C.)  Außerdem  zieht  er  die  Messung  der  Knochen  und  die 
Bestimmung  der  Haut-  und  Haarfarben  in  Betracht.  Er  verbessert  den 
zuerst  von  Cohausen  angegebenen  Kraniograph  (Schädelzeichner),  einen 
Apparat  zur  Projektion  von  Sch&delkurven  auf  eine  Zeichenfläohe,  imd 
entwickelt  diesen  Apparat  später  zum  Stereographen. 

—  Ludwig  Oarlut  in  Marburg  stellt  aus  Benzol  auf  synthetischem  Wege  einen 
den  Gluoosen  isomeren  Körper,  die  Phenose  dar. 

—  Rudolph  Mauiliit  folgert  aus  der  mechanischen  Wärmetheorie,  daß  die 
Entropie  des  Weltalls  einem  Maximum  zustrebt,  d.  h.,  daß  die  mechanische 
Energie  des  Weltalls  mehr  und  mehr  in  Wärme  umgewandelt  wird,  wo- 
durch die  Temperaturunterschiede  des  Weltenraums  immer  geringer  werden 
müssen  und  ein  Zeitpunkt  eintreten  muß,  bei  welchem  die  unausgesetzte 
Wärmeabgabe  der  Sonne  lüoht  mehr  durch  Zufuhr  von  außen  kompensiert 
werden  kann. 

—  Julius  Minhtiiil  führt  die  von  de  Riemer  (s.  1818  R.)  zuerst  angewendete 
und  von  Stilling  (s.  1842  S.)  und  Willy  Kühne  (1864)  verbesserte  Gefrier- 
methode  für  mikroskopische  Untersuchungsobjekte  in  die  allgemeine  Be- 
nutzung ein. 

—  E.  Cnmsr  isoliert  zuerst  das  Serin  aus  dem  Seidenleim  imd  charakterisiert 
es  als  Aminooxypropionsäure. 

—  Der  Amerikaner  Crotby  entwirft  eine  Nähnadelmaschine,  die  aus  dem 
rohen  Drahte  in  einer  zusammenhängenden  Folge  von  Bearbeitungen  so- 
gleich ganz  fertige  Nadeln  herstellt. 

—  Keiner  Daston  vereinfacht  die  Haswell'sche  Schmiedepresse  (s.  1861  H.) 
durch  Einführung  des  direkten  Dampfdrucks,  wodurch  Pumpe  und  Ak- 
kumulator gleichzeitig  überflüssig  werden. 

—  Der  Naturforscher  William  Healey  Dali   erschließt  auf  mehrjähriger  Reise 

D»rmstaedter.  <1 

—     641     — 


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1866 

Alaska,  wo  er  namentlich  das  Grebiet  des  Yukon  aufnimmt,  und  durch - 
forscht  1871—73  die  Aleuten. 
1865  Darey  und  Bazin  stellen  in  einer  Versuehsgerinne-Anlage  Untersuchungen 
an  aber  die  Menge  der  im  Wasser  fortbewegten  feinen  SinkstofFe.  Eine 
Nachprüfung  dieser  Untersuchungen  erfolgt  1872  durch  Fargue,  der  die 
Ergebnisse  in  seinem  Werke  „Action  de  l'eau  courante  sor  un  fonds  sable" 
wissenschaftlich  verwertet. 

—  Otto  Friedrich  Karl  Mtws  weist  den  Ursprung  des  AohsenzjUnders  aus  der 
Ganglienzelle  nach.  Der  Achsenzylinder  (auch  Deiters'scher  Fortsatz  ge- 
nannt) pflegt  sich  an  dem  der  Ganglienzelle  entgegengesetzten  Ende  zu 
verzweigen  und  mit  seinem  Endb&umchen  mit  verschiedenen  Endapparaten 
(MuskeUasem,  Sinneszellen  usw.)  in  Verbindung  zu  treten.    (S.  a.  1891  R.) 

—  Marc  A.  Dilxioirtalne  verteidigt  die  vielfach  (von  Berlin  1860  u.  a.)  on- 
gegrifFene  Existenz  des  Erbiums  und  Terbiums  (vgl.  1843  M.),  worin  ihm 
besonders  P.  T.  Cleve  1879  und  Leooq  de  Boisbaudran  1886  beipflichten. 
(Vgl.  1879  C.) 

—  Der  schweizer  Greneral  Guillaume  Henri  Dufour  vollendet  die  i.  J.  1833  be- 
gonnene Bearbeitung  der  topographischen  Karte  der  Schweiz  1 :  100000, 
welche  durch  die  Einführung  der  zuerst  von  Chauvin  1852  empfohlenen 
schrägen  Beleuchtung  des  Bergreliefs  in  der  Kartographie  epochemachend  ist. 

—  Der  Geolog  Ed.  Dupoirt  fördert  in  der  belgischen  Höhle  La  Naulette 
ein  durch  seine  Form  bemerkenswertes  menschliches  Unterkieferfragment 
zu  Tage,  das  mit  Mammut-  und  Renntierresten  in  derselben  Schicht  ge- 
legen hatte.  MortiUet  glaubt,  daS  der  Mensch,  von  dem  dieses  Fragment 
stammt,  noch  keine  Sprache  besessen  habe. 

—  James  Balleny  Elidngtaii  versucht  neben  der  elektrolytischen  Darstellung 
von  Reinkupfer  aus  Sohwarzknpfer  auch  die  Grewinnung  der  Edelmetalle 
aus  Kupferanodensohlamm,  ohne  indes  bei  den  ungenügenden  elektrischen 
Maschinen,  die  ihm  zu  Gebote  stehen,  praktische  Erfolge  erzielen  zu 
können.    (S.  a.  1847  L.) 

—  Emil  Ertonnwyw  gibt  in  einer  Abhandlung  über  aromatische  Säuren  dem 
Naphtalin  eine  Strukturformel,  nach  welcher  man  es  sich  aus  zwei  Benzol- 
seohsecken  mit  zwei  beiden  Sechsecken  gemeinschaftlich  angehörenden 
Kohlenstoffatomen  zu  denken  hat. 

—  Emil  Ertsnimyar  gelingt  es,  im  Ansohlufi  an  die  von  Eekul6  aufgestellte 
Benzoltheorie  für  eine  ganze  Anzahl  von  Bestandteilen  ätherischer  öle  die 
richtigen  Formeln  aufzustellen,  oder  doch  die  Zugehörigkeit  zu  einem  be- 
stimmten Typus  festzustellen.  So  beschäftigt  er  sich  mit  dem  Anethol  und 
Eugenol,  dem  Zimtaldehyd  und  dem  Piperonal.  Letzterer  Aldehyd  wird 
von  Eykmann  und  von  Poleck  in  den  achtziger  Jahren  aus  dem  Safrol 
erhalten. 

—  Johann  Georg  Forchhafflimr  macht  grundlegende  Untersuchungen  über  die 
Zusammensetzung  desMeerwassers,  in  welchem  er  Beimengungen  konstatiert, 
die  man  vorher  nicht  darin  vermutet  hatte,  wie  insbesondere  eine  grofie 
Anzahl  von  Metallen. 

—  Adolph  Fnnk  stellt  das  Brom  fabrikmäßig  aus  den  Mutterlaugen  der 
Chlorkaliumbereitung  her. 

—  Edward  Fnnkhuid  ermittelt  auf  experimentellem  Wege  die  Verbrennungs- 
wärme  zahlreicher  Nahrungs-  und  Genuflmittel  und  gibt  in  dem  PÜl. 
Mag.  Vol.  32  eine  tabellarische  Übersicht  darüber.  Nach  Erfindung  der 
calorimetrischen  Bombe  (s.  1879  B.)  wird  diese  Forschung  von  Stohmann 
und  seinen  Mitarbeitern  vielfach  erweitert. 

—  £.  Fnuiklaiitf  und  B.  F.  Duppa  ersinnen   ein  Verfahren,   durch  Benutzung 


—     642     — 

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1866 

des  von  G«atheT  (s.  1863  G.)   entdeckten   Acetessigesters    Alkoholradikale 
in  die  Essigsäure  einzuführen,  und  so  deren  Homologen  zu  gewinnen. 
1866    Der  Franzose  Qay  verbessert  die  Wilde'sche  Kreissäge  (s.  1833  W.)  dadurch, 
daß  er  ihre  Schleifkante  mit  einem  Bleikranze  einfaßt,  in  welchem  aioh 
der  Sohleifsand  oder  Schmirgel  besser  festsetzt,  als  im  Eisen. 

—  Der  Apotheker  aro8  von  FIstly  in  Wien  verwendet  die  Gelatine  zur  Auf- 
nahme flüssiger  Medikamente  und  führt  Gelatine-Suppositorien  und  Gelatine- 
Vaginalkugeln  in  den  Arzneischatz  ein. 

—  Emest  Hart  führt  die  Gelatina  medicamentoss  lamellata  in  den'Arznei- 
Bchatz  ein,  die  nunmehr  vielfach  an  Stelle  der  englischen  Arzneipapiere 
verwendet  wird. 

—  Der  Mechaniker  Hartanann  in  Trogen  konstruiert  eine  Kettenstich-Stick- 
maschine  mit  einer  Nadel.  Die  Maschine  wird  später  von  Schatz  ver- 
bessert imd  als  Hartmann-Schatz-Maschine  bezeichnet.  Andere  Ketten- 
stich -  Stickmaschinen  werden  von  Bonnaz  und  von  A.  Voigt  (s.  1866  Y.) 
konstruiert. 

—  Oswald  Hmt  jbeschreibt  in  seinem  Tafelwerk  „Flora  tertiaria  Helvetiae" 
900  größtenteHs  neue  Arten  fossiler  Pflanzen  der  Schweiz.  Er  rekon- 
struiert die  verschiedenen  Floren  der  Tertiärzeit,  ver^eicht  dieselben 
mit  denen  anderer  Tertiärgebiete  und  der  Gegenwart,  und  leitet  daraus 
die  klimatischen  Verhältnisse  der  Urzeit  ab.  Auch  sein  Werk  „Flora 
Arctica"  (1868—83)  bildet  einen  wichtigen  Beitrag  zur  Systematik  der 
fossilen  Flora. 

—  Hermann  von  Holmholtz  und  gleichzeitig  Henri  Edouard  Tmea  stellen  Unter- 
suchungen über  die  Plastizität  des  Eises  an.  Sie  quetschen  Zylinder  von 
klarem  kompaktem  Eise  durch  die  verengte  zyhndrisehe  Öffnung  einer 
Metallform.  Aus  der  Öffnung  quillt  ein  zusammenhängender  Eiszylinder, 
dessen  untere  Fläche  sich  mehr  und  mehr  wölbt.  In  der  Mitte  bewegt 
sich  die  Masse  rascher  als  am  reibenden  Rande,  und  es  entstehen  Risse,  so 
daß  die  Analogie  mit  einem  aus  einer  Talverengung  in  eine  Erweiterung 
tretenden  Gletscher  in  die  Augen  springt. 

—  Matthaeus  Hipp  richtet  auf  einigen  Stationen  der  Vereinigten  Schweizer- 
bahnen Weichen  ein,  welche  durch  elektrisch  zu  steuernde  Triebwerke  be- 
wegt werden. 

—  Wilhelm  Holtz  und  gleichzeitig  August  Toepitr  verbessern  die  Belli'sche 
Influenzmaschine  so,  daß  sie  wesentlich  größere  Mengen  von  Elektrizität 
zu  liefern  imstande  ist,  als  bisher  durch  das  Elektrophor  und  die  Elek- 
trisiermaschine zu  erreichen  war.  Durch  diese  Maschine  wird  das  Experi- 
mentieren mit  hochgespannter  Elektrizität,  das  mit  der  Reibungselektri- 
siermaschine mühsam  war,  sehr  bequem. 

—  FeUx  Hoppo-8eyl<r  macht  den  ersten  Versuch  einer  Systematik  der  Eiweiß- 
stoffe,  wobei  er  hauptsächlich  die  bekannteren  tierischen  Eiweißkörper 
berücksichtigt.  Er  teilt  sie  in  Albuminoide,  die  bei  der  Zersetzung  aroma- 
tische Produkte  (Tyrosin,  Indol,  Phenol  usw.)  geben,  und  in  Glutinoide, 
die  keine  solche  geben. 

—  Benjamin  Berkeley  HotChkiM  erfindet  die  nach  ihm  benannte  Revolver- 
kanone. Die  nach  dem  System  Hotchkiss  gebaute,  deutsche  fünfläuflge 
3,7  om-Bevolverkanone  verschießt  Granaten  von  460  g  und  Kartätschen 
von  610  g  €rewicht.  Die  Aufstellung  des  Geschützes  erfolgt  in  der  Regel 
auf  einem  Schießbock.  Schußzahl  bei  ruhigem  Feuer  33  in  der  Minute. 
An  Stelle  der  Hotchkiss-Konstruktion  tritt  bei  einzelnen  Armeen  die  Gatling- 
Kevolverkanone.    (S.  1861  G.) 

—  F.  von  Hniwhka  konstruiert  einen  Zentiifugalapparat  zur  Trennung  des 
Honigs  von  dem  Wachse,   bei  dem  die  Waben  derart  geschont  werden, 

—     643     — 


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1865 

daß  ne  zur  nochmaligen  Verwendung  in  die  Bienenstöcke  zurückgebracht 
werden  können. 
1865  William  HagclM  findet  bei  der  epektroskopischen  Untersuchung  des  Oiion- 
nebels  (wie  ap&ter  auch  in  vielen  anderen  Nebeln)  ein  Spektrum  von  drei 
hellen  Idnien,  ein  Beweis,  daß  das  Licht  von  glühenden  Gasmassen  aus- 
gestrahlt wird.  Die  Linien  liegen  im  Blau  und  Grün,  die  erste  ist  mit 
einer  StickstofQinie,  die  dritte  mit  einer  Wasserstofllinie  identisch,  so  daß 
also  sicher  glühender  Stickstoff  und  Wasserstoff  zu  den  BestandteQen  der 
Gasnebel  gehören.  Die  weitaus  größte  Zahl  der  Nebel  jedoch  hat  ein 
kontinuierliches  Spektrum ;  dieselben  sind  wahrscheinlich  ferne  Anhäufungen 
von  Sternen.    (S.  1824  H.  und  1848  B.) 

—  Josef  HytV  fördert  durch  seine  Injektionen  der  Capillargef&Be  verschiedener 
Organe  die  mikroskopische  Anatomie. 

—  A.  Jamlnon  konstruiert  einen  Suchanker  zum  An&uchen  von  fehlerhaften 
Seekabeln.  Ähnliche  Konstruktionen  werden  von  Lambert,  Kingsford,  John- 
son und  Philipps  angegeben.  Insbesondere  der  von  der  letzten  Firma 
konstruierte  Centipede-Suchanker  (Hundertfnß)  mit  auswechselbaren  Armen 
und  der  Felaenanker  der  gleichen  Firma  werden  vielfach  gebraucht. 

—  August  von  KikuM  entwirft  die  Grundzüge  einer  neuen  Theorie  der  aroma- 
tischen Verbindungen  und  faßt  das  Benzol,  von  dem  sich  die  meisten  aro- 
matischen Verbindungen  ableiten  lassen,  als  eine  geschlossene  Eohlenstoff- 
kette  auf,  deren  einzelne  Glieder  abwechselnd  eine  Valenz  oder  zwei  aus- 
tauschen, so  daß  von  den  24  Verwandtschaftseinheiteu  der  6  Kohlenstoff- 
atome an  jedem  Kohlenstoff atom  je  eine  übrig  bleibt,  die  durch  je  1  Waaser- 
stoffatom  gebunden  ist. 

—  August  von  KokuM  deutet  bei  Entwickltmg  seiner  H3rpothese  von  der 
Struktur  des  Benzols  bereits  das  Problem  der  Bestimmung  des  chemischen 
Ortes  in  den  aromatischen  Körpern,  d.  i.  die  Feststellung  der  gegenseitigen 
Beziehungen  der  in  das  Benzol  eintretenden  Substituenten  an.  Diese  Auf- 
gabe hat  indes  erst  Bedeutung  bei  Disubstitutionsprodukten,  bei  denen  nach 
Eekul^  drei  Isomere  möglich  sind,  die  den  Namen  „Ortho-,  Meta-  und 
Paraverbindung"  erhalten. 

—  Eduard  KotMor  gelingt  es,  die  astronomisch  beobachtete  Dispersion  in 
Gasen  auch  physikaUsoh  zu  messen. 

—  Nach  dem  Vorschlage  des  Ingenieurs  David  KlrkaMy  bauen  Greenwood 
und  Batiey  in  Leeds  eine  Maschine  zur  Prüfung  der  Festigkeit  von  Bau- 
material, welche  als  „Kirkaldymaschine"  die  weiteste  Verbreitung  findet. 
Kirkaldy  stellt  planmäßige  Zerreißversuche  mit  mehr  als  1000  Eisensorten 
der  verschiedensten  Form,  Herkunft  und  Güte  an  und  begründet  da- 
durch einen  bedeutsamen  Fortschritt  in  der  wissenschaftlichen  Klassen- 
einteilung von  Eisen  und  Stahl.  Er  ist  der  erste,  der  den  Einfluß  der 
Größe  und  Form  der  Zerreißproben  auf  den  Ausfall  der  Zerreißversuche 
experimentell  nachweist. 

—  Alfred  Krupp  in  Essen  konstruiert  den  Rundkeilverschlufi  für  gezogene 
Hinterladekanonen. 

—  Der  französische  Oberiugenieur  Louis  LaclMiMlor,  Direktor  des  „Chemin  de 
ferduNorddel'EBpagne",  gibt  den  ersten  brauchbaren  Gegendampf apparat 
an,  durch  welchen  zum  Zweck  des  Bremsens  des  Eisenbahnzugee  Wasser 
und  Dampf  in  den  Austrittskanal  des  Dampfzylinders  eingespritzt  werden. 
Der  Apparat  wird  1867  von  Mari6,  Oberingenieur  der  Compagnie  Paris- 
Lyon -M^diterran^e  und  1876  von  dem  Oberingenieur  von  Borriee  vervoll- 
kommnet. 

—  L^on  Clement  Lo  Fort  hebt  in  seinem  Buch  „Des  maternitte"  und  nament- 
lich in   dem  „Sur  l'epid^mie  et  la  contagion"  betitelten  Kapitel  hervor, 

—     644     — 

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1865 

daß  die  Epidemiea  durch  von  außen  in  den  Körper  eindringende  Keime 
„germe-contage"  hervorgerufen  werden.  Er  wird  mit  dieser  Lehre  ein 
Vorläufer  der  modernen  Bekämpfung  der  Infektionskrankheiten. 
1865  Johann  LMpoidar  baut  Eisenbahnläutewerke,  bei  denen  sich  die  Zahl  und 
Grruppierung  der  Glookensohläge  auf  einem  Papierstreifen  durch  eingestanzte 
Löcher  verzeichnen. 

—  Oskar  LMnIch  stellt  aus  der  Grehimsubstanz  das  Protagon  und  durch 
dessen  Zersetzung  beim  Kochen  mit  konisentriertem  Barytwasser  das  Cholin 
und  das  Keuiin  her,  welch  letzteres  1863  Strecker  aus  dar  Binds-  und 
Sohweinsgalle  hergestellt  hatte.  1869  stdlt  Liebreich  durch  Oxydation 
des  Neurins  das  mit  dem  Betain  (s.  1869  S.)  identische  Oxyneuiin  her. 

—  Samuel  CunMe  Litter  gelingt  es  nach  neunjährigen  Versuchen,  die  bis  da- 
hin als  wertlos  betrachteten  Seidenabfälle  zu  Seidensamten  aller  Art,  Seiden- 
teppichen, Imitations-Seehundsfellen,  Plüschen,  Badehandtüchem  usw.  erfolg- 
reich auszunutzen. 

—  C.  Lueksw  empfiehlt  auf  die  von  der  Mansfeld'schen  Kupferschiefer  bauen- 
den Gewerkschaft  ausgeschriebene  Preisfrage  nach  einer  einfachen  und 
sicheren  Kupferbestimmung  das  elektroanalytische  Verfahren.  Ihm  ver- 
dankt man  die  Einführung  dieser  Arbeitsmethode  in  die  Laboratorien  der 
Industrie. 

—  Fritz  L.  LOrmann  macht  von  den  von  Langen  (s.  1862  L.)  entdeckten 
hydrauhsohen  Eigenschaften  der  granulierten  Hochofenschlacke  Gebrauch, 
indem  er  aus  solcher  Schlacke  und  Kalk  unter  Pressen  künstliche  Mauer- 
steine, Schlackensteine  genannt,  anfertigt.  (Die  vor  der  Kenntnis  des 
Granulierens  seit  1850  auf  der  Georgs-Marien-Hütte  in  Osnabrück  aus  Hoch- 
ofenschlacke und  Kalk  hergestellten  Steine  hatten  sich  infolge  der  not- 
wendigen vorherigen  Zerkleinerung  der  Schlacken  zu  teuer  gestellt.) 

—  Ntae  Intyra  macht  in  den  Jahren  1865 — 66  eine  Durchquerung  von  Australien 
von  dem  Darling  bis  zum  Carpentaria-GoU. 

—  Der  Württemberger  Karl  Mauch  stellt  auf  seinen  südafrikanischen  Forschungs- 
reisen das  Vorkommen  von  Gold  im  Maschonaland  und  am  Tati  fest. 

—  James  Clerk  Maxwall  stellt  die  elektromagnetische  Lichttheorie  auf,  deren 
Ausgangspunkt  die  Tatsache  bildet,  daß  in  den  Wechselbeziehungen  von 
Magnetismus  und  Elektrizität  eine  bestimmte  Größe,  die  sogenannte 
kritische  Geschwindigkeit  auftritt,  deren  Wert  von  Kohlrausch  und 
Weber  (1857)  gleich  dem  der  Lichtgeschwindigkeit  gefunden  worden 
war.  Maxwell  erklärt  diese  Übereinstimmung  daraus,  daß  derselbe  Äther 
die  elektrischen  Kräfte  und  das  Licht  übermittelt.  Letzteres  besteht 
nach  ihm  in  einer  elektrischen  Schwingung  transversal  zur  Richtung  des 
Strahls. 

—  Durch  den  Augustiner  Gregor  Mandal  in  Brunn  werden  umfangreiche  Ver- 
suche über  Pflanzenkreuzung  angestellt  und  die  wichtigen  Mendel'schen 
Begeln  gefunden,  welche  die  Grundlage  der  modernen  Bastardforschung  in 
der  Botanik  bUden. 

—  Motcrop  erweist  durch  vergleichende  Düngeversuche  mit  Stallmist,  der  in 
einer  bedeckten  Grube,  imd  solchem,  der  in  unbedecktem  Zustand  der 
Verwesung  überlassen  wird,  wie  wichtig  es  ist,  daß  der  Dünger  vor  der 
Sonne  geschützt  werde,  da  sonst  StickstoSverlust  durch  Verflüchtigung 
eintritt. 

—  August  Nac*!  konstruiert  einen  Wassersaugeapparat  zum  Entleeren  und 
Freihalten  von  Baugruben,  dessen  Prinzip  auf  der  Saugwirkung  durch- 
löcherter Röhren  beruht,  wenn  sich  in  ihnen  Flüssigkeiten  bewegen.  (Saug- 
Strahlpumpe.) 

—  John  A.  B.  Nawlandt  stellt  das  Gesetz  der  Oktaven  auf,  wonach  in  der  in 

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1865 

steigendem  Atomgewicht  geordneten  Reihe  der  Elemente  auf  je  sieben 
Elemente  mit  Terschiedenen  chemischen  Eigenschaften  eine  neue  Reihe  von 
sieben  Elementen  folgt,  dergestalt,  daß  das  achte  mit  dem  eisten,  das 
neunte  mit  dem  zweiten  und  so  fort  in  wesentlichen  Eigenschaften  über- 
einstimmt, 
1865  Der  Arzt  Max  Joseph  OirM  in  München  gibt  seine  diätetische  Kurmethode 
an  und  erfindet  die  seinen  Namen  tragende  „Terrainkur"  für  Herzkranke. 

—  Ozouff  führt  ein  Verfahren  zur  Darstellung  von  reiner  Kohlensäure  aus  den 
Gasen  ein,  welche  Koksöfen,  Kalköfen  und  Magnesitbrennöfen  entstammen. 
Dieses  Verfahren  besteht  darin,  daß  die  gewaschenen  Gase  mit  einer  Lösung 
von  neutralem  kohlensaurem  Natrium  zusammengebracht  werden  und  das 
entstehende  saure  kohlensaure  Natrium  zum  Sieden  erhitzt  wird,  wobei  es 
die  aufgenommene  Kohlensäure  wieder  abgibt. 

—  Louis  PattMir  konserviert  Wein  durch  Erwärmen  auf  45 — 50*  C.  (Pasteuri- 
sieren). 

—  Pih  führt  in  Freiberg  den  mehrförmigen  Rundschachtofen  ein,  bei  welchem 
er  den  Wind  durch  acht  am  Schachtumfang  verteilte  Wasserformen  ein- 
treten läßt.  Er  versieht  den  Ofen  mit  verschiedenen  anderweitig  bewährten 
Verbesserungen  zur  Ableitung  der  Ofengase  und  der  Schmelzprodukte  mit 
Chargiervorrichtungen,  Kühlung  des  Gestelles  usw.  Der  Ofen  führt  sich 
rasch  auf  europäischen  und  amerikanischen  Bleihütten  ein,  weil  er  weniger 
Kohle  verbraucht  als  die  älteren  Öfen  und  weil  die  Beschickung  rascher 
schmilzt,  als  es  bei  diesen  der  Fali  war. 

—  PlOckw  und  Hlttorl  zeigen,  daß  man  auch  von  dem  Stickstoff  (s.  1861  P.) 
durch  den  Induktionsstrom  ein  Linienspektrum  erhalten  kann,  und  daß 
jedem  Elemente  zwei  Spektren,  ein  Linienspektrum  und  ein  Banden- 
spektrum, entsprechen.  Später  stellt  sich,  namentlich  durch  Wüllner's 
Untersuchungen,  heraus,  daß  das  Bandenspektrum  einer  relativ  dicken 
Schicht  von  strahlenden  Molekülen,  das  Linienspektrum  dagegen  einer  sehr 
dünnen  Schicht  leuchtender  Moleküle  angehört. 

—  Hermann  Eberhard  RIehttr  stellt  die  Theorie  auf,  daß  niedere  Lebewesen 
(Kosmozoen)  im  Weltall  umherschwärmen  und  die  Weltkörper  besamen, 
wenn  deren  Oberfläehe  genügend  abgekühlt  und  zu  ihrer  Aufnahme  bereit 
ist.  1871  wird  diese  Theorie  von  WiUiam  Thomson  zu  der  seinigen  gemacht. 
(Vgl.  auch  1907  A.) 

—  Nachdem  das  Sonnenbad  (Luftbad)  schon  von  den  alten  Römern  an- 
gewendet worden  war,  wird  dasselbe  durch  Arnold  RIekll  von  neuem 
gegen  die  verschiedensten  Krankheiten  empfohlen  und  in  der  in  Veldes  in 
Krain  errichteten  Sonnenbadanstalt  mit  streng  vegetarischer  Diät  kombi- 
niert.   (Vgl.  auch  1796  H.) 

—  A.  Rounllli  entdeckt,  daß  sich  angezündetes  RhodanquecksUber  (Queck- 
silberrhodanid)  beim  Verbrennen  stark  aufbläht  und  einen  äußerst  um- 
fangreichen Rückstand  hinterläßt.  Der  Salonzauberer  Clevemann  benutzt 
dies  zur  Herstellung  der  sogenannten  „Pharaoschlange". 

—  Julius  von  Sachs  weist  nach,  daß  das  Licht  eine  unentbehrliche  Vorbedingung 
für  die  Entstehung  der  Stärkemehleinschlüsse  ist,  da  dieselben  in  den  Chloro- 
phyllkömern  nur  bei  genügender  Wärme  und  Belichtung  auftreten.  (S.  1851 M. 
und  1856  N.)  Nicht  nur  die  blauen  und  violetten  Strahlen,  sondern  auch 
die  roten  und  gelben  Strahlen  sind  nach  ihm  beim  Ergrünen  des  Chloro- 
phylls wirksam. 

—  Carl  Schslblsr  erfindet  das  Elutionsverfahren  zur  Entzuckerung  der  Melasse. 
Dasselbe  wird  von  Seyffert  in  Braunschweig  1872  in  die  Praxis  eingeführt. 
Durch  Vermischen   von  Ätzkalk   und  Melasse  wird  ein  fester  Melassekalk 

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1865 

hergestellt,  der  mit  verdünntem  SpirituB  ansgewaachen  und  von  Nicht- 
znckerstoffeD  befreit  wird. 
1865  Moritz  SehM  einerseits  und  Charles  Edouard  BnNni-S<4uanl  andererseits  stellen 
fest,  daß  bei  Durohschneidung  des  Kückenmarkes  alle  Teile,  deren  Nerven 
unterhalb  der  Durchsohneidung  entspringen,  völlig  dem  Bewußtsein  ent- 
zogen sind  und  weder  wülkürlioh  bewegt  werden  können  noch  empfinden. 
Durohschneidung  der  weißen  Rückenmarkssubstanz  wirkt  wie  totale  Rücken- 
marksdurchschneidnng. 

—  MMr  in  England  konstruiert  ein  Hinterladungsgewehr,  dessen  Verschluß 
aus  einer  dosenartig  zu  öffnenden  Versohlnßklappe  (daher  „Tabatiöre- 
gewehr")  besteht,  eine  Konstruktion,  an  welche  sich  die  G-ewehre  von 
Kmka  (Rußland),  Wänzl  (Österreich)  u.  a.  anlehnen. 

—  Der  Geheimrat  Heinrich  Stephan  (nachmaliger  Staatssekretär  des  deutschen 
Reichspostamts)  schlägt  am  30.  November  1866  in  einer  Konferenz  des 
deutschen  Postvereins  in  Karlsruhe  die  Einführung  der  Postkarte  (anfangs 
„Postblatt",  später  „Korrespondenzkarte"  genannt)  vor.  Die  tatsächüohe 
Einführung  der  Postkarte  im  norddeutschen  Postgebiete  erfolgt  i.  J.  1870. 
(Vgl.  1869  H.) 

—  Bernhard  Stiidfr  fördert  die  physische  Geographie  der  Alpen  und  die  all- 
gemeine Alpenkunde. 

—  Nachdem  schon  1860  von  J.  D.  Kams  und  Hutchinson  mißglückte  Ver- 
suche mit  Rohrleitungen  für  Petroleum  gemacht  worden  waren,  legt  Samuel 
van  Sydila  die  erste  brauchbare  Leitung  (Pipe  line)  zwischen  Pithole  und 
Millors  farm  an.  Schon  Ende  des  Jahres  wird  eine  zweite  Pijie  line  von 
Henry  Harley  konstruiert  und  damit  der  Erfolg  dieser  Rohrleitungen  ver- 
bürgt und  eine  mächtige  Umwälzung  im  Petroleumhandel  angebahnt. 

—  Lawson  Talt  empfiehlt  zuerst  den  Paraffinverband,  zu  welchem  als  Grund- 
lage rohe  Baumwolle  dient,  die  mit  geschmolzenem  Paraffin  getränkt  wird 
und  nach  dem  Erstarren  des  Paraffins  zum  Gebrauch  fertig  ist.  Diese  Art 
des  Verbandes  wird  später,  namentlich  von  Mac  Ewen,  sehr  warm  empfohlen. 

—  C.  TanM  du  Motay  und  MarMial  stellen  Bariumsuperoxyd  dar,«  indem  sie  in 
einem  Flammofen  ein  Gemenge  von  kohlensaurem  Barium  und  Kohle  stark 
glühen  und  die  geglühte  Masse  bis  zum  Verbrennen  alles  Kohlenstoffe  in 
reinem  Sauerstoff  erhitzen. 

—  M.  Th<VMion  in  Lyon  versieht  die  Räder  seines  Fahrrades  mit  einem  mas- 
siven Gummireifen. 

—  Julius  ThOMSM  macht  die  ersten  Versuche  zur  Bestimmung  des  „mecha- 
nischen Lichtäquivalentes",  d.  L  des  Verhältnisses  der  sichtbaren  Energie 
zur  Gesamtenergie  einer  liohtaussendenden  Fläche. 

—  August  Toapter  verbessert  die  Quecksilberluftpumpe,  indem  er  die  Glas- 
hähne, die  leicht  undicht  werden  oder  sich  festklemmen,  wegläßt  und  zu 
den  Verschlüssen  Quecksilbersäulen  von  Barometerhöhe  benutzt.  Weitere 
Verbesserungen  der  Pumpe,  die  namentlich  zur  Herstellung  der  elektrischen 
Glühlampen  gebraucht  wird,  werden  von  Raps  (1894),  Neesen  (1900)  u.  a. 
vorgenommen. 

—  Tndl  Taylor  erfindet  das  Magnesiumblitzlicht,  das  zum  Photographieren  in 
dunkeln  Räumen  benutzt  wird,  und  bei  welchem  eine  Mischung  von 
Magnesiumpulver  mit  salpetersaurem  oder  übermangansaurem  Kali  in  eine 
Flamme  geblasen  wird.  Das  Blitzlicht  wird  1887  von  Miethe  imd  Gaedicke 
verbessert  und  allgemein  eingeführt.    (Vgl.  auch  1859  C.) 

—  Der  Würzburger  Ohrenarzt  Anton  Friedrich  von  Trooltich  benutzt  zuerst  bei 
der  Untersuchung  des  äußeren  Gehörgangs  und  des  Trommelfells  künst- 
liches Licht. 

—  Louis  Joseph  Trooct  gelingt   es,   durch    Zusammenschmelzen   von  Fluor- 

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1866 

zirkoniamkalinm  mit  Aluminitim  das  Zirkonium  in  krystaUisierter  Form 
zu  erhalten.  Teils  aUein,  teils  in  Gemeinschaft  mit  Sainte-Claire-Devüle, 
untersucht  er  die  Verbindungen  des  Zirkoniums.  Über  diese  Verbindungen 
hatten  früher  schon  Berlin  (1852)  imd  Marignao  (1861)  gearbeitet;  in  neuerer 
Zeit  werden  sie  von  Hermann  (1866)  untersucht. 

1865  Gustav  TidMnMk  veröflentlioht  eine  Abhandlung  über  die  chemische  Natur 
der  Feldspate,  in  welcher  er  den  Nachweis  führt,  daß  man  es  bei  denselben 
mit  Gemischen  isomorpher  Substanzen  zu  tun  hat,  und  daß  die  Formen 
des  Anorthit  und  Albit  voneinander  nicht  mehr  abweichen,  als  es  sonst 
bei  isomorphen  Substanzen  der  Fall  ist. 

—  Albert  Voigt  in  Kappel  bei  Chemnitz  konstruiert  auBer  einer  Kettenstich- 
stickmaschine  eine  Schiffchenstiokmasohine,  die  im  Gregensatz  zur  früheren 
Handarbeit  maschinell  betrieben  wird.  Gleichzeitig  wird  eine  ähnliche 
Maschine  von  Isaak  QrOMI  erfunden,  die  zuerst  bei  J.  J.  Rieter  &  Co.  Ver- 
wendimg findet. 

—  Wilhelm  Waldtytr  begründet  gleichzeitig  mit  Karl  Thiersoh  die  Lehre,  daß 
die  typischen  Zellen  der  von  der  Haut  und  den  drüsigen  Organen  aus- 
gehenden Krebsgeschwülste  Abkömmlinge  des  Deck-  oder  DrüsenepithelB 
sind,  und  macht  den  Vorschlag,  unter  der  Bezeichnung  „Carcinom"  aus- 
schließlich die  vom  Epithel  ausgehenden  Neubildungen  von  atypischem 
Bau  zusammenzufassen. 

—  Karl  Wtianirat  gibt  in  seinen  Vorlesungen  die  erste  vollständige  Theorie  der 
Irrationalzahlen. 

—  Gustav  WMamann  untersucht  in  den  Jahren  1865—83  das  magnetische  Ver- 
halten einer  großen  Zahl  von  chemischen  Verbindungen  sowohl  in  ihren 
Lösimgeu  als  auch  in  fester  Form,  und  sucht  Beziehungen  zwischen  dem 
Magnetismus  der  Körper  und  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  abzuleiten. 
Bezeichnet  man  den  durch  die  Einheit  der  magnetischen  Kraft  in  der  Ge- 
wichtseinheit des  betreffenden  Salzes  erregten  Magnetismus  als  den  spe- 
zifischen Magnetismus,  so  ergibt  sich,  daß  das  Produkt  aus  dem  spezifischen 
Magnetismus  der  analog  zusammengesetzten  Salze  eines  und  desselben  Me- 
talls und  ihrem  Molekulargewicht  einen  konstanten  Wert  hat  (Molekular- 
magnetismus). Ähnliche  Forschungen  werden  1885  von  G.  Quincke  an- 
gestellt. 

—  Heinrich  WIM  verbessert  das  Mitscherlich'sche  Saccharimeter  (s.  1844  M.), 
indem  er  dasselbe  mit  einem  Savart'schen  Polariskop  (s.  1840  S.)  vor- 
bindet, und  nennt  diesen  in  der  Zuokerindustrie  viel  benutzten  Apparat 
Polaristrobometer. 

—  Clemens  Wlnklw  stellt  Indiumoxyd  dar  und  erh&lt  hieraus  durch  Erhitzen 
im  Wasserstofistrom  bis  SOO"  C.  das  Indiumoxydul.  Das  Chlorid  wird  von 
ihm  durch  Verbrennen  von  Indium  im  Chlorstrom  dargestellt. 

—  Walter  Bentley  Woodbury  erfindet  das  nach  ihm  benannte  photographische 
ReUefdruokverfahren,  indem  er  das  photographische  Negativ  durch  einen 
Waschprozeß  aufquellen  läßt,  es  in  diesem  Zustande  härtet  und  das 
entstehende  Relief  zum  Drucke  benutzt. 

—  Die  Engländer  Gebrüder  Woodwart  erhalten  ein  Patent  auf  einen  Schmelz- 
ofen, bei  welchem  der  Wind  durch  ein  im  Schornstein  angebrachtes  Dampf- 
strahlsauggebläse in  den  Ofen  eingesaugt  wird. 

—  Jonas  Gustav  Wilhelm  Zandir  vervollkommnet  die  schwedische  Heil- 
gymnastik durch  die  Einführung  zahlreicher  von  ihm  erfundener  mechanisch- 
gymnastischer  Apparate  und  begründet  das  erste  medico-mechanische Institut 
für  Krankengymnastik  und  Orthopädie  in  Stockholm. 

1866  Anders  Jonas  Ängitrilni  mißt  die  Wellenlängen  Fraunhofer'scher  Linien  in 
Zehntausendsteln  des  Millimeters  (Ingström-Einheit  ^=  ÄE). 

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1866  Adolf  von  BMy«r  liefert  „Ortsbestimmungen"  in  der  aromatischen  Keihe, 
das  sind  Feststellungen  der  gegenseitigen  Beziehungen  der  in  das  Benzol 
eingetretenen  Snbstitnenten.  (Vgl.  1865  K.)  Nachdem  Fittig  und  Baeyer 
(s.  1866  F.)  den  Nachweis  geliefert  hatten,  daB  das  Meeitylen  Trimethyl- 
benzol  ist,  nimmt  er  an,  daB,  entsprechend  der  Bildung  des  Medtylens, 
seine  drei  Methylgruppen  symmetrisch  angeordnet  sind.  Diese  Hypothese 
wird  später  (1876)  von  Ladenburg  als  richtig  erwiesen.  Ähnliche  Orts- 
bestimmungen werden  1869  von  Oraebe  für  das  Naphtalin  und  die  Phtal- 
s&ure,  1869  von  Ladenburg  für  die  Terephtalsäure  und  die  Paraoxybenzoe- 
säure,  1874  von  Kömer  und  GrieB  und  später  von  vielen  anderen  unter- 
nommen. 

—  Adolf  von  BMytr  gelangt  durch  Abbau  des  Isatins  zum  Dioxindol  und 
Oxindol  und  aus  diesem,  nachdem  er  seine  erfolgreiche  Methode  zur  Re- 
duktion aromatischer  Verbindungen  mittels  Zinkstaub  (vgl.  1866  S.)  ent- 
deckt hatte,  zum  Indol,  der  Muttersubstanz  der  Indigogruppe. 

—  Der  Engländer  Banks  erfindet  die  Nadelmitten-Schleifmaschine. 

—  Charles  Bardy  ersetzt  bei  der  von  Berthelot  (s.  1862  B.)  angegebenen  Syn- 
these von  Methylamin  das  Ammoniak  durch  Anilin  und  gelangt  zum  Methyl- 
anilin und  Dimethylanilin,  welche  in  der  Farbenfabrikation  eine  große 
Rolle  spielen. 

—  A.  BauMgny  reduziert  den  Campher  in  neutralen  Lösungsmitteln  durch  Natrium 
zu  Bomeol  und  Isobomeol.     (S.  a.  1860  B.) 

—  Die  BaigbciM  Rtfloninf  beginnt  die  Regulierung  der  Maas  oberhalb  Namur 
mit  drei  Klappenwehren  Desfontaines'scher  Konstruktion  (s.  1860  D.)  und 
legt  später  zu  Grandes  Malades  ein  Nadelwehr  neuester  Konstruktion  von 
30  m  Weite  an. 

—  Christian  Wilhelm  Blrnniframl  stellt  metallisoheB  Niobium  durch  Reduktion 
des  Fentachloiids  mit  WasserstofC  als  spiegelnden  metallgrauen  Überzug 
her;  auf  ähnliche  Weise  wird  es  1879  von  Henry  Roscoe  gewonnen.  Beide 
Produkte  können  aber  nicht  als  völlig  rein  angesprochen  werden.  (VgL  a. 
1844  R.  und  1907  B.) 

—  Antoine  Bonnu  erfindet  eine  mit  Hakennadeln  versehene  Tambourier- 
masohine,  die  durch  ihre  Arbeitsgeschwindigkeit  (1800  Stiche  in  der  Minute 
gegen  20 — 25  einer  Handstickerin)  und  durch  ihre  kompendiöse  Anordnung 
sich  namentlich  für  die  Tüll-  und  Mullgardinen-Hausindustrie  bewährt. 

—  Der  Mechaniker  Georg  August  BraHhaupt  in  Kassel  (Sohn  von  F.  W.  Breit- 
haupt 8.  1810)  stellt  die  in  der  preußischen  Landesaufnahme  vorzugsweise 
verwendete  sogenannte  neuere  Breithaupt'sche  Kippregel  her,  die  er 
i.  J.  1873  als  „Normalkippregel"  noch  verbessert.     (S.  a.  1808  R.) 

—  Aristide  Bteina  wendet  für  das  Stauroskop  (s.  1855  K.)  anstatt  der  ein- 
fachen Kalkspatplatte  eine  Doppelplatte  aus  zwei  Kalkspatiamellen 
(Bfezina'sche  Doppelplatte)  an. 

—  Bhmm  beginnt,  unterstützt  von  Bahr,  seine  noch  heute  überaus  wertvollen 
Arbeiten  auf  dem  Gebiet  der  seltenen  Erden.  Er  führt  u.  a.  (1876)  die 
Natiiumthiosulfatmethode  für  Thorium,  sowie  die  von  Mosander  gefundene 
Trennungsmethode  mit  HUfe  der  Oxalate  (vgl.  1843  M.)  ein,  wodurch  die 
genauen  analytischen  Bestimmungen  der  für  die  GlühlichtstrumpfiDdustriQ 
so  wichtigen  Thorium-  und  Cerpräparate  (vgL  1884  A.)  ermöglicht  werden. 

—  Bamtn  und  Bahr  verwenden  zuerst  den  Spektralapparat,  um  die  Konzen- 
tration von  farbigen  Lösungen  zu  erkennen. 

.—  Samuel  Canning  gehngt  es,  das  im  Vorjahr  zwischen  Irland  und  Neufundland 
verlegte,  aber  während  der  Auslegung  zerrissene  Unterseekabel  am  7.  Sep- 
tember wieder  aufzufinden  und  es  betriebsfähig  herzustellen.  Damit 
fungieren  nun  zwei  tadellose  Kabelverbindungen.    (Vgl.  1866  F.) 

—     649     — 


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1866 

1866  ClauBw  schlägt  zum  Bleichen  eine  durch  Zersetzung  einer  Lösung  von 
Chlorkalk  mit  Magnesiasulfat  herzustellende  Magnesiableichflüssigkeit  vor, 
welche  von  dem  ausgeschiedenen  Gips  dekantiert  wird.  Diese  Bleioh- 
flüaaigkeit  wirkt  rascher  als  die  früher  verwendeten  und  hat  den  Vorteil, 
daß  die  freiwerdende  Magnesia  unschädlich  für  die  Gewebe  ist.  (S.  a.  1886  L.) 

—  Der  Mathematiker  Rudolf  Friedrich  Alfred  OliNcli  in  Gießen  bildet  die 
Invariantentheorie  aus. 

—  Der  englische  Oberst  Clerfc  führt  für  Geschütze  an  Stelle  der  Armstrong'- 
sohen  Lamellenbremse  (s.  1864  A.)  die  Flüssigkeitsbremse  (hydraulische 
Rücklaufbremse)  ein,  welche  von  Krupp,  Siemens,  Vavasseur,  Schneider- 
Creuzot  u.  a.  weiter  ausgebildet  wird.  Die  Flüssigkeitsbremse  besteht  aus 
einem  in  der  Regel  an  der  Unterlafette  angebrachten  Hohlzylinder,  welcher 
ähnlich  einem  gezogenen  Geschützrohre  mit  Zügen  versehen  und  mit 
Glycerin  gefüllt  ist.  In  demselben  bewegt  sich  ein  mit  der  Oberlafette 
verbundener  Kolben.  Beim  Rückstöße  des  Schusses  wirkt  der  Kolben  auf 
das  Glycerin,  welches  neben  dem  Kolbenkopf  durch  die  Züge  allmählich 
derart  abfließt,  daß  der  Rücklauf  eng  begrenzt,  der  Stoß  auf  die  Lafette 
aber  trotzdem  gemildert  wird.  Das  Prinzip  hat  eine  weitere  Verwertung 
in  den  heutigen  Rohrrücklauf-Wiegelafetteu  gefunden. 

—  A.  Couplw  benutzt  Nitrobenzol  an  Stelle  von  Arsensäure  als  Oxydations- 
mittel für  Anilin  und  erhält  ungiftigeB  Fuchsin.  Die  Methode  von  Laurent 
und  Casthelaz,  rohes  Nitrobenzol  mit  Eisen  und  Salzsäure  in  den  Farbstoff 
überzuführen,  hatte  ungenügende  Resultate  ergeben. 

—  Der  englische  Arzt  John  Eric  Ertchtm  begründet  die  Lehre  von  den  trau- 
matischen Neurosen,  den  funktionellen  nervösen  Erkrankungen  nach  Ver- 
letzungen und  Unfällen,  die  sich  mit  der  Entwicklung  der  Industrie  und 
namentlich  der  Eisenbahnen  häufen.  Eriohsen  vervollständigt  seine  Mit- 
teilungen noch  durch  die  1875  erscheinende  Beschreibung  der  „Railway 
spine",  der  spezifischen  nervösen  Folge  von  Eisenbahnverletzungen. 

—  Der  Schriftsteller  Karl  Faulmuin  entwirft  eine  „Radikalform"  der  Gabels- 
berger'schen  Stenographie,  die  er  später  unter  dem  Namen  „Phonographie" 
und  „Phonetische  Stenographie"  zu  einem  besonderen  Kurzsohriftsystem 
umgestaltet.  Faulmann's  Stenographie  hat  namentlich  in  Osterreich  Ein- 
gang gefunden. 

—  Für  Vorprüfungen  imd  gewisse  praktische  Zwecke  genügt  oft  eine  optLache 
Methode  der  MUchuntersuchung,  bei  welcher  die  Dicke  der  Schicht  er- 
mittelt wird,  die  eben  ausreicht,  um  eine  bestimmte  Lichtquelle  zu  ver- 
dunkeln. Einer  der  besten  Apparate  für  solche  Zwecke  ist  das  von  Futr 
konstruierte  Laktoskop. 

—  Das  Königliche  Feutrwerkilaboratoriuiii  zu  Spandau  stellt  die  von  ihm  zu 
Kriegszwecken  angefertigten  Achsenstabraketen  der  deutschen  „Gresellschaft 
zur  Rettung  Schiffbrüchiger"  zur  Verfügung.  Die  Raketen  bewähren  sich 
vorzüglich,  um  gestrandeten  Schiffen  vom  Ufer  aus  eine  Rettungsleine 
zuzuwerfen.  AllmäUich  wird  aus  ihnen  der  heutige  Raketenapparat  mit 
einer  Wurfweite  bis  zu  400  m  ausgebildet.  Daneben  findet  auch  das  von 
dem  Büchsenmacher  H.  Cordes  in  Bremerhaven  konstruierte  Rettnngs- 
gewehr  Verwendung,   aber  nur  bis  auf  80  m  Entfernung.     (S.  a.  1826  D.) 

—  Cyrufi  West  FitM,  John  PandMT  und  James  Andaraon  verlegen  für  die  An^o 
American  Telegraph  Co.  mit  HUfe  des  Great  Eastem  vom  7.  Juli  bis  zum 
4.  August  ein  Unterseekabel  zwischen  Valentia  (Irland)  und  Tiinity  Bay 
(Neufundland),  das  sich  als  völlig  betriebsfähig  erweist.     (S.  a.  1866  C.) 

—  FltHg  und  von  Baaytr  entdecken,  daß  durch  Kondensation  von  drei  Ketonmole- 
külen  aromatische  Kohlenwasserstoffe  sich  aufbauen  lassen,  und  erweisen 


—     650     — 

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166» 

dies  zuerst  an  der  Bildung  von  Meeitylen  ans  Aceton  und  yon  Tripbenyl- 
benzol  ans  Acetophenon.  (Vgl.  1866  B.) 
1866  Armand  Hippolyte  Louia  Ftaaau  mißt  mit  einer  bis  dahin  noch  nicht  er- 
reichten Grenanigkeit  die  Ausdehnung  einer  Anzahl  fester  Körper;  seine 
Methode  beruht  auf  einer  Interferenzerscheinung,  welche  mit  einfarbigem 
Ldcht  hervorgerufen  werden  kann,  der  sogenannten  Interferenz  des  Lichts 
bei  großen  Gangunterschieden.  Das  dazu  benutzte  von  Fizeau  konstruierte 
Düatometer  wird  (1886)  von  Abbe  wesentlich  verbessert.  Die  Versuche 
von  Fizeau  fördern  auch  die  Kenntnis  der  Ausdehnung  der  ErystaUe  durch 
die  Wärme. 

—  Oskar  Fraat  in  Stuttgart  legt  auf  den  jungem  inneren  Moränen  der  ober- 
schwäbischen  Hochebene  an  der  Quelle  des  Schüssen  den  wichtigsten  und 
am  besten  untersuchten  Fundplatz  von  paläolithischen  Geräten  aus  der 
Eiszeit  frei.  An  diesem  Fundort  fehlen  alle  Anzeichen  eines  gemäßigtenKhmas ; 
alles  deutet  auf  hoohalpine  oder  hochnordische  Lebensbedingungen  hin. 

—  Marie  Joseph  Fran^ois  Sarnlar  und  Emest  Marc  Louis  Doudart  dt  iMgrt» 
erforschen  in  den  Jahren  1866 — 68  den  MekongfluB,  besuchen  Jüunan  und 
befahren  den  Jantsekiang  bis  nach  Hankou. 

Johann  Heinrich  Gottfried  SarkMT  in  Nürnberg  erfindet  die  Träger  mit  frei- 
schwebenden Stößen  und  wendet  sie  mit  Erfolg  bei  Auslegerbrücken  (Can- 
tile verbrücken)  an.  (Vgl.  1857  C.)  Die  eiste  Brücke  dieser  Art  wird  1867 
bei  Bamberg  über  die  Regnitz  gebaut. 

—  Charles  Olrard  und  Georges  dt  Lairt  bewirken  die  Synthese  des  Diphenyl- 
aminblaus  (Tiiphenylpararosanilin)  durch  Erhitzen  vonJDiphenylamin  mit 
Oxalsäure,  wobei  sich  Ameisensäure  abspaltet.  Auf  einem  analogen  Prozeß 
beruht  wahrscheinlich  die  Herstellung  von  Aurin  durch  Kolbe  und  Schmitt. 
(S.  1861  K.) 

^  Onwuttltt  in  Mülhauaen  im  Elsaß  macht  die  ersten  Versuche  über  die 
Wirkung  und  Brauchbarkeit  der  Zentrifugen  in  der  Textilindustrie,  in  der 
sie  späterhin  ausgedehnte  Anwendung  finden. 

i—  Nicolas  J.  B.  G.  Gulkourt  beschreibt  zuerst  das  Ylang-Ylang-Ol,  das  aus 
den  Blüten  von  Canauga  odorata  gewonnen  wird  und  zuerst  als  Bestand- 
teil des  als  Haaröl  benutzten  Makassaröls  in  den  Handel  gelangt. 

—  Ernst  Haicktl  bezeichnet  den  Satz,  daß  die  Entwicklung  des  Einzel-Indi- 
viduums (Ontogenese)  eine  abgekürzte  Wiederholung  der  Stammeeentwick- 
lung  (Phylogenese),  d.  h.  des  Weges  ist,  auf  welchem  die  Art  im  Laufe 
unzähliger  Generationen  entstanden  ist,  als  „Biogenetisches  Grundgesetz" 
und  verschafft  demselben  allgemeine  Anerkennung.  (S.  1793  K.  und  1863  M.) 

—  Hans  Hermann  Hagtr  stellt  das  Ferrum  oxydatum  saccharatum  dar,  das 
schnell  ein  sehr  beliebtes  Arzneimittel  wird.    (Vgl.  auch  1837  V.) 

—  Ernst  Hailltr  behauptet,  daß  Bakterien  und  Schimmelpilze  aufs  engste  ver- 
wandt seien,  indem  erstere  nur  besondere,  durch  äußere  Lebensbedingungen 
entstandene  Vegetationsformen  der  letzteren  seien  und  als  solche  Krank- 
heiten erregen. 

—  Julius  Hann  begründet  die  streng  dynamische  Auffassung  des  Wesens  der 
FaUwinde  und  entwickelt  seine  Lehre  am  Föhn.  Die  Luft  lagert  in  Ruhe 
über  dem  Gebirge;  die  Saugwirkung  eines  vorüberziehenden  barometrischen 
Minimums  bringt  sie  zum  Abstürzen.  Lediglich  durch  den  Akt  des  Ab- 
stürzens  erhält  der  Wind  die  ihm  eigene  Trockenheit  und  hohe  Temperatur. 
Die  Bora  ist  ebenfalls  ein  Fallwind  von  dem  Föhn  verwandtem  Charakter. 

—  Haicoart  und  EMon  tragen  durch  ihre  Arbeit  über  die  Reduktion  des  Per- 
manganats  durch  Oxalsäure  und  die  im  folgenden  Jahre  unternommene 
Untersuchung  über  die  Einwirkung  von  Wasserstofisuperoxyd  auf  Jod- 
wasserstofisäure  zur  Kenntnis  der  Reaktionsgeschwindigkeit  bei. 

—     651     — 

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186« 

1866  Pieter  Harfiiif  macht  die  eisten  Versuche,  Erystalle  von  chemischen  Ver- 
bindungen mit  dem  Mikroskop  zu  untersuchen. 

—  Franz  HIICMi4orf  weist  für  die  Süßwasserschnecke  „Planorbis  mnltiformis" 
im  Steinheimer  SüBwasserkalk  einen  vollständigen  Stammbaum  mit  meh- 
reren divergierenden  Ästen  nach.  Es  ist  dies  das  erste  Beispiel  der  seit- 
lichen Um&nderung  einer  Tierform  an  einem  und  demselben  geographi- 
schen Orte. 

—  Matthias  Hipp  errichtet  auf  der  Bahnlinie  Basel — Ölten  tat  Eontrolle  der 
Zuggeschwindigkeiten  eine  ständige  elektrische  Anlage,  bestehend  aus- 
einem  Kegistrierwerke  auf  der  Station  und  einer  bestimmten  Anr-ahl  von 
Streokenstromsohließem. 

—  Wilhelm  HIs  in  Leipzig  verbessert  das  Mikrotom  (s.  1843  0.)  so,  daß 
es  ununterbrochene  Serien  von  Schnitten  anatomische  Präparate  für  die 
mikroskopische  Untersuchung  liefert.  Er  stellt  mit  seinem  Mikrotom 
Schnittbüder  des  menschlichen  Embryos  her,  die  er  so  wieder  zusammen- 
fügt, daß  eine  körperliche  Rekonstruktion  der  untersuchten  Formen  entsteht. 

—  Sterry  Hunt  findet  zuerst  Gold  im  Meerwasser.  Wegen  der  quantitativen 
Bestimmungen  s.  1872  S. 

—  J.  S.  Hyatt  verwendet  zuerst  statt  der  langsam  wirkenden  und  umfang- 
reichen Sandfllter  (s.  1828  S.)  ein  Schnell-  oder  Druckfilter,  das  sogenannte 
Multifoldfllter,  bei  welchem  die  Dicke  der  Sandschicht  nur  15  cm  beträgt. 
Andere  Dmckfilter,  die  in  der  Folge  vielfach  gebraucht  werden,  sind  der 
Andersen'sche  Revolving  Purifler,  die  Schnellfilter  von  Kröhnke,  Grerson  n.  a. 

—  Ludwig  Friedrich  Knapp  studiert  und  erklärt  die  Vorgänge  bei  der  Weiß- 
gerberei, die  an  Stelle  der  vegetabilischen  Substanzen  Alaun  oder  schwefel- 
saure Tonerde  und  Kochsalz  verwendet,  und  bei  welcher  der  Prozeß  im 
Vergleich  mit  der  Lohgerberei  rasch  —  in  höchstens  drei  Wochen  —  verläuft. 

—  Alexander  Kowainnky  beobachtet  beim  Studium  der  Entwicklungsgeschichte 
der  Seescheiden  (Ascidien),  daß  diese  am  Boden  oder  auf  fremden  Körpern 
festwachsenden  Seetiere  aus  freibeweglichen  Larven  hervorgehen,  die  in 
ihrem  vor  der  Festsetzung  verloren  gehenden  Ruderschwanz  ein  dem 
Büokenstab  (Chorda  dorsaUs)  analoges  Organ  besitzen.  Er  zeigt  femer, 
daß  in  den  Atmungs-  und  Kreislaufsorganen  der  Seescheiden  eine  unver- 
kennbare Ähnlichkeit  mit  denen  des  Amphioxus  (s.  1844  M.)  und  der 
jungen  Neunaugen  hervortritt,  daß  also  hier  die  wirbeUosen  Tiere  sich  an 
das  Wirbeltierreich  anschließen. 

—  KuM  stellt  zuerst  aus  dem  Cambialsaft  vieler  Coniferen  das  Coniferin  dar, 
das  er  als  ein  Glucosid  erkennt. 

—  Umb  zu  Valparaiso  in  Indiana  baut  eine  Strickmaschine,  bei  welcher  das 
Hohlstricken  durch  eine  geradlinige  Reihe  von  Maschen  erzielt  wird.    Diese 

,  Maschine  wird  von  Dubied  und  Watteville  in  Couvet  verbessert  und  macht 
den  Strumpf  ohne  jegliche  Naht  vollständig  fertig.  Eine  ähnliche  Leistung 
bringt  die  vom  Schullehrer  Christoflers  in  Farge  bei  Bremen  erfundene 
Maschine  zuwege,  die  von  Pfaff  und  Clacius  in  Hannover  gebaut  wird. 

—  Charles  Lanili  stellt  aus  Methylanilin  und  Dimethylanüin  durch  Erhitzen 
mit  der  5 — 6faohen  Menge  wasserfreien  Zinnchlorids  auf  100°  C.  das  Methyl- 
violett (Violet  de  Paris)  her,  aus  welchem  er  1873  in  Giemeinschaft  mit 
A.  BMMgny  durch  weitere  Alkylierung  zum  Methylgrün  (Vert  de  Paris) 
gelangt. 

—  Auguste  Ambroise  UMuiK  vertieft  in  seinem  Werke  „Der  könsiliohe  Schlaf 
und  die  ihm  ähnlichen  Zustände"  die  Braid'schen  Ansichten  und  trägt 
wesentlich  zur  Entwicklung  des  Hypnotismus  und  der  Hypnotherapie  bei. 

—  Andreas  IMscf  zeigt,  daß  beim  Bessemerprozeß  Anfang  und  Ende  der 
Entkohlung  des  Eisens  mit  dem  Spektroskop  durch  das  Erscheinen  und  Ver- 


—     652     — 

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186« 

sch-winden  gewisser  Linien  des  Spektrams  erkannt  werden  können.    Seine 
Beobachtungen  werden  von  W.  Wedding  u.  a.  best&tigt.    (Vgl.  a.  1863  R.) 
1866    H.  Umprtcht  stellt  duioh  Erhitzen  von  Chlorbenzyl  mit  Wasser  im  zu- 
geschmolzenen  Sohr  bei  190*>  C.  synthetisch  Anthraoen  her. 

—  Georg  UvMiy  verbessert  die  zur  Waschung  des  Leuchtgases  verwendeten 
Skrubber,  indem  er  sie  zur  Erzielung  einer  größeren,  wirksameren  Oberfläche 
mit  regelmäßig  angeordneten  HolzleiBten  füllt. 

—  David  IMnistom  zieht  von  Sansibar  den  Bovuma  aufwärts,  umgeht  das 
Südufer  des  Nyassasees  und  erreicht  im  April  1867  den  Tanganyika.  Von 
hier  wendet  er  sich  nach  Nordwesten  und  gelangt  im  November  1867  nach 
dem  Lualaba,  und,  indem  er  diesem  aufwärts  folgt,  im  April  1868  nach 
dem  Moerosee  und  im  Juli  1868  nach  dem  Bangweolosee.  Von  hier  kehrt 
er  nach  üdsohidBchi  am  Tanganyika  zurück  und  erforscht  das  Manyema- 
land,  wo  ihn  der  zur  Aufsuchung  des  verschollenen  Eeisenden  ausgesandte 
Stanley  auffindet.     (Vgl.  1871  8.) 

—  Lirfwlc  und  Cyoa  entdecken  die  hemmende  Wirkung  des  Nervus  depreesor, 
womit  ein  wichtiger  Fingerzeig  für  die  Begulierung  der  Herztätigkeit  ge- 
geben ist. 

—  J.  £.  UindsMiii  in  Jönköping  verbessert  die  SioherheitszündhSlzohen 
(s.  1848  B.V  indem  er  phosphorfreie  Hölzchen  in  Schiebeschachteln  in  den 
Handel  bringt,  an  deren  Seiten  amorpher  Phosphor  als  Reibfläche  auf- 
getragen ist. 

—  Mac  Farlan«  Gray  konstruiert  den  ersten  Dampfsteuerapparat  für  den  „G-reat 
Eastem".  Diese  Apparate  werden  allmählich  durch  Egells,  Higginson, 
Schiohau,  Brown  u.  a.  verbessert  und  finden  auf  allen  größeren  SchifCeu 
Eingang. 

—  MadMCoart  und  Fontalm  konstruieren  eine  Fangvorrichtung  für  Förder- 
maschinen, bei  welcher,  falls  das  Seil  bricht,  eine  Spiralfederwirkung  aus- 
gelöst wird,  durch  welche  meißelförmig  zugespitzte  Hebel  in  die  Leibungen 
der  Fdrderschachtbekleidung  eingepreßt  werden.  Die  Konstruktion,  welche 
nur  bei  hölzernen  Schaohtbekleidungen  anwendbar  ist,  wird  1869  von 
BorgsmüUer  verbessert. 

—  Der  Zimmermeister  Mannoary  zu  Cherbourg  schlägt  vor,  eiserne  Schiffe  zu 
deren  Konservierung  erst  mit  Holz  zu  beplanken  und  das  Holz  wiederum 
mit  Kupfer  zu  beschlagen,  welches  System  zuerst  bei  dem  französischen 
SohifF  „Flandre"  adoptiert  wird  und  bessere  Resultate  gibt,  als  die  1857 
von  Oudry  vorgeschlagene  und  1866  von  Bemab6  am  Panzer  der  Kor- 
vette „Th^tis"  ausgeführte  galvanoplastiBohe  Verkupferung  und  als  die 
von  dem  Fregattenkapitän  Roux  vorgeschlagene  Befestigung  der  Kupfer- 
haut mit  kleinen  kupfernen  Nieten. 

—  Manll  erbaut  in  den  Jahren  1866 — 69  eine  Zahnradbahn  auf  den  1994  m 
hohen  Mount  Washington.  Er  verwendet  eine  schmiedeeiserne  Leiter- 
zahnstange (B.  a.  1870  R.),  die  mitten  zwischen  den  Laufschienen  liegt,  und 
in  die  das  von  den  DampfzyUadem  angetriebene  Zahnrad  der  Lokomotive 
eingreift. 

—  Die  WaichliwHbau-Afctlan  OmlhctiaH  HamboMt  in  Kalk  bei  Cöln  führt  den 
ersten  liegenden  Zweizylinder -Wassersäulenkompreesor  für  die  Grube  Sulz- 
bach-Alt^nwald  aus. 

—  MoHaMlar  in  Paris  schlägt  in  seinem  Werke  über  „Mikrophotographie"  zu- 
erst vor,  die  Lichtquelle  auf  optischem  Wege  in  das  Objekt  selbst  zu 
verlegen. 

—  Der  Physiker  und  Musiktheoretiker  Arthur  von  OtiIntM  in  Dorpat  wirkt 
mit  seiner  Schrift  „Harmoniesystem  in  dualer  Entwicklung"  [in  bedeut- 
samer Weise  für  die  Weiterentwicklung  der  Harmonielehre,  indem  er  dem 

—     653     — 

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186« 

DnaJismus  der  harmoniBohen  Auffassung  (Mollkonsonanz  und  Durkonso- 
nanz,  als  polare  G«genBätze  gedacht)  eine  wiBsenschaftliche  Basis  gibt. 
1866  W.  H.  Ptrkln  bewirkt  die  Synthese  des  Cumarins  aus  Essigsänre  und 
Salicylaldehyd  unter  Anwendung  wasserentziehender  Mittel.  Das  natürliche 
Cumarin  aus  Tonkabohnen  war  1820  von  A.  Vogel  entdeckt  und  später  ins- 
besondere von  Delalande  und  Bleibtreu  untersucht  worden.  Die  Perkin'sche 
Reaktion  der  Addition  von  S&uren  oder  Säuresalzen  an  Aldehyde  erweist 
sich  in  der  Folge  als  eine  höofast  fruchtbare  Synthese,  die  in  beschränktem 
MaBe  anstatt  auf  Aldehyde  auch  auf  Eetone,  Säureanhydride  und  Nitrfle 
anwendbar  ist. 

—  Nachdem  schon  1860  der  österreichische  Artillerieoberst  Schulz  ein  rauch- 
Bchwaches  Pulver  aus  mit  salpetersaurem  Barium  imprägnierter  Sohieß- 
baumwoUe  hergestellt  hatte,  bringen  Prantlee  &  Sohn  in  Stowmarket  rauch- 
Bohwaohes  Pulver  in  den  Handel,  das  aus  komprimierter  Schießbaumwolle 
hergestellt  und  durch  Behandlung  mit  Kautschuklösung  gegen  die  Witte- 
rung unempfindlich  gemacht  ist. 

—  William  John  Macquom  RankIm  betritt  bezü^ch  der  Sohifbbewegimgea 
im  Wasser  mit  der  Veröffentlichung  seiner  Stromlinientheorie  völlig  neue 
Bahnen.  Den  praktischen  Beweis  der  Richtigkeit  dieser  Theorie  erbringt 
später  Froude  mittels  seiner  Schleppversuche.    (8.  1872  Fr.) 

—  W.  RtiB  und  A.  StOM  stellen  bei  der  vulkanischen  Eruption  auf  Nea  Eaimeni 
(Santorin)  fest,  daß  Neulandbildungen  ohne  alle  Hebung  (also  ganz  im 
Sinne  von  L.  von  Buch)  einfach  durch  Hervorquellen  zähflüssiger  Lava- 
massen  auftreten  können,  und  daß  die  nachdringenden  Laven  die  alten 
in  die  Höhe  und  zur  Seite  schieben. 

—  Der  deutsche  Afrikareisende  Gerhard  RohKl  durchquert  in  den  Jahren 
1866 — 67  Afrika  von  Tripolis  aus.  Er  zieht  von  Mursuk  über  Bilma  nach 
Euka  am  Tsadsee,  wo  er  beim  Sultan  von  Bomu  gute  Aufnahme  findet. 
Von  Bomu  bricht  er  nach  dem  Binue  auf,  fährt  diesen  bis  Lokodja  hinab 
und  folgt  dann  dem  Niger  aufwärts  bis  Rabba,  von  wo  er  1867  zur  Küste 
bei  Lagos  gelangt. 

—  Lewis  Morris  RuthaifonI  gelingt  es,  eine  Photographie  des  Sonnenspek- 
tmms  von  2,1  m  Länge  in  16  einzelnen  Abschnitten  aufzunehmen. 
(S.  a.  1814  F.) 

—  Ludwig  ROtimeyw  trägt  durch  seine  Forschungen  über  fossile  Vertebraten, 
die  sich  namentlich  auf  einige  Säugetiergrupi>en,  wie  Schweine,  Pferde, 
Rinder,  Hirsche  usw.  erstrecken,  zur  Förderung  der  vergleichenden  Ana- 
tomie und  der  Paläontologie  bei. 

—  Henri  Sainto-Clalra-Davillt  beobachtet,  daß  Magnesia,  mit  Wasser  zu  einer 
Paste  angerührt,  beim  Liegen  unter  Wasser  durch  Umwandlung  in  Hydrat 
zu  einer  durchscheinenden  krystaJlinischen  Masse  wird,  deren  Härte  die 
des  Marmors  übertrifft.  Eine  ebensolche  Masse  liefert  ein  Gemenge  von 
Magnesia  und  gepulverter  Kreide  oder  gepulvertem  Marmor.  Dolomit, 
bei  300—400"  C.  von  Kohlensäure  befreit,  wird  ebenfallB  unter  Wasser 
zu  einer  Masse  von  außerordentlicher  Härte.  Wegen  dieser  hydraulischen 
Eigenschaften  findet  die  Magnesia  später  Verwendung  zu  hydraulischem 
Mörtel  und  Beton.    (S.  auch  1867  S.) 

—  Der  Kliniker  Leopold  von  SehrOttar  macht  Arbeiten  über  die  Behandlung 
der  Kehlkopfverengerungen. 

—  Der  preußische  Ingenieuroffizier  Maximilian  Schumann  bringt  auf  dem  großen 
Sande  bei  Mainz  eine  Panzerkasematte  zur  Ausführung.  Es  ist  dies  die  erste 
Anwendung  des  Panzers  im  deutschen  Feetungsbau.  Bei  diesem  Panzer- 
bau war  bereits  die  sogenannte  Minimalschartenlafette  in  Anwendung  ge- 

—     654     — 

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1866 

bracht,  eine  Creschützlafette,  deren  Drehpunkt  beim  Richten  in  der,  in 
ihrer  Größe  auf  ein  MindestmaB  beschränkten  Scharte  hegt. 
1866  Karl  von  806b*di  unterscheidet  nach  der  Bauart  und  Entstehungsweise  der 
Vulkane  zweierlei  Typen:  geschichtete  Vulkane,  die  durch  exploBire 
Entwicklung  von  G-asen  und  Dämpfen  entstehen,  wobei  sich  Aschen  und 
LapiUi  in  Schichten  anhäufen,  und  massige  Vulkankuppen  oder  vulka- 
nische Decken,  die  entstehen,  wenn  die  glutflüssigen  Massen  ohne  wesent- 
liche Beteiligung  yon  Gasen  oder  Dämpfen  in  die  Höhe  steigen. 

—  Nachdem  Keates  (s.  1866  N.)  zuerst  vorgeschlagen  hatte,  gepreßte  Luft 
durch  in  Flammöfen  geschmolzenen  Kupferstein  zu  leiten,  macht  der 
russische  Bergingenieur  Samennlkow,  wie  H.  von  Jossa  in  der  „Berg-  and 
Hüttenmänn.  Zeitung"  1884  S.  484  berichtet,  die  ersten  Versuche  zum 
Bessemern  des  Eupf ersteins ,  die  vielversprechend  ausfallen,  aber  von 
ihm  nicht  im  großen  nicht  fortgesetzt- werden. 

—  SIefflMit  und  Haitki  bauen  femzeigende  Wasserstandsmeeser,  die  mit  Indok- 
tionswechselBtrömen  betrieben  werden.    (Vgl.  1856  D.) 

—  Mtton  und  White  in  HuU  stellen  eine  indirekt  wirkende  Dampframme  her, 
bei  welcher  der  Bär  durch  kontinuierlich  immer  in  derselben  Rich- 
tung bewegte  Gelenkketten  gehoben  wird,  so  daß  die  Dampfmaschine 
während  der  Arbeit  weder  angehalten  noch  umgesteuert  zu  werden 
braucht.  Diese  Art  von  Kämmen  wird  1867  von  Peter  Eassie  noch  ver- 
bessert. 

—  Karl  SiahltGhmMt  führt  das  als  Nebenprodukt  bei  der  Gewinnung  des  Zinkes 
erhaltene  fein  verteilte  metallische  Zink  unter  dem  Namen  Zinkstaub 
in  die  Technik  ein. 

—  C.  TmiM  du  Motay  und  Martchal  erfinden  das  Bleichen  der  Textilstoffe  mit  über- 
mangansaurem Kali.  Tessi^  du  Motay  empfiehlt  zu  gleichem  Zwecke  auch 
das  Wasserstofisuperoxyd,  das  aber  erst  nach  langer  Zeit  Eingang  findet, 
nachdem  man  gelernt  hatte,  dünne  Lösungen  zu  verwenden  und  nur  ver- 
dünnte Natronlauge  zuzusetzen,  da  konzentrierte  Lauge  zu  stürmisch  wirkt, 
und  dann  die  Bleiohwirkung  ausbleibt. 

—  Der  Chirurg  Henry  ThompMW  in  London  vervollkommnet  die  Methoden 
der  Steinoperation  durch  Einführung  des  Seitensteinschnitts. 

—  Benjamin  Chew  TIlKhinan  in  Philadelphia  erfindet  das  Verfahren,  Zellstofl 
mit  schwefliger  Säure  und  sauren  schwefiigsauren  Salzen  herzustellen,  das 
jedoch  erst  durch  MitscherUch  imd  Ekman  (s.  1874  M.)  zu  technischer  Voll- 
kommenheit ausgebildet  wird. 

—  Während  die  Greschosse  der  gezogenen  Geschütze  ihre  Führung  in  den 
Zügen  anfänglich  dadurch  erhalten  hatten,  daß  der  Geschoßkern  entweder 
mit  Weichblei  umgössen  oder  mit  einem  aufgelöteten  Hartbleiüberzug  ver- 
sehen war,  führt  der  englische  Fabrikant  Vavanwr  das  Kupfer  in  der  Form 
von  Kupferringen  und  Kupferbändem  als  Führungsmittel  ein.  Die  Kupfer- 
führung ist  jetzt  in  den  Artillerien  allgemein  im  Crebrauch. 

—  Der  Viraiii  deutwher  EltenbahnvarwaltiincM  fährt  statt  des  bis  dahin  allge- 
mein gebräuchlichen,  1843  von  Reifert  angegebenen  Zughakens,  der  an 
der  ihm  zunächst  liegenden  PuSerbohle  befestigt  wurde,  die  durchgehende 
Zugstange  ein,  bei  der  die  beiden  Zughaken  eines  Wagens  durch  eine 
Stange  starr  miteinander  verbunden  sind.  An  diese  ist  der  Wagen  in  der 
Mitte  durch  eine  Spiralfeder  elastisch  angehängt. 

—  P.  H.  Wation  in  Edinburg  führt  die  erste  Exstirpation  des  Kehlkopfes  bei 
unheilbarer  Krebserkrankung  aus. 

—  Robert  WhItohMHl  versieht  seinen  Torpedo  (s.  1864  W.)  mit  dem  sogenannten 
Tiefenregulator,  der  den  Torpedo  während  seines  Laufes  in  einer  bestimmten 
Tiefenlage  unter  der  Wasserfiäche  hält,  und  den  er  späterhin  durch  An- 

—     655     — 

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186« 

bringung  eines  Eontrollpendela  noch  empflDdlioher  gestaltet.  Zum  Ans- 
stoB  für  den  Torpedo  konstruieTt  er  ein  TJnterwasserbreitseitrohT,  das  fest 
im  SohiS  eingebaut  ist,  so  daß  durch  Steuern  mit  dem  Schiff  2iiel  genommen 
werden  muß. 

1866  M.  Woronin  entdeckt,  daS  die  I^eguminosenknöUehen   allseits   gesohloesene 
Zellen  enthalten,  die  von  lebenden  Bakterien  erfüllt  sind. 

—  F.  H.  A.  WOilnwr  stellt  zuerst  fest,  daß  Temperatur  und  Druck  im  Spektrum 
eines  Körpers  wesentliche  Änderungen  hervorbringen  können,  was  1868 
von  Franke,  1869  von  Frankland  und  Lockyer  und  später  von  Idppich, 
Ciamician  usw.,  bestätigt  wird. 

'—  Ferdinand  Zirini  macht  im  Anschluß  an  die  Sorby'schen  Arbeiten  (s.  1860S.) 
mit  Hilfe  des  Mikroskops  grundlegende  Untersuchungen  an  Mineralien 
und  Gesteinen,  insbesondere  am  Basalt. 

—  J.  C.  Friedrich  ZSIIncr  findet-  mit  seinem  Photometer,  daß  das  licht  der 
Sonne  etwa  66000  Millionen  mal  heller  strahlt  als  dasjenige  der  Capeila, 
welche  etwa  um  18°/o'^onWega,  deren  Ldchtstärke  als  Einheit  genommen  wird, 
übertroflen  wird.  Die  Wega  leuchtet  somit  etwa  46000  Millionen  mal 
schwächer  als  die  Sonne,  Der  am  stärksten  leuchtende  Stern  Sirius  leuchtet 
11000  Millionen  mal  schwächer  als  die  Sonne. 

1867  August  Achard  konstruiert  die  erste  durchlaufende  elektrisch  eu  steuernde 
Eisenbahn-Zugbremse. 

—  John  Couch  Adams  erkennt  in  der  Veränderung  der  Bahn  des  alle  33  bis 
34  Jahre  wiederkehrenden  Schwanns  der  Leoniden-Stemschnuppen  den 
Einfluß   der  Anziehung  des  Jupiters  auf  die  Bewegung  dieser  Meteorite. 

—  Anders  Jonas  Incstrtm  beobaehtet  zuerst  das  Spektrum  des  Nordlichts, 
das  1900  von  Adam  Paulsen  photographiert  und  dadurch  der  genauen 
Meesimg  zugänglich  gemacht  wird. 

—  Anders  Jonas  Infttrflm  wendet  zuerst  die  Sx>ektralanalyse  wie  auf  das 
Nordlicht,  so  auch  auf  das  Zodiakallicht  an  und  findet,  daß  die  helle  Nord- 
lichtUnie,  die  einer  Wellenlänge  von  0,0006667  mm  entspricht,  auch  im  Sjtek- 
trum  des  ZodiakaUichtes  vorkommt.  Dies  weist  auf  den  terrestrischen  Ur- 
sprung des  Lichtes  hin,  so  daß  Mairan's  Ansicht  über  den  Zusammenhang 
des  Zodiakallichts  mit  dem  Nordlicht  (s.  1733  M.)  wieder  beachtet  wird. 
Andrerseits  wird,  namentlich  von  Ebert  darauf  hingewiesen,  daß  bei  Ang- 
ström's  Befund  auch  diffuses  Tageslicht  mitgewirkt  haben  kann. 

—  Nachdem  Friedrich  August  Arftluidtr  von  1862 — 1861  mit  Sohönfeld  und 
Krüger  die  Durchmusterung  des  nördlichen  Himmels  ausgeführt  und 
Ortsbestimmungen  von  allen  Sternen  bis  zur  9.  GrröBe  in  dem  „Atlas 
des  nördlichen  gestirnten  Himmels"  publiziert  hatte,  gibt  er  in  seiner 
Publikation  „Mittlere  Oerter  von  33811  Sternen"  die  Ortsbestimmung 
von  33811  Sternen  wieder. 

—  Adolf  von  Batytr  faßt  den  Unterschied  zwischen  Kondensation  und  Poly- 
merie dahin  auf,  daß  im  ersteren  Falle  die  Moleküle  durch  Kohlenstoff- 
bindung,  im  letzteren  dagegen  durch  Sauerstoff-  oder  Stickstoffbindnng 
zusammentreten.  Er  weist  darauf  hin,  daß  für  die  Synthese  nur  die 
Kondensation  von  Bedeutung  ist,  und  nennt  als  wichtige  Beispiele  die 
Bildimg  des  Mesitylens  aus  Aceton  (s.  1838  K.  imd  1866  F.)  und  die  des 
Zimtaldehyds  aus  Bittermandelöl  und  Aldehyd  bei  Einwirkung  von  Salz- 
säure.    (S.  1856  C.) 

—  Baniütlir  und  G.  F.  Qrim  nehmen  ein  Patent  auf  das  eiste  PreQluftstoß- 
werkzeug  zur  Herstellung  der  Blattgoldfüllung  in  Zähnen.  Diese  feinen 
Maschinen,  die  von  Hyde  (1869),  Green  (1869),  Nichols  (1876),  Dennis 
(1877)  n.  a.  verbessert  werden,  sind  die  Vorgänger  der  großen  zuerst  in 
Amerika  ausgeführten  Preßluftwerkzeuge.     (S.  1868  J.) 

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1867 

1867    Der  Orgelbauer  Barfctr  wendet  zuerst  den  Elektromagnetümue  zum  Be- 
trieb von  Orgeln  an. 

—  Edmond  Baequwvl  gelingt  es,  auf  einer  Daguerre'schen  Platte  nicht  nur  die 
blauen  und  ultravioletten,  sondern  auch  die  roten  und  gelben  Teile  des 
Spektrums  abzubilden  und  damit  den  Beweis  zu  liefern,  daß  auch  diese 
Strahlen,  wenn  sie  auch  nicht  direkt  chemisch  wirken,  doch  imstande 
sind,  eine  angefangene  chemische  Wirkung  fortzuführen.  (S.  a.  1865  S.) 

—  Greorge  BwUon  in  Manchester  erfindet  ein  kontinuierliches  Drahtwalzwerk. 
Er  ist  der  erste,  der  Metallstücke  von  100  Pfund  zu  Draht  verwaJzt  und  bis 
11  Tons  im  Tage  erzeugt.  Seine  Walzen  sind  abwechselnd  wagereoht  und 
senkrecht  gestellt,  damit  das  Walzgut  durch  die  abwechselnden  Formen 
von  Hoch-  und  Querkahber  in  gerader  Linie  hindurchgeht. 

—  Bamlw  konstruiert  eine  Kettenwinde,  die  auf  der  Pariser  Weltausstellung 
großes  Au&ehen  erregt  und  als  Aufzugsmaschine  für  Bauzwecke  in  Frank- 
reich viel  angewendet  wird. 

—  Maroelin  BarthMot  gelingt  es,  indem  er  Acetylen  längere  Zeit  der  dunklen 
Rotglut  aussetzt,  die  ganze  Reihe  von  Polymeren  des  Acetylens  zu  er- 
halten, so  namentlich  das  Benzol,  den  Naphtalinwasserstofi  und  den 
Anthracenwasserstofl,  aus  welch  letzteren  beiden  unter  dem  Einfluß  der 
Hitze  NaphtaUn  und  Anthracen  entstehen. 

—  Anton  J.  H.  von  Battandorf  sieht  als  erster,  daß  sich  beim  raschen  Ab- 
kühlen von  Arsendämpfen  ein  gelbes  Pulver  bildet,  das  sich  nachher  grau 
färbt.  Er  vermutet  die  Existenz  einer  neuen  Modifikation  des  Arsens, 
nämlich  „gelbes  Arsen".  (Vgl.  1867  H.) 

—  Der  Abb6  BoarfMis,  Direktor  des  College  de  Pontleroy,  behauptet  zuerst 
an  Feuersteinstüoken  aus  den  SüBwasserablagerungen  des  unteren  Miooän 
von  Thenay  (Loire  et  Cher)  Spuren  menschlicher  Bearbeitung  gefunden 
zu  haben.  Ihm  folgt  1880  C.  Ribeiro,  der  in  tertiären  Schichten  des 
Tajotals  bei  Otto  auf  solche  Feuersteinfragmente  stößt. 

—  Brown  Brathon  in  London  konstruieren  einen  Dampfkran,  bei  welchem  sie 
das  Flaschenzugprinzip  der  hydrauUschen  Krane  auf  den  Dampfkran 
übertragen.  Diese  Konstruktion  wird  vorbildlich  und  fortan  vielfach  aus- 
geführt. 

—  Brown  imd  Sharpo  bilden  die  „allgemeine  Fräsmaschine"  aus  und  erhöhen  ihre 
allgemeine  Verwendungsfähigkeit  durch  zahlreiche  Hilfseinrichtungen. 

—  Edmond  Carr<  baut  die  erste  größere  Vakuumeismaschine  (s.  1810  L.)  für 
die  Pariser  Weltausstellung.  Bei  dieser  Maschine  wird  als  verdampfende 
Flüssigkeit  Wasser,  als  Absorptionsflüssigkeit  konzentrierte  Schwefelsäure 
angewendet. 

—  Ernst  Cantanjm  untersucht  das  Thallinm  und  stellt  eine  Anzahl  neuer  Ver- 
bindungen desselben,  wie  insbesondere  die  Schwefelverbindungen,  die  Sele- 
nide, das  Cyanür,  das  Rhodanür,  verschiedene  Salze  des  ThaUiumozyduls 
und  eine  Anzahl  Legierungen  des  ThaUiums  dar.  Die  Thalliumoxydsalze 
werden  namentUoh  von  Adolph  Strecker,  WiUm  und  Rammeisberg  be- 
arbeitet. 

—  Frederick  Craco  Calvort  in  Manchester  bringt  die  Carbolsätire  als  Desin- 
fektionsmittel in  den  Handel. 

—  Croqiln  bildet  für  Paris  zu  Zwecken  der  Beförderung  von  Telegrammen  in 
Röhren  ein  diskontinuierliches  pnenmatisches  System  aus,,  bei  welchem  der 
Luftdruck  je  nach  der  Schnelligkeit  der  Zugfolge  in  größeren  oder  ge- 
ringeren Zeitabständen  und  nur  während  der  Zugförderung  wirkt.  Ähn- 
lich ist  das  V.  Felbinger'sche  System,  das  1875  in  Wien  angewendet 
wird.   (S.  a.  1902  G.) 

Dkrmitaedter.  42 

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1867 

1867  Heiner  DaiiM  konstniiert  ein  Bandagenwalzwerk  mit  drei  Walzen  und 
schwingender  Lagerung  der  Bchräg  zur  HauptaohBe  geatellten  Formwalze. 

—  Emile  Diiploy<  bearbeitet  ein  stenographisoheB  System,  welches  auf  den 
G-runda&tzen  der  geometrischen  Stenographie  und  der  phonetischen  Ortho- 
graphie beruht  und  in  Frankreich  in  neuerer  Zeit  weite  Verbreitung  ge- 
funden hat.     (Vgl.  1792  B.) 

—  James  B .  Eait  erfindet  den  epioyklisohen  Fl  asohenzug  zur  Hebung  und  Senkung 
Yon  Lasten  bis  zu  1000  kg;  diesem  Flaschenzug  kommt  außer  der  Selbst- 
hemmung der  Last  ein  günstiges  Güteverhältnis  zu,  das  sich  in  der  Mög- 
lichkeit der  Erreichung  einer  großen  Eraftumsetzung  ausdrückt.  Ähnliche 
Flasohenzüge  werden  von  Moore  Head  1871  und  von  Henry  Chairy  1872 
konstruiert. 

—  Adolf  Fiek  in  Würzburg  bearbeitet  die  Muskelphysiologie  vom  thermo- 
d3rnamischen  Standpunkt  und  zeigt  gemeinsam  mit  WMIcMn,  daß  die 
Energie  des  Muskels  nicht  aus  der  Zersetzung  von  Eiweißstoflen,  sondern 
▼on  Kohlehydraten  stammt. 

—  H.  ntchwr  in  Hannover  führt  den  ersten  unterläufigen  Mahlgang  mit 
balancierendem  Oberstein  aus. 

. —  Max  FMteiMr  studiert,  angeregt  durch  die  Auffindung  eines  Lagers  von 
Coelestin  in  Schlesien,  mit  seinem  Sohne  Emil  FMidNr  das  Bistrontium- 
saocharat  und  dessen  Bildung  bei  Siedehitze  und  erkennt,  daß  es  bei  Ab- 
kühlung in  Erystalle  von  Strontianhydrat  und  eine  strontianhaltige 
Zuckerlösung  zerfällt.  Er  errichtet  eine  Versuchsanlage  in  Dresden  und 
tritt  1870  mit  Hermann  Kücken,  Direktor  der  Zuckerfabrik  Hütensieben, 
und  mit  Hermann  Beichardt  und  Eduard  Krüger  in  Verbindung,  die 
darauf  die  Zuckerfabrik  Dessau  begründen. 

—  Friedlich  August  FiOckl|tr  erweitert  und  vertieft  die  Pharmakognosie  in 
physikalisch-chemischer  und  historisch -geographischer  Richtung. 

—  Elias  Frtet  beschreibt  und  zeichnet  eine  Fülle  höherer  Pilze  in  seinen 
„Icones  selectae  Hymenomycetum"  und  fördert  dadurch  die  Kenntnis  der 
Pilzformen. 

—  Axel  Oadolln  gelangt  auf  rein  geometrischem  Wege  zur  Aufstellung 
von  32  krystallinischen  Gruppen,  die  er  in  sechs  Klassen  einteilt,  und  die 
mit  den  Gruppen  übereinstimmen,  auf  welche  auch  schon  die  empirische 
Einteilung  von  Naumann  (s.  1830  N.)  hingeführt  hatte.     (S.  a.  1830  H.) 

—  Qamlar  entdeckt  in  Neu-Kaledonien  reiche  Fundstätten  von  reinen  wasser- 
haltigen Nickelmagnesiasilikaten  (Gamierit),  wodurch  die  Nickelindustrie 
einen  neuen  Aufschwung  erhält. 

—  K.  Qraibe  und  0.  Born  erhalten  durch  Addition  von  Wasserstoff  zu  Phtal- 
säure  die  HydrophtaUänre,  die  nach  Adolf  von  Baeyer  als  ein  Genüsch 
von  Dihydrosäure  und  Tetrahydrosäure  anzusehen  ist. 

—  Der  Koch  GrOiwbart  in  Berlin  stellt  aus  einer  Mischung,  die  im  wesent- 
lichen aus  Erbsmehl,  Zwiebeln,  Salz  und  anderen  Gewürzen  besteht  und 
in  darmartige  Hülsen  von  Pergamentpapier  gefüllt  wird,  ein  Nährpräparat 
her,  das  mit  dem  Namen  Erbswurst  belegt  wird  und  sich  im  deutsch- 
französischen  Kriege  zur  Verpflegung  der  Truppen  bewährt. 

—  Cato  Maximilian  GuMbsrf  und  Peter  Waap  entreißen  die  Berthollet'schen 
Arbeiten  (s.  1801 B.)  der  Vergessenheit,  wenden  die  mathematische  Analyse 
auf  die  Reaktionsgeschwindigkeiten  und  Gleichgewichtsverhältnisse  bei 
chemischen  Vorgängen  an,  und  begründen  auf  diese  Weise  das  Guldberg- 
Waage'sche  Massenwirkungsgesetz. 

—  Hermann  voo  Htlmlioltz  erweitert  in  seiner  „Physiologischen  Optik"  den 
Young'sohen  Gedanken  (s.  1807  Y.)  der  Zurückführung  des  Farbensystems 
auf  drei  Grundfarben  dahin,  daß   die  Verschiedenheit  der  Farbenempfin- 

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1867 

düngen  davon  herrührt,  daß  durch  die  den  drei  Grundfarben  entsprechenden 
Lichtarten  drei  verschiedene  Arten  der  Erregnng  in  den  Nervenfasern  des 
Auges  hervorgerufen  werden. 
1867  Johann  Wilhelm  HHtort  prüft  die  Arbeiten  von  BerzeliuB  über  Arsenmodi- 
flkationen  nach  (vgl.  1844B.)  und  stellt  durch  Beobachtung  der  verschiedenen 
spezifischen  Gewichte  unumstößlich  fest,  daß  es  neben  dem  gewöhnlichen 
grauen  Arsen  (vgl.  1675  L.)  noch  schwarzes  Arsen  gibt,  das  er  als  „amorphes 
metallisches"  Arsen  beschreibt.    (Vgl.  1867  B.  und  1893  B.) 

—  Hoctatottw  &  Co.  in  Floridsdorf  bei  Wien  wenden  zuerst  die  Bückst&nde 
der  Blutlaugensalzfabrikation  (Blutkohle)  in  Pulverform  zum  Entfärben 
von  Paraffin  an. 

—  August  Wilhelm  von  Hohiuuin  erhält  bei  Behandlung  von  Methylamin  mit 
aUcohoUsoher  EaUlauge  und  Chloroform  das  Isooyanmethyl,  den  ersten 
Kepräsentanten  der  Isonitrile,  oder  wie  Armand  Gautier,  der  den  Körper 
fast  gleichzeitig  aus  Cyansilber  und  Jodmethyl  darstellt,  sie  nennt,  der 
„Carbylamine".  Diese  Körper  sind  den  Nitrilen  isomer,  und  es  erscheint 
in  ihnen,  wenn  der  Stickstoff  dreiwertig  angenommen  wird,  der  Kohlen- 
stoff zweiatomig  oder  ungesättigt. 

—  August  Wilhelm  von  Hofnumn  entdeckt  den  Formaldehyd,  indem  er  einen 
mit  Holzgeistdämpfen  beladenen  Luftstrom  über  eine  glühende  Platinspirale 
leitet. 

—  HukM*  erhält  durch  Oxydation  des  Nicotins  eine  Säure,  die  er  1870  als 
Pyridinoarbonsäure  erkennt,  und  die  den  Zusammenhang  dieses  Alkaloids 
mit  dem  Pyridin  ebenso  zu  erkennen  gibt,  wie  die  Darstellung  des  Chino- 
lins  durch  Gerhardt  (s.  1842  G.)  den  Zusammenhang  des  Chinins,  Cincho- 
nins  und  Strychnins  mit  dem  Chinolin  beweist.  Auch  das  Piperidin  hängt 
nach  Hofmann  (1879),  Königs  (1879),  Ladenburg  (1884)  u.  a.  mit  dem 
Pyridin  zusammen,  und  ebenso  sind  von  Vongerichten  1883  aus  dem  Narco- 
tin,  von  Ladenburg  1885  aus  dem  Atropin  und  von  Hofmann  1884  aus 
dem  Conün  Pyridinabkömmlinge  erhalten  worden. 

—  Der  Fabrikant  Friedrich  Kaltor  in  Iserlohn  erfindet  eine  selbsttätige  Stanz- 
und  Lochmaschine  für  Nähnadeln. 

—  A.  KakuM,  A.  Wurtc  imd  H.  OiMort  stellen  gleichzeitig  die  Carbolsäure  auf 
synthetischem  Wege  durch  Schmelzen  von  benzolsulfosanrem  Kali  mit 
Kalihydrat  her. 

—  Wilhdm  KSraMn  in  Nürnberg  baut  zuerst  Mehrfach-Drahtziehmaschinen, 
bei  denen  der  Draht  auf  einer  Maschine  in  demselben  Arbeitsgange  hinter- 
einander durch  mehrere  Zieheisen  gezogen  wird. 

—  Heinrich  Krlgar  und  F.  Eichhorn  in  Hannover  erhalten  ein  englisches  Pa- 
tent auf  einen  Kupolofen  (Schmelzofen)  mit  Windvorwärmung  und  Vorherd. 

—  Alfred  Krupp  in  Essen  fertigt  für  die  internationale  Weltausstellung  in 
Paris  einen  lOOO-Pfünder  als  GuBstahlhinterlader  von  36  cm  Seelenweite, 
50000  kg  Eohrgewicht,  480  kg  Geschoßgewicht  und  75  kg  Pulverladung. 
Der  Weltruf  der  Krupp'schen  Fabrik  wird  durch  dieses  Ausstellungsobjekt 
erheblich  vermehrt.    (S.  auch  1893  K.) 

—  Willy  KAhno  lehrt  die  Reindarstellung  der  Fermente. 

—  Adolph  KuBmanl  lenkt  bei  Gelegenheit  seiner  Publikation  über  die  Be- 
handlung der  Magenerweiterung  die  Aufmerksamkeit  der  Ärzte  auf  die  in 
Vergessenheit  geratene  Magenpumpe.     (S.  1822  B.  und  1829  A.) 

—  Der  Kapitän  Charles  Llomur  führt  das  pneumatische  Abfuhrsystem  ein, 
das  bezweckt,  die  Fäkalstoffe  durch  Luftdruck  in  eisernen,  unter  der  Erde 
liegenden  Röhren  abzuführen.  Die  Idee,  die  Pumparbeit  zur  Entfernung 
der  Fäkalien  durch  eine  Zentralstation  besorgen  zu  lassen,  die  Liernur's 
System   zugrunde  liegt,  war  zuerst   von   Chapurot  in  Turin  (1846)    aus- 

42* 

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1867 

gesprochen  worden.    Auf   ähnlichem  Prinzip  wie  das  Liemur'sche  System 
beruhen  die  Systeme  von  Isaac  Shone,  Mertens,  Breyer  u.  a. 
1867    UntfMborn  stellt  zuerst  den  Farbstoff  des  Petersilienkrautes  „Apigenin"  dar, 
der  von  Vongerichten  (1876)  näher  untersucht  und  1896  von  Eoetaaecki 
(8.  1895  K.)  synthetisch  dargestellt  wird. 

—  Joseph  Uttw  führt  unter  dem  Namen  „Catgut"  ünterbindungsfäden  aus 
Darmsaiten  ein.  Diese  Fäden  haben  gegenüber  den  früher  meist  benutzten 
Seidenfäden  den  großen  Vorteil,  daB  sie  sich  nach  einiger  Zeit  vollständig 
in  den  Körpersäften  auflösen  und  nicht  erst  künstlich  entfernt  zu  werden 
brauchen. 

—  Joseph  Littar  begründet,  gestützt  auf  die  Lehre  Pasteur's  von  der  Pan- 
Spermie,  d.  h.  der  Allgegenwart  von  Keimen  in  der  Luft  (s.  1860  P.),  die 
Notwendigkeit  der  antiseptischen  Blutstillung  und  Wundbehandlung.  Er 
bildet  deren  Technik  auf  das  Sorgfältigste  aus,  indem  er  die  Instrumente, 
die  Hände  des  Operateurs,  die  Haut  des  zu  Operierenden  durch  keim- 
tötende Chemikalien  von  anhaftenden  Keimen  befreit,  die  Luft  durch 
Carbolsäure  desinfiziert  und  die  Wimde  nach  der  Operation  durch  luft- 
dichte Verbände  abschließt.  Auch  für  die  Behandlung  der  Verbrennungen 
führt  das  antiseptische  Prinzip  einen  wesentlichen  Fortschritt  herbei.  (Die 
Luftdesinfektion  durch  Carbolspray  und  der  luftdichte  Abschluß  der 
Wunden  durch  öltaffet  werden  späterhin  als  überflüssig  erwiesen  und 
kommen  wieder  in  Wegfall. 

—  Karl  August  Lomm  arbeitet  über  die  Lehre  von  der  die  Cresteine  umge- 
staltenden Kraft  des  Druckes,  dem  Druck-  oder  Begionalmetamorphismus, 
der  neben  dem  Kontaktmetamorphismus  von  der  modernen  Gesteinslehre 
zur  Erklärung  der  Gresteinsbildung  herangezogen  wird. 

—  Lndwlf  und  von  BnoHl  vervollständigen  die  Kenntnis  der  äußeren  Inner- 
vation des  Herzens  (s.  1844  R.  und  1846  W.)  durch  den  Nachweis  der  Be- 
sohleunigungsnerven. 

—  Fritz  W.  Urmann  führt  für  den  Hochofen  die  nach  ihm  genannte  Schlacken- 
form ein,  durch  die  es  ermöglicht  wird,  den  vorderen  Teil  des  Gestells 
(die  Brust  des  Hochofens)  vollständig  zu  schließen.  Nur  unterhalb  der 
Windformen  bleibt  eine  kleine  Öffnung  zum  Schlaokenabfluß,  die  zum 
Schutz  des  Mauerwerks  mit  einer  gekühlten  Bronzeröhre  ausgefüttert 
wird,  und  noch  darunter  eine  öffoimg  zum  zeitweiligen  Ablassen  des 
flüssigen  Boheisens. 

—  Madlton  versieht  zuerst  das  Fahrrad  mit  Drahtspeichen,  und  zwar  mit 
Radialspeichen,  die  von  1883  ab  durch  die  zuerst  von  Renard  angewandten 
Tangentialspeichen  fast  ganz  verdrängt  werden. 

—  MttYi  <l*  EclMvtnla  und  Bazin  konstruieren  eine  Winde  mit  Nufitrommel 
und  eigentümlicher  Bremsanordnung,  die  in  Frankreich  viel  gebraucht 
wird  und  später  auch  beim  Bau  der  großen  Oper  in  Paris  Anwendung 
findet.  Diese  Bremsanordnung  gibt  den  Anlaß  zur  Entstehung  einer  großen 
Reihe  von  sogenannten  Sioherheitskurbeln. 

—  Johann  Heinrich  MMIn(tr  stellt  in  den  Jahren  1867 — 70  umfassende  Unter- 
suchungenüber  Eisschränke  und  namentlich  über  die  Wärmeleitungsfähig- 
keit derjenigen  Stoffe  an,  mit  denen  die  Doppelwände  der  Eisschränke 
ausgefüllt  werden,  und  findet  am  günstigsten  feingezupfte  Haare,  Wolle, 
Spreu  und  Häcksel.  Zwischen  den  Doppelwänden  nur  Luft  zu  lassen,  ist 
durchaus  unzweckmäßig.  Auch  schlägt  er  die  auf  dem  gleichen  Prinzip 
beruhende  Kochkiste  vor. 

—  Der  Ingenieur  Albrecht  MeyimkaiMr  wendet  die  von  Laussedat  (s.  d.  1864) 
erfundene,  jedoch  von  ihm  selbständig  ausgebildete  Photogrammetrie 
(Photographometrie)   auf  die  Architektur  an.    Meydenbauer's  Verfahren 

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1897 

(„Meßbildverfahren")  macht  das  umständliche  und  mit  Gefahren  ver- 
bundene Aufmessen  ausgedehnter,  schwer  zugänglicher  BauUohkeiten 
(Außenfassaden  von  Kirchen,  Burgen  u.  dgL)  entbehrlich. 
1867  Georg  Hermann  VM  Maytr  erkennt  die  Gesetzmäßigkeit  in  dem  Verlauf 
der  feinen  Stäbchen,  Flättchen  oder  Balkchen  des  Knochens  (Architektur 
der  Spongiosa)  und  führt  den  Nachweis,  daß  dieselben  Regeln,  durch 
welche  das  Gleichgewicht  eines  Systems  starrer  Körper  bedingt  wird,  auch 
für  den  statischen  Aufbau  der  menschlichen  Knochen  gültig  sind.  (S. 
1806  L.  und  1864  C.) 

—  Jos6  MmIw  nimmt  ein  Patent  auf  die  Herstellung  von  Blumenkübeln 
aus  Zementmörtel,  in  welchen  Eisennetzwerk  eingebettet  ist.  (Eisenbeton 
— ygl.  1865  L.)  Zusatzpatente  von  1868,  1873  und  1876  beziehen  sich  auf  Her- 
stellung von  Brücken,  Treppen  und  Eisenbahnschwellen  in  dieser  neuen 
Bauweise,  die  später  den  Namen  „Monierbau"  erhält  und  namentlich  von 
Hennebique  (s.  1806  H.)  weiter  ausgestaltet  wird. 

—  Alfred  NoM  entdeckt  das  außerordentliche  Absorptionsvermögen  der  In- 
fusorienerde für  Nitroglycerin  und  erfindet  darauf  gestützt  das  Dynamit, 
eine  mit  76  Prozent  Nitroglycerin  durchtränkte  Infusorienerde.  Das  Dyna- 
mit ist  gegen  Stoß  und  Schlag  viel  weniger  empfindlich  als  Nitroglycerin 
und  läßt  sich  leicht  zu  Patronen  formen. 

—  Der  Ingenieur  W.  VM  NMUng  führt  die  nach  ihm  benannte  Übergangs- 
kurve zur  Erleichterung  des  Einlaufens  von  Eisenbahnfahrzeugen  in  Krüm- 
mungen ein. 

—  Nicolaus  Otto  und  Eugen  Lm|M  erfinden  eine  atmosphärische  Gaskraft- 
masohine,  bei  der  die  Explosionswirkung  nur  indirekt  zur  Arbeitsleistung 
benutzt  wird.     (S.  a.  1864  B.) 

—  E.  Pttouzt  kommt  auf  den  Vorschlag  von  Krafft  (s.  1866  K.)  zurück  und 
verarbeitet  die  gebrauchte  Laming'sche  Gasreinigungsmasse  auf  Berliner- 
blau und  andere  Cyanverbindungen.  Ungefähr  gleichzeitig  wird  diese  Fabri- 
kation von  KunMm  &  Oo.  in  Berlin  angenommen. 

—  Der  Berliner  Fabrikant  Juhus  Plntach  erfindet  eine  Vorrichtung  zur  Rege- 
lung des  Gasdruckes  in  Lampen,  die  es  möglich  macht,  Eisenbahnzüge 
mit  Olgas  zu  beleuchten. 

—  Die  PomllMimMiifaktiir  zu  9tnm  führt  für  große  sphäroidische  Gegenstände 
ein  neues  Gußverfahren  ein,  bei  welchem  die  Form  mit  einem  Gefäß  von 
Eisenblech  umgeben  und  die  äußere  Luft  mittels  eines  pneumatischen 
Apparates  verdünnt  wird.  Mit  dieser  Methode  gelingt  es  selbst  größere 
Gegenstände  aus  Pate  tendre  zu  gießen,  deren  Formung  sonst  wegen  ge- 
ringer Elastizität  der  Masse  Schwierigkeiten  macht.     (VgL  auch  1834  A.) 

—  Rm  nimmt  ein  Patent  auf  die  Verwendung  von  Cyankalium  und  kohlen- 
saurem Ammoniak  zur  Extraktion  von  Golderzen  und  wird  damit  der 
Vorläufer  des  Mac- Arthur-Forrest-Prozesses.    (S.  a.  1806  H.  u.  1887  F.) 

—  Der  französische  Oberst  A.  tt  Ratty«,  Direktor  der  kaiserlichen  Werkstätten 
zu  Meudon,  konstruiert  die  Mitrailleuse  (Canon  k  baUee),  welche  im  Feld- 
zug 1870/71  auf  französischer  Seite  —  jedoch  ohne  den  gehofften  Erfolg  — 
verwendet  wird.  Das  Geschützrohr  besteht  aus  26  in  einer  Bronzehülle 
vereinigten  Gewehrläufen  von  13  mm  Seelenweite;  Geechoßgewicht  60  g, 
Pulverladung  12  g.  Das  Laden  erfolgt  durch  Einsetzen  einer  26  fach 
durohlochten,  mit  26  Patronen  gefüllten  Ladeplatte.  Feuergeschwindig- 
keit 3—6  Platten,  d.  i.  76—126  Schuß  in  der  Minute. 

—  A.  4»  Raffy«  konstruiert  eine  Hinterladekanone,  welche  als  „Canon  de 
sept"  (nämlich  „Kilo")  noch  während  des  Feldzuga  1870/71  das  System 
La  Hitte  (s.  1866  L.)  zum  Teil  ersetzt.  Bei  diesen  Kanonen  ist  der  zu- 
erst von  dem  Amerikaner  Eastman  angegebene  Schrauben  Verschluß  ange- 

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1867 

wendet,  der  auch  bei  einigen  Greschützarten  der  deutschen  Artillerie,  z.  B. 
b«  der  21  om-TurmhaubitEe,  Verwendung  gefunden  hat. 
1867    Eduard  Rmdi  untersucht   die   Reflexion   und   Brechung  des  Lichtes   an 
sphärischen  Flächen  (s.  1828  H.)   unter  Voraussetcnng  endlicher  Einfalls- 
winkel. 

—  RtfolM  in  Paris  führt  zuerst  das  Senfpapier  ein,  d&s  bald  große  Verbrei- 
tung findet. 

—  Ro«t  in  Connersville  (Amerika)  konstruiert  sein  unter  dem  Kamen  „Boots 
blower"  weit  verbreitetes  Kapselgebläse  mit  zwei  Drehachsen.  Dasselbe 
wird  1883  von  J.  W.  MelUng,  1888  von  Samuelson  &  Co.  und  seitdem  viel- 
fach umkonstmiert  und  verbessert.     (S.  a.  1650  P.) 

—  Roet  konstruiert  nach  dem  Vorbilde  seines  Blowers  (s.  vorstehenden  Artikel) 
eine  Botationspumpe  mit  zwei  Drehachsen. 

—  Francesco  RamtU  stellt  durch  exakte  Versuche,  bei  denen  er  sich  eines 
von  ihm  erfundenen  DUatometers  (Ausdehnungsmessers)  bedient,  fest,  daß, 
wie  schon  Deepretz  1839  behauptet  hatte,  das  Meerwasser  ein  Maximum 
der  Dichte  bei  annähernd  konstanter  Temperatur  besitzt.  Bei  ruhigem 
Wasser  schwankt  dieses  Dichtigkeitsmaximum  zwischen  — 3  und  — 4°,  bei 
bewegtem  Wasser  rückt  es,  wie  Wyville  Thomson  konstatiert,  bis  — 2,56** 
hinauf. 

—  Carl  SdMlMar  stellt  durch  Kochen  von  (aus  Bübenmark  erhaltener)  Meta- 
pectinsäure  mit  Schwefelsäure  die  Arabinose  her.  Es  ist  dies  die  erste 
Zuckerart  mit  fünf  Kohlenstoffatomen  (Pentose).  Die  Pentose  wird  1887 
von  Stone  und  ToUens  aus  dem  in  den  Biertrebem  enthaltenen  Pentosan 
dargestellt. 

—  Giovanni  Virginio  Schlapanlll  stellt  den  Satz  auf,  daß  Kometen  verdichtete 
Heteorschwärme  und  die  Ansammlungen  von  Meteoriten  aufgelöste  Ko- 
meten sind,  und  erweitert  so  den  1837  von  Morstadt  (s.  d.)  geäußerten 
Gedanken. 

—  8dil«i4l  entdeckt  das  Magdalarot  oder  Naphtalinrot,  das  er  durch  Ein- 
wirkimg von  Amidoazonaphtalin  auf  a  Naphtylamin  und  Eisessig  bei 
ISO"  erhält,  und  das  nach  seiner  Entstehungsweise  zu  den  Safraninen  der 
Naphtalinreihe  gehört. 

—  SckMka  verbessert  die  trockne  Gasuhr,  indem  er  statt  des  Leders  zur  Her- 
stellung der  Bälge  ein  Gewebe  anwendet,  das  er  durch  Niederschlag  von 
gerbaaurem  Leim  gasdicht  macht,  und  das  seine  Dichtigkeit  und  Elastizität 
nicht  verliert,  wie  dies  bei  den  Lederbälgen  der  Fall  ist. 

—  Von  wem  die  Zinkstanbküpe  in  die  Technik  der  Indigofärberei  eingeführt 
worden  ist,  ist  nicht  zu  ermitteln;  doch  scheint  aus  ihrer  Erwähnung 
durch  Paul  SchOtnnb«l*r  hervorzugehen,  daß  sie  sehr  bald  nach  Stf^- 
schmidt's  Entdeckung  des  Zinkstaubs  (s.  1866  S.)  angewendet  worden  ist. 

—  C.  Latham  Sholat,  Samuel  W.  SouM  und  Carlos  Sllddm  benutzen  die  von 
Alfred  Beach  1866  erfundenen  Typenstangen,  die  sie  im  Kreise  ordnen, 
und  die  von  John  Pratt  in  der  Pterotype-Maschine  (1867)  verwirklichten 
Ideen  zur  Konstruktion  einer  Schreibmaschine,  deren  Fabrikation  von 
1873  ab  bei  E.  RMnlngton  &  Som  in  Ilion  erfolgreich  durchgeführt  wird 
( Bemington  -  Typewriter) . 

—  Werner  von  SiMnaiu  erfindet  einen  Alkoholmeßapparat,  der  fortlaufend  und 
selbsttätig  die  Menge  des  in  dem  durchströmenden  Spiritus  enthaltenen 
absoluten  Alkohols  registriert.  Der  Apparat  arbeitet  ebenso  genau,  als  es 
durch  die  zuverlässigsten  Meßverfahren  möglich  ist. 

—  Werner  von  Momons  entdeckt  das  Dynamoprinzip,  wonach  Strom  und 
Magnetismus  sich  bis  zu  einem  durch  die  Masse,  Form  und  die  magneti- 
schen Eigenschaften   des   Magnetgestells  bedingten  Maximum  gegenseitig 


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1867 

Teietärken  und  konstmiert,  hierauf  geetützt,  seine  dynamoelektriBche  Ma- 
schine, bei  welcher  er  den  Doppelt-T-Anker  (vgl.  1866  S.)  verwendet.  Nnr 
14  Tage  später  veröffentlicht  such  Charles  Wheatstone  das  Dynamoprinzip. 
1867  Werner  von  SiMMnt  gibt  einen  Minenzünder  an,  der  ans  einer  Ueinen 
Dynamomaschine  besteht,  deren  Anker  durch  eine  kräftige,  mit  Handgriff 
aufzuziehende  Feder  angetrieben  wird.  Der  Zünder,  der  später  wesent- 
lich verbessert  wird,  dient  zur  Entzündung  von  Glühznndpatronen,  und 
wird  besonders  da  gebraucht,  wo  es  sich  um  eine  größere  Anzahl  ^eich- 
zeitig  zu  zündender  Patronen  handelt. 

—  William  SlMiiMt  schlägt  zuerst  vor,  die  Vergasung  der  Steinkohlen  un- 
mittelbar in  den  Kohlengruben  vorzunehmen  ^und  von  den  dort  zu  er- 
richtenden Leuchtgaszentralen  das  Gas  durch  ein  Bohmetc  nach  den  ent- 
fernten YerbrauohssteUen  zu  leiten. 

—  M.  Soral  'stellt  unter  Benutzung  der  Sainte-Claire-DeviUe'Bchen  Beobach- 
tungen (vgl.  1866  S.)  durch  Anrühren  von  gebrannter  Magnesia  mit  Chlor- 
magnesium  in  ähnlicher  Weise  wie  seinen  Chlorzinkzement  (s.  1866  S.)  einen 
Magnesiazement  her,  dem  man,  ohne  ihn  in  seiner  Hfdtbarkeit  zu  beein- 
trächtigen, bis  20%  Sand,  Kalkstein  oder  ähnliche  Stoffe  beifügen  kann. 
Reinhardt  benutzt  dieses  Verfahren  zur  Herstellung  von  {Schleifsteinen, 
Mühlsteinen,  künstlichem  Marmor  usw.  Der  Magnesiazement  wird  später 
vielfach  zum  Abdämmen  und  Absperren  von  Laugeneinbrfiohen,  speziell 
beim  Kalibergbau  angewendet. 

—  Die  Gebrüder  Salnr  in  Winterthur  führen  auf  der  Pariser  Weltausstellung  die 
nach  ihnen  genannte  Steuerung  für  Dampfmaschinen  vor,  bei  welcher  als 
Steuerungsorgan  sogenannte  Doppelsitzventile  angewandt  werden.  Diese 
Steuerung  wird  1873  und  1878  noch  wesentlich  verbessert.  Bei  ihrer  Aus- 
gestaltung ist  namentlioh  der  erste  Konstmkteur  der  Firma,  Charles 
Brown,  tätig. 

—  C.  TMtM  du  Motay  erfindet  auf  Grund  der  von  Poitevin  (s.  1865  P.)  ent- 
deckten Eigenschaft  der  belichteten  Leimchromatschicht,  fette  Schwärze 
anzunehmen,  den  Lichtdruck  (PhotoUthographie). 

—  C.  TMtM  du  Motay  bringt  Zirkonstifte  im  Knallgasgebläse  zum  Glühen  und 
erleuchtet  mit  diesem  „Zirkonlicht"  oder  „HydrooxygenUcht"  genannten 
Lichte  die  Plätze  vor  dem  Hotel  de  Ville  und  den  TÜilerien  in  Paris.  (S. 
a.  1872  C.) 

—  Karl  von  Than  erhält  beim  Durchleiten  eines  Gemenges  von  Scbwefeldampf 
und  Kohlenoxyd  durch  glühende  Bohren  das  KohlenoxysuMd  als  farb- 
loses Gas. 

—  Der  amerikanische  Elektroteckniker  Elihu  Tbomon  wendet  zuerst  den 
elektrischen  Strom  zum  Schweißen  von  Eisen  an,  indem  er  von  der  Er- 
hitzung eines  Leiters  an  den  Stellen,  wo  er  erhöhten  Widerstand  findet, 
Gebrauch  macht.  Er  arbeitet  mit  hochgespannten  Wechselströmen,  die 
auf  1 — 4  Volt  transformiert  werden,  und  dann  mehrere  Tausend  Ampere 
nutzbar  machen  lassen,  und  Temperaturen  von  2000°  und  darüber 
erzeugen. 

—  William  Thoniion  (Lord  Kelvin)  erfindet  den  Hebetechreiber  —  Siphon- 
recorder  — ,  der  für  den  Betrieb  langer  unterseeischer  Kabelleitungen  Ver- 
breitung findet.  Der  Apparat  wird  später  namentlich  durch  Muirhead 
verbessert. 

—  William  Thomion  (Lord  Kelvin)  erfindet  das  Quadrantenelektrometer,  das 
nach  Art  der  Torsionswage  gebaut  ist,  und  mit  dem  man  auch  g^eringe 
Elektrizitätsmengen  messen  kann,  während  das  Sinuselektrometer  von 
Kohlrausch  (s.  1863  K.)  nur  stärkere  Spannungen  angibt. 

—  Ludwig  Trauho  macht  Untersuchungen  über  die  Veränderungen  des  Lungen - 

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1867 

parenchjms  nach  Durchschneidung  der  Nervus  vagua,  über  die  Fiebervor- 
gänge, welche  er  durch  eine  direkt  oder  reflektorisch  erregte  tetanisohe  Kon- 
traktion der  kleinen  Arterien  zu  erklären  sucht,  und  über  den  Zusammen- 
hang zwischen  Herz-  und  Nierenkrankheiten.  Er  weist  nachdrücklich  auf 
die  Notwendigkeit  der  TemperaturmeeBung  bei  Fieberkranken  hin. 
1867  Monte  Tmibt  gelingt  es,  sogenannte  Niederschlagsmembranen  herzustellen, 
die  wohl  das  Wasser,  aber  nicht  die  gelösten  Substanzen  durchlassen. 
Solche  Membranen  erhält  er  aus  Leim  und  Grerbsäure. 

—  John  Tyndail  zeigt,  daß  die  Durchlässigkeit  der  Luft  für  dunkle  Wärme- 
strahlen von  der  Beimischung  sehr  kleiner  Mengen  verschiedenartiger 
Dämpfe  abhängt.  Er  weist  nach,  daß  der  Wasserdampf,  in  den  gewöhn- 
lich in  der  Atmosphäre  vorkommenden  Mengen  einem  Gemenge  von  Stick- 
stoff und  Sauerstoff  beigemischt,  die  siebzigfache  Absorptionsfähigkeit  für 
dunkle  Wärmestrablen  zeigen  kann,  als  das  Gemenge  von  Stickstoff  imd 
Sauerstoff  für  sich.  Aus  diesen  Beobachtungen  erklärt  sich  die  seit  alter 
Zeit  bekannte  Tatsache,  daß  man  Pflanzen  durch  Rauchentwicklung  gegen 
Frost  schützen  kann.     (S.  1680  und  1767  H.) 

—  Eugen  Veiten  überträgt  das  von  Pasteur  (s.  1866  P.)  angegebene  Verfahren 
der  Konservierung  des  Weines  durch  Erwärmen  auf  46 — 60**  (Pasteurisie- 
ren) auf  das  Bier. 

—  Ulrich  Friedrich  VatUii  veranschaulicht  auf  experimentellem  Wege  die 
Luftbewegungen  unter  dem  Einfluß  von  Temperaturunterschieden  und 
Bewegungsimpulsen.  Er  l&Bt  in  ein  parallelepipedisches  von  Glaswänden 
umschlossenes  Gefäß  Tabakrauoh  ein  und  erhält  durch  Erwärmen  des 
Bodens  den  aufsteigenden  Luftstrom,  den  aspirierten  Unterstrom,  die 
horizontale  Gegenströmung  an  der  Decke  und  den  absteigenden  Kompensa- 
tionsstrom,  der  sich  noch  deutlicher  darstellt,  wenn  eine  zweite  Stelle  des 
Bodens  gekühlt  wird.  Wird  der  Glaskasten  auf  eine  Rotationsmasohine 
gestellt,  so  erhält  man  auch  die  Ablenktmgserscheinungen. 

—  Vtortlialtr  findet  zuerst  Ammoniak  im  Meerwasser  und  konstatiert  einen 
Gehalt  desselben  von  0,00001387o.  was  gegenüber  den  Meteorwässem  einen 
Mehrgehalt  bedeutet. 

—  Jean  Antoine  Vlllainln  erbringt  durch  Überimpfen  von  Tuberkeln  den  un- 
umstößliohen  Beweis  der  Übertragbarkeit  der  Tuberkulose.  Auch  durch 
Überimpfen  verkäster  Massen  aiis  skrofulösen  Drüsentumoren  erhält  er 
dasselbe  Ergebnis. 

—  H.  Vohl  macht  in  seiner  Arbeit  „Abscheidung  und  Benutzung  der  Fette 
aus  den  Seifenwässem  der  Tuch-  und  Wollwarenfabriken"  auf  die  tech- 
nische Bedeutung  des  Wollfetts  aufmerksam. 

—  Der  Apotheker  WaciMr  führt  das  1861  von  Graham  durch  Dialyse  dar- 
gestellte Ferrum  hydrooxydatum  dialysatum  in  den  Arzneischatz  ein. 

—  Nachdem  schon  1856  Dunlop  und  Baimain  und  1863  Binks  und  Macqueen 
die  Wiedergewinnung  des  Mangans  aus  den  sauren  Manganbrühen  der 
Chlorfabrikation  angestrebt  hatten,  entdeckt  Walter  WMon  zwei  ver- 
schiedene Methoden  zur  Regeneration  der  Manganoxyde,  von  denen  die 
hauptsächliche  darauf  beruht,  Manganchlorür  durch  überschüssigen  Kalk 
unter  Einblasen  von  Luft  zu  zersetzen,  während  die  andere  statt  des 
Kalkes  Magnesia  verwendet.  Das  regenerierte  Mangansuperoxyd  wird  so- 
fort wieder  zur  Darstellung  von  Chlor  und  Chlorkalk  benutzt. 

—  Charles  Whaatrtone  gibt  einen  Telegraphen- Apparat  an,  bei  welchem  die 
Zeichen  mittels  eines  vorher  gelochten  Papierstreif ens  gegeben  werden,  so 
daß  sie  schneller  aufeinander  folgen  und  die  Leitung  besser  ausgenutzt  wird. 

—  Henry  WIM«  konstruiert  eine  Wechselstrommaschine,  in  welcher  die  perma- 
nenten Magnete  durch  Elektromagnete  ersetzt  sind.    (S.  1846  W.)    Zwischen 

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1868 

zwei  Reiheii  von  Elektromagneten  von  entgegengesetzter  Polarit&t  rotieren  eine 
gleiche  Anzahl  Armaturspnlen  mit  Eisenkern.  Eine  ganz  ähnliche  Maschine 
mit  rotierendem  Scheibenanker  wird  1878  von  Siemens  n.  Halske  gebaut. 

1867  Henry  Willis  erfindet  die  Röhrenpnenmatik  der  Orgel,  durch  welche  be- 
wirkt wird,  daß  nunmehr  zum  Niederdrücken  der  Tasten  keine  größere 
Eraftanstrengung  erforderlich  ist  als  beim  Klavierspiel.     (Vgl.  1832  B.) 

^  Adolphe  Wurti  stellt  Cholin  synthetisch  durch  Erhitzen  von  Trimethylamin 
mit  Glykolchlorhydrin  und  durch  Stehenlassen  von  Trimethylamin  und 
Äthylenozyd  in  w&sseriger  Lösung  synthetisch  dar  und  erweist  dasselbe 
als  Trimethyloxyäthylammoniumhydrozyd. 

1868  AbaiMIroth  und  Root  bauen  einen  unter  dem  Namen  ,,RootkeB8er*  bekannten 
Wasserrohrkessel,  der  durch  Schlammsammler  mit  Einsteckkopf  imd 
flachen,  eckigen  Verbindungskappen  und  Gummidichtung  gekennzeichnet 
ist.  Die  Schlammsammler  werden  später  mit  angeschlossenen  Anschluß- 
kammem  und  alle  Rohre  mit  unter  sich  Reichen  Köpfen  und  bogen- 
förmigen Verbindungskappen  ausgeführt. 

—  Anders  Jonas  AncitrOm  liefert  eine  Zeichnung  des  Sonnenspektrums  nach 
Wellenlängen,  welche  für  lange  Zeit  als  Fundament  für  spektroskopische 
Messungen  gilt.    (Vgl.  auch  1866  k.  und  1891  R.) 

—  Nachdem  der  ersten  Dampfwalze  von  Lemoine  (s.  1859  L.)  eine  größere  An- 
zahl Konstruktionen,  wie  von  BaUaison,  Gellerat  u.  a.  gefolgt  waren,  wird 
ein  durchschlagender  Erfolg  von  Avtllng  und  Porto  in  Rochester  erzielt, 
die  bei  Konstruktion  ihrer  Dampfwalze  von  dem  Gedanken  ausgehen,  daß 
zwischen  einer  Dampfwalze  und  einer  Straßenlokomotive  eine  enge  Ver- 
wandtschaft besteht,  und  jede  Straßenlokomotive  sich  ohne  weiteres  in  eine 
Dampfwalze  verwandelt,  sobald  ihre  Räder  durch  breite  und  schwere 
WalzzyUnder  ersetzt  werden. 

—  Adolf  von  BMyor  erhält,  wie  aus  dem  Ozindol  (s.  1866  B.),  so  direkt  aus 
dem  Indigo  durch  Destillation  mit  Zinkstaub  das  Indol. 

—  Arthur  Barkarin  in  New  Orleans  konstruiert  einen  Gaszündapparat,  welcher 
sich  nicht  bewährt,  weil  das  dazu  verwendete  Platinmobr  nach  kurzem 
Gebrauche  zusammensintert  und  nicht  mehr  zündet. 

—  Der  italienische  Mathematiker  Engenio  BiHrwl  versucht  (im  „Giomale  di 
Matematiche")  die  nichteuklidische  Geometrie  (s.  1826  L.)  durch  die 
„PseudoSphäre",  eine  sich  ins  Unendliche  erstreckende  Fläche  mit  kon- 
stanter negativer  Krümmung,  anschaulich  zu  machen.  Durch  die  in 
einem  Modell  ausgeführte  Pseudosphäre  läßt  sich  versinnlichen,  daß  die 
Winkelsumme  eines  von  drei  kürzesten  Linien  gebildeten  Dreiecks  —  im 
Sinne  der  nichteuklidischen  Geometrie  —  kleiner  als  180°  ist. 

—  Ernst  von  Borfmann  und  Oswald  SchmloMbore  weisen  nach,  daß  bei  den 
chirurgischen  Infektionskrankheiten  neben  der  Infektion  auch  eine  In- 
toxikation (Blutvergiftung)  auf  chemischem  Wege  zustande  kommt.  Sie 
stellen  das  Gift  zuerst  in  krystaUisiertem,  wenn  auch  noch  nicht  reinem 
Zustande  her  und  bezeichnen  es  mit  dem  Namen  „Sepsin".    (S.  a.  1856  P.) 

—  Marcelin  Boriholot  führt  das  Acetylen  durch  Behandlung  mit  Kalium- 
permanganat in  Oxalsäure  über  und  bewirkt  so,  zusammen  mit  seiner 
Acetylen-Synthese  (s.  1863  B.),  die  Totalsynthese  dieser  Säure  aus  den 
Elementen. 

—  V.  J.  Bounlnoiq  zieht  zur  Erklärung  der  Dispersion  die  Wechselwirkung 
zwischen  dem  Äther  und  den  Körpermolekülen  heran  und  schafft  so  die 
Grundlage  für  alle  späteren  Dispersionstheorien  (Seilmeier,  Helmholtz). 

—  Rudolf  Brannir  führt  den  Stromwender  in  die  Elektrodiagnostik  ein,  um 
die  Reaktionen  bei  entgegengesetzten  Stromriohtungen  rascher  feststellen 
zu  können. 

—     665     — 


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18«8 

1868  0.  Brown,  Chemiker  des  engliachen  Kriegsdepartements,  wendet  die  Initial- 
zündimg,  dorch  welche  die  SprengstofFe  stur  vollen  Detonation  gelangen 
(a.  1863  N.),  anf  die  SchießbaumwoUe  an.  Es  gelingt  ihm,  gelbst  nasse 
Schießbaumwolle  bei  Anwesenheit  einer  kleinen  Menge  trockener  Schieß - 
wolle  zur  Detonation  zu  bringen. 

—  Der  Engl&nder  Cottm  erbaut  den  nach  ihm  benannten  Cottonknlierstnhl, 
der  die  leisungsfähigste  Maschine  für  Massenerzeugung  von  Strümpfen  und 
andern  Gebrauchsartikeln  darstellt.  Auf  diesem  Stuhl  können  20 — 24  Strümpfe 
gleichzeitig  gefertigt  werden,  bei  70—80  Maschenreihen  in  der  Minute. 
Bei  ihm  besteht  gegen  die  früheren  KuUerstühle  der  prinzipielle  Unter- 
schied, daß  die  Nadelbarre  nicht  mehr  horizontal,  sondern  vertikal  ist. 

—  A.  Crum  Brown  und  Thomas  R.  FraMf  untersuchen,  um  die  Beziehungen 
zwischen  chemischer  Konstitution  und  phjrsiologischer  Wirkung  zu  finden, 
die  Alkaloide  durch  Operationen,  die  gleichzeitig  an  den  verschiedensten 
Alkaloiden  vorgenommen  werden.  Sie  finden,  daß  die  physiologische 
Wirksamkeit  mit  der  chemischen  Kondensation  zusammenhängt,  mit 
welchem  Ausdruck  sie  die  Fähigkeit,  Additionen  einzugehen,  bezeichnen. 
In  den  meisten  Fällen  wird  durch  die  Addition  die  Aktivität  verringert 
oder  gar  vernichtet. 

—  Der  russische  Reisende  Alexander  CMkanowtkl  wird  nach  Sibirien  verbannt 
und  erforscht  bis  zu  seiner  1876  erfolgenden  Begnadigung  die  Grebiete  der 
Tunguska,  des  Olenek  und  der  Lena. 

—  Charles  Robert  Darwin  veröffentlicht  sein  Buch  „Über  das  Variieren  der 
Tiere  und  Pflanzen",  in  welchem  er  seine  Schlüsse  über  die  Veränderlich- 
keit der  Lebensformen,   gestützt  auf  ein  imgeheures  Material  begründet. 

—  Henry  Dsacoa  kombiniert  zur  Chlordarstellung  die  Ideen  von  Oxiand  (s. 
1845  0.)  und  Vogel  (s.  1856  V.).  Er  Idtet  mit  Luft  gemengtes  Salzs&nre- 
gas  bei  400 — 460"  über  poröse  mit  Kupfervitriol  und  Natriumsulfat  ge- 
tränkte und  ausgeglühte  Tonbrocken.  Das  aus  dem  Apparat  austretende 
6as,  ein  Gemisch  von  Stickstoff,  wenig  Sauerstoff  und  Chlor  wird  gekühlt 
Tmd  durch  Waschen  von  unzeraetzter  Salzsäure  befreit.  Eine  gelinge 
Menge  Kupfervitriol  kann  eine  große  Menge  Salzsäuregas  zersetzen.  Das 
Verfahren  wird  insbesondere  für  die  Chlorkalkfabrikation  wichtig. 

—  Henry  Dobniy  zeigt,  daß  der  von  H.  Rose  1862  in  salpetersaurer  Lösung 
von  molybdänsaurem  Ammoniak  mit  Arsensäure  erhaltene  gelbe  Nieder- 
schlag durchaus  dem  Fhosphordekamolybdat  (vgl.  1848  S.)  entspricht  und 
scheidet  aus  dem  Salze  die  Arsendekamolybdänsäure  ab. 

—  DIolz,  Waltar  und  Lotiau  bauen  für  mehrere  holsteinische  Eisenbahnstrecken 
elektrische  Läutewerke,  wdche  zugleich  als  optische  Bahnzustandssignale 
eingerichtet  sind. 

—  Edmund  DrocMol  stellt  synthetisch  Oxalsäure  durch  Reduktion  von  Kohlen- 
säure dar,  indem  er  Kohlendioxyd  bei  3760  C.  über  Natrium  leitet. 

—  Ertonmayor  und  QOtichow  finden,  daß  ameisensaures  Natrium  beim  Erhitzen 
in  oxalsaures  Natrium  und  Wasserstoff  zerfällt.  Merz  und  Weith  gründen 
(1880)  bierauf  eine  synthetische  Methode,  Oxalsäure  herzustellen,  indem 
sie  Kohlenoxyd  über  Natron-Kalk  leiten,  der  auf  200  bis  220°  C.  erhitzt 
ist,  wobei  dann  das  zuerst  entstehende  ameisensaure  Salz  in  oxalsaures 
Natrium  umgewandelt  wird. 

—  Emil  Erionmayor  stellt  Guanidin  synthetisch  aus  Ammoniak  und  Cyanamid 
dar;  gleichzeitig  und  unabhängig  von  ihm  stellt  A.  W.  von  Hotmuui  das 
Guanidin  aus  Chlorpikrin  mit  alkoholischem  Ammoniak  dar. 

—  Max  Evnrd  konstruiert  eine  Steinkohlen-Brikett-PreBmaschine  mit  offenen 
Formen,  die  kontinuierlich  wirkt,  indem  ein  Strang  zusammengeprefiter 
Brikettmasse  ohne  Unterbrechung  austritt. 

—     666     — 

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1868 

1868  Sigmund  ExMT  bezeichnet  die  Zeit  zwisohen  einem  Sinneseindruck  nnd  der 
Reaktion  auf  denselben,  entweder  roh  oder  nach  Abzug  der  sensiblen 
nnd  motorisohen  Nervenleitnngszeit  und  der  Latenzzeit  des  Muskels,  als 
Reaktionszeit.  £r  macht  Yorsohläge  zur  Messung  dieser  Zeit,  die  teils  auf 
Übertragung  der  astronomischen  Registiiermethoden,  teils  auf  Verwendung 
von  Chronoskopen  beruhen. 

—  Der  französische  Mediziner  Sulpice  Antoine  Funral  veranlafit  auf  Grund 
seiner  Unteisuchimgen  über  Pest,  Cholera  und  Typhus  den  Erlaß  von 
Quarantäne- Vorschriften. 

—  Der  russische  Reisende  Alexei  Pawlowitsch  FtdiMliMifco  erforscht  in  drei- 
jähriger Reise  Turkestan  und  macht  1871  eine  zweite  Reise  nach  Ferghana 
und  dem  Pamirplateau. 

—  Die  zum  Studium  der  fluBverunreinigung  in  London  eingesetzte  Kommis- 
sion unter  dem  Vorsitz  von  Edward  Franklaii4  stellt  die  wissenschaftliohen 
Grundlagen  fest,  aus  denen  die  Berechtigung  hergeleitet  werden  kann,  den 
Boden  als  ein  entgiftendes  Filter  für  die  Abfälle  des  menschlichen  Haus- 
halts zu  benutzen.  Er  gibt  damit  einen  mächtigen  Anstoß  zum  Fortschritt 
der  Berieselung.     (S.  a.  1836  B.  und  1860  W.) 

—  Der  Tierarzt  Moritz  FQrttMkare  in  Eldena  übt  auf  die  Entwicklung  der 
Tierheilkunde  einen  bedeutenden  Einfluß  aus.  (Vg^  seine  Schrift  „Die 
Anatomie  und  Physiologie  des  Rindes".) 

—  Isidore  ataffroy  Salnt-Hllalre  legt  der  Einteilung  der  menschhohen  Rassen 
eine  Anzahl  physischer  Merkmale  (Beschaffenheit  der  Haare,  Form  der 
Nase,  Hautfarbe,  Form  der  Augen,  Volumen  der  unteren  Extremitäten) 
zugrunde,  nnd  ebnet  so  den  Boden  für  spätere  Einteilungen.  (S.  1865  Br.) 

—  Friedrich  Wilhelm  flinti  modifiziert  das  Nicholson'sche  Araeometer  zu 
quantitativ  analytischen  Bestimmungen  ohne  Wage. 

—  Friedrich  Qoll  bearbeitet  die  feinere  Anatomie  des  Rückenmarks  und  ent- 
deckt die  nach  ihm  benannten  Stränge  im  Rückenmark. 

—  Eugen  ¥on  flonip-BManaz  stellt  das  Guajaool  auf  synthetischem  Wege  dar, 
indem  er  Brenzkatechin  mit  1  Molekül  Ealihydrat  und  methyläther- 
schwefelsaurem  Kali  erhitzt. 

—  Karl  flriMb«  arbeitet  über  Chinone  und  deren  Derivate  und  erklärt  das 
1838  von  Woskressensky  aufgefundene  Chinon  für  ein  Benzolderivat,  in 
dem  zwei  Wasserstoffatome  durch  zwei  Sauerstoff atome,  die  sich  unter- 
einander binden,  ersetzt  sind.  Petersen  stellt  1873  fest,  daß  das  Chinon 
zu  den  ParaVerbindungen  gehört. 

—  Karl  Qraab«  und  Karl  LMarmann  zeigen,  indem  sie  sich  der  von  Baeyer 
(s.  1866  B.)  entdeckten  Zinkstaubreduktion  bedienen,  daß  das  Allzarin  nicht, 
wie  man  bisher  annahm,  ein  Naphtaünderivat  ist,  sondern  daß  es  sich 
vom  Anthiacen  ableitet  und  ein  Chinon  (das  Dioxyanthrachinon)  ist. 

—  Karl  finaba  und  Karl  LM6niHUin  nehmen  in  den  gefärbten  Kohlenstoff- 
verbindungen, die  durch  Reduktion  in  Leukokörper  übergehen,  eine  Bin- 
dung der  farbgebenden  Gruppen  in  der  Weise  an,  wie  sie  zwischen  den 
Sauerstoffatomen  des  Chinons  (s.  1868  G.)  angenommen  wird. 

—  Thomas  andiam  entdeckt  die  Okklusion,  d.  i.  die  Eigenschaft  einiger 
Metalle,  wie  insbesondere  des  Palladiums,  Wasserstoff  aufzunehmen  imd 
festzuhalten.  Es  gelingt  ihm,  im  Meteoreisen  okkludierten  Wasserstoff  nach- 
zuweisen. 

—  Der  französische  Reisende  Alfred  QrandMiMr  macht  in  den  Jahren  1868—70 
Forschungsreisen  in  Madagaskar,  die  er  in  seinem  großen  Werke  „Histoire 
physique,  naturelle  et  poUtique  de  Madagascar"  beschreibt. 

—  John  und  Frederick  Hanray  konstruieren  den  Schlepptorpedo,  ein  mit  einer 
Sprengladung  versehenes  Schwimmgefäß,   welches  von  dem  operierenden 

—     667     — 


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1868 

Schiffe  an  einer  langen  Leine  nachgeschleppt  wird.  Wird  der  Torpedo  lo8- 
gelaasen,  so  bewegt  er  sich  im  Wasser  mit  eigener  Kraft  fort  and  wird 
erat  dnroh  Anstoß  an  einen  festen  Gegenstand  cur  Explosion  gebracht. 
Durch  die  Entwicklung  des  Fischtorpedos  wird  diese  Art  der  Torpedos 
gänzlich  verdrängt. 
1868  Ausgehend  von  den  klinischen  Beobachtungen  L.  Traube's  entdecken 
E.  Hwliq;  und  F.  Brauar,  daß  durch  Vermittlung  des  Vagus  jede  Erweite- 
rung der  Lungen  eine  nachfolgende  Ausatmung,  jede  Verengerung  eine 
Einatmung  auslöst,  und  bezeichnen  dies  als  „Selbststeuerung"  der  Atmung. 

—  Heinrich  HIml  stellt  aus  fein  geriebenem  Bleiozyd  mit  Glycerin  einen  Butt 
her,  der  weder  von  Wasser,  noch  von  Säuren,  Äther,  Benzol,  Schwefel- 
kohlenstoff angegriffen  wird  und  sich  infolgedessen  vorzüglich  zum  Ver- 
schluß von  mit  Petroleum  oder  flüchtigen  ölen  gefüllten  Flaschen  und  zur 
Dichtung  von  chemischen  Apparaten  eignet. 

—  Ho4pon  konstruiert  im  Anschluß  an  die  Däcker'sche  Anordnung  eine 
Seilbahn,  bei  der  ein  endloses  Seil  über  eine  von  der  Kraftmaschine 
bewegte  Treibscheibe  und  am  anderen  Ende  der  Förderstrecke  über  eine 
Leitscheibe  läuft.  Das  SeU  ist  durch  Rollen,  die  auf  Gerüsten  ruhen, 
gestützt.  Auf  dem  Seil  liegen  in  gleichen  Abständen  Holzblöcke  (Sättel) 
frei  auf,  die  durch  die  Reibung  mitgenommen  werden  und  so  konstruiert 
sind,  daß  sie  sich  ohne  Anstoß  über  die  Stützrollen  des  Seiles  bewegen. 
An  den  Sätteln  sind  die  Fördergefäße  mittels  gekrümmter  Schienen, 
wie  bei  den  hängenden  Bahnen,  angebracht.  Das  eine  der  beiden  neben- 
einander liegenden  Seilstücke  befördert  die  Last,  das  andere  schafft  die 
entleerten  G«fäße  zurück.  Die  Sättel  sind  mit  Rädern  versehen,  die  an 
den  Endstationen  auf  feste  Schienen  auflaufen,  so  daß  das  Fördergefäß 
gefüllt  bez.  entleert  werden  kann,  während  das  Seil  weiterläuft. 

—  August  WUhelm  VM  Hotmann  macht  die  Synthese  der  aliphatischen  Senf- 
öle und  studiert  deren  Verwandlungen. 

—  August  Wilhelm  von  Hafmann  konstruiert  verbesserte  Apparate  zur  Ermitt- 
lung des  Molekulargewichts  nach  der  Methode  von  Gay-Lussac  (s.  1815G.), 
die  in  Vergasung  einer  gewogenen  Menge  Substanz  und  direkter  Ablesung 
des  Dampfvolums  besteht. 

—  Wilhelm  Hohmlitsr  versucht  an  Stelle  der  rein  formalen  (Schimper'schen) 
Blattstellungstheorie  eine  genetisch  mechanische  Erklärung  zu  setzen. 

—  Alexander  Lyman  Hollsy  erfindet  die  Losböden  für  die  Bessemerbirnen, 
die  unabhängig  für  sich  hergestellt,  getrocknet,  und  von  außen  eingesetzt 
oder  ausgewechselt  werden  und  einen  sehr  wichtigen  Fortschritt  bedeuten, 
indem  dadurch  die  Abkühlung  der  Birne  vermieden  und  Schnellbetrieb 
ermöglicht  wird. 

—  C.  Hopps  verwertet  den  Gedanken,  Druckluft  und  Druckwasserbetrieb  in 
derselben  Maschine  miteinander  zu  verbinden,  in  dem  Entwurf  eines 
Kranes  für  den  Harn  borg -Altonaer  Hafen.  Diese  Idee  wird  später  bei 
Pariser  Druckluftanlagen  von  der  Sooi6t^  de  Pair  comprim6  verwertet,  die 
auch  einzelne  Aufzuganlagen  mit  reinem  Luftbetrieb  ausführt,  bei  denen 
sich  aber  Schwankungen  des  Drucks  störend  bemerkbar  machen. 

—  William  Hualni  wendet  das  Doppler'sche  Prinzip  (s.  1842  D.)  zum  ersten 
Male  auf  die  Untersuchung  der  Bewegung  der  Fixsterne  in  der  G«siohtslime 
des  Beobachters  an,  und  findet,  daß  sich  der  Sirius  mit  einer  G«schwindig- 
keit  von  48  ^m  in  einer  Sekunde  von  der  Erde  entfernt.  In  der  Folge 
werden  zahlreiche  Versuche  dieser  Art  auf  der  Sternwarte  zu  Greenwich 
angestellt. 

—  Jules  Celestin  JaMln  konstruiert  eine  elektrische  Kerzenlampe,  bei  der  der 
Lichtbogen  in  einem  magnetischen  Felde  brennt. 

—     668     — 

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1868 

1868  Pierre  Jules  C^ar  itamiMi  entdeckt  während  der  totalen  Sonnenflnstemis 
am  18.  August  im  Spektrum  der  Protuberanzen  die  hellen  Wasserstofilimen. 

—  David  Joy  konstruiert  einen  Dampfhammer  ohne  Steuerkolben,  der  als 
Grundform  für  die  Pre  ßluftwerkzeuge  ohne  Steuerkolben  anzusehen  sein  dürfte. 

—  Edvdn  KItbi  liefert  an  der  Hand  zahlreicher  und  genauer  pathologisch- 
anatomischer  Untersuchungen  von  Sohußverletzungen  des  Menschen  in  den 
Jahren  1868  —  71  den  Nachweis,  daß  die  Entstehimg  der  aocidenteUen 
Wundkrankheit  innig  an  die  Entwicklung  des  von  ihm  Microsporon  septicum 
genannten  PUzes  (s.  a.  1861  P.)  geknüpft  ist.  Wenn  auch  seine  auf  diese 
Untersuchungen  gestützte  Leiure  von  der  Unität  aller  septischen  Wund- 
affektionen sich  nicht  zu  behaupten  vermag,  so  wird  er  doch  damit  der 
VorlÄufer  der  Pasteur'sohen  Lehren.     (S.  1880  P.) 

—  Karl  Kraut  stellt  zuerst  aus  der  Tollkirsche  das  BeUadonnin  dar,  dessen 
Formel  von  Merling  und  Hesse  festgestellt  wird,  und  das  sich  später  als 
ein  dem  1891  von  Hesse  ebenfaUs  aus  der  Tollkirsche  gewonnenen  Atro- 
pamin  isomeres  Produkt  herausstellt. 

—  Stephen  R.  Krem  in  New  York  verwendet  die  Luft  als  Mittel  zur  Scheidung 
von  Mineralkörnem  und  konstruiert  zu  diesem  Zweck  die  pneumatische 
Setzmaschine  (Dry  concentrator). 

—  Adolph  Kandt  beobachtet  zuerst  das  Spektrum  des  Blitzes  und  erhält  bei 
Funkenblitzen  mit  höherer  Temperatur  das  Linienspektrum,  bei  Flächen- 
blitzen das  Bandenspektrum. 

—  Georges  LMlaneht  erfindet  das  insbesondere  für  die  Haustelegraphie  viel 
benutzte  Kohlenzinkelement  (Leclanoh^-Element) ,  bei  welchem  er  Braun- 
steinpulver als  Depolarisator  anwendet. 

—  Der  Ingenieur  W.  LihniMii  erfindet  die  auf  Ericsson's  Prinzip  beruhende, 
jedoch  wesentlich  verbesserte  Lehmann'sche  Heißluftmaschine,  bei  welcher 
er  namentUch  ausgedehnte  Kühlung  des  Arbeitszylinders  anwendet. 

—  Joseph  Norman  Lockyw  und  Pierre  Jules  Cäsar  Jaimtn  erforschen  mit  Hilfe 
der  Astrophotographie  und  der  Spektroskopie  die  Strukturverhältnisse  und 
die  chemische  Konstitution  der  Sonne  und  ändern  das  Spektroskop  so 
um,  daß  sie  sich  auch  bei  unverflnsterter  Sonne  von  dem  Vorhandensein 
von  Protuberanzen  überzeugen  können.  (S.  auch  1860  D.)  Sie  entdecken 
im  Spektrum  der  Chromosphäre  eine  helle  gelbe  Linie,  die  keinem  bisher 
bekannten  Stoff  angehört,  und  die  von  Lockyer  und  Frankland  einem  un- 
bekannten Element  zugeschrieben  wird,  das  sie  Helium  nennen. 

—  Der  Chemiker  WUhelm  Lomm  entdeckt  das  Hydroxylamin  bei  der  Beduk- 
tion  von  Salpetersäure-Äthyläther  mit  Zinn  und  Salzsäure. 

—  Uip  konstruiert  einen  Differentialhaspel,  dessen  Konstruktionsprinzip  mit 
dem  des  Differentials aschenzugs  von  Westen  übereinstimmt. 

—  J.  MaHra  konstruiert  einen  Dampfschälapparat  für  Lohe,  der  das  Schälen 
derselben  während  der  ganzen  Jahreszeit  ermöglicht.  Hierbei  wird  die 
Kinde  durch  Dampf  so  erweicht,  daß  sie  sich  mit  derselben  Leichtigkeit 
wie  frische  Rinde  vom  Holz  loslöst.  Bis  dahin  geschah  das  Schälen  der 
Eichenrinde  meist  nur  im  Juni,  also  während  des  stärksten  Safttriebes. 

—  Carl  A.  Martiyi  stellt  aus  DiazonaphtaUn  mit  verdünnter  Salpetersäure 
das  Dinitronaphtol  (Naphtolgelb)  her,  das  später  von  Darmstaedter  und 
Wichelhaus  durch  Behandlung  von  Naphtoldisulfosäure  mit  Salpetersäure 
gewonnen  wird. 

—  M^gt  Mourtts  erfindet  die  Bereitungsmethode  des  Oleomargarins,  indem 
er  ans  frischem  Grewebsfett  der  Rinder  das  feste  Stearin  durch  Pressen 
absoheideti  Das  Oleomargarin  wird  durch  kräftige  Vermisobung  mit  Kuh- 
mQcb  und  Wasser  in  Margarine  (Kuustbutter)  umgewandelt. 

und  Waltb   entdecken  das  Thioanilin  und  Thiotoluidin,   die  sie  aus 

—     669     — 

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18»8 

Anilin  resp.  Toluidin  durch  Erhitzen  mit  Schwefel  auf  150 — 160**  und  lang- 
sameB  Eintragen  von  Bleiglätte  darstellen.  Ans  Thioparatoloidin  wird 
neuerdings  der  gelbe  Farbstoff  „Primulin"  gewonnen. 
1868  Der  d&nische  Mediziner  Hans  Wilhelm  Maytr  macht  Untersuchungen  über 
adenoide  Vegetationen  in  der  Nasenrachenhöhle  und  bezeichnet  diese  Vege- 
tationen als  eine  der  Hauptursachen  der  Taubheit. 

—  MMnf  konstruiert  eine  SeUmasohine,  die  erlaubt,  die  Seile  in  größter  Gleich- 
heit darzustellen,  und  die  so  voUbommen  arbeitet,  daß  nur  von  Zeit  zu 
Zeit  ein  Arbeiter  nachzusehen  braucht,  ob  kein  Beißen  einzelner  Fäden 
stattgefunden  hat.    Die  Maschine  leistet  32  m  in  der  Stunde. 

—  Nitroglycerin  erstarrt  bereits  bei  8°  C.  und  ist  alsdann  schwer  zur  Deto- 
nation zu  bringen.  G.  M.  Mawhray  in  Massachusetts  benutzt  diese  Eigen- 
schaft zum  Zweck  eines  gefahrlosen  Transportes,  indem  er  das  Nitroglycerin 
in  gefrorenem  Zustande  zum  Versand  bringt.  In  dieser  Form  wird  das 
Nitroglycerin  in  Amerika  bis  gegen  1890  versandt. 

—  J.  B.  Ofeannttor  führt  das  Chlorsilber-Eollodiumpapier  unter  dem  Namen 
„Celloidinpapier"  zur  HersteUung  der  positiven  photographischen  Ab- 
züge ein. 

—  Frits  Valdemar  RasmuiMii  bereichert  durch  zahlreiche  Arbeiten,  wie  über 
Nierenkrankheiten,  Hautskierom,  Hautcarcinom,  Brustkrankheiten  usw.  die 
pathologische  Anatomie. 

—  Gerhard  vom  Rath  entdeckt  die  mit  dem  Quarz  heteromorphe  Modifikation 
der  Kieselsäure,  den  Tridymit. 

—  Nach  den  Plänen  von  Edward  James  RMd  wird  auf  der  Werft  der  Thames 
Iron  Works  and  Shipbuilding  Company  zu  Blackwall  die  Panzerfregatte 
„König  Wilhelm"  als  das  größte  preußisch-deutsche  Panzerschiff,  welches 
nach  dem  Typ  äuet  Breitseitbatterieschiffe  hergestellt  ist,  gebaut.  Ihr 
Stapellauf  erfolgt  im  Jahre  1868. 

—  In  Chatham  erfolgt  der  Stapellauf  des  nach  den  Plänen  von  Edward  James 
RMd  erbauten  Turmschiffes  „Monarch",  als  des  ersten  seetüchtigen  Hoch- 
see-Turmschiffes, während  die  Gattung  „Monitor"  (s.  1861  E.)  nur  einen 
Typ  von  bedingter  Hochseetüchtigkeit  darstellte.  Nach  dem  Monarch 
wurden  die  inzwischen  wieder  ausgeschiedenen  deutschen  Turmschiffe 
„Preußen"  imd  „Friedrich  der  Große",  sowie  der  untergegangene  Panzer 
„Großer  Kurfürst"  erbaut. 

—  Wühelm  RtlB  und  Alfons  SUIM  reisen  den  Magdalenenstrom  hinauf  bis 
nach  Bogota  und  erforschen  von  hier  aus  Kolumbien.  Nach  Übersteigung 
der  Zentralkordillere  erforschen  sie  das  Caucatal  und  später  die  Gebiete 
des  Amazonenstromes.  Nach  der  1876  erfolgten  Rückkehr  seines  Grefithrten 
macht  Stübel  im  Jahre  1877  noch  erfolgreiche  Forschungen  in  Chile  und 
Bolivia. 

—  Nachdem  Thomas  Graham  1861  zuerst  die  Beziehungen  zwischen  innerer 
Reibung  und  Zusammensetzung  homogener  Flüssigkeiten  untersucht  hatte, 
vergleicht  RolMab  die  „Transpirabilität",  wie  Graham  das  Durchströmen 
von  Flüssigkeiten  durch  sehr  enge  Röhren  genannt  hatte,  auch  bei  homo- 
logen Substanzen.  Er  findet,  daß  für  eine  Zunahme  von  CH,  in  der  Zu- 
sammensetzung eine  Zunahme  der  AusfluBzeit  stattfindet,  und  daß  sie  größer 
ist  für  eine  wachsende  Zahl  von  Alkohol-,  als  von  Säureradikalen.  Diese 
Regelmäßigkeit  wird  von  Guerout  (1876)  und  von  Pfibram  und  Haudt 
(1878 — 81)  im  allgemeinen  bestätigt. 

—  Eduard  Ramch  untersucht  die  durch  Druck  in  Krystallen  entstehenden 
ebenen  Trennungsfläohen.  Er  erhält  dieselben  namentheh  durch  die  so- 
genannte Kömerprobe,  die  darin  besteht,  daß  man  einen  spitzen  Stahlstift 
auf  die  zu  prüfende  Fläche  setzt  und  durch  einen  Schlag  in  den  Erystiül 

—     670     — 

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1868 

eintreibt.    Die  TieniiTmgBflfiohen  erhalten  durch  ihn  den  Namen  „Gleit- 
flächen". 
1868    Theodor  Reyt  baut  die  von  Staudt  (b.  1847  S.)  geschafCene  Geometrie  der 
Lage  weiter  aus. 

—  Ferdinand  von  RlehtholM  erforscht  in  den  Jahren  1868—72  China. 

—  Ferdinand  «M  RIchtiMiM  kennzeichnet  die  Bolle,  welche  der  Wind  bei 
der  Entstehung  geologischer  Sedimente  spielt,  und  spricht  die  Ansicht 
aus,  daß  der  Löß,  der  in  China  eine  Mächtigkeit  bis  zu  700  m  erreicht, 
aeolischen  Ursprungs  ist.  Er  erwähnt,  daQ  sich  in  den  Steppen  Zentral- 
aaiens  noch  heute  unter  dem  Einfluß  der  häufigen  Staubwinde  ähnliche 
Ablagerungen  bUden.     (Vgl.  a.  1847  N.) 

—  Rudolf  Sack  in  Plagvritz  führt  zur  genauen  Bemessung  der  Saat  in  den 
Keihensäemaschinen  die  Säeräder  ein,  die  ans  Scheiben  bestehen,  deren 
umfang  mit  Zellen  von  solcher  Anordnung  besetzt  sind,  daß  sie  im 
unteren  Teil  des  Saatkastens  die  Körner  fassen,  heben  und  über  das  Ead 
hinweg  in  die  Leitungstrichter  schütten.  Diese  Ausstrenvorrichtnng  bewährt 
sich  sehr  gut.  In  England  werden  zu  gleichem  Zweck  vornehmlich  die 
Löffelsoheiben  benutzt,  kreisförmige  Scheiben  auf  der  SäeweUe,  welche 
rechtwinklig  zu  ihrer  Ebene  eine  Anzahl  Löffel  tragen,  die  den  Samen 
erfassen  und  ihn  in  die  Leitungstrichter  schütten. 

—  Henri  Sainte-Clalra-Dflvilto  bestimmt  den  absoluten  Wärmeefiekt  der  ver- 
schiedensten Mineralöle  aus  ihrer  Verdampfungskraft. 

—  Hugo  SchHI  stellt  für  die  Stickstoffbestimmungen  nach  der  Dumas'schen 
Methode  das  erste  brauchbare  Azotometer  her,  das  von  Gattermann  ver- 
bessert wird  ond  trotz  der  großen  Beihe  von  ähnlichen  Apparaten,  die 
ihm  folgen,  auch  heute  noch  im  G«brauch  ist. 

—  Nachdem  P6clet  und  Ebelmen  bereits  zur  Beurteilung  des  richtigen 
Ganges  der  Verbrennung  bei  Öfen,  Dampfkesseln  usw.  die  chemische 
Untersuchung  der  Yerbrennungsprodukte  vorgenommen  hatten,  konstruiert 
Emil  Sdiinz  einen  Apparat  zur  leichten  Gasentnahme  während  der  Ver- 
brennung, der  1870  von  Scheurer-Kestner  noch  verbessert  wird. 

—  Joseph  Schflabadi  erfindet  eine  G«meinschafts-(Simultan-)  Schaltung  für  die 
mit  Buheetrom  betriebenen  Glockensignaleinrichtungen,  wobei  die  Läute- 
signale durch  Stromunterbreohung,  die  Morsezeichen  hingegen  durch  Strom- 
verminderung erzeugt  werden. 

—  Franz  Sdiula  verbessert  die  Clark'sche  Wasserreinigungsmethode  (s.  1841  C), 
indem  er  die  kombinierte  Anwendung  von  Ätzkalk  und  kohlensaurem 
Natron  empfiehlt.  Durch  das  Kalkhydrat  werden  die  kohlensauren  Salze 
und  die  Magnesia,  durch  Soda  der  an  andere  Säuren  gebundene  Kalk  gefällt. 

—  Hermann  Sdiwaitn  in  Halle  fördert  die  operative  Ohrenheilkunde. 

—  Simon  SchwMdamr  erkennt,  daß  die  Flechten  aus  zwei  verschiedenen  zur 
innigen  LebensgemeinBohaft  (Symbiose)  verbundenen  Organismen,  einem 
Schlauchpilz  und  einer  niederen  Alge,  bestehen.  Die  Lebensgemeinschaft 
erstreckt  sich  auf  Ernährung,  Wachstum,   Gestaltung   und  Fortpflanzung. 

—  Friedrich  SImieiii  erfindet  den  kontinuierlich  arbeitenden  Wannenofen  mit 
Eegenerativ  -  Gasfeuerung  und  die  Schiffchen  für  die  Massenfabrikation 
von  Glas. 

—  Karl  Georg  MMmm  bewirkt  zuerst  die  Verkohlung  und  Wiederbelebung 
der  Knochenkohle  in  Öfen  mit  stehenden  Betorten  (aogenannten 
Hohenheimer  Öfen),  denen  die  Öfen  von  Schatten,  Gits  und  Du  Bieux, 
Brison  usw.  nachgebildet  sind. 

—  Nachdem  das  erste  indoeuropäische  Kabel  (b.  1860  Si.)  sich  als  unzuläng- 
lich erwiesen  hat,  wird  unter  Teilnahme  der  Firmen  ghwun«  &  HaMu  und 

&  Oo.  in  den  Jahren  von  1868—70  die  großartige  Telegraphenlinie 


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1868 

der  Indo  European  Tetegraph  Co.  gebaut,  die  Anfang  April  1870  dem  Ver- 
kehr übergeben  wird.  Die  Strecke  von  Thom  bis  Teheran  -wird  von  den 
Siemens'schen  Firmen  verlegt,  von  London  big  Thom  schließt  eine  eigene 
Linie  der  Indo  European  Telegraph  Co.  an,  während  in  Teheran  der 
indische  Staatetelegraph  erreicht  wird. 
1868    Sladan  gelangt  am  Irawadi  aufwärts  bis  Bhamo. 

—  StBhIln  in  Basel  schlägt  für  Steilbahnen  eine  Zahnstange  mit  liegenden 
Zähnen  vor,  die  1886  zuerst  von  Locher  bei  der  Pflatusbahn  angewendet 
wird  und  eich  sehr  gut  bewährt. 

—  Thomas  StWMMon  schlägt  vor,  zur  elektrischen  Beleuchtung  von  Bojen  und 
Leuchtschifien   das  Spiel  der  Wellen  nutzbar  zu  machen.    (Vgl.  a.  1858  J.) 

—  Stovtmon  und  Wllllamten  gelingt  es,  den  zylindrischen  Drehofen  (vgl.  1853  £.) 
für  die  Sodafabrikation  brauchbar  zu  machen  und  auch  das  Arbeitsver- 
fahren dem  Ofen  so  anzupassen,  daß  man  mit  Zylinderöfen  nicht  nur 
bUliger,  sondern  auch  besser  als  mit  Handarbeit  produziert. 

—  Adolf  Stracktr  beobachtet,  daß  Harnsäure  beim  Erhitzen  mit  konzentrierter 
Salzsäure  im  geschlossenen  Bohr  auf  170°  unter  Wasseraufnahme  in 
GlykokoU,  Kohlensäure  und  Ammoniak  zerfällt.  Er  nimmt  an,  daß  sich 
zuerst  GlykokoU  und  Cyansäure  bilden  und  letztere  dann  in  Kohlensäure 
und  Ammoniak  zerfällt. 

—  Nachdem  der  Kalk  zur  Desinfektion  von  Kanalwässem  zuerst  von  Wick- 
stead  in  Leicester  empfohlen  worden  war,  gibt  SAvtrn  eine  Pr&zipitationB- 
methode  für  die  Desinfektion  des  Wassers  in  den  Kanälen  der  Städte  an, 
die  auf  Verwendung  von  Kalk  und  Chlormagneeium  beruht.  Diese  Methode 
gibt  zwar,  wie  sich  bei  den  im  Jahre  1873  in  Berlin  vorgenommenen 
Prüfungen  herausstellt,  befriedigende  Resultate,  läßt  sich  jedoch  aus  finan- 
ziellen Gründen  für  eine  Großstadt  nicht  verwenden. 

—  Jutgyt  BroÜMn  bauen  eine  transportable  Lochmaschine,  die  dazu  dient, 
die  Konstruktionsteile  eiserner  Brücken  an  Ort  und  Stelle  zu  lochen. 

—  C.  TMtM  du  Motay  erfindet  die  kontinuierliche  Bereitung  von  Sauerstoff 
aus  der  Luft  unter  Verwendung  von  manganaaurem  Natron,  welches  bei 
hoher  Temperatur  \mter  Mitwirkung  eines  Dampfstroms  Sauerstoff  abgibt 
und  in  erhitztem  Zustand  durch  Überleiten  eines  Luftstroms  wieder  in  die 
ursprüngliche  Verbindung  zurückgeführt  wird. 

—  Charles  Wyville  Thomson  und  WUliam  Benjamin  Carpontor  veranlassen,  daß 
von  der  englischen  Regierung  für  Zwecke  der  Tiefseeforschung  die  Schiffe 
„Porcupine"  und  „Lightning"  zur  Verfügung  gestellt  werden,  die  durch  ihre 
in  den  Jahren  1868 — 70  gemachten  Lotungen  und  Dredschzüge  um  Groß- 
britannien und  an  der  spanischen  Küste  das  Dasein  eines  reichen  Lebens 
in  der  Tiefe  des  Meeres  (s.  1861  L.)  endgültig  erweisen. 

—  Henri  Tmca  konstatiert  ein  „Fließen"  fester  Körper.  Er  bringt  dieselben 
(z.  B.  Blei,  Süber,  Kupfer,  Eisen,  Ton  usw.)  in  einen  10  cm  weiten  Stahl- 
zyUnder,  dessen  Boden  eine  Öffnung  von  1 — 4  cm  Weite  hat  und  läßt 
einen  dichtschließenden  Stempel  unter  einem  Druck  von  100000  kg  lang- 
sam darauf  einwirken.  Die  Körper  werden  unter  diesen  Verhältnissen 
ohne  Zerstörung  ihrer  Struktur  in  Form  eines  Strahles  aus  der  engen 
Öffnung  herausgetrieben.  Ähnliche  Versuche  werden  von  Spring  (s.  1882  S.) 
ausgeführt.  Diese  Entdeckung  der  latenten  Plastizität  ist  namentlich  für 
die  Geophysik  von  Wichtigkeit. 

—  H.  W.  Vogtl  gibt  ein  Aktinometer  an,  das  aus  einer  Papierskala  besteht, 
deren  Durchsichtigkeit  von  einem  Ende  zum  andern  gradweise  abnimmt, 
und  unter  der  Uchtempflndliches  Chromatpapier  dem  Licht  ausgesetzt  wird. 

—  Moritz  Wagntr,  der  1836—38  Algerien  bereist  hatte,  stellt  die  sogenannte 
Migrationstbeorie  auf,    die  besagt,   daß  das  Auswandern  von  Tieren  aus 

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18<9 

ihrer  früheren  Heimat  einen  mächtigen  Anstoß  tnx  Dillerenzienuig  und 
zur  Entstehung  neuer  Arten  gibt.  Er  bringt  diese  Theorie  in  Gegensatz 
rar  Zuchtwahltheorie  (s.  1868  D.)>  die  er  durch  sie  ersetzen  will. 
1868  P.  Waliko^  zu  Morchenstem  in  Böhmen  gelingt  es,  verfllzbare  Glasfftden 
zu  fabrizieren  und  daraus  eine  „GlaswoOe"  herzustellen,  die  als  Filtrier- 
material, Einpackungsmaterial  für  Dampfröhren  usw.  Verwendung  findet. 
(S.  a.  1850  B.) 

—  Frederick  Wnton  konstruiert  zur  Verwendung  bei  Hebemaschinen,  Fahr- 
zeugen usw.  nach  dem  Prinzip  der  Armstrong'schen  Lafettenbremse  (vgl. 
1864  A.)  seine  viel  gebrauchte  „Lamellenbremse". 

—  Emil  Theodor  VM  WoMI  fördert  durch  sein  Buch  „Praktische  Düngerlehre" 
die  rationelle  Anwendung  von  Düngemitteln  aller  Art. 

—  Adolphe  Wvrli  erh&lt  durch  Behandlung  von  Ätbylenchlorhydrat  mit  Tri- 
methjlamin,  sowie  aus  Äthylenoxyd  und  Trimethylamin  das  Neurin,  das  sich 
als  identisch  mit  dem  von  Liebreich  (s.  1865  L.)  aus  Protagon  erhaltenen 
Stoffe  erweist. 

1860  Joseph  Altart  in  München  verbessert  den  Lichtdruck  (s.  1867  Te.),  der  fortan 
vielfach  angewendet  wird  und  öfters  auch  als  „Albertotypie"  bezeichnet 
wird. 

—  Thomas  ARAmn  untensucht  im  Anschlufi  an  die  Arbeiten  von  Cagniard 
de  la  Tour  (s.  1822  C.)  den  kritischen  Zustand  der  Gase  und  nennt  den 
Thermometergrad,  bei  dem  das  Gas  zu  so  energischer  Molekularbewegung 
angeregt  wird,  daß  kein  noch  so  hoher  Druck  es  in  den  tropfbaren  Zu- 
stand zurückzuzwingen  vermag,  die  „kritische  Temperatur",  und  den 
Druck,  bei  dem  etwas  unterhalb  der  kritischen  Temperatur  gerade  noch 
Verflüssigung  eintritt,  den  „kritischen  Druck".  Infolge  dieser  Arbeit  ver- 
I&Bt  man  die  früher  üblichen  Definitionen  von  Dampf  und  permanentem 
Gas  und  nennt  Gas  jede  elastische  Flüssigkeit,  welche  über  ihre  kritische 
Temperatur  erhitzt  ist.  Diese  Versuche  üben  großen  Einfluß  auf  die 
Frage  der  Verdichtung  der  bisher  als  „permanent"  bezeichneten  Gase  aus. 

—  Adolf  von  BMyir  und  Adolph  EmmMlIiig  erhalten  durch  Schmelzen  von  Ortho- 
Kitrozimtsäure  mit  Ätzkali  und  Eisenfeile  synthetischee  Indol  und 
stellen  dieser  B«aktion  entsprechend  eine  Konstitationsformel  für  das 
Indol  auf. 

—  W.  H.  Baxter  in  Brizton  Hill  baut  die  erste  zuverlässig  funktionierende 
selbsttätige  Saatwage,  die  er  auf  der  Ozforder  Ausstellung  der  Royal 
Agricultural  Society  1870  ausstellt.  Diese  Wagen  werden  von  Riedinger, 
Reuther  und  Reisert,  Cooley-Hül  u.  a.  verbessert. 

—  MarceUn  BwHitlot  zeigt,  daß  sich  unter  dem  Einfluß  des  elektrischen  Fun- 
kens Stickstoff  direkt  mit  Acetylen  vereinigt  und  Blausäure  bildet. 

—  Wilhelm  von  Baxold  zieht  zuerst  die  Brandstatistik  zum  Studium  der  Ge- 
wittererscheinungen  heran  und  wird  dadurch  der  Begründer  der  Blitz- 
statistik. 

—  Philipp  BMort  untersucht,  von  den  Girtanner'sohen  Arbeiten  (s.  1794  G.) 
ausgehend,  die  chemischen  Unterschiede  der  Menschen-  und  Kuhmilch  und 
stellt  wichtige  Leitsätze  für  die  Kinderernährung  und  zur  Bekämpfung 
der  Säuglingssterblichkeit  auf. 

—  Der  Holländer  Bovy  konstruiert  Wipprammen  (Sohwingbaumrammen),  die 
den  gewöhnlichen  Zngrammen  gegenüber  große  Vorteile  bieten. 

—  Alexander  Bochan  stellt  die  erste  Karte  der  Monatsisobaren  her,  auf  der 
etwa  100  Orte  aufgeführt  sind,  für  welche  er  den  mittleren  Monatswert  des 
Luftdrucks  ermittelt  hat.  Er  braucht  zuerst  den  Namen  „Isobaren".  Die 
von  ihm  hergestellte  Karte  bestätigt  die  von  Adolf  Erman  (s.  1831  E.)  über 
die  Änderung  des  Luftdrucks  ausgesprochene  Vermutung.  (Vgl.  auch  1863  L.) 

Dkimstaedter.  *3 

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1869 

1869  Der  Mechaniker  Paul  Bangt  in  Hamburg  findet  bei  Untersuchung  des 
Einflusses  der  Länge  des  Wagebalkens  auf  die  Arbeit  der  Wage,  daß  eine 
Wage  um  so  schneller  schwingt,  je  kürzer  ihr  Balken  ist.  Er  -wird  durch 
diese  Entdeckung  der  Begründer  des  Systems  der  kurzarmigen  analytischen 
Wage,  welche  sich  durch  ihre  schnelle  Einstellung  auszeichnet. 

—  Bobert  Wilhelm  ¥on  Bumm  konstruiert  unter  Benutzung  der  1866  von 
H.  Sprengel  beobachteten  Tatsache,  daß  fallende  Flüssigkeiten  saugende 
Wirkung  ausüben,  die  nach  ihm  benannte  Wasserluftpumpe. 

—  Scott  CaiMroii  konstruiert  im  Anschluß  an  Worthington  (s.  1848  W.)  eine 
direkt  wirkende  Dampfpumpe,  deren  Steuerung  in  einem  Eolbensohieber 
besteht.  Die  Pumpe  wird  unter  dem  Namen  „Cameronpumpe"  von  Tangye 
Brothers  in  Birmingham  und  von  Grebrüder  Decker  in  Cannstatt  gebaut. 

—  Nachdem  1856  Beatson  und  Bessemer  und  1865  William  Menelaus  Patente 
auf  verbesserte  Eevolveröfen  für  den  Puddelprozeß  genommen  hatten, 
gelingt  es  Samuel  Dankt,  den  nach  ihm  benannten  rotierenden  Puddelofen 
zu  konstruieren,  der  sich  so  bewährt,  daß  er  drei  gewöhnliche  Flamm- 
öfen ersetzt. 

—  Die  Grebrüder  Dtcktr  wenden  bei  der  Drehbank  zuerst  die  Schlitten- 
verschiebung  durch  Leitschienen  an,  die  später  u.  a.  von  Suohanek  (1888) 
und  der  Maschinenfabrik  Deutschland  (1892)  ausgebildet  wird. 

—  Emil  tu  Bolt-Rtymond  bearbeitet  die  Theorie  der  gedämpften  Schwingung 
in  bezug  auf  die  Bewegung  der  Galvanometer  und  bedient  sich  zuerst 
des  aperiodisch  gemachten  Galvanometers. 

—  Nachdem  bereits  J.  C.  Maxwell  (s.  1861  M.)  das  Prinzip  des  additiven 
Dreifarben  Verfahrens  aufgefunden  und  Ransonet  in  Wien  (1865)  zum 
Zweck  der  Herstellung  farbiger  Photolithographien  bei  der  Aufnahme  der 
Negative  Cuvetten  mit  entsprechend  gefärbter  Flüssigkeit  eingeschaltet 
hatte,  nehmen  Ducot  du  Hauron  und  Crot  diese  Versuche  wieder  auf.  Sie 
stellen  durch  Einschalten  einer  gelbgrünen,  einer  violetten  und  einer  orange- 
farbigen Glasplatte  vor  das  Objektiv  dreierlei  Negative  her,  von  denen  sie 
Pigmentbilder  machen,  entwickeln  und  schließlich  zur  Erzielung  des  Ge- 
samtbildes aufeinander  pressen. 

—  Elehtnautr  empfiehlt  eine  Fangvorrichtung,  welche  das  Herabstüisen  der 
Tonnen,  Förderschalen  usw.  bei  Seilbruoh  vermeiden  soll,  und  auf  der 
geringen  Elastizität  des  Wassers  beruht. 

—  Adolph  Emmarllnc  zeigt,  daß  Glas  in  Wasser  löslich  ist  und  bestimmt  quanti- 
tativ das  LösUohkeitsverhältnis. 

—  Kudolf  FHHg  und  W.  H.  MteMi  erhalten  durch  Oxydation  von  Pipeiin- 
säure  das  Piperonal,  das  als  künstliches  „Heliotropin"  in  der  Parfümerie 
viel  benutzt  wird. 

—  Friedrich  August  Flflcklpr  erweist,  daß  die  feste  Konsistenz  des  Rosenöls 
durch  ein  Paraffin  bedingt  ist,  was  1893  von  Markownikoff  und  Reformatzky 
bestätigt  wird. 

—  Fran^ois  Alphonse  Fortl  gibt  durch  seine  „Introduotion  k  l'^tude  de  la 
faune  profonde  du  Lac  L^man"  der  Seenkunde  eine  erhöhte  Bedeutung 
und  führt  dafür  den  Namen  „Limnologie"  ein. 

—  Richard  Fflnlir  führt  zur  Messung  des  Gesichtsfeldes  (s.  1856  Gr.)  das  Peri- 
meter ein,  das  von  Schweigger  (1872),  Stevens  (1881)  imd  Priestley  Smith 
(1882)  verbessert  und  als  selbstregistrierendee  Instrument  eingerichtet  wird. 

—  Charles  Fritdtl  stellt  Siliciumtrichlorid  durch  Einwirkung  von  Queoksflber- 
chlorür  auf  SUiciumtrijodid  her,  das  er  mit  Ladenburg  durch  Erhitzen 
von  SiUoiumtetrajodid  mit  fein  verteiltem  Silber  darstellt. 

—  Im  Anschluß  an  die  von  Friedel  und  Grafts  hergestellten  Silioium- 
verbindungen   (s.  1863   F.)   stellen    FrltM   und   UriMikurf    fest,    daß    das 

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186» 

Silidam  in  ganz  ähnlicher  Weise  -mo  der  Kohlenstoff  wasserstoffhaltige 
und  verhältniamäBig  saaerstoffanne  Verbindungen  von  manigfaltiger  Zu- 
sammensetzung einzugehen  befähigt  ist,  die  es  zu  ähnlichen  Funktionen 
wie  die  des  KohlenstoSs  geeignet  erscheinen  läBt.  Namentlich  gilt  dies 
von  dem  von  ihnen  hergestellten  Triäthylsilicol. 
1869  Der  Österreicher  FrMrIch  stellt  zuerst  Parafflnpapier  her,  das  schnell  das 
bis  dahin  gebrauchte  Wachspapier  verdrängt. 

—  Friedlich  Leopold  OoHi  in  Halle  erweitert  die  Kenntnis  der  reflektorischen 
Tätigkeit  des  Nervensystems.  Er  erkennt  insbesondere,  daß  neben  der 
Medulla  oblongata  auch  das  Rückenmark  ein  durchaus  selbständiges  Organ 
für  die  GefäBnerven  ist,  und  hebt  die  Bedeutung  der  Tätigkeit  dieser 
Nerven  für  die  Stromgeschwindigkeit  des  Blutes  hervor.  Er  entdeckt  femer, 
daß  äußere  Reize,  wie  Klopfen  auf  die  Bauchdeoke,  eine  reflektorische 
Erregung  des  Nervus  vagus  hervorrufen,  durch  die  das  Herz  zum  Stillstand 
gebracht  wird  (Klopf versuch). 

—  George  8on  stellt  zuerst  wasserfreie  FluBsäure  durch  Erhitzen  von  Wasser- 
stofikaliumfluorid  dar.  Die  wasserfreie  Flußsäure  greift  das  Glas  nicht  an, 
wohl  aber  die  auch  nur  geringe  Mengen  von  Wasser  enthaltende  Säure. 

—  Karl  Oraibt  erbringt  den  experimentellen  Nachweis  für  die  Richtigkeit  der 
Erlenmeyer'sohe  Strukturformel  des  Naphtalins  (s.  1866  E.)  und  begründet 
dadurch  die  heutige  Ansicht  der  polycycUschen  Ringsysteme.  Auch  Aron- 
heim's  Synthese  des  Naphtalins  aus  Phenylbutylen  (1873)  und  Fittig  imd 
Erdmann's  Synthese  des  a  Naphtols  (1888)  sprechen  für  die  Erlen- 
meyer'sche  Strukturformel. 

—  Karl  (hMkt  und  Karl  Usfetmianii  stellen  das  von  Laurent  (1837)  entdeckte 
Anthrachinon  durch  Oxydation  aus  Anthracen  her  und  gelangen  durch 
Schmelzen  der  Anthraohinonsulfosäure  zum  künstlichen  Alizarin,  das  von 
1870  ab  nach  einer  von  Graebe,  Liebermann  und  Caro  ausgearbeiteten 
Methode  von  der  Badischen  Anilin-  und  Sodafabrik  in  großem  Maßstab  dar- 
gestellt wird.     (Erste  Synthese  eines  Pflanzenfarbstofis.) 

—  Z4nobe  Th^ophile  firamms  kombiniert  den  Facinotti'schen  Ringanker,  den 
er  selbständig  nacherfindet  (daher  auch  Gramme'scher  Ring  genannt)  mit 
dem  Siemens'schen  Dynamoprinzip  und  erzeugt  so  eine  dynamoelektrische 
Maschine,  welche  kontinuierlichen  Gleichstrom  liefert. 

—  Der  erste  Ventilator  des  belgischen  Ing^eurs  GuiM  kommt  in  England 
auf  der  Steinkohlengrube  Thiisling^n  cur  Aufstellung.  Dieser  Ventilator 
zeichnet  sich  durch  gute  Bauart  aus  und  liefert  große  Luftmengen  bei 
geringer  Umlaufzahl. 

—  A.  Hanofl  in  Paris  stellt  Bleiröhren  mit  innerer  Zinnplattierung  her.  Er 
gießt  röhrenförmige  Blöcke  von  ca.  200  mm  Durchmesser  und  400  mm  Höhe, 
deren  Wandung  außen  aus  Blei,  innen  aus  Zinn  besteht  und  preßt  sie  in 
einer  gewöhnlichen  Bleiröhrenpreese  zu  Röhren  aus.  Ein  anderes  Ver- 
fahren von  Ellis  und  Burr  besteht  darin,  daß  das  Bleirohr  im  Moment 
seiner  Entstehung  durch  den  Apparat  sdbst  verzinnt  wird. 

—  G.  W.  Haywartf  und  R.  B.  Shmr  machen  eine  Reise  nach  Ostturkestan,  auf 
welcher  sie  die  astronomische  Position  von  Jarkand  und  K  aschgar  be- 
stimmen, und  von  der  sie  wertvolle  Daten  über  Bodengestaltung,  Natur 
und  Bevölkerung  dieses  Landes  heimbringen. 

—  Der  bayrische  Ingenieur  Jacob  Htbsrliiii  erfindet  die  nach  ihm  benannte 
Reibungsbremse  für  Eisenbahnzüge. 

—  Nachdem  zuerst  Stephan  die  Einführung  der  Postkarte  gefordert  hatte 
(s.  1866  S.),  regt  Emanuel  HtmiHUin  diesen  Gedanken  in  der  Neuen  Freien 
Presse  (26.  Januar  1869)  von  neuem  an,  worauf  die  Postkarte  in  Öster- 
reich am  1.  Oktober  desselben  Jahres  eingeführt  wird. 

—     675     — 


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186» 

1869   Johann  Wilhelm  HItiarf  untersucht  die  von  Plücker  (s.  1859  P.)  entdeckten 
KathodenBtrahlen  und  beobachtet  die  durch  sie  bewirkte  Schattenbildung. 

—  Hohnmn  und  QlranI  stellen  durch  Einwirkung  von  Jodmethyl  oder  Chlor- 
methyl auf  Hofmann-Violett  das  Jodgrün  dar,  das  man  auch  durch  Ein- 
wirkung von  Jodmethyl  auf  essigsaures  Rosanilin  in  methylalkoholischer 
Lösung  im  Autoklaven  bei  120°  C.  erhält. 

—  C.  Hoppt  in  Berlin  konstruiert  eine  viel  gebrauchte  Fallbremse  ffir  berg- 
männische Seüfahrt,  die  beim  ZerreiSen  des  Förderseils  auf  der  Stdle 
wirksam  wird  und  gleich  gut  bei  hölzernen,  wie  bei  eüiemen  Leibungen 
verwendbar  ist.  Andere  Brems-  bez.  Fangvorrichtungen  für  Förderzwecke 
werden  von  Münzner,  Gerlach  &  Co.  u.  a.  konstruiert. 

—  Nachdem  schon  1862  Parker  in  Birmingham  und  gleichzeitig  Daniel 
Spiller  versucht  hatten,  Gebrauchsgegenstände  aus  einer  eingetrockneten 
Lösung  von  Schießbaumwolle  herzustellen,  entdeckt  J.  S.  Hyttt  in  Newark, 
daß  Campher  ein  Lösungsmittel  für  verschiedene  Arten  von  Schiefibaum- 
wolle  ist,  und  begründet  so  die  Celluloidindustrie. 

—  Jaacki  und  Bahms  in  Hamburg  führen  die  Ventilation  der  Mahlgänge  ein, 
durch  welche  die  Erhitzung  des  Mehls,  welche  dessen  Backfähigkeit  be- 
einträchtigen würde,  verhindert  wird. 

—  Der  Amerikaner  Jvdson  erfindet  den  SteckstoUen,  der  namentlich  in  der 
von  dem  französischen  Tierarzte  Aureggio  modifizierten  Form  ffir  den 
Hufbeschlag  besondere  Beachtung  findet. 

—  Johann  Ludwig  Wilhelm  Knop  stellt  fest,  daß  die  Basen  vom  Boden  am 
energischsten  gebimden  werden,  wenn  sie  in  Form  von  kohlensauren  und 
phosphorsauren  Salzen  dargeboten  werden,  und  wenn  neben  der  Absorption 
der  Base  gleichzeitig  eine  Absorption  der  Säure  des  Salzes  durch  den  Kalk 
oder  die  Tonerde  des  Bodens  erfolgen  kann.  Das  Ammoniakbindungs- 
vennögen  wächst  nach  ihm  mit  zunehmendem  Zeolithgehalt  des  Bodens. 

—  CamiUe  Koaehlln  erfindet  das  Ätzweißdmok verfahren  für  indigblau  geküpte 
Stoffe,  das  darin  besteht,  daß  man  die  zu  ätzenden  Figuren  mit  ohrom- 
saurem  KaU  aufdruckt  und  dann  durch  ein  Bad  von  Oxalsäure  und  Schwe- 
feisäuie  passieren  läßt.  1873  dehnt  er  dies  Verfahren  auf  die  Ätzung  des 
Küpenblau  in  allen  Farben  aus,  indem  er  der  obigen  Ätzfarbe  für  Weiß 
Körperfarben  und  Eiweiß  beimisoht. 

—  Nachdem  Karl  KoMtmy  mit  dem  Dampfer  „Germania"  1868  bereits  eine 
Vorerpedition  unternommen  hatte,  auf  der  er  jedoch  die  von  Peter- 
mann als  geeigneten  Weg  empfohlene  Ostküste  Grönlands  nicht  erreichen 
konnte,  macht  er  mit  Hagsmann  eine  zweite  Expedition  mit  der  „Germania" 
und  dem  Segelschiff  „Hansa".  Die  „Hansa"  wird  vom  Eise  zerdrückt;  ihre 
Mannschaft  treibt  200  Tage  auf  einer  Scholle  umher,  bis  sie  sich  nach  den 
Grönländischen  Kolonien  rettet.  Die  ,, Germania"  erreicht  Grönland  unter 
TS'/j  n.  Br.,  erforscht  den  Franz-Josef-Fjord  und  kehrt  1870  zurück. 

—  Wilhelm  KSmsr  betrachtet  das  Pyridin  als  einen  geschlossenen  Ring  von 
fünf  Atomen  Kohlenstoff  und  einem  Atom  Stickstoff,  welche  Anschauung 
auch  von  Dewar  1871  geteilt  wird  und  durch  eine  große  Anzahl  Synthesen 
in  der  Pyridinreihe  Bestätigung  findet.  Das  Chinolin  steht  zum  Pyridin 
in  derselben  Beziehung  wie  das  Naphtalin  zum  Benzol;  das  Chinolin  ist 
ein  Naphtalin,  in  dem  eine  der  CH-Gruppen  in  «-Stellung  durch  Stickstoff 
ersetzt  ist. 

—  Theodor  Kranar  konstruiert  das  Protektor-Schloß,  das  sich  von  anderen 
Sicherheitsschlössern  durch  die  Form  der  Zuhaltungen,  durch  die  Art 
der  Bewegung  und  durch  Form  und  Angriffsart  des  dazu  gehörenden 
Schlüssels  imterscheidet. 

—  Die  Kondensationswasserableiter  bestehen  im  wesentlichen  aus  einem  mit 

—     676     — 

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186» 

der  tiefsten  Stelle  des  zu  entwässernden  Dampf raumes  durch  eine  Rohr- 
leitung verbundenen  SammelgefäB  für  das  Kondensationswasser  und  einer 
damit  vereinigten  Auslaßvorrichtung,  die  in  Tätigkeit  tritt,  sobald  die  an- 
gesammelte Wassermenge  eine  bestimmte  Grenze  überschreitet,  und  die 
entweder  auf  der  Ausdehnung  eines  Konstruktionsteils  infolge  der  erhöhten 
Temperatur  oder  auf  der  vom  Kondensationswasser  bewirkten  selbsttätigen 
Hebung  eines  Schwimmers  beruht.  Zur  ersten  Klasse  gehört  der  Automat 
von  KuiMbtrc,  von  Eastwood  und  Wadsworth,  Moulton  und  Sawyeru.  a.; 
zur  zweiten  Klasse  der  von  Schäfler  und  Budenberg,  Gifiard,  Klein 
Sohanzlin  und  Becker  u.  a. 
1869  F.  Lamb,  A.  C.  Stirry  und  G.  Furtrad  empfehlen  zuerst  natürliches  Alumi- 
nium-Magnesiumhydrosilikat  zur  Entfärbung  von  Fetten  und  ölen.  1893 
werden  große  Lager  dieses  Produktes  bei  Quincy  in  Florida  entdeckt,  wo- 
durch die  Verwendung  des  „Florida-Bleicherde"  oder  „Silikatpulver"  ge- 
nannten Produkts  sehr  gefördert  wird. 

—  LMhartiM'  und  BeHamy  weisen  nach,  daß  reife  süße  Früchte,  wie  Kirschen, 
wenn  man  sie  unverletzt  und  frei  von  Hefe  in  einer  Atmosphäre  von 
Kohlensäure  hält,  auch  unter  Ausschluß  der  Luft,  in  der  Anaerobiose 
(g.  1861  P.)  einen  Teil  ihres  Zuckers  zu  Alkohol  verarbeiten,  wobei  Kohlen- 
säure gasförmig  ausgeschieden  wird.  Diese  gärungsähnliche  Zersetzung  ist 
nicht  durch  Pilze  erregt.  (S.  a.  1886  D.) 

—  Oskar  Ltoknich  entdeckt  die  schlafbringende  Wirkung  des  1832  von  Liebig 
dargestellten  Chlorals,  die  auf  dessen  Zerlegung  durch  das  Blut  beruht. 

—  Der  italienische  Mediziner  Cesare  Lombrow  begründet  durch  seine  Arbeiten 
und  Hypothesen  über  die  Geisteskranken,  Verbrecher  usw.  die  Kriminal- 
Anthropologie. 

—  Louis  LorM  veröfFentlicht  die  ersten  graphischen  Darstellungen  des  Atmunga- 
vorganges  auf  hohen  Berggipfeln,  worin  ihm  Marcet  1878  und  Chauveau 
1894  folgen,  während  die  ersten  Untersuchungen  über  die  Blutveränderung 
und  über  die  übrigen  physiologischen  Wirkungen  des  Aufenthaltes  auf 
hohen  Bergen  1890  von  Viault  unternommen  werden. 

—  Robert  MalM  und  OMham  konstruieren  einen  Kugelseismographen  (Pro- 
jektionsseismograph),  bei  welchem  aus  der  Fallweite  der  aus  ihren  Lagern 
herausgeworfenen  Kugeln  die  Intensität  der  Stöße  ermittelt  wird.  (S.  136 
V.  Chr.) 

—  Emanuel  Marlot  führt  (im  K.  K.  Militärgeographisohen  Institut  in  Wien) 
zur  Herstellung  der  Druckplatten  von  größeren  Kartenwerken  statt  dea 
Kupferstichs  die  Heliogravüre  ein. 

—  Othniel  Charles  Itanh  bereichert  durch  seine  im  Zeitraum  von  1869  bis 
1899  gemachten  Forschungen  an  fossilen  Wirbeltieren  die  vergleichende 
Anatomie  des  Knochengerüstes  und  der  sonstigen  erhaltungsfähigen  Hart- 
gebilde (Zähne,  Hautskelett)  und  trägt  dadurch  wesentlich  zum  Fortschritt 
der  Paläontologie  bei. 

—  Der  französische  Fabrikant  Matson  konserviert  G«mäBe,  indem  er  sie  ge- 
trocknet einer  starken  Pressung  unterwirft  und  sie  in  kleine  viereckige 
Täfelohen  formt,  die  bei  ihrer  geringen  Oberfläche  der  Einwirkung  der 
Luft  widerstehen  (Comprim^). 

—  MatthlMiM  und  WrWit  stellen  fest,  daß  Schwefelsäure,  Salzsäure,  Phosphor- 
sänre  ebenso  wie  Alkalien  und  Chlorzink  auf  das  Morphin  und  Codein  eine 
doppelte  Wirkung  ausüben,  indem  sie  kondensierend  zu  Trimorphin  und 
Tetramorphin  bez.  Dicodein  und  Tricodein,  oder  wasserentziehend  zu 
Apomorphin  bez.  Apocodein  führen.  Durch  diese  Untersuchungen  stellt 
sich  der  enge  Zusammenhang  dieser  beiden  Alkaloide  heraus  und  wird  es 
wahrscheinlich  gemacht,  daß  Codein  der  Monomethyleeter  des  Morphins  ist. 

—     677     — 

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1809 

1869  Ab  Stelle  der  Applegsth'Bohea  Presse  (s.  1 848  A.)  wird  in  der  Times -Druckerei 
eine  von  Walter  gebaute  Schnellpresse  aufgestellt,  die  11000  auf  beiden 
Seiten  bedruckte  Bogen  in  der  Stunde  liefern  kann.  Die  Presse  hat  rwei 
horizontal  liegende  Formeylinder  und  acht  Druckzylinder  und  druckt  auf 
endloses  Papier. 

—  EmU'Warfcurt  macht  die  Beobachtung,  daß  beim  Tönen  fester  Körper  ein 
Teil  der  Schallenergie  sich  in  Wärme  verwandelt,  und  zwar  luu  so  mehr, 
je  rascher  die  Töne  verklingen. 

—  George  M.  WhMtor  in  New  York  erforscht  die  Territorien  im  Gtebiet  der 
Felsengebirge  Arizona,  Neumeziko  und  Nevada.  Seine  Beobachtungen 
werden  namentlich  für  die  Croologie  von  Bedeutung. 

—  Thomas  Whttwtli  konstruiert  einen  Winderhitzer  mit  G-ichtgasheisung,  der 
so  eingerichtet  ist,  daß  seine  Züge  und  Kanäle  sich  leicht  reinigen  lassen, 
was  bei  dem  Cowper'schen  Apparat  nicht  der  Fall  ist.   (S.  1860  C.) 

—  Hermann  WIchsihuii  und  Ludwig  D«nwi>M<tir  führen  die  Alkalischmelze 
der  Sulfosäuren  in  die  Technik  ein.  Sie  wird  zuerst  die  Grundlage  für 
die  Naphtolindustrie,  nachdem  Wichelhaus  mit  seinen  Schülern  die  Iso- 
merieverhfiltnisse  der  Naphtole  aufgeklärt  hat,  und  später  ein  mächtiger 
Hebel  für  die  Entwicklung  der  Industrie  der  organischen  Farbstofte,  ins- 
besondere des  Alizarins. 

—  F.  WlnAiaiUM  konstruiert  Kaltluftmaschinen,  bei  welchen  die  durch  den 
Kompressionszylinder  angesaugte  atmosphärische  Luft  komprimiert  und 
durch  Kühlapparate  hindurch  in  den  Ezpansionszylinder  gepreßt  wird, 
wo  die  komprimierte  Luft  unter  Verrichtung  äußerer  Arbeit  wieder  auf 
die  atmosphärische  Spannung  gebracht  und  nun  stark  abgekühlt  dem 
Kühlraume  zugeführt  wird. 

—  Johannes  WlillCMn  führt  nach  der  Methode  von  Frankland  und  Duppa 
(b.  1866  F.)  zahlreiche  Synthesen  von  zweibasisohen  Säuren  aus  und  fördert 
dadurch  die  Erkenntnis  der  Konstitution  der  Säuren  mit  höherem  Kohlen- 
stofFgehalt. 

—  Johannes  WMkMus  macht  die  Synthese  mehrbaaischer  Säuren,  indem  er 
in  Analogie  der  von  Frankland  eingeführten  Methode  der  Kohlenstoffver- 
kettung (Umwandlung  der  Alkyljodüre  in  die  Dialkyle  durch  Einwirkung 
wasserstoffentziehender  Mittel  —  s.  1849  F.)  den  jodierten  Säuren  das 
Halogen  durch  Silber,  Kupfer  oder  Blei  entzieht.  Er  führt  auf  diese 
Weise  die  Synthese  der  1837  von  Laurent  entdeckten  und  1865  von  Arppe 
näher  untersuchten  Adipinsäure  aus  der  ^-Jodpropionsäure  durch. 

—  Adolphe  Wurtz  eröffnet  einen  Weg  zur  Synthese  von  Carbonsäureestem 
durch  Halogenentziehung  mit  Natrium  und  stellt  auf  diesem  Wege  den 
Benzoesänreester  aus  Brombenzol,  Chlorameisensäureester  und  Natrium- 
amalgam her.  Dieser  Weg  schließt  sich  an  die  18S3  von  ihm  mit  Natrium 
gemachten  Synthesen  an.    (S.  1853  W.) 

—  Nachdem  Lockyer  und  Janssen  (s.  1868  L.)  der  Nachweis  der  Protu- 
beranzen auch  bei  unverflnsterter  Sonne  gelungen  war,  zeigen  ZöllMr  und 
Haiflin  unabhängig  voneinander,  daß  man  jederzeit  die  Protuberanzen  im 
Spektroskop  auch  ihrer  Form  nach  scharf  wahrnehmen  kann,  wenn  nur 
der  Spalt  weit  genug  gemacht  wird. 

1870  Adolf  wn  Bmywr  erhält  bei  Behandlung  von  Naphtalin  mit  Jodphos- 
phonium  ein  vierfach  hydriertes  Naphtalin.  Ob  die  später  von  Graebe 
(1872),  Bamberger  und  Bordt  (1889)  und  Bamberger  und  Kitschelt  (1890) 
dargestellten  TetrahydronaphtaJine  hiermit  identisch  sind,  ist  noch  nicht 
definitiv  festgestellt. 

—  Adolf  von  Basyir  erhält  durch  Kondensation  von  Acroleinammoniak  syn- 
thetisch  das   Ficolin   und  in  Gemeinschaft  mit  £.  Ador  durch  Konden- 

—     680     — 

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1870 

sation  des  Aldehydammoniaks  das  Collidin.  Im  gleichen  Jahie  führt 
Baeyer  im  Verein  mit  Emmerling  durch  phosphorbaltigen  Dreifacbohlor- 
phosphor  das  Isatin  in  Isatinohlorid  fiber,  das  bei  der  Beduktion  Indig- 
blan  gibt.  Bei  dieser  Reduktion  entsteht  als  Nebenprodukt  ein  roter 
Körper,  das  Indigpurporin.  (S.  a.  1870  E.  und  1873  S.) 
1870  F.  M.  Hilwr  in  New  York  baut  die  erste  UniTersalmaschine  für  Beib- 
zündhölschen,  die  später  derart  verbessert  wird,  daB  sie  aufier  der  Her- 
stellnng  der  Schachteln  den  gesamten  Fabrikationsgang  von  der  Herstellung 
des  Holzdrahtes  an,  wie  das  Schwefeln  oder  Parafflnieren,  Trocknen,  Sor- 
tieren und  Füllen  der  Schachteln,  völlig  selbsttätig  besorgt. 

—  Marcelin  BartMot  findet  die  Methode,  durch  zehn-  bis  zwaneigstündiges 
Erhitzen  von  organischen  Verbindungen  mit  einem  großen  Überschuß  von 
JodwasserstoSsäure  im  geschloBsenen  Rohr  auf  275",  dieselben  zu  redu- 
zieren imd  mit  Wasserstofl  zu  sättigen,  und  stellt  auf  diese  Weise  eine 
Anzahl  von  Kohlenwasserstoffen  synthetisch  dar. 

—  Der  Mechaniker  Balz  in  St.  Ingbert  konstruiert  eine  Maschine,  um  Draht 
von  Grlühspan  zu  befreien  (Drahtreinigungsmaschine). 

—  Wilhelm  von  Bm«M  macht  die  ersten  Versuche  über  elektrische  Wellen  in 
Drähten. 

—  Robert  Wilhelm  von  BuniM  gibt  ein  Eiscalorimeter  an,  welches  bei  der 
spezifischen  Wärmebestimmung  die  äußerste  Genauigkeit  zu  erreichen  ge- 
stattet. Die  Menge  des  geschmolzenen  Eises  wird  nicht  aus  dem  Gewicht 
des  entstandenen  Wassers,  sondern  aus  der  Volum  Vergrößerung  des  Eises 
beim  Übergang  in  den  fiüssigen  Zustand  bestimmt,  wie  dies  J.  Herschel 
zuerst  vorgeschlagen  hatte;  außerdem  gestattet  die  ganze  Anordnung  die 
Anwendung  sehr  kleiner  Mengen  der  zu  untersuchenden  Substanz.  Er  be- 
stimmt mit  dem  Eiscalorimeter  die  Schmelzwärme  des  Wassers  und  findet 
im  Mittel  von  zwei  Versuchen  den  Wert  von  80,025  Wärmeeinheiten. 

—  Bei  der  Errichtung  von  Wehren  und  Stauwerken  zur  Flußkanalisierong 
sind  Einrichtungen  zu  schaffen,  die  den  Wanderflschen  den  Weg  vom 
Unter-  ins  Oberwasser  und  umgekehrt  ermöglichen.  Beispiele  solcher 
Fischwege  sind  die  von  Call  konstruierte  Treppe,  sowie  der  von  MaedonaM 
konstruierte  Fischpaß,  welcher  eine  sehr  steile  Neigung  zuläßt  und  deshalb 
an  Flüssen  mit -starkem  Gefälle  (z.  B.  am  Potomao)  benutzt  wird. 

—  Louis  Paul  CailMat  macht  Versuche  über  das  Verhalten  des  Wasserstoffs, 
der  Luft  und  des  Stickstoffs  bei  sehr  hohen  Drucken  und  stellt  die 
Abweichungen  vom  Boyle-Mariotte'schen  Gesetze  zahlenmäßig  fest.  (S.  a. 
1844  N.) 

^  Jean  Martin  Chartat  erforscht  die  Systemerkrankimgen  des  Rückenmarks, 
wie  die  Sklerose  und  die  Paralysis  agitans,  und  bezeichnet  zuerst  die  Hysterie, 
die  bisher  als  Neurose  angesehen  wurde,  als  eine  psychische  Störung.  Er 
findet  die  nach  ihm  benannten  KrystaUe  im  Sputum  von  Asthmatikern. 

—  C.  Chriitlauian  findet  die  anomale  Dispersion  des  Lichts  am  Fuchsin  (s.  1862 
Le  Rouz),  und  gibt  dadurch  Anstoß  zu  den  von  A.  Kundt  ausgeführten 
Untersuchungen  über  den  Zusammenhang  zwischen  Dispersion  und  Ab- 
sorption. 

—  Olaaiat  erfindet  ein  Verfahren,  aus  den  zur  Schwefelsäurefabrikation  ab- 
gerösteten kupferhaltigen  Kiesen,  die  stets  kleine  Mengen  Silber  und  Gold 
enthalten,  die  edeln  Metalle  zu  gewinnen.  Die  Methode  beruht  auf  der 
Ausfällung  des  Silbers  als  Jodsilber. 

—  Edward  A.  Oowpar  konstruiert  die  Fahrradräder  so,  daß  die  Last  an  den 
aus  dünnem  Stahldraht  gefertigten  Speichen  hängt,  also  von  den  oberen, 
nioht  von  den  unteren  Speichen  getragen  wird.  Dadurch  werden  die  Stöße 
beim  Fahren  elastischer  aufgefangen,   als   wenn   die  untern  Speichen  die 

—     C81     — 

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1870 

tragenden  dnd.  Außerdem  können  die  Speichen,  da  sie  nur  auf  Zug  be- 
ansprucht werden,  aus  dünnerem  Draht  gefertigt  werden,  wodurch  eine 
erhebliche  Gewichtsverminderung  erzielt  wird.  (Vgl.  1867  Ma  und  1809  Me.) 
1870  Dagron  benutzt  während  der  Belagerung  von  Paris  die  Mikrophotographie 
zur  Herstellung  von  Depeschen  für  den  Brieftaubendienst.  (VgL  1840  D.) 
Dagron  stellt  auch  die  ersten  Lupenphotographien  in  Federhaltern  her. 

—  D^ianer  und  Wtüar  in  New  York  bauen  ilu«  Tiegeldruckpresse  „Liberty". 
Bei  dieser  Presse  liegen  Fundament  und  Tiegel  nicht  wagerecht,  sondern 
bilden,  wenn  die  Presse  geöffnet  ist,  zueinander  einen  Winkel,  wie  wenn 
man  zwei  Hälften  eines  Buchdeckels  halb  aufmacht.  Der  Druck  geschieht, 
indem  Fundament  und  Tiegel  sich  begegnen,  wie  wenn  das  geöSnete  Buch 
mit  dem  Schnitt  nach  oben  wieder  zugeklappt  wird.  Die  Maschine  wird 
viel  für  Akzidenzarbeiten  gebraucht. 

—  Anton  Dohrn  ruft  durch  unermüdliche  Ausdauer  imd  unter  großen  persön- 
Uchen  Opfern  in  Neapel  die  ,, deutsche  zoologische  Station"  zur  Erleichterung 
des  Studiums  lebender  Meertiere  ins  Leben,  die  ein  Muster  abgibt  für  alle 
später  entstehenden  Stationen.     (S.  a.  1706  M.) 

—  Enftor  und  Emmarling  erhalten  Indigo  zuerst  synthetisch  in  sehr  geringen 
Mengen  durch  Destillation  von  Orthonitroacetophenon  mit  Natronkalk  und 
Zinkstaub. 

—  Famintiln  zeigt  im  Anschluß  an  die  Untersuchungen  von  Sachs  (s.  1866  S.), 
daß  die  Lichtintensität,  die  bei  langwelligen  Farben  unter  sonst  gleichen 
Umständen  größer  als  bei  den  kurzwelligen  ist,  für  die  Bildung  des  grünen 
Farbstoffs,  des  Chlorophylls  sowohl,  als  auch  der  Stärkemehleinschlüsse  im 
Chlorophyll  ausschlaggebend  ist. 

—  Der  Ingenieur  Fmten  führt  auf  der  vormals  Rheinischen  Bahn  an  Stelle 
der  Heizung  mit  Wärmflaschen  die  Preßkohlenheizung  ein,  bei  der  unter 
jeder  Sitzreihe  ein  Blechkasten  liegt,  in  den  von  außen  ein  eiserner  Ein- 
satz mit  glühenden  Preßkohlen  geschoben  wird.  Die  Verbrennungsluft 
wird  durch  Öffnungen  in  der  Verschlußtür  zugeführt. 

—  A.  FMca  macht  den  Vorschlag  zu  einer  neuen  Methode  der  Stärkefabri- 
kation durch  einfaches  Zentrifugieren.  Ein  aus  Weizenmehl  und  Wasser 
bereiteter  dünner  Brei  soll  durch  die  Zentrifuge  direkt  in  Rohstärke  und 
Kleberbrei  zerlegt  werden.  Das  Verfahren  bewährt  sich  praktisch  nicht, 
da  die  Trennung  von  Rohstärke  und  Kleberbrei  sich  nicht  mit  genügender 
Schärfe  vollzieht. 

—  A.  B.  Frank  macht  eine  umfassende  Untersuchung  über  die  Ursachen, 
durch  welche  die  verschiedene  Orientierung  der  Pflanze  und  ihrer  Organe 
bedingt  ist  und  nimmt  auch  transversalen  Heliotropismus  und  Greotroiiis- 
mus  an,  für  dessen  Annahme  sich  auch  Charles  und  Francis  Darwin  (1881) 
und  W.  Pfeffer  (1881)  aussprechen. 

—  Karl  Frischen  bringt  die  elektrischen  Teile  der  Siemens  &  Halske'schen 
Streckenblockwerke  mit  den  zugehörigen  Flügelsignalen  in  zwangläuflge 
Verbindung  und  stellt  hierdurch  die  Raumsicherung  der  Züge  auf  eine  neue 
Grundlage. 

—  Gähn  in  Upsala  empfiehlt  die  Borsäure  unter  dem  Namen  ..Aseptin"  als 
Präservierungsmittel  für  Milch  und  Fleisch.  In  Deutschland  ist  diese  Ver- 
wendung der  Borsäure  verboten. 

—  Der  Techniker  N.  Qaliantf  in  Nancy  erfindet  das  pneumatische  Malzver- 
fahren (Trommelmälzerei). 

—  Carl  OlaNr  verwendet  zuerst  die  Acetylenkupferverbindimgen,  um  kom- 
pliziertere Acetylene  aufzubauen,  indem  er  ausPhenylacetylenkupfer  mitLuft 
Diphenyldiacetylen  herstellt.   Das  Verfahren  wird  1882  von  A.  von  Baeyer 

—     682     — 

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1870 

vereinfaoht,  der  zur  Oxydation  statt  des  Luftsauerstoffs  Ferncyankalium 
in  Kalilauge  benutzt. 
1870  Die  Stadt  filMgsw  führt  in  den  Jahren  1870—85  mit  einem  Kostenaufwand 
von  136  Millionen  Mark  die  Keg^erung  des  Clyde  und  den  Bau  der  Hafen- 
werke nach  den  Plänen  von  Logan  und  Walker  derart  durch,  daß  während 
der  FluB  vorher  bequem  durchwatet  werden  konnte,  nun  Schiffe  von  3000  t 
und  7,3  m  Tiefgang  nach  Glasgow  gelangen  können,  wodurch  sich  diese 
Stadt  zur  größten  Handelsstadt  Schottlands  entwickelt. 

—  Paul  von  Qrotb  entdeckt  die  Morphotropie,  d.  i.  die  gesetzmäßige  Änderung 
einer  Krystallform  durch  Eintritt  eines  neuen  Atoms  oder  einer  Atom- 
gruppe  an  Stelle  von  WassetBtoff.  Ein  klassisches  Beispiel  hierfür  bildet 
die  von  H.  Topsöe  1882  studierte  Morphotropie  der  Doppelsalze  des 
Platin-,  Gold-,  Kupfer-  und  Quecksilberchlorids  mit  den  einfach  und  mehr- 
fach substituierten  Methyl-,  Äthyl-  und  Propylammoniumohloriden. 

—  Omiw  empfiehlt  eine  Dampfturbine  als  Motor  für  Apotheken  und  Labora- 
torien, die  insbesondere  zum  Rühren  usw.  Verwendung  findet. 

—  Cato  Maximilian  fiuMktrg  zeigt  durch  thermodynamische  Betrachtungen, 
daß  die  Gefrierpunktsemiedrigung,  welche  ein  Lösungsmittel  durch  Auf- 
lösen einer  nicht  allzu  großen  Stoffmenge  erleidet,  der  gleichzeitigen  Dampf - 
druckemiedrigung  proportional  ist. 

—  Ernst  Hatcktl  findet  unter  den  einzelligen  freilebenden  Rhizopoden  (s.  1863  S.) 
eine  Anzahl,  in  denen  keine  Spur  eines  Zellkeims  nachzuweisen  ist,  und 
bezeichnet  sie,  da  sie  nur  aus  einem  Klümpchen  Protoplasma  bestehen 
und  somit  die  niedrigsten  und  einfachsten  Organismen  vorstellen,  als 
Moneren.  Mit  den  verbesserten  Färbemethoden  wird  später  in  vielen 
dieser  Organismen  der  Zellkern  nachgewiesen. 

—  Nachdem  schon  seit  1860  viele  Versuche  gemacht  worden  waren,  Sulfat 
ohne  Dazwischenkunft  von  Schwefelsäure  durch  direkte  Einwirkung  von 
schwefliger  Säure,  Luft  und  Wasserdampf  auf  Kochsalz  herzustellen 
(so  von  Gossage  1850,  Brooman  1867,  Thibierge  1863  u.  a.),  gelingt  es 
Hargranw  und  RoMmon,  dieses  Verfahren  unter  systematischer  Ausnutzimg 
der  Pyrit- Röstgase  erfolgreich  durchzuführen. 

—  P.  Hmm  empfiehlt  die  Anwendung  des  WoUsohweißes  znr  Fabrikation  von 
Blutlaugensalz.  Der  Wollschweiß  gibt  beim  Verkohlen  ein  Gemisch  von 
kohlensaurem  Kali  und  stickstoffhaltiger  Kohle  in  feinster  Verteilung  und 
innigster  Mischung,  wie  es  zu  diesem  Zweck  besonders  geeignet  ist.  In 
der  Blutlaugensalzfabrik  in  Buchsweiler  bei  Zabem  werden  mit  diesem  Ver- 
fahren gute  Resultate  erzielt. 

—  Gustav  HOtiMT  stellt  aus  Bromcapronsäure  synthetisches  Leucin  her,  das 
sich  mit  dem  natürlichen  Leucin  und  mit  dem  1855  von  H.  Limpricht  durch 
Kochen  von  Valeral  und  Blausäure  mit  Salzsäure  nach  der  Streoker'schen 
Methode  (s.  1860  St.)  erhaltenen  Leucin  als  identisch  erweist. 

—  IngleltoM  konstruiert  den  ersten  stocklosen  Schiff  Banker,  der  den  Vorteil  hat, 
daß  die  Ankerkette  nie  unklar  werden  kann  und  der  Bug  beim  Ankerlichten 
nicht  beschädigt  wird.  Außerdem  nimmt  der  Anker  beim  Verstauen  wenig 
Platz  ein,  und  es  wird  bei  seiner  Handhabung  viel  Arbeit  und  Zeit  gespart. 

—  Der  Kapitän  E.  H.  Johannim  umsegelt  Nowaja  Semlja  und  stellt  die  Um- 
rißgestält  der  DoppeUnsel  in  ihren  Grundzügen  fest.  Insbesondere  weist  er 
nach,  daß  sie  sich  nicht  weiter  als  bis  zu  69°  östlicher  Länge  erstreckt. 
Er  zerstört  auch  durch  seine  Fahrt  den  Glauben  an  die  Unpassierbarkeit 
der  Karischen  See,  die  von  K.  E.  von  Baer  als  „Eiskeller"  bezeichnet 
worden  war. 

—  K*llar  und  Bannlng  in  Hamm  leisten  Hervorragendes  in  der  Konstruktion 
von  Dampfschnellhämmem,  die  sich  ein  immer  größeres  Arbeitsgebiet  er- 


—     683     — 

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1870 

ringen,  und  auch  von  Ferris  und  Milee  in  Philadelphia,  Masse^  in  Man- 
chester, J.  A.  Henckels  in  Solingen,  J.  £.  Reinecker  in  Chemnits  u.  a.  aus- 
geführt werden. 
1870  Der  Ingenieur  Klaus  KBfCk*  in  Dresden  führt  das  Sandg^eise  ein,  um  Züge 
gefahrlos  zum  Stehen  zu  bringen,  und  legt  ansteigende  Ausäehgleise  zum 
Rangieren  an. 

—  August  Adolph  KmMtt  entdeckt  die  Kundt'schen  Stanbflgnren,  durch  welche 
die  SchaUgesohwindigkeit  und  die  Tonhöhe  in  der  Luft  oder  in  beliebigen 
Materialien  bestimmt  werden  kann.  Für  die  SchaUgesohwindigkeit  in  der 
Luft  findet  er  auf  diesem  indirekten  Wege  im  Mitteiden  Wert  von  332,00  m/sec. 

—  August  Adolph  Kuirft  macht  eingehende  Untersuchungen  über  anomale 
Dispersion  und  erkennt,  daß  sie  den  Substanzen  eigentümlich  ist,  welche 
für  gewisse  Farben  eine  starke  Absorption  zeigen.    (Vgl.  1870  C.) 

—  H.  dt  Lacan-Dnihisn  gibt  zuerst  eine  genaue  Beschreibung  des  Färbe- 
vermögens des  Saftes  einer  Meerschnecke,  Purpura  haemastoma  L.,  und 
zeigt,  daß  die  Benutzung  dieses  Saftes  zum  Zeichnen  der  Wfische  bei  den 
Fischern  auf  den  Balearen  als  ein  letzter  Rest  der  Purpurf&rberei  des  Alter- 
tums anzusehen  ist.     (Vgl.  auch  990.) 

—  Bernhard  von  Langmbwk  führt  Äthylidenohlorid  als  AnSsthetikum  ein. 

—  Nachdem  Gaudin  (1858)  Bauzitsteine  und  Bauxitschmelztiegel  als  sehr 
schwer  schmelzbar  empfohlen  hatte,  ohne  jedoch  große  Beachtung  zu 
finden,  weist  Lanr  mit  Erfolg  auf  die  hervorragende  Qualität  dieser  Steine 
für  Schmelzöfen,  rotierende  Öfen  usw.  hin. 

—  Heinrich  Umpflcht  entdeckt  das  Furfuran  (Tetraphenol),  das  dem  durch 
V.  Baeyer  und  Emmerling  als  Ring  aufgefaßten  Pyrrol  analog  formuliert  ist, 
indem  die  NH -Gruppe  des  Pyrrols  durch  O  ersetzt  ist.  Bei  dem  Thiophen 
(s.  1883  M.)  ist  diese  Gruppe  durch  S  ersetzt.  Alle  drei  Körper  gehören 
zu  den  heterocyolischen  Verbindungen,  d.  h.  denjenigen,  geschlossenen 
ringförmigen  Atomkomplexen,  deren  Ringe  nicht  allein  durch  Kohlenstofl- 
atome  gebildet  werden,  wie  dies  bei  den  hydrocyclischen  und  aromatischen 
Substanzen  der  Fall  ist,  an  deren  Ringbildung  sich  vielmehr  neben  dem 
Kohlenstoff  noch  Stickstoff,  Sauerstoff  und  Schwefel  beteiligen. 

—  Joseph  LoMhnridt  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  Diffusion 
der  Gase,  davon  ausgehend,  daß  dieselbe  denselben  Gesetzen  folgen  müsse, 
wie  die  Diffusion  der  Flüssigkeiten.  Er  führt  die  Bestimmung  zahlreicher 
Diffusionskoeffizienten  (Diffusionskonstanten)  aus.  Ähnliche  Bestimmungen 
werden  von  J.  Stefan  (1873),  K.  Waitz  (1882),  v.  Obermayer  (1804)  u.  a. 
gemacht. 

—  Fritz  L.  LQrmann  schlägt  vor,  tonerdereiche,  leicht  aufschließbare  Hoch- 
ofenschlacken mit  Salzsäure  zu  behandeln,  die  unreine  Lösung  von  Chlor- 
aluminium mit  Calciumcarbonat  zu  fällen,  den  Niederschlag  mit  Schwefel- 
säure aufzulösen,  und  das  erhaltene  Aluminiumsulfat  in  Alaun  überzuführen. 

—  Gustav  Matnui  findet,  daß  eine  6  mm  dicke  Steinsalzplatte  nur  etwa  ein 
Drittel  der  von  reinem  auf  etwa  ISO"  erhitztem  Steinsalz  ausgehenden 
Strahlen  hindurchläßt. 

—  Adolf  HUiysr  macht  Untersuchungen  über  die  wasserhaltende  Kraft  des 
Bodens  (s.  1817  S.)  und  findet,  daß  dieselbe  von  der  Feinheit  und  Mischung 
der  Bodenbeatandteile  und  von  deren  Porosität  abhängt.  Je  mehr  Humus, 
Ton  und  feinverteilten  Kalk  der  Boden  enthält,  um  so  mehr,  je  höher  der 
Sandgehalt  ist,  um  so  weniger  Wasser  nimmt  er  auf. 

—  Adolf  Mayir  weist  die  Möglichkeit  der  Assimilation  des  Ammoniaks  durch 
die  Pflanzen  aus  einer  ammoniakreichen  Atmosphäre  experimentell  nach. 

—  Johann  Heinrich  MsMInttr  in  Karlsruhe,  Erfinder  des  Meidinger'schen 
Elements  (s.  1859  M.),  konstruiert  die  ersten  Füllöfen.     (S   a.  1862  L.) 

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1870 

1870  Nachdem  infolge  der  von  Venier  und  Eülm  (b.  1860  V.)  gemachten  Yer- 
Buohe  die  königliche  PorzeUanmannfaktur  in  Berlin  1868  mit  der  Gas- 
feuerung für  PorzeUanöfen  günstige  Resultate  erzielt  hatte,  konstruiert 
6.  MMdMin  für  dieselbe  einen  Gaskammerofen,  dem  das  Hoffmann'sche 
Ringofenpiinzip  (s.  1857  H.)  zugrunde  liegt,  imd  der  bei  einfacher  Hand- 
habung sehr  sichere  Betriebsresultate  gibt. 

—  Karl  MiUMmator  in  Heidelberg  gibt  dem  Tonnensystem  zur  Beseitigung 
der  menschlichen  Exkremente  (s.  1786  G.)  eine  auch  für  größere  Städte 
praktisch  brauchbare  Form. 

—  Nachdem  bereits  1848  Parkes  ein  Patent  auf  den  Zusatz  von  Phosphor  zu 
Kupfer  und  Kupferlegierungen  genommen  hatte,  und  im  gleichen  Jahre 
de  Ruolz  und  de  Fontenay  einen  Phosphorzusatz  zur  Bronze  für  Geschütze 
empfohlen  hatten,  verschaffen  Montaflorv-Livl  und  Kanal  in  Lüttioh  der  Phos- 
phorbronze  Eingang  in  die  Technik  und  erwerben  sich  grofie  Verdienste  um 
die  Ermittelung  der  Eigenschaften  dieser  Legierung. 

—  Der  Ohrenarzt  Salomon  Moot  in  Heidelberg  konstatiert  zuerst,  daß  bei 
verschiedenen  Infektionskrankheiten  Bakterien  in  das  Labyrinth  ein- 
wandern, welche  Gehör-  xmd  Gleichgewichtsstörungen  verursachen. 

—  Morrlton  erfindet  die  in  der  Zahntechnik  viel  gebrauchte  Bohrmaschine  mit 
direkter  Übertragung. 

—  Friedrich  MOIIar  und  WInklar  führen  zuerst  die  Zugutemachung  der  haupt- 
sächlich aus  Steinsalz  und  Eaeserit  bestehenden  Löserüokstände  der  Kali- 
gewinnung für  Darstellung  von  Glaubersalz  durch  Ausfrierenlassen  der 
Lösung  bei  Winterk&lte  durch,  ein  Verfahren,  durch  welches  in  Staßfurt 
in  kalten  Wintern  200000—300000  Zentner  Glaubersalz  als  Nebenprodukt 
gewonnen  werden. 

—  Gustav  NacMiial  besucht  auf  fünfjährigen  Reisen  das  noch  von  keinem 
Europäer  erreichte  Tibesti  und  gelangt  von  da  über  die  Oase  Borku  nach 
Baghirmi,  von  wo  er  über  Wadai,  Darfurund  Kordofan  1875  nach  Kairo 
zurückkehrt. 

—  IM  konstruiert  die  nach  ihm  benannte  sternförmige  Thermosäule  aus 
radial  gestellten  Stäbchen  einer  Zink -Antimonlegierung,  die  gegen  den 
Mittelpunkt  zu  mit  kupfernen  Heizstiften  versehen  sind. 

—  Parry  konstruiert  zum  Verschluß  der  oberen  Hoohofenöffnung  den  nach 
ihm  benannten  Trichter,  der  durch  ein  Gegengewicht  ausbalanciert  ist  und 
sich  unter  dem  Übergewicht  der  Beschickung  senkt,  während  die  Gicht- 
gase durch  mehrere  rings  um  die  Öffnung  angeordnete  Kanäle  abziehen. 
Der  Verschluß  wird  1900  durch  Ernst  Bertrand  verbessert. 

—  Der  Ingenieur  Friedrich  August  von  Pauli  erfindet  die  für  Eisenbrücken 
angewendeten  PauU'schen  Träger. 

—  Der  PMtar  MahlmOhla  gelingt  es,  ein  neues  System  von  Walzenmühlen  für 
die  Hochmüllerei  gegenüber  dem  Helfenberger-Sulzberger' sehen  Walzen- 
systeme für  die  Flachmüllerei  (s.  1821  H.)  zur  Geltung  zu  bringen.  Sie 
wendet  dieses  System  nicht  nur  zum  Schroten  und  Grießerzeugen,  sondern 
auch  zur  Herstellung  des  Mehles  an. 

—  Der  Weinbauer  Abel  PaUot  in  der  Bourgogne  setzt  die  Treber  der  Trauben 
mit  Zuckerwasser  an,  läßt  die  so  gewonnene  Flüssigkeit  mit  dem  Moste 
vergären,  und  erhält  durch  dies  „Petiotisieren"  genannte  Verfahren  eine 
Weinvermehrung. 

—  Max  von  Pattonkofar  erfindet  ein  Verfahren  der  Gemälderegenerierung,  bei 
welchem  der  undurchsichtig  gewordene  Firnis  durch  Alkoholdampf  wieder 
klar  gemacht  wird. 

—  Der  amerikanische  Ingenieur  John  Playar  verwendet  zuerst  die  Schlacken- 
wolle als  ümhüUungs-  und  Isolierungsmittel  für  Dampfleitungen. 

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1870 

1870  Der  russische  General  Nikolai  MichailowitBoh  vm  PRMnhklJ  bereist  in  den 
Jahren  von  1870—73  die  Mongolei  und  China,  worauf  er  von  Peking  durch 
die  Provinz  Eanau  zum  oberen  Jangtsekiang  und  von  dort  nordwärts 
durch  die  Wüste  Grobi  nach  Irkutsk  gelangt. 

—  Johann  Friedrich  von  Radinctr  klärt  durch  sein  Werk  „Über  Dampfmaschinen 
mit  hoher  Kolbengeschwindigkeit"  den  Zusammenhang  zwischen  Eolben- 
geschwindigkeit,  Füllungen  und  ruhigem  Gang  auf.  Er  vertieft  die  Er- 
kenntnis der  Massenwiderst&nde  und  ihres  Einflusses  auf  die  StöBe  von 
Kreuzkopf-  und  Kurbelzapfen  und  wirkt  bahnbrechend  für  die  Berechnung 
der  Maschinen-  und  Kesselanlagen,  namentlich  auch  für  Schiffe. 

—  Bei  der  Belagenmg  von  Paris  spielt  die  Taubenpost  eine  ziemlich  wich- 
tige Rolle.  Besondere  Verdienste  um  ihre  Einführung  erwerben  sich  der 
General -Postdirektor  Ranfont  und  der  Direktor  der  Gesellschaft  „Esp^- 
rance"  vui  RooMtoke,  die  mit  Ballons  Tauben  nach  Orleans,  Blois  und  Tours 
befördern,  von  wo  dieselben  nach  Paris  abgelassen  werden.  Von  jetzt  ab 
gewinnt  die  Taubenpost  und  die  Zucht  der  Brieftauben  wieder  eine  größere 
Bedeutung.    (Vgl.  auch  1870  D.) 

—  Max  Rmm  zerstört  durch  seine  Arbeiten  die  bis  zu  seiner  Zeit  oft  ge- 
äußerte Meinung,  daß  die  Hefe  keine  selbständige  Pflanze,  sondern  nur 
eine  Wuchsform  der  Schimmelpilze  sei,  und  weist  mit  Nachdruck  darauf 
hin,  daß  nie  mit  dem  Mikroskop  der  Übergang  einer  wirklichen  Hefezelle 
in  einen  Schimmelpilz  beobachtet  worden  sei.  Seine  Arbeiten  erbringen 
vor  allem  auch  die  Kenntnis  des  fruktifizierenden  Zustandee  der  wahren 
Hefe,  in  der  er  sieben  Arten  der  Gattung  „Saccharomyoes"  auf  Grund 
der  verschiedenen  äußeren  Gestalt  und  verschiedenen  Größe  der  SproB- 
form  unterscheidet.  Er  bestätigt  auch  die  Angabe  von  MitsoherUoh 
(s.  1843  M.),  daß  Oberhefe  und  Unterhefe  zwei  verschiedene  Arten  seien. 

—  Rtld  verbessert  die  Breitsäemaachine,  indem  er  den  schwer  empfundenen 
Mißstand  der  durch  die  Breite  der  Maschine  entstehenden  Schwierigkeiten 
beim  Transporte  durch  verstellbare  Anordnung  des  Fuhrwerkes  beseitigt. 
Ähnliche  Einrichtungen  werden  später  von  H.  F.  Eckert  eingeführt,  wo- 
durch die  Anwendung  der  Breitsäemaschinen  wesentlich  gefördert  wird. 

—  Eduard  Rtusch  gibt  in  seinen  „Konstruktionen  zu  der  Lehre  von  den  Haupt- 
und  Brennpunkten  eines  Länsensystem's"  eine  rein  graphische  Behandlung 
der  Brechung  des  Lichtes  in  Linsen. 

—  RifEMbaeh,  NM  und  Zschokkt  erbauen  die  Gebirgsbahn  auf  den  Rigi,  bei 
welcher  sie  die  schon  1863  von  Riggenbach  konstruierte  schmiedeeiserne 
Leiterzahnstange,  sowie  Riggenbach's  Zahnradlokomotiven  verwenden.  Zur 
sicheren  und  kräftigen  Regelung  der  Talfahrt  wird  eine  ebenfalls  von 
Biggenbach  konstruierte  Luftgegendruckbremse  verwendet,  welche  durch 
Ansaugen   tmd  Zusammenpressen  von  Luft  in  den  Dampfzylindem  wirkt. 

—  Nachdem  bereits  gegen  das  Ende  des  18.  und  namentlich  in  der  ersten 
Hälfte  des  19.  Jahrunderts  in  Amerika  zahlreiche  Eisen-Hängebrücken  ge- 
baut worden  waren  (erste  Kettenbrücke  aus  Hängestäben  von  Schweiß- 
eisen von  Finälay  1796  über  den  Jacols-Creek  erbaut,  erste  Drahtseil- 
brüoke  1815  bei  Philadelphia  ausgeführt),  beginnt  der  Deutsch -Amerikaner 
Johann  August  RSUInc  den  von  seinem  Sohne  Washington  Rohling  1883 
beendeten  Bau  der  East-River-Brücke  bei  New  York,  der  ersten  mit  Stahl- 
kabeln hergestellten  Drahtseilbrücke  (Spannung  486,30  m,  Durchmesser  der 
Kabel  40  cm). 

—  RoHqayrOHl-DwMiyroiiza  konstruiert  einen  Respirationsapparat  für  Bergarbeiter, 
der  auf  der  Verwendung  von  komprimierter  Luft  beruht,  und  mit  dem 
die  Arbeiter  zwei  bis  drei  Stunden  in  Räumen  arbeiten  können,  die  mit 
irrespirabeln  Gasen  erfüllt  sind. 

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1870 

1870  JnliuB  von  Sacht  weiat  nach,  daß  die  einmal  vorhandenen  Stärkeeingchlüsse 
nach  l&ngerem  Verweilen  der  Pflanze  im  Dunkeln  wieder  yerschwinden, 
dann  aber  durch  erneute  Lichtwirkung  von  neuem  erzeugt  werden.  (S.  a. 
1866  S.) 

—  MrnilwMwf  und  Kopp«  gewinnen  aus  Fliegenschwamm  das  Muscarin.  Ein 
Isomeres  desselben  wird  1870  von  Schmiedeberg  und  Hamaok  durch  Oxy- 
dation von  Cholin  mit  Salpetersäure  gewonnen. 

—  Philipp  SchrtlMT  isoliert  aus  Sperma  eine  stickstoffhaltige  Base,  die  wohl 
ein  Spaltungsprodukt  des  Nndeins  ist.  Er  weist  nach,  daB  die  bei  Leu- 
kämie im  Blut  und  anderen  Organen  vorkommenden  sogenannten  Charcot'- 
Bchen  Erystalle  das  Phosphat  dieser  „Spermin"  genannten  Base  darstellen. 
1891  wird  diese  Base  von  A.  Poehl  aus  Rinderhoden  dargestellt  und,  auf 
Brown -S^qnard's  Autorität  gestützt,  wegen  ihrer  Wirkung  auf  das  Nerven- 
system zu  Heilzwecken  verwertet. 

—  SclIHln  in  Oldenburg  stellt  die  erste  Ansichts-Postkarte  unter  dem  Namen 
„Mobile  Korrespondenzkarte"  her;  sie  ist  mit  einem  aufgedruckten 
Artilleriebildchen  versehen. 

—  Georg  Schwiliirurth  zieht  auf  seiner  Afrikareise  mit  Elfenbeinhändlem  vom 
Bahr  el  G-azal  durch  die  von  Europäern  noch  nicht  betretenen  Länder 
der  Dinka,  Bongo  und  Niam-Niam  und  entdeckt  im  Lande  der  Monbattu 
den  UellefluB,  den  Oberlauf  des  Mobanji,  eines  Nebenflusses  des  Kongo. 
Er  bringt  Kunde  von  dem  Zwergvolk  der  Akka.  Im  Juli  1871  erreicht 
er  Chartum  wieder  und  kehrt  von  da  nach  Europa  zurück. 

—  William  Stoimm  in  London  gibt  zueist  die  Verwendung  des  Dampfstrahls 
(s.  1804  T.)  zum  Ansaugen  imd  Fördern  von  Luft  im  Dampf strahlgebläse  an. 

—  Otto  Spitctikarf  veröffentlicht  eine  kritische  Erörterung  der  durch  das  enge 
Becken  gegebenen  Hauptindikation  für  die  künstliche  Frühgeburt,  die  für 
die  Klärung  dieser  Frage  grundlegend  wird. 

—  Um  die  Schwierigkeiten  beim  Trocknen  des  Leimes  zu  vermeiden,  fällt 
MalPnc  in  Dresden  die  Leimlösungen  durch  Zusatz  von  Ammoniumsulfat 
und  erhält  nach  dem  Schmelzen  eine  Masse,  die  im  Durchschnitt  2  7:  %  Ammo- 
niumsulfat und  SS^/gVo  Wasser  enthält  und  im  Handel  unter  dem  Namen 
„Kemleim"  geht. 

—  Jean  Servals  8tM  weist  durch  seine  Atomgewichtsbestimmungen,  in  denen 
das  höchste  an  Genauigkeit  und  Vollkommenheit  erreicht  wird,  nach,  daß 
die  Prout'sohe  Hypothese  (s.  1816  P.)  selbst  für  diejenigen  Elemente, 
welche  sieh  ihr  unterzuordnen  scheinen,  in  keinem  Falle  strenge  Gültigkeit 
hat  und  nur  als  Annäherung  gelten  kann. 

—  Axel  Gabriel  TiMorall  konstruiert  einen  selbstregistrierenden  Meteorographen, 
mit  dem  Windfahne,  Anemometer,  Psychrometer,  Barometer  und  Thermo- 
meter in  elektrischer  Verbindung  stehen,  und  der  sofort  die  Angaben 
jedes  einzelnen  Bestandteils  in  Ziffern  markiert  und  täglich  96  Eineelwerte 
wiedergibt.  Ähnliche  Apparate  werden  von  Rysselberghe  und  neuerdings 
von  Cerebotani  und  Richard  in  Paris  konstruiert. 

—  Während  die  Tiefseemessungen  bis  dahin  stets  durch  direkte  Messungen 
mit  dem  Lote  ausgeführt  waren,  ermittelt  William  Thomson  (Lord  Kelvin) 
die  Meerestiefe  mit  Hilfe  des  mit  zunehmender  Tiefe  vermehrten  Wasser- 
drucks, indem  er  eine  senkrecht  stehende,  unten  offene  Glasröhre  versenkt 
und  das  Maß  des  Eindringens  des  Wassers  an  dem'  aus  ohromsaurem 
Silber  bestehenden  inneren  Belage  der  Röhre  abliest.  Auf  demselben 
Prinzip  beruht  das  Universalbathometer  des  dänischen  Kapitäns  Rung, 
das  sich  zur  wissenschaftlichen  Meeresforschung  trefflich  bewährt. 

—  Otto  Torall  findet  auf  der  von  den  Sandablagerungen  befreiten  Oberfläche 
des  Kalkplateaus  von  Rüdersdorf  bei  Berlin  Schrammen  und  Kratzen,  wie 


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1870 

solche  nur  yon  Gletschern  hervorgebracht  Trerden,  ao^e  Gletschertöpfe  und 
Gletsohermohlen.  Er  beweist,  daß  die  Umgebung  Berlins  einst  vergletschert 
gewesen  ist,  and  knüpft  hieran  wertvolle  Untersuchungen  über  die  Eiszeit 
der  norddeutschen  Tiefebene.  (S.  auch  1876  T.) 
1870  Vliiwnat  konstruiert  für  die  Zwecke  der  Hutfabrikation  eine  sich  schnell 
einführende  Walzenwalkmaschine. 

—  Rudolph  Vlrchow  wirkt  bahnbrechend  für  die  Anthropologie  und  Ethnologie 
durch  seine  seit  1870  fortgesetzten  Arbeiten  über  Menschenrassen  und 
Schädel  Verhältnisse,  sowie  durch  die  unter  seiner  Leitung  in  den  Schulen 
vorgenommenen  Erhebungen  über  die  Farbe  der  Haare,  der  Augen  und 
der  Haut,  durch  welche  man  feste  Unterlagen  für  die  Kenntnis  der  Rassen- 
verteilung zu  gewinnen  sucht.     (Vgl.  auch  1865  B.) 

—  Hermann  Wacmr  berechnet  die  Dimensionen  des  Bessel'schen  Erdsphäroids 
und  gibt  Tabellen  über  dessen  sämtliche  Abmessungen  heraus,  die  1885 
von  Ferdinand  Steinhäuser  noch  erweitert  werden. 

—  Der  nordamerikanische  General  WMhbwriN  rüstet  auf  Grund  der  Gerüchte 
über  die  geologische  Eigenartigkeit  des  Yellowstone  Parks  eine  Expedition 
dahin  aus  und  durchforscht  zuerst  das  Gebiet  in  seinem  ganzen  Umfange. 

—  Friedrich  Wetmann  aus  Zürich  baut  die  erste  Walzenmühle  mit  Porzellan- 
waLzen  und  legt  damit  den  Grund  zu  dem  ungeheuren  Au&chwung  der 
Walzenmüllerei  (Viktoriawalzenstuhl.  —  Vgl.  a.  1870  F.)- 

—  A.  WtinboM  zeigt,  daß  der  Schall  der  menschlichen  Stimme  durch  straff- 
gespannte Drähte  bis  auf  600  m  Entfernung  übertragen  werden  kann. 
Robert  Hooke  hatte  bereits  den  Vorschlag  gemacht,  dieselbe  durch  straff 
gespannte  nasse  Fäden  zu  übertragen.     (Vgl.  1667  H.) 

—  Wmim  konstruiert  einen  Revolver,  welcher  an  Stelle  der  Randfeuerpatronen 
(8.  1860  L.)  Zentralfeuerpatronen  verwendet. 

—  Der  Mediziner  Karl  Wwiplial  entdeckt  das  nach  ihm  benannte  Enieph&nomen, 
welches  darin  besteht,  daß  beim  Beklopfen  der  Eniesehne  ein»  sitzenden 
Person,  welche  den  Unterschenkel  freischwebend  herabhängen  läßt,  eine 
unwillkürliche  Streckbewegung  des  Beins  eintritt.  Das  Fehlen  des  Knie- 
phänomens ist  ein  wichtiges  imd  frühzeitiges  Symptom  gewisser  Nerven- 
krankheiten. 

—  Gustav  Wlidtimuin  verbessert  die  Tangentenbussole  und  macht  de  für 
starke  und  für  schwache  Ströme  anwendbar.  Spätere  wesentliohe  Ver- 
besserungen werden  von  Werner  von  Siemfflis  ausgeführt,  der  Magnet  und 
Spiegel  trennt  und  dem  Magnet  die  Form  einer  zylindrischen  Stahlglocke 
(Glockenmagnet)   gibt.     Auch   Helmholtz   gibt   Verbesserungen   zur   Ver- 

I    gröBerung  des  Meßbereichs  an. 

—  Angeregt  durch  die  in  der  Öffentlichkeit  zeitweise  auftauchende  Befürch- 
tung, das  Metall  der  eisernen  Eisenbahnbrücken  könne  durch  die  fort- 
gesetzten Verkehrserschüttemngen  eine  nachteilige  Strukturveränderung 
erleiden  (vgl.  1854  P.),  stellt  der  Ingenieur  A.  Wothtor  in  Berlin  Festigkeits- 
versuche an,  durch  welche  die  Grundlosigkeit  jener  Befürchtungen  dar- 
getan wird.    (Vgl.  auch  1878  B.) 

—  Emil  Wohlwill  führt  in  der  „Hamburger  Afflnerie"  die  Entsilberung  und  die 
Raffination  von  Schwarzkupfer  auf  elektrolytischem  Wege  erfolgreich  durch. 
(S.  a.  1866  £.) 

—  Der  Mediziner  Julius  WoHl  begründet  das  Gesetz  der  Transformation  der 
Knochen.  Er  zeigt  in  zahlreichen  Arbeiten,  die  sich  über  die  Jahre  1870 
bis  1885  ausdehnen,  daß  der  innere  Aufbau  der  Knochen  bei  patho- 
logischen Veränderungen  der  äußeren  Knochenform  ganz  ebenso,  wie  der- 
jenige normal  gestalteter  Knochen  sich  stets  im  Sinne  derjenigen  Linien 


—     688     — 

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1871 

gestaltet,  welche  die  graphlBohe  Statik  zur  Darstellung  der  Verteilung  der 
Kräfte  in  belasteten  Balken  konstruiert.     (S.  a.  1864  C.  und  1867  M.) 

1870  Der  Amerikaner  Hugh  YoanK  erfindet  die  Gatter-Diamantsäge  zum  Zer- 
schneiden von  Hartsteinen. 

—  ZlHarlund  versucht  zuerst,  Torf  in  Spiritus  zu  verwandeln,  wie  es  scheint 
mit  günstigem  Erfolge.  Die  Versuche  werden  1906  von  Regnaud  und  1906 
von  £.  Frestadius  und  J.  Fock  wieder  aufgenommen,  geben  aber  wech- 
selnde Erfolge. 

—  Theodor  Zlnck*  beobachtet,  daß  beim  Eintragen  von  Zinkstaub  in  ein  er- 
wärmtes Gemisch  von  Benzol  und  Benzylchlorid  unter  Chlorwasserstoff- 
entwioklung  Diphenylmethan  entsteht,  und  gründet  darauf  eine  allgemeine 
Reaktion,  die  in  der  Weise  verläuft,  daß  aromatisch  gebundener  Wasser- 
stoff mit  in  fetter  Bindung  befindlichem  Halogen  als  Halogenwasserstofl 
austritt,  während  die  beiden  organischen  Reste  sich  aneinander  lagern 
(Zincke'sche  Synthese). 

1871  Ernst  AM*  konstruiert  ein  Refraktometer  zur  Bestimmung  des  Brechungs- 
exponenten von  Flüssigkeiten.  Dieses  Instrument,  das  von  Zeiß  in  Jena 
ausgeführt  wird,  gestattet,  den  Brechungserponenten  durchsichtiger  Flüssig- 
keiten in  wenigen  Minuten  bei  einem  Materialbedarf  von  wenigen  Tropfen 
mit  großer  Genauigkeit  zu  bestimmen. 

—  Lonia  Agntli  und  von  PaortaHc  fähren  als  Mitglieder  einer  amerikanischen 
Expedition  auf  dem  „Häßler"  in  den  Jahren  1870 — 71  die  systematische 
Erforschung  des  Meeresgrundes  und  seiner  Tierwelt  im  Südatlantischen 
und  Stillen  Ozean  in  großem  Maßstabe  durch. 

—  Karl  An|MW  in  Wien  erfindet  eine  ,, Chemigraphie"  genannte  Zinkätz- 
manier, bei  der  die  nötige  Deckung  der  Linearzeichnung  durch  bloßes 
Einstäuben  auf  trockenem  Wege  mit  verschieden  hoch  schmelzbaren 
Harzen  erreicht  wird.    Das  Verfahren  wird  von  Husnik  verbessert. 

—  Adolf  von  Baiytr  entdeckt,  daß  Phtalsäureanhydrid  sich  mit  Phenolen 
zu  Fhtaleinen  kondensiert,  von  denen  eine  ganze  Reihe  wertvolle  Farb- 
stoffe sind  und  technisch  dargestellt  werden,  wie  die  Eosine  (s.  1873  C.) 
und  die  Rhodamine.  (S.  1888  M.)  Gleichzeitig  mit  der  Entdeckung  der 
Phtaleine  erhält  Baeyer  auch  durch  Kondensation  von  PhtalBänreanhydrid 
mit  Phenolen  die  Oxyanthrachinone.  Die  ersten  von  ihm  entdeckten 
Phtaleine  sind  das  Gallein  und  das  Coerulein,  die  in  naher  Beziehung  zum 
Fluorescein  (s.  1876  B.)  stehen. 

—  Barksr  führt  auf  der  Great-Eastem-Bahn  einen  Bremsapparat  aus,  bei  dem 
Wasser  zur  Druckübertragung  verwendet  wird.  Er  bringt  auf  der  Loko- 
motive einen  Akkumulator  an,  der  voll  Wasser  gepumpt  wird,  und  von 
dem  aus  hydraulische  Pressen  in  Tätigkeit  gesetzt  werden,  welche  die 
Bremsen  des  Zuges  anziehen. 

—  L.  Olmkowtky  findet,  daß  Algen  sich  im  Körper  höherer  Pflanzen  ein- 
nisten, ja,  daß  sie  in  den  Leib  von  Radiolarien,  Polypen,  Quallen,  See- 
rosen und  Würmern  eindringen,  unter  deren  Haut  leben  und  dieselbe 
gelb,  grün  oder  braun  färben.  Diese  Tatsachen  werden  später  von  G.  Entz, 
Brandt,  0.  Hertwig  u.  a.  bestätigt. 

—  Comat,  Direktor  der  Gesellschaft  Levant  du  Fl^nu  bei  Mons,  führt  die 
unter  dem  Namen  „Comet'sohes  Lese-  und  Verladeband"  bekannte  Aus- 
tragevorrichtung für  die  Aufbereitung  der  Kohlen  ein,  die  durch  Schüchter- 
mann und  Kremer  weite  Verbreitung  findet. 

—  Vincenz  VM  Cnrny  führt  zuerst  mit  Erfolg  die  Überpflanzung  von  Sohleimhaut- 
stückchen  auf  granulierende  Wunden  aus.  Später  findet  diese  Verpflanzung 
große  Verbreitung  in  der  Augenheilkunde  zur  Heilung  von  Conjunktival- 
defekten  durch  Wölfler,  Bock,  Czermak,  Uhthoff  u.  a. 

Daimataedter.  U 

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1871 

1871  Charles  Robert  Darwin  veröfientlioht  sein  Baoh  „Die  Abstammung  des 
Menschen  und  die  geschlechtliche  Zuchtwahl",  worin  er  zu  dem  Sohlasse 
gelangt,  daß  der  Mensch  zu  einer  gewissen  Zeit  sich  aus  einer  Tierart  ent- 
wickelt habe,  die  jetzt  nicht  mehr  vorbanden  sei,  aber  doch  den  jetzt 
lebenden  AfFen  körperlich  am  nächsten  komme.     (Vgl.  auch  1863  H.) 

—  Nachdem  schon  Wilde,  Maumenö  und  Fr6my  die  Einwirkung  von  Natrium- 
amalgam auf  Alkalinitrate  studiert  hatten,  beobachtet  Edward  DIvMVi  daß 
das  hierbei  entstehende  Reaktionsprodukt,  mit  Essigsäure  neutralisiert,  auf 
Zusatz  von  Silbemitrat  ein  gelbgefärbtes  SilbersalE  von  der  Formel  AgNO 
ausscheidet.  Die  dem  Salz  zugrunde  liegende  Säure  nennt  er  untersalpe- 
trige Säure.  Die  wässerige  Lösung  der  Säure  wird  1877  von  v.  d.  Plaats 
dargestellt. 

—  Gustav  FHtwh  und  Julius  Eduard  HHzif  weisen  nach,  daß  die  elektrische 
Reizung  bestimmter  Stellen  im  Großhirn  bestimmte  Bewegungen  der 
Muskeln  hervorbringt.    (Vgl.  auch  1873  F.,  1876  M.  und  1881  E.) 

—  Nachdem  seit  Scott  Russell  (s.  1844)  sich  u.  a.  Dupuy  de  Lome  (1846), 
Thornyoroft  (1869)  und  Nyström  (1872)  mit  dem  Problem  des  SchiSs- 
widerstandes  beschäftigt  hatten,  gelingt  es  William  FroiHto  im  Anschluß 
an  die  Arbeiten  von  Rankine,  eine  höchst  bemerkenswerte  Theorie  über 
den  Gesamtwiderstand  der  Schifie  im  Wasser  aufzustellen  und  die  Richtig- 
keit seiner  an  Modellen  ermittelten  Theorie  durch  Schleppversuche  mit 
wirklichen  Schiffen  darzutun.     (Vgl.  a.  1872  F.  und  1884  D.) 

—  George  flww  stellt  durch  Einwirkung  von  Jod  auf  Silberfluorid  das  Jod- 
pentafluorid  dar,  das  Moissan  (1902)  direkt  durch  Überleiten  von  trockenem 
Fluor  über  Jod  erhält. 

—  8iMI«y  nimmt  ein  Patent  auf  die  kontinuierliche  Konzentration  der  Sohwefel- 
B&ure  in  Glasretorten,  die  terrassenförmig  in  einem  schief  ansteigenden  Ofen 
angelegt  und  durch  Heber  miteinander  verbunden  werden.  Die  höchste  Retorte 
wird  mit  wässeriger  Schwefelsäure  gespeist,  welche  nach  einiger  Konzen- 
tration in  die  nächst  untere  fließt  usw.;  die  niedrigst  liegende  Retorte  ist 
im  heißesten  Teil  des  Ofens.  Das  Verfahren  wird  zuerst  bei  den  Gebrüdern 
Chance  in  Oldbury  angewendet. 

—  Paul  von  Qroth  konstruiert  den  krystaUoptisohen  Universalapparat,  der  als 
Goniometer  zur  Messung  der  Flächenwinkel  von  Krystallen,  als  Spektro- 
meter  zur  Bestimmung  der  Breohungsverhältnisse  isotroper  und  doppelt- 
brechender Substanzen,  als  Polarisationsapparat  für  paralleles  und  kon- 
vergentes Licht,  und  als  Instrument  zur  Messung  des  Winkels  der  opüschoi 
Achsen  dient. 

—  Der  amerikanisohe  Nordpolfahrer  Charles  Francis  Hall  macht  auf  der 
„Polaris"  eine  Polarreise,  an  der  Emil  Bessels,  der  Verfasser  des  Ex- 
peditionsbericht«, teil  nimmt,  und  die  wertvolle  Resultate  über  die  Ver- 
teilung von  Land  und  Wasser  liefert.  Nachdem  Hall  in  dem  unter  82<* 
16'  n.  Br.  bezogenen  Winterquartier  an  der  grönländischen  Küste  gestorben 
war,  verlassen  seine  Leute  das  Winterquartier,  verlieren  aber  ihr  Schiff 
im  Eis  und  retten  sich  erst  nach  vielen  Gefahren,  zum  Teil  auf  ^er  Eis- 
scholle gegen  Süden  treibend.  Nach  einer  zweiten  Überwinterung  werden 
sie  1873  in  der  Melvillebal  von  einem  schottischen  Fangschiff  aufgenommen. 

—  Thomas  J.  Hall  führt  auf  der  Boston-Maine-Eisenbahn  sein  (späterhin  in 
Amerika  viel  verbreitetes)  selbsttätiges  Blocksignalsystem  (Banjo-Signal)  ein, 
welches  1900  auch  auf  der  M6tropolitaine-Bahn  in  Paris  angewendet  wird. 

—  Olof  HammantM  untersucht  aufs  neue  die  Blutgerinnung  und  weist  nach, 
daß,  entgegen  der  Sohmidt'schen  Auffassung  (s.  1861 S.)  der  Gerinnung, 
die  fermentative  Umwandlung  nur  eines  Eiweißkörpers,  des  Fibrinogens, 
vorliegt. 

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1871 

1871  Der  norwegische  Arzt  Armauer  Hwitm  entdeckt  den  Leprabacillas  und 
Bohafft  damit  den  Boden  für  die  heutigen  Anschauungen  über  die  Ursache 
der  Lepraerkrankung. 

—  Der  amerikanische  Geolog  Ferdinand  Vandeveer  HayriM  wird  von  der 
nord amerikanischen  Bundesregierung  zur  wissenschaftlichen  Durchforschung 
des  Yellowstone  Parks  entsandt.  Auf  seine  Anregung  wird  i.  J.  1872  das 
ganze  Grebiet  imter  dem  Namen  „Yellowstone  National-Park"  als  Staats- 
eigentum erkl&rt. 

—  Friedrich  von  Httntr-AHHMCk  konstruiert  das  Spindel-  oder  Einrad-L&utewerk 
nebet  Läutes&ule. 

—  Hermann  von  HoUnhoHz  weist  nach,  dafi,  wenn  bei  nicht  geschlossener 
Indnktionsspirale  der  Strom  in  der  induzierenden  Spirale  geöffnet  oder  ge- 
schlossen wird,  an  den  Enden  der  offenen  Spirale  erhebliche  Potential - 
differenzen  auttreten,  und  daB  infolgedessen  in  dieser  Spirale  elektrische 
Schwingungen  eintreten,  die  erheblich  langsamer  vor  sich  gehen,  als  die 
von  Feddersen  (s.  1868  F.)  beobachteten  Schwingungen  osoillierender 
Flaschenentladungen. 

—  Hermann  von  HttaihoHz  führt  die  Verbindung  eines  Elektromagneten  mit 
einer  Stimmgabel  in  die  Laboratoriumstechnik  ein.  Der  Apparat  kann  als 
Unterbrecher  dienen,  aber  auch  zur  Erzielung  dauernden  Tönens  der  Unter- 
brechungsgabel oder  anderer  in  den  Kreis  eingefügter  Stimmgabeln  benutzt 
werden,  wobei  auf  die  natürliche  Schwingungszahl  der  letzteren  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  ein  Zwang  ausgeübt  werden  kann,  der  für  zahlreiche 
Untersuchungsmethoden  von  Wichtigkeit  wird. 

—  August  Wilhelm  von  Hotmaiui  stellt  als  ein  Reaktionsprodnkt  zwischen 
Ammoniak  und  Äthylenchlorid  das  Diftthylendiamin  dar,  das  1891  von 
der  Chemischen  Fabrik  auf  Aktien  (vorm.  E.  Schering)  unter  dem  Namen 
„Piperazin"  in  den  Handel  gebracht  wird. 

—  HolMrMnd  konstruiert  einen  Apparat  zum  Vorbereiten  und  Zerkleinem  der 
Maischmaterialien  für  die  Branntweinbrennerei,  bei  welchem  zuerst  das 
Prinzip  der  gespannten  D&mpfe  benutzt  wird. 

—  Alarik  Frithiof  HoliiigrM  entdeckt  die  Aktionsströme  der  Netzhaut,  die 
man  am  unversehrten  Auge  sowohl  in  der  Buhe  als  auch  bei  Belichtung 
beobachten  kann,  und  die  von  Dewar  und  Eendrick  1874  und  von  Kühne 
und  Steiner  1880  noch  eingehender  studiert  werden. 

—  Felix  Ho|ipo-Saylor  bearbeitet  die  Chemie  der  Zelle  und  weist  zuerst  das 
Nudein  in  den  Blutkörperchen  nach. 

—  Thomas  Henry  Huloy  macht  einen  Versuch  einer  allgemeinen  Einteilung 
der  Menschheit  und  unterscheidet  vier  Typen,  den  australoiden,  den  ne- 
groiden, den  xanthochroiden  und  den  mongoloiden  Menschen. 

—  Oscar  JaeektM  stellt  zuerst  das  Geraniol  aus  dem  Ol  von  Andropogon 
SohoenanthuB  dar  und  weist  auch  sein  Vorkommen  im  Palmarosaöl  nach; 
das  Vorkommen  im  Geraniumöl  wird  1879  durch  Gintl  nachgewiesen. 
Durch  F.  W.  Semmler  wird  im  Jahre  1890  das  Geraniol  mit  anderen 
Verbindungen  der  Bmttoformel  CioHjqO,  CioHkO,  CioH^O  usw.  als 
Klasse  der  oleflnischen  Campherarten  abgetrennt. 

—  Johann  Friedrich  «Indalch  in  Tharandt  tritt  für  die  Bestandswirtschaft  im 
Forstbetrieb  ein. 

—  F.  A.  KliHMiann  in  Sudenburg  erfindet  die  ersten  brauchbaren  Rüben- 
Bchnitzelpressen,  deren  Konstruktion  aus  der  des  Schlickeysen'schen  Ton- 
schneiders (s.  1854  S.)  hervorgegangen  ist. 

—  Friedrich  Ludwig  Knapy  und  WoltMS  studieren  eingehend  das  Verhalten 
des  Mörtels  zur  Kohlens&ure  und  finden,  daß  die  Intensität  der  Absorption 
der  Kohlensäure  abhängig  ist  vom  Wassergehalte  des  Mörtels.    Zu  Anfang 

44« 

—     691     — 


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1871 

findet  nur  Trocknung  des  Mörtels  statt,  welche  alsbald  so  weit  fort- 
schreitet, daB  die  Kalkteilchen  aneinander  haften;  der  Mörtel  zieht  an. 
Erst  jetzt  beginnt  die  Aufnahme  von  Kohlensäure,  und  das  letzte  sehr 
langsame  und  lange  andauernde  Stadium  der  Austrocknung  ist  zugleich 
das  der  eigentlichen  Kohlensäuerung  und  steinigen  Erhärtung. 
1871  Nachdem  schon  Wertheim  (1844)  und  Kupfer  (1855)  erkannt  hatten,  daB 
die  Temperatur  die  elasüschen  Eigenschaften  der  Körper  beeinflußt,  zeigen 
Kohlnunch  und  LumH  für  Kupfer,  Eisen  und  Messing,  daB  der  Elastizi- 
tätskoefflzient  zwischen  der  gewöhnlichen  Temperatur  und  derjenigen  des 
siedenden  Wassers  stetig  abnimmt. 

—  Alexander  Kowaliwiky  macht  wichtige  entwicklungsgeschiohtliche  Studien  an 
Würmern  und  Arthropoden.  Er  führt  den  Nachweis,  daß  bei  allen  Wirbel- 
losen am  Anfang  der  Entwicklung  sich  zwei  Keimblätter  bilden,  daß  fast 
überall,  wenn  der  Furohungsprozeß  sich  abgespielt  hat,  eine  Keimblase 
entsteht,  und  daß  diese  sich  in  einen  Doppelbeoher  umwandelt,  dessen  von 
zwei  Keimblättern  umgrenzter  Hohlraum  durch  eine  öfinung  nach  außen 
kommuniziert.  Er  weist  diese  wichtige  Becherlarve  in  vielen  Tier- 
stämmen nach. 

—  Johann  Ltbuiann  führt  die  Stannioltekturen  in  die  pharmazeutische 
Praxis  ein. 

—  Wilhelm  LMik*  in  Wnrzburg  schlägt  den  Gebrauch  der  Magensonde  zu 
diagnostischen  Zwecken  vor. 

—  Der  Mathematiker  Sophus  Ut  in  Christiania,  später  in  Leipzig,  begründet 
die  Theorie  der  kontinuierlichen  Transformationsgruppen  in  der  Mathe- 
matik. 

■  —  Adolph  LMm  xmd  Ron!  zeigen  den  Weg,  durch  Hydrogenation  der  Säuren 
zu  den  Alkoholen  zu  gelangen,  indem  sie  die  Fettsäuren  durch  Destillation 
mit  Calcium formiat  in  die  Aldehyde  verwandeln,  diese  durch  Behandeln 
mit  nascierendem  Wasserstoff  in  die  normalen  Alkohole  überführen,  und 
von  diesen  durch  die  Cyanwasserstoffäther  zu  den  höheren  homologen 
Gliedern  aufsteigen.  (In  bezug  auf  die  einzelnen  dieser  Operationen  s. 
1831  F.,  1848  K.,  1856  P.  und  1862  W.) 

—  Berkeley  Jacques  Lotb  untersucht  den  Einfluß  erhöhter  oder  verminderter 
Salzkonzentration  des  umgebenden  Mediums  auf  die  Wachstumsvorgänge 
bei  Tubularien.    (S.  a.  1816  B.) 

—  Mauricä'LMwy  gibt  das  „Equatorial  ooud^"  an  und  baut  dasselbe  zuerst 
für  die  Pariser  Sternwarte.  Die  Handhabung  des  Instrumentes  ist  eine 
sehr  bequeme,  weil  der  Beobachter  —  ohne  Rücksicht  auf  die  Beobaoh- 
tungsrichtung  —  seinen  Platz  nicht  zu  wechseln  und  nicht  einmal  seine 
Kopfhaltung  oder  Augenstellung  zu  ändern  braucht. 

—  Der  Mediziner  Richard  C.  Maddox  photographiert  auf  Gelatine-Bromsilber- 
Emulsion  (Trockenplatten-Verfahren). 

—  Max  Maarckir  veranlaßt  ausgedehnte  Versuche  zur  Prüfung  seiner  wissen- 
schaftlich begründeten  Düngungs-  und  Kulturmethoden  und  errichtet  zu 
diesem  Zweck  die  Versuchswirtschaft  Lauchstädt  bei  Halle. 

—  Karl  Maueh  entdeckt  die  schon  von  den  altportugiesischen  Sohriftstellem 
de  BarroB  und  dos  Santos  erwähnten,  dann  wieder  vergessenen  Ruinen 
von  Simbabye  im  südafrikanischen  Matabele-Lande  wieder,  in  denen  er  das 
Ophir  Salomo's  gefunden  zu  haben  glaubt. 

—  Der  Naturforscher  Karl  August  MosMM  fördert  die  Kenntnis  der  Perien- 
büdung  und  Perlenfischerei,  sowie  die  wissenschaftliche  Untersuchung  des 
Tierlebens  der  Ostsee  und  der  Nordsee,  insbesondere  der  Lebensbedingungen 
der  Auster.  Die  hierbei  angewendeten  Methoden  werden  vorbildlich  auch 
für  andere  Meeresuntersuohungen. 

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1871 

1871  Nachdem  de  Sanssure  bereits  beobachtet  hatte,  daß  der  Gehalt  eines 
Pflanzenteils  an  EaU  mit  der  Energie  seines  Wachstums  gleichen  Schritt 
halte,  findet  Friedrich  Nobba,  daB  auBer  der  Eohlensfinre  und  dem  Sauerstoff 
vor  allem  das  Kali  für  die  Pflanze  nötig  ist,  und  daB  bei  seinem  Fehlen 
in  der  alle  sonstigen  Stoffe  enthaltenden  Nährlösung  die  Pflanze  sich  wie 
in  destilliertem  Wasser  verhält,  also  weder  Assimilation  noch  Gewichts- 
zunahme zeigt.  Natron  vermag  das  Kali  nicht  zu  ersetzen,  Lithion  wirkt 
auf  die  G«webe  zerstörend  ein. 

—  Jean  Fran9ois  Panoz  erzeugt  Anilinsohwarz  auf  der  Faser,  indem  er  auf 
derselben  eine  Lösung  von  Kalinmbichromat  und  einem  Anilinsalz  zer- 
stäubt, und  wird  damit  der  Vorläufer  des  Cadg^ne'schen  Zerstäubungs- 
verfahrens.     (S.  1898  C.) 

—  Max  von  PattmkolWr  und  Karl  wn  Volt  sprechen  auf  Grund  von  Stoff- 
wechselversuchen  die  Ansicht  aus,  daB  EiweiB  die  Hauptquelle  des  Körper- 
fettes  sei. 

—  Nachdem  Hoppe-Seyler  1866  colorimetrische  Bestimmungen  des  Hämo- 
globingehaltes des  Blutes  gemacht  hatte,  wendet  Thierry  William  Pnyer 
die  Spektralanalyse  zur  quantitativen  Bestimmung  des  Blutfarbstoffes  an. 

—  Nachdem  über  die  blaue  Farbe  des  Himmels  viele  Theorien,  zuerst  von 
Leonardo  da  Vinci,  dann  von  Newton,  Clansius,  Brücke  u.  a.  aufgestellt 
worden  waren,  die  aber  nie  aUe  Erscheinungen  erklären  konnten,  stellt 
John  William  Strutt  RayMfh  den  Satz  auf,  daß  nur  die  kurzwelligen 
Lichtstrahlen  von  einer  Atmosphäre  ohne  stärker  kondensierten  Wasser- 
dampf  ausgiebig  reflektiert  werden,  und  daher  Rot  und  G«lb  bei  heiterem 
Himmel  gar  nicht  vorkommen,  während  Blau,  und  zwar  nicht  selten  mit 
einem  Zusatz  von  Violett,  als  die  vorherrschende  Farbe  erscheint. 

—  RKUInghausm  und  Wahteyer  finden  bei  pyämischen  Prozessen  der  ver- 
schiedensten Art  als  Ursache  der  metastatischen  Herde  miliare  Anhäu- 
fungen von  Mikroorganismen,  die  sich  durch  ihr  Verhalten  gegen  Chemi- 
kalien und  die  GleiohmäBigkeit  ihres  Korns  leicht  von  gewöhnlichen  De- 
tritusmassen unterscheiden  lassen. 

—  Benjamin  Ward  RIchardioii  zeigt,  daB  die  dem  Sumpfgas  homologen  Kohlen- 
wasserstoffe von  der  Formel  Cd  Hzn  -f-  2  bei  Inhalation  Anästhesie  und 
Schlaf,  und  bei  größerer  Dosis  Tod  durch  Asphyxie  hervorbringen,  und 
daß  die  kohlenstoffreicheren  Glieder  der  Keihe  kräftiger  in  ihrer  Wirkung 
sind,  und  ihre  Heftigkeit  mit  Zunahme  des  Kohlenstoffgehaltes  steigt. 

—  Friedrich  Rum  lehrt  die  Hexamin-  (Dichrokobaltsalze)  und  die  Octamin- 
Kobaltverbindungen  (Praseokobaltsälze)  näher  kennen. 

—  Gustav  Rom  konstatiert  am  Gips  in  Kochsalzlösung,  daß  konzentrierte 
Salzlösungen  auf  schon  vorhandene  Krystalle  wasserentziehend  wirken 
können.    Der  Gips  wird  zum  Anhydrit. 

—  Carl  SdillcktyMii  fiihrt  Mörtelmaschinen  nach  Art  seiner  horizontal  liegenden 
Tonschneider  (s.  1854  S.)  aus,  die  bei  Ersparnis  von  Arbeitslohn  einen 
vorzüglichen  Mörtel  liefern.  Diese  Mörtelmaschinen  eignen  sich  namentlich 
für  den  Großbetrieb  der  neuerdings  in  größeren  Städten  eingerichteten 
Zentralmörtelwerke. 

—  Schrottor  untersucht  die  pigmentbildenden  Mikroorganismen  und  weist  die 
biologische  Verschiedenheit  der  mikroskopisch  vollkommen  ähnlich  er- 
scheinenden Bakterienarten  nach.  Er  schafft  dadurch  die  Vorarbeit  für 
die  grundlegende  Klassifikation  seines  Lehrers  Ferdinand  Cohn.  (S.  1872  C.) 

—  Edward  Schunck  untersucht  Cellulose  mit  Bücksicht  auf  den  Bleich-  und 
Färbeprozeß  und  stellt  fest,  daß  man,  der  chemischen  Zusammensetzung 
der  Cellulose  zufolge,  das  Bleichen  in  zwei  Operationen  teilen  kann:  erstens 
das  Kochen,  welches  mit  Hufe  der  Alkalien  die  Verunreinigungen  aus  der 

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1871 

Faser  entfernt,  und  sw«tenB  das  eigentliche  Bleichen,  bei  welchem  der  der 
Faser  anhaftende  Farbstofi  zerstört  wird. 
1871  L.  Styfl  in  Atsgersdorf  erfindet  eine  selbsttätige  Münssortiermaschine,  die 
die  Münzplatten  in  mehrere  nach  genau  festgestellten  Crewichtsdifferensen 
unterschiedene  Sorten  sichtet.  Beispielsweise  werden  bei  der  Justierung 
deutscher  Doppelkronen  —  Normalgewicht  7,966  g  —  Stücke  über  7,9849  g 
Tind  unter  7,9252  g  ausgeschieden. 

—  Benjamin  Leigh  SniKh  erforscht  das  nördliche  Eismeer  und  erreicht  an  der 
Küste  von  Spitzbergen  81°  24'  nördliche  Breite.  Er  stellt  fest,  daB  das 
Nordostland  von  Spitzbergen  sich  um  drei  Längengrade  weiter  nach  Osten 
erstreckt,  als  bis  dahin  angenommen  worden. 

—  Gustav  Spoarer  und  Angelo  Sscchl  stellen  unabhängig  voneinander  fest,  daB 
nicht  alle  Sonnenprotuberanzen  gleichartig  sind,  sondern  daB  es  flammig- 
metallische  und  WasserstoSprotuberanzen  gibt,  bei  welchen  letzteren  die 
WasserstoffUnien  augenfällig  überwiegen. 

—  Henry  Morton  Stinity,  der  1869  von  J.  G.  Bennett,  dem  Besitzer  des  New 
York  Herald  zur  Aufsuchung  von  Livingstone  (s.  1866  L.)  ausgesandt 
worden  ist,  langt  am  10.  November  1871  in  Udschidsohi  an,  wo  er  David 
Livingitom  krank  und  in  großer  Bedrängnis  auffindet.  Er  erforscht  im 
Verein  mit  Livingstone  das  Nordende  des  Tanganyika  und  geht  mit  ihm  nach 
Unianjembe,  von  wo  er  im  März  1872  nach  Europa  zurückkehrt.  Living- 
stone zieht  von  Unianjembe  zum  Bangweolosee  und  erliegt  dort  am 
1.  Mai  1873  der  Dysenterie. 

—  Josef  Stefan  erklärt  aus  der  kinetischen  Gastheoiie  die  Diffusion  der  Gase, 
indem  er  von  der  Anschauung  ausgeht,  daB,  wenn  in  einem  Baume  zwei 
Gase  vorhanden  sind,  welche  noch  nicht  gleichförmig  gemischt  sind,  jedes 
nach  dem  Orte  hinströmt;  an  welchem  die  Dichtigkeit  eben  dieses  Gases 
eine  geringere  ist. 

—  Johann  Sflngl  verbessert  die  von  Clark  (s.  1841  C.)  und  Schulze  (s.  1868  S.) 
angebahnten  Methoden  der  Wasserreinigung,  indem  er  die  Anwendung 
von  Ätznatron  empfiehlt  und  gemeinschaftlich  mit  B<raa(*r  statt  der  bis- 
her angewendeten  Kalkmilch  klares  konzentriertes  Kalkwasser  verwendet. 
Er  konstruiert  einen  Apparat,  welcher  einen  kontinuierlichen  und  auto- 
matischen Betrieb  ermöglicht. 

—  William  Thomton  (Lord  Kelvin)  stellt  eine  Gleichung  für  die  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit von  Wellen  unter  dem  Einfluß  der  Schwere  und  der 
Oberflächenspannung  auf .  (Vgl.  1831  F.  und  1834  R.)  Ludwig  MatthieBen  er- 
bringt 1889  mit  Hilfe  von  Stimmgabeln,  dtirch  die  er  vermittels  angesetzter 
Spitzen  in  Flüssigkeitsoberflächen  Wellen  erzeugt,  die  experimentelle  Be- 
stätigung der  Thomson'schen  Formel. 

—  Benjamin  Chew  Tllchniu  erfindet  das  Sandstrahlgebläse,  welches  sich  sehr 
rasch  in  der  Glasindustrie  zur  Erzeugung  matter  Figuren  auf  glänzendem 
Grund  oder  umgekehrt,  und  allmählich  auch  in  der  Eisen-  und  Stein- 
industrie einführt. 

—  August  Toiptor  gibt  in  Poggendorff's  Annalen,  Band  CXLII,  eine  aU- 
gemeine  Behandlung  der  Kardinalpunkte  eines  optischen  Systems.  (S.  a. 
1846  L.) 

—  Eduard  Bumett  Tylor  fördert  durch  seine  Forschungen  und  namentlich 
durch  sein  Werk  „Primitive  culture,  researches  into  the  development  of 
mythology,  philosophy,  religion,  art  and  custom"  die  wissenschaftliche 
Ethnologie. 

—  Nachdem  der  bergmännische  Abbau  des  galizischen  Ozokerits  (s.  1833  M.) 
1854  von  Kobert  Doms  in  die  Hand  genommen,  1856  aber  bereits  wieder 
aufgegeben   worden   war,    und  die  Gewinnung   sich  auf  eine  Anzahl  ganz 


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1878 

kleiner  Bauembetriebe  besohr&nkt  hatte,  -wird  'ein  großer  AnfBohwnng 
dieeer  Industrie  dadurch  hervorgerufen,  daß  es  Heinrich  UJiMll  in  Wien 
gelingt,  fabrikmäßig  Cereain  aus  Ozokerit  herEustellen,  das  schon  1872  von 
J.  C.  Held  in  London  zur  Eercenfabrikation  benutzt  urird  und  1873  auf 
der  Weltausstellung  in  Wien  großes  Aufsehen  erregt. 

1871  Hermann  Carl  Vocal  bestimmt  auf  Veranlassung  von  Zöllner  die  Rotations- 
gesohwindigkeit  des  Sonnen&quators  aus  der  Verschiebung  der  Spektral- 
linien unter  Anwendung  des  Doppler'schen  Prinzips  zu  2  km  in  der  Sekunde, 
welches  Keeultat  mit  den  ans  Sonnenfleckenbeobachtungen  gewonnenen 
Werte  vollkommen  übereinstimmt. 

—  Wilcflln  zeigt,  daß  das  von  Caventou  und  Pelletier  und  gleichzeitig  von 
Meißner  (s.  1819  C.)  erhaltene  Veratrin  ein  G«miBch  von  zwei  isomeren 
Basen,  dem  Cevadin  und  dem  eigentlichen  Veratrin  ist.  Seine  Beobach- 
tungen werden  1876  von  Schmidt  und  Koppen  und  1878  von  Wright  und 
Lufl  bestätigt. 

—  Karl  Wtleart  entdeckt  die  Möglichkeit,  Bakterien  durch  Färbung  mit  kem- 
färbendem  Carmin  mikroskopisch  isoliert  hervorzuheben. 

—  Karl  WMtphal  beschreibt  zuerst  den  eigentümlichen  Zustand,  der  gewisse 
Personen  befällt,  sobald  sie  einen  freien  Platz  zu  überschreiten  im  Begriff 
sind,  und  gibt  demselben  den  Namen  Platzfurcht,  Platzangst  (Agoraphobie). 

—  Emu  Theodor  von  Wolfl  liefert  durch  zahlreiche  Aschenanalysen  von  Pflanzen 
und  durch  den  Nachweis  einer  Differenz  in  den  Analysen  verschiedener, 
demselben  Grand  und  Boden  entstammender  Grewächse  den  Beweis,  daß  den 
Pflanzen  eine  Art  von  Wahlvermögen  bezüglich  der  Nährstoffe  innewohnt. 

—  Nathan  Zniriz  weist  in  Gemeinschaft  mit  Rothrig  die  Muskeln  als  den  Sitz 
der  chemischen  Wärmeregulation  nach.    (Chemischer  Muskeltonus.) 

1872  Ernst  Abba  in  Jena  entwickelt  die  Gesetze  der  Abbildung  nicht  selbst- 
leuchtender  Objekte  und  legt  dadurch  den  Grund  zu  einer  exakten  Theorie 
des  Mikroskops. 

—  Ernst  Abb«  führt  ein  auch  für  die  stärksten  Mikroskopobjektive  aus- 
reichendes Beleuchtungssystem  ein.  Sein  Kondensor  ist  ein  umgekehrtes 
Mikroskopobjektiv,  das,  mit  Immersion  benützt,  eine  hohe  Apertur  besitzt. 
Hat  die  Ldchtquelle  eine  geringe  Ausdehnung,  so  muß  ein  achromatischer 
Kondensor  verwendet  werden. 

—  H.  und  E.  Albwi  zersetzen  zur  HersteUnng  von  Phosphorsäure  eisen-  und 
tonhaltige  Phosphate,  welche  nicht  zu  Superphosphat  zu  verarbeiten  sind, 
in  fein  gemahlenem  Zustand  mit  verdünnter  (10 — 16%)  Schwefelsäure. 
Die  PhosphorsäurelöBung  wird  auf  46  bis  öO^/q  Phosphoraäuregehalt  ein- 
gedampft und  findet  außer  zur  Herstellung  von  Doppelsuperphosphaten 
und  phosphorsauren  Düngesalzen  auch  Verwendung  zur  Entkalkung  von 
Zuckersäften. 

—  Adolf  von  Baoyar  entdeckt,  daß  zwei  Moleküle  eines  aromatischen  Kohlen- 
wasserstoSs  sich  mit  einem  Molekül  eines  Aldehyds  unter  Abspaltung  von 
Wasser  kondensieren.  Das  Verfahren,  bei  dem  konzentrierte  Schwefel- 
säure als  Kondensationsmittel  dient,  ist  sehr  wertvoll  zur  Herstellung  von 
hochmolekularen  Kohlenwasserstoffen.  Die  erste  Beaktion,  die  von  Baeyer 
auf  diese  Weise  ausführt,  ist  die  Herstellung  von  Diphenylmethan  aus 
Methylal  und  Benzol.  In  ganz  gleicher  Art  erfolgt  die  ebenfalls  1872  von 
Baeyer  entdeckte  Kondensation  zwischen  Phenolen  und  Aldehyden. 

—  Baxlir  konstruiert  eine  Kleindampfmaschine  für  den  Hausbetrieb,  die  von 
der  Colts  Fire  Arms  Manufacturing  Co.  in  Hartford  in  5  Größen  von  2  bis 
10  PS  als  Massenartikel  hergestellt  wird.  Andere  Kleindampfmotoren  werden 
seit  1875   von   Davey  und  von  Tangye  Ltd.  in  England,   seit  1885  von 


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1878 

Altmann  &  Co.  und  von  J.  C.  Freund  &  Co.  in  Berlin,  yon  Klein,  Scbanzlin 
&  Becker  in  Frankenthal  u.  a.  hergestellt. 
1872    Rudolf  B5Msir  gibt  die  Nigrosintinte  an,   eine  Lösung  von  Anilinschwarz, 
die  mit  Salzs&ure  angesäuert  wird  und  sich  durch  besondere  Widerstands- 
fähigkeit gegen  Chemikalien  auszeichnet. 

—  V.  J.  Bominoiq  entwickelt  in  seinem  „Essai  de  la  thtoiie  des  eaux  cou- 
rantes"  die  Bewegung  des  Wassers  in  offenen  Betten  und  Röhren,  imd 
behandelt  namentlich  auch  die  ungleichförmige  Bewegung,  wie  sie  bei 
Hochwasser  und  bei  der  Einwirkung  von  Ebbe  und  Flut  eintritt. 

—  A.  Brandon  in  London  konstruiert  eine  Feüenhaumaschine,  welche,  in  Nach- 
ahmung der  Handarbeit,  Meißel  und  Hammer  getrennt  anwendet.  Die 
Maschine  ist  jedoch  lediglich  für  Flachfeilen  zu  verwenden. 

—  Der  belgische  Ingenieur  Alphonse  Briart  konstruiert  einen  für  die  Grob- 
Bortierung  der  Steinkohle  wichtigen,  nach  ihm  benannten  Rost.  Derselbe 
besteht  aus  zwei  ineinander  geschobenen  Einzelrosten  aus  hochkantigem 
Flacheisen,  die  mit  bestimmter  Voreilang  des  einen  Rostes  bewegt  werden. 
Die  ersten  Apparate  werden  auf  den  Gruben  Mariemont  und  Bascoup  bei 
Mons  aufgestellt. 

—  Bvlk  stellt  durch  gelinde  Erwärmung  von  Anilinblau  (s.  1860  G.)  mit  eng- 
lischer Schwefelsäure  die  Monosulfosäure  des  Triphenylrosanilins  dar,  deren 
Natronsalz  als  Alkaliblau  in  der  WoUfärberei  Verwendung  findet. 

—  Thomas  Bwiock  d«  Foratt  konstruiert  eine  Stecknadelmaschine,  die  das  An- 
spitzen der  Schäfte  Stück  für  Stück  besorgt,  und  eine  Maschine,  die  das 
Einbriefen  der  Nadeln  vollständig  automatisch  besorgt. 

—  Christophe  Henry  D.  Bvyi  Balkrt  regt  ein  dnheitliches  System  der  Sturm- 
warnungen an,  das  nicht  allein  sich  bestrebt,  die  Stürme  vorherzusagen, 
sondern  insbesondere  durch  geeignete  Zeichen  den  Seemann  von  der  drohen- 
den Gefahr  zu  verständigen. 

—  Der  Mathematiker  G^org  Cantor  in  Halte  begründet  die  mathematische 
Mannigfaltigkeitslehre.     (Lehre  von  den  Punktmengen.) 

—  William  Benjamin  Carpantor  bringt  mit  seinem  Werke  „On  the  general 
oceanic  thermal  circulation"  die  Tatsache  der  Vertikalzirkulation  der  Ozeane 
zur  allgemeinen  Geltung.     (S.  a.  1792  0.) 

—  Champion  und  Fallet  finden,  daß  unter  günstigen  Verhältnissen  der  Schall 
chemische  Kräfte  auslöst,  und  daß  z.  B.  JodstickstoS  durch  gewisse  hohe 
Töne  zum  Explodieren  gebracht  werden  kann. 

—  Christian  Cbrtftlaiisaii  konstruiert  eine  Wasserluftpumpe,  deren  Wirkung 
auf  der  Geschwindigkeit  eines  Wasserstrahls,  der  sich  in  einer  nach  unten 
etwas  erweiterten  Röhre  bewegt,  beruht.  Diese  Pumpe,  die  nicht,  wie  die 
Bunsen'sche  Wasserluftpumpe  (s.  1869  B.)  ein  Fallrohr  von  10  m  Höhe 
voraussetzt,  wird  1876  von  Arzberger  und  Zulkowski  noch  wesentUoh  ver- 
bessert (Pressions-  oder  Wasserstrahlpumpe). 

—  CUunond  bringt,  um  eine  größere  Lichtwirkung  zu  erzielen,  feste  Körper 
aus  Magnesia  in  einer  ähnlich  dem  Bunsenbrenner  entleuchteten  Flamme 
zum  Glühen.  Zum  gleichen  Zweck  wendet  1884  Lewis  Gewebe  aus  Platin 
an.     (S.  a.  1846  G.  und  1867  T.) 

—  Edwin  Clark  führt  zum  Ersatz  der  Schleusen  das  erste  größere  mechanische 
Sohifishebewerk  zu  Cheshire  bei  Anderton  aus. 

—  Ferdinand  Cohn  teilt  in  seinem  Werke  „Grundlegende  Untersuchungen 
über  Biologie  und  Systematik  der  Bakterien"  diese  niedrigsten,  den 
niederen  Algen  nahestehenden  Glieder  des  Pflanzenreichs  in  Kugel- 
bakterien (Mikrokokken) ,  Stäbchenbakterien  (Bacillen),  Fadenbakterien 
und  Schraubenbakterien  (Spirillen)  ein,  und  gibt  durch  diese  Systematik 
der  Bakteriologie  eine  sichere  Grundlage. 

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1878 

1872  Ferdinand  Cohn  zeigt,  daß  die  Fäulnis  ein  besonderer,  durch  das  von  Ehren- 
berg (s.  1830  £.)  entdeckte  „Baoterium  termo"  zuwege  gebrachter  Prozeß  ist. 

—  Th.  R.  Or— ptoii  konstruiert  einen  Pnddeldrehofen  mit  Staubkohlenfeuerung 
(Dust  fuel  fomace),  bei  welchem  Verbrennungsraum  und  Schmelzraum 
getrennt  sind.  Das  Brennmaterial  wird  zwischen  Walzen  zerkleinert, 
mittels  eines  Injektors  zugeführt  und  zu^eich  mit  der  Gebläseluft  in  den 
Ofen  getrieben.  (S.  a.  1831  H.)  Die  Versuche,  diese  Feuerung  für  Dampf- 
kessel zu  verwerten,  geben  erst  Anfang  der  neunziger  Jahre  Resultate,  wo 
Wegener,  Schwartzkopff  u.  a.  mit  verschiedenen  Systemen  hervortreten. 

—  Der  Mathematiker  Luigi  Cramona  findet  die  nach  ihm  benannte,  seither  in 
der  Baukonstruktionslehre  vielfach  angewendete  Art  der  Aufzeichnung 
eines  Kräfteplanes. 

—  Da  Hamptinna  konstruiert  unter  Benutzung  eines  1859  von  Keller  und 
Kuhlmann  gemachten  Vorschlages  bleierne  Vakuumpfannen  zur  Konzen- 
tration von  Schwefelsäure,  die  jedoch  unter  dem  Übelstande  leiden,  daß 
das  Blei  von  der  siedenden  Schwefelsäure  stark  angegriffen  wird.  Im 
allgemeinen  ist  die  Verwendung  von  Blei  zu  diesem  Zweck  jetzt  als  auf- 
gegeben zu  betrachten. 

—  Paiidta  konstruiert  ein  Manometer,  welches  das  Prinzip  der  hydraulischen 
Presse  verwendet,  um  große  Drucke,  etwa  in  der  hydraulischen  Presse, 
direkt  zu  messen,  und  das  gewissermaßen  eine  Umkehr  des  der  hydrau- 
lischen Presse  zugrunde  liegenden  Gedankens  darstellt.  Dies  Manometer 
wird  u.  a.  von  Cailletet  bei  seinen  Kompressionsversuchen  verwendet. 

—  Dlncay  konstruiert  eine  Mineralmühle,  die  aus  einem  horizontal  langsam 
umlaufenden,  mit  Einschnitten  versehenen  Teller  besteht,  auf  welchem  in 
entgegengesetzter  Richtung  vier  ebenfaUs  gekerbte  Scheiben  rasch  rotieren. 
Die  Maschine  leistet  das  Doppelte  des  gewöhnlichen  Pochwerks  und  zeichnet 
sich  durch  geräuschlosen  Gang  aus. 

—  Nachdem  im  Kriege  1866  der  österreichische  Arzt  Schrader  zuerst  Eisen - 
Chloridwatte  zur  Blutstillung  benutzt  hatte,  führt  der  Mediziner  Karl  Ehrfa 
die  Verbandwatte  ein,  welche  rasch  die  bis  dahin  gebrauchte  Charpie 
verdrängt.  Hiermit  erfolgt  auch  der  Einzug  der  VerbandstoSe  als  Hand- 
verkaufsartikel in  die  Apotheken. 

—  Der  Engländer  Ney  Ellas,  welcher  bereits  i.  J.  1868  den  Unterlauf  des 
Huangho  aufgenommen  hatte,  erforscht  in  den  Jahren  1872 — 73  die  Wüste 
Gobi  und  die  westliche  Mongolei  bis  Sibirien. 

—  Fabry  konstruiert  einen  „Fabry'sches  Wetterrad"  genannten  Ventilator, 
der  aus  zwei  ineinander  greifenden  Rädern  mit  Arm-  und  Kreuzschaufeln 
besteht.  Um  den  Ventilator  saugend  wirken  zu  lassen,  ist  die  Drehung 
beider  Räder  einander  zugewendet;  bei  der  Drehung  werfen  die  radialen 
Schaufeln  die  Luft  nach  den  Seiten  heraus. 

—  Nachdem  schon  kurz  nach  dem  Aufkommen  der  Petroleumindustrie  die 
Versuche  begonnen  hatten,  das  leichte  Petroleumbenzin  (Gasolin)  zu  Be- 
leuchtungszwecken, namentlich  zur  Carbuilerung  von  Luft  und  Leuchtgas 
(s.  1826  F.)  zu  verwenden,  konstruiert  Faignat  hierfür  einen  der  erfolg- 
reichsten und  verbreitetsten  Apparate,  der  aus  einem  ähnlich  wie  eine 
Saugpumpe  arbeitenden  Saugapparat,  aus  einer  Glocke  zur  Aufbewahrung 
der  Luft  und  einem  oder  mehreren  Carbnratenrs  besteht.  Das  Gasolin 
wird  in  die  Carburateurs  gefüllt;  der  Saugapparat  drückt  die  Luft  in  die 
Glocke,  wo  dieselbe  mit  einem  Überdruck  von  30 — 40  mm  durch  die 
Carburateurs  streicht,  sich  mit  Gasolin  sättigt  und  dann  zum  Verbrauch 
fertig  ist. 

—  Am  1.  Oktober  1872  beginnen  die  Arbeiten  an  der  Gotthardbahn  mit  dem 
ersten  Spatenstich  bei  Gesehenen.    Die  Ausführung  des  großen  TunnelB, 

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1878 

der  Yon  Göschenen  bis  Airolo  fülirt  und  14,984  Kilometer  lang  ist,  über- 
nimmt der  Ingenieur  Louis  Favra  nnd  nach  dessen  am  19.  Juli  1879  im  Tunnel 
erfolgten  Tode  der  Ingenieur  Bonl.  Der  Durchschlag  des  Tunnels  erfolgt 
Ende  Februar  1880,  die  Vollendung  Ende  1881.  Im  Mai  1882  wird  der 
Betrieb  der  Bahn  eröffnet. 
1872    Karl  F.  FM«r  in  Wien  wendet  zuerst  Inhalationen  in  Staubform  an. 

—  FIttig  und  Ottanmiyar  entdecken  im  Steinkohlenteer  das  Fhenanthren,  das 
fast  gleichzeitig  auch  von  Graebe  und  Glaser  und  yon  Hayduck  au^|;efunden 
wird.  Dasselbe  ist  dem  Anthracen  isomer  und  besteht  seiner  Struktur 
nach  aus  drei  Molekülen  Benzol,  die  vier  gemeinschaftUche  Kohlenstoff- 
atome haben. 

—  Wilson  Fox  liefert  hervorragende  Arbeiten  über  die  Diagnose,  die  patho- 
logische Anatomie  und  die  Behandlung  der  Magenkrankheiten. 

—  Der  Ingenieur  WUhelm  FriMkal  erfindet  zur  Prüfung  eiserner  Brücken,  im 
besonderen  zur  Bestimmung  der  Durchbiegung  und  der  sonstigen  Ver- 
änderungen bei  Belastung,  den  Durchbiegungszeichner  nnd  den  Dehnungs- 
zeichner. 

—  William  Froutfa  tritt  energisch  für  die  Wiederaufnahme  von  Schlepp  ver- 
suchen mit  Schiffmodellen  ein,  und  gibt  diesen  Versuchen  den  Vorzug 
vor  dem  Schleppen  wirklicher  Schiffe,  mit  welchen  er  während  des  vorher- 
gehenden Jahres  (vgl.  1871  F.)  Versuche  gemacht  hat.  I.  J.  1872  errichtet 
er  mit  Unterstützung  der  englischen  Admiralität  ein  Bassin  für  Modell- 
schleppversuche von  85  m  Länge  in  Chelston  Cross  bei  Torquay. 

—  Carl  Gegmbaur  leitet  in  seinen  Untersuchungen  über  „Das  Kopfskelett  der 
Wirbeltiere"  den  jüngeren  Schädel  der  Tetrapoden  aus  der  ältesten  Schädel - 
form  der  Haifische  (Selachier)  ab. 

—  Der  Tierarzt  Andreas  Christian  Serlach  in  Berlin  wird  durch  seine  Schriften 
über  Tierseuchen,  tierische  Parasiten  u.  dgl.,  sowie  über  die  geriohtliohe 
Tierheilkunde  zu  einem  der  erfolgreichsten  Förderer  der  Veterinärwissen- 
schaft.     Er  organisiert  das  preußische  Tierarzneiwesen  in  modemer  Weise. 

—  Emest  QIlM  macht  eine  Forschungsreise  in  das  Innere  Australiens.  Er 
dringt  von  der  Peak -Station  des  Überlandtelegraphen  bis  1260  östL  L.  vor  und 
entdeckt  die  Liebig-Mountains  und  den  Amadeussalzsee.  Auf  einer  zweiten 
großen  Beise  erforscht  er  im  Jahre  1875  den  unbekannten  Westen  voll- 
ständig und  konstatiert,  daß  derselbe  meist  aus  ödem,  wasserlosem  Gebiet 
besteht. 

^  John  QJtn  erfindet  den  bei  Hochofenanlagen  vielfach  benutzten  pneuma- 
tischen Aufzug  mit  Saugwirkung  und  der  ganzen  Förderhöhe  entsprechendem 
Luftzylinder. 

—  Nachdem  Th.  H.  Huxley  (s.  1849  H.)  die  Homologie  der  beiden  primären 
Keimblätter  durch  alleTierklassen  nachgewiesen  und  Kowalewsky  (s.  1871 K.) 
durch  embryologische  Untersuchungen  an  wirbellosen  Tieren  die  fundamen- 
tale Gleichartigkeit  ihrer  ersten  Anlage  mit  derjenigen  der  Wirbeltiere  ge- 
zeigt hatte,  weist  Ernst  HaMlnl  in  seiner  „Monographie  der  Kalksohwämme" 
die  vollkommene  Homologie  des  zweiblättrigen  BeoherkeimB  der  Gastmla 
bei  allen  gewebebildenden  Tieren  nach  und  schließt  aus  dem  biogenetischen 
Grundgesetze  (s.  1866  H.)  auf  eine  gemeinsame  Abstammung  aller  Metaxoen 
von  einer  imd  derselben  gastrulaähnliohen  Stammform,  Gastraea.  Diese 
Stammform  wird  1895  von  Monticelli  lebend  nachgewiesen. 

^  Jacob  Eduard  HagmbMh  untersucht  eine  große  Anzahl  von  Substanzen 
auf  ihre  Fluoresoenz  und  bestätigt  vollständig  den  wichtigen  von  Stokes 
(s.  1852  S.)  gefundenen  Satz,  daß  jeder  Fluorescenz  eine  Absorption  des 
Lichtes  entspricht. 

—  Henry  Charles  Hall  in  New  York  erfindet  das  auf  der  direkten  Dampf - 


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187g 

Wirkung  auf  Wasser  beruhende,  zur  Wasserhebung  dienende  Pulsometer, 
dessen  Prinzip  bereits  von  Savery  (s.  1698  S.)  angegeben  worden  war. 
1872  Nachdem  Berzelius  1840  die  Wirkung  des  Labs  auf  die  Ausscheidung  des 
Käsestofis  dahin  erklärt  hatte,  daß  es  die  Fällung  nur  mittelbar  hervor- 
rufe, indem  es  Säure  entstehen  lasse,  gelingt  es  Olof  Hammaittm,  die  Meinung, 
daß  das  Labenzym  mit  Pepsin  identisch  sei.  endgültig  zu  widerlegen  und 
die  Wirksamkeit  dieser  Substanz  eingehend  festzustellen.    (S.  a.  1873  .B.) 

—  Der  deutsche  Ingenieur  Paul  HInMn  in  Brunn  erreicht  mit  einem  60  m 
langen  walzenfönnigen  Luftballon  unter  Verwendung  einer  Gasmaschine 
nach  dem  System  Lenoir  (s.  1860  L.)  eine  Eigenbewegung  des  Ballons  von 
5,20  m  in  der  Sekunde. 

—  Der  Astronom  und  Mathematiker  Eduard  Hfll  in  Münster  gibt  seinen 
„Atlas  coelestis  novus"  heraus,  in  welchem  alle  mit  bloßem  Auge  sicht- 
baren Sterne  aufgenommen  und  namentlich  mustergültige  Zeichnungen 
der  Milchstraße  enthalten  sind.  Zu  dieser  Leistung  war  Heis  dadurch  be- 
fähigt, daß  er  mit  außerordentlich  scharfem  Gesicht  begabt  war,  so  daß 
es  ein  Zeichen  ungewöhnlicher  Sehschärfe  ist,  wenn  man  die  schwächsten 
Sterne  des  Heis'sohen  Atlas  mit  unbewafFnetem  Auge  erkennen  kann. 

—  Hervart  beschreibt  die  transversal  schwingenden  Flammen,  deren  erste 
Beobachtung  auf  Mach  (1870)  zurückgeht.  Er  erh^t  sie,  indem  er  vor 
der  Mündung  einer  horizontal  hegenden  Orgelpfeife  eine  schmale  Gasflamme 
anbringt.  Die  LnftstöBe,  die  aus  der  Pfeife  auf  die  Flamme  treffen,  ver- 
setzen dieselbe  in  transversale  Schwingungen. 

—  Hlgmtto  in  Paris  gelingt  durch  seinen  „Epierreur-Cribleur"  die  mechanische 
Abscheidung  der  vielfach  im  Getreide  vorkommenden  kleinen  Steinchen. 

—  Emil  Hoiub  macht  von  Eimberley  aus  in  den  Jahren  1872—87  drei  größere 
Expeditionen  in  die  nördlich  gelegenen  Gebiete  und  erforscht  namentlich 
Betschuanaland  bis  über  den  Sambesi  hinaus. 

—  August  Hantmana  überträgt  zuerst  den  zweiten  Hauptsatz  der  mecha- 
nischen W&rmetheorie  auf  ohemisohe  Vorgänge  bei  gasförmigen  Körpern. 
Er  gelangt  so  zur  Ableitung  des  Massenwirkungsgesetzes,  das  Guldberg 
und  Waage  (s.  1867  G.)  auf  experimentellem  Wege  abgeleitet  hatten. 

—  Htwtil  konstruiert  den  nach  ihm  benannten  Torpedo,  der  schwerere  Ladung 
als  der  Whitehead-Torpedo  (s.  1864  W.)  hat,  und  durch  seine  stärkere 
Bauart  zum  Unterwasserbreitseitschuß,  dem  schwierigsten  Problem  der 
Torpedoballistik,  sehr  geeignet  ist.  Ähnhche  Torpedos  werden  von  Hall, 
Peck,  Mac  Evoy  n.  a.  konstruiert. 

—  August  voa  KakuM  stellt  durch  Kondensation  von  Aldehyd  mit  Salzsäure 
oder  mit  Chlorzink  synthetisch  den  Crotonaldehyd  und  aus  diesem  die 
Crotonsäure  her.  Wurtz  zeigt  (vgl.  1872  W.),  daß  zunächst  die  zwei  Aldehyd- 
moleküle ohne  Wasseraustritt  zu  'Aldol,  dem  Aldehyd  der  /J-Oxybutter- 
säure  zusammentreten,  und  daß  erst  aus  diesem  durch  Wasseraustritt  Cro- 
tonaldehyd entsteht.    Claisen  zeigt  1876  die  Allgemeinheit  dieser  Keaktion. 

—  Edwin  Kitte  scheidet  zuerst  die  Bakterien  von  der  Bakterienflüssigkeit, 
indem  er  die  Kultur  durch  Tonzellen  filtriert.  Er  führt  die  Züchtung 
auf  festem  Nährboden  (Hausengalierte)  mit  fraktionierter  Kultur  (Über- 
impfung) ein. 

—  Der  Mathematiker  Felix  KMn  weist  nach,  daß  nicht  nur  die  projektive 
Geometrie  ganz  unabhängig  von  der  euklidischen  aufgebaut,  sondern  so- 
gar umgekehrt  die  euldidisohe  Geometrie  aus  der  projektiven  abgeleitet 
werden  kann,  so  daß  also  die  projektive  Geometrie  in  gewissem  Sinne  die 
allgemeinste  Geometrie  ist,  die  man  kennt. 

—  Der  Akustiker  Karl  Rudolph  Ktalg  macht   den  Schwingungsvorgang  und 

—     699     — 

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1878 

die  Knotenpunkte  in  einer  tönenden  Orgelpfeife  in  sinnreicher  Weise  durch 
die  von  ihm  erfundenen  manometrischen  Flammen  sichtbar. 
1872  Karl  Rudolph  KOnlg  konstmiert  ein  Difierentialmanometer  zur  Ermittlung 
sehr  geringer  Spannungsunterschiede,  das  aus  einem  ü-förmigen  Bohr  mit 
Erweiterungen  an  den  Sohenkelenden  besteht.  Die  Füllung  besteht  ans 
zwei  verschiedenen  nicht  mischbaren  Flüssigkeiten,  deren  Trennungsfläche 
sich  innerhalb  des  engen  Bohrteüs  befindet.  Eine  geringe  Bewegung  der 
FlüBsigkeitsoberflächen  in  den  Erweiterungen  macht  sich  in  stark  ver- 
gröBertem  Maßstab  an  der  Verschiebung  der  Trennungsfläche  bemerkbar. 

—  Die  Grebrüder  KBrtIng  in  Hannover  bilden  die  Strahlapparate  aus  und 
machen  sie  für  die  verschiedensten  Verwendungszwecke  dienstbar.  Sie  kon- 
struieren u.  a.  einen  Dampfstrahlzerstäuber,  einen  Dampfstrahlelevator 
zum  direkten  FüUen  der  Lokomotivtender,  einen  Dampfstrahlinjektor, 
eine  Dampfstrahlfeuerspritze.  Die  letztere  eignet  sich  namentlich  für 
Dampfschiffe,  da  sie  keine  bewegUchen  Teile  besitzt,  keiner  Abnutzung 
xmterworfen  ist  und  deshalb  nie  in  Unordnung  geraten  kann. 

—  Sergei  Iwanowitsch  Lamaniky  gelingt  es,  in  dem  dunklen  ultraroten  Teil 
des  Spektrums  Fraunhofer'sche  Linien  nachzuweisen.  Er  wendet  sehr 
schmale  Uneare  Therm osäulen  an  und  findet,  daB,  wenn  er  sie  im  Ultra- 
rot von  der  sichtbaren  Grenze  des  Spektrums  weiter  und  weiter  ent- 
fernt, an  manchen  Stellen  die  Wärmewirkung  größer  ist  als  an  benach- 
barten, sowohl  dem  sichtbaren  Spektrum  näheren  als  von  ihm  entfernteren 
Stellen. 

—  G.  LancMn  scheidet  aus  den  Mutterlaugen  der  Chilisalpeterfabriken  von 
Tarapaca  das  Jod  in  Form  des  unlöslichen,  leicht  versendbaren  Kupfer- 
salzes ab  und  ermöglicht  dadurch  den  Großversand  dieses  Fabrikates,  der 
bis  dahin  mit  Schwierigkeiten  zu  kämpfen  hatte. 

—  LarnnwiM  verbessert  den  von  Baudelot  (s.  1863  B.)  erfundenen  Berieselimgs- 
kühlapparat.  Sein  Apparat  besteht  aus  zwei  Platten  gewellten  Kupfers, 
zwischen  denen  das  Kühlwasser  hinauffließt,  während  die  zu  kühlende  Flüssig- 
keit äußerlich  über  die  Platten  hinabströmt  und  außerordentlich  schnell  ge- 
kühlt wird.  Andere  zur  Kühlung  benutzte  Systeme  sind  die  Böhrenkühler, 
als  deren  erster  der  nach  Liebig  benannte  Kühler  (s.  1771  W.)  zu  be- 
trachten ist,  und  die  durch  Verdunstungskälte  wirkenden  Kühler,  zu 
denen  u.  a.  der  Siemens'sche  Treppenkühler  gehört.  Auch  die  Wirkung 
der  Alcarrazas  (Kühlkrüge)  beruht  auf  der  VerdunstungskSlte. 

—  Der  amerikanische  Kapitän  Lay  erfindet  einen  Torpedo,  bei  welchem 
flüssige  Kohlensäure  als  Motor  dient.  Ziemlich  gleichzeitig  wird  auch  von 
Smith  ein  Torpedo  konstruiert,  zu  dessen  Fortbewegung  flüssige  Kohlen- 
säure verwendet  wird. 

—  Wilhelm  Laubi  führt  das  Pankreas  in  die  Therapie  ein  und  benutzt  es  zu 
ernährenden  Klystieren.  Später  wird  daraus  das  Pankreatin  hergestellt, 
das  bei  Krankheiten  gegeben  wird,  bei  denen  die  Bauehspeicheldrüse  im- 
genügend  funktioniert. 

^  Lawis  findet  bei  der  „Filariasis"  genannten  Krankheit  mikroskopisch  kleine 
Bundwürmer  (die  Larven  der  Filaria  sanguinis,  einer  Nematode)  im  Blut, 
der  Lymphe  und  dem  Urin.  Eine  andere,  die  Filariasis  Bancrofti  hervor- 
rufende Nematode,  die  Filaria  Bancrofti,  wird  1876  von  Joseph  Banoroft 
in  Brisbane  aufgefunden. 

—  Ernst  von  LiydM  deutet  zuerst  auf  die  Möglichkeit  der  Operation  der 
Rückenmarksgeschwülste  hin,  worin  ihm  1878  Erb  und  1886  Gowers  bei- 
treten. 

—  Umomln  in  Paris  fertigt  zuerst  Einnehmeoblaten,  die  aus  zwei  Stücken 
zusammengepreßt  werden  und  die  altgewohnten  Tafeloblaten  verdrängen. 


—     700     — 

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187g 

1872  Johann  Benedikt  LMiB(  begründet  im  AitsohluQ  an  die  Arbeiten  von 
Philipp  Fischer  (1868)  die  Anschauung  von  der  Erdgestalt  als  einem  hypo- 
thetischen G«oid,  für  dessen  sämtliohe  Punkte  das  kombinierte  Potential 
der  Schwere  und  Zentrifugalkraft  gleiche  Werte  annimmt. 

—  Wilhelm  LMnhoMt  in  Berlin  konstruiert  Heizöfen  mit  Sturzflammen- 
feuenmg,  bei  welchen  er  die  frisch  entwickelten  Flammen  und  Gase  zweier 
getrennter  nebeneinander  liegender  Feuerungen  mit  Verbrennungslnft  ge- 
mischt in  eine  dazwischen  liegende  Schamotte-Heizkammer  stürzen  läßt. 
Die  vorzügliche  Mischung  der  Kauchgase  mit  Luft  und  die  hohe  Tem- 
peratur in  der  Yerbrennungskammer  erzengen  eine  gute  Verbrennung. 

—  Nachdem  schon  Ohevreul  aus  dem  sizilianischen  Snmach  einen  gelben 
FarbstofF  erhalten  hatte,  steUt  Julius  LBwt  denselben  in  reinem  Zustande 
her,  doch  wird  erst  von  A.  G.  Perkin  und  Allen  (1896)  dessen  Identität 
mit  dem  Myricetin  aus  M3rrica  nagi  nachgewiesen.  Den  Gerbstoff  des' 
Sumachs  identifiziert  Löwe  mit  Gallnssäure. 

—  Der  französische  Techniker  Eugene  MilMi*  entwickelt  die  Elöppelmasohine 
so,  daß  sie  nicht  nur  für  Litzen  und  B&nder,  sondern  auch  für  die 
Spitzenfabrikation  verwendbar  wird.  Er  erreicht  dies  durch  eine  Ver- 
einigung der  Klöppelmaschine  mit  dem  Jaoquardstuhl,  wobei  nunmehr  jeder 
Klöppel  für  sich  unabhängig  von  den  anderen  kurze  und  lange  Bahn- 
strecken durchlaufen  kann. 

—  L.  Mwty  in  Philadelphia  erfindet  das  Skioptikon,  das  sich  von  den  älteren 
Projektionsapparaten  namentlioh  durch  die  Konstruktion  der  mit  Petro- 
leum gespeisten  Lampe  unterscheidet,  deren  Einrichtung  darin  besteht, 
daß  zwei  breite  Dochte  nicht,  wie  dies  früher  der  Fall  war,  quer  zur 
Apparataohse  stehen,  sondern  mit  ihren  Schmalseiten  gegen  die  Linsen 
gerichtet  sind.  J.  Ganz  in  Zürich  verbessert  diesen  Apparat  in  seinem 
„Pinakoskop",  das  auch  für  Gasbrenner,  Magnesiumlampen,  Knallgasbrenner 
und  elektrisches  Licht  eingerichtet  werden  kann. 

—  Das  Blanfarbenwerk  Martonbwf  steUt  eine  Wärmeschutzmasse  aus  Infusorien- 
erde her.  Durch  Vermischen  der  Infusorienerde  mit  Leim  und  Kälber- 
haaren wird  eine  teigartige  Masse  erhalten,  die  mit  Stofibinden  an  die  Wan- 
dungen der  Dampfrohre  befestigt  wird.  Späterhin  werden  als  Zusätze  zur 
Infusorienerde  Ton,  Sägespäne,  Wasserglas,  Korkabfälle,  Holzwolle  u.  a.  m. 
verwendet.    (S.  a.   1860  L.) 

—  Johann  Heinrich  IIIMdln(*r  konstruiert  einen  besonders  in  Haushaltungen 
viel  gebrauchten  Apparat  zur  Herstellung  von  Gefrorenem.  Der  Apparat 
besteht  aus  einem  oben  ganz  offenen  zylindrischen  Hafen  mit  Doppelwandung 
(dem  Kühlgefäß),  einem  konischen  Blecheinsatz,  der  auf  dem  zyUndrisohen 
Gefäß  ruht  und  dasselbe  kapseiförmig  umschließt  (dem  Friergefäß)  und 
einem  ringförmigen  siebartigen  Salzbehälter,  der  in  den  Zwischenraum 
zwischen  Hafen  und  Friergefäß  eingesenkt  wird.  Als  Kältemischnng  wird 
konzentrierte  Kochsalzlösung  und  Eis  verwendet. 

—  Die  Firma  £.  Htartk  bringt  eine  wässerige  Methylviolettlösung  unter  dem 
Namen  „Pyoktanin"  in  den  Handel.  Das  Pyoktanin  hemmt  die  Ent- 
wicklung der  Eiterkokken  und  wird  deswegen  als  antiseptisches  Mittel  em- 
pfohlen. 

—  In  einer  englischen  Zeitschrift  erschien  i.  J.  1855  ein  anonymer  Vorschlag,  nach 
welchem  in  mechanischer  Weise  eine  Leitung  auf  mehrere  Apparatsätze  in 
schneller  Folge  nacheinander  geschaltet  werden  sollte,  so  daß  die  Zwischen- 
pausen zwischen  den  einzelnen  Zeichen  des  einen  Telegramms,  das  auf 
dem  einen  Apparatsatz-Paare  befördert  wurde,  benutzt  werden  konnten, 
um  die  Zeichen  eines  oder  mehrerer  Telegramme  auf  anderen  Apparatsatz- 
Paaren  zu  befördern.     Die  dieser  Art  der  Mehrfach-Telegraphie  eigentüm- 

—     701     — 


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1872 

liehen  Umschalte-Apparate  —  die  Verteiler  —  erfordern  synduronen  Gang. 
Bernhard  M«y«r  und  Jean  Maniice  £.  Bandet  geben  nach  diesem  Piinäp 
konstruierte  Apparate  zur  Mehrfaoh-Telegraphie  an,  jener  für  eine  ab- 
geänderte Morseschrift,  dieser  für  Typendruck. 
1872  Viktor  Mtyar  stellt  das  Nitromethan  aus  Silbemitrit  und  Methyljodid  dar 
tmd  unterwirft  dasselbe  einer  eingehenden  Bearbeitung. 

—  Mlltor  verbessert  das  Srx'sohe  Maximum-  und  Minimnmthermometer 
(s.  1782  S.)  and  l&ßt  die  von  ihm  vorgeschlagenen  Verbesserungen  durch 
Casella  ausführen.  Mit  diesen  Verbesserungen  hat  sich  für  Tiefsee- 
forschungen das  MUler-Casella'sche  Thermometer  als  ein  Instrument  be- 
währt, das  selbst  dann  zuverlässige  Angaben  liefert,  wenn  es  einem  hohen 
Druck  unterworfen  wird,  wie  insbesondere  an  Bord  des  „Challenger"  kon- 
statiert wird. 

'  —  John  Murray  und  Charles  Wyville  Tbonnon  fördern  durch  die  vierjährige 
Challenger-Expedition,  welche  von  George  Strong  Nant  geführt  wird, 
die  Ozeanographie  und  erweitem  die  Kenntnis  der  in  groBen  Meerestiefen 
lebenden  Tiere.  Bei  dieser  Expedition  wird  im  Jahre  1873  der  antark- 
tische Kreis  überschritten  und  als  südlichster  Punkt  66  <>  40'  s.  Br.  bei 
76"  22'  ö.  L.  erreicht. 

—  Hermann  von  Nathiniiit  weist  die  relativ  abweichenden  physiologischen 
Eigenschaften  der  Zuchttiere  in  bezug  auf  Futterverwertnng  und  Früh- 
reife nach. 

—  Henry  Notll«  eröfCnet  die  Reihe  der  von  jetzt  ab  stark  in  Aufnahme  kom- 
menden Nährpräparate  mit  seinem  aus  Milch  bereiteten  Kindermehl. 

—  Nachdem  schon  E.  Mulder  (1868)  und  Kreoke  (1869)  GesetzmäSigkeiten 
in  bezug  auf  die  Zirkularpolarisation  organischer  Stoffe  behauptet  hatten, 
zeigt  Jean  Abraham  Chr6tien  Oudamans,  daß  die  Salze  optisch  aktiver 
Alkaloide  gleiche  Drehung  bei  äquivalenter  Konzentration  zeigen. 

—  Luigi  Palmiarl,  Direktor  des  meteorologischen  Observatoriums  auf  dem 
Vesuv,  liefert  die  genauesten  Beobachtungen  der  vulkanischen  Erschei- 
nungen des  Vesuvs  und  veröfientlicht  dieselben  in  den  „Annali  dell'  osser- 
vatorio  Vesuviano".  Er  konstruiert  ein  Elektrometer  zur  Unteisuchung 
der  atmosphärischen  Elektrizität. 

—  Louis  Paiiaur  empfiehlt,  die  Bierbereitung  uator  vollständigem  Abechlufi 
der  Luft  mit  Beinhefe  vorzunehmen. 

—  Julius  von  Payar  unternimmt,  nachdem  er  sich  bei  der  zweiten  deutschen 
Nordpol-Expedition  1869/70  beteiligt,  und  dann  1871  mit  Karl  Wsypradit 
eine  Bekognoszierungsfahrt  in  das  Meer  zwischen  Spitzbergen  und  Nowaja 
Semlja  gemacht  hatte,  mit  diesem  eine  zweite  Polarreise  auf  dem  „Tegett- 
hoff".  Sie  werden  unter  76"  30'  vom  Eis  eingeschlossen  und  an  ein  bis- 
her unbekanntes  Land,  Kaiser -Franz- Josephs-Land,  getrieben,  das  Payer 
anf  einer  Schlittenfahrt,  24.  März  bis  26.  April  1874,  fast  bis  83  <>  nördl.  Br. 
durchzieht.  Am  20.  Mai  wird  der  „TegetthoS"  verlassen  und  in  Schlitten 
und  Booten  die  Rückreise  nach  Nowaja  Semlja  angetreten,  wo  die  Mann- 
schaft am  24.  August  von  einem  russischen  Fahrzeug  aufgenommen  wird. 

—  Max  von  Pattankolor  erforscht  die  Beziehungen  des  Bodens  und  des  Grand- 
wasserstandes zu  Cholera  und  Tjrphns.  Er  betont  die  Spezifität  des 
Typhusgiftes,  sowie  seine  Keim-  und  Vermehrungsfähigkeit,  und  wird 
damit  der  Vorläufer  der  Anschauimg  vom  Contagium  vivum.  Die  Typhas- 
mortalität in  München,  die  vorher  sehr  hoch  war,  wird  durch  die  von  Petten- 
kofer  vorgeschlagenen  Maßregeln  bedeutend  herabgesetzt. 

—  Eduard  PflOgor  studiert  den  Ort  und  die  Gesetze  der  Ozydationsprosesse 
im  tierischen  Organismus  und  beweist  einwandfrei,  daß  das  Blut  selbst 
keine  oxydierenden  Eigenschaften  besitzt.    Nach  seinen  Untersuchungen 


—     702     — 

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1872 

ist  kein  Zweifel  mehr  möglioh,  daß  der  Sauerstoff  in  die  G«vebe  diffun- 
diert und  den  Zellen  an  Ort  und  Stelle  durch  Verbrennung  der  Kahrunga- 
Btoffe  Energie  liefert. 
1872  Eduard  PfWftr  konstruiert  einen  „Aerotonometer"  genannten  Apparat  zur 
Messung  der  Spannung,  unter  der  Sauerstoff  und  Kohlensäure  im  Blut 
gelöst  sind.  Der  Apparat  wird  von  Ludwig  1887  in  seinem  „Haemat> 
aerometer"  wesentlich  verbessert. 

—  R.  PrM  konstruiert  einen  Zentrifugal-Grewichtsregulator ,  der  als  ein  um- 
gekehrter Watt'soher  Regulator  (s.  1784  W.)  betrachtet  werden  kann  und 
sich  von  diesem  im  wesentUohen  nur  durch  die  Übertragung  der  Bewegung 
auf  die  Muffe  unterscheidet.  Andere  Zentrifugalregulatoren  sind  die  von 
Porter  (s.  1860  F.),  Eley,  Tangye,  Nicholson  usw. 

—  Greorge  Pallinaii  führt  Speisewagen  ein,  die  bei  dem  Femverkehr  dienenden 
Zügen  zur  Verkürzung  der  Zugaufenthalte  dienen  und  zu  einer  wesentlichen 
Beschleunigung  des  Verkehrs  führen. 

—  Ferdinand  von  Rlehtbotan  bezeichnet  die  mechanische  Aktion  der  Bran- 
dungswellen in  denjenigen  Fällen  als  Abrasion,  in  welchen  die  Küste  von 
einer  maritimen,  positiven  Verschiebung  der  Eüatenlinie  betroffen  wird. 
Der  gewalttätig  arbeitenden  Abrasion  steht  die  geräuschlos,  aber  stetig 
tätige  Erosion  gegenüber,  die  durch  fließendes  Wasser,  bewegte  Luft, 
Gletschereis  eintritt.  Beide  Arten  von  Landzerstörung  werden  erkennbar 
durch  die  im  Verein  mit  beiden  auftretende  Denudation.  Für  die  Erosion 
durch  bewegte  Luft  schlägt  Thoulet  1887  ebenfalls  den  Namen  Abrasion 
vor,  doch  wird  dafür  besser  der  Ausdruck  „Deflation"  gewählt. 

—  A.  RItbMk  in  Halle  erkennt  den  Wert  des  Trocknens  für  die  Brikettierung 
der  Braunkohle.  (S.  1858  F.)  Er  führt  die  sogenannten  FeuerteUeröfen 
ein,  die  insbesondere  für  Kohlen  geeignet  sind,  welche  wenig  Bitumen 
enthalten.  Für  andere  Kohlen  eignen  sich  besser  die  Dampf  Öfen,  Heiß- 
Inftöfen  oder  diejenigen  Ofen,  bei  welchen,  wie  z.  B.  bei  den  Jacobi'schen 
und  Sowoldt' sehen  Ofen,  die  Trocknung  durch  Dampf  und  heiße  Luft 
bewirkt  wird. 

—  Während  früher  hergestellte  Pastillen,  wie  z,  B.  die  en^ischen  Compressed 
tablets,  stets  Bindemittel  enthielten,  gibt  M.  RoMnthal  die  erste  Anregung  zur 
Herstellung  der  ohne  Bindemittel  zu  bereitenden  komprimierten  Pastillen, 
die  sich  an  die  1820  von  den  Shakern  in  Libanon  -  Springs  hergestellten 
komprimierten  Kräuter  anlehnen.  Im  Anschluß  an  die  ßosenthal'sche  An- 
regung werden  vieleMaschinen  für  die  Herstellung  solcher  Pastillen  konstruiert. 

—  Julius  von  Sacht  studiert  die  Wachstumsbewegung  der  Pflanze  und  den 
Einfluß  der  Beleuchtung  auf  die  Zuwachsbewegung  in  Verbindung  mit 
der  täglichen  Wachstumsperiodizität,  auf  die  er  zuerst  hinweist.  Ähnliche 
Untersuchungen  werden  namentlich  von  Prantl  (1873),  Reinke  (1876), 
Baranetzky  (1879)  und  vielen  anderen  gemacht,  die  auch  untersuchen,  in- 
wieweit eine  Verdunklung  oder  Erhellung  nach  kürzerer  Zeit  eine  Beschleu- 
nigung oder  Verlangsamung  der  Zuwachsbewegung  bewirkt.  Zur  Messung 
der  Waohstumsbewegung  konstruiert  Sachs  selbstregistrierende  Apparate 
(Auxanometer),  die  von  Wiesner  (1876)  verbessert  werden. 

Julius  von  Sacht  studiert  eingehend  den  von  Knight  (s.  1811  K.)  entdeckten 

HydrotropismuB  der  Wurzeln,  und  nennt  die  dem  feuchten  Medium  zu- 
gewendete Krümmungsbewegung  positiven,  die  von  ihm  abgewendete  Be- 
wegung negativen  HydrotropismuB.  Molisch  stellt  1883  fest,  daß  ober- 
irdische Organe  meist  nicht  auf  psychrometrische  Differenzen  reagieren. 

Julius  von  Sacht  vertritt  die  Ansicht,  daß  Stärke  sich  aus  der  Kohlensäure 

der  Luft  unter  Abgabe  von  Sauerstoff  und  Aufnahme  von  Wasser  bilde, 
wonach  also  die  Stärke  das  „erste  deutlich  sichtbare  Assimilationsprodukt 

—     703     — 


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1878 

der  Kohlensäure"  yrSxe.  Tatsächlich  sind  in  den  AsumilationBorganen  der 
Pflanzen,  den  Blättern,  faUs  sie  sich  am  Licht  in  kohlensäurehaltiger  Luft 
befinden,  oft  Stärkekömehen  mikroskopisch  nachzuweisen,  die  besonders  in 
den  ChlorophyUkörnem  eingelagert  sind.  (Vgl.  auch  1865  S.  und  1870  S.) 
1872  A.  SchmMt  in  Zürich  konstruiert  kleine  Wassersäulenmascbinen  mit  rotie- 
render Bewegung,  die  für  die  Kleinindustrie  von  hervorragender  Bedeutung 
werden.  (Schmidt'scher  Motor.) 

—  Gustav  Johann  Leopold  Schmidt  beschäftigt  sich  in  den  Jahren  1872 — 82 
in  eingehender  Weise  mit  der  Theorie  der  Dampfmaschine.  Er  bearbeitet 
insbesondere  die  calorimetrischen  Untersuohungsmethoden,  die  physikali- 
schen Konstanten  des  Wasserdampfs  und  dessen  innere  Pressung. 

—  Nachdem  Poggendorfi  bereits  1826  das  Barometer  mit  einer  Registrier- 
vorrichtung  versehen  hatte,  bemüht  sich  namentlich  Faul  SdinlNr  um  die 
Herstellung  von  solchen  Apparaten  und  konstruiert  ein  ,, Barograph"  ge- 
nanntes automatisch  wirkendes  Qnecksilberbarometer,  das  vor  den  billigeren 
in  die  Gruppe  der  Federbarometer  gehörenden  Barographen,  wie  z.  B.  dem 
von  Bichard,  viele  Vorteile  bietet,  das  aber  in  neuerer  Zeit  vneder  von  dem 
Bollenbarograph  von  Sprung  überholt  ist.    (S.  1886  S.) 

—  William  Sallan  &  Co.  in  Philadelphia  bauen  eine  Schraubenschneidemaschine, 
bei  welcher  die  Sohraubenbolzen  mit  einem  Male  geschnitten  werden. 
Die  Schneidbacken  sind  beweglich;  das  Nähern  und  Entfernen  derselben 
geschieht  automatisch.  Bei  anderen  Maschinen,  wie  z.  B.  der  von  Whit- 
worth  stehen  die  Schneidbaoken  fest,  und  es  wird  die  Dreh-  und  Längs- 
bewegung  vom  Scbraubbolzen  ausgeführt. 

—  Mling  in  Würzbnrg  baut  eine  Bechenmaschine,  die  aus  einem  System  von 
Nürnberger  Scheren  mit  Klaviatur  und  Zahnstangen  und  einem  Zahnrad- 
System  mit  Ziflemrädem  besteht.  Die  Maschine  wird  von  Wetser  in 
Pfronten  dahin  verbessert,  daS  das  Resultat  sofort  auf  einen  Papierstrdfen 
aufgedruckt  wird. 

—  Der  Amerikaner  Shaw  konstruiert  eine  durch  Explosion  von  Pnlvo:  in 
einem  geschlossenen  Zylinder  wirkende  Pulverramme  zum  Eintreiben  von 
Pfählen.    (Vgl.  auch  1680  H.) 

—  Werner  wm  Siemant  konstruiert  den  Spiraldeflektor.  einen  BuBfänger,  der  auf 
dem  Gedanken  beruht,  die  Bauchgase  durch  eine  Spirale  ziehen  zu  lassen, 
wodurch  sie  in  eine  zentrifugale  Bewegung  geraten.  Die  mitgeführten 
kleinen  BuBteilchen  vereinigen  sich  hierbei  zu  größeren  Flocken  und 
fliegen  infolge  der  tangentialen  Richtung,  mit  der  sie  die  Spirale  ver- 
lassen, gegen  das  Innere  der  Wände  eines  Zylinders,  der  die  Spirale  um- 
gibt und  als  Sammelraum  für  den  Ruß  dient.  Sie  fallen  hier  zu  Boden, 
während  die  gereinigten  Rauchgase  oberhalb  des  Deflektors  ins  Freie 
gehen.    Diese  Einrichtung  wird  auch  zur  Gewinnung  von  Ruß  verwendet. 

—  Unter  den  vielen  zur  Bestimmung  des  Kohlensäuregehaltes  der  Luft  vor- 
geschlagenen Methoden  ist  eine  der  am  schnellsten  zum  Ziele  führenden 
die  von  R.  Angus  Smith  (minimetiisches  Verfahren).  Der  dazu  gehörige 
Apparat  wird  von  H.  Wolpert  und  von  Lunge  und  Zeokendorf  für  prak- 
tische Zwecke  so  verbessert,  daß  er  auBerordentUoh  schnell  arbeitet. 

—  Ernest  Solray  konstruiert  zur  Fällung  des  Natriumbicarbonats  durch  Car- 
bonisation  der  ammoniakalifichen  Salzsole  den  Solvayturm,  bei  welchem 
die  Ausnutzung  der  Kohlensäure  eine  fast  vollständige  ist. 

—  M.  E.  Sonstadt  stellt  im  Irischen  Meer  einen  Goldgehalt  von  0,06  g  per  Tonne 
fest.  Spätere  Forschungen,  insbesondere  von  W.  Pack  und  Liversidge, 
beweisen,  daß  in  allen  Ozeanen  ein  Goldgehalt  existiert,  der  von  0,03  bis 
0,06  in  der  Tonne  wechselt. 

—  Jean  Servais  Stai  findet,  daß  die  Summe  der  Gewichte  vor  einer  chemischen. 


704     — 

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1878 

Beaktion  gleich  der  Summe  nach  deraelbeii  ^t,  und  zeigt,  daß  auch  bei 
ohemisohen  Umsetzungen  das  Gesetz  von  der  Erhaltung  der  Materie  sich 
vollkommen  bewährt.  Auch  Landolt  kommt  1893  zum  gleichen  Schluß. 
(Vgl.  a.  1770  L.) 
1872  Mnmtnip  und  Wwmhm  erkennen  in  den  Ejökkenmöddinger,  di6  an  den 
d&Disohen  Ostseeküsten,  besonders  am  Kattegat  häufig  in  einer  Mächtig- 
keit von  3  m  vorkommen  und  die  man  bis  dahin  für  vom  Meer  zurück- 
gelassene MuBchelbänke  hielt,  Speisereste  eines  Volkes  aus  der  Steinzeit. 

—  Nachdem  Gustav  Magnus  (s.  1860  M.)  auf  eine  Wärmeleitfähigkeit  der  Gase 
geschlossen,  und  Marr  (1871)  eine  Vergleiohung  der  Wärmeleitfähigkeit 
verschiedener  Gase  versucht  hatte,  mißt. Josef  SMaa  zuerst  die  Leit- 
fähigkeit der  Luft,  die  nach  ihm  von  Eundt  und  Warburg  (1875)  und 
von  Winkelmann  (1876)  näher  untersucht  wird.  Die  letzteren  dehnen 
ihre  Untersuchungen  auch  auf  andere  Gase  aus  und  beweisen,  daß  die 
Wärmeleitfähigkeit  der  Gase  bis  zu  sehr  kleinen  Drucken  von  der  Dichte 
der  Gase  unabhängig  ist. 

—  Eduard  Sims  weist  auf  den  engen  tektonischen  Zusammenhang  zwischen 
dem  Verlauf  der  Bruohlinien  und  der  Verbreitung  der  Erdbeben  hin. 

—  Die  Gebrüder  Sulnr  in  Winterthur  erwerben  sich  große  Verdienste  um  den 
hydraulischen  Fembetrieb  unter  Anwendung  hoohgepreßten  Wassers  (unter 
Benutzung  der  Wassersänlenm'aschine  und  wenn  nötig  von  Akkumulatoren). 
Sie  machen  die  erste  Anlage  bei  Sohmid  und  Heer  in  Thalweü  und  später 
eine  solche  für  die  Anglo  Swiss  Milk  Co.  in  Cham.  Von  1877  ab  führen 
sie  in  Verbindimg  mit  Brandt'sohen  Bohrmaschinen  (s.  1876  B.)  Wasser- 
säulenmaschinen zur  Hebung  des  Gmbenwassers  sowie  des  Abwassers 
der  Bohrmaschinen  aus. 

—  John  E.  jlwMt  baut  eine  sohnelllaufende  Dampfmaschine,  die  von  der  in 
ihrer  Formgebung  stets  wiederkehrenden  geraden  Linie  den  Namen 
„Straight  Line  Engine"  erhält.  Die  Maschine  wird  in  stehender  Anord- 
nung ausgeführt. 

—  TaRcyi  BroHian  konstruieren  einen  wirksamen  Dampfmasohinenkondensator, 
welcher  auf  der  Benutzung  einer  dem  atmosphärischen  Druck  das  Gleich- 
gewicht haltenden  Wassersäule  beruht. 

—  Karl  TMsnch,  der  warm  für  die  Ldster'sche  Wundbehandlung  eintritt, 
empfiehlt  zuerst  zur  Imprägnierung  der  Verbandstoffe  die  Salioylsäure  an 
Stelle  der  von  Lister  angewendeten  Carbolsäure.  Für  die  Desinfektion 
der  Hände  und  Instrumente  bleibt  er  bei  der  Carbolsäure. 

—  Da  das  Qaadrantenelektrometer  (s.  1867  T.)  nur  erlaubt,  die  Werte  von 
elektrischen  Potentialen  zu  ver^eiohen,  konstruiert  William  Thonnon  (Lord 
Kelvin),  um  den  Wert  des  Potentials  direkt  in  absolutem  Maße  angeben 
zu  können,  das  absolute  Elektrometer,  bei  dem  zur  Messung  die  An- 
ziehung zweier  paralleler  Platten  benutzt  wird,  von  denen  die  eine  mit 
der  Erde  in  Verbindung  ist,  so  daß  das  Potential  den  Wert  Null  hat. 

—  John  J.  Thoniycratt  in  Chiswick  konstruiert  das  erste  moderne  Torpedo- 
boot „Miranda",  welches  die  bis  dahin  unerreichte  Geschwindigkeit  von 
16  Seemeilen  hat.  Im  Jahre  1876  baut  er  das  erste  für  Torpedo -Lancie- 
rungen bestimmte  Boot  von  27  m  Länge  und  3,2  m  Breite,  das  bei  seiner 
Probefahrt  am  9.  März  1877  eine  Greschwindigkeit  von  19,6  Knoten  erreicht. 
Er  ist  auch  der  Erfinder  einer  vierflügeligen  SohifEssohraube. 

—  Otto  Tonil  erkennt  den  glazialen  Ursprung  der  Diluvialablagerungen  Schwe- 
dens, wie  er  dies  bereite  früher  (vgl.  1870  T.)  für  das  norddeutsche  Diluvium 
festgestellt  hatte.  H.  Credner,  A.  Penck  u.  a.  xmterstützen  diese  Ansicht, 
die  dadurch  zur  herrschenden  wird.    (S.  auch  1876  T.) 

—  VIHNiMt  erfindet  für  die  Filzfabrikation  die  Fachmaschine,  die  ans  einem 

Darmttaedter.  *ö 

—    705    — 


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1878 

Blaseapparat  und  dem  Fachkegel  besteht.  Die  Haare  -werden  in  einer 
Auflockernngstrommel  gelockert  und  durch  den  Blaseapparat  ans  dieser 
Trommel  durch  einen  Sohlite  an  den  Fachkegel  geworfen,  auf  dessen 
Obeifl&che  sie  sich  zu  einem  zusammenhängenden  Hohlkörper  (Fach)  ver- 
einigen. Die  Fache  müssen  nnn  noch  gewalkt  werden  und  werden  dann 
zu  Hüten  verarbeitet. 

1872  Emil  Waitarg  findet  den  Elektrizitätsverlnst  eine«  geladenen  isolierten 
Körpers  (b.  1860  M.)  in  Wasserstoff  nur  halb  so  groQ  wie  in  Luft  und 
KoÜensäure,  und  gleich  groß  in  trockener  wie  in  feuchter  Luft.  Er  be- 
stätigt Matteucci's  Ergebnisse  hinsichtUch  der  Abhängigkeit  des  Verlnstee 
vom  Gasdruck  und  neigt  der  Ansicht  zu,  dafi  der  Verlust  durch  Staub 
im  Gase  verursacht  werde. 

—  Rudolph  Waktr  gelingt  es  zuerst,  das  Salpetersäureanhydrid  (s.  1849  S.) 
durch  Wasserabspaltung  aus  dem  Salpetersäurehydrat  herzustellen. 

—  O.  WoN  in  Vöslau  erfindet  eine  Vorrichtung,  die  den  Stillstand  des  Sel- 
faktors  bewirkt,  sobald  die  Spindeln  eine  vorgeschriebene  Fadenlänge  auf- 
genommen haben  ( Nummer-Eontrollapparat), 

—  C.  H.  WoM  konstruiert  ein  zweiröhriges  Colorimeter,  bei  wdohem  die 
Flüssigkeitshöhen  durch  Benutzung  der  seitlichen  Abflnßhähne  so  einge- 
stellt werden,  daß  beiderseits  im  Gesichtsfeld  gleiche  Helligkeit  herrscht. 
Er  bereichert  die  oolorimetrische  Analyse  durch  zahlreiche  Bestimmungs- 
methoden, wie  die  des  Kupfers,  des  Eisens  im  Ferrum  reductum,  des 
IndigoB,  der  SaUcylsäure  in  Verbandwatten  usw. 

—  Adolphe  Wurta  benutzt  die  von  Cbiozza  (s.  1866  C.)  zuerst  angewendete 
Kondensation  mit  Salzsäure,  um  aus  Aldehyd  das  Aldol  (Ozybuttersäure- 
Aldehyd)  darzustellen.     (Vgl.  auch  1872  K.) 

—  Antoine  Joseph  Fran9oi8  YvoR-VlllareHui  faßt  zuerst  den  Gedanken,  das  Okular 
in  dem  Schnittpunkt  der  beiden  Achsen  eines  astronomischen  Instruments 
anzubringen.  Diese  Idee  wird  praktisch  von  Merz  in  München,  Schneider  in 
Wien  und  Seoretan  in  Lima  für  die  Konstruktion  großer  Kometensuober 
und  später  von  Arohenhold  bei  dem  großen  Treptower  Reflektor  ange- 
wendet. 

—  Karl  VM  ZItM  begründet  durch  sein  bis  1893  erscheinendes  „Handbuch  der 
Palaeontologie"  eine  den  neueren  biogenetischen  Anschauungen  angepaßte 
Lehre  dieser  Wissenschaft. 

—  J.  C.  Friedrich  ZMhMr  findet,  daß  man  beim  Durchpressen  von  Wasser 
durch  capillare  Röhren,  ähnlich  wie  beim  Strömen  desselben  durch 
Diaphragmen,  elekttische  Ströme  erhält,  die  er  Strömungsströme  nennt. 
(8.  1861  Q.)  Diese  Ströme  werden  von  Edlund  (1877),  Dom  (1877),  Elster 
(1880)  u.  a.  untersucht  und  bilden  die  reziproke  Erscheinung  der  elektri- 
schen Endosmose  und  elektrischen  Überführung.  (S.  Elektrische  Endosmose.) 

1873  Frederick  Augustus  AM  in  Woolwich  erfindet  eine  Sprenggranate,  welche  mit 
einer  nur  kleinen  Schießbaumwoll-Ladung  versehen  ist,  während  der  innere 
Hohlraum  der  Granate  im  übrigen  mit  Wasser  gefüllt  ist.  Die  Spreng- 
wirkung wird  durch  diese  Wasserbeifüllung  erheblich  erhöht. 

—  Der  englische  Ingenieur  Adamton  baut  die  erste  Vierfach-Expansionsmaschine 
für  die  Albert  Mills  in  Hide  bei  Manchester.  Die  Maschine  ist  eine  liegende 
mit  zwei  gleichmäßig  ausgebildeten  Maschinenseiten.  Auf  der  einen  Seite 
liegen  hintereinander  der  Hochdruck-  und  der  erste  Mitteldruckzylinder, 
auf  der  andern  der  zweite  Mitteldruck-  und  der  Niederdruokzylinder.  Die 
Vorteile  der  Maschine  entsprechen  nicht  ihrem  verwickelten  Bau. 

—  J.  Amter-Latton  verbessert  den  Woltmann'schen  Flügel  (s.  1790  W.).  Er 
ändert  den  Zählapparat  so  ab,  daß  nicht  die  Zahl  der  Umdrehimgen  des 
Flügels  in  einer  gegebenen  Zeit,  sondern  umgekehrt  die  Zeit  für  eine  be- 

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1878 

stiinmte  Anzahl  TJmdiehmigen  (n&mlioh  100)  beobachtet  und  so  das 
lästige  Ausheben  des  Flügels  zum  Ablesen  der  ZaU  d-er  Umdrehungen 
vermiedMi  wird.  Diesen  Zweck  erreicht  er  durch  ein  elektromagnetisches 
Glockenwerk,  das  nach  je  100  Umdrehungen  des  Flügels  läutet. 
1873  Jules  Grabriel  Fran^ois  Balllarftr  setzt  die  von  Falret  (s.  1851  F.)  begonnenen 
Untersuchungen  über  das  zirkuläre  Irresein  (Folie  a  double  forme)  fort 
und  ergründet  die  Ursachen  des  Kretiniamus  und  dessen  Verbreitung. 

—  Der  Ingenieur  Johann  Bantchlnsw  in  München  stellt  ausgedehnte  Versuche 
über  die  Festigkeit  der  BaustofFe  an,  wozu  er  sich  der  von  Werder  (g.  1852  W.) 
erfundenen  Materialprüfungsmaschine  bedient,  die  er  mit  einem  der  Gauß'- 
sohen  Spiegelablesung  entsprechenden  Spiegelapparate  zur  genauen  Be- 
stimmung der  bei  den  Zug-  und  Druckbeanspruchungen  vor  sich  gehenden 
Veränderungen  versieht.  " 

—  Der  amerikanische  Kapitän  Belknap  leitet  die  Tuscarora-Expedition,  welche 
in  den  Jahren  1873 — 75  die  Kenntnis  des  Stillen  Ozeans  nach  allen  Rich- 
tungen fördert  und  Anlaß  gibt  zur  Entdeckung  der  großen  Meerestiefe 
von  8613  m  westlich  von  Japan,  die  allerdings  durch  die  1899  von  Belknap 
bei  der  südlichsten  Ladroneninsel  Quam  gefundene  Tiefe  von  8935  m  und 
die  ostsüdöstlich  von  Guam  von  M.  M.  Hodges  gefundene  Tiefe  von 
9636  m  noch  übertreffen  wird. 

—  0.  Beyllch  in  München  verfertigt  einen  „Histometer"  genannten  Apparat 
zur  Prüfung  von  Geweben  auf  ihre  Haltbarkeit  in  bezug  auf  Reibung, 
Zug,  Biegung  usw. 

—  Theodor  BIHrwHi  macht  die  zweite  Exstirpation  des  Kehlkopfs.  (S.  1866  W.) 
Karl  Gussenbauer  konstruiert  für  diesen  Fall  einen  künstlichen  Kehlkopf. 

—  Der  Apotheker  Blumamaadt  in  Odense  führt  die  Labessenzen  in  die  Praxis 
ein,  die  fortan  in  großem  Maßstab  zur  Käsebereitung  benutzt  werden. 
(S.  a.  1872  H.) 

—  Der  Amerikaner  Brayton  baut  eine  unter  dem  Namen  „Beady  motor"  be- 
kannte Gasmaschine,  welche  mit  Petroleum  an  Stelle  von  Gas  oder  Benzin 
betrieben  wird  und  mit  Verdichtung  der  Ladung  und  allm&hlioher  Ent- 
ladung arbeitet. 

—  Alfred  Edmund  Brabm  trägt  durch  sein  „Illustriertes  Tierleben"  wesent- 
lich zur  Popidarisierung  der  Naturbeschreibung  bei. 

•—  Die  Gebrüder  Brahimr  konstruieren  eine  Heftmaschine,  welche  Bücher  mit 
Drahtklammem  heftet,  die  von  der  Maschine  selbst  angefertigt  werden. 
Später  wird  die  Maschine  auch  zum  Heften  mit  Nähfaden  eingerichtet. 
Ähnliche  Apparate  werden  in  der  Kartonnagen-Induatrie  angewandt. 

—  BrwtiMrtiOod  erfindet  die  nach  ihm  benannte  einfach  wirkende  Dampfmaschine, 
bestehend  aus  drei  Zylindern,  deren  Achsen  um  120°  geneigt  sind.  Die 
drei  Pleuelstangen  greifen  an  einer  gemeinsamen  Kurbel  an  und  sind  ohne 
Einschaltung  von  Kolbenstangen  direkt  mit  dem  Trunkkolben  verbunden. 
Infolge  der  Anordnung  der  drei  Zylinder  hat  die  Maschine  keine  Totlage 
und  arbeitet  sehr  gleichmäßig,  so  daß  die  Kolbengeschwindigkeit  sehr  groß 
sein  kann. 

Brawn  und  Sharp«  erfinden  die  Fräsen  mit  hinterdrehten  Schneidezähnen, 

deren  lange  Rücken  sogenannte  gleichmäßig  sinkende  Profile  darstellen. 
Diese  „hinterdrehten  Fräsen"  stellen  eine  Erfindung  von  großer  Wichtig- 
keit dar. 

Gustav  von  Bungß  arbeitet  über  die  Bedeutung  des  Kochsalzes  für  die  Be- 
dürfnisse des  tierischen  und  menschlichen  Organismus  und  klärt  die  Gründe 
auf,  warum  das  Kochsalz  als  einziges  aller  anorganischen  Salze  auch  direkt 
«Is  solches  der  Nahrung  zugesetzt  wird.    (Vgl.  seine  Abhandlung  „Über 

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187» 

die  Bedeutung  des  Kochsalzes  und  das  Verhalten  der  Ealisalse  im  mensch- 
lichen Organismus".) 
1873  Der  englische  Reisende  Vemey  Lovett  C—iWii  durchquert  Afrika  von 
Sansibar  aus.  Er  erreicht  1874  den  Tanganyika-See,  dem  er  als  Quellsee 
des  Kongo  anspricht.  Im  August  erreicht  er  Nyaogwe,  von  wo  er  süd- 
wärts nach  Kilemba,  der  Hauptstadt  von  Uma  zieht.  Nach  einem  Ab- 
stecher nach  dem  Kassali-See  zieht  er  durch  Lunda,  Lobale  und  Bih6  nach 
der  Westküste,  die  er  am  7.  November  1876  bei  Benguella  erreicht. 

—  OaRtanl  beschreibt  eingehend  unter  dem  Namen  „Lathyrismus"  eine  spo- 
radisch, epidemisch  und  endemisch  auftretende  Krankheit  armer  Lamd- 
leute,  deren   Nahrung  fast  ausschließlich   aus   verschiedenen  Arten   von 

*  Platterbsen  besteht. 

—  Heinrich  Cm  entdeckt  die  EosinfarbetofFe,  die,  wie  sich  später  heraussteUt, 
Derivate  des  Fluoresceins  sind.    (Vgl.  auch  1876  B.) 

—  Orolsiant  und  BrHonnMrt  erbalten  durch  Schmelzen  von  organischen  Sub- 
stanzen mit  Sohwefelalkalien  schwefelhaltige  Farbstoffe,  welche  vegetabili- 
sche Fasern  in  Braun,  Gran  und  Schwarz  färben  und  sich  durch  ihre 
Echtheit  auszeichnen  (Sulflnfarben). 

—  Nachdem  Mairan  und  Dufay  bereits  1747  eine  Liohtmühle  konstruiert 
und  Michell,  Bennet,  Flauguergues,  Fresnel  u.  a.  ähnliche  Versuche  ge- 
macht hatten,  konstruiert  William  Cnokis  eine  sehr  empfindliche  Licht- 
mühle, auch  Radiometer  genannt,  die  aus  einem  Flügelrädchen  besteht, 
dessen  Flügel  auf  einer  Seite  geschwärzt  sind,  und  das  in  einem  Vakuum - 
röhr  angeordnet  ist. 

—  OalCiMt  gibt  zur  Bestimmung  der  Befraktion  des  Auges  eine  Jf ethode  an, 
die  auf  der  Beobachtung  des  ophthalmoskopischen  Beleuchtungsbildes  auf 
dem  imtersuohten  Augengrunde  beruht  und  Skiaskopie  (Schattenprobe) 
oder  Keratoskopie  genannt  wird. 

—  WUliam  Frederick  Dtniilng  bereichert  die  Kenntnis  von  den  Meteoriten  da- 
durch, daB  er  eine  Vielzahl  von  Radiationspunkten  und  Radiationsräamen 
(Ausströmungsstellen)  annimmt.  Infolgedessen  kommen  zu  den  Perseiden 
und  Leoniden  die  Andromediden,  Orioniden,  Aquariden,  G«miniden,  Ly- 
riden  und  Quadrantiden  hinzu. 

—  Eugen  DitMeh  macht  die  ersten  Versuche,  Pflaster  zu  pressen,  und  gibt 
Veranlassung  zur  Konstruktion  von  kleinen  Pflaster-  und  Pillenstrang- 
pressen.    Er  konstruiert  auch  eine  Maschine  zur  Extinktion  des  Quecksilbers. 

—  Simon  Emanuel  Oaptay  zeigt,  daB  die  als  „Mal  perforant  du  pied"  be- 
zeichnete Krankheit,  die  in  einer  Entzündung  der  FuBsohle  besteht,  welche 
aUmäblich  in  die  Tiefe  greifend  Knochen  und  Gelenke  bloßlegt,  ohne 
irgend  welche  Schmerzen  zu  verursachen,  ihre  erste  Ursache  in  einer  Er- 
krankung der  Nerven  hat. 

—  Ernst  Ebtnnaytr  arbeitet  über  die  Bedeutung  des  Waldes  für  das  Klima, 
über  den  Sauerstoffgehalt  des  Waldes  und  seinen  EinfluB  auf  die  Boden- 
feuchtigkeit und  wird  durch  seine  Arbeiten  der  eigentliche  Begründer 
der  FoTstmeteorologie.  Ähnliche  Arbeiten  werden  von  Lorenz  von  Libur- 
nau,  WoeikoS,  E.  Brückner  u.  a.  gemacht. 

—  Friedrich  von  Esniareli  gibt  nach  Einführung  der  Antiseptik  den  Anstoß, 
bei  Hämorrhoiden  eine  Excision  mit  sorgfältiger  Unterbindung  der  bluten- 
den Gefäße  und  Vemähung  der  Wunde  vorzunehmen,  während  die  ametika- 
nischen  Chirurgen  in  neuester  Zeit  die  Infektions-Behandlung  mit  konzen- 
trierter Carbolsäure  vorziehen. 

—  Friedrich  von  Esmareli  erfindet  das  nach  ihm  benannte  Verfahren,  die  Glied- 
maßen vor  einer  Operation  durch  Umwickeln  mit  einer  elastischen  Binde 
blutleer  zu  machen,  und  durch  einen  fest  umgeschnürten  Gummisohlauch 

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1878 

während  der  Operation  blutleer  zu  halten.  Dies  hat  den  großen  Vorzug, 
daB  der  Patient  kein  Blut  verliert  und  der  Operateur  die  Wunde  besser 
übersehen  kann.  Im  Anschluß  hieran  wird  die  seit  Moore  (s.  1784  M.) 
nach  und  na«h  verlassene  lokale  An&sthetiaienmg  durch  Kompression 
vielfach  wieder  empfohlen. 
1873  Frans  ExMr  bringt  die  verschiedenen  Härtegrade,  die  sich  für  verschiedene 
Flächen  desselben  Krystalles,  sowie  für  krystallographisch  verschiedene 
Richtungen  derselben  Krystallfläohe  ergeben,  graphisch  in  Form  von  Härte- 
kurven  zur  Darstellung. 

—  Nachdem  dahingehende  Versuche  schon  von  Harrison,  Blair  &  Co.  in  Bolton 
(1859)  imd  Keßler  (1863)  gemacht  worden  waren,  bauen  Fnr»  und  KtBlir 
zur  Konzentration  der  Schwefelsäure  Platinschalen  mit  Bleihut,  die  sich 
der  bedeutenden  Ersparnisse  in  den  Anschaffungskosten  halber  schnell 
einführen,  in  neuester  Zeit  aber  den  wesentlich  verbesserten  Platinapparaten 
(System  Prentice  und  System  Delplace)  wieder  weichen  müssen. 

—  B.  W.  FflMMtM  entdeckt  die  Thermodiffusion,  die  darin  besteht,  daß  bei 
homogenen  Gasen,  die  durch  eine  poröse,  auf  beiden  Seiten  ungleich  er- 
wärmte Scheidewand  getrennt  werden,  ein  Difhisionsstrom  von  der  kälteren 
nach  der  wärmeren  Seite  geht. 

—  David  Farrtor  macht  wichtige  experimentelle  Arbeiten  über  das  Gehirn 
und  zeigt,  daß  die  Bewegungen  der  Organe  von  bestimmten  Bezirken  des 
Gehirns  beherrscht  werden.  Er  veröffentlicht  diese  Arbeiten  in  seinen 
„Experimental  researches  in  cerebral  physiology  and  pathology". 

—  Der  Neurolog  Paul  Emil  Ftochslg  in  Leipzig  untersucht  den  Bau  des  Ge- 
hirns in  verschiedenen  Stadien  der  Entwicklung,  um  die  Anlage  der  Lei- 
tungsbahnen in  Gehirn  und  Rückenmark  zu  erforschen. 

—  H.  FontaiiM  und  Z.  Th.  QmuiM  geben  das  Prinzip  der  Arbeitsübertragong 
von  einer  elektrischen  Maschine,  die  als  Stromerzeuger  wirkt,  zu  einer  als 
Triebwerk  benutzten  Maschine  an  und  führen  eine  solche  Anlage  auf  der 
Wiener  Ausstellung  vor. 

^  Fox  weist  durch  eingehende  Untersuchungen  nach,  daB  in  der  Nähe  der 
See,  an  der  Meeresküste  und  auf  Inseln  stets  größere  Mengen  von  Ozon 
in  der  Luft  enthalten  sind;  auch  die  Waldluft  ist  nach  Ebermayer  stets 
reich  an  Ozon.  Er  macht  auf  die  keimtötende  Kraft  des  Ozons  auf- 
merksam, auf  die  später  (s.  1902  S.)  die  Bereitung  keimfreien  Trinkwassers 
begründet  wird. 

—  Ch.  FrtoM  und  te  Mm  führen  aus  Aceton  gewonnenes  Propylenchlorid 
in  Trichlorhydrin  über  und  wandeln  dieses  durch  Erhitzen  mit  Wasser  in 
Glycerin  um. 

—  Der  Ingenieur  Frtodileh  konstruiert  einen  Achsenregulator,  bei  welchem 
durch  einen  Flaohregler  das  Expansionsezzenter  verstellt  wird,  und  der 
vielfach  für  sohnelllaufende  Maschinen  verwendet  wird. 

—  Johann  Gottfried  Qall«  weist  auf  die  Planetoiden  als  Vermittlungsgestime 
zur  Sonnenparallaxenbestimmnng  hin  und  gewinnt  mehrere  Sternwarten  zu 
Simultanbeobachtungen  der  Flora,  die  eine  Parallaxe  von  8",873  ergeben. 

—  Joseph  flaaaw  stellt  in  Wien  die  ersten  mechanischen  Malzdarr-  und 
Keimapparate  aus. 

—  CMItwiM  zeigt,  daB  die  Stärkeeinschlüsse  aus  dem  Chlorophyll  nicht 
nur  im  Dunkeln  (s.  1870  S.),  sondern  auch  dann  verschwinden,  wenn  man 
die  grünen  Organe  durch  Femhalten  der  Kohlensäure  im  Lichte  an  der 
Produktionstätigkeit  hindert.  Das  Verschwinden  geht  hier  (der  gröBeren 
Wärme  über  Tag  wegen)  rascher  als  in  der  Dunkelheit  vor  sich. 

—  C.  J.  H.  flravMhant  auf  Storbeokshof  bei  Glöwen  sucht  in  der  Bienenzucht 

—     709     — 

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lOT« 

die  Vorzüge  des  Strohkorbes  und  der  Eastenzncht  in  dem  von  ihm  er- 
fundenen Bogengtölper  zu  vereinigen,  bei  welchem  der  Honigranm  durch 
ein  Schiedbrett  vom  Bmtranm  getrennt  werden  kann. 
1873  Emest  Howard  Orifttlii  zeigt,  daß  die  Strahlen  des  gelben  Spektralbezirkes, 
innerhalb  dessen  auch  das  Maximum  der  Strahlnngsenergie  zu  suchen  ist, 
die  Transpiration  und  Kohlens&tireassimilation  der  Blätter  besonders  lebhaft 
anregen  und  die  Aufnahme  von  Mineralbestandteilen  des  Bodens  durch 
die  Wurzeln  befördern.  Ähnliche  Untersuchungen  wwden  von  D^herain 
unternommen. 

—  Frederick  Sathrl«  beobachtet  die  Asymmetrie  zwischen  positiver  imd 
negativer  Elektrizität  bei  der  Ionisation  durch  glühende  Metalle.  Während 
eine  rotglühende  Eisenkugel  in  Luft  eine  negative  Ladung  bewahrt,  ver- 
mag sie  eine  positive  nicht  festzuhalten;  eiae  weißglühende  Kugel  behält 
weder  positive  noch  negative  Ladung. 

—  Friedrich  von  HtImr-AllMMCk  verbessert  die  Dynamomaschine  durch  die 
Konstruktion  des  Trommelankers  an  Stelle  des  Gramme'schen  Ringes.  Bei 
dieser  Art  der  Armaturwicklung  wird  der  isolierte  Kupferdrabt  knäuel- 
artig auf  eine  eiserne  Trommel,  parallel  zu  deren  Achse  gewickelt.  Diese 
Trommelwicklung  ist  die  gegenwärtig  am  meisten  benutzte  Bewicklungsart. 

•^  Hermann  von  Holmholtz  macht  Versuche  über  die  galvanische  Polarisation 
und  zeigt,  daß  der  Polarisationsstrom  sehr  lange,  wenn  auch  ohne  sicht- 
bare Gasentwicklung  fortdauert  und  eigentlich  nie  aufhört.  Er  erklärt 
dies  durch  die  elektrolytische  Konvektion,  die  töne  Art  Diffusionsvorgang 
darstellt.  . 

^  Honza  zu  Weichnitz  bei  Glogau  beobaohet,  daß  eine  unter  Hochdruck  ge- 
dämpfte Eartoltelmasse  durch  Dampfdruck  ohne  jede  mechanische  Zer- 
kleinerungsvorrichtung in  feinverstäubter  Form  ausgeblasen  werden  kann, 
wenn  dies  Ausblasen  durch  eine  enge  Öffnung  mit  scharfen  Kanten  ge- 
schieht, und  gründet  darauf  die  Konstruktion  seines  Dämpfapparats,  der 
sich  schnell  einführt. 

—  Der  französische  Mathematiker  Charles  Hwmlto  beweist  die  Transzendenz 
der  Zahlen  e  und  n  und  folgert  daraus  die  Unmöglichkeit  der  Quadratur 
des  Kreises.    (S.  a.  1863  H.  und  1882  L.) 

—  James  Hobracht  führt  in  den  Jahren  1873—83  die  Kanalisation  von  Berlin 
durch.  Er  zerlegt,  um  die  mit  dem  Anwachsen  der  Stadt  imd  der  da- 
durch notwendigen  Vergrößerung  der  Kanäle  entstehenden  Nachteile  zu 
vermeiden,  die  Anlage  in  keUförmige  Teilstücke,  welche  durch  strahlen- 
förmig verlaufende  Hauptkanäle  entwässert  werden  (Radialsystem).  Die 
Abwässer  verwendet  er  zur  Berieselung  der  zu  diesem  Zweck  angelegten 
Rieselfelder. 

—  Julius  Hock  baut  eine  mit  von  der  Maschine  selbst  erzeugter,  carburierter 
Luft  betriebene,  fälschlich  „Petroleiunmotor"  genannte  Maschine,  bei 
welcher  nicht  Petroleum,  sondern  Benzin  als  Brennstoff  dient. 

—  B.  Hoihnann  beschäftigt  sich  eingehend  mit  dem  Studium  der  Bildung  des 
Ultramarins  und  trägt  dadurch  zur  Förderung  der  Ultramarinindustrie  bei. 
Er  untersucht  namentlich  auch  das  von  Ritter  (s.  1860  R.)  zuerst  er- 
haltene weiße  Ultramarin,  das  auch  von  K.  Hermann  (1880)  näher  unter- 
sucht wird,  und  gibt  neue  analytische  Methoden  zur  Untersuchimg  des 
Ultramarins  an. 

—  August  Wilhelm  von  Hohnmn  stellt  durch  Zusammenbringen  der  tertiären 
Phosphine  mit  Alkyljodiden  die  Jodide  der  den  Ammoniumbaaen  analogen 
Phosphoniumbasen  her.  Durch  Zerlegung  dieser  Jodide  mit  Silberoxyd  ent- 
stehen, wie  bei  den  entsprechenden  Stickstoffverbindungen,  stark  alkaJisohe, 
nicht  flüchtige  und  in  Wasser  lösliche  Hydroxyde. 


—     710    — 

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1878 

1873  A.  W.  vwi  Hvlmann  und  C.  A.  Martiw  beobachten  bei  Methyliening  von 
Anilin  dnroh  Erhitzen  von  BaLesaurem  Anilin  mit  Methylalkohol  unter 
Druck  die  Entstehung  von  Methyl-  und  Dimethylanilin  und  Uefem  da- 
durch den  Anlaß  zur  sogenannten  HoSmann'schen  Synthese  aromatisoher 
Amine,  die  so  ausgeführt  -wird,  daß  man  die  Salzsäuren  Salze  prim&rer 
aromatischer  Basen  mit  Fettalkoholen  in  verschlossenen  Gef&Ben  etwa 
zehn  Stunden  auf  200  <>  und  dann  ebenso  lange  auf  300°  erhitzt. 

—  August  Hontamnii  gibt  im  Verlauf  seiner  Studien  (s.  1872  H.)  eine  all- 
gemeine Theorie  der  Dissoziation  und  folgert  die  Unabhängigkeit  der 
Dampfspannung  vom  Zersetzungszustande,  die  er  1876  auch  am  Chlor- 
BÜberammoniak  erweisen  kann.  Sp&terhin  beschäftigen  sich  namentüoh 
Gibbs  (1878)  und  Helmholtz  (1882)  mit  diesem  Gegenstande. 

—  HouM  konstruiert  eine  geradnadelige  Nähmaschine,  die  von  Wheeler  und 
Wilson  vertrieben  wird  und  vor  der  Greifermaschine  (s.  1862  W.)  den  Vor- 
zug hat,  daß  Stich  für  Stich  gleich  fertig  gebildet  wird.  Erreicht  wird 
dies  durch  die  ungleichförmige  Bewegimg  der  Greiferwelle  unter  gleich- 
zeitiger Anwendung  eines  durch  ein  Kurvengetriebe  bewegten  Fadengebers. 

—  Hunt  in  De  Kolb  in  Illinois  erfindet  den  Staoheldrafat,  der  aus  Drahtlitzen 
oder  einfachen  Drähten  besteht,  die  in  kurzen  Abständen  mit  hervor- 
ragenden scharfen  Stacheln  versehen  sind.  Der  Stacheldraht  dient  als  £in- 
friedigungsmaterial  und  auch  als  Hindemismittel  im  Festungsban,  wo  er 
in  Form  von  10 — 30  cm  breiten  Drahtnetzen  angewendet  wird. 

—  K.  llfM  konstruiert  einen  „Automat"  genannten  Spiiitusdestillations- 
apparat,  der  alle  einzelnen  Funktionen,  wie  die  Destillation  der  Maische, 
die  Bektifikation  und  Dephlegmation  der  Destillationsdämpfe,  sowie  die 
Entfernung  von  Schlempe  und  Lutterwasser  selbsttätig  besorgt. 

^  Jaoivat  konstruiert  die  sogenannten  Beflektorkamine,  bei  denen  die  Wärme 
von  Leuohtflammen ,  die  in  gewisser  Höhe  unter  einer  Platte  verdeckt 
brennen,  durch  ein  gebogenes,  glänzendes  Kupferblech  nach  dem  Boden 
des  Zimmers  reflektiert  wird.  Diese  Kaminöfen  werden  1878  von  Schäffer 
und  Walcker  in  Deutschland  eingeführt  und  vielfach,  wie  z.  B.  von  Siemens, 
Kutscher,  Houben,  Oechelhäuser  u.  a.  abgeändert. 

—  Jain  konstruiert  die  nach  ihm  benannte  Pul8ieipumx>e  (Pompe  siröne), 
eine  Wasserluftpumpe,  deren  Wirkung  auf  der  lebendigen  Kraft  eines 
stark  bewegten  abgerissenen  Wasserfadens  beruht,  und  deren  Prinzip  1872 
von  Mendelejew,  Kirpitschew  imd  Schmidt  angegeben  worden  war. 

—  Hermann  John  und  Alphonse  CatMis  führen  die  lotrecht  gelochten  Badial- 
steine  zur  Anfmauerung  von  Schornsteinen  ein.  Ein  Vorteil  dieser  Steine 
ist  ihre  größere  Breite,  welche  einen  sehr  guten  Kopfverband  ergibt  und 
daher  zur  Aufnahme  der  Bingspannungen  viel  geeigneter  ist  als  die  An- 
ordnung mit  abwechselnden  Läufern  und  Bindern. 

—  Hermann  Kolb«  verbessert  den  Prozeß  der  SaUcylsänredarstellung  (s.  1860  K.), 
indem  er  an  Stelle  von  Phenol  imd  metallischem  Natrium  Phenolnatrium 
verwendet.  Er  entdeckt  die  antiseptisohen  und  heilkräftigen  Wirkungen 
der  SaUcylsänre.  Nachdem  der  Darstellimgsprozeß  noch  von  B.  Schmitt 
vervollkommnet  ist,  wird  die  Salicylsäure  in  großem  Maßstäbe  dar- 
gestellt und  zur  Konservierung  von  Nahrungsmitteln,  zur  Verhinderung 
von  Zersetzungen,  sowie  als  Arzneimittel  viel  angewendet. 

—  Woldemar  Kowalewtky  veröffentlicht  wichtige  Untersuchimgen  über  fossile 
Huftiere,  deren  Entwicklung  er  im  Sinne  Darwin's  studiert. 

—  Hans  Lmdon  zeigt,  daß,  wie  die  Salze  optisch  aktiver  Alkaloide,  so  auch 
die  der  optisch  aktiven  Säuren  gleiche  Drehung  bei  äquivalenter  Konzen- 
tration zeigen.    (S.  a.  1872  0.) 

—  Lart^H*  und  Foml  erfinden  die  automatische  elektrisobe  Lokomotiv-Dampf - 

—     711     — 

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1878 

pfeife,  bei  welcher  die  Pfeife  selbsttätig  ausgelöst  -wird,  wenn  sieh  der  Zug 
einem  auf  „Halt"  stehenden  Deokungssignal  nähert.  Die  Konstruktion 
wird  von  Olgmy  fHrm  ausgeführt  und  zuerst  auf  den  Schnellzügen  der 
französischen  Xordbahn  erprobt. 
1873  iMMon  &  Som  konstruieren  Seilspinnmaschinen,  bei  welchen  der  Hanf 
in  einzelnen  Bündeln  der  Bandmasohine  übergeben  wird,  die  ihn  in  ein 
endloses  Band  umwandelt.  Mehrere  dieser  Bänder  gehen  dann  zu  einer 
mit  Hechelstäben  versehenen  Maschine,  auf  der  die  Bänder  ausgekämmt 
lud  ausgezogen  werden.  Von  da  geht  das  Band  schließlich  auf  die  Spinn- 
maschine, wo  es  durch  Spindeln,  die  mittels  Riemchen  bis  zu  1200  mal 
in  der  Minute  umgedreht  werden,  zu  Bindfaden  versponnen  wird. 

—  Gabriel  Uivmaiiii  konstruiert  das  nach  ihm  benannte  Capillarelektrometer, 
das  die  Veränderung  der  Oberflächenspannung  des  Quecksilbers  durch 
die  Polarisation  zur  Messung  elektromotorischer   Kräfte  nutzbar  macht. 

—  Edward  Uvaing  gibt  in  seinem  Buche  „On  megrim  sick  headache  and 
some  allied  disorders"  das  vollständigste  und  beste  Bild  der  seit  dem 
Altertum  bekannten  und  zuerst  von  Aretaeos  genauer  beschriebenen 
Migräne  und  stellt  zum  erstenmal  die  Epilepsie  und  die  Migräne  neben- 
einander. 

—  Lmw  und  Dwicht  erzeugen  durch  Einführung  von  Wasserdampf  in  einen 
mit  Koks  in  hoher  Schicht  gefüllten  Generator  Wassergas  und  carbuiieren 
dasselbe  mit  Bohpetroleum,  Petroleumdestillaten  oder  mit  ölen  aus  der 
B  raunkohlenindustrie. 

—  Nachdem  schon  Albertus  Magnus  den  Magneten  zu  therapeutischen  Zwecken 
herangezogen  hatte,  verwendet  ihn  Carlo  Maolonnl  zur  Behandlung  von 
Spinalirritationen,  von  Krämpfen  und  Kontrakturen,  sowie  zur  Differential- 
diagnose zwischen  Spinalirritation  und  beginnenden  Formen  von  Spon- 
dylitis. 

—  Alessio  und  Secondo  Mallnvfrnl  verbessern  die  Verarbeitung  von  Beis  und 
führen  in  ihrer  Mühle  in  Quinto  Vercellese  die  Beibmühlen  ein,  die  sich 
in  jener  G«gend  schnell  auf  mehrere  Hundert  vermehren. 

—  Bobert  MalM  begründet  mit  seinem  Werke  „On  volcanic  energy"  die  von 
Pr6vost,  Thurmann  und  Dana  vorbereitete  moderne  Kontraktions-  und 
Fältelungstheorie  der  Erdbildung. 

—  James  Clerk  ManwH  zieht  aus  seiner  elektromagnetischen  Liohttheorie 
den  Schluß,  daß  ein  bestrahlter  Körper  einen  Druck  erleidet,  wie  schon 
Euler  vermutet  hatte.    (VgL  auch  1900  L.) 

—  James  Clerk  MlanMll  gibt  in  Verbindung  mit  seiner  Behandlung  der 
magnetischen  und  elektrischen  Erscheinungen  Meßmethoden  für  die  ver- 
schiedenen Arten  der  Induktion  an,  die  auf  der  Verwendung  der  Wheat- 
stone'sohen  Brücke  beruhen. 

—  Nachdem  W.  Hittorf  (s.  1861  H.)  im  Anschluß  an  die  Beobachtungen  von 
Knox  (s.  1837  K.)  festgestellt  hatte,  daß  das  Selen  ein  elektrischer  Leiter 
ist  und  seine  Leitfähigkeit  durch  Erwärmen  erhöht  wird,  entdeckt  May 
in  Valencia  die  elektromotorische  Wirkung  des  Selens  bei  Belichtung.  Die 
Entdeckung  geschah,  als  bei  Prüfung  des  submarinen  Kabels  der  große 
dektrische  Widerstand  des  Selens  in  Anwendung  gezogen  wurde. 

—  Dmitrij  J.  MMidtlijMr  beschreibt  eine  neue  Trennungsmethode  für  Lanthan 
und  Didym  (vgl.  1842  M.),  bei  der  er  die  Ammondoppelnitrate  benutzt. 
Derselbe  Gredanke  kehrt  in  den  Arbeiten  von  Carl  Auer  von  Welsbaoh 
(v^.  1884  A.  und  1886  A.)  wieder. 

—  Victor  Maywr  und  Casimir  Wunlir  entdecken,  daß  Alkohole  sich  in  Gegen- 
wart von  Kondensationsmitteln  (konzentrierter  Schwefelsäure,  Chlorzink, 
Zinntetraohlorid)  mit  aromatischen  Kohlenwasserstofien  kondensieren,  und 

—     712     — 

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187» 

Btellen  auf  diesem  Wege  ans  Bensylalkohol  und  Bensol  mit  konsentrierter 
SohwefeiBiore  Diphenylmethiui  dar.  Von  Sohiank  und  Hemilian  -wird  onteT 
Benutzong  der  gleichen  Reaktion  aus  Benzhydrol  und  Benzol  Triphenyl- 
methan  gewonnen. 
1873  Alexander  Mlllw  weist  auf  die  Bedeutung  der  biologischen  Vorgänge  für 
die  Reinigung  der  Schmutzwässer  hin  und  läßt  sich  ein  Verfahren  paten- 
tieren, wonach  die  mit  organischen  Stoffen  imprägnierten  Abwässer  in  Erd- 
gruben nach  Erwärmung  auf  26 — 40  <>  C.  unter  Zusatz  von  hefeartigen  Or- 
ganismen der  Gärung  oder  Fäulnis  überlassen  und  dann  durch  Filter  von 
Sand,  Kohle  usw.  filtriert  werden  sollen. 

—  Hermann  MMmt  bearbeitet  von  1873 — 77  die  von  Sprengel  und  Darwin 
(vgl.  1793  S.  und  1862  D.)  untersuchten  Wechselbeziehungen  zwischen 
Bliunen  und  Insekten.  Er  zeigt,  daß  man  leicht  Fliegen-  imd  Käfer- 
blumen, sowie  Bienen-  und  Schmetterlingsblumen  unterscheiden  kann. 
Die  Fliegen  und  Käfer  können  nur  offenen  Honig  erreichen  und  besuchen 
meist  nur  weiße,  gelbliche  und  grünliche  Blumen,  während  die  Bien^i 
und  Schmetterlinge  auch  rote,  violette  und  blaue  Blumen  besuchen,  deren 
Honig  tiefer  liegt  und  oft  durch  besondere  Bedeckungen,  die  nur  diese 
Insekten  durchbrechen  können,  geschützt  ist. 

—  Georg  Balthasar  von  Nwnayw  konstruiert  ein  Thermometer  für  Tiefeee- 
bestimmungeu,  bei  welchem  in  der  zu  versenkenden  Kapsel  neben  dem 
Thermometer  eine  Geißler'sche  Röhre  angebracht  ist,  in  welcher  nach  dem 
Belieben  des  Beobachters  jederzeit  ein  Funke  zum  Überspringen  gebracht 
werden  kann.  Hinter  dem  Thermometer  ist  rotierendes  lichtempfindliches 
Papier  angebracht,  das  bei  jedem  Funkenblitz  eia  Bild  des  Thermometers 
liefert. 

—  Nachdem  Billroth  1872  den  Nervus  ischiadicos  bloßgelegt  und  mit  günstigem 
Erfolg  hervorgezogen  hatte,  führt  Johann  Nepomuk  von  NnBkuiin  zu  be- 
stimmtem Heilzweck  bei  funktioneller  Störung  zuerst  die  zentripetaleDehnung 
eines  freigelegten  Nervenstammes  aus.  Später  wird  die  Nervendehnung 
von  Langenbuch  (1879)  zur  Heilung  der  Tabes  dorsuahs  empfohlen.  In 
der  neuesten  Zeit  ist  sie  aber  wieder  aufgegeben  worden. 

—  Der  Astronom  Magnus  Nyrfn  in  Pulkowa  liefert  zuerst  den  Nachweis,  daß 
die  Polhöhe  eines  Ortes  nicht  unveränderlich  ist. 

—  Der  Berliner  Arzt  Otto  Hugo  Franz  Otarmalar  findet  im  Blute  der  an  Rüok- 
fallfieber  Erkrankten  einen  schraubenförmigen  Parasiten,  der  während  der 
Anfälle  stets  vorhanden  ist  und  als  Erreger  der  Krankheit  angesehen 
werden  muß  (Spirillum  Obermeieii). 

—  M.  A.  Opptnnann  in  CSiarleroi  führt  Wannen  mit  Gasfeuerung  zur  Her- 
stellung des  Fensterglases  in  die  Glasindustrie  ein  und  macht  die  erste 
derartige  Anlage  auf  der  Fabrik  von  Deulin  P^re  in  Jumet. 

—  Eugene  Pttonio  und  Andonln  erfinden  einen  „Pelouze"  genannten  Apparat 
zur  Gasreinignng,  der  den  Koks-Skrubbem  in  der  Wirkung  überlegen  ist. 
Das  Gas  gelangt  in  eine  Glocke,  die  mit  ihrem  unteren  Rande  in  Flüssig- 
keit eintaucht,  also  hydraulisch  abgeschlossen  ist.  Die  Seitenwandung  der 
Glocke  besteht  aus  2 — 4  konzentrischen  Blechen,  die  je  um  26  mm  von- 
einander abstehen  und  fein  durchlöchert  sind.  Die  Löcher  sind  abwechselnd 
in  dem  einen  Blech  kreisförmig,  in  dem  andern  spaltenförmig  und  so  an- 
geordnet, daß  das  durch  ein  Loch  strömende  Gas  stets  beim  nächsten  Blech 
auf  eine  volle  Wand  stößt.  Hierdurch  wird  der  in  Form  von  kleinen 
Tröpfchen  in  dem  Gas  enthaltene  Teer  vollkommen  abgeschieden. 

—  Der  Physiolog  James  Bell  PotUgrow  gibt  eine  Theorie  des  Fluges  der  Vögel, 
Fledermäuse  und  Insekten,  und  vergleicht  damit  die  Versuche,  die  bisher 
mit  Flugmaschinen  angestellt  worden  sind. 

—     713     — 

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1878 

1873  Nachdem  Bohon  Kay  1686  emen  Veranoh  gemacht  hatte,  die  Reizbewegungen 
bei  MimoBa  pudica  zu  erklären,  und  £.  Brücke  dieee  Reizkrümmungen  als 
eine  Folge  der  mit  Wasseraustritt  verbundenen  Erschlaffung  der  reizbaren 
Gelenkhälfte  bezeichnet  hatte,  erklärt  Wilhelm  PMNr  diese  Reizbewegungen, 
aus  dem  Bau  der  Gelenke  und  zeigt,  wie  die  Krümmung  in  dem  Gelenk 
durch  den  Antagonismus  der  Gelenkhälften  zustande  kommt. 

—  Nachdem  Leslie  (s.  1813  L.)  zu  Zwecken  der  Verdnnstungsmessung  poröse 
Gegenstände  der  Verdunstung  ausgesetzt  hatte,  macht  ndw  dieses  Prinzip 
in  vervollkommneter  Form  der  meteorologischen  Forschung  in  seinem 
Evaporimeter  dienstbar,  das  sich  auf  den  meteorologischen  Observatorien 
Frankreichs  und  später  auch  anderer  Länder  gut  bewährt. 

—  Wilhelm  Thieny  Prtywr  studiert  das  Wiederaufleben  von  Fischen,  die 
längere  Zeit  im  harten  Eise  eingefroren  waren,  wie  ee  zuerst  John  Franklin 
beobachtet  hatte.  Er  dehnt  seine  Versuche  auf  Frösche  und  Amphibien 
aus  und  kommt  zu  dem  SchluB,  daß  man  solche  durch  Wassermangel 
oder  Kälte  in  Trockenschlaf  oder  Starrheit  versetzte  Tiere  weder  tot,  noch 
lebendig  nennen  kann,  sondern  sie  als  wiederbelebungsfähig,  anabiotisch 
bezeichnen  muß. 

—  Der  Maurermeister  RafeHz  in  Berlin  verbessert  den  nach  ihm  benannten, 
in  den  ersten  Anfängen  bis  etwa  zum  Jahre  1840  zurückreichenden  Rabitz- 
bau  (Gips- Drahtbau),  d.  i.  die  Herstellung  von  unbelasteten  Decken, 
Zwischenwänden,  Gesimsen  n.  dgl.  in  Gips  mit  einer  Einlage  von  Draht- 
geweben oder  Drahtgespinsten  als  Träger  der  Gipsmörtelmasse.  Eine  be- 
sondere Bedeutung  hat  der  Rabitzbau  bei  der  feueisioheren  ümmantelung 
eiserner  Säulen  und  Träger  gewonnen. 

—  Karl  RMMibusch  trägt  durch  seine  Werke  „Mikroskopische  Physiographie 
der  Mineralien"  und  „Mikroskopische  Physiographie  der  massigen  Ge- 
steine" wesentlich  zur  Fördenmg  der  Mineralogie  und  Geologie  bei. 

—  Henry  Augustus  RowUuid  stellt  eine  mathematische  Beziehung  zwischen 
magnetisierender  Kraft  und  Kraftlinienzahl  auf,  die  für  die  Berechnimg  der 
Kraftlinien  in  einem  Elektromagneten  wichtig  wird.  1884  führt  er  in  seine 
Formel  noch  die  Länge  und  den  Querschnitt  des  magnetischen  Kreislaui» 
sowie  die  Permeabilität  des  Eisens  und  auch  die  Streuung  der  Kraftlinien  ein. 

—  Fr6d6ric  van  Ryndbargho  erfindet  den  meteorologischen  Fem  -  Registrier- 
apparat. 

—  Nachdem  die  Untersuchungen  von  Knop  (1862 — 60),  Rochleder  imd 
Kavalier  (1858),  Hlasiwetz  (1867)  u.  a.  ergeben  hatten,  daß  die  Galläpfel- 
gerbsäure  als  eine  Digallussäure  aufzufassen  sei,  gelingt  es  Hugo  Schiff,  die- 
selbe aus  Gallussäure  durch  Einwizkung  wasserentziehender  Mittel,  wie 
Phosphoroxychlorid  und  Arsensäure.  synthetisch  herzustellen. 

—  Nachdem  Henle  schon  1866  die  bei  der  Zellteilung  auftretenden  Gebüde 
abgezeichnet  hatte,  entdeckt  A.  SchiMldw  in  Gießen  die  indirekte  Zell- 
teilung „Mitose",  für  welche  Schleicher  1878  die  Bezeichnung  „Karyokinese" 
einführt.  Weitere  Forschungen  darüber  werden  von  Flemming  (s.  1882  F.), 
Strasburger,  Rabl,  Boveri  u.  a.  gemacht. 

—  Die  erste  größere  Verwendung  von  Stahl  an  Stelle  des  Eisens  im  Schiff- 
bau erfolgt  in  Frankreich  bei  dem  Bau  der  Panzerschiffe  ,,Redoutable", 
„Tonnerre"  imd  „Tempöte",  zu  denen  das  Stahlmateriäl,  imd  zwar  für 
^e  Bauteile  (Platten,  Winkel,  Profile),  von  der  Firma  SchMMar  &  Co.  in 
Creuzot  und  dem  Stalüwerke  Twre-Noira  geliefert  wird.  In  der  deutschen 
Marine  wird  zuerst  i.  J.  1880  bei  dem  Bau  der  Avisos  „BUtz"  und  „Pfeil" 
der  Stahl  als  Baumaterial  vorgeschrieben.    (Vgl.  auch  1867  S.) 

—  Ernst  August   Schultn   entdeckt   bei   seinen   in   Gemeinschaft   mit    Ulrteh 

—     714     — 


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187« 

nntemommenen  ünterauchungen  über  den  WollsohweiB  das  Vorkommen 
des  Cholesterins  (s.  1776  C.)  im  Wollschweiß.  (8.  a.  1863  C.) 
1873  Edwaxd  Schanck  stellt  ans  Indican  einen  roten,  dem  Indigoblau  isomeren 
Farbstoff,  das  Indimbin  her.  Einen  Körper  gleicher  Zusammensetzung 
erhielten  Baeyer  und  RmmerUng  bei  Reduktion  von  Isatinchlorid.  (S. 
1870  B.) 

—  Paul  SchatnnbtrcM'  und  M.  F.  <•  LalaiMla  führen  in  die  Indigof&rberei  eut 
Reduktion  des  Indigblau  zu  Indigweiß  die  aus  Natriumbisulflt  und  Zink- 
staub bestehende  Hydrosulfltküpe  ein,  die  sich  dauernd  bewährt.  (S.a.  1809 S.) 

—  Hermann  Schwarln  nimmt  die  von  Petit  (s.  1736  F.)  zuerst  ausgetführte, 
in  neuerer  Zeit  als  „typiaoheAufmeiBelung"  bezeichnete  Operation  bei  akuten 
Fällen  von  Eiterungen  im  Warzenteil  wieder  auf  und  ffihrt  damit  ein  sehr 
wertvolles  Heilverfahren  in  die  Ohrenheilkunde  ein. 

—  Nachdem  bereits  1867  ein  englisches  Patent  auf  eine  Eohlensäaieds- 
masohine  genommen,  aber  nicht  weiter  verfolgt  worden  war,  stellt  L.  Stybodi 
auf  der  Weltausstellung  in  Wien  eine  Eohlensäureeismaschine  aus,  in 
welcher  die  Kohlensäure  als  Kälte  erzeugendes  Mittel  verwendet  wird. 
Später  werden  diese  Maschinen  von  Windhausen- Riedinger  wesentlich  ver- 
vollkommnet. 

—  Nachdem  zuerst  MauB  (s.  1846  M.)  und  Breguet  (s.  1847  B.)  versucht 
hatten,  eine  automatische  Kontrolle  des  fahrenden  Eisenbahnzugs  her- 
zustellen, und  Du  Monod,  Steinheil,  Hipp  u^  a.  dahingehende  Voisohläge 
gemacht  hatten,  gelingt  es  SlMntm  &  HaMn,  einen  Zugkontrollapparat  her- 
zustellen, welcher  die  Fahr-  imd  Aufenthaltszeit  auf  rein  mechanische 
Weise  registriert. 

—  Von  dem  SIgnai-tarvlM  in  Washington  wird  auf  dem  Pike's  Peak  in  den 
Rocky  Mountains  in  einer  Seehöhe  von  4321  m  das  erste  hochgelegene  Obser- 
vatorium für  Meteorologie  und  Ascronomie  eingerichtet,  welches  das  Vor- 
bild für  die  nach  und  nach  auch  in  Europa  entstehenden  Bergobserva- 
torieu  abgibt.  Die  Beobachtungeh  dieser  Stationen  umfassen  hauptsäch- 
lich: Luftdruck,  Temperatur,  Feuchtigkeit,  Richtung  imd  Stärke  des 
Windes,  Bewölkung  und  Hydrometeore. 

—  Der  österreichische  General  Karl  von  Sonklar,  Edler  von  Innstädten,  ver- 
faßt ein  Werk  „Allgemeine  Orographie.  Lehre  von  den  Reliefformen  der 
Erdoberfläche",  welches  in  mehrfacher  Hinsicht  grundlegend  ist. 

—  Hermann  Spnnitl  gibt  flüssige  und  feste  Explosivstofle  an,  die  durch  Ini- 
tialzündnng,  d.  i.  unter  Einwirkung  eines  Knallquecksilberzündhütchens, 
mit  großer  Kraft  explodieren.  Die  flüssigen  werden  dargestellt,  indem 
man  Nitrokohlenwasserstoff  in  Salpetersäure  löst,  bei  den  festen  wird 
ohlorsaures  Kali  als  Sauerstoffkörper  benutzt.  Es  gehören  hierzu  Roburit, 
Securit,  Carburit  usw. 

—  Hermann  Spraif*!  regt  die  Herstellung  von  Sioherheitssprengstoffen  an,  die 
bei  ihrer  Explosion  die  Sehlagwetter  nicht  entzünden.  Da  die  Explosions- 
temperatur der  gewöhnlichen  Sprengstoffe  weit  über  der  Entzündungs- 
temperatur der  Schlagwetter  (600—700°  C.)  liegt,  sucht  er  durch  Zusätze 
die  Explosionstemperatur  der  Sprengstoffmischungen  herabzusetzen;  doch 
erfüllen  sich  die  auf  diese  Methode  gesetzten  Hoffnungen  nicht  in  der  er- 
warteten Weise. 

—  Hermann  Spranitl  schlägt  statt  der  Speisung  der  Schwefelsäurekammer 
mit  Wasserdampf  die  Speisung  mit  staubförmig  verteiltem  Wasser  vor. 
Das  Wasser  zerstäubt  er  durch  Anwendung  von  Dampf,  indem  er  einen 
Dampfstrahl  von  zwei  Atmosphären  Druck  durch  eine  Platinspitze  in- 
mitten eines  Wasserstrahls  ausströmen  läßt. 

—  Hermann  Sprmgal  konstruiert  eine  Quecksilberstrahlpumpe,  die  durch  ihren 

—     715     — 

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1878 

einfachen  Bau  bemerkenswert  ist.  Die  Pompe  wird  später  von  Keeeen 
verbessert,  der  das  Quecksilber  seitlich  in  das  Fallrohr  einmünden  und 
eine  größere  Anzahl  von  Fallröhren  nebeneinander  arbeiten  I&Bt,  um  die 
Schnelligkeit  des  Pompens  zu  erhöhen. 
1873  Da  der  gegrabene  Bernstein  dem  Seebemstein  gegenüber  durch  die  stär- 
kere und  undurchsichtige  Rinde  minderwertig  war,  erfinden  BfauiUwi  und 
Btcksr  in  Palmnicken  ein  Verfahren,  den  Stein  gleiohwertig  zu  machen, 
indem  sie  ihn  von  der  anhaftenden  Erde  befreien  und  durch  Wasser- 
strahlen in  Behältern,  welche  Wasser  und  Sand  enthalten  und  horizontal 
rotieren,  vollständig  schleifen,  wie  dies  mit  dem  Seebemstein  auf  dem  Meeres- 
gründe mit  Hilfe  des  bewegten  Wassers  geschieht.  Auf  diese  Weise  wird 
jeder  Rest  der  Rinde  entfernt  und  das  Produkt  dem  Seebemstein  voll- 
ständig ebenbürtig. 

—  Wilhelm  SMn  spricht  zuerst  aus,  daß  im  Cassius'schen  Goldpurpur  (s.  1685  C.) 
molekulares  (kolloidales)  Gold  auf  Zinnhydrozyd  niedergeschlagen  seL 

—  Ttinar  konstruiert  Methyläther-Eismaschinen,  die  auf  dem  Prinzip  der 
Perkins'schen  Äthereismaschinen  (s.  1836  P.)  beruhen. 

—  Tbtoy  konstruiert  eigentümliche  Pendelapparate  zur  vibrographisohen  Dar- 
stellung von  Schwingungskurven  und  beschreibt  zwei  solche  Apparate 
unter  dem  Namen  „Compound  Pendulum"  und  „Harmonograph".  Einen 
ähnlichen  Pendelapparat  zur  Darstellung  der  Lissajons'schen  Kurven  kon- 
struiert Schönemann  (1876)  unter  dem  Namen  „Kreuzpendel". 

—  Karl  Vtaiwdt  stellt  die  quantitative  Spektralanalyse  zuerst  auf  sichere 
Grundlagen,  indem  er  mit  dem  nach  ihm  benannten  Doppelspaltspektro- 
meter  zwei  unmittelbar  aneinander  grenzende  Spektren  erzengt  und  da- 
durch wirkliche  Messungen  der  Helligkeit  der  Absorptionsspektren  vor- 
nehmen kann. 

—  Hermann  Wilhelm  Vapl  stellt  im  Anschluß  an  die  Beobachtungen  von 
Schultz-Sellack  (s.  1869  S.)  das  Gesetz  auf,  daß  jeder  Farbstoff  eine  photo- 
graphische Schicht  für  diejenige  Farbe  empflndUch  macht,  welche  er  selbst 
bei  durchfallMidem  Licht  absorbiert.  Er  benutzt  dieses  Prinzip  zur  Her- 
stellimg  von  orthochromatisohen  Platten,  d.  h.  solchen  Platten,  welche 
die  Farbenwerte  des  Vorbildes  im  richtigen  Helligkeitsverhältnis  wiedergeben. 

—  Johannes  Diderik  «an  d«r  Waalt  verändert  die  Zustandsgieichung  der  Gase, 
wie  sie  sieh  nach  dem  Boyle-Mariotte'schen  und  dem  Henry -Gay -Lussac'- 
Bchen  Gesetz  darstellt,  so  daß  sie  einerseits  den  von  den  Molekülen  selbst 
erfüllten  Raum,  auf  den  sich  die  Ausdehnung  und  Zusammendrückung  nicht 
erstrecken  kann,  und  andererseits  die  innere  Molekülanziehnng,  die,  wie 
van  der  Waals  zeigt,  dem  Quadrat  des  Volums  umgekehrt  proportional 
ist,  berücksichtigt.  Die  Richtigkeit  dieser  Zustandsgieichung  wird  nament- 
lich von  Sydney  Yonng  (1892)  geprüft.    (Vgl.  auch  1860  C.) 

—  Johannes  Diderik  van  dtr  Waah  stellt  im  Anschluß  an  seine  Zustands- 
gieichung die  kinetische  Theorie  der  Flüssigkeiten  auf.  Er  nimmt  an,  daß 
auch  im  flüssigen  Zustande  die  Moleküle  Bewegungen  wie  im  Gaszustande 
ausführen,  wobei  wegen  der  großen  Dichtigkeit  des  flüssigen  Zustandee 
die  mittleren  Weglängen  indes  erheblich  kleiner  sind,  als  im  Gaszustand, 
die  Bewegung  also  räne  in  kleineren  Amplituden  schwingende  wird.  Es  be- 
steht hiernach  kein  quahtativer  Unterschied  zwischen  dem  gasförmigen 
und  dem  flüssigen  Zustande. 

—  Peter  Egerton  Warturton,  der  schon  1866  den  Eyresee  und  den  unteren 
Cooper  erforscht  hatte,  macht  eine  Expedition  nach  dem  zentralen  West- 
australien und  erreicht  unter  unsäglichen  Beschwerden  i.  J.  1874  den 
De  GreyfluU  an  der  Nordwestküste  von  Australien. 

—  K.  W.  M.  und  W.  WtoM  erklären  die  von  Davy  beobachtete  Erscheinung 

—     716     — 

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1874 

in  Eephallenia  (s.  1836  D.)>  wo  Meerwaaser  dauernd  in  eine  Erdspalte  am 
Ufer  einströmt,  aus  dem  Prinzip  vom  negativen  Seitendniok,  der  prak- 
tisch beim  Giffard'sohen  Injektor,  bei  der  Waaaerluftpumpe  von  Bnnsen  usw. 
Anwendung  findet. 

1873  Julius  WItimr  zählt  in  seinem  Werke  „Die  Rohstoffe  des  Pflonsenreichs' 
nicht  weniger  als  24  Pflanzenfamilien  auf,  deren  Arten  zur  St&rkefabri- 
kation  benutzt  werden.  Von  diesen  Stärkearten  sind  von  Bedeutung: 
Kartoffelstärke,  Weizenstärke,  Reisstärke,  Maisstärke,  Sagostärke,  Maranta- 
stärke  (Arrowroot),  Maniokstärke,  Curcumastärke,  Cannastärke.  Bohnen- 
stärke. 

—  William  Willis,  der  1864  den  sogenannten  Anilindmck,  ein  Lichtpausver- 
verfahren  mittels  Chromalaun  und  Anilin,  erfunden  hatte,  erfindet  die 
Platinotypie,  die  er  sich  als  „photoohemischen  Dmok"  patentieren  läSt, 
und  die  darin  besteht,  dsfi  er  Papier  mit  Mischungen  von  Ferrioxalat  und 
Platinsalzen  überzieht  und  nach  der  Belichtung  das  Bild  in  Ealiumoxalat 
entwickelt.  Das  Verfahren  wird  u.  a.  1887  von  Pizzighelli  vervoll- 
kommnet. 

—  Johannes  WMIgmiu  spricht  sich,  veranlaßt  durch  die  Entdeckung  der  iso- 
meren aktiven  ÄthyUdenmilchsänre  dahin  aus,  daß  die  gewöhnlichen  Kon- 
stitutionsfonneln  zur  Erklärung  der  Isomerie  nicht  ausreichen,  nnd  daß 
es  notwendig  sei,  die  ebenen  Formelbflder  in  Raumbilder  «unzuwandeln. 
Dies  gibt  Veranlassung  zu  van't  HofTs  stereochemisoher  Theorie.  (S.  1874  H.) 

1874  AppMy  konstruiert  für  die  East  und  West  India  Docks  in  LondoQ  einen 
Schwimmkran  (Floating  Derrick),  der  auf  einem  Ponton  montiert  ist. 
Diese  Schwimmkrane  werden  in  neuerer  Zeit  viel  gebraucht. 

—  Gustav  BaamgarlM  benutzt  die  Biegung  von  Stäben  zur  Bestimmung  einer 
Anzahl  von  Elastizitätskoeffizienten.  Das  Verfahren  bietet  den  Vorteil, 
daß  man  bei  den  Versuchen  mit  wenig  Material  (kurzen  Stäben)  auskommt. 
Ähnliche  Untersuchungen  werden  von  K.  R.  Koch  (1878),  Voigt  (1882)  n.  a. 
gemacht, 

—  J.  da  Bayt  findet  im  Tale  des  Petit  Morin  (Departement  Marne)  «ne  prä- 
historische Höhlenstadt  anl  Die  Höhlen,  deren  er  120  untersucht,  sind 
in  den  Kreidefelsen  mit  Feuersteinwerkzeugen  eingearbeitet  nnd  haben 
teils  als  Wohnungen,  teils  als  Grabstätten  gedient.  Im  Innern  fand  man 
Wandgesimse  mit  Waffen,  Gerät  nnd  Schmuck  aus  Stein,  Knochen  und 
Muscheln,  aber  keine  Spur  von  Metallgegenständen. 

—  Bahr  und  «in  Oorp  entdecken,  daß  Homologe  des  Benzophenons,  welche  in 
einem  Benzolkem  Methyl,  im  andern  Wasserstoff  in  Orthostellung  zum 
Carbonyl  besitzen,  durch  intramolekulare  Wasserabspaltung  in  Anthracene 
übergehen  und  gewinnen  aus  Phenyl-o-Tolylketon  mit  Zinkstanb  Anthraeen. 
Auf  diesem  Wege  werden  eine  A^ahl  Homologe  des  Anthracens  dar- 
gestellt. 

—  Bllv  und  «m  Oor|i  entdecken,  daß  aus  Benzoyl-o-Benzoesäure  durch  Kon- 
densation mit  Phosphorpentozyd  oder  konzentrierter  Schwefelsäure  Anthra- 
chinon  entsteht,  und  daß  zahLreiohe  Substitutionsprodukte  und  Homologe 
dieser  Sänre  sich  in  gleicher  Weise  zu  AbkömmUngen  des  Anthraohinons 
kondensieren. 

—  F.  W.  Bwskt  spricht  in  seinem  Buche  „Grundlinien  der  Pathologie  des 
Stoffwechsels"  zuerst  den  Gedanken  der  Bedeutung  der  Mineralsalze  für 
gewisse  Gebiete  des  Stoffwechsels  und  seiner  Störungen  klar  aus. 

—  Timoteo  BarMII  konstruiert  ein  Tromoseismometer,  das  zu  den  Pendel- 
apparaten gehört.  Es  setzt  sich  zusammen  aus  einem  Orthoseismometer 
für  die  vertikale  Seitenkraft  der  Erdstöße  und  einem  Isoseismometer  für 
die  horizontale  Kraft;  letzteres  hat  als  Hauptbestandteil  ein  Pendel,  dessen 

—     717     — 

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1874 

Schwingungen  mit  Hilfe  eines  total  reflektierenden  Prisma«  beobachtet 
werden. 
1874  BItl  macht  eingehende  Stadien  über  die  chemischen  Umwandlungen,  welche 
die  Pferdemilch  bei  der  seit  alters  her  von  der  Steppenbevölkerung  des 
östlichen  Rußlands  ausgeübten  Herstellung  von  Kumys  (Milohwein)  durch 
ihre  Grärung  erfährt.  Auch  über  die  Bereitung  des  im  Kaukasus  her- 
gestellten Kefir  macht  Biel  eingehende  Forschungen.  Die  Herstellung  be- 
steht ebenfalls  in  einem  Gärungsprozeß  der  Milch,  der  aber  hier  durch 
tmva  Pik  eingeleitet  wird,  welcher  1882  von  Kern  näher  erforscht  wird. 

—  Ludwig  Boltxmaiiii  verwendet  zur  Bestimmung  der  Dielektrizitätskonstanten 
fester  Körper  (g.  1859  S.)  eine  neue  Methode,  indem  er  die  Anziehung 
beobachtet,  welche  Kugeln  aus  isolierendem  Material  von  geladenen 
Metallkugeln  erfahren,  hiermit  die  Anziehungen  vergleicht,  welche  lei- 
tende Kugeln  unter  denselben  Umständen  erfahren,  und  aus  diesen  Be- 
obachtungen und  durch  Rechnung  die  Dielektrizitätskonstante  herleitet. 
Nowak  und  Romich  (1875)  bestimmen  nach  dieser  Methode  zahlreiche 
Dielektrizitätskonstanten. 

—  Bojpi-Dawklnt  teilt  die  Höhlen  nach  den  in  denselben  gemachten  Funden 
in  historische,  prähistorische  und  pleistocäne  (postpliocäne)  Höhlen  ein. 
(Vgl.  seine  Schrift  „Cave  hunting".) 

—  Latimer  darfc  konstruiert  das  nach  ihm  benannte  NorrntJ-EIement,  d.  i. 
ein  zur  Herstellung  einer  genau  bekannten  Spannungsdifferenz  dienendes 
umkehrbares  Element,  dessen  wichtigste  Formen  von  Lord  Rayleigh,  von 
der  Eich-Kommlssion  des  Board  of  Trade  und  von  der  Physikalisch- 
technischen  Reiohsanstalt  in  Charlottenburg  gegeben  werden. 

—  Comb«  und  Barkmir  in  Belfast  verbessern  die  Flachsheohelmaschine,  indem 
sie  bei  derselben  mechanische  Einspänner  einführen  und  sie  mit  horizon- 
talen Heoheltüchem  versehen. 

—  Der  französische  Physiker  Alfred  G«rnu  wiederholt  Fizeau's  Verfahren  der 
Messung  der  Lichtgeschwindigkeit  (s.  1849  F.),  indem  er  die  Lichtstrahlen 
auf  14  km  Entfernung  hin-  und  zurücklaufen,  und  die  Unterbrechungen 
vermittelBt  eines  Zahnrades  von  1600  Umdrehungen  in  der  Sekunde  be- 
wirken läßt.  Comu  findet  die  Lichtgeschwindigkeit  im  luftleeren  Räume 
zu  300400  km,  im  lufterfüllten  Räume  zu  300330  km  in  der  Sekunde. 

—  Im  Anschluß  an  den  Perkins'schen  Brotbackofen  baut  der  Fabrikant  H. 
Dokanchliiiky  in  Breslau  einen  i.  J.  1885  noch  verbesserten  Backofen  mit 
Heißwasserheizung,  welcher  täglich   2000  Brote  von  2  kg  Gewicht  liefert. 

—  M.  Dafani  wiederholt  und  erweitert  Johannes  Müller's  Forschung  (s.  1857  M.) 
über  die  Lautäußernngen  der  Fische  durch  zahlreiche  eigene  Beobach- 
tungen und  unterscheidet  neben  ganz  unregelmäßigen  krampfartigen  Ge- 
räuschen wirklich  expressive  Lautäußerungen  in  Form  von  knirschenden 
und  blasenden  Geräuschen,  sowie  wirkliche  Töne  von  meßbarer  Höhe. 

—  James  B.  Eadt  erbaut  die  St.  Louis-Brücke  über  den  Mississippi  (3  Span- 
nungen zu  je  163  bez.  158,5  m)  als  erste  Bogenbrücke  nach  der  Methode 
des  freischwebenden  Vorbaus. 

—  Thomas  Alva  EMton  findet  das  erste  wirklich  brauchbare  Verfahren  zum 
Doppelsprechen,  d.  i.  zum  gleichzeitigen  Befördern  zweier  Telegramme  in 
einem  Leitungsdraht  nach  derselben  Richtung  hin,  indem  er  den  einfachen 
Arbeitsstrom  mit  dem  Doppelstrombetriebe  vereinigt.  In  Verbindung  mit 
Prescott  erweitert  er  in  demselben  Jahre  das  Doppelsprechen  mit  dem 
Gegensprechen  zur  Vierfach-  (Quadruples-)  Telegraphie.  (S.  a.  1853  G., 
1854  S.) 

—  Der  Mediziner  Paul  Ehrlich  fördert  durch  Anwendung  des  Bluttrocken- 
präparates und  der  Anilinfarben  die  moderne  Histologie. 

—     718    — 

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1874 

1874  John  EM«r  erbaut  für  den  Dampfer  „Propontia"  eine  Dreifach-Expansions- 
masohine,  die  ala  erste  Ausfühmng  einer  solchen  Maschine  angesehen 
-wird.  Die  Maschine  arbeitet  nur  V/t  Jahre,  da  die  Wasserrohrkessel  sich 
als  ungenügend  herausstellen. 

—  Karl  Ludwig  Alfred  FlMlItr  in  Dresden  erkennt  die  Morphinmsucht,  die 
infolge  der  subcutanen  Injektionen  aufgekommen  war,  zuerst  in  ihrer 
körperlichen  und  seelischen  Ereoheinnng,  würdigt  ihre  sociale  Gefahr  und 
weist  theoretisch  die  richtigen  Wege. 

—  John  und  Alexander  Formt  durchqueren  Westaustralien  zum  erstenmal 
von  Westen  nach  Osten.  Sie  brechen  von  der  Championbai  nach  Osten 
auf  und  erreichen  nach  sechsmonatiger  beschwerlicher  Wanderung  den 
Überlandtelegraphen  bei  der  Peakestation,  von  wo  sie  über  Adelaide  nach 
Weetanstralien  zurückkehren. 

—  MmM  und  ChiMii  stellen  das  Titandichlorid  her,  indem  sie  das  von  Ebelmen 
(1841)  erhaltene  Titansesquichlorid  im  Wasserstoffstrom  zur  Rotglut  er- 
hitzen, wobei  außer  dem  Titandichlorid  Titantetrachlorid  entsteht.  Dieselben 
Forscher  weisen  nach,  daQ  das  von  Ebelmen  als  Chlorür '  betrachtete  Pro- 
dukt als  ein  Titanoxychlorid  anzusehen  ist. 

—  Bobert  6111  konstruiert  die  ölvakuumpumpe,  bei  welcher  die  Luft  durch 
öl  verdrängt  wird.  Diese  Pumpe  wird  von  Fleuß  (1900)  für  die  Zwecke 
der  Glfihlampeniudustrie  wesentlich  verbessert  und  als  „Gerykpumpe"  in 
den  Handel  gebracht.  Es  wird  damit  leicht  eine  Luftverdünnung  bis  zu 
*/4  mm  Quecksilberdruck  erreicht. 

—  Eugen  von  Oorup-Botanoz  entdeckt  die  Malzpeptase,  ein  Enzym,  das  im- 
stande ist,  Fibrin  zu  lösen  und  Peptone  zu  bilden.  Die  Wirksamkeit  der 
Malzpeptase  wird  namentlich  von  Windisch  und  Schellhom  näher  unter- 
sucht. Eine  andere  Peptase  ist  die  insbesondere  von  Wills  näher  unter- 
suchte Hefenpeptase,  die  ein  sehr  energisch  tryp tisch  arbeitendes  Enzym 
darstellt  und  von  Hahn  und  Gerret  neuerdings  mit  dem  Nam^i  Endo- 
trypsin  belegt  worden  ist. 

—  Der  Schweizer  Ingenieur  Philippe  Gontt  macht  auf  Veranlassung  des 
Schweizer  Alpenclubs  und  des  eidgenössischen  topographischen  Bureaus 
in  den  Jahren  1874 — 82  Vermessungen  und  photographische  Aufnahmen 
des  Khonegletschers.  Die  letzteren  erstrecken  sich  namentlich  auf  die 
Gletscherstruktur  und  die  Wirkung  des  Gletschers  auf  seine  Umgebung. 
Von  1882 — 84  werden  die  Messungen  vom  Ingenieur  Held  fortgesetzt. 

—  Karl  Snwbo  findet,  daß  aromatische  Kohlenwasserstoffe  beim  Erhitzen  ihrer 
Dämpfe  bis  zur  Botglnt  Wasserstoff  unter  Verknüpfung  zweier  oder 
mehrerer  Kohlenstoffkeme  abgeben,  und  stellt  so  aus  Diphenylmethan 
Flnoren,  aus  Stilben  und  Dibenzyl  Phenanthren  dar, 

—  Der  Amerikaner  EUsha  Oray  stellt  einen  elektro-musikalischen  (elektro- 
harmonischen)  Apparat  zur  Übermittelung  musikaliBoher  Töne  her,  dessen 
G«ber  als  ein-  oder  zweioktaviges  Klavier  eingerichtet  ist,  und  mit  dem 
die  Hörbarmaohung  eines  Konzerts  bis  auf  eine  Entfernung  von  457  km 
gelingt.  Die  Konstruktion  ist  indes  durch  die  heutigen  lautsprechenden 
Mikrophone  überholt. 

—  H.  OniMii  in  Magdeburg-Bnckau  stellt  in  Tegel  zum  Zwecke  der  Aus- 
führung Ton  Schieß  versuchen  einen  Hartgußpanzerturm  auf,  welcher  für  die 
späteren  Beschaffungen  des  deutschen  Festungsbaus  in  mehrfacher  Be- 
ziehung eine  wertvolle  Grundlage  bildet. 

—  Bernhard  6hiMm  bUdet  die  Exstirpationsmethode  zur  Erforschung  der 
Gehimfunktionen  aus  und  beobachtet  die  Entwicklungshemmung  zentraler 
Teile  nach  frühzeitiger  Exstirpation  einzelner  Nervengebiete. 

—      719     — 

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187* 

1874  Ernst  Karl  HarUg  konetmiert  ein  Dynamometer  mit  Registrierapparat  ffir 
Last-  und  Arbeitamaschinen ,  das  mit  einem  Tourenzähler  kombiniert  ist, 
durch  den  die  Zahl  der  Wellenuml&ufe  in  der  Minute  registriert  -wird. 

—  Haritliunt  erfindet  die  zum  Pumpen  von  Salzsäure  vielfach  und  mit  Erfolg 
angewendeten  Membranpumpen,  bei  -welchen  die  bewegti>n  Teile  nicht 
mit  der  zu  pumpenden  Flüssigkeit  in  Berührung  kommen,  sondern  ihr 
die  Beweg^ung  durch   eine  leicht  biegsame  Zwischenwand  mitteilen. 

—  Der  Mechaniker  G.  HMlMlnianii  in  Hamburg  verbessert  die  von  William 
Thomson  angegebene  Seidenfädenrose  des  Schifiskompasses  durch  zweck- 
mäßigere Anordnimg  der  acht  Magnete.  Der  gesamte  drehbare  Teil  des 
Kompasses  wiegt  nunmehr  einschließlich  der  Magnete  kaum  30  g. 

—  Der  Physiolog  Rudolf  Peter  Heinrich  HtWwihrin  in  Breslau  wdst  die 
histologischen  Veränderungen  in  tätigen  Drüsen  und  die  Wärmeentwicklung 
bei  Zusammenziehung  des  Muskels  nach. 

—  Der  Mathematiker  Ludwig  Otto  Hmm  behandelt  in  seinen  verschiedenen 
Schriften  —  seit  1861  —  die  analytische  Greometrie,  sowie  die  Determi- 
nanten- und  Invariantentheorie.  Seine  Arbeiten  sind  namentlich  durch  die 
Eleganz,  die  er  den  Rechnungen  zu  geben  versteht,  auf  die  Weiterentwick- 
lung jener  Grebiete  von  Einfluß. 

—  Der  Chemiker  Jaoobus  Hendrikus  van't  Hoff  begründet  die  Stereochemie 
der  sogenannten  optisch  aktiven  Isomeren,  indem  er  den  bis  dahin  un- 
bestimmten Begriff  der  molekularen  Asymmetrie  auf  bestimmte  Bedingungen 
der  räumlichen  Atomgruppierung  zurückführt  (asymmetrisches  Kohlenstoff- 
atom). Ähnliche  Ansichten  werden  gleichzeitig  und  unabhängig  von  J.  A.  L(  Bai 
geäußert. 

— •  Joseph  Dalton  Hoelnr  zeigt,  daß  die  Schlauch-  und  Kannenpflanzen  die 
in  ihren  Blättern  gefangenen  Insekten  durch  ausgesonderte  Verdanungs- 
fermente  ausziehen.  Seine  Angaben,  die  oft  bestritten  werden,  werden 
1898  von  Clautrian  bei  Nepenthes  melamphora  bestätigt. 

—  Pierre  Jules  C^ar  JaimM  verwendet  zuerst  die  eben  erfundene  Chrono- 
photographie  (Momentphotographie,  s.  1874  M.)  zur  Darstellung  des  Durch- 
gangs des  Planeten  Venus  durch  die  Sonnenscheibe. 

—  Jehntten  konstruiert  eine  Luftkompreesionsmaschine,  die  eine  Kombination 
dreier  Wassertonnen  darstellt,  in  welchen  die  Pressung  der  Luft  stufenweise 
gesteigert  wird.  Der  Apparat,  der  ganz  aus  Eisen  besteht,  ist  als  eine 
Abart  des  iJten  WassertonnengebläBes  anzusehen. 

—  Karl  Ludwig  Kablbaum  erfaßt  zuerst  den  Symptomenkomplex  der  Kata- 
tonie als  einheitliches  Krankheitssystem,  bei  welchem  Melancholie,  Manie, 
Verrücktheit,  Stupidität,  Blödsinn  der  Reihe  nach  als  Stadien  vorkommen 
können,  und  das  außerdem  durch  gewisse  motorische  Krampf-  und  Hern- 
mungsersoheinnngen,  eben  die  katatonischen  Störungen,  gekennzeichnet  wird. 
Neuerdings  ist  man  geneigt,  die  Katatonie  mit  der  Hebephrenie,  einer  meist 
in  jugendlichen  Jahren  vorkommenden  Seelenstörung,  in  nahe  Beziehung 
zu  bringen, 

—  KM4rfek  und  Dtwar  weisen  zuerst  darauf  hin,  daß  durch  Einführung  von 
Wasserstoff  in  die  cyclisohen  Basen  die  physiologische  Wirkung  verstärkt, 
und  die  Giftigkeit  gesteigert  wird,  oder  daß  mit  anderen  Worten  hydrierte 
Basen  physiologisch  immer  stärker  wirken  als  die  ihnen  entsprechenden 
nicht  hy^erten  Basen.  Diese  Regel,  die  1880  von  W.  Ktalp  bestätigt 
wird,  führt  den  Namen  „Kendrick-Dewar-Königs'sche  Regel". 

—  Karl  Knut  entdeckt  ein  Verfahren,  Glycerin  durch  KrystaUisation  zu  reinigen, 
welches  in  der  Fabrik  von  Sarg  in  Wien  zeitweise  angewendet  wird. 

—  0.  KrtHiMüll  empfiehlt  das  von  Ernst  Abb*  zur  Bestimmung  des  Brechungs- 
indez von  Flüssigkeiten  erfundene  Doppelbild-Refraktometer  zur  Bestim- 


—     720    — 

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1874 

mung  dea  spezifischen  Gewichts  des  Seewaasers.  Aus  dem  durch  dieses 
Instrument  selbst  bei  hochgehender  See  leicht  zu  ermittelnden  Breohungs- 
index  läßt  sich  auf  einfache  Weise  das  spezifische  Gewicht  berechnen. 
1874  KiM  und  TiMnann  geben  eine  Zusammenstellung  der  Methoden  zur  quanti- 
tativen Analyse  des  Wassers.  Eine  genaue  Befolgung  der  von  ihnen  ge- 
gebenen Vorschriften  und  der  Grundsätze,  nach  welchen  man  die  Analysen- 
resultate zusammenstellt,  liefert  die  Grundlage  für  die  Eeinigung  des  Wassers 
und  die  Art  nnd  Menge  der  dazu  anzuwendenden  chemischen  StoSe. 

—  August  Adolph  Kumtt  konstatiert,  daß  durch  Druck  oder  Zug  an  gespannten 
Kautschuk-  und  Guttaperchaplatten  tempor&rer  Dichroismus  auftreten  kann. 

—  LiBgliliig  erbaut  in  den  Jahren  1874 — 77  den  Kaiser -Wilhelm -Tunnel  bei 
Cochem  a.  d.  Mosel,  der  mit  4216  m  L&nge  der  längste  Eisenbahntunnel 
Deutschlands  ist. 

—  John  Lighttoat  beobachtet,  daß  eine  minimale  Menge  von  vanadinsaurem 
Ammonium  genügt,  um  bei  Gegenwart  von  ohlorsaurem  Kalium  ein  größeres 
Quantum  von  salzsaurem  Anilin  üa  Anilinschwarz  überzufahren.  Auf  dieser 
Beobachtung  beruht  die  Anwendung  der  Vanadiumverbindungen  in  der 
F&rberei. 

—  Herbert  Mac  Ltod  konstruiert  einen  Apparat  zur  Messung  sehr  kleiner  Gas- 
drücke, wie  sie  beispielsweise  bei  QuecksUberluftpumpen  vorkommen.  Das 
Prinzip  der  Mac  Leod'schen  Druokmessnng  beruht  auf  einer  Anwendung 
des  Boyle-Mariotte'schen  Gesetzes  der  umgekehrten  Proportionalität  vom 
Druck  nnd  Volumen  der  Gase. 

—  Max  WMTCfcw  in  Halle  gibt  durch  seine  grundlegenden  Arbeiten  auf  dem 
Grebiete  der  Spiritusfabrikation  Veranlassung  zur  Gründung  des  Institutes 
für  G&rungsgewerbe  in  Berlin. 

—  Anatole  Malltt,  der  seit  1867  die  Verbnnd-Schifbmaschine  auf  wissenschaft- 
licher Grundlage  studiert,  führt  die  Verbundwirkung  dauernd  in  den  Loko- 
motivbau ein.  Er  nimmt  im  Oktober  sein  erstes  Patent  auf  eine  Verbund- 
lokomotive und  sucht  gleichzeitig  in  technischen  Zeitschriften  Verständnis 
für  seine  Idee  zu  verbreiten.     (S.  a.  1829  R.,  1846  C.  und  1860  K.) 

—  Der  Geolog  von  Mamlaeh  entdeckt  in  einer  Höhle  am  Dachsenbühl  zwei 
sehr  kleine,  aber  völlig  ausgewachsene  Skelette  (vielleicht  Mann  und  Frau) 
einer  ausgestorbenen  Menschenrasse.  Der  Anthropolog  Julius  Kollmanii  er- 
klärt diese  fossilen  Gebeine  für  die  Überreste  eines  Zwergvolkes,  das  in  der 
jüngeren  Steinzeit  im  südwestlichen  Deutschland  gelebt  habe.  Von  Koll- 
mann rührt  auch  die  Bekonstruktion  eines  fossilen  weiblichen  Schädels  her, 
der  in  Auvemier  am  Neuenburger  See  gefunden  worden  war.  Auf  Grund 
zahlreicher  Vergleiohsmessungen  an  modernen  menschlichen  Schädeln  er- 
mittelt Kollmann  die  durchschnittliche  Stärke  der  Muskellagen  an  den 
einzelnen  Teilen  des  Kopfes,  imd  stellt  an  dem  fossilen  Schädel  die  Mus- 
kulatur und  das  mutmaßliche  äußere  Aussehen  wieder  her.  (Die  „Frau 
von  Auvemier".) 

—  Etienne  Jules  Many  konstruiert  einen  graphischen  Apparat,  der  die  Be- 
wegung in  ihrer  Abhängigkeit  von  der  Zeit  verzeichnet  und  selbst  die  schnell- 
sten Gangarten  von  Pferden,  Hunden  usw.  völlig  unabhängig  von  der 
Individualität  des  Beobachters  zu  verfolgen  gestattet.  Es  gdingt  ihm, 
die  erste  exakte  Darstellung  des  Galopps  zu  geben  und  zu  ermitteln,  daß 
beim  Trab  die  Dauer  des  Auftretens  durchschnittlich  doppelt  so  lange  währt, 
wie  die  Zeit,  während  welcher  der  Fuß  in  der  Luft  schwebt.  Die  Marey'sche 
Methode  wird  nach  kurzem  Bestehen  durch  Muybridge's  Momentphoto- 
graphie  (s.  1880  M.)  in  den  Hintergrund  gedrängt. 

—  Maii|«t*Uppmaiiii  wendet  eine  Schachtbohrmethode  an,  bei  welcher  der  Schacht 
gleich  in  voller  Weite  abgebohrt  wird,  während  Kind  imd  Chaudron  erst 

Darmstaedter.  U 

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1874 

mit  Urinerem  Dnichmeaser  vorbohren  und  dann  erst  mit  größerem  Bohrer 
nacharbeiten,  wobei  das  klränere  Bohrloch  immer  mindeetens  10  m  voraus 
sein  muS,  um  den  Bohrschlamm  aufzunehmen.  (Vgl.  1849  K.)  Der  erste 
Sohaoht  nach  Mauget-Lippmann'g  Methode  wird  auf  Grabe  Rheinelbe  bei 
Getsenkirchen  abgebohrt. 
1874  James  Clerk  Maxirall  macht  einen  Versuch  zur  Bestimmung  des  absoluten 
Gewichts  der  Atome  einiger  Elemente,  und  findet,  daß  435000  Trillionen 
WasserstoSatome  1  g  wiegen,  während  von  den  schwersten  Atomen,  denen 
des  Urans,  1800  TriUionen  auf  1  g  gehen. 

—  Elie  MilKhnlkoll  macht  wichtige  Arbeiten  über  die  Bildung  der  Leibee- 
höble  bei  Echinodermenlarven  und  bei  Balanoglossos  und  bahnt  duroh 
seine  Entdeckung,  daß  die  Wandungen  der  Leibeshöhle  von  Ausstülpungen 
des  Darmkanals  gebildet  werden,  das  Verständnis  der  embryonalen  Vor- 
gänge bei  den  Wirbeltieren  an. 

—  Friedrich  MlMdiar  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  Nucleoproteide, 
die  aus  dnem  Eiweißanteil  und  aus  Nucleins&ure  bestehen,  und  stellt  zu- 
erst durch  Abspaltung  des  Eiweiß  aus  dem  Nudeoproteid  das  Nuclein  dar, 
das  durch  aktives  Pepsin  gespalten  werden  kann,  so  daß  dann  reine  Nuclein- 
säuren  übrig  bleiben. 

—  Alexander  MIticlMillch  einerseits  und  Karl  Daniel  Eknum  andrerseits  bilden 
das  von  Tilghman  angegebene  Verfahren  der  Zellstoffdarstellung  (s.  1866  T.) 
zur  Vollkommenheit  aus.  Sie  erhitzen  das  Holz  in  großen  verschlossenen 
Kesseln  unter  Druck  mit  Calciumbisulfit-Lösung  und  erhalten  reinen,  weißen 
Zellstoff,  der  zur  Papierbereitung  sehr  geeignet  ist  (SulfltzellstoS). 

—  Der  Ingenieur  Otto  Mohr  in  Dresden  veröffentlicht  ein  neues,  von  ihm  ge- 
fundenes allgemeines  Verfahren  zur  Berechnung  statisch  unbestimmter  Träger. 

—  Maurice  Mondon  in  London  verbessert  die  Brandon'sche  Feüenhaumaschine 
80,  daß  sie  auch  das  Hauen  der  Feilen  mit  konvexen  Flächen  gestattet. 
Eine  wesentliche  Verbesserung  dieser  Feüenhaumaschine  stellt  die  Maschine 
von  Disston  in  Tacony  bei  Philadelphia  dar. 

—  Der  Pundit  Naii^  Sine  bereist  das  bis  dahin  wenig  erforschte  Tibet,  stellt 
die  Ausdehnung  der  Pangkongseen  fest,  entdeckt  eine  Anzahl  großer  Seen, 
besucht  Lhassa  und  übersteigt  den  nördlichen  Himalaja. 

—  Simon  Nnrcomb  stellt  durch  genaue  Beobachtungen  die  bedeutenden  Nei- 
gungen der  Bahnen  der  Uranustrabanten  gegen  die  Ekliptik  fest.  (S.  a.  1787  H. 
und  1846  L.) 

—  Andrew  NoMs  und  Frederiok  Augustus  AM  setzen  die  Versuche  von  Bunsen 
und  Schischkoff  (s.  1867  B.)  über  die  Verbrennung  von  Schießpulver  in 
eingehender  Weise  fort  und  geben  ausführliche  Tabellen  über  die  gasförmigen 
xmd  festen  Zersetznngsprodukte. 

—  Onat  konstruiert  einen  zur  Analyse  der  Hnzgase  (Rauchgase)  viel  ge- 
brauchten Apparat,  der  aus  zwei  Teilen  besteht,  von  denen  der  eine  zum 
Aufsaugen,  der  andere  zum  Analysieren  der  Gase  dient. 

—  Nachdem  Retzins,  Broca,  Virchow,  W.  Aker,  J.  Kollmann  u.  a.  auf  den 
Schädelbau  sich  gründende  Rasseneinteilungen  vorgenommen  hatten,  und 
nachdem  im  Anschluß  an  Linn6  E.  Haeokel  die  Beschaffenheit  der  Haare 
zum  Ausgangspunkt  einer  Einteilung  gewählt  hatte,  stellt  Oscar  PmcM 
unter  Benutzung  einer  zuerst  von  F.  Müller  gemachten  Einteilimg  nach 
dem  Gesichtspunkt  der  Sprache  folgende  sieben  menschliche  Rassen  auf: 
Australier,  Papua,  Mongolen,  Dravida,  Hottentotten  und  Buschmänner, 
Neger,  Mittelländische  Rasse. 

—  Jules  PIccard  erhält  synthetisch  Anthrachinon  durch  Erhitzen  von  Benzol 
und  Phtalylohlorid  mit  Zinkstaub  auf  220».  Schon  vorher  (1872)  hatten 
Kekul^  und  Franchimont   das  Anthracen   synthetisch  duroh  Destillation 


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1874 

von  Bensoesäure  mit  PbosphoTBänreaiüiycliid  und  durch  Erhitzen  von 
benzoeaauiem  Kalk  gewonnen. 
1874  Jules  PIccart  erh&lt  bei  der  ünterBuohung  der  Nucleine  enerst  Verbindungen 
aus  der  Gruppe  der  Puiinbasen,  deren  allgemeine  Verbreitung  spfiter  (1880) 
namentlich  von  A.  Eossei  nachgewiesen  wird.  Die  Purinbasen  stehen 
chemisch  und  biologiseh  in  sehr  naher  Beziehimg  zur  Hams&ure. 

—  Paul  Po(|t  dringt  mit  Homeyer,  Soyaux  und  Lux  von  Angola  aus 
über  Malange  bis  Rimbundu  vor  und  gelangt,  nachdem  sich  seine  Be- 
gleiter von  ihm  getrennt  hatten,  durch  das  Lxmdareich  bis  Mussumba, 
der  Residenz  des  Mnata  Jamvo.  Da  der  Muata  Jamvo  ihm  die  Fort- 
setzung der  Reise  nicht  gestattet,  kehrt  Pogge  i.  J.  1876  nach  Angola 
zurück. 

—  Der  Forstmann  Max  Robert  PnUm  in  Tharand  erfindet  das  Richtrohr  fflr 
das  von  ihm  begründete  Richtpunktsverfahren  zur  Ermittelung  der  Masse  von 
Baumstämmen,  den  MeBknecht  für  forstliohe  Messungen  (namentlloh  von 
Baumhöhen),  den  Zuwachsbohrer  zur  Untersuchung  des  Zuwachses  leben- 
der B&nme,  und  das  ViehmeBband  zur  Ermittelung  des  Lebendgewichts 
des  Rindes  ohne  direkte  Wägung. 

—  Nathanael  PrlagiiwlM  macht  Forschungen  über  die  Wirkung  des  Lichts  auf 
die  Pflanzen  und  unterscheidet  neben  dem  Chlorophyll  noch  drei  diesem  sehr 
nahestehende  gelbe  Farbstoffe,  deren  Spektren  dem  des  Chlorophylls  ähnlich 
sind:  das  Etiolin  —  den  gelben  Farbstoff  der  im  Dunkeln  wachsenden 
Pflanzen  — ,  das  Anthoxantbin  —  den  Farbstoff  der  gelben  Blüten  —  und 
das  Xanthophyll  —  den  Farbstoff  der  herbstlich  gefärbten  Blätter.  Diese 
Einteilung  ist  heute  aufgegeben,  wennschon  keine  andere  genaue  Rubri- 
zierung an  ihre  SteUe  getreten  ist. 

—  Nachdem  Fraunhofer  zwischen  1810  und  1820  eine  Anzahl  kleinerer  Helio- 
meter für  verschiedene  deutsche  Sternwarten  gebaut  hatte,  gelingt  es 
A.  RspioM,  diese  Instrumente  derart  zu  verbessern,  dafi  sie  z.  B.  bei  der 
Beobachtung  des  Venusdurchgaugs  i.  J.  1874  wesentliche  Dienste  leisten. 

—  Der  Ingenieur  August  RItlir  in  Aachen  erfindet  die  Ritter'sche  Schnitt- 
methode zur  Ermittelung  der  Stabspannungen  in  einem  statisch  bestimmten 
Pachwerk. 

—  Der  französische  Kapitän  Fran^ois  Ehe  Rointalra  schlägt  die  Schaffung  eines 
algerisch  -  tunesischen  Binnenmeers,  des  „Saharameers",  zwecks  Urbar- 
machtmg  eines  Teils  der  Saharawüste  vor.  Als  hauptsächlichste  Bedingung 
hierfür  fordert  er  die  Dnrchstechnng  der  Landenge  von  Gabes.  Es  ist  jedoch 
nachgewiesen  worden,  daß  sich  dieser  Plan  aus  physikalischen  Gründen 
nicht  völlig  durchführen  läßt  (allein  die  Wasserfüllung  der  einzelnen 
Becken  würde  gegen  zehn  Jahre  dauern),  und  daß  jedenfalls  der  Nutzen 
des  Unternehmens  in  keinem  Verhältnisse  zu  den  aufzuwendenden  Kosten 
stehen  würde. 

—  Marie  PhiUbert  Charles  8a|V*y  macht  hervorragende  Untersuchungen  über 
die  Anatomie  des  Lymphgefäßsyatems. 

—  Philipp  Wilhelm  Schlmpw  gibt  in  seinem  Werke  ,,Trait6  de  Paltontologie 
v^g^tale"  (1869 — 74)  die  erste  vollständige  Zusammenfassung  und  Dar- 
stellung des  gesamten  paläophytologischen  Materials.  Er  behandelt  seinen 
Stoff  in  erster  Linie  vom  Standpunkte  des  Botanikers,  berücksichtigt  aber 
auch  die  geologischen  Verhältnisse  der  fossilen  Pflanzen  in  eingehender  Weise. 

—  Der  Vizeadmiral  Georg  Gustav  Emil  VM  SchMiiHi  leitet  die  Expedition  der 
Gazelle  nach  der  Südsee,  die  von  1874 — 76  dauert  und  sowohl  für  die 
Ozeanographie,  als  auch  für  die  Ethnographie  wichtige  Resultate  ergibt. 

—  Emil  BchOiw  weist  nach,  daß  Wasserstoffsuperoxyd  ein  normaler  Bestand- 
teil atmosphärischer  Niederschläge  ist.    (S.  1863  M.)    Er  findet  dasselbe 

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1874 

im  Kegen  und  sehr  häufig  auch  im  Schnee.  Die  Mengen  des  WasserstofF- 
Buperoxyds  im  Regen  schwanken  zmsohen  0,04  und  1  mg  im  Liter. 
1874  Simon  SdiWMidMMr  vergleicht  die  GefäSbünddanordnung  und  -bildung  mit 
den  Anforderungen  der  Trag-  und  Zugfähigkeit  der  pflanzlichen  Organe 
und  zeigt,  daS  ein  Teil  der  Pfiancenzellen  tu  einem  besonderen  System, 
einem  Skelett  (Stereom)  der  Pflanzen  entwickelt  ist,  dessen  Aufbau  den 
Gesetzen  der  Mechanik  auf  das  genaueste  entspricht. 

—  Werner  von  glMiiwii  konstruiert  einen  Funkenchronographen,  bei  welchem  die 
Registrierung  durch  einen  elektrischen  Funken  erfolgt,  der  aus  einer  feinen 
isolierten  Metallspitze  auf  eine  rotierende  berußte  Scheibe  überschlägt. 
Der  Apparat  wird  zur  Messung  der  Geschwindigkeit  der  Geschosse  im 
Laufe  des  Gewehres  oder  des  Geschätzes,  sowie  derjenigen  des  elektrischen 
Funkens  beim  Durchlaufen  von  Telegraphenlinien  benutzt. 

—  Die  Firma  Blwinni  BnrttMn  legt  das  erste  direkte  transatlantische  Kabel 
von  Ballins-Kellig-Bai  in  Irland  bis  nach  Torbay  in  Neu-Schotüand  und 
von  da  nach  Ray-Beach  in  New  Hampshire,  wo  es  sich  an  die  ameri- 
kanischen Landlinien  ansohlieBt.  Die  Verlegung  geschieht  mittels  des 
Kabeldampfers  „Faraday".  Die  bisherigen  Linien  waren  alle  indirekt,  in- 
dem sie  bis  Canada  xmd  von  da  zu  Land  nach  den  Vereinigten  Staaten  gingen. 

—  Henry  Morton  Stantoy  durchquert  in  den  Jahren  1874 — 78  Afrika  von 
Bagamoyo  aus.  Er  erreicht  im  Februar  1876  den  Vlctoiia-Nyanza,  wo  er 
freundliche  Aufnahme  beim  König  Mtesa  von  Uganda  findet.  Nach  einem 
Abstecher  zum  Albert-Edward-See  zieht  er  südwärts,  entdeckt  den  Kagera 
und  gelangt  im  März  1876  nach  Udschidschi  am  Tanganyikasee.  Von  hier 
dringt  er  nach  Westen  vor  und  gelangt  nach  Nyangwe,  von  wo  er  am  5.  No- 
vember 1876  seine  berühmte  Fahrt  auf  dem  Lualaba  antritt,  auf  der  er 
nach  vielen  Kämpfen  mit  den  Eingeborenen  und  unter  vielen  Gefahren 
am  8.  August  1877  Boma  an  der  Kongomündung  erreicht.  Damit  ist  die 
Identität  des  Kongo  mit  dem  Lualaba  festgestellt  und  eine  Wasserstraße 
von  mehr  als  4000  km  Länge  ins  Innere  von  Afrika  eröffnet. 

—  Thomas  Stmniwi  gibt  in  seinem  Buche  „The  design  and  the  oonstruction 
of  harbours"  allgemeine  Regehi  für  die  Anlage  von  Hafend&mmen  (Wellen- 
brechern) und  empfiehlt  die  konvexe  Form  derselben,  welche  die  Wirkung 
des  Wellenschlages  gegen  den  Damm  von  selbst  mäßige.    (VgL  1812  R.) 

—  An  Stelle  der  bis  dahin  gebrauchten  nassen  Luftkompressoren  konstruiert 
StuffWM  sogenannte  trockene  Kompreiworen,  die  insbesondere  in  Amerika 
vieUaohe  Verwendung  finden  und  sich  namentlich  durch  sinnreiche  An- 
ordnung ihrer  Ventile  auszeichnen.  Die  Kühlung  wird  nur  von  außen  durch 
Umspülung  mit  frischem  Wasser  erzeugt.  Fast  gleichzeitig  konstruiert 
Daniel  Goiladon  (s.  1876  C.)  trockene  Kompressoren,  die  beim  Bau  des 
Gotthard-Tunnels  Verwendung  finden. 

—  Ferdinand  Ttamanii  und  Wilhelm  Haarmann  erhalten  bei  Oxydation  des  von 
Kubel  (s.  1866  K.)  zuerst  dargestellten  Coniferins  künstliches  Vanilhn,  das 
sich  als  identisch  mit  dem  von  Gobley  1868  aus  der  Vanille  erhaltenen 
Stoff  erweist  und  sich  zum  Coniferin  verhält  wie  der  Benzaldehyd  zum 
Glykozimtalkohol. 

—  Hermann  Tlllmanitt  beweist  auf  experimentellem  Wege  die  nahe  Verwandt- 
schaft des  Knorpels,  auch  des  hyalinen,  mit  dem  fibrillären  Bindegewebe, 
indem  er  die  Grundsubstanz  des  Gelenkknorpels  durch  Behandlung  mit 
übermangansaurem  Kali  darstellt.     (S.  a.  1861  V.) 

—  L.  Troott  und  F.  HautofMillto  stellen  im  Anschluß  an  die  Beobachtung  von 
Gay-Lussac  und  Th^nard  (s.  1811  G.)  die  Alkalihydrfire  dar,  die.  j^nzende, 
spröde,  krystallinische  Massen  bilden. 

—  Im  Bühnenfestspielhause  zu  Bayreuth  wird  nach  der  Idee  Richard  WagMT^ 

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1876 

ein  Teroenktes  Orchester  eingerichtet,  bei  welchem,  um  die  Illnsion  weniger 
zu  stören,  die  Musiker  vom  Zuschauerraum  aus  nicht  zu  sehen  sind. 
1874  H.  Wtiilu  \md  E.  WIM  unternehmen  Fütterungsversuche,  um  nachzuweisen, 
daB  die  tierische  Zelle  ebenso  wie  die  Pflanzenzelle  fähig  ist,  Kohlehydrat 
in  Fett  überzuführen.  Diese  Fähigkeit  wird  namentlich  auch  durch 
B.  Schulze  (1882),  E.  MeiBl  und  F.  Strohmer  (1883),  E.  von  Yoit  (1886), 
J.  Munk  (1886)  und  M.  Rubner  (1886)  erwiesen.    (Vgl.  auch  1878  R.) 

—  H.  WIM  einerseits  und  Oraa(hl  andererseits  konstruieren  Evaporimeter,  die 
auf  dem  Wägungsprinzip  beruhen  und  das  System  der  Briefwage  (Zeiger- 
wage) benutzen,  um  die  verdunstenden  Wasaermengen  zur  automatischen 
Registrierung  zu  bringen.    (S.  a.  1813  L.) 

—  R.  WltlnHUin  konstruiert  ein  Mefirad  (Kurvimeter,  Eartometer ;  s.  a.  1869  S.), 
das  zur  Bestimmung  von  Längen  an  StraBen,  Eisenbahnen,  Flüssen,  Kanälen, 
Grundstücken  usw.  dient  und  nicht  nur  die  MeBketten  und  Meßbänder 
ersetzt,  sondern  sie  auch  darin  übertrifft,  daB  man  mit  ihm  auch  die 
Länge  von  krummen  Linien  unmittelbar  bestimmen  kann.  ÄhnUohe  In- 
strumente werden  von  Sandoz,  Lasailly,  E.  Kraus,  Coradi,  Ott,  Fleisch- 
hauer u.  a.  hergestellt. 

—  Emil  Theodor  von  WoW  erörtert  in  seiner  Schrift  „Die  rationelle  Fütterung 
der  landwirtschaftlichen  Nutztiere"  in  leicht  verständlicher  und  praktischer 
Form  die  für  die  Fütterung  maBgebenden  Normen.  Er  unterstützt  seine 
Erörterungen  durch  Tabellen  über  die  Znsammensetzung  der  Futtermittel 
und  Futterrationen  für  die  verBohiedenen  Tierarten  und  Nutzungszwecke. 

—  Wilhelm  ZQMIn,  Oberingenieur  der  Firma  Gebrüder  Sulzer,  vervollkommnet 
die  Verbunddampfmaschine.  Er  bringt  auch  am  Niederdruckzylinder  Ex- 
pansionssteuerung an  und  arbeitet  mit  Dampfdrücken  von  5 — 6,3  Atmo- 
sphären und  mit  Kolbengeschwindigkeiten  von  2 — 2,6  m/seo. 

1876  Alexander  Aganii  nimmt  an  den  drei  Expeditionen  des  Dampfers  „Blake", 
der  von  Sigsbee  und  Bartlett  geführt  wird,  teil  und  erforscht  die  Fauna 
xmd  die  Tiefseesedimente  des  Golfstromgebiets  und  des  Pourtal^splateaus. 
Er  erkennt  die  Verbreitimg  der  Glaukonitsande  und  der  Pteropoden- 
sedimente. 

—  John  AtUMd  weist  in  dem  von  Kemp  (s.  1864  K.)  aus  Portugieosch  Indien 
nach  England  gebrachten  Goapulver  das  Chrysarobin  nach,  das  in  der 
Dermatologie  Anwendung  findet. 

—  Der  Ingenieur  AadMtai  verbessert  die  Einrichtungen  zur  Feuerung  von 
flüssigem  Brennstoff  (Petroleum)  sowohl  für  Dampfkessel  als  auch  für  Re- 
verberieröfen.  Während  man  bisher  den  Brennstoff  in  besonderen  DestU- 
lationsapparaten  eist  in  Gas  verwandelte,  erfolgt  bei  seiner  Einrichtung 
die  Verflüchtigung  des  Brennmaterials  im  Ofen  selbst  kurz  vor  der  Ent-  ' 
Zündung.    (S.  a.  1862  B.) 

—  Adolf  «M  Bnyir  und  Heinrich  Cara  stellen  das  dem  Alizarin  isomere 
Chinizarin  durch  Erhitzen  von  Hydrochinon  und  Phtalsäureanhydrid  auf 
200»  her. 

—  Adolf  VM  BMyar  und  Heinrich  Can  stellen  durch  Oxydation  von  Alizarin 
oder  von  Chinizarin  mit  Braunstein  und  Schwefelsäure  das  als  Oxyalizarin 
anzusehende  Purpurin  dar,  das  auch  von  Lalande  gleichzeitig  in  ähnlicher 
Weise  dargestellt  wird. 

—  Der  Mechaniker  und  Optiker  Carl  BanMrg  in  Berlin  versucht  die  Nachteile 
des  Trockenkompasses  durch  den  Fluid-Kompafi  zu  beseitigen.  Hierbei 
schwimmt  die  Kompaßrose  auf  einer  Flüssigkeit  (Alkohol);  es  wird  daher 
ihr  auf  der  Drehpinne  lastendes  Gewicht  fast  ganz  aufgehoben,  so  daß 
das  Instrument  mit  viel  schwereren  und  daher  leistungsfähigeren  Magneten 
ausgestattet  werden  kann.     (Vgl.  dagegen  1874  H.) 

—     725     — 

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1876 

1875  F.  M.  Barbar  in  New  York  empfiehlt  als  Feuerlösohmittel,  inebesondere 
auf  SohiSen,  die  flüssige  Kohlensäure.  Später  werden  nach  dem  Prinzip 
des  Extinkteuis  (s.  1864  C.)  Kohlensäureepiitzen  konstruiert,  bei  welchen 
die  Kohlensäure  in  guBstählemen  Flaschen  in  tropfbar  flüssigem  Zustande 
mitgeführt  wird. 

—  Nachdem  frühere  Versuche,  aus  Braunkohle  Koks  zu  erzeugen,  ungünstige 
Resultate  gegeben  hatten,  gelingt  es  Barff  in  Vordemberg,  durch  Erhitzen 
der  Kohle  mit  überhitztem  Wasserdampf  in  Verkokungsöfen  guten  Braun- 
kohlenkoks zu  erzeugen, 

—  Thomas  Barlow  beschreibt  eingehend  den  nach  ihm  „Barlow'sche  Krank- 
heit" benannten  Säuglingsskorbut,  welcher  insbesondere  in  den  hei&en 
Sommermonaten  eine  sehr  hohe  Kinder-Sterblichkeit  bedingt. 

—  AdoU  BatUaii  macht  in  den  Jahren  1875 — 97  mit  geringen  Unterbrechungen 
Reisen  durch  Peru,  Ecuador,  Persien,  Indien,  die  indischen  und  ozeanischen 
Inselgruppen,  Zentralasien,  Australien,  Afrika  und  nach  dem  indischen 
Archipel,  die  sfimtlioh  den  Zweck  haben,  bei  dem  drohenden  Untergang 
der  Naturvölker  möglichst  viel  von  deren  Kulturbesitz  noch  in  der  letzten 
Stunde  für  die  Wissenschaft  zu  retten. 

—  Alfred  Royer  tto  la  BatUt  erfindet  das  Hartglas.  Der  fertige  Glasartikel 
wird  bis  zu  schwacher  Rotglut  erwärmt  und  in  ein  200 — 300°  C.  warmes 
Bad  von  Fett,  öl  oder  leichtsohmelzendem  Metall  getauoht,  in  welchem 
man  ihn  langsam  erkalten  läßt. 

—  Baaurapair«  empfiehlt  zum  Entfuseln  des  Branntweins  die  Durchlüftung 
des  heiBen  Branntweins.  Diese  Durchlüftxmg  ist  es  auch,  die  bei  dem  1882 
von  R.  Eisenmann  angegebenen  Verfahren  der  Entfuselung  mit  ozonisierter 
Luft  wirksam  ist.  Das  Ozon  hatte  bereits  1809  Widemann  in  Boston  für 
diesen  Zweck  vorgeschlagen,  ohne  daß  dies  praktische  Folge  hatte,  wie 
überhaupt  keines  der  vielen  vorgeschlagenen  Verfahren  die  Filtration  über 
Holzkohle  zu  ersetzen  vermag. 

—  Edouard  van  Bwndwi  entdeckt  die  Zentralkörper,  welche  als  Bewegungs- 
punkte (kinetische  Zentren)  der  Zellen  angesprochen  und  vielfach  auch 
„Centrosomen"  genannt  werden.     Boveri  bestätigt  diese  Entdeckung. 

—  Edouard  van  Banadan  bestätigt  die  Annahme  von  Hertwig  (s.  1876  H.),  daß 
bei  den  Säugetieren  der  Furchirngskem  aus  Verschmelzung  zweier  Kerne 
entsteht,  und  spricht  die  Vermutung  aus,  daß  der  eine,  zuerst  peripherisch 
gelegene  Kern  zum  Teil  von  der  Substanz  der  Samenfäden  herrühre, 
welche  er  in  größerer  Anzahl  mit  der  Dotterrinde  verschmelzen  und  sich 
mit  ihr  vermischen  sieht. 

—  Nachdem  sich  in  der  Ziegelfabiikation  mehr  und  mehr  das  Bedürfnis  nach 
künstlichen  Trockenanlagen  herausgestellt  und  Mensing  1.  J.  1857  eine 
der  ersten  Anlagen  dieser  Art  in  der  Ziegelei  von  Fr.  Chr.  Fikentscher  in 
Zwickau  konstruiert  hatte,  erfindet  der  Ingenieur  Otto  Back  einen  Kanal- 
trockenofen mit  Gasfeuerung,  der  1896  von  Möller  und  Pfeifer  verbessert 
wird  und  sich  seitdem  sehr  gut  bewährt. 

—  Ludwig  Boltsmann  ermittelt  die  DielektrizitätBkonstanten  von  G-asen  und 
Dämpfen,  indem  er  in  sinnreicher  Weise  die  geringen  Kapazitätsände- 
rungen eines  Kondensators  mißt.  (Vgl.  auch  1869  S.)  Er  schließt  aus 
seinen  Versuchen,  daß  die  Dielektrizitätskonstante  mit  der  Dichtigkeit  der 
Gase  proportional  zunehme,  und  nicht,  wie  Foraday  angenommen  hatte, 
für  alle  Gase  gleich  seL  Ähnliche  Bestimmungen  werden  von  Ayrton  und 
Perry  (1876),  Klemenei«  (1886),  Lebedew  (1892)  n.  a.  vorgenommen.  (Vgl. 
auch  1874  B.) 

—  Ludwig  BoHanann  konstatiert,  daß  eine  Übereinstimmung  der  Breohungs- 
exponenten  mit  der  Quadratwurzel  der  Dielektrizitätskonstanten  nur  bei 

—     726     — 

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1876 

solchen  Substaiusen  Torhanden  ist,  welche  geringe  Dispersion  seigen,  also 
insbesondere  bei  Gasen;  für  die  Dämpfe  zeigt  sich  die  Dielektiiätätskon- 
stante  stets  größer  als  das  Quadrat  des  Brechnngsexponenten.  Diese  Be- 
obaohtongen  werden  von  KlemendC  (1886)  und  Lebedew  (1892)  beet&tigt. 
1876    BwH  baut  das  erste  Schütsenwehr  mit  beweglichen  Böcken. 

—  Faul  Emile  i«  BoulMfi  konstruiert  ein  Telemeter  (Distanzmesser),  das  auf 
der  Beobachtung  der  Zeitdifterens  zwischen  Blitz  und  Knall  eines  GrO- 
schützes  beruht. 

—  Pierre  Savorgnan  Graf  da  Bram  erforscht  auf  seiner  EntdeokungsreiBe  im 
äquatorialen  Westafrika  den  weitverzweigten  FluQlauf  des  Ogowe,  ent- 
deckt die  Kongozuflfisse  Alima  und  Ldkona,  und  erreicht  auf  einer  zweiten 
Beise  (1880)  vom  oberen  Ogowe  aus  den  Kongo. 

—  R.  A.  Ohiiitrough  stellt  aus  den  Rückständen  der  PetroleumdestiUation 
das  von  ihm  „Vaseline"  genannte  Gemenge  von  höher  sohmeLzenden 
KoblenwasserstoSen  her. 

—  Der  Schweizer  Ingenieur  FolMen  verwendet  zum  Betriebe  der  Gesteins- 
bohrmaschinen  auf  der  Südseite  des  Gotthard-Tunneb  (vgl.  1872  F.)  den 
von  ihm  erfundenen  Luftkompressor,  bei  welchem  zuerst  außer  der  Mantel- 
kühlung eine  lebhafte  Wasserzirkulation  durch  die  hohle  Kolbenstange  und 
den  Kolben  hindurch  zur  Luftkühlxmg  angewendet  wird.  Die  Kühlvor- 
richtung ist  das  Vorbüd  aller  späteren  Kolbenkühlungen  für  Gasmaschinen 
geworden.    (Vgl.  1874  S.) 

—  Nachdem  im  Jahre  1776  durch  Chandler,  und  später  durch  andere,  eine 
Ausgrabung  der  Ruinenstätte  des  alten  Olympia  angeregt  war,  beginnt 
Ernst  GwHut  unter  Beteiligung  des  Baurats  Adler  und  des  Architekten 
Dörpfeld  mit  Mitteln  der  deutschen  Beichsregierung  planmäßige,  i.  J.  1881 
in  der  Hauptsache  abgesohlossene  Ausgrabungen  an  dieser  Stelle. 

—  James  Dwight  Dan  erklärt  gleichzeitig  mit  Eduard  Suess  den  archi- 
tektonischen Aufbau  der  Erdkruste  als  das  Ergebnis  der  infolge  der  Kon- 
traktion des  Erdinnem  ununterbrochen  vor  sich  gehenden  Stauungs-  und 
Faltungsprozesse.    (S.  a.  1846  D.  und  1876  S.) 

—  Charles  Robert  Darwin  lehrt  die  insektenfressenden  Pflanzen  (Camivoren) 
näher  kennen,  auf  die  zuerst  John  Ellis  (s.  1769  E.)  aufmerksam  gemacht 
hat.  Er  untersucht  deren  komplizierte,  mit  emährungsphysioIogiBchen 
Prozessen  verknüpfte  Reizbewegungen.    (Vgl.  auch  1874  H.) 

—  Henry  Dawy  konstruiert  die  sogenannte  „Davey'sche  DiSerentialBteuerung", 
die  namentiich  bei  Wasserhaltungsmaschinen  viel  benutzt  wird.  Er  ver- 
einigt dabei  in  der  Steuerwelle  zwei  Bewegungen,  eine,  die  von  der  Ma- 
sohinenbewegung  abhängig  ist,  während  die  andere  von  einem  kleinen 
Hilfszylinder  aus  abgeleitet  ist.  Beide  vereinigen  sich  in  der  Ventil- 
bewegrmg,  so  daß  durch  die  Dampfverteilung  eine  etwa  entstandene  un- 
regelmäßige Maschinenbewegung  ausgeglichen  wird. 

—  Anton  Dohni  studiert  die  Verhältnisse  des  Funktionswechsels,  wobei  ein  be- 
stimmtes Organ  des  Tier-  oder  Pflanzenkörpers  im  Laufe  der  (Generationen 
eüie  qualitativ  andere  Funktion  übernimmt,  als  ihm  ursprünglich  zukam. 
Die  Ursachen  sind  vor  allem  in  einem  Wechsel  der  Lebensweise  zu  suchen, 
der  durch  Veränderung  der  Umgebung,  des  Klimas  usw.  bedingt  sein  kann. 

—  Nachdem  die  erste  Untersuchung  des  Orleans  ( Farbstoff  aus  Bisa  oiellana) 
durch  C!hevreul  (1831)  vorgenommen  worden  war,  und  Preißer  (1844)  da- 
raus eine  krystaUisierte  Substanz,  das  Bixin  gewonnen  hatte,  aus  dem 
durch  Einwirkung  von  Ammoniak  xmd  Luft  der  Farbstoff  entstehen  sollte, 
gelingt  es  Carl  Etti,  den  Farbstoff  rein  und  in  krystalUsierter  Form  zu 
erhalten.   Das  Orlean  findet  vielfach  Verwendung  zum  Färben  von  Butter. 

—      J.  D.  EvaratI  publiziert  im  Auftrag  der  British  Association  zu  London  ein 

—     727     — 

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1875 

neues  abBoIutes  Maßsystem,  bei  welchem  alle  Angaben  auf  Zentimeter, 
Gramm  und  Sekunde  bezogen  werden,  tmd  das  daher  CG-S-System  heißt. 
Dieses  System  ist  —  mit  Ausnahme  Englands  —  in  der  Wissenschaft  fast 
allgemein  angenommen.  (S.  a.  1833  G.) 
1876  Carl  Anton  EwaM  empfiehlt  zur  Magenuntersuchung  weiche  Sohl&uche  und 
gibt  eine  Methode  der  Expression  und  Aspiration  des  Mageninhalts  an 
die  einen  wesentlichen  Aufechwung  des  Studiums  der  Physiologie  und 
Pathologie  des  menschlichoi  Magens  im  Gefolge  hat. 

—  Franz  Exatr  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  Diffusion  der 
Gase  durch  Flüssigkeitsschichten,  wobei  er  die  Flüssigkeitshaut  der  Seifen- 
blase verwendet. 

—  William  Fwral  gibt  in  seinen  „Mechanics  and  general  motions  of  the  at- 
mosphere"  eine  Gesamtdarlegung  der  allgemeinen  Lnftbewegung  ^er 
Hemisphäre,  die  nach  ihm  einen  großen  atmosphärischen  Wirbel  repräsen- 
tiert, in  dem  die  Zirkulation  durch  die  konstanten  Temperaturdifferenzen 
eingdeitet  und  unterhalten,  durch  die  Erdrotation  aber  in  bestimmter 
Weise  modifiziert  wird.  Die  Ferrel'schen  Lehren  werden  namentlich  von 
Sprung  (1879)  verbreitet. 

—  FMtr  und  Bolllnpr  entdecken  den  Bacillus  des  Kauschbrandes. 

—  Emil  FlidMr  entdeckt  das  Phenylhydrazin  und  dessen  Einwirkung  auf 
Aldehyde. 

—  Der  Chemiker  Fnuiflllon  bemerkt  zuerst,  daß  wollene  G«webe  durch  Ein- 
tauchen in  Benzin  die  Eigenschaft  erhalten  durch  Reiben  mit  anderen 
Gegenständen  elektrisoh  zu  werden. 

—  Nachdem  man  in  Manchester  i.  J.  1873  die  ersten  Vennche  mit  Ver- 
brennen der  AbfaUstoffe  gemacht  hatte,  konstruiert  der  Ingenieur  Alfred 
Fryir  von  der  Firma  Manlove  und  AUiott  sdnen  Verbrennungsofen  „De- 
struotor".  Der  Ofen  wird  von  Jones  durch  Hinzufügen  eines  Kremators, 
in  welchem  etwaige  unverbrannte  Gase  über  glühenden  Koks  und  durch 
enge  Öffnungen  stark  erhitzten  Mauerwerks  durchstreichen,  xmd  von  Darley 
und  Nichols  bei  der  Anlage  in  Meanwood  Road  in  Leeds  wesentlich  ver- 
bessert. 

—  Die  schon  im  Mittelalter  abgebauten  Ealkberge  von  Rüdeisdorf  bei  Berlin 
haben  zur  Erprobung  einer  großen  Reihe  von  Ealköfen  verschiedener 
Konstruktion  Veranlassung  gegeben.  Die  Hauptform  ist  der  sogenannte 
Rüdersdorfer  Ofen,  welcher  zur  Gattung  der  kontinuierlichen  Rumford'- 
schen  Kalköfen  gehört.  Im  Jahre  1876  führt  der  Berginspektor  Osrhartt 
einen  verbesserten  Kalkofen  mit  Rasfeuerung  ein,  der  wesentlich  billiger 
arbeitet  als  die  älteren  Ofen. 

—  Friedrich  Ooppstorowltr  stellt  Farbstoffe  auf  elektrochemischem  Wege  her 
und  benutzt  elektrochemische  Methoden  für  Färberei  und  Druckerei. 

—  Franz  fimhaf  fördert  durch  seine  theoretische  Maschinenlehre  und  Theorie 
der  Kraftmaschinen  den  Maschinenbau. 

—  Frederick  Guttirlt  begründet  durch  umfangreiche  Versuche  die  Theorie 
der  durch  bestimmte  Erstarrungspunkte  ausgezeichneten  Salzlösungen. 
Diese  Theorie  wird  durch  Roberts- Austen ,  Osmond  u.  a.  auf  die  Metalle 
angewandt  und  erlangt  für  die  theoretische  Hüttenkunde  große  Be- 
deutung. (Vgl.  auch  den  rein  empirisch  gefundenen  Pattinsonprozeß, 
1833  P.)  Ebenso  wird  im  Anschluß  an  diese  Theorie  die  Gefügelehre  der 
Metalllegierungen  und  die  für  die  Praxis  wichtige  Prüfung  durch  das  Mikro- 
skop in  neue  Bahnen  gelenkt.  Guthrie  untersucht  auch  diejenigen  Ge- 
mische mehrerer  Metalle,  welche  von  allen  möglichen  Legierungen  der 
betreffenden  Metalle  den  niedrigsten  Schmelzpunkt  haben  und  gewisser- 
maßen   einen    Übergangspunkt    zwischen    mechanischem    Gemisch    und 

—     728     — 

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1876 

chemischer  Verbindung  darstellen,  und  nennt  dieselben  eutektisohe 
Miaohnngen.  Bei  Zinn,  Blei,  Wismut  ist  das  Rose'sohe  Metall  die  eutek- 
tisohe Mischung,  eine  andere  ist  Wood's  Metall. 
1875  Nachdem  Beiohert  (s.  1840  B.),  Edlliker  (s.  1844  K.)  und  Leydig  (1848) 
das  Verständnis  der  Furchong  angebahnt  xmd  gezeigt  hatten,  daB  keine 
freie  ZeUbildnng  stattfinde,  sondern  alle  Elementarteile  in  ununterbrochener 
Folge  aus  der  Eiselle  hervorgehen,  stellt  Ernst  Hatcktl  in  seiner  Schrift 
„Die  Gastrula  und  die  Eifuiohung"  das  Furchungsschema  auf,  nach  welchem 
die  Furchung  in  eine  äquale  und  inäquale,  und  die  partielle  in  eine  dis- 
koidale  und  superficiale  zerfällt. 

—  Olof  Hammarston  zeigt,  daß  entgegen  der  bis  dahin  verbreiteten  Meinung, 
daO  in  der  Kuhmilch  nur  ein  einziger  Eiweißkdrper  vorhanden  sei,  man 
darin  mindestens  drei  solcher  Verbindungen  unterscheiden  könne:  Casein, 
Lactalbumin  und  Globulin.  Das  Casön  macht  80  Prozent  der  Gresamt- 
menge  der  Eiweifikörper  aus  und  fällt  bei  der  Müohgerinnung  als 
„Quark"  aus. 

—  Harty  und  Gwwd  stellen  unabhängig  voneinander  aus  dem  1873  von 
Coutinho  empfohlenen  Jaborandi  das  Pilocarpin  dar.  Das  Pilocarpin  ruft 
Schweißsekretion  und  Speichelsekretion  hervor. 

—  Der  französische  Reisende  Frangois  Julee  Haimantf  erforscht  Kambodscha 
und  Tonkin. 

—  Oscar  Hartwig  studiert  die  Befruohtnngserscheinungen  am  Ei  von  Tozo- 
pneustes  lividus  und  spricht  die  Vermutimg  aus,  daß  die  Befruchtung  auf 
der  Verschmelzung  zweier  ZeUkeme  beruhe. 

—  Edmund  Hautlnssr  von  WaMen  führt  die  Eisenbahnwagen  mit  seitlich  ab- 
geschlossenem Gange  ein,  die  lediglich  eine  Modifikation  der  von  Fischer 
von  Röslerstamm  vorgeschlagenen  Durohgangswagen  (s.  1854  F.)  sind. 

—  William  Hiliekrand  und  Norton  erhalten  reines  metallisches  Cerium  durch 
Elektrolyse  von  geschmolzenem  wasserfreiem  Kaliumcerchlorid  und  stellen 
im  gleichen  Jahre  auch  metallisches  Lanthan  elektrolytisch  her. 

—  Nachdem  auf  der  1872  in  Paris  tagenden  internationalen  Meterkonferenz, 
an  der  20  Kulturstaaten  beteiligt  waren,  beschlossen  worden  war,  neue 
Prototype  von  Meter  und  Kilogramm  aus  Platiniridium  herzustellen,  wird 
1875  auf  Vorstellung  von  Adolph  HInch  die  Errichtung  eines  besonderen 
internationalen  Maß-  und  Gewichtsbureaus  beschlossen,  das  seit  1876  in 
BreteuU  bei  S^vres  in  Tätigkeit  ist.     (S.  1800  P.  und  1843  G.) 

—  G.  A.  dauck  legt  sämtliche  Ventile  einer  Pumpe  oder  Feuerspritze  in  einen 
hahnartigen  Körper,  welcher  leicht  ausgehoben  werden  kann.  Dieser 
„Ventilhahn"  gibt  die  Möglichkeit,  durch  Lösen  einer  einzigen  Schraube 
die  Ventile  nachzusehen,  wodurch  viel  Zeit  erspart  wird,  was  insbesondere 
bei  der  Feuerspritze  von  großer  Bedeutung  ist. 

^  Um  den  Arbeitern  eine  unangenehme  und  ungesunde  Arbeit  abzunehmen 
und  den  Unternehmer  weniger  von  der  Geschicklichkeit  der  Arbeiter  ab- 
hängig tVL  machen,  bemühte  man  sich  seit  längerer  Zeit,  den  Sulfatofen- 
betrieb mechanisch  zu  gestalten.  Die  erste  gelungene  Lösung  dieser  Auf- 
gabe ist  der  von  Jonoi  und  Walih  konstruierte  Ofen,  der,  nachdem  die  erste 
Konstruktion  einer  stehenden  Pfanne  mit  rotierendem  Rührwerk  sich 
wenig  bewährte,  nunmehr  aus  einer  rotierenden  Pfanne  mit  feststehendem 
Rührwerk  besteht.     (Vgl.  auch  1853  E.) 

—  Jounlanot  bezeichnet  zuerst  SaneistoSmangel  als  ursächliches  Moment  der 
Bergkrankheit.  Seine  Annahme  wird  von  Paul  Bert  (s.  1878  B.),  sowie 
von  Zuntz,  Löwy,  Müller  und  Caapari  (s.  1901  Z.)  experimentell  begründet. 

—  Der  Pianofortefabrikant  Ernst  Kaps  in  Dresden  baut  Klaviere  (Flügel)  von 
sehr  kleiner  Form  mit  Hilfe  der  doppelten  bez.  dreifachen  Saitenkreuzung. 

—     729     — 

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1876 

1875  John  KMrta  erfindet  eine  neues  System  von  SchuhBohlenn&hmaschinen,  bei 
welchem  die  Maschinen  mit  zwei  F&den  Doppelsteppetich  nähen.  (S.  1861  D.) 

—  Adolf  Ktlm  sucht  durch  eine  neue  Malart,  die  sich  an  die  Stereochromie 
(s.  1845  S.)  anschließt,  und  die  er  Mineralmalerei  nennt,  die  Mängel  der 
Stereochromie  in  bezug  auf  Dauerhaftigkeit  der  damit  hergestellten  Gremälde 
zu  beseitigen.  Er  verwendet  dabei  dieselben  Stoffe  und  erzielt  ähnliche 
chemische  Verbindungen,  wie  sie  bei  Bildung  und  in  der  Zusammensetzung 
einer  ATi^ahl  natürlicher  Mineralien,  namentUch  der  Silikate  Torkommen. 

—  John  Kwr  zeigt,  dafi  durch  die  Drucke,  welche  infolge  der  Elektrisierung 
durchsichtiger  Körper  im  Innern  derselben  auftreten,  die  Körper  doppel- 
brechend werden,  und  weist  dies  sowohl' für  feste  als  auch  flüssige  Körper  nach. 

—  Adolph  Knop  verwendet  zuerst  Farbstoffe  (Fluorescein)  zum  Nachweis  der 
Zusammengehörigkeit  räumlich  getrennter  Wasserläufe  xmd  weist  so  ^ne 
unterirdische  Verbindung  zwischen  der  oberen  Donau  und  dem  Ober- 
rhein nach. 

—  Die  Grebrüder  Körttnc  konstruieren  einen  Strahlkondensator,  in  welchen  der 
Abdampf  und  das  Kühlwasser  eintreten,  und  in  dessen  Mischdfise  sich  die 
Kondensation  vollzieht.  Dabei  wird  die  dem  Abdampf  noch  innewohnende 
Triebkraft  dazu  benutzt,  dem  Mischwasser  (kondensierter  Dampf  und  Kühl- 
wasser) eine  Greschwindigkeit  zu  erteilen,  die  es  befähigt,  beim  Austritt  aus 
dem  Apparat  den  Gregendruck  der  Atmosphäre  zu  überwinden. 

—  Willy  KObm  und  Marcel  von  Nmcid  entdecken  gleichzeitig  das  Indol 
(s.  1866  B.)  unter  den  Fäulnisprodokten  von  EiweiBkörpem  und  er- 
halten es  auch  beim  Schmelzen  derselben  mit  Ätzkali.  Es  findet  sich  in 
Darminhalt  und  Faeces  des  Menschen  fast  immer  zusammen  mit  SkatoL 
(S.  1877  B.) 

—  A.  A.  Kandt  und  E.  Wwfeurc  machen  eingehende  Versuche  über  die  Reibung 
der  Grase  und  bestimmen  deren  Reibxmgskoeffizienten  und  dessen  Beziehungen 
zur  Dichte  und  zur  Temperatur  der  Gase.  Ähnliche  Versuche  werden  von 
Puluj  (1869),  von  Obermayer  (1871),  Schumann  (1883),  £.  Wiedemann 
(1891)  u.  a.  unternommen. 

—  j.  L.  La  Conr  gelingt  es,  die  Schwierigkeiten  bei  der  Erzielung  des  Synchronis- 
mus der  Verteiler  an  den  absatzweise  wirkenden  Mehrfach-Telegraphen,  die 
B.  Meyer  und  E.  Baudot  (s.  1872  M.)  nicht  recht  zu  überwinden  vermochten, 
mit  Hilfe  seines  „phonischen  Rades"  zu  beseitigen.  Seine  Versuche  bleiben 
indes  ohne  dauernden  Erfolg,  bis  er  (1884)  in  Verbindung  mit  Patrik 
B.  Datany  in  New  York  sein  System  vervollkommnet.  Es  lassen  sich  4,  6 
und  auch  noch  mehr  Apparatsatz-Paare  so  miteinander  betreiben,  als  wäre 
die  eine  Leitung  nur  für  jedes  Apparatsatz-Paar  allein  vorhanden. 

—  Fran^ois  LMoq  <•  Bolihandnui  entdeckt  in  der  Zinkblende  von  Pierrefitte 
das  GraUium.  Das  Vorhandensein  dieses  Elementes  war  schon  i.  J.  1869 
von  Mendelejew  (s.  d.)  vermutet  worden. 

—  LmMmIiom  erhält  beim  Kochen  von  Chitin  mit  konzentrierter  Salzsäure  einen 
amidierten  Zucker,  dem  er  den  Namen  „Glykosamin"  (Chitosamin)  beilegt. 

—  Urbain  Jean  Joseph  Lnwritr  setzt  seine  i.  J.  1839  begonnenen  Untersuchungen 
der  Bahnelemente  der  sieben  großen  Planeten  (s.  1839  L.)  sein  ganzes 
Leben  hindurch  fort,  so  daß  die  heutige  genaue  Kenntnis  der  Bahnen  und 
Bewegungen  der  Hauptplaneten  vornehmlich  ihm  zu  verdanken  ist.  Die 
Berechnungen  sind  in  den  ,, Annales  de  l'observatoire  de  Paris,  voL  IV — XIV" 
Dütgeteüt  und  behandeln  den  Merkur  in  den  Jahren  1843  und  1863,  Venus 
1861,  Erde  (Sonne)  1853  und  1858,  Mars  1861,  Jupiter  und  Saturn  1872 
und  1873,  Uranus  1846  und  1874,  Neptun  1875. 

—  Karl  P.  Gr.  Linda  konstruiert  eine  Ammoniakeismasohine  mit  Kompression, 
bei  welcher  die  Dämpfe  des  in  einem  Röhrenapparat  (Verdampfer)  befind- 


—     730     — 

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1876 

liehen  flüBsigen  Ammoniaks  von  einer  Pumpe  angesaugt  und  in  den  Kon- 
densator geführt  werden,  wo  sie  sich  unter  Mitwirkung  des  die  Rohrspirale 
umfließenden  Kühlwassers  zur  Flüssigkeit  verdichten,  um  dann  wieder  in 
den  Verdampfer  zurücküukehren.  Die  in  diesem  erforderliche  Verdunstungs- 
wärme wird  den  die  Bohrspiralen  umgebenden  Gasen  oder  Flüssigkäten 
entzogen. 
1876  F.  LBwk  weist  im  Darmkanal  gesunder  Individuen  Amöben  nach.  Diese 
harmlosen  Darmparaaiten  (Entamoeba  coli  Lösch)  sind  dniohaus  ver- 
schieden von  der  pathogenen  Entamoeba  histolytica  (Sohaudinn),  welche 
Dysenterie  verursacht.    (S.  1860  L.  und  1883  K.) 

—  William  Mm  Ewm  in  Glasgow  beschäftigt  sich  als  erster  mit  der  Him- 
ohirurgie,  die  in  der  operativen  Behandlung  der  Himabscesse,  Hirntumoren 
und  der  Jackson'schen  Epilepsie  fortan  glänzende  Erfolge  feiert. 

—  Mallari  und  Lt  ChaMitr  machen  die  ersten  Versuche  über  die  Zündgeschwindig- 
keit  explosibler  Gasmischungen ,  die  von  Berthelot  und  Vieille  (1883),  so- 
wie von  Dixon  (1884),  Clerk  (1886)  und  Ernst  Körting  (1886)  wiederholt 
werden.  Die  Ergebnisse  dieser  Versuche  lassen  sich  für  die  Vorgänge  in 
der  Gasmaschine  nicht  verallgemeinem,  da  sie  durch  die  Form  der  Ver- 
suchsgefäBe  und  der  Lage  des  Zündpunktes  im  Gefäß  in  hohem  Maße 
beeinflußt  werden. 

—  Anatole  MalM  gelingt  es,  die  Bahnverwaltnng  Bayonne-Biarritz  so  weit 
von  den  Vorteilen  seiner  Verbundmaschine  cu  überzeugen,  daß  sie  drei 
Vs  gekuppelte  Verbtmd-Tenderlokomotiven  nach  seiner  Konstruktion  bei 
Schneider  &  Co.  in  Creuzot  bestellt.  Eine  dieser  Lokomotiven,  ,,Bayonne" 
genannt,  wird  im  Juni  1876  als  erste  Verbundlokomotive  in  Betrieb  ge- 
nommen.   (Vgl.  auch  1874  M.) 

—  Der  Engländer  Henry  MmM  verbessert  das  von  GauB  i.  J.  1820  angegebene 
Heliotrop,  so  daß  mit  Hilfe  eines  drehbaren  Spiegels  Soxmenblitze  von 
kürzerer  oder  längerer  Dauer  (entsprechend  den  Punkten  tmd  Strichen  der 
Morseschrift)'  bis  auf  100  km  Entfernung  entsandt  und  auf  diese  Weise 
telegraphische  Nachrichten  ohne  weiteres  übermittelt  werden  können.  Mance 
nennt  sein  Instrument  „Heliograph".  (Über  ein  anderes  Instrument  gleichen 
Namens  s.  1868  De  la  Rue.) 

—  Adolf  Maytr  und  A.  von  WolkoR  stellen  die  Atmungsintenaität  der  Pflanze 
in  verschiedenen  Wachstumsperioden  oder  tmter  verschiedenen  äußeren  Ver- 
hältnissen fest  und  konstruieren  zu  dem  Behuf  einen  speziellen  Apparat. 

—  Der  nordamerikanische  General  Montgomery  Cunningham  M<l|>  baut  die 
als  Aquädukt  dienende,  steinerne  Cabir-John-Brücke  bei  Washington  mit 
69,4  m  Spannung;  welche,  nachdem  die  1366 — 86  erbaute  steinerne  Brücke 
über  die  Adda  bei  Trezzo,  die  72,30  m  Spannung  hatte,  1427  zerstört 
worden  war,  nunmehr  die  weitest  gespannte  Steinbrücke  darstellt. 

—  £.  MmimI  macht  zuerst  darauf  aufmerksam,  daß  die  bereits  von  Davy 
(s.  1814  D.)  beobachtete  Denitrifikation  (Reduktion  von  salpetersauren 
Salzen)  ein  Werk  der  Bakterien  ist. 

—  Karl  VM  MoMBCtll  sucht  die  Wirkungen  der  einzelnen  Manipulationen  der 
Massage  experimentell  zu  begründen  und  weist  u.  a.  die  günstige  Wirkung 
derselben  auf  den  Blutstrom  in  den  Venen  nach. 

—  George  Streng  Nam  macht  mit  den  Schiffen  „Alert"  und  „Discovery"  eine 
zweijährige  Polarfahrt,  bei  welcher  durch  Schlittenreisen  Hall-  und  Grant- 
Land,  der  Petermannfjord  und  FrankUu-Land  erforscht  werden  und  von 
dem  Kapitän  des  „Alert",  Albert  Hastings  MarUiam,  in  Begleitung  von  Parr 
auf  einer  solchen  Schlittenreise  83*  20'  26"  n.  Br.  erreicht  wird.  Hierbei 
ergibt  sich,  daß  ein  offenes  Polarmeer  (vgl.  1820  W.  und  1863  K.)  nicht 
existiert. 

—     731     — 

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1876 

1876  Maroel  von  NmmIiI  beobachtet  die  Bfldung  von  Indigo  bei  Oxydation  von 
in  Wasser  suspendiertem  Indol  mittels  ozonisierter  Lnft. 

—  Alfred  NoM  erfindet  die  „Sprenggelatine",  ein  Sprengmittel  aus  Nitro- 
glycerin mit  8  Prozent  Kollodiumwolle.  Die  Sprenggelatine  bildet  eine 
gummiartige,  gelbliche,  durchscheinende  Masse,  die  gegen  Wasser  und 
mechanische  Impulse  unempfindlich  ist,  aber  bei  raschem  Erhitzen  auf 
240°  C.  explodiert.  Die  Sprenggelatine  dient  auch  zur  Herstellung  von 
rauchschwachem  Pulver.    (S.  a.  1864  S.  und  1866  P.) 

—  Nachdem  mehrere  merkwürdige  Expeditionen  von  FangmSnnem,  wie 
namentlich  von  Elling  Carlsen  (1868),  £.  H.  Johannsen  (1870),  John 
Palliser  (1869)  usw.  im  Earischen  Meere  gemacht  worden  waren,  gelingt 
ee  Adolf  Erik  «m  NordMik|ÖM  mit  der  Fisoherjaoht  „Prdven",  geführt  von 
dem  Fangkapit&n  Isaksen,  durch  den  Ingor-Sund  imd  über  das  beinahe  eis- 
freie  Earisohe  Meer  bis  nach  der  Mündung  des  Jenissei  vorzudringen  und 
so  zuerst  ein  Ziel  zu  erreichen,  welches  sich  die  alten  Nordostfahrer  ge- 
steckt hatten.  1876  führt  Nordenskjöld  eine  zweite  Fahrt  zum  Jenissei 
auf  dem  Dampfer  „Ymer"  aus. 

—  Jean  Abraham  Chr6tien  OuiMium  fördert  durch  seine  sich  über  diu  ganze 
Grebiet  der  Pharmakognosie  erstreckenden  mikroskopischen  Untersuchungen 
die  Arzneimittellehre. 

—  Max  von  Ptttonkaltr  wirkt  durch  eine  Reihe  von  Vorträgen  für  die  Förderang 
der  hygienischen  Einrichtungen  (Kanalisation  usw.)  in  den  Stfidten,  nach- 
dem er  schon  vorher  (seit  1868)  Untersuchungen  über  die  Ventilations- 
verhältnisse der  Wohnungen  und  die  physikalischen  Verhältnisse  der 
Kleidung  angestellt  hatte.    (S.  auch  1872  P.) 

—  Eduard  PflOiar  weist  zuerst  darauf  hin,  dafi  ee  sich  bei  der  Giftwirkung 
von  Bakterien  häufig  nicht  um  durch  Abbau  aus  dem  Eiweiß  hervor- 
gehende Basen,  sondern  oft  auch  um  wahre  EiweiSkörper  handelt,  die 
man   ihrer  spaltenden  Kraft  wegen  als  aktive  Eiweißkörper  bezeichnet. 

—  Eduard  PflOisr  beobachtet  zuerst  mit  Sicherheit,  daß  kugelartige  Mikro- 
organismen die  Erreger  des  Leuchtens  der  Fische  sind.  Im  gleichen 
Jahre  beobachtet  Nuesch,  daß  das  Leuchten  des  Fldsohes  ebenfalls  von 
Bakterien  herrührt,  was  Lassar  (1880),  F.  Ludwig  (1882).  B.  Fischer  (1887) 
bestätigen.    (S.  1692  und  1863  H.) 

—  Ponza  empfiehlt  die  Behandlnng  der  Greisteskranken  mit  farbigem  Licht. 
Nach  seinen  Versuchen,  die  von  Davies  1876  nachgeprüft  werden,  wirkt  der 
Aufenthalt  in  roten  Zimmern  auf  Melancholische,  der  in  blauen  Zimmern 
auf  Tobsüchtige  günstig  (photochromatische  Therapie,  Chromophoto- 
therapie). 

—  POffW  konstmiert  einen  Etagenkühler,  bei  welchem  das  Warmwasser  auf 
die  Spitze  des  Kühlturms  in  Siebkasten  gelangt,  in  Kegenform  auf 
andere  darunter  befindliche  Siebkasten  fällt  und  bei  diesem  Fallen  die 
äußere  Luft  ansaugt,  die  kühlend  wirkt  und  unten  in  einen  Dunstsohlot 
entweicht. 

—  Der  Amerikaner  Jacob  Rmm  bildet  das  von  Barnes  (s.  1823  B.)  zuerst 
versuchte  Verfahren  weiter  aus.  Eisen  und  Stahl  durch  schnell  rotierende 
Scheiben  aus  weichem  Eisen  zu  durchschneiden,  und  konstruiert  dazu  eine 
Maschine. 

—  Franz  RNtoux  behandelt  die  Kinematik,  unter  der  er  die  Theorie  der 
Maschinen  (Maschinengetriebelehre)  versteht,  wesentlich  anders  als  seine 
Vorgänger.  (S.  1834  A.  und  1862  R.)  Er  sucht  den  Kausalzusammenhang 
der  Bewegungserscheinungen  in  der  Maschine  auf  und  führt  ihn  auf  einige 
wenige  einfache  Grundgedanken  und  kinematische  Elemente  zuräck, 
welche  er  zu  Elementenpaaren  vereinigt,  um  diese  dann  zu  kinematiBohen 

—     732     — 

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1876 

Ketten  zn  Torbinden.  Diejenige  Anordnung  solcher  Ketten,  bei  der  die 
Stellnngsveränderung  eines  Gliedes  gegen  das  benachbarte  eine  Stellungs- 
finderung  aller  anderen  Glieder  gegen  das  genannte  hervorruft,  nennt  er 
eine  geschlossene  Kette.  Ist  hierin  ein  Glied  festgestellt  und  damit  eine 
gezwungene  absolute  Bewegung  erreicht,  so  entsteht  der  Mechanismus  oder 
das  Getriebe  als  Grundlage  der  Maschine. 
1876  Nachdem  schon  Baader  (1822)  und  Henschel  (1833)  Druckluft  zum  Be- 
triebe von  Fuhrwerken  vorgeschlagen  hatten,  konstruiert  Rlbourt  für  die 
Förderang  im  Gotthardtnnnel  Lokomotiven  mit  einem  mit  Luft  von 
14  Atmosphären  Spannung  gefüllten  Behälter,  aus  welchem  die  Luft  mit 
Hilfe  eines  selbsttätig  wirkenden  Regulators  bei  dauernd  erhaltener  Pres- 
sung von  3  Atmosphären  in  den  Arbeitszylinder  tritt.  Zwei  solche  von 
Schneider  &  Co.  in  Creuzot  gebaute  Maschinen  kommen  im  gleichen  Jahre, 
daselbst  in  Betrieb. 

—  Charles  Riehst  bestätigt  in  seiner  Arbeit  „Du  somnambulisme  provoqn^" 
durchaus  die  Angaben  von  James  Braid  über  die  hypnotischen  Zustände 
und  zieht  auch  die  hypnotischen  Erscheinungen  bei  Hysterischen,  auf  die 
bereits  1860  Demarquay  und  Giraud-Teulon  und  1865  Las^gue  hingewiesen 
hatten,  in  den  Kreis  seiner  Untersuchung. 

—  Julius  RiMzmr  macht  am  Rangier-Bahnhof  Aussig  den  ersten  Versuch,  die 
Wagenverschiebungen  bei  Nacht  durch  eine  elektrische  Lichtanlage  zu  er- 
möglichen und  zu  sichern. 

—  Rollt  schlägt  Selen  zur  Konstruktion  eines  Photometers  vor. 

—  Daniel  August  RoMMdshl  stellt  das  Nitroalizarin  her,  aus  dem  Prudhomme 
(s.  1877  P.)  durch  Einwirkung  von  Schwefelsäure  das  Alizarinblau  gewinnt. 

—  Nachdem  Kratzenstein  (1746)  zuerst  die  in  der  Luft  enthaltenen  Wasser- 
kugeln als  Hohlkugeln  (Bläschen)  erachtet  hatte,  xmd  Clausius  dieser  An- 
sicht beigetreten  war,  stellt  F.  Roth  die  entgegengesetzte  Ansicht,  daB  man 
es  mit  Vollkugeln  zu  tun  habe,  auf,  die  durch  ABmann's  Mikroskopierung 
von  Tropfen  im  Momente  des  Gefrierens  (1883)  eine  wesentliche  Stütze  findet. 

—  Henry  Augostus  Rowbuid  erbringt  experimentell  den  Beweis,  daß  die  Be- 
wegung elektrisierter  ponderabler  Körper  elektromagnetisch  wirksam  ist. 

—  Der  Ingenieur  SaniiMjoat  konstruiert  eine  Einschienenbahn  mit  Dampf- 
betrieb. Sein  Versuch  wird  jedoch  aufgegeben,  weil  der  Wagen  bei  jeder 
Unebenheit  des  Bodens  so  stark  schwankt,  daß  er  sich  für  den  Personen- 
betrieb als  ungeeignet  erweist. 

—  Nachdem  1806  Bichat  und  1824  Blundell  die  seit  dem  Mittelalter  aufge- 
gebenen Transfusionsversuche  (s.  1666  L.  und  1667  D.)  wieder  aufgenommen 
und  Panum  (1863)  der  Transfusion  ebenfalls  das  Wort  geredet  hatte,  weist 
Alezander  Schmidt  im  Verlauf  seiner  Studien  über  die  Gerinnung  des  Blutes 
(s.  1861  S.)  nach,  daß  auch  in  dem  zur  Transfusion  aus  der  Ader  ge- 
lassenen Blute  sich  Fibrinferment  bildet,  das  in  den  Gefäßen  Intoxi- 
kationen und  Gerinnungen  und  damit  große  Gefahren  herbeiführt.  Infolge 
dieser  Arbeiten  wird  die  Anwendung  der  Transfusion  auf  ein  sehr  geringes 
Maß  herabgesetzt. 

—  SchmMtborg  und  Haniaek  stellen  Cholin  aus  dem  FJiegenschwamm  dar.  Sie 
zeigen,  daß  sich  dasselbe  in  vielen  Pflanzensamen  findet  und  wahrschein- 

.   lieh   ein   konstant  vorkommendes  Produkt  des  Pflanzenlebens   und  zum 
Aufbau  der  Pflanzenzelle  notwendig  ist.    (S.  a.  1851  B.) 

—  BchoBold  konstruiert  in  Anlehnung  an  die  für  metallurgische  Zwecke  dienenden 
Öfen  mit  kreisförmigen  rotierenden  Herden  einen  Drehofen  für  die  Soda- 
fabrikation, der  schon  fast  alle  Züge  der  jetzt  üblichen  Maotear-Ofen 
(s.  1876  M.)  aufweist.    (Vgl.  auch  1868  St.) 

—     733     — 

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1876 

1876  Petr  Mlwi  und  gleichzeitig  Georg  QafeKka  bestimmen  eine  Anzahl  Dielek- 
trizit&tskonstanten ,  insbesondere  von  Flüssigkeiten,  indem  de  die  An- 
ziehung zweier  Eondensatorplatten  in  yerschiedenen  dielektrischen  Medien 
messen  und  nach  einer  yon  Helmholtz  (1871)  gegebenen  Formel  die  Kon- 
stante berechnen.  E.  Cohn  nnd  L.  Arons  (1888)  machen  durch  eine  kleine 
Modifikation  dieses  Verfahren  anwendbar,  nm  auch  die  Dielektrizitäts- 
konstanten leitender  Flüssigkeiten  zu  bestimmen. 

—  SmHIi  konstruiert  eine  Vakuumbremse,  die  auf  der  ansangenden  Wirkung 
des  Dampfstrahls  beruht,  der  mittds  eines  sehr  einfachen  sogenannten 
Ejektors  die  Luft  aus  elastischen  Zylindern  heraussaugt,  die  sich  nur 
nach  der  L&ngsrichtung  zusammenzidien  können.  Der  äußere  Luftdruck 
bewirkt  ein  Zusammenklappen  der  Zylinder,  und  diese  Bewegung  wird 
mit  an  den  Zylinderdeckeln  befestigten  Stangen  und  Hebeln  auf  die 
Bremsklötze  übertragen.  Diese  Bremse  ist  der  VorlAufer  der  Hardybiemse. 
(8.   1877  H.) 

—  Der  Amerikamer  8tNl  konstruiert  die  erste  selbsttätige  Zweikammer-Luft- 
druckbremse,  welche  i.  J.  1877  bei  den  Bremsversuehen  auf  der  Strecke 
Guntershausen  —  Gensnngen  der  Mainz-Weser-Bahn  erprobt  wird. 

—  Eduard  Blriifciirf  trägt  durch  seine  Untersuchung  über  Zellbildung  und 
Zellteilung  wesentlich  zur  besseren  Kenntnis  des  Furchungsprozessee  bei. 

—  Eduard  Smh  gibt  in  seinem  Buche  „Die  Entstehxmg  der  Alpen"  im  An- 
schluB  an  die  zuerst  von  MaUet  1873  geäußerten  Ideen  eine  Erklärung 
des  Baues  der  Alpen,  nach  welcher  dieselben,  wie  die  meisten  anderen 
CrebirgBzüge,  ein  durch  tangentiale  Zusammenschiebung  der  festen  Erd- 
kruste entstandenes  Faltungsgebirge  sind.     (VgL  1875  D.) 

—  William  ThontM  (Lord  Kelvin)  gibt  der  Gezrätenlehre  diejenige  Gestaltung, 
in  welcher  sie  sich  heutzutage  als  Grundlage  für  die  Berechnung  von  Flut- 
tafeln außerordentlich  bewährt. 

—  Th.  E.  Tborpt  erhält  das  Phosphorpentafluorid.  indem  er  Fluorarsen tropfen- 
weise in  Phosphorpentachlorid  einträufeln  läßt. 

—  Otto  Torall  stellt  im  Verlauf  seiner  Forschungen  über  das  Norddeutsche 
Tiefland  (vgL  1870  T.  und  1872  T.)  seine  „Inlandeistheorie"  auf.  Danach 
wird  es  als  feststehend  betrachtet,  daß  ein  von  Skandinavien  und  Finnland 
ausgehendes  gletscherartiges  Inlandeis  das  ganze  norddeutsche  Tiefland  bis 
an  den  Rand  der  deutschen  Mittelgebirge  bedeckte.  Eine  Reihe  von 
Forschem,  wie  Berendt,  Jentzsch,  KeUhack,  Penck,  Wahnschaffe  schließen 
sich  dieser  Ansicht  an. 

—  Moritz  Tranto  gelingt  es,  seine  Entdeckung  der  Niedersohlagsmembranen 
(s.  1867  T.)  dahin  zu  erweitem,  daß  er  durch  Vereinigung  verschiedener 
Flüssigkeiten  „künstliche  Zellen"  erhält,  die  sich  in  Bildung  und  Wachs- 
tum ähnlich  wie  lebende  Zellen  verhalten. 

—  TMMil  konstruiert  eine  hydraulische  Nietmasohine,  deren  Kolben  durch 
Wasserdruck  angetrieben  wird  und  durch  Pressung  die  Nietung  ausführt. 

—  Der  Vfraln  «toutMlMr  ElMiihalNivHwaltuiigM  führt  die  Sicherheitskuppelung 
ein,  bei  der  neben  der  Hauptkuppelung  eine  zweite  Kuppelung  vorhanden 
ist,   die  von  selbst  in  Wirksamkeit  tritt,  faUs  die  Hauptkuppelung  reißt. 

—  Vmttmti»  in  Lille  konstruiert  einen  Schraubenflaschenzug,  der  1880  von  £. 
Becker  in  Berlin  verbessert  wird.  Diese  Schraubentriebwerke  stehen  je- 
doch den  gewöhnlichen  Stimrädertriebwerken  an  Wirksamkeit  nach.  • 

—  Jacob  VoHiart  zeigt,  daß  man  auf  die  Anwendung  des  Rhodanammo- 
niums  eine  Reihe  sehr  einfacher  imd  äußerst  genauer  maßanalytischer 
Bestimmungen,  wie  die  des  SUbers,  der  Halogene,  des  Cyans,  des  Kupfers 
usw.,  gründen  kann. 

—  Richard   von   VoiknaiUi    wendet    die    antiseptische    Wundbehandlung    bei 


734    — 

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1875 

Sohadelverletznng  an  und  beginnt  bei  allen  komplizierten  SchfideUrak- 
tnren  konsequent  tu  trepanieren.  Er  verwendet  die  Trepanation  unter 
antiseptisohen  VorsichtsmaSregeln  auch  cur  künstlichen  Eröffnung  des 
Schädeldachs  wegen  Sch&deltuberkulose,  Soh&delsyphüis  und  Sch&deltamo- 
ren,  worin  ihm  Socin  und  die  meisten  namhaften  deutschen  Chirurgen  folgen. 
1875  Louis  WaMMbuff  konstruiert  einen  vorzüglichen  transportabeln  pneuma- 
tischen Apparat  und  schafft  die  phyäologischen  und  physikalischen  Grund- 
lagen für  die  pneumatisch-therapeutischen  Methoden. 

—  Carl  Walgirt  unterzieht  auf  G-rund  der  von  ihm  aufgefundenen  FSxbungs- 
methode  (a.  1871 W.),  die  er  auch  nach  der  Seite  der  anzuwendenden 
F&rbungsmittel  (Methjlviolett,  Bismarckbraun  usw.)  ausbaut,  die  Frage 
der  spezifischen  pathogenen  Mikroorganismen  einer  eingehenden  Kritik. 
Er  stellt  einwandfrei  fest,  daB  die  in  den  erkrankten  Geweben  auf- 
gefundenen kömigen  Gebilde  Bakterienhaufen  darstellen,  nnd  daß  diese 
die  Ursache  der  Gewebsläsionen  sind. 

—  Der  Zoolog  August  Wiinnann  in  Freiburg  veröffentlicht  seine  „Studien 
zur  Desoendenztheorie",  in  denen  er  die  Erblichkeit  der  erworbenen  Eigen- 
schaften verneint  und  allen  Fortschritt  der  Organismen  den  im  Keimplasma 
vor  sich  gehenden  (blastogenen)  Veränderungen  und  der  Allmacht  der 
Natorzüohtung  zuschreibt  (Neodarwinismus). 

—  Www  und  PftoMtrar  in  Cannstatt  verbessern  die  Knetmaschine.  Sie  liefern 
in  ihrer  „Universal-Knet-  und  Mischmaschine"  einen  Apparat,  der  sich 
jedem  Bedürfnis  der  Mischung  von  Substanzen  der  verschiedensten  Art 
anpaßt  und  sich  sowohl  zur  Beratung  der  Brotteige,  als  auch  zum  Ver- 
mengen von  trockenen  Pulvern  in  Farbenfabriken,  wie  für  Druckerschwärze, 
Pillenmasse  usw.  bewährt.  (S.  1810  L.)  Die  Knetmaschine  verdankt  ihre 
hohe  Leistungsfähigkeit  namenthch  dem  Reversierapparat,  einer  Vor- 
richtung zur  bequemen  Umkehrung  der  Bewegungsrichtung  der  Enet- 
sohaufdk. 

-i-  Nachdem  nach  Dingler's  polyt.  Journal  149,  S.  398  schon  Mitte  der  fünf- 
ziger Jahre  Wellblech  in  England  als  Daohdeckmaterial  angewendet  worden 
war  und  John  Le  Chapelaine  1856  ein  Patent  auf  das  Walzen  dieses 
Bleches  erhalten  hatte,  stellt  C.  L.  WatMtaM  in  Barmen  zuerst  das  eigent- 
liche Trägerwellblech  her,  bei  dem  die  Wellenhöhe  größ^  ist  als  die  halbe 
Wellenbreite.  Seitdem  gewinnt  die  Wellblechfabrikation  rasch  an  Um- 
fang und  Bedeutung. 

—  George  WsttlnchoiiM,  der  schon  vorher  bei  mehreren  amerikanischen  Bahnen 
eine  nicht  selbsttätige  Luftdruckbremse  eingeführt  hatte,  die  jedoch  nur 
geringe  Zuverlässigkeit  besaß,  konstruiert  die  nach  ihm  benannte  auto- 
matis<diie  Luftdruckbremse.  Diese  Bremse  entspricht  den  für  den  Betrieb 
der  Personenzüge  zu  stellenden  Anforderungen  so,  daß  sie  auf  fast  sämt- 
lichen amerikanischen  Bahnen  und  vielfach  auch  in  Europa  eingeführt 
wird.  Im  Jahre  1887  wird  sie  noch  wesentlich  verbessert  (Westinghouse'sohe 
Schnellbremse). 

—  Nachdem  Hittorf  das  Schwefelsilber  und  Beetz  das  Qneoksilberjodid  im 
festen  Zustande  elektrolysiert  hatten,  weist  Eilhard  Ernst  WMmmmi  für 
Chlor-,  Brom-  und  Jodblei  die  elektrolytische  Zersetzung  nach. 

—  Clemens  WInicMr  publiziert  eine  eingehende  Arbeit  über  das  Kontakt- 
verfahren zur  Erzeugung  von  Schwefelsäure.  Er  studiert  namentlich  die 
Einwirkung  von  platiniertem  Asbest  (s.  1846  J.)  auf  Gemenge  von  schwef- 
liger Säure  mit  Sauerstoff  und  Luft.  Als  das  geeignetste  derartige  Ge- 
menge schlägt  er  die  durch  Zersetzung  konzentrierter  Schwefelsäure  bei 
Glühhitze  erhaltenen  und  von  Wasser  befreiten  Gase  (schweflige  Säure 
und  Sauerstoff)  vor. 

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1876 

1875  Otto  N.  Witt  führt  das  Ton  ihm,  H.  Caro  und  P.  GrieB  gleichzeitig  ent- 
deckte Chrygoidingelb  (salzsaures  unsymmetriBchea  DiamidoazobenEol),  dea 
ersten  Repräsentanten  der  mit  Hilfe  von  Diazoverbindungen  synthetisch 
erhaltenen  Azofarbstoffe,  in  die  Praxis  ein. 

—  Der  Amerikaner  Woodward  in  Cleveland  stellt  Pflastersteine  aus  Hochofen- 
schlacken dadurch  her,  daS  er  die  Schlacken  in  eiserne  Formen  laufen 
läßt  und  die  erhaltenen  Steine  ausglüht.     (Vgl.  auch  1865  L.) 

—  Henry  Rossiter  Wortliln|ton  konstruiert  seine  Pumpe  als  Duplex -Verbund- 
maschine mit  Kondensation  und  erzielt  damit  einen  durchschlagenden 
Erfolg.  Er  legt  die  hintereinander  angeordneten  Hoch-  und  Niederdruck - 
Zylinder  paarweise  nebeneinander,  so  daS  jede  Masohinenseite  ans  einer 
Woolf  sehen  Maschine  besteht,  und  l&fit  in  beiden  Zylindern  den  Dampf 
mit  voller  Füllung  arbeiten. 

1876  Nachdem  Vidal  mit  dem  Dreifarbendruck  eine  bessere  Wirkung  als 
Dncos  du  Hauron  und  Gros  erzielt  hatte,  indem  er  das  neutral  gefärbte 
Pigmentbild  über  einen  chromo-Uthographischen  Unterdrück  aufpreßte, 
gelingt  es  Joseph  Alkort  in  München,  der  sich  auf  Versuche  von  Husnik 
in  Prag  stützt,  nach  dem  Dreifarbendruckverfahren  gute  Farbenlichtdmcke 
zu  erhalten. 

—  Der  amerikanische  Ingenieur  Allon  stellt  zuerst  Eigenbahnräder  aus  Papier 
her.  Die  Papierscheibe  wird  aus  66  Pappbogen  zusammengeleimt,  scharf 
getrocknet  und  gepreßt.  Sie  ist  so  hart,  daß  sie  wie  Eisen  auf  Maschinen 
abgedreht  werden  kann.  In  England  werden  vielfach  Holzscheibenräder, 
nach  ihrem  Erfinder  „Mansell- Räder"  genannt,  angewendet. 

—  R.  AnichiHx  und  6.  Sdwlti  zeigen  zuerst,  daß  die  Fluorenverbindungen  mit 
dem  Phenanthren  in  naher  genetischer  Beziehung  stehen,  was  später  von 
Baeyer  und  Caro  (1877),  Wittenberg  imd  Meyer  (1883),  Graebe  xmd  Aubin 
(1888)  u.  a.  bestätigt  wird. 

—  Sir  William  George  Anwilrom  konstruiert  einen  hydraulischen  Kran  von 
100  Tonnen  Leistungsfähigkeit  für  den  itaUenischen  Eriegshafen  in  Spezia. 
Das  mit  Rücksicht  auf  die  ungleiche  Belastung  auf  der  entgegengesetzten 
Seite  des  Auslegers  angebrachte  verstellbare  Gregengewioht  repräsentiert 
350  Tonnen. 

—  Adolf  «OH  BMyor  erhält  durch  Erhitzen  von  Resorcin  und  Phtalsäure- 
anhydrid  das  Fluorescein,  das  das  wichtigste  Ausgangsmaterial  zur  tech- 
nischen Darstellung  der  meisten  PhtalsäurefarbstofEe  wird.  Das  Tetrabrom- 
fluorescein,  sowie  die  niedrigeren  Bromierungsstufen  sind  die  verschiedenen 
Marken  der  von  Caro  entdeckten  EosinfarbstofEe.     (S.  1873  C.) 

—  In  Portsmonth  erfolgt  der  StapeUauf  des  nach  den  Plänen  des  Chefkonstruk- 
teurs Nathaniel  Bamoby  erbauten  engUschen  Panzerschiffs  „Inflexible"  als 
des  ersten  Repräsentanten  der  Citadellschiffe.  Nach  diesem  Typ  sind  die 
deutschen  Panzer  der  Sachsenklasse,  jedoch  als  Barbetteschiffe  mit  festen, 

'  oben  offenen  Türmen  gebaut.  Der  „Inflexible"  hat  außer  dem  vertikalen 
Gürtelpanzer  zum  erstenmale  auch  einen  Horizontalpanzer,  d.  i.  ein  die 
empfindlichsten  SchiffsteUe,  wie  Maschinen  u.  dgl.  überdeckendes,  flach- 
gewölbtes,  und  dadurch  senkrechten  Treffern  entzogenes  Panzerdeck. 

—  E.  Baumann  imd  £.  Hortir  finden,  daß  Phenole  im  Organismus  als  gepaarte 
Schwefelsäuren  ausgeschieden  werden,  und  daß  das  gleiche  bei  substituierten 
Phenolen  der  Fall  ist,  wenn  in  denselben  ein  KohlenwasseiBtotfatom  an  die 
Stelle  eines  Wasserstoff  atoms  tritt.  Sind  aber  die  Wasserstoff atome  durch 
Carboxylgruppen  ersetzt,  so  werden  gepaarte  Schwefelsäuren  nicht  ge- 
bildet, so  lange  die  substituierten  Produkte  den  Charakter  von  Säuren 
haben,  wohl  aber,  wenn  dies  nicht  der  Fall  ist  und  z.  B.  Amide  in  den 
Körper  eingeführt  werden. 


—     736     — 

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187« 

1876    Balaiil  erfindet  den  ersten  Staubanleuohter  zum  Beinigen  der  Hoohofengicht- 
gase  von  Staub. 

—  Alexander  Graham  MI  und  Elisha  Gray  suchen  am  14.  Februar  Patente 
nach  für  Telephon-Apparate,  die  bei  der  von  den  Erfindern  unabhängig 
voneinander  betriebenen  Verbesserung  sehr  ähnliche  Formen  erhalten. 
Diese  Form  —  der  Handfemsprecher  von  Bell —  wird  im  Mai  1877  bekannt. 

—  Nachdem  von  verschiedenen  Seiten  teils  magnetisches  Eisenoxyd  (von 
Spencer),  teils  Eisendraht  (von  Bunge  und  Medlock)  zur  Beinigung  von 
Trinkwasser  empfohlen  worden  war,  verwendet  Bitehof  sogenannten  Eisen- 
schwamm,  d.  h.  fein  verteiltes  metallisches  Eisen,  welches  aus  Kies- 
abbränden  nach  dem  Ausziehen  des  Kupfers  gewonnen  wird. 

—  Der  Physiolog  Franz  Soll  entdeckt,  daß  die  Netzhaut  eines  Auges,  welches 
längere  Zeit  vor  Licht  geschützt  ist,  eine  purpurrote  Farbe  hat,  die  aus- 
schließlich den  Anßengliedem  der  Stäbchen  angehört  (Sehpurpur).  Durch 
Licht  wird  diese  Farbe  schnell  gebleicht,  während  des  Lebens  aber  stets 
wieder  regeneriert. 

—  Alfred  Brandt  in  Hamburg  erfindet  die  hydraulische  Drehbohrmaschine, 
bei  der  keäförmige  Schneiden  aus  Stahl  unter  sehr  hohem  Wasserdruck 
(50—200  Atmosphären)  in  das  Gestein  gepreßt  und  gleichzeitig  in  lang- 
same, kontinuierlich  rotierende  Drehbewegung  versetzt  werden. 

—  Bnict  und  Btflio  in  London  konstruieren  Baggermaschinen  mit  Greifer- 
Apparaten,  bei  denen  der  Dampf  nicht  unmittelbar  auf  den  eigentlichen 
Baggerapparat  wirkt,  vielmehr  eine  Art  von  hydraulischem  Motor  in  der 
Gestalt  von  Druckpumpen  eingeschaltet  ist  (Hydraulic  Dredger). 

—  Heinrich  Brans  führt  grundlegende  Arbeiten  über  die  Theorie  der  Erdfigur 
aus  und  stellt  die  Forderung,  daß  zu  einer  Lösung  des  Problems  der  Erd- 
gestalt das  Zusammenwirken  der  astronomisch-trigonometrischen  Messung, 
des  geodätischen  Nivellements  und  der  Bestimmung  der  Pendelschwere 
unerläßUch  sei. 

—  J.  Bnrdoii-Sandtnoii  entdeckt  die  Existenz  eines  ableitbaren  elektrischen 
Stromes  am  unverletzten  Blatt  von  Dionaea  muscipula,  was  von  H.  Munk 
bestätigt  wird.  Später  werden  solche  Ströme  von  A.  J.  Kunkel  (1881), 
Müller- HettUngen  (1883),  Haake  (1892)  u.  a.  an  zahlreichen  intakten 
Pflanzen  nachgewiesen,  und  es  scheint  kaum  eine  Pflanze  zu  geben,  bei 
der  nicht  zwischen  irgend  zwei  Punkten  der  Oberfläche  eine  Potential- 
differenz nachweisbar  ist. 

—  Otto  BOtichll  veröffentlicht  seine  Studien  über  die  ersten  Entwicklungs- 
vorgänge der  Eizelle,  die  Zellteilung  tuid  Konjugation  der  Infusorien,  und 
trägt  dadurch  wesentlich  zur  genaueren  Erkenntnis  des  Furchungs- 
prozesses  bei. 

—  Nachdem  schon  De  la  Bive  1837  und  Hankel  1848  Hitzdrahtstrommesser 
mit  Spiegelablesung  konstruiert  hatten,  verfertigt  Cardaw  einen  Hitzdraht- 
messer für  Wechselstrom,  bei  dem  die  Verlängerung  durch  die  Drehung 
eines  Zeigers  gemessen  wird.  Das  Instrument  wird  1889  von  Paalzow  und 
Bubens,  1891  von  Hartmann  und  Braun  noch  wesentlich  verbessert. 

—  P.  ChMMil  in  Paris  erfindet  das  sogenannte  Transparentleder,  das  eine 
durch  Glycerin  konservierte  und  weich  erhaltene  Hautblöße  darstellt,  und 
als  Binderiemen  vorzügliche  Dienste  leistet. 

—  IHiinn  erörtert  eingehend  die  künstliche  Aufspeicherung  des  Wassers  durch 
Sammelgräben,  Teiche  und  Talaufstauungen  vom  technischen  und  ökono- 
mischen Standpunkte  aus  und  läßt  sich  über  die  Prinzipien  und  die  Aus- 
führung solcher  Werke  aus,  worin  ihm  Schlichting  (1883),  WoUeg  u.  a. 
folgen.  Die  Herstellung  derartiger  Ausgleichsbehälter  war  seit  den  frühesten 

DftrmatkedteT.  47 

—     737     — 


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1876 

Zeiten  in  China,  Japan,    Indien,  ÄBsyrien,   Ägypten,  Peru,  Ceylon,  der 
Türkei  usw.  im  Gebrauch. 
1876    Al&ed  Collmaiiii  in  Wien  konstroiert  eine  zwangBläuflge  Ventilsteaenmg  für 
Dampfmaschinen,   deren  erste  Ansführnng  von  der  Görlitser  Maschinen - 
Bauanstalt  herrührt. 

—  Der  Amerikaner  CouflMiay  erfindet  die  Henibojen  (Heulpfeifen),  bei  denen 
das  Ertönen  der  Pfeife  selbsttätig  infolge  der  Schwingbewegrmgen  der 
Boje  auf  dem  Wasser  erfolgt.  Courtenay  legt  die  erste  Boje  dieser  Art 
bei  Sandy  Hook  an  der  Mündung  des  New  Yorker  Hauptfahrwassers  aus. 

—  Der  französische  Reisende  Jules  Nicolas  Cman  erforscht  Guayana,  wobei 
er  über  die  Tumuo-Humacberge  vom  Maroni  zum  Jaii  und  zum  Amazonen- 
strome  gelangt. 

—  Camille  Daradi  fördert  die  Lehre  von  den  Mißbildungen  durch  Versuche 
am  Hühnerei.  Es  gelingt  ihm,  durch  vertikale  Stellung  der  Eier,  Über- 
ziehen der  Schale  mit  impermeabeln  Stoffen,  abnorm  hohe  oder  abnorm 
niedere  Temperatur  Mißbildungen  zu  erzengen. 

—  Dtaeon  konstruiert  einen  Wasserverlastmesser  (Deacon's  Distriktwaaaer- 
messer),  der  größere  Wasserverluste  in  städtischen  Rohrleitungen  selbst- 
tätig registriert  und  den  Verbrauch  des  Wassers  für  jede  Stunde  angibt. 

—  Dteauvill*,  ein  Landwirt  in  Petitboorg,  konstruiert  das  erste  transportable 
Eisenbahn  -  Oberbausystem.  Die  sehr  bewegliche  Sohienenbahn  bestdit 
aus  einzelnen  Teilen  von  3,25  und  1,25  m  Länge,  die  mit  0,4  m  Spurweite 
aus  leichten  breitfüßigen  Schienen  und  eisernen  an  die  Schienenfüße  an- 
genieteten Querbändem  bestehen.  Die  Gleiseteile  werden  miteinander 
verbunden,  indem  die  an  einem  Ende  der  Schienen  angenieteten  Laschen 
unter  die  Köpfe  der  anstoßenden  Schienen  geschoben  werden. 

—  Peter  Dittwailar  modifiziert  die  Brehmer'sche  Behandlungsmethode  der 
Lungenschwindsucht  (s.  1869  B.)  und  führt  in  der  von  ihm  gegründeten 
Heilanstalt  Falkenstein  im  Taunus  die  Freüuft- Ruhekur  ein.  Er  kon- 
struiert zu  dem  Behufe  den  Liegestuhl,  durch  den  die  Heilanstaltsbehand- 
lung eine  systematische  wird.  Nachdem  durch  Koch  der  Auswurf  der 
Tuberkulösen  als  Hauptträger  der  Ansteckung  erkannt  war,  gibt  Dettweiler 
durch  die  nach  ihm  benannten  Spuckflaschen  eine  sichere  Methode  der 
Auswurfbeseitigimg. 

—  Emerson  DcwtOH  gewinnt  durch  gleichzeitiges  Überleiten  von  Luft  und 
Wasserdampf  über  glühenden  Anthrazit  oder  Koks  ein  für  Krafterzeugung 
und  Heizung  verwendbares  Gas,  das  dem  jetzt  eingeführten  Sauggas  ent- 
spricht (Halbwassergas,  Dowsongas,  Mischgas).  Das  Dowsongas  besteht 
in  der  Hauptsache  aus  Kohlenoxyd,  Stiokstofi  und  Wasserstoff. 

—  Der  Forschungsreisende  Emln  Paieha  (Eduard  Schnitzer)  wird  von  Gordon 
Pascha  mit  politischen  Sendungen  betraut.  Nachdem  er  1878  zum  Gou- 
verneur der  Äqnatorialprovinz  ernannt  worden  war,  ist  er  unermüdlich 
tätig,  dieses  Giebiet  zu  organisieren  und  zu  erforschen,  wird  aber  durch 
den  Aufstand  des  Mahdi  in  eine  äußerst  gefährdete  Lage  gebracht,  aus 
der  er  erst  durch  Stanley  (s.  1887  S.)  befreit  wird. 

—  Emil  ErtMimyir  schlägt  vor,  durch  Zusammenschmelzen  von  zwei  Äqui- 
valenten metallischen  Natriums  mit  einem  Äquivalent  Blutlaugensalz  den 
gesamten  Cyangehalt  des  Ferrocyanmoleküls  als  Cyanid  nutzbar  zu  machen, 
ein  Vorschlag,  der  zu  Anfang  der  90er  Jahre  bei  dem  anwachsenden  Cyan- 
kahnmbedarf  der  Goldindustrie  in  Transvaal  Eingang  in  die  Cyankaliom- 
industrie  findet. 

—  Hermann  EatankMf  trägt  durch  sein  Handbuch  der  Oewerbehygiene  zum 
Schutze  der  Arbeiter  vor  Schädigungen  ihrer  Gesundheit  und  ihres  Lebens 
durch  den  Gewerbebetrieb  wesentlich  bei. 


—     738     — 

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1876 

1876  Gustav  Theodor  fttbmr  stellt  merkwürdige  Mitempflndnngen  des  Gesichts- 
sinnes bei  Beizung  anderer  Sinne,  insbesondere  des  Gehörsinns,  fest  und 
nennt  diese  Ersoheinnng  das  farbige  Hören  (Andition  oolor^e).  Diese  Er- 
scheinungen werden  von  Bleuler  und  Lehmann  (1881),  ürbantsohitsoh, 
Hensen  u.  a.  näher  untersucht  (Synaesthesie). ' 

—  WUhelm  FMtehiiuuin,  bekannt  durch  seine  Forschungen  auf  dem  Gebiete 
der  MUchwirtsohaft  und  durch  sein  Lehrbuch  „Das  Molkereiwesen",  grün- 
det die  erste  deutsche  milohwirtschaftliohe  Versuchsstation  in  Raden  bei 
Laiendorf  in  Mecklenburg. 

—  Karl  FriidMii  konstruiert  die  sogenannte  „mechanische  Druokknopfsperre", 
durch  welche  an  den  Siemens  und  Halske'sohen  Blookwerken  die  irrtüm- 
liche Wiederholung  der  Entblookung  verhindert  wird.  1879  verbessert  er 
diese  Dmckknopfsperre  noch  wesentlich. 

^ —  Nachdem  Louis  Pasteur  (1866)  erkannt  hatte,  daß  aus  Milohracker  unter 
Einwirkung  verdünnter  Säure  Galaotose  entsteht,  weist  Hermann  FudiH 
kmnkl  nach,  daß  sich  bei  diesem  Vorgang  zwei  isomere  Zuckerarten  bilden, 
deren  eine  mit  Glucose  identisch  ist,  während  die  zweite  Zuckerart  die  von 
Pasteur  entdeckte  Galaotose  ist. 

—  Der  italienische  Afrikaforscher  Bomolo  8miI  stellt  den  Ausfluß  des  Nüs 
aus  dem  Albert-Nyanza  fest. 

—  Der  französische  Techniker  Aim6  (Urard  entdeckt  die  Hydrooellulose  beim 
Imprägnieren  von  Baumwolle  mit  Schwefelsäure  von  49  <>  B6  und  Waschen 
mit  Wasser. 

—  Elisha  Qray  und  C.  H.  Haikliii  versuchen  die  auf  Ruhestrom  geschaltete 
Eisenbahntelegraphenleitung  gleichzätig  (simultan)  für  den  Femsprechdienst 
mitzu verwenden,  indem  sie  den  Unterbrechungskontakt  der  Morsetaster 
durch  Kondensatoren  überbrücken. 

—  E.  SniiiMt  stellt  kleine  Proben  von  Selenultramarin  und  Tellurultramariu 
her  und  bringt  dieselben  auf  der  Weltausstellung  zu  Philadelphia  zur  An- 
schauung. 

—  Der  Amerikaner  Halladay  bringt  auf  der  Weltausstellung  zu  Philadelphia  seine 
Windräder  zuerst  zur  Anschauung.  Die  Windräder  sind  wie  bei  Medhurst 
(1799)  sternförmig  geteilt  und  um  ein  Zapfenpaar  so  drehbar,  dafi  sich  die 
Flügd  bei  stärkerem  Winde  durch  die  schnellere  Drehung  aus  dem  Winde 
heraus  drehen,  wodurch  eine  ständige  Begulierung  bewirkt  wird. 

—  Wilhelm  von  Hamm  schlägt  vor,  hartes  Erdreich  für  den  Ackerbau  durch 
Sprengungen  mit  Dynamit  bis  in  eine  Tiefe  von  2 — 3  m  zu  lockern  und 
dadurch  eine  leichtere  Bearbeitung  des  Bodens  zu  ermöglichen  (Spreng- 
kultur). Die  ersten  Versuche  werden  mit  günstigem  Erfolge  auf  der 
CoUoredo-Mansfeld'schen  Domäne  Dobris  ausgeführt. 

—  Karl  Hsumann  arbeitet  über  die  Theorie  der  leuchtenden  Flammen  und 
liefert  direkte  Beweise  für  die  Anwesenheit  von  festem  Kohlenstoff  in  den- 
selben, wodurch  er  die  Theorie  von  Davy  (s.  1817  D.)  bestätigt. 

—  Nachdem  Leykauf  1869  Proben  von  violettem  Ultramarin  dargestellt 
und  Justin  Wunder  1872  ebenfaUs  violettes  Ultramarin  erhalten  hatte, 
arbäten  R.  Hoffmanii  und  C.  OrBimnig  ein  Verfahren  aus,  violettes  und 
rotes  Ultramarin  durch  Säure-  und  Luftwirkung  auf  Ultramarin  her- 
zustellen.    Bedeutung  für  die  Praxis  erhalten  diese  Körper  nicht. 

—  Der  amerikanische  Ingenieur  Ithsrwood  macht  an  der  Maschine  des  Dampfers 
„Michigan"  Versuche  über  den  Einfluß  verschiedener  Zylinder -Füllung 
auf  den  Dampfverbrauch. 

—  Der  russische  Elektriker  Paul  Jablochkoff  erfindet  die  nach  ihm  benannte 
Kerze  für  Bogenlicht  und  erzielt  dadurch  die  erste  erfolgreiche  „Teilung 
des  Lichts". 

47» 

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1876 

1876  Der  Grieche  Konstantin  KarapiUiM  findet  die  Kuinenstätte  des  alten  Zens- 
heiligtums  tuid  Orakelortes  Dodona  wieder  anf.  (S.  Dodone  et  ses  ruines. 
Paris  1878.) 

—  Anton  Kwmr  von  MvHaun  studiert  die  Schutzeinrichtiingen  der  Pflanzen 
gegen  ungebetene  Gäste.  Solche  Schutseinrichtungen  hatte  zuerst  Erasmus 
Darwin  (vgl.  1788  D.)  beschrieben. 

—  Robert  Koch  züchtet  den  MilzbrandbaciUua  auf  künstlichen  Nährböden, 
legt  seinen  Entwicklungsgang  in  allen  Einzelheiten  dar  und  weist  die  Bil- 
dung von  Dauerformen  (Sporen)  und  deren  Bedeutung  für  die  Verbreitung 
der  Krankheit  nach.  Hiermit  ist  der  erste  sichere  Schritt  anf  dem  Wege 
der  Erkenntnis  der  krankheitserregenden  Bakterien  gemacht,  so  daB  Koch 
zuversichtlich  den  Ausblick  für  die  Erforschung  aller  anderen  Infektions- 
krankheiten,  wie  Typhus  und  Cholera,  eröffnen  kann. 

—  Karl  Rudolph  KOnlf  macht  Beobachtungen  über  den  Zusammenklang  zweier 
Töne  und  die  dabei  entstehenden  primären  und  sekundären  StoBtöne,  so- 
wie über  die  unabhängig  von  den  Stoßtönen  auftretenden  Differenz-  und 
Summationstöne. 

—  Die  Maschinenfabrik  August  Krall  in  Helmstedt  führt  die  ersten  schmiede- 
eisernen Seifenformen  ein,  welche  allmählich  die  hölzernen  Formen  aus  den 
Seifenfabriken  verdrängen. 

—  A.  A.  KurM  und  E.  Warkwf  erfinden  eine  Methode  der  Molekiilargewichts- 
bestimmimg,  die  auf  dem  Verhältnis  der  spezifischen  Wärmen  beruht.  Hier- 
bei werden  die  Längen  der  Kundt'schen  Staubflguren  gemessen,  die  den 
Schallgeschwindigkeiten  direkt  proportional  sind.  Diese  letzteren  stehen 
ihrerseits  wieder  in  Beziehung  zur  spezifischen  Wärme. 

—  A.  A.  Kundt  imd  £.  Warftuif  finden  für  den  einatomigen  Qaecksilberdampf 
das  Verhältnis  der  spezifischen  Wärmen  bei  konstantem  Druck  und  kon- 
stantem Volum  zu  '/,  und  bestätigen  dadurch  eine  wichtige  Folgerung  der 
kinetischen  Gastheorie. 

—  Albert  Ladanbuif  und  Zygmunt  WroMiwiky  gelingt  es,  ausgehend  von  der 
Vierwertigkeit  des  Kohlenstoffs,  die  zwei  für  die  Konstitution  des  Benzols 
grundlegenden  Sätze  zu  erweisen:  1.  die  Gleichwertigkeit  der  Benzol- 
wasserstoffe,  2.  die  Symmetrie  zweier  Wasserstoff  atompaare  dem  dritten 
Wasserstoffatompaar  gegenüber. 

—  Victor  von  Luif  weist  nach,  daß  die  Drehung  der  Polarisationsebene  im 
Quarz  mit  wachsender  Temperatur  zunimmt.  Dies  wird  von  Sohncke  und 
Joubert  bestätigt.    (S.  a.  1863  D.) 

—  Charles  Lauth  entdeckt,  daß  das  Para-Phenylendiamin  mit  der  gleichen 
Menge  Schwefel  auf  150 — 180"  C.  erhitzt  einen  violetten  Farbstoff  liefert 
(Lauth-Violett),  der  zur  Klasse  der  Thiazime  gehört. 

—  A.  LadlM  fördert  durch  sein  Werk  „Les  nouveUes  machines  marines"  die 
Lehre  vom  Bau  der  Maschinen  auf  den  Schnelldampfern  der  Kriegs-  und 
Handelsmarine. 

—  J.  Ldtar  konstruiert  ein  von  ihm  „Rektoskop"  benanntes  Instrument  zur 
Beleuchtung  des  Mastdarms  mit  elektrischem  Glühlicht. 

—  Der  Mediziner  Ernst  von  Loydon  in  Berlin  fördert  die  Lehre  von  den  Er- 
krankungen des  Rückenmarks.  (Vgl.  sein  Hauptwerk  „Klinik  der  Rücken- 
markskrankheiten".) 

—  Die  G«brüder  Mac  Doutall  in  Liverpool  erfinden  den  nach  Urnen  benannten 
mechanischen  Kiesröstofen  für  den  Bleikammerprozeß,  der  aus  mner  An- 
zahl etagenartig  übereinander  liegender  Röstplatten  von  kreisförmiger 
Grundfläche  besteht,  durch  welche  eine  vertikale  Hohlwelle  geht,  an  der 
Rührarme  angebracht  sind.  Der  Ofen  wird  1894  von  Frasoh,  1896  von 
Herreshoff,   1901   von  O'Brien  und  1903   von  Kauflmann   modifiziert  und 


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187« 

verbeesert.  Bei  den  letzteren  drei  Systemen  werden  Hohlwelle  und  Rfihr- 
arme  durch  Luft  gekühlt.  Die  neueste  Modifikation  des  Mao  Dougall-Ofeus 
ist  der  sogenannte  Klepetkoofen,  der  alle  früheren  Konstruktionen  in 
seinen  Leistungen  übertrifft. 
1876  Mac  Ivw  macht  sich  in  Indien  um  die  Kultur  des  Chinarindenbaums  ver- 
dient und  sucht  durch  künstUche  Eingriffe  den  Alkaloidgehalt  der  Pflanzen 
zu  steigern.  Die  ersten  Cinohonensetzlinge  waren  1860  durch  Markham 
von  Java  nach  Indien  überführt  worden. 

—  James  MactMur  verbessert  den  Sodacalcinierofen  von  Schofleld  (s.  1876  S.), 
indem  er  die  Entleerung  statt  in  der  Peripherie  im  Zentrum  bewirkt.  Die 
kreisförmige  Sohle  des  Ofens  rotiert  langsam;  die  Masse  wird  dabei  fort- 
während durch  einen  Bührapparat  gewendet.  Der  Ofen  produziert  im 
Durchschnitt  110  Tonnen  in  einer  sechstägigen  Kampagne. 

—  Wilhelm  Mlchaalis  stellt  fest,  daß  Portlandzemente  durch  geeignete,  ver- 
bindungsfähige Kieselsäure  enthaltende  Zuschläge  verbessert  werden  und 
gibt  dadurch  Veranlassung,  daß  unter  Benutzung  der  von  Langen 
(s.  1862  L.)  und  Lürmann  (s.  1865  L.)  gemachten  Erfahrungen  durch  Zu- 
satz von  Hochofenschlacke  zu  Portlandzement  Eisen -Portlandzemente  in 
ausgedehntem  Maßstabe  —  zuerst  1885  von  Albrecht  Steinel  in  Wetzlar  — 
hergestellt  werden. 

—  MIckMr  entdeckt  bei  der  Einwirkung  von  Chlorkohlenoxyd  auf  Dimethyl- 
anilin  das  Tetramethyldiaminobenzophenon,  das  als  Ausgangsmaterial  für 
wichtige  Triphenylmethanfarbstofie  dient.    (S.  1883  C.  und  1884  C.) 

—  Der  Mediziner  Hermann  Munk  beginnt  seine  Forschungen  über  die  Lokali- 
sation der  GroBhimfunktionen.    (Vgl.  auch  1871  F.  und  1873  F.) 

—  Unter  Oberleitung  des  Generals  John  Newton  wird  das  in  der  Hafeneinfahrt 
von  New  York  liegende  Hallett's  Point  Riff  am  HeU  Gate  gesprengt. 
Die  hierzu  erforderlichen  Minengänge,  deren  Vortreiben  i.  J.  1869  be- 
gonnen worden  war,  haben  eine  Gesamtlänge  von  2^/«  km.  Die  Sprengung 
erfolgt  mit  24000  kg  Dynamit  in  4000  Bohrlöchern.  Sämtliche  Ladungen 
werden  gleichzeitig  auf  elektrischem  Wege  gezündet.  Die  weggesprengte 
Felsmasse  beträgt  23000  cbm. 

—  Albert  Orth  bildet  die  mechanische  Bodenanalyse  weiter  aus.  Er  führt  die 
Scheidung  der  Bodenbestandteile  so  weit  durch,  daß  diese  Art  der  Analyse 
ein  besser  zutreffendes  Bild  über  den  Fruchtbarkeitszustand  der  Ackererde 
gibt  als  die  chemische  Analyse. 

—  W.  Otikirg  führt  den  Feuersohutzanzug  ein.  Dieser  besteht  in  einem  Gummi- 
anzug, den  der  Feuerwehrmann,  nachdem  er  zuvor  doppelte  dicke  Winter- 
kleidung angezogen  hat,  über  diese  streift,  und  mit  dem  er  in  das  Feuer 
eindringen  und  es  bekämpfen  kann,  ohne  unter  der  Hitze  und  dem  Bauch 
zu  leiden. 

—  Nicolaus  Otto  konstruiert  eine  Viertakt-Gaskraftmasohine,  bei  welcher  das 
Gasgemenge  in  vier  aufeinander  folgenden  Hüben  des  Arbeitskolbens  zu- 
nächst aufgesaugt,  dann  verdichtet,  darauf  entzündet  und  endlich  in  ver- 
branntem Zustande  hinausbefördert  wird.     (S.  1862  Beau  de  Bochas.) 

—  Louis  Pastaur  untersucht  die  Ursachen  gewisser  Veränderungen  des  Bieres, 
durch  welche  dasselbe  seinen  normalen  Geschmack  und  seine  normale 
physikalische  Beschaffenheit  einbüßt,  und  findet,  daß  die  „Krankheiten" 
des  Bieres  durch  Bakterien  hervorgebracht  werden.  Er  sucht  vermittels 
der  von  ihm  konstruierten  und  nach  ihm  benannten  zweihalsigen  Kolben, 
in  denen  er  die  Nährflüssigkeit  sterilisiert,  reine  Hefe  zu  züchten,  ohne 
jedoch  zu  praktischen  Resultaten  zu  gelangen. 

—  Der  österreichische  Linienschiffslentnant  Josef  Palchl  in  Triest  stellt  einen 
Kompensatiouskompaß  für  eiserne  Schiffe  her,  bei  welchem  die  störende 

—     741     — 

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1876 

Einvirknng  der  den  Eisenmassen  des  Schifte  innewohnenden  ma^etischen 
Kr&fte  durch  eine  Anzahl  nm  die  KompaBrose  gelagerter  weicher  Eisen- 
kerne beseitigt  wird. 
1876  John  Pirey  stellt  zuerst  Manganbronze  her,  indem  er  der  im  Tiegel  ge- 
schmolzenen Bronze  nnter  einer  Decke  von  Holzkohlenpulver  und  unter 
Zusatz  von  Pottasche  oder  Soda,  0,5  bis  2%  Mangankupfer  nach  und  nach 
in  vorgewärmten  Stückchen  hinzufügt.  Cowles  empfiehlt  1889,  der  Mangan- 
bronze 50/0  Aluminium  zuzufügen,  wodurch  sie  fester,  elastisoher,  leichter 
gießbar,  widerstandsfähiger  und  silberweiB  werden  soll. 

—  Wilhelm  Phttir  zeigt,  daß  die  Schlaf  bewegungen  (nyctinastische  Bewegungen) 
vieler  Pflanzen  die  Nachwirkung  der  induzierten  Tageeperiode  sind,  und 
stellt  die  Ursache  und  die  Mechanik  der  Tagesbewegungen  fest,  die  nicht 
nur  durch  den  Beleuchtimgswechsel,  sondern  auch  in  bestimmten  Fällen  durch 
den  Temperaturweohsel  und  den  Wechsel  der  Feuchtigkeit  (den  Turgescenz- 
znstand)  verursacht  werden  (also  nicht  nur  photonastischer,  sondern  auch 
thermonastisoher  und  hydronastischer  Natur  sind). 

—  Baoul  PIcM  konstruiert  die  Schwefligsäureeismasohine,  in  welcher  Wasser 
durch  die  rasche  Verdunstung  von  Schwefligs&ureanhydiid  zum  Grefrieren 
gebracht  wird. 

—  Eduarde  Porro  gibt  die  nach  ihm  benannte  Operation  an,  die  im  Kaiser- 
schnitt mit  darauffolgender  Amputation  der  Gebärmutter  oberhalb  ihres 
Sohddenteils  besteht. 

—  Telegraphen  -  Oberinspektor  PBnch  und  Eduard  Zitaclit  versuchen  den 
Bell'schen  Femsprecher  in  gewöhnlichen  Telegraphenleitungen  und  stellen 
fest,  daß  es  möglich  ist,  eine  Anzahl  Femsprecher  hintereinander  in  mne 
Leitung  zu  schalten  und  im  Weohselverkehr  auszunutzen. 

—  Fran9ois  Marie  Raoult  konstruiert  zu  Zwecken  der  Gasanalyse  durch  direkte 
Absorption  eine  Gasbürette,  die  1877  von  Bunte  derart  abgeändert  wird, 
daß  sie  eine  größere  Reihe  aufeinander  folgender  Absorptionen  ermöglicht 
und  auch  die  Verbrennung  von  Wasserstoff  gestattet.  Die  Bnnte'sche 
Bürette  findet  weite  Verbreitung. 

—  Karl  Raiimr  stellt  die  Aldehyde  der  Ozy-  und  Dioxybenzoeeäuren  aus 
Phenol  bez.  den  Diozybenzolen  durch  Behandeln  mit  Chloroform  und 
Alkali  dar.  Die  Beaktion  beruht  darauf,  daß  das  aus  Chloroform  nascie- 
rende  Formyl  an  Stelle  eines  Wasserstoffs  des  betreffenden  Phenols  tritt. 
Die  Reaktion  wird  von  Tiemann  und  Reimor  auch  bei  Darstellung  des 
Vanillin  aus  Guajacol  verwertet.    (S.  1876  T.) 

—  Die  Gebrüder  SaehiMkirg  in  Roßlau  verbessern  in  Gremeinsohaft  mit  BiMoMr 
die  längst  bekannte  Kugelmühle  derart,  daß  die  Absiebung  der  gemahlenen 
Materialien  gleich  in  der  Mühle  vorgenommen  wird,  wobei  eine  wesentlich 
höhere  Leistung  möglich  wird.  Eine  Abänderung  der  Kugelmühle  ist  die 
viel  gebrauchte  Kugelf allmühle  vonLöhnert,  die  1887  konstruiert  und  1896 
noch  verbessert  und  mit  Windsichtung  versehen  wird. 

—  S.  Schudurt  konstruiert  den  Flachringanker  für  dynamoelektrisohe  Maschinen. 

—  F.  Mml  zeigt,  daß  auf  Tapeten,  die  mit  arsenhaltigen  Farben  gefärbt  sind, 
durch  das  Wachsen  von  Schimmelpilzen  Arsenwasserstoff  entsteht,  nnd 
erklärt  damit  die  Gesundheitschädlichkeit  solcher  Tapeten. 

—  Nachdem  sich  neuerdings  eine  Bewegung  zugunsten  der  im  Altertume  ge- 
bräuchlichen Feuerbestattung  bemerkbar  gemacht  hatte  und  auf  dem  ersten 
europäischen  Kongreß  für  Feuerbestattung  i.  J.  1876  die  Bedingungen  für 
Krematorien  aufgestellt  worden  waren,  entwirft  Friedrich  SiMMMt  eine 
diesen  Bedingungen  entsprechende  Ofenanlage.  Die  erste  Ausführung  einer 
solchen  Anlage  erfolgt  1878  in  Gotha;  in  ihr  werden  Leichen  in  zwei  Stunden 
ohne  Entwicklung  von  Rauch  nnd  üblem  Gerüche  zu  weißer  Asche  (IVi — 2  kg) 

—      742     — 

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1877 

verbrannt.    Einen  verbesserten  Verbrenniingsofen  baut  Schneider  für  das 
Hamburger  Krematorium. 

1876  Werner  von  BiMnws  miSt  die  Fortpflanzongsgescbwindigkeit  der  Elektrisität 
in  einem  eisernen  Telegraphendraht  von  23,372  km  Länge  und  findet  im 
Mittel  die  FortpflanziingBgesohwindigkeit  zu  240000  km  in  der  Sekunde. 
Theoretisch  muß,  wie  sp&ter  Eirohhoff  lehrt,  für  eine  widerstandsfreie  Leitung 
eine  um  ein  Drittel  höhere  Geschwindigkeit  angenommen  werden,  die  der 
des  Lichtes  gleich  ist. 

—  Mmans  und  HaMct  richten  unter  Anwendung  ihrer  Blocksignale  die  erste 
Drehbrückensicherung  bei  Zutphen  ein. 

—  Der  niederländische  Oberingenienr  Tldemann  stellt  nach  englischem  Vorbilde 
(s.  1872  F.)  eine  SchleppmodeU-Versnchsstrecke  her  und  führt  Schlepp- 
versuche mit  Schiffsmodellen  aus  Paraffin  aus.  ,  , 

—  F.  TIamann  und  K.  Rttamr  stellen  aus  Guajacol  und  Chloroform  mit  Alkali- 
lauge synthetisch  Vanillin  her. 

—  Tllp  gibt  Grundsätze  für  die  Form  der  Wagen-Schneepflüge  zur  Beseitigung 
größerer  SohneeverwehTmgen  an.  Der  Schneepflug  muß  so  gebaut  sein, 
daß  der  zu  beseitigende  Schnee  ohne  plötzliche  Richtungsänderungen  all- 
mählich auf  die  Pflugschar  gehoben  wird  und  hier  gleichzeitig  als  Belastung 
gegen  das  Hochgleiten  der  Maschine  dient. 

—  Gustav  Gabriel  ValMitfii  studiert  die  Wirkung  des  Skorpiongiftes  und 
schließt,  wie  Paul  Bert  (s.  1865  B.),  auf  ein  Neurotoxin.  Von  Calmette 
wird  später  (s.  1895  C.)  festgestellt,  daß  das  Serum  von  Pferden,  die  gegen 
Cobragift  immunisiert  sind,  gegen  das  Skorpiongift  schützt,  was  von 
MetschnikofE  bestätigt  wird. 

—  Alfred  BusseU  Wallan  fördert  durch  seine  Schrift  „Geographica!  distribu- 
tions  of  animals"  die  Tiergeographie,  wobei  er  für  die  Landtiere  auch  die 
ausgestorbene  Fauna  in  den  Bereich  seiner  Betrachtungen  zieht  und  da- 
durch für  dieses  Gebiet  neue  Perspektiven  eröfEnet. 

—  Otto  N.  Witt  stellt  eine  Theorie  des  Zusammenhangs  zwischen  der  Kon- 
stitution und  den  färbenden  Eigenschaften  der  Farbstoffe  auf,  wonach  die 
Farbstoffnatur  aromatischer  Körper  durch  die  gleichzeitige  Anwesenheit  einer 
farbstoffgebenden  Gruppe  (Chromophor)  und  einer  salzbildenden  Gruppe 
bedingt  ist. 

1877  John  AHkM  spricht  im  Gregensatz  zu  der  Wells'Bchen  Theorie  die  Ansicht 
aus,  daß  ein  großer,  ja  der  entschieden  größere  Teil  des  Tauwassers  dem 
Erdboden  entstamme.    (S.  a.  1748  G.) 

—  Nachdem  schon  früher  einige  Messungen  von  Ausdehnungskoeffizienten 
von  Flüssigkeiten  bei  höheren  Drucken  durchgeführt  worden  waren,  unter- 
sucht Amagat  die  Frage  nach  dem  Zusammenhang  zwischen  Ausdehnung 
und  Druck  systematisch  für  Wasser  und  einige  andere  Flüssigkeiten.  Er 
veröffentlicht  die  Resultate  seiner  seit  1876  fortgesetzten  Untersuchungen 
im  Jahre  1893  in  den  Ann.  de  ohim.  et  de  phys.  6  s^rie  T.  XXIV. 

—  Albert  AtMtari  findet  im  Kienöl  das  Sylvestren,  das  eines  der  stabilsten 
Terpene  ist  und  in  seinem  Geruch  an  Bergamottöl  erinnert.  Der  Körper 
wird  später  von  Baeyer  als  m-Cymol-Abkömmling  erkannt. 

—  Adolf  von  Baoyir  und  Heinrich  Giro  erhalten  beim  Durchleiten  verschiedener 
aromatischer  Amine,  namentlich  von  Methylorthotoluidin,  durch  glühende 
Röhren  Indol. 

—  Wilhelm  Jakob  nm  Btbkor  faßt  sein  urteil  über  die  klimatische  Bedeutung 
des  Waldes  dahin  zusammen,  daß  größerer  Waldbestand  eine  Annäherung 
des  örtlichen  Klimas  an  das  maritime  Klima  zuwege  bringe,  und  daß  durch 
Entwaldung  das   kontinentale  Klima   eine  schärfere   Ausbreitimg  erhalte. 

—     743     — 


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1877 

Im  AnschluB  an  diese  Arbeiten  werden  von  Ärzten  die  Waldheilstätten 
ihrer  staub-  und  bakterienfreien  Luft  halber  dringend  empfohlen. 
1877  Wilhelm  Jakob  van  Bfbktr  legt  in  seiner  Schrift  „Die  Meteorologie  im 
Dienste  der  Landwirtschaft"  die  Wichtigkeit  der  landwirtschafthchen 
Wetterprognose  dar,  und  bezeichnet  dieselbe  als  einen  besonders  nfitzUchen 
Teil  der  allgemeinen  Wetterprognose.  Im  Jahre  187fl  arbeiten  die  Agro- 
nomen Thiel  und  Hausburg  in  Verbindung  mit  dem  Meteorologen  Koppen 
für  die  Regierung  des  Deutschen  Reiches  ein  einschlägiges  Regulativ  aus. 

—  Nachdem  man  schon  seit  einiger  Zeit  zur  Herstellung  der  künstUchen  Mineral- 
wässer flüssige  Kohlensäure  verwendet  hatte,  konstruiert  Hendryk  Mm  in 
Groningen  einen  Apparat,  bei  welchem  die  Darstellung  der  flüssigen  Kohlen- 
säure mit  der  Fabrikation  des  Mineralwassers  verbunden  wird.  Die  Sättigung 
des  Wassers  mit  Kohlensäure  erfolgt  in  den  Versandfiaschen. 

'-^  Ernst  von  Bergmann  führt  die  Wundbehandlung  mit  antiseptisohen  Tampons 
(Tamponade)  und  gleichzeitig  die  Antisepsis  mit  Sublimat  ein.  Er  begründet 
die  moderne  Chirurgie  der  knöchernen  Schädelkapsel  und  des  Gehirns. 

'—  EmU  Bwllnw  meldet  ein  Patent  auf  einen  Transmitter  (Mikrophon)  an, 
dessen  Prinzip  auf  der  von  Du  Moncel  entdeckten  Eigenschaft  zweier 
Leiter,  ihren  Widerstand  bei  Druck  zu  ändern,  beruht. 

—  Claude  Bwmuri  stellt  zuerst  fest,  daß  das  Blut  beim  Stehenlassen  seinen 
Gebalt  an  Zucker  einbüßt;  die  gleiche  Beobachtung  wird  (1877)  von  Pavy 
gemacht  und  (1891)  von  Harley  dahin  ausgedehnt,  daß  auch  zugesetzter 
Zucker  beim  Stehenlassen  im  Blute  zerstört  wird  (Glykoljse). 

—  Adolph  BMdnrt  bringt  die  Drahtseilbahnen  für  industrielle  Zwecke  auf 
eine  sehr  hohe  Stufe.  Er  behält  das  endlose,  mit  den  Förderwagen  ver- 
bundene Seil  bei,  läßt  es  aber  nur  als  Zugseil  wirken,  während  er  ein  zweites 
festliegendes  Seil  als  Tragseil  hinzufügt  und  dieses  als  Laufbahn  dienen  läßt. 

—  Otto  Ballingar  stellt  zuerst  die  eigen tümUche  Erkrankung  des  Rindes,  die 
später  den  Namen  „Aktinomykoae"  erhält,  als  eine  Pilzkrankheit  fest; 
1878  gelingt  dieselbe  Feststellung  James  Israel  beim  Menschen.  Der  Pilz, 
dem  Harz  1878  den  Namen  „Actinomyces  bovis"  (Strahlenpilz)  gibt,  wird 
1890  von  Wolff  und  Israel  rein  gezüchtet. 

—  Jean  Benquat  da  la  Grja  erfindet  das  Pelometer  zur  Bestimmung  der  Menge 
des  in  fließendem  Wasser  vorhandenen  Schlammes. 

—  E.  Boricky  in  Prag  veröffentlicht  die  erste  brauchbare  Methode  für  mikro- 
chemische Mineralnntersuchungen.  Er  benutzt  das  Auflösungsvermögen 
von  Kieselfluorwaaserstoffsäure  für  Silicate  (in  der  Kälte)  und  die  mit  den 
Alkalien  und  alkalischen  Erden  entstehenden  krystaUographisch  charakte- 
ristischen Kieselfluoride  und  arbeitet  auf  einem  mit  Canadabalsam  über- 
zogenen Objektträger.     (S.  a.  1866  H.) 

—  Oscar  Bratald  findet,  daß  das  Mycelgeflecht  von  Agaricus  melleus  (s.  1855  F.) 
auch  in  einer  Reinkultur  (in  wässeriger  Nährlösung)  eine  schöne  Licbt- 
entwicklung  zeig^. 

—  Ludwig  Briacar  stellt  aus  dem  menschlichen  Kote  das  Skatol  her,  das  sich 
als  /$-Methyl-Indol  erweist  und  bei  der  Fäulnis  von  Eiweiß  neben  Indol 
entsteht.     (Vgl.  1878  K.) 

—  John  Yonng  Buchanan  gibt  eine  zusammenfassende  Übersicht  über  die  je 
nach  der  geographischen  Lage  verschiedene  Dichte  des  Meerwassers.  Er 
gibt  an,  daß  sich  im  Atlantischen  Ozean  zwei  Gebiete  von  der  Maximal- 
dichte 1,0275,  im  Pazifischen  Ozean  ein  großes  geschlossenes  Gebiet  von 
der  Maximaldichte  1,027  und  im  Indischen  Ozean  zwei  Gebiete  von  der 
Maximaldichte  1,0275  befinden. 

—  Louis  Paul  CalllaM  zeigt  zuerst  die  Kondensierbarkeit  des  Sauerstoffs.  Er 
verdichtet  das  Gas  in  einer  engen  dickwandigen  Glasröhre  mit  einer  hy- 

—     744     — 

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1877 

draulisohen  Presse.  Wird  hierauf  rasch  der  Drnck  vermindert,  so  wird 
infolge  der  Arbeit,  die  das  sich  plötzlich  ausdehnende  Gas  leistet,  eine  so 
bedeutende  Wärmemenge  verbraucht,  daß  das  Gas  sich  um  etwa  200«  ab- 
kühlt (Expansionskälte).  Bei  dieser  Entspannung  büdet  sich  in  der  Röhre 
ein  Nebel,  der  aus  feinen  Tröpfchen  des  kondensierten  Gases  besteht. 
1877  Matthew  Carty  Lm  erfindet  für  photographische  Zwecke  den  Eisenoxalat- 
entwickler,  der  von  Eder  noch  verbessert  wird. 

—  Heinrich  Gar«  stellt  im  Verfolg  der  Lauth'schen  Reaktion  (s.  1876  L.)  durch 
Oxydation  von  Dimethylparaphenylendiamin  bei'  Gegenwart  von  Schwefel- 
wasserstoff das  Methylenblau  dar,  das  späterhin  ausschließlich  durch  das 
Thiosulfatverfahren  (Einwirkung  von  Thioschwefelsäure  auf  chinonimid- 
artige  Körper)  gewonnen  wird.  Das  Methylenblau  gehört  wie  das  Lauth- 
Violett  zur  Klasse  der  Thiazime. 

—  Nachdem  Alexander  Mitscherlich  zuerst  (1864)  auf  die  Ähnlichkeit  der 
Spektren  von  Zink  und  Cadmium  hingewiesen  und  Lecoq  de  Boisbaudran 
auf  die  große  Ähnlichkeit  der  Formen  in  den  Spektren  von  Kalium  und 
Rubidium  aufmerksam  gemacht  hatte,  zeigt  Giacomo  Ciamlcian,  daß  eine 
Ähnlichkeit  zwischen  den  Emissionsspektren  chemisch  verwandter  Elemente 
existiert,  und  teilt  mit  Rücksicht  auf  die  Anzahl  und  Lage  der  Linien  in 
den  Emissionsspektren  die  Elemente  in  11  verschiedene  Gruppen  ein. 

—  Adolf  CiMnin  fabriziert  nach  einem  von  WaUace  1876  angegebenen  Ver- 
fahren rauchende  Schwefelsäure  durch  Erhitzen  von  Natriumbisulfat  in 
großem  Maßstabe.  Das  Verfahren  wird  später  aufgegeben,  weil  es  mit  dem 
Kontaktverfahren  der  Badischen  Anilin-  und  Sodafabrik  (s.  1897  B.)  nicht 
konkurrieren  kann. 

—  Hermann  Cradntr  untersucht  das  Oligocän  und  das  nordische  Diluvium 
und  erforscht  die  permischen  Stegocephalen.  Diese  Untersuchung  wird  für 
die  Paläontologie  bedeutsam. 

—  Vincenz  von  Czarny  lehrt  die  Exstirpation  der  Niere  und  des  Uterus,  sowie 
die  Radikaloperation  der  Hernien. 

^  DMrIng  in  Chicago  baut  den  ersten  Bindemäher  (garbenbindende  Gretreide- 
mähmaschine)  mit  Knotenknüpfer  zum  Binden  mit  Draht.     (Vg.  1858  A.) 

—  DewiNt  und  Blunt  veröffentlichen  in  den  „Proceedingsof  the  Royal  Society" 
die  erste  Arbeit  über  die  bakteriziden  Wirkungen  des  Lichts,  wobei  sie 
feststellen,  daß  das  direkte  Sonnenlicht  am  stärksten  wirkt,  und  daß 
namentlioh  den  kurzwelligen  Strahlen  diese  Wirkungen  zukommen.  Ähn- 
liche Resultate  erhalten  Duclaux  (1885),  Arloing  (1885),  Janowsky  (1890), 
Dieudonn6  (1894)  und  viele  andere.  Diese  Versuche  geben  dem  alten 
Verfahren,  Möbel  und  Kleidungsstücke  an  der  Sonne  zu  desinfizieren  (Sonnen- 
desinfektion), eine  wissenschaftliche  Grundlage. 

—  Thomas  Alva  EdlMn  konstruiert  das  mit  Batterie  zu  betreibende  Carbon- 
Telephon.  Im  Stromkreise  der  Batterie  liegt  außerdem  Kohlenfemsprecher 
die  eine  ümwindung  eines  Induktoriums,  dessen  zweite  Umwindung  mit 
der  Femleitung  verbunden  ist. 

—  Der  Fabrikant  Paul  Ehrlldi  in  Leipzig- Gohlis  erfindet  mechanische  Musik- 
instrumente, die  mit  durchlöcherten  Scheiben  für  beliebige  Musikstücke 
eingestellt  werden  können  (Ariston,  Symphonion,  Polyphon,  mechanische 
Klaviere,  Pianola  usw.). 

—  A.  D.  EIMn  verbessert  die  Fabrikation  der  Schlackenwolle  (s.  1870  P.), 
indem  er  die  durch  Erstarren  der  Masse  beigemengten  kleinen  und  größeren 
Schlackenkömer  von  der  Wolle  auf  mechanischem  Wege  scheidet. 

—  Friedrich  von  Etmareii  gibt  zu  Verbandzwecken  einen  schneidbaren  Schie- 
nenstoff an.  Derselbe  besteht  aus  3cm  breiten,  1,5mm  dicken,  parallel 
nebeneinander   liegenden  Holzspänen,   welche   zwischen  einer  Doppellage 

—     745     — 


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1877 

Baumwoll8tof&  mittels  Wasserglas  festgeklebt  sind.  Ähnliche  Holzverbände 
werden  von  Waltnch,  Johnson,  Schnyder  n.  a.  angegeben. 
1877  Alexandre  Leon  Etard  findet  ein  Verfahren,  die  Homologen  des  Benzols 
mit  dem  von  BerzeUus  entdeckten  Chromsäurechlorid  (s.  1827  B.)  ^att 
zu  den  entsprechenden  Aldehyden  zu  oxydieren.  Er  stellt  so  aus  Tolnol 
Benzaldehyd,  aus  Äthylbenzol  Phenylacetaldehyd,  aus  Campher  den  ent- 
sprechenden Aldehyd  dar. 

—  Otto  FItciMr  entdeckt,  daß  aromatische  Amine  sich  mit  Aldehyden  ähnlich 
-wie  die  Kohlenwasserstoffe  und  Phenole  (s.  1872  B.)  kondensieren,  und 
stellt  auf  diesem  Wege  aus  Benzaldehyd  und  Dimethylanilin  das  Tetra- 
methyldiamidotriphenylmethan  (Leukomalachitgrün)  dar.  Die  Methode 
wird  auch  für  die  Technik  wertvoll,  indem  durch  Oxydation  dieses  Körpers 
das  Malachitgrün  (s.  1878  D.)  gewonnen  wird. 

—  Moritz  FMtchtr  organisiert  und  leitet  die  erste  von  der  preußischen  Zentral- 
moorkommission  gegründete  Moorversuchsstation  in  Bremen,  deren  Auf- 
gabe darin  besteht,  Moorversuchsfelder  und  Musteranlagen  zu  schaffen, 
und  für  jede  Moorfläche  die  erfolgversprechendste  Kulturmethode  fest- 
zusetzen. Als  Errungenschaft  der  fortgesetzten  Versuche  ergibt  sich  die 
Hochmoorkultur,  bei  der  mit  gründlicher  Bearbeitung  und  einmaliger 
leichter  Brandkultur  der  oberen  Moorschicht  eine  energische  Kalkzufohr 
und  reichliche  Düngung  mit  Stickstoff,  Kali  und  Phosphorsäure  ver- 
bunden wird.    (Vgl.  auch  1862  R.) 

—  £.  ForUmlnl  versucht,  den  als  Spielzeug  lange  bekannten  Schraubenflieger 
für  praktische  Zwecke  nutzbar  zu  machen,  und  konstruiert  ein  Schrauben- 
fliegermodell,  das  sich  mit  Hilfe  eines  kleinen  Dampfmotors  in  20  Sekunden 
bis  zu  13  m  erhebt. 

—  Richard  FOntir  macht  den  ersten  Versuch,  die  Beziehungen  zwischen  den 
Allgemeinerkrankungen  und  den  Augenaffektionen  in  ihrer  ganzen  Aus- 
dehnung zu  beleuchten,  und  bewirkt  durch  seine  Arbeiten,  daß  dem  Zu- 
sammenhang von  Krankheiten  des  Sehorgans  mit  den  Allgemeinleiden  und 
Organkrankheiten  ein  erhöhtes  Interesse  gewidmet  wird. 

—  Der  Ingenieur  Sampson  Fn  in  Leeds  begründet  die  Fabrikation  von  Well- 
rohr <Wellblechrohr),  das  insbesondere  von  der  Firma  Schulz,  Knaudt  n.  Co. 
zur  Herstellung  von  Flammrohren  für  Dampfkessel  verwendet  wird  und 
rasch  Verbreitung  findet,  da  die  Widerstandsfähigkeit  solcher  Rohre  gegen 
Außendruck  sehr  groß  ist  und  dadurch  die  Betriebssicherheit  der  Kessel 
wesentlich  erhöht  wird. 

—  C.  FrlMM  und  M.  J.  Oratti  führen  mit  Hilfe  von  Aluminiumchlorid  in  aro- 
matische Körper  Gruppen  der  verschiedensten  Art  unter  Abspaltung  von 
Salzsäure  oder  Wasser  ein.  Sie  bewirken  auf  diese  Weise  die  Synthese 
von  Kohlenwasserstoffen,  wie  z.  B.  von  Amyibenzol  (aus  Chloramyl  und 
Benzol),  Äthylbenzol  (aus  Jodäthyl  und  Benzol)  und  von  Acetonen,  wie 
z.  B.  von  Benzophenon  (aus  Cfalorbenzoyl  und  Benzol)  und  Phtalophenon 
(aus  Phtalylohlorid  und  Benzol).  Die  Wirksamkeit  des  Aluminiumchlorids 
bei  diesen  Synthesen  ist  als  eine  katalytisohe  anzusehen. 

—  FtItM  empfiehlt  zuerst  den  Liquor  ferri  albuminati,  der,  nachdem  er  noch 
von  Drees,  Pizzala  u.  a.  verbessert  worden  ist,  von  allen  Eisenpräparaten 
fast  am  meisten  verwendet  wird.     (Vgl.  auch  1854  K.) 

—  Guido  Fudi*  und  Eduard  Zttzwh«  schlagen  unabhängig  voneinander  vor, 
anstatt  tragbarer  Hil&telegraphen  bei  den  fahrenden  Zügen  für  den 
gleichen  Zweck  Femsprecher  anzuwenden. 

—  Albert  CUuidry  macht  ausgedehnte  paläontologische  Forschungen  in  Griechen- 
land und  im  Orient.    Namentlich  seine  Grabungen  in  Pikermi  bereichem 

—     746     — 


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1877 

die  Paläontologie  mit  der  EenntniB  einer  Fülle  von  ausgeetorbenen  Tier- 
formen. 
1877    Lncien  Ctaiilard  in  Paris  nimmt  am  16.  Dezember  das  erste  Patent  auf  ein 
Verfahren,    Häute   unter  Mitwirkung  des  elektrischen  Stromes  su  gerben 
und  dadurch  den  GerbprozeB  eu  beschleunigen. 

—  Paul  filan  konstruiert  ein  Spektrophotometer,  das  besonders  geeignet  ist, 
die  Intensität  verschieden  gefärbter  Flammen  dadurch  2U  vergleichen,  daß 
von  jeder  ein  Spektrum  entworfen  wird  und  nun  die  gleichgefärbten 
Teile  der  Spektren  miteinander  verglichen  werden.  Das  Instrument  eignet 
sich  sehr  gut  für  die  quantitative  Spektralanalyse.  Es  wird  in  der  Folge 
von  Hüfner,  Crova,  Glazebrook,  Wild  und  anderen  verbessert. 

—  Paul  Albert  Gnnrlti  gelingt  es,  die  Pilze  des  Favus  (s.  1839  S.),  des  Herpes 
(Trichophjrton  tonsurans)  und  der  Pityriasis  vendcolor  außerhalb  des  Kör- 
pers zu  züchten  und  die  Beweise  für  deren  Verschiedenheit  beizubringen. 
Dadurch,  daß  es  ihm  gelingt,  mit  den  Kulturen  beim  Menschen  die 
entsprechenden  Hautaffektionen  wieder  zu  erzeugen,  stellt  er  deren 
äthiologische  Bedeutimg  sicher. 

—  Edouard  Brfmaux  erhält  das  Allantoin  synthetisch  durch  Erhitzen  von 
Harnstoff  mit  Glyoxalsäure ;  später  wird  es  auch  von  Claus  und  Fischer 
und  Ach  aus  Harnsäure  durch  Oxydation  gewonnen. 

—  Hermann  fiMiMbWf  konstruiert  einen  kontinuierlich  arbeitenden  Deetil- 
lationsapparat  zur  Verarbeitung  des  Gaswassers  auf  Ammoniak.  Aus  dem 
Gaswasser  werden  erst  die  flüchtigen  Ammoniaksalze  abgetrieben  und  dann 
durch  Zusatz  von  Kalk  das  fixe  Ammoniak  gewonnen.  Der  Hauptvorteil 
.des  Apparats  ist,  daß  er  die  Anlagerung  von  Kalkkrusten  an  der  Heizfläche 
der  Kessel  verhütet  und  die  Entfernung  der  Kalkrüokstände  ohne  allen 
Zeitverlust  gestattet.  Der  Apparat  wird  im  Jahre  1884  von  Grüneberg  und 
Blum  verbessert.  Andere  DestillationBapparate  für  Ammoniak  sind  der 
in  England  gebräuchhche  Coffey'sche  Apparat  (s.  1854  L.),  der  in  der  Pariser 
Gasanstalt  gebräuchUohe  Mallet-Apparat  (s.  1854  L.),  der  Feldmann -Apparat 
(1883)  usw. 

—  Hermann  Qnnon  in  Magdeburg  konstruiert  den  Kosinus-Kegulator,  der  seinen 
Namen  von  dem  in  ihm  rotierenden  Pendel  hat,  welches  die  dharakteristi- 
sche  Eigenschaft  besitzt,  daß  das  in  seinem  Schwerpunkt  auftretende 
Zentrifugalmomeut  dem  Kosinus  des  Ausschlagswiakels  proportional  ist. 

—  Der  Astronom  Asaph  Hall  entdeckt  am  16./17.  August  die  schon  von 
Kepler  gemutmaßten  Marstrabanten  „Deimos"  und  ,,Phobos". 

—  Gustav  Hunbnich  konstruiert  unter  dem  Namen  „Siphonoid"  ein  durch 
Dampf  betriebenes  Wasserhebewerk.  Der  Dampf  kommt  hierbei  nicht, 
wie  beim  Pulsometer,  direkt  mit  dem  kalten  zu  hebenden  Wasser  in  Be- 
rührung; auch  ist  es  nicht  nötig,  atmosphärische  Luft  zur  Verlängerung 
der  Saugperiode  zuzuführen. 

—  P.  George  Hardy  erfindet  die  nach  ihm  benannte  einfach  wirkende  Vakuum- 
bremse und  im  darauf  folgenden  Jahre  die  erste  automatische  Vakuum- 
bremse, die  namentlich  in  Osterreich,  England  und  Schweden  eingeführt 
wird. 

—  P.  HautolMlil*  gelingt  es,  durch  Zusammenschmelzen  eines  Gemenges  von 
Tonerde,  Kieselsäure  und  Alkaliwolframiat  bei  900— 1000"  C.  künstlichen 
Feldspat,  und  durch  Zusatz  von  KieselfluorkaUum  KaUumfeldspat  und  Quarz 
in  schön  ausgebildeten  Krystallen  nebeneinander  zu  erhalten. 

—  Ans  den  Arbeiten  von  Eduard  Strasburger  (s.  1875  S.)  über  den  Furchungs- 
prozeß  im  Zusammenhang  mit  den  Arbeiten  von  Bütschli  (s.  1876  B.) 
und  den  eingehenden  Untersuchungen  von  Oskar  Hartwig  über  die  Bildung, 
Befruchtung  und  Teilung  des  tierischen  Eies  ergibt  sich  der  wichtige  Satz, 


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1877 

daß,  wie  alle  Zellen,  so  auch  alle  Kerne  des  tierischen  Organismiu  von 
der  Eizelle  und  ihrem  Kern  in  ununterbrochener  Folge  abzuleiten  sind. 
Hierdurch  wird  Haeokels  Furchongsschema  (s.  1875  H.)  -wesentlich  ver- 
bessert und  ergänzt. 
1877  K.  Hwmaiin  stellt  Silberultramarin,  Kaliumultramarin  und  Litbiumultra- 
marin  her  und  sucht  die  Beciehnngen  dieser  Körper  zu  dem  Natrium- 
ultramarin  festzustellen. 

—  Nachdem  infolge  der  Beisinger'sohen  Arbeiten  (s.  1818  R.)  von  Thom^, 
Königshöfer,  Ch.  Munk,  Feldmann  und  Deemarree  vielfache  Versuche, 
tierische  Hornhaut  auf  Menschen  zu  verpflanzen,  im  wesentlichen  mit 
geringem  Erfolg,  gemacht  waren,  nimmt  Arthur  von  HIppal  diese  Versuche 
wieder  auf,  die  indes  auch  nur  in  seltenen  Fällen  zu  einer  dauernden  Er- 
haltung der  Transparenz  der  transplantierten  Haut  führen. 

—  Edward  Singleton  HoMm  schließt  aus  einem  Vergleich  des  Omega-Nebels 
im  Schützen  mit  den  aus  älterer  Zeit  vorhandenen  Zeichnungen  auf  eine 
Veränderlichkeit  dieses  Nebels.     (Vgl.  1852  H.) 

—  Edmund  Hopp«  macht  Versuche  über  die  Leitfähigkeit  der  Flamme  und 
konstatiert,  daß  die  Leitfähigkeit  um  so  größer  ist,  je  heißer  die  Flamme  ist. 

—  Nachdem  schon  Spallanzani  den  Beweis  geführt  hatte,  daß  die  Fische 
Sauerstoff  aufnehmen  und  Kohlensäure  abgeben,  machen  Jeljftt  und  RapianI 
exakte  Versuche  über  die  Respirationsvorgänge  bei  den  im  Wasser  lebenden 
Tieren,  indem  sie  zu  diesem  Bebufe  den  Respirationsapparat  von  Regnault 
und  Reiset  (s.  1849  R.)  entsprechend  modifizieren.  Der  Apparat  wird 
1901  von  N.  Zuntz  noch  verbessert. 

—  Edwin  KMH  behauptet  auf  Gnmd  seiner  Untersuchungen  mit  aller  Ent- 
schiedenheit, daß  das  spezifische  Virus  in  bestimmten  Bakterien  gesucht 
werden  müsse.    (Vgl.  1876  Koch.) 

—  Ludwig  Friedrich  Knapp,  der  sich  seit  1861  mit  Mineralgerberei  beschäftigt 
hat,  erfindet  ein  Verfahren,  ein  dem  lohgaren  Leder  sehr  ähnliches 
Produkt  zu  erzielen,  indem  er  dem  Leder  durch  Walken  eine  unlösliche 
Eisenseife  inkorporiert.  Ähnliche  Versuche  waren  schon  1794  von  Ashton 
ohne  praktische  Erfolge  unternommen  worden. 

—  Robert  Koch  gibt  ein  eingehend  ausgearbeitetes  Verfahren  zur  Untersuchung, 
Konservierung  und  photographiachen  Abbildung  der  Bakterien  an  und  trägt 
dadurch  zur  endgültigen  Ausgestaltung  und  technischen  Vollendung  der 
Methodik  der  Bakterienfärbung  wesentlich  bei.  Er  findet  in  dem  Abbe'- 
schen  Kondensor  (s.  1872  A.)  das  Mittel,  auch  die  kleinsten  Mikro- 
organismen in  voller  Deutlichkeit  und  Klarheit  zur  Anschauung  zu 
bringen. 

—  Friedrich  KohlnuMii  konstruiert  das  nach  ihm  benannte  Totalreflekto- 
meter,  bei  dem  die  zu  untersuchende  Objektplatte,  um  eine  vertikale 
Achse  drehbar,  in  eine  stärker  brechende  Flüssigkeit  gehängt  wird.  Der 
Apparat  wird  1879  von  C.  Klein  und   später  von  P.  v.  Groth  verbessert. 

—  L.  Lwrmt  konstruiert  zur  Bestimmung  des  Zuckers  einen  verbesserten 
Halbschattenapparat,  bei  welchem  gewöhnlich  Natriumlicht  verwendet 
wird.  Auch  Comu  und  Ijippicb  geben  ähnliche  Apparate  an.  (Vg^  auch 
1860  J.) 

—  Otto  Lahniann  setzt  die  von  Frankenheim  (s.  1836  F.)  begonnenen  experi- 
mentellen Studien  über  die  Polymorphie  fort  und  klärt  diese  Frage  völlig 
auf.  Er  unterscheidet  zwei  Arten  von  polymorphen  Substanzen:  1.  die 
physikalisch  polymeren,  die  er  als  enantiotrope  Modifikationen  bezeichnet, 
und  die  sich  nach  beiden  Richtungen  hin  ineinander  umwandeln  können, 
also  reversibel  sind,  und  2.  die  physikalisch  metameren  oder  monotropen 


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1877 

Körper,  die  stabile  und  labile  Modifikationen  besitzen  und  nicht  beliebig 
ineinander  umwandelbar,  also  irreversibel  sind. 
1877    Otto  Ltbmann  konstruiert  ein  ErystaUisationsmikroskop  zur  Beobachtung 
der  Krystallbildung,   das  er  1884  und  1890  noch  wesentlich  vereinfacht 
und  verbessert. 

—  Otto  Lshmann  beobachtet,  daß  die  von  Rodwell  1874  beschriebene,  zäh- 
flüssige Modifikation  des  Jodsilbers  unter  Umständen  oktaedrisohe  Ge- 
stalt hat. 

—  Professor  Lttay  nimmt  ein  Patent  zur  Gewinnung  von  aromatischen 
Kohlenwasserstoffen  aus  Petroleumrüokständen  und  beginnt  als  der 
erste,  solche  Produkte  aus  Naphta  zu  gewinnen.  Die  Petroleumrück- 
st&nde  werden  langsam  durch  glühende  auf  700 — 800°  erhitzte  eiserne 
Röhren  geleitet,  wobei  sich  40—60  7,  Teer  und  60— W/o  Gase  bilden. 
Der  Teer  enthält  zdrka  H"/,  Benzol,  0,47o  Anthracen  und  70/0  Naphtalin. 
unabhängig  von  Letny  beschäftigen  sich  1879  mit  dieser  Frage  Burg  und 
Liebermann,  WichelhauB  u.  a. 

—  Um  die  Yerunr^nigung  des  Glases  durch  den  Ton  der  Häfen  und  Wannen 
zu  vermeiden,  wendet  LairilcM  zuerst  Metallwannen  an,  deren  Boden  und 
Wandungen  durch  Wasser  gekühlt  werden.  Das  Verfahren  wird  von 
A.  C.  F.  Lürmann  (1881)  weiter  ausgebildet. 

—  Joseph  LMar  züchtet  aus  saurer  Milch  einen  Spaltpilz  in  Reinkultnr,  dem 
er  die  Bezeichnung  Bacterium  lactis  beilegt,  und  der  im  Jahre  1884  auch 
von  Hueppe  gefunden  wird.    (S.  1867  P.  und  1884  H.) 

—  Nachdem  schon  John  Beavis  vorgeschlagen  hatte,  um  längere  Drähte  aus- 
ziehen zu  können,  den  Draht  auf  mechanischem  Wege  umzulenken,  erfindet 
WiUiam  Mm  Calllp  in  Columbus  eine  praktisch  durchführbare  mechanische 
Umführung,  die  die  Handarbeit  überflüssig  macht  und  eine  wesentliche 
Verbesserung  des  Drahtwalzwerks  darstellt. 

—  Auf  Vorschlag  von  Wilhelm  Mldiaallt  stellt  der  Verein  deutscher  Zement- 
fabriken in  Gemeinschaft  mit  der  Königlichen  Prüfungsstation  für  Bau- 
materialien in  Charlotten  bürg  (jetzt  Kgl.  Materialprüfungsamt  in  Groß- 
Lichterfelde)  Normen  für  die  einheitliche  Lieferung  und  Prüfung  von  Port- 
land-Zement auf.  Die  Normen  umfassen:  Gewloht  des  Zements,  Bindezeit 
(wobei  man  schnell  und  langsam  bindenden  Zement  unterscheidet), 
Volumbeständigkeit,  Feinheit  der  Mahlung  (wobei  ein  Sieb  mit  900  Maschen 
auf  1  qcm  nur  10"/,  Rückstand  hinterlassen  darf),  sowie  Festigkeitsproben 
(Druck-  tmd  Zerreißproben  an  reinen  und  mit  Normalsand  gemischten 
Zementkörpem). 

—  S.  Weir  MMchall  begründet  eine  „Mastkur"  benannte  neue  diätetische 
Behandlnngsweise  schwerer  Nervenleiden  (Neurasthenie,  Hysterie  usw.), 
die  später  von  W.  S.  Playfair  weiter  ausgebildet  wird. 

—  Nagal  und  Kwnp  konstruieren  für  die  Getreidemüllerei  den  Dismembrator 
(Zerleger).  Dieser  Apparat  unterscheidet  sich  von  dem  Disintegrator 
(s.  1862  C.)  dadurch,  daß,  während  sich  bei  diesem  beide  Scheiben  und 
zwar  in  entgegengesetzter  Richtung  drehen,  sich  hier  nur  eine  Scheibe, 
jedoch  mit  vergrößerter  Geschwindigkeit  dreht,  während  die  andere  Scheibe 
unbeweglich  ist.  Diese  Maschinen  erringen  großen  Erfolg  in  der  Flach- 
und  Halbhochmüllerei. 

—  Der  Mathematiker  Karl  Gottfried  Nwmann  in  Leipzig  bildet  die  Theorie 
des  Potentials  weiter  ans  und  muß  als  der  eigentliche  Begründer  des 
logarithmischen  Potentials  bezeichnet  werden. 

—  Rudolf  Niebkl  beobachtet  zuerst  die  Bildung  von  Farbstoffen  durch  ge- 
meinsame Oxydation  von  Paradiaminen  mit  Monaminen  und  stellt  den 
ersten  Repräsentanten  der  Indamine  aus  Paradiamin-o-diphenylamin  und 

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1877 

Paraplienylendiaimn  tmd  Anilin  dar.  Zu  dnnelben  Klasse  Ton  Farb- 
stoffen gehören  das  Bindschedler'sche  Grün  nnd  das  Toluyienblan. 
1877  Nachdem  schon  seit  1874  dnrch  Artemjeff,  Bagoain  and  Sohipofi  hölzerne 
Tankschiffe  für  den  Transport  von  Bobpetrolenm  und  Petrolenmrüok- 
ständen  in  primitiver  Weise  aus  gewöhnlichen  Barken  hergerichtet  waren, 
läßt  Ludwig  N«M  in  Sohwed«!  den  ersten  Tankdampfer  „Zoroaster" 
bauen,  dessen  Kielräume  er  von  dem  Maschinenraum  dnrch  mit  Wasser 
gefüllte  Doppelwände  trennt,  um  so  das  Durohsickem  des  Öls  in  den 
Kessel-  und  Maschinenraum  und  die  Erwärmung  des  Öls  zu  verhindern. 

—  J.  B.  OiT  bringt  zuerst  das  unter  dem  Namen  Ldthopon  (ZinkoUth, 
Grifiith'a  Weiß)  bekannte  Gromisch  von  gefälltem  Schwefeleink  und  Barium- 
Bulfat  in  den  Handel,  welches  sich  als  dauerhafte,  billige  und  giftfreie 
Deckfarbe  rasch  einführt. 

—  Wilhelm  Ottwaid  zeigt,  daß  beim  Vermischen  starker  Säuren  und  Basen 
in  verdünnten  Lösungen  für   alle  die  gleiche  Wärmeveränderung  erfolgt. 

—  Der  Mediziner  Sir  James  Pagtt  macht  sich  einen  Namen  durch  die  Unter- 
snchimg  der  nach  ihm  benannten  Knochenkrankheit  (Ostaitis  deformans) 
nnd  der  ekzematösen  Entzündung  des  Warzenhofes  mit  folgendem 
Brustkrebs. 

—  Parka,  Davis  &  Co.  führen  den  Extrakt  der  Cascara  sagrada,  der  Bmde  von 
Bhamnus  Purahiana,  als  Abführmittel  in  den  Arzneischatz  ein. 

—  Louis  Pattsur  bemerkt  zuerst,  daß,  wenn  Milzbrandbacillen  zusammen 
mit  anderen  Bakterien  den  dafür  empfänglichen  Tieren  eingeimpft 
werden,  der  Milzbrand  sich  nicht  entwickelt.  Er  ist  so  der  erste,  der 
durch  Einverleibung  von  Substanzen,  die  nicht  von  denjenigen  Bakterien 
stammen,  gegen  welche  die  Immunität  erzielt  werden  soll,  eine  solche 
Immunität  herstellt  (Schutzimpfung  mit  heterogenen  Stoffen). 

—  Wilhelm  Ptaflar  untersucht  mit  Hilfe  der  von  Traube  (s.  1867  T.)  ge- 
fundenen Niederschlagsmembranen,  die  er  auf  die  Innenwand  von  Ton- 
zellen auflagert,  die  osmotischen  Verhältnisse  und  findet  Beziehungen 
zwischen  dem  osmotischen  Druck  und  der  Konzentration,  sowie  zwischen 
dem  osmotischen  Druck  und  der  Natur  der  gelösten  Salze. 

—  Wilhelm  Pftflar  dehnt  seine  Versuche  über  den  osmotischen  Druck  (s.  vor- 
stehenden Artikel)  auch  auf  dessen  Bestimmung  in  der  Zelle  aus  und 
sucht  so  eine  Erklärung  für  StoSweohselprozesse  in  der  Pflanze  zu  geben. 
Seine  Forschungen  geben  den  Anlaß  zur  Untersuchung  des  osmotischen 
Drucks,  dessen  Gesetze  die  Grundlage  der  modernen  Theorie  der  Lösungen 
büden.     (8.  1884  van't  Hoff.) 

—  Eduard  PflOgar  weist  nach,  daß  nicht,  wie  man  früher  annahm,  die  Atmung 
den  Stoffwechsel,  sondern  dieser  umgekehrt  die  Atmung  beherrscht,  und 
stellt  den  Satz  auf:  „Die  Atemmeohanik  hat  keinen  Einfluß  auf  die  Größe 
des  Gesamt-Stoffwechsels." 

—  Raoul  PIcM  arbeitet  gleichzeitig  mit  Cailletet  (s.  1877  C.)  an  der  Ver- 
flüssigung der  Gase.  Es  gelingt  ihm,  durch  hohen  Druck  (320  Atmo- 
sphären) und  starke  Abkühlung  ( —  140"  C.)  größere  Mengen  von  flüssigem 
Sauerstoff  darzustellen  und  zu  Anfang  des  Jahres  1878  auch  den  Wasser- 
stoff zu  verdichten. 

—  Julius  Plnbch  in  Berlin  konstruiert  eine  Gasboje,  deren  Vorrat  an  Fettgas 
ein  ununterbrochenes  Brennen  auf  '/j  bis  '/<  Jahr  gestattet,  und  die  als 
Seezeichen  an  den  deutschen  Küsten  vielfach  benutzt  wird. 

—  Prudhommo  stellt  durch  Einwirkung  von  Glycerin  und  Schwefelsäure  auf 
Nitroalizarin  das  AUzarinblau  her,  dessen  1880  durch  Brunck  gewonnene 
Bisulfitverbindung  als  Alizarinblau  S  große  technische  Bedeutung  erlangt 
Das  Alizarin  blau  ist,  wie  Graebe  1879  feststellt,  ein  Dioxyanthrachinon- 

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1877 

chinoUn,  das  cum  Alizaiin  in  denselben  Beciehnngen  steht,  wie  das 
Cbinolin  zum  BenzoL  (Vgl.  auch  1880  Sk.) 
1877  B.  Raizlmwikl  zeigt,  daB  zum  Leuchten  des  Phosphors  Sauerstoff  wesent- 
lich ist,  und  daß  sich  in  einer  Wasserstoffatmosphäre  kein  Leuchten  zeigt. 
Formaldebyd  und  Traubenzucker  leuchten  unter  Einwirkung  von  Kali- 
lauge bei  Sauerstoffzutritt  und  Erwärmung  (Chemiluminescenz). 

—  Rmm  konstruiert  als  eines  der  ersten  Beispiele  eines  Vakunmbaggers  den 
sogenannten  pneumatischen  Bagger,  bei  welchem  abwechselnd  zwei  von 
den  vier  auf  dem  Bagger  befindlichen  Behältern  durch  Luftpumpen  luft- 
leer gemacht  werden,  worauf  dann  der  Boden  mit  Wasser  vermischt  in 
die  Behälter  eingesaugt  wird.  Diese  Bagger  finden  namentlioh  bei  Grün- 
dungsarbeiten Anwendung,  wenn  der  gebaggerte  Boden  unmittelbar 
neben  der  Baggerungsstelle  wieder  abgelagert  werden  kann.  Sie  werden 
zuerst  1878  beim  Bau  der  Taybrüoke  bei  Dundee  angewendet. 

—  W.  E.  Scwytr  in  New  York  nimmt  am  27.  Juni  und  10.  August  Patente  auf 
die  Anwendung  von  Glühlampen  aus  glühenden  Eohlenkörpem,  die  aus 
Papier  oder  Holz  hergestellt  werden,  auf  die  Parallelschaltung  der  Lampen 
und  die  Verteilung  des  Stromes.  Am  26.  Juni  1878  nimmt  Sawyer  in 
Gemeinschaft  mit  Man  ein  Patent  auf  Verteilung  von  elektrischem  Licht 
und  Kraft  von  einer  Zentralstation  aus. 

—  Th.  SdlNMiig  und  A.  MOntz  stellen  die  Behauptung  auf,  daß  der  Vorgang 
der  Nitrifikation,  d.  i.  der  Überführung  der  in  den  Ackerboden  gelangenden 
Ammoniaksalze  in  Salpetersäure  Salze,  der  1846  von  J.  B.  Dumas  als  rein 
chemischer  Oxydationsprozeß  erklärt  worden  war,  durch  organisierte  Fer- 
mente (Bodenbakterien)  bewirkt  weide.    (Vgl.  auch  1881  K.) 

—  Schnabtl  und  Honnlng  empfehlen  an  Stelle  von  Drahtzögen  oder  Gestängen 
für  die  Fembedienung  von  Weichen  und  Signalen  den  hydraulischen  Be- 
trieb. Im  gleichen  Jahre  wird  ihnen  eine  Vorrichtung  patentiert,  mit  der 
sich  vom  Dienstzimmer  des  Fahrdienstleiters  aus  Kückstellungen  einzelner 
Hebel  des  Stellwerkes  bewirken  lassen. 

—  Nachdem  Rammeisberg  (1842)  und  Hermann  (1861)  über  verschiedene  Ver- 
bindungen des  Urans,  wie  insbesondere  die  Oxyd-  und  Oxydnlsalze,  die  Sul- 
fide und  die  StickstoSverbindung  berichtet  hatten,  veröffentlicht  B.  SMMtt- 
MT  eine  umfassende  Untersuchung  über  die  Uranverbindungen,  an  die 
sich  1881  eine  Arbeit  von  Cl.  Zimmermann  anschließt,  der  u.  a.  auch  die 
Brom-  und  Jodverbindungen  in  seine  Untersuchungen  einbezieht. 

—  SMltcq  d'Ardrai  versucht  zuerst  eine  Lösung  des  Problems  der  elektrischen 
Übertragung  von  Bildern,  durch  die  das  Bild  —  im  Gegensatz  zur  elek- 
trischen Telephotographie  (s.  1865  C.  und  1903  S.)  —  ohne  Nieder- 
zeichnung dem  Auge  des  Empfängers  unmittelbar  sichtbar  wird  (Tele- 
phanie,  elektrisches  Femsehen).  Er  schlägt  hierzu  die  Verwendung  von 
Selenzellen  im  Geber  der  telephonisohen  Apparate  vor.  Obwohl  n.  a. 
auch  Nipkow  und  Sutton  gewisse  Erfolge  in  der  Telephanie  aufzuweisen 
hatten,  muß  das  Problem  im  ganzen  als  noch  nicht  endgültig  gelöst  be- 
trachtet werden. 

—  Der  portugiesische  Reisende  Alexander  Albert  de  la  Rocha  Sirpa  Pinto 
durchquert  Afrika  von  Angola  aus.  Er  zieht  mit  Capello  und  Ivena  über 
6ih6  zum  obem  Sambesi,  verfolgt  diesen  bis  zu  den  ViktoriafäUen  und 
gelangt  1879  über  Pretoria  zur  Ostküste. 

—  AugustuB  Burke  Shtphtrt  bearbeitet  die  pathologische  Anatomie  der  Lungen- 
entzündung. 

—  Friedrich  SiMiiMS  erfindet  das  Preßhartglas,  welches  er  durch  Pressen  des 
rotwarmen  Glases  zwischen  rasch  kühlenden  Metallplatten  herstellt. 

—  Die  Gebrüder  Bltinwit  &  Co.  in  Charlottenburg  erfinden  die  Dochtkohle  für 

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1877 

Bogenlampen,  bä  welcher  die  Eohlenstäbe  mit  einem  der  Lfinge  nach 
durchgehenden  Loch  versehen  werden,  durch  welches  die  Dochtmasse,  die 
aus  feinem  Kohlenpulver  und  den  zur  Tränkung  der  Kohle  geeigneten 
Lösungen  besteht,  eingepreßt  wird. 
1877  Werner  van  Steimm  stellt  Bleikabel  her,  indem  er  isolierte  Drähte  in  Blei- 
rohre einzieht  und  die  Bohre  durch  Zieheisen  durchzieht. 

—  William  Mtnuiii  weist  in  seiner  Präsidentenrede  im  Iren-  und  Steel- 
Institnte  auf  die  Möglichkeit  hin,  Wasserkräfte  auszunutzen,  indem  die 
Energie  in  Form  von  Elektrizität  auf  weite  Entfernungen  übertragen  wird. 
Er   berechnet  die  Energie  des   NiagarafaUs   auf   16800000  Pferdestärken. 

—  SlMNns  und  Haisk«  verbessern  die  „Doppeldrahtzüge"  der  Mastsignale 
durch  eine  Sicherungsanordnung,  welche  für  den  Fall,  daß  der  eine  oder 
andere  Draht  reißt,   die  Haltlage  des  zugehörigen  Signalflügels  verbürgt. 

—  Christian  Ernst  Stahl  entdeckt  an  einigen  Flechten  die  geschlechtliche  Fort- 
pflanzung, die  auch  den  Pilzen  zukommt.    (Vgl.  1868  S.) 

—  Mmbarc  erfindet  einen  hydraulischen  Geschwindigkeitsregulator,  bei  welchem 
eine  Flüssigkeit  —  Glycerin  —  als  regulierendes  Mittel  angewendet  wird. 

—  Salomon  Strtekw  empfiehlt,  bei  Gelenkrheumatismen  SallcyLsäure  innerlich 
anzuwenden. 

—  Stranc  erzeugt  Wassergas,  indem  er  die  Wasserzersetzung  nicht  wie  bisher 
in  Retorten,  sondern  in  vertikalen  Schachtöfen  vornimmt  und  die  Er- 
hitzimg der  Kohle,  des  Dampfes  und  des  Gases  nicht  durch  äußere 
Heizung,  sondern  durch  das  Verbrennen  der  Kohle  selbst  bewirkt. 

—  Graf  Bäa  von  8iich<ny<  macht  in  Begleitung  des  Obersten  Ereitner  und 
des  Geologen  L.  von  Loczy  eine  Reise  nach  Asien,  auf  der  er  nach  längerem 
Aufenthalt  in  Indien,  Java  und  Japan  von  Schanghai  aus  über  Sutschou 
bis  Tun-hwang-hsien  vordringt  und  über  Batang  nach  Bhamo  in  Hinter- 
indien zurückkehrt. 

—  Tanret  stellt  fest,  daß  die  Granatbanmrinde  (Punica  granatnm)  vier  Alka- 
loide,  das  PeUetierin,  das  Isopelletierin,  das  MethylpeUetierin  und  das 
PseudopeUetierin,  enthält,  denen  die  Rinde  ihre  Wirkung  als  wurm- 
abtreibendes Mittel  verdankt. 

—  Tsidor  Trauil  konstruiert  auf  Grund  der  von  Hauptmann  Beckerhinn  ge- 
machten Versuche  über  die  Ausbreitung  der  Ezplosionswirkung  in  ver- 
schiedenen Medien  die  Tranzl'sche  Bleiprobe,  den  für  brisante  Stofie 
am  meisten  gebrauchten  Prüfungsapparat. 

—  Der  Mineralog  Gustav  Tscharmak  bildet  als  Ergänzung  der  Nebularhypo- 
these  die  Hypothese  vom  kosmischen  Vulkanismus  aus. 

—  VlncMrt  sucht  zuerst  in  der  Melassebrennerei  Courri^res  die  eingedickte 
Schlempe  nutzbar  zu  machen,  indete  er  dieselbe  der  trockenen  Destillation 
unterwirft,  wobei  er  Alkohol,  Methylamine  und  Methylalkohol  erhält, 
während  die  als  Rückstand  resultierende  Schlempekohle,  der  Kohlenstofi 
beigemischt  ist,  als  Dünger  verwertet  wird. 

—  G.  Vortanann  arbeitet  über  die  ammoniakaUschen  Kobaltverbindungen  and 
entdeckt  die  mit  den  Praseoverbindungen  (s.  1871  R.)  isomeren  Octamin- 
roseoverbindungen  imd  Octaminpurpureoverbindnngen.  Auch  weist  er 
nach,  daß  die  von  Fr^my  entdeckten  Oxykobaltiaksalze  (Oxyfuskobalt- 
salze,  B.  1850  F.)  einen  Wasserstoffsuperoxydrest  enthalten. 

—  Hugo  de  VriM  arbeitet  über  das  Pflanzenwacbstum  und  untersucht  nament- 
lich den  Einfluß  der  Turgescenz  (wie  der  hydrostatische  Druck,  den  der 
Zellsaft  auf  die  elastische  Zellwand  ausübt,  genannt  wird)  auf  das  Flächen- 
waohstum  der  ZeUhaut.  Über  denselben  Gegenstand  arbeiten  Klebs  (1886), 
Wieler  (1887),  Stange  (1892)  und  viele  andere. 

—  Johannes  Diderik  van  dar  Waals  macht  zuerst  darauf  aufmerksam,  daß  die 

—     752     — 


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1878 

Temperatur   des  DichtigkeitsmaximtunB   der  Flüssigkeiten  sieh   mit  dem 
Druck  Sndem  muB,  was  Amagat  bestätigt.    (Vgl.  1877  A.) 

1877  Paul  Wagnsr  bildet  die  Methode  der  sogenannten  agrikultnrchemischen 
Düngungaversuche  aus,  die  er  in  großen  Zinktöpfen  ausführt.  Diese 
zylindrischen  Töpfe  werden  unten  mit  losem  Eies  gefüllt,  über  den  gleich- 
mäBig  gemischte  Erde  geschichtet  wird,  der  die  Düngemittel  beigefügt 
sind.  Die  Methode  arbeitet  so  zuverlässig,  daß  gleich  behandelte  Töpfe 
stets  fast  genau  das  gleiche  Besultat  ergeben. 

—  Emil  Warfeaif  gibt  eine  Methode  zur  Untersuchung  der  gleitenden  Beibung 
fester  Körper  an. 

—  Wartomann  konstruiert  eine  elektrische  Lampe,  bei  der  die  eine  Elektrode 
eine  Kohlenscheibe,  die  andere  ein  Koblenstift  ist,  der  leicht  gegen  die 
Scheibe  gedrückt  wird. 

—  Alexander  WiliM,  Direktor  der  Cyclop-Iron-Works  in  Sheffield,  stellt,  da 
Flußstahlplatten  ihrer  Sprödigkeit  wegen  sich  für  SchifFspanzerung  nicht  be- 
währen, yerbund-(Compound-)Panzerplatten  aus  Flußstahl  und  Eisen  her, 
welche  eine  erheblich  größere  Widerstandsfähigkeit  als  die  bisher  ver- 
wendeten Platten  aufweisen.  Diese  Platten  kommen,  nachdem  sie  1880 
von  J.  H.  Ellis  von  der  Firma  John  Brown  &  Co.  in  Sheffield  noch  ver- 
bessert sind,  in  allgemeine  Aufnahme.  Der  „Inflexible"  ist  das  erste 
KriegsschifF,  das  mit  solchen  Platten  gepanzert  wird. 

—  Adolph  August  VnnMniMn  stellt  für  die  Siedepunkte  gewisser  homologer 
Flüssigkeiten  das  folgende  Gesetz  auf:  „Geht  man  bei  Beihen  homologer 
Flüssigkeiten  von  Temperaturen  aus,  die  gleichen  Spannkräften  ange- 
hören, so  bilden  die  Temperaturdifferenzen,  welche  gleichen  Druckdifferenzen 
entsprechen,  eine  arithmetische  Beihe,  welche  mit  Zunahme  des  Drucks 
wächst."  Eine  der  schlagendsten  Bestätigungen  dieses  Gesetzes  findet  sich 
nach  Schumann  (1881)  in  den  Siedepunkten  der  Fettsäureester  bei  ver- 
schiedenem Druck;  doch  liefert  Kahlbaum  (1893)  in  seinen  Studien  über 
Dampfspannkraftmessungen  auch  widersprechende  Daten,  z.  B.  für  die 
Fettsäuren. 

—  Clemens  WlNkitr  zeigt,  daß  man  beim  Sohwefelsäurekontakt verfahren 
(s.  1876  W.)  auch  von  Böstgasen  von  Schwefelbrennem,  Kiesöfen  oder 
Blendeöfen  ausgehen  kann,  und  macht  der  Freiberger  Hüttenverwaltung 
Vorschläge  über  die  Anwendung  von  Eiesöfen  zu  Zwecken  des  Kontakt- 
verfahrens. 

—  Der  Ingenieur  Emil  Winklw  in  Wien,  später  in  Berlin,  fördert  den  Eisen- 
bahn- und  Brückenbau  durch  Untersuchungen  über  die  zulässige  Bean- 
spruchung der  Eisenkonstruktionen  und  Aufstellung  einer  neuen  Theorie 
des  Erddrucks  bei  Stützmauern. 

—  Wilhelm  Wlnttrnlti  stellt  durch  sein  Buch  „Die  Hydrotherapie  auf  physio- 
logischer und  klinischer  Grundlage"  die  Kaltwasserkur  in  ihren  ver- 
schiedenen Formen  auf  eine  wissenschaftliche  Basis. 

—  Martin  Ewald  Wolhiy  macht  die  Beobachtung,  daß  bei  den  Pflanzen  die 
dem  Boden  zugekehrte  Blattseite  stärkere  TaubOdung  als  die  nach  oben 
gewendete  zeigt  und  gibt  dadurch  der  Lehre,  daß  der  schon  vorher  im 
Boden  absorbierte  Wasserdampf  eine  wichtige  Bolle  bei  der  Taubildung 
spiele,  eine  starke  Stütze.  (S.  a.  1748  G.  und  1877  A.)  Diese  Lehre  wird 
von  Alford  (1892)  und  B.  Busseil  (1892)  noch  erweitert. 

—  Nathan  Zunti  beweist  durch  Versuche,  daß  die  Größe  der  Oxydation  im 
tierischen  Organismus  von  der  Menge  und  Zufuhr  der  Nährstoffe  unab- 
hängig ist,  daß  sie  dagegen  von  einzelnen  spezifisch  wirkenden  Stoffen  und 
von  der  Verdauungsarbeit  beeinflußt  wird. 

1878  Ernst  Abb«  konstruiert  auf  eine  Anregung  von  J.  W.  Stephenson  hin  für 

Darmstaedter.  48 

—     753     — 


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1878 

das  Mikroskop  die  ersten  Systeme  mit  homogener  Immersion,  bei  welchen 
Deckglas,  Immersionsflüssigkeit  nnd  Frontiinse  des  Objektives  Reiche 
Brechungsexponenten  haben,  also  eine  optisch  homogene  Schicht  bilden. 
Als  Immersioosflüssigkeit  wird  ZedemhoLsöl  gewählt. 
1878  Ednard  Albtrt  führt  die  Arthrothese  in  die  Chirurgie  ein.  Dieselbe  besteht 
in  einer  künstlichen  Verödung  eines  Grelenks,  bez.  in  einer  künstlichen 
AnkyloBenbildung  (Feststellung,  Beweglichkeitsbeschränkung)  auf  opera- 
tivem Wege. 

—  Auziai-TurMiM  veröffentlicht  die  Sesultate  seines  Studiums  der  euerst  1849 
von  Diday  ausgesprochenen  Syphiüsation,  d.  i.  der  Heilung  der  Syphilis 
durch  bis  zur  Immunität  wiederholte  Impfungen  desselben  erkrankten 
Individuums  mit  dem  syphilitischen  Gift,  die  zu  der  Erkenntnis  führen, 
daB  Syphilisprodukte  nur  selten  auf  den  Träger  oder  andere  syphilitische 
Individuen  verimpfbar  sind. 

—  L.  von  Babo  konstruiert  eine  selbsttätige  Wasserquecksilberluftpumpe,  die 
eine  Kombination  der  gewöhnlichen  Wasserluftpumpe  (s.  1869  B.)  mit  der 
Sprengel'schen  Qnecksilberluftpumpe  (s.  1865  G.  und  1873  S.)  darstellt. 
Die  Pumpe  wird  1895  von  Erafft  und  Dyes,  1896  von  J.  Precht  noch 
wesentlich  verbessert. 

—  Adolf  von  Baoytr  gelingt  es,  Orthonitrophenylessigsäure  durch  Reduktion 
mit  Zinn  und  Salzsäure  in  Oxindol,  das  innere  Anhydrid  der  Orthoamido- 
phenylessigsäure  überzuführen.  Aus  dem  Oxindol  stellt  er  das  Amido- 
oxindol  her  und  führt  dasselbe  durch  Oxydation  in  Isatin  über.  Hiermit 
ist  die  vollständige  Synthese  des  Indigblau  gelangen,  da  Isatin  nach  der 
1870  gefundenen  Methode  (s.  1870  B.)  in  den  Farbstoff  übergeführt  werden 
kann. 

—  Francis  Maitland  Balfour,  Schüler  Foster's  in  Cambridge,  erforscht  die 
Entwicklung  des  Eies  insbesondere  bei  den  Haifischen  und  macht  wichtige 
Entdeckungen  hinsichtlich  der  Entstehung  des  mittleren  Keimblattes, 
über  das  auch  Ray  Lankester  und  Oskar  und  Richard  Hertwig  (s.  1879  H.) 
wichtige  Arbeiten  publizieren. 

—  Nachdem  1855  K.  Vierordt  Versuche  gemacht  hatte,  den  Blutdruck  beim 
Menschen  zu  messen,  indem  er  eine  Arterie  durch  Gewichte  komprimierte 
und  den  Druck  bis  zur  Wiederkehr  des  Pulses  im  peripher  gelegenen  Teil 
der  Arterie  verminderte,  gelingt  es  Samuel  Siegfried  Karl  von  Batch.  durch 
sein  Sphygmomanometer,  in  welchem  eine  Gummipelotte  den  Druck  aus- 
übt, der  darauf  an  einem  Bourdon'schen  Manometer  abgelesen  wird,  ein 
für  den  Arzt  brauchbares  V^erfahren  der  Blutdruckmessung  einzuführen. 

—  Johann  Baincliln(or  findet  bei  Versuchen,  die  er  an  der  Bamberger  Ketten- 
brücke vornimmt,  daß  sich  für  die  Verminderung  der  Festigkeit  des  Eisens 
und  für  die  Änderung  seiner  Struktur  oder  Elastizität  während  eines  fast 
fünfzigjährigen  Gebrauchs  keine  Anhaltspunkte  ergeben.  Eine  im  gleichen 
Jahr  vorgenommene  Untersuchung  von  eisernen  Hängebolzen  der  Gitter- 
brücken der  Algäubahn,  die  25  Jahre  im  Gebrauch  waren,  führt  zu  gleichen 
Resultaten.  Indes  ist  auch  damit  die  Frage,  ob  das  Eisen  durch  den 
längeren  Gebrauch  krystallinisch  werde  und  infolgedessen  an  Festigkeit 
verliere,  noch  nicht  entschieden.     (Vgl.  a.  1854  P.  und  1870  W.) 

—  BKhwn  und  Pott  verwenden  zuerst  in  Zentralheizungsanlagen  sehr  niedrig 
gespannten  Dampf  von  0,3  Atmosphären  Überdruck,  wodurch  ein 
groBer  Fortschritt  in  der  Konstruktion  der  Niederdruckdampfheizung  be- 
dingt wird. 

—  Nachdem  Reuleaux  1868  die  Benutzung  der  Lösungsbremse  (s.  1852  R.) 
zur  Konstruktion  von  Sperrradbremsen  empfohlen  hatte,  konstruiert 
£.  Bocktr  in  Berlin  eine  Sperrradbremse,  die  er  als  Festbremse  bezeichnet. 

—     754     — 

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1878 

BremBBcheiben  und  Spenrad  sind  unmittelbar  nebeneinander  auf  deiselbea 
Welle  angeordnet,  das  Sperrrad  fest  auf  der  Welle,  die  Bremasoheibe  lose. 
1878  £dmond  BaqMral  stellt  metalliscbes  Kobalt  auf  elektrolytiBchem  Wege  in 
blendend  weißen,  zusammenhängenden  Schichten  her,  indem  er  durch 
Ammoniak  oder  Ätzkali  neutralisiertes  Eobaltohlorür  der  Wirkung  des 
elektrischen  Stroms  aussetzt. 

—  Alexander  Graham  MI  und  Sumner  Talntar  erfinden  das  Photophon,  bei 
dem  die  Funktionen  der  Leitungsdrähte  einem  Lichtstrahl  übertragen 
werden,  durch  dessen  Einwirkung  auf  eine  Selenzelle  die  auf  einer  Geber- 
station hervorgerufenen  Schallwellen  auf  einer  Empfangsstation  zum 
Wiedererklingen  gebracht  werden. 

^  Charles  Bannet  findet,  daß  eine  Gelatineemulsion  durch  andauernde  Di- 
gestion bei  320  q^  wesentlich  an  Lächtempflndlichkeit  zunimmt.  Die  nach 
seiner  Vorschrift  hergestellten  Emulsionstrockenplatten  haben  die  4 — lOfache 
Empfindlichkeit  der  nassen  Eollodiumplatte. 

—  Paul  Bart  untersucht,  ausgehend  von  Jourdanet's  Arbeiten  (s.  1876  J.),  den 
Einfluß  der  Luftdruckverminderung  auf  den  Organismus  und  zeigt,  daß, 
wenn  der  Luftdruck  auf  zwei  Drittel  des  normalen  herabsinkt,  eine  er- 
hebliche Verminderung  des  SauerstofFgeh  altes  des  arteriellen  Blutes  eintritt, 
und  daß  diese  Verminderung  bei  weiterer  Abnahme  des  Luftdrucks  eine 
mit  der  Fortdauer  des  Lebens  nicht  mehr  verträgliche  Grenze  erreicht. 
Er  macht  die  mit  der  Höhe  wachsende  Verminderung  des  Sauerstoff- 
gehaltes für  die  Erscheinungen  der  Bergkrankheit  verantwortlich.  Anderer- 
seite konstatiert  er  bei  seinen  Versuchen,  daß  viele  Organismen  das  Leben 
in  komprimiertem  Sauerstoff  nicht  vertragen. 

—  Harcelin  Bertheiot  erhält  durch  Einwirkung  der  stillen  elektrischen  Ent- 
ladung auf  Gemenge  von  Schwefligsäureanhydrid  und  Sauerstoff  Über- 
schwefelsäureauhydrid  (Schwefelheptoxyd)  und  stellt  auch  Überschwefel- 
Bäure  (Perschwefelsäure)  in  unreinem  Zustande  her. 

—  Nachdem  die  pneumatische  (atmosphärische)  Schachtförderung  im  Prinzip 
zuerst  von  Papin  (s.  1687  P.)  und  später  von  Grüner  und  Cav6  (1856), 
Alison  und  Shaw  (1864)  und  von  Evrard  (1867)  in  Vorschlag  gebracht 
worden  war,  wendet  sie  Zulma  BUuichet  tatsäohUoh  zuerst  im  Bergbau  an. 
Die  von  Blanchet  angegebene  Maschine  kann  zugleich  als  kräftige  Unter- 
stützung des  Wetterzuges  dienen. 

—  Otto  BoUIncer  weist  nach,  daß  die  bei  Hirschen,  Rehen  und  Wildschweinen 
beobachtete  Wildseuche,  welche  früher  dem  Milzbrande  beigezählt  wurde, 
durch  ein  besonderes,  mit  dem  Milzbrandbacillus  nicht  identischee  Bak- 
terium hervorgerufen  wird.  Er  stellt  die  Beziehungen  des  Wurmaneurismas 
zur  Kolik  des  Pferdes  fest. 

—  FrauQois  Borel  in  Cortaillod  bei  Neuch&tel  verbessert  die  Herstellung  der 
Bleikabel  (vgl.  1877  S.),  indem  er  den  Bleimantel  auf  die  Kabel  mittels 
einer  Bleirohrpresse  auflegt.  Die  erste  Bleipresse  für  diese  Zwecke  wird 
1879  bei  der  Firma  Berthoud  Borel  &  Co.  aufgestellt.  Verbesserte 
Pressen  werden  1879  von  Bror,  Hemming,  Weßlau  und  1881  von  Carl 
Ruber  konstruiert. 

—  Max  «M  dem  Borne  erfindet  den  sogenannten  tiefen  kalifornischen  Bruttrog 
für  künsthche  Fischzucht,  welcher  —  bei  einer  Kastengröße  von  20  zu 
30  cm  Grundfläche  —  5000  bis  10  000  Forelleneier  aufzunehmen  und  aus- 
zubrüten vermag.  Auch  gibt  von  dem  Borne  einen  Selbstausleser  für  ab- 
gestorbene Fischeier  an. 

—  Louis  BrennM  konstruiert  den  nach  ihm  benannten  lenkbaren  elektrischen 
Torpedo,  der  durch  zwei  sich  abrollende  Drähte  von  einer  an  Land  oder 
auf  dem  Schiff  befindlichen  Dynamomaschine  seine  Triebkraft  erhält. 

48* 

—     755     — 


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1878 

1878  Hans  Buchnar  stellt  experimentell  fest,  daB  die  F&higkeit  der  pathogenen 
Bakterien,  krankheitserregend  zn  wirken,  keine  konstante,  sondern  eine 
beeinflnBbare,  veränderliche  Eigenschaft  ist. 

—  Angnst  Buraw  führt  die  eesigsanre  Tonerde  in  den  Arzneischatz  ein,  die  in 
Lösnng  unter  dem  Namen  „Burow'sche  Lösung"  ausgedehnte  ärztliche 
Verwendung  findet. 

—  Lonis  Paul  OallMat  gelingt  es,  durch  sein  für  Sauerstoff  angewendetes  Ent- 
spannungsverfahren  auch  Stickstoff  und  atmosphärische  Luft  zu  ver- 
flüssigen. 

—  duuiMrei  kommt  auf  den  Gedanken,  die  Widerstandskraft  der  bis  dahin 
wegen  der  leichten  Deformation  wenig  verwendeten  Asphaltröhren  durch 
Einlegen  eines  schwachen  Kerns  von  Eisenblech,  auf  welchen  die  ge- 
schmolzene Asphaltmasse  aufgetragen  wird,  zu  erhöhen.  Die  Röhren, 
die  erst  nur  für  die  Gasleitungsstränge  gebraucht  werden,  werden  später 
durch  Einlagen  von  Stahl  derart  verbessert,  daB  sie  einen  Druck  von 
12 — 20  Atmosphären  widerstehen  imd  sich  auch  für  Wasserleitungen 
eignen. 

—  J.  Lucas  ChanpiminHra  wendet  die  Lehre  von  der  Himlokalisation  auf  die 
Chirurgie  des  Gehirns  und  die  Trepanation  an  und  gibt  derselben  dadurch 
eine  sichere  Grundlage. 

—  Jean  Martin  Ghwcot  bestätigt  die  von  Burvq  (s.  1860  B.)  gemachten  Be- 
obachtungen und  vervollkommnet  die  Metallotherapie,  die  er  insbesondere 
bei  Lähmungen  der  Bewegnngsmuskeln  und  der  Sinnesnerven  empfiehlt. 

—  Jean  Martin  Chareot  und  seine  Schüler,  insbesondere  Pitree  und  Ballet,  und 
gleichzeitig  A.  Forel  untersuchen  eingehend  die  Suggestion  bei  hysterischen 
und  sonst  abnormen  Individuen  und  deren  Zusammenhang  mit  dem 
Hypnotismus. 

—  Die  OhMnUchi  FaMk  QrlwlMliii  verbessert  das  von  Sprengel  angegebene  Ver- 
fahren der  Anwendung  von  zerstäubtem  Wasser  zur  Speisung  der  Schwefel- 
sänrekammer  (s.  1873  S.),  indem  sie  die  Zerstäubung  des  Wassers  nicht 
durch  einen  Dampbtrahl,  sondern  dadurch  hervorbringt,  daB  sie  das 
Waaser  unter  mindestens  zwei  Atmosphären  Druck  aus  einer  Platinspitze 
ausströmen  und  gegen  ein  Platinscheibchen  anprallen  läfit.  Später  werden 
zu  gleichem  Zweck  vielfach  die  Zentrifugal-Streudüsen  von  G«br.  Körting 
angewendet. 

—  Marc  A.  Dtlafontalm  isoUert  aus  dem  Samarskit  (vgl.  1879  L.)  ein  neues 
Element,  das  er  „Decipium"  nennt. 

—  MbrBck  und  Stompt  untersuchen  das  Verhalten  des  Stärkekleisters  gegen 
Hochdruck  und  zeigen,  daB  der  Kleister  sich  bei  dreistündiger  Erhitzung 
auf  125°  C.  verflüssigt,  imd  daß  sich  bei  der  Abkühlung  nicht  wieder  der 
charakteristische  elastische  Zustand  des  Stärkekleisters  zeigt,  sondern  sich 
Stärke  in  krystaUähnlichen  Körnern  (lösliche  Stärke)  abscheidet,  über 
denen  eine  klare  Flüssigkeit  steht.  Auf  diesen  Versuchen  beruht  die  Anwen- 
dung des  Hochdrucks  zur  Vorbereitung  stärkehaltiger  Materialien  für  die 
Maischung. 

—  James  Dawar  gelingt  es,  Luft  zu  verflüssigen,  indem  er  sie  durch  feste 
Kohlensäure  abkühlt,  auf  100  Atmosphären  komprimiert  und  sie  sich  dann 
plötzlich  ausdehnen  läBt,  so  daB  die  Temperatur  durch  die  rasche  Ver- 
dunstung noch  erheblich  tiefer  sinkt.    (Vgl.  a.  1877  C.) 

—  Oskar  Doabnsr  entdeckt  bei  Einwirkung  von  Benzotrichlorid  auf  Dimethjl- 
amin  in  Gegenwart  von  Chlorzink  einen  grünen  Farbstoff,  der  sehr  be- 
ständig ist  und  den  Namen  „Malachitgrün"  erhält.    (S.  a.  1877  F.) 

—  Emerson  Dmnon  schafft  eine  Anlage,  die  jetzt  unter  dem  Namen  „Dowson- 
oder  Druokgasanlage"  im  wesentlichen  seiner  Anordnung  gemäB  —  d.  b. 

—     756     — 

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1878 

mit  Grenerator,  Dampfkessel,  Injektor,  der  gleichzeitig  Luft  und  Dampf  in 
den  Grenerator  einführt,  Wasservorlage  zur  Abscheidnng,  Wasser  zur  Eüh- 
long  tmd  Reinigung,  S&gemehlreiniger  zur  Feinreinigung  und  Gasbeh&lter 
zum  Aufspeichern  des  Gases  —  gebaut  wird.  1879  wird  die  erste  Anlage 
in  England  errichtet,  1886  die  erste  in  Deutschland  von  der  Gasmotoren- 
fabrik Deutz.  (S.  1876  D.) 
1878  Drayir,  RotMkranz  und  Draop  konstruieren  einen  Plattenfeder-Indikator,  der 
namentlich  für  Eismaschinen  bestimmt  ist,  ausnahmsweise  jedoch  auch  bei 
Dampfmaschinen  Verwendung  findet. 

—  Eugen  Dahrlng  setzt  an  die  Stelle  des  Dalton'sohen  Gresetzes  (s.  1804  D.) 
der  Dampfspannungen  ein  anderes  Gresetz,  welches  nicht  nur  die  homo- 
logen Reihen  berücksichtigt,  sondern  ganz  allgemein  aus  der  Kenntnis 
einer  Spannungskurve  alle  übrigen  aus  wenigen  Beobachtungen  ableiten  wilL 
Aber  auch  dieses  Gesetz  bewährt  sich  nicht  vollständig,  da  die  Quotienten 
nicht  konstant  sind,  sondern  sich  mit  der  Temperatur  ändern.  Auch 
Ramsay  und  Young  geben  Beziehungen  zwischen  den  gleicher  Spannkraft 
entsprechenden  Temperaturen  an,  die  sie  indes  selbst  als  nur  annähernd 
richtig  ansehen. 

—  Der  Mediziner  Wilhelm  EbiMn  in  Göttingen  erfindet  die  Ebstein'sche  Kur 
gegen  Fettleibigkeit,  bei  welcher  er  zwar  ziemlich  reichliche  Fettmengen 
als  Nahrung  gestattet,  die  Zufuhr  von  EiweiB  und  Kohlehydraten  aber 
stark  beschränkt.  Durch  diese  Kur  werden  gewisse  Nachteile  der  Banting- 
und  der  Örtel-Kur  (Hungergefühl,  Schwächezustände  u.  dgl.)  vermieden. 

■^  Josef  Maria  Edsr  erforscht  die  chemischen  Grundlagen  des  Figmentver- 
fahrens,  sowie  der  anderen  auf  der  Lichtempfindlichkeit  der  chromsauien 
Salze  beruhenden  photographischen  und  photomechanischen  Metboden. 

—  Thomas  AIvs  EtfMil  führt  den  von  ihm  das  Jahr  zuvor  erfundenen  Phono- 
graphen, ein  Instrument,  welches  auf  dem  Prinzip  des  Phonautographs 
(s.  1869  S.)  beruht  und  Töne  und  artikulierte  Laute  fixiert  und  später 
deutlioh  wiedergibt,  der  Aoad^mie  fran^aise  vor. 

—  Thomas  Alvs  Edlton  erfindet  die  Bleisioherung  zur  Verhütung  des  Kurz- 
schlusses in  elektrischen  Beleuchtungsanlagen. 

—  Ehrhart  in  Rom  konstruiert  einen  „Dermatmometer"  genannten  Apparat 
zur  Bestimmung  der  Größe  der  Verdunstung  der  Haut,  bei  welchem  zu 
dieser  Bestimmung  die  Größe  der  Krümmung  eines  Grelatineblättohens  be- 
nutzt wird.  Der  Apparat  wird  später  von  Kohlsohütter  und  von  Francke 
verbessert. 

—  Adolph  Eagtar  verwertet  zuerst  in  seinem  Werke  „Versuch  einer  Entwick- 
lungsgeschichte der  Pflanzenwelt"  die  bis  dahin  gefundenen  pflanzenpalä- 
ontologischen  Tatsachen  für  die  Pflanzengeographie. 

—  Constantin  Fahlbarx  endeckt  das  Saccharin  (Benzoesäure-Sulflnid)  und  ver- 
öfFenthcht  im  Jahre  darauf  mit  Ira  Rmmsii  eine  wissenschaftliche  Abhand- 
lung über  die  Eigenschaften  und  das  Verhalten  dieses  Körpers. 

_  £n^  und  Otto  FlwiMr  führen  die  Anilinfarbstoffe  auf  das  Triphenylmethan 
als  Grundsubstanz  zurück  und  erkennen  die  Leukoverbindung  des  Fuchsins 
als  Triamidophenylmethan.  Damit  ist,  da  das  Triamidopheuylmethan 
drei  Anilinreste  enthält,  die  durch  ein  neues  Kohlenstoff atom  miteinander 
verbunden  sind,  die  Erklärung  gegeben,  warum  nach  Hofmann's  Beobach- 
tung (s.  1863  H.)  Fuchsin  nicht  aus  chemisch  reinem  Anilin,  sondern  nur 
aus  Mischungen  desselben,  mit  seinem  um  ein  Kohlenstoflatom  reicheren 
Homologen,  dem  Toluidin,  dargestellt  werden  kann. 

—  Theodor  FMtaiMn  macht  die  Entdeckung  der  Walz-  und  Schweißbar- 
keit des  Nickels  durch  Zusatz  von  Magnesium,  wodurch  es  ihm  gelingt, 
Bleche  aus  Eisen,  Stahl  und  Nickelkupfer  herzustellen,  die  auf  einer  oder 

—     757     — 

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1878 

beiden  Seiten  dnrch  Schweißprozesse  mit  Nickel  plattiert  sind  und  bald 
eine  ausgedehnte  Anwendung  in  der  Industrie  finden. 
1878  Edmond  Frimy  und  Fall  gelingt  es,  in  der  Hitze  des  Porzellanofens  gewisse 
Flnorrerbindongen  der  Tonerde  ganz  allmählich  zu  zersetzen,  wobei  sich 
krystallisiertes  Aluminiumozyd  ausscheidet,  dem  durch  einen  geringen  Zu- 
satz von  Chrom  die  Farbe  des  Kubins  gegeben  werden  kann.  Auf  diese 
Weise  hergestellte  Bnbine  werden  von  Feil  auf  der  Pariser  Weltausstellung 
gezeigt.    (S.  1860  Wi.) 

—  Der  Mediziner  WUhelm  Alexander  FnuN  nimmt  die  fast  ganz  vergessene 
Totalexstirpation  des  Uterus,  und  zwar  im  wesentlichen  nach  Delpech's 
Methode  (s.  1826  D.)  wieder  auf.  Nach  mehreren  ungünstigen  Resultaten 
wird  sie,  tmter  Hinzufügung  der  von  Bardenheuer  damit  verbundenen 
Drainage  der  Bauchhöhle,  öfters  mit  £rfolg  ausgeübt. 

—  A.  FHcIn  in  Berlin  konstruiert  für  die  Fettindustrie  einen  Extraktions- 
apparat, bei  dem  das  Extraktionsmittel  in  kontinuierlichem  Strahl  dnrch 
den  Exlraktor  fließt,  wobei  das  Extraktionsmaterial  den  entgegengesetzten 
Weg  nimmt.  Der  Apparat  wird  1889  von  A.  S.  Dombrain  wesentlich  ver- 
bessert.   Auch  Hirzel  tritt  1890  mit  dnem  derartigen  Apparat  auf. 

—  Carl  Frommann  entdeckt  das  Verfahren,  die  Binde-  und  Nervensubstanz 
mit  salpetersaurem  QuecksUber  zu  färben,  und  macht  dadurch  die  feinere 
Struktur  der  Nervenzellen  erkennbar. 

—  Der  Amerikaner  Meritt  6aliy  konstruiert  seine  üniversaltiegeldmckpresse, 
die  erste  Tiegeldruckpresse,  die  einen  parallelen  Druck  auszuüben  im- 
stande ist.  Das  Farbewerk  gleicht  dem  einer  Schnellpresse.  (S.  auch 
1870  D.) 

—  Josiah  Willard  GIMm  liefert  durch  seine  Phasenregel  ein  Schema,  dem  sich 
die  Zustände  des  chemischen  Gleichgewichts  in  heterogenen  Systemen  unter- 
ordnen müssen. 

—  tun>$  und  LOimaim  konstruieren  einen  Generator,  bei  welchem  sie  den  Ent- 
gasungs-  und  Vergasungsraum  trennen.  Die  durch  die  Abhitze  entgasten 
rohen  Brennmaterialien  gelangen  im  verkohlten  Znstand  zur  Vergasung  in 
den  Generator.    Auf  ähnlichem  Prinzip  beruht  Nehse's  Generator  1878. 

—  Der  Hüttenbaumeister  HacMi  in  Halsbrucke  bei  Freiberg  führt  die  Hartblei- 
ventQatoren  zur  mechanischen  Zugbeförderung  in  den  Bleikammem  ein. 
Diese  Ventilatoren  werden  neuerdings  meist  durch  Elektromokoren  be- 
trieben. In  neuester  Zeit  werden  von  Ernst  March  Söhne  in  Charlottenburg 
auch  Steinzeugventilatoren  fabriziert,  die  jedoch  nur  da  anzubringen  sind, 
wo  die  Temperatur  nicht  über  70"  steigt.  Von  anderer  Seite  wird  als  Er- 
finder des  Schwefelsäure-Ventüators  Paul  Eestner  in  Lille  bezeichnet. 

—  Emil  Christian  HaniM  untersucht  die  Essigbakterien  (s.  1837  K.  und  1864  P.), 
stellt  verschiedene  Arten  derselben  in  Reinzucht  her,  erforscht  deren  Mor- 
phologie und  ihre  Bedeutung  für  die  Gänmgsphysiologie. 

—  Friedrich  von  Htfnar-AltMeck  erfindet  die  DifFerentiallampe  für  Bogenlicht, 
welche  eine  ebenso  erfolgreiche  Teilung  des  Lichts  bedeutet  wie  die  Jab- 
lochkoff'sche  Kerze.  Das  Prinzip  der  DifFerentialreguliemng  durch  Haupt- 
und  Nebenstrom  war  bereits  1873  von  Werner  von  Siemens  angegeben 
worden. 

—  Christian  Halnzwrlfii{  nimmt  ein  Patent  auf  ein  Verfahren  der  Chrom- 
gerbung, in  welchem  die  Grundlage  des  Zweibadverfahrens  bereits  gegeben 
ist,  da  er  Chromsäure  und  Chromate  als  Gerbmittel  verwendet.  Die  Reduk- 
tion zu  Chromoxydverbindungen  wird  hier  durch  die  Hautfaser  selbst  be- 
sorgt, die  dabei  jedoch  erheblich  angegriffen  wird,  so  daB  ein  wenig 
dauerhaftes  Leder  erzielt  wird.     (Vgl.  1858  K.) 

—  Hermann  von  Holmhoiti  gelingt  es,  auf  Grund  der  mechanischen  Wärme- 

—     758     — 

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1878 

theorie  die  elektromotorische  Kraft  der  sogenannten  Eonzentrationseleinente 
zu  berechnen. 
1878  Franz  Hofmtlitor  macht  eine  eingehende  TJnteisnchung  über  das  Kollagen 
(leimgebende  Substanz),  das  ein  Hauptbestandteil  des  Bindegewebes,  der 
Sehnen  und  des  organischen  Substrates  der  Knochen  ist  und  bei  an- 
dauerndem Kochen  in  Knochenleim  (Glutin)  übergeht. 

—  Alarik  Frithiof  Holmcnn  stellt  Untersuchungen  über  die  Farbenblindheit 
(s.  1794  D.)  an  und  lenkt  die  Aufmerksamkeit  der  Behörden  auf  dieselbe.  Er 
gibt  ein  einfaches  Verfahren  an,  sie  zu  erkennen,  das  insbesondere  für  den 
Eisenbahndienst  wichtig  wird,  wo  die  Erkennung  der  Farbensignale  durch 
die  Beamten  geboten  ist.  Er  konstruiert  für  diese  Zwecke  das  Chrom- 
asciameter. 

—  David  Edward  HagliM  erfindet  das  Mikrophon,  das  er  in  drei  verschiedenen 
Formen  konstruiert. 

—  Der  Ingenieur  Karl  Humann  in  Snfyma  leitet  im  Auftrage  der  prenßischen 
Begierung  in  den  Jahren  1878—86  die  Ausgrabungen  der  Akropolis  von 
Pergamon,  deren  wesenthchste  Ergebnisse  sich  im  Pergamon-Museum  in 
Berlin  befinden. 

—  Hunt  und  Puinain  konstruieren  zur  Fabrikation  des  Stacheldrahtes  (s.  1873  H.) 
eine  Stacheldrahtflechtmaschine. 

—  JailiGh  führt  die  PyrogaUussäure  als  Arzneimittel  ein. 

—  Philipp  von  Mly  macht  Bestimmungen  der  Erddichte  nach  dem  Wägungs- 
verfahren  nnd  bedient  sich  dazu  einer  von  ihm  erfundenen  Wägevorrich- 
tung, die  er  im  Treppenhaus  des  Mönchener  üniversitätsgebäudes  auf- 
stellt. Er  findet  die  Dichte  zu  5,692  mit  einem  Fehler  von  ±0,068.  Poynting, 
der  1891  Jolly's  Apparat  verbessert  und  die  moderne  Präzisionstechnik  für 
die  Steigerung  der  Genauigkeit  aller  Messimgen  ausnutzt,  findet  einen  Wert 
von  5,4934. 

—  Philipp  von  Jolly  konstruiert  eine  sehr  empfindliche  Federwage,  die  sehr 
genaue  Resultate  ergibt,  wenn  man  sich  nicht  auf  die  Skala  verl&ßt,  son- 
dern, wie  bei  der  Borda'schen  Wägemethode  (s.  1788  B.),  zuerst  den  Körper 
nnd  nach  AbnaJhme  desselben  so  viel  Gewichte  auflegt,  daß  der  Zeiger 
wieder  dieselbe  Stellung  einnimmt.     (S.  a.  1864  J.) 

—  Kallah  wendet  zuerst  die  hydroschweflige  Säure  (s.  1869  S.)  zum  Bleichen 
animalischer  Fasern  an. 

—  Kanonnlkoll  und  Saytnff  gewinnen  Essigsäureanhydrid  auf  leichte  Weise 
durch  Einwirkung  von  Acetylchlorid  auf  reine  Essigsäure  (Eisessig).  Dies 
Verfahren  ist  dem  von  Gerhardt  befolgten  (s.  1852  G.)  weit  vorzuziehen. 

—  J.  Kwr  findet,  daß,  wenn  Licht,  das  paralled  oder  senkrecht  zur  Einfalls- 
ebene  polarisiert  ist,  von  einem  magnetisierten  Eisenspiegel  reflektiert 
wird,  der  zurückgeworfene  Strahl  sich  in  zwei  zueinander  senkrecht 
stehende  Komponenten  zerlegt  (Kerr'sches  Phänomen). 

—  F.  L.  Knapp  und  EMI  machen  zahlreiche,  systematisch  angeordnete  Glüh- 
versuche  zur  Ermittlimg  der  Bedingungen  für  die  Entstehung  des  „Ultra- 
marinmutter"  genannten  Gemenges  von  geschwefelten  Tonverbrndungen 
und  für  dessen  Übergang  in  Ultramaiinblau  durch  das  Blaubrennen  mit 
verschiedenen  Bläuungsmitteln. 

—  Robert  Koch  weist  nach,  daß  bei  jeder  einzelnen  Wundinfektionskrankheit 
eine  bestimmte,  durch  physiologische  Wirkung,  Wachstumsverhältnisse, 
Größe  und  Gestalt  genau  charakterisierte,  pathogene  Bakterienform  in 
Betracht  kommt. 

—  Nachdem  die  erste  Totalexstirpation  des  Kropfes  unter  streng  antisep- 
tisehen  Kautelen  am  18.  Mai  1878  von  Ernst  Küster  ausgeführt  worden 
war,  stellt  Theodor  Koctar  die  Indikationen  für  die  Kropfexstirpation  fest 

—     759     — 


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1878 

und  bildet  deren  Technik  aus,  indem  er  die  topographisch  -  anatomischen 
Verhältnisse  genau  untersucht. 
1878  Der  Bergwerksdirektor  Ktpa  führt  die  Förderung  vermittels  Treibscheibe  aus. 
Im  Gegensatz  su  den  gewönlichen  Treibkörben  ist  bei  seiner  Konstruktion  nur 
eine  einzige,  ganz  schmale  Trommel  (Treibscheibe)  vorhanden,  über  welche 
ein  Seil  gelegt  ist,  an  dessen  beiden  Enden  die  Fördergef&Be  h&ngen. 
Je  nach  der  Auffahrt  oder  Niederfahrt  wechselt  die  Drehrichtung  der  Scheibe. 

—  Die  Firma  Krtgw  &  llinM  in  Hannover  führt  zuerst  ein  rotierendes  Eolben- 
gebläse  mit  schraubenförmig  um  die  horizontalen  Trommeln  gewundenen 
Z&hnen  aus,  welches  hohe  Pressungen  hefert  und  geräuschlos  arbeitet. 

—  Willy  KflhiM  empflehlt  im  Verlauf  seiner  Arbeiten  über  Fermente  (s.  1867  K.), 
die  löslichen  (chemischen)  ungeformten  Fermente,  zu  denen  u.  a.  die  Diastasc, 
das  Pepsin,  das  Invertin  gehören,  als  „Enzyme"  zu  bezeichnen  und  sie 
so  den  organisierten  (geformten)  Fermenten,  wie  Hefe,  Müchsäurebaoillen  u.a. 
gegenüberzustellen. 

—  Nachdem  durch  das  Gas  und  insbesondere  das  elektrische  Licht  sich  das 
Bedürfnis  herausgestellt  hatte,  auch  Petroleumlampen  von  hoher  Leucht- 
kraft zu  erzeugen,  geht  die  Firma  LMnptrMir  &  Bfmard  zuerst  dazu  über, 
Brenner  zu  konstruieren,  die  bis  100  Lichtstärken  und  darüber  entwickeln, 
worin  ihr  die  Firmen  Wild  &  Wessel,  Schuster  &  Baer  u.  a.  bald  nachfolgen. 

—  Lmwix  konstruiert  die  Soleillampe,  deren  Licht  von  einem  durch  den 
Lichtbogen  zur  Weißglut  gebrachten  Kreidekörper  ausgeht. 

—  Kobert  UMfi  in  Berlin  konstruiert  «nen  Kohlen -Fernsprecher,  den  er 
„Universal-Telephon"  nennt.  Der  Apparat  hat  eine  so  große  Empfind- 
lichkeit, daß  es  der  Einschaltung  eines  Induktoriums  nicht  bedarf.  Auch 
braucht  man  keinen  besonderen  Anruf apparat,  da  durch  Aufsetzen  des 
Hörtelephons  auf  die  Membran  des  Gebers  ein  durchdringender  Ton  auf 
beiden  Endstationen  erzeugt  wird. 

—  Nachdem  das  1878  von  Luck  in  die  Alkalimetrie  eingeführte  Phenol- 
phtalein  wegen  seiner  Kohlens&ureempfindlichkeit  aufgegeben  worden  war, 
und  auch  das  von  W.  von  Miller  vorgeschlagene  Tropäolin  00  sich  nicht 
bewährt  hatte,  führt  G«org  Langt  mit  gutem  Erfolge  das  Methylorange  ein. 

—  James  Maetiar  verbessert  die  Arbeit  im  rotierenden  Sodaofen.  (Vgl.  1876  M.) 
Während  man  bisher  erst  die  Kreide  und  zwei  Drittel  der  Kohle  eingefüllt 
und  zu  Ätzkalk  gebrannt  und  dann  erst  die  übrige  Beschickung  eingebracht 
hatte,  beschickt  er  den  Ofen  sofort  mit  Sulfat,  Kohle  und  Kreide  (oder  Kalk- 
stein) und  nimmt  von  letzterer  nur  soviel,  als  dem  chemischen  Äquivalent 
entspricht.  Die  Operation  wird  dann  ohne  Unterbrechung  fortgesetzt,  bis 
sie  fast  zu  Ende  geführt  ist.  Schließlich  wird  noch  eine  kleine  Menge  grob 
gepulverten  kaustischen  Kalks  zugesetzt,  der  die  Masse  lockerer  macht  und 
die  Überhitzung  am  Schluß  der  Operation  verhindert. 

—  Jean  Charles  Galigsard  da  RtarigiMC  isoliert  aus  der  Erbinerde  eine  neue 
farblose  Erde  von  höherem  Atomgewicht,  die  er  „Ytterbinerde"  nennt, 
und  die  kein  Absorptionsspektrum  zeigt. 

—  Nachdem  Sorby  (s.  1864  S.)  schon  früher  auf  die  Wichtigkeit  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  der  Metalle  für  die  Feststellung  ihrer  technischen 
Eigenschaften  hingewiesen  hatte,  führt  Adolf  MaitMt  die  mikroskopische 
Untersuchung  lichtbestrahlter  EisenschlifCe  in  Deutschland  ein  und  trägt 
wesentlich  zum  Aufblühen  der  fortan  „Metallographie"  genannten  Metall - 
mikroskopie  bei. 

—  Die  MaiebinMifakrlk  Augiburf  macht  zuerst  die  Schnellpresse  für  den  Illu- 
strationsdruck  brauchbar  und  erzielt  mit  ihrer  Maschine  glänzende  Er- 
folge. Eine  gleichzeitig  von  Middleton  A  Co.  für  die  Illustrated  London 
News  hergestellte  Maschine  dieser  Art  erweist  sich  nicht  als  voU  arbeitsfähig. 

—     760     — 


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1S78 

1878  Ernst  «Ml  llll«y«r  onteroacht  die  euerst  ron  Proust  (1801)  und  Döbereiner 
(1822)  durch  Zersetzung  von  PlatinsaWiak  mit  Kalilauge  erhaltenen  Knall- 
platine  und  stellt  vier  verschiedene  Verbindungen  dar,  die  sich  durch  ihren 
Chlorgehalt  unterscheiden  und  sämtlich  beim  Erhitzen  über  50°  explodieren. 
Er  nennt  die  vier  Verbindungen  Tetraohlorknallplatin ,  Trichloroxyknall- 
platin,  Dichlorknallplatin  und  Chloroxyknallplatin. 

—  G.  Fr.  Mtysr  schlägt  die  Kiesflltration  für  die  Zuckerfabrikation  vor.  1870 
vrird  dieselbe  von  Wöhler  in  Gronau  und  von  Reineoke  in  Gandersheim 
eingeführt.  Sie  kann  sich,  nachdem  die  Saturation  mit  schwefliger  Säure 
hinzugekommen  ist,  siegreich  gegen  die  Knochenkohlenflltration  behaupten, 
zumal  dadurch  der  Betrieb  der  Zuckerfabriken  wesentlich  einfacher  wird. 

—  Victor  Miyw  erfindet  die  nach  ihm  benannte  Methode  der  Dampfdiohte- 
bestimmung,  bei  welcher  das  durch  Verdrängung  erhaltene  Luftvolum  ge- 
messen wird.  Mit  dieser  Methode  ist  der  Molekularznstand  der  Körper  bis 
zu  den  höchsten  erreichbaren  Temperaturgraden  mit  großer  Leichtigkeit 
zu  ermitteln.  Die  Dampfdichten  der  Elemente,  wie  Schwefel,  Chlor, 
Brom,  Jod  usw.  zeigen  unerwartete  Atomverkettungen  an,  die  in  theore- 
tischer Hinsicht  von  dem  größten  Interesse  sind. 

—  Karl  August  MotMui  kommt  bei  Beobachtung  der  fliegenden  Fische  zu  dem 
Besultat,  daß  es  sich  nicht  um  ein  wirkliches  Fliegen  handelt,  sondern 
nur  um  ein  Springen  und  Herabgleiten,  wobei  die  Flossen  drachen-  oder 
faUschirmartig  wirken. 

—  Simon  Nwrcomt  gibt  den  bis  jetzt  genauesten  Wert  für  die  ji^liohe  Größe 
der  Präzession.  Dieselbe  beträgt  auf  das  Jahr  1900  berechnet  60,2664"  und 
nimmt  jährlich  um  0,000222"  zu. 

—  Adolf  Erik  von  NortMtkjaM  fährt  mit  den  Schiffen  „Vega"  und  „Lena" 
am  4.  Juli  1878  von  Gotenburg  ab  und  gelangt  durch  das  Karisohe  Meer 
und  um  die  Nordspitze  Asiens  herum  am  27.  August  vor  das  Lenadelta, 
wo  die  „Lena"  die  Expedition  verläßt.  Die  „Vega"  setzt  die  Fahrt  weiter 
fort,  friert  aber  nordwestlich  der  Beringatraße  ein.  Im  folgenden  Jahre 
gelingt  die  Umsegelung  von  Asien,  womit  das  alte  Problem  der  nordöstlichen 
Durchfahrt  gelöst  ist.  Die  Heimkehr  erfolgt  über  Yokohama  und  durch 
den  Suezkanal. 

—  Nachdem  schon  William  Gull  1874  bei  Erkrankimgen  der  Schilddrüse 
eigentümliche  Veränderungen,  namentlich  eine  Verdickung  der  Haut  kon- 
statiert hatte,  beschreibt  William  M.  Ort  die,  wie  sich  später  (s.  1883  S.) 
herausstellt,  durch  Verfall  der  Schüddrfise  eintretende  Krankheit  unter  dem 
Namen  Myxoedema. 

—  Nachdem  schon  1876  die  Photogrammetrie  zur  Aufnahme  der  Hochalpen 
von  dem  italienischen  Offizier  Michele  Manzi  versucht  worden  war,  gelingt 
es  Luigi  Pio  Pagmlnl  mit  einem  selbsterfundenen  Apparat,  der  eine  Kom- 
bination von  Theodolit  und  photographischer  Camera  darstellt,  die  Photo- 
topographie so  auszugestalten,  daß  sie  ein  sehr  wertvolles  Mittel  zur  Her- 
steUnng  von  Gebirgskarten  wird. 

—  Nachdem  Donders  die  Aufmerksamkeit  auf  die  von  Hippokrates  und  seinen 
Nachfolgern  und  später  von  Paulus  von  Aegina  geübte  Augenmassage  ge- 
lenkt hatte,  wendet  sich  Alexander  PaimstMlnr  in  Wiesbaden  dieser  Art 
der  Massage  mit  Erfolg  zu. 

—  A.  C.  Paalt  unternimmt  eine  genaue  Durchforschung  verschiedener  Einzel- 
gebiete des  YellowBtone  National  Parks.  Er  erwähnt  gegen  700  heiße 
Quellen  und  Geysire.     (Vgl.  a.  1899  H.) 

—  Jacob  PhllippMliii  und  Wilhelm  LMCluintr  erfinden  eine  Zuschneidemaschine, 
mit  welcher  Stoffe  in  mehreren  Lagen  übereinander  mit  einem  rotieren- 
den, au  mehrfach  gelenktem  Arm  geführten  Kreismesser  geschnitten  werden. 

—     761      - 

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1878 

1878  Philipp  PUuitamwr  stellt  dnroh  äußerst  genaue  Beobachtungen  fest,  daß 
die  Erdrinde  außer  den  plötzUohen  Erschütterungen  durch  Erdbeben  noch 
zwei  andern  Bewegungen  unterliegt,  den  Erderzitterungen ,  die  durch 
mikroseismische  Instrumente  angezeigt  werden,  und  den  Erdpulsierungen, 
die  sich  durch  leise  Bewegungen  der  Libelle  verraten.  Diese  Beobachtungen 
werden  durch  Nyren,  Creorge  Darwin  und  namentlich  durch  J.  Milne  (1886) 
bestätigt.  Der  letztere  bringt  diese  Kiveauachwankungen  mit  den  Erd- 
beben in  ursächlichen  Zusammenhang. 

—  Nachdem  die  Wasserstrahlsandpumpe  für  pneumatische  Fundierungen 
erstmalig  beim  Bau  der  Missouiibrücke  bei  St.  Joseph  angewendet  worden 
war,  konstruieren  Plocq  und  Guillain,  Ingenieure  der  Fabrik  Fives  Lilles, 
den  Wasserstrahlpnmpenbagger  Fives  Lilles.  Dieser  Apparat  besteht  aus 
zwei  Teilen,  einem  Injektor  und  einem  Aspirator.  Der  letztere  kommt  erst 
zur  Wirkung,  nachdem  die  unter  Druck  aus  dem  Injektor  austretenden 
Wasserstrahlen  den  Sand  genügend  gelockert  haben. 

—  Aleesandro  PortU  findet  in  Taubach  bei  Weimar  kleinere  Feuersteingeräte, 
wie  Messer  und  dgl.,  in  ziemlicher  Häufigkeit  neben  ansehnlichen 
Mengen  von  Knochenresten  diluvialer  Säugetiere.  Auf  Taubach,  als  einen 
Punkt,  wo  Spuren  des  prälustoriBchen  Menschen  vorkommen,  hatten  zu- 
erst Virchow  und  Elopfleisch  hingewiesen. 

—  Georg  Friedrich  RtcknagM  konstruiert  ein  Anemometer,  das  sich  besonders 
dazu  eignet,  die  gesetzmäßige  Abhängigkeit  der  Windstärke  von  der  Wind- 
geschwindigkeit festzustellen. 

—  Louis  Charles  Rmart  und  Charles  Marius  D«  la  Hayt  konstruieren  eine 
pneumatische  Getrräde-  und  Saatförderungsvorriohtung,  die  namentUch 
von  Duckham  (vgl.  1882  D.)  verbessert  wird.  Die  Saat  wird  hierbei  durch 
Luftströme  in  Röhren  eingesaugt  oder  fortgepreßt. 

—  Theodor  Rlchtw  bereichert  die  Lötrohr  -  Analyse  durch  besondere  ünter- 
Buchungsmethoden,  sowie  durch  neue  Beagentien  und  Gerätschaften.  Auch 
Boß  und  Hirschwald  sind  in  der  Lötrohr-Probierkunde  hervorragend  tätig. 

—  A.  RMitiiU  zeigt  durch  seine  an  reifenden  OUven  ausgeführten  Versuche, 
daß  die  Pflanzenzelle  fähig  ist,  aus  Kohlehydraten  Fett  zu  produzieren. 
Seine  Versuchsergebnisse  werden  1897  von  C.  Gerber  bestätigt. 

—  RMmln  verwendet  zuerst  zur  Herstellung  der  sauren  Azofarbstoffe  die 
Naphtole.  Die  so  hergestellten  NaphtolazofarbstofFe  erlangen  durch  ihre 
Farbenschönheit  und  ihr  starkes  Färbevermögen  eine  große  Bedeutung 
für  die  Färberei.    (8.  a.  187»  B.) 

—  SdudTmr  und  HtIMg  erfinden  ein  Verfahren  zur  Gewinnung  des  Sulfid- 
schwefels aus  den  Sodarflckständen  in  Form  von  Schwefelwasserstoff,  das 
von  A.  M.  Chance  in  Oldbury  in  großem  Maßstabe  durchgeführt  wird.  Das 
Verfahren  besteht  darin,  daß  die  Rückstände  mit  Chlormagnesium  zersetzt 
werden  und  der  entweichende  Schwefelwasserstoff  zur  Schwefelsäurefabri- 
kation verwendet  wird. 

—  Giovanni  Virginio  Schlapanlll  gelangt  durch  mehrjährige  Beobachtungen  zu 
dem  Schluß,  daß  die  Verteilung  des  flüssigen  und  festen  Elementes  auf 
der  Oberfläche  des  Mars  verschieden  von  derjenigen  auf  der  Erde  ist.  Er 
bestätigt  die  zuerst  von  W.  Herschel  1784  wahrgenommene  Erscheinung 
der  Änderung  der  Polarkappen  (Abschmelzen  im  Sommer,  Zunahme  im 
Winter)  und  entdeckt  die  Marskanäle,  deren  Verdoppelung  er  1882  findet. 
Er  verfertigt  die  erste  genaue  Marskarte.    (S.  1646  F.) 

—  Th.  SchlMac  erfindet  ein  neues  Verfahren  der  Ammoniaksodafabrikation, 
das  von  fertigem  Ammoniumbicarbonat  ausgeht,  dessen  Lösung  er  in  einem 
Koksturme  herabrieseln  läßt,  während  Kalkofen  -  Kohlensäure  von  oben 
nach  unten  streicht. 

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1878 

1878  J.  F.  J.  Schmidt  veTöflentlicht  die  in  den  Jahren  I82I — 36  von  Lohrmann 
in  Dresden  geschaffene  Mondkarte,  von  der  Lohrmann  selbst  nur  vier 
Sektionen  publiziert  hatte.  Er  gibt  im  gleichen  Jahre  eine  auf  langjährigen 
Beobachtungen  in  Bonn,  Olmütz  und  Athen  beruhende  „Karte  der  Gebirge 
des  Mondes"  heraus,  die  gegen  40000  einzelne  Objekte,  d.  i.  ungefähr 
fünfmal  soviel,  als  die  Karte  von  Lohrmann  und  die  im  Jahre  1836  er- 
schienene Karte  von  W.  Beer  und  J.  H.  Mädler  enthält. 

—  Schint«!  und  HannliiK  richten  Doppeldrahtzugsanordnungen  für  Weichen- 
nnd  Signalstellwerke  derart  ein,  daB  bei  Drahtbrüchen  die  selbsttätige 
Sperrung  der  abhängigen  Signale  eintritt,  und  benützen  in  den  Drahtzügen 
die  ersten  ,, selbsttätigen"  Spannvorrichtungen  zum  Ausgleich  der  durch 
Wärmeunterschiede  verursachten  Längenänderungen. 

—  Nachdem  bei  Palmöl  die  Luftbleiche  bereits  seit  Jahrzehnten  angewendet 
worden  war,  empfehlen  E.  Munitt  und  0.  Dumcki  hierzu  die  Verwendung 
von  ozonisierter  Luft.  Ozon  selbst  wird  zum  Bleichen  von  Palmöl, 
Leinöl  usw.  1886  von  A.  Brin  empfohlen. 

—  Schnibar  und  Salomon  in  Wien,  Gunztarpr  in  St.  Denis  und  PtTriM*  in  Paris 
konstruieren  gleichzeitig  Federmotoren  aus  aufziehbaren  Spiralfedern  mit 
Bäderwerk  zum  Betrieb  von  Nähmaschinen. 

—  Charles  SMIIIOt  führt  für  die  Mikroorganismen  in  die  naturwissenschaftliche 
Sprache  den  Namen  „Mikroben"  ein. 

—  Wenzel  Sadlaenk  konstruiert  eine  elektrische  Lokomotivlampe,  deren  Er- 
zeugung später  Schuckert  &  Co.  in  Nürnberg  übernehmen.  Eine  ähnliche 
Lampe,  die  etwa  die  Hälfte  ihres  Lichts  auf  die  Fahrstrecke,  die  andere 
Hälfte  senkrecht  nach  aufwärts  wirft,  mithin  sowohl  zum  Vorleuchten 
als  zur  Signalisierung  dient,  wird  1894  von  C.  M.  Greorg  Pyll   konstruiert. 

—  Nachdem  es  Marcel  von  Nencki  1876  gelungen  war,  aus  EiweiBgiften  den 
ersten  reinen  Körper  in  Form  eines  Alkaloides,  des  Collidins  (Trimethyl- 
pyridins)  herzustellen,  belegt  F.  Selml  die  Fäulnis-Alkaloide  mit  Bücksicht 
auf  ihr  Vorkommen  bei  der  Fäulnis  des  menschlichen  Leichnams  (Ptoma) 
mit  dem  gemeinsamen  Namen  Ptomaine.     (S.  a.  1856  P.  und  1868  B.) 

—  Smuimt  und  PtrroncHo  gelingt  es,  den  Erreger  der  Hühnercholera  im  Blute 
der  Hühner  aufzufinden. 

—  Die  Grebrüder  SiMimit  &  Co.  in  Charlottenburg  konstruieren  einen  Spiritus- 
destillierapparat, bei  dem  die  Flüssigkeiten  und  Dämpfe  gezwungen  werden, 
einen  sehr  langen  Weg  zurückzulegen,  wodurch  der  gegenseitige  Austausch 
der  Wärme  in  hohem  Grade  gefördert  wird.  Zu  diesem  Zweck  wird  der 
innere  Teil  des  Apparates  in  schraubenförmig  um  einen  gemeinsamen  Kern 
gewundene  Kanäle  geteilt,  welche  die  Flüssigkeit  und  die  Dämpfe  auf- 
nehmen. Äußerlich  besteht  der  Apparat  aus  einer  aus  gußeisernen  Ringen 
zusammengesetzten  Säule,  von  welcher  der  untere  TeU  als  Vorwärmer, 
der  mittlere  als  Destillierraum,  der  obere  als  Rektiflkator  dient. 

—  William  SImümm  gelingt  es  zuerst.  Eisen  im  elektrischen  Lichtbogen  aus 
den  Erzen  auszuschmelzen;  das  Eisen  ist  jedoch  durch  andere  Stoffe, 
insbesondere  durch  Kohlenstoff  so  stark  verunreinigt,  daß  es  sich  für 
technische  Zwecke  als  unbrauchbar  erweist. 

—  Simon  erbaut  die  erste  betriebsfähige  Gas-Dampfmasohine,  bei  welcher  der 
durch  die  Abgase  der  Maschine  erzeugte  Wasserdampf  zur  Verdünnung 
des  Gemisches  und  zur  Schmierung  in  den  Arbeitsraum  der  Maschine 
eingeführt  wird.  Es  gelingt  ihm  jedoch  nicht,  dauernden  Erfolg  damit  zu 
erzielen. 

—  Carl  8MIMI  in  Wien  erfindet  das  Substitutionsverfahren  zur  Entzuckerung 
der  Melasse,  welches  er  1883  durch  das  Ausscheidungsverfahren  ersetzt. 

—  SMnIa  und  Hartunc  in  Quedlinburg   machen   die  Unveränderliohkeit  des 

—     763     — 

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1878 

Graphits  in  der  Wärme  und  die  dadurch  bedingte  ErBcheinimg,  daB  ein 
Graphitstab  beim  Erwärmen  fast  keine  Verlängerung  seigt,  pyrometrischen 
Messungen  dienstbar.  (S.  1800  B.) 
1878  Johann  Thatai  schlägt  eine  mechanische  Verdamp^fanne  für  Snlfatlaugen 
imd  Sodalaugen  vor,  die  mit  Bootpfannen -ünterfeuerung  und  bewe^^chen 
Schaufeln  zum  Aussoggen  des  Salzes  versehen  ist  und  sich  sehr  gut 
bewährt. 

—  William  ThomM  in  Dover  stellt  auf  der  Pariser  Weltausstellung  das  erste 
Phenosafranin  aus.  Die  Safranine  entstehen  durch  gemeinsame  Oxydation 
von  1  Molekül  eines  Paradiamins  mit  2  Molekülen  eines  Monamins  in  der 
Hitze;  sie  sind  meist  rot  gefärbt  und  zeigen  in  alkoholischer  Lösung  eine 
starke  Fluorescenz. 

—  ThonuMMt  konstruiert  die  erste  Festigkeits-Probiermaschine,  die  mit  einer 
Meßdose  ausgestattet  ist.  Hierbei  wird  die  zu  messende  Kraft  in  Flüssig- 
keitsdruok  umgesetzt,  der  durch  ein  Manometer  angezeigt  wird.  Die  Meß- 
dose wird  später  von  Emery  und  namentlich  von  Martens  vervollkommnet. 

—  ThMmon  StmM  &  Co.  konstruieren  eine  Zahnrädersohleifmaschine,  welche 
die  Zahnflanken  nach  Art  der  Fräsen  mit  Schlei£acheiben  glättet. 

—  Jules  VIollt  stellt  fest,  daß  Porzellantiegel,  in  Graphit  erhitzt,  nach  einer 
gewissen  Zeit  merkliche  Mengen  von  Kohlenstoff  einschließen. 

—  Albert  Voigt  in  Kappel  bei  Chemnitz  konstruiert  eine  Fädeneinzieh-  und 
Knfipfmaschine  für  Strickmaschinen,  bei  der  ein  feines  Häkchen  den  Faden 
durch  das  Ohr  zieht,  ihn  verknüpft  und  abschneidet. 

—  Wells  David  WalbrMfi  in  London  nimmt  das  erste  Patent  zur  Wieder- 
gewinnung des  Zinns  von  Weißblechabfällen  auf  galvanischem  Wege. 

—  S.  Walksr  &  Co.  konstruieren  eine  Schnurmaschine  zur  Erzeugung  des 
Spagats,  die  auf  der  Pariser  Weltausstellung  von  P.  Motiron  in  Lille  vor- 
geführt wird  und  sich  sehr  gut  bewährt. 

—  Augustus  Wallor  der  Jüngere  weist  die  Muskelströme  des  lebenden  Herzens 
bei  Mensch  und  Tier  mit  dem  CapiUarelektrometer  nach.     (S.  a.  1848  D.) 

—  WolalMit  in  München  konstruiert  die  Balancefeuerleiter,  eine  Schiebleiter, 
welche  unter  der  Radaohse  eines  Transportwagens  horizontal  angebracht 
und  durch  ein  an  ihrem  Fußende  befindliches  Gewicht  ausbalanciert  ist. 
Ein  geringer  Druck  auf  das  Gewicht  genügt,  um  die  Leiter  aufzurichten. 

—  Emil  WohKrlH  führt  ein  elektrolytisohes,  als  Wohlwillprozeß  bezeichnetes 
Goldscheideverfahren  in  die  Praxis  ein.  Durch  dieses  Verfahren  wird 
aus  unvollständig  gereinigtem  Gold  und  goldreichen  Legierungen,  die  als 
Anoden  dienen,  unter  Anwendung  einer  heißen,  mit  Salzsäure  oder  Chlor- 
natrium versetzten  Goldchloridlösung  als  Elektroljrt  an  der  Kathode 
chemisch  reines  Gold,  an  der  Anode  Silber  und  Iridium  gewonnen,  während 
sich   alles  vorhandene  Platin   und  Palladium   in  der  Lösung  ansammelt. 

—  Adolf  Wolport  in  Kaiserslautern  erfindet  einen  verbesserten  Stubenofen 
unter  dem  Xamen  „Strahlenraum-Ofen".    (Vgl.  1873  J.) 

—  J.  A.  Yoadon  in  Leeds  konstruiert  eine  Brikettpresse  für  Steinkohlenbriketts, 
die  1902  von  Busse  wesentlich  verbessert  und  von  der  Zeitzer  Eisen- 
gießerei lud  Maschinenbau-AktiengesellBchaft  gebaut  wird. 

—  Karl  Zoopprlti  beweist  in  seinen  „Hydrodynamischen  Problemen  zur  Theorie 
der  Meeresströmungen"  auf  analytischem  Wege,  daß  durch  Adhäsion  der 
in  regelmäßiger  und  gleichgerichteter  Bewegung  begriffenen  Luft  —  Passate 
—  an  der  Wasserfläche,  diese  in  Mitleidenschaft  gezogen  wird,  und  daß 
dieser  Impuls,  falls  nur  genügend  Zeit  gegeben  ist,  sich  durch  innere 
Reibung  bis  in  beliebige  Tiefen  fortpflanzt.  Diese  Windtheorie  der  Meeres- 
strömungen wird  von  Krümmel,  Mohn  u.  a.  ausgebaut  imd  durchaus  zu- 
treffend befunden. 


764     — 

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1879 

1879  Frederiok  Augnatus  AM  erfindet  den  nach  ihm  benannten  Petroleumprüfer, 
in  welchem  die  Verhältnisse  in  dem  Baasin  einer  Petroleumlampe  künstlich 
nachgeahmt  werden,  wobei  gleichzeitig  Vorkehrungen  getroffen  sind,  die 
Temperatur  zu  messen.  Der  Entflammnngspunkt  des  Öles  wird  bestimmt, 
indem  man  von  Zeit  zu  Zeit  eine  G-asflamme  über  das  erhitzte  Petroleum 
bringt  und  die  Temperatur  feststellt,  bei  der  explosible  Gase  entstehen. 

—  Atex—itr  und  Mac  Ooth  erfinden  den  sogenannten  Gartsherrie- Prozeß  zur 
€rewinnung  von  Ammoniak  und  Teer  aus  Hochofengasen.  Die  Gase 
werden  durch  eine  der  Temperatur  und  dem  Volum  der  Gase  angepaßte 
Anzahl  von  Röhren  in  die  Kühler  geleitet,  die  durch  Luft  gekühlt  werden 
und  deren  untere  Enden  durch  ein  Rohr  verbunden  sind,  das  zum  Sammeln 
des  Ammoniakwassers  und  Teeres  dient. 

—  J.  F.  Altan  in  New  York  konstruiert  eine  Nietmaschine,  die  mit  kompri- 
mierter Luft  arbeitet  und  im  Gegensatz  zur  hydraulischen  Nietmaschine 
(s.  1875  T.)  nicht  durch  Druck,  sondern  durch  Stöße  auf  den  Nietkopf  wirkt. 

—  £.  Andrt  schlägt  zuerst  vor,  Nickel  und  Kobalt  auf  elektroljtischem  Wege 
aus  den  Erzen  zu  gewinnen. 

—  Der  Mediziner  vw  Anrap  untersucht  zuerst  die  lokale  Einwirkung  des 
Cocains  auf  die  Haut  und  das  Auge  und  konstatiert  bei  subcutaner  In- 
jektion UnempflndUchkeit  der  Haut  gegen  Nadelstiche,  bei  Einträufelung 
in  das  Auge  von  Tieren  jedoch  nur  die  schon  früher  bekannte  mydriatiBche 
Wirkung. 

—  Adolf  «m  BMytr  gelingt  es,  aus  Hydrocarbostyril  mit  Phosphoroxycblorid 
und  Phosphorpentachlorid  Dichlorchinolin  und  aus  diesem  durch  Natrium- 
amalgam ChinoUn  synthetisch  zu  erzengen. 

—  Der  französische  Artillerieoffizier  Valerien  d«  Bangt,  Direktor  des  Atelier 
de  pr^cision  in  Paris,  führt  das  von  ihm  konstruierte  De-Bange-Geschütz 
in  die  französische  Feldartillerie  ein.  Das  Geschütz  ist  ein  gezogener 
Hinterlader  mit  Schranbenverschluß  imA  einer  aus  Fett  und  Asbest  her- 
gestellten plastischen  Liderung.  Das  später  Knch  auf  die  Belagerungs-  und 
Küstenartillerie  übertragene  und  in  verschiedenen  Staaten  angenommene 
System  hat  sich  den  Kmpp'schen  Geschützen  nicht  ebenbürtig  erwiesen. 

—  H.  Bann  stellt  durch  Einwirkung  der  Disulfosäuren  des  Beta-Naphtols  auf 
Diazoverbindungen  Scharlachf  arbstofle  her,  welche  allmählich  die  Cochenille 
fast  vollständig  aus  der  Wollfärberei  verdrängen. 

—  E.  Banmann  und  L.  Brtacv  erkennen,  daß  das  Orthokresol  und  Parakresol 
als  Produkte  der  Fäulnis  entstehen,  wie  dies  schon  zwei  Jahre  vorher  für 
das  Phenol  von  £.  Baumann  erkannt  worden  war. 

—  E.  Banmann  und  F.  Tlimann  entdecken  in  dem  Hundeham  das  Indoxyl  und 
stellen  dessen  leichte  Überführbarkeit  in  Indigblau  fest. 

—  Friedrich  BallsWn  und  A.  Kurbatow  zeigen,  daß  entsprechend  der  Voraus- 
sicht, daß  dnrch  Vertretung  des  BenzolwasserstofFs  in  Kekul^'s  Benzolring 
(s.  1866  K.)  durch  ein  bestimmtes  Element  im  ganzen  12  Körper  ent- 
stehen können,  tatsächlich  12  gechlorte  Benzole,  nämlich  1  monosubsti- 
tuiertes,  3  disnbstituierte,  3  trisubstittderte,  3  tetrasubstituierte,  1  penta- 
substituiertee  und  1  hexasubstituiertes  existieren. 

—  Marcelin  BsrUiatol  konstruiert  zur  Bestimmung  der  Verbrennungawärme 
organischer  Körper  die  calorimetrisohe  Bombe,  worin  die  Substanzen  unter 
hohem  Druck  durch  Sauerstoff  verbrannt  werden. 

—  Der  Schriftgießer  Hermann  Barttiold  in  Berlin  konstruiert  ein  Instrument 
zur  genauen  Feststellnng  der  Kegelstärke  der  Buchdruckertypen  (Typo- 
meter),  das  seit  dem  Jahre  1879  die  Norm  für  die  Schriftgrößen  in  den 
deutschen  Schriftgießereien  bildet.    (System  Berthold. —  Vgl.  auch  1764  F.) 

—  Nachdem  die  Königliche  Gesellschaft  in  Kopenhagen  schon  1809  den  Plan 

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1879 

angeregt  hatte,  durch  kleine  tinbemannte  Luftballons  die  G«eet2e  der 
Elektrizität  der  oberen  Atmosphäre,  das  Quantum  des  Sauerstofis,  des 
Stickstoffs  und  der  Kohlensäure,  die  Kiohtung  der  Winde  u.  a.  zu  er- 
forschen, läßt  BrbioiMt  zuerst  kleine  Pilotballons  ohne  Instrumente,  aber 
mit  Fragezettel  über  Ort  und  Zeit  des  Auffindens  steigen. 
1879  Nachdem  M.  J.  Holway  1877—78  im  Anschluß  an  Semennikoff  (s.  1866  S.) 
Versuche  mit  dem  Bessemern  von  Kupfererzen  angestellt  hatte,  die  aber 
erfolglos  blieben,  gelingt  es  dem  Stahlwerk  M.  J.  Brown  in  Sheffield, 
Riotinto-£rze  in  der  Bessemerbirne  auf  Kupfer  zu  Verblasen. 

—  Der  amerikanische  Ingenieur  Bruih  konstruiert  Gleiohstrommaschinen  mit 
gemischter  Bewickelung  der  Feldmagnete  (Compound-  oder  Verbund- 
maschine). 

—  Thomas  Carmitoy  untersucht  die  Schmelzpunkte  chemischer  Elemente  und 
einfacher  Verbindungen,  wie  z.  B.  der  Halogenverbindungen,  insbesondere 
auch  solcher  Elemente  und  Verbindungen,  die  erst  oberhalb  der  Thermo- 
metergrenze  schmelzen,  und  stellt  gesetzmäßige  Beziehungen  zwischen  den 
Schmelzpunkten   der  Elemente   und  denjenigen   ihrer   Verbindungen  fest. 

—  Der  italienische  Ingenieur  Alberto  CMtlfliMO  behandelt  die  bei  der  Form- 
veränderung elastischer  Körper  geleistete  Arbeit  (Deformationsarbeit)  imd 
dehnt  den  Satz  der  kleinsten  Arbeit  auf  die  gesamte  Festigkeitslehre  aus. 

—  Pierre  Chappub  untersucht  die  Gasverdichtung  as  der  Oberfläche  fester 
Körper,  die  von  H.  Kayser  nach  einem  Vorschlag  von  du  Bois-Reymond 
Adsorption  der  Gase  genannt  wird.  Ein  Beispiel  einer  solchen  Adsorption 
ist  die  große  Verdichtung  des  Sauerstofis  der  Luft  in  Flatinschwamm  und 
überhaupt  die  Fähigkeit  des  Platins,  Wasserstoff  und  Sauerstoff  zu  Wasser 
zu  verbinden. 

—  OhrttiM  und  FiHx  in  Sermaize  benutzen  die  elektrische  Arbeitsübertragung 
zuerst  zum  Pflügen.  Auch  benutzen  sie  dieselbe  zum  Ausladen  der 
Zuckerrüben  aus  den  für  die  Zuckerfabrik  in  Sermaize  auf  dem  Mame- 
Bhein-Kanal  ankommenden  Schiffen.  Sie  bedienen  sich  dabei  des  von 
Fontaine  und  Gramme  angegebenen  Prinzips.    (Vgl.  1873  F.) 

—  GlaltM  imd  Shadwiil  stellen  aus  synthetisch  gewonnenem  Orthonitro-Benzoyl- 
cyanid  Orthonitrophenylglyoxylsäure  und  durch  deren  Reduktion  Isatin- 
s&ure  dar,  aus  der  sie  Isatin  erhalten. 

—  Alexander  Clatten  fördert  nach  jeder  Richtung  die  Elektroanalyse.  Seine 
1882  erschienene  „Quantitative  Analyse  auf  elektrolytischem  Wege"  ist 
das  erste  Werk  über  diesen  Gegenstand.  Die  hohe  Bedeutung  dieser  Art 
der  Analyse  legt  1883  Heinrich  Kiliani  klar. 

—  Der  Engländer  Clark  baut  die  erste  Gasmaschine  mit  einer  besonderen 
Kompressionspumpe,  welche  die  Ladung  in  den  Arbeitszylinder  schafft 
und  dadurch  zugleich  die  Verbrennungsprodukte  austreibt,  worauf  die 
Ladung  nochmals  komprimiert  wird.  Diese  Maschine  ist  die  erste  Zweitakt- 
Gasmaschine. 

—  Per  Teodor  Giaw  findet,  daß  nach  Abscheidung  der  Oxyde  des  Ytterbiums 
und  Scandiums  (vgl.  1865  D.  und  1879  N.)  der  Rückstand  der  Erbinerde 
(vgl.  1843  M.)  in  3  Oxyde  gespalten  werden  kann,  die  er  Thulinerde 
(Radikal  =  Thulium)  Holminerde  (Radikal  =  Holmium)  und  Erbinerde 
nennt.  In  demselben  Jahre  hatte  schon  vorher  unabhängig  Sorot  auf 
Grund  spektralanalytischer  Untersuchungen  in  der  Erbinerde  eine  neue 
Erde  angenommen  und  einzelne  Banden  und  Linien  der  späteren  Elemente 
Holmium  und  Thulium  gemessen.     (Vgl.  auch  1886  L.) 

— r      Nachdem  Schiel  im  Jahre  1875  die  erste  Beobachtung  über  die  Einwirkung 
der  Elektrizität  auf  Bakterien  gemacht  hatte,  stellen  F.  Cohn  und  B.  MaMMs- 
die  erste  eingehende  Untersuchung  hierüber  an  und  finden,  daß  zwar 

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187» 

die  Keime  nicht  getötet  werden,  daß  aber  der  N&hrboden  für  fernere 
Züchtung  untauglich  wird.  Die  Bestätigung  dieser  Arbeiten  durch  Apoatoli 
und  Laguerri^re  (1890),  Duclaux  (1890)  u.  a.  führt  zu  dem  elektrischen 
Verfahren  der  Wasserreinigung  von  Webster.  (S.  1888  W.) 
1879  William  CrookM  beobachtet  die  Phosphoresoenzermüdung  des  Glases  bei 
längerer  Exposition  gegen  Kathodenstrahlen. 

—  William  CrookM  zeigt  an  dem  nach  ihm  benannten  Radiometer  (s.  1873  C.) 
die  mechanische  Wirkung  der  Kathodenstrahlen. 

—  CuMr  baut  eine  radiale  vielstufige  Dampfturbine. 

—  Vincenz  von  Gzoniy  bildet  die  von  Sauter  (s.  1822  S.)  ausgeführte  vaginale 
Totalexstirpation  des  Uterus  zu  einer  erfolgreichen  Operation  aus. 

—  Tellef  Dahll  beschreibt  ein  neues  Metall,  das  er  aus  einem  auf  der  Insel 
Osterö  vorkommenden  Nickelglanz  erhält  und  Norwegium  nennt,  und  das 
dem  Wismut  sehr  nahe  steht;  der  wesentliche  Unterschied  ist  der,  daB 
das  Hydroxyd  des  neuen  Metalls  in  Kahlauge,  sowie  in  einem  großen  Über- 
schuß von  Ammoniomcarbonat  und  Natrituncarbonat  löslich  ist. 

—  Der  Nordpolfahrer  George  Washington  Da  Lon|  entdeckt  auf  der  von 
Bennett  aiisgerüsteten  Jeanette -Expedition,  an  der  unter  anderen  auch 
G.  W.  Melville  teilnimmt,  die  Jeanette-  und  Henrietta-Inseln,  und,  nach- 
dem die  Jeanette  i.  J.  1881  vom  Eise  zerdrückt  war,  bei  dem  Versuche, 
die  Nordküste  von  Sibirien  mit  Booten  zu  erreichen,  die  Bennettinsel.  Er 
erliegt  alsdann  mit  der  Mehrzahl  seiner  Begleiter  dem  Hungertode. 

—  Marcel  Dipm  baut  die  erste  Gasmaschine  für  Lokomotiven,  bei  welcher 
das  in  einem  Behälter  aufgespeicherte  komprimierte  Gas  zunächst,  wie 
bei  der  Dampfmaschine,  durch  seine  Expansion  allein  wirksam  ist  und 
nachher,  mit  Luft  gemischt  zur  Explosion  gebracht,  nochmals  Arbeit  leistet. 

—  Olohl  und  Mllltr  konstruieren  die  Ringschiffchennähmasohine  mit  oszillieren- 
(}em  Greifersohiflohen,  die  von  der  Singer  Co.  in  den  Handel  gebracht 
wird  und  sich  für  gewerbUohe  Zwecke  gut  bewährt.  Infolge  der  Kon- 
kurrenz dieser  Maschine  legt  auch  die  Wheeler  &  Wilson  Co.  bei  ihrer  von 
House  konstruierten  Maschine  (s.  1873  H.)  jetzt  den  Fadengeber  vorn  in 
den  Arm. 

—  J.  N.  Doughn  bringt  bei  dem  in  den  Jahren  1878—82  erfolgenden  Neubau 
des  Eddystone- Leuchtturmes  (s.  1757  S.)  den  Kettenaufzug  als  eine  neue 
Methode  des  Transports  schwerer  Baustoffe  in  Anwendung.  Douglas  war  zu 
dieser  Konstruktion  durch  den  Umstand  veranlaßt  worden,  daß  der  starke 
Wellenschlag  eine  unmittelbare  Annäherung  der  TransportsohifEe  an  die 
Baustelle  nicht  gestattete. 

—  Edmund  Dracinal  macht,  ohne  von  de  la  Rive's  und  Kohlrausch's  Ver- 
suchen (8.  1837  R.)  Kenntnis  zu  haben,  Untersuchungen  über  die  chemische 
Wirkung  von  Wechselströmen.  Er  geht  von  der  Idee  aus,  daß  gewisse  im 
lebenden  Orgamsmus  beobachtete  chemische  Umwandlungen  durch  neben- 
einander vor  sich  gehende  Ozydations-  und  Reduktionsprozesse  hervor- 
gebracht werden  und  sucht  solche  Vorgänge  mit  HUfe  von  Wechselströmen 
nachzuahmen.  Er  zeigt,  daß  man  in  der  Tat  durch  Elektrolyse  von  carbamin- 
saurem  Ammoniak  zum  Harnstoff  gelangen  kann,  und  bewirkt  auch 
durch  Elektrolyse  von  Phenolschwefelsäurelösungen  den  systematisohen 
Abbau  der  Glieder  der  Benzolreihe  bis  zu  den  niedrigsten  Gliedern  der 
Sumpf gasreihe. 

—  R.  Oycfcerhoff  erbringt  den  wichtigen  Nachweis,  daß  dem  aus  Portland- 
zement und  Sand  bereiteten  Zementmörtel  ein  Kalkzusatz  nicht,  wie  man 
bis  dahin  annahm,  nachteilig  ist,  daß  vielmehr  magere  Zementmörtel 
durch  Zusatz  von  Kalkhydrat  bis  zu  einer  gewissen  Grenze  an  Festigkeit 
und  Adhäsion  zunehmen. 

—     767     — 


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187» 

1879  Thomas  Alva  Ediioii  brin;^  die  elektrische  Glühlampe  zur  praktischen  An- 
wendbarkeit, indem  er  die  harte  Retortenkohle,  sowie  die  brüchige  Papier- 
kohle (s.  1846  K.  und  1870  S.)  durch  verkohlte  Bambnsfaser  (s.  a.  1846  S.) 
ersetzt.  Er  erkennt,  daß  man  dem  Grlühkörper  einen  möglichst  hohen 
Widerstand  geben  mn8,  um  imter  Erhöhung  der  Spannung  am  Glfih- 
körper  die  für  das  Erglühen  nötige  Stromst&rke  zu  verringern.  Seine 
1 16  Glühlampen  umfassende  Installation  auf  dem  Dampfer  „Columbia"  ist 
als  die  erste  praktische  Beleuchtungsanlage  anzusehen;  die  allgemeine 
Einführung  des  Glühlichts  beginnt  jedoch  erst  mit  seiner  Yorführnng  durch 
Edison  auf  der  Elektrischen  Ausstellung  in  Paris  (1881). 

—  Der  Ingenieur  EMhtrlch  führt  analog  der  vom  Erfinder  des  Ringofens 
(s.  1857  H.)  gewählten  direkten  Feuerung  die  Heizung  des  Ringofens  mit 
Gas  ein,  indem  er  an  Stelle  der  Heizsch&chte  oder  Schürböoke  Schamotte- 
röhren mit  einer  großen  Anzahl  kleiner  Löcher  ansetzt,  durch  welche  das 
Gas  in  das  Innere  des  Ofens  tritt,  so  daß  eine  gleichmäßige  Erhitzung 
des  ganzen  Ofenquerschnittes  erreicht  wird. 

—  Alexander  Formt  (s.  1874  F.)  erforscht  mit  seinem  Bruder  Matthew  Formt 
und  dem  Feldmesser  Hill  das  Tasmanland  in  Nordwestaustralien.  Sie 
verfolgen  den  Fitzroyfluß  400  km  aufwärts  und  gelangen  dann  nordest- 
wärts  unter  großen  Beschwerden  zum  Überlandtelegraphen.  Durch  ihre 
Reise  wird  der  Kimberleydistrikt  der  Besiedelung  erschlossen. 

—  Ferdinand  Andr6  Fouqutf  verwendet  den  Elektromagneten  zur  magnetischen 
Scheidung  von  Mineralien  und  zur  Ermittelung  des  Mengenverhältnisses, 
in  welchem  dieselben  in  den  Gresteinen,  besonders  in  Eruptivgesteinen, 
vorkommen. 

—  Anton  Johann  FHc  studiert  die  Cephalopoden ,  Fische  und  Reptile  der 
Ereideformation  und  die  Fauna  der  Kohlen-  und  Ealkschichten  der  Perm- 
formation. 

—  Charles  Frtodol  und  Edouard  Samin  erzeugen  nach  der  von  S^narmont 
angegebenen  Methode  (s.  1861  S.),  aber  bei  noch  hohem  Temperaturen 
und  in  noch  widerstandsfähigeren  Metallgefäßen  aus  Alkalisilikat  und 
Aluminiumsilikat  in  Gegenwart  von  Wasser  Aggregate  von  Alkalifeldspaten 
und  Quarz  oder  Tridymit.  Erhebliche  Fortschritte  auf  diesem  Gebiete 
werden  in  der  Folge  namentlich  durch  die  umfassenden  Arbeiten  von 
J.  Morozewicz  gemacht. 

—  Percy  C.  fillcfarltt  und  Sidney  G.  Thomas  erfinden  das  nach  Urnen  benannte 
Verfahren  der  Entphosphorung  des  Eisens  durch  Ausfütterung  der  Bessemer- 
birnen mit  basischem  Futter  (Dolomit)  und  Zuschlägen  von  gebranntem 
Kalk  während  des  Prozesses.  Daß  eine  basische  Ausfütterung  zu  einer 
Abscheidung  des  Phosphors  führen  werde,  hatte  zuerst  Snelns  (1872)  er- 
kannt; die  erste  Idee,  Dolomit  als  Ausfütterung  zu  verwenden,  äußerte 
1876  Grüner. 

—  Karl  ambo  stellt  im  Verlauf  seiner  KohlenwasserstofFsynthesen  durch  Ab- 
spaltung von  WasserstofF  (s.  1874  G.)  aus  Benzylnaphtylmethan  dasChrysen 
dar,  das  1806  von  Vogel  in  den  Destillationsprodukten  des  Bernsteins  auf- 
gefunden worden  war,  und  das  nach  dieser  Darstellung  ein  Phenanthren 
ist,  in  dem  eine  Phenylengruppe  durch  eine  Naphtylengruppe  ersetzt  ist. 

—  Hermann  firuton  in  Magdeburg  erfindet  eine  Sprenggranate,  in  der  sich  ein 
mit  einer  Säure  gefülltes  Glasgefäß  befindet,  während  der  übrige  Hohlraum 
der  Granate  mit  einem  porösen  Stoffe  ausgefüllt  ist.  Das  Glasgefäß  soll 
bei  dem  Schusse  zerbrechen  und  sein  Inhalt  sich  mit  dem  porösen  Stoffe 
mischen,  so  daß  sich  erst  während  des  Fluges  durch  die  Luft  ein  Explosiv- 
stoff bildet.  Der  Vorschlag  hat  keine  weitergehende  praktische  Verwendung 
gefunden,  ist  aber  von  entwicklungsgeschichtlicher  Bedeutung. 

—     768     — 

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1879 

1879  Albert  flntiinanii  erfindet  eine  Methode  zur  HeUnng  des  StottemB,  die  auf 
streng  physiologischer  Grundlage  durchgeführt  ist  und  dem  Stotterer  durch 
Übung  der  Atmung,  der  Stimme  und  der  Artikulation  zum  BewuBtsein 
bringt,  daß  er  die  für  das  normale  Sprechen  nötigen  Muskelbevegungen 
in  der  Gewalt  hat  und  ausführen  kann.  Die  bewußt  physiologische  Übung 
auf  phonetischer  Grundlage  sichert  ein  fließendes  mechanisches  Sprechen. 

—  Albin  Halltr  gewinnt  synthetischen  Campher  durch  trockene  Destillation 
des  Bleisalzes  der  Homocamphorsäure. 

—  Daniel  Hanbury  fördert  durch  seine  Untersuchungen  und  Publikationen 
die  Arzneimittellehre  und  wirkt  bahnbrechend  namentlich  durch  seine 
„Pharm  acographia". 

—  Emil  Christian  Hanstn  schließt  daraus,  daß  Hefe,  die  sich  bei  der  myko- 
logischen  Untersuchung  als  gut  erweist,  schlechtes  Bier  gibt,  und  daß 
umgekehrt  bei  dieser  Untersuchung  als  ungenügend  erkannte  Hefe  gutes 
Bier  gibt,  daß  die  scheinbar  gleichartigen  Hefen  verschiedenen  Arten  an- 
gehören können  und  beginnt  unter  diesem  Gresiohtspimkt  seine  Unter- 
suchungen über  die  Saccharomyceten.  Es  gelingt  ihm,  bestimmt  zu  er- 
weisen, daß  einige  der  schlimmsten  Elrankheiten  des  Bieres,  wie  unan- 
genehme Geschmacksänderung  und  Hefetrübung,  nicht,  wiePasteuT(B.1876P.) 
annahm,  von  Bakterien,  sondern  von  echten  Hefearten  herrühren.  In- 
folge dieser  Untersuchung  stellt  er  die  Forderung  auf,  die  Stellhefe  dürfe 
nur  aus  einer  einzigen  Art  bestehen,  und  zwar  aus  der  für  die  betreffende 
Brauerei  günstigsten. 

—  Karl  HatM  ersinnt  zum  Behuf  einer  anatomisch  genauen  Bestimmung  der 
äußeren  Körperform  ein  Verfahren,  das  erlaubt,  an  einer  Versuchsperson 
das  Lageverhältnis  der  verschiedenen  Stellen  der  Körperoberfläche  zur 
Mittelebene  des  Stammes  durch  das  Maß  mit  großer  Genauigkeit  festzu- 
stellen. Er  weist  nach,  daß  eine  vollkommene  bilaterale  Symmetrie  der 
äußeren  Form  des  menschlichen  Körpers  nicht  besteht,  und  daß  besonders 
das  Gesicht  auffallende  Asymmetrien  zeigt. 

—  Oskar  und  Kiohard  Htrtwlg  machen  in  den  Jahren  1879 — 83  umfassende 
Studien  über  die  Entwicklung  des  mittleren  Keimblatts  der  Wirbeltiere 
und  über  die  embryonalen  Zellen,  die  durch  Auswanderung  in  dem  von 
den  Keimblättern  begrenzten  Zwischenraum  gebildet  werden.  Sie  nennen 
diese  Zellen  Mesenchymkeime  und  das  von  ihnen  gelieferte  Gewebe  Mesen- 
ohym  und  zeigen,  daß  daraus  die  knorpeligen  und  knöchernen  Skelettteile, 
die  Sehnen,  Blutgefäße,  Lymphdrüsen  usw.  entstehen. 

—  J.  Hlnchwaid  konstruiert  für  feine  Kristallmessungen  das  Mikroskopgonio- 
meter (Mikrogoniometer) ,  das  eine  genaue  Messung  selbst  dann  gestattet, 
wenn  die  Krystallflächen  nicht  mehr  spiegeln,  sondern  korrumpiert  und 
erblindet  sind. 

—  Johann  Wilhelm  Hittori  zeigt,  daß  die  Leitfähigkeit  der  Flamme  durch 
Kalisalze  erhöht  wird.  Katriumsalze  sind  von  geringerem  Einfluß;  die 
Salze  der  übrigen  Metalle  verändern  den  Flammenwiderstand  sehr  wenig. 
Diese  Versuche  werden  1888  von  Wiedemann  und  Ebert  noch  vervoll- 
ständigt. 

—  David  Edward  Hughw  konstruiert  einen  mit  dem  späteren  Kohärer  iden- 
tischen Apparat  imd  überträgt  mit  demselben  Signale  bis  auf  500  m  Ent- 
fernung, wie  er  auch  das  Wesen  und  die  Ursache  des  Vorganges  richtig 
erkennt,  ohne  daß  seine  Versuche  jedoch  irgend  ein  praktisches  Ergebnis 
zeitigen. 

—  David  Edward  HughM  und  B.  W.  Rlchanlioii  konstruieren  ein  Sonomet« 
(Audiometer),  einen  Apparat,  der  zur  Bestimmung  der  Empfindlichkeit 
des  menschlichen  Ohres  dient. 

Darmstaedter.  4B 

—     769     — 


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187» 

1879  Der  spanische  Geodät  Carlos  Iban«,  Marquis  von  Mulhac^n,  führt  gemäß 
dem  Beschlüsse  der  europäischen  Gradmessung  (s.  1861  B.)  gemeinsam  mit 
FranQois  Pwriar  die  berühmte  Verlängerung  der  großen  französischen 
MeridianmesBung  bis  nach  Algerien  aus.  Hierbei  werden  zur  Verbindung 
der  spanischen  Triangulationsbasis  Mulhac^n-Tetioa  mit  der  algerischen 
Dreieckslinie  Filhaoussen-M'Sabiha  elektrische  Lichtsignale  bis  auf  Ent- 
fernungen von  270  km  mit  Erfolg  verwendet. 

—  Der  IntMvationala  KenfraB  dar  BllndanMirar  in  Berlin  nimmt  die  Braille'sche 
Punktierschrift  (s.  1829  B.)  als  Weltschrift  für  Blinde  an. 

—  Emil  Jacobsan  stellt  Bittermandelöl  aus  Benzolchlorid  durch  Erhitzen  mit 
organischen  Säuren  (Essigsäure  usw.)  bei  Gegenwart  von  Metallchloriden 
her.  Auch  die  Umwandlung  des  Benzolchlorids  durch  Erhitzen  mit  Basen, 
insbesondere  mit  Kalkmilch,  wird  zur  technischen  DarsteUnng  von  Bitter- 
mandelöl verwertet. 

—  Nachdem  Franz  Obemier  1867  experimentelle  Studien  über  den  Hitzschlag 
veröfFentlicht  hatte,  tritt  Jacubnch  für  die  Notwendigkeit  einer  voll- 
kommenen Trennung  des  bis  dahin  zusammengeworfenen  Sonnenstiches 
und  Hitzschlages  als  zweier  pathogenetisch  vollkommen  verschiedener 
Formen  ein.  Diese  Arbeiten  führen  zu  der  Maßnahme,  den  Soldaten,  bei 
denen  diese  ASektionen  am  häufigsten  auftreten,  während  des  Marschierens 
das  Wassertriuken  zu  erlauben,  was  bisher  —  wenigstens  bei  heißem  Wetter 
—  für  bedenklich  erachtet  worden  war. 

—  Gustav  Mgar  in  Stuttgart  veröffentlicht,  in  Zusammenfassung  mehrerer 
von  ihm  schon  vorher  verfaßter  Einzelschriften,  sein  Buch  ,,Die  Ent- 
deckung der  Seele",  in  welchem  er  nachzuweisen  sucht,  daß  die  spezi- 
fischen Duftstoffe  in  den  tierischen  Ausdünstungen  die  Erzeuger  der  Affekte 
und  Triebe  sind,  imd  daß  somit  den  Äußerungen  der  Affekte  usw.  che- 
mische, im  Organismus  sich  abspielende  Vorgänge  zugrunde  liegen. 
Jägers  Lehre  findet  jedoch  keine  Anerkennung. 

^  Sophus  Mads  Jörcantan  entdeckt  die  Decaminpurpureokobalt-Verbindungen 
tmd  zeigt,  in  welchem  Zusammenhang  die  Decaminroseo-Kobaltsalze  zu 
den  Purpureo-  und  Luteoverbindungen  stehen. 

—  John  Prescott  Joula  mißt  neuerdings  die  durch  Reibung  des  Wassers  erzeugte 
Wärmemenge  und  findet  423,862  Meterkilogramm,  wobei  diejenige  Wärme- 
menge als  Einheit  gesetzt  ist,  welche  ein  Kilogramm  Wasser  von  15,5"  C. 
auf  16,5»  C.  erwärmt.    (S.  a.  1842  J.  und  1850  J.) 

—  Wühelm  itankar,  der  schon  1876  Reisen  im  Gebiet  des  oberen  Uelle  unter- 
nommen hatte,  macht  eine  Forschungsreise  in  das  Gebiet  der  Niam-Niam 
und  Monbuttu  zur  Erforschung  des  Uelle  imd  des  Nepoko,  den  er  als 
Oberlauf  des  Aruwimi  erkennt.  Er  wird  1883  durch  den  Aufstand  des 
Mahdi  gezwungen,  bei  Emin  Pascha  in  Lado  eine  Zuflucht  zu  suchen,  von 
wo  es  ihm  erst  1886  gelingt,  mit  Umgehung  von  Uganda  über  Karagwe 
nach  Sansibar  zu  gelangen. 

—  Karl  Kilo  in  Wien  überträgt  die  nach  dem  Pigmentverfahren  (s.  1865  P.) 
gewonnene  Chromgelatineschicht  auf  gekörnte  Platten,  ätzt  mit  Eisenohlorid 
und  erzielt  so  reich  abgestufte  Tonbilder.  Er  begründet  damit  die  moderne 
Heliogravüre. 

—  Friedrich  Kohlrauicli  arbeitet  ein  Verfahren  zur  leichten  und  genauen  Mes- 
sung der  Leitfähigkeit  der  Elektrolyte  aus  und  findet  das  Gresetz  von  der 
unabhängigen  Wanderungsgeschwindigkeit  der  Ionen:  „Die  Geschwindigkeit 
jeder  Art  von  Ionen  ist  unabhängig  von  den  anderen  Ionen,  mit  denen 
sie  Salze  bilden." 

—  Friedrich  Kahlrautcli  gebraucht  das  Bell'sche  Telephon  als  Reagens  auf 
Wechselströme. 

—     770     — 

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187» 

1879   Wilhelm  KMgs  führt  die  Synthese  des  Cbinolins  durch,  indem  er  Dämpfe 
von  AUylaniUn  über  rotglühendes  Bleiozyd  leitet. 

—  Wilhelm  KBirigi  erkennt  das  Piperidin,  das  Spaltungsprodukt  des  Piperins, 
als  das  Hydrierungsprodukt  des  Pyridins.  Es  gelingt  ihm,  das  Piperidin 
durch  Erhitzen  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  auf  300**  in  Pyridin  über- 
zuführen.  (Vgl.  1867  H.) 

—  Bichard  von  Kr>fft-EMn{  führt  in  seinem  ,, Lehrbuch  der  Psychiatrie" 
eine  Verbindung  des  ätiologischen  imd  klinischen  Standpunktes  durch  und 
begründet  darauf  eine  Einteilung  der  Geisteskrankheiten.  Er  führt  für 
gewisse  formale  Störungen  im  Ablauf  der  Vorstellungen  den  später  viel- 
gebrauchten Namen  „Zwangsvorstellungen"  ein. 

—  Kwalmr  und  Hutak  erfinden  die  Hektographentinte,  die  sie  zuerst  a\is 
Methyl  violett  herstellen. 

—  Albert  LaMnkaif  führt  die  teilweise  Synthese  des  Atropins  durch  Erhitzen 
von  tropasaurem  Tropin  mit  verdünnter  Salzsäure  auf  dem  Wasserbad  aus. 
Da  Tropidin  später  von  Willstätter  (vgl.  1901  W.)  aus  Suberon  erhalten 
wird,  das  auch  synthetisch  erzeugt  werden  kann,  da  andererseits  die 
Tropasäure  synthetisch  erhalten  werden  kann,  ist  mit  der  Überführung  des 
Tropidin  in  Tropin  (s.  nachstehenden  Artikel)  die  TotaLsynthese  des  Atropins 
möglich.  Bei  diesen  Arbeiten  entdeckt  Ladenburg  das  Homatropin,  das  durch 
Völckers  in  Kiel  als  Mydriaticum  in  den  Arzneischatz  eingeführt  wird. 

—  LadMiburg,  Marlinf  und  Wllltüttw  gelingt  es,  unabhängig  voneinander,  durch 
eine  Reihe  hervorragender,  von  1879  länger  als  zwanzig  Jahre  fortge- 
setzter Untersuchungen  die  Konstitution  des  Tropins  aufzuklären,  unter 
anderem  zeigen  sie,  daß  Tropin  beim  Erhitzen  mit  Salzsäure  oder  Jodwasser- 
stoff säure  auf  150 — 180"  ein  Molekül  Wasser  verliert  und  in  Tropidin  über- 
geht, und  daß  dieses  durch  Kochen  mit  Ätzalkalien  in  Tropin  übergeführt 
werden  kann.    (Vgl.  auch  1889  H.  und  1901  W.) 

—  Hans  Landolt  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  Änderung  des 
spezifischen  Drehungsvermögens  mit  der  Menge  und  Natur  des  Lösungs- 
mittels, wesentlich  um  zu  sehen,  ob  die  Änderung  eine  kontinuierliche  ist, 
was  sich  tatsächlich  ergibt.    (S.  a.  1832  B.) 

—  Larttcue  auf  der  Französischen  Nordbahn  und  Julius  RlMOiir  auf  der  Auasig- 
Teplitzer-Eisenbahn  führen  Femspreohanlagen  als  Ersatz  für  Verkehrs- 
telegraphen ein,  und  zwar  vorerst  im  Stations-  und  Werkstättendienste, 
bald  aber  auch  im  Streckendienste. 

—  Nachdem  Ebelmen  (1847 — 62)  in  S^vres  die  ersten  Versuche  zur  Herstellung 
von  PorzeUanglasuren  mit  Ausscheidung  von  KrystaUen  gemacht  hatte, 
gelingt  es  Lanth  und  Dirtalily,  diese  Erystallglasuren  betriebsmäßig  zu  ver- 
werten. Die  besten  Glasuren  entstehen  durch  Einführung  von  Titansäure; 
von  Wichtigkeit  ist  eine  sehr  lange  dauernde  Abkühlung. 

—  Gustaf  dt  Laval  in  Stockholm  erfindet  die  kontinuierliche  Milohzentri- 
fuge,  welche  den  Namen  „Separator"  erhält.    (S.  a.  1864  P.) 

—  H.  J.  Lamon  konstruiert  das  niedrige  oder  Sicherheitszweirad  mit  Hinter- 
radantrieb durch  Kettenübersetzung  (Bicyclette,  Safety-Bioycle),  das  1885 
von  der  Firma  Starley  &  Sutton  unter  der  Bezeichnung  „Rover  Safety 
Bicyole"  (auch  „Niederrad"  genannt)  auf  den  Markt  gebracht  wird  und 
viel  zur  Verbreitung  des  Fahrrads  beiträgt. 

—  Paul  Emile  LMoq  dt  Bolikaudnn  isoliert  aus  dem  Didym  (vgl.  1842  M.)  des 
Samarskits  eine  neue  Erde,  der  er  den  Namen  „Samarerde"  beilegt. 

—  Der  Waftenfabrikant  Ltt  zu  Bridgeport  in  Connecticut  konstruiert  eine 
Schnellladeeinrichtung  für  Hinterladergewehre  in  der  Weise,  daß  er  die 
Patronen  zu  je  fünf  in  paokschachtelähnlichen  Stahlkästchen  verpackt. 
Zum  Füllen   des  Magazins  wird  das  ganze  Kästchen  durch  einen  kurzen 

4»* 

—     771     — 


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1879 

Druck  in  das  Sohlofigehäage  eingeschoben.  Obwohl  die  Konstruktion 
anfänglich  nicht  befriedigt,  bildet  sie  dennoch  die  Grundlage  der  heu- 
tigen Kastenmagazin-SchndUader  (deutsches  Infanteriegewehr  88,  öster- 
reichisches MannUchergewehr  M/86  und  M/88,  Schweizer  Repetiergewehr 
M/89,  englisches  Lee-Metford-Gewehr  M/80,  deutsches  Gewehr  98  mit 
unten  geschlossenem  Mausermagazin). 
1879  Eduard  Luat  lehrt  die  Anwendung  der  Kohle  xar  Kultur  zarter  Obst- 
pflanzen,  erfindet  neue  Yeredelungsarten  und  gibt  zahlreiche  Verbesserungen 
in  der  Baumpflege  und  der  Zucht  junger  Obstbäume  an. 

—  James  MadMr  führt  einen  rotierenden  Sulfatofen  ein,  der  wenig  verschieden 
von  seinem  Sodacalcinierofen  ist  und  aus  einem  Drehherd  besteht,  dessen 
Untergestell  mit  Rädern  auf  einer  kreisförmigen  Schiene  läuft.  Eigen - 
tümhch  ist  die  kontinuierliche  zentrale  Speisung.  Der  Ofen  produziert  im 
Durchschnitt  1000  kg  Sulfat  in  der  Stunde. 

—  Raphael  MsMoia  erhält  durch  Erhitzen  von  ^-Naphtol  mit  salzsaurem  Nitro- 
sodimethylanilin  das  Meldola'sche  Naphtol-Blau,  den  ersten  Repräsentanten 
der  FarbstoSklasse  der  Oxazine.  Das  Aminoderivat  des  Naphtolblaus 
wird  unter  dem  Namen  „Nilblau"  von  der  Badischen  Anilin-  und  Soda- 
fabrik in  den  Handel  gebracht. 

—  A.  MidHMl  gelingt  es,  aus  Acetochlorhjdrose  und  Kaliumphenolat  das  erste 
künstliche  Glucosid  herzustellen  und  durch  Ersatz  des  Phenolats  durch 
das  Kaliumsalz  des  Salicylaldehyds  ein  anderes  mit  Helioin  identisches 
Glucosid  herzustellen. 

—  Van  Monckhovm  entdeckt,  daß  das  Bromsilber  durch  Ammoniak  eine  mole- 
kulare Umwandlung  erleidet,  und  daS  die  dadurch  erhaltene  „grüne" 
Modifikation  sich  durch  wesentlich  erhöhte  Lichtempfindliohkeit  auszeichnet. 
Auch  tritt  hierbei  eine  Vergrößerung  des  Korns  der  Bromsilberteilchen  ein. 
Eine  solche  Modifikation  des  Bromsilbers  war  schon  1874  von  Stas  be- 
schrieben worden,  der  jedoch  die  Beziehungen  zur  Photographie  nicht 
erwähnte. 

—  Jean  Louis  Moiiton  gelingt  es  zuerst,  die  Brechungsexponenten  ganz  be- 
stimmter Strahlen  des  ultraroten  Spektrums  und  gleichzeitig  deren  Wellen- 
längen zu  messen.  Sein  Verfahren  beruht  auf  den  Gresetzen  der  Inter- 
ferenz des  polarisierten  Lichts  und  wird  1892  von  Rubens  wesentlich 
vereinfacht. 

—  Fritz  MOIIsr  gibt  eine  Klasseneinteilung  des  Menschen,  die  sich  insbesondere 
auf  die  Sprache  sowie  auf  die  Beschaffenheit  der  Haare  stützt,  und  die 
später  von  Ernst  Haeckel  und  namentlich  von  Deniker  in  dessen  Werk 
„The  races  of  men"  (1900)  weiter  ausgeführt  wird. 

—  Albert  NsiBsr  entdeckt  den  Gonococcus  als  einzigen  Erreger  der  Gonorrhöe. 
Durch  seine  Entdeckung  wird  die  Prognose  und  die  Peststellung  der  end- 
gültigen Heilung  der  Gonorrhöe,  deren  Ätiologie  vorher  unsicher  war,  er- 
möglicht.   Der  Gonococcus  wird  1885  von  Bumm  in  Reinzucht  erhalten. 

—  Georg  Balthasar  von  Naumayer  richtet  seine  und  der  von  ihm  geleiteten 
deutschen  Seewarte  Bemühungen  darauf,  für  die  einzelnen  Meere  und 
Meeresteile  Segelbandbücher  und  Segelanweisungen  zu  geben,  welche  zur 
Abkürzung  der  Fahrtdauer  wesentlich  beitragen.  Auch  seine  Aufzeich- 
nungen über  Wärme,  Luftdruck,  Bewölkung,  Wind,  Solang  usw.  sind  für 
die  Schiffahrt  von  hervorragendem  Wert. 

—  Bei  seinen  Arbeiten  über  Ytterbium  (vgl.  1878  M.)  isoliert  Lars  Fredrik 
NlbM  eine  Erde,  deren  Radikal  er  „Soandium"  nennt.  Das  Element  hat 
besonderes  wissenschaftliches  Interesse,  da  es  das  von  Mendelejew  nach 
seinem  periodischen  System  (vgl.  1869  M.)  vorausgesagte  Ekabor  reprä- 
sentiert. 

—     772     — 

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187» 

1879  Xaohdem  Trouvö  in  Paris  suerst  1870  die  Elektrizität  zvx  Beleuchtung 
von  Eörperhöhlen  verwandt  hatte,  gelingt  es  Max  Nitn  aus  Berlin  mit 
Hilfe  des  Wiener  Hofinstnimentenmacheis  Leiter,  das  elektrische  Glählioht 
als  Lichtquelle  direkt  in  die  zu  untersuchenden  Körperhöhlen  einzuführen. 
Sein  erster  Apparat,  das  Cystoskop,  besteht  aus  einem  gewöhnlichen 
Metallkatheter,  an  dessen  Spitze  ein  Glühl&mpchen  sitzt,  und  in  dessen 
hohlen  Schaft  ein  Fernrohr  eingeschoben  ist,  welohee  dem  Beobachter  das 
Bild  der  erleuchteten  Höhle  vor  Augen  führt.  Von  dieser  Erfindung 
datiert  die  Entwicklung  einer  neuen  Lehre  der  Harn-  und  Blasenkrank- 
heiten.  Dem  Cystoskop  folgen  bald  andere  Apparate  zur  Beleuchtung  von 
Körperhöhlen,  wie  das  Vaginoskop  usw. 

—  Wilhelm  Ochndd  äußert  die  Idee  eines  praktisch  brauchbaren  Knallgas- 
Voltameters  mit  manometrischer  Ablesung,  das  späterhin  von  Bredig  und 
Hahn  (1900)  ausgeführt  wird. 

—  Edward  Charles  PIckMlng  konstruiert  für  astrophotometrische  Zwecke 
ein  Meridian -Photometer,  bei  welchem  die  Polarisation  des  Lichts  zur 
Abschwächung  der  Intensität  verwendet  und  jeder  Stern,  wenn  er  im 
Meridian  oder  dessen  Nähe  steht,  bezüglioh  der  Lichtstärke  mit  dem  Polar- 
stem verglichen  wird.  Es  gelingt  ihm,  mit  diesem  Instrument  in  Cam- 
bridge (Massachusetts)  in  den  Jahren  1879 — 82  die  Helligkeit  von  4260 
mit  bloßem  Auge  sichtbaren  Sternen  zu  messen. 

—  Edward  Charles  Pickarlng  berechnet  den  Durchmesser  der  von  Hall  (s.  1877  H.) 
entdeckten  beiden  Marstrabanten  auf  Grund  von  Helligkeitsbeobachtungen 
auf  10  km.     (Vgl.  auch  den  vorstehenden  Artikel.) 

—  Nachdem  die  Entphosphorung  des  Boheiaens  durch  das  basische  Futter 
des  Konverters  (s.  1879  G.)  bekannt  geworden  war,  wird  durch  M.  A.  Ponml 
auch  der  MartinprozeB  durch  Anwendung  dolomitischer  Masse  oder  von 
Magnesitsteinen  zur  Ausfütterung  des  Flammofens  für  solche  phosphor- 
haltigen  Rohmaterialien  anwendbar  gemacht,  die  für  die  Thomasbime  zu 
arm,  für  die  Bessemerbirne  zu  reich  an  Phosphor  sind  (basischer  Martin - 
prozeß).  Zwischen  das  saure  und  basische  Ofenmaterial  schiebt  Pourcel 
eine  Isolierschicht  von  Chromeisenstein  ein,  die  sich  sehr  gut  bewährt. 
Daß  Martinstahl  sich  zu  Stahlformguß  eigne,  war  schon  im  Jahre  vorher 
von  Pourcel  erwiesen  worden. 

—  Nathanael  PrlnpMni  weist  nach,  daß  nicht  das  Chlorophyll  für  sich  die 
Reduktion  der  Kohlensäure  und  die  Synthese  organischer  Substanz  in  der 
Pflanze  vermittelt,  sondern  daß  dies  namentlich  durch  das  Protoplasma 
geschieht,  und  daß  die  Rolle  des  Chlorophylls  hierbei  eine  indirekte  ist, 
indem  es  die  Atmung  der  Pflanze,  die  Sauerstoffaufnahme,  vermittelt. 
(S.  1824  D.) 

—  Nachdem  Nikolai  Michailowitsoh  von  PmwalsklJ  in  den  Jahren  1876—77 
von  Kuldscha  aus  den  Lob-Nor  und  Altyn-Tag  erforscht  hatte,  zieht  er 
in  den  Jahren  1879 — 80  von  Saissan  über  den  Thianschan  und  Nanschan 
nach  Tibet.  200  km  vor  Lhassa  zur  Umkehr  genötigt,  wendet  er  sich 
zum  Kuku-Nor  und  erforscht  von  da  das  Quellgebiet  des  Huangho. 

—  Nachdem  Friedrich  Mohr  in  einem  Artikel  in  der  Kölnischen  Zeitung  am 
23.  Februar  1870  auf  die  große  Bedeutung  der  flüssigen  Kohlensäure  für 
die  Industrie  und  Technik  hingewiesen  und  Hendryk  Beins  in  Groningen 
am  14.  August  1877  das  erste  Patent  auf  Darstellung  von  flüssiger  Kohlen- 
säure beliebiger  Spannung  genommen  hatte,  erzeugt  Wilhelm  Raydt  zum 
ersten  Male  ein  größeres  Quantum  flüssiger  Kohlensäure. 

•—  R«M«M  und  Uwmit  führen  für  alle  theoretischen  Erörterungen,  welche 
darauf    abzielen,    das  Wechselspiel    der    atmosphärischen   Ereignisse    als 

—     773     — 

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187» 

Eonsequenz  feststehender  S&tse  der  Physik  zu  begreifen,  die  Bezeichnung 
„dynamische  Meteorologie"  ein. 
1879    W.  Rlclman   konstruiert  ein  Preßluftwerkzeug  mit  Steuerkolben ,  das  als 
Grundform  für  die  gesteuerten  PreBIuftwerkzeuge  anzusehen  ist. 

—  Der  Ingenieur  RiibK  im  Arsenal  zu  Brest  stellt  Experimentalversuche  über 
die  Widerstandsbestimmung  der  Schiffe  mit  Hilfe  hölzerner  Schleppmodelle 
an,  die  mit  Stanniol  bekleidet  sind. 

—  John  RItty  in  Dayton  erfindet  die  durch  Tastenhebel  eingestellte,  mit 
Addierrädem  versehene  Begistrierkasse,  die  später  durch  die  National  Cash 
Kegister  Co.  in  Dayton  noch  wesentlich  verbessert  wird. 

—  F.  M.  RofWt  baut  einen  Stationsanzeiger,  d.  i.  eine  im  Eisenbahnwagen 
anzubringende  Vorrichtung,  welche  jeweilig  den  Namen  der  nächstfolgenden 
Station  ersichtlich  macht. 

—  Roland,  Chefingenieur  der  normannischen  Genossenschaft,  regt  zuerst  die 
Verwendung  von  weichem  Stahl  zur  Konstruktion  von  Dampfkesseln  an, 
die  namentlich  auch  von  Cornu  (1881),  Vincotte  (1882),  Schmidt  (1884) 
befürwortet  wird  und  sich  allmählich  Bahn  bricht.    (S.  a.  1856  J.) 

—  Francesco  RottttH  mißt  die  Temperatur  des  zwischen  Kohlenspitzen  er- 
zeugten Lächtbogens,  indem  er  denselben  gegen  eine  Thermos&ule  strahlen 
läßt  und  aus  der  beobachteten  Strahlung  die  Temperatur  berechnet.  Er 
erhält  so  für  den  Lichtbogen  den  Wert  von  4800—4844"  C,  und  zwar  un- 
abhängig von  der  Stromstärke. 

—  Edouard  Saratin  untersucht  die  periodischen  Schwankungen  des  Neuen- 
burger  Sees  und  konstruiert  für  die  Messungen  des  Wasserstandes  ein 
„Limnim^tre  enregistreur  transportable",  das  1901  von  Ebert  wesentlich 
verbessert  wird. 

—  Der  Norweger  G.  0.  San  macht  die  erste  Andeutung  über  den  Wert  der 
infolge  ihrer  pflanzlichen  Natur  (Besitz  von  Chlorophyll  und  Assimilation 
im  Lichte)  an  die  Oberfläche  des  Meeres  gebundenen  Diatomeen  für  die 
Sto£fproduktion  und  den  Stoffwechsel  des  Meeres. 

—  Der  Pfarrer  Johann  Martin  Sdileyar  ersinnt  in  Verfolg  einer  von  Leibniz 
(s.  1666  L.)  geäußerten  Idee  eine  Weltsprache  (Volapük,  a.  d.  engl,  world 
und  speak),  welche  er  als  Universalsprache,  namentlich  für  den  inter- 
nationalen Handelsverkehr  empfiehlt.  Der  Wortschatz  des  Volapük  um- 
faßt etwa  14000  Wörter  mit  1300  Wurzelwörtem.     (Vgl.  1887  S.) 

—  Der  Mathematiker  Hermann  Schubart  ist  neben  H.  G.  Zeuthen  der  Begründer 
der  sogenannten  abzählenden  Geometrie. 

—  Charles  Ezra  Scrllmtr  nimmt  am  29.  November  das  erste  Patent  auf  einen 
Vielfachumschalter,  der  telephonisohe  Gespräche  zwischen  einer  großen 
Anzahl  von  Teilnehmern  mit  Hilfe  eines  Vermittlungsamtes  ermöglichen 

80U. 

—  W.  Sellan  &  Co.  in  Philadelphia  konstruieren  eine  Pendelsioherheitsvor- 
richtung  für  Fahrstühle  in  Hotels  und  Fabriken,  die  mit  gutem  Erfolg 
arbeitet. 

—  Friedrich  Siemens  konstruiert  eine  Lampe,  bei  welcher  die  Wärmegeneration 
auf  die  Beleuchtungstechnik  angewendet  wird,  und  die  insbesondere  für 
Straßenbeleuchtung  vielfach  eingeführt  wird  (Regenerativlampe).  Auf  die 
Vorteile  einer  solchen  Vorwärmung  hatte  bereits  1819  Faraday  hingewiesen 
und  die  Luft  durch  einen  zweiten  Zylinder  vorgewärmt.  Die  Lampe 
wird  u.  a.  auch  vertikal  abwärts  hängend  verwendet  und  stellt  somit  die 
erste  Invertlampe  dar. 

—  Werner  von  SIenMnt  konstruiert  für  die  Berliner  GewerbeaussteUung  eine 
elektrische  Eisenbahn,   bei  der  zum  ersten  Male  der  Strom  durch  einen 

—     774     — 

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187» 

l&ngs  der  Bahnlinie  liegenden  Leiter  von  einer  feststehenden  Stromquelle 
aus  zxigeführt  wird. 
1879  Leonhard  Sohneka  stellt  eine  Theorie  der  KrystaUstruktur  auf.  Von  dem 
Grundsatze  ausgehend,  daB  entsprechend  der  Homogenität  der  Krystall- 
snbstanz  die  Krystallbansteine  um  jeden  einzelnen  Krystall  stets  in 
gleicher  Weise  angeordnet  sind,  leitet  er  65  Arten  von  regelmäßigen 
Punktsystemen  her,  welche  ihren  Symmetrieverhältnissen  nach  schon  mit 
24  von  den  32  möglichen  KrystaUsystemen  übereinstimmen.  Nur  bei  den 
8  übrigen  Klassen  wäre  es  nötig,  eine  Hilfshypothese  über  die  Symmetrie 
der  Krystallbansteine  selbst  hinzuzufügen.     (S.  a.  1830  H.) 

—  Henry  Morton  Stanlty  geht  im  Auftrag  des  Comitö  d'6tudes  du  Haut-Congo 
in  Brüssel  nach  dem  Kongo,  legt  längs  des  Stromes  eine  Beihe  von 
Stationen  an,  entdeckt  den  großen  Leopoldsee  imd  kehrt  erst  1884  nach 
Europa  zurück,  um  an  der  Kongokonferenz  in  Berlin  teilzunehmen  und 
in  England  die  Bildung  einer  Gesellschaft  zur  Erbauung  einer  Eisenbahn 
von  der  Kongomündung  zum  Stanley  Pool  zu  veranlassen. 

—  Josef  Steftui  stellt  das  nach  ihm  benannte  Gesetz  auf,  daß  die  Strahlungs- 
energie des  schwarzen  Körpers  proportional  mit  der  vierten  Potenz  der 
absoluten  Temperatur  wächst.  Dieses  Gesetz  wird  später  experimentell 
bestätigt. 

—  Joseph  Wilson  SwM  stellt  unabhängig  von  Edison  eine  brauchbare  elek- 
trische Glühlampe  mit  verkohlter  Rohrfaser  in  luftleerer  Birne  her  und 
führt  dieselbe  bei  Gelegenheit  eines  öffentlichen  Vortrages  in  Newcastle 
vor. 

—  In  früheren  Zeiten  geschah  die  Gewinnung  des  Lampenrußes  einfach  in  der 
Weise,  daß  man  metallene  Deckel  über  den  rußenden  Flammen  aufhing. 
Koch  heute  ist  diese  Art  der  Darstellung  im  Gebrauch,  doch  sind  auch 
Apparate  konstruiert  worden,  die  auf  dem  auch  bei  der  Herstellung  des 
Flammrußes  (Kienrußes)  mehr  und  mehr  zur  Geltung  kommenden  Kammer- 
system zur  Kondensation  des  Rußes  beruhen.  So  ist  in  England  der 
Apparat  von  Martin  und  Grafton  eingeführt,  in  Deutschland  namentlich 
der  von  Otto  Thalwitzer,  der  jetzt  an  erster  Stelle  steht  und  neuerdings 
für  Gasruß,  sogenanntes  Diamantschwarz,  umkonstruiert  worden  ist.  Die 
Kondensation  des  Rußes  erfolgt  dabei  auf  einer  rotierenden  mit  Wasser 
gekühlten  Platte. 

—  Joseph  Thomson  erforscht  das  Gebiet  zwischen  Tanganyika  und  Nyassa 
und  entdeckt  1880  den  Rikwasee.  Auf  einer  spätem  Reise  erforscht  er 
den  KUimandscharo  und  entdeckt  1884  das  Aberdaregebirge. 

—  Nachdem  schon  B4clard  (1822)  und  Lisfranc  (1833)  für  die  Exstirpation 
des  unteren  Segmentes  des  Mastdarmes  bei  Mastdarmkrebs  eingetreten 
waren,  und  Velpeau  und  Dieffenbach  sieb  diesem  Vorgehen  angeschlossen 
hatten,  gelingt  es  Richard  von  Volkmann,  unter  Benutzung  der  Hilfsmittel 
der  Antiseptik  selbst  bei  hochsitzenden  Carcinomen  die  Exstirpation  und 
Resektion  des  Mastdarms  mit  günstigem  Erfolge  vorzunehmen. 

—  Woidol  zeigt,  daß  das  Picolin  von  Anderson  (s.  1847  A.)  kein  einheitliches 
Produkt  ist,  sondern  aus  mindestens  drei  isomeren  Basen  besteht,  was 
von  Obst  (1882)  und  Lange  (1885)  bestätigt  wird.  Diese  drei  Picoline 
werden  später  synthetisch  dargestellt. 

—  G.  Wallnar  in  Brunn  erhält  ein  Patent  auf  ein  Zellenradgebläse,  bei  welchem 
am  Umfange  eines  stehenden  Rades  beiderseits  Zellen  befestigt  sind, 
welche  Luft  aufnehmen  und  unter  Wasser  ausleeren.  Das  Gebläse  hat 
jedoch  lediglich  entwicklungsgeschichtlichen  Wert. 

—  Eilhard  Ernst  WMomann   gelingt   es,    durch  Messungen   der   entwickelten 

—     775     — 


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187» 

W&rme  nachzuweisen,   dafi   unter  dem  Einfluß  elektrischer  Enüadangen 
Gase  bei  Temperaturen,  die  weit  unter  100  <>  liegen,  leuchten  können. 

1879  Will  und  LanbMlMhmr  entdecken  das  Sinaibin  im  weißen  Senf,  dessen 
Konstitution  namentlich  durch  Gadamer  aufgeklärt  wird. 

—  Clemens  Wlnkkr  fördert  die  1845  von  Bunsen  eingeleitete  chemische  unter- 
Buchung  der  Industriegase,  indem  er  sie  durch  planmäßige  Anwendung 
von  Absorptionsmitteln,  mit  welchen  sie  nacheinander  in  Berührung  ge- 
bracht werden,  in  verschiedene  Gruppen  teilt. 

—  Alexej  WlfChiMcraMd  konstruiert  eine  Presse  zur  Heistellung  von  pris- 
matäschem  Pulver.  Im  Gmsonwerk  in  Buokau  wird  diese  Presse  unter 
Verbindung  von  hydraulischem  Druck  mit  mechanischer  Arbeit  so  be- 
trieben, daß  sie  sich  selbst  ladet  und  entleert  und  zugleich  den  Druck 
selbsttätig  reguliert. 

—  Otto  N.  Witt  entdeckt  beim  Erhitzen  des  als  amidiertes  Indamini  aufzu- 
fassenden Toluylenblaus  das  Toluylenrot,  den  ersten  Bepräsentanten  der 
Farbstoffklasse  der  Eurhodine,  und  führt  es  unter  dem  Namen  „Neutral- 
rot"  in  die  Technik  ein.  Die  Eurhodine  stehen  in  naher  Beziehung  zu 
den  Saframnen.    (S.  1878  T.) 

—  J.  C.  Friedrich  ZMiMr  erfindet  das  Skalenphotometer,  das  auf  den  Badio- 
meterersoheinungen  in  luftverdünnten  Räumen  beruht,  und  bei  welchem  ein 
sehr  empfindliches  Badiometerkreuz  von  Glimmer,  dessen  Flächen  ein- 
seitig mit  Büß  überzogen  sind,  als  Maß  für  die  Intensität  des  wirksamen 
lichtes  dient. 

—  Zoni  gelingt  es,  Hyponitrite  durch  Elektrolyse  von  Alkalinitrat  und  Alkali- 
nitrit herzustellen,  indem  er  am  negativen  Pol  eine  QuecksUberelektrode 
anwendet  und  den  Strom  unterbricht,  sobald  Ammoniakentwicklung  auf- 
tritt.   (Vgl.  a.  1871  D.) 

1880  William  de  W.  Abmy  gelingt  es  mit  Hilfe  von  photographisohen  Trockenplatten, 
die  für  die  langen  Liohtwellen  ebenso  empfindlich  sind,  wie  für  die  kurzen, 
das  ultrarote  Spektrum  zu  photographieren  und  bis  zu  einer  Wellenlänge 
von  l  =  2700  ft/i  photographische  Einwirkungen  zu  erhalten.  Durch  die 
photographische  Platte,  die  auch  die  Existenz  der  Fraunhofer'schen  Linien 
in  diesem  Teil  des  Spektrums  dartut,  werden  die  Lamansky'schen  Be- 
obachtungen (8.  1872  L.)  voll  bestätigt. 

—  William  de  W.  Afemy  empfiehlt  als  neuen  organischen  Entwickler  das 
Hydrochinon,  das  zu  den  meist  gebrauchten  photographischen  Entwicklern 
gehört.  An  das  Hydrochinon  schließt  sich  eine  große  Beihe  organischer 
Entwickler  an,  wie  Eikonogen  (Andresen  1889),  Rodinal  (Andresen  1891) 
Metol  (Bogisch  1891),  Glycin  (Bogisch  1891),  Amidol  (Hauff  1891), 
Diphenol  (Cassella  1897)  und  viele  andere. 

—  .Tohn  Altkm  bemüht  sich,  die  Bedeutung  der  in  der  Luft  schwebenden 
Staubpartikelchen  nicht  bloß  für  die  Gresundheitspfiege,  sondern  auch  für 
die  Meteorologie  zu  erweisen,  worin  ihm  Tissandier,  Aßmann  (1882)  und 
andere  Forscher  folgen.  Er  konstruiert  1882  einen  tragbaren  Staubzähler, 
mit  dessen  Hilfe  er  an  verschiedenen  Orten  die  Anzahl  der  in  einem  ge- 
gebenen Luftquantum  enthaltenen  Staubkörner  ermittelt.  Er  findet  im 
Verlauf  seiner  Untersuchung,  daß  Wolken  oder  Nebelkügelchen  nicht  ohne 
feste  Kerne  entstehen  können,  daß  sich  also  in  vollkommen  klarer  imd 
staubfreier  Luft  Wasserdampf  nicht  zu  Nebel  verdichtet. 

—  Der  französische  Physiker  Emile  Hilaire  Amagat  beobachtet  die  Baumver- 
hältnisse  der  Gase  unter  hohem  Drucke  und  erzeugt  zu  diesem  Zwecke 
einen  Druck  von  430  Atmosphären  dadurch,  daß  er  eine  327  m  hohe 
Queoksüberdruckröhre  in  einem  Bergwerksschachte  (zu  M6ons  bei  St. 
Etienne)  aufstellt. 


776     — 

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1880 

1880  Der  Maschinenfabrikant  Antton  in  Flensburg  konstruiert  eine  Maschine 
zur  MasBenherstellung  von  Holzwolle,  welche  in  ihrer  später  noch  ver- 
besserten Form  als  vierfach  wirkende  Maschine  gegen  1000  kg  Holzwolle 
täglich  liefert. 

—  ArMnc  ConMrln  und  ThOniM  finden  eine  Schutzimpfung  gegen  den  Sansoh- 
brand,  die  in  der  Einimpfung  abgeschwächter  Bauschbrandkulturen  besteht. 

—  Ayrton  und  Pwnry  versuchen  praktisch  eine  Lösung  des  Problems  des  elek- 
trischen Fernsehens. 

—  Adolf  von  Batyw  findet  als  Ergebnis  einer  langen  Beihe  von  Untersuchungen 
die  [künstliche  Darstellung  des  Indigoblaus  aus  orthonitrierten  Derivaten 
der  Zimtsäure,  womit  ein  gangbarer  technischer  Weg  ztir  Erzeugung  des 
künstlichen  Indigos  gezeigt  ist. 

—  Friedrich  Backtr  erhält  ein  Patent  auf  eine  Kondensations-Liiftpumpe  mit 
getrennter  Luft-  und  Waaserabsaugung,  welche  vorbildlich  für  zahlreiche 
neuere  Ausführungen  wird. 

—  J.  M.  van  BamnnlM  zeigt,  ausgehend  von  Untersuchungen  über  das  Absorp- 
tionsvermögen der  Ackererde  und  der  Kieselsäure,  daß  die  Erscheinungen 
der  physikalischen  Adhäsion  oft  nur  als  ein  Grad  von  loser  chemischer 
Bindung  aufzufassen  sind.  So  stellt  sich  z.  B.  die  Bindung  von  Hydrat- 
wasser durch  Oxydhydrate  als  ein  Übergang  dar  zwischen  der  Bildung  von 
starken  Verbindungen  nach  einfachen  Proportionen  und  der  Bindung  von 
sehr  losen,  kolloidalen  Molekularverbindnngen  (Hydrogelen).  W.  Fischer 
kommt  1907  zu  ganz  gleichen  Besultaten. 

—  Henri  B4nwd  in  London  stellt  zuerst  aus  Torf  ein  Produkt  für  Spinn - 
und  Webezweoke  unter  dem  Namen  B^raudine  her  und  gibt  den  Anstoß 
zur  Verarbeitung  des  Torfs  nach  dieser  Biohtung,  in  der  später  Karl 
A.  Tzschömer  nennenswerte  Erfolge  mit  seiner  TorfwoUe  erzielt. 

—  August  von  Borriet  veröfFentlicht  eine  Kritik  der  Mallet'schen  Verbund- 
lokomotive (s.  1874  M.),  die  viele  neue  Gedanken  über  die  Weiterentwick- 
lung der  Verbundlokomotive  enthält.  Er  macht  darauf  aufmerksam,  daß 
gerade  bei  den  stärksten  Kraftleistungen,  also  beim  größten  Dampfver- 
brauch, die  Mallet'sohe  Lokomotive  nicht  mit  Verbundwirkung  arbeite.  Er 
entwirft  eine  Lokomotive,  die  stets  mit  Verbundwirkung  arbeitet.  Die 
erste  Verbundlokomotive  nach  seinem  Sytem  wird  1880  von  F.  Schiohau 
in  Elbing  ausgeführt.  1884  erfindet  Borries  ein  selbsttätiges  Anfahrventil 
und  vereinigt  sich  mit  W.  WorsdeU  und  Biohard  H.  Lapage  zu  gemein- 
samem Schaffen. 

—  Oskar  BralMd  fördert  die  Lehre  von  den  Pilzen  durch  Anwendung  bakte- 
riologischer Methodik. 

—  Der  Generalinspekteur  des  italienischen  Marine- Geniekorps  Benedetto  Brin 
steigert  bei  dem  im  Castellamare  erbauten  Panzerschifie  „ItaUa"  die  bis 
dahLi  übliche  Geschwindigkeit  der  großen  Panzer  (14 — 15  Knoten)  mit  einem 
Male  auf  18  Knoten,  wobei  das  Deplacement  auf  14000  Tonnen,  imd  die 
Maschinenstärke,  bisher  nicht  über  8000  Pferdekräfte,  auf  18000  Pferde- 
kräfte vergrößert  wird.  Brin  begründet  damit  einen  mächtigen  Fort- 
schritt in  der  Entwicklung  der  großen  Schlachtschifle. 

—  Julius  Wilhelm  BrOhl  beginnt  umfassende  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der 
Spektrochemie  (Erforschung  der  Konstitution  chemischer  Verbindungen  mit 
Hilfe  ihrer  Refraktion  und  Dispersion).  Es  gelingt  ihm  der  Nachweis, 
daß  die  bisher  beobachteten  Abweichungen  chemischer  Körper  von  dem 
Gesetz  von  Gladstone  (s.  1868  G.)  stets  in  gesetzmäßigem  Zusammenhang 
mit  mehrfacher  Bindung  im  Molekül  stehen.  Er  kann  eine  einfache  Be- 
ziehung zwischen  Befraktion  und  Dispersion  nicht  feststellen;  hingegen 
erscheinen  Molekularvolumen  und  Molekularrefraktion  als  nahe  verwandte 

—     777     — 

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1880 

Größen,  indem  beide  dem  von  den  Molekülen  erfüllten  Baome  proportional 
zu  setzen  sind.  Diese  Arbeiten  tragen  viel  zur  Erkenntnis  der  Terpene  ein. 
1880  J.  D.  BruntonundF.H.Trlar  in Battersea  erfinden  Steinbearbeitungsmaschinen 
mit  schneideartigen,  rotierenden  Messerscheiben,  die  ans  Stahl  oder  Hart- 
guß hergestellt  werden  und  sowohl  als  Dreh  Werkzeug,  als  auch  zur  Bearbeitung 
ebener  Flächen  dienen.     (Vgl.  a.  1829  M.  und  1852  A.) 

—  Jeese  Fairfleld  Carpantar  erfindet  die  nach  ihm  benannte  selbsttätige  Zwei- 
kammer-Luftdruckbremse  mit  selbsttätiger  Bremsklotz  -  Naohstell  -  Vor- 
richtung. 

.  —  Cath  und  unabhängig  von  ihm  Ogata  (1881)  bestätigen  die  Angabe  von 
Marcet  (s.  1858  M.),  indem  auch  sie  nach  Fett-  bez.  ölfütterung  bei  Hunden 
im  Mageninhalt  freie  Fettsäuren  nachweisen  können. 
^  Alexander  Boss  Clarka  berechnet  aus  neueren  Gradbestimmungen  die  Di- 
mensionen des  abgeplatteten  ErdeUipsoids  wie  folgt:  Äquatorialhalb- 
messer:  6378249,17  m;  Polarhalbmesser:  6356614,99  m;  Abplattung: 
1 :  293,4663 ;  Meridianquadrant :  lOOOI  867,67  m.  Hieraus  folgt  die  Länge  des 
Erdäquators  zu  40075719  m,  die  Oberfläche  der  Erde  zu  610  Millionen  qkm, 
das  Volum  zu  1,083  Billionen  ckm. 

—  Caimtack  beschreibt  und  benennt  mit  dem  Namen  „AspidioBaa  perniciosus 
Comstock"  die  San  Jos^-Schildlaus,  die  etwa  im  Jahre  1870  angeblich 
aus  Japan  nach  Kalifornien  eingeschleppt  wurde  und  darauf  mit  amerika- 
nischem  Obst  nach  Europa  gelangte.  1898  werden  vom  Deutschen  Beiche 
wegen  der  der  deutschen  Obstkultur  drohenden  Gefahr  Maßregeln  gegen 
die  Zufuhr  amerikanischen  Obstes  ergriffen. 

—  F.  Crana  in  Short  Hills  bringt  unter  dem  Namen  „Zaponlack"  eine  Auf- 
lösung von  Nitrocellulose  in  Amjlacetat  in  den  Handel,  die  vielfach  zu 
Konservierungszwecken  dient  und  unter  anderem  Metalle  vor  Oxydation 
und  vor  der  Schwärzung  durch  Schwefelwaeserstofi  schützt. 

—  Jules  Nicolas  Cravaux  (s.  1876  C),  der  auf  einer  zweiten  Beise  (1878—79)  den 
Amazonenstrom  und  den  I^a  erforscht  hatte,  befährt  den  Magdalenenstrom 
bis  in  die  Nähe  von  Bogota,  kreuzt  die  EordiUere  und  folgt  dem  Guaviare 
zum  Orinoko.  Auf  einer  1881  unternommenen  Expedition  in  den  Gran 
Chaco  wird  er  bei  Ipantipucu  am  Püoomayo  von  Indianern  ermordet. 

^  Nachdem  von  Haies  einzelne  ephemere  Erümmungsbewegungen  der  Pflan- 
zen beobachtet  worden  waren,  und  Mohl  (s.  1827  M.)  imd  Palm  (1827)  die 
Circumnutation  der  Schlingpflanzen,  Dntrochet  (1844)  die  der  Banken 
studiert  hatten,  zeigt  Charles  Bobert  Oarwin,  daß  alle  wachsenden  Organe 
spontane  (autogene),  periodische  Nutationsbewegungen  ausführen,  die  in 
vielen  Fällen  freilich  erst  bei  Vergrößerung  sichtbar  werden.  Bei  Schling- 
pflanzen und  Banken  kann  Darwin  eine  sehr  erhebliche  Circumnutation 
nachweisen. 

—  Auguste  Danbrta  macht  im  Anschluß  an  seine  Versuche  über  die  Ein- 
wirkung von  erhitztem  Wasserdampf  auf  Gesteine  (s.  1860  D.)  die  mannig- 
faltigsten Druckversuche  in  bezug  auf  Gebirgsbildung  und  Tektonik  zu 
dem  Zweck,  die  Naturbildungen  im  Kleinen  nachzuahmen.  Es  gelingt  ihm, 
auf  synthetischem  Wege  Mineralverbindungen  herzustellen,  die  den  natür- 
lichen Meteoriten  vollkommen  gleichen. 

—  P.  DaMüns  und  P.  Curia  bestimmen  die  Dispersion  eines  Steinsalzprismas 
im  Ultrarot  bis  ^  =  7  ft.  Sie  isolieren  mit  Hilfe  eines  Diaphragmas  eine 
Beihe  ultraroter  Spektrallinien  und  messen  deren  Wellenlängen  mittels 
eines  Gitters  imd  einer  Thermosäule. 

—  Daalpialla  schlägt  zuerst  die  Gewinnung  der  Edelmetalle  durch  Amalga- 
mation  unter  Zuhilfenahme  der  Elektrolyse  vor  (Elektroamalgamation). 
Andere  Verfahren  rühren  von  B.  Barker  (1882),  B.  MoUoy  (1884)  u.  a.  her. 

—     778    — 


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1880 

1880  Der  nordamerikanische  Naturforscher  Henry  Dra^  stellt  mit  seinem  astro- 
photographischen  Teleskop  eine  Photographie  des  Mondes  von  1,30  m 
Dnichmesser  her  und  photographiert  den  Orionnebel. 

—  Karl  Joseph  Eborth  entdeckt  den  heute  allgemein  als  Typhuserreger  {est- 
gestellten Bacillus. 

—  Ferdinand  Fbchwr  zieht  als  Endergebnis  elaer  eingehenden  Besprechung  der 
für  die  Vermeidung  von  Kesselstein  bei  Dampfkesselanlagen  vorgeschlagenen 
Mittel  den  Schluß,  daß  jedes  Fällungsmitte],  das  im  Kessel  selbst  an- 
gewendet Tvird,  mangelhaft  ist.  Er  bezeichnet  es  als  notwendig,  das 
Speisewasser,  bevor  es  in  den  Kessel  kommt,  von  den  kesselsteinbildenden 
Bestandteilen  zu  befreien  imd  die  Wahl  des  FällungsmitteU  nur  von  Fall 
zu  Fall  und  auf  Grund  einer  chemischen  Analyse  zu  treffen. 

—  Rudolph  FitHc  erhält  das  Flnoren  durch  Destillation  von  Diphenylenketon 
mit  Zinkstaub,  und  erweist  dasselbe  dadurch  definitiv  als  Diphenylen- 
methan.  (S.  a.  1874  G.)  Das  Fluoren  war  1864  von  Berthelot  im  Stein- 
kohlenteer entdeckt  worden. 

—  Robert  Ftopl,  der  1879  das  Kamerungebirge  erforscht  hatte,  begibt  sich 
nach  dem  Niger,  wo  er  sich  in  Sokoto  vom  Sultan  einen  Geleitsbrief  für 
die  Reise  nach  Adamaua  holt.  Er  erreicht  auf  neuem  Wege  am  31.  Juli 
Jola  und  am  18.  August  die  Quellen  des  Binue,  die  er  im  Jahre  1884  zum 
zweiten  Male  besucht. 

—  Henry  Albert  FiMB  in  London  konstmiert  den  ersten  SauerstoSrettungs- 
apparat,  bei  welchem  die  Ausatmungsprodukte  durch  kaustische  Soda  ab- 
sorbiert werden,  und  aus  einem  Sauerstoffbehälter  frischer  Sauerstoff  zu- 
geführt wird. 

—  Der  Ingenieur  A.  FoeppI  veröffentlicht  eine  Reihe  grundlegender  Unter- 
suchungen zur  Lehre  vom  Fachwerk. 

—  Die  FranzStlMlW  Nordbahn  führt  bei  ihren  Zügen  einen  elektrisch  eingerich- 
teten „Meßwagen"  ein,  welcher  fortlaufend  die  Zugkraft  und  Fahrgeschwin- 
digkeit des  Zuges  auf  einem  Papierstreifen  niederschreibt. 

—  Oskar  FröHch  konstruiert  ein  Galvanometer  mit  direkter  Ablesung  und 
absoluten  Angaben,  bei  welchem  die  Torsion  einer  Spiralfeder  als  Richt- 
kraft benutzt  und  das  infolgedessen  Torsionsgalranometer  genannt  wird. 
Das  Instrument  wird  von  Siemens  und  Halske  fabrikmäßig  hergestellt. 

—  Oskar  Frtlicii  stellt  eine  Theorie  der  dynamoelektrischen  Maschine  auf, 
welche  die  Voraiisberechnung  der  Strom-,  Widerstands-  und  Güteverh&lt- 
nisse  gestattet. 

—  Karl  Fromniann  weist  zuerst  feinere  Strukturen  im  Protoplasma  imd  im  Zell- 
kem  nach  und  sucht  die  Lebens-  und  Reaktionserscheinungen  tierischer 
und  pflanzlicher  Zellen  zu  ergründen. 

—  Faltar  baut  eine  Nagelmasohine,  welche  die  Verfertigung  der  Nägel  in  einer 
dem  Schmieden  ähnlichen  Art,  namentlich  auch  unter  Anwendung  von  Hitze 
bewerkstelligt. 

—  Lucien  Cbuilard  ermöglicht  im  Verein  mit  flibbs  durch  die  Benutzung  von 
Induktionsspulen,  die  er  „Sekundär-Generatoren"  nennt,  die  Verwendung 
von  Wechselströmen  hoher  Spannung  in  Verteilungssystemen  für  elektri- 
sche Energie  und  damit  eine  große  Steigerung  der  wirtschaftlich  zulässigen 
Entfernungen  zwischen  Erzeugungs-  und  Verbrauchsstation. 

—  F.  A.  Gooch  schlägt  eine  neue  Methode  vor,  Niederschläge  abzufiltrieren 
und  zu  wägen.  Er  sammelt  den  Niederschlag  auf  einem  Asbestfllter, 
welches  sich  auf  dem  durchlöcherten  Boden  eines  Platintiegels  befindet.  Der 
ausgewaschene  Niederschlag  wird  samt  Tiegel  und  Asbestfilter  geglüht  und 
gewogen  und  das  Gewicht  des  Niederschlages  durch  Abziehen  des  Gewichts 
von  Tiegel  und  Asbestfilter  ermittelt  (Goochtiegel). 

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1880 

1880  Friedrich  OappthrMir  baut  die  von  ihm  vorgesohlagene  Methode  der  Capillar- 
analyse  (vgl.  1861  G.  und  1861  Soh.)  in  den  Jahren  von  1880 — 1907  weiter 
aua  und  macht  dieselbe  für  die  anorganische  und  pharmazeutische  Chemie, 
für  die  Prüfung  der  Nahrungsmittel,  die  Harnanalyse,  sowie  insbesondere 
auch  für  die  Zwecke  der  Tier-  und  Pflanzenphysiologie  nutzbar. 

—  C.  CtarOnzmlf  stellt  aus  gemahlenem  Kork,  dem  er  anfangs  Ton  und  Kalk  und 
später  eine  Mischung  von  Ton  und  Teer  als  Bindemittel  zusetzt,  den 
Korkstein  her,  der  in  der  Bau-  und  Maschinentechnik  rasch  Anklang  findet. 

—  Karl  Wilhelm  von  OSmbtl,  Geolog  in  München,  macht  umfassende  Analysen 
der  Steinmeteorite  und  sucht  die  Vorgänge  zu  erklären,  die  zur  Bildung 
des  GneiSes  und  der  sogenannten  krystallinischen  Schiefer  führen.  (Diagenese 
oder  Gesteinsmetamorphose). 

^  £.  H.  Hall  bemerkt,  daß  die  Kraftlinien  eine  Drehung  erfahren,  wenn 
sie  in  ein  hinlänglich  starkes  Magnetfeld  gebracht  werden  (Hall'sohes 
Phänomen). 

—  Karl  Haiuhsiar  einerseits  und  Heinrich  D>hrMii  (1881)  andrerseits  ver- 
vollkommnen durch  ihre  Arbeiten  die  von  Borick^  begründete  und  für  die 
Mineralogie  bedeutungsvolle  mikrochemische  Analyse. 

—  Die  Ingenieure  Thomas  Htwkitoy  und  Georg  Omwm  schaffen  in  den  Jahren 
1880 — 80  für  Liverpool  eineWasserversorgungsanlage,  welche  die  großartigste 
Schöpfung  dieser  Art  darstellt.  Das  hierzu  im  Vymwy-Tale  mittels  einer 
Talsperre  geschaffene  Staubecken  hat  eine  Wasseroberfläche  von  470  ha. 
(Vgl-  1903  I.) 

—  Friedrich  von  HthMr-AHMtek  erfindet  ein  Dynamometer  zur  Messung  von 
Drehmomenten.  Das  Dynamometer  wird  direkt  in  den  Riemen  eingeschaltet, 
welcher  Kraft  und  Arbeitsmaschine  verbindet. 

—  Albert  Htlili  untersucht  den  Mechanismus  der  Gebirgsbildung  und  macht 
namentlich  auf  die  Überschiebungen  (verkehrte  Lagerung)  und  das 
mechanische  Verhalten  der  verschiedenen  Gesteine  gegenüber  dem  Gebirgs- 
druck  aufmerksam,  wobei  er  auch  insbesondere  die  latente  Plastizität  der 
Gebirgsmassen  klarlegt.    (S.  1868  T.  und  1884  K.) 

—  Nachdem  H.  u.  A.  v.  Schlagintweit,  J.  Coaz  und  andere  auf  das  Wesen 
und  die  geologische  Bedeutung  der  Lawinen  hingewiesen  hatten,  wird  die 
Lawinenkunde  von  Albert  Hrim  auf  das  Eingehendste  bearbeitet. 

—  Der  deutsche  Kaufmann  Franz  HwntlMlm  gibt  die  ersten  genaueren  Nach- 
richten über  das  östhche  Polynesien  und   namentlich  die  Maiahallinseln. 

—  Nachdem  bei  den  französischen  Genietruppen  im  Jahre  1879  eine  aus  dünnen, 
mit  Schießbaumwolle  gefüllten  Bleiröhren  bestehende  Sohnellzündschnur  ein- 
geführt worden  war,  empfiehlt  der  österreichische  Oberst  Philipp  Hani.  J.  1880 
die  Verwendung  von  KnaUquecksüber  als  detonierenden  Zündstoff.  Die 
Schnellzündschnur  der  deutschen  Pioniere,  bei  welcher  die  Zündfäden  mit 
Kautschuk  umhüllt  und  mit  einer  Gamumspinnung  versehen  sind,  schlägt 
mit  einer  Geschwindigkeit  von  100  m  in  einer  Sekunde  durch.  Doch  zeigen 
neuerdings  mit  detonierenden  Zündschnüren  angestellte  Versuche,  daß  sich 
Durchschlagsgeschwindigkeiten  von  5000  m  in  1  Sekunde  erreichen  lassen. 

—  Der  Mechaniker  und  Orthopäd  Friedrich  Haning  in  Göggingen  bei  Augs- 
burg konstruiert  Gehverbände  (Hfllsenschienenverbände)  zur  Heilung 
von  Knochenbrüchen,  Verrenkungen,  Gelenkentzündungen  usw.,  welche 
den  erkrankten  bez.  verletzten  Körperteil  so  vollkommen  entlasten,  daß  der 
Kranke  imstande  ist,  sofort  nach  Anlegung  des  Verbandee  zu  stehen  und 
zu  gehen.  Aus  diesem  Verband  entwickeln  sich  die  Bruns'sche  Geh-  und 
Lagerungsschiene  (1893),  die  Liermann-Harbordt'sche  Schiene  (1893)  und 
der  Gipsgeh  verband  von  F.  Krause  (1894). 

—     780     — 

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1880 

1880  HMrMha  konstruiert  einen  hydraolischen  Aufzug,  bei  welchem  er  das 
mrksame  Druckwasser  nicht  direkt  auf  den  Treibkolben,  sondern  auf 
einen  eingeschalteten  Kompensator  in  Gestalt  eines  Plungerkolbens  wirken 
läßt,  wobei  das  zwischen  diesem  Kolben  und  dem  Treibkolben  ein- 
geschlossene Wasser  ein  hydraulisches  Gestänge  bildet.  Er  konstruiert  für 
seinen  Aufzug  eine  selbsttätige  hydraulische  Bremse,  durch  die  der  zn 
schnelle  Fall  des  Fördergefäßes  verhindert  wird. 

—  fiead  HolllAiy  &  Soehna  geben  die  Grundlage  der  Methode  zur  Erzeugung 
unlöslicher  Farbstoffe  in  und  auf  der  Faser,  indem  sie  die  Faser  mit  der 
heißen,  wässerigen  Lösung  eines  Xaphtols  sättigen  und  nach  dem  Erkalten 
durch  eine  Lösung  einer  Diazoverbindung  und  hierauf  durch  verdünnte 
Natronlauge  ziehen,  um  die  Färbung  hervorzurufen.  Ähnliche  Verfahren 
werden  von  Grfißler  (1880),  H.  Schmid  (1881),  B.  Fischer  und  H.  Michaelis 
(1886)  gegeben.  Die  Farbenfabriken  vorm.  Fr.  Bayer  &  Co.  weisen  1887 
darauf  hin,  daß  mit  gewissen  Modifikationen  das  HoUiday'sohe  Verfahren 
sich  auch  für  die  Zeugdruckerei  eignet  (Eisfarben). 

—  Der  Ingenieur  Holly  zu  Lockport  stellt  die  ersten  Dampffemheizwerke  dar, 
indem  er  eine  Anzahl  von  Wohnhäusern  von  einem  entfernt  liegenden 
Kesselhause  aus  mit  Kraft  und  Wärme  versorgt.  Es  gelingt  ihm,  durch 
besondere  technische  Einrichtungen  die  Hauptübelstände,  die  durch  den 
Einfluß  der  Ausdehnung  der  Dampfleitungsrohre  hervorgerufen  werden, 
zu  beseitigen. 

—  Wilhelm  Halinann  in  Wolfenbüttel  erfindet  die  Präpariemng  des  Moostorfes 
durch  Zerreißen  und  Pressen  des  Torfes.  Er  macht  darauf  aufmerksam, 
daß  der  Torf  als  Streumittel  (Torf streu)  gebraucht  werden  kann,  wofür 
später  namentlich  der  Landwirt  Vibrans  in  Windhausen  eintritt,  der  die 
Fasertorfstreu  für  Ställe  und  für  die  zum  Viehtransport  dienenden  Eisen- 
bahnwagen empfiehlt. 

—  Der  englische  Ingenieur  John  Hopkimon  erfindet  das  sogenannte  Dreileiter- 
system, durch  das  er  die  wirtschaftliche  Verteilung  von  elektrischer  Energie 
von  einer  Zentrale  aus  auf  größere  Entfernungen  möglich  macht. 

—  Xaver  InrfeM  verfertigt  ein  Relief  der  Gotthardbahn,  das  sich  durch  die 
kunstvolle  Herstellung,  sowie  die  getreue  Wiedergabe  des  Terrains  aus- 
zeichnet. Andere  hervorragende  in  der  Schweiz  angefertigte  Reliefkarten 
sind  die  von  Simon  in  Interlaken  hergestellte  Karte  der  Jungfraugmppe 
und  das  Perron'sche  Relief  der  G«samtschweiz. 

—  John  Hughlings  Jadoon  macht  seit  1861  eingehende  Untersuchungen  über 
die  Epilepsie,  die  schon  seit  dem  Altertum  bekannt  und  vielfach  unter- 
sucht war,  und  zeigt,  daß  bei  konvulsivischen  Krämpfen  die  Ursache  oft 
in  Verletzungen  bestimmter  Stellen  der  Hirnrinde  oder  in  einer  Druck- 
wirkung zu  suchen  ist,  die  von  benachbarten  Teilen  auf  diese  Stellen  aus- 
geübt wird.  Diese  Beobachtungen  bilden  nächst  der  Entdeckung  des 
Sprachzentrums  (s.  1861  B.)  eine  Hauptstütze  für  die  Lehre  von  der 
LokaUsation  der  Himfunktionen. 

—  Rudolf  von  Jaktch  zeigt,  daß  das  Aceton  in  geringer  Menge  (bis  0,01  g)  in 
jedem  normalen  Harn  vorkommt  (physiologische  Acetonurie),  daß  unter 
dem  Einfluß  gewisser  Krankheitsprozesse  aber  eine  sehr  beträchtliche 
Vermehrung  der  Acetonausscheidung  eintreten  kann  (pathologische  Aceton- 
urie).   (Vgl.  a.  1867  P.) 

—  Samuel  H.  JmiM  konstruiert  für  die  Seeschiffahrt  einen  von  ihm  „Sub- 
marine sentry"  genannten  Tiefenmelder  zum  selbsttätigen  Anzeigen  ge- 
fährlicher Untiefen.  Der  Apparat  besteht  aus  einem  vom  Schiffe  an  einer 
Lotleine  nachgeschleppten  flachen  Lotscheite,   welches  nach  dem  Prinzip 


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1880 

des  Drachenflugs  während  der  Fahrt  in  das  Wasser  hinabschneidet  nnd 
sich  auf  eine  bestimmte  regulierbare  Tiefe  einstellt.  Beim  Anfetoßen  auf 
eine  Untiefe  setzt  der  Apparat  ein  Läutewerk  in  Bewegung. 
1880  Der  Ingenieur  Jarollmtk  schlaf  zu  Transmissionszwecken  die  Verwendung 
von  Schnüren  vor,  die  aus  apiralig  gedrehten,  gehärteten  und  dann  an- 
gelassenen Stahldrähten  bestehen  (Stahlschnurbetrieb). 

—  Karl  Hermann  Knoblauch  weist  durch  seine  seit  dem  Jahre  1845  fort- 
gesetzten Arbeiten  nach,  daß  die  strahlende  Wärme  alle  integrierenden 
Eigenschaften,  wie  Brechung,  Beugung,  Polarisation,  Doppelbrechung,  mit 
dem  Lichte  gemein  hat.    (Vgl.  auch  1831  M.) 

—  Nachdem  schon  seit  längerer  Zeit  in  Amerika  die  Fabrikation  konzen- 
trierter Extrakte  von  Gerbstoff materialien  betrieben  worden  war,  erfindet 
Otto  Kohlrauscii  hierfür  ein  neues  Verfahren,  daß  dem  in  der  Rübenzucker- 
fabrikation zur  Saftgewinnung  dienenden  Diffusionsverfahren  nachgebildet 
ist  und  sich  im  Großbetriebe  vollständig  bewährt.  Die  Verdampfung  der 
Extrakte  wird  im  Vakuum  vorgenommen.  Das  Eohlrausch'sche  Verfahren 
wird  von  A.  Zwergel  auch  für  die  Fabrikation  von  Farbholzextrakten 
empfohlen. 

—  Budolph  Karl  KM(  verbessert  das  Vibrationsmikroskop.  (Vgl.  1865  L.)  Bei 
diesem  Apparat  wird  die  das  Okular  tragende  Stimmgabel  durch  den 
elektrischen  Strom  in  Schwingung  erhalten. 

—  Leopold  Kronacktr  in  Berlin  wendet  die  Theorie  der  elliptischen  Funktionen 
auf  die  Zahlentheorie  an.  Vgl.  auch  seine  Schrift  „Grundzüge  einer  rein 
arithmetischen  Theorie  der  algebraischen  Größen". 

—  LadmbuiY  und  Rflfhelintr  stellen  die  bisher  nur  als  Spaltungsprodukt  von 
Atropamin  und  Belladonnin  bekannte  Atropasäure  synthetisch  dar.  Sie 
führen  Dichloräthylbenzol  mit  Cyankalium  in  ein  Nitril  über,  verseifen 
dieses  nnd  erhalten  durch  Erhitzen  der  entstehenden  Äthylatrolactinsäure 
mit  Salzsäure  Alkohol  und  Atropasäure. 

—  Ladonburf  und  RflclMlinw  führen  die  Atropasäure  in  Chlortropasänre  und 
diese  durch  Reduktion  in  Tropasäure  über. 

—  Der  Mechaniker  Wilhelm  UunbrMht  konstruiert  eigenartige  meteorologische 
Instrumente  zur  Voraussage  des  Wetters  auf  wissenschaftlicher,  aber  auch 
dem  Nichtfachmann  verständlicher  Basis.  Hierher  gehören  sein  Wetter- 
telegraph, das  Thermohygroskop ,  das  Polymeter,  das  Patenthygrometer 
mit  gleichteUiger  Prozentskala,  der  Taupunktspiegel  und  sein  Aspirstions- 
psychrometer.  Zusammenstellungen  dieser  Instrumente  gibt  er  in  den 
Wettersäulen,  die  in  'weiten  Kreisen  Anerkennung  gefunden  haben.  Er 
verbessert  die  Hygrometer,  die  er  auch  zu  handlichem  Grebrauch  im 
Zimmer  für  hygienische  Zwecke  gestaltet. 

—  J.  A.  Lantfa  konstruiert  einen  „Schriftengraviennaschine"  genannten  Panto- 
graphen  für  Uthographische  Zwecke,  der  zwar  den  allgemeinen  Prinzipien 
des  Pantographen  (s.  1631 S.)  entspricht,  jedoch  zur  Gravierung  von  Schriften 
mit  neuen  speziellen  Eigenschaften  ausgestattet  ist. 

—  Howard  Luw  und  Richard  Taunton  in  Birmingham  stellen  zuerst  nahtlose 
Stahlflaschen  für  flüssige  Kohlensäure  durch  Pressen  und  Ziehen  her. 

—  Der  französische  Ingenieur  LartIciN  stellt  die  nach  ihm  benannte  ein- 
schienige  Spurbahn  her,  bei  welcher  die  im  Querschnitte  zweiteiligen 
Fahrzeuge  an  der  auf  hohen  Gestellböcken  schwebebahnartig  verlegten 
Mittelschiene  rittlings  so  aufgehängt  sind,  daß  der  Schwerpunkt  der 
Fahrzeuge  tiefer  als  die  Schiene  liegt.  Gegen  Seitenschwankungen  werden 
nötigenfalls  Seitenschienen  angebracht.  (Vgl.  1821  P.  und  1875  S.)  Dieser 
Versuch  bewährt   sich  derart,    daß    1893   zwischen  den  Orten  Fenrs  und 

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1880 

Panniai^re  im  Departement  Loire  eine  19  km  lange  Bahn  gebaut  wird, 
die  in  regelmäßigem  Betriebe  ist. 
1880    Der  französische  Mediziner  Alphonse  Lavwaii  findet  die  Erreger  der  Malaria 
im  Blute  von  Weohselfleberkranken. 

—  L.  Lomiz  in  Kopenhagen  und  H.  A.  Lorwtz  in  Leiden  führen  für  die 
speziflBche  Refraktion  den  Ausdruck  (n* — l:n*-{-l^)'l=*l>  ^^f  '^on  dem 
Aggregatsustand  unabhängig  ist,  an  Stelle  des  Gladatone'schen  (s.  1868  G.) 
ein.  Der  auf  Grund  theoretischer  Betrachtungen  unter  Anwendung  der 
Claosius-Mossotti'schen  Theorie  der  Dielektrica  (s.  1850  M.)  ermittelte 
Ausdruck  zeigt  volle  praktische  Brauchbarkeit. 

—  Carlo  Maolonuil  verwertet  zuerst  Erschütterungen  und  Vibrationen  zu 
therapeutischen  Zwecken,  indem  er  die  an&athetisohen  oder  in  Kontraktur- 
Stellung  befindlichen  Glieder  Hysterischer  in  einen  Holzkaeten  einführt, 
auf  dem  eine  Stimmgabel  befestigt  ist,  welche  vibriert  (Vibrationsmassage). 
Dieser  „Stimmgabelvibrator"  genannte  Apparat  wird  im  gleichen  Jahre  von 
Boudet  und  Mortimer-Granville  verbessert.     (S.  a.  1888  K.) 

—  ManMt  gelingt  es,  auf  seiner  Kupferhütte  zu  Ved^nes  bei  Vaucluse  das 
Bessemern  des  Kupfers  in  großem  Maßstäbe  mit  vollem  Erfolge  durch- 
zuführen. Der  Konverter  wird  mit  1000  kg  geschmolzenem  Kupferstein 
beschickt;  dann  wird  Wind  mit  Überdruck  gegeben  und  die  Operation 
wie  in  den  Stahlhütten  durchgeführt.  Man  erhält  Metall  mit  98 — 99*/o 
Kupfergehalt  und  Schlacken  von  3 — 5%  Kupfer,  die  im  Schachtofen  wieder 
durchgesetzt  werden.    (S.  a.  1866  S.  und  1879  B.) 

—  Jean  Charles  Galissard  da  Marffnac  studiert  die  Fraktionierung  der  Erden, 
die  das  Terbium  und  Yttrium  (vgl.  1879  C.)  begleiten,  und  findet  zwei 
neue  Erden,  die  er  vorläufig  Ya  und  Yß  benennt.  Lecoq  de  Boisbaudran 
setzt  1886  diese  Arbeiten  fort  und  findet,  daß  das  Y  a  mit  Terbinerde  zu- 
sammen das  von  L.  Smith  1878  irrtümlich  als  Element  angesprochene 
Mosandrium  bildet,  und  nennt  Ya  Gadolinium  nach  dem  berühmten  Che- 
miker Gadolin.     Yß  erweist  sich  mit  Samarium  (vgl.  1879  L.)  identisch. 

—  Der  Ingenieur  Mayrhohr  erfindet  die  pneumatischen  Uhren,  die  von  einer 
Zentralstelle  aus  durch  Luftdruck  bewegt  werden. 

—  Nikolai  MamchHlUii  bestimmt  die  Grenzen  der  Esterbildung  beim  Zu- 
sammenbringen äquimolekularer  Mengen  der  verschiedensten  Alkohole  und 
Säuren  und  stellt  Versuche  über  die  Geschwindigkeit  an,  mit  der  der 
Grenzzustand  erreicht  wird. 

—  Nachdem  William  Henry  in  Manchester  zuerst  (s.  1831  H.)  Kleider  und 
andere  Gegenstände,  die  mit  Scharlachkranken  in  Berührung  gekommen 
waren,  durch  Hitze  desinfiziert  hatte,  macht  Markt  in  BerUn  die  ersten 
Versuche,  Dampf  auf  pathogene  Lebewesen  einwirken  zu  lassen. 

—  Der  Wiener  Arzt  Theodor  Maymrt  gibt  eine  physiologische  Theorie  für 
die  Anordnung  der  Faserzüge  im  Grehim  und  versucht,  die  Greisteskrank- 
heiten  anatomisch  zu  begründen,  indem  er  sie  als  Krankheiten  des  Vorder- 
hims  betrachtet,  die  auf  Störungen  in  dessen  Leistung  und  Ernährung 
bestehen. 

—  Arnold  August  MIchMlIl  entdeckt  die  Chlorphosphine  der  aliphatischen 
Reihe,  die  1899  von  F.  Guichard  näher  untersucht  werden. 

—  Wilhdm  MMunlli  findet,  daß  ein  inniges  Gemenge  von  Kalkhydrat  und 
Sand,  zu  Ziegeln  geformt,  unter  der  Einwirkung  von  Wasserdampf  erhärtet, 
und  daß  die  Dauer  des  Erhärtungsprozessee  abhängig  ist  von  der  Höhe 
der  Spannung  des  Wasserdampfes.  Er  gründet  darauf  ein  Verfahren  zur 
Herstellung  des  Kalksandsteins,  das  alle  bisherigen  Methoden  verdrängt. 
(Vj^.  a.  1852  B.) 

—  Der^Italiener  Michela  erfindet  eine  Stenographiermaschine,  welche  seit  dem 


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1880 

Jahre  1880  im  itaJieniBchen  Senat  in  Gebrauch  ist.  Sie  beruht  auf  dem 
Prin2dp  der  Schreibmaschine,  schreibt  aber  mit  besonderen  Zeichen  und 
gestattet,  einer  Kede  mit  Bequemlichkeit  wörtlich  zu  folgen. 
1880  MlllarM  gelingt  es,  die  Peronospora  viticola,  welche  die  BlattfaUlaankheit 
der  Beben  verursacht,  dnrch  Bespritzen  der  Reben  mit  Kupfervitriol  und 
Kalk  erfolgreich  zn  bekämpfen. 

—  Der  Mediziner  Albrecht  von  MoMtig-Moorlier  führt  den  Jodoform -Yerband 
ein,  der  fortan  in  der  antiseptischen  Wundbehandlung  eine  groBe  Bolle 
spielt. 

—  Der  Ingenieur  Heinrich  MOItor-BiMiaa  bearbeitet  seit  1880  die  Theorie 
des  Brückenbaus  und  der  Bankonstnktionen  und  veröSentlicht  u.  a.  die 
Werke  „Theorie  und  Berechnung  der  Bogenbrüoken",  „Die  neueren  Metho- 
den der  Festigkeitslehre  imd  der  Statik  der  Baukonstruktionen"  und  „Die 
graphische  Statik  der  Bankonstruktionen". 

—  H.  MOItor-Thuiiiii  untersucht  das  Gefrieren  der  Pflanzen.  Er  stellt  fest, 
daß  die  Eisbildung  in  gefrorenen  Pflanzenteilen  nicht  in  den  Zellen  vor 
sich  geht,  sondern  daß  sie  in  den  Interzellularräumen  beginnt,  und  daß 
die  linsenförmigen  aus  reinem  Wasser  bestehenden  Eiskörper  auf  Kosten 
des  ZeUsaftes  und  in  der  Richtung  des  kleinsten  Widerstandes  anwachsen. 
Hierbei  können  Zerreißungen  von  Zellen  stattfinden,  ohne  daß  dadurch 
der  Erfrierungstod  eintritt.  Die  Ursache  des  Erfrierungstodes  ist  vielmehr 
das  plötzliche  Herausreißen  von  viel  Wasser  aus  dem  Protoplasma. 

—  Th.  H,  Mulllnp  nimmt  ein  Patent  auf  eine  Zentrifugalentfettungsmaschine, 
bei  welcher  Schwefelkohlenstoff  verwendet  und  die  Fettlösung  aus  dem 
zu  entölenden  Material  ausgeschleudert  wird. 

—  Der  Amerikaner  MuyMdgi  konstruiert  einen  elektrophotographischen  Ap- 
parat, der  Erscheinungen  von  nur  '/zooo  Sekunde  Dauer  zu  fixieren  imstande 
ist  (Momentphotographie).  Unter  anderem  gelingt  es  ihm,  mit  seinem 
Apparat  das  Studium  der  Gangarten  des  Pferdes  zu  fördern  (Serien- 
Photographie).    (Vgl.  auch  1874  M.) 

—  NtgraW  und  Zambra  konstruieren  einen  Thermometrographen  zum  Zweck 
der  Temperaturmessung  in  großen  Meerestiefen,  der  erfolgreich  neben  dem 
Miller-CaseUa' sehen  Instrument  (s.  1872  M.)  und  zu  dessen  Kontrollierung 
benutzt  wird. 

—  Georg  Balthasar  von  Nonmayor  gibt  drei  erdmagnetische  Karten  heraus, 
welche  die  Linien  gleicher  Deklination,  gleicher  Inklination  und  gleicher 
HorizontaUntensität  für  1880  enthalten.  G.  von  Quintus  IdliuB  benutzt 
(1881)  dieses  Beobachtungsmaterial,  um  daraus  das  erdmagnetische  Poten- 
tial für  1880  zu  berechnen. 

—  Rudolf  NIotiM  stellt  das  Natriumsalz  der  Beta-Naphtoldisazobenzoldisulfo- 
säure  dar,  das  unter  der  Bezeichnung  „Biebricher  Scharlach"  in  den 
Handel  gebracht  wird.  Eine  isomere  Verbindung  wird  seit  1881  unter 
dem  Namen  „Croceinscharlaoh"  von  den  Farbwerken  vorm.  Fr.  Bayer  n.  Co. 
fabriziert.    Der  Biebricher  Scharlach  ist  der  erste  Tetrazofarbstoff. 

—  Domingo  Emilio  NoolUnf  demonstriert  durch  eine  Serie  von  Arbeiten  die 
Gleichwertigkeit  der  sechs  Wasserstoffatome  des  Benzols.  Er  geht  dabei 
von  den  drei  steUungsisomeren  Nitrotoluidinen  aus  imd  stellt  die  ent- 
sprechenden Aniline  her,  die  sich  unter  sich  als  identisch  erweisen. 

—  Eugen  Ottonnayor  stellt  die  DijodparaphenolsulfoBäure  her,  die  unter  dem 
Namen  „Sozojodol"  von  der  Firma  H.  Trommsdorf  ab  Ersatzmittel  für 
Jodoform  in  die  Therapie  eingeführt  wird. 

-r  Wilhelm  Ottwtld  macht  umfassende  Studien  über  die  Affinitätsverhältnisse 
zwischen  Säuren  und  Basen  und  führt  den  Begriff  der  Avidität  ein,  wo- 
runter er  das  Teilungsverhältnis  zweier  Körper  in   einen  dritten,   dessen 

—     784     — 


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1880 

Menge  zur  vollständigen  Sättigung  der  beiden  ersten  nicht  genügt,  ver- 
steht. Ostwald  sowohl  wie  Thomsen,  der  sich  mit  ähnlichen  Fragen  be- 
schäftigt (b.  a.  1882  T.)>  Stichen  ein  MaB  dieser  Avidität  zu  finden,  und  unter- 
suchen  u.  a.  die  Beschleunigung  mancher  chemischer  Prozesse  durch  die 
Gregenwart  einer  Säure,  um  daraus  Keihen  für  die  Avidität  der  Säuren 
abzuleiten. 
1880  C.  Otto  in  Dahlhausen  verbessert  den  Bauer-Hoffmann'schen  Koksofen 
(vgl.  1864  C.)  und  errichtet  die  erste  Anlage  mit  solchen  nunmehr  nach 
ihm  benannten  Öfen  auf  der  Zeche  Holland  bei  Wattenscheid.  Er  hat 
das  Verdienst,  die  G-ewinnung  der  Nebenprodukte  in  Deutschland  wie 
im  Ausland  zu  großer  Verbreitung  gebracht  zu  haben. 

—  MM  in  Crotha  fördert  die  Kenntnis  der  Grangfährten  von  Tieren  und 
findet  im  Perm  in  Thüringen  Fährten  der  ausgestorbenen  nur  aus  ihren 
Fußspuren  bekannten  Chirotherien.    (S.  1834  S.  und  1878  P.) 

—  Louis  PattMir  entdeckt  bei  Untersuchung  des  Hühner-Cholerabacillns  die 
Möglichkeit,  durch  Einverleibung  abgeschwächter  Bakterien  (s.  1878  B.) 
einen  sichern  Schutz  gegen  vollvirulente  Mikroben  zu  err^chen  und  be- 
gründet damit  die  wissenschaftliche  Erforschung  der  erworbenen  Im- 
munität. 

•—  Louis  PattMr  weist  die  von  Semmer  und  Perronoito  (s.  1878  S.)  beobach- 
teten Bakterien  der  Hühnercholera  im  Blute,  den  Organen  und  den  Ab- 
gängen der  befallenen  Tiere  nach,  züchtet  sie  außerhalb  des  Körpers 
und  erbringt,  indem  er  mit  deren  Kulturen  die  Krankheit  aufs  neue 
erzeugt,  den  unumstößlichen  Beweis  für  die  ursächliche  Bedeutung  dieser 
Mikroorganismen. 

—  Nachdem  die  bisherigen  Versuche  zur  Herstellung  einer  Schnellpresse  für 
den  Druck  von  mehr  als  zwei  Farben  nicht  zu  Resultaten  geführt  hatten, 
gelingt  es  zuerst  A.  H.  PayM.  eine  leistungsfähige  SohneUpresse  für  den 
Vielfarbendruck  zu  erfinden,  die  von  König  und  Bauer  in  Oberzell  aus- 
geführt wird. 

—  Franz  PmzoMt  empfiehlt  die  Qnebrachorinde,  die  nach  Hesse  nicht  weniger 
als  sechs  Alkaloide  enthält  und  von  dem  „Aspidosperma  Quebraoho 
Schleohtd."  genannten  Baume  stammt,  als  ein  Palliativmittel  bei  ver- 
schiedenen Arten  von  Engbrüstigkeit.     (Vgl.  auch  1882  H.) 

—  PoMir-SciiapItr  konstruiert  die  pneumatische  oder  Luftdruckleiter,  die  auf 
einem  vierräderigen  Wagen  mit  eisernem  Untergestell  montiert  ist,  auf 
dem  sich  ein  stehender  Kessel  mit  komprimierter  Luft  befindet.  Die  kom- 
primierte Luft  strömt  beim  öffnen  des  Hahns  in  den  Hebezylinder  und  treibt 
nicht  allein  die  horizontal  liegende  Leiter  in  senkrechte  oder  schräge  Stel- 
Ixmg,  sondern  auch  ein  teleskopartiges  Röhrensystem  auseinander,  an  dem 
die  eisernen  Leitern  befestigt  sind  (daher  auch  öfters  Teleskopleiter 
genannt). 

—  Der  russische  Admiral  Wassilie  Iwanowitsch  Popoff  erbaut  die  Kaiserjaeht 
„Livadia",  das  erste  mit  drei  Schrauben  ausgerüstete  Schifl.  1882  werden 
alsdann  bei  Janssen  und  Schmilinsky  in  Hamburg  zwei  für  die  Fluß- 
schiffahrt in  Kamerun  bestimmte  Dreischraubendampfer  gebaut,  die,  wie 
auch  die  Livadia,  sehr  flach  gehen. 

—  Der  Ingenieur  F.  H.  PootMh  in  BerUn  erfindet  das  nach  ihm  benannte 
Gefrierverfahren  zum  Abteufen  von  Schächten  im  schwimmenden  Boden, 
welches  darin  besteht,  daß  das  Erdreich  in  der  Umgebung  des  beabsich- 
tigten Schachtes  durch  Kältewirkung  (Chlorcalcium-Lösung)  zum  Gefrieren 
gebracht  und  in  dem  nunmehr  steinharten  Frostboden  der  Schacht  wie 
in  festem  Erdreich  vorgetrieben  wird.  Das  Verfahren  eignet  sich  nament- 
lich zu  Gründungen. 

Darmstaedter.  60 

—     785     — 


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1880 

1880  Nachdem  schon  von  Grünebeig  (1869),  Wünsche  (1873),  den  Vereinigten 
chemischen  Fabriken  zu  Leopoldshall  und  von  Dupr6  und  Hake  Methoden 
zur  Verarbeitung  des  Kainits  auf  KaUummagnesiumsulfat  angegeben  worden 
waren,  erfindet  Heinrich  Pndit  ein  Verfahren,  Kainit  mit  Lauge  von  der 
eigenen  Arbeit  unter  einem  Dampfdruck  von  2  bis  4  Atmosphären  in 
kurzer  Zeit  in  Ealiummagnesiumsulfat  umzusetzen.  Das  entstandene  Salz 
geht,  wenn  es  mit  ungenügenden  Mengen  Wasser  gewaschen  wird,  in 
Schönit  über,  aus  welchem  durch  Behandlung  mit  überschüssigem  Chlor- 
kaUnm  Kaliumsulfat  gewonnen  wird. 

—  PnrfhomNM  erfindet  ein  Verfahren,  das  Anilinschwarz  weiß  oder  farbig  zu 
mustern.  Die  Methode  beruht  darauf,  daß  AniUnschwarz  zu  seiner  Ent- 
stehung Minerals&ure  braucht,  und  daß  sich,  wenn  diese  abgestumpft 
wird,  kein  Schwarz  entwickeln  kann.  An  der  Ausarbeitung  dieses  Ver- 
fahrens für  Zeugdruck  und  Färberei  beteiligen  sich  Eertesz,  Kailab  u.  a. 

—  Nachdem  Fritzsche  (1868)  und  Oudemans  (1872)  beobachtet  hatten,  daß 
Blöcke  von  Bankazinn  in  strenger  Winterk&lte  eine  st&ngelige  Struktur 
annahmen  und  zum  Teil  sogar  zu  Pulver  zerfielen,  und  nachdem  es  in 
der  Folge  Fritzsche  gelungen  war,  diese  Umwandlung  bei  —  39"  C.  durch- 
zuführen, unterscheidet  Karl  Friedrich  RafflHMltbirg  drei  Modifikationen 
des  Zinns,  graues  vom  spezifischen  Gewicht  5,8,  tetragonales  vom  spe- 
zifischen Gewicht  7,0  und  zuvor  geschmolzenes  vom  spezifischen  Ge- 
wicht 7,3. 

—  Louis  Antoine  Ruivitr,  der  sich  vorzugsweise  mit  histologischen  Unter- 
suchungen beschäftigt,  fördert  durch  seine  „Lefons  d'anatomie  g^n^rale 
sur  le  Systeme  musculaire"  die  Anatomie  der  Muskeln. 

—  Friedrich  Ralztl  unterscheidet  neben  der  klimatischen  Schneegrenze  (dem 
Höhengürtel,  in  dem  die  Schneedecke  im  Sommer  nicht  verschwindet) 
eine  orographische  Schneegrenze,  d.  i.  eine  Linie,  bis  zu  der  herab  in 
Schluchten  und  schattigen  Tälern  Schneemassen  sich  jahrelang  erhalten 
können. 

—  Wilhelm  Raytft  begründet  die  Anwendung  der  komprimierten  Kohlensäure 
als  Druckmittel  für  Bierleitungen.  Der  erste  Bierdruckapparat  wird  1881 
in  der  Fabrik  von  Dreyer,  Rosenkranz  u.  Droop  in  Hannover  fertig- 
gestellt. 

—  F.  RIcani  deutet  die  Konstruktion  eines  Klaviers  mit  drei  Tastenreihen  an, 
das  die  gleichschwebende  Tonleiter  besser  wiedergeben  soll. 

—  RoMkmr  erfindet  ein  Verfahren  zum  Klären  von  Abwässern,  das  er  im 
Verein  mit  Wilhelm  Rotht  ausführt.  Die  Abwässer  werden  nach  diesem 
„Rothe-Roeckner-System"  genannten  Verfahren  auf  kleinstem  Raum  mittels 
in  flache  Brunnen  eingesenkter  Eisentürme  filtriert.  Sie  treten  unten  in 
den  Brunnen  ein  und  werden  in  den  luftleer  gemachten  Turm  eingesaugt, 
in  welchem  sie  von  unten  nach  oben  durch  den  eigenen  Schlamm  hin- 
durch filtriert  werden. 

—  Ottomar  RoMobach  erkennt,  daß  bei  progressiven  organischen  Lähmungen 
des  Kehlkopfes  zuerst  die  Fasern  der  Glottiserweiterer  erkranken;  sein  Be- 
fund wird  durch  Felix  Smhoii  bestätigt  (Roaenbach-Semon'sches  Gesetz). 

—  Henry  Augustus  Rowluid  bestimmt  die  von  Joule  (s.  1879  J.)  gemessene,  durch 
Reibung  des  Wassers  erzeugte  Wärmemenge  mit  viel  großartigeren  Mitteln, 
indem  er  die  Reibung  des  Wassers  durch  ein  mittels  einer  Dampfmaschine 
getriebenes  Schaufelrad  bewirkt.  Er  findet  für  Baltimore  den  Wert  von 
427,4,  während  Joule  für  Greenwich  423,862  gefunden  hatte,  Werte,  die 
unter  Berücksichtigung  der  für  Baltimore  und  Greenwich  verschiedenen 
Schwere  bis  auf  etwa  O,!"/,,  miteinander  übereinstimmen. 

—  Carl  ScMMwr   nimmt  ein  Patent  auf  das  in  Dessau  seit  1871  (s.  1867  F.) 

—     786     — 


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1880 

geübte  Strontianbisaccharatverfalireii,  wodurch  dies  bisher  von  der  Zucker- 
fabrik Dessau  geheim  gehaltene  Verfahren  allgemein  bekannt  und  zugäng- 
lich gemacht  wird. 
1880  Oskar  Sehimiml  und  Co.  in  Chemnitz  konstruieren  für  die  Desinfektion  mit 
Wasserdampf  (s.  1880  M.)  Apparate,  bei  welchen  für  die  Vorwärmung 
und  Nachtrocknung  der  zu  desinfizierenden  Gregenstände  Rippenheizröhren 
angebracht  sind.  Andere  Desinfektionsapparate,  bei  welchen  der  Dampf 
aus  dem  Kessel  unmittelbar  in  den  Desinfektionsraum  strömt,  werden  1883 
von  Lorenz  angegeben  und  von  Rietschel  &  Henneberg  gebaut. 
^  Nachdem  schon  v.  Bauemfeind  auf  den  Zusammenhang  zwischen  Höhen- 
unterschied,  Temperatur  und  Druck  in  einer  ruhenden  nicht  bestrahlten 
Atmosphäre  hingewiesen  hatte,  leitet  W.  SchlsmOllar  aus  den  Prinzipien 
der  mechanischen  Wärmetheorie  den  Satz  ab,  dafi  in  zwei  verschieden 
wtöt  von  der  Erdoberfläche  abstehenden  Punkten  der  dort  herr- 
schende Druck  der  sechsten  Potenz  der  absoluten  Temperatur  pro- 
portional ist. 

—  Der  bayerische  Ingenieur  Wolfgang  Schmidt  erfindet  die  nach  ihm  benannte 
selbsttätige  Reibungsbremse,  welche  er  im  Jahre  1898  dahin  verbessert, 
daB  sie  sowohl  durch  Preßluft  als  auch  durch  Luftleere  betrieben  werden 
kann. 

—  Rudolf  SchrOdtor  in  Hamburg  lernt  auf  einer  Reise  in  Seefeld  bei  Inns- 
bruck ein  öl  kennen,  das  dort  in  primitiver  Weise  aus  bituminösem 
Schiefer  hergestellt  wird,  in  welchem  Reste  von  Fischen  eingeschlossen  sind. 
Er  führt  dieses  öl  durch  Behandeln  mit  Schwefelsäure  in  eine  Sulfosänre 
über,  die  er  Ichthyol  nennt. 

—  Eduard  Schunck  untersucht  den  von  Schnecken  der  Gattungen  Purpura 
und  Murez  (s.  a.  1870  L.)  stammenden  PurpurfarbstofF  und  stellt  daraus 
ein  krystallinisches  purpurnes  Pulver  dar,  das  er  „Punicin"  nennt.  Nach 
Witt  (1888)  enthält  der  Farbstoff  der  Purpurschnecken  Indigblau  und 
einen  roten  Farbstoff  von  geringerer  Licbtbeständigkeit.  Auch  A.  und 
G.  de  Negri  hatten  in  einer  Murezart  1877  Indigo  neben  einem  andern 
Farbstoff  gefunden. 

—  Der  Technolog  Hermann  Säger  in  Berlin  ändert  das  Wedgwood'sche  Pyro- 
meter (s.  1782  W.)  dahin  ab,  daB  er  Brennkegel  aus  KaoUn  mit  verschie- 
denen Mengen  von  Feldspat,  Marmor  und  Quarz  herstellt,  die  je  nach 
ihrer  Zusammensetzung  leichter  oder  schwerer  schmelzen  und  eine  —  wenn 
auch  nicht  ganz  genaue  —  Bestimmung  der  Ofentemperatur  ermöglichen. 
(Seger'sche  Kormalbrennkegel.) 

—  Friedrich  Stltsam  in  Forchheim  wendet  das  von  DeiB  (s.  1866  D.)  und 
Richardson,  Irving  und  Lundy  (s.  1863  R.)  zur  Extraktion  von  Fetten 
empfohlene  Benzin  zur  Entfettung  von  Knochen  zwecks  Herstellung  von 
Knochenmehl  an  und  arbeitet  zuerst  unter  Druck.  Das  Verfahren  wird 
von  Th.  Richters,  Lenner,  Merz  u.  a.  verbessert. 

—  Karl  tmnftr  behandelt  in  seinem  Werke  „Die  natürlichen  Existenzbe- 
dingungen der  Tiere"  die  Anpassungsverhältnisse,  d.  i.  die  Fähigkeit  der 
lebenden  Wesen,  ihren  Körperbau  und  ihre  Lebenstätigkeit  den  veränderten 
Bedingungen  von  Ernährung,  Klima,  Bodenbeschaffenheit,  Zusammen- 
leben mit  anderen  Tieren  anzubequemen. 

—  Der  französische  Ingenieur  Sarpolltt  konstruiert  einen  Dampfmotor  für 
StraBenfahrzeuge  (s.  a.  1831  G.),  der  auf  dem  Prinzip  beruht,  daß  für 
jeden  Kolbenhub  gerade  nur  so  viel  Dampf  erzeugt  wird,  wie  für  das 
Vortreiben  des  Kolbens  nötig  ist.  Der  Dampferzeuger  besteht  aus 
Stahlröhren  mit  nur  wenige  Millimeter  weiter  Dampf  Öffnung.  Sie  werden 
zum  Glühen  erhitzt,   so  daB  die  hineingespritzten  Wassermengen  äugen - 

—     787     — 


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1880 

blicklich  in  Dampf  von  hoher  Spannung  verwandelt  werden.  AuBer 
solchen  Einspritzkesseln  werden  ffir  Dampf antomobile  auch  Röhrenkessel 
verwendet,  für  welche  der  Amerikaner  Stanley  den  Urtypus  gcBchaSen  hat, 
und  die  nach  ihm  „Stanley-Kessel"  heißen.  Ein  Mittelding  zwischen  Ein- 
spritz- nnd  Röhrenkeesel  ist  der  von  dem  Amerikaner  White  konstruierte 
„Semi  flash  steam  generator". 
1880  MiMds  aus  Perth  in  Schottland  stellt  in  dem  brandungsreichen  Hafen  von 
Feterhead  geltmgene  Versuche  zur  Wellenberuhigung  mit  öl  an,  die  er 
später  noch  dahin  erweitert,  daß  er  auf  dem  Meeresboden  ein  System 
metallener  Bohren  mit  brausenartigen  Öffnungen  anbringt,  die  im  Be- 
dar&falle  eine  entsprechende  ölmenge  in  das  Meerwasser  ausstoßen.  (Vgl. 
77  und  1774  F.) 

—  Werner  von  Siemem  erfindet  die  „Dynamo-Kurzsohlußbremse"  für  elektrisch 
angetriebene  Fahrzeuge  nnd  Züge. 

—  Werner  von  SIwiiwh  gibt  die  Anregung,  elektrische  Energie  zum  Antrieb 
von  Fahrstühlen  nutzbar  zu  machen,  und  führt  auf  der  ia  Mannheim  ver- 
anstalteten IndustrieauBsteUung  den  ersten  nach  dem  Prinzip  der  Kletter- 
aufzüge konstruierten  Fahrstuhl  vor.  Es  ist  dies  als  der  erste  Versuch 
anzusehen,  eine  Hebemaschine  elektrisch  zu  betreiben. 

—  T.  G.  Wttt  stellt  durch  Einwirkung  von  Chlorwasserstoff  auf  Ultramarin 
bei  höherer  Temperatur  violettes,  rotes  und  gelbes  Ultramarin  her  und  re- 
duziert das  letztere  durch  Wasserstoff  oder  Leuchtgas  zu  einem  blauen 
Ultramarin.    (S.  a.  1876  H.) 

-^  Zdenko  Sknuip  entdeckt,  daß  aus  Anilin  beim  Kochen  mit  Glycerin  unter 
Zusatz  von  Nitrobenzol  und  konzentrierter  Schwefelsäure  Chinolin  entsteht, 
und  entdeckt  damit  die  außerordentlich  fruchtbare  Beaktion  der  Kon- 
densation primärer  aromatischer  Amine  mit  Glycerin,  deren  erstes  Beispiel 
die  Herstdlung  des  Alizarinblaus  (s.  1877  P.)  ist,  die  von  Graebe  (1879) 
richtig  gedeutet  worden  war.     (S.  a.  1834  B.  und  1842  G.) 

—  Friedrich  Moritz  Stapff  macht  außerordentlich  genaue  Temperaturbeob- 
aohtungen  im  Gotthardtunnel  und  stellt  ein  vollständiges  Temperatur- 
profil des  durchbohrten  Gebirgsstockee  auf,  aus  dem  sich  eine  geother- 
mische  Tiefenstufe  von  20,5  bis  62,3  m  ergibt. 

—  A.  TMiMi  in  Leipzig  konstruiert  einen  Trookenapparat,  der  sich  zur 
Trocknung  der  Biertreber,  der  Samenrückstände  bei  der  Fabrikation  äthe- 
rischer öle  usw.  ausgezeichnet  bewährt.  Andere  Apparate  für  den  gleichen 
Zweck  werden  1885  von  Paßburg  konstruiert. 

—  Johann  TTnIwi  erfindet  zur  Trocknung  von  Salzen  einen  mechanischen 
Trockenapparat  aus  Gußeisen,  der  in  der  Mitte  eine  Achse  mit  frei  hängen- 
den Schaufeln  hat,  die  oszillieren  und  dabei  das  Salz  von  einem  Ende 
des  Apparats  zum  andern  schieben.  Der  Apparat  wird  in  der  Soda- 
industrie vielfach  angewendet  und  später  von  Solvay  auch  ffir  die  Zwecke 
der  Ammoniaksodafabrikation  nmkonstruiert. 

—  Der  holländische  Botaniker  Melchior  Traub,  Verfasser  von  wichtigen  Arbeiten 
zur  Entwicklungsgeschichte  der  Pflanzen,  verschafft  dem  botanischen  Garten 
zu  Buitenzorg  auf  Java  einen  Weltruf. 

—  TrowbrMp  telegraphiert  mittels  elektrodynamischer' Induktion  ohne  direkte 
Verbindimg  zwischen  zwei  1600  m  voneinander  entfernten  Drahtleitungen. 
Die  Versuche  werden  in  Cambridge  (Vereinigte  Staaten)  angestellt. 

—  Der  Physiker  Adalbert  von  Waltonhofon  erfindet  ein  Induktionspendel  mit 
kupferner  Linse,  das,  sobald  ein  magnetisches  Feld  erregt  wird,  durch 
die  in  der  Linse  entstehenden  Wirbelströme  rasch  zur  Ruhe  gebracht  wird, 
also  dazu  dienen  kann,  das  bei  Galvanometern,  Magnetometem  usw.  ver- 

—     788     — 


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1881 

wertete  Prinzip  der  Enpferd&mpfung  sowie  das  der  Wirbelatrombremsong 
für  die  Effektbestimmung  von  Motoren  zu  erläutern. 

1880  Nachdem  schon  mehrfach,  wie  insbesondere  von  G-rove  (1849),  Edlund 
(1864)  beobachtet  worden  war,  daß  das  Ansteigen  der  magnetischen  Kraft 
eines  Elektromagneten  bei  der  allmählichen  Steigerung  des  Stromes  mit 
dieser  Steigenmg  nicht  gleichen  Schritt  hält,  sondern  etwas  zurückbleibt, 
falls  derselbe  zuvor  entgegengesetzt  erregt  war,  gelingt  es  Emil  Warbivf , 
diese  magnetische  Trägheit  (magnetische  Molekularreibung)  einwandfrei 
nachzuweisen,  zu  messen  und  die  theoretische  Formulierung  dafür  abzu- 
leiten. (S.  a.  1881  E.) 

—  Der  dänische  Botaniker  Johannes  Eugenius  Warmlng  fördert  durch  seine 
Arbeiten  die  Biologie  der  Pflanzen  und  begründet  die  Pflanzenökologie. 

—  Die  Wlckmham  Hall  Co.  in  Boston  konstruiert  eine  Blechnägelmaschine, 
die  nahezu  ohne  Abfall  aus  Blechtfifeln  Nägel  mit  Köpfen  und  Spitzen 
erzeugt. 

—  Der  Konservator  ¥nelufalMliiMr  in  Berlin  gibt  die  nach  ihm  benannte 
Wickersheimer'sche  Flüssigkeit  an,  die  zur  Konservierung  tierischer  und 
mensohlioher  Leichen,  sowie  anatomischer  Präparate  dient  und  aus  einer 
Crlycerin  und  Methylalkohol  enthaltenden  Lösung  von  Alaun,  Kochsalz, 
Salpeter,  Pottasche  und  arseniger  Säure  besteht. 

—  Der  Ingenieur  Julius  WMclMd  erhält  ein  Patent  auf  den  ersten  Kohlen- 
staubmotor, bei  welchem  durch  Entzündung  fein  pulverisierten  Kohlen- 
staubs Luft  erhitzt  und  ausgedehnt  wird  und  als  treibende  EJraft  wirkt. 

—  Peter  W.  Wlllan*  baut  eine  einfach  wirkende,  stehende,  sohnelllaufende 
Dampfmaschine,  die  mit  einem  oder  mehreren  Zylindern  mit  ein-  oder 
mehrstufiger  Expansion  ausgeführt  wird  imd  bei  Größen  von  600  bis 
800  Pferdestärken  noch  mit  300  bis  400  Umdrehungen  in  der  Minute  läuft. 

—  Alexander  Iwanowitsch  Woelkoff  unterwirft  die  Verteilung  des  atmosphä- 
rischen Wasserdampfes  und  die  davon  abhängenden  Regenverhältnisse 
einer  eingehenden  Bearbeitung  und  gibt  danach  eine  Klassifikation  der 
ombrisohen  Gebiete. 

—  Emü  Theodor  von  WoW  liefert  im  Verfolg  seiner  Asohenanalysen  von  Pfianzen 
(vgl.  1871  W.)  auch  zahlreiche  Aschenanalysen  von  Nahrungsmitteln,  die 
eine  wichtige  Unterlage  für  Stoffwechseluntersuchungen  bUden.  Späterhin 
beschäftigen  sich  mit  solchen  Analysen  Voit,  Forster,  Bunge  u.  a. 

1881  Creorge  L.  Andort  gibt  eine  Schaltung  an,  um  die  Teilnehmerstellen  eines 
Fernsprechamtes  vom  Amte  aus  mit  Strom  zu  versehen,  wobei  Hörer, 
Mikrophon  und  Amtsbatterie  hintereinander  geschaltet  sind.  Zu  jeder 
Verbindung  gehört  eine  Batterie. 

—  A.  d'Anonnd  konstruiert  unter  Verwendung  des  „Thomson'schen  Rahm- 
ohens",  d.i.  einer  im  magnetischen  Felde  beweglichen  Drehspule,  die  Thomson 
zuerst  im  Siphonrekorder  (s.  1867  T.)  angewendet  hatte,  das  sogenannte 
Drehspul- Spiegelgalvanometer,  das  auch  D^prez-d'Arsonval'sches  Galvano- 
meter genannt  wird,  weU  die  erste  Idee,  diese  Spule  im  Galvanometer  zu 
verwenden,  von  Marcel  D^prez  herrührt. 

—  Wilhelm  Jtikob  ¥>n  Bobbor  gibt  die  Zugstraßen  der  barometrischen  Minima  an. 

—  G.  BortiioM  macht  im  Golf  von  Neapel  wertvolle  Untersuchungen  über 
die  Verteilung  der  Pflanzenwelt  des  Meeres,  und  die  Abhängigkeit  der 
Arten  von  den  Standortsbedingungen,  insbesondere  von  Licht  und  Wasser« 
bewegung. 

—  Shelford  BMwoU  konstruiert  zuerst  einen  Gebeapparat  für  telephotographische 
Zwecke.  Er  verwendet  die  Lichtempfindlichkeit  des  Selens.  Die  Bild- 
elemente sind  bei  seinem  Apparat  noch  16  qmm  groß. 

—  Nachdem  P^an  1879  und  Rydgier  1880  die  ersten  Magenresektionen,  je- 

—     789     — 

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1881 

doch  mit  unglücklichem  Ausgang,  vorgenommen  hatten,  unternimmt 
Theodor  Blllroth  eine  Magenreeektion  mit  glücklichem  Erfolg  und  die  eiste 
glückliche  Pylornsresektion  (Gaatrektomie). 
1881  Th.  BMI  konserviert  antike  Eisenfunde  in  der  Weise,  daß  er  die  eisernen 
G-egenstände  bis  zur  Rotglut  erhitzt  und  durch  Abschrecken  in  Wasser 
und  Behandlung  mit  verdünnter  Schwefelsätire  aUen  Bost  entfernt.  Die 
entsäuerten  Objekte  werden  alsdann  mit  einer  Faraffinbenzinlösung  dünn 
bestrichen. 

—  Waldemar  Christopher  Brtniwr  bildet  die  mikroskopische  KrystaUmessung 
aus  und  ordnet  dieselbe  dem  allgemeinen  Grundsatze  der  Schimmer- 
meesung  unter,  wobei  man  sich,  da  dn  eigentliches  Spiegelbild  nicht 
existiert,  mit  der  „Einstellung  auf  den  allgemeinen  Reflex"  begnügt,  die 
aUerdings  nur  bei  sehr  geübten  Beobachtern  hinreichend  genau  ist. 

—  BrwibMliood  konstruiert  im  Anschluß  an  seine  Dreizylindermaschine(s.l873B.) 
eine  dreizylindrische  Luftkompressionspumpe  mit  Wasserkühlung,  deren 
Zylinder  im  Winkel  von  120"  zueinander  stehen  und  einfachwirkend  sind. 
Die  Maschine  dient  zur  Erzeugung  der  komprimierten  Luft  zum  Auffüllen 
der  Torpedoluftkessel,  zum  Lancieren  der  Torpedos,  sowie  zum  Betrieb 
anderer  Hilfsmaschinen  der  Torpedoboote. 

—  L.  E.  BuMI  verwendet  b«  Fernsprechämtern  an  Stelle  von  Primär-Ele- 
menten  bei  den  Teilnehmern  Sekundär-Elemente,  die  vom  Amt  aus  ge- 
laden werden. 

—  Gaetano  Cntti  zieht  von  Chartum  den  obem  Nil  hinauf  imd  besucht  das 
Stromgebiet  des  UeUe,  wo  er  Junker  begegnet.  1883  trifft  er  mit  Emin 
Pascha  in  Lado  zusammen,  geht  von  da  nach  dem  Uelle  zurück,  wird  aber 
durch  den  Aufstand  des  Mahdi  genötigt,  bei  Emin  Pascha  Zuflucht  zu 
suchen.  Mitte  Mai  1886  wird  er  von  Emin  Pascha  zum  König  Eabrega 
von  Unyoro  gesandt,  von  diesem  jedoch  gefangen  gehalten,  bis  es  ihm 
gelingt,  nach  schweren  Mißhandlungen  und  unter  Verlust  seiner  Tagebücher 
nach  Wadelai  zu  entkommen,  wo  ihn  Stanley  (s.  1887  St.)  antrifft  und  mit 
Emin  Pascha  zusammen  nach  Bagamoyo  mitnimmt. 

—  aamlclui  und  Dmnctodt  entdecken,  daß  sich  durch  Erhitzung  von  Pyrrol- 
kalium  mit  Chloroform  Chlorpyridin  bUdet,  daß  also  aus  einem  fünfgliedrigen 
Ring  ein  sechsgUedriger  entsteht.  Eine  analoge  Reaktion  ist  die  1887  von 
E.  Fischer  und  Steche  entdeckte  Überführung  von  Indolen  in  Dihydro- 
chinoUne. 

—  Olamond  regt  zuerst  den  Gedanken  an,  an  einer  InverÜampe  (s.  1879  S.) 
einen  aus  einem  Magnesiakorb  bestehenden  Glühkörper  (s.  1872  C.)  hängend 
anzuordnen,  und  zeigt  1882  solche  Lampen  auf  der  internationalen  Gas- 
ausstellimg  im  Londoner  KrystaUpalast. 

—  George  H.  Cmby  konstruiert  einen  Indikator  mit  angenähertem  EUipsen- 
lenker  und  doppelt  gewundener  Feder. 

—  Charles  Robert  Darwin  zeigt  zuerst,  daß  bei  der  Pflanze  typische  tropische 
Reizleitungen  (Femreizungen)  existieren,  und  daß  die  Perzeption  des  Reizes 
räumlich  von  der  Aktionszone  getrennt  sein  kann,  daß  z.  B.  die  Wurzel 
den  geotropischen  Reiz  perzipiert,  während  die  selbst  nicht  perzeptions- 
fähige  Streckungszone  veranlaßt  wird,  die  geotropisohe  Krümmung  aus- 
zuführen. Eingehende  Untersuchungen  hierüber  werden  von  Rothert  (1894) 
ausgeführt. 

—  Charles  Robert  Darwin  zeigt,  daß  die  Regenwürmer  eine  sehr  nützliche 
Wirkung  auf  die  Mischung  der  Ackererde  ausüben,  indem  sie  ungeheure 
Mengen  an  sich  wenig  nahrhafter  Pflanzenreste  verzehren  und  sie  in  einem 
sehr  fein  verteilten  Zustand  wiedergeben,  daß  sie  somit  die  Umsetzung 
von  Pflanzenreeten  in  Humus  und  Pflanzennahrung  beschleunigen.  Er  zeigt 

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1881 

femer,  daß  de  durch  ihr  unausgesetztes  Ziehen  von  Höhlungen  die  Erde 
bearbeiten  und  lockern,  und  so  zn  den  von  NeGIer  (s.  1860  K.)  geschil- 
derten Vorteilen  eines  leichten  Eindringens  des  Wassers  einerseits  und 
einer  geringeren  Verdunstung  andererseits  beitragen. 
1881  Marcel  Di|M«  führt  auf  der  Elektriütäts-AussteUung  in  Paris  unter  Ver- 
wendung des  von  Fontaine  und  Gramme  (s.  1873  F.)  angegebenen  Prinzips 
eine  Kraftübertragungsanlage  vor,  die  jedoch  wegen  unzweckmäßiger  Ma- 
schinen keinen  yoUen  Erfolg  hat. 

—  DoabiMr  und  von  Miliar  suchen  in  der  Chinolinsynthese  (s.  1880  S.)  das 
Glyceiin  durch  andere  mehrwertige  Alkohole  zu  ersetzen,  und  erhalten 
aus  Anilin,  Glykol,  Kitrobenzol  und  Schwefelsäure  das  Chinaldin,  das 
noch  leichter  entsteht,  wenn  statt  Glykol  Acetaldehyd  angewendet  wird. 
Die  Verallgemeinerung  dieser  Reaktion  unter  Anwendung  von  Aldehyden 
erschließt  ein  ungemein  fruchtbares  Grcbiet. 

—  EMr  und  Ptazfchelll  erfinden  das  Chlorsilbergelatinepapier  als  Positivpapier 
und  den  ChlorsilbergelatineemnlsionsprozeB,  bei  welchem  das  Büd  während 
der  Belichtung  vollständig  in  der  Emulsion  erscheint,  so  daß  es  nicht 
mehr  entwickelt,  sondern  nur  getont  und  fixiert  zu  werden  braucht. 

—  John  Eldw  baut  die  eisten  dreizylindiigen  Verbundmaschinen  von  5800  PSi 
für  den  Sohnelldampfer  „Elbe"  des  Norddeutschen  Lloyd.  Diese  Art  von 
Maschinen  bildet  den  Übergang  zur  allgemeinen  Anwendung  der  später 
den  Schiffsmaschinenbau  völlig  beherrschenden  Dreifach  -  Expansions- 
maschinen, deren  erste  auch  von  Eider  (s.  1874  E.)  ausgeführt  worden  war. 

—  G.  Engtl  läßt  von  Appun  ein  Harmonium  bauen,  welches  jeden  Ton  drei- 
mal, imd  zwar  in  einer  je  um  ein  Komma  verschiedenen  Stimmung  enthält. 
Auf  diesem  Instrument  lassen  sich  Terzen  und  Quinten  nahezu  rein 
spielen,  während  Helmholtz  (s.  1861  H.)  nur  reine  Terzen  erzielt  hatte. 
Engel  empfiehlt  weiter  ein  noch  genaueres  Instrument  mit  63  Tönen  in 
der  Oktave. 

—  Wilhelm  Engslinaiin  entdeckt  die  chemotaktische  Reizung  von  Bakterien 
durch  Sauerstoff,  die  sich  durch  die  in  Sauerstoff  auftretende  Sohwärm- 
bewegung  zu  erkennen  gibt,  und  benutzt  diese  Schwärmbewegnngen  zum 
Nachweis  kleinster  Mengen  von  freiem  Sauerstoff.  Chemotaxis  ist  nach 
Verwom  die  Erscheinung,  daß  mit  aktiver  Bewegungsfähigkeit  begabte 
Organismen  sich  unter  dem  Einfluß  einseitig  wirkender  chemischer  Reize 
entweder  3U  der  ReizqueUe  hin  oder  von  ihr  fort  bewegen. 

—  James  Alfred  EwInK  gibt  der  von  Warburg  (s.  1880  W.)  zuerst  bestimmt 
nachgewiesenen  Energiewandelung  beim  Ummagnetisieren  des  Eisens  den 
Namen  Hysteresis. 

—  Sigmund  Exmr  macht  wichtige  Untersuchungen  über  die  Lokalisation  des 
Gehirns,  die  er  in  seiner  Arbeit  „Die  Lokalisation  der  Funktionen  in  der 
Großhirnrinde  des  Menschen"  veröffentlicht. 

—  Charles  FInlay  entdeckt,  daß  das  gelbe  Fieber  durch  eine  Mückenart,  Stego- 
myia  fasciata,  übertragbar  ist.    (Vgl.  a.  1899  R.) 

—  Rudolph  FltHg  studiert  eingehend  die  Bildung  der  Anhydride  einbasischer 
Oxysäuren,  der  Lactone  und  Lactonsäuren  und  faßt  diese  Bildung  als 
eine  innere  Kondensation  auf,  d.  i.  eine  Reaktion,  die  sich  im  Innern 
eines  Moleküls  abspielt,  und  bei  welcher  sich  die  Atome  dichter,  d.  i.  durch 
mehrfache  Valenzen,  binden.  Von  früher  bekannten  Vorgängen  gehören 
u.  a.  dazu  die  Bildung  von  Äthylenoxyd  aus  Glykol  (s.  1859  W.),  die 
von  Anhydriden  aus  mehrbasischen  Säuren  usw. 

—  Franpois  Alphonse  Foral  macht  in  den  Jahren  1881 — 98  bahnbrechende 
Arbeiten  über  die  Bewegung  der  Gletscher  und  sammelt  Nachrichten  über 
die  gegenwärtigen  tmd   vergangenen  Gletscherschwankungen,    die  zu  dem 

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1881 

Ergebnis  führen,   daß   bei  diesen  Schwankungaperioden   nicht  von  Jahr- 
hunderten, sondern  nur  von  Jahrzehnten  die  Rede  sein  kann. 
1881    Antoine  Fraachlmont  stellt  durch  langandauerndes  Erhitzen  von   Celluloae 
mit  Essigsäureanhydrid  bei  höherer  Temperatur  Celluloseacetat  dar. 

—  Charles  FrlaM  entdeckt  den  Salzsäuren  Methyläther,  das  erste  Präparat, 
in  welchem  der  Sauerstoff  yierwertig  fungiert. 

—  Oskar  Frtllcii  konstruiert  auf  Gnmd  der  von  ihm  bereits  1871  entwickelten 
Theorie  ein  kugelförmiges  Elektrodynamometer,  bei  welchem  die  feste 
und  die  bewegliche  Rolle  des  Weber'schen  Instruments  (s.  1846  W.)  durch 
bewickelte  Kugelflächen  ersetzt  werden.  Fast  gleichzeitig  baut  F.  Kohlrausch 
ein  ähnliches  Instrument.  Noch  empfindlicher  ist  das  von  Bellati  imd 
GUtay  1888  hergestellte  Elektrodynamometer. 

—  Georg  Theodor  August  Gallky  entdeckt  den  Bacillus  der  Eaninohensepti- 
chämie  und  züchtet  Ihn  in  Reinkultur. 

—  Nachdem  Karl  Ritter  1833  bereits  den  Gedanken  einer  Isochronenkarte 
(d.  i.  einer  Karte  mit  Linien  gleicher  Reisedauer)  geäußert  hatte,  macht 
Francis  Saiten  den  ersten  Versuch  einer  praktischen  Ausführung,  indem  er 
eine  Isochronenkarte  der  Erde  für  den  Mittelpunkt  London  herausgibt. 

—  Der  Nordpolfahrer  Adolphus  Washington  SrMly  errichtet  eine  bis  1883 
besetzt  gehaltene  wissenschaftliche  Beobaohtmigsstation  in  der  Lady 
Franklin  Bay  auf  Grantland.  Sein  von  hier  aus  entsandter  Begleiter  Lock- 
wood gelangt  bis  zu  der  bis  dahin  noch  nicht  erreichten  Breite  von  83"  30'. 

—  Edouard  Srimaux  gelingt  es,  das  Morphin  durch  Behandlung  mit  Jodmethyl 
imd  JLtzkaU  oder  Natriumäthylat  in  Codein  überzuführen. 

—  £.  Qrlmanx  und  P.  Adam  stellen  aus  symmetrischem  dichloroxyisobutter- 
saurem  Natrium  und  Cyankalium  das  Nitril  der  Citronensäure  her  und 
führen  dieses  durch  konzentrierte  Salzsäure  in  Citronensäure  über. 

—  Nachdem  sich  schon  Hasse  (1786)  und  Trommsdorf  (1836)  mit  dem 
Korianderöl  beschäftigt  hatten,  gelingt  es  gleichzeitig  aromr  und  Moria, 
den  charakteristischen  Alkohol  dieses  Öls,  das  Linalool,  zu  isolieren,  dessen 
Konstitution  dann  in  den  folgenden  20  Jahren  durch  Semmler,  Tiemann 
und  Harriee  festgestellt  wird. 

—  Nachdem  Robert  Hinrichsen  in  Hamburg  bereits  im  Jahre  1866  eine  ver- 
besserte Briefstempelmasohine  (s.  1826  W.)  konstruiert  hatte,  bauen  Haltar 
und  LMelhardt  daselbst  die  erste  vollkommene  Maschine  dieser  Art,  aber 
nur  für  das  Aufdrucken  des  'Ankunftsstempels,  nicht  für  das  Bedrucken 
der  Freimarken  mit  dem  Au^abestempel.  Leistung  bis  400  Stempelungen 
in  einer  Minute.     (VgL  1884  B.) 

—  Im  Auftrage  der  durch  französisches  Gesetz  vom  26.  März  1877  einge- 
setzten Kommission  zum  Studium  der  Mittel  zur  Verhütung  schlagender 
Wetter,  der  Daubröe,  Haton  de  la  Goupilliöre,  Pemolet,  Aguillon,  Mallard 
und  Le  Chatelier  angehören,  erstattet  Haton  da  la  floupIHMra  einen  eingehenden 
Bericht,  in  dem  die  Grundsätze  niedergelegt  werden,  welche  die  Kom- 
mission beim  Betrieb  von  Gruben  mit  schlagenden  Wettern  beobachtet 
wissen  will.  Dies  gibt  Veranlassung,  daß  auch  in  anderen  Ländern,  wie 
in  England  durch  Verordnung  vom  12.  Februar  1879,  in  Belgien  durch 
Verordnung  vom  28.  Juni  1870,  in  Sachsen  1880,  in  Preußen  am  18.  Ok- 
tober 1880,  Wetterkommissionen  eingesetzt  werden  und  der  Frage  der 
Sicherheitslampen,  der  Ventilation  und  des  Einflusses  des  Kohlenstaubs  auf 
die  Explosionen  eine  erhöhte  Aufmerksamkeit  geschenkt  wird. 

—  Max  Hayduck  zeigt  die  Möglichkeit  der  Verwendung  von  Milchsäure, 
Schwefelsäure  und  Phosphorsäure  als  Antiseptika  in  der  Brennerei,  unter 
dem  Schutze  dieser  Säuren  kann  sich  das  Hefegut  ungestört  und  unbehelligt 
von  Spaltpilzen  entwickeln.    (S.  a.  1896  L.) 

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1881 

1881  Friedrich  von  HtfiMr-AltMWek  schlägt  einen  Maschinen-  und  Keeseltele- 
graphen  zur  Befehlsübermittlong  an  Bord  vor,  der  1800  unter  Verwen- 
dung des  Secbsrollenmotors  (s.  1854  S.)  von  Siemens  und  Halske  gebaut 
und  als  Kommandoapparat  vielfach  angewendet  wird.  1894  wird  der 
Apparat  in  die  deutsche  Kriegsmarine  eingeführt. 

—  Hallmuin  und  Delitl»  erfinden  ein  System  zur  Vorbearbeitung  und  Käm- 
merei der  Ramiefaser,  das  sich  als  sehr  brauchbar  erweist  und  im  Gegen- 
satz zu  der  früheren  Verarbeitung  (s.  1850  M.)  durchaus  gleichmäßige 
Game  liefert. 

—  Hermann  von  HtImhoHz  zeigt,  daß  sich  Glas,  in  den  elektrischen  Strom 
geschaltet,  wie  ein  Elektrolyt  verhält,  daß  also  das  Durchgehen  des  Stromes 
von  einer  Bewegung  des  Stoffes  begleitet  ist.  Warburg  zeigt  (1889),  daß 
diese  Elektrolyse  des  Glases  dem  Faraday'schen  Gesetze  folgt,  und  daß 
hierbei  die  Natriumionen  mit  der  größten  Geschwindigkeit  wandern. 

—  HmMs  und  Hadtmmn  in.  Barmen  verbessern  die  Klöppelmaschine  und 
tragen  dadurch  zur  Entwicklung  der  Torohonspitzenfabrikation  wesent- 
lich bei. 

—  Oskar  und  Richard  Hartwig  veröffentlichen  die  Gastraeatheorie  des  mitt- 
leren Keimblatts  und  des  Coeloms,  wodurch  die  Entstehung  der  Chorda 
dorsalis  und  der  serösen  Höhlen  (Pleura,  Perioardial-,  Feritonialhöhlen)  er- 
klärt wird. 

—  H.  Hoffmann  macht  den  ersten  Versuch  einer  phänologischen  Karte  imd 
verwirklicht  damit  den  von  Quetelet  (s.  1842  Q.)  im  Anschluß  an  Linnö 
gemachten  Vorschlag.  Er  führt  für  die  Linien  gleicher  zeitlicher  Ver- 
schiebungen des  Phaseneintrittes  den  Namen  Isophanen  ein.  Das  Isophanen- 
prinzip  stiftet  viel  Nutzen  auf  dem  Gebiet  der  Emtestatistik. 

—  August  Wilhelm  von  Hotmann  studiert  die  Einwirkung  von  Brom  in  alka- 
lischer Lösung  auf  Säureamide  und  gelangt  dadurch  auf  neuem  Wege  zu 
Harnstoffen.  So  ergibt  beispielsweise  Aoetamid  Methylacetylhamstoff, 
Propionamid  Äthylpropionylhamstoff  usw. 

—  August  Wilhelm  von  Hotmann  macht  in  den  Jahren  1881 — 84  eine  ein- 
gehende Untersuchung  des  Coniins  und  steUt  dessen  Zusammensetzxmg  zu 
CaH,,N  fest.  Er  ermittelt  seine  Konstitution,  zu  deren  Aufklärung  ihm 
namentlicb  die  bei  Destillation  mit  Zinkstaub  entstehende  Base  Conyrin 
dient,  die  er  als  Propylpyridin  erkennt,  und  die  zur  Auffassung  des  Coniins 
als  Propylpiperidin  führt. 

—  David  Edward  Huchn  konstruiert  die  Induktionswage,  ein  äußerst  empfind- 
liches Instrument  zur  Prüfung  der  Molekularkonstitution  der  Metalle. 

—  Hannlnp  konstruiert  das  erste  Kohlenkömer-Mikrophon. 

—  Der  Inlamational*  EloktrlzlUti-KongnB  zu  Paris  beschließt  am  21.  September, 
für  elektrische  Messungen  die  absoluten  elektromagnetischen  CGS-(Zen- 
timeter-Gramm-Sekunden-)Einheiten  (s.  1875  E.)  einzuführen.  Dieselben 
werden  von  internationalen  Kongressen  in  Paris  (1884)  und  Chicago  (1893) 
festgesetzt  und  daraus  die  folgenden  praktischen  Einheiten  abgeleitet: 
Ohm  =  Einheit  des  Widerstandes  =  10*  C GS -Einheiten,  Volt  =  Einheit 
der  elektrischen  Spannimg  =  10*  CGS- Einheiten,  Ampere  =  Einheit  der 
Intensität  =  10~^  CGS -Einheiten, Coulomb  =  der  Elektrizitätsmenge,  welche 
in  der  Sekunde  ein  Ampere  liefert,  Watt  =  Volt  x  Ampere. 

—  Pierre  Jules  C^sar  Jamian  gelingt  die  erste  photographische  Aufnahme 
eines  Kometen  bei  dem  Kometen  1881/111. 

—  Alexander  C.  KIrk  konstruiert  nach  dem  Vorbild  der  Elder'sohen  Propontis- 
Maschine  (vgl.  1874  E.)  «ine  dreizylindrige  Dreifach-Expansionsmaschine, 
die  auf  dem  Dampfer  „Aberdeen"  aufgestellt  wird  und  so  erfolgreich 
arbeitet,  daß  diese  Art  von  Maschinen  sich  rasch  weiterverbreitet,  zumal 

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1881 

jetzt  haltbare  Btähleme  Kessel  fabriziert  werden,  und  somit  die  Hanpt- 
Bchwierigkeiten ,  aa.  der  die  früheren  Maschinen  gescheitert  waren,  über- 
wunden sind. 
1881    Robert  Koch  führt  die  Nährgelatine  als  einen  Nährboden  für  Keime  ein, 
der  fest  und  zugleich  durchsichtig  ist. 

—  Robert  Koch  macht  Beobachtungen  über  die  im  Boden  vorkommenden  bei 
dessen  Umbildung  tätigen  Bodenbakterien.     (Vgl.  1877  Seh.) 

—  Robert  Koch  begründet  die  Methoden  zur  Untersuchung  der  Desinfektions- 
mittel, führt  Sublimat  in  die  Desinfektionspraxis  ein  und  vervollkommnet 
die  Merke'sche  Desinfektionsmethode  (s.  1880  M.),  indem  er  strömenden 
Wasserdampf  verwendet.  Er  konstruiert  für  die  Desinfektion  im  strömen- 
den Dampf  mit  Gaffky  und  Löffler  den  sogenannten  Koch'schen  Desinfektor 
oder  Dampf  topf. 

—  Koch  und  WoNHillgel  unterziehen  die  zuerst  von  Pasteur  empfohlene  Des- 
infektion mittels  trockener  heißer  Luft  einer  eingehenden  Untersuchung 
und  finden,  daß  sie,  wenn  nicht  Temperaturen  über  140*  angewendet 
werden,  sehr  unsicher  wirkt,  und  daß  dabei  die  meisten  zu  sterilisierenden 
Stoffe  unbrauchbar  werden. 

—  Theodor  Kocher  führt  in  die  antiseptische  Wundbehandlung  das  Chlorzink 
ein  und  empfiehlt  die  Sekundämaht,  die  gewissermaßen  die  Vorteile  der 
offenen  und  der  antiseptischen  Okklusivbehandlung  verbindet. 

—  Horace  Koochlln  erhält  durch  Einwirkung  von  NitrosodimethylanOin  auf 
Gallussäure  das  Gallocyanin,  das  in  der  Färberei  und  Druckerei  vielfach 
verwendet  wird. 

—  Ernst  KrauM  zeigt,  daß  die  leuchtenden  Organe  der  Leuchtfische,  von 
denen  namentlich  durch  die  Tiefsee-Expeditionen  zahlreiche  Arten  nach- 
gewiesen werden,  nicht,  wie  man  früher  glaubte,  Augen  sind,  sondern 
daß  sie  den  Bau  eines  Projektionsapparates  besitzen.  Diese  Auffassung 
wird  1887  durch  R.  von  Lendenfeld  bestätigt,  der  diese  Leuchtorgane  für 
umgewandelte  Drüsen  hält,  die  sich  durch  Anpassung  aus  dem  Schleim- 
kanalsystem  entwickelt  haben. 

—  Samuel  Pierpont  Lanfloy  konstruiert  zur  Messung  sehr  kleiner  Wärmemengen 
das  Bolometer,  welches  auf  demselben  Prinzip  beruht  wie  das  elektrische  Dif- 
ferentialthennometer  von  Svanberg  (s.  18678.),  von  dem  indes  Langley  keine 
Kenntnis  gehabt  hat.  Ein  fast  gleiches  Instrument  erfindet,  ebenfalls  un- 
abhängig, im  folgenden  Jahre  Baur. 

—  Lohmann  konstruiert  einen  Backofen,  der  auf  das  Perkins'sche  System  der 
Zirkulationsröhren  (s.  1835  P.)  zurückgreift,  aber  nicht  mit  überhitztem 
Wasser,  sondern  mit  überhitztem  Dampf  arbeitet. 

—  Nachdem  die  Durchstechung  der  Landenge  von  Panama  zuerst  i.  J.  1551 
erwogen,  und  diese  Frage  auf  Anregung  A.  von  Humboldt's  i.  J.  1829  wieder 
aufgenommen  worden  war,  beginnt  der  französische  Vicomte  Ferdinand 
von  LMiept  i.  J.  1881  den  Bau  des  Panamakanals  zwischen  Colon  und  Pa- 
nama als  Niveaukanal  mit  einer  geplanten  Länge  von  75  km.  Da  die 
Kosten  auf  nur  674  Mill.  Mark  angenommen  worden  waren,  sich  aber  als 
viel  höher  herausstellen,  wird  der  Bau  i.  J.  1889  eingestdlt.  L  J.  1905 
wird  der  Weiterbau  auf  Veranlassung  der  Vereinigten  Staaten,  und  zwar 
als  Schleusenkanal,  wieder  aufgenommen. 

—  Anton  Mandortbach  und  Alfred  Slorich  erbauen  in  Reschitza  in  Siebenbürgen 
den  ersten  Ofen  zur  Verkokung  von  Braunkohlen  mit  Gewinnung  der 
Nebenprodukte,  den  sie  mit  Regenerativfeuerung  betreiben. 

—  MariOt  verbessert  die  Photogalvanographie  (Heliographie)  und  verwendet 
sie  in  großem  Maßstäbe  zur  Anfertigung  von  Karten  und  Plänen  für  das 
K.  K.  Militärgeographische  Institut  in  Wien. 

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1881 

1881  B.  Sidney  Manten  bestätigt  die  Violle'sohen  Beobachtungen  (a.  1878  V.)  und 
zeigt,  daß  bei  einer  Temperatur  hoch  über  Rotglut,  doch  unter  Schmelz- 
hitze,  die  Kohle  das  Porzellan  durchwandert,  wenn  sie  mehrere  Stunden 
damit  in  Eontakt  bleibt. 

—  Der  Nürnberger  Kunstanstaltabesitzer  Georg  Mslimbaeii  nimmt  ein  Patent 
auf  die  Autotypie,  ein  photographisches  Reproduktionsverfahren,  bei  dem 
die  photographischen  vollen  Flächen  in  Linien  und  Punkte  zerlegt  und  die 
Bilder  dadurch  zum  Stein-,  Zink-  und  Kupferdrucke,  und  durch  Hoch- 
ätzung (Autotypographie)  auch  zum  Buchdrücke  geeignet  gemacht  werden. 
Die  ersten  Versuche  mit  der  Autotypie  machte  Talbot  i.  J.  1852.  (Erste 
Anfänge  s.  1782  S.     Vgl.  auch  1855  P.) 

—  Louis  H.  F,  MelMiit  macht  ausgedehnte  Versuche  über  Blitzableiter  und 
findet,  daß  vereinzelte  Stangen  niemals  ausreichenden  Schutz  gewähren, 
eine  solche  vielmehr  nur  dadurch  erzielt  wird,  daB  das  zu  schützende 
Objekt  in  ein  zusammenhängendes  Drahtsystem  eingeschlossen  wird. 

—  Der  Hamburger  Laryngolog  Isaac  Michaii  erfindet  einen  von  ihm  „Psy- 
chrophos"  benannten  Belenchtungsapparat  mit  kaltem  Licht  für  Chirurgie 
und  innere  Medizin.  Der  Apparat  besteht  aus  einem  kleinen  olivenförmigen 
Crookes'schen  Röhrchen,  welches  eine  phosphoreszierende  Substanz  ent- 
hält und  von  einem  doppelten  Stiel  gehalten  wird,  durch  welchen  die  Alu- 
miniumdrähte  vom  Induktorium  zu  den  Elektroden  des  Röhrchens  isoUert 
hindurchgeführt  sind. 

—  Johann  von  Radecki  Mlkuilci  versucht  die  Innenfläche  der  menschlichen 
Speiseröhre  durch  lange  gerade  Röhren  vom  Munde  aus  sichtbar  zu  machen, 
ohne  zu  wesentlich  brauchbaren  Resultaten  zu  kommen.  Erst  1895  gelingt 
es  Rosenheim  (s.  d.),  eine  praktische  Methode  zu  finden. 

—  Der  Techniker  Alezander  Menerltff  konstruiert  nach  Biancardi's  Vorschlage 
eine  hydropneumatische  Verschwindelafette,  indem  er  den  zum  Wieder- 
heben des  Geschützrohres  erforderlichen  Kraftüberschuß  nicht  in  Gegen- 
gewichten aufspeichert  (vgl.  1865  M.),  sondern  beim  Rückstöße  die 
Glycerinffillung  eines  Bremszylinders  auf  eine  Luftkammer  wirken  läßt. 
Nach  Auslösung  einer  Hemmung  treibt  die  bis  auf  60  Atmosphären  zu- 
sammengepreßte Luft  das  Glycerin  zurück,  wodurch  das  Geschützrohr 
wieder  in  die  Feuerstellung  gehoben  wird.  Verschwindelafetten  ähnlicher 
Art  sind  von  Armstrong,  Razkazofi  u.  a.  hergestellt.   (Vgl.  auch  1901  K.) 

—  Gustav  Nanb«'  führt  nach  eingehenden  Versuchen  in  der  Kieler  chirurgischen 
Klinik  den  Torfmull  als  aseptisches  Verbandmaterial  ein. 

—  A.  Obartack  benutzt  zur  Messung  von  Schallintensitäten  ein  Mikrophon, 
das  er  in  einen  Zweig  der  Wheatstone'schen  Brücke  einschaltet.  Die 
Widerstandsänderung  an  der  Kontaktstelle  ist  von  der  Schallstärke  abhängig. 

—  Nachdem  Knop  und  Richter  festgestellt  hatten,  daß  die  Alkalimolybdate 
mit  Ideselsanren  Alkalien  bei  Gegenwart  von  freier  Salpetersäure  gelbe 
Niederschläge  geben,  imtersucht  Parmmtiw  diese  Verbindimgen  näher  und 
stellt  auch  die  freie  Säure  her,  die  er  als  Kieseldodekamolybdänsäure  be- 
stimmt. 

—  Der  französisohe  Ingenieur  Phlllppart  macht  Versuche  mit  einer  elektrischen 
StraßendroBchke,  erzielt  damit  jedoch  ebensowenig  Erfolg  wie  Davidsohn 
mit  seinem  elektrischen  Automobil.    (Vgl.  1864  D.) 

—  Henri  Polncari  begründet  die  Theorie  der  automorphen  Funktionen. 

—  Im  Jahre  1881  erfolgt  der  Stapellauf  des  nach  den  Plänen  des  englischen 
Admirals  G.  Sartorius  gebauten  Torpedorammschiffes  „Polyphemus",  welches 
abweichend  von  allen  bisherigen  Formen  auf  das  Geschütz  als  OfFensivwafie 
vöUig  verzichtet,  und  —  neben  seiner  Torpedoausrüstung  —  in  erster  Linie 

—     795     — 

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1881 

durch  den  Rammstoß  wirken  boU.  Die  in  diesen  Typ  gesetsten  Erwartungen 
haben  eich  indessen  nicht  erfüllt. 
1881  SckHaptr  und  Baam  erfinden  den  GlnooseprojseB,  der  es  ermöglicht,  mit  In- 
digo ein  sehr  gutes  Dmckblau  von  beliebiger  Tiefe  zu  erhalten.  Die  Re- 
duktion des  Indigo  wird  hier  durch  Glucose  und  Natronlauge  unter  Mit- 
wirkung von  Wasserdampf  bewerkstelligt.  Das  Indigweiß  verbindet  sich 
mit  der  Faser  und  wird  durch  Oxydation  in  Blau  übergeführt. 

—  Simon  MnwnJaMr  untersucht  das  Winden  der  Schlingpflanzen  und  findet, 
daß  es  durch  Greifbewegungen,  d.  h.  dadurch  zustande  kommt,  daß  der 
circumnutierende  Teil  des  Sprosses  jedesmal  dann,  wenn  er  sich  gegen  die 
Stütze  preßt,  einen  mechanischen  Zug  auf  die  anschließenden  Stengelteile 
ausübt,  durch  den  diese  herbei-  und  um  die  Stütze  gezogen  werden. 

—  Schnitz,  Hauptmann  der  preußischen  Verkehrstruppen,  erfindet  eine  Kriegs- 
brüoke  für  Eisenbahn  vollbetrieb,  welche  in  Stücke  zerlegt  in  das  Feld 
mitgeffihrt  und  an  Ort  und  Stelle  zu  beliebigen  Brückenlängen  rasch 
zusammengefügt  werden  kann.  Eine  ähnliche  Konstruktion  rührt  von 
dem  Major  UHmIw  her.  Mit  dem  Lübbecke'schen  Material  wird  — 
nach  Angabe  des  Majors  Schmiedecke  „Die  Verkehrsmittel  im  Kriege"  — 
i.  J.  1904  bei  einem  kriegsmäßigen  Brückenschläge  bei  Dommitzsch  a.  d. 
Elbe  für  normalspurigen  Eisenbahnvollbetrieb  eine  freie  Tragweite  von  60  m 
erreicht. 

—  Der  Astronom  Hugo  SaaUpr  in  München  unterwirft  als  erster  die  Be- 
wegungsverhältnisse  eines  mehrfachen  Stemsystems,  der  i  Cancri,  der  ana- 
lytischen Behandlung,  die  er  i.  J.  1894  in  seiner  Schrift  „Über  den  vier- 
fachen Stern  t  Cancri"  ergänzt. 

—  Hermann  Ssfar  stellt  eine  neue  Art  von  Weichporzellan  aus  Ton,  Quarz 
und  Feldspat  her,  die  Segerporzellan  genannt  wird. 

—  Max  Swnbrftzkl  erfindet  eine  Schöpfpapiermaschine  (Rahmenformmasohine), 
die  sich  durchaus  bewährt. 

—  Satttrbarc  geUngt  es,  das  metallische  Caesium,  das  als  das  elektropositivste 
Metall  (s.  1862  B.)  der  Isolierung  hartnäckigen  Widerstand  entgegen- 
gesetzt hatte,  in  reinem  Zustande  darzustellen. 

—  Werner  von  Sltnwni  führt  auf  der  Pariser  Elektrizitätsausstellung  die  von 
ihm  1879  erfundene  Solenoid-Stoßbohrmaschine  praktisch  vor.  Die  eigent- 
liche Arbeitsmaschine  ist  von  dem  Elektromotor  getrennt  und  die  Dreh- 
bewegimg des  letzteren  auf  die  Hebedaumenwelle  der  Bohrmaschine  durch 
eine  gelenkige  Welle  imd  Kegelrädergetriebe  übertragen.  Die  Übertragung 
der  Bewegung  auf  den  Bohrer  wird  1891  von  Karl  Hoffmann  wesentlich 
V  ervollkommnet. 

—  8lMnans  &  Haldn  bauen  die  erste,  dem  öffentlichen  Verkehr  zugäng- 
liche elektrische  Bahn  vom  Anhalter  BaJmhof  in  Berlin  nach  der  Haupt- 
kadettenanstalt  in  Lichterfelde  und  übergeben  sie  am  12.  Mai  dem  Betrieb. 

—  Smllli  schlägt  ein  System  zum  telephonischen  Verkehr  mit  einem  fahrenden 
Eisenbahnzuge  vor,  welches  auf  elektrostatischer  Induktion  beruht.  Parallel 
zur  Linie  nahe  dem  Dache  des  Wagens  läuft  eine  Drahtieitung.  Auf  dem 
Wagendache  ist  eine  isolierte  Metallbelegung  angebracht,  von  welcher  eine 
Leitung  durch  ein  im  Wagen  befindliches  Telephon  zur  Schiene  führt. 
Ein  auf  dem  gleichen  Prinzipe  beruhendes  System  wird  von  Edison  188ö 
zum  Patent  angemeldet  und  1889  auf  einer  86  km  langen  Linie  der  Lehigh 
Valley  Railroad  erprobt. 

—  Franz  Soxhiet  konstruiert  ein  Laotodensimeter  (Senkwage)  zur  Bestimmung 
des  spezifischen  Gewichts  der  Milch,  bei  welchem  die  Zahlen  von  1,023 — 1,038 
reichen  und  mit  dem  es  noch  möglich  ist,  die  ZehutausendjBtel  des  spezi- 
fischen Gewichts  zu  schätzen. 

—     796     — 

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1881 

1881    Adolf  von  SMniMil   konstruiert  den  Antiplanet,   ein  zweiteiliges  Objektiv 
von  großer  Lichtstärke,   Randsoh&rfe  und  genügender  Orthoskopie. 

—  Stotaa  konstruiert  sn  photogrammetrischen  Zwecken,  namentlich  zur  Auf- 
nahme archäologischer  Monumentalbilder,  einen  mit  Femrohr,  Vertikal- 
kreis,  Horizontalkreis,  Libellen  und  einem  Sucher  ausgestatteten  photo- 
graphischen Apparat,  der  den  Kamen  „PhototheodoUt"  erhält  und  von 
Koppe  1889  für  photographische  Ortsbestimmungen  eingerichtet  wird. 

—  Der  isländische  Greolog  und  Geograph  Thorvaldur  ThoroddMii  durchforscht 
in  den  Jahren  1881 — 98  das  gesamte  Island,  verbessert  die  Karte  von  Björn 
Gunlaugsson  und  sammelt  Material  für  eine  grofle  geologische  Karte  der  Insel. 

—  Nicolas  Auguste  Ttetot  fördert  durch  seine  Behandlung  des  AbbUdungs- 
problems,  dessen  Theorie  zuerst  von  Gaufl  1822  entwickelt  worden  ist, 
die  theoretische  und  praktische  Kartographie.  Seine  Untersuchungen  werden 
durch  £.  Hammer  und  Zdppritz  weiter  geführt.    (S.  a.  1772  L.) 

—  G.  Trmnrt  führt  auf  der  Pariser  Ausstellung  das  erste  Akkumulatorenboot 
vor,  das  am  26.  Mai  mit  dem  Generaldirektor  der  Ausstellung,  M.  Berger. 
und  dem  Herausgeber  der  Revue  sdentiflque,  Antoine  Briquet,  eine  Probe- 
fahrt macht  imd  gegen  den  Strom  6,4  km,  mit  dem  Strom  9  km  in  der 
Stunde  zurücklegt. 

—  John  TymMI  weist  durch  den  Sonnenstrahl  die  Existenz  von  ultramikro- 
skopischen  Keimen  in  der  Luft  und  in  jedem  Wasser  nach  und  zeigt,  daß 
die  Keime  klare,  sterilisierte  Lösungen  trüben  und  zersetzbare  Flüssig- 
keiten zersetzen.    Er  publiziert  seine  Erfahrungen  in  seinen  „Essays  on 

'    floating  matter  of  the  air  in  relation  to  putrefaction  and  infeotion". 

—  Die  Regierung  der  VtnlnigtMi  Staaten  erbaut  zur  Umgehung  des  Niagarafalles 
einen  Seitenkanal  mit  26  Schleusen,  der  4,27  m  Wassertiefe  hat  und  für 
Schiffe  bis  4600  t  fahrbar  ist  (Wellandkanal). 

—  Magnus  Volk  in  En^and  konstruiert  das  erste  praktische  Elektromobil 
(Dreirad  mit  Akkumulatorenbetrieb  —  vgl.  auch  1864  D.  und  1881  P.). 

—  Der  Ingenieur  Warlng  in  New  York  erfindet  ein  Kanalisationssystem  zur 
Entwässerung  der  Großstädte,  das  als  ein  vereinfachtes  Trennsystem  mit 
natürlichem  Gefälle  gedacht  ist. 

^  Karl  Wtmicko  gibt  sein  „Lehrbuch  der  Gehimkrankheiten"  heraus,  durch 
welches  er  ebenso  wie  durch  seinen  1900  erscheinenden  „Grundriß  der 
Psychiatrie"  wesentUoh  zur  Förderung   der   Irrenpflege  beiträgt. 

—  Frederick  Wotton  konstruiert  seine  zu  den  Lastdruckbremsen  gehörende 
Eülemmbremse,  die  von  Tangye  brothers  und  Hohnann  ausgeführt  wird. 
Die  Bremse  ist  eine  Seitendruckbremse  mit  Ringflächenreibung  und  selbst- 
tätiger Anpassung  durch  den  Lastzug.  Der  Weston'schen  Bremse  folgen 
eine  Anzahl  ähnlicher  Konstruktionen,  wie  die  von  Hopmann,  Mohr,  Ge- 
brüder Bolzani  u.  a.  , 

—  WMmark  macht  die  Durchlässigkeit  des  Bergkrystalls  für  ultraviolette 
Strahlen  (s.  1852  S.)  für  die  Lichttherapie  nutzbar. 

—  Julius  Wlemor  macht  Beobachtungen  über  das  Brechungsvermögen  der 
Pflanzen,  insbesondere  die  SteUungsveränderung  der  Organe  zum  Licht. 

—  Hermann  von  WIBmann  bricht  mit  Paul  Pogge  von  Angola  auf  und  gelangt 
im  April  1882  nach  Nyangwe,  wo  sich  Pogge  (vgl.  1882  P.)  von  ihm  trennt, 
während  er  allein  die  Durchquerung  des  Kontinents  bis  nach  Sansibar 
vollendet. 

—  Otto  N.  Witt  und  Horace  Koocblln  entdecken  die  Farbstoffklasse  der  Indo- 
phenole  und  führen  das  aus  Nitrosodimetbylanilin  und  a-Naphtol  erhaltene 
Indophenolblau  in  die  Praxis  ein. 

—  Der  Chirurg  Anton  WBIflar  führt  die  Gastro-Anastoraose  und  die  Gastro- 
Enterostomie  (Anlegung  einer  Magen-Dünndarmfistel)  aus. 

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1881 

1881  Wilhelm  WumH  liefert  eine  genaue  Analyse  der  Reaktionszeiten,  d.  i.  der 
Intervalle,  die  von  dem  Moment  eines  Sinneeeindruckes  bis  zu  dessen  Beant- 
wortung mit  einer  schnellen,  den  Eindruck  signalisierenden  Bewegung  ver- 
fließen. Er  unterscheidet  die  Präsentationszeit,  die  Perzeptionszeit  und 
die  Apperzeptionszeit. 

1882  Boman  AM  bewirkt  einen  erheblichen  Fortschritt  in  der  Herstellung  von 
Zahnradbahnen  durch  Konstruktion  einer  Lokomotive,  die  auf  der  Zahn- 
strecke kräftig  zu  arbeiten,  auf  der  Reibungsstrecke  schnell  zu  fahren 
vermag. 

—  Ottomar  AniciiBti  in  Lissa  vereinigt  die  Serienphotographie  Muybridge's 
(s.  1880  M.)  mit  dem  Stroboskop  und  gelangt  dadurch  zu  einer  vollständigen 
Reproduktion   der  Bewegung. 

—  Ayrim  und  Ptrry  nehmen  ein  Patent  auf  einen  Elektrizitätszähler,  in 
welchem  der  Strom  auf  eines  von  zwei  gleichgehenden  Uhrpendeln  wirkt, 
und  der  entstehende  Ganguntersohied  abgelesen  wird.  Nach  diesem  Prinzip 
von  Shoolbred   konstruierte  Zähler  erweisen  sich  indes  als  unbrauchbar. 

—  BaMrltin  in  Manchester  bringt  in  seiner  HeiQluftsohliohtmaschine  mit  paten- 
tiertem Schlichttrog  und  Bürstvorrichtung  eine  der  vollkommensten  Schlicht- 
maschinen zur  Ausführung. 

—  Adolf  von  Baayar  und  DrawiM  stellen  aus  Orthonitrobenzaldehyd,  das  sie 
in  vid  Aceton  lösen,  durch  Hinzufügung  von  überschüssiger  verdünnter 
Natronlauge  Indigblau  her.  Es  bildet  sich  hierbei  zuerst  der  Aldehyd  der 
Orthonitrophenylmilchsäure. 

—  Alphonse  Bwrüiloii  veröffentlicht  seine  anthropometrischen  Versuche  *zur 
Feststellung  der  Identität  von  Personen  für  die  Zwecke  der  Strafrech ta- 
pflege,  auf  Grund  deren  zuerst  in  Paris,  dann  in  den  Hauptstaaten  Europas 
ein  polizeilicher  Erkennungsdienst  organisiert  wird,  wozu  er  auch  die  An- 
lage von  Verbrecheralbums  anregt. 

—  Giulio  Blaomro  erkennt  neben  den  beiden  schon  bekannten  Formbeetand- 
teilen  des  Blutes  (rote  und  weiße  Blutkörperchen)  noch  einen  dritten  Be- 
standteil. Es  Bind  dies  kleine,  platte,  homogene,  farblose  Gebilde,  welche 
er  als  Blutplättchen  bezeichnet  und  als  identisch  mit  den  von  Hayem  be- 
schriebenen H&matoblasten  betrachtet. 

—  Blas  und  MiMt  schlagen  zuerst  vor,  Blei  aus  Erzen  auf  elektrolytischem 
Wege  zu  gewinnen. 

—  Titus  BlaHiy,  Karl  DM  und  Karl  Zlpemowiky  zeigen,  daß  durch  Parallel- 
Bchaltung  der  Gaulard'schen  Sekundärgeneratoren,  welche  sie  „Transforma- 
toren" nennen,  sowie  durch  eine  verbesserte  Anordnung  der  Wicklungen 
und  Eisenmassen,  diese  Seknndärgeneratoren  den  praktischen  Bedürfnissen 
jedes  Verteilungssystems  angepaßt  werden  können.  (S.  1880  G.)  Die  Trans- 
formatoren bedeuten  für  die  Wechselstromtechnik  einen  Umschwung  und 
eröffnen  derselben  ein  neues  Feld,  indem  die  Anpassungsfähigkeit  des 
Wechselstromsystems  an  beliebige  Änderungen  der  Spannung  in  einfachen, 
nicht  rotierenden  Apparaten  für  lange  Femübertragimgen  große  Vorteile 
bietet. 

—  Ludwig  Boltmann  zeichnet  die  Schwingungen  der  Phonographenmembran 
photographisch  auf  einer  bewegten  Platte  auf.  Zu  diesem  Zwecke  be- 
festigt er  auf  der  Membran  einen  kleinen  Spiegel  und  konzentriert  das 
von  diesem  reflektierte  Licht  durch  eine  Linse  auf  die  photographische 
Platte.  Die  Methode  wird  später  von  L.  Hermann  (s.  1889  H.)  zu  ein- 
gehenden phonophotographischen  Untersuchungen  benutzt. 

—  August  von  Borriot  erfindet  eine  nach  ihm  benannte  Gewichtsbremse  für 
Eisenbahnzflge. 

—  Nachdem  Partech  und  Haidinger  (1846)  in  dem  Meteoreisen  von  Arva  in 


798     — 

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1882 

Ungarn  kleine  Graphitkrystalle  entdeckt  hatten,  gelingt  es  Aristide  Bräiina, 
in  denselben  Meteoriten  kleine  Diamanten  aufzufinden.  Seine  Entdeckung 
wird  1891  bestätigt,  indem  man  in  den  im  Canon  del  Diablo  in  Arizona 
aufgefundenen  Meteoriten  ebenfalls  Diamanten  findet. 
1882  Brotterhood  konstruiert  im  Anschluß  an  seine  Dreizjlindermascbine  (s.  1873B.) 
das  erste  hydraulische  Spill  (Dreizylinderspill),  bei  welchem  die  Zylinder 
wagerecbt  unter  120"  gegeneinander  liegen  und  mit  einfach  wirkenden 
Druckkolben  ausgestattet  sind.  Die  Einfachheit  der  Maschine  verschafft 
ihr  sehr  große  Verbreitung. 

—  Andrews  Campbell,  Wolettoy  und  Lyon  bringen  an  Unterseebooten  zum  Zwecke 
des  Tauchens  und  Wiederemporsteigens  äußerlich  vier  metallene  Zylinder 
an,  welche  teleskopartig  nach  Bedarf  ausgezogen  oder  eingeholt  werden 
können.  Hierdurch  läßt  sich  die  von  dem  Fahrzeug  verdrängte  Wasser- 
menge nach  Belieben  vermindern  oder  vergrößern,  was  ein  Sinken  oder 
Steigen  des  Bootes  zur  Folge  hat. 

—  Stanislao  Canniznr«  und  seine  Schüler,  insbesondere  Amerigo  Andraocd, 
L.  FraneuconI  und  demente  Montemarflnl  durchforschen  in  den  Jahren 
1882 — 1904  die  Santoningruppe  nach  allen  Richtungen  und  tragen  zur 
Aufklärung  der  Konstitution  des  Santonins  nnd  seiner  Derivate  bei. 

—  Carponi  gibt  ein  Verfahren  zur  Herstellung  künstlicher  Schaumweine  an, 
nach  welchem  der  Wein  auf  —  6°  C.  abgekühlt  und  die  Kohlensäure  bei 
einem  Überdruck  von  nur  einer  Atmosphäre  eingepumpt  wird. 

—  Chanalllar  baut  einen  Abdampf  apparat,  der  namentlich  in  der  Farbholzextrakt - 
fabrikation  eine  große  Rolle  spielt.  Eine  Mulde  enthält  die  einzudampfende 
Flüssigkeit;  in  ihr  bewegen  sich  in  langsamen  Umdrehungen  eine  Reihe  von 
doppeltkonvexen  Dampfplatten,  die  auf  einer  gemeinsamen  Achse  sitzen 
und  an  der  Seite  eine  Art  Eimer  haben,  die  beim  Durchgang  durch  die 
Flüssigkeit  diese  in  sich  aufnehmen  und  sie  in  dünner  Schicht  über  die  er- 
hitzten Dampfplatten  gießen,  wodurch  das  Eindampfen  sehr  beschleu- 
nigt wird. 

—  Da  das  gewöhnliche  Bessemerverfahren  die  Herstellung  kleiner  Blöcke 
von  200  bis  300  kg  nicht  gestattet,  mußte  bei  der  steigenden  Bedeutung 
der  Flußmetalle  für  kleine  Werke  ein  Verfahren  gesucht  werden,  mit  klei- 
neren Convertern  unter  günstigen  ökonomischen  Bedingungen  zu  arbeiten. 
Der  erste  dieser  Prozesse  war  der  1879  zu  Avesta  in  Schweden  ausgeführte 
Avestaprozeß,  der  sich  jedoch  nicht  bewährte;  dagegen  hat  sich  der  von 
Clapp  und  firitflth  erfundene  Clapp-Grifflth -Prozeß  mit  feststehenden  1'/^ 
bis  3-Tonnen-Ofen  mit  kontinuierlichem  Schlackenabfluß  und  Anwendung 
von  wechselbaren  Böden  gut  bewährt.  Bei  diesem  Verfahren  wird  mit 
geringer  Windpressung  gearbeitet. 

—  Julius  Cohnholm  sondert,  einem  früheren  Vorschlage  von  Klebs  entsprechend, 
aus  der  Reihe  der  aus  formativen  pathologischen  Prozessen  entstandenen 
Geschwülste  (s.  1863  V.)  die  durch  Übertragung  eines  Virus  (Tuberkulose, 
Syphilis,  Lepra  usw.)  erzeugten  Geschwülste  unter  dem  Begriffe  der  In- 
fektionsgeschwülste  ab.  Mit  dem  Nachweis  der  spezifisch  pathogenen 
Mikroorganismen  wird  die  vollständige  Erkenntnis  der  Genese  dieser  Ge- 
schwülste erreicht. 

—  A.  Colsoii  zeigt,  daß,  wenn  Eisenstäbe  in  Kohlenstoff  auf  nur  250°  C.  er- 
hitzt werden,  der  Kohlenstoff  schon  mit  sehr  großer  Geschwindigkeit  [in 
das  Eisen  diffundiert. 

—  Die  Compagnte  gMnt»  tut  Kaolint  4'Auvorxn«  errichtet  an  Stelle  der  bis- 
herigen Naßechlämmung  eine  Kaolinschlämmung  mittels  Luftstroms  (Wind- 
separator).    Diese  Windseparation  führt  sich  allmählich  in  den  Porzellan- 

—     799    — 


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1882 

fabriken  ein;  einer  der  besten  neueren  Windseparatoren  wird  yon  Hnm- 
ford  und  Moodie  1890  konstruiert. 
1882  Der  nordamerikanische  Paläontolog  Edward  Drinker  Copi  gibt  anf  Grund 
langjähriger  Studien  an  fossilen  Wirbeltieren  eine  geistvolle  Erklärung  der 
„Kinetogenese",  d.  h.  der  allmählichen  Entwicklung  und  Umgestaltimg  des 
inneren  Skeletts  und  des  G-ebiases  der  Wirbeltiere. 

—  Marcel  Dipraz  stellt  in  München  einen  Dampfhammer  aus,  der  durch  die 
Wirkung  elektrischer  Spiralen  gehoben  wird,  deren  Zahl  je  nach  der  eu  ent- 
wickelnden Kraft  nach  Belieben  geändert  werden  kann. 

—  Alexander  Dick  stellt  eine  Legierung  aus  56  Teüen  Kupfer,  49  Teilen  Zink 
und  je  1  Teil  Eisen,  Mangan  und  Blei  dar,  die  goldgelb  ist,  sich  heiß  und  kalt 
walzen,  zu  Draht  ziehen,  in  Botglut  schmieden,  ausstanzen  und  pressen  l&ßt 
und  auch  für  kleine  Güsse  brauchbar  ist.  Wegen  ihrer  Widerstandsfähigkeit 
gegen  saure  G-rubenwässer  und  Seewaaser  wird  diese  „Deltametall"  ge- 
nannte Legierung  zu  SchifFsbeschlägen,  Schiffsschrauben,  Maschinen- 
teilen usw.  viel  angewandt. 

—  Comelio  August  DWtir  macht  zu  wissenschaftlichen  Zwecken  Yersuohe  nüt 
elektrischer  Scheidung  von  Mineralien  und  sucht  durch  Permeabilitäts- 
bestimmungen  eine  Gruppierung  der  Mineralien  nach  ihrer  Magnetisierbar- 
keit zu  ermöglichen. 

—  Georg  Dragandorff  arbeitet  über  die  Beziehungen  zwischen  den  chemischen 
Bestandteilen  und  den  botanischen  Eigentümlichkeiten  der  Pflanzen  und 
ist  insbesondere  auch  auf  dem  G«biete  der  Pflanzenanalyse  tätig.  Seine 
Erfahrungen  hierüber  faßt  er  in  dem  Werke  „Qualitative  und  Quanti- 
tative Analyse  von  Pflanzen  und  Pflanzenteilen"  zusammen. 

—  Frederick  E.  Duckbun  verbessert  die  pneumatische  Getreide-  und  Saat- 
förderungsvorrichtung.  (S.  1878  B.)  Er  konstruiert  einen  pneumatischen 
Elevator  mit  biegsamen,  innen  mit  einer  gelenkartig  gegliederten  Blechhaut 
ausgefütterten  Schläuchen,  in  welchen  das  Getreide  aus  Schiffen  zum  Speicher 
befördert  wird.    Der  Elevator  erlangt  für  Seehäfen  große  Bedeutung. 

—  Emile  DuciMX  arbeitet  über  die  Mikroorganismen  der  Käsereifung,  welche 
in  Aerobien,  die  zu  ihrem  Wachstum  den  Zutritt  der  Luft  bedürfen,  und 
in  Anaerobien,  die  bei  Luftabschluß  vegetieren,  unterschieden  werden.  (S.a. 
1861 P.)    Er  stellt  eine  Theorie  über  die  Käsebildung  auf. 

—  Owliaiii  konstruiert  einen  Regulator  für  Schiffsmasohinen,  der  von  Durham, 
ChurcMQ  &  Co.  1891  wesentlich  verbessert  wird  und  dem  Maschinisten 
die  Veränderung  des  Ganges  der  Maschine  so  rechtzeitig  angibt,  daß  er 
sofort  eingreifen  kann.  Andere  gute  Regulatoren  für  Hilfsmasohinen  sind 
die  von  Dunlop  und  Brown  brothers  &  Co. 

—  Thomas  Alva  Edltm  konstruiert  unterirdische  Yerteilungsnetze  für  elek- 
trische Beleuchtung  durch  Einbetten  des  blanken  Kupferleiters  in  Kanäle, 
die  mit  Asphalt  ausgegossen  werden. 

—  George  Elllot  in  Newcastle  schlägt  zur  Steingewinnung  das  Absprengen 
mit  ungelöschtem,  fein  gepulvertem,  unter  bedeutendem  Druck  zu  Patronen 
gepreßtem  Kalk  vor,  wobei  nach  dem  Einbringen  der  Kalkpatronen  Wasser 
in  das  Bohrloch  geleitet  wird. 

—  James  Alfred  Ewing  konstruiert,  nachdem  er  1879  ein  Vertikalpendel  mit 
Astasierung  als  Seismographen  angegeben  hatte,  einen  Doppelpendel-Seismo- 
graphen, der  von  John  Milne  (s.  1886  M.)  noch  verbessert  wird.   (S.  1841  F.) 

—  Karl  Exmr  erklärt  das  Funkeln  der  Sterne  durch  die  unregelmäßigen 
Brechungen,  welche  die  von  einem  Fixstern  ausgehenden  Lichtstrahlen  in 
den  verschiedenen  Teilen  der  Atmosphäre  erfahren,  die  infolge  der  be- 
ständig wechselnden  Dichte,  Temperatur  und  Feuchtigkeit  verschiedenes 
Lichtbrechungsvermögen  haben. 

—     800     — 


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1888 

1882  Camille  Faim  verbessert  den  Planta' sehen  Akkumulator,  indem  er  das 
Bleisuperoxyd,  das  sich  bei  Planta  (s.  1859  P.)  erst  nach  der  Ladung 
bildet,  schon  beim  Aufbau  der  Zellen  in  Form  der  billigen  Mennige  (Yer- 
bindung  von  Bleioxyd  und  Bleisuperoxyd)  auf  die  negative  Elektrode  anf- 
streicht.  Er  überträgt  sein  Patent  der  Electrical  Power  Storage  Com- 
pany,  die  fortan  diese  Akkumulatoren  fabrikmäßig  erzeugt. 

—  E.  FMBiMr  macht  das  Wollaston'sche  Verfahren  (s.  1802  W.)  zur  Unter- 
suchung doppeltbrechender  Erystalle  verwendbar  und  zwar  durch  eine 
Vorrichtung,  welche  gestattet,  die  mit  dem  Prisma  in  Berührung  gebrachte 
Erystallplatte  in  ihrer  eigenen  Ebene  meßbar  zu  drehen.  Der  Feußner'sche 
Apparat  wird  1884  von  Liebisch  vervollkommnet. 

—  Da  die  von  Bunsen  gefundene  Methode  (s.  1861  B.),  Magnesium  aus  dem 
geschmolzenen  Chlorid  herzustellen,  sich  praktisch  nicht  bewährt,  schlägt 
Ferdinand  FiaciMr  vor,  das  Metall  aus  einer  Schmelze  von  CamaUit  (Mag- 
nesium-Ealinm-Doppelchlorid)  elektrolytisoh  zu  gewinnen.  Die  Methode 
wird  1883  von  Graetzel,  namentlich  in  bezug  auf  die  Apparate,  ver- 
vollkommnet. 

—  Walter  Ftammlnc  in  Kiel  untersucht  die  von  Schneider  entdeckten,  bei 
Vermehrung  und  Teilung  des  Zellkems  auftretenden  eigenartigen  und 
typischen  Veränderungen  und  faßt  dieselben  als  Eemsegmentierung  auf. 
Die  BUder  der  Verwandlung  in  den  verschiedenen  Phasen  geben  eine  An- 
schauung von  dem  Wirken  der  mechanischen  Kräfte  auch  im  kleinsten 
biologischen  Komplex. 

—  F.  A.  Fouqirf  und  MlclWl>Uvy  erzeugen  verschiedene  in  Eruptiv-Gesteinen 
vorkommende  Mineralien,  wie  Feldspat,  Augit,  Leucit,  Nephelin,  Granat 
auf  künstlichem  Wege,  und  zwar  in  einer  bis  auf  die  mikroskopische 
Struktur  mit  den  natürlichen  Gesteinen  übereinstimmenden  BeschaSen- 
heit,  indem  sie  Gemenge  der  chemischen  BeständteUe  der  betreffenden 
Mineralien  zusammenschmelzen. 

—  FriMM  und  UulMtaif  erhalten  durch  Zerlegung  des  Siliciumhexajodürs  mit 
Wasser  die  Siliciumoxalsäure  Si^OtHj,  die  einen  weißen  amorphen  Körper 
darstellt. 

—  Eonrad  OautlCh  in  München  erfindet  ein  Imprägnierungsverfahren,  um  das 
Holz  bis  auf  den  Kern  absolut  feuerfest  zu  machen.  Bei  den  angestellten 
Versuchen  zeigt  sich,  daß  das  präparierte  Holz  nicht  einmal  unter  der 
Hitzentwicklung  eines  Bunsen'schen  DreUochbrenners  zum  Entflammen  ge- 
bracht werden  kann. 

—  tayM  nnd  Dopctit  studieren  eingehend  den  Prozeß  der  Denitrifikation  (s. 
1814  D.)  und  erkennen,  daß  die  Stickstoffbildung  aus  den  Kitraten  erfolgt. 
Sie  züchten  aus  der  Ackererde  zwei  anaerobe  Bakterien,  die  diese  Denitri- 
fikation bewirken:  Bacterinm  denitriflcans  a  und  ß. 

—  John  SJan  erfindet  die  Ausgleichgräben  (Soaking  pits)  ohne  oder  mit 
Zufeuemng,  durch  welche  ein  Teil  der  Hitze  der  Flußstahlblöcke  für  die 
Weiterverarbeitung  nutzbar  gemacht  wird,  und  durch  welche  bei  starkem 
imd  regelmäßigem  Betrieb  die  Zwischen-Wärmöfen  überflüssig  gemacht 
werden. 

—  Themistokles  Qluck  fördert  die  Chirurgie  der  obem  Luftwege  durch  Re- 
sektion, Exstirpation  und  Plastik  bei  bösartigen  Geschwülsten,  Tuber- 
kulose und  Syphilis.  Er  erfindet  den  Ersatz  von  Defekten  der  Nerven 
und  besonders  der  Sehnen  durch  implantierte  Fremdkörper  (seidene  Sehnen). 

—  Eugen  QolMaln  beobachtet  die  Reflexion  der  Eathodenstrahlen  an  der 
Oberfläche  von  Isolatoren  und  Leitern.  Diese  Reflexion  wird  später  von 
Campbell  Swinton  (1899),  Hermann  Starke  (1900)  und  Austin  und  Starke 
(1902)  quantitativ  untersucht. 

Darmitaedter.  51 

—    801     — 


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1882 

1882  Paul  QQBhMt  lernt  auf  einer  Expedition  nach  dem  zentralen  Andes- 
gebiet,  dessen  tätige  und  erloschene  Vulkane  er  besucht,  den  BüBer- 
Bchnee(Nieve  penitente)  kennen,  eine  den  europäischen  Gletscherphänomenen 
entsprechende  Bildung,  die  durch  Längs-  und  Querfurchung  infolge  hef- 
tiger über  die  Schneefläche  wehender  Winde  entsteht. 

—  August  Haarmann  verbessert  die  Querschwellenanordnung  des  Eisenbahn- 
oberbaus durch  die  Einführung  der  nach  ihm  benannten  Hakenplatte,  die 
eine  sehr  einfache  Befestigung  der  Schienen  mit  der  Schwelle  gestattet. 

—  Walter  Noel  Harttey  wendet  Wasserstoffsuperoxyd  als  Reagens  auf  Ceiionen 
an,  wodurch  ein  unschätzbares  Hilfsmittel  für  die  qualitative  Analjrse  der 
seltenen  Erden  gegeben  wird. 

—  HautolMiilla  und  Ghappvis  stellen  mittek  flüssigen  Äthylens  das  Ozon  in 
flüssigem  Zustande  dar.  Später  gelingt  es,  diesen  Körper  durch  flüssige 
Luft  in  genügend  reinem  Zustande  zu  erhalten,  um  seinen  Siedepunkt 
(Troost  1898)  und  seine  Dichte  (Ladenburg  1899)  zu  bestimmen.  Laden- 
burg leitet  aus  der  von  ihm  gefundenen  Dichte  das  Molekulargewicht 
O,  ab. 

—  Haycraft  untersucht  die  Beziehungen  zwischen  den  Creschmacksempfindungen 
und  der  chemischen  Konstitution  der  anorganischen  und  organischen  Körper. 
Er  findet,  daB  die  KohlenstoSverbindungen ,  welche  übereinstimmende 
Gesohmacksempflndungen  hervorrufen,  einer  Gruppierung  der  Elemente 
angehören,  und  daß  bei  süßscbmeckenden  Substanzen  namenthch  die 
Gruppe  CHjOH  in  Betracht  kommt. 

—  Max  Haydnck  zeigt,  daß  es  möglich  ist,  durch  Steigerung  der  StiokstofFgabe 
in  den  Xährflüssigkeiten,  gegeben  in  der  Form  von  Asparagin,  den  Stick- 
stoflgehalt  der  Hefe  ungemein  zu  erhöhen,  daß  weiter  die  Gärkraft,  d.  h. 
die  ohne  Vermehrung  der  Hefezellen  in  einer  Zuckerlösung  in  der  Zeit- 
einheit hervorgerufene  Gärung,  proportional  dem  Stickstoffgehalt  steigt 
und  fällt. 

—  Hermann  von  Htimholii  nimmt  seine  früheren  Versuche  über  die  chemischen 
Erscheinungen  in  galvanischen  Elementen  (s.  1847  H.)  wieder  auf  und  er- 
gänzt den  von  Thomson  (s.  1850  T.)  aufgestellten  Satz  dahin,  daß,  wenn 
die  Stromwärme  größer  ist  als  die  chemische  Wärme,  die  elektromotorische 
Kraft  mit  steigender  Temperatur  wachsen  muß,  daß  hingegen,  wenn  die 
Stromwärme  kleiner  ist,  die  elektromotorische  Kraft  mit  steigender  Tem- 
peratur abnehmen  muß.  Jahn  (1886)  weist  die  Eichtigkeit  dieses  Satzes  nach. 

—  Heinrich  Harti  sucht  ein  absolutes  Maß  für  die  Härte  zu  entwickeln,  indem 
er  von  den  Spannungen  ausgeht,  welche  an  der  Berühningsstelle  elastischer 
Körper  entstehen,  wenn  man  eine  kugelförmig  begrenzte  Linse  auf  die 
Fläche  eines  Körpers  legt  und  nun  auf  die  Linse  einen  Druck  ausübt. 
(Vgl.  auch  1894  A.) 

—  Oswald  HMia  macht  eingehende  Mitteilungen  über  das  aus  Argentinien 
wegen  seines  beträchtlichen  G«rbstoffgehaltes  vielfach  importierte  Que- 
brachoholz,  von  dem  zwei  Sorten,  Quebracho  blanco  und  Quebracho 
Colorado,  in  den  Handel  kommen.  Die  erste  Sorte  stammt  von  Aspido- 
sperma  Quebracho  Schlechtd.,  die  letztere  von  Loxopterygium  Lorentzii  Gr. 
(Vgl.  auch  1880  P.) 

—  Friedrich  Hobmann  führt  gewisse  Organe  des  Linearplanimeters  (s.  1814  H.) 
in  den  Mechanismus  des  Polarplanimeters  ein  und  konstruiert  das  sogenannte 
Präzisions-Polarplanimeter,  das  die  einfache  Bauart  des  Polarplanimeters 
mit  der  Genauigkeit  des  Linearplanimeters  verbindet.  Das  Instrument 
wird  von  Coradi  in  Zürich  hergestellt. 

— -  Johann  Horbaenwtkl  stellt,  auf  Streckers  Beobachtungen  (s.  1868  St.) 
fußend,  durch  Zusammenschmelzen  von  Glykokoll  und  Harnstoff  bei  220* 

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1888 

bis  230"  C.  HamBänre  synthetisch  dax.  1886  erh&lt  er  die  Säure  auch  durch 
Erhitzen  von  Triohlonuilchsäureamid  nnd  Harnstoff. 
1882  James  HomImi  richtet  anf  dem  Dampfer  „New  York  City"  eine  Fenernng  ein, 
bei  welcher  er  den  ünterwind  durch  die  den  Kessel  verlassenden  Heizgase 
vorwärmt  und  erzielt  damit  so  günstige  Besultate,  daß  seine  Feuerung 
sich  vielfach  einführt.  In  Deutschland  wird  dieselbe  durch  die  Ccebrüder 
Sachsenberg  in  RoBlau  verbreitet.  Ähnliche  Vorwärmeanlagen  werden 
von  Wyllie,  Green,  Hoadley,  Spence  u.  a.  ausgeführt. 

—  Frank  Jacofe  in  London  nimmt  ein  Patent  auf  ein  Verfahren  zur  Mehrfaoh- 
Telephonie,  wonach  es  möglich  ist,  zwei  Femsprech-Doppel-Leitungen  zu 
einem  dritten,  und  unter  Benutzung  der  Erde  als  Büokleitung  sogar  zu 
onem  vierten  Femspreoh- Kreise  zn  benutzen. 

—  Der  ungarische  Musiker  Paul  vm  Janktf  erfindet  die  nach  ihm  benannte 
Klaviatur  für  das  Pianoforte,  welche  aus  sechs  übereinander  liegenden 
Tastenreihen  besteht. 

—  Paul  JtMrlcb  und  C.  A.  MtliMrt  gewinnen  aus  Kokos-  und  Palmkemöl  ein 
Speisefett,  indem  sie  diese  öle  mit  überhitztem  Wasserdampf  behandeln 
und  darauf  zur  Bindung  freier  Fettsäuren  mit  0,26°/o  Magnesia  versetzen. 
Das  Verfahren  wird  später  von  Schlieck  verbessert;  die  nach  dem  ver- 
besserten Verfahren  gewonnenen  Fette  „KokosnuBbutter"  und  „Palmin" 
finden  weite  Verbreitung  für  Speisezweoke. 

—  Der  Berliner  Astronom  Otto  Jmm  erklärt  die  leuchtenden  oder  irisierenden 
Nachtwolken.  Er  findet,  daB  dieselben  in  sehr  beträchtUoher  Höhe 
schweben,  wenn  er  auch  nicht,  wie  Henrik  Mohn  im  gleichen  Jahre,  Höben 
von  100 — 140  km  annimmt. 

—  Kalth  arbeitet  eine  Methode  aus,  um  Werkblei  auf  elektrolytischem  Wege 
zu  entsilbem  und  zu  raffinieren.  Doch  dürfte  diese  Methode  gegenüber 
dem  einfachen  Prozeß  der  Werkbleientsüberung  durch  Zink  (s.  1860  P.) 
in  den  Hintergrund  treten. 

—  August  von  KckuM  klärt  bei  weiterer  Ausarbeitung  seiner  Hypothese 
(s.  1866  K.)  die  Konstitution  der  von  Mitscherlich  (s.  1834  M.)  entdeckten 
Azoverbindungen,  sowie  die  der  von  GrieB  (s.  1867  G.)  entdeckten  Diazo- 
verbindungen  auf. 

^  Der  Zivilingenieur  C.  Klay  in  Bonn  konstruiert  einen  Ventilator,  bei  welchem 
die  Einführung  der  Luft  in  die  Saugkanäle  durch  einen  spiralförmigen  £in- 
laufsraum  erfolgt. 

—  Nachdem  schon  Klencke  (s.  1843  K.)  und  VUlemin  (e.  1867  V.)  die  Mög- 
lichkeit der  Übertragung  der  Tuberkulose  durch  Überimpfung  konsta- 
tiert und  Cohnheim  und  Salomonsen  (1877)  die  Wahrscheinlichkeit  eines 
spezifischen  Mikroorganismus  bei  Tuberkulose  betont  hatten,  gelingt  es 
Robert  Koch,  den  Tuberkelbacillus  zu  entdecken  und  rein  zu  züchten.  Er 
zieht  aus  seinen  Untersuchungen  den  SchluB:  „Wir  können  mit  Fug  nnd 
Recht  sagen,  daß  die  Tuberkelbacillen  nicht  bloß  eine  Ursache  der  Tuber- 
kulose, sondern  die  einzige  Ursache  derselben  sind,  imd  daß  es  ohne 
Tuberkelbacillen  keine  Tuberkulose  gibt." 

—  Robert  Koch  weist  in  skrofulösen  Drüsen  den  Tuberkelbacillus  nach,  wo- 
mit die  Drüsenskrofulose  endgültig  in  den  Bereich  der  Tuberkulose  ein- 
gereiht wird.     (S.  1867  V.) 

—  Horace  Koachlln  verbessert  die  Bleicherei  der  Baum  wollzeuge,  indem  er  an 
Stelle  des  einfachen  Auskochens  der  Baumwolle  mit  Natronlauge  das 
Dämpfen  der  mit  Natronlauge  imprägnierten  Gewebe  einführt,  wobei,  um 
die  Oxydation  der  CeUulose  zu  vermeiden,  reduzierende  Mittel  und  Arbeit 
in  geschlossenem  Kessel  bei  mäßigem  Druck  und  steter  Feuchthaltung  der 
Ware  benutzt  werden.    Die  Apparate  für  diese  Art  der  Bleicherei  werden 

51« 

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1882 

von  Mather  und  Platt  gebaut,  yne  z.  B.  der  sogenannte  Mather-Kier,  in 
dem  das  Dämpfen  der  Ware  erfolgt.  Das  von  Thompson  1884  angegebene 
Bleichverfahren  ist  lediglich  eine  Modifikation  obiger  Methode. 
1882  Wilhelm  Krttt  empfiehlt  an  Stelle  des  PilotbaUons  (s.  1879  B.)  den  Drachen- 
flieger und  begründet  seine  Ansicht  in  Wort  und  Schrift,  sowie  auch  prak- 
tisch durch  den  Bau  kleiner  freifliegender  Modelle. 

—  Karl  Johann  August  Lanpnkiicb  führt  zuerst  die  Exstirpation  der  Gallen- 
blase mit  Erfolg  durch.  Bereits  1667  hatte  Teokop  in  Leiden  die  Gallen- 
blase bei  einem  Hunde  exstirpiert. 

—  William  Clement  Lty  beschäftigt  sich  mit  Beobachtung  der  Wolken  und 
vervollkommnet  die  Howard'sche  Nomenklatur.  (S.  1802  H.)  Für  die 
Zwecke  des  Fachmanns  wird  von  den  Meteorologen  aUer  Länder  eine 
Einteilung  vereinbart,  welche  höchste  Wolken,  wozu  Cirrus  und  Cirro- 
stratus  gehören,  mittelhohe  Wolken  mit  Cirrocumulus,  Altocumnlus  und 
Altostratus,  niedrige  Wolken  mit  Stratocumulus  und  Nimbus,  Wolken 
des  aufsteigenden  Luftstroms  mit  Cumulus  und  CumulonimbuB  und  end- 
lich Stratus,  d.  i.  Wolken  horizontaler  dünner  Wolkenlage,  unterscheidet. 

—  Oskar  Lltbrtlcll  entdeckt,  daß  reines  Wollfett,  welches  er  durch  Zentrifn- 
gieren  der  Wollwasohwässer  herstellt,  durch  Kneten  mit  Wasser  andere 
physikalische  Eigenschaften  annimmt,  die  es  zur  Salbengrundlage  geeignet 
machen,  und  führt  ein  solches  Gemenge  unter  dem  Namen  „Lanolin"  in 
die  Therapie  ein.  Er  überträgt  sein  Patent  der  Firma  JalK  ft  D$mttmHm, 
der  es  gelingt,  das  Lanolin  auch  als  Basis  für  Parfümerien  populär  zu. 
machen. 

—  Nachdem  die  Pariser  Akademie  bereits  im  Jahre  1773  beschlossen  hatte, 
die  ihr  zugehenden  angeblichen  Lösungen  des  Problems  der  Quadratur 
des  Zirkels  nicht  mehr  zu  prüfen,  bringt  der  Mathematiker  Ferdinand 
UnMfflann  in  Freiburg,  auf  Untersuchungen  von  Hermite  (s.  1863  H.) 
gestützt,  den  Nachweis  der  Transcendenz  der  Zahl  n  und  damit  den  end- 
gültigen Beweis,  daB  die  Quadratur  des  Kreises  mit  alleiniger  Anwendung 
von  Zirkel  und  Lineal  und  mit  einer  endlichen  Zahl  von  Prozessen 
unmöglich  ist. 

—  David  Undiay  macht  auf  Veranlassung  von  Sir  Thomas  Eider  in  den  Jahren 
1882—91  ausgedehnte  Fahrten  in  Australien.  Er  erforscht  1882/83  Am- 
hemsland,  1886  den  Mac  ArthurfluB  und  1891  in  Gresellschaft  von  R.  Browne 
Westaustr  allen. 

—  Friedrich  August  J.  LSIftar  beschreibt  den  Bacillxis  des  SohweinerotlaufB 
und  den  Erreger  der  deutschen  Schweineseuche  und  erzielt  deren  Rein- 
Züchtung. 

—  Friedrich  August  J.  LMItor  und  W.  SchOii  entdecken  den  Rotzbacülus, 
züchten  ihn  außerhalb  des  Organismus,  übertragen  ihn  von  den  künstlichen 
Kulturen  aus  mit  Erfolg  auf  Tiere  und  erbringen  so  den  Beweis  für  seine 
besondere  Bedeutung. 

—  Victor  Mayar  erhält  aus  Aldehyden  und  Kitonen  durch  Hydroxylamin 
Isonitrosoverbindungen ,  die  er  als  Oxime  bezeichnet  und  mit  Rücksicht 
auf  ihre  Herkunft  in  Aldoxime  und  Ketoxime  unterscheidet.  Die  Gruppe 
der  Oxime  wird  namentlich  von  Beckmann  und  von  Victor  Meyer  selbst 
mit  K.  Auwers  weiter  ausgebaut.  Mit  Schwefelsäure  und  Salzsäure  er- 
leiden nach  Beckmann  die  Oxime  eine  ümlagerung  in  Säureamide. 

—  Der  bayrische  Major  Armand  Ml*f  und  der  Chemiker  Hugo  Bitchoff  nehmen 
ein  Patent  auf  die  Herstellung  von  Wolframgeschossen,  indem  sie  Wolfram- 
pnlver  in  eine  der^  äußeren  Geschoßform  entsprechende  Metallhülse  ein- 
pressen. Die  Idee  ist  in  Anbetracht  des  hohen  spezifischen  Gewichts  de« 
Wolframs    (19,13    gegenüber    Blei    11,35)    möglicherweise    berufen,    ein- 

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■  1888 

schneidende  UmwälzTingen  auf  dem  Gebiete  des  Wafienwesens  hervor- 
zurufen. Zurzeit  stehen  der  praktischen  Verwertong  noch  die  hohen  Her- 
stellungskosten entgegen. 
1882  H.  MOHar-ThiufMi  beobachtet,  daß  die  in  den  Chlorophyllkömem  der 
Blätter  gebildete  Stärke  tn  Form  von  Zucker  in  die  Pflanze  einwandert, 
was  Ton  J.  von  Sachs  bestätigt  wird. 

—  Gustav  NMbir  entwickelt  die  aseptische  Wundbehandlung  und  erbaut 
dafür  1886  in  Kiel  ein  besonders  eingerichtetes  Hospital,  in  welchem  vor 
allem  die  Erreichung  vollständiger  Keimfreiheit  (Sterilität)  aller  G-egen- 
stände,  die  mit  der  Wunde  in  Kontakt  kommen,  sowie  auch  die  Keim- 
freiheit der  Hand  des  Operateurs  angestrebt  werden.  (S.  a.  1847  S.) 

—  Georg  Balthasar  von  Nwmayw,  der  es  sich  zur  Lebensaufgabe  gemacht 
hat,  die  magnetische  Erforschung  der  Erde  zu  vervollständigen,  und  dem 
es  zu  verdanken  ist,  daß  auf  allen  Forschungsreisen  der  Erdmagnetismus 
einen  wesentlichen  Teil  des  Arbeitsplanes  bUdet,  organisiert  das  erste 
internationale  Polarjahr  1882/83  zur  magnetischen  Erforschung  der  Nord- 
polargegenden und  späterhin  das  zweite  Polaijahr  1902/03  zur  Erforschung 
der  Antarktis  organisiert. 

—  Nachdem  Drebbel  (s.  1622  D.)  das  erste  Unterwasserboot  und  Bushneil 
(s.  1776  B.),  Fulton  (s.  1801  F.)  und  Wilhelm  Bauer  (1861)  ähnliche  Boote 
gebaut  hatten,  die  jedoch  nur  kurze  Zeit  unter  Wasser  bleiben  konnten, 
gelingt  es  dem  schwedischen  Ingenieur  Thorsten  NorttnfMt,  Unterseeboote 
in  der  Form  von  Fisch torpedos  zu  konstruieren,  welche  durch  das  weoh 
selnde  Spiel  von  Wasserballast  gesenkt  und  gehoben  werden  können.  (Vgl 
auch  1832  C.)  Neuerdings  arbeiten  an  Lösung  dieses  Problems  nament 
lieh  Goubet,  Gustave  26d&,  Romazotti  (s.  1896  &.),  Maugas,  Bertin  u.  a 
(Vgl.  auch  1906  G.) 

^  Joseph  Franz  Maria  Parlach  untersucht  eine  größere  Anzahl  von  Bergen, 
die  einst  Gletscher  trugen,  um  das  Minimum  und  Maximum  der  Fim- 
grenze  zur  Eiszeit  zu  finden,  und  bestimmt  deren  Höhe  im  mittleren 
Deutschland  zwischen  1000  und  1200  m,  d.  i.  rund  1000  m  tiefer,  als  die 
Schneegrenze  heute  liegt. 

—  Paul  Pofct,  der  sich  im  April  von  Wißmann  (s.  1881  W.)  getrennt  hat, 
zieht  nach  dem  Lualaba  und  von  da  nach  Mukenge  am  Kassai,  wo  er 
eine  wissenschaftliche  Station  errichtet.  Von  hier  kehrt  er  nach  Loanda 
zurück,  um  sich  nach  Europa  einzuschiffen,  stirbt  aber  dort  kurz  nach 
seiner  Ankunft. 

—  Mn  sucht  die  Herstellung  von  Salpetersäure  aus  dem  Stickstoff  der  Luft 
technisch  auszugestalten.  Er  verwendet  als  Elektrizitätsquelle  einen 
Fnnkeninduktor  und  läßt  Funkenentladungen  und  dunkle  Entladungen 
gleichzeitig  auf  die  Luft  einwirken. 

—  Der  Geograph  Friedrich  Ratnl  begründet  die  Anthropogeographie,  d.  i.  die 
Wissenschaft  vom  Einfluß  des  Wohnorts  bez.  EUmas  auf  die  Entwicklung 
des  Menschen. 

—  Anthony  Recktniaun  konstndert  das  erste  erfolgreiche  Akkumnlatorenboot 
„Electricity",  das  bei  Yarrow  in  Millwall  gebaut  und  von  der  Electric 
Power  Storage  Company  ausgerüstet  wird  und  bei  der  Probefahrt  am 
28.  September  von  Millwall  nach  London  14,4  km  Schnelligkeit  erreicht. 
(S.  a.  1881  T.)  Er  macht  auch  die  ersten  Versuche,  Straßenbahnwagen 
mit  Akkumulatoren  zu  betreiben.     (S.  1834  J.) 

—  Die  RalcbMitnbahiMii  in  Elsaß -Lothringen  machen  die  ersten  Versuche  mit 
der  elektrischen  Beleuchtung  der  Eisenbahnwagen.  Die  Dynamomaschine 
wird  durch  eine  auf  der  Lokomotive  bez.  dem  Tender  untergebrachte 
schnelllanfende  Brotherhood-Maschine  angetriebeii. 

—    805     — 

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1882 

1882  Jacques  L.  Ravtrdln  und  A.  Rmrdln  verfolgen  die  Symptome,  die  der 
Totalexatirpation  der  Schilddrüse  folgen,  und  weisen  auf  deren  Ähnlichkeit 
mit  dem  Myxoedem  (s.  1878  O.)  hin.  Sie  stellen  im  Verein  mit  M.  Schiff 
auch  die  Bedeutung  der  Schilddrüse  für  die  innere  Sekretiou  fest. 

—  Bernhard  RMM  gelingt  als  erstem  die  blutige  Reposition  des  spontan 
laxierten  Hüftgelenks  und  1884  auch  die  des  traumatisch  luxierten  Hüft- 
gelenks. 

—  Alois  RMIar  baut  das  eiste  größere  Bessemer-Gebläse  mit  gesteuerten 
Ventilen  für  das  Stahlwerk  Heft  bei  Hüttenberg  in  Kärnten. 

—  Henry  Augustus  RmvUuid  stellt  eine  Teilmaschine  her,  die  mit  einer  bisher 
unübertroffenen  Genauigkeit  arbeitet  und  einen  engUsohen  Zoll  (26,1378  mm) 
in  43000  Teile  teilt. 

—  Henry  Augustus  Rowland  stellt  Beugungsgitter  auf  zylindrischen,  konkaven 
Flächen  her,  welche  die  Beugungsspektra  ohne  weiteres  objektiv  darstellen, 
so  daß  man  sie  auf  einen  Schirm  werfen  kann.  Er  bewirkt  hierdurch  einen 
wesentlichen  Fortschritt  in  der  Messung  der  unsichtbaren  Wellen.  Die 
Theorie  dieser  Eonkavgitter  gibt  Masoart  1883. 

—  Leopold  RQghtinwr  gelingt  es,  das  Piperin  aus  seinen  Spaltungsprodukten, 
dem  Piperidin  und  der  Piperinsäure,  synthetisch  zu  erhalten.  Die  Piperin- 
säure  wird  1894  von  Ladenburg  und  Scholz  durch  Kondensation  von 
Piperonal  mit  verdünnter  Sodalösuug  und  Erhitzen  des  entstandenen 
Piperonylacroleins  mit  Essigsäureanhydrid  und  Natrinmacetat  synthetisiert. 

—  Fr6d4ric  ««II  RyMribwsbo  bekämpft  die  schädlichen  Induktionen  in  Fem- 
sprechlinien  nicht  in  den  Drähten,  wo  sie  sich  geltend  machen,  sondern 
in  jenen  Drähten,  von  denen  sie  ausgehen,  und  macht  hierdurch  die  gleich- 
zeitige (simultane)  Benutzung  langer  Leitungen  für  Morsetelegraphie  und 
Telephonie  mögUch. 

—  Carl  SchalMar  erfindet  das  Strontianmonosaccharatverfahren,  das  eine  Zeit- 
lang im  Fabrikbetrieb  besteht,  dann  aber  wieder  g&nzlich  aufgegeben 
wird. 

—  SchWr  in  Barth  an  der  Ostsee  erfindet  eine  Düngerstreumaschine,  bei 
welcher  über  dem  oben  offenen  und  in  Führungen  vertikal  verschiebbaren 
Düngerkasten  sich  eine  schnell  rotierende,  mit  radialen  Zähnen  besetzte 
Walze  befindet,  die  den  Dünger  von  der  Oberfläche  des  Düngerkastens 
abstreicht  und  nach  hinten  auswirft.  Die  Ausstreumenge  wird  durch  die 
Geschwindigkeit  bestimmt,  mit  welcher  der  Kasten  sich  während  der  Fahrt 
nach  aufwärts  bewegt. 

—  Wilhelm  tebmMt  beschäftigt  sich  mit  der  Konstruktion  von  kleinen  Dampf- 
maschinen bis  herunter  zu  1  PS  und  benutzt  für  dieselben  das  Verfahren 
der  plötzlichen  Dampf entwioklung. 

—  C.  Schrankt  entdeckt  im  Laboratorium  der  Badisohen  Anilin-  und  Soda- 
fabrik das  Phenylrosindulin,  das  unter  dem  Namen  Azooarmin  G.  große  Be- 
deutung erlangt  und  den  ersten  Kepräsentanten  der  später  von  0.  Fischer 
und  E.  Hepp  näher  untersuchten  und  charakterisierten  Farbstoffe  der 
Rosinduline  darstellt. 

—  Alois  Sehiillsr  weist  durch  Versuche  einwandfrei  nach,  daß  das  „gelbe  Aisen" 
von  Bettendorf  (vgl.  1867  B.)  reines,  schwefelfreies  Arsen  ist  und  somit 
eine  wohldefinierte  dritte  Modifikation  des  Arsens  (vgl.  1867  H.)  darstellt. 

—  H.  Schulz  berichtet  über  die  therapeutischen  Wirkungen  der  Kakodylsäure, 
die  in  neuerer  Zeit  insbesondere  in  Frankreich  unter  dem  Namen  Arsy- 
oodüe  vielfach  als  Ersatz  der  arsenigen  Säure  verwendet  wird. 

—  Ma,ximi1ian  Schumann  (s.  1866  S.)  konstruiert  die  erste  Panzerlafette  (den 
sogenannten  1.  Cummersdorfer  Versuchsbau)  und  gibt  damit  einen  wich- 
tigen Anstoß  zur  Weiterentwicklung  des  Panzergeschützwesens. 


-     806     - 

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1882 

1882  Friedlich  SlMMiis  verbindet  sein  Regenerativprinzip  (s.  1856  S.)  mit  dem 
Reflektorprinzip  (8.  1873  J.)  und  konstruiert  daraufhin  einen  Refiektor- 
ofen,  der  das  Vorbild  für  viele  ähnliche  Konstruktionen  abgibt. 

—  Nachdem  schon  1868  Tschemoff  und  kurz  darauf  Stubbs  darauf  hinge- 
wiesen hatte,  daB  geschmolzene  Stahlmassen  nicht  gleichmäßig  erstarren, 
weist  George  J.  Smlut  durch  Versuche  und  Analysen  nach,  daß  die  Xeben- 
bestandteile  des  Eisens  sich  mehr  in  der  Mitte  und  am  Kopfe  der  Stahl- 
massen als  am  Boden  und  am  Rande  finden.  Diese  Wahrnehmungen  weisen 
erneut  auf  die  Wichtigkeit   einer  raschen  Abkühlung  der  Stahlgüsse  hin. 

—  Walther  Sprint  zeigt,  daß  sich  schon  durch  bloßes  Zusammenpressen 
gepulverter  Metalle  Legierungen  erhalten  lassen,  eine  Beobachtung,  die 
für  die  Theorie  der  Legierungen  von  großer  Wichtigkeit  ist.  So  erhält 
er  durch  Zusammenpressen  von  Wismut,  Cadmium  und  Zinn  im  Ver- 
hältnis der  Wood'schen  Legierung  bei  7500  Atmosphären,  Pulvern 
des  Metallblocks  durch  Feilen  und  abermaliges  Pressen  die  Wood'sche 
Legierung  mit  allen  ihren  Eigenschaften.  In  ähnlicher  Weise  stellt  er 
auch  Rose's  Legierung  dar. 

—  Mantoy  erfindet  das  Cbronothermometer  (thermometrische  Uhr).  Das  Pendel 
dieses  Apparates  ist  eine  Art  Lnftthermometer  und  so  eingerichtet,  daß 
bei  Ausdehnung  oder  Kontraktion  der  Luit  Quecksilber  aus  einem  niedrigen 
Gefäß  in  ein  höheres  gezwängt  oder  ihm  der  Zutritt  aus  dem  höheren  in 
das  niedrigere  gestattet  wird.  Dadurch  wird  der  Massenmittelpunkt  des 
Pendels  entsprechend  der  Temperaturändemng  verschoben,  so  daß  das 
Pendel  bei  Zunahme  der  Temperatur  schneller,  bei  Abnahme  langsamer 
schwingt.     Die  Pendelschwingungen  übertragen  sich  auf  ein  Zifferblatt. 

—  Isidore  84niw  fördert  durch  seine  Arbeiten  über  die  Entzündung,  die  Über- 
tragung von  Krankheiten  von  der  Mutter  auf  den  Foetus  und  über  die 
bösartigen  Geschwüre  die  pathologische  Anatomie. 

—  Julius  ThomiMi  veröffentlicht  seine  Messungen  der  Lösungs-  und  Bindungs- 
wärme chemischer  Verbindungen. 

—  Sophus  Trofflholt  stellt  in  den  Jahren  1882—84  wertvolle  Nordlicht- 
forschungen an,  zunächst  in  Koutokeino,  demnächst  in  Russisch-Lappland, 
Schottland  und  England. 

—  Vincenz  Wartha  gibt  eine  titrimetrische  Methode  für  die  Bestimmung  der 
Härte  des  Wassers,  die  1902  von  Pfeifer  noch  vervollkommnet  wird  und 
als  Wartha-Pfeifer'sche  Methode  bekannt  ist. 

—  George  WMtincheiiM  konstruiert  seine  mit  Preßluft  angetriebenen  und 
elektrisch  gesteuerten  Weichen-  und  Signal-Stellwerke  und  Streckenblock- 
signale, welche  zueist  auf  der  Pittsburg  Railroad  in  Amerika  eingeführt 
werden,  1901  aber  auch  den  Weg  nach  England  und  Deutschland  finden. 
(S.  a.  1876  W.) 

—  0.  Wattar  in  St.  Gallen  erfindet  die  Luftstickerei,  die  darauf  beruht,  daß 
nach  Ausführung  der  Stickerei  der  Grundstoff  auf  chemischem  Wege  auf- 
gelöst bez.  zerstört  wird,  so  daß  die  spitzenartige  Stickerei  zurückbleibt 
(Ätzspitzen.). 

—  Robert  WManhalin  fördert  durch  sein  Lehrbuch  über  die  Anatomie  der 
Wirbeltiere  die  vergleichende  Anatomie. 

—  C.  WaM  in  Zwickau  konstruiert  eine  Sicherh^tslampe  zur  Sohlagwetter- 
anz^ge^  die  mit  Benzin  gespeist  wird,  und  bei  der  die  Flamme  so- 
weit verkleinert  wird,  daß  nur  ein  kleines  Küppehen  übrig  bleibt.  Bei 
einem  Gehalt  von  l"/«  Grubengas  verlängert  sich  die  Flamme  und  bildet 
eine  sogenannten  Aureole.  1884  bringt  Wolf  an  der  Lampe  einen  Magnet- 
Verschluß  an,  der  ein  öffnen  der  Lampe  in  der  Grube  immöglich  macht. 

—     807     — 

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188« 

1883  Edmund  Douglas  ArehitaM  in  London  nimmt  die  Methode  von  Wilitou 
(s.  1749  W.)  wieder  auf,  um  mit  dem  Drachen  kleine  Anemometer  in 
Höhen  yon  300  bis  500  m  zu  heben.    (S.  a.  1882  E.) 

—  Adolf  von  Baeyar  stellt  die  Konstitationaformel  des  Indigblaus  auf. 

—  Friedrich  Backe  bildet  die  sogenannte  Ätzmethode,  d.  i.  die  Beobachtung 
der  auf  den  Flächen  von  Krystallen  unter  der  Einwirkung  lösender  oder 
zersetzender  Agentien  (Salzsäure,  Flußsäure  usw.)  entstehenden  regel- 
mäßigen, meist  mikroskopischen  Vertiefungen,  der  sogenannten  Ätzflguren 
aus,  die  in  Form  und  Lage  der  Symmetrie  der  ErystaUfläohen  entsprechen. 

—  Nachdem  mehrfach,  zuerst  1878  von  J.  P.  Bickman,  versucht  worden  war, 
Ammoniak  durch  Behandlung  glühender  Kohle  mit  Wasserdampf  za 
erhalten,  gelingt  es  Bailby,  die  Verkokung  von  Kohle  in  Wasserdampf  auf 
den  Oakbank-Works  in  großem  Maßstabe  erfolgreich  durchzuführen. 

—  Edouard  van  BaiMdM  fördert  durch  seine  Arbeiten  über  das  Wachstum 
der  Eizelle  und  deren  Befruchtung  und  Teilung  wertvolle  Tatsachen  über 
die  Entwicklung  des  mittleren  Keimblattes  in  den  einzelnen  Klassen  der 
Wirbeltiere  zutage. 

—  Nachdem  Maisonneuve  zuent  den  Vorschlag  gemacht  hatte,  bei  innerem 
Darmverschluß  eine  Anastomose  herzustellen,  und  Hacken  unter  Adel- 
mann's  Leitung  dies  an  Tieren  ausprobiert  hatte,  gelingt  es  Theodor  Blll- 
radi  und  gleichzeitig  Nicolaus  Sann,  die  erste  Darmanastomose  am  Menschen 
zwischen  Ueum  und  Colon  asoendens  herzustellen. 

—  Blackman  konstruiert  ein  mit  schaufeiförmig  gestalteten  Flügeln  versehenes, 
zur  Klasse  der  Schraubengebläse  gehöriges  Grebläse,  das  zur  Förderung 
großer  Luftmengen  bei  geringer  Spannungsänderung  geeignet  ist. 

—  Auf  der  Brlcliton  Raliway  in  England  werden  Versuche  zur  Beleuchtung  der 
Eisenbahnzüge  mit  elektrischem  G-lühlicht  vorgenommen.  Die  dazu  ver- 
wendeten Dynamomaschinen  werden  von  den  Wagenachsen  angetrieben. 
Eine  ganz  ähnliche  Einrichtung  wird  im  gleichen  Jahre  auf  den  zwischen 
Wien  und  Triest  verkehrenden  Zügen  von  De  Calo  getroffen.    (S.  a.  1882  R.) 

—  Die  Brüder  L^on,  Quentin  und  Arthur  Brin  stellen  synthetisch  Ammoniak 
dar,  indem  sie  feuchten  Stickstofi  über  erhitztes  Barytkohlegemisch  leiten. 

—  Carl  Bmlay  veranlaßt  durch  sein  Werk  „Die  Schiffsmaschinen"  einen 
wesentlichen  Fortschritt  in  der  Einrichtung  der  Kessel-  und  Maschinen- 
anlagen von  Kriegs-  und  Handelsschiffen. 

—  Calbarla  in  Hirschfeld  benutzt  zum  Buttern  zuerst  die  Zentrifugalkraft. 
Apparate  zu  gleichem  Zweck  werden  unter  der  Bezeichnung  Delaiteuse 
oder  Butterschleuder  von  1884  an  vielfach  gebaut.  Wer  die  Butterknet- 
bretter (Butterknettisohe)  zuerst  eingeführt  hat,  ist  nicht  festzustellen. 

—  Der  englische  Ingenieur  George  M.  Capail  in  Pattenham  nimmt  ein  Patent 
auf  den  nach  ihm  benannten  Ventilator  mit  Doppelschaufelkränzen,  welcher 
sowohl  in  England  als  auch  in  Deutschland  zur  Grubenbewetterung  viel- 
fach verwendet  wird. 

—  Heinrich  Cara  erhält  durch  Erhitzen  des  aus  Orthophenylendiamin  ent- 
stehenden roten  Oxydationsproduktes  mit  salzsaurem  Orthophenylendiamin 
das  Fluorindin,  das  von  Witt  gleichzeitig  durch  Erhitzen  von  Apophenin 
gewonnen  und  1890  von  0.  Fischer  und  E.  Hepp  eingehend  untersucht 
wird.    Das  Fluorindin  zeichnet  sich  durch  prachtvolle  Fluorescenz  aus. 

—  H.  Gare  und  A.  Kam  erhalten  durch  Einwirkung  von  Ammoniak  auf 
Tetramethyldiaminbenzophenon  (s.  1876  M.)  das  Auramin,  das  zu  den 
basischen  gelben  Farbstoffen  gehört  imd  sowohl  in  der  BaumwoUfärberei 
als  im  Zeugdruck  viel  gebraucht  wird. 

—  H.  Cara  und  A.  Karn  führen  die  Synthese  der  Triphenylmethanfarbstoffe 
mit  Chlorkohlenoxyd  in  die  Technik  ein. 

—     808     — 


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1888 

1883  Nachdem  schon  L.  Playfair  1882  versucht  hatte,  entsprechend  der  Will- 
Varrentrapp'Bchen  Methode  (s.  1842  W.)  die  Ammoniakausbeute  bei  der 
Leuchtgasbereitung  durch  Zusatz  von  Natronkalk  zur  Steinkohle  zu  er- 
höhen, führt  W.  J.  Oo«|Nr  statt  des  Natronkalkes  die  Mischung  mit  Kalk 
ein.  Sein  Verfahren  wird  von  den  Tunbridge  Wells  Gaswerken  angewendet 
und  ergibt  in  der  Tat  30%  Mehrausbeute  an  Ammoniak.  Mit  dieser  Mehr- 
ansbeute  geht  jedoch  eine  Verschlechterung  des  Gases  Hand  in  Hand, 
welche  die  weitere  Einführung  verhindert. 

—  6.  J.  P.  CaaNlnhal  baut  eine  Steinkohlenbrikettpresse,  die  einen  horizontal 
rotierenden  Formtisch  mit  12  Formen  besitzt,  von  denen  immer  3  gleich- 
zeitig mit  Masse  gefüllt  werden.  Die  Pressung  geschieht  von  oben  und 
unten  mit  einem  Druck,  der  je  nach  dem  Material  bis  300  Atmosph&ren 
beträgt. 

—  Nachdem  1879  Wittig  und  Hees  einen  Benzinmotor  konstruiert  hatten 
(s.  a.  1863  M.),  dessen  Flammenzündung  jedoch  häufigen  Störungen  aus- 
gesetzt war,  gelingt  es  Gottlieb  Daimler,  durch  die  von  ihm  erfundene  selbst- 
tätige 6Iührohrzündung  einen  großen  Aufschwung  im  Benzin-  und  Gas- 
motorenbau und  im  Zusammenhang  damit  auch  im  Bau  von  schnelllaufen- 
den Motorfahrzeugen  (Automobilen)  herbeizuführen.   (S.  a.  1880  S.) 

—  Heinrich  D«fen  untersucht  die  Vorgänge  bei  der  Explosion  des  Pulvers  und 
erkennt,  daB  dieselben  in  einem  OxydationsprozeB,  dem  eigentlichen 
Explosions Vorgang,  und  einem  Rednktionprozeß  bestehen. 

—  Karl  DMaeh  in  Saarbrücken  baut  einen  kontinuierlicUbn  Schachtofen  zum 
Brennen  von  Kalk  und  Zement,  welcher  als  Etagenofen  konstruiert  ist 
und  eine  Dreiteilung  (Vorwärmung  —  eigentlicher  Brennraum  —  Ab- 
kühlungszone)  zeigt.  Der  Ofen  ist  in  der  Ausnutzung  des  Brennmaterials 
fast  unübertroffen. 

—  Der  dänische  Rittmeister  DBcInr  stellt  auf  der  Berliner  Hygieneauastellung 
eine,  später  auch  auf  dem  Antwerpener  Wettbewerb  als  sehr  zweckmäßig 
anerkannte  transportable  Erankenbaracke  für  Kriegszwecke  aus.  Sie  ist 
zusammenlegbar  und  versendbar  und  ist  für  ähnliche  Konstruktionen 
vorbildlich  geworden. 

—  W.  Friedrich  OQiiMfewl  fördert  die  Landwirtschaft  durch  sein  Werk  „£n- 
cyolopaedie  und  Methodologie  der  Kulturteohnik". 

—  .T.  EtfiiHNitM  von  Halifax  verbessert  die  Thomas'sche  Bechenmaschine 
(s.  1818  T.)  so,  daß  Fehler  sofort  durch  Zurückdrehen  der  Kurbel  korri- 
giert werden  können.  Andere  Verbesserungen  der  Thomas'schen  Maschine 
werden  von  Täte  und  von  Orimme  &  Natalis  (Modell  Brunsviga)  vorge- 
nommen. 

—  Josef  van  Ehrmwwth  schlägt  im  Anschluß  an  die  von  Faber  du  Faur  (s. 
1837  F.)  angebahnte  Verwendung  der  Gichtgase  vor,  die  Hochofengicht- 
gase durch  glühende  Kohlen  zu  leiten  und  alsdann  zur  Krafterzeugung  zu 
verwenden.     (S.  a.  1887  L.) 

—  Wilhelm  Enpimann  stellt  durch  seine  Untersuchungen  an  Vorticellen  die 
Existenz  von  Tieren  fest,  welche  mittels  eines  an  ihr  eigenes  lebendiges 
Plasma  gebundenen,  von  Chlorophyll  nicht  zu  unterscheidenden  Farb- 
stoffes im  Licht  wie  grüne  Pflanzen  Sauerstoff  zu  assimilieren  vermögen. 
Wahrscheinlich  gibt  es  außer  den  Vorticellen  noch  andere  assimilierende  Tiere. 

—  Emil  Ertaimaytr  und  A.  Uw  stellen  durch  Behandlung  von  Para-Amino- 
Phenylalanin  mit  salpetriger  Säure  das  zuerst  von  Liebig  (1846)  erhaltene 
Tyrosin  synthetisch  Iker. 

—  Nachdem  Karl  Hueter  als  erster  einen  Spaltpilz  als  Ursache  des  Erysipels 
angesprochen  hatte,  und  Orth,  Billroth,  Ehrlich  u.  a.  sich  in  gleicher  Rich- 
tung ausgesprochen  hatten,  glückt  Friedrich  FafiMsm  der  Nachweis,  daß 

—     809     — 

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1888 

Streptococcen  die  Erreger  des  Erysipels  sind.  Es  gelingt  ihm,  bei  der 
Impfung  von  Keinkulturen  auf  Tiere  das  typische  Krankheitsbild  des 
Erysipels  wieder  zu  erzeugen. 
1883  Emil  Fltdiar  entdeckt,  daß  die  Kondensationsprodukte  von  Aldehyden, 
Eetonen  und  Eetoncarbonsäuren  mit  Hydrazinen  sich  in  Indolderivate 
-äberführen  lassen  und  erschließt  damit  das  ungemein  fruchtbare  Gebiet 
der  Indole.  So  wird  beispielsweise  aus  Propionaldehydphenylhydrazon 
durch  Schmelzen  mit  Chlorzink  ^-Methylindol  (Skatol)  gebildet. 

—  Otto  Fbchsr  stellt  das  Kairin  (Oxyohinolinmethylhydrür)  dar,  das  erste 
künstliche  Fiebermittel,  welches  jedoch  nur  einen  vorübergehenden  Er- 
folg hat. 

—  John  Fowlar  erbaut  mit  Benjamin  Balnr  die  nach  dem  System  der  Ans- 
legerbrücken  konstruierte  Forthbrücke  über  den  Pirth  of  Forth,  deren 
zwei  Hauptspannungen  je  521,2  m  Spannweite  haben.   (Vgl.  auch  1866  Gre.) 

—  C.  Fruwlrth  in  Wien  und  später  E.  A.  MarM  in  Paris  entwickeln  die  Höhlen- 
forschung unter  dem  Namen  ,, Speläologie"  zu  einem  selbständigen  Zweige 
der  wissenschaftlichen  Erdkunde.  Die  Höhlenkunde  war  bis  dahin  ledig- 
lich eine  beschreibende  Wissenschaft,  die  als  solche  namentlich  von  Adolf 
Schmidl  in  den  Jahren  1850 — 63  gefördert  worden  war. 

—  Der  Zivilingenieur  A.  (Miiar  in  Düsseldorf  erhält  ein  Patent  auf  einen  Venti 
lator  mit  schwach  vorwärts  gekrümmten,  radial  auslaufenden  Schaufeln 
mit  Einlaufkonus  und  erweitertem  Diflusor,  welcher  in  zahlreichen  Aus 
führungen  z\ßc  Grubenventilation  benutzt  wird. 

—  Karl  BoaM  fördert  durch  seine  Beobachtungen  die  vergleichende  Entwick 
lungsgeschichte  der  Pflanzenorgane. 

—  Camillo  801(1  entdeckt  die  Darstellung  der  Ganglienzellen  und  ihrer  AuS' 
l&ufer  im  Zentralnervensystem  durch  Imprägnierung  mit  Chromsflber. 

—  Der  Engländer  Qriflln  erbaut  die  erste  im  Seohstakt  arbeitende  Gaskraft- 
maschine,  welche  in  England  längere  Zeit  hindurch  gebraucht  wird. 

—  Karl  Wilhelm  von  BOniM  weist  durch  Behandlung  der  Steinkohle  mit 
oxydierenden  Substanzen  und  auf  dem  Wege  der  langsamen  Einäscherung 
nicht  nur  unzweifelhafte  Reste  von  Zellgewebe  nach,  sondern  zeigt  auch, 
daß  HolzzeUen  (Parenchym)  mit  Blattzellen  (Prosenchym)  deutlich  ab- 
wechseln und  so  das  abwechselnde  Vorkommen  von  Glanz-  und  Mattkohle 
bedingen. 

—  Julius  Hann  vertieft  durch  sein  „Handbuch  der  Klimatologie"  diese  Wissen- 
schaft und  gibt  in  demselben  das  in  den  letzten  Jahrzehnten  sehr  umfang- 
reich gewordene  wissenschaftliche  Material  in  systematischer  Verarbeitung 
wieder.  Er  teilt  die  Lehre  vom  Klima  in  einen  allgemeinen  und  einen 
speziellen  Teil,  welch  letzteren  er  Klimatographie  nennt.  Die  Klimato- 
graphie  gipfelt  in  der  Beschreibung  der  KUmate  einzelner  Lfindergebiete 
und  deren  Vergleichnng  untereinander. 

—  Enül  Christian  HuiMii  lehrt  als  Frucht  seiner  seit  1870  unternommenen 
Arbeiten  (s.  1879  H.)  die  verschiedenen  Hefearten,  ihre  Form,  ihre  Ent- 
wicklung und  ihr  Verhalten  bei  der  Gärung  kennen  und  führt  die  erste  rein- 
gezüchtete Stellhefe  in  der  Brauerei  Alt-Karlsberg  ein.  Durch  die  Anwendung 
der  Reinzuchthefe  gelingt  es  nunmehr,  der  Gärung  einen  ganz  bestimmten 
Verlauf  zu  erteilen  und  stets  vollkommen  gleichbleibende  Gärungsprodukte 
zu  erhalten.   Auch  für  die  Brennerei  führt  Hansen  die  Reinzuchtiiefe  ein. 

—  Friedrich  von  Htfmr-AHanock  konstruiert  die  nach  ihm  benannte  Hefner- 
lampe (Amylacetatlampe),  deren  Lichtstrahlung  auf  Grund  der  Unter- 
suchung der  physikalischen  Versuchsanstalt  als  „Hefnerkerze"  in  Deutsch- 
land als  elektrische  Lichteinheit  angenommen  wird. 

—  Der  französische  Techniker  HonnHa  erfindet   gleichzeitig  mit  Lidofi  und 

—     810     — 

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1888 

Tichomiroff  die  Herstellung  von  Bleiohflüsaigkeiten  durch  elektrolytisohe 
Zersetzung  von  Chloralkali-  und  Chlorcaloiumlösungen  und  konBtniiert  für 
diese  Zwecke  den  nach  ihm  benannten  Elektrolyseur. 
1883  Moritz  Honlcmann  erfindet  eine  Lokomotive  mit  feuerlosem  Natronkessel, 
die  darauf  beruht,  daß  Dampf,  in  konzentrierte  Natronlauge  eingeführt,  sich 
zu  Wasser  kondensiert  und  mit  dem  Natron  verbindet,  und  daß  durch  die 
bei  beiden  Prozessen  freiwerdende  Wärme  eine  den  Siedepunkt  des  Wassers 
übersteigende  Temperatur  entsteht.  Da  die  Lokomotive  keine  Feuerung 
enthält  und  weder  Bauch  abgibt  noch  Dampf  ausstößt,  wird  sie  zur  Ver- 
wendung im  Bergwerksbetrieb  empfohlen. 

—  Jaeobion  imd  Rtlmar  stellen  durch  Einwirkung  von  Benzotrichlorid  auf  ein 
Gemisch  von  Chinolin  und  Alpha-Methylchinolin  bei  Gegenwart  von  Chlor- 
zink  das  Chinolinrot  her,  dessen  BQdung  von  Hofmann  1887  aufgeklärt 
wird.  Im  gleichen  Jahre  erhalten  sie  durch  Einwirkung  von  Phtalsäure- 
anbydrid  auf  Chinaldin  das  Chinolingelb. 

—  Fleeming  Jmkln,  Parry  und  E.  W.  Ayrton  erfinden  die  elektrische  Telpher- 
bahn  (Telpherage),  deren  zum  Transport  von  Lasten  dienende  Wagen  nach 
Art  der  Seilbahn  an  Drahtseilen  entlang  laufen,  wobei  jedoch  die  Fort- 
bewegung durch  elektrische  Kraft  erfolgt. 

—  W.  L.  B.  Jonmy  in  Chicago  entwirft  ein  Gebäude  von  10  Geschossen,  bei 
dem  zuerst  die  eigentliche  Eisengerippekonstruktion  (Skeleton  oonstruotion) 
angewendet  wird  (Beginn  der  Wolkenkratzer). 

—  Inokenti]  Iwanowitsch  Kanonnikoff  faßt  auf  Grund  der  Molekularrefraktion 
den  Campfaer  als  ein  bicyclisches  System  auf  und  fördert  hierdurch  die 
Chemie  des  Camphers,  die  insbesondere  auch  durch  die  auf  Grund  der 
Kanonnikoff  sehen  Arbeit  au^estellte  Bredt'sche  Formel  (s.  1893  B.)  weiter- 
gebracht wird. 

—  J.  Karlik  führt  zur  trockenen  Separation  der  Braunkohlen  den  auf  dem  Prinzip 
der  Handsiebbewegung  beruhenden,  rotierenden  und  nach  dem  Vorbilde 
der  zur  Steinkohlen-Aufbereitung  dienenden  Stoß-  und  Schüttelrätter  kon- 
struierten Pendelrätter  ein,  der  zuerst  auf  dem  Mayrauschacht  bei  Kladno 
aufgestellt  wird.  Im  gleichen  Jahr  wird  das  Spiralsieb  von  Adolf  Schmidt 
konstruiert  und  1886  Klönne's  Kreiselrätter  in  den  Handel  gebracht. 

—  Nachdem  schon  Celsus  die  günstige  Heilwirkung  der  Seefahrten  gerühmt 
hatte,  tritt  in  der  Neuzeit  wieder  Ernst  Heinrich  Kbdi  in  seinem  Werke 
„Grundriß  der  kUnisohen  Balneotherapie  einschließlich  der  Kümatothera- 
pie"  für  die  Seefahrten  ein,  weil  sie  anregen  und  den  Stoffwechsel  fördern. 

—  KJtMahl  erfindet  eine  neue  Stickstoffbestimmungsmethode,  die  alle  früheren 
Methoden  verdrängt,  und  bei  welcher  der  Stickstoff  durch  Erhitzen  mit 
konzentrierter  SohwefeLsäure  und  Oxydation  der  entstandenen  Lösung  durch 
Kaliumpermanganat  in  Ammoniak  übergeführt  und  als  solches  bestimmt  wird. 

—  Robert  Koch  entdeckt  den  Erreger  der  asiatischen  Cholera  (Vibrio  Cholerae 
asiaticae),  der  ein  kurzes,  plumpes  Stäbchen  mit  deutlich  abgestumpften 
Ecken  darstellt  und  namentlich  durch  eine  anffäUige  Biegung  gekenn- 
zeichnet ist,  wegen  deren  Koch  ihm  den  Namen  Kommabacülus  beilegt. 

—  Robert  Koch  weist  bei  ägyptischer  Ruhr  an  mikroskopischen  Schnitten 
Amöben  nach.  Kartuilt  (1886)  findet  bei  500  Fällen  dieser  Erkrankung 
dieselben  Parasiten  in  den  Darmgeschwüren,  sowie  den  sekundären  Ent- 
zündungen tLeberabscessen)  und  spricht  sie  daher  als  die  Erreger  der 
tropischen  „Amöbendysenterie"  an.    (Vgl.  auch  1903  Seh.) 

—  Theodor  Kochor  behandelt  die  Basedow'sche  Krankheit  erfolgreich  auf 
operativem  Wege,  indem  er  meist  die  partielle  Exdsion  und  Ligatur  der 
zuführenden  Arterien  kombiniert. 

—  Theodor  Kochor  faßt  den   ganzen  Symptomkomplex,  der  sich  bei  Total- 

—     811     — 

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188» 

exstirpation  der  Schilddrüse  zeigt  (s.  1882  R.),  unter  den  Namen  „  Cachexia 
stnimipriTa"  zusammen.  Es  zeigt  sich  namentlich  ein  auifaUendee  Zurück- 
bleiben des  Längenwachstums  der  Knochen  ähnlich  wie  beim  Kretinismus 
und  schließlich  totale  Verblödung.  Die  Folgen  der  SchUddrnsenexstirpation 
bei  Tieren  hatte  Moritz  Schiff  schon  1859  beschrieben. 
1883  Friedrich  Kohlnuisch  benutzt  das  Bifllarmagnetometer,  um  mit  demselben 
nicht  nur  die  Änderung  der  Horizontalkomponente  des  Erdmagnetismus, 
sondern  auch  diese  selbst  zu  bestimmen. 

—  Gerhard  Krfln  sucht  durch  genaue  Messung  der  Absorptionsspektren  einer 
ziemlich  großen  Anzahl  zueinander  in  Beziehung  stehender  organischer  Ver- 
bindungen dem  Zusammenhang  zwischen  sichtbarem  Spektrum  und  chemi- 
scher Zusammensetzung  nachzugehen,  und  weist  gewisse  gesetzmäßige  Ände- 
rungen bei  Eintritt  von  CH,,  CHaO,  COOH,  NO,,  NH,,  Br  an  Stelle  von 
Wasserstoff  nach.  Ähnliche  Beobachtungen  werden  von  C.  Liebermann  und 
Kostanecki  (1886),  Bemthsen  und  Goske  (1887)  u.  a.  gemacht.  Jene  Be- 
ziehungen fallen  zusammen  mit  der  Beziehung  zwischen  Farbe  und  che- 
mischer Zusammensetzung,  da  Farbe  einer  Substanz  die  Resultante  des 
von  der  betreffenden  Verbindung  nicht  absorbierten  Lichts  ist. 

—  W.  KObm  und  R.  H.  CblttondH  stellen  die  wichtige  Rolle  des  Trypsins  bei 
der  durch  Pankreasferment  (vgl.  1857  C.)  bewirkten  Verdauimg  der  Ei- 
weiBstoffe,  die  dadurch  in  Peptone  übergehen,  fest.  Sie  untersuchen  die 
Peptone  und  die  Zwischenstufen  zwischen  dem  Ursprungseiweiß  und  den 
Peptonen,  denen  sie  den  Namen  Albumoeen  geben,  imd  scheiden  die  letz- 
teren in  Proto-  und  Deuteroalbumosen  (jetzt  primäre  und  sekundäre  Pro- 
teosen genannt). 

—  W.  LahiMytr  baut  die  eisten  Gleiohstrommaschinen  mit  magnetischem 
RückschluB. 

—  Samuel  Pierpont  ünftoy  bestimmt  mit  dem  Bolometer  (s.  1881 L.)  die  Solar- 
konstante im  Mittel  zu  etwa  3  Calorien,  woraus  sich  die  Temperatur  der 
Sonne  zu  6427°  C.  berechnet.  (S.  a.  1838  P.)  Er  findet,  daß  die  Energie  der 
Sonnenstrahlung  ungleichmäßig  über  das  Spektrum  verteilt  ist  und  im 
Gelbgrün  ein  Maximum  aufweist. 

—  K.  S.  LMnttrOm,  der  sich  eingehend  mit  der  Forschung  über  die  Polar- 
lichter befaßt,  gelingt  es,  auf  dem  Berge  Oratunturi  durch  eine  sinnvolle 
Blitzableiterkomposition  einen  Lichtschimmer  zu  erzeugen,  der  ein,  wenn 
auch  schwaches  künstliches  Nordlicht  darstellt  und  auch  im  Spektroskop 
die  oharakteristiBohe  Nordliohtlinie  gibt.  Der  Versuch  wird  von  S.  Trom- 
holt  erfolgreich  wiederholt  und  berechtigt  zu  der  Ansicht,  daß  die  aus- 
lösende Ursache  der  Polarlichter  elektrische  Ströme  sind. 

—  Paul  UMhU  und  Wilhelm  Snlda  stellen  umfassende  Versuche  über  die  Chemie 
der  Beizen  an.  Durch  Dissoziation  der  Tonerde-,  Eisen-  und  Chromver- 
bindungen bilden  sich  unter  Mitwirkung  der  Faser  stark  basische  Verbin- 
dungen, welche  durch  chemische  und  mechanische  Vereinigung  mit  den 
Farbstoffen  eine  Färbung  der  Faser  ermöglichen. 

—  Paul  LlachU  und  Wilhelm  SuMa  machen  wichtige  Versuche  über  Zusammen- 
setzung und  Wirkungsweise  des  Türkischrotöls. 

—  Josef  LIznar  gibt  wertvolle  Anleitungen  zur  Messung  und  Berechnung  der 
magnetischen  Deklination  und  zur  Korrektur  der  infolge  der  Torsion  der 
Aufhängungsfäden  abgelesenen  Mißweisung. 

—  Hendrik  Antoon  Lormta  in  Leiden  entwickelt  seine  Elektronentheorie,  nach 
welcher  submaterielle  Teilchen  Träger  der  elektrischen  Ladungen  sind. 
Die  Bezeichnung  „Elektronen"  für  elektrische  Elementarquanta  (elektrische 
Atome)  rührt  von  Stoney  (1881)  her. 

—  Georg  Lunge  macht  den  Vorschlag,  Schwefelsänremonohydrat  durch  Aus- 

—     812     — 

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1888 

frieren  aua  möglichst  hochgradiger  Sohwefelsäure  zu  ge-winnen.  Das  Ver- 
fahren wird  Ton  J.  Stroof  in  Griesheim  einige  Jahre  durchgeführt,  1900 
aber  als  unrentabel  aufgegeben. 
1883  E.  Marchaw  und  6.  BaMa  geben  die  erste  praktische  elektroljrtische  Me- 
thode zur  Grewinnung  von  Kupfer  aus  Kupfererzen  an.  Als  lösliche  Anoden 
dienen  gegossene  Kupfersteinplatten,  als  Elektrolyt  wird  eine  mit  Schwefel- 
säure angesäuerte  Kupferlösung  angewendet. 

—  Nach  einer  schon  1864  von  Henry  Bessemer  angeregten  Idee  gelingt  es 
dem  amerikanischen  Ingenieur  Hiram  Stevens  Madm,  ein  automatisches 
(Selbstlader-)  Gewehr  in  kriegsbrauchbarer  Gestalt  herzustellen,  indem  er 
die  in  dem  Rückstoß  des  Schusses  enthaltene  Arbeit  zum  selbsttätigen 
Wiederladen  sowie  zum  selbsttätigen  Wiederabfeuem  ausnutzt.  Zur  Klasse 
der  Mazim-Gewehre  gehört  das  deutsche  8  mm-Maschinengewehr  mit  einer 
Feuergeschwindigkeit  .bis  zu  500  Schuß  in  der  Minute.  Entsprechende 
Maschinenkanonen,  welche  —  im  Gegensatz  zu  den  Schnellfeuerkanonen  — 
nach  Abgabe  des  ersten  Schusses  automatisch  weiterfeuem,  sind  gleichfalls 
von  Maxim  sowie  von  Nordenfeit  u.  a.  konstruiert  worden. 

—  Elie  Mtiichaikoll  vertritt  die  Anffassimg,  daß  sich  die  intraoellulare  Ver- 
dauimg  der  einzelligen  Organismen  durch  Heredität  auch  bei  den  amöboiden 
Zellen  (Leukocyten  oder  weißen  Blutkörperchen)  der  Vertebraten  erhalten 
hat,  die  deswegen  als  Phagocyten  (Freßzellen)  bezeichnet  werden  dürfen. 
Seine  Phagooytentheorie  der  Immunität  besagt,  daß  die  Krankheit  erregen- 
den Bacillen  von  den  Phagocyten  aufgefressen  werden. 

—  Gaspard  Mtytr  in  Paris  stellt  ein  aus  Asbestfasem  und  Papiermasse  be- 
stehendes, mit  Natronwasserglas  geleimtes  Asbestpapier  von  hoher  Feuer- 
beständigkeit her,  welches  für  feuerfeste  Dokumente,  Tapeten  u.  dgl.  be- 
nutzt wird.  Eine  von  ihm  erfondene  feuerfeste  Schreibtinte  besteht  aus 
Ultramarin,  Glycerin  und  Wasserglaslösung. 

—  Victor  Mayir  entdeckt  das  Thiophen  als  G«mengteil  des  aus  Steinkohlenteer 
gewonnenen  Benzols,  in  welchem  es  zu  etwa  0,5%  enthalten  ist.  Das 
Thiophen  wird  als  geschwefeltes  Furfuran  (s.  1870  L.)  angesehen  und  er- 
langt durch  seine  zahlreichen  Abkömmlinge  große  Wichtigkeit.  Bemerkens- 
wert ist  die  Ähnlichkeit,  die  es  selbst  und  seine  Abkömmlinge  mit  Benzol 
zeigen. 

—  John  Mlina  teilt  in  seiner  Schrift  „Earthquakes"  die  inneren  Erdbewegimgen 
in  4  Kategorien  ein :  Erdbeben  (im  engeren  Sinne),  Erdpulsationen  (Nach- 
wirkungen eigentlicher  Beben),  Erderzittemngen,  mikrosedsmische  Oszilla- 
tionen des  Bodens. 

—  MMIaa  erhält  durch  Einwirkung  von  Nitrosodimethylanilin  auf  Dimethyl- 
anilin  in  salzsaurer  Lösung  das  Rnbifuscin,  den  ersten  Repräsentanten  der 
Klasse  der  Azomethine,  die  bis  jetzt  hervorragende  Bedeutung  noch  nicht 
erlangt  haben. 

—  Ludwig  Mond  gewinnt  Bariumsuperozyd,  indem  er  aus  kohlensaurem  Barium 
mit  Pech,  Kohle  und  etwas  Magnesia  bei  12000  gewonnenen  Ätzbaryt  bei 
etwa  SOC*  einem  erwärmten  Luftstrom  aussetzt.  Er  benutzt  das  Barium- 
superozyd zur  Herstellung  von  Calciumsuperozyd,  welches  den  Chlorkalk 
in  der  Bleicherei  ersetzen  soll. 

—  J.  NtMar  und  Barth  geben  ein  Verfahren  zur  Bestimmung  des  Glyceiins  im 
Weine  an.  50ccmWein  werden  mit  Sand  und  gelöschtem  Kalk  erwärmt; 
nach  dem  Erkalten  wird  mit  100  ccm  96  "/o  Alkohol  versetzt,  filtriert,  das 
Filtrat  zur  zähen  Flüssigkeit  eingedampft,  diese  in  10  ccm  Alkohol  gelöst, 
mit  16  ccm  Äther  gefällt,  die  ätherische  Lösung  eingedampft  und  der 
Rückstand  —  das  Glycerin  —  getrocknet.  Große  Quantitäten  von  Glycerin 
deuten  auf  künstlichen  Zusatz  von  Glycerin,  „Soheelisieren",  wie  diese  Art 

—     813     — 

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188S 

der  Weinverbeeeenuig  nach  Scheele,  dem  Entdecker  des  Glycerins,  ge- 
nannt wird. 
1883  Die  Nortttm  Pacific  Rallrvad  C«.  eröffnet  ihren  Betrieb.  Die  Bahn  fährt  von 
Dnluth  am  Obern  See  bis  cum  Columbiafluß  bei  Pasco,  wo  sie  sich  in  zwei 
Str&nge  teilt,  von  denen  der  eine  nach  Portland,  der  andere  nach  Tacoma 
am  Pugetsnnd  führt.     Das  Bahnnetz  hat  eine  Länge  von  8700  km. 

—  Karl  Otacwikl  nnd  Zygmunt  Florenty  von  WraMowikl  machen  Bestimmungen 
der  kritischen  Temperatur  an  einer  Anzahl  von  verflüssigten  Gasen,  wie 
Sauerstoff,  Stickstoff  und  Kohlenoxyd. 

—  Freemann  Payxant  in  Locke  Port  schlägt  zuerst  zum  Ausschmelzen  des 
Fetts  von  Fischlebem  die  Trockenschmelze  mit  heißem  Wasser  vor, 
die  1891  von  Pfützner  in  Leipzig  in  seinem  Schmelzapparat  vorzüglich 
ausgebildet  wird.  Auf  dem  gleichen  Prinzip  beruht  auch  der  1893  von 
0.  Hentschel  in  Grimma  konstruierte  Schmelzapparat. 

—  William  Matthew  Flinders  PcMc  weist  in  seinem  Werke  „The  pyramids 
and  temples  of  Gizeh"  an  der  Hand  von  Pyramidenbansteinen,  nament- 
lich an  den  vorgefundenen  Beeten  halbfertiger,  in  der  Arbeit  mißglückter 
Werkstücke  nach,  daß  die  Ägypter  hartes  Gestein,  wie  Diorit,  Basalt  und 
Granit,  nicht  nur  mit  Sägen  zu  bearbeiten  verstanden,  sondern  auch  mit 
hohlen  Bohrern,  deren  Schneiden  mit  Edelsteinen  (vielleicht  Korund)  be- 
setzt waren. 

—  Wilhelm  Ptallcr  zeigt  im  Anschluß  an  die  Versuche  von  Engelmann  (s.  1881  £.), 
daß  bei  genügender  Konzentration  eine  Kepulsion  niederer  Pflanzen  durch 
mancherlei  Stoffe  verursacht  wird.  Dabei  stellt  sich  heraus,  daß  diese 
Bepulsion  entweder  auf  einer  typischen,  negativen  Chemotaxis  beruht  oder 
schlechthin  durch  die  Konzentration  bewirkt  ist. 

—  Nikolai  Michailowitsoh  vwi  PmmdiUJ  zieht  von  Kiachta  über  Urga  cum 
Kuku-Nor  und  durch  das  Qnellgebiet  des  Huangho  (vgl.  auch  1879  P.) 
zu  dem  des  Yangtsekiang  und  kehrt  von  da  durch  das  Tarimbecken  nach 
Karakol  zurück. 

—  Alois  RMtar  erhält  sein  erstes  Patent  auf  Gebläse  und  Pumpenventile  mit 
gezwungener  (gesteuerter)  Schlüßbewegimg  und  selbsttätiger  Eröffnung. 

—  SacktN  in  Orzesche  in  Oberschlesien  verdichtet  die  Steinkohle  vor  der  Ver- 
kokung, indem  er  dieselbe  in  der  Verkokungskammer  einstampft  und  die 
Kohlensäule  mit  schweren  Platten  belegt.  Namentlich  bei  schwer  backen- 
den Kohlen  werden  durch  diese  Methode  gute  Erfolge  erzielt. 

—  Saint-Cyr  Radlston  führt  Ölsäure  durch  Erhitzen  mit  einem  Gemisch  von 
Alkali-  und  Kalkhydrat  in  Palmitinsäure  und  Essigsäure  über.  Die  Me- 
thode wird  in  MarseiUe  fabrikmäßig  durchgeführt. 

—  Santel  verbessert  die  Qnecksilberstrahlpumpe,  indem  er  das  seitliche  Luft- 
zuführungsrohr  durch  ein  feines  Löchlein  im  Steigrohr  ersetzt.  Diese  Ver- 
einfachung wird  1891  von  G.  W.  A.  Kahlbaum,  nach  dem  die  so  kon- 
struierte Pumpe  gewöhnlich  benannt  wird,  in  die  Technik  eingeführt. 

—  Nachdem  Wilhelmy  1863  zuerst  einige  Beziehungen  zwischen  den  Capilla- 
ritätskonstanten  angegeben  hatte,  gelingt  es  Hugo  SchHf,  aus  seiner  Unter- 
suchung von  weit  über  100  Substanzen  sehr  interessante  Beziehungen 
zwischen  den  Capillaritätskonstanten  und  der  chemischen  Zusammen- 
setzung der  Flüssigkeiten  abzuleiten. 

—  Der  Ingenieur  C.  C.  SckiMidar  erbaut  die  Niagara-Brücke  als  frdschwebend 
vorgebaute  Balkenbrücke  (Cantileverbrüoke.  —  VgL  1866  Ge.  und  1883  F.). 
Die  größte  Spannweite  der  Brücke  beträgt  144,77  m. 

—  Augustus  Schultz  verbessert  die  Chromgerbung  (g.  1878  H.),  bei  welcher  sich 
im  wesentlichen  dieselben  Vorgänge  abspielen  wie  beim  Beizen  der  Wolle 
mit  Chromsalzen,  indem  es  sich  hier  wie  dort  um  die  Beduktion  der  von 

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1888 

der  tierischen  Faser  au^enommenen  ChromgaJze  handelt.  Er  ffihrt  die 
Gerbnng  in  der  Weise  aus,  daß  zunächst  die  Häute  und  FeUe  mit  Chrom- 
Bäure  oder  ohromsauren  Salzen  behandelt  werden  und  dann  in  einem 
zweiten  Bade  die  Reduktion  mit  Natriumthiosulfat  erfolgt. 
1883  Albert  SchuHi-LupItz  stellt  fest,  daß  Ealiumsalze  die  Zuführung  des  Stick- 
stoffs beim  Anbau  von  Leguminosen,  Lupinen  und  Hackfrüchten  be- 
fördern. 

—  Maximilian  Sebumam  und  Hermann  anüm  zu  Magdeburg,  welche  sich  zu 
gemeinschaftlichem  Schaffen  vereinigt  haben,  konstruieren  ein  Panzer- 
geschütz unter  dem  Namen  ,, Verbesserte  Cummersdorfer  Panzer-Lafette". 
(S.  1882  S.) 

—  Richard  Schwartzkopff  in  Berlin  erfindet  den  später  noch  verbesserten  Uni- 
versal-KontroIl-  und  Sicherheitsapparat  für  Dampfkessel,  bei  welchem 
durch  Schmelzpfropfen  und  Sohmelzringe  aus  einer  leichtflüssigen  Metall- 
legierung (vgl.  1862  B.),  deren  Abschmelzen  ein  elektrisches  Signalwerk  in 
Tätigkeit  setzt,  alle  gefährlichen  Vorgänge  im  Dampfkessel  (zu  großer 
Dampfdruck,  zu  niedriger  Wasserstand,  irrtümliches  Anheizen  bei  völligem 
Wassermangel  usw.)  angezeigt  werden. 

—  Felix  Smiim  in  London  weist  nach,  daß  das  Myxoedem  (s.  1878  0.)  auf 
den  Ausfall  der  Funktion  der  Schilddrüse  zurückzuführen  ist.  (S.  a. 
1882  B.) 

—  icft^  entwickelt  den  Gedanken,  für  Scbiffsaufzüge  den  Schleusentrog  auf 
Schwimmer  zu  setzen,  die  sich  unter  Wasser  in  versenkten  Brunnen- 
schächten bewegen,  und  deren  Auftrieb  gleich  oder  nahezu  gleich  dem 
Gesamtgewicht  des  gefüllten  Schleusentroges  ist. 

—  William  Stamtni  und  HiiUngton  wenden  zuerst  einen  elektrischen  Ofen  für 
technische  Zwecke  an.  Der  Schmelztiegel  (Kohlentiegel)  bildet  eine  der 
Elektroden,  und  der  Strom  gebt  durch  die  schmelzende  Masse  hinduroh. 
Es  läßt  sich  hierbei  leicht  feststellen,  welchen  Anteil  an  der  Reaktion  die 
Wirkung  des  Stromes  und  welchen  die  durch  den  Bogen  erzeugte  Wärme 
hatte. 

—  Slnfteton  verbessert  die  Schermaschine,  die  seinem  Patente  gemäß  von 
Howard  und  Bullough  in  Accrington  gebaut  wird. 

—  Zdenko  Hanns  Skraup  untersucht  die  Körper  der  Pyridinreihe  und  macht 
Ortsbestimmungen  für  zahlreiche  Glieder  dieser  Reihe. 

—  Julius  Heinrich  Sommwbradt  weist  zuerst  auf  die  günstigen  Wirkungen  des 
Buchenholzteerkreosots  bei  der  Behandlung  der  Lungentuberkulose  hin. 
Später  tritt  an  Stelle  des  Kreosots  das  Guajacol,  dem  neben  seinen  anti- 
tuberkulösen  auch  erhebliche  antiseptische  Wirkungen  zukommen.  Diese 
Wirkungen  führen  auch  zxir  Anwendung  des  Guajacols  bei  Typhus. 

—  Nach  vielen  vergeblichen  Versuchen,  Falzziegeln  auf  Strangpressen  her- 
zustellen, gelingt  dem  Fabrikanten  Stadlar  die  Fabrikation  von  Strangfalz- 
ziegeln, die,  weil  das  Patent  auf  den  Namen  Schmidt  -  Eerez  genommen 
ist,  vielfach  mit  diesem  Namen  bezeichnet  werden. 

^  Ernst  Stahl  untersucht  die  Schutzvorrichtungen  der  Pflanzen  gegen  klima- 
tische Einflüsse.  Derartige  Schutzvorrichtungen  sind  bei  den  Wüsten-  und 
Seestrandpflanzen  die  gegen  Austrocknung  schützenden  Organe,  bei  den 
Pflanzen  der  Regenzonen  die  Träufelspitzen  der  Blätter,  die  deu  Regen 
schnell  herabführen,  bei  den  Alpenpflanzen  die  tiefgehenden  Wurzeln  und 
dichten  Blattpolster,  die  gegen  starken  Temperaturwechsel  schützen,  bei 
den  Kompaßpflanzen  die  Eigentümlichkeit,  ihre  Blätter  zum  Schutz  gegen 
die  Mittagsonne  senkrecht  in  die  Meridianebene  zu  stellen. 

—  Eduard  Shms  gibt   durch   sein   Buch    „Das  Antlitz  der  Erde"  und  seine 

—     815     — 

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1888 

Abhandlung  „Über  unterbrochene  Gebirgsfaltong"  der  Kontraktionshypo- 
these  ihre  vollständige  Abrundung. 

1883  Gaaton  Tlftandltr  in  Paris  benutzt  suerst  die  Elektrizität  zum  Antriebe 
eines  Luftballons.  Der  Ballon  "nrird  durch  einen  von  ChTomsänre-Batterien 
getriebenen  Motor  betregt. 

—  August  Totfrtw  bringt  durch  die  Verwendung  der  Wage  zur  Bestimmung 
der  magnetischen  Horizontal-Intensität  ein  völlig  neues  Prinzip  in  die 
Methoden  zur  Bestimmung  der  Konstanten  des  Erdmagnetismus. 

—  Paul  G.  UnM  führt  die  Sulfosäure,  die  durch  Einwirkung  konzentrierter 
Schwefelsäure  auf  das  durch  trockene  Destillation  der  bituminösen  Schiefer 
von  Seefeld  in  Tirol  gewonnene  öl  entsteht,  unter  dem  Namen  „Ichthyol" 
in  den  Arzneischatz  ein.     (Vgl.  a.  1880  S.) 

—  Die  Vapor  Fnl  Compny  zu  Washington  führt  einen  „Thermogen"  genannten 
Apparat  zur  Verteuerung  von  Petroleum  auf  den  Norway  Iren  Works  ein. 
Der  Apparat  findet  Verwendung  zur  Kesselheizung,  zum  Puddeln,  sowie 
für  Stahl-  und  SchweiBöfen.  In  Schmelzöfen  werden  flüssige  Brennstoffe 
zuerst  1885  von  C.  G.  Wittenström  benutzt.  Der  sogenannte  Schalen- 
brenner für  derartige  Öfen  ist  von  Ludwig  Nobel  konstruiert. 

—  Wilhelm  WaMayir  bearbeitet  die  mikroskopische  Anatomie  der  Nerven- 
fasern, des  Gehörorgans,  der  Augenbindehaut  und  Hornhaut,  der  Eier- 
stöcke, über  welche  er  bereits  1870  eine  größere  Abhandlung  publiziert  hat, 
sowie  die  Entwicklungsgeschichte   der  Greechlechtsorgane  und  der  Zähne. 

1884  Das  von  dem  Chef -Ingenieur  AdMM  der  London  and  South  Western  Railway 
erfundene,  „Vortex  blast  pipe"  genannte  Lokomotivblasrohr  mit  Ringdüse 
und  doppelter  Dampfansaugung  wird  zuerst  in  England  angewendet. 

—  Svante  AnfiMlus  findet  den  Parallelismus  zwischen  elektrischer  Leitfähig- 
keit und  chemisch-katalytiBcher  Wirkung  sowie  Stärke  der  Säuren  und 
Basen.  Auch  Wilhelm  Ostwald  beschäftigt  sich  mit  ähnlichen  Unter- 
suchungen. 

—  Carl  Ainr  von  WsMaeh  gibt  eine  für  die  Technik  noch  heute  maßgebende 
Methode  zur  Gewinnung  reiner  Cerpräparate  an  und  benutzt  dazu  das 
Ceriammoniumnitrat. 

—  Karl  von  Bach  stellt  experimentell  die  Größen  fest,  welche  auf  die  Be- 
wegangBverhältmsse  der  einsitzigen  Hubventile  entscheidenden  Einfluß 
haben,  wie  insbesondere  die  Ventilbelastung  und  den  Ventilwiderstand. 

—  Die  Barraw-ScbHIbuicaMlIsciuttt  in  Barrow-in-Fumess  baut  eine  Vierfach- 
Expansionsmaschine,  die  auf  dem  Dampfer  „County  of  York"  aufgestellt 
wird.  Die  Maschine  arbeitet  unvorteilhaft,  da  der  Kesseldruok  zu 
niedrig  ist. 

—  Anton  da  Bary  sucht  die  Fruchtbildung  als  Grundlage  für  ein  naturwissen 
schaftlioh   aufgebautes   System   der  Bakterien   zu   benutzen  und  teilt  sie 
nach  der  Ausbildung  der  Sporen  innerhalb  des  Zellleibes  oder  aus  ganzen 
Zellen  in  Endospore  und  Arthrospore  ein. 

—  Batst  und  Mv*  in  Altena  konstruieren  einen  MetaU-Tiegelschmelzofen,  bei 
welchem  der  Tiegel  mit  seinem  oberen  Rande  aus  dem  Mauerwerk  des 
Ofens  herausragt,  wodurch  man  Füllung  und  Nachfüllung  jederzeit  vor- 
nehmen kann,  ohne  den  Tiegel  aus  dem  Ofen  zu  nehmen. 

—  Eugen  Baumann  entdeckt  das  Sulfonal  (Diäthylsulfondimethylamin),  welches 
1888  von  Alfred  Katt  physiologisch  geprüft  und  als  Schlafmittel  empfohlen 
wird. 

—  Johann  Bautchlnftr  regt  die  Einführung  eines  einheitlichen  internationalen 
Prüfungsverfahrens  für  die  wichtigeren  in  der  Bau-  und  Maschinentechnik 
verwendeten  Baustoffe  an,  und  veranlaßt  dadurch  das  Zusammentreten  der 


816     — 

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1884 

ersten  „Konferenz  für  die  Feststellung  einheitlicher  Prüfungsmethoden" 
in  München. 
1884  Hippolyte  Bwnhsliii  begründet  durch  sein  Buch  „De  la  Suggestion  et  ses 
applioations  k  la  th^rapentiqne"  gleichzeitig  mit  Beannis  und  Li^gois  die 
Suggestionstherapie,  deren  Grundzflge  für  die  suggestive  Behandlung  oder 
Psychotherapie  bei  nervösen  Erkrankungen  maßgebend  sind. 

—  Magnus  Bllx  in  Schweden  und  Alfred  SoldtelMidar  in  Berlin  finden  unab- 
hängig voneinander,  daß  die  Fähigkeit,  Temperaturreize  zu  empfinden,  nicht 
der  Haut  überhaupt  zukommt,  sondern  auf  bestimmte  Stellen  beschränkt 
ist,  und  zwar  so,  daß  die  einen  Stellen  nur  der  Kälteempflndnng,  die  an- 
deren nur  der  Wärmeempflndung  dienen  (Kälte-  und  Wärmepunkte). 
Außerdem  finden  sie  SteUeu  besonderer  Druckempfindlichkeit,  „Druck' 
punkte"  in  der  Haut.  Die  Tatsache,  daß  die  Kälte-  und  Wärmeempfiudimg 
auf  verschiedene  Nervenleitungen  verteilt  ist,  bildet  eine  mächtige  Stütze 
für  die  von  Johannes  Müller  zuerst  ausgesprochene  Lehre  von  den  spezifischen 
Energien  der  Sinnesorgane.    (S.  1826  M.) 

—  Georg  Heinrich  von  Bocmtawikl  unterscheidet  fünf  Hanptabteilangen  der 
Tiefeeeablagerungen  (Sedimente),  nämlich  die  Küstenablagerungen,  den 
Globigeiinensohlamm,  der  in  Tiefen  zwischen  450  und  3500  m  vorkommt 
und  aus  den  Schalen  kleiner  zu  den  Protisten  gehörigen  Tiere  besteht,  den 
Badiolarienschlamm,  den  Diatomeensohlamm  und  den  Tiefenton.  Eine 
feste  untere  Grenze  des  organischen  Lebens  scheint  nicht  zu  existieren; 
selbst  aus  Tiefen  von  2400  m  sind  noch  Lebewesen  heraufgeholt  worden. 

—  Ludwig  Boltrauuin  gelangt  auf  theoretischem  Wege  zu  dem  von  Stefan 
(s.  1879  S.)  experimentell  gefundenen  Gesetze,  daß  die  von  einem 
Körper  bei  verschiedenen  Temperaturen  ausgestrahlten  Energiemengen 
sich  verhalten  wie  die  vierten  Potenzen  dieser  Temperaturen  vom  absoluten 
Nullpunkt  gerechnet,  mit  der  Einschränkung,  daß  dieser  Satz  nur  für  den 
absolut  schwarzen  Körper  gilt  (Stefan-Boltzmann'sches  Gesetz). 

—  Wilhelm  Borchtn  zeigt,  daß  alle  Metalloxyde  durch  elektrisch  erhitzten 
Kohlenstoff  reduzierbar  sind,  und  gelangt  bei  seinen  Versuchen  zu  zahl- 
reichen Metallcarbiden. 

—  Paul  BMHpr  entdeckt  das  Kongorot,  den  ersten  Bepräsentanten  einer 
Reihe  von  Farbstoffen,  welche  die  praktisch  wichtige  Eigenschaft  haben, 
BaumwoUe  ohne  Fixationsmittel  intensiv  zu  färben  (Benzidinfarbstoffe, 
Salzfarben).  Die  Darstellung  erfolgt  aus  Tetrazodiphenyl  und  Naphtion- 
säure. 

—  Edmond  Booty  stellt  fest,  daß,  wenn  gleiche  Gewichtsmengen  ähnlicher 
Salze,  wie  Kalium-  und  Rubidiumsulfat,  Chlorkalium  und  Bromkalium  usw. 
in  gleichen  Wassermengen  gelöst  werden,  die  Leitnngswiderstände  dieser 
Lösungen  proportional  den  Molekulargewichten  der  gelösten  Salze  sind.  Er 
gründet  1887  hierauf  eine  sehr  bequeme  Methode  zur  schnellen  Gehalts- 
bestimmung von  Gemischen,  welche  ausschließlich  aus  zwei  solchen  analy- 
tisch schwer  zu  scheidenden  Salzen  bestehen.  Da  bei  der  Bestimmung  der 
Leitfähigkeit  das  Telephon  als  Indikator  dient,  hat  die  Methode  den 
Namen  „Telephonanalyse"  erhalten. 

—  Der  portugiesische  Reisende  Hermenegildo  Augusto  da  Brito  Captllo  macht 
mit  dem  Leutnant  Ivmi  eine  Durchquerung  Südafrikas  von  Mossamedes 
bis  Mozambique.  Die  Forscher  durchziehen  hierbei  die  größtenteils  noch 
unbekannten  Qnellgebiete  des  Kongo,  Sambesi,  Lnalaba  und  Luapula. 

—  J.  Braokt-Yoanc  in  Montreal  (Kanada)  stellt  zuerst  eine  auch  zum  Be- 
drucken der  Freimarken  mit  dem  Aufgabestempel  geeignete  Briefetempel- 
maschine  her.    (Vgl.  1826  W.  und  1881  H.)    Die   Stempelung  besteht  bei 

Darmstaedter.  S2 

—     817     — 


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1884 

dieser  Maschine  (Bickerdike  genannt)  aus  dem  mndea  Tagesstempel  und 
dem  fahnenartig  gestreiften  Entwertnngastempel. 
1884  Andrew  Betts  Browa  in  London  konatmiert  an  Stelle  der  bis  dahin  meist 
gebräuchlichen  Armstrong'schen  Druckwasserakkumnlatoren  Dampfdmck- 
akkumulatoren,  die  ihres  geringeren  Gewichtes  nnd  Raumbedarfes  halber 
sowohl  für  Hebewerke  als  auch  zum  Betrieb  Ton  hydraulischen  Kranen 
und  Ton  Aufzügen  verwondet  werden. 

—  Der  Zoolog  CaMwtll  macht  die  Entdeckung,  daß  das  Schnabeltier  (Omitho- 
rhynchuB  paradoxus)  Eier  legt,  obwohl  es  ein  Säugetier  ist.   (S.  a.  1884  H.) 

—  H.  Oaro  und  A.  Kwn  erhalten  durch  Einwirkung  von  Phenyl-a-Naphtyl- 
amin  auf  Tetramethyldiaminobenzophenon  (s.  1876  M.)  unter  dem  Einfluß 
wasserentziehender  Mittel  das  Viktoriablau,  das  in  großem  Maßstäbe  zur 
Färbung  tannierter  Baumwolle  verwendet  wird.  Ähnliche  Konstitution  wie 
das  Viktoriablau  haben  das  Nachtblau  und  das  Naphtalingrün  der  Höchster 
Farbwerke. 

—  Charles  Chnnkwlaiid  konstruiert  in  Anlehnung  an  einen  Vorschlag  von 
Tiegel  ein  Bakterienfdter,  dessen  wirksamer  Bestandteil  ein  kerzenförmiger, 
hohler  nnd  an  einem  Ende  mit  einer  Abflußöffnung  versehener  Zylinder 
aus  Porzellanbiskuit  ist,  der  vor  der  Benutzung  Bterüisiert  wird.  Die 
Kerze  ist  in  einen  etwas  weiteren  Metallzylinder  eingesohlossen.  In  den 
Zwischenraum  füllt  man  die  zu  entkeimende  Flüssigkeit  und  treibt  sie 
durch  die  Poren  der  Kerze  hindurch.  H.  Nordtmeyer  (s.  1891  N.)  ver- 
wendet zur  Bereitung  der  Kerze  Kieselgur,  Berkefeld  desgleichen,  G.  Garros 
(1892)  feinfaserigen  Asbest. 

—  Die  CbMBisch«  Fabrik  auf  Aktien  vorm.  E.  Sdisrliif  nimmt  ein  Patent  auf  Dar- 
stellung von  Chloroform  durch  Elektrolyse.  In  einer  wässerigen  Lösung 
von  Chlorkalium,  welcher  Alkohol  zugefügt  wird,  befinden  sich  die  Elek- 
troden. Bei  Schließung  des  Stromes  wird  das  Chlorkalium  zersetzt,  wobei 
das  freiwerdende  Chlor  auf  den  Alkohol  wirkt  und  ihn  in  Chloroform  ver- 
wandelt. 

—  Die  Waffenfabrik  CoHi  Armgry  verbessert  die  Gallydmckpresse  (s.  1878  G.) 
derart,  daß  sie  sich  für  die  feinsten  Bilderdrucke  und  den  Druck  großer 
Tonflächen  eignet.  In  Deutschland  wird  diese  Presse  von  Bookstroh  und 
Schneider  unter  dem  Namen  „Viktoriapresse"  gebaut. 

—  Andr6  Con  in  Beims  erbaut  für  die  Leuchtgasfabrikation  einen  Ofen  mit 
sohrägliegenden  Retorten,  dessen  Ergebnisse  so  g^t  sind,  daß  der  Ofen 
fortan  vielfache  Verwendung  findet. 

—  Karl   Sigmund   Franz   CrsM    führt  die  prophylaktische  Behandlung  der . 
Ophthalmoblennorrhoea  neonatorum  (der  Augenkrankheit  der  Neugeborenen) 
mit  HöllensteinlÖBung  ein. 

—  Dt  ta  Oralx  in  Antwerpen  führt  zur  Fettgewinnung  aus  Kadavern  den  so- 
genannten KaflU-Desinfektor  ein,  der  von  R.  Henneberg  verbessert  wird. 
Auch  Venuleth  und  Ellenberger,  Fodewils,  Wheelwright,  Fiske  jr.  u.  a. 
konstruieren  Apparate  für  diesen  Zweck. 

—  William  Danny  erkennt  die  Wichtigkeit  der  von  Froude  (s.  1872  F.),  Tide- 
mann  (s.  1876  T.),  Risbeo  (s.  1879  R.)  u.  a.  angestellten  Experimente 
für  die  Formgebung  der  Handelsschiffe  imd  errichtet  in  Dumbarton  eine 
große  Schleppstation,  die  durch  Versuche  mit  Modellsohiffen  und  durch 
Progressiyf^rten  mit  den  fertiggestellten  Fahrzeugen  große  Erfolge  auf 
dem  Gebiete  des  Schiffbaus  erzielt. 

—  Dtptrat  und  Bolnet  gelingt  es,  die  Aleppobenle  (s.  1750  R.)  auf  Gesunde 
zu  übertragen  imd  damit  ihren  kontagiösen  Charakter  zu  erweisen.  1903 
gelingt  es  Wright,  in  Zellbestandteilen  der  Beulen  parasitäre  Gebilde  anf- 

—     818     — 

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1884 

zofinden,  die  den  von  Leishman  und  Donovan  bei  Kala-asar  (s.  1004  L.) 
gefundenen  Körperchen  gleichen. 
1884  P.  und  Ch.  Dtpoully  in  Lyon  erzeugen  unter  Benutzung  des  von  Mercer 
(b.  1844  M.)  erfundenen  Verfahrens  gekräuselte  Stoffe  (Tissus  bossel^s),  in- 
dem sie  Seidengewebe  in  bestimmten  Abständen  mit  Baumwollfäden  unter- 
mischen und  mit  kalter  Natronlauge  behandeln,  wobei  die  Baumwollfäden 
einlaufen  und  der  Seidenstoff,  der  seine  Länge  beibehält,  sich  in  Falten 
legt  (sich  kräuselt). 

—  Oskar  Dnidi  macht  den  Versuch,  den  sich  immer  mehrenden  Stoff  der 
Pflanzengeographie  nach  systematischen  Gesichtspunkten  durchzuarbeiten 
und  in  kartographischer  Form  niederzulegen.  Den  zwei  Karten,  die  er 
seinen  „Florenreichen"  beigibt,  reiht  er  1887  den  in  acht  Karten  erschei- 
nenden „Atlas  der  Pflanzengeographie"  an. 

—  Wilhelm  Ebttaiii  entdeckt,  daß  die  Harnsteine  stets  eine  organische,  eiweiß- 
artige Substanz  als  Stützgerüst  für  die  krystallinischen  Elemente  enthalten. 
Es  gelingt  ihm  und  Nioolaier,  durch  Verfütterung  von  Oxamid  bei  mehreren 
Tierarten  experimentell  Harnsteine  zur  Ausbildung  zu  bringen. 

—  Alexander  John  EIIU  ermittelt  zuerst  die  Tonsysteme  durch  Tonmessungen 
an  Instrumenten  mit  fester  Abstimmung.  Seine  Methode  wird  von  Land, 
Stumpf  u.  a.  ausgebaut  und  später  (vgl.  1901  S.)  durch  die  Messung  von 
Phonographentönen  ergänzt. 

—  Emt  unterzieht  den  Einfluß  der  Lage  des  Ackerbodens  zur  Himmelsrichtung 
(Exposition)  und  den  Einfluß  der  Neigung  des  Bodens  gegen  die  Erd- 
oberfläche (Inklination)  einer  eingehenden  Untersuchung.  Ähnliche 
Forschungen  werden  1887  von  WoUny,  1895  von  Bühler  und  später  von 
Kamann  gemacht. 

—  Der  Schwede  Fahnthjaini  erfindet  das  Magnesiakammlicht.  Bei  dieser  Be- 
lenohtungsart  sind  aus  gebrannter  Magnesia  mit  Gummizusatz  hergestellte 
Stäbchen  in  einem  Metallrahmen  montiert  und  so  befestigt,  daß  sie  sich 
in  der  heißesten  Zone  einer  durch  Aufsatz  verbreiterten  Bunsenflamme 
befinden. 

—  S.  Z.  da  Fsmiitl  erfindet  die  Doppelleitungskabel,  bei  denen  die  eine  Lei- 
tung den  zentralen  Kern  des  Kabels  bildet,  während  die  zweite  um  die 
isolierte  erste  Leitung  gesponnen  ist,  mit  ihr  also  konzentrisch  liegt  (kon- 
zentrische Kabel).  Um  die  gleiche  Zeit  ungefähr  werden  solche  Kabel 
auch  von  StaniMit  &  H>Uln  hergestellt. 

—  Bogers  FUU  erfindet  einen  selbsttätigen  Spülapparat  zur  Beinhaltung  der 
Straßenkanäle,  der  von  Böoking  &  Co.  noch  verbessert  wird.  Andere  selbst- 
tätige Spülvorrichtungen  werden  von  Kuntz,  Frühling  u.  a.  konstruiert. 
Sie  beruhen  im  wesentlichen  wie  der  Field'sche  Apparat  auf  Ansammlung 
des  Spülwassers  in  einem  Behälter,  der,  sobald  der  Wasserstand  eine  be- 
stimmte Höhe  erreicht  hat,  sich  durch  einen  Heber  entleert. 

^  Otto  nnidl  erforscht  im  Auftrage  der  Neu-Guinea-Compagnie  die  Nord- 
ostküste  von  Neu -Guinea,  was  zur  Erwerbung  derselben  als  deutsches 
Schutzland  (Kaiser-WilhelmB-Land)  führt. 

—  0.  Fimur  und  G.  Könur  klären  die  Konstitution  des  Chrysanilins  (Phoe- 
phins)  dahin  auf,  daß  dasselbe  als  Diamidophenylacridin  zu  betrachten  ist, 
und  geben  durch  diese  Untersuchung  Anlaß  zur  Synthese  von  Acridin- 
farbstoffen,  die  namentlich  von  den  Höchster  Farbwerken,  von  Terrisse 
und  Darier,  F.  Ullmann  u.  a.  bearbeitet  werden. 

—  Nachdem  man  1821  in  Fredonia  im  Staate  New  York  zuerst  Erdgas  für  die 
Stadtbeleuchtung  benutzt  hatte,  errichten  die  Fuol  Qat  Co.  und  die  Pnii- 
•ylvanla  Futl  Company  eine  große  Anlage  für  Beleuohtungs-  und  Industrie- 
zwecke in  Pittsburg.   Bemerkenswert  ist  daselbst  die  von  Geo  Weetinghouse 

52« 

—     819     — 


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1884 

emgerichtete  Begnlierung,  die  nicht  allein  den  Gasdruck  in  den  Privat - 
leitungen  bis  zu  einer  bestimmten,  ökonomischen  Grenze  herabsetzt,  son- 
dern auch  im  Fall  einer  Störung  in  der  Hauptleitung  die  Verbindung 
zwischen  Hauptleitung  und  Privatleitung  automatisch  aufhebt. 
1884  Georg  Theodor  August  8«llky  isoliert  die  von  Eberth  (s.  1880  £.)  und 
nach  diesem  von  Koch  (1880)  und  Klebs  (1881)  bei  Typhuskranken  auf- 
gefundenen Bacillen,  züchtet  sie  in  Reinkultur  und  weist  so  mit  Sicher- 
heit nach,  daß  sie  die  wirklichen  Erreger  des  Unterleibstyphus  sind. 

—  David  6111  und  W.  L.  Elkln  führen  am  Kap  der  Guten  Hoffnung  und  in 
Newhaven  eine  größere  Anzahl  von  Fizstemparallaxenbestimmungen  aus, 
wobei  sie  sich  zur  Messung  von  Positionswinkel  und  Distanz  eines  Helio- 
meters bedienen. 

—  Nachdem  bisher  der  Mais  zur  Verwendung  in  der  Spiritusbrennerei  nur 
gemahlen  und  ohne  Anwendung  von  Hochdruck  verwendet  wurde,  führen 
floirtard,  DelkrQck  und  d'HwrauM  auch  dafür  das  Hochdruckverfahren 
(s.  1873  H.)  ein,  das  quantitativ  wesentlich  bessere  Resultate  liefert. 

—  Der  Zoolog  Wilhelm  Hucke,  Direktor  des  Museums  in  Adelaide,  stellt  die 
bis  dahin  unbekannte  bez.  bestrittene  Tatsache  fest,  daß  der  Ameisenigel 
(Echidna  hystrix),  obwohl  ein  Säugetier,  dennoch  Eier  legt.  Es  gelingt 
ihm,  dies  an  einem  Ei  nachzuweisen,  das  er  dem  Brustbeutel  eines  Ameisen- 
igelweibchens  entnommen  hatte.     (S.  1884  C.) 

—  Haaw  erfindet  ein  Verfahren  zur  Verspundung  von  Schächten  in  schwim- 
mendem Gebirge,  welches  darin  besteht,  daß  zunächst  ein  Getriebe  von 
107  mm  weiten,  unter  sich  verbundenen  Röhren  mittels  Wasserspülung 
niedergebracht  wird.  Demnächst  wird  der  Inhalt  der  auf  diese  Weise  ge- 
schaffenen Spundwand  ausgefördert  und  gleichzeitig  der  Schachtbau  ein- 
gebracht. Die  erste  Abteufong  eines  Schachtes  nach  diesem  Verfahren  mit 
88  Röhren  geschieht  in  dem  Grubenfeld  Soeßen  bei  Weißenfels. 

—  Nachdem  die  flüssige  schweflige  Säure  schon  seit  längerer  Zeit  in  geringeren 
Mengen  in  den  Handel  gebracht  worden  war,  machen  HInItch  und  ScÜuMir 
dieselbe  für  die  Großindustrie  nutzbar  und  bringen  sie  zumeist  in  eisernen 
Flaschen  von  60 — 100  kg  Inhalt  in  den  Handel. 

—  Hermann  Hillf1«ctl  und  H.  Wlltarth  gelangen  bei  Untersuchung  der  Legu- 
minosen Knöllchen  (s.  1863  T.)  zu  dem  unanfechtbaren  Schlüsse,  daß 
die  Aufnahme  atmosphärischen  Stickstoffs  durch  die  PapUionaceen  an  die 
Anwesenheit  und  Tätigkeit  dieser  Knöllchen  ursächlich  geknüpft  ist,  die 
ihrerseitB  nur  durch  die  Einwirkung  gewisser  Bakterien  auf  die  Wurzeln 
entstehen. 

—  Hermann  von  Haimboltz  versucht  in  seinen  „Studien  zur  Statik  monooyc- 
lischer  Systeme"  und  in  seiner  Abhandlimg  „Über  die  physikaUsche  Be- 
deutung des  Prinzips  der  kleinsten  Wirkung"  zu  zeigen,  daß  sehr  mannig- 
fache Arten  innerer  Bewegung  dem  Gesetz  der  kleinsten  Wirkung 
folgen  müssen. 

—  Otto  HIntkwi  stellt  ausr  Orthophenylendiamin  und  Glyozal  das  Chinoxalin 
dar,  das  der  einfachste  Repräsentant  der  Chinoxalinfarbstoffe  ist,  zu  denen 
auch  das  technisch  öfters  verwendete  Flavindulin  gehört. 

—  R.  Hm  erhöht  die  Leistungsfähigkeit  der  Schnellpresse  durch  die  Erfindung 
des  Falztrichters,  der  zur  Erzeugung  des  Falzes  dient  und  so  schnell  arbeitet, 
daß  die  Grenze  der  Leistungsfähigkeit  nur  durch  das  Papier  selbst  und 
durch  die  Bänder  gegeben  ist,  mit  deren  Hilfe  das  Papier  über  eine  stählerne 
Unterlage  gleitet. 

—  J.  H.  van't  Hoff  verwertet  die  kinetische  Auffassimg  der  Flüssigkeiten 
(s.  1873  W.)  für  die  Theorie  der  Lösungen  und  publiziert  seine  Unter- 
suchungen über  die  Analogie  der  Materie  in  gasförmigem  und  aufgelöstem 

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1884 

Zustande.  Durch  diese  Arbeiten  wird  die  neuere  Entwicklung  der  physi- 
kalischen Chemie  bedingt  und  das  bis  dahin  dunkle  Grebiet  der  Lösungen, 
auf  welches  nun  die  Gasgesetze  und  das  Avogadro'sche  Gesetz  angewendet 
werden  können,  mit  einem  Schlage  der  Forschung  zugänglich.  Auch  die 
von  Raoult  (s.  1884  R.)  festgestellten  Beziehungen  zwischen  Schmelzpunkts - 
emiedrigung  und  Molekulargewicht  der  gelösten  Substanz  finden  dadurch 
ihre  theoretische  Deutung  (Theorie  des  osmotischen  Drucks). 
1884  C.  HoapIMr  gibt  durch  sein  Patent  auf  „Neuerungen  in  der  Elektrolyse 
von  Halogensalzeu  der  Leicht-  und  Schwermetalle"  den  Anstoß  zur  fabrik- 
mäBigen  elektrolytischen  Herstellung  von  Ätzalkali  und  Chlor  aus  Alkali- 
Chloriden. 

—  John  Hopklnaon  macht  seine  klassischen  Versuche  mit  Parallelschaltungen 
an  Wechselstrommaschinen  des  Leuchtturms  South-Foreland  und  bespricht 
ausführlich  die  Bedingungen,  die  es  ermöglichen,  zwei  Altematoren  in 
Synchronismus  zu  bringen. 

—  Der  Physiolog  Victor  Honity  in  London  fördert  die  Lehre  von  der  Gehim- 
lokaUsation. 

—  Victor  Honlay  stellt  durch  Tierversuche  und  klinische  Beobachtungen  fest, 
daB  die  Schilddrüse  schädliche  Substanzen,  die  im  Blut  zirkulieren,  zer- 
stört und  Substanzen  secemiert,  die  zum  Stoffwechsel  nötig  sind,  daB  die- 
selbe somit  eine  Drüse^mit  einer  spezifisch  inneren  Sekretion  ist. 

—  Howard  und  BBlIouch  verbessern  die  ZylinderscUichtmaschine  und  bringen 
Kombinationen  dieser  Maschine  mit  der  von  Singleton  konstruierten  Scher- 
maschine (vgl.  1883  S.)  in  den  Handel. 

—  A.  von  HOM  empfiehlt  eine  allgemein  anwendbare  Methode  zur  Untersuchung 
der  Fette  durch  Addition  von  Jod  an  die  in  ihnen  enthaltenen  ungesät- 
tigten Säuren.  In  Prozenten  des  Fettes  ausgedruckt  (Jodzahl)  lassen  sich 
in  Verbindung  mit  Schmelz-  und  Erstarrungspunkt  und  Verseifungszahl 
die  verschiedenen  Fette  genau  charakterisieren.  Das  Fett  wird  in  Chloro- 
form gelöst,  mit  Jodquecksilberchloridlösung  bis  zur  bleibenden  Braun- 
färbung versetzt  und  das  überschüssige  Jod  zurüoktitriert. 

—  Ferdinand  Hinppt  bestätigt  das  Vorkommen  des  Bacterium  lactis  in  saurer 
Milch.  (S.  1877  L.)  Er  weist  zuerst  nach,  daß  es  verschiedene  Milchsäure- 
bakterien gibt  und  stellt  deren  fünf  dar.  Von  Maddox  werden  (1885) 
noch  mehrere  Milchsäurebakterien  entdeckt. 

—  ImnMdorf  gelingt  es,  Campher  mit  Natrium  und  Alkohol  zu  Bomeol  zu 
reduzieren.  Diese  Reaktion  wird  für  die  ganze  Terpenchemie  von  ein- 
schneidender Wichtigkeit.  Die  Oxydation  von  Bomeol  zu  Campher  war 
bereits  1842  von  Pelouze  ausgeführt  worden. 

—  Otto  Intn  konstruiert  zweckmäßige  Gasometer  (Gasbehälter)  aus  Eisen- 
blech mit  ringförmiger  Unterstützung  und  freistehendem  zugänglichem 
Boden,  der  bei  kleineren  Gasometern  halbkugelförmig  gestaltet  ist, 
bei  größeren  dagegen  durch  Säulen  unterstützte  Kegel-  und  Kugelflächen 
hat.  Größere  Behälter  stellt  er  als  Teleskop  behälter  her,  um  bei  gleicher 
Grundfläche  ein  größeres  Volum  Gas  aufnehmen  zu  können  und  an  Bassin- 
tiefe zu  sparen. 

—  JaU  konstruiert  die  erste  brauchbare  Schneeschleuder  (SohneerSumungs- 
maschine),  die  auch  dann  zu  benutzen  ist,  wenn  die  Verwehungen  der  Eisen- 
bahnstrecke ans  schwerem  Schnee  mit  Eis  bestehen  und  so  stark  sind, 
daß  die  Schneepflüge  (s.  1876  T.)  nicht  mehr  ausreichen.  Diese  Schnee- 
schleuder wirkt  durch  Abschneiden  und  Fortschleudern  des  Schnees. 

—  Der  Physiker  Heinrich  Kaysir  nimmt  Photographien  von  Blitzen  auf  und 
stellt  fest,   daß   der  Verlauf  der  Blitze  gewöhnlich  ein  stark  verästelter, 

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1884 

krummliniger,  mit  einem  Baum  oder  einem  Strom  vergleichbarer  ist. 
Mehrfache  Blitze  zeigen  gewöhnlich  parallele  Bahnen  der  Funken. 
1884  Der  französische  Chemiker  L.  Kallir  erfindet  das  Härten  der  Bausteine 
(Sandstein,  Zementstein  usw.),  indem  er  die  Steinmasse  mit  Kieselfluor- 
metallsalzlösungen („Eeßler'sohes  Flnat")  in  festen  Flußspat  umsetzt,  wo- 
bei gleichzeitig  in  den  Steinporen  unlösliche  Kieselsäure  (Quarz)  zurückbleibt. 

—  Dem  Prager  Techniker  Friedrich  Kick  gelingt  es,  Gesteine  unter  herme- 
tischem Verschlufi  und  starkem  kontinuierUchem  Druck  ohne  Bruch  und 
Lösung  des  molekularen  Zusammenhangs,  dem  Gletschereis  vergleichbar, 
in  Formen  zu  pressen.     (S.  1868  T.) 

—  Ludwig  Knarr  entdeckt  das  Antipyrin  (Phenyl-Dimethyl-Pyracolon) ,  ein 
Fiebermittel,  das  im  Gegensatz  zum  Kairin  (s.  1883  F.)  einen  dauernden 
Erfolg  erzielt. 

—  G.  ¥M  Koch  und  Mamy  in  Darmstadt  nehmen  ein  Patent  auf  ein  Ver- 
fahren, Zementputz  für  stereochromatische  Bemalung  tauglich  zu  machen. 

—  Nachdem  Auspitz  (1864)  und  Benno  Friedländer  (1876)  im  Anschluß  an 
Virchow's  Beobachtungen  (s.  1863  V.)  die  Lupusefflorescenz  direkt  für 
einen  miliaren  Tuberkel  der  Haut  erklärt  hatten,  gelingt  es  Robert  Kcch, 
den  positiven  Beweis  der  Identität  beider  Gebilde  zu  erbringen,  indem  er 
Tuberkelbadllen  in  den  Lupusknötchen  auffindet  und  durch  Überimpfen 
von  LupuBgeweben  auf  Tiere  echte  bacilläre  Tuberkulose  erzengt. 

—  Theodor  Kodier  weist  zuerst  auf  die  günstigen  Wirkungen  des  altbekannten 
Magisterium  bismuthi,  des  basisch  Salpetersäuren  Wismuts,  in  der  Wund- 
behandlung hin.  Hans  Meyer  schreibt  diese  austrocknende  Wirkung  der 
physikalischen  Beschaffenheit  des  außerordentlich  feinen  Pulvers  zu,  das 
mit  Wasser  zu  einem  homogenen  Brei  angerührt,  nach  dem  Trocknen  eine 
dicke  zusammenhängende  Kruste  über  der  Wunde  bildet. 

—  Kotier  und  unmittelbar  darauf  Leopold  KSiilgitBin  zeigen,  daß  an  dem  durch 
Einträufelung  von  2%  CocainlösTing  unempfindlich  gemachten  Auge  alle 
Operationen  schmerzlos  vorgenommen  werden  können. 

—  Auf  dem  im  Oktober  zu  Washington  abgehaltenen  Kongnl  einigen  sich  fast 
alle  Nationen  der  Erde,  in  Zukunft  ausschließlich  den  Meridian  von  Green- 
wioh  als  den  Anfang  für  die  Zählung  nicht  bloß  der  geographischen  Längen, 
sondern  auch  der  Zeiten  für  den  Weltverkehr  zu  benutzen,  und  beide  in 
Zusammenhang  stehenden  Größen  von  0*"  bis  360"  imd  von  Ob  bis  24i>  zu 
zählen. 

—  Nachdem  bereits  Wagenmann  und  Krug  Versuche  gemacht  hatten,  die 
Parafflnmasse  im  luftverdünnten  Baume  zu  destillieren,  gelingt  es  Kray, 
die  Vakuumdestillation  für  die  Paraffinfabrikation  niitzbar  zu  machen. 
Er  ändert  zuerst  die  Destillationsanlagen  der  Biebeck'schen  Montanwerke 
für  diese  Art  der  Destillation  um. 

—  0.  KrOmnwl  führt  eine  planimetrische  Bestimmung  der  Verteilung  von 
Wasser  und  Land  auf  der  Erde  aus,  die  beweist,  daß  das  von  Rigaud  ge- 
fundene Verhältnis  des  Landes  zum  Wasser  =  1 :  2,76  der  Wahrheit  sehr 
nahe  kommt. 

—  Die  Afrikareisenden  Richard  KuiMI  und  Hans  Tapponbock  erforschen  das 
südliche  Kongobecken,  indem  sie  von  Stanley  Pool  über  den  Kuango  und 
Kassai  bis  zum  Lukenje  (Mfimi)  vordringen  und  denselben  bis  210  30' östl.  L. 
verfolgen.  Hier  werden  sie  durch  die  feindselige  Haltung  der  Eingeborenen 
zur  Umkehr  genötigt  und  erreichen  1886  die  Heimat  wieder. 

—  August  Adolph  KuiMIt  lehrt  ein  bequemes  Verfahren,  durch  welches  die 
Verteilung  der  Elektrizität  auf  der  ganzen  Oberfläche  eines  Krystalles 
gleichzeitig  übersehen  werden  kann.     (8.  a.  1777  L.) 

—  August  Adolph  KunM  macht  Untersuchungen  über  die  von  Kerr  (s.  1878  K.) 


822     — 

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1884 

nachgewiesene  Drehung  der  PoIarisationBebene  bei  Reflexion  an  magne- 
tischen Spiegeln  nnd  mißt  zuerst  die  GröBe  dieser  Drehung. 
1884  Oskar  Lmii,  der  in  den  Jahren  1874 — 77  den  Ogowe  erforscht  und  i.  J.  1880 
Marokko  durchquert  hatte,  übernimmt  die  Leitung  einer  Expedition,  die 
Junker,  Casati  und  Lupton,  die  durch  den  Aufstand  des  Mahdi  abgeschnitten 
waren,  befreien  soUte.  Er  kann  indes  sein  Ziel  nicht  erreichen  und  muß 
über  den  Tanganyika-  und  Nyassasee  zur  Ostküste  zurückkehren,  die  er 
1886  bei  Quilimane  erreicht. 

—  UnkMbMh  konstruiert  einen  Schlammrundherd,  der  selbsttätig  und  ununter- 
brochen arbeitet,  und  auf  dem  sich  die  drei  Stadien  der  Herdarbeit,  das 
Überleiten  der  Trübe,  das  Abtrennen  des  Erzes  von  mittlerem  spezifischem 
Gewicht  und  das  Abkehren  des  schwersten  Erzes,  welche  bei  den  alten 
Kehrherden  nacheinander  Torgenommen  wurden,  auf  verschiedenen  Teilen 
der  Herdfläche  gleichzeitig  ausführen  lassen.  Ein  anderes  Beispiel  eines 
neuerdings  viel  gebrauchten  selbsttätigen  Herdes  ist  der  Stein'sche  Stoß- 
herd.    (S.  a.  1868  R.) 

—  Friedrich  August  J.  LSffltr  entdeckt  den  Bacillus  der  menschlichen  Diph- 
therie, welchen  er  züchtet  und  erfolgreich  überimpft. 

—  Nachdem  Hannoteau  schon  1764  den  Vorschlag  gemacht  hatte,  kupferne 
Geschützrohre  durch  eine  Eisendrahtumwicklung  widerstandsfähiger  zu 
machen  (s.  auch  1625  W.),  versucht  LMgrMga  in  England  (seit  1865)  die 
Umwicklung  des  stählernen  Kemrohrs  mit  mehreren  Lagen  von  stark 
gespanntem  Bandstahl  oder  Stabldraht.  Der  Vorschlag  ist  neuerdings  für 
die  Geschütze  C  84—95  der  englischen  reitenden  Artilleiie  nutzbar  gemacht 
worden.  Die  Überlegenheit  der  Konstruktion  über  Krupp's  Ringrohre  und 
Mantelringrohre  (s.  1869  A.)  ist  noch  nicht  dargetan.  Jedenfalls  ist  die 
Anfertigung  der  Drahtrohre  ungemein  umständlich;  beispielsweise  sind  zu 
einem  16  cm -Rohr  68600  m  Stahldraht  erforderlich. 

—  Otto  ijimnMr  gibt  eine  Methode  an,  um  mittels  der  Fizeau'schen  Inter- 
ferenzstreifen  die  Dickenabweichungen  planparalleler  Platten  zu  bestimmen. 
Diese  Methode  wird  1905  von  Otto  Sohönrock  zu  hoher  Vollkommenheit 
ausgebildet. 

—  Georg  Lanp  und  NMf  untersuchen  den  Bleikammerprozeß  und  führen  zu- 
erst den  Nachweis,  daß  wirklich,  wie  früher  schon  angenommen  worden 
war,  salpetrige  Säure  als  Überträger  des  Sauerstoffs  dient. 

—  Nachdem  zuerst  in  Woolwich  (1866)  der  Versuch  gemacht  worden  war, 
Geschosse  während  des  Fluges  zu  photographieren ,  wobei  das  Sonnen- 
licht als  Lichtquelle  benutzt  worden  war,  macht  der  österreichische  Phy- 
siker Ernst  Mach  die  eisten  guten  Momentphotographien  von  Geschossen 
unter  Verwendung  des  elektrischen  Funkens  als  Lichtquelle. 

—  Frederick  Akbar  Mahomd  in  London  bewirkt  zuerst  die  operative  Be- 
handlung und  Entfernung  des  Wurmfortsatzes  im  freien  Intervall  (in  an- 
fallfreiem Zustand).  Ihm  folgen  1886  Maray  in  Boston,  1888  Treves  in 
London  und  Nioolaus  Senn  in  New  York,  1890  Hermann  KümmeU,  Eduard 
Sonnenburg  u.  a.    (S.  a.  1827  M.) 

—  Paul  Mann  bewirkt  die  elektromagnetische  Scheidung  von  Mineralgemengen 
im  Laboratorium  und  zeigt,  daß  hierzu  eine  Konzentration  der  Kraftlinien 
nötig  ist.  Er  gibt  den  Weg  an,  wie  sich  verschieden  magnetisierbare 
Mineralien  durch  verschieden  starke  Erregerströme  trennen  lassen. 

—  MsnJsIsJtw  und  KIrpHiGkaw  machen  Versuche  über  das  Verhalten  der  Gase 
bei  Drucken,  die  kleiner  sind  als  der  Druck  einer  Atmosphäre,  und  finden, 
daß  die  Gase  hierbei  nicht  streng  dem  Mariotte'sohen  Gesetz  folgen, 
sondern  daß  die  Produkte  aus  Druck  und  Volum  in  einem  davon  ab- 
weichenden Verhältnis  abnehmen,   was  Van  der  Ven  1890  bestätigt. 

—     823     — 


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1884 

1884  Nachdem  keine  der  vielen  seit  dum  Anfange  des  19.  Jahrhunderts  auf- 
getauchten LettemsetzmaBchinen  (s.  1822  C.  nnd  1851  S.)  dauernde  Erfolge 
zu  verzeichnen  gehabt  hatte,  löst  der  aus  Württemberg  gebürtige  Uhr- 
macher Ottomar  Msrfenthaiwr  in  Cincinnati  das  Problem  des  mechanischen 
Sohiiftsetzens  in  vollendeter  Weise.  Seine  „Linotype"  setzt  nicht  Typen, 
sondern  Matrizen,  vereinigt  sie  zu  Zeilen,  schließt  diese  mit  federnden 
Keilen  mechanisch  aus  und  führt  sie  vor  den  Gießkessel,  wo  die  ganze 
Zeile  mit  einem  Male  gegossen,  auf  die  richtige  Höhe  gebracht  und  auf 
ein  Sammelschiff  geschoben  wird.  Nach  erfolgtem  Guß  werden  die 
Matrizen  durch  eine  sinnreiche  Einrichtung  in  ihre  Fächer  zurücksortiert. 
Der  Schriftsatz  wird  nach  erfolgtem  Druck  jedesmal  wieder  eingeschmolzen. 
Auf  die  Linotype  folgen  der  „Typograph"  von  J.  B.  Rogers  und  F.  £.  Bright 
(s.  1895  R.),  sowie  die  „Monoline"  von  W.  S.  Scudder.  (S.  1901  S.)  Ähn- 
liche Konstruktionen  sind  die  „Monotype"  von  Lanston,  die  „Graphotype" 
von  Goodson,  der  „Electrotypograph"  von  M6ray  und  Boz4o,  die  „Dyo- 
tjpe"  von  J.  Pinel  und  die  Gieß-  und  Setzmaschine  von  H.  G.  Stringer. 

—  MoaMn  gibt  ein  elektrolytisohes  Scheidungsverf  ahren  für  Goldsilberlegierungen 
an,  das  die  Affination  (s.  1802  A.)  völlig  verdrängt.  Als  Elektrolyt  dient 
anfangs  verdünnte  Salpetersäure,  später  Silbemitratlösung,  als  Anode  die 
GoldsUberlegierung  in  dünnen  Platten,  als  Kathode  dünnes  Silberblech. 
Das  Silber  fällt  an  der  Kathode  krystallinisoh  aus.  Das  Gold,  das  sich  an 
der  Anode  pulverförmig  abscheidet,  wird  durch  Erhitzen  mit  Salpetersäure 
gereinigt,  gewaschen,  getrocknet  und  mit  Sand  oder  Borax  verschmolzen. 

^  H.  Mftlltr  wendet  zuerst  zur  Reinigung  der  Hochofengase  die  Filtration 
durch  Schlackenwolle  an. 

—  Immanuel  Munk  erbringt  den  Nachweis,  daß  in  der  Darmwand  eine  Synthese 
der  Fette  durch  Fermente  stattfindet,  und  daB  sich  verfütterte  Fettsäuren 
im  Chylus  nicht  mehr  als  solche,  sondern  zum  größten  Teil  in  Form 
von  Neutralfett  vorfinden.  Die  Menge  des  Neutralfettes  im  Chylus  ist  10, 
meist  aber  40  mal  größer  als  die  der  Fettsäuren.  Das  zu  dieser  reversibeln 
Synthese  nötige  Glycerin  liefert  der  Körper  (vielleicht  aus  Traubenzucker). 
Walther  (1890)  und  Frank  (1892)  bestätigen  diesen  Befund. 

—  Gustav  NadiUfal  bereist  im  Auftrage  der  Deutschen  Regierung  die  West- 
küste Afrikas,  um  die  Küstenstrecke,  an  denen  deutsche  Interessen  des 
Schutzes  bedürftig  sind,  unter  die  deutsche  Reiohshoheit  zu  stellen.  Er 
löst  seine  Aufgabe  in  Togo,  Kamerun  und  Lüderitzland  mit  Erfolg.  Auf 
dem  Heimwege  erkrankt  er  und  stirbt  an  Bord  der  „Möwe"  auf  der  Höhe 
von  Kap  Palmas,  wo  er  auch  bestattet  wird. 

—  Nachdem  Carle  und  Rattone  (1884)  nachgewiesen  hatten,  daß  der  bereits 
dem  Hippokrates  bekannte  Wundstarrkrampf  (Tetanns)  vom  Menschen 
durch  Impfung  von  Körpeisubstanz  aus  der  Umgebung  der  Wunde  auf 
das  Tier  übertragen  werden  kann,  daß  er  also  eine  Infektionskrankheit  ist, 
gelingt  Arthur  NIcolaisr  die  Entdeckung  des  spezifischen  TetanusbaciUns, 
den  S.  Kitasato  (1889)  in  Reinkultur  züchtet. 

—  H.  Ott  einerseits  und  L.  HaiUntir  und  A.  Utbm  andrerseits  stellen  das  Pyron 
dar,  der  erstere  aus  Komansäure,  die  letzteren  durch  trockene  Destillation 
der  Chelidonsäure.  Haitinger  und  Lieben  stellen  im  Anschluß  an  ihre 
Arbeit  Konstitutionsformeln  für  das  Pyron  und  die  Chehdonsäure  auf. 

—  Charles  Algemon  Panoni  in  Newcastle  on  Tyne  erfindet  eine  mehrzellige 
Dampfturbine,  welche  zuerst  die  Aktions-  und  dann  die  Reaktionswirkung 
des  Dampfes  ausnutzt  und  infolge  der  totalen  Beaufschlagung  der  Laufrad- 
schaufeln keiner  besonderen  Einströmdüsen  bedarf.  Er  führt  damit  zum 
ersten  Male  eine  Dampfturbine  praktisch  aus,  die  zur  direkten  Kuppelung 
mit  Dynamomaschinen  geeignet  ist. 

—     824     — 


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1884 

1884  Pavi  und  Cawntoy  entdecken  in  gewissen  Chinarinden  das  Cuprein,  das  sich 
zum  Chinin,  wie  ein  Phenol  zu  seinem  Ester  verhält.  Das  Cuprein  wird 
1801  von  Giimaux  und  Am&ud  durch  Erhitzen  mit  Natriummethylat  und 
Methyljodid  in  Chinin  übergeführt. 

^  Adam  PauliM  beschäftigt  sich  eingehend  mit  allen  die  Nordlichter  be- 
treffenden Verhältnissen  und  zieht  aus  den  in  dem  grönländischen  Eüsten- 
platze  Godthaab  angestellten  Messungen  den  Schluß,  daß  die  Entfernung 
der  Nordlichter  von  der  Erdoberfläche  zwischen  den  weiten  Grenzen  von 
0,61  und  68  km  schwanken  könne. 

—  Der  Amerikaner  Palioii  erfindet  eine  Aktionsturbine  (Feitonrad),  bei  welcher 
an  Stelle  der  Radschaufeln  becherartige  Gefäße  angebracht  sind,  deren  Form 
gestattet,  die  Kraft  des  Wasserstrahls  möglichst  vollkommen  auszunutzen. 

—  W.  H.  Parkln  stellt  Untersuchungen  an,  die  ergeben,  daß  das  elektro- 
magnetische Drehungsvermögen  mit  der  chemischen  Konstitution  im  Zu- 
sammenhang steht.  Um  eine  Größe  zu  erhalten,  die  diese  Beziehungen 
erkennen  läßt,  führt  er  das  molekulare  Drehungsvermögen  M  ein,  das 
gleich  ist  den  für  die  Längeneinheit  erhaltenen  Drehungen,  dividiert  durch 
die  Dichte  und  multipliziert  mit  dem  Molekulargewicht. 

—  PMpt  telegraphiert  auf  einer  20  km  langen  Eisenbahnstrecke  mittels  elektro- 
dynamischer Induktion  von  einem  Draht,  der  längs  der  Linie  in  einer 
zwischen  den  Schienen  liegenden  Röhre  isoliert  angebracht  ist,  auf  einen 
im  Zuge  befindlichen  Stromkreis. 

—  PMtr  konstruiert  eine  Lampe,  um  schlagende  Wetter  anzuzeigen.  Die 
Lampe  zeigt  0,25  o/o  Grubengasgehalt  mit  Sicherheit  an  und  gibt  bei  0,5  o/« 
eine  deutlich  erkennbare  Aureole,  die  bei  1"/«  auf  10  cm  Länge  heran- 
wächst. Die  wenig  leuchtende  Alkoholflamme  ist  von  einem  Hohlkegel 
eingeschlossen,  um  dem  Auge  das  Erkennen  der  blauen  Schlagwetterflamme 
zu  erleichtern.     (S.  a.  1882  W.) 

—  PlMlank  führt  zur  Untersuchung  des  oberen  Teiles  der  menschlichen  Luft- 
röhre bei  Tracheotomierten  durch  die  Operationsöfinung  trichterförmige 
Instrumente  ein  imd  benutzt  reflektiertes  Licht.  Ähnliche  Versuche  machen 
Landgraf  (s.  1886  L.),  Seiffert  (1895),  Schrötter  (s.  1896  S.).  Diese  Be- 
strebungen im  Verein  mit  der  Mikulicz-Rosenheim'schen  Speiseröhren- 
Untersuchung  führen  sowohl  Kirstein  zur  Entdeckung  der  Autoskopie 
(s.  1896  K.)  wie  Killian  zur  Ausgestaltung  der  Bronchoskopie.    (3.  1898  K.) 

—  ß.  Proall  konstruiert  eine  sohnelllaufende  Dampfmaschine  und  verwendet 
dafür  einen  Achsen-Begulator  mit  Federbelastung,  der,  im  Sohwungrade 
montiert,  unmittelbar  um  die  WeUe  kreist.  Der  Apparat  eignet  sich  auch 
zur  Anwendung  bei  Sohiffsmaschinen.  An  der  für  die  Maschine  neu  kon- 
struierten Expansionssteuerung  ist  auch  DflrlM  beteiligt. 

^  Georg  Quiaeka  bestimmt  die  magnetische  Feldstärke  aus  der  Steighöhe 
paramagnetischer  Flüssigkeiten  in  engen  Röhren. 

—  Fran9oiB  Marie  Raoult  stellt  wichtige  Beziehungen  zwischen  der  Schmelz- 
punktsemiedrigung  imd  dem  Molekulargewicht  der  gelösten  Substanz 
experimentell  fest  und  stellt  die  Regel  auf:  ,,Löst  man  1  Molekül 
einer  Substanz  in  100  Molekülen  eines  beliebigen  Lösungsmittels,  so  wird 
der  Gefrierpunkt  des  letztern  um  0,63»  C.  herabgedrückt."  Diese  Regel 
dient  häufig  (s.  1888  B.)  als  Mittel  zur  Bestimmung  der  Größe  des  Mole- 
kulargewichts (Erstarrungsgesetz). 

—  Edward  James  RMd  führt  ausgedehnte  Berechnungen  über  die  Nor- 
mierung der  Abmessungen  der  Konstruktionsteile  des  Schiffsrumpfes, 
namentlich  für  Panzerschiffe  aus;  für  Handelsschiffe  werden  entsprechende 
Berechnungen  von  John  ausgeführt. 

—  Die  Gebrüder  Rtnard  und  Kapitän  Kraki  konstruieren  einen  Luftballon  mit 

—     825     — 

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1884 

PropellerBohraube ,  die  durch,  eine  Dynamomaschine  betrieben  wird.  Es 
gelingt  ihnen  am  9.  August  in  Mendon,  nach  25  Minuten  dauernder  Fahrt 
zu  ihrem  Ausgangspunkt  zurückzukehren.  Bei  einer  zweiten  Fahrt  im  Sep- 
tember wird  die  Maschine  schadhaft. 
1884  Die  Firma  J.  D.  RMd  bringt  eine  Verbindung  von  Antipytin  mit  Salicyl- 
säure  unter  dem  Kamen  Salipyrin  in  den  Handel.  Das  Salipyrin  wird 
u.  a.  auch  als  Speziflkum  gegen  Influenza  angewendet. 

—  Augusto  RIghl  findet,  daß  Wismut  seinen  Leitungswiderstand  ändert,  wenn 
es  zwischen  den  Polen  eines  Elektromagneten  von  dessen  Kraftlinien 
geschnitten  wird.  Hartmann  und  Braun  konstruieren  einen  auf  diesem 
Bighi'schen  Phänomen  beruhenden  Apparat  zur  Messung  der  Feldstärke. 

—  Ottomar  RoMnbMh  stellt  fest,  daß  das  Bactetium  termo  (s.  1830  E.  und 
1872  C.)  aus  einer  Reihe  von  Arten  bestehe,  und  beschreibt  drei  dieser  aus- 
geprägten Fäulniserreger  unter  der  Bezeichnung  Bacillus  saprogenes  I — III. 
Koch  eingehendere  Studien  hierüber  werden  1885  von  Gustav  Hauser  ver- 
öffentlicht, der  diesen  wandelbaren  Spaltpilzen  den  Kamen  „Proteus"  gibt. 

—  Ottomar  RotMbach  entdeckt  die  bei  der  Wundinfektion  (s.  1878  K.)  auf- 
tretenden Bakterien,  den  Staphylococcus  aureus  und  albus  und  den  Strepto- 
coccus pyogenes  und  züchtet  sie  in  Beinkultur. 

—  Karl  Rctti  erfindet  das  Boburit,  einen  brisanten  Sprengstoff,  das  aus 
10  Teilen  Dinitrochlorobenzol  und  00  Teilen  salpetersaurem  Ammoniak 
bestehen  soU.  Das  Bobiirit  soU  ziemlich  unempfindlich  gegen  Stoß  und 
Schlag  sein  und  an  der  freien  Luft  verbrennen,  ohne  zu  explodieren.  In- 
wieweit die  Boburitezplosion  in  Annen  im  Jahre  1906  dazu  angetan  ist, 
diese  Annahme  zu  widerlegen,  ist  zurzeit  noch  nicht  zu  übersehen. 

—  Ephraim  Hyde  RHSt  in  Boston  nimmt  ein  Patent  auf  eine  Masohine  zum 
Spinnen  von  Asbest. 

—  SandiMyar  findet  eine  allgemein  gangbare  Synthese  zur  Substituierung  der 
Amidogruppe  in  aromatischer  Bindung  durch  die  Cyangruppe  und  stellt 
als  erstes  Beispiel  das  Benzonitril  aus  Diazobenzolchlorid  und  aus  Anilin  dar. 
Die  rohen  Diazochloridlösungen,  wie  man  sie  erhält,  wenn  man  die  saure 
Aminlösung  in  Katriumnitritlösung  einträgt,  werden  mit  KaUnmkupfer- 
cyanürlösung  auf  W  C.  erwärmt  und  tüchtig  umgeechüttelt. 

—  Karl  Eduard  acharfiic  und  Heinrich  WIM  erkennen  gleichzeitig  die  Unregel- 
mäßigkeit des  Erdstromes.  Sie  finden  durchweg  eine  zeitliche  Inkongruenz 
zwischen  den  magnetischen  Variationsinstrumenten  und  den  für  die  Erd- 
ströme aufgestellten  Galvanometern  und  nehmen  an,  daß  der  Erdstrom 
zuerst  gewisse  Teile  des  Erdbodens  magnetisiere  und  durch  diesen  Magne- 
tismus indirekt  auf  die  Apparate  einwirke.  Ihrer  Ansieht  nach  sind  noch 
weitere  Arbeiten  nötig,  um  ein  richtiges  Bild  von  dem  wahren  elektrischen 
Zustand  der  Außenschiohten  der  Erde  zu  liefern. 

—  Der  bayerische  Ingenieur  Michael  ScIiMfar  konstruiert  die  nach  ihm  be- 
nannte selbsttätige  Zweikammer-Luftdruck-Schnellbremse  mit  in  die  Bohr- 
leitung eingeschalteten  selbsttätigen  Luftauslaßventilen  zur  schnelleren 
Intätigkeitssetzung  der  Bremsen  bei  langen  Zügen. 

—  Nachdem  infolge  der  Versuche  von  Hirn  (s.  1867  H.),  Zeuner  (s.  1859  Z.)  u.  a. 
namentlich  Walther  Meunier  in  Mülhausen  auf  die  ökonomische  Bedeutung 
des  überhitzten  Dampfes  hingewiesen  hatte,  zeigt  Wilhelm  Schiiiidt,  daß  der 
größte  Erfolg  der  Dampfüberhitzung  erst  bei  Temperaturen  über  SOO"  C. 
einsetzt,  und  ersinnt  Konstruktionen,  welche  die  praktische  Anwendung 
solcher  Temperaturen  ermöglichen. 

—  Otto  8ch«tt  gelingt  es,  im  Jenenser  Kormalglas  ein  Material  zu  finden,  das 
in  bezug   auf  die  sogenannten   thermischen   Kachwirkungen   äußerst  in- 

—     826     — 

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1884 

dülerent  ist  und  die  Herstellung  dauernd  brauchbarer  Thermometer  ffir 
wissensohaftliehe  Zwecke  gestattet. 
1884  Nachdem  schon  Rudolf  Wolf  die  Erscheinungen  bezeichnet  hatte,  aus 
denen  hervorgeht,  daß  ein  magnetischer  Einfluß  der  Sonne  auf  die  Erde 
beeteht,  weist  Arthur  SdiMtMr  den  Zusammenhang  swischen  den  beiden 
Magnetfeldern  durch  Rechnung  nach. 

—  Nachdem  Gussenbauer  1882  die  Kenntnis  der  BanohspeicheldrüBe  gefördert 
hatte,  veröffentlicht  Nioolaua  Sann  seine  auf  Venuche  und  klinische  Be- 
obachtungen gestützte  Operationsmethode  des  Pankreas.  Diese  wird  ins- 
besondere von  Werner  Körte  vervollkommnet. 

—  L.  8w  konatruiert  einen  VentUator  mit  vorwärts  gekrümmten  Schaufeln 
und  doppelseitigen  SaugkanSlen,  der  zuerst  auf  den  Gruben  der  Compagnie 
d'Anzin  aufgestellt  wird. 

—  Friedrich  MiHHiii  erfindet  das  Verbrennungs-  und  Heizungsaystem  mit 
freier  Flanunenentfaltung,  durch  welches  eine  weit  vollkommenere  Ver- 
brennung erzielt,  unter  Erhöhung  der  Ofentemperatur  die  Leistung  ge- 
steigert und  eine  erheblich  längere  Dauer  der  Ofen  gesichert  wird. 

—  SpM  baut  einen  sehr  praktischen  Benzinmotor,  bei  'v^dchem  das  flüssige 
Benzin  durch  eine  kleine  Pumpe  auf  den  Einlafiventilkegel  gespritzt  und 
gleichzeitig  mit  der  Luft  in  den  Zylinder  gesaugt  wird. 

—  SpringmOhl  nimmt  zuerst  die  Konzentration  des  Mostes  in  großem  Maß- 
stabe in  die  Hand  und  erfindet  verschiedene  Apparate  für  diesen  Zweck. 
Er  errichtet  die  erste  Fabrik  in  der  Nähe  von  Mailand,  die  mit  3  Vakuum- 
apparaten täglich  600  hl  Most  einzudampfen  imstande  ist.  Den  konzen- 
trierten Most  läßt  man  entweder  für  sich  vergären  oder  benutzt  ihn  auch 
zur  Verbesserung  schwacher  Moste.  1887  wird  das  Springmühl'sche  Ver- 
fahren auch  in  Kalifornien  eingeführt,  und  1888  wird  die  erste  Sendung 
„Condensed  must"  aua  Kalifornien  nach  London  gebracht. 

—  Christian  Ernst  Stahl  erweist  die  chemotropische  Reizbarkeit  der  Plasmodien 
von  Myzomyceten  (Sohleimpilzen),  welche  durch  Loheauszug  zu  einer 
positiv  ohemotaktiBchen  Kriechbewegung  veranlaßt  werden.  Eine  stark 
saure  Lösung,  sowie  konzentrierte  Lösungen  üben  auf  die  Plasmodien  eine 
repulsive  Wirkung  aus. 

—  Eduard  Strattarfw  einerseits  und  Solcnard  andererseits  beweisen  durch 
eine  Reihe  vortrefflicher  Untersuchungen  die  Identität  der  Befruchtungs- 
Vorgänge  im  Tier-  und  Pflanzenreich. 

—  Alexander  Supan  führt  den  Namen  „Klimaprovinz"  für  umgrenzte  Erd- 
gebiete ein,  für  welche  gewisse  maßgebende  Eigentümlichkeiten  des  Klimas 
übereinstimmen,  während  in  den  angrenzenden  Territoiien  wesentlich 
andere  klimatische  Züge  erkennbar  sind.  Er  teilt  die  Erde  in  solche 
Provinzen,  von  denen  21  auf  die  Alte  Welt  (nebst  Australien),  12  auf 
Amerika  entfallen,  während  die  Polarkalotten  für  sich  zählen. 

—  Nachdem  Audemars  aus  Lausanne  1865  einen  Seidenersatz  aus  Nitrocellu- 
lose angegeben  hatte,  der  jedoch  nicht  zur  praktischen  Verwertung  ge- 
langte, stellt  Joseph  Wilson  Swan  seidenähnliche  Fäden  aus  Kollodium  her 
und  legt  der  Hauptversammlung  der  Society  of  Chemical  Industry  in 
London  die  ersten  Proben  dieser  künstlichen  Seide  vor.  Die  technische 
Ausnutzung  seiner  Idee  scheitert  indes  an  den  hohen  Alkohol-  und  Äther- 
preisen. Ebensowenig  erfolgreich  ist  Wilson,  der  sich  die  Verwendung 
von  Cellulose  in  Kupferoxydammoniak,  und  Wyne  und  Powell,  die  sich 
die  Verwendung  von  Cellulose  in  Chlorzinklösung  (1884)  patentieren  lassen. 

—  Taniwlt  und  Walkw  in  Leeds  bUden  die  Schmiedepresse  zu  so  großer  Voll- 
kommenheit aus,  daß  es  mit  ihr  gelingt,  die  größten  Flußstahlblöcke  zu 
bearbeiten. 

—     827     — 

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1884 

1884  Elihu  Thomson  bespricht  die  elektroinduktive  Repulsion,  welche  Wechael- 
strommagnete  auf  Kupferscheiben  ausüben,  vnA  baut  1886  einen  Bepulsions- 
motor. 

—  William  Thomson  (Lord  Kelvin)  nimmt  an,  daß  der  ganze  Weltenraum  mit 
einer  feinen  Materie,  dem  Äther,  erffillt  sei,  auf  dessen  Vorhandensein  die 
Erscheinungen  des  Lichts,  der  W&rme  und  der  Elektrizität  hinweisen. 

—  Isidor  Tranbo  untersucht  die  Capülaritätaerscheinungen  in  ihrer  Beziehung  zur 
Konstitution  und  zum  Molekulargewicht.  Er  zeigt,  daß  die  Steighöhe  der 
Lösung  eines  Körpers  mit  wachsender  Konzentration  abnimmt,  daß  bei 
homologen  Reihen  die  Steighöhe  mit  wachsendem  Molekulargewicht  ab- 
nimmt, und  daß  isomere  Körper  in  gleich  konzentrierten  Lösungen  nicht 
immer  gleiche  Steighöhen  haben.    (S.  a.  1883  Seh.) 

—  Frederick  Thomas  Trouton  stellt  die  Regel  auf,  daß  der  Quotient  aus  der 
molekularen  Verdampfungswäxme  und  der  von  dem  absoluten  Nullpunkt 
an  gezählten  Siedetemperatur  annähernd  für  aUe  Substanzen  gleich  ist. 
Der  Quotient  schwankt  zwischen  20  und  25  Schiff  (1800)  findet  für  eine 
große  Zahl  von  Estern  und  Kohlenwasserstoffen  diesen  Quotienten  zwischen 
19,8  und  21,1.    Ähnliche  Zahlen  erhält  Chappuis  (1888). 

—  Paul  Gerson  Um«  wendet  mit  Keratin  (Homstoff)  überzogene  Pillen  für 
solche  Stoffe  an,  die  erst  im  Dünndarm  resorbiert  werden  sollen. 

—  Victor  Urtaantschttsch  empfiehlt  gegen  Ohrenleiden  Streichungen  und  Er- 
schütterungen der  Tuba  Eustachi!  mit  einem  in  die  Tuba  eingeführten 
Bougie  (Ohrenmassage).  Die  Vibrationsmassage  des  Trommelfells  wird 
von  Delstanohe  empfohlen,  der  zu  diesem  Zweck  seinen  Bar^factenr  und 
seinen  Masseur  du  Tympan  konstruiert. 

—  Johannes  Volt  behandelt  in  seinem  Werke  „Die  Efleiterschwangerschaft" 
eingehend  die  Tubenscbwangerschaft,  die  er  in  den  meisten  Fällen  auf  die 
Haematocele  retrouterina  zurückführt.  Er  führt  die  Ezstirpation  des 
noch  nicht  geborstenen  Fruchtsackes  in  einer  Anzahl  von  Fällen  mit 
Grlück  aus. 

—  Jules  VIollo  schlägt  als  Lichtmaß  die  Violle'sche  Platineinhrät  vor,  die  aus 
derjenigen  Lichtmenge  besteht,  welche  von  einem  Quadratzentimeter  von 
erstarrendem  Platin  in  normaler  Richtung  ausgestrahlt  wird.  Werner 
von  Siemens  schlägt  vor,  nicht  das  Licht  des  erstarrenden,  sondern  das 
des  schmelzenden  Platins  zu  benutzen. 

—  Volhard  und  Enimann  stellen  das  Thiophen  (s.  1883  M.)  synthetisch  aus 
Bemsteinsäure  und  Schwefelphosphor  dar. 

—  Johannes  Dideiik  van  4or  Waols  erklärt  die  Erscheinung,  daß  die  Gase  bei 
fortschreitender  Verdichtung  oder  Abkühlung  in  ihrem  Verhalten  nicht 
mehr  den  allgemeinen  Gesetzen  (Mariotte,  Gay-Lussao  usw.)  folgen,  durch 
die  Annahme  einer  räumlichen  Ausdehnung  der  einzelnen  Moleküle  und 
ihre  gegenseitige  Anziehung. 

—  Walrantf  und  Dotatira  richten  den  Gilchrist-Thomas-Prozeß  (s.  1879  G.)  auch 
für  den  Kleinbetrieb  ein  (Kleinbessemerei). 

—  Nachdem  schon  Weldon  (s.  1867  W.)  vorgeschlagen  hatte,  bei  Regeneration 
des  Braunsteins  statt  Kalk  Magnesia  anzuwenden  und  so  statt  Chlorcalcium 
Cblormagnesium  zu  erhalten,  aus  dem  man  durch  Erhitzen  Salzsäure  ge- 
winnen könne,  nachdem  er  dann  1871  sein  Magnesiummanganitverfahren 
ersonnen  und  1881  erkannt  hatte,  daß  man  dabei  mit  Magneeiom  allein 
arbeiten  könne,  kommen  WoMoR  und  PocMnoy  darauf,  für  die  Chlorkalk- 
fabrikation Chlor  aus  Chlormagnesium  herzustellen.  Sie  verwandeln  wasser- 
haltiges Chlormagnesium  mit  Magnesia  in  ein  Oxychlorid,  das,  bei  Luft- 
zutritt erhitzt.  Chlor  und  Salzsäure  abspaltet,  während  Magnesia  zurück- 

—     828     — 


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1886 

bleibt,  die  mit  SalMäiue  behandelt  -und  in  den  Kreislauf  der  Fabrikation 
rurückgeführt  wird. 

1884  Wlleox  und  Slfeta  yersehen  ihre  Nähmaachine  zur  Erhöhung  der  Näh- 
geechwindigkeit  mit  einem  rotierenden  Fadengeber,  der  bald  auch  an 
anderen  Nähmaschinen  benutzt  wird. 

—  Hermann  von  Wlnmann,  Ludwig  WoN  und  Kurt  von  Fran$ols  erforschen 
das  Gebiet  des  Kassai  und  der  Nebenflüsse  desselben  und  stellen  den  Zu- 
sammenhang des  Kassai  mit  dem  Kongo  fest. 

—  Walter  Bentley  Woodbary  erfindet  den  Photoreliefdmck,  Woodbury -Druck, 
der  als  eine  Abart  des  Pigmentdruckes  zu  bezeichnen  ist. 

—  Charles  Campbell  Woi1liln(ton  verwendet  bei  den  Worthington'sohen  Ver- 
bundpumpen (s.  1875  W.)  den  hydraulischen  Kraftausgleicher,  der  1880 
von  J.  D.  Davies  erfunden  ist  und  höhere  Expansion  ermöglicht. 

—  Zygmunt  Florenty  WroMoMnkl  benutzt  zur  Messung  sehr  tiefer  Tempera- 
turen Thermoelemente  aus  Kupfer  und  Neusilber.  Um  die  Ablesung  von 
Graden  des  Luftthermometers  zu  ermöglichen,  bestimmt  er  die  elektro- 
motorische Kraft  des  Elements,  wenn  die  eine  Lötstelle  auf  die  Temperatur 
des  schmelzenden  Eises  und  die  andere  auf  die  Temperatur  des  siedenden 
Wassers  oder  auf  die  nach  dem  WasserstofiFthermometer  gemessenen  Tem- 
peraturen —  102,9"  und  —  131"  gebracht  wird.  Diese  Temperaturen  werden 
mit  flüssigem  Äthylen  hervorgebracht. 

—  Der  nordamerikanische  Artillerieoffizier  Zailnikl  konstruiert  ein  Dynamit- 
gesohütz,  bei  welchem  ein  mit  Dynamit  geladenes  G«schos8  durch  Druck- 
luft fortgetrieben  wird.  Eine  fthnliohe  Konstruktion  stammt  von  Graydon 
in  Birmingham,  dessen  Dynamitkanone  ein  1,90  m  langes,  mit  272  kg 
Dynamit  gefülltes  StahlgeschoB  aus  einem  9,14  m  langen  Stahlrohre  von 
38  cm  Seelenweite  schleudert.  Die  Achsendrebung  des  Greschosses  wird, 
da  das  Eohr  glatt  ist,  durch  schraubenförmige  Leisten  an  der  Geschoß- 
spitze  bewirkt.  Zu  voller  Kriegsbrauchbarkeit  ist  diese  mit  Dampfwerk 
arbeitende  Geschützkonstruktion  ebenso  wie  die  Zalinski'scbe  bis  jetzt 
noch  nicht  gediehen.     (Vgl.  1824  P.) 

—  Emanuel  Zwifal  vervollkommnet  die  radikale  Aufmeißelung  der  Mittel- 
ohrräume durch  eine  neue  Operationsmethode ,  klärt  die  Äthiologie  der 
akuten  Mittelohrentzündung  durch  den  Nachweis  der  wichtigsten  Erreger 
dieser  Entzrjndung  auf  und  betont  die  Wichtigkeit  der  ophthalmoskopischen 
Untersuchung  als  integrierenden  Bestandteil  der  klinischen  Untersuchung 
des  Gehörorgans. 

1885  Carl  Auor  von  Wolttadi  stellt  das  hervorragende  Lichtstrahlnngsvermögen 
der  seltenen  Erden  (Cerium,  Thorium  usw.)  fest  und  schafft  in  dem  Glüh- 
stmmpf  (b.  folgenden  Artikel)  die  passende  Form,  um  diese  Erden  in 
einer  nicht  leuchtenden  Flamme  zum  Leuchten  zu  bringen  (Gasglühlicht). 

—  Carl  Auar  von  Wobboch  stellt  Glühstrümpfe  aus  Geweben  von  möglichst 
reiner  aschenfreier  Pflanzenfaser  her,  die  mit  den  Leuchtsalzen  getränkt 
und  dann  über  einer  Bunsenflamme  erhitzt  werden,  wobei  das  Gewebe 
verglimmt  und  ein  weißes  Aschenskelett  zurückbleibt,  das  in  der  PreB- 
gasflamme  geformt  und  gehärtet  wird. 

—  Nachdem  schon  Cleve  (1878)  und  Delafontaine  (1878)  die  Einheitlichkeit 
des  Didyms  (vgl.  1842  M.)  bezweifelt  hatten,  gelingt  es  Carl  Auor  von  Wo!»- 
iMCh,  das  Didym  in  zwei  Bestandteile,  Praseodym  und  Neodym,  zu  zer- 
legen. Diese  beiden  Körper  halten  einige  Forscher  wiederum  für  aus 
mehreren  Elementen  zusammengesetzt,  ohne  daß  sich  bisher  AbschUeßen- 
des  sagen  ließe. 

—  Adolf  von  Baoyw  stellt,  von  der  van't  HofiE'sohen  Anschauung  über  die 
Kohlenstofivalenzen  ausgehend,   eine  Theorie  der  Ringsohließung  und  der 


829     — 

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1886 

doppelten  Bindung  auf,  die  cunächst  die  EzploBivit&t  der  von  ihm  ontw- 
snchten  Acetylenverbindungen  erklären  boU.  Er  nimmt  an,  daß  bei  den 
ringförmig  und  mehrfach  gebundenen  Kohlenatotfatomen  die  Richtung 
der  Ansiehnng  eine  Ablenkung  erfahren  kann,  mit  deren  Zunahme  die 
Spannung  w&chst  und  die  Unbeständigkeit  der  betreffenden  Bindung 
immer  mehr  hervortritt  (Baeyer'sohe  Spannnngstheorie).  Durch  Annahme 
dieser  Theorie  wird  der  Unterschied  zwischen  Fettkörpem  (aliphatischen 
Verbindungen)  und  Benzolderivaten  (aromatischen  Verbindungen)  auf- 
gehoben. Die  Fettkörper  bilden  offene  ringförmige  Grebilde  und  gehen  in 
Bencolderivate  über,  indem  sieh  die  endst&ndigen  Eohlenstoffatome  unter 
RingschlieBung  verbinden.  Solche  Übergänge  werden  auch  in  immer  größerer 
Zahl  aufgefunden. 
1885  Der  Ingenieur  Karl  tma  in  Mannheim  baut  einen  mit  einem  Viertakt- 
Bensinmotor  und  elektrischer  Zündung  ausgestatteten  dreirädrigen  Motor- 
wagen, welcher  für  die  Konstruktion  der  Explosions-Benön -Automobile 
vorbildlich  wird.  Der  Wagen  wird  suetst  auf  der  Münchener  Industrie- 
ausstellung i.  J.  1888  vorgeführt. 

—  Maroelin  BcrtMot  bemerkt,  daß  im  unbebauten  Ackerboden  eine  Bindung 
von  freiem  atmosphärischem  Stickstoff  vor  sich  geht,  und  weist  nach,  daß 
diese  Erscheinung  die  Äußerung  der  Tätigkeit  kleiner  Lebewesen  ist,  die 
S.  Winogradsky  1893  rein  darstellt,  und  von  denen  er  als  das  hauptsäch- 
liche „Clostridium  Pasteurianum"  beschreibt. 

—  Georg  Gustav  Bbchof  erfindet  den  sogenannten  Bischofprozeß  der  Bleiweiß- 
fabrikation, der  erst  nach  seinem  Tode  von  Ludwig  Mond  in  Brimsdown 
durchgeführt  wird.  Der  Prozeß  besteht  darin,  daß  metallisches  Blei  unter 
Einwirkung  der  Luft  in  Glätte  (Bleioxyd)  umgewandelt  wird,  und  daß  diese 
bei  250—300"  unter  der  Einwirkung  eines  Gremisches  von  Wasserstoff  und 
Eohlenoxyd  [im  großen  wird  dazu  Mondgas  (s.  1880  M.)  verwendet]  in 
Bleisubozyd  verwandelt  wird.  Das  Subozyd  wird  mit  Wasser  in  Blei- 
hydrat übergeführt,  das  unter  der  Einwirkung  von  Kohlensäure  basisches 
Bleioarbonat  liefert.     Der  Betrieb  geht  volUtändig  staubfrei  vor  sich. 

—  James  Bobton  erfindet  den  Gashammer,  einen  mechanischen  Hammer,  bei 
welchem  der  Hammerbär  durch  Gasexplosion  bewegt  wird. 

—  Der  Astronom  Karl  Nikolaus  Jensen  Btr|M,  ein  Hauptvertreter  der  Wellen- 
theorie  Airy's  (s.  1847  A.),  bildet  die  Lehre  von  Ebbe  und  Flut  als  hydro- 
dynamisches Problem  aus.  Vgl.  seine  Schrift  „Die  harmonische  Analyse 
der  Gezeitenbeobachtungen". 

—  E.  BraiNf  in  Berlin  gibt  eine  einfache  Methode  zur  graphischen  Darstellung 
der  Wärmezustandsändemngen ,   speziell   der  polytropisohen  Kurven  an. 

—  Die  Gebrüder  BnkiMr  ändern  ihre  Heftmaschine  für  die  Buchbinderei  (vgl. 
1873  B.)  in  der  Weise  um,  daß  dieselbe  statt  mit  Draht  mit  Faden  heftet. 
Die  Maschine  wird  indes  so  vervollkommnet,  daß  sie  auch  mit  Doppel- 
faden heftet,  wodurch  die  bisherigen  Schwierigkeiten  der  Heftung  mit 
Einzelfaden  beseitigt  werden. 

—  Ludwig  Brlapr  gelingt  es,  durch  neue  Methoden  zur  Abscheidung  der  Gifte 
aus  faulendem  Fleisch,  Fibrin,  Käse  eine  größere  Anzahl  von  Ftomainen, 
wie  Saprin,  ChoUn,  Putrescin,  Neuridin,  Cadaverin  zu  erzeugen.  Letzteres 
wird  von  Ladenburg  als  Pentamethylendiamin  erkannt  und  synthetisch 
dargestellt. 

—  Nachdem  im  Anschluß  an  die  Sella'sche  Maschine  (s.  1868  S.)  von  Wasser- 
mann (1880)  und  von  Werner  von  Siemens  (1880)  verbesserte  Maschinen 
zur  Trennung  magnetischer  und  unmagnetisoher  Erze  gebaut  worden 
waren,  konstruiert  Baehanan  in  New  York  einen  magnetischen  Separator, 
in  dem  zum  ersten  Male  zu  praktischen  Zwecken  ein  hochkonzentriertes 

—     830     — 

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1885 

magnetiaches  Feld  zur  Trennung  magnetiBierbarer  Stoffe  von  anderen  mit 
geringer  Leitfähigkeit  angewendet  -wird.  (Vgl.  a.  1884  M.) 
1885  Gustav  mn  Banii  versucht  euerst,  eine  Verbindung,  die  orgamschea 
Nahrungseisen  enthält,  aus  dem  Eidotter  2u  erhalten.  Er  gibt  dem  er- 
haltenen Präparat,  das  0,29%  Eisen  enthält,  den  Namen  „Haematogen". 
Dieser  Name  wird  später  von  Hommel  einem  aus  Tierblut  gewonnenen, 
in  der  Hauptsache  Haemoglobin  enthaltenden  Präparat  gegeben,  wie 
überhaupt  die  Bunge'sohe  Arbeit  Veranlassung  zur  Herstellung  einer 
großen  Anzahl  ähnlicher  Präparate,  wie  Haemol,  Haematol,  Haemogallol, 
Sangninal,  Ferratin,  Blutaoidalbumin  usw.,  gibt. 

—  OallltM  und  Bonty  einerseits  und  WraMtmky  andererseits  untersuchen  das 
Leitvermögen  von  Metallen  bei  sehr  tiefen  Temperaturen  und  finden,  dafi 
die  Widerstandskurven  der  verschiedensten  Metalle  bei  wachsender  Ab- 
nähme  der  Temperatur  gegen  den  Wert  Null  (des  elektrischen  Leiter- 
widerstandes) konvergieren  bei  einer  in  der  Nähe  von  —  273*>  C.  gelegenen 
Temperatur. 

—  George  William  Ch—ifcsn  sucht  in  Verbesserung  des  Appleby'schen  Ver- 
fahrens (vgl.  1860  A.)  das  Glätten  von  Geweben  zur  Erzielung  von 
Seidenglanz  durch  Aufprägen  von  ^/g  mm  breiten,  das  Licht  reflektierenden 
Killen  mit  Hilfe  geriffelter  Walzen  zu  erreichen.  Dies  Verfahren  wird  von 
Schreiner,  J.  Eck  &  Söhne,  W.  J,  Pope  und  J.  Höbner  und  namentliob 
von  A.  Keller  Dorian  verbessert. 

—  Der  Vicomte  St.  Hilaire  <•  Ohanionmt  stellt  zuerst  erfolgreich  Kunst- 
seide her.  Seine  Methode  beruht  darauf,  daß  Lösungen  von  Nitro- 
cellulose, die  unter  Druck  aus  einer  sehr  feinen  Öffnung  in  Wasser,  Al- 
kohol, Chloroform  oder  ähnliche  Stoffe  ausfließen,  sofort  in  Form  eines 
Fadens  erstarren.  Auf  demselben  Prinzip  beruhen  die  Verfahren  von 
Du  Vivier  (1889),  Lehner  (1889),  Cadoret  und  Langhaus  (1896).  Die 
Kunstseide  führt  sich,  insbesondere,  nachdem  ihr  durch  Denitrierung  mit 
Alkalisulfhydrat  die  Feuergefährlichkeit  genommen  worden  war,  rasch  in 
der  Damenkonfektion  ein. 

—  Nachdem  Tobias  Mayer  schon  17S4  eine  Beziehung  zwischen  Sehschärfe 
und  Liohtintensität  aufgestellt  hatte,  macht  Hermann  Ludwig  Cohn  ein- 
gehende Untersuchungen  über  die  Sehschärfe  in  ihrer  Beziehung  zur  Hellig- 
keit, namentlich  in  bezug  auf  das  Wohl  der  Schuljugend,  und  gibt  damit 
den  Anstoß  zur  Hygiene  des  Auges  in  den  Schulen. 

—  GMMlar  erstattet  den  Bericht  der  1884  in  Berlin  zusammengetretenen 
Kommission  zur  Feststellung  einer  einheitlichen  Methode  der  Gerbstoff- 
bestimmimg  der  Gerbmaterialien,  die  in  Titrierung  mit  übermangansaurem 
Kali  unter  Verwendung  von  Indigolösung  als  Indikator  und  Kontrollbestim- 
mung  des  Gerbstofb  durch  Ausfällen  und  nochmaliges  Titrieren  besteht. 

—  Nachdem  man  in  neuerer  Zeit  begonnen  hatte,  Ziegeln,  sowie  Fußboden- 
und  Wandplatten  hydraulisch  zu  pressen,  und  insbesondere  Mitzlaff  sich 
um  die  Einführung  hydraulischer  Trockenpressen  bemüht  hatte,  gelingt 
es  Onrny,  eine  hydraulische  Trockenpresse  zu  konstruieren,  die  mit  ein- 
fachem Formkasten  bis  5000  Stück  Ziegeln  täglich  liefert. 

—  Da  Slahn,  Direktor  der  Elsässischen  Maschinenbau-Aktiengesellschaft,  baut 
für  die  Französische  Nordbahn,  die  Badische  Bahn  und  die  Gotthardbahn 
vierzylindrige  Verbundlokomotiven,  bei  denen  die  beiden  Hochdruok- 
zylinder  innerhalb  des  Kahmena,  die  zwei  Niederdruokzylinder  außerhalb 
desselben  neben  jenen  liegen.  Die  Lokomotiven  entwickeln  bis  zu 
1200  Pferdestärken,  wiegen  ohne  Tender  65000  kg,  mit  Tender  102000  kg. 

—  Der  schwedische  Altertumsforscher  EklMll  empfiehlt  zur  Konservierung 
antiker  Eisenfunde,  die  eisernen  Gegenstände  auszulangen  und  in  ein  auf 

—     831     — 

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1886 

ISO"  C.  erhitztes  Solarölbad  zu  bringen  und  dieselben  demnächBt  mit 
einem  Wachs-  oder  Parafflnüberzug  zu  versehen. 
1885  Der  Ingenieur  Carl  Enkt  in  Leipzig-Schkeuditz  erhält  ein  Patent  auf  das 
nach  ihm  benannte  Präzisionsgebläse  mit  vier  umlaufenden  Flügeln  und 
einer  dreikammerigen  Darchgangstrommel,  welches  1886  zur  ersten  Aus- 
führung kommt. 

—  P.  Enritt  in  London  konstruiert  Verkaufsautomaten,  bei  welchen  durch 
ein  hineingeworfenes  Geldstück  von  bestimmtem  Gewicht  eine  Sperrung 
ausgelöst  wird,  imd  der  in  Tätigkeit  tretende  Mechanismus  ein  Stück  der 
zu  verkaufenden  Ware  auswirft.  (S.  a.  100  H.)  Diese  Verkaufsautomaten 
erlangen  mit  der  Zeit  kommerzielle  Wichtigkeit.     (S.  a.  1887  B.) 

—  EwaUi  und  Boat  geben  zum  ersten  Male  eine  über  die  ganze  Zeit  der  Ver- 
dauung fortgeführte  Kurve  des  Ablaufs  der  Sekretion  der  Magensäure  und 
des  Pepsins  beim  Menschen  und  führen  zum  Studium  der  krankhaften 
Prozesse  das  sogenannte  „Probefrühstück"  ein. 

—  S.  FlnttirwaMwr  in  München  beschäftigt  sich  eingehend  mit  der  Photo- 
grammetrie  für  topographische  Zwecke,  die  durch  ihn  wesentlich  gefördert 
wird.  Er  benutzt  dieselbe  namentlich  zu  Aufnahmen  von  Gletschern  und 
zum  Studium  ihrer  Bewegungen.     (S.  a.  1878  P.) 

—  Albert  Bernhard  Frank  weist  nach,  daß  die  Wurzeln  vieler  grüner  Pflanzen 
(waldbildender  Laubbäume,  Orchideen,  Erikaceen)  mit  Pilzen  in  Symbiose 
leben  (sog.  Mykorrhiza),  wobei  die  Pilzhyphen  im  Humus  die  Funktion 
der  Wurzelhaare  für  die  Pflanze  ausüben. 

—  Die  FraniMteht  Nordtahn  verwendet  auf  ihrem  Pariser  Bahnhof  zuerst  aus 
Akkumulatoren  gespeiste  Elektromotore  zum  Betriebe  von  Winden,  Hebe- 
werken aller  Art,  zur  Bewegung  der  Drehscheiben  und  der  Aufzüge. 
Auch  auf  dem  1887  eröffneten  Frankfurter  Hauptbahnhof  wird  die  elek- 
trische Kraft  der  Lichtmaschinen  am  Tage  in  gleicher  Weise  ausgenützt, 
sonst  aber  hydraulischer  Betrieb  angewendet. 

—  Thomas  Richard  Fraiar  in  Edinburg  führt  Strophantus,  das  1878  von 
Christy,  Holmes  und  Bradford  untersucht  worden  war,  als  Ersatz  für  Di- 
gitalis in  die  ärztliche  Praxis  ein. 

—  Die  Firma  Ganz  &  Co.  führt  auf  der  Ungarischen  Landesausstellung  zu 
Budapest  eine  Weohselstrommaschine  mit  Zackenanker  und  rotierendem 
Innenpolkranz  (Patent  D6ri-Zipeniowski)  vor,  welche  die  erste  Wechselstrom - 
masohine  darstellt,  die  für  Zentralenbetriebe  parallel  geschaltet  wird.  Das 
Parallelschalten  war  1868  schon  von  Wilde  und  später  von  Maroel  D^prez 
und  insbesondere  von  Hopkinson  (s.  1884  H.)  bewirkt  worden. 

—  Camillo  CMgi  entdeckt  den  Entwicklungsgang  der  Malariaparasiten  im 
menschlichen  Blut. 

—  Friedrich  Hahn  regt  in  seinen  „Bemerkungen  über  einige  Aufgaben  der 
Verkehrsgeographie"  das  lange  vemaohlässigte  Studium  der  Küsten  an& 
neue  an,  worin  ihm  von  Richthofen  (1886),  Penck  (1886),  Weule  (1891), 
A.  Philippson  (1893)  folgen. 

—  Olof  Hammantan  führt  den  Nachweis,  daß  das  sogenannte  Muoin,  dem  der 
Schleim  der  Schnecken  seine  zähe,  fadenziehende  Beschaffenheit  verdankt, 
kein  einheitlicher  Körper  ist,  sondern  außer  zwei  eigentlichen  Muoinen 
noch  ein  Glykoproteid  und  ein  Nucleoalbumin  enthält. 

^  Albert  Hahn  erklärt,  daß  die  Gletscher  nicht  nur  fließen,  sondern  zugleich 
auch  gleiten,  und  daß  diese  vereinte  Bewegung  den  komplizierten  Er- 
scheinungen gerecht  wird. 

—  Robert  von  HaimhoHa  macht  Untersuchungen  über  den  Wasserdampf  in 
der  Atmosphäre  und  kommt  zu  dem  Schluß,  daß,  um  Dampf  und  Nebel- 
bildung zu  ermöj^chen,   die  Luft  sich   adiabatisch  (d.  h.  ohne  W&rme- 

—     832     — 

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1885 

Zuführung)  aasdehnen  müsse,  und  daß  fein  verteilte  Festkörper  sich  darin 
finden  müssen,  deren  jeder  ein  Zentrum  für  das  sich  konzentrisch  um 
ihn  lagernde  Wasserkügelchen  darstellen  könne.  (Vgl.  1880  A.  und  1887  T.) 
1886  J.  H.  vant  H«ll  führt  in  die  Chemie  den  Begriff  der  festen  Lösung  ein, 
die  nach  ihm  ein  fester  homogener  Komplex  von  mehreren  Körpern  ist, 
deren  Mengenverhältnis  unter  Beibehaltung  der  Homogenität  wechseln 
kann.  Er  erh&lt  solche  feste  Lösungen  durch  gleichzeitiges  Fällen  zweier 
Salze  aus  einer  Lösung,  in  der  eines  dieser  Salze  stark  im  Überschuß  ist. 

—  Hoa|*w*m  und  van  Dorp  finden  im  Steinkohlenteer  das  Isochinolin  auf, 
das  sich  darin  in  geringer  Menge  neben  dem  ChinoUn  findet. 

—  John  HopkliHM  bildet  die  viel  gebräuchliche  Schlufi-Joob- Methode  zur 
Aufnahme  der  Magnetisierungskurven  aus. 

—  W.  HaaliM  und  S.  P.  Ijnclay  gelingt  es,  die  Wärme  der  Fixsterne  und 
anderer  Weltkörper  auf  der  Erde  experimentell  nachzuweisen.  Hierdurch 
gewinnt  die  von  Thomson  ausgesprochene  Hypothese  von  der  Existenz  des 
Weltäthers  (vgl.  1884  T.)  an  Wahrscheinlichkeit,  da  kaum  anzunehmen 
ist,  daß  die  Wärmeschwingungen  sich  ohne  ein  permeables  Medium  bis 
zur  Erde  fortpflanzen. 

—  Die  Firma  Hninkir  trägt  wesentlich  zur  Vervollkommnung  des  Fahrrades 
bei,  indem  sie  an  Stelle  des  anfänglich  gebrauchten  Rahmens  mit  ge- 
krümmten Seiten  den  von  ihr  ausgebildeten  geradlinigen  Parallelogramm- 
rahmen einführt. 

—  JMmIr  in  Stockholm  führt  für  die  geodätischen  Längenmessungen  die 
Methode  der  Drahtmessung  an  Stelle  des  Messens  mit  Basisapparaten 
ein,  wobei  als  Maßstäbe  24  m  lange  Nickelstahldrähte  verwendet  werden. 
Das  Verfahren  hat  sich  gut  bewährt  und  große  Genauigkeit,  sowie  Er- 
sparnis an  Zeit  und  Personal  ergeben. 

—  Rudolf  von  Jakwh  beschreibt  unter  dem  Namen  „Diaceturie"  einen  Zu- 
stand, bei  welchem  im  Harn  Acetessigsäure  auftritt.  Hierbei  zeigt  der 
Harn  mit  Eisenchlorid  eine  intensive  Rotfärbung.  Das  Auftreten  der 
Acetessigsäure  hat  stets  eine  ernstere  pathologische  Bedeutung  als  die 
Acetonurie.    (Vgl.  1880  J.) 

—  Mlintk  wendet  zuerst  das  €!ocün  in  der  Laryngologie  zur  Anästhesierung 
der  Schleimhäute  an;  in  der  Bhinologie  wird  es  zuerst  durch  Bosworth 
benutzt. 

—  Gisbert  Kap|i  führt  in  die  Rowland'sohe  Formel  (s.  1873  B.)  magnetische 
Widerstandskoefflzienten  ein  und  ermöglicht  es  dadurch,  den  vollständigen 
magnetischen  Stromkreis  zu  berechnen. 

—  Der  Farbstoff  des  Safrans  (der  getrockneten  Narben  von  Crocus  sativus) 
ist  vielfach,  so  von  Quadrat  (1852),  von  Rochleder  und  Mayer  (1857)  u.  a. 
untersucht  worden,  doch  gelingt  es  eist  Kaynr,  den  Farbstoff,  das  Crocin, 
das  ein  Glucosid  darstellt,  in  reinem  Zustande  zu  erhalten  und  durch 
Spaltung  desselben  das  Crocetin  darzustellen.  Außerdem  enthält  das 
Safran  ein  gewürzhaft  riechendes  öl,  das  Safranöl,  und  einen  Bitterstoff, 
das  Picrocrocin. 

—  Heiniich  Killanl  zeigt,  wie  auf  synthetischem  Wege  aus  kohlenstoff ärmerem 
Zucker  ein  kohlenstoffreicherer  erhalten  wird.  Er  stellt  durch  Bindung  der 
Aldehydgruppe  des  Zuckers  mit  Blausäure  ein  Cyanhydrin  her,  verseift 
dieses  und  unterwirft  das  Reaktionsprodukt  der  Reduktion,  die  einen 
Zucker  liefert,  der  ein  Kohlenstoff atom  mehr  als  das  Ausgangsmaterial  enthält. 

—  KMrleb  imd  ZoM  kombinieren  unter  Beibehaltung  des  Bohrschwengels  das 
einfache  Spülbohren  mit  der  Diamantbohrung  so,  daß  jederzeit  ohne 
viel  Zeitverlust  von  dem  einen  System  aufs  andere  übergegangen  werden 
kann,  und  zwar  vom  drehenden  Bohren  mit  der  Schappe  zum  stoßenden 

Darmitaedter.  6S 

—     833     — 


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1886 

'  Bohren  mit  dem  Meißel  und  von  diesem  zum  Diamantbohren  (Deutsche« 
Bohrverfahren). 
1885  Albrecht  KoiMl  stellt  das  Adenin  aus  dem  OohsenpankieaB  dar.  Sp&ter 
findet  er  es  auch  in  Tee,  wie  im  Zuckerrübensaft  und  bei  der  Zeraetsung 
dee  Nudeins  mit  verdünnter  Schwefelsäure.  Er  ermittelt  seine  Konsti- 
tution als  Sechsfach-Aminopunn. 

—  Peter  Konrad  Law  führt  für  die  subtilen,  zuerst  am  Isatin  .genau  stu- 
dierten Isomerieersoheinungen,  bei  denen  die  Isomeren  leicht  ineinander 
übergehen  und  häufig  nur  eine  Form  isoliert  werden  kann,  den  Ausdruck 
„Tautomerie"  oder  „Desmotropie"  ein. 

—  Lacombe  und  Malhiaa  erhalten  terrestrische  Femphotographien,  indem  sie 
das  Verfahren  der  Himmelsphotographie  auf  irdische  Giegenst&nde  an- 
wenden.    (Vgl.  1861  P.  und  1891  M.) 

—  Albert  Ladiflbari  stellt  das  Piperidin  synthetisch  durch  Reduktion  von 
Trimethylencyanid  und  rasches  Erhitzen  des  salzsauren  Salzes  des  ent- 
stehenden Pentamethylendiamins  dar,  wobei  er  Salmiak  und  salzsaures 
Piperidin  erhält. 

—  Heinrich  Lahmann  versucht  das  Luftbad  (s.  1865  R.)  theoretisch  zu  be- 
gründen und  benutzt  es  in  umfangreichem  Maßstab  in  seiner  auf  dem 
Weißen  Hirsch  in  Dresden  errichteten  Heilanstalt. 

—  Samuel  Pierpont  LMglay  findet  auf  Grund  seiner  1880  begonnenen  Unter- 
suchungen, daß  die  Maximaltemperatur  der  von  der  Sonne  bestrahlten 
Mondoberfläche  nicht  höher  als  50°  C.  sein  könne. 

—  K.  S.  LamrirSm  untersucht  den  Einfluß  der  Elektrizität  auf  das  Wachstum 
der  Pflanzen  und  konstatiert  eine  deutliche  Ertragssteigerung  infolge  der 
elektrischen  Behandlung.  Auch  bei  späteren  in  den  Jahren  1000  bis  1901 
in  Gemeinschaft  mit  Bengelsdorff  und  Laine  gemachten  Versuchen  wird 
das  gleiche  Resultat  erzielt. 

—  Oskar  LAaw  erkennt  die  bakterientötende  Eigenschaft  des  von  Hofmann 
(s.  1867  H.)  entdeckten  Formaldehyds  tmd  führt  denselben  unter  dem  Namen 
„Formalin"  als  Desinfiziens  ein.  Apparate  zur  Desinfektion  mit  FormaUn 
werden  namentlich  von  Trillat,  von  der  Chemischen  Fabrik  auf  Aktien  vor- 
mals E.  Schering,  von  C.  Fluide  und  B.  Proskauer  angegeben. 

—  Oscar  L4MW  verdichtet  den  Formaldehyd  zu  einem  süßschmeckenden, 
zuckerartigen,  von  ihm  „Formose"  genannten  StofiFe. 

—  6.  Lung«  und  H.  Landott  untersuchen  die  zuerst  von  Cüaussen  (s.  1866 C.)  vor- 
geschlagene MagnesiableiohflüBsigkeit  sowie  die  von  Orioli  (1860)  empfohlene 
Tonerdebleichflüssigkeit  und  finden,  daß  die  erstere  bei  Lichtabschluß  als 
Bleichlösung  sehr  gut  zu  verwenden  ist,  daß  die  letztere  jedoch  selbst  bei 
Ausschluß  des  Lichts  allmählich  an  Bleichfähigkeit  abnimmt. 

—  Der  Architekt  Mack  in  Lndwigsburg  erfindet  die  Gipsdielen,  welche  aus 
einer  besonders  präparierten  Gipsmasse  hergestellt  und  durch  Einlage  von 
Binsen  oder  Bambusrohr  versteift  sind.  Sie  werden  zu  Decken,  Zwischen- 
wänden, Schiebetüren  und  dgl.  verwendet  und  sind  leicht,  feuersicher  und 
schalldämpfend.  Eine  besondere  Bedeutung  haben  die  Gipsdielen  in  neuerer 
Zeit  für  Bauten  in  heißen  Klimaten  erlangt. 

—  Die  Brüder  Reinhard  und  Max  Manmtmana  in  Remscheid  erfinden  ein 
Verfahren,  durch  Sohrägwalzen  aus  vollen  Blöcken  nahtlose  Röhren  zu 
erzeugen  und  konstruieren  ein  hierzu  taugliches  Walzwerk.  Hierauf  wird 
an  Fritz  Koeg^  in  Staßfurt  ein  deutsches  Patent  erteilt. 

—  Eduardo  Maraglhmo  fördert  durch  sein  Werk  „Über  die  Physiopathologie 
des  Fiebers  und  die  Lehre  der  Antipyrese"  die  pathologische  Anatomie 
des  Fiebers.  Seit  1895  beschäftigt  er  sich  eingehend  mit  der  Serumtherapie 
bei  Tuberkulose. 


—     834     — 

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1885 

■1886  Nachdem  Paul  und  Einhorn  festgestellt  hatten,  daß  das  Cocain  ein  Ester 
ist,  der  beim  Kochen  mit  Walser  in  seine  Beetandteile  Benzoylecgonin 
und  Methylalkohol  zerfäUt,  gelingt;  es  E.  Mwtk,  das  Cocain  künstlich  aus 
Beneoylecgonin  und  Jodmethyl  zu  erzeugen  und  weiterhin  das  Ecgonin 
durch  eine  einzige  Operation  (Erhitzen  mit  Benzoesäureanhydrid  und  Jod 
methyl  im  geschlossenen  Rohr  bei  100<*  C.)  in  Cocain  überzuführen. 

—  John  MIliM  konstruiert  zum  Nachweise  der  mikroseismiaohen  Bewegungen 
des  Erdbodens  einen  Pulsationsmesser,  der  einen  nach  Art  des  Morse- 
Telegraphen  abrollenden  Papiersteifen  trägt,  auf  dem  die  Zeitabschnitte 
durch  Punkte  bezeichnet  werden,  während  bei  jeder  noch  so  geringen 
Erschütterung  des  Bodens  ein  Strom  tmterbrochen  wird,  wobei  in  dem 
Papier  feine  Durchbohrungen  entstehen.  Durch  den  Apparat  wird  fest- 
gestellt, daß  ein  schwacher  Pulsationszustand  die  Regel,  absolute  Ruhe 
des  Erdbodens  eine  Ausnahme  darstellt. 

—  MlltliiMn  erännt  ein  Verfahren  zur  Fertigbearbeitung  von  Wagenrädern  aus 
Eisenguß,  dem  ein  ähnlicher  6«danke  wie  dem  Kaltschneideverfahren 
(s.  1823  B.  und  1875  R.)  zugrunde  liegt.  Hierbei  wird  eine  rasch  rotierende 
Schübe  aus  weichem  Metall  der  äußeren  Oberfläche  der  Räder  soweit  ge- 
nähert, daß  durch  die  Reibung  eine  oberflächliche  Schmelzung  erfolgt, 
durch  welche  die  Räder  eine  größere  Härte  erlangen. 

—  Hermann  MOIItr  konstruiert  den  DoppelzeUenschalter,  um  die  Spannung 
im  Entladekreise  von  Akkumulatorenanlagen  während  der  Ladung  kon- 
stant zu  halten. 

—  Hermann  MOIIir  konstruiert  Minimalautomaten  zur  selbsttätigen  Ausschal- 
tung des  Ladestromes  bei  Akkumulatorenanlagen. 

—  Hermann  MOIIar  konstruiert  einen  automatisch  wirkenden  Spannungsregu- 
lator für  Dynamomaschinen,  welcher  darauf  beruht,  daß  durch  ein  Kon- 
takt-Voltmeter ein  Klinkwerk  eingeschaltet  wird,  welches  die  Kurbel  des 
Nebenschluß -Regulators  in  dem  einen  oder  andern  Sinne  bewegt. 

—  R.  NItttkl  und  Th.  BanddMr  zeigen,  daß  der  bisher  als  Kohlenoxydkalium 
bezeichnete  Körper  (s.  1834  L.  und  1862  L-)  ein  Benzolderivat  des  Heza- 
oxybenzolkaJiumB  ist,  und  klären  die  Natur  der  von  Lerob  erhaltenen 
Körper  dahin  auf,  daß  die  Trihydrocarboxylsäure  mit  Hexaozybenzol,  die 
Dihydrocarboxylsäure  mit  Tetraoxychinon  und  die  Carboxylsäure  mit 
Rhodizonsäure  identisch  ist. 

—  R.  NMikl  und  Th.  BmcMmt  stellen  aus  salzsaurem  Diamidotetraoxybenzol 
mit  Kalilauge  eine  schwarze  krystaUinische  Substanz  her,  die  noch  Kalium 
und  Stickstoff  enthält  und  beim  Kochen  mit  Wasser  eine  gelbrote  Lösung 
ergibt,  aus  der  beim  Eindampfen  reichliche  Mengen  von  krokonsaurem 
Kali  erhalten  werden.  Es  ist  dies  das  erste  Beispiel  der  Umwandlung  eines 
sechsgliedrigen  Ringes  in  einen  fünfgUedrigen. 

—  Thorsten  NoriMlMt  erfindet  den  sogenannten  Mitisguß,  ein  in  Tiegeln  unter 
Aluminiumzusatz  geschmolzenes  und  in  Formen  gegossenes  weiches  Eisen, 
das  ein  Ersatz  für  schmiedbaren  (Temper-)  Guß  sein  soll.  Der  mit  Petroleum 
geheizte  Schmelzofen  wird  von  C.  G.  Wittenström  konstruiert.  (VgL  auch 
1883  V.) 

—  Louis  Pattour  erfindet  auf  Grund  seiner  Entdeckungen  über  die  präven- 
tive Impfung  mit  abgeschwächten  Bakterienkulturen  (s.  1880  P.)  eine  Me- 
thode, um  von  wutkranken  Hunden  gebissenen  Menschen  und  Tieren  einen 
sicheren  Schutz  zu  verleihen. 

—  Nachdem  von  den  verschiedensten  Forschem,  wie  Ott  (s.  1763  0.),  Gersanne, 
Fantonetti,  A.  von  Humboldt,  Erman  (s.  1831  £.),  Lamont  (s.  1846  L.), 
Stapff  (s.  1880  S.)  planmäßige  Temperatnrbeobachtungen  in  Gruben  ge- 
macht worden  waren,   um  das  Verhältnis  der  Temperaturerhöhung  zur 

68« 

—     835     — 


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1886 

Tiefenzunahme  zu  erforscheu,  macht  Josef  Prwtwich  solche  Temperatnr- 
beobachtungen  in  Kohlengruben  und  Bergwerken  unter  Anwendung  aller 
möglichen  VorsichtsmaBregeln  und  erhält  für  Kohlengruben  27,6  m.  für 
andere  Bergwerke  23,6  m  TiefenEunahme  für  1 "  Temperaturverändenmg. 
1885  Prlldiard  konstruiert  sein  KeUphotometer,  dessen  Idee  1843  von  Plaza, 
Smyth  uud  E.  Kayser  entwickelt  worden  war.  Dasselbe  besteht  aus  einem 
keilförmigen,  alle  Farben  gleichmäßig  absorbierenden  Grlas,  das  in  den 
Weg  der  Lichtstrahlen  eines  zu  beobachtenden  Sterns  so  weit  eingeschoben 
wird,  bis  derselbe  erlischt.  Pritchard  beschreibt  in  der  „TJranometria  nova 
Oxoniensis"  2786  mit  diesem  Instrument  ausgeführte  liohtmessungen  an 
mit  bloßem  Auge  sichtbaren  Sternen.     (S.  a.  1861  Z.  und  1879  P.) 

—  Der  Kopenhagener  Physiker  Prytt  konstruiert  ein  Planimeter,  bestehend 
ans  einem  einfachen  Stahldraht,  der  an  einem  Ende  zu  einer  Spitze,  am 
andern  zu  einer  stumpfen  Schneide  umgebogen  ist.  Man  setzt  die  Spitze 
auf  einen  Punkt  im  Innern  der  zu  messenden  Fläche,  führt  sie  zn  einem 
Punkte  des  Umfangcs,  umfährt  mit  ihr  den  Umfang  und  kehrt  zum  Aus- 
gangspunkt im  Innern  zurück.  Das  Produkt  aus  dem  Abstand  ron  An- 
fangs- und  Endort  der  Schneide  einerseits  und  der  Entfernung  zwischen 
Schneide  und  Spitze  andererseits  gibt  den  Inhalt  der  Fläche. 

—  B.  RMiig  gibt  eine  elektrolytische  Methode  zur  Raffination  und  Entsil- 
berung  des  Zinkschaumes  (einer  Bleisilberlegierung,  die  sich  beim  Abkühlen 
des  zwecks  Bafflnierens  geschmolzenen  Bleis  auf  dessen  Oberfläche  ab- 
setzt) an. 

—  Wilhelm  Rmx  macht  in  den  Jahren  1885 — 98  Untersuchungen  über  die 
mechanischen  Bedingungen  der  Kräfte  oder  Energien,  durch  welche  die 
Entstehung  der  Form  der  Organismen  veranlaßt  wird,  und  sucht  die  Ge- 
staltungsvorgänge der  Entwicklung  auf  bestimmte  molekular-mechanische 
Gesetze  zurückzuführen.  Er  wendet  die  Entwicklnngsmechanik  auch  auf 
die  Lehre  von  den  Mißbildungen  an. 

—  Max  RHbntr  empfiehlt,  zur  Konservierung-das  Fleisch  in  Salzlösung  unter 
hohem  Druck  einzulegen.  Das  Salz  verteilt  sich  rasch  und  gleichmäßig 
im  Fleisch.  Hierbei  werden  demselben  nur  geringe  Mengen  von  Eztraktiv- 
stoffen,  aber  kein  Eiweiß,  entzogen,  dagegen  etwa  11  "/o  phosphor- 
saures  Kali. 

—  Rung  in  Kopenhagen  konstruiert  ^nen  automatischen  Ombrographen,  der 
sich  zur  Regenmessnng  sehr  gut  bewährt. 

—  Nachdem  Maercker  schon  1881  auf  die  beim  Gilchrist-Thomas-Verfahren 
(s.  1879  G.)  abfallende  Entphosphorongsschlacke  als  neue  Phosphorqudle 
für  Düngezwecke  aufmerksam  gemacht  hatte,  verwendet  Carl  ScMblir  zu- 
erst diese  Schlacke  in  Mehlform  zur  Düngung  und  erfindet  ein  Verfahren, 
sie  mit  Phosphorsäure  anzureichern  (Thomasphosphatmehl). 

—  J.  MimM  stellt,  nachdem  er  schon  das  Jahr  zuvor  eine  Lösung  von 
Kresol  in  Kaliseife  zu  Desinfektioaszwecken  als  Sapocarbol  I  in  den 
Handel  gebracht  hat,  ein  Sapocarbol  00  für  chirurgische  Zwecke  her,  das 
eine  Lösung  von  reiner  krystallisierter  Carbolsäure  in  reiner  Kaliseife  dar- 
stellt. Eine  gleiche  Losung  wird  später  von  Pearson  unter  dem  Namen 
„Creolin"  in  den  Handel  gebracht.  Auch  das  von  Dammann  dargestellte 
und  von  Schülke  &  Mayr  vertriebene  Lysol  ist  nichts  anderes  als  eine 
Lösung  von  Teeröl  in  Kaliseife. 

—  Der  Botaniker  Hans  Schlnx  erforscht  das  afrikanische  Nama-,  Herero- 
und  Amboland. 

—  SchOehtormann  ft  Kmmr  in  Dortmund  stellen  —  nach  einem  amerika- 
nischen Vorbilde  —  das  sogenannte  Streckmetall  her,  dn  aus  weichem 
Stahl,  auch  Messing  und  Kupfer,  mittels  eines  eigentümlichen  Schnittver- 

—     836     — 

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1886 

fahreoB  herg;e8teUtes  Netz-  und  Gitterwerk,  das  in  Verbindung  mit  Gips 
oder  Zement  in  ähnlicher  Weise  wie  der  Rabitsbau  (s.  1873  R.)  zur  Her- 
stellung feuersicherer  Wände,  Decken,  Dächer,  bombensicherer  Gewölbe 
u.  dgl.  verwendet  wird. 
1885  Saftr  und  Ann  konstruieren  für  die  Tonindustrie  einen  Zngmeeser,  der  den 
Heizern  gestattet,  mit  großer  Schärfe  die  Stärke  des  Zuges  abzulesen  und 
ihn  diesen  Ablesungen  gemäß  zu  regeln. 

—  Friedrich  Mamwn  konstruiert  einen  Regenerativ-Gasofen,  an  welchem  er 
eine  Regenerativleuchtflamme  anbringt,  durch  welche  eine  vollkommen 
geruchlose  Verbrennung  des  Gases  und  eine  starke  Erwärmung  des  Fuß- 
bodens durch  Strahlung  erreicht  werden  soll. 

—  StamMS  BrvtlMn  in  London  stellen  in  ihrer  Werkstatt  den  ersten  elektrisch 
betriebenen  Drehkran  auf.  Ein  ähnlicher  Kran  wird  1886  von  Hopkinson 
gebaut. 

—  Walther  Victor  Spring  zeigt,  daß  beim  Komprimieren  eines  Gemisches  von 
festem  Barinmsulfat  und  Natriumcarbonat  oder  des  reziproken  Salzpaares 
ein  teilweiser  doppelter  Umsatz  stattfindet,  was  natürlich  nur  bei  Diffusion 
der  festen  Körper  denkbar  ist. 

—  William  ThMRion  (Lord  Kelvin)  erfindet  die  als  Thomson'sche  Doppel- 
brücke bezeichnete  Meßbrücke  zur  Bestimmung  sehr  kleiner  Widerstände, 
die  von  Matthiessen  und  Hookin  noch  verbessert  wird.  (S.  a.  1843  W.) 
£r  gibt  femer  die  Stromwage  an,  die  zur  Messung  der  Stromstärke  viel- 
fach verwendet  wird. 

—  Die  Thonwoii  Hausten  Intormtlonal  ElKtrie  Oo.  führt  den  Controller  (Steuer- 
schalter) und  die  Serienparallelschaltung  der  Wagenmotoren  zur  Geschwin- 
digkeitsregulierung der  elektrischen  Bahnen  ein. 

—  Die  Thomson  Houston  IntorntHomd  Etaetrlc  Go.  führt  die  oberirdische  Stromzu- 
führung  mit  Kontaktrolle  und  Schienenrüokleitung  für  elektrische  Bahnen  ein. 

—  Gaston  ThinnJior  in  Paris  regt  den  Gedanken  internationaler  meteoro- 
logischer Ballonfahrten  an,  der  im  Jahre  1806  zum  eisten  Male  verwirklicht 
wird  und  wertvolle  Aufschlüsse  über  die  Temperaturverhältnisse  in  den 
höheren  Luftschichten  liefert. 

—  R.  Ulferlcht  in  Dresden  stellt  sogenannte  Meisner'sche  Blitzplatten  aus  Kohle 
her  und  führt  damit  die  Kohle  als  Material  für  Blitzableiter  ein. 

—  VonM  in  Lyon  baut  eine  Jacquardmaschine,  die  mit  endloser  Papierkarte 
arbeitet  und  die  Arbeit  wesentlich  verbilligt. 

—  Hugo  do  VriM  zeigt,  daß  die  Protoplasmabewegung  in  den  Zellen  eine 
allgemein  verbreitete  Erscheinung  in  der  Pflanzenwelt  ist,  und  nimmt  diese 
Bewegung  für  das  Problem  des  Stofftransports  in  der  Pflanze  in  Anspruch, 
wobei  die  Tatsache  in  Betracht  kommt,  daß  die  Protoplasmamassen  viel- 
fach durch  die  Zellwände  miteinander  in  Verbindung  treten.  Bei  dieser 
Wanderung  wird  das  Stärkemehl  vorübergehend  in  einen  im  protoplaama- 
tischen  Zellsaft  löslichen,  wahrscheinlich  zuckerartigen  Stoff  verwandelt. 
Diese  Hypothese  ist  indes  nicht  unbestritten. 

—  Otto  Wallncii  untersucht  in  den  Jahren  1885 — 1908  die  ätherischen  öle,  isoliert 
deren  Bestandteile,  stellt  zahlreiche  Übergänge  und  Umlagerungen  im  Ter- 
pengebiet  fest  und  gibt,  gestützt  auf  seine  Untersuchungen,  eine  Einteilung 
der  Terpene  (der  Kohlenwasserstoffe  von  der  Formel  C,oH,,),  die  im  wesent- 
lichen auf  ihrer  Vereinigungsfähigkeit  mit  Chlorwasserstoff  und  salpetriger 
Säure  beruht.  Die  Einreihung  der  Terpene  und  Campherarten  in  eine 
neue  große  Körperklasse,  die  eine  Zwischenstellung  zwischen  den  ahpha- 
tischen  und  den  aromatischen  Körpern  einnimmt  und  die  Kluft  zwischen 
diesen  Gebieten  überbrückt,  ist  zum  großen  Teil  den  Baeyer' sehen  For- 
schungen (s.  1886  6.)  zu  verdanken. 

—     837     — 


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1886 

1885  Francis  WOliam  W«M  in  Crewe  baut  die  erste  dieizylindrige  Verbund- 
lokomotive,  bei  der  die  beiden  Hochdrucksylinder  außen,  der  Nieder- 
dmokzylinder  innerhalb  des  RahmengesteUs  unter  der  Rauchkammer 
liegen.  Solche  Lokomotiven  werden  für  die  London  und  North  Western 
RaUvay  und  die  Jura-Simplonbahn  gebaut;  die  für  die  letztere  Bahn 
gebauten  Lokomotiven  haben  drei  Treibachsen  und  eine  vordere  ver- 
stellbare Laufachse. 

—  Leonhard  W*b«r  macht  eine  groSe  Anzahl  von  Meeaungen  der  durch  das 
diffus  reflektierte  Himmelslicht  bedingten  allgemeinen  Tageshelle  undjstellt 
fest,  daß  um  die  Zeit  des  Sommeraolstitiums  die  allgemeine  Tag^helle 
um  das  11  fache  die  Helligkeit  um  die  Zeit  des  Wintersolstitiums  übertrifft. 

—  Karl  WfItHl  entdeckt  die  Darstellung  der  markhaltigen  Nervenfasern  im 
Zentralnervensystem  durch  Färbung  mit  Hämatozylin.  Diese  Methode 
wird  grundlegend  für  die  Kenntnis  des  Faserverlaufs  im  Zentralnerven- 
system.  Sie  wird  später  namentlich  von  Gudden  und  Flechsig  angewendet. 

—  F.  J.  W«H  in  Basel  bildet  die  Gegenstromkondensation  für  Dampfmaschinen 
aus,  bei  welcher  sich  Wasser  und  Dampf  im  Kondensator  entgegengesetzt 
bewegen,  und  das  warme  Wasser  und  die  Luft  getrennt  an  verschiedenen 
Stellen  des  Kondensators  durch  gesonderte  Pumpen  abgeführt  werden. 

—  Clemens  WiRkitr  erhält  durch  Reduktion  von  Platinlösungen  mit  Natrium- 
formiat  das  Platinhydrosol. 

1886  Ernst  AM*  führt  für  mikrophotographische  Zwecke  die  sogenannten  Pro- 
jektionsokulare ein,  die  aus  einer  Kollektivlinse  und  einem  sphärisch  und 
chromatisch  korrigierten  Objektiv  bestehen,  an  dessen  Aastrittspupille  dne 
reelle  Blende  angebracht  wird,  um  das  beim  Photographieren  störende 
Nebenliobt  zu  vermeiden. 

—  £.  Abta  und  L.  Sohflk«  ziehen  auf  Grund  der  modernen  Anschauungen 
über  das  Licht  den  Schluß,  daß  auch  das  natürliche  Licht  in  aktiven 
Substanzen  und  im  magnetischen  Felde  eine  Drehung  erfahren  müsse, 
und  erbringen  den  experimentellen  Beweis,  daß  dies  tatsächlich  der  Fall 
ist.  Dem  entsprechend  würde  das  natürliche  Licht  als  polarisiertes  Licht 
anzusehen  sein,  das  seine  Polarisationsebene  auf  kurze  Strecken  behält, 
dann  aber  wechselt,  so  daß  in  jeder  meßbaren  Zeit  alle  Polarisations- 
ebenen  gleichmäßig  vertreten  sind. 

—  Ernst  Abto,  Otto  Sdintt,  C.  und  R.  MB  geUngt  es,  durch  Herstellung 
neuer  Glasflüsse,  zu  welchen  namentlich  auch  Borsäure  und  Phosphorsäure 
verwendet  werden,  Linsen  für  Mikroskope  zu  fertigen,  welche  alle  bis- 
herigen weit  übertreffen,  indem  sie  das  sekundäre  Spektrum  praktisch  un- 
merklich machen  und  die  chromatische  Differenz  dw  sphärischen  Aber- 
ration beseitigen  (Apochromate). 

—  Aktrt  I.,  Fürst  von  Monaco,  verwendet  zuerst  feststehende  Fallenreusen 
zum  Fang  von  Meerestieren.  Dieselben  bestehen  aus  drei  durch  Eisen - 
Stangen  miteinander  verbundenen  und  mit  Netzgam  überspannten  qua- 
dratischen Holzrahmen,  von  denen  einer,  an  den  vier  Ecken  beschwert, 
auf  dem  Boden  ruht.  Er  macht  von  1887  bis  1890  auf  der  „HirondeUe" 
Tiefseeforschungen  im  Atiantischen  Ozean. 

—  Nachdem  infolge  der  Appert'schen  Versuche  über  Milohkonservierung 
(8.  1827  A.)  eine  Anzahl  Apparate  zu  diesem  Zweck  von  Fesca  (1882), 
Thiel  (1884),  Fjord  (1886)  u.  a.  konstruiert  worden  waren,  tritt  AtmM  von 
der  Firma  Lefeldt  &  Lentsch  mit  einer  Konstruktion  in  die  öffentliohkeit,  die 
vor  den  vorgenannten  den  Vorzug  hat,  daß  die  Milch  infolge  der  zentri- 
fugalen Verteilung  in  äußerst  dünne  Schichten  darin  weniger  leicht  an- 
brennt. Ein  anderer  sehr  leistungsfähiger  Milcherhitzungsapparat  ist  der 
von  Kleemann  &  Co. 


—     838     — 

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1886 

1880  Athtoy  und  AriMll  konstruieren  unter  Benutzung  der  Farthing'Bchen  Ideen 
(8.  1846  F.)  eine  sehr  leistungsfähige  Glasblasemaschine,  mit  der  in  zehn 
Stunden  bis  zu  1000  Flaschen  angeferigt  -werden  können,  während  die 
höchste  Leistung  des  Crlasmaohers  kaum  die  Hälfte  beträgt. 

—  Adolf  vwi  Buyar  erschließt  das  Gebiet  der  hydrocyolisohen  (s.  1894  P.) 
Carbonsäuren,  deren  bekanntester  Vertreter  die  Chinasäure  ist,  durch  eine 
allgemeine  Darstellungsmethode,  die  auf  Reduktion  der  aromatischen 
Säuren  (Benzoesäure,  Phtalsäure,  Terephtalsäure)  durch  Natriumamalgam 
beruht. 

—  Nach  dem  Entwurf  des  Bildhauers  Friedrich  August  Bartholdl  wird  im 
Hafen  von  New  York  eme  als  Leuchtturm  dienende  Statue  der  Freiheits- 
göttin  errichtet,  welche  46  m  Höhe  hat  und  im  Verein  mit  ihrem  Granit- 
sookel  den  Meeresspiegel  um  93  m  überragt.  Zu  ihrer  Herstellung  werden 
80000  kg  Kupfer  und  120000  kg  Eisen  verbraucht. 

—  Otnttr  und  BchHlta  erhalten  durch  Behandlung  von  Paranitrotoluol-Ortho- 
Bulfosäure  mit  Alkalilauge  gelbe  Farbstoffe,  die  der  Klasse  der  Stilben- 
farbstoffe angehören  und  als  Sonnengelb  und  Mikadogelb  in  den  Handel 
kommen. 

—  Nachdem  Schlange  die  im  Handel  befindlichen  Verbandstoffe,  bakteriolo- 
gisch untersucht  und  nachgewiesen  hatte,  daß  sie  fast  sämtlich  in- 
fiziert seien,  führt  Ernst  von  Bwihhuir  in  seiner  Klinik  die  Sterilisatioa 
sämtlicher  Verbandmaterialien  mit  strömendem  Dampf  durch.  Diese 
Methode  verbreitet  sich  rasch  durch  die  chirurgischen  Kliniken. 

—  Rudolf  Boahn  gelingt  es,  die  wirksame  Substanz  des  Curare  in  reinem 
Zustande  als  amorphen,  gelben,  leicht  in  Wasser  und  Weingeist  löslichen 
Körper  darzustellen.  Er  zeigt,  daß  der  von  Preyer  1866  hergestellte 
krystallisierte  Körper  keine  reine  Substanz  ist. 

—  Nachdem  schon  W.  His  1880  die  graphische  oder  zweidimensionale  Rekon- 
stmktionsmethode  geschaffen  hatte,  mittels  deren  sich  die  aus  den  mikro- 
skopischen Betrachtungen  der  einzelnen  Seriensohnitte  resultierenden  Er- 
mittelungen zu  einem  allerdings  nur  flächenhaften  Gesamtbild  vereinigen 
lassen,  gelingt  es  Gustav  Jakob  Born,  durch  seine  PlattenmodeUiermethode 
eine  in  allen  drei  Dimensionen  richtig  vergrößerte  plastische  Rekonstruk- 
tion zu  erzielen.  Diese  Methode  wird  von  den  Embryologen  in  ausge- 
dehntem. Maße  angewendet. 

—  BriMt  erzeugt  einen  dem  echten  orientalischen,  indischen  oder  persischen 
Damaststahl  (Wootzstahl)  sehr  ähnliches  Produkt  durch  Schmelzen  von 
100  Teilen  Stabeisen  mit  2  Teilen  Lampenruß  oder  durch  Zusammen- 
schmelzen von  Roheisen  mit  oxydierten  Eisenfeilspänen. 

—  Oahn  und  Hopp  beobachten,  daß  Acetanilid  (s.  1843  G.)  ein  starkes  £nt- 
fleberungsmittel  ist,  dem  auch  vorzügliche  antineuralgische  Effekte  zu- 
kommen, und  führen  es  unter  dem  Namen  „Antifebrin"  in  den  Arzndsobatz 
ein.  Gleichzeitig  entdeckt  auch  Adolph  Kopp  die  antipyretisohen  Eigen- 
schaften dieses  Körpers. 

—  Die  Canada  Pndflc  Bahn,  die  in  einer  Länge  von  3070  km  von  Montreal 
bis  Port  Moody  führt,  wird  dem  Verkehr  eröffnet.  Die  Bahn  hat  außer- 
dem 8900  km  Seitenlinien. 

—  Eugene  H.  und  Alfred  H.  Cowlot  erfinden  ein  praktisches  Verfahren  für 
metallurgische  Operationen,  welches  darauf  beruht,  daß  ein  zerteiltes, 
elektrisch  leitendes,  aber  mit  starkem  Widerstand  behaftetes  Material  (gra- 
nulierter Koks),  welches  mit  dem  chemisch  zu  verändernden  Material  in 
Berührung  gebracht,  beim  Durchgang  des  Stromes  glühend  wird. 

—  Eug&ne  H.  und  Alfred  H.  Cowlai  stellen  auf  metallurgischem  Wege  Ferro- 
alominiom   und  \luminiumbronze  her,   indem   sie  in  einem  nach  ihrem 


—     839     — 

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1886 

nenen  Princip  (s.  1886  C.)  konetruierton  Ofen  elektrisch  erhitcten  Eohlen- 
stofi  bei  Gegenwart  von  Eisen  oder  Knpfer  auf  Aluminiumoxyd  einwirken 
lassen. 
1886  William  Crookei  entdeckt  die  Eigenschaft  einiger  Oxyde  und  Salze  der 
seltenen  Erden,  speziell  der  Erbinerde,  unter  dem  Einfluß  der  Kathoden- 
strablen  zu  leuchten  und  hierbei  linienreiche  Spektra  zu  geben. 

—  Gottlieb  Dalmlir  richtet  ein  Motorboot  mit  einem  von  ihm  eigens  für  die- 
sen Zweck  gebauten  Zwillings motor  von  2  Pferdekräften  aus,  der  sich  voll- 
kommen bewährt  und  zum  Bau  eines  eigenen  Typs  von  Schifis-Benzin- 
motoren  Veranlassung  gibt. 

—  Max  DtlkrOck  konstatiert,  daß  für  die  reine  Züchtung  des  Hefepilzes  das 
„Klima"  in  der  passenden  Nährlösung  hergestellt  werden  muB,  welches 
der  Hefe  günstig,  den  Spaltpilzen  aber  schädlich  ist.  Er  versteht  unter 
„Klima"  Temperatur,  Konzentration,  Säure-  und  Alkoholgehalt  und  Luft- 
zufuhr. Er  stellt  ferner  fest,  daß  durch  die  Einführung  einer  mechani- 
schen Bewegung  in  das  Nährmedium  nicht  nur  das  Sproßvermögen  der 
Hefezellen  vergrößert,  sondern  auch  die  Vergärung  des  Zuckers  be- 
deutend gefördert  wird.  Er  erkennt  die  Kohlensäure  als  Gift  für  die 
Hefe. 

—  Der  Architekt  Wühelm  MnrfsM,  Direktor  des  Deutschen  archäologischen 
Instituts  in  Athen,  unternimmt  Ausgrabungen  daselbst,  welche  besonders 
für  die  Erforschung  des  altgriechischen  Theaters  wichtig  geworden  sind. 
Dörpfeld  war  auch  bei  den  Ausgrabungen  von  Olympia,  Tiryns,  Troja 
(Hissarlik),  Pergamon  und  auf  der  Insel  Leukas  (nach  seiner  Annahme 
der  Wohnsitz  des  Odysseus)  beteiligt. 

—  Emile  Dudaiix  beobachtet,  daß  Glucose  und  Lactose  in  steriler  alkalischer 
Lösung  im  Sonnenlicht  langsam  in  Alkohol  und  Kohlensäure  zerfallen, 
daß  also  gärungsähnliche  Zersetzungen  auch  durch  das  Sonnenlicht  bewirkt 
werden.     (S.  a.  1869  L.  und  B.) 

—  J.  M.  Ed«r  und  £.  ValMta  zeigen,  daß  nicht  alle  dunkelen  Farbstoffe  sensibi- 
lisieren, sondern  nur  solche,  die  sich  innig  mit  dem  Bromsüberkom  ver- 
einigen und  dieses  wirklich  färben.  (Vgl.  a.  1869  Seh.) 

—  Francis  Eiiar  macht  ausgedehnte  Berechnungen  über  die  Stabilität  von 
Kriegsschiffen  bei  verschiedenen  Neigungen  und  versucht,  eine  Stabilitäts- 
kurve zur  Ermittlung  der  Stabilitätsgrenze'  zu  konstruiren. 

—  Roland  von  EOtvOi  gibt  auf  Anregung  von  van  der  Waals  eine  rationelle 
Begründung  des  Zusammenhanges  zwischen  Oberflächenspannung  und 
Molekularvolumen  und  gibt  dadurch  der  Bestimmung  der  Capillarkonstanten 
eine  erhöhte  wissenschaftliche  Bedeutung.  Er  stellt  eine  Formel  für  die 
Berechnung  des  Molekulargewichts  nnvermischter  Flüssigkeiten  aus  der 
Oberflächenspannung  auf. 

—  Ertan  und  Spacht  erfinden  eine  Methode  zum  Färben  von  Baumwolle 
mit  Beizenfarbstoffen.  Die  Methode  besteht  darin,  daß  sie  den  Stoff  zu- 
nächst mit  amnioniakaUscher  Farbstofflösung  klotzen,  dann  trocknen, 
durch  die  Lösung  einer  Beize  passieren  lassen,  wieder  trocknm  und  nun 
die  Verbindung  des  Farbstoffs  mit  der  Beize  durch  Dämpfen  bewirken. 
Dies  Verfahren  wird  zuerst  für  Türkischrot  empfohlen,  eignet  sich  aber 
überhaupt  für  lichte  Färbungen. 

—  Theodor  Escherich  findet  im  normalen  Säuglingskot  in  überwiegender 
Menge  eine  in  ihren  Eigenschaften  genügend  scharf  charakterisierte  Bak- 
terienspezies „Bacterium  coli  commune".  Spätere  Untersuchungen  von 
Kohler,  Baginsky  u.  a.  zeigen,  daß  diese  Spezies  der  Repräsentant  einer 
großen  Gruppe,  der  Colonbacillen  ist,  welche  als  die  typischen  Darm- 
bakterien gelten   müssen.    Gewisse   tierpathogene  Bakterien,  wie  die  Ba- 

—     840     — 


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188« 

cillen  der  Kälberruhr,  der  Schweineseuche ,  des  Mäusetypnus  und  der 
meii8chenpathogene  Bacillus  enteritilis  Gärtner  gehören  dieser  Gruppe  an. 
1886  S.  Z.  da  Ftrranti  errichtet  die  erste  Wechselstrom-Zentrale  in  London,  die 
durch  die  Vorsüglichkeit  ihrer  gesamten  Apparate,  Dynamomaschinen, 
Transformatoren,  Ferranti'schen  Elektrizit&tszähler,  sowie  durch  ihr  Ver- 
teilungssystem vorbildlich  für  solche  Anlagen  wird. 

—  Reginald  FHi  wendet  cuent  in  einer  Veröffentlichung  über  die  Perforation 
des  „Appendix  vermiformis"  die  Bezeichnung  „Appendioitis"  für  die  Er- 
krankung des  Wurmfortsatzes  an. 

—  Der  französische  Admiral  FIturlals  erfindet  das  Kollimator- Gyroskop, 
einen  Kreisel,  dessen  Körper  wulstartig  geformt  ist,  und  dessen  Spitze  sich 
in  einer  Kugelschale  als  Pfanne  so  dreht,  daß  er  sich  aus  jeder  beliebigen 
AnfangssteUung  nach  einiger  Zeit  von  selbst  aufrichtet  und  seine  Achse 
eine  vertikale  SteUung  einnimmt.  In  Verbindung  mit  einem  Sextanten 
wird  das  Instrument  als  Kreissextant  zur  Ortsbestimmung  auf  See  in  der 
französischen  Marine  verwendet. 

—  Jean  Alfred  Fournlw  macht  wichtige  Arbeiten  über  die  Syphilis  here- 
ditaria  tarda  (s.  a.  1760  S.)  and  spricht  die  Ansicht  aus,  daß  die  Tabes 
dorsalis  meist  durch  syphilitische  Infektion  hervorgerufen  werde. 

—  Albert  Frinktl  in  Berlin  entdeckt  den  Pneumonie-Mikrocoocus  (Diplo- 
cocouB  pneumoniae  Fr&nkel). 

—  Nachdem  schon  Klebs  (1876)  und  Eberth  (1880)  auf  das  Vorkommen  von 
Diplococcen  bei  der  Meningitis  hingewiesen  hatten,  findet  Albert  FitaM 
und  unabhängig  von  ihm  Anton  WtichMlfcmn  einen  Diplococcus,  den  sie 
für  identisch  mit  dem  Diplococcus  pneumoniae  Fränkel  (s.  1886  F.)  halten, 
der  aber  später  ab  eine  besondere  Art  erkannt  wird  (1809  W.).  Der  Diplo- 
coccus dringt  von  der  Nasenschleimhaut  in  die  Schädelhöhle  ein. 

—  Eugen  QoldiMii  entdeckt  die  „Kanalstrahlen",  welche  bei  Verwendung 
einer  durchlöcherten  Kathode  in  einer  Vakuumröhre  durch  die  Löcher 
dieser  Kathode  hindurchgehend  auf  der  von  der  Anode  abgewendeten 
Seite  der  Kathode  geradlinig  fortschreiten  und  beim  AnftrefFen  auf  die 
Glaswand  Fluorescenz  erregen.  Wien  untersucht  diese  Strahlen  1808  und 
findet,  daß  ihre  Geschwindigkeit  nur  >/,,,  von  derjenigen  des  Lichtes  ist. 

—  Der  englische  Ingenieur  Graathaad  vervollkommnet  den  zuerst  von  Brunei 
(s.  1826  B.)  projektierten  und  dann  praktisch  von  Beach  und  von  Barlow 
angewendeten  Bohrschild  und  verwendet  ihn  zum  eisten  Male  für  einen 
Tunnel  von  größerem  Durchmesser  unter  dem  St.  Clair-Fluß,  dem  Abfluß 
de«  Hnronsees  nach  dem  Erieeee  (Greathead  Shield). 

—  6rMi«y  und  RH|t  erfinden  eine  sehr  leistungsfähige  und  viel  verbreitete 
Waschmaschine  zum  Waschen  des  zur  Zementmörtelbereitung  erforder- 
lichen Sandes,  welche  nach  dem  Gegenstromprinzip  konstruiert  ist. 

—  Die  Qroto  BarlInK  Pfirtatahn -QfMilwhaft  macht  Versuche,  Straßenbahn- 
wagen mit  einem  Reckenzaun'schen  Elektromotor,  der  einen  Strom  von 
einer  auf  dorn  Wagen  aufgestellten  Akkumulatorenbatterie  erhält,  zu 
betreiben. 

—  Hermann  fimton  stellt  vermittels  des  von  ihm  seit  bereits  30  Jahren  aus- 
gebildeten Hartgußverfahrens  (Schalen-  oder  Kokillenguß)  für  die  Hafen- 
befestigung von  Spezia  einen  Panzerturm  her,  dessen  einzelne  Panzer- 
platten ein  Gewicht  bis  zu"  87950  kg  aufweisen.    (S.  1874  G.) 

—  Gottlieb  Habtrlaildt  stellt  fest,  daß  das  Gift  der  Brennnessel  (Urtica  dioica) 
nicht,  wie  man  bisher  glaubte,  Ameisensäure  ist,  sondern  eine  Substanz, 
die  sich  hinsichtlich  mancher  ihrer  Eigenschaften  den  ungeformten  En- 
zymen anschließt.  Auch  bezüglich  des  Ameisengütes  darf  man  annehmen, 
daß  es  nicht  allein  aus  Ameisensäure  besteht. 

—     841     — 

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188« 

1886  HMdiefct  konstruiert  den  Submarinegncker,  der  dasu  dienen  soll,  die 
Taucberarbeiten  von  oben  zu  beaufsichtigen  und  aus  einem  weiten  Zylin- 
der mit  einem  Glasboden  besteht,  welcher  mit  dem  Boden  nach  unten  in 
das  Wasser  getaucht  wird.  Der  Blick  dringt  frei  in  das  Wasser  und  reicht 
80  tief,  wie  es  die  Beleuchtungsverh&ltnisse  und  die  Klarheit  des  Wassers 
gestatten. 

—  Charles  M.  Hall  findet  in  dem  natürlichen  Kryolith  das  geeignete  Flufi- 
und  Lösungsmittel  für  die  Tonerde  und  erzeugt  mit  dem  Strom  von 
7  Grove  -  Elementen  zwischen  Kohlenelektroden  die  eisten  Stücke  Alu- 
minium aus  dieser  Schmelze. 

—  Haihrall  empfiehlt  für  die  Superphosphatfabrikation  als  Zersetzungsmittel 
für  Knochenphosphate  an  Stelle  der  Schwefelsäure  eine  46  bis  60°  B6 
starke  Lösung  von  Bisulfat  in  Wasser,  für  härtere  Phosphate  eine  solche 
von  Bisulfat  in  Schwefelsäure. 

—  J.  B.  Hmnay  konstruiert  die  Lucigenlampe,  die  dazu  dient,  durch  eine 
mächtige  1  m  hohe  Flamme,  welche  eine  Leuchtkraft  von  10000  Kerzen 
besitzt,  große  Räume  zu  erhellen,  und  die  sich  infolge  ihrer  Unempflnd- 
lichkeit  gegen  Witterungseinflüsse  auch  zur  Beleuchtung  freier  Plätze 
eignet.  Die  schweren  öle,  die  als  Brennstoff  dienen,  werden  mit  ge- 
preßter Luft  der  Brenneröffnnng  zugeführt  und  daseibat  verstäubt. 

—  Hmt  berichtet  zuerst  über  die  therapeutische  Wirksamkeit  der  Bierhefe 
bei  Masern,  Scharlach,  Diphtherie,  Purpura,  Kiuderdiarrhöen,  Tuberkulose 
und  Krebsleiden. 

—  Gustav  HtllmaiM  konstruiert  einen  Regenmesser,  der  billig,  einfach  zu  be- 
dienen und  leicht  transportabel  ist.  Ein  mechanisch  selbsttätiger  Apparat 
wird  nach  Hellmann's  Angaben  von  dem  Mechaniker  FueB  verfertigt, 
der  auch  elektrisch  registrierende  Regenmesser  nach  Sprung's  Angaben 
konstruiert.     (Vgl.  auch  1885  R.) 

—  Gustav  HannMn  macht  zuerst  auf  die  Wichtigkeit  des  graphischen  Ver- 
fahrens für  die  Untersuchung  der  Zentrifugalregulatoren  aufmerksam,  das 
seine  volle  Bedeutung  jedoch  erst  durch  die  von  Rittershaus  und  M.  Tolle 
(1806)  eingeführten  Reglerdiagramme  erhält. 

—  August  Hindi  macht  in  seinem  „Handbuch  der  historipoh-geographischen 
Pathologie"  eingehende  Angaben  über  die  in  Niederländisch-Indien,  auf 
Malabar,  Ceylon,  sowie  in  Australien,  Brasilien  und  Japan,  namentiich  an 
den  Küsten  endemisch  vorkommende  Gliederhypertrophie  „Beri-Beii", 
die  später  namentlich  von  fientley  (1893),  Scheube  (1894)  und  Grimm 
(1897)  näher  behandelt  wird. 

—  Wie  August  Hhndi  in  seinem  Handbuch  (s.  vorigen  Artikel)  mitteilt,  ist 
die  Ursprungsstätte  der  Schlafkrankheit  die  westafrikanisohe  Küste  von 
Senegambien  bis  südlich  vom  Kongo.  Von  hier  wurde  sie  durch  den 
gesteigerten  Verkehr  in  das  Kongogebiet  eingeschleppt  imd  verbreitete 
sich  dann  weiter  an  den  Rändern  des  Victoria  Nyanza. 

—  J.  H.  van't  Hoff  und  Ch.  M.  «an  Damntar  zeigen,  dafi  es  chemiaohe  Re- 
aktionen gibt,  die  dem  SchmelzprozeB  vergleichbar  sind,  und  bei  denen 
ein  fester  Temperaturpunkt  die  Scheide  bildet  zwischen  zwei  chemisch 
verschiedenen  Zuständen.  Diesen  fixen  Temperaturpunkt  nennen  sie  Um- 
wandlungstemperatur. Sie  zeigen  die  Richtigkeit  dieser  Auffassung  bei 
der  Entstehung  von  Doppelsalzen,  der  Bildung  ätiotroper  Modifikationen 
und  der  Spaltung  von  Racemkörpern. 

—  Heliii  und  Poulmi  arbeiten  auf  Veranlassung  von  Emil  Christian  Hansen 
eine  Methode  aus,  die  die  Prüfung  der  Reinzuchthefe  auf  G«genwart  oder 
Abwesenheit  von  den  wichtigsten  drei  Arten  der  wilden  Hefen  gestattet. 
Diese  sogenannte  „Analyse  der  Hefe"  beruht  auf  der  Asoosporenbildung. 

—      842     — 

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188« 

Eine  Verunreinignng  der  Stellhefe  selbst  mit  einem  halben  Prozent  der 
Krankheitshefen  wird  durch  diese  Methode  noch  erkannt. 
1886  John  und  Edward  Hafklmon  entwickeln,  ausgehend  von  theoretischen  Be- 
trachtungen über  die  Induktion  des  Magnetismus  in  einem  magnetischen 
Kreise  von  gegebener  Form  und  gegebenem  Material,  eine  Theorie  der 
Dynamomaschine,  die  gestattet,  die  Leistung  einer  Maschine  aus  den 
Werkzeichnungen  genau  vorher  zu  bestimmen. 

—  Imbtrt  und  lJ|fr  erzeugen  aus  Stahl  gegossene  Ketten.  Sie  verwenden 
gu&eiseme  Kokillen,  welche  unmittelbar  nach  dem  Gusse  auseinander- 
genommen werden,  so  dafi  das  Schwinden  des  Gußstückes  ungehindert  er- 

.  folgen  kann. 
.  —  Nachdem  schon  im  Jahre  1883  Edouard  Heokel  und  Schlagdenhaufien  auf 
den  CaSein-  und  Theobromingehalt  der  Kolanuß  hingewiesen  und  Th. 
Christy  diese  Nuß  zuerst  nach  London  importiert  hatte,  unternehmen 
F.  von  JoM  und  O.  Itaw  die  ersten  praktischen  Yersnohe,  die  Kolanuß 
als  Nahrungs-  und  Genußmittel  (namentlich  zur  Chokoladefabrikation) 
nutzbar  zu  machen. 

—  J.  My  konstruiert  zur  Bestimmung  der  spezifischen  W&rme  ein  Wasser- 
dampfcalorimeter  und  weist  dessen  Anwendbarkeit  durch  eine  Anzahl  von 
Versuchen  nach.  Gleichzeitig  und  unabhängig  konstruiert  auch  Bunsen 
ein  Dampf oalorimeter,  dessen  Anordnung  er  erat  auf  Veranlassung  der 
Arbeit  von  Joly  mitteilt. 

—  SophuB  Mads  JBrgMMM  arbeitet  über  die  Konstitution  der  ammoniakali- 
schen  Flatinbasen  (s.  1828  M.),  die  er  als  gepaarte  Ammoniakverbindungen 
betrachtet,  wie  dies  vor  ihm  Claus  (1854)  und  Blomstrand  (1869)  bereits 
ansgeeprochen  hatten. 

—  KMindy  und  Scott  führen  den  ersten  doppelten  Giohtgasverschluß  bei  den 
Lucy- Hochöfen  bei  Pittsburg  in  Pennsylvania  aus. 

—  C.  KMinont  und  A.  Rfaart  geben  in  ihrem  Buche  „Köaotions  miorochimiqaea 
des  cristaux  et  leur  applioation  en  analyse  qualitative"  eine  wertvolle  Über- 
sicht über  die  mikrochemischen  Beaktionen  und  deren  Anwendung  auf 
die  Untersuchung  gemengter  Verbindungen. 

—  KnnbUiuch  schlägt  zur  Absorption  des  Cyanwasserstoffs  im  Leuchtgas  eine 
Waschflüssigkeit  vor,  die  neben  Basen  Oxyde  oder  Hydrate  von  Schwer- 
metallen  enthält.  Dieser  Vorschlag  bildet  die  Grundlage  des  Bueb'schen 
Verfahrens.    (S.  1900  B.) 

—  F.  Koeti  stellt  aus  Holzgummi  eine  „Xylose"  genannte  Zuckerart  dar,  die 
von  Wiehler  und  Tollens  1887  als  Pen  tose  erwiesen  wird. 

—  Gerhard  Krfln  trägt  durch  seine  Arbeiten  zur  besseren  Kennntnis  der 
von  der  Molybdänsäure  abgeleiteten  SuUosäuren  bei,  denen  er  mehrere 
von  ihm  entdeckte  Verbindungen  hinzufügt.  Auch  die  vollständig  ge> 
schwefelten  Molybdate,  die  Sulfomolybdänsäure  und  das  schon  von  Ber- 
zelins  dargestellte  MolybdäntetrasuMd  werden  von  ihm  untersucht. 

—  J.  L.  La  Oour  erfindet  eine  von  ihm  „Spektrotelegraph"  genannte  optische 
Signaleinrichtnng.  Der  Gebeapparat  besteht  aus  einem  System  von 
Linsen  und  Prismen,  sowie  einer  Reihe  von  Blenden,  durch  welche  ein- 
zelne Farben  des  Spektrums  ausgeschaltet  werden  können.  Das  Farben- 
spektrum im  Empfangsapparat  zeigt  infolgedessen  eine  Anzahl  den  Blenden 
entsprechende  Unterbrechungen,  welche  die  Bedeutung  der  einzelnen 
Buchstaben  des  Alphabets  haben. 

—  Albert  Latfonkurt  erhält  durch  Redaktion  des  a-Allylpyridins  durch  Na- 
trium in  alkohoUscher  Lösung  bei  Siedetemperatur  ein  Coniin,  das  er  für 
identisch  mit  dem  natürlichen  Coniin  hält,  das  sich  aber  später  (s.  1906  L.) 
als  Isoconün  herausstellt. 


843     — 

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1886 

1886  Wilhelm  Landgraf  bougiert  in  methodischer  Weise  in  einem  Falle  von 
Verengerung  der  menschlichen  Luftröhre  durch  Einführung  eines  Katheters 
vom  Munde  aus.  (Vgl.  1884  P.)  Bereits  1876  berichtete  L.  von  Schrötter 
in  Wien  über  ähnliche  Eingriffe.  1895  wird  das  Verfahren  von  Seifiert  in 
Würzburg  aufs  neue  erprobt. 

—  Ludwig  LMg«  entdeckt  den  fundamentalen  Unterschied  zwischen  musku- 
lärer und  sensorieller  Reaktion  und  trägt  dadurch  zur  Entwicklung  der 
Psychometrie  bei. 

—  Samuel  Pierpont  LaRgtoy  mißt  die  Brechungsexponenten  und  die  Wellen- 
längen bestimmter  Strahlen  des  ultraroten  Spektrums  mit  HUfe  des  von 
ihm  zur  Untersuchung  der  strahlenden  Wärme  benutzten  Bolometers.  (S. 
1881  L.)  Zur  Bestimmung  der  Wellenlängen  wendet  er  die  Beugung  duroh 
die  von  ihm  hergestellten  Beugungsgitter  an. 

—  Der  Chemiker  Joseph  Lauff  erfindet  das  Plastomenit,  eine  durch  Auflösung 
von  Nitrocellulose  in  Nitrotoluol  hergestellte,  schmelzbare,  beim  Erstarren 
knochenähnliche  Masse,  welche  sich  wie  Elfenbein  bearbeiten  und  verwen- 
den läBt.  Durch  Zusatz  eines  Sauerstoffträgers  (z.  B.  in  der  Verbindung  von 
Dinitrotoluol  mit  Kollodiumwolle  und  einem  Salpetersäuren  Salze)  entsteht 
ein  sehr  wirksamer  Explosivstoff,  der  in  Kömerform  namentUch  als  rauch- 
schwaches Jagdpulver  behebt  ist.  Das  Plastomenit  wird  von  H.  Güttier 
in  Reiohenstein  fabrikmäßig  hergestellt. 

—  Nachdem  an  die  Stelle  des  französischen  Chassepotgewehres  im  Jahre  1874 
das  Grasgewehr  und  bei  der  französischen  Marine  im  Jahre  1878  das 
Gras-Kropatschek-Repetiergewehr  getreten  war,  wird  im  Jahre  1886  das 
von  dem  Oberst  Nicolas  Label  bereits  im  Jahre  1870  entworfene,  nach  ihm 
benannte  Gewehr  (von  8  mm  Kaliber,  mit  Vorderschaftmagazin,  15  g 
schwerem  Geschoß,  2,8  g  Vieille-Pulver  und  632  m  Mündungsgeschwindig- 
keit) in  Frankreich  eingeführt. 

—  Paul  Emile  Laeoq  da  BaWHUitfraii  zerlegt  das  Cleve'sche  Holmium  (vgl. 
1879  C.)  in  das  eigentliche  Holmium  und  das  Dysprosium. 

—  Karl  Bernhard  Lahmann  untersucht  den  Einfluß  gewerblicher  Gifte  auf 
den  menschlichen  Organismus  und  trägt  dadurch  zur  Förderung  der  Ge- 
werbehygiene bei. 

—  Laitgab  erbringt  in  seinen  „Beiträgen  zur  Physiologie  der  Spaltöffnungs- 
apparate" den  Beweis,  daß  die  Wasserverdampfung  der  Pflanze  durch  die 
Spaltöffnungen  reguliert  wird,  und  daß  der  Schluß  der  Spaltöffniuigen 
nicht,  wie  man  bisher  annahm,  vom  Lichte  abhängig  ist.  Der  Schluß 
erfolgt  aber  sicher,  wenn  die  Bodenfeuchtigkeit  zu  gering  wird  und  zwar 
noch  bevor  die  Pflanze  anfängt  zu  welken. 

—  Philipp  Lanard  verwendet  Wismut-Spiralen  zur  Messung  magnetischer 
Felder.     (S.  1884  R.) 

—  0.  K.  Lanz  in  Baku  konstruiert  den  Bückstandsbrenner  (Forsunka),  eine 
Vorrichtung  zur  Einführung  flüssiger  Brennstoffe  in  die  Kesselfeuerung. 
Hierbei  wird  das  Ol  durch  gespannten  Wasserdampf  zerstäubt.  Andere 
Zerstäuber  werden  von  Lawrow,  Schuchoff  und  Dander,  Brandt,  Sandgren, 
Tarbutt  u.  a.  konstruiert. 

—  Latlia  verbessert  die  Jull'sche  Schneeschleuder.  (S.  1884  J.)  Seine  als  Dampf - 
Schneeschaufel  bekannt  gewordene  Maschine  besteht  aus  einer  in  einem 
fahrbaren  Wagenkasten  gelagerten  Zwillingsdampfmaschine  mit  Kessel  und 
einem  vor  der  vorderen  Stirnwand  drehbaren,  etwa  3  m  großen  Schaufel- 
rade. Das  Rad  ist  mit  zehn  eisernen  Tüten  besetzt,  die  in  voller  Länge 
einen  breiten  Schlitz  haben,  in  dem  sich  eine  Messerschneide  bewegt,  die 
in  die  Schneemasse   einschneidet,   und  eine  Schicht  Schnee  in  das  Tüten- 

—     844     — 

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1886 

innere  Bohiebt,  von  wo  sie  dann  durch  die  Sohleuderkraft  des  Rades 
kräftig  nach  der  Seite  geworfen  wird. 
1886  'Eduard  Llnnmiaiiii  gelingt  es,  durch  Verbesserung  der  Zirkonpiatten  die 
von  Tessiä  du  Motay  (s.  1867  T.)  erfundene  Beleuchtungsart  praktisch  ver- 
wendbar zu  gestalten  (Ldnnemann-Brenner).  Der  Brenner  wird  später  von 
Max  Wolz  in  Bonn  durch  Einführung  von  Zirkonstäben  an  Stelle  der 
Platten  bedeutend  verbessert. 

—  Adolf  iMhl«  gibt  im  AnsohluB  an  Lingg's  Entwurf  eines  Meiidianabschnitts 
durch  Europa  ein  Erdprofll  der  Zone  von  31  <>  bis  650  n.  Br.  heraus,  das 
von  Tripolis  im  Süden  über  den  Ätna  und  Vesuv,  die  Alpen,  den  Böhmer- 
wald, das  Erzgebirge  und  durch  die  Ostsee  nordwärts  bis  über  Drontheim 
hinausgeht.  Da  alle  Maße  dieses  Profils  in  richtigem  Verhältnis  dargestellt 
sind,  gibt  dasselbe  ein  vortreSliches  Lehrmittel  zur  Demonstration  des 
Keliefs  der  Erde  ab. 

—  Georg  iMngß  und  L.  Rohrmann  konstruieren  Reaktionstürme  für  die  Säure- 
fabrikation. Sie  gehen  von  dem  Prinzip  aus,  den  Gasen  und  Dämpfen, 
um  die  Reaktion  oder  auch  die  Kondensation  zu  beschleunigen,  eine  mög- 
lichst groBe  Oberfläche  darzubieten  und  ersetzen  die  früher  gebrauchte 
Eoksfüllung  durch  geometrisch  entworfene,  den  höchsten  Wirkungsgrad 
verbürgende  Tonplatten.  Ende  1887  werden  diese  „  Rohrmann -Lunge'sohe 
Plattentürme"  genannten  Apparate  in  die  Salpetersäurefabrikation  ein- 
geführt, von  1891  ab  gelangen  sie  in  der  Schwefelsäurefabrikation  zur  An- 
wendung und  von  1893  ab  führen  sie  sich  auch  in  der  Salzsäurekonden- 
sation an  Stelle  der  Kokstürme  ein. 

—  Fritz  W.  UlrmMii  konstruiert  Winderhitzer,  die  sich  vor  den  Cowper'schen 
Apparaten  (s.  1869  C.)  durch  Raumersparung,  größere  Wärmeau&peioherung, 
vollkommenere  Verbrennung  der  Gase  und  gleichmäßigere  Verteilung  der 
heißen  Verbrennungsprodukte  auszeichnen. 

—  Fritz  W.  LOrmann  schlägt  zuerst  vor,  durch  Überleiten  von  Luft  und 
Wasserdampf  über  glühenden  Koks  erhaltene  G-ase  als  Kraftgas  zu  be- 
nutzen.  (Vgl.  auch  1883  £.) 

—  Ernst  Mach  stellt  fest,  daß  rasch  hintereinander  folgende  Eindrücke  von 
den  Sinnesorganen  nur  dann  als  Einzelvorgänge  unterschieden  werden, 
■wenn  zwischen  je  zwei  aufeinanderfolgenden  Eindrücken  ein  Zeitraum 
liegt,  der  beim  Gesichtssinn  mindestens  0,047,  beim  Tastsinn  (der  Finger) 
mindestens  0,028  und  beim  Gehör  mindestens  0,016  Sekunden  betragen 
muß. 

—  Der  Archäolog  Teobert  Malar  erforscht  die  bis  dahin  noch  wenig  bekannte 
mexikanische  Halbinsel  Yukatan  und  entdeckt  dort  gegen  100  bisher  un- 
bekannte Ruinenstätten. 

—  Pierre  Maria  beschreibt  unter  dem  Namen  Akromegalie  eine  mit  über- 
mäßigem Wachstum  der  Finger  und  Zehen,  sowie  der  vorspringenden  TeUe 
des  Kopfes  (Kinn,  Nase,  Ohren,  Lippen,  Wangen)  einhergehende  Krank- 
heit, bei  der  gleichzeitig  eine  Hypertrophie  der  Knochen  stattfindet. 

—  Johann  Heinrich  MalMniar  konstruiert  einen  sehr  einfachen  Gasofen,  der 
aus  einem  gußeisernen  Sockel  und  einem  gußeisernen  Kopf  besteht,  welche 
durch  zwei  konzentrische,  einen  Schlitzkanal  bildende  Blechzylinder  ver- 
bunden sind.  Der  Sockel  des  Ofens  ist  weit  und  hoch,  so  daß  die  Flam- 
men sich  frei,  ohne  anzustoßen  und  zu  rußen,  entwickeln  können. 

—  MIMmH  und  RaIciNrt  zeigen,  daß  die  Wirkung  der  Schlangengifte  auf  den 
G«halt  an  aktiven  Eiweißstoffen  zurückzuführen  ist.  Diese  Eiweiß- 
stoffe verhalten  sich  ähnlich  den  Enzymen  und  sind  durch  die  Labilität 
ihrer  Atome  imstande,  eine  verhältnismäßig  ungeheure  Menge  von  zer- 
setzbarem Material  zum  Zerfall  zu  bringen.    (S,  1876  P.) 


—     845     — 

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188* 

1886  Marcel  VM  ÜMMkl  stellt  ana  sallcylsanrem  Natron  und  Xatriomphenylat 
mit  Chlorkohlenoxyd  das  Phenyläalicylat  dar  und  fährt  dasselbe  unter 
dem  Namen  „Salol"  in  den  Arzneischatz  ein. 

—  Eduard  PMgir  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  Wärmeregu- 
lation bei  Warmblütern  und  zeigt,  daß  diese  Regulation  durch  sehr  starke 
Kälte  oder  Hitze  gestört  werden  kann. 

—  Platll  entdeckt  das  Bechts-Asparagin  in  den  Wiokenkeimlingen  nnd  er- 
kennt es  als  Monamid  der  Asparaginsäure,  aus  der  er  auf  synthetischem 
Wege  zu  einem  inaktiven  Asparagin  gelangt. 

—  Gaston  Plaatt  gelingt  es,  die  Kotation  der  Stürme  zu  veranschaulichen, 
indem  er  einen  elektrischen  Strom  durch  Wasser  gehen  l&Qt. 

—  Die  PmiMsclM  Rs(l«nin(  kanalisiert  den  Main  von  seiner  Mündung  bis  Frank- 
furt a.  M.  und  übergibt  die  regulierte  Strecke  am  16.  Oktober  dem  Verkehr. 
Die  durchschnittliche  Wassertiefe  beträgt  2  m  und  ermöglicht  den  Rhein- 
schiffen bis  etwa  1000  t  Tragfähigkeit  die  Fahrt  bis  Frankfurt. 

—  PwUiTO»  und  MMIir  stellen  durch  Behandlung  von  Rhodankaliiun  mit 
chlorsaurem  Kali  bei  Gregenwart  von  Salzsäure  einen  Körper  dar,  den  sie 
„Canarin"  nennen.  Dieser  Körper,  dessen  alkalische  Lösung  ungeheizte 
Baumwolle  direkt  anfärbt,  stellt  sich  den  Schwefelfarbstoffen  (s.  1873  C.) 
zur  Seite. 

—  Carl  PaHrtch  macht  die  Methode  der  Totalreflexion  für  kleine  und  mangel- 
hafte Krystallflächen  nutzbar,  indem  er  einen  um  seine  Achse  drehbaren 
Rotationskörper  einführt,  auf  welchen  ein  mit  einer  stark  brechenden 
planparallelen  Bodenplatte  versehenes  Flüssigkeitsgefäß  aufgesetzt  wird. 
Die  „Zylinderapparat"  genannte  Vorrichtung  wird  von  Max  Wolz  in  Bonn 
gebaut. 

—  J.  W.  S.  RayMlh  und  C.  V.  Boys  machen  unter  Zuhilfenahme  photographi- 
scher Methoden  in  den  Jahren  1886 — 92  klassische  Untersuchungen  über 
die  Gtestalt  der  Flüsslgkeitsstrahlen.  Sie  führen  den  Nachweis,  daß  es 
kaum  eine  vergänglichere  Erscheinung  gibt,  als  den  freifließenden  Strahl 
einer  Flüssigkeit,  und  daß  er  selbst  da,  wo  wir  ihn  noch  zusammen- 
hängend zu  sehen  glauben,  schon  infolge  der  Oberflächenspannung  der 
Flüssigkeiten  in  Tropfen  aufgelöst  ist. 

—  Ferdinand  von  RlchttiolOn  trennt  die  im  Relief  ursprünglich  begründeten 
oder  nachher  tektonisch  selbständig  entstandenen  Thäler  von  den  Skulptur- 
thälem,  welche  durch  erosive  Agenden  aus  dem  vorhandenen  Relief  heraus- 
gearbeitet werden. 

—  Ferdinand  von  RIchtholOn  teilt  in  seinem  „Führer  für  ForschungsreiBende" 
die  Seen  nach  ihrer  Entstehung  «in  in  1.  tektonische  Seen,  2.  Einbmch- 
seen,  3.  Explosionsseen,  4.  Ausräumungsseen ,  5.  Abgliederungsseen,  6. 
Abdämmiingsseen,  7.  Seen  unebener  Ablagerungen. 

—  Ferdinand  von  Rldittiofon  spricht  zuerst  ans,  daß  Klima  und  Bodenbildung 
im  Zusammenhang  stehen.  Diese  Auffassung  wird  1889  auch  von  J.  R. 
Rüssel  ausgesprochen  und  von  Sibirzew  in  seiner  „Bodenkunde",  sowie 
von  E.  W.  Hilgard  (1893)  eingehend  begründet. 

—  Rtat|on  und  SdinsMor  finden,  daß  die  Kompressionskoefflzienten  der  Salz- 
lösungen kleiner  sind  als  der  des  Wassers,  daß  also  im  allgemeinen  der 
Kompressionskoefflzient  mit  wachsendem  Salzgehalt  der  Lösung  abnimmt. 

—  Adolf  Schmidt  berechnet  nach  neuen  Methoden  das  von  Gauß  aufge- 
stellte erdmagnetische  Potential,  aus  dem  sich  sämtliche  drei  Elemente 
des  Erdmagnetismus  (Deklination,  Inklination  und  Intensität)  leicht  be- 
rechnen lassen,  sobald  von  acht  über  die  Erdoberfläche  verteilten  Orten 
die  Werte  dieser  drei  Elemente  durch  direkte  Bestimmungen  bekannt  sind. 
Er  fördert  durch  diese  bis  zum  Jahre  1896  fortgesetzten  Arbeiten  weeent- 


—     84G     — 

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188« 

lioh  die  Entwicklung  der  von  G.  B.  von  Neumayer  (b.  1880  N.)  herans- 
gegebenen  Karten  der  magnetisoben  GleiohgewicbtBlinien,  d.  b.  der  Linien 
gleichen  Potentiale. 
1886  Nacbdem  der  französisohe  Grenieoberst  Mangin  und  der  Ingenieur  Sautter 
den  Scheinwerfer  durch  Abänderung  dea  Fresnel'Bohen  LinsensystemB  wesent- 
lich Terbeesert  hatten,  gelingt  es  der.  Firma  SchMktrt  ft  O*..  durch  Glas- 
parabolspiegel, die  aus  einem  Stück  gefertigt  werden,  einen  sich  in  der 
Praxis  bewährenden  Scheinwerfer  herzustellen. 

—  Bernhard  Schwaib*  macht  ausgedehnte  Forschungen  über  Eishöhlen  und 
teilt  dieselben  in  seinem  Buche  „Eishöhlen  und  Eislöcher"  in  Ventarolen, 
Eislöcher  und  Eishöhlen  ein.  Er  stützt  sich  zur  Erklärung  der  Entstehung 
des  Eises  auf  Versuche,  nach  denen  Wasser  unter  4°  beim  Durchsickern 
durch  poröses  Gestein  infolge  Verdichtung  an  der  Oberfläche  des  festen 
Körpers  eine  Abkühlung  erfährt,  die  sich  bis  zur  Überkaltung  steigern 
kann. 

—  8ciiw«dofl  konstruiert  eine  pyromagnetische  Maschine,  die  sich  darauf 
gründet,  daß  die  Leitfähigkeit  des  Eisens  für  die  magnetischen  Kraft- 
linien mit  steigender  Temperatur  abnimmt.  Eine  ähnliche  Maschine  wird 
1887  von  Edison  konstruiert;  beide  Maschinen  sind  bis  jetzt  aber  noch 
nicht  zu  praktischer  Anwendung  gekommen. 

. —  .Friedrich  Wilhelm  Semmltr  arbeitet  über  ätherische  öle,  erkennt  die  Be- 
deutung der  olefinischen  Bestandteile  derselben  und  verweist  in  diese 
Klasse  sowohl  Terpene  wie  Campherarten,  so  das  Geraniol,  Citral,  Citro- 
nellol,  Citronellal  usw.  Semmler  klärt  die  Konstitution  dieser  Verbin- 
dungen auf,  so  daB  sich  diese  Einteilung  als  richtig  erweist.  Weiterhin 
gelingt  es  Semmler,  die  Konstitution  einer  großen  Anzahl  von  Bestand- 
teilen ätherischer  öle  aufzuklären. 

—  Friedrich  SItmMi  erfindet  das  Drahtglas,  das  aus  Glasplatten  besteht,  in 
die  ein  weitmaschiges  Eisendrahtgewebe  eingebettet  ist.  Das  Drahtglas 
findet  vielfach  Verwendung  zur  Herstellung  feuersicherer  OberUchter, 
Fenster  usw. 

—  StwiiMi  &  HaMn  arbeiten  eine  elektrolytische  Methode  zur  Gewinnung  des 
Zinks  aus  Zinkerzen  aus,  die  jedoch  ebensowenig  wie  ähnliche  Verfahren 
von  Luckow   (1880),   Hermann   (1881),    Kiliani   (1884)   u.  a.    genügende 

'  praktische  Erfolge  gibt. 

—  8l«n«M  &  HaltiM  geben  eine  Methode  zur  Kupfergewinnung  aus  Erzen 
und  kupferhaltigen  Materialien  an,  bei  welcher  Eisenoxydsulfat  als  Lösungs- 
mittel dient.  Die  schwach  gerösteten  Schwefelkupfererze  werden  damit 
ausgelaugt ,  wobei  Eisenozydsulf at .  zu  Eisenoxydulsulfat  reduziert  wird. 
Die  Lösung  wird  unter  Anwendung  einer  unlöslichen  Kohlenanode  und 
einer  Kathode  aus.  Kupferblech  der  Elektrolyse  unterworfen. 

—  Franz  SoxkM  bildet  das  nach  ihm  benannte  Verfahren  der  Säuglings- 
emährung  mit  sterilisierter  Milch  aus. 

—  Adolph  Sprunt  konstruiert  einen  Thermobarographen,  welcher,  ohne  daß 
die  beiden  kombinierten  Instrumente  einer  gegenseitigen  Störung  unter- 
liegen, die  Veränderungen  der  Luftschwere  und  Lufttemperatur  auto- 
matisch aufzeichnet. 

—  Talfltar  gibt  einen  Phonographen  mit  Wachszylinder  und  Fußbetrieb  an, 
der  den  Namen  „Graphophon"  erhält. 

—  Karl  Thiwieh  verbessert  die  von  fieverdin  (s.  1869  B.)  geübte  Epidermis- 
pfropfung,  indem  er  an  Stelle  der  kleinen  Läppchen,  die  Beverdin  ver- 
pflanzte, große  Hautlappen  überträgt. 

—  Nachdem  Sprengel  im  Verlauf,  seiner  Arbeiten  über  Explosionsstofie 
(8.  1873  S.)  gefunden  hatte,   daß  Pikrinsäure  bei  Knallquecksilber-Initial- 

—     847     — 

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1886 

Zündung  die  Eigenschaften  eines  äußerst  wirksamen  Sprengstoffes  aufweist, 
benutzt  Engine  Turpin  die  Pikrinsäure  in  gepreßtem  und  geschmolzenem 
Zustand,  sowie  in  Verbindung  mit  Kollodium  unter  dem  Namen  ,, Melinit" 
zur  Füllung  von  Granaten.  Pikrinsäure  mit  schwefliger  oder  salpetrigBr 
Säure  gibt  den  Sprengstoff  „Lyddit",  so  genannt  nach  dem  Städtchen 
Lydd  in  der  Grafschaft  Eent,  wo  derselbe  zuerst  hergestellt  wird.  (Vgl. 
auch  1886  V.) 
1886  Paul  Gerson  Unna  veröffentlicht  Vorschriften  für  eine  Anzahl  neuer  Axznei- 
formen,  wie  Pasten,  Leime,  Salbenstifte,  SalbenmuUen,  die  bald,  von  Spezial- 
fabriken  dargestellt,  Handverkaufsartikel  in  den  Apotheken  werden. 

—  Nachdem  das  1885  erfundene  und  beim  Lebel-Gewehr  1886  eingeführte 
Pikratpulver  von  Brug^re  seiner  Unbeständigkeit  wegen  aufgegeben  worden 
war,  gelingt  es  J.  M.  L.  VIMIe,  ein  rauchschwaches  Pulver  herzustellen, 
dessen  Grundstoff  in  Äther  aufgelöste  Schießbaumwolle  ist,  und  bei  dessen 
Zusammensetzung  die  Pikrinsäure  ebenfalls  eine  RoUe  spielt.  (S.  a.  1876  N. 
und  1886  T.) 

—  6.  W.  Wad«  in  Hansea  in  England  erhält  ein  Patent  auf  einen  Ventilator 
mit  beiderseitig  auf  der  Ventilatorachse  sitzenden  Einlau&piralen  zum 
Zwecke,  der  eingesaugten  Luft  die  richtige  Eintrittsgeschwindigkeit  in  den 
Ventilator  zu  geben. 

—  Clemens  WInkItr  entdeckt  im  Argyrodit  der  Grube  Himmelsfürst  bei  Frei- 
berg  i.  S.  ein  neues  Element,  das  Germanium.     (Vgl.  auch  1869  M.) 

—  Hermann  von  WIBmann  durchquert  zum  zweiten  Male  (vgl.  1881  W.)  von 
Stanley  Pool  aus  den  afrikanischen  Kontinent,  wobei  er  das  Land  der 
Baluba  gründlich  durchforscht. 

—  Otto  N.  Witt  schlägt  an  Stelle  des  in  der  Analyse  viel  verwendeten,  zuerst 
von  Bunsen  vorgeschlagenen  Platinkonus  runde  durchlöcherte  Platten  von 
Nickel  oder  auf  der  oberen  Seite  glasiertem  Porzellan  vor,  die  sich  dem 
Trichter  genau  anpassen  und  mit  Papierscheiben  belegt  werden.  Die  Fil- 
tration durch  diese  sogenannten  Witt'schen  Saugplatten  geht  mit  Hilfe 
der  Wasserluftpumpe  sehr  rasch  von  statten. 

—  Nachdem  Dubrunfaut  schon  1860  Dibldsaccharat  hergestellt  und  versucht 
hatte,  Melasse  mit  Bleiozyd  zu  entzückern,  gelingt  dies  A.  WoM  in  Char- 
lottenburg unter  Verwendung  der  gelben  Modifikation  des  Bleioxyds. 

—  Martin  Ewald  Wollny  unterzieht  das  physikalische  Verhalten  des  Bodens 
gegenüber  der  ihm  zugeführten  Wärme  und  den  Einfluß  der  Bodenwärme 
auf  die  Menge  und  Gleichmäßigkeit  des  Pflanzenwaohstums  einer  ein- 
gehenden Untersuchung.     (S.  a.  1817  S.) 

—  C.  Wunlsr  zeigt,  daß  das  Tetramethylparaphenylendiamin  ein  sehr  scharfes 
Beagens  auf  Ozon  und  Wasserstoffsuperoxyd  ist.  Es  gelingt  damit  leicht, 
die  Anwesenheit  des  aktiven  Sauerstoffs  in  der  Luft,  in  der  Nähe  von 
Flammen,  in  den  Pflanzensäften  und  sogar  auf  der  menschlichen  Haut 
nachzuweisen.  Ein'  mit  der  Lösung  dpr  Base  in  Essigsäure  getränktes 
Papier  färbt  sich  durch  Ozon  sofort  blauviolett. 

—  Theodor  ZInck*  und  seine  Schüler  studieren  eingehend  die  Umwandlangen, 
durch  welche  Indenderivate  aus  Naphtalinkörpem  entstehen,  also  die  Ver- 
engerung eines  der  beiden,  den  Naphtalinkomplex  bildenden  Sechsringe 
zum  Fünfring  bewirkt  wird. 

—  Nathan  Znnti  weist  mit  Otpmrt  nach,  daß  nicht  die  Blutgase,  sondern 
andere  im  Atmungszentrum  angreifende  chemische  Beize  bei  der  Muskel- 
arbeit regulierend  wirken. 

1887  Der  amerikanische  Ingenieur  W.  H.  Adams  wendet  zuerst  zur  Konzen- 
tration  der  Schwefelsäure   stufenweise   angeordnete  Porzellansohalen   an. 

—     848     — 

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1887 

Dieses  Verfahren  wird  1889  von  F.  N6grier&Co.  und  1903  von  F.  Benker 
weeentlieh  verbessert. 
1887  Der  Tierarzt  Saturnin  Ariolnf  in  Lyon  fördert  die  vergleichende  Anatomie 
der  Haustiere,  namentlich  hinsichtlioh  der  Unterschiede  des  Beckens  beim 
männlichen  und  weiblichen  Tier,  sowie  bezüglich  der  Unterschiede  im  Bau 
des  Knochengerfistes  vom  Esel,  Pferde  und  deren  Bastarden.  Er  stellt 
eingehende  Untersuchungen  über  die  Wirkung  des  Chlorals,  Chloroforms 
und  Cocains  auf  den  tierisohen  Organismus  an. 

—  Svante  ArrliMlat  mißt  die  innere  Reibung  einer  großen  Zahl  von  Flüssig- 
keiten und  Mischungen  und  untersucht  namentlich  die  Abhängigkeit  der 
Reibungskoeffizienten  von  der  Temperatur.  Seine  Untersuchungen  werden 
von  Reyher  (1888)  und  JuUub  Wagner  (1889)  in  bezug  auf  verdünnte 
Salzlösungen  ergänzt.  Insbesondere  aus  Wagner's  Arbeit  scheint  sich  zu 
ergeben,  daß  die  innere  Reibung  sich  als  periodische  Funktion  des  Atom- 
gewichts  darstellt. 

—  Nachdem  Rudolph  Clausius  (1867)  es  wahrscheinlich  gemacht  hatte,  daß 
vereinzelte  Moleküle  der  Elektrolyte  in  „Teilmoleküle"  zerfallen  sind,  be- 
gründet Svante  ArrkMlM  die  elektroljtische  Dissoziationstheorie.  wonach 
der  größere  Teil  der  Salze  in  wässeriger  Lösung  in  Ionen  zerfallen  ist,  und 
erklärt  auf  diese  Weise  die  Abweichung  der  Elektrolyte  vom  van't  Hoffschen 
Gresetz. 

—  A.  d'Anonval  regt  auf  Grand  ausgedehnter  physikahsch  -  physiologischer 
Untersuchungen  die  Benutzung  hochgespannter  Ströme  zu  Heilzwecken 
an.  Das  Verfahren  wird  von  Apostoli  (1897),  Oudin  (1898)  und  Doumer 
(1900)  unter  dem  Namen  „ArsonvaUsation"  bei  Erkrankungen  der  Haut 
und  der  Schleimhäute  in  die  Praxis  eingeführt. 

—  Richard  ABmann  erfindet  von  neuem  (s.  1852  W.)  das  Aspirationsthermo- 
meter, das  unter  AnssohlieBung  des  Einflusses  der  Sonnenstrahlen  stets  die 
wahre  Temperatur  der  Luft  anzeigt.  Berson  und  Süring  finden  bei  ihrer 
Ballonfahrt  am  3.  Oktober  1898,  bei  der  sie  dies  Instrument  mit  älteren, 
nach  Glaisher'scher  Art  angeordneten  Thermometern  vergleichen,  Aßmann's 
Voraussetzungen  bestätigt.    (S.  a.  1826  A.) 

—  Nach  den  Plänen  von  Friedrich  Bernhard  Otto  Baenich  wird  in  den  Jahren 
1887 — 96  der  Nordostseekanal  (Kaiser -Wilhelm-Kanal)  in  einer  Länge  von 
98,66  km  und  einer  Spiegelbreite  von  60  m  von  Brunsbüttel  an  der  Nordsee 
bis  nach  Holtenau  an  der  Ostsee  gebaut. 

—  K.  J.  Baytr  führt  eine  neue  Verarbeitung  der  Natriumaluminatlaugen  ein, 
die  er  nicht,  wie  dies  früher  geschah  (s.  1850  T.  und  1857  L.),  mit  Kohlen- 
säure zersetzt,  sondern  nach  dem  Zusatz  von  etwas  Tonerde  durch  be- 
sonders konstruierte,  mit  Rührvorrichtungen  versehene  Apparate  hinduroh- 
schickt,  wobei  sich  bis  70°/o  der  Tonerde  krystallinisch  ausscheiden.  Die 
zurückbleibenden  Laugen,  die  Ätznatron  und  Alumnat  enthalten,  werden 
zur  Aufschließung  neuer  Mengen  von  Bauxit  benutzt. 

—  Nicolaus  <•  Bmwdot  erfindet  ein.  elektrisches  Schweiß  verfahren,  bei 
welchem  das  Werkstück  mit  dem  negativen  Pol,  die  Kohle  mit  dem  posi- 
tiven Pol  in  Verbindung  gebracht  wird  und  der  entstehende  Lichtbogen 
als  Stichflamme  dient.  Hugo  Zerener  verbessert  dieses  Verfahren,  indem 
er  den  Lichtbogen  durch  einen  Magneten  ablenkt.    (S.  auch  1867  T.) 

—  Edouard  von  Banadsn  und  Nsyt  arbeiten  über  das  Ei  von  Ascaris  megalo- 
cephala  und  fördern  durch  diese  Arbeit  das  Verständnis  des  Befruch- 
tungsvorgangs auch  in  anderen  Stämmen  des  Tierreichs.  Die  Resultate 
ihrer  Untersuchungen  werden  von  Theodor  Boveri  bestätigt. 

—  Emü  Btrilnsr  konstruiert  das  Grammophon.  Dasselbe  unterscheidet  sich  von 
dem  Edison'schen  Phonographen  durch  die  Verwendung  einer  horizontalen 

Darms  taedtsr.  H 

—     849     — 


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1887 

Platte  an  Stelle  der  Waise  und  durch  die  Art  der  Aufzeichnung.  Der 
Schreibstift  gräbt  die  Schallwellen  in  Spirallinien  auf  die  rotierende  Platte, 
von  der  vermittels  einer  auf  galvanoplastiBohem  Wege  gefertigten  Matrize 
die  Abzüge  hergestellt  werden,  die  zur  Reproduktion  des  aufgenommenen 
Musikstücks  dienen.  (S.  a.  1869  S.  und  1878  £.) 
1887  Gustav  Adolf  BMmckt  zeigt  durch  seine  Studien  über  „die  Frostbeständig- 
keit  der  Mineralien",  wie  die  Sprengwirkung  des  gefrierenden  Wassers 
noch  weit  energischer  wirkt,  als  es  die  chemische  Verwitterung  zu  tun 
vermag,  und  wie  dieser  Vorgang  die  Bodenbildnng  beeinflußt. 

—  Die  elektrolytische  Gewinnung  von  Antimon  aus  seinen  Erzen  wird  zuerst 
von  Wilhelm  Bordian  in  Angriff  genommen. 

—  August  von  Bonri«,  W.  WonMI  und  Biohard  H.  Lapagi  bauen  vierzylindrige 
Verbundlokomotiven,  bei  welchen  die  beiden  innenliegenden  Hochdruck- 
zyUnder  und  die  beiden  au  Benliegenden  Niederdmckzylinder  auf  eine  Trieb- 
achse wirken.  Die  Steuerungen  von  Hoch-  und  Niederdruckzylinder  sind 
derart  zwangsläufig  miteinander  verbunden,  daß  die  Niederdmckzylinder 
bis  20<>/o  größere  Füllungen  als  die  Hoohdruckzylinder  erhalten.  Die  später 
von  J.  A.  MaSei  gebauten  vierzylindrigen  Verbundlokomotiven  haben  eine 
ähnliche  Zylinderanordnung.    (S.  a.  1880  B.  und  1905  M.) 

—  Theodor  BovtrI  beschäftigt  sich  vom  Jahre  1887  ab  mit  der  Erforschung 
des  Lebens  tierischer  Zellen,  speziell  der  Morphologie  des  Zellkerns  und  der 
Centrosomen,  der  Vorgänge  der  Zellteilung  und  der  Befruchtung. 

—  V.  C.  Boyt  gibt  das  Radiomikrometer,  ein  empfindliches  Instrument  zum 
Nachweis  und  zur  Messung  geringer  Wärmestrahlungen,  an.  Das  Instru- 
ment ist  so  empfindlich,  daß  Boys  damit  die  Strahlung  des  Mondes  in 
ihrer  Veränderlichkeit  nachweisen  kann,  dagegen  gelingt  es  ihm  nicht,  die 
Strahlung  der  Sterne  damit  festzustellen. 

—  Brock,  Konstrukteur  der  Firma  Denny  in  Dumbarton,  nimmt  ein  Patent 
auf  eine  vorteilhafte  Anordnung  der  Vierfach  -  Expansionsmaschine  mit 
nur  einem  Schieber  für  jedes  Zylinderpaar  für  Kesselspannungen  bis  zu 
16  Atmosphären. 

—  Brownhill  in  Birmingham  konstruiert  nach  dem  Everitt'schen  System  (s. 
1886  £.)  einen  Gasautomaten  (Münzgasmesser),  der  gestattet,  nach  Ein- 
werfen  einer  Münze  eine  entsprechende  Menge  Leuchtgas  zu  entnehmen. 

—  David  Bruco  entdeckt  in  dem  Bacillus  melitensis  den  spezifischen  Erreger 
des  Maltafiebers  (Mittelmeerfiebers),  einer  an  den  Küsten  und  auf  den 
Inseln  des  Mittelmeers,  am  Boten  Meer  und  im  nördlichen  Indien  ende- 
misch oder  auch  epidemisch  auftretenden  typhusähnlichen  Erkrankung. 

—  Die  Contnd-Padlto-Bahn  errichtet  bei  San  Francisco  die  Solanofähre,  die 
einen  1600  m  breiten  Meeresarm  übersetzt  und  auf  ihren  vier  Gleisen 
einen  ganzen  Eisenbahnzug,  bestehend  aus  Lokomotive  nebst  Tender  und 
24  Personen-  oder  48  Güterwagen  aufnehmen  kann.  Sie  ist  zorzeit  die 
größte  Trajektanstalt  der  Welt. 

—  A.  M.  Ghmco  und  C.  F.  Gtan  gewinnen  ans  den  Sodarüokständen  des 
Leblanc-Prozesses  96%  ^^  Schwefels,  indem  sie  durch  Kohlensäure  sämt- 
lichen Schwefelwasserstoff  austreiben  und  diesen  in  dem  von  Claus  an- 
gegebenen Ofen  bei  beschränkter  Luftzufuhr  zu  Wasser  und  Schwefel  ver- 
brennen. Durch  dieses  Verfahren  ist  die  Möglichkeit  gegeben,  den  Schwefel 
im  Leblanc-Prozeß  einen  fortwährenden  Kreislauf  beschreiben  zu  lassen. 
(S.  1837  G.) 

—  L.  Clalion  wendet  Natriumäthylat  —  alkoholfrei  oder  auch  in  alkoholischer 
Lösung  —  an,  um  die  Säureradikale  aus  Säureestem  in  andere  Verbin- 
dungen  einzuführen.    Die  Wirkung  ist  wahrscheinlich  die,  daß  die  Ester 

—     850     — 

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1887 

mit  Natriamäthylat  zu  losen  Doppelverbindungen  zusammentreten,  die 
dann  unter  Alkoholabspaltung  reagieren. 
1887  Theodor  Curtlus  entdeckt  bei  Reduktion  von  untersalpetriger  Säure  das 
Hydrazin  oder  Diamid,  welches,  wie  das  Ammoniak,  bansche  Rigen- 
Bchaften  hat.  £r  erhält  es  indes  nur  in  Form  seiner  Salze  und  des  Hydrats, 
während  das  freie  Hydrazin  erst  von  Lobry  de  Bruyn  (s.  1896  L.)  dar- 
gestellt wird.  Das  Hydrazin  wird  vorteilhaft  auch  aus  diazodimethan- 
sulfosaurem  Kaliam  mit  Kaliumsulflt  hergestellt. 

—  Auguste  Dwibri«  stellt  fest,  daB  auch  das  Wasser  der  heißen  Quellen  aus- 
nahmslos meteorischen  Ursprungs  ist;  es  sickert  seiner  Ansicht  nach  in 
die  oberen  Schichten  der  Erdkruste  ein  und  nimmt  hier  die  Temperatur 
der  Umgebung  an.  Unterirdische  Quellen  von  sehr  beträchtlicher  Eigen- 
wärme weisen  aber  auf  die  Tätigkeit  vulkanischer  Kräfte  hin,  und  zwar 
kommen  diese  Quellen  häufiger  in  jungvulkanischen  als  in  altynlkanischen 
Gebieten  vor. 

—  Edward  K.  Dunbam  entdeckt  die  Reaktion  auf  Cholerabaoillen ,  die  darin 
besteht,  daß  man  eine  Kultur  von  Bacillen,  die  man  in  Pepton-Koch- 
salzlösung  züchtet,  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  unterschiohtet.  Es 
bildet  sich  ein  rotes  Band,  das  von  Nitrosoindol  herrührt. 

—  Diiwtllui  verbessert  die  elektrische  sogenannte  Waldamer-Bremse  und  bringt 
sie  versuchsweise  auf  einigen  Zügen  der  Cincinnati-  und  Washington-Bid- 
timore-Bahn  in  Anwendung. 

—  Thomas  Alva  Edison  gibt  die  Idee  einer  Eisenbahnbremse  bekannt,  welche 
mittels  Foucault'scher  Knpferscheiben  wirken  soll. 

—  Die  Amerikaner  Fayttto  und  Brown  fähren  auf  dem  Riveiside-Eisenwerk  zu 
Steuberville  in  Ohio  die  von  ihnen  erfundene  maschinelle  Hochofen- 
beschickungsvorriohtung  aus.  Hierbei  werden  die  Wagen  auf  einer  schiefen 
Ebene  zur  Gicht  geführt,  wo  sie  sich  selbsttätig  entleeren.    (S.  1830  H.) 

—  Emil  Ftachsr  und  Franz  PwnHK  zeigen  die  Empfindliohkeit  des  Geruchs- 
sinnes am  Merkaptan,  von  dem  der  vierhundertsechzigste  Teil  eines 
millionstel  Milligramms  die  Geruchsnerven  zu  erregen  vermag. 

—  Im  Verfolg  der  von  Hagen  (s.  1805  H.)  zuerst  gemachten  Beobachtung,  wo- 
nach zur  Auflösung  des  Goldes  Cyankalium  allein  ausreichend  ist,  finden 
Robert  William  Formt,  William  Fonwt  und  John  Mac  Arthur,  daß  die  Wir- 
kung des  Cyankaliums  um  so  besser  ist,  je  verdünnter  die  Lösung  desselben 
ist.  Sie  gründen  hierauf  den  in  der  Goldindustrie  Transvaals  vielfach  an- 
gewendeten Mac-Arthur-Forrest-Prozeß.    (S.  a.  1867  R.) 

—  J.  Fonttr  macht  zuerst  darauf  aufmerksam,  daß  es  Bakterienarten  gibt, 
welche  bei  der  Temperatur  von  0°  nicht  nur  leben  bleiben,  sondern  sich 
sogar  eitrig  vermehren.  Diese  Beobachtungen  werden  1888  von  Bernhard 
Fischer,  P.  Miquel  u.  a.  bestätigt  und  erweitert.  Miquel  beschreibt  sogar 
einen  Bacillus  termophilus,  der  bei  —  70<*  C.  gedeiht  und  sich  lebhaft  ver- 
mehrt. Auch  Globig  (1888),  Lydia  Rabinowioz  (1806)  u.  a.  lehren  mehrere 
solche  kälteliebende  Bacillenarten  kennen. 

—  J.  Fralpont  in  Lüttich  findet  in  der  Tiefe  einer  Knochenschicht  am  Ein- 
gang einer  Kalkhöhle  von  Spy  d'Omeau  brä  Namur  die  Teile  zweier 
menschlicher  Skelette,  deren  Schädeldach  den  Neanderthaltypus  (s.  1868  F.) 
mit  den  mächtigen  Augenwulsten  zeigt  und  die  gleichaltrig  mit  den  Resten 
des  Höhlenbären,  Rhinozeros  und  Mammuts  sind,  die  ebenfalls  in  der 
Höhle  gefunden  werden. 

—  Hermann  FrHi  stellt  fest,  daß  es  bestimmte  Perioden  in  der  Erscheinung 
der  Nordlichter  gibt,  und  daß  die  Nordlichtperioden  in  unverkennbarem, 
zweifellos  innerlich  begründetem  Zusammenhang  mit  den  Perioden  des 
Erdmagnetismos  stehen.     Er  zeigt,    daß  das  Nordlicht  an  den  Sonnen- 

»*• 
—     851     — 


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1887 

fleckenwechsel  geknüpft  ist  und  die  Zahl  und  GröBe  der  Erscheinungen 
in  etwas  mehr  als  elfjährigen  Zeiträumen  zu-  und  abnimmt.  (S.  1825  S. 
und  1862  S.)  Er  verzeichnet  kartographisch  die  Linien  gleicher  Folar- 
lichthäuflgkeit,  die  er  mit  dem  Namen  „laoohasmen"  belegt. 
1887  Hermann  Fritz  zieht  ans  seinen  eigenen  Untersuchungen,  -wie  ans  denen  von 
Hahn  (1877)  und  Schuster  (188ö)  den  SohluB,  daQ  die  Weinertr&ge  an  ziemlich 
regelmäßige,  durchschnittlich  elf  Jahre  umfassende  Perioden  gebunden  sind, 
welche  denen  der  Sonnentätigkeit  (s.  1862  W.)  nahezu  parallel  gehen. 

—  ttoMf  weist  nach,  daß  dem  gespannten,  tmter  Druck  st«henden  Dampfe 
eine  viel  intensivere  Wirkung  zur  Abtötung  von  Sporen  als  dem  strömenden 
ungespannten  Dampfe  (b.  1881  K.)  zukommt  und  gründet  darauf  ein  Ver- 
fahren der  Desinfektion,  das  vielfach  angewendet  wird. 

—  Omni*  imd  Honiiy  führen  die  erste  Operation  einer  Rnckenmarksgeschwulst 
aus  und  zeigen  den  Weg,  wie  eine  sichere  Diagnose  der  Natur  und  des 
Sitzes  der  Erkrankung  möglich  ist.     (S.  a.  1872  L.) 

—  8niH  führt  das  Diuretin  (Theobromin-Natrium  mit  saUcylsaurem  Natron) 
als  kräftiges  Diuretikum  ein. 

—  Thomas  Qray  konstruiert  einen  Pendelseismographen,  bei  dem  die  Einrich- 
tung getroffen  ist,  daß  lediglich  die  Erdbewegung  registriert  und  die 
störende  Mitaufzeichnung  der  Pendelbewegung  vermieden  wird. 

—  Arthur  G.  Onm,  Chemiker  der  Firma  Brocke,  Simpson  und  Spiller  in 
London,  entdeckt  beim  Erhitzen  von  Paratoluidin  mit  Schwefel  das  Pri- 
mulingelb,  den  ersten  Repräsentanten  der  Ingrainf arben ,  welche  direkt 
auf  der  Faser  entwickelte  Azofarben  darstellen. 

—  W.  arant  konstruiert  mit  Hilfe  der  von  ihm  angegebenen  Prismenkom- 
bination  ein  Polarisationscolorimeter,  das  im  Gegensatz  zu  den  mit  den 
gewöhnlichen  Colorimetem  erhaltenen  Resultaten  exakte  Messungen  zuläßt. 

—  August  HurniMii  bildet  den  Blattstoß  für  Schienen  mit  einseitig  zum  Kopf 
sitzendem  Steg  durch  und  bringt  denselben  namentlich  für  Kleinbahnen 
zur  Anwendung  (Wechsektegblattetoß).  Doch  ist  dieser  Stoß  auch  für 
Hauptbahnen  brauchbar. 

—  Karl  HaBMimwiitr  in  Budapest  führt  den  Plansichter  in  die  Müllerei  ein. 

—  Der  Geodät  E.  HamuMr  organisiert  Korrespondenznaohrichten  zur  steten 
Kontrolle  der  Bodenstömngen,  um  hierdurch  ein  übersichtliches  Bild  von 
dem  Verlaufe  von  Erderschütterungen,  sowie  von  deren  mutmaßlichem  Ent- 
stehungsorte zu  gewinnen. 

—  Der  Engländer  Hwinavw  baut  die  ersten  größeren  Ölmotoren  mit  Selbst- 
zündung und  Regeneration  der  ölgaswärme. 

—  Die  HallM  EMtrtzlt«»-AMim-B«MllMlMtt  bUdet  zuerst  den  Anker  der  Gleich- 
strommaschine  als  Schwungrad  aus. 

—  Robert  von  Haimholtz  findet,  daß  die  aus  einer  Spitzenelektrode  entweichen- 
den Ionen  auf  einen  unter  hohem  Druck  nahe  der  Elektrode  vorüber- 
gehenden Dampfstrahl  einen  kondensierenden  Einfluß  ausüben  („Dampf- 
strahlphänomen"). Et  setzt  die  Untersuchungen  in  Gemeinschaft  mit 
Franz  Richarz  fort.  An  der  Erforschung  dieses  Phänomens  beteiligen  sich 
dann  weiter  J.  S.  Townsend,  Lenard  und  Wolff,  Aitken,  KießUng  u.  a. 

—  Die  Brüder  Prosper  und  Paul  HMry  konstruieren  Instrumente,  durch 
welche  die  Himmelsphotographie  so  große  Fortschritte  macht,  daß  es  ge- 
lingt, Gegenstände  von  nur  2,3  Kilometer  Länge  auf  Mondphotographien 
noch  erkennbar  darzustellen.  Sie  entdecken  auf  pbotographischem  Wege 
den  Majanebel  in  den  Plejaden. 

—  Nachdem  Johannes  Müller  1832  zuerst  das  von  ihm  „Auftrieb"  genannte 
Plankton  mikroskopisch  untersucht  hatte,  gibt  Victor  H«iMn  in  seiner 
grundlegenden  Arbeit  „Über  die  Bestimmung  des  Plankton  oder  des  im 

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1887 

Meere  treibenden  Materials  an  Pflanzen  und  Tieren"  eine  exakte  Methode 
zur  Bestimmung  des  Auftriebs.  Er  spricht  zuerst  den  Gedanken  aus, 
daß  man  das  Plankton,  weil  es  horizontal  ziemlich  gleichmäßig,  vertikal 
aber  sehr  ungleichmäßig  verteilt  sei,  nicht  horizontal,  sondern  vertikal 
fischen  müsse,  und  konstruiert  ein  für  diesen  Zweck  geeignetes  Netz,  das 
von  Apstein  noch  verbessert  wird. 
1867  F.  A.  Hwtarti  konstruiert  einen  Schmelzofen,  bei  welchem  er  die  Hitze  des 
Ofensohachtes  zur  Erhitzung  von  Luft,  die  er  durch  einen  Dampfstrahl- 
apparat ansaugt,  nutzbar  macht. 

—  Paul  IWrwilt  konstruiert  den  Kathodenofen  für  ununterbrochenen  Betrieb 
und  wird  der  Begründer  der  Elektrometallurgie  des  Aluminiums  nach  der 
Schmelzmethode. 

—  Heinrich  Budolf  Htrti  stellt  zuerst  einen  Einfluß  des  Lichts  auf  die  Funken- 
bildung fest,  der  auch  von  Wiedemann  und  Franz  (1888)  und  von  Elster  und 
Geitel  (1890)  bestätigt  wird.  Das  ultraviolette  Licht,  wie  es  in  reichem 
Maße  von  primären  Funken  ausgesandt  wird,  befördert  die  Funkenbildung, 
doch  beobachten  Elster  und  Geitel  auch  Fälle,  wo  das  Licht  hemmend 
auf  die  Funkenbildung  wirkt  (Hertz'sohes  Phänomen). 

—  Heinrich  Rudolf  Htrti  erbringt  durch  seine  Versuche  den  endgültigen  Be- 
weis für  die  Existenz  der  schon  von  Maxwell  aus  theoretischen  Gründen 
angenommenen  sehr  raschen  regelmäßigen  elektromagnetiBchen  Schwin- 
gungen, sowie  den  Nachweis,  daß  solche  elektromagnetische  Schwingungen 
sich  mit  endlicher  Geschwindigkeit  an  leitenden  Drähten  ausbreiten.  Zum 
Nachweis  der  Wellen  dienen  sekundäre  Leiter  von  kondensatorähnlicher 
Anordnung  (Hertz'sohe  Resonatoren). 

—  C.  HedMiMB  gibt  Methoden  zur  graphischen  Untersuchimg  und  Berech- 
nung elektrischer  Leitungen  an. 

—  C.  HoelMingK  gibt  Formeln  für  die  Dimensionierung  der  Schmelzstreifen  aus 
reinem  Blei  (Bleisicherungen  für  Starkstromanlagen)  an.    (VgL  1878  E.) 

—  Albert  HAtMOwr  sucht  Benzol  aus  den  Gasen  der  Koksöfen  zu  gewinnen 
und  nimmt  zwei  Jahre  darauf  die  erste  Benzolgewinnungsanlage  in  Bulmcke 
in  Betrieb,  der  bald  eine  größere  Anlage  auf  Zeohe  Anna  des  Kölner  Berg- 
werkvereins  in  Altenessen  folgt.  (S.  a.  1866  C.  und  1880  0.)  Das  Benzol 
wird  fortan  infolge  des  durch  diese  Art  der  Gewinnung  verbilligten  Preises 
viel  als  Carburierungsmittel  benutzt. 

—  Otto  lirtn  untersucht  die  Statik  der  Staumauern  und  kennzeichnet  die 
Bedeutung  der  Thalsperren  für  industrielle  Anlagen.  Die  größte  von  ihm 
ausgeführte  Thalsperre  ist  die  Urftthalsperre  in  der  Eifel  mit  627g  m  Stau- 
höhe und  45  Millionen  Kubikmeter  Inhalt. 

—  Julius  Kalk  in  Leipzig  fabriziert  einen  automatischen  Nebenschlußregulator 
für  Dynamomaschinen.  Derselbe  beruht  darauf,  daß  ein  an  einem  Wage- 
balken  ausbalanciertes  Quecksilbergefäß  durch  die  Einwirkung  eines  an 
die  zu  regulierende  Spannung  angeschlossenen  Solenoids  gehoben  oder  ge- 
senkt wird,  wodurch  Teile  des  Nebenschluß -Regulators  kurz  geschlossen 
oder  eingeschaltet  werden. 

—  Alfred  Kalt  und  Otto  Hinikwi  entdecken  das  Phenacetin  ( Acetyl  -  Para- 
Phenetidin),  welches  als  Fiebermittel  gebraucht  wird. 

—  KaaffmaiM  bringt  das  Petroleum,  um  es  leicht  transportieren  zu  können, 
durch  einen  Verseifungsprozeß  in  halbfeste  Form,  indem  er  es  eine  halbe 
Stunde  lang  mit  1 — 3"/«  gewöhnlicher  Seife  erhitzt,  wobei  die  Masse  talg- 
artige Konsistenz  annimmt. 

—  Friedrich  Kohlramch  ergänzt  seine  Untersuchungen  über  das  elektrische 
Leitvermögen  der  Flüssigkeiten  und  prüft  wiederholt  das  Gesetz  der  un- 
abhängigen Wanderung  der  Ionen.   Er  bestimmt  die  relative  Geechwindig- 


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1887 

keit  der  Ionen  für  Haloidsalze  und  einwertige  Säuren.  Als  molekulares 
Leitvermögen  nimmt  er  hierbei  den  Wert  an,  der  sich  aus  dem  Leitver- 
mögen von  Lösmigen  ergibt,  in  denen  0,1  Grammäquivalent  im  Liter  ge- 
löst  ist.  Aus  den  relativen  Geschwindigkeiten  der  Ionen  lassen  sich  auch 
die  einer  bestimmten  elektromotorischen  Kraft  entsprechenden  absoluten 
Gresohwindigkeiten  der  Ionen  berechnen. 
1887  J.  Kelb,  Direktor  der  Knhlmann'schen  Schwefelsäurefabriken,  führt  zur 
Hebung  von  Säuren  die  „Emulseure"  und  „Pulsometer"  ein,  die  gegenüber 
den  Druokkesseln  mit  Luftpumpen  (s.  1838  H.)  Vorteile  gewähren.  Viel- 
fach angewendet  wird  das  Laurent'sche  Pulsometer,  das  für  Schwefelsäure 
aus  Gußeisen kessel  und  Bleiröhren,  für  Salpetersäure  und  Salzsäure  aus 
Tongefäß  und  Tonröhren  konstruiert  wird.  Die  Pulsometer  werden  1893 
von  Paul  Eestner  vm.d  von  Ulrich  wesentlich  verbessert. 

—  Walther  KSnlf  bestimmt  die  Reibungskoeffizienten  tropfbarer  Flüssigkeiten 
mittels  drehender  Schwingungen. 

—  R.  VM  KawiHgtMiy  fördert  theoretisch  den  von  H.  F.  Wakir  (s.  1887  W.) 
experimentell  gefundenen,  vom  Draper'sohon  Gesetz  (s.  1847  D.)  abweichen- 
den Verlauf  der  Lichtemission. 

—  Nachdem  Williams  bereits  1860  bituminöse  Kohstoffe  zum  Zweck  der 
Gewinnung  einer  größeren  Menge  fester  und  flüssiger  Produkte  vinter 
Druck  destilliert  hatte  und  Yonng  (1865)  und  Peokham  (1869)  ähnliche 
Versuche  unternommen  hatten,  erfindet  Kny  ein  Verfahren  der  Destil- 
lation unter  Druck,  das  sich  zur  Herstellung  von  Leuchtölen  aus  schweren 
Braunkohlenteerölen,  Erdölrückständen,  Stearinpeoh  u.  a.  eignet. 

—  Gerhard  KrOn  weist  nach,  daß  die  durch  Erhitzen  der  Goldchloridver- 
bindungen dargestellten  Chlorürverbindungen  stets  unzersetztes  Gold- 
chlorid und  metallisches  Gold  enthalten.  Er  trägt  durch  seine  Unter- 
suohimgen  zur  bessern  Kenntnis  der  Goldhalogenverbinduugen,  sowie  der 
Goldschwefelverbindungen  bei  und  weist  n.  a.  auch  nach,  daß  die  von 
verschiedenen  Forschem  (Buchner,  Proust  u.  a.)  unter  dem  Namen  „Pur- 
purnes Goldoxyd"  beschriebene  Oxydationsstufe  des  Guides  nichts  anderes 
als  metallisches  Gold  ist. 

—  Richard  Kund  und  Hans  TappMbtck  erforschen  das  südliche  Kamemngebiet 
und  entdecken  bei  einem  Vorstoß  von  der  Kribimnndung  zum  Oberlauf 
des  Sannaga  die  NachtigaUälle.  Sie  geraten  hier  in  Kämpfe  mit  den  Ein- 
geborenen und  kehren  1888  nach  dem  Sannaga  zurück,  wo  sie  die  Jaunde- 
Station  gründen.  Kund  kehrt  1890  krank  nach  Deutsdiland  zurück,  wäh- 
rend Tappenbeck  auf  der  Jaunde- Station  verbleibt,  wo  er  indes  bald  dem 
Einfluß  des  Klimas  erliegt. 

—  Gustaf  de  Lavtl  erfindet  eine  reine  Aktionsdampftnrbine,  in  der  die  poten- 
tielle Energie  des  unter  Spannung  stehenden  Dampfes  in  einer  Stufe  in 
kinetische  Energie  umgesetzt  und  auf  das  Laufrad  übertragen  wird. 

—  Gustaf  de  Laval  konstruiert  einen  als  „Lactokrit"  bezeichneten  Apparat  zur 
Bestimmung  des  Fettgehaltes  von  Vollmilch.  Der  Apparat  beruht  auf 
der  Anwendung  der  Zentrifugalkraft  und  gibt  Resultate,  die  mit  den 
gewichtsanalytischen  Werten  gut  übereinstimmen. 

—  William  Leader  erbaut  in  den  Jahren  1887 — 94  den  Manchester  Seekanal, 
der  bei  Eastham  in  den  Mersey  mündet  und  Manchester  unt<'r  Umgehung 
▼on  Liverpool  dem  direkten  Seeverkehr  erschließt.  Die  Sohlenbreite  des 
Kanals  beträgt  36,6  m,  die  Wassertiefe  7,93  m.  Die  Kosten  belaufen  sich 
auf  340  Millionen  Mark. 

—  Henry  Louis  La  Chattlier  stellt  das  Prinzip  vom  Widerstand  der  Rück- 
wirkung gegen  die  Wirkung  auf,  das  ein  bequemes  Mittel  ist,  um  voraus- 
zusagen,  in  welchem  Sinne  in   manchen  Fällen  eine  Reaktion   erfolgen 

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1887 

wird.  Er  gibt  demselben  folgenden  Aasdruck:  „Jedes  System,  welches 
in  pbysikalisohem  oder  chemisohem  Gleichgewicht  ist,  erleidet  durch  die 
Veränderung  von  einem  seiner  Gleichgewichtsfaktoren  eine  Veränderung 
in  dem  Sinne,  daß  sie,  wenn  diese  letzte  Veränderung  primär  erfolgte,  die 
Veränderung  des  betreffenden  Gleichgewiohtsfaktors  im  entgegengesetzten 
Sinn  bewirken  würde."  (Le  Chatelier'sohe  Regel.) 
1887  Henry  Louis  L*  Chatollar  konstruiert  ein  aus  einem  Thermoelement  bestehen- 
des Pyrometer.  Das  Thermoelement  wird  aus  einem  Draht  aus  vollkom- 
men reinem  Platin  und  einem  solchen  aus  einer  10  Prozent  Rhodium 
enthaltenden  Platinlegierung  gebildet.  Die  Drähte  sind  an  dem  einen  Ende 
zu  einem  Kügelohen  von  etwa  1  mm  Durchmesser  zusammengeschmolzen, 
an  den  anderen  Enden  mit  einem  Galvanometer  verbunden.  Wird  das 
Eügelchen  erhitzt,  so  entsteht  ein  schwacher  elektrischer  Strom,  der 
mit  der  Temperatur  steigt  und  einen  entsprechenden  Ausschlag  am  Galva- 
nometer bewirkt.  Zum  Schatz  und  zur  Isolierung  beider  Drähte  werden 
sie  in  ein  Porzcllanrobr  eingelegt.  Das  Galvanometer  kann  in  beliebiger 
Entfernung  vom  Ofen  aufgestellt  werden. 

—  M.  LlttM  entdeckt  die  respiratorische  Verschieblichkeit  der  Nieren,  die  zu 
großen  Fortschritten  in  der  Erkenntnis  der  Nierenpathologie  führt  und 
vielfach  zu  diagnostischen  Zwecken  verwendet  wird. 

—  Marelil  erfindet  eine  Methode,  frische  Degenerationen  dfis  Zentralnerven- 
systems durch  Behandlung  mit  doppeltchromsaurem  Kalium  und  Osmium- 
säure nachzuweisen. 

—  Der  englische  Ingenieur  MaiHii  erhöht  mittels  eines  Flügelrades,  das  er  im 
Schornsteinhals  anbringt,  den  Zug  für  Schifiskessel  und  erzielt  dadurch, 
nach  Mitteilungen  der  englischen  Admiralität,  eine  wesentlich  bessere  Ver- 
dampfung als  bisher  (Induced  draugbt). 

—  Adolph  MMhl  konstruiert  durch  Rechnung  einen  anastigmatisohen  Aplanaten. 

—  Nachdem  man  lange  Zeit  geglaubt  hatte,  daß  Fluor  bei  seiner  großen 
Neigung,  Verbindungen  mit  andern  Körpern  einzugehen,  in  freiem  Zu- 
stand nicht  darstellbar  sei  (s.  1813  D.  and  1866  F.),  gelingt  Henri  MoltMii 
dessen  Isolienmg  durch  elektrolytisohe  Zersetzung  reiner  wasserfreier 
Flußsäure. 

—  Ludwig  Mond  und  die  DMitoehM  Mvaywirfct  erfinden  fast  gleichzeitig  Ver- 
fahren zur  Erzeugung  von  Chlor  und  Salzsäure,  die  auf  der  Zersetzung 
des  bei  der  Ammoniaksodafabrikation  gewonnenen  Chlorammoniums  durch 
Magnesiakugeln  in  der  Hitze  beruhen.  Es  entsteht  zuerst  Chlormagnesium, 
das  mit  erhitzter  Luft  von  800—1000»  C.  Magnesiumoxyd  und  Chlor 
liefert. 

—  Der  Astronom  Emest  Am6däe  Barth^lemy  Mouch«  regt  eine  internatio- 
nale astronomische  Konferenz  in  Paris  an,  welche  die  Herstellung  einer 
photographischen  Himmelskarte  anter  Mitwirkung  von  18  Sternwarten 
beschließt.  Der  erste  Teil  des  Unternehmens  bezweckt  die  photographische 
Festlegung  aller  Sterne  bis  zur  11.  Klasse  (etwa  2  Millionen),  der  zweite 
Teil  bis  zur  14.  Klasse  (etwa  30  Millionen),  wozu  über  20000  photographi- 
sche Platten  erforderlich  sind. 

—  William  Muthmann  zeigt,  daß  die  von  Wöhler  (s.  1839  W.)  erhaltene  rot- 
braune Lösung,  in  der  Wöhler  Silberoxydulsalz  vermutete,  kolloidales 
Silber  enthält. 

—  Wilhelm  Nag«l  studiert  eingehend  das  menschliche  Ei  und  gibt  Abbildungen 
desselben  in  den  verschiedenen  Stadien  seiner  Entwicklung. 

—  Nlwkt  in  Dresden  konstruiert  Öfen,  die  mit  einem  künstlichen  Brenn- 
material (Carbon)  beschickt  werden,  das  unter  starkem  Druck  zu  etwa 
9  cm  langen  Zyhndern  geformt  ist.    Eine  Füllung  des  Ofens  brennt  etwa 

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1887 

24  Stunden.  Die  Ofen  eignen  sich  für  Räume  ohne  Schomsteinamlage,  da 
es  genügt,  die  Verbrennungsgase  durch  ein  Rohr  ins  Freie  absuleiten 
(Natroncarbonöfen ). 
1887  Rudolf  NIatikl  erhält  durch  Kombination  von  Nitrodiazobenzol  mit  Saliojl- 
säure  das  Alizaringelb,  den  ersten  Repräsentanten  der  Salicylazofarbstoffe, 
die  sich  durch  ihre  beizenziehenden  Eigenschaften  auszeichnen  und  da- 
durch dem  Gelbsalz  und  dem  Ereuzbeerenfarbsto£E  im  Kattundruck  er- 
folgreiche Konkurrenz  machen. 

—  Edouard  Ntcard  und  Pierre  Faul  Emile  Roux  züchten  die  Tuberkelbaoillen 
auf  glycerinh altigem  Nährboden. 

—  Nachdem  die  elektrische  PotentialdifFerenz  zwischen  Metallen  und  Wasser 
von  vielen  Forschem,  wie  Kohlrausch,  Hankel,  Grcrland,  Ayrton  und  Peny 
usw.  meist  unter  Anwendung  des  Kondensators  gemessen  worden  war, 
wenden  Wilhelm  Ottmid  und  Friedrich  PaschM  zu  solchen  Bestimmungen 
gleichzeitig  entweder  das  von  Lippmann  (s.  1873  L.)  konstruierte  CapiUar- 
elektrometer  oder  die  Methode  der  Tropfelektroden  an,  die  einem  1881 
von  Helmholtz  gemachten  Vorschlage  entspricht. 

—  William  Matthew  Flinders  Patria  entdeckt  in  der  ägyptischen  Landschaft 
des  Fayüm  bei  der  alten  Stadt  Kerke  eine  Anzahl  Mumienbildnisse  von 
hohem  kulturgeschichtlichem  Werte,  bei  denen  die  Figuren  auf  Sykomoren- 
holztafeln  mit  Wachsfarben  eingebrannt  sind.     (S.  350  v.  Chr.) 

—  H.  PIttti  stellt  fest,  daB  bei  AtiBschluß  aller  Organismen  (Bakterien)  weder 
die  Ackererde  als  Ganzes,  noch  auch  irgend  einer  ihrer  Bestandteile  fähig 
ist,  unter  Zuziehung  von  Luftsauerstofi  Ammoniak  in  Salpetersäure  über- 
zuführen, daß  also  die  Rolle  des  Sauerstoffüberträgers  belebten  Wesen  zu- 
kommt, und  daß  die  Nitrifikation  ein  physiologischer  Prozeß  ist.  (S.  a. 
1877  S.) 

—  Die  PnuBitClW  RtClMliii{  läßt  die  von  Cornelius,  Overbeck  u.  a.  für  die 
Casa  Bartholdy  in  Rom  geschaffenen  Fresken  nach  der  Nationalgalerie 
in  Berlin  überführen.  Das  dabei  beobachtete  Verfahren  besteht  im  Auf- 
leimen eines  Leinwandüberzugs  auf  die  Bildfläohe,  Ablösen  der  ganzen 
Mörtelsohicht  von  der  Mauer,  Wiederanbringen  am  neuen  Aufstellungs- 
orte, sowie  Ausbesserung  der  beschädigten  Stellen.  Ein  ähnliches  Ver- 
fahren war  bereits  1817  von  Filippo  Balbi  in  Venedig  angegeben  worden. 

—  Prttt  und  Sasllioff  konstruieren  als  Ersatz  der  Dampfdruckakkumulatoren 
(s.  1884  B.)  Luftdruckakkumulatoren,  die  von  L.  W.  Breuer  und  Schuh- 
maoher &  Co.  in  Kalk  bei  Cöln  ausgeführt  werden,  und  die  nicht  nur  wie  die 
Dampfdruckakkumulatoren  wesentlich  leichter  als  die  gewöhnlichen  Druok- 
wasserakkumulatoren  sind,  sondern  namentlich  auch  hohe  Führungagerüste 
entbehrlich  machen  und  wenig  umfangreiche  Fundamente  beanspruchen. 

—  George  Pallimw  baut  den  ersten  Luxuszug,  der  aus  zusammenhängenden 
Salon-,  Speise-,  Schlaf-  und  Rauohwagen  besteht.  In  Europa  werden  solche 
Züge  erst  1890  (s.  1890  N.)  eingeführt. 

—  Friedrich  Ratdilg  untersucht  die  zuerst  von  Fr^my  (s.  1844  F.)  dargestellten 
Schwefelstiokstoffsäuren,  deren  Entstehung  aus  salpetriger  Säure  und 
schwefliger  Säure  er  auf  Kondensationsvorgänge  zurückführt.  Er  findet 
bei  dieser  Untersuchung  die  jetzt  allgemein  benutzte  Methode  der  Dar- 
stellung des  Hydroxylamins  aus  der  Hydroxylaminsulfosäure  (Fr^my's 
Sulfazidinsäure)  durch  Erwärmen   mit  Säuren  oder  mit  Wasser. 

—  Der  Oberst  Charles  Rsnard  legt  der  Pariser  Akademie  einen  Plan  zur 
methodischen  Ausführung  meteorologischer  Beobachtungen  durch  Pilot- 
ballons (s.  1879  B.)  vor.  Sein  Vorschlag  wird  1892  von  Hermite  und 
Besangon  und  1894  von  lAon  Teissereno  de  Bort  in  vervollkommneter 
Form  ausgeführt. 

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1887 

1887  E.  H.  A.  Rotwifcnich  führt,  nachdem  er  1877  die  masBigen  Gesteine  nach 
ihrem  Feldspatgehalt  eingeteilt  hatte,  eine  neue  Einteilnng  in  Tiefengesteia 
(t^anggestein)  und  in  —  an  der  Luft  erstarrtes  —  Ergußgeetein  im  engen 
Sinn  durch. 

—  Henry  Augustus  Rowland  veröffentlicht  einen  mit  feinen  KonkaTgittem 
photograpbierten  Atlas  des  Sonnenspektmms,  der  von  7694  Angström- 
Einheiten  bis  zu  2947  Ängström -Einheiten  geht. 

—  Emil  RaMiph  macht  grundlegende  Arbdten  über  die  Seebeben,  die  er 
grundsätzlich  von  den  Erdbeben  scheidet  und  als  solche  Erschütterungen 
charakterisiert,  deren  Ursprung  im  Meeresboden  liegt,  und  die  sich  in  der 
ozeanischen  Wassermasse  als  Elastizitätswelien  fortpflanzen. 

—  P.  A.  Batcardo  gibt  in  seinem  bis  zum  Jahre  1907  schon  19  B&nde  um- 
fassenden, dem  Abschluß  nahen  Werk  „Sylloge  fungorum"  eine  diagno- 
stische Sammlung  des  großen  Reiches  der  PUze. 

—  Ernst  Saihmnkl  entdeckt,  daß  alle  pflanzlichen  Fette  kleine  Mengen  (0,2 
bis  1  %)  eines  zwischen  1320  und  ISß"  schmelzenden  Alkohols  enthalten, 
den  er  Phytosterin  nennt  und  der  ein  Isomeres  des  in  den  tierischen  Fetten 
enthaltenen  Cholesterins  ist. 

—  Neben  den  Versuchen  zur  Schaffung  einer  Weltsprache,  wie  sie  u.  a.  in  der 
„Paailingua"  von  Lenz,  der  „Gemeinsprache"  vonLiptay,  und  namentlich 
dem  „Yolapük"  von  Schleyer  (s.  d.  1879)  vorliegen,  wird  von  dem  Medi- 
ziner L.  SaniMhel  in  Warschau  eine  neue  Universakprache  „Esperanto"  in 
Vorschlag  gebracht.  Die  Sprache  enthält  etwa  1900  Spraohelemente  (Wur- 
zeln), die  hauptsächlich  aus  den  romanischen  und  germanischen  Sprachen 
ausgewählt  sind. 

—  Der  schwedische  Ingenieur  Samlbwi  konstruiert  die  sogenannte  Goliath- 
sohiene,  die  eine  Höhe  von  146  mm,  eine  Kopfbreite  von  72  mm  hat,  im 
Fuß  136  mm  breit  und  im  Steg  17  mm  dick  ist. 

—  Anknüpfend  an  die  von  En^er  eingehend  studierte  Eigenschaft  des  Erdöls 
und  seiner  Destillate,  Sauerstoff  aufnehmen  zu  können,  erfindet  £.  Schaal 
ein  Verfahren,  Erdöl  in  Gegenwart  alkalischer  Substanzen  durch  den 
Sauerstoff  der  Luft  in  Fettsäuren  überzuführen.  Das  Verfahren  hat  bis  jetzt 
noch  keine  Bedeutung  für  die  Praxis  erlangt. 

—  August  SchmMt  einerseits  und  Albert  Haim  andererseits  erklären  die  Xebel- 
bilder  (Brockengespenst)  aus  Reflexion  und  Refraktion,  indem  sie  die- 
selben teils  als  echte  Regenbogen,  teils  als  Halos  (Lichtringe)  ansehen. 

—  Oswald  Scfemtadabarg  arbeitet  über  die  physiologische  Wirksamkeit  der  orga- 
nischen Körper  der  aliphatischen  Reihe  und  stellt  fest,  daß  die  Resorbier- 
barkeit,  die  Löslichkeit  in  Wasser,  die  große  Flüchtigkeit  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  für  die  Wirkung  maßgebend  sind,  und  daß  die  narkotische 
Wirkung  im  wesentlichen  durch  die  Anzahl  der  im  Molekül  enthaltenen 
Sauerstoffatome  bedingt  ist. 

—  Br.  SciiiNldM'  konstruiert  den  Wiesenkultivator  (Skariflkator),  ein  Gerät 
zum  Verjüngen  der  Wiesen,  das  durch  Ritzen  der  Grasnarbe  den  Wurzeln 
Luft  und  Wärme  zuführen  soll. 

—  Der  Fabrikbesitzer  Ferdinand  Schny  vereinigt  die  Vorzüge  der  steno- 
graphischen Systeme  von  Gabelsberger  (1817),  Stolze  (1841)  und  Faul- 
mann (1866).  Hieraus  bat  sich,  unter  Berücksichtigung  der  Vorschläge 
von  Merkes  und  Veiten,  seit  1897  das  Einigungssystem  Stolze-Schrey 
entwickelt. 

—  M.  Sdirowtor  imd  W.  arlllo  erfinden  ein  Verfahren  zur  Herstellung  von 
Kontaktschwefelsäure,  bei  dem  sie  die  aus  Röstgasen  hergestellte  reine 
schweflige  Säure  als  Ausgangsmaterial  zur  Herstellung  eines  Gasgemisches 
von  26  Vol.  schwefliger  Säure  mit  75  Vol.  Luft  benutzen.   Sie  treiben  zur 

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1887 

Erzeugung  der  Schwefels&ure  diese  Mischung  mittels  Kompressoren  durch 
schmiedeeiserne,  mit  Flatinasbest  gefüllte  Kontaktrohre  bei  400 — 420"  C.  Ihr 
Verfahren  wird  10  Jahre  lang  von  der  Badischen  Anilin-  und  Sod&fabrik 
angewendet,  die  dann  die  Knietsch'sche  Methode  (s.  1897  K.)  einführt. 
1887  £.  Schulz«  und  E.  8tll(ir  entdecken  das  Arginin  in  den  Kotyledonen  der 
Lupinensamen  und  in  Kürbiskeimlingen.  Die  Konstitution  dieses  Körpers, 
der  aus  Ornithin  und  Cyanamid  besteht,  wird  von  E.  Schulze  und  E.  Winter- 
stein und  endgültig  von  Emil  Fischer  (1900)  aufgeklärt,  die  das  Ornithin 
als  a-j-Diaminovaleriansäure  erkennen. 

—  Smndl  zeigt  zuerst  in  einer  Arbeit  über  das  Elapperschlangengif  t,  daß  man 
Tauben  durch  Injektion  von  anfangs  kleinen,  dann  stärkeren  Dosen  Gift 
nach  und  nach  widerstandsfähiger  machen  kann.  Kaufmann  gelangt  1889 
zu  ähnlichen  Ergebnissen. 

—  Werner  von  Slwmeni  konstruiert  einen  Ozonapparat,  die  sogenannte  Ozon- 
röhre. Dieselbe  besteht  aus  zwei  konzentrisch  ineinander  geschobenen 
Glasröhren,  von  denen  die  engere  innen,  die  weitere  außen  mit  Metall  be- 
belegt ist.  Nachdem  beide  MetaUbeläge  mit  den  Polen  eines  Induktions- 
apparates verbunden  sind,  wird  durch  den  Zwischenraum  zwischen  beiden 
Röhren  trockner  Sauerstoff  durchgeleitet,  der  durch  den  Induktionsstrom 
teilweise  in  Ozon  umgewandelt  wird. 

—  Werner  von  SiMiont  konstruiert  ein  Selen-Photometer,  das  auf  der  Eigen- 
schaft des  Selens  beruht,  bei  Belichtung  seinen  elektrischen  Widerstand 
zu  ändern.  Der  die  Selenzelle  enthaltende  Apparat  wird  abwechselnd  auf 
eine  normale  Lichteinheit  und  auf  die  zu  messende  Lichtquelle  gerichtet, 
während  der  jeweilig  4ic  Zelle  durchfließende  Strom  beobachtet  wird. 

—  Werner  von  SItmens  verwendet  für  die  anläßlich  der  Pariser  Weltausstellung 
erbaute  elektrische  Bahn  von  der  Place  de  la  Concorde  nach  dem  Palais 
de  rindustrie,  welche  oberirdische  Stromzuführung  (b.  1885  T.)  hat,  zum 
ersten  Male  den  Gleitbügel  als  Stromabnehmer.  Der  Bügel  wird  im  gleichen 
Jahre  von  Siemens  &  Halske  auch  für  die  elektrische  Bahn  vom  Anhalter 
Bahnhof  in  Berlin  nach  der  Ilanptkadettenanstalt  in  Lichterfelde  verwendet. 

^  W.  Slopormann  gewinnt  auf  synthetischem  Wege  Cyankalium,  indem  er  mit 
Pottasche  getränkte  und  vorgetrocknete  Holzkohle  in  stehenden  Retorten 
bei  Rotglut  einem  Ammoniakstrom  aussetzt.  Durch  erhöhte  Temperatur 
im  unteren  Teil  der  Retorten  wird  das  zunächst  gebildete  Cyanat  zu 
Cyanid  reduziert. 

—  Walther  Victor  Spring  und  d«  Boack  gelingt  es,  das  Kupfersulfld  in  kolloi- 
daler Form  als  Hydrosol  zu  gewinnen.  Das  Hydrosol  ist  haltbar,  wenn 
nicht  mehr  als  5  g  Kupfersulfld  im  Liter  enthalten  sind,  wird  jedoch  durch 
alle  Elektrolyten  in  das  Hydrogel  übergeführt.  Ähnliche  Verhältnisse 
stellt  E.  Prost  für  das  Kadmiumsulfld  fest. 

—  Henry  Morton  Stanley  übernimmt  die  Führung  einer  Expedition  zum  Ent- 
satz von  Emin  Pascha.  Er  fährt  auf  dem  Kongo  zur  Mündung  des 
Aruwimi  und  erreicht  am  18.  Juni  die  Jambujafalle  desselben.  Von  hier 
zieht  er  ostwärts  längs  des  Aruwimi  und  des  Ituri  und  erreicht  am 
14.  Dezember  den  Albert  Nyanza,  wo  er  am  29.  April  1888  Emin  Pascha 
(vgl.  1876  E.)  und  Casati  trifft,  die  er  aber  nicht  bewegen  kann,  mit  ihm 
nach  Europa  zurückzukehren.  Nach  seiner  Rückkehr  von  einem  Ab- 
stecher zum  Aruwimi  gelingt  es  ihm,  Emin  Pascha  zu  bestimmen,  ihm  zu 
folgen.  Sie  brechen  am  8.  Mai  1889  nach  Süden  auf,  folgen  dem  Semliki, 
den  sie  als  Ausfluß  des  Albert-Edward-Sees  erkennen,  ziehen  zum  Viktoria 
Nyanza  und  erreichen  Anfang  Dezember  1889  Bagamoyo  an  der  Ostküste. 

—  Apotheker  Stephan  in  Treuen  erfindet  die  Antrophore.  Dieselben  bestehen 
aus  elastischen  MetaUdrahtspiralen,  die  mit  Gelatine  und  dem  Medikament 

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1887 

aberzogen  sind  und  tum  Einführen  von  Medikamenten  besonders  in  die 
Harnröhre  als  Ersatz  der  alten  Cereoli  dienen. 
1887  Ludwig  StiickMhOlz  in  Wetter  a.  d.  Ruhr  baut  den  ersten  elektrischen  Lauf- 
kran für  eine  Hamburger  Schiffswerft.  Ein  ebenfalls  elektrisch  betrie- 
bener Laufkran  wird  1880  von  Anderson  für  eine  Gießerei  in  Erith  geliefert. 
(Vgl.  auch  1885  S.) 
— •  Die  österreichische  Expedition  unter  Graf  Samuel  TitoM  und  Ludwig 
von  Hdhml  erforscht  das  Gebiet  des  Kenia  und  entdeckt  den  RudoUsee 
und  den  Stephaniesee. 

—  Nikola  Tnta  erfindet  den  mehrphasigen  Wechsdatrommotor  und  fördert 
dadurch  die  ökonomische  Übertragung  von  Arbeit  auf  groBe  Entfernungen. 

—  Nachdem  J.  Aitken  (vgl.  1880  A.)  und  R.  von  Helmholtz  (vgl.  1885  H.) 
experimentell  nachgewiesen  hatten,  daß  aus  gesättigtem  Wasserdampf 
nur  dann  Nebel  entstehen  kann,  wenn  die  Luft  staubhaltig  ist,  gibt 
WiUiam  Thomton  (Lord  Kelvin)  die  Erklärung  für  diea  Verhalten  des 
Wasserdampfes.  Sehr  kleine  Wassertropfen  besitzen  an  ihrer  Oberfläche 
vermöge  der  stark  konvexen  Krümmung  erhebliohen  Dampfüberdruck; 
infolgedessen  strömt  der  Dampf  von  ihrer  Oberfläche  ab  und  sie  haben 
große  Tendenz  zu  verdampfen.  An  den  Stäubohen  dagegen,  die  eckig 
und  flächenreich  sind,  kann  sich  das  Wasser  in  Schichten  ablagern,  die  ge- 
ringe Krümmung  besitzen.  Hier  ist  also  der  Dampfdruck  kleiner  und  die 
Tendenz  zu  verdampfen  geringer. 

—  John.  J.  ThornycroH  &  Ca  bauen  Wasserrohrkessel  für  Dampfschiffe  unter 
Verwendung  gekrümmter  Rohre.  Die  Kessel  bestehen  aus  einem  oberen, 
horizontalen,  zylindrischen  Dampf  Sammler,  der  mit  zwei  unten  zu  beiden 
Seiten  der  Feuerung  liegenden  WasserzyUndem  durch  zwei  größere  Fall- 
rohre und  eine  große  Anzahl  enger,  gekrümmter  Wasserrohre  verbunden 
ist.    Ein  ähnlicher  Kessel  wird  1894  von  R.  Schulz  konstruiert. 

—  Claude  Vautln  schlägt  zuerst  vor,  flüssiges  Chlor  industriell  darzustellen 
und  nimmt  ein  Patent  auf  dessen  Verflüssigung.  Sein  Verfahren  besteht 
darin,  daß  er  einen  sehr  widerstandsfähigen  Rezipienten  mit  Chlorgas  füllt 
und  durch  einen  Luftkompressor  Luft  hineinpreßt,  bis  das  Chlor  verflüssigt 
ist.  In  großem  Maßstabe  wird  flüssiges  Chlor  seit  1889  von  der  Badischen 
Anilin-  und  Sodafabrik  in  den  Handel  gebracht.  Die  Eigenschaften  des 
verflüssigten  Chlors  werden  1890  von  R.  Knietsch  beschrieben. 

—  WoM  und  Thomton  erfinden  eine  elektrische  Zugstabeinrichtung  und  bringen 
dieselbe  zuerst  auf  den  eingleisigen  Nebenstrecken  der  London-  and  North- 
Westem-Railway  zur  praktischen  Anwendung. 

—  H.  F.  Wtkor  findet,  daß  das  Draper'sche  Gesetz  (s.  1847  D.)  nicht  streng 
gültig  ist,  daß  vielmehr  bereits  bei  ungefähr  400"  C.  eine  „Grauglut"  auf- 
tritt, die  von  Strahlen  mittlerer  Wellenlänge  herrührt,  daß  dann  bei  zu- 
nehmender Temperatur  eine  Verbreiterung  des  Spektrums  nach  beiden 
Seiten  eintritt,  und  zwar  derart,  daß  die  roten  Strahlen  zuerst  den 
Schwellenwert  überschreiten.    (S.  1887  K.) 

—  August  Wotanann  entdeckt,  daß  bei  der  Farthenogenesis  oft  die  Bildung 
der  zweiten  Polzelle  unterbleibt,  was  nach  Blochmann  (1887)  in  allen  den- 
jenigen Fällen  geschieht,  wo  aus  den  unbefruchteten  Eiern  Weibchen  her- 
vorgehen. ' 

—  WoHo  führt  bei  den  Musikwerken  mit  Metallkämmen  oder  Zungenpfeifen 
und  insbesondere  für  die  mechanischen  Klavierspielapparate  (Pianola, 
Phonola)  die  Pneumatik  ein,  um  einen  tadellosen  Gang  zu  erzielen. 

—  Richard  Worlh  veröffentlicht  seine  Studien  über  die  Extrauterinschwanger- 
schaft,  die  er  einer  bösartigen  Neubildung  gleichstellt.  Er  rät,  dieselbe  in 
jedem  Entwicklungsstadium  operativ  möglichst  radikal  anzugreifen. 


—     859     — 

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1887 

1887  Nachdem  u.  a.  F.  Beich  (s.  1852  B.)  mit  der  Drehwage  und  G.  B.  Airy 
(8. 1865  A.)  mit  dem  Pendel  Bestimmungen  der  Dichte  der  Erde  vorgenommen, 
und  Philipp  von  Jolly  und  Poynting  (8.  1878  J.)  dasu  die  Wägungsmethode 
benutzt  hatten,  gelingt  es  J.  Wlliing  in  Potsdam,  diese  Bestimmung  mit 
einem  Pendelapparate  (Vertikalwage)  in  sehr  genauer  Wdse  auszuführen. 
Er  findet  aus  68  Beobachtungen  den  Wert  von  5,695  +  0,032.  Bemerkens- 
wert ist,  daB  schon  Isaac  Newton  1687  in  seinen  „Prinoipia"  ausgesprochen 
hatte,  daß  die  Dichte  der  gesamten  Erde  wahrscheinlich  6 — 6  mal  gröBer 
sei,  als  wenn  sie  ganz  aus  Wasser  bestehe. 

—  Clemens  Winklw  stellt  das  Germaniumdiozyd  dar,  das  saure  Eigenschaften 
hat  und  der  Kieselsäure  entspricht,  desgleichen  das  Disulflt,  das  eine  aus- 
gesprochene SuUosäure  ist.  Außerdem  gelingt  es  ihm,  Germaniumtetra- 
chlorid, Germaniumtetrafluorid  und  unter  anderem  auch  das  dem  Chloroform 
analoge  Germaniumchloroform  zu  erhalten,  das  bei  720  C.  siedet  und  dnrch 
den  LuftsauerstofF  in  das  dem  Phosgen  entsprechende  Germaniumoxychlorid 
Übergefährt  wird. 

—  Sergius  WlnognMcy  zeigt,  daß  die  an  Schwefelquellen  vorkommenden 
Sohwefelbakterien  den  Schwefelwasserstoft  oxydieren  und  den  daraus  abge- 
spaltenen Schwefel  in  ihren  Zellen  aufspeichern.  Die  am  meisten  ver- 
breitete Schwefelbakterie  „Beggiatoa"  war  schon  1842  von  Trevisani  in 
den  Schwefelquellen  der  Euganei'scben  Hügel  aufgefunden  und  zu  Ehren 

'   des  itaUemschen  Arztes  F.  S.  Beggiatoa  so  benannt  worden. 

—  Otto  N.  Witt  entdeckt  die  Azoniumbasen,  die  Grundlage  der  Farbstoflklasse 
der  Safranine,  deren  erster  Bepräsentant  das  1856  von  Perkin  bei  Dar- 
stellung seines  Mauveins  (s.  1856  P.)  als  Nebenprodukt  erhaltene  Safranin  ist. 

—  Alexander  Iwanowitscb  Woalkoff  legt,  wie  früher  die  Begenverhältnisse  (vgl. 
1880  W.)  so  auch  die  Bolle  klar,  die  Eis  und  Schnee  in  klimatischer  Hin- 
sicht spielen.  Sein  Werk  „Elimate  der  Erde"  gipfelt  in  der  Unterscheidung 
klimatischer  Provinzen.    (S.  a.  1883  H.) 

—  L.  Wulff  erfindet  zur  Absoheidung  des  Zuckers  aus  seinen  Lösungen  die 
sogenannte  „Krystallisation  in  Bewegung",  die  anfangs  nur  zur  Gewinnung 
von  Nachprodukt  dient,  später  aber  auch  zur  Erzeugung  von  Erstprodukt 
gebraucht  wird. 

—  Frank  E.  Younchuikand  macht  die  erste  Durchquerung  von  Zentralasien 
von  Ost  nach  West. 

1888  Emile  Hilaire  Amacat  macht  Versuche  über  die  Änderung  der  Schmelz- 
wärme durch  Druck.  Es  gelingt  ihm  hierbei,  den  noch  nicht  in  fester 
Form  bekannten  Chlorkohlenstofl  CCl«  lediglich  durch  Druck  fest  zu  er- 
halten. Ebenso  wird  Benzol,  dessen  Gefrierpunkt  unter  Atmospbärendruok 
-f  6,3*  ist,  bei  700  Atmosphären  bei  22°  fest.  Die  Amagat'schen  Versuche 
führen  zu  dem  Schluß,  daß  man  über  die  Lage  des  Schmelzpunktes  bei 
sehr  hohen  Drucken  aus  den  Änderungen,  welche  bei  einigen  hundert 
Atmosphären  eintreten,  vorläufig  nichts  sagen  kann. 

—  J.  Aimtar-Lsffon  in  Schafihausen  stellt  eine  Zerreißmaschine  zur  Festigkeits- 
prüfung von  Baustofien  her,  bei  welcher  die  zum  Zerreißen  erforderUohe 
Kraft  mit  Hilfe  eines  Pumpwerks  hydraulisch  erzeugt  wird.  Die  Größe 
der  Kraft  wird  an  einem  Quecksilbermanometer  abgelesen. 

—  Hermann  Arm  konstruiert  nach  dem  Prinzip  von  Ayrton  undPen7(s.  1882A.) 
einen  nach  ihm  benannten  Elektrizitätszähler  (Erstes  Patent  vom  J.  1884), 
der  sich  als  Meßapparst  für  den  Stromverbrauch  bewährt. 

—  A.  Bicliteld  verlegt  im  Gotthardtunnel  ein  14997  m  langes  Telephonkabel, 
welches  16  Sprechstellen  verbindet  und  die  erste  Anlage  dieser  Art  ist. 

—  Hendrik    Willem    Bakkuit-Roonboom    untersucht    unter   Anwendung    der 

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1888 

Gibbs'schen  Phasenregel  (s.  1878  G.)  den  Zusammenhang  der  Aggregatzu- 
Bt&nde,  das  Gleichgewicht  zwischen  Wasser  and  Sohwefeldiozyd,  die  Hy- 
drate des  Eiaenchlorids  nsw. 
1888  Bawnann  und  Katt  stellen  im  Anschluß  an  das  Sulfonal  (vgl.  1884  B.)  die 
Schlafmittel  Trional  (Di&thylsulfonmethyläthylmethan)  und  Tetronal 
(Diäthylaulfondiäthylmethan)  dar,  von  denen  sich  insbesondere  das  erstere 
wegen  seiner  lange  andauernden  Wirkung  bewährt. 

—  Ernst  Otto  Backmann  gibt  eine  Molekulargewichtsbestimmung  aus  der  Ge- 
frierpnnktsemiedrigung  an,  bei  welcher  die  GrSBe  der  Gefrierpunkts- 
emiedrigung  das  Maß  für  die  MolekulargröBe  gibt.  (S.  1884  R.)  Andere 
Verfahren  werden  von  Eykman  (s.  1888  E.)>  Baumann  und  Fromm 
(1891)  u.  a.  angegeben. 

—  Jakob  Maarten  van  BammtlM  studiert  die  absorbierende  Wirkung  der  in 
dem  Ackerboden  vorkommenden  Gallertkörper  (Kolloide)  und  stellt  fest, 
daß  sie  große  Mengen  Wasser  zwischen  ihre  Moleküle  aufnehmen  (auf- 
quellbar  sind)  und  leicht  zersetzbare  Verbindungen  bilden.  Durch  Ein- 
wirkung von  Elektrolyten  fallen  diese  quellbaren  Körper  aus. 

—  Nachdem  verschiedene  Forscher,  insbesondere  K.  Prytz  und  Elie  Mascart, 
eine  Abhängigkeit  des  Brecbungsexponenten  der  Gase  von  der  Temperatur 
(s.  1826  D.)  gefunden  zu  haben  glaubten,  konstatiert  Benö  Banalt,  daß 
die  Temperatur  den  Brechungsexponenten  nur  soweit  beeinflußt,  wie  sich 
die  Dichte  ändert.  Diese  Resultate  werden  von  Chappol*  und  RIvMra  be- 
stätigt. 

—  M.  W.  Bayarinek  gelingt  es,  die  Bakterien  der  Leguminosenknöllohen 
(s.  1866  W.)  rein  zu  züchten  und  als  Varietäten  des  Bacillus  radicicola  zu 
erweisen.  1889  gelingt  es  Adam  Prazmowsky,  durch  Infektion  der  Legn- 
minosenwurzeln  mit  solchen  Beinkulturen  Knöllchenbildung  künstlich  her- 
vorzurufen. 

—  Wilhelm  von  BasoM  macht  Untersuchungen  über  die  Thermodynamik  der 
Atmosphäre,   welche  zu  einem  besonderen  Zweige  der  Meteorologie  wird. 

—  Ren6  Sohn  führt  durch  hochprozentiges  Schwefelsäureanhydrid  das  Alizarin- 
blau in  Alizarinindigblau  and  Alizaringrün  über,  die  sich  als  Polyoxyan- 
thrachinone  erweisen. 

—  Nachdem  Gaudis  (s.  1839  G.)  undGautier  (1878)  sich  vergebens  bemüht 
hatten,  Grefäße  aus  Quarzglas  herzustellen,  gelingt  es  V.  C.  Boyt,  indem 
er  auf  1000*  erhitzten  Quarz  in  Wasser  abschreckt,  ein  in  kleinste 
Teilchen  zerfallenes  Pulver  zu  erhalten,  das  sich  im  Knallgasgebläse  ver- 
glasen läßt.  Er  stellt  so  zuerst  ein  Quantum  von  Quarzglas  dar,  das 
den  höchsten  Temperaturen  Widerstand  leistet. 

—  Ludwig  Brianr  untersucht  das  Gift  der  Miesmosohel  (Mytilus  edilis),  über 
das  auch  E.  Salkowski  (1886)  gearbeitet  hatte,  und  stellt  daraus  den  gif- 
tigen Bestandteil,  das  Mytilotoxin  dar.  Die  ersten,  die  über  Vergiftungen 
durch  Muscheln,  Austern  usw.  geschrieben  hatten,  waren  Chevalier  und 
Duchesne  (1861). 

—  Otto  Nitehll  beschäftigt  sich  eingehend  mit  dem  Studium  der  Protozoen  und 
wird  hierdurch  zur  Begründung  seiner  Theorie  über  den  Wabenbau  (Alveolar- 
struktur)  des  Protoplasmas  veranlaßt.  Später  gelingt  es  ihm,  diese  mikro- 
skopischen Schäume  künstlich  nachzumachen  und  mit  ihnen  die  einfachsten 
(amöboiden)  Bewegungen  mechanisch  zu  erklären. 

—  BOttnw  und  Msytr  in  Uerdingen  a.  Rh.  erfinden  das  Schnitzeltrockenver- 
fahren und  konstruieren  dazu  eine  Trockenkammer,  in  welcher  die  von  der 
Presse  kommenden  nassen  Rübenschnitzel  durch  die  Verbrennungsgase 
einer  Feuerung  bis  zu  einem  Wassergehalt  von  12  bis  167o  getrocknet 

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1888 

werden.  Die  getrockneten  Schnitzel  werden  nach  dem  Yorachlag  von  Max 
Maeicker  als  Dauerfutter  verwendet. 
1888  Chamtt  arbeitet  über  das  Upas-Gift,  den  Milchsaft  der  Antiaris  toxicaria, 
dessen  wirksames  Prinzip  das  Antiarin,  ein  wajsserlösliches  Glucosid  ist. 
Fernere  Untersuchungen  hierüber  werden  von  Eiliani  (1896)  und  Ambrosi 
(1902)  gemacht. 

—  G.  dainlciaa  und  P.  SilhM'  stellen  durch  Jodierung  von  Pyrrol  das  Tetra- 
jodpyrrol  her,  das  unter  dem  Namen  „Jodol"  in  den  Arzneischatz  einge- 
führt und  zuweilen  an  Stelle  von  Jodoform  gebraucht  wird. 

—  Clark  und  StantMd  verbessern  die  Schifishebewerke  für  die  KanalBohiff- 
fahrt  und  machen  eine  Anlage  in  Les  Fontinettes  bei  Arques  am  Kanal 
von  NeufosB^.  Die  Konstruktion  dient  als  Ersatz  von  fünf  übereinander 
liegenden  Schleusen,  die  eine  Höhe  von  13,13  m  übersetzen.  Eine  ähn- 
liche Anlage  wird  in  La  Louviöre  am  belgischen  Canal  du  Centre  aus- 
geführt. 

—  G.  Coradl  erfindet  ein  Kugel- Kollplanimeter,  bei  welchem  eine  zylindrische 
Meßrolle  auf  einer  Kugelfläcbe  sich  wälzt,  und  das  bei  leichter  Handhabung 
eine  sehr  große  Genauigkeit  gibt. 

—  Dem  Mediziner  Georg  Garmt  gelingt  zuerst  der  Nachweis  von  Tuberkel- 
bacillen  außerhalb  des  Körpers,  namentlich  in  dem  Auswurf  der 
Phthisiker. 

—  Heinrich  Dabiil  weist  nach,  daß  in  der  durch  Einleiten  von  Schwefel- 
wasserstoff in  eine  Lösung  von  schwefliger  S&ure  entstehenden  Flüssigkeit 
(Wackenroder's  Flüssigkeit)  sich  in  Wasser  löslicher  Schwefel  (auch  Delta- 
schwefel genannt)  in  kolloidaler  Form  neben  suspendiertem  Schwefel  be- 
findet. 

—  Nachdem  v.  Richthofen  in  seinem  „Führer  für  Forsch ungsreisende"  (1856) 
bereits  versucht  hatte,  die  bisher  übliche  formale  Klassifikation  der  Formen 
der  Erdoberfläche  durch  eine  genetische  zu  ersetzen,  geben  Da  la  Nai  und 
E.  da  Marcarla  in  ihrer  Schrift  „Les  formes  du  terrain"  eine  systematische 
genetische  Geländelehre. 

—  A.  Ducray  züchtet  aus  dem  Sekret  des  weichen  Schankers  einen  Bacillus, 
den  er  als  Erreger  desselben  anspricht.  P.  G.  Unna  weist  nach,  daß 
dieser  Bacillus  eine  Übergangsform  des  eigentlichen  BacUlas  des  weichen 
Schankers  ist,  den  er  nach  seiner  Anordnung  in  Ketten  „Streptobacillus" 
nennt.  Die  künstliche  Züchtung  und  die  Übertragung  der  Krankheit 
durch  den  Streptobacillus  wird  durch  Lenglet  (1898),  Besan^on,  Griflon 
und  Lesourd  (1900)  und  Tomaozewski  (1903)  bewirkt. 

—  Johan  Fredrik  Eykmaii  konstruiert  zur  Bestimmung  des  Molekulargewichts 
nach  dem  Gefrierpunkts  verfahren  (s.  1884  R.)  einen  Apparat,  den  er 
„Depressimeter"  nennt. 

—  Die  Farfcantabrikan  varm.  Friadrlch  Bayar  &  Ca.  stellen  unter  Verwendung  der 
Dioxynaphtalinsulfosäure  verschiedene  Marken  von  Azofuchsin  her,  die 
ausgesprochene  Chromierfarbstofte  sind,  deren  Nuancen  in  saurer  Lösung 
von  rot  bis  violett  variieren  und  beim  Kochen  mit  Chromat  in  tiefes 
Sohwarzblau  oder  Schwarz  übergehen  (Dioxynaphtalinfarbstoffe). 

—  Faltan  &  aulHaauma  in  Mülheim  a.  Rh.  fertigen  Drahtseile  nach  der  so- 
genannten verschlossenen  Konstruktion.  Die  einzelnen  Drähte  haben 
hierbei  keinen  runden,  sondern  einen  kreissegmentförmigen  Querschnitt, 
und  die  Drähte  der  Decklage  sind  so  geformt,  daß  ein  jeder  über  seinen 
Nachbar  greift,  so  daß  alle  Deckdrähte  unter  sich  einen  festen  Verschluß 
haben,  der  verhindert,  daß  gebrochene  Enden  aus  dem  Seile  heraus- 
springen. Derartige  Drahtseile  dienen  als  Förderseile,  Laufseile  bei  Seil- 
bahnen, Leitseile  bei  Trajektanlagen  u.  dgl.  m. 


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1888 

1888  Nachdem  Galileo  F«TWit  bereits  1885  einen  Motor  gebaut  hatte,  der  aus 
z-wei  Paaren  von  Elektromagneten  bestand,  die  durch  zwei  um  90"  ver- 
schobene Wechselströme  gespeist  wurden,  wobei  sich  der  innere  drehbare  TeU 
in  Bewegung  setzte,  veröffentlicht  er  in  seiner  Abhandlung  „Rotationi 
elettrodinamiche"  die  geometrische  Theorie  des  Drehfeldes.  Er  gibt  an, 
daB  man  phasen verschobene  Wechselströme  dadurch  erzeugen  kann,  daß 
man  einen  gegebenen  Wechselstrom  in  zwei  Zweige  spaltet,  deren  einer 
induktionsfreien  Widerstand,  der  andere  Selbstinduktion  enthält.  Als 
rotierenden  Motoranker  benutzt  Ferraris  einen  hohlen,  geschlossenen 
Eupferzylinder. 

—  Galileo  Ftrrarb  wendet  das  von  ihm  gefundene  Prinzip  des  Drehfeldes  zur 
Herstellung  von  MeBapparaten  für  mehrphasigen  Wechselstrom  an. 
Diese  Instrumente   beruhen    auf   der  Entstehung  von  Induktionsströmen. 

—  S.  Flniterwaldsr  fördert  die  Gletscherfoisohung  durch  eine  mit  Unterstützung 
von  A.  BlOmck«  und  H.  Hms  bewirkte  Vermessung  des  Vernagtfemers, 
wozu  er  eine  überaus  genaue  photogrammetrische  Aufnahme  (b.  a.  1885  F.) 
macht.  Auf  Grund  dieser  Vermessung  gibt  Finsterwalder  1898  genaue 
Analysen  der  Bewegungsvorgänge  der  Gletscher,  bei  welchen  er  die  für 
die  stationäre  Strömung  festgestellten  Tatsachen  für  diese  anscheinend 
ganz  regellose  Bewegungsform  verwertet. 

—  A.  Franks  konstruiert  zur  Bestimmung  der  mittleren  Geschwindigkeit  der 
Flüsse  die  hydrometrische  Röhre.  Das  Wasser  tritt  durch  einen  Schlitz 
mit  voUer  Stoßkraft  in  die  Röhre  ein,  wobei  ,die  Luft  in  der  Röhre  kom- 
primiert wird.  Ein  Manometer  gestattet  die  Ablesung  des  Druckes,  aus 
welchem  die  Wassergeschwindigkeit  berechnet  wird. 

—  Gauner  in  Mainz  erfindet  das  erste  brauchbare  galvanische  Trockenelement. 
Dasselbe  ist  ein  Zinkkohlenelement,  bei  welchem  ein  zylindrisches  Zink- 
blechgefäß als  negative  Elektrode,  ein  hohler  mit  Eisenhydroxyd  getränkter 
Kohlenzylinder  als  positive  Elektrode  und  eine  mit  Salmiak  angerührte 
Gipsmischung  als  Erregermasse  dient. 

—  Ludwig  Satttrmann  stellt  reinen  Chlorstiokstoff  her,  indem  er  über  unreinen 
ChlorstickstofF,  der  mit  wenig  Wasser  überschichtet  ist,  einen  mäßig  starken 
Chlorstrom  leitet,  das  entstehende  öl  von  allem  überschüssigen  Chlor 
befreit  und  dasselbe  über  Chlorcalcium  trocknet. 

—  Auf  Veranlassung  von  David  Slll  werden  im  Anschluß  an  Galle's  Vor- 
schlag, Planetoiden  als  Vermittlungsgestime  zur  Sonnenparallaxenbestim- 
mung  zu  wählen,  von  den  Sternwarten  am  Kap  der  Guten  Hoffnung,  am 
Yale  College,  in  Göttingen,  Bamberg  und  Leipzig  heliometrische  Be- 
stimmung der  Sonnenparallaxe  durch  Anschluß  der  drei  kleinen  Planeten 
Victoria,  Sappho  und  Iris  an  benachbarte  Sterne  gemacht.  Diese  Be- 
stimmungen ergeben  im  Mittel  den  Wert  von  8"  8036.    (Vgl.  auch  1873  G.) 

—  R.  A.  HaMitM  macht  Untersuchungen  über  die  Eigenschaften  des  Mangan- 
Stahls  mit  hohem  Mangangehalt  und  konstatiert,  daß  die  Härte  und 
Sprödigkeit  bis  zu  einem  Mangangehalt  von  6 — 7  "/o  zunehmen,  dann  aber 
bis  10 — 12*/o  wieder  abnehmen  und  erst  über  12%  wieder  zimehmen. 
Durch  Ablöschen  in  Wasser  wird  der  10 — 12proz.  Manganstahl  nicht,  wie 
anderer  Stahl,  spröder,  sondern  im  Gegenteil  zäher.  Diese  Untersuchungen 
werden  1903  von  L.  Goillet  bestätigt. 

—  Wilhelm  HaHwaelM  zeigt,  daß  durch  Belichtung  positive  Elektrizität  auf 
einem  Leiter  entstehen  kann.  Seine  Versuche  werden  von  Righi  (1888) 
und  von  Blondlot  und  Bichat  (1888)  bestätigt.  Er  zeigt  femer,  daß  durch 
die  ultravioletten  Strahlen  einer  Ldohtquelle,  und  zwar  hauptsächli(^  durch 
die  Strahlen  höchster  Brechbarkeit,  die  im  Sonnenlichte  fehlen,  eine  Zer- 

—     863     — 

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1888 

Streuung  der  negativen  Elektrizität  herbeigeführt  wird.  Er  findet,  daß 
diese  Erscheinung  mit  der  Zeit  nachl&ßt,  wag  auch  Elster  &  Greitel  (1889) 
beobachten.  (Photoelektrische  Ermüdung). 
1888  Nachdem  man  schon  in  den  Jahren  1830 — 32  im  Kbein  beim  Binger  Loch 
Felsen  unter  Wasser  zerstört  hatte  (s.  1830  £.)  und  zu  dem  Behufe  i.  J. 
1859  von  der  Firma  SohwartzkopS  in  Berlin  ein  Tauoherschiff  konstmiert 
worden  war,  das  sich  jedoch  nicht  bewährte,  stellt  die  Firma  HanMr  &  0«. 
in  Duisburg  ein  für  die  Praxis  geeignetes  Taucherschiff  her.  Dasselbe  ent- 
hält einen  8,5  m  hohen  Taucherschacht  mit  einem  oberen  aus  vier  ScUeusen- 
kammem  bestehenden  Arbeitsraum,  einem  mittleren  zwei  Förderschächte 
und  eine  Luftschleuse  enthaltenden  Teil  und  einem  unteren  Arbeitsraum 
mit  acht  verstellbaren,  durch  Druckluft  betriebenen  Bohrmaschinen.  Das 
Tauchersohift  bewährt  sich  auf  dem  Rhein  sehr  gut,  stellt  sich  aber  für 
die  Sprengungen  am  Eisernen  Tor  als  zu  wenig  leistungsfähig  heraus. 

—  Emü  Christian  HMHW  konstruiert  mit  dem  Brauereidirektor  KOhto  einen 
Hefereinzuchtapparat,  der  im  wesentUoben  aus  drei  Teilen,  einer  Luft- 
pumpe mit  Luftreservoir  zur  keimfreien  Lüftung  der  Würze,  dem  Würze- 
zylinder, in  den  die  siedendheiße  Würze  zwecks  Abkühlung  und  Lüftung 
eingeführt  wird  und  dem  Gärungszylinder  besteht,  der  mit  einer  ;Vor- 
lichtung  zum  Einbringen  einer  Reinkultur  und  mit  einem  AblaBhahn 
zur  Entnahme  der  Flüssigkeit  und  der  vermehrten  reinen  Hefe  versehen 
ist.  Ähnliche  Apparate  werden  1892  von  Bergh  und  Jörgensen  und  von 
Idndner  (s.  1896  L.)  konstruiert  und  auch  in  der  Preßhefenfabrikation 
vielfach  gebraucht. 

—  Emil  Christian  Hmhw  weist  darauf  hin,  daß,  um  die  Würze'Jbis  zu  ihrer 
Anstellung  mit  Reinzuchthefe  in  ihrem  ursprünglichen  sterilisierten  Zu- 
stande zu  erhalten,  die  offenen  Kühlschiffe  abgeschafft  i^nnd  ^durch  ge- 
schlossene Kühlapparate  ersetzt  werden  müssen,  und  daß,  um  später  einen 
guten  Verlauf  der  Gärung  zu  erzielen,  auch  in  den  geschlossenen  Kühl- 
apparaten eine  Durchlüftung  nötig  sei.  Einer  der  ersten  nach  diesen 
Prinzipien  konstruierten  Apparate  ist  der  von  Böhm  angegebene,  bei 
welchem  die  eintretende  heiße  Würze  in  zerstäubtem  Zustande  der  sterili- 
sierten Luft  entgegenströmt.  Die  Sterilisation  der  Luft  erfolgt  durch  Luft- 
filter, von  denen  das  von  K.  Möller  in  Brackwede  das  verbreitetste  ist. 

—  HMrtwMidsr  in  Offenburg  i.  B.  baut  die  erste  Wechselstrommaschine  zur 
Erzeugung  von  Mehrphasenströmen.  Im  gleichen  Jahre  nimmt  Charles 
S.  Bradley  ein  Patent  auf  die  Zweiphasenmaschine. 

—  Friedrich  Wilhelm  HMMcitvtr  führt  an  Stelle  der  Chlorkalkkammem  einen 
aus  vier  Zylindern  mit  Rührwerk  bestehenden  mechanischen  Chlorkalk 
apparat  ein.  Die  ersten  mechanischen  Apparate  waren  , schon  1816  von 
Oberkampf  und  Widmer  in  Form  rotierender  Fässer  vorgeschlagen  worden, 
mußten  aber  aufgegeben  werden,  da  die  Maschinerie  versagte  und  der 
Chlorkalk  zu  schwach  blieb. 

—  Heinrich  Rudolf  Htrtz  weist  im  Anschluß  an  seine  Versuche  über  die 
Existenz  elektromagnetischer  Schwingungen  (s.  1887  H.)  nach,  daß  die 
Schwingungen  sich  genau  wie  die  des  Lichtes  wellenartig  ausbreiten,  und 
daß  sie  wie  die  des  Lichtes  Reflexion,  Interferenz  und  Polarisation  zeigen. 
Er  liefert  hierdurch  den  definitiven  Beweis  für  die  Richtigkeit  der  Max- 
well'schen  Lichttheorie,  also  für  die  Wesensgleich heit  der  elektrischen 
Wellen  im  Luftraum  mit  den  Wellen  des  Lichtes,  von  welchen  sich  die 
ersteren  nur  durch  ihre  millionenmal  größere  Länge  unterscheiden.  (S.  a. 
1865  M.)  Er  legt  durch  diese  Arbeiten  den  Grund  für  die  spätere  Ent- 
wicklung der  drahtlosen  Telegraphie. 

—  Die  Hachttor  Farfewwk«  vonii.  MtistM',  t4idM  &  Brtniiig  entdecken  die  Patent- 

—     864     — 

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1888 

blaofarbBtoffe,  die  durch  Snlfieren  und  Oxydieren  der  Eondensations- 
prodokte  aus  substituierten  aromatischen  Aldehyden  und  substituierten 
Aniünen  entstehen. 
1888  Frans  Hofimlstor  stellt  Beziehungen  zwischen  der  purgierenden  Wirkung 
der  Salze  und  deren  EiweißfäUungsvermögen  fest.  Da  das  Eiweißf&llungs- 
vermögen  eine  Eigentümlichkeit  der  Kationen  ist,  muß  man  die  pur- 
gierende Wirkung,  insbesondere  der  Alkalien,  danach  auf  die  Kationen 
zurückführen. 

—  Fr.  E.  l¥W  gelingt  es,  dem  entwickelten  Chromogelatinebild  durch  Erhitzen 
eine  emailartige  Härte  und  infolgedessen  größere  Schärfe,  Feinheit  und 
Widerstandsfähigkeit  zu  geben,  und  dadurch  die  Autotypie  wesentlich  zu 
fördern  (Email verfahren  oder  Ivesprozeß). 

—  Fr.  E.  IVM  konstruiert  das  Photochromoskop,  auch  Chromoskop  genannt, 
das  zur  Projektion  von  photographisoben  Aufnahmen  in  Naturfarben 
dient.  Es  werden  drei  Negative  durch  Kot-,  Grün-  iind  Violettfllter  her- 
gestellt und  danach  gewöhnliche  Positive  auf  Glasplatten  (Diapositive) 
kopiert.  Diese  drei  Diapositive,  jedes  mit  seiner  Filterfarbe  beleuchtet 
und  gleichzeitig  übereinander  auf  einen  weißen  Schirm  projiziert,  ergeben 
ein  optisches  Bild  in  Naturfarben.  Der  Apparat  wird  späterhin  in  zahl- 
reichen Modifikationen  gebaut.    (S.  a.  1861  M.) 

—  Ernst  Mint  isoliert  aus  der  Betelnuß,  der  Frucht  von  Areca  Catechu, 
die  Alkaloide  Arecaidin,  Arecolin,  Guvacin  und  Arecaän,  von  denen  das 
Arecolin  als  wurmtreibendes  Mittel  benutzt  wird. 

—  Die  KalMTlIch  Mutieh*  NornialalchunctkommlMion  gibt  alkoholometrische  Tafeln 
heraus,  die  den  Alkoholgehalt  des  Spiritus  im  Gegensatz  zu  den  Tralles'- 
sehen  und  Brix'sohen  Tafeln  (s.  1811  T.  und  1861  B.)  in  Gewichts- 
prozenten angeben,  und  führt  offiziell  Gewichtsalkoholometer  ein. 

—  Arvid  KsllcrM  macht  auf  den  Nutzen  der  Erschütterungen  und  Vibrationen 
(s.  1880  M.)  gegen  Erkrankungen  der  oberen  Luftwege  aufmerksam. 
Das  Verfahren  wird  von  Michael  Braun  in  Triest  auf  die  innere  Schleim- 
haut der  Nase,  des  Rachens  und  des  Nasenrachenraums  übertragen.  (S.  a. 
1884  ü.) 

—  Nicolaus  von  Klobukow  faßt  zuerst  den  Gedanken,  während  einer  Elektro- 
analyse  die  zu  analysierende  Flüssigkeit  zu  rühren,  und  gibt  dadurch  die 
erste  Veranlassung  zur  Ausbildung  der  Rotationsanalyse  (der  Elektroanalyse 
mit  Anwendung  intensiv  bewegter  Elektrolyte) ,  die  später  namentlich 
durch  Amberg's  Arbeiten  gefördert  wird. 

—  Edmund  Knadit  zerlegt  das  salzsaure  Rosanilin  durch  die  Wollfaser  und 
zieht  daraus,  daß  die  Salzsäure  des  Rosanilinchlorhydrates  quantitativ  im 
Färbebade  zurückbleibt,  während  die  Base  in  die  Faser  geht,  den  Schluß, 
daß  der  Wolle  saure  Eigenschaften  zukommen. 

—  KMg  ft  Bainr  erfinden  für  die  Schnellpresse  die  Mehrmesserfalztrommel, 
die  es  ermöglicht,  daß  die  Falzhaue  der  Geschwindigkeit  des  Trichter- 
falzes nachkommen.  Sie  erfinden  femer  im  Interesse  eines  geordneten 
Auslegens  die  Paketsammeitrommel  für  den  Bogenausgang,  welche  die 
gefalzten  Bogen  zu  6  oder  10  Stück  sammelt  und  sanft  auf  den  Aus- 
legetisch  niederlegt.  Diese  Erfindungen  ermöglichen  es,  nunmehr  bis 
20000  Bogen  in  der  Stunde  zu  drucken  und  zu  falzen. 

—  Der  österreichische  Ingenieur  KonliM  erfindet  das  nach  ihm  benannt« 
Lokomotivblasrohr  zur  Zugerzeugung,  bei  welchem  der  Abdampf  der 
Zylinder  in  zwei  konzentrische  Düsen  einströmt  und  dadurch  eine  erhöhte 
Wirkung  erzeugt. 

—  Albrecht  KoiNl  stellt  zuerst  das  Theophyllin  aus  Teeblättem  dar. 

—  Nachdem  schon  Euler  (1766)  vermutet  hatte,  daß  außer  den  beiden  großen 

Dkrniftaedter.  H 

-     865     — 


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1888 

periodischen  LageTerändeiungen  der  Erdachse  (Pr&zession  und  Nutation) 
eine  kleinere,  eine  Periode  von  305  Tagen  umfassende  Achsenschwanknng 
vorhanden  sein  müsse,  gelingt  es  dem  Astronomen  Friedrich  KOitiMr,  eine 
derartige  Schwankung  für  Berlin  im  Betrage  von  ^/j  Bogensekunde,  deren 
Vorhandensein  er  bereits  1884  entdeckt  hatte,  bestimmt  nachzuweisen. 
1888  Otto  Lthnann  benutzt  das  Mikroskop  zur  Aufklärung  über  die  innere 
Struktur  der  Körper  und  die  bei  ihrer  Metamorphose  auftretenden  Vor- 
gänge und  fördert  so  die  Molekularphysik. 

—  Otto  Lthmann  zeigt,  daB,  wenn  man  mit  den  auf  einen  festen  Körper  wir- 
kenden Kräften  über  die  Elastizitätsgrenze  hinausgeht,  Formveränderungen 
der  Körper  eintreten,  welche  man  im  wesentlichen  als  ein  tiberwinden 
der  Starrheit,  als  ein  langsames  Fließen  ähnlich  dem  Fließen  der  Flüssig- 
keit ansehen  kann.     (S.  a.  1868  T.) 

—  LMiiiard  konstruiert  einen  Apparat  zur  kontinuierlichen  Destillation  des 
Steinkohlenteers  bei  vermindertem  Luftdruck.  Die  Verminderung  des 
Luftdrucks  wird  dabei  durch  Dampfstrahlejektoren  bewirkt.  Der  Apparat 
wird  1892  wesentlich  verbessert. 

—  Nachdem  Nicolas  Vauquelin  zuerst  (1792)  über  die  Atmung  niederer 
Landtiere  gearbeitet  hatte,  macht  Ludanl  im  Verein  mit  natu  und  Lo  Moimgo 
in  den  Jahren  1888 — 95  exakte  Versuche  über  die  respiratorischen  Vor- 
gänge bei  Insekten  in  allen  ihren  Entwicklungsstadien.  Er  macht  zum 
G«genstand  seiner  Untersuchung  namentlich  den  Seidenspinner  (Bombyx 
mori). 

^  Adolf  Martern  gibt  in  seinem  Aufsatze  „Schmieröluntersuchungen"  eine  über- 
sichtliche Darstellnng  der  teils  auf  eigenen,  teils  auf  fremden  Arbeiten 
beruhenden  Methoden  zur  Untersuchung  und  Wertbestimmung  der 
Schmiermittel. 

—  Nachdem  Wortmann  durch  umfassende  Versuche  nachgewiesen  hatte,  daß 
die  verschiedenen  Hefearten  in  bezug  auf  Vergärung,  Säurebildung,  Bou- 
quet-  und  Geschmackstoffe  des  Weins  durchaus  verschiedene  Erzeugnisse 
Uefem,  führt  Man  die  Gärung  mit  Beinhefe  in  die  Weinbereitung  ein. 
Besonders  bewährt  sich  die  Reinhefe  bei  der  Schaumweingärung. 

—  J.  Maningar  und  G.  Vortoiann  stellen  durch  Einwirkung  von  Jod  imd  Alkali  auf 
Thymol  Jodthymol  her,  das  unter  dem  Namen  „Aristol"  von  den  Farben- 
fabriken vormals  Friedrich  Bayer  &  Co.  in  Elberfeld  als  Ersatz  für  Jodo- 
form in  den  Handel  gebracht  wird. 

—  Frank  MItchall  und  lika  konstruieren  unabhängig  voneinander  Motoren,  bei 
welchen  Wärme  direkt  in  Bewegung  umgesetzt  wird.  Die  Motoren  sind 
durch  eine  Anzahl  miteinander  zu  einem  Rade  kombinierter  Kryophoie 
gebildet.  Eine  leichte  Erwärmung  der  mit  Äther  gefüllten  Kugeln  ge- 
nügt, um  den  Apparat  in  Rotation  zu  setzen.  Die  Apparate  finden  An- 
wendung zu  VentUationszwecken. 

—  Maimet  in  Genf  bringt  das  Phtalein  des  Diäthylmetaaminophenols  unter 
dem  Namen  „Anisolin"  als  ersten  Repräsentanten  der  Rhodamine  in  den 
Handel. 

—  Nachdem  A.  E.  Nordenskjöld  zweimal,  1870  und  1883,  versucht  hatte, 
über  das  Inlandseis  ins  Innere  von  Grönland  vorzudringen,  wobei  er 
jedoch  das  erstemal  nur  50  km  weit,  das  zweitemal  in  17  Tagen  nur 
117  km  vorwärts  gekommen  war,  geht  Fridtjof  Naniaii  mit  Otto  Sverdrup, 
zwei  anderen  Norwegern  und  drei  Lappen  von  Umivikfjord  auf  Schnee- 
schuhen quer  durch  Grönland  und  zeigt,  daß  sich  das  ganze  Land  im 
Zustande  der  Vergletscherung  befindet.  Das  grönländische  Binneneis 
folgt,    wie    Nansen    und    nach    ihm    insbesondere    v.    Drygalski    zeigen 

-      866     — 

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1888 

(s.  1891  D.),  denselben  Gesetzen,  welche  die  Bildung,  ZusammensetEang 
und  Bewegung  der  Hochgebirgsgletsoher  regeln. 
1888  Marcel  von  Ninckl  und  N.  SMber  erhalten  bei  ihren  Studien  über  die  Blut- 
farbstoffe aus  Hämin  oder  Hämatin  einen  durch  seine  AbsorptionB- 
bänder  im  Spektrum  ausgezeichneten  Farbstoff,  das  Hämatoporphyiin, 
das  sich  als  ein  Pyrrolabkömmling  erweist.    (S.a.  1896  S.) 

—  Walther  Nwmt  stellt  die  osmotiBohe  Theorie  der  Voltaketten  auf,  mit  deren 
HUfe  fast  alle  neueren  Ketten  der  Elektrochemie  berechnet  werden.  (S.  a. 
1878  H.) 

—  Walther  Ntmil  gibt  eine  Ableitung  der  Diffusion  der  Flüssigkeiten  auf 
Grund  der  van't  Hoff'schen  Theorie  des  osmotischen  Drucks.  (S.  1884  H.) 
Er  geht  davon  aus,  daß  durch  den  höheren  osmotischen  Druck  an  einer 
Stelle  größerer  Konzentration  die  gelösten  Moleküle  an  die  Stelle  niedrigeren 
osmotischen  Drucks .  hingetrieben  werden ,  gerade  so  wie  nach  Stefan's 
Theorie  (s.  1871  S.)  ein  Gas  von  dem  Ort  höheren  Drucks  in  einem  Gas- 
gemisch nach  den  Orten  hingetrieben  wird,  wo  der  Partialdruck  des  Gases 
ein  geringerer  ist. 

—  Albwt  von  Otormaytr  beobachtet  das  St.  Elmsfeuer  auf  der  Sonnblick- 
Station  und  stellt  fest,  daß  die  ausströmende  Elektrizität  bald  negativ, 
bald  positiv  ist.  Elster  und  Geitel  bestätigen  dies  1890  und  bezeichnen 
als  besonders  auffallend  das  starke  Ausströmen  positiver  Elektrizität  bei 
HagelfaU. 

—  J.  J.  O'Conntl  in  Chicago  macht  zuerst  den  Vorschlag,  in  den  Klappen- 
schränken der  Femsprechvermittlungsanstalten  an  SteQe  der  zu  Signal- 
zweoken  benutzten  Klappen  Glühlampen  zu  benutzen. 

—  G.  OwtM  und  B.  ProiluiUM'  erfinden  ein  Verfahren  zur  Befreiung  des 
Trinkwassers  von  Eisen.  Das  Verfahren  besteht  in  einer  energischen 
Durchlüftung  des  geförderten  Brunnenwassers,  welche  die  beschleunigte 
Oxydation  und  Ausfällung  des  Eisens  als  unlösliches  Eisenoxyd  bewirkt, 
und  einer  sich  daran  anschließenden  Filtration  des  oxydierten  Wassers 
durch  ein  Kiesfllter. 

—  Wilhelm  OttwaM  zeigt  durch  sein  Verdünnungsgesetz,  daß  das  chemische 
Gleichgewicht  für  die  Ionen  und  nicht  dissoziierten  Moleküle  der  Säuren 
gültig  ist. 

—  Der  Zoolog  Alphons  Spring  PackaN  fördert  durch  seine  Schrift  „Cave 
Fauna  of  North  America"  die  Höhlenkunde  Amerika's. 

—  PM  konstruiert  einen  verbesserten  Tiegelschmelzofen,  bei  welchem  der 
Tiegel  zwar  ganz  im  Ofen  steht,  über  demselben  aber  ein  Aufsatz  (rehausse) 
angebracht  ist,  durch  welchen  die  abziehende  Flamme  durchschlägt,  so  daß 
die  Abhitze  für  die  Vorwärmung  des  zu  schmelzenden  Metalls  benutzt 
werden  kann. 

—  Edward  Charles  Pickaring  wendet  die  Photometrie  auf  die  Gröfienbestim- 
mung  des  Neptuntrabanten  an,  der  sich  infolge  seiner  Entfernung  der  un- 
mittelbaren Messung  entzieht,  und  findet  durch  den  Vergleich  seiner  Licht- 
anastrahlung mit  der  des  Neptuns  einen  Durchmesser  des  Neptuntrabanten 
von  3600  km.    (Vgl.  a.  1879  P.  und  1890  V.) 

—  Max  Planck  unterzieht  die  Dampfspannung  von  Gremischen  «ner  theore- 
tischen Untersuchung  und  stellt  den  Satz  auf,  daß  das  Verhältnis  der 
Spannkraftverminderung  zur  Spannkraft  des  Lösungsmittels  der  Differenz 
der  Konzentrationen  der  Flüssigkeit  und  des  Dampfes  gleich  ist.  Winkel- 
mann kann  1890  bei  einer  experimentellen  Prüfung  im  großen  und  ganzen 
den  Planck'schen  Satz  be8täti;;en. 

—  Der  österreichische  Ingenieur  Victor  Popp  benutzt  die  Druckluft  zur  Kraft- 
übertragung und  errichtet  in  Paris  eine  Kraftzentrale,   durch  welche  die 

65« 

—     867     — 


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1888 

einselnen  Entnahmeetellen  (Fabriken,  EtablisBements  nsw.)  mit  Arbeits- 
kraft in  der  Form  von  Druckluft  versorgt  werden. 
1888  Die  PtmiBIkIm  Riflinine  stellt  die  seit  1860  aus  der  Liste  der  Schiffahrts- 
strafien  verschwundene  Elbinger  Weichsel  wieder  her.  Die  Arbeiten  be- 
stehen in  AbschlieBung  der  Elbinger  Weichsel  durch  einen  Deich  mit  An- 
schlensen  an  den  rechtsseitigen  Durchstichsdeieh  und  an  die  Stromdeiohe 
des  großen  Marienburger  Werders. 

—  Carl  PaHrich  konstruiert  ein  Refraktometer,  das  er  als  Universalapparat  für 
refraktometrische  und  spektrometrische  Untersuchungen  besächnet.  Mit 
diesem  Apparat  kann  man  nicht  allein  das  Breohungsvermögen  and  die 
Dispersion  aller  flüssigen  und  vieler  festen  Körper  bei  Zimmertemperatur 
bestimmen,  sondern  auch  die  Brechung  höher  schmelzender  Substanzen 
in  flüssigem  Zustand  messen.  Für  den  letzteren  Zweck  ist  der  Apparat 
mit  einer  besonderen  Heizvorrichtong  versehen. 

—  Franko!»  Marie  Raovli  findet  parallel  seinem  Erstarrungsgesetz  (s.  1884  R.) 
Bezidinngen  zwischen  der  Dampf druckemiedrigung  bez.  der  Siedepunkts- 
erhöhung eines  Lösungsmittels  einerseits  und  dem  Molekulargewicht  der 
gelösten  Substanz  andererseits  und  gerundet  hierauf  eine  Methode  der 
Molekulargewiohtsbestimmung. 

—  Nachdem  das  Herstellungsverfahren  des  echten  Kubinglases  (s.  1679  K.) 
verloren  gegangen  war,  so  daß  man  bis  in  die  neueste  Zeit  nur  ein  minder- 
wertiges Rubinglas  herzustellen  vermochte,  das  schon  bei  wenigen  Milli- 
metern Dicke  undurchsichtig  und  schwärzlich  ersohiian,  erfindet  Oskar 
RautMT  in  Ehrenfdd  bei  Cöln  (Rheinische  Glashütten- Aktiengesellschaft) 
von  neuem  die  Herstellung  des  in  der  Masse  gefärbten  Kunokel'schen 
Gold-Rubinglases. 

—  Paul  Rscnanl  erfindet  eine  Reuse  (Dredsche)  für  den  Fang  von  Tiefgee- 
tieren,  bei  der  das  Licht  einer  elektrischen  Lampe  als  Köder  wirkt. 

—  F.  RilnItNr  findet  am  Benzoylcholesterin  einen  merkwürdigen  doppelten 
Schmelzpunkt  und  erkennt,  daß  es  zwischen  dem  krystalliniBoh-festen 
und  dem  isotrop -flüssigen  Zustand  dieser  Substanz  beim  Schmelzen  eine 
neue  Phase  gibt,  die  trübe  aussieht,  unter  dem  Polarisations-Mikroskrop 
stark  doppelbreohend  ist  und  gleichwohl  so  leicht  fließt  wie  Olivenöl. 

—  A.  RMianl  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  Harzdestillations- 
produkte und  die  Chemie  ihrer  Bestandteile,  und  zwar  sowohl  über  die 
Produkte  der  Destillation  des  reinen  Kolophoniums,  wie  auch  der  Destillation 
des  Harzes  mit  Kalk.     (S.  a.  1835  F.) 

—  Charles  Rlchat  und  HMeourt  übertragen  die  Immunität  von  Hunden, 
welche  künstlich  gegen  die  Infektion  mit  einem  Staphylococcus  immuni- 
siert waren,  dadurch  auf  Kaninchen,  daß  sie  diesen  das  Serum  der  Hunde 
injizieren. 

—  RIvalta  und  MaffuGcl  machen  auf  die  Unterschiede  zwischen  den  Erregem 
der  Säugetier-  und  der  Hühnertuberkulose  aufmerksam.  Ihrer  Ansicht 
von  der  Verschiedenheit  beider  Krankheitserreger  schließt  sich  1890  auch 
R.  Koch  an. 

—  Isaac  Rokerti  entdeckt  auf  photographischem  Wege  die  Spiralform  des 
Andromedanebels.     (Vgl.  1612  M.) 

—  Max  RotMMd  gelingt  es,  das  Zusammensintern  des  Platinmohrs  (s.  1868  B.) 
zu  verhindern,  indem  er  es  mit  Ton-  oder  Asbestpulver  vermischt.  Er 
entdeckt  femer,  daß,  wenn  man  in  ein  solches  G«menge  Platindr&hte 
einführt  und  das  Ganze  über  einen  Schnittbrenner  so  hält,  daß  die  Platin- 
drähte sich  da  befinden,  wo  das  ausströmende  Gas  reichlich  mit  Loft 
gemengt  ist,  das  Gas  sich  hier  leicht  entzündet.  Diese  Entdeckung  gibt 
den  Anstoß  zu  der  schnell  emporblfihenden  Industrie  der  Gasselbstzünder. 

—     868     — 

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1888 

1888  Pierre  Paul  Emile  Rom  und  Alexandre  Ymln  untersuchen  das  Toxin  des 
DiphtheriebacUlus  und  schaffen  dadurch  die  Grundlage  für  die  Auffindung 
des  Diphtherieantitoxins. 

—  Ernst  SchM  konstruiert  eine  horizontale  Drehbank  mit  elektrischem  An- 
trieb, die  dazu  dient,  Arbeitsstücke  bis  0,5  cm  Durchmesser  abzudrehen. 
Die  horizontale  Planscheibe  ruht,  um  ihre  Mitte  drehbar,  auf  dem 
Masohinengestell  und  ist  zum  Aufepannen  der  Arbeitsstücke  mit  radialen 
Nuten  ausgestattet. 

—  Sciilmiml  tt  90.  isolieren  aus  Eucaljnptusöl  einen  Körper  mit  intensivem 
Citronengeruch,  für  den  sie  den  Namen  Citral  vorschlagen.  Semnüer  er- 
hält diesen  Körper  1890  aus  Geraniol  durch  Oxydation  und  ,nennt  ihn 
erst  Geranial;  doch  gelingt  es  ihm,  denselben  1891  mit  dem  Citral  zu 
identifizieren.  Der  Körper  läßt  sich  auch  aus  Citronenöl  und  Lemongrasöl 
gewinnen. 

—  Nachdem  lange  Zeit  der  Farbstoff  des  Lae-Dye,  eines  Nebenproduktes  der 
Schellaokfabrikation,  für  identisch  mit  dem  Farbstoff  der  Cochenille  ge- 
halten worden  'war,  zeigt  Bobert  E.  Schmidt  daS  derselbe  eine  eigentüm- 
liche Substanz,  die  Laccains&ure  ist. 

—  R.  Schntidtr  macht  ausgedehnte  Untersuchungen  über  die  Verbreitung  des 
Eisens  in  den  Geweben  niederer  Tiere  und  findet  ausgedehnte  Eisen- 
ablagerungeu  namentlich  im  Bereich  der  Bindesubstanzen  verschiedenster 
Art.  Ob,  wie  im  Organismus  der  Wirbeltiere,  auch  bei  den  niederen  Tieren 
das  Eisen  in  Beziehung  zu  den  respiratorischen  Vorgängen  steht,  hat  sich 
bis  jetzt  noch  nicht  sicher  ermitteln  lassen. 

—  Schnridtr  &  Co.  in  Creuzot  stellen  nach  einem  Patent  von  Henri  Schneider 
im  Martinofen  Niokelstahl  aus  36  T.  Nickel,  36  T.  Stahl,  3  T.  Kohlenstoff  und 
2  T.  Mangan  her.  Sie  verfertigen  daraus  Stahlplatten,  die  sich  bei  einem 
ProbescbieBversuche  als  vorzü^ches  Panzermaterial  erwdsen  und  zu  einer 
Umwälzung  auf  dem  Gebiete  der  Panzerfabrikation  führen. 

—  Smmiuuiii  in  Erfurt  führt  einen  nur  durch  Eisenbahnzüge  von  einer  be- 
stimmten Fahrricbtung  in  Wirksamkeit  zu  setzenden  Strecken-Strom- 
Bchließer  für  den  Betrieb  von  Überwegläutewerken  ein. 

—  SItprt  und  DQrr  in  München  stellen  eine  „Dasymeter"  genannte  Vorrich- 
tung her,  welche  selbsttätig  den  Kohlensäuregehalt  der  Heizgase  in 
Volumprozenten  anzeigt  und  somit  eine  fortlaufende  Beobachtung  ohne 
irgendwelche  besondere  Arbeitsleistung  ermöglicht. 

—  Thomas  Sopir  macht  eingehende  Mitteilung  über  die  seit  etwa  einem  Jahr- 
zehnt erfolgte  Anwendung  des  Unterwindes  (forced  draught)  für  Schiffs- 
keesel,  woraus  hervorgeht,  daß  derselbe  dem  künstlichen  Zug  (s.  1887  M.) 
weit  überlegen  ist.  Der  Unterwind  wird  auch  bei  Kriegsschiffen  mehr 
und  mehr  angewendet,  da  dadurch  eine  bessere  Ausnutzung  des  Brenn- 
stoffs und  durch  die  Vergrößerung  der  Heizfläche  eine  ausgiebigere  Wärme- 
abgabe der  Heizgase  an  das  Kesselwasser  erzielt  wird. 

—  Adolph  SlNiiiiC  versucht  in  seinem  „Lehrbuch  der  Meteorologie"  zum  ersten 
Male,  die  meteorologische  Dynamik  auf  wenigen  Erfahrungssätzen  mathe- 
matisch aufzubauen. 

—  H.  Thlw  und  E.  Hwzic  zeigen,  daß  eine  mit  Erdalkalien  imprägnierte  Baum- 
wolle durch  kochende  starke  Natronlauge  nicht  im  mindesten  angegriffen 
oder  mercerisiert  wird,  vorausgesetzt,  daß  die  Behandlung  in  einem  voll- 
kommen luftfreien  Raum  und  mit  voQkommen  luftfreiem  Material  vor- 
genommen wird.  Sie  verbessern  dadurch  die  Bleiche  der  Baumwolle  mit 
Natronlauge  (s.  a.  1882  K.)  in  hohem  Grade. 

—  Louis  Comfort  THfany  in  New  York  führt  das  Opaleszenzglas  in  die  Glas- 


—     869     — 

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1888 

malerei  em.  Dasselbe  ist  ein  gewalztes  Tafel^as,  bei  welchem  sich  je  nach 
der  Dicke  des  Glases  alle  Farbennuancen  von  den  zartesten  Tönen  bis  zu 
den  tiefsten  Schatten  erzielen  lassen.  In  Deutschland  führen  namentlich 
Ule  in  München  und  Engelbrecht  in  Hamburg  Fenstermalereien  mit  Opal- 
escenzglas  aus.  (S.  a.  1856  F.) 
1888  B.  Ulkricht  verbindet  die  Siemens  &  Halske'sohen  Stations-Blockanlagen 
mit  Zostimmungskontakten,  welche  es  den  Fahrdienstleitern  ermöglichen, 
an  beliebigen  Stellen  der  Bahnhöfe  die  Entsendung  von  Freigabeströmen 
zu  verwehren. 

—  Rudolf  Voltollnl  durchleuchtet  zuerst  Nase,  Nasenrachenraum  und  Mund- 
höhle mit  elektrischem  Grlühlicht  und  weist  auf  die  Bedeutung  der  Methode 
für  die  Diagnose  der  Highmorehöhlenerkrankungen  hin.  Zwei  Jahre  darauf 
durchleuchtet  Karl  VohiM  die  Stirnhöhlen  von  ihrer  Basis  aus  ebenfalls 
mit  elektrischem  Glühlicht. 

—  W.  WaMtr  läßt  den  elektrischen  Strom  unter  Anwendung  von  Eisenplatten 
als  Elektroden  auf  die  Chloride  enthaltenden  Abwässer  einwirken  und 
schafft  nach  diesem  Prinzip  Reinigungsanlagen  im  großen  in  Crossness  und 
Salford,  die  nach  Berichten  von  H.  A.  Roechling  gute  Resultate  ergeben. 
Ein  weniger  günstiges  Resultat  ergibt  die  Nachprüfung  durch  J.  König, 
der  keine  bessere  Reinigung  der  Abwässer  erhält,  als  durch  Fällen  mit 
Eisenvitriol  und  Kalk. 

—  Frederick  WwtM  konstruiert  Präzisionsstrommesser  mit  direkter  Ablesung 
und  absoluten  Angaben,  bei  welchen  die  Lagerung  mit  geschliffenen 
Stahlspitzen  und  Edelsteinlagem  mit  der  größten  Sorgfalt  und  einer  alle 
Ansprüche  befriedigenden  Genauigkeit  ausgeführt  ist.  Bei  diesen  Instru- 
menten, Amperemetem  sowohl  als  Voltmetern,  erhält  man  auch  bei  oft 
wiederholter  Einstellung  stets  durchaus  konstante  Ruhelage  imd  Ab- 
lenkung. 

—  Sir  Henry  William  Vflilto  gibt  durch  seine  Arbeiten  und  sein  Werk 
„Manual  of  naval  architecture"  den  Reedern  und  Kapitänen  Mittel  an 
die  Hand,  für  eine  genügende  Stabilität  ihrer  Schiffe  für  verschiedene 
Neigungen  und  bei  verschiedenen  Tiefgangslagen  Sorge  zu  tragen.  Mit 
ähnlichen  Untersuchungen  beschäftigen  sich  Barnes,  Risbec,  Jenkins, 
Spence  u.  a. 

—  Nachdem  auf  den  großen  Schlachtschiffen  bereit»  seit  dem  Jahre  1880 
neben  der  schweren  ArtiUerie  eine  zahlreiche  mittlere  (meist  Schnellfeuer-) 
Artillerie,  jedoch  in  \mgedeckter  Aufstellung  eingeführt  worden  war, 
stellt  Sir  Henry  William  White  beim  Bau  der  Panzerschiffe  „Nile"  imd 
„Trafalgar"  auch  die  mittlere  Artilleiie  unter  Panzersohutz  und  weist  da- 
mit den  Weg  für  die  Fortentwicklung  des  Ldnienschiffbaus. 

—  Eilhard  Ernst  Wtodwmnn  macht  Untersuchungen  über  die  verschiedenen 
Formen  der  Ldchtentwicklung  ohne  entsprechende  Temperatursteigerung. 
Er  nennt  diese  Lichterregung  im  Gegensatz  zur  normalen  Liohterregung 
Luminescenz  und  unterscheidet  Photoluminesoenz,  die  er  wieder  in  Fluoree- 
cenz  und  Phosphorescenz  teilt,  Thermoluminesoenz,  Triboluminesoenz,  Kry- 
stalloluminesoenz,  Chemiluminescenz  und  Elektroluminescenz.  Diese  Be- 
zeichnungen finden  vielfach  Eingang. 

—  Eilhard  Ernst  WMMunn  weist  nach,  daß  die  Fluorescenz  nur  eine  Phos- 
phorescenz von  kurzer  Dauer  ist,  und  daß  es  sich  dabei  um  die  Wieder- 
ausgabe eines  gewissen  i^nteils  des  bei  der  Belichtung  absorbierten  Lichts 
handelt,  eine  Folgerung,  welche  auch  schon  E.  Becqnerel  (s.  1865  B.) 
aus  seinen  Versuchen  gezogen  hatte. 

—  W.  Wlamr  weist  experimentell  die  Existenz  stehender  Lichtwellen  nach. 
(S.  1856  Z.) 


870     — 

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1889 

1888  Win  und  ScbmMt  gelingt  es  gleichzeitig,  das  Hyoecyamin  durch  Erhitzen 
unter  Luftabschluß  auf  110°  C.  in  das  stereoisomere  Atropin  überzuführen. 
Schmidt  stellt  femer  fest,  daß  durch  wasserentziehende  Mittel  das  Hyos- 
cyamin  in  Atropamin  und  Belladonnin  übergeführt  werden  kann,  was 
Hesse  (1894)  bestätigt. 

—  Sergius  Wlmcradtky  erforscht  die  Eisenbakterien,  deren  erste,  Crenothrix 
polyspora  (Brunnenpest)  1870  von  F.  Cohn  beschrieben  worden  war,  und 
bestätigt  die  Vermutung  von  Cohn,  daß  die  Entstehung  des  Eisenoxyds 
mit  der  Lebenstätigkeit  dieser  Bakterien  eng  verknüpft  ist,  und  daß  sie 
nur  da  gedeihen,  wo  ihnen  kohlensaures  Eisenoxydul  zur  Verfügung  steht. 
Hieraus  erklärt  sich  das  Vorkommen  der  Crenothrix,  Cladothiix  und  Lepto- 
thrix  u.  a.  in  Wässern,  die  eisenoxydulhaltig  sind. 

—  Wilhelm  WMICMM  wendet  Natrium  an,  um  zwei  verschiedene  Ester  im 
Sinne  der  Acetessigesteisynthese  (s.  1863  G.)  zu  vereinigen.  Die  Reaktion 
entspricht  im  Prinzip  der  von  Claisen  (s.  1887  C.)  angegebenen  Reaktion 
mit  Natriumäthylat. 

—  Der  Schiffbauer  Yarrow  schlägt  vor,  Maschinen  nicht  mehr  durch  Wasser- 
dampf, sondern  durch  die  Verdampfung  von  Naphta  zu  betreiben,  ein 
Vorschlag,  der  von  Escher,  Wyss  &  Co.  für  den  Bau  von  Naphtabooten 
aufgegriffen  wird. 

—  Der  Ingenieur  Hermann  nnuiMnnaiin  gibt  in  seinem  Werke  „Die  Berech- 
nung des  Eisenbahn-Oberbaus"  zum  ersten  Male  eine  vollständige  Ober- 
bautheorie. 

—  N.  ZuBlz  und  J.  tm^ftrt  konstruieren  einen  Respirationsapparat,  der  im 
Gegensatz  zu  dem  Pettenkofer-Voit'soben  Apparat  (s.  1861  P.)  in  kurz- 
dauernden Versuchen  (von  etwa  zehn  Minuten  bis  einer  Stunde  Dauer) 
den  Gasweohsel  in  der  Lunge,  d.  h.  also  die  Sauerstoflabsorption  und  die 
Kohlensäureausfuhr  mißt. 

1889  BamkM|Mr  und  Hookw  stellen  fest,  daß  das  im  Steinkohlenteer  vorkommende 
Reten  als  ein  Methyl-Propyl-Phenanthren  anzusehen  ist. 

—  Bandandl  baut  in  der  Werkstätte  der  francösisohen  Nordbahn  die  erste 
durch  einen  Elektromotor  bewegte  Weiche.  Solche  Weichen  werden  von 
1892  ab  nach  einer  Konstruktion  des  Oberingenieurs  Karl  Moderegger  von 
Siemens  &  Halske  erbaut. 

—  Heinrich  BardMihMur  verbessert  den  zur  Behandlung  von  Brüchen  und 
erkrankten  Gelenken  schon  früher  verwendeten  Zugverband.  Er  reguliert 
denselben  nüt  Gewichten  oder  Federn  so,  daß  die  erkrankten  Gelenke 
ruhig  gestellt  werden  und  die  gegenseitige  Reibung  der  Gelenkflächen  ver- 
hindert wird.  Die  Zugverbände  werden  von  Heusner  ( 1896),  Dumreicher, 
Schede,    Sayre,  Landerer,    Hausmann,  Bramann  u.  a.  vielfach  verbessert. 

—  Albert  BMr  stellt  künstlichen  Moschus  (Nitroisobutyltoluol)  her,  der  so 
ausgiebig  ist,  daß  eine  Lösung  von  1  Teil  auf  270000  Teile  Flüssigkeit  noch 
deutlich  riecht. 

—  Ernst  Otto  Backnunn  konstruiert  zur  Ermittlung  des  Molekulargewichts 
nach  dem  Siedepunktsverfahren  einen  nach  ihm  benannten  Apparat,  mit 
welchem  die  Siedepunktserhöhimg  leicht  zu  ermitteln  ist. 

—  BmnnrHi  führt  das  Maischelüftungsverfahren  in  die  Brennerei  ein.  Dieses 
Verfahren  bezweckt  die  Regulierung  der  Temperatur  in  gärenden  Maischen 
durch  Zuführung  von  warmer  oder  kalter  Luft.  Man  spart  bei  dieser 
Methode  an  Steigraum  und  erhält  reineren  Spiritus.  Auch  für  die  Preßhefe- 
fabrikation wird  das  Lüftungsverfahren  empfohlen.  Während  der  etwa 
24  stündigen  Gärzeit  wird  hier  ein  starker  Luftstrom  durch  die  Würze  ge- 
trieben und  dann  die  Hefe  durch  Absetzen,  Sieben,  Waschen  und  Pressen 
gewonnen. 

—     871     — 

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1889 

1889  Ernst  von  DWfmiB  fördert  durch  sein  Buch  „Die  chirurgisohe  Behand- 
lung der  Hirnkrankheiten"  die  Diagnostik  und  die  Pathologie  der  Hirn- 
abscesse  und  Hirntumoren. 

—  Wilhelm  von  BoniM  untersucht  die  Bedingungen,  welche  eine  Verdichtung 
feuchter  Luft  und  damit  eine  Niederschlagsbildung  begünstigen  und  for- 
muliert an  Hand  der  Leitsätze  der  mechanischen  WSxmetheorie  die  Krite- 
rien für  das  Auftreten  der  einen  oder  anderen  Niedeischlagsform:  Regen-, 
Schnee-,  Eisfall. 

—  Der  Schweizer  Eantonsarzt  Heinrich  Bfrcbor  leitet  gleichzeitig  mit  Brown- 
S^quard  die  Organtherapie  ein,  indem  er  am  16.  Januar,  gestützt  auf 
Tiarversuche  von  M.  Schiff,  Stücke  einer  unmittelbar  vorher  exstirpierten 
menschlichen  Schilddrüse  in  die  Abdominalhöhle  eines  an  Cachexia  strumi- 
priva  mit  epileptischen  Anfällen  leidenden  Mädchens  verpflanzt. 

—  Pierre  Gabriel  Bonvalot  und  Prinz  Honri  von  Orteam  begeben  sich  über 
Moskau  und  Omsk  nach  der  chinesischen  Grenze,  gelangen  über  den 
Thianschan  nach  Tibet,  das  sie  bis  in  die  Nähe  von  Lhassa  durchqueren. 
Da  ihnen  das  Betreten  dieses  Orts  verwehrt  wird,  kehren  sie  um  und 
reisen  durch  Südohina  über  Batang  und  Jünnan  nach  Tongking,  von  wo 
sie  im  September  1800  nach  Paris  zurückkehren. 

—  V.  C.  Boyi  stellt  einwandfrei  fest,  daß  der  Elektrizitätsverlust  eines  ge- 
ladenen und  isoliert  aufgehängten  Körpers  (s.  1786  C,  1850  M.,  1872  W.) 
nur  zum  kleinen  Teil  auf  Isolationsfehlem  der  Aufhängung  beruht. 

—  Charies  Edouard  Brawn-Stquard  begründet  gleichzeitig  mit  Biicher  (vgl. 
1889  Bi.)  im  Anschluß  an  seine  1869  aufgestellte  Lehre  von  der  „inneren 
Sekretion"  die  Organtherapie.  Er  verallgemeinert  dieselbe  1891  mit  d'Ar- 
Bonval  dahin,  daß  alle  Gewebe  des  Körpers  (ganz  gleich,  ob  Drüsen  oder 
nicht),  für  den  Organismus  spezifische  Stoffe  liefern,  die  ins  Blut  auf- 
genommen durch  dessen  Vermittlung  alle  übrigen  Zellen  beeinflussen 
imd  deren  Fehleu  schwere  Störungen  nach  sich  ziehen  kann. 

—  H.  H.  OampMI  baut  auf  den  Steelton  Works  der  Pennsylvania  Steel  Com- 
pany den  ersten  kippbaren  Martinofen.  Das  Drehgestell  ist  eine  auf  Rollen 
laufende  Schaukel,  das  Kippen  erfolgt  hydraulisch. 

—  Der  deutsche  Ingenieur  Emil  Capitaino  baut  den  ersten  mit  möglichst 
hoher  Luftverdichtung  arbeitenden  Zweitakt-Verbrennuugsmotor  mit  Ein- 
blasung des  flüssigen  Brennstoffs  in  die  verdichtete  Luft  und  Verwendung 
der  vorderen  Zylinderteile  als  Spülpumpe.  Dieser  Motor  ist  als  Vorläufer 
des  Dieselmotors  anzusehen. 

—  Matthew  Cany  Loa  macht  eingehende  Mitteilungen  über  kolloidales  Silber 
und  unterscheidet  drei  ätiotrope  Modifikationen  des  Sübers,  darunter  eine 
lösliche  Modifikation. 

—  Hamilton  Young  Caitnor  stellt  Natrium  auf  elektrolytisohem  Wege  aus 
kaustischem  Natron  her,  das  er  in  besonders  konstruierten  Zellen  bei 
313°  C.  zersetzt.   Auf  gleiche  Weise  erhält  er  Kalium  aus  kaustischem  Kali. 

—  G.  Chapiroa  wickelt  Widerstandsrollen  für  Rheostaten  bifllar  und  vermeidet 
dadurch  die  Selbstinduktion  bei  Messungen  mit  Wechselstrom. 

—  Philippe  Curia  und  Frau  Sklodowska  Curia  untersuchen  eingehend  die  von 
Hauy  (s.  1782  H.)  entdeckte  Piezoelektrizität,  die  sich  darin  äußert,  daß 
nicht  nur  Temperaturerhöhungen,  sondern  auch  Zug  und  Druck  an  Kry- 
stallen  das  Hervortreten  von  Polarität  in  gewissen  Achsen  auslösen.  Auch 
Röntgen  und  namentlich  Voigt  (1897)  untersuchen  diese  merkwürdige 
Eigenschaft  pyroelektrischer  Krystalle;  der  letztere  mißt  die  Änderungen 
der  Winkel-  und  Volumgröße,  die  durch  den  Druck  verursacht  werden. 
Die  von  Curie  konstruierten  Apparate  leisten  bei  den  späteren  Unter- 
suchungen über  Radioaktivität  wichtige  Dienste. 

—     872     — 

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188> 

1889    Die  englische  Firma  Day  ft  Swit  baut  den   ersten   ventillosen  Zweitakt- 
'  motor  mit  dreifacher  Arbeitskolbensteuerung. 

—  E.  DradiMl  findet  unter  den  Spaltungsprodukten  des  Casäns  das  Ljsin, 
das  von  ihm  als  Diaminocaprons&ure  erkannt  wird,  was  sp&ter  von 
Ellinger  (1900)  und  Fischer  und  Weigert  (s.  1902  F.)  bestätigt  wird. 

—  Thomas  Alva  EtllMii  verbessert  seinen  Phonographen  dadurch,  daS  er  die 
Zinnfolie  des  alten  Apparates  durch  einen  Zylinder  aus  einer  Wachsmasse 
mit  verschiedenen  Beimengungen  ersetzt  und  den  Aufnahmeapparat  vom 
Wiedergabeapparat  trennt. 

—  Der  Pariser  Ingenieur  Gustave  EHhl  erbaut  den  Eiffelturm,  welcher  mit 
300  m  Höhe  das  bis  jetzt  höchste  Bauwerk  ist.  Der  Unterbau  des  Turmes 
ruht  auf  Betnnklötzen  von  676  qm  Grundfläche.  Der  Turm  wiegt  0  Mil- 
lionen Kilogramm.  Die  erste  Plattform  liegt  67,63  m,  die  zweite  115,73  m 
über  dem  Erdboden.    Bis  zur  Spitze  des  Turmes  führen  1792  Stufen. 

—  Max  Einhorn  macht  die  ersten  Durohleuchtungsversuche  am  Magen  des 
lebenden  Menschen.  Das  Verfahren  wird  von  Heryng,  Keichmann  und 
Albert  Eulenburg  und  John  Jacobson  weiter  ausgebildet  (Gastrodiaphanie). 

—  E.  C.  von  Fodorow  untersucht  die  Symmetrieverhältnisse  der  Krystalle  und 
verwendet  zur  Demonstration  der  enantiomorphen  Kiystallformen  einen 
auf  dem  Prinzip  des  Kaleidoskops  beruhenden  Apparat,  der  zuerst  von 
Moebius  für  solche  Zwecke  vorgeschlagen  worden  war.  Fedorow  beschäf- 
tigt sich  auch  mit  Verbesserung  der  kiystallographiBchen  Nomenklatur 
und  konstruiert  1893  ein  Theodolitgoniometer. 

—  Theodor  FMtmann  macht  zuerst  darauf  aufmerksam,  daß  das  Eisen  schon 
bei  mäßiger  Rotglühhitze,  wie  sie  zum  Ausglühen  von  Eisenblechen  an- 
gewendet wird,  in  geringem  Maße  flüchtig  ist. 

—  Oskar  FrMieh  verwendet  zur  Untersuchung  von  Wechselströmen,  nament- 
lich zur  Aufzeichnung  von  deren  Kurven,  zuerst  ein  Telephon  mit  einem 
auf  der  Membran  befestigten  Spiegel  als  optisches  Meßinstrument  (Oszillo- 
graph). 

—  Die  französischen  Chemiker  Henri  Ball  und  Graf  MontiMir,  sowie  der 
Schwede  CarlMR  bewirken  gleichzeitig,  aber  unabhängig  voneinander  die 
elektroljtische  Überführung  der  Alkalichloride  in  Chlorate.  Die  Alkali- 
chloride werden  in  einem  durch  eine  poröse  Scheidewand  getrennten  Trog 
bei  60"  elektrolysiert.  Die  Flüssigkeit  strömt  dabei  vom  negativen  zum 
positiven  Pol,  so  daß  das  an  der  Kathode  frei  werdende  Alkali  sich  mit 
der   an   der  Anode  gebildeten  Chlorsäure  sofort  bei  deren  Bildung  ver- 

'  einigen  kann. 

—  Der  englische  Reisende  Francis  Balten  erfindet  den  Galtonapparat  zur 
Demonstration  der  Wahrscheinlichkeits-  und  Variationskurven,  eine  Brett- 
tafel, welche  nach  Art  eines  Tivolispiels  mit  schachbrettförmig  gestellten 
Stiften  versehen  ist.  Die  durch  eine  öfFnnng  am  oberen  Ende  einlaufen- 
den Schrotkugeln  werden  am  unteren  Ende  in  einer  Reihe  von  Fächern 
gesammelt  und  die  Anzahl  der  Kugeln  in  den  einzelnen  Fächern  ent- 
spricht alsdann  einer  Verteilung  nach  den  Binomialkurven  oder  der  Gauß'- 
schen  Wahrscheinlichkeitskurve,  bei  entsprechender  Abänderung  des  Ap- 
parats auch  den  polymorphen  Summationskurven  usw. 

—  Oertor  &  Co.  stellen  aus  Tetramethyldiaminodiphenylamin  durch  Nitrierung, 
Reduzierung,  darauffolgende  Diazotierung  und  Kochen  mit  Wasser  das 
Pyronin  her,  das  auf  Seide  und  tannierter  Baumwolle  ein  schönes  Rosa 
erzeugt. 

—  Guido  QoMtciiniMt  macht  umfassende  Arbeiten  über  die  Konstitution  des 
Papaverins,  nach  denen  sich  dieser  Körper  als  ein  Derivat  des  Isochinolins 
erweist. 

—     873     — 

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1889 

1889  Die  QMIinr  Waggwitakrlk  verbessert  die  LesUe'sche  Schneeschleuder  (Tgl. 
1886  L.),  indem  sie  statt  der  Tüten  zwölf  flache  breite  Schaufeln  wählt, 
die  radial  zur  Drehachse  des  mit  einem  Vorschneider  versehenen  Schlender- 
rades sitzen.  Das  Rad  dreht  sich  140  mal  in  der  Minute  nur  nach  einer 
Richtung,  besitzt  aber  eine  untere  und  eine  obere  AuswurfsöfiFnung,  wovon 
die  eine  Unks,  die  andere  rechts  den  Schnee  fortschleudert.  Die  Maschine 
bewährt  sich  vorzüglich. 

—  Karl  Bnwk«  erhält  durch  Kondensation  der  Hydrochinoaoarbonsäure  mit 
/^-Resorcylsäure  das  von  Stenhouse  (s.  I84S  S.)  aus  Euxanthinsäure  dar- 
gestellte Euxanthon,  das  als  ein  Dioxyxanthon  anzusehen  ist. 

—  Robert  J.  BOlchW  konstruiert  eine  Thermosäule,  deren  Thermoelektroden 
nicht  aus  massiven,  sondern  aus  hohlen  Körpern  bestehen,  die  nicht  nur 
höhere  elektromotoiische  Kraft  erzeugen,  sondern  auch  wesentlich  kürzer 
sein  können  als  Thermoelektroden  aus  massiven  Stäben.  Die  für  Leucht- 
gasheizung konstruierte  Säule  besteht  aus  50  Elementen.  Die  hohlen 
positiven  Elektroden  bestehen  aus  reinem  Nickel  und  dienen  gleichzeitig 
zur  Graszuführung.  Die  negativen  Elektroden  sind  zylindrische  Stäbe  mit 
seitlichen  Verlängerungen,  an  welche  dünne  Kupferstreifen  zur  Abkühlung 
und  Verbindung  der  Elemente  untereinander  angelötet  sind. 

—  Wilhelm  Halhncht  zeigt,  daß  photoelektrische  Flüssigkeiten  starke  Absorp- 
tion für  ultraviolettes  Licht  besitzen,  daß  aber  starke  Absorption  nicht 
immer  von  photoelektrischen  Erscheinungen  begleitet  ist. 

—  Emil  Christian  HansM  untersucht  die  Bedingungen  für  die  Sporenbildung 
und  Hautbildung  bei  der  Gärung  des  Bieres.  Er  erkennt  die  Abhängig- 
keit der  Zellenform  von  den  Züchtungsverhältnissen  und  zeigt,  wie  je 
nach  der  Art  der  Züchtung  die  Eigenschaften  variieren  und  wie  diese 
Variationen  entweder  vorübergehende  oder  konstante  sind.  Als  prakti- 
sches Ergebnis  dieser  Untersuchungen  ergibt  sich  die  volle  Beseitigung 
der  Krankheitshefen  und  die  Trennung  der  Kulturhefe  in  mehrere  Arten 
(Rassen).  (Vgl.  auch  das  von  Hansen  begründete  Reinzuchtsystem 
1883  H.) 

—  A.  Hmtach  und  A.  Wtmar  entwickeln,  im  Anschluß  an  Beobachtungen 
von  Auwers,  V.  Meyer,  Beckmann  und  H.  Groldsohmidt  in  der  Gruppe 
der  Oximc,  die  Theorie  der  räumlichen  Anordnung  in  stickstofthaltigen 
Molekülen  (Stereoohemie  des  Stickstoffs). 

—  Nachdem  die  Stahlhärtung  bis  dahin  ein  nur  empirisches  Verfahren  ge- 
geblieben war,  legt  Walter  Noel  Harttay  durch  seine  Arbeiten  den  Grund 
zu  einer  wissenschaftlich  begründeten  Ausführung  derselben.  Er  benutzt 
bei  seinen  Arbeiten  Pyrometer  und  Thermometer  und  stellt  auch  eine 
Skala  der  Anlauffarben  auf. 

—  Charles  S.  HatHngt  macht  umfassende  Untersuchungen  über  die  chroma- 
tische Aberration  und  verfertigt,  auf  seine  Untersuchungen  gestützt,  neue 
Linsen  ohne  Farbenabweichung  für  Fernrohre.     (Vgl.  auch  1829  M.) 

—  Nachdem  zuerst  Houghton  die  Destillation  des  Glycerins  im  Vakuum  vor- 
geschlagen hatte,  nimmt  C.  HNkmaim  in  Berlin  ein  Patent  auf  einen  zur 
Vakuum-Destillation  geeigneten  Apparat,  bei  welchem  jede  direkte  Er- 
hitzung der  Blase  ausgeschlossen  wird. 

—  Nachdem  die  von  Baeyer  (s.  1861  B.)  ins  Leben  gerufene  europäische  Grad- 
mesBung  i.  J.  1886  durch  den  Beitritt  mehrerer  außereuropäischer  Staaten 
zu  einer  internationalen  Erdmessung  erweitert  worden  war,  entfaltet  Friedrich 
Robert  Haimert  in  Berlin  eine  bemerkenswerte  Tätigkeit  für  dieses  Unter- 
nehmen und  sucht  gleichzeitig  eine  planmäßige  Erforschung  der  inneren 
Schwereverteilung  des  Erdkörpers  durchzuführen.  Durch  ihn  wird  auch 
das  Studium   der  Schwankimg   der  Rotationsachse  im  Erdkörper   (s.  bei 


—     874     — 

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1889 

1888  £.)  tnra  integrierenden  Bestandteil  der  internationalen  Erdmessung 
erhoben. 
1889  Victor  Heimn  organisiert  die  erste  deutsche  Plankton -Expedition  der 
Humboldtstiftung,  duroh  welche  die  Verbreitung  der  kleinen  pflanslichcn 
und  tierischen  Organismen  im  offenen  Meer  und  deren  Nährwert  ffir  größere 
Tiere  aufgeklärt  wird.  An  seiner  Expedition  auf  dem  „National"  nehmen 
auch  Brandt  und  Erümmel  teil.    (S.  a.  1887  H.) 

—  Hwliig  und  HIIMnuid  stellen  die  schon  1873  von  Wilhelm  Ton  Bezold 
beobachtete,  bereits  1850  von  Brewster  angedeutete  Erscheinung  fest, 
dafi  bei  genügend  verminderter  Helligkeit  das  Sonnenspektrum  in  seiner 
ganzen  Ausdehnung  farblos  erscheint.  Sie  stellen  ferner  fest,  daß  die  Hellig- 
keitskurve dieses  farblosen  Spektrums  identisoh  ist  mit  der  Helligkeits- 
verteilung, mit  der  die  Totalfarbenblinden  das  Spektrum  bei  jeder  Inten- 
sität sehen. 

—  Der  Phjrsiolog  Ludimar  HMimuin  stellt  von  1889  ab  phonophotographische 
Untersuchungen  an.  Er  läßt  dabei  den  zu  untersuchenden  Klang  auf  die 
Wachswalze  eines  Edison'schen  Phonographen  übertragen  und  in  den  da- 
durch entstandenen  Eindrücken  einen  Glasstift  schleifen,  während  die  Walze 
sehr  langsam  rotiert.  Die  Bewegungen  des  Glasstiftee  werden  —  durch 
Hebelübertragungen  stark  vergrößert,  —  einem  Spiegelohen  mitgeteilt, 
welches  einen  Lichtstrahl  reflektiert,  der  dann  seinerseits  diese  Bewegung 
auf  einem  mit  Bromsilberpapier  bespannten  rotierenden  Zylinder  photo- 
graphisch registriert.    (Vgl.  auch  1882  B.) 

—  Hiroult  stellt  auf  elektrolytischem  Wege  Aluminiumbronze  her,  indem  er 
Tonerde  schmilzt  und  die  geschmolzene  Masse  durch  den  elektrischen 
Strom  zerlegt,  wobei  der  Sauerstoff  der  Tonerde  an  die  aus  Kohle  be- 
stehende Anode  geht  und  das  Aluminium  von  der  aus  geschmolzenem 
Kupfer  bestehenden  Kathode  aufgenommen  wird. 

—  Heinrich  HMtz  führt  im  Anschluß  an  seine  Versuche  vom  Jahre  1888  (s. 
1888  H.)  die  Transversalität  der  elektrischen  Wellen  durch  seinen  Gitter- 
versuoh  in  überzeugender  Weise  vor  Augen,  weist  mit  Hilfe  eines  Prismas 
aus  Asphalt  auch  deren  Brechung  nach  und  liefert  so  die  endgültigen 
Beweise  für  die  Bichtigkeit  der  MaxweU'schen  elektromagnetischen  Licht- 
theorie. 

—  Charles  Thomas  HtyeMk  und  Francis  Henry  Ntvilit  bestimmen  die  Mole- 
.   kulargewichte  dner  Anzahl  von  Metallen  nach  der  Raoult'schen  Methode. 

(S.  1884  R.)  Als  Lösungsmittel  verwenden  sie  Zinn,  Wismut,  Cadmium 
und  Blei.  Es  ergeben  sich  so  Molekulargewichte,  die  mit  den  nach  anderen 
Methoden  gefundenen  gut  übereinstimmen. 

—  G.  Htyit  in  Dresden  stellt  eine  selbsttätige  Kreisteilmaschine  her,  die  sich 
durch  dauernd  gleiche  Leistungsfähigkeit  auszeichnet. 

—  Die  HMntar  Farbwirk«  vonn.  Mtbtar,  Ladu  und  BranlBg  stellen  aus  dem 
Cycloheptadiendimethylamin  durch  Addition  von  Salzsäure  und  Erhitzen 
des  entstandenen  Körpers  das  Tropidinchlormethylat  dar,  das  bei  der 
Destillation  in  Chlormethyl  und  Tropidin  zerfällt.  Hiermit  ist  auch  die 
Synthese  des  Tropins  und  Atropins  gegeben.  (S.  1879  L.  M.  und  W.  und 
1879  L.) 

—  Franz  Hohmbtir  legt  klar,  daß  die  Eigenschaft  der  Eiweißkörper,  durch  die 
geringsten,  sonst  chemisch  indifferenten  Einflüsse  unlöslich  zu  werden  und 
sich  in  der  Lösimg  in  feinsten,  quellbaren  Membranen  und  Partikeln  aus- 
zuscheiden, die  Ursache  ihres  Kolloidcharakters  ist.  Diese  Eigenschaft  er- 
schwert die  Reinigung  der  Eiweißkörper,  verleiht  ihnen  aber  auch  wie 
keinem  anderen  Stoffe  die  Fähigkeit,  Gewebe  zu  bilden  und  an  dem  Auf- 
bau des  Protoplasmas  Anteil  zu   nehmen.    Im  gleichen  Jahre  gelingt  es 


— .    875     — 

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188» 

Hofmeister,  das  Eieralbnmin  im  krystalliaierten  Zustande  sn  erhalten.  1894 
wird  von  G&rber  auch  das  Senunalbnmin  kiystallinisch  dargestellt. 
1889  HtiMMI  beweist  durch  eingehende  Untersuchangen,  daß  eine  vollständige 
Stickstoffkonservienmg  des  Stallmistes  (s.  1865  M.)  durch  Überdecken  des 
Mistes  mit  Erde  und  durch  Zusatz  von  Gips  and  Kainit  erzielt  wird.  Die 
letztere  Beimischung  hemmt  die  natürliche  Giimng  des  Mistes,  konserviert 
also  die  organische  Substanz  des  Düngers. 

—  C.  ÜMptair  gibt  ein  Verfahren  zur  dektrolytischen  Kupfergewinnnng  ans 
Kupfererzen  an,  welches  auch  eine  Gewinnung  des  in  den  Erzen  enthaltenen 
Silbers  and  Goldes  gestattet.  Die  elektrolytischen  Bäder  sind  durch  Dia- 
phragmen in  Anoden-  and  Kathodenabteilungen  geschieden;  in  den  Anoden- 
abteilnngen  befinden  sich  elektrolytisch  unlösliche  Anoden  aus  Kohle  und 
in  den  anderen  Knpferblechkathoden. 

—  Johann  Harfeaannki  findet,  daß  bei  Digestion  von  blnthaltigen  Organen, 
Milz,  Leber  usw.  ohne  Luftzutritt  Xanthinbasen  entstehen,  wogegen  bei 
^achzeitiger  Luftdnrchleitung  Harnsäure  gebildet  wird.  Beide  stammen 
nach  seiner  Anschauung  von  den  Nudeoproteiden  ab.  Durch  Verfütterung 
solcher  Substanzen  gelingt  es  ihm,  beim  Menschen  und  Kaninchen  eine 
Zunahme  der  Hamsänreausscheidung  hervorzurufen.  Diese  Versuche 
werden  1896  von  Weintraud  bestätigt  und  erweitert. 

—  Georg  KalMr  stellt  durch  Glühen  eines  innig«!  Gemenges  von  zwei  Mole- 
külen Calciumcarbonat  mit  Bldoxyd  das  Calciumplumbat  als  ein  schweres 
gelbrotes,  dem  gepulverten  Bleiozyd  ähnliches  Pulver  her,  das  durch 
kohlensaure  Alkalien  leicht  unter  Bildung  von  Bleisuperozyd  zerlegt  wird. 
Das  Calciumplumbat,  das  einen  Saueistofffiberträger  darstellt,  wird  auch 
zur  Herstellung  von  Sauerstoff  benutzt. 

—  Ludwig  Kmit  stellt  durch  Erhitzen  von  Diäthanolamin  mit  Schwefel- 
säure unter  Wasserabspaltnng  das  MorphoUn  dar,  das  wegen  seiner  Be- 
ziehungen zu  den  Opiumalkaloiden  wichtig  ist.  Auf  einfacheren  Wegen 
wird  dieser  Körper  1901  von  Marckwald  und  Chain  und  im  gleichen  Jahre 
von  J.  Sand  synthetisch  erhalten. 

—  O.  KrtMMi  konstatiert  auf  seiner  Fahrt  mit  dem  Dampfer  „National"  der 
Deutschen  Plankton-Expedition  (s.  1889  H.),  daß  Farbe  und  Durchsichtig- 
keit des  Wassers  in  enger  Wechselbeziehung  stehen,  daß  also  das  Wasser, 
je  reiner  blau  es  ist,  um  so  durchsichtiger  ist,  und  daß  die  Verschwindungs- 
und Nentralisiemngastufen  um  so  höhere  Werte  annehmen. 

—  Ernst  KMir  nimmt  bei  chronisch  verlaufenden  Fällen  von  Mittelohr-  bez. 
Warzenteil-Eiterungen,  die  mit  Zerstörung  des  Knochens  einhergehen,  an 
Stelle  der  typischen  Aufmeißelung  die  viel  eingreifendere  Totalaufmeißelung, 
d.  h.  die  voUständige  Freilegung  sämtlicher  Mittelohrräume  vor.  Diese 
Radikaloperation  wird  inabesondere  von  Zaufal  in  Prag  (1890)  und  Stacke 
in  Erfurt  weiter  ausgebildet. 

—  Oscar  Lanar  geht  davon  aus,  daß  das  Einzelbad  möglichst  billig  abgegeben 
werden  soll,  daß  dasselbe  ein  Reinigungsbad  sein  soll,  und  daß  seine  Be- 
nutzung in  kürzester  Frist  zu  erfolgen  hat.  Er  gelangt  auf  Grund  dieser 
Erwägungen  zu  dem  temperierten  Brausebad,  der  modernsten  Form  des 
Volksbades. 

—  Der  Bühnentechniker  Karl  LaatMiteiiligir  erfindet  die  Shakespeare-Bühne. 
Dieselbe  besteht  aus  einer  unveränderlichen  Vorderbühne  und  einer  von 
dieser  durch  eine  Gardine  getrennten  Hinterbühne,  deren  Dekorationen 
bei  geschlossener  Gardine  während  der  Szenen,  die  sich  auf  der  Vorder- 
bühne abspielen,  gewechselt  werden. 

—  Otto  LshauuiB  untersucht  die  Reinitzer'sohen  Präparate  (s.  1888  R.)  and 
bringt  dieselben  in  Beziehung  mit  den  von  ihm  am  Jodülber  (s.  1877  L.) 

—     876     — 

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188> 

beobaohteten  Erystallencheinungen.  Er  Btellt  den  Säte  auf,  dafi  Choles- 
terinbenzoat  and  Jodailber  „fließende  Krystalle"  sind. 
1889  A.  LaWliMr  untersucht  die  an  der  britischen  Engte  h&uflge  und  schon  von 
den  Bretonen  xum  Färben  benutzte  Schnecke  „Pupura  lapillus"  und  stellt 
daraus  drei  Farbstoffe  her,  einen  krystallisierbaren  gelben  gegen  Licht 
unempfindlichen,  einen  apfelgrünen,  der  im  Lacht  tiefblau  wird  und  einen 
graugrünen,  der  im  Licht  violett  bis  karminrot  wird.  Diese  Farbstoffe 
scheinen  auch  im  Purpur  der  Alten  in  wechselnder  Menge  vorhanden 
gewesen  zu  sein  und  erklären,  warum  die  Purpnrstoffe  so  verschiedene 
Farbentöne  besaßen,  daß  sie  bald  blau,  bald  violett  genannt  wurden.  (S. 
a.  1870  L.) 

—  Nachdem  schon  1876  0.  Braun  sich  günstig  über  die  Verwendung  des 
Tetrachlorkohlenstoffs  als  Eztraktionsmittel  geäußert  hatte,  verwenden 
Lmw  BraÜMn  dieses  Produkt  zuerst  zum  Ausziehen  von  ölen  aus  Früchten 
und  Samen.  Von  da  ab  folgen  sich  die  Empfehlungen  des  Tetrachlor- 
kohlenstoffs als  Extraktionsmittel  sehr  rasch,  namentlich  als  1892  Philipp 
im  Verein  Deutscher  Chemiker  auf  dessen  Vorteile  hinweist.  Das  Produkt 
wird  später  auch  als  Fleckenreinigungsmittel  unter  den  Namen  „Benzino- 
form"  und  „Katharin"  empfohlen.    (Vgl.  auch  1893  S.) 

—  Michel  Ltvy  zerlegt  in  seiner  „Structnre  et  dassiflcation  des  roches  Erup- 
tives" die  Tiefengesteine  von  Rosenbusch  (s.  1887  R.)  noch  weiter  in 
Untergruppen.  Er  will  neben  den  Rosenbusoh'schen  genetischen  Kenn- 
zeichen auch  mineralogische  verwendet  wissen,  wie  es  auch  Zirkel  in 
seinem  1803  erscheinenden  Handbuch  der  Petrographie  durchführt. 

—  Carl  LtobamHUin  stellt  aus  peruanischen  Cocablättem  ein  Nebenalkaloid  des 
Cocains,  das  Hygrin  dar;  ein  anderes  Alkaloid,  das  Tropaoocain,  wird  aus 
javanischen  Blättern  1891  von  Giesel  hergestellt. 

—  Otto  Lummtr  und  Engen  Brodbun  konstruieren  ein  sehr  empfindliches  Photo- 
meter, indem  sie  den  Bunsen'schen  Fettfleck  (s.  1843  B.)  durch  zwei  Gläser 
ersetzen,  die  einander  in  einer  begrenzten  Stelle  berühren.  Sie  erhöhen 
die  Empfindlichkeit  ihres  Apparates  noch  durch  Einführung  des  Kontrast- 
prinzips (1892). 

—  Nachdem  Hermann  Müller  (s.  1873  M.)  die  Blütenbestäubung  durch  In- 
sekten auf  den  Blumenarten  Westfalens  imd  Thüringens  zahlenmäßig  fest- 
zustellen versucht  und  E.  Loew  (1884)  ähnliche  Beobachtungen  im  Zoolo- 
gischen Garten  in  Berlin  angestellt  hatte,  ersinnt  Herbert  Mae  iMt  eine 
statistische  Zählmethode  des  Insektenbesuchs  der  Blüten  und  gibt  eine 
graphische  Darstellung  der  Zahlenresultate. 

—  Maklakofl  betont  die  für  die  Lichttherapie  wichtige  Tatsache,  daß  die  infolge 
zu  starker  Bestrahlung  häufig  entstehende  Hautentzündung  vorwiegend 
durch  den  chemisch  wirksamen  TeU  des  Spektrums  hervorgerufen  wird. 

—  Etienne  Jules  Many  konstruiert  zur  Untersuchung  des  Vogelfluges  einen 
photographischen  Revolverapparat,  der  gestattet,  in  rascher  Folge  eine 
Reihe  von  Bildern  des  Fluges  (in  der  Sekunde  etwa  zwölf  Einzelbilder) 
aufzunehmen.  Näheres  siehe  in  Marey's  „Le  vol  des  oiseaux".  Er  stellt 
fest,  daß  die  Fliege  in  der  Sekunde  durchschnittlich  280,  die  Biene  190, 
die  Libelle  28  und  der  Kohlweißling  9  Flügelschläge  ausführt. 

—  J.  MaiMrt  zeigt,  daß  Lösungen  von  Kaliumnitrat,  Chlorkalinm,  Ammo- 
niumphosphat  und  ähnlichen  Salzen  vermöge  ihrer  osmotischen  Leistung 
ungefähr  gleich  stark  repnlsiv  auf  Bakterien,  wie  Spirillum  undnla  und 
Bacillus  megatherium,  wirken,  daß  also  die  repulsive  Wirkung  von  Lösungen 
unabhängig  von  der  chemischen  Qualität,  aber  abhängig  von  der  osmo- 
tischen Leistung  ist. 

—    877    — 

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188» 

1889  Ludwig  MatUiMM  bestätigt  mit  Hilfe  tob  Stimmgabeln,  durch  die  er 
mittels  angesetzter  Spitzen  in  Flüssigkeitsoberfl&ohen  Wellen  erregt,  die 
von  Thomson  aufgestellte  Formel  für  die  Fortpflanzungsgeschwindigküt 
von  WeUen  unter  dem  Einfluß  von  Schwere  und  Oberflächenspannung. 
(Vgl.  1871 T.)^  Die  Methode  wird  sp&ter  von  Leo  Grunmach  noch  weiter 
ausgebaut. 

—  Joseph  von  Mirtae  und  Oskar  Mbikomkl  entdecken,  daß  nach  totaler  Ent- 
femimg  der  Pankreasdrüse  bei  Tieren  Diabetes  eintritt. 

—  Der  Reisende  Hans  M«yir  ersteigt  am  6.  Oktober  1889  die  höchste  Spitze 
des  Kilimandscharo  (Kaiser- Wilhelm-Spitze)  und  ermittelt  die  Höhe  der- 
selben auf  6010  m  Höhe.     (S.  1861  D.) 

—  Ludwig  Moni  beschäftigt  sich  eingehend  mit  der  Verkokung  von  Kohle  in 
Wasserdampf.  Er  wendet  bis  2 1  Wasserdampf  auf  1 1  Kohle  an  und 
gewinnt  auf  diese  Weise  76  "/o  ^^  Heizwertes  der  Kohle  in  Gestalt  heiz- 
kräftiger Gase  (Mondgas):  gleichzeitig  werden  SO"/,  des  Geeamtstickstoffs 
der  Kohle  als  Ammoniak  gewonnen.  Das  Verfahren  wird  1895  noch 
wesentlich  verbessert. 

—  Der  Physiker  Friedrich  Nimn  in  Berlin  weist  auf  die  —  später  durch 
praktische  Versuche  bestätigte  —  Möglichkeit  hin,  die  ballistisohen  Be- 
wegungseigentümlichkeiten des  Geschosses  in  der  Luft  (konische  Pen- 
delung,  Fluggeschwindigkeit,  Umdrehungsgeschwindigkeit)  dadurch  zu 
fixieren,  daß  eine  in  der  Granate  selbst  angebrachte  photographische 
Vorrichtimg  die  Gesohoßbewegungen  während  des  Fluges  registriert.  Einen 
ähnlichen  Vorschlag  macht  der  österreichische  Marineingenieur  KraU. 

—  WUhelm  OitaraM  beschäftigt  sich  mit  der  Inversion  des  Zuckers  durch 
Säuren  und  findet  dafür  die  Regel,  daß  die  durch  die  Säuren  hervor- 
gerufenen Beschleunigungen  der  Affinitäten  diesen  Säuren,  d.  h.  ihren 
Wasserstofiionenkonzentrationen  proportional  sind.  Ähnliche  Regelmäßig- 
keiten werden  von  Bredig  und  Fränkel  (1903)  gefunden. 

—  PhIzow  und  RubMH  konstruieren  zu  ihrer  Untersuchung  über  elektrische 
Schwingungen  ein  verbessertes  Bolometer,  welches  die  Erwärmung  des  Bolo- 
meterdrahtes  mit  Hilfe  eines  durch  den  Draht  fließenden  Stromes  su 
messen  gestattet.     (S.  a.  1881  L.) 

—  Friedrich  Patetan  findet,  daß  das  Funkenpotential  in  einem  Gase  nur 
von  dem  Produkt  aus  Gasdruck  und  Funkenlänge  abhängt.  (Pasohen's 
Gesetz.) 

—  Louis  Pattew,  Charles  Chamtarland  und  Emile  Rom  verwenden  auf  Gnind 
der  Pasteur'schen  Entdeckung  über  die  präventive  Impfung  (s.  1880  F.) 
die  abgeschwächten  pathogenen  Bakterien  zu  Schutzimpfungen  gegen 
Milzbrand  und  Schweinerotlauf. 

—  William  Henry  Poridn  jr.  klärt  die  Konstitution  des  Berberins  auf,  das 
sich  als  ein  Derivat  des  Isochinolins  herausstellt.     (S.  1826  C.) 

—  Richard  F.  J.  PMIIir  entdeckt  den  Bacillus  der  Influenza. 

—  Edward  Charles  Plckorlng  entdeckt  auf  spektroskopisohem  Wege  unter 
Zugrundelegung  des  Doppler'schen  Prinzips  (s.  1842  D.),  daß  der  hellere 
Stern  des  Stempaares  Mizar  im  Großen  Bären  aus  zwei  nahe  beieinander 
stehenden  Sternen  von  ungefähr  gleicher  Helligkeit  besteht. 

—  Die  englische  Firma  Priostnuui  Bratbtn  in  Hüll  bringt  die  erste  mit  Petro- 
leumdampf betriebene  brauchbare  Petroleummaschine  auf  den  Markt.  Bei 
dieser  Maschine  wird  der  Petroleumdampf  ununterbrochen  in  einem  inner- 
halb des  Maschinengestells  liegenden  Verdampfer  erzeugt.  (V{^  auch 
1873  H.) 

—  Der  französische  Bergingenieur  A.  Raten  erfindet  einen  Ventilator  mit 
nach    vorwärts    gekrümmten,    schraubenförmig    gewundenen    Schaufeln, 


—     878     — 

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1889 

-welcher  in  Frankreich  und  Deutschland  zur  GrubenTentUatdon  sahireiche 
Ausführungen  gefunden  hat  und  sich  durch  groBe  volumetrisohe  und 
manometriBohe  Leistung  bei  großer  Tourenzahl  und  kleinen  Abmessungen 
auszeichnet. 
1889  Ernst  von  RabMr-PiMhwiti  konstruiert  ein  Telemeter  (Distanzmesser),  bei 
welchem  ein  Femrohr  mit  Fadenkreuz  und  einem  vor  dem  Objektiv  an- 
gebrachten Winkelspiegel  verwendet  wird,  durch  den  die  Teilung  eines 
in  20  m  Entfernung  aufgestellten  Visierstabes  gleichzeitig  mit  dem  an- 
visierten Objekt  im  Fernrohr  sichtbar  ist.  Nach  Umwechslung  beider 
Apparate  kann  auf  einer  Skala  des  Femrohrs  direkt  die  Entfernung  des 
anvisierten  Objekts'  abgelesen  werden.  Andere  Distanzmesser  werden  von 
Romershausen,  Jahns,  GouUer,  Paskjewitsch,  Siemens  und  Halske  n.  a.  an- 
gegeben. 

—  Bernhard  RMel  führt  den  Nachweis,  dafi  nach  Knochenbrfichen  Eiweiß 
und  sogenannte  Hamzylinder  im  Harn  auftreten. 

—  James  RItey  lenkt  durch  einen  Vortrag  über  die  Nickeleisenlegierungen 
auf  dem  Frühjahrsmeeting  des  Iron  und  Steel  Institute  die  allgemeine 
Aufmerksamkeit  auf  die  Vorzüge  des  Nickelstahls.  (Vgl.  auch  1888  S.) 

—  Nachdem  0.  Fisher  (1881)  bei  den  Schwierigkeiten,  die  unvermittelte  Be- 
rührung der  starren  Erdrinde  und  der  zentralen  Magmamasse  zu  ver- 
einigen, eine  Übergangsschicht  in  unvollkommen  flüssigem  Zustande  an- 
genommen hatte,  stellt  August  Rltttr  die  Eontinuitätshypothese  auf.  Hier- 
nach sind  im  Innern  des  Erdballs  alle  Aggregatzust&nde  zwischen  nahezu 
totaler  Starrheit  und  absoluter  Dissoziation  vorhanden.  Der  Übergang 
vollzieht  sich  so  allmählich,  daß  zwei  benachbarte,  unendlich  dünne  Kugel- 
schalen  auch  hinsichtlich  ihrer  Molekularbeschaftenheit  schon  Unterschiede 
aufweisen,  wenn  dieselben  auch  noch  so  geringfügig  sind. 

—  August  Ritter  behandelt  an  der  Hand  der  kinetischen  Gastheorie  das 
Problem  der  Entstehung  der  Himmelskörper.  Er  gelangt  hinsichtlich 
der  Nebelmassen  und  Fizstemsysteme  zu  Ergebnissen,  die  gleichzeitig  die 
Erklärung  für  viele  an  den  kosmischen  Nebeln  gemachte  Beobachtungen 
liefern. 

—  Der  französische  Abb6  P.  J.  RoutMlot  erfindet  den  „Inscripteur  de  la  pa- 
role"  und  macht  die  Experimental-Phonetik  der  Linguistik  dienstbar. 

—  Der  Mechaniker  Friedrich  Rgnm  in  Heidelberg  konstruiert  eine  für  Motor- 
betrieb eingerichtete  Zentrifuge,  welche  in  der  physiologischen  Chemie  und 
experimentellen  Pathologie  vielfach  angewendet  wird  und  namentlich 
dazu  dient,  die  Trennung  der  Blutkörperchen  vom  Serum,  der  Sperma- 
tozoenköpfe  von  ihren  Geißeln  u.  a.  zu  bewerkstelligen.  Die  Zentrifugen- 
scheibe trägt  sechs  rechteckige  Ausschnitte,  welche  zur  Aufnahme  von 
Messinghülsen  dienen,  in  welche  Gläser  mit  dem  zu  untersuchenden  Material 
geschoben  werden. 

—  Ernst  Salkomki  macht  Versuche  über  die  Autodigestion  der  Organe.  Indem 
er  die  frischen  Organe  mit  Chlor oformw asser  digeriert,  erhält  er  aus  der 
Leber  Leucin  und  Tyrosin,  dagegen  keine  in  Wasser  oder  Äther  lösliche 
Säure.  Glykogen  wird  bei  der  Digestion  mit  Leber-  oder  Muskelbrei  in 
Zucker  umgewandelt.  Die  b<ei  der  Autodigestion  auftretende  Fennent- 
wirkung wird  durch  ein  lösliches' Ferment  verursacht. 

—  Giovanni  Virginio  SchlaiMnlll  weist  nach,  daß  der  Merkur  in  ähnlicher 
Weise  um  die  Sonne  kreist  wie  der  Mond  um  die  Erde,  d.  h.  daß  die 
Dauer  einer  Achsendrehung  des  Merkurs  mit  der  Dauer  eines  siderischen 
Umlaufs  um  die  Sonne  {=  87,969  Tage)  zusammenfällt,  so  daß  der  Planet 
der  Sonne  beständig  annähernd  dieselbe  Seite  zukehrt.     (Vgl.  1805  S.) 

—  Der  Astronom   Eduard   SchtataM  in  Bonn   bearbeitet  in  Ergänzung  der 


—     879     — 

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1889 

Arbeiten  Argelander's  (s.  1867  A.)  die  „Sfidliche  Durchmusterung",  ein  Stern- 
verzeichnia  von  133659  Sternen  zwischen  2"  und  23"  südlicher  Deklination. 
1889  SlMinn«  &  HaUln  konstruieren  die  erste  brauchbare  unterirdische  Strom- 
zuführung für  elektrische  Bahnen  und  führen  dieselbe  zuerst  bei  der 
Budapester  Straßenbahn  aus. 

—  Eduard  Sonnantarg  beginnt  seine  Studien  über  die  operative  Behandlung 
der  durch  Perforation  des  Wurmfortsatzes  hervorgerufenen  Perityphlitis 
sterooralis  und  faßt  seine  Erfahrungen  in  einem  Lehrbuche  zusammen, 
in  welchem  die  verschiedenen  Stadien  der  Krankheitsformen,  welchen  der 
Processus  vermiformis  ausgesetzt  ist,  besprochen  and  durch  prSgnante 
Krankengeschichten  erläutert  werden. 

—  Karl  Thltnch  vervollkommnet  die  Neurektomie,  indem  er  den  freigelegten 
Nervenstamm  mit  einer  Zange  faßt  und  durch  langsame  Umdrehung  der 
Zange  ihn  allmählich  abreißt  (Nervenevulsion). 

—  Elihu  Thomon  benutzt  die  hohe  Temperatur  des  elektrischen  Stromes  beim 
Vernieten  von  Metallteilen.  Durch  einen  in  das  Nietloch  eingesteckten 
Bolzen  wird  ein  starker  Strom  geleitet,  der  den  Bolzen  glühend  macht. 
Hieranf  bildet  man  durch  Stempel  die  Nietköpfe.  Sind  dabei  die  Arbeits- 
stücke selbst  glühend  geworden,  so  schweißen  beide  Teile  mit  dem  Niet- 
bolzen zusammen. 

—  TbMry  konstruiert  einen  automatischen  Nebenschlußregulator,  welcher 
darauf  beruht,  daß  ein  Eontaktvoltmeter  zwei  Elektromagnetsysteme  ab- 
wechselnd einschaltet,  wodurch  die  Regulierkurbel  so  mit  einer  elektrisch 
angetriebenen  Welle  gekuppelt  wird,  daß  sie  sich  in  dem  einen  oder  andern 
Sinne  dreht. 

—  Tirnmlt  und  ForfeM  machen  zwischen  Adderley  Park  und  Stechford  Versuche 
mit  einer  von  ihnen  konstruierten  elektromagnetischen  Eisenbahnbremse. 

—  VuiCtaln  konstruiert  vierzylindrige  Verbundlokomotiven,  bei  welchen  die 
Hochdruckzylinder  über  oder  auch  unter  den  Niederdmckzylindem  liegen. 
Lokomotiven  nach  seiner  Anordnimg  werden  von  der  Baldwin'schen  Loko- 
motiv-Fabrik  in  Philadelphia  gebaut,  die  1897  für  die  Strecke  Phila- 
delphia-Atlantic-City  eine  Lokomotive  liefert,  die  171  qm  Heizfläche  besitzt 
und  1300  effektive  Pferdestärken  entwickelt. 

—  Paul  Wagmr  bestätigt  durch  ausgedehnte  Kalidüngungsversuohe  die  Fest- 
stellungen von  Schultz -Lupitz.  (S.  1883  S.)  Seine  günstigen  Resultate 
tragen  dazu  bei,  daß  fortan  allgemein  behufs  intensiverer  Bewirtschaftung 
dem  Ackerboden  Kalinmverbindungen  zugeführt  werden. 

—  Der  Mediziner  Gustav  Adolf  Walchw  erfindet  den  Sublimatwatte- Verband. 

—  J.  J.  Wtbar  in  Winterthur  gelingt  es,  die  Eisfarben  (vgL  1880  H.)  in 
großem  Maßstäbe  auch  für  die  Zeugdruokerei  nutzbar  zu  machen.  An 
der  Weiterausbildung  des  Verfahrens  sind  insbesondere  die  Höchster  Farb- 
werke tätig,  welche  die  Methode  dahin  modifizieren,  daß  die  Baumwoll- 
stücke zuerst  in  einer  Lösung  von  Beta-Naphtol  in  Natronlauge  geklotzt 
und  nach  dem  Trocknen  durch  die  mit  Eis  gekühlte  Lösung  eines  diazo- 
tierten  Amins  passiert  werden. 

—  August  WthiMit  findet,  daß  die  Eanalstrahlen  oxydierende  Wirkungen 
ausüben. 

—  Die  Wallman-Seavw  Englnttring  Company  verwertet  den  Gedanken,  den  Last- 
haken  zum  Aufnehmen  von  Eisenteilen,  schweren  Geschossen,  Walz- 
eisen, Blechen  usw.  durch  einen  passend  geformten  Elektromagneten  zu 
ersetzen.  Sie  liefert  die  ersten  derartigen  Magnete  für  das  Walzwerk  der 
Illinois  Steel  Company. 

—  J.  Wlborgti  in  Stockhohn  konstruiert  ein  Luftpyrometer  für  den  praktischen 
Gebrauch,   bei  welchem  zu  dem  in  einer  Thermometerkugel  befindlichen 


—     880     — 

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Luftvolum  überschüssige  Luft  eingepreBt  wird,  und  der  Druck,  der  er- 
forderlich ist,  um  die  nun  eingeschlossene  Luft  auf  das  ursprüngliche 
Volum  zusammenzupressen,  als  Maß  für  die  gesuchte  Temperatur  dient. 
(S.  a.  1836  P.) 

1889  Peter  WIM  schlägt  zuerst  vor,  Fett  durch  erwärmte  Luft  auszuschmelzen. 
Durch  den  von  ihm  konstruierten  Schmelzapparat  wird  namentlich  ver- 
mieden, daß  das  ausgeschmolzene  Fett  zu  lange  mit  dem  Zellgewebe  in 
Berührung  bleibt  (Trockensohmelze  in  erwärmter  Luft). 

—  Nathan  Zunti  klärt  die  chemische  Quelle  der  Muskelkraft  auf.  Er  weist 
4iach,    daß  die  drei  Hauptkategorien   der  Nährstoffe,   Eiweiße,   Fette  und 

Kohlehydrate,  gleich  brauchbar  zur  Erzeugung  der  Muskelkraft  sind,  und 
daß  hierbei  40  Prozent  der  chemischen  Energie  nutzbar  gemacht  werden. 

1890  Die  Aktltbolacet  Stparator  konstruiert  zur  innigen  Vermengung  zweier 
Flüssigkeiten  ihren  „Zentrifugalemulsor",  der  namentlich  zum  Waschen  und 
Raffinieren  der  öle  Verwendung  findet.  Ekenberg  gründet  1892  auf  den 
Emulsor  ein  eigenes  Raffinationsverfahren  für  öle,  bei  welchem  die  öle  durch 
ein  System  von  Waschelementen,  wie  er  die  Kombination  von  Emulsor 
und  Separator  nennt,  hindurchlaufen; 

—  Emile  Hilaire  Amacat  verfolgt  die  Kompressibilität  der  Gase  noch  bis  zu 
höheren  Drucken,  als  es  CaUletet  (s.  1870  C.)  getan  hatte,  und  dehnt  seine 
Versuche  auf  alle  sogenannten  permanenten  Gase  ans.  Er  führt  die  Ver- 
suche in  einem  Schacht  von  400  m  Tiefe  in  der  Nähe  von  St.  Etienne 
aus,  auf  dessen  Boden  er  seinen  Kompressionsapparat  aufstellt.  Er  findet, 
daß  ein  Gas,  je  stärker  es  komprimiert  wird,  sich  um  so  mehr  vom  Boyle- 
Mariotte'schen  Gesetz  entfernt.    (S.  a.  1844  N.) 

—  £.  ArnoM  gibt  eine  voUstäudige  Theorie  der  Ankerwicklung  der  Gleich- 
strommaschine. 

—  A.  d'Anonval  verwendet  flüssige  Kohlensäure  zur  Filtration  und  Sterilisation 
organischer  Flüssigkeiten,  namenüich  solcher,  die  kolloidale  und  Eiweiß* 
Substanzen  in  größeren  Mengen  enthalten. 

—  E.  Bamard  ermittelt  an  den  Femrohren  der  Terkes-  und  Lick-Sternwarte 
(s.  1890  C.)  die  Durchmesser  der  vier  hellsten  Asteroiden  durch  direkte 
Messungen  und  findet  für  Ceres  800  km,  Pallas  500  km,  Vesta  400  km 
und  Juno  200  km. 

—  Emil  von  Baiirins  entdeckt,  daß  im  Blut-Serum  von  Tieren,  welche  mit 
Injektionen  von  Bakterientoxinen  vorbehandelt  sind,  spezifische  Antitoxine 
auftreten,  und  begründet  damit  die  Serumtherapie. 

—  Wilhelm  Barg  in  Berlin  stellt  aus  einem  Stücke  gestanzte  Aluminium- 
Feldflaschen  und  Aluminium- Kochgeschirre  her,  die  sich  als  mihtärische 
AnsrüstimgBstücke  gut  bewähren.  Auch  Leuchs  und  Meiser  in  Nürnberg 
bilden  das  Fabrikationsverfahren  der  gestanzten  Aluminiumgefäße  weiter  aus. 

—  Der  Architekt  August  von  Boyor  beendigt  in  den  Jahren  1886 — 1890  den 
Bau  des  Turmes  des  in  den  Jahren  1377 — 1494  erbauten  Ulmer  Münsters 
nach  den  alten,  von  dem  Dombaumeister  Matthäus  Böblinger  (1480 — 1494) 
herstammenden  Plänen.  Der  Turm,  der  früher  nur  99  m  hoch  war,  ist 
jetzt  mit  161  m  Höhe  der  höchste  Kirchturm  der  Erde. 

—  Bianchl  gibt  ein  Instrument  zur  Untersuchung  des  Herzens  an,  das  „Phon- 
endoskop" genannt  wird.  Das  Instrument  besteht  ans  einer  lufthaltigen 
Metalltrommel,  die  auf  dem  einen  Deckel  einen  Stab  trägt,  während  vom 
andern  Deckel  ein  Gummisohlauoh  mit  Ohrstüok  ausgeht.  Steckt  der 
Untersuchende  letzteres  in  sein  Ohr  und  setzt  den  Stab  auf  die  Herzgegend, 
so  hört  er  die  Herztöne  sehr  deutlich,  da  die  Metalltrommel  als  Resonator 
wirkt.    Das  Instrument  wird  später  wesentlich  verbessert. 

Darmttkedter.  SS 

—    881     — 


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1890 

1890  Birttr  in  Winterthnr  benutzt  das  Sandstrahlgebl&Be  zum  Sch&rfen  abge- 
nutzter Feilen. 

.  —  Gustave  BaocharM  zeigt  durch  «ngehende  Versuche,  daß  die  physiologische 
Wirkung  der  Chloride,  Bromide  und  Jodide  in  engem  Znsammenhang  mit 
ihrem  Atomgewicht  steht  und  daß  mit  dem  Anwachsen  des  Atomgewichtes 
die  Wirkung  schwächer  wird.  Diese  Kegel  wird  von  Steward  Cooper  be- 
stätigt, während  für  die  Wirkung  der  Natriumsalze  der  Halogene  Babuteau 
umgekehrt  feststellt,  daß  Fluomatrium  am  giftigsten  ist  und  dann  Jod- 
natrinm,  Bromnatrinm  und  das  ung^ftige  Chlomatrium  folgen. 

—  Theodor  Bmrl  macht  am  Amphioxus  Studien  über  die  Bildungsstätte  der 
Geschlechtsdrüsen  und  der  Nierenkanälchen  und  erkennt  in  den  Exkretions- 
kan&len  dieses  Tieres,  die  er  als  erster  sieht,  die  Urform  der  Wirbeltier- 
niere.    (Vgl.  auch  1844  M.  und  1866  E.) 

—  Edouard  Branly  entdeckt  aufs  neue  (s.  1838  M.)  die  Widentandsverminde- 
Hing  von  leicht  aneinander  gepreßten  Eisenstänbchen ,  Eisenfeilspänen 
und  andern  Metallpulvem  unter  dem  Einfluß  elektrischer  Wellen  und  kon- 
struiert darauf  gestützt  den  Radiokonduktor  (Frittröhre,  Kohärcr).  Diese 
Beobachtung  wird  später  für  die  drahtlose  Telegraphie  benutzt. 

—  Edouard  Branly  zeigt,  daß  durch  die  am  stärksten  brechbaren  Lichtstrahlen 
auch  positive  Ladungen  zerstreut  werden.     (S.  a.  1888  H.) 

—  Den  Brüdern  L4on,  Quentin  und  Arthur  Brin  gelingt  es  nach  langjährigen 
Versuchen  nach  dem  von  J,  B.  Boussingault  zuerst  angegebenen  Prinzip 
der  abwechselnden  Bildung  und  Wiederzersetzung  von  Bariumsuperozyd 
Sauerstoff  in  großem  Maßstab  herzustellen. 

—  Die  Erfolge,  welche  die  Hefebehandlung  bei  Pocken,  Masern,  Scharlach 
(s,  1886  H.)  gezeitigt  hatte,  und  die  insbesondere  von  Rieck  und  Mettenheimer 
bestätigt  wurden,  geben  Brooq  Veranlassung,  die  Hefe  auch  zur  Behand- 
lung von  Furunkeln  und  Anthrax  zu  empfehlen.  Auch  Aragon,  Morairo  und 
Xumetra  sprechen  von  günstigen  Erfolgen  dieser  Behandlung.  Die  wach- 
sende therapeutische  Bedeutung  der  Hefe  führt  dazu,  daß  bald  eine  sehr 
große  Zahl  Hefepräparate,  wie  Furunkulin,  Levuretin,  Zymin,  Levure  de 
Bi^re  usw.  in  den  Handel  kommen. 

—  C.  BrOfiwr  und  H.  BIckttrBm  bezeichnen  es  als  höchst  wahrscheinlich,  daß 
dem  Lasurstein  dieselbe  chemische  Konstitution  zukommt,  wie  dem  kdnst- 
lioh  dargestellten  Ultramarin  der  höchsten  Schwefelungsstufe.  Dagegen 
ist  die  Frage  bezüglich  der  Verbindungsweise  des  Schwefels  im  Ultra- 
marin trotz  zahlreicher  Arbeiten  noch  nicht  hinreichend  geklärt. 

—  Eduard  BrUckiiar  beweist  durch  Zusammenstellung  der  Klimaschwankungen 
seit  etwa  dem  Jahre  1000,  daß  es  meteorologische  Cyden  gibt  und  be- 
stimmt die  Längen  der  Perioden  zu  34,8  (±  0,7)  Jahren,  so  daß  man 
sagen  kann:  „Wenn  eine  bestimmte  klimatische  Phase  heute  eingetreten 
ist,  so  darf  man  erwarten,  daß  man  dieselbe  Phase  nach  36  Jahren  wieder 
vor  sich  haben  wird." 

—  Hans  BudiiMT  erkennt,  daß  die  Leukocyten  Stofie  erzeugen,  die  in  das 
Blut  übertreten  und  ihm  Schutzkraft  verleihen.  Er  ermittelt,  daß  zell- 
freies  Blutserum  pathogene  Bakterien  vernichtet  und  knüpft  diese  Eigen- 
schaft an  die  Gegenwart  eines  aktiven  Eiweißkörpeis ,  des  Alexins,  mit 
dem  er  auch  die  Auflösung  der  roten  Blutkörperchen  in  Verbindung  bringt. 

—  BultliM  stellt  fest,  daß  bei  der  Rasenbleiche  weder  der  Sauerstoff  der  Luft, 
noch  reiner  Sauerstoff,  noch  Ozon  allein  das  Bleichen  bewirken,  sondern 
daß  dazu  außerdem  die  Wirkung  des  Lichts,  namentlioh  die  direkter 
Sonnenstrahlen  nötig  ist. 

—  W.  A.  CarHie  verbessert  das  Tonnengebläse.  Er  läßt  durch  zwei  um  eine 
hohle  Achse  schwingende  Viertelzylinder   die  Luft   ansaugen,    die  beim 


882     — 

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18M 

Niedergang  der  Zylinder  verdichtet  wird  und  dirrch  die  Luftkammer  in  die 
Druckleitung  gelangt.  Die  Abdichtong  erfolgt  durch  Wasser,  welches  das 
Gehäuse  bis  zur  Mitte  anfüllt. 
1890  Der  Klempner  Arthur  CautfiM  konstruiert  einen  neuen  Bandbrenner  mit 
Brandscheibe,  der  so  konstruiert  ist,  daß  nicht  der  obere  Rand  des  Dochtes, 
sondern  die  innere  Fl&che  des  Dochtes  brennt,  so  daB  die  Flamme  wie 
aus  einer  Röhre  hervorquillt.  Durch  diese  Konstruktion  findet  eine  sehr 
innige  Mischung  der  brennbaren  Gase  mit  der  Luft  statt  (Millionlampe}. 

—  Clamlcian  und  Mlbar  beschäftigen  sich  in  einer  Anzahl  von  Arbeiten  mit  den 
Bestandteilen  ätherischer  öle,  die  zu  den  Benzolderivaten  in  Beziehung 
stehen,  so  besonders  mit  dem  Apiol,  dem  Safrol,  den  hochsiedenden  Be- 
standteilen des  Sellerieöls  usw. 

—  Nachdem  Alvan  Clark  in  Cambridgeport  bei  Boston  bereits  eine  Reihe 
ausgezeichneter  Refraktoren  mit  bedeutender  LinsengröBe  verfertigt  hatte, 
liefert  sein  Sohn  Alvan  Graham  Mark  die  größten  bis  jetzt  hergestellten 
Objektivlinsen.  Die  von  ihm  für  die  Liok  -  Sternwarte  auf  dem  Mount 
Hamilton  gelieferte  Linse  hat  92  cm,  die  für  die  Yerkea- Sternwarte  in 
Williamsbay  gelieferte  sogar  102  cm  Öffnung. 

—  A.  und  E.  OmsoniiMra  erfinden  einen  Apparat  zur  Herstellung  trockener 
Seifen  (Broyeuse  s^oheuse  continue),  der  sich  insbesondere  in  der  Toilette- 
seifenfabrikation einbürgert. 

—  Theodor  Ovrtliit  entdeckt  bei  Einwirkung  von  untersalpetriger  Säure  auf 
eine  eiskalte  verdünnte  wässerige  Lösung  von  Hydrarin  (s.  1887  C.)  die 
Stickstoffwasserstoflsäure,  eine  in  ihren  Derivaten  den  Halogenwasserstoff- 
säuren nahestehende  Säure. 

—  Cutlnlsr  erfindet  ein  Verfahren  der  Traubenzuckerdarstellung  durch  Ver- 
zuckerung der  Stärke  mittels  eines  im  Mals  vorkommenden  Enzyms,  der 
Maisglykase  oder  Maltase.  Das  bei  diesem  Verfahren  erhaltene  Produkt 
kommt  unter  der  Bezeichnung  „Cerealose"  in  den  Handel. 

—  J.  DMvar  und  R.  Rsdwootf  nehmen  ein  Patent  auf  ein  Verfahren  und  Appa- 
rate zur  Durchführung  des  Cracking  -  Prozesses.  Dieser  ProzeB  bezweckt, 
die  Ausbeute  an  Brennöl  aus  Rohpetroleum  zu  erhöhen  und  schwer  ver- 
wertbare Rückstände  aufzuarbeiten.  Er  besteht  darin,  daß  man  die 
öldämpfe  an  den  Wänden  der  Destillierblase  sich  schwach  überhitzen  läßt 
und  dadurch  eine  Spaltung  der  Kohlenwasserstoffe  in  leichtere  und  schwerere 
Teile  bewirkt.  In  seinen  Endzielen  ist  dieser  ProzeB  der  Krey'sohen 
ÜberdruckdestiUation  (s.  1887  K.)  analog. 

—  Der  Münchener  Glasmaler  Dlllmanii  erfindet  eine  neue  Art  der  Glasmalerei, 
bei  welcher  das  Bild  aus  drei  aufeinanderliegenden  Glastafeln  besteht, 
von  denen  je  eine  mit  gdbem,  rotem  und  blauem  überfangglase  1  mm 
dick  überzogen  ist.  Durch  teilweisee  Abätzen,  oder  nach  Bedarf  auch 
durch  völlige  Entfernung  der  einen  oder  anderen  Farbschicht,  lassen  sich 
die  mannigfachsten  koloristischen  Wirkungen  erzielen.  Die  Luce-Floreo- 
Eunstantalt  in  Barmen  bildet  dieses  Verfahren  weiter  aus  und  führt  u.  a. 
die  Glasmalereien  an  den  Fenstern  des  Berliner  Doms  aus. 

—  D.  Otigß  erhält  durch  Reduktion  des  aus  einem  Citronellöl  isolierten 
Citronellals  einen  Alkohol,  der  deutlichen  Rosengeruch  hat,  und  dem 
er  den  Namen  „Citronellöl"  gibt. 

—  Der  englische  Ingenieur  Frederick  Duln  erfindet  für  Gaslampen  eine  prak- 
tisch brauchbare  Zündpille,  die  er  in  der  Weise  herstellt,  daß  er  in  porösem 
Meerschaum  Platinchlorid  aufsaugt  und  dieses  im  Kohlenwasserstoffstrom 
zu  Platinmohr  reduziert.  Diese  Zündkörper  hängt  er  anfangs  an  der  Spitze 
des  Lami>enzylindei8  auf,  später  befestigt  er  sie  direkt  am  Glühstrumpf. 

—  John  Boyd  Dunlop,  Zahnarzt  in  Dublin,  erfindet  den  pneumatischen  Gummi- 

6«* 

—     888     — 


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1890 

Kadreifen  für  Fahrräder,  ohne  von  der  von  Thomson  (a.  1846  T.)  ge- 
machten Erfindung  des  pneumatischen  Reifens  für  Wagenräder  Kenntnis 
zu  haben.  Der  pneumatische  Gummireifen  verbreitet  sich  schnell  über  die 
Welt  und  verschafft  erst  dem  Fahrrad  seine  große  Bedeutung. 
1890  EatM  konstruiert  einen  Apparat  zur  elektrischen  Übertragung  von  Bildern, 
bei  welchem  ein  Stift  auf  dem  BeliefbUde  gleitet,  der  je  nach  der  Höhe 
der  Bildpunkte  Ströme  zum  Empfänger  sendet  oder  nicht.  Eine  verbesserte 
Konstriktion  wird  1893  von  Amstutz  ausgeführt.  Auch  Kiszelka's  und 
Palmer's  Apparate  beruhen  auf  demselben  Prinzip. 

—  Jean  Eflmit  stellt  fest,  dafi  die  FluBsäure  ein  verläßliches  Mittel  zur  Be- 
kämpfung der  Bakterien  ist,  und  daß  man  sich  ihrer  bedienen  kann,  um 
eine  Hefe  von  diesen  Schädlingen  freizuhalten.  Er  führt  zur  Vermeidung 
der  schädlichen  Nebengärungen  der  Maischen  das  Flußsäureverfahren  in 
die  Brennerei  ein. 

—  F.  EHrHch  und  A.  Li|ipmaiia  empfehlen  das  Methylenblau  in  Form  von  sub- 
cutanen Injektionen  und  innerlich  als  schmerzstillendes  MitteL  Es  wird 
späterhin  auch  mit  Erfolg  bei  unstillbaren  Diarrhöen  der  Phthisiker  gebraucht. 

—  J.  EMir  und  H.  MM  zeigen,  daß  in  verdünntem  Gase  der  Austritt  negativer 
Elektrizität  aus  einer  belichteten  Fläche  (s.  1888  H.)  im  magnetischen 
Felde  gehemmt  wird. 

—  EmIi  Paicha  bricht  mit  einer  Expedition  am  26.  April  von  Bagamoyo  nach  dem 
Victoria  Nyanza  auf.  Er  hißt  am  4.  August  in  Tabora  die  deutsche  Flagge 
und  zieht  von  da  nach  dem  Victoria  Nyanza,  an  dessen  Westufer  er  die  Station 
Bukoba  errichtet.  Mit  Franz  Stuhlmann  begibt  er  sich  von  hier  nach  dem 
Albert  Edward-See  und  an  dessen  Westseite  nordwärts  zum  Albert  Nyanza. 
Nach  vergeblichen  Versuchen,  von  hier  durch  die  Wälder  am  Ituri  weiter 
vorzudringen,  wird  er  vom  12.  November  1891  bis  zum  8.  März  1892  durch 
eine  Blattemepidemie  in  Undussuma  festgehalten.  Von  hier  sendet  er 
Stuhlmann  zurück,  während  er  selbst  gegen  Südwesten  nach  Kinema, 
160  km  westlich  vom  Kongo,  zieht,  wo  er  auf  Befehl  des  Sultans  von  Ki- 
bonge  ermordet  wird. 

—  Karl  FMMmr  konstruiert  den  sogenannten  Kompensationsapparat,  der  durch 
Vergleichung  mit  einem  Clark'scben  Normalelement  zur  Messung  von  Strom 
und  Spannung  verwendet  wird.  Der  Apparat  wird  später  von  Raps,  Rudolf 
Franke  u.  a.  vereinfacht  und  verbessert. 

—  Emü  flsclMr  gelingt  es,  aus  Glycerose  und  aus  Formaldehyd  den  Tranben- 
zucker (Glucose)  und  den  Fruchtzucker  (Fructose)  synthetisch  darzustellen 
und  im  Verlauf  seiner  Arbeit  eine  große  Zahl  von  Zuckerarten  zu  er- 
halten,  deren  Konstitution  zu  erweisen  und  eine  rationelle  Systematik  der 
ganzen  .6mpi>e  aufzustellen. 

—  Emil  Fhehw  gelingt  es,  durch  Einwirkung  von  kalter,  starker  Salzsäure 
auf  Traubenzucker  ein  künstUches  Disaccharid,  die  Isomaltose  zu  erbalten. 

—  Nachdem  schon  WiUiam  Siemens  zu  Ende  der  60er  Jahre  und  Weinhold  (1873) 
Calorimeter  für  pyrometrische  Zwecke  angegeben  hatten,  konstruiert  Fer- 
dinand FiMlMr  ein  Wasserpyrometer,  bei  welchem  durchbohrte  Zylinder 
aus  Platin  oder  Schmiedeeisen  in  den  Feuerkanälen  erhitzt  und  hierauf 
rasch  in  das  Wassergefäß  des  Calorimeters  gebracht  werden.  Die  gesachte 
Temperatur  wird  leicht  aus  der  Temperaturerhöhung  des  im  Calorimeter 
befindlichen  Wassers  ermittelt. 

—  Josef  von  Fodor  macht  Untersuchungen  über  die  bakterientötende  Wirkung 
der  weißen  Blutkörperchen  und  des  Blutserums.   (Vg^.  1890  B.) 

—  L.  Fraiwq  konstruiert  feuerlose  Trambahn -Lokomotiven,  bei  welchen  stark 
überhitzter  Dampf  von  über  200°  als  wärmeaufspeichemder  Stoff  benutzt 
wird.    In  Frankreich  werden  von   der  Compagnie  de  tramways  ä  vapeur 

—     884     — 

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18M 

mehrere  Linien  in  Paris  und  Lyon  mit  solchen  Lokomotiven  betrieben. 
Dieses  Prinzip  eignet  sich  auch  zvx  Konstruktion  von  Dampfakknmu- 
latoren.  (Vgl.  a.  1883  H.)  UnToUkommene  Versuche,  Trambahnlokomo- 
tiven  mit  heiOem  Wasser  zu  betreiben,  waren  1875  bereitB  von  Lamm  unter- 
nommen worden. 
1890  Hermann  Fraieh  bringt  zur  Raffinerie  des  Petroleums  einen  neuen  ProzeB 
in  Anwendung,  indem  er  die  öle  dadurch  von  ihrem  Gehalt  an  stinkenden 
Schwefelverbindnngen  befreit,  daß  er  ihre  heißen  D&mpfe  über  fein  zer- 
stäubtes Eupferoxyd  leitet. 

—  S.  FrMM  führt  die  Übungsbehandlung  ein,  um  insbesondere  bei  Rüoken- 
marksleiden  die  gestörte  glatte  Ausübung  einer  koordinierten  Bewegung 
wieder  herzusteUen. 

—  L.  Gattermann  und  A.  RIttchkt  erkennen,  daß  die  von  ihnen  hergestellten 
Substanzen  Azoxyanisol  und  Azoxyphenetol  die  Eigenschaften  „der  fließen- 
den Erystalle"  besitzen,  was  von  Otto  Lehmann  bestätigt  wird. 

—  Leo  von  Btrtaeh  bearbeitet  die  Entstehungsweise  der  Doppelmißbildungen 
bei  den  höheren  Wirbeltieren.  Er  erfindet  das  „Embryoskop",  ein  In- 
strument, welches  ermöglicht,  die  Entwicklung  lebender  Embryonen  im 
Vogelei  über  längere  Zeit  hin  im  Zusammenhang  zu  verfolgen. 

—  Elisha  Gray  erfindet  den  Telautograph,  einen  Apparat,  der  zur  Femüber- 
tragung von  Bildern  und  Schriftzeichen  dient,  und  der  darauf  beruht,  daß 
die  Bewegung  des  Geberstiftes  in  zwei  rechtwinklig  zueinander  stehende 
Komponenten  zerlegt  wird.  Diese  Komponenten  wirken  durch  Wider- 
Btandsveränderung  in  elektrischen  Stromkreisen  auf  den  analog  gebauten 
Empfänger. 

—  Karl  HaoMmaclMr  konstruiert  eine  Griesputzmaschine,  die  das  Ausblasen 
der  Kleien  aus  den  Griesen  und  eine  Sortierung  der  Griese  nach  ihrer 
Schwere  bewirkt. 

—  Dem  Pharmakologen  Erich  HanUKk  gelingt  die  Darstellung  eines  löslichen 
Eiweißpräparates. 

—  Walther  Hompal  vervollkommnet  die  Gasanalyse  und  konstruiert  zu  Zwecken 
derselben  eine  Anzahl  viel  gebrauchter  Apparate,  wie  eine  Gasbürette  mit 
Temperatur-  und  Barometerkorrektion,  eine  Explosionspipotte,  eine  Ab- 
sorptionspipette usw. 

—  J.  B.  F.  HMTMhoff  baut  Vierfach-Expansionsmasohinen  für  das  Torpedoboot 
„Cushing",  die  Kessel  mit  17,6  Atm.  Überdruck  haben  und  sich  derart 
bewähren,  daß  nunmehr  die  Vierfaoh-Expansionsmaschine  zu  größerer  Be- 
deutung gelangt.  Im  gleichen  Jahre  werden  solche  Maschinen  schon  von 
der  Schifibaugesellachaft  Scheide  in  Vlissingen  gebaut,  1891  nimmt  Schichau 
in  Elbing  und  1892  der  Stettiner  Vulkan  deren  Bau  auf. 

—  K.  Naaimuiii  entdeckt,  daß  man  durch  Schmelzen  von  PhenylglykokoU  mit 
Ätzkali  zum  Indigo  gelangen  kann,  und  daß  das  GlykokoU  der  Anthranil- 
säure  (Phenylglykokollorthocarbonsäure)  auf  gleiche  Weise  behandelt,  eben- 
falls zum  Indigo  führt.  Dieses  letztere  Verfahren  dient  später  der  Badi- 
schen Anilin-  und  Sodafabrik  bei  ihrem  synthetischen  Indigoverfahren 
(s.  1897  B.),  bei  welchem  das  Anthranilsäureglykokoll  aus  Anthranilsäure 
und  Chloressigsäure  gewonnen  wird. 

—  Julius  HIndibirf  konstruiert  einen  Elektromagneten  zur  Entfernung  von 
Eisensplittem  aus  dem  Augapfel.     (S.  600  v.  Chr.,  1266  und  1600  H.) 

—  J.  H.  van't  Hoff  sucht  nachzuweisen,  daß  der  osmotische  Druck  der  in 
fester  Lösung  befindlichen  Substanzen  dem  der  flüssigen  Lösung  analog 
ist  und  den  gleichen  Gesetzen,  wie  sie  für  diese  gelten,  gehorcht. 

— •      Der   Mediziner  Albert   HtM  fördert  die   Orthopädie  und    zeichnet   sich 


—     885     — 

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1890 

namentlich  durch  die  Operation  der  angeborenen  Häftgelenksverrenkan- 
gen  ans. 
1890  Nachdem  HolabM  und  RadW  schon  das  Tacoma  bnilding  in  Chicago  mit 
14  Stockwerken  erbaut  hatten,  errichten  sie  den  ganz  in  Eisengerippe- 
Eonstruktion  aufgeführten  Masonio  Temple  dageLbst,  das  erste  zwanzig- 
stöokige,  vom  Erdboden  bis  zum  Dach  83,5  m  hohe  Gebäude. 

—  HoHsrlth  in  Washington  erfindet  eine  elektrische  Zählmaschine,  die  zuerst 
i.  J.  1890  bei  der  Bearbeitung  des  amerikanischen  Zensus  und  seitdem 
vielfach  benutzt  worden  ist.  Hierzu  6ind  die  Individualxählkarten  mit 
einer  Anzahl  dem  Lebensalter,  Personenstände,  den  Beru&arten  und  den 
sonstigen  zu  registrierenden  Daten  entsprechenden  Feldern  versehen,  von 
denen  bei  der  Zählung  das  zutreffende  Feld  durchlooht  wird.  Die  durch- 
lochten  Karten  werden  alsdann  in  die  Zählmasohine  gebracht,  welche  die 
einzelnen  Daten  nach  Lage  und  Zahl  der  Perforationen  selbsttätig  summiert. 

—  HMgnnrff  tind  van  Dorp  gelingt  es,  Phtalsäureimid  mit  alkalischer  Brom- 
lösung in  Anthranilsäure  überzuführen  und  damit  für  die  von  der  Badi- 
schen Anilin-  und  Sodafabrik  (s.  1897  B.)  unternommene  Synthese  des 
Indigoblaus  den  Weg  von  der  Phtalsäure  zur  Anthranilsäure  zu  zeigen. 
(S.  auch  1890  He.) 

—  Der  Ingenieur  Ernst  Hctop  in  Berlin  baut  einen  kontinuierlichen  Gips- 
Bchachtofen  für  Koksfeuerung,  welcher  namentlich  in  groBen  Betrieben 
mit  geregeltem  Absätze  viel  verwendet  wird. 

—  C.  H.  Jicir  &  0«.  in  Leipzig  bauen  eine  „Kreiskolbenpumpe"  genannte 
Botationspumpe  mit  drei  Kolben,  bei  welcher  der  Steuerzylinder  den 
Druckraum  gegen  den  Saugraum  abdichtet.     (S.  a.  1800  B.  und  1867  R.) 

—  Nachdem  für  die  Höhenmeteorologie  nacheinander  die  Observatorien  auf 
dem  Säntis,  dem  Wendelstein,  dem  Obir  und  dem  Sonnbliok  entstanden 
waren,  errichtet  Pierre  Jules  C^sar  JMiimi  ein  Observatorium  auf  dem 
Montblanc,  auf  dem  automatische  meteorologische  Instrumente  unter- 
gebracht werden. 

—  V.  L.  JMp««M  in  Nykjöbing  konstruiert  einen  Dampf  regler  zur  Rauch - 
Vermeidung,  bei  welchem  der  Rauchschieber,  durch  Gegengewichte  großen- 
teils ausbalanciert,  an  einem  Uhrwerk  hängt,  das,  durch  den  Rest  des 
Rauchschiebergewichts  angetrieben  xmd  durch  Pendel  gehemmt,  den  durch 
den  Schluß  der  Feuertür  emporgezogenen  Schieber  allmählich  herunter- 
sinken  läßt. 

—  Joukart  erfindet  einen  Apparat,  der  die  Kurven  von  Wechselströmen  punkt- 
weise aufzeichnet. 

—  Gisbert  Kapp  und  MlhMll  erfinden  gleichzeitig  die  Spannungserhöher  (Booster), 
das  sind  kleine  Transformatoren,  die  bei  Wechselstromanlagen  mit  langen 
Speiseleitungen  außer  den  in  den  Unterstationen  befindlichen  Transforma- 
toren in  der  Zentralstation  selbst  verwendet  werden. 

—  Jaoobus  Cornelius  Kaptaljn  leitet  aus  den  am  Meridiankreise  beobachteten 
Rektascensionsdifferenzen  zahlreiche  Parallaxen  von  Fixsternen  ab. 

—  KHppart  trifft  die  maschinellen  Einrichtungen  zur  direkten  Herstellung  von 
trockenem  Supeiphosphat.  Die  Gewinnung  erfolgt  durch  Aufschließen  des 
Phosphats  mit  so  starker  Säure,  daß  es  nur  den  Wassergehalt  der  ge- 
darrten Ware  (die  mit  SOgrädiger  Säure  aufgeschlossen  war)  erhält.  Ein 
Überschuß  an  freier  Phosphorsänre  wird  durch  Zusatz  von  leicht  zersetz- 
baren Phosphaten  weggenommen. 

—  Robert  Kock  stellt  in  dem  Tuberkulin  ein  Hilfsmittel  zur  Erkennung  und 
Heilung  der  Tuberkulose  her. 

—  KSnig  &  BaiNT  erbauen  die  Zwillingsrotationsmaschine,  die  aus  zwei  ge- 
trennten Druckwerken  und  einem  gemeinsamen  Falzwerke  besteht  und  es 


886     — 

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1890 

ennö^oht,  Dmokerzengnisse  von  2,  4,  8,  16  Seiten,  sowie  sololie  von  6, 
10,  12,  14,  18,  20,  22,  24  Seiten  herzustellen. 
1890  G.  KrtaMT  und  A.  Splllnr  finden  im  Steinkohlenteer  das  Inden  und  sagen 
das  Vorhandensein  eines  Kohlenwasserstofls  voraus,  der  sich  sum  Inden 
verhält,  wie  das  Furfuran  Kum  Cumaron,  und  den  sie  in  der  Tat  1896  im 
Bensolvorlauf  auffinden  und  Cyolopentadien  nennen. 

—  Severin  Lrarttmi  erfindet  den  „Ündulator",  einen  Apparat,  welcher,  wie  der 
Siphon  Recorder  (s.  1867  T.),  die  übergebene  Depesche  selbsttätig  abtelegra- 
phiert und  als  Empf  angaapparat,  namentlich  bei  Seekabeln  mittlerer  Länge, 
wegen  seiner  Leistimgsfähigkeit  und  Einfachheit  viel  angewendet  wird. 

—  Ernst  Ltchw  benutzt  die  elektrische  Entladung  in  verdünnten  Gasen  (GeiB- 
ler'sohen  Röhren)  zum  Nachweis  elektrischer  Schwingungen  und  Wellen 
(WeUendetektor). 

—  Raphael  LipiM  wiederholt  die  Versuche  von  Claude  Bemard,  Pavy  usw. 
(8.  1877  B.),  indem  er  bei  seinen  Versnoben  über  die  Zerstörung  des  Zuckers 
im  Körper  jede  bakterielle  Wirkung  ausschliefit.  Er  stellt  fest,  daß  die 
Glykolyse  auf  ein  glykolytisches  Ferment  zurückzuführen  ist  und  an  die 
roten  und  insbesondere  an  die  weißen  Blutkörperchen  geknüpft  ist,  wäh- 
rend das  Ferment  im  Blutserum  fehlt,  was  von  Spitzer  (1894)  bestätigt 
wird. 

—  Raphael  Lfpln«  stellt  im  Verfolg  seiner  Versuche  über  Glykolyse  (s.  den  vor- 
hergehenden Artikel)  fest,  daß  Zuckerzerstörung  auch  mit  dem  Brei  oder 
Preßsaft  von  Organen  erzielt  werden  kann. 

—  LavMSMir  erfindet  die  biegsamen  Metallschläuche,  die  an  Biegsamkeit  den 
Kautschukschläuchen  gleichkommen,  vor  diesen  aber  den  Vorzug  haben, 
daß  sie  ein  Vakuum  vertragen,  ohne  von  der  äußeren  Luft  zusammenge- 
drückt zu  werden. 

—  Max  Lrry  in  New  York  stellt  Rastemetze  für  die  Autotypie  her,  die  von 
höchster  Feinheit  sind  und  bis  3000  Punkte  auf  den  Quadratzentimeter 
ergeben.  Er  deckt  das  Glas  mit  Ätzgrund,  ritzt  die  Linien  mit  einer  Ma- 
schine ein,  ätzt  ins  Glas  und  füllt  nach  Abwaschen  des  Ätzgnindes  die  ge- 
ritzten Linien  mit  Emailmasse  aus.  Er  ritzt  nur  parallele  Linien  auf  jeder 
Platte,  legt  dann  aber  rwei  Platten  so  aufeinander,  daß  ihre  Linien  sich 
rechtwinklig  kreuzen.  Andere  Methoden  zur  Herstellung  von  Raatemetzen 
werden  von  Husnik  und  Gaillard  erfunden. 

—  Der  Ingenieur  Otto  Ullmtlial  in  Berlin  verfertigt  nach  langjähriger  Beob- 
achtung des  Vogelflugee  (vgl.  seine  Sohrift  „Der  Vogelflug  als  Grundlage 
der  Fliegekunst")  einen  Segelflugapparat,  mittels  dessen  er  ohne  aktive 
Bewegung  vom  Winde  getragen  und  gehoben,  und  unter  Umständen  auch 
gegen  den  Wind  schwebend  fortbewegt  wird.  Er  verunglückt  1896  bei 
einem  Flugversuche. 

—  LMMr  und  Lwgs  konstruieren  für  die  Ramiespinnerei  eine  Kämmmaschine, 
die  gegenüber  dem  System  HeUmann-Delette  einen  Fortschritt  bedeutet 
und  in  der  Ramiespinnerei  Bregenz  zuerst  Verwendung  findet. 

—  IdMr  stellt  zuerst  Magnesiumalkyle  her,  die  1892  von  H.  Fleck  näher  unter- 
sucht werden.  Letzterer  stellt  auch  aromatische  Magnesiumverbindungen, 
wie  Magnesiumdiphenyl  dar. 

—  Nachdem  schon  seit  1869  an  Stelle  der  bis  dahin  gebrauchten  Folien 
(Films)  aus  gehärteter  Gelatine  photographiBche  Films  aus  Kollodium  und 
CeUuloid  hergestellt  worden  waren,  die  mit  der  lichtempfindlichen  Emulsion 
fiberzogen  wurden,  bringen  Fr^d^ric  LumMrt  und  die  EMtaiiaii  Company  die 
sogenannten  Rollfilms  in  den  Handel,  bei  denen  der  für  eine  Serie  von  Auf- 
nahmen bestimmte  papierartige  Filmstreifen  auf  eine  Rolle  au^ewickelt  ist. 

—  Hugo  Luthsr  verwendet  bei  der  Donauregulierung  sehr  leistungsfähige  Bohr- 


887     — 

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1890 

schiffe  und  Felebrecher  mit  eisernen  9  m  langen  und  10  t  schweren  Meißeln, 
die  durch  Dampf  winden  gehoben  und  dann  frei  fallen  gelaasen  werden, 
und  ermöglicht  ledighch  hierdurch  die  Durchführung  dieser  Arbeiten.  (S.  a. 
1888  H.)-  Die  Pläne  zur  Korrektion  der  Donau  sind  von  WaUandt  auf- 
gestellt. 
1890  Die  Marvit  8«l«  Company  in  New  York  gestaltet  bei  ihren  Geld- 
schränken den  Umschweif  der  Tür  und  dementsprechend  auch  den  Tür- 
rahmen treppenförmig,  wodurch  nicht  nur  ein  sehr  wirksamer  Feuerfalz 
geschaffen,  sondern  auch  das  Eintreiben  von  Stahlkeilen  und  das  Ein- 
blaaen  von  Nitroglycerin  behufs  Sprengung  des  Schrankes  unmöglich  ge- 
macht wird.  M.  Fabian  macht  von  dieser  Anordnung  bei  seinem  Geld- 
schrank „Ideal"  Gebrauch. 

—  Mathawton,  Direktor  der  Tilghman's  Patent  Sand  Blast  Co.  verbessert  das 
Sandstrahlgebläse  (s.  1871  T.)  nach  den  verschiedensten  Sichtungen  und 
schalFt  durch  eine  Anzahl  sinnreicher  Konstruktionen  neue  Anwendungs- 
gebiete für  dasselbe.  Er  ersinnt  folgende  Ausführungsformen:  1.  das  Vakunm- 
SandstrahlgeblSse,  2.  das  Saug-Sandstrahlgebläse  und  3.  das  Druck-Sand- 
strahlgebläse. 

—  mwiirf  und  Noutl  erfinden  das  optische  Pyrometer,  bei  welchem  die  Be- 
ziehungen zwischen  der  Temperatur  und  dem  Polarisationswinkel  zur  Tem- 
peraturmessung herangezogen  werden. 

^  P.  MlqiMl  in  Paris  weist  nach,  daß  die  sogenannte  Hamstoffgärung,  d.  i. 
die  Umwandlung  des  Harnstoffs  in  Ammoniumcarbonat,  welche  in  ausge- 
schiedenem Harn  allmählich  eintritt,  nicht  direkt  durch  die  Lebenstätig- 
keit der  anwesenden  Bakterien,  sondern  durch  Vermittlung  eines  davon 
abtrennbaren  Enzyms  (der  TJrase)  bewirkt  wird,  wie  es  Musculus  schon 
1874  vermutet  hatte.    (Enzymtheorie  s.  1868  T.) 

•~  Henri  Mobtaii  stellt  das  zuerst  von  Dumas  (1826)  in  unreinem  Zustande 
erhaltene  Phosphortrifiuorid  dar,  indem  er  Fluorarsen  tropfenweSse  in 
Phosphorchlorür  einträufelt.  Durch  Fluor  erhält  er  daraus  (1891)  das 
von  Thorpe  (s.  1875  T.)  entdeckte  Phosphorpentafluorid. 

—  F.  Mond,  C.  Lan(tr  und  F.  Qulnckt  stellen  durch  Überleiten  von  Kohlen- 
oxyd über  fein  verteiltes  Nickel,  das  bei  etwa  4000  C.  durch  Reduktion 
von  Nickeloxyd  durch  Wasserstoff  erhalten  ist,  das  Nickelkohlenoxyd  her, 
das  sich  bei  starker  Abkühlung  zu  einer  farblosen,  stark  lichtbrechenden 
Flüssigkeit  verdichtet. 

—  F.  Mond  und  C.  Langtr  woUen  die  katalytische  Wirkung  fein  verteilter 
Metalle  wie  Nickel  und  Kobalt  (vgl.  vorstehenden  Artikel)  benutzen,  um 
Leuchtgas  von  Kohlenozyd  und  Kohlenwasserstoffen  zu  befreien  und  an 
deren  Stelle  Wasserstoff  einzuführen. 

—  S.  NapImaekMS,  der  die  Pullman'schen  Schlafwagen  schon  im  Jahie  1873 
in  Europa  eingeführt  hatte,  richtet  daselbst  auch  die  Pullman'schen 
Luxuszüge  ein.  (S.  1887  P.) 

—  Der  Geolog  Melchior  Nwmayr  untersucht  in  seiner  „Erdgeschichte"  (1885  bis 
1887)  und  namentlich  in  seinem  Werke  „Die  Stämme  des  Tierreichs"  (1890, 
unvollendet)  die  genealogischen  Verhältnisse  der  fossilen  Organismen. 
Seine  Darlegungen  enthalten  eine  Fülle  von  neuen  Gesichtspunkten. 

—  Der  Stadt  Nawcattto  geUngt  es,  durch  die  seit  dem  Jahre  1873  fortgesetzten 
energischen  Baggerungen  und  Begulierungsarbeiten,  bei  denen  rund  47 
Millionen  Kubikmeter  ausgebaggert  werden,  den  Tyne  aus  einem  un- 
bedeutenden Fluß  zu  einer  mit  Schiffen  bis  zu  4000  t  fahrbaren  Wasser- 
straße zu  machen  und  den  Tynehafen  zu  einem  Handelshafen  ersten  Ranges 
zu  gestalten.  Die  Projekte  zu  diesen  Arbeiten  waren  von  J.  F.  üre  an- 
gefertigt. 

—     888     — 

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1890  Jules  und  Albert  NlelausN  in  Paris  konstruieren  einen  Dampfkessel  für 
Schiffe,  der  aus  einem  Oberkessel  und  zwei  mit  demselben  in  Verbindung 
stehenden  Wasaerkammem  mit  Rohren  besteht,  die,  nachdem  sie  zuerst  aus 
Temperguß  hergestellt  worden  waren,  neuerdings  aus  FluBeisen  gestanzt 
werden.  Ein  ähnlicher  Kessel  ist  der  Dürr-Kessel,  der  1893  für  die 
Deutsche  Marine  gebaut  wird. 

—  Nl0likl  und  Miektar  stellen  durch  Einwirkung  yon  Nitrosodimethylanilin 
auf  Resoroin  das  Dimethylresomfamin  her,  das  einen  tiefblauen  Tannin- 
lack bildet  und  Veranlassung  zu  der  von  Ullrich  vorgeschlagenen  Er- 
zeugung indigoblauer  Färbungen  auf  der  Baumwollfaser  gibt.  Es  wird 
ein  Gemisch  von  fein  verteiltem  Nitrosodimethylanilin,  Resorcin  und 
Tannin  mit  einem  Verdeckungsmittel  aufgedruckt  und  beim  Dämpfen  das 
seifen-  und  lichtechte  Resorcinblau  erhalten. 

—  Alfred  NoM  verbessert  sein  Verfahren  der  Gelatinisierung  (s.  1876  N.),  in- 
dem er  gleiche  Gewichtsmengen  von  Nitrolglyoerin  und  Schießbaumwolle 
vollkommen  gelatinisiert,  das  Material  zwischen  erhitzten  Platten  durch- 
gehen läßt  und  so  Tafeln  erhält,  die  sich  in  Würfel  jeder  Größe  zerteUen 
lassen  und  sowohl  als  Geschütz-,  wie  auch  als  Gewehrpulver  verwendet 
werden  (Nitroglycerinpulver,  Würfelpulver). 

—  Karl  Ludwig  PaMI  steUt  durch  Erhitzen  von  o-Nitrobenzylanilin  mit 
Ameisensäure  und  darauffolgende  Reduktion  das  Phenylhydrochinazolin 
dar,  das  unter  dem  Namen  „Orexin"  und  insbesondere  in  der  gerbsauren 
Verbindung  ein  gutes  Mittel  gegen  Appetitlosigkeit  (Stomachicum)  darstellt. 

—  W.  «on  PNMr  bildet  die  einzelnen  Teile  und  Bewegungsantriebe  der  Dreh- 
bank sehr  sinnreich  durch  und  schafft  damit  eine  Werkzeugmaschine, 
die  nicht  nur  alle  gewöhnlichen  Dreharbeiten  einschließlich  des  Gewinde- 
schneidens, sondern  auch  alle  Arten  von  I^äsarbeiten  mit  Genauigkeit 
auszuführen  vermag. 

—  Emil  Ponflek  weist  experimentell  die  merkwürdige  Regenerationsfähigkeit 
der  Lebersubstanz  nach.  Diese  Versuche  ermutigen  die  Chirurgen,  die 
älteren  Versuche  wieder  aufzunehmen  und  Leberabscesse,  Lebergeschwülste 
tmd  Echinococcen  operativ  zu  entfernen. 

—  PrinsM  und  Qoerllp  arbeiten  für  die  Gewinnung  des  Zuckers  aus  Zucker- 
rohr Methoden  der  kalten  Scheidung  und  Saturation  aus,  welche  die  Gewin- 
nung mechanisch  filtrierbarer  Säfte  ermöglichen. 

—  Wilhelm  Raitic  erfindet  die  Stufenbahn,  die  nach  einem  Vorversuche  in 
Münster  in  Westfalen  zuerst  auf  der  Weltausstellung  in  Chicago  1893 
ausgeführt  wird. 

—  Romanowsky  gibt  eine  Färbung  der  Kemsubstnnz  der  Malariaparasiten  mit 
Eosin-Methylenblau  an,  welche  die  Erkennung  im  mikroskopischen  Prä- 
parat sehr  erleichtert. 

—  Paul  Rudotph  stellt  mit  Hilfe  der  neuen  Jenenser  Glassorten  (s.  1886  A.)  den 
Zeiß'schen  Anastigmaten  her. 

—  Während  die  dem  Segelsport  dienenden  Segeljachten  bis  zum  Jahre  1890 
in  der  Regel  scharfe  Wasserlinien  mit  tiefliegenden  schweren  Bleikielen 
zeigten,  erkennt  der  Ingenieur  SMkow  zuerst,  daß  die  Bootsform  zur  Ver- 
minderung des  Reibnngswiderstandes  unter  Wasser  möglichst  wenig  Fläche 
haben  muß.  Nach  ähnlichen  Grundsätzen  bauen  die  Amerikaner  Herres- 
hof  und  Watson  vorzügliche  Kieljachten.  (Vgl.  die  von  letzterem  ent- 
worfene Segeljacht  „Meteor"  des  Kaisers  Wilhelm  II.) 

—  Giovanni  Virginio  Schlapanlll  will,  wie  für  den  Planeten  Merkur  (s.  1889  S.), 
so  auch  für  die  Venus  nachweisen,  daß  die  Dauer  ihrer  Acbsendrehung 
mit  der  ihrer  Bewegung  um  die  Sonne  (224,7  Tage)  zusammenfällt,  und  daß 

—     889     — 

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1890 

der  Planet  der  Sonne  beBtändig  dieselbe  Seite  znkehrt.  Perrotin,  Tacohini 
u.  a.  gelangen  isu  dem  gleichen  Resultat.  (Vgl.  aaoh  1896  L.) 
1890  Der  Berliner  Arzt  Carl  Ludwig  SchMeb  erfindet  das  Verfahren  der  Infil- 
trationsanaesthesie,  welches  darin  besteht,  daB  Lösungen  von  anästhe- 
sierenden Substanzen,  wie  Cocain  und  selbst  destilliertes  Wasser,  wenn  sie 
unter  die  Haut  gespritzt  werden,  örtlich  die  Sohmerzempflndlichkeit  auf- 
heben. 

—  Schotffai  in  Wien  verbessert  die  Feüenhaumaschine,  indem  er  den  Meißel 
durch  Federkraft  anstatt  durch  ein  Fallgewicht  (s.  1854  6.)  niederschnellen 
l&ßt.  Er  läßt  außerdem  den  ganzen  Support  sich  etwas  heben,  wenn 
der  Schlag  verschärft  werden  soll,  und  versieht  die  Maschine  mit  einer 
Einrichtung,  welche  den  Hieb  nach  der  Spitze  zu  selbsttätig  verengt. 
Diese  Verbesserungen  bewirken,  daß  die  Masohinenfeilen  nun  imstande 
sind,  mit  den  Handfeilen  zu  konkurrieren. 

—  H.  SchrMtr  bringt  an  dem  holländischen  Fernrohr  Markier-  und  MeSvor- 
riohtungen  an,  die  gleichzeitig  mit  dem  vom  Objektiv  entworfenen  Bild 
durch  das  Okular  scharf  gesehen  werden,  und  hilft  damit  einem  Haupt- 
mangel des  holländischen  Fernrohrs  ab. 

—  Der  Mediziner  Max  Oscar  Sigismund  Schultn  stellt  die  Bedeutung  der 
Schwerkraft  für  die  FormbUdung  bei  der  Entwicklung  der  Organismen 
aus  dem  Ei  fest. 

—  Robert  SchOpphaut  entdeckt  die  Eigenschaft  des  Harnstoffs,  Schießbaum- 
wolle vollkommen  beständig  zu  machen.  Diese  Entdeckung  gewinnt 
insbesondere  in  der  Photographie  für  die  Herstellung  klarer  durchsichtiger 
Films  große  Bedeutung. 

—  MliMtor  behauptet,  daß  die  Planeten  einen  Einfluß  auf  den  Erdmagnetis- 
mus ausüben,  was  durch  Ernst  Leyst's  Berechnungen  (1894)  außer  Zweifel 
gestellt  wird. 

—  Der  Amerikaner  H.  C.  SWftMrt  in  New  York  erfindet  den  IngersoU-Ser- 
geant- Kompressor,  bei  welchem  die  Luft  durch  die  hohle  Kolbenstange  in 
den  Kolben  und  von  hier  durch  Ventilringe  in  den  Zylinder  gesaugt  wird. 
Der  Kompressor  wird  hierdurch  sehr  vereinfacht. 

—  MtniMi  &  Habk«  konstruieren  einen  Energiezähler  mit  periodischer  Regi- 
strierung der  verbrauchten  elektrischen  Energie. 

—  Die  Sttarintrit  dt  Mllly  in  Paris  verbessert  das  Verfahren  der  wässerigen 
Verseifung  der  Fette  (s.  1865  Mi.),  indem  sie  in  Autoklaven  unter  16  At- 
mosphären Druck  und  bei  einer  Temperatur  von  200°  arbeitet  und  durch 
einen  Strom  von  hochgespanntem  Dampfe  eine  fortwährende  Bewegung 
des  G«misobee  von  Fett  imd  Wasser  bewirkt. 

—  Charles  Proteus  SMnimti  steUt  an  Hand  von  Kreisdiagrammen  eine  Theorie 
zur  Vorausberechnung  der  Wechselstrom -Transformatoren  auf. 

—  Karl  ttanirt  steUt  die  Verschmelzungsgrade  der  Tonempflndungen  auf. 

—  Julius  TalM  untersucht  das  zuerst  von  Loebisch  und  Schoop  beim  Erhitzen 
des  Strychnins  mit  alkoholischem  Natron  gewonnene  Strychnol  (Strychnin- 
säure),  das  er  als  eine  Imidocarbonsäure  erkennt. 

—  Eduard  TMim  konstruiert  einen  Kondensator  mit  Verdunstungskühlung. 
Er  läßt  in  den  Wasserraum  eines  liegenden  Röhrenkondensators  zwischen 
den  einzelnen  Rohrreihen  eine  Anzahl  Blechscheiben  eintauchen,  welche 
auf  einer  gemeinsamen  Welle  befestigt  und  in  Drehung  erhalten  werden, 
und  ordnet  über  dem  Ganzen  einen  Bleohmantel  mit  Ventilator  und  Dunst- 
abzug an. 

—  J.  J.  Thomton  macht  ausführliche  Versuche  über  die  Leitfähigkeit  er- 
hitzter Gase  und  konstatiert,  daß  das  Leitvermögen  bei  Luft  und  Stick- 
stoff sehr  gering  ist,    daß   dagegen  Jodwasserstofl,    Jod,    Brom,    Kooh- 


—     890     — 

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salz,  SalzB&ure  gut  leiten.  Von  Metalld&mpfen  leiten  Quecksilber,  Zinn; 
Thallium  wenig,  am  besten  Kalium  und  Natrium,  weniger  gut,  aber  besser 
als  Luft  Cadmium,  Wismut,  Blei,  Aluminium,  Magnesium,  Zink,  Silber. 
Diese  Resultate  stehen  teilweise  im  Gegensatz  zu  Angaben  von  Becqnerei 
(s.  1853  B.),  der  behauptet  hatte,  daß  bei  höherer  Temperatur  alle  gas- 
förmigen Körper  gut  leiten. 
1890  Vlwilt  findet,  daß  in  der  Höhenluft  die  BlutzeUenzahl  bedeutend  zunimmt. 
Die  Zählung  der  Blutkörperchen  geschieht  mit  der  sogenannten  „Thoma- 
Zeiß'sohen  Z&hlkammer".  Ein  Bluttröpfohen  wird  in  einer  Mischpipette 
um  das  100  fache  verdünnt  und  dann  die  Zeilenzahl  eines  Tröpfchens  der 
verdünnten  Lösung  unter  dem  Mikroskop  abgezählt.  Viault's  Befunde 
werden  von  Müntz  (1890),  F.  Miescher  (1893)  und  N.  Zuntz  (1895)  bestätigt. 

—  Hermann  Carl  VafM  in  Potsdam  entdeckt,  unter  Zugrundelegung  des 
Doppler'schen  Prinzips  (s.  1842  D.),  daB  die  Lichtändemngen  des  Algol 
von  einem  dunkeln  Begleiter  herrühren,  der  den  Hauptstem  zeitweise 
verdunkelt,  und  daB  auch  die  Spica  und  Virgo  dunkle  Begleiter  haben. 
(Vgl.  auch  1889  P.) 

—  Wanklyn  und  Coopwr  nehmen  das  Prieetley'scbe  Verfahren  der  Eudiometrie 
vermittels  Stickozyds  (s.  1772  P.  und  1774  F.)  wieder  auf  und  verbessern 
dasselbe  so,  daB  es  «ine  der  genauesten  Metboden  der  analytischen 
Chemie  wird. 

—  Karl  W*l|trt  entdeckt  die  f&rberisohe  Darstellung  der  Xeuroglia  (Binde- 
substanz des  Nervensystems)  mit  Hilfe  einer  besonderen  Anwendungs- 
weise des  Methylvioletts. 

—  H.  Wilfmann  führt  ein  Verfahren  zur  künstlichen  Säuerung  des  Rahms 
mit  HUfe  von  Reinzuchten  ausgewählter  Rassen  von  Milchsäurebakterien 
in  das  Molkereiwesen  ein,  das  dem  Übelstand  einer  ungünstig  verlaufen- 
den spontanen  Säuerung  bei  Herstellung  der  Sauerbutter  abhilft. 

—  C.  Wmmmt  in  Zürich  erhält  ein  Patent  auf  einen  Ventilator  mit  mehr- 
fachen, nahezu  gleich  schnell  umlaufenden  konzentrischen  Flügelrädern, 
wodurch  ein  erhöhter  Wirkungsgrad  gegenüber  anderen  Ventilatoren  er- 
reicht wird. 

—  A.  C.  White  zeigt,  daB  es  möglich  ist,  mehrere  Teilnehmer  eines  Fern- 
sprechnetzes aus  einer  einzigen  Amtsbatterie  mit  Sprechstrom  zu  ver- 
sorgen. Diese  Anordnung  findet  indes  ebensowenig  praktische  Verwendung, 
wie  die  von  Anders.    (S.  1881  A.) 

—  Max  WIM  konstruiert  für  Wechselstrommessungen  das  optische  Telephon 
(Vibrationsgalvanometer),  bei  welchem  die  Schwingungen  der  Membran 
auf  einen  Spiegel  übertragen  und  durch  die  Bewegungen  eines  Lichtbildes 
sichtbar  gemacht  werden.  (S.  a.  1889  F.)  Das  Instrument  wird  1895 
durch  H.  Rubens  noch  vervollkommnet. 

—  Clemens  Whiktor  zeigt,  daB  sich  das  Bor  in  mehreren  Verhältnissen  mit 
Wasserstoff  vereinigt,  und  daß  das  amorphe  Bor  immer  Borwasserstoff 
enthält. 

—  Sergius  Wln^raiiky  entdeckt  die  Nitrose-  und  Nitrobakterien  und  züchtet 
sie  in  Reinkultur.  Die  Nitrosobakterien  oxydieren  (das  Ammoniak  zu  sal- 
petriger Säure;  die  Nitrobakterien  führen  diese  in  Salpetersäure  über, 
jedoch  fehlt  ihnen  die  Fähigkeit,  Ammoniak  anzugreifen.  (S.  1877  S.  und 
1887  P.) 

—  Martin  Ewald  WMny  untersucht  die  Bedeutung  der  Regenwürmer  für  den 
Boden  experimentell  und  konstatiert,  daß  ihre  wühlende  und  grabende 
Tätigkeit  lockeren,  stark  durchgearbeiteten  Boden  gibt.    (S.  a.  1881  D.) 

—  Hermann  ZlmuiM'mMii  erfindet  bei  Gelegenheit  des  Baues  der  Kuppel  für 

—     891     — 

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1890 

das  Reichstagsgeb&ude  zu  Berlin  ein  neues,   sp&ter  nach  ihm   benanntes 
räumliches  Fachwerk. 

1890  Karl  Zulkowiky  stdlt  lösliche  St&rke  durch  Erhitzen  von  Stärke  mit 
Glycerin  her. 

—  Zmc  konstruiert  die  erste  von  den  Eisenbahnzügen  direkt  abhängig  ge- 
machte elektrische  Gleise- Verriegelung  Deutschlands. 

1891  Altart  I.,  Fürst  von  Monaco,  erbaut  in  der  Jacht  „Princesse  Alice  Tl."  das 
erste  ausschließlich  für  die  Zwecke  wissenschaftlicher  Meeresforsohung  be- 
stimmte Fahrzeug.  Er  errichtet  i.  J.  1890  ein  Museum  und  ein  Labora- 
torium für  Meereskunde  in  Monaco. 

—  Die  BaAtdM  Anilin-  und  SoAtMkrlk  stellt  durch  Erhitzen  von  Diorthonitro- 
anthrachinon  mit  rauchender  Schwefelsäure  das  Anthracenblau  dar,  das  als 
Dipurpuiin  aufzufassen  ist  und  auf  Chrombeize  ein  sehr  schönes  und  echtes 
Blau  gibt. 

—  E.  Baffltargar  und  W.  LaHar  stellen  durch  Hydrierung  des  Naphtalins  das 
Naphtalindihydrat  dar,  das  sie  als  ringförmiges  Analogon  des  Äthylens 
bezeichnen. 

—  Bwtarieh  zeigt,  daß  hohe  Wahrscheinlichkeit  dafür  bestehe,  dafi  die  so- 
genannten Meteoriten  in  zwei  verschiedene  Klassen  zu  trennen  seien.  Für 
diejenigen,  von  denen  eine  mäßige  (planetarische)  Geschwindigkeit  er- 
mittelt ist,  bleibt  Schiaparelli's  Auffassung  (s.  1867  S.)  bestehen;  dies 
sind  Sternschnuppen  im  engeren  Sinne.  Die  Meteoriten  dagegen,  die  sich 
mit  einer  über  die  gewohnten  Verhältnisse  im  Planetensystem  hinaus- 
gehenden Geschwindigkeit  bewegen,  müssen  als  Abkömmlinge  weit  ent- 
legener Gegenden  des  IntersteUarraumes  angesehen  werden;  dazu  gehören 
der  Mehrzahl  nach  die  sehr  hellen  Feuermeteore. 

—  M.  W.  Btywlnck  benutzt  die  Leuchtbakterien,  um  die  SauerstoSproduktion 
erkennbar  zu  machen  oder  um  mit  Hufe  der  auxanographischen  Methode 
die  Bedeutung  eines  Stoffes  oder  Stoffweohselproduktes  für  die  Lichtent- 
wicklung zu  verfolgen. 

—  August  BItr  zeigt,  daß  durch  die  lokale  Applikation  bewegter  heißer  Luft 
die  Hautgefäße  erweitert  werden  können,  und  daß  es  gelingt,  sie  durch 
längere  Zeit  in  diesem  Zustand  aktiver  Dilatation  zu  erhalten.  Er  gründet 
hierauf  die  Heißluftbehandlung,  für  welche  er  die  nach  ihm  benannten 
Wärmekasten  konstruiert,  von  denen  er  eine  große  Anzahl  Modelle  für 
alle  Körperteile  (Knie,  Schulter,  Fuß,  Hand  usw.)  ausbildet. 

—  Oanat  konstruiert  eine  Torpedokanone  zur  Oberwasserlanoierung  des 
Torpedos,  die  von  Brotherhood  und  namentlich  von  Kaselowsky  ver- 
bessert wird. 

—  L.  ClalMn  gelingt  es  im  AnsohluB  an  die  Arbeiten  von  Ost,  Haitinger  und 
Lieben  (vgl.  1884  O.),  zu  zeigen,  daß  durch  Einführung  von  zwei  Säure- 
radikalen in  Aceton  Körper  erhalten  werden,  die  mit  Leichtigkeit  durch 
bloßes  Erhitzen  in  Pyronderivate  übergehen.  Er  gelangt  aus  dem  auf  solche 
Weise  erhaltenen  Acetondioxaläther  zur  synthetischen  Chelidonsäure. 

—  Max  Oonapiut  verbessert  die  Hopkinson'sche  SchluB-Joch-Methode  (s.  1 885  H.) 
und  konstruiert  den  Siderognost. 

—  John  Henry  Darfey  erfindet  ein  neues  Eohlungsverfahren  zur  Vervollkomm- 
nung des  Flußeisens,  indem  er  das  flüssige  Metall  mit  festem  Kohlenstoff 
(Graphit,  Kokspulver)  in  innige  Verbindung  bringt,  wobei  der  Kohlen- 
stoff vom  Metall  rasch  aufgenommen  wird.  Er  erzielt  mit  seinem  Verfahren 
sowohl  im  Martin-,  als  auch  im  Thomas-  und  Bessemer^Betrieb  Produkte, 
die  sich  durch  ganz  hervorragende  Zähigkeit  auszeichnen. 

—  Peter  DtHnwitar  errichtet  die  erste  Volksheilstätte  für  Lungenkranke  in 


—     892     — 

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18M 

Rnppertshain  im  Tannus  und  tritt  mit  Wort  nnd  Schrift  für  di«  Errich- 
tung von  HeÜBtätten  für  Unbemittelte  ein. 
1891  James  Dtwar  und  Frederiok  Augustus  AM  stellen  ein  neues  Sprengmittel 
„Cordite"  her,  indem  sie  Schießbaumwolle  und  Nitroglycerin  in  Aceton 
lösen  imd  das  Lösungsmittel  abtreiben.  Gewöhnlich  wird  dem  „Cordite" 
ein  kleiner  Zusatz  von  Vaseline  gegeben.  Das  „Cordite"  wird  meist  zu 
Schnüren  und  Zylindern  verarbeitet.  Später  tritt  an  die  Stelle  der  massiven 
Pulverfäden  das  Böhrenpulver,  die  Grundform  des  heutigen  Greschütz- 
pnlvers. 

—  Michael  O.  von  DoHvo-Debrawoiikl  in  Berlin  erbaut  zwischen  Lauffen  und 
Frankfurt  a.  M.  die  erste  Anlage  zur  Arbeitsübertragung  mit  hochgespann- 
ten Wechselströmen  verschiedener  Phasen.  Er  gibt  an,  wie  die  Anzugs- 
kraft von  Drehstrommotoren  (der  Ausdruck  „Drehstrom"  für  den  Drei- 
phasenstrom stammt  von  ihm)  durch  Einschalten  von  regulierbaren  Wider- 
ständen in  den  Anker  vergrößert  wird.  Der  nach  seinem  System  für  die 
Arbeitsübertragung  von  der  Allgemeinen  Elektrizitätsgesellsohaft  gebaute 
Drehstrommotor  zeigt  eine  Ausführung,  der  die  jetzt  übliche  noch  fast 
völlig  entspricht. 

—  Erich  ¥on  Drypdiid,  Baiehla,  Vonhöffm  und  Stadt  erforschen  Grönland.  Nach 
vorausgegangenen  Untersuchungen  am  Umanakfjord  errichten  sie  1892 
ein  Stationshaus  am  großen  Karajakgletscher,  von  wo  aus  sie  in  den 
Jahren  1892  und  1893  die  Bewegungseischeinungen  des  Inlandeises  einer 
genauen  Untersuchung  unterziehen.    (Vgl.  1893  D.) 

—  Eugen  DukoU  findet  im  Bett  des  Bengawan-Flusses  auf  Java  Reste  des 
von  ihm  „Pithecanthropus  erectus"  genannten  Anthropoiden,  den  er  für 
das  lange  gesuchte  Zwischenglied  zwischen  Affen  und  Menschen  hält. 

—  Henry  E.  J.  G.  du  Bolt  konstruiert  die  magnetische  Präzisionswage  zur  Auf- 
nahme von  Magnetisierungskurven. 

—  Mils  Cristofer  Dundr  in  Upsala  bestimmt  auf  Grund  der  Verschiebungen 
der  SpektraUinien  des  von  verschiedenen  Stellen  der  Sonne  herrührenden 
Lichts  die  Drehungsgeschwindigkeiten  verschiedener  Zonen  der  Sonne  und 
überhaupt  die  Geschwindigkeiten  auf  der  Sonnenoberfläche  bis  auf  Bruch- 
teile eines  Kilometers  pro  Sekunde. 

—  Paul  Ehrlich  zeigt,  daß  sich  die  Eigenschaft  des  Organismus,  SchutzstofFe 
zu  bilden,  nicht  nur  auf  die  Gifte  pathogener  Organismen,  sondern  auch 
auf  pflanzliche  Toxalbumine  (Abrin,  Ricin)  erstreckt. 

—  Paul  Ehrlleh  und  Paul  aiittmanii  empfehlen  das  Methylenblau  (s.  1877  C.)  auf 
Grund  seiner  Verwandtschaft  zur  lebenden  Nervensubstanz  bei  Neuralgien, 
rheumatischen  Affektionen  und  namentlich  auch  bei  Malaria.  Sie  erzielen 
jedoch  keinen  nachhaltigen  Erfolg,  da  das  Produkt  schädliche  Neben- 
wirkungen, insbesondere  auf  den  Magendarmkanal  und  auf  die  Blase  ausübt. 

—  Elckimyar  benutzt  eine  Wheatstone'sche  Brücken  -  Anordnung  zur  Be- 
stimmung von  Magnetisierungskurven.  Andere  Apparate  zu  diesem 
Zweck  werden  von  Köpsel  (1891  Zeigerapparat  mit  Torsionsfeder),  Ewing 
(1892),  Searle  (1892),  Silvanus  P.  Thompson  (1892  Permeameter)  und  Cor- 
sepius  hergestellt. 

—  William  Ellli  leitet  aus  den  in  Greenwich  seit  1841  fortgesetzten  Beobach- 
tungen der  Deklination  und  Horizontalintensität  eine  etwa  elfjährige  erd- 
magnetische Periode  ab,  während  Lamont  (s.  1849  L.)  dieselbe  zu  etwa 
zehn  Jahren  gefunden  hatte.  Die  einährige  Periode  stimmt  näherungs- 
weise  mit  der  Sonnenfleckenperiode  überein,  die  nach  den  Untersuchungen 
von  Sabine,  Gautier  und  WoU  (s.  1862  S.)  mit  dem  Erdmagnetismus  in  Ver- 
bindung steht.    (S.  a.  1826  S.) 

—  Wilhelm  Enitlmann  zeigt,  daß  bei  Fröschen  die  Reizung  des  einen  Auges  mit 


893     — 

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1891 

lAeät  auch  im  anderen  Auge  eine  negative  Schwankung  des  Nervenstromes 
hervorbringt  (Synopde). 
1891    Emil  Fltckw  stellt   die  Konflgnration  der  Zuckerarten  fest  und  führt  für 
die  graphische  Darstellung  derselben  die  Projektionsformeln  ein. 

—  John  Fritz  erbaut  für  die  Bethlehem  Steel  Co.  einen  Dampfhammer  von 
113,4  t  Fallgewicht.     Der  AmboB  wiegt  475  t,  die  Chabotte  1400  t. 

—  Nachdem  für  die  Entstehung  der  Eishöhlen  die  verschiedensten  Erklä- 
rungen, wie  u.  a.  die  Ealtlufttheorie  von  Deluo  (1822),  die  Überk&ltungs- 
theorie  von  Meißner  (1886)  gegeben  worden  waren,  bringt  Eberhard  FwUH 
durch  seine  Studien  an  den  Höhlen  des  Untersbergs  bei  Salsburg  die  Frage 
der  Lösung  näher.  Er  seigt,  welche  Bedingungen  nötig  sind,  damit  ein 
unterirdischer  nur  durch  eine  schmale  Mundröhre  mit  der  AuBenluft  kom- 
munixierender  Hohlraum  sich  zur  Eishöhle  entwickle,  wozu  namentlich 
niedrige  Lufttemperatur  der  Umgebung,  Vorhandensein  von  Tropfwaaser, 
Abtiefung  des  Höhlenbodens  vom  Eingang  gegen  das  Innere,  Schutz  des 
Mundlochs  gegen  Insolation  und  gegen  die  Wirkung  warmer  Winde  ge- 
hören. Zu  gleichen  Ergebnissen  gelangt  Crammer  auf  Grund  seiner  Unter- 
suchungen des  Toblerlochs  bei  Wiener  Neustadt.     (Vgl.  auch  1899  C.) 

—  Der  Kaufmann  Qtllnck  in  Riga  erfindet  ein  neues  Backverfahren,  bei 
welchem  das  Brot  direkt  aus  Getreide  hergestellt  wird,  ohne  daB  diese« 
durch  ein  Mahlverfahren  vorher  zerkleinert  wird.  Das  G«treide  wird  ge- 
waschen, bis  das  Wasser  klar  abläuft,  dann  mit  heiBem  Wasser  von  etwa 
SO"  C.  gebrüht,  wobei  das  gesunde  Korn  zu  Boden  sinkt,  während  die 
auf  der  Oberfläche  schwimmenden  Unreinigkeiten  abgeschöpft  werden. 
Hierauf  kommt  das  Getreide  sofort  in  die  Teigmähle,  in  die  gleich  die 
nötige  Menge  Sauerteig  und  Salz  gegeben  wird.  Das  fertige  Brot  wird 
unter  dem  Namen  Grelinck'sches  Kombrot  oder  Kraftbrot  verkauft. 

—  Nachdem  SraMwood  1888  ein  erstes  Patent  auf  die  Elektrolyse  von 
Kochsalz  genommen  hatte,  verbessert  er  sein  Verfahren,  indem  er  ein 
Gefäß  aus  Eisen  oder  Kohle  mit  einer  äußeren  Bekleidung  von  elektro- 
lytisch niedergeschlagenem  Kupfer  als  Kathode,  einen  mit  Kohle  be- 
kleideten MetaUzyUnder  als  Anode  nimmt  und  zwischen  beide  ein  Dia- 
phragma von  V-förmigen  Porzellantrögen  bringt,  das  die  Diffusion  von  Chlor 
aus  dem  Anodenraum  in  das  Natron  im  Kathodenraum  verhüten  soll.  Die 
bei  der  Elektrolyse  erhaltene  Lauge  enthält  neben  Ätznatron  nooh  imzer- 
setztes  Salz,  von  dem  sie  durch  Eindampfen  und  Aussoggen  befreit  wird. 

—  Der  belgische  Ingenieur  Hmarto  in  Mons  erfindet  einen  Wassersäulen- 
Luftkompressor,  bei  welchem  die  Erweiterung  des  Wasserspiegels  nach 
den  Austrittsventilen  so  bemessen  ist,  daß  die  Wasserfläche  proportional 
der  bei  der  Kompression  entwickelten  Wärme  zunimmt. 

—  Htliiz  und  Llcbrachi  führen  unter  dem  Namen  Dermatol  das  basisch  gallus- 
saure  Wismut  als  Jodoform-Ersatzmittel  in  den  Arzneischatz  ein. 

—  Oswald  Hmm  stellt  das  Atropamin  aus  der  Wurzel  der  Tollkirsche  dar. 

—  Wilhelm  Hli  macht  wichtige  Untersuchungen  zur  Keimblattlehre  und  ver- 
öffentlicht sie  in  seiner  Abhandlung  „Zur  Frage  der  Läogsverwachsung 
der  Wirbeltierembryonen". 

—  Johann  HortacnwikI  zeigt,  daß  durch  in  den  Körper  eingeführtes  Nudein 
Leukocytose  veranlaßt  wird.  Auch  Pilocarpin,  Antipyrin  und  Antifebrin 
wirken  ähnlich. 

—  Humnwl  konstruiert  den  ersten  Motorzähler.  Derselbe  enthält  einen  kleinen 
Elektromotor,  der  durch  den  zu  messenden  Motor  in  Gang  kommt.  Die 
Zugkraft,  welche  die  Bewegung  des  Motors  reguliert,  entsteht  dadurch,  daß 
in  einer  am  Motor  befestigten  Kupferscheibe  durch  feststehende,  dicht 
über  der  Scheibe  gelagerte  Magnete  Induktioneströme  erregt  werden. 

—     894     — 

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1891 

—  C.  W.  Hmt  &  Oo.  konstrtdeTen  selbBtt&tige  Ladevomohtungen,  welche  im 
wesenUioben  aus  einem  auf  dem  Kai  befindlichen  Dampfelevator  und  einer 
selbsttätig  wirkenden  Hochbahn  mit  Selbstentlader  bestehen.  Eine  der  groß- 
artigsten Anlagen  dieser  Art  stellt  die  Lehigh  Goal  and  Iron  Co.  auf. 

1891  Paul  JMsrldi  benutst  mit  Erfolg  die  Photographie  eur  Feststellung  von 
Fälschungen  von  Schriftneichen.  (S.  a.  1864  0.) 

—  Nachdem  i.  J.  1869  von  Pfaundler  vorgeschlagen  worden  war,  cur  Ver- 
gleichung  der  spezifischen  Wärme  einer  Flüssigkeit  mit  derjenigen  des 
Wassers  die  spenfische  Wärme  mit  elektrischen  Strömen  en  messen,  wendet 
Adolf  JokiMM  dieses  Verfahren  sur  Bestimmung  der  spesifischen  Wärme 
des  Wassers  an.  Er  benutst  hierzu  zwei  mit  gleichen  Wassermengen  ge- 
fällte Calorimeter  mit  nahezu  gleichen  Platinspiralen,  bringt  das  eine  Calori- 
meter  auf  0",  das  andere  auf  0°  bis  40o,  leitet  dann  einen  Strom  durch 
beide  Calorimeter  und  vergleicht  den  Widerstand  der  Spiralen  miteinander. 
Aus  der  Gröfie  des  Widerstands  wird  die  spezifische  Wärme  des  wärmeren 
Wassers  bezogen  auf  jene  des  Wassers  von  0°  berechnet. 

—  S.  M.  JöriMMM  untersucht  die  Shodiumammoniakverbindungen,  stellt  die 
schön  kiystallisierenden  Luteorhodiumsalze  dar  und  stellt  deren  Verhältnis 
zu  den  Roseorhodiumsalzen  fest. 

—  Heike  Kaimrllnsh-OniiM  stellt  flüssige  Luft  in  größeren  Mengen,  nämlich 
6  bis  8  1  stündlich  mit  8  bis  10  PS.  dar.     (S.  a.  1878  D.) 

—  KtUntr  und  TOrk  nehmen  die  ersten  Patente  auf  Herstellung  von  Garnen 
aus  Sulfltstoff  und  aus  Holzschliff.  Sie  treten  später  in  Verbindung  mit 
Leinweber,  der  ein  Vervollkommnungspatent  nimmt,  und  übergeben  die 
Fabrikation  der  Jutespinnerei  Waldhof  bei  Mannheim,  die  solche  Game 
unter  dem  \amen  „Licellagame"  in  den  Handel  bringt. 

—  L.  KsUsr  in  Clermont-Ferrand  führt  das  von  Gossage  (s.  1850  G.)  vor- 
geschlagene Prinzip,  die  Konzentration  der  Schwefelsäure  durch  heiße 
Luft  zu  bewirken,  erfolgreich  durch.  Sein  Apparat  leistet  nicht  nur  der 
Einwirkung  der  von  ihm  verwendeten  überhitzten  Gase  und  der  heißen 
Säure  Widerstand,  sondern  ist  auch  so  konstruiert,  daß  die  unvermeidUcb 
eintretenden  Ablagerungen  von  Sulfaten  usw.  keine  Verstopfungen  hervor- 
rufen können.  Der  Apparat  wird  1900  von  ihm  verbessert  (Keßler's 
Radiator). 

—  Horace  Koachlln  arbeitet  ein  Verfahren  zum  Bleichen  von  Baumwolle  mit 
Wasserstoffsuperoxyd  aus.    (Vgl.  auch  1866  T.) 

—  Nachdem  seit  einiger  Zeit  zum  Chrombeizen  an  Stelle  des  Kaliumchroma- 
tes  das  Chrombisuifit  empfohlen  worden  war,  fähren  Rudolf  Koapp  &  Co. 
das  Chromfluorid  ein,  das  le>.chter  als  irgend  eine  andere  Chrombeize  reines 
Chromoxyd  an  die  WoUe  abgibt. 

—  Eugen  Krallt  und  G.  F.  Zlmmwr  konstruieren  eine  Schwinge-Förderrinne  für 
Koks  und  Kohlen,  die  bei  geringem  Kraftbedarf  eine  große  Leistungs- 
fähigkeit aufweist  (Kreiss-Zimmer'sohe  Förderrinne). 

—  0.  Krlgv-MOTZii  und  A.  Raps  zeichnen  die  Schwingungen  tönender  Saiten 
photographisoh  auf.  Zu  diesem  Zwecke  spannen  sie  die  Saite  vor  einem 
scharf  beleuchteten  vertikalen  Spalt  horizontal  aus.  Der  Schatten  des 
Saitenpunktee  bewegt  sich  dann  in  vertikaler  Richtung  und  sein  Bild  wird 
mit  dem  des  Spaltes  zusammen  von  einer  Linse  auf  ein  in  horizontaler 
Richtung  bewegtes  lichtempfindliches  Papier  geworfen. 

—  Friedrich  Alfred  Krupp  konstruiert  einen  Revolver,  bei  welchem  der  Lauf 
vor  dem  Schusse  über  die  Patronenhülse  hinweg  nach  rückwärts  bewegt 
wird,  wodurch  dem  Entweichen  der  Pulvergase  vorgebeugt  und  ein  sicherer 
Eintritt  des  Geschosses  in  die  Züge  gewährleistet  wird. 

—  Gerhard  und  Hugo  Kritw  befördern   durch   ihr  Werk  „Colorimetrie  und 

—     895     — 


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18»! 

Quantitative  SpektralanalyBe"  diese  beiden  Gebiete  der  chemischen  Ana- 
lyse. 
1891    Bobert  Kutaw  gelingt  es,  die  ersten  brauchbaren  photographischen  Bilder 
der  Harnblase  und  des  Magens  zu  Uefern. 

—  Samuel  Pierpont  LMflty  macht  Versuche  mit  Drachenfliegern,  die  er  mit 
-wechselndem  Erfolge  bis  ins  Jahr  1903  fortsetzt,  wo  sie  mit  einem  Miß- 
erfolg enden,  indem  die  auf  einer  Gleitvorrichtang  gegen  den  PotomacfluB 
dirigierte  Maschine  sofort  nach  dem  Verlassen  der  Bahn  ins  Wasser  fallt 
und  zerstört  wird. 

—  Otto  Lehmann  begründet  die  nach  ihm  benannte  KrystaUanalyse,  bei  der 
es  sich  darum  handelt,  durch  Vergleich  der  Eigenschaften  einer  bekannten 
Verbindung  mit  denen  der  zu  untersuchenden  zu  prüfen,  ob  beide  iden- 
tisch sind.  Er  benutzt  hierbei  das  von  ihm  konstruierte  KrystaUisations- 
mikroskop.  (S.  1877  L.)  Er  definiert  den  Unterschied  zwischen  krystal- 
linischen  und  amorphen  Körpern  dahin,  daß  letztere  keine  Wachstums- 
lichtungen  haben. 

—  Gabriel  Uppmann  photographiert  in  natürlichen  Farben,  indem  er  stehende 
Lichtwellen  künstlich  erzeugt.  Er  bringt  eine  mit  Bromsilberkollodium 
übergoBsene  und  durch  ein  Bad  in  geeigneten  Farblösungen  für  alle  Spektral- 
farben empfindlich  gemachte  Platte  mit  der  Schichtseite  mit  reinem 
Quecksilber  in  Berührung  und  läßt  die  Belichtung  durch  die  Glasplatte  hin- 
durch erfolgen.  Die  Lichtstrahlen  werden  vom  Quecksilber  reflektiert  und 
bUden  bei  ihrer  Kückkehr  mit  den  ankommenden  Strahlen  stehende  Wellen. 
Die  Bilder  können  wie  gewöhnliche  Negative  fixiert  werden  und  geben  die 
natürlichen  Farben  mit  großer  Treue  wieder;  man  muß  sie  aber  unter  be- 
stimmtem Winkel  beleuchten  und  betrachten. 

—  C.  A.  Lokry  da  Bniyn  erhält  freies  Hydroxylamin  durch  Umsetzung  de« 
Chlorhydrats  in  methylalkoholischer  Lösung  mit  Natriummethylat. 

—  W.  LhzI  erkennt  den  Graphitit  als  eine  besondere,  bisher  in  den  Graphit 
mit  einbegriffene  Modifikation  des  Kohlenstoffes  und  charakterisiert  den- 
selben. Er  unterscheidet  sich  vor  allem  von  dem  Graphit  darin,  daß  er 
das  Aufblähen  beim  Erhitzen  mit  konzentrierter  Salpetersäure  zu  langen 
wurmähnlichen  Gebilden  nicht  zeigt. 

—  F.  M.  Lyta  gewinnt  durch  Elektrolyse  von  Chlorblei  Chlor  und  metallisches 
Blei.  Wird  das  Chlorblei  aus  Kaufblei  hergestellt,  so  wird  das  Kitrat,  durch 
das  man  hindurchgeht,  vor  Umwandlung  mit  Calciumchlorid  oder  Mag- 
nesiumchlorid  durch  Zusatz  von  schwammförmigem  Blei  entsilbert. 

—  James  Mae  Ooy  in  Brooklyn  erfindet  ein  Preßluftwerkzeug,  das  ursprünglich 
zur  Steinbearbeitung  bestimmt,  auch  in  der  MetaUbrancbe  zum  Meißeln, 
Stemmen,  Nieten  und  Punzen,  sowie  in  Bergwerken  zum  Schrämen  der 
Kohlen  Verwendung  findet. 

—  Leopold  Mandl  in  Budapest  erfindet  ein  neues  Maischverfahren,  das  nament- 
lich bei  der  Sprritusfabrikation  aus  Mais  angewendet  wird  und  im  wesent- 
lichen darin  besteht,  daß  das  Bohmaterial,  wenn  nötig,  unter  Zusatz  von 
Wasser  mit  Wasserdampf  bis  zu  einer  dem  Druck  der  Atmosphäre  ent- 
sprechenden Temperatur  gedämpft  und  darauf  mittels  gespannter  Luft  aus 
dem  Dämpfer  ausgeblasen  wird.  Es  wird  die  Karameiisierung  der  Stärke 
bei  diesem  Verfahren  vermieden  und  ebenso  die  Zersetzung  des  Zuckers 
und  des  Dextrins  verhindert. 

—  Max  Mannatmann  in  Remscheid  erhält  ein  deutsches  Patent  auf  ein  ver- 
bessertes Verfahren  zum  Auswalzen  und  Kalibrieren  von  Röhren  mittels 
des  Pilgerschritt- Walzverfahrens. 

—  Patrick  Maitton  studiert  in  den  Jahren  1891 — 1902  die  Filariasis  nach  allen 

—     896     — 

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18M 

Biohtimgen  hin  und  entdeckt  eine  Anzahl  Terschiedener  Spezies  der  FUaria, 
-wie  FUaria  diuma,  Filaiia  peretanB,  Filaria  Demarquayi,  Filaria  Ozzardi. 
Er  zeigt,  daß  der  Medinawurm  (b.  1674  V.)  auch  eine  Abart  der  Filariasis  ist. 
1891  Hugh  Maninil  stellt  zuerst  reines  Persulfat  dar  und  gewinnt  auch  reine 
Übersohwefelsäure.  (S.  1878  B.)  Diese  Säure  hat  dadurch  Bedeutung, 
daß  sie  in  den  Bleiakkumulatoren  durch  die  Einwirkung  des  elektrischen 
Stromes  auf  die  zur  Fällung  der  Akkumulatoren  dienende  mäßig  kon- 
zentrierte Schwefelsäure  auftritt. 

—  S.  MaHzsr  prüft  den  zuerst  von  A.  Horvath  (1878)  behaupteten  hemmen- 
den Einfluß  einer  starken  mechanischen  Erschütterung  auf  das  Wachs- 
tum der  Bakterien.  Er  gelangt  zu  dem  Resultat,  daß  geringe  Erschütte- 
rung dem  Leben  der  Mikroorganismen  förderlich  ist,  starke  Erschütterung 
aber  für  manche  Arten  von  Bakterien  schädigend,  für  andere  Arten  fördernd, 
und  für  wieder  andere  Arten  ohne  merkliche  Wirkung  sein  kann. 

—  Albert  A.  MldMliM  erfindet  das  Interferometer,  ein  Instrument  zur  Be- 
stimmung der  Wellenlänge  des  Lichts. 

—  Nachdem  Porro's  Vorschläge  (s.  1851  P.)  wieder  in  Vergessenheit  ge- 
raten waren,  steUt  zuerst  Adolf  von  Steinheil  i.  J.  1890  ein  zur  photo- 
graphisohen  Aufnahme  terrestrischer  Fembilder  geeignetes  Femobjektiv 
dar,  das  er  dem  Beichsmarineamt  zu  Eüstenaufnahmen  anbietet,  ohne 
mit  seiner  Erfindung  im  übrigen  an  die  Öffentlichkeit  zu  treten.  Erst 
durch  das  von  Adolf  MItth«  i.  J.  1891  hergestellte  Teleobjektiv,  das  sich 
als  eine  Art  photographisches  Femrohr  bezeichnen  läßt,  gelangt  die 
terrestrische  Fempbotographie  zu  größerer  Bedeutung.  In  England  wird 
die  Priorität  der  Erfindung  des  Teleobjektivs  dem  Ingenieur  Thomas 
R.  Dallmtyir  zugesprochen,  dessen  Patentanmeldung  allerdings  16  Tage 
früher  erfolgte  als  diejenige  Miethe's. 

—  L.  Mond  und  F.  Quineki  einerseits  und  M.  Barthtiot  andererseits  beobachten, 
daß  auch  das  Eisen,  ähnlich  dem  Nickel  (s.  1890  M.),  im  Eohlenoxyd- 
strom,  wenn  auch  nur  in  sehr  geringen  Mengen,  verflüchtigt  werden  kann. 
Das  entstehende  Eisenkohlenoxyd  wird  von  konzentrierter  Schwefelsäure 
völlig  absorbiert,  die  Lösung  zersetzt  sich  aber  sehr  rasch.  Ob  diese 
Verbindung  die  von  Fleitmann  (s.  1889  F.)  beobachtete  Flüchtigkeit  des 
Eisens  bedingt,  ist  noch  nicht  festgestellt. 

—  Der  Eisenbahndirektor  MOilsr  bringt  zuerst  Haken weichenschlösser  bei 
Eisenbahngleisen  zur  Anwendung. 

—  NagSl  &  KSmp  bauen  zwei  elektrische  Hafenkrane  für  den  Hamburger 
Hafen,  die  je  2600  kg  Tragkraft  haben  und  befriedigend  arbeiten.  Die 
elektrischen  Hafenkrane  nehmen  von  da  ab  eine  rasche  Entwicklung. 

—  G-eorg  Balthasar  von  NMiiMyar  gibt  im  Anschluß  an  die  1880  publizierten 
Karten  (s.  1880  N.)  einen  Atlas  des  Erdmagnetismus  und  später  Karten 
der  magnetischen  Gleichgewichtslinien  heraus,  bei  welchen  ihm  die  von 
Schmidt  gemachten  Berechnungen  (s.  1886  S.)  sehr  förderlich  sind. 

—  H.  NonHnieytr  in  Breslau  findet  in  der  auf  besondere  Weise  behandelten 
Infusorienerde  einen  Stoff,  welcher  alle  Eigenschaften  eines  tadellosen 
Filters  in  sich  vereinigt.  Er  formt  aus  Infusorienerde  einseitig  geschlossene 
Hohlzylinder,  die  gebrannt  werden  und  in  den  sogenannten  Berkefeld- 
Filtern  Verwendung  finden. 

—  Max  Joseph  Otrtei  untersucht  die  Schwingungen  der  Stimmlippen  vermittels 
des  Stroboskops  (Laryngostroboskop). 

—  Robert  Eduard  Psary  erforscht  Nordgrönland,  überschreitet  den  großen, 
von  Eane  entdeckten  Humboldtgletscher  und  gelangt  1892  zu  der  bis  dahin 
noch  unbekannten  Independence-Bai.  In  den  folgenden  Jahren  stellt  er 
die  Küstenkonturen  von  Nares-Land  bis  Academy-Land  fest.    1894  findet 

Darmstaedter.  67 

—     897     — 


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1891 

er  auf  der  Meteorinsel  den  von  John  Ro0  1818  entdeckten  großen  Meteor- 
Btein  wieder,  der  70000  kg  Gewicht  hat. 
1801  Albrecht  Ptnck,  der  unermüdlich  für  die  Glaziaigeologie  t&tig  ist,  regt  auf 
dem  fünften  internationalen  Geograpbenkongreß  in  Bern  die  Schafinng 
einer  Erdkarte  im  einheitlichen  MaBstabe  1 :  1000000  an,  deren  Ausführung 
im  Werke  ist. 

—  William  Matthew  Flinders  Pttrli  entdeckt,  daB  die  von  ihm  bei  Guröb  (im 
ägyptischen  Fayüm)  gefundenen  Mumiensärge  meist  kartonnagenartig  ge- 
arbeitet und  aus  zusammengeklebten  Papyrusfetsen  hergestellt  sind.  Er 
löst  die  Bestandteile  auseinander  und  gewinnt  aus  den  beschriebenen 
Papyrusresten  ein  sehr  wertvolles  historisches,  in  der  Hauptsache  auf  das 
3.  Jahrhundert  v.  Chr.  bezügliches  Quellenmaterial. 

—  Julius  nntieh  macht  die  ersten  Versuche  mit  Preßgasbeleuchtung  und  er- 
zielt unter  Benutzung  von  1,6  bis  2,0  m  Wasserdruck  und  265  1  Gas- 
verbrauch in  der  Stunde  250  Kerzen  Leuchtkraft,  wobei  allerdings  die 
Lebensdauer  des  Glühkörpers  nur  50  Brennstunden  beträgt. 

—  W.  Piillliicar  stellt  durch  Erhitzen  von  Platinschwamm  auf  250**  im 
Eohlenstoffatrom  Kohlenoxydplatinverbindungen  her  und  untersucht  die 
1868  von  Schützenberger  dargestellte  Verbindung  von  Platinchloiid  mit 
Kohlenoxyd,  die  er  aU  Phosgenplatinchlorür  bezeichnet.  Gleichzeitig 
machen  auch  F.  Mylius  und  F.  Förster  Studien  über  die  Kohlenoxydplatiu- 
verbindungen. 

—  Nachdem  Coming  in  New  York  1886  gezeigt  hatte,  daß  man  durch  Ent- 
fernung von  einigen  Kubikzentimetern  der  Cerebrospinalflüssigkeit  bei 
gewissen  Erkrankungen  des  Gehirns  und  Bückenmarks  wesentliche  Er- 
leichterung schaffen  kann,  arbeitet  Heinrich  J.  Qulnek*  diese  Methode  ür 
die  Diagnose  und  Therapie  aus  und  führt  sie  unter  dem  Namen  „Lumb  l- 
punktion"  in  die  Praxis  ein. 

—  Santiago  Raraon  y  im>l  begründet  die  Lehre  von  den  imtereinander  ana- 
tomisch wie  genetisch  nicht  zusammenhängenden,  aber  in  Kontiguität 
stehenden  Nerveneinheiten,  die  von  Kölliker,  His  und  Forel  weiter  aus- 
gebaut wird.  Für  diese  Nerveneinheiten,  d.  i.  für  die  Nervenzellen  mit 
den  von  ihr  ausgehenden  Nervenfasern,  führt  Waldeyer  den  Namen  „Neu- 
ronen" ein.  Den  Fortsatz  der  Neuronen  (Achsenzylinderfortsatz  s.  1865  D.) 
bezeichnet  Waldeyer  als  „Neurit". 

—  Raadman  geht  auf  das  von  Wöhler  (s.  1829  W.)  vorgeschlagene  Verfahren 
der  Phosphorgewinnung  zurück  und  zeigt,  daß  bei  der  Temperatur  des 
dektriscben  Ofens  aus  Mischungen  von  mineralischen  Phosphaten,  Sand 
und  Kohle  bis  zu  72o/o  des  darin  enthaltenen  Phosphors  gewonnen  werden. 

—  Friedrich  Georg  Rank  macht  eingehende  Studien  über  den  Milchschmutz, 
die  im  Verein  mit  den  Erfahrungen  über  den  Gehalt  der  Milch  an 
pathogenen  Bakterien  den  Anstoß  zur  Einführung  der  Milchsterilisation 
geben.     (S.  1904  W.) 

—  Eduard  Rlchttr  konstatiert  in  seinen  Studien  über  die  Gletscherschwan- 
kungen, daß  diese  sich  der  zeitlichen  Amplitude  nach  mit  Brückner'» 
Periode  der  klimatischen  Schwankungen  (vgl.  1890  B.)  decken.  Im  Mittel 
der  letzten  drei  Jahrhunderte  tritt  eine  Periode  von  35  Jahren  deutlich 
zutage. 

—  Die  Firma  M.  C.  Rickimn  geht  in  bezug  auf  die  Dimensionen  ihrer  Segel- 
schiffe bahnbrechend  voran,  indem  sie  in  England  die  Fünfmasterbark 
„Maria  Rickmers"  von  115  m  Länge,  14,6  m  Breite  und  7,8  m  Raumtiefe 
bauen  läßt,  die  eine  Tragfähigkeit  von  6000  t  hat  und  mit  einer  Hilfs- 
maschine von  800  indizierten  Pferdekräften  zur  Fortbewegung  bei  Wind- 
stille ausgerüstet  ist. 


—     898     — 

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1891 

1801  Henry  Auguatus  Rowland  vervollkommnet  die  Soh&rfe  der  Messung  der 
Identität  solarer  Spektrallinien  und  chemischer  Elementarlinien  (s.  1861  E.) 
Bo,  daß  er  32  irdische  Elementarlinien  als  sicher  der  Sonnenpbotosphäre 
angehörig  nachweisen  kann. 

—  ScfMurer-Ktstnir  und  MMnlir-DoUfin  führen  Brennwertbestimmungen  mit  der 
Berthelot'schen  Bombe  (s.  1879  B.)  aus,  die  für  reine  Kohle  einen  Brenn- 
wert von  rund  8620  Wärmeeinheiten  ergeben. 

^  Curt  SehlmmilkiKCh  konstruiert  zur  Sterilisation  der  Verbandstoffe  durch 
Dampf  einen  leicht  zu  handhabenden  Sterilisierapparat,  der  sich  unter 
dem  Namen  „Schimmelbusoh'scher  Sterilisierapparat"  rasch  einführt  und 
wesentlich  zur  Weiterverbreitung  der  aseptischen  Wundbehandlung  beiträgt. 

—  Der  bayerische  Ingenieur  Michael  SchltHar  konstruiert  eine  selbsttätige 
Einkammer-Luftdruok-Scbnellbremse,  deren  Prinzip  darauf  beruht,  daß 
gegenüber  allen  bisherigen  Bremssystemen  bei  langen  Zügen  beim  Schncll- 
foremsen  die  VoUwirkung  am  Schlüsse  des  Zuges  früher  eintritt  als  im 
vorderen  Zngteil,  wodurch  das  Auflaufen  und  Zerreißen  'der  Züge  ver- 
mieden wird.  Diese  Eigenschaft  der  Bremse  ist  durch  ausgedehnte  Ver- 
suche auf  den  preußischen  Staatseisenbahnen  nachgewiesen  worden.  Beim 
langjährigen  Gebrauch  auf  deutschen  und  ausländischen  Bahnen  hat  sich 
die  Bremse  gut  bewährt. 

—  Adolf  SchmMt  macht  umfassende  Arbeiten  über  die  Bodentemperatur,  stellt 
Näherungswerte  für  die  Amplitude  von  Tages-  und  Jahresschwankung  auf 
und  gibt  allgemeine  Gesichtspunkte  für  Anlegung  von  Stationen  zur 
Messung  der  Bodentemperaturen. 

—  Nachdem  schon  WoUaston  (1800)  gezeigt  hatte,  daß  in  Medien,  welche 
aus  parallelen  Schichten  veränderlicher  Dichte  bestehen,  die  Lichtstrahlen 
sich  nicht  in  gerader  Linie  fortpflanzen,  sondern  stetig  gekrümmt  sind, 
und  Laplace  (1807)  und  Biot  (1809)  diese  Erscheinung  theoretisch  ver- 
folgt hatten,  macht  Carl  August  Schmidt  in  seinem  Buche  „Die  Strahlen- 
brechung auf  der  Sonne"  neuerdings  darauf  aufmerksam.  Er  benutzt 
diese  Erscheinung  zu  einer  Reihe  interessanter  Folgerungen  über  die  Be- 
schaffenheit der  Sonne. 

—  SckulM  und  Liklirnik  erhalten  durch  Behandlung  von  Isovaleraldehyd- 
Ammoniak  mit  Blausäure  und  Salzsäure  synthetisches  Leucin. 

—  Schuln  und  Llktornlk  führen  das  Arginin  durch  Erhitzen  mit  Barytwassor 
in  Ornithin  {a-d  -  Diaminovaleriansäure),    Harnstoff  und  Ammoniak  über. 

—  Um  Au&chluB  über  die  Vielgestaltigkeit  des  Erdbebenphänomens  zu  er- 
halten, fertigt  der  japanische  Forscher  ttkiya  aus  Eupferdraht  in  beträcht- 
licher Vergrößerung  eine  Nachbildung  der  Kurve  an,  welche  ein  Ober- 
flächenpunkt während  der  Dauer  eines  Erdbebens  beschreibt.  Danacli 
erscheint  das  Erdbeben  meist  nicht  als  eine  Aufeinanderfolge  von  Undula- 
tionen,  sondern  überwiegend  als  eine  Wirbelbewegung,  innerhalb  deren 
die  horizontale  Bewegungstendenz  gegen  die  vertikale  vorherrscht. 

—  Kichard  Swnon  studiert  am  Burnettfluß  in  Australien  die  Entwicklungs- 
geschichte des  Lurchfisches  „Ceratodus"  und  findet,  daß  derselbe  ein  echter 
Vertreter  des  Übergangs  zwischen  Fisch  und  Amphibium  ist.  Außer  dem 
Ceratodus  kommt  in  Afrika  ein  zwischen  f^sch  und  Amphibium  stehender 
Molchflsch  „Protopterus"  vor,  der  sogar  die  Fähigkeit  besitzt,  ganz  außer- 
halb des  Wassers  zu  leben.     (Vgl.  1864  G.) 

—  Der  deutsche  Ingenieur  Julius  Söhnl^iii  erhält  ein  Patent  auf  die  Anwendung 
der  Kurbelkastenspülpumpe  bei  Zweitaktmotoren.  Eine  praktische  Aus- 
führung der  Idee  erfolgt  jedoch  erst  1893  durch  den  Ingenieur  Uidnar  bei 
seiner  Zweitaktmaschine. 

57« 

—     899     — 


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1891 

1891    J.  Stainirt  koiutrniert  einen  DampfmaeohinenFegnlator,  weloher  die  Dampf- 
zofohr   proportional  der  abgegebenen  Leistong  hält  (LeiBtungsregulator). 

—  Sbohö  Tanaka  in  Berlin  konstruiert  ein  „Enharmonium"  oder  „Syntonische 
Orgel"  genanntes  Instrument,  auf  dem  man  nach  Wunsch  in  temperierter 
oder  in  reiner  Stimmung  spielen  kann,  und  zwar  in  allen  Tonarten.  Zu 
diesem  Zweck  sind  die  Obertasten  der  gewöhnlichen  Klaviatar  in  zwei 
oder  drei  TeUe  geteilt  und  eine  neue  Taste  hinzugefügt  worden.  Eine 
mechanische  seitliche  Verschiebung  eines  Teiles  der  Klaviatur  ermöglicht, 
sechs  weitere  Noten  zn  erhalten.  Die  Oktave  enthält  [für  gewöhnlich 
26  Töne;  für  besondere  Fälle  treten  zehn  weitere  hinzu.  Der  Übergang 
von  einer  Tonart  zur  andern  und  von  der  temperierten  zur  reinen  Stim- 
mung erfolgt  durch  einfache  Mechanismen. 

—  Eduard  von  Toll  findet  das  Steineis  (s.  1821  E.)  auch  im  Lenagebiet  in 
Sibirien  auf.  Lehm  und  Gerolle  überdecken  die  riesigen  Eismassen.  Durch 
klaffende  Spalten  ist  der  Lehm  auch  in  das  Innere  des  Eises  gedrungen. 
Die  Deckschicht  birgt  Überreste  diluvialer  Vierfüßler,  fossiles  Elfenbein 
und  wohlerhaltene  Exemplare  des  Mammuts.  (S.  1768  P.  und  1806  A.) 
Toll  faßt  das  Steineis  als  Überrest  eiszeitlicher  Gletscher  auf. 

—  T.  J.  TrMlddor  erfindet  ein  Verfahren,  Kickelstahlplatten  mittels  Wasser- 
brausen  unter  hohem  Druck  zu  härten.  Hierbei  ist  die  Gewalt  der 
Wasserstrahlen  so  groß,  daß  sie  den  auf  der  heißen  Platte  sich  entwickeln- 
den Dampf  durchdringen  imd  die  ganze  Oberfläche  der  Platte  benetzen. 
Einen  ähnlichen  Vorschlag  hatte  vorher  schon  Jarolimek  gemacht. 

—  Frank  W.  Vory  findet,  daß  die  höchste  Temperatur  der  von  der  Sonne 
bestrahlten  MondoberSäche  etwa  180°  C.  beträgt,  daß  dagegen  während 
der  Mondnacht  die  Temperatur  bis  zn  250o  C.  unter  den  Gefrierpunkt 
fällt.     (Vgl.  a.  1886  L.) 

—  H.  W.  Vofoi  und  Ulrich  begründen  auf  Grund  des  von  MaxweU  (s.  1861  M.) 
angegebenen  und  von  Ducos  du  Hauron  (s.  1869  D.),  Ives  (s.  1888  I.)  u.  a. 
vervollkommneten  Prinzips  den  photomechanischen  Dreifarbendruck,  und 
zwar  sowohl  für  den  Farbenlichtdruck  als  auch  für  die  Autotypie  (Vogel- 
Ulrich'sches  Verfahren). 

—  Otto  WaliMh  entdeckt  bei  Behandlung  des  von  Wiggers  1846  aus  Terpentinöl 
erhaltenen  Terpins  (Terpentincamphers)  mit  Phosphorsäure  das  Terpineol, 
einen  Körper  aus  der  Klasse  der  Alkohole,  der  intensiv  nach  Flieder 
duftet.  In  festem  Zustande  war  jedoch  das  i- Terpineol  bereits  von 
Bouchardat  und  Lafont  im  Jahre  1886  erhalten  worden. 

—  Max  Wlsn  entwickelt  die  MaxweU'schen  Methoden  zur  Bestimmung  der 
Selbstinduktion  bei  regelmäßigen  Wechselströmen  und  konstruiert  die 
dazu  nötigen  Apparate.  Normale  der  Selbstinduktion  werden  von  Edel- 
mann und  von  Ayrton  und  Perry  erstmalig  hergestellt. 

—  Max  Wien  konstruiert  einen  Stromunterbrecher,  bei  dem  eine  elektro- 
magnetisch angetriebene  Eisensaite  mittels  zweier  an  ihr  befestigter,  in 
Quecksilbemäpfchen  tauchender  Platindrähte  die  Öffnung  und  Schließung 
des  Stromkreises  bewirkt. 

—  Clemens  WInklor  stellt  durch  Reduktion  der  Sauerstoffverbindungen  von 
Beryllium,  Magnesium,  Calcium,  Strontium,  Barium,  Cerium,  Zirkonium 
und  Thorium  durch  Magnesium  in  einer  Wasserstoffatmosphäre  die  Hydride 
dieser  Metalle  dar,  die  glanzlose  erdige  Massen  bilden. 

—  Dem  Astronomen  Max  Wolf  gelingt  es,  die  Planetoiden  photographisoh 
aufzufinden  und  zu  identifizieren,  weil  sie  sich  auf  einer  eine  Zeitlang 
exponierten  photographischen  Platte  nicht,  wie  Fixsterne,  als  Punkte, 
sondern   als  kleine  Streifchen   abbilden.    Der  erste  von  ihm   auf  photo- 

—     900     — 

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1898 

graphischem   Wege  am   22.  Dezember  1891  entdeckte  kleine  Planet  ist 
(323)  Brucia. 

1891  Martin  Ewald  Woliny  eteUt  eingehende  Untersuchungen  über  die  zuerst 
von  Sohübler  (s.  1817  S.)  bearbeitete  Durchlässigkeit  des  Bodens  für  Wasser 
an.  Er  versteht  darunter  die  FUtrationsfähigkeit,  die  verhindert,  daß 
ein  Boden  sich  über  seine  Wasserkapazit&t  hinaus  mit  Wasser  sättigt. 
Die  Durchlässigkeit  wird  nach  Heinrich  am  besten  am  natürlichen  Boden 
und  nicht  an  Erdproben  ermittelt.     (Vgl.  1894  H.) 

—  Die  WOrttofflbaqiltclM  Pott-  und  T«ltgra|ilimv»rwaltun(  erstellt  die  für  die 
Lauffeuer- Kraftübertragung  (s.  1891  D.)  erforderliche  Femleitung,  deren 
Einzelkonstruktionen  für  derartige  Anlagen  vorbildlich  werden. 

—  Carl  MB  stellt  nach  den  Plänen  von  Ernst  Abbe  in  seinen  Relief-,  Stangen - 
und  Doppelfemrohren  (Feldstechern)  unter  Verwendung  der  Porro'schen 
Umkehrsysteme  (b.  1862  P.)  leistungsfähige  Binokularfemrohre  (Trieder- 
binokel)  her. 

1892  Edward  G.  AdiMon  in  Amerika  stellt  mit  Hilfe  des  elektrischen  Schmelz- 
ofens Siliciumoarbid  dar,  das  unter  dem  Kamen  „Karborundum"  als 
Schleifmittel  in  den  Handel  kommt,  und  gewinnt,  gleichfalls  mit  Hilfe  des 
elektrischen  Schmelzofens,  G-raphit. 

—  Hermann  Aroa  konstruiert  Zähler  zur  Messung  der  Drehstromenergie.  Weitere 
Methoden  zu  gleichem  Zweck  gibt  Möllinger  1900  an.    (Vgl.  auch  1892  B.) 

—  Der  Astronom  E.  E.  Barnard  am  Lick-Observatorium  entdeckt  in  der  Nacht 
vom  9.  zum  10.  September  den  fünften  Trabanten  des  Jupiter,  der  als 
ein  Sternchen  13.  Größe  erscheint  und  nur  160  km  Durchmesser  hat. 

—  Carl  Barus  macht,  von  Amagat's  Versuchen  (s.  1888  A.)  ausgehend,  sehr 
sorgfältige  Untersuchungen  über  die  Änderungen  des  Schmelzpunktes  des 
Naphtalins  bis  zu  Drucken  von  1435  Atmosphären. 

—  Bateheltar  konstruiert  für  PbUadelphia  eine  Bohrpostanlage,  bei  welcher  er 
ununterbrochenen  Luftstrom,  sowie  automatische  Sender  und  Empfänger 
anwendet.  Dieses  System  wird  später  auch  in  New  York  und  in  anderen 
Städten  der  Vereinigten  Staaten  eingeführt  und  zur  Beförderung  ganzer 
Briefposten  verwendet.  In  New  York  dienen  hierfür  Rohrleitungen  von 
20,6  om  im  Lichten. 

—  Der  Afrikareisende  Oskar  Buimann  erforscht  die  noch  wenig  bekannten 
Gebiete  im  Süden  und  Westen  des  Victoria-Njanza  und  erkennt  den 
Kagera,  den  größten  Ziifluß  des  Victoria-Nyanza,  als  den  eigentlichen 
Quellfluß  des  Nils.     (Vgl.  1868  S.) 

—  B««tz  in  Wien  führt  die  ölpissoire  (Olstände)  ein,  bei  welchen  der  Ham 
in  einen  Siphon  läuft,  in  dem  eine  ölschicht  den  Verschluß  bildet. 

—  Bahn-EtchMtaff  und  Frtlieh  konstruieren  gleichzeitig  mit  Aron  (s.  1892  A.) 
Zähler  zur  Energiemessung  des  Drehstroms. 

—  Nachdem  Henry  Bastamar  schon  im  Jahre  1846  ein  Patent  zum  Auswalzen 
von  Blech  aus  flüssigem  Blei  genommen  hatte,  überträgt  er  dieses  Ver- 
fahren mit  Erfolg  auf  das  im  Bessemerprozesse  erzeugte  Flußeisen. 

—  Nachdem  schon  Ambroise  Par4  (s.  1646),  K.  Nicoladoni  (1876),  H.  0.  Thomas 
(1886)  und  Helferich  (1887)  die  Stauung  mit  wechselndem  Erfolg  zur 
Anregung  der  Kallusbildung  bei  Pseudoarthrosen  benutzt  hatten,  wendet 
August  Blar  die  Stauungshyperämie  (künstliche  Hyperämie)  durch  Appli- 
kation einer  elastischen  Binde  zentralwärts  vom  Krankheitsherde  metho- 
disch an  und  stellt  die  physiologischen  Wirkungen  der  Stauung  fest. 

—  Der  Oberingenieur  BShIa  der  Kgl.  Geschützgießerei  in  Spandau  erfindet 
den  Leitwellverschluß  für  Hinterladungsgeschütze.  Friedrich  Krupp  in 
Essen,  der  im  Jahre  1862  den  Flachkeil  Verschluß  und  1865  den  Rundkeil- 
veiBchluß   konstruiert  hatte,   verbessert  den  Leitwell  Verschluß   und  ver- 

—     901     — 

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18»g 

wendet  die  Idee  namentlich  bei  den  Vencblüssen  der  für  die  deatscbe 
KriegBmarine  bestimmten  ScbneUladegeschütze,  so  daß  die  deutsche  Kriegs- 
flotte die  erste  gewesen  ist,  die  ihre  Linienschiffe  (von  der  Kaiserklasse 
ab)  durchweg  mit  Schnellfeuerartillerie  bewaffnet  hat.  Hierbei  sind  infolge 
der  Anwendung  der  Leitwelle  die  Bewegungswiderstände  auch  bei  den 
schwersten  Geschützen  so  weit  vermindert,  daß  beispielsweise  ein  einzelner 
Mann  den  655  kg  schweren  Verschluß  der  24  cm-Schnellladekanone  in  der 
Minute  zehnmal  öffnen  und  schließen  kann. 
1892  W.  A.  Bo«M  &  Co.  konstruieren  Akkumulatoren,  bei  welchen  die  Elektroden 
fast  nur  aus  aktiver  Masse  bestehen,  nämlich  aus  feinporösem  Blei  auf 
der  einen  und  Bleiauperoxyd  auf  der  anderen  Seite.  Die  Masse  wird  von 
einem  als  Stromleitung  dienenden  Rahmen  umspannt. 

—  Am  botanischen  Museum  in  Berlin  wird  eine  BsbMitclM  ZentrabMIo  fOr  die 
KolMlm  gegründet,  die  sich  mit  Heranzuoht  von  Saatmaterial  für  dii' 
Kolonien,  der  Ausbildung  von  Gärtnern  usw.  befaßt. 

—  Brown,  Bovorl  &  Co.  erbauen  die  bis  dahin  größte  elektrische  Lokomotive 
mit  2000  PS.  Leistung. 

—  Hans  Budinor  zeigt,  daß  die  bakterienfeindliche  Tätigkeit  des  Sonnenlichts 
(s  1877  D.)  für  die  Selbstreinigung  der  Flüsse  yon  höchster  Bedeutung 
ist.  Er  konstatiert,  daß  ein  natürliches  Wasser,  dem  man  pro  Kubikzenti- 
meter ungefähr  100000  Zellen  des  Bacterium  coli  commune  zugesetzt 
hatte,  nach  einstündiger  Besonnung  keine  lebenden  Keime  mehr  enthält. 
Der  Einfluß  des  Lichts  bleibt  ungeschwächt  bis  zu  einer  Tiefe  von  1,6  m 
und  hört  erst  bei  3,6  m  ganz  auf. 

—  Der  englische  Techniker  Bulllvant  schlägt  zum  Schutze  der  Kriegsschiffe 
gegen  Torpedoangriffe  Torpedoschutznetze  vor.  Es  sind  dies  Netze  aus 
Stahlringen,  welche  an  Spieren  aufgehängt  die  zu  schützenden  Schiti'e 
krinolinenartig  umgeben  und  die  feindlichen  Torpedos  zur  vorzeitigen 
Explosion  bringen  sollen.  Die  Netze  sind  nur  vor  Anker  oder  bei  geringer 
Fahrt  anwendbar.    Ihr  Nutzen  wird  neuerdings  vielfach  bestritten. 

—  Burrouch  erfindet  eine  Additionsmaschine,  die  zugleich  mit  der  Addition 
diu  einzelnen  zu  addierenden  Zahlen  auf  einen  Papierstri  ifen  aufschreibt, 
der  abgetrennt  die  sonst  aufzustellenden  Verzeichnisse  ersetzt.  Die 
Maschine  wird  n.  a.  bei  der  deutschen  Reicbspost  benutzt. 

—  L.  CallloM  und  A.  Cefardtaa  machen  auf  dem  Eiffelturm  Versuche  über 
den  Widerstand  der  Luft  gegen  die  geradlinige  Bewegung  fallender  Körper 
und  dehnen  ihre  Experimente  auch  auf  verschiedene  Gase  aus. 

—  A.  Calmette  macht  in  Saigon  eingehende  Versuche  mit  Cobragift  und  zeigt, 
daß  fortgesetzte  Einimpfung  des  erhitzten  Giftes  Tieren  einen  gewissen 
Widerstand  gegen  sonst  unfehlbar  tödliche  Giftmengen  verleiht.  Die  Ver- 
suche werden  mit  gleichem  Erfolg  1894  von  Phisalix  und  Bertrand  im 
Institut  Pasteur  fortgesetzt.  Die  Resultate  werden  1895  von  Fräser 
bestätigt.     (S.  a.  1887  8.) 

—  Hamilton  Young  Ccstmr,  Ktllnor  und  Sinding  Larton  zerlegen  Kochsalz 
elektrolytisch,  indem  sie  Quecksilber  als  Kathode,  Graphit  als  Anode  in 
600  C.  warmer  Kochsalzlösung  verwenden.  Das  entstehende  Natriomamal- 
gam  liefert  mit  Wasser  wieder  Quecksilber  und  Ätznatron.  An  dieses 
Verfahren  schließen  sich  eine  größere  Anzahl  von  Quecksilberverfahren 
an,  von  denen  insbesondere  die  von  Mauran  und  Rhodin  erwähnens- 
wert sind. 

—  Alfred  Collmann  erfindet  für  Dampfmaschinen  eine  neue  Steuerung  (Neue 
Collmann- Steuerung),  deren  wesentUches  Moment  ein  eigenartig  ausgebil- 
deter (1895  noch  verbesserter)  Flüssigkeitspuffer  ist,  der  unmittelbar  auf 
der  Ventilspindel  angeordnet  ist. 

—     902     — 


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1898 

1892  Crompton  &  Co.  in  London  bilden  die  elektrische  Heizung  zur  Erwännnng 
von  Wohnungen,  sowie  zum  Kochen,  Backen  und  zur  Heizung  von  Bädern 
ans.  Das  Haupthindernis  ihrer  allgemeinen  Einführung  ist  der  hohe 
Betriebspreis,  den  Stephen  H.  Emmens  im  „Electrician"  für  das  Jahr  1892 
auf  vierzehnmal  höher  als  den  Betriebspreis  einer  entsprechenden  Dampf- 
heizung berechnet. 

—  Charles  Frederick  Gros«,  Edward  John  Bavan  und  Clayton  Btadl«  entdecken 
die  „Viskose",  unter  welcher  Bezeichnung  sie  die  wässerige  Lösung  des 
aus  Cellulose,  Alkalilauge  und  SchwefelkohlenstofF  hergestellten  Alkali- 
salzes  der  AlkalicelluloRe-Xanthogensäure  verstehen.  Die  gewerbliche  An- 
wendung der  Viskose  beruht  auf  der  ZersetzUchkeit  der  Verbindung,  die 
sowohl  freiwillig,  wie  insbesondere  anter  den\  Einfluß  physikalischer  und 
chemischer  Agentien  vor  sich  geht.  Die  abgeschiedene  CeUulose  wird  als 
.,Viskoid"  bezeichnet. 

—  Der  Deutsche  Verein  von  Clat-  und  Wassertachminnern  führt  als  Liohteinheit 
die  unter  seiner  Anfeicht  und  nach  festen  Normen  hergestellte  Paraffln- 
kerze  ein,  welche  bei  einer  Flammenhöhe  von  60  mm  benutzt  werden  soU 
und  dabei  gleich  1,20  Hefnerkerzen  ist. 

—  Dlnsmora  schlägt  die  Verwertung  des  bei  der  Lenchtgasfabrikation  als 
Nebenprodukt  erhaltenen  Steinkohlenteers  durch  seine  Überführung  in 
nutzbares  Gas  vor.  Er  wendet  einen  Retortenofen  an,  in  welchem  er 
eine  als  .,duct"  bezeichnete  Retorte  leer  läßt.  Das  in  den  andern  Re- 
torten erzeugte  Rohgas  wird  dnrch  die  leere  Retorte  geführt  und  darin 
überhitzt,  wodurch  die  Teerdünste  in  Gas  umgesetzt  werden.  Ähnliche 
Vorschläge  stammen  von  Klönne,  Lewes,  Riepe  u.  a. 

—  Nachdem  die  spiralgeschweißten  Rohre  zuerst  in  Amerika  Boden  ge- 
wonnen hatten,  vervollkommnen  Heinrich  Ehrhardt  und  Leybold  deren  Dar- 
stellung durch  eine  von  ihnen  konstruierte  Spezialmaschine,  die  erst  mit 
Leuchtgas-,  später  aber  mit  Wassergasheizung  betrieben  wird. 

—  Willem  Einthoven  gelingt  es,  durch  Reizung  des  peripheren  Vagnsteils  den 
Bronchialkrampf  experimentell  zu  erzeugen  und  durch  seine  Versuche  die 
von  Willis  (s.  1667  W.),  Romberg  (s.  1855  R.)  u.  a.  aufgestellte  Erklärung 
des  Bronchialasthmas  zu  stützen,  wobei  jedoch  darauf  hinzuweisen  ist, 
daß  der  Sjmptomkomplex  des  Asthmas,  wie  Leyden  1871  nachgewiesen 
hat,  zugleich  auch  durch  eine  bestimmte  Erkrankungsform  der  Bronchial- 
schleimhaut bedingt  ist. 

—  Farcot  beseitigt  die  Übelstände,  die  bei  der  Regulierung  von  Dampfturbinen 
auftreten,  durch  die  Erfindung  der  Rückführung,  die  für  die  Turbinen- 
regelang  von  grundlegender  Bedeutung  wird. 

—  E.  FIscher-HInnen  wendet  zur  Kompensation  der  Ankerrückwirkung  bei  der 
Gleichstrommaschine  zuerst  HUfspole  an. 

—  Fnrich  in  Berlin  konstruiert  einen  Kommandoapparat  für  Schiffe,  der 
darauf  beruht,  daß  hinter  dem  den  betreffenden  Befehl  enthaltenden  Glas- 
fenster jedesmal  eine  Glühlampe  aufleuchtet.  Geber  und  Empfänger 
sind  gleich,  und  es  ist  eine  KontroUeinrichtang  vorgesehen. 

—  Der  vom  19.  bis  22.  April  in  Genf  unter  dem  Vorsitz  von  Charles  Friede! 
versammelte  internationale  Kongreß  zur  Regelung  der  chemischen  Nomen- 
klatur macht  Vorschläge  zu  einer  einheitlichen,  auf  alle  organischen  Ver- 
bindungen bekannter  Konstitution  anwendbare  Nomenklatur. 

—  Nachdem  man  im  Oriente  schon  von  alters  her  die  Fingerabdrücke  zum 
Unterzeichnen  von  Schuldscheinen  und  anderen  Urkunden  benutzt  hatte, 
baut  Francis  Galton  dieses  Verfahren  in  wissenschaftlicher  Weise  weiter 
aus,  weist  nach,  daß  die  Hautleisten  während  der  ganzen  Lebenszeit 
unverändert  bleiben,  und  teilt  die  Fingerabdrücke  in  Klassen  ein.    (Vgl. 

—     903     — 


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169t 

Beine  Schrift  „Finger  prints").  Die  indische  Regierung  hat  dem  Galton'- 
achen  Systeme  („Daktyloekopie")  wegen  seiner  Einfachheit  und  Zuver- 
lässigkeit den  Vorzug  vor  dem  BertiUon'sohen  (s.  1882  B. )  gegeben  und 
dasselbe  in  Indien  zur  Identifizierung  von  Verbrechern  eingeführt. 
1892  Oswald  fiarloff  und  Greorg  MdlMr  veröfientliohen  das  erste  am  lebenden 
Menschen  auJ^nommene  photographische  Bild  der  Netzhaut  des  Auges. 

—  Der  Italiener  B.  Oodo  liefert  den  exakten  Beweis,  daß  bestimmte  Schimmel- 
pilze, besonders  das  „PeniciUium  brevicaule"  imstande  sind,  Arsenverbin- 
dnngen  unter  Entwicklung  eines  knoblauchartigen  Geruchs  zu  vergasen 
(Diäthylarsin).  Hierauf  gründen  R.  AM  und  P.  ButtMifeMf  ihre  Methode 
zum  Nachweis  des  Arsens  mit  Hilfe  des  biologischen  Verfahreng. 

—  Der  Engländer  Qrifliii  konstruiert  die  nach  ihm  benannte  Griffin  -  Mühle, 
eine  Pendelmühle,  bei  welcher  das  bewegliche  Pistill  eine  so  große  Ge- 
schwindigkeit erhält,  daß  der  schwere  Mahlkörper  infolge  der  Zentrifugal- 
kraft gegen  die  Wandung  geschleudert  wird.  Die  Griffln-Mühle  führt  sich 
namentlich  in  der  Tonwaren-  und  Zementindustrie  ein. 

—  Gwurntari  findet  bei  Impfung  der  Hornhaut  mit  Vaodne  in  den  Epithel- 
zeUcn  eigentümliche  Einschlüsse  (Vaccine -Eörperchen),  die  für  diesen 
Prozeß  charakteristisch  sind  und  deren  Protozoennatur  wahrscheinlich  ist. 

—  Heinrich  HarU  lehrt,  auf  eine  14  Jahre  umfassende  Beobachtungsreihe  ge- 
stützt, die  Anwendbarkeit  des  Siedethermometers  zu  Höhenmessungen  und 
zeigt,  daß  bei  richtiger  Verwendung  das  Thermometer  auch  bei  längeren 
Forschungsreisen  als  Ersatz  des  Quecksilberbarometers  dienen  kann. 

—  H.A.  Hanrey  in  Orange,  New -Jersey,  verbessert  die  Panzerplattenfabrikation, 
indem  er  weiche  Flußstahl-  und  Nickelflußstahl -Panzerplatten  auf  einer 
Seite  durch  nachträgliche  Zementation  härtet.  Sein  Verfahren  wird  später 
von  H.  Schneider  in  Creuzot  und  Fr.  Krupp  in  Essen,  von  letzterem  durch 
Einführung  der  Gaskohlung,  verbessert. 

—  Max  Hayduck  stellt  fest,  daß  der  Wert  einer  Gerste  für  Brennereizwecke 
durch  die  Diastasemenge  bedingt  ist,  welche  sie  beim  Mälzen  zu  bilden 
vermag,  und  daß  hierfür  kleine,  leichte,  stickstofFreiche  Gersten  die  besten 
Dienste  leisten,  während  für  die  Brauerei,  wo  der  Stärkemehlgehalt  und 
die  sich  daraus  ergebende  Extraktmenge  maßgebend  sind,  die  schweren, 
vollkömigen,  Stickstoff  armen  Sorten  geeigneter  sind. 

—  Friedrich  Htckmann  führt  ein  Vakuum  mit  Heizelementen  in  die  Zucker- 
industrie ein,  bei  welchem  dem  Dampf  möglichst  kurze  Wege  vorgezeichnet 
und  die  Schlangen  völlig  verworfen  sind. 

—  Heinrich  Rudolf  HmIz  findet,  daß  die  Eathodenstrahlen  dünne  Folien  aus 
Gold  und  Aluminium  zu  durchdringen  vermögen. 

—  Adolf  Hsytfwalllfr  konstruiert  ein  absolutes  Elektrometer  mit  Spiegel- 
ablesung, welches  zur  Messung  von  stärkeren  Strömen  bis  60000  Volt  dient 

—  E.  von  Hoich  konstruiert  mit  HUfe  der  neuen  Glassorten  des  Jenenser 
Glaswerks  (vgl.  1886  A.)  den  Doppelanastigmat ,  der  von  der  optischen 
Anstalt  von  Goerz  in  den  Handel  gebracht  und  1808  noch  wesentlich 
vervollkommnet  wird.  Jede  der  beiden  Hälften  des  neuesten  Objektivs  be- 
steht aus  einer  Bikonkavlinse  von  leichtem  Flintglas  und  einer  Bikonvex- 
linse von  starkbrechendem  Crownglas. 

—  Holborn  und  Wien  machen  sich  um  die  Ausbildung  des  thermoelektrischen 
Pyrometers  (s.  1887  L.)  verdient.  Ihr  Instrument  zeigt  zuverlässig  Tem- 
peraturen bis  1600°  C. 

—  J.  Th^ophile  Homollo  beginnt  im  Auftrage  der  französischen  Regierung  an 
der  Stelle  des  heutigen  albanesischen  Dorfes  Kastri  die  Ausgrabungen  des 
alten  Delphi,  wodurch  der  ganze  jetzt  zugängliche  Bezirk  nebst  Apollo- 
tempel, Schatzhäusern  und  anderen  Altertümern  freigelegt  wird. 


—     904     — 


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1892 

1892  H.  C.  Hovty  berichtet  über  den  Aehatwald  im  Chalcedonpark  in  Arizona, 
wo  der  Boden  mit  nnzfibligen  verldeBelten  Stämmen,  die  alle  Variet&ten 
des  amorphen  und  krystalliaierten  Quarzes  aufweisen,  bedeckt  ist.  Die 
industrielle  Ausbeutung  dieser  prachtvoll  gefärbten  Versteinerungen  ist 
von  der  Drake  Company  in  St.  Paul,  Minn.  in  Angriff  genommen. 

—  Der  Eisenbahnteohniker  HuB  erbaut  in  den  Jahren  1892 — 94  die  steinerne 
Eisenbahnbrücke  über  den  Pruth  bei  Jaremcze  (Österreich),  welche  mit 
65  m  Spannweite  die  weitestgespannte  Steinbrücke  für  Eisenbahn- 
betrieb darstellt. 

—  Egon  Ihne  teilt  in  Anknüpfung  an  Vorarbeiten  von  F.  J.  Cohn  und  O.  Drude 
das  Jahr  in  phänologische  Jahreszeiten  ein,  indem  er  annimmt,  daß  die 
zeitliche  Entfaltung  des  vegetativen  Lebens  in  räumlich  ausgedehnten  Ge- 
bieten eine  fast  durchweg  übereinstimmende  Reihenfolge  aufweist. 

—  C.  H.  ilaepr&  Co.  in  Leipzig  erfinden  das  nach  ihnen  benannte  Jaeger-Hoch- 
druckgebläse  mit  kreisrunder  Antriebsscheibe  und  stUlstehender ,  halb- 
mondförmiger Gregenscheibe. 

—  Rudolf  vm  JMkwh  weist  auf  die  diagnostische  Wichtigkeit  der  Leukocytose 
bei  oroapöser  Pneumonie  bin.  Er  hebt  hervor,  daß  die  Fälle,  die  ohne 
Leukooytose  verlaufen,  eine  ungünstige  Prognose  für  das  Leben  der 
Patienten  geben.  Zu  ähnlichen  Resultaten  gelangen  J.  Ewing  (1893), 
Rosenow  (1896),  A.  Fränkel  (1896).  Jacksch  empfiehlt  als  Mittel,  um  die 
Leukooytose  zu  steigern,  Nuclein,  Pilocarpin  und  Antipyrin.  (Vgl.  a.  1891  H.) 

—  Nachdem  0.  Schmiedeberg  1881  die  Möglichkeit  des  Vorkommens  bestimmter 
sauerstoffübertragender  Fermente  (s.  a.  1858  T.)  betont  hatte,  erbringt 
A.  Jaqiwt  den  Nachweis,  daß  Organextrakte  als  SauerstoSüberträger  wirken. 
Es  gelingt  ihm  sogtur,  das  wirksame  Prinzip  mit  Alkohol  zu  fällen,  ohne 
daß  es  seine  Wirkung  einbüßt. 

—  Die  ilohmon- Company  in  Johnstown  führt  die  elektrische  Sohweißung  der 
Schienen  für  Eisenbahnen  ein. 

—  Hugo  Jiiiikora  konstruiert  ein  sehr  einfaches  und  handliches  Wassercalori- 
meter,  das  namentlich  zur  Bestimmung  des  Heizwertes  von  Brennstoffen 
benutzt  wird.  Der  Apparat  ist  erst  nur  für  gasförmige  Brennstoffe  ein- 
gerichtet, wird  aber  1893  so  umkonstruiert,  daß  er  nun  auch  für  flüssige 
Brennstoffe  brauchbar  ist. 

—  Kmt  verbessert  den  Gasselbstzünder,  indem  er  mit  Hilfe  der  Platinpille 
eine  Zündflamme  weckt,  die  ihrerseits  die  eigentliche  Leuchtflamme  ent- 
zündet und  nach  deren  Erscheinen  selbsttätig  erlischt,  wodurch  die  Zünd- 
püle  aus  dem  Bereich  der  Flamme  gebracht  wird.  So  richtig  der  Ge- 
danke ist,  so  wenig  brauchbar  zeigt  sich  jedoch  die  von  Kect  gefundene 
Konstruktion. 

—  KMm  konstruiert  eine  nach  ihm  benannte  Zwischendecke.  Die  Deckenplatten 
liegen  zwischen  Eisenträgem  und  bestehen  aus  rechteckigen  Schwemmsteinen 
oder  Lochsteinen  in  Zementmörtel,  in  deren  Längsfugen  hochkantig  ge- 
stellte Bandeisen  eingelegt  sind.  Andere  Deckenkonstruktionen  sind  die 
von  Donath,  Koenen,  Adams,  Schürmann,  Stolte  (s.  1893  S.)u.  a. 

—  Ignaz  Klofflonclc  imd  Frederick  Thomas  Trouton  zeigen  gleichzeitig,  daß  die 
von  Fresnel  gegebenen  Polarisationsgleichungen  auch  für  die  elektrischen 
Schwingungen  Hertz'soher  Wellen  gelten. 

—  Unter  der  Leitung  von  Bergrat  KSbrich  aus  Schönebeck  wird  in  Paruscho- 
witz  bei  Rybnik  in  Oberschlesien  das  tiefste  Bohrloch  der  Erde  auf  eine 
Tiefe  von  2003,34  m  niedergebracht.  Das  bis  dahin  tiefste  Bohrloch  war 
das  von  Schladebach  bei  Merseburg  mit  1768,04  m  Tiefe.  In  dem  Paruscho- 
witzer  Bohrloch  wird  ein  im  allgemeinen  stetes  Anwachsen  der  Erdwärme 
von  12"  bis  69»  C.  konstatiert. 

—     905     — 


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1892 

1892  Nachdem  zuerst  Wheatstone  und  nach  ihm  Daniell,  Beetz  a.  a.  Messungen 
der  elektromotorischen  Kraft  der  Polarisation  vorgenommen  hatten,  machen 
K.  R.  Koch  und  A.  WQIIntr  eingehende  Studien  über  diesen  Gegenstand. 
Sie  finden  für  das  Maximum  der  Polarisation  erheblich  höhere  Werte  als 
frühere  Beobachter,  und  stellen  fest,  daß  auf  die  Größe  der  Polarisation 
die  Natur  der  Elektroden  einen  erheblichen  Einfluß  ausübt.  Als  Ursache 
der  Polarisation  ergibt  sich  aus  den  Versuchen  sämtlicher  Beobachter  die 
Verdichtung  der  ausgeschiedenen  Gase  an  den  Elektroden. 

—  Dmitrij  Petrowitsch  Konowalow  zeigt,  daß  man  die  aliphatischen  Nitro- 
körper  ebenso  bequem,  wie  die  aromatischen  Nitrokörper  durch  Einwirkung 
von  konzentrierter  Salpetersäure  auf  Kohlenwasserstoff  erhalten  kann. 

—  Konal  und  Nramann  finden  die  Pen  tose,  die  bisher  nur  aus  Pentosan  dar- 
gestellt worden  Avar  (vgl.  1867  S.),  im  Pflanzenreich  und  zwar  in  der 
Hefenucleinsäure.  1903  wird  sie  von  Osborne  und  Harris  auch  in  der 
Nucleinsäure  des  Welzenembryos  aufgefunden. 

—  Axel  KraMnc  in  Christiania  behandelt  antike  Eisenfunde  in  der  Weise,  daß 
er  das  Metall  an  einigen  Stellen  freilegt,  den  Gegenstand  mit  Zinkstreifen 
umwickelt  und  in  eine  fünfprozentige  Natronlauge  legt.  Hierbei  entwickelt 
sich  an  dem  Eisen  Wasserstoff,  der  das  Eisenoxyd  reduziert  und  gleich- 
zeitig abhebt.  Die' nunmehr  ganz  rostfreien  Eisenteile  werden  mit  Paraffin 
fiberzogen.     (Vgl.  auch  1881  B.  und  1885  E.) 

—  Friedrich  Alfred  Krupii  in  Essen  stellt  technisch  reines  Wassergas  dar 
durch  abwechselnde  Oxydation  und  Reduktion  von  Eisen  unter  Benutzung 
von  Wasserdampf  als  Oxydations-  und  von  Wassergas  als  Reduktions- 
mittel. Zur  Reduktion  wird  ein  sehr  stickstoffarmes  nur  aus  Kohlenoxyd 
und  Wasserstoffgas  bestehendes  Gemenge  gebraucht. 

—  Friedrich  Alfred  Krapp  in  Essen  härtet  die  Nickelstahl-Panzerplatten  in 
der  Weise,  daß  die  ausgewalzten  Platten  auf  Weißglut  erhitzt  werden 
und  über  die  zu  härtenden  Flächen  Leuchtgas  unter  Luftabschluß  hin- 
weggeleitet wird.  Die  Platten  werden,  indem  das  Leuchtgas  seinen  Kohlen- 
stoff' an  das  Metall  abgibt,  zementiert.  Durch  schließliches  Abschrecken 
in  kaltem  Wasser  werden  die  Panzerplatten  auf  ihrer  Vorderseite  fast 
diamanthart.     (Vgl.  auch  1892  H.) 

—  Nach  Einführung  der  gezogenen  G  eschütze  wurde  die  Wirkungssteigerung  im 
Anfang  auf  dem  Wege  der  Kalibervergrößerung  versucht.  So  entstanden  in 
England,  Frankreich  und  Nordamerika  Geschütze,  welche  die  Bombarden 
des  Mittelalters  an  Größe  noch  übertrafen  (Armstrong's  für  den  italienischen 
Panzer  Duilio  gelieferte  Vorderlader  hatten  bei  45  cm  Seelenweite  104000  kg 
Rohrgewicht;  vgl.  auch  1856  M.).  Im  Gegensatz  hierzu  erstrebt  Friedrich 
Alfred  Krapp  in  Essen  schon  seit  1879  eine  Wirkungssteigerung  dadurch, 
daß  er  von  kleineren  Kalibern  ausgeht  tmd  eine  den  schwersten  Geschützen 
ebenbürtige  Leistung  durch  verlängerte  Geschosse,  gesteigerte  Ladung, 
längere  Rohre  und  erhöhte  Münduagsgeschwindigkeit  erzielt.  Epoche- 
machend ist  der  am  28.  April  auf  dem  Schießplatz  in  Meppen  in  Gegen- 
wart des  Kaisers  WUhelm  II.  ausgeführte  Sohießversuch,  woselbst  das 
215  kg  schwere  Geschoß  einer  24  cm -Kanone  L/40  C/90  mit  700  m  Mün- 
dungegeschwindigkeit  bei  44  <>  Erhöhung  und  70  Sekunden  Flugzeit  bis  auf 
20000  m  geschleudert  wird.     (Vgl.  1893  K.  und  1899  K.) 

—  A.  KDhIewein  erfindet  den  Asbestzement,  der  kanadischen  Asbest  enthält 
und  wegen  seiner  Undorchlässigkeit  für  Wasser  zur  Herstellung  absolut 
wasserdichter  Flächen,  wie  Kalt-  und  Heißwasserbassins,  Schwimmbassins, 
Zisternen  usw.  dient. 

—  Lagnuica  und  Hoho  erfinden  ein  neues  elektrisches  Sohweißverf ahren ,  das 
darauf   beruht,   daß  der  Strom  durch  eine  zwanzigprozentige  Pottasche-, 


906 


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1898 

Soda-  oder  Chlorcalciamlöaung  geführt  wird,  worin  das  zu  erhitzende  Stück 
hängt.  An  der  negativen  Elektrode  bilden  sich  Wasserstoffschiohten,  die 
schlecht  leiten  nnd  einen  so  großen  Widerstand  leiston,  daß  das  Werk- 
stück dadurch  heiß  wird. 
1892  De  Lalanda  konstruiert  ein  Zink -Eupferoxyd- Element,  bei  welchem  eine 
halbringförmig  gebogene  Zinkplatte  die  negative  Elektrode  bildet,  während 
ein  mit  agglomeriertem  Kupferoxyd  gefüllter  Zylinder,  dessen  Boden  durch- 
löchert ist,  die  positive  Elektrode  bildet.  Beide  hängen  in  30 — 40pro- 
zentiger  Kalilauge,  die  unter  gewöhnlichen  Verhältnissen  auf  sie  nicht 
einwirkt.  Erst  nach  SchUeßung  des  Stroms  beginnt  die  chemische  Reaktion. 
Das  Element  wird  von  Lalande  selbst,  von  Edison,  Umbreit  und  Mathes 
und  von  Wedekind  wesentlich  verbessert. 

—  Landolt  und  Jahn  machen  umfassende  Untersuchungen  über  Dielektrizitäts- 
konstante nnd  Konstitution  und  stellen  für  einen  beschränkten  Kreis  von 
Körpern  fest,  daß  die  elektrische  Wellenbewegung  mit  der  Konstitution  der 
Körper  zusammenhängt. 

—  Nachdem  schon  Hertz  (s.  1887  H.  und  1888  H.)  versucht  hatte,  die  Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeit der  elektrischen  Wellen  zu  messen,  indem  er 
die  Ausbreitung  der  Schwingungen  in  Luft  mit  der  in  Drähten  verglich, 
unternimmt  es  Ernst  Lachwr,  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Draht- 
wellen zu  messen,  die  er  zu  300000  km  in  der  Sekunde,  also  im  Ein- 
klang mit  der  Theorie  gleich  der  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  des  Lichts 
findet. 

—  Paul  Emile  LMoq  de  Boltbaudrw  findet  bei  der  Fraktionierung  des  Samariums 
(vgl.  1879  L.)  zwei  neue  Erden  „ZC"  und  „Z|".  Im  Jahre  189ft  findet 
Oumartuy  zwischen  dem  Samarium  und  Gadolinium  (vgl.  1880  M.)  eine 
neue  Erde  „2",  die  mit  dem  „Zi"  identisch  ist  und  deren  Element  von 
ihm  1900  den  Namen  „Europium"  erhält. 

—  Unter  Berücksichtigung  der  1849  von  Diggelen  gemachten  Vorschläge 
arbeitet  der  Ingenieur  G.  Leiy  einen  Plan  zur  Trockenlegung  der  Zuidersee 
aus,  der  1906  vom  hoUändischen  Parlament  angenommen  wird.  Die  ersten 
8  Jahre  der  Arbeitszeit  werden  auf  die  HersteUung  eines  30  km  langen 
Dammes  verwendet,  der  sich  von  Ewyk  über  Wieringen  nach  Piaam 
in  Friesland  erstrecken  soll.  Eine  Schleuse  bei  Wieringen  boU  den  Abfluß 
der  zuströmenden  Gewässer  in  die  Nordsee  ermöglichen.  Im  nördlichen 
Teil  des  so  abgeschlossenen  Kaumes  soll  ein  Binnensee  von  1200  qkm 
Größe  erhalten  bleiben,  der  Best  der  Zuidersee  soll  im  Laufe  von  32  Jahren 
trocken  gelegt  und  in  4  Polders  umgewandelt  werden.  Die  gesamte  Bau- 
zeit des  Werkes  ist  auf  24  Jahre  veranschlagt. 

—  Philipp  Lenard  benutzt  das  von  Hertz  (s.  1892  H.)  gefundene  Verhalten 
der  Kathodenstrahlen  gegen  dünne  Metallbleche  dazu,  durch  Einführung 
eines  „Fensterchens"  aus  Aluminiumfolie  in  die  Wand  der  Geißler'schen 
Röhre  die  Kathodenstrahlen  aus  dieser  heraus  in  die  atmosphärische  Luft 
überzuführen. 

—  Philipp  Lsnard  untersucht  die  Eigenschaften  der  Kathodenstrahlen  außer- 
halb der  Röhre  (s.  vorstehenden  Artikel)  imd  zeigt,  daß  sie  die  Luft  zum 
Leuchten  bringen,  nnd  daß  ihre  Ausbreitung  in  der  Luft  so  erfolgt  wie  die 
Ausbreitung  des  Lichts  in  einem  trüben  Medium.  Bei  phosphoresceuz- 
fähigen  Substanzen  rufen  sie  Phosphorescenz  hervor;  femer  wirken  sie 
photographisch  nnd  ozonisieren  die  Luft.  Elektrisierte  Körper  verlieren 
imter  ihrer  Wirkung  ihre  Ladung,  leitende  Körper  nehmen  keine  Ladung 
an.  Lenard  konstruiert  ein  Phosphoroskop  durch  eine  einfache  Vorrichtung 
an  dem  Unterbrecher  eines  Induktoriums. 

—  Le  Sueur  beschreibt  ein  Diaphragmen  verfahren  zur  Darstellung  von  Chlor 


—     907     — 

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1898 

und  Alkali  aus  Kochsalz  unter  Verwendung  einer  Eatbode  aus  mit  Eisen- 
drahtnetz gefüllten  Eisenringen  und  einer  Anode  von  Retortenkohle,  die, 
um  elektrischen  Eontakt  zu  erhalten,  in  eine  Bleimasse  eingelagert  ist. 
Als  Diaphragma  wird  gewöhnliches  Pergamentpapier  und  Asbestpapier 
verwendet,  die  durch  koaguliertes  Blutalbumin  zusammengekittet  sind. 
Gross  spricht  1894  von  85  Prozent  Nutzeffekt  des  Verfahrens  und  sagt, 
daß  die  anfänglichen  Schwierigkeiten  mit  den  Anoden  und  Diaphragmen 
bis  auf  ein  geringes  Maß  gehoben  seien. 
1892  LlntNf  und  DHU  publizieren  ihre  Arbeiten  über  den  diastatischen  Stärke- 
abbau, bei  welchem  sie  fünf  wohl  charakterisierte  Körper,  drei  Dextrine 
(Amylo-,  Erythro-  und  Achroodextrin),  Isomaltose  und  Maltose  erhalten. 

—  P.  Lochtin  wendet  zuerst  in  der  Türkischrotfärberei  statt  des  TürkiBch- 
rotöls  saures  ricinusölsaures  Ammoniak  an,  das  sich  gut  bewährt. 

—  Berkeley  Jacques  Loab  beobachtet,  daß  ein  geringer  Zusatz  von  Kochsalz 
zum  Seewasser  die  Segmentation  des  Protoplasmas  befruchteter  Seeigeleier 
hindert,  während  die  Kernteilung  vonstatten  geht.  Wird  dann  ein  solches 
Ei  in  normales  Seewasser  zurückgebracht,  so  beginnt  nunmehr  auch  das 
Protoplasma  sich  zu  furchen. 

—  Der  Ingenieur  Maul  konstruiert  einen  Apparat  zur  photographischen  Auf- 
nahme des  Geländes  aus  der  Vogelperspektive.  Der  Apparat  wird  nach  Art 
einer  Bakete  durch  eine  Pulverladung  in  die  Luft  emporgetrieben. 

—  Victor  Msyw  und  Wilhelm  Waaciitor  stellen  aus  Orthojodbenzoesäure  ver- 
mittels rauchender  Salpetersäure  die  erste  Jodosoverbindung  (J  —  0  als 
Jodosogruppe  entsprechend  N  —  O  der  Nitrosogruppe)  in  Form  der  Jodoso- 
benzoesäure  her.  Andere  Jodosoverbindungen  werden  im  gleichen  Jahre 
von  C.  Willgerodt  erhalten. 

—  Albert  Michalson  führt  in  Breteuil  eine  Vergleichung  der  Meterlänge  mit 
der  Wellenlänge  des  von  glühendem  Cadmiumdampf  ausgesandten  Lichts, 
namentlich  mit  der  roten  Linie  des  Cadmiumspektrums  aus  und  findet, 
daß  die  Länge  eines  Meters  1563164  Wellenlängen  des  roten  Cadmium- 
lichtes  enthält. 

—  Henri  Moltian  verbessert  die  Einrichtung  des  elektrischen  Ofens,  indem  er 
durch  geeignete  Vorkehrungen  die  Abkühlung  auf  ein  Mindestmaß  be- 
schränkt. Es  gelingt  ihm,  im  elektrischen  Ofen  aus  Marmor  und  Zucker- 
kohle Calciumcarbid  (s.  1862  W.)  herzustellen. 

—  H.  MollMh  untersucht  den  Anteil,  den  das  Eisen  bei  dem  organischen 
Aufbau  der  Pflanze  hat  und  unterscheidet  zwei  Arten  des  Vorkommens 
von  Eisen  in  der  Zelle,  ein  „locker  gebundenes"  und  ein  „maskiertes" 
Eisen.  Das  viel  häufiger  vorkommende  „maskierte"  Eisen  führt  er  in  die 
locker  gebundene  Form  über,  indem  er  die  betreifenden  Objekte  mehrere 
Tage  in  gesättigter  Kalilauge  liegen  läßt. 

—  H.  Molbch  findet  bei  Prüfung  des  Chlorophyllmoleküls  auf  den  Eisengehalt 
in  der  Asche  meist  keine  oder  nur  eben  noch  nachweisbare  Spuren  von 
Eisen  und  hält,  da  auch  für  chlorophylllose  Pflanzen,  wie  die  Pilze,  die 
Anwesenheit  von  Eisen  unentbehrlich  ist,  die  bis  jetzt  herrschende  An- 
sicht, daß  dem  Eisen  in  der  Pflanze  nur  die  Funktion  der  Chlorophyll- 
bUdung  zukomme,  für  widerlegt. 

—  N.  Hjalmar  Nlbaon  entdeckt,  daß  die  Abkömmlinge  einer  jeden  einzelnen 
Getreidepflanze  rein  und  in  sich  gleichförmig  sind,  und  stellt  das  „Prinzip 
der  einmaligen  Wahl"  für  die  Zucht  von  Saatgetreide  auf. 

—  G.  Otiten  konstruiert  einen  Wasserverlustanzeiger,  der  von  Friedrich  Siemens 
&  Co.  fabriziert  wird,  und  der  selbst  kleine  Verluste  von  nur  etwa  10  1  in 
der  Stunde,  die  einem  starken  Tröpfeln  entsprechen,  anzeigt  und  dadurch 
den  Wassermesser  ergänzt.    (Vgl.  auch  1876  D.) 

—     908     — 


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1892 

1892  PMakaff  erfindet  ein  neues  Verfahren  der  Tonerdedarstellung,  an  welches 
sich  nach  seinem  Patente  die  Herstellung  von  SnUat  tind  Chlor  anschließt, 
und  das  somit  ein  Gegenstück  zum  Leblancprozeß  darstellt.  Er  erhitzt 
Natriomsulfat  mit  Bauxit  und  Pyrit  und  erh&lt  Natriumaluminat,  das 
auf  Tonerde  verarbeitet  wird,  Eisenozyd  und  schweflige  Säure.  Die 
schweflige  Säuie  wird  nach  dem  Hargieavee- Verfahren  (s.  1870  H.)  mit 
Chlomatrium  zu  Natrinmaulfat  und  Chlor  umgesetzt. 

—  A.  PIniMr  gelingt  es,  die  Konstitution  des  Nicotins  als  eines  Pyridiltetra- 
hydromethylpyrrols  ca  erweisen,  was  durch  die  Synthese  von  Pictet  und 
Rotsohy  (s.  1903  P.)  bestätigt  wird. 

—  Ptilak  in  Frankfurt  a.  M.  konstruiert  einen  Wechselstromgleichriohter,  mit 
dem  es  auf  mechanischem  Wege  gelingt,  Wechselstrom  in  eine  zur  Ladung 
von  Akkumulatoren  geeignete  Form  umzuwandeln. 

—  Die  PrwiMiclM  Rtgitrune  erbaut  in  den  Jahren  1892—99  den  Dortmund- 
Ems-Kanal,  der  in  einer  Länge  von  271,3  km  au3  dem  Dortmunder  Hafen 
mit  Benutzung  der  korrigierten  und  kanalisierten  Ems  nach  dem  Hafen - 
kanal  von^  Emden  führt,  30  m  Wasserspiegelbreite,  2,5  m  Wassertiefe 
und  20  Schleusen,  darunter  das  große  Hebewerk  bei  Henriohenburg 
(s.   1894  H.),  hat  und  nach  dem  Bhein  fortgesetzt  werden  soll. 

—  Rabuteau  stellt  Beziehungen  zwigchnn  physiologischer  Wirkung  und  optischem 
Verhalten  anorganischer  Körper  außer  Zweifel  und  schlägt  so  zuerst  eine 
Brücke  zwischen  der  physikalischen  Chemie  und  der  Pharmakologie. 

—  Nachdem  Zöllner  zuerst  auf  die  Verwendung  des  Horizontalpendels  als 
Sei<>mometer  aufmerksam  gemacht  hatte,  konstruiert  Ernst  L.  A.  von  Rabwr- 
PMdiwItz  ein  Horizontalpendel -Seismometer,  das  fortlaufend  photo- 
graphisch registriert  und  so  eine  Kontrolle  über  die  mikroseismische  Be- 
wegung, die  Erdpulsationen  und  die  Erdbebenstönmgen  gibt,  und  welchem 
insbesondere  für  die  Beobachtung  der  Horizontalversohiebungen  kein  Seis- 
mometer an  Empfindlichkeit  und  Genauigkeit  gleich  kommt.    (S.  1830  H.) 

—  Reichardt  und  Bueb  arbeiten  ein  Verfahren  zur  Gewinnung  von  Cyan  aua 
den  Gasen  der  trockenen  Destillation  von  Zuckerschlempe  aus,  das  große 
Bedeutung  in  der  Industrie  gewinnt. 

—  Jules  Riehard  in  Paris  steUt  selbsttätige  elektrische  Registrierapparate  her, 
bei  welchen  er  namentlich  dadurch  große  Erfolge  erzielt,  daß  er  in  dem 
hergebrachten  System  der  Aufzeichnung  von  Kurven  die  geradlinigen  Ordi- 
naten  durch  kreisbogenförmige  ersetzt.  Richard  konstruiert  auch  einen 
Apparat,  um  aus  jeder  beliebigen  Meerestiefe  Wasserproben  so  zu  entnehmen, 
daß  dabei  die  Natur  und  selbst  der  Druck  der  aufgelösten  Gase  noch  fest- 
gestellt werden  kann. 

—  Theodore  William  Rlehanb  leistet  seit  1892  Hervorragendes  auf  dem  Gebiete 
der  genauen  Ermittlung  der  Atomgewichte.  Er  konstruiert  sinnreiche 
Apparate,  wie  Entwässerungsapparate,  elektrische  Trockenkästen  und  Zentri- 
fugen, die  ihm  eine  völlige  Trocknung  der  zu  untersuchenden  Substanzen 
und  damit  in  Verbindung  die  genaueste  Arbeit  gestatten. 

—  George  John  RomanM  zeigt,  daß  bei  beginnenden  selbständigen  Arten 
(Varietäten)  von  Tier  und  Pflanze  die  Geschlechtsorgane  bez.  die  Reifezeit 
und  Blütezeit  derart  beeinflußt  werden,  daß  eine  Kreuzung  dieser  Arten 
mit  der  Mutterform  nicht  mehr  von  Erfolg  ist,  und  bezeichnet  diesen  Vor- 
gang als  „physiologische  Auslese". 

—  Die  Stadt  Rouen  bewirkt  in  40jähriger  Arbeit  die  Korrektion  des  Flut- 
gebiets der  Seine,  das  insbesondere  auf  der  Strecke  von  La  Mailleraye  bis 
Havre  zahlreiche  Untiefen  aufwies,  und  erschließt  mit  diesen  Arbeiten,  an 
die  sich  die  Verbesserung  und  Vergrößerung  des  Hafens  von  Rouen  an- 
reiht, die  Seine  der  modernen  Schiffahrt. 

—     909     — 

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1898 

1892  £.  Salkowtkl  und  ilatlrowHz  beschreiben  zuerst  die  Pentosurie,  bei  welcher 
im  Harn  ein  Zucker  mit  fünf  Kohlenstoff atomen  auftritt,  während  der 
Zucker  des  Diabetikers  sechs  Atome  Kohlenstoff  cnth&It. 

—  Karl  Friedrich  SchMl  bestimmt  die  Ausdehnung  des  Wassers  von  0°  bis  100", 
sowie  die  Wasservolumina  für  jeden  Grad  zwischen  O"  und  33"  mit  sehr 
verbesserten  Hilfsmitteln  und  unter  Benutzung  des  neuen  Jenenser  Glases, 
das  von  thermischer  Nachwirkung  fast  frei  ist.     (Vgl.  1884  Seh.) 

—  Otto  Schlick  erfindet  den  Pallograph,  einen  Apparat,  der  die  Schiffsschwin- 
gungen  auf  einen  Papierstreifen  aufzeichnet,  welcher  auf  einer  durch  ein 
Uhrwerk  in  Bewegung  gesetzten  Trommel  aufgerollt  ist.  Auf  Grund  der  vom 
Pallojrraphen  aufgezeichneten  Schwingungslinien  (Pallogramme)  sind  eine 
Reihe  von  Theorien  zur  Abschwäohung  der  Vibrationen  der  Schiffe  ent- 
standen und  darauf  basierend  die  verschiedensten  Vorschläge  zur  Ver- 
meidung^ von  Vibrationen  gemacht  worden.     (S.  a.  1893  S.) 

—  Wilhelm  Schmidt  tritt  mit  seiner  durch  überhitzten  Dampf  betriebenen 
Dampfmaschine  (Heißdampfmaschine)  an  die  Öffentlichkeit. 

—  SchneMcr  &  Co.  in  Creuzot  errichten  einen  elektrischen  Laufkran  von 
150000  kg  Tragkraft.  Ein  hydraulischer  Kran  gleicher  Leistungsfähigkeit 
wird  für  das  Zeughaus  in  Woolwich  gebaut  und  noch  leistungsfähigere 
Krane,  die  160  t  Tragkraft  haben,  werden  für  Spezia  und  Toulon  pro- 
jektiert.    (Vgl.  auch  1903  H.) 

—  Bernhard  Schobt  in  Mainz  verwendet  zuerst  zum  Druck  Aluminiumplatten 
an  Stelle  des  Solenhofer  Steins  (Algraphie).  Das  Verfahren  unterscheidet 
sich  nicht  wesentlich  von  dem  Steindruck;  ein  besonderer  Vorteil  der 
Aluminiumplatten  gegenüber  dem  Stein  liegt  in  ihrer  Leichtigkeit,  den 
geringen  Kosten,  der  Raumersparnis  und  der  leichteren  Handhabung. 
Später  werden  durch  Strecker  statt  der  Aluminiumplatten  auch  mit  Säure 
präparierte  Zinkplatten  verwendet. 

—  Heinrich  Scck  in  Dresden  baut  für  die  Getreidemüllerei  eine  Dunstputz- 
maschine,  die  unter  dem  Namen  ,, Reform"  eine  weite  Verbreitung  erlangt, 
und   bei   der  Sieb  und  Wind  zur  Reinigung  der  Dünste  zusammenwirken. 

—  F.  W.  Scmmlar  gelingt  es,  die  Konstitution  des  1891  von  Beckmann  und 
PleiBner  dargestellten  Pulegons  festzustellen  und  dadurch  die  Konstitution 
der  Mentholreihe  aufzuklären.  Später  wird  das  Pulegon  aus  dem  Citro- 
nellal  durch  das  Isopulegol  hindurch  gewonnen,  so  daß  dasselbe,  da 
Citronellal  aus  den  Elementen  aufgebaut  werden  kann,  aus  den  Elementen 
herzustellen  ist. 

—  0.  Swilnt  &  Co.  in  Potschappel  verbinden  unter  hohem  Druck  Sägemehl 
und  Magnesiakitt  zu  einem  zähen,  die  Wärme  schlecht  leitenden,  wetter- 
und feuerbeständigen  Material,  das  sie  „Xylolith"  nennen. 

—  Siemens  &  Halske  legen  in  der  Nähe  von  Berlin  die  erste  gleislose  elektrische 
Straßenbahn  an.  Die  Versuchsstrecke,  die  mit  dem  TroUeysystem  zur 
Stromabnahme  versehen  wird,  erweist  die  praktische  Durchführbarkeit  dieses 
Verfahrens,  das  in  Deutschland  namentlich  von  Max  Schiemann  &  Co.  in 
Würzen  weiter  ausgebildet  wird. 

—  Die  SlemeiM-Schuckert-Werke  konstruieren  Induktionszähler,  auch  Ferraris- 
zähler genannt,  bei  welchen  der  das  Zählwerk  treibende  Anker  aus  einer 
Metallscheibe  oder  einem  Metallzylinder  ohne  Kommutator  besteht.  Die 
in  dem  Anker  erregten  Induktionsströme  bilden  die  treibende  Kraft. 

—  Theobald  Smith  und  F.  L.  Kllborae  erkennen,  daß  das  Texasfleber  der  Rinder, 
das  im  Süden  der  Vereinigten  Staaten  endemisch  ist,  durch  einen  Blut- 
parasiten, Pyrosoma  bigeminum  und  dessen  Zwischenwirt  und  Verbreiter. 
Boophiltts  bovis  (Rinderzecke)  verursacht  ist. 

—  SmuMert  in  Rotterdam  baut  den  ersten  elektrisch  betriebenen  Bagger.   Der 


910     — 

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1802 

gesamte  Betrieb  dieses  Eimerbajirgers  mit  Sohiaubenfortbewegung  erfolgt 
dnroh  den  vom  Lande  aus  zugefohrten  elektrischen  Strom. 
1892  Die  SodMi  pour  la  transmlnlon  da  la  torca  par  rüacMcItt  in  Paria  baut  die 
erste,  sieh  bewährende  elektrische  Droschke.  Dieselbe  ist  mit  einem 
durch  48  Laurent -C41y- Akkumulatoren  gespeisten  Motor  versehen.  Die 
größte  Leistung  ohne  Emenemng  der  Ladung  ist  35  km  in  der  Stunde. 
(Vgl.  a.  1881  P.) 

—  W.  Sprlnc  und  G.  Luclan  arbeiten  über  die  Entwässerung,  die  gewisse  Sub- 
stanzen durch  konzentrierte  Salzlösungen  erfahren,  eine  Erscheinung,  die 
geologisch  überaus  wichtig  ist.  Sie  machen  ihre  Studien  hauptsächlich  am 
Kupferoxyd  und  dessen  banischen  Verbindungen.     (S.  1871  B.) 

—  Charles  Proteus  Stainmeti  gibt  eine  Formel  für  die  Berechnung  der  Hysteresis- 
verluste  bei  elektromagnetiBchen  Maschinen. 

—  Max  van  Stirnaek  konstruiert  einen  empfindlichen  Pendelapparat,  durch 
welchen  über  die  geographische  Verteilung  der  Schwereanomalien,  sowie 
über  deren  Ursachen  genauere  Aufschlüsse  erzielt  werden.  Die  Angaben 
des  Apparats  sind  indes  nur  relativ  und  bedürfen  zu  ihrer  Umwandlung 
in  absolute  Bestimmungen  der  Kenntnis  der  Identität  der  Erdanziehung 
an  einer  als  Normalort  angenommenen  Stelle. 

—  J.  S.  Stona  legt  die  Zentralbatterie  eines  Fernsprechamtes  unter  Anwendung 
zweier  Drosaetepulen  parallel  zu  den  beiden  verbundenen  Teilnehmern  in 
die  Schnurleitung  und  gibt  damit  die  Möglichkeit,  mit  einer  einzigen  Bat- 
terie für  groBe  Ämter  auszukommen.  (S.  a.  1881  A.  und  1890  W.)  Die 
heutigen  Zentralbatteriesysteme  sind  nur  Modifikationen  dieses  Systems. 

—  Der  Schweizer  Ingenieur  Stnib  konstruiert  für  Zahnradbahnen  eine  Zahn- 
stange mit  seitlich  schräg  begrenzten  Außenflächen,  die  als  Führung  einer 
Schienenzange  dienen,  deren  Maulenden  bis  nahe  an  die  Keilflächen  der 
Zahnstange  eingestellt  sind.  Hierdurch  wird  das  Fahrzeug  wirksam  gegen 
das  Aufsteigen  an  den  Zahnflanken  der  Stange  und  somit  gegen  Entgleisen 
geschützt.  Diese  Zangenbremse  wird  zuerst  bei  der  Stanserhornbahn  von 
Bucher  und  Dürrer  (1893)  und  dann  bei  der  Jungfraubahn  (1898)  verwendet. 

—  H.  Dennis  Taylor  verwertet  die  Jenenser  Glasflüsse  (s.  1886  A.)  für  die 
Optik  des  astronomischen  Femrohrs  und  konstruiert  in  Verbindung  mit 
Cooke  &  Sons  in  New  York,  A.  König  und  Carl  Zeiß  in  Jena  Femrohr- 
Objektivtypen,   die  in   ihrer  vollendetsten  Art  aus  drei  Linsen  bestehen- 

—  B.  Thaxtar  entdeckt  die  Myzobakterien,  eine  Gruppe  von  Bakterien,  die 
eine  den  Sohleimpilzen  vergleichbare  Fruktiflkation  besitzen. 

—  Johannes  Thiale  erhält  aus  dem  von  Jousselin  zuerst  dargestellten  Nitro- 
guanidin  durch  Beduktion  Amidoguanidin  und  stellt  hieraus  durch  Kochen 
mit  verdünnten  Säuren  oder  mit  ätzenden  Alkalien  das  von  Cnrtina 
(s.  1887  C.)  zuerst  dargestellte  Hydr&zin  dar.  Die  Methode  wird  technisch 
von  der  Badischen  Anilin-  und  Sodafabrik  ausgeführt. 

—  Marie  Julien  Olivier  Thaulat  untersucht  die  Gesetze,  nach  denen  in  der  Tiefe 
des  Meeres  die  durch  Wasser  und  Wind  von  den  Kfistengegenden  oder 
durch  die  Flüsse  aus  dem  Innern  der  Kontinente  fortgetragenen  Stofie 
weitergetragen  und  verteilt  werden.  Er  trägt  dadurch  zur  Kenntnis  der 
geographischen  Verbreitung  dieser  Stoffe  wesentlich  bei. 

—  E.  B.  TItchanar  weist  nach,  daß  beim  Menschen  die  Belichtung  des  einen 
Auges  ein  Nachbild  im  unbeliohteten  Auge  hervorbringt.    (S.  a.  1891  E.) 

—  Der  Ingenieur  Vautlar  in  Lausanne  schlägt  zur  Ausgleichung  des  auf  die 
Fahrgeschwindigkeit  ungünstig  wirkenden  Seilgewichts  bei  Seilbahnen  vor, 
für  die  Bahn  nicht  ein  geradliniges,  sondern  ein  gekrümmtes  Gefälle  zu 
wählen,  das  nach  einer  Parabel  verlaufen  muß,  deren  Scheitel  unten  liegt. 
Er  fördert  hierdurch  wesentlich  die  Anlagen  von  Seilbahnen. 


—     911     — 

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1898 

1892  Die  MehlmiacbmaBchine  bat  die  Aufgabe,  eine  innige  Mischung  der  in  der 
Regel  wenig  verschiedenen  Mehlsorten  zu.  erzielen,  welche  zusammen  eine 
Mehlnummer  haben  BoUen.  Die  einfachste  Maschine  besteht  aus  einer 
rasch  rotierenden,  mit  Pflöcken  besetzten  horizontalen  Holzscheibe,  auf 
welche  das  zu  mischende  Mehl  aufgeschüttet  wird.  Veryollkomnmete 
Systeme  neuerer  Zeit  sind  die  von  Wsfefr-Zildiar  und  R.  Hwtmann  gebauten 
Maschinen. 

—  Alfred  Wtrnor  erweitert  die  Valenzlehre  durch  Einführung  der  Begriffe  der 
Hanptvalenzen,  der  Nebenvalenzen  und  der  Koordinationszahl  und  gelangt 
so  2U  der  Möglichkeit,  auch  sogenannte  Molekularverbindungen  strukturell 
zu  erklären. 

—  Der  österreichische  Archäolog  C.  Woataly  entziffert  aus  den  1877/78  in  den 
Ruinen  von  Arsinoe  aufgefundenen,  jetzt  in  Wien  befindlichen  Fayüm- 
Papyri  der  Sammlung  des  Erzherzogs  Rainer,  einen  Papyrus,  der  das 
älteste  bekannte  Musikstück  enthält,  ein  kleines  Bruchstück  des  ersten 
Chor -Standliedes  (Stasimon)  aus  Euripides'  Tragödie  ,, Orestes". 

—  Frederick  Wetton  konstruiert  ein  Normalelement,  auf  dessen  Boden  Queck- 
silber als  eine  Elektrode  befindlich  ist.  Über  das  Quecksilber  wird  mit 
Cadmiumsulfat  angefeuchtetes  MercurosuUat  und  darüber  ein  Brei  von 
Cadmiumsulfatkrystallen  mit  gesättigter  Cadmiumsnlfatlösung  geschichtet. 
In  den  Brei  taucht  ein  Cadmiumstab  oder  Cadmiumamalgam  als  andere 
Elektrode.  Das  Weetonelement  führt  sich  vielfach  an  Stelle  des  Clark- 
dements  (s.  1874  C.)  ein. 

—  Nachdem  diese  Frage  etwa  25  Jahre  hindurch  diskatiert  worden  war,  stellt 
Oskar  WMRian  fest,  daß  in  dem  Cymol  eine  Isopropylgruppe  vorhanden 
ist.  Dieser  Befund  ist  für  die  Terpenchemie  von  Wichtigkeit,  da  die 
hydriert-cyclischen  Bestandteile  ätherischer  öle  hauptsächlich  in  naher 
Beziehung  zum  p-Cymol  stehen. 

—  Thomas  L.  Willton  beginnt  in  Amerika  im  Anschluß  an  die  von  Wöhler 
(s.  1862  W.)  gemachte  Beobachtung,  daß  Calciumcarbid  mit  Wasser  das 
mit  hellleuchtender  Flamme  brennende  Acetylen  liefert,  die  fabrikmäßige 
Herstellung  von  Acetylen  aus  Calciumcarbid  (s.  1892  M.)  und  sucht  im 
Vereine  mit  Diokerson  die  Acetylenbeleuchtung  im  großen  einzuführen. 

—  L.  W.  Winkler  gelingt  es,  eine  Gesetzmäßigkeit  in  der  Erscheinung  der  Ab- 
nahme der  Absorptionskoefflzienten  der  Gase  mit  der  Temperatur  auf- 
zufinden. Die  Abnahme  ist  bei  verschiedenen  Gasen  nicht  gleich,  sondern 
um  so  bedeutender,  je  größer  das  Molekulargewicht  der  Gase  ist. 

—  Der  Engländer  Wrl|toy  erfindet  einen  Patentkompaß  (Ship's  coorse  reoorder), 
der  den  Kurs  des  Schiffes  selbsttätig  in  ähnlicher  Weise  aufzeichnet,  wie 
ein  Barograph  die  Barometerkurven. 

—  Sydney  Younc  prüft  das  gesamte  Verhalten  homogener  flüssiger  und  gas- 
förmiger Substanzen  gegenüber  Änderungen  des  Drucks,  der  Temperatur 
und  des  Volums  mit  Bezug  auf  die  v.  der  Waals'sohen  Zustandsgleichung 
(s.  1873  W.),  deren  Richtigkeit  er  bestätigt. 

1893  Emile  Hilaire  Amagat  stellt  die  Resultate  seiner  langjährigen  Untersuchungen 
über  das  Verhalten  der  Gase  unter  verschiedenem  Druck  und  bei  ver- 
schiedenen Temperaturen  zusammen.  Seine  VeröSenthchung  bezieht  sich 
namentUch  auf  Kohlensäure,  Äthylen,  Sauerstoff,  Wasserstoff,  Stickstoff 
und  Luft.  Er  legt  die  Untersuchungsmethoden  ausführlich  dar,  die  im 
allgemeinen  die  gleichen  sind,  wie  bei  seinen  Untersuchungen  über  die 
Ausdehnungskoeffizienten  der  Flüssigkeiten.    (Vgl.  auch  1890  A.) 

—  Der  Mechaniker  Arid  in  Nürnberg  erfindet  das  Drahtbund- Verfahren,  welches 
darin  besteht,  daß  man  die  zn  einem  Drabtseüe  zu  vereinigenden  Drähte 
zunächst  in  eine   glatte  Hülse  einführt  and   alsdann   die  Drehung   vor- 

—     912     — 

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1898 

nimmt.      Die    Hülse    hindert    jedes    nachträgliche    Heransspringen    der 
Drähte. 
1893    M.   Arnit  gibt   zur   Kontrolle   des   Betriebes   der  Feaerong^anlagen   eine 
„ökonometer"  genannte  Gaswage  an,  die  namentlich  gestattet,  den  Kohlen- 
s&nregehalt  der  Verbrennungsgase  genau  zu  ermitteln. 

—  Alexander  Graham  Ball  erfindet  das  Radiophon,  bei  welchem  durch  Ein- 
wirkung eines  in  regelm&Eigen  Zwisclienrftamen  unterbrochenen  Lichtstrahls 
auf  eine  dünne  Platte  ein  Ton  erzeugt  wird.  Er  erfindet  gleichzeitig  eia 
Spektrophon,  das  ein  Spektroskop  darstellt,  dessen  Okular  durch  ein  Hör- 
rohr ersetzt  ist. 

—  Julius  Bertram  entdeckt  das  Bomylacetat,  denjenigen  Bestandteil  der 
Nadelöle,  der  den  Tannenduft  ausmacht,  und  führt  auch  die  Synthese 
dieses  Körpers  aus. 

—  fxuido  Bodlindar  zeigt,  daB  die  feinen  Suspensionen,  wie  beispielsweise  Auf  • 
Bchlämmungen  von  Kaolin,  die  Eigenschaft  haben,  durch  Zusatz  von 
Elektrolyten  (Salzen,  Päuren,  Basen)  ausgefällt  zu  werden.  Die  Sedimen- 
tierung  erfolgt  um  so  schneller,  je  größer  die  elektrolytische  Leitfähigkeit 
ist,  während  Niohtelekirolyte  unwirksam  sind.  Nach  Spring  (s.  1896  S.) 
spielt  diese  eigentümliche  Wirkung  der  Elektrolyse  auch  bei  geophysischen 
Sedimentierungsprozessen  eine  Bolle. 

—  Nachdem  Anschütz  zuerst,  jedoch  ohne  Erfolg,  versucht  hatte,  Artillerie- 
gesohosse  im  Fluge  zu  photographii:ren,  und  Mach  zuerst  zu  diesem  Zweck 
den  elektrischen  Funken  angewendet  hatte,  findet  V.  C.  Bojn  ebenfalls 
imter  Benutzung  des  elektrischen  Funkens  eine  sichere  Methode,  fliegende 
Geschosse  auf  die  photograpbisclie  Platte  aufzuzeichnen. 

—  Julius  Bredt  stellt  eine  Konstitutionsformel  für  den  Campher  auf,  die  einen 
wichtigen  Schritt  in  dessen  Erkenntnis  bewirkt  und  auch  auf  die  Konstitu- 
tionserkenntnis der  Terpene  zurückwirkt. 

—  Ludwig  Brl*Kwr  und  Georg  Cohn  untersuchen  das  Gift  des  TetanusbacUlus 
und  erbalten  vier  giftige  Basen:  das  Tetanin,  das  Tetanoxin,  das  Spasmo- 
toxin  und  das  Toxalbumin. 

—  Branmr,  Mond  &  Co.  erfinden  eine  Methode,  um  aus  dem  in  der  Ammoniak- 
sodafabrikation gewonnenen  rohen  Bicarbonat  ein  reines  Salz  zu  erzielen. 
Das  reine  Bicarbonat  wird  neuerdings  in  erheblichen  Mengen  als  Back- 
pulver verwendet. 

—  Thomas  Lauder  Brwiton  und  Cath  untersuchen  die  niederen  Glieder  der 
Fettreihe  in  ihrer  Wirkung  auf  die  Nervenzentren  und  finden,  daß  sie 
Anästhesie  hervorrufen,  während  die  Glieder  der  aromatischen  Reihe 
mehr  auf  die  motorischen  Zentren  wirken  und  Tremor,  Konvulsionen  und 
Paralyse  erzeugen. 

—  BurfOfflelttir  schlägt  zur  Verbesserung  der  Schwefelsäurefabrikation  vor,  in 
der  ersten  Bleikammer  eine  Anzahl  von  40 — 50  cm  weiten  Bleischächten 
als  Kühlschächte  durch  Boden  und  Decke  zu  führen,  die  zugleich  Anprall- 
nnd  Kondensationsflächen  geben  sollen.  Dieser  Vorschlag  beruht  auf  dem 
1888  von  Lunge  aufgestellten  Prinzip,  wonach  die  Reaktion  in  der  Kammer 
durch  Verflüssigung  von  Dämpfen  befördert  werden  muß. 

—  Charles  Frederick  Crots  und  E.  J.  Bavan,  die  1883  durch  Kochen  von  Cellulose 
mit  60%  Schwefelsäure  und  Fällen  der  Lösung  mit  Wasser  Oxycellulose 
dargestellt  hatten,  studieren  die  Einwirkungen,  welche  die  Batunwolle  er- 
leidet, wenn  dieselbe  zn  lange  der  Wirkung  der  Bleichflüssigkeit  bei  Zutritt 
yon  Luft  und  Sonnenschein  ausgesetzt  ist.  Sie  finden,  daß  dieselbe  dann 
einen  ganz  anderen  Charakter  annimmt,  indem  sie  Sauerstoff  aufnimmt  und 
an  Kohlenstoff  abnimmt.  Dieser  Übergang  in  Oxycellulose  klärt  viele  bis- 
lang unverständliche  Vorgänge  in  der  Bleicherei  der  Baumwolle  auf. 

Darmitaedter.  58 

—    913    — 


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1898 

1893  Während  das  früher  gebräuchliche  Goniometer  (s.  1809  W.)  nur  mit  einem 
horiEontalen  geteilten  Kreise  versehen  war,  konstruiert  Siegfried  GzapckI 
für  Krystallmessungen  ein  zweikreisiges  Instrument  (Theodolitgoniometer), 
das  zwei  zueinander  senkrechte,  geteilte  Kreise  besitzt.  Es  wird  hierdurch 
mögUoh,  die  Lage  einer  Fläche  durch  zwei  Winkel,  welche  mit  der  Länge 
und  Breite  bei  einer  geographischen  Ortsbestimmung  zu  vergleichen  sind, 
auszudrücken.  Ähnliche  Instrumente  werden  von  Fedorow  und  Gold- 
schmidt  konstruiert. 

—  Der  Engländer  Dennis  konstruiert  eine  selbsttätige  Drahtfleohtmaschine, 
die  ein  Drahtnetzwerk  von  sechsseitigen  Maschen  liefert.  Man  kann  die 
Maschine  mit  einem  Webstuhl  vergleichen,  der  nur  mit  Kettenfäden  ohne 
Einschlag  arbeitet. 

—  Der  französische  Ingenieur  De  Plaee  erfindet  einen  ,,Schi8eophon"  genannten 
Apparat,  der  in  Metallblöcken,  Wellen,  Achsen,  Badreifen,  Schienen,  Geschütz- 
rohren usw.  Fehlerstellen  zu  ve  rlässig  bis  zu  1 8  cm  unter  der  Oberfläche  anzeigt. 
Er  besteht  in  einer  sinnreichen  Kombination  von  Mikrophon  und  Telephon, 
verbunden  mit  einer  Perkussionsyorrichtung,  ähnlich  wie  sie  in  der  Medizin 
zur  Untersuchung  von  Herz-  und  Lungengeräuschen  gebraucht  wird. 

—  James  Dewar  erfindet  die  nach  ihm  benannten  doppelwandigen  Glas- 
gefäße  für  flüssige  Luft,  bei  welchen  der  von  den  beiden  Wandungen  ein- 
geschlossene hohle  Kaum  luftleer  gemacht  ist.  Später  (1907)  werden  diese 
Gefäße  auch  aus  Metall  und  mit  einem  Fassungsvermögen  bis  zu  10  1  an- 
gefertigt. 

—  Der  Ingenieur  Budolf  DIetel  beschreibt  in  seiner  „Theorie  und  Konstruk- 
tion eines  rationellen  Wärmemotors"  den  nach  ihm  benannten  Motor, 
welcher  die  Heizkrait  des  Brennmaterials  etwa  in  doppeltem  Betrage  wie 
die  Dampfmaschinen  in  nutzbare  Arbeit  umsetzt.  Dieselmotoren  werden 
zuerst  i.  J.  1898  auf  der  Münohener  Ausstellung  für  Kleinkraftmaschinen 
ausgestellt. 

—  Asmund  Heiland  hatte  schon  1875  auf  die  selbst  auf  schwach  geneigten 
Flächen  vor  sich  gehende  große  Bewegungsgeschwindigkeit  des  Inland- 
eises von  Grönland  hingewiesen.  Nachdem  auch  A.  E.  Nordenskjöld  1883 
und  Fridtjof  Nansen  1888  diese  Beobachtung  bestätigt  hatten,  wird  durch 
die  von  Erich  von  Drygaltkl  angestellte  Untersuchung  des  grönländischen 
Inlandeises  die  Überzeugung  gefördert,  daß  auch  über  weiten  Grebieten 
Europas,  Asiens  und  Nordamerikas  sich  einst  Inlandeis  ausgebreitet  habe, 
und  daß  davon  die  erratischen  Blöcke  und  der  Geschiebelehm  dieser 
Gegenden  stammen.   (Vgl.  1891  D.) 

—  Carl  Elti  konstruiert  ^n  von  der  Pianofortefabrik  Sohiedmayer  ausgeführtes 
Harmonium  in  natürlicher  Stimmung  mit  104  Tönen  und  52  Tasten  in  der 
Oktave.  Das  Instrument  gestattet,  das  syntonische  Komma  (81:80),  das 
pythagoräische  Komma  (ca.  74:73),  das  Schisma  (ca.  887:886)  und  nahezu 
auch  die  reine  Septime  (7:4)  wiederzugeben.  Je  13  Tasten  einer  Oktave 
sind  durch  gleiche  Farbe  als  zu  einer  Quintenreihe  gehörig  bezeichnet.  Die 
Töne  einer  Reihe  können  durch  Stellung  eines  Zuges  enharmonisoh  ver- 
wechselt werden,  so  daß  jede  Taste  zwei  um  vier  syntonische  Kommata 
unterschiedene  Töne  hervorbringt. 

—  Die  Farlientabriken  vorm.  Friedrich  Bayer  &  Co.  in  Elberfeld  stellen  Somatose 
aus  Fleischeztraktrückständen  her.  Ein  ähnliches  Produkt  wird  unter  dem 
Namen  „Mietose"  von  der  Eiweiß-  und  Fleischextrakt-Co.  in  Altona  in  den 
Handel  gebracht. 

—  Emil  Fischer  findet  eine  neue  allgemeine  Synthese  von  Glucosiden  aus  Al- 
koholen und  Zuckern  und  begründet  die  Stereoohemie  der  Glucoside 

—  Peroy  Frankland  weist  nach,  daß  infolge  der  Eigenschaft  der  Selbstreinigung. 


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18M 

die  den  Flüssen  zukommt,  von  1437  Bakterienkeimen,  die  ein  Knbik- 
Eentimeter  Themsewaaser  im  Durchschnitt  enthalt,  nach  mehrtägigem  Ab- 
setsen  in  den  großen  Baesins  der  Middlesex -Wasserwerke  nur  noch  177 
Keime  im  überstehenden  Wasser  vorhanden  sind. 
1893  Fraudenkarf  zeigt,  dafi  die  Trennung  verschiedener  Metalle  auf  elektrolytisohem 
Wege  nicht  nur,  wie  bis  dahin  üblich,  mit  bestimmter  Spannung  und  kon- 
stanter, aber  beträch thoher  Stromstärke  möglich  ist,  sondern  auch  so, 
daQ  man  eine  bestimmte  Spannung  während  der  Elektrolyse  aufrecht  er- 
hält, welche  zur  Abscheidnng  des  gewünschten  Metalls  genügt,  aber  nicht 
ausreicht,  auch  das  nächste  positivere,  in  Lösung  beflndUche  zu  fällen. 

—  Der  Ingenieur  Frtedabtrc  in  Berlin  erhält  ein  Patent  auf  eine  mit  Kohlen- 
staub gespeiste  Feuerung  für  Dampfkessel  und  gewerbliche  Fenerungs- 
anlagen.  (S.  a.  1872  C.)  Gleichzeitig  treten  Wegener,  SchwartzkopfF  u.  a. 
mit  ähnlichen  Feuerungen  auf. 

—  FrltwlM  &  Co.  bringen  unter  dem  Namen  „Chinosoi"  ein  Desinfektionsmittel 
in  den  Handel,  das  oxychinolinsulfosaures  Kali  darstellt. 

—  Hermann  Frlta  leitet  ans  einem  umfangreichen  Material  den  Satz  her,  daB 
die  Hagelfälle  periodisch  auftreten  und  mit  dem  Maximum  und  Minimum 
der  Sonnenaktion  auch  die  Wendepunkte  in  der  Intensität  ihres  Auftretens 
erreichen.  Auch  im  Wesen  der  tropischen  Wirbelstürme  scheint,  wie  auch 
Meldrum  (1890)  nachweist,  ein  Parallelismus  mit  der  Wolf  sehen  Periode 
(s.  1852  W.)  zu  bestehen. 

—  Die  (toiMral  Eltctrlc  ComiMuiy  in  Schenectady  baut  2000- Kilowatt -Bahn - 
generatoren. 

—  Graf  Adolph  von  CMtaon  führt  eine  Durchquerung  Afrikas  von  Osten  nach 
Westen  aus.  Mit  zwei  Begleitern,  v.  Prittwitz  und  Kersting,  bricht  er  von 
Pangani  auf,  durchzieht  die  Berglandsohaft  Irangi  und  gelangt  über  den 
Kagera  nach  dem  Königreich  Kuanda.  Hier  ersteigt  er  den  Vulkan  Ki- 
runga  und  befährt  den  noch  unbekannten  Kiwusee.  Nach  mühseligem 
Marsch  durch  dichten  Urwald  erreicht  er  am  21.  September  1894  bei  Kirundo 
den  Kongo  und  am  8.  Dezember  den  Atlantischen  Ozean. 

—  QrooRO  und  Wahl  reduzieren  zur  Herstellung  von  kohlenstofffreiem  Mangan 
das  Manganoxydul  mit  granuliertem  Aluminium.  Als  Zuschlag  geben 
sie  Kalkspat  und  Flußspat  und  führen  die  Reduktion  in  mit  Magnesia 
ausgefütterten  Graphittiegeln  aus.  Sie  beschäftigen  sich  namentlich  auch 
mit  der  Herstellung  von  kohlensto£Ffreiem  Ferromangan,  das  bei  der  Stabl- 
bereitimg  (s.  1856  M.)  neuerdings  eine  wichtige  Rolle  spielt. 

—  Hans  GroB  konstruiert  eine  Vorrichtung  für  Luftballons,  durch  die  es 
möglich  wird,  den  Ballon  bei  der  Landung,  ohne  ihn  zu  beschädigen,  in 
kürzester  Frist  zu  entgasen  und  hiermit  die  gefährlichen  Schleiffahrten 
bei  stürmischen  Landungen  zu  vermeiden.  Diese  Vorrichtung  besteht  darin, 
daß  ein  in  der  Hülle  angebrachter  breiter  Schlitz  durch  einen  aufgum- 
mierten Stoffstreifen  geschlossen  ist,  welcher  mit  Hilfe  einer  Leine  (ßeiß- 
leine)  vom  Korbe  des  Ballons  aus  abgeschält  werden  kann. 

—  H.  do  firoimlllan  konstruiert  einen  stereoskopischen  Entfernungsmesser, 
der  auf  einem  Doppelfemrohr  mit  vergrößertem  Objektivabstand  basiert. 
Der  Apparat  wird  1898  von  C.  Pulfrich  noch  vervoUkommnet. 

—  W.  HaltwMht  macht  Untersuchungen  über  den  Brechungsindex  von 
Flüssigkeiten  und  konstruiert  zur  Messung  des  Brechungsunterschiedes 
zweier  Flüssigkeiten  sein  Doppeltrog-Refraktometer,  das  von  Tomoe  noch 
verbessert  wird. 

—  Gustav  Hollmann  verwendet  die  Photographie  für  die  getreue  Wiedergabe 
der  Schneekrystalle.    Er  weist  darauf  hin,  dafi  genaue  Beobachtungen  des 

68« 

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1898 

eymmetrigehen  Banes  der  Sobneesterne  Bchon  von  Albertus  MagnnB  (1250), 
Olaua  Magnus  (1555),  Kepler  usw.  gemacht  worden  seien. 
1893  Nachdem  die  Einwirkung  der  Winde  auf  die  Pflanzenwelt  schon  vielfach, 
wie  u.  a.  von  Focke  1873,  Borggreve,  Böhm,  Middendorff  untersucht 
worden  war,  verfolgt  Htnich  speziell  den  Einfluß  der  Winde  auf  den  Boden 
und  findet,  daß  dieselben  auf  Bodentemperatur  und  Verdunstung  einen 
sehr  erheblichen  Einfluß  ausüben. 

—  Curt  Harfett  macht  in  den  Jahren  1893 — 1901  eingehende  experimentelle 
Untersuchungen  über  den  Einfluß  der  veränderten  chemischen  Zusammen- 
setzung des  umgebenden  Mediums  auf  die  Entwicklung  der  Tiere.  Er 
bereitet  zu  dem  Behufe  künstliches  Seewasser  in  verschiedenartiger  Zu- 
sammensetzung und  studiert  die  Einwirkung  der  in  den  einzelnen  Mischungen 
enthaltenen  verschiedenen  Salze  auf  die  Entwicklung  von  Seeigellarven 
aus  befruchteten  Eiern.     (S.  a.  1816  B.  und  1871  L.) 

—  Hubert  von  Hcrkoimr  erfindet  eine  besondere  Art  des  Kupferdrucks,  die 
Monotypie.  Er  trägt  auf  eine  versilberte  Kupferplatte  mit  l'insel  und 
Wischer  eine  nur  langsam  trocknende  Kupferdruckfarbe  auf  und  bearbi  itf>t 
sie  mit  der  Badiernadel.  Um  die  Platte  druckfähig  zu  machen,  wird 
sie  in  feuchtem  Zustand  mit  Metallpulver  bestreut  und  auf  galvanischem 
Wege  eine  Druckform  davon  genommen,  die  als  Tiefdruckform  wirkt. 

—  Heinrich  Hertz  diskutiert  in  seinen  ..Prinripien  der  Mechanik",  von  den 
Helmholtz' sehen  fundamentalen  Untersuchungen  (b.  1884  H.)  ausgehend, 
die  verschiedenen  Formen  der  Energie,  sowie  die  Bedingung  der  Über- 
führung einer  Form  in  die  andere. 

—  E.  W.  Hllgard  erkennt  als  einer  der  ersten  die  große  Bedeutung  der  meteo- 
rischen Auswaschung  des  Bodens  für  die  Bodenbildung.  Auch  Tanfiljew 
imd  Wysotzki  treten  der  Untersuchung  dieser  Frage  näher. 

—  C.  Hoapfnar  gibt  ein  Verfahren  an,  NickeUö^unge.n  nach  Ansäuerung  mit 
Phosphorsänre,  Cätronensäure  u.  dgl.  unter  Benutzung  unlöslicher  Anodeu 
und  beweglicher  rotierender  Kathoden  zu  elektrolysieren,  wobei  die  Anoden 
in  Zellen  eintauchen,  welche  mit  der  Lösung  eines  Chlorids  elektr< 'posi- 
tiver Metalle  beschickt  sind. 

—  Rudolf  HoaniM  teilt  die  Erdbeben  in  drei  Klassen  ein:  1.  Vulkanische 
Erdbeben,  die  als  Begleiterscheinungen  von  Eruptionen  auftreten,  2.  Ein- 
sturzbeben, die  durch  den  Zusammenbruch  unterirdischer  Hohlräume 
hervorgerufen  werden,  3.  Dislokationsbeben  oder  t-'ktonische  Beben,  die 
durch  Lageveränderungen  von  Teilen  der  ft-sten  Erdrinde,  wie  Faltungen. 
Verschiebungen,  Verwerfungen,  Zerreißungen,  Senkungen  usw.  entstehen. 
(S.  a.  1883  M.) 

—  Viktor  Theodor  Homin  macht  eingehende  Forschungen  über  die  durch  die 
näohtUohe  Strahlung  bedingtm  Nachtfröste  und  führt  den  Beweis  für  die 
Tatsache,  daß  —  bei  gleicher  Höhenlage  —  die  nlohtliche  Abkühlung  über 
Moor-  und  Sumpfboden  gewöhnlich  intensiver  als  über  trockenem  Boden 
eintritt.  1897  erweitert  er  seine  Studien  auch  auf  den  täglichen  Wärme- 
umsatz im  Boden. 

—  Fedor  Krausa  führt  zur  Heüung  der  schwersten  Formen  des  Greeichts- 
schmerzes  (Tic  douloureux)  zuerst  die  vollständige  Entfernung  des  Nerven- 
knotens (Ganglion  Gassen  des  Nervus  trigeminus)  aus.  Die  erste  An- 
regung zu  dieser  Operation  hatte  1884  J.  Ewing  Mears  in  einem  vor 
der  „American  surgical  Association"  gehaltenen  Vortrag  gegeben;  intra- 
cranieUe  Resektionen  des  Trigeminusstammes  hatten  vor  Krause  William 
Rose  in  London  (1890),  Victor  Horsley  in  London  (1891)  und  Frank 
Hartley  in  New  York  (1892)  unternommen. 

—  Fedor  Krauta  bildet  im  Gegensatz  zu  dem  von  Reverdin  (s.  1869  R.)  und 


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1898 

Thiersch  (s.  1886  T.)  geübten  Verfahren,  zur  plaatischen  Chirurgie  gestielte 
Lappen  zu  verwenden,  das  Verfahren  weiter  aus,  ungestielte  Hautlappen 
zu  transplantieren  und  betont,  daß  dazu  Tor  allem  vollkommenste  Asepsis 
und  durchaus  trockene  Operation  sowie  gehörige  Vorbereitung  des  mit  der 
neuen  Haut  zu  bedeckenden  Bodens  nötig  seien. 
1893  6.  Krall  in  Eüsten-Bruchbausen  nimmt  die  Konzentration  der  Schwefel- 
säure in  einem  Gußeisenrohre  vor,  das  in  ein  Bad  von  geschmolzenem  Blei 
eingetaucht  ist.  Um  die  Stellen,  wo  das  Rohr  in  das  Bleibad  ein-  und 
austritt,  zu  dichten,  wird  dort  eine  Wasserkühlung  angebracht,  die  das 
Blei  zum  Erstarren  bringt  und  so  das  Austreten  des  geschmolzenen  Bleis 
aus  dem  Bade  verhindert.  Uer  Apparat  konzentriert  bis  zu  16  t  in 
Tag-  und  Nachtschicht  und  eignet  sich  namentlich  auch  zur  Regenerie- 
rung von  Abfallsäuren.  Andere  eiserne  Konzentrationsapparate  werden 
von  E.  Hartmann,  Scheurer-Kestner  u.  a.  vorgeschlagen. 

—  Friedrich  Alfred  Krupp  in  Essen  beschickt  die  internationale  Weltausstel- 
lung in  Chicago  mit  einem  Geschütz  von  42  cm  Seelen  weite  und  122400  kg 
Rohrgewicht,  dessen  1000  kg  schweres  Geschoß  bei  604  m  Mündungsge- 
Bchwindigkeit  noch  auf  1000  m  Entfernung  eine  schweißeiseme  Panzer- 
platte von  1  m  Dicke  zu  durchschlagen  vermag.  Krupp  bat  im  übrigen 
diesen  Weg  der  Herstellung  von  Riesengeschützen  nicht  weiter  verfolgt. 
(Vgl.  1892  K.)  Das  Ausstellungsobjekt  war  vielmehr  nur  dazu  bestimmt, 
die  Leistungsfähigkeit  der  Fabrik  in  der  Bewältigung  großer  Metallmassen 
darzutun. 

—  Heinrich  Lahmann  wird  durch  die  in  seinem  Werke  „Die  diätetische  Blnt- 
entmisohung  als  Grundursache  aller  Krankheiten"  gemachten  Angaben  der 
Begründer  der  Industrie  der  ,,Näbrsalzpr&parate". 

—  Der  Ingenieur  Eugen  Luifan  erfindet  die  nach  ihm  benannte  elektrische 
Schwebebahn,  die  zuerst  in  Deutz  erprobt  und  alsdann  in  großem  Maß- 
stabe als  Stadthochbahn  in  Barmen-Elberfeld  ausgeführt  wird. 

—  Karl  von  LaMraml  baut  als  erste  große  Betonbrücke  mit  eisernen  Kämpfer- 
Qnd  Scheitelgelenken  die  Donaubrücke  bei  Munderkingen,  deren  Spann- 
weite 50  m  beträgt. 

—  Ludwig  Luckbardtin  Cassel  konstruiert  eine  elektrisch  auszulösende  Schwung- 
radband bremse,  um  die  Betriebsdampfmaschinen  im  Falle  von  Gefahr 
augenblicklich  anzuhalten. 

—  A.  und  L.  LumMra  und  A.  Sayowttz  machen  eingehende  Untersuchungen 
über  die  photographischen  Entwicklersubstanzen  und  geben  in  ihrem 
Buche  „Les  d6veloppateurs  organiques"  eine  Systematik  dieser  Substanzen, 
um  die  sich  auch  Andresen  (1899)  verdient  macht. 

—  Patrick  Manton  gibt  das  Boraxmethylenblau  zur  Färbung  der  Malaria- 
plasmodien  an. 

—  Emüe  Marchal  stellt  zuerst  fest,  daß  ungemein  vielen  Bakterien  (sowohl 
Schizomyceten  als  auch  Eumyceten),  welche  in  der  Ackererde  vorkommen, 
die  Fähigkeit  zur  Abspaltung  von  Ammoniak  und  Eiweißkörpem  eigen  ist. 

—  Markownlkoll  und  ReformatzkI  stellen  aus  Rosenöl  Citronellol  her,  das  1890 
synthetisch  von  Dodge  (s,  1890  D.)  gewonnen  worden  war.  Sie  nennen 
den  Körper  zuerst  Roseol;  die  Feststellung  der  Identität  erfolgt  1896  durch 
Tilmann  und  Schmidt.  Auch  aus  Pelargoniumöl  wird  durch  Barbier  und 
später   durch  Hesse   das  Citronellol  gewonnen  und  erst  Reuniol  genannt. 

—  Wilhelm  von  Mlllir  und  G.  Rehda  erhalten  bei  Spaltung  der  Carminsäure 
eine  Reihe  von  Körpern,  die  den  Zusammenhang  dieser  Säure  mit  den 
Indonen  ergeben. 

—  Henri  Molttan   gelingt  es,   durch  Glühen  von  vanadinsaurem  Ammonium 

—     917     — 

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1898 

erhaltenes  und  mit  Zackerkohle  gemengtes  Oxyd  mittels  eines  durch  einen 
Strom  von  1000  Ampere  und  70  Volt  erzeugten  Bogens  zu  Vanadium- 
metall zu  reduzieren.  Das  Metall  ist  weifi,  im  Bruch  metallgl&nzend  und 
hat  S,8  spez.  Gewicht. 
1893  Henri  Motaan  erhfilt  durch  Auflösung  von  Kohlenstoff  in  flüssigem  Eisen 
bei  der  Hitze  des  elektrischen  Bogenlichts  und  Erstarrenlassen  des  Schmelz- 
flusses  unter  hohem  Druck  künstliche  Diamanten  bis  zu  0,6  mm  GröSe. 

—  von  Montolii  konstruiert  einen  elektrischen  G  asfemzünder,  bei  welchem 
sekundäre  Induktionsströme,  welche  zwischen  feststehenden  Elektroden 
am  Brenner  in  Form  von  Funken  durch  die  Luft  überspringen,  zur  Zün- 
dung benutzt  werden.  Der  Femzünder  wird  unter  dem  Namen  „Multi- 
plex" Ton  der  Multiplex-Gasfemzünder-Gesellschaft  vertrieben. 

—  Gustav  MOIItr  macht  photometrische  Messungen  an  zahlreichen  Asteroiden 
und  schätzt  die  Durchmesser  der  kleinsten  unter  ihnen  auf  etwa  20  km. 

—  Fridtjof  NantMi  dringt  mit  dem  Polarschiff  „Fram",  das  nach  seinen  An- 
gaben gebaut  ist  und  von  Otto  Sverdrup  befehligt  wird,  von  der  Kord- 
küste  Ostsibiriens  in  das  Polareis'  ein,  wo  er  das  Schiff  einfrieren  und 
durch  die  Strömung  nach  Kordwesten  treiben  l&St.  Er  selbst  erreicht 
auf  einer  am  14.  März  1895  mit  Johansen  als  einzigem  Begleiter  an- 
getretenen Schlittenfahrt  am  7.  April  die  höchste  bis  dahin  erreichte 
Breite  von  86*>  4'.  Von  hier  gelangt  er  nach  unsäglichen  Anstrengungen 
nach  Franz- Joseph-Land,  wo  er  unter  81  <>  12'  nördl.  Br.  überwintert.  Am 
18.  Juni  1896  trifft  er  mit  Frederick  Jackson  zusammen,  auf  dessen  Schiff 
„Windward"  er  am  13.  August  1896  nach  Vardö  gelangt.  Wenige  Tage 
darauf,  am  20.  August,  trifft  die  „Fram",  die  die  Breite  von  85«  57'  er- 
reichte, in  dem  kleinen  Hafen  von  Skärvö  ein.  Durch  die  Trift  der  Fram 
wird  das  Vorhandensein  der  von  Nansen  angenommenen  Strömung  quer 
über  den  Pol  erwiesen. 

—  Walther  Nwntt  gibt  eine  Methode  znr  Bestimmung  von  Dielektrizitätskon- 
stanten an,  die  auf  Vergleichung  von  Kondensatoren  beruht,  deren  Dielek- 
trika aus  den  zu  untersuchenden  Stoffen  bestehen.  Zur  Messung  dient 
eine  Brückenschaltung  und  Wechselstrom.   (Vgl.  auch  1859  S.) 

—  AehOlhiiiMr  und  Jmkm  in  Dessau  erhalten  ein  Patent  auf  einen  Zweitakt- 
Gasmotor  mit  gegenläufigen  Antriebskolben  und  führen  denselben  zuerst 
praktisch  aus. 

—  Alberto  Palacio  erbaut  in  Bilbao  in  Spanien  eine  Luftfähre.  Über  dem 
Flusse  ist  eine  160  m  weite  leichte  Hängebrücke  angebracht,  die  40  m 
über  dem  Wasserspiegel  befindlich  ist.  Sie  trägt  ein  Gleise,  von  dem 
ein  verschiebbares  Rahmengerfist  herunterhängt,  welches  die  für  Per- 
sonen und  Wagen  geeignete  Plattform  der  Fähre  trägt.  Die  Fortbe- 
wegung des  Rahmengerüstee  kann  mit  Hand-  oder  Dampfbetrieb  er- 
folgen. 

—  Friedrich  Paichtn  baut  ein  astatisches  Spiegelgalvanometer  von  sehr  hoher 
Empfindlichkeit.  Schon,  wenn  die  Pole  dieses  Instruments  mit  zwei  ver- 
schiedenartigen Stellen  des  menschlichen  Körpers  in  Berührung  gebracht 
werden,  erfolgen  recht  beträchtliche  Ausschläge. 

—  Der  Hydrolog  PMke  modifiziert  das  Verfahren  von  Oesten  und  Proekauer, 
Grundwasser  durch  Lüftung  eisenfrei  zu  machen,  indem  er  das  Wasser, 
statt  es  frei  herabfallen  zu  lassen,  über  Koksstüoke  rieseln  läßt. 

—  Portor  bemerkt,  daß  eine  in  Schwingungen  versetzte  Stimmgabel  bedeutend 
lauter  tönt,  wenn  man  die  schwingenden  Zinken  in  eine  Bunsenfiamme 
hält.  Er  erklärt  diesen  Vorgang  später  (1903)  damit,  daß  die  Schwingungen 
der  Gabel  die  vorher  kontinuierliche  Vereinigung  von  Leuchtgas  und  Luft 

—     918     — 

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1898 

in  eine  diskontiniiierliohe  verwandeln,  wodurch  kleine,  einander  mit  der 
Geschwindigkeit  der  Gabelschwingnngen  folgende  Explosionen  entstehen. 
1893  Der  englische  Telegraphen -Chefingenieur  William  Praacs  erkennt  auf  Grund 
mehrjähriger  Versuche,  daß  ein  Strom,  der  in  einem  ersten  Kreise  ge- 
schlossen wird,  in  einem  Empfängerkreis  einen  Stromstoß  induziert.  Es 
gelingt  ihm,  bis  auf  8  km  telegraphische  Verständigung  zu  erzielen.  Diese 
Versuche  sind  epochemachend  für  die  drahtlose  Telegraphie. 

—  PrewMcs  und  8ohn  schlagen  ein  Verfahren  zur  kontinuierlichen  Herstellung 
von  Salpetersäure  vor  und  bedienen  sich  dazu  eines  Apparates,  der  im 
wesentlichen  aus  einem  liegenden,  dmvh  Scheidewände  in  eine  Anzahl  von 
Abteilungen  zerlegten  gußeisernen  Trog  besteht,  der  von  einem  Heiz- 
mantel umgeben  ist.  An  einem  Ende  werden  die  Rohstoffe,  gut  durch- 
einander gemengt,  kontinuierlich  eingeführt.  Sie  rücken  durch  die  einzel- 
nen Abteilungen  des  Troges  vor,  der  auf  einer  konstanten  Temperatur  ge- 
halten wird,  und  geben  dabei  Salpetersäuredämpfe  ab,  die  nach  einem  ge- 
eigneten Eühlsystem  abgeleitet  werden.  Die  abdestUlierende  Säure  wird  für 
jede  Abteilung  getrennt  aufgefangen,  so  daß  man  verschieden  starke  Säure 
erhält.  Das  Bisulfat  fließt  aus  der  dem  Eintritt  entgegengesetzten  Öff- 
nung beständig  ab. 

—  August  Rap*  photographiert  die  Luftsohwlngungen  in  gedaokten  Pfeifen. 
Er  benutzt  dazu  einen  Jamin'sohen  Interferentialrefraktor,  auf  dessen 
einen  Spiegel  ein  paralleles  Lichtbündel  fällt,  das  in  zwei  Bündel  zer- 
legt wird.  Das  eine  Bündel  durchsetzt  die  mit  parallelen  Glaswänden  ver- 
sehene Pfeife,  während  das  andere  Bündel  an  der  Pfeife  vorbeigeht.  Beide 
Bündel   fallen   auf  den   zweiten  Spiegel   und  werden  zur  Interferenz  ge- 

'  bracht.  Tönt  die  Pfeife,  so  schwingen  die  Interferenestreifen  hin  und  her, 
und  zwar  sind  ihre  Ausschläge  proportional  den  Dichtigkeitsänderungen 
der  tönenden  Luft  in  der  Pfeife.  Durch  Linsen  wird  ein  Bild  der  Streifen 
dicht  hinter  die  Ebene  eines  senkrecht  zur  Streif enriohtung  stehenden 
Spaltes  auf  ein  parallel  zur  Streifenrichtung  gleichförmig  bewegtes  photo- 
praphiscbes  Papier  entworfen. 

—  Die  Hinterdrehbauk  zum  Hinterdrehen  von  Fräsen  ist  in  Amerika  erfun- 
den worden.  Eine  der  ersten  von  deutschen  Firmen  ausgeführten  der- 
artigen Drehbänke  ist  die  von  J.  E.  RaiMCkar  in  Chemnitz,  bei  welcher 
die  für  das  Hinterdrehen  erforderliche  Hin-  und  Herbewegung  des  Support- 
oberteils durch  auswechselbare  Eurvenscheiben  mit  verschiedenen  der  Tiefe 
der  Hinterdrehung  entsprechenden  Hubhöhen  erfolgt. 

—  J.  W.  Rmo  in  New  York  errichtet  für  den  Cortland-Street-Bahnhof  einen 
auf  dem  Prinzip  der  Transportbänder  beruhenden  Personenaufzng,  der 
aus  einer  endlosen  geneigten  Plattform  besteht,  die  sich  mit  einer  Ge- 
schwindigkeit von  21  m  in  der  Minute  fortbewegt.  Zum  Betrieb  des  Auf- 
zugs dient  ein  Elektromotor.  Ein  ähnlicher  Schrägaufzug  wird  1898  für 
die  Grands  Magasins  du  Lonvre  in  Paris  von  Hallö  gebaut.  (Esoalier 
roulant.) 

—  Jan  Willem  Rtl|an  stellt  fest,  daß  das  bisher  als  amorph  bezeichnete  Arsen 
(vgl.  1867  H.)  mikrokrystallinisch,  und  zwar  regulär  ist,  während  das  ge- 
wöhnliche Arsen  hexagonal  ist.  Es  wird  hierdurch  eine  Analogie  zu  dem 
regulären  gelben  und  hexagonalen  roten  Phosphor  ersichtlich. 

—  M.  M.  Rlchtar  verfolgt  die  von  Franoillon  (vgl.  1875  F.)  gemachte  Beobach- 
tung, wonach  Gewebe  durch  Behandlung  mit  Benzin  elektrisch  werden 
und  erbringt  in  seiner  Broschüre  „Die  Benzinbrände  in  den  chemischen 
Wäschereien"  den  Beweis,  daß  die  Elektrizität  die  Ursache  der  Brände 
ist.  Er  schlägt  zur  Vermeidung  solcher  Brände  vor,  dem  Benzin  */iooo  '^^i^ 
Ölsäure  Magnesia  zuzusetzen,  die  unter  dem  Namen  „Antibenzinpyrin"  in 

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18W 

den  Handel  kommt.    Zu  gleichem  Zweck  dient  aach  ein  Znsatz  von  soge- 
nannter Benzinseife. 
1893    Die  Firma  J.  D.  RMtl  bringt  einen  Süßstoff  unter  dem  Namen  „Dnlcin" 
in  den  Handel,   der   Para-Phenetolcarbamid  ist  tmd  durch  Erhitzen  Ton 
Paraphenetidin  und  Harnstoff  auf  160"  entsteht. 

—  Der  Ingenieur  Siegmund  RMItr  in  München  erfindet  die  nach  ihm  be- 
nannte Hemmung  für  Pendeluhren,  bei  welcher  das  Pendel  an  einer  Blatt- 
gelenkfeder nahezu  reibungslos  aufgehängt  ist.  Für  die  Ricfler'sche  Hemmung 
ist  nur  der  neunte  Teil  der  für  die  Graham'sche  Hemmung  (s.  1720  (r.) 
notwendigen  Energie  erforderlich.  Die  ersten  Versuche  von  Riefler  datieren 
von  1889.  Außerdem  erfindet  er  ein  Quecksilberkompensationspendrl,  das 
eine  sehr  feine  Regulirrung  zuläßt. 

—  OgdenN.RooiführteinFlimmer-  oderFlaokerphotometer  aus,  bei  welchem  man 
ein  Prisma  durch  eine  keilförmige  Linse  betrachtet,  die  durch  einen  Elektro- 
motor in  Umdrehung  erhalten  wird.  Sind  beide  Flächen  durch  die  Lichtquellen 
ungleich  beleuchtet,  so  beobachtet  man  ein  Flimmern,  da  abwechselnd  die 
eine  und  die  andere  Fläche  gesehen  wird.  Bei  Gleichheit  der  Lichtquellen 
verschwindet  das  Flimmern.  Dieses  Instrument  wird  1896  von  Withman 
verbessert. 

—  Abbott  Lawrence  Rotch  berichtet  über  die  in  der  Nahe  von  Arequipa  auf 
dem  5075  m  hohen  Chachani  belegene  Wetterwarte,  die  das  höchst  ge- 
legene Observatorium  der  Erde  darstellt. 

—  Ernst  Salkcwikl  entdeckt,  daß  das  in  der  Magermilch  vorhandene  Casän 
in  vorzüglicher  Weise  vom  Darmkanal  resorbiert  wird,  und  gibt  dadurch 
Veranlassung  zur  Herstellung  der  Casrännährpräparate,  zu  denen  die  Nn- 
trose  (Caseinnatrium),  Sanatogen,  Eukasin  u.  a.  gehören. 

—  Paul  und  Friedrich  Sarailn  durchforschen  die  Insel  Ceylon  und  geben  die  ersten 
genauen  Nachrichten  über  die  im  Innern  der  Insel  noch  lebenden  etwa 
2000  Weddas,  einen  Volksstamm,  der  sich  durch  Affenähnlichkeit  des 
Körperbans,  geringe  geistige  Entwicklung  und  primitive  Lebensweise  aus- 
zeichnet. Die  Forscher  sind  der  Ansicht,  daß  die  Weddas  als  die  Über- 
reste einer  uralten  Primär- Varietät  der  lockenhaarigen  Menschenrasse  zu 
betrachten  sind,  und  daß  sie  identisch  sind  mit  den  aSenähnlichen  Pygmäen, 
welche  Ktesias,  der  Leibarzt  des  Artaxerxes,  schon  um  400  v.  Chr.  be- 
schrieben hat. 

—  Otto  Schlick  konstruiert  die  ersten  Schiffsdampfmaschinen,  bei  denen  sich 
die  Massenwirkungen,  die  an  den  einzelnen  Kurbeln  auftreten,  gegenseitig 
aufheben.  Diese  Maschinen  besitzen  mindestens  vier  Kurbeln,  und  es 
stehen  dabä  die  Abstände  der  Zylinder,  die  Gewichte  der  Gestänge  und 
die  Kurbel  winke!  in  einem  ganz  bestimmten  Verhältnis.  Durch  diesen 
Ausgleich  der  Massen  wird  bewirkt,  daß  die  mit  solchen  Maschinen  aus- 
gerüsteten Schiffe  keinerlei  Vibrationen  zeigen.  Das  Scblick'sche  Ma- 
schinensystem findet  bei  den  neueren  Schnelldampfern  der  deutschen 
Handelsmarine  imd  auch  im  Auslande  rasch  Eingang.     (S.  a.   1892S.) 

—  Victor  Schumann  gelingt  es,  indem  er  Lichtquelle,  Spektrograph  und  von 
ihm  zuerst  hergestellte  gelatinelose  Trockenplatten  in  das  Vakuum  bringt, 
im  Spektrum  des  Wasserstoffs  Wellen  zu  registrieren,  deren  Länge  wohl 
die  kürzeste  bisher  bekannte  ist  (Vioooo  Millimeter  =  1000  Ingström  Ein- 
heiten). 

—  Victor  Schumann  zeigt,  daß  Quarz  für  ultraviolettes  Licht  von  kürzerer 
Wellenlänge  als  18()0  Ängström-Einheiten  undurchlässig  ist.  Für  solche 
Lichtwellen  ist  nur  Flußspat  durchlässig. 

—  G.  SchwlMlng  in  Cassel  fabriziert  mittels  des  von  Georg  Kaßner  (s.  1889  E.) 
empfohlenen  CaIciumplumbats  Zündhölzer,  welche  roten  Phosphor  in  der 

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18«» 

Zündmaaee  enthalten   und   duroh    Reibung  an  jeder  rauhen  Fl&ohe  ent- 
zündet werden  können. 
1893    E.  8i(ar  in  Stockholm  erhält  ein  Patent  auf  eine  Dampfturbine  mit  zwei 
oder  mehreren  sich  mit  den  Kr&nzen   überschneidenden  Turbinenrädern 
und  seitlicher  Dampfeinströmung. 

—  Am  6.  August  wird  der  von  der  Sociitt  Intemaiionale  du  Canal  marliiiiM  dt 
Corinth  innerhalb  der  letzten  neun  Jahre  erbaute  Kanal  von  Korinth 
eröffnet.  Die  Länge  des  Kanals  ist  6,3  km,  die  Sohlenbreite  22  m,  die 
Wassertiefe  S'/t  m.  Die  größte  Einschnittstiefe  beträgt  80  m.  Ein  Projekt 
für  die  Durchstechung  der  Landenge  yon  Korinth  war  bereits  1881  von 
Stefan  Tärr  aufgestellt  worden. 

—  Die  Firma  W.  Spindtar  in  Berlin  führt  den  Tetrachlorkohlenstoff  (s.  1839  K. 
und  1889  L.)  in.  die  chemische  Reinigungsteohnik  ein  und  bringt  diesen 
Stoff  auch  in  kleinen  Mengen  unter  dem  Namen  ,,Katharin"in  den  Handel. 

—  C.  A.  SMnhtü  Soahna  bringen  unter  dem  Namen  „Orthoetigmat"  ein  Ob- 
jektiv in  den  Handel,  bei  dem  eine  Sammellinse  niederer  Brechung  von 
einer  Bikonvex-  und  einer  Bikonkavlinse  eingeschlossen  ist,  die  beide  ein 
höheres  Brechungsvermögen  haben.  Ein  ähnliches  Objektiv  konstruieren 
VoctMndar  &  8ohn  unter  dem  Namen  „Collinear". 

—  P.  Stolto  in  Genthin  konstruiert  eine  Decke,  welche  aus  einzelnen  35  cm 
breiten  Quarzsandzementdielen  mit  Hohlräumen  und  Bandeiseneinlagen 
besteht,  die  zwischen  Eisenträgern  in  Zementfugen  aneinander  geschoben 
werden.    (Vgl.  auch  1892  Kl.) 

—  Nicola  Taiia  entdeckt  die  bei  Wechselströmen  hoher  Spannung  und 
Weohselzahl  auftretenden  elektrischen  Wellenphänomene.  Er  zeigt  u.  a., 
daß  Glühlampen  mit  nur  einem  Pol  durch  solche  Wechselströme  bei  An- 
näherung an  den  durchströmten  Leiter  glühen,  daß  evakuierte  lange  Glas- 
röhren (ohne  Elektroden)  leuchten,  wenn  man  das  eine  Ende  anfaßt  und 
das  andere  einem  Stromleiter  nähert,  daß  der  menschliche  Körper  in  solche 
Ströme  ohne  Schaden,  ja  ohne  sie  zu  empfinden,  eingeschaltet  werden  kann. 

—  Die  Thomson  Houtton  International  Etoctrlc  Company  baut  die  erste  elektrisch 
betriebene  Fördermaschine,  die  von  zwei  direkt  mit  der  Trommel  ge- 
kuppelten Motoren  von  je  500  PS  angetrieben  wird.  Das  Fdrdergewicht  be- 
trägt 4500  kg,  die  Fördergesohwindigkeit  12,5  m/sec,  die  Teufe  760  m. 

—  Tlomann  und  KrQgor  gelangt  es,  aus  den  Iriswurzeln  den  riechenden  Be- 
standteil zu  isolieren,  der  optisch  aktiv  ist,  und  den  sie  Iron  nennen. 

—  Nachdem  Semmler  1890  die  Konstitution  des  Geraniols  festgestellt  und 
es  unter  die  oleflnischen  Campherarten  eingereiht  hatte,  gelingt  es  Tlunann 
im  Verein  mit  Sammlar,  diesen  Körper  aus  dem  Geraniumsäurenitril 
darzustellen.  Gleichzeitig  erfolgt  seine  synthetische  Darstellung  aus  dem 
Citral  durch  Barbier  und  Bouveault. 

—  Claude  Vantln  bewirkt  die  Elektrolyse  des  Chlomatriums  in  geschmolzenem 
Zustande.  Er  ersetzt  das  Quecksilber  durch  Blei  und  zersetzt  die  ent- 
stehenden Bleiverbindungen  zur  Gewinnung  des  Natronhydrats  mit  Wasser- 
dampf.    (S.  1892  C.) 

—  Raymond  VMai  behandelt  Substanzen  der  aromatischen  Reihe,  wie  Para- 
Amidophenol  und  Para-Phenylendiamin,  mit  Schwefel  und  Schwefelnatrium 
und  erhält  die  intensiv  schwarzen  Thiokatechine.  {Noir  Vidal  —  S.  a. 
18730.) 

—  Nachdem  der  ZentrifugalguB  zur  Herstellung  nahtloser  Rohre  von  Clowes 
in  Waterb ory,  Howard  Lane  in  Birmingham  und  Theodor  Förster  in 
BerUn  unter  Anwendung  von  sich  um  eine  horizontale  Achse  drehenden 
Gußformen  erfolgreich  verwendet  worden  war,  führt  Georg  Wab  in  Heidel- 
berg ein  neues  Verfahren  ein.     Er  wendet  hohe,    sich  um  eine  senkrechte 

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1898 

Achse  drehende  GuQfonnen  an,  die,  sobald  das  eingegoBsene  Metall  eine 
trichterartige  Lagerung  angenommen  hat,  in  die  wagerechte  Lage  gekippt 
werden.  Dieses  Verfahren  wird  von  6.  Stridsberg  in  Stockholm,  G.  Co- 
bianchi  in  Omegna,  Brinell  und  namentlich  von  Friedlich  Nebe  ver- 
bessert. 

1893  Alfred  WtriMr  faßt  die  zahlreichen  MetaUammoniakverbindungen  von 
Kobalt,  Nickel,  Platin  Tind  Chrom  unter  omem  gemeinschaftlichen  Gemchts- 
punkt  zusammen  und  teilt  diese  Verbindungen  in  zwei  Klassen  ein.  Die 
der  ersten  Klasse  zugehörigen  Verbindungen  enthalten  auf  ein  Metallatom 
6  NHs  Moleküle  oder  lassen  sich  von  derartigen  Verbindungen  nach  bestimm- 
ten Kegeln  ableiten ;  die  der  zweiten  Klasse  enthalten  auf  ein  Metallatom 
4  NH|  Moleküle  oder  können  von  derartigen  Verbindungen  auf  bestimmte 
Weise  abgeleitet  werden.  Nach  der  Wertigkeit  des  Metallatoms  werden 
diese  Klassen  in  verschiedene  Abteiinngen  zerlegt. 

—  Frederick  Warion  konstruiert  Zeigerinstrumente  zur  Messung  der  elek- 
trischen Energie,  die  auf  dynamometrischem  Prinzip  beruhen. 

—  Willy  WiM  stellt  folgendes  optisches  Gesetz  auf:  „Im  normalen  EmissionB- 
spektrum  eines  schwarzen  Körpers  verschiebt  sich  mit  veränderter  Tem- 
peratur jede  Wellenlänge  so,  daß  das  Produkt  aus  Temperatur  und  Wellen- 
länge konstant  bleibt."  Dieses  Gesetz  erhält  den  Namen  „Wien'sohes 
Versohiebungsgesetz ' '. 

—  Otto  Wlaner  bearbeitet  die  Lehre  von  den  gekrümmten  Strahlen  und 
wendet  sie  auf  die  Theorie  der  Luftspiegelung  an. 

—  Julius  WlMiiir  zeigt  durch  genaue  photometrische  Messungen,  daß  das 
vegetative  Leben  durch  die  Klimabeschaffenheit  beeinflußt  wird. 

—  Anton  WlngMi  in  Glogau  stellt  ans  Formsteinen  die  nach  ihm  benannte 
Decke  her,  welche  sich  als  ein  scheitrechtes ,  in  den  nicht  tragenden 
Teilen  durchlochtes  Gewölbe  darstellt  und  als  Zwischendecke  im  Hochbau 
angewendet  wird. 

1894  Eine  der  praktisch  wichtigsten  Anwendungen,  die  das  Knop'sche  Verfahren 
(1875  K.)  zur  Feststellung  des  Zusammenhangs  von  Flußläufen  bis  jetzt  ge- 
funden hat,  ist  die  zwecks  Anlage  einer  Wasserleitung  von  da  AgocHiil  und 
G.  MariiMlU  ausgeführte  Untersuchung  der  Wasserverhältnisse  in  der  Um- 
gebung von  Florenz.  Hierbei  ergibt  sich,  daß  das  hierzu  ausersehene 
Wasser  nicht,  wie  man  glaubte,  einer  aus  felsigen  Schichten  hervordringen- 
den Quelle  entstammt,  sondern  der  Unterlauf  eines  von  Verunreinigung 
keineswegs  freien  Baches  ist,  und  deshalb  nicht  als  Trinkwasser  verwendet 
werden  darf. 

—  AINrs-Schönbaif  empfiehlt  für  Verbandzwecke  den  Gips -Leim  verband,  eine 
Kombination  des  Gipsverbandes  mit  dem  Holzverband.    (S.  1877  £.) 

—  J.  Aimltr-Uifloii  konstruiert  zur  Messung  der  Kraftieistung  bei  Festigkeits- 
probiermaschinen ein  Pendelmanometer.  Der  im  Zylinder  der  Probier- 
masohine  herrschende  Druck  wird  in  einen  zweiten  kleinen  Zylinder  ge- 
leitet und  durch  dessen  Kolben  auf  ein  Pendel  übertragen,  dessen  Aus- 
schlag die  Kraftieistung  der  Maschine  ergibt. 

—  Felix  AHCrbach  knüpft  an  die  Versuche  von  Hertz  über  Härtebestimmung 
(vgl.  1882  H.)  an  und  führt,  auf  dieselben  gestützt,  absolute  Härtemes- 
sungen an  verschiedenen  Gläsern  und  an  Bergkrystall  durch. 

—  Adolf  von  BMyw  stellt  für  das  Terpinolen  eine  neue  Formel  auf  and  be- 
weist sie,  so  daß  damit  zuerst  die  Konstitution  eines  Terpens  dargetan  ist. 

—  Donat  Bankl  in  Budapest  spritzt  zuerst  in  den  Arbeitszylinder  von  Gas- 
maschinen Wasser  ein,  um  einen  hohen  Kompressionsdruok  unter  Ver- 
meidung von  Selbstzündungen  zu  ermöglichen. 

—  G.  Bantl  in  Florenz  beschreibt  unter  der  Bezeichnung  „Splenomegalia  oon 

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1894 

cirrhoBi  epatioa"  eme  Krankheit,  die  ihren  primären  Angrifbpunkt  in  der 
Milz  hat  und  auf  dem  Wege  der  Blntbahn,  nämlich  durch  die  Milzrene, 
auf  die  Leber  übertragen  wird.  Diese  Krankheit  wird  jetzt  mit  Banti's 
Namen  bezeichnet. 
1894  Hans  Bailich  von  SIgiMd  konstruiert  mit  August  von  Pantwl  einen  Drachen- 
baUon  (Fesselballon),  der  eine  Verbindung  von  Ballon  und  Drachen  dar- 
stellt and  in  der  Luft  auch  bei  heftigem  Wind  stabil  bleibt.  Der  Ballon 
eignet  sich  sowohl  als  dauernde  meteorologiflche  Beobachtongsstation, 
als  auch  für  militärische  Erkundnngszwecke. 

—  Eine  G«fahr  für  den  Luftschiff  er  bildet  das  Austrocknen  der  mit  Gummi - 
löstmg  getränkten  Ballonhülle,  die  dann  isolierend  wirkt  und  durch  Reiben 
elektrisch  wird.  Auf  diese  Ursache  wird  u.  a.  die  Explosion  des  Ballons 
„Humboldt"  am  26.  April  1893  zurückgeführt.  Hans  BwlMh  von  Slftttid 
gelingt  es,  diese  Gefahr  durch  Imprägnieren  des  Ballonstoffes  mit  zehn- 
prozentiger  Chlorcaloiumlösung  vollständig  zu  beseitigen. 

—  Engen  Baumann  entdeckt,  daß  in  der  normalen  Schilddrüse  eine  Ver- 
bindung von  Jod  mit  Eiweiß,  das  sogenannte  Thyreojodin,  vorhanden  ist. 

—  Der  Afrikareisende  Oskar  Banmann  berichtet  in  seinem  Werke  „Durch 
Maasailand  zur  Nilquelle"  von  der  sogenannten  „versenkten  Tembe",  einer 
Art  von  Höhlenwohnung,  die  im  Südosten  des  Viktoria- Nyanza  vorkommt 
und  die  entweder  zum  Schutze  gegen  die  Witterung  nur  teilweise  in  den 
festen  Lateritboden  eingelassen,  oder  als  Schlupfwinkel  gegen  Feinde  ganz 
unterirdisch  angelegt  ist. 

—  Friedrich  Backe  macht  Versuche  über  die  Vorgänge  beim  Wachsen  der 
Krystalle  und  stellt  die  Lehre  von  den  Anwachskegeln  auf. 

—  Bocquorol  und  Bronfniart  entdecken,  daß  die  grüne  Färbung  der  zu  den 
Heuschrecken  zählenden  Gattung  der  Phyllien  auf  Chlorophyll  zurück- 
zuführen ist,  und  bestätigen  damit  die  Annahme  von  Engelmann.  (S. 
1883  E.) 

—  Heinrich  Bohrmi  dehnt  die  Anwendung  des  Mikroskops  auch  auf  das  Ge- 
biet der  Analyse  organischer  Verbindungen  aus  und  gibt  in  eineT  Reihe 
von  VeröfientUchungen  eine  Zusammenstellung  der  hauptsächlich  in  Frage 
kommenden  mikrochemischen  Reaktionen. 

—  Emil  Bohrtng  und  Paul  Ehrlich  stellen  durch  systematische  Immunisierung 
von  Pferden  gegen  Diphterietoxin  hochwertiges  Diphterieantitozin  her, 
welches  zur  Behandlung  Kranker  geeignet  ist. 

—  BMor  nimmt  Patente  auf  eine  Sauggasanlage.  Er  verbindet  einen  Gas- 
erzeuger derart  mit  einem  Motor,  daß  der  Motor  das  Gas  aus  dem 
Generator  absaugt  und  dadurch  in  diesem  eine  Depression  erzeugt,  durch 
welche  Luft  unter  Atmosphärendruok  in  den  Generator  strömt,  sich  mit 
Dampf  mischt  und  beim  Überstreichen  über  die  Ruhende  Brennstoffschicht 
neues  Gas  bOdet.  Der  Dampf  wird  in  einem  den  unteren  Teil  des  Grene- 
rators  ringförmig  umschließenden  Kessel  entwickelt,  so  daß  eine  besondere 
Feuerung  nicht  nötig  ist;  er  strömt  durch  ein  dünnes  Rohr  unter  den 
Rost  des  Generators,  wo  er  sich  mit  Luft  mischt-     (Vgl.  auch  1886  L.) 

—  E.  BorpHann  konstruiert  eine  Drehbank  zum  Ovaldrehen,  auf  der  große 
ovale  Körper  wie  Wasserschieber  u.  dgl.  hergestellt  werden. 

—  Der  Meteorolog  O.  Bonon  erreicht  am  4.  Dezember  im  Luftballon  9165  m 
Höhe  und  mißt  hier  einen  Thermometerstand  von  —  47  "C.  (S.  a.  1901  B.) 
Von  besonderem  Interesse  ist  der  Befund,  daß  eine  Cirruswolkenschicht, 
die  Berson  bei  8700  m  (Temperatur  —  43,7"  C.)  erreicht  imd  bei  9000  m 
wieder  verläßt,  sich  nicht  als  aus  Eisnadeln,  sondern  ans  wohlgebildeten 
kleinen  Schneeflocken  bestehend  erweist. 

—     923     - 

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1894 

1894  J.  Btrtram  und  H.  Walbnim  führen  Camphen  durch  Acetolyse  in  leobomeol 
über  and  oxydieren  dies  zu  Campher. 

—  BwIraiMl  und  ThM  erfinden  ein  neues  Verfahren  der  FluOei^nerzengung 
aus  flüssigem  Roheisen,  bei  welchem  sie  den  Erzzusatz  auf  zwei  Zeiten 
und  zwei  basische  Herdöfen  verteilen  und  vor  dem  zweiten  Erzzusatz  die 
unwirksam  gewordene  Schlacke  vom  Eisen  trennen.  Durch  Überhitzung 
des  Roheisens  im  zweiten  Ofen  wird  ferner  die  Reaktionsfähigkeit  des 
Roheisenbadea  gegenüber  den  Eisenerzen  erhöht  (Bertrand -Thiel- Ver- 
fahren). 

—  Der  französische  Elektrotechniker  6.  R.  Blot  erfindet  einen  Akkumulator 
ohne  Füllmassen  von  großer  wirksamer  Oberfläche  bei  sehr  geringem  Ge- 
wicht, in  welchem  die  Platten  durch  Spulen  von  dünnen  Bleistreifen  er- 
setzt sind. 

—  Der  Ingenieur  Bradlay  in  Amerika  konstruiert  ein  Becherwerk,  das  die 
Mängel  der  Elevatoren  vermeiden  soll  und  sich  insbesondere  für  Kohlen- 
und  Koksfördening  in  Gasanstalten  und  zum  Fördern  gewaschener  Fein- 
kohlen in  Bergwerken  bewährt.  Die  einzelnen  Becher  des  Becherwerks 
sind  an  schaufelartigen  Gefäßen  so  gelenkig  befestigt,  daß  sie  unter  dem 
Einfluß  von  Gleitführungen  das  aus  diesen  Gefäßen  gleitende  Fördergut 
aufnehmen  und  an  der  Entieerungsstelle  frei  umkippen  können. 

—  Der  Amerikaner  Brown  konstruiert  eine  Maschine  zur  Herstellung  der  von 
ihm  erfundenen  geknoteten  Kette,  die  den  Draht  vom  Haspel  entnimmt, 
ihn  in  passende  Stücke  schmiedet  und  ohne  jede  Hilfe  von  Menschenhand 
zur  endlosbn  Kette  gestaltet.  Diese  Kette  besitzt  dadurch,  daß  der 
Knoten  in  die  Mitte  des  Kettengliedes  gelegt  ist,  die  größte  Beweglichkeit, 
die  mit  einer  Kette  zu  erreichen  ist. 

—  J.  Bmb  in  Dessau  erfindet  ein  Verfahren,  Melassenschlempe  auf  Cyan- 
natrium  und  Ammonsulfat  zu  verarbeiten.  Die  Schlempe  wird  destilliert, 
die  abziehenden  Gase  werden  durch  rotglühende  Röhren  geleitet,  wobei 
sich  Ammoniak  und  Blausäure  bilden,  die  durch  geeignete  Absorption  in 
Ammonsulfat  und  Cyannatrium  übergeführt  werden.  Das  Verfahren  wird 
in  der  Dessauer  Zuokerraffinerie  im  großen  ausgeführt. 

—  Gustav  von  Bunf*  untersucht,  inwieweit  bei  den  Wirbeltieren  in  der 
chemischen  Zusammensetzung  der  Gewebe  der  einzelnen  Lebensalter  Unter- 
schiede bemerkbar  sind,  die  auf  einen  gemeinsamen  Grundplan  hinweisen. 
Er  zeigt,  daß  die  landbewohnenden  Wirbeltiere  um  so  kochsalzreicher 
sind,  in  einem  je  jüngeren  Entwicklungsstadium  sie  sich  befinden.  Je 
älter  das  Tier  wird,  um  so  mehr  sinkt  der  Gehalt  an  Natron  und  Chlor. 
Den  auffallend  hohen  Kochsalzgehalt  des  Knorpels  in  den  Embryonen 
sieht  Bunge  nun  ebenso  wie  das  Auftreten  der  Kiemenspalten  und  anderer 
ganz  vergänglicher  Bildungen  als  eine  stammesgeschichtliche  Reminis- 
cenz  an. 

—  Nachdem  schon  1867  Bail  und  später  Hoffmann  nachgewiesen  hatten,  daß 
auch  andere  nicht  zur  Gattung  der  Spaltpilze  gehörige  Pilze,  wie  Mucor 
racemosus,  Gärung  hervorrufen  können,  zeigt  A.  CaInMtta,  daß  außer  den 
Myxomyoeten  auch  andere  Schimmelpilze  (Mucedineen),  wie  Amylomyces-, 
Aspergillus-  und  Mucorarten  imstande  sind,  gelöste  Stärke  und  Dextrine 
in  Glucose  überzuführen  und  diese  in  Alkohol  und  Kohlensäure  zu  zer- 
legen, und  führt  diese  Mucedineen  in  die  Praxis  des  Gärungsgewerbes  ein. 
Die  ersten  Versuche  werden  in  der  Collette'schen  Brennerei  in  Sedin  von 
CoUette  und  Boidin  vorgenommen  (Amyloverfahren). 

—  Wilhelm  Caimrar  studiert  die  Entwicklung  des  Kindes,  indem  er  bei  einem 
und    demselben  Kind    das  Längenwachstum    von  der  Geburt   bis  zum  14. 

—     924     — 


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1894 

nod  16.  Lebensjahr  verfolgt.  Die  Methode  kann  im  Gegensatz  zu  der 
Quetelet'sohen  generalisierenden  die  individuelle  Methode  genannt  werden. 
1894  L.  Carabotanl  verbessert  das  von  Gray  angegebene  Verfahren  der  Telanto- 
graphie.  (Vgl.  1890  G.)  Sonstige  Verbesserungen  rühren  von  Denison, 
Gruhn  und  Grzanna  (s.  1902  G.)  u.  a.  her. 

—  Ciarat  und  Vullttenilcr  erbauen  eine  elektrische  Straßenbahn  nach  dem  Teil- 
leitersystem, bei  welchem  der  Strom  durch  zwischen  den  Schienen  an- 
geordnete Knöpfe,  die  von  einer  Zentralstelle  der  Reihe  nach  unter  Span- 
nung gesetzt  werden,  zugeführt  wird.  Ähnliche  Systeme  werden  von  der 
Thomson-Houston  Co.  und  Schuckert  &  Co.  ausgeführt. 

—  D.  Clark  konstruiert  einen  doppeltwirkenden  Gashammer,  bei  welchem 
der  Hammerkolben  durch  den  Druck  der  explodierenden  Gasgemische  auf- 
und  abwärts  getrieben  wird.  Er  benutzt  einen  seitlich  gelegenen  be- 
sonderen Ladezylinder,  in  dem  der  Steuerkolben  spielt,  dem  die  Aufgabe 
zufällt,  das  Gas-  und  Luftgemisch  anzusaugen  und  dem  Arbeitszylinder 
zuzuführen. 

—  CounGlIman  liefert  eine  ausführliche  pathologisch-anatomische  Bearbeitung 
der  Pockeninfektion  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  schon  früher 
bekannten  Guamieri'scben  Einschlüsse,  für  deren  Protozoen-Natur  wich- 
tige Beweise  beigebracht  werden.  (Vgl.  auch  1892  G.)  Calkins  liefert  Bei- 
träge zur  Entstehungs-  und  Entwicklungsgeschichte  des  betreffenden  Para- 
siten (Cytoryctes  Variolae  Guamieri). 

—  Th.  CurÜus  und  K.  HaManrelcli  stellen  durch  Behandlung  von  salzsaurem 
Carbohydrazid  mit  Natriumnitiit  in  wässeriger  Lösung  in  der  Kälte  das 
dem  Chlorkohlenoxyd  analoge  Stickstolfkohlenoxyd  oder  Carbazid  dar. 

—  Der  Daulscin  Verain  zur  Ffirdarunc  der  Luttschlffalirt  in  Berlin  läßt  zum  Zweck 
meteorologischer  Beobachtungen  den  unbemannten  Rcgistrier-Luftballon 
(Pilotenballon)  „Cirrus*'  steigen,  welcher  sich  bis  zu  der  Höhe  von  18450m 
erbebt,  wo  eine  Lufttemperatur  von  — 67<*C.  registriert  wird.  Derselbe 
Ballon  erreicht  am  27.  April  1896  sogar  die  Höhe  von  21800  m.  (Vgl. 
190.5  Oberrhein.  Verein.) 

—  Michael  0.  von  Dolivo-DobrowoMd  konstruiert  nach  dem  von  Ferraris  (s. 
1888  F.)  angegebenen  Prinzip  einen  Phasenmesser  für  mehrphasigen 
Wechselstrom.  Instrumente  zur  Messung  von  Wechselströmen,  die  eben- 
falls auf  dem  Tnduktionsprinzip  beruhen,  werden  von  Raab  in  Kaisers- 
lautern, von  Benischke  und  von  Teichmüller  konstruiert. 

—  Der  englische  Physiker  Duddell  zeigt,  daß  ein  gewöhnlicher  Gleichstrom- 
Mchtbogen,  zu  dem  man  einen  Kondensator  und  eine  Selbstinduktion  pa- 
rallel schaltet,  einen  pfeifenden  Ton  von  sich  gibt,  dessen  Höhe  nahezu 
der  Eigensohwingungszahl  im  Wechselstromkreise  entspricht  (Duddell'schea 
Phänomen). 

—  William  A.  Eddy  beginnt  seine  erfolgreichen  Experimente  mit  Drachen  und 
bildet  mit  A.  Lawrence  Rotch  die  Methode  aus,  damit  selbstregistrierende 
Apparate  zor  Messung  der  Temperatur  und  Feuchtigkeit  der  Luft  in  die 
höheren  Luftschichten  emporzutragen.  Zu  seinen  Versuchen  dient  der 
als  „malaiischer  Drache"  bezeichnete  Fläohendrache  ohne  Schwanz,  auch 
„Eddydrache"  genannt. 

—  J.  Ebter  und  H.  Geitel  untersuchen  den  Einfluß  der  Absorption  verschieden- 
farbigen Lichtes  auf  den  photoelektrischen  Effekt  an  Natrium,  Kalium 
und  Rubidium. 

—  J.  Ebter  und  H.  Geitel  finden  die  Größe  des  photoelektrischen  Effekts  abhängig 
von  der  Polarisationsebene  des  auffallenden  Lichtes,  und  zwar  ist  unter 
sonst  gleichen  Bedingungen  der  Effekt  am  stärksten,  wenn  das  Licht 
rechtwinklig  zur  Einfallsebene  polarisiert  ist. 

—     925     — 


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18M 

1894  Heinrich  Epptn  in  Braunschweig  erfindet  einen  Zeiohenapparat,  das  „Dika- 
topter",  eine  Camera,  die  aus  einem  kleinen  schwarz  lackierten  Blech- 
kästchen mit  einem  viereckigen  Loch  an  der  Oberfläche  besteht.  Im 
Innern  des  Kästchens  sind  zwei  Siiberspiegelchen  in  leicht  gegeneinander 
geneigter  und  verschobener  Stellung  angebracht,  die  durch  Reflexion  da* 
Bild  auf  die  horizontale  Zeichenfläohe  werfen. 

—  Die  Fartentabrlkan  vorm.  Friadrlch  Bay«r  &  Co.  stellen  den  Easigsäureester  der 
Gerbsäure  her,  der  von  Hans  Meyer  unter  dem  Namen  , .Tannigen"  in 
den  Arzneischatz  eingeführt  wird. 

—  Emil  FItchir  weist  nach,  daß  zwischen  der  chemischen  Tätigkeit  lebender 
Hefezellen  und  der  Wirkung  von  Enzymen  auf  Glucoside  und  manche 
Kohlenhydrate  ein  unterschied  nicht  besteht.  Er  isoliert  aus  Hefen  di«* 
Maltese,  die  den  Malzzucker  in  2  Moleküle  Traubenzucker  spaltet,  und 
die  Laotase,  die  den  Milchzucker  hydroliaiert.  (S.  auch  1847  D.)  Im 
folgenden  Jahre  gelingt  es  ihm  dann  noch  gemeinsam  mit  P.  Lindner,  in 
„Monilia  Candida"  einen  Stoff  aufzufinden,  der  ähnlich  wie  Invertase 
(s.  1860  6.)  den  Rohrzucker  zerlegt.  Ferner  zeigt  er  die  Abhängigkeit  der 
Enzymwirkung  von  dem  sterischen  Aufbau  des  Moleküls  und  gebraucht 
das  Bild  vom  Schloß  und  Schlüssel. 

—  FUchlnfwr  konstruiert  ein  sogenanntes  Übertragungsdynamometer,  d.  i.  eine 
Vorrichtung,  welche  das  auf  die  Welle  des  Dynamometers  übertragene 
Drehungsmoment  zu  messen  gestattet. 

—  Paul  Emil  Flochilg  nimmt  acht  Felder  der  Großhirnrinde  an,  von  denen 
vier  Sinnesherde  den  inneren  Sinneswahmehmungen  und  vier  dazwischen 
gelegene  Assoziationsgebiete  (Phronema)  den  hohem  Geistestätigkeiteii 
dienen  sollen. 

—  Rudolf  FuoB  konstruiert  das  Tasthebelgoniometer,  das  ermöglicht,  matte 
Flächen  von  Erystallen  mit  größter  Genauigkeit  zu  messen. 

—  Der  Engländer  Grafton  erfindet  eine  schnelllaufende  Dampfmaschine,  welche 
durch  einen  ringförmig  über  der  Maschine  angeordneten  Scheibenkolben 
gesteuert  wird. 

—  3.  Haidane  in  Oxford  weist  darauf  hin,  daß  nach  der  medizinischen  Fest- 
stellung der  Todesart  die  weitaus  größere  Zahl  der  bei  schlagenden 
Wettern  Verunglückten  Opfer  der  Naohschwaden  (der  kohlensaure-  und 
kohlenoxydhaltigen  Verbrennungsgase)  seien,  also  den  Tod  durch  Erstickung 
oder  Kohlenoxydvergiftung  erleiden.  Diese  Beobachtung  gibt  Veranlassung 
zur  Vervollkommnung  der  Apparate,  die  ein  längeres  Atmen  in  solchen 
Räumen  ermöglichen,  die  von  irrespirabeln  Gasen  erfüllt  sind.  (S.  a.  1799  H. 
und  1870  R.) 

—  Nachdem  Jebens,  Prüsmann  und  Gruson  den  Seyrig'schen  Plan  zur  Errich- 
tung von  Schiflsaufzügen  (s.  1883  S.)  weiter  verfolgt  hatten,  wird  derselbe 
von  Hanlel  &  Luoc  und  deren  Oberingenieur  B.  fiordau  an  dem  Schiftehebe- 
werk von  Henrichenburg  im  Dortmund-Emskanal  (s.  1892  P.)  in  die  Praxis 
umgesetzt.  Dieses  SchiSshebewerk  ist  eines  der  bedeutendsten  Bauwerke 
dieser  Art. 

—  Friedrich  Harm  in  Breslau  führt  das  Silikatverfaliren  zur  Reinigung  des 
Dünnsaftea  in  die  Zuckerfabrikation  ein. 

—  J.  J.  Hoilmann  in  Paris  konstruiert  eine  dampf-elektrische  Lokomotive,  die 
zwischen  Havre  und  Beuzeville  in  Betrieb  kommt,  und  bei  der  Dampf - 
anläge  und  Dynamo  auf  der  Maschine  vereinigt  sind  und  dazu  dienen,  die 
Elektromotoren,  die  auf  den  Radachsen  sitzen,  anzutreiben. 

—  A.  Hellprin  zieht  in  seiner  Schrift  „The  geological  and  geographica!  distri- 
bution  of  animals"  die  geologischen  Veränderungen  der  Erdoberfläche  zur 
Erklärung  der  heutigen  Verbreitung  der  Tierwelt  mit  heran. 

—     926     — 

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1894 

1894  Albert  Halm  konstruiert  für  den  Ansohanungsunterricht  sogenannte  Ideal- 
reliefjs,  das  sind  technisch  vollendete  Einzeldarst^dlungen  in  großem  Maß- 
stabe, z.  B.  eines  Gletschers,  einer  vulkanischen  Insel,  einer  Steil-  und 
Dünenküste,  einer  Talbildung  durch  Erosion  usw. 

—  Hainrich  schlägt  vor,  für  Wasserkapazitätsbestimmungen  die  Untersuchung 
des  Ackerbodens  in,  seiner  natürlichen  Lage  an  Ort  und  SteUe  vorzu- 
nehmen, da  dies  der  Natur  der  Dinge  mehr  entspreche  als  die  bisherigen 
Laboratoriumsversuche,  die  in  der  Weise  angestellt  wurden,  daß  eine  gut 
getrocknete  und  gewogene  Bodenprobe  mit  Wasser  gesättigt  und  aus  der 
Gewichtszunahme  die  wasserhaltende  Kraft  (Wasserkapazit&t)  ermittelt 
wurde.     (Vgl.  auch  1891  W.) 

—  Hermann  Hellrte(tl  sieht  bei  seinen  exakten  Vegetationsversuchen  mit 
Zuckerrüben,  daß,  wenn  er  der  Rübe  das  Kali  La  der  Düngung  schrittweise 
entzieht,  bei  einem  gewissen  Punkt  die  Produktion  von  Zucker  sinkt.  Er 
erweist  so,  daß  das  Kali  in  bestimmter  Beziehung  zur  Bildung  der  Kohlen- 
hydrate steht. 

—  Hermann  von  Helmholti  sucht  die  Zeitabschnitte,  aus  welchen  sich  die  Reak- 
tionszeit (s.  1881  W.)  zusammensetzt,  zu  messen.  Er  konstatiert,  daß  zur 
Wahrnehmung  allein  fast  unmeßbar  kurze  Einwirkungen  genügen,  daß  da- 
gegen, wenn  der  Gegenstand  genau  erkannt  werden  soll,  die  Fräsentations- 
zeit  etwa  0,0006  sec  beträgt  und  von  der  Größe  des  Objekts  abhängig  ist, 
daß  endlich  die  Perzeptionszeit  sich  nicht  messen  läßt  und  die  Apper- 
zeptionszeit sehr  variiert,  je  nachdem  es  sich  um  Farbenunteischeidung, 
Ton-  oder  Tastunterscheidung  handelt. 

—  Oswald  Hatst  konstatiert,  daß  beim  Erhitzen  von  Atropin  anf  130°  C.  ein 
gewisser  Anteil  in  Belladonnin  umgewandelt  wird.     (S.  a.  1888  W.) 

—  Alexander  Hayland  gibt  eine  graphische  Theorie  der  Wechselstrommotoren 
und  Transformatoren  and  stellt  das  sogenannte  Hejland'sohe  Induktions- 
Motorendiagramm  auf. 

—  Henry  Hill  in  Nottingham  führt  für  die  Schifichen- Stickmaschine  das 
Jacqnardsystem  ein,  so  daß  dieselbe  nunmehr  automatisch  ohne  Sticker 
arbeiten  kann.  Diese  Stickart  ist  wegen  des  kostspieligen  Kartenschlagens 
jedoch  nur  für  Massenartikel  lohnend. 

—  Die  Höchttar  Farbwarka  vormaii  Malstar,  Lucius  und  BrOning  stellen  ein  Nähr- 
präparat für  Kranke  her,  welches  sie  „Nutrose"  benennen,  und  das  vor 
der  Milch  den  Vorzug  hat,  Eiweiß  ohne  Fett  und  Milchzucker  zu  bieten, 
ohne  daß  ein  spezifischer  Geschmack  entsteht. 

—  Der  Ingenieur  Otto  Htranz  in  Dresden  konstruiert  einen  selbsttätigen  Zug- 
regler  für  Dampfkessel,  bei  welchem  mit  zunehmender  Verbrennung  der 
Luftzutritt  durch  einen  Schieber  allmählich  vermindert  wird. 

—  Harry  A.  Housamann  in  Frankford-Philadelphia  erfindet  eine  Rundstrick- 
maschine, bei  welcher  derSchloßzylindw  zwecks Erzeugiuig  vonSchlauchware 
eine  kreisende  und  zwecks  Erzeugung  von  Flachware  eine  schwingende 
Bewegung  ausführt.  Die  Maschine  wird  unter  dem  Namen  „Rundstrick- 
maschine" von  der  Chemnitzer  Wirkwarenmaschinenfabrik  in  den  Handel 
gebracht.     (S.  a.  1860E.) 

—  In  der  Kriegsmarine  der  Vereinigten  Staaten  wird  ein  von  Howail  kon- 
struierter Torpedo  eingeführt,  der  dem  Whitehead' sehen  Fischtorpedo 
(8. 1864  W.)  ähnelt,  in  seinem  Innern  aber  ein  Schwungrad  enthält,  welches 
bis  10000  Umdrehungen  in  der  Minute  macht  und  dadurch  dem  Torpedo 
die  erforderliche  Stabilität  gegen  Abweichungen  aus  der  Schufiriohtnng 
verleiht. 

—  P.  Hvtli  in  Gelsenkirchen  erfindet  ein  Zentrifugalgießverfahren  zum  Ver- 
gießen  zweier  verschiedener  Metalle,   bei  welchem  der  Guß  des  zweiten 

—     927     — 


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18»* 

Metalls  Bcbon  erfolgt,  bevor  noch  das  erste  erstarrt  ist.  Das  Verfahren 
wird  namentlich  zur  Herstdlong  von  Stahlgußgegenst&nden  benutzt,  bei 
denen  einzelne  Teile  ans  hartem,  andere  aus  weichem  Stahl  bestehen. 
1894  Keilnar  arbeitet  ein  sehr  elegantes  und  billiges  Verfahren  aus,  mit  Hilfe 
seiner  Spitzenelektrode  für  Bleichzwecke  elektroljtisches  Chlor  herzustellen. 
Er  konstruiert  zu  diesem  Zweck  den  nach  ihm  benannten  Spitzenelektro- 
Ijseiir.  (S.  a.  1883  H.)  Ein  anderer  Elektrolyseur  für  die  elektrische 
Bleicherei  wird  1900  von  Haas  und  Oettel  angegeben. 

—  KallOl  in  Battle  Creek  (Michigan)  führt  das  elektrische  Glühlicht  in  die 
Therapie  ein  und  führt  seine  Behandlungi^weise  zuerst  auf  der  American 
Electro-Therapeutio  Association  in  Chicago  vor. 

^  R.  Kampf  erfindet  einen  Frequenzmesser  für  Wechselströme,  der  auf  Reso- 
nanzersoheinungen  beruht.  Der  Apparat  wird  von  Hartmann  und  Braun 
noch  verbessert. 

—  Der  japanische  Arzt  Shibasaburo  Klteuto  entdeckt  gleichzeitig  mit  Alesandre 
Ytnin  den  Bacillus  der  Beulenpest.  Die  ersten  sicheren  Nachrichten  über 
diese  Krankheit  reichen  bis  an  das  Ende  des  zweiten  Jahrhunderte  unserer 
Zeitrechnung  zurück.    (S.  a.  1721  G.) 

—  Nachdem  der  Obermeister  Oury  am  Arsenal  in  Cherbourg  1881  die  unge- 
BchweiBten  Ketten  erfunden  hatte,  die  er  aus  einem  gewalzten  Stahlstab 
von  kreuzförmigem  Durchschnitt  durch  Bohren,  Stanzen,  Pressen,  Schmieden 
herstellte,  verbessert  0.  Klatte  in  Neuwied  das  Verfahren  so,  daß  er  die 
Ketten  nur  durch  Walzen  herstellt. 

—  Oscar  Knfifler  stellt  Glühstrümpfe  dadurch  her,  daß  er  in  Alkohol  gelöste 
Salze  der  seltenen  Erden  auf  die  kollodisiertcn  F&den,  aus  denen  der 
schlauchförmige  Körper  gebildet  wird,  aufträgt.  Vor  der  Veraschung  werden 
die  Fäden  mit  Schwefelammonium  denitriert. 

^  Arthur  KSnlf  folgert  aus  Untersuchungen  am  menschlichen  Sehpurpur, 
daß  dessen  Zersetzung  das  Sehen  der  Farbentüchtigen  bei  geringer  und 
das  der  Totalfarbenblinden  bei  jeder  Helligkeit  vermittele.  Er  findet  femer 
die  Blauempfindlichkeit  des  Sehgelbs  und  schließt  daraus  auf  Blaublindheit 
der  Fovea  centralis.  Er  gelangt  dann  zu  der  Tatsache,  daß  alle  Farben 
bis  zu  650  niA.  bei  genügender  Helligkeit  in  der  Fovea  farbig  über  die 
Schwelle  treten,  peripher  gesehen  aber  schon  bei  viel  geringerer  Helligkeit 
farblos  die  Schwelle  überschreiten. 

—  A.  «M  Konuiyl  findet,  daß  die  Gefrierpunktsemiedrigung  des  Blutes  bei  ge- 
sunden Individuen  konstant  ist  xmd  0,56°  betrag^.  Er  beschäftigt  sich 
auch  mit  der  Gefrierpunkteerniedrigung  der  andern  Körperflüss-gkeiten. 

—  Franz  KrauB  in  Wien  begründet  mit  seinem  Werke  „Höhlenkunde"  eine 
neue  Epoche  der  Speläologie  in  bezug  auf  Topographie,  Physiographie  und 
Zugänglichmachung  der  Höhlen. 

—  J.  von  Krtes  stellt  die  Theorie  auf,  daß  die  Zapfen  und  Stäbchen  des  Auges 
ganz  gesonderte  Sehapparate  sind,  welche  verschieden  reagieren  und  ver- 
schiedenen Zwecken  dienen,  und  zwar  siebt  er  die  Zapfen  als  den  farben- 
tüchtigen Hellapparat,  die  Stäbchen  als  den  totalfarbenblind«i  Dnnkel- 
apparat  an. 

—  Hugo  Kroneckar  unternimmt  eine  physiologische  Expedition  auf  das  Breit- 
horn,  um  im  Hinblick  auf  die  geplante  Jungfraubahn  die  Symptome  der 
Bergkrankheit  zu  studieren  und  festzustellen,  ob  bei  passiver  Hinauf- 
beförderung auf  solche  Höhen  das  Übel  ausbleibt. 

—  Die  Feinkohlenfeuerung  von  Kudllcz  findet  in  der  Dampf kessdpraxis  zahl- 
reiche Anwendungen. 

—  W.  Lahmeyer  in  Frankfurt  richtet  auf  der  Zeche  Ewald  bd  Herten  die 
erste  elektrische  Streckenförderungsanlage  in  Deutechland  ein.  (Vgl.  1893  T.) 


Ö28     — 

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1894 

1804  Landlcli  in  Zürich  konstruiert  eine  horizontale  Bandsäge,  die  von  Ransome 
&  Co.  in  London  gebaut  wird,  und  der  man  große  Leistungsfähigkeit 
nachrühmt. 

—  Hans  Landoit  macht  eingehende  Versuche  über  etwaige  Änderungen  dea 
Gesamtgewichts  chemisch  doh  umsetzender  Körper,  wie  SUbersulfat  und 
Ferrosulfat  in  Silber  und  Ferrisulfat,  Jodaäure  tmd  Jodwasserstoff  in  Jod 
und  Wasser  usw.  und  konstatiert,  daß  bei  keiner  dieser  Reaktionen  eine 
Gewichtsänderung  mit  Bestimmtheit  nachzuweisen  ist.  Auch  die  Fort- 
setzung dieser  Versuche  durch  Adolf  Heydweiller  führt  zum  gleichen  Re- 
sultate. Hana  Landoit  bestätigt  1907  von  neuem,  daß  bei  seinen  Atom- 
gewichtsbestimmungen das  Grundgesetz  von  der  Konstanz  der  Masse  sich 
als  über  allen  Zweifel  erhaben  zeigt. 

—  Eugen  Lanpn  entwirft  ein  selbsttätiges  vom  Fahrstrom  betriebenes  elek- 
trisches Blocksignal  mit  Bremsenauslösung  für  elektrische  Eisenbahnen. 

^  Lmg*r  konstruiert  eine  Rauchverbrennungseinrichtung  für  Lokomotiven, 
bei  welcher  ein  Dampfsohleier  benutzt  wird,  welcher  die  durch  die  Feuer- 
tür eingeführte  Oberluft  im  Innern  des  Feuerraums  so  verteilt,  daß  eine 
möglichst  vollkommene  und  schnelle  Verbrennung  der  RanchteUohen  er- 
reicht wird.  Diese  Einrichtung  wird  vielfach  bei  den  Preußischen  Staats- 
bahnen  verwendet. 

—  Oliver  La^  demonstriert  in  anschaulicher  Weise  die  elektrische  Resonanz 
zwischen  einem  unveränderlichen  und  einem  in  seinen  Abmessungen  ver- 
änderlichen Stromkreise. 

—  LShnholdt  konstruiert  für  die  Bedürfnisanstalten  in  Fabriken  usw.  ein 
Feuerkloset  mit  Sturzflammenfeuerung,  bei  welchem  die  flüssigen  Bestand- 
teile der  Exkremente  in  einer  Retorte  verdampft  und  die  festen  Teile  zu 
geruchloser  Poudrette  ausgetrocknet  werden. 

—  Fritz  W.  LOrmann  konstruiert  eine  Kugelrollmühle,  die  im  Gegensatz  zu 
den  früheren  Kugelmühlen  (s.  1876  S.)  statt  der  horizontalen  Achse  eine 
vertikal  stehende  Achse  hat,  und  bei  welcher  auch  die  Zentrifugalkraft 
nutzbar  gemacht  wird. 

—  Der  Chemiker  Ludwig  Mach  erfindet  eine  durch  ihre  Leichtigkeit  ausge- 
zeichnete Komposition  aus  Aluminium,  dem  2 — 30  Prozent  Magnesium 
zugesetzt  sind.    Er  nennt  diese  MetaUmischung  „Magnalium". 

—  Nachdem  die  Versuche  zur  Herstellung  von  Fahrrädern  ohne  Kettenantrieb 
die  Fahrradfabriken  aller  Länder  beschäftigt  hatten,  gelingt  es  MarM  & 
Oompacnle,  das  erste  brauchbare  kettenlose  Fahrrad  herzustellen,  welches 
sie  unter  dem  Namen  „Acatöne"  auf  den  Markt  bringen,  und  welches  sich 
schnell  große  Beliebtheit  erwirbt. 

—  Die  Marin«  Stoam  Turbine  Co.,  eine  GeseUschaft,  die  sich  zur  Ausnutzung 
der  Dampfturbine  als  Schiffsbetriebsmaschine  gebildet  hat,  erbaut  als  erstes 
Schifi  mit  einer  Dampfturbine  (System  Parsons)  die  „Turbinia",  welche 
bei  einer  Länge  von  30,48  m  und  einer  Breite  von  2,28  m  einen  Tiefgang 
von  0,92  m  imd  eine  Wasserverdrängung  von  42  t  hat. 

—  August  Matllscli  baut  eine  Spitzenklöppelmaschine,  bei  welcher  die  Be- 
wegungen der  das  Spitzengebilde  aufnehmenden  Nadebi  von  Jacquard- 
maschinen beeinflußt  werden. 

—  Hiram  Stevens  Maxim  baut  nach  mehrjährigen  Versuchen  eine  Flugmaschine 
als  Drachenflieger  mit  640  qm  Dracbenfläche,  Schraubenbewegung  und 
Dampfmotor  von  360  Pferdekräften  mit  Gaaolinheizung.  Gesamtgewicht 
3626  kg.  Der  Apparat,  obwohl  noch  unvollkommen,  gibt  wertvoUe  Auf- 
schlüsse über  viele  Fragen  der  Aeronautik. 

—  Hugo  Mayar  faßt  zuerst  den  Nebel  als  eigentliches  meteorologisches  Ele- 
ment auf,  führt  die  Begriffe  der  absoluten  Nebelhäufigkeit  und  der  wahr- 

Darmstaedter.  69 

—    929     — 


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IBM 

acheüolichen  Nebeldaaer  em,  und  weirt  darauf  hin,  daB  Nebd  entatehen,  wenn 
feuchte  Winde  über  eine  relativ  k&It«re  Strecke  der  Erdoberfläche  hin- 
streiohen  (Polamebel),  oder  wenn  die  Oberfl&chentemperatnr  eines  6e- 
wässeiB  höher  als  die  Temperatur  des  umliegenden  Feetbödens  ist  (Dampfen 
der  Flüsse  und  Seen,  Rauchen  der  Berge). 
1894  Victor  Mtyar  macht  Untersuchungen  Aber  die  Esterbildung  aromatischer 
Säuren  und  erklärt  das  dabei  auftretende  Ausbleiben  gewisser  Reaktionen 
ans  sterischen  Gründen.  Er  fördert  durch  seine  Dnterauehungen  die  Stereo- 
chemie, deren  Name  von  ihm  herrührt. 

—  Victor  Miyir  und  Christoph  Harimanii  erhalten  aus  Jodosobensol  und  Jodo- 
benzol  das  Diphenjljodoniumjodid,  das  Jodid  einer  neuen  Base,  der  Victor 
Meyer  den  Namen  „Jodoniumbase"  beilegt,  weil  das  Jodid  der  Base  cum 
Jodbenzol  im  gleichen  Verhältnis  steht  wie  TryphenylBulfoniumiodid  su 
Schwefelmethyl  oder  wie  Tetramethylammoniiunjodid  zu  Trimethylamin. 

—  Dem  Abb6  L.  MMmI  gelingt  es,  auf  1  km  durch  die  Erde  zu  telegraphieren. 
Er  benutzt  zur  Hin-  und  Rückleitung  des  Stromes  zwei  gutleitende  Erd- 
schichten, die  durch  eine  schlecht  leitende  getrennt  sind. 

—  M.  Mlyotkl  untersucht  die  chemotropischen  Erümmungsbewegangen  der 
Pilzfäden  und  PoUenschlänche  und  findet,  dafi  bei  den  ersteren  Phosphate, 
Ammoniaksalze  und  Fleischextrakt  eine  merkliche  positiv  chemotropische 
Reaktion  verursachen,  dagegen  Rohrzucker,  Traubenzucker  und  Dextrin 
schwächer  reizen,  während  bei  den  letzteren  das  Verhältnis  umgekehrt 
ist.    Glycerin  übt  nach  Miyoshi  keinen  chemotropischen  Reiz  aus. 

—  Henri  Moistaii  stellt  Kalium-  und  Natriumcarbid  durch  Einwirkung  von 
metallischem  Kalium  tmd  Natrium  auf  Acetylen  bei  mäßiger  Wärme  her. 
In  gleicher  Weise  stellt  er  andere  Metallcarbide  dar. 

—  MoistM  und  Gharpy  versuchen,  den  Kohlenstoff  des  Stahls  durch  einen 
entsprechenden  Borgehalt  zu  ersetzen,  und  erhalten  einen  Borstahl  mit 
0,58  7o  Bor,  der  ganz  ähnliche  Eigenschaften  wie  der  gewöhnliche  Stahl 
hat,  nur  wesentlich  fester  ist. 

—  Der  französische  Ingenieur  HtoiHar  erfindet  einen  Ventilator  mit  radialem 
Lufteintritt  und  -Austritt  und  führt  auf  der  französischen  Grube  Bon- 
champ  einen  solchen  mit  befriedigendem  Nutzeffekt  aus. 

—  Angelo  Mono  untersucht  die  physiologische  Wirkung  des  Höhenklimas  und 
des  Bergsteigens  in  charakteristischer  Weise,  indem  er  unter  Beteiligung 
von  12  Fachgelehrten  eine  Abteilung  italienischer  Bergsoldaten  auf  die 
4560  m  hohe  Capanna  Regina  Margherita  auf  der  Ponta  Gnifetti  des  Monte 
Rosa  führt.  Das  Resultat  dieser  Expedition  ist  sein  Buch  „Der  Mensch 
in  den  Hochalpen".    (S.  a.  1894  K.) 

—  Gustav  MOIIar  und  Paul  Kempf  unternehmen  mit  dem  Zöllner'schen  Pola- 
risationsphotometer eine  photometrische  Durchmusterung  des  nördlichen 
Himmels  und  messen  die  Helligkeit  aller  Sterne  bis  zur  Größe  7,6. 

—  Walther  Nsrnst  stellt  den  für  die  Mehrzahl  der  Fälle  zutreffenden  Satz  auf, 
daß  die  Lösungsmittel  eine  umso  höhere  dissoziierende  Kraft  haben,  je 
größer  ihre  Dielektrizitätskonstante  ist. 

—  Der  russische  Ingenieur  Wassili  A.  Nlkoli(|cnk  führt  die  Taxameterdroschken 
ein.     (Vgl.  a.  13  v.  Cht.  und  100.) 

—  Franz  NItii  fördert  die  Kenntnis  des  feineren  Baues  der  Elementarbestand- 
teile der  grauen  Substanz  des  Gehirns  und  deren  Veränderungen  bei 
Dementia  paralytica. 

—  Nachdem  Vulpian  schon  1856  das  wirksame  Prinzip  der  Nebennieren 
isoliert  hatte,  zeigen  Ollvwr  und  Schifw,  dafi  Auszüge  aus  Nebennieren 
bei  intravenöser  Anwendung  eine  auffallend  starke  Blutdrucksteigerung 
hervorrufen,  und  daß  der  Extrakt  auch  auf  das  Herz  einwirkt. 


—     930     — 

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1894 

1894  Wilhelm  OttwtM  veröflentlioht  seine  „Wissensohaftliohen  Grundlagen  der 
analytischen  Chemie".  Er  benntet  darin  die  Lehren  der  elektrolytisohen 
DisBoziationstheorie  zur  Begründung  zahlreicher  analytischer  Methoden, 
namentlich  der  Methoden  der  Maßanalyse,  welche  unter  Anwendung  yon 
Indikatoren  ausgeführt  werden. 

—  Johannes  PasBlar  zeigt,  daB  die  in  der  Gerberbrühe  vorhandene  Müohs&ure, 
die  vermutlich  durch  Bacillen  entsteht,  für  die  Weichheit  und  Geschmei- 
digkeit des  Leders  von  großer  Bedeutung  ist.    (Vgl.  a.  1832  B.) 

—  Adam  PauliM  gibt  eine  Theorie  des  Nordlichts,  die  sich  auf  das  Wesen 
der  Kathodenstrahlen  stützt. 

—  Hans  von  Ptehmann  entdeckt  das  Diazomethan,  eine  außerordentlich 
reaktionsfähige  Verbindung  von  Kohlenstoff,  Stickstoff  und  Wasserstoff, 
das  unter  normalen  Verhältnissen  gasförmig  ist,  mit  Salzsäure  schon  in 
der  Kälte  unter  Bildung  von  Stickstoff  und  Chlormethyl  reagiert,  mit 
Carbonsänren  Ester  des  Methylalkohols  liefert.  Aus  Diazomethandisulfo- 
säure  läßt  sich  mit  Leichtigkeit  Hydrazin  (s.  1887  0.)  darstellen.  Diazo- 
methan ist  der  einfachste  Repräsentant  der  Diazoverbindnngen  der  Fettreihe. 

—  Die  Paririk  &  Ayw  Co.  in  Philadelphia  konstruiert,  pneumatische  Hebezeuge, 
die  sich  durch  große  Arbeitsgeschwindigkeit  auszeichnen,  weU  sie  die 
Druckluft  einem  Vorratsbeh&lter  entnehmen,  während  die  aufhfingbaren 
hydraulischen  Winden  meist  mit  eigenen  Handdruokpumpen  versehen  sein 
müssen. 

—  Albrecht  PMCk  gibt  in  seiner  „Morphologie  der  Erdoberfläche"  eine  durch 
die  systematische  Bearbeitimg  des  ungeheuren  Stoffes  bemerkenswerte 
Darstellung  der  Lehre  von  den  Formveränderungen  der  Landoberfiäche. 

^  W.  H.  Pirkln  jr.  erbringt  den  direkten  experimentellen  Beweis  für  die 
unmittelbare  Zusammengehörigkeit  des  Hexans  und  des  Hexamethylens 
(Cyclohexans),  indem  er  aus  Trimethylenchlorobromid  das  Hexametbylen- 
bromid  imd  aus  diesem  mit  Natrium  das  Hexametbylen  darstellt  und  so 
das  offene  Ringsystem  des  Hexans  in  das  geschlossene  des  Hexamethylens 
umwandelt.  Verbindungen  von  der  Art  des  Hexamethylens  nennt  man 
jetzt  hydrocyclische  Verbindungen,  da  sie  geschlossene  Ringaysteme  von 
Kohlenstoff atomen  bilden,  die  mit  Wasserstoff  so  gesättigt  erscheinen, 
wie  sich  dies  nach  den  heutigen  Ansichten  mit  dem  Fortbestehen  eines 
„geschlossenen"  Ringsystems  verträgt. 

—  Raoul  Plettt  setzt  niedere  Tiere  längere  Zeit  Kältegraden  ans,  wie  sie  an 
der  Erdoberfläche  kaum  vorkommen,  und  sieht,  daß  ihre  Fähigkeit,  wieder 
aufzuleben,  nicht  beeinträchtigt  wird.  Schnecken  vertragen  eine  mehr- 
tägige Abkühlung  auf  100—120°  C,  Mikroben  und  Bacillen  eine  Abkühlung 
selbst  auf  200«  C. 

—  Georg  Quincke  und  Paul  Oskar  Eduard  Volkmann  beschäftigen  sich  gleich- 
zeitig mit  der  Messung  der  Oberflächenspannung  in  CapiUarröhren,  die 
auch  von  Lord  Rayltigh  seit  1890  in  Angriff  genommen  worden  ist. 

—  RathWHHi  und  Rubons  stellen  auf  dem  Wannsee  bei  Berlin  Versuche  mit 
drahtloser  Telegraphie  an.  Sie  benutzen  unterbrochenen  Gleichstrom  und 
überlassen  die  Leitung  dem  Wasser. 

—  Max  Rufenw  erbringt  den  ersten  exakten  Beweis  für  die  Übereinstimmung 
der  in  der  Nahrung  zugeführten  und  der  vom  tierischen  Organismus  pro- 
duzierten Energiemengen.  (S.  a.  1780  L.)  Seine  Resultate  werden  1904  von 
W.  0.  Atwater  in  vollstem  Umfang  bestätigt. 

•^  Smoliaw  untersucht  den  Zusammenhang  der  Sonnenflecke  mit  der  Erd- 
wärme und  findet,  daß  mit  der  Zunahme  der  Fleoke  die  Erde  mehr 
Wärme  von  der  Sonne  erhält. 

—  Richard  Schniider   in  Dresden   will  die  AbfaUstoffe  der  Städte  unter  Bei- 

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1894 

miacbung  von  geeigneten  Zuschlägen  zusammenschmelzen  und  dadurch 
die  organischen  Bestandteile  Temichten.  £r  konstruiert  einen  besonderen 
Grenerator-Sohmelzofen  für  sein  Verfahren.  Die  Müllverbrennung  ergibt  in 
den  deutschen  GroBstädten  nicht  so  befriedigende  Resultate  als  in  Eng- 
land, da  der  Müll  infolge  der  ausgedehnten  Braunkohlenheizung  reich  an 
Asche  und  arm  an  Kohlebeetandteilen  ist,  während  beispielsweise  der  Lon- 
doner Müll  über  lOo/o  Kohle  enthält.  (Vgl.  a.  1875  F.) 
1894  Die  Hauptschwierigkeit  in  der  Reismüllerei'  ist  die  Trennung  der  von 
der  Hülse  befreiten  Kömer  von  dem  ungeschälten  Reis  (dem  Paddy). 
F.  H.  Schule  in  Hamburg  konstruiert  einen  Apparat,  der  diese  Trennung 
mit  Hilfe  der  Elastizität  in  vollkommener  Weise  ausführt.  Nach  der 
Trennung  gelangen  die  Paddykömer  auf  Schalgänge,  die  die  Hülsen  der 
Körner  abreiben  und  dann  auf  Schleif gänge,  welche  die  zarte  unterbaut 
entfernen  und  die  Kömer  vöUig  reinigen. 

—  £.  Sdiunck  und  L.  Marchltwtkl  gelingt  es,  die  Carminsäure  aus  Cochenillefarb- 
stoft,  die  bisher  allen  Krystallisationsversuchen  widerstanden  hatte,  in  reinem. 
Zustande  krystallisiert  zu  erhalten  und  dadurch  das  Studium  dieser  Sub- 
stanz zu  erleichtem. 

—  E.  Sdiunck  und  L.  Marchlcwtkl  weisen  nach,  daß  das  von  Hoppe-Seyler  aas 
dem  Chlorophyll  dargestellte  Chlorophyllan  keine  einheitliche  Substanz  ist. 
Bei  Einwirkung  von  Alkalien  auf  diesen  Körper  bei  höherer  Temperatur 
erhalten  sie  eine  prächtig  krystallisierende  stickstoffhaltige  Substanz,  die 
sie  PhyUoporphyrin  nennen.  Sie  konstatieren,  daß  diese  Substanz  aus 
sämtlichen  Chlorophyllderivaten  beim  Erhitzen  mit  Alkalien  entsteht. 

—  Slemwit  &  Habka  führen  zur  Dämpfung  der  Nadel  bei  Galvanometern 
die  Flüssigkeitsdämpfung  ein,  indem  sie  das  ganze  System  in  Petroleum 
eintauchen.  Außer  diesem  Dämpfungssystem  wird  vielfach  auch  die 
elektromagnetische  Dämpfung  verwendet,  wobei  man  die  Bewegungen  durch 
die  elektromagnetische  Rückwirkung  auf  die  Magnetnadel  zu  hemmen  sucht. 
(S.  1869  D.) 

—  StamMK  &  Haitka  richten  das  erste  größere  elektrische  Kraftstellwerk  für 
Weichen  und  Signale  in  der  Station  Prerau  in  Mähren  ein. 

—  J.  SJöqvist  zeigt,  daß  EiweiBlösungen  den  elektrischen  Strom  leiten  und  so- 
wohl als  Anionen,  wie  als  Kationen  auftreten  können,  daß  sie  also  zweifel- 
los Lösungen  bilden,  die  den  von  van't  Hoff  ausgesprochenen  Gesetzen 
folgen.   St.  Bugarszki  und  L.  Liebermann  bestätigen  diesen  Befund  1898. 

—  V.  M.  Siwidlnf  untersucht  die  zuerst  von  Ch.  Darwin  (1881)  beobachtete 
traumatropische  Reizkrümmung  von  Pflanzenwurzeln.  Es  sind  dies  Krüm- 
mungsbewegungen,  die  ausgelöst  yrerden,  wenn  der  Vegetationspunkt  der 
Erd-  oder  Luftwurzeln  durch  Anschneiden,  Ätzen  mit  Höllenstein,  An- 
brennen u.  dgl.  einseitig  verletzt  oder  abgetötet  wird. 

—  Tack«  macht  auf  die  kolloidale  Bindung  der  Phosphorsäure  durch  Moor- 
substanzen aufmerksam,  die  fester  ist  als  die  gewöhnliche  absoiptive 
Bindung,  und  die  der  Pflanzenwnrzel  ungewöhnliche  Hindernisse  in  den 
Weg  legt.    Er  erklärt  hiermit  den  Erfolg  des  Moorbrennens. 

—  Eduard  TMlM  erfindet  die  Zentralkondensation,  bei  welcher  der  Konden- 
sator als  Mischkondensator  nach  dem  Gegenstromprinzip  gebaut  und  direkt 
auf  die  Warmwasserpumpe  gelegt  wird,  die  ihrerseits  hinter  der  trocknen 
Luftpumpe  angeordnet  ist  und  mit  dieser  eine  gemeinschaftUohe  Kolben- 
stange hat.  Der  Antrieb  der  Pumpen  erfolgt  durch  einen  Elektromotor. 
Die  erste  derartige  Anlage  wird  von  Balke  &  Co.  in  Bochum  für  das 
Hasper  Eisenwerk  ausgeführt. 

—  TkMiMt  und  PravMt  in  Krefeld   meroerisieren   die  Baumwolle  in  stark  ge- 

_     932     — 

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1894 

gespanntem  Zustand  und  geben  ihr  dadurch  das  Aussehen  von  Chappeseide 
(Seidenglanz). 
1894  Der  englische  Ingenieur  B.  H.  Thwaite  erhält  ein  Patent  auf  die  Verwen- 
dung der  Hoohofengiohtgase  zum  Betriebe  von  Gasmaschinen  und  fährt 
1895  in  Wishan  in  Schottland  die  erste  Anlage  dieser  Art  aus,  w&hrend 
gleichzeitig  in  Horde  in  Westfalen  und  in  Seraing  Versuchsanlagen  solcher 
Hochofengasmaschinen  gebaut  werden.     (S.  1883  £.) 

—  Ferdinand  TlMiHUin  entdeckt  das  lonon  (Veilohenduft),  indem  er  aus 
dem  im  Citronenöl  enthaltenen  Citral  durch  Behandlung  mit  Alka- 
lien und  Aceton  Pseudoionon  herstellt  und  dieses  mit  sauren  Agentien 
zum  lonon  invertiert.  Letztere  Reaktion  schließt  sich  an  die  von 
F.  W.  Semmler  ausgeführte  Umlagerung  der  Citralreihe  in  die  Cydocitral- 
reihe  an.  i 

—  Arthur  W.  Tlflitrlsy  untersucht  das  Natriumamid  (s.  1808  Gr.  undl8S8  B.) 
und  trägt  durch  Feststellung  der  kondensierenden  Wirkungen  dieses  Pro- 
duktes wesentlich  zur  technischen  Verwendung  desselben  bei. 

—  Der  dänische  Ophthalmolog  Ttdiwiilng  stellt  eine  neue  Theorie  der  Akkom- 
modation auf.   Beim  Sehen  in  der  Nähe  wird  das  Anfhängeband  der  Linse 

-nicht  nachgelassen,  wie  Helmholtz  (s.  1862  H.)  annahm,  sondern  angespannt, 
wobei  die  Krümmung  der  Linse  zwar  am  Rande  flacher,  in  der  Mitte  aber 
stärker  wird. 

—  Paul  Gerson  UniM  legt  in  seiner  „Histopathologie  der  Hantkrankheiten" 
die  Grundlagen  der  histopathologischen  Forschung  in  diesem  Gebiet  fest 
und  bezeichnet  als  Hauptproblem  der  modernen  Dermatologie  eine  ratio- 
nelle Diagnostik  und  Therapie  auf  Grund  der  mikroskopischen  Analyse 
der  Hautkrankheiten.  Er  bearbeitet  die  Bakteriologie  der  Acne,  des 
Ekzems,  des  Impetigo  vulgaris  und  der  Piedra  nostras  und  tritt  für  eine 
Vielheit  der  Trichophytie-  und  Favuserreger  auf. 

—  Der  italienische  Kapitän  Vuallo  in  Genua  bringt  in  den  Raasegeln  der 
Segelschifle  groBe  runde  Löcher  in  der  Nähe  der  unteren  Ecken  an,  wo- 
bei er  von  der  Überlegung  ausgeht,  daß  bei  seitlichem  Winde  und  schräger 
Stellung  der  Raaen  das  Schiff  um  so  mehr  Abtrift  hat,  je  bauchiger  die 
Segel  gebläht  sind.  Die  Vasallo'schen  Löcher  sollen  das  schnelle  Ent- 
weichen des  seitUch  auf  den  Segelbauch  drückenden,  also  schädlichen 
Windes  bewirken.  Übrigens  hat  schon  D^nis  Diderot  1779  (in  einem 
Briefe  an  Sophie  Volland)  auf  die  Zweckmäßigkeit  durchloohter  Segel  hin- 
gewiesen. 

—  Der  russische  Forscher  Jegor  Wagntr  stellt  für  Terpineol,  Limonen  und 
Pinen  die  heute  angenommenen  Formeln  auf.  In  diesen  Formeln  befindet 
sich  eine  doppelte  Bindung  in  der  Isopropylgruppe,  bez.  nimmt  im  Pinen 
die  Isopropylgruppe  an  der  Ringbildung  teil.  Im  Pinen  nimmt  Wagner 
eine  Vierring  an. 

—  Arthur  Walnbtrf  erhält  beim  Schmelzen  von  Dinitroozydiphenylamin  mit 
Schwefel  und  Schwefelnatrium  das  Immedialschwarz,  das  von  der  Firma 
Cassella  &  Co.  in  den  Handel  gebracht  und  bald  sehr  wichtig  wird.  (S.  a. 
1893  V.)  Auf  ähnliche  Weise  werden  späterhin  gelbe,  rote,  blaue,  grüne, 
braune  und  schwarze  Farbstoffe  erhalten. 

—  Ein  Londoner  Lithograph  imbekannten  Namens  erfindet  das  Pegamoid, 
eine  gallertartige,  aus  nitrierter  Cellulose  mit  Campher  bestehende  Masse, 
welche  zur  Imprägnierung  von  Papier,  Leder,  WoU-  und  BaumwoUstoffen, 
Leinwand,  Asbestgewebe  usw.  dient,  und  dieselben  nicht  nur  wasserdicht, 
sondern  auch  unempfindlich  gegen  Fette,  Säuren  und  Tinte  macht  und 
gegen  Insektenfraß  schützt.  Eine  genaue  Beschreibung  des  Stoffes  gibt 
Reinhold  WalnhoM  im  „Polytechnischen  Zentralblatt"  vom  Jahre  1894. 

—     933     — 


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1894 

1894  6.  WaliiMT  in  BrSnn  konstruiert  einen  Segelradflieger  mit  zwei  Segelrädem, 
die  ähnlich  den  Morganrädern  der  Baddampfer  durch  Exzenter  drehbare 
Tragflächen  besitzen.  Die  Maschine  hat  den  relativ  besten  Hebeeffekt 
bei  geringen  Geschwindigkeiten. 

—  A.  L.  A.  Warnich  und  Richard  WthiMf  tragen  durch  ihr  „Lehrbuch  des 
öffentlichen  Gesundheitswesens"  zur  Förderung  der  (bewerbe-  und  Schul- 
hygiene wesentlich  bei. 

—  Nachdem  aufler  den  bei  PouiUet  (s.  1838  P.)  genannten  Forschem  noch 
Rossetti,  Le  Chatelier  und  Langley  mit  Hilfe  der  Thennosäule  Bestimmungen 
der  Sonnenwärme  gemacht  hatten,  die  zwischen  7000  und  10000°  C.  er- 
geben hatten,  machen  W.  £.  WIliM  und  T.  L.  Qray  solche  Bestimmungen 
mit  der  Strahlungswage,  wobei  sie  eine  mittlere  Temperatur  von  6200  <*  C. 
konstatieren. 

—  Richard  WolfftMMn  stellt  zuerst  wasserfreies  Wasserstoffsuperoxyd  dar. 

—  F.  Zlmmwinaiin  in  Halle  baut  den  ersten  praktisch  brauchbaren  elektrischen 
Pflug. 

1896  Ernst  Abfe«  konstruiert  in  seinem  geradsichtigen  Umkehrprisma  ein  allen 
Anforderungen  entsprechendes  Bildumkehrsystem  für  das  Fernrohr.  Andere 
derartige  Systeme  werden  von  £.  Sprenger,  A.  Daubresse  u.  a.  geschaffen. 
(S.  a.  1852  P.) 

—  E.  Auwin  entdeckt  bei  Einwirkung  von  Brom  auf  Pseudooumenol  den 
ersten  Repräsentanten  der  Pseudophenole,  die  sich  von  den  gewöhnlieh«! 
Phenolen  besonders  durch  ihre  Unlöslichkeit  in  Alkali  auszeichnen.  Die 
Pseudophenole  werden  von  Th.  Zinoke  und  seinen  Schülern  eingehend 
bearbeitet. 

—  C.  von  BalibSTf  erfindet  ein  Verfahren,  das  Kochsalz  mit  hydraoliaehen 
Pressen  zu  brikettieren.  Die  Erfindung  bezweckt  namentlich,  das  Salz 
weniger  hygroskopisch  zu  machen  und  dessen  Transport  zu  erleichtern; 
sie  wird  von  der  holländischen  Regierung,  die  1890  eine  entsprechende 
Preisaufgabe  gestellt  hatte,  prämiiert  und  findet  in  Holland  und  auoh  im 
Salzkammergut  rasch  Einführung. 

—  E.  Bandrmnkl  studiert  das  schon  von  H.  Rose  (s.  1841  R.)  beim  Arsentri- 
oxyd  konstatierte  Phänomen  der  KrystaUisation  unter  Lichterscheinung. 

—  £.  E.  Bamard  auf  der  Lick-Stemwarte  erweist  durch  Beobachtung  des 
Durchgangs  eines  Saturntrabanten  durch  den  Schatten  des  innersten  Sa- 
tomrings,  daß  das  Ringsjrstem  aus  einer  Sohar  von  sehr  kleinen  Massen- 
teilchen mit  gröfleren  Zwischenräumen  besteht. 

—  L.  A.  BaiMT  macht  Untersuchungen  über  die  Säkularvariation  des  Erd- 
magnetismus, die  sich  auf  eine  von  ihm  erdachte  graphische  Darstellung 
der  Richtungsändemngen  einer  periodisch  sohwwkenden  Magnetnadel 
stützen. 

—  Wilhelm  Jakob  van  Bsbfesr  stellt  die  Beziehungen  zwischen  den  atmo- 
sphärischen Zuständen  und  der  Gresundheit  des  Menschen  ausführiioh  dar 
und  gibt  seinem  diesbezüglichen  Werke  den  Namen  einer  „hygienischen 
Meteorologie". 

—  A.  Calmstto  stellt  ein  Heilsenun  gegen  Schlangenbiß  her,  das,  wenn  es  von 
Colubriden,  wie  der  Cobra,  gewonnen  ist,  gegen  aUe  Nervengifte,  gegen 
das  Vipemgift  und  das  Gift  der  afrikanischen  Skorpione  wirksam  ist. 
(Vgl.  auch  1892  C.) 

—  Ganat  erfindet  die  Wiegelafette,  bei  welcher  das  Geschützrohr  in  einer  so- 
genannten Wiege  (Jacke),  d.  h.  in  einem  Hohlzylinder  vor-  und  zurück- 
gleitet, der  mit  zwei  wagerechten  Sohildzapfen  so  in  der  Lafette  gelagert 
ist,  daß  er  in  senkrechtem  Sinne  schwingen  kann,  also  bei  wechselnder 
Erhöhung  eine  wiegen  artige  Bewegung  ausführt.    Das  Rohr  erhält  dem- 

—     934     — 


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18W 

nach  beim  Schuß  einen  selbständigen  Rücklauf,  welcher  stets  in  der 
Richtung  der  Seelenaohse  stattfindet  und  durch  Flässigkeitsbremsen  be- 
grenzt wird,  die  das  Hohr  mit  der  Wiege  verbinden  und  es  nach  Er- 
schöpfung der  Rückstofiarbeit  wieder  in  seine  Feuerstellung  zurückbringen. 
Die  Wiegelafette  wird  auch  von  Krupp  und  Armstrong  aufgenommen. 
1895  Nachdem  im  Verfolg  der  Hartley'sohen  Arbeiten  über  Stahlhärtung 
(s.  1889  H.)  J.  Ikerman,  F.  Osmond,  A.  Ledebur,  J.  0.  Arnold  und  viele 
andere  sich  mit  diesem  Gegenstand  beschäftigt  hatten,  stellt  .Georges 
Chaipy  wichtige  Untersuchungen  über  das  Stahlharten  an,  welche  bei  Stahl- 
sorten, die  nicht  mehr  als  ein  Prozent  fremde  Beimengungen  enthalten, 
die  Temperaturgrenzen  zwischen  700 — 760<*  C.  feststellen,  so  dafi  unter 
700°  keine  Härtung  mehr  erfolgt  und  Erhitzung  über  760°  schon  schadet. 

—  Nachdem  Hildebrand  und  Wolfmüller  1894  bereits  ein  Motorzwdrad  her- 
gestellt hatten,  das  sich  jedoch  nicht  bewährte,  bauen  Da  Dion  und  BoutM 
das  erste  brauchbare  Motorrad  in  Form  eines  Motordreirades. 

—  Ma2  Dolbrfiek  arbeitet  über  die  Anwendung  reiner  Hefen  im  Gärungs- 
gewerbe  und  macht  darauf  aufmerksam,  daß,  um  die  Betriebshefe  dauernd 
rein  zu  erhalten,  nicht  nur  für  Sterilisation  der  gesamten  Apparatur  ge- 
sorgt werden  müsse,  sondern  daß  auch  dauernd  alle  fremden  Heferassen 
aus  der  Betriebshefe  ausgesondert  werden  müssen.  Für  die  Breimerei 
bezeichnet  er  es  als  wichtig,  nach  Heferassen  zu  suchen,  die  Dextrin  direkt 
vergären  können.  Dadurch  würde  es  möglich  sein,  auf  die  Nachwirkimg 
der  Diastase  zu  verzichten,  und  die  Maische  durch  Aufkochen  zu  sterilisieren. 

—  Louis  Dmayraim  baut  Gasglühliohtlampen,  bei  denen  ein  inniges  Gasluft- 
gemisoh  dem  Brenner  unter  erhöhtem  Druck  dadurch  zugeführt  wird,  daß 
ein  durch  mechanische  Mittel  (Heizwirknng  der  Abgase)  angetriebenes 
Flügelrad  das  Gemisch  in  das  Bunsenrobr  schleudert. 

—  Dmyi  und  LmM  beobachten,  daß  im  antibakteriellen  Immunserum  außer 
den  bakteriziden  Stoffen  Antikörper  vorhanden  sind,  welche  die  Phago- 
cytose  vermitteln,  und  vertreten  die  Anschauung,  daß  es  sich  dabei  um 
eine  Beeinflussung  der  Bakterien  handelt. 

—  G.  DMimllng  in  Köslin  konstruiert  eine  Decke,  mit  der  man  Räume  ge- 
wöhnlicher Abmessung  ohne  eiserne  Träger  überspannen  kann.  Sie  wird 
durch  ein  System  einzelner  in  verschiedenen  Ebenen  gespannter  Drähte 
gebildet,  das  mit  feineren  Drahtgeweben  überzogen  und  auf  vorläufiger 
Brettnnterlage  mit  Mörtelmasse  ausgefüllt  wird. 

—  Der  Direktor  der  Lyoner  Dampfkesselfabrik  A.  DhMiu  erfindet  eine  Wasser- 
zirkulationsvorrichtung für  Dampfkessel,  die  „Dubiau'sche  Rohrpumpe" 
genannt  wird,  und  mit  wdcher  eine  Erhöhung  der  Umlaufsgeschwindigkeit 
des  Kesselwassers  und  eine  Vermehrung  der  Verdampfung  erreicht  wird. 

—  Johan  Frederik  Eykmm  gibt  in  dem  Ausdruck  (n*— 1) :  (n-|-0,4)  eine 
weitere  Verbesserung  der  Formel  von  Lorenz  und  Lorentz  (s.  1880  L.)  für 
die  spezifische  Refraktion.  Dieser  Formel  fehlt  aber  zurzeit  noch  die 
theoretische  Begründung. 

—  Ftaiklar  in  Bonn  eröffnet  mit  dem  Tropon  die  Reihe  der  Nährmittel 
mit  unlöslichen  Proteinstoffen,  zu  welchen  u.  a.  das  Plasmon,  das  Ro- 
borin  usw.  gehören. 

—  Niels  R.  Fimm  behandelt  den  Lupus  mit  konzentriertem  chemischen  Lichte 
unter  Ausschluß  der  Wärmestrahlen  und  führt  damit  ein  neues  Agens  in 
die  Therapie  ein.  Die  vorher  von  Benno  Friedländer  in  Berlin  und  Max 
Mehl  in  Oranienburg  gemachten  Vorschläge  zur  Behandlung  des  Lupus 
mit  Brenngläsem  führten,  da  bei  ihnen  die  Wärmewirkung  nicht  aus- 
geschlossen wurde,  zu  Hautverbrennungen  und  hatten  daher  praktische 
Erfolge  nicht  aufzuweisen. 

—     935     — 

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1896 

1895  Emil  ntcfear  und  Lorenz  Ach  führen  die  Pgendohamsäare,  die  von  Schlieper 
and  Baeyer  ans  Uramil  und  Kalinmcyanat  gewonnen  wnrde,  nnter  dem 
waaaerentziehenden  Einfluß  der  schmelzenden  Oxalsäure  oder  dnrcli 
Kochen  mit  starker  Salzsäure  in  Harnsäure  über,  eine  Synthese,  die 
namentlich  auch  für  den  Aufbau  des  CafFeins  (s.  1897  F.)  von  Bedeu- 
tung wird. 

—  L^on  Franck  und  Arnold  ReiMi  weisen  nach,  daB,  wie  das  Meteoreisen, 
(s.  1882  B.)  auch  das  künstlich  hergestellte  Eisen  und  der  Stahl  kläne 
Diamanten  enthalten. 

—  tenlM  in  Oberlahnstein  (Maschinenfabrik  Rhein  und  Lahn)  stellt  Beton- 
maschinen her,  deren  größte  Form  stündlich  40  cbm  Beton  liefert.  Die 
Maschinen  haben  einen  selbsttätigen  Entleerungsschieber,  einen  Reinigaugs- 
abstreifer  in  der  Trommel,  zentralen  Vorfülltriohter  und  mit  der  Trommel 
rotierende  Wendeschaufeln. 

—  E.  SoMrtiln  einerseits  und  E.  E.  WM—n  und  6.  C.  Schmidt  andererseits 
untersuchen  die  Erscheinungen  der  Kathodenluminescenz  und  zeigen,  daß 
eine  Art  von  Luminescenz  während  der  Bestrahlung  auftritt  und  eine 
davon  verschiedene  sich  nach  der  Bestrahlung  geltend  macht. 

—  Der  Schwede  Sven  HmUii,  der  auf  einer  vorhergehenden  Reise  den  Pamir 
und  das  Grebiet  des  Lob-Nor  erforscht  hatte,  macht  eine  an  wissenschaft- 
lichen Ergebnissen  reiche  Reise  nach  Zentralasien.  Er  durchquert  das 
Pamirplateau,  untersucht  den  Gletscher  Mastag -ata,  erforscht  den  See 
Tschil-Kul  imd  die  Crebirgskette  Alidschur  und  durchwandert  die  Wüste 
Takla-Makan.  Da  er  hier  beraubt  wird,  muß  er  seine  Ausrüstung  er- 
neuem, durchzieht  die  Wüste  aufs  neue  und  gelangt  zum  Lob-Nor,  in 
dessen  Lage  er  große  Veränderungen  konstatiert.  Im  August  1896  dringt 
er  über  das  Küenlüngebirge  nach  Tibet  vor,  wo  er  eine  neue  Crebirgskette 
und  23  Salzseen  entdeckt  und  geht  über  Tsaidam  und  Siningfu  nach 
Peking,  von  wo  er  durch  Sibirien  nach  Europa  zurückkehrt. 

—  Nachdem  schon  Kohlrausoh  1873  einen  dahingehenden  Vorschlag  gemacht 
hatte,  konstruieren  Friedrich  von  Hafmr  AHtneek  und  M.  Toaplw  gleichzeitig 
ein  „Variometer"  genanntes  Instrument  zur  Erkennung  von  Luftdruck- 
Schwankungen,  die  wegen  ihres  raschen  Verlaufs  durch  die  gewöhnlichen 
Barometer  nicht  registriert  werden.  Das  Instrument  beruht  auf  der  Ver- 
schiebung eines  Flüssigkeitstropf ens  in  einer  am  einen  Ende  offenen,  am 
andern  Ende  zu  einer  CapiQare  ausgezogenen  Röhre,  (einer  sogenannten 
Draoklibelle)  durch  die  Druokänderung.  Die  Verschiebung  wird  direkt 
gemessen  oder  photographisch  registriert. 

—  Martin  Haidanhain  und  gleichzeitig  Carl  Bwida  erfinden  die  Eisenhämatoxylin- 
färbung  tierischer  G-ewebe,  auf  welcher  zahlreiche  Arbeiten  der  modernen 
Mikroskopie,  besonders  ""die  neueren  Untersuchungen  über  Entwicklung  der 
Geschlechtsprodukte  und  über  Befrachtung  berohen.    (Vgl.  auch  1885  W.) 

—  H.  W.  Hallmann  in  Berlin  konstruiert  einen  Motorbootsantrieb,  welcher 
die  Eigentümlichkeit  hat,  daß  der  Motor  mit  dem  Steuerruder  und  der 
Schraube  konstruktiv  durch  eine  biegsame  Welle  verbunden  ist,  wodurch 
man  in  der  Lage  ist,  gewöhnliche  Boote  motorisch  anzutreiben. 

—  Der  französische  Ingenieur  Hannabiqua  vervollkommnet  den  Monierbau  und 
die  Deckenkonstruktionen.  Das  Wesen  seiner  unter  dem  Namen  ,, Beton 
arm6"  bekannten  Konstruktionen  besteht  darin,  daß  die  Eiseneinlagen  an 
denjenigen  Stellen  angebracht  werden,  wo  die  Zugspannungen  am  größten 
sind,  so  daß  der  Beton  —  entsprechend  seiner  Natur  —  nur  auf  Druck, 
das  Eisen  dagegen  vornehmlich  auf  Zug  in  Anspruch  genommen  wird. 
Sonstige  Eisenbetonkonstmktionen  werden  von  Förster,  Donath,  Koenen  u.  a. 
angegeben.  (Vgl.  im  übrigen  im  Sachverzeichnis  „Beton  und  Betonsteine".) 


—     936     — 

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1896 

1896  Friedlich  Mly  beeohieibt  unter  dem  Kamen  „Myasthenia  pseudoparalytica 
gravis',  eine  auch  unter  dem  Namen  „BulbärparalyBe  ohne  anatomischen 
Befand"  bezeichnete  neue  Krankheit,  deren  wesentliche  Eigentümlichkeit 
in  einem  Ifihmnngsartigen  Schwäche-  und  Ermüdiingssnstande  besteht,  die 
sich  nach  und  nach  über  fast  alle  Muskelgebiete  des  Körpers  ausbreitet. 
Der  erste  Fall  ist  1887  von  Eisenlohr  beschrieben  worden. 

—  W.  H.  JuHm  gibt  eine  Vorrichtung  an,  um  Meßinstrumente  gegen  die  Er- 
schütterungen des  Bodens  su  sichern.  Die  Vorrichtung  besteht  aus  drei 
Stahldr&hten  Ton  je  2  oder  3  m  Länge,  die  an  einem  eingemauerten 
Balken  in  den  Ecken  eines  gleichseitigen  Dreiecks  befestigt  sind  und  unten 
ein  Stativbrett  zur  Aufnahme  des  Instrumentes  tragen.  Ein  Laufgewicht 
gestattet,  den  Schwerpunkt  des  ganzen  Systems  in  die  durch  die  drei 
unteren  Endpunkte  der  Drähte  bestimmte  Ebene  zu  verlegen. 

—  H.  Kantonmrtci  nimmt  das  erste  beachtenswerte  Patent,  um  Stärke  quellbar 
und  teilweise  löslioh  zu  machen.  Er  löst  die  Stärke  in  kaustischer  Soda- 
lauge, neutraüsiert  die  Lösung  und  schlägt  durch  Zusat::  von  Magnesium- 
Bulfat  die  Stärke  wieder  nieder.  Die  Quellstärke  sowohl  wie  die  lösliche 
Stärke  soll  bei  der  Appretur  höheren  und  dauerhafteren  Glanz  hervor- 
bringen als  gewöhnliche  Stärke.  Patente  für  lösliche  Stärke  werden  außer- 
dem von  Siemens  &  Halske,  Belma,  Braeder  &  Co.  u.  a.  genommen. 

—  Alfred  KlnMn  erfindet,  zum  T^  in  Anlehnung  an  Rosenheim's  Ösophago- 
skopie (s.  1895  B.)  ein  Verfahren,  welches  ermöglicht,  den  menschlichen 
Kehlkopf  und  das  obere  Ende  der  Luftröhre  ohne  Kehlkop&piegel  zu  be- 
sichtigen, zu  behandeln  und  zu  operieren.  Sein  Verfahren,  das  er  „Auto- 
skopie" nennt,  ist  indessen  wegen  seiner  Unbequemlichkeit  nicht  imstande, 
die  Spiegeluntersuchung  zu  verdrängen,  dient  vielmehr  nur  als  zeitweise 
anwendbare  Hilfsmethode. 

—  Leopold  KMn  gibt  eine  ausführliche  Theorie  der  Dampfturbine.  (Vgl.  1863  T.) 

—  Theodor  Kocksr  stellt  in  seinem  Werke  „Zur  Lehre  von  den  Schußwunden 
durch  Kleinkalibergeschosse"  die  Gresetze  der  SchuBwirkung  der  modernen 
Feuerwaffen  dar.  Die  Kichtigkeit  seiner  Aufstellungen  wird  durch  v.  Coler, 
Schjeming,  Kiknzi,  Bruns  n.  a.  auf  Grund  eingehender  Versuche  erwiesen. 

—  Friedrich  KohMunch  und  Adolf  ltey*Mlll«r  stellen  ein  so  reines  Wasser  her, 
daß  dasselbe  beim  Verdampfen  keinen  Rückstand  hinterläßt.  Doch  läßt 
sich  durch  die  Telephonanalyse  (s.  1884  B.)  feststellen,  daß  in  16  Kubik- 
zentimetern dieses  Wassers  noch  immer  einige  hunderttansendstel  Milli- 
gramm fester  Stoffe  gelöst  sind. 

—  Ktaif  &  BaiMr  bauen  für  die  „Leipziger  Neueste  Nachrichten"  eine  328eitige 
Zwillingsrotationsmasohine,  die  aus  zwei  Druckwerken  zu  16  Seiten  und 
einem  gemeinsamen  Falz-  und  Auslegeapparat  besteht.  Die  Maschine  liefert 
16000  32seitige  Zeitungen  in  der  Stunde. 

—  Lothar  vm  KotppMi  erfindet  einen  von  ihm  „Universal-Instrument"  ge- 
nannten Apparat,  der  das  Teilen  von  Winkeln  in  vollkommenster  Weise 
ermöglicht. 

—  StanislauB  von  KMlaiMekl  erhält  synthetisch  einige  wichtige  gelbe  Pflanzen- 
farbstoffe  der  Flavonreihe  (Chrysin,  Luteolin,  Apigenin),  denen  er  in  den 
folgenden  Jahren  noch  weitere  (Fisetin,  Queroetin  u.  a.)  hinzufügt.  Er 
beweist,  daß  der  in  allen  diesen  Verbindungen  enthaltene  Chromonkomplez 
auch  im  Brasilin  und  Hämatozylin  vorhanden  ist. 

—  £.  W.  Kfltlar  konstruiert  eine  zwangsläufige  Schiebersteuerung  mit  Druck- 
ausgleich, die  für  Luftpumpen  wegen  des  errdohbaren  hohen  Vakuums 
viel  Anklang  findet.  Auch  für  Kompressoren  konstruiert  er  eine  neue 
Sohiebersteuerung  mit  Kücksohlagventilen,  die  sich  ebenfalls  gut  bewährt. 

—  Der  Ingenieur  Krall  in  Berlin  erfindet  den  na4di  ihm  benannten  Bauohgas- 


—    937    — 

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1896 

analysator  mit  pbotographiaoher  Aufzeichnung  des  jewedligen  Kohlens&nre- 
gehaltes  der  Rauchgase. 
1895  Der  norwegische  Walflsehf&nger  KrMMnm  gelangt  auf  dem  „Antarctio" 
zum  ersten  Male  seit  Soß  (s.  1841  K.)  wieder  in  die  Gregend  des  Viotoria- 
landes,  das  am  Kap  Adare  betreten  wird.  Bei  seiner  Expedition  l>efindet 
sich  als  Matrose  Borchgrevinok  (s.  1898  B.),  dem  es  gelingt,  die  erste  Spur 
antarktischer  Vegetation,  eine  Art  Lebermoos,  von  der  Possessionsinsel 
mitzubringen. 

—  Otto  Munann  entdeckt  die  krystallinisch  flüssige  Phase  bei  den  Ölsäuren  Salzen. 
Von  jetzt  ab  vermehrt  sich  die  Zahl  der  krystallinisch  flüssigen  Substanzen 
stetig.  Es  werden  u.  a.  entdeckt  die  Farametoxyzimts&ure  von  v.  Som- 
burgh  (1900),  das  Dianisalazin  von  Franken  (1904),  der  Paraazoxyzimt- 
säureeeter  von  D.  Vorländer  (1906),  das  Phytostearinvaleral  von  F.  M. 
Jaeger  (1907). 

—  LMmt  und  Pleton  beobachten  zuerst  die  Eolloidkataphorese  und  weisen 
darauf  hin,  daB  die  Richtung  der  Kataphoreae  mit  der  chemischen  Natur 
des  Kolloids  zusammenhängt. 

—  Paul  Untetr  konstruiert  einen  Hefereinzuohtapparat  mit  kombiniertem 
Sterilisierapparat  und  Gärzylinder.  (S.  a.  1888  H.)  Er  führt  die  Frage 
der  Hefereinzuoht  für  die  Spiritnsindustrie  in  gleicher  Weise  der  Lösung 
zu,  wie  es  Hansen  für  die  Bierbrauerei  getan  hat. 

—  C.  A.  Lokry  da  Bniyn  erhält  freies  Hydrazin  durch  Umsetzung  des  Hydrazin- 
ohlorhydrats  mit  Natriummethylat  in  methylalkohoUscher  Lösung,  sowie 
durch  Erhitzen  des  Hydrats  mit  Bariumoxyd  auf  lOO".    (S.  a.  1887  C.) 

—  Oliver  Joseph  Lude*  gelangt  durch  seine  Untersuchungen  zu  dem  SchluS, 
daß  die  Blitze  ebenso  wie  die  Funken  einer  Elektrisiermaschine  oszil- 
lierenden Entladungen  zuzuschreiben  sind. 

—  Adolf  Lomry  untersucht  im  pneumatischen  Kabinett  die  Beziehungen 
zwischen  Luftdruck  und  SauerstoSgehalt  des  Blutes  und  zieht  den  Einfluß 
der  Luftverdünnung  auf  die  Arbeitsleistung  in  den  Bereich  seiner  Unter- 
suchungen. 

—  Auguste  und  Louis  LumMra  in  Lyon  benutzen  zuerst  Filmbänder  (s.  1890  L.) 
zu  photographischen  Reihen-Schnellaufnahmen  (16 — 30  Aufnahmen  in  einer 
Sekunde),  und  schaffen  damit  die  Grundform  der  unter  dem  Namen 
Kinematograph,  Kinematoskop,  Bioskop,  Mutoskop  usw.  bekannten  Pro- 
j  ektionsapparate. 

—  Der  Turiner  Polytechniker  Goglielmo  MwcMl,  Schüler  von  A.  Righi,  bildet 
die  drahtlose  Telegraphie  zu  praktischer  Brauchbarkeit  aus,  indem  er 
unter  Benutzung  des  DreLfonkenerregers  von  Righi  und  des  Kohärers  von 
Branly  für  den  praktischen  Gebrauch  geeignete  Apparate  konstruiert  und 
zu  einem  Ganzen,  dem  System  Marconi,  verbindet. 

—  Nachdem  bis  dahin  für  Laufkrane  ausschließlich  der  Einmotorenbetrieb 
gebraucht  wurde,  führt  die  MnchliMiitabrik  OarllkM  in  Zürich  zuent  den 
elektrischen  Dreimotorenlaufkran  ein,  der  für  jede  Bewegung  einen  be- 
sonderen Motor  hat  und  sich  außerordentlich  rasch  verbreitet.  Von  1906 
ab  werden  von  Ludwig  Stuckenholz  Viermotorenlaufkrane  eingeführt. 

—  Henri  Malttan  gelingt  es,  aus  reiner  Molybdänsäure,  die  er  im  Verhältnis 
10:1  mit  Zuckerkohle  mischt,  in  einem  Kohlentiegel  im  elektrischen  Ofen 
bei  einem  Strome  von  800  Ampere  und  60  Volt  chemisch  reines  Molybdän 
darzustellen.  Er  empfiehlt  das  reine  Metall  als  Desoxydationsmittel  bei 
der  Flußeisen-Erzeugung. 

—  Henri  Moltian  erhält  durch  Schmelzen  von  Eisen  imd  Silicium  im  elektri- 
schen Ofen  Eisensilicid  als  einen  silberweißen,  harten,  spröden,  krystaUi- 
sierten  Körper  und  stellt  auf  gleiche  Weise  andere  Silicide  dar. 

—     938     — 

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18M 

1896  Henri  Motau  stellt  am  einem  komprimierten  Gemenge  von  Titansänre 
nnd  Kohle  im  elektrischen  Ofen  bei  einem  Strome  von  1000  Ampere  nnd 
60  Volt  chemisch  reines  Titan  her.  Es  zeigt  auf  dem  Bruch  glänzende 
Weiße  und  ritst  Stahl  und  Bergkrystall. 

—  Thomas  George  MorlM  verwendet  die  Eataphorese  mit  Guajaool-Cooain 
mit  gutem  Erfolg  in  der  Zahnheilkunde  für  die  lokale  Anästhesie.  (Vgl. 
1801  R.) 

—  F.  NataHt  schlägt  rar  Sicherung  der  Nach-  und  Gegenfahrten  auf  ein- 
gleisigen  Bahnstrecken  eine  durch  Zustimmungskontakte  zu  bewirkende 
Verfachung  der  Siemens  und  Halske'sohen  Streckenbloekeinrichtung  vor. 

—  Simon  Niwcomb  stellt  neue  Sonnentafeln  auf,  welche  mit  dem  Beginn  des 
20.  Jahrhunderts  auf  den  Sternwarten  aller  Kulturländer  den  Sonnenbe- 
obaohtungen  zugrunde  gelegt  werden.  Bisher  waren  namentUeh  die  Tafeln 
von  Hansen  und  Olufsen  (v.  J.  1853),  sowie  von  Leverrier  (v.  J.  1868)  in 
Gebrauch.  Frühere  Sonnentafeln  waren  von  Euler  (1746),  Laoaille  (1768) 
u.  a.  herausgegeben  worden. 

—  Simon  Newcomfc  vergleicht  sämtliche  bisher  erlangten  Werte  der  Sonnen- 
parallaxe, namentlich  aber  die  aus  den  Venusdurchgängen  von  1761,  1769, 
1874  und  1882  erlangten  Zahlen.  Er  leitet  daraus  den  mittleren  Wert 
von  8,797"  ab,  der  einer  Entfernung  der  Sonne  von  der  Erde  von 
149,5  Hill.  Kilometer  entspricht.  Dieser  Wert  wird,  auf  8,8  abgerundet, 
vom  20.  Jahrhundert  ab  allen  astronomischen  Rechnungen  zugrunde  gelegt. 

—  Friedrich  Nobbt  verwertet  Hellriegel's  Entdeckung  (s.  1884  H.)  für  die 
landwirtschaftliche  Praxis,  indem  er  für  jede  Leguminosen art  speziflsoh 
wirksame  Bakterien  in  Reinkultur  züchtet  und  in  flüssiger  Form  zur 
Impfung  des  Bodens  verwendet.  Die  Präparate  werden  unter  dem  Namen 
„Nitragin"  in  den  Handel  gebracht. 

—  F.  Osmond  untersucht  in  den  Jahren  1895—1900  die  Eisen-Kohlenstoff- 
Legierungen  auf  ihr  metaUographisohes  Verhalten  und  stellt  fest,  daß  die 
verschiedenen  Legierungen  je  nach  der  Menge  des  Kohlenstoffs  verschiedene 
Gefügebestandteile  enthalten,  die  er  mit  den  Namen  Ferrit,  Zemenüt, 
Perlit,  Sorbit,  Martensit,  Austenit  und  Troostit  belegt. 

—  Iwan  Petrowitsch  Pawlow  in  Petersburg  zeigt,  in  wie  außerordentlich  sub- 
tiler Weise  sowohl  die  Menge  der  im  Magen  abgesonderten  Sekrete,  wie 
auch  ihr  Fermentgehalt  durch  die  Beschafienheit  und  Zubereitung  der 
Nahrung  beeinflußt  werden.  Er  zeigt,  wie  nicht  nur  nach  Einführung  von 
Speisen  in  den  Magen,  sondern  schon  beim  Vorseigen  eines  leckeren, 
Appetit  anregenden  Gerichts  oder  beim  Kauen,  ohne  daß  Speise  in  den 
Magen  gelangt,  die  Magen-  und  Darmschleimhaut  Sekret  absondert,  und 
zwar  je  nach  Beschaffenheit  der  Speise  in  verschiedener  für  die  betreffende 
Nahrung  passender  Menge  und  Zusammensetzung. 

—  PwTln  erbringt  einen  direkten  Nachweis  für  die  negatw«  Ladung  der 
Kathodenstrahlen. 

—  Richard  F.  J.  PhNfsr  entdeckt  mit  der  Feststdlung,  daß  Choleravibrionen, 
mit  Cholera-Immunserum  gemischt,  in  der  Bauchhöhle  normaler  Tiere  so- 
fortiger Auflösung  anheimfallen,  das  nach  ihm  benannte  „PfeiSer'sohe 
Phänomen". 

—  Popoff  erfindet  einen  Empfangsapparat  für  elektrische  Wellen,  bestehend 
aus  einem  Fritter  (Kohärer),  durch  welchen  zugleich  nach  Art  einer  elek- 
trischen Klingel  elektromagnetisch  ein  Hammer  bewegt  wird,  der  die 
Entfrittung  besorgt  und  gleichzeitig  ein  Glockenzeichen  gibt.  Er  verwendet 
den  Kohärer  auch  zur  Konstruktion  eines  Gewitter-Registrators. 

—  Anton  Raky,  der  unter  sinnreicher  Benutzung  der  neuesten  Erfindungen 
auf  dem  Gebiet  der  Bohrtechnik  die  Internationale  Bohrgesellsohaft  in 

—     939     — 

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18»6 

Erkelenz  ins  Leben  ruft,  überträgt  mit  Erfolg  das  Wasserspülverfahren 
aoch  auf  die  Ölbohrungen,  bei  denen  man  dessen  Anwendung  bisher  für 
nachteilig  gehalten  hatte. 
1896  Nachdem  seit  der  Entdeckung  der  Heliumlinie  im  Sonnenspektrum  (Tgl. 
1868  L.)  dieses  Element  auch  im  Orionnebel  und  den  weißen  Fixsternen 
nachgewiesen  und  von  Palmieri  IS82  auch  in  einer  Yesuvlava  gefunden 
worden  war,  erkennen  William  Ramny  und  Per  Theodor  Ctow  unabhängig 
von  einander,  daß  das  Helium  den  Hauptbestandteil  des  Gases  bildet, 
welches  sich  beim  Auflösen  von  Cleveit  in  Säuren  entwickelt. 

—  Nachdem  Cavendish  1785  beobachtet  hatte,  daß,  wenn  man  die  Luft  von 
Stickstoff  und  Sauerstoff  befreit,  ein  Rückstand  von  0,6  Prozent  zurück- 
bleibt and  Lord  Kayleigh  1894  gefunden  hatte,  daß  atmosphärischer  Stick- 
stoff um  Vz  Prozent  schwerer  ist,  als  reiner  Stickstoff,  stellen  William 
Ranmy  und  John  William  Raylalfh  größere  Mengen  des  von  Cavendish  er- 
wähnten Bückstandes  dar  und  weisen  nach,  daß  es  sich  dabei  um  ein 
neues  Element  handelt,  das  sie  „Argon"  nennen. 

—  Albert  Ricks  führt  auf  der  Generalversammlung  des  Vereins  der  Spiritns- 
fabrikanten  die  erste  von  ihm  erfundene  Spiritusglühlichtlampe  vor,  bei 
welcher  der  Spiritus  aus  dem  Lampenbehälter  durch  Dochte  aufgesaugt, 
durch  eine  ständig  brennende  Hilfsflamme  erhitzt  und  in  Gas  über- 
geführt wird,  das  durch  ein  als  Gasometer  wirkendes  Zwischenstück  in 
den  eigentlichen,  den  Gasglühlichtbrennem  nachgebildeten  Brenner  strömt. 

—  RIvMra  in  Paris  findet  an  den  Wänden  der  Höhle  von  La  Mouthe  Zeich- 
nungen und  Gemälde  von  Tieren  aus  prähistorischer  Zeit,  die  durch  ihre 
Großartigkeit  den  Beschauer  in  Erstaunen  setzen.  Ähnliche  Zeichnungen 
findet  Dalcan  das  Jahr  darauf  an  den  Wänden  der  Höhle  von  Pair-non- 
Pair  (Gironde)  und  1901  Capitan  in  der  Höhle  Chabot  (Gard)  und  später 
in  der  Höhle  Font-de-Gausses  bei  Combarelles. 

^  J.  B.  Roean  und  F.  E.  Bricht  erbauen  eine  Lettern-Setzmaschine,  die  unter 
dem  Namen  „Typograph"  vertrieben  wird,  und  bei  welcher  der  Setzer  je 
nach  der  Art  des  herzustellenden  Satzes  etwa  das  Drei-  bis  Vierfache  des 
Handsetzers  leistet.  Die  Maschine  leistet  namentlich  bei  großem  Bedarf 
an  ,, glattem"  Zeitungs-  und  Werkaatz  vorzügliche  Dienste. 

—  W.  K.  ROntgM  entdeckt,  daß,  wenn  Kathodenstrahlen  auf  feste  Eörper, 
sei  es  Glas  oder  Metall,  auftreffen,  Strahlen  erzeugt  werden,  die  in  mancher 
Beziehung  andere  Eigenschaften  haben,  als  die  Eathodenstrahlen.  Für 
diese  neue  Art  von  Strahlen,  die  X -Strahlen  oder  Böntgenstrahlen  genannt 
werden,  sind  alle  Körper  mehr  oder  weniger  durchlässig.  Sie  gehen  leicht 
durch  Papier,  Holz,  dünnes  Metall  usw.  Sie  erzeugen  Fluorescenz  auf 
Bariumplatincjanfir-Schirmen  und  bringen  auf  photoohemisohen  Platten 
photochemische  Wirkungen  hervor. 

—  W.  E.  RSntctn  zeigt,  daß  die  X-Strahlen  die  Weichteile  des  menschlichen 
Körpers  viel  leichter  durchdringen,  als  die  Knochen,  so  daß  bei  Durch- 
leuchtung von  Körperteilen  auf  dem  Fluorescenzschirm  bez.  auf  der  photo- 
graphischen  Platte  deutlich  differenzierte  ,, Schattenbilder"  entstehen. 

—  Theodor  RoHnhsIni  verbessert  die  Methode  der  Speiseröhrenuntersuchung 
Mikulicz's  (s.  1881  M.),  indem  er  ein  langes  dünnes  Metallrohr  mit  einer 
elektrischen  Lampe  verbindet  und  die  Kranken  in  liegender  Stellung  mit 
frei  herabhängendem  Kopfe  untersucht.  Er  verhüft  damit  der  „Oeso- 
phagoskopie"  zur  allgemeinen  Anerkennung. 

—  Heinrich  Riiben*  und  H.  E.  J.  G.  du  Boli  konstruieren  das  Panzergalvano- 
meter, ein  Galvanometer,  welches  durch  doppelten  Eisenpanzer  gegen 
äußere  magnetische  Störungen  im  weitesten  Maße  geschützt  ist. 

—  Die  Sandicraft  Foandry  Co.  in  ehester  stellt  einen  Hebekran  mit  Elektro- 

—     940     — 

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18M 

magneten  an  Stelle  der  Hebeketten  auf.  An  dem  Haken  der  Hebekette 
hängt  ein  Elektromagnet  mit  Stromzufühiungskabel,  welohee  zum  Schalt- 
brett an  der  Kransäule  oder  am  Gegengewicht  des  Krans  führt.  Ähnliche 
£rane  werden  in  Woolwich  und  in  den  Werken  der  Illinois  Steel  Co.  auf- 
gestellt. 
1895  MIa  erfindet  ein  auf  dem  Prinzip  der  Dreifarbenphotographie  (s.  1861  M.) 
beruhendes  Verfahren,  das  gestattet,  nach  drei  besonderen  Negativen  ab- 
ziehbare Pigmentbilder,  je  eines  in  gelber,  roter  und  blauer  Farbe  her- 
zustellen und  übereinanderzulegen  (Dreifarbenphotographie  auf  Papier). 

—  SMnvorth  in  Lüneburg  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  unter 
dem  Namen  „Irrlichter"  zusammengefaßten  Lichterscheinungen  und  stellt 
fest,  daß  unter  diesem  Begriff  leuchtende  Tiere,  Pflanzen,  phosphorescierende 
faulige  Substanzen,  Grasen twioklungeu  infolge  chemischer  Prozesse  und 
elektrische  Vorgänge  verstanden  werden. 

—  Hugo  StraclM  in  Wien  erfindet  ein  Wassergaserzeugungsverf ahren ,  bei 
welchem  die  Temperatur  im  Generator  so  geregelt  wird,  daß  beim  Blasen 
eine  gute,  wenn  auch  nicht  vollkommene  Verbrennung  stattfindet. 

—  Karl  Stracktr  stellt  im  Hinbhck  auf  die  Möglichkeit  einer  drahtlosen  Tele- 
graphie  innerhalb  der  Kontinente  Versuche  an,  unter  alleiniger  Benutzung 
des  Wassers  oder  der  Erde  telegraphische  Zeichen  über  große  Entfernungen 
zu  senden.  Er  erhält  wahrnehmbare  Zeichen  bis  auf  Entfernungen  von 
17  km. 

—  William  Thomton  (Lord  Kelvin)  entdeckt,  daß  beim  Durchgang  von  Luft- 
blasen durch  Flüssigkeiten  Elektrizität  erzeugt  wird,  was  von  Alessandrini 
(1902)  und  Fischer  (1903)  bestätigt  wird,  die  finden,  daß  die  Luft  eine 
negativ  elektrische  Ladung  erhält,  während  das  Wasser  selbst  positiv  ge- 
laden wird. 

—  F.  TlamwiB  und  F.  W.  SaflinHw  stellen  die  Konstitution  des  Dihydrooarveols 
des  Limonens  fest,  wodurch  nunmehr  die  Carvonreihe  aufgeklärt  wird, 
nachdem  Semmler  ein  gleiches  1892  für  die  Menthonreihe  gelungen  war. 

—  M.  Tallf  erweitert  durch  seine  Arbeiten  die  Kenntnis  der  Regulierungs- 
vorgänge der  Kraftmaschinen  und  konstruiert  einen  neuen  viel  verbreite- 
ten Regulator. 

—  Isidor  Traub«  gibt  eine  Methode  der  Molekulargewiohtsbestimmung  an,  bei 
der  man  die  Molekelformel  aus  gewissen  Abweichungen  ableitet,  die  man 
erhält,  wenn  man  das  direkt  bestimmte  Molekelvolumen  der  betreffenden 
Substanz  mit  dem  aus  bekannten  Faktoren  berechneten  vergleicht. 

—  A.  E.  THtton  untersucht  eine  Anzahl  von  chemisch  analog  konstruierten 
und  ähnlich  kiystallisierten  Körpern  (wie  dfe  Sulfate  von  Kalium,  Rubi- 
dium und  Caesium,  die  entsprechenden  selensauren  Salze  und  die  schwefel- 
sauren und  selensauren  Doppelsalze  dieser  Metalle  mit  zweiwertigen  Me- 
tallen). Er  weist  nach,  daß  die  Ersetzung  von  Kalium  durch  Rubidium 
und  von  Rubidium  durch  Caesium  eine  mit  dem  Atomgewicht  dieser 
Metalle  fortschreitende  Änderung  in  den  geometrischen  und  physikahschen 
Eigenschaften  dieser  Krystalle  hervorbringt. 

—  Giuseppe  Vlcantlnl  konstruiert  seinen  Universalmikroseismographen,  bei 
welchem  die  graphisch -mechanische  Methode  auf  das  vollkommenste  aus- 
gebildet ist.  Der  Seismograph  besteht  aus  einem  über  10  m  langen  und 
408,65  kg  wiegenden  Pendel.     (S.  a.  1841  F.) 

—  Hermann  Wagnar  nimmt  in  Fortsetzung  früherer  Arbeiten  (s.  1870  W.) 
eine  Neuprüfung  der  Verteilung  von  Wasser  und  Land  auf  der  Erde  vor, 
die  ergibt,  daß  die  Wasserfläche  das  2,57  fache  der  Festlandsfläohe  ist. 
(S.  a.  1884  K.) 

—  Der  Kameraldirektor  von  WaiciMr-UyMial  konstruiert  einen  Rettungsapparat, 

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18W 

„Pneumatophor"  genannt,  der  auf  der  Verwendung  komprimierten 
SaaerBtofls  und  der  von  FleuB  vorgeschlagenen  (s.  1880  F.)  gleichzeitigen 
Absorption  der  Ezhalationsprodukte  durch  Ätzalkalien  beruht.  Auf  dem 
gleichen  Prinzip  beruhen  die  von  G.  A.  Meyer  (1807),  von  DrSger  (1897) 
und  Gieraberg  (1900)  hergestellten  Rettungsapparate.  (S.  1894  H.) 
1896  Patü  WaMtn  führt  das  Asparagin  in  linksdrehende  Brombemsteinsäure  und 
—  nach  vorheriger  Umwandlung  in  Äpfelsäure  —  durch  anders  wirkende 
Agentien  in  rechtsdrehende  Bemsteinsäure  über.  Er  beweist  hierdurch, 
daß  man,  ausgehend  von  einem  optisch  aktiven  und  nur  mit  einem  asym- 
metrischen KohlenstofFatom  begabten  Körper  unter  Anwendung  von  optisch 
inaktiven,  ohemisoh  verschieden  wirkenden  Agentien  bei  relativ  niedrigen 
Temperaturen  zweierlei  aktive  Substitutionsprodukte,  d.  h.  die  beiden  op- 
tischen Antipoden  gewinnen  kann. 

—  Eilhard  Ernst  WM«nann  und  Gerhard  C.  Schmidt  weisen  für  eine  größere 
Anzahl  von  Dämpfen,  wie  Anthracen,  Reten  und  Naphtalin  die  Elektro- 
luminescenz  nach. 

—  Willy  WIM  und  Otto  LumiMr  verwirklichen  einen  absolut  schwarzen  Körper 
in  Form  eines  in  die  Wand  eines  Hohlraumes  gebohrten  Loches.  Die  ein- 
dringenden Lichtstrahlen  werden  hierbei  vollständig  absorbiert. 

—  Otto  WI«Mr  weist  nach,  daß  die  direkten  Photochromien  ihre  Färbung 
entweder  Interfenzfarben  oder  wirklichen  Körperfarben  verdanken.  Die 
ersteren  entstehen  durch  stehende  Lichtwellen  bei  den  Becquerel'schen 
chlorierten  SUberplatten  (s.  1848  B.)  und  bei  der  Lippmann'schen  auf 
einem  Queoksilberspiegel  ruhenden  SUbemohicht  (s.  1891 L.),  während  bei 
den  mit  Silberchlorür  überzogenen  Papieren,  wie  sie  Seebeck  (s.  1810  S.) 
und  Poitevin  (s.  1861  P.)  benutzten,  Körperfarben  gebildet  werden. 

—  Richard  WoHlMMtein  entdeckt  das  Acetonperoxyd,  an  welche  Entdeckung 
sich  die  des  Ammoniumperozyds  durch  Melikofl  und  Pissarjewsky  (1897) 
und  die  Entdeckung  des  Aldehydperoxyds,  des  Diäthylperozyds  usw.  durch 
Baeyer  und  Villiger  (1899)  anschließen. 

—  Charles  Campbell  Worthlniton  konstruiert  einen  Kühlturm  mit  Füllung  von 
eisernen  Röhren,  die  in. 20  und  mehr  übereinander  gebauten  Schichten 
so  in  den  Turm  eingesetzt  werden,  daß  sie  mit  Schlitzen  ineinander 
greifen.  Das  Aufschlagwasser  wird  über  die  Rohrfüllung  mittels  eines  sich 
drehenden  Rohrstems  verteilt.  Die  Wirkung  dieser  Türme  ist  eine  sehr 
vollkommene. 

—  Nachdem  sich  Faraday  vergeblich  bemüht  hatte,  einen  Einfluß  des  mag- 
netischen Feldes  auf  das  Spektrum  der  Gase  nachzuweisen,  gelingt  dies 
Pieter  Zaemu  mit  Verwendung  modemer  Hilfsmittel.  Er  gibt  dadurch 
der  Elektronentheorie  von  Lorentz  eine  wichtige  Stütze. 

—  H.  Zwaardainakar  macht  Untersuchungen  über  die  physiologischen  Eigen- 
schaften der  Riechstoffe  und  teilt  sie  in  seinem  Werk  ,, Physiologie  des 
Geruchs"  mit.  Zu  diesen  Untersuchungen  konstruiert  er  einen  Riechmesser 
(Olfaktometer). 

1896  Die  Alifenialna  ElaktrIzIttti-eeMlIwIiatt  in  Berlin  bildet  da«  Edison-Sicberungs- 
System  (s.  1878  E.)  weiter  aus,  indem  sie  die  Schmelzdrähte  aus  Blei- 
legierungen durch  solche  aus  reinem  Silber  ersetzt  und  den  Hohlraum 
in  den  Stöpseln,  um  das  Stehenbleiben  des  Lichtbogens  wirksam  zu  ver- 
hindern, mit  Gips  ausgießt. 

—  Die  Gesamtstrecke  der  Anatolischen  Bahn  wird  am  28.  Juli  von  der  Ana- 
tollKliMi  Eitenbahn-QMtlliehaK  dem  Verkehr  übergeben.  Die  Bahn  läuft  von 
Haidar  Pascha  am  Bosporus  über  Ismid,  Angora,  Eskischehr  nach  Konia 
und  besitzt  eine  Zweigbahn  von  Angora  nach  Kaisarie.  Die  Gesamtlänge 
der  Bahn  beträgt  1547  km.    (Vgl.  auch  1899  A.) 

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18>6 

1896  F.  S.  ArehmhoM  errichtet  unter  Beteiligung  der  Berliner  Firma  C.  Hoppe  ein 
21  m  langes  Fernrohr  in  Treptow  bei  Berlin.  Dieser  l&ngste  Refraktor  der 
Erde  ist  unter  Ersetzung  der  üblichen  runden  Kuppel  durch  ein  Schatzrohr 
(8.  1871  L.)>  Verlegung  des  OkularB  in  den  schweren  Drehpunkt  (s.  1872  Y.) 
und  unter  bedeutender  Herabsetzung  der  Kosten  als  ein  neuer  Typus 
von  Refraktoren  gesohaften  worden  (Lick-Refraktor  16  m,  Yerkes-Refrak- 
tor  18  m  Länge).  Der  Durchmesser  der  Lduse  des  Instruments  betr&gt 
70  cm. 

—  Leo  Arwit  in  Berlin  konstmiert  eine  Lampe,  die  aus  einer  U-förmigen 
Vakuumröhre  besteht,  deren  beide  nach  unten  gerichtete  Schenkel  mit 
Quecksilber  gefüllt  sind  und  eingeaobmolzene  Platinelektroden  enthalten. 
Leitet  man  den  Elektroden  Strom  zu,  so  wird  er  durch  den  Queck- 
silberdampf geleitet,  der  seinerseits  in  lebhaftes  Glühen  gerät  und  in- 
tensiv weiBes  Licht  ausstrahlt.  Die  Lampe  wird  1002  von  Peter  Cooper 
Hewitt  vervollkommnet  und  oft  nach  diesem  benannt.  Eine  unvoll- 
kommene Quecksilberdampflampe  war  1860  von  Way  vorgesohlagen 
worden. 

—  Arthur  AwMn,  der  von  1879 — 83  die  Fundamentalkataloge  des  Zonen- 
nntemehmens  der  Aatrononüachen  GreseUschaft  zu  Berlin  bearbeitet  hatte, 
gibt  nach  eigener  Beobachtung  am  Meridiankreis  der  Berliner  Sternwarte 
für  die  Zone  von  15 — 20  <*  nördlicher  Deklination  einen  Katalog  von  9789 
Sternen  heraus. 

—  Bablnski  gibt  das  nach  ihm  benannte  Symptom  an,  das  darin  besteht,  daß 
bei  bestimmten  Erkrankimgen  der  Zentralorgane  bei  Reizung  der  Fußsohle 
eine  Streckung  der  Zehen,  zumal  der  großen  Zehe  erfolgt. 

—  Antoine  Henri  Btcqwril  gelangt  durch  die  Untersuchung  der  chemischen 
Wirkungen  des  Lichtes  auf  die  Entdeckung  einer  ganz  eigentümlichen 
Phosphorescenz.  Er  findet,  daß  gewisse  Uransalze  dem  Auge  unsichtbare, 
durch  undurchsichtige  Platten  hindurchgehende  Strahlen  aussenden,  welche 
an  ihrer  chemischen  Wirkung  erkennbar  sind.  Diese  Strahlen,  welche  den 
Namen  „Becqnerelstrahlen"  erhalten,  werden  abweichend  von  Röntgen's 
X-Strahlen  reflektiert  und  gebrochen,  sowie  auch  polarisiert.  (S.  1896  L. 
n.  1896  N.) 

—  Friedrich  BtioM  entdeckt,  daß  die  meisten  in  Taubstummenanstalten 
untergebrachten  Zöglinge  in  der  Skala  der  Töne  sogenannte  Grehörinseln, 
also  auch  eine  gewisse  Hörf&higkeit  haben.  Es  gelingt  ihm,  mit  Aus- 
nutzung dieser  Gehörreste  eine  neue  erfolgreiche  Taubstummen-Unter- 
richtsmethode auszubilden  und  durch  „Sprachübung  vom  Ohr  aus"  aus 
der  geringen  Hörfähigkeit  «ine  große  Hörfähigkeit  zu  entwickeln.  Durch 
ihn  wird  die  Stimmgabel,  die  zuerst  Pierre  Bonnafont  zur  Gehörprüfung 
benutzte,  unentbehrlich  für  die  ohrenärztliche  Untersuchung. 

—  Wilfried  Bonlt  entwirft  ein  elektrisch  selbsttätiges  Blocksignalsystem,  bei 
dem  keine  stromleitende  Verbindung  zwischen  Zug  und  Signaleinrichtung 
erforderlich  ist,    weil  sie  durch  Magnet-Induktionswirkungen  ersetzt  wird. 

—  E.  Bourquolot  und  G.  Btrtrainl  änden  in  den  Pflanzensäften  ein  Ferment, 
„Tyrosinase"  genannt,  das  Tyrosin  in  Homogentisinsäare  oder  in  andere 
gefärbte  Produkte  überführen  kann  und  ein  sauerstoffübertragendes  Fer- 
ment darstellt.  Diese  Ergebnisse  werden  von  G.  Bertrand  bestätigt,  nach 
dessen  Versuchen  die  Verbreitung  der  Tyrosinase  eine  ganz  allgemeine  zu 
sein  scheint. 

—  Julius  Bndt  und  Max  Rownbtrf  führen  die  partielle  Synthese  des  Camphers 
durch  Destillation  des  Kalksalzes  der  Homocamphorsäure  im  Kohlensäure- 
strom aus  und  erhalten  ein  in  seinen  Eigenschaften,  selbst  im  optischen 
Drehungsvermögen,  dem  natürlichen  Campher  gleichendes  Produkt. 


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189« 

1896    Bnrttehln    konstruiert    eine   elektrische  Pflngeinrichtiiiig    nach   dem   Ein- 
maschinensystem,  die  auf  dem  Gute  Dahlwits  bei  Berlin  ausgeführt  -wird. 

—  Otto  BAtMhll  macht  es  durch  seine  Studien  über  das  Wesen  der  Quellnng 
sehr  wahrscheinlich,  daß  auch  feste  Körper  durch  ähnliche  Ausdehnunga- 
vorgänge  in  ihrer  Kohäsion  beeinträchtigt  werden,  und  daß  dies  zur  Ver- 
witterung derselben  beiträgt. 

—  Der  griechische  Ingenieur  GaiMitapoiilM  konstruiert  einen  Gassdbstzünder, 
bei  dem  das  Hauptcharakteristikum  ein  Doppelventil  ist,  welches  ent- 
weder den  Gasweg  zur  Zündpille  oder  zur  Hauptflamme  (zum  Glüh- 
strumpf) offen  läßt.  Die  automatische  Steuerung  dieses  Ventils  wird  von 
Hugo  Borchartft  verbessert,  der  den  Steuerungsdraht  in  ein  Porzellanrohr 
einschließt  und  ihn  damit  dem  schädigenden  Einfluß  der  Flamme  ent- 
zieht. Der  Apparat  wird  unter  dem  Namen  „Fiat  Lux"  in  den  Handel 
gebracht. 

—  Camot  empfiehlt  die  Gelatine  als  lokal  blutstillendee  Mittel,  eine  Anwen- 
dung, die  in  China  seit  IVt  Jahrtausenden  geübt  wird.  Nachem  Dastre 
und  Floresoo  bestätigt  hatten,  daß  bei  Tierversuchen  die  intravenös  appli- 
zierte G«latine  sich  als  eine  die  Blutgerinnung  energisch  befördernde  Sub- 
stanz erweist,  und  Lancereaux  (1898)  begonnen  hatte,  dieselbe  auch  sub- 
cutan beim  Menschen  zu  verwenden,  bürgert  sich  ihre  Anwendung  als 
blutstillendes  Mittel  mehr  und  mehr  ein. 

—  Leopold  Cai|i(r  gibt  ein  Hamleitercjrstoskop  an  und  erhebt  den  Ureteren- 
katheterismus  zu  einer  technisch  vollkommenen  Methode,  die  insbesondere 
für  die  Nierendiagnostik  von  großer  Bedeutung  ist.    (Vgl.  auch  1879  N.) 

—  Hamilton  Young  Castmr  stellt  auf  synthetischem  Wege  Cyannatrium  dar, 
indem  er  Ammoniak  über  geschmolzenes  Natrium  leitet,  wobei  sich  Na- 
triumoyanamid  bildet,  und  indem  er  das  letztere  kontinuierlich  über 
glühende  Kohlen  leitet,  wobei  es  durch  Aufnahme  von  Kohlenstoff  in  Cyan- 
natrium übergeht. 

—  Der  Ingenieur  O.  Chanuto  ans  Chicago  setzt  auf  den  Dünenhügeln  des 
Michigan-Sees  die  Lihenthal'schen  Flugversuche  (s.  1890  L.)  fort  und  kon- 
struiert dazu  einen  neuen  Apparat  von  einfacherer  Form,  mit  dem 
er  die  Lilienthal'schen  Leistungen  im  Segelfluge  erheblich  übertrifft. 

—  Georges  Charpy  untersucht  im  Auftrage  der  Soci6t6  d'Encouragement  pour 
l'industrie  nationale  auf  mikroskopischem  Wege  eine  große  Anzahl  von 
Messinglegierungen.  Er  findet,  daß  sich  die  Eigenschaften  des  Messings 
stetig  mit  dem  Zinkgehalt  ändern  und  daß  für  gewerbliche  Anwendungen 
nur  Legierungen  mit  30 — 43 "/g  Zinkgehalt  zu  empfehlen  sind,  da  ein 
höherer  Zinkgehalt  die  Sprödigkeit  vergrößern,  ein  geringerer  den  Preis 
verteuern  und  Festigkeit  und  Hämmerbarkeit  verringern  würde. 

—  Der  französische  Ingenieur  CoUet  führt  das  Verdübeln  der  Eisenbahn- 
schwellen ein. 

—  Die  Gebrüder  Cofflmlehau  in  Magdeburg  konstruieren  eine  hängende  Förder- 
rinne für  Kohlen-  und  Koksförderung,  deren  Leistungsfähigkeit  sehr  ge- 
rühmt wird. 

—  E.  J.  Oonstam  und  A.  vm  Humm  erhalten  bei  Elektrolyse  von  gesättigten 
Lösungen  von  Kaliumcarbonat  das  Kalium-Percarbonat,  das  ein  amorphee, 
schwach  blaustichiges  Pulver  darstellt  und  sehr  leicht  Sauerstoff  an  oxy- 
dierbare Körper  abgibt. 

—  C.  G.  Curtit  erfindet  eine  Druckturbine  mit  mehreren  Dmckstnfen,  bei 
welcher  die  Turbinenlaufräder  sich,  zu  Gruppen  vereinigt,  in  mehreren 
von  einander  getrennten  Bäumen  bewegen,  in  welchen  verschiedene 
Dampfdrucke  herrschen.  Diese  Turbinen  werden  von  der  General  Elec- 
tric Co.  in  New  York  gebaut. 

—     944     — 


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1896 

1898  DmiHflanky  eteUt  den  günstigen  Einfluß  des  Lemthins  auf  das  Wkohstam 
an  Kaulquappen,  jungen  Hunden  und  Hühnchen  experimentell  fest  und 
empfiehlt  dessen  Anwendung  für  den  kindlichen,  wachsenden  Organismus, 
am  besten  in  Form  von  Eidotter.  Eine  umfangreiche  Arbeit  über  diesen 
Gegenstand  wird  1904  von  Labb^  publiziert. 

—  W.  J.  DIMIn  und  V.  Scinndar  föhien  ein  Seinigungsverfahren  ein,  bei 
welchem  die  Abw&sser  längere  Zeit  (bei  st&dtischen  Abw&ssem  mindestens 
24 — 48  Stunden)  der  FäuLnis  überlassen,  dann  gelüftet  und  in  Kies-Koks- 
Filtern  der  Oxydation  durch  Bakterien  unterworfen  werden.  (Biologisches 
Wasser- Reinigungsverfahren.    S.  a.  1873  M.) 

—  Alexander  Dick  erfindet  das  Warmpreßverfahren  für  Messing,  bei  welchem 
die  bei  hoher  Temperatur  eintretende  Bildsamkeit  der  Metalllegierung  be- 
nutzt wird,  um  sie  ähnlich  wie  bei  einer  Bleipresse  in  einem  Arbeitsgang 
in  Stangenform  beUebigen  Querschnitts  auszupressen. 

—  Der  Ingenieur  Dörr  erfindet  ein  System  zur  automatischen  Schließung  der 
Schottentüren,  bei  welchem  die  Türen  von  der  Kommandobrücke  aus 
mit  hydraulischem  Druck  geschlossen  werden  können.  Ein  ähnliches 
System  wird  von  Leuss  erfunden.  Gegen  das  Jahr  1900  kommt  in  Amerika 
das  „Long  Arm  System"  auf,  bei  welchem  die  Türen  auf  elektrischem 
Wege  geschlossen  werden,  wobei  für  jede  einzelne  Türe  ciin  Elektromotor 
vorgesehen  ist. 

—  Der  Chirurg  Edouard  Deytn  in  Paris  erfindet  den  nach  ihm  benannten 
Yerband. 

—  Dunkar  kommt  auf  Grund  vielfacher  eigener  Ermittelungen  und  der  Zu- 
sammenstellung der  Resultate  anderer  Forscher  zu  dem  Ergebnis,  daß, 
wenn  lokale  Erhitzung  oder  Abkühlung  ausgeschlossen  ist,  die  geother- 
mische  Tiefenstufe  (s.  1880  S.  und  1886  P.),  je  nach  der  Eigenart  des 
durohmeesenen  Gesteins,   zwischen   den  Grenzen  26  und  40  m   schwankt. 

—  Nachdem  schon  von  d'Arsonval  (1888),  LatschinoS  (1888),  Delmard  (1894) 
Vorridlitungen  zur  Elektrolyse  von  Wasser  angegeben  worden  waren, 
macht  die  EM(trizitlti-Aktim-Q«Mllichaft  vonn.  Schuekart  &  Ca.  eine  Anlage 
zur  Wasserzersetzung  für  W.  Heraeus  &  Co.  in  Hanau,  bei  welcher  ver- 
dünnte AlkalilöBung  als  Elektrolyt  dient.  Ähnliche  Anlagen  werden  fast 
gleichzeitig  von  Pompeo  Garutti,  Schmidt  in  Zürich  und  Renard  ge- 
macht. 

—  Josef  EngHieh  konstruiert  lange  Mastdarmspiegel,  mit  deren  Hilfe  die 
Innenfläche  des  S  romanum  (Flexnra  sigmoidea)  in  Augenschein  genommen 
werden  kann  (Romanoskopie). 

—  Nachdem  schon  Lamont  bei  seinen  magnetischen  Beobachtungen  (s.  1849 
L.)  darauf  aufmerksam  gemacht  hatte,  daß  Erdschwere  und  Erdmagne- 
tismus in  Beziehung  zueinander  zu  stehen  soheinen,  unternimmt,  aus- 
gehend von  Hertz's  Anschauungen  über  Einheit  und  Metamorphose  der 
Naturkräfte,  Roland  «an  EMvfla  Versuche,  welche  darauf  abzielen,  sehr 
kleine  Veränderungen  und  Werte,  sowohl  der  Gravitation,  als  auch  der 
magnetischen  Intensität  mit  einer  sehr  empfindliohöi  Drehwage  zu  messen, 
die  er  mit  einem  Gravitationsmultiplikator  versieht. 

—  Erlanwaln  in  Edenkoben  verbessert  das  Binder'sohe  Verfahren  zur  Schär- 
fung abgenutzter  Feilen,  indem  er  die  Feilen  mit  Hilfe  schnell  umlaufen- 
der, mit  Bchrägstehenden  Bündeln  versehener  Drahtbürsten  unter  Zugabe 
von  Sand  oder  Schmirgel  schärft,  womit  er  das  Prinzip  des  Sandgebläses 
nachahmt. 

—  Franz  Exnar  stellt  zuerst  Messungen  der  Luftelektrizität  bei  schönem 
Wetter  an  und  erbringt  den  Nachweis,  daß  zwischen  der  Stärke  des  elek- 

Dkrmstsadtei.  M 

—     945     — 


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1896 

trischen  Feldes,  dem  Potentialgef&Ile  und  dem  Wasaerdampfgehalt  der 
Luft  bestimmte  Beziehungen  hensolien. 
1896  Gr.  Falcomilar  in  Genf  erfindet  die  gläsernen  Hohlziegeln,  geblasene  hohle 
Glasbausteine,  die  bis  auf  eine  kleine  Öffnung  ringsum  geschlossen  sind. 
Sie  werden  von  dem  Glaswerk  Adlerhütte  in  Penzig  hergestellt  und  finden 
namentlich  zur  Herstellung  von  Liohteinlfissen  Verwendung. 

—  Der  Wasserbauingenieur  Ludwig  Fnuizliu  führt  in  nennj&hriger  Arbeit  die 
Korrektion  der  Unterweser  durch. 

—  Leopold  Fraund  benutzt  zuerst  die  Röntgenstrahlen  zu  therapentisohen 
Zwecken.  Angeregt  durch  die  bei  diagnostischen  Durchleuchtungen  ge- 
legentlich gemachte  Beobachtung,  daß  an  den  bestrahlten  Körperstellen 
Haarausfall  mit  und  ohne  Entzündung  der  Haut  auftreten  kann,  behandelt 
er  den  übermäßig  starken  Haarwuchs  auf  dem  Bücken  eines  jungen 
Mädchens  mit  vollem  Erfolge. 

—  Die  Firma  C.  QaMllnl  in  Born  nimmt  den  Schiffbau  aus  Eisenbeton  auf. 
Sie  erbaut  namentlich  Pontons  für  Schiffbrücken  und  Landungsstege  aus 
diesem  Material,  stellt  aber  auch  Arbeitsfahrzeuge  für  Wasserbauten, 
Eohlenprahme  und  Leichter  bis  zu  160  t  Tragfähigkeit  aus  Eisenbeton 
her.    (Vgl.  a.  185Ö  L.) 

—  Max  Qrubw  entdeckt  die  Agglutination  der  Bakterien,  welche  darin  be- 
steht, daß  in  Bakterienkulturen  die  Bakterien  bei  Zusatz  von  Blutserum 
sich  zu  leicht  erkennbaren  Häufchen  zusammenbaUen.  Andeutungen  der 
Agglutination  waren  bereits  1889  von  Charris  und  Boger  und  1896  von 
J.  Bordet  beobachtet  worden. 

—  Max  Qnibwr  und  Durham  benutzen  den  Vorgang  der  Bakterien-Agglutination 
zur  Unterscheidung  der  Bakterienarten. 

—  Antoine  Qunti  stellt  Lithiumwasserstoff  her  und  konstatiert,  daß  derselbe 
ebenso  reaktionsfähig  ist,  wie  die  Hydrüre  der  andern  Alkalimetalle.  Im 
gleichen  Jahre  gelingt  es  Henri  Moltsan,  Calciumwasserstoff  herzustellen. 
(Vgl.  auch  1902  M.) 

—  Olof  Hammantan  entdeckt  die  Pentose  in  dem  Nuoleoproteid  des  Pan- 
kreas von  Tieren  und  macht  sie  auch  in  demjenigen  der  Milchdrüse 
und  der  Leber  wahrscheinlich.  Eingehendere  Untersuchungen  hierüber 
machen  E.  Salkowstd  und  J.  Bang,  F.  Blumenthal  u.  a.    (Vgl.  a.  1892  K.) 

—  Lawrence  Hariraw  konstruiert  den  nach  ihm  benannten  Drachen,  der  aus 
einem  parallelopipedischen  Gestell  von  leichten  Holzstäben  besteht,  die 
durch  Drähte  versteift  sind,  und  von  denen  ein  oberer  und  ein  unterer 
Teil  mit  Seide  fest  umspannt  ist,  so  daß  zwei  ZeUen  gebildet  werden, 
woher  auch  der  Name  „Zellendrache"  genommen  ist.  Als  Drachenkabel 
iührt  er  den  Klaviersaitendraht  ein. 

—  James  Hargraavat  und  Thomas  BIrd  konstruieren  einen  verbesserten  Dia- 
phragmenapparat zur  Elektrolyse  von  Salzlösungen,  der  für  den  Diaphrag- 
menprozeß  vorbildlich  wird  und  auf  dessen  weitere  Ausgestaltung  anregend 
wirkt.  Die  Diaphragmenmasse  besteht  in  der  Hauptsache  aus  Silikaten 
und  Asbest.  Diuroh  die  Diaphragmen  wird  die  Zelle  in  drei  Teile  getdlt, 
von  denen  die  beiden  äußeren  als  Kathodenräume,  der  innere  als  Anoden- 
raum dient.  Die  Kathoden  bestehen  aus  Kupferdrahtnetzen,  die  Anode 
aus  Betortenkohle.  (S.  1891  G.  und  1892  L.) 

—  Fritz  Hanlcmanii  bohrt  Schächte  ohne  jede  Auskleidung  ab  und  hängt 
diese  erst  ein,  wenn  der  Schacht  die  gewünschte  Tiefe  erreicht  hat.  Er 
wendet  dieses  Verfahren  namentlich  in  roUigem  Gebirge  an  und  bohrt  die 
ersten  derartigen  Schächte  in  Heenlen  in  Holland  ab.  Bis  dahin  waren 
Schächte  in  rolligem  Gebirge  meist  so  abgeteuft  worden,  daß  die  Schacht- 
verkleidung dem  Bohren   voran  war  und  letzteres  durch  Sackbohrer  er- 

—     946     — 


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189« 

folgte,  die  nicht  nur  das  Bohren,  sondern  auch  das  Herausschaffen  der 
Massen  aus  dem  Schacht  besorgten.  Den  Sackbohrer,  den  er  bei  Her- 
stellung Yon  Brunnen  kennen  gelernt  hatte,  hatte  zuerst  1849  Sassenberg 
zum  Abbohren  von  Schächten  benutzt. 
1806  Der  französische  Bildhauer  Juinln  erfindet  das  Celluloidklisohee,  das  nament< 
lieh  beim  Farbendruck  von  hohem  Wert  ist,  weil  es  nicht  wie  das  Metall 
▼on  Säuren  und  sauren  Farben  angegriffen  wird.  Die  Abformmasse  wird 
aus  Bleiglätte  und  Glyoerin  hergestellt  und  in  halbflüssigem  Zustand  über 
den  Holzschnitt  in  einer  Dicke  von  3 — 6  mm  gestrichen.  Auf  diese  Mater 
wird  eine  erwärmte  Celluloidplatte  gelegt,  worauf  das  Ganze  unter  starker 
Hitze  einem  hohen  Druck  in  einer  hydraulischen  Presse  unterworfen 
werden.  Nach  dem  Erkalten  kann  das  Klischee  ohne  weiteres  von  der 
Mater  abgehoben  werden. 

—  Jsbien  erfindet  ein  Verfahren,  den  Torf  nach  mäßigem  Trocknen  an  der 
Luft  oder  auf  künstlichem  Wege  in  luftdicht  vetschlossenen  Retorten  durch 
Erhitzen  mittels  des  elektrischen  Stromes  vollständig  zu  verkohlen.  Die 
Gase  werden  durch  den  Betortendeckei  abgeleitet  und  zum  Heizen 
der  Trockenräume  benutzt.  Das  Verfahren  soll  in  Norwegen  mit  Erfolg 
betrieben  werden.  Es  soll  SSVo  Torfkohle,  40/«  Torfteer,  400/,  Teerwasser 
und  23<>/o  Gase  liefern. 

—  L.  £.  Jtwtll  stellt  fest,  daß  die  Wellenlänge  der  von  Metalldämpfen 
entstammenden  Spektrallinien  vom  Druck  beeinflußt  wird.  Im  Anschluß 
an  seine  Untersuchungen  zeigen  dann  W.  J.  Hianphnyt  und  J.  F.  Mohlar, 
daß  diese  Linien  mit  wachsendem  Druck  nach  dem  roten  Spektralende 
hin  verschoben  werden  und  zwar  direkt  proportional  der  Wellenlänge  und 
dem  DruckübersohnB  über  1  Atmosphäre, 

—  H.  W.  KMrm  und  BamM  machen  zuerst  den  Vorschlag,  Titansalze  in 
Kombination  mit  Tannin  zum  Beizen  der  Faser  in  der  Färberei  an- 
zuwenden. 

^  KiMSr  in  Stuttgart  konstruiert  einen  Wasserheizungsbackofen ,  den  so- 
genannten „Teleekopbackofen",  der  von  Werner  und  Pfleiderer  gebaut 
wird,  und  bei  welchem  die  Baokherde  ausziehbar  sind,  ohne  daß  es  eines 
Schienengleises  vor  dem  Ofen  bedarf. 

—  Greorg  KMki  untersucht  die  Bedingungen  der  Fortpflanzung  bei  einigen 
Algen  und  Pilzen  und  deckt  die  Abhängigkeit  und  den  Wechsel  von 
sexueller  und  asexueller  Vermehrung  als  bedingt  durch  äußere  Faktoren 
(Ernährung,  Temperatur  usw.)  auf. 

—  Emil  KiMmrwMC*!  stellt  hydrierte  Benzol -Derivate  synthetisch  aus  Dike- 
tonen  und  Ketonsäureestem  dar. 

—  A.  Ktnlg,  F.  Richan  und  0.  Krtcar-Mtiml  führen  die  seit  1884  von  den  beiden 
ersteren  Forschem  unternommenen  Versuche  zur  Bestimmung  der  mitt- 
leren Dichte  der  Erde  mit  einem  von  ihnen  „Doppelwage"  genannten 
Meßapparat  zu  Ende  und  finden  einen  etwas  geringeren  Wert,  als 
WUsing  (8.  1887  W.),  nämlich  6,605  ±0,009. 

—  Max  Kflnig  in  Guben  konstruiert  einen  automatisch  arbeitenden  Druok- 
apparat,  der  die  Handarbeit  des  Ein-  oder  Auslegens  der  Druckbogen  an 
den  Druckzylindem  der  Sohnellpreese  erspart  und  sich  sowohl  der  Ge- 
schwindigkeit der  Maschine,  als  auch  allen  Papierstärken  und  Formaten 
anpaßt.  Der  Apparat  ist  für  elektrischen  Antrieb  berechnet.  Fast  gleich- 
zeitig wird  von  G.  Kldm  in  Leipzig  ein  ähnlicher  Apparat  gebaut. 

Karl  Kopp*  junior  macht  die  Photogrammetrie  für  die  Meteorologie,  nament- 
lich zur  exakten  Höhenmessung  der  Wolken,  nutzbar. 

—  Albrecht  Komi  findet  unter  den  Spaltungsprodukten  des  Sturins,  das  ein 


«0» 


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189« 

Protamin  igt,  daa  Hiatidin,  das  1904  von  Hermann  Paulj  als  Amino- 
Imidoazolpropiona&nre  erkannt  wird. 
1896  F.  Kraft  zeigt,  daB  nicht  zu  stark  yerdünnte  Seifenlösnngen  die  Eigen- 
tümlichkeiten der  KolloidaDöBungen  zeigen.  Hierauf  beruht  in  erster 
Linie  die  reinigende  Eigenschaft  der  Seife,  welche  in  Lösung  enzym- 
artig  wirkt,  öle  und  Fette  aUer  Art  emnlgiert  und  sie  der  benetzenden 
und  wegspülenden  Wirkung  des  Wassers  darbietet.  Außerdem  aber  besitzen 
diese  Lösungen  die  Eigenschaft  der  Blasenbildung,  worauf  die  Entstehung 
der  Seifenblasen  und  der  künstlichen  Zellenbüdungen  zurückzuführen  ist. 

—  Friedrich  Alfred  Krapp  stellt  Panzergranaten  als  sogenannte  „Kappen- 
geschoBse"  her,  bei  denen  auf  die  harte  eigentliche  Geschoßspitze  ein 
kappenförmiger  Überzug  aus  weichem  Stahl  aufgesetzt  ist.  Die  Eappen- 
geschosse  haben  eine  um  etwa  20 "/q  größere  Durchschlagsleistung  als  ge- 
wöhnliche Panzergranaten.  Die  Wirksamkeit  der  aufgesetzten  weichen 
Kappe  ist  im  Sinne  eines  das  Eindringen  in  den  Panzer  erleichternden 
Schmiermittels  aufzufassen.  Bei  den  auf  dem  Krupp'schen  Schießplatze 
vorgenommenen  Versuchen  durchschlägt  eine  16  cm -Panzergranate  mit 
Kappe  eine  30  cm  starke  geh&rtete  Nickelstahlplatte,  30  cm  Eichenholz- 
hinterlage und  4  cm  Eisen -Innenhaut,  wobei  das  Geschoß  selbst  völlig  in- 
takt bleibt.  Die  ursprüngliche  Idee  dieser  Konstruktion  stammt  von  dem 
russischen  Admiral  Makarow. 

—  August  Adolph  Kundt  erhält  durch  Zerstäuben  einer  Drahtelektrode  als 
Kathode  im  Vakuum  auf  polierten  Glasplatten,  die  über  den  Drahtstreifen 
aufgehängt  werden,  zusammenhängende,  metallglänzende,  spiegelnde 
Flächen.  Er  stellt  so  Platin-,  Iridium-,  Palladium-  und  Rhodiumspiegel 
her  und  entdeckt  an  diesen  Spiegeln  die  Eigenschaft  der  Doppelbrechung, 
die  1897  von  Dessau  auch  an  Oxydspiegeln  wahrgenommen  wird,  die  auf 
ähnliche  Weise  erzeugt  worden  sind. 

—  Lafar  empfiehlt,  nachdem  er  in  der  Brennerei  in  Hohenheim  seit  1893  er- 
folgreiche Versuche  mit  der  Milchsäuregärung  gemacht  hatte,  die  Säuerung 
des  Hefeguts  durch  Einführung  von  Müchsäurebaoillus-Reinkulturea  in 
die  Maische.  Am  besten  eignet  sich  hierzu  der  Bacillus  aoidiflcans  longis- 
simus,  von  dessen  Kulturen  auf  100  1  Hefemaischraum  2 — 4  1  zugesetzt 
werden.    (Über  Verwendung  der  Milchsäure  ohne  Gärung  s.  1881  H.) 

—  Lwidwsr  und  Klnch  führen  den  Celluloidverband  in  die  chirurgische  Tech- 
nik ein. 

—  .T.  Langfr  untersucht  das  Sekret  der  Honigbiene  und  findet  in  demsdben 
neben  Ameisensäure  ein  Gift,  das  bei  allen  Blutarten  Lösung  der  roten 
Blutkörperchen  herbeiführt.  Wie  andere  Gifte  wird  es  durch  Fermente 
zerstört,  dagegen  verträgt  es  eine  Temperatur  von  1009  C.  und  die  Ein- 
wirkung von  verdünnten  Säuren  und  Alkalien. 

—  Karl  LautMtehUcsr  erfindet  die  Drehbühne,  eine  zur  Beschleunigung  des 
Szenenwechsels  dienende  Einrichtung  des  Bühnenpodiums,  die  zuerst  im 
Residenztheater  in  München  eingeführt  wird,  ihres  komplizierten  Apparates 
wegen  sich  aber  nur  langsam  verbreitet.    (S.  a.  1889  L.) 

—  Der  französische  Physiker  Gustave  L«  Bon  bemerkt,  daß  beliohtete  Glas- 
platten durch  Papier  hinduroh  eine  Wirkung  auf  die  photographische 
Platte  ausüben,  und  zieht  daraus  den  Schluß,  daß  das  gewöhnliche 
Sonnenlicht  an  allen  Körpern,  welche  es  treffe,  eine  unsichtbare  Strahlung 
—  lumi^re  noire  —  erzeuge. 

—  Carl  J.  Uiitn«r  stellt  fest,  daß  die  Diastase  (s.  1833  B.)  der  gekeimten 
Gerste  in  Wirkung  und  Zusammensetzung  absolut  gleich  der  aus  Grersten- 
malz  hergestellten  Diastase  ist.    Seine  Untersuchungen  werden  von  Osbome 


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1896 

(1900),  Brown,  Morris  (1000)  n.  a.  bestätigt  und  erweitert.  Er  liefert  wich- 
tige Beiträge  zur  Theorie  des  Brauprozesses. 
1896  Friedrich  von  Loottl  veröfientUoht  die  Resultate  seiner  Jahre  hinduroh  an- 
gestellten Versuche  über  den  Luftwiderstand,  den  er  direkt  proportional 
dem  Produkt  aus  dem  spezifischen  Gewicht  der  Luft,  der  Fläche,  einem 
dieser  entsprechenden  Koeffizienten,  dem  Quadrat  der  Geschwindigkeit 
und  umgekehrt  proportional  der  Beschleunigung  der  Schwere  findet  (Loessl'- 
Bohes  Luftwiderstandsgesetz). 

—  Percival  Lowtll  stellt  vom  24.  August  1896  bis  in  das  Jahr  1897  auf  der 
Sternwarte  zu  Flagstaft  in  Arizona  Venusbeobachtungen  an,  welche  die 
Richtigkeit  der  Schiaparelli'sohen  Behauptung  (vgl.  1890  S.)  zu  bestätigen 
scheinen,  nach  welcher  bei  diesem  Planeten  Rotationsperiode  und  Revo- 
lutionsperiode  zusammenfallen. 

—  Utary  in  Wien  vervollkommnet  die  Heliogravfire,  indem  er  die  Asphalt- 
kömung  der  Platte  durch  ein  Rasterverfahren  ersetzt.  Das  Rastemetz 
wird  entweder  auf  die  Küpferplatte  aufkopiert  und  entwickelt,  bevor  das 
Pigmentbild  aufgelegt  ist,  oder  das  Originalnegativ  wird  gleich  mit  dem 
Raster  aufgenommen  und  dadurch  in  Punkte  zerlegt. 

—  Mtrllng  gelangt  vom  Triacetonamin  ausgehend  zu  einem  Methylbenzoyl- 
triacetonälkaminoarbonsäuremethylester,  der  unter  dem  Kamen  „Eucain" 
als  Cocainersatz  dient. 

—  G.  MBIIar  und  P.  PMtor  konstruieren  Trommeltrookenapparate,  bei  welchen 
das  Trockengut  mit  fortschreitender  Trocknung  durch  die  Trommel  wan- 
dert, während  ihm  ein  durch  eine  Einblasdüse  eintretender  sehr  kräftiger 
Luftstrom  (aus  den  Feuergasen  einer  direkten  Feuerung  bestehend)  entgegen- 
getrieben wird. 

—  Nachdem  Kundt  und  Warburg,  Winkelmann,  Graetz  u.  a.  über  die  Wärme- 
leitung der  Luft  gearbeitet  hatten,  gelingt  es  Egon  MDIIer,  die  absolute 
Wärmeleitungskonstante  der  Luft  mit  großer  Genauigkeit  zu  bestimmen. 

—  August  Nafsl  macht  Versuche  mit  Preßluft -Gasglühlichtbeleuchtung  (s. 
1891  P.)  unter  Anwendung  komprimierter  Luft,  scheitert  aber,  wie  Pintsch, 
an  der  geringen  Widerstandsfähigkeit  der  Glühkörper. 

—  Nwnst  und  Doltiatek  vereinfachen  das  Quadrantenelektrometer  (s.  1867  T.) 
dadurch,  daß  sie  statt  der  Leidener  Flasche  eine  Zamboni'sche  Säule  be- 
nutzen. 

—  Netto  findet  im  Anschluß  an  den  Mao  Arthur-Forrest-Prozeß  (s.  1887  F.) 
ein  Verfahren  der  Gold-  und  Silberscheidung.  Er  behandelt  die  gepul- 
verten Erze  mit  dünner  Cyankaliumlauge  (0,2 — 0,6*>/o),  fällt  daraus  das 
gelöste  Silber  durch  Salzsäure  und  gewinnt  das  gelöst  bleibende  Gold 
durch  Elektrolyse  unter  Anwendung  von  Eohleanoden  und  Bleikathoden. 

—  Boleslas  NltwMigtowikl  einerseits  und  A.  d'Anonval  andererseits  erhalten  bei 
Wiederholung  des  Experimentes  von  Le  Bon  (s.  1896  L.)  im  Dunkeln  und 
ohne  Lichtquelle  photographische  Eindrücke,  die  d'Arsonval  auf  Fluo- 
resoenz  zurückführt,  die  ihre  richtige  Erklärung  jedoch  erst  finden,  nach- 
dem Becquerel  die  nach  ihm  benannten  Strahlen  gefunden  hat. 

—  Norttrop  und  unabhängig  davon  Soaton  in  Amerika  suchen  die  Leistung 
des  mechanischen  Webstuhls  durch  endlose  SchuBfadenzufuhr  zu  er- 
höhen. 

—  Ochalhlussr  in  Dessau  erhält  ein  Patent  auf  einen  Doppelkolben-Zweitakt- 
Gasmotor  mit  drei  Schlitzreihen  im  Zylinderinnem  und  besonderer  Spül- 
luftzufuhr, welcher  auch  für  den  Betrieb  mit  Gichtgasen  geeignet  ist. 
Die  erste  derartige  Maschine  wird  1898  auf  dem  Hüttenwerk  Horde  in 
Westfalen  in  Betrieb  gesetzt. 

—  Nachdem .  die   Ergebnisse  der  Tiefseeforschung  über  viele  bisher   wenig 

—     949     — 

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1896 

bekannte  Tiere  AnfschluB  gegeben  hatten,  verancht  A.  Ortoiann  in  aeiiier 
Schrift  „Grundzüge  der  marinen  Tiergeographie"  für  die  Meereetiere  gewisse 
große  Lebensbezirke  zu  konstruieren. 
1896  A.  6.  Perkln  und  Quimtll  isolieren  aus  dem  Quebrachoholz  einen  gelben 
Farbstoff,  den  sie  mit  Fisetin,  dem  Farbstoff  des  Fisetholzes  (Rhus  cotinos), 
den  J.  Schmid  1886  rein  erhalten  hatte,  identifizieren.  Sie  finden  darin 
femer  Ellagsäure,  die  Löwe  1874  im  Dividivi  und  den  Myrabolanen  auf- 
gefunden hatte. 

—  Der  Rumäne  PaMano  nimmt  ein  deutsches  Patent  auf  einen  Oberflächen- 
yergaser  für  Lampen  und  Gasmaschinen,  bei  welchem  die  unverbrenn- 
lichen  Bestandteile  abgeschieden  und  daher  die  Verbrennungen  und  Explo- 
sionen in  den  Maschinen  nahezu  vollkommen  werden.  Trotzdem  hat  der 
Vergaser  keinen  Eingang  in  die  Fraxig  gefunden. 

—  C.  Pvito  in  Magdeburg  erfindet  das  Eugelwalzverfahren  zur  Herstellung 
von  Metallhülsen  für  Geschützkartuschen.  Bei  diesem  Verfahren  werden 
die  Hülsen  nicht  durch  Stempel  gepreßt  und  gezogen,  sondern  es  rollen 
sich  Stahlkugeln,  welche  in  geeigneten  Werkzeughaltern  drehbar  gelagert 
sind,  unter  stetem  Druck  am  Werkstück  ab.  Die  auf  diese  Weise  er- 
zeugten Hülsen  sind  von  vorzüglicher  Haltbarkeit.  Die  zum  Auswalzen 
erforderUohe  Kraft  ist  wesentlich  geringer  als  die  beim  Ziehen  aufzuwendende. 
(Zur  Herstellung  der  Kartuschhülse  für  eine  24cm-Kanone  ist  nur  ein  Druck 
von  450  000  kg,  statt  sonst  2000000  kg,  erforderlich.) 

—  Der  französische  Ingenieur  A.  Rani  macht  eingehende  Versuche  mit  eineni 
durch  Acetylen  betriebenen  Motor,  welche  jedoch  die  ünbrauchbarkeit 
des  Acetylens  zum  motorischen  Betrieb  wegen  seiner  sehr  starken  Brisanz 
ergeben. 

—  Nachdem  die  auf  Veranlassung  des  französischen  Admirals  Aube  1886  von 
Goubet  und  Romazotti,  zum  Teil  nach  Entwürfen  von  Gustave  ZM6  ge- 
bauten Unterseebote  „Goubet",  „Gymnote"  und  „Gustave  Z6d6",  nament- 
lich in  bezug  auf  Längsstabilität  wenig  befriedigt  hatten,  baut  Roirazstli 
den  36  m  langen  „Morse",,  der  mit  einer  elektrischen  Betriebsmasohine  von 
360  PS  ausgerüstet  ist.  Gleichzeitig  wird  nach  Plänen  von  Laubeuf  das 
Unterseeboot  „Narval"  gebaut,  das  1890  vom  Stapel  läuft,  34  m  lang  und 
mit  einer  von  Akkumulatoren  gespeisten  Dynamomaschine  ausgerüstet  ist. 

—  F.  Rothenbach  zieht  den  Formaldehyd  als  Brennereiantiseptikam  heran 
und  konstatiert,  daB  er  sich  ebenso  gut  wie  die  FluBsäure  (s.  1890  E.) 
als  spezifisches  Spaltpilzantiseptikum  eignet.  Eine  große  Verbreitung  findet 
das  Verfahren  indes  nicht,  da  die  Milchsäure  sich  zur  Filzsänerung  als 
sehr  gut  verwendbar  erweist.    (S.  1881  H.  und  1896  L.) 

—  G«org  RothcleBar  steUt  durch  Komprimieren  von  Leuchtgas  mit  Hilfe  des 
Druckwassers  einer  Wasserleitung  Hydropreßgas  her  imd  erhält  unter  An- 
wendung von  doppelten  Glühstrümpfen  Flammen  von  600  Kerzen  Leucht- 
kraft. Andere  Preßgasbeleuohtungen  sind  das  Milleniumlioht,  das  Selaa- 
licht,  das  Omnialicht,  das  Pharoslicht  usw. 

—  Emest  Ruttiarforri  erfindet  einen  Empfänger  für  elektrische  Wellen  (Wellen- 
detektor), welcher  auf  der  von  Lord  Rayleigh  entdeckten  Erscheinung  be- 
ruht, daß  die  Magnetisierung  von  Stahlstäben  durch  Wechselströme  hoher 
Frequenz  dauernd  verändert  wird. 

—  T.  Sandmtyar  erkennt,  daß  substituierende  Gruppen,  die  sich  zum  Methan- 
kohlenstofi  in  der  Orthostellujig  befinden,  den  Farbcharakter  von  Tri- 
phenylmethanfarbstoffeu,  sowohl  in  Bezug  auf  die  Nuance,  als  auch  auf 
die  Alkaliechtheit  günstig  beeinflussen.  Die  Firma  J.  R.  Geigy  &  Co.  ver- 
wendet diese  Beobachtung  in  einer  Anzahl  neuer  Patente. 

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189« 

1896  John  Martin  Sehatbtrto  entdeckt  den  Begleiter  des  Procyon,  der  sich  als 
ein  Stern  13.  GröBe  dareteUt.    (Vgl.  1862  A.) 

—  Leopold  von  Bchröttor  besichtigt  ähnlich  ^e  Pieniasek  (s.  1884  F.),  aber 
unabhängig  von  ihm,  bei  Tracheotomierten  die  Luftröhre  in  reflektiertem 
Licht  nach  Einführung  einer  Röhre  in  die  Traoheotomie-Wunde.  Seine 
Untersuohungsmethode  mrd  ebensowenig  wie  die  von  Fieniazek  allgemein 
brauchbar,  erst  Eillian  (s.  1898  E.)  bleibt  es  yorbehalten,  dies  Ziel  durch 
seine  „Bronchoskopie"  zu  erreichen. 

—  Edward  Sehunck  und  Leo  Paul  Marchlmnkl  weisen  nach,  daß  das  Phyllopor. 
phyrin  (s.  1894  S.)  ein  Pyrrolabkömmling  ist,  und  daß  es  mit  dem  von 
Nencki  und  Sieber  (s.  1888  N.)  aus  Blut  dargestellten  H&matoporphyrin, 
das  ebenfalls  ein  Pyrrolabkömmling  ist,  große  Ähnlichkeit  hat.  Die 
Forschungen  über  die  Eonstitntion  des  Chlorophylls  schließen  sich  dadurch 
an  die  ähnUchen  über  den  Blutfarbstoff  an. 

—  Stamsm  &  Halik«  konstruieren  für  elektrische  Leitungen  Patronensiche- 
rungen, bei  denen  das  Charakteristische  die  in  Form  von  Zylindern  aus- 
gebildeten Einsätze  sind,  an  deren  Stirnseiten  Ringe  aus  Messing  angeordnet 
sind,  welche  durch  die  Sohmelzstreifen  verbunden  werden. 

—  Hermann  Theodor  Simon  gibt  eine  Methode  zu  photographisoher  Licht- 
messung  an,  die  ermöglicht,  die  ultravioletten  Teile  zweier  strahlender 
Energien  untereinander  zu  vergleichen. 

—  SellM  und  David  untersuchen  auf  der  Insel  Fnnafuti,  einem  typischen  Atoll 
der  EUicegmppe,  den  fundamentalen  Aufbau  des  Atolls  und  finden  in  Tiefen 
von  über  3000  m,  in  denen  Eorallentiere  nicht  leben  können,  den  mit 
Sandnestem  abwechselnden  RifFstein,  in  welchen  sich  das  Eorallengerüst 
allmählich  umwandelt.  Hiermit  ist  Darwin's  Atolltheorie  (s.  1836  D.)  zu 
einem  hohen  Grad  von  Wahrscheinlichkeit  erhoben. 

—  Walther  Victor  Spring  beschäftigt  sich  eingebend  mit  der  Farbe  des 
Wassers  und  fuhrt  die  Entstehung  der  grünen  Farbtöne  nicht,  wie  Witt- 
stein (s.  1861  W.),  auf  das  Vorhandensein  von  gelben  oder  braunen  Humus- 
stoffen zurück,  sondern  berücksichtigt  auch  die  gelblichen  Farben,  welche 
beim  Hindurohgehen  des  Lichtes  durch  ein  trübes  Medium  entstehen. 

—  Walther  Victor  Spring  führt  die  Deltabildung  bei  Flüssen  zum  Teil  auf 
die  Vermischung  des  schlammigen  Süßwassers  (eines  Suspensionskolloids) 
an  der  Strommündung  mit  den  Salzen  (Elektrolyten)  des  Meerwassers 
zurück.    (S.  a.  1893  B.) 

—  Owen  tquln  und  Criiioro  konstmieren  einen  Polarisations-Chronographen 
zur  Ermittelung  der  Gresohwindigkeit  fliegender  Geschosse. 

—  Earl  Stumpf  gibt  Methoden  an  zur  Ermittelung  von  Obertönen  und  zur 
Bestimmung  der  Schwingungszahl  bei  sehr  hohen  Tönen. 

—  Earl  Stampf  und  M.  Moytr  messen  die  Reinheit  konsonanter  Intervalle. 

—  Taylor  sucht  den  Generator  für  imunterbrochenen  Betrieb  umzugestalten, 
indem  er  für  kontinuierliche  Entfernung  der  Asche  sorgt.  Bei  seiner  Eon- 
struktion  ruht  die  Brennmaterialsäule  auf  einem  drehbaren  Teller,  über 
dessen  Rand  die  Asche  jederzeit  in  den  AschenfaU  entfernt  werden  kann. 

—  Guido  Tbzoni  und  GnHinl  weisen  nach,  daß  die  Wirkimg  des  Giftes  bei  der 
Tetanusinfektion  die  Nervenzentren  betrifft,  da  die  Starre  sich  nach  Durch- 
schneidung der  Nerven  in  den  zugehörigen  Muskeln  löst. 

—  Die  russische  UnlHgOMlIaciiaft  bringt  einen  „üralit"  genannten  Ersatz  für 
Holz,  Stein  und  Metall  in  den  Handel.  Das  Uralit  brennt  nicht  und  wirft 
sich  nicht,  ist  unempflndUoh  gegen  Säuren,  Frost  und  kochendes  Wasser 
und  läßt  sich  schneiden  und  nageln.  Zu  seiner  Herstellung  wird  Asbest 
mit  verschiedenen  Mineralien  gemischt  und  in  Wasserkraftpressen  geformt. 
Der  Stoff  wird  vorzugsweise  im  Schiffbau  angewendet. 

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18»« 

1896  Faal  WiMm  zeigt  im  Anschlaß  an  seine  früheren  Arbeiten  (s.  1896  W.), 
daß  es  durch  geeignete  Reagentien  möglich  ist,  einen  optischen  Isomeren 
in  seinen  Antipoden  zu  verwandeln,  wenn  das  aktive  asymmetnsche  Kohlen- 
stofiatom  direkt  mit  einer  Amido-  oder  Hydroxylgruppe  oder  mit  Halogen 
verbunden  ist. 

—  Otto  WaHacli  entdeckt,  daß  die  Ketone  ein  starkes  Absorptionsvermögen 
für  ultraviolette  Strahlen  haben. 

—  Emil  Warfemi  findet,  daß  ea  sich  bei  der  von  Heinrich  Hertz  (s.  1887  H.) 
beobachteten  Erleichterung  des  Funkenübergangee  durch  ultraviolette  Be- 
strahlung um  eine  Herabminderung  der  Funken  Verzögerung  handelt,  und 
daß  dabei  das  Funkenpotential  selbst  nicht  beeinflußt  wird. 

—  John  Price  WtdMrlll  gelingt  es,  durch  Verbesserung  der  elektromagnetischen 
Aufbereitung  (s.  1858  S.)  viele  Mineralien  von  schwach  paramagne- 
tisohem  Verhalten  sowohl  von  unmagnetischen  Mineralien  als  auch  von- 
einander EU  scheiden,  wenn  nur  ihr  Paramagnetismus  ein  verschiedener  ist. 
Die  Methode,  die  auf  der  Konzentrierung  der  Magnetfelder  durch  keil- 
förmige Polschohe  (s.  1884  M.  und  1886  B.)  beruht,  wird  von  der  Metallurgi- 
schen Gresellschaft   in  Frankfurt  a.  M.    noch   wesentlich  vervollkommnet. 

-  —  Fernand  WMal  und  Max  6nitar  benutzen  das  Agglutinationsphftnomen 
(s.  1896  G.),  um  Keaktionsprodukte  gewisser  Bakterien,  wie  der  Typhus- 
bacillen  im  Blutserum  Typhuskranker,  nachzuweisen  und  so  die  Diagnose 
des  Typhus  zu  eirleichtem. 

—  H.  Will  in  München  stellt  fest,  daß  bei  niedriger  Temperatur  getrocknete, 
durch  langes  Lagern  abgestorbene  Hefe  noch  Enzymwirkung  zeigt,  und 
daß  die  alkoholische  Gärung  durch  ein  der  Diastase  ähnliches  Enzym  her- 
vorgebracht wird  (Enzymtheorie). 

—  Otto  ZlmimmiMii  und  Gottlieb  Bthi—i  machen,  gestützt  auf  Versuche, 
die  sie  seit  1887  im  Laboratorium  des  Professors  Josse  in  der  Tech- 
nischen Hochschule  in  Charlottenburg  unternommen  haben,  Vorschläge 
zur  Verbesserung  der,  Wärmeausnutzung  in  der  Dampfmaschine.  Sie  kon- 
struieren die  sogenannte  Ab  Wärmekraftmaschine,  bei  der  an  den  Dampf- 
zylinder ein  weiterer  Zylinder  angefügt  ist,  in  welchem  die  durch  die  Wärme 
des  Abdampfes  aus  schwefliger  Säure  entwickelten  hochgespannten  Dämpfe 
Arbeit  leisten.  (S.  a.  1860  D.)  Die  Maschine  wird  1899  von  E.  Josse  noch 
verbessert. 

1897  Die  Aluminium  Company  IlmIM  in  London  stellt  durch  Überleiten  von  kohlen- 
säurefreier Luft  bei  300°  über  metallischeB  Natrium,  das  sich  in  Aluminium - 
gefäßen  befindet,  Natriumsuperoxyd  her,  das  zum  Bleichen  der  anima- 
lischen Fasern  dient. 

—  Der  schwedische  Ingenieur  Salomon  August  Andrto  steigt  am  11.  Juli  von 
der  Däneninsel  nördlich  Spitzbergen,  begleitet  von  dem  Eisenbahningenieur 
Fraenkel  und  von  Nils  Strindberg,  in  einem  mit  Schleppseil  versehenen 
Luftballon  auf,  um  den  Nordpol  zu  überfliegen.  Die  drei  Luftsohifler  sind 
seitdem  verschollen. 

—  Svante  Arrhsnlut  mißt  die  Stärke  des  „elektrischen  Windes",  das  heißt  der 
Luftströmung,  die  durch  die  aus  einer  elektrisierten  Spitze  ausgehenden 
Ionen  erzeugt  wird,  indem  er  den  auf  die  Spitze  wirkenden  Beaktions- 
druok  ermittelt.  Er  findet  diese  Reaktion  proportional  dem  Gasdruck 
und  der  Quadratwurzel  des  Molekulargewichtes  des  Gase.  Er  konsta- 
tiert, daß  dieser  Druck  bei  Austritt  positiver  Elektrizität  aus  der  Spitze 
wesentlich  stärker  als  beim  Austritt  negativer  Elektrizität  ist. 

—  Der  BadbehM  Anilin-  und  Sodafaiirlk  gelingt  es  nach  langjähriger  Arbeit,  in- 
dem sie  sich  unter  Abänderung  der  Baeyer'schen  Methode  (s.  1880  B.)  des 
Naphtalins  als  Ansgangsprodukt  bedient,  die  Synthese  des  Indigos  derart 


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18»7 

durohzuführen,  dafi  sie  den  Konkurrenzkampf  mit  dem  aus  der  Indigo- 
pflanze hergestellten  Indigo  aufzunehmen  vermag.  Bei  Lösung  dieser  Auf- 
gabe sind  namentlich  E.  Kntotach  (s.  1807  K.)  mit  der  Ausarbeitung  der 
Gewinnung  von  Kontaktschwefelsäure  aus  Kieeofengasen,  £.  Sappar  mit 
der  Erzeugung  von  Phtalsäure  duroh  Erhitzen  von  Naphtalin  mittels 
hochkonzentrierter  Schwefelsäure,  t&tig,  während  H.  Brunek  die  allgemeine 
Ausarbeitung  des  Verfahrens  bewirkt.  Als  Ausgangsmaterial  dient  Phtal- 
säure, deren  Imid,  mit  Chlor  oxydiert,  Anthranils&ure  liefert.  Aus  dieser 
wird  mit  Monochloressigsäure  AnthranilsäureglykokoU  gewonnen,  durch 
dessen  Schmelzen  mit  Kali  man  zu  der  bei  Oxydation  mit  Luft  Indigblau 
liefernden  Leukoverbindung  gelangt. 
1897  Jacob  Bsdunkamp  arbeitet  über  die  Beziehungen  zwischen  den  elektrischen, 
ohemisohen  und  geometrischen  Eigenschaften  der  Erystalle.  Er  erbringt 
den  Nachweis,  daß  schon  die  Krystallbildnng  an  sieh  elektrische  Polarität 
mit  sich  bringt,  und  weist  dies  1902  auch  an  den  Sohwerspatmolekeln  nach. 

—  Der^Ingenieur  F.  B.  Bthr  führt  auf  der  Brüsseler  Ausstellung  eine  6  km 
lange  elektrische  Einschienenbahn  vor,  mit  der  er  136  km  Geschwindig- 
keit in  der  Stunde  erreicht.  Die  Bahn  bewährt  sich  so,  dafi  beabsichtigt 
wird,  Liverpool  und  Manchester  duroh  eine  solche  62  km  lange  Anlage  zu 
verbinden. 

—  Marcelin  Barthslot  gibt,  nachdem  er  schon  1879  in  seinem  „Essai  de  m^cani- 
que  chimique"  seine  thermoohemischen  Messungen  zusammengestellt  hatte, 
in  seiner  „Thermochimie"  die  Eeaultate  der  seit  1866  von  ihm  unternommenen 
thermoohemischen  Untersuchungen  der  verschiedensten  Reaktionen. 

—  Robert  Baach  in  Stuttgart  konstruiert  eine  magnetelektrisohe  Zündmaschine 
für  Explosionsmotoren,  bei  welcher  alle  Drahtwicklungen  feststehen  und 
nur  das  magnetische  Schlußstück  durch  die  Steuerung  bewegt  wird. 

—  Louis  Bautan  gelingt  es,  die  Haliotis  tuberculata  (Meerohr)  zur  Perlen- 
erzengnng  anzuregen,  indem  er  in  das  Innere  des  Mantels,  sowie  zwischen 
Mantel  und  Schale  Perlmutterkügelchen  einschiebt,  die  mit  Hilfe  von 
feinen  Fäden  befestigt  werden,  die  man  durch  die  natürlichen  Öffnungen 
der  Atemhöhle  zieht.  Es  ist  zu  bemerken,  daß  diese  Methode  der  künst- 
lichen Erzeugung  von  Perlen  schon  seit  mehr  als  fünfhundert  Jahren  in 
China  geübt  wird,  daß  sie  jedoch  nur  Perlmutter-Perlen  liefert  und  nicht 
edle  Perlen,  indem  nämlich  die  letzteren  nicht  ein  Erzeugnis  der  normalen 
Lebenstätigkeit,  sondern  die  Folgeerscheinung  einer  Erkrankung  der 
Muschel  sind. 

—  Die  Stadt  Brsman  erweitert  den  1826  auf  Anregung  des  Bremer  Bürger- 
meisters Schmidt  angelegten  und  1876  wesentlich  vergrößerten  Hafen  von 
Bremerhaven  und  verbindet  den  1876  angelegten  Eaiserhafen  mit  dem 
Vorhafen  an  der  Weser  durch  eine  216  m  lange,  28  m  breite  und  10,66  m 
tiefe  Kammerschleuse,  die  gegenwärtig  die  größte  Schleuse  der  Welt  ist. 
Die  Gesamtwasserfläphe  der  Häfen  beträgt  40,22  ha,  die  Länge  der  üfer- 
mauem  6666  m. 

—  J.  Biiytan  in  Düsseldorf  erfindet  ein  Verfahren  zur  Herstellung  von  Relief- 
maserung auf  Holz  (Xylektypom),  indem  er  ein  Sandstrahlgebläse  (vgl. 
1871  T.)  auf  die  durch  Säuren  erweichten  Holzfläohen  wirken  läßt,  wo- 
durch die  natürliche  Maserung  reliefartig  hervortritt.  Künstliche  Reliefs 
werden  erzeugt  durch  Omamentmalereien  mit  sandfeeter  Farbe,  worauf 
alsdann  die  nicht  bemalten  Zwischenräume  mit  dem  Sandstrahl  gewisser- 
maßen weggeätzt  werden. 

—  Benno  6ntt  schlägt  vor,  für  antiseptisohe  Zwecke  Silber  in  metallischer 
Form,  sowie  als  Laktat  (Aktol)  und  Citrat  (Itrol)  zu  verwenden. 

—  M.  Oramar   macht   Reepirationsversnohe    an   Katzen  und  findet  die  Be- 

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18OT 

obachtnugen  von  Pettenkofer  und  Yoit  (s.  1861  P.),  daß  ans  EiweiB  Fett 
gebildet  werden  könne,  bestätigt.  Die  ans  diesen  Versnchen  gezogenen 
Schlfiase  werden  von  £.  Pflüger  bestritten. 
1807  Nachdem  zuerst  Paullet  und  dann  Letzerioh  und  Channer  im  Auswurf 
Eeuchhustenkranker  Bakterien  erkannt  haben  wollten,  gelingt  es  ffff  hfifcl 
und  HmMl  den  Erreger  des  Keuchhustens  zu  entdecken  und  ihn  im  Zu- 
stand der  Reinkultur  darzustellea. 

—  Robert  MBIar  wendet  unter  Benutzung  von  Goldsohmidt's  Erfahrungen 
(Tgl.  1897  Gr.)  zur  Steigerung  der  Wirkung  yon  ExplosirstofFen  Aluminium 
an.  Eingehendere  Versuche  werden  auf  der  Pulverfabrik  in  Blum^ian 
angestellt.  Sie  ergeben,  daß  durch  Verwendung  von  Aluminium  meist  eine 
Steigerung  der  Sprengwirkung  erzielt  wird. 

—  Otllwik  und  FMmIiw  erzeugen  Wassergas  aus  Koks  in  der  Weise,  daS  sie 
dem  Generator  während  des  Heißblasens  so  viel  Luft  zuführen,  daß  der 
Koks  nicht,  wie  bisher,  zu  Kohlenozyd,  sondern  zu  Kohlensäure  ver- 
brennt. Infolge  der  damit  verbundenen  größeren  Wärmeproduktion  wird 
die  Periode  des  Heißblasens  abgekürzt  und  die  darauffolgende  Periode 
des  Einblasens  des  Wasserdampfs  und  damit  der  Wassergasbüdung  ver- 
längert. So  gelingt  es,  die  Entstehung  des  Luftgases  zu  vermeiden  und 
die  Ausbeute  an  Wassergas  zu  verdoppeln.  Die  Carburierung  erfolgt  bei 
Dellwik  und  Fleischer  mit  Erdöl. 

.  —  ^Edmund  Dradiwi  «itdeckt  in  den  weißen  Bettfedem  einen  Kieselsäureester. 
Dies  ist  die  erste  organische  Siliciumverbindung,  die  bisher  in  der  Natnr 
angetroffen  worden  ist. 

—  Nachdem  die  mit  einem  vollen  Kupfemiokelmantel  versehenen  Greschosae 
des  englischen  kleinkalibrigen  Lee-Metford-Gewehrs  sehr  glatte  Wundkanäle 
ergeben  hatten  und  daher  im  Tschitral-Feldzuge  angebUoh  keine  genügende 
Aufhaltkraft  „man  stopping  power"  (d.  h.  Fähigkeit,  den  getroffenen  Gregner 
auf  der  Stelle  kampfunfähig  zu  machen),  entwickelt  hatten,  stellt  die 
indische  Dumdum-Pstronrntabrik  bei  Kalkutta  die  nach  ihr  benannten  Ge- 
wehrgeschosse her,  deren  mit  Schlitzen  versehener  Kupfemickelmantel  die 
Greschoßspitze  nicht  mit  überdeckt,  so  daß  beim  Auftreflen  das  GreschoQ 
zerreißt.    Das  Dumdum-Geschoß  ist  nicht  mehr  im  Gebrauch. 

—  Nachdem  man  sich  schon  sdt  längerer  Zeit  bemüht  hatte,  die  feinen 
Eisenerze  —  den  Schlick  — ,  um  sie  dem  Hochofenbetrieb  zng&n^ch  zu 
machen,  zu  brikettieren,  erfindet  Thomas  Alva  Edlton  ein  Verfahren  der 
Brikettierung,  bei  welchem  das  Feinerz,  mit  Harzseife  gemengt,  unter 
hohem  Druck  gepreßt  und  das  Preßgut  einer  verhältnismäßig  hohen 
Temperatur  ausgesetzt  wird. 

—  Paul  Ehrlich  erklärt,  ausgehend  von  seiner  Auffassung  der  Antitoxin- 
wirkung als  eines  meßbaren  chemischen  Vorgangs,  die  Immunitätsvoigän^ 
durch  die  Annahme  eines  bestimmten  Zusammenhangs  zwischen  Giftbindung 
und  Antikörpererzeugung  (Seitenkettentheorie). 

—  Einhorn  imd  Hsinz  führen  imter  dem  Kamen  „Orthoform"  den  Para-Amino- 
metaoxybenzoesäuremethylester  in  den  Arzneischatz  ein.  Das  Orthoform 
stellt  ein  voluminöses,  in  Wasser  sehr  wenig  lösliches  ungiftiges  lokales 
Anästhetikum  dar. 

—  Karl  Englwr  macht  eingehende  Versuche  über  die  Zersetztmg  hochmole- 
kularer Kohlenwasserstoffe  durch  mäßige  Hitze  und  verbreitet  dadurch 
Licht  über  die  chemischen  Vorgänge,  welche  sich  beim  Cracken  der  öle 
(s.  1890  D.)  abspielen. 

—  Karl  EB|tar  gibt  eine  Theorie  der  Erdölbildnng,  bei  welcher  er  animalische 
Substanzen  als  Ausgangsmaterial  annimmt.  Die  Entstehung  des  Fetro- 
leiuns  aus  diesen  Substanzen  erklärt  er  durch  eine  Art  von  Dmckdestilla- 


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18OT 

tion.     Er  hfilt  ein  gleichzeitiges  Mitwirken  von   vegetabilischen   Stoffen 
nicht  für  ausgeechloesen. 
1897    Der  belgieche  Mediziner  Emile  van  EmiMgMii  weist  nach,   daB  die  Wurst- 
Vergiftung  (Botoliamus)  durch  ein  Bakterium  verursacht  wird,  dem  er  den 
Namen  „Bacillus  botulinus"  gibt. 

—  Emil  FladiMr  stellt  im  Verlauf  seiner  Arbeiten  fiber  die  Purinkörper  fest, 
daß  Ca&ein,  Theobromin  und  Theophyllin  in  nächster  Beziehung  zum  Purin 
stehen.  Er  stellt  Caffein  und  Theobromin,  femer  Xanthin,  Hypoxanthin, 
Guanin  und  Adenin  synthetisch  dar.     (S.  a.  1821  R.  und  1841  W.) 

—  Carl  F.  W.  Cr.  fWgß  und  seine  Schüler  machen  von  1897  ab  grundlegende 
und  für  die  Bakteriologie  sehr  wichtige  Arbeiten  über  das  Verhalten  der 
Bakterien  in  der  Ijuft  und  über  die  Luftinfektion. 

—  Ludwig  QatttmiMii  läßt  Kupferpulver  und  schweflige  Säure  auf  Diazoverbin- 
düngen  einwirken  und  findet  damit  einen  bequemen  Übergang  von  den 
aromatischen  Aminen  zu  den  entsprechenden  Sulflnsäuren.    Das  Verfahren 

'      wird   von   den  Farbenfabriken   vorm.  Friedrich  Bayer  &  Co.  ausgebeutet. 

—  Adrien  d«  QtriaeiM  führt  mit  dem  Dampfer  „Belgica"  eine  belgische  Süd- 
polarezpedition  aus.  Er  überwintert  am  Kaiser  Alexander-Land,  wo  sein 
Schiff  einfriert  und  mit  Mühe  wieder  flott  wird  Die  höchste  von  ihm  er- 
reichte Breite  ist  nur  71"  34'.  Trotzdem  aber  ist  seine  Expedition  reich 
an  Erfolgen  infolge  der  zahlreichen  meteorologischen  Beobachtungen  und 
Tiefseelotungen.  De  Grerlache  konstatiert,  daß  Palmerland  aus  einem  Ar- 
chipel von  kleinen  Inseln  besteht  und  macht  die  Existenz  eines  antarkti- 
schen Kontinents  wahrscheinlich. 

—  Qolaz  in  Vevey  stellt  durch  Dialyse  Extrakte  dar,  die  nach  erfolgter  Kon- 
zentration den  sogenannten  Fluidextrakten  gleichwertig  sind. 

—  Hans  Soidieliniidt  in  Essen  führt  die  von  Wöhler,  Sainte-Cloire-Deville 
u.  a.  vielfach  versuchte  Reduktion  von  Metalloxyden  mit  Aluminium  leicht 
und  gefahrlos  aus,  indem  er  das  Gemisch  von  Oxyd  und  Aluminium 
nicht  von  außen,  sondern  durch  in  die  Masse  gesteckte  Zündkirschen 
entzündet.  Er  stellt  auf  diese  Weise  u.  a.  Chrom,  Kobalt,  Mangan,  Mo- 
lybdän, Nickel  her.  Das  Abfallprodukt  —  künstlicher  Korund  —  wird 
zur  Herstellung  von  keramischen  Erzeugnissen  benutzt. 

—  Heinrich  QofdMhmldt  beginnt  seine  Untersuchungen  über  die  Geschwindig- 
keit der  Kuppelung  bei  der  Bildung  von  Azofarbstofien. 

—  Leo  Gnwti  konstruiert  einen  Gleichrichter  für  Wechselströme,  welcher 
darauf  beruht,  daß  zwei  Aluminiumplatten,  die  iu  eine  alkalische  Lösung 
tauchen,  einen  elektrischen  Strom  nur  in  der  einen  Richtung  leiten,  in 
der  anderen  jedoch  sperren. 

—  Gustav  QrOndäl  konstruiert  seinen  magnetischen  Erzseparator,  bei  welchem 
eine  Kombination  der  magnetischen  und  nassen  Aufbereitung  in  Anwendung 
kommt.  Ungefähr  gleichzeitig  wird  ein  magnetischer  Separator  von  Heberle 
konstruiert,  dem  1901  die  Apparate  von  Fföding  und  Ericsson  und  1902 
der  von  Forsgren  folgen. 

—  Der  Ingenieur  Fritz  M.  animterinr  konstruiert  nach  dem  von  Wirz  (vgL 
1746  W.)  und  1797  vom  Bergmeister  Carl  Emanuel  Löscher  in  Freiberg  L  S. 
angegebenen  Prinzip  die  Mammutpumpe,  in  welcher  ein  durch  Druckluft  mit 
Luftblasen  erleichtertes  Wassergemisoh  nach  dem  Gesetz  der  kommuni- 
zierenden Röhren  durch  ungelüftetes  (also  schwereres)  Wasser  in  die  Höhe 
getrieben  wird. 

—  A.  Hamm  in  Heidelberg  erfindet  die  Flachdruckrotationsmasohine,  ein 
Mittelding  zwischen  Schnellpresse  und  Rotationsmasohine.  Die  Funda- 
mente, auf  denen  der  Satz  ruht,  stehen  fest;  es  braucht  also  nicht  von 
Stereotypen,   sondern  es  kann  von  Schrift  gedruckt  werden,   dagegen  be- 

—     955     — 

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1897 

wegen  sich  der  Druckzylinder  und  die  Auftragwalzen  hin  und  her.  Die 
Papierrolle  ist,  wie  bei  den  Rotationetnasofainen,  am  hinteren  Ende  an- 
gebracht. Eine  andere  Flachdruokrotationamaschine  ist  die  „Rotaplana" 
der  Vogtländischen  Maschinenfabrik. 
1897  Zur  HeiBtellung  eines  Interferenzspektroskops  benutzen  M.  HMiy  sowie 
A.  Pwvt  und  Ch.  Fabry  Interferenzen  in  reflektiertem  Lichte.  Sie  stcUea 
mittels  durchsichtiger  Versilberung  zweier  gegeneinander  beweglicher  Glas- 
keile eine  yersUberte  und  daher  reflektierende  Luftplatte  von  veränder- 
licher Dicke  her. 

—  J.  H,  van't  Hoff  und  Mayfrhoffar  erforschen  auf  Gnmd  der  Lehre  vom  in- 
homogenen Gleichgewicht  die  Doppelsalzbildung  und  stellen  die  Abhängig- 
keit dieser  Erscheinung  von  Temperatur  und  Konzentration  der  Lösung  fest. 

—  J.  H.  van't  Hoff  studiert  im  Anschluß  an  seine  Arbeit  mit  Mejerhoffer 
(s.  vorstehenden  Artikel)  in  den  Jahren  1897 — 1903  mit  zahlreichen  Mit- 
arbeitern, wie  E.  F.  Armstrong,  P.  Williams  u.  a.  die  KiystaUisationen 
von  Salzen  ans  wässerigen  Lösungen  behufs  Feststellung  der  Existenz- 
bedingungen aller  Verbindungen,  die  sich  aus  einer  so  kompliziert  zu- 
sammengesetzten Lösung,  wie  das  Meerwasser,  .bei  wechselnden  Tempera- 
turen und  Drucken  ausscheiden  können  und  lehrt  die  Bedingungen  kennen, 
unter  denen  die  aus  Meerwasser  krystallisierten  Salzlager  entstanden  sind. 

—  Eugen  Hdlindor  empfiehlt  HeiOluftkauterisation  speziell  bei  Lupus. 

—  Der  Iniwnatloiud«  Voraln  dar  LMtorindattrlscbMiilkor  beschließt  auf  der  im  Sep- 
tember in  London  abgehaltenen  Konferenz,  in  der  sogenannten  Haut- 
pulvermethode eine  einheitliche  gewichtsanalytische  Methode  zur  Analy- 
sierung der  Grerbematerialien  zu  schaffen  und  erläßt  genaue  Vorsohiiften 
für  die  einzelnen  Manipulationen. 

—  Der  Bergrat  Friedrich  Jahns  erfindet  einen  Ringgenerator,  in  welchem  die 
Abfälle  von  der  Aufbereittmg  der  Steinkohle  vergast  werden  und  Heiz- 
und  Kraftgas  erzeugt  wird.  Der  Generator  kommt  auf  dem  Steinkohlen- 
bergwerk Von  der  Heydt  bei  Saarbrücken  zur  Ausführung. 

—  Walther  Kaufmann  bestimmt  aus  der  magnetischen  Ablenkung  der  Kathoden- 
strahlen das  Verhältnis  der  Ladung  e  zur  Masse  m  der  Teilchen.  Un- 
abhängig von  ihm  führt  im  gleichen  Jahre  J.  J.  Thomson  analoge  Mes- 
sungen aus. 

—  Christian  KHtlar  zeigt  in  seiner  Schrift  „Über  die  geographische  Verbreitung 
und  Natur  der  Erdpyramiden",  daß  zur  Bildung  der  Erdpyramiden  nicht 
allein  das  Wasser  (vgl.  1779  Z.),  sondern  auch  die  Insolation,  die  Färbong 
des  Materials  und  insbesondere  die  Windwirkung  beiträgt. 

—  Rudolf  KnMMh  (s.  a.  1897  B.)  stellt  Kontaktschwefelsäure  aus  Röstgasen  dar. 
Er  erkennt  zuerst,  daß  Arsenik  selbst  in  minimalen  Mengen  die  kataly- 
tische  Wirkung  der  Platinkontaktmasse  in  hohem  Grade  beeinträchtigt  und 
ein  spezifisches  Kontaktgift  ist,  und  daß  man  aus  diesem  Grunde  mit  der 
Herstellung  der  Kontakt -Schwefelsäure  aus  Röstgasen  bisher  nicht  erfolg- 
reich war.  Er  unterwirft  deshalb  die  Röstgase  vor  der  Katalysierung  einer 
systematischen  Waschung  mit  Wasser  oder  Schwefelsäure  und  leitet  sie 
erst  dann  in  die  Kontaktröhren,  wo  die  Katalysierung  bei  iOO«  vor- 
genommen wird. 

—  Der  Fabrikant  Wilhelm  Krisebe  und  der  Techniker  Adolf  SpHWar  stellen 
aus  dem  Käsequark  der  Magermilch  einen  von  ihnen  ,, Galalith"  genannten 
Stoff  her,  der  durch  Pressung  eine  homartige  Beschaffenheit  annimmt, 
sich  auf  der  Drehbank  bearbeiten  sowie  polieren  läßt  und  sehr  wider- 
standsfähig ist.  Galalith  dient  in  verschiedenartiger  Färbung  als  Ersatz 
für  Hörn,   Schildpatt,  Celluloid,  Bernstein,  Elfenbein,   Hartgummi  u.  dgL 

—  Krtalg  und  Panl  unterziehen  die  chemischen  Grundlagen  der  Lehre  von  der 

—     956     — 

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1897 

Giftwirkung  und  Deeinfektion  vom  Standpunkt  der  lonentheorie  einem 
eingehenden  Studium  und  arbeiten  im  Äbsohluß  daran  ein  neues  fein 
durobgebildetes  Verfahren  der  Desinfektionsprüfnng  aus,  welches  das 
Eoch'sche  Verfahren  (s.  1881  E.)  verdrängt. 
1897  Der  englische  Reisende  Henry  Savage  Länder  unternimmt  eine  Reise  in 
das  Hochland  von  Tibet,  wird  aber,  wenige  Tagereisen  von  Lhassa  ent- 
fernt, zur  Umkehr  gezwungen,  die  sich  unter  großen  Gefahren  und  Leiden 
vollzieht. 

—  Durch  die  Arbeiten  von  Lt  OhaMItr,  Bakhult-Roonboom  und  JOptnar  wird 
festgestellt,  daß  mindestens  drei,  vielleicht  sogar  vier  allotrope  Formen 
des  Eisens  vorkommen :  a  -  Eisen ,  unter  760**  beständig,  nimmt  wenig 
Kohlenstoff  auf,  ^- Eisen,  existiert  zwischen  7Ö00  und  900  *>,  nimmt  nur 
0,15"/o  KohlenstofE  auf,  y-Eisen,  existiert  von  900"  bis  1660*,  nimmt  2% 
Kohlenstoff  auf,  geschmolzenes  Eisen  endlich',  das  4  und  noch  mehr 
Prozent  Kohlenstoff  enthalten  kann. 

—  C.  LIebtrmann,  der  schon  1872  mit  van  Dorp  und  1886  allein  über  den 
CochenillefarbstoS  gearbeitet  hatte,  stellt  mit  H.  Vocwlnktl  aus  Carmin- 
säure  zwei  krystallisierte  Säuren,  Cochenillesäure  und  Coninsäure  her. 
Aus  diesen  Arbeiten  ergibt  sich  mit  Wahrscheinlichkeit,  daß  die  Carmin- 
säure  kein  Naphtochinonderivat,  sondern  ein  Hydrindonderivat  ist. 

—  Alfred  Lottermotar  erhält  Quecksilberhydrosol,  indem  er  Quecksilberoxydul- 
nitrat  durch  Zinnchlorürlösung  reduziert.  Das  kolloidale  Quecksilber  er- 
weist sich  als  Weniger  haltbar  als  kolloidales  Silber. 

—  Loewy  und  Pultnix  geben  ihren  „Atlas  photographique  de  la  lune"  heraus, 
der  eine  ungeahnte  Fülle  von  außerordentlich  feinen  Details  erkennen  läßt. 

—  Otto  Lufflimr  weist  nach,  daß  die  von  Weber  und  Emden  (s.  1887  W.) 
gefundenen  Abweichungen  vom  Draper'schen  Gesetz  ihre  Erklärung  finden, 
wenn  man  gemäß  der  Theorie  von  v.  Kries  (s.  1894  K.)  die  Grauglut 
als  eine  Empfindung  der  Stäbchen  und  die  Rotglut  als  eine  solche  der 
Zapfen  hinstellt. 

—  Thomas  Marehand  führt  eine  Durchquerung  Afrikas  aus,  indem  er  von 
Loanda  über  Brazzaville  zum  oberen  Ubangi,  dann  über  Land  in  das 
Flußgebiet  des  Bahr  el  Gazal  geht,  nach  fünfmonatigem  Aufenthalt  in 
Faschoda  den  Sobat  und  Baro  aufwärts  fährt  und  über  Land  Addis 
Abeba  und  schließlich  Dschibuti  erreicht. 

—  Adolf  Martini  erfindet  eine  wirksame  Zündpille  und  konstruiert  einen  Gas- 
selbstzünder,  bei  welchem  die  Zündpille  in  der  Mitte  einer  durchlochten 
Glimm  erplatte  liegt  und  sich  nach  erfolgter  Zündung  automatisch  den 
Einwirkungen  der  Hitze  entzieht,  um  nach  Erlöschen  der  Flamme  automa- 
tisch wieder  in  die  zur  Zündung  geeignete  Lage  zurückzukehren. 

—  Richard  Mayar  untersucht  den  Einfluß  der  chemischen  Konstitution  auf 
das  Fluoresoenzvermögen  und  führt  die  Flnorescenz  in  der  Hauptsache 
auf  die  Anwesenheit  ganz  bestimmter  Atomgruppen,  die  er  als  Fluorophore 
bezeichnet,  sowie  auf  deren  Stellung  zu  anderen  Atomkomplexen  und  auf 
das  Lösungsmittel  zurück. 

—  Johann  von  Radecki  Mikulicz  vervollkommnet  die  Asepsis  und  bestrebt 
sich  namentlich,  die  aseptische  Wundbehandlung  zu  einer  wirklich  keim- 
freien Methode  zu  gestalten.  Er  empfiehlt  die  Desinfektion  der  Haut  und 
der  Hände  mit  Seifenspiritus. 

—  Henri  Malnan  stellt  reines  Wolfram  durch  Erhitzen  von  Wolframsäure  mit 
Zuckerkohle  im  elektrischen  Ofen  dar. 

—  Henri  MolMan  einerseits  und  James  Dawar  andererseits  gelingt  es,  Fluor 
durch   flüssigen  Sauerstoff  unter  einem  Druck  von  326  mm  Quecksilber 

—     9ö7     — 


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18»7 

bei  — 187**  C.  zn  veiflüssigen  und  dessen  Reaktionaf&higkdt  bei  extrem 
niedrigen  Temperaturen  festzustellen. 
1897  Mit  der  astronomischen  Refraktion  sehr  nahe  verwandt  ist  die  Extinktion 
des  Lichtes  der  Gestirne  in  der  Erdatmosphäre,  für  die  zahlreiche  Theorien 
von  Lambert  (1760),  Laplace  (1805),  Maurer  (1882),  Hausdorff  (1895), 
u.  a.  aufgestellt  worden  sind.  Gustav  MOIIar  berechnet  den  Lichtverlust  in 
der  unmittelbaren  Nähe  des  Horizontes  auf  mehr  als  93  "/g  des  ursprüng- 
lichen Lichts  und  selbst  im  Zenit  auf  noch  17%,  Zahlen,  die  von 
A.  Bemporad  (1904)  bestätigt  werden. 

—  Ludwig  Ofery  in  Triest  erfindet  den  Geradlaufapparat  für  Torpedos,  eine 
Vorrichtung,  die  ein  Vertikalruder  betreibt  und  dem  Torpedo  einen  geraden 
Lauf  erteilt.  Der  Apparat  arbeitet  ausgezeichnet  und  macht  den  White- 
headtorpedo  zu  einer  Präzisionswaffe  ersten  Ranges. 

—  E.  (Mwhlicir  und  F.  Schrotlk«  konstruieren  zum  Schutze  von  Starkstrom- 
leitungen den  Hörnerblitzableiter,  zwei  isoliert  aufgestellte  Drähte,  von 
denen  der  eine  mit  der  Leitimg,  der  andere  mit  der  Erdleitung  verbunden 
ist.  Hat  der  Blitz  die  kürzeste  Stelle  zwischen  beiden  durchschlagen  und 
dabei  einen  Lichtbogen  eingeleitet,  so  stöBt  der  Strom  diesen  ab  und 
treibt  ihn  zwischen  den  Hörnern  empor,  wo  seine  Länge  bald  so  groß 
wird,  daß  er  abreißt  und  der  Strom  wieder  den  ihm  vorgeschriebenen 
Weg  nimmt.  Diese  Blitzableiter  sind  für  Wechselstrom  imd  Gleichstrom 
zu  benutzen.  Man  setzt  sie  auf  die  Spitzen  der  die  Leitung  tragenden 
Mäste,  bei  elektrischen  Bahnen  auch  auf  die  Wagen. 

—  OrtMbaeh  und  Vopl  konstruieren  eine  „Orvopumpe"  genannte  Pumpe  mit 
Eolbenschiebersteuerung  (also  ohne  Ventile)  und  mit  hoher  ümlaufszahl  (bis 
400  in  der  Minute)  und  großer  Saughöhe,  die  in  Zwillingsanordnung  und 
vierfach  wirkend  gebaut  wird.  Die  Pumpe  soll  insbesondere  zur  Förderung 
dicker  Flüssigkeiten  gut  verwendbar  sein. 

—  Pape  und  Hannobwx  in  Hamburg  konstruieren  für  die  Zwecke  der  Erzauf- 
bereitung eine  Trockenzentrifuge  mit  Absiebvorrichtung ,  bei  der  die 
Schleuderteile  konstruktiv  besonders  sorgfältig  behandelt  sind  und  der 
stets  in  den  Mehlen  erzeugte  Erzstaub  im  Moment  des  Abschleudems  der 
Masse  durch  einen  schwachen  Gegenluftstrom  entfernt  wird. 

—  Emil  PaBkurf  und  Carl  Hubar  konstruieren  gleichzeitig  für  die  Eabelfabri- 
kation  Apparate  zum  Trocknen  der  Eabelisolation  im  Vakuum.  Diese 
Apparate  enthalten  sehr  rationell  gebaute  Kondensatoren  zur  Entfernung 
der  Wasserdämpfe  und  ermöglichen  die  allseitige  Erwärmung  des  Kabels. 
Diese  Vakuum-Trockenapparate  werden  vielfach  auch  zur  Trocknung  von 
Anilinfarben,  Nitroprodukten  und  namentlich  auch  von  Knallquecksilber 
benutzt. 

—  Die  PrauBtoeha  Ratltrunf  übergibt  die  in  einer  Länge  von  80  km  von  Cosel 
bis  unterhalb  Oppeln  durch  Regulierungsarbeiten  und  günstige  Ausnutzung 
der  Wassermengen  kanalisierte  Oder  dem  Verkehr. 

—  PuHimum  nimmt  ein  Patent,  nach  welchem  man  das  Hautmaterial  für  den 
Gerbeprozeß  erst  mit  einer  Chlorcaloiumlösung  und  dann  mit  Natron- 
lauge oder  umgekehrt  behandelt,  so  daß  dasselbe  infolge  der  Umsetzung 
sehr  rasch  von  Kalkhydrat  durchdrungen  wird  und  eine  sehr  beschleunigte 
Äscherwirkung  stattfindet. 

—  Joseph  RIattar  erfindet  die  Elektrogravüre,  ein  Verfahren,  durch  welches 
die  Arbeit  des  Gravierens  mit  Hilfe  des  elektrischen  Stroms  durch  elektro- 
chemische Ätzung  besorgt  wird. 

—  Max  RInpImann  legt  der  Acad^mie  des  sciences  in  Paris  öne  Arbeit  vor, 
in  der  er  vergleichende  Versuche  mit  durch  Spiritus  betriebenen  Kraft- 
maschinen niederlegt. 

—     958     — 


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18OT 

1897  K.  H.  BoMrtMW  l&Qt  in  seinem  Park  in  New  York  das  Park  Row  Btiilding 
mit  30  Geschossen  über  Stra Benhöhe  (auBer  zwei  Kellergeschossen)  er- 
bauen, das  die  bisher  höchste  Höhe  für  ein  Geschäftshaus  (im  ganzen 
129,4  m)  erreicht. 

—  RöküMUin  gewinnt  Leuoin  (s.  1818  P.)  aus  Casein  durch  Trypsinwirkong. 

—  Ronald  Ro6  gelingt  es,  menschliche  Malariaparasiten  im  Körper  einer 
Stechmücke  aus  der  Gattung  Anopheles  zur  Weiterentwicklung  zu 
bringen.  Er  liefert  damit  einen  wertvollen  Beitrag  zur  Malariafonchung. 
(Vgl.  1902  R.) 

—  Heinrich  Rubmt  konstruiert  eine  neue  Thermosäule  für  sehr  genaue  Wfirme- 
messungen,  bei  der  er  die  früher  für  Thermosäulen  verwendeten  Metalle 
Wismut- Antimon  verläBt,  da  sie  sich  nicht  zu  dünnen  Drähten  ausziehen 
lassen.  Er  verwendet  an  deren  Stelle  das  Thermopaar  Konstantan  (Le- 
gierung aus  68  T.  Kupfer,  41  T.  Nickel,  1  T.  Mangan)-Ei8en.  Die  Säule  ist  so 
empfindlich,  daß  die  Strahlung  einer  Kerze  in  10  m  Entfernung  noch  er- 
hebliche Ausschläge  ergibt. 

—  Heinrich  Rubsni  und  E.  F.  NIchols  erzeugen  die  Reststrahlen  an  Quarz  und 
anderen  Substanzen.  Reststrahlen  sind  solche  Strahlen  großer  Wellen- 
länge, für  welche  die  betreffenden  Substanzen  metallische  Reflexion  zeigen, 
und  die  daher  durch  wiederholte  Reflexion  an  Flächen  dieser  Substanzen 
isoliert  werden  können.  Es  wird  zugleich  der  elektromagnetische  Charakter 
dieser  Reststrahlen  nachgewiesen.  Mit  Hilfe  der  Reststrahlen  wird  das 
Strahlungsgesetz  (s.  1859  K.)  gestützt. 

—  Heinrich  Rubmt  und  E.  F.  Nkhoit  weisen  mit  Hilfe  eines  verbesserten 
Radiometers  (s.  1873  C.)  nach,  daß  im  Spektrum  der  gewöhnlichen  Licht- 
quellen noch  Wellen  bis  zur  Wellenlänge  von  60  n  vorkommen. 

—  Die  Rahsreld-OweHtchttt  in  Hamburg  bringt  unter  dem  Namen  „Ruberoid" 
ein  neues  Bedachungsmaterial  in  den  Handel.  Das  Ruberoid  wird  aus 
einer  wollstoSreichen  Filzpappe  hergestellt,  die  mit  einer  von  flüchtigen 
Stoffen  freien  und  erst  über  den  gewöhnlichen  Sonnentemperaturen  schmel- 
zenden Imprägnierungsmasse  getränkt  ist  und  auch  in  Beziehung  auf 
das  Beibehalten  der  Elastizität  die  gewöhnhcfae  Dachpappe  weit  übertrifft. 

—  SalvlMl  erfindet  das  Spintherometer  (Fxmkenmikrometer),  das  zur  Unter- 
suchung der  Bedingungen  dient,  unter  welchen  ein  dauerndes  Fließen  der 
Elektrizität  durch  Unterbrechungsstellen  von  wenigen  zehntausendstel 
Millimetern  stattfindet. 

—  Sabmbsri  in  Crefeld  verbessert  die  Preßluftgas-Glühliohtbelenchtung,  in- 
dem er  Glühstrümpfe  besonderer  Konstruktion  und  Imprägnierung  ver- 
wendet, die  sich  durch  den  Druck  des  Gases  kugelartig  aufblähen  und 
durch  die  Kugelgestalt  bessere  Lichtwirkung  geben  (Kugellicht). 

—  RudoU  Schenek  untersucht  alle  wesentlichen  phjrsikalischen  Eigenschaften 
der  krystallinischen  Flüssigkeiten,  wie  Erniedrigung  der  beiden  Schmelz- 
punkte durch  fremde  Zusätze,  Dichte,  Wärmetönung,  Zähigkeit,  Ober- 
flächenspannung und  Dielektrizitätskonstante.  Er  weist  nach,  daß  die 
krystallinischen  (anisotropen)  Flüssigkeiten  chemisch  einheitlich  zusammen- 
gesetzt sind  und  die  Eigenschaften  der  echten  (isotropen)  Flüssigkeiten 
haben. 

—  Eduard  Schiff  (Wien)  und  Hermann  KOmiMll  (Hamburg)  berichten  gleich- 
zeitig und  unabhängig  voneinander  über  günstige  Erfolge  bei  der  Behand- 
lung des  Lupus  mit  Röntgenstrahlen. 

—  E.  SehmMt  stellt  aus  dem  Samen  der  gelben  Lupine  ein  Alkaloid,  das 
Lupinin  dar,  das  nach  R.  Willstätter  und  R.  Fourneau  (1902)  ein  primärer 
Alkohol  von  eigentümlicher  Riogbildung  ist.    In  unreinem  Zustand  war 

—     959     — 


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18»? 

das   Lnpioin  schon    1836   von  Cassola  und  1881   von  Baumert  erhalten 
worden. 
1897    Oswald  MimtoMtMV  gibt  ein   zur  Darstellung  von  grSfieren  Mengen  von 
krystallisierten  Eiweißstoffen  geeignetes  Verfahren  an  und  stellt  aas  der 
Paranuß  das  Vi  teilin  in  Krystallform  dar. 

—  Ernst  Sehuizt  z^gt,  daß  als  Stofiwechselprodukte  der  nicht  grünen  pflanz- 
lichen Zelle  im  wesentlichen  dieselben  Stoffe  auftreten,  wie  bei  der  tierisdien 
Zelle,  daß  also  der  Stoffwechsel  der  pflanzlichen  Zelle  ganz  ähnhoh  und 
nach  denselben  Gesetzmäßigkeiten  zu  verlaufen  scheint,  wie  der  der 
tierischen  Zelle. 

—  SMm  und  OahM  machen  den  Vorschlag,  ffir  Reibzündhölzer  statt  dea 
weißen  Phosphors  das  relativ  unsch&dliche  PhosphorsesquisuMd  anzu- 
wenden. Die  „S  und  C-Hölzer",  wie  diese  Zündhölzer  genannt  werden, 
sollen  ebensogut  wie  die  Phosphorzündhölzer  sein. 

—  Der  japanische  Arzt  Kiyoshi  Sbica  entdeckt  den  Dysenteriebacillus.  Die 
Nachrichten  über  die  Dysenterie  reichen  bis  auf  die  ältesten  Zeiten  zurück. 
Selbst  in  den  ältesten  Büchern  der  Medizin,  wie  u.  a.  im  Papyrus  Ebers, 
finden  sich  Andentungen  darüber. 

—  Die  SocMtt  dilmlqao  dM  ninot  du  RMtm  zeigt  durch  ihre  Patente  die  Mög- 
lichkeit der  direkten  Oxydation  von  aromatischen  Methylgruppen  zu 
Aldehydgruppen.  Die  Oxydation  erfolgt  am  besten  mit  Braunstein  und 
Schwefelsäure.  Das  oxydierende  Agens  wird  in  großem  Überschuß  gegen- 
über dem  zu  oxydierenden  Produkt  angewendet. 

—  Nachdem  Wilhelm  Branoo  (1894)  bereits  die  Ansicht  vertreten  hatte,  daß 
praeformierte  Spalten  keineswegs  eine  Vorbedingung  für  vulkanische  Erup- 
tionen seien,  stellt  Alfons  MIIM  eine  neue  Theorie  des  Vulkanismus  auf. 
Danach  befinden  sich  innerhalb  der  Erstarrungsrinde  der  Erde  lokali- 
siert vulkanische  Herde,  die  mit  feurigflüssigem  Magma  gefüllt  sind, 
welches  beim  Abkühlungsprozeß  eine  Vergrößerung  seines  Volums  erfährt 
und  nun  nach  oben  ausgepreßt  wird. 

—  Szeapanlk  konstruiert  einen  Apparat  zum  elektrischen  Fernsehen. 

—  Carlo  Viola  gibt  eine  neue  elementare  Herleitung  der  32  möglichen  Erystall- 
klaasen  und  erweist  die  Identität  der  beiden  grundlegenden  Annahmen, 
die  man  als  Gresetz  der  homogenen  Verteilung  der  Materie  und  als  Greeetz 
der  Rationalität  der  Indioes  (s.  1839  M.)  kannte. 

—  Emil  Warfeurf  weist  nach,  ^a.Ü  die  Funkenverzögerung  in  einem  sehr 
trockenen  Gase  viel  größer  ist  als  in  einem  Gase,  das  eine  geringe  Menge 
Wasserdampf  enthält. 

—  Warran  entdeckt  die  reduzierende  Eigenschaft  des  Calciumcarbids.  Es 
geUngt  ihm,  damit  die  Oxyde  von  Blei,  Zinn,  Kupfer,  Eisen.  Mangan, 
Nickel,  Molybdän  und  Wolfram  zu  reduzieren,  die  bei  einem  Überschuß 
von  Caldumcarbid  Calciumlegierungen  geben.  Goldschmidt  sucht  diese 
Eigenschaft  1899  nutzbar  zu  machen,  indem  er  bei  seinem  Redaktions- 
prozeß Carbid  an  Stelle  von  Aliuninium  einführt. 

—  Emil  Wltchart  zieht  aus  geophysikalischen  Erwägungen  den  Schluß,  daß 
die  Erde  einen  Metallkeru  (Eisenkern)  enthalte.  Diese  Theorie  wird  durch 
die  seismologiBohen  Untersuchungen  von  Wiechert  und  Hans  Benndori 
wesentlich  gestützt.  Die  Dicke  der  Gesteinshülle  wird  von  Wiechert  nach 
Erdbebenbeobachtungen  auf  nahe  1600  km  geschätzt. 

—  Martin  Ewald  Wollny  untersucht  die  Entstehung  des  Humus  in  der  Acker- 
erde in  ihren  einzelnen  Phasen.  Er  untersucht  namentlich  den  durch 
Oxydations Vorgänge  bedingten  Prozeß  der  Verwesung,  sowie  den  durch 
Reduktionsvorgänge  hervorgerufenen  Prozeß  der  Fäulnis,  welche  zusammen 

—     960     — 


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1898 

die  nnter  Mitwirkung  zahlloser  Mikroben  ücb  abspielende  Anflösung  der 
organisoben  Körper  bewirken. 

1897  Naobdem  scbon  früher  (s.  Ch6mbin  d' Orleans,  La  dioptrique  ocnlaiie) 
yersucht  worden  war,  ein  binokulares  Mikroskop  aus  zwei  vollständigen 
Mikroskopen,  die  anf  dasselbe  Objekt  gerichtet  wurden,  herzustellen,  kon- 
struiert Carl  MB  anf  Anregung  von  H.  S.  Greenough  in  Anwendung  dieses 
Prinzips  sein  sogenanntes  stereoskopisches  Mikroskop. 

1898  Leo  Aroni  konstruiert  einen  elektromagnetisohen  Saitenunterbreoher,  der 
auf  der  Beeinflussung  eines  stromdurohflossenen  Leiters  durch  ein  Magnet* 
feld  beruht. 

—  Carl  Amt  von  WtItkMh  erfindet  die  Osmiumglühlampe,  in  der  an  Stelle  de« 
Kohlenfadens  ein  dünner  Osmiumdraht  verwendet  wird,  der  durch  viel- 
faches Eintauchen  in  eine  Tonerdesalzlösung  und  jedesmal  folgendes  Glühen 
mit  einer  dünnen  emailleartigen  Tonerdesohicht  überzogen  ist. 

—  Benjamin  BakMT  beginnt  im  Auftrage  der  ägyptischen  Regierung  die  Her- 
stellung eines  großen  Nilreservoirs  bei  Assuan  und  Siut.  Der  Damm  von 
Assuan,  der  ganz  aus  Granitquadem  erbaut  ist,  hat  eine  Länge  von  2  km, 
ist  37  m  hoch,  an  der  Sohle  27  m  breit  und  hat  180  Schleusen  mit 
stählernen,  durch  hydraulische  Kraft  bewegten  Türen,  die  es  gestatten, 
das  NUwasser  in  genau  zu  berechnenden  Mengen  durchzulassen.  Der  ge- 
bildete Stausee  faßt  1100  Millionen  Kubikmeter  Wasser.  Der  Plan  geht 
dahin,  den  Wasserstand  des  Nils  durch  Erhöhung  des  Dammes  noch  um 
weitere  7  m  zu  erhöhen,  wofür  eine  Bauzeit  bis  1913  vorgesehen  ist. 

—  Ferdinand  BluiRMthal  entscheidet  die  Frage,  ob  die  Glykolyse  der  Organe 
nur  an  die  lebenden  Zellen  gebunden  ist.  oder  ob  sie  als  ein  enzyma- 
tischer  Vorgang  aufzufassen  ist,  im  letzteren  Sinne,  indem  er  durch  Aus- 
pressen der  Organe  mit  der  Buchner'sohen  Presse  einen  zellfreien  Saft  her- 
stellt, der  Glykolyse  hervorruft. 

—  Hans  Boas  konstruiert  den  Turbinennnterbrecher  für  Induktionsapparate. 
Bei  diesem  rotiert  ein  oben  rechtwinklig  gebogenes  Röhrchen  schnell  um 
seine  vertikale  Achse.  Es  saugt  aus  einem  Behälter  Quecksilber  auf,  das 
dann  durch  Zentrifugalwirkimg  aus  dem  umgebogenen  Schenkel  im  Kreise 
ausgespritzt  wird  und,  auf  einen  mit  Aussparungen  versehenen  Ring  treSend, 
die  Unterbrechungen  des  Stromes  —  bis  1600  in  der  Sekunde  —  erzeugt. 

—  Rudolf  Boehin  weist  nach,  daB  Filixs&ure,  der  wirksame  Bestandteil  des 
Extractum  fllids  maris,  des  verbreitetsten  Bandwurmmittels,  ein  Phloro- 
glucinderivat  ist. 

—  Der  Norweger  Carsten  Egeberg  Borchcmhik  gelangt  auf  seiner  i.  J.  1898  ange- 
tretenen Südpolarreise  am  17.  Februar  1899  nach  Cap  Adare,  wo  er  mit  10  Ge- 
fährten überwintert,  während  sein  Schiff  nach  Neuseeland  zurückkehrt.  Im 
folgenden  Sommer  führt  das  zurückgekehrte  Schiff  die  Expedition  in  die 
von  James  RoB  entdeckte  Bucht  westlich  von  Victorialand  bis  78°  36' 
südl.  Breite,  von  wo  Borchgrevink  zu  Schlitten  noch  bis  78°  60'  südl. 
Breite  gelangt.  Im  März  1900  langt  die  Expedition  wieder  in  Neusee- 
land an.  Die  auf  der  Reise  gemachten  Beobachtungen  verstärken  die 
Wahrscheinlichkeit,  daß  der  Südpol  der  Mittelpunkt  eines  ausgedehnten 
Feetlandgebiets  ist.    (S.  1897  G.  und  1903  S.) 

—  Jules  Bordat  und  TtistavNeh  stellen  im  Anschluß  an  eine  Beobachtung  von 
Metschnikoff  fest,  daß  in  dem  Blutserum  von  Tieren,  die  mit  Blutkörper- 
chen anderer  Tiere  behandelt  werden,  sich  drei  verschiedene  spezifische 
Substanzen  bilden;  erstens  solche,  welche  die  betreffenden  Blutkörperchen 
zusammenbauen  (Agglutinine),  zweitens  solche,  welche  sie  abtöten  und 
auflösen  (Hämolysine)  und  drittens  solche,  welche  das  Bluteiweiß  rar  Ans- 
fällung  bringen  (Präzipitine). 

SarmBtaedter.  81 

—    961     — 


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1886 

1898  Alfred  BraiiM  und  BraiHUui  beginnen  am  13.  August  die  Arbeiten  am 
Simplontunnel,  der  von  Brieg  im  Rhonethal  nach  Iselle  an  der  Diveria 
führt  und  eine  Länge  von  19731  m  hat.  Der  Durchstich  der  letzten  Wand 
erfolgt  am  24.  Februar  1906. 

—  Ferdinand  Braim  benutzt  die  Ablenkung  der  Eathodenstrahlen  duioh  mag- 
netische und  elektrostatische  Felder  (s.  1869  H.)  cur  Aufzeichnung  von 
Wechselstromkurven  und  Stromschwankungen,  indem  er  den  zu  prüfenden 
Strom  durch  eine  Drahtspule  schickt,  deren  Magnetfeld  ein  dünnes,  durch 
ein  enges  Diaphragma  hindurchdringendes  Bündel  Eathodenstrahlen  ab- 
lenkt. Die  Ablenkung  wird  auf  einem  in  der  Vakuumröhre  angebrachten, 
mit  fluoreszierendem  Stoff  bestrichenen  Glimmerblatt  beobachtet  oder 
photographiert  (Braun'sohe  Röhre). 

—  Ferdinand  Braun  führt  in  die  drahtlose  Telegraphie  den  geschlossenen 
Schwingungskreis  als  Erreger  der  vom  Sender  ausgestrahlten  Wellen 
ein.  Hierdurch  wird  es  möglich,  größere  Energiemengen  zur  Aus- 
strahlung zu  bringen  und  damit  weite  Entfernungen  zu  überbrücken. 
Seine  Senderanordnung  wird  die  Grundbedingung  für  die  abgestimmte 
Telegraphie. 

—  Georg  Bradlf  führt  die  Elärungserscheinongen  bei  Suspensionen  (s.  1893  B.) 
auf  elektrische  Endosmose  zurück.  Die  zur  Flüssigkeit  zugesetzten  Ionen 
erzeugen  nach  ihm  ein  elektrostatisches  Feld,  in  welchem  dann  stets  Ver- 
schiebungen des  die  geladenen  Ionen  umgebenden  Mediums  eintreten,  welche 
dessen  Dielektrizitätskonstante  vergröBem,  wodurch  sich  das  Wasser  mit 
den  gelösten  Elektrolyten  von  der  Suspension  trennt. 

—  Creorg  Bndlc  und  seine  Schüler  zeigen,  daß  durch  Zerstäubung  von 
Metalldrähten  in  einem  unter  destilliertem  Wasser  gebildeten  Lichtbogen 
leicht  filtrierbare  kolloidale  Lösungen  der  Metalle  —  die  sogenannten  Metall- 
sole  —  entstehen,  die  fermentative  Fähigkeiten  entwickeha.  Dies  trifft 
besonders  für  das  Flatinsol  zu.  NamentUoh  Svedberg  gelingt  es  später, 
sämtliche  Metalle  mit  dieser  Methode  zu  Solen  zu  zerstäuben.  (Vgl.  auch 
1885  W.) 

—  Eduard  Buchmr  lehrt  durch  Zerreiben  von  Hefe  mit  Sand  und  Eieeelgur 
und  Auspressen  der  teigförmigen  Masse  die  Herstellung  eines  PreBsaftes, 
der,  wie  die  Hefe  selbst,  Zucker  in  alkoholische  Gärung  versetzt.  Es  gibt 
also  im  Gegensatz  zu  Pasteurs,  aber  in  Übereinstimmung  mit  Liebigs  Auf- 
fassung, eine  zellfreie  Gärung.  Das  wirksame  Agens,  ein  Enzym  (vgl. 
1858  T.),  wird  als  Zymase  bezeichnet.  Frühere  Versuche  in  ähnlicher  Rieh-  ' 
tung,  wie  die  von  Lüdersdorff  1846  und  die  von  Marie  von  Manassein, 
waren  negativ  verlaufen  oder  xmbeachtet  geblieben. 

—  Indem  einerseits  Eduard  Buchmr  die  Überführung  des  Benzols  in  Derivate 
des  Cycloheptans  (Suberons)  kennen  lehrt,  andrerseits  Richard  Wlllttittir 
den  Siebenkohlenstofifring  als  wesentlichen  Molekülbestandteil  der  natür- 
lichen Alkaloide  Atropin  und  Cocain  erkennt,  gewinnt  die  ringförmige  Eom- 
bination  von  sieben  Eohlenstoffatomen  (Cycloheptanring)  für  die  organische 
Chemie  ein  hervorragendes  Interesse. 

—  Buhlmann  ersetzt  für  Glühstrümpfe  das  Baumwollhäkelgarn  durch  Ramie. 
Die  Ramieglühkörper  haben  eine  Formbeständigkeit,  die  mit  einem  andern 
Material  nicht  zu  erreichen  ist  und  finden  deshalb  jetzt  eine  fast  aus- 
schließliche Anwendung. 

—  J.  BHriw  zeigt,  daß  Zucker  bei  starkem  Stoßen  oder  Schlagen  im  Dmikeln 
so  intensiv  leuchtet,  daß  es  möglich  ist,  das  Licht  spektral  zu  unter- 
suchen. Er  zeigt,  daß  auch  Erystalle  von  salpetersauiem  Uran  leuchten, 
wenn  sie  zerbrochen  werden  (Triboluminescenz). 

—  J.  Cadfine  faßt  den  Gedanken,  auf  Stoffe  farbige  Dampfwolken  oder  einen 


962     — 

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1898 

gef&rbten  Ton  niedersuBchlagen,  und  konstruiert  dafür  einen  Zerstäubungs- 
apparat, der  aus  einer  Beihe  von  Düsen  besteht,  die  eine  gef&rbte  Lösung 
aufsaugen  und  dieselbe  als  feinen  Strahl  gegen  den  an  ihnen  vorbei- 
laufenden Stofi  blasen. 
1898  Heinrich  Car»  erhält  durch  Eintragen  von  Kaliumpersulfat  in  mäßig  ver- 
dünnte Schwefelsäure  eine  Flüssigkeit,  die  sehr  merkwürdige  Oxydations- 
wirkungen  auszuüben  vermag  und  z.  B.  Anilin  in  Nitrosobenzol  und  Nitro- 
benzol  überführt.  Nach  Baeyer  und  VUliger  (1901)  enthält  dieses  Reagens 
die  Monosulfopersäure.  Der  Körper  war  1889  bereits  bei  der  Elektrolyse 
verdünnter  Schwefelsäure  von  Traube  erhalten,  jedoch  von  ihm  nicht  iden- 
tifiziert worden. 

—  Der  Zoolog  Carl  Chun  macht  auf  der  deutschen  Tie&ee-Expedition  an 
Bord  der  „Valdivia"  viele  wichtige  Funde  interessanter  Tie&eetiere  und 
erläutert  ihre  Anpassung  an  die  eigenartigen  Liobtverhältnisae  ihrer 
Wohnorte. 

—  Adolf  CItmm  und  Hasanbach  nehmen  ein  Patent  auf  ein  Verfahren  zur  Her- 
stellung von  Kontaktschwefelsäure,  das  auf  Verwendung  des  von  Wöhler 
und  Mahla  (s.  1852  W.)  zuerst  vorgeschlagenen  Eisenozyds  als  Kontakt- 
Substanz  beruht. 

—  Crawlay  konstruiert  ein  Ohmmeter,  d.  i.  ein  Zeigerinstrument  zur  Messung 
des  elektrischen  Widerstandes. 

—  Arthur  Crott  Hill  läBt  Hefemaltase,  die  Maltose  in  Traubenzucker  zu  spalten 
vermag,  auf  40%  Lösungen  von  Traubenzucker  mehrere  Monate  bei  SO" 
einwirken  und  stellt  fest,  dafi  infolge  einer  reversiblen  Reaktion  sich  ein 
Disaocharid  gebildet  hat,  daß  also  durch  ein  isoliertes  Enzym  der  Aufbau 
eines  komplizierten  Zuckers  aus  einem  einfacheren  bewirkt  werden  kann. 

—  Philippe  Curla  und  Frau  Sklodowska  Curla  finden  in  der  Pechblende  einen  ra- 
dioaktiven Bestandteil,  dessen  Reinigung  als  Chlorid  gelingt  und  der  als  Ra- 
dium bezeichnet  wird.  Sein  Atomgewicht  beträgt  225.  Die  spektral - 
analytische  Untersuchung  des  Radiums  durch  Demar^ay  (1899),  Runge 
(1899)  und  Exner  (1900)  ergibt  mit  voller  Sicherheit  die  Anwesenheit  einer 
Reihe  bisher  noch  nicht  beobachteter  neuer  SpektralUnien. 

—  Philippe  Curia  und  Frau  Sklodowska  Curia  finden,  daß  aus  Pechblende  darge- 
stelltes Wismut  sich  von  dem  gewöhnlichen  Wismut  dadurch  unterscheidet, 
daß  es  radioaktiv  ist.  Sein  Strahlungsvermögen  übertrifft  dasjenige  des 
Urans  um  das  Hundertfache. 

—  George  Howard  Darwin  kommt  in  seinem  Buche  „Tides  and  kindred  phe- 
nomena  in  the  solar  System"  auf  Grund  von  kosmogonischen  Erwägungen 
zu  der  Annahme,  daß  die  Venus,  wie  Schiaparelli  (s.  1890  S.)  und  Lowell 
(s.  1896  L.)  annehmen,  eine  langsame  Rotation  habe.  Doch  sind  die  Akten 
hierüber  noch  nicht  geschlossen,  da  viele  Astronomen,  wie  insbesondere 
Trouvelot,  Niesten,  Stuyvaert,  Leo  Brenner  der  Ansicht  sind,  daß  die  Ro- 
tation eine  schnelle  sei. 

—  Paul  Dapnar  schlägt  im  Verein  mit  Wilhelm  Ratha  zur  Reinigung  von  Ab- 
wässern das  Kohlebreiverfahren  vor,  bei  welchem  auf  den  Kubikmeter  Ab- 
wässer 1  bis  2  kg  Braimkohlenpulver  und  V4  ^S  Eisensulfat  beigemischt 
werden,  worauf  das  Ganze  durch  die  Rothe'sohen  Türme  filtriert  wird.  (3. 
1880  R.)  Der  Schlamm  fault  nicht  und  gibt  gepreßt  ein  gutes  Brenn- 
material; das  abfließende  Wasser  ist  nicht  mehr  fäulnisfähig  und  eignet 
sich  wegen  seines  hohen  StickstofFgehaltes  zum  Berieseln  von  Wiesen. 

—  Die  Dautichaaald-  undSllbarwhaidaanitalt  macht  das  von  Heumann  aufgefundene 
Verfahren  der  AlkaUscbmelze  von  PhenylglykokoU  zur  Indigobereitung 
brauchbar,   indem   sie  der  Schmelze  „Natriumamid"  beigibt.    Dieses  Na- 

—     963     — 


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18»8 

trinmamidTerfahren,  das  von  den  Höchster  Farbwerken  ausgebentet  wird, 
scheint  dem  Anthianilsäureyerfahien  (b.  1897  B.)  ebenbürtig  zu  sein. 
1898  James  Dtwar  bedient  sich  zur  Yakuumerzeagung  der  flüssigen  Luft  und 
besonders  des  flüssigen  Wasserstoffs.  Er  stellt  hierzu  eine  beidersäts  zu- 
geschmolzene  Glasröhre  mit  ihrem  unteren  Ende  in  flüssigen  Wasserstoff 
und  schmilzt,  nachdem  sich  die  in  der  Röhre  befindliche  Luft  in  deren 
unterem  Teile  kondensiert  hat,  die  obere  luftleere  H&lfte  der  Röhre  ab. 
Die  auf  diese  Weise  erzeugte  Luftleere  ist  eine  nahezu  vollständige,  und 
bleibt  noch  unter  1  Millionstel  Atmosphäre. 

—  H.  Omir  führt  das  Diacetylmorphin  unter  dem  Namen  „Heroin"  als 
Hypnotikum  an  Stelle  von  Morphin,  sowie  als  Mittel  bei  den  verschiedenen 
Erkrankungen  der  Respirationsorgane  an  Stelle  von  Codein  in  den  Arznei- 
Bohatz  ein. 

—  James  B.  Eadi  führt  in  langjähriger  Arbeit,  bei  der  mächtige  Bagger 
von  großer  Leistungsfähigkeit  (der  Riesendampfbagger  „Beta",  der  als 
Saugbagger  konstruiert  ist,  leistet  stündlich  4600  cbm)  tätig  sind,  die 
schwierigen  Regulierungsarbeiten  des  Mississippi,  dem  durch  den  Missouri 
ungewöhnliche  Mengen  von  Sinkstoffen  zugeführt  werden,  so  weit  durch, 
daB  er  eine  Fahrwassertiefe  von  9  m  erreicht,  die  allerdings  nur  durch 
dauernde  Baggerarbeit  erhalten  werden  kann. 

—  Nachdem  Walbaum  schon  1894  den  Anthranilmethylsäureester  imNeroliöl 
entdeckt  hatte,  stellen  Hugo  und  Ernst  ErAnmn  diesen  Ester  synthetisch 
aus  Anthranilsäure  dar  und  benutzen  ihn  zur  Herstellung  künstlicher 
Riechstoffe.    (S.  a.  1900  H.) 

—  Nachdem  zuerst  Zalesky  aus  dem  Gift  der  Salamander  eine  reine,  „Saman- 
darin"  genannte  Substanz  abgeschieden  hatte,  untersucht  Edwin  Fsuit  diesen 
von  ihm  „Salamandriu"  genannten  Körper  näher  und  charakterisiert  den> 
selben  als  ein  außerordentlich  giftiges  Alkaloid. 

—  Emil  FliclMr  gelingt  es,  das  stark  basische  Purin  selbst  darzustellen  and 
so  den  Schlußstein  zu  seinen  gesamten  Untersuchungen  in  der  Hamsäure- 
gmppe  zu  legen. 

—  Die  Methode  der  Wasserschmelze  des  Fettes,  die  seit  den  ältesten  Zeiten 
zum  Auskochen  der  Fische,  zur  Knochenverarbeitung  usw.  verwendet  worden 
war,  wird  von  dem  Fbh  Utllltadon  Syndleats  wesentlich  verbessert.  Bei 
dem  von  ihm  konstruierten  Apparat  werden  die  Fische  durch  eine  Schnecke 
unter  heißem  Wasser  zerkleinert  und  gleichzeitig  durch  den  Koohbeh&lter 
bewegt.  Noch  wirksamer  sind  die  von  Charles  Wacker  in  Baltimore  1901 
konstruierten  Apparate,  bei  denen  auf  das  zerkleinerte  Material  durch 
Hindurchpressen  durch  gelochte  konische,  imter  Wasser  befindliche  Be- 
hälter ein  Druck  ausgeübt  wird. 

—  Fernand  Foursau  zieht  mit  Major  Lamy  von  Biskra  aus  über  Quargla,  Agades 
und  Zinder  zum  Tschadsee.  Von  da  gelangen  sie  nach  dem  Schari,  wo  sie 
mit  dem  Afrikareisenden  Gentil  zusammentreffen,  bd  dem  Lamy,  der  später 
im  Kampf  gegen  Rabeh,  den  Usurpator  von  Bomu  fällt,  zurückbleibt. 
Von  hier  zieht  Foureau  allein  weiter,  erreicht  1900  den  Kongo  und  kehrt 
von  da  nach  Marseille  zurück. 

—  Max  FrMtsry,  Hans  Urtan  und  Emile  BromMrt  stellen  mit  Hilfe  von  Kupfer- 
oxydammoniak bei  niedriger  Temperatur  starke  CellulosdöBung  dar. 
(S.  1867  S.)  Sie  pressen  dieselbe  durch  feine  Mundstücke  in  Schwefel- 
säure, wodurch  die  Cellulose  in  Form  eines  Fadens  erstarrt,  welcher  auf 
Glaswalzen  aufgespult  wird.  Die  so  erhaltene  Kunstseide  wird  im  Handel 
als  Glanzstoff  bezeichnet.  Ein  ähnliches  Patent,  das  jedoch  keine  prak- 
tische Folge  hatte,  war  1890  von  Despaissis  genommen  worden. 

—  Ludwig  CUtttormaim  bewirkt  die  Synthese  der  aromatischen  Aldehyde  durch 

—     964     — 

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1898 

Einwirkung  von  BlauBfiure  und  SalzBäure  auf  benzolhomologe  und  mehrato- 
mige Phenole  bei  Gregenwart  von  Aluminiumchlorid. 
1898    Eugen  SoldtMii   beobachtet   die   Farbenveränderung   der  Haloidsalze  der 
Alkalimetalle  unter  dem  Einflösse  der  Eathodenstrahlen. 

—  Gustav  (Mmlal  und  Dillwik  erfinden  ein  Verfahren  der  Brikettieiung  feiner 
Eisenerze  ohne  Bindemittel  unter  Einwirkung  von  hohem  Druck  und  hoher 
Temperatur.   (S.  a.  1897  E.) 

—  Die  Botaniker  auignard  und  NtWMCliin  entdecken  die  Doppelbefruohtung 
bei  den  höheren  Pflanzen. 

—  Die  offene  Zufahrtsstrecke  Kleine  Soheidegg — Eigergletscher  (2223  m  Meeres- 
höhe)  der  Jungfraubahn,  deren  Bau  durch  die  Bemühungen  des  Züricher 
Finanzmanns  Adolf  aiiywr-Zall«r  ermöglicht  worden  ist,  wird  am  19.  Sep- 
tember 1898  eröfFnet.  Die  Station  Rotstook  wird  i.  J.  1903,  die  Station 
Eigerwand  (2868  m  Meereshöhe)  i.  J.  1904,  die  Station  Eismeer  (3162  m 
Meereshöhe)  i.  J.  1906  dem  Verkehr  übergeben.  Von  da  soll  die  Bahn  zum 
Jungfraujoch  und  dem  im  Sommer  schneefreien  Plateau  (4093  m)  gehen, 
von  wo  ein  73  m  hoher  senkrechter  Aufzug  zur  Spitze  führen  soll. 

—  Fritz  Hator  studiert  die  zuerst  von  Haeussermann  nachgewiesene  elektro- 
lytische Reduktion  von  NitrokörpOTn  und  zeigt,  daß  Xitrobenzol  in  saurer 
wie  alkalischer  Flüssigkeit  zun&chst  zu  Nitrosobenzol  und  weiterhin  zu 
Phenylhydroxylamin  reduziert  wird.  Beide  vereinigen  sich  zu  Azoxy- 
benzol,  das  alsdann  zu  Hydrazobenzol  und  zu  Anilin  reduziert  wird.  Durch 
Nebenreduktionen  entstehen  Azobenzol,  Amidophenol  und  Benzidin. 

—  E.  Ha(M  und  H.  RuhMi  bestimmen  das  Reflexionsvermögen  einer  Reihe 
von  Metallen  für  verschiedene  Wellenlängen  zunächst  des  sichtbaren,  später 
auch  des  unsichtbaren  Spektrums. 

—  Hall  konstruiert  einen  SchifTsanker,  dessen  beide  Arme  an  einer  quer  durch 
den  Schaft  gehenden  gemeinsamen  Achse  nach  jeder  Seite  um  40 o  drehbar 
sind.  Dieser  Anker  bedarf  keines  Stockes;  er  fällt  glatt  auf  den  Grund 
und  beim  Anziehen  bohren  sich  beide  Arme  zuf^eich  ein.  Der  HaUanker 
wird  gegenwärtig  in  der  deutschen  Marine  ausschließlich  benutzt. 

—  Hareovrt  konstruiert  seine  10  Eerzen-Pentanlampe,  welche  in  London  als 
Einheit  für  Gasnntersuchungen  vorgeschrieben  ist.  Es  wird  dabei  mit 
Pentandampf  gesättigte  Luft  in  einem  dem  Argandbrenner  ähnlichen  Brenner 
verbrannt.'  Das  Pentan  wird  aus  amerikanisohem  Petroleum  destilliert 
und  hat  ein  spezifisches  Gewicht  von  0,6236  bis  0,6260. 

—  Der  Ingenieur  F.  A.  Hasthrandsr  erfindet  einen  Ölmotor  mit  am  Kolben 
sitzendem  Verdränger,  wodurch  ohne  besondere  Ladepumpe  die  Einspritzung 
des  flüssigen  Brennstoffs  in  den  Arbeitszylinder  bewirkt  wird. 

—  Die  japanischen  Botaniker  HIraM  und  IkMM.  entdecken  im  Pollensohlauch 
von  Coniferen  und  Cycadeen  die  Ausbildung  echter  Spermatozoiden,  die 
denen  der  Krjrptogamen  durchaus  gleichen. 

—  Johann  Wilhelm  HItlorf  stellt  fest,  daB  die  Fähigkeit,  passiv  zu  werden, 
unter  den  Metallen  verbreiteter  ist,  als  man  früher  annahm,  und  daß 
sie  unter  anderem  auch  dem  Chrom  zukommt,  das  durch  Salpetersäure 
nicht  angegriffen  wird  und  in  dieser  Säure  passiv  ist.  Ähnliche  Beobach- 
tungen machen  1904  Fr.  Fischer  für  Wismut,  Muthmann  für  Zinn, 
Molybdän,  Wolfram,  Niob,  Vanadium  und  Ruthenium,  Mugdan  für 
Aluminium. 

—  Die  HBchttar  FarkwMin  vorm.  MsMsr,  Lucius  und  BiHnlnf  erfinden  ein  Ver- 
fahren zur  Darstellung  von  Anthrarufin  und  Chrysazin,  bei  dem  sie  die 
Anthrachinonsulfoaäuren  in  wässeriger  Lösung  unter  Druck  mit  Kalkhydrat 
behandeln. 

—  Die   HScintsr   Faitmrka  vorm.  MsMor,   Lucius  uml  BrOnlng  stellen  Schwefel- 


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1898 

Bänreanhydrid  nach  dem  Kontaktverfahren  dar,  indem  sie  die  Bö«t- 
gase  durch  Waschen  mit  Dampf.  Wasser  und  Bisulfitlösung  und  dar- 
auf folgende  Trennung  mit  Sohwefelsäuremonohydrat  von  allen  Ver- 
unreinigungen  befreien,  dann  vorwärmen  und  in  Kontaktretorten  kata- 
lysieren. Die  Gase  werden  dann  gekühlt  und  das  gebildete  SO,  wird  in 
gußeisernen  F&ngem  durch  konzentrierte  Schwefelsäure  absorbiert.  Später 
wird  dann  die  in  den  Reaktionsgasen  beim  Austreten  aus  dem  Kontakt- 
raum aufgespeicherte  Wärme  zur  Heizung  der  Gase  nutzbar  gemacht. 
1898  B.  HofMr  in  München  entdeckt  in  dem  Bacillus  peetis  Astaci  den  Erreger  der 
Krebspest,  einer  Epidemie,  welche  Ende  der  siebziger  Jahre  des  19.  Jahr- 
hunderts zuerst  in  Frankreich  aufgetreten  und  seitdem  regelmäßig  von  Westen 
nach  Osten  fortgeschritten  ist,  und  die  reichen  Krebsbestände  in  Süddeutsch- 
land,  Österreich  und  Rußland,  vernichtet  hat.  Hofers  Untersuchungen 
machen  einen  Zusammenhang  der  Krebspest  mit  der  stetig  zunehmenden 
Verunreinigung  der  Wasserläufe  durch  fäulnisfähige  organische  Substanzen 
der  Fabrik-  und  Städteabwässer  sehr  wahrscheinlich. 

—  Emest  Hootoy  macht  den  Versuch,  für  Fahrräder  statt  der  bisher  gebräuch- 
lichen Rahmenröhren  von  25 — 27  mm  Durchmesser  solche  von  nur  10  mm 
zu  verwenden.  Sein  Rahmen  wird  von  der  Firma  Humber  &  Co.  in  deren 
,, Skelettrad"  genanntem  Rade,  das  nur  6^» — 7  kg  wiegt,  verwendet,  er- 
langt aber  sonst  keine  Verbreitung. 

—  C.  Hospfnsr  erfindet  ein  Verfahren  zur  elektrolytischen  Darstellung  von  Zink 
aus  wässerigen  Zinkohloridlaugen  unter  Anwendung  von  unlöslichen  Anoden 
(Kohlenanoden)  und  rotierenden  Kathoden,  wobü  als  Nebenprodukt  Chlor 
gewonnen  wird.  Die  Methode  wird  von  Ludwig  Mond  in  großem  Maß- 
stäbe ausgeführt. 

—  Der  Mediziner  G.  Kllliaii  in  Freiburg  im  Breisgau  konstruiert  das  Broncho- 
skop, ein  Instrument  zur  direkten  Besichtigung  der  menschlichen  Luft- 
röhre und  ihrer  größeren  Zweige  (Bronchien)  vom  Munde  des  Kranken 
aus.  Es  wird  dadurch,  nebst  besserer  Erkennung  der  Krankheitszustände, 
ermöglicht,  gewisse  Operationen,  wie  Entfernung  von  Fremdkörpern,  in 
wesentlich  vereinfachter  Weise  vom  Munde  oder  vom  Luftröhrenschnitt 
aus  vorzunehmen  und  die  Narkose  entbehrlich  zu  machen. 

—  KodofHich  in  Wien  führt  für  das  Arsenal  des  österreichischen  Lloyd  in 
Triest  eine  elektrische  Nietmasohine  aus,  bei  der  eine  durch  einen  Elektro- 
motor bewegte  Kniehebelpresse  verwendet  wird. 

—  Ktnlg  &  BauM*  gelingt  es,  die  Rotationsmaschine  auch  für  beiderseits  ver- 
änderliche Formate  zu  aptieren  und  sie  so  auch  für  guten  Werk-  und 
Illustrationsdruck  passend  zu  machen.  Bei  diesen  Maschinen  wird  der 
Bogen  mittels  eines  steuerbaren  pneumatischen  Saugapparats  durch  den 
Druck  geleitet.  Es  gelingt,  diese  Maschinen  für  Zweifarbendruck  hersu- 
richten.     (S.  a.  1878  M.) 

—  Die  Firma  Gebrüder  KÖrHiic  baut  eine  doppeltwirkende  Zweitaktgasmasohine 
mit  besonderen  Gas-  und  Luftpumpen,  welche  bei  jeder  Umdrehung  zwei 
Arbeitshübe  ausführt  und  in  zahlreichen  Ausführungen  in  der  Industrie 
Aufnahme  gefunden  hat. 

—  Reinhold  Krohn  erbaut  die  eiserne  Straßenbrücke  über  den  Rhein  bei  Bonn, 
die  mit  einer  Bogenspannweite  von  187,9  m  die  größte  bisher  in  Deutsch- 
land angewendete  Spannung  hat. 

—  W.  LandsbWfsr  beschreibt  ein  neues  Verfahren  zur  Molekulargewiohts- 
bestimmung  nach  der  Siedemethode,  bei  der  die  Flüssigkeit  auasohUeBlioh 
durch  Einleiten  ihres  Dampfes  erhitzt  wird. 

—  Karl  F.  G.  Linde  benutzt  zur  Verflüssigung  der  Luft  die  innere  Arbeit  und 
führt  das  Gegenstromprinzip  ein,  das  darin  gipfelt,  daß  die  ausströmende 

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1898 

Luft  Bur  Abkühlung  der  noch  nicht  ausgeströmten  benntzt  und  so  eine 
selbstt&tige  Steigerung  der  Abkühlung  erzielt  wird.  Er  baut  nach  diesem 
Prinzip  eine  Kältemaschine  und  erreicht  dafaiit  sehr  tiefe  Temperaturen. 
1898  Umm  weist  nach,  daß  die  Larven  von  Ankylostoma  duodenale  auch  durch 
die  unversehrte  Haut  in  den  Organismus  eindringen  und  nach  langer 
Wanderung  (Blut  und  Lympbsystem,  Lunge,  Bronchien,  Ösophagus) 
schließlich  in  den  Darm  gelangen.  Diese  Art  der  Entstehung  der  Wurm- 
krankheit (Tunnelkrankheit,  Bergarbeiter-,  Ziegelbrenner-Anämie)  ist  häu- 
figer als  die  Infektion  per  Ob. 

—  Alfred  Lottarmotir  stellt  durch  Reduktion  alkalischer  Cuprisalzlösungen  mit 
ZinnchlorürlöBungen  Kupferhydrosol  dar  und  gewinnt  auf  ähnliche  Weise 
das  Hydrosol  des  Wismuts. 

—  0.  UimiiMr  und  F.  Kurikaum  konstruieren  einen  elektrisch  geglühten  absolut 
schwarzen  Körper  aus  Platinblech,  das  in  einem  Sohamotterohr  befindlich 
ist.     (S.  a.  1895  W.) 

—  Nach  den  Plänen  des  rossiBchen  Admirals  Stjepan  Ossipowitsch  Makaraff  wird 
der  Schraubendampfer  „Jermak"  als  größter  existierender  Eisbrecher  gebaut. 
Das  Schi£F  (Länge  93  m,  Wasserverdrängung  —  mit  Ballast —  14  780  Tonnen) 
zertrümmert  feste  Eisdecken  bis  zu  7,60  m  Dicke  und  wirkt,  wie  alle 
modernen  Eisbrecher,  nicht  durch  Rammen  der  Eismassen,  sondern  durch 
Niederdrücken  der  Eisdecke,  auf  die  mit  Volldampf  aufgefahren  wird. 
Nach  Makaroff's  Ansicht  bietet  die  Anwendung  solcher  starker  Eisbrech- 
dampfer die  beste  Aussicht  zur  Erreichung  des  Pols. 

—  Willy  MarckwaM  stellt  in  dem  „Lehrbuch  der  physikalischen  und  theore- 
tischen Chemie"  die  Beziehungen  zwischen  den  Schmelzpunkten  und  der 
Zusammensetzung  organischer  Verbindungen  dar. 

—  Nach  Angaben  von  Wilhelm  Schmidt  and  nach  dessen  Patent  von  1896, 
das  bezweckt,  „HeiSdampf  von  jeder  durch  Überhitzung  erreichbaren  Tem- 
peratur und  von  beliebiger  Spannung  anstandslos  in  den  Zylindern  doppelt- 
wirkender und  mehrstufiger  Dampfmaschinen  ebenso  wie  gleich  hoch  ge- 
spannten, gesättigten  Wasserdampf  zu  verwenden",  baut  die  MaMhlnantau- 
AMiMCMtllwhan  Vulkan  in  Bredow  bei  Stettin  eine  ZwiUingsheißdampf- 
maschine,  die  sich  sehr  gut  bewährt, 

—  Die  MaKlilnMtau-AktlM(tMllKhatt  Vulkan  baut  die  erste  Heißdampfloko- 
motive  nach  den  Angaben  von  Wilhelm  Schmidt  und  Robert  Garbe. 

—  Matfiwr  und  Phrtt  konstruieren  einen  Apparat  zur  elektrischen  Senge  der 
Baum  Wollstoffe,  bei  welchem  die  zu  sengende  Ware  über  eine  durch  den 
elektrischen  Strom  glühend  gemachte  Flatinplatte  gleitet. 

—  Der  Pariser  Physiker  E.  Mwcadler  verbessert  das  Radiophon  oder  Thermo- 
phon  (s.  1893  B.)  und  erfindet  ein  neues  System  des  Multiplextelegraphen. 

—  MMTitt  mißt  die  Geschwindigkeit  reflektierter  Kathodenstrahlen  mit  Hilfe 
ihrer  magnetischen  Ablenkung  und  findet,  daß  die  Geschwindigkeit  der 
reflektierten  Strahlen  die  gleiche  ist,  wie  die  der  einfallenden.  Da- 
gegen zeigt  Ernst  CMircka  1901  durch  genauere  Messungen,  daß  unter 
den  reflektierten  Strahlen  eine  große  Zahl  solcher  vorkommt,  deren  Ge- 
schwindigkeit beträchtlich  kleiner  ist,  als  die  der  einfallenden. 

—  Heinrich  Mwtlngsr  konstruiert  einen  Apparat  zur  Trocknung  von  Rüben- 
Schnitzeln,  Schlempe,  Biertrebem  u.  dgl.  durch  Dampf,  der  unter  dem 
Namen  „Excelsior- Apparat"  eingeführt  und  viel  gebraucht  wird. 

—  Die  Matallwarke  Colonla  in  Cöln  bringen  einen  Gaszünder  „Ludfer"  in  den 
Handel,  der  aus  einer  kleinen  flachen  Kapsel  besteht,  die  unter  den 
Brenner  geschraubt  «md  durch  eiae  Drahtleitung  mit  einer  Batterie  ver- 
bunden wird.  Die  Zündung  erfolgt  elektrisch,  wobei  durch  Druck  auf  einen 
Knopf  eine  beliebige  Anzahl  Lampen,  wie  beim  elektrischen  Licht,  ent- 

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zündet  werden  können.  Dei  Apparat  wird  vielfach  an  Strafienlatemen 
angebracht. 
1898  Albert  A.  MIchtlSM  stellt  Beugungsgitter  (sogenannte  Stufengitter)  her,  be- 
stehend aus  20  planparallelen  Glasplatten,  die  staSelförmig  so  aufeinander- 
geschichtet  sind,  daß  die  Breite  jeder  Stufe  1  mm  betrfigt.  Infolge  des 
Gangunterschieds,  den  die  Strahlen  beim  Durchgang  durch  die  Glasplatten 
erhalten,  werden  Spektren  sehr  hoher  Ordnung  erhalten,  die  ermöglichen, 
W^enlängen  feiner  Linien  bis  auf  Millionstel  Millimeter  zu  messen  und  da- 
mit die  eingeführte  willkürliche  Längeneinheit  durch  eine  absolut  unver- 
änderliche Einheit  auszudrücken. 

—  Mlll«r  und  Janiwy  führen  gleichzeitig  selbsttätige  ZentralpufFer- Kuppelungen 
für  Eisenbahnwagen  aus,  bei  denen  die  Seitenpuffer  vermieden  werden. 
Diese  Kuppelungen  werden  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  aus- 
schlieBUch  verwendet. 

—  JuhuB  Adolph  MMIlRgtr  konstruiert  Energiezähler  für  mehrere  Tarife,  die 
dem  Umstand  Rechnung  tragen,  daB  elektrische  Energie  für  Licht-  und 
für  Arbeitazwecke  zu  verschiedenen  Tari&ätzen  abgegeben  wird. 

—  Mond,  Ramiay  und  ShtoMi  zeigen,  daß  Wasserstoff  durch  Falladiom  nicht 
bloß  adsorbiert,  sondern  gelöst  wird,  und  zwar  können  gleiche  Mengen 
Palladiumblech,  Palladiumschsnm  und  Palladiummohr  gleiche  Mengen 
Wasserstoff  aufnehmen. 

—  Momu  versieht  das  Fahrrad  mit  einer  unter  dem  Namen  „Freilauf"  („free 
wheel")  bekannten  Vorrichtung  zur  Verbindung  der  Kurbelachse  mit 
dem  Kettenrad,  welche  beim  Rückwärtsdrehen  entkuppelt  wird.  Die  Vor- 
richtung beruht  auf  der  Verwendung  des  auch  sonst  in  der  Technik  schon 
vielfach  angewendeten  Kugelgesperres. 

—  Leopold  Ntthan  in  Zürich  erfindet  ein  Bierbereitungsverfahren,  bei  welchem 
sich  der  gesamte  Brauvorgaug,  im  besonderen  die  Kühlung,  Gärung,  und 
Sättigung  mit  Kohlensäure,  unter  Durchführung  strengster  Sterilisierung 
in  ein  und  demselben  (glasemaillierten)  Gefäße  vollzieht,  so  daß  das  Bier 
unter  Wegfall  der  Nachgärung  und  Lagerung  bereits  nach  etwa  8 — 10 
Tagen  verkaufsfähig  ist,  ohne  den  normal  gebrauten  Bieren  an  Wohl- 
geschmack und  Haltbarkeit  nachzustehen. 

—  Walther  Namtt  erfindet  die  Nemstlampe,  eine  elektrische  Freiluft-Glühlampe, 
in  welcher  als  Glühkörper  ein  Leiter  zweiter  Klasse,  bestehend  aus  Oxyden 
seltener  Erden  benutzt  wird. 

—  Richard  Nsulmn  erbringt  den  experimentellen  Beweis  für  die  Richtigkeit 
der  Zenker'schen  Theorie,  indem  er  Querschnitte  einer  Lippmann' sehen 
Schicht  (a.  1891  L.)  anfertigt  und  hierin  die  von  Zenker  angenommene 
Schichtung  (s.  1866  Z.)  mit  dem  Mikroskop  nachweist.  Die  Schnitte  ent- 
nimmt er  dem  roten  Teil  einer  Spektrumphotographie;  der  Abstand  der 
Schichten  stimmt  mit  der  halben  Wellenlänge  dieses  Lichtes  überein. 

—  Orllng  in  Stockholm  und  Armtrong  in  Portsmouth  versuchen  gleichzeitg, 
die  elektrischen  Wellen  zum  Lenken  von  Torpedos  zu  benutzen,  ohne  daß 
ihre  Versuche  bis  jetzt  zu  brauchbaren  Resultaten  geführt  haben. 

—  Der  OttomIchlielM  Vanin  Vkt  chamItclM  und  matallurgltclM  Produktion  in  Aussig 
erfindet  ein  Verfahren  der  Zerlegung  des  ChlorkaUums  ohne  Diaphragma 
und  ohne  Quecksilber,  das  von  dem  Gedanken  ausgeht,  das  Vordringen 
der  Kathodenlauge  zur  Anode  dadurch  zu  hemmen,  daß  eine  entgegen- 
gerichtete FlüBsigkeitsströmung  durch  die  Zufuhr  der  frischen  Sole 
geschaffen  wird  (Glockenverfahren).  Ein  weiteres  Glocken  verfahren  wird 
1903  von  Walter  Bein  angegeben. 

—  Wilhelm  Oitwald  untersucht  die  Übersättigung  und  Überkaltung  und  stellt 
fest,  daß  übersättigte  Lösungen  und  überkaltete  Schmelzen  ebenso  wie  durch 

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1888 

Berfibmiig  mit  identäsoher  krystallisierter  Sabstanz,  so  auch  doroh  iso- 
morphe Krygtalle  zur  Erystallisation  gebracht  werden  können. 
1898  Die  H.  Paukacb,  AMm-aaMlbclialt  in  Landsberg  a.  W.  konstruiert  einen 
Dreiflammrohrkessel,  bei  welchem  sie  zur  Erhöhung  der  Wäxmeaufnahme- 
ffthigkeit  einen  Umlauistrom  bewirkt,  zu  dessen  Herstellung  die  Heiz- 
wirkung des  dritten  Flammrohrs  und  eine  besonders  geartete  Speise- 
rinne  dienen. 

—  Iwan  Petrowitsoh  Pawtaw  und  seine  Schüler  ontersuchen  die  Funktionen 
des  Magens  und  kommen  zu  dem  Resultate,  dafi  in  demselben  ein  lipo- 
lytisches  Ferment  und  ein  anderes  Ferment  enthalten  seien,  welches  letztere 
auf  die  Proteine  der  Nahrung  einwirkt.  Bisher  war  angenommen  worden, 
dafi  aufier  der  Lipase  Pepsin  und  Labferment  im  Magen  enthalten  seien; 
Pawlow  nimmt  jedoch  an,  daß  die  milohkoaguUerende  und  die  eiweiß- 
lösende Wirkung  einem  einzigen  Ferment  zukommen. 

—  Robert  Edward  Pavy  bricht  auf  der  „Windward"  zu  einer  neuen  Polar- 
reise auf,  überwintert  erst  bei  Etah  an  der  Ostseite  des  Smithsundes, 
dann  auf  Kap  Sabine  und  unternimmt  von  da  im  Frühjahr  1900  eine 
Schlittenezpedition,  die  ihn  bis  zum  Nordende  von  Grönland  SS"  39"  führt. 
Durch  einen  Vorstoß  nach  0.  weist  er  endgültig  die  Inselnatur  Grönlands 
nach.  Im  Frühjahr  1902  dringt  er  aufs  neue  von  Kap  Hekia,  der  Nord- 
spitze Grönlands  auf  dem  Eise  bis  84  <>  17'  vor,  der  höchsten  Breite,  die 
bisher  auf  der  amerikanischen  Seite  des  PolararchipelB  errei.cht  worden  ist. 

—  Die  dänischen  Elektriker  PtiHrwn  und  PoulMii  erfinden  das  Telegraphen 
(oder  den  Telephonographen) ,  eine  Yereinigimg  yon  Fernsprecher  und 
Phonograph,  bei  der  die  in  das  Mikrophon  gesprochenen  Worte  auf  der 
Empfangsstation  von  einem  Phonographen  geschrieben  und  dem  Emp- 
fänger zu  beliebiger  Zeit,  nach  Rnckschaltung  des  Apparats,  durch  den 
gewöhnlichen  Femhörer  mitgeteilt  werden. 

—  Der  Ingenieur  PMtadiw  in  Philadelphia  konstruiert  eine  elektrische  Steuer- 
masohine,  die  auf  dem  Prinzip  der  Wheatstone'sohen  Brücke  aufgebaut 
ist.  Er  entfaltet  eine  bahnbrechende  Tätigkeit,  um  auf  Schiffen  an  Stelle 
der  Dampfkraft  den  Elektromotorenbetrieb  zu  setzen. 

—  Der  Pmwiurtie  Tool  Company  in  Chicago  gelingt  es,  Werkzeuge  für  den  Be- 
trieb mit  Preßluft  zu  schaffen,  bei  denen  nicht  mehr  d«r  Arbeiter  die 
Kraft  zu  liefern  hat,  die  zum  Lostrennen  der  Späne  beim  Meißeln,  zum 
Schließen  von  Fugen  beim  Stemmen  usw.  zu  leisten  ist,  sondern  die 
Kraft  des  Schlages  vom  Drucklufthammer  geliefert  wird,  so  daß  der 
Arbeiter  nur  noch  den  Meißel,  das  Stemmeisen  usw.  zu  führen  hat. 

—  rainiaiiii  stellt  eine  sich  vollständig  wie  Sämisohleder  verhaltende  „Caspin" 
genannte  Ledersorte  her,  die  mit  verdünntem  Formalin  bei  Gegenwart 
von  Alkalien  oder  alkalischen  Salzen  in  sehr  kurzer  Zeit  gegerbt  wird  imd 
sieh  durch  ihre  Farbe  und  ihre  Widerstandsfähigkeit  bei  Siedehitze  aus- 
zeichnet. 

—  William  Ramny,  John  SMoMi  und  Ludwig  Moni  untersuchen  die  Okklusion 
des  Palladiums  (s.  1868  G.)  imd  stellen  fest,  daß  das  Palladiumhjdrür 
nicht,  wie  bisher  angenommen,  der  Formel  Pd,H,  sondern  der  Formel  Pd^H, 
entspricht. 

—  William  Ramay  und  M.  W.  Tramn  entdecken  in  der  atmosphärischen 
Luft  außer  dem  Neon  noch  zwei  neue  Grundstoffe,  das  Xenon  und  das 
Krypton. 

—  Der  Architekt  Julius  RttcMorff  in  Berlin  bildet  bei  der  Ausführung  der 
Ziegelgewölbe  des  Berliner  Dom-Neubaues  das  sogenannte  Wölben  in  Sek- 
toren weiter  aus,  wodurch  es  ihm  gelingt,  bei  den  14,10  m  weit  gespannten 
Hauptgurtbögen  der  PredigtUrohe,  und  damit  auch  bei  dem  auf  die  Gurt- 


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18»8 

bögen  aufgesetzten  Kuppelbaa,  ein  Töllig  rissefreies  Mauerwerk  zu  erzielen, 
was  bei  den  älteren  ähnlichen  Monumentalwerken  (Stephansdom  in  Wien, 
St.  Peteiskirche  in  Rom,  u.  a.)  nicht  gelungen  war. 
1898  A.  Ratnu  konstruiert  eine  Dampfturbine,  die  sich  als  eine  mehrstufige 
reine  Druckturbine  darstellt.  Die  Maschine  wird  von  Sautter  Harl6  in 
Paris  gebaut  und  sehr  gerühmt. 

—  Der  Rlcba'sche  Holzgasgenerator  wird  zuerst  in  Frankreich  bekannt.  Es 
findet  bei  demselben  in  geschlossenen  Doppelretorten  eine  trockene  Destil- 
lation von  Holz  und  nachherige  Zersetzung  der  Destillationsprodukte  statt. 

—  Giovanni  RIzzo  bestimmt  die  „Sonnenkonstante  A"  (Anzahl  der  Gramm- 
oalorien,  die  ein  Quadratzentimeter  an  der  oberen  Grenze  der  Atmosphäre 
in  einer  Minute  durch  die  senkrecht  auf  ihn  fallenden  Sonnenstrahlen 
empfängt)  zu  2,5 — 2,6  Grammcalorien. 

—  RoullMt  macht  in  einem  Briefe  an  die  Pariser  Akademie  den  Vorschlag, 
das  Stereoskopprinzip  auf  Böntgenaufnahmen  anzuwenden.  Eine  Aus- 
führungsform gibt  er  nicht  an.  Diese  wird  erst  1900  von  Hans  Boas  in 
Berlin  erfunden. 

—  Georges  Sagnae  nimmt  wahr,  daß  beim  Auffallen  Yon  Kathodenstrahlen 
auf  blankpolierte  Metalle  von  letzteren  sekundäre  Strahlen  ausgesandt 
werden,  die  eine  neue  Strahlung  des  reflektierenden  Stoffes,  etwa  ein  Ent- 
weichen von  Elektronen  aus  dem  reflektierenden  Blech,  darstellen  (Sagnac- 
Strahlen)..  Er  findet  die  gleiche  Erscheinung  später  auch  bei  den  Söntgen- 
strahlen. 

—  A.  F.  W.  Schlnptr  veröffentlicht  seine  „Pfianzengeographie  auf  physiolo- 
gischer Grundlage",  in  welcher  er  die  Abhängigkeit  der  Vegetation  von 
den  Faktoren  der  Umgebung  (Licht,  Wasser,  Luft,  Boden  usw.)  zeigt. 

—  Gerhard  C.  SebmMt  und  später  in  demselben  Jahre  Frau  Sklodowska  Curia 
stellen  die  Radioaktivität  der  Thoriumverbindungen  fest. 

—  Leopold  van  Schreattar  regt  auf  dem  Pariser  Tuberkulose -Kongreß  zuerst 
den  Gedanken  an,  die  Nationen  zu  wirksamer  Bekämpfung  der  Tuber- 
kulose untereinander  in  engere  Beziehungen  zu  bringen,  um  mit  vergüten 
Kräften  gegen  diese  Volksseuche  vorzugehen.  Dieser  Gedanke  wird  1902 
in  Berlin  durch  die  Begründung  der  Internationalen  Vereinigung  gegen 
die  Tuberkulose  in  die  Tat  umgesetzt. 

—  Der  Chemiker  SciiwsR  erkennt,  daß  die  Herstellung  von  Kalksandstein 
(s.  1880  M.)  aus  einem  Gemisch  von  Sand  und  Kalk  unter  Einwirkung 
von  heißem  Dampf  auf  der  Entstehimg  von  Silikat  beruht.  Er  verbessert 
das  Verfahren,  indem  er  es  im  Vakuum,  also  unter  Luftabschluß  vornimmt 
und  dadurch  die  unerwünschte  Verbindung  des  Kalks  mit  der  Kohlen- 
säure der  Luft  verhindert. 

—  Schwarz  und  Valantiiiar  führen  die  Destillation  der  Salpetersäure  im  Vakuum 
in  die  Praxis  ein. 

—  Friedrich  Wilhelm  Sammlar  erhält  aus  dem  Geranioldiohlorhydrat  durch  vor- 
sichtige Behandlung  mit  Alkalien  Linalool.  Dieser  Körper  wird  im  folgen- 
den Jahre  von  Stephan  durch  Behandlung  der  Geranjlphtalestersänre  mit 
Wasserdampf  synthetisoh  erhalten. 

—  Nachdem  die  von  Lamb  in  Amerika  ausgeführten  Versuche  eines  elektrischen 
Schiffszugs  Resultate  nicht  ergeben  hatten,  stellen  Mamant  &  Haltka  auf 
dem  Finow- Kanal  bei  Berlin  mehrere  Jahre  dauernde  Versuche  mit  der 
vom  Oberingenieur  Köttgen  erfundenen  elektrischen  Schlepplokomotive  an. 
Dieselbe  fährt  am  Ufer  des  Kanals  auf  einer  Gleitschiene  und  zieht  das 
zu  befördernde  Schiff  mit  Seilzug  verwarte.  Ihren  Betriebsstrom  entnimmt 
die  Lokomotive  einer  Oberleitung  mittels  federnder  Fahrstange  mit  Lauf- 
rolle.   Die  Versuche  erweisen  die  Ausführbarkeit  des  Betriebes. 


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1898 

1898  Hermann  Theodor  Simon  in  Göttingen  beobachtet  die  Superposition  von 
Weohaelgtrömen  über  Gleichstrom  und  erfindet  die  singende  Bogenlampe, 
die  man  als  eine  Art  radiophonigohee  Instrument  betrachten  kann. 

—  Der  schwedische  Chemiker  E.  SlmoniM  erforscht  die  Bedingungen  für  die 
Inversion  der  CeUulose.  Seine  im  Großen  angestellten  Versuche,  wobei  er 
Späne  von  Kiefern-  oder  Tannenholz  mit  4 — 6  Teilen  halbprozentiger 
Schwefelsäure  eine  Viertelstunde  lang  auf  9  Atmosphären  erhitzt,  ergeben 
Lösungen  von  etwa  fio/o  Zuckergehalt,  die  bis  auf  757o  vergären  und  sehr 
reinen  fuselfreien  Alkohol  geben.     (S.  a.  1819  B.) 

—  Nachdem  verschiedene  englische  und  amerikanische  Forscher,  wie  Sidney 
Martin,  Smith,  Frothingham,  Dinwiddie,  den  ersten  Anstoß  zu  Zweifeln 
an  der  Einheit  der  Menschen-  und  Tiertuberkulose  gegeben  hatten,  macht 
Theobald  Smith  auf  Unterschiede  in  Gestalt,  Wachstum  und  Wirkung  auf- 
merksam, die  er  zwischen  den  aus  dem  Auswurf  schwindsüchtiger  Menschen 
und  den  aus  tuberkulösen  Organen  perlsüchtiger  Binder  gezüchteten 
TuberkelbacUlen  gefunden  hat. 

—  C.  H.  Steam  stellt  zuerst  Viscoseseide  her,  indem  er  Lösungen  von  Cellu- 
losexanthogenat  mit  Chlorammoniumlösung  fällt.  Am  zweckmäßigsten 
wird  lOprozentige  alkalische  Viskoselösung  aus  feinen  Düsen  in  ein  Fäll- 
bad von  Chlorammoniumlösung  eingespritzt. 

—  Der  Bürgermeister  Albert  Sticw  in  Windisch-Feistritz  versucht  das  Wetter- 
schießen einzuführen.  In  Steiermark  und  besonders  in  Italien  werden 
zahlreiche  systematische  Versuche  hiermit  angestellt,  die  indes  die  Aus- 
sichtslosigkeit des  Verfahrens  ergeben. 

—  Almon  B.  Strowctr  erfindet  ein  telephonisches  Selbstanschluß-System,  um 
die  den  Anschluß  besorgenden  Beamten  entbehrlich  zu  machen.  Das  erste 
derartige  Telephonamt  wird  in  London  durch  die  Automatic  Electric  Com- 
pany ausgeführt. 

—  Alexander  Georg  Supan  unterzieht  die  Verteilung  der  Niederschläge  auf 
der  Erde  einer  erneuten  Untersuchung  und  bestätigt  die  Resultate  Woei- 
koff's.  (S.  1880  W.)  Er  studiert  insbesondere  auch  die  jahreszeitlichen 
Verschiebungen  der  als  hydrometeorologischer  Äquator  bezeichneten  Linie, 
welche  das  nördliche  Winterhalbjahr  vom  südlichen  Sommerhalbjahr,  und 
umgekehrt,  trennt. 

—  Otto  SvwArnp  macht  eine  Polarfahrt  mit  der  „Fram"  und  bereist  in 
den  vier  Frühjahren,  die  er  hoch  im  Norden  zubringt,  größtenteils  mit 
Schlitten  und  Hunden  ein  Gebiet  von  nahezu  300000  qkm.  Er  gelangt 
bis  81"  37',  berichtigt  die  Topographie  von  Ellesmere-  und  Grinnell- 
land  im  Westen  des  Smith-Sundes  und  des  Kanebeckens  und  entdeckt 
Land  und  verschiedene  neue  Meeresarme  nördlich  von  Jones-Sund  und 
westlich  von  Ellesmere-  und  Grinnellland. 

—  Richard  Thoma  und  seine  Schüler,  namentlich  Sack,  Westphalen  und  Berg- 
mann, arbeiten  über  die  Arteriosklerose  und  bringen  Klarheit  in  die  kom- 
plizierten Verhältnisse  dieser  Krankheit,  deren  Wesen  sie  in  der  primären 
Erkrankung  der  Gefäßwand  und  der  verminderten  Widerstandsfähigkeit 
der  Media  erblicken. 

—  Alexander  Tichlrch  erweist,  daß  in  den  Abführmitteln  im  engeren  Sinne, 
wie  Frangula,  Bheum,  Senna  und  Aloe,  Derivate  der  Oxymethylanthra- 
chinone  vorkommen,  welche,  wie  auch  die  Oxymethylanthrachinone  selbst, 
abführende  Wirkungen  haben,  da  sie  die  Peristaltik  erregen  oder  erhöhen. 

—  TwHeMI  bewirkt  die  Spaltung  der  Fette  in  Fettsäure  und  Glycerin,  indem 
er  die  Fette  mit  einigen  Prozenten  einer  Sulfoverbindung,  die  durch  Be- 
handeln eines  Gemisches  von  Ölsäure  und  Phenol  oder  Naphtalin  mit 
Schwefelsäure  erhalten  wird,  in  ofFenen  Gefäßen  mit  Dampf  kocht. 

-     971     — 

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1808 

1898  WtNr  in  Oberoaasel  richtet  für  das  Eiaenwalzwerk  eine  neue  Walzen- 
ordnong  ein,  die  eine  wesentliche  Verkürzung  des  gesamten  Apparats  zur 
Folge  hat,  and  bei  der  der  Transport  der  Werkstücke  wesentlich  erleichtert 
ist.     Eine  ähnliche  Neuerung  wird  Ton  Grey  bewerkstelligt. 

—  A.  Wtnck  verarbeitet  die  Melassenschlempe  zu  trockenem  Dünger,  indem 
er  auf  100  kg  Schlempe,  die  auf  40"  B6  eingedampft  ist,  20 — 25  "/g  rohe 
ungereinigte  Schwefelsfiure  von  60"  B6  und  10 — 15Vo  kohlensauren  Kalk 
zufügt.  Der  Melassensohlempendönger  wird  von  dem  Chilinit-Syndikat  in 
den  Handel  gebracht.  Ungefähr  gleichzeitig  werden  mittels  anderer  Me- 
thoden Melasseschlampendfinger  von  Rigoley,  Vasseuz  und  Savary  dar- 
gestellt. 

—  Clemens  WInidtr  schlägt  zur  Elektroanalyse  Platindrahtnetze  als  Kathoden 
vor  und  beseitigt  dadurch  die  Störung  durch  Schwammbildung  usw. 

—  Hugo  Wlnttrnlli  führt  ein  Additionsprodukt  von  Jod  und  Sesamöl,  das 
10%  Jod  enthält,  unter  dem  Kamen  Jedipin  in  den  Arzneisohatz  ein.  Es 
findet  mit  gutem  Erfolg  Verwendung  an  Stelle  von  Jodkali  bei  luetischen 
Aflektionen,  bei  Arteriosklerose,  Lungenemphysem,  Pleuritis,  bei  Gelenk - 
Schwellungen  usw. 

—  G.  Witt  und  A.  H.  P.  Chvioit  entdecken  am  13.  August  den  Planeten 
Eros,  welcher  dadurch  merkwürdig  ist,  daß  seine  Bahn  teilweise  zwischen 
Erde  und  Mars  liegt,  worauf  A.  Bwfctrtch  zuerst  hinweist.  Charlois  hat  in 
den  Jahren  1887—99  im  ganzen  95  neue  Planetoiden,  meist  auf  photo- 
graphischem  Wege,  entdeckt. 

—  Rudolf  Ernst  Wolf  in  Buokau  bringt  eine  Heißdampflokomobile  auf  den 
Markt,  die  eine  betriebssichere  Anwendung  des  überhitzten  Dampfes  ge- 
stattet, und  stellt  diese  Lokomobile  auch  fahrbar  her.    (Vgl.  a.  1898  M.) 

—  Wootf  einerseits  und  Popp  und  Backtr  andererseits  untersuchen  die  Wirkung 
der  in  der  Gerberei  verwendeten  Kotbeizen,  namentlich  der  Hundekotbeizen, 
die  zur  Lösung  der  durch  den  Äscher  in  das  Hautmaterial  gelangten  Kalk- 
yerbindungen  dienen.  Sie  konstatieren,  daß  diese  Wirkungen  durch  Enzyme 
bewirkt  werden,  die  durch  gewisse  im  Kot  vorkommende  Bakterien  her- 
vorgebracht werden,  und  daß  hierzu  auch  die  organischen  Aminverbin- 
dungon  beitragen.  Sie  schlagen  künstliche  Beizen  vor,  mit  denen  zufrieden- 
stellende Resultate  erzielt  werden. 

—  Nachdem  man  zuerst  (s.  1895  R.)  die  Spiritusglühliohtlampen  als  reine 
Dochtlampen  konstruiert  hatte,  wobei  jedoch  große  Ubelstände  aufgetreten 
waren,  erfindet  Karl  Zahnpfund  einen  Brenner  für  Spiritusglühlicht,  bei 
welchem  er  den  Docht  ganz  vermeidet.  Er  richtet  die  Lampe  so  ein,  daß 
der  Spiritus  dem  Brenner  in  genügender  Menge  und  ohne  Docht  ruhig 
und  stetig  zufließt,  und  schafft  in  der  Kaiser-Schwert-Lampe  und  der 
Azett-Spiritus-Glühlichtlampe  Konstruktionen,  durch  welche  die  Verwen- 
dung des  Spiritus  zu  Leuchtzwecken  gesichert  wird. 

—  Der  General  der  Kavallerie  Graf  Ferdinand  von  Zoppilin  beginnt  seine 
Versuche  mit  dem  lenkbaren  Luftschiffe.  Zeppelin's  Aerostat  ist  der  Haupt- 
repräsentant  des  sogenannten  „starren"  Systems.     (S.  1900  u.  1907  Z.) 

—  Karl  ZIcklor  in  Brunn  erfindet  im  Anschluß  an  die  Hertz'sohen  Beobach- 
tungen über  die  ultravioletten  Strahlen  eine  Art  lichtelektrischer  Tele- 
graphie  ohne  Draht. 

—  Richard  Adolf  ZilgiiMiiiy  erbringt  durch  Synthese  den  Beweis,  daß  der 
Cassius'sche  Goldpurpur  ein  Gemisch  von  kolloidalem  Gold  mit  kolloidalem 
Zinndioxyd  ist.  Er  ermöglicht  hierdurch  die  Herstellang  dieses  Produktes 
in  sich  stets  gleichbleibender  Qualität. 

—  Zulkemkl   in   Prag  liefert   in   seinem  Werke   „Zur  Erhärtungstheorie  des 


—     972     — 

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1899 

natörliohen  und  künstlichen  hydrauÜBchen  Kalks"  inohtige  Beiträge  über 
den  Erh&rtungsvorgang  bei  den  Wassermdrteln. 
1899  Kiofaard  Abaa  und  Guido  BatUntir  nehmen  die  Elektroafflnit&t  zur  Grund- 
lage einer  Systematik  der  anorganischen  Verbindungen  und  werden  dadurch 
in  den  Stand  gesetzt,  die  sogenannten  komplexen  Verbindungen  dem  all- 
gemeinen System  übersichtlich  einzufügen. 

—  Der  amerikanisohe  Zoolog  Alezander  Agmli  führt  auf  dem  für  wissen- 
schaftliche Zwecke  vollendet  ausgestatteten  Schiff  der  Fisch  ereibehörde 
der  Vereinigten  Staaten  „Albatross"  erfolgreiche  Forschungsreisen  aus 
und  fördert  eine  Menge  von  Material  zur  Kenntnis  der  marinen  Orga- 
nismen zutage. 

—  Der  Techniker  Eugen  Alkwt  in  München  erfindet  die  Citoohromie,  ein 
autotypisohes  Vierfarbendruckverfahren,  bei  welchem  die  Platten  für  gelb, 
rot,  blau  und  schwarz  sofort  hintereinander  gedruckt  werden  können, 
ohne  dafi  auf  das  Trocknen  des  vorhergehenden  Drucks  gewartet  zu 
werden  braucht.  Die  Citoohromie  ist  namentlich  für  die  Herstellung 
illustrierter  Zeitschriften  von  Bedeutung. 

—  Patrick  Y.  Alaxandwr  in  Bath  konstruiert  Schraubenflieger  bis  zu  9  m 
Durchmesser  und  stellt  deren  theoretische  Leistungsfähigkeit  fest,  ohne 
daß  sich  jedoch  daran  praktische  Folgen  knüpfen.     (S.  a.  1877  F.) 

—  Die  AmMMw  ElwnMm-QlilllUhttt  erhält  die  Erlaubnis  zur  Weiterffihrung 
der  in  Konia  (s.  1896  A.)  endigenden  Anatolisohen  Bahn  über  Adana,  Mos- 
sul,  Bagdad,  Basra  nach  Kuet  am  Persischen  Meerbusen.  Dadurch  wird 
ein  ununterbrochener  Schienenweg  zwischen  dem  Persischen  Meerbusen, 
dem  Mittelländischen  und  dem  Schwarzen  Meere  hergestellt.  Die  Länge 
der  Bagdadbahn  wird  2470  km  betragen. 

—  M.  AnHIt  konstruiert  einen  Heizeßektmesser  „Ados",  der  wie  das  ökono- 
mometer  (s.  1893  A.)  zur  Untersuchung  der  Feuergase  auf  ihren  Gehalt 
an  Kohlensäure  dient  und  sich  durch  eine  durchaus  zuverlässige,  dauernde 
Aufzeichnung  der  Verbrennungsvorgänge  auszeichnet. 

—  Adolf  von  BMytr  und  Victor  VIIHcsr  beschäftigen  sich  aus  Anlaß  der  Ent- 
deckung der  Caro'schen  Säure  eingehend  mit  den  Fersäuren  und  Per- 
oxyden. Sie  erkennen,  daß  diese  Verbindungen  sich  vom  Hydroperozyd 
(Wasserstoffsuperoxyd)  ableiten  Isssen,  -geben  ihnen  eine  neue  Nomenklatur 
und  stellen  auch  organische  Persäuren,  wie  z.  B.  die  Benzoepersäure,  die 
Phtalmonopersäure  usw.  und  organische  Peroxyde  dar.    (S.  a.  1895  W.) 

—  H.  W.  Bakhuis-RoonboMii  und  A.  LadMbiirf  zeigen  unabhängig  voneinander, 
daß  zur  Feststellung,  ob  eine  inaktive  spaltbare  Substanz  eine  racemische 
Verbindung  oder  ein  Gemenge  der  inaktiven  Komponenten  ist,  die  Be- 
stimmung der  Lösliohkeit  der  Substanz  erst  ohne,  dann  mit  Zusatz  einer 
kleinen  Menge  des  einen  aktiven  Komponenten  genügt.  Sind  die  Löslich- 
keiten verschieden,  so  liegt  eine  racemische  Verbindung  vor,  sind  sie 
gleich,  ein  enantiomorphes  Gremenge. 

—  Aristaroh  Bsiopolsky  gelingt  es,  mit  Hilfe  des  von  ihm  (1894)  erfundenen 
Apparates  zur  Reproduktion  der  Verschiebung  von  Spektrallinien  bewegter 
Lichtquellen,  die  Umlaofsdauer  für  die  eine  Komponente  des  Doppel- 
stemes  a  Geminorum,  und  im  Verein  mit  den  Astronomen  der  Sternwarte 
zu  Cambridge  in  England  die  Umlaufszeit  des  Trabanten  des  Castor, 
letztere  zu  ungefähr  1000  Jahren,  zu  bestimmen. 

—  P.  BsrgtM  in  Kopenhagen  nimmt  ein  Patent  auf  ein  Verfahren  der  Ent- 
zinnung  von  Weißblechabfällen,  bei  welchem  das  Zinn  der  Abfälle  durch 
Zinnchlorid  oder  Stannisulf  at  gelöst  und  dann  elektrolytisoh  niedergeschlagen 
wird,  wobei  das  entstandene  Zinnchlorür  gleichzeitig  in  Chlorid  zurück- 
verwandclt  wird. 

—     973     — 

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189» 

1899  William  Wallaoe  OompMi  an  der  Liok-Stemwarte  stellt  auf  spektroakopi- 
Bohem  Wege  feet,  daß  der  Polarstern  ein  Doppelstem  ist,  dessen  beide 
Komponenten  160000  km  voneinander  abstehen  and  sieh  innerhalb  3  Tagen 
23  Stunden  25  Minuten  um  ihren  gemeinsamen  Schwerpunkt  bewegen.  Der 
Polarstem  hat  in  18",  5  Abstand  noch  einen  Bereiter  9..  Größe. 

—  Die  Firma  John  Cockwlll  in  Seraing  baut  große  für  den  Betrieb  mit  Gicht- 
gasen bestimmte,  einfach  wirkende  Viertaktmasohinen,  an  die  sich  später 
die  in  Tandemanordnung  gebauten  zweizyUndrigen  Maschinen  mit  einfach 
wirkendem  Viertakt  in  jedem  Zylinder  anschließen,  die  namentlich  durch 
die  Nürnberger  Maschinenbau-Aktiengesellsohaft  ausgebildet  werden. 

—  Ernst  CohM  weist  nach,  daß  das  Zinn  in  drei  allotropen  Formen  existiert. 
Bis  20'  ist  das  graue  Zinn  best&ndig,  von  20°  bis  170,o  das  tetragonale 
und  von  ITO"  bis  232°  das  rhombische  Zinn.  Durch  diese  Arbeit  findet 
die  Zinnpest,  die  schon  Aristoteles  kannte,  ihre  Erklärung,  indem  bei 
niedriger  Temperatur  das  weiQe  (tetragonale)  Zinn  in  das  graue  übergeht. 

—  John  Norman  Collie  und  Thomas  Ticlda  zeigen,  daß  Dimethylpyron  mit 
verschiedenen  Säuren,  wie  Halogen  Wasserstoff  säuren,  Weinsäure  usw. 
Additionsprodukte  bildet,  die  sehr  beständig  sind  und  sich  durch  die  An- 
nahme eines  vierwertigen  Sauerstoffs  erklären  lassen.  Sie  betrachten 
diese  Substanzen  als  Derivate  einer  dem  NH,  analogen  hypothetischen 
Base  H,O.OH,  die  sie  als  Ozoniumhydroxyl  bezeichnen,  und  nennen  sie 
dementsprechend  Ozoniumsalze. 

—  H.  Crammw  macht  ausgedehnte  Forschungen  über  Eishöhlen.  Seine  fort- 
gesetzten Temperatur-  und  Feuchtigkeitsmessungen  scheinen  dafür  zu 
sprechen,  daß  das  Eis  sich  deswegen  hält,  weil  die  Luft  in  der  Höhle  ab- 
geschlossen ist  und  sich  daher  nicht  erwärmen  kann.  Saokform  der  Höhle 
mit  verborgenem  Eingang  bewirkt,  daß  die  einmal  eingedrungene  kalte 
Luft  von  Strömungen  möglichst  unbeeinflußt  der  Höhle  den  glazialen  Cha- 
rakter verleiht.    (Vgl.  auch  1891  F.) 

—  Frau  Sklodowska  Curla  stellt  aus  der  Pechblende  das  Polonium  dar,  das 
später  von  Marckwald  (s.  1902  M.)  in  hohem  Reinheitszustand  und  mit 
starker  Aktivität  hergestellt  wird.  Außerdem  findet  sie  in  der  Pechblende 
das  Radioblei,  das  insbesondere  von  Elster  und  Geitel  (s.  1899  £.)  und 
von  Hofmann  und  Strauß  näher  untersucht  wird. 

—  DeMarna  stellt  aus  der  Pechblende  das  Aktinium  her,  das  konstant  aktiv 
zu  sein  scheint.  (S.  a.  1902  G.) 

—  Karl  Dirl  konstruiert  einen  Wechselstrom -Nebenschlußmotor  mit  Kommu- 
tator und  Kompensationswicklung. 

—  Die  Daatwha  Ammanlakwarka-Oaaalliclialt  in  Cöln  gewinnt  Ammoniak  aus  See- 
schliok,  indem  sie  den  mit  Alkalien  oder  Erdalkalien  gemischten  Schlick 
in  trocknem  Zustande  oder  unter  Überleiten  von  Waaaerdampf  erhitzt. 

—  James  Dawar  gelingt  es  unter  Abkühlung  durch  flüssige  Luft  die  Luft,  den 
Sauerstoff  und  den  Wasserstoff  in  festem  Zustand  zu  erhalten. 

—  H.  Draiar  führt  die  Acetylsalicylsäure  luter  dem  Namen  Aspirin  in  den 
Arzneischatz  ein. 

—  Julius  EMar  und  Hans  GalM  finden,  daß  das  aus  der  Pechblende  ge- 
wonnene Radioblei  (BleisuLfat;  s.  1899  C.)  kräftige  Strahlen  aussendet. 
K.  Hof  mann  und  E.  Strauß  bestätigen  diese  Beobachtung  1900. 

—  Die  ElaktrliltümaMlIiCiiaft  vorm.  Schuckart  &  Co.  führt  zur  Messung  hoch- 
gespannter Ströme  Meßtransformatoren  zur  Erweiterung  des  Meßbereichs 
technischer  Meßinstrumente  ein. 

—  C.  Enclar  und  J.  WalMarg  unterziehen  die  zuerst  von  Schönbein  (s.  1846  S.) 
genauer  untersuchten  Vorgänge  der  Autoxydation,  d.  i.  der  Verbindung 
gewisser  Körper  mit  Sauerstoff  bei  gewöhnlicher  Temperatur,   einer  kri- 

—     974     — 

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1809 

tischen  Behandlung  und  BohaSen  in  den  Jahren  1899 — 1904  die  erste  Syste- 
matik der  autoxydabeln  Körper  auf  Grund  des  individuellen  Additions- 
yermögens  für  molekularen  Sauerstoff. 
1899  CL  FmhiI  freist  als  erster  für  eine  Anzahl  von  Spaltpilzen  die  Fähigkeit 
nach,  proteolytische  Enzyme  hervorzubringen.  Dies  sind  Enzyme,  welche 
die  Eiweißstoffe  im  engeren  Sinn  (die  Proteine),  wie  Leim  und  Fibrin,  in 
lösliche  Verbindungen  überführen,  damit  sie  zum  Aufbau  des  Protoplasmas 
dienen  können. 

—  Adolph  Frank  stellt  Graphit  durch  Einwirkung  von  Eohlenoxyd  oder 
Kohlensäure  auf  Metallcarbid  bei  höherer  Temperatur  her.  In  einem 
späteren  Patente  (1904)  gibt  er  an,  daB  auch  Chlor,  Brom,  Jod,  Stick- 
stoff, Phosphor,  Arsen,  HalogenwasserstoS,  Schwefelwasserstoff  usw.  bei 
höherer  Temperatur  in  gleicher  Weise  auf  Metalloarbide  einwirken. 

—  Adolph  Frank  und  N.  Caro  stellen  durch  Einwirkung  von  atmosphärischem 
Stickstoff  auf  Carbid  und  Carbidgemisohe  (Kalk  und  Kohle)  bei  hoher 
Temperatur  Caloiumoyanamid  her,  welches  in  der  rohen  Masse  14 — 22  "/o 
Stickstofr  enthält  und  sich  nach  den  Versuchen  von  Wagner  in  Darm- 
stadt direkt  zur  Pflanzendüngung  eignet.  Das  Material  wird  unter  dem 
Namen  „Kalkstiokstoff"  in  den  Handel  gebracht. 

—  Hermann  Fraieb  begründet  eine  neue  Art  der  Schwefelgewinnung  in  Sulphur 
in  Louisiana,  indem  er  in  das  schwefelhaltige  Gipsgestein  Rohre  hinab- 
treibt, in  diesen  Wasser  von  163"  C.  unter  Druck  hinabpreßt  und  den  ge- 
schmolzenen Schwefel  vermittelst  Preßluft  in  die  Höhe  drückt. 

—  Hans  aoldtehmldt  nutzt  die  bei  der  Reduktion  mit  Aluminium  (s.  1897  G.) 
erzeugten  sehr  hohen  Temperaturen  aus,  um  Eisenbahnschienen,  Maschinen- 
teile usw.  an  Ort  und  Stelle  zusammenzuschweißen,  und  bringt  zu  diesem 
Zweck  ein  Gemisch  von  Metallozyd  und  Aluminium  unter  dem  Namen 
„Thermit"  in  den  Handel  (Aluminothermie). 

—  P.  flreyion  da  Schodt  konstruiert  einen  GasglühUcht-IntenBivbrenner,  bei 
welchem  die  Intensität  des  Lichtes  durch  Zuführung  überhitzten  Dampfes 
gesteigert  wird.  Durch  die  Injektorwirkung  des  Dampfes  wird  Luft  an- 
gesaugt und  durch  die  Mischung  von  Luft  und  Gas  die  Intensivwirkung 
erreicht. 

—  Robert  arlttan  konstruiert  Zahnräderwerke,  die  da  angewendet  werden 
sollen,  wo  man  einer  starken  Übersetzung  ins  Schnelle  bedarf,  und  wo  die 
gebräuchlichen  Übersetzungsmittel  (Riemen-,  Sohneckengetriebe)  Schwierig- 
keiten machen  (Grissonräder). 

—  Charles  Edouard  QuIllaunM  entdeckt,  daß  eine  Legierung  von  36,7  °/o  Nickel 
und  64, 3  o/o  Stahl  den  außerordentlich  geringen  Ausdehnungskoeffizienten 
0,0000877  besitzt,  der  zwölfmal  kleiner  ist  als  der  des  Stahls.  Aus  dieser 
Legierung  können  Uhrpendel  hergestellt  werden,  die  ohne  irgendwelche 
Temperaturkompensation  eine  für  praktische  Zwecke  unveränderliche 
Schwingungszeit  aufweisen.    Die  Legierung  erhält  den  Namen  „Inver". 

—  AUvar  SulMrand  bearbeitet  die  Anomalien  der  Refraktion  und  Akkommo- 
dation des  Auges  und  trägt  dadurch  wesentlich  zur  Vervollkommnung  der 
Konstruktion  der  Brillen  und  Lupen  bei.     (S.  a.  1903  R.) 

—  Arnold  Hafua  schließt  seine  seit  1888  fortgeführten  Studien  über  die  Geo- 
logie des  Yellowstone  National  Parks  ab,  an  denen  Iddings,  Weed,  Wal- 
cott,  Girty,  Stanton  und  Knowlton  beteiligt  waren,  und  bei  welchen  sich 
ergibt,  daß  die  Gegend  des  Parks  das  aktivste  Zentrum  vulkanischer  Tätig- 
keit in  den  nördlichen  Rocky  Mountains  darstellt. 

—  Arthur  Hantach  entwickelt  die  Begriffe  der  lonisationsisomerie,  der  Pseudo- 
säuren  und  Pseudobasen  und  erweitert  durch  Heranziehung  physikalischer 


—     975     — 

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1899 

Methoden  das  Grebiet  der  Konstitntioiubestimmimg  tantomerer  Ter- 
bindongeiL. 
1899  HanMt  in  St.  Etienne  verbessert  das  Verfahren  (s.  1864  W.),  flnasigen  Stahl 
dureh  Pressen  anter  hohem  Druck  ea  verdichten,  nnd  konstruiert  hierzu 
eine  besondere  nach  ihm  benannte  Presse.  Dct  Stahl  erlangt  dnreh  dieses 
Verdichtnngsverfafaren  eine  groBe  GleichmäBigkeit  nnd  ist  so  Torsüglieh, 
daB  das  Harmet-Yerfahren  sich  rasch  einbürgert. 

—  Sven  HaAi  macht  eine  neue  Reise  nach  Zentralasien  von  Kaschgar  aus. 
Von  Laihk  am  Jarkand-Darja  fährt  er  stromabwärts  bis  nahe  zum  Lob- 
Nor,  durchzieht  die  Wüste  in  südwestlicher  Richtung  und  erforscht  die 
Grebirgsketten  des  nördlichen  Tibet.  Er  versucht,  als  Pilger  verkleidet, 
durch  das  östliche  Tibet  bis  Lhassa  vorzudringen,  wird  aber  von  den 
Tibetanern  zur  Umkehr  genötigt  und  erreicht  nach  furchtbaren  Strapazen 
Leh  in  Ladakh,  von  wo  er  1902  nach  Kaschgar  zurückkehrt. 

—  H.  HtnHH  schmilzt  größere  Mengen  von  Quarz  im  KnaUgasofen  in  CS«- 
f&ßen  ans  reinem  Iridium,  dem  einrij^en  bekannten  Material,  das  die  zum 
Schmelzen  nötige  Temperatur  von  1850  "C.  anshält  und  keine  Veranlas- 
sung zur  Verunreinigung  des  Schmelzgutee  gibt.  Unter  Mitwirkung  von 
Kühn  gelingt  es  ihm,  Hohlkugeln  von  ca.  50ccm  Inhalt  aus  einem  ein- 
zigen Stück  Quarzglas  aufzublasen  nnd  durch  Zusammensetzen  solcher 
Kugeln  auch  etwas  größere  Gefäße  herzustellen.    (S.  1888  B.  und  1899  S.) 

—  David  Hllkwt  in  G^ttingen  veröffentlicht  seine  „Grundlagen  der  Greometrie", 
in  denen  der  Versuch  gemacht  wird,  für  die  Geometrie  ein  ausführliehes 
und  vollständiges  System  voneinander  unabhängiger  Axiome  aufzustdlen, 
aus  welchen  die  wichtigsten  geometrischen  Sätze  in  der  Weise  abzuleiten 
sind,  daß  dabei  die  Bedeutung  der  verschiedenen  Axiomgmppen  und  die 
Tragweite  der  aus  den  einzelnen  Axiomen  zu  ziehenden  Folgerungen  mög- 
lichst klar  zutage  tritt. 

—  Der  Fabrikant  HOMtarf  in  Frankfurt  a.  M.  erfindet  dn  Verfahren  zur  Her- 
stellung feuerbeständigen  Holzes,  indem  er  die  Holzmasse  unter  starkem 
Druck  mit  einer  aus  Borsäure  und  einem  Metallammoniumsulfate  be- 
stehenden Flüssigkeit  imprägniert.  Der  Vorzug  der  Hülsberg'schen  Me- 
thode besteht  namentlich  darin,  daß  die  Imprägnierungssalze  dem  Holze 
durch  Wasser  nicht  entzogen  werden. 

—  C.  A.  und  O.  W.  Hiitt  in  Stockholm  bauen  eine  rotierende  Maschine  mit 
kreisendem  Kolben,  die  räch  dauernd  im  Betriebe  bewährt  In  Deutsch- 
land wird  diese  Maschine  von  der  Kieler  Maschinenbau-Aktiengesellsohaft 
hergestellt. 

—  Von  der  Deutschen  Chemischen  GreseUsohaft  wird  1897  eine  Kommission 
zu  dem  Zweck,  eine  Übereinstimmung  der  bei  praktisch-analytischen  Rech- 
nimgen  zu  benutzenden  Atomgewichtsweri«  herbeizuführen,  eingesetzt. 
Auf  Einladung  dieser  Kommission  bildet  sich  zwei  Jahre  später  die  iRtW- 
ntttonal«  Atomfiwiclltt-Komniiiiion,  welche  fortan  durch  einen  engeren  Aus- 
schuß jährlich  Atomgewichtstabellen  veröffentlicht.  Diesen  Tabellen  wird 
vom  Jahre  1906  an  ausschließlich  die  Norm  0  =  16  zugrunde  gelegt. 

—  Martin  Jaeoby  stellt  fest,  daß  in  Fällen  von  schwerem  Diabetes  mit  dem 
Brei  oder  dem  Preßsaft  von  Leber  Glykolyse  nicht  erzielt  werden  kann. 
Dies  würde  dafür  sprechen,  daß  das  Zustandekommen  des  Diabetes  auf 
das  Fehlen  oder  den  Mangel  der  glykolytischen  Funktion  des  Organismus 
zu  beziehen  ist.  Blumenthal  und  Feinschmidt  gelangen  zu  ähnlichen  Re- 
sultaten. 

—  Julius  Ktll  nimmt  den  von  A.  Feeca  (s.  1870  F.)  gemachten  Vorschlag 
der  Stärkegewinnung  durch  Zentrifugieren  wieder  auf  und  gelangt  zu  prak- 
tischen Resultaten,  indem  er  das  Weizenmehl  statt  mit  Wasser  mit  einer 

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18IW 

0,2  o/o  Caldurnoxydhydrat  enthaltendeDi  Lösung  verrührt,  was  insofern 
technisch  wertvoll  ist,  als  bei  der  Zentrifugierang  der  Kleber  sich' nun- 
mehr von  der  Stärke  scharf  trennt. 
1899  Albrecht  Konsl  stellt  die  Theorie  auf,  daß  allen  Eiweißkörpern  ein  Pro- 
taminkern  zugrunde  liegt,  der  basisch  ist  und  bei  der  Spaltung  quanti- 
tativ in  Lysin,  Arginin  und  Histidin  (s.  diese)  Eerfällt,  und  daß  das  nahezu 
neutrale  EiweiCmolekül  aus  der  Vereinigung  dieses  basischen  Kernes  mit 
aliphatischen  und  aromatischen  Amidos&uren  resultiert  (Protamintheorie). 

—  Kowalski  und  MoMlekl  suchen  im  Gegensatz  zu  Mac  Dougall  und  Howles  (s. 
1899  M.)  die  Gleichstrom  verwendeten,  den  Stickstofi  der  atmosphärisohen 
Luft  unter  Benutzung  von  Wechselstrom  in  Salpetersäure  überzuführen. 
Die  Ausbeute  an  Stiokstoffverbindungen  bezeichnen  sie  als  umso  besser,  je 
höher  die  Stromspannung  ist,  und  arbeiten  infolgedessen  mit  einer  Spannung 
von  50000  Volt.  Das  Verfahren,  das  von  dem  „Initiativkomitee  für  die 
Herstellung  von  stickstoffhaltigen  Produkten"  in  Freiburg  (Schweiz)  aus- 
probiert wird,  stellt  sich  als  nicht  ökonomisch  heraus. 

—  £.  Kripalln  vertritt  in  der  Psychiatrie  die  streng  klinische  Kiohtung,  indem 
er  die  Betrachtimg  der  ganzen  Krankheit  fordert  und  die  gltichmäßige 
Berücksichtigung  von  Ursachen,  Erscheinungen,  Verlauf  und  Ausgang  zur 
Aufstellung  von  Krankheitsbildem  verlangt.  Er  führt  strengere  psycho- 
logische Untersuchungsmethoden  ein  und  ermöglicht  so  an  Stelle  sub- 
jektiver Schätzungen  exakte  Messungen. 

—  Friedrich  Alfred  Krupp  erreicht  mit  seiner  24  om-Schnellladekanone  L/50  C/99, 
die  ein  Bohrgewicht  von  31000  kg,  ein  Geschoßgewioht  von  170  kg  und 
eine  Ladung  von  67  kg  rauchschwachem  Pulver  hat,  die  außerordentliche 
Mündungsgeschwindigkeit  von  1012  m  und  mit  44"  Erhöhung  eine  Schuß- 
weite von  24000  m  bei  9760  m  Scheitelhöhe  der  Flugbahn  (d.  i.  mehr  als 
die  doppelte  Höhe  des  Montblanc).  Zum  Vergleich  mag  dienen,  daß  die 
erste  Kmpp'sche  24  cm-Kanone  vom  Jahre  1868  eine  Anfangsgesohwindig- 
keit  von  nur  .361  m  hatte.     (Vgl.  1892  K.) 

—  Leonhard  Ltdsrar  ermöglicht  die  Herstellung  des  Celluloseacetats  (s.  1881  F.) 
bei  niedriger  Temperatur,  indem  er  Essigsäureanhydrid  auf  Hydrocellulose 
(s.  1876  G.)  in  Gegenwart  von  Schwefelsäure  einwirken  läßt.  Das  Cellulose- 
acetat wird  zur  Herstellung  einer  künstlichen  Seide,  Aoetatseide,  benutzt, 
die  unentflammbar  ist  und  keiner  Denitrierung  bedarf. 

—  Philipp  LMiard  beobachtet  zuerst,  daß  Sauerstofi  durch  ultraviolettes  Licht 
ozonisiert  wird.  Nähere  Untersuchungen  hierüber  werden  1906  von  Franz 
Fischer  und  Fritz  Braehmer  angestellt,  die  als  Quelle  für  das  ultraviolette 
Lieht  eine  QueoksUberbogenlampe  benutzen. 

—  Jacques  iMk  in  Berkeley  gelingt  es,  unbefruchtete  Seeigeleier  durch  Ein- 
wirkung ehemischer  Agentien  zur  parthenogenetischen  Entwicklung  bis 
zum  Pluteus  zu  veranlassen,  d.  i.  bis  zu  dem  Stadium,,  das  auch  von  See- 
igellarven,  die  mit  Sperma  befruchtet  sind,  bei  künstlicher  Aufzucht  im 
Aquarium  nie  überschritten  wird.  Namentlich  Magnesiumohlorid  erweist 
sich  als  ein  die  Segmentation  begünstigendes  Agens. 

—  Eugen  Lomiml  führt  den  Farbenwechsel  des  Morgen-  und  Abendrots  auf 
Beugungserscheinungen  des  Lichts  zurück. 

—  Mac  Dougall  und  Howles  bemühen  sich,  Henry  Cavendish's  Beobachtung 
(s.  1784  C),  daß  der  elektrische  Funke  beim  Durchschlagen  durch  Luft 
Salpetersäure  erzeugt,  in  die  Praxis  zu  übertragen.  Sie  benutzen  an  Stelle 
des  Funkens  den  elektrischen  Lichtb.ogen,  den  sie  in  sehr  kleine,  dünne 
Teile  zerlegen,  so  daß  eine  geringe  Energiemenge  auf  eine  große  Oberfläche 
kommt.  Das  Verfahren  wird  von  der  Atmospherio  Products  Company  zu 
Niagara  Falls  ausprobiert,  bewährt  sich  aber  im  großen  nicht. 

Darniitaedtei.  S2 

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18W 

1899    Der  Oxforder  Geograph  Macklndtr  führt  die  erste  Besteigung  dee  Kenia 
'  (vgl.  1887  T.)  aus  und  ermittelt  dessen  Höhe  zu  6620  m. 

—  Mahltr  verbessert  die  calorimetrisohe  Bombe  von  Berthelot  (s.  1879  B.). 
indem  er  anstatt  der  mit  Platin  ausgefütterten  Gefäße  einen  emaillierten 
Stahlzylinder  als  Bombenmaterial  einführt.  Noch  weitere  Yerbesseningen 
der  Bomben  werden  durch  Parr  (1900)  und  Hempel  (1901)  vorgeschlagen. 

—  Der  Engländer  Manly  erfindet  die  Ozotypie  (Ozobromdruck),  ein  photo- 
graphisches  Kopierverfahren,  bei  welchem  daa  Papier  mit  einem  Giemisch 
von  Kaliumbichrom  at  und  Gelatine  überzogen,  unter  einem  Negativ  be- 
lichtet und  unter  Zuhilfenahme  von  Hydroohinon-Essigs&urebädem  mit 
einem  ansensibilisierten  photographischen  Pigmentpapier  zusammengepreBt 
wird.  Die  auf  dem  ersten  Papier  entstandene  Bildsubstanz  (braunes  Chrom- 
dioxyd) überträgt  ihre  Wirkung  auf  das  zweite  und  macht  die  Bildstellen 
des  GrelatineüberzugB  unlöslich,  so  daß  das  übertragene  Bild  mit  warmem 
Wasser  entwickelt  werden  kann. 

—  Willy  MwckwaM  bezeichnet  als  „Phototropie"  diejenigen  Lichtwirkungen, 
die  im  Dunkeln  schneller  oder  langsamer  verschwinden,  und  führt  als  einen 
auffälligen  Vorgang  dieser  Art  das  Verhalten  des  Chlorids  von  Chino- 
ohinolin  an,  das  im  entwässerten  Zustand  gelb  ist  und  im  Licht  intensiv 
grün  wird,  welche  Färbung  im  Dunkeln  wieder  zurückgeht. 

—  Die  MMChliwnfabrIk  Aupburf  baut  eine  Botationspresse  für  einfarbigen 
Schön-  und  vierfarbigen  Widerdruck,  also  eine  Fflnffarbenmasohine,  und 
1900  eine  Sechsfarbenm  aschine  für  Schöndrnck  in  ein  bis  zwei  Farben 
und  Widerdruck  in  ein  bis  vier  Farben.    (S.  a.  1878  M.  und  1880  F.) 

—  MaiM  und  Hamlln  in  Boston  erfinden  einen  durch  Elektrizität  getriebenen 
Blasebalgmotor  zur  Bewegung  der  Bälge  der  Orgel  oder  des  Harmoniams. 
mit  selbsttätiger  Regulierung  der  Maschine.  Der  Motor  macht  einen  be- 
sonderen Bälgetreter  überflüssig  und  bietet  für  das  Harmonium  den  Vor- 
teil, daß  die  Füße  des  Spielers  für  eine  Pedalklaviatur  frei  werden. 

—  Theodor  Mayar  schlägt  für  die  Schwefelsäurefabrikation  anstatt  der  gewöhn- 
lichen Bleikammern  Tangentialkammem  vor,  bei  denen  das  Gaseintrittsrohr 
am  obern  Teil  der  Seitenfläche  in  tangentialer  Richtung  eingeführt  wird,  wo- 
durch die  Gase  eine  Spiralbewegong  nach  der  Mitte  erhalten,  einen  längeren, 
anfangs  schnelleren,  dann  langsameren  Weg  in  der  Kammer  machen  und 
besser  gemischt  werden.  1900  bringt  er  in  der  ersten,  wärmsten  Kammer 
noch  eine  Kühlvorrichtung  an,  die  als  wesentliche  Verbesserung  des  Systems 
geschildert  wird.     (S.  1893  B.) 

—  H.  Moittaii  und  P.  trtMU  stellen  durch  Einwirkung  von  Fluor  auf  Schwefel 
das  gasförmige  Schwefel-Hexafiuorid  dar,  das  bei  — 65"  zu  einer  weiSen 
Krystallmasse  erstarrt  und  sehr  wenig  reaktionsfähig  ist.  Durch  die  Exi- 
stenz dieses  Produktes  ist  die  Sechswertigkeit  des  Schwefels  einwandfrei 
nachgewiesen. 

—  Henri  Moitnn  gelingt  es.  im  elektrischen  Schmelzofen  Calcium  in  größerem 
Maßstabe  darzustellen  und  daraus  verschiedene  bislang  unbekannte  Ver- 
bindungen, wie  krystallisiertes  Calciumphosphid  und  Calcinmarsenid,  her- 
zustellen. 

—  F.  Moritz  benutzt  die  Röntgenstrahlen  zur  Feststellung  der  wahren  Größe 
bestimmter  Organe,  speziell  des  Herzens  dadurch,  daß  er  mittels  sinn- 
reicher von  ihm  angegebener  Apparate  nur  den  senkrecht  zur  Projektions- 
ebene verlaufenden  Strahl  aussondert  und  an  dem  Rand  des  zu  unter- 
sitchenden  Organs  herumführt,  während  er  gleichzeitig  in  jedem  Augen- 
blick die  mittels  dieses  senkrechten  Strahls  projizierten  Schattengrenzen 
aufzeichnet.    (Orthodiagraphie,  Orthodiaskopie.) 

—  Hermann  MOIIw  und  Lux   konstruieren  einen  Maximalautomaten,  welcher 


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zur  Unterbrechung  sehr  großer  Stromstärken  an  Stelle  von  Bleisicherungen 
gebraucht  wird. 

1899  F.  NItthamiiMr  gibt  die  Dreiyoltmeter-Methode  zur  Effektmeasung  von 
Wechselströmen  an. 

'—  Die  OirtlwiM  WtrkstMla  «m  Karl  ZaIB  in  Jena  erfindet  den  stereoskopischen 
Distanzmesser.  Derselbe  beruht  auf  der  Anwendung  des  Helmholtz'sohen 
Telestereoskops  und  benutzt  ein  ZeiQ'sches  Doppelfemrohr,  in  dessen 
Bildfeldebenen  gezeichnete  und  photographisch  verkleinerte  mit  Zahlen 
yersehene  Marken  eingesetzt  sind,  die  beim  Sehen  mit  beiden  Augen 
als  ein  neues  Raumbild  von  Marken  über  dem  Raumbild  der  Land- 
schaft zu  liegen  scheinen,  so  daB  die  gesuchte  Entfernung  eines  Gelände- 
punktes unmittelbar  an  diesen  künstlichen  Markzeichen  abgelesen  werden 
kann.    Besonders  verdient  um  diese  Erfindung  ist  C.  Pulfrich. 

—  Karl  Patafs,  der  1888  eine  Expedition  zum  Entsatz  von  Emin  Pascha 
unternommen  hatte,  auf  der  er  den  TanafluB  bis  zum  Kenia  verfolgte  und 
über  die  Wasserscheide  zum  Victoiis  Nyanza  gelangt  war,  unternimmt 
eine  Expedition  nach  Südafrika,  und  erforscht  bis  1901  das  Gebiet  zwi- 
schen Sambesi  und  Sabi,  in  welchem  er  das  Ophir  Salomo's  zu  erkennen 
glaubt. 

—  William  Henry  PIckarhif  entdeckt  am  18.  März  in  Flagstaff  (Arizona)  einen 
neunten  äuBersten  Mond  des  Saturn,  der  den  Namen  „Phoebe"  erhält. 
Es  gelingt  1904  Bailey,  auf  der  Höhen-Sternwarte  Arequipa  die  Phoebe 
als  sehr  lichtschwaches  Sternchen  zu  photographieren. 

—  William  J.  Popa  und  S.  Paachay  machen  die  ersten  Spaltungen  von  race- 
mischen  Stickstoff-,  Schwefel-,  Zinn-  und  Tellurverbindungen  und  ge- 
langen dadurch  zu  optisch  aktiven  Verbindungen  dieser  Elemente,  von 
welchen  die  des  Stickstoffs  als  solche  mit  fünfwertigem  Stickstoff  aufgefaßt 
werden  müssen. 

—  Nachdem  dem  ersten  1860  von  Warren  de  la  Rue  zur  Ausmessung  der 
Pbotogramme  der  Sonnenfinsternis  konstruierten  Komparator  eine  Anzahl 
ähnhcher  Konstruktionen,  wie  z.  B.  von  Vogel,  Repsold  u.  a.  nachgefolgt 
waren,  liefert  Carl  PuHrlch  in  seinem  Stereokomparator  einen  Apparat,  der 
die  Ausmessung  von  Himmelsaufnahmen  schnell  und  sicher  bewirkt  und 
zu  großer  Bedeutung  gelangt.  Der  Apparat  beruht  auf  dem  stereoskopischen 
Prinzip  und  enthält  einen  stereoskopisch  aufgenommenen  Entfernungs- 
maßstab. 

—  Michael  J.  Pupln  bringt  Drahtspulen  in  die  telegraphischen  und  tele- 
phonischen Leitungen,  um  durch  Erhöhung  der  Selbstinduktion  die  nach- 
teiligen Folgen  der  Kapazität  zu  vermindern.  Durch  diese  Erfindung 
werden  die  telephonischen  Sprechgrenzen  ganz  außerordentlich  vergrößert. 
(S.  a.  1906  S.)  Den  ersten  Vorschlag,  zur  Vermeidung  der  Dämpfung 
in  Kabelleitungen  Selbstinduktionsspulen  einzulegen,  hatten  Heaviside  und 
S.  P.  Thompson  gemacht. 

—  Santiago  Kamen  y  Cajal  erschließt  zuerst  den  mikroskopischen  Bau  der 
Hirnrinde. 

—  Raad,  Caroi  und  Acramonta  bestätigen  die  Entdeckung  von  Finlay  (vgl. 
1881  F.),  daß  das  Gelbfieber  durch  eine  Mückenart  übertragen  wird, 
und  stellen  eine  Inkubationszeit  von  12  Tagen  fest.  Der  Erreger  selbst 
ist  noch  nicht  sicher  bekannt.  Der  von  Sanarelli  1896  als  solcher  an- 
gesprochene „Bacillus  icteroides"  konnte  von  H.  E.  Durham  bei  seinen 
1901  in  New  Orleans  gemachten  Untersuchungen  nicht  mit  Sicherheit 
aufgefunden  werden. 

—  Alois  RIadlar  erfindet  eine  mit  zwangsläufig  schließendem  SaugventU  ver- 
sehene Plungerpumpe,  die  bei  jedem  Kolbenhub  nur  eine  verhältnismäßig 

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kleine  Wassermenge  liefert  und  infolgedessen  so  geschwind  laufen  kann,  daß 
sie  300  und  mehr  Umdrehungen  in  der  Minute  macht.  (Riedler's  Expreß- 
Pumpe;  vgl.  auch  1883  R.) 
1899  Henry  Augustua  Rowland  erfindet  einen  Vierfachtypendrucker,  der  in 
DaplexBchaltung  die  gleichzeitige  Beförderung  von  8  Telegrammen  —  4  in 
jeder  Richtung  —  auf  einer  Leitung  gestattet  (Rowland's  Oktoplex). 

—  Max  Rubnsr  überträgt  die  von  ihm  geschaffene  Auffassung  der  ErnAhrong 
als  £nergieums(btz  auch  auf  die  Säuglingsemährung,  worin  ihm  insbeson- 
dere Heubner  und  seine  Schüler  folgen. 

—  T.  Suidimytr  ateUt  aus  Thiocarbanilid  in  wässrig-alkoholischer  Lösung 
mittels  Bleiweiß  und  Cyankalium  Hydrocyancarbodiphenylimid  dar.  Aus 
diesem  Körper  entsteht  durch  Schwefelammonium  ein  Thioimid,  das  durch 
konzentrierte  Schwefelsäure  in  a  Isatinanilid  übergeführt  wird,  aus  welchem 
mit  Schwefelammon  Indigo  entsteht.  Die  technische  Anwendbarkeit  der 
Methode  hängt  im  wesentlichen  vom  Preise  des  Cyankaliums  ab. 

—  Adolf  Schmidt  macht  darauf  aufmerksam,  daß  sich  ungemein  häufig  mit 
den  Polarlichtem  in  zeitlicher  Übereinstimmung  merkwürdige  Unruhezeiten 
der  magnetischen  Nadel,  die  „magnetischen  Stürme",  paaren,  deren  Ent- 
stehung er  mit  den  großen  Wirbelbewegungen  der  Atmosphäre  in  Pa- 
rallele stellt. 

—  R.  Schulte  Im  Hote  erfindet  ein  als  „Steinradierung"  bezeichnetes  Verfahren 
zur  Herstellung  von  Halbtönen  auf  zu  ätzenden  Druckplatten,  das 
namentlich  für  den  mehrfarbigen  Druck  von  Bedeutung  ist  und  darin 
besteht,  daß  die  Deckschicht  der  Druckplatte  durch  Reibung  meohamsch 
entfernt  wird.  In  den  meisten  Fällen  geschieht  das  Reiben  mit  dem 
Finger,  doch  kann  man  sich  auch  eines  Wischers  oder  eines  ähnlichen 
elastischen  Werkzeugs  bedienen. 

—  Der  Photograph  und  Bildhauer  Sdln  erfindet  ein  neues  Verfahren  der 
Photoskulptur.  (S.  1862  V.)  Er  macht  rasch  hintereinander  von  den  zu 
kopierenden  Gegenständen  (Kopf  einer  lebenden  Person  u.  dgl.)  etwa 
50  photographische  Schnitt-Lichtbilder;  alsdann  werden  die  Bildumriase 
auf  Kartonpapier  übertragen  und  ausgeschnitten,  die  E<ui;ons  aufein- 
ander geklebt  und  schUeßUch  das  stufenförmig  abgesetzte  Relief  ent- 
sprechend überarbeitet. 

' —  W.  A.  ShMittonc  stellt  Quarzglaagefäße  her,  indem  er  aus  dem  nach  der 
Methode  von  Boys  (s.  1888  B.)  geschmolzenen  Quarzglas  Fäden  zieht 
und  daraus  kleine  Hohlkörper  zusammensetzt,  deren  Vergrößerung  durch 
sukzessives  Auftragen  weiterer  kleiner  Mengen  von  Fäden  erfolgen  kann. 
(Vgl.  1899  H.) 

—  SlwnMM  &  Haltkc  stellen  auf  dem  Erzherzoglichen  Hoheneggerschacht  in 
Karwin  in  Öaterreichisch-Schlesien  eine  Drehstromfördermaschine  auf. 

—  Slwnmi  &  Haltkc  konstruieren  einen  elektrischen  Straßenomnibus,  der  so- 
wohl als  gewöhnlicher  Omnibus  auf  achienenloser  Straße,  wie  auch  mit 
Benutzung  der  Straßenbahngleise  fahren  kann.  Im  ersteren  Falle  werden 
Akkumulatoren  benutzt;  im  letzteren  Falle  wird  die  elektrische  Kraft  dem 
Zuleitungsdraht  der  Straßenbahn  durch  den  Siemens'schen  Abnehmerbügel 
entnommen. 

—  Hermann  Theodor  Simon  und  Max  Reich  erfinden  ein  System  der  Radio- 
telephonie,  bei  welchem  durch  einen  Selenempfänger  eine  sprechende  Bogen- 
lampe betätigt  wird. 

—  Herbert  Smith  konstruiert  ein  dreikreisiges  Goniometer,  das  für  ge- 
wisse krystallographisohe  Arbeiten  wichtig  ist.  Ein  ähnliches  Instrument 
wird  unter  dem  Namen  „Krystallpolymeter"  von  C.  Klein  hergestellt,  das 

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1899 

außer  zur  Messung  der  KrystaUwinkel  auoh  zur  eingehenden  optischen 
Untersuchung  der  Erystalle  dient.  (Vgl.  auoh  1893  C.) 
1899  Robert  Somimr  konstruiert  dn^i  Apparat  zur  Erkennung  der  feinen  Unter- 
schiede verschiedener  Xervenkrankeiten.  Der  Apparat  gestattet,  die  un- 
willkürlichen Bewegungen  eines  Fußes,  einer  Hand  sowie  jedes  einzelnen 
Fingers  aufzuzeichnen.  Die  Kurven  der  Zitterbewegung  sind  bei  den  ver- 
Bohiedenen  Krankheiten  verschieden. 

—  W.  SpItMr  gelingt  es,  veranlaßt  durch  die  von  Emil  Fischer  (s.  1895  F.) 
festgestellten  einfachen  Beziehungen  zwischen  Hypozanthin,  Xantbin  und 
Harnsäure,  durch  die  Sauerstofi  übertragende  Wirkung  von  Organextrakten 
(wässerige  Auszüge  der  Milz  und  der  Leber  vom  Kalb  und  Bind),  Hypo- 
xanthin  und  Xanthin  in  Harnsäure  überzuführen.  Auoh  von  Hugo  Wiener 
wird  dies  gleichzeitig  bestätigt. 

—  A.  Stodota  bearbeitet  eingehend  die  Theorie  der  Beguüerung  der  Dampf- 
maschine und  bahnt  mit  seiner  dynamischen  Untersuchung  der  Beharrungs- 
regler das  Verständnis  für  diese  immer  h&uflger  angewandten  Regula- 
toren an. 

—  Benjamin  Talbot  erfindet  das  nach  ihm  benannte  Verfahren  zur  Herstellung 
von  Flußeisen  aus  Roheisen  und  Eisenoxyden  im  kippbaren  Wärmespeicher- 
Flammofen,  wobei  der  Ofen  nach  vollendeter  Entkohlung  nur  teilweise 
entleert  wird.  Das  Verfahren  ist  insbesondere  für  die  zwischen  0,1  und 
l,5'/o  Phosphor  enthaltenden  Roheisenarten  anwendbar,  die  wegen  ihres 
hohen  Phosphorgehalts  für  den  Bessemerprozeß  nicht  geeignet  sind  und 
andererseits  für  den  ThomasprozeB  nicht  genügend  Phosphor  enthalten. 

—  Gustav  Tammann  macht  im  Anschluß  an  die  Arbeiten  von  Amagat  (s.  1888  A.) 
imd  Barus  (s.  1892  B.)  genaue  Messungen  über  den  Einfluß  sehr  hoher 
Drucke  auf  die  Änderungen  der  Schmelzwärme  bei  etwa  30  Stoffen. 

—  Eduard  Thalsm  erfindet  zur  Reinigung  der  für  Sauggasmaschinen  zu  ver- 
wendenden Hochofengase  von  Staub  geinen  Zentrifugalwascher,  der  im  Jahre 
1900  in  Horde  aufgestellt  wird  und  den  Staubgehalt  des  Gases  von  3,35  g 
auf  0,01  g  auf  den  Kubikmeter  herabdrüokt.    (S.  a.  1876  B.) 

—  Vlllard  beobachtet,  daß  die  Kathodenstrahlen  reduzierende  Wirkungen 
ausüben. 

—  Die  Pester  Elektrotechniker  Joseph  Viric  und  Antal  Pollak  erfinden  einen 
Schnelltelegraphen,  bei  welchem  die  Zeichen  —  Rekorderschrift  —  auf 
lichtempfindlichem  Papier  dadurch  erzeugt  werden,  daß  ein  intensiver 
feiner  Lichtstrahl  von  einem  Spiegel  zurückgeworfen  wird,  der,  mit  der 
Membran  eines  Fernhörers  verbunden,  durch  die  Telegraphierströme  ver- 
schiedener Richtung  um  eine  horizontale  Achse  bewegt  wird.  Im  .Tahre 
1902  wird  der  Apparat  dahin  vervollkommnet,  daß  er  kleine  lateinische 
Buchstaben  schreibt.  Erforderlich  sind  zwei  Empfangs-Telephone.  Das 
System  fördert  80000  bis  100000  Wörter  in  der  Stunde,  eine  Leistung, 
die  bis  jetzt  noch  kein  anderer  Apparat  erreicht  hat,  selbst  wenn  man 
berücksichtigt,  daß  das  System  eine  Doppelleitung  erfordert. 

—  Hermann  Waksr  stellt  fest,  daß  sich  in  tuberkulösen  Drüsen  (Skrofeln) 
die  beiden  Typen  des  Bacillus  tuberoulosis,  der  Typus  humanus  und  der 
Typus  bovinuB  vorfinden. 

—  Arthur  Wehnalt  erfindet  den  elektrolytisohen  Stromunterbrecher,  der  nament- 
lich auch  für  Herstellung  von  Röntgenbildern  dadurch  besonders  wichtig 
wird,  weil  er  gegenüber  älteren  Unterbrechern  gestattet,  die  Expositions- 
zeit auf  etwa  ein  Fünftel  abzukürzen. 

—  Anton  WeidiMlbauin  und  H.  iaagßr  erkennen  den  Diplococcus  der  Meningitis 
als  verschieden  von  dem  Diplococcus  pneumoniae  und  stellen  fest,  daß 
der  von  ihnen  ,,Meningococcus  introcellularis"  genannte  Bacillus  der  ein- 

—     981      — 


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1899 

heitliohe  Erreger  der  epidemiaohen  und  endemischen  MeningitiB  (Genick- 
starre) ist.     (S.  a.  1886  F.) 

1899  W«IB  in  Basel  findet,  daß  Chinasäure  (s.  1806  V.)  bei  ihrer  Verffittenmg 
die  Menge  der  ausgeschiedenen  Harnsäure  vermindert.  Dies  gibt  Ver- 
anlassung zur  Einführung  verschiedener  Chinasäorepräparate  in  den  Arznei- 
schats, wie  z.  £.  des  SidonaJs  (chinasaures  Piperazin)  und  des  Urosina 
(chinasaures  Lithium). 

—  Harold  A.  Wilson  bestimmt  die  Geschwindigkeit  der  Ionen  in  Flammen, 
welche  Salzdämpfe  enthalten. 

—  Hermann  Zollikohr  errichtet  eine  Gasfemleitung  mit  Gebläseanlage 
(Sturtevant-Grebläse)  im  Gaswerk  Montigny  bei  Metz. 

1900  Die  AHcmimIim  EI«k1rldtiUi-6*Mlltchatt  in  Berlin  konstruiert  einen  auf  dem 
Drehstromprinzip  beruhenden  Kommandoapparat  zxir  Fernstellung  von 
Steuerrudern,  Weichen  oder  Geschützen  unter  Verwendung  eines  Drehfeld- 
umformers. 

—  Die  Ampto«  Eleetro  MMmleal  GomiMny  in  Port  ehester  stellt  kfinstlichen 
Campher  durch  Erhitzen  von  Terpentinöl  mit  wasserfreier  Oxalsäure  dar. 
Das  Verfahren  stellt  sich  im  großen  als  unrentabel  heraus. 

—  Svante  ArrtMnlut  wendet  die  Strahlungsdrucktheoiie  (s.  1873  M.)  aui  kos- 
mische Erscheinungen,  wie  z.  B.  die  Bildung  und  Form  der  Kometen- 
schweife, die  Sonnenkoroua  und  die  Polarlichter  an.     (S.  a.  1836  B.) 

—  Der  schwedische  Telephoningenieur  Avin  führt  das  Prinzip  der  Arbeits- 
Verteilung  (Verteilersystem)  in  Femsprechvermittlungsämtem  ein.  Diese 
Arbeitsverteiluug  besteht  darin,  daß  ankommende  Anrufe  sofort  einem 
freien  Verbindnngsbeamten  zugewiesen  und  durch  diesen  erledigt  werden, 
während  bisher  die  Verbindungsbeamten  nur  eine  bestimmte  Anzahl  von 
Teilnehmern  bedienen  konnten,  alle  übrigen  ihnen  zugewiesenen  Teilnehmer 
aber  warten  lassen  mußten. 

—  Die  chemische  Wäscherei  von  Balte  in  Toulouse  konstruiert  einen  Apparat 
für  chemische  Reinigung,  der  sämtliche  Operationen  der  Wäscherei,  wie 
das  Bürsten,  Waschen,  Spülen,  Schleudern,  Trocknen  selbsttätig  besorgt, 
und  bei  welchem  die  Feuersgefahr  ausgeschlossen  ist  und  der  Einfluß  der 
Benzindämpfe  auf  die  Arbeiter  vollständig  in  Wegfall  kommt. 

—  Bertnnd  und  SuiUilsr  erbringen  durch  zahlreiche  Untersuchungen  den  Be- 
weis, daß  kleine  Mengen  von  Arsen  auch  in  der  organisierten  Welt  (in 
Haaren,  Nägeln  und  anderen  Körperteilen)  sehr  verbreitet  sind. 

—  Elan  findet,  daß  zur  Reinigung  der  Hochofengase  für  Sauggasmaschinen 
ein  gewöhnlicher  Ventilator,  wenn  man  ihn  mit  Wassereinspritzung  ver- 
sieht, sehr  gute  Resultate  gibt,  und  konstruiert  seinen  Ventilator -Reiniger 
mit  Wassereinspritzung,  der  zuerst  bei  dem  Eisenhütten-Aktien-Verein 
Düdelingen  angewendet  wird  und  sich  schnell  weiter  einführt.  (S.  a.  1899  T.) 

—  August  Karl  Gustav  Bl*r  macht  im  Anschluß  an  die  Lumbalpunktion 
(s.  1891  Q.)  die  Entdeckung,  daß  man  durch  Einspritzung  von  Cocain  in  den 
Rückenmarkskanal  eine  Empfindungslosigkeit  der  unteren  Extremitäten  her- 
vorrufen und  zu  chirurgischen  Zwecken  benutzen  kann  (Medullaronästhesie). 

—  Nachdem  schon  1578  die  Regulierung  der  Moldau  auf  der  Tagesordnung 
gestanden  hatte,  beginnt  der  BMimItch«  LairitotautsciiuB  die  Kanalisienuig 
dieses  Flusses  von  Prag  bis  Melnik. 

—  C.  F.  BAhrIngir  &  Nhm  bemühen  sich  um  die  Einführung  der  Milchsäure 
in  die  Kattundruckerei,  wo  sie  als  Lösungsmittel  für  Farbstoffe,  und  in  die 
Färberei,  wo  sie  beim  Beizen  vegetabilischer  und  namentlich  auch  anima- 
lischer Fasern  Verwendung  findet.  Die  Milchsäure  wird  durch  Vergären 
von  Zucker  mit  Reinkulturen  des  Milchsäurebacillus  oder  in  unreineirer 
Form  aus  Sauerkrautab wässern  gewonnen. 

—    982    — 

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1»0» 

1900  Edmond  Bouty  untennioht  das  elektriaohe  Feld,  welches  erforderlich  ist,  nm 
ein  Gas  leitend  zu  machen;  er  bestimmt  die  elektrische  Kraft,  bei  welcher 
ein  zwischen  zwei  parallelen  Platten  in  einem  Gefäß  mit  zu  dieeen  Platten 
parallelen  Wänden  eingeschlossenes  Gas  leuchtend  wird,  die  „Coh^on 
di^ectrique"  dieses  Gases. 

—  Bnmr  konstruiert  eine  Bogenlampe,  deren  kennzeichnende  Züge  die  fol- 
genden sind:  schräge  Stellung  der  Kohlen  mit  den  Spitzen  nach  unten, 
Anordnung  eines  sogenannten  Wärmesammlers  nm  den  Lichtbogen,  An- 
wendung eines  Magnetfeldes;; oberhalb  des  Lichtbogens,  und  endlich  hoher 
Gehalt  der  Lichtkohlen  an  Metallsalzen,  vorwiegend  Calciumfluorid.  Durch 
die  Salzzusätze  ist  es  möglich,  fast  jeden  gewünschten  lichtefiekt  zu  er- 
zielen; die  Schrägstellnng  der  Kohlen  ist  von  wesentlicher  Bedeutung,  da 
die  Lichtstrahlen  ungehindert  austreten  können  und  die  Störungen  be- 
seitigt werden,  welche  durch  die  Vorgänge  im  Bogen  selbst  bedingt  werden. 

—  Charles  Brown  knüpft  an  Bodmer's  Maschine  mit  gegenläufigem  Kolben  an 
und  führt  dies  Prinzip  für  einfachwirkende  sohnelllaufende  Dampfmaschinen 
aus,  die  von  der  Firma  Mertz  in  Basel  gebaiit  werden  und  infolge  ihres 
vollkommenen  Massen ausgleichs  und  dadurch  bedingten  ruhigen  Gangs 
viel  Beachtung  finden. 

—  C.  £.  L.  Brown  konstruiert  einen  Ausschalter,  bei  welchem  der  Unter- 
breohungsfunke  unterhalb  einer  Olsohicht  auftritt,  und  der  zur  Unter- 
brechung großer  Energiemengen  bei  sehr  hoher  Spannung  dient.  Er  wird 
zuerst  in  der  Hoohspannungsanlage  Paderno  durch  Brown  Boyeri  &  Co. 
angewendet. 

—  J.  Bntk  in  Dessau  gibt  ein  Verfahren  an,  um  Naphtalin  und  Cyan  aus 
dem  Leuchtgase  zu  entfernen.  Das  Gas  wird  hinter  dem  Teerabscheider 
in  innige  Berührung  mit  hochsiedendem  Steinkohlenteeröl  gebracht,  das 
dem  Gase  das  Naphtalin  entzieht.  Hierauf  begegnet  das  Gas  einer  Lösung 
von  Eisenvitriol  (s.  a.  1886  K.).  Nachdem  mit  deren  Hilfe  die  Umsetzung  des 
Ammoniaks  und  des  Schwefelwasserstoffs  in  schwefelsaures  Ammoniak  imd 
Sohwefeleiseu  geschehen  ist,  wird  das  Schwefeleisen  unter  dem  Einfluß  von 
Cyanammonium  in  Ferrocyanammonium  übergeführt,  wobei  Schwefelwasser- 
stoff frei  wird  und  mit  dem  Gas  weitergeht.  Der  Vorgang  wiederholt  sich 
in  mehreren  hintereinander  liegenden  Kammern,  bis  schließlich  fast  das 
gesamte  Schwefeleisen  von  Cyanammonium  zersetzt  ist.  Der  die  Kammer 
verlassende  Schlamm  hat  einen  Cyangehalt,  der  18— 20o/o  gelbem  Blutlaugen- 
saJz  oder  12— 13'/2°/o  Berlinerblau  entspricht  und  enthält  außerdem  6— 7°/o 
Ammoniak. 

—  Luther  Burtaik  erwirbt  sich  große  Verdienste  um  die  Obstkultnr.  Nament- 
lich sind  es  die  Pflaumen,  welche  von  ihm  in  zahlreichen  Varietäten  der- 
art verbessert  werden,  daß  die  früheren  Sorten  allmählich  von  seinen  Neu- 
heiten verdrängt  werden.  Auch  in  der  Zucht  der  Kartoffel  sind  die 
Leistungen  Burbank's  sehr  bemerkenswert. 

—  0— ■KMi  konstruiert  einen  elektromagnetischen  Druckapparat  für  steno- 
graphische Zeichen  (Stenotelegraph),  bei  welchem  der  mechanische  Tele- 
graph von  Michela  (s.  1880  M.)  als  Geber  benutzt  wird. 

—  Nachdem  die  Konstante  der  astronomischen  Strahlenbrechung  vielfach, 
wie  u.  a.  von  Bessel  (1819),  Gylden(1842),  Nyren  (1861— 76  und  1882— 91), 
Newcomb  (1877—86),  Bauschinger  (1891—93)  bestimmt  worden  war,  gibt 
L.  Connwlilor  eine  Bestimmung  dafür,  die  fast  genau  dem  Mittel  aller 
neueren  astronomischen  Werte  (60",  163)  entspricht. 

—  Der  englische  Ingenieur  Samuel  Cleeland  DavMion  in  Belfast  erfindet  den 
Sirocco- Ventilator,  dessen  Eigenart  darin  besteht,  daß  die  Flügel  sehr  zahl- 
reich, aber  dünn  und  schmal  sind. 

—     983     — 


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IMO 

1900    Die  franzöaiBohen   Luftschifter   0«  hl  VMix  and  D«  GmOIIm  M  Miit-VIclM' 

duTohfahren  im  Oktober  mit  einem  Luftballon  von  1630  cbm  Inhalt  in 
36V4  Standen  eine  Strecke  von  1326  km  (von  Vincennee  in  Frankr^eh 
bis  KoroatiBchew  in  Kaflland),  die  bis  dabin  längste  and  weiteste  Dauer- 
fahrt im  Ballon. 
^  Karl  DM  gibt  zum  Zweck  der  Verminderung  der  Ankerrückwirkong  bei 
der  Grleichstrommaschine  eine  Feldmagnetwioklung  an. 

—  Jamee  Dtwar  zeigt,  daß  Samen  von  Weizen,  Gerste,  Senf,  Erbsen  und  Kürbis 
in  flüssigem  Wasserstoff,  d.  i.  bei  einer  Temperatur  von  —  250"  C,  ihreKeim- 
fähigkeit  behalten.  Es  wird  also  das  Protoplasma  in  diesem  Zustand 
durch  Kälte  nicht  verändert. 

—  Dulac  erfindet  eine  neue  Methode  zur  Gründung  von  Bauwerken,  indem  er 
bei  weichem,  lehmigem  und  tonigem  Untergrund  den  Boden  mittels  ein- 
gerammter BetonpfeUer  zusammenpreßt. 

—  In  dem  Wettbewerb  zur  Herstellung  einer  kriegsbrauohbaren  SchneHfeuer- 
Feldkanone  mit  Bohrrfioklauf,  an  welchem  sich  auch  Krupp,  Maxim 
&  Nordenfeit,  Canet  u.  a.  beteiligen,  liefert  die  Bheinische  Metallwaren - 
und  Maschinenfabrik  von  Ebriiardt  in  Düsseldorf  ein  Geschütz  von  7,5  cm 
Seelenweite,  6,5  kg  Geschoßgewicht  und  530  m  Mündungsgeschwindigkeit. 
Die  Lafette  rennt  sich  beim  ersten  Schuß  vermittels  eines  spatenartigen 
Sporns  im  Boden  fest.  Bei  den  folgenden  Schüssen  hat  nur  allein  das 
Bohr  eine  Rücklaufbewegung,  welche  durch  eine  Flüssigkeitsbremse  be- 
grenzt wird,  worauf  sich  das  Bohr  durch  eine  Federkonstruktion  wieder  in 
die  Feuerstellung  vorschiebt.  Infolgedessen  kann  ohne  erneutes  Biohten 
Schnellfeuer  bis  zu  17  Schuß  in  der  Minute  abgegeben  werden.  Die  La- 
fette trägt  einen  Splitterpanzer  zum  Schutze  der  Bedienungsmannschaften. 

—  Julius  EMar  und  Hans  6siM  beweisen  experimentell,  daß  weder  die  An- 
nahme einer  direkten  Leitung  der  Luft  noch  die  Annahme  einer  Elek- 
trizitätsübertragung durch  die  in  der  Luft  schwebenden  Staubteilchen  die 
Leitfähigkeit  der  Luft  für  Elektrizität  erklären  kann,  daß  dies  vielmehr 
nur  durch  die  Annahme  einer  gewissen  Ionisierung  der  Luft  mögUoh  ist, 
welche  mit  der  Anwesenheit  von  radioaktiven  Stoffen  in  der  Luft  zu- 
sammenhängen mag. 

—  EppiMn  in  Frankfurt,  Julius  Adolph  MMIInctr  in  Nürnberg  und  Max  Contplat 
geben  Methoden  zur  magnetischen  Eisenprüfung  für  technische  Zwecke  an. 

—  Erhard  &  Sthmsr  in  Schleifmühle  und  A.  Bonig  in  Berlin  bauen  Hoch- 
dmckzentrifugalpumpen  als  Wasserhaltimgsmaschinen  im  Bergbau  und  als 
Kesselspeiaepumpen  und  erzielen  damit  gute  Erfolge  gegenüber  den  ge- 
wöhnlichen Kolbenpumpen.     (Vgl.  auch  1900  S.) 

—  Falten  &  Quilleaumo  in  Mülheim  a.  Bh.  fabrizieren  stahldrahtarmierte  Blä- 
röhren.  Das  Bleirohr  wird  zunächst  mit  imprägniertem  Papier  und  Garn 
umgeben,  das  als  Polster  für  die  Stahldiähte  dient,  um  die  schließlich  noch 
eine  doppelte  Umspinnung  aus  mit  Asphalt  getränktem  Garn  gelegt  wird. 
Diese  Röhren  werden  vielfach  für  Druckwasser,  Druckluft  usw.  angewendet. 

—  Isaäe  Frschetto  in  Montreal  baut  eine  Drahtstiftmaschine,  bei  welcher  die 
Drahtnägel  aus  der  Maschine  in  einer  zusammenhängenden  Schnur  he?aas- 
kommen. 

—  Paul  Frltich  gelingt  es,  durch  das  Dimethoxytrichlormethylphtalid  und  die 
Carboxyldimethoxymandelsäure  auf  synthetischem  Wege  zam  Meconin  za 
gelangen. 

—  Gustav  CMitaar  führt  das  von  v.  Basoh  (s.  1878  B.)  erfundene  Sphygmo- 
manometer  in  verbesserter  Form  als  „Tonometer"  zur  klinischen  Beob- 
achtung des  Blutdrucks  ein.  Der  Arm  der  Versuchsperson  wird  mit  einem 
ringförmigen  Luftkissen   umgeben,   in  das  Luft  eingepumpt  wird,  bis  der 


—     984     — 


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IX» 

Puls  eben  nicht  mehr  zu  fühlen  ist.  In  diesem  Augenblick  muß  der  Druck 
der  Luft  dem  Blutdruck  in  den  Gref&ßen  gleich  sein.  Die  Methode  wird 
(1905)  von  Erlanger  und  (1906)  von  Recklinghausen  verbessert. 
1900  R.  Qtminy  in  Wien  erfindet  die  Methode  der  subkutanen  Parafflninjek- 
tionen.  Sie  dient  dazu,  Defekte  oder  unvollkommene  Bildungen  mensch- 
licher Organe  durch  Einführung  einer  unsoh&dlichen  Masse  in  das  Unter- 
bautzellgewebe der  plastischen  Bildung  und  Formgestaltung  nach  zu  er- 
setzen bez.  auszugleichen.  Er  benutzt  dazu  sterilisiertes  weißes  Paraffin 
von  einem  Schmelzpunkt  von  40°  C.  (Mischung  von  offlzinellem  Paraf- 
flnum  liquidum  und  Parafflnum  solidum). 

—  Victor  8ri|iiard  weist  nach,  daß  die  synthetischen  Reaktionen  mit  Hilfe 
von  Magnesiumalkyljodiden  schneller  verlaufen  und  bessere  Ausbeuten 
geben,  als  bei  Anwendung  von  Zink,  und  verwendet  zur  Synthese  nament- 
lich die  aus  Jodmethyl  und  Magnesium  entstehende  Verbindung.  Die 
magnesium  organischen  Verbindungen  gestatten  die  vielseitigste  Anwendung 
zur  Synthese  von  Kohlenwasserstoffen  und  Alkoholen  und  führen  Grignard 
zur  Entdeckung  von  neuen  Abkömmlingen  der  Terpenkohlenwasserstofle. 

—  William  Bäte  Hardy  stellt  die  Regel  auf,  daß  die  anodischen  Kolloide 
durch  die  Kationen,  die  kathodischen  Kolloide  durch  die  Anionen  ge- 
fällt werden  oder  daß,  allgemein  gefaßt,  entgegengesetzt  geladene  Lösungs- 
bestandteile einander  ausfällen  können.  Diese  Regel  gewinnt  eine  weit- 
tragende Bedeutung  für  das  Studium  der  Lebensphänomene. 

—  HsliM  &  C«.  stellen  unter  Verwendung  von  Indol  und  dessen  Homologen 
aus  Natur-  imd  Kunstprodukten  kombinierte  Blumengerüche  dar,  dit, 
viel  gebraucht  werden  und  auch  andere  Firmen  zu  ähnlichen  Kombina- 
tionen veranlassen. 

—  Karl  HtroM  erfindet  einen  Rundwebstuhl.  Bei  diesen  Stühlen  führt  der 
Schütze  keine  hin-  imd  hergehende,  sondern  eine  kreisförmige  Bewegung 
aus.  Infolgedessen  kann  die  Geschwindigkeit  des  Schützen  und  damit 
die  Leistungsfähigkeit  des  Webstuhls  sehr  gesteigert  w«rden. 

—  Paul  IWrautt  schmilzt  zur  Erzeugung  von  Elektroeisen  und  Elektrostahl 
die  Eisenerze  in  einem  Tiegel  aus  feuerfestem  Material,  in  den  die  Kohlen- 
elektroden nur  so  weit  eingesenkt  werden,  daß  sie  zwar  in  die  Schlacke 
eintauchen,  aber  in  keinerlei  Berührung  mit  dem  Eisen  kommen,  so  daß  dieses 
keinen  Kohlenstoff  von  den  Elektroden  aufnehmen  kann.  (S.  auf  Seite  986 
den  Artikel  Kjellin,  Stassano  und  H^roult.)  Er  macht  eine  Anlage  in  La 
Praz  in  Savoyen,  die  sehr  reines  Eisen  und  sehr  reinen  Stahl  erzeugt. 

—  Albert  Hmm  weist  nach,  daß  im  Jasminblütenöl  ca.  S'/j^/g  Indol  und 
eine  geringe  Menge  Anthranils&uremethylester  enthalten  ist,  und  daß 
diese  beiden  Substanzen  mit  als  Hauptträger  des  Blütendufts  angesprochen 
werden  können.  (S.  a.  1898  E.)  Auch  das  Skatol  wird  von  Dunstan  (1889) 
und  Walbaum  (1903)  in  ätherischen  ölen  nachgewiesen. 

—  E.  Hayn  macht  in  den  Jiüiren  1900 — 04  grundlegende  metallographische 
Arbeiten,  die  namentlich  den  Einfluß  von  Gasen  auf  Metalle  und  Legie- 
rungen und  die  dadurch  in  deren  Gefüge  eintretenden,  durch  das  Mikro- 
skop nachweisbaren  Veränderungen  behandeln.    (S.  a.  1876  G.) 

—  A.  H«  erfindet  das  textile  Flachdruckverfahren,  das  namentlich  durch  die 
Erfindung  einer  Druckfarbe  ermöglicht  wird,  welche  außer  den  Eigen- 
schaften einer  guten  Lithographenfarbe  eine  gewisse  Wasserlöslichkeit 
besitzt,  so  daß  bei  einem  dem  Druck  folgenden  Dampfprozeß  die  Farbe  in 
die  Faser  eindringen  und  sie  färben  kann. 

—  Martin  Jacoby  setzt  die  Untersuchung  von  E.  Salkowski  (s.  1889  S.)  über  die 
Autodigestion  der  Leber  fort  und  erhält  aus  dem  Leberanszug  durch  Sättigen 
mit  Ammonsulfat  einen  Niederschlag,   der  nach  dem  Lösen  in  Wasser  die 

—     985     — 

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1900 

Fähigkeit  hat,  die  Eiweißstoffe  der  Leber  zu  verdauen  und  Hippursinre 
und  Harnstoff  zu  spalten.  Jacoby  schlägt  statt  Autodigestion  die  Be- 
zeichnung „Autolyse"  vor. 
1900  S.  Jay  &  Co.  in  Paris  erzeugen  unter  Benutzung  der  von  Berthelot  (s.  1863  B.) 
angegebenen  Reaktionen  Alkohol  aus  Acetylen,  indem  sie  auf  ein  trockenes 
Gemisch  von  1  Vol.  Acetylen  und  4  Vol.  Wasserstoff  in  besonderen  kalt 
gehaltenen  Apparaten  überschüssiges  Ozon  einwirken  lassen. 

—  Greorg  W.  A.  Kahlbuim  gelingt  es,  vermittels  einer  von  ihm  konstmierten 
Quecksüberluftpumpe,  ein  Vakuum  von  ca.  zwei  miUionstel  Millimeter 
Druck  zu  erzeugen  und  damit  bei  den  Temperaturen  eines  gewöhn- 
lichen Wassertrommelgebläses  die  folgenden  Elemente  zu  destiUieren: 
Selen,  Tellur,  Kalium,  Natrium,  Lithium,  Arsen,  Antimon,  Wismat, 
Magnesium,  Calcium,  Strontium,  Aluminium,  Thallium,  Zink,  Cadminm, 
Kupfer,  Silber,  Gold,  Nickel,  Eisen,  Chrom,  Zirkon,  Blei.  Zinn  erweist  doh 
als  kaum  destillierbar. 

—  KatMt  und  Loannhart  zeigen,  daß  Pankreaslipase  unter  bestimmten  Ver- 
hältnissen aus  Fettsäure  und  Alkohol  einen  Ester  zu  bilden  vermag,  daß 
also  die  Fette,  die  durch  die  Lipase  gespalten  werden,  infolge  einer  rever- 
sibeln  Reaktion  durch  sie  wieder  aufgebaut  werden  können.  (S.  a.  1898  C.) 
Über  ähnliche  Reaktionen  berichten  Hanriot  (1901),  der  durch  Serumlipase 
aus  Buttersäure  und  Glycerin  Monobutyrin  erhält  und  Pottevin  (1903  und 
1904),  der  aus  Ölsäure  und  Glycerin  mit  Pankreaslipase  Monolein  und 
Triolein  erhält. 

—  F.  A.  KJailln,  Emesto  Statiaiio  und  Faul  Hiroult  erkennen  gleichzeitig  und  un- 
abhängig voneinander,  daß  es  bei  der  Eisenerzeugung  auf  elektrischem 
Wege  (s.  1878  S.)  darauf  ankommt,  das  Eisen  nicht  zu  lange  im  Bereiche 
des  elektrischen  Lichtbogens  zu  belassen,  da  es  sonst  zu  große  Mengen 
Kohle  aufnimmt  waA  schlecht  in  Qualität  wird. 

—  F.  A.  KJtliln  konstruiert  von  dem  von  ihm,  Stassano  und  H6roult  gefun- 
denen Prinzipien  (s.  vorhergehenden  Artikel)  ausgehend,  in  Gysinge  einen 
elektrischen  Ofen,  in  welchem  ein  Strom  von  3000  Ampere  so  transformiert 
wird,  daß  30000  Ampere  entstehen.  In  diesem  Ofen  erhält  er  am  18.  März 
den  ersten  vorzüglichen  Elektrostahl,  der  ganz  blasenfrei  ist  und  beim 
Härten  keine  Neigung  zum  Springen  zeigt. 

—  KMn,  Font  &  Bohn  Nachtolttr  in  Johannisberg  a.  Rh.  gelingt  es,  in  ihrer 
Doppelmaschine  für  Illustrationsdruck  mit  schwingendem  Zylinder  eine 
Maschine  zu  erzeugen,  die  das  doppelte  leistet,  wie  die  einfache  Schnell- 
presse und  imstande  ist,  auch  von  gebogenen  KUschees  Bilder  von  hoher 
Vollendung  zu  erzielen. 

—  Nachdem  schon  durch  Loftus,  Oppert,  Layard  u.  a.  die  Ruinenstätte  des 
alten  Babylon  untersucht  war,  beginnt  Robert  KoMowoy  erfolgreiche  Aus- 
grabungen daselbst  auf  seiner  durch  die  deutsche  Orientgesellschaft  aus- 
gerüsteten Expedition. 

—  H.  Kooppo  gibt  der  Mineralwaasertherapie  eine  wissenschaftliche  Basis, 
indem  er  an  Hand  seiner  Untersuchungen  über  Molekulargewicht,  osmo- 
tischen Druck  udd  Dissoziationskoefflzienten  der  Wässer  lehrt,  daß  ihre 
Wirksamkeit  nicht  auf  den  Gehalt  an  festen  Bestandteilen  und  einzelnat 
Salzen  zurückzuführen  sei,  sondern  auf  ihren  Grehalt  an  neutralen,  d.  h. 
nicht  gespaltenen  Molekülen  und  auf  die  Zahl  und  Art  der  dissoziierten 
Ionen. 

—  Die  Gebrüder  Körting  bauen  Gichtgasmotoren,  die  zuerst  auf  derDonners- 
marckhütte  in  Betrieb  gesetzt  werden. 

—  G.  Krobs  bringt  für  photographische  Zwecke  das  erste  „Zeitlicht"  in  Pa- 
tronenform in  den  Handel,    das   wie   das  Blitzlicht  im  wesentlichen   aus 

—     986     — 

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1900 

Magnesium-  und  Alnminiumpulver  und  aus  Nitraten  der  alkalischen  Erden 
besteht,  denen  aber  zur  Verlängerung  der  Brennzeit  Oxyde  und  Carbonate 
der  alkalischen  Erden,  sowie  Glaspulver  zugesetzt  werden.  Die  Farben- 
fabriken  yorm.  Friedrich  Bayer  &  Co.  verwenden  als  sauerstoffliefemde 
Substanz  Wolframsäure. 
1900  Laurenz  Kromar  in  Wien  erfindet  den  Eromarograph,  einen  automatischen 
Notenschreibapparat,  der  die  auf  dem  Klavier  gespielten  Tonstücke  mittels 
elektrischen  Betriebes  in  einer  der  gewöhnlichen  Notenschrift  sehr  ähnlichen 
Zeichenschrift  niederschreibt.  Mit  dieser  Erfindung  ist  ein  weiterer  Schritt 
(s.  1745  C.)  zur  Lösung  des  Problems  der  unmittelbaren  Niederschrift 
gespielter  Tonstücke  getan. 

—  F.  Kurlbaum  und  L.  Holborn  konstruieren  ein  Pyrometer,  das  eine  Glühlampe 
von  wechselnder  Intensität  mit  dem  strahlenden  Körper  vergleicht.  Fast 
identisch  hiermit  ist  ein  gleichzeitig  von  Mona  unter  dem  Namen  „Thermo- 
gauge"  angegebenes  Pyrometer. 

—  Die  Lomton  PmumaiiG  Tub«  Company  in  London  macht  daa  System  der 
pneumatischen  Rohrpost  zu  Zwecken  der  Geldbeförderung  in  großen  Waren- 
häusern nutzbar.  In  Deutschland  wird  die  erste  Anlage  eines  pneumatischen 
Zahlsystems  im  Kaufhaus  des  Westens  in  Berlin  gemacht. 

—  Samuel  Pierpont  Laii(toy  legt  nach  20jähriger  Arbeit  mit  einer  verbesserten 
Methode  das  ultrarote  Spektrum  bis  zur  Wellenlänge  von  S3  386  Ängström- 
einheiten  bolometrisch  fest. 

—  Petr  Nikolaje witsch  Labadaw  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die 
Druckkraft  des  Lichts  in  seiner  Fortpflanzungsrichtung  und  bestätigt 
durch  seine  Versuche  den  von  Maxwell  (s.  1873  M.)  gezogenen  Schluß, 
da8  ein  bestrahlter  Körper  einen  Druck  erleidet. 

—  Otto  Labmann  konstatiert,  daß  auch  bei  flüssigen  Krystallen  ein  Bestreben 
der  Moleküle  vorliegt,  sich  in  die  Richtung  des  magnetischen  Feldes  zu 
stellen. 

—  LawMcl,  von  Knorring,  Nairowtkl  und  Imla  bringen  den  Wärmegenerator  in 
Vorschlag,  um  die  Abwärme  bei  Heü^dampfturbinen  nutzbar  zu  machen. 
Sie  führen  den  noch  stark  überhitzten  Abdampf  einer  Turbine  in  Heiz- 
körper, die  im  Wasser-  oder  Dampfraum  eines  Kessels  aufgestellt  sind  und 
dort  Wasser  verdampfen  soUen. 

—  Karl  F.  G.  Linda  schlägt  vor,  flüssigen  SauerstoS  mit  oxydierbaren  Sub- 
stanzen verschiedener  Art  gemischt  als  Sprengmittel  zu  verwenden  und 
gibt  demselben  den  Namen  „Oxyliquid".  Als  geeignetster  Zusatz  hat  sich 
pulverisierte  Holzkohle  erwiesen. 

—  Paul  Lncai  konstruiert  eine  Gasglühlichtlampe,  bei  welcher  er  die  saugende 
Wirkimg  eines  hohen  Schornsteins  benutzt,  um  höhere  Pressungen  sowohl 
bei  der  Verbrennungsluft,  als  auch  bei  dem  Leuchtgas  zn  erzielen.  Er  er- 
hält bei  dieser  Lampe  Wirkungen,  die  sie  als  Konkurrentin  des  elektrischen 
Lichts  erscheinen  lassen. 

—  Ludwig  Amadaui  von  Bavoyan,  Herzog  der  Abruzzen,  unternimmt  auf  der  „Stella 
Polare"  eine  Nordpolfahrt,  an  der  die  Marineoffiziere  Umberto  Cagni 
und  Querini  teilnehmen.  Die  Expedition  überwintert  in  der  Teplitzbai 
auf  Franz-Joseph-Land,  von  wo  Schlittenreisen  unternommen  werden.  Bei 
einer  derselben  erreicht  Cagni  86°  34'  n.  Br.,  d.  i.  noch  30'  oder  54  km 
über  den  von  Nansen  erreichten  nördlichsten  Punkt  hinaus. 

—  Lyncitir  &  Scliropp  verbessern  den  Ansell'schen  Schlagwetterindikator  (b. 
1862  A.)  und  richten  ihn  für  Fernmeldung  ein.  Der  Apparat  ist  in  der 
neuen  Form  sehr  wertvoll  für  den  Schutz  und  die  Sicherung  des  Gruben- 
betriebes. 


—    987    — 

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1900 

1900  F.  M.  Lifte  und  G.  Longa  erhitzen  zur  Gewinnung  von  Salpetersäure 
Natriumnitrat  und  Eisenoxyd  in  einem  Strom  von  Dampf  und  Luft;  die 
Salpetersäure  wird  in  Form  von  Stiokoxjden  ausgetrieben  imd  kann  im 
Kontakt  mit  Wasser  aus  diesem  gewonnen  werden.  Im  Rückstand  hinter - 
bleibt  Natrium  und  Eisen,  welche  bei  Behandlung  mit  kochendem  Wasser 
eine  Lösung  von  Ätznatron  und  einen  Niederschlag  von  Eisenoxyd  ergeben. 

—  Die  Fabrik  von  Mae  Gamitck  in  Chicago  (s.  1861)  baut  Grasmähmaschinen, 
die  an  Stelle  der  Zugtiere  durch  Petroleummotoren  gefahren  und  betrieben 
werden  (Moschinenmäher).  Eine  ähnliche  Konstruktion  stammt  von  Deering. 

—  Erich  Marx  beobachtet  den  Hidleffekt  (s.  1880  H.)  an  Flammen. 

—  Die  Mawhlnanbau-AktiangaHlliehaft  Vulkan  erbaut  für  den  Dampfer 
„Deutschland"  der  Hamburg- Amerika-Linie  zwei  Maschinen  von  je  16  600  PS 
mit  je  6  Dampfzylindem  für  vierstufige  Dampfspannung.  Die  vierteiligen 
Kurbelwellen  aus  Niokelstahl  mit  Schlick'scher  Massenausgleichung  haben 
64  cm  Durchmesser.  Den  Dampf  liefern  12  Doppel-  und  4  Einfachkessel 
mit  8000  qm  Heizfläche,  die  mit  16  Atmosphären  Überdruck  arbeiten. 

—  Der  französische  Ingenieur  Matocnon  kommt  auf  den  Gedanken,  gesunkene 
Schiffe  auf  einfache  Weise  durch  unter  Wasser  stattfindende  Gasentwick- 
lung zu  heben.  Er  benutzt  widerstandsfähige  Kautsohuksäcke,  die  durch 
Schläuche  mit  starken  eisernen,  mit  Calciumoarbid  gefüllten  Zylindern  ver- 
bunden sind.  In  die  ZyUnder  sind  leicht  schmelzbare  Pfropfen  einge- 
lassen, die  durch  einen  elektrischen  Funken  geschmolzen  werden,  worauf 
das  Wasser  in  die  Zylinder  eintritt  und  aus  dem  Carbid  Acetylen  ent- 
wickelt. Das  Gas  füllt  die  Säcke,  die  kraft  ihres  Auftriebes  das  Wrack  an 
die  Oberfläche  heben. 

—  Hans  Mmnicka  schlägt  zur  Wiedergewinnung  von  Zinn  aus  Weißblech- 
abfäUen  daa  Ätznatronverfahren  vor,  bei  welchem  in  derselben  Zelle  das 
Weißblech  ausgelaugt  und  das  Zinn  elektrolytisoh  ausgeschieden  wird.  Ein 
großer  Vorteil  dieses  alkalischen  Verfahrens  soll  sein,  daß  lackierte  wie 
blanke  Bleofasorten  ohne  Unterschied  verarbeitet  werden  können. 

—  Nachdem  Birch  (1860)  und  Demarquay  (1867)  das  Einatmen  von  Sauer- 
stofl  zu  therapeutischen  Zwecken  empfohlen  hatten,  und  Lender  (1871)  die 
Einatmung  von  Ozon  zu  solchen  Zwecken  vorgeschlagen  hatte,  nimmt 
Max  Mlchaalls  die  Sauers tofftherapie  in  größerem  Umfange  wieder  auf  und 
empfiehlt  die  Einatmung  von  Sauerstoff  bei  Krankheiten  des  Blutes  mit 
Ausnahme  von  Leukämie,  bei  Herz-  und  Lnngenkrankheiten,  bei  Intoxi- 
kationen mit  Morphium  und  Kohlenoxyd.  Diese  Besultate  sind  nicht 
unbestritten.     (S.  a.  1798  B.) 

—  Adolph  Mlatht  verbessert  das  von  Ivee  (s.  1888)  erfundene  Chromoskop 
(Apparat  zur  Farbensynthese)  und  den  Dreifarben  Projektionsapparat  und 
trägt  dadurch  zum  Ausbau  und  zur  praktischen  Durchführbarkeit  der 
additiven  Dreifarbenphotographie  (s.  a.  1861  M.)  wesentlich  bei. 

—  A.  NatHar  stellt  durch  sorgfältige  Versuche  die  schädliche  Wirkung  der 
zuerst  von  Hance  1880  beschriebenen  Primula  oboonioa,  wie  aueh  der 
Primula  sinensis  außer  Zweifel.  Mehr  oder  weniger  heftige  Hauterkrankungen 
durch  diese  ihrer  schönen  Farbe  wegen  in  neuester  Zeit  vielfach  kultivierten 
Pflanzen  waren  seit  1889  zuerst  in  England,  dann  auch  in  anderen  Ländern 
beobachtet  worden. 

—  Nachdem  Blumenthal  und  Bergeil  (1898)  gezeigt  hatten,  daß  man  aus 
dem  Urin  von  an  Pentosurie  (vgl.  1892  S.)  leidenden  Kranken  mit  Barium - 
salzen  die  Pentose  als  Barinmverbindung  erhalten  könne,  stellt  Carl  Nan- 
barg  die  Hampentose  krystallinisch  dar  und  identifiziert  sie  als  r-Ara- 
binose. 

—     988     — 

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1»00 

1900  Richard  NMhuB  und  Woni  erzielen  Farben  auf  photographiBohem  Wege, 
indem  sie  die  lange  bekannte  Beobachtung  benutzen,  daß  das  Licht 
künstliche  Farbstofie,  namentUch  Anilinfaibstofie  bleichen  kann. 

—  Nachdem  die  AktiengeBcllschaft  „Kette"  in  Dresden  zuerst  in  Deutschland 
Sohleppversuche  mit  Schiffsmodellen  angestellt  hatte,  baut  der  NorMentebt 
Uoyd  in  Bremerhaven  die  erste  große  deutsche  Schleppversuchsstation,  die 
hinsichtlich  der  Grenauigkeit  der  Versuche  den  höchsten  Anforderungen  ent- 
spricht. Im  Jahre  1902  folgt  als  erste  staatliche  Anstalt  dieser  Art  die 
Versuchsanstalt  für  Wasserbau  und  Schiffbau  in  Berlin. 

—  Marc  Paquisr  stellt  auf  der  Pariser  Ausstellung  künstliche  Bubine  und 
Saphire  aus,  die  von  dem  Chemiker  Auguste  Victor  Louis  VMinuil  durch 
Schmelzung  einer  mit  etwa  2 — SVc^/o  Chromozyd  versetzten  Tonerde  im 
Kuallgasgebl&se  hergestellt  sind,  und  bei  denen  durch  besondere  Kunst- 
griffe die  Krystallisation  sehr  langsam  und  bei  Temperaturen  stattfindet, 
die  dem  Schmelzpunkt  des  Materials  sehr  nahe  liegen. 

—  Heinrich  Pracht  gelingt  es,  das  zu  Ende  der  70  er  Jahre  von  Engel  angegebene, 
aber  nicht  zur  praktischen  Vollendung  geführte  Verfahren  der  Pottasche- 
darsteUung  aus  Chlorkaliumlaugen  lebensfähig  zu  gestalten.  Das  Ver- 
fahren besteht  darin,  daß  aus  den  mit  Magnesiumcarbonat  versetzten 
Chlorkaliumlaugen  durch  Kohlensäure  Kaliummagnesiumcarbonat  ab- 
geschieden -wird,  das  mit  Wasser  in  die  leichtlösliche  Pottasche  und  das 
unlösliche  Magnesiumcarbonat  zerfällt. 

—  R.  Pschorr  und  E.  Voii(*riGhtM  machen  unabhängig  voneinander  in  den 
Jahren  1900 — Oi  trichtige  Untersuchungen  über  Morphin  und  Codein  und 
stellen  mit  Sicherheit  in  diesen  Alkaloiden  einen  Phenanthrenkern  fest. 
Das  Phenanthren  hatten  Vongerichten  und  Schrötter  bei  Destillation  von 
Morphin  mit  Zinkstaub  schon  1881  nachgewiesen. 

—  Nachdem  seit  der  Erfindung  des  Flugzeitenmessers  von  Le  Bouleng6 
(s.  1863  B.)  eine  Anzahl  vollkommenerer  Chronographen,  wie  z.  B.  der 
Funkenchronograph  von  Siemens,  das  Velozimeter  von  Sebert,  der  Photo- 
ehronograph von  Cushing  Creuvre  und  Owen  Squier  konstruiert  worden 
waren,  schlägt  Michael  RidakovÜ  eine  neue,  ,,Kondensatormetbode"  genannte 
Methode  zur  Messung  der  Flugzeiten  der  Geschosse  vor.  Dieses  Verfahren 
beruht  auf  der  Erscheinung,  daß  die  Entladung  eines  Kondensators  in 
einer  genau  bestimmten  Weise  abhängig  ist  von  der  Größe  des  Wider- 
standes, durch  welchen  die  Entladung  stattfindet.  Es  stellt  die  beste  Art 
der  Messung  sehr  kleiner  Zeitteilchen  dar. 

—  A.  RatM«  erfindet  ein  Verfahren,  den  Auspuffdampf  von  Maschinen  mit 
unterbrochenem  Betrieb  in  einem  eigenartig  konstruierten  Gefäß,  Wärme- 
speicher genannt,  zu  sammeln  und  daraus  eine  beliebige  Niederdruck- 
Kraftmaschine  zu  speisen.  Das  Verfahren  wird  zuerst  auf  dem  Bergwerk 
in  Bruay  (Pas  de  Calais)  eingeführt  und  bewährt  gefunden.   (S.  a.  1900  L.) 

—  A.  RatMU  gibt  durch  die  direkte  Kuppelung  seines  Ventilators  (s.  1889  R.) 
mit  Dampfturbinen  die  erste  Anregung  zum  Bau  von  Turbokompressoren 
(Turboventilatoren)  für  Luftdrucke  von  5—6  Atmosphären,  die  er  später 
im  Verein  mit  Armengaud  noch  wesentlich  vervollkommnet. 

—  F.  Richara  und  W.  Zlagisr  analysieren  die  oszillierende  Entladung  von 
Leidener  Flaschen  mit  Hilfe  der  Braun'sohen  Röhre  (s.  1898  B.). 

—  P.  H.  RotMkrani  konstruiert  einen  Indikator,  bei  welchem  die  Druckfeder, 
am  sie  der  Einwirkung  der  höheren  Temperatur  zu  entziehen,  nach  außen 
verlegt  und  in  einem  von  zwei  hohlen  Stahlsäulchen  getragenen  Querstück 
über  dem  ZyUnder  angebracht  ist.  Ähnliche  Indikatoren  mit  kühUiegender 
Druckfeder  werden  1902  von  Schäffer  und  Budenberg,  1904  von  Tesdorpf 
und  1905  von  H.  Maihak  ausgeführt. 

—     989    — 

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1900 

1900  £.  Rvtharford  und  H.  T.  Brooks  finden,  daß  neben  der  eigentlichen  Strahlung 
von  den  Radiumpräparaten  eine  stoffliche  Emanation  ausgeht,  deren  Mole- 
kulargewicht sie  aus  Difiusionsversuchen  zwischen  40  und  100  finden.  Die 
Emanation  kann  im  Gregensatz  zu  den  Strahlen  durch  einen  Luftstrom 
fortgetrieben  und  so  durch  Röhren  geleitet  werden.  Sie  durchdringt  Baum- 
wollbäusche, Karton,  dünne  Fohen  von  Aluminium,  Silber  und  Grold,  nicht 
aber  Glimmerplatten.  Alle  Stoffe,  die  von  der  Emanation  getroffen  werden, 
verhalten  sich  vorübergehend  radioaktiv;  sie  besitzen  dann  „induziert« 
Aktivität". 

—  Gordon  Salamon  und  Emest  fioldl«  untersuchen  die  beim  Erhitzen  des 
Zuckers  entstehende,  zum  F&rben  von  Likören,  Bier  usw.  dienende  Zncker- 
oouleur  (Karamel).  Sie  gelangen  zu  dem  Resultat,  daß  Zuckerooolear 
aus  Rohrzucker  bei  gleicher  Färbekraft  billiger  ist  als  solche  aus  Stärke- 
Zucker. 

—  Nachdem  im  Rosenöl  durch  die  Forschimgen  von  Walbaum  und  Stephan 
außer  Rhodinol  (Geraniol)  normaler  Nonylalkohol,  Citral,  1-Linalool,  Phenyl- 
äthylalkohol  und  1  -  Citronellol  nachgewiesen  worden  waren,  bringen 
Sehimmol  &  Co.  in  Leipzig  ein  auf  Grund  dieser  Forschungen  bereitetes 
künstliches  Rosenöl  in  den  Handel. 

—  Wilhelm  Sckmldt  konstruiert  für  die  Heißdampflokomotiye  an  Stelle  der 
Überhitzerröhren,  die  sich  nur  schwer  reinigen  lassen,  den  Rauchkammer- 
Überhitzer.  Die  erste  hiermit  ausgerüstete  Lokomotive  wird  von  A.  Borsig 
in  Berlin  gebaut. 

—  Der  Mediziner  Sehumbwf  findet,  daß  durch  freies  Brom  sämtliche  im 
Wasser  enthaltene  Bakterien,  namentlich  die  im  Wasser  befindlichen 
pathogenen  Keime,  binnen  6  Minuten  abgetötet  werden.  Wird  das  Brom 
durch  schwefligsaures  Natron  neutralisiert,  so  erhält  man  ein  trinkbares 
Wasser.    Das  Verfahren  ist  besonders  für  die  Tropen  von  Wichtigkeit. 

—  Gustav  Schwalbe  in  Straßburg  und  Hermann  Klaattch  untersuchen  den 
Schädel  bez.  die  Gliedmaßen  der  Menschen  von  Spy  und  vom  Neanderthal 
(s.  1866  F.  und  1887  F.).  Sie  finden,  daß  dieselben  in  vielen  Punkten 
von  den  jetzt  lebenden  Rassen  des  Homo  sapiens  abweichen,  also  mehr 
oder  weniger  außerhalb  der  Variationsgrenze  des  Menschen  stehen.  Sie 
sehen  deshalb  den  altdiluvialen  Menschen  als  eine  besondere  Art  an. 

—  Karl  SchwarztchlM  in  Göttingen  baut  eine  Methode  der.  Bestimmung  der 
Stemhelligkeit  auf  pbotographisoher  Grundlage  auf.  Dadurch,  daß  er  die 
photographische  Platte  nicht  in  den  Brennpunkt  des  Objektivs,  sondern 
außerhalb  stellt,  erhält  er  auf  der  Platte  alle  Sterne  als  gleichgroße  Scheiben, 
die  aber  je  nach  der  HeUigkeit  mehr  oder  weniger  dunkel  gefärbt  sind. 
Der  Grad  der  Dunkelheit,  der  einer  zu  diesem  Zweck  gefertigten  Skala 
entnommen  werden  kann,  gibt  die  Grundlage,  um  die  HeUigkeit  zu  er- 
mitteln. 

—  Friedrich  Wilhelm  Sommlor  klärt  die  Konstitution  der  Tanaceton-  (Tbujon-) 
Reihe  auf.  Das  Tanaceton  gehört  demnach  ebenso  wie  das  Sabinen  zu 
den  bicyclischen  Verbindungen,  die  sich  aber  durch  einen  Dreiring  aus- 
zeichnen. Noch  in  demselben  Jahre  zeigt  Semmler,  daß  das  Sabinol  C,«H,,0, 
der  Hauptbestandteil  des  Sadebaumöls,  ebenfalls  zur  Tanacetonreihe  gehört, 
und  klärt  auch  dessen  Konstitution  auf. 

—  Friedrich  Wilhelm  Semmlor  trennt  als  besondere  Gruppe  von  den  unge- 
sättigten Terpenen,  Terpenalkoholen  usw.  eine  EJasse  von  Verbindungen 
ab,  die  sich  durch  eine  doppelte  Bindung  nach  der  Seitenkette  hin,  also 
durch  eine  Methengruppe,  auszeichnen.  Semmler  bezeichnet  derartige  Ver- 
bindungen als  Pseudoterpene,  Pseudoalkohole  usw.   Namentlich  finden  sich 


—     990     — 

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IIKK» 

derartig  konstituierte  Verbindungen  als  Bestandteile  ätherischer  öle,  wie 
u.  a.  das  Pseudophellandren,  das  Camphen  und  das  Nopinen. 
1900   SiMiiMi  &  Halik«  konstniieren  elektrische  Fallort-Haspel  bis  zu  20  PS  zur 
Förderung   auf  Nebenstrecken,    die  sich  an  Stelle  der  bis  dahin  fast  aus- 
schließlich mit  Preßluft  betriebenen  Haspel  sehr  gut  bewähren. 

—  SMniMii  &  Haliln  verbessern  die  elektrische  Fördermaschine,  indem  sie  zur 
Steuerung  einen  nach  dem  Ilgner'scben  System  mit  Schwungmassen  zum 
Belastungsausgleich  gekuppelten  und  mit  Leonard'scber  Schaltung  arbei- 
tenden rotierenden  Umformer  verwenden.  Die  Steuerung  wird  hierdurch 
eine  sichere,  wodurch  auch  die  vordem  so  unbequemen  beträchtlichen 
Leistungssohwankungen  vermieden  werden.    (Vgl.  1899  S.) 

—  Paul  Stovwt  in  Dresden  vervollkommnet  die  Maschinenglasbläserei  (s. 
1846  F.),  indem  er  das  Glasblasen  mit  komprimierter  Luft  aui  perforierter 
Eisenplatte  einführt. 

—  H.  Th.  Simon  erfindet  einen  elektrolytischen  Stromunterbrecher  aus  zwei 
Säureschichten,  die  durch  ein  Diaphragma  voneinander  getrennt  sind. 

—  SJignii  und  SteubMk  behandeln  den  oberflächlichen  Hautkrebs  erfolgreich 
mit  Röntgenstrahlen. 

—  Emilio  StMtMO  konstruiert  kurz  nach  Ejellin  (s.  1900  K.)  einen  Ofen  in  der 
Form  der  sogenannten  Flammöfen,  der  so  eingerichtet  ist,  daß  die  ge- 
schmolzenen Erze  und  die  Schlacken  rasch  von  den  Kohlenelektroden  ab- 
fließen und  eine  Eohlensto&aufnahme  nur  in  sehr  geringem  Maße  statt- 
finden kann.  Der  produzierte  Stahl  ist  sehr  rein  und  sehr  billig.  (Vgl.  a. 
den  Artikel  Ejellin,  Stassano  und  H6roult  auf  S.  986.) 

—  Carl  Stofhn  in  Wien  erfindet  das  nach  ihm  benannte  BrübveTfahren,  bei 
welchem  die  Buben,  grob  geschnitzelt,  mit  siedend  heißem  Bfibensaft  ver- 
mischt und  dann  abgepreßt  werden,  wobei  besserer  Saft,  als  bei  der  Diffu- 
sion, und  Preßrückstände  von  hohem  Trockensubstanz-  und  Eiweißgehalt 
gewonnen  werden,  die  sich  leicht  trocknen  lassen  imd  ein  sehr  gutes  Futter 
(sogenannte  Zuckerschnitzel)  mit  33  bis  38^/0  Zucker  ergeben. 

—  StiirmliMtl  konstruiert  das  Fallstäbchen  zur  Erzeugung  kleinster  SchaUstärken. 
Ea  gelingt  ihm,  mit  diesem  Apparate  die  Abnahme  der  SchallBtärke  bei 
verschiedenen  Entfernungen  imd  unter  verschiedenen  Verhältnissen,  wie 
z.  B.  im  Walde,  im  freien  Felde,  in  akustischen  Sälen  usw.,  zu  bestimmen. 

—  Nachdem  schon  um  1860  Nagel  und  Kemp  in  Hamburg  eine  Zentrifugal- 
pumpe projektiert  hatten,  die  mit  besonderen  Leitapparaten  ausgestattet 
werden  sollte,  um  einen  Teil  der  Geschwindigkeit  des  fließenden  Wassers 
in  Druck  umzusetzen,  konstruieren  die  Gebrüder  Sutnr  in  Winterthur 
eine  Pumpe,  die  mit  Leitapparaten  für  die  ausströmende  Flüssigkeit  und 
mit  vorwärts  gekrümmten  Radschaufeln  versehen  ist  und  in  der  Minute 
3,6  cbm  Wasser  100  m  hoch  befördert.  Diese  Art  von  Pumpen  wird  von 
Jaeger  &  Co.  in  Leipzig  noch  verbessert. 

—  Gustav  Tammann  macht  Untersuchungen  über  die  Grenzen  des  festen  Zu- 
standes  beim  Wasser,  die  sich  von  0  bis  80°  bei  1  bis  3200  kg  Druck  auf 
1  qcm  und  über  zwei  schmale  Streifen  von  — 22"  bis  — 16»  bei  3200  bis 
4000  kg  und  beim  Druck  von  1  kg  von  — 80"  bis  180"  erstrecken.  Er 
stellt  fest,  daß  innerhalb  dieses  Zustandagebietes  Wasser  in  4  Zuständen, 
als  flüssiges  Wasser,  als  gewöhnliches  Eia  I,  ala  Eis  11,  das  17 "/o  dichter 
als  Eis  I  ist,  und  als  Eis  III  bestehen  kann,  welch  letzteres  noch  dichter 
ist  als  Eis  II. 

—  Frederiok  W.  Taylor  und  Maunsel  White  unterwerfen  Stahl,  der  Wolfram, 
Titan,  Molybdän  oder  Chrom  (a.  a.  1821  B.  und  1868  0.)  enthält,  einem  be- 
sonderen Schmelzprozeß,  durch  den  er  wesentlich  widerstandsfähiger  wird. 
Derartige  Legierungen  werden  unter  dem  Namen  „Schnelldrehstahl"  oder 

—     991     — 

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1900 

Rapidetrabl  von  der  Bethlehem  Steel  Co.  in  den  Handel  gebracht.  (VgL 
auch  1903  H.  und  1906  T.) 
1900  Maurice  Taylor  einerseits  und  CtorriM  andererseits  verwirklichen  sueiat  den 
B^nier'schen  Gedanken,  Luft  und  Dampf  in  den  Generator  einzusaugen 
(b.  1894  B.)  und  begründen  die  Industrie  des  Sauggases.  Nach  den  An- 
gaben des  letzteren  wird  von  Julius  Pintsch  für  das  Elektriotätswerk 
Heussy  in  Belgien  eine  IßOpferdige  Sauggasanlage  gebaut,  die  sich  durch- 
aus bewährt  und  sich  sehr  billig  stellt,  da  dabei  besondere  Dampfkessel 
und  Gasbehälter  wegfallen. 

—  Johannes  TbMi  entdeckt  die  Körperklasse  der  Fulvene,  einen  bisher  unbe- 
kannten Typus  von  gefärbten  Kohlenwasserstofien,  welche  sich  als  Sab- 
stitutionsprodukte  eines  Isomeren  des  Benzols  auffassen  lassen. 

—  Eduard  von  Toll  fährt  im  Juni  mit  dem  Dampfer  „Sarja"  zur  Erforschung 
der  nördlich  von  den  Keusibiriscben  Inseln  liegenden  Eilande  aus.  Er 
wird  durch  ungünstige  Eisverhältnisse  gezwimgen,  am  26.  September 
am  Colin  Aroher-Hafen  im  Eingang  der  Taim3nr8traße  Winterquartiere  zu 
beziehen.  Auf  Schlittenfahrten  im  Frühjahr  1901  wird  die  Ausdehnung 
der  Taimyrbaoht  untersucht  und  die  Mündung  des  Taimyrflusses  fest- 
gelegt. Am  25.  August  wird  die  Weiterfahrt  angetreten,  Kap  Tscheljuskin 
umfahren  und  der  Kurs  gegen  Nord  gerichtet.  Doch  werden  auch  hier 
so  ungünstige  Eisverhältnisse  gefunden,  daß  am  24.  September  1901  zum 
zweiten  Male  Winterquartiere  bei  der  Insel  Kotelny  bezogen  werden  müssen. 
Am  11.  Mai  1902  tritt  der  Zoolog  der  Expedition,  Birula,  eine  Sohlitten- 
expedition  zur  Erforschung  von  Neusibirien  an,  von  der  er  im  Februar 
1903  wohlbehalten  am  Festlande  anlangt,  ohne  von  Baron  ToU,  der  ihm 
mit  dem  Astronomen  Seeberg  und  zwei  Jakuten  am  6.  Juni  1902  gefolgt 
war,  ein  Lebenszeichen  erhalten  zu  haben.  Verschiedene  Expeditionen, 
die  von  der  russischen  Regierung  mit  der  Erforschung  des  Schicksals  von 
Baron  Toll  beauftragt  waren,  wie  die  des  Leutnants  Koltschak  und  die 
des  Ingenieurs  Brussnew  haben  auf  der  Bennet -Insel  die  Nachricht  ge- 
funden, daß  sich  Toll  dort  bis  8.  November  1903  aufgehalten  habe,  sonst 
aber  keine  Spur  der  Verschollenen  entdeckt.  Der  Dampfer  „Sarja"  war 
am  8.  September  1902  nach  der  Lena-Mündung  zurückgekehrt 

—  Wilhelm  Traub*  gelangt  auf  synthetischem  Wege  aus  der  Cyanessigsäure 
durch  deren  Äthylester  zum  Cyanacetylguanidin  und  aus  diesem  zum 
Guanin,  von  dem  er  mittels  salpetriger  Säure  zum  Xanthin  gelangt.  Dieser 
Weg  stellt  zugleich  eine  neue  Synthese  des  Theobromins,  Theophyllins  und 
Caffeins  dar,  da  diese  Körper  aus  Xanthin  durch  Methylierung  direkt 
darstellbar  sind. 

—  Die  Vonlnigton  Kuiutwldofabrlktn  AkttonfMOllichaft  in  Frankfurt  a.  M.  bringen 
unter  dem  Namen  „Meteor"  ein  künstliches  Koßhaar  in  den  Handel.  Das- 
selbe stellt  eine  außerordentlich  glänzende  Faser  dar,  in  der  drei  mäßig 
dicke  Einzelfäden  zu  einer  Gr^ge  vereinigt  sind,  die  das  Roßhaar  an 
Festigkeit  übertrifft.  Auch  aus  Glanzstofi  (Kupferoxydammoniak-Cellu- 
loselösung),  aus  Viskose,  sowie  namentlich  aus  Acetatseide  werden  ähn- 
liche Produkte  hergestellt. 

—  F.  Volhard  gelingt  der  einwandfreie  Nachweis,  daß  der  menschliche  Magen- 
saft ein  sehr  kräftiges  fettspaltendes  Ferment  enthält,  welches  dem  Pepsin 
und  Labferment  als  gleichwertig  und  sehr  ähnlich  in  seiner  Wirksamkeit 
an  die  Seite  zu  stellen  ist.  Der  Nachweis  gelingt  nicht  allein  im  Reagens- 
glas, sondern  auch  im  lebenden  Körper.     (S.  1858  M.  und  1880  C.) 

—  Otto  Watkholl  macht  die  erste  Angabe  über  die  gewebezerstörende  Wirkung 
des  Radiums. 

—  Der  Astronom  Ladislaus  Wolnok  in  Prag  stellt  seit  1884  durch   das   von 

—     992     — 


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1900 

ihm  erfundene  Verfahren  der  unmittelbaren  VergröBerung  der  Negative 
yortrefOiche  photographisohe  Bilder  der  Mondoberfl&che  her,  die  er  in 
seinem  Mondatlas  wiedergibt. 
1900  WMal  und  Rwaut  führen  unter  dem  Namen  „Cytodiagnostik"  eine  Unter- 
Buchongsmethode  ein,  welche  auf  Grund  der  Feststellung  der  in  patho- 
logischen Körperflüssigkeiten  vorhandenen  Zellformen  versucht,  Bück- 
Bchlüase  auf  die  Natur  der  vorliegenden  Erankheitsprozease  zu  ziehen. 

—  Nachdem  durch  die  Arbeiten  von  Willstätter  (1898)  und  Liebermann 
(1890)  festgestellt  war,  daß  dasEcgonin  eine  Carbonsäure  des  Tropins  ist, 
gelingt  es  Wlllittttor  und  Bod«,  durch  Einwirkung  von  Kohlensäure  auf  ein 
Alkalisalz  des  Tropinons  und  Reduktion  des  Reaktionsproduktes  die  Alka- 
mine  der  Tropangruppe  in  eine  ^  -  Carbonsäure,  ein  Eogonin  überzuführen. 
Da  das  Ausgangsmaterial  synthetisch  su  erhalten  ist,  ist  somit  die  Synthese 
eines  Cocains  völlig  durchgeführt,  das  in  Struktur  mit  dem  natürlichen 
Cocain  identisch  ist  und  sich  davon  nur  durch  seine  optische  Inaktivität 
unterscheidet. 

—  Wilhelm  Wlnternltz  untersucht  den  Einfluß  heiBer  Bäder  auf  die  Wärme- 
regulation des  Körpers  und  zeigt,  daß  die  Erwärmung  einen  wesentlichen 
Einfluß  auf  die  Verbrennungsprozesse  im  Körper  ausübt.  Ähnliche  Ver- 
suche werden  1904  von  Linser  und  Schmid  unternommen. 

—  Der  Amerikaner  Wla»-Wood  erfindet  eine  Stereotypiermaschine,  „Autopiate" 
genannt,  die  3  bis  3^/t  druckfertige  Platten  in  der  Minute  liefert.  Sie  be- 
steht aus  einer  automatischen  Stereotypie-Rundplatten-Gieß-  und  Fertig- 
machmaschine, die  indes  zurzeit  noch  sehr  kostspielig  ist.  Eine  andere 
derartige  Maschine,  ebenfalls  amerikanischer  Herkunft,  ist  die  „Citoplate". 

—  Der  Ingenieur  Ferdinand  Witte  erfindet  das  Kunst-Webpult  als  Ersatz  für 
den  Haute-Lisse- Webstuhl.  Die  Kettenfäden  laufen  von  hinten  nach  vom 
auf  einer  Pultfläche  entlang,  auf  der  die  Musterzeichnung  befestigt  ist  und 
lassen  sich  zum  Einbringen  der  EinschuBfäden  (mittels  Handnadel)  an  be- 
liebiger Stelle  und  fast  mühelos  nach  gerader  oder  ungerader  Zahl  heben 
und  wieder  senken. 

—  Max  Won  macht  gelungene  photographische  Aufnahmen  des  ZodiakaUichtes 
unter  Verwendung  eines  Quarzobjektivs  von  37  mm  Öffnung  und  nur 
26  mm  Brennweite.  Von  Wichtigkeit  ist  es,  daß  es  ihm  hierbei  auch  ge- 
lingt, photographische  Eindrücke  vom  „Gegenschein"  zu  erhalten,  wo- 
durch bewiesen  wird,  daß  dieses  bisher  hypothetische  Licht  tatsächlich 
vorhanden  ist. 

—  Graf  Ferdinand  von  ZoppMIn  unternimmt  mit  dem  von  ihm  entworfenen 
„starren"  Luftschiffe,  das  aus  einem  Aluminiumgerippe  von  128  m  Länge 
besteht  und  mit  zwei  durch  Daimler-Motoren  bewegten  Propellerschrauben 
aosgerüstet  ist,  am  2.  Juli  von  Friedrichshafen  aus  seine  erste  Versuchs- 
fahrt.    (Vgl.  auch  1898  Z.  und  1907  Z.) 

—  Karl  A.  Zuhömsr  stellt  Papier  aus  Torf  her.  Er  behandelt  die  Torffasem 
in  einem  Desintegrator  mit  Alkalilösung,  wendet  dann  ein  Oxydations- 
and Bleichverfahren  an  und  behandelt  nochmals  mit  Alkali,  worauf  die 
Faser  ausgewaschen  und  in  der  gewöhnlichen  Weise  zu  Papier  verarbei- 
tet wird. 


Dkrmataedter.  S3 

—     993     — 


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Zwanzigstes  Jahrhnndert. 


1901  F.  A.  Adam«  und  J.  T.  Nicolioii  konstatieren,  daß  bei  sehr  hohen  Drucken 
(13000  Atmosphären)  der  carrarische  Marmor  sich  plastisch  erweist  und 
sehr  bedeutende  Deformationen  erleiden  kann,  ohne  in  seinem  inneren 
Gefüge  zu  zerbrechen.     (S.  a.  1884  K.) 

—  In  der  Gründung  des  Biologisch -landwirtschaftlichen  Instituts  Aanal 
(Deutsoh-Ostafrika)  schafft  sich  das  Deutsche  Reich  eine  eigene  Stätte 
für  Forschung  und  Zuchtversuche  im  Interesse  dar  tropischen  Landwirt- 
schaft. 

—  Thomas  D.  AndtriM  in  Edinburg  entdeckt  im  Stembilde  des  Perseua  eine 
Nova. 

—  E.  Aschklnats  und  Gasparl  zeigen,  daß  die  Badiumstrahlen  die  Entwicklung 
der  Bakterien  hemmen. 

—  Im  Anschluß  an  ihre  Untersuchung  der  organischen  Peis&uren  und  Per- 
ozyde  (s.  1899  B.)  werden  Adolf  von  Baayw  und  Victor  Vllligar  zu  Unter- 
suchungen geführt,  aus  denen  sich  die  Fähigkeit  vieler  organischer  sauer- 
stoffhaltiger Körper  ergibt,  salzartige  Verbindungen  zu  bilden,  in  denen 
der  Sauerstoff  vierwertig  fungiert.     (S.  a.  1881  F.  und  1899  C.) 

—  Eugen  Bambarpr  untersucht  eingehend  die  Eörperklasse  der  Chinole,  die 
sich  durch  ihre  große  Neigung  auszeichnen,  aus  dem  chinoiden  in  den 
echt  aromatischen  Bindungszustand  (Benzolkem  mit  drei  Doppelbindungen) 
überzugehen. 

—  F.  B.  Bahr  konstruiert  für  die  einschienige  elektrische  Schnellbahn  Liver- 
pool— Manchester  (s.  1897  6.)  eine  selbsttätige  Zugdeckungseinrichtung, 
welche  aus  sichtbaren,  elektrisch  betriebenen  Flügelsignalen  auf  der  Strecke 
imd  aus  Läutesignalen  und  selbsttätiger  Bremsenauslösung  auf  den  Zügen 
besteht. 

—  Die  Meteorologen  0.  Banon  und  SArine  erreichen  am  31.  Juli  auf  einer 
wissensohaftlichen  Ballon-Freifahrt  die  höchste  bis  jetzt  mit  bemannten 
Ballons  erreichte  Höhe  von  10500  m.     (S.  a.  1894  B.) 

—  Wilhelm  Btodarmann  metcht  wichtige  Untersuchungen  über  den  Bau  des 
Crustaceenpanzers  und  des  MoUufikengehäuses  und  konstatiert,  daß  dieselben 
aus  komplizierten  organischen  Kalkverbindungen  bestehen,  welche  bei  Be- 
rührung mit  Wasser  unter  Bildung  von  schwerlöslichem,  krystaUiniBchem 
Calciumphosphat  krystalliaieren.  Als  Resultat  seiner  Untersuchungen  er- 
gibt sich,  daß  die  Skelettbildungen  bei  Wirbeltieren  sowohl  als  Wirbellosen 
im  wesentlichen  als  Produkte  spezifischer  ZeUtätigkeit  anzusehen  sind. 


994     — 

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1»01 

1901  Kristian  Birkattuid  in  ChriBtiania  schlägt  eine  elektrische  Kanone  vor.  Hier- 
bei soll  an  Stelle  einea  explosiblen  Treibmittels  die  Elektrizität  die  das 
Geschoß  bewegende  Kraft  bilden,  wobei  der  Vorschlag  Birkeland's  auf  der 
Tatsache  fußt,  daß  Solenoide  (Stromspiralen)  beträchtliche  und  denen  der 
Pulvergase  im  Geschützrohr  vergleichbare  Kraftäußerungen  hervorrufen 
können.  Ob  Birkeland's  Vorschlag  eine  praktisch  brauchbare  Gestalt  an- 
nehmen wird,  läßt  sich  surzeit  noch  nicht  beurteilen. 

—  Fritz  Blau  nimmt  ein  Patent  auf  ein  Verfahren  zur  Herstellung  von 
Osmiumfäden  für  Glühlampen,  die  so  erzeugt  werden,  daß  Kohlefäden  in 
einer  Atmosphäre  von  Osmiumtetraoxyd  geglüht  werden,  wobei  der  Kohle- 
draht sich  in  einen  Metalldraht  verwandelt. 

—  Ren6  Bohn  stellt  aus  Beta-Amidoanthrachinon  und  Alkali  einen  leuchtend 
blauen  Farbstoff,  das  Indanthren  dar,  das  sich  ähnlich  dem  Indigo  durch 
Reduktion  in  eine  alkalilösliohe  Form  bringen  läßt.  Aus  der  so  erhaltenen 
Küpe  färbt  Baumwolle  in  unerreicht  licht-  und  waschechten  Tönen  an. 

—  Benö  Bohn  entdeckt,  daß  beim  Verschmelzen  des  Beta-Amidoanthrachinon 
mit  Alkali  bei  sehr  hoher  Temperatur,  330 — 3500,  an  Stelle  des  Indan- 
threns ein  gelber  Farbstoff,  das  Flavanthren,  entsteht. 

—  Georg  Bradle  zeigt,  daß  unter  gewissen  Verhältnissen  künstliche  fermen- 
tative  Prozesse  zu  erzielen  sind,  indem  bei  künstlicher  Emulsion  die 
Wassertröpfohen  als  Ferment  wirken,  das  die  Reaktionsgeschwindigkeit 
vergrößert,  ohne  sich  selbst  merklich  an  der  Reaktion  zu  beteiligen.  Es 
ermöglicht  dies  eine  neue  Auffassung  der  Katalysatoren  als  günstiger 
Reaktionsmedien. 

—  E.  CarMIhae  und  H.  Brauil  entdecken  in  den  Höhlen  des  südwestlichen 
Europa  (in  Spanien  namentlich  in  der  Grotte  von  Altamira  bei  Santander, 
in  Frankreich  im  Vez^re-Thale)  zahlreiche  prähistorische  figürliche  Dar- 
stellungen von  Tieren,  Kampfszenen  u.  dgl.,  welche  teils  in  die  Felsen- 
wände eingearbeitet  (Felsenbilder),  teils  in  Renntierhom  und  Mammut- 
elfenbein eingegraben  sind,  und  deren  Alter  zum  Teil  auf  fünfzigtausend 
Jahre  geschätzt  wird.    (S.  a.  1895  R.) 

—  Nach  dem  Vorgange  der  kanadischen  Asbestwerke  zu  Danville  stellt  der 
Fabrikant  Alfred  Calmoii  in  Hamburg  eine  mörtelartige  Asbestfeuerschutz- 
masse  („Plutonit")  zur  feuersicheren  Isolierung  von  eisernen  Säulen, 
Trägem,  Scheidewänden  usw.  her.  Auch  fertigt  er  Asbestschiefer  (feuer- 
feste Asbesthäuser],  sowie  Sohutzsohirme,  Schläuche  u.  dgl.  aus  Asbest  an. 

—  Die  Stadt  CSardIff  erbaut  neben  den  bisherigen  Bute-Docks  und  den  Penarth- 
Dooks  die  mit  den  modernsten  Einrichtungen  versehenen  Barry-Docks. 
Die  Kohlen  werden  durch  hydraulische  Aufzüge  mit  Plattformen  oder 
durch  Krane  hochgehoben  und  direkt  in  die  Schiffe  ausgekippt.  Die  An- 
lagen sind  derart,  daß  ein  Schiff  von  2000  t  Gehalt,  das  mit  Ballast  in 
Cardiff  einläuft,  innerhalb  24  Stunden  seinen  Ballast  löschen  und  mit 
Kohlen  beladen  wieder  auslaufen  kann. 

—  Die  diemlidM  Fabrik  auf  Aktlan  vonii.  E.  SciMrtiiK  beginnt  die  Ausarbeitung 
eines  Verfahrens  zur  Herstellung  von  synthetischem  Campher.  Aus  Pinen 
(Terpentinöl)  werden  Pinenchlorhydrat,  Camphen,  Isoborneol  und  Campher 
dargestellt. 

—  Die  ChsmlMlM  Fabrik  Rhanania  in  Aachen  bringt  unter  dem  Namen  „Pan- 
kreon" ein  Pankreaspräparat  in  den  Handel,  das  im  Gegensatz  zum  Pan- 
kreatin in  Wasser  und  verdünnten  Säuren  unlöslich,  dagegen  in  schwach 
alkalischen  Flüssigkeiten  löslich  ist.  Das  Präparat  soll  bei  schweren  Pan- 
kreaserkrankungen  bessere  Ausnutzung  der  Nahrung  und  Zunahme  des 
Körpergewichts  herbeiführen.     (Vgl.  auch  1872  L.) 

—  A.  Oianaii  bildet  die  Braconnot'sche   Reaktion  (s.  1819  B.  und  1898  S.) 

—    995    — 


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IWl 

weiter  ans,  indem  er  zur  Crewinnong  von  Spiritiu  Holz  mit  wässeriger 
Bohwefliger  S&nre  darchfenchtet  und  es  30  bis  60  Min.  unter  Röhren  in 
geachlossenen  Gefäfien  auf  120  bis  146<*  erhitzt.  Nach  dem  Abblasen  der 
freien  aohwefligen  Säure  wird  das  Holz  aasgdaagt  und  die  erhaltene 
Flüssigkeit  nach  dem  Neutralisieren  zur  Gärung  angestellt.  Classen  will 
26  Prozent  des  Holzgewichts  an  Zucker  erhalten,  der  zu  90  Prozent 
yergärbar  sei. 
1901  0.  CohnMm  entdeckt  im  Dünndarm  dn  Ferment,  du  Erepsin,  dem  die 
Aufgabe  zugeschrieben  wird,  der  Einwirkung  des  Trypsins  entgangene 
Albumosen  und  Peptone  zu  zerlegen. 

—  Heinrich  Cunchmaiin  weist  zuerst  darauf  hin,  daß  man  aus  Zählungen  der 
k   Leukocyten  bei  Perityphlitis  wichtige  Schlüsse  für  Diagnose  und  Prognose 

ziehen  kann. 

—  DmtM  und  Bloch  wenden  die  gewebezerstörende  Wirkung  des  Badiums  (s. 
1900  W.)  zuerst  bei  Lupus  mit  Erfolg  an. 

—  Nachdem  viele  vergebUohe  Versuche  gemacht  worden  waren,  den  Augen- 
hintergrund zu  photographieren ,  gelingt  es  Josef  Dlmawr  nach  einer  1889 
von  BagnMt  in  Nancy  vorgeschlagenen  Methode,  ausgezeichnete  Aufnahmen 
davon  zu  machen.  Das  von  Bagn6ris  ersonnene  Prinzip  besteht  darin, 
durch  die  eine  Hälfte  der  Pupille  Licht  eintreten  zu  lassen  und  das  er- 
leuchtete Augeninnere  durch  die  andere  Hälfte  zu  photographieren,  wo- 
durch die  Reflexe  auf  der  Hornhaut  und  der  Eonvexlinse  vermieden 
werden. 

—  Erich  von  Drjrcaitkl  unternimmt  auf  dem  Schiffe  ,, Gauss"  eine  Südpolar- 
Ezpedition.  Er  landet  am  26.  Dezember  auf  der  PoBsessioninsel  und  bleibt 
vom  1.  bis  31.  Januar  1902  auf  den  Eergaelen.  Auf  seiner  Weiterfahrt 
stöBt  er  schon  am  14.  Februar  1902  auf  Treibeis  und  wird  am  22.  Februar 
1902  auf  66^/2  B.  Br.  und  etwa  90°  ö.  L.  vom  Eis  eingeschlossen.  Nach 
verschiedenen  vergeblichen  Bemühungen,  weiter  vorzudringen,  verläßt  er 
am  8.  April  1903  die  Eisregion  und  tritt  die  Heimreise  an.  Von  der 
Expedition  ist  ein  neues  Land,  Kaiser  Wilhelm  II. -Land,  innerhalb  des 
Polarkreises  entdeckt  und  von  neuem  wahrscheinlich  gemacht  worden 
(s.  1898  B.),  daß  der  Südpol  der  Mittelpunkt  eines  ausgedehnten  Land- 
komplexes ist. 

—  R.  DhMi  steUt  mit  Hufe  von  Photobakterien  sogenanntes  physiologisches 
Licht  her  und  beleuchtet  ein  Zimmer  soweit  damit,  daß  Mondscheinhellig- 
keit entsteht. 

—  Die  Grebrüder  Dvtt  in  Liverpool  konstruieren  einen  kontinuierlich  arbei- 
tenden Generator  für  minderwertige  Abfallkohlen.  Um  die  Entfemong 
der  Asche  zu  erleichtem,  taucht  die  Verlängerung  des  Schachtmantels  in 
ein  mit  Wasser  gefülltes  Becken,  das  als  Wasserabschluß  dient.  (S.  a. 
1896  T.) 

—  J.  Everett  Dutton  und  R.  M.  Fordt  entdecken  in  Senegambien  im  Blute  von 
an  Wechselfleber  leidenden  Europäern  den  Erreger  der  menschlichen 
Schlafkrankheit,  das  Trypanosoma  gambiense.    (S.  a.  1903  C.) 

—  H.  Eckstein  in  Berlin  wendet  zur  subkutanen  Paraffininjektion  (s.  1900  G.) 
Hartparaffln  von  600  Schmelzpunkt  an,  zu  dessen  Handhabung  er  eine 
besondere  mit  Gnmmibezng  versehene  Spitze  konstruiert.  Neuerdings  ist 
man  meistens  wieder  auf  einen  Schmelzpunkt  von  46  <*  C.  zurückgegangen. 
Doch  erweist  sich  im  übrigen  die  Gersuny-Eckstein'Bche  Methode  dauernd 
als  ein  sehr  geeignetes  Verfahren,  um  UnvoUkommenheiten  menschlicher 
Organe  auszugleichen. 

—  Julius  Elttor  und  Hans  Gdtol  konstruieren  einen  Apparat  zur  Feststellung  der 
in  der  Luft  enthaltenen  lonenzahl  und  zur  Bestimmung  der  Beschaffenheit 

—    996    — 

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1901 

der  Ionen.  Ein  ähnlicher  Apparat  wird  von  Hermann  Ebtrt  konstruiert, 
der  sich  wie  Elster  und  Geitel  vielfach  mit  der  Bestimmung  des  lonen- 
gehaltes  und  der  Leitfähigkeit  der  Atmosphäre  beschäftigt. 
1901  Julius  Elster  und  Hans  Mtol  finden  in  abgeschlossenen  Räumen,  lange 
Terschlossenen  EeUern,  Höhlen  usw.  viel  höhere  Werte  für  die  Elektrizitäts- 
zerstreuung  als  im  Freien. 

—  Oscar  Emmarllnf  erhält  Amygdalin  durch  Einwirkung  von  Hefenmaltose 
auf  eine  konzentrierte  Lösung  von  Mandelsäurenitrilglucosid  und  Glucose. 

—  Die  Farbenfabrlkm  vorm.  FrlMMch  Bayer  &  Co.  stellen  durch  direkte  Oxydation 
von  Alizarin  bez.  Anthrachinonderivaten  mit  Schwefeltrioxyd  violett 
bis  blau  färbende  Penta-  und  Hexaoxyanthrachinone  (Alizarinbordeaux 
und  Alizarincyanine)  dar,  die  groQe  Wichtigkeit  gewinnen.  Fast  gleich- 
zeitig werden  solche  Körper  auch  von  der  Badisohen  Anilin-  und  Soda- 
fabrik durch  Umlagerung  von  Nitroanthrachinonen  und  darauffolgende 
Hydrolyse  gewonnen. 

—  Der  französische  Artilleriekapitän  Forbor  fördert  die  Technik  der  Flug- 
maschine, indem  er  Gleitflüge  im  Sinne  der  Lilienthal'schen  Versuche  (s. 
1890  L.)  ausführt. 

—  Emil  Fltciior  findet  ein  neues  Verfahren,  die  sogenannte  „Estermethode", 
zur  Trennung  der  Aminosäuren  und  entdeckt  damit  unter  den  Spaltungs- 
produkten der  meisten  Eiweißkörper  die  ersten  heterooyclischen  Amino- 
säuren, nämlich  die  oc-Pyrrolidin-Carbonsäure  (das  Prolin)  und  die  Oxy- 
pyrrolidin-Carbonsäure  (das  Oxyprolin).  Diese  Aminosäuren  bilden  bis  zu 
gewissem  Grade  eine  Brücke  zwischen  den  Proteinen  und  den  im  Pflanzen- 
reich weit  verbreiteten  Alkaloiden. 

—  Sigmund  Frinkol  in  Wien  unterwirft  die  Beziehungen  zwischen  chemischem 
Aufbau  und  Wirkung  der  anorganischen  und  organischen  Substanzen  einer 
eingehenden  Würdigung  und  diskutiert  nach  den  vorliegenden  Arbeiten 
die  physiologisohe  Wirkung,  die  der  Eintritt  verschiedener  Gruppen,  wie 
des  Hydroxyls,  der  Alkylgruppen,  des  Halogens,  der  basischen  stickstoff- 
haltigen Reste,  der  Nitro-  und  Nitrosogruppen ,  der  Cyan-  und  Aldehyd- 
gruppe, der  Säuregruppen  usw.  auf  organische  Körper  ausübt. 

—  0.  von  FOrUi  und  H.  Schnoldor  stellen  die  Hypothese  auf.  daß  bei  der  Tätig- 
keit der  Tintendrüse  der  Sepia  und  überhaupt  der  Cephalopoden  ein 
oxydatives  Ferment,  die  Tyrosinase,  beteiligt  sei,  die  eine  aromatische 
Substanz  zu  einem  Melanin  umforme.  Versuche  von  Hans  Pizlbram  stellen 
die  Richtigkeit  dieser  Hypothese  in  bezug  auf  die  Sepia  officinalis  außer 
Zweifel. 

—  Lombard  CMrIn  konstruiert  eine  Vorrichtung,  um  bei  gleislosen  Straßen- 
bahnen den  Strom  in  zuverlässiger  Weise  abzunehmen.  Er  bildet  den 
Stromabnehmer  als  einen  kleinen  laufenden  Motor  aus,  der  sich  auf  der 
Kontaktleitung  bewegt  und  dem  der  Strom  vom  Wagen  zugeführt  wird, 
wobei  der  Eontaktwagen  dem  Motorwagen  voreilt,  so  daß  der  Wagen- 
führer denselben  stets  vor  Augen  hat. 

—  M.  aomkorf  entdeckt  ungesättigte  Verbindungen  der  Triphenylmethanreihe, 
deren  ungesättigter  Zustand  auffallende  Eigentümlichkeiten  zeigt,  so  daß 
an  das  Vorhandensein  eines  dreiwertigen  Kohlenstoffatoms  gedacht  werden 
könnte. 

—  Sorjanovlc-Knuiiborcor  in  Agram  entdeckt  bei  Krapina  in  Kroatien  mensch- 
liche Reste  in  ungestörter,  geologisch  sicher  bestimmbarer  Lagerung  zu- 
gleich mit  primitiven  Werkzeugen  und  Knochen  vom  Rhinozeros  und 
Höhlenbär.  Die  Schädel,  die  von  ihm.  Walkhoff  und  Klaatsch  beschrieben 
werden,  zeigen  die  Augenbögen  und  ^e  sonstigen  Merkmale  des  Neander- 

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tttOl 

thalmensohen  in  noch  höherem  Maße  als  die  früheren  Funde.  (S.  1856  F., 
1887  F.,  1900  S.) 
1901  Leo  CkiinnMCh  wendet  die  von  ihm  verbesserte  Methode  von  Ludwig 
Matthiessen  (b.  1871  Th.)  auf  die  Bestimmung  der  Oberflächenspannung 
verflüssigter  Gase  an  und  findet,  daß  nach  der  Formel  von  Eötvös  (s.  1886E.) 
schweflige  Säure  und  Ammoniak  in  flüssigem  Zustande  dasselbe  Molekular 
gewicht  haben,  wie  im  gasförmigen. 

—  Hantal  und  Lutc  bauen  für  die  Harpener  Bergbau- Aktien -Gesellschaft  eine 
Dreifach-Expansionsmaschine  für  unterirdische  Wasserhaltung,  die  auf  der 
Düsseldorfer  Ausstellung  i.  J.  1902  Aufsehen  erregt.  Die  Maschine,  die 
bei  12  Atm.  Kesselspannnng  arbeitet,  hat  vier  Dampfzylinder;  ihre  Leistung 
ist  auf  3600  PSi  berechnet.  Sie  ist  imstande,  in  der  Minute  25  cbm  Wasser 
auf  500  m  Höhe  zn  heben. 

—  N.  Hthl  findet,  daß  die  vom  negativen  Glimmlicht  bedeckte  Fläche  der 
Stromintensität  proportional  ist.  H.  A.  Wilson  bestätigt  dies  1902  unab- 
hängig von  Hehl.    (Vgl.  auch  1905  G.) 

—  Friedrich  Robert  HiliMrt  (s.  a.  1889  H.)  bestimmt  auf  Grund  von  1395 
an  verschiedenen  Orten  mittels  des  Pendels  ausgeführten  Schwerkraft- 
messungen  die  Abplattung  der  Erde  auf  */^.    (Vgl.  1837  B.) 

—  Friedrich  Heuitor  entdeckt,  daß  im  Gegensatz  zu  den  nnmagnetiBohen 
Eigenschaften  des  Manganmetalls,  sowie  des  Mangankupfers  gewisse  andere 
Legierungen  des  Mangans  stark  magnetisierbar  sind  und  diese  Eigenschaft 
auch  behalten,  wenn  man  den  Legierungen  Kupfer  und  andere  an  sich 
unmagnetische  Metalle  zusetzt.  Solche  eisenfreie,  magnetische  Mangan- 
legierungen stellt  er  mit  Zinn,  Aluminium,  Arsen,  Antimon,  Wismut,  Bor 
her.  Ähnliche  Beobachtungen,  daß  die  magnetische  Kraft  nicht  unerläß- 
lich mit  Eisen  verbunden  ist,  werden  1905  von  Flemmings  und  Harfield 
gemacht. 

—  F.  Gowland  Hepklni  und  Sydney  W.  Ooto  stellen  zuerst  das  schon  von 
£.  Stadelmann  (1890)  in  tryptischen  Verdauungsgemischen  beobachtete 
Tryptophan  in  reinem  Zustand  dar  und  bestimmen  dasselbe  als  Skatola- 
minoessigsäure. 

—  HMtar  benutzt  zur  Formveränderung  von  beliebigen,  hauptsächlich  hohlen 
Körpern  den  innem  Hohlraum  des  Preßzylinders  der  hydraulischen 
Presse,  in  welchen  die  Preßformen  unmittelbar  eingeschlossen  werden. 
Kach  Schließung  des  Preßzylinders  werden  die  Preßformen  und  das  zu 
pressende  Stück  unter  so  hohen  allseitigen  hydraulischen  Druck  gesetzt, 
daß  das  Material  in  die  Preßformen  hineingedrüokt  und  die  gewünschte 
Formveränderung  erzielt  wird.  (Hydraulisches  Hochdruck-,  Preß-  und 
Präge  verfahren . ) 

—  Der  schwedische  Techniker  Jun(Mr  erfindet  den  alkalischen  Nickeleisen- 
akkumulator,  der  jedoch  erst  von  Edison  (s.  1903  E.)  zu  einem  brauch- 
baren Apparat  umgebildet  wird. 

—  Ludwig  Kalllr  verwendet  die  Braun'sohe  Röhre  (s.  1898  B.)  zur  Energie- 
messung und  zur  Darstellung  von  Hysteresiskurven. 

—  R.  Ktemmtinricz  zeigt,  daß  die  Leukocytose  als  eine  allgemeine  biologische 
Reaktion  des  Körpers  zur  Entfernung  der  ihm  drohenden  Schädlichkeiten 
anzusehen  ist.    (Vgl.  auch  1890  B.  und  1890  F.) 

—  Rudolf  KntolKh  veröffentlicht  ausführliche  Mitteilungen  über  das  Schwefel- 
säurekontaktverfahren  und  dessen  Theorie.  Er  teilt  mit,  daß  der  Prozeß  um 
so  besser  verlaufe,  je  mehr  Sauerstoff  im  Verhältnis  zur  Schwefiigsäure  sich 
im  Gasgemisch  befinde,  während  der  Stickstoff  sich  bei  der  Reaktion  ganz 
indifferent  verhalte,  und  erwähnt,  daß  das  Platin  bei  dem  Prozeß  durch 
kein   anderes  Metall   mit   auch  nur  annähernd   gleichem  Erfolge  ersetzt 


—     998     — 

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werden  könne.  Ganz  neu  ist  bei  Beinen  Arbeiten  die  vollkommene  Reini» 
gung  der  Böstgaae  und  insbesondere  die  regulierbare  äußere  Kühlung  des 
Kontaktapparats,  durch  welche  schädliche  Überhitzong  des  Apparats  und 
die  Dissoziation  des  SO,  beseitigt  werden.  (Vgl.  auch  1897  K.) 
1901  Rudolf  Kobart  unterenoht  das  Gift  der  Kreuzspinne  und  findet  es  dem 
der  in  Südeuropa  einheimischen  Malmignatte  ähnlich.  Hans  Sachs  findet 
1902  im  Kreuzspinneneztrakt  ein  sehr  kräftiges,  in  seiner  Wirkung  gegen- 
über verschiedenen  Blutarten  jedoch  sehr  schwankendes  Hämolysin. 

—  Im  Anschluß  an  die  Untersuchungen  von  Theobald  Smith  (s.  1898  S.)  spricht 
sich  Robert  Koch,  gestützt  auf  eigene  in  Gemeinschaft  mit  Schütz  aus- 
geführte Versuche,  auf  dem  Tuberkulosekongreß  in  London  dahin  aus,  daß 
die  menschliche  Tuberkulose  verschieden  sei  von  der  Tuberkulose  des 
Rindes,  und  auf  das  Rind  nicht  übertragen  werden  könne.  Die  Ansichten 
hierüber  sind  zur  Stunde  noch  geteilte. 

—  Johann  Kdnigtbirgar  konstruiert  ein  Mikrophotometer  zur  Messung  der  Ldoht- 
absorption  in  ganz  kleinen  Platten. 

—  J.  KMcskNItr  und  NuWne  vervollkommnen  die  Photometrie  im  Gebiete 
der  ultravioletten  Strahlen. 

—  Friedrich  Alfred  Krupp  stellt  eine  Mittelpivot -Verschwindelafette  für 
21  cm  -  Küstenkanonen  her,  bei  welcher  der  KraftüberschuB  zum  Wieder- 
heben des  Geschützrohrs  in  die  Feuerstellung  nicht  hjdropneumatisch 
(8.  1881  M.),  sondern  nach  dem  ersten  Vorschlage  Moncrieffs  (s.  1855  M.) 
durch  Gegengewichte  erzielt  wird.  Die  Zeitdauer  zum  Wiederheben  des  in 
der  Ladestellung  gleichzeitig  auch  gerichteten  Geschützes  (Rohrgewioht 
16000  kg)  beträgt  4  Sekunden. 

—  Friedrich  Alfred  Krapp  sammelt  durch  seine  wissenschaftlichen  Fahrten  im 
Mittelmeer  auf  der  „Maja"  wertvolles  Material  zur  Kenntnis  der  Tiefsee- 
organismen und  der  Biologie  dieser  Gewässer. 

—  Vivian  B.  Lmns  erfindet  das  sogenannte  Autocarburationsverfahren,  welches 
in  der  Vergasung  der  Steinkohle  im  Wassergasstrom  gipfelt.  Das  Verfahren 
wird  1902  auf  mehreren  deutschen  Gaswerken  eingeführt. 

—  Jacques  Loab  in  Berkeley  dehnt  seine  Forschungen  (s.  1892  L.  und  1899  L.) 
auch  auf  die  Sexualprodukte  von  Repräsentanten  anderer  Tierklassen  als 
der  Seeigel  aus.  Es  geUngt  ihm,  unbefruchtete  Eier  von  Chaetoptems, 
einein  Ringelwurm,  bis  zum  Stadiiun  schwimmender,  bewimperter  Larven 
zu  entwickeln.  Eine  sehr  geringe  Menge  von  Kaliamionen  genügt  hier, 
um  den  Anstoß  zur  parthenogenetiBchen  Entwicklung  der  Eier  zu  geben. 

—  Hans  Loniiz  macht  sich  um  die  Entwicklung  der  Mechanik  in  dynamischer 
Beziehung  sehr  verdient  und  weist  in  seiner  „Dynamik  der  Kurbelgetriebe" 
auf  die  Bedeutung  der  Fourier'Bchen  Reihen  für  die  Verfolgung  von 
Schwingungsersoheinungen  in  der  Technik  hin. 

—  0.  Lmw  führt  für  diejenigen  Fermente,  welche  katalytische  Vorgänge  im 
Körper  zu  bewirken  vermögen,  den  Namen  „Katalase"  ein.  Die  Katalasen 
sind  Translatoren,  die  in  der  Weise  auf  Perozyde  oder  deren  Hydrate  wirken, 
daß  sie  den  Sauerstoff  in  ihnen  molekular  frei  machen. 

—  Otto  LumiMT  erzielt  durch  Benutzung  der  vielfachen  Reflexion  sehr  schräg 
einfallenden  Lichts  in  einer  planparallelen  Glasplatte  ein  Interferenz- 
spektroskop von  großer  Auflöanngskraft.  Ernst  OhrclM  erhöht  1902  dessen 
Leistungsfähigkeit,  indem  er  durch  ein  aufgekittetes  kleines  rechtwinkliges 
Prisma  den  durch  die  erste  Reflexion  bedingten  Intensitätsverlust  ver- 
meidet. Lummer  wendet  das  Interferenzprinzip  auch  auf  ein  Photometer  an. 

—  Felix  MarchaiMI  liefert  eine  grundlegende  Arbeit  über  den  Prozeß  der 
Wnndheilung. 

—     999     — 


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1901 

1901  Guglielmo  Mareonl  gelingt  es,  mit  drahtloser  Telegraphie  eine  Verstfindignng 
zwischen  New  Foundland  und  Poldhu  in  England  zu  erzielen. 

—  Ludwig  Maurar  in  Nürnberg  baut  den  vermutUoh  ersten  Motorschlitten. 

—  Meufuc  und  T«M  erhalten  aus  Bruoin  durch  Kochen  mit  alkoholischem 
Kali  das  Hydrobrucin,  das  sie  wegen  seiner  der  Stryohninsäure  analogen 
Bildung  als  Brucinsäure  bezeichnen. 

—  MorMHi  empfiehlt  die  therapeutische  Anwendung  der  Persnlfate,  die  nach 
ihm  günstig  auf  den  Stoffwechsel  einwirken,  den  Appetit  anregen  und  die 
Kräfte  des  Kranken  heben.  —  Die  Persulfate  werden  auch  als  Antiseptika 
empfohlen. 

—  Nachdem  Mosander  1826  die  Chloride  der  Ceriterden  (vgl.  1804  B.  und 
1842  M.)  mit  Natrium  zu  Metall  reduziert  hatte,  stellen  Muthmann,  HaMr 
und  WalB  in  einem  sinnreich  konstruierten,  mit  Wasserkühlung  versehenen 
Ofen  aus  Kupferblech  metallisohes  Cer  in  größeren  Mengen  im  elektroly- 
tischen Schmelzflüsse  dar.  Im  weiteren  Verlauf  der  Arbeiten  stellen  diese 
Forscher   auf  demselben  Wege  metallisohes  Lanthan  und  Praseodym  her. 

—  Marcel  von  Nanekl  und  Leo  Paul  Marchltmkl  beweisen  im  Anschluß  an  die 
Arbeiten  von  Schunck  und  Marchlewski  (s.  1896  S.)  die  nahe  Verwandt- 
schaft des  Chlorophylls  und  des  Blutfarbstoffs,  welche  beide  zum  selben 
Pyrrolderivat  (Hämopyrrol)  abgebaut  werden  können. 

—  Ntwall  erfindet  eine  Schienenbremse,  die  auf  elektromagnetischem  Wege 
gegen  die  Schiene  gepreßt  wird  und  nicht  nur  äußerst  kräftig,  sondern 
auch  nahezu  stoßfrei  wirkt,  da  ihre  maximale  Wirkung  nicht  im  ersten 
Augenblick  eintritt,  sondern  allmählich  während  des  Bremsvorganges  zu- 
nimmt.    Die  Bremse  wird  von  der  Washington-Gesellschaft  gebaut. 

—  Otto  Nordanikjöld  leitet  die  schwedische  Südpolarexpedition  auf  dem  Schiffe 
„Antarctic".  (S.  1895  K.)  An  der  Küste  von  Louis  Philippe-Land  verläßt 
Nordenskjöld  im  Februar  1902  mit  fünf  Leuten  das  Schiff,  um  auf  der 
Seymourhalbinsel  eine  Station  zu  errichten,  während  die  Antarotic  weiter- 
fährt, aber  am  12.  Februar  1903  in  der  Erebus-  und  Terrorbucht  unter- 
geht. Auf  einer  Schlitteiireise  erreicht  Nordenskjöld  am  21.  Oktober  1902 
66°  südl.  Breite.  Die  Mitglieder  der  Expedition  werden  schließlich  nach 
einer  weiteren  Überwinterung  von  dem  argentinischen  Schiff  „Uruguay"  auf- 
genommen. 

—  Leone  Olpan  verbessert  die  Webb  und  Thomson'sohe  Zugstabeinrichtung 
(s.  1887  W.)  durch  Verbindung  derselben  mit  den  Weichen  und  Ein-  und 
Ausfahrtsignalen.  In  dieser  Form  findet  das  System  bei  den  eingleisigen 
elektrischen  Vollbahnen  Italiens  Anwendung. 

—  Hermann  Oppanhalm  beschäftigt  sich  eingehend  mit  der  von  Jolly  (s.  1896  J.) 
beschriebenen  myasthenischen  Paralyse,  mit  ihrer  Diagnose  und  ihrer  thera- 
peutischen Behandlung. 

—  Wilhelm  Ostwaid  publiziert  seine  Studien  über  Katalyse,  wonach  die  kata- 
l3rti8che  Beeinflussung  sich  nicht  auf  das  chemische  Gleichgewicht,  das 
energetisch  bestimmt  ist,  sondern  nur  auf  die  Geschwindigkeit  bezieht, 
mit  welcher  dieses  Gleichgewicht  erreicht  wird.  Ein  Katalysator  iat  somit 
ein  Stoff,  welcher  die  Geschwindigkeit  einer  chemischen  Reaktion  ändert, 
ohne  seinerseits  in  den  Endprodukten  dieser  Reaktion  zu  erscheinen. 

—  Iwan  Petrowitsch  Pawlaw  und  seine  Schüler  untersuchen  die  Funktion  der 
Galle  und  finden  einen  so  engen  Zusammenhang  zwischen  der  Verdauung 
und  der  Gallensekretion,  daß  die  Galle  unbedingt  ak  dm  ganz  spezifisches 
Verdanungs-Sekret  aufzufassen  ist. 

—  Iwan  Petrowitsch  Pawlow  und  seine  Schüler  untersuchen  die  Funktion  der 
Pankreasdrüse  und  den  Pankreassaft  und  konstatieren,  daß  die  Tätigkeit 
der   ersteren   von  dem   Säuregehalt  des  in   das  Duodenum   gelangenden 

—     1000     — 


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1901 

Speisebreis  abhängig  ist,  und  daß  auch  das  im  Speisebiei  enthaltene  Fett 
von  Einfluß  ist.  Der  Pankreassaft  enthält  drei  Fermente,  Trypsin,  Steapsin 
und  diaatatisoh  wirkendes  Ferment  und  der  Darmsaft  einen  Stofl,  der  im- 
stande ist,  das  Trypsin  zu  aktivieren.  Diesen  letzteren  Stofi,  der  eben- 
falls als  Ferment  anzusehen  ist,  nennt  Pawlow  „Enterokinase". 
1901  E.  PIttto  fördert  ans  den  Höhlen  von  Brassempony  und  Mas  d'AzU  am 
Nordrand  der  Pyrenäen  prähistorische  Schnitzereien,  Figuren  von  Menschen 
und  Tieren  aus  Knochen,  Hom  und  Elfenbein  zutage. 

—  Johannes  Ralnk*  macht  den  ersten  Versuch  einer  theoretischen  Biologie 
der  Pflanzen.  Reinke  ist  einer  der  Hauptvertreter  der  Ansicht,  daß  im 
lebenden  Körper  noch  andere  Kräfte  wirksam  seien  und  andere  Gresetze 
herrschen  als  außerhalb  desselben  (Neovitalismns). 

—  F.  W.  Richard  und  £.  H.  Archlkald  verfolgen  mit  HiUe  der  Mikrophoto- 
graphie die  Krystallbildung  und  konstatieren,  daß  sich  keine  Kryatall- 
embryonen  bilden.  (Vgl  1860  F.) 

—  Rl«  errichtet  auf  den  Münohener  Gaswerken  zur  Vergasung  von  Kohle  in 
großen  Ladungen  einen  dreikammerigen  Ofen,  der  den  ersten  Kammerofen 
darstellt  und  sich  nach  Bunte  gut  bewähren  soll.  Andere  Kammeiöfea 
werden  von  Ed.  Ripe  &  Co.  in  Braunsohweig,  G.  Hom  u.  a.  gebaut. 

—  RMielMi  &  HMiMbarg  bauen  Apparate  zur  Trinkwassersteriliaierung,  bei 
welchen  die  schädlichen  Keime  durch  Erhitzung  des  Wassers  auf  HO"  C. 
getötet  werden.  Das  Wasser  wird  nach  der  Erhitzung  wieder  abgekühlt 
und  schmackhaft  gemacht.  Die  Apparate  haben  namentlich  für  militärische 
Zwecke  hohen  Wert  und  werden  in  folgenden  Hauptformen  hergestellt:  zwei- 
spänniger  Armeetrinkwasserbereiter  mit  einer  Leistung  von  600  1  in  der 
Stunde;  tragbarer  Trinkwasserbereiter  (von  2  Mann  an  Stelle  des  Tornisters 
getragen);  Trinkwasserbereiter  für  Pferdetransport  (in  2  Paketen  zu  60  kg 
auf  einem  Tragtiere  fortzuschaffen). 

—  RNdMy  weist  auf  die  durch  Spiegelteleskope  bei  der  Photographie  himm- 
Uscher  Objekte  (Astrophotographie)  zu  erzielende  vollkommene  Achromasie 
hin  und  bezeichnet  das  Spiegelteleskop  als  ein  für  den  genannten  Zweck 
in  optischer  Beziehung  ideales  Instrument.  Die  von  £.  Keeler  mit  seinem 
Crossley- Spiegelteleskop  erhaltenen  Stemphotogramme  liefern  hierfür  den 
Beweis  und  eröffnen  dem  Spiegelteleskop  eine  neue  Blütezeit. 

—  A.  Lawrence  Rotcli  benutzt  zuerst  den  Drachen,  um  selbstregistiierende 
Instrumente  über  dem  Meere  in  die  Höhe  zu  bringen.  Er  imtemimmt  die 
ersten  Versuche  in  der  Massachusetts  Bai.    (Vgl.  a.  1904  H.) 

—  Max  Rubntr  zeigt  durch  eingehende  Untersuchungen,  daß  die  verschiedenen 
organischen  Nahrungsstoffe  (Fette,  Eiweißkörper  und  Kohlehydrate)  ein- 
ander in  Gewichtsmengen  vertreten  können,  welche  nahezu  gleich  großen 
Wärmemengen  entsprechen.  (Gesetz  der  Isodynamie.) 

—  Ernst  RnhUMT  konstruiert  das  Photographon  (Photophonograph),  das  die 
Töne  einer  singenden  Bogenlampe  (s.  1898  S.)  aufzeichnet  und  wieder- 
gibt. Das  Photographon  stellt  eine  Modifikation  des  1878  von  Bell  und 
Tainter  erfundenen  Photophons  (g.  1878  B.)  dar. 

—  ROmptar  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  Bodenabsorption 
durch  Austausch  und  zeigt,  daß  es  möglich  ist,  durch  Behandlung  mit 
Kalkwasser  einen  Boden  völlig  an  löslichem  Kali  zu  erschöpfen.  Auch 
von  Schlössing  wird  dieses  Ergebnis  bei  Behandlung  des  Bodens  mit  Kalk- 
nitrat  bestätigt. 

—  Der  Brasilianer  Alberto  Bantos-Dumont  in  Paris  umkreist  mit  seinem  Luft- 
sohifF  (spindelförmiger  Ballon  mit  zweiflügeliger  Schraube  und  Petroleum- 
motor) den  Eiffelturm  und  kehrt  gegen  den  Wind  zum  Ausgangspunkte 
zurück.  (Vgl.  a.  1906  S.) 

—     1001     — 


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1901 

1901  Paul  und  Friedrich  Sanuiii,  die  schon  1896  in  Celebes  t&tig  waren,  ge- 
lingt znent  die  Durohquerung  des  mittleren  Teils  der  Insel,  sowie  der  Sfid- 
halbinsel  von  der  Mingkoka-Bncht  bis  Eur  Bai  von  Eendari. 

—  W.  SchoHz  zeigt,  daß  eine  oft  wiederholte,  kurz  dauernde  Radiumbestrah- 
lang  der  Haut  nach  2 — 3  Wochen  Haarausfall  veranlaßt,  während  Be- 
strahlung von  10 — 16  Minuten  innerhalb  derselben  Zeit  Dermatitis,  Blasen- 
bildung und  Excoriation,  und  Bestrahlung  von  20 — 30  Minuten  sogar  eine 
tief  bis  in  die  Bindegewebe  reichende  Ulceration  zur  Folge  hat.  Bei 
oberflächlichen  Krebsgeschwülsten  läßt  sich  ein  Rückgang  des  bösartigen 
Wuoherungsprozesses  durch  Vernichtung  der  Krebszellen  erreichen. 

—  Karl  SchwamchIM  bestätigt  und  erweitert  durch  Versuche  die  von  Svante 
Arrhenius  (s.  1900  A.)  aufgestellte  Theorie  der  Bildung  der  Kometen- 
schweife unter  dem  Druck  des  Lichtes.  Ähnliche  Yersuohe  werden  von 
£.  F.  Nichols  und  G.  F.  Hüll  1903  ausgeführt. 

—  Stephen  ScuMar  in  Brooklyn  bringt  seine  ,,Monoline"-Setzma8ohine  in  den 
Handel,  welche  sämtliche  Typen  auf  nur  acht  Matrizenstäben  enthält, 
welche  sich  im  Kreislauf  durch  die  Maschine  bewegen.  Die  Tastatur,  die 
ähnlich  der  einer  Schreibmaschine  ist.  weist  96  Schriftzeichen  auf,  deren 
Anordnung  dem  Setzkasten  entnommen  ist.  Durch  Niederdrücken  der  Tasten 
bewirkt  der  Setzer  die  Auslösung  der  Matrizenstäbchen  und  das  selbst- 
tätige Festhalten  der  Stäbchen  in  der  Stellung,  welche  dem  betreff^idai 
Sohriftzeichen  zugewiesen  worden  ist.  Auch  der  Ablegeapparat  ist  in  hohem 
Grade  sinnreich  konstruiert. 

—  Der  Glashüttendirektor  SoMrIn  in  Aachen  konstruiert  eine  Vornohtong. 
um  auf  maschinellem  Wege  sogenannte  „gedrehte  Flaschen"  herzustellen. 
Unter  gedrehten  Flaschen  versteht  man  im  Gregensatz  zu  den  festge- 
blasenen solche  Flaschen,  welche  beim  Einblasen  in  die  dreiteilige  Glas- 
form unter  beständiger  Drehung  mit  der  Glasmaoherpfeife  hergestellt  sind 
und  nicht  wie  die  festgeblasenen  Flaschen  eine  Längsnaht  aufweisen,  son- 
dern glatt  und  ohne  jede  Kaht  sind.     (S.  a.  1886  A.) 

—  Adolph  Slafey  und  Graf  Am  in  Berlin  veröffentlichen  im  Zusammenhange 
die  wissenschaftlichen  Grundlagen  und  die  Apparatanordnung  (erstes  Pa- 
tent 1899)  des  Systems  Slaby-Aroo  der  Funken-Telegraphie  sowohl  für 
Einfach-,  als  auch  für  Mehrfach-Betrieb. 

—  tprafua  erfindet  ein  neues  Zugsystem  für  elektrische  Bahnen,  das  als  „Mul- 
tiple Unit  System"  bezeichnet  wird,  und  bei  welchem  sämtliche  Wagen  mit 
zwei  Motoren  versehen  und  durch  von  Sprague  erfundene  Kuppelungs- 
apparate so  verbunden  sind,  daß  alle  Motoren  des  Zuges  von  einer  Stelle 
(am  Kopfe  des  Zuges)  aus  gleichzeitig  sicher  ein-  und  ausgeschaltet  werden 
können.  Die  Schaltung  stellt  eine  Verbesserung  des  1893  von  Dariey  und 
Parshall  patentierten  Systems  dar. 

—  Karl  Stumpf  und  O.  Abraham  untersuchen  auf  phonographischem  Wege  das 
gleiohstufige  Tonsystem  der  Siamesen.  Der  Phonograph  wird  in  der  Folge 
vielfach  zu  ähnlichen  Untersuchungen  benutzt. 

—  Jokichi  TakamiM  stellt  die  wirksame  Substanz  der  Nebenniere  unter  dem 
Namen  Adrenalin  her,  das  noch  in  der  Menge  von  0,000001  g  auf  1  kg 
Körpergewicht  den  Blutdruck  deutlich  steigert.  Die  anämisierende  Eigen- 
schaft des  Adrenalins  wird  zunächst  in  der  Laryngologie  und  Rhinologie, 
dann  aber  in  Verbindung  mit  anderen  Mitteln,  wie  Cocain,  Atropin  usw. 
zur  Lokalanästhesie  benutzt.     (S.  a.  1894  O.) 

—  Edward  Randolph  Taylor  stellt  SchwefelkohlenstoS  unter  Benutzung  des 
elektrischen  Schmelzofens  her  und  verbessert  dadurch  das  HersteUnngs- 
verfahren  dieses  Produktes  ganz  wesentlich. 

—  Der  Ingenieur  Tsmpar  in  Dresden  konstruiert  in  Gemeinschaft  mit  dem 

—     1002     — 


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1901 

Ingenieur  PtObnir  ein  Fernheizwerk  in  Dresden,  das  znr  Heizung  des 
Theaters,  der  Gremäldegalerie,  der  Museen,  der  Hofkirobe,  des  Stände- 
hauses  usw.  dient  und  das  zurzeit  giöfite  derartige  Werk  in  Europa  dar- 
stellt. 
1901  W.  ThIaniHuin  in  Hannover  konstruiert  einen  elektrischen  Kommando- 
apparat für  den  Bordgebrauoh,  der  mit  Wechselstrom  betrieben  wird  und 
sich  dadurch  auszeichnet,  dafi  bei  ihm  alle  beweglichen  Eontakte  an  den 
drehbaren  TeUen  fortfallen. 

—  IsidorTraubs  weist  nach,  daß  die  modifizierten  Gasgesetze  (s.  1873  T.)  nicht 
nur  für  den  gasförmigen,  sondern  auch  für  den  flüssigen  und  festen  Zu- 
stand gelten. 

—  A.  Twhsnnak  führt  die  scharfen  Spektrallinien  des  Heliums  als  Vergleichs- 
Wellenlängen  in  die  Spektrometrie  ein. 

—  Ljew  Ttchugatff  zeigt,  daC  die  Triboluminescenz  ziemlich  häufig  ist;  unter 
610  von  ihm  untersuchten  Körpern  findet  er  127  luminesclerende,  dar- 
unter namentlich  organische  Körper  mit  gewissen  cyclischen  Atom- 
gruppen.   Auch  F.  Richarz  findet  starke  Triboluminescenz  bei  Salophen. 

—  UsM  erfindet  ein  in  der  chemischen  Fabrik  Bhenania  zur  Ausführung 
gelangendes  Verfahren  der  kontinuierlichen  Darstellung  von  Salpetersäure. 
Das  Verfahren  beruht  im  Prinzip  darauf,  daß  beim  Erhitzen  von  Bisulfat 
mit  wässeriger  Schwefelsäure  bis  300'  nur  Wasser  entweicht  unter  Bildung 
von  Polysulfat,  welch  letzteres  an  Stelle  von  konzentrierter  Schwefelsäure 
zur  Zersetzung  des  Salpeters  dient. 

—  Der  Mediziner  Uhisnhiith  gibt,  gestützt  auf  die  Präzipitinreaktion  von 
Bordet  und  Tsistovitsch  (s.  1898  B.),  eine  biologische  Reaktion  zur  Unter- 
scheidung von  Menschen-  und  Tierblut  an,  die  für  die  gerichtliche  Medizin 
sehr  wichtig  ist.  Unabhängig  davon  gelangen  Wassermann  und  Schütze 
zu  derselben  Methode. 

—  Ulbrlcbt  konstruiert  zur  Messung  der  sphärischen  oder  hemisphärischen 
Lichtstärke  einer  Lichtquelle  die  nach  ihm  benannte  Kugel,  die  innen  mit 
einem  das  Licht  gut  reflektierenden  weißen  Anstrich  versehen  ist,  und  an 
der  sich  ein  durch  eine  Milchglasscheibe  verschlossenes  Loch  befindet. 
Das  direkte  Licht  ist  von  der  MUchglasscheibe  durch  einen  Schirm  ab- 
geblendet, so  daß  die  Scheibe  nur  von  indirektem  reflektiertem  Licht  ge- 
troffen wird,  und  ihre  Helligkeit  demnach  der  sphärischen  Lichtstärke  der 
Lampe  proportional  ist. 

—  Der  schwedische  Maj  or  Unp  erfindet  den  fliegenden  Torpedo  (Ttirbinenrakete). 
Das  granatartige  G-eschoß  enthält,  in  seinem  hinteren  Teile  nach  Art  der 
Raketen  einen  Treibsatz,  und  hat  in  seiner  größten  Form  —  als  30  cm- 
Torpedo  —  bei  420  kg  Gewicht  eine  Schußweite  von  6500  m.  Der  flie- 
gende Torpedo  soll  in  Schweden  zur  Küstenverteidigung  dienen. 

—  Hugo  de  VrlM  stellt  die  Theorie  auf,  daß  die  neuen  Arten  im  Fflanzen- 
und  Tierreich  nicht  allmählich,  sondern  sprungweise  in  Umwandlungs-  oder 
Mutationsperioden  entstehen,  indem  plötzhoh  kleinere  oder  größere  Ab- 
änderungen mit  ausgesprochener  Vererbungstendenz  auftreten  (Mutations- 
theorie). Die  Theorie  stützt  sich  zunächst  auf  Beobachtungen  an  der 
großblumigen  Nachtkerze  (Oenothera  Lamarckiana). 

—  H.  Wannar  konstruiert  ein  bis  zu  Temperaturen  über  2000'  brauchbares 
Pyrometer  mit  photometrischer  Messung,  bei  welchem  die  Strahlunt;  eines 
glühenden  Körpers  mit  der  einer  seohsvoltigen  Glühlampe  verglichen  wird. 

—  Alfred  Wsriwr  beweist  im  Anschluß  an  seine  Koordinationslehre  (s. 
1892  W.)  die  Existenz  von  stereoisomeren  Verbindungen  der  anorganischen 
Reihe. 

—  Richard  Wlilttttttr  gelingt   es,   aus  Suberon   (welches  bei  der  Destillation 

—     1003     — 


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1901 

von  korksaurem  Kalk  entsteht)  durch  das  1898  von  ihm  erhaltene  Cyclo- 
heptatrien  zum  Tiopidin  und  von  diesem  zum  Tropin  zu  gelangen.  Hier- 
mit ist  die  Synthese  der  Solanaoeenalkaloide  Atropin,  Atropamin  und 
Belladonnin  gelungen,  die  s&mtlioh  Ester  des  Alkohols  Tropin  mit  Tropa- 
8&ure  und  Atropasäure  sind  und  nach  Ladenburg  aus  ihren  Komponenten 
dargestellt  werden  können.    (S.  a.  1879  L.,  1889  H.  und  1898  B. 

1901  Jonathan  ZtniNck  benutzt  die  Braun'sche  Röhre  (s.  1898  B.)  zur  pboto- 
graphischen  Aufnahme  von  Wechselstromkurven. 

—  Hermann  ZoHlkohr  versorgt  die  Stadt  St.  Gallen  mit  Gas  von  dem  in  Riet 
bei  Rorschaoh  befindlichen,  über  10  km  entfernten  Gaswerke  aus. 

—  Nachdem  N.  Zuntz  und  Sohumbnrg  (1895)  und  A.  Löwy,  J.  Löwy  und 
Leo  Zuntz  (1897)  vorbereitende  Gebirgsexpeditionen  gemacht  hatten, 
machen  N.  Zunta,  A.  L6wy,  Franz  Mflilar  und  W.  Gatparl  vom  1.  August 
bis  10.  September  Versuche  im  Gebirge  und  namentlich  auf  der  Capanna 
Regina  Margheiita  des  Monte  Rosa,  die  sich  auf  die  Wirkung  des  Höhen- 
klimas auf  Blut,  blutbildende  Organe,  Verdauimg  und  Nervensystem  be- 
ziehen. Sie  erstrecken  ihre  Versuche  auch  auf  die  Bergkrankheit,  bezüglich 
deren  sie  Jourdanet's  Annahmen  (s.  1875  J.)  beipflichten. 

1902  Die  AkUMCtwIlichaft  EiMnhQtte  Prinz  Rudolf  stellt  in  Düsseldorf  eine  Förder- 
maschine von  800  PS  aus,  die  für  eine  Förderung  bis  zu  1200  m  Teufe  ge- 
eignet ist.  Die  Seiltrommeln  haben  die  Form  eines  abgestumpften  Kegels 
von  3,45  m  Höhe,  6,5  m  kleinstem  und  10  m  größtem  Durchmesser.  Die 
Maschine  ist  berechnet  für  eine  Nutzlast  von  4400  kg  (8  Förderwagen)  aus 
800  m  Teufe  oder  2200  kg  (4  Förderwagen)  aus  1200  m  Teufe. 

—  Alfetn-Schönlmrc  konstruiert  die  Kompressionsblende,  welche  durch  Kom- 
pression und  Feststellung  der  zu  photographierenden  Körperteile,  vor  allem 
aber  durch  Ausschluß  der  zur  Verschleierung  der  Bilder  führenden,  so- 
genannten sekundären  Röntgenstrahlen  einen  großen,  vielleicht  den  größten 
Fortschritt  in  der  Technik  der  Röntgenaufnahmen  bedeutet. 

—  Adolph  Altmam  versieht  den  Spiritusmotor  mit  Verdampfungskühlung  und 
macht  ihn  dadurch,  speziell  auch  für  die  Landwirtschaft,  zu  einer  außer- 
gewöhnlich wirksamen  Kraftquelle,  um  diese  Kühlung  zu  erreichen,  um- 
gibt er  den  Motorzylinder  mit  einem  nach  oben  kastenförmig  erweiterten 
Wassermantel.  Eine  weitere  Neuerung  des  Altmann'schen  Motors  ist  die 
Gemischbildung  durch  Zerstäuben  des  flüssigen  Brennstoffs. 

—  Knut  AnpIrOni  findet  durch  Vergleichung  der  Spektra  zweier  gleicher  Lam- 
pen und  Ersatz  des  Pbotometers  durch  ein  Bolometer  das  mechani- 
sche Liohtäqtdvalent  der  Hefnerlampe  zu  81000  Ergs.  (Arbeitseinheit  im 
Zentimetergrammsekunden  -System. ) 

—  ABnuuin  und  TtitMniic  da  Bort  entdecken  gleichzeitig,  daß.  während  bis  zur 
Höhe  von  9000—12000  m  die  Temperatur  der  Atmosphäre  dauernd,  zu- 
letzt immer  schneller  abnimmt,  jenseits  dieser  Grenze  eine  nur  ganz  lang- 
same Temperaturabnahme  und  h&ufig  sogar  eine  beträchtliche  Temperatur- 
zunahme stattfindet,  deren  obere  Grenze  noch  nicht  ermittelt  ist.  Über 
Gebieten  niedrigen  Luftdrucks,  Zyklonen,  liegt  die  untere  Grenze  dieser 
„oberen  Inversionsschicht"  um  mehrere  tausend  Meter  tiefer  als  über  Hoch- 
druckgebieten, Antizyklonen. 

—  Adolf  von  Baoyar  und  Victor  VHIIgar  fördern  durch  ihre  Untersuchungen 
die  Chemie  der  Triphenylmethanstoffe.  Namentlich  gelingt  es  ihnen,  eine 
große  Anzahl  von  gefärbten  Triphenylmethan-Farbstoffbasen  zu  erhalten, 
deren  Zusammensetzung  durch  die  Analyse  festgestellt  wird,  und  durch 
welche  die  vermutete  Existenz  von  Zwischenprodukten,  wie  z.  B.  des 
Triaminotriphenyloarbinols  bei  Entstehung  der  Farbstoffe  dargetan  wird. 

—     1004     — 

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1»08 

1902  Emil  von  Bahrine  entdeckt  die  Verwendbarkeit  anthropogenerTuberkelbacillen 
füx  die  Schutziiupfiuig  von  Rindern  (Bovovaocin). 

—  Jean  Blllitnr  stellt  durch  Elektrolysierung  von  sehr  verdünnten  Merkaro- 
nitraÜöBungen  mit  Starkströmen  koUoidalee  Quecksilber  und  auf  dem- 
selben Wege  Lösungen  von  kolloidalem  Gold  und  Silber  dar.  (S.  a. 
1898  6.) 

—  Werner  von  BoHon  untersucht  die  direkte  Vereinigung  von  Chlor  mit 
Kohlenstoff,  indem  er  in  einer  Chloratmosphäxe  den  elektrischen  Flammen- 
bogen zwischen  swei  Eohlenelektroden  erzeugt.  Beim  Arbeiten  in  einem 
großen  Gefäß  entsteht  Hezachloräthan,  bei  Anwendung  eines  kleinen 
Gefäßes  und  schnellem,  wiederholtem  Hindurchleiten  desselben  Gases 
bildet  sich  Hexachlorbenzol. 

—  S.  G.  Brown  konstruiert  ein  EabebrelaiB,  daß  auf  schwache  Bekorderströme 
anspricht  und  fär  die  Telegraphie  auf  weite  Strecken  wichtig  wird. 

—  Gustav  von  Bni^  stellt  Tabellen  zusammen,  welche  den  Kalk-  und  Eisen- 
gehalt der  einzelnen  menschlichen  Nahrungsmittel  angeben.  (Vgl.  a.  1885  B.) 

—  Bnrfhart  und  Biunwntbai  führen  zur  Behandlung  der  Basedow'schen  Krank- 
heit unter  dem  Namen  „Hodagen"  eine  Substanz  aus  der  Müch  strumekto- 
mierter  Ziegen  in  den  Arzneischatz  ein.  Das  Rodagen  wird  von  den  Ver- 
einigten Chemischen  Werken  A.-G.  in  Charlotten  bürg  hergestellt. 

—  G.  Uunldan  und  P.  Sllbor  untersuchen  die  Einwirkimg  der  Lichtstrahlen 
auf  chemische  Verbindungen  und  finden,  daß  hierdurch  nicht  nur  Poly- 
merien, sondern  auch  Umlagerungen  stattfinden.  So  gelingt  es  ihnen  bei- 
spielsweise, Maleinsaureverbindimgen  in  Fumarsäureverbindungen  und  Ortho- 
nitrobenzolaldehyd  in  Nitrosobenzoesäure  überzuführen. 

—  Cobn  und  Gelionborgor  konstruieren  einen  Apparat,  in  welchem  in  einem 
Elektrolyten  gelöste  Luft  der  Elektrolyse  unterworfen  wird,  um  aus  dem 
Luftstickstoff  Salpetersäure  zu  gewinnen. 

—  Wilhelm  ConntMn,  Emil  Hoyor  und  Hans  Wartinboif  erfinden  die  fermen- 
tative  Fettspaltung  mittels  Ricinussamen.  Das  Verfahren  verschafft  sich 
durch  seine  Einfachheit  und  die  Reinheit  der  dabei  erzielten  Fettsäuren 
vielfach  Eingang  in  die  Seifenindustrie. 

—  James  Dtwar  macht  mit  dem  Wasserstoffthermometer  mit  Platingefäß 
Messungen  bis  — 266*0. 

—  James  Dowar  findet  ein  neues  Verfahren  zur  Herstellung  hoher  Vakua, 
das  auf  der  Eigenschaft  der  Holzkohle  beruht,  in  hohem  Maße  Gase  zu 
absorbieren,  und  zwar  imi  so  mehr,  je  niedriger  die  Temperatur  ist.  Zur 
Erzeugung  eines  Vakuums  in  irgend  einem  Gefäß  wird  mit  diesem  ein 
absperrbares  Ansatzrohr  verbunden,  das  mit  Holzkohle  (Kokosnußkohle) 
gefüllt  ist,  und  dessen  Temperatur  durch  flüssige  Luft  auf  — 186°  erniedrigt 
wird.  Durch  Ein-  und  Auslassen,  An-  und  Abschließen  des  Ansatzrohrs 
läßt  sich  hiermit  eine  sehr  schnell  arbeitende  Luftpumpe  konstruieren. 

—  Nachdem  schon  1879  Aron  unter  der  Bezeichnung  „Fehlersuchspule"  einen 
Apparat  angefertigt  hatte,  um  den  Ort  eines  Fehlers  in  einer  viel  ver- 
zweigten Leitungsanlage  zu  bestimmen,  konstruiert  DMa  hierfür  einen 
sehr  empfindlichen  Apparat,  bei  welchem  die  Spule  auf  tinen  Eisenkern 
aufgesteckt  wird,  um  den  man  die  zu  untersuchende  Leitung  herumlegt. 

—  0.  Dlmroth  findet,  daß  aromatische  Körper  fast  allgemein  die  Fähigkeit 
haben,  Quecksilber  mit  Leichtigkeit  an  den  Benzolkem  zu  binden. 

—  W.  Elmars  führt  für  die  Aufbereitung  der  Erze  die  Olseparation,  d.  i.  die 
Aufbereitung  unter  Anwendung  schwerer  öle  ein.  Das  Erz  wird  vermählen 
und  gelangt  mit  Rückständen  der  Petroleumraffination  in  rotierende  Zy- 
linder, wo  öl  und  Kies  in  innige  Berührung  kommen,    öl  und  Kies  werden 

—     1005     — 


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i»oe 

in  Spitzkäaten,  das  letzte  öl  vom  Kiea  durch  Zentrifugieren  getrennt. 
Das  Verfahren  eignet  sich  namentlich  für  arme  Pyrite  und  Kupferkiese. 
1902  Julius  'EMar  xmd  Hans  Geltri  schließen  aus  ihren  Beobachtungen  über 
die  Luft  in  Kellern  und  Höhlen  usw.  (s.  1901  E.)i  daß  die  feste  Erdrinde 
die  Quelle  einer  radioaktiven  Emanation  ist,  die  in  gewisser,  nicht  überall 
gleicher  Dichtigkeit  allgemein  in  der  Bodenluft  enthalten  zu  sein  scheint, 
und  deren  Ursprung  in  einem  verschwindend  kleinen  Gehalt  an  Radium 
in  den  verschiedenen  Erdarten,  namentlioh  in  den  tonhaltigen  Erden,  sn 
suchen  ist. 

—  Nachdem  man  schon  seit  langer  Zeit  die  Abfallsäure  aus  der  Sprengstoff- 
technik,  die  ca.  70°/o  Sohwefelsänre,  12'*/«  Salpetersäure  und  18%  Wasser 
enth&lt,  in  sogenannten  Denitriertürmen  durch  Erhitzen  auf  ISO"  C.  in 
Schwefelsäure,  die  unten  ablief,  und  in  Salpetersäure,  die  aus  dem  Turm 
in  die  Eondensationsbatterie  abgeleitet  wurde,  getrennt  hatte,  verbessert 
Evws  das  Denitrierverfahren  durch  stärkere  Erhitzung  der  Türme  und  voll- 
kommenere Kondensationseinrichttmgen  so,  daß  er  Schwefelsäure  von  60" 
Baum6  gegen  bisher  64 <*  und  Salpetersäure  von  4^  Baum6  gegen  bisher  Se« 
und  auch  wesentlich  reinere  Produkte  erhält. 

—  Die  FarbMifabrlkM  voraiali  FriMlrich  Bayw  &  Co.  stellen  das  salzsaure  Salz  des 
Metaamidoorthooxybenzylalkohols  dar,  das  sie  unter  dem  Namen  „Edinol" 
als  photographischen  Entwickler  in  den  Handel  bringen. 

—  Emil  Fttchar  und  Edward  Frankland  Armstrong  gelingt  es,  vermittels  einer 
reversiblen  Keaktion  ein  Gemisch  von  Glucose  und  Galactose  durch  E^r- 
lactose  zu  einem  Disaccharid,  der  Isolactose,  zu  verkuppeln.  Femer  ge- 
lingt ihnen  die  erste  Synthese  eines  natürlichen  Disacoharids,  der  Me- 
hbiose. 

—  Emil  Fltchsr  und  Carl  Harrlot  beschreiben  ein  Verfahren  zur  Vakuum- 
destillation, bei  welchem  sie  sich  einer  G«ryk- Vakuumpumpe  (FleuB-Patent) 
(s.  1874  G.)  zum  Evakuieren  und  flüssiger  Luft  zur  Kühlung  der  Vorlage 
bedienen.  Das  Verfahren  wird  1903  von  Ernst  Erdmann  noch  etwas 
modifiziert. 

—  EmU  FItchsr  stellt  in  Gemeinschaft  mit  H.  Ltuchs  das  Serin  und  Gluoosa- 
min  und  in  Gemeinschaft  mit  F.  Wsigort  das  Lysin  synthetisch  dar. 

—  Jaroslav  Fermanok  bildet  die  spektroskopische  Farbstofianalyse  aus,  die 
darauf  beruht,  daß  man  die  Lösungen  der  Farbstoffe  auf  ihre  Absorptions- 
spektren untersucht.  Man  gewinnt  hierdurch  wichtige  Anhaltspunkte  für 
die  Gruppierung  der  Farbstoffe,  da  einzelne  Farbstoffe  bestimmte  Absorp- 
tionsspektren zeigen  und  bestimmten  chemischen  Gruppen  im  Farbstoff- 
molekül bestimmte  Formen  der  Absorptionsspektren  eigentümUoh  sind. 

—  Adolf  Franko  und  Johannes  DOnltz  konstruieren  einen  Wellenmesser  zur 
Bestimmung  der  Wechselzahl  elektromagnetischer  Schwingungen  durch 
Keeonanz,  der  auf  der  Verbindung  zweier  fester  Selbstinduktionsspulen 
mit  einem  regulierbaren  Kondensator  und  einem  Hitzdrahtthermometer 
beruht. 

—  Hans  FrMMlhal  untersucht,  gestützt  auf  die  Erfahrung,  daß  das  Blut 
einer  Tierart,  in  die  Adern  eines  der  Art  nach  femer  stehenden  Wesens 
gebracht,  wie  Gift  wirkt  (s.  1898  B.),  das  Verhalten  von  Formen,  die  im 
natürlichen  System  näher  stehen,  und  bahnt  so  die  Methode  zur  Fest- 
stellung näherer  oder  entfernterer  Verwandtschaft  von  Tierarten  an. 

—  August  CMrtnor  macht  bedeutsame  Studien  über  die  Quellen  und  ihre  Be- 
ziehungen zum  Grundwasser  und  zum  Typhus  und  weist  nach,  daß  das 
Quellwasser  sehr  oft  mit  unreinem  Oberflächenwasser  in  Verbindung  steht. 
(Vgl.  auch  1872  P.) 

—  Bei  der  i.  J.  1902  abgehaltenen   Hanptprüfung    von   Spirituslokomobilen 

—     1006     — 


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190g 

durch  die  deutsche  Landvirteohaftsgesellschaft  -wird  eine  Maschine  der 
fiainiatorMfaferik  Dwix  als  die  beete  ausgezeichnet.  Dieeelbe  ist  mit  einem 
noch  von  Nikolaus  Otto  (gest.  1891)  entworfenen  Spiritusmotor  ausgerüstet. 
1902  A.  Saulln  in  Paris  erfindet  das  Verfahren,  die  Milch  au  homogenisieren, 
d.  h.  das  Fett  in  der  Milch  mittels  Durohpressens  der  erwärmten  Milch 
unter  250  Atmosphären  durch  feine  Öffnungen  in  so  feine  Tröpfchen  zu 
verteilen,  daB  es  nicht  mehr  zu  einem  Aufrahmen  kommt. 

—  Friedrich  Cllwal  findet  in  der  Pechblende  eine  Substanz,  die  so  kräftige 
Emanation  (s.  1900  R.)  zeigt,  daß  G-iesel  sie  anfangs  als  Emanationskörper, 
später  als  Emanium  bezeichnet.  Die  Substanz  stellt  sich  später  als  mit 
Aktinium  identisch  heraus.    (Vgl.  auch  1903  Ru.) 

—  Der  Ingenieur  Adolf  Sowlnc  in  Berlin  pflegt  auf  dem  Gebiete  des  Eisen- 
bahubanes  namentlich  die  systematische  Ausbildung  der  Bahnhofsanlagen 
und  gibt  denselben  durch  sein  Buch  „Eisenbahnbau"  eine  wissenschaft- 
liche Grundlage. 

—  Gran  und  Baar  finden  unabhängig  voneinander  im  Meerwasser  Bakterien, 
die  aus  anorganischen  Verbindungen  den  Stickstoff  frei,  also  für  die  Pflanzen 
unbrauchbar  machen. 

—  Die  SroBbrltannliehe  Racitrunc  legt  ein  Seekabel  von  14616  km  Länge  von 
Vancouver  über  Fanning  und  die  Fidschi-Inseln  nach  Queensland  und 
Neuseeland.     Das  Kabel  wird  von  dem  Pacific  Cable  Board  verwaltet. 

—  Carl  Srulin  konstruiert  im  Verein  mit  Smuina  nach  mehrjährigen  Ver- 
suchen einen  Fernschreiber,  der  auf  dem  Prinzip  beruht,  Ströme  von  ver- 
schiedener Richtkraft  durch  Lichtstrahlen  photographisoh  zu  fixieren.  Der 
Apparat  wird  1907  wesentlich  vervollkommnet.    (Vgl.  auch  1890  G.) 

—  A.  duliliirmoiid  liefert  wertvolle  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Hefepilze  und 
entdeckt  bei  ihnen  das  Vorkommen  einer  echten  Kopulation  (Sexualität 
der  Hefe). 

—  K.  A.  Gutknacht  in  Hamburg  richtet  Haus-Rohrposten  ein,  bei  welchen  die 
Druckluft  lediglich  als  Antrieb  dient  und  für  einen  großen  Teil  der  Strecke 
ganz  entbehrlich  ist,  so  daß  im  ganzen  höchstens  ein  Zehntel  der  sonst 
nötigen  Druckluft  gebraucht  wird.     (S.  auch  1867  C.) 

—  Nachdem  von  den  verschiedensten  Forschem,  wie  Maupertois  (1736),  To- 
bias Mayer  (17ßl),  Delambre  (1792),  Gauß  (1823),  Beesel  (1834),  Baeyer 
(1849),  James  Clarke  (1868),  Bauemfeind  (1880),  Bestimmungen  des  Ko- 
effizienten der  terrestrischen  Refraktion  gemacht  worden  waren,  macht 
W.  HarkiMSS  durch  Ausgleichung  vieler  einem  Netze  von  Stationen  ent- 
nommenen Beobachtungen  eine  neue  ausgezeichnete  Bestimmung  dieses 
Koeffizienten. 

—  Der  Tübinger  Archäolog  R.  Hanog  findet  auf  der  Insel  Kos  die  Stelle  des 
alten  Asklepeion  wieder.  Kos  ist  die  Heimat  des  Hippokrates  (s.  420 
und  400  V.  Chr.)  und  eine  für  die  Geschichte  der  Medizin  hochbedeutsame 
Stätte.  Die  daselbst  gefundenen  Inschriften  gewähren  einen  klaren  Einblick 
in  die  Geschichte  der  kölschen  Ärzteschule. 

—  Adolf  Haydwtlllar  macht  Versuche  über  die  Selbstelektrisierung  des  mensch- 
lichen Körpers,  d.  h.  über  die  statische  Ladimg  der  verschiedenen  Körper- 
teile bei  Bewegungen.  Die  Ergebnisse  dieser  Versuche  werden  zum  Teil 
durch  die  Untersuchungen  von  Tereschin  und  Georgiewsky  (1907)  bestätigt. 
Diese  russischen  Forscher  erblicken  aber  die  Hauptursache  der  Selbstelek- 
trisierung in  der  Reibung  der  Kleidung  auf  dem  Körper. 

—  Die  HOehttar  Farbwark«  vormali  Mabtar,  Lucius  u.  Bfflnlnf  bringen  Dimethyl- 
amidoantipyrin  unter  dem  Namen  „Pyramiden"  in  den  Handel. 

—  Nachdem  schon  in  den  neunziger  Jahren  des  neunzehnten  Jahrhunderts 
die  Übertragung  des  elektrischen  Stromes  durch  das  Wasserbad  auf  den 

—     1007     — 

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1908 

menschlichen  Körper  von  Enlenborg  and  Lehr  empfohlen  worden,  aber 
wieder  gänzlich  aufgegeben  worden  war,  empfehlen  HtnMBK  einersats  nnd 
Smith  andererseits  in  der  Behandlung  von  Herzkrankheiten  elektrische  Voll- 
bäder mit  sinuoidalem  Wechselstrom  (hydroelektrische  Bäder).  Für  diese 
Bäder  konstruiert  Schnee  in  Karlsbad  das  elektrische  Vierzellenbad,  einen 
beweglichen  Lehnstahl  mit  vier  Zellen  für  Arme  und  Füße. 
1902  £.  Hoipttaltar  und  J.  Carpiilw  kmustruieren  einen  Lichtstrahlindikater  mit 
Spiegelablesung,  dem  sie  den  Xamen  „Monograph"  geben.  Dieser  Indi- 
kator ist  bei  Wärmemotoien  mit  großer  Umlaufsgeschwindigkeit  den  ge- 
wöhnlichen Indikatoren  vorzuziehen.  Ein  noch  einfacherer  optischer  In- 
dikator wird  1907  von  B.  Hopkinson  konstruiert. 

—  Arthur  Karn  gelingt  es,  Photographien  auf  telegraphiachem  Wege  in  die 
Feme  zu  übertragen.  In  einem  elektrischen  Stromkreis  werden  Wid»- 
standsänderungen  durch  Belichtung  einer  Selenzelle  bewirkt  und  hierdurch 
Intensitätssohwankungen  einer  Lichtquelle  hervorgerufen,  die  auf  einem 
um  den  synchron  laufenden  Zylinder  der  Empfangsstation  gewickelten 
photographischen  Film  registriert  werden. 

—  Der  Hauptmann  KorrodI  erfindet  das  später  von  Grörz  ausgeführte  Pano- 
ramafemrohr, das  namentlich  für  militärische  Zwecke  benutzt  wird. 
Mit  diesem  Femrohr,  das  in  seiner  äußeren  Gestalt  aus  einer  recht- 
winklig gebrochenen  Bohre  besteht,  vermag  ein  Beobachter  das  um- 
liegende Gelände  im  gesamten  Umkreise,  also  mit  einem  Gesichtswinkel 
von  360",  zu  überschauen,  ohne  seinen  Standort  oder  auch  nur  seine  Körper- 
haltung zu  verändern. 

—  Peter  KraMti  in  München  veröffentlicht  ein  Verfahren  zur  technischen  Zer- 
legung von  Fetten,  welches  im  wesentlichen  darin  besteht,  daß  die  Fette 
im  offenen  Kessel  durch  Kalk  zersetzt,  das  entstehende  Glycerin  abgelassen 
und  die  Ealkseife  dann  mit  kohlensaurem  Natron  zu  Natronseife  um- 
gesetzt wird. 

—  Friedrich  Alfred  Krupp  stellt  auf  der  Düsseldorfer  Ausstdlung  ein  Kessel- 
blech aus,  welches  26,8  m  lang,  3,5  m  breit  und  38,5  mm  dick  ist  und 
29500  kg  wiegt.  Mit  einem  Flächeninhalt  von  93,80  qm,  also  nahezu  1  Ar, 
ist  es  die  größte  Eisenplatte,  die  jemals  ausgewalzt  worden  ist. 

—  Ftiedrich  Alfred  Krapp  stellt  auf  der  Düsseldorfer  Ausstellung  die  größte 
bisher  erzeugte  Panzerplatte  von  13,16  m  Länge,  3,40  m  Breite  und  30  cm 
Dicke  aus.  Gewicht  106000  kg,  hergestellt  aus  einem  Gußstahl- Bohblock 
von  130000  kg  Gewicht. 

—  Friedrich  Alfred  Krapp  stellt  auf  der  Düsseldorfer  Ausstellung  eine  Schiffs- 
welle  aus,  welche  von  der  auBerordentliohen  Leistungsfähigkeit  der  Fabrik 
Zeugnis  gibt.  Die  Welle  ist  45  m  lang  und  in  einem  Stück  aus  einem 
80000  kg  schweren  Gußstahlblock  hergestellt,  zu  dessen  Gusse  490  Arbeiter 
mit  1768  Tiegeln  erforderlich  waren.  Aus  der  Welle  wurde  mit  einem 
iUngbohrer  ein  Kernstück  ausgebohrt,  das  in  einem  Stück  herausgezogen 
wurde.      Die  hohle  Welle  wiegt  noch  52  700  kg. 

—  Friedrich  Alfred  Krapp  vervollkommnet  die  schon  früher  mehrfach  ver- 
suchte elektrische  Abfeuerung  der  schweren  Geschütze  durch  Anwendung 
von  Schlagbolzen  mit  elektromagnetischer  Abzogseinriohtung  bez.  durch 
elektrische  Zündsohraubenabfeuerung. 

—  Preston  Kyw  zeigt,  daß  das  Lecithin  das  Komplement  des  Cobrahämo- 
lysins  ist,  und  erhält  damit  den  ersten  chemisch  definierten  Bestandteil 
der  bei  den  Immnnisationsphänomenen  wirksamen  Serumsubstanzen. 

—  B.  G.  I  ■mm».  Oberingenieur  der  Westinghouse-Gesellschaft,  konstruiert 
einen  Hochspannungsmotor  für  einphasigen  Wechselstrom,  der  sich  bei 
elektrischen  Bahnen  sehr  gut  bewährt. 

—     1008     — 

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l»(tt 

1902  Goatav  E.  L«ittluMr  weist  nach,  daß  arsprünglieh  homogene  Kathoden- 
Strahlen  beim  Durchgang  dnrch  Metallblättchen  in  ein  inhomogenes  Bündel 
von  durchschnittlich  kleinerer  Geschwindigkeit  verwandelt  werden. 

—  Eugene  Armand  Lmfant,  der  schon  1898 — 1900  den  Sudan  erforscht  hatte, 
weist  auf  einer  nach  dem  französischen  Tschadsee-Gebiet  unternommenen 
Expedition  die  Wasserverbindung  zwischen  dem  Schari-  und  dem  Niger- 
beoken,  die  schon  H.  Barth  vermutet  hatte,  deflnitiT  nach. 

—  LipilnM  und  Sink«  bewirken  die  Umwandlung  der  Ols&ure  in  Stearin- 
säure durch  Behandlung  der  Ölsäure  im  Wasserstofistrom  in  Gegenwart 
einer  Kontaktsubstanz,  als  welche  sie  namentlich  feines  Niokelpulver  ver- 
wenden. 

—  Karl  P.  G.  Lind*  gelingt  es,  durch  eine  zweckentsprechende  Übertragung  und 
Umgestaltung  des  Bektifikationsprozesses,  wie  er  zur  Trennung  von  Alko- 
hol imd  Wasser  benutzt  wird,  die  flüssige  Luft  in  annähernd  reinen 
Sauerstoff  imd  ein  Gemenge  von  93  Prozent  Stickstoff  und  7  Prozent 
Sauerstoff  zu  zerlegen,  und  aus  diesem  Gemenge  auch  vollkommen  reinen 
Stickstoff  herzustellen.  Die  Trennung  wird  1906  auoh  von  Georges  Claude 
in  Paris  in  ähnlicher  Weise  bewerkstdiigt. 

—  Fritz  W.  LOrmann  konstruiert  einen  automatischen  Gichtaufzug.  Er  sieht 
für  zwei  Hochöfen  zwei  solcher  Aufzüge  vor  und  stellt  sie  nebeneinander 
zwischen  die  Öfen,  um  so  zugleich  noch  eine  Reserve  zu  haben.  Der  Förder- 
wagen steht  wagerecht  auf  den  Aufzugschalen,  läuft  automatisch  auf  die 
Gicht  des  zu  beschickenden  Ofens  und  entleert  sich  dort,  indem  die  Be- 
schickung, anstatt  gekippt  zu  werden,  einfach  abrutscht  und  sich  gleich- 
mäßig über  den  Abschlußkegel  des  Gefanges  verteilt  Der  Wagen  läuft 
dann  selbständig  bis  zur  Schale  des  Förderkorbes  zurück. 

—  Mae  OImnan  findet,  daß  der  Elektrizitätsverlust  eines  geladenen  isoUerten 
Körpers  durch  Luft  (s.  1785  C,  1860  M.,  1872  W.,  1889  B.)  abhängig  ist 
vom  Material  der  Gefäßwände,  welche  den  Körper  umgeben.  Dies  wird 
von  Butherford  und  Cooke,  sowie  von  Strutt  bestätigt. 

—  B.  Mae  Kannsy  macht  eingehende  Untersuchungen  über  die  Leuohtbakterien 
imd  konstatiert,  daß  das  Leuchten  erst  eintritt,  wenn  die  aktive  Loko- 
motion  beendet  ist,  und  daß  es  sich  dabei  um  eine  physiologische  Chemi- 
lumtnescenz  und  nicht  um  eine  durch  vorhergehende  Beleuchtung  ermög- 
lichte Ausstrahlung  (Photoluminescenz)  handelt.  Das  Leuchten  ist  von 
äußeren  Bedingungen  abhängig  und  erreicht  mit  einem  bestimmten  Maß 
der  Temperatur,  der  Nährstoffe,   der   Konzentration  usw.  sein   Optimum. 

—  Willy  MarekwaM  zeigt,  daß  in  dem  radioaktiven  Wismut,  das  er  nach  einem 
anderen  Verfahren  als  dem  von  Ph.  und  S.  Curie  (s.  1898  C.)  aus  der  Pech- 
blende abscheidet,  ein  Stoff  von  hoher  und  konstanter  Aktivität  enthalten 
ist,  den  er  anfangs  „BadioteUur"  nennt,  der  sich  aber  später  als  identisch 
mit  Polonium  erweist. 

—  Guglielmo  Mareoal  empfängt  auf  dem  italienischen  Kriegsschiff  „Carlo 
Alberto"  in  Petersburg  mit  dem  magnetischen  Detektor  (s.  1896  R.)  Zeichen 
von  dem  2000  km  entfernten  Poldhu  in  Comwallis. 

—  Paul  Mansr  verbessert  die  Konstruktion  seiaer  schon  1896  erfundenen 
Selbstladepistole.  Die  Pistole  wird  mit  Paketen  zu  10  Patronen  geladen,  die 
sie  nach  dem  Abdrücken  des  ersten  Schusses  vöUig  automatisch  verschießt. 
(Vgl.  Maxim  1883).  Die  Feuergeschwindigkeit  beträgt  60  Schuß  in  einer 
halben  Minute,  FüUimg  des  Magazins  eingerechnet.  Eine  ähnliche  Bepetier- 
pistole  war  1900  von  Browning  konstruiert  worden. 

—  Adolph  MltUw  verbessert  die  farbenempfindlichen  photographischen  Platten 
durch  Einführung  der  Äthylrotplatte  und  fördert  dadurch  die  Herstellung 
der  Farbenaufnahmen  nach  der  Natur  in  bemerkenswerter  Weise. 

Darmstaedter.  64 

—     1009    — 


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1008 

1902  Paul  JolinB  MoaMw  stellt  ans  dem  Blut  von  sehilddrüBenlos  gemaohten 
Hammeln  ein  Antithyreoidserum  dar,  das  bei  der  Basedow'sohen  Krankheit 
angewendet  wird.    Daa  Präparat  wird  von  der  Firma  E.  Merok  dargestellt. 

—  Henri  Molnu  erh&lt  durch  Erhitzen  von  Kalium  and  Natrium  in 
trockenem  Wasseratoffgase  KaliamhydrflT  und  Natriumbydrür  in  so 
reinem  Zustande,  wie  sie  bisher  noch  nicht  erhalten  worden  waren.  (Vgl. 
1811  G.  und  1874  T.)  Auf  gleiche  Weise  erh&lt  er  die  Hydrüre  der  anderen 
Alkalimetalle  in  sehr  reinem  Zustande. 

—  Henri  MotoHUi  führt  Kohlensäure  mit  KaUamhydrfix  in  Formiat  über;  auch 
Kohlenozyd  kann  durchKaliumhydrür  in  Formal  yerwuidelt  werden,  wo- 
bei sich  Kohlenstoff  ausscheidet. 

—  Henri  MotaM  gelingt  es,  die  Carbide  der  Alkali-  und  Erdalkalimetalle 
durch  Einwirkung  von  Acetylen  auf  die  Hydrüre  dieser  Metalle  bei  100  <> 
zu  gewinnen. 

—  B.  Htmti  und  G.  Hatarlandt  nehmen  an,  daß  der  tropistisohe  Reizanstoß  der 
Pflanze  durch  die  physikalische  Senkung  der  spezifisch  schweren  Körper 
(der  Stärkekömer)  oder  durch  den  hierdurch  entstehenden  Druck  zustande 
komme.  In  einem  diSerenzierton  Sinnesorgan  (Statocysto)  übe  ein  frei- 
beweglicher Körper  (Statolith)  dem  Zug  der  Schwere  folgend  einen  Druok 
auf  die  sensiblen  Teile  aus.  Diese  letzteren  seien  derart  abgestimmt,  daß 
nur  bei  einer  bestimmten  Lage  des  Statolithen  stabiles  Gleichgewicht  be- 
stehe, jede  Ablenkung  des  Statolithen  also  eine  Bewegnngst&tigkeit  veran- 
lasse, die  auf  die  Wiederherstellung  der  Gleichgewichtslage  des  Statolithen 
und  somit  des  Organismus  hinarbeite. 

—  Alexander  N.  NlkRWow  findet  im  Anschluß  an  die  Letny'schen  Versuche 
(s.  1877  L.)  ein  Verfahren  zur  Gewinnung  von  aromatischen  Kohlen- 
wasserstoffen aus  Roherdöl  oder  Petroleumrückständen.  Das  Erdöl  wird 
in  horizontalen  eisernen  Betörten  erst  bei  600°,  dann  bei  lOOO"  unter 
Erhöhung  des  Druckes  destilliert.  Es  werden,  auf  Rohöl  bezogen,  127o 
Benzol  und  Toluol,  I  %  Anthraoen  und  2 — 3%  Naphtalin  gewonnen.  Die 
Abfallgase,  Koke  nnd  Schweröl  werden  als  Heizmaterial  verwendet. 

—  F.  NoMm  und  L.  Richter  weisen  nach,  daß  ein  größerer  Gehalt  an  Nitraten 
oder  HumusBubstanzen  die  günstige  Wirkung  der  KnöUchenbakteiien  (den 
Impferfolg)  beeinträchtigt. 

—  Francis  Th.  Oddit  konstruiert  eine  „Oddesse-Pumpe"  genannte,  direkt 
wirkende  Dampfpumpe  ohne  Drehbewegimg,  die  durch  ihre  originelle 
Steuerung  auf  der  Düsseldorfer  Ausstellung  Aufsehen  erregt. 

—  W.  A.  Oibonii  isoliert,  reinigt  und  analysiert  zahlreiche  Pflanzeneiweiß- 
Stoffe,  unter  denen  namentlich  das  Edestin  aus  Hanfsamen  dadurch  prak- 
tisches Interesse  bietet,  daß  das  Ausgangsmaterial  leicht  zugänglich  und 
das  Edestin  daraus  leicht  darstellbar  ist. 

—  Wilhelm  OttwaM  macht  den  Vorschlag,  Ammoniak  durch  Katalyse  in  Sal- 
petersäure umzuwandeln.  Er  läßt  Ammoniakgas,  gemischt  mit  dem 
zehnfachen  Volum  Luft,  bei  Rotglut  über  blankes  Platin  streichen,  das 
mit  Flatinschwamm  oder  Platinmohr  überzogen  ist.  Das  blanke  Platin 
verursacht  die  Verbrennung  des  Ammoniaks  zu  Salpetersäure  fast  ohne 
Bildung  von  freiem  Stickstoff.  Das  fein  verteilte  Platin  beschleunigt  die 
Reaktion.     (S.  a.  1833  K.) 

—  Wilhelm  OitwaM  erfindet  im  Verein  mit  seinem  Assistenten  Oscar  QfM  die 
sogenannte  Katatypie,  das  ist  ein  Verfahren,  um  Photographien  lediglich 
durch  katalytische  Wirkung  zu  kopieren. 

—  Joseph  Perrotln  in  Nizza  bestimmt  nach  der  Zweirädermethode  Fizeau's 
die  Lichtgeschwindigkeit  auf  299  900  km  (+  80  m)  in  der  Sekunde.  Dies 
ist  die  genaueste  Bestimmung,  die  bisher  ausgeführt  worden  ist. 

—     1010     — 


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1908 

1902  William  Henrj  PfcInrinK  macht  w&hrend  der  Mondflnsternis  am  16.  Ok. 
tober  1902  die  Entdeckung,  daB  der  Mondkrater  Lmn6  eine  Zunahme  des 
Durohmessers  von  etwa  2  km  zeigt.  Diese  Messungen  werden  von  Bamard, 
Wirtz  u.  a.  bestätigt. 

—  PiniMr  und  Schwan  stellen  durch  ihre  Unteranchung  fest,  daß  sich  das 
Pilocarpin  wie  ein  MethylglyoxalindeiiTat  verhält,  und  geben  auf  Grund 
ihrer  Studien  eine  Formel  für  dessen  Konstitution,  ra  welcher  1003  auch 
Jowett  auf  Grund  seiner  Untersuchimgen  gelangt. 

—  Kiohard  Prlbram  entdeckt  im  Orthit  von  Arendal  ein  angeblich  neues  Ele- 
ment, welches  charakteristische  Spektrallinien  im  Orange,  Rot,  Blau  und 
Ultraviolett  zeigt.  Das  Metall,  welches  in  die  Beihe  des  Indium  und  Gal- 
lium gehört,  erhält  den  Kamen  „Austrium". 

—  R.  Ptehoir  gelingt  es  im  Verein  mit  seinen  Schülern  die  Konstitution  des 
Apomorphins  aufzuklären  und  nachzuweisen,  daB  sich  dasselbe  als  ein 
Phenanthrenohinolinderivat  auffassen  läßt. 

—  J.  F.  RtiMIII  erfindet  das  Olpastell,  eine  Art  der  Malerei,  bei  der  in  feste 
Form  gebrachte  Ölfarben  nach  Art  der  Pastellstifte .  angewendet  werden. 

—  A.  Rttoau  konstruiert  durch  Verbindung  der  von  ihm  1^98  konstruierten 
VieUachzellenpumpe  mit  einer  Dampfturbine  seine  Turbopumi>e,  deren 
erste  auf  den  Kassandragruben  in  der  Türkei  aufgestellt  wird. 

—  Wilhelm  RlmpM  in  Schlanstedt  gelangt  nach  SSjährigen  Selektionsversuchen 
zur  Reinkultur  der  als  Schlanstedter  Roggen  bekannten  Getreiderasse,  die 
in  Norddeutschland  und  Nordfrankreich  allgemeine  Verbreitung  findet. 

—  E.  Rolfh  erfindet  ein  Verfahren  zur  photo-meohanisohen  Erzeugung  von 
Mustern  auf  Zeugdrnokwalzen  und  zum  Drucken  photographischer  Muster 
auf  Kattun.  Mit  den  durch  das  Material  gebotenen  Abänderungen  hat 
dies  Verfahren  Ähnlichkeit  mit  der  Autotypie.     (S.  1881  M.) 

—  Durch  die  seit  1897  von  Ron  (s.  d.  1897),  Sranl,  Maithiatava,  Celli,  Blpiami 
und  BatUanilll,  R.  Ktch  und  Zlmuuin  angestellten  Untersuchungen  wird  die 
ausschließliche  Übertragung  der  menschlichen  Malaria  durch  Stechmücken 
aus  der  Gattung  „Anopheles"  festgestellt. 

—  Ernst  Ruhmw  paßt  die  Empfindlichkeit  der  Selenzelle  den  bei  der  draht- 
losen Telegraphie  in  Betracht  kommenden  Wellenlängen  an  und  gibt  mit 
Hilfe  von  Scheinwerfern  Zeichen  bis  auf  Entfernungen  von  6  km. 

—  Die  Ruttiwhs  Roclaninc  eröffnet  den  Verkehr  auf  der  Sibirischen  Überland- 
bahn, die  von  Moskau  über  Irkutsk,  Baikal  nach  der  Mandschurei  geht  und 
mit  der  anschließenden  Chinesischen  Ostbahn  nach  Charbin  und  der 
Mandschurischen  Eisenbahn  nach  Port  Arthur  9003  km  Länge  hat. 

. —  E.  Ruthcrford  und  SoMy  zeigen  die  Radioaktivität  des  Thoriums  und  seiner 
Emanation.    (Vgl.  a.  1900  Ru.) 

—  P.  Sabattar  und  J.  B.  SMritnm  arbeiten  eine  Methode  der  Hjdrogenation 
in  Gegenwart  fein  verteilter  Metalle,  wie  Nickel,  Kobalt,  Eisen  und  nament- 
lich von  reduziertem  Kupfer,  aus.  Nitrobenzol,  über  auf  300 — 400  <>  er- 
hitztes Kupfer  geleitet,  wird  glatt  zu  Anilin  reduziert,  die  primären  Alko- 
hole werden  in  Aldehyd  und  Wasserstoff  gespalten,  die  sekundären  er- 
geben Aceton  und  Wasserstoff,  die  tertiären  ÄthylenkohlenwasserstoS 
und  Wasserstoff. 

—  P.  Sabatisr  und  J.  B.  Sanderam  benutzen  ihre  Methode  der  Hydrogenation 
in  Gegenwart  fein  verteilter  Metalle  zur  synthetischen  Darstellung  von 
Petroleumkohlenwasserstoffen  durch  Einwirkung  von  Wasserstoff  auf 
Acetylen. 

—  SalvIonI  konstruiert  eine  auf  der  Durchbiegung  eines  Glasfadens  oder  einer 
feinen  Springfeder  aus  Stahl  beruhende  Wage,  die  sogenannte  Mikrowage, 
die  gegenüber  den  bisher  gebräuchlichen  Wagen  noch  den  Nachweis  von 

64» 

—     1011     — 


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1908 

Gewichtsmengen  unter  0,001  mg  gestattet.  Die  Vortrefflichkeit  dieser 
Wage  wird  durch  Versuche  von  Giesen  (1903)  dargetan. 
1902  Rudolf  Schmck  weist  nach,  daß  der  rote  Phosphor  ein  Polymerisations- 
produkt  des  weiBen  ist.  Der  durch  Erhitzen  von  weißem  Phosphor  mit 
Phosphortribromid  erhaltene  Phosphor  ist  „hellrot",  ungiftig  und  chemisch 
ftuBerst  reaktionsf&hig.  In  Berührung  mit  Alkalien  färbt  sich  der  hellrote 
Phosphor  dunkelrot  bis  schwarz. 

—  Georg  Schicht  in  Aussig  konstruiert  für  die  Seifenfabrikation  eine  Gieß- 
maschine, welche  unter  Benutzung  des  Prinzips  der  plötzlichen  Abkühlung 
der  Seifenmasse  die  Möglichkeit  gibt,  schnitt-  und  preßf&hige  Seifenriegel 
zu  gießen  und  bei  einer  zehnstündigen  Arbeitszeit  4 — 6000  kg  zu  verarbeiträi. 

—  SchIM  führt  das  von  den  Vereinigten  Chemischen  Werken  fabrizierte  Natrium- 
salz  der  Para-Aminophenylarsinsäure  unter  dem  Kamen  „Atozyl"  in  den 
Arzneischatz  ein.  Mendel  (1903),  Biiinger  (1903)  u.  a.  bezeichnen  das  Mittel 
als  eio  wertvolles  und  willkommenes  Ersatzmittel  der  arsenigen  Säure, 
das  nach  Blumenthal  (1902)  ungefähr  40  mal  weniger  giftig  ist,  als  die 
Solutio  Fowleri, 

—  G«rhard  C.  Schmidt  weist  nach,  daß  die  oxydierende  Wirkung  der  Kanal- 
strahlen  ein  sekundärer  Effekt  und  nicht  die  unmittelbare  Wirkung  ihres 
Anpralls  ist. 

—  H.  S.  Scott  leitet  eine  englische  Südpolar-Expedition  auf  der  „Discovery". 
Er  entdeckt  unter  78°  s.  Br.  und  166°  w.  L.  ein  bis  800  m  ansteigendes, 
eisbedecktes  Land,  das  er  King  Edward  VII. -Land  nennt.  Am  8.  Februar 
bezieht  er  sein  Winterquartier  im  Süden  der  Mount  Erebus-Insel.  Von 
dort  aus  erforscht  er  unter  Benutzung  von  Hundeschlitten  das  Innere  des 
Viktorialandes,  das  eine  Hochebene  von  ca.  2700  m  Höhe  bUdet.  Auf 
einer  dieser  Expeditionen  gelangt  er  im  Februar  1903  mit  dem  Leutnant 
Shakleton  bis  82°  17'  s.  Br.,  dem  fernsten  in  der  Antarktis  bis  dahin  er- 
reichten Punkte,  von  wo  sie  Grebirgszüge  von  über  3000  m  Höhe  erblickoi. 
Nach  einer  zweiten  Überwinterung,  die  ebenfalls  zu  mehreren  Schlitten- 
expeditionen benutzt  wird,  kehrt  er  1904  über  Neuseeland  zur  Heimat 
zurück. 

—  SlUmw,  Tanllijm  und  Ferkmin  geben  eine  auf  wissenschaftlicher  Grundlage 
beruhende  Übersichtskarte  der  Bodenarten  des  Europäischen  Rußlands 
heraus,  welche  die  Bodenart  in  klarer  Weise  zur  Anschauung  bringt,  die 
Beschaffenheit  des  Untergrundes  erkennen  läßt  und  einen  ÜberbUpk  über 
die  Wasserverhältnisse  gibt. 

—  Slcment  &  Halsk«  führen  nach  einer  zehnjährigen  Versuchsperiode  unter 
Verwendung  von  Apparaten,  die  der  Siemens'schen  Ozonröhre  (s.  1887  S.) 
nachgebildet  sind,  ein  Verfahren  zur  Reinigung  und  Sterilisation  des  für 
den  menschlichen  Gebrauch  bestimmten  Wassers  durch  Ozon  in  die  Praxis 
ein.  Durch  das  Verfahren  soll  eine  sichere  Vernichtung  aller  in  dem  Wasser 
enthaltenen  pathogenen  Bakterien  erzielt  werden.  Ein  ähnliches  Verfahren 
rührt  von  Abraham  und  Marmier  her  und  wurde  bereits  1898  in  Lille  in 
Betrieb  gesetzt. 

—  William  Stern  in  Breslau  konstruiert  einen  Tonvaiiator  mit  kontinuierlich 
variabler  Tonhöhe  imd  konstanter  Tonlntensität.  Der  obertonfreie  Ton 
wird  durch  Anblasen  von  flaschenartigen  Hohlräumen  mit  kontinuierlich 
verstellbarem  Boden  erzeugt. 

—  An  die  ersten  Versuche  der  elektrischen  Zugbeleuchtung  mit  Dynamo- 
maschinen (8.  1882  R.  und  1883  B.)  schließen  sich  in  den  Vereinigten 
Staaten  eine  ganze  Anzahl  von  Systemen  an,  von  denen  eines  der  erfolg- 
reichsten das  von  J.  S.  Stoiw  eingeführte  ist.  Der  Strom  wird  hierbei  an 
eine   Hilfsbatterie  abgegeben,    an   welche  die  Lampen   des   Wagens   an- 

—     1012     — 

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190g 

geeohloBsen  sind.  Ein  Beguliemngsapparat  gleicht  die  Unregelmäßigkeiten 
der  Stromerzeugung  ans,  '«reiche  durch  den  Wechsel  der  Fahrgeschwindigkeit 
und  der  Fahrrichtung  hervorgerufen  werden. 
1902  Gustav  Taminann  findet  durch  Versuche,  bei  welchen  ein  Eiskem  durch 
eine  Sohraubenpresse  aus  einer  seitlichen  Öffnung  herausgepreßt  wird, 
daß  die  Ausflußgeschwindigkeit  des  Eises  nicht  nur  bei  wachsendem  Druck 
sehr  rasch  zunimmt,  sondern  auch  bei  konstantem  Druck  mit  der  Zeit 
wächst.  Bei  tiefen  Temperaturen  nimmt  die  Ausflußgeschwindigkeit  mit 
dem  Druck  langsamer  srx,  während  sie  bei  Annäherung  an  den  Schmelz- 
punkt auch  bei  bleibendem  Druck  sehr  rasch  wächst.    (Vgl.  1865  H.) 

—  H.  von  Tappcimr  gelingt  es,  durch  fluoreszierende  Stoffe  die  Lichtwirkungen 
des  Finsen-Apparates  erheblich  zu  verstärken.  Durch  Beimengungen  von 
Eosinlösungen  zu  Kulturen  werden  die  Bakterien  schon  durch  geringe 
Mengen  Licht  getötet.  Die  Haut  wird  durch  Injektion  solcher,  wie  v.  Tap- 
peiner sie  nennt,  „photodynamischer  Stoffe"  gegen  Licht  empfindlicher. 

—  Hermann  Thons  klärt  in  den  Jahren  1902 — 06  die  Konstitution  der  Apiole 
auf,  beschäftigt  sich  mit  deren  Umsetzungen  und  zeigt,  daß  die  von 
Semmler  für  das  Myiisticin  (1003)  angenommene  Formel  die  richtige  ist. 

—  Ljew  Ttckufatll  führt  zur  Darstellung  von  Terpenen  die  Xanthogenat- 
methode  ein,  indem  er  Terpenalkohole  CjoHnO  in  Ester  der  Xanthogen- 
säure  überführt  und  letztere  zersetzt.  Es  gelingt  auf  diese  Weise  meist, 
wenn  auch  nicht  immer,  Invertierungen  zu  vermeiden. 

—  Die  Vakuum-RsinlKar-SsNlItclittt,  die  sich  in  verschiedenen  größeren  Städten 
von  Europa  bildet,  konstruiert  fahrbare,  mit  Benzinmotoren  oder  Elek- 
trizität betriebene  Apparate,  mit  denen  von  der  Straße  aus  mit  Hilfe  von 
Sohlauchleitungen,  die  in  die  zu  reinigenden  Wohnungen  eingeführt  werden, 
der  Staub  aus  den  Möbeln  usw.  abgesaugt  wird. 

—  Daniel  VorlliMlW  und  Felix  Mayer  zeigen,  daß  der  Paraazoxybenzoesäure- 
äthylester  in  hervorragendem  Maße  die  Eigenschaften  der  „flüssigen  Ktj- 
stalle"  zeigt. 

—  Weldenraich  imtersucht  eingehend  die  roten  Blutkörperchen  und  findet  als 
Besultat  seiner  Untersuchungen  und  Literaturstudien  von  allen  Lehren 
über  den  Bau  der  Blutkörperchen  nur  die  von  Leeuwenhoek  (s.  1673  L.) 
genügend  begründet,  wonach  das  Blutkörperchen  eine  Blase  ist,  die  aus 
einem  flüssigen,  den  Blutfarbstoff  enthaltenden  TeU,  dem  „Endosoma", 
und  einer  elastischen  farblosen  Membran  besteht. 

—  Ferdinand  Wslltor  in  Bomholm  erfindet  eine  Steinspaltmaschine,  bei  welcher 
der  Stein  auf  einer  unten  angebrachten  festen  Sohneide  balanciert,  während 
ein  Schlag  von  oben  durch  einen  Fallkörper  mit  abgerundetem  Ende  aus- 
geführt  wird.  Dadurch  wird  der  Stein  mit  der  ganzen  Wucht  des  Schlages 
auf  die  untere  Schneide  gedrückt  und  in  der  ihm  durch  die  Schneide 
vorgezeiohneten  Richtung  gespalten. 

—  Alfred  Warner  dehnt  seine  früher  für  anorganische  Verbindungen  entwickelte 
Koordinationslehre  (s.  1892  W.)  auch  auf  organische  Körper  aus  und  ver- 
sucht mit  ihrer  Hilfe  speziell  das  Verhalten  der  Ammonium-  und  Ozonium- 
verbindungen  (s.  1899  C.)  zu  erklären. 

—  Die  Westlngtioute  Electric  Company  verwendet  Serienmotoren  mit  lameUierten 
Feldmagneten  als  Wechselstrommotoren. 

—  Van  Wetfrum  in  Holland  erfindet  das  Weetrumit,  ein  wasserlöslich  gemachtes 
öl,  das  in  3 — 4  Teilen  Wasser  gelöst,  zur  Besprengung  von  Straßen  dient, 
und  durch  welches  das  Aufwirbeln  von  Staub  besser  als  durch  Besprengung 
mit  Wasser  gehindert  wird.  In  weiteren  Kreisen  wird  das  Westrumit 
durch  seine  Verwendimg  für  die  Rennstrecke  des  Gordon-Bennett- Automobil- 
rennens  im  Taunus  1904  bekannt. 

—     1013     — 


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lUOd  Max  Wton  veröffentlioht  die  Theorie  der  Kuppelung  des  Schwingnngs- 
kreises  mit  dem  Strahldraht  in  Systemen  der  drahtlosen  Telegraphie,  und 
zeigt,  unter  welchen  Bedingungen  allein  eine  abgestimmte  Mehrfachtele- 
graphie  möglich  ist. 
.—  Harald  A.  WIlMHi  mißt  die  höchste  Stromst&rke,  wdche  eine  gegebene  Men^ 
Salzdampf  zu  führen  vermag,  indem  er  Zehntel-Normal-Lösungen  in  zer- 
stäubtem Zustande  einer  Flamme  zuführt.  Er  findet  diesen  Grenzstrom 
gleich  dem  Strom,  der  in  einer  wässerigen  Lösimg  des  Salzes  in  einer 
Sekunde  die  gleiche  Menge  Salz  elektrolysieren  würde  wie  die  in  derselben 
Zeit  in  die  heiße  Luft  zerstäubte. 

—  Der  Amerikaner  Wrtsht  konstruiert  einen  Wellenmotor  zur  Ausnutzung 
der  Wellenkraft  des  Meeres  und  macht  an  der  kalifomisohen  Küste  um- 
fangreiche Versuche  damit.  Er  benutzt  den  Motor  zum  Antrieb  einer 
Dynamomaaehine  und  erzielt  damit  die  allerdings  nur  geringe,  aber  dauernde 
Leistung  von  9  PS. 

—  Zoslly  konstruiert  eine  vielstuflge  Druckturbine  ohne  Geschwindigkeits- 
abstufung,  die  von  Escber  Wyss  &  Co.  in  Zürich  meist  als  Yerbnnd- 
turbine  mit  hintereinander  geschaltetem  Hochdruck-  und  Niederdruckteil 
ausgeführt  wird.  Die  Turbine  unterscheidet  sich  im  Prinzip  wenig  von 
der  Kateau'schen  Dampfturbine.    (S.  1898  R.) 

—  E.  ZOnM  in  Moskau  und  L.  DMcampt  finden  gleichzeitig,  daß  sich  Hydro- 
sulfite leicht .  mit  Aldehyden  vereinigen.  Sie  stellen  eine  kiTstaUisierende, 
leicht  lösliche  Verbindung  von  Natriomhydrosulflt  mit  Formaldehyd  dar, 
bei  der  die  reduzierende  Eigenschaft  des  Hydrosulfits  erst  bei  höherer 
Temperatur  (Dämpfen)  oder  bei  Zersetzung  mit  Säuren  zur  Greltnng 
kommt.  Das  Produkt  übertrifft  für  die  Befestigung  von  Indigo  im  Kattun- 
druck sämtliche  bisher  angewendete  Reduktionsmittel  und  ist  auch  für 
Azofarbstofie  sehr  brauchbar.  An  dieser  Entdeckung  sind  die  Chemiker  der 
Zündel'schen  Fabrik  Baumann,  Frossard,  Thesmar,  Schwarzer  und  Kurz 
beteiligt 

1903  Alchelt  erfindet  ein  System  der  Eisenbahnbeleuchtung,  bei  welchem  zur 
Erzeugung  des  elektrischen  Stroms  eine  gewöhnliche  Nebenschluß-Dynamo- 
maschine wie  beim  System  Stone  (s.  1902  S.)  von  einer  Wagenachse  ans 
betrieben  wird,  deren  Tourenzahl  daher  mit  der  Zuggeschwindigkeit  cu- 
und  abnimmt.  Außerdem  ist  eine  Akkumulatorenbatterie  vorhanden,  die 
Strom  abgibt,  wenn  der  Zug  stillsteht  oder  langsam  fährt.  Neu  ist  die 
Regoliervorrichtung  dieses  Systems,  durch  die  erreicht  wird,  daß  alle 
Schaltungen  automatisch  stattfinden  und  die  Batterie  keiner  Bedienung 
durch  das  Personal  bedarf.  Die  Ausführung  dieser  Konstruktion  erfolgt 
durch  Brown  Boveri  &  Co. 

—  Albsn-ScIiSnbwf  führt  durch  Tierversuche  den  Nachweis,  daß,  wie  die  Haut, 
so  auch  innere  Organe  durch  die  Röntgenstrahlen  geschädigt  werden.  Es 
gelingt  ihm,  durch  Bestrahlung  von  Meerschweinchen  Sterilität  zu  er- 
zeugen, die  dadurch  zustande  kommt,  daß  die  Hodenzellen,  aus  welchen 
die  Spermatozoen  entstehen,  zugrunde  gehen,  was  später  von  Frieben 
(1903),  Seidin  (1904),  A.  Buschke  und  H.  E.  Schmidt  (1906)  bestätigt 
wird.  Philipp  (1905)  stellt  diese  schädigende  Wirkung  der  Röntgen- 
strahlen auf  die  Hoden  auch  beim  Menschen  fest,  und  zwar  auch  hier, 
ohne  daß  nennenswerte  Schädigungen  der  Haut  beobachtet  werden. 

—  Eugen  Albsrt  in  München  erfindet  das  Reliefklischee,  durch  welches  das 
Zurichten  der  Druckform  in  der  Buchdruckpresse,  namentlich  wenn  es 
sich  um  Autotypie- Illustrationen  handelt,  sehr  vereinfacht  wird. 

—  Nachdem  Gadamer  erkannt  hatte,  daß  Hyoscyamin  aus  inaktivem  Tropin 
und  aus  l-Tropasäure  zusammengesetzt  sei,  wai  theoretisch  die  Überffihr- 

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1908 

barkeit  des  Atropins  (s.  1901  W.)  in  d-  und  I-Hyoscysmin  gegeben.  Experi- 
mfflatell  wird  diese  Überführung  von  AmMomlya  bewirkt,  der  käufliches 
Atropin  in  Tropin  und  r-Tropasäuie  verseift,  letztere  in  d-  und  1-Tropa- 
s&ure  zerlegt  und  schließlich  das  Tropin  'wieder  mit  d-  oder  1-Tropasfiuie 
vereinigt. 
1903  Koald  Amundim,  der  an  der  Südpolarfahrt  von  de  Gerlache  (s.  1807  Cr.) 
teilgenommen  hatte,  macht  mit  dem  Segler  Gjöa  eine  hauptsSohlich  magne- 
tischen Untersuchungen  dienende  Nordpolarfahrt,  wobei  die  von  Mao  Clure 
(a.  1860  M.)  entdeckte  nordwestliche  Durchfahrt  in  entgegengesetzter  Rich- 
tung verfolgt  wird.  Die  Winter  1903/4  und  1904/5  werden  an  der  Küste 
von  King  William-Land  verbracht,  von  wo  aus  die  Untersuchungen  rur 
Feststellung  des  magnetischen  Nordpols  geleitet  werden.  Der  Winter 
1905/6  wird  bei  King  Point  an  der  Nordküste  von  Alaska  verlebt,  wo  die 
Weiterfahrt  durch  Eis  gesperrt  wird.  Am  19.  Oktober  1906  trifft  Amundsen 
in  San  Franzisko,  am  20.  November  in  Christiania  ein. 

—  AiHiw  und  unabhängig  davon  von  nrqiMt  und  Schick  entdecken,  daB  bei 
wiederholten  Injektionen  von  körperfremdem  Eiweiß  (insbesondere  Pferde- 
serum) eine  gesetzmäßige  Empfindlichkeit  der  Tiere  gegenüber  dem  an 
und  für  sich  unschädlichen  Injektionsmaterial  zutage  tritt,  die  sich  in 
schweren  Krankheitserscheinungen  oder  Tod  äußert  (Anaphylaxie,  Über- 
empfindliohkeit,  Serumkrankheit). 

—  Die  Baldwin  LokomoUvfabrik  vervollkommnet  den  Atlantic-Lokomotiv-Typ 
(s.  1R89  y.),  indem  sie  die  Lokomotiven  mit  10  Bädern,  drei  gekuppel- 
ten Treibachsen  und  einem  Drehgestell  unter  dem  vorderen  Teil  des  Kessels 
ausstattet.  Sie  baut  für  die  New  York  Central  Railway  Schnellzugloko- 
motiven, deren  Länge  I9V9  i>^>  deren  Gewicht  mit  Tender  162  Tonnen 
beträgt,  und  die  1800  effektive  Pferdekräfte  erreichen. 

—  W.  Bmwkc  und  J.  KMilmr  entdecken  im  Schlick  des  Meeres,  im  Plankton 
und  an  allen  Algen  der  Küstenvegetation  Stickstofibakterien ,  die  den 
freien  atmosphärischen  Stickstoff  assimilieren  und  eine  Stickstoff  quelle  für 
die  Organismenwelt  des  Meeres  bilden. 

—  Kristian  Blrtaland  und  Samuel  Eydc  ziehen  zur  Herstellung  von  Salpeter- 
säure aus  dem  Stickstoff  der  Luft  die  bekannte  Einwirkung  des  Magneten 
auf  den  Lichtbogen  heran  und  lassen  die  Beeinflussung  des  Lichtbogens 
durch  kräftige  Elektromagneten  im  Reaktionsraum  eines  elektrischen 
Ofens  vor  sich  gehen.  Im  Gegensatz  zu  Mac  Dougall  &  Howles  (s.  1899  M.) 
und  Kowalski  &  Moscicki  (s.  1899  K.)  arbeiten  sie  mit  Wechselströmen 
von  nur  5000  Volt  Spannung.  Die  Ausbeute  an  Salpetersäure  geben  sie 
auf  900  kg  pro  Kilowatt]  ahr  an. 

—  Adolph  Btolchcrt  nimmt  den  Bau  von  elektrischen  Hängebahnen  auf;  Der 
Betrieb  dieser  Bahnen  ist  automatisch,  die  Wagen  fahren  ohne  Führer 
und  steuern  sich  selbst;  die  Fahrgeschwindigkeit  beträgt  0,5  m  bis  2  m 
in  der  Sekunde;  die  Geschwindigkeit  wird  während  der  Fahrt  automatisch 
reguliert.  Die  Bahn  wird  als  geschlossener  Kreis  mit  kontinuierlichem  Be- 
trieb und  Verkehr  der  Wagen  nur  in  einer  Richtung  oder  als  offene  Strecke 
mit  automatischer  Änderung  der  Fahrrichtung  der  Wagen  an  den  End- 
stationen ausgeführt. 

—  L.  BouvmnH  und  G.  Blanc  machen  die  für  die  Synthese  von  primären 
Alkoholen  und  Aldehyden  der  aliphatischen,  aromatischen  und  hydro- 
aromatischen  Reihe  wichtige  Beobachtung,  daß  die  Ester  von  Carbon- 
säuren beim  Behandeln  mit  Alkohol  und  Natrium  glatt  in  die  entsprechen- 
den primären  Alkohole  übergehen.  Sie  stellen  so  Octylalkohol,  Decyl- 
alkohol,  Phenyläthylalkohol,  Hexahydrobenzylalkohol  usw.  dar. 

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1908 

1903  Der  Schwede  J.  A.  Brlmll  konstruiert  Härtemesser  (Härteprüfer),  die  auf 
der  Durchbildung  des  Prinzips  des  Eindringens  der  Körper  in  die  zu  prü- 
fende Fläche  beruhen.  Er  drückt  eine  harte  Stahlkugel  mit  einer  bestimm- 
ten Kraft  auf  den  zu  untersuchenden  Körper  und  ermittelt  aus  dem 
Durchmesser  des  entstandenen  kreisförmigen  Eindrucks,  der  bei  weicheren 
Körpern  naturgemäß  größer  als  bei  härteren  ist,  den  Härtegrad  des  Ver- 
suchskörpers. 

—  Braca  führt  eine  schottische  Südpolar-Expedition  am  26.  Januar  auf  der 
„Scotia"  von  den  Falkland-Inseln  nach  dem  WeddeU-Meer  und  landet 
am  2.  Februar  auf  Saddle-Island.  Von  hier  macht  er  einen  weiten  Um- 
weg nach  Osten  und  dann  einen  Vorstoß  nach  Süden,  der  bis  zu  70"  ans- 
gedehnt  wird,  ohne  daß  Land  gesichtet  wird.  Er  erreicht  am  21.  März 
die  Laurie-Insel,  wo  er  bis  Mitte  November  überwintert  und  kehrt  dann 
nach  Buenos  Ayres  zurück.  Bei  einem  neuen,  am  22.  Februar  1904  von 
den  Süd-Orkney-Inseln  aus  untemonunenen  Vorstoß  erreicht  Bruce  72**  25' 
s.  Br.  bei  18°  w.  L.  Hier  trifft  er  die  Eiskante  des  mutmaßlichen  antarkti- 
schen Kontinents,  der  er  6  Grade  nach  Westen  folgt.  Von  hier  steuert 
er  nach  Norden  und  erreicht  am  5.  Mai  Kapstadt. 

—  Eduard  Buclinar  und  Jakob  MtUmhiiimr  entdecken  das  Enzym  der  Milch- 
säuregärung, die  Milchsäurebakterienzymase,  sowie  das  Enzym  der  Esaig- 
gärung,  die  Alkoholoxydase  der  Essigbakterien. 

—  Giaoomo  Cansra  prüft  die  elektrochemischen  Gesetze  in  nicht  wässerigen 
Lösungen  und  das  chemische  Verhalten  der  gelösten  Substanzen  bäm 
Wechsel  des  Lösungsmittels.  Er  zeigt  an  der  Hand  eigener  und  fremder 
Untersuchungen,  daß  zwischen  den  Lösungen  in  Wasser  und  in  anderen 
Lösungsmitteln  keine  wesentlichen  Unterschiede  bestehen,  und  daß  alle 
Ausnahmen  mit  der  Dissoziationstheorie  erklärt  werden  können. 

—  Aldo  CastellanI  entdeckt  in  der  Cerebrospinalflüssigkeit  schlafkranker  Neger 
das  Trypanosoma  Ugandae.     (S.  a.  1901  D.) 

—  Der  französische  Arzt  J.  B.  Gharcot  leitet  eine  Südpolar-Expedition  auf  dem 
„Fran^ais",  der  umgetauften  ,,Belgica"  der  de  Gerlache'schen  Expedition. 
(Vgl.  1897  G.)  Er  überwintert  auf  der  Wandelinsel  am  Westeingang  der 
Belgicastraße  und  bestätigt  das  Vorhandensein  von  Alexander  I.-Land,  das 
er  aber  des  Eises  wegen  nicht  erreicht.  Weitere  Forschungen  gelten  der 
Festlegung  der  Nordwestküste  des  Graham -Landes.  1905  kehrt  die  Ex- 
pedition nach  der  Heimat  zurück. 

—  Nachdem  schon  seit  mehreren  Jahrzehnten  Versuche  mit  gepanzerten  Eisen- 
bahnwagen gemacht  worden  waren,  stellt  die  französische  Firma  Gharrw 
dlrardot  zuerst  ein  PanzerautomobU  her,  das  nicht  an  die  Schienenbahn  ge- 
bunden ist,  sondern  auf  aUen  Straßen  und  auch  querfeldein  zn  fahren  ver- 
mag. Auch  Ehrhardt  in  Düsseldorf  baut  ein  Panzerautomobil,  das  mit 
einer  6  cm-Kanone  armiert  und  mit  einem  Nickelstahlbleohpanzer  gewehr- 
schußsioher  gemacht  ist. 

—  Die  ChWiUch«  Fakrik  auf  Akttan  vorm.  E.  Scharlnc  oxydiert  Isobomeol  mit 
Kaliumpermanganat  zu  Campher.  Diese  Darstellimg  wird  von  C.  F.  Böh- 
ringer  &  Soebne  (1904)  etwas  variiert,  indem  sie  das  Isobomeol  mit  Chlor 
oxydieren.     (Vgl.  auch  1901  C.) 

—  T.  A.  Glayton  konstruiert  einen  Feuerlösch-  und  Desinfektionsapparat,  in 
welchem  die  durch  Verbrennung  von  Schwefel  entstehende  schweOige 
Säure  zu  den  gedachten  Zwecken  dient,  und  der  entweder  stationär  auf 
Schiffen  aufgestellt  oder  im  Hafen  auf  kleinen  Dampfleichtem  zu  den 
Schiffen  gebracht  wird.  Die  ersten  Versuche  werden  im  März  an  Bord 
des  Norddeutschen  Lloyddampfers  „Main"  mit  so  gutem  Erfolg  ausgeführt, 
daß  der  Lloyd  das  Clayton-System  adoptiert. 

—     1016     — 

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IX» 

1903  Die  amerikanische  GommMtlal  CabI«  Gompuiy  legt  ein  Seekabel  von  14619  km 
Länge  von  San  Francisco  über  Honolulu,  die  Inseln  Midway  and  Quam 
nach  Manila. 

—  Benno  CnN  führt  das  kolloidale  Silber  unter  dem  Namen  „Kollargol" 
in  den  Arsneisohatz  ein  und  benutzt  es  zu  intravenösen  Injektionen 
namentlioh  bei  septischen  Krankheiten.  Hermann  Schmidt  (1903),  Rosen- 
stein (1903)  u.  a.  sprechen  sich  sehr  günstig  über  die  Wirkung  des  KoUar- 
gols  bei  septischen  Prozessen  ans.  Häufig  'wird  es  auch  in  Form  einer 
von  Cred6  angegebenen  Salbe  zur  Schmierkur  verwendet. 

—  P.  Gurte  und  A.  Labordo  stellen  fest,  daß  durch  Badiumsalze  fortdauernd 
W&rme  entwickelt  wird,  und  daB  hierzu  erhebliche  £nergieumwandl\ingen 
stattfinden  müssen,  die  entweder  in  einer  Veränderung  der  Atome  oder  in 
der  Transformation  einer  von  außen  kommenden  Energie  zu  suchen  sind. 
Es  gelingt  ihnen,  diese  Wärmeentwicklung  zu  messen  und  zu  zeigen,  daß 
1  g  Radium  in  der  Stunde  etwa  100  Gramm-Calorien  entwickelt, 

—  Danyu  weist  die  selektive  Wirkimg  der  Radiumstrahlen  auf  gewisse  Gewebe, 
besonders  maligne  Tumoren,  nach. 

—  M.  DmimImH  empfiehlt  für  die  Elementaranalyse  das  Bleisuperoxyd,  deesen 
absorbierende  Kraft  für  Halogene  und  Halogenwasserstofi  mit  Ausnahme 
des  Jods  er  konstatiert,  während  die  absorbierende  Kraft  für  die  Oxyde 
des  Schwefels  1834  von  Henry  und  für  die  Oxyde  des  Stickstoffs  1877 
von  Kopfer  nachgewiesen  worden  war.  Von  Bleisuperoxyd  sind  lediglich 
geringe  Mengen  erforderlich,  welche  in  einem  PorzellanschifEchen  zur  Ver- 
wendung gelangen.  Zur  Jodabsorption  empfiehlt  Dennstedt  molekulares 
Silber. 

—  Den  DwitMhM  WaffM-  und  Munltkmifabrlkm  in  Karlsruhe  gelingt  es,  eine  für 
die  Überwindung  des  Luftwiderstandes  besonders  geeignete  Geschoßform 
zu  finden,  wodurch  —  in  Verbindung  mit  einem  verbesserten  Pulver  — 
die  Leistungen  der  modernen  Handfeuerwaffen  außerordentlich  gesteigert 
werden.  (Mündungsgeschwindigkeit  des  deutschen  Infanteriegewehrs  98 
mit  alter  Munition  620  m,  dagegen  mit  S-Munition  860  m.)  Die  Spitzen- 
form  der  S- Geschosse  nähert  sich  der  Newton'schen  Kurve,  auf  deren 
Bedeutung  für  die  Erreichung  großer  Geschwindigkeiten  F.  August  in  Berlin 
schon  früher  hingewiesen  hatte.    (Vgl.  auch  1908  P.) 

—  Dreyar  arbeitet  eine  Methode  der  SensibUisation  der  Gewebe  aus,  die  dem 
Tappeiner'scben  Verfahren  (s.  1902  T.)  sehr  ähnlich  ist  und  darin  besteht, 
daß  er  Substanzen  in  die  Gewebe  einspritzt,  welche  die  nach  dem  Rot  hin 
liegenden  Strahlen  besonders  resorbieren.  Er  verwendet  zu  diesem  Zweck 
namentlioh  Erythrosinlösungen. 

—  Nachdem  H.  Quincke  (1871)  angegeben  hatte,  daß  beim  QueUungsvorgang 
eine  beträchtliche  Verminderung  des  Gesamtvolums  stattfinde,  zeigt  Ren^ 
du  Boto-Rtymond,  daß  sich  auch  das  Wasser  in  tierischen  Geweben,  wie  im 
HühnereiweiB  und  im  Muskelgewebe  in  einem  Zustand  befindet,  in  welchem 
es  viel  weniger  Raum  einnimmt  als  gewöhnliches  Wasser. 

—  Ounbar  in  Hamburg  stellt  aus  den  Pollenkörnem  von  Gramineen,  ins- 
besondere von  Roggen,  eine  im  Blutserum  lösliohe  Substanz  dar,  die 
sich  den  Heufleberkranken  gegenüber  als  ein  sehr  heftig  wirkendes  Toxin 
erweist.  Es  gelingt  ihm,  ein  Antitoxin,  das  Foliantin,  zu  erhalten,  das 
hoffen  läßt,  eine  spezifische  Behandlung  des  zuerst  von  John  Bestock  1819 
beschriebenen  Heufiebers  erfolgreich  durchzuführen.  An  dieser  Arbeit  hat 
W.  Weichardt  hervorragenden  Anteil. 

—  Thomas  Alva  Edlton  verbessert  den  Nickeleisenakkumulator,  indem  er  das 
Gehäuse  aus  Blech  statt  aus   Hartgummi  fertigt  und  die  Platten   mit 


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190» 

hydraulisch  gepreßten  Briketts  einer  Masse  ausfällt,  die  auf  der  positiven 
Platte  aus  Eisen  und  Graphit,  auf  der  negativen  aus  Nickel  und  Graphit 
susammengesetzt  ist.  Im  Deckel  des  Elements  befinden  sich  zwei  Öffnungen 
zum  Einfüllen  von  Kalilauge  und  für  den  Anstritt  entweichender  Gase. 
1903  Oscar  Ellliigir  in  Kopenhagen  gibt  eine  einfache  Methode  an,  welche 
gestattet,  ohne  Zuhilfenahme  eines  Spektrometers,  nur  mittels  eines  Gitten 
und  eines  Maßstabes,  Lichtwellenlängen  zu  messen. 

—  Julius  Elster  und  Hans  CMtol  finden,  daß  vielfach  das  Wasser  von  Quellen 
und  tiefen  Brunnen  radioaktiv  ist  und  weisen  die  sogenannte  Radium- 
emanation auch  im  Fangoschlamme  nach.  Diese  Untersuchungen  werden 
1906  von  Franz  Himstedt  noch  vertieft,  der  namentlich  bei  heißen  Quellen 
sehr  starke  ionisierende  Wirkung  auf  durchgeleitete  Luft  konstatiert. 

—  Wilhelm  Enctlnann  und  N.  Saldukow  erbringen  den  ersten  einwandfreien 
Nachweis  einer  vererbbaren  erworbenen  Eigenschaft,  indem  sie  Kulturen 
von  OBciUaria  Sancta,  einer  Alge,  monatelang  in  Licht  von  bestimmter 
Farbe  züchten,  wobei  die  Algenfäden  nach  und  nach  eine  dem  Licht  kom- 
plementäre Färbung  annehmen  (chromatische  Adaptation).  Wird  jetzt  die 
Alge  in  gewöhnlichem  Lichte  fortgezüohtet,  so  behält  sie  die  erworbene 
Farbe  bei. 

—  Walter  Faid  schlägt  zur  Gewinnung  des  im  Leuchtgase  enthaltenen  Cyan- 
wajBserstoffs  in  Form  von  Cyaniden  vor,  diesen  mit  Hilfe  von  Lösungen 
zu  absorbieren,  die  neutrale  oder  basische  Carbonate,  Hydrate  oder  Oxyde 
von  Magnesium,  Zink,  Aluminium  oder  Zink  in  Mischung  mit  Oxyden, 
Hydraten  oder  Carbonaten  der  Alkalien  enthalten.  Beim  Aufkochen 
sollen  die  Lösungen  ihren  Cyanwasserstoff  abgeben,  der  in  geeigneter 
Weise  absorbiert  wird,  um  gebrauchsfertige  Cyanide  zu  erhalten. 

—  Charles  Vir)  konstruiert  ein  Pyrometer,  bei  dem  die  Wärmestrahlen  durch 
eine  FlußspatUnse  gesammelt  und  auf  die  im  Brennpunkt  der  Linse 
liegende  Lötstelle  eines  fadenkreuzförmigen  Thermoelements  geworfen 
werden. 

—  Emil  FltdMr,  dem  der  Aufbau  von  Dipeptiden  schon  vorher  geglückt  war, 
findet  die  erste  allgemeine  Methode  für  die  Synthese  von  Polypeptiden, 
die  in  den  drei  folgenden  Jahren  vielfach  erweitert  wird  und  die  Gewinnung 
zahlreicher  Glieder  der  Klasse  bis  hinauf  zu  einem  Dodekapeptid  er- 
möglicht. 

—  Emil  Fltchar  und  Joseph  von  Marlng  stellen  ein  neues  Schlafmittel  „Veronal" 
her,  welches  DiäthylmalonyLhamstoff,  d.  i.  eine  Verbindung  der  Diäthyl- 
malonsäure  mit  Harnstoff,  ist. 

—  Martin  Frtund  und  E.  Becker  klären  durch  Untersuchung  des  aus  Cotamin 
und  Anilin  entstehenden  Amis  die  Konstitution  des  Cotarnins  auf,  das 
neben  der  Opiumsäore  als  Spaltungsprodukt  des  Narcotins  erhalten 
worden  ist. 

—  Nachdem  Guido  Goldschmiedt  (s.  1889  G.)  die  Konstitution  des  Papaverins 
aufgeklärt  hatte,  geUngt  es  Paul  Frltich,  durch  das  von  ihm  dargestellt« 
Tetramethoxydesoxybenzoin  eine  Base  von  der  Zusammensetzung  des 
Papaverins,  aber  von  einem  um  16°  höheren  Schmelzpunkt  zu  erhalten, 
die  wahrscheinlich  ein  |someres  des  Papaverins  darstellt. 

—  Otto  ven  FOrth  bringt  in  seinem  Werke  ,, Vergleichende  chemische  Phyaio- 
logie  der  niederen  Tiere"  die  zahlreichen  Beobachtungen  über  die  ehe- 
mischen Lebensvorgänge  wirbelloser  Tiere  in  Zusammenhang  und  trägt 
dadurch  zur  Förderung  der  vergleichenden  Physiologie  imd  Biochemie  bei. 

—  F.  A.  8ooch  benutzt,  um  eine  gegebene  Metallmenge  in  kurzer  Zeit  ra 
fällen,  zur  Elektroanalyse  rotierende  Kathoden.    (S.  a.  1888  K.) 

—     1018     — 

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190» 

1903  Adolf  GotMtlii  weist  auf  die  Encheinnng  der  regelmäßigen  Seuchenwellen 
hin  und  beweist  auf  Grund  statistischer  Berechnungen  die  Tatsache  einer 
Periodizit&t  der  Diphtherie. 

—  Ernst  (MmMhl  in  Hamburg  konstruiert  einen  einfachen,  hauptsächlich  für 
ünterrichtsz wecke  bestimmten  Apparat  zur  Bestimmung  des  mechanischen 
Wärmeäquivalents,  welcher  die  Erreichung  eines  siemlioh  hohen  Genauig- 
keitsgrades gestattet. 

—  B.  A.  HaMlaM  macht  umfangreiche  ünteisuchungen  über  Wolframstahl,  der 
in  neuerer  Zeit  unter  dem  Namen  „Rapidstahl  oder  SchnelldrehstaM"  viel- 
fach für  Werkzeuge  zur  Bearbeitung  besonders  harter  Arbeitsstücks  dient. 
(S,  a.  1868  0.  und  1900  T.)  Bei  seinen  Versuchen,  die  sich  auf  13  Reihen 
von  Legierungen  mit  0,1  bis  16,18%  Wolframgehalt  erstrecken,  konstatiert 
er,  daß  sich  die  Zugfestigkeit  mit  der  Höbe  des  Wolframgehaltes  nicht 
erheblich  steigert,  daß  dagegen  die  Druckfestigkeit  mit  dem  Wolframgehalt 
zunimmt. 

—  Die  Stadt  HaMkWf  beendet  den  im  Jahre  1888  begonnenen  Bau  ihrer  umfang- 
reichen Hafenanlagen  im  Freihafengebiet,  wozu  vor  allem  der  India-  und 
Hansahafen  und  die  neuen  Häfen  auf  dem  linken  Eibufer  gehören.  Die 
Gesamtfläche  des  Seehafens  beträgt  208,8  ha  mit  18150  m  Kaimauern. 
Die  Zahl  der  Dampfkrane  beträgt  266,  darunter  ein  von  Ludwig  Stucken- 
holz in  Wetter  a.  d.  Ruhr  erbauter  von  150  t  Tragkraft;  die  Zahl  der 
seit  1891  angelegten  elektrischen  Krane  (vgl.  1891  'S.)  beträgt  138,  worunter 
einer  von  75  t  Tragkraft  ist.  Die  Länge  der  Eisenbahngleise  im  Frei- 
hafengebiet beträgt  163  km. 

—  Oskar  Htrtwig  arbeitet  über  die  Korrelation  von  Zellgröße  und  Kerngröße 
und  deren  Bedeutung  für  die  geschlechtliche  Differenzierung  und  die 
Teilung  der  Zelle,  sowie  über  das  Wechselverhältnis  zwischen  Zellkern  und 
Protoplasma. 

—  Der  Schwede  A.  H«lm(rM  erfindet  dnen  „Holmgrens"  genannten  Greschofi- 
Sprengstoff,  welcher  bd  Rohrkrepierern  und  Frühzerspiingem  eine  nur 
schwache  Explosion  ergibt,  die  weder  das  Greschütz  noch  die  Bedienung 
gefährdet,  während  er  am  Ziele  mit  großer  Grewalt  \md  mit  gleicher 
Wirkung  wie  Pikrinsäure  detoniert. 

—  Th.  Huntington  und  F.  HabsrMn  erfinden  ein  Verfahren  zur  Darstellung 
von  Bleioxyd  aus  Bleiglanz,  das  darin  besteht,  daß  sie  ohne  Verröstung 
die  Erze  unter  Zuschlag  von  Kalk  in  einem  Konverter  vorblasen.  Nach 
dem  Verblasen  bildet  die  Beschickung  ein  Gemenge  von  Bleioxyd  und 
Gangart;  die  entwickplte  schweflige  Säure  wird  aufgefangen.  Einen  ähn- 
lichen Prozeß,  bei  dem  an  Stelle  des  Zuschlags  von  Kalk  Calciumsulfat  ver- 
wendet wird,  lassen  sich  1904  Bradford  und  Carmichael  patentieren. 

—  M.  Iljimky  und  R.  E.  Schmidt  machen  unabhängig  voneinander  die  Be- 
obachtung, daß  fast  ausschließlich  a  -  Sulf urierung  des  Anthrachinons  er- 
folgt, wenn  rauchende  'Schwefelsäure  auf  Anthraohinon  und  Anthrachinon- 
derivate  bei  Gegenwart  kleiner  Mengen  (1  Prozent)  möglichst  fein  ver- 
teilten Quecksilbersulfats  einwirkt.  Die  so  ermöglichte  bequeme  Dar- 
stellung der  Anthraohinon-a-Sulfosäure  wird  in  der  Folge  für  die  Farben- 
industrie wichtig. 

—  JOMrt  gelingt  es,  durch  wiederholte  intravenöse  Einspritzungen  von  Adrenalin 
bei  Kaninchen  tjrpische  Arteriosklerose  zu  erzeugen.  Die  Tiere  bekommen 
nach  wenigen  Wochen  multiple  Verkalkungsherde  und  Dilatationen  der 
Aorta.  Diese  Beobachtungen  werden  von  B.  Fischer  (1906),  von  Rzent- 
kowsM  (1906)  und  W.  Erb  jr.  (1905)  bestätigt. 

—  Alexander  Jmt  und  Franz  Hauanuui  stellen  Glühfäden  aus  reinem  Wolfram 
und  Molybdän  dar,   indem  sie  glühende  Eohlefäden  in  eine  Atmosphäre 

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1908 

Ton  Wolframoxyohloridd&mpfen  und  übenobüssigem  WaaserBtoff  bringen, 
wobei  sich  das  reduzierte  Metall  auf  den  Kohlefäden  niederschlägt,  die  nun 
aus  einer  Seele  von  Kohle  und  einer  Hülle  von  WoUram  bestehen.  Bei 
starkem  Glühen  der  Fäden  wird  der  Faden  in  einen  solchen  von  reinem 
WoUram  verwandelt.  (S.  1901  B.) 
1903  Jmt  und  Hatmakar  in  Amerika  erfinden  ein  Verfahren,  die  Milch,  nachdem 
sie  einen  geringen  Zusatz  von  Ätznatron  erhalten  hat,  in  dünnem  Strahle 
über  Walzen,  die  mit  Dampf  von  4  Atmosphären  geheizt  werden,  gehen 
zu  lassen  and  dadurch  von  Wasser  zu  befreien.  Die  entstehende  weiBe 
iRkutartige  Masse  wird  zu  Pulver  verrieben,  als  Milchkonserve  in  den  Handel 
gebracht  und  zum  €rebrauch  in  Wasser  aufgelöst  bez.  aufgekocht. 
—  J.  Karlik  und  M.  WKto  erfinden  eine  Sioherheitsvorriohtung  für  Förderma- 
schinen, die  ein  zu  schnelles  Anfahren  an  die  Haltestelle  und  ein  zu  scharfes 
Aufsetzen  der  Schale  auf  die  Aufsetzvorrichtung  wirksam  verhindert.  Der 
Apparat,  der  aus  einem  Teufenzeiger  in  Verbindung  mit  einem  Geschwin- 
digkeitsmesser besteht  und  bei  Überschreitung  der  zulässigen  Geschwindig- 
keit auf  elektrischem  Weg  die  Bremse  zur  sofortigen  Ftmktion  bringt,  wird 
von  Siemens  und  Halske  gebaut. 

—  Frank  KlraMack  in  München  konstruiert  ein  obersehlächtiges  Wasserrad 
mit  doppeltem  Schaofelkranz,  das  er  „Hydrovolve"  nennt.  Durch  eine 
eigentümliche  Anordnung  des  Schaufelkranzes  wird  erreicht,  daß  der  Bad- 
kranz bis  zur  vollen  Hälfte  des  Umfanges  durch  das  Wasser  belastet  wird, 
wodurch  das  Umlaufvermögen  des  Motors  ein  sehr  hohes  wird. 

—  Georg  KMt  beweist  in  langjährigen  Untersuchungen  die  Möglichkeit,  bei 
Pflanzen  die  Fortpflanzung,  den  Entwicklungsgang  und  gewisse  Metamor- 
phosen der  Organe  experimentell  durch  äuBere  Beize  zu  beeinflussen. 
(Vgl.  1896  K.) 

—  Adolph  Klunipp  in  Lippstadt  erfindet  für  die  Seifenfabrikation  eine  Kühl- 
presse,  durch  die  es  möglich  wird,  flüssige  heiße  Seife,  wie  sie  vom 
Siedekessel  kommt,  durch  Kaltwasserkühlung  in  kaum  einer  Viertel- 
stunde zu  fertig  gepreßten,  mit  Stempel  versehenen  und  versandfähigen 
Seifenstücken  umzuwandeln,  was  bisher  etwa  zwei  Wochen  Zeit  in  An- 
spruch nahm. 

—  Ludwig  Knorr  gelingt  es,  nachdem  schon  M.  Freund  (1897 — 99)  dargetan 
hatte,  daß  Morphin  und  Thebain  in  nahen  Beziehungen  zueinander  stehen, 
die  Brücke  zwischen  diesen  beiden  Körpern  zu  schlagen  und  dadurch 
wichtige  Beiträge  zur  Frage  der  Konstitution  des  Morphins  zu  liefern. 
Diese  Alkaloide  sind  AbkömmUnge  des  3.-4.-6.-Trioxyphenanthrens.  Das 
Problem  ihrer  Zusammensetzung  ist  bis  auf  die  Frage,  wo  die  stickstoff- 
haltige Seitenkette  an  den  hydrierten  Kern  angefügt  ist,  gelöst. 

—  Robert  Koch  empfiehlt  bei  Malaria  eine  prophylaktische  Chininbehandlung, 
welche  die  Malariakeime  im  Menschen  vernichten  soU.  Er  gibt  zu  diesem 
Zweck  jeden  7.  bis  8.  Tag  je  1  g  Chininum  hydrochloricum. 

—  Theodor  Kocher  und  Julius  Snoida  empfehlen  unabhängig  voneinander  die 
von  Hofimann,  Laroche  &  Co.  unter  dem  Namen  „Protylin"  dargestellte 
PhosphoreiweiBverbindung  als  wirksames  Tonikum  in  allen  FäUen,  die 
eine  Anwendung  des  Phosphors  in  leicht  assimilierbarer  Form  indiziert 
erscheinen  lassen.  In  Fällen  von  parenchymatöser  Struma  beobachtet 
Albert  Kocher  bei  Anwendimg  dieses  Mittels  eine  erhebliche  Umfangsver- 
kleinemng  der  Struma. 

—  Gustav  Komppa  baut  synthetisch  die  Camphersäure  auf,  wodurch  die 
Konstitution  des  Camphers  endgültig  bewiesen  wird. 

—  F.  Krafft  lehrt  die  Reindarstellung  von  Fettglyceriden  bis  zum  Tripalmitin 
durch  Vakuumdestillation   und   stellt   durch  Erhitzen  von  Chlorhydrinen 


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und  AlkalJHalzen  der  Fetteäuren  im  Eugeschmolzenen  Bohr  Glyceride  dar, 
die  gleichzeitig  auch  von  Gnth  und  Bpäter  auch  von  A.  Grün  (1906)  Bjn- 
thetisch  dargestellt  werden.  (S.  a.  1843  F.,  1864  B.  und  1900  E.) 
1903  Kramtn  und  Aarb  erzeugen  Wassergas  unter  Verwendung  von  zwei  Genera- 
toren. Im  ersten  wird  nach  dem  HeiBblaaen  Wassergas  bereitet,  das  in 
einem  Überhitzer  mit  Wasserdampf  gemischt  wird,  wodurch  das  Eohlen- 
oxyd  in  Kohlensäure,  das  Wasser  in  Wasserstofi  übergeht.  Das  kohlen- 
säurehaltige  Gas  geht  durch  den  zweiten  Grenerator,  in  dem  die  Kohlen- 
säure wieder  zu  Kohlenoxyd  reduziert  wird. 

—  Emil  Knupalln  untersucht  die  menschliche  Geistestätigkeit.  Er  stellt  bei 
einer  Beihe  von  Personen  die  geistigen  Leistungen  während  einer  bestimmten 
Periode  fest  und  untersucht,  wie  weit  dieselben  alsdann  nachlassen.  Für 
einfachere  Leistungen,  wie  z.  B.  die  Lösung  leichterer  Bechenaufgaben,  fin- 
det er  zahlenmäßig  darstellbare  Gesetzmäßigkeiten. 

—  Preston  Kyw  tmd  Hans  Sacht  gelingt  es,  die  Verbindung  des  Cobratoxins 
mit  dem  Lecithin  in  reiner  Form  darzustellen  und  dadurch  den  biologischen 
Versuch  (s.  1902  K.)  auf  den  Boden  des  rein  chemischen  Experimentes 
zu  stellen. 

—  Georges  UiihM  konstruiert  nach  Porter's  Versuchen  (s.  1893  P.)  eia  Megaphon, 
das  von  der  Pariser  Firma  Gaumont  &  Cie.  in  Verbindung  mit  dem  be- 
kannten  scheibenförmigen   Phonographen  in   den  Handel  gebracht  wird. 

—  Dem  Pflanzer  Lmü»  in  Dalsingh  Serai  gelingt  es,  die  Indigopflanze  auf 
dem  Wege  der  Auswahl  so  zu  veredeln,  daß  der  Ertrag  an  Indigo  sich 
stetig  vergrößert,  auf  manchen  Versuohsfeldem  sieh  sogar  verdoppelt. 

—  Pierre  und  Paul  Labaudy  machen  am  8.  Mai  mit  dem  vom  Ingenieur  Julliot 
gebauten  Ballon  „Le  Jaune",  der  von  einem  34  HP  Daimler-Mercedes- 
Motor  getrieben  wird,  eine  in  sich  geschlossene  Fahrt  von  37  km  in 
1  Stunde  36  Minuten.  Es  wird  mit  diesem  Luftschiff  eine  größte  Eigen- 
bewegung von  11,80  m  in  der  Sekunde  erreicht.     (Vgl.  1907  J.) 

—  Jacques  Loeb  gelingt  es  unter  bestimmten  Bedingungen,  das  Ei  einer  be- 
stimmten Art,  z.  B.  eines  Seestems,  durch  die  Spermatozoon  einer  ganz 
anderen  Art  zu  befruchten. 

—  J.  H.  Lubbart  erfindet  ein  Vorfahren,  um  mit  der  Glasmacherpfeife  an- 
gefangene Fensterglaszylinder  durch  Preßluft  mechanisch  aus  einem  der 
Glaswanne  vorgebauten,  mit  dem  fertigen  Glase  angefüllten  Behälter  zu 
heben. 

—  Am  14.  Juli  wird  in  Skandinavien  die  Lulti-Ofolnibahn,  die  nördlichste  Eisen- 
bahn der  Erde,  dem  Verkehr  übergeben.  Dieselbe  führt  in  483  km  Länge 
von  Luleä  über  Gellivara  nach  Narvik  am  Ofotenfjord  (Atlantischer  Ozean) 
und  erschließt  die  mächtigen  Eisenerzlager  von  G«IIivara  und  Eirunavara. 
Narvik,  das  unter  GS"  46'  n.  Br.  liegt,  ist  als  eisfreier  Hafen  zum  End- 
punkt der  Bahn  gewählt  worden. 

—  Otto  Mannaimann,  Barnt  und  Carvwika  erkennen  gleichzeitig  und  unabhängig 
voneinander  die  Notwendigkeit,  bei  Invert-Gasglühliohtlampen  das  Gas- 
lichtgemisch in  den  Glühkörper  mittels  eines  Stromes  von  geringerem  Quer- 
schnitt, als  dem  des  Strumpfes,  zuzuführen,  und  die  Wichtigkeit,  die  Sekun- 
därlnft  (Verbrennungsluft)  dem  absteigenden  Gasluftgemisch  entgegenzu- 
führen, und  werden  damit  die  Pioniere  der  praktischen  Invertgasglühlioht- 
Beleuchtung.    (S.  1881  C.) 

—  Matwliiiiksir  und  Roux  gelingt  die  Übertragung  der  Syphilis  vom  Menschen 
auf  anthropoide  Affen  und  der  Nachweis  der  Infektiosität  tertiärer  Syphilide. 

—  H.  MotoHM  und  J.  Dawar  gelingt  es,  das  Fluor  in  festem  Zustand  zu  er- 
halten, indem  sie  das  völlig  trockene  Gas  in  eine  Glasröhre  einschmelzen 
und  dieselbe  in  flüssigem  Wasserstoff  bis  — 262,6  <>  C.  abkühlen,  wobei  sich 

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1908 

eine  gelbe  Flüssigkeit  bildet,   die  allmählich  zu  einem  weißen  Köiper  er- 
starrt.   Der  Schmelzpunkt  des  festen  Fluors  wird  zu  — 233°  gefunden. 
1903    Hans  Mollieh  findet   das  Leuchten   des  Fleisches  toter  Sohlachttiere  weit 
verbreitet  und  kann   als   dessen  Erreger  in  allen  F&llen  den  Micrococoos 
phosphoreus  Cohn  isolieren. 

—  Fernand  MontMtin  d«  Bailore  zeigt,  daQ  die  Erdbebentätigkeit  sich  auf  der 
Erde  hauptsächlich  in  zwei  Grürteln  äuQert,  von  denen  der  eine  sich  längs 
des  Mittelmeers,  von  diesem  zum  Himalaja  tmd  über  Hinterindien  in  den 
Stillen  Ozean  erstreckt,  während  der  andere  von  Neuseeland  ausgehend 
längs  der  Küsten  von  Asien  und  Amerika  den  Stillen  Ozean  umsäumt. 
950/0  der  bisher  verzeichneten  160000  Erdbeben  entfallen  auf  diese  baden 
Gürtel  maximaler  Tätigkeit. 

—  Albreoht  von  Moaetic-Meorliot  empfiehlt  nach  zahlreichen  Versuchen,  bei 
Knochenfraß  und  Knochenbrand  nach  der  erfolgten  Operation  die  Knochen- 
höhlung mit  einer  Plombe  auszufüllen,  die  aus  Jodoform,  Spermaoeti 
und  Sesamöl  zusammengesetzt,  bei  gewöhnlicher  Temperatur  fest  ist  und 
erst  bei  etwa  SO"  schmilzt.  Mit  fortschreitender  Heilung  wird  diese 
Plombe  allmählich  au^ezehrt  und  durch  neugebildete  Knoohensubstanz 
ersetzt. 

—  Wilhelm  Muthmann  und  H.  Hoter  machen  eine  grundlegende  Arbeit  über 
die  Verbrennung  des  Stickstoffs  zu  Stickozyd  in  der  elektrischen  Flamme 
und  tragen  dadurch  zur  Erklärung  der  Vorgänge  bei  der  technischen  Cre- 
winnung  von  Salpetersäure  aus  freiem  Stickstofl  bei. 

—  N^  weist  durch  Färbung  in  den  Ganglienzellen  wutkranker  Tiere  Ein- 
schlüsse naoh,  die  er  für  Protozoen  hält,  und  deren  Nachweis  für  die 
Diagnose  der  Wuterkrankung  bedeutungsvoll  ist. 

—  Nachdem  schon  Warburg  und  Ihmori  (1886)  und  Salvioni  (s.  1902  S.) 
Mikrowagen  angegeben  hatten,  konstruieren  W.  Nerntt  und  E.  H.  RietonieM 
eine  Torsionswage  von  sehr  einfacher  Konstruktion,  bei  der  außerordent- 
lich geringe  Gewichtsmengen  zum  Zweck  der  quantitativen  Analyse  sehr 
genau  bestimmt  werden  können. 

—  Carl  Harko  von  Noerden  stellt  fest,  daß  in  einer  Reihe  von  schweren  Dia- 
betesfällen die  Ernährung  mit  einem  einzigen  bestimmten  Kohlehydrat- 
körper wie  z.  B.  mit  Hafermehl  ein  Herabgehen  der  Glykosurie  zur  Folge 
hat,  und  gründet  darauf  die  Haferkur,  die  einen  bedeutsamen  Fortschritt 
in  der  Therapie  der  Diabetes  darstellt. 

—  Ann  Arbor  Novy  gelingt  die  Kultivierung  verschiedener  Trypanosomen- 
spezies  auf  bluthaltigem  Agar. 

—  F.  Pampo  in  Halle  a.  S.  stellt  Alkoholhydrocarbongas  dar.  Es  wird  76  Volum- 
prozente enthaltender  Spiritus  mit  KohlenwasserstofCen,  wie  Petroleum,  Rot- 
öl usw.  in  stark  erhitzte  Retorten  eingelassen.  Das  gewonnene  Gas  hat 
hohe  Leuchtkraft  und  ist  billiger  als  Olgas  und  Acetylen.  Störend  ist  nur 
sein  durchdringender  und  unangenehmer  Geruch. 

—  Patiehke  konstruiert  eine  rotierende  Kolben-Dampfmaschine,  die  von  H. 
Wilhelmi  in  Mülheim  a.  d.  Ruhr  gebaut  wird.  Die  erste  Maschine  dieser 
Art  wird  als  Verbundmaschine  gebaut  und  in  der  Riedel'schen  Baumwoll- 
spinnerei in  Wurzelsdorf  aufgestellt.     (Vgl.  auch  1899  H.) 

—  Auguste  Pavie  gibt  als  Krönung  der  großartigen  Forschungen,  die  er  in 
den  Jahren  1879—1895  in  dem  französischen  Einflußgebiet  der  Hinter- 
indischen Halbinsel  mit  seinen  Gefährten  angestellt  hat,  in  einem  Atlas  die 
kartographischen  Aufnahmen  von  Indo-China,  Slam,  Jünnan  und  Kwang- 
tschou  heraus. 

—  PMffer   und   FrMborger   zeigen    im   Anschluß   an   die  Beobachtungen  von 

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19OT 

Aaohkiiiaas  und  Caspari  (s.  1901  A.),  daß  die  Radiumstraiilen  Typhus-, 
Cholera-  und  Milzbrandbaoillen  töten.  Ähnliche  Versuche  trerden  von 
HofFmann  mit  gleichem  Erfolg  angestellt. 
1903  A.  PIcM  und  A.  Rotehy  führen  die  Synthese  des  Nicotins  aus,  die  von  der 
Nicotinsäure  über  deren  Amid,  das  ^-Aminopyridin,  das  Pyridylpyrrol, 
das  Niootyiin  und  das  i-Nicotin  erfolgt,  das  bei  Zerlegung  mittels  der 
Tartrate  ein  in  jeder  Beziehung  mit  dem  natürlichen  Nicotin  übereinstim- 
mendes Produkt  gibt. 

—  Pottsmae  isoliert  aus  vielen  Samen  das  Phytin,  das  beim  Erhitzen  mit  ver- 
dünnten Mineralsäuren  quantitativ  in  Phosphorsäure  und  Inosit  zerf&Ut 
und  als  ein  phosphoorganischer  Beservestofl  anzusehen  ist,  der  sich  in 
den  Blättern  aus  Phosphaten  und  organischer  Substanz  bilden  dürfte. 

—  W.  Rammy  und  SoMy  beobachten,  daß  Radium  sich  in  Helium  umwandelt, 
daB  also  ein  Element  vom  höchsten  Atomgewicht  268  aus  der  G-ruppe  der 
Erdalkalimetalle  in  ein  träges,  kaum  verbindungsfähiges  Gas  vom  Atom- 
gewicht 4  übergeht.  Dewar  einerseitB  und  Ph.  Curie  andererseits,  letzterer 
gestützt  auf  spektroskopisohe  Versuche  von  Deslandres  über  die  gereinigte 
Radiumemanation,  bestätigen  diese  Beobachtung. 

—  Der  Oberst  Charles  Renarri  konstruiert  einen  elektrischen  Automobilzug, 
bei  dem  jedes  einzelne  Fahrzeug  sich  vorwärts  bewegt,  ohne  gezogen  zu 
werden.  Der  erste  Wagen  gibt  den  andern  die  Richtung  und  liefert  ihnen 
zugleich  die  elektrische  Kraft  zur  Selbstbewegung. 

—  Nachdem  schon  i.  J.  1838  Richard  La  Nicoa  ein  Bauprojekt  zur  Verbin- 
dung des  Rheinthaies  mit  der  Lombardischen  Ebene  aufgestellt  hatte,  er- 
baut die  RMtiMhe  Bahngnelltciian  unter  der  Bauleitung  von  F.  Hennings 
die  Albulabahn,  die  von  Thusis  bis  Preda  geht,  von  hier  die  rhätischen 
Alpen  in  einem  Tunnel  vop  6866  m  Länge  durchbricht  und  von  Spinas, 
der  Endstation  des  Timnels,  über  Revers  und  Samaden  nach  St.  Moritz 
führt.  Die  Bahn  hat  eine  Spurweite  von  1  m  und  gehört  mit  ihren  zahl- 
reichen Viadukten  zu  den  eigenartigsten  und  kühnsten  Bauwerken  der 
Alpen. 

—  J.  D.  Riwisl  gelingt  es,  das  Bomeol  mit  der  Baldriansäure  zu  verbinden 
und  im  Borneol-Isovaleriansäureester  das  natürliche  aktive  Prinzip  der 
Baldrianwurzel  synthetisch  darzustellen.  Das  Präparat  kommt  unter  dem 
Namen  „Bomyval"  in  den  Handel  und  zeigt  kramp&tillende,  beruhigende 
und  tonisierende  Wirkungen. 

—  Julius  RIamar  erfindet  ein  Verfahren  zum  Verdichten  von  Stahlblöpken  in 
flüssigem  Zustand  durch  Erhitzen  des  verlorenen  Kopfes  mittels  Gasstioh- 
flammen. 

—  Hermann  RIatMhal  untersucht  die  in  der  Heizungsteohnik  verwendeten  Isolier- 
materialien auf  ihren  Isolierwert  und  findet,  daB  Filz  und  Rohseide  die 
besten  Resultate  geben. 

—  Rlva-Reccl  konstruiert  zur  Blutdruckmessung  ein  verbessertes  Sphygmomano- 
meter  (s.  1878  B.  und  1900  6.).  Hierbei  wird  der  Oberarm  durch  einen 
Schlauch  zirkulär  komprimiert  und  im  Moment,  wo  der  Puls  verschwindet, 
die  Höhe  des  Blutdrucks  am  Manometer  abgelesen. 

—  M.  von  Robr  konstruiert  unter  dem  Namen  „Verant"  eine  den  Gullstrand*- 
Bohen  Bedingungen  (s.  1899  G.),  insbesondere  der  Beweglichkeit  des  Auges 
Rücksicht  tragende  anastigmatische  und  orthoskopische  Linse,  die  für 
schwächere  Vergrößerungen  als  Brille,  für  st&rkere  als  Lupe  ausgeführt  wird. 

—  E.  Rutiiarfort  und  F.  Soddy  stellen  die  Desaggregationstheorie  der  radioaktiven 
Elemente  auf,  nach  welcher  dieselben  in  Verwandlung  begriffene  Körper 
sind.    Die  zunächst  entstehende  Emanation  zerfällt  in  Emanationen  an- 

—     1023     — 


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1908 

derer  Art,  bis  BchlieBlich  eine  nicht  mehr  radioaktive  und  nmwandlnngs- 
f&hige  Substanz,  das  Helium,  entsteht. 
1903  Fritz  Sdiaudlnn  weist  darauf  hin,  daS  die  unter  dem  Namen  „Amoeba  coli" 
znsammengefaBten  Rhizopoden  zwei  ganz  verschiedenen,  nur  in  ihrem 
vegetativen  Znstand  äußerlich  Ähnlichen,  Arten  angehören,  und  teilt  die 
Amöben  in  eine  harmlose  und  eine  pathogene  Art  ein.  Die  erste,  nament- 
lich von  Casagrandi  und  Barbagallo  1897  studierte  Art  nennt  er  „Enta- 
moeba coli",  die  letztere,  insbesondere  von  Jürgens  1002  charakterisierte 
Art  nennt  er  ihrer  gewebezerstörenden  F&higkeit  halber  „Entamoeba 
histolytioa". 

—  F.  Scbtebu  in  Elbing  baut  fär  die  Eisenbahnfähre  Gjedser— Wamemünde 
zwei  R&derfähren  und  eine  Sohraubenfähre,  welche  letztere  gleichzeitig  als 
Eisbrecher  konstruiert  ist.  Die  Schiffe  sind  aus  Siemens-Martinstahl  ge- 
baut, 86  m  lang,  18  m  breit  und  haben  6  bis  7  m  Tiefgang.  Jede  der  Fähren 
hat  eine  geneigt  liegende  Maschine  mit  dreistufiger  Dampfspannung,  die 
bei  45  Umdrehungen  in  der  Minute  2600  PS  entwickelt. 

—  Otto  Schlick  erfindet  den  SchifFskreisel,  die  gjroskopische  Schlingerbremse, 
eine  Einrichtung,  welche  bezweckt,  die  Schlinger-  und  Rollbewegnng  von 
Seedampfem  bei  mäßig  stürmischem  Wetter  nahezu  ganz  zu  verhindern 
und  bei  schwerem  Seegang  wesentlich  einzuschränken.  Die  Theorie  dieeer 
Erfindung  wird  1904  von  Ed.  Föppl  in  München  gegeben. 

—  0.  SchlSmllch  konstruiert  den  elektrolytischen  WeUenanzeiger,  bei  dem  eine 
elektrolytische  Zelle  unter  dem  Einflüsse  elektrischer  Wellen  teilweise  de- 
polarisiert  wird,  was  sich  in  dem  Ausschlage  eines  mit  ihr  in  Verbindung 
stehenden  Galvanometers  zu  erkennen  gibt. 

—  Wilhelm  Schmidt  erfindet  den  Kauchrohrfiberhitzer  für  Heißdampflokomo- 
tiven,  der  von  Garbe  als  das  vollkommenste  Überhitzer-System  bezeichnet 
und  zuerst  von  MaSei  für  eine  Tenderlokomotive  der  Münchener  Lokal- 
bahn verwendet  wird. 

—  0.  Schott  in  Jena  konstruiert  mit  Hilfe  der  von  E.  Zschimmer  (s.  1903  Z.) 
dargestellten,  im  Ultraviolett  durchlässigen  Glaasorten  eine  Ultraviolett- 
Quecksilberlampe,  die  er  „Uviollampe"  nennt.  Bei  dieser  Lampe  ist  es 
möglich,  von  dem  im  Innern  der  Glasröhre  entstehenden  kurzwdligen 
Licht  den  bei  weitem  größten  Teil  heraustreten  zu  lassen. 

—  Friedrich  Wilhelm  Sammler  zeigt,  daß  das  Bohphellandren  des  Euca- 
lyptusöls hauptsächlich  ans  einem  Ortho -Phellandren  neben  wenig  Pseudo- 
pheUandren  besteht,  und  klärt  die  Konstitution  dieser  beiden  Terpene  auf. 

—  Friedrich  Wilhelm  Sammler  zeigt,  daß  das  Myristioin,  einer  der  Hauptbe- 
standteile des  Muskatnuß-  bez.  des  Muskatblütenöls,  ein  AUylderivat  dar- 
stellt, daß  dieser  Körper  demnach  unter  Zugrundelegung  der  von  Semmler 
i.  J.  1800  bereits  dargelegten  Eonstitutionsaufschlüsse  ein  Allyl-Ozymethylen- 
Oxymethyl-Benzol  ist. 

—  H.  Siadonlopt  und  R.  Ztifmondy  erfinden  das  Ültra-Mikroskop,  das  vermöge 
einer  eigenartigen  Anordnung  der  Seitenbeleuchtung  und  anderer  Eonstmk- 
tionsverbesserungen  noch  den  millionsten  Teil  eines  Millimeters  dem  mensch- 
lichen Auge  sichtbar  macht. 

—  H.  Siadontopl  und  R.  Ztifmondy  zeigen,  daß  man  mit  dem  ültramikroekop 
noch  kolloidale  Goldteilchen  mit  einem  Durchmesser  von  4  nji  sehen  kann. 
Damit  ist  man  den  molekularen  Dimensionen  sehr  nahe  gerückt,  da  der 
Durchmesser  mittlerer  Moleküle  zu  0,6////  angesetzt  wird. 

—  Max  Sloctriwl  erweitert  die  Kenntnis  der  Peptone,  jener  Umwandlungspro- 
dnkte  der  EiweißstofEe,  die  sich  im  Magen  unter  dem  Einfluß  von  Pepsin, 
im  Darm  unter  dem  Einfluß  von  Trypsin  bilden  (s.  1835  S.  und  1883  K.). 
Er  stellt  in   dem  Glutokyrin  das  erste,   wenigstens  in  einer  Verbindung 

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1W8 

kiystaUinisch  erhaltene  Pepton  dar,  das  ans  je  einem  Molekül  Arginin, 
Lysin,  Glntamins&ure  nnd  aus  zwei  Molekülen  GlykokoU  besteht. 
1903  Die  Studiengesellsohaft  für  elektrische  Schnellbahnen  erreicht  bei  ihren 
Versuchsfahrten,  die  seit  1901  auf  der  Militärbahn  Marienfelde — Zossen  bei 
Berlin  im  Gange  sind,  am  6.  Oktober  die  Geschwindigkeit  von  201  km 
und  am  25.  Oktober  die  höchste  Geschwindigkeit  von  208  km  in  der 
Stunde.  Die  elektrische  Ausstattung  der  bei  diesen  Fahrten  verwendeten 
Wagen  war  von  StonMiM  ft  Hilsk«  und  von  der  AIIcmnIimii  EMrtrlcIttb-Qiwil- 
idiatt  ausgeführt. 

—  Hermann  Th.  Simon  und  Max  Rtieh  in  Göttingen  benutzen  die  Quecksilber- 
bogenlampen mit  parallel  geschaltetem  Kondensator  zur  Erzeugung  kräftiger 
elektrischer  Wellen  für  drahtlose  Telegraphie. 

—  Julius  Stoklan  und  F.  Onrny  isolieren  aus  der  Zelle  der  verschiedensten 
Organe  höherer  Tiere  Enzyme,  die  bei  vollständigem  Ausschluß  der 
Wirksamkeit  von  Bakterien  ein  hervorragendes  Gärungsvermögen  auf- 
weisen, und  bestätigen  so  die  von  Blumenthal  gewonnenen  Resultate.  (S. 
1898  B.)  Es  gelingt  ihnen,  in  den  Gärungsprodukten,  die  mit  derartig 
hergestellter  Zymase  erhalten  wurden,  Milchsäure  nachzuweisen. 

—  Julius  StoklaM  und  F.  Gnrny  weisen  nach,  daß  der  anaerobe  Stoffwechsel 
der  Pflanzen  im  wesentlichen  mit  der  alkoholischen  Gärung  identisch  ist. 
Sie  isolieren,  wie  aus  den  Zellen  der  tierischen  Organe,  so  auch  aus  Orga- 
nen der  höheren  Pflanzen  Enzyme,  die  der  Buchner'schen  Zymase  ähn- 
lich oder  mit  ihr  identisch  sind.  Diese  Angaben  werden  von  Maz6  in  den 
Annalen  des  Instituts  Pasteur  von  1904  in  Zweifel  gezogen. 

—  Johann  C.  TacklMkoif  in  Geestemünde  erbaut  für  die  Firma  F.  Laeiß  das 
Segelschifl  (Fünfmastbark)  „Preußen"  von  133,5  m  Länge,  16,4  m  größter 
Breite,  16,25  m  Raumtiefe,  mit  einer  Ladefähigkeit  von  etwa  8000  Tonnen 
und  zwei  Hilfskessebi  zum  Betriebe  des  Ankerspills,  des  Steuerapparats, 
der  Dampfwinden  und  der  Dampfpumpen.  Dieselbe  Firma  hatte  vorher 
schon  für  F.  Laeiß  den  Segler  „Potosi"  von  120,1m  Länge,  15,6  m  Breite 
und  9,5  m  Tiefe  und  einer  Ladefähigkeit  von  6150  Tonnen  gebaut. 

—  J.  M.  und  W.  T.  Thomion  erfinden  ein  Verdrängungsverfahren  zur  Her- 
stellung der  Nitrocellulose,  das  darauf  beruht,  daß,  wenn  man  Wasser 
sorgfältig  auf  die  Oberfläche  der  Nitriermischung  auflaufen  läßt,  während 
die  Säure  unten  langsam  abläuft,  das  Wasser  die  Säure  aus  den  Zwischen- 
räumen der  Nitrocellulose  völlig  verdrängt,  ohne  daß  Temperatursteigerung 
stattfindet,  und  ohne  daß  sich  die  Säure  erheblich  verdünnt. 

—  Auf  der  ValMllnabahn  wird  zum  ersten  Male  Drehstrom,  \md  zwar  von 
20000  Volt  Spannimg  als  Betriebsstrom  angewendet. 

—  Der  Vwrband  Diutschar  Etoktrotichnlker  stellt  Vorschriften  für  die  Konstruktion 
der  Sicherungselemente  auf  und  fordert  die  Unverwechselbarkeit  der 
Schmelzeinsätze. 

—  Paul  Vlllard  zeigt,  daß  Badium  außer  den  von  Kutherford  imd  Brooks 
(s.  1900  R.)  gefundenen  Strahlen  noch  eine  Strahlenart,  die  }>- Strahlen 
aussendet,  die  sich  wie  Röntgenstrahlen  verhalten.  Neuerdings  sind  von 
J.  J.  Thomson  und  von  Slater  noch  als  vierte  Strahlenart  die  ä- Strahlen 
gefunden  worden,  die  sich  wie  langsame  Kathodenstrahlen  verhalten. 

—  Otto  Walkhoff  untersucht  den  (s.  1866  F.)  in  einer  Höhle  des  Neandertals 
zwischen  Düsseldorf  und  Elberfeld  aufgefundenen  Neandertalschädel  mit 
Röntgenstrahlen.  Es  gelingt  ihm,  die  normale  Struktur  der  Knochen 
nachzuweisen  und  so  Virchow's  Annahme,  daß  es  sich  um  ein  patholo- 
gisches Produkt  handele,  endgültig  zu  widerlegen. 

—  Edgar  Wadoklnd  gibt  als  Frucht  seiner  seit  1899  über  die  Santoningruppe 
gemachten  Arbeiten,  die  wesentlich  zur  Klärung  der  Konstitution  des  San- 

Darmttaedter.  86 

—     1025     — 


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19M 

tonins   und  seiner  Derivate  beitragen,   eine  Monographie  „Die  Santonin- 
gruppe"  heraus.    (S.  a.  1882  C.) 

1903  Bichard  Wlllsttttir  untersucht  das  Wasserstoffsuperoxyd  auf  seine  Fähig- 
keit, gleich  dem  Wasser  mit  Salzen  zu  krystaUisieren,  und  findet,  daB  Salze, 
die  solches  Krystallhydroxyd  enthalten,  in  vielen  Fällen  die  Persulfate 
und  Percarbonate  ersetzen  können  und  daß  sie,  da  sie  an  Äther  und 
andere  Lösungsmittel  das  Wasserstoffsuperoxyd  leicht  abgeben,  bei  Arbei- 
ten über  organische  Chemie  mit  Vorteil  angewendet  werden  können. 

—  Harold  A.  WIlMHi  weist  nach,  daß  die  von  einem  glühenden  Platindraht  in 
verdünnter  Luft  abgegebene  Elektrizität  größtenteils  dem  im  Platin  ab- 
sorbierten Wasserstoff  zukommt. 

—  A.  E.  Wrlght  stellt  fest,  daß  im  normalen  Serum  thermolabUe  Stoffe  vor- 
handen sind,  welche  die  Phagocytose  vermitteln  und  auf  die  Bakterien 
wirken.  Er  nennt  diese  Stoffe  ,, Opsonine"  und  begründet  durch  die  Er- 
kenntnis des  Zusammenhangs  zwischen  phagocytärer  Kraft  und  Opsonin- 
gehalt  des  Serums  die  Opsoninlehre.  Auf  die  opsonische  Kraft  des  Serums 
bei  der  aktiven  Immunisierung  gründet  Wright  eine  neue  Therapie  der  In- 
fektionskrankheiten. 

—  Martin  ZlCflnr  erfindet  ein  neues  Verfahren  zur  Torfverkohlung  in  stehen- 
den Betörten,  die  er,  ähnlich  wie  das  bei  den  neueren  Koksöfen  geschieht, 
mit  den  bei  der  Verkohlung  selbst  entwickelten  abgehenden  Gasen  heizt, 
die  zur  Beseitigung  des  darin  enthaltenen  Wasserdampfes  durch  ein  Kühl- 
system  geleitet  werden,  wobei  ak  Nebenprodukte  Teer,  Ammoniak,  Holz- 
geist und  Essigsäure  gewonnen  werden.  Die  aus  den  Betorten  fallende 
Kohle  ist  dicht  und  fest  und  für  MetaUarbäten  sehr  gesucht,  auch  als 
Ersatz  für  Anthrazit  in  Cad6-Öfen  empfehlenswert. 

—  E.  Zschlmimr  erfindet  ein  Verfahren,  Gläser  von  gesteigerter  Durchlässig- 
keit für  die  ultravioletten  Strahlen  herzustellen  (U-V.  Gläser),  die  mit  Er- 
folg für  astrophotographische  Zwecke  verwendet  werden.  Durch  Auf- 
nahme des  Sternhimmels  mit  Objektiven  aus  solchen  Gläsern  erhält  man 
auf  der  photographischen  Platte  um  die  Hälfte  Sterne  mehr  als  mit 
gewöhnlichen  Objektiven.  Auch  für  das  Mikroskop  ist  die  Anwendung 
dieser  Glasarten  von  Bedeutung,  weil  mit  der  Verwendbarkeit  kurzwelliger 
Strahlen  das  Auflösimgsvermögen  der  Objektive  gesteigert  werden  kann. 

—  ZHiitx,  Lofwy,  MQUwr  und  Casparl  konstatieren  als  Besultat  ihrer  zahlreichen 
Höhenexpeditionen  auf  den  Col  d'Olen,  Monte  Rosa  usw.,  daß  das  Höhen- 
klima einen  erregenden  Einfluß  auf  den  Atmungsvorgang  ausübt.  Dieser 
Einfluß  gibt  sich  bä  Körperarbeit  in  stärkerem  Maße  und  schon  in  ge- 
ringeren Höhenlagen  zu  erkennen  als  bei  Körperruhe.    (Vgl.  a.  1901  Z.) 

1904  Carl  Theodor  Aibncht  benutzt  zuerst  für  Zeitvergleichungen  bei  Längen- 
bestimmungen  die  drahtlose  Telegraphie. 

—  Wilbur  0.  Atwatar  konstruiert  unter  dem  Namen  „Bespirations-Calori- 
meter"  einen  Apparat,  der  die  gleichzeitige  Bestimmung  des  Gaswechsels 
und  der  Wärmeabgabe  des  Organismus  gestattet.  Er  löst  mit  ihm  eine 
große  Zahl  wichtiger  Stoffwechselfragen. 

—  Carl  Ainr  von  Waltkaeh  stellt  pyrophore  Legierungen  aus  60  Prozent  Lanthan, 
30  Prozent  Neodym,  Praseodym  und  Ger  imd  20  Prozent  Eisen,  sowie  aus 
60  Prozent  Cer,  30  Prozent  Eisen  und  10  Prozent  anderer  seltener  Erd- 
metalle dar,  die  zur  Gaszündung  und  Lichterzeugung  verwendet  werden 
BoUen.  Insbesondere  die  letztere  Legierung  eignet  sich  zur  Anwendung 
als  Zünder  für  Gasglühlicht. 

—  Die  Badiwhe  Anilin-  und  Sodalabrlk  isoliert  das  Formaldehydsulfoxylsäure- 
Natrium,  das  Einwirkungsprodukt  von  Formaldehyd   auf  Natriumhydro- 

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190* 

Sulfit  (s.  1902  Z.)   und   fühirt   es   unter   dem  Namen  „RongalidC"  in  die 
Praxis  des  Zeugdruoks  und  der  F&rberei  ein. 
1904    Bikar  von  der  Firma  F.  L.  Löbner  konstruiert  für  Sprengzwecke  einen  Zeit- 
zünder,  der  die  mit   dem  veränderlichen  Luftdruck   zusammenhängende 
üngleiohmäBigkeit  in  der  Brenndauer  des  Zünders  vermeidet. 

—  Max  Bamborxar  und  Friedrich  Boeck  konstruieren  einen  „Pneumatogen"  ge- 
nannten Atmungsapparat,  der  darauf  beruht,  daß  Kaliumnatriumsuper- 
oxyd mit  Wasser  Sauerstoff  entwickelt,  und  bei  welchem  der  Gedanke  ver- 
wirklicht wird,  die  Ezhalationsprodukte  nur  durch  trockenes  Kalium- 
natriumsuperoxyd unter  gleichzeitiger  Sauerstofientwioklung  absorbieren 
zu  lassen.  Auf  der  gleichen  Idee  beruht  der  fast  gleichzeitig  von 
Balthazard  und  Desgrez  konstruierte  Apparat,  der  jedoch  seiner  Größe 
wegen  unzweckmäßig  ist. 

—  Die  Firma  Baekar  ft  Oe.  in  Berlin  sucht  die  Nachteile  der  elektrischen 
Widerstandsöfen,  namentlich  die  Gefahr  des  Zerreißens  der  Platindrähte 
und  des  Springens  der  isolierenden  Kittmasse  durch  Anwendung  einer  lose 
liegenden,  körnigen  Widerstandsmasse,  bestehend  aus  Graphit,  Caiborundum 
und  Ton,  die  sie  „Kryptol"  nennt,  zu  vermeiden. 

—  J.  Blatt  und  P.  Czarmak  beobachten  die  „Photechie",  d.  h.  die  Fähigkeit 
einer  Keihe  von  Substanzen  (Papier,  Holz,  Stroh,  Schellack,  Leder,  Seide, 
Baumwolle,  Schmetterlings&ügel  usw.),  nachdem  sie  einige  Zeit  lang  be- 
lichtet worden  sind,  die  photographische  Platte  zu  schwärzen.  Es  handelt 
sich  nach  ihrer  Überzeugung  um  eine  an  die  Okklusion  von  Ozon  ge- 
bundene Wirkung.  Glas  ist  photedüsch  unwirksam.  Zink  ist,  auch 
ohne  vorherige  Bel\ohtung,  spontan  photechisch.  —  Ähnliche  Wirkungen 
hat  bereits  i.  J.  1808  Max  Meyer  beobachtet.    (S.  a.  1904  B.) 

—  Werner  von  Bolton  stellt  durch  elektrolytische  Eeduktion  von  weißglühender 
Tantalsäure  oder  Tantaltetroxyd  im  Vakuum  zuerst  chemisch  reines  Tan- 
talium  dar.  Das  von  BerzeUus  (s.  1825  B.)  dargestellte  Tantalium  war 
ebensowenig  rein,  wie  das  später  von  Moissan  auf  elektrischem  Wege  er- 
haltene Metall. 

—  Nachdem  Werner  von  Boltoii  gezeigt  hatte,  daß  das  reine  Tantalium  (s.  vor- 
stehenden Artikel)  sich  walzen  und  zu  dünnen  Drähten  ausziehen  läßt, 
und  Feuarteln  dessen  Verwendbarkeit  für  Glühlampen  erprobt  hatte, 
bringen  Slamans  ft  Halska  eine  neue  Glühlampe  mit  Tantalglühfäden  auf 
den  Markt,  die  mit  schönem  weißem  Licht  brennt  (Tantalglühlampe). 

—  Der  Ingenieur  Boutia  in  Berlin  ersinnt  eine  Fördervorrichtung,  bei  welcher 
die  Glieder  des  eine  Kette  ohne  Ende  bildenden  Förderstranges  gelenkig 
gekuppelte,  vierrädrige  kleine  Eisenbahnwagen  sind,  die  auf  Schienen  laufen 
und  in  dem  oberen  Dreieckspunkt  ihres  Rahmens  eine  Kippmulde  tragen. 
Die  Mulde  entladet  sich  selbst,  indem  sie  an  der  richtigen  Stelle  auf  einen 
Anschlag  trifft,  der  sie  zum  Umkippen  bringt. 

—  Boavawilt  und  aourmaiHl  gelingt  die  künstliche  Darstellung  des  Citronellols, 
indem  sie  den  Methylester  der  synthetisch  erhaltenen  Geraniumsäure  mit 
Natrium  und  Alkohol  reduzieren. 

—  Ludolf  BniHar  wendet  das  Sauerbruoh'sohe  Vorfahren  (s.  1904  S.)  in  um- 
gekehrter Anordnung  an,  indem  er  die  Innenfläche  der  Lunge  dauernd 
unter  Überdruck  setzt  und  dadurch  das  Entstehen  von  Pneumothorax  bei 
interthorakalen  Operationen  vermeidet  (Überdruokverfahren). 

—  Ferdinand  Braun  macht  im  Anschluß  an  seine  erste  Veröftentlichung 
(s.  1898  B.)  seine  „Energieschaltung"  für  drahtlose  Telegraphie  bekannt, 
die  es  erlaubt,  durch  Kuppelung  beliebig  vieler  Sohwingungskreise  die  In- 
tensität der  dektrisohen  Strahlung  erheblich  zu  steigern.    Er  gibt  femer 

«5« 

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1004 

zu  demselben  Zweck  eine  Methode  an,  die  Länge  des  soslösenden  Funkens 
stark  EU  vergrößern,  ohne  daß  derselbe  seine  Aktivit&t  einbüBt. 
1904  Johann  Bratan,  Oberingenienr  der  österreichischen  Staatsbahnen,  kon- 
struiert einen  Lokomotivkeesel  mit  Wasserrohr,  Feuerbüchse  und  Dampf- 
sammler,  der  sich  auf  den  österreichischen  und  ungarischen  Bahnen 
bewährt  und  mit  welchem  auch  die  preußische  Staatsbahnverwaltung  Ver- 
suche anstellt. 

—  Eduard  BHChiMr  und  Jakob  MrtwHlWlnwr  gelingt  es,  bei  der  Zuckergärung 
durch  Preßsaft  aus  Bierunterhefe  Milchsäure  nachzuweisen,  die  wahrschein- 
lich als  Zwischenprodukt  bei  der  Spaltung  des  Zuckers  in  Alkohol  und 
Kohlendioxyd  aufzufassen  ist.    (S.  a.  1903  S.) 

—  Rüssel  Henry  WilttsnJwi  weist  durch  exakte  Stoffweohselbeetimmungen  an 
größeren  Gruppen  von  Versuchspersonen  nach,  daß  StofFgleichgewicht  bei 
einer  viel  geringeren  Zufuhr  von  Nahrung,  insbesondere  von  Eiweiß,  be- 
stehen kann,  als  bis  dahin  angenommen  wurde. 

—  £.  Chryital  in  Edinburg  bearbeitet  die  Seiches  nnd  stellt  eine  Theorie  auf, 
mit  deren  Hilfe  man  die  Periodendauer  der  einzelnen  Schwingungsfonnen 
und  die  Lage  der  Knotenlinien  im  voraus  an  allen  Seen  berechnen  kann, 
deren  morphometrische  Verhältnisse  genügend  bekannt  sind.  Die  1904 
von  Endrös  publizierten  Resultate  seiner  Untersuchungen  an  den  Seen  des 
Salzkammergutes  bestätigen  im  ganzen  die  Richtigkeit  der  Chrystal'schen 
Theorie.    (Vgl.  auch  1904  £.) 

—  Max  CloStia  gelingt  es,  ein  lösliches  Digitoxin  herzustellen,  das  unter  dem 
Namen  „Digalen"  von  Hoffmann  und  La  Roche  in  Basel  in  den  Handel 
gebracht  wird  und  weniger  lokal  reizt  als  andere  Digitalispräparate. 

—  William  Weber  OoMMrtz  an  der  Cornell  TIniversily  zu  Ithaca  findet,  daß 
das  Spektrum  krystallwasserhaltiger  Körper  die  von  E.  Aschkinaß  1895 
beschriebenen  ultraroten  Absorptionsbanden  des  Wassers  aufweist,  während 
das  Spektrum  konstitutionswasserhaltigeT  Stoffe  diese  Banden  nicht  zeigt. 

—  Der  Chefingenieur  der  italienischen  Kriegsmarine  CunlkHH  steigert  bei  den 
Linienschiffen  der  Vittorio-Emanuele-Klasse  die  Geschwindigkeit  (bis  da- 
bin bei  den  größten  Panzern  höchstens  19  Knoten)  auf  22  Knoten. 
Die  Maflchinenstärke  dieser  Schiffe  beträgt  20000  Pferdekräfte,  ihr  Kohlen- 
verbrauch in  der  Stunde  30  t,  ihr  Oesamtkohlenfassungs vermögen  ist  2000  t. 
Cuniberti  führt  auf  den  italienischen  Kriegsschiffen  die  Massutfeuerung 
ein.     (S.  a.  1862  B.) 

-^  Leo  DaH  gibt  eine  telephonische  Methode  an,  um  mit  Hilfe  der  Elektrizität 
Metalladem  aufzufinden. 

—  Albert  Dahmt  gelingt  es,  die  ultraroten  Strahlen  des  Spektrums  sichtbar 
zu  machen,  indem  er  ihre  Fähigkeit  benutzt,  das  Nachleuchten  der  Sidot- 
blende  nach  sehr  kurzer  Verstärkung  zum  raschen  Abklingen  zu  bringen. 

—  Da  Oatparlt  in  Neapel  konstruiert  für  die  Beobachtung  kleiner  Tiere  ein 
Mikroskop  mit  sehr  großer  Brennweite,  welches  selbst  bei  einer  Entfernung 
von  30  cm  noch  12fache  Vergrößerung  ermöglicht.  Das  Instrument  wird 
unter  dem  Namen  „Bioskop"  von  der  Firma  Cantaldi  in  Neapel  in  den 
Handel  gebracht. 

—  Da  Waale,  Suff  imd  VandavaMa  desinfizieren  die  Kindermilch  mit  Wasser- 
stoffsuperoxyd und  fügen,  nachdem  die  keimtötende  Wirkung  dieses 
Körpers  vollendet  ist,  Blut,  das  in  destilliertem  Wasser  gelöst  und  keim- 
frei filtriert  ist,  hinzu.  Das  Blut  wirkt  als  Katalysator  und  bringt  das 
Wasserstoffsuperoxyd  zum  Zerfall.  Von  1905  an  verwenden  sie  statt  des 
Blutes  einen  von  Senter  1903  aus  dem  farblosen  Blutserum  hergestellten 
Katalysator. 

—  DMIar  in  Xertigny  erfindet  die  Pinatypie,  ein  photographiaohes  Kopier- 


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1904 

verfahren,  welohee  auf  dem  yersohiedenen  Verhalten  belichteter  und  an» 
belichteter  Bichromatgelatine  gegen  w&Bserige  Farblösungen  beruht.  Die 
Pinatypie  dient  u.  a.  als  Eopierverfahren  für  die  Dreifaibenphotographie. 
1904  DnhtchmMt  berichtet  über  die  Ergebnisse  von  Probevergasungen ,  die  mit 
68  -vrestfäliBchen,  sohlesigohen  und  englischen  Eohlensorten  in  den  Berliner 
Bt&dtischen  Gaswerken  ausgeführt  worden  sind,  und  bei  welchen  die  Aus- 
beuten an  Gas,  Ecks,  Teer,  Wasser,  Ammoniak,  Cyan  berücksichtigt 
sind.  Diese  Untersuchungen  geben  namentlich  auch  über  die  Verteilung 
des  Stickstoffs  nnd  über  die  Vergasnngsbedingungen  Aufschlnß. 

—  Christian  Ebtrl*  in  München  eräelt  bei  Betrieben,  die,  wie  Brauereien, 
Papierfabriken  u.  dgl.,  gleichseitig  auf  Kraft-  und  auf  Wärmeversorgung 
angewiesen  sind,  durch  seine  die  Verwendung  des  Abdampfe  umfassenden 
Dampfanlagen  grofie  Erfolge  in  der  Wärmeausnutzung. 

—  Felix  Ehrlich  erh&It  ein  dem  Leucin  ähnliches  Eiweißprodnkt  aus  der 
Melassensohlempe  und  findet  das  gleiche  Produkt,  das  er  „Isoleucin"  nennt 
und  das  a-Aminomethyläthylpropionsäure  ist,  auch  in  pflanzlichen  und 
tierischen  Proteinen. 

—  Paul  Ehrlich  und  Kiyoshi  Shigi  finden  das  Trypanrot,  das  Eombinations- 
prodnkt  aus  diazotierter  Benzidinnionosulfosäure  und  Beta  -  Kaphtylamin- 
disnlfos&ure,  das  im  Tierversuch,  besonders  in  Kombination  mit  Arsen,  wie 
esLaveran  angibt,  gegen  verschiedene Trypanosomaarten  Heilerfolge  aufweist. 

—  Die  Firma  Siemens  &  Halske  führt  eine  von  Willem  Einthovtn  angegebene 
Konstruktion  zur  Kompaßübertragung  aus.  Das  System  beruht  auf  dem 
bolometrischen  Prinzip.  Die  Rose  des  Geberinstrumentes  hat  ein  Glimmer- 
fenster, das  90*  umfaBt  und  zwischen  einer  Glühlampe  und  einem  Gitter 
aus  200  radialen  Platinstreifen  angeordnet  ist.  Lampe  imd  Gitter  stehen 
fest.  Das  Gittersystem  zerfällt  in  vier  Quadranten;  je  zwei  gegenüber- 
liegende Quadranten  bilden  einen  Zweig  einer  Wheatetoneschaltung.  Je 
nach  der  Stellung  der  Rose  zn  Lampe  und  Platinstreifen  ändert  sich  der 
Brückenwiderstand.  Der  resultierende  Strom  bewirkt  am  Empfangsapparat 
die  entsprechende  Einstellung  einer  zweiten  Rose. 

—  Der  Ingenieur  EHiMni  in  Umeä  verbessert  die  Trookendestillation  des 
Holzes  mit  überhitzten  Dämpfen  (s.  1851  V.),  wobei  außer  Holzkohle  Teer 
und  Terpentinöl,  und  zwar  in  weit  größerer  Reinheit  als  bei  den  bisherigen 
DestiUationsanlagen,  gewonnen  werden. 

— •  Eniröi  in  Trannstein  und  Philipp  SchnHiMa  in  München  leisten  Hervor- 
ragendes in  der  Erforschung  der  Seiches  und  konstmieren  unabhängig  von- 
einander Limnimeter,  die  zur  Aufnahme  des  Wasserstandes  dem  Sarasin'- 
schen  Instrument  weit  überlegen  sind  und  selbst  kurz  andauernde  Schwan- 
kungen genau  angeben.    (Vgl.  1879  3.) 

—  In  dem  neuen  Botanischen  Garten  zu  Dahlem  bei  Berlin  wird  durch 
Adolf  Englsr  zum  erstenmal  die  geographische  Verbreitung  der  Pflanzen 
und  ihr  Gemeinschaftsleben  in  großer  Ausdehnung  zur  Anschauung  gebracht. 

—  Eurtnc  und  Waltar  erfinden  einen  magnetischen  Deteotor  für  elektrische 
Wellen,  der  quantitative  Angaben  macht. 

—  FournMui  entdeckt  bei  einer  Reihe  von  Substanzen  der  Gruppe  der  Amido- 
alkohole  örtlich  anästhesierende  Eigenschaften  und  lenkt  die  Aufmerksam- 
keit speziell  auf  das  a-Dimethylamin-^-Benzoylpentanolchlorhydrat,  das 
Billon  unter  dem  Namen  „Stovain"  als  Cocainersatz  in  den  Handel  bringt. 

—  Der  Chefingenieur  der  Schiffswerft  Blohm  &  Voß  in  Hamburg,  Pnhm.  er- 
findet einen  auf  Resonanz  beruhenden  Geschwindigkeitsmesser. 

—  Nachdem  Jean  FiMct  zuerst  an  Glycerinextrakt  aus  Spinatblättem  eine 
Eofalensäureassinülation  außerhalb  der  Pflanze  beobachtet  hatte,  gelingt  es 
Hans  MoNMh  mittels  der  Leuchtbakterienmethode  zu  erweisen,  daß  der  aus 

—     1029     — 

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11W4 

frischen  Laubbl&tteni  yenebiedener  Pflansen  durch  Verreiben  mitWaaser 
gewonnene   Satt  Ton  grüner  Farbe  die  F&higkeit  hat,   Eohlens&nre  zu 
assimilieren. 
1904    Hans  Frtodtniiial  und  Eduard  8aln  bestimmen  den  Wasserstofi-Ionengehalt 
Ton  Lösungen  mit  Hilfe  von  Farbindikatoren. 

—  G.  Fuchs  und  E.  Scbuln  führen  das  Bromdiäthylaoetamid  unter  dem  Namen 
„Neuronal"  in  den  Arsneischats  ein.  Das  Mittel  wird  bei  Epilepsie  und 
als  Schlafmittel  angewendet. 

—  QaipwInI  empfiehlt  als  einfachste  Methode  zur  Zerstörung  organischer  Sub- 
stanzen, auch  für  forensische  Zwecke  (z.  B.  zum  Nachweis  metallischer 
Gifte  in  Leichenteilen),  die  elektrolytisohe  Oxydation. 

—  James  A.  Ctaytoy  erfindet  ein  Verfahren  zur  Anwendung  von  Trookenluft 
in  der  Herstellung  von  Eisen.  Er  löst  das  Problem,  die  Luft  zu  trocknea 
in  der  Weise,  daß  er  der  zu  den  Düsen  geführten  Luft  in  einer  eingeschal- 
teten Kammer  durch  Abkühlen  mit  wasserfreiem  Ammoniak  die  Feuchtig- 
keit entzieht.  Bei  den  Isabella-Hochöfen  der  Carnegie  Steel  Co.  in  Pitts- 
burg  stellt  sich  durch  diese  Methode  die  tägliche  Roheisenproduktion  auf 
447  t  bei  1726  Ibs  Koks  gegen   frühere  3fi8  t  bei  2147  Ibs  Koks  pro  Tag. 

—  filMiu  modifiziert  die  Bomanowsky-Fäxbung  (s.  1890  B.),  indem  er  Methylen- 
azuT  und  Eosin  in  einer  einzigen  haltbaren  Lösung  verwendet  und  die 
Reaktion  nicht  nur  bei  Malariaparasiten,  sondern  auch  bei  anderen  Proto- 
zoen und  bei  Spirochaeten  verwertet. 

—  J.  M.  QMhIil  in  New  York  führt  ein  neues  Verfahren  zum  Härten  von 
Werkzeugstahl  mit  Hilfe  des  elektrischen  Stromes  ein,  das  darin  be- 
steht, daß  in  eine  Stromleitung  ein  Trog  mit  einer  Lösung  von  kohlen- 
saurem Kali  eingeschaltet  und  das  zu  h&rtende  Werkzeug  ebenfaUs  mit 
der  Leitung  verbunden  wird.  Wird  durch  Eintauchen  des  Werkzeugs  in 
die  Lösung  der  Strom  geschlossen,  so  wird  das  Werkzeug  stark  erhitzt 
und  nach  Abstellen  des  Stroms  durch  die  Flüssigkeit  ohne  weiteres  gehärtet. 

—  GraMMrgw  und  SchattMtroh  empfehlen  an  Stelle  der  Arloing' sehen  Schutz- 
impfung gegen  den  Rauschbrand  die  Einimpfung  eines  antitoxinhaltigen 
Serums,  das  sie  von  Rindern  gewinnen,  denen  die  von  den  Bacillen  er- 
zeugten Toxine  eingeeimpft  werden. 

—  Roy  D.  Hall  findet  im  Chlorschwefel  (SjCIa)  ein  Mittel,  wasserfreie  Chloride 
darzustellen.  Diese  bilden  sich,  wenn  die  Oxyde  von  Wolfram,  Molybdän, 
Vanadium,  Eisen,  Chrom,  Aluminium,  sowie  Zirkonerde,  Titan-,  Niob-  oder 
Tantalsäure  mehrere  Stunden  in  Chlorschwefel  auf  ca.  200  <>  erhitzt  werden. 
(Siliciumdioxyd  und  Bortrioxyd  bleiben  unangegriffen  zurück.)  Die  Methode 
eignet  sich  sowohl  für  präparative,  als  auch  für  quantitativ  analytische 
Zwecke.  Sie  wird  1904  von  C.  Matignon  und  F.  Bourion  noch  insofern 
modifiziert,  als  sie  über  das  betrefEende  erhitzte  Oxyd  einen  mit  Chlor- 
schwefel beladenen  Chlorstrom  leiten,  und  wird  von  diesen  Forschem  auch 
zur  Umwandlung  von  Sulfaten  in  Chloride  verwendet. 

—  Carl  HurlM  entdeckt  Verbindungen  des  Ozons  mit  ungesättigten  Kohlen- 
wasserstoffen, die  er  Ozonide  nennt  und  die  Körper  von  hohem  Oxydations- 
vermögen  darstellen,  welche  bei  Einwirkung  von  Wasser  in  Waaseiatoffisuper- 
oxyd  und  Oxydationsprodukte  des  organischen  Körpers  zerfallen.  Diese 
Reaktion  bedeutet  die  bisher  noch  nicht  bekannte  Überführung  des  Ozons 
in  Wasserstoffsuperoxyd. 

—  Hainake  weist  die  besondere  Empfindlichkeit  des  lymphatischen  Systems 
(Milz,  Knochenmark,  weiße  Blutkörperchen,  Lymphdrüsen)  für  Röntgen- 
strahlen durch  Tierversuche  nach. 

—  Gustav  HalinuHiR  konstruiert  den  ersten  mechanisch  registrierenden  Schnee- 
meeser. 


1030     - 

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1904 

1904  Eonrad  Hally  macht  wichtige  Unteraachongen  über  die  weißen  Blut- 
körperchen,  die  er  in  einer  Arbeit  „Morphologie  der  Exsudatzellen  und 
zur  Spezifität  der  weißen  Blutkörperohen"  veröSentlicht. 

—  W.  C.  Hanwm  konstruiert  dn  Thermoelement,  dessen  Schenkel  ans  reinem 
Iridium  und  aus  einer  Legierung  von  reinem  Iridium  mit  10  Prozent 
reinem  Ruthenium  bestehen.  Der  Schmelzpunkt  dieses  Elementes  liegt 
über  2100°,  so  daß  es  zu  Messungen  aller  Temperaturen  unter  dieser  Grenze 
▼erwendet  werden  kann. 

—  Hugo  Htrfeiell,  Präsident  der  Internationalen  Kommisaion  für  wissenschaft- 
liche Luftsohifffahrt  macht  in  größerem  Umfang  von  der  von  Rotch  (s. 
1901  B.)  eraonnenen  Methode,  RegistrierballonB  über  dem  freien  Meere  em- 
porsteigen zu  lassen,  Gebrauch  und  sendet  solche  Ballons  von  der  Jacht 
des  Fürsten  Albert  von  Monaco  empor. 

—  Die  Hotchkitt  OrdiMiiM  Company  in  London  läßt  sieh  eine  Versohlußautomatik 
für  Bohrrüoklaufgeschütze  patentieren.  Nach  dem  Vorgang  der  automa- 
tischen Maschinengewehre  (s.  1883  M.)  erfolgt  hier  nach  Abfeuerung  des 
ersten  Schusses  die  gesamte  weitere  Feuerabgabe  völlig  selbsttätig,  ohne 
Mitwirkung   der   Geschützbedienung. 

—  Der  Intsrnatlonala  ElaktnrtMhnlkar-KongrtB  nimmt  den  Arbeitswert  der  Wärme- 
einheit zu  427  mkg  an. 

—  A.  Jaquarod  und  F.  Loult  Pamt  beobachten,  daß  Helium  bei  hohen  Tem- 
peraturen durch  Quarz  hindurchdiffundiert. 

—  Walter  Kaufmann  konstruiert,  von  dem  Prinzip  der  Archimedischen  Spirale 
ausgehend,  eine  sehr  leistungsfähige  QueckaUberrotationsluftpumpe.  Auch 
von  Gaede  (s.  1905  G.)  und  den  Siemens-Sohuckertwerkeu  (1006)  werden 
Quecksilberrotationsluftpumpea  konstruiert. 

—  Nachdem  frühere  Kartoffellegemaschinen,  wonmter  auch  der  Aspinwall- 
Kartoffelpflanzer,  sich  nicht  bewährt  hatten,  bringen  Franz  Kohiar  ft  Ca. 
in  Greifenhagen  und  M.  Stalnbaif  in  Charlottenburg  gleichzeitig  Maschinen 
zum  Legen  der  Kartoffeln  in  den  Handel,  die,  wenn  sie  auch  das  schwie- 
rige Problem  noch  nicht  vollständig  lösen,  sich  doch  als  brauchbar  er- 
weisen. Beide  Maschinen  tragen  Schare,  welche  die  gelegten  Kartoffeln 
sofort  mit  Erde  bedecken. 

—  Der  KSIn-MQtanar  Barfwarkivaraln  zu  Creuzthal  i.  W.  erfindet  ein  neues  Eisen- 
sohmelzverfahren  (Sauerstoff -Schmelzverfahren).  Die  Methode  besteht 
darin,  daß  das  zu  schmelzende  Material  an  einem  Punkte  auf  irgend  eine 
Weise,  z.  B.  mit  der  Knallgasfiamme,  bis  zur  Entzündungstemperatur 
seiner  brennbaren  Bestandteile  erhitzt  und  sodann  Sauerstoff  unter  einem 
Druck  von  etwa  30  Atmosphären  dagegen  gepreßt  wird.  Die  lokale 
Verbrennungswärme  im  konzentriertem  Sauerstoffstrom  ist  so  enorm,  daß 
die  Nachbarteile  augenblicklich  flüssig  werden.  Das  Verfahren  dient  da- 
zu, im  Hochofenbetrieb  die  zugelaufenen  Blasformen  und  festgewordenen 
Stichlöcher  schnell  zu  öffnen,  Eisenkonstruktionen  zu  demontieren  usw. 

—  Ernst  Ktalg,  Chemiker  der  Höchster  Farbwerke,  findet,  daß  Leukobasen, 
in  Kollodium  eingebettet,  bei  kurzer  Belichtung  schon  brauchbare  Bilder 
geben  und  daß  Zusätze  von  geringen  Spuren  von  Chinolin  und  Nitro- 
mannit  die  Lichtempfindliohkeit  so  stark  steigern,  daß  Belichtungen  von 
20  bis  30  Sekunden  genügen,  um  je  nach  der  Wahl  der  Leukobasen  intensiv 
gefärbte  rote,  gelbe,  grüne  oder  blaue  Bilder  zu  erhalten.  Als  bestes 
Fixier  mittel  stellt  sich  Monochloressigsäure  heraus.  Das  Verfahren  erhält 
den  Namen  „Pinachromie". 

—  W.  Ktalg  findet  eine  neue  vom  Pyridin  abgeleitete  Klasse  von  Farbstoffen, 
die   aus   Pyridin,   Bromcyan   und  aromatischen  Aminen  entstehen.    Der 

—     1031     — 

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1904 

einfachst«  Repräsentant  dieser  Sabstanzen  wird  ans  Anilin,  Pyridin  und 
Bromcyan  hergestellt.  Ähnliche  Farbstoffe  werden  fast  gleichzeitig  auch 
von  Th.  Zincke  erhalten. 
1904  Sichard  KOck  verbessert  die  Quecksilberlampe  (vgl.  1896  A.),  indem  er 
zur  Leuchtröhre  Quarzglas  verwendet,  wodurch  er  das  Springen  der  Röhre 
vermeidet,  dem  Quecksilberlichtbogen  eine  wesentlich  höhere  Temperatur 
und  der  Lampe  eine  größere  Ökonomie  geben  kann.  Die  Quecksilberlampe 
wird  in  dieser  Form  von  C.  W.  Heraeus  in  Hanau  ausgefährt  und  oft  mit 
dessen  Namen  bezeichnet. 

—  Friedrich  KDilmr  bestimmt  zum  ersten  Male  auf  spektrographischem  Wege 
die  Sonnenparallaxe. 

—  Albert  LadMkwi  beweist  durch  Spaltung  des  Stilbazolins  die  Existenz 
eines  dreiwertigen  asymmetrischen  Stickstofb. 

—  Der  amerikanische  Ingenieur  Langilon  konstruiert  einen  schalenförmigen 
Schiflsanker,  der  in  der  Mitte  durchbohrt  und  mittels  einer  Schlaachlätung 
mit  dem  Schiffe  verbunden  ist,  so  daß  mittels  eines  Wasserstrahls  der 
Meeresboden  unter  der  Ankerschale  aufgelockert  werden  kann,  wodurch 
sich  dieselbe  immer  tiefer  in  den  Grund  senkt.  Der  Langston-Anker 
eignet  sich  namentlich  für  permanente  Verankerungen,  z.  B.  von  Feuer- 
schiffen. Zum  Ankerlichten  wird  die  Schale  mit  Hilfe  einer  besonderen 
Vorrichtung  umgeklappt. 

—  Oskar  LMtar  konstruiert  die  Vielfachnadel,  einen  hammerartigen  Apparat, 
an  dessen  Ende  ein  Bündel  von  etwa  vierzig  feinen  vergoldeten  Platin- 
spitzen befestigt  ist.  Der  Apparat  dient  zur  Zerstörung  der  durchschei- 
nenden Kapillar-  und  Venenstämmchen,  welche  die  „rote  Nase"  bedingen 
und  bringt  meist  in  kurzer  Zeit  diese  lästige  Erscheinung  ohne  jede  Spur 
oder  Narbe  zur  normalen  Farbe  zurück. 

—  Grustaf  i»  Laval  gibt  ein  Verfahren  zur  ununterbrochenen  Destillation  von 
Zink  in  elektrischen  Strahlungsöfen  an,  das  gestattet,  bleihaltige  Zinkerze 
zu  vwwenden,  was  bisher  unmöglich  war,  da  die  aus  solchen  Erzen  ge- 
bildete Beschickung  schmolz  und  zur  Destillation  ungeeignet  wurde  (La- 
val'sche  Zinkschmelzmethode). 

—  Alphonse  Umnui  erweist  die  Identität  des  von  Castellani  (s.  1903  C.)  und 
des  von  Dutton  und  Forde  (s.  1901  D.)  gefundenen  Trypanosomas,  wo- 
durch wahrscheinlich  wird,  daß  die  Schlafkrankheit  das  Endstadium  einer 
lange  bestehenden  allgemeinen  Trypanosoma-Infektion  ist. 

—  LMWin  und  Mtonll  geben  in  ihrem  Buche  ..Trypanoaomes  et  TrTpanoso- 
miases"  eine  Zusammenstellung  der  verschiedenen  Trypanosomkrankheiten 
imd  deren  Erreger,  von  denen  namentlich  die  folgenden  interessieren: 

entdeckt     von 
(  Trypanosoma  Gambiense     1901   Dutton  u. 
Schlafkrankheit  —  Erreger  { 

Battentrypanosom  —  „ 

Galzinkte  —  ,, 

Mal  de  caderas        —  „ 
Tsetsekrankheit 

(Nagana)  —  „ 

Snrra  —  „ 

Kala-azar  —    .,       ^  panosomen  / /Donovan. 

(Vgl.  1901  D,  1903  C,  1905  K.) 

—  Otto  Lthmann  legt  seine  Erfahrungen  und  Ansichten  über  die  krystalUmaoh- 
flüssigen  Substanzen  in  seinem  Buche  „Flüssige  Erystalle,  sowie  Plastizi* 


ügandae 
Lewisi 
Theileri 
Elmassiani 

Forde 
1903  Castellani 
1878  Lewis 
1902  Theiler 
1906  Kooh 

Bruoei 

Evansi 

1895  Bruce 
1880  Evans 

( Involutionsformen  vonTry-\ .  qq,!  Leishman 
\  panosomen  /         fl 


—      1032     — 

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1»04 

t&t  im  aUgemeinen,  molekulare  ümlagerungen  and  Aggregatsznstandii- 
änderungen"  nieder. 
1904  P.  Lmard  und  V.  Kbrtt  machen  umfangreiohe  Versuche  über  die  Phospho- 
resoenz  und  zeigen,  daß  die  Kalkphosphore,  um  die  Eigenschaft  des 
Leuohtens  zu  erhalten,  des  Zusatzes  eines  Metalls  bedürfen.  Die  größten 
Liohtmengen  geben  Mangan,  Kupfer  und  Wismut.  Die  beiden  Forscher 
stellen  fest,  daß  bei  höherer  Temperatur  und  durch  Druck  die  Phospho- 
resoenzf&higkeit  aufhört. 

—  C.  S.  London  veröffentlicht  seine  Versuche  übac  die  Wirkung  der  Emana- 
tion auf  lebende  Wesen  und  Fermente. 

—  Mallory  findet  in  der  Haut  Soharlachkranker  protozoen&hnliohe  Gebilde. 
Nach  neueren  Forschungen  hat  Michael  Döring  1626  die  erste  gute  Be- 
schreibung des  Scharlachs  geliefert,  die  1628  von  Daniel  Sennert  publiziert 
wurde.  Der  Name  „Scarlatina"  war  der  Krankheit  1676  von  Sydenham 
gegeben  worden. 

—  Martcnanl  gelingt  es,  die  letzten  Beste  von  Luft  aus  den  Griühlampen  da- 
durch zu  entfernen,  daß  er,  anstatt  die  Luft  aus  der  Birne  herauazusaugen, 
Dämpfe  in  die  Birne  hineintreibt,  die  sich  damit  zu  festen  Substanzen  ver- 
dichten. Er  erreicht  dieses  Ziel  durch  Eintreiben  von  etwas  Phosphor- 
dampf (Marignaniverfahren). 

—  Der  Kapitän  Adolf  Montlnc  in  B«:lin  baut  einen  Stromrichtungsanzeiger, 
um  an  Deck  die  Meeresströmungen  zu  beobachten.  Zu  diesem  Zwecke 
ordnet  er  unter  der  Rose  des  Schiftekompassee  auf  einer  Ebonitscheibe 
eine  Reihe  voneinsuider  isolierter  und  hintereinander  geschalteter  elektri- 
scher Widerstände  an,  von  denen,  je  nach  der  Stellung  des  durch  eine 
Wasserfahne  in  die  Stromrichtung  gebrachten  Instrumentes  gegenüber  der 
Rose,  mehr  oder  weniger  in  den  Stromkreis  einer  Batterie  eingeschaltet 
werden.  Die  Messung  dieses  Widerstandes  in  der  TelephonmeBbrücke 
gestattet  dann  die  Bestimmung  der  Stromrichtung. 

—  Johann  von  Radecki  MIkulici  und  MIyaks  zeigen,  daß  es  gelingt,  durch  sub- 
kutane Nudeinsäureinjektion  die  Widerstandsfähigkeit  des  Peritoneum  so 
weit  zu  erhöhen,  daß  ein  selbst  reichlicher  Kotaustritt  in  die  Bauchhöhle 
ohne  Schaden  ertragen  wird,  während  sonst  fast  ausnahmslos  eine  akute, 
rasch  tödlich  endende  Peritonitis  die  Folge  ist.  Es  wird  dabei  eine  reich- 
liche Hyperleukocytose  im  Blut  beobachtet.     (Vgl.  auch  1892  J.) 

—  Mac  Farlaae  Moors  gelingt  es,  das  in  evakuierten  Geißler'schen  Röhren 
auftretende  Luminesoenz-Licht  in  den  Dienst  des  täglichen  Lebens  zu 
stellen,  indem  er  die  Konstanthaltung  des  Luftdrucks  im  Rohre  durch 
eine  sinnreiche  und  einfache  elektromagnetische  Regelung  bewirkt. 

—  Carl  NoHborg  weist  nach,  daß  die  Wirkung  der  Radiumstrahlen  auf  maligne 
Tumoren  auf  fermentativen  Prozessen  beruht. 

—  Carl  Noubsrg  und  Ernst  Noimann  stellen  kolloidale  Bariumsalze  dar  und 
konstatieren,  daß  die  Toxizität  dieser  Salze  dreimal  so  gering  ist,  wie  die 
gewöhnlicher  Bariumsalze. 

—  F.  NoiifoM  und  W.  Rlmpau  entdecken  in  Immnnseris  thermostabile  Stoffe,  die  in 
Übereinstimmung  mit  früheren  Angaben  von  Denys  und  Leolef  (s.  1895  D.) 
auf  die  Bakterien  in  der  Weise  wirken,  daß  letztere  von  den  Phagocyten 
aufgenommen  werden.  Sie  nennen  diese  Immunkörper  „Bakteriotrope 
Stoffe"  und  führen  auf  ihr  Vorhandensein  die  Wirkung  gewisser  anti- 
bakterieller Immunsera  zurück. 

—  Nkholt  und  Worrlth  setzen  die  Untersuchungen  über  den  Zusammenhang 
von  Fluoresoenz  imd  chemischer  Konstitution  (s.  1897  M.)  fort  und  suchen 
festzustellen,  welche  Gruppen  in  die  Moleküle  von  Inminesoenzfähigen  Stoffen 
eingeführt  diesen  Stoffen  Fluoresoenz  verleihen.    Ähnliche  Untersuchungen 


1033     — 

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1004 

werden  von  Hugo  Kauümaim  und  Grombach  (1905)  angestellt,  welche  die 
betreffenden  Gruppen  mit  dem  Namen  „Fluorogene  Gruppen"  belegen. 
1904  Albrecht  Ptnck  legt  dem  VIII.  Internationalen  G«ographenkongreB  in 
Washington  drei  große  Kartenwerke  vor,  welche  im  großen  und  ganzen 
nach  den  für  die  einheitliche  Erdkarte  1:1000000  (s.  1891  P.)  vorge- 
schlagenen Grundsätzen  bearbeitet  sind.  Es  sind  dies  eine  Serie  von  Kar- 
ten von  China,  der  Mandschurei,  Korea  imd  Japan,  die  vom  französischen 
Service  g^ographique  de  l'Armto  herausgegeben  sind,  eine  Karte  von  Ost- 
ohina  von  der  Königlichen  Preußischen  Landesaufnahme  in  Berlin,  und 
eine  Karte  von  Afrika  von  der  Intelligence  Division  of  the  War  Office  in 
London,  sowie  eine  Karte  von  Indien,  deren  Plan  Oberst  Gore  ent- 
wickelt hat. 

—  W.  H.  PtrklR  jr.  führt  den  aus  aliphatischen  Körpern  entstehenden  ä-Keto- 
hezahydrobenzoeester  durch  Umsetzung  mit  Methylmagnesinmiodid  nach 
Grignard,  indirekte  Wasserabspaltung  und  nochmalige  Behandlung  mit 
Methylmagnesiumjodid  in  zwei  isomere  Terpineole,  nämlich  das  bekannte 
Terpineol  und  ein  Isoterpineol  über. 

—  Charles  Dillon  Pwrlne  entdeckt  auf  der  Lick-Stemwarte  den  6.  Trabanten 
des  Jupiter,  der  die  Helligkeit  eines  Sternes  14.  Größe  hat. 

—  Alexander  PflQgw  zeigt  durch  Versuche  mit  einer  Rubens'schen  Thermo- 
säule  (s.  1897  B.),  daß  auch  die  ultravioletten  Strahlen  des  Spektrums 
hinsichtlich  ihrer  Wärmewirknng  erforscht  werden  können. 

—  Eduard  PflQgir  stellt  in  seiner  Abhandlung  „über  die  im  tierisohen  Kör- 
per sich  vollziehende  Bildung  von  Zucker  aus  Eiweiß  und  Fett"  alle  bis- 
herigen Versuche  zusammen,  sichtet  dieselben  kritisoh  und  beweist  mit 
voUer  Klarheit,  daß  das  Problem  der  Bildung  von  Zucker  aus  Fett  in 
einwandfreier  Weise  bis  jetzt  noch  nicht  gelöst  ist.  (Vgl.  dagegen  für  die 
PflanzenzeUen  1850  S.)  Er  zeigt  femer  durch  genaue  Berechnung,  daß 
auch  die  von  Pettenkofer  und  Voit  (s.  1871  P.)  aufgestellte  Ansicht  der 
Bildung  von  Fett  aus  Eiweiß  irrtümlich  ist. 

—  Die  PhOMb  BrMgt  Co.  beginnt  den  Bau  der  Brücke  über  den  Lorenzstrom 
bei  Quebec,  deren  648  m  weite  Mittelöffnung  die  größte  Spannweite  aller 
bisher  erbauten  Brücken  hat.  An  die  Mittelöffnung  schließen  sich  zu 
beiden  Seiten  Öffnungen  von  152  und  64  m  Weite  an,  so  daß  die  Brücke 
eine  Gesamtlänge  von  980  m  erhält.  Die  Unterkante  des  Oberbaus  liegt 
45  m  über  dem  Wasserspiegel. 

—  W.  von  PltHor  gelingt  es,  in  seiner  „Universal-Rnndlaufmaschine"  ein 
Kapselwerk  zu  schaffen,  das  die  praktischen  Anforderungen  in  vollkom- 
mener Weise  erfüllt  und  als  Hoohdruckpumpe  für  Flüssigkeiten,  als 
hydrauhsoher  Motor,  Kompressor,  Vakuumpumpe,  Lnftmotor,  rotierende 
Dampfmaschine  und  Flüssigkeitsmesser  dienen  kann. 

—  J.  Pohlig  in  Köln-Zollstook  verbessert  den  Lürmann'scben  Gichtauizng. 
(S.  1902  L.)  Das  Material  wird  in  großen  Fördergefäßen  gehoben,  welche 
auf  den  Ofen  aufgesetzt  werden  und  durch  Senken  des  Bodens  ein  direktes 
Hinabgleiten  des  Möllers  ermöglichen;  für  die  Betätigung  des  Aufzuges  ist 
ein  Motorwagen  vorgesehen,  welcher  auf  dem  Obergurt  des  Aufzugsgerüstes 
aufwärts  und  abwärts  fährt,  wobei  er  unter  Benutzung  einer  Zahnstange 
die  Last  hebt  und  senkt. 

—  Paul  Rohland  zeigt,  daß  das  Faulen  der  Porzellanerde,  welches  man  zur 
Erhöhung  der  Plastizität  in  feuchten  Kellern  vor  sich  gehen  l&fit,  und  das 
bei  den  Chinesen  sohon  seit  langer  Zeit  gebräuchlich  ist,  ein  kolloidaler 
Vorgang  ist. 

—  RoMiibart  konstruiert  eine  Beleuchtung  für  Eisenbahnwagen,  bei  welcher  das 
vorgesteckte  Ziel:    „größte  Einfachheit  und  möglichste  Vermeidung  aller 

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1904 

automatischen  Schalter  und  Regulierungsvorrichtungen"  durch  die  eigen- 
artige  Anordnung  der  Dynamomaschine,  bei  der  Haupt-  und  Hilfsmaschine 
vereinigt  sind,  erreicht  wird.  £r  nennt  diese  Einrichtung,  die  von  der 
Allgemeinen  Elektrioitäta-Gesellachaft  als  Einzelwagenbelenohtung  und  Zug- 
beleuchtung ausgeführt  wird,  „zweiphaaige  Gleichstrommaschine". 
1904  Ernst  RHhmar  konstruiert  eine  Köntgen-MeBröhre  zur  Bestimmung  und 
dauernden  Kontrolle  der  Betriebsstromst&rke  bei  Röntgenröhren. 

—  William  J.  RuiMli  beobachtet,  daß  auch  ohne  vorherige  Belichtung  ver- 
schiedene Metalle  und  Hölzer  im  Dunkeln  ihr  Bild  auf  der  photographi- 
Bchen  Platte  entstehen  lassen.  Besonders  das  Holz  der  Koniferen  stellt 
sich  als  sehr  aktiv  heraus.  Auch  Molisoh  berichtet  von  photographischen 
Bildern  von  Hölzern,  die  ohne  jede  Mitwirkung  des  Lichts  erhalten  werden. 
(Vgl.  a.  1904  B.)  Kahlbaum  benennt  diese  Erscheinung  Aktmoauto- 
graphie. 

—  Kudolf  SalzwtM  führt  den  Alkoholverband  in  die  Behandlung  chirurgischer 
Krankheiten  ein.  Dieser  Verband  wird  wie  die  PrieBnitz'schen  Um- 
schläge (s.  1830  F.),  nur  mit  dem  Unterschiede  angewendet,  daB  man  das 
Wasser  durch  Spiritus  ersetzt.  Er  wird  von  der  ohemisohen  Fabrik  Helfen- 
berg  unter  dem  Namen  „Duralkohol verband"  vertrieben. 

—  SaiNTbrueh  gibt  eine  Methode  zur  Ausschaltung  des  Pneumothorax  bei  intra- 
thorakalen  Operationen  an.  Er  nimmt  die  ganze  Operation  in  einer  luft- 
dicht abgeschlossenen  Kammer  unter  einem  negativen  Druek  vor,  der  dem 
normalen  Pleuradruck  entspricht  (Sauerbraoh'sches  Unterdruckverfahren 
in  der  Operationskammer). 

—  Alfred  SchltiMhaim  konstatiert,  daß  die  Umwandlung  der  Purinbasen  in 
Harnsäure  im  Organismus  unter  dem  Einfluß  von  einem  sauerstofiüber- 
tragenden  Ferment  vor  sich  geht,  das  die  Nucleinproteide  zerlegt.  Er 
isoliert  dieses  Ferment  und  nennt  es  Ozydase. 

—  E.  SchQft  untersucht  die  Oberflächenspannung  von  Flüssigkeiten  und 
arbeitet  namentlich  auch  über  die  Entstehung  des  zähen  Häutchens,  das 
sich  an  der  Oberfläche  der  Flüssigkeiten  bildet,  dem  Ein-  oder  Aus- 
treten leichter  Körper  einen  deutlichen  Widerstand  entgegensetzt  und 
das  von  sehr  geringer  Dicke  ist  (nach  Angaben  von  Steven  bis  herab  zu 
116  Millionstel  Millimeter). 

—  Im  Anschluß  an  die  Arbeiten  von  Bodländer  (s.  1893  B.)  und  Bredig 
(s.  1898  B.)  macht  Graf  Botho  SchtMrin  Versuche,  die  elektoisohe  Endos- 
mose  nutzbringend  zu  verwerten.  Er  füllt  Aufsohlämmungen  von  Torf  in 
Bleitöpfe  und  senkt  als  Anode  Zinkzylinder  in  die  Suspension  ein,  während 
die  Bleitöpfe  als  Kathode  dienen.  Nach  Einleiten  des  Stromes  klärt  sieh 
die  Flüssigkeit  an  der  Kathode,  während  die  Anode  sich  mit  einer  ziem- 
Uch  trocknen  Masse  bedeckt,  die  so  stark  haftet,  daß  sie  leicht  mit  dem 
Zinkzylinder  aus  dem  Bade  gehoben  werden  kann.  Ob  sich  hierauf  ein 
rationelles  Torftrooknungsverfahren  aufbauen  kann,  wild  vom  Kostenpunkt 
abhängen. 

—  Nioolaus  Smii  führt  die  Röntgentherapie  der  Leuk&mie  ein.  In  einer 
großen  Anzahl  von  Fällen  gelingt  es,  durch  Bestrahlung  der  Milz  und 
einiger  Knochen  eine  rapide  Abnahme  der  Leukooyten  und  ein  fast 
völliges  Verschwinden  der  pathologischen  Leukooytenform,  sowie  eine  Ab- 
nahme der  Milz-  und  Drüsensohwellungen  zu  erzielen,  dooh  sind  die  Akten 
über  diese  Behandlung  noch  nicht  geschlossen. 

—  Nachdem  infolge  der  Nadar'sohen  Versuche  (s.  1859  N.)  im  Kriege  von 
1870/71  die  Pariser  ohne  wesentlichen  Erfolg  versucht  hatten,  die  Photo- 
graphie vom  Luftballon  aus  nutzbar  zu  machen  und  dann  Shadbolt  und 
Gaston  Tissandier  erfolgreiche  Ballonaufnahmen  gemacht  hatten,  bildet  der 

—     10S5     — 

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1904 

Schweizer  SpiliMlnl  die  Ballonphotographie  in  glänzendster  Weise,  namentlich 
zur  Aufnahme  der  Alpen-vrelt  aus. 
1904  Der  amerikanische  Ingenieur  Spanctr-Mlilw  konstruiert  einen  Apparat  zur 
Eohlenveraorgung  von  Kriegsschiffen  w&hrend  der  Fahrt,  der  im  wesent- 
lichen aus  einer  Stahlseilbahn  besteht,  die  zwischen  den  Masten  des 
Kohlenschiffes  und  des  zu  bekohlenden  Kriegssohiflee  l&uft.  Bei  vorläufi- 
gen Versuchen  leistet  der  Apparat  eine  Förderang  bis  40  t  Kohlen  in  der 
Stunde  bei  bewegter  See. 

—  Charles  Proteus  StihiiiMtit,  Betriebsleiter  der  Greneral  Electric  Company 
in  Schenectady  erfindet  eine  Bogenlampe,  deren  positiver  Pol  aus  einem 
sichelförmigen  Eupferstück  besteht,  das  gar  nicht  angegriffen  wird, 
w&hrend  der  negative  Pol  aus  einem  kleinen  eisernen  Röhrohen  besteht, 
das  mit  Magneteisenstücken  gefüllt  ist.  Zwischen  beiden  Polen  bildet 
sich  ein  Flammenbogen  aus,  dessen  Aureole  aus  Ruhenden  Eisendämpfen 
besteht  und  ein  dem  Tageslicht  ähnliches  Licht  gibt. 

—  Bei  ihren  Arbeiten  über  den  Antimonwasserstoff  machen  Alfred  Steck  und 
Oskar  fiutbnanii  die  Beobachtung,  daQ  aus  flüssigem  Antimonwasserstoff 
beim  Einleiten  von  Sauerstoff  bei  niedrigen  Temperaturen  eine  gelbe 
flockige  Substanz  ausfällt,  die  sich  beim  Erwärmen  in  schwarzes  Antimon 
umwandelt  und  somit  eine  besondere  Modifikation  des  Antimons  „gelbes 
Antimon"  als  Analogon  zum  „gelben  Arsen"  (vgl.  1867  B.)  darstellt. 

—  MMUnuaM  und  TraiMr  in  Krefeld  stellen  eine  Seife  aus  einem  aus  Ricinusöl 
dargestellten  Sulf  ooleat  und  aus  Natronlauge  her,  die  unter  dem  Namen  „Mo- 
nopolseife" in  den  Handel  kommt  und  zum  Weichmachen  der  Appretur 
und  Schlichte  dient.  Diese  Seife  wird  durch  Zusatz  von  Metallsalzen  in 
wässeriger  Lösung  nicht,  oder  nur  unvollkommen,  zersetzt. 

—  L.  SttcMiR  gelingt  es,  die  nach  einem  Verfahren  von  Julius  Meyer  löslich 
gemachten  Gummiarten,  die  bisher  in  der  Appretur  nicht  verwendet  werden 
konnten,  weil  sie  sich  beim  Kochen  mit  Dampf  bräunten,  durch  Chlor  so 
zu  entfärben,  daß  sie  in  der  Seiden-  und  Halbseidenappretur  gute  Dienste 
leisten. 

—  Friedrich  Stete  stellt  durch  Abbau  die  Konstitution  des  Adrenalins  fest 
und  stellt  auf  synthetischem  Wege  verschiedene  Alkylaminoacetobrenz- 
catechine  dar,  die  nach  Untersuchungen  von  H.  Meyer  in  Marburg  qualitativ 
fast  dieselbe  physiologische  Wirkung  zeigen  wie  das  Adrenalin.  Durch 
Reduktion  dieser  Brenzcateohine  entstehen  Verbindungen,  die  in  ihrer 
physiologischen  Wirkung  dem  Adrenalin  noch  näher  stehen. 

—  Nachdem  seit  Colladon  (s.  1841  C.)  noch  Melville  Thompson  Neale  (1892) 
Versuche  mit  Unterwassersignalen  gemacht  hatte,  gelingt  es  der  SiifemailM 
SlfiMl  Compagnit  in  Boston  diese  Signale  praktisch  auszugestalten,  indem 
sie  nach  der  von  Blake  &  Johnson  und  Mundy  vorgeschlagenen  Methode 
die  Schallempfänger  an  der  Innenseite  des  Schiffes  anbringt  Die  Com- 
pagnie  benutzt  70  kg  schwere  Glocken  als  Signalgeber,  die  kräftig  und 
kurz  angeschlagen  werden.  Sie  hängen  in  6 — 8  m  Wassertiefe  unter  dem 
Feuerschiff  oder  der  Boje.  Der  Klöppel  wird  durch  Preßluft  getrieben. 
Der  Empfänger  auf  den  Seeschiffen  hat  eine  Mikrophonplatte,  welche  die 
SchallweUen  aufnimmt  und  sie  elektrisch  auf  die  Kommandobrücke  über- 
trägt. Am  Hörer  schaltet  man  abwechselnd  den  Backbord-  oder  Steuer- 
bordempfänger ein  und  zieht  aus  dem  Vergleich  der  Töne  Schlüsse  auf 
die  Richtung,  aus  der  das  Signal  kommt.  Diese  Signale  sind  für  die 
Sicherheit  der  Seefahrt  bei  Nebel  wichtig,  weil  Nebelsignale  in  der  Luft 
unzuverlässig  sind. 

—  F.  UHmann  stellt  symmetrische  Biphenylverbindungen  durch  Einwirkung 
von  sehr  feinem  metallischem  Kupferpulver  auf  die  Jodderivate  aromati- 

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BcheT  Körper  her.  Die  Reaktion  verläuft  besser  als  die  mit  Natrium 
(Fittig'sohe  Methode  s.  1856  W.  und  1864  F.)>  üe  liefert  befriedigende 
Ausbeute  und  vermeidet  die  Bildung  harziger  Nebenprodukte. 

1904  Ullrich  und  FuBfingwr  erzeugen  ein  echtes,  nicht  grün  Trerdendes  Anilin- 
sch'warz,  das  Diphenjlschwarz,  direkt  auf  der  Faser,  indem  sie  Paraamino- 
diphenylamin  mit  einem  Oxydationsmittel  aufdrucken  und  die  StofFe  auf  der 
Trommel  trocknen. 

—  Untifllp  konstruiert  eine  Eartoffellegemasohine,  die  auch  bei  schwererem 
Boden  mit  Sicherheit  arbeitet.  Die  Maschine  wird  von  F.  Lehmann  in 
Berlin  fabriziert.    (Vgl.  auch  1904  E.) 

—  G.  UrMn  und  H.  Laeemb«  schlagen  zur  Trennung  der  seltenen  Erden  die 
Fraktionierung  mittels  der  Wismutmagnesiumnitratdoppelsalze  vor.  Diese 
Methode  eignet  sich  insbesondere  zur  Trennung  des  Gadoliniums  von  den 
rohen  Tttererden,  der  Cererden  von  den  Yttererden,  der  Samarerde  von 
den  sie  begleitenden  Erden. 

—  Arthur  WahiMlt  findet,  daß  die  Oxyde  der  Erdalkalimetalle  in  glühendem 
Zustande  bei  beliebigen  Drucken  zahlreiche  negative  Ionen  aussenden. 
Die  Verwendung  solcher  Kathoden  in  Entladungsrohren  setzt  den  Katho- 
denfall sehr  beträchtlich  herab.  Praktisch  am  wichtigsten  dürfte  die  Ver- 
wendung solcher  Röhren  als  VentUröhren  für  Wechselströme  sein. 

—  Wolfgang  Waidiardt.  führt  auf  Grund  experimenteller  Studien  den  Nach- 
weis, daß  bei  Ermüdung  und  nachfolgender  Erholung  neugebildetes  Toxin 
und  Antitoxin  eine  ausschlaggebende  Rolle  spielen. 

—  L.  W*IB  und  0.  Alclnl«  finden  in  dem  sogenannten  „Mischmetall",  einer 
Legierung  sämtlicher  Cerit-  und  Yttermetalle,  ein  ausgezeichnetes  Mittel 
zur  Reduktion  anderer  Metalloxyde.  Folgende  Metalle  lassen  sich  leicht  rein 
erhalten:  Eisen,  Nickel,  Kobalt,  Mangan,  Chrom,  Molybdän,  Vanadium, 
Niobium,  Tantal  (die  beiden  letzteren  nicht  ganz  schlaokenfrei). 

—  Nachdem  dahin  zielende  Versuche  schon  1898  von  Backhaus  und  später 
(1900)  von  demselben  Forscher  im  Verein  mit  Appel  unternommen  worden 
waren,  erfinden  die  Belgier  WlilMn  und  Ml«l«  ein  Verfahren  zur  Milchge- 
winnung, das  im  wesentlichen  in  der  Anwendung  besonderer  Melkräume, 
Einhüllen  der  Kuh  in  ein  nur  das  Enter  freilassendes  Leinentuch  und  in 
strengster  aseptischer  Handhabung  besteht.  Das  Verfahren  liefert  so  gute 
Resultate,  daß  eine  Rohmilch  mit  einem  Gehalt  von  unter  100  Keimen 
auf  den  Kubikzentimeter  erzielt  wird.    (3.  a.  1891  R.) 

—  Worfcmm,  Clark  &  Company  in  Belfast  bauen  den  ersten  für  den  trans- 
atlantischen Verkehr  bestimmten  Turbinendampfer  „Victorian",  für  die 
Allan-Linie.  Das  Schiff,  welches  den  Postdienst  mit  Canada  vermittelt, 
ist  164,6  m  lang,  18,3  m  breit,  hat  eine  Wasserverdrängung  von  13  000 1 
und  fünf  Parsonsturbinen ,  die  an  drei  Schraubenwellen  mit  je  einer 
Schraube  wirken. 

1905  Albtn-SehBnlMrc  wendet  die  Röntgenstrahlung  zur  Untersuchung  von 
Mumien  an. 

—  Horace  Allan  gibt  ein  Schema,  welches  die  Verteilung  der  Temperaturen 
und  der  übrigen  Vorgänge  im  Hochofen  darstellen  soll  und  auf  Grund 
eigener  Studien  und  zahlreicher  früherer  Beobachtungen  zusammengestellt 
ist.  Die  Drucke  des  in  den  Ofengasen  enthaltenen  Kohlenoxyds,  sowie 
der  Kohlensäure  sind  dabei,  wie  von  Jüptner  bemerkt,  nicht  berück- 
sichtigt. 

—  Die  Allgemalna  EMridttts-Giiellteliaft  in  Berlin  verwendet  bei  dem  „Acetat- 
draht '  eine  neue  Art  der  Isolierung  dünner  Drähte.  Die  Drähte  werden 
mit  einem  0,02  mm  dicken  Überzug  von  Cellulose-Tetra-Acetat  verseben. 
Diese  Hülle  ist  sehr  biegsam   und  zähe,   daher '  hohen  mechanischen  An- 


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IMS 

sprächen  gewaohaen,  unhygroskopiscb,  gegen  Temperaturen  bis  zu  150* 
unempfindlich,  und  wird  erst  bei  Spannungen  von  1600  Volt  durchschlagen. 
Durch  diese  dünne  Isolierung  wird,  namentlich  bei  dünndrähtigen  Spulen, 
eine  weit  günstigere  Ausnutzung  des  Wicklungsraumes  ermöglicht,  ttis  bei 
den  bisher  gebräuchlichen  Isolationsmitteln.  In  neuerer  Zeit  ersetzt  die 
Firma  diesen  Aoetatdraht  durch  den  ihm  ähnlichen  EmaUdraht. 
1905  Koald  AmundMü  stellt  während  seines  Aufenthaltes  auf  der  Insel  Boothia 
Felix  (s.  1903  A.)  eine  Wanderung  des  magnetischen  Nordpols  von  10  bis 
100  Seemeilen  fest. 

—  F.  M.  Amodin  konstruiert  eine  Nietmaschine  mit  Handbetrieb,  die  auch 
außerhalb  der  Werkstätten,  so  z.  B.  bei  der  Montage  von  Bracken  usw. 
verwendbar  ist. 

—  Die  Baidwin-Locomothrfakrik  in  Philadelphia  baut  für  die  Chicago  und  Alton 
Hailway  Schnellzuglokomotiven  nach  dem  Atlantictyp,  bei  denen  die  Heiz- 
fläche auf  3436  Quadratfuß  gesteigert  ist,  deren  Gewicht  19  tons  beträgt, 
und  die  über  2000  effektive  Pferdekräfte  entwickeln.    (Vgl.  auch  1903  B.) 

—  Oscar  Bally  wendet  die  Skraup'sche  Synthese  auf  ^-Amidoanthrachinon  an 
imd  erhält  an  Stelle  von  Antbrachinonchinolin  einen  Körper,  der  als  Kon- 
densationsprodukt  von  zwei  Molekülen  Glycerin  und  einem  Moleküle  Anthra- 
chinon  aufzufassen  ist,  und  den  er  „Benzanthren"  nennt.  Beim  Ver- 
schmelzen mit  kaustischen  Alkalien  gibt  dieser  Körper  das  Cyananthren, 
einen  hervorragend  echten  blauen  Küpenfarbstoff.  Aus  Anthrachinon 
selbst  mit  Glycerin  entsteht  ein  Benzanthren,  das  stickstofffrei  ist  und 
beim  Verschmelzen  mit  Ätzkali  einen  außerordentlich  echten  intensiv 
blauvioletten  Substantiven  Farbstoff  gibt. 

—  Ernst  Bwkmann  verwendet  mit  gutem  Erfolge  das  von  den  elektrochemi- 
schen Werken  in  Bitterfeld  hergestellte  Calcium  in  Form  von  feinen 
Spähnen  zu  Reduktionen.  Er  reduziert  damit  z.  B.  Nitrobenzol  zu  Azoxy- 
benzol  oder  Anilin,  Oxime  zu  Aminen;  nach  dem  Goldschmidt'schen  Ver- 
fahren Metalloxyde  oder  SuMde  zu  Metall.  Das  Calcium  wird  auch  an 
Stelle  von  Magnesium  in  der  Grignard'sohen  Reaktion  verwendet. 

—  Otto  Barnwr  veröffentlicht  die  Resultate  seiner  auf  Veranlassung  des  Ver- 
eins Deutscher  Ingenieure  jahrelang  fortgesetzten  Versuche  über  Dampf- 
überhitzung  unter  dem  Titel  „Die  Anwendung  des  überhitzten  Dampfes 
bei  der  Kolbenmaschine". 

—  Alphonse  BartHlon  erfindet  eine  neue  Methode  der  Photogrammetrie,  ,,die 
metrische  Photographie",  welche  gestattet,  den  Schauplatz  eines  Verbrechens 
derart  aufzunehmen,  daß  auf  Grund  der  Photographien  eine  genaue  geo- 
metrische Zeichnung  der  betreffenden  örtlichkeit  angefertigt  werden  kann. 

—  Btaraackl  gelingt  es,  im  Vakuum  durch  starke  galvanische  Ströme  Eisen 
zu  zerstäuben  und  auf  polierten  Glasplatten,  die  über  den  glühenden  Eisen- 
streifen  aufgehängt  sind,  zusammenhängende  metallglänzende  Nieder- 
schläge zu  erhalten,  welche  ihre  vorzüglichen  Spiegeleigenschaften  lange 
Zeit  nahezu  unverändert  beibehalten.     (Vgl.  1896  K.) 

—  Bertram  Borden  Boltwood  findet,  daß  einer  bestimmten  Menge  Uran  in  einem 
radioaktiven  Mineral  stets  eine  bestimmte  Menge  Radium  beigesellt  ist, 
und  bezeichnet  daher  das  Radium  als  Abkömmling  des  Urans  im  Sinne 
der  Zerfalltheorie. 

—  Bertram  Bordon  Boltwood  luid  Emest  Rutharford  berechnen  auf  Grund  der 
von  Boltwood  (s.  1906  B.)  gefundenen  Konstanz  des  Verhältnisses  von 
Uran  und  Radium  den  Radiumgehalt  von  Uranerzen. 

—  Die  Firma  A.  Bonig  in  Berlin  baut  Heißdampflokomotiven,  die  bei  nur 
99  t  Gewicht  einschließlich  Tender  leicht  die  Geschwindigkeit  von  120  km 
in  der  Stunde  erreichen,  wobei  die  Treibräder  320  Umdrehungen  in  der  Mi- 


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1906 

nute  maohen.  Die  vorderen  Teile  dieser  Lokomotiven  laufen  zur  besseren 
Überwindung  des  Luftwiderstands  keilförmig  aus.  (Vgl.  1005  C.) 
1906  Der  Ingenieur  van  Braam  erfindet  einen  selbsttätigen  Zugsicherungsapparat 
mit  rein  meohanisoher  Betätigung.  Der  Apparat  besteht  aus  einem  maschi- 
nellen Teü,  welcher  auf  der  rechten  Seite  der  Lokomotive,  wo  der  Loko- 
motivführer seinen  Platz  hat,  montiert  wird,  und  aus  sogenannten  Streoken- 
pedalen,  die  auf  der  Strecke  am  Gleise  angeordnet  sind. 

—  Die  Brarni  &  Sharp*  Manufacturlne  GomiMUiy  in  Providenoe  baut  zur  Her- 
stellung der  im  Maschinenbau  benutzten  Normalmaße  eine  EaUbriermasohine, 
die  bis  zu  einer  Genauigkeit  von  1/4000  mm  arbeitet. 

—  Arthur  Wesley  Browm  entdeckt  eine  neue  Synthese  der  StiokstoSwasser- 
stoffsäure  durch  Einwirkung  von  Hydroperozyd  auf  Hydrazinsuliat  in 
saurer  Lösung.  Dies  ist  das  erste  Verfahren,  Hydrazin  unter  Ausschluß 
von  stickstoffhaltigen  Agentien  in  StickstofFwasserstofisäure  überzuführen. 

—  J.  Buab  führt  neuerdings  (s.  1812  M.)  die  vertikale  Retorte  in  die  Glas- 
industrie ein.  Er  konstruiert  einen  „Dessaner  Vertikalofen"  genannten 
Ofen  mit  zehn  je  4  m  langen  Retorten,  welchen  von  oben  die  Kohle  zu- 
geführt wird,  während  unten  nach  der  Ausgasung  der  Koks  abgezogen 
wird.  Das  System  liefert  höhere  Gasausbeute,  ein  fast  naphtalinfreies  Gas 
und  höhere  Ammoniakausbeute. 

—  Ernst  Bumm  weist  auf  die  diagnostische  Wichtigkeit  der  Leukooytose  bei 
Puerperalfieber  hin.     (Vgl.  auch  1902  K.) 

—  Die  Berliner  Glasbläser  R.  Buixw  ■•  Oo.  konstruieren  eine  Röntgenröhre 
mit  Wasserkühlung  und  automatischer  Vakuumregulierung. 

—  A.  Binchk«  und  H.  E.  Schmhtt  weisen  experimentell  nach,  daß  durch 
Röntgenstrahlung  die  Schweißabsonderung  (Katzenpfote)  vollkommen 
unterdrückt  werden  kann. 

—  E.  Chabiay  läßt  eine  Lösung  von  Natrium  in  flüssigem  Ammoniak  mit  einer 
ammoniakaUschen  Lösung  von  primärem  Alkohol  zusammentreten  und  erhält 
hierdurch  sofort  das  betreffende  Alkoholat  als  unlösliches  amorphes  Pulver. 
Zur  Darstellung  der  Alkoholate  von  sekundären  und  tertiären  Alkoholen, 
sowie  auch  der  Monometallverbindungen  der  mehrwertigen  Alkohole  muß 
man  einen  Überschuß  von  Alkohol  anwenden. 

—  Nachdem  sich  herausgestellt  hatte,  daß  die  Medullaranästhesie  mit  Cocain 
(s.  1900  B.)  oft  erhebliche  Gefahren  mit  sich  bringt  und  Bier  zuerst  als 
Ersatz  das  Eucain  B  empfohlen  hatte,  führt  Chaput  zu  diesen  Zwecken  das 
von  Foumeau  dargestellte  Stovain  (s.  1904  F.)  ein,  dessen  Ungefährlichkeit 
auch  von  Sonnenburg  bestätigt  wird. 

—  Die  dNmln  da  lar  Parls-Lyon-Madltarraiite  konstruiert  zuerst  ihre  Sohneil-  und 
Personenzuglokomotiven  ausschließlich  als  Windsohneidelokomotiven,  in- 
dem sie  alle  exponierten  Teile,  wie  Schornstein,  Führerstand,  Rauch- 
kammer, Dampfdom,  in  keilförmige  Vorderflächen  auslaufen  läßt. 

—  Frau  Sklodowska  Curfa  findet,  daß  die  vom  Polonium  ausgehenden  a-  Strahlen, 
wenn  sie  zwei  Schichten  verschiedener  Metalle  durchdringen,  je  nach  der 
Reihenfolge  dieser  Metalle  verschieden  stark  absorbiert  werden.  Sie  schließt 
daraus  auf  das  Vorhandensein  einer  durch  die  a-Strahlen  erregten  Sekundär- 
strahlung. Die  Erscheinung  wird  von  einer  Reihe  anderer  Forscher,  wie 
H.  Beoquerel,  E.  Meyer,  Kutera  und  MaSek,  Lise  Meitner,  W.  H.  Bragg, 
weiter  verfolgt,  die  zum  Teil  der  Ansicht  sind,  daß  dieselbe  auch  ohne  die 
Annahme  einer  Sekundärstrahlung  zu  erklären  sei.  Die  Frage  kann  zurzeit 
noch  nicht  als  erledigt  angesehen  werden. 

—  Die  DwitKha  aatgiabllcht-Gasallichaft  bringt  unter  dem  Namen  „Osramlampe" 
eine  Lampe  in  den  Handel,  deren  Glühfaden  aus  einer  Legierung  von 
Osmium  und  Wolfram,  in  der  das  letztere  vorherrscht,  besteht. 

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IMS 

1905  James  Diwar  erfindet  ein  Verfahren  zur  Trennung  von  Gasen,  welche  unter 
0°  sieden,  mit  Hilfe  von  Holzkohle,  welche  auf  eine  Temperatur  abgekühlt 
wird,  die  etwa  dem  Siedepunkt  des  zu  absorbierenden  Gases  entspricht. 
Aus  der  Holzkohle  wird  das  absorbierte  Gas  entweder  durch  Erwärmen 
oder  dtirch  Auspumpen  gewonnen. 

—  Der  Stabsarzt  DrOmr  in  Frankfurt  a.  M.  gibt  eine  Methode  zur  Messung 
stereoskopischer  Röntgenbilder  an.  Die  Methode  beruht  auf  dem  Prinzip 
des  von  Pulfrich  angegebenen  (s.  1899  P.)  Stereokomparators.  Nachdem 
der  zu  untersuchende  Körperteil  mit  Röntgenbeliohtimg  von  zwei  Stand- 
punkten aus  stereoskopisoh  aufgenommen  ist,  wird  imter  genau  gleichen 
Verhältnissen  ein  stereometrischer  MaBstab  aufgenommen.  Danach  werden 
beide  Aufnahmen  zur  Deckung  gebracht. 

—  Dvdtoy  zeigt,  daß  ein  Überzug  von  Papier  über  Eisen  für  Luft  und  Feuch- 
tigkeit völlig  undurchlässig  ist  und  das  Eisen  vor  dem  Rost  schützt. 
Nachdem  Dudley  zuerst  Fergamentpapier  angewendet  hatte,  geht  er  zu 
Faraffinpapier  über,  das  wegen  seiner  Schmiegsamkeit  vorzuziehen  ist. 

—  Diitton  und  Robert  KMh  finden  fast  gleichzeitig,  daß  die  afrikanische  Re- 
currens durch  den  Stich  einer  Zecke  (Omithodorus  moubata  Murray)  über- 
tragen wird,  welche  in  dem  trockenen  Boden  der  Hütten  lebt,  und  in 
deren  Eiern  die  Parasiten  sich,  wie  es  scheint,  vermehren. 

—  Paul  Ehrlkh  stellt  einen  neuen  TmmunitätsbegrifF  auf,  die  ,,atreptiBche  Im- 
munität", welche  besagt,  daß  das  Wachsen  eines  Tumors  außer  von  den 
vulgären  Nahrungsstoften  noch  von  einem  bestimmten  nur  in  der  be- 
trefFenden  Tierspezies  disponibeln  Stoff  abhängt.  Er  findet  die  immuni- 
sierende Wirkung  von  an  sich  avirulenten  Spontantumoren  der  Maus  gegen 
maligne  Tumoren  dieser  Tierspezies.  Außerdem  beobachtet  er  mehrfach 
in  Gemeinschaft  mit  Apolant  die  Entwicklung  echter  Sarkome  bei  fort- 
gesetzten Carcinomtransplantationen. 

—  Alfred  Elnhprn  entdeckt  das  Novocain,  das  Monoohlorhydrat  des  Para- 
Aminobenzoyldiäthylaminoäthenols,  das  vielfach  als  Cocainersatzmittel  ge- 
braucht wird. 

—  Wilhelm  Eiehwailwr  findet,  daß  meist  eine  recht  glatte  Meth^erung  ein- 
tritt, wenn  man  Anhydrobasen,  Amine  oder  ihre  Salze  bei  Giegenwart 
von  Säuren  mit  Formaldehydlösung  oder  auch  Trioxymethylen  unter  Druck 
erhitzt. 

—  S.  Flnttarwaldar  und  A.  BlOmek«  machen  Untersuchimgen  am  Hintereisfemer, 
die  wichtige  neue  Beiträge  zur  Mechanik  der  Eisbewegung  liefern.  Ihren 
Feststellungen  zufolge  ist  die  Gletscherbewegung  nicht  stetig,  sondern 
ändert  sich  ruckweise.  Auch  treten  Perioden  von  Maximal-  und  Minimal- 
geschwindigkeiten  ein,  die  wahrscheinlich  die  Folge  periodisoher  Druck- 
schwankxmgen  sind.  Die  Geschwindigkeit  ist  nicht,  wie  man  bisher  an- 
nahm, allgemein  im  Sommer  größer  als  im  Winter,  sondern  nur  im  untern 
Drittel  der  Gletscherzunge,  während  weiter  hinauf  bis  nahe  zur  Fimgrenze 
die  Winterbewegung  überwiegt.  Die  Ursache  dieser  Beschleunigung  im 
Winter  ist  wahrscheinlich  in  dem  gesteigerten  Druck  des  Fimfeldes  zu 
suchen.    (Vgl.  auch  1888  F.  und  1891  R.) 

—  Emil  FlMhwr  und  Emil  AbdMrhaldm  zeigen,  daß  die  künstlichen  Polypeptide 
(8.  1903  F.)  in  ihrem  Verhalten  gegen  die  Verdauungsfermente  die  größte 
Analogie  mit  den  natürlichen  Peptonen  zeigen.  Es  gelingt  ihnen,  im  fol- 
genden Jahre  bei  der  Untersuchung  der  Seide  durch  partiellen  Abbau 
zwei  Dipeptide  zu  gewinnen,  die  vorher  schon  durch  Synthese  erhalten 
worden  waren. 

—  Emil  Flichw  und  Joseph  von  Mwlng  stellen  einen  dem  Diäthylmalonyl- 
hamstoS  entsprechenden   DipropylmalonylharnstoS  her,    der  unter  dem 

—     1040     — 


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Kamen  „Proponal"  von  der  Firma  £.  Merok  in  den  Arzneiaohats  ein- 
geführt •mxä. 
1906   J.  A.  Ftamlng  gründet   auf  den   Edisoneffekt  ein   Ventil  für  elektrisohe 
Sohwingongen  nnd   macht  dieses  für   die  Zwecke  der  drahtlosen   Tele- 
graphie  nutzbar. 

—  Fonytha  konstruiert  einen  Schienenstoß,  der  den  Vorzog  hat,  daß  die 
Schienen  ohne  jegliche  Schrauben-  oder  Nietenlösung  sofort  getrennt  bez. 
zusammengefügt  -werden  können.  Jedes  Schienenende  trägt  einen  fest- 
geschraubten Schuh,  der  oben  den  Schienenfuß  umgibt  und  unten  in  einen 
Sockel  mit  Zähnen  ausläuft.  Die  Schienenköpfe  greifen  mit  den  Zähnen 
genau  ineinander.  Beim  Verlegen  des  Gleises  werden  je  zwei  Sockel  durch 
eine  schwere  eiserne  Schelle  und  eine  Art  Keilverschluß  zusammengepreßt 
und  in  ihrer  Lage  erhalten. 

—  FoucM  erfindet  die  sogenannte  „autogene  Schweißung",  bei  welcher  an 
Stelle  der  gewöhnUohen  Knallgasmischung  eine  Mischung  von  Sauerstoff 
und  Acetylen  verwendet  wird. 

—  Foureault  in  Lodelinsart  stellt  Glasplatten  (Fenster-  nnd  Spiegelglas)  her, 
indem  er  aus  der  Glasmasse  durch  Eintauchen  einer  Schiene  als  „Fang- 
stück" das  flüssige  Glas  emporhebt.  In  den  Schlitzen  der  Glaswannendecke, 
durch  die  das  Glas  emporgehoben  wird,  sind  Kfihlrohre  in  der  Bichtimg 
der  Plattenachse  angeordnet,  durch  welche  zum  Zweck  der  inneren  Küh- 
lung der  emporgezogenen  Glasmasse  Wasser,  Luft  oder  Ol  geleitet  wird. 
Die  entstehende  Glasplatte  wird  mittels  asbestüberzogener  Rollen  ununter- 
brochen gehoben.     (S.  a.  1903  L.) 

—  Adolph  Frank  stellt  reinen  Wasserstoff  aus  Wassergas  dar,  indem  er  das- 
selbe, um  die  neben  dem  Wasserstoff  darin  befindlichen  Bestandteile  zu 
binden,  über  Calciumcarbid  leitet,  das  auf  300  <>  C.  erhitzt  ist. 

—  Nachdem  Hubou  zur  Gewinnimg  von  Ruß  die  elektrische  Zündung  von 
komprimiertem  Acetylen  empfohlen  hatte,  arbeiten  Adolph  Frank,  Albert 
R.  Frank  und  N.  Caro  ein  Verfahren  der  Rußgewinnung  aus,  welches  das  Auf- 
treten der  teerartigen  Produkte,  wie  sie  sich  durch  Kondensation  bei  Zün- 
dung reinen  Acetylens  bilden,  vermeidet.  Dies  wird  dadurch  erreicht,  daß 
sie  nicht  mehr  Acetylen  allein,  sondern  ein  Gemisch  von  Acetylen  und 
Kohlenozyd  oder  Kohlensäure  durch  den  elektrischen  Funken  zur  Explo- 
sion bringen,  so  daß  der  freiwerdende  Wasserstoff  sogleich  verbrannt 
wird. 

—  Paul  FrisdMndar  stellt  den  Thioindigo  synthetisch  dar.  Dieser  Farbstoff, 
in  dem  die  Imidogruppe  des  Indigblau  durch  Schwefel  ersetzt  ist,  besteht 
aus  braunroten,  bronceglänzenden  Nädelchen,  ist  in  den  gebräuchlichen 
Lösungsmitteln  schwer  löslich  und  bei  höherer  Temperatur  beständiger  und 
gegen  Oxydationsmittel  widerstandsfähiger  als  Indigblau.  Alkalische  Re- 
duktionsmittel erzeugen  ein  alkalilöslichee  Reduktionsprodukt,  dessen  Lö- 
sung sich  an  der  Luft  mit  einer  roten  Blume  bedeckt  und  zum  Färben 
von  Textilfasem  benutzt  werden  kann.  Näheren  Untersuchungen  zufolge 
scheint  Thioindigorot  mit  dem  tyrischen  Purpur  der  Alten  identisch 
zu  sein. 

—  W.  Qarts  wendet  den  Grundgedanken  der  nassen  Gasuhr  in  umgekehrtem 
Sinne  zur  Konstruktion  einer  Quecksilberluftpumpe  an.  In  dem  durch 
eine  Wasserstrahlpumpe  hergestellten  Vakuum  dreht  sich  eine  Porzellan- 
trommel,  die  in  Quecksilber  taucht.  Durch  besondere  Anordnung  der  Ein- 
und  AuslaßöSnungen  der  Trommelkammem  wird  die  Leistung  der  Pumpe 
so  weit  erhöht,  daß  sie  alle  andern  an  Schnelligkeit  und  Wirksamkeit  über- 
trifft.   Die  Pumpe  wird  von  £.  Leyboldt's  Nachfolger  in  Cöln  hergestellt. 

—  Ernst  Oslireka  findet   das   Hehl'sche  Gesetz  (s.  1901  H.)  auch  für  da«  an- 

Darmitkedter.  M 

—     1041     — 


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odische  Grlimmlioht  gültig  und  gröndet  darauf  die  Konstruktion  eines 
Glimmlichtoszillographen. 
1905  Ernst  Sehrekt  schaltet  zwei  Lummer-Gehroke'sche  Interferenzspektroskope 
(s.  1901  L.)  gekreuzt  hintereinander  nnd  erhält  so  in  monochromatischeia 
Licht  Interferenzpunkte  statt  der  Interferenzlinien.  Diese  Methode  hat 
den  Vorzug,  mit  großer  Auflösungskraft  starke  Dispersion   zu  verbinden. 

—  Cari  QoliilchmMt  findet,  daß  zur  katalytisohen  Abscheidung  von  Chrom 
aus  seinen  Salzen  die  Anwesenheit  von  Zinn  oder  einer  seiner  Legierungen 
genfigt. 

—  Carl  Soliitehmidi  gewinnt  quantitativ  Cadmiummetall  aus  den  Lösungen 
seiner  Salze  durch  Aluminium  bei  Gegenwart  einer  Spur  von  Chrom - 
nitratlösung. 

—  fiBrI  und  Stocmann  berichten  über  grönstige  Erfolge  bei  der  Behandlung  des 
Kropfes  mit  Eöntgenstrahlen. 

—  Heinrich  araimeher  findet  die  Ursache  des  Voltaeffektes  in  der  den  Metallen 
stets  anhaftenden  Flüssigkeitshaut. 

^  Der  Direktor  des  Berliner  Universitätsinstituts  für  Untersuchungen  mit 
Röntgenstrahlen,  Emil  Qninmach,  konstruiert  eine  Röntgenröhre  aus  kalium- 
haltigem  Glase.  Da  dieses  dunkelblau  fluoresciert,  so  wird  das  beobach- 
tende Auge  weniger  angegriffen  als  bei  den  sonst  gebräuchhchen  Röhren 
aus  grünlich  fluorescierendem  natriumhaltigem  Glase.  Die  Grunmach'sche 
Röhre  ist  mit  Blenden,  Eühlungsvorriohtung  und  Fadenkreuzen  für  die 
genaue  Einstellung  ausgerüstet. 

—  Antoine  6untz  gewinnt  reines  Barium  und  Strontium,  indem  er  aus  Baiium- 
und  Strontiumamalgam  gewonnenes,  möglichst  reines  Barium  und  Strontium 
durch  Wasserstoff  in  Hydrfir  verwandelt  und  dieses  im  Vakuum  stark  er- 
hitzt, wobei  krystallinisohes,  absolut  reines  Metall  sublimiert. 

—  A.  Hallw  und  C.  MartiM  stellen  durch  Einwirkung  von  Isopropyljodid 
auf  Natriummethylcyclohezanon  Menthon  dar,  das  sie  durch  Reduktion 
in  Menthol  überführen. 

—  Die  HtmiHirg-AmarikanItehs  Pakstlahrt-AktIncaMlIaehaN  nimmt  d«i  Doppel- 
schraubendampfer „Kaiserin  Auguste  Victoria"  in  Betrieb,  der  bei  einer  Total- 
l&nge  von  700  Fuß,  einer  Breite  von  77  Fuß  und  einer  Tiefe  von  64  Fuß  mit 
einem  Bruttotonnengehalt  von  25000 1  bei  42  600 1  Wasserverdrängung  und 
17200  PS  Kraftentwicklnng  das  größte  bis  dahin  erbaute  Dampfschiff  ist. 
(Vgl.  1906  Br.) 

—  C.  Harrtet  zeigt,  daß  der  Parakautschuk  ein  polymeres  Dimethylcydo- 
octadiSn  ist  tind  daß  derselbe  sich  wahrscheinlich  als  ein  Umwandlungs- 
prodnkt  gewisser  Zuckerarten  darstellt.  Er  untersucht  auch  den  Kohlen- 
wasserstoff der  Guttapercha  und  findet  dabei  ähnliche  Verhältnisse,  wie 
bei  dem  Kohlenwasserstoff  des  Parakautsohuks. 

—  Walter  Noel  Harttey  studiert  eingehend  die  von  Miller  1863  zuerst  beob- 
achtete Absorption  des  ultravioletten  Lichtes  durch  Benzol  und  macht 
dieselbe  zum  Ausgangspunkt  einer  physikalischen  Theorie  der  Färbung 
organischer  Verbindungen. 

—  Die  amerikanischen  Physiker  Ph.  E.  Habb  und  A.  A.  MlehatoMi  machen  eine 
neue  Messung  der  Schallgeschwindigkeit,  und  zwar  innerhalb  der  Wände  ihres 
Laboratoriums.  Sie  stellen  zwei  große  Parabolspiegel  auf,  in  deren  Brenn- 
punkten sich  zwei  Mikrophone  befinden,  in  einem  Brennpunkt  außerdem  noch 
die  zur  Messung  bestimmte  Schallquelle.  Die  Ströme  beider  Mikrophone 
gehen  in  das  Telephon  des  Beobachters,  der  sowohl  die  Schallquelle,  ^ 
deren  Reflex  im  zweiten  Spiegel  hört.  Hierdurch  ist  es  ihm  möglich,  gewisser- 
maßen auf  beiden  Beobachtungsstationen  gleichzeitig  anwesMid  zu  sein. 
Bei  einer  gewissen  Entfernung  der  Spiegel,   die  von   der  Höhe  des  Tones 

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1906 

abh&ngt,  sohwäohen  die  SohallweHen  sich  gegenseitig  ab,  so  daß  ein  Minimum 
der  Grehörsempflndung  stattfindet.  Ans  dem  Spiegelabstand  nnd  der  Sohwin- 
gnngszahl  der  Wellen  am  SohaUeireger  läßt  sich  die  SchaUgesohwindigkeit 
berechnen,  die  Hebb  mit  331,29  m  in  der  Sekimde  feststellt. 
1906  HmtclMl  &  Sohn  in  Cassel  bauen  für  die  preußische  Eisenbahnverwaltung 
nach  Wittfeld's  Entwürfen  VerbundlokomotiTen  mit  zwei  außenliegenden 
Hochdruck-  und  einem  innenliegenden  Niederdruckcylinder.  Der  hohen 
Geschmndigkeit  wird  durch  die  zugespitzte  Form  der  dem  Luftwider- 
stand  ausgesetzten  Teile  Rechnung  getragen.    (Vgl.  auch  1906  C.) 

—  Der  danische  Ingenieur  Hllktor  erfindet  einen  „Autographon"  geniumten 
selbsttätigen  Feuermelder,  der  auf  der  leichten  Verdampfbarkeit  des  Äthers 
beruht. 

—  F.  Hofmann  stellt  das  Monochlorhydrat  des  Benzoyl-Tetramethyldiamino- 
Äthylisopropylalkohols  dar,  das  unter  dem  Kamen  „Alypin"  von  E.  Im- 
pens  in  den  Arzneischatz  eingeführt  und  als  Lokalanästhetikum  zum 
Ersatz  von  Cocain  angewendet  wird. 

—  Die  Ingtnoll  Mllling  Maehim  Co.  in  Rockford  erbaut  ffir  die  General  Elec- 
tric Co.  eine  Fräsmaschine  von  120  PS  Leistungsfähigkeit  mit  elektrischem 
Antrieb,  welche  Stücke  bis  zu  3,06  m  Höhe  imd  ebenso  viel  Breite  zu  be- 
arbeiten vermag.   Der  Tisch  ist  6,1  m  lang  und  ruht  auf  vier  Gleitfläohen. 

—  0.  KoHmr  legt  in  seinem  Werke  „Ernährung  der  landwirtschaftlichen  Nutz- 
tiere" die  Forschungsresultate  nieder,  die  er  bei  seinen  langjährigen  Unter- 
suchungen über  die  Verwertung  der  Futtermittel  gewonnen  hat,  wobei  er 
der  Bewertung  dieser  Mittel  ihren  Energiewert  zugrunde  legt.  In  bezug 
auf  die  Fütterung  der  Nutztiere  unter  den  Verhältnissen  der  land- 
wirtschaftlichen Praxis  bedeutet  dieses  Werk  einen  Wendepunkt  in  der 
Fütterungslehre. 

—  Robert  Koch  klärt  den  Entwicklungsgang  des  Erregers  des  Texasfiebeis. 
des  Piroplasma  bigeminum  (Theobald  Smith),  im  Mageninhalt  gewisser 
Zecken  (Rhipioephalus  austrahs,  Rhipicephalus  Evertsi  und  Hyolomma 
aegyptium)  näher  auf. 

—  Robert  Koch  stellt  im  Gegensatz  zu  der  bisherigen  Annahme  fest,  daß 
die  Übertragung  der  Tsetsekrankheit  durch  mehrere  Glossinenarten,  haupt- 
sächlich durch  Glossina  fusca,  geschieht,  und  stellt  Untersuchungen  über 
den  Entwicklungsgang  der  Trypanosomen  in  der  Glossina  an.  Er  zieht 
auch  das  Mal  de  Caderas,  das  1847  in  Südamerika  zuerst  beobachtet 
worden  ist,  in  den  Bereich  seiner  Studien.  Diese  Krankheit  wird  ebenfalls 
durch  einen  Blutparasiten,  das  Trypanosoma  Elmaasiani,  verursacht. 

—  Robert  Koch  faßt  auf  Grund  seiner  Studien  die  Piroplasmen  des  Küsten- 
flebers,  die  von  Dwhunkowiki  im  transkaukasischen  Rußland  gefundenen 
Piroplasmen  u.  a.,  bei  denen  die  Parasiten  in  Kreuzform  vorkommen, 
zu  einer  besonderen  Gruppe  zusammen,  im  Gegensatz  zu  den  echten  Piro- 
plasmen von  Rind.  Hund  und  Pferd,  die  eine  charakteristische  Zwei- 
teilung zeigen. 

—  Vom  KBnlgllchon  Acronaatitchcii  Obiorvttorium  Undonborc  gelingt  am  26.  No- 
vember ein  Drachenaufstieg  bis  zu  6430  m  mit  sechs  Drachen  von  zu- 
sammen 27  qm  Fläche  und  unter  Verwendung  von  14600  m  Draht.  Der 
Luftdruck  betrug  in  dieser  Höhe  330  mm,  die  Temi>eratur  — 26 <*  C, 
während  sie  unten  4,9"  C.  war.  In  der  größten  Höhe  wehte  ein  Westwind 
mit  26  m  in  der  Sekunde,  während  die  Windgeschwindigkeit  in  den  unteren 
und  mittleren  Schichten  nur  8 — 10  m  betrug.  Die  Drähte  waren  bis  auf 
0,6  mm  Dicke  vermindert  worden,  was  infolge  ihrer  erhöhten  Bruchfestigkeit 
möglich  war.    Die  größte  bis  dahin  erreichte  Höhe  war  6100  m  bei  einem 

««• 
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von  Teisserenc  de  Bort  veranlaßten  Drachenaufstieg  von  Bord  des  dSnüohen 
Eanonenbootee  „Falster". 
1906  KOpptn  Mttaihnrkt  in  Bonn  bringen  unter  dem  Kamen  „Tinol"  eine  salben- 
artige Lötmasse  in  den  Handel,  die  einfach  auf  die  zu  behandelnde  Metall- 
fl&ohe  aufgestrichen  wird.  Ist  dies  geschehen,  so  fährt  man  mit  dem  Lötkolben 
entlang  und  lötet  die  ganze  Naht  oder  den  ganzen  G«gen8tand  fertig  zu- 
sammen. Die  Masse  besteht  aus  mit  gepreßter  Luft  fein  zerstäubtem 
Weichlot,  das  mit  Chlorammonium  oder  Chlorzink  und  mit  G-lycerin  an- 
gerührt wird  und  dem  daim  zur  Erzeugung  einer  Paste  ein  Verdioknngs- 
mittel,  etwa  Cellulose,  zugesetzt  wird. 

—  W.  Umi  bedient  sich  der  Stereophotogrammetrie  zur  Vermessung  der  Höhe 
und  Gestalt  der  Meereswellen  in  der  Absicht,  Unterlagen  für  die  Berech- 
nung und  den  Bau  von  Schiffen  zu  gewinnen. 

—  Lamptand  macht  auf  dem  Lowell- Observatorium  photographische  Aufnahmen 
vom  Mars,  auf  denen  die  MarskanUe  (s.  1878  Seh.),  wie  es  scheint,  tat- 
sächlich zu  erkennen  sind. 

—  Faul  Lebaau  verwendet  Metallammoniumverbindungen  zur  Darstellung  von 
Methankohlenwasserstoften.  So  entsteht  bei  Einwirkung  von  Monochlor- 
methan  auf  absolut  trockene  Lösung  von  Natriumammonium  in  flüssigem 
Ammoniak  reines  Methan.  Bei  —  400  werden  die  Monohalogenderivate 
des  Methans  in  das  korrespondierende  Amin  verwandelt.  In  der  aroma- 
tischen Reihe  verläuft  die  Keaktion  in  analoger  Weise. 

—  Gustav  E.  LaHliSiiMr  in  Berlin  gibt  eine  stroboskopische  Methode  zur  Ana- 
lyse von  Wechselstromkurven  an.  Die  stroboskopische  Scheibe  ist  auf 
konzentrischen  Kreisen  in  schwarze  und  weiße  Sektoren  geteilt,  deren 
Zahlen  in  den  einzelnen  Ringen  im  Verhältnis  der  natürlichen  Zahlenreihe 
stehen.  Die  rotierende  Scheibe  wird  mit  einer  durch  den  zu  analysierenden 
Strom  gespeisten  Lichtquelle  beleuchtet.  Die  den  Partialschwingangen 
des  Stromes  entsprechenden  Ringe  scheinen  stillzustehen. 

—  Lsvadlti  findet,  daß  man  an  Schnitten  durch  eine  Modifikation  der  von 
Ramon  y  Cajal  für  Himstudien  verwandten  Silberfärbung  die  Spirochaeten 
klar  darstellen  kann. 

—  LtvaiM  und  Baatty  entdecken,  daß  bei  der  Verdauung  der  G«latine  ein  Di- 
peptid  in  Gestalt  einer  Kombination  von  Glykokoll  imd  Prolin  entsteht. 

—  LItbold  &  Co.  in  Langebrüok  bei  Dresden  fiberbrücken  das  Syratal  bei 
Plauen  i.  V.  mit  einer  Brücke  von  90  m  Spannweite  in  massiver  Ban- 
ausführung (Bruchsteinzementmauerwerk  ohne  Gelenke),  die  größte  mit 
reinen  Massivbögen  erreichte  Spannung. 

—  Paul  LucM  stellt  Intensivlampen  her,  bei  welchen  der  von  Denayroiue 
(s.  1895  D.)  gegebene  Gedanke,  die  Heizwirkung  der  Abgase  zur  Dmok- 
erhöhung  dos  Gasluftgemisohes  auszunutzen,  praktisch  ausgeführt  ist.  Die 
Wärme  wird  durch  eine  Thermobatterie  in  Elektrizität  umgesetzt,  die 
ihrerseits  dazu  dient,  einen  kleinen  Ventilator  anzutreiben. 

—  A.  und  L.  LumMra  und  A.  Saymnli  beobachten,  daß  die  Oxydation  von 
Natriumsulfitlösungen  an  der  Luft  verhindert  wird  durch  Zusatz  einer 
sehr  geringen  Menge  eines  Reduktionsmittels,  z.  B.  Hydroohinon.  Sie  be- 
zeichnen diese  Erscheinung  als  Antioxydation,  die  betreffenden  Körper  als 
Antioxydationsmittel. 

—  Die  Firma  J.  A.  HMIsl  in  München  baut  für  die  badischen  Staatseisen- 
bahnen  Verbundlokomotiven  mit  vier  Zylindern,  die  bei  120 1  Gewicht 
bis  zu  1850  Pferdekräfte  entwickeln.  Der  Kesseldruck  ist  auf  16  Atmo- 
sphären gesteigert.  Der  hohen  Geschwindigkeit  ist  durch  die  zugespitzte 
Form  aller  dem  Luftwiderstand  besonders  ausgesetzter  Teile  Rechnung 
getragen.   (Vgl.  a.  1905  C.) 


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1906 

1906  A.  MalliM  beobachtet,  daß  bei  Gregenwart  von  fein  Terteiltem  Nickel  oder 
Kupfer  Aldoxime  and  Ketoxime  durch  überBohÜBsigen  Wasserstoff  zu 
einem  Gemisch  von  primären  und  sekundären  Aminen  reduziert  werden. 

—  Erich  Man  mißt  nach  einer  der  Zwei-Zahnräder-Methode  von  Fizeau  nach- 
gebildeten Methode  die  Geschwindigkeit  der  Köntgenstrahlen  und  findet 
sie  gleich  der  Lichtgeschwindigkeit.  Diese  Messungen  werden  indes  von 
B.  Pohl  und  J.  Franck  in  Berlin  (1908)  in  Zweifel  gezogen. 

—  Mtbchnlkolf  und  Roux  gelingt  der  Nachweis  der  Spirochaeta  pallida  auch 
bei  fortgezüchteten  Generationen  reiner  Affensyphilis.  (3.  1903  M.  und 
1905  S.) 

—  Henri  Molnafl  gelingt  es,  mit  Hilfe  eines  elektrischen  Stromes  von  500  Am- 
pere und  110  Volt  Spannung  Platin  und  Platinmetalle  zu  destillieren. 

—  Henri  Mohtan  beschreibt  eine  neue  Synthese  der  Oxalsäure,  deren  Alkali- 
salz neben  AlkaUformiat  entsteht,  wenn  man  in  Natrium-  oder  Kalium- 
hjdrür  bei  80"  trockene  Kohlensäure  einleitet. 

—  Morftn  konstruiert  einen  Generator,  der  aus  einem  auf  einen  gußeisernen 
Bing  lose  aufgesetzten,  unten  enger  werdenden,  feuerfest  ausgemauerten 
Blechmantel  besteht.  Die  Windzuführung  erfolgt  durch  ein  Dampfstrahl- 
gebläse  mit  regulierbarer  Lufteintrittsöffnung. 

—  Moiikowici  und  Stopmnn  behandeln  erfolgreich  die  Prostatahypertrophie 
mit  Röntgenstrahlen. 

—  M.  NtlSsr  und  H.  Sarin  arbeiten  ein  neues  Verfahren  zum  forensischen 
Nachweis  der  Herkunft  des  Blutes  aus,  bei  welchem  der  zur  Untersuchung 
kommende  Blutfleck  gelöst,  die  Lösung  mit  Antisernm  gemischt,  und  be- 
obachtet wird,  ob  das  resultierende  Gemisch  Komplement  bindet  oder 
nicht,  was  durch  die  Farbenreaktion  zu  erkennen  ist. 

—  Der  ObwTtisinIsciM  Vsrtln  TOr  Luftidilffabrt  in  Straßburg  läßt  am  3.  August 
einen  Registrierballon  zu  wissenschaftlichen  Zwecken  au&teigen,  welcher 
die  bisher  unerreichte  Höhe  von  25800  m  erreicht.  Der  Ballon  registriert 
folgende  Wärmeverhältnisse:  Temperatur  auf  dem  Erdboden  -\- 11"  C,  in 
6130  m  Höhe  -f  0,1»  C,  in  15600  m  Höhe  —  63»  C,  in  25800  m  Höhe  da- 
gegen nur  —  40"  C. 

—  Paarii  und  Hon»  veröffentlichen  ihr  Werk  „Geologie  der  nordwestlichen 
Hochlande  von  England",  das  auf  sorgfältigster  petrographisch-stratigraphi- 
scher  Arbeit  beruht  und  einen  Fortschritt  in  den  Anschauungen  über  die 
Struktur  der  Erdkruste  bedeutet. 

—  Charles  Dillon  Pwrin«  entdeckt  auf  der  Lick -Sternwarte  den  siebenten  Jupiter- 
mond, dessen  Helligkeit  nur  16.  Größe  ist. 

—  William  Henry  Plektrinf  entdeckt  auf  der  Sternwarte  des  Harvard  College 
in  Cambridge  den  zehnten  Mond  des  Saturn,  dessen  Umlaufszeit  21^/4  Tage 
beträgt,  und  dessen  Helligkeit  gleich  16 — 17  ist. 

—  Am6  PIctot  studiert  eingehend  den  Übergang  von  Pyrrolkörpem  in  Sub- 
stanzen der  Pyridinreihe;  es  gelingt  ihm,  das  Methylpyrrol  beim  Durchleiten 
des  Dampfes  durch  glühende  Röhren  in  Pyridin  überzuführen  und  vielfache 
analoge  Reaktionen  zu  erzielen.    (Vgl.  auch  1881  C.) 

—  Raoul  PIctot  verbessert  das  Fraktionierungsverfahren  der  flüssigen  Luft 
so,  daß  er  seiner  Angabe  nach  imstande  ist,  den  Sauerstoff  zu  1  Pfennig 
per  Kubikmeter  herzustellen.  Er  konstatiert,  daß  mit  der  beim  Ver- 
dampfen der  flüssigen  Luft  entstehenden  Kälte  bei  zwei  Atmosphären 
Druck  eine  der  verdampfenden  Luft  gleiche  Menge  Luft  sich  verflüssigen  läßt. 

—  H.  PotonM  kommt  in  seiner  Schrift  „Zur  Frage  nach  den  Urmaterialien 
der  Petrolea"  zu  dem  Resultat,  daß  das  Petroleum  unter  den  leicht  in 
der  Erdrinde  gegebenen  Umständen  (Druck  und  Wärme)  als  Destillations- 
produkt aus  dem  Sapropel  (dem  Faulschlamm,  d.  i.  den  Überbleibseln  der 


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im  Wasser   lebenden  Organismen   und  ihrer  Exkremente)  entstehe.     (VgL 
auch  1897  E.  und  1907  E.) 
1906    H.  PatonM  kommt  bei  seinen  Untersuchungen  über  die  Geneeis  der  Stein- 
kohlen zu  dem  Kesultate,  daß  die  Steinkohlenlager  als  fossile  Flachmoore 
anzusehen  seien. 

—  Valdemar  PoubMi  führt,  indem  er  das  Duddell'sche  Phänomen  (s.  1894  D.) 
zur  Hervorbringung  vollständig  ungedämpfter  elektrischer  Schwingungen 
benutzt,  den  Lichtbogen,  den  er  in  Wasserstoff  brennen  läßt,  als  Erreger 
elektrischer  Schwingungen  endgültig  in  die  drahtlose  Telegraphie  ein. 

—  William  Ramtay  zeigt,  daß  radioaktives  Thorium  kein  primäres  radioaktives 
Produkt,  sondern  ein  Gremisch  von  Thorium  mit  ganz  geringen  Mengen 
eines  sehr  stark  aktiven  Radiothoriums  ist,  dessen  Emanation  verschieden 
von  Aktinium  ist. 

—  0.  Ruff  und  C.  Alkart  stellen  Siliciumfluoroform  durch  Umsetzung  von 
Siliciumchloroform  mit  Zinntetrafluorid   oder  besser  Titantetrafluorid  her. 

—  Ernst  Ruhimr  konstruiert  automatische  Latemenznndapparate  mit  Selen- 
zellen. Sobald  es  Kaoht  zu  werden  beginnt  und  die  Selenzelle  verdunkelt 
wird,  wird  ein  Trockenelement  selbsttätig  eingeschaltet,  der  Gashahn  öffnet 
sich  automatisch  und  die  Lampe  brennt.  Umgekehrt  wird  bei  beginnen- 
dem Tageslicht  durch  die  Belichtung  der  Selenzelle  das  Gasglühlicht  von 
selbst  gelöscht.  Die  Apparate  sind  auch  von  Bedeutung  zur  selbsttätigen 
Zündung  und  Löschung  der  Gasbojen  an  der  Meeresküste. 

—  P.  Sabatlw  nimmt  ein  Patent  auf  Erzeugung  von  Leucht-  und  Heizgas. 
Die  Methode  beruht  darauf,  daß  bei  Einwirkung  fein  verteilter  Metalle 
auf  G«misohe  von  Eohlenoxyd  oder  Kohlendioxyd  und  Wasserstoff  sich 
Methan  bildet,  das  mit  Wasserstoff  und  Acetylen  gemischt  unter  fernerer 
Einwirkung  reduzierter  Metalle  Äthylen  und  höhere  lichtgebende  Kohlen- 
wasserstoffe gibt. 

—  P.  Sabatlar  und  J.  B.  Samlarani  gründen  auf  ihre  früheren  Beobachtungen 
(8.  1902  S.)  eine  neue  Methode  zur  Unterscheidung  von  primärem,  sekun- 
därem und  tertiärem  Alkohol,  indem  sie  das  flüssige  Reaktionsprodukt 
nacheinander  mit  Caro'schem  Reagens,  Semioarbazid  und  Brom  prüfen. 
Das  Trimethylcarbinol  ist  der  einzige  Alkohol,  der  bei  der  Hydrogenation 
gasförmigen  Kohlenwasserstoff  liefert. 

—  SandlMre  erfindet  ein  Verfahren,  durch  gemäßigte  (bei  10 — 32*  erfolgende) 
Einwirkung  von  konzentrierter  Schwefelsäure  auf  übelriechenden  Thran  und 
Destillation  der  erhaltenen  Fettsäure  mit  Wasserdampf  helle,  feste,  zur 
Seifen-  und  Eerzenfabrikation  geeignete  Fettsäuren  zu  erhalten,  deren  Gre- 
Tuch  nicht  mehr  an  Thran  erinnert. 

.—  Fritz  Schaudlnii  und  Erich  HollBuuin  entdecken  den  Erreger  der  Syphilis  in 
einem  feinen  Bchraubenförmigen  Mikroorganismus,  der  Spiroohaeta  pallida. 
(Vgl.  auch  1837  D.) 

—  Ruggiero  Schiff  zeigt  an  der  „Rogna"  genannten  Gesohwulstkrankheit  der 
OUvenbäume,  daß  sich  in  Pflanzen  ebenso  wie  im  Blute  der  Menschen 
und  Tiere  sogenannte  Antitoxine  bilden,  die  für  die  Krankheitserreger  ein 
spezifisches  Gift  sind  und  zur  Verteidigung  des  angegriffenen  Organismus 
dienen. 

—  Die  ScorlageMlIscIiart  in  Dortmund  erfindet  ein  Verfahren  der  Erzbiikettie- 
rung,  bei  welchem  granulierte  Hochofenschlacke  als  Bindemittel  verwendet 
wird.  Die  Schlacke  wird  mit  gespanntem  Wasserdampf  aufgeschlossen,  auf 
diese  Weise  in  ein  zementartig  abbindendes  Pulver  verwandelt  und  alsdann 
in  einem  Dampfmischer  mit  dem  Erz  gemischt  und  in  Dünkelberg'schen 
Pressen  brikettiert. 

—  W.  Saitz  in  Würzburg  findet  sehr  weiche  Röntgenstrahlen.   Er  erhält  diese 


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Strahlen  bis  herab  stt  Spannungen  von  600  Volt  nnd  darunter  mit  sehr 
kleinen  Röhren,  die  der  Antikathode  gegenüber  ein  sehr  dünnes  Aluminium- 
fenater  enthalten.  Die  Eigenschaften  dieser  stark  absorbierbaren  Strahlen 
entsprechen  denen  der  bekannten  härteren. 
1905  Friedrich  Wilhelm  Srnimlw  stellt  seine  neue  Fenohonformel  auf,  die  im 
Gegensatz  zu  der  bisher  allgemein  angenommenen,  von  Wallach  herrühren» 
den  steht.  Nach  der  Semmler'sohen  Formel  ist  das  Fenchon  Methyl- 
camphenilon,  nach  der  Wallach'sohen  ein  Methyl-Norcampher. 

—  Virgil  Snydsr  in  Philadelphia  entdeckt  Sadium  in  der  Sonnenphotosphäre, 
in  Nordlichtstrahlen,  Sternen  und  Stemnebeln.  Er  glaubt,  daß  auch  in 
den  Kometen  Badium  enthalten  sei. 

—  Der  belgische  Ingenieur  Snysn  in  Löwen  arbeitet  ein  System  einer  Ein- 
schienenbahn aus,  bei  welchem  das  zur  Bahn  gehörende  rollende  Material 
ans  tragenden  Rädern,  die  auf  der  Schiene  rollen  und  aus  Gleichgewichts- 
r&dem  besteht,  die  auf  dem  Erdboden  laufen  (daher  der  Name  „Ein- 
schienenbahn Isop^din",  d.  i.  in  gleicher  Höhe  mit  dem  Erdboden).  Die 
Verbindung  zwischen  den  beiden  Räderarten  ist  so  angeordnet,   daß  fast 

'  die  ganze  Last  auf  der  Schiene  ruht,  gleichgültig,   wie  sie  auf  dem  Fahr- 
zeug verteilt  wird. 

—  Der  Münchener  Maler  E.  Spitnr  vervollkommnet  den  photomeohanischen 
Druck,  indem  er  das  natürliche  Eom  des  Bildes  zur  Erzeugung  der  Dmck- 
elemente  benutzt.  Es  wird  auf  einer  dünnen,  ungekörnten,  mit  Chrom 
sensibilisierten  Schicht  eine  Kopie  erzeugt  und  durch  diese  ohne  weitere 
Zwisohenmanipulation  mit  in  ihrer  Konzentration  abgestuften  Lösungen 
z.  B.  von  Eisenohlorid,  das  Bild  als  Hochdruckform  in  die  Metall-(Zink-) 
Platte  eingeätzt. 

—  Der  Ingenieur  Staby  erfindet  eine  Rauohbeeeitignngsvorrichtung,  die  be- 
wirkt, daß  bei  jedesmaligem  Aufwerfen  von  Kohle  automatisch  ein  Dampf- 
strahlgebläse in  Tätigkeit  tritt  und  so  lange  eine  verstärkte  Luftmenge 
in  den  Heizraum  bläst,  bis  die  zuerst  aufsteigenden  qualmenden  Rauch- 
gase gehörig  vermischt  und  verbrannt  sind  und  die  frischen  Kohlen  ihre 
normale  Glut  erlangt  haben.  Diese  Vorrichtung  wird  bei  den  preußischen 
Sohnellznglokomotiven  eingebaut.    (Vgl.  auch  1894  L.) 

—  Hermann  Stiirtincw  entdeckt  die  Körperklasse  der  Ketene,  einen  bisher 
unbekannten  Typus  ungesättigter  Carbonylverbindungen. 

—  Hans  Stebba  stellt  eine  neue  Körperklasse,  die  „Fulgide"  dar,  die  als  die 
Anhydride  der  „Fulgensäuren"  genannten  ButadiSndicarbonsäuren  an- 
znsehen  sind. 

—  Nachdem  schon  verschiedene  Forscher,  u.  a.  Lebeau  (1902),  die  Existenz 
einer  besonderen  Antimonmodiflkation,  des  „schwarzen  Antimons",  ver- 
mutet hatten,  weisen  Alfred  Stock  und  Werner  SMsrt  experimentell  nach, 
daß  das  durch  Erwärmen  von  „gelbem  Antimon"  (vgl.  1904  St.)  her- 
gestellte ,, schwarze  Antimon"  eine  wohldefinierte  dritte  Modifikation  des 
Antimons  darstellt,  das  sich  auch  durch  Sublimation  des  gewöhnlichen 
Antimons  im  Wasserstoffstrom  erhalten  läßt.  Die  Analogie  zu  den  drei 
Arsenmodifikationen  (vgl.  1882  S.)  ist  somit  vollkommen. 

—  S.  Sonycki  modifiziert  den  Talbot'schen  Flußeisenprozeß  (s.  1899  T.)  in 
der  Absicht,  die  Schlackendecke  zu  verringern  und  so  die  Einwirkung  der 
Flamme  nicht  aUzusehr  zu  verlangsamen,  dahin,  daß  er  den  feststehenden 
Ofen  mit  zwei  oder  drei  Abstichöffnungen  versieht.  Aus  der  obem  kann 
man  eine  gewisse  Menge  Schlacke  ablassen,  aus  der  zweiten  den  Rest 
der  Schlacke,  aus  der  dritten  sticht  man  das  fertige  Eisen  ab. 

—  TlM  SMdbsrg  verbessert  die  Bredig'sche  Zerstäubungsmethode  zur  G«winnung 
von  Elementarsolen  (vgl.  1899  B.),  indem  er  bei  minimaler  mittlerer  Strom- 

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stärke  die  Spannung  bedeutend  steigert.  Er  stellt  so  Organosole  von 
Gold,  Silber,  Plstinmetallen  und  von  Zinn  dar. 
1906  E.  N.  Trump  konstruiert  eine  kontinuierliche  Meßmaschine,  mit  der  man 
entweder  eine  einzelne,  feste  oder  polverföimige  Substanz  fortdauernd  ab- 
meaaen  und  in  gleichmäßigem  Strom  einem  Apparat  zuführen  oder  auch 
die  verschiedenen  Bestandteile  einer  Mischung  im  geeigneten  Verhältnis 
zusammenbringen  kann. 

—  VandwMIt  konstruiert  einen  Waaserrohrkessel  für  Lokomotiven,  der  drei 
untere  in  der  Längsrichtung  der  Lokomotive  hegende  zylindrische  Wasser- 
behälter und  zwei  obere  Dampfbehälter  hat,  die  mit  den  ersteren  durch 
einige  hundert  vertikale  oder  gebogene  Röhren  verbunden  sind.  Der 
Raum  zwischen  den  Zylindern  und  den  Eommunikationsröhren  ist  von 
den  Flammen  und  Heizgasen  erfüllt,  die  Verdampfung  dementsprechend 
sehr  lebhaft. 

—  Francis  William  WiM  verbessert  seine  Verbundlokomotiven  (vgl.  1886  W.) 
so,  daB  sie  bei  einer  Eesselheizfläohe  von  2000  QuadratfuB  eine  Durch- 
schnittsgeschwindigkeit von  100  km  per  Stunde  vor  einem  vollen  Zuge  er- 
reichen. 

—  Paul  Wlchmann  in  Hamburg  konstruiert  eine  Röntgenröhre  für  therapeu- 
tische Zwecke,  die  mit  Ausnahme  einer  kleinen  Stelle  der  Wandung  aus 
Bleiglas  besteht.  Infolgedessen  treten  nur  die  zur  Nutzanwendung  die- 
nenden Röntgenstrahlen  aus,  wodurch  Patient  und  Arzt  gegen  schädliche 
Bestrahlung  geschützt  sind.  Ein  an  die  durchlässige  Stelle  der  Röhre  un- 
mittelbar ansetzbares  Tubensystem  gestattet,  die  heilsame  Wirkung  der 
Strahlung  auch  auf  tiefer  gelegene  Übel  direkt  anzuwenden,  und  dient 
außerdem  bei  photographischen  Aufnahmen  als  Blende. 

—  Die  Gebrüder  Orville  und  Wilbur  Wrlfht  in  Dayton  (Ohio)  konstruieren, 
durch  Lilienthal's  Versuche  angeregt  (s.  1890  L.),  i  J,  1900  eine  Flug- 
maschine, die  in  der  äußeren  Form  einem  Hargrave-Draohen  ähnelt,  und, 
mit  einem  Benzinmotor  versehen,  i.  J.  1903  einen  Gleitflug  von  260  m 
Länge  gegen  den  Wind  ausführt.  Mit  einem  anderen  Motorflieger  legen  sie 
am  20.  September  1904  zum  ersten  Male  einen  vollen  Kreis  zurück.  1906 
wird  der  Motorflieger  dann  so  weit  verbessert,  daß  sie  angeblich  Flüge  bis 
zu  24'/»  engl.  MeUen  mit  einer  Durchschnittsgeschwindigkeit  von  38  Meilen 
in  der  Stunde  ausführen.  Doch  sind  zuverlässige  Nachrichten  über  die 
Leistungsfähigkeit  der  Wright'schen  Flugmaschine  bis  jetzt  überhaupt  noch 
nicht  in  die  OSentUchkeit  gelangt. 

—  C.  Zmchtlls  beweist  experimenteU,  daß  viele  feste  Körper  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  verdunsten,  und  macht  die  Verdunstung  für  das  Auge  sicht- 
bar, indem  er  die  Dämpfe  der  zu  untersuchenden  Körper  durch  Blatt- 
silber absorbiert,  welches  dabei  eine  Farbenänderung  erleidet. 

—  Emil  Zlahl  konstruiert  Doppelfeldgeneratoren,  welche  zuerst  bei  der  Ber- 
liner Maschinenbau- Aktiengesellschaft  vorm.  L.  Schwartzkopff  gebaut  werden. 

1906  A.  Alku  und  C.  NiubMi  geben  in  ihrer  „Physiologie  und  Pathologie  des 
Miner  als  to3  wechseis"  eine  kritische  Zusammenstellung  der  auf  dem  Gebiete 
des  Mineralstoffwecbsels  gemachten  Forschungen  und  wertvolle  Tabellen 
über  den  MineralstoSgehalt  von  Nahrungs-  und  G«nuBmitteln,  die  teils 
auf  den  WoIfT'schen  Arbeiten  (vgl.  1880  W.),  teils  auf  eigenen  Analysen 
beruhen. 

—  Knut  AnfiMm  konstruiert  zur  Messung  der  Intensität  der  Sonnenstrahlung 
das  Kompensations-Pyrheliometer,  das  von  Aßmann  für  den  G«brauoh  bei 
Luftfahrten  adoptiert  wird. 

—  Mit  Hilfe  eines  von  dem  Grafen  Aixo  angegebenen  Verfahrens  einer  ver- 
änderten Einschaltung  der  Mikrophone,  deren  Schwingungen  mit  besonders 

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erzeugten  ungedämpften  Schwingungen  überlagert  sind,  gelingt  am  14.  Dez. 
ein  Gespräch  durch  drahtlose  Telephonie  zwischen  Berlin  und  Nauen 
auf  nahezu  40  km  Entfernung.  Es  ist  damit  ein  neuer  bedeutsamer  Schritt 
in  der  Entwicklung  der  drahtlosen  Telephonie  getan. 
1906  Aügiitt  araahflROK  von  OldMbuif  konstruiert  den  Niki-PTopeller,  eine  Schiffs- 
schraube, bei  welcher  die  Flügel  so  versetzt  sind,  daß  jedem  Flügel  freies 
Wasser  verschafft  wird. 

—  Ball  und  W*il  arbeiten  über  Leukocytose  und  zeigen,  daß  die  Bakterien 
gewisse,  von  ihnen  ,,Aggressine"  genannte  Körper  absondern,  um  sich 
gegen  die  Leukocyten  zu  verteidigen,  bez.  um  den  Widerstand  der  tierischen 
Zellen  zu  beseitigen. 

—  Alexander  Graham  MI  konstruiert  einen  Flugapparat,  dessen  Tragfläche 
aus  einer  großen  Anzahl  tetraederförtniger  Einzelzellen  besteht,  welche 
an  der  dem  Winde  zugekehrten  Seite  offen  sind.  Hierdurch  erhält  der 
Apparat  eine  große  Flächenausdehnnng  und  bietet  dem  Winde  eine  sehr 
große  Angriffsfläche.  Die  Versuche  mit  diesem  Flugapparat  geben  sehr 
gute  Resultate. 

—  A.  Bnnponul  stellt  die  Werte  für  die  sogenannte  terrestrische  Extinktion 
zusammen.  Diese  Werte  sind  teils  durch  astronomische  Absorptionsbe- 
Btimmungen  erhalten,  wie  die  von  G.  Müller  am  S&ntis  (1902),  teils  durch 
diaphanometrische  Bestimmungen,  die  1789  von  Saussure,  1848  von 
Schlagintweit  und  1864  von  Beer  gemacht  wurden,  teils  durch  photo- 
metrische  direkte  Absorptionsbeatimmungen,  die  von  Wild  (1866)  imd 
Oddone  (1901),  teils  durch  differentielle  Absorptionsbestimmungen  durch 
gleichzeitige  astrophotometrische  Beobachtungen  von  zwei  verschieden 
hohen  Stationen,  die  vonLangley  1884,  von  Müller  und  Kempf  1884  unter- 
nommen worden  sind.  Die  Bestimmungen  nach  den  verschiedenen  Me- 
thoden ergeben  für  die  hellsten  Strahlen  des  weißen  Lichts  eine  Absorption 
durch  die  Atmosphäre  in  der  Vertikallinie  von  7 — 17%. 

—  Bertram  Borden  BoHwood  findet  in  unveränderten  primären  Mineralien  gleicher 
Herkunft  die  vorkommende  Bleimenge  der  Uranmenge  proportional,  in 
solchen  verschiedener  Herkunft  dieses  Verhältnis  um  so  größer,  je  höher 
das  geologische  Alter  des  Minerals  ist.  Hierin  erblickt  er  einen  Beweis 
dafür,  daß  Blei  das  letzte  Zerfallsprodukt  des  Urans  ist.  Die  in  radio- 
aktiven Mineralien  gefundenen  Heliummengen  entsprechen  der  Annahme, 
daß  Helium  nur  durch  den  Zerfall  des  Urans  und  seiner  Produkte  ent- 
steht.   (S.  1905  B.) 

—  Bertram  Borden  Boltwood  findet  in  einer  Aktiniumlösung  nach  Verlauf  von 
mehreren  Monaten  eine  unzweifelhafte  Vermehrung  des  Radinmgehaltes 
und  will  im  Aktinium'  die  Muttersubstanz  des  Radiums  erkennen. 

—  Jules  Bortet  entdeckt  den  Erreger  des  Keuchhustens. 

—  John  Brown  &  Oo.  in  Sheffield  erbauen  für  die  Cunard-Linie  den  Turbinen- 
dampfer ,,Lu8itania",  der  239,24  m  lang  und  26,82  m  breit  ist,  einen 
Brutto-Tonnengehalt  von  32500  Reg. -Tons,  eine  Wasserverdrängung  von 
38000  Reg. -Tons  und  10  m  Tiefgang  besitzt.  Zum  Antrieb  der  vier 
Schraubenwellen  dienen  zwei  Hoohdruck-Vorw&rts-,  zwei  Niederdruck -Vor- 
wärts- und  zwei  Rückwärtsturbinen  von  zusammen  68000  PS  Leistung. 
Die  „Lusitania"  erzielt  bei  ihrer  Fahrt  im  Oktober  1907  eine  Durch- 
schnittsgeschwindigkeit von  23,98  Seemeilen  und  erringt  damit  das  „Blaue 
Band  des  Ozeans".    (Vgl.  auch  1907  S.) 

—  Nachdem  bereits  Enöfler  (s.  1894  E.)  zur  Herstellung  von  Glühstrümpfen 
eine  Kollodiumlösung  verwendet  hatte,  der  er  die  Salze  der  seltenen  Erden 
in  Alkohollösung  zusetzte,  und  Plaissetty  1900  die  wasserfreien  Verbin- 
dungen der  seltenen  Erden  mit  wenig  Kollodium  verwendet  hatte,  gelingt 


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19M 

es  W.  Bruno  im  Verein  mit  PlalNttty,  aus  Enpferoxyd-CeUuIoBefäden  mit 
Thoriumhydroxyd  Glühkörper  herzustellen,  die  an  Festigkeit  alle  bis- 
herigen übertreffen. 
1906  Tbaddaens  Gahlll  bant  in  New  York  das  „Telharmoninm",  eine  Einrich- 
tung zur  Übermittelung  von  Musik  in  die  Wobnungen  auf  elektrischem 
Wege  und  ohne  musikalische  Instrumente,  ausscbließlioh  durch  Überein- 
anderlagerung  sinusförmiger  Wechselströme,  welche  in  die  Leitungen  ge- 
sandt und  erst  an  der  Empfangsstation  in  Tonschwingongen  umgesetzt 
werden. 

—  Das  in  den  Vereinigten  Staaten  gebaute,  für  den  Hafen  von  Owito  auf  den 
Philippinen  bestimmte  Schwimmdock,  welches  im  Frühjahr  1906  durch  den 
Suezkanal  nach  seinem  Bestimmangsorte  geschleppt  wird,  besteht  ans  einer 
Hauptabteilung  von  98  m  imd  zwei  Endabteilungen  von  je  62  m  Länge.  Es 
vermag  Schiffe  von  20000  t  Deplacement  zu  docken,  und  ist  somit  das 
größte  Schwimmdock  der  Welt. 

—  ChaMay  reduziert  ungesättigte  primäre  Fettalkohole  durch  Metallammoniake 
und  gelangt  vom  Citronellol  zu  einem  Kohlenwasserstoff  CjoHf,. 

—  £.  Charolot  und  C.  Lalout  machen  pflanzenphysiologische  Untersuchungen, 
indem  sie  über  die  Bildung  und  Verteilung  des  ätherischen  Öles  in  den 
verschiedenen  Organen  von  Artenüsia  absinthium  L.  Versuche  anstellen. 
Es  zeigt  sich,  daß  schon  in  der  ganz  jungen  Pflanze  ätherisches  öl  in 
reichlicher  Menge  vorhanden  ist ;  bis  zum  Beginn  der  Blütezeit  nimmt  der 
Gehalt  an  Kiechstoffen  zu.  Alsdann  tritt  sowohl  in  prozentualer  wie  auch 
in  absoluter  Menge  Verminderung  des  Öles  ein,  und  zwar  besonders  in  der 
Zeit  der  Befruchtung. 

—  Die  Chicago  &  Alton-Bahn  rüstet  ihre  Schnellzüge  zwischen  Chicago  und 
St.  Louis  mit  Apparaten  für  Funkentelegraphie  aus  und  errichtet  zur  Ent- 
gegennahme von  Telegrammen  für  kaufmännische  und  Betriebszweoke  Sta- 
tionen in  Chicago,  Springfleld  und  St.  Lonis,  die  eine  Sprechweite  von 
65  km  haben.    Die  Einrichtung  rührt  von  der  De  Forest  Co.  her. 

—  Armand  ContIMra  erfindet  als  Resultat  seiner  langjährigen  Versuche  über 
Zement-Eisenkonstruktionen  den  spiralförmig  armierten  „B^ton  frett^", 
eine  neue  Form  des  Eisenbetons. 

—  Der  Arzt  Dannobwf  in  Dresden  schlägt  vor,  für  die  Zwecke  der  Söntgen- 
diagnostik  statt  des  Platincyanürschirmes  einen  Schwefelzinkschirm  zu  ver- 
wenden, welcher  den  Vorzug  hat,  deutliche  Nachbilder  zu  liefern. 

—  M.  DonnsMt  und  F.  VolgtUndor  geben  in  ihrem  Buche  „Der  Nachweis  von 
Schriftfälschangen,  Blut,  Sperma  usw."  eine  eingehende  Beschreibung 
der  für  die  gerichtlichen  Untersuchungen  von  Sohriftfälschungen,  Blut- 
flecken, Spermaflecken  usw.  gebräuchlichen  photographischen  Vrafahren 
und  eine  genaue  Darstellung  der  biologischen  Methoden  zur  Blutunter- 
suchung  (s.  1901  IT.),  durch  die  allein  das  Blut  verschiedener  Tiere  onter- 
Bchieden  werden  kann. 

—  Der  Ingenieur  Friedrich  Donautr  in  Asohaffenburg  ersinnt  eine  Me- 
thode, durch  die  eine  Behandlung  tiefer  gelegener  Krankheitsherde  mit 
Böntgenstrahlen  ermöglicht  werden  soll.  Zu  diesem  Zwecke  durohstrahlt 
er  den  Körper  des  Patienten  aus  großem  Abstände  mit  sehr  intensiven 
und  sehr  harten,  also  sehr  durchdringungefähigen  Röntgenstrahlen,  die  als 
annähernd  homogen  betrachtet  werden  können.  Die  Brauchbarkeit  dieser 
Methode  wird  neuerdings  von  B.  Walter  in  Hamburg  in  Zweifel  gezogen. 

—  Die  Dovtscho  Akwtik-QoMlIsehatt  in  Berlin  konstruiert  für  Schwerhörige  einen 
„Akustik"  genannten  Apparat,  der  aus  einem  Mikrophon  besteht,  das 
durch  ein  übersponnenes  Kabel  mit  einem  Telephon  verbunden  ist.  Der 
Redende  spricht  gegen   das  Mikrophon,   während   der   Schwerhörige   das 

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Telephon  ans  Ohr  h&lt.  Die  zum  Betriebe  nötige  Trockenbatterie  ist  so 
klein,  daß  man  sie  bequem  in  der  Tasche  tragen  kann. 
1906  Otto  DMi  und  Bertram  WoHl  stellen  durch  Einwirkung  von  Phosphorpent- 
oxyd  auf  Malonester  das  Kohlensuboxyd  dar,  dem  sie  die  Formel  OC — C— CO 
geben.  Verbindungen  ähnlicher  Art  waren  1891  bereits  von  Bertbelot  dar- 
gestellt worden. 

—  A.  EMiMcrflii  stellt  ein  „Autan"  genanntes  G-emisch  von  polymerisiertem 
Formaldehyd  und  Metallsuperoxyden  dar,  das  beim  Übergießen  mit  Wasser 
sogleich  Formaldehyddämpfe  und  gleichzeitig  die  zor  Übersättigung  der 
Luft  nötige  Wassermenge  entwickelt. 

—  Willem  ElnViovM  gelingt  es,  durch  Vermittelang  einer  mehrere  Kilometer 
langen  Leitung  die  elektrischen  Ströme  des  Herzens  von  Patienten  im 
Krankenhause  zu  Leiden  in  seinem  Laboratorium  photographisoh  zu 
registrieren.  Diese  Aufnahmen  werden  von  ihm  als  „Telekardiogramme" 
bezeichnet  und  ffir  die  Diagnose  der  Herzkrankheiten  verwendet. 

—  Karl  EtoMMT  stellt  aus  einem  besonders  legierten  und  gehärteten  Stahl 
Bänder  her,  die  an  Stelle  der  Lederriemen  zur  Kraftübertrag^ung  gebraucht 
werden.  Zufolge  der  größeren  Festigkeit  können  die  Stahlbänder  wesent- 
lich schmaler  als  die  Lederriemen  gehalten  werden.    (S.  a.  1880  J.) 

—  Die  EnclisciM  Adnirallttt  erbaut  das  Schlachtschiff  „Dreadnought",  das  eine 
Wasserverdrängung  von  18000  Tonnen  hat  und  mit  zehn  30Va  om- Ge- 
schützen, die  in  Stahltürmen  aufgestellt  sind,  armiert  ist.  (Vgl.  auch 
1906  J.) 

—  H.  ErdnuuiH  stellt  krystaUisierten  Stickstoff  dar,  indem  er  trockene,  kohlen- 
säurefreie Preßluft  verflüssigt  und  die  klare  Flüssigkeit  in  ein  gutes  Va- 
kuum (10 — 20  mm  Quecksilber)  bringt.  Namentlich  für  die  Scheidung  des 
Stickstoffs  vom  Sauerstoff  scheint  diese  neue  Krystalüsationsmethode  wir- 
kungsvoller als  die  Fraktioniermethode. 

—  Franz  FisciMr  gelingt  es,  bei  1600 — SSOO"  als  Produkte  der  Lufterhitzung,  je 
nach  der  längeren  oder  kürzeren  Abkühlungsdauer,  Ozon  bez.  Stickstoff- 
monoxyd  festzuhalten.  Er  erkennt,  daß  die  Bildung  von  Ozon  eine  Gre- 
Bchwindigkeitsfrage  ist  und  erreicht  sie,  indem  er  aus  einer  spiralförmigen 
Düse  einen  sehr  raschen  Luftstrom  auf  einen  glühenden  Nernststift  richtet 
oder  einen  Nernststift  in  Luft  rasch  rotieren  läßt. 

—  Julius  Fnuii  veröffentlicht  die  erste  stereographische  Karte  des  Mondes, 
bei  der  besonders  auch  die  Randgebiete  berücksichtigt  sind  und  die  Lage 
der  einzelnen  Punkte  durch  genaue  Rechnungen  festgelegt  ist.  Die  Karte 
bedeutet  ein  neues  Stadium  der  Erkenntnis  der  Mondoberfläche. 

—  C.  Fn^MlMfM  weist  auf  Grund  umfangreicher  Untersuchungen  nach, 
daß  die  in  der  Bunsenflamme  auftretenden  Spektren  der  Alkalimetalle,  wie 
sie  zuerst  von  Kirchhoff  und  Bunsen  beobachtet  worden  sind,  an  die 
Gegenwart  von  Sauerstoff  gebunden  sind.    (Vgl.  1862  M.) 

—  Der  französische  Ingenieur  SaM  bringt  die  Frage  der  Lenkung  von  Tor- 
pedos durch  Hertz'sche  Wellen  (s.  1898  0.)  der  Lösung  näher,  indem  er 
einen  Schaltapparat  in  Form  eines  Schaufelrades  konstruiert,  das  zur  Aus- 
fühnmg  der  elektrischen  Befehle  dient. 

—  8ani  erfindet  eine  neue,  im  wesentlichen  Sulfocnprobariumpolythionat  ent- 
haltende Zündmasse.  Die  damit  hergestellten  Zündhölzer  lassen  sich  an 
jeder  Reibfläche  entzünden  und  brennen  ruhig  und  ohne  Rauchentwick- 
lung ab. 

—  Ludwig  flattMrmann  beschreibt  drei  neue  Synthesen  aromatischer  Aldehyde. 
I.  Die  Kohlenoxyd-Methode,  anwendbar  auf  aromatische  Kohlenwasser- 
stoffe. Man  läßt  auf  diese  in  Gegenwart  von  Aluminiumchlorid  oder 
Kupfercblorür  ein   Gemisch   von    Kohlenoxyd    und  Salzsäure  einwirken. 

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1906 

II.  Die  Blausäure-Methode,  die  zur  Einführung  der  Aldehydgmppe  in  Phenole 
und  Phenol&ther  durch  Einwirkung  von  Blausäure  und  Salzsäure  dient 

III.  Die   Synthese    durch    Einwirkung    von    Ameisenäther    auf    Organo- 
magnesiumverbindungen. 

1906  Ernst  Gahrekt  und  Otto  von  Bayir  gelingt  es,  durch  Verwendung  von  Zink- 
amalgam mit  Wismutzusatz  als  Elektrodenmetall  das  Licht  der  Quecksilber- 
dampflampe (s.  1896  A.)  in  Farbe  dem  Sonnenlicht  ähnlicher  zu  machen. 

—  Ernst  Gohrekt  und  Otto  RtlehMlMlni  finden  in  den  Interferenzen  nicht  ho- 
mogenen Lichtes  an  planparallelen  Platten  ein  Mittel  zu  genauen  Wellen- 
längenmessungen. 

—  Ernst  Qahrek«  und  Otto  RridMiilMin  gelingt  es,  Anodenstrahlen  naohznweiaen. 
Eine  Hauptbedingung  für  das  Zustandekommen  dieser  Strahlen  liegt  in 
der  Anwesenheit  von  Salzen  auf  der  Anode.  Bei  Kochsalz  und  Borax 
bilden  die  Anodenstrahlen  eine  gelbe  Fackel  von  hoher  Leuchtkraft, 
Thalliumchlorid  gibt  eine  prächtige  grüne  Fackel. 

—  Die  Garmanlnrarft  in  Kiel  vollendet  das  erste  für  die  deutsche  Marine  be- 
stimmte Unterseeboot,  bei  welchem  die  Pläne  des  spanischen  Ingeniears 
d'EquevüIey  verwendet  sind.  Die  größte  Tauchungstiefe  beträgt  30  m; 
das  Boot  hat  zwei  Sehrohre,  die  so  lang  sind,  daß  das  Boot  noch  freien 
Überblick  bis  zum  Horizont  bat,  wenn  es  in  einer  gegen  Artilleriefeuer 
schützenden  Tiefe  fährt. 

—  H.  D.  Olkbs  findet,  daß  flüssiges  Methylamin  für  organische  Verbindungen 
ein  auffallend  gutes  Lösungsmittel  ist  und  in  dieser  Beziehung  flüssiges 
Ammoniak  und  Methylalkohol  weit  übertrifft.  Dagegen  ist  es  ein  weniger 
gutes  Lösungsmittel  für  anorganische  Verbindungen.  Es  ist  außerdem  äußerst 
reaktionsfähig.  Nächst  dem  Lösungsrermögen  ist  seine  charaktciistischste 
Eigenschaft,  sich  mit  gewissen  organischen  und  anorganischen  Verbindungen 
eis  Krystallmethylamin  zu  vereinigen. 

—  Das  großartige  unternehmen  von  David  GHI,  betreffend  eine  Messung  des 
30.  Meridians  in  Afrika,  zeigt  zurzeit  folgenden  Stand:  Vom  Kap  her  ist 
ein  Anschluß  gewonnen;  die  Messungen  in  Transvaal  sind  im  Gange;  in 
Rhodesia  sind  vier  Breitengrade  vollendet.  Die  Messungen  durch  den 
Kongo-Staat  und  Deutsch- Oatafrika  sind  vorbereitet. 

—  Der  Astronom  James  Howard  (km  nimmt  auf  Grund  der  besten  photo- 
graphischen Sternkarten  eine  Zählung  aller  noch  erkennbaren  Sterne  vor, 
bei  welcher  er  die  Zahl  von  64184  767  findet,  die  walirsoheinlich  etwas  zu 
klein  ist,  da  bei  der  Reproduktion  die  Bilder  von  schwächeren  Sternen 
verschwinden. 

—  F.  Grflntaum  in  Berlin  bringt  ^n  Aluminiumlot  in  den  Handel,  das  in 
Verbindung  mit  einem  Flußmittel  eine  als  brauchbar  erwiesene  Aluminium- 
lötung  gestattet.  Bei  Herstellung  eines  Lötmittels  für  Aluminium  hatte 
die  Schwierigkeit  namentlich  darin  bestanden,  daß  die  Oxydbildung  an 
der  Lötstelle  schwer  zu  vermeiden  war. 

—  P.  Grunwr  in  Bern  berechnet  und  veröffentlicht  als  erster  ausführliche  Ta- 
bellen für  die  Exponentialfunktion  mit  negativem  Exponenten  y  =  e— *. 

—  M.  HankM  konstruiert  eine  Kammerfllterpresse,  deren  Platten  abwechselnd 
Kanäle  für  das  Preßgut  und  für  Druckwasser  enthalten,  und  bei  welcher 
die  Hälfte  der  FUtertücher  durch  elastische,  undurchlässige  Membranen 
ersetzt  ist.  Die  Membranfilterpresse  soll  sich  gut  eignen,  um  voluminöse, 
schleimige  Niederschläge  zu  filtrieren. 

—  Der  Engländer  A.  H.  Harriion  fährt  durch  die  Beringstraße  und  überwintert 
am  Mackenziestrom  unweit  von  Mikkelsen's  Station  (vgl.  1906  M.),  von 
wo  er  nordwärts  in  das  Beaufort-Meer  vordringt,  ohne  Land  zu  finden. 

—  A.  Hosse  beschäftigt  sich  mit  der  künstlichen  Darstellung  des  Laurineen- 

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1906 

oamphers  und  mit  dea  Beäehungen  zvisohen  Pinenohlorhydrat  nnd 
CampheTohlorhydiat.  Diese  Chlorhydrate  lassen  sich  durch  ein  nenes  Ver- 
fahren zu  70 — 80  %  in  Magnesiumverbindungen  überführen,  die  beim  Zer- 
setzen mit  Wasser  denselben  Campher  vom  Schmelzpunkt  163  <>  geben, 
woraus  folgt,  dsB  beide  Chloride  dasselbe  Kohlenstoffskelett  besitzen.  An 
der  Luft  absorbiert  Pinenchlorhydratmagnesium  SauerstofF,  schlieBIich 
wird  Bomeol  bez.  Isoborneol  erhalten  (nach  einem  besonderen  Verfahren), 
die  beide  ihrerseits  in  Campher  übergeführt  werden  können. 
1906  HoMeh  modifiziert  den  Talbot'sohen  FluSeisenprozeS  (s.  1809  T.),  indem 
er  das  gesamte  Ofenprodukt,  also  flüssiges  Eisen  und  Schlacke,  in  eine 
gemeinschaftliche  Pfanne  absticht,  aus  dieser  die  Schlacke  abgießt  und 
das  Eisen  in  den  Ofen  zurückgibt.    (S.  a.  1905  S.) 

—  George  F.  Jaoktrt  stellt  eine  Verbindung  von  Wasserstoff  und  Calcium  her, 
die  „Hydrolith"  genannt  wird,  und  aus  der  sich  durch  bloBes  Zusetzen 
von  Wasser  in  derselben  Weise  Wasserstoff  entwickeln  l&ßt,  wie  aus  dem 
Calciumcarbid  das  Aoetylen  sich  bUdet.  Hydrolith  wird  durch  Einwirkung 
von  metallischem  Calcium  auf  ein  Metallsalz  gewonnen. 

—  Am  15.  November  1906  läuft  auf  der  Werft  in  Jokonka  in  Japan  das  i.  J. 
1905  auf  Helling  gelegte  Schlachtschiff  „Satsoma"  vom  Stapel.  Das  mit 
vier  30,6  om-,  zehn  26,4  cm-  und  zwölf  12  cm-Eanonen  armierte  Schiff 
hat  eine  Wasserverdrängung  von  19600  Tonnen  nnd  ist  somit  das  größte 
Kriegsschiff  der  Welt.  (Vgl.  das  bis  dahin  größte  Schlachtschiff  „Dread- 
nought"  unter  1906  £.) 

—  Kay  und  W.  H.  PtrUn  jr.  machen  wichtige  Synthesen  von  dem  Menthol 
nahestehenden  Verbindungen,  indem  sie  Menthenol  und  Menthadien,  letz- 
teres sowohl  in  aktivem  als  inaktivem  Zustande,  herstellen. 

—  B.  Koch  in  Stettin  konstruiert  einen  Bagger,  der  im  Gegensatz  zu  den 
üblichen  Saugbaggern  als  Druckbagger  bezeichnet  wird.  Der  Bagger  be- 
wegt sich  mit  den  Schaufeln  und  Bodenabschneidem  gegen  den  abzugra- 
benden Boden.  Dieser  dringt  in  ein  Bohr  ein,  wird  von  einem  kräf- 
tigen Wasserstrom  erfaßt  und  mit  diesem  vermisoht  aus  der  Tiefe  zutage 
gefördert. 

—  A.  KAhMr  zeigt,  daß  es  möglich  ist,  mit  ultraviolettem  Licht  zu  photo- 
grapbieren,  und  gibt  die  Methoden  an,  wie  dieses  Licht  für  die  Mikroskopie 
imd  Mikrophotographie  benutzt  werden  kann. 

—  Die  Berliner  Firma  Arthur  Koppil  vollendet  nach  dreijähriger  Arbeit  die 
südwestafrikanische  Otavi-Bahn  von  Swakopmund  bis  zu  den  Erzminen 
von  Tsumeb  und  Otavi.  Die  Bahn  hat  eine  Länge  von  578  km  und  eine 
Spurweite  von  nur  60  cm  und  ist  die  längste  mit  dieser  schmalen  Spur 
gebaute  Eisenbahn  der  Welt. 

—  Arthur  Korn  setzt  durch  seinen  Selenkompensator  den  störenden  Einfluß 
der  Trägheit  seiner  Selenzellen  (s.  1902  E.)  wesentlich  herab  und  erzielt 
damit  eine  bedeutende  Vervollkommnung  seines  femphotographisohen 
Verfahrens. 

—  Die  Gebrüder  KOrflng,  EMrtrliHite-QliolHtlwft  m.  b.  H.,  konstruieren  einen  Härte- 
ofen, der  eine  fast  völlig  zuverlässige  Erwärmung  der  Werkzeuge  zum  Zweck 
des  Härtens  gestattet.  Im  Ofen  wird  mit  Hilfe  des  elektrischen  Stromes 
Salz  von  bestimmtem  Schmelzpunkt  geschmolzen.  In  diesem  Bad  werden 
die  zu  härtenden  Gegenstände  zwischen  660  nnd  1300°  unter  Luftaussohluß 
erhitzt  und  dann  beliebig  abgekühlt. 

—  Für  die  Knln-KOstonlindliCiio  Bahn,  die  Fortsetzung  der  Tauem-  nnd  Kara- 
wankenbahn, wird  die  steinerne  Brücke  über  den  Isonzo  bei  Salcano  ge- 
baut, welche  die  größte  steinerne  Eisenbahnbrüoke  darstellt.  Ihr  mittlrer 
Bogen  hat  eine  Spannweite  von  85  m  und  wird  nur  von  der  Syratalbrüoke 

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190< 

(8.  1903  L.)  übertroffen,  deren  Hauptbogen  90  m  Spannweite  besitzt,  die 
aber  nur  dem  Straßenverkehr  dient.  Die  Gesamtlänge  der  Isonzobrücke 
ist  220  m. 
1906  Hans  Kiml  stellt  aus  den  Kolloiden  sohwer  schmelzbarer  Metalle,  wie 
Wolfram,  Molybdän,  Vanadium  usw.,  Griühfäden  für  elektrische  Glühlampen 
her.  Die  so  erhaltenen  Fäden  sind  Leiter  zweiter  Klasse,  gehen  aber  bei 
Erhitzung  bis  zur  Weißglut  in  den  metallischen  Zustand  über  und  bilden 
dann  dünne,  sehr  homogene  Dr&hte  von  ganz  reinem  Metall.  Die  so  her- 
gestellten Glühlampen  sollen  eine  Brenndauer  von  3000  bis  4000  Stunden 
bei  einem  Stromverbrauch  von  nur  1  Watt  auf  die  Normalkerze  haben. 

—  Albert  LadMbuif  zeigt,  daß  das  von  ihm  synthetiBch  hergestellte  Conün  (s- 
1886  L.),  dessen  Drehungsvermögen  wesentlich  höher  ist,  als  das  des 
natürlichen  Coniins,  ein  Isoconün  darstellt  und  führt  es  durch  Erhitzen 
auf  3000  in  Coniin  über,  das  in  jeder  Beziehung  mit  dem  natürlichen 
Conün  übereinstimmt. 

—  Paul  Labaui  versucht,  Verbindungen  von  Fluor  mit  Chlor  und  Brom  dar- 
zustellen. Mit  Chlor  vereinigt  sich  Fluor  nicht  direkt,  löst  sich  aber  in 
flüssigem  Chlor  auf.  Bei  Gegenwart  von  Wasser  tritt  Oxydation  des  Chlors 
zu  unterchloriger  Säure  ein.  Auf  Brom  vermag  Fluor  direkt  einzuwirken 
unter  Bildung  von  Bromtrifluorid  BrF,,  einer  farblosen,  stark  rauchenden 
Flüssigkeit  von  äußerst  starker  chemischer  Wirkung.  Mit  Wasser  entsteht 
zunächst  unterbromige  Säure,  darauf  Bromsäure. 

—  Die  Lederfabrik  Hlrachbwg  verbessert  die  Chromgerbung  des  Leders,  indem 
sie  Chromnatriumpyrophosphat  verwendet,  wodurch  die  Anwendung  freier, 
dem  Leder  schädlicher  Säure  vermieden  wird.    (S.  a.  1883  S.) 

—  Walter  Üb  gelingt  es,  die  Assimilation  der  Kohlensäure  außerhalb  der 
Pflanze  bis  zum  Zucker  durchzuführen.  Er  unterwirft  Kohlensäure  und 
Wasser  bei  gewöhnlicher  Temperatur  ohne  Hilfe  anderer  Chemikalien  der 
Einwirkung  geeigneter  Energiequellen,  wie  der  dunkeln  oder  stillen  Ent- 
ladung, die  eintritt,  wenn  man  hohe  elektrische  Spannungen  sich  durch 
einen  Gasraum  unter  Vermeidung  von  Funkenbildung  ausgleichen  läßt. 
Die  Entstehung  von  Formaldehyd  bei  dieser  Beaktion  gibt  der  Baeyer'- 
schen  Hypothese,  daß  die  Kohlensäure  in  der  Pflanze  zunächst  in  Form- 
aldehyd übergehe  und  dieser  sich  zu  Zucker  kondensiere,  eine  experimen- 
telle Stütze. 

—  D.  T.  Mae  Dougal  vom  Carnegie -Institut  in  Washington  imterwirft  ver- 
schiedene Pflanzen,  wie  Oenothera  biennis  (Nachtkerze),  Begonia  usw.,  der 
Einwirkung  von  verdünnten  Salzlösungen  (Calcdumnitrat,  Radiumlösungen) 
und  erhält  dadurch  wesentliche  Veränderungen  im  Charakter  der  Pflanzen. 
Bei  der  Weiterzüchtung  solcher  veränderter  Pflanzen  erzielt  er  Exemplare, 
die  in  jeder  Beziehung  dem  neuen  Typus  entsprechen  und  keinen  Rück- 
fall in  den  alten  Typus  zeigen  (Vererbbarkeit  der  neu  erworbenen  Eigen- 
schaften). 

—  Der  italienische  Ingenieur  Majoran«  erfindet  ein  neues  Mikrophon,  das  auf 
den  Veränderungen  beruht,  die  durch  die  Tonwellen  an  einer  in  eine 
enge  Röhre  eingeschlossenen  Flässigkeitssäule  hervorgerufen  werden.  Das 
Flüssigkeitsmikrophon  soll  das  Telephon  besonders  lauttdnend  machen, 
was  darauf  beruht,  daß  man  mit  ihm  Induktionsströme  von  ca.  100  Milli- 
ampere erhalten  kann,  wogegen  die  bisherigen  Mikrophone  Ströme  von 
höchstens  20—25  Milliampere  erhalten  lassen. 

—  C.  Mannlch  spaltet  aus  Dodekahydrophenylen  WasserstofSt  ab,  indem  er  es 
in  einem  schwachen  Kohlensäurestrom  über  auf  475*>  erhitztes  Kupfer 
destilliert,  und  erhält  so  den  KohlenwasserstofF  Triphenylen,  das  nächst 
höhere  Homologe  in  der  Reihe  Benzol,  Naphtalin,  Phenanthren. 


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1906 

1906  Mare  erbringt  den  NachweiB,  daß  das  krystalliniBche  oder  metallische  Selen 
in  zwei  allotropen  Modifikationen  vorkommt,  von  denen  die  eine  praktisch 
gar  keine  Leitfähigkeit  besitzt,  die  andere  aber  eine  sehr  gut  leitende 
Substanz  mit  negativem  Temperatarkoeffizienten  ist.  Die  letztere  ist  die 
lichtempfindliche  Modifikation. 

—  Der  englische  Ingenieur  Marrlot  nimmt  in  den  Goldminen  von  Transvaal 
Temperaturmessungen  vor,  die  sich  bis  zu  einer  Tiefe  von  1300  m  erstrecken. 
Die  Messungen  ergeben  eine  geothermische  Tiefenstufe  von  118  m,  wobei  die 
höchste  beobachtete  Temperattir  28,3  <>  beträgt.  Die  Nähe  von  vulkanischen 
Massen,  selbst  wenn  deren  Entstehimg  weit  zurückliegt,  bedingt,  wie  fest- 
gestellt wird,  eine  schnellere  Zunahme  der  Temperatur  in  der  Erdkruste. 

—  Frangois  Merkim  begründet  die  Theorie  der  Seifenbildung  durch  Zurück- 
fuhrung auf  die  Phasenlehre. 

—  Nachdem  GrigorofE  die  ersten  wissenBchaftlichen  Untersuchungen  über  das 
in  Bulgarien  viel  verwendete  Yoghurt,  eine  Art  Sauermilch  (die  aus 
Schafmilch  hergestellt  wird)  gemacht  hatte,  empfiehlt  Elie  NtatMhnlkall 
dieses  Präparat  als  Emährungs-  und  Kräftigungsmittel.  Weitere  Unter- 
suchungen des  Yoghurts  werden  von  Tulbendjan,  MacÄ,  Strzygowski, 
Wilke  und  namentUoh  von  Cohendy  gemacht. 

—  Adolph  MIatht  studiert  die  von  Crookes  zuerst  beobachtete  Einwirkung  der 
Badiumstrahlen  auf  Edelsteine  und  zeigt,  daß  natürliche  Saphire  und 
von  ihm  nach  dem  Vemeuil'schen  Verfahren  (vgl.  1900  P.)  hergestellte 
künstliche  blaue  Spinelle  unter  dieser  Einwirkung  eine  prachtvolle  gelbe 
Farbe  erhalten,  welche  derjenigen  des  Topas  weit  überlegen  ist. 

—  Der  dänische  Kapitän  Einar  Mlkktlteil  fährt  durch  die  Beringstraße,  über- 
wintert in  der  Nähe  der  Ilerschelinsel  und  unternimmt  von  dort  aus  im 
Februar  1907  eine  Schlittenreise  in  nördlicher  Richtung,  die  ihn  etwa 
80  km  weit  über  das  Meer  führt,  ohne  daß  er  Land  antrifft.  Seine 
Messungen  ergeben  für  das  sogenannte  „Beaufort-Meer"  die  beträchtliche 
Tiefe  von  600  m. 

—  H.  Motonaar  in  München  erfindet  die  Weltsprache  „Universal",  welche  sich 
durch  große  Einfachheit  der  grammatikalischen  Regeln  auszeichnet. 

—  Reiner  MOIIw  und  Heinrich  Sraat  finden,  daß  die  Typhusbacillen  sich  auch 
noch  aus  geronnenem  Blute  züchten  lassen,  und  daß  sich  in  den  meisten 
Fällen  mit  dem  bei  der  Gerinnung  austretenden  Serum  die  Agglutinations- 
prüfung nach  Widal  und  Gruber  (s.  1896  W.)  anstellen  läßt.  Dadurch  wird 
es  möglich,  die  Untersuchung  auf  TyphusbaoUlen,  die  bisher  nur  an  frischen 
Blutproben  vorgenommen  werden  konnte,  auch  an  solchen  Proben  vorzu- 
nehmen, die  von  auswärts  an  das  Laboratorium  eingesandt  werden. 

—  Alezander  NathMMii  weist  auf  die  Bedeutung  der  vertikalen  Wasser- 
bewegung für  die  Produktion  des  Planktons  im  Meere  hin. 

—  Albert  NalB«r  macht  im  Anschluß  an  die  Entdeckung  von  Metschnikoff 
und  Rouz  (s.  1003  M.)  über  die  EmpfäDglichkeit  der  höheren  Affen  für 
Syphilis  mehrjährige  Forschungen  an  Affen  in  Batavia,  die  zu  dem  Er- 
gebnis führen,  daß  auch  die  niederen  Affenarten  für  Syphilis  empfäng- 
lich sind. 

—  Walther  Nmitt  gelingt  es,  unter  Annahme  der  Hypothese,  wonach  die  freie 
und  die  gesamte  Energie  chemischer  Reaktionen  zwischen  festen  und  flüssigen 
Körpern  beim  absoluten  Nullpunkt  und  in  dessen  Nähe  einander  gleich 
sind,  chemische  Gleichgewichte  aus  thermischen  Messungen  zu  berechnen 
und  annähernde  Übereinstimmung  mit  den  Beobachtungen  nachzuweisen. 

—  F.  Obermayer  und  E.  P.  Pick  stellen  fest,  daß  es  durch  Einführung  chemi- 
scher Gruppierungen  (Jod-,  Nitro-,  Diazogruppe)  in  das  Eiweißmolekül 
gelingt,  den  genuinen  Eiweißstoffen  die,  bei  den  biologischen  Antikörper- 

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19M 

reaktionen  zum  Ausdruck  kommende,  axtapezifiBche  Charakterisierung  zu 
nehmen  und  letztere  durch  eine  neue,  lediglioh  durch  die  Substitation 
bedingte  Spezifität  zu  ersetzen. 
1906  Karol  Ohzmnkl  macht  vergebliche  Versuche,  Helinm  zu  verflüssigen.  Er 
berechnet  nach  der  Formel  von  Laplace  und  Poisson  die  wahrscheinliche 
Siedetemperatur  des  Heliums  zu  imter  —  271*. 

—  August  von  Panaval  unternimmt  am  26.  Mai  mit  dem  Hauptmann  von  Krogh 
in  Tegel  bei  Berlin  den  ersten  Aufstieg  in  seinem  lenkbaren  Luftschiff, 
das  nach  dem  sogenannten  „unstarren"  System  konstruiert  ist,  eine  Länge 
von  48  m  hat  und  2500  cbm  Gas  faßt.  Der  mit  Benzin  gespeiste  Motor 
hat  90  Pferdestärken;  zwei  durch  einen  Ventilator  aufgeblasene  Ballonets 
bewirken  die  PraUheit  der  Form.  Die  i.  J.  1907  fortgesetzten  Versuche 
mit  einem  auf  3000  cbm  Fassimgsvermögen  vergrößerten  Ballon  ergeben 
12 — 13  m  Eigenbewegung  in  der  Sekunde  und  gute  Stabilität. 

—  ParsoiM  verbessert  das  Grammophon,  indem  er  die  Membran  der  Schall- 
dose durch  ein  Luftventil  ersetzt,  wodurch  eine  wesentlich  kräftigere 
Tonwiedergabe  erzielt  wird.  Den  so  verbesserten  Apparat  nennt  er 
„Auxetophon". 

—  Bobert  Edward  PMry,  der  Mitte  1006  zu  einem  neuen  Vorstoß  nach  dem 
Nordpol  aufgebrochen  war  und  mit  seinem  Schiffe  „Boosevelt"  an  der 
Nordküste  von  Grantland  Winterquartier  bezogen  hatte,  macht  von  dort 
aus  auf  Schlitten  einen  Vorstoß,  bei  welchem  er  am  21.  April  den  nörd- 
lichsten bisher  von  einem  Nordpolfahrer  berührten  Punkt  der  Erde  unter 
87  0  6'  erreicht.  Die  Erreichung  einer  noch  hohem  Breite  wird  dadurch 
vereitelt,  daß  das  Eis  in  beträchtlicher  Ausdehnung  infolge  eines  Sturmes 
hinter  ihm  aufbricht  und  er  hierdurch  und  mit  Bücksicht  auf  das  Schwin- 
den seiner  Lebensmittel  veranlaßt  wird,  den  Bäckweg  anzutreten.  Nach 
llStägiger  Abwesenheit  wird  das  Sohifi  wieder  erreicht.  Bei  einem  weiteren 
Ausflug  nach  W.  erreicht  Peary  unter  lOO"  w.  L.  Land,  dessen  Ausdehnung 
er  nicht  feststeUt.  Am  3.  November  1906  kehrt  Peary  nach  Labrador 
zurück. 

—  6.  Pickard  findet,  daß  ein  Stück  Silicium,  das  in  geeigneter  Weise  mit 
einem  anderen  Metall  —  am  besten  mit  Messing  oder  Kupfer  —  zum 
Eontakt  gebracht  wird,  einen  Detektor  für  elektrische  Wellen  darsteOt, 
der  keiner  äußeren  elektromotorischen  Kraft  bedarf. 

—  W.  von  PIttlor  bemüht  sich,  an  Stelle  der  Kraftübertragung  durch  Gestänge, 
Hebel,  Biemen,  Drahtseile  usw.  eine  hydraulische  Kraftübertragung  zu 
setzen,  für  welche  er  seine  Botationsmaschine  (s.  1904  P.)  nutzbar  macht. 
Er  konstruiert  ein  „Hydromobil"  genanntes  Automobil,  bei  dem  er  durch 
diese  Maschine  eine  automatisch  dem  Fahrwiderstand  angepaßte  Über- 
setzung in  der  Kraftübertragung  erreicht. 

—  Die  PwMirtt-StntoiWlMTiBp-OinHichatt  in  Berlin  bringt  unter  dem  Namen 
„Preßluftstab"  eine  Erfindung  in  den  Handel,  welche  die  Lebenderhaltung 
von  Fischen  während  der  Versendung  und  in  ruhenden  Behältern,  sowie 
das  Einführen  tmd  innige  Mischen  von  Gasen  nüt  Flüssigkeiten  aller  Art 
bezweckt. 

—  Die  PrtuBlicho  R^|l«nin|  beginnt  die  Erbauung  des  Berlin  -  Stettiner  Groß- 
schiffahrtsweges, der  den  Verkehr  mit  600t -Kähnen  statt  der  jetzigen 
170  t- Kähne  ermöglichen  soll.  Der  Kanal  soll  eine  Länge  von  150  km, 
eine  Wasserspiegelbreite  von  32,3  m  und  eine  Mindesttiefe  von  2,3  m 
erhalten. 

—  Römor  und  Wlmmor  zeigen  als  Besultat  jahrelang  fortgesetzter  Topf  versuche 
und  Feldbeobachtungen  die  große  Bedeutung  der  an  der  Zuckerrübe  durch 
verschiedene  Düngung  hervorgerufenen  äußeren  Erscheinungen  und  stellen 

—     1056     — 


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1906 

die  Begeln  fest,  nach  denen  Normalrüben  anf  die  Zuteilang  der  Tnchtij^sten 
N&hrstoffe  (einzeln  und  kombiniert)  reagieren. 
1906  Joaef  RoMiitfMl  in  München  konstruiert  eine  neue  Röntgenröhre,  die  er  als 
„Innenfilterröntgenröhre"  bezeichnet.  Bei  seiner  Konstruktion  passieren  die 
von  der  Antikathode  ausgehenden  Strahlen  vor  dem  AuftrefCen  auf  die  Glas- 
wand ein  Filter,  wodurch  alle  schädlichen  Strahlen  beseitigt  werden. 

—  Franz  Sacht  entdeckt  eine  neue  Darstellung  für  aromatische  Amine,  indem 
er  die  Natriumsalze  von  Sulfosäuren  aromatischer  Kohlenwasserstoffe,  von 
Naphtholen  und  Naphthylaminen  mit  Natriumamid  und  Naphthalin  oder 
mit  Natriumamid  allein  verschmilzt,  wobei  an  die  Stelle  der  Sulfogrnppe 
oder  eines  Waaserstoffatoms  die  Aminogruppe  tritt.  Beim  Erhitzen  von 
Maphthalin  mit  Natriumamid  und  Oxydationsmitteln  entsteht  a-Naph- 
thylamin  und  1 — 6-Naphthylendiamin. 

—  Alberto  SantM-Dumont  befaßt  sich  neben  der  Verbesserung  des  lenkbaren 
Luftballons  (s.  1901  S.)  auch  mit  dem  Aeroplan.  Er  durchfliegt  damit  am 
23.  Oktober  1906  eine  Strecke  von  etwa  100  m  in  wirklichem  (nicht  nur 
Gleit-)  Fluge,  womit  er  den  vom  Flugteohniker  Archdeacon  gestifteten 
Preis  gewinnt.  Am  13.  November  1906  legt  er  eine  Strecke  von  220  m 
zurück. 

—  Schlmimi  &  Oo.  in  Leipzig  bringen  den  reinen  BiechstofF  des  natürlichen 
Moschus,  den  sie  durch  Fraktionierung  des  aus  Moschus  durch  Destillation 
gewonnenen  ätherischen  Öls  erhalten,  und  der  ein  Keton  darstellt,  unter 
dem  Namen  „Muscon"  in  den  Handel.  Dieser  BiechstofF  hat  nichts  mit 
dem  Moschus  Baur,  der  eine  Nitroverbindung  ist,  zu  tun. 

—  Friedrich  Wilhelm  SMnniiwr  weist  nach,  daß  der  Hauptbestandteil  des 
Eberwurzöls  (Carlina  acaulis),  in  welchem  er  bereits  i.  J.  1889  ein  Sesqui- 
terpen  „Carlinen"  aufgefimden  hatte,  die  Bruttoformel  C„H,oO  hat,  und  daß 
der  Körper  gleichzeitig  ein  Furan-  und  Benzolabkömmling  ist.  Semmler 
synthetisiert  das  durch  Reduktion  aus  C„Hi„0  erhaltene  C„H,40,  das  ein 
Phenylfurylpropan  darstellt. 

—  Friedrich  Wilhelm  SMHiiiler  macht  Untersuchungen  über  Fenchon,  um  seine 
im  Gegensatz  zur  Wallaoh'schen  Formel  stehende  Auffassung  zu  bestätigen. 
Es  gelingt  ihm,  im  Natriumamid  ein  Mittel  zur  Aufspidtung  solcher  cycli- 
soher  Ketone  zu  finden,  die  benachbart  von  der  Ketongruppe  keinen  leicht 
ersetzbaren  Wasserstoff  enthalten;  hierbei  entstehen  Amide.    (Vgl.  1905  S.) 

—  Friedrich  Wilhelm  Sammler  und  Mac  Kanile  klären  die  Konstitution  des 
Buccocamphers  CioH,,0,  auf.  Es  wird  gezeigt,  daß  derselbe  ein  hydriertes 
Phenol  ist  und  den  ersten  bekannten  zu  dieser  Klasse  gehörigen  Körper 
darstellt. 

—  StaniMit  ft  Halika  verlegen  das  erste  Femsprech-Seekabel  nach  dem  Pupin 
System  (s.  1899  P.)  im  Bodensee  zwischen  Friedrichshafen  und  Romanshom 

—  Frederick  SoMy  gibt  eine  Methode  zur  Erzeugung  eines  hohen  Vakuums  an. 
Wenn  man  Calcium  in  einem  verschlossenen  evakuierten  Glasrohr  im  elek 
trischen  Ofen  über  die  Erweichungstemperatur  des  Glases  erhitzt,  so  ab 
sorbiert  das  Calcium  alle  noch  vorhandenen  Gasreste  mit  Ausnahme  von 
Argon.  Barium  und  Strontium  verhalten  sich  ähnUch  wie  Calcium.  Diese 
Versuche  werden  von  K.  Arndt  (1907)  bestätigt. 

—  von  Sodm  und  Traf!  machen  Versuche  über  das  Nerol  und  sehen  es  als  ein 
stereoisomeres  Greraniol  an. 

—  Dem  Physiker  Johannes  Stark  in  Göttingen  gelingt  es,  teilweise  im  Verein  mit 
seinen  Schülern,  den  schon  i.  J.  1903  von  ihm  vermuteten  Dopplereffekt 
an  den  Kanalstrahlen,  zunächst  im  Wasserstoff,  experimentell  nachzu- 
weisen. Er  gründet  darauf  Schlüsse  über  die  Träger  der  Linien-  und 
Bandenspektren  der  Elemente. 

Darmstaedter.  07 

—    1057    — 


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190« 

1906  Frederick  W.  Taylar  und  Maunsel  White  stellen  den  NeasohneUatahl  oder 
Vanadiumatahl  dar,  dei  eine  besondere  Legierung  ist  und  sich  Ton  den 
natvirbarten  Stablsorten  durch  einen  mäßigen  Grebalt  von  Vanadinm  und 
einen  böbem  Anteil  an  Wolfram  und  Cbrom  unterscheidet,  im  übrigen 
aber  nach  dem  früher  geübten  Verfahren  (s.  1900  T.)  behandelt  wird. 

—  Die  funkentelegraphische  Station  in  Nauen  bei  Beiiin  wird  von  der 
Gesellschaft  TtMunkm  dem  Betrieb  übergeben.  Es  gelingt,  von  dieser 
Station  die  Verbindung  mit  dem  Lloyddampfer  „Bremen"  auf  seiner 
Fahrt  nach  Amerika  bis  auf  2500  km  herzustellen. 

—  Th.  TomnatiM  gibt  der  Leidener  Flasche  eine  Form,  welche  den  Verlust 
der  Ladung  infolge  L«itendwerdenB  der  Glasoberfläche  durch  Feuchtigkeit 
ausschließt.  Er  benutzt  zu  diesem  Zwecke  zwei  conaxiale  zylindrische 
Glasgefäße  von  gleicher  Wandstärke,  zwischen  denen  ein  etwa  2  mm 
dicker  Luftring  bleibt.  Der  innere  Zylinder  trägt  die  innere,  der  äußere 
die  äußere  Belegung.  Der  Rand  des  inneren  Zylinders  ragt  über  den  des 
äußeren  hinweg  und  ist  ein  wenig  nach  außen  über  ihn  hinausgebogen. 
In  dem  Luftring  zwischen  beiden  Zylindern  befindet  sich  eine  3 — 4  cm 
hohe  Schicht  von  Glaswolle,  die  mit  Schwefelsäure  getränkt  ist  imd  infolge- 
dessen die  Glasoberflächen  stets  trocken  hält.  Tommasina  nennt  seine 
Flasche  „Serbokondensator". 

—  P.  UhlMhalli  gibt  angesichts  der  Wirkung  des  Atoxyls  auf  Spirochaet^n 
die  Anregung,  auch  die  Syphilis  mit  Atozyl  zu  behanddn.  Die  ersten 
größeren  Versuchsreihen  mit  Atozyl  werden  von  P.  Salmon  in  Paris  gemacht. 

—  Daniel  VorUndsr  stellt  fest,  daß  der  krystallinisoh  flüssige  Zustand  bei 
chemischen  Verbindungen  von  der  Struktur,  insbesondere  von  der  An- 
wesenheit gewisser  Atomgruppen  wie  C  :  0,  C :  C,  N  :  N,  N  ■  0  •  N  in  Para- 
steUung  bedingt  wird,  die  auch  Farbe,  Lichtbrechung  usw.  beeinflussen.  Er 
stellt  auf  Grund  dieser  Besultate  zahlreiche  synthetische  Verbindungen  dar. 

—  Otto  WallMh  untersucht  das  Pinen  und  erörtert  besonders  ein  Derivat, 
das  Pinocarveol  C,oH,50E[.  Er  ist  der  Ansicht,  daß  dieser  Alkohol  mög- 
licherweise als  Ester  in  den  hochsiedenden  Antdlen  des  ätherischen  Öles 
von  Eucalyptus  Globulus  vorkommt. 

—  August  Wantnnmn  erbringt  durch  Untersuchung  der  das  Zentralnerven- 
system umspülenden  Flüssigkeit  neue  Beweise  für  den  schon  immer  auf 
Grund  klinischer  Beobachtung  angenommenen  Zusammenhang  zwischen 
Paralyse  und  Syphilis.  Seine  Methode  verspricht  für  die  Feststellung,  ob 
ein  Mensch  syphilitisch  infiziert  ist  oder  nicht,  von  erheblicher  Bedeutung 
zu  werden. 

—  Richard  WilMiHir  macht  Untersuchungen  über  das  Chlorophyll  und  stellt 
fest,  daß  es  frei  von  Phosphor  und  eine  komplexe  Magnesium  Verbin- 
dung ist. 

—  Max  Wolf  entdeckt  am  22.  Februar  auf  photographischem  Wege  einen 
neuen  Planetoiden  TG,  der  eine  Umlaufszeit  von  12  Jahren  hat  und  eine 
so  exzentrische  Bahn  besitzt,  daß  sie  teils  außerhalb,  teils  innerhalb  der 
Jupiterbahn  liegt.  Die  Entfernungen  von  der  Sonne  schwanken  zwischen 
665  und  920  Millionen  Kilometer.  Die  Bedeutung  dieser  Entdeckung 
beruht  namentlich  darin,  daß  durch  diesen  Planeten  zum  erstenmal  die 
Tatsache  festgestellt  wird,  daß  die  Jupiterbahn  nicht  die  äußerste  Grenze 
der  Asteroideozone  bildet. 

—  Bichard  WolffamMn  stellt  die  Perhydrate  der  Alkalien  und  alkalischen 
Erden  dar,  indem  er  ihre  Alkoholate  mit  Wasserstoffsuperoxyd  behandelt. 
Die  Perhydrate  sind  starke  Basen  und  bilden  allgemein  Salze.  Sie  dienen 
zum  Bleichen  und  für  therapeutische  Zwecke. 

—  Woltmck  erfindet  ein  Verfahren  zur  Gewinnung  von  Ammoniak  und  anderen 


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1907 

Stoffen  aus  Torf,  Der  Torf  wird  dabei  durch  ein  mit  Wasserdampf  ge- 
ladenes Luftgebläse  einer  feuchten  Verbrennung  unterworfen.  Die  eich 
entwickelnden  Gase  werden  von  Parafflnteeren  und  Essigsäure  befreit  und 
dann  in  Säuretürme  geleitet,  wo  das  Ammoniak  sich  mit  der  herabfließen- 
den Schwefelsäure  zu  Ammoniumsulfat  vereinigt. 

1906  Woodali  und  Duckham  konstruieren  für  die  Leuchtgasindustrie  einen  Vertikal- 
ofen  für  kontinuierlichen  Betrieb,  der  die  Ausnutzung  der  Eigenwärme  des 
glühenden  Koks  gestattet,  indem  der  beim  Ablöschen  entstehende  Wasser- 
dampf in  die  Betorten  eintritt  und  dort  durch  die  glühende  Kohle  in 
Wassergas  übergeführt  wird,  das  sich  dem  Leuchtgas  beimischt. 

1007  Hans  von  AMmhi,  C«lbor(  und  Oapiiort  konstruieren  eine  Schreibmaschine 
für  Blinde,  die  keine  Tasten-  oder  Hebelmasohine  ist.  Die  Maschine  er- 
fordert vielmehr  wirkliches  Schreiben  mit  der  Hand  mittels  eines  Stiftes, 
dessen  unteres  Ende  sich  in  einer  mit  Anhaltspunkten  versehenen  Schreib- 
form bewegt,  während  sein  oberes  Ende  die  Linien  auf  dem  Papier  aus- 
prägt.    (Vgl.  auch  1860  M.) 

—  Die  Aniortean  Locomothn  Company  in  Scheneotady  erbaut  eine  Biesenloko- 
motive  nach  dem  Compoundsystem  von  Mallet.  Bei  dieser  Lokomotive 
arbeitet  ein  Hochdruck-  und  ein  Niederdmcksystem  an  zwei  unabhängigen 
Drehgestellen.  Die  Gesamtlänge  der  Maschine  ist  20,4  m,  der  Hoohdruck- 
zyUnder  hat  636  mm,  der  Niederdmokzjlinder  090  mm  Durchmesser,  der 
Hub  beider  Zylinder  ist  710  mm.  Die  Maschine  kann,  wenn  sie  mit  Ver- 
bundwirkung arbeitet,  08000  Pfund  Zugkraft  äuBem. 

—  Angelo  AnfOll  gibt  in  seiner  Schrift  „Sopra  alonni  composti  ossigenati  del- 
I'azoto"  ein  umfassendes  Bild  der  im  AnsohluO  an  die  Entdeckung  des 
Nitrohydrozylamins  seit  dem  Jahre  1886  von  ihm  ausgeführten  Arbeiten 
über  sauerstoffhaltige  Verbindungen  des  Stickstoffs. 

—  Svante  Arrhtnlut  findet  in  seinem  Buche  „Das  Werden  der  Welten"  in 
der  ,,Pan!(permie"  eine  Erklärung  für  die  Ausbreitung  des  Lebens.  Danach 
irren  Lebenssamen  in  den  Räumen  des  Weltalls  umher  und  erfüllen  die 
Oberflächen  der  Welten  mit  Leben,  sobald  die  Bedingungen  für  das  Be- 
stehen der  Organismen  gegeben  sind.    (S.  a.  1865  B.) 

—  J.  H.  Bochhold  beschreibt  eine  neue  Methode  der  Filtration,  der  er  den 
Namen  „ültraflltration"  gibt.  Er  stellt  Filter  her,  welche  weit  engere 
Poren  enthalten,  als  die  in  der  Bakteriologie  benutzten  Chamberlandkerzen, 
indem  er  Papier  oder  Gewebe  in  einem  besonderen  Apparat  mit  Gallerten 
dichtet.  Durch  diese  Ultrafllter  gelingt  es,  aus  Lösungen,  die  wie  Hämo- 
globin- und  Serumlöaungen  kleinere  oder  größere  Teilchen  enthalten,  diese 
zu  trennen. 

—  Boflolt,  Ptrret  und  Fabry  wiederholen  im  internationalen  Maß-  und  Gewichts- 
institut in  Sövres  die  Vergleichung  der  Meterlänge  mit  der  Wellenlänge 
des  roten  Cadmiumlichtes  (vgl.  1892  M.)  und  finden  wiederum  genau  die 
früher  ermittelte  Zahl  von  1 553  164  Wellenlängen. 

—  Fritz  Blau  ersinnt  ein  Verfahren,  um  die  sehr  stark  leuchtenden  Gase  ge- 
wisser Fette  oder  hochsiedender  Mineralöle  durch  hohen  Druck  in  flüssige 
Form  zu  bringen  und  aus  diesen  flüssigen  Gasen,  welche  sich  überallhin 
versenden  lassen,  durch  einfaches  öffnen  des  Ventils  wieder  luftförmiges, 
direkt  verwendbares  Leuchtgas  zu  machen.  Die  Versendung  geschieht 
in  Stahlflaschen,  in  welche  das  Gas  unter  einem  Druck  von  100  Atmo- 
sphären hineingepreßt  wird. 

—  Werner  von  BoHon  gelingt  es,  das  Niobtetroxyd  durch  direktes  Durchleiten 
von  Wechselstrom  im  Vakuum  in  Kiobmetall  und  Sauerstoff  zu  zerlegen 
und  so  zum  ersten  Male  völlig  reines  Niob  herzustellen.  (Vgl.  1844  R. 
und  1866  B.) 

«7» 

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1907 

1907  Nachdem  Rutherford  darauf  hingewiesen  hatte,  daB  nicht  das  Aktinium, 
Bondom  ein  bei  diesem  sich  vorfindendes  unbekanntes  Produkt  der  Er- 
zeuger des  Radiums  sei  (vgl.  1906  B.),  gelingt  es  Bertram  Borden  BoHwmmI, 
das  hypothetisohe  Zwischenprodukt,  das  er  mit  dem  Namen  „lonium" 
belegt,  aus  Aktinium  und  auch  aus  Emanation  abzuscheiden  und  dasselbe 
als  eine  neue  radioaktive  Substanz  zu  erweisen. 

—  W.  BraiKO  und  StnmiiM  benutzen  die  Röntgenstrahlen  mit  Erfolg,  um 
gewisse  im  Innern  von  Versteinerungen  verhüllte  OrganisationsverhÜtniase 
zu  erforschen. 

—  Louis  Bnnnaii  erfindet  einen  Eisenbahnwagen  für  einschienige  Bahnen, 
dessen  Gleichgewicht  dureh  zwei  gegenläufige  und  zwangsläufig  miteinander 
verbundene  elektrisch  angetriebene  Gyroskope  aufrecht  erhalten  wird. 

—  Karl  ButiMttidt  konstruiert  zur  besseren  Ausnutzung  des  Windes  im 
Gregenaatz  zu  den  bisher  vertikal  rotierenden  Windmotoren  einen  horizontal 
rotierenden  Motor,  der  ohne  Umsteuerung  mit  allen  Winden  aas  irgend  einer 
Himmelsrichtung  läuft. 

—  George  Caivwt  und  CO.  BatUaii  verwenden  bei  der  Glühlampe  an  Stelle 
der  in  die  Glaswand  eingeschmolzenen  Platindrähtchen  gewöhnliche  sehr 
dünne  Kupferdrähtchen,  deren  Ausdehnung  mit  der  des  Glases  überein- 
stimmt, so  daB  dadurch  Luftdichtigkeit  erhalten  bleibt  und  die  Luftleere 
im  Lampeninnem  nicht  gestört  wird. 

—  N.  Caro  bewirkt  die  Vergasung  geringwertiger  Brennatofie  in  großen  Genera- 
toren in  einem  Gemisch  von  Luft  und  hocherhitztem  Wasserdampf.  Es 
gelingt  ihm  hierbei  beispielsweise,  sehr  nassen  Torf  mit  60—65%  Wasser- 
gehalt bei  gleichzeitiger  bedeutender  Steigerung  der  Ausbeute  an  Ammo- 
niak zu  verarbeiten. 

—  F.  D.  Ctatfanray  findet  für  die  Spiegelfabrikation  ein  Verfahren  zur  Her- 
stellung einer  haltbaren  Kupferbelegung  auf  Glas.  Das  Verfahren  ähnelt 
dem  für  die  Herstellung  von  Silberspiegeln.     (Vgl.  1843  D.) 

—  Der  amerikanische  Ingenieur  Cody  erbaut  das  erste  Militärluftschiff  ,,Nnlli 
secundus"  für  die  englische  Armee.  Dasselbe  hat  100  Fuß  Länge  und 
30  Fuß  Durchmesser  und  ergibt  bei  einer  Probefahrt  im  September  eine 
Geschwindigkeit  gegen  den  Wind  von  3  km  in  der  Stunde.  Das  Luftschiff 
wird  im  Oktober  durch  einen  Orkan  vollständig  vernichtet. 

—  Cowpar  und  Cotos  bilden  zur  elektrischen  Gewinnung  des  Kupfers  den  so- 
genannten Zentrifugalprozeß  aus,  bei  welchem  sie  mit  der  geringen  Strom- 
spannung von  nur  0,76  Volt,  aber  mit  einer  Stromstärke  von  200  Ampere 
auf  jeden  QuadratfuB  der  Niederschlagsfläche  arbeiten.  Letztere  besteht 
aus  einem  in  der  Flüssigkeit  mit  großer  SchneUigkeit  rotierenden  Mantel, 
dem  ein  ringförmiges  Kupferblech  als  Anode  gegenübergehängt  ist.  Das 
durch  den  elektrischen  Strom  ausgeschiedene  Kupfer  setzt  sich  auf  den 
kreisenden  Flächen  ab. 

—  N.  Debonntt  erfindet  eine  Rettungsboje  für  Unterseebote,  welche  bei  einem 
dem  Fahrzeuge  zustoßenden  Unfall  sofort  zwei  Kabel  entrollen  und  mit 
den  Enden  derselben  zur  Wasseroberfläche  emporsteigen  soll.  Es  soll  da- 
durch eine  telephonische  Verständigung  mit  der  Besatzung  und  sogar  die 
Zuführung  elektrischer  Kraft  ermöglicht  werden. 

—  Louis  Dtmyroiize  konstruiert  eine  Glühlampe  für  flüssige  Brennstoffe,  bei 
welcher  auch  ein  minderwertiges,  ungereinigtes  Benzin  verwendet  werden 
kann,  und  die  sich  durch  große  Leuchtkraft  und  sehr  billigen  Betrieb  aus- 
zeichnen soll.  Die  Lampe  wird  unter  dem  Namen  „Lusollampe"  in  den 
Handel  gebracht. 

—  Der  Aeronaut  Draüch  dl  la  Meurtbt  überweist  sein  vom  Ingenieur  Henri 
Kapferer  erbautes  lenkbares  Luftschiff  „Ville  de  Paris"  der  französisch«! 


1060     — 

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1907 

MilitärTerwaltnng  als  Ersatz  für  den  verloren  gegangenen  Ballon  „Patrie". 
(S.  1907  J.)  Das  Luftschiff  charakterisiert  sich  durch  seine  wurstfönnigen 
Stabilisierungsd&chen  am  hinteren  Ende,  hat  62  m  Länge  und  32O0  obm 
Fassungsranm.  Der  70pferdige  Motor  gibt  dem  zweiflügeligen  Propeller 
900  Umdrehungen  in  der  Minute. 
1907  DautMhnuuin  gewinnt,  von  der  Idee  ausgehend,  daB  Hefe  die  Produktion 
von  SohutzstoSen  im  Organismus  steigere,  durch  Behandlung  von  Tieren 
mit  Hefe  ein  Serum,  das  sich  nach  Deneohi  bei  croupöser  Pneumonie 
imd  nach  Friedlieb  bei  infektiösen  Augenkrankheiten  von  hervorragender 
Wirkung  zeigt. 

—  Thomas  Alva  EdlsM  macht  Vorschläge  für  eine  neue  Art  des  Häuserbaus. 
Er  will  zu  diesem  Zwecke  eiserne  Gußformen  verwenden,  welche  die 
gesammte  Form  des  Hauses  wiedergeben.  Dieselben  sollen  an  der  Bau- 
stelle aufgestellt  und  mit  Zement  ausgegossen  werden,  so  daß  nach  dessen 
Erhärtung  und  nach  Wiederentfemimg  der  Gnßformen  das  Haus  in  allen 
seinen  Hauptelementen  (Wänden,  Decken,  Treppen  usw.)  fertig  dasteht. 
Edison  meint,  daß  sich  im  Falle  der  Einführung  bestimmter  Normaltjpen 
von  Wohnhäusern  und  der  dadurch  ermöglichten  steten  Wiederverwend- 
barkeit der  GuBformen  die  Baukosten  auf  ein  Zehntel  der  jetzigen  und 
vielleicht  noch  weiter  herabsetzen  lassen  würden. 

—  Felix  Ehrmhaft  gelingt  es,  in  Gasen  eine  der  Brown'sohen  Molekularbewegung 
(vgl.  1827  B.)  ähnliche  Erscheinung  mit  dem  Ultramikroskop  nachzuweisen. 
Hans  Molisch  zeigt,  daß  es  in  manchen  Fällen  geUngt,  das  Phänomen  in 
Gasen  mit  einem  gewöhnlichen  Mikroskop  nachzuweisen. 

—  A.  ElchwigrOn  st«Ilt  mit  Th.  Bwker  und  Hugo  Quntnim  neue  Acetylcellulosen 
her,  von  denen  die  wichtigste,  das  „Zellit",  sich  wie  Nitrocellulose  in 
Essigäther  und  in  Campher  löst  und  mit  letzterem  plastische  Massen  gibt, 
die  weich  und  biegsam  wie  Stoff  und  Leder  oder  dehnbar  wie  Guttapercha 
und  dabei  glasklar  durchsichtig,  wasserbeständig  und  zugleich  feuerbe- 
ständig sind. 

—  G.  EHM  und  Rllh  machen  Untersuchungen  über  den  Luftwiderstand. 
Ihre  Fallversuche,  die  an  dem  300  m  hohen  Eiffelturm  vorgenommen 
werden,  führen  zu  dem  Ergebnis,  daß  innerhalb  der  Versuchsgrenzen, 
d.  h.  zwischen  18  und  20  m  Geschwindigkeit,  der  Luftwiderstand  dem 
Quadrat  der  Geschwindigkeit  ziemlich  proportional  ist.    (Vgl.  auch  1892  C.) 

—  Emmerich  und  LBw  gewinnen  aus  dem  BaoUlus  pyooyaneus  die  Pjooyanase, 
«n  bakterienlösendee  Enzym,  das  die  Bacillen  der  Diphtherie,  der  Cholera, 
des  Typhus,  der  Pest  und  des  Milzbrandes  löst.  Die  Heil-  und  Schutz- 
wirkung der  Pyocyanase  bei  Diphtherie  wird  von  Escherich  und  Pfaundler 
mit  gutem  Erfolge  erprobt. 

—  In  Glasgow  erfolgt  der  Stapellauf  des  von  der  FalrlMd-GMcUschatt  für  die 
englische  Marine  erbauten  Kriegsschiffs  „Indomitable",  des  zurzeit  größten 
und  zugleich  schnellsten  Kreuzers  der  Welt.  Das  Schiff  ist  162  m  lang 
und  23,80  m  breit;  die  Wasserverdrängung  beträgt  17  260  t.  Die  Turbinen 
entwickeln  41000  indizierte  Pferdekräfte,  die  Geschwindigkeit  ist  auf 
26  Knoten  veranschlagt,  die  jedoch  bei  den  Probefahrten  um  2 — 3  Knoten 
überschritten  worden  ist.  Die  Armierung  besteht  aus  acht  30,5  cm-Ge- 
schützen  neben  einer  entsprechenden  Anti-Torpedobootsartillerie.  Die  Pan- 
zerung hat  eine  Stärke  von  178  mm. 

—  Henry  Farman  verbessert  seinen  Aeroplan  durch  den  Umbau  des  Zellen- 
systems so,  daß  der  gesamte  Flieger  um  30  kg  erleichtert  wird,  und 
ermöglicht  dadurch  eine  Mehrleistung  des  Motors  von  6  PS,  die  für  die 
Beweglichkeit  und  Flugf&higkeit  des  Aeroplans   von  großer  Wichtigkeit 

—     1061     — 

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1007 

ist.     Er  getnnnt  am  26.  Oktober  den  Preis  für  160  m,   die  er  in  einem 
geschloasenen  Kreise  durchfliegt.    (Vgl.  1908  F.) 
1907    J.  H.  J.  FMitM  gelingt  es,  EoMens&ure  zu  Formaldehyd  zu  reduzieren,  in- 
dem er  auf  'wässerige  Eohlenhydroxydlösung  metalUschcB  Magnesium  bei 
niedriger  Temperatur  einwirken  läßt. 

—  J.  FMTMl-Monnot  gelingt  es,  Stahl  und  Kupfer  durch  autogene  Schweißnng 
(s.  1905  F.)  80  dauerhaft  miteinander  zu  verbinden,  daß  die  Kombination 
der  beiden  Metalle  sich  wie  ein  homogenes  Metall  verarbeiten  läßt  nnd 
der  fein  ausgezogene  Draht  auf  seiner  ganzen  L&nge  durchaus  das  gleiche 
Verhältnis  z-wischen  Stahl  und  Kupfer  zeigt,  -wie  es  der  Knfippel  enthält, 
aus  dem  der  Draht  gewalzt  oder  gezogen  wird  (Eupferstahldraht). 

—  Emil  FlMltW  gelangt  bei  seiner  Synthese  der  Polypeptide  zu  einem  Okta- 
dekapeptid,  das  16  GlykokoU-  und  3 1-Leucingruppen  enthält  und  mit 
seinem  Molekulargewicht  1213  zu  den  kompliziertesten  synthetischen 
Körpern  gehört.  Die  Eigenschaften  dieses  Polypeptids  kommen  denen 
der  natürÜohen  Proteine  sehr  nahe. 

—  Nachdem  bereits  i.  J.  1900  A.  Belopolsky  versucht  hatte,  das  Doppler'sche 
Prinzip  (s.  1842  D.)  an  Läohtstrahlen  im  Laboratorium  nachzuweisen,  ge- 
lingt dieser  Kachweis  dem  Fürsten  B.  OaIHzIn  in  Gemeinschaft  mitJ.  WMp. 
Sie  benutzen  nach  dem  Vorgänge  Belopolsky's  zwei  Bädersysteme,  die 
am  Umfange  Spiegel  tragen  und  in  entgegengesetztem  Sinne  (entweder  in 
der  einen  oder  in  der  anderen  Richtung)  schnell  rotieren.  An  Stelle  der 
von  Belopolsky  benutzten  Prismen  verwenden  sie  ein  Michelson'sches 
Stufengitter  von  weit  größerer  Auflösungskraft. 

—  Nachdem  schon  1906  von  Braun  und  Siemens  &  Halske  bezügliohe  Ver- 
suche vorgenommen  worden  waren,  stellt  die  GcMlIichart  tOr  indrtlou 
Ttlegraphlt  auf  denStrecken  Berlin — Beelitz  und  München — Tutzing— Mumau 
Versuche  an,  fahrende  Eisenbahnzüge  durch  drahtlose  Telegraphie  zu 
sichern.  Die  Anwendung  der  Funkentelegraphie  für  den  Sichenmgsdienst 
erweist  sich  dabei  als  durchaus  betriebssicher. 

—  Während  Herschels  Riesenteleskop  nur  einen  Spiegeldurchmesser  von 
1,22  m  hatte,  wird  für  das  Observatorium  auf  dem  Mount  Wilson  in 
Kalifornien  der  Bau  eines  Femrohrs  mit  einem  Teleskopspiegel  von  2,6  m 
Durchmesser,  0,33  m  Dicke  nnd  16,26  m  Brennweite  begonnen.  Die  Glaa- 
soheibe  wird  im  Kohguß  von  der  Slatfabrlk  8L  Qobaln  geliefert,  ihre  Fertig- 
stellung und  die  Herstellung  des  Femrohrs  soU  unter  den  Auspizien  von 
E.  C.  Pickering  erfolgen. 

—  Gordon  konstruiert  eine  Handbohrmaschine  für  den  G«brauch  der  unge- 
lernten eingeborenen  Arbeiter  im  Transvaal.  Die  Maschine  wird  mit  kom- 
primierter Luft  angetrieben  und  gestattet  das  Arbeiten  in  Abbauen,  die 
nicht  höher  als  30—36  Zoll  englisch  sind.     Der  Apparat  wiegt  nur  27  kg. 

—  Hans  Gro6,  Kommandeur  des  preußischen  LuftschifierbataillonB,  baut  in 
Verbindung  mit  dem  Ingenieur  Basenach  ein  lenkbares  Luftschiff  nach 
dem  sogenannten  „halbstarren"  System.  Das  Luftschiff  kreuzt  am  29.  Juli 
über  den  Straßen  Berlins  und  beweist  seine  volle  Steuerbaxkeit.  Im 
August  tmtemimmt  dasselbe  eine  Dauerfahrt  von  8  Stunden  10  Minuten. 

—  K.  Qrukii  beobachtet,  daß  eine  Beihe  von  Metallen,  wie  Kupfer,  Zink, 
Zinn,  Aluminium  usw.,  einen  charakteristischen  Greruoh  haben.  Nach 
längerem  Erwärmen  nimmt  der  Geruch  ab  und  tritt  erst  wieder  auf,  wenn 
das  Metall  sich  bei  Zimmertemperatur  wieder  erholt  hat.  Gruhn  erklärt 
dies  aus  dem  Vorbandensein  spezifischer  Emanationen.    (S.  a.  1906  Z.) 

—  Otto  Hahn  findet,  daß  manche  Thoriumpräparate  beim  längeren  Liegen 
einen  höheren  Badiumgehalt  aufweisen,  und  vermutet,  daß  in  solchen  Prä- 
paraten ein  unbekanntes  Zwischenprodukt,  das  er  „Mesothorium"  nennt, 

—     1062     — 

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1907 

enthalten  sei.  Die  Boltwood'schen  Arbeiten  über  lonium  (vgl.  1907  B.) 
scheinen  darauf  hinzuweisen,  daß  Mesothorium  nichts  anderes  als  lonium  ist. 
1907  Hugo  HMfmll  stellt  Versuche  an,  um  freifliegende  Registrierballons  vom 
Lande  oder  vom  Schiff  aus  mitt^  elektrischer  Wellen  zu  beliebiger  Zeit 
zum  Sinken  zu  bringen. 

—  Hmm  zeigt  als  Ergebnis  einer  ausgedehnten  Versuchsreihe,  daß  bei  den 
Wirbeltieren  die  Größe  des  Herzens  einen  Maßstab  für  die  Lebhaftigkeit 
des  Stoffwechsels  abgibt. 

—  Paul  He]fl  von  der  Philadelphia  Central  High  Sohool  weist  durch  Versuche 
nach,  daß  sichtbare  und  unsichtbare  Lichtstrahlen  dieselbe  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit haben,  und  gewinnt  damit  den  Uriah  A.  Boyden-Preis 
des  Franklin- Instituts.  Seine  Versuche  beruhen  auf  Photographien  des 
in  die  Spektralfarben  zerlegten  Lichtes  des  Sternes  Algol,  namentlich  der 
unsichtbaren  ultravioletten  Strahlen. 

—  Nachdem  Mohr  schon  1870  den  Vorschlag  gemacht  hatte,  Kraftmaschinen 
mit  Kohlensäure  zu  betreiben,  gelingt  es  dem  Ingenieur  Fritz  HlWtfcnuid, 
einen  praktisch  brauchbaren  Kohlensäuremotor  herzustellen,  indem  er  Luft 
durch  Kompression  erhitzt  und  derselben  so  viel  flüssige  Kohlensäure  zu- 
führt, als  im  Moment  der  Höchstkompression  durch  die  Kompreasions- 
wärme  verdampft  und  überhitzt  werden  kann.  Das  Kohlens&orelnft- 
gemisch  dehnt  sich  aus,  erzeugt  Druck  und  treibt  den  Kolben  arbeits- 
leistend  vor.  Nachdem  die  Maschine  ausgepufft  hat,  beginnt  das  Spiel 
von  neuem. 

—  Der  österreichische  Major  Hermann  Homm  erfindet  einen  Schrauben- 
propeller für  die  Zwecke  der  Luftschiffahrt,  der  nach  der  Meinung  des  Er- 
Anders  an  Wirksamkeit  alle  bisherigen  übertrifft.  Das  Prinzip  der  Neue- 
rung besteht  darin,  daß  den  Schrauben  während  ihrer  Rotation  noch  eine 
zweite  Drehbewegung,  und  zwar  um  eine  ihnen  allen  gemeinsame  Dreh- 
achse gegeben  wird,  d.  h.  daß  man  sie  eine  Planetbewegung  ausführen  läßt. 

—  H.  WM  HoaBle  erfindet  eine  Amalgampaste  für  Spiegel,  die  von  der 
chemischen  Fabrik  von  Heyden  in  Radebeul  hergestellt  wird.  Die  zu  be- 
spiegelnden Gregenstände  werden  mit  dieser  Paste  bestrichen,  nach  etwa 
einer  Stunde  in  ein  Waaserbad  gebracht,  an  der  Luft  getrocknet  und  schließ- 
lich mit  einem  Lacküberzug  versehen.  Das  ganze  Verfahren  nimmt  nur 
etwa  drei  Stunden  in  Anspruch. 

—  Das  HOWanwrk  Fwiniii  in  Oberschlesien  erfindet  ein  Verfahren,  welches 
das  Zerschneiden  von  Eisen  oder  Stahl,  das  Ausschneiden  von  Löchern 
aus  Eisen-  oder  Stahlblechen,  aus  Rohren,  Dampfkesseln  usw.  mittels  des 
G-asgebläses  zum  Gegenstand  hat.  Das  Verfahren  wird  von  der  Deutschen 
Oxhydric-GieBellBchaft  in  Düsseldorf  ausgebeutet. 

—  A.  D.  Jmm  gibt  ein  Verfahren  zum  Fernsprechverkehr  zwischen  den 
fahrenden  Zügen  und  den  Stationen  bez.  dem  Streckenpersonal  an,  bei 
welchem  die  leitende  Verbindung  zwischen  dem  auf  der  Lokomotive  be- 
findlichen Telephon  und  der  am  Bahnkörper  entlang  führenden  Draht- 
leituQg  dadurch  hergestellt  wird,  daß  aus  einem  aus  der  Lokomotive  seit- 
wärts herausragenden  Bohr  ein  mit  gewissen  Chemikalien  leitend  gemachter 
Damp&trom  gegen  die  Drahtleitung  gerichtet  wird. 

—  Die  französische  Heeresverwaltung  nimmt  den  Bau  einer  Luftsohiffflotte 
von  sechs  Schiffen  in  Angriff,  welche  nach  dem  Entwürfe  des  Ingenieurs 
JulDol  (s.  1903  L.)  hergestellt  werden  sollen.  Der  zuerst  gebaute,  später 
durch  Entfliegen  verloren  gegangene  Ballon  „Patrie"  hat  3600  cbm 
Fassungsvermögen  und  etwa  14  m  Eigenbewegnng  in  der  Sekunde. 

—  Knoll  ft  Go.  stellen  den  a-Monobromisovalerianylhaj:nBtoff  her,  der  unter 
dem  Namen  „Bromural"  als  Schlafmittel  verwendet  wird. 

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1007 

1907  Der  Ingenieur  Max  Kolitr  in  Winterthur  verbessert  das  Laufrad.  Seine  Kon- 
struktion besteht  aus  einem  Rad  mit  relativ  großem  Durchmesser,  das  weit 
nach  außen  schief'geetellt,  in  seinem  Innern  Raum  zur  Aufnahme  des  Fußes 
gewährt.  Hierdurch  kommt  der  Berührungspunkt  des  Rades  mit  dem  Boden 
direkt  unter  die  Fußsohle,  wie  dies  beim  Schlittschuh  der  Fall  ist.  Das  seitliche 
Umkippen  wird  durch  Beinschienen  verhindert,  die  duioh  Grelenke  dem 
Fuß  volle  Bewegungsfreiheit  lassen. 

—  G.  KraMiMT  und  Wacir  kommen  auf  Grund  ihrer  langjährigen  Arbeiten  über 
die  Frage  der  Erdölbildung  zu  Resultaten,  die  im  großen  und  ganzen  mit 
£ngler's  Ansichten  (vgl.  1897  £.)  übereinstimmen.  Sie  halten  das  von 
Algen  gebildete,  auch  heute  noch  in  großen  Mengen  vorkommende  Wachs 
für  die  wahrscheinlichste  Ausgangssubstanz  des  Petroleums,  das  hieraus 
durch  Spaltung  unter  Druck,  nicht  durch  Destillation,  wie  Engler  annimmt, 
entstanden  sei. 

—  £.  <•  Laira  in  Paris  gelingt  es,  in  einer  Mineralquelle  große  Mengen  von 
Helium  aufzufinden  und  dieses  Gas  so  der  wissenschaftUchen  Welt  zu 
mäßigen  Preisen  zugänglich  zu  machen. 

—  J.  £.  Im  erfindet  einen  „Graphischen  Wassermesser",  der  den  Verbrauch 
von  Wasser  in  größeren  Mengen  nicht  nur  mißt,  sondern  auch  sofort 
graphisch  darstellt.  Der  Apparat  wird  von  Glenfleld  &  Kennedy  Ltd.  in 
Kilmarnock  gebaut. 

—  Der  schwedische  Ingenieur  Karl  LaM  erfindet  äne  selbstwirkende  schwim- 
mende Mine,  die  wie  ein  Torpedo  aus  den  üblichen  Lancierrohren  eines 
Kriegsschifies  abgefeuert  werden  kann  und  so  konstruiert  ist,  daß  sie  nicht 
sinkt,  sondern  unter  Wasser  in  einer  gewissen  Tiefe,  auf  die  sie  eingestellt 
wiird,  eine  ebenfalls  beliebig  zu  bemessende  Zeit  sich  schwebend  erhält. 

—  Egbert  von  Laptl  erfindet  ein  neues  System  für  drahtlose  Telegraphie.  £r 
erzeugt  ungedämpfte  Schwingungen  nicht  durch  einen  Lichtbogen,  sondern 
durch  Entladungen  zwischen  Metallelektroden. 

—  Die  Pennsylvania  Steel  Company  beginnt  nach  den  Entwürfen  von  Gustav 
UndMlhal  den  Bau  der  ihr  übertragenen  Blaokwell- Island-Brücke  in  Kew 
York.  Die  gesamte  Brückenkonstruktion  hat  fünf  Spannungen  von  470, 
1182,  630,  984  und  492  Fuß  Länge.  Hierzu  kommt  die  Rampe  auf  der 
Manhattan -Seite  mit  1061  Fuß  und  diejenige  auf  der  Long  Island-Seite 
mit  3456  Fuß,  so  daß  sich  eine  Gesamtlänge  der  Anlage  von  8231  Faß 
ergibt. 

—  Die  LObecksr  MatehliMnb«i-a«tlltGhaft  erbaut  für  die  Strombauverwaltung 
in  Danzig  einen  Sandbagger  mit  einer  Leistung  von  3  cbm  Boden  in  der 
Minute.  Es  ist  dies,  so  weit  bekannt,  der  erste  Bagger  mit  elektrischem 
Antrieb.  Die  elektrische  Anlage  ist  von  den  Siemens -Schuckert- Werken 
geliefert. 

—  Auguste  und  Louis  Lumlin  gelingt  es  mit  HUfe  eines  geeigneten  Materials 
in  Form  von  gefärbten  Stärkekömehen  und  mittels  besonders  konstruierter 
Maschinen  das  Problem  der  über  die  ganze  Platte  regelmäßig  verbreiteten 
Miniaturfilter  zu  lösen  und  Platten  herzustellen,  deren  jede  die  Filter  unter 
der  Emulsionssohicht  trägt,  die  also  keines  besonderen  Rasters  bedürfen. 
Sie  tragen  hierdurch  wesentlich  zur  Vervollkommnung  der  Farbenphoto- 
graphie  bei. 

—  Everett  Mae  Adam  erfindet  einen  elektrischen  Lichtpausapparat,  der  mit 
zwei  Quecksilberdampflampen,  die  in  einem  rotierenden  Glaszylinder  an- 
gebracht sind,  arbeitet  und  ein  ununterbrochenes  Kopieren  gestattet. 

—  Maraft  konstruiert  einen  ,, Vokalsirene"  genannten  Apparat,  der  Laute  er- 
zeugt, die  den  einzelnen  Vokalen  vollkommen  gleichen,  und  der  in  mannig- 
facher Weise  sowohl  zu   medizinischen  als  auch  zu  technischen  Zwecken 

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1907 

dienea  kann.    Namentlich   läßt  rieb  mit  dem  Apparat  die  Gehörschärfe 
genau  bestimmen. 
1907    Karl  Marb«  benatzt  die  manometriBchen  Flammen  (s.  1872  K.)  zur  graphi- 
schen Aufzeichnung  der  Herztöne. 

—  H.  MwM  beobachtet,  daß  die  Ealksatzablagerungea,  welohe  die  Tuberkel- 
herde im  Bind-  und  SchT?einefleiBoh  kennzeichnen,  für  RdntKenstrahlen 
weniger  durchl&ssig  sind  als  das  gesunde  Gangliengewebe.  Er  schlflgt  vor, 
diesen  Umstand  zu  benutzen,  um  mit  Hilfe  von  Röntgenstrahlen  Tuberkeln 
im  Fleisch  nachzuweisen. 

—  Hermann  IMartiii  erbringt  auf  mathematiBohem  Wege  den  Nachweis,  daß 
die  Ringgebirge  des  Mondes  großenteils  durch  Hineinstürzen  von  kleinen 
Körpern  entstanden  sind,  wobei  er  jedoch  nicht  Meteorite  im  gewöhn- 
lichen Sinne  im  Auge  hat,  sondern  einen  die  Erde  nach  Art  des  Satum- 
linges  ehemals  umgebenden  Trabantenring  annimmt,  dessen  Bruchstücke 
zum  Teil  auf  den  Mond  geschleudert  worden  seien. 

—  Gustaf  HMantir  kommt  durch  die  Tatsache  der  positiven  Ladung  der  Luft 
und  der  negativen  Ladimg  der  Erde  bei  klarem  Wetter  auf  die  Ver- 
mutung, daß  die  Sonnenstrahlen  bei  dieser  Elektrizit&tsentwicklung  von 
Einfluß  sind,  und  findet  seine  Ansicht,  daß  nicht  allein  durch  mechanische, 
sondern  auch  durch  strahlende  Energie  elektrostatische  Ladungen  auf 
Körpern  hervorgerufen  werden  können,  durch  den  Versuch  bestätigt. 

—  Hans  Molltch  zeigt,  daß  Furpurbakterien  ebenso  wie  Leuohtbakteiien  ein 
überaus  feines  Reagens  für  die  kleinsten  Mengen  von  Sauerstoff  abgeben, 
die  durch  kein  anderes  Mittel  mehr  nachweisbar  sind.    (Vgl.  auch  1881  £.) 

—  A.  Nl^  in  Dresden  macht  neue  Versuche  über  die  Zündgeschwindigkeit 
explosibler  Gasgemische  (vgL  1876  M.),  zu  denen  er  sich  einer  kugel- 
förmigen Bombe  und  zentraler  Zündung  bedient,  wie  sie  zuerst  Langen 
1903  zu  ähnlichen  Zwecken  verwendet  hatte.  Auch  diese  Versuche  geben 
noch  keine  entscheidenden  Resultate  in  bezug  auf  die  tatsächlichen  Zün- 
dungsvorgänge  in  der  Gasmaschine,  haben  aber,  wie  Verfasser  sich  aus- 
drückt, „den  Wert  einer  ersten  Anregung  zu  einem  neuen  Untersuohungs- 
verfahren". 

—  Der  Staat  Ntw  York  beginnt  die  Vergrößerung  des  Erie-Kanals,  des  SchifEs- 
wegs  zwischen  den  Großen  Seen  und  dem  Atlantisohen  Ozean.  Der  Kanal 
soll  in  seiner  ganzen  Länge  ^710  km)  von  1,83  m  auf  3,66  m  vertieft 
werden  und  großartige  neue  Schleusen  und  Wehre  erhalten.  Die  G«Bamt- 
kosten  der  Anlage  sind  auf  101  Million  Dollars  veranschlagt. 

—  Owm  konstruiert  eine  automatische  Flaschenmasohine,  die  fähig  ist,  in 
24  Stunden  etwa  16000  Halbliter-Bierflaschen  oder  13000  Literflaschen  zu 
erzeugen. 

—  O.  Picht,  Lehrer  an  der  Königliohen  Blindenanstalt  in  Steglitz,  richtet  eine 
Punktschrift-Schreibmaschine  für  Blinde  zur  Darstellung  erhabener  Buch- 
staben ein,  welche  aus  Punktzusammenstellungen  besteben.  Die  Maschine 
hat  sechs  Tasten,  deren  jede  einem  Punkt  entspricht.   (Vgl.  auch  1907  A.) 

—  Der  Mediziner  C.  von  PIrqiNt  in  Wien  gibt  eine  Methode  zur  frühzeitigen  Fest- 
stellung einer  etwa  vorhandenen  Tuberkulose  an.  Man  gibt  auf  die  Haut 
zwei  Tropfen  26prozentige8  Tuberkulin  und  bohrt  dazwischen  den  Impf- 
bohrer  leicht  ein.  Nach  6  bis  spätestens  24  Standen  bildet  sieh  die 
Impfblase,  wenn  das  geimpfte  Kind  tuberkulös  ist. 

—  William  Ramay  erhält,  indem  er  KupfersalzlöBangen  der  Wirkung  der 
Emanation  aussetzt,  in  der  Lösung  einen  neuen  Bestandteil,  den  er  als 
Lithium  identiflziert.  Da  das  Metall  sich  nicht  aus  der  Emanation  ge- 
bildet hat,  und  die  angewendeten  Kupferverbindungen  absolut  rein  waren. 


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1»07 

Bchemt  es  featziutehen,  daß  das  Kupfer  sich  in  seine  Urbestandteile  gaspal- 
ten  hat  und  die  entstandenea  Elektronen  sich  neu  gruppiert  haben. 
1907  F.  Rawhlg  zeiget,  daß  Hypochlorit  und  Ammoniak  aufcenblioklich  und  glatt 
sum  Amid  der  unterchloilgen  Säure,  dem  Monoohloramin  zusammentreten. 
£b  gelingt  ihm,  durch  Zersetzung  des  Monochloramins  mit  Ammoniak  unter 
Zusatz  von  Eiweiß,  Casein  usw.  als  negativen  Katalysatoren,  neben  Stick- 
stoff und  Salmiak  beträchtliche  Mengen  von  Hydraein  zu  erhalten. 

—  John  William  Strutt  RayMgh  entdeckt,  daß  der  Beryll  Helium  eingeschlossen 
enthält. 

—  Dem  Zahnarzt  R*4wd  in  Greal  gelingt  es,  festzustellen,  daß  man  eine  meh- 
rere Minuten  dauernde  vollkommene  Narkose  erzielen  kann,  wenn  man 
die  Strahlen  einer  blauen  elektrischen  Lampe  auf  das  Auge  wirken  läßt 
und  dabei  alle  anderen  Lichtstrahlen  fernhält. 

—  Isidor  RoMirtlial  zeigt ,  daß  komplizierte  chemische  Verbindungen  im 
schwankenden  magnetischen  Kraftfeld  in  ganz  gleicher  Weise  zerlegt 
werden,  wie  dies  durch  Enzyme  geschieht.  Die  Wirkung  hängt  davon 
ab,  daß  die  Schwingungen  eine  ganz  bestimmte  Periode  haben.  Die  Stärke, 
auf  die  er  seine  Versuche  insbesondere  erstreckt,  wird  in  lösliche  Stärke, 
Dextrin,  Malzzucker  und  Traubenzuckw  gespalten. 

—  Der  Mediziner  Adolf  BdimMt  in  Halle  untersucht  die  Darmfnnktionen.  Er 
macht  zu  diesem  Zweck  analog  den  Mageninhaltsuntersuchungen  mittels 
des  „Probefrühstücks"  (vgl.  1885  £.)  systematische  Untersuchungen  der 
Darmentleerungen  nach  mehrtägigem  Gebrauch  einer  ganz  bestimmten 
„Probekost".  Er  zeigt,  daß  man  dadurch  bestimmte  Krankheitsbilder, 
wie  die  gastrogenen  vom  Magen  ausgehenden  Formen,  die  durch  Störung 
der  Pankreastätigkeit  bedingten  DarmaSektionen  und  die  sogenannte 
intestinale  Gärungsdyspepsie  abgrenzen  kann. 

—  Die  SdiOtfidM  OtaalndMstrli  GtMlIicIWft  in  Großalmerode  fabriziert  Telegraphen- 
stangen aus  Glas,  die  gegen  die  gewöhnlichen  hölzernen  Telegraphenstangen 
Vorteile  bieten  sollen. 

—  A.  W.  SehwanloM  konstruiert  ein  Maschinengewehr,  dem  gegenüber  dem 
Maximgewehr  größere  Einfachheit  nachgerühmt  wird.  Das  Gewehr  ist  in 
Österreich  eingeführt. 

—  Alois  Parkas  8ar<nyl  in  Berlin  verwendet  das  Farbenzerstäubungsverfahren 
von  Cadg^ne  (s.  1898  C.)  zum  Anstreichen  großer  Flächen,  namentlich  von 
Häusern.  Er  verbessert  die  Apparate  und  das  Verfahren  so  weit,  daß  er 
flüssige  Farben  jeder  Art,  gleichviel  ob  sie  mit  Spiritus  oder  irgendeinem 
öl  angesetzt  sind,  verwenden  kann. 

—  Die  8ln|«r-NähmatehliiM-G«Mllschatt  in  New  York  errichtet  auf  dem  Broad- 
way in  New  York  ein  Wohnhaus,  das  nach  seiner  Vollendung  47  Stockwerke 
haben  und  sich  186,6  m  hoch  über  dem  Straßenniveau  erheben  wird. 

—  Die  Schiffswerft  von  Swan,  Hunlar  und  Wigham  Rtehardioii  in  Wallsend 
erbaut  für  die  Cunard-Ldnie  den  Dampfer  „Mauretania",  der  etwa  die 
gleichen  Abmessungen  wie  die  „Lusitania"  (s.  1906  Br.)  erhält. 

—  J.  J.  TlMimon  untersucht  die  Eigenschaften  der  positiven  Elektrizität  an  den 
Kanalstrahlen  (s.  1886  6.)  und  benutzt  zu  seinen  Experimenten  das  Mine- 
ral Willemit,  das  in  ein  eigentümliches  Leuchten  gerät,  sobald  es  von  den 
Kanalstrahlen  getroffen  wird. 

—  Die  Unlvaruü-Sehralbiiiuchliitn-eeMUscIiattinBeriin  konstruiert  Silben-Sohreib- 
mascbinen  sowohl  nach  dem  Typenhebel-  als  auch  nach  dem  Typen- 
sohiffchensystem,  die  sich,  obschon  sie  bedeutend  komplizierter  sind,  als 
die  gewöhnlichen  Schreibmaschinen,  gut  bewähren. 

—  G.  UilMün  gelingt  es,   das  Ytterbium   in  zwei  Elemente  zu  spalten,   deren 

—   loeei   — 

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1908 

eines  er  Lutetium  nennt,  w&hrend  er  fär  das  andere  den  Namen  Ytter- 
bium beibehält. 
1907  Valllant  in  Paris  entdeckt,  daß  die  inneren  Organe  des  menschlichen  Körpers 
im  Leben  für  die  X-Strahlen  durchlässig  sind,  während  sie  schon  wenige 
Minuten  nach  dem  Tode  undarchlässig  werden,  und  gründet  darauf  eine 
Methode,  durch  Röntgenstrahlen  den  eingetretenen  Tod  sicher  festsustellen. 

—  Valltart  und  Doptar  berichten  der  Pariser  Akademie  über  ein  wirksames 
Serum  zur  Bekämpfung  der  Dysenterie. 

—  August  WMMrmann  verwendet  die  Komplementbindungsmethode  zur  Diagn  ose 
der  Syphilis.  Diese  „Serodiagnose"  genannte  Methode  erweist  sich  nach  A. 
Keißer's  Urteil  als  unbedingt  zuverlässig  bei  Mensch  und  Tier,  selbst  Tor 
Auftreten  des  Primäraffektes. 

—  Richard  WIIMtttar  und  Ferdinand  Hechedsr  stellen  aus  dem  Chlorophyll 
einen  Alkohol,  das  Phytol  dar,  der,  da  er  sich  durch  sämtliche  Pflanzen- 
klassen findet,  zweifellos  ein  wesentlicher  Bestandteil  des  Chlorophyll- 
moleküls ist. 

—  N.  Th.  M.  WltaHon  erhält  bei  Einwirkung  eines  Flammenbogens  auf  Essig- 
ester, Aceton  oder  Essigsäureanhydrid  das  einfachste  Keten  C^IIjO,  das 
sehr  reaktionsfähig  ist.  Das  Gas  verdichtet  sich  bei  —  lOO"  C.  zu  einer 
farblosen  festen  Masse. 

—  Der  Bakteriolog  WoHI-Eltnw  gibt  eine  Reaktion  zur  Erkennung  der  Tu- 
berkulose (Ophthalmoreaktion)  an,  die  darin  besteht,  daß  er  auf  die 
Bindehaut  einen  Tropfen  zehnprozentiger  Tuberkulinlösung  bringt,  wodurch 
bei  Tuberkulösen  eine  Rötung  und  Schwellung  horvorgerufen  wird.  Die 
Reaktion  wird  von  Calmette  nachgeprüft  und  empfohlen. 

—  R.  W.  Wood  weist  zuerst  die  Beeinflussung  einer  Absorptionsbande  eines 
Gases  durch  die  Anwesenheit  eines  fremden  chemisch  inerten  Gases  an 
einer  Quecksilberbande  nach. 

—  Graf  Ferdinand  von  Zoppolln  erzielt  bei  seinen  0  Jahre  hindurch  mit  großer 
Beharrlichkeit  fortgeführten  Versuchen  (s.  1898  und  1900  Z.)  bemerkens- 
werte Resultate.  Er  legt  mit  seinem  schon  i.  J.  1906  in  Vorversuche  ge- 
nommenen Luftschis  Modell  3  (Länge  126  m,  Dicke  11,70  m,  4  Schrauben, 
—  im  übrigen  ähnlich  der  Konstruktion  v.J.  1900)  eine  Strecke  von  360  km 
in  6  Stunden  zurück,  wobei  sich  eine  volle  Manövrierfähigkeit  des  Luft- 
schiffs und  eine  Eigenbewegung  von  15  m  in  der  Sekunde  ergibt. 

—  Hermann  Zinmanmuiii  beweist  zahlenmäßig,  daß  für  Pendelversuohe  zur 
Bestimmung  des  Luftwiderstands  mit  leichteren  Pendelkörpem  und  großen 
Ausschlagswinkeln  viel  genauere  Ergebnisse  erreicht  werden,  als  mit 
schweren  Pendelkörpem  und  kleinen  Ausschlagswinkeln.  Er  zeigt,  wie 
man  die  Anordnung  wählen  muß,  um  eine  möglichst  große  Genauigkeit 
bei  einfacher  Rechnimg  zu  erhalten. 

—  Nachdem  schon  Reisinger  (s.  1818  R.)  den  Gedanken  gehabt  hatte,  die 
getrübte  Hornhaut  des  Menschen  durch  die  eines  Tieres  zu  ersetzen,  und 
V.  Hippel  (s.  1877  H.),  sowie  Sellerbeck  (1878)  dieses  Verfahren,  jedoch 
ohne  bleibenden  Erfolg,  ausgeübt  hatten,  gelingt  es  E.  Zwirn  in  01m ütz, 
mit  der  Hornhautpfropfung  (Keratoplastik)  einem  dauernden  Erfolg  zu  er- 
zielen, wobei  er  allerdings  insofern  vom  Zufall  begünstigt  war,  als  er  das 
Pfropf material  dem  Auge  eines  11jährigen  Knaben  entnehmen  konnte, 
das  infolge  einer  EisenspUtterverletzung  herausgenommen  werden  mußte. 

1908  Der  italienische  Ingenieur  Lorenzo  d'AMa  schlägt  als  Panzermaterial  für 
KriegsschiSe  und  Panzertürme  ein  metaUisches  Gitterwerk  vor,  das  mit 
einer  Mischung  von  Sand,  Kalk  und  Bmohstficken  von  Porphyr  und  Basalt 
ausgefällt  und   außen  mit  dünnen  Eisenplatten  bekleidet  wird.    Es  ist 


-     1067     — 

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1908 

noch   nicht  zu  äbersehen,   ob   dieser  anscheinend  monier&hnlichen  Kon- 
struktion ein  besonderer  Wert  beizumessen  ist. 
1908    R.  BasNiiga  gelingt  es,  durch  Abschwemmen  von  24  stündigen  Typhus- Agar- 
kulturen  mit  Leoithin-Emulsion  ein  zur  Immunisiening  brauchbares  Toxin 
herzustellen. 

—  Ignaz  Blech  und  Fritz  Höhn  stellen  aus  Wasserstoffpersulfld  durch  fraktio* 
nierte  Destillation  Hydrotrisulfld  HgS,  und  Hydrodisulfld  HjSj  (das 
Schwefelanalogon  des  Wasserstofifsuperoxyds)  dar. 

—  Die  Chrniltcho  Fabrik  QrlMiMlin  gibt  ein  Schneideverfahren  für  Eisen  und 
Stahl  an,  wozu  sie  sich  des  Gasgebläses  unter  Mitwirkung  von  Sauerstoff 
bedient.     (Vgl.  auch  1907  H.) 

—  Der  Ingenieur  Dalacrang«  überfliegt  am  11.  April  das  Manöverfeld  vonlssy. 
Sein  Flugrekord  beträgt  offiziell  3925  m,  die  in  6  Minuten  30  Sekunden  zu- 
rückgelegt werden.  (Vgl.  auch  1908  F.)  Im  Mai  macht  er  in  Rom  zehnmal  die 
Bunde  um  die  Piazza  d'Armi  in  Höhe  von  4 — T'/s  m.  Er  verbleibt  16  Minuten 
26  Sekunden  in  der  Luft  und  durchfliegt  eine  Strecke  von  12760  m. 

—  Henry  Fainuui  gewinnt  in  Paris  am  13.  Januar  1908  mit  seinem  Aeroplan, 
einem  ZeUendrachen  mit  Achtzylindermotor  von  60  PS  und  zweiflügeliger 
Schraube  (vgl.  auch  1907  F.).  den  Deutsch -Archdeacon-Preis  für  Durch- 
messung einer  Strecke  von  1000  m  in  kreisförmigem  Fluge.  Nach  offizieller 
Messung  beträgt  die  Fluggeschwindigkeit  hierbei  36,4  km  in  der  Stunde. 
Später  macht  Farman  einen  Rekordflug,  der  offiziell  mit  2'/a  km  gemessen 
wird,  die  er  in  4  Minuten  und  9  Sekunden  zurücklegt,  und  am  6.  Juli  einen 
Flug  von  18  km,  die  er  in  20  Minuten  zurücklegt  und  womit  er  den 
10000  Fr8.Preis  gewinnt. 

—  Hartand  und  WoM  in  Belfast  erbauen  ein  Sechsmast-Segelschiff  „Navahoe". 
das  bei  10000  t  Ladefähigkeit  und  8000  Brutto-Reg.-Tons  137  m  Länge, 
17,67  m  Breite  und  10  m  Raumtiefe  besitzt.  Der  neue  Segler  übertrifft  hier- 
mit die  Abmessungen  des  bisher  größten  Segelschiffa  „Preußen"  (vgl. 
1903  T.)  um  ein  beträchtliches.  Die  Pimipen,  Segelwinden  usw.  werden 
mit  Dampf  betrieben. 

—  Charles  Hmry  konstruiert  einen  Kraftmesser  für  physiologische  Versuche, 
der  aus  einem  Gummiball  besteht,  der  mit  Quecksilber  gefüllt  ist.  das 
unter  dem  Druck  der  Hand  oder  der  Finger  in  einem  Metallrohr  auf  ver- 
schiedene Höhe  ansteigt.  Eine  vom  Quecksilber  angehobene  Eisenmasse 
teilt  ihre  Bewegung  einer  Zeichenfeder  mit,  welche  die  Druckstärken  auf 
dem  Registricrzylinder  aufzeichnet. 

—  Nachdem  schon  Leydig  (vgl.  1857  L.)  besondere  Sinnesorgane  an  Wasser- 
tieren nachgewiesen  hatte,  zeigt  B.  HolW  durch  viele  Versuche  an  ver- 
schiedenen Fischen,  daß  die  Seitenlinie  (Linea  lateralis)  ein  Sinnesorgan 
darstellt,  das  reich  mit  Nerven  durchsetzt  ist  und  auf  äußere  Reize  in 
durchaus  gleichbleibender  einheitUcber  und  typischer  Weise  reagiert. 

—  Heike  KaniarllngiMtaiMi  in  Leiden  gelingt  es,  Helium  bei  —  268*>  C.  zu  ver- 
flüssigen.    (Vgl.  1906  0.) 

—  Eugen  KrompsclMr,  Max  GoMzItiMr  und  Johann  Ansyan  stellen  fest,  daß  der 
Erreger  des  Flecktyphus  ein  Protozoon  ist,  das  Ähnlichkeit  mit  dem 
Malaria  -  Erreger  hat  und  wie  dieser  durch  einen  Zwischenwirt  auf  den 
Menschen  übertragen  wird.  Es  scheint,  als  ob  beim  Flecktyphus-Erreger 
das  häusliche  Ungeziefer  die  Rolle  des  Zwisohenwirts  spielt. 

—  Der  Major  U  MwiMiit  4a  Sahit-Marcq,  Kommandeur  der  belgischen  Luft- 
schiff ertmppen,  nimmt  den  Bau  eines  lenkbaren  Luftschiffs  zu  Schnell- 
und  Dauerfahrten  in  Angriff.  Dasselbe  soll  zum  Zwecke  der  Rettung  der 
Insassen  bei  Unfällen  mit  einer  Fallschirmvorricbtung  ausgestattet  werden. 

—  Maria  Gräfin   von   Undan   macht   Versuche  über   Kohlensäureassimilation 


1068     — 

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durch  SchmetterlingBpuppen.  Sie  zeigt,  daß  die  Pappen  unter  dem  Ein. 
flu6  des  roten  läohtes,  wie  Pflanzen,  die  Kohlensäure  zerlegen,  und  daß 
Bie  durch  Kohlenstoflaufnahme  ihr  Crewicht  erhöhen,  w&hrend  sie  unter 
normalen  Verhältnissen  im  Übergangsstadium  zum  Schmetterling  leichter 
werden.  Dieses  Ergebnis  ist  geeignet,  die  Grenzen  zwischen  Tierreich  und 
Pflanzenreich  zu  verwischen. 
1908  Gablid  Lippmann  erfindet  ein  Verfahren  der  Photographie,  welches  ge- 
stattet, ohne  Objektiv  und  Camera  auf  einer  einzigen  photographischen 
Platte  in  der  Durchsicht  ein  stereoskopisches  Bild  mit  allen  Perspektiven 
zu  erzeugen.    Er  nennt  sein  Verfahren  „Reliefphotographie". 

—  Norman  Lockjftr  entdeckt  im  Spektrum  des  Kigel  im  Orion  einige  der 
stärksten  Linien  des  Schwefels  und  stellt  damit  das  Vorkommen  von 
Schwefel  auf  Fixsternen  außer  Zweifel. 

—  Percival  Lowall  gelingt  es,  durch  Spektraluntersuchungen  das  Vorhanden- 
sein von  Wasserdämpfen  in  der  Atmosphäre  des  Mors  festzustellen. 

—  Maragt  geUngt  es,  mit  einem  von  ihm  erfundenen  Apparat  die  Vibra- 
tionen der  menschlichen  Stimme  photographisoh  zu  fixieren.  Die  Photo- 
graphien geben  ein  scharfes  Bild  der  Stiöuuwellen  und  ermöglichen  es, 
Fehler  in  der  Stimmbildung  zu  erkennen.    (Vgl.  a.  1907  M.) 

—  Marpnuuin  stellt  ein  Serum  gegen  Scharlach  her. 

—  Das  Matallanstrlch-Syndlkaf  in  Berlin  erfindet  ein  Verfahren  zum  Verzinnen, 
Verzinken  und  Verbleien  von  MetaUgegenständen,  das  darin  besteht,  daß 
eine  MetaUmischnng  mit  einem  Pinsel  aufgestriohen  und  nach  dem  Trocknen 
mit  einer  Lötlampe  oder  einer  Gasflamme  aufgeschmolzen  wird.  Die 
Überzüge  sind  gleichmäßig  und  haften  fest  auf  der  Oberfläche, 

—  Die  Mttropolltan  Uta  Inturanca  Co.  in  New  York  beginnt  in  der  Nähe  des 
Madison  Square  den  Bau  eines  Geschäftshauses  aus  Marmor  und  Stahl, 
das  sich  200  m  über  der  Erde  erheben  soll. 

—  A.  MOnts  und  Laini  flnden,  daß  gewisse  Mikrobakteiien  ihre  Tätigkeit  be- 
sonders stark  entfalten,  wenn  sie  auf  Torf  gezüchtet  werden  und  gründen 
hierauf  ein  Verfahren  der  Salpetergewinnung. 

—  Das  PrauBlicha  Mlntstarlum  dar  SftanttIcMn  ArtaHan  beschließt,  den  Dampf- 
betrieb der  Eisenbahnlinien  Leipzig-Bitterfeld-Magdeburg  und  Leipzig-Halle 
in  elektrischen  Betrieb  umzuwandeln.  Es  ist  ein  vöUig  durchgeführter 
Vollbetrieb  beabsichtigt,  der  auch  den  Güterverkehr  umfaßt.  Als  moto- 
rische Kraft  ist  Wechselstrom  in  Aussicht  genommen. 

—  Der  Ingenieur  Puff  in  Spandau  konstruiert  ein  Infanteiiegewehr  mit  einem 
im  Bodenteile  aufgewulsteten  Geschosse,  wobei  von  dem  Grundsatze  aus- 
gegangen ist,  daß  das  Laufkaliber  zur  völligen  Ausnutzung  der  Pulver- 
gase möglichst  groß,  das  Geschoßkaliber  zur  Überwindung  des  Luftwider- 
standes mögUohstkleingehaltenseinmuß.  Das  Gewehr  erzielt  eine  Mündnngs- 
geschwindigkeit  von  892  m  bei  einem  Gasdrucke  von  3170  Atmosphären. 
Das  12,7  g  schwere  Geschoß  durchschlägt  ein  5,1  mm  dickes  Nickelstahl- 
blech  auf  200  m  Entfernung  glatt. 

—  Josef  RMer  zeigt,  daß  kohärerähnliche  Vorrichtungen,  wenn  sie  von  elektri- 
schen Wellen  getroSen  werden,  auch  unter  Lichtabschluß  Einwirkungen 
auf  empfindliche  Bromsilber-Trockenplatten  zeigen,  daß  somit  die  durch 
die  elektrischen  Wellen  in  solchen  Apparaten  gebildeten  Funken  photo- 
graphisch aufgenommen  werden  können. 

—  Der  Mediziner  RIahl  führt  die  innere  Beleuchtung  des  Magens  aus,  in- 
dem er  ein  schlauchförmiges  Rohr,  wie  es  für  die  Speiseröhre  benutzt 
wird,  und  durch  dieses  hindurch  ein  anderes  mit  einer  kleinen  Glühlampe 
versehenes  Eohr  vom  Mund  aus  bis  in  den  Magen  vorschiebt.  (S.  a.  1889  £.) 

—  W.  Schaffar  stellt  eine  Formel  auf,  welche  die  Beziehungen  zwischen  den  6e- 

—     1069     - 

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1906 


dingongen  der  Aufnahme  und  Betrachtung  stereoskopisoher  Bilder  fest- 
stellt und  es  ermöglicht,  räumliche  Vorstellungsbilder  zu  bekommen,  die 
den  Aufnahmegegenständen  geometrisoh  ähnlich  sind  (Stereophotographie). 
In  Sohefler's  Formel  ist  die  Gesetsmfißigkeit  eines  psychologischen  Vor- 
gangs mathematisch  ausgedrückt. 

W.  SchflllM'  steUt  durch  mikroskopische  Untersuchungen  fest,  welche  Vor- 
gänge bei  der  Entwicklung,  der  Verstärkung  und  der  Abschwächnng  photo- 
graphischer  Platten  sich  abspielen.  Diese  Untersuchungen  erstrecken  sich 
sowohl  auf  die  Art  und  Grestalt  der  Plattenkömer,  wie  auch  auf  ihre 
räumliche  Anordnung  in  der  Schicht. 

Otto  SchönbMT  erfindet  ein  überaus  einfaches  Verfahren,  das  mit  stabilen 
Lichtbögen  von  bisher  unerreichter  Länge  den  Stickstoff  der  Luft  zu  oxy- 
dieren gestattet.  Die  Konzentration  der  erhaltenen  nitrosen  Gase  ist  eine 
sehr  hohe. 

H.  BÜ'lbll  gibt  an,  daB  durch  Hochfrequenzströme  Hauttuberkulose,  Flechten, 
bösartige  Geschwüre  und  Krebskrankheiten  bestimmter  Art  günstig  be- 
einflußt und  selbst  geheilt  werden  können. 

Der  Gesellschaft  TtltfunkM  gelingt  es,  von  ihrer  funkentelegraphisohen 
Station  bei  Nauen  mit  dem  vor  TenerifFa  liegenden  Dampfer  „Kap 
Blaroo"  Funkensprüche  bis  zur  größten  bisher  erreichten  Entfernung  von 
3700  Kilometern  zu  wechseln. 

John  J.  Tbornycrvft  ft  Co.  erbauen  den  Torpedobootszerstörer  „Tartar", 
der  das  zur  Zeit  schnellste  Kriegsschiff  darstellt.  Das  Schiff,  das  für  eine 
kontraktliche  Geschwindigkeit  von  33  Knoten  erbaut  ist,  erreicht  bei  der 
Probefahrt  während  einer  Zeit  von  6  Stunden  eine  Durchschnittsgeschwin- 
digkeit von  36,363  Knoten.  Das  Fahrzeug  wird  durch  Parsons-Turbinen 
angetrieben;  der  Dampf  wird  in  Thornycroft-Kesseln  erzeugt,  die  mit 
Masut  geheizt  werden. 

Tbtot  konstruiert  einen  Atmungsapparat,  bei  welchem  die  Atmung  lediglich 
durch  die  Nase  erfolgt.  Zu  diesem  Zwecke  werden  in  die  Nasenöffnungen 
zwei  hermetisch  schließende  Schläuche  eingesetzt,  wodurch  der  Strom  der 
eingeatmeten  Luft  vollständig  von  dem  der  ausgeatmeten  getrennt  wird. 
Angeblich  kann  man  sich  mit  dem  Apparat  5  Stunden  ohne  Atmongs- 
beschwerden  in  giftiger  Atmosphäre  aufhalten. 

G.  Urtain  findet  für  das  Lutetium  das  Atomgewicht  173,82,  für  das  Ytter- 
bium 171,70.  Die  unabhängig  von  Auer  von  Welsbach  aus  Ytterbium  er- 
haltenen Elemente  Aldebaranium  mit  dem  Atomgewicht  174,6  und  Cassio- 
peium  mit  172,90  scheinen  mit  Urbain's  Elementen  identisch  zu  sein. 
Nachdem  schon  Borodin  (1822)  und  Monteverde  (1893)  aus  alkoholischen 
Blätterauszügen  krystaUisiertes  Chlorophyll  erhalten  hatten,  stellen  R.  ¥flll- 
ttittor  und  M.  Banz  diese  Krystalle  in  reinem  Zustande  her  und  weisen 
nach,  daß  dieselben  eine  reine  Magnesiumverbindung  darstellen.  Außer 
dem  krystallisierten  Chlorophyll  erhalten  sie  noch  ein  amorphes  Produkt, 
das  im  Gegensatz  zum  krystallisierten  Produkt  bei  der  Verseifnng  Phytol 
liefert. 

Graf  Ferdinand  von  Xop|Mlln  erbaut  unter  Benutzung  seiner  bisherigen 
Erfahrungen  (s.  1898  Z,  1900  Z,  1907  Z)  ein  vergrößertes  Luftschiff  (Modell  4), 
das  sich  bei  einer  am  1.  Juli  nach  der  Schweiz  unternommenen  12Btündi- 
gen  Probefahrt  ausgezeichnet  bewährt.  Eine  zweite,  bis  nach  Mainz  aus- 
gedehnte Probefahrt  glückt  anfänglich  gleichfalls.  Doch  gebt  das  Luftschiff 
auf  der  Rückfahrt  am  6.  August  in  einem  Gewittersturm  zugrunde. 


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Personenverzeichnis. 


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Personenverzeiclmis. 

Die  hinter  den  Kamen  befindlichen  Nummern  geben  die  Jahreszahlen  an. 


Aahmestt  1760  y.  Chr. 
Aahotep  1700  v.  Chr. 
Aarau  1378 
d'Abbadie,  A.  M.  u.  A.  Th. 

1837 
Abbe    1871,    1872,    1878, 

1886,   1896 
Abbe,  Schott  U.C.11.  R.  ZöS 

1886 
Abbe  u.  Sohnke  1886 
Abbot  n.  Humphreys  1861 
Abdallah  al  Mamnn  827 
Abd-el-Letif  1200 
Abegg  u.  Bodländer  1899 
Abel,    F.    A.    1866,    1873, 

1879 
Abel,  N.  H.   1826,   1829 
Abel  u.  Buttenberg  s.  Gosio 

1892 
Abendroth  u.  Boot  1868 
Abercrombie  s.  Bostan 

1820 
Abemethy  1793,  1806 
Abich  1846 
Abüdgaard  1773 
Abney  1880 
Abraham     u.    Marmier    s. 

Siemens  &  Halske  1902 
d'Abreu,  Serräo  u.  Bartema 

1511 
Abt  1882 
Abu    Dschafar    Mohamed 

820 
Abulcasis  1100 
Abulfeda  1310 
Abul  Wefa  980 
Accademia  del  Cimento  1661 
Darmataedter. 


I  Accum    1816,   B.   a.  Long- 
I      staffe  u.  Dalston 
.Achard,  A.   1867 
I  Achard,  F.  K.  1784,  1785, 
!      1801 

Acheson  1892 

AohUlini  1480 

Acoluthns  1693 

Acosta,  di  1690 

ActuariuB   1250,    1290 

Acugna  1638 

Adam  von  Bremen  1070 

Adam,  £.  1801 

Adam,  S.  1803 

Adamo,  di  1625 
'Adams,  G.  1750 

Adams,  J.  C.   1845,   1867 

Adams,  W.  H.  1887 

Adams  (Blasrohr)  1884 

Adams  (Petersburg)  1806 

Adams,  D.  &  Co.  1863 

Adams,  F.  A.,  n.  Nioolson 
1901 

Adamson  1873 

Adanson  1761,  1757 

d'Adda,  L.  1908 

Addison  1855 

Adelson,  von,  Carlberg  n. 
Geppert  1907 

Adie  1863 

Ador  B.  von  Baeyer  1870 

Aetius  550 

Afranio  degli  Albonesi  1539 

Agassis,  A.  1876,  1899 

Agassiz,  L.  1836,  1866,  s.  a. 
Agassiz  u.  Pourtalto  1871 

Agassiz  u.  Pourtalte   1871 

—     1073     — 


Agatharchides  132  v.  Chr. 

Aggiunti  1636 

Agoetini  u.  Marinelli  1894 

Agricola,  G.   1646,  1660 

Agricola,  G.  J.  84 

Agrippa  27,  18  V.  Chr. 

Agudio  1862 

AguiloniuB  1612 

Ahas  von  Juda  730  v.  Chr. 

Ahroun  650 

Aiohele  1903 

Aim6  1837 

Ainmiller  1848 

Ainslie  1841 

Airy  1824,  1825, 1836, 1839, 

1847,  1851,  1856,  1861 
!  Aitken,  J.  1877,  1880 
I  Aitken,  W.  1866 
I  Aitken  n.  Steele  1826 
iAken  1791 

I  Aktiebolaget        Separator 
1890 

Aktiengesellschaft  Eisen- 
hütte Prinz  Rudolf  1902 

Alaminas,  de  1519 

Alard  1814 

Alba,    Herzog    von    1667, 
1.568 

Alban     1828,     1830,     1840 

Albategnius  900 

Albers-Schönberg    1894, 
1902,  1903,  1906 

Albert  I.  von  Monaco  1886, 
1891 

Albert,  £d.  1878 

Albert,  Eugen  1899,  1903 

Albert,  J.  1869,  1876 

68 


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Albert,  W.  A.  J.  1834,  b.  a. 

DöreU  u.  Albert   1833 
Albert,  H.  n.  £.  1872 
Alberti,  F.  A.  von  1834 
Alberti,  L.  B.  1435 
Albertini  1726 
Albertg  1847 

AlbertnaMa^uB  1250, 1260 
Alberty  1728 
Albioh  1387 
Albinus,  B.  S.  1745 
Albinus,  P.  1680 
Albiruni  1026 
Albreoht,  C.  Th.  1904 
Albreoht  der  Bär  1160 
Albu  u.  Neuberg  1906 
Albuquerque,  de  1515 
Alchaijami  1078 
Alderson  1804 
Alderton  u.  Stewart   1772 
Aldrovandi  1699 
d'Alembert  1743,  1748, 

1749 
Alessandri  1610 
Alexander  der  Grofie  327 

v.Chr. 
Alezander,  P.  Y.  1899 
Alexander  von  Tralles  560 
Alexander,  William  1768 
Alezander    u.    Mao    Cosh 

1879 
AI   F&risi   8.    Theodorious 

1310 
AlfonsX.  1262 
Alfred  der  Große  880 
Alhasen  1030,  1038 
Ali  ben  Isa  1010 
AeUanus  230 
Alibert  1807 
Alkals&di  1460 
Alkhazini  1121 
Alkhindi  839 
Alkmaeon  480  v.  Chr. 
Alkuin  800 
Allan  u.  Trick  1865 
Allardi  1857 
Allen,  H.  1905 
Allen.  J.  P.  1879 
Allen  u.  Pepys  1807 
Allen  o.  Porter  1862 
Allgemeine     Elektrioitäts- 

Gesellschaft  1896,   1900, 

1905 
Alliance  1860 


Allnaud  1834 
Almagro  1636 
AI  Mamnn  s.  Abdallah  al 

Mamun 
Almeida,  de  1508 
Alaaharavi  1080 
AlthanB  1836,  1860 
Altmann  1902 
Aliiminiiitn  Company  1897 
Alvarez  1520 
Alvord  1842 
Amagat  1877,   1880,  1888, 

1890,  1893 
Amani  1901 
AmatnB  Lnaitanos  B.  Par6 

1661 
Amberger  1851 
Amboten,  von   1670 
AmbroBiuB    von    Mailand 

370 
AmeinokleB  700  v.  Chr. 
Amenemhät    III.    1830   v. 

Chr. 
Amenomiya  1903 
Amenophis  IV.  1400  v.  Chr. 
American  Looomotive  Co. 

1907 
Amioi   1823,   1827,   1860 
Amman  1692,  1727 
Ammianos  MarcellinnB  390 
AmmonioB  60  v.  Chr. 
Amontons  1699,  1700 
Ampere  1810,   1816,   1820, 

1821,   1822,   1823,   1827, 

1828,  1832,   1834,  1835 
Ampere  Eleotro  Chemical 

Co.  1900 
Amr  ihn  el  Abs  646 
Amsler  1856 
AmBler-Laffon,    J.     1873, 

1888,  1894 
AmnndBen  1903,  1906 
AmuBsat  1823 
Anacharsis  680  v.  Chr. 
AnatoÜBehe  Eisenbahn-Ge- 

sellBohaft  1896,  1899 
Anazagoras    464,    460    v. 

Chr. 
AnaximandroB  547  v.  Chr. 
Anazimenes  630  v.  Chr. 
AnouB  MarciuB  620  v.  Chr. 
Anders  1881 
Andersoh  1774 
Anderson,  James  1755 


Anderson,  J.  s.  Field,  Pen- 
der u.  Anderson  1866 

Anderson,  Thomas  D.  1901 

Anderson,  Th.  1847,  1851 

Anderson,  J.  n.  Browohill 
1840 

Andersson  1860 

d'Andrade  1612 

Andral  1840 

Andraud  1864 

Andr6  1879 

Andr«e  1897 

Andrejew  1763 

Andr6osBy  1666 

Andrews  1869,  s.  a.  Favre 
n.  Silbermann  1852 

Andrioli  1701 

Andronikos  50 

Andry  1741 

Aeneas  d.  Taktiker  360  v. 
Chr. 

Anel  1710,  1713 

Angeli  1907 

Angerer,  E.  1871 

Ango  1785 

ingström,     A.    J.      1866. 
1867,  1868 

IngBtröm,  K.  1902,  1906 

Anioh  1766 

Anna  von  Luxemburg  1380 

Anrep,  von  1879 

AnBohüts.  0.  1882 

Ansohütz,    R.   u.    Schultz 
1876 

Ansdl  1862 

Anthemios  625,  632 

Anthemios  u.  Isidoros  532 

Anthon,  £.  F.  1842 

Anthon  (Flensburg)  1880 

Anthon  (Prag)  1857 

Anton  1840 

AntylloB  140 

d'Anville  1737 

ApianuB,  Peter  1631 . 

ApianuB,  Philipp  1668 

AepinuB  1769 

ApollodoroB  104,  107.  120 

ApoUonios  von  Kition   60 
v.Chr. 

ApoUonios  von  Porgae  210 
v.Chr. 

Appert  1807,  1827,   182« 

Appius  aandiuB  312,  SOS 
v.Chr. 


—     1074     — 


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PmonMvwntlciiiiii 


Appleby,  J.  1860 
Appleby  (Ingenieur)  1868, 

1871 
Applegath  1848 
Appold  1848 
Appolt  1865 
ApsyrtuB  340 
ApnlejuB  160 
Apulejus  BarbaruB  360 
Arago    1811,    1820.    1821, 

1824,   1830,   1836,   1838, 

1847 
Arago  n.  Biot  1806,  1821 
Arago     u.     Dulong     1810, 

1830 
Aranzio  1666,  1687 
Aratos  276  y.  Chr. 
d'Aroet,    J.    P.    J.     1802, 

1813,  1828,  1830 
Archenhold  1896 
Archer  1862 
Archibald,  E.  D.  1883 
Arohibald    (Steinhobelma* 

Bchine)  1862 
Archigenea  100 
Archimedes    260,    212    v. 

Chr. 
Archytaa  von  Tarent  390 

v.Chr. 
Arco,  Graf  1906,  b.  a.  Sla- 

bju.  Aroo   1901 
d'Ar^on  1782 
Arduino  1769 
ArendB  1860 
AretaeoB  200 
Arfvedson  1817 
Argand  1783,  1786,  1798 
Argelander  1843,  1867 
AristaeoB  330  v.  Chr. 
AriBtarchoB  281,  270, 260  v. 

Chr. 
AristophaneB    von    Athen 

423  V.  Chr. 
Aristophanes  von  Bjzanz 

200  v.  Chr. 
AristoteleB  330  v.  Chr. 
AristoxenoB  360  v.  Chr. 
AiiBtjlloB    u.    TimoohariB 

290  V.  Chr. 
Arkesilaa  690  v.  Chr. 
Arkwright  1769, 1771,  1775 
d'Arlandea  b.  Rozier  1783 
Arid  1893 
Arloing  1887 


Arloing,  Comerin  u.  Tho- 
mas 1880 
Arlt  1861,   1866 
Armati,  deg^  b.  Spina  1300 
ArmBtrong,    W.  G.    1839, 

1840,   1846,   1869,   1864, 

1876 
d'Amaud,  Sabatier  u. 

Werne  1839 
Amaidd  1866 
Arndt,  K.  1907 
Arndt,  M.  1893,  1899 
Amheim  1844 
Amodin  1906 
Arnold,  E.   1890 
Arnold,  F.   1834 
Arnold  (Lefeldt  &  Lentsoh) 

1886 
Arnold  u.  Kendal  1772 
Arnold  (Ziegelofen)  1839 
Amott  1829,  1862,  1864 
Aron  1888,  1892 
Arons  1896,  1898 
ArrheniuB  1884, 1887,  1897, 

1900,  1907 
d'Arsonval  1881,  1887,1890 
Artedi  1736 
Arthur,  K.   1856 
Arthns,  Pirquet  u.  Schick 

1903 
ArtoiB  1126 
Arvidson  1777 
Axya-Bhatta  600 
Arzt  1799 

ABohMnasB  n.  Caspari  1901 
Aesohylos  468  v.  Chr. 
ABelli  1622 

ABhley  n.  Amell  1886 
Aahton,  J.  1771 
Ashton  (Seilwinde)  1861 
Asklepiades  von  Prosa  70 

V.  Chr. 
Aspdin  1824 
ABmann  1887 
ABmann  u.  Teissereno  de 

Bort  1902 
AsByrier,    Die  763  v.  Chr. 
Aatbury  1720 
Astmc  1740,  1761 
Athenaeos  von  Alezandria 

120 
AthenaeoB  von  Attalia  60 
Atkinson  s.  Johnson  1863 
Atlassow  1696 

—     1075     — 


AttaloB  I.  241  V.  Chr. 
AttaloB  Philometor  135  v. 

Chr. 
Atterberg  1877 
Attfield  1876 
Atwater  1904 
Atwood  1784 
Aubertöt  1812,  1814 
d'Aubuisson  1826 
Audouin  1876 
Audubon  1828 
Auenbrugger  1761 
Auer,  A.  u.  Worring  1849 
Auer    von  Welsbaoh,     C. 

1884,  1886,  1898,  1904 
Anerbach  1894 
Augendre  1849 
Auger  1803 
August,  E.  F.  1825 
August,    GroBherzog    von 

Oldenburg  1906 
Angnst  von  Sachsen  1664 
Augnstin  b.  Wetzlar  1827 
AuguBtus  10 
Ansonios  390 
Autenrieth,  von  1797,  1831 
Autolykos  310  v.  Chr. 
Auwers,  A.  1862,  1896 
Auwers,  K.   1895 
Auzias-Turenne  1878 
Auzout  1662,  1667 
Aveling  n.  Porter  1868 
Avta  1900 
Avenzoar  1160 
Avery  s.  Hamblin  u.  Avory 

1780 
Averrhoes  1160 
Avicenna  1020 
Avogadro  1811 
Ayrton  u.  Perry  1880,  1882 
Azara,  de  1781 
Azzimina  1610. 


Baader,  J.  von  1787 
Babbage  1822 
Babinski  1896 
Babo,  von  1862,  1878 
Babo,  von  u.  Hirschbronn 

1861 
Babylonier,  Die  3000,  1600, 

600,  300  V.  Chr. 
Bach,  von  1884 
Bache  1842 


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Bacher  1682 

Sachet  de  M6ziriao  1612 

Bächtold  1888 

Back  1833,  s.a.  Franklin, 
Back  u.  Riohardson  1825 

Bacon,  Fr.  1606,  1620. 
1624 

Bacon.  R.   1260.  1260 

Badische  Anilin-  u.  Soda- 
fabrik 1891,   1807,   1904 

Baeyer,  Ad.Yon  1866,  1867, 

1868,  1870,  1871,  1872, 
1876,  1878,  1879,  1880, 
1883,    1885,    1886,    1894 

Baeyer,   v.  n.  Caro    1875, 

1877 
Baeyer,  v.  u.  Drewsen  1882 
Baeyer.  v.   u.   Emmerling 

1869,  8.  a.  Baeyer,  von 
1870 

Baeyer.  v.  u.  ViUiger  1899. 

1901.  1902 
Baeyer,  J.  J.  1861 
Baffin  1615,  1616 
Bahr   s.   Bunsen  u.   Bahr 

1866 
Bau  u.  Weü  1906 
Bailak  1242 
Baillarger  1873 
BaUHe,  M.  1790,  1794,  1825 
Baillie     (EiBenbahninspek- 

tor)  1844 
Baillie  (Leutnant)  b.  Brocke 

1864 
Baillou,  de  1678 
Bain  1843,  1844,  1846 
Bain  u.  Bakewell  b.  Caselli 

1855 
Baker,  B.  1898, 8.  a.  Fowler 

u.  Baker  1883 
Baker,  S.  W.  1862 
Baker  1904 
Bakewell   1760 
BakhuiB-Roozeboom  1888 
Bakhuis-Roozeboom  u.  La- 
denburg 1899 
Bakker  1688 
Baiard  1826,  1834,  1844 
Baiboa  1513 
Baldamus  1841 
Baldaya  1436 
Baldewein  1674 
Baldwin  -  Lokomotivlabrik 

1903,  1905 


BaUour,  F.  M.  1878 
Balfour  u.  Meldrum  1822 
Ball,  Robert  1838 
Ball,  William  1863 
Balleny  1839 
BaUing  1846 
BaUy  1905 
Balcberg,  von  1896 
Bamberg  1876 
Bamberger,  £.  1901 
Bamberger  u.  Hooker  1889 
Bamberger  u.  Lodter  1891 
Bamberger,    M.    u.    Boeok 

1904 
Banoalari  1847 
Bancroft  1776 
Band  1836 
Banderali  1889 
Bandrowski  1896 
Bange,  de  1879 
Banki  1894 
BankB  1866 

Bannister  a.  Green  1867 
Banti  1894 

Banting  8.  Harvey  1863 
Banxer  1640 
Baer  1820,  1827.  1860 
Baranowski  1866 
Barba  1609,  1633,  1640 
Barbarin  1868 
Barbe  1900 

Barber,  F.  M.    1870.  1876 
Barber,  J.  1791 
Barclay  1621 
Bardenhener  1889 
Bardy  1866 
Baerensprong  1863 
BarentB,  Heemskerk  u. 

Rijp  1696 
Barents  u.  Heemskerk  1696 
Barff  1876    . 
Barker  (Techniker)  1746 
Barker  (Orgelbauer)  1832, 

1867 
Barker  (Bremse)  1871 
Barkowski  1861 
Baerlein  1882 
Barlow,  I.  1676 
Barlow,    P.     1817,    1833, 

1836,  B.  a.  Faraday  1823 
Barlow,  T.  1876 
Barlow.  W.  1849 
Barlowe  1697 
Bamaby  1876 


Bamard   1890.   1892,   1895 
Barnes,  D.  1796 
Barnes     (Kaltschneidever- 
fahren) 1823 
Bamett,  William  1838 
Bamett  (Schuhfabrikation) 
.  1810 
Baron  1747 
Barrande,  von  1846 
Barreswil  1847,  1861,  s.  a. 

Lemercier,  Barreswil   u. 

Davanne  1852 
Barrow,  J.  1795 
B  arrow -Sohiffbaugesell- 

Bchaft  1884 
Barruel  1811 
Barruel  u.  Jean  1852 
Barry,  M.  1863 
Barsanti  u.  Matteucci  1854 
Barth  (Freiberg)  1740 
Barth,  Overwegu.  Richard- 

Bon  1850 
Barthec  1798 
Bartholdi.  F.  A.  1886 
BartholinuB.  C.  1680 
BartholinuB,  £.  1669,  1670 
BartholinuB,    Th.  s.   Rud- 

beck  1651 
BartiBoh  1583 
Bartolotti  1616 
Bartolomö  s.  Medina  1557 
Barton  1816,  1831 
Bartsch  von  Sigsfeld   1894 
Bartsch    von    Sigsfeld    u. 

von  Parseval  1894 
Barns  1892 

Bary,  de  1863,  1863,  1884 
Basoh,  von  1878 
Basedow  1840 
Bashforth  1864 
BasiliuB  360,  368 
Basilius  Valentinns  s.  Thdl- 

den  1600 
Baskervüle  1760 
Basse  u.  Selve  1884 
Bassenge  1908 
Bassi  1837 

BastianeUi  s.  Robb  1002 
Bastian  1876. 
Bastle,  de  la  1876 
Bataille  1376 
Batasohef  1760 
Batcheller  1892 
Bateman  s.  Wülan  1790 


—     1076     — 


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Bates  1860 
Batka.  W.  1827 
Batnta,  Ibn  1325 
Baubigny  1866,  b.  a.  Lauth 

1866 
Baudelocque  1776 
Baudelot  1863 
Baudens  1836 
Baudot   8.  La  Cour  1876, 

B.  a.  Meyer  u.  Baudot 
Bauer,    A.  F.  s.  König  u. 

Bauer 
Bauer,  L.  A.  1895 
Bauer,  W.  1861,  b.  a.  Nor- 

denMt  1882 
Bauerkeller  1836 
Bauemfeind,     vou      1861, 

1858,   1862 
Bauhin,  C.  1609,  1620 
Baum  1879 
Baumann,    Eugen      1884, 

1894 
Baumann,  OBkar  1892, 

1894 
Baumann,    E.   u.   Brieger 

1879 
Baumann,     E.    u.    Herter 

1876 
Baumann,  £.  u.  Käst  1888 
Baumann,    E.  u.  Tiemann 

1879 
Baum6  1768 
Baumgarten  1874 
Baur,  A.  1889 
Baor,  J.  1866 
BauBohinger    1873.     1878, 

1884 
Baxter  1869,  1872 
Baye,  de  1874 
Bayen  1774 
Bayer,  J.  1603 
Bayer  (Tonerde)  1887 
Bayle  1810 
Bayley  1840 
Bacalgette  1869 
Bann,  E.  1861 
Beadle  b.  CroBS,  Bevan  u. 

Beadle 
Beal  1666 
Beale,  L.  S.   1865 
Beale,  W.  1626 
Beard  b.  Bouchut  1860 
Bean  de  Rochas  1862 
Beaufoy  1793 


Beaumont  (Arzt)  1833 
Beaumont  (Ingenieur)  1630 
Beaune,  de  1644 
Beaniepaire  1875 
BeautempB-Beaupr^  1791 
Bebber  1877,   1881,   1895 
Beocari  1746 
Beccaria  1768 
Btohamp  1864 
Bechern  n.  Post  1878 
Becher,  D.  1789 
Becher,    J.  J.  1669,  1681, 

1682 
Becher,  S.  1843 
Bechhold  1907 
Becke  1883,   1894 
Beckenkamp  1897 
Becker,  E.  1878 
Becker,  Fr,  1880 
Becker  &  Co.  1904 
Beckmann,    E.    0.     1888, 

1889,  1906 
Beckmann,  J.  1772 
Becquerel,    A.    C.      1826, 

1827,   1836,   1838,   1843, 

1868,  B.  a.  Faraday  1846, 

B.  a.  Daniell  1836 
Becquerel,  A.  H.  1896 
Becquerel,  £.    1839,  1842, 

1846,   1848,   1851,   1863, 

1866,   1867,   1878 
Becquerel    u.     Brongniart 

1894 
Beda  716 

Beddoes  1793,  1798 
BedBon  1867 
Beer,  A.  1853 
Beer,  G.  J.  1792 
Beets,  W.  von  1863 
Beetz  (ölBtand)  1892 
Begnin  1608 
Behaim  1492 
Behn-Eschenbnrg   u.   Frö- 

Uch  1892 
Behr,  F.  B.  1897,  1901 
Behr,  E.  1839 
Behr  u.  van  Dorp  1874 
Behrens,    6.  B.    s.  Ritter 

1803 
Behrens,  H.  1894 
Behring,  E.  von  1890,  1902 
Behring,  v.  u.  Ehrlich  1894 
Beighton  1718 
Beü  u.  Möller  1842 

—     1077     — 


Beflby  1883 

Beilstein  u.  Geuther  1868 

BeilBteinu.  Kurbatow  1879 

Beins,  H.   1877 

Beketow  u.  Berthelot  1853 

Belain  1876 

Belgische   Regierung   1866 

Belgische  Staatsbalmen 

1843 
Beigrand  1864,  1866 
B6Mor  1737,  1739 
Belisar  636 
Belkuap  1873 
Bell,  A.  G.  1893,  1906 
BeU,  B.  1778,  1793 
BeU,  Ch.  1811,  1826 
Bell,  £.  1807 
BeU,  H.  1812 
Bell,  Patrick  1826 
Bell,  William  1806 
BeU,  A.  G.    u.  Gray  1876 
BeU  u.  Tainter  1878 
Bellangä  u.  Brunet  1811 
BeUay  1865 
BeUeviUe  1855 
BeUi  1831 
Bellingshausen  u.  Lazarew 

1819 
BeUini  1662 
BeUoste  1696 
Belon,  P.   1546,  1561,  1666 
Belopolsky  1899 
Beltrami,  0.  1823 
Beltrami,  E.  1868 
Bemmelen,  van  1880,  1888 
Bemporad  1906 
BenardoB,  de  1887 
Bender  u.  Schultz  1886 
Bendz  1860 

Beneoke  u.  Eeutner  1903 
Beneden,     E.    van     1876, 

1883 
Beneden,  P.  J.  van    1860 
Beneden,  vanu.  Neyt  1887 
Benedetti,  G.  B.  1687 
Beneke,  F.  W.  1874 
B^nier  1894 
Benivieni  1640 
Bennet,  A.  1786 
Bennet,  Ch.  1878 
Bennewitz  1889 
Benott,  Chappuis    u.    Ri- 

vitoe  1888 


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PmONMVifZMCllBlS 


Benoit,  Perrot  n.    Fabry 

1907 
BensoD  &  Co.  1864 
BenBon  u.  Goasage  1840 
Bentekoe  1684 
Bentham  1793 
Benz  1886 
Bennenberg  1804 
B^rard,  Aristide  1848,  1856 
B^rard,  AuguBte  1842 
Börard,  J.  £.  1812 
B^raud  1880 
BeTberioh  1891 
Berg,  O.  C.  1864 
Berg,  Wilhelm  1890 
Berg  n.  Gruby  1842 
Bergh,  van  den  1830 
Bergbaus  1840 
Bergman,  T.    1766,    1771, 

1774,  1776,  1776,  1777, 

1780,   1782,  B.  a.  Hauy 

u.  Bergman,  s.  a.  Cron- 

8tedt  n.  Bergman,  b.  a. 

Brandt  1733 
Bergmann,  E.  1894 
Bergmann,    £.  von   1877, 

1886,  1889 
Bergmann    u.    Sohmiede- 

berg  1868 
Bergsoe  1899 
Bergue,  de  1866 
Bering  1728,   1740 
Berkeley  1744 
Berkenhout  1767 
Berkinshaw  1820 
Berlepsch,  von  1862 
Berliner  1877,  1887 
Bemard,  Claude  1843, 1846, 

1849,    1861,    1857,   1877 
Bemard   (Goldschmidt)  s. 

Theden  1777 
Bemardo  di  Rapallo  1450 
Bemer,  0.   1905 
Bernhard  1470 
Bemhardi,  A.  1862 
Bernhard!,  J.  J.  1821 
Bernhardt,  J.  C.  1766 
Bemheim   1884 
Bernier,  F.  1684 
Bemier  (Winde)  1867 
Bernot  1864 
BemoulU,  D.  1736,  1738 
BemouUi,  D.    u.  Dietrich 
1743 


BMnonlli,  Jac  1686,  1689, 

1691,  1706 
BemoTÜli,  Job.   1694,  1696, 

1698,  1703,  1717 
B«mouIli,     Joh.     n.    Nie 

1719 
BerossoB  280  ▼.  Chr. 
Berquem,  van  1456 
Berson  1894 
BerBon  u.  Süring  1901,  b.  a. 

1887  Aßmann 
Bert  1863,  1866,  1878 
Bertagnini,  C.  1862,  1867 
BerteUi  1874 
Berthelot  1852,  1864,  1865, 

1866,   1858,   1869,   1860, 

1862,   1864,   1867,   1868, 

1869,   1870,   1878,   1879, 

1885,  1897,  a.  a.  Hennel 

1828 
Berthelot  u.  P6aa  de  St. 

Gillee  1862 
Berthier  1821,  1823,  1833 
Berthold,  6.  1881 
Berthold,  H.  1879 
BerthoUet  1786,  1786,  1787 

1788,  1791,  1801 
BertiUon  1882,  1905 
Bertin  1792 
Bertram  1893 
Bertram  u.  Walbaum  1894 
Bertrand  u.  Gauthier  1900 
Bertrand  u.  Thiel  1894 
BerzeliuB  1808,  1811,  1814, 

1816,   1816,   1817,   1820, 

1821,   1823,   1824,   1826, 

1827,  1828,  1829,  1831, 
1832,  1836,  1841,  1843, 
1844 

BerzeliuB  u.  Hiainger  1803, 
1807 

Berzelius,  Hiainger  u.  Elap- 
roth  1804 

BerzeliaB  o.  Pontin  s.  See- 
beck 1808 

Bessel    1819,    1823,    1824, 

1828,  1829,  1834,  1836, 
1837,  1838,  1841 

Bessemer  1846,  1866,  1866, 

1892 
BcBBon  1678 
BestuBcheff,  Graf  1726 
B^tancourt  1792,  1796, 

1808 


Bethdl  1838 

Böthencourt  1402 

Bettendorf  1867 

Setz  1870 

Beudant  1816 

BeukelBz  1420 

Benl^  1858 

BeuBt,  von  1726 

Bevan  s.  Cross,  Bevan  u. 

Beadle 
Bevia  u.  Watson  1749 
Bewiok  1790 
Beyer,  von  1890 
Beyerinok  1888,  1891 
BeyUch  1873 
Bejrioh  1837 
Beserru  u.  Grijalva  1629 
Bezold,  F.   1896 
Bezold,  W.  von  1864,  1869, 

1870,  1888,  1889 
Bhaakara  1150 
Bian  1900 
Bianchi  1890 
Bichat  1800,  1801 
Biokford  1831 
Bidder  a.  Schmidt,  K.  £. 

W.  1852 
Bidder  u.  Volkmann  1842 
Bidle,  Shaw  u.  Linton  1862 
Bidwell  1881 
Biedermann  1901 
Biedert  1869 
Biel  1874 
Biela  1826 
Bienert  1825 
Bier  1891,  1892,  1900 
Biemaoki  1906 
Bignami  s.  Boas  1902 
Bilguer  1761 
Bilharz,  O.  1867 
Bilharz,  Th.  1861 
BilUngsley  1803 
Billitzer  1902 
Billroth  1862,  1873,  1881, 

1883 
Binder  1890 
Biot  1803. 1816,  1817,1823, 

1832,   1836,    8.  a.   Gay- 

Luaaao    u.    Biot,    s.    a. 

Arago  u.  Biot,  s.  a.  Biot 

u.  Seebeok 
Biot  u.  Persoz  1833 
Biot  u.  Savart  1820 
Biot  u.  Seebeok  1818 


—     1078     — 


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Google 


Bira^o,  von  182S 

Biroher  1889 

Biring^ooio  1640,  B.  a.  Agri- 

cola  1646 
Birkeland  1901 
Birkeland  u.  Kyde  1903 
Biraex  1761 
BiBohof,  G.  G.  1885 
Bischof,  E.  G.  1844.  1846 
Bischof  (Eisensohwamm) 

1876 
Bisohoff.  E.  1839 
Bischoff.  Th.  L.  1840,  1842 
Bisohoff  (Ton)  1862 
Bisohoff  n.  Voit  1860 
Biscoe  1830,   s.   a.  Wilkes 

1840 
Bishop,  H.   1661 
Bixsossero  1866,  1882 
Björn  1796 

Blaas  u.  Csenuak  1904 
Black,  J.  1756,  1767.  1763 
Black  (Falzmaschine)  1850 
Blaokadder  1526 
Blaokett  n.  Hedley  1813 
Blaokhall  1860 
Blaokman  1883 
Blaen  1620 
Blagden  1788 
Blagden  u.  Gilpin  1794 
Blaine  1800 
Blainville  1821 
Blair-Schönberger  b.  1846 

Chenot 
Blake,  G.  W.  1862 
Blake,  J.  1839 
Blake.  L.  B.  1868 
Blanchard  1785,  s,  a.  Jef- 

fries  n.  Blanohard  1784 
Blanchet  1878 
Blanchet  u.  Seil  1833 
Blankaart  1690 
Blaaqnard-Evrard  1848 
Blas  n.  Miest  1882 
Blasco  de  Garay  1643 
Blasius  von  Villafr  anoa  1 660 
Blathy,  D^  n.  Zipemows- 

ky  1882 
Blau,  F.  1901,  1907 
Bland  1831 

Bleibtreu  u.  Gutioke  1866 
Bleiohert  1877,  1903 
Bleu  1881 
Blenkinsop  1811 


Bleunard  1849 

Blix  u.  Goldscheider  1884 

Bloch  u.  H6hn  1908 

Blomstrand  1869,  1866 

Bionok  1681 

Blondlot  1843 

Blot  1894 

Blum  B.  BerzeliuB  1816 

Blümoke  1887 

Blnmenbaoh  1776 

Blumensaadt  1873 

Blumenthal,  F.  1898 

BlundeviU  1666 

Boas  1898 

BobBon  1886 

Bock,  H.  1560 

Bock,  Otto  1876 

Böckmann  1794 

Bodo  8.  Titius  1766 

Bodl&nder  1893 

Bodmer  1839,  1841,  1869 

Boe,  de  le  1650,  1663 

BoSr  1791 

BoSthius  610 

Bogardus  1832 

Boguslawski,    G.    H.    von 

1884 
Bognslawski,  P.  H.  L.  von 

1846 
Bohle  1892 
Böhm,  Andreas  1771 
Böhm,  B.  1886,  1898 
Boehm,  Th.  1847 
Böhm  (Marokin)  1806 
Böhme,  1618 
Böhmischer  Landesans- 

Bchuß  1900 
Bohn,  J.  1683,  1689 
Bohn,  R.  1888,  1901 
Bohnenberger  1817 
Böhringer,  C.  F.  &  Soehne 

1900 
Bojanns  1800 
Bolivar  1829 
Boll  1876 
Bolland  1849 
Bollinger  1877,  1878 
BolsoTer  1742 
Bolton,  von  1902,1904, 1907 
Bolton,  von,  Feuerlein  u. 

Siemens  &  Halske  1904 
Boltwood  1906,  1906,  1907 
Boltwood    n.    Rutherford 

1906 


Boltnnann  1874,  1876, 

1882,  1884 
Bolyai  1831 
BombeUi  1672 
Bonastre  1824 
Bonelli  1855,  1866 
Bond,  G.  Ph.  1848,  1860, 

1857,  1860 
Bond,  W.  C.  1832,  1850 
Bond,     W.   C.  u.    Lassell 

1848 
Bond,  W.  C,   Mtchel  u. 

Walker  1848 
Bondet  1864 
Bonnaz  1866 
Bonnemain  1780,  1792 
Bomiet,  Am.  1845,  1853 
Bonnet,  Ch.  1745,  1762 
Bonomo  u.  Ceetoni  1686 
Bonpland  b.   Humboldt 

1799 
Bonsdorff,  von  1830 
Bonvalot  u.  Henri  von  Or- 

I^ans  1889 
Borchers  1884,  1887 
Borchgrevink  1898 
Borda    1763,    1780,    1786, 

1787,  1788,  1790,  1800 
Bordet  1906 

Bordet  u.  Tsistovitch  1898 
Borden  1752 
Bordier  1760 
Bordier-Marcet  1809 
Borel,  F.   1878 
Borel.  P.  1653 
BorelU  1666,  1679 
Borgen  1885 
Borghenano  1272 
Boerhaavel710. 1732, 1733, 

1736 
Boüoky  1877 
Borie  1860 
Bormann   1836 
Born,  Jacob  1886 
Born,  von  1787 
Borne,  von  dem  1863, 1878 
BorriohiiiB  1673 
Borough  1685 
Borries,  von   1880,   1882 
Borries,    Worsdell    u.    Le- 

page  1887 
Borsig  1905 
Bosch  1897 


1079     — 


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Bo«8e,  W.  A.  &  Co.  1892 

Böse  1744 

BoBBcha  1865 

Bosse  1668 

Bossut  1772 

BotanJachen     Zentralstelle 

für  die  Kolouiea  1892 
Botta  1843 
Böttger,  J.  F.  1710 
Bötti;er.  B.  C.    1834,  1842, 

1848,  1872 
Böttiger  1884 
Bouchard  1799 
Bouchardat,  G.  1890 
Bouobardat  u.  Sandrasl846 
Boucher  de  Perthes  1836 
Boncherie  1841 
Bonchut  1860 
Boudet  1832 
Bougamville  1766 
Bonguer  1744,  1746,  1748, 

1749,  B.  a.  ülloa  u.  Bou- 

gner  1744,  8.  a.  Lambert 

1760,    s.    a.    Maupertuis 

1736 
Bouhey  1860,  1864 
Bouillaud  1826,  1830 
Bouilliau  1645 
Bouillon -Lagrange  u.  Vau- 

quelin  1797,  1809 
Boulduo  1699 
Boul6  1876 

Bouleng6,  le  1863,  1876 
Boullay  1819,  1830 
Boulle  1672 
Boult  1896 

Boulton  u.  Watt  1801.  1807 
Bouquet  de  la  Grye  1877 
Bourdelin  1755 
Bourdon  1849 
Bourgelat  1762 
Bourgeois  1867 
Boume,  J.   1834 
Boume,  W.   1677 
Bourquelot    u.     Bertrand 

1896 
Bourseul  1854 
Bousse  190^ 
BouBsinesq  1868.  1872 
Boussingault    1839,    1844, 

1860,  8.  a.  Brin  1890 
Boussingault  u.  Lewy  1862 
Boussingault  u.  Rouliiil828 
Boutan  1897 


I  Boutigny  1840 
I  Boatron  u.  Boudet  1856 
Bouty  1884,   1900 
Bouveault  o.  Blano  1903 
Bouveault    u.    Gourmand 

1904 
Boveri  1887,  1890 
Bovy  1869 

Bowden  u.  Robinson  1846 
Bowman,    W.    1840,    1845 

1849 
Boyoe  1799 
Boyd-Dawkins  1874 
BoydeU  1854 
Boyer  s.  Delpech  1816 
Boyle    1661,    1663.    1664, 

1667,   1670,   1672,   1674. 

1676,  1684 
Boyle  o.  Hooke  1660 
Boyle  u.  Mariotte  1662 
Boys     1887,     1888,     1889, 

1893 
Bozzini  1807 
Braam,  von  1906 
Braokenburg  1836 
Braoonnot  1808,  1819,  1820 

1830, 1832,  s.  a.  Chevreul 

u.    Braconnot 
Bradbnxy  u.  Weaver  1812 
Bradley,  J.  1727, 1747, 1762 
Bradley  (Ingenieur)  1894 
Bradwardina,  de  1330 
Brahe,  Tycho  1672,   1676, 

1680,    1682,   1685,   1687, 

1590,    1600 
Brahmagupta  638 
Braid  1841 
BraiUe  1829,  1836 
Braitbwaite  u.  Ericsson 

1830.  1836 
Bramah  1784,  1785,  1794, 

1796,   1800,   1809 
Bramah,  Dickinson  n.  Lei- 

stenschneider  1806 
Bramee  1856 
Branca  1450 
Branco  u.  Stremme  1907 
Brand,  £.  1861 
Brand  (Phosphor)  1669 
Brandes  1820 
Brandes  u.  Benzenberg 

1798 
Brandon  1872 
Brandt,  A.  1876 


Brandt.  G.  1733 
Brandt  n.  Brandau  1898 
Brandt.  Thure  1861 
Branly  1890 

Bransfield  s.  Smith  1819 
Brassavola,  A.  M.  1546 
Brassavola,  H.  1680 
Brauer,  E.  1885 
Brauer,  F.  M.   1860 
Brauer,  L.  1904 
Braun,  A.  1850 
Braun,  P.  1898,  1904 
Braun.  J.  A.  1769 
Braun.     A.    o.    Sohimper 

1830 
Bravaifl  1843.  1849 
Brayton  1873 
Brazza,  de  1876 
Brtont  (Stahl)  1886 
Br^ant  u.  Payne  1831 
Brecht  1822 
Bredig  1898,  1901 
Bredt  1893 

Bredt  u.  Bosenberg  1896 
Breeee  1863 
Brefeld  1877,  1880 
Breguet,  A.  L.  1817,    s.  a. 

Chappe  1792 
Breguet,    L.   F.   C.    1845. 

1847 
Breguet,  Highton,  Reid  u. 

Steinheü  1846 
Brehm  1873 
Brehmer,  H.   1859 
Brehmer,  Gebr.   1873.  1885 
Breislak  1793 
Breithaupt.  A.  1816 
Breithaupt,    F.  W.    1810, 

1827 
Breithaupt,  G.  A.  1866 
Breithaupt,  W.  von  1854 
Breitkopf  1755,  1760,  1777 
Bremen  (Stadt)   1897 
Bremer   1900 
Bremme  u.  Lohage  1849 
Bremser  1821 
Brendel  u.  Zinn  1742 
Brennan  1878,  1907 
Brenner  1868 
Breschet  1834 
Brese  1844 
Bretonneau  1818 
Bretonniöre  s.  Croissant  u. 

Bretonniöre 


1080     — 


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Brett,  J.  u.  J.  W.    1860, 

1861 
Breuer  a.  Ifering  u.  Breuer 

1868 
Brewer  1820 
BrewBter  1812,  1813,  1816, 

1816,   1817,   1819,   1820, 

1832,  1837,  1838,  1843 
Breyn  1730 
Breysig  1792 
Bfezma  1866,  1882 
Brialmont  1860 
Brian!  1280 
Briart  1872 
Bridet  1787 
Bridges  Adam    1847,  B.  a. 

Bidle,    Shaw   u.   linton 

1862 
Briefmaler  1487 
Brieger  1877,   1885,   1888, 

8.  a.  Baumann  u.  Brieger 

1879 
Brieger  u.  Cohn  1893 
Brierre  de  Boismont  1834 
Briet  1848 
Briggs,  H.  1617 
Briggs,  W.  1636 
Bright,  R.   1827 
Brighton  Railway  1883 
Brin,  Benedetto  1880 
Brin,  L.  Q.  u.  A.  1883,  1890 
Brindley  1750,   1758 
BrineU  1903 
Brioschi  1854 
Briot  1616 

Brisseau  1705,  1706,  1709 
Brissonet  1879 
Briasot  1618 
Britneff  1864 
Brito  Capello  u.  lyens  1884 
Brix,  A.  P.  W.  1861 
Brix,    Ph.  W.    1842,    1853 
Broca    1848,    1861,    1863, 

1865 
Brock  1887 
Brockedon  1819 
Brocklesby  1758 
Brocq  1890 

Brodie,  B.  (Chemiker)  1863 
Brodie,   B.  C.   (Mediziner) 

1821 
Brögger  1881 

Brögger  u.  B&ckström  1890 
Brogniez  1832 


Broihan  1626 
Broke,  R.  1639 
Bromann  1851 
Bromeis  1841 
Bromell,  von  1730 
Brongniart,  A.  Th.  1822 
Bronn  1836 
Bronner  1836 
Brönner  1846 
Brooke  1854 
Brooks,  T.  1869 
Brooks- Young  1884 
Broomann  1866 
Brosowsky  1864 
BroBsard-Vidal  1833 
Brotan  1904 
Brotherhood    1873,    1881, 

1882 
Broun  1861 
Broonoker  1669,  1668 
BrouBsais  1808 
BrouBseaud,  Henry,  Niool- 

let,  Largeteau,  Carlini  u. 

Plana  1811 
Brown,  A.  B.  1884 
Brown,  Brothers  1867 
Brown,  Ch.  1862,  1900 
Brown,  J.  1780 
Brown,  M.  J.  1879 
Brown,  0.  1868 
Brown,     R.     1826,    1827, 

1831 
Brown,  8.  G.  1902 
Brown,  Samuel  1810,  1823 
Brown,  S.  u.  Thomas  1816 
Brown  (Eisenguß)  1854 
Brown  (Kettenfabrikation) 

1894 
Brown(8tromunterbreoher) 

1900 
Brown,  John  &  Co.   1906 
Brown  u.  Sharpe  1863,1867, 

1873 
Brown    Sc   Sharpe    Manu- 

facturing  Company  1906 
Brown-S4quard  1856,  1889 
Brown,  Boveri  &  Co.  1802 
Browne,  A.  W.  1906 
Browne  (Reisender)  1793 
Brownhill  1887 
Browning  s.  Mauser  1902 
Bruce,  D.   (Arzt)   1887 
Bruce,D.  (Mechaniker)  1838 
Bruce,  J.  1768 


Bruce  (Reisender)  1903 

Bruce  u.  Batho   1876       / 

Brücke  1846,  1848,  1851 

Brückner  1890 

Brugmans  1798 

Brugnatelli  1787,   1802 

Brühl  1880 

Brulier  1662,   1568 

Brunok,  Knietsch  u.  Sap- 
per B.  Badische  Anilin- 
u.  Sodafabrik 

Brunei,  J.  K.  1839,  1843 

Brunei,  M.  J.  1801,  1805, 
1808,  1826 

Brunei  u.  Maudslay  1808 

Brunelleschi  1420 

Brunfaut,  de  1850 

Bnmfels  1630 

Brunfort  1842 

Brunlees  1853 

Brunner,  C.  E.  1823,  1840, 
1857 

Brunner,  J.  C.  1686 

Bmnner,  Mond  &  Co. 
1893 

Bruno  u.  Plaisaetty  1906 

Bruns,  H.  1876 

Bruns,  V.  von    1864,  1862 

Brunton,  Th.   1813,   1819 

Brunton,  W.  1828 

Brunton  u.  Cash  1893 

Brunton  u.  Trier  1880 

Brush  1879 

Brutschke  1896 

Brutus,  Decimus  Junius 
44  V.  Chr. 

Bruxton  1844 

Buaohe  1737 

Buch,  von  1815, 1820, 1822. 
1825.  1829,  1839 

Buchan  1869 

Buohanan,  G.  1846 

Buohanan,  James  1852 

Buohanan.  J.  Y.  1877 

Buohanan,  R.  1813 

Buohanan  (Aufbereitung) 
1886 

Buohheim  1856 

Büchner,  £.  1898 

Buchner,  E.  u.  Meisen- 
heimer  1903,  1904 

Buchner,  E.  u.  Willstätter 
1898 


—      1081      — 


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Buchner,  H.  1878,  1890, 
.1892 

Bnohner,  J.  A.  1819,  1830 

Bucholz,  C.  F.  1807.  1811 

Bncholz  n.  Brandes  1818 

Bnokland  1821,  1836 

Bnckton  s.  Frankland  1862 

Budd  1856 

Badding  1860 

Budge  1853,  8.  a.  Weber, 
W.  u.  E.   1846 

Bndweis -Linzer  Pferde- 
bahn 1833 

Bneb,  J.  1894,  1900,  1906 

Bnell  1881 

Bnff  n.  WöMer  1857 

Bnffon,  de  1747,  1749, 
1777,  1778 

BuMmann  1898 

Btiisine  1890 

Bulk  1872 

Bullivant  1892 

Bnllmann  1630 

BnUock  1863 

Bulmer  1606 

Bnmm  1905 

Bunge,  G.  von  1873,  1886, 
1894,  1902 

Bunge,  P.  1869 

Bünger  1818 

Bunsen  1837,  1840,  1843, 
1844,  1846,  1846,  1847, 
1860,   1861,   1863,   1864, 

1866,  1867,  1858,  1859, 
1860,  1861,  1862,  1869, 
1870 

Bunsen  u.  Bahr  1866 
Bunsen  u.  Berthold  1834 
Bunsen  u.   Kirchhoff  1859 
Bunsen  u.  Matthiesen  1854, 

1855 
Bunsen  u.  Playfair  1846 
Bunsen    u.    Koscoe    1866, 

1867,  s.  a.  Crookes  1869 
Bunsen  u.  Schischkoff  1867 
Bunte  B.  Raoult  1876 
Bunting  1790 

Bunzlau  (Stadt)   1543 
Buonafede  1633 
Burbank  1900 
Burckhardt  1813 
Burcq  1860 
Burdiu  1824 
Burdon-Sanderson  1876 


BnrgemeiBter  1893 

Burger  a.  Co.  1906 

Bürger  1808 

Burghart  n.  Blumenthal 
1902 

Bfirgi  1600,  1620 

Burgsdorf,  von  1787 

Bürk  1868 

Burke,  J.  1898 

Burke,  B.  O'H.  u.  Wüls, 
J.  1860 

Burlock  de  Forest  1872 

Burmeister,  H.  1866 

Bumes  1833 

Bumett  1838,  1840 

Burow,  A.  1878 

Barr  1820 

Burrongh,  S.  1666 

Burrough  (Additionsma- 
schine) 1892 

Burrows  1776 

Burth  1829 

Burton  1861 

Burton  n.  Speke  1857 

Busbecq,  von  1560 

Büsoher  u.  Hoffmann  1856 

BÜBching  1764. 

BuBchke  u.  Schmidt  1906 

Bush  1822 

BushneU  1776 

Bnsley  1883 

Busse,  Fr.  1842 

Bussy  1830,  1837,  s.  a. 
Wöhler  u.  Bussy  1828 

Butier  1848 

BuÜerow  1869,  1861,  1863, 
s.a.  Eolbe  1868 

Bütschli   1876,  1888,   1896 

Buttenstädt,  E.  1907 

Büttner  u.  Meyer  1888 

Button  u.  Ingram  1612 

Buys-Ballot  1860.  1864, 
1872 

Buyten  1897 

Bylot  u.  Baffin  1614. 


Cabot,  G.  1497 
Cabral,  G.  V.  1481 
Cabral,  P.  A.  1500 
Cacciatore  1825 
Cacquerai,  de  1330 
Cada  Mosto  1466 


Cadet  de  Gassicourt  1764 

Cadgöne  1898 

Cagni  s.  Ludirig  Amadeas 

von    Savoyen   n.   Cagni 

1900 
Cagniard  de  la  Tour  1812, 

1819,    1822,    1827,   1834. 

1835,  s.  a.  Schwann  1837 
CahiU  1906 

Cahn,  Hepp  u.  Kopp  1886 
Cahours  1837,  1843,  1846, 

1863,  1860 
Cahours  u.  Hofmann  1866 
Cail  u.  Macdonald  1870 
Cailliaud  1819 
CaOli«  1827 

Cailietet  1870,  1877.  1878 
Cailletet,  Boaty  n.  Wrob- 

lewsky  1886 
Cailletet  n.  Colardeau  1892 
Caland  1867 
Calberla  1883 
Caldani  1766 
Caelias  Aurelianus  210 
CalmeU  1826 

Calmette  1892,  1894,  1895 
Calmon  1901 
Calvert    s.   Crace    Calvert 

1867 
Calvert,  G.  u.  Bastian,  C. 

0.  1907 
Cambaoöres  1834 
CamerariuB  1690,  1694 
Camerer  1894 
Cameron,  L.  1873 
Cameron,  S.   1869 
Cameron  (Olbleiche)  1844 
Camillus  390,  387  v.   Chr. 
Campani  1666 
Campano  1270 
Campbell,  H.  H.  1889 
Campbell,  W.  W.  1899 
Campbell,  Wolesleyu.  Lyon 

1882 
Camper  1760.  1783 
Canada  Pacifio  Bahn  1886 
Candi  1660 
Canerio.  de  1602 
CanellopouloB  n.  Borchardt 

1896 
Canet  1891,  1896 
Canning,  S.  1866 
Canning  u.  Biight  1868 
Canniczaro  1863 


—     1082     — 


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Cannixzaro,  Andieoct», 

Franceaooni    n.    Monte- 

martini  1882 
Cantani  1873 
Cantian  1827 
Canton   1760,   1753,   1764. 

1762,  1768 
Cantor  1872 
Cäo,  Diogo  1484 
CapeU  1883 
Capello    u.    Ives    s.   Brito 

Capello  Q.  Ives 
Capitaine  1889 
Capo  Bianco  1697 
Carangeot  1780 
Caroel  1780 
CardanuB  1539,  1640,  1646, 

1550,   1553 
Cardew  1876 
Cardüf  (Stadt)  1901 
Carew  1602 
Carey  Lea  1877,  1889 
Caritis  1866 
Carletti  1606 
Carlüe.  W.  A.  1890, 
Carlisle  u.  Nicholson  1800 
Carlsen  s.  G-all  u.  Montlanr 

1889 
Carnall,  von  1861 
Camelley  1879 
Carnot,  S.  1824 
Carnot  (Medijöner)  1896 
Caro,  H.  1873,  1877,  1883, 

1898,  8.  a.  Witt  1876 
Caro,  H.  u.  Kern,  A.  1883, 

1884 
Caro,  N.  1907 
Carpenä  1882 
Carpenter,  J.  F.  1880 
Carpenter,  W.  B.  1872,   s. 

a.  Thomson  1868 
Carpi,  Berengarron  1600, 

1618 
Caxr  1862 
Carrara  1903 
Carr6,  E.   1867 
Carr6,  F.  P.  E.  1860 
Carstanjen  1867 
Carawell  1833 
Carteilhac  u.  Breuil  1901 
Carter  1861 

Carteret  s.  Wallis  1766 
Cartheuser  1767 
Cartier  1635 


Cartier  n.  Payen  1842 
Cartwright      1784,     1789, 

1797 
Carrte  u.  Enab  1866 
Casal  1730 

Caesalpinus  1683,  1696 
Caesar,  Julius  64  v.  Chr. 
Caesar,  JnliiiB  a.  Sosigenes 

46  V.  Chr. 
Casati  1881 
Cascariolo  1630 
Caselli  1866 
Cash  u.  Ogata  1880 
Casper,  J.  L.  1850 
Casper,  L.   1896 
Cassagnes  1900 
Cassebohm  1736 
CasseriiiB  1602 
Cassini.  G.  D.  1667,  1671, 

1672,  1676,   1678,  1680, 

1681,    1684,    1687,    1692 
Cassini    de    Thury    1760, 

1784,  s.  a.   Le  Monnier 

1762 
Cassini,  J.  n.  Maraldi  1733 
Cassini  de  Thury,  Maraldi 

u.  LacaiUe  1738 
Cassius,  A.  1686 
Castaing  1686 
Castaldi  1426 
Castellani  1903 
Castelli  1628,   1638 
Castigliano  1879 
CastiUero  1846 
Castner  1889,  1896 
Castner,  Kellner  u.  Larsen 

1892 
Castro,  a  1614 
Castro,     Joäo     de     1620, 

1638 
Catalani  1376 
Cathcart  1846 
Catlin  1832 
Cato  184  V.  Chr. 
Cauchy  1820,  1822,  1829 
Caus,  de  1641 
Cautios  1890 
Cavalieri  1636,  1647 
Cavalli  1846 
Cavallina  1600 
Cavallo  1777,  1788 
Cav6  1820 
Cayendish,  Ch.  1767 

—     1088     — 


Psnenwivirislcliiiis 

CaTendish,  H.  1766,  1767, 

1781,  1783,  1784,  1798 
Carentou  u.  PeDetier  1817, 

1818,   1819,   1820 
Caventou,  Felletier  u.Meise- 

ner  1819 
Cavite  (Hafen)  1906 
Caxton  1476 
Cayley  1841,  1846 
Cazalia  u.  Cordier  1830 
Cecü  1820 
CeU  1792 
Celli  8.  Boss  1902 
Cellier  Blumenthal  1820 
Cellini  1626 
Celsius  1742 
Celsns  20 
Celtes  1600 

Central-Pacific-Bahn  1887 
Cerebotani  1894 
Cessart,  de  1787 
Ceulen,  Lndolf  van  1596 
Chabarow  1643 
ChabUy  1906,  1906 
Chadwick  1836 
Cbaff6e  n.  Nickels  1836 
Chalmers  1837 
Chamberland    1884,    s.    a. 

PasteuT,  Chamberland  n. 

Rouz  1889 
Chambers,  G.  W.  1886 
Chambers       (Düngerstren- 

m  aschine)  1864 
Chameroi  1878 
Chamisso  1816 
Champion,  J.  1758 
Champion  n.  Pellet  1872 
Championni^e  1878 
Champlain,  de  1636 
Champollion,  J.  F.  1807 
Chanoa  1494 
Chance  1844 
Chance  u.  Claus  1887 
Chancel        1806,        1844, 

1863 
Chancellor  1663 
Chandler  1840 
Chanoine  1850 
Chanute  1896 
Chanykow  1858 
Chapelle  1862 
Chaperon  1889 
Chapman,  F.  1776 
Chapman.  W.  1800 


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PtnonmvwnlchnU 


Chapman,  William  u.  Ed- 
ward 1812 

Chappe,  C.  u.  J.  U.  1793, 
1798 

Chappe,  C.  u.  J.  ü.,  De- 
launay  u.  Breguet  1792 

Chappuia  1879 

Chaptal  1808 

Chaptal  u.  Vauquelin  1797 

Chaput 1905 

Charcot,  J.  B.  1903 

Charoot,  J.  M.  1870,  1878 

Charcot  u.  Porel  1878 

Chardonnet  1885 

Chares  290  v.  Chr. 

Charles   1780,   1783,   1802 

Charlier  u.  Vignon  1864 

Charlois  s.  Witt,  Charlois 
u.  Berberich  1898 

Charolet  u.  Laloue  190e 

Charpentier  1835,  s.  a. 
Schlagintweit  1850 

Charpy  1895,  1896 

Charron  Girardot  1903 

Chasles  1839,  1852 

Chaesaignao  1853 

ChasBepot  1858 

Chatin  1851 

Chattaway  1907 

Chandron  s.  Kind  u.  Chau- 
dron  1849 

Chauliao,  de  1363 

Chaulnes,  de  1768 

ChauBsiei  a.  Vauquelin  1799 

ChauBSonet  1826 

Chauvet  1888 

Chauvin  1858 

Chemin  de  fer  Paris-Lyon- 
Mediterrann6e  1906 

Chemische  Fabrik  auf  Ak- 
tien vorm.  E.  Schering 
1884,   1901,   1903 

Chemische  Fabrik  Gries- 
heim 1878,  1908 

Chemische  Fabrik  Javel 
1792 

Chemische  Fabrik  Rhena- 
nia  1901 

Chenailler  1882 

Chenaye,  de  la  1780 

Chenevix  1804 

Chenon  1876 

Chenot  1844,  1846 

Cheops  2600  v.  Chr. 


Cherpin  1861 
Chersiphion  660  v.  Chr. 
Chesebrough  1876 
Cheselden  1720 
Chesne,  du  1595,  1603 
Chevalier,  Ch.  L.  1841 
Chevaüer,  V.  &  Chr.  1824, 

1839 
Chevalier  u.  Pelletan  1826 
Chevrcul  1810,  1811,  1812, 

1816,   1816,   1818,   1823. 

1831,  1832,  1833,  1863 
Chevreul  &  Braconnot  1817 
Cheyne  1819 
Chiaravalle  1150 
Chicago  &  Alton-Bahnl906 
Chiese,  de  1662 
Childrey  s.  Rothmann  1686 
Chinohon,  del  s.Vego  1640 
Chinesen,  Die  593 
Chiozza  1863,  1866 
Chittenden  1904 
Chladni  1787,  1790,  1792, 

1794,  1799,  1812 
Cho-chiu-kei  100 
Chö-ko  136  V.  Chr. 
Chossat  1818 
Choumert  1783 
Chretien  u.  Felix  1879 
Christian,  G.  J.  1823 
Christiansen  1870,  1872 
Christie  1846 
Christison  1829 
Chrystal  1904 
Chubb,  Ch.  1838,  1860 
Chubb,  J.  1818 
Chun  1898 
Chnqnet  1484 
Church  1822 
Chwalla  s.  Arzt  1799 
Chydenius  1861 
Ciamician  1877 
Ciamioian  u.Dennstedtl  88 1 
Ciamician  u.   SUber   1888, 

1890,  1902 
Cibo,  G.  1532 
Cienkowsky  1871 
Civiale  s.  Heurteloup  1823 
Clairaut  1729,  1743 
Claisen  1887,  1891 
Claisen  u.  Shadwell  1879 
Ciamond  1872,  1881 
Clapeyron  1833,  1836,  1867 
Clapp  u.  Grimth  1882 


Clapperton,  1822 
Ciaret  u.  Vuilliemier    1894 
Clark,  A.  G.  1861,  1890 
Clark,  E.  1841,  1864,  1872 
Clark,  L.  1853,  1874 
aark,  Th.  1832,  1841 
aark  (Chemiker)  1828 
Clark    u.    Stanfield    1862, 

1888 
aarke,  A.  B.  1880 
Clarke,  W.  B.  1841 
darke    (magnetelektrisohe 

Maschine)  s.  Saxton  1833 
aamer  1627 
aassen,  A.  1879,  1901 
Classen  (Talsperren)  1876 
Clandet  1870 
Claudius  1864 
Claudius  Pulcher  260  v.  Chr. 
aau8l846, 1846,  1848, 1860 
aausberg  1732 
aausius  1849,  1860,  1868, 

1860,  1865,  8.  a.  Krönig 

u.  Clausius  1856 
Claussen  1866 
Clavus  1467 
Clayton,  H.  1844 
Clayton,  J.  1739 
Clayton,  T.  A.  1903 
Clayton    n.    Shuttleworth 

1860 
Clebsch  1866 
aegg  1808,  1813,  1815 
Clegg  u.  Samuda  1838 
Cleland  1741 

Clement  (Uhrmacher)  1680 
Clement  n.  D^sormes  1793, 

1801,  1806,  1814,   1826 
aemm,  A.  1877 
Clemm  n.  Hasenbach  1898 
Clerk,  D.  1894 
Clerk  (Gasmaschine)  1879 
aerk  (Oberst)  1866 
Cleve  1879 
Cüfford  1790 
Clinton  1817 
Cloetta  1904 
aoquet  1821 
Qusius  1688,  1603 
aaver  1624 
Qymer  1817 
Coblentz,  W.  W.  1904 
Coohot  1799 
Cock  1691 


—     1084     — 


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PMnontnwzvIdiiiii 


Cooker  u.  HigginB  1821 

Cockerill,  J.  1809 

Coddington  1829 

Cody  1907 

Coehoorn  1685 

Coffey  1832 

Cohen,  £.  1899 

Cohn,  F.  1853,  1872 

Cohn,  G.  8.  Brieger  u.  Cohn 

Cohn,  H.  L.   1885 

Cohn,   F.    u.  Mendelasohn 

1879 
Cohn  u.  Geiaenherger  1902 
Cohnheim,   J.    1864,  1866, 

1882 
Cohnheim,  O.  1901 
Coignet  1835 
Coindet  1820 
Cointeraux  1791 
Colbert  1662 
Colding  1842 
Coleman,  £.  1829 
Coleman  (Stärke)  1842 
Coler  1691 
Coles  1860 
Colin  u.  Ganltier  de  Clau- 

bry  1814 
Colin  n.  Robiquet  1826 
Colladon,  J.  D.  1826,  1841 
CoUadon,  J.D.u.  Sturm  1827 
Colladon  u.   Maoss   a.  Le- 

Bchot  1857 
Colladon  (Ingenieur)    1875 
Collardeau  1833 
Collas  1830 
Collenbusch  1859 
CoUet  1896 
Collie  u.  Tickle  1899 
Colling,  C.  u.  R.  1770 
Collinger  1787 
Collmann  1876,  1892 
Colonna  1616 
ColBon  1882 
Colt   1842,    B.    a.   Schilling 

von  Canstadt  1812 
Colter  1806 
Colts  Armory  1884 
ColumbuB  1492, 1493, 1494, 

1498,  1502 
Columella  60 
Columna  1580 
Colvin  B.  Kerahaw  u.  Colvin 

1862 
Combe  u.  Barbour  1874 


Combes  1838,  1839,  1844 

Commeroial     Cable     Com- 
pany 1903 

Commiohau  1896 

Commission    du    diapason 
1859 

Compagnie    des    CriBtalle- 
ries  de  Bacoarat  1830 

Compagnie  gönärale  doB 
Kaolins  d'Auvergne  1882 

Comparetti  1780 

Comstook  1880 

Condamine,  la  1736,  1740 

Condie  1846 

Congreve  1805,  1819,  1820 

Connop  1795 

Connstein,  Hoyer  u.  War- 
tenberg 1902 

Conolly  1839 

Conradi,  J.  1677 

Conradi  (Jena)  1776 

Conring  1660 

Considöre  1906 

ConBtamu.von  Han8enl896 

Cont6  1790 

Conybeare  u.  PhiUpps  1822 

Cook,  Benjamin  1808 

Cook,  J.  1768,  1772,   1776 

Cooke,  J.  1783 

Cooke,  W.  (Dampfheizung) 
1745 

Cooke,W.(ElektrolyBe)1861 

Cooke,  W.  F.  1835,  1836, 
1838,  1842,  1843,  b.  a. 
Wheatstone  u.  Cooke 

Cooper,A.P.1801, 1804,1817 

Cooper,  W.  J.  1883 

Cope  1882 

Copeland  1825 

Coquilhat  1851 

Coradi  1888 

Corda  1854 

Cordier  1809 

Corduri^  b.  ParkeB  1860 

Cordus  1540,  1546 

CorioliB  1829,  s.  a.  Ber- 
noulli,  D.  1736 

CorlisB  1848 

Cormontaigne  1742 

Comelio  1680 

ComeU  1846 

Cornet,  6.  1888 

Comet  (Steinkohlenaufbe- 
reitung)  1871 


Comn  1874 
Coronado,  de  1640 
CorsepiuB  1891 

Cort  1783 

Cortereal,  G.  u.  M.  1500 

Cortez  1619 

Corti,  A.  1846 

Corti  (Botaniker)  1772 

CorvlBart,  L.    1867 

Coryate  1608 

CoBa,  de  la  1600 

CoBte  1848.  1863.  1869 

CoBter  1440 

Cotes  1710 

Gotta  1811 

Cotte  1774 

Cotton,  W.  1844 

Cotton  (KulierBtuhl)  1868 

Cotugno  1760,  1764 

Conffinhal  1883 

Coulomb  1773,  1778,  1784, 
1786,  1786,  1788,  1789, 
1796,  8.  a.  Faraday  1846 

CounoUman  1894 

Connder  1885 

Couper  1868 

Coupier  1863,  1866 

Coupier  u.  Mellier  1862 

Courtenay  1876 

Courtois  1811 

Courvoisier  1900 

Couteaux  1660 

Couvreux  1869 

Cowdin  1836 

CowleB,  E.  H.  u.  A.  H.  1886 

Cowper,  E.  A.  1869,  1870 

Cowper,  W.  1687 

Cowper  u.  CoIob  1907 

Coxe  1786 

Coyot  1825 

Coze  1884 

Crace  Calvert  1867 

Craddock  1846 

CraftB  8.  Friedel  u.  Crafts 

Crager  1765 

Craig  1835 

Cramer,  A.  1850 

Cramer,  E.  1865 

Cramer,  G.  1750,  a.  a.  Euler 
u.  Cramer 

Crammer  1899 

Crampton  1843,  1872 

Crane,  F.  1880 

Crane  (Eulieratuhl)  1775 


1085     - 


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Crantz  b.  Gering,  Crantz  n. 

Pribuiger 
Crawfurd  1826 
Crawley  1898 
Cred^,  Benno  1897,  1903 
Cred«,  E.  S.  F.  1854,  1884 
Credner,  H.  1877 
Creed  1745 
Crdl,  von  1781 
Cremer  1897 
Cremona  1872 
Crespin  1867 

Cressonni^re,  A.  n.  E.  1890 
Cieet,  du  s.  Mich^ly  du  CreBt 
Crevaux  1876,  1880 
Cristofori  1711 
Critchett  1854 
Croft,  Hill  1898 
Croiasant    n.    Bretonni^re 

1873 
Croll  1608 

CroU  u.  MaUet  1840 
Crompton,  S.  1775 
Crompton  (Papier)  1821 
Crompton  &  Co.  1892 
Cronstedt  1751,  1758 
Cronstedt  u.  Bergman  1761 
Crookes  1859,   1861,   1862, 

1873,  1879,  1886 
Croquefer  1837 
CroskiU  1841 
Crosby,  G.  H.  1881 
CroBby       (Nadelmaschine) 

1865 
Crosley  1824 
Gross  (Gerberei)  1849 
Gross  u.  Bevan  1893 
Gross,  Bevan  u.  Beadle  1892 
Crosse  1840 
Grnikshank     1776,     1776, 

1800 
Crum,  W.  1864,  1859 
Crum  Brown  u.  Fräser  1868 
Cruquius  1728 
Crusberg,  von  u.  Spilimberg 

von  1331 
CruseU  1841 
Crusslanks  1839 
Gruveilhier  1836 
Cnbilai-Chan  1280 
Cubitt  1850 

Cuchet  u.  Montfort  1806 
Gugnot 1769 
Gnignet  1873 


GuUen  1740,  1777 
Gnlmann  1864 
Comberland  1720 
Cnmberland  -  Valley  -  Bahn 

1836 
Cundy  1827 
Guniberti  1904 
Gunitia,  M.  1650 
Corie,  FranS.  1899, 1905 
Curie,  Ph.  u.  S.  1889,  1898 
Curie  u.  Laborde  1903 
Gurr  1776,  1798 
Currie  1798 
CuTBohmann  1901 
Curtis  (Eisenbahnsignal) 

1836 
Curtis,  G.  G.  1896 
Curtius,  E.  1875 
Curtius,  Th.  1887,  1890 
Curtius,  Th.  u.  Heidenrdoh 

1894 
Cusa,  C.  G.  1440,  1460 
Cuainier  1890 
Gutler  1879 

Cuvier  1795,  1801,  1812 
Cysat  1618,  s.  a.  Gassendi 

u.  Cysat  1631 
Czaplewski  u.  Hensel  1897 
Czapski  1893 
Czekanovski  1868 
Czermak  1858,  1860 
Czemy,    von    1871,    1877, 

1879 
Czemy  (Ziegel)  1885. 


Daboll  1851 
Daft  1904 
Dagron  1870 
Daguerre  1822,  1838 
Dahll  1879 
Dahms  1904 
Daimler  1883,  1886 
Dale  u.  Brooke  1864 
Daelen,  B.  1848, 1852, 1861, 

1865,  1867 
Dallas  (Steinhaumaaohine) 

1824 
Dalibard  n.  Franklin  1752 
DaU  1865 

Dallas,  D.  b.  Pretsch  1864 
Dalimeyer.  J.  H.  1860 
Dalmann  1866 
Dal  Negro  1834 


Dalton  1794.    1802,  1803, 

1804,  1807,  1808 
Dampier  1699,  1707 
Dana  1846,  1876 
Dandolo  1810 
DanieU,  J.  F.  1817,  1820. 

1836,  1839 
Daniellsen  u.  Boeck  1848 
Danilevaky  1896 
Danks  1869 
Dannebeii;  1906 
Dante  Alighieri  1312,  1318 
Dantes  u.  Bloch  1901 
Danti,  Egnatio  1569.  1578 
Danysz  1903 
Darby,     Abraham      1708, 

1713 
Darby,  Abraham  III.  1773 
Darby,  J.  H.  1891 
Darcy  1849 
Darcy  u.  Bazin  1865 
DareBte  1876 
Darraoq  1801 
Darwin,  C.  1836, 1858, 1859, 

1862,   1868,   1871,    1875, 

1880,  1881 
Darwin,  E.  1788,  1794 
Darwin,  G.  H.  1898 
Darwin  n.  Hildebrand  1858 
Daubenton  1796 
Daubr^,    A.    1860,    1880. 

1887 
Danbr^e,  P.  1849 
Dauglish  1856 
Daul6  1830 
DaumiuB  1707 
Davaine  1850,  1863 
Davanne  s.  Lemercier.  Bar- 

reswü  u.  Davanne  1852 
Davey  1876 
David  1782 
Davidson.  M.  1854 
Davidson.  S.  C.  1900 
Daviel  1730 
Davis,  J.  1585 
Davis  (WaschmaBchine) 

1816 
Davy,  £.  1821 
Davy,  H.  1799, 1802, 1803. 

1806,   1807,   1808,   1809, 

1810,   1812.   1813,   1814. 

1815.   1816,   1817,   1818, 

1821.   1824,    1836,  s.  a. 

Young  1807 


-     1086 


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Davy,  J.  1811,  1812,  1886 
Dayy  n.  Faraday  1823 
Dawes  1835 
Day  &  Sons  1889 
Dayman  18ß7 
Deaoon,  H.  1868 
Deaoon  (Wassermesser) 

1876 
Deaoon  (Ziegelsteine)  1813 
Debieme  1899 
Debonnet  1907 
Debray  1868 
Debua  1883,  1888 
Decaisne  1868 
De  Calos.  Brighton  Railway 

1883 
De  Candolle,  Alph.  1865 
De  Candolle,  A.  P.    1813, 

1820 
De  Castro  1863 
D^anville  1876 
Dechen,  von  1865 
Dechen,YonTi.  Oeynhaufien 

1825 
Decken,  von  der  1861 
Decker,  Grebräder  1869 
Deoroix  1798 
De  Dion  n.  Bonton  1896 
Deering  1877 
De  GaspariB  1904 
Degener  1898 
Degener  u.  Weiler  1870 
De  (renne  8.  CartwriglitI784 
De  Glehn  1886 
De  Hemptinne  1872 
Deimann  b.  Troostwyk  n. 

Deimann  1789 
Deim  ann ,       Troostwyk , 

Bondtu.  Lauwerenburgh 

1795 
DeiBB  1866 
DeisBler  1897 
Deiters  1865 
Dekkers  1675 
Delabadie  1684 
DelaBalme  1718 
Delabarre  u.  Rogers  1848 
De  la  Btohe  1835 
De  la  B^che  u.  Lonsdale 

1837 
De  la  Croix  1884 
Delafond  1838 
Delafontaine  1866,  1878 
Delagrange  1908 


Delahire  1694,  1707,  1716 
Delalande  1761,  1770,  1796 
Delambre  1806,  b.   a.  M6- 

chain  u.  Delambre  1792 
Delam^therie  1797 
DelaNoSn.  deMargeTiel888 
Delany  e.  La  Conr  1875 
Delaroche  n.  B^ard  1813 
De  la  Roche  d' Allion  1629 
Dela  Rne  1832,  1848,  1858, 

1859,  1860 
De  la  Rue  n.  Hill  1845 
De  la  Yaulx  und  De  Ca- 

stillon  de  St.  Victor  1900 
Delbrück,  M.  1886,  1896 
Delbrück  n.  Stumpf  1878 
Deleau  jenne  1829 
DeUsIe  1700 

Della  Porta,  Griacomo  1679 
Della  Porta,  Giambattiata 

1668,  1689,  1601 
Dellwik  n.  Fleischer  1897 
De  Long  1879 
Delorme  1640 
Delpech  1816,  1826,  1828 
Deluc  1765,  1772,  s.  a.  1783 

SanBsure 
Delyigne  1826 
Demaillet  1740 
DemetrioB  von  Apamea  100 

v.Chr. 
DemetrioB  von  KaUatifl  300 

v.Chr. 
Demiacianns  1614 
Demokedes  622  v.  Chr. 
Demoklitos  s.  Eleoxenos 
DemokritoB  von  Abdera 

420  V.  Chr. 
Demours  1741 
Denayronze  1896,  1907 
Denett  1826 
Denham    b.     Clapperton, 

Denham  n.  Ondney 
D^nis,  Jean  u.   Emmerez 

1667 
Denman  1788 
Denner  1700 
Denning  1873 
Dennis  1893 
Dennstedt  1903 
Dennstedt  n.   Voigtl&nder 

1906 
Denny  1884 
Denys  u.  Ledef  1896 

—     1087     — 


I  VI  MHNiivw  Avirnim 

Deparcieux  1746,  1763 
Depdret  u.  Boinet  1884 
De  Place  1893 
Depoully  1884 
D6prez  1879,  1881,  1882 
Derham  1708.  1710 
D6ri  1899,  1900 
Derod^-Bi^mont  1806 
Derosne  1803,  1808,  1816, 

1820,  B.  a.  1812  Figuier 

n.  Magnes 
Desaguliers  1718,  s.a. Siebe 

1837,  B.  a.  Terral  1729 
Desains  u.  Cmie  1880 
Desains  u.  Dela  Provostaye 

1849 
Dteargues  1639 
Desault  1776,  1791 
DesbasBayns  de  Riohemond 

1838 
Descartes  1637,  1644,  1649 
Descemet  1768 
Deechamps  fils  1804 
Deecharges  1500 
Des  aoizeaux  1863 
Descroizilles  1795,  1806 
Desfontaines  1860 
DesfoBses  1821,  1826 
Desgoffe  1872 
Deshayes  1830 
Deshnew  1648 
Designolle  1880 
Desmarest  1756 
Desmarres  1847 
De  Solages  1830 
Desormeauz  1863 
Dteormee  s.  Clement  o.  D^- 

aormee 
Desprets  1824.  1839,  1849 
Dessaignes  1861,  1863 
Dessauer  1906 
DeUweiler  1876,  1891 
Denmling  1895 
Deutsch  de  la  Meiirthel907 
Deutsche  1844 
Deutsche  Akustik-Geaell- 

Bchaft  1906 
Deutsche  Ammoniakwerke> 

Geeellsohaft  1899 
Deutsche  OasglühUoht-Ge- 

sellschaft  1906 
Deutsche. Gold-  u.  SUber- 

scheideanstalt  1898 


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Pwrtoimiwnwiciliil« 

Dentsche  Waffen-  u.  Mn- 
nitionsfabTiken  1903 

Deutscher  Meister  1446 

Deutscher  Verein  vonGaa-  u. 
Wasserfacbmännem  1892 

Deutscher  Verein  zur  För- 
derung der  Luftschiff- 
fahrt 1894 

Deutschmann  1907 

Deventer,    van  1686,  1700 

Devinok  1846 

De  Waele,  Sugg  u.  Vande- 
velde  1904 

Dewar  1878,  1893,  1898, 
1899,  1900,  1902,  1905, 
s.  a.  Moissan  u.  Dewar 

Dewar  u.  Abel  1891 

Dewar  u.  Redwood  1890 

Deyerlein  1810 

Deyeux  1781,  1793 

Diades  330  v.  Chr. 

Diaz,  B.  1487 

Diaz,  Dinis  1445 

Dibdin  u.  Schweder  1896 

Dick  1882,  1896 

Dickinson,  G.  1820 

Diokinson,  J.  1829 

DickBon  1862 

Didier  1904 

Didot  1797 

Dieffenbach  1839,  1841 

Diehl  n.  MiUer  1879 

Diel  1821 

DielB  u.  Wolff  1906 

Diesbach  1704 

Diesel  1893 

Dietrich,  E.  1873 

Dietrich,  Th.  1858 

Dieterichs  1822 

Dietz,  Walter  u.  Lossau 
1868 

Dietze  1902 

Dietzsch  1883 

Dighton  1753 

Dikaearohos  320  v.  Chr. 

Dillmann  1890 

Dimmer  u.  Bagn^ris  1901 

Dimroth  1902 

Dingey  1872 

Dinsmore  1892 

DiocIetianuB  284,  300 

Diodoros  10  v.  Chr. 

Diokles  von  Karystos  370 
v.Chr. 


Diokles  (Mathematiker)  180 

V.  Chr. 
Dionis,  P.  1718 
DionysioB  der  Eherne  444 

V.  Chr. 
Dionysius  Exiguua  525 
DiophantoB  250 
Dioskorides  64 
Dippel  1700 
Dircks  u.  Thorey  1846 
Dirichlet  1825,  1829,  1838 
Disderi  s.  1850  Le  Gray 
Dittmar  1847 
Divers  1871 
Divini  1668 
Divisoh  1754 
Dizon  B.  Billingsley  1803 
DöbereineTl818, 1821,1824, 

1829.  1832,  1834 
Doberschinsky  1874 
Doebner  1878 
Doebner     u.     von    Miller 

1881 
Dobson  u.  Pool  1775 
Docker  1883 
Dodart  1668,  1700 
Dodge,  B.  H.  1848,  1864 
Dodge,  D.  1890 
Dodonaeus  1680 
Dohm,  A.   1870,   1875 
Dolivo -Dobrowolski,    von 

1891,  1894 
Dollfus  XL.  Loffet  1819 
Döllinger  1817 
DoUond  1753.  1757 
Dolomieu  1790 
Dölter  1882 
Dombasle  1822 
Dominikaner,  Die  1608 
Donati  1858,  1864 
Donders  1847,  1858,  1860, 

1864 
Donkin  1803,  1808,   1825 
Donn6  1837,  1840,  1843 
Donny  1843.  1867 
Donovan  1830 
Doppler  1842 
Dörell  u.  Albert  1833 
Dörfel  1681 
Dörpfeld  1886 
Dörr  1896 

Dorville  u.  Grueber  1661 
Douglas  (Seife)  1832 
Douglas,  J.  N.  1879 

—     1088     — 


Dove    1828,     1835,     1837, 

1840,  1860,  1859 
Dover  1740 

Downee  u.  Blunt  1877 
Dowson  1876,  1878 
Dox  1510 
Doyen  1896 
Dragendorff  1882 
Drais,  von  1817 
Drake,  F.  1577 
Drake,  G.  L.  1859 
Draper,  H.  1880 
Draper,  J.  W.  1847 
Draper,  S.  1835 
Drayton  1843 
Drebbel  1622,  1630 
Drechsel  1868,  1879.  1889, 

1897 
Drehsohmidt  1904 
Drescher,  £.  1843 
Dreser  1898,  1899 
Dresler  1750 
Drew  1851 
Dreyer  1903 
Dreyer,  Rosenkranz  o. 

Droop  1878 
Dreyse  1836 
Droa  1790 
Drude,  0.  1884 
Drummond  s.  Guerney 
Drüner  1905 
Drusus  10  V.  Chr. 
Drygalski,  von  1893,   1901 
Drygalski,    Baschin,    Von- 

hdffen  u.  Stade  1891 
Dubiau  1895 
Dubio  1643 

Dubini  s.  Griesinger  1861 
Dubinin,  Gebr.  1823 
Dublanc  1826 
Dubois,  £.  1891 
Du  Bois,  H.  1891 
Du  Bois,  P.  1855 
Du  Bois.  R.  1901 
Du    Bois-Reymond,    £. 

1846,  1848,1862.1869,  s. 

a.  Pflüger  1869 
Du    Bois-Reymond,     R. 

1903 
Du  Breuil  1846 
Dubrunfaut    1824,     1838, 

1840,  1846,  1847,  1864 
Dubrunfaut  u.  Leplay  1849 
Dubuat  1786 


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Du  Carla  1771 
Dnohateaa  1776 
Duchenne  1842,  1862 
Dficker,  von  1861 
Ducket  1803 
Duokham  1882 
Dnolauz  1882,  1886 
Dncloe,  D.  1680 
Dqcor  du  Hauion  u.  Cros 

1869 
Ducrey  1888 
DuddeU  1894 
Dudgeon,  J.  u.  W.  1862 
Dudley,  D.  1619 
Dudley  (Rostsohutz)  1906 
Dufay  1725,  1730 
Duff,  Gebr.  1901 
Dufos86]1874 
Dufour,  G.  H.  1866 
Dufour,  L.  1864 
Du  Halde  1748 
Duhamel,   J.  M.  C.  1840, 

1866 
Duhamel  du Monceau  1736, 

1740,  1741,  1758,  1761 
Dühring  1878 
Duile  1826 
Dnilius  260  v.  Chr. 
Dujardin  1836,  1841,  b.  a. 

Schnitze  1863 
Duke  1890 
Dulao  1900 
Dulong   1811,    1816,   1826, 

1830 
Dulong  u.  Petit  1816,  1819 
Dumaa    1824,   1826,    1830, 

1831,   1832,   1834,   1839, 

1840 
Dumas,   Blanohet   u.   Seil 

1826 
Dumas  u.  Boullay  1827 
DumaB,Boua8ingault,Brun- 

ner,  Martins  u.  Bravais 

1847 
Dumas,  Malaguti,  Leblano 

u.  A.  W.  von  Hofmann 

1847 
Dumas  u.  Fdligot  1834 
Dumas  u.  Pr^rost  1823 
Dumas  u.  Begnault  1862 
Dumas  u.  Stas  1840 
Dumdum  -  Patronenfabrik 

1897 
Du  Moncd  1866 

Daimstaedter. 


Dumonj;  1828 

Dumont  d'Urrille  s-  Wil- 

kesl840 
Dumoutier  1770 
Dunbar  1903 
Dundonald  1781 
Dun^  1891 
Dungi  I.  2660  y.  Chr. 
Dunham  1887 
Dünkelberg  1864,  1883 
Dunker  1896 
Dunlop  1890 
Dunlop  u.  Buff  1843 
Dupain  Triel  1791 
Dupasquier  1848 
Dupaty,  Theurey-Gueuvin, 

Bouchon   et  Compagnie 

1761 
Dupin  1813 
Duplay  1873- 
DuployÄ  1867 
Dupont  1866 
Dupuy  de  L6me  1869 
Dupuytren  1813,  1826 
Duqueane  1840 
Durand  1861 
Därer    1498,    1613,   1617, 

1526 
Dürer,    Böckner   u.    Neu- 
dörfer 1522 
Duret  1800 
Durham  1882 
Dusch  u.  Schröder  1863 
Du  Trembly  1860 
Dutrochet  1806, 1824,1826, 

1837 
Dutrochet,  Purkinje  imd 

Henle  1838 
Dutton  n.  Forde  1901 
Dutton  u.  Koch  1906 
Duverger  1736 
Du  Vemey,  G.  J.  1683 
Du  Vemey,  Albinus  und 

Winslow  1726 
Du  Vemey  u.  Bartholinus 

1661 
Duvoir  1820 
DuweliuB  1887 
Dyar  u.  Hemming  1838 
Dyckerhoff  1879 
Dyer  1811,  1833 
Daerzon  1848 
Dzondi      s.    von      Graefe 

1818, 

—      1089     — 


Eads  1844, 1867, 1874, 1898 
Bannes  1433 
Eastman  (Säge)  1820 
Eastman   Co.   s.   Lumidre 

1890 
Eaton  1890 
Ebel  1793 

Ebelmen  1841,  1842,  1849 
Eberhard  1816 
Eberle,  J,  N.  1834 
Eberle  (W&rmeausnutzung) 

1904 
Ebermayer  1873 
Ebert,   H.   s.  Elster  und 

Geitel  1901 
Eble  1828 
Ebner  s.  Schilling  von  Can- 

Stadt  1812 
Ebstein  1878,  1884 
Eccardus  1730 
Eck  1490 
Eckardt  1809 
Eckstein  1901 
Eddy  n.  Rotch  1894 
Eder,  J.  M.  1878 
Eder  u.  PizzigheUi  1881 
Eder  u.  Valenta  1886 
Edgeworth  1763 
Edison,  T.  A.   1874,  1877. 

1878,   1879,    1882,   1887, 

1889,  1897,  1903,  1907 
Edlund  1849 
Edmonson  1883 
Edrisi  1153 

Eduard  I.  von  England  1307 
Edwards  1829 
Effront  1890 
Egede  1721 
Egen  1828 
Egg  1815 
Eggertz  1863 

Ehemann  s.  Bullmann  1630 
Ehrenberg  1830, 1834,1839, 

8.  a.  Perty  1852 
Ehrenhaft  1907 
Ehrhard  1878 
Ehrhardt  1900 
Ehrhardt  u.  Leybold  1892 
Ehrenwerth,  von  1883 
Ehrle  1872 
EhrKch,  P.  1904. 
Ehrlich,  P.(Mediziner)  1 874, 

1891,    1897»  1906,  s.  a. 

Behring  u.  Ehrlich 
<• 


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EhrUch,  P.  (Fabrikant)  1877 

Ehrlich,  P.    u.    Guttmann 
1891 

Ehrlich,  P.  u.  Kiyoshi  Shiga 
1904 

Ehrlich,    P.  u.  Leppmann 
1890 

Ehrmann  1844 

Eichenauer  1869 

Eichengrün  1906 

Eichengrün,    Becker    und 
Guntrum  1907 

Eichhorn  1860 

EichBtedt  1846 

Eickmeyer  1891 

Eiffel  1889 

Eiffel  u.  Rith  1907 

Einhorn,  A.  1906 

Einhorn,  M.  1889 

Einhorn  u.  Heinz  1897 

Einthoven  1892, 1904, 1906 

Eirinis  1712 

EiBelen  1838 

Eisenbahntechniker  -Ver- 
sammlung  in    Birming- 
ham 1841 

Eisenstuck  1860 

Eitz  1893 

Ekeberg  1802 

Ekhoff  1885 

Ekman  s.  Mitscherlich  1874 

Elbers  1877 

Eider  1868,  1874,  1881 

Elektrizitätsgesellschaft 
vorm.   Schuckert  &  Co. 
1896,  1899 

Elfström  1904 

Elgar  1886 

d'Elhuyar,  F.  u.  J.  J.  1783 

EUas,  N.  1872 

Elias  (Elektromotor)  1842 

Elie  de  Beaumont  1834 

Elisabeth    von    England 
1670 

Elkingston,  J.  u.  Johnstone 
1795 

Elkington,  J.  B.   1865 

Elkington   s.  Wright  1840 

Ellinger,  0.  1903 

Elliot,  G.  1882 

EUiot  (Ingenieur)  1853 

Elliott  u.  BuBsel  1853 

Ellis,  A.  J.  1^84 

EUis,  J.  (Botaniker)  1749 


Ellis,    J.     (SchiSB}:apit&n) 

1769 
ElliB,  Wm.   1891 
Ellis  (Baumwolle)  1812 
Elmore,  W.  1902 
Eloesser  1906 
Elsholz  1677 
Elson  1825 
Elster  u.  Geitel  1890,  1894, 

1899,   1900,   1901,   1902, 

1903 
Emerson  1781 
Emin  Pascha  1876,  1890 
Emmerich  u.  Low  1907 
Emmerling,  A.   1869 
Fmmerling,  O.  1901 
Emony  1690 
Empedokles  450  v.  Chr. 
Emy  1816 
Enoke,  A.  1856 
Encke,  J.  F.   1818,  1822 
Endlicher  1839 
Endrös  1904 
Engel,  G.  1881 
Engelhardt  1828 
Engelhart  1825 
Engelmann     1881,      1883, 

1891 
Engelmann  und  Gaidukow 

1903 
Engerth  1860 
Engler,  A.   1878,   1904 
Engler,  K.  1897 
Engler  u.  Emmerling  1870 
Engler  u.  Weissberg  1899 
Englisch  1896 
Englische  Admiralitätl761, 

1906 
Enke,  C.  1885 
EötvöB  1886,  1896 
l'Ep6e,  de  1770 
Epikuros  305  v.  Chr. 
EpimachoB  304  v.  Chr. 
Eppers  1894 
Eppstein,  Möllinger  u.  Cor- 

sepius  1900 
Erard  1811,  1823 
Erasistratos  300  v.  Chr. 
Eratosthenes  240,   220  v. 

Chr. 
Erbau  u.  Specht  1886 
Ercker  1574 
Erdmann,  H.  1906 
Erdmann,  H.  u.  E.  1893 

—      1090     — 


Erdmann,  0.  L.  1836, 1839, 

1844,  B.  a.  Stenhouse  u. 

Erdmann  1846 
Erdmann  u.  Laurent  1841 
Eredia,  de  1601 
Erhard  &  Sehmer  u.  Borsig, 

A.,  1900 
Erichsen  1866 
Ericsson  1829,  1833,  1843, 

1861,  s.  a.  Braithwaite  u. 

Ericsson 
Erik  der  Rote  983 
Erlenmeyer    1860,    1864, 

1865,   1868.    1876,   s.   a. 

Eolbe  1863 
Erlenmeyer    u.    Gütschow 

1868 
Erlenmeyer  u.  Lipp  1883 
Erlenwein  1896 
Erman,   Adolf  1826,  1828. 

1831 
Erman.  P.  1831 
Ermengem,  van  1897 
Erziehen  1818 
Esoher  von  der  Linth  1807 
Escherich,  Th.  1886 
Escherich  (Ingenieur)  1879 
Eschscholtz  1821 
Eschweiler  1905 
Eser  1884 

Esmarch  1860,  1873,   1877 
Esper  1774 
Esquirol  1810 
Estey  1846 
Etard  1877 
Etherington  1619 
Etti  1875 

Ettingshausen,  von  1860 
Eudemos  320  v.  Chr. 
Eudozia  MakrembolitiBsa 

990 
EudoxoB  381,  368  v.  Chr. 
Euklid  300  v.  Chr. 
Eulenburg  1876 
Euler,  L.  1727,  1728,  1729, 

1730,   1736,   1737,    1739. 

1744,   1747,   1750.    1753, 

1756,   1756,   1758,    1765, 

1768,    1772,    1779,  8.   a. 

Maupertuis  1744 
Euler  u.  Cramer  1748 
Eumenes  I.  263  v.  Chr. 
Eumenes  II.  180  v.  Chr. 
EupalinoB  632  v.  Chr. 


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Euryphon  444  v.  Chi. 
Enstaohio  1650, 1664 
EvanB,  0. 1780,  1784,  1786, 

1790,  1801 
Evans  (G-asremigtmgB- 

maase)  1846 
Everett,  J.  D.  1876 
Everett      (Tnchsoherma- 

sohine)  1768 
Everitt  1886 
Evers  1902 
Evrard  1866, 1868 
Ewald  1876 
Ewald  u.  Boas  1886 
Swing  1881,  1882 
Ewing  u.  Walter  1904 
Exner,  F.  1873,  1875,1896, 
Ezner,  K.  1882,  s.  a.  Fraun- 

hofei  1825 
Exner,  S.  1868,  1881 
Exter  1866 
Eyck  1340 
Eykman  1888, 1896 
Eyre  1839 
Eytelwein  1805. 


Fabbroni  1787,  1791 

Faber  1843 

Faber  du  Faur  1837 

Fabre  1866 

Fabricius,  D.  1696 

Fabricios,  G.  1566 

Fabricius,    Hieion.     1670, 

1692,  1600 
Fabricius.  J.    Galilei    und 
.     Scheiner  1611 
Fabry,  H,  1650 
Fabry  (Ventilator)  1872 
Fahlberg  1878 
Fahnehjelm  1884 
Fahrenheit  1714,  s.  a.  Con- 

radi  1677,  s.  a.  Boberval 

1663 
Faignot  1872 
Fairbaim  1831,  1834,  1838, 

1844, 1860,  s.  a.  Stephen- 

Bon,  R.  1860 
Fairfield-Gesellschaft   1907 
Fairlie  1864 
Falcon  1728 
Falconni^  1896 
FaUoppia  1660,  1561 


Fahret  1861 
Famintzin  1870 
Faraday  1821,  1823,  1826, 
1826,   1827,   1831,   1832, 
1833,  1834,  1836,  1838, 
1839,  1842,  1846,  1846, 
1847,   1849,   1861,   1862, 
1853,    1864,    1867,   s.    a. 
Armstrong   1840,     s.    a. 
Davy  u.  Foraday 
Faraday  u.  Barlow  1823 
Faraday  u.  Lyell  1845 
Faraday  u.  Orfila  a.  Jack- 
son 1846 
Faraday  u.  Flacker  1847 
Faraday  u.  Taylor  1859 
Farbenfabriken  vorm. 
Friedrich  Bayer   &   Co. 
1888,    1893,    1894,  1901, 
1902 
Farcot(Dampfturbine)1892 
Faroot  (Steuerung)  1836 
Fardely  1845,  s.  a.  Beil  u. 

MöUer  1842 
Fardely,  BeU  u.  MöUer  1844 
Farfler  1686 
Farina,  J.  M.  1709 
Farman  1907,  1908 
Farmer  1851,  1859 
Farthing  1846 
Fatio  de  Dnillier  1730 
Fauchard  1728 
Faujas  de  Saint-Fond  1778 
Fauken  1784 
Faulhaber  1612 
Faulmann  1866 
Faure,  C.  1882 
Faure  u.  Kessler  1873 
Faurä  (Jod)  1864 
Faust,  E.  1898 
Fauvel  1868 
Fauvelle  1846 
Paveryear  1818 
Pavre,  L.  1872 
Favre,  P.  A.  u.  SUbermann 

1846,  1852 
Faxa  g.  Kag  1791 
Fayette  u.  Brown  1887 
Fechner  1829,  1831,  1860, 

1876 
Feddersen  1868,  1873 
Fedele  1598 
Pedorow,  von  1889 
Fedtaohenko  1868 

—     1091     — 


Ptfioiwnvtmichnb 

Fehleisen  1883 

Pehling.  von  1844,   1850 

Feü  8.  Fr6my  u.  Feü  1878 

Pelbiger  1773 

Feld,  0.  1903 

Felix,  Cassius  447 

PeU  1867 

Feiten  &  Guilleaume  1864, 
1888,  1900 

Fenner  s.  Ged,  James  u 
Fenner 

Fenten  1870 

Fenton  1907 

Ferber  1901 

Ferdinand  II.  1645 

Ferguson,  J.  1749 

Pergusson,  W.  1831 

Fermat  1636,  1658,  s.  a. 
Descartes  1637,  s.  a.  Pas- 
cal 1664 

Permi  1899 

Femandez,  A.  1447 

Femandez,  Juan  1663 

Fembach  1845 

Femel  1525,  1534 

Ferrand  u.  Marsais  1833 

Ferranti,  de  1886 

Ferranti,  de  u.  Siemens  & 
Halske  1884 

Ferraris  1888 

Ferrein  1741 

Ferrel  1875 

Ferreol-Monnot  1907 

Perreyra  da  Bosa  1694 

Ferri  a.  Enutberg  1754 

Ferrier  1873 

Ferro,  P.  J.  1770 

Ferro,   S.  da)    1606,    s.  a. 

Cardanus  1545 
F6ry  1903 
Fesca  1870 
Feser  1866 

Feser  u.  Bollinger  1875 
Feuchtwanger  1837 
Feuerwerkslaboratorium 

.  zu  Spandau  1866 
Peusner  1882,  1890 
Fiasohi  1566 
Fibonacoi  1202,  1220 
Pick  1855,  1867 
Fieber  1872 
Fiebig  1864 
Fiedler  1874 
Field,  R.  1884 

09« 


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Field,  Pender  v.  Anderson 

1866 
Figueira,  de  1608 
Figuier  n.  Magnea  u.  De- 

rosne  1812 
PilMn  1762 
FUlion  1836 
Finck  1683 
Fin4e  1644 
Finiguerra  1460 
Fink,  M.  1810 
Fink,  P.  1867 
Finkler  1896 
Finlay  1881 
Finlayson  1838 
Finsoh  1884 
Finseu  1896 
Finsterwalder  1886 
Finsterwalder  n.  Blümcke 

1906 
Finsterwalder,  Blümcke  n. 

Hess  1888 
Fiorelli  1861 
Firmin-Didot  1866 
Firth,  Doniatborpe  u.  Rid- 

ley  1862 
Fischer,    E.     1876,    1883, 

1890,    1891,   1893,   1894. 

1897,   1898,   1901,   1903, 

1907 
Fischer,  E.  G.  1802 
Fischer,   Ferdinand    1880, 

1882,  1890 
Fischer,  Franz  1906 
Fischer,  H.  1867 
Fischer,  0.  1877,  1883 
Fischer,    Phil.     s.    Listing 

1872 
Fischer,  Ph.  H.  1864 
Fischer,  E.  n.  Abderhalden 

1906 
Fischer,  E.  u.  Ach  1896 
Fischer,  E.    u.  Armstrong 

1902 
Fischer,  E.  n.  Harries  1902 
Fischer,  E.  Lenchs  u.  Wei- 
gert 1902 
Fischer,  E.  n.  von  Mering 

1903,  1906 
Fischer,  E.  u.  O.  1878 
Fischer.    E.    n.    Penzoldt 

1887 
Fischer,    0.    n.    Hepp    «. 

Schraube  1882 


Fischer,  O.  n.  Kömer  1884 
Fischer- Hinnen  1892 
Fischer  von  Böslerstamm 

1864 
Fischinger  1894 
Fish  Utilisation  Syndicat 

1898 
Fiaken,   G«br.   n.  Rodgers 

1861 
Fitoh,  Asa  1864 
Fitch,  J.  1787 
Fittig,  R.  1880,  1881 
Fittig  n.  Baeyer  1866 
Fittig  a.  Mieloh  1869 
Fittig  n.  Ostermajer  1872 
Fittig  n.  Tollens  1864 
Fitz  1886 
Fitzherbert  1634 
Fitzroy  1846 
Fizeaa   1843,    1849,    1862, 

1864,  1866 
Fizean  n.  Fonoanlt  1844, 

1845,  1847 
Flachat  1846 
Flamsteed  1690,  1712 
Flechsig  1873,  1894 
Fleckes  u.  Kindermann 

1843 
Flegel  1880 
Fleischer,  M.  1877 
Fleischer,  M.  u.  E.  1867 
Fleischmann  1876 
Fleitmann  1878,  1889 
Fleming,  J.  A.  1905 
Fleming  (Landwirt)  1841 
Flemming,  W.  1882 
Flenr-St. -Denis  1869 
Fleuriais  1886 
Plenry  1842 
Fleuss  1880 
Flinders  1798 
Flinn  1808 
Fiebert  1860 
Flourens  1823,  1824.  1828, 

1837,  s.  a.  1847  Simpson 
Floyer  1690 
FlüokigOT  1867,  1869 
Flügge  1897 
Flügger  1782 
Foder6  1787 
Fodor,  von  1890 
Foix,  de  1610 
FoUi  da  Poppi  1664 
Fontaine  u.  Gramme  1873 


Fontana,  D.  1590 
Fontana,  FeUce  1765,  1774, 

1776,    1780,    1781,   s.    a. 

Scheele  1777 
Fontana,  Francesco    1646 
Fontana,  G.  de  1420 
Fontana  (Seide)  1823 
Fontenean  1636 
Fonvielle  1836 
Foeppl  1880 
Forbes,  £.   1833 
Forbee,  J.  D.  1838,     1841 
Forehhammw  1820,  1865 
Ford  1816 
Forde  u.  Dntton  s.  Dntton 

n.  Forde  1901 
Fordo«  n.  G^lis  1843 
Foreest,  van  1683 
Forlanini  1877 
Ford,  F.  A.  1869 
Formanek  1902 
Fömer  1686 
Forrest,  A.  n.  M.  1879 
Forrest,  J.  n.  A.    1874 
Forrest,  R.  W.,  W.  u.  Mae 

Arthur  1887 
Forrester,  G.  &  Co.  1834 
Forscher  u.  Williams  1855 
Forster,  J.  1887 
Förster,  R.  1869,  1877 
Förster,  R.  1772 
Forster,  J.  R.  u.  G.  s.  Cook 

1772 
Porayth  1807 
Forsythe  1906 
Fortin  1797 
Foster  s.  Balfoor  1878 
Fothergill,  .Tohn  1760, 1 757. 

1773 
Fothergill     (Flaohsheohel- 

masohine)  1793 
Foncanlt  1844,  1860,  1864, 

8.  a.  Fizeaa  u.  Foncanlt 
Foncanlt  n.  Duboscq  1848 
Fonch6  1906 
Fouquö,  F.  A.  1879 
Fonqu6  n.  Miohel-L6vy 

1882 
Fonquet  n.  Terrot  1845 
Fonrcanit  1906 
FouToroy  s.  Lavoiaier,  Ber- 

thoUet  u.  Fonrcroy  1787 
Foororoy    u.    Hahnemann 

1787 


—     1092     — 


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Pouroroy  u.  Thouret  1786 
Fourcroy  u.  VauquelinlSOO 
FoQioroy,  yauqttelm,  Th6- 

nard  u.  Haohette  1800 
Fourdrinler,    H.   u.   S.     a. 

1799  Robert 
Fomeaa  n.  Lamy  1898 
Foniier  1822,  1828 
Foumeau  1904 
Fonmeyron  1827 
Foumier,  G.  1643 
Fonmier,  J.  A.  1886 
Foumier  le  jeune  1764 
Foumier  (Leoni'sche  Waxe) 

1670 
Powler,     J.     1848,     1849, 

1863,  1866,  1862 
Fowler,  Th.  1786 
Fowler,  J.  n.  Baker  1883 
Fownes,  G.  1839' 
Fox,  Chr.  1832 
Fox,  D.  1826 
Fox,  J.  1831,   s.  a.  Murray 

1814 
Fox,  8.  1877 
Fox,  W.  1872 
Fox  (Ozon)  1873 
Fraa8  1866 
Fracastoro  1601, 1617,1520, 

1630 
Frahm  1904 
Fraipont  1887 
Franohi  1844 
Franohimont  1881 
Franchot  1836 
Franoillon  1876 
Francis  1838,  1849 
Franck  u.  Rössel  1896 
Franoo  1660 
Fran^ois,  J,  Ch.  1740 
Fran^ois  (Tapete)  1620 
Franpois  s.  Wissmann, 

Wolf  u.  Fran^ois  1884 
Francq  1890 
Frank.    A.     1861,     1863, 

1866.  1899,  1905 
Frank,  A.  B.  1870,  1886 
Frank,  J.  P.  1792 
Frank,  M.  S.  1804 
Frank,  A.  n.  Caro  1899 
Frank,  A.  u.  B.  u.Caro  1906 
Franke  1829 
Franke  u.  Dönitz  1902 
Fränkel,  A.  1886 


Fränkel,  Sigism.  1901 
Fränkel,  W.  1872 
Frfinkel,   A.    u.   Weichsel- 
baum 1886 
Frankenfeld  1827 
Frankenheim    1826,    1829, 

1836,  1836,  1860 
Frankenstein  1848 
Frankland,  E.  1849,    1862, 

1863,1866, 1868,8.a.Kolbe 

u.  Frankland 
Frankland,  P.  1893 
Frankland,  Cahours,  Biche 

u.  Löwig  1862 
Frankland  u.  Duppa  1866, 

8.  a.  Eolbe  1863 
Franklin,   B.    1749,     1763, 

1768,    1772.  1774.   1780, 

B.  a.  Dalibard  1762 
Franklin,  J.  1845 
Franklin,   J.  Back  u.  Ri- 

chardson  1826 
Frankreich  (Staat)  1820 
Franks  1888 
Franz,  J.  1906 
Franzius  1896 
Französische  Buchbinder 

1610 
Französische  Nordbahn 

1880,  1886 
Frasch  1890, 1899 
Fräser  1886 
FraanhoferI814,I817,1821, 

1823,    1826,    s.   a.  Gui- 

nand  u.  Fraunhofer  1813 
Freohette  1900 
Fredenhagen  1906 
Freidank  1228 
Fremery,  ürban  u.  Bron- 

nert  1898 
Fremont  1842 
Fr^my   1836,    1840,    1844, 

1860,  1864,  1866,  1869 
Fr6my  u.  Feil  1878 
Frenkel,  S.  1890 
Frerich  1892 
Frerichs  1868 
Fresenius  1848 
Fresenius  u.  von  Babo  1842 
Fresneau  1761 
Fresnel  1821,   1822,   1823, 

1826,  1827 
Fresnel  u.  Arago  1827 
Freudenberg  1893 


Freund,  L.  (Lichttherapie) 

1896 
Freund,  W.  A.  1878 
Freund,  M.  u.  Becker  1903 
Freytag  1630 
Friburger  s.  Gering,  Crantz 

u.  Friburger 
Fric  1879 
Frioke,  A.  1878 
Friedeberg  1893 
Friedd,   Ch.    1862,     1869, 

1881,   1892.  8.  a.  Kolbe 

1868 
Priedel,  Ch.  u.  Craft»  1863, 

1877 
Friedel,   Ch.   u.   Da   Silva 

1873 
Friedel,  Ch.  u.  Gn^rin  1874 
Friedel,  Ch.  u.  Ladenburg 

1869,  1882 
Friedel.  Ch.  u.  Sarasin  1879 
Friedel,  J.  u.  Molisch  1904 
Friedenthal,  H.  1902 
Friedenthal  u.  Salm  1904 
Friedländer,  Paul  1905 
Friedreich  1863 
Friedrich    (Parafflnpapier) 

1869 
Friedrich  (Regulator)  1873 
Friedrich  (Spurkranzr&der) 

1776 
Friedrich    (Torfbriketts) 

1868 
Friedrich     II.      Deutscher 

Kaiser  1228 
Friedrich  Wilhelm  I.  von 

Preußen  1734 
Friedrich  der  Gruße  1743, 

1748 
Friedrich    Wilhelm,    Kur- 
fürst 1646 
Fries,  E.  1829,  1867 
Friese  1877 
Frischen  1868,  1870,  1376, 

8.  a.  Siemens  u.  Frischen 

1864 
Fritsch,  K.  1863,  1859 
Fritsch,  P.  1900,  1903 
Fritsch  u.  Hitzig  1871 
Fritnohe  &  Co.  1893 
Fritz,  H.  1887.  1893 
Fritz,  J.  1891 

Fritzsche  1841,  1842,  1867 
Frobenius  1730 


1093 


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PlfMNISnMIUlClllllt 

FrobiBher  1676 

FröUch   1880,   1881,   1889 

Frommann  1878,  1880 

Fronsperger  1555 

FrontinuB  97 

Frost  u.  Holmes  1769 

Froude  1871,  1872 

Fruwirth  u.  Martel  1883 

Fry  u.  Archer  s.  Le  Gray 

1850 
Fryer  1875 
Fuchs,  C.  H.   1840 
Fuchs,  J.  N.     1809,    1823, 

1825,   1830,   1832,   1833, 

1835 
Fuchs,  L.  1542 
Fuchs,  G.  u.  Zetzsche  1877 
Fuchs  u.  Schulze,  £.    1904 
Füchsel  1762 
Fudakowski 1876 
Fuel  Gas  Co.  u.  Pennsyl- 

yania  Fuel  Co.  1884 
Fueß  1894 
Fugger,  E.  1891 
Fugger,  M.  1578 
Fuhlrott  1856 
Füller  1880 
Fulton,  R.  1801, 1804, 1807, 

1815 
Fulton  (Waschmaschine) 

1788 
Funck  1716 
Funcke  1852 
Funke  1851 
Fürstenberg  1868 
Fürstenberger  1780 
Fürth,  von  1903 
Fürth,    von,    Schneider  u. 

Przibram  1901. 


Gabellini,  C.  1896 
Gabelsberger  1817 
Gäbet  1906 
Gaede  1905 
Gadolin,  A.  1867 
Gadolin,J.  1794 
Gaffky  1881,  1884 
Gähn,  J.  G.  1766, 1775, 1780 
Gähn  (Borsäure)  1870 
Gail-BoTdeB  1850 
Gadne  1853 
Galenns  167,  169 


Galilei  1583,  1686,  1689, 
1594,  1602,  1604,  1607, 
1608,  1609,  1610,  1611, 
1616,  1618,  1636,  1637, 
1638,  s.  a.  FabriduB  1611, 
s.  a.  LacaUle  1765 

Galitzin  u.  Wilip  1907 

GaU.  F.  J.  1802 

GaU.  H.  L.  L.  1828 

Gall,  L,  1817 

GaU,  H.  u.  Montlaur   1889 

Galland  1870 

GaDe,  J.  G.   1846,   1873 

Galle  (Ingenieur)  1832 

Galloway,Ch.  (Dampfkessel) 
1860 

Galloway,  Ellijah  1844 

Gally  1878 

Galois  1831 

Galton  1881,  1889,  1892, 
s.  a.  Anderson  1860 

Galvani  1780 

Galy-Cazalat  1827 

Gama,  Vasco  da  1497 

Gamond,  de  1866 

Gannal  1819,  1841 

Gans  1906 

Ganz  &  Co.  1885 

Garcia  1855 

Garden  1820 

Gardette  1804 

Gaidner  1834 

Gamerin  s.  Lenormand 
1783 

Garnier  (Gamierit)  1867 

Garnier  (Tourenz&hler) 
1844 

Garnier  u.  Doudart  de  La- 
gr^  1866 

Garrett  1860 

Gärtner,  A.  1902 

Gärtner,  G.  1900 

Gärtner,  E.  F.  1844 

Gaecoigne  1640 

Gasmotorenfabrik  Deutz 
1902 

Gaspard  1822 

Gasparini  1904 

Gassendi  1621,  1624 

Gassendi  u.  Cysat  1631 

Gasser  s.   Krause  1892 

Gassiot  1864 

Gassner  1888 

Gatling  1861 

—     1094     — 


Gattermann    1888,     1897, 

1898,  1906 
Gattermann    u.     Ritschke 

1890 
Gaub  1771 
Gaudin  1837,   1839,   1843, 

1861,  s.  a.  Boys  1888 
Gaudry,  A.  1877 
Gauger  1714 
Gauhe  1896 
Gaulard  1877 
Gaulard  n.  Gibbs  1880 
Gaulin  1902 

Gaultier  de  Claubry  1842 
Gauß    1795.     1796,     1799, 

1801,   1812,   1818,   18-20. 

1827,   1828,    1833,   1835, 

1836,  1841,  1842 
Gauß  u.  Weber  1833 
Gautherot  1802 
Gauthier  1717 
Gautier  s.  Sabine,  Gautier 

u.  Wolf  1852 
Gautsch  1882 
Gavarret  1839 
Gay  1865 
Gayant  1803 
Gay-Lussac    1802,    1808. 

1811,   1813,   1814,   1815, 

1816,   1818,   1821,   1822. 

1824,   1827,   1828,   1829, 

1830,    1836,    1844,   s.  a. 

liebig  u.  Gay-Lussao 
Gay-Lussao    n.    BerseliuB 

1829 
Gay-Lussao  u.  Biot  1804 
Gay-Lussac  n.  Humboldt 

1805 
Gay  -  Lussao    u.    Th6nard 

1808,  1809,   1810,   1811 
Gayley  1904 
Gayon  u.  Dupetit  1882 
Gazzeri  1819 
Geber  750 
Geomen  1873 

G«d.  James  u.  Fenner  1 729 
Gegenbaur  1864,  1872 
Gehema,  a  1657 
Gehrcke  1906 

Gehrcke  u.  von  Bayer  1906 
Grehrcke    u. .  Reichenheim 

1906 
Geigern.  Hesse  1833,  1838. 

s.  a.  Mein  1831 


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Ptrionmmntkhnli 


Geisler  1883 

GeiBB  1833 

Greissler  1865 

Geitel  s.  Elster  u.  Geitel 

Geitner  1823 

Geitner  u.  Lassaigne  1820 

Gelinck  1891 

Gäis,  A.  1841 

G«lis  u.  Cont«  1840 

GeUert  1790 

Gellibrand  1635 

Gemma-Frisius  1547 

General  Electric  Company 

1893 
Gengembre  1783,  1808 
Genonx  1829 
Gensool,  J.  1827 
Gensoul  (Seide)  1805 
Gentele  1836 
Gentile  da  Foligno  1341 
Gentkant  1659 
Geoffroy  St.  Hilaire,  E.  1821 
Geoffiroy  St.  Hilaire,     Is. 

1829,  1850,  1868 
Geoffroy,  C.  J.  1720,  1741 
Geottroy,  E.  F.  1718 
Gerber  1866 
Gerber  &  Co.  1889 
Gerbert  980,  996 
GerbiUon  1688 
Gergoune  1813 
Gerhardt,  C.   1842,     1843, 

1846,  1848.  1852,  1853 
Gerhardt,  F.  1842 
Gerhardt     (Berginspektor) 

1875 
Gerhardt  n.  Cahours  1841 
Gerhardt  u.  Chiozza  1853 
G^rinigOl 
Gering,  Crantz  u.  Friburger 

1470 
Gerlach,  A.  Ch,  1872 
Gerlach,  J.  von  1856,   s.  a. 

Donn^  1840 
Gerlach,  L.  von  1890 
Gerlache,  de  1897 
Gerland,  W.  1864 
Gerloff  u.  Meißner  1892 
Germaniawerft  1906 
Germanisches  Museum 

1550,  1666 
Gerritsz  1699 
Gersdorff,  von  1517 
Gersten  1748 


Gerstenhöfer  1864 

Gerstner  1793,  1813 

Grersuny  1900 

Gesellschaft  für   drahtlose 
Telegraphie  1907 

Gesner    1540,    1660,    1666, 
1661,  1566 

Gessi  1876 

Geuther  1863 

Gevers  van  Endegeest  1840 

Ghega,  von  1854 

Ghelen,  van  1715 

Ghetaldi  1603 

Gianibelli  1686,  1591 

Gibbs,  H.  D.  1906 

Gibbs,  J,  W.  1878 

Gibbs,  0.  W.   1864 

Gibson  1854 

Giemsa  1904 

Giesecke  1827,  s.  a.  Laden- 
burg 1886 

Giessing  8.  Winkler  1745 

Giffard  1858 

Güardoni  1841 

Gübert,  C.  G.  1862 

Gübert,  L.  W.  1808 

Gübert,  W.  1590,  1600 

Gilbert    (Schwimmdock) 
1839 

Gilchrist  u.  Thomas  1879 

GUes  1872 

Gill,  D.  1888,  1906 

Gill,  Bobert  1874 

Gill,  D.  u.  ElMn  1884 

Gillard  1846 

Gillingham  u.  Winans  1835 

Gillot  1806 

Gin«,  F.  W.  1868 

GinÜ,  J.  W.  1863 

Gioja  1302 

Giotto  dl  Bondone  1301 

Giovanni  da  Verona  1511 

Girard,  .Aim6  1876 

Girard,  Albert  1629 

Girard.  L.  D.  1856 

Girard,  P.  H.  de  1810 

Girard,    Ch.    n.    de    Laire 
1860,  1866 

Girand  u.  G^rand  1786 

Girtanner  1794 

Gjers  1872,  1882 

Gladstone  n.  Dale  1858 

Glaisher  1862 

Glan  1877 


Glareanus  1547 

Glaser  1870 

Gläser  1775 

Glasfabrik  St.  Gobain  1907 

Glasgow  (Stadt)  1870 

Glauber  1648,  1651,   1654, 

1656,  1658 
Glaukos  692  v.  Chr. 
Glavet  &  Sohn  1829 
Gledhill  1904 
Glisson  1650,   1654,   1672 
Globig  1887 
Glomy  1790 
Glover  1861 
Gluck  1882 
Gmelin,  Ch.  G.  1818.    s.  a. 

Guimet  u.  Gmelin  1826 
Gmelin,  J.  G.  1737 
GmeUn,  L.  1822,  1825,  s. 

a.  Tiedemann.    Gmelin, 

Leuret  u.  Lassaigne  1823 
Goebel,  E.  1883 
Gobley  1851 
Godard  1826 
Godirey  1730 
Godlewski  1873 
Göhler  &  Co.  1846 
Goiffon  1721 
Golaz  1897 
GoldfuBB  1830,  1844 
Goldscheider    s.    Blix    u. 

Goldsoheider 
G«ldsohmid  1861 
Goldsohmidt,  C.  1905 
Goldschmidt,  G.  1889 
Goldsohmidt,     Ha.     1897, 

1899 
Goldschmidt,  He.  1897 
Goldstein  1882,  1886,  1898 
Goldstein,   Wiedemann   u. 

Schmidt  1895 
Golgi  1883,  1885 
Goll  1868 
Goltz  1869 
Gomara,  de  1525 
Gomberg  1901 
Gomez  1457 

Gomez  o.  de  Noli  1457 
Gon^alves  1505 
Gontard ,     Delbrück     und 

d'Heureuse  1884 
Gonzales  u.  Vaz  1419 
Goooh  1880,  1903 
Goodrike  1782 


—     1095     — 


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Pwiomiwimlclinit 


GoodBir,  J.  1845 
Goodsir,  Grebr.  1842 
Goodyear  1839,  1844,  1862, 

1856 
GoppelBTöder    1861,    1875, 

1880 
Göppert  1848 
Gordon,  David  1819 
Gordon  (Bohrmaschine) 

1907 
Gordon  (Orangefluß)  1777 
Gore,  G.  1869,  1871 
Gore,  J.  H.  1906 
Goering  1902 
CrorjanoTic-Eramberger 

1901 
Gdrke  1793 

Crörl  n.  Stegmann  1906 
CrörUtzer  Waggonfabrik 

1889 
Gorrie  1850 
Gorup-Besanez,  von  1868, 

1874, 8.  a.  Strecker  u.  von 

Gorup-Besanez  1854 
GoBio  1892 
Gossage  1836,   1837,   1850, 

1853,  1855,  1859 
Gösset  1874 
Goethe,  von  1784,  1786 
Gottstein  1903 
Goetz  u.  Trew  1731 
Götz      von      Berliobingen 

1506 
Götzen  1893 
Gonlard  1760 
Goulding  1826 
Gouxnerie  1847 
Goumey  1830,  1831 
Goursault  u.  Roland  1730 
Gowen  1790 

Gowers  u.  Horsley  1887 
Gozbert  999 
Graaf  1662,  1664 
Graebe   1868,    1869,    1874, 

1879,  1889 
Graebe  u.  Born  1867 
Graebe  n.Liebermannl868, 

1869 
Graf,  U.  1613 
Gräfe,  A.  von  1853,  1864, 

1855,  1868 
Gräfe,  F.  K.  von  1818 
Grafton    (Dampfmaschine) 

1894 


Grafton  (Leuchtgas)  1820, 

1839 
Graham,    G.    1720,     1721, 

1722 
Graham,  S.  1860 
Graham,  Th.  1829,    1830, 

1833,   1846,   1860,   1854, 

1861,  1868 
Gram  1887 
Gramme  1869 
Gran  u.  Baux  1902 
Grandidier  1868 
Granger  1760 
Grangier  1791 
Grapheus,  B.  1160 
Grashof  1876 
Grassberger    o.    Schatten- 

froh  1904 
Grassi  s.  Boss  1902 
Grassmann,  H.  G.   1844 
Grassmann,  J.  G.  1829 
Graetz  1897 
Graunt  1662 

Gravenhorst.  C.  J.  H.  1873 
Gravenhorst,  Brüder  1764 
Graves  1843,  8.  a.  Basedow 

1840 
Gravesande,  L.   S.  van  s. 

Adanson  1751 
Grawitz  1877 

Gray,A.  u.  Torrey,J.  1838 
Gray,  E.  1874,    1890,  s.  a. 

Bell  u.  Gray 
Gray,  St.  1727,  1729,  1732 
Gray,  T.  1887 
Gray,  E.   u.  Haskins  1876 
Greathead  1886 
Great-Northem-Bahn  1861 
Greaves  1846 
Greely  1881 
Green,  A.  G.  1887 
Green,  G.  1826 
Green,  Horace  1852 
Green  (Birmingham)  s. 

Ormrod  1818 
Green  (Tachymetrie)  1778 
Greene  u.  Wahl  1893 
Greenwood  (Elektrochemie) 

1891 
Greenwood  u.  Eeene  1838 
Gr^goire  u.  Lombard  1826 
Gregor,  W.  1791 
Gregor  der  Große  s.  Am- 

brosiuB  370 


Gregor  ZIII.  1682 

Gregory,  Aug.  1865 

Gregory,  F.  T.  1868 

Gregory  (Ingenieur)  1842 

Gregory   (Elimat.    Kuren) 
1792 

Greiuacher  1906 

Grenl790 

Grttsmi  1810 

Grenville  1686 

Gresley  u.  Buge  1886 

Grew  1682,  1696 

Grey,  G.  1839 

GreyBon  de  Sohodt  1899 

Gribeauval  1749 

Gridley  1871 

Grienberger  1679 

Grieeinger,  Jacob  1460 

Grieeinger,  W.  1846,  1851 

Griess  1867,  s.  a.  Witt  1875 

Griffin  1883,  1892 

Griffiths  1873 

Grignard  1900 

Giimaldi  1665 

Grimaux  1877,  1881 

Grimanz  u.-  Adam  1881 

Grimm,  J.  L.  1832 

Grimsehl  1003 

Grimshaw  1796 

Gringonneur  1392 

Griason  1899 

Grobe  u.  Lürmann  1878 

Groben,  von  der  1683 

Grodhaus  1843 

Grommenstetter  1500 

Gröndal  1897 

Gröndal  n.  Dellwik  1898 

Gros  8.  Ostwald  u.  Gros 

Groß,  H.  1893,  1907 

Groß  von  Figely  1866 

Großbritannisohe  Regie- 
rung 1902 

Große  1887 

GroßeBerliner  Pferdebahn- 
Gesellschaft  1886 

Grosser  u.  Morin  1881 

Groeseteste  1866 

Grotefend  1802 

Groth,  P.  1870,  1871 

Grothuss  1805 

Groussiliers,  de  1893 

Grouvelle  u.  Honor6  1833 

Grove  1839,  1840,   1847 

Grover  1852 


1096     — 


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PVSOÜMIVIflWClIlllt 


Grubb  1867 
ßrubenmann  1778 
Gruber  1896,  s.  a.  Widalu. 

Gmber,  8.  a.  Gmber  u. 

Durham 
Graber  u.  Diirham  1896 
Grueber  8.  Dorville  u.  Grue- 

ber  1661 
Gruby  1844,  8.  a.  Berg  u. 

Gruby 
Gruhn  1907 

Gruhn  n.  Grzanna  1902 
Gruithuisen  s.  Heurteloap 

1823 
Grumbacher  1897 
Grünbaum,  F.  1906 
Grüne  1854 

Grüneberg,  H.  1862,    1877 
Grüneberg  (Kooh)  1867 
Gnmer,  £.  L.  1862 
Grüner,  P.  1906 
Grüner  (Apotheker)  1870 
Gnmmaoh,  £.  1903 
Gmnmach,  L.  1901 
Grünzweig  1880 
GruBon   1863,    1874,    1877, 

1879,  1886 
GruBon  s.  Schumann  1883 
Gna  de  Malves,  de  1783 
Guamieri  1892 
Gudden  1874 
Guerioke  1641,  1634,  1663, 

1672 
Gu6rin  1830 
Guerney,  G.  1826 
Guettard  1751,  1774 
Guggenmoos  1816 
Gnglielmini  1690, 1 707,  s.  a. 

Benzenberg  1804 
Guibal  1869 
Guibonrt  1820,  1866 
Guido  von  Ajrezzo   1026 
Guieyese  1866 
Guignard  u.  Nawaschin 

1898 
Gnignen,  de  1761 
Guiimet  1859 
Guilham  1680 
Guilleaume    s.    Feiten    & 

Guilleaume 
Gnillaume,  Chr.  E.  1899 
Gnillemeau  1685 
Gnillen,  Felipe  1526 
Guiliiermond  1902 


Guimet,  E.  1876 

Guimet,  J.  B.   u.  Gmelin, 

Ch.  G.  1826 
Guinand  u.  Fraunhofer 

1813 
Gülcher  1889 
Guldbwg,  C.  M.  1870 
Guldberg  u.  Waage  1867 
Guldinl640 
GuUstrand  1899 
Gümbel  1880,  1883 
Gunter  1620 
Günther,  J.  H.  F.  1835 
Günther,  E.  1869 
Guntz  1905 

Guntz  u.  Moissan  1896 
Guppy  1804 
Gurlt  1821,  1840 
Gusmäo,  de  1709 
Guasander  1856 
GuBsenbauer  s.  Billroth 

1873 
GüBBfeldt  1882 
Guatay  Adolf  1626,  1630 
Gutenberg  1460 
Guthrie,  Ch.  G.  1859 
Guthrie,  F.  1873,  1876 
Guthrie,  G.  J.  1816 
Gutknecht,  K.  A.  1902 
GutB  Muths  1786 
Gützlaff  1831 
Gutzmann  1879 
Guyer-Zeller  1898 
Guyot  de  Provins  1181 
Guyton  de  Morveau  1775, 

1780,    1782,    8.    a.    La- 

voiaier  1787 
Gw3mne  1852. 


Haacke,  W.  1884 
Haarmann  1882,  1887 
Haarmann  b.  Tiemann  u. 

Haarmann  1874 
Haas  1772 
Haase  1884 
Haber,  F.  1898 
Haberlandt,  G.  1886 
Haberlandt,  b.   Neme<>  u. 

Haberlandt  1902 
Haohette  1827 
Haeokel  1866,  1870,   1872, 

1876 


H&oker  1840 
Haokworth  1830,  1859 
Hadfield  1888 
Haedicke  1886 
Hadley,  G.  1735 
Hafenreff  er  1630 
Hage  u.  Bowde  1544 
Hagemann  1782 
Hagen,  G.  1841 
Hagen,  J.  H.  1768 
Hagen,  E.  G.  1805 
Hagen  (Hüttenbaumeister) 

1878 
Hagen,  £.  u-  Rubens  1898 
Hagenbach  1861,  1872 
Hagendahl  1862 
Haggenmacher  1887,  1890 
Hague  (Böhrenpresse)  1822 
Hague  (vulkanisohe  Er- 
scheinungen) 1899 
Hahn,  F.  1886 
Hahn,  0.  1907 
Hahn,  U.  1476 
Hahnemann  1784,'  1810 
Haidinger,  von  1844,   1845, 

1849 
Hailfinger  1856 
Hajech  1857 
Haidane  1894 
Haie,  Thom  1670 
Halee    1726,    1727,    1730, 

1748,  1750,  s.  a.  Partels 

1711 
Halifa  1266 
HaU,  Asaph  1877 
Hall,  Ch.  F.  1860,  1871 
Hau,  Ch.  M.  1729 
Hall.  Charles  M.  1886 
HaU,  £.  H.  1880 
Hau,  H.  C.  1872 
HaU,  James  (Amerika)  1836 
HaU,  James  (Edinburg) 

1790 
Hall,  Joseph  1840 
HaU,  M.  1832,  1855 
HaU,  Boy  D.  1904 
HaU.  Samuel  1817.    1834, 

1841 
HaU,  T.  J.  1871 
HaU,  Thomas  1861 
HaU  (Anker)  1888 
HaUaday  1876 
HäUe  1696 
HaUer,  Albin  1879 


—     1097 


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PWMIIMVmMCllllH 


HaUer,  Albrecht  von  1736, 
1742,  1746,  1767,  1763, 
1765 

Haller  u.  Löffelhardt  1881 

HaUer  u.  Martine  1906 

HaUette  1820,  1831 

HaUey  1677,  1683,  1686, 
1693,  1700,  1705,  1714, 
1718 

Halliday  1849 

Hallier  1866 

Hällström  1802,  1819 

HaUwachs  1888,  1889,  1893 

HaUweU  1886. 

Hamberger  s.  HaUer  1746 

Hamblin  u.  Avery  1780 

Hambruch  1877 

Hamburg  (Stadt)  1903 

Hamburg- AmerikaniKohe 
Paketfabrt- Aktien-Ge- 
sellschaft 1905 

Hamel,  H.  1654 

Hameln  (Stadt)  1734 

HamUton  1832,  1834.  1853 

Hamm,  A.  1897 

Hamm,  von  1845,  1876 

Hammarsten  1871,  1872, 
1876,  1885,  1896 

Hammen,  von  1677 

Hammer  1887 

Hammurabi  2250  v.  Chr. 

Hamon  1869 

Hamond  1811 

Hamy,  Perot  u.  Fabry  1897 

Haen,  de  1768 

Hanarte  1891 

Hanbury  1857,  1879 

Hancook,  Ch.  1848 

Hancock,  Th.   1836,    1846 

Haniel  u.  Lueg  1901 

Haniel  &  Laeg  u.  Gerdau 
1894 

Hänisch  u.  Schröder  1884 

Hankel,  M.  1906 

Hankel,  W.  6.  1845,    1862 

Hänlein  1872 

Hann  1866,  1883 

Hannay  1886 

Hanner  &  Co.  1888 

Hanno  s.  Himilko  u.  Hanno 

Hannover,  A.  1842 

Hannover 'sehe  Staatsbahn 
1847 

Hansbrow  1862 


Hansen,  A.  1871 

Hansen,  E.  Ch.   1878,  1879, 

1883,  1888,  1889 
Hansen,  P.  A.  1843 
Hansen,  £.  Ch.    u.  Kühle 

1888 
Hansom  (Gefährt)  1834 
Hansom     (Eartoffelgrabe- 

masohiae)  1866 
Hansteen  1819.  1821,  1826 
Hantzsch  1899 
HantzBch  u.  Werner  1889 
Harcourt,  W.  V.  V.  1861 
Harcourt,  W.  V.  V.  u.  Esson 

1866 
Harcourt    (Pentanlampe) 

1898 
Harding  1804 
Hardley  1693 

Hardtmuth  s.  Cont6  1790 
Hardy,  P.  G.  1877 
Hardy,  W.  B.  1900 
Hardy  u.'  Gerard  1876 
Hare  s.  Shaw  1830 
Hargrave  1896 
Hargraves  s.  Clarke  1841 
Hargreaves.  J.  1768 
Hargreaves  (Ölmotor)  1887 
Hargreaves  u.  Bird  1896 
Hargreaves    u.     Robinson 

1870 
Harkness  1902 
Harkort  1826 
Harland  u.  WolfF  1908 
Harm  1894 
Harmand  1875 
Härmet  1899 
Hamaok  1890 
Harries  1904,  1905 
Harrington  1660 
Harriot  1631 
Harris,  C.  A.  s.  Spooner  u. 

Harris 
Harris,  Snow  1823 
Harris,  S.  u.  Riess  1834 
Harrison,  A.  H.  1906 
Harrison,  J.  1726, 1736 
Harrison  (Photographie) 

1860 
Harrison,  Blair  &  Co.  1838 
Hart,  E.  1865 
Hartig,  Th.   1833,   1856 
Harting  1866 
Hartl,  Heinrich  1892 


Hartley  1882,  1889,  1905 
Hartmann.  G.  1510,    1540, 

1544 
Hartmann,  Bob.  1869 
Hartmann  (Major)  1862 
Hartmann    (Mechaniker) 

1866 
Hartop  1805 
Harun  al  Raschid  807 
Harvey,  H.  A.  1892 
Harvey,  W.  1628,  1651 
Harvey,  William  (Banting- 

kur)  1863 
Harvey,  J.  u.  F.  1868 
Harwood  1722 
Haselwander,  F.  A.  1898 
Haselwander      (Wechsel - 

Strommaschine)  1888 
Hasenclever  1866,  1888 
Haskins  1746 
Haslam  1798 

Hassan-al-Rammah  1285 
Hasse  1879 

Hastings,  Ch.  S.  1889 
HasweU  1861 
Hatchett  1801 
Haton    de    la    Goupüli^re 

1881 
Hattenberg  1807 
Hatten  1776 
Haubner  1837,  1864 
Haubold  s.  Weiss  1830 
Hauch  1846 
Hauer,  von  1866  1857 
Haultin  1525 
Hausen  1743 

Haushofer  u.  Behrens  1880 
Häusler  1840 
Hausmann  1806 
Hautefeuille,  J.  de  1703 
Hautefeuille,  P.  1877 
Hautefeuille  und  Chappuis 

1882 
Hautzsoh,  G.  1704 
HautzBch,  J.  1649,  1665 
Hauy,   R.  J.    1782,     1784, 

1792,  1821,  1822 
Hauy,  V.  1786 
Hauy  u.  Bergman  1781 
Havart  1740 
Havers  1692 
Havrez  1870 
Hawksbee    1706,    s.  a.  Pi- 

card  1676 


—     1098     — 


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Pwnomnvtmlchiila 


Hawksley  n.  DeiMson  1880 
Haxo  1826 
Hayoraft  1882 
Hayden  1871 

Hayduck  1881,  1882,  1892 
Hayes  1860,  b.  a.  Eane  1863 
Hayward  u.  Shaw  1869 
Hazlehurst  1874 
Heame  1771 
Heath  1820 
Heathcoat  1809,  1835 
Heaton    (Massenauagleich) 

1831 
Heaton      (öhrenmasobine) 

1794 
Hebb  a.  Michelaon  1905 
Hebenstreit  1697 
Heberden  1772 
Heberlein  1869 
Hebra  1845,  1860 
Hechelmann  1874 
Heckmann,  C.  1889 
Heckmann,  Fr.   1892 
Hedenius,  P.  1860 
Hedenus.  J.  A.  W.  1800 
Hedin  1895,  1899 
Hedley   s.    6.   Stephenaon 

1814 
Heemskerk,  t.  b.  Barents 

1506 
Heer,  0.  1865 
Heer  (Mediziner)   1886 
Hefner- Alteneckl871,1873, 

1878.  1880.  1881.  1883 
Hefner- Alteneck  u.  Toepler 

1896 
Hehl,  N.  1901 
Heide,  de  1683 
Heidenhain,  R.  P.  H.  1874 
Heidenhain,    M.    u.  Benda 

1895 
Heider  1845 
Heilmann,  J.   1828,     1830, 

1841,  1845 
Heilmann,  J.  J.   1894 
Heümann  a.  Delette  1881 
Heilprin  1894 
Heim,  A.  1880,  1885,  1894 
Heim,  Gebrüder  1820 
Heims  1850 
Heine,  B.  1834 
Heine,  J.  G.  1811,  1812 
Heine,  von  1763 
Heine  &  Co.  1900 


Heineke  1904 

Heini  von  Uri  1608 

Heinrich,  P.  1811 

Heinrich  ( Wasserkapazit&t) 
1894 

Heinrich  V.  Deutscher  Kai- 
ser 1116 

Heinrich  I.  von  England 
1101 

Heinrich  VII.  von  England 
1495 

Heinrich  VIII.  von  Eng- 
land 1512 

Heinrich  II.  von  Frank- 
reich 1569 

Heinrich  IV.  von  Frank- 
reich 1597 

Heintz  1851 

Heinz  u.  liebreoht  1891 

Heinzerling,  Chr.  1878 

Heis  1872 

Heister  1720 

Hekataeos  620  v.  Chr. 

Hele  1506 

Helfenberger  1821 

HeliodoruB  97 

HeliosElektrizitäts-Aktien- 
Gesellschaft  1887 

Heller  1850,  1863 

Hellmann,  G.  1886,  1893, 
1904 

Hellmann,  H.  W.  1895 

Heilot  1737,  1740 

Hellriegel  1894 

Hellriegel  u.  Wilfarth  1884 

Helly  1904 

Helmert  1889,  1901 

Helmholtz,  H.  von  1847, 
1848,  1850,  1863.  1866, 
1857,  1858,  1860,  1861, 
1862,  1863,  1866.  1867, 
1871,  1873,  1878.  1881, 
1882,  1884,  1894,  s.  a. 
Boussinesq  1868 

Heimholte,  R.  von  1886, 
1887 

Helmont  1610,  1615,  1620, 
1640.  1644 

Hemmer,  J.J.  1780 

Hemmer-Aachen  s.  Dyer 
1833 

Hempel,  K.  W.  1860 

Hempel.  W.  1890 

Henoke  1846 


Henderson  1839 

Hengler  1830 

Henke,  A.  1812 

Henke,  W.  1863 

Henkel,  J.  F.  1720,    1726 

Henkels  n.  Hedtmann  1881 

Henle  1840,  s.  a.  Schneider 

1873 
Henneberg  1860 
Henneberg    u.    Stohmann 

1868,  B.  a.  Hanbner  1854 
Hennebique  1896 
Hennell  1828 
Hennin  1789 
Henry,  C.  1908 
Henry,  M.  1816 
Henry  u.  Garot  1825 
Henry,  J.   1841,   1842 
Henry,  P.  u.  P.  1887 
Henry,  W.  1803,  1831 
Henry  u.  Delondre  1833 
Hensoh  1893 
HeoBohel,  C.  A.  1837 
Henschel  u.  Sohn  1905 
Henschel        (Oberbergrat) 

1820,  1831,  1843 
Hensen  1887.  1889 
Henshaw  1664 
Hensing  1716 
Henz  1846 
Henze  1873 
HeraeuB,  H.  1899 
HeraeuB,  W.  C.  1904 
HerakUdes    Pontikos    360 

v.Chr. 
Heraklios  627 
Heraklitos  490  v.  Chr. 
Herberstein,  von  1649 
Herbert,  von  1766 
Herberts.  F.  A.  1887 
Herbst,  C.  1893 
Heresbach  1671 
HergeseU  1904.  1907 
Herhan  1797 
H^ricourt  s.  Riebet  u.  H6- 

rioonrt  1888 
Hering,  Eduard  von  1863 
Hering,  Ewald  1862 
Hering,  M.  E.  1828 
Hering  u.  Breuer  1868 
Hering  u.  Hillebrand  1889 
Hdrissant  u.  Maoquer  1768 
HerjuUson  986 
Herkomer,  von  1893 


—     1099     — 


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Hermann,  C.  G.  1789 
Hennann,  Gerhardt  1564 
Hermann,  GoBtav  1886 
Hermann,  J.  M.  1814 
Hermann,  L.  D.  1711 
Hermann,  L.  1889 
Hermann,    Landgraf    von 

Hessen-Kassel  1623 
Hermann  u.  Stromeyer  1817 
Hermbstädt  1796,  1803 
Hermite,  Ch.  1863,  1873 
Hermite,  Ch.  s.  Lindemann 

1882 
Hermite  (Techniker)  1883 
Hemsheim  1880 
Herodes  der  Große  19t.  Chr. 
Herodianos  150 
Herodikos  444  t.  Chr. 
Herodot  450,  444  v.  Chr. 
HerodotuB  90 
Herold  1900 
Heran  100 

Herophilos  300  v.  Chr. 
H6roult  1889,  1900 
Heipin  1865 
Herreshoff  1890 
Herrmann,  E.  1869 
Herschel,  F.  W.  1779,  1781, 

1784,    1786,   1786,   1787, 

1789,  1794,  1798,  1800 
Herschel,  J.  F.  W.   1809, 

1820,   1824,   1827,   1828, 

1834,    1836,   1842,  1864, 

a.  a.  Brewster  1838 
Hertel,Ch.  G.  1715 
Hertel  (Braunkohle)  1860 
Hertwig,  C.  H.  1827,  1860 
Hertwig,  0.  1876,  1903 
Hortwig,   0.  u.   B.     1879, 

1881 
Hertz    1882.    1887,    1888. 

1892,  1893 
Hervart  1872 
Herzog  1902 
Hesiod  700  v.  Chr. 
Hess,  G.  H.  1837,  1840 
Hess.  P.  1880 
Hesse.  A.  1900,  1906 
Hesse,  L.  0.  1874 
Hesse,  O.  1859,  1882,  1891, 

1894 
Hesse  (Stoffwechsel)  1907 
Hessel  1830 
Hessing  1880 


HessuB  1632 

Heuglin  1860 

Heumann,  K.  1876,  1877, 

1890 
Hetirtebise  1880 
Henrtelonp  1823 
Heusinger  von  Waldegg 

1845,  1876 
Heusinger,  von  1860 
Heusler  1901 
Hevelius  1637,  1647,  1661, 

1673,  1686,  1690 
Hewitt  s.  Arons  1896 
Hewson  1770 
Heyoook  u.  Neville  1889 
Heyde,  van  der  1672 
Heyde,  G.  1889 
Heyden  1600 
Heydweiller  1892, 1902 
Hey«  1862 
Heyl,  P.  1907 
Heyland  1894 
Heyn  1900 
Hia  2206  v.  Chr. 
Hiäme  1702,  1706 
Hieronymns  378 
Higgins  1777,  1797 
Highmore  1661 
Highton  1862 
Hignette  1872 
Hiketas  u.  Ekphantos  400 

v.Chr. 
Hubert  1899 
Hildebrand  1907 
Hilden,  Fabriz  von    1600, 

1620 
Hilgard  1893 
Hi^ndorf  1866 
HiMer  1905 
Hill  (Deptford)  1818 
Hill,  Henry  1894 
Hill,  Rowland  1840 
Hillebrand  u.  Norton  1876 
Hillel  Hanaaai  369 
Hills  1867 
Himilko    u.     Hanno     450 

V.  Chr. 
Himly,  A.  F.  K.  1842 
Himly,  E.  1828 
Himstedt  s.  Elster  u.  Geitel 

1903 
Hind  1848,  1862 
Hindenburg  1779 
Hinsberg  1884 

—     1100     — 


Hipp,  M.  1866,  1861,  1863, 

1865,  1866 
Hipp  u.  Bier  1861 
Hipparchos   146,   134,    126 

v.Chr. 
Hippel,  von  1877 
Hippias     von     Elia      420 

V.  Chr. 
Hippokrates  aus  Chios  430 

v.Chr. 
Hippokrates  aus  Kos  420, 

400  V.  Chr. 
Hirase  u.  Ikeno  1898 
Hirn,  A.  1860,  1857 
Hirn,  F.  1860 
Hirsch,  Adolf  1876 
Hirsch,  Aug.  1886 
Hirsch,  M.  1807 
Hirsch  n.  Plantamour  1863 
Hirsohberg  1890 
Hirsohwald  1879 
Hirzel  1860,  1868 
His  1866,  1891 
Hisinger  s.  Berzelius,   Hi- 

Singer  n.  Klaproth 
Hiskia  700  v.  Chr. 
Hittorf  1861,   1863,   1863, 

1867,  1860,  1879.  1898 
Hitzig  B.  Fritsoh  u.  Hitzig 

1871 
Hjelm  1781 
Hjörter  1741 
Hlasiwetz  1868, 1859 
Hlaaiwetz  u.  Barth  1864 
Hobbee  u.  Montanari  1670 
Hobrecht  1873 
Hobson  u.  Sylvester  1806 
Hoohenegg  1887 
Höchster  Farbwerke  1888, 

1889,   1894,    1898,    1902 
Hoohatetter,  F.  von  1867 
Hochstetter  &  Co.  1867 
Hochthal-Erkroth  1841 
Hock  1873 
Hodge  1830 
Hodgkin  1840 
Hodgkinson  1840 
Hodgson  1868 
Hoe  1846,  1884 
Hoegh,  von  1892 
Hofer,  B.  1898,  1908 
Höfer,  H.  P,  1776 
Höfer,  W.  1667 
Hoff,  J.  1861 


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Hoff,  J.    H.    van't    1884. 

1885,  1890,  1897 
Hoff,    van't    n.    Devcnter 

1886 
Hoff,  van't  n.  Le  Bei  1874 
Hoff,  van't  u.  Meyerhoffer 

1897 
Hoff,  E.  E.  A.  von  1822 
Hoffa  1890 
Hoffmann,  Fr.  (Medianer) 

1718.    1736.    1738,   s.  a. 

Hi&me  1706 
Hoffmann,  Fr.  (Geograph) 

1837 
Hoffmann,     F.    £.    1867, 

1864 
Hoffmann,  H.  1881 
Hoffmann,  K.  1867,    1873 
Hoffmann,  Fr.  n.  Büchner 

1730 
Hoffmann,  B.  tu  Grünzweig 

1876 
Hofmann,  A.  W.  von  1843, 

1860,   1861,   1866,   1867, 

1868,   1862,   1863,   1864, 

1867,  1868,   1871,   1873, 

1881,   B.  a.  Erlenmeyer 

1868 
Hofmann,  F.  C.  1790 
Hofmann,  F.  1906 
Hofmann,  J.  G.  1839 
Hofmann,  Moritz  s.  Wirsnng 

1647 
Hofmann  u.  Frankland 

1860 
Hofmann  n.  Girard2l869 
Hofmann  n.  Muspratt  1846 
Hofmann  n.  Martins  1873 
Hofmeister,  F.  1878,    1888, 

1889 
Hofmeister,  W.  1860.  1861 

1867, 1868 
Hoefnagel  1692 
Hogström  1767 
Hohenembs,  von  s.  Rudolf 
Hohenwart,  von  1814 
Hohlfeld  1766 
Hohmann  1882  *: 
Hojeda,  de  1499 
Holabird  u.  Roche  1890 
Holborn  u.  Wien  1892 
Holdefleiss  1889 
Holden  1877 
HöU  1763 


HoU&nder,  E.  1897 

Holl&ndisohe  Ostindien- 
kompagnie 1608 

Hollandns  1380 

Hollefreund  1871 

Hollenweger  1806 

Hollerith  1890 

Hollerius  1660 

HoUey  1868 

Holliday  &  Soehne  1880 

HoUy  1880 

Holm  n.  Ponlsen  1886 

Holmann  1880 

Holmes,  £.  B.  1860 

Holmes,  0.  W.  1843 

Holmgren,  A.  1903 

Holmgren.  A.  F.  1871, 
1878 

Holte  u.  Toepler  1866 

Holub  1872 

Holyk  1693 

Homberg  1692,  1693,  1699, 
1702,  1710.  1711,  8.  a. 
AlUnniiiii  1121 

Home,  F.  1766 

Home  (Banmwollbleiohe) 
1760 

Hom^n  1893 

Homer  800  v.  Chr. 

Homolle,  J.  Th.  1892 

Homolle  (Digitalin)  1846 

Honigmann  1883 

Hoogewerff  u.  van  Doip 
1885,  1890 

Hook  1716 

Hooke  1666,  1667,  1670, 
1674.  1678,  1681,  1684, 
1688,  s.  a.  Benzenberg 
1804, 8.  a.  Weinhold  1870 

Hooker,  J.  D.  1874  . 

Hooker,  W.  J.  1847 

Hooley  1898 

Hope  1792 

Hoepfner  1884,  1889, 1893, 
1898 

Hopkins,  W.  1838 

Hopkins,  F.  G.  u.  Cole  1901 

Hopkinson,  J.  1880,  1884, 
1886 

Hopkinson,  J.  u.  £.  1886 

Hoppe,  C.  1868.  1869 

Hoppe,  E.  1877 

Hoppe-Seyler,F.1862, 1866, 
1871 

—     1101     — 


Horbaozevski  1882,   1880. 

1891 
Hörenz  1894 
Homblower  1776,  1800 
Homemann  1798 
Hoemes  1893,  1907 
Homung  u.  Smith  1902 
Horrox  u.  Crabtree  1639 
Horsford  1847.  1849.  1866 
Horsky    von    Horskysfeld 

1834 
Horsley  1884 
Horstmann  1872, 1873 
Hoesoh  1906 
l'Hospital,  de  1696 
Hoapitalier  u.  Carpentier 

1902 
Hoefile,  von  1907 
Hotohkias  1866 
Hotohkiss  Ordnanoe  Co. 

1904 
Hotop  1890 
Hottinger  1706 
Houel  1867 
Houghton.  R.  1736 
Houldsworth  1826 
House  1873 
Housomann  1894 
Houton    de    Labillardidre 

1817.  1818.  1827 
Houzeau  1866 
Hovey  1892 

Howard,  E.  1800,  1812 
Howard,  James  1856 
Howard,  John  1777 
Howard.  L.  1802 
Howard  u.  Bullongh  1884 
Howden,  J.  1860,  1882 
Howe,  F.  W.  1862 
Howe  (Ingenieur)  1830 
Howe  (Nfthmasohine)  1847 
HoweU    (Torpedo)     1872, 

1894 
Howitz  1862 
Hoyau  1827 

Hoyer  s.  (Tonnstein  1902 
Hoyle  1791 
Hoz  1900 
Hroswitha  980 
Hruschka  1866 
Huber,  A.  1760 
Huber,  F.  1792 
Huber  (Chemie)  1867 


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ftnooMvurnMinto 


Huber  (Prägeverfahren) 
1901 

Hübl,  von  1884 

Hübler  1864 

Huc  u.  Gäbet  1846 

Huobald  910 

Huddart  1793,  1799 

Hudde  1657 

Hudson  1607 

Hufeland  1796 

Hüfner  1870 

Huggins  1865,  1868,  B.  a. 
Zöllner  u.  Huggins  1869 

Huggins  u.  Malier  1864 

Huggins  u.  Langley  1885 

Hughes  1855,  1878,  1879, 
1881 

Hughes  u.  Riohardson 
1879 

Hugi  1830 

Hugo  von  Luooa  s.  Luooa, 
Hugo  von  1220 

Hugon  1858 

Hulls  1736 

HuUoc  s.  Klosterroda  1113 

Hulot  1763 

Hülsbeig  1899 

Hult,  C.  A.  u.  0.  W.  1899 

Humann  1878 

Humber  1885 

Humbert  II.  (Dauphin) 
1210 

Humboldt,  A.  von  1791, 
1796,  1798,  1799,  1803, 
1806,  1807,  1808,  1815, 
1816,  1817,  1820,  1829, 
1832,  1834,  1839.  1845, 
B.  a.Ga7-Lussae  u.  Hum- 
boldt 

Hummel  1891 

Humphreys  u.  Mohler  s. 
JeweU  1896 

Humphrys  u.  Spencer  1869 

Hund  1501 

Hunnings  1881 

Hunt,  Seth  1817 

Hunt,  Sterry  1840,  1866. 

Hunt  (Photographie)  1844 

Hunt  (Staoheldraht)  1873 

Hunt  &  Co.  1891 

Hunt  u.  Poohin  1858 

Hunt  u.  Putnam  1878 

Hunter,  James  1774 


Hunter,  John  1771,  1773, 
1780,  1786,  1786,  1790, 
s.  a.  Jamee  Moore  1789 

Hunter,  William  1774 

Hunter,  W.  (Winde)  1781 

Hunter  (Steinhobelmaschi- 
ne)  1835 

Huntington  1862 

Huntington  u.  Heberlein 
1903 

Huntsman  1740 

Hueppe,  Ferdinand  1884 

Husohke  1854 

Huss,  M.  1862 

Huss  (Brückenbauer)  1892 

Hüssener  1887 

HuBsey  1851 

Hutchinson  1844 

Hutchinson  s.  Halley  1700 

Hueter,  K.  Chr.  1831 

Huth  1894 

Hutin  u.  Monod  1832 

Hutmann  1686 

Hütten,  U.  von  1517 

Hüttenwerk  Ferrum  1907 

Hüttenwerk  Lavoulte  1830 

Hutton,  Ch.  s.  Maskelyne 
u.  Hutton  1774 

Hutton,  J.  1788 

Huiley  1849,  1863,  1871 

Huxtable  u.  Thomson  1860 

Huygens  1656,  1656,  1657, 
1661,  1665,  1667,  1669, 
1672,  1673,  1674,  1678, 
1680,  1684,  1690 

Hwang-ti  2630  v.  Chr. 

Hwang-ti  u.  Hsi-ling-shi 
2630  V.  Chr. 

Hwang-ti  u.  li-pe  2668  v. 
Chr. 

Hyatt  1866,  1869 

Hylacomylus  s.  Waldsee- 
müller 

Hypatia  s.  Synesios  400 

Hypsikles  170  v.  Chr. 

Hyrtl  1846,  1865. 


Iba&ez  u.  Perrier  1879 

Ibbetson  1824 

Ibn  Haukai  976 

Ibn  Khordadbeh  880 

Ibn  Yunia  990 


Ihne  1892 

ngee,  R.  1873 

Ilisoh  1811 

Ujinsky  u.  Schmidt  1903 

Illigl806 

Imbert  n.  Leger  1886 

Imfeid  1880 

Immendorf  1884 

Imperato  1599 

Indische  Regierung  1848 

Ingenhouss  1779,   1784 

Ingersoll   MiUing   Machine 
Co.  1905 

Inglefield  1870 

Ingrassias  1646 . 

Innooenx  II.  1139 

Innocens  XII.  1691 

Internationale  Atomge- 
wiohts-KommJssion  1899 

Internationale  Meterkon- 
ferenz   s.    Hirsch,     Ad. 
1875 

Internationaler     Elektrizi- 
t&tskongreß  1881 

Internationaler  Elektro- 
technikerkongreß 1904 

Internationaler  Kongreß  d. 
Blindenlehrer  1879 

Internationaler  Verein  der 
Lederindustriechemiker 
1897 

Intze  1884,  1887 

Irinyi  s.  Kämmerer  1832 

Irving  1843 

Isherwood  1876 

Isidoros  von  Milet  s.  Antbe- 
mios  532 

Isidorus  Hispalensis  624 

Israel  s.  Bollinger  1877 

Itard  1821 

Ives  u.  Newsberry  1861 

Ives  1888. 


Jaacks  u.  Behrns  1869 
Jablochkoff  1876 
Jackson,  C.  T.  1846 
Jackson,  J.  H.  1880 
Jackson  fr^res,  Petin,  Gau- 

det  &  Co.  1865 
Jacob,  F.  1882 
Jacob  III.  von  Schottland 

1486 


—      1102 


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Jacobi,  J.  C.  1697 
Jaoobi,  K.  G.  J.  1829 
Jacobi.  M.  H.  1834,    1837, 

1838 
Jaoobi,  S.  L.  1725 
Jacobi  (Müblentechniker) 

1862 
Jacobson,  £.  1879 
Jacobson,  0.  1871 
Jacobson  u.  Keimer  1883 
Jacoby,  Martin,  1899,  1900 
Jacquard,  J.M.  1799,  1804, 

1808 
Jacquelain  1840 
Jaoquemyns  1843       , 
Jacqnet  1873 
Jacquier  1863 
Jaoquin  1680 
Jacubasoh  1879 
Jäderin  1885 
Jaff6   &   Darmstaedter    s. 

Liebreich  1882 
Jäger,  Gr.  1879 
Jäger  (Kartographie)   1790 
Jaeger  &  Co.  1890,  1892 
Jagn  1873 
Jahn  1811 
Jahns,  E.  1888 
Jahns,  Fr.  1897 
Jaksch,  R.  von  1880,  1886, 

1892 
James,  S.  H.  1880 
Jamee  (Funkenfänger)  1863 
James    (Nadelfabrikation) 

1863 
James  (Stereotypie)  b.  G-ed, 

James  u.  Fenner  1729 
Jamieson  1866 
Janiin  1866,  1868 
Jankö,  von  1882 
Jannin  1896 
Janssen,    P.    J.    C.     1862, 

1868,   1874,   1881,    1890, 

8.  a.  Lockyer  u.  Janssen 

1868 
Janssen,  Z.  1690 
Jansz,  W.  1606 
Jao  2366  V.  Chr. 
Japy  1806 

Jaquerod  u.  Perrot  1904 
Jaquet  1892 
Jariseh  1878 
Jarolimek  188a 
Jaubert  1906 


Jauok  1876 

Jay  &  Co.  1900 

Jebsen  1896 

Jeffery  1860 

Jeffray  1841 

Jeffries  n.  Blanchard  1784 

Jelinek  u.  Frey  1863 

JeUet  1860 

Jellinek  1886 

Jenkin,    Ayrton   u.    Perry 

1883 
Jenks  1830 
Jenner  1796 
Jenney  1883 
Jennings,  R.  1743 
Jennings  (Leim)  1869 
Jenson  1471 

Jermak  s.  Timofejew  1678 
Jervis,  J.  B.  1831 
Jeserioh  1891 
Jeserich  u.  Meinert  1882 
Jespersen  1890 
Jesse  1882 
Jessner  1696 
Jessop,  W.  1789,  1800 
Jewell,  Humphreys  u.  Moh- 

1er  1896 
Jimmu  600  v.  Chr. 
Joachimsthaler  Silberberg- 
werk 1660 
Jobard  1834,  1838,  1868 
Jobard  u.  de  Changy  1846 
Jobard  u.  Stieldorf  1833 
Jobert  de  Lamballe  1834 
Jobst,  von  u.  Hesse  1866, 

1886 
Johannes      von      Gmünd 

1439 
Johannes  von  Sevilla  1140 
Johannsen  1870 
Johaneon  1891 
John  1813 

John  u.  Custodis  1873 
Johnson,  T.  1803 
Johnson -Company  1892 
Johnson  u.  Atkinson  1863 
.Johnston,  J.  F.  W.  1831 
Johnston  (Ventilator)  1874 
Johnatone,  J.  s.  Anderson 

1766 
JokoBuka  (Werft)  1906 
Jolly,  Fr.  1896 
JoUy,  Ph.  von  1864,  1878. 

s.  a.  Regnault  1847 

—     1103     — 


Jolly  Behn  s.  1846  Brönner 

Joly,  J.  1886 

Jolyet  u.  Regnard  1877 

Jomard  u.  Siebold  1843 

Jones,  A.  D.  1907 

Jones.  J.  F.  1806 

Jones,  0.  1840 

Jones,  T.  W.  1838,  1846 

Jones,  W.  1706 

Jones,  F.,  Wilson  u.  Gwynne 

1842 
Jones  n.  Waish  1876 
Jonstonus  1633 
Jörg  1816 
Jörgensen,    S.    M.      1879, 

1886,  1891 
Jörgensen    (Uhrmacher) 

1800 
Jo8u6  1903 
Joubert,  L.  1673 
Joubert  (Physiker)  1890 
Jouffroy,  de  1783 
Joule    1838,     1840,     1842, 

1860,  1879,  s.  a.  Lenz  u. 

Joule,  s.   a.  Krönig  und 

Clausius 
Jourdanet  1876 
Jousse  de  la  Fläche  1627 
Joy  1868 
Juba  II.  von  Mauretanien 

40  v.  Chr. 
Jubb  1796 
Judeioh  1871 
Judson  1869 
Jukes,  J.  B.  1862 
Jukes  (Maschine)  1832 
Julienne  1864 
Julina,  W.  H.  1896 
Juli  1884 
Jullion  1846 
Julliot  1907 
Junghuhn  1836 
JungiuB  1660 
Jungner  1901 
Jung-Stilling  1774 
Junker  1879 
Junkers  1892 
Junod  1836 
Jürgens  1630 
Jussieu  1789 
Just  u.  Uanaman  1903 
Jnst  u.  Hatraaker  1903 
Justi,  F.  1760 
Justinian  566. 


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Kag  1791 

Kahlbaum,  G.  W.  A.  1900 

Kahlbaum,  K.  L.  1874 

Kaehler  u.  Alms  1830 

Kaiser  1867 

Kaiserlich    deutsche    Nor- 

malaichunga-Kommis- 

Bion  1888 
Kalb  1887 
KaUab  1878 

Kallimachos  430  v.  Chr. 
Kallinikoa'678 
Kallir  1901 
Kamerlingh-Onnes      1891, 

1908 
Kammerer  1832 
Kämpfer  1690.  1694,  1712 
Kane.  E.  K.  1853 
Kane  (Chemiker)  1830, 1 838, 

1845 
Kanitz  1862 
Kanonnikoff  1883 
Kanonnikoff    u.    Saytzeff 

1878 
Kant  1754,   1755,   1756 
Kantorowicz  1895 
Kapp,  G.  1886 
Kapp  u.  Staiwell  1890 
Kaps  1875 
Kapteijn  1890 
Karapanos  1876 
Karl  I.  von  England  1630 
Karl  IV.  1350 
Karl  V.  1632 

Karl  IX.  von  Schweden  1 609 
Karl  der  Große  805,  810 
Karl  der  Kühne  1474 
KarUk  1883 
Karlik  u.  Witte  1903 
Karsten,   K.  J.   B.     1814, 

1829,  1842 
Kartulis  s.  Koch  1883 
Kaeseidacher  1860 
Kassner  1889 
Käst  8.  Banmann  1884 
Käst  u.  Hinsberg  1887 
Kastle  u.  Loe venhart  1900 
Kaestner,  A.  G.  1795 
Kater  1818 
Kauffmann  1887 
Kaufmann,  F.  T.  1850 
Kaufmann,  W.  1904 
Kaufmann,   W.   u.  Thom- 
son, J.  J.  1897 


Kay,  Jamee  1825 

Kay,  John  1733 

Kay,  R,  1760 

Kay  u.  Perkin  jr.  190« 

Kayser,  H.  1884 

Kayser  (Chemiker)  1885 

Kazyrini  1280 

Keams  u.  Bamee  1896 

Keats  1875 

Keber  1854 

Keene  1835 

Kehls  1793 

Kehr  1840 

KeU  1899 

Keim  1875 

Keir  1779,  1790 

Keith    (Bleiraffkniemng) 

1882 
Keith    (Qnecknlberwage) 

1790 
Kekul«   1857,    1858,    1860, 

1865,  1872,  1882 
Kekulö,  Wnrtz  n.  Dusart 

1867 
Keller,  Ferd.  s.  Meesikom- 

mer  u.  Keller  1853 
KeUer,  G.  F.  1843 
Keller  n.  Banning  1870 
Kellgren  1888 
Kellner  1894,  s.  a.  Castner, 

Kellner  u.  Larsen 
Kellner,  0.  1906 
Kellner  u.  Türk  1891 
Kellog  1894 
KeUy  1790 

Kemp  (Ingenieur)  1860 
Kemp  (Pharmakolog)  1864 
Kempelen,  von  1788,  1791 
Kempf  1894 
Kenda]l|1842 

Kendiick,  Dewar  u.  Königs 
W1874*. 
Kennedy  ( Eisenbahnwagen) 

1864 
Kennedy  (Natron)  1797 
Kennedy  n.  Scott  1886 
B:ent,  W71716 
Kent  (Gasselbstzünder) 

1892 
I  Kepler   1604,    1609,    1611, 

1618,  1627 
Kerguelen-Tremarec  1772 
Kern,  von  1809 
Kemer  von  Marilaun  1876 


Kerr  1876, 1878 

Kershaw  u.  Colvin  1862 

Kersting  1778 

Keeler,  F.  1616 

Kessler,  L.  1884,  1891 

Kestner  1819,  1825 

Ketteier  1866 

Kick  1884 

Kiefus  1517 

Kielmeyer  1793 

Kienmayer  s.  Caaton  1762 

Kiepert  1841 

Kieser  1896 

Kilby  1815 

Kiliiyii,  H.  1886,  s.  a.  Clas- 

Boi 1879 
KiUian  1898 
Kilner  1849 
Kind  1844 

Kind  u.  Chandron  1849 
Kindt  1803 
King,  A.  1846 
Kingsland  1840 
Kinsley  1799 
Kipp  1862 
Kirch,  G.  1700 
Kirohbach  1903 
Kircher  1641,  1648,   1650. 

1666,  1671 
Kirohhoff,  G.   1847,  1859. 

1861.  s.  a.  Bunsen  und 

Kirchhoff,  s.  a.  Wbeat- 

stone  1843 
Kirohhoff,  G.  S.  C.    1811, 

1814 
Kirchweger  1843,   1848 
Kirk  1862,  1881 
Kirkaldy  1865 
EüLrkham  1860 
Kimberger  1771 
Kirstein  1895 
Kirwan   1785,   1786.   s.  a. 

Cavendiah  1766 
KiBohl883 

Kitasato  s.  Nioolaier  1884 
Kitasato  u.  Yerain  1894 
Kittel  1810 
Kittler,  Ch.  1897 
Kiwisoh  von  Botterau  1840 
Kjeldahl  1883 
Kjellin  1900 
Kjellin,  Stassano  und  U6- 

roult  1900 
Klaproth,  J.  1807 


—     1104 


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Elapioth,  H.  1774,  1790, 
1795, 1799, 1800, 8.  a.  Ber- 
zeliuB,  Hisinger  a.  Elap- 
roth,  B.  a.   Pöligot  1841 

Elatte  1894 

Elebs,£.  1868,  1872,  1877 

Klebs,  G.  1896.  1903 

KIeeb«Tger  1863 

Kleefeld  b.  Schubart  von 
Kleefeld 

Klein,  Felix  1872 

Klein,  Leopold  1896 

Klein,  Ludwig  1841 

Klein,  Forst  &  Bohn  Nach- 
folger 1000 

Kleine  1892 

KleiBt,  TOU  1746 

Klemeniiö  n.  Trouton  1892 

Klemensiewicz  1901 

Kl^ment  u.  R^nard  1886 

Klemm  1863 

Klencke  1843 

Kleomedee  100 

KleoBtratoB  530  v.  Chr. 

Kleoxenos  u.  Demoklitos 
450  V.  Chr. 

Kletzinsky  1864 

Kley  1862,  1882 

Kliö  1879 

Kling^natjema  1760 

KlinkerfueB  1840 

Klippert  1890 

Klobukow,  von  1888 

Klosterroda  (Kloeter)  1113 

Klnmpp  1903 

Klusemann  1871 

Knab  b.  CarväB  u.  Knab 
1866 

Knapp,  H.  J.  1860 

Knapp,  L.  F.  1858,  1866, 
1877 

Knapp,  L.  F.  u.  Ebell  1878 

Knapp  u.  Wolters  1871 

Knecht,  £.  1888 

Kneok  1467 

Kneipp  1848 

KnietBch  1897,  1901 

Knight,  T.  A.  1806,  1811, 
1816 

Knight  (Chemiker)  1800 

Knoblauch  1880 

Knöfler  1894 

KnoU  &  Co.  1907 

Knoop  1760 

Darmstaedter. 


Knop,  A.  1875 

Knop,  J.  L.  W.  1859,  1860, 

1869 
Knorr  1884,  1889,  1903 
Knoevenagel  1896 
Knox  1837 
Knublauoh  1886 
Köbel  1514 
Kobell,  von  1840.  1856, 8.  a. 

Berzelius  1816 
Köber  1851 
Kobert  1901 
Koblenz  u.  Leoni  1862 
Köbrich  1892 
Köbrich  u.  Zobel  1885 
Koch,  B.  1906 
Koch,  F.  1886 
Koch,  R.  1876,  1878,  1881, 

1882.  1883,  1884,  1890, 
1901,  1903,  1906,  B.  a. 
Robb  1902.  b.  a.  Datton 
u.  Koch  1906 

Koch  u.  Adamy  1884 
Koch  u.  Dschunkowski 

1906 
Koch  u.  WolfEhügel  1881 
Kooh  u.  Wüllner  1892 
Kocher,    Th.    1878,    1881, 

1883,  1884,  1895 
Kocher  u.  Gnesda  1903 
Koechlin,  C.  1869 
Koeohlin,  D.  1809,  1827 
Koechlin,  H.  Ben.  1820 
Koechlin,    H.    Jon.     1881, 

1882,  1891 

Koeohlin,  D.  u.  Dingler  1810 
Kock,  de  1858 
Köderik  1760 
Kodolitsch  1898 
Koegel  8.  Manneemann,  M. 
u.  R.  1885 

Köhler  (ultraviolette  Strah- 
len) 1906 
KoUrauBch,  F.  1863, 1879, 

1883,  1887 
KohlrauBch,  0.  1880 
KohlrauBch,  R.  H.  A.  1837, 

1850,  1863 

KohlrauBch  u.  Heydweiller 
1895 

KohlrauBoh  u.  Loomis  1871 

Kohser  &  Co.  und  Stein- 
berg 1904 

Kolb  1887 

—      1105     — 


IKolbe    1843.    1844,    1845, 

1848.   1849.   1856.   1858. 

1860,  1863,  1873 
I  Kolbe  u.  Frankland  1847, 
I      1848,  1853 
Kolbe  u.  Schmitt  1861 
Koldewey  1900 
Koldewey  u.  Hegemann 

1869 
Kolk,  van  der  1845 
KoUer.  M.  1907 
Koller  u.  Königstein  1884 
Kölliker  1841,  1844,  1847, 

1862 
Kdln-Müsener  Bergwerks- 

Y&tem  1904 
Kölreuter  1761 
Kolumbus  B.  Columbua 
Komppa  1903 
Kongreß  von  Washington 

1884 
König,  Arthur,  1894 
König,  Emanuel  1682 
König,  Ernst  1904 
König,  Max  1896 
König,  R.  1872, 1876. 1880 
König.  W.  1887,  1904 
König,  A.,  Riohans  u.  Kri- 

gar-Menzel  1896 
König  &  Bauer  1811,  1888, 

1890,  1895,  1898 
Königliches  Aeronautisches 

Observatorium    Ldnden- 

berg  1905 
Königs,  W.  1879 
Eönigsberger,  J.  1901 
Königsberger  und  Nutting 

1901 
Koninck  1836 
Konowalow  1892 
Konzil  zu  Konstantinopel 

681 
Konzil  zu  Nicaea  325 
Kopeke  1870 
Eöpe  1878 
Kopemikus  1543 
Kopisch  1826 
Kopp    1840,     1842,    1864, 

1856,  1866,  1864 
Koepp  &Co.  1891 
Koeppe,  H.  1900 
Koppe,  J.  6.  1812 
Koppe,  K.  1896 
Koppel,  Arthur  1906 

70 


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rSffvoniiivcfXiichiin 

Koeppen,  von  1895 

Koranyi,  von  1894 

Kordina  1888 

Korn  1902.  1906 

Körner  1869 

Kömlein  1867 

Korrodi  1902 

Körting,  Gebr.  1872,  1876, 
1898,  1900,  1906 

Kossei    1886,    1888,    1896, 
1899 

Kossei  u.  Neumann  1892 

Kostaneoki  1895 

Köster,  E.  W.  1896 

Kotzebue  1816,  s.  a.  Cha- 
misso,  von  1816 

Kövesligethy  1887 

Kowalewsky,  A.  1866,  1871 

KowalewBky,  W.   1873 

Kowalski  u.  Moscicki  1899 

Kowatsch  1736 

Koyter  1670 

Kracher  u.  Klaudy  1864 

Krafft,  F.  1896,  1903 

Kraffti  Blutlaugensalx)  1 866 

Krafft-Ebing,  von  1879 

Krain-Küstenländisohe 
Bahn  1906 

Kramer  1860 

Kr&mer  u.  Spilker  1890 

Kraemer  u.  Weger  1907 

Krämers  u.  Aarts  1903 

Kramp  1784 

Kraepelin  1899,  1903 

Krapf    8.    Rebmann,    Er- 
hardt  u.  Krapf 

Krates  159  v.  Chr. 

Kratzenstein  1746 

Krause,  E.  1881 

Krause,  F.  1893 

Krause.  K.  Th.  F.  1833 

Krause.  W.  1858 

Krauss,  F.  1894 

Kraut  1868,  1874 

Krebitz  1902 

Krebs,  G.  1900 

Krebs  (Luftschiffer)  s.  Re- 
nard 

Krefting  1892 

KreU  1839,  1842 

Kreiner  1860,  1861 

Kreiss  u.  Zimmer  1891 

KreU,  G.  1893 

Krall  (Ingenieur)  1896 


Kremser  1822 
Kress  1882 
Kretschmer  1748 
Krey  1884,  1887 
Kries,  von  1894 
Kriegaru.  Schmahel  1816 
Krigar  u.  Eichhorn  1867 
Krigar  &  Ihssen  1878 
Krigar-Menzel  u.  Rap8l891 
Krische  u.  Spitteler  1897 
Kristensen  1895 
Krohn  1898 
Kröhnke 1860 
Krom  1868 
Kromar  1900 
Kromer  1869 
Krompecher,  Goldzieher  u. 

Angyan  1908 
Kronecker,  Hugo  1894 
Kronecker,  L.  1880 
Krönig  u.  Clausius  1856 
Krönig  u.  Paul  1897 
Krüger-Hansen  1823 
Krull  1876 

Krümmel  1874,  1884,  1889 
Krupp,     A.     1841,     1843, 

1853,   1861,   1866,  1867 
Krupp,   F.  A.    1891,  1892, 

1893,   1896,   1899.   1901, 

1902 
Krupp,  P.  F.  1811 
Kruse,  Jan  1712 
Krüss,  G.  1883,  1886,  1887 
Krüss,  G.  u.  H.  1891 
Ktesias  400  v.  C!hr. 
KtesibioB  230  v.  Chr. 
Kübel  1866 

Kübel  u.  Tiemann  1874 
Knblai  s.  Cubilai-Chan 
Küoh 1904 
Küchenmeister  1862 
Kuchenreuter  1760 
Küchler  1836 
Kudlicz  1894 
Kuers  1836 
Kühlewein  1892 
Kuhlmann  1833,  1840,1844 

1866,  1858,  1863 
Kuhn  1787 
Kühn,  H.  1853 
Kühn,  J.  1868,  1869,  1861 
Kühn  (Meißen)  1830,  1846 
Kühne    1860,    1864,    1867, 

1878 

-     1106     — 


Kühne  u.  Chittenden  1883 

Kühne  u.  Kenoki  1875 

Kummer  1851 

Kunckel   1679,   1681,   1700 

Kund  u.  Tappenbeck  1884, 
1887 

Kundt  1868,  1870,  1874. 
1884,  1896,  8.  a.  Christi- 
ansen 1870 

Kundt  u.  Warburg  1875, 
1876 

Kunz,  Th.  1836 

Kunc  (Orchestrion)  1701 

Küper  1851 

Kupffer,  A.  Th.  1826,  1826 

Küppers  Metallwerke  1905 

Kurlbaum  u.  Holbom  1900 

Kurrer  u.  Thomson  1822 

Kusenberg  1869 

Kussmaul  1867 

Kussmaul  u.  Tenner  1857 

Küster,  E.  1889 

Küatner  1888,  1904 

Kutner  1891 

Kutscher  1897 

Kutter  1630 

Kützing  1837 

Kuzel  1906 

KwaJsser  u.  Husak  1879 

Kyan  1832 

Kyes  1902 

Kyes  u.  Sachs  1903 

Kyeser  1405 

Kyros  660  v.  Chr. 


Laar  1886 

Laasl905 

Labarraque  1822 

Labitte,  Gebr.  1847 

Laboulaye  1796 

LacaiUe  1737,  1761,  1765. 
B.  a.  Cassini  de  Thury 
u.  Maraldi  u.  LacaiUe 

Laoaze-Duthiers  1866,1870 

Lac6pMe,  de  1789 

Lacer,  Cajus  106 

Laoombe  u.  Mathieu  1885 

La  Cour  1876,  1886 

LactantiuB  290 

Laoy,  de  1863 

Lade,  E.  von  1860 


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Ladeiibargl879, 1886,1886, 

1904,  1906,  8.  a.  Brieger 

1886 
Ladenburg,  Merlingu.  Will- 

stättei  1879 
LadenbuTg   u.    Bügheimer 

1880 
Ladenbuig  u.  Wroblewsky 

1876 
Laenneo   1812,   1816,   1826 
Laet,  de  1648 
Lafar  1896 
LaSiUe  1819 
Lafiteau  1724 
La  FolUe,  de  1774 
Lafosse,  £.  G.  1749 
Lafosse,  Et.  1772 
LafoBse,  L.  1848 
Lagerhjelm  1827 
Lagrange  1760,  1767,  1773, 

1774,  1779,  1788,  1797 
Lagrange  u.  Hoho  1892 
La  Hitte  1866 
Lahmann  1885,  1893 
Lahmeyer,  W.  1883,  1894 
La  Hotan  1689 
Lahr,  von  der  1778 
Laing  1826 

Laire.  de  s.  Girard  und  de 
•«Laire 

Laire,  £.  de  1907 
Lalande,  de  1892,  s.  a.  Dela- 
lande 
Lalouette  1760 
Lamanon  1786 
Lamannky  1872 
Lamarck  1801   1809 
Lamb  1866 
Lamb,  Sterry  u.  Pnrdred 

1869 
Lambert,  J.  H.  1744, 1769, 

1760,   1763,   1766,   1771. 

1772,  1777 
Lambert,  J.  H.  u.  Bouguer, 

P.  1760 
Lambert  (Arzt)  1730 
Lambert{Bohrtechnik)1853 
Lambert  (Glas)  1784 
Lambl  1860 
Lambot  1866 
Lambrecht  1880 
Lam6  1857 
La  Mettrie  1748 
Laming  1846,  1854 


Lamme  1902 

Lamont  1845,  1849,  1862 

LampadiuB  1796,  1816, 

1817,  1830 
Lampland  1906 
Lamson    Pneumatio   Tube 

Company  1900 
Lana  1670 
Lancaster,  J.  1601 
Lanoaster    (Gresohützfabri- 

kant)  1863 
Lancisi  1686,  1718 
Landa  1880 
Landen,  J.  1780 
Lander,  John  u.   Ktohard 

1830 
Landerer  u.  Kirsch  1896 
Landgraf  1886 
Landioh  1894 
Landloff  1797 
Landolt  1862,  1873,  1879, 

1894 
Landolt  u.  Jahn  1892 
Landor  1897 
Landaberger,  W.,  1898 
Lane,  T.  1767 
Lane  u.  Taunton  1880 
Lanfranchi  1295 
Lang,  von  1876 
Langbein,  G.  1872 
Lange,  L.  1886 
Langen  1861,  1862,   1893, 

1894, 8.  a.  Ottou.  Langen 
Langenbeck,  B.  von  1843, 

1852,  1856,  1870 
Langenbeck,  K.J.  M.  1813, 

1822 
Langenbuoh  1882 
Langer,  J.  1896 
Langer    (Rauch  Verbren- 
nung) 1894 
Langford  1698 
Langhaus  1831 
Langley  1881,  1883,  1886, 

1886,    1891,    1900,   8.   a. 

Huggins  u.  Langley 
Langlois  1842 
Längsten  1904 
Langton  1825 
Lapörouse  1785 
Laplace  1774,  1792,  1796, 

1799,   1806,   1816,   1822, 

1827,  B.  a.  Lavoisier  u. 

Laplace  1780 

-     1107     — 


FmomnvtrMlchnl« 

La  Quintinye  1666 

Larderello  1828 

Lardner  1839 

Larghi  1845 

Larman  1832 

Larrey  1812,   s.  a.   Görke 

1799 
Lartigue  1880 
Lartigue  u.  Forest  1873 
Lartigue  u.  Rieszner  1879 
LaSalle,  R.  1673 
La  SaUe  (Webereiteohnik) 

1765 
Lassaigne  1819,  1843 
Lassar  1889,  1904 
Lasseil  1846 

Latham  s.  Chadwick  1836 
Latreille  1796 
Landet  1903 
Lauff  1886 
Laur  1870 
Lauraguais  1759 
Laurent,    A.    1832,    1835, 

1836,   1841.   1846,   1848, 

1850 
Laurent,  L.  1877 
Lauritzen  1890 
Laussedat  1861,  1864 
Lautemann  1860 
Lautensohl&ger  1889,  1896 
Lauth  1866,  1876 
Lauth  u.  Dutailly  1879 
Lautingshausen  1747 
Laval,  G.  de  1879,  1887, 

1904 
Laveran  1880.  1904 
Laveran  u.  Mesnil  1904 
Laves  1838 
Lavoisier  1770,  1772,  1773. 

1774,   1776.  1776,  1777. 

1778,   1780,   1781,   1783, 

1786,   1787,    1788.    1790 
Lavoisier,    BerthoUet   und 

Fourcroy  1787 
Lavoisier  u.  Laplace  1780 
Law,  B.  1813 
Law,  J.  1718 
Lawes  1845 
Lawes  u.  Gilbert  1866 
Lawes,  Gilbert  u.  Pugh 

1860 
Lawrence  1872 
Lawson  1879 
Lawson  &  Sons  1873 

70» 


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PfnoMiivwiMChnn 


Lazmann  1764 

Lay  1872 

Layard  1848 

Leal907 

Leader  1887 

Leake  1903 

Lebaudy  1903 

Lebeau  1905,  1906 

Lebedew  1900 

Le  Bei,  J.  A.  8.  van't  Hoff 

1874 
Lebel,  N.  1886 
Lebion  1684 
Leblanc  1791 
Le  Blon  1710 
Leben    1799,    1801,    b.    a. 

Murdoch  1792 
Le  Bon  1896 
Le  Bon  de  Saint  •  Hilaüre 

1709 
Lechartiei  u.  Bellamy  1869 
Le  Chatelier,    H.  L.    1887 
Lechatelier,  L.  1866 
Le     Chatelier,      Bakhtiia- 

Roozeboom    u.   Jüptner 

1897 
Lechatelier  u.  Morin  1867 
Leoher  1890,  1892 
Leolanch^  1868 
Le  Clement  de  Saint-Maroq 

1908 
Leconte  1868,  s.  a.  Laplace 

1816 
Lecoq  deBoisbaudran  1876, 

1879,  1886 
Lecoq   de  Boisbaudran  u. 

Demar^ay  1892 
LedderhoBe  1875 
Lederer  1899 
Lederfabrik  Hirschberg 

1906 
Ledermüller  1760 
Ledien  1876 
Le  Dran  1731 
Ledsam  tl  Jones  1831 
Lee,  W.  1689 
Lee  (Gewehr)  1879 
Lee  (Techniker)  1812 
Leempoel,  von  1290 
Lee8l772 
Leeuwenhoek    1673,    1676, 

1679,   1680,   1683,   1689, 

1703 
Lefaucheux  1832,  1860 


Lef^bre,  Madame  1869 

L^föbnre  1801 

Leferme  1869 

Lef^yre  s.  Cardanns  1663 

Lef^yre  u.  Best  1844 

Le  Fort  1865 

Legallois  1812 

Legendie,  A.  M.  1798, 1806, 

1827 
LeGendre  (Gärtner)  1662 
Leger  1783 

Legrand  de  Saolle  1890 
Le  Gras  1672 
Le  Gray  1850 
Lehmann,  Johann  1871 
Lehmann,  J.  G.  1799 
Lehmann,  K.  B.  1886 
Lehmann,  O.    1877,   1888, 

1889,   1891,   1896,   1900, 

1904 
Lehmann,  W.  1868 
Lehmann  (Backofen)  1881 
Leibbrand  1893 
Leibniz  1666,  1667,   1672. 

1676,   1680,   1686,   1694, 

1695,   1702,   1706,   1710, 

1711,  1714 
Leichhardt  1844 
Leidenfcost  1766 
Leif  1001 

Leih-tse  400  v.  Chr. 
Leistenschneider  s.  Bramah 

1805 
Leiter  1876,  s.  a.  Kitze  1879 
Leitgeb  1886 
Leithäuser  1902,  1906 
Leithner  1787 
Lejumeau   de   Kergaradeo 

1822 
Lely  1892 
Lemaire  1860 

Le  Maire  u.  Scheuten  1616 
Lembert  1810 
Lemerder,   Baireevil  und 

Davanne  1862 
Lemery,    N.     1666,    1676, 

1681,  1707 
Lemoine  1869 
Le  Monnier  1762,  s.  a.  Wat- 

Bon  1747 
Lempereur  &  Bemard  1878 
Lemström  1883,  1885 
Lenard  1886,   1892,   1899 
Lenard  u.  Klatt  1904 


Lenfant  1902 

Lengeling  1874 

Lenk  von  Wol&berg  1849 

Lennard  1888 

Lenn«  1826,  1864 

Lenoir  1860 

Lenormand  1783 

LeN6trel663 

Lenz,  H.  F.  £.  1823.  1834 

Lenz,  O.  1884 

Lenz,  0.  E.  1886 

Lenz  n.  Jacobi  1840 

Lenz  u.  Joule  1844 

Lenz  u.  Saveljew  1839 

LeoX.  1617 

Lee  Afrioanos  1492 

Leon  1907 

Leonardo   da  Vinci    1480, 

1490,   1604,   1509.    1510. 

1615,  1518 
Leonelli  1803 
Leonhardi,  A.,  1866 
Leenhardt  1846 
Leopold  I.  1730 
Leopolder  1865 
Leopoldt  1750 
Lepel,  von  1907 
Lepöre  1798 

Lepileur  d'Apligny  1776 
Lupine  1890 
Leprinoe  1769 
Leprince  u.  Siveke  1902 
Le  Quen  1863 
Lequin  1663 
Loras  1862 
Lerch  1862 
Leroux  1878 
Le  Eoux,  F.  P.  1862 
Leroy  1860 
Le  Roy,  Ch.  1762 
Le  Roy,  J.  1808 
Le  Roy,  P.  1748 
Lesage  1774,  1782 
Lesoarbault  1869 
Löschet  1867,  1862 
Lesczyc-Suminsky,  Graf 

1848 
Lesley,  J.  P.  1866 
Leslie,  J.  1804,  1810.  1813 
Leslie  (Schneeschleuder) 

1886 
Lesoinne  1852 
Leaseps  1869.  1881 
Lessona  1819 


—     1108     — 


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Leetei  1801 

Le  Sueur  1892 

Letellier  1889 

Letny  1877 

Leube  1871.  1872 

Leaohs  1831 

Leuchteuberg,  Herzog  von 

1847 
Leuckart,  E.  G.  F.  A.  1860 
Leuokart,  B.  1848 
Leuf^en  1877 
LeiüdppoB  470  y.  Chr. 
Leupold  1720,  1723,  1727 
LeurechoD  1624 
Lenret  n.  Laesaignes.  Tiede- 

mann  1823 
Levaditi  1905 
Levasseur  1890 
Levene  u.  Beatty  1906 
Lever  brothers  1889 
Leverrier  1839,  1846,  1863, 

1876 
Levi  ben  Gerson  1321,  1326 
Levret  1763 
Levrier-Delisle  1780 
Levy,  Max  1890 
L6vy,  Michel  1889 
Lewes,  V.  B.  1901 
Lewioki,  von  Knonring,  Na- 

drowski  u.  Imle  1900 
Lewis  (Filariasis)  1872 
Lewis  u.  Clarke  1803 
Lewy,  B.  E.  1842,  1846 
Ley  1882 

Leyden,  von  1872,  1876 
Leydig  1857 
Lhuüier  1784 

LibaviuB  1696,  1697,  1616 
Libumau,  von  1868 
Lichtenberg  1777,  1778 
Liohtenstein  1803 
Lie  1871 

Li^bault,  A.  A.  1866 
Li^bault,  J.  1628 
Lieben  u.  Rossi  1871 
Lieberkühn  1746 
Liebermamt,  C.  1889,  s.  a. 

Graebe    n.    Liebermann 

1868,  B.  a.  Chevreul  1811 
Liebermann,    C.    u.    Vos- 

Winkel  1897 
Liebermann  u.  Borg  s.  Che- 
vreul 1811 
Liebig    1826,    1829,    1831. 


1832,  1834,  1836,  1836, 
1837,  1838,  1839,  1840, 
1841,  1842,  1846,  1847, 
1853,  1856,  1858,  8.  a. 
Soubeiran  u.  Liebig 

Liebig  u.  Gay-Lusaao  1823 

Liebig  o.  Sohischkoff  1856 

Liebig  und  Wöhler  1832, 
1837,  1838 

Liebold  &  Co.  1906        _ 

Liebreich  1865,  1869,  1882 

Liechti  u.  Suida  1883 

Lielegg  1866 

Liemur  1867 

lieutand  1742 

Liger  1700 

Ligerie,  de  la  1714 

Lightfoot  1863,  1874 

LQienfein  u.  Lutscher  1834 

Lilienthal  1890 

Limousin  1872 

Limprioht  1866,  1870,  a.  a. 
Hüfner  1870  • 

Lind  1761 

Linde  1876,  1898,  1900, 
1902 

Lindemann  1882,  siehe  a. 
Hermite  u.  Lindemann 

Linden,  Maria,  Gräfin  von 
1908 

Lindenau  1790 

Lindenberg  (Observato- 
rium) B.Eönigliches  Aero- 
nautisches Observato- 
rium Lindenberg 

Lindenbom  1867 

Lindenthal.  G.  1907 

Linder  u.  Picton  1896 

Lindley,  Wm.  1838 

Lindner  1895 

lindsay,  D.  1882 

Lindsay,  J.  B.  1831 

Ling  1813 

Link  1838 

Linkenbaoh  1884 

Linn6,  E.  von  1736,  1753, 
1758 

Linn6,  E.  C.  von  1762 

Linnemann,  Eduard  (Be- 
leuchtung) 1886 

Liimemann,  £.  (Chemiker) 
1868 

Lintner  1896 

Lintner  u.  DüU  1892 

—     1109     — 


PwiooeiHwrulclinte 

läpperhey  1608,  1609 
Lippmann,  G.  1873,  1891, 

1908 
Liafrano  1815 
LissajouB  1865 
Lister,  J.  1867,  1877 
Lister,  M.  1680 
LiBter,  S.  C.  1866 
LiBter,   S.   C.    u.    Donnis- 

thorpe  1860 
Lister  n.  Lange  1890 
Listing  1845,  1872 
Litten  1887 
Ldttrow,  J.  J.  von  a.  Ploessl 

1832 
Littrow,  E.  L.  von  1863 
Litzendorf  s.  Hausen  1743 
Liveing  1873 
Liveeey  1866 
LivingBtone  1862,   1868, 

1866 
Liznar  1883 
Lloft  1784 
Lloyd  1837,  1842 
Lloyd's  Register   of  Ship- 

ping  1861 
Loeb,  J.   1871,  1892,  1899, 

1901,  1903 
Lob,  W.  1906 
Lobatschewskij  1826 
Lobelius  1576 
Loebenstein-Loebel  1816 
Lobry  de  Bruyn  1891,  1896 
Lobsinger  1650 
Lobstein  1803,  1833 
Loohtin  1892 
Locke  1836 
Locket  1808 
Lookyer,  N.  1908 
Lockyer  u.  Janssen  1868 
Looock  1860 
Loder,  von  1805 
Lodge  1894,  1895 
Lodwiok  1662 
LöfDer,  A.  F.  1786 
Löffler,  F.  A.J.  1882.  1884 
Löffler  u.  Schütz  1882 
Loftasl864 

Logan  u.  Walker  s.  Glas- 
gow 1870 
Loehle  1886 
Löhnholdt  1872.  1894 
Löhr  1890 
Lohse  1866 


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Lombroso  1869 
Lommel  1899 
Lommius  1657 
London.  C.  S.  1904 
London-  nnd  Birmingham- 

Eiaenbahn  1840,  1846 
Long,  R.  1742 
Long,  W.  C.  8. 1846  Jackson 
Long  (Beüender)  1820 
Longet  1841 
Longridge  1884 
Longstaffe  u.  Dabton  1822 
Lonicemfi  1660,  1561 
Loomis  1846,  s.  a.  Sedfield 

u.  Loomis 
LooB  1898 

Lorentz,  H.  A.  1883 
Lorenz,  H.  1901 
Lorenz  n.  Wilkinson  1852 
Lorenz,  L.  u.  Lorentz,  H. 

A.  1880 
Lorenzo  von  Medici  1480 
Lorini  1697 
Lorry  1760.  1777 
Lortet  1869 
Lösch  1876 
Loschmidt  1870 
Losh,  W.  1809,  1830 
Losh,  W.  S.  1852 
LoBsen,  K.  A.  1867 
LoBsen,  W.  1868 
Loessl,  von  1896 
Lottennoser  1897,  1898 
Lotting  1696 
Louis,  A.  1764 
Loids,  P.  C.  A.  1825 
Louvri6,  de  1855 
Louyer-Villennay  1824 
Lov^n  1861,  1863 
Loew,  0.  1885,  1901 
Löwe,  J.  1872 
Lowe  (Schiffsschraube) 

1838 
Löwe,  L.  &  Co.  1860 
Lowe  u.  Dwight  1873 
Lowell,  P.  1896 
Lower  1666,  1669 
Löwig  u.  Schweizer  1860 
Lowitz   1785,    1788,    1792, 

1793,  1795,  1796 
Loewy,  Adolf  1895 
Loewy,  Maurice  1871 
Löwy  (Wien)  1896 
Loewy  u.  Puiseux  1897 


Loya  de  Cheeanz  1744 

Loysel  1802 

Labbers  1903 

Lubbock  1831 

Lübecker  Maschinenban- 
Gesellschaft  1907 

Lucas,  Ed.  1879 

Lucas,  P.  1900,  1905 

Lucas,  S.  1804,  1815 

Lucas  (Müllerei)  1863 

Lucca,  Hugo  von  1220 

Luciani,  Piutti  u.  Lo  Mo- 
naco 1888 

Luckhardt  1893 

Luckow  1866 

Lucretius  Carus  65  v.  Chr. 

Luders  1828 

Lüdersdorf  1832 

Ludolf  van  Ceulen  1696 

Lüdtge  1878 

Ludwig  XL  1464,  s.  a. 
Aarau  1378 

Ludwig  XIII.  1634 

Ludwig,  A.  1579 

Ludwig  von  Savoyen,  Her- 
zog der  Abruzzenu.  Cagni 
1900 

Ludwig,   Karl,   1847,  1861 

Ludwig  u.  von  Bezold 
1867 

Ludwig  u.  Cyon  1866 

Ludwig  u.  Thiry  1864 

LuMn  1784 

Luleä  Ofotenbahn  1903 

Lullin  1766 

LulluB  1225,  1270 

Lumi^re,  F.  1890 

Lumiöre,  A.  u.  L.  1895, 
1907 

Lumi^re  u.  Seyewetz  1893, 
1905 

Lummer  1884,  1897 

Lummer  u.  Brodhun  1889 

Lummer  u.  Gehrcke  1901 

Lummer  u.  Kurlbaum  1898 

Lundström,  J.  £.  1866 

Lunge  1878,  1883 

Lunge  u.  Landolt  1886 

Lunge  u.  Naef  1884 

Lunge  u.  Bohrmann  1886 

Lup  1868 

Lünnann,  P.  W.  1865, 
1867,  1870,  1886,  1894, 
1902 


Luschka,  von  1862 

Luther,  H.  1890 

Lütke,  von  1821 

Luzi  1891 

Luzzi,  R.  de  1314 

LyeU     1830,     1838,     1840, 

1858 
Lynch  1837 

Lynoker  &  Schropp  1900 
LysistratoB  330  v.  Chr. 
Lyte  1891 
Lyte  u.  Lunge  1900. 


Hac  Adam,   Everett  1907 

Mac  Adam.  J.  L.  1819 

Macari  1770 

Mac  Arthur  s.  Forrest  188« 

Macaulay,  T.  1756 

Macbride  1764,  1769 

Mac  CaBip  1877 

Mac  Clennan  1902 

Mac  Clintock  1857 

Mac  Clure  1850 

Mac  Cormick  1851.  1900 

Mac  Coy  1891 

Mao  Donall  Stuart  1862 

Mac-Dougal,  D.  T.  1906 

Mac  Dougall,  Gebr.  1876 

Mac  Dougall  und  Howles 
1899 

Mac  Dowall  1836 

Mao  Dowell  1809 

Mao  Eweu  1875 

Mac  Farlane  Grey  1866 

Mach,  £.  1884,  1886 

Mach,  L.  1894 

Macheoourt  u.  Fontaine 
1866 

Macintosh,  J.   1849 

Macintosh,  Dnnlop  u.  Wil- 
son 8.  Neilson  1828 

MacIntyre(Reisender)1865 

Mac    Intyre    (Schiffbauer) 
1857 

Mac  Ivor  1876 

Mack  1885 

Mac  Eenney  1902 

Maokenzie,  A.  1789 

Mackemde,  W.  1834 

Mackey  1698 

Maokinder  1899 


—     1110     — 


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Maolauiin  1742,  a.  a.  Enler 

1756 
Ma«  Leod  1874,  1889 
Mac  Naught  1825 
Macneill  1830 
Macquer  1746,  1748,  1749, 

1753 
MacrobitM  400 
Mactear  1876,  1878,  1879 
Maddoz  1871 
Madenperger  1836 
Madiaon  1867 
Maedler,  von  1846 
Maffei,  G.  P.  1588 
Maffei,  J.  A.  1905 
MagaJhäes  1520 
Magati  1616 
Magendie  1810,  1821,  1823, 

1830.  1837 
Maggi  B.  Par6  1545 
Maggiorani  1873,  1880 
Magiotti  1648 
Magnus  1828,   1833.   1837, 

1842.   1860,   1860,    1870 
MagnuB    u.    Ammermüller 

1833 
Magnus  u.  Begnault  1843 
Mago  550  T.  Chr. 
Magyar  1848 
Mahler  1899 
Mahomed  1884 
Mahudel  1734 
Maignan  1648 
Mailhe  1906 
Mairan    1733,    1735,    1740. 

1754 
Maltre  1868 
Makaroff  1898 
Makintosh  1823 
Maklakoff  1889 
Malam  1836 
Malam  u.  Defries  1820 
Maler,  T.  1886 
Malgaigne  1838 
Malherbe  1778 
Malhöre  1872 
Malinvemi,  A.  u.  S.  1873 
Mallard  u.  Le  Chatelier 

1876 
Mallet,  A.  1874.  1876 
Mallet,  R.  1848.  1873 
Mallet,  R.  u.  Oldham  1869 
Mallet  (Gesohützwesen) 

1856 


Malling-Hansen  1860 
Mallory  1904 
MaloceUo.  L.  1270 
Malpighi  1661,  1662,  1670, 

1686 
Maltiz,  von  1505 
Malus  1808,  1811 
MalTasia  u.  Montanaril662 
Mälzel  1816 
Manby,  A.  1820 
Manby,  W.  1808 
Mance  1876 
Manohart  1736 
Mandaoh,  von  u.  KoQmann 

1874 
Mandersbach  und  Siersch 

1881 
Mandl  1891 

Mandroklos  613  y.  Chr. 
Manger  1769 
Mangln  1861 
Manbte  1880 
Manly  1899 
Mann,  P.  1884 
Mannesmann,  M.  1891 
Mannesmann,  M.  u.  R. 

1886 
Mannesmann,  P.    Bemt  u. 

Cervenka  1903 
Mannich  1906 
Manning  1831 
Mannoury  1866 
Manoury  1819 
Mansart  1650 
Mansfelder  Kupfergewerk- 

Schaft  1825 
Mansfield  1849 
Manson   1891,   1893 
Manu  800  v.  Chr. 
Manutius  1495 
Marage  1907,  1908 
Maragliano  1886 
Maraldi  1710,  1716 
Marbach  1866,  1867 
Marbe,  K.    1907 
Marc  1906 

Marcet,  A.  1815,  1817 
Marcet,  F.  1868 
Marograv  s.  Laet  1648 
Marchai  1893 
Marchand,  E.  de  F^camp 

1864 
Marohand,  F.  1901 
Marohand,  Tb.  1897 


Marchese  u.  Badia  1883 
Marohetti,   de  1662,  1678, 

1680 
Marohi  1887 

Marohiafava  s.  Ross  1902 
Marchus  Graecus  1260 
Marci  von  Kronland  1648 
Maeroker  1871.  1874 
Marokwald  1898,  1899,1902 
Marooni  1895,  1901,  1902 
MaroTis  u.  Lenoir  1863 
Maroy  1872 

Mar^chaux  s.  Ritter  1803 
Marteourt,  de  1269 
Mareschal  u.   Schliohting 

1730 
Marey  1861,  1874,  1889 
Margaiitone  1300 
Marggraf  1743,  1747,  1760, 

1751.   1764.   1768,   1759, 

1761,  1764 
Margueritte  1846 
Margueritte  u.  Souideval 

1862 
Maiianini  b.  Riess  u.  Ma- 

rianini 
Marianus,  Jacobus    1438, 

1440 
Marie  1886 

Mari6  &  Compagnie  1894 
Marienberg     (Blaufarben- 

werk)  1872 
Marignac  1868,  1878,  1880 
Marignani  1904 
Marihaye  (Grube)  1863 
Marine  Steam  Turbine  Co. 

1894 
Marinos  110 
Marinas  80 
Mariot  1869,  1881 
Mariotte  1668,  1677,  1682. 

1684,  s.  a.  Boyle  u.  Ma- 
riotte   1662 
Maritz  1710 
MariuB,  G.  101  V.  Chr. 
Marina,  S.  1610,  1612 
Markham  s.  Nare«  1875 
Markoe  1860 
Markownikoff  u.  Refor- 

matcki  1893 
Maron  1863 
Marpmann  1908 
Marquardt,  von  1799 
Marquette  u.  JoUiet  1673 


—      1111 


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Man  1834 

Marriot  (Ingenieur)  1906 
MarsaJB  b.  Ferrand  u.  Mar- 
sais 
MarschaU  1783 
Marsh,  J.  1836 
Marsh,  0.  C.  1869 
Marsh  (Zahnradbahn)  1866 
MarshaU,  C.  1864 
MarshaU,  Hugh  1891 
MarshaU,  J.  W.  1848 
Marshall  (Ramie)  1860 
Marsili  1706 
Marsten  1881 
Martel,  H.  1907 
Martens,  A.  1878,  1888 
Martens,  F.  1676 
Martens,  £.  von  1867,  1868 
Martdgnoni  1863 
Martin,  C.  1848 
Martin,  E.  1834 
Martin,  Gebr.  1864 
Martin  (Anker)  1864 
Martin   (Vemifi-Martin-Ar- 

beit)  1740 
Martin  (Zugrerstärkung) 

1887 
Martini,  A.  1897 
Martini,  M.  1656 
Martins  1847 

Martins,  C.  A.  1864,  1868 
MartiuB,  E.  P.  von  1860 
Martius,  E.  P.  von  o.  Spix 

1817 
Martus,  H.  1907 
Manim  1792 
Marvie  Safe  Co.  1890 
Marx,  £.  1900,  1906 
Marx,  E.  M.  1827 
Marx  (Gärong)  1888 
Mascagni  1787 
Mascarenhas,  de  1607 
Maseart  1863 
Maachinenbau-Aktien-G«- 

sellsohaft  Humboldt  1866 
Masohinenbau-Aktien-Ge- 

Seilschaft  Vulkan  1898, 

1900 
Maschinenfabrik  Augsburg 

1878,  1899 
Maschinenfabrik  Oerlikon 

1896 
Maskelyne,  N.  1761,  1786, 

1802 


Maskelyne  u.  Hutton  1774 
Mason,  W.  s.  John  Willis 

1602 
Mason  u.  Hamlin  1899 
Massa  1550 
Maesart  1889 
Masaon,  A.  P.  1845 
MasBon  (Fabrikant)  1869 
Masson,  A.  Ph.   u.  Jamin 

1860 
Massud!  946 
Matelin  1816 
Mather  u.  Platt  1898 
Mathee  1861 
Mathewson  1890 
Mathieu  (Haarfilzen)  1730 
Mathieu  (Ingenieur)  1802 
Mathyaen  1861 
Matitsoh  1894 
Matognon  1900 
Matteo,  di  1403 
Matteuoci  1850 
Matthaeus     Sylvaticus     s. 

Sylvaticus 
Matthias  Corvinus  1480 
Matthiessen,  A.  1864 
Matthiessen,  L.  1889,  s.  a. 

Thomson  1871 
Matthiessen  n.  Wright  1869 
Matthiolus  1640,  1666 
Mauch  1865,  1871 
Maudslay,  H.   1797,  1807. 

8.  a.  Brunei  1808 
Maudslay  (Firma)  1838 
Mauget-Lippmann  1874 
Maugham  1836 
Maul  1892 
Maumen^  1864 
Maumen^  u.  Fran^ois  1864 
Maumen6  u.  Bogelet  1859 
Maundrell  n.  WilliamB  1683 
Maunoir  1812 
Maupertuis   1736,   1744 
Maurer,  L.  1901 
Maurice  1682 
Maurioeau  1668 
Maurikios  690 
Mauro,  Fra  1457 
Maurolykus  1560 
Maury  1831,  1863 
Mauser,  P.  1902 
Mauser,  P.  u.  W.   1863 
Mausolos  s.  Satyros  u.  Py- 

this  362  y.  Chr. 

—     1112     — 


Mauss  1845 
Maxim  1883,  1894 
Maximilian  von  Este  1830 
MaxweU  1867,  1860,  1861, 
khl864,   1866,   1873,   1874 
May  1873 

Mayer,  A.  1869.  1870 
Mayer,  Chr.  1778 
Mayer,  Jacob  1851 
Mayer,   J.    R.    von    1842, 

1861 
Mayer,   J.  T.   der  Ältere, 

1762,   1760,  8.  a.  Enler 

1763 
Mayer,  J.  T.  der  Jüngere, 

1770,  1796 
Mayer  (Pfarrer)  1769 
Mayer  (Photomikroskop) 

1844 
Mayer,  A.  u.  Wolkoff  1875 
Mayor  1818 
Mayow  1669 
Mayrhofer,  M.  1828 
Mayrhof er  (Ingenieur)  1880 
Mazeline&  Co.  1863 
Mead  1794 
Meares  1800 

M6chain  u.  Delambre  1792 
Meokel  der  Ältere  1748 
Meokel  der  Jüngere  1809, 

1818 
Meckel,  Ph.  F.  Th.  1781 
Medhurst  1799,  1810 
Medina,  de  1657 
Medlock  1860 
Megasthenes  300  v.  Chr. 
M^ge  Monrite  1868 
Megenberg,  von  1360 
M^gy,  de  Echeverris  n.  Ba- 

zin  1867 
Meibom  1666 
Meidinger  1859,  1867,  1870, 

1872.  1886 
Meigs  1876 
Meikle  1772,  1785 
Mein  1831 
Meisenbaoh  1881 
Meißner,  G.  1852,  1863 
Meißner,  F.  G.  1821 
Melander  1907 
Melde  1860,  1861 
M^en  1863 
Malier  1827 
Mellier  s.  Coupier  1862 


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Melling  1836 

MeUoni  1831,  1846,  1866 

Melaens  1842.  1844,  1881 

Meltzer  1891 

MeiviUe  1781 

Memhard  1668 

Memmendörfer  1700 

Menaechmos  340  ▼.  Chr. 

Mendana  1667 

Mende  1828 

Mendel  1866 

Mendelejew     1860,     1861, 

1869,  1873 
Mendelejew  u.  Kirpitsohow 

1884 
Mendheim  1870 
Mendios  1862 
Mendoza  1676 
Menekrates  14 
MenelaoB  100 
Meneees  1626 
Meniöre  1861 
Mennioke  1900 
MenBchutkin  1880 
Mensing  1904 
Mentuhötep  2000  v.  Chr. 
Mentz  1760 
Mercadier  1898 
Meroato  1608 

Meroator  1664,  1669,  1678 
Mercer  1840,  1844 
Mercer,  Prince  u.  Blyth 

1854 
Merck,  E.  1872,  1886 
Merck,  H.  £.   1848 
Mergenthaler  1884 
Meiian,  A.  1864 
Merlan,  R.  1828 
Mering  u.  Minkowski  1889 
Merke  1880 
Merklen  1906 
Merle  1360 
Merling  1896 
Merrem  1809 
Merritt  u.  Gehroke  1898 
Menyweather  1862 
Mersenne  1636 
Mery  1701,  1704 
Merz  n.  Weith  1868 
Meemer  1776 
Meesier  1771 
Meesikommer,    Aeppli    u. 

KeUer  1863 
Messinger  1898 


Messinger  n.  Vortmann  1888 

Mesne  der  Jfingere  1000 

Mesur6  n.  Nonel  1890 

Metagenes  660  y.  Chi. 

MetaUanstrich-Syndikat 
1908 

Metallwerke  Colouia  1898 

Meth  1679 

Meton  432  v.  Chr. 

Metropolitan     Life    Insu- 
rance Co.  1908 

Metsohnikoff    1874.    1883, 
1906 

Metschnikoff  n.  Bonx  1903. 
1906 

Meuis.  de  1340 

Mensel  1876 

Mey,  van  der  n.  Müller  1710 

Meydenbauer  1867 

Meyen  1837.  s.  a.  Ungerl833 

Meyer.  Chr.  £.  H.  von  1844 

Meyer.  E.  von  1878 

Meyer.  Gr.  1883 

Meyer.  G.  F.  1878 

Meyer,  G.  H.  von  1867 

Meyer.  H.  H.  1857 

Meyer.  Hans  1889 

Meyer.  Hugo  1894 

Meyer,  H.  W.  1868 

Meyer,  J.  J.  1844 

Meyer,  J.  R.  1800 

Meyer.  L.  1867,  8.  a.  Men- 
delejew 1869 

Meyer,  M.  1869 

Meyer,  Rioh.  1897 

Meyer,  Th.  1620 

Meyer,  Th.  1899 

Meyer,  V.  1872,  1878.  1882, 
1883.  1894 

Meyer  (Gebirgsknren)  1749 

Meyer,  von  (Ozokerit)  1833 

Meyer.  B.  u.  Baudot  1872 

Meyer,    V.    u.    Hartmann 
1894 

Meyer,  V.  u.  Waeohter  1892 

Meyer.  V.  u.  Wurster  1873 

Meyerstein  1867 

Meynert  1880 

Mesger  1863 

Mialhe  1846 

Michael.  A.  1879 

Michael,  J.  1881 

Michaelis,  A.  A.  1869,  1880 

—     1118     — 


Miohaelis,   G.  A.  (Meeres- 
leuchten) 1830 
Michaelis,  G.  A.  (Mediziner) 

1848 
Michaelis,  M.  1900 
Miohaelis.  W.    1876.  1777, 

1880 
Michaud  1862 
Michaux  1866 
Michel,  L.  1894 
Mioheia  1880 
Michelangelo  Buonarroti 

1646 
Micheli  1627 
Michell  1760,  1784 
Miohel-L^vy  s.  Fouqu6  u. 

Michel-L6vy 
Michelson  1891,  1892,  1898 
Mioh^ly  du  Ciest  1766 
Michigan  (Staat)  1866 
Miohler  1876 
Middeldorpf  1864 
Middendorf,  von  1842 
Middleton(  Hudsonbai)  1 741 
Middleton  (Steinkohle) 

1846 
Mieg  n.  Bisohoff  1882 
Miesoher  1874 
Miethe    1887,    1900,    1902, 

1906 
Miethe  n.  Dalimeyer  1891 
Miethe  u.  Gaedicke  s.  Trail 

Taylor  1866 
Mikkelsen  1906 
MikuUcz  1881,  1897 
Mikulicz  u.  Miyake  1904 
Müoh  1847 
MUes,  H.  1745 
Milll714 
Millardet  1880 
MiUer,  P.  1787 
Miller,  W.    s.  Huggins  u. 

Miller 
Miller,  W.  von  s.  Doebner 

u.  von  Miller 
Miller,  W.  H.  1839 
Miller  (GoldBch6idung)1869 
MiUer  (Thermometrograph) 

1872 
Miller  n.  Janney  1898 
Million  1861 
Millon  1843,  1861 
Milien  u.  Hirzel  1864 
Millon  u.  Roucher  1846 


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Parmiwwwrirtchiilt 


Milly,  de  1831,  1855 
Müne.  J.  1883,  1885 
Milne    (Steinfräsmaschine) 

1829 
Milne -Edwards,   H.    1844, 

1857 
Müner,  J.   1789 
Milner  (Lumpenwolf)  1818 
Miltimore  1885 
Milward  1863 
Minckeiaers  1783 
Mindere!  1610 
Ming-thien  250  v.  Chr. 
Mini^  1849 
MinniuB  1662 
Miquel  1890 
MitoheU,  A.  1837 
MitcheU,  S.  W.  1877 
Mitchell  (Reisender)  1831 
MitcheU  u.  Iske  1888 
Mitchell  u.  Reichert  1886 
Mithridates  80  v.  Chr. 
Mitscherlioh,  A.   1874 
MitscherUch,  £.  1819, 1826, 

1820,   1827,   1832,   1833, 

1834,  1843,  1844 
Mittermaier  1870 
Miyoshi  1894 
Moberg  1842 

Moebius,  A.  F.  1827,  1829 
MoebiuB,  E.  A.  1871,  1878 
Moebius,  P.  J.  1902 
Moebius  (Goldscheidung) 

1884 
Moeckel  1859 
Mögling  1796 
Mohammed  622 
Mohl  1827, 1830, 1846, 1851 
Möhlau  1883 
Mohn  1848 
Mohniä  1858 

Mohr,  F.  1837,  1848,  1853 
Mohr,  0.  1874 
Mohs  1811,  1823 
Moissan  1887,  1890,  1892, 

1893,   1894,   1895,   1897, 

1899,  1902,  1906 
Moissan  u.  Charpy  1894 
Moissan    u.    Dewar    1897, 

1903 
Moissan  u.  Lebeau  1899 
Moivre  1716,  1720,  1730 
Molard  1819 
Moldenhawer  1812 


Molenaar  1906 
Moleschott  1861 
Moleyns,  de  1841 
MolineUi    s.    Pourfour    du 

Petit  1710 
Molisch   1892,   1903,   1907, 

s.  a.  Friedel  u.  Molisch 

1904 
Moll,  van  Beek  u.  Euyten- 

brouwer  1826 
Moller  1600 
Möller  1884 
Möller  u.  Pfeifer  1896 
MoUet  1803 
MoUien  1818 
Möllinger,  J.  A.  1898 
Möllinger     (Eartoflelbren- 

uerei)  1750 
Molyneui,  S.  1725. 
Molyneux,  W.  1676 
Monaides  1560,  1572,  b.  a. 

Brewster  1838 
Monckhoven,  van  1879 
Moncrieff  1855.  1881 
Mond  1883,  1889 
Mond  u.  Langer  1890 
Mond,  Quincke  u.  Berthe- 
lot 1891 
Mond,  Quincke  u.  Langer 

1890 
Mond  u.  Deutsche  Solvay- 

werke  1887 
Mond,  Bamsay  u.  Shields 

1898 
MondeTÜle,  de  1320 
Mondinus  s.  de  Luz«  1314 
Monfang  u.  Tafel  1901 
Monge  1793,  1796 
Monge  u.  Camot  1794 
Monier  1867 
Monnet  1888 
Monro  1720,  1726,  1744 
Montague,  Lady  1717 
Montalembert,  von  1776 
Montanari  s.   Hobbes  und 

Montan  ari 
Monte,  del  s.  Ubaldi 
Monte  Corvino,    de    1290, 

1292 
Montefiore-Levi  u.  Künzel 

1870 
Monteiro  1813 
Montessus  de  BaUore  1903 
Monte  verde  1607 


Montg6ry  1825 
Montgolfier,  J.  £.  u.  J.  M. 

1782 
Montgolfier,    J.   M.    1790, 

1796 
Montgolfier  (Mechaniker) 

1819 
Montgomerie  1840 
Montigny  1856 
Montlaur  s.  GaU  u.  Mont- 

laur 
Moororoft  1800,  1812 
Moore,  James  1784,  1789 
Moore,  Jonas  1681 
Moore,  Joseph  1862 
Moore,  Mao  Farlaue  1904 
Moos  1870 
Morand  1739 

Morand  u.  Le  Dran  1710 
Moreau,  P.  F.  1786 
Moreau  (Freilauf)  1898 
Moreau  (Persulfat)  1901 
Moreau      (Steingravierma- 

Bohine)  1839 
Moreau  de  Jonnte  1825 
Morel  1674 

Morgagni  1719,  1761,  1763 
Morgan  (Generator)  1905 
Morgan     (EerzengieB- 

masohine)  1848 
Morichini  1802 
Morin,  A.  1831.  1841.  1854 
Morin,  J.  B.  1616 
Morin  (St.  Cloud)  1695 
Möring  1868 
Moritz,  F.  1899 
Moritz  von  Sachsen  1732, 

1740 
Morland  1670,  1674.   1675 
Moro  1740 
Morren  1836 
Morrison  1870 
Morse    1836,    1840.    1843, 

1846 
Morse  (Pyrometer)  s.  Kurl- 

bäum  u.  Holbom  1900 
Morse  u.  Fardely  1844 
Morstadt  1837 
Morstein,  von  1893 
Mortier  1894 
MortUlet  1864 
Morton,  T.  1818 
Morton  (Malaria)  1689, 

1697 


1114 


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Mosander  1839,  1842,  1843 
MoBchopuloB  1400 
MoBcrop  1866 
Moselej  1835 
Mosengeü,  von  1876 
Moser  1842 

Mosetig-Moorhof  1880,1903 
Messe  1894 
MoBSOtti  1836 
Mossotti  n.  ClansiuB   1850 
MoBzkovricz   n.    Stegmann 

1905 
Mothes  1834 
Mott  1818 
Mouchez  1887 
Mouchot  1864 
Mo'ufang  u.  Tafel  1901 
Moule  1864 

MoTiBsin-Puschkin  1800 
Mousson  1868 
Mouton,  G.  1670 
Mouton,  J.  L.  1879 
Mowbray  1868 
Mudge  1790 
MüffUng  1821 
Mnlder  1836,   1840,   1844, 

1864,  1862 
Müller  A.  (Colorimeter) 

1864 
Müller,  A.  J.  J.  H.  1842 
Müller,  AI.  1873 
Müller,  Egon  1896 
Müller,  F.  A.  1850 
Müller,  Fritz  1863,  1879 
Müller,  F.  von  1854 
Müller,  G.  1893,  1897 
Müller,  Heinrich  1850 
Müller,  Hermann  1873, 1885 
Müller,  Joh.  s.  Eegiomon- 

tanus 
Müller,  Joh.    1826,    1831, 

1833.   1834,   1835,   1838, 

1840,  1844,  1846,  1867 
Müller,  J.  H.  1782 
Müller,  Johann  Georg  1776 
Müller,  J.  H.  J.  1849 
Müller,  Johann  s.  van  der 

Mey  u.  Müller 
Müller,  0.  P.  1779,  1786 
Müller-Breslau  1880 
Müller  von  Keichenstein 

1782 
Müller-Thurgau  1880,  1882 


Müller  (Eisenbahndirektor) 

1891 
Müller,    Eapit&n    (Karto- 
graphie) 1780 
Müller,  F.   n.  Lov^n   1848 
Müller,  Friedlich  u.  Wink- 
ler 1870 
Müller,G.a.  Eempf,  P.  1894 
Müller,  Hermann   u.   Lux 

1899 
Müller,  R.  n.  Graef  1906 
MuUings  1880 
Mumme  1492 
Münchhausen,  von  1766 
Munck  af  Rosenskjöld  1838 
Muncke  1829 
Mungo  Park  s.  Park,  Mungo 

1796 
Munok,  J.  1884 
Munk,  H.  1876 
Münster  1644 
Muntz  1832,  1852 
Müntz    s.    Schlösing    und 

Müntz  1877 
Müntz  u.  Lain6  1908 
Mnnzinger  1864 
Mnrohison  1840,  s.  a.  Clarke 

1841 
Murchison  u.  Sedgwick 

1836 
Murdoch  1784,  1785,  1792, 

1796,  1798,  1799,  1812 
Mnrray,  M.  1802,  1814 
Murray  (Galvonoplastik) 

1840 
Murray  (opt.  Telegraphie) 

1796 
Musa  23  V.  Chr. 
Musculus  1864 
Müseler  1841 
Mushet  1856 
Muspratt,  J.  1823 
MuBsohenbroek,  B.  1766 
MuBsohenbroek,  J.  J.  1731, 

1760 
Muthmann  1887 
Muthmann  u.  Hofer  1903 
Muthmann,  Hofer  u.  Weiss 

1901 
Mutis  1759,  1780 
Muwaffat  975 
Muybridge  1880 
Myers  1845 
Mynsicht,  van  1631. 

—     1115     — 


PtftoitttiviynlcliHis 

Nabonassar  747  v.  Chr. 
NabukudurruBur  670  V.  Chr. 
Nachtigal  1870,  1884 
Nadar  u.  Godard  1869 
Nadaud  de  Buffon  1861 
Nagel,  A.  1865,  1896,  1907 
Nagel,  W.  1887 
Nagel  &  E&mp  1877,  1891 
Naegele  1819 

N&geli,  von  1844, 1849, 1860 
Nägeli  u.  Cramer  1856 
Nagelmaokerd  1890 
Naing  Sing  1874 
Nansen  1888,  1893 
Napier  of  Merchiston  1614, 

1617 
Napier,  R.  1860 
Napier  (Trajekt)  1851 
Napoleon  I.  1800,  1812 
Nares  u.  Markham  1876 
Nasmyth  1840,  1842,  1844 
Nassir-Eddin  al  Thusi  1260 
Natalis  1896 
Natanson  1866 
Nathan,  L.  1898 
Nathanson,  AI.  1906 
Nathusius  1872 
National  Convent  1793 
Natterer  1844 
Naumann  1830, 1847,  1858, 

s.  a.  BerzeliuB  1816 
Navarro  1495 
Navez  1869 
Navier   1820,    1821,    1823, 

1829,  s.  a.  Bemoulli,  D. 

1736 
Nawaschin  b.  Guignard  u. 

Nawaschin 
Naylor  1867 
Nearchos  327  v.  Chr. 
Nebukadnezar  II.  s.  Nabu- 

kudurrusur  670  v.  Chr. 
Neoho  610,  600  v.  Chr. 
Needham,  J.  T.  s.  Spallan- 

zani  1766 
Needham,  W.  1667 
Needham  (Techniker)  1828 
Needham  u.  Kite  1853 
Neeff  u.  Wagner  1839 
Nees  von  Esenbeck  1824, 

1832 
Neesen  1889 
Negker,  de  1608 
Negretti  u.  Zambra  1880 


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PSfMMnVMnKlllllS 


Negri  1903 

Nehon,  de  s.  Thevart  1688 

NeilBon  1828 

Neisser,  A.  1870,  1906 

Neiaser,  M.  u.  Sache  1906 

N^laton  1860 

Nemee  n.  Haberlaudt  1902 

Nemorarius  1220 

Nencki,  von  1876,  1886,  8. 

a.  Kühne  u.  Nenoki  1876, 

Freiichs  1858,  Selmi  1878 
Nencki,  von  u.  Marohlewaki 

1901 
Nencki,  von  u.  Sieber  1888 
Neri  1612 
Kernst    1888,    1893,    1894, 

1898,  1906 
Nemst  u.  Dolezalek  1896 
Nemst  u.  Kiesenfeld  1903 
Nero  54,  66,  68 
Nessler,  J.  1856,  1860 
Neesler  (Eupfergewinnung) 

1450 
Nessler,  J.  u.  Barth  1883 
Nestle    1872,   s.    a.    Hors- 

ford  1849 
Neetler  1900 
Netto  1896 
Neubauer  1800 
Neuber  1881,  1882 
Neuberg,  C.  1900,  1904 
Neuberg,  C.    u.    Neimann 

1904 
Neufeld  u.  Rimpau  1904 
Neuhauß  1898 
Neuhauß  u.  Worel  1900 
Neumann,  C.  1749 
Neumann,     F.     £.     1823, 

1834,    1845,  s.   a.   Kopp 

1864 
Neumann,  Kaspar  1719 
Nenmann,  K.  G.  1877 
Neumann,  R.  S.  von  1860 
Neumayer  1873, 1879,1880, 

1882,  1891 
Neumayr  1890 
Neuss,  H.  J.  1838,  1856 
NeviUe  (Glas)  1857 
Neville  (WasserfUter)  1834 
Newall  1837 
Newberry  1808 
Newcastle  (Stadt)  1890 
Newcomb  1874,  1878,  1896 
Newcomen  1710,  1726 


Newcomen  u.  Cawley  1706 
NeweU  1901 
Newlands  1865 
Newton,  H.  A.  1864 
Newton,  Isaac  1666,  1669, 

1670,   1671,   1672,   1676, 

1679,  1682.  1686.  1687, 

1701,  1704,  8.  a.  Pioard 

1669 
Newton,  John  1876 
New  York  (Staat)  1907 
Nicholson,  £.  Ch.  1862 
Nicholscm,  W.    1787,  1802, 

8.  a.  Roberval  1663,  Car- 

lisle  n.  Nicholson  1800 
NicholsonCVerbundmasohi- 

ne)  1850 
Nidausse,  J.  u.  A.  1890 
Nico!  1828 
Nicolaier  1884 
Nicolajczuk  1894 
Nicolaus  I.  1828 
Nicolans  von  Salerno  1150 
Nioot  1565 
Niebuhr  1761 
Niemann  1869 
Niepoe,  J.  N.  1816 
Niepce  u.  Daguerre  1829 
Niepce  de  St.  Victor,  Cl.  N. 

1848 
Nieske  1887 
Niethammer  1899 
Nietzki  1877,  1880,  1887 
Nietzki  u.  Benckiser  1886 
Nietzki  u.  Mäckler  1890 
NiewenglowBki  tu  d'Arson- 

val  1896 
Nigge  1816 
Nightingale  1859 
NikandroB  138  v.  Chr. 
Nikitorow  1902 
NikomachoB  160 
Nikomedee  220  v.  Chr. 
Nilson  1879 
NilBson,  N.  H.  1892 
Nissl  1894 

Nitokris  620  v.  Chr. 
Nitze  1879 
Nixon  1803 

Nobbe,  F.  1869, 1871, 1895 
Nobbe  u.  Richter  1902 
Nobel,  A.  1863,  1867,  1876, 

1890 
Nobel,  L.  1877 


Nobert  1864 

Nobili    1826,    1826,    1827, 

1828,  1830 
Noble,  Andrew  1863 
Noble,  A.  u.  Abel  1874 
Noble,  W.  u.  Pigott  1677 
Nocard  n.  Roux  1887 
Nook  1806 
Noe  1870 
NoUet  1748 
NöUner  1854 
Noelting  1880 
Noorden,  von  1903 
Nooth  1773 

Norddeutscher  Lloyd  1900 
Nordenfeit  1882,  1885 
Nordenskjöld,   A.  £.   von 

1875,  1878 
Nordenskjöld,  N.  G.   1856 
Nordenskjöld,  0.  1901 
Nördling,  von  1867 
Nordtmeyer  1891 
Norman  1676 
Nörrenberg  1833 
Norris,  S.  1862 
Nonis  (Steuerung)  1833 
Northern  Pacific  Railroad 

Co.  1883 
Northrop  1896 
Norwood  1633 
Nova,  da  1601,  1502 
Novara  da  Ferrara  1483 
Novy  1903 
Nufer  1500 

NumaPompilius  717  v.Chr. 
Nuüez,  de  1546 
Nureddin  1167 
NuBsbaum,  von  1873 
Nyr6n  1873. 


Obeid  el  Bekri  1067 
Oberbeck  1881 
Oberdieck  1852 
Oberkampf,       Chr.       Ph. 

1780 
Oberkampf  der  Jüngere 

1830 
Obermayer,  von  1888 
Obermeier  1873 
Obermeyer  u.  Piok  1906 
Obemetter  1868 
Obemier  s.  Jaoubaaoh  1879 


—     1116 


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ObenheiniBoher  Verem  für 

Luftschiffahrt  1905 
O'Brien  1789 
Obry  1897 
Oechelhänser  1896 
Oechelhäuser  n.  Junken 

1893 
Oechele  1838 
O'Connel  1888 
Oddie  1902 
Odebrecht  1864 
Odier,  A.  1823 
Odier,  L.  1786 
Ogle  1826 

Ohm  1826, 1827, 1840, 1843 
Oken  1806 
Olbers    1797,    1802,    1807, 

1812,  1833,  8.  a.  Loya  de 

Cheaeaux  1744 
Oliver  u.  Sch&fer  1894 
Ollier  1858 
Ollivier  1822 
OlmBted  1833 
Olpen  1901 
Oelschläger  n.  Schrottke 

1897 
Olsen  1830 
Olszewski,  E.  1906 
Olszewski    u.    Wroblewski 

1883 
Olympiodor  450 
Oenopides  460  v.  Chr. 
d'Ons-en-Bray  1734 
Opelt  1829 
Oppenheim,  H.  1901 
Oppennann,  M.  A.  1873 
OptiaoheWerkstätte  V.  Karl 

Zeiß  1899 
d'Orbigny  1855 
Ord  1878 
Orellana  1541 
Oresme  1360 
OrfUa  1813 
OrgiU  1807 
OribasiuB  361 
Orleansbahn  1858 
Orling  u.  Armstrong  1898 
Ormrod  1818 
Orr  1877 
Orsat  1874 
Oersted  1819,  1820,  1821, 

1822,  1827 
Oersted  u.  Fourier  1823- 


Oersted  n.  Schwendsen 

1826 
Orta,  G.  de  1660 
Oertel  1865,  1891 
Ortelius  1570 
Ortenbach  n.  Vogel  1897 
Orth  1876 
Ortmann  1896 
Osann  1829 

Osbome,  H.  a.  1808  Cook 
Osbome.  W.  A.  1902 
Oschatz  1843 
O'Shangnessy  1839 
Oslander  1801 
Osler  1839 
Osmond  1895 
Ost,   Haitinger  u.   Lieben 

1884 
Ostberg  1876 
Oesten  1892 

Oesten  u.  Proskauer  1888 
Oesterlen  1827 
Ostermayer  1880 
österreiohisoher  Verein  ffir 

ohemisohe   u.    metaUor- 

gisohe  Produktion  1898 
österreichiBoheB    Handels- 
ministerium 1860 
Oestlund  1869 
Ostwald  1877.  1879,  1880, 

1888,   1889,   1894,   1898, 

1901.  1902 
Ostwald  u.  Gros  1902 
Otfried  868 
Othar  870 
Otis  1843,  1860 
Ott  1763 

Oettingen,  von  1866 
Otto,  C.  1880 
Otto,  J.  P.  W.  1792 
Otto,  N.  1876 
Otto  u.  Langen  1867 
Oudemans,  A.C.  1872, 1876 
Oudney  s.  Clapperton,  Den- 

ham  n.  Oudney 
Oudry  1827 
Outram  1793 
Overweg  s.  Barth,  Richard- 

son  u.  Overweg 
Oviedo  y  Valdas,  de  1636, 

1536 
Owen,  E.  1835,  1850,  1861 
Owen    (Flaschenmaschine) 

1907 


Oxland  1868 
Oeynhausen,  von  1834 
Ozouff  1866. 


Paal  1890 

Paabsow  1869 

Paabsow  u.  Rubens  1889 

Pabst  1880 

Paoohioni  1697 

PaoificuB  850 

Padni  1831 

Pacinotti  1860 

Paciolns  1487 

Packard  1888 

Packe  1743 

Paganini  1878 

Page  1837,  1862,  s.  a.  Wert- 
heim 1848 

Pagenstecher  1878 

Paget,  A.  1861 

Paget,  J.  1877 

Paixhans  1822,  1834 

Palacio  1893 

Palestrina  1660 

Palfyn  1721 

Pal^ave  1862 

PaliBsy  1640,  1560 

Palladio  1660 

Palladius  360 

Pallas  1766,  1768,  1777, 
1781 

PaUiser  1860 

Palmer,  R.  1821 

Palmer  (Blechlehre)  1848 

Pahner  (Techniker)  1823 

Palmer  (Töpfer)  1670 

Palmer,  £dw.  u.  Ahner 
1843 

Palmieri  1872 

Palotta  1824 

Pambour,  de  1834 

Pampe,  F.  1903 

Panaroli  1660 

Pander  1817 

Pannartz  b.  Sweynheim  n. 
Pannartz 

Panningriahee  3600  v.  Chr. 

Piuitotsek  1866 

Pannm 1866 

Pape  u.  Henneberg  1897 

Papin  1674,  1675,  1687, 
1689,  1690,  1707 


1117  — 


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PIfftOBWiVMHiCIllllt 


Pappenheim  1660 

Pappog  300 

Paquier  u.  Yemenil  1900 

Paracelaus  1520, 1626,  1666 

ParamelleB  1827 

Parohappe  de  Vinaj  1848 

Pardiea  1673 

Far6  1536, 1540, 1545,1661, 

1673,  1576 
Patent,  A.  1700 
Parent-Duchatelet  1824 
Paris  1827 

Pariser  Akademie  1776 
Pariser  Akademie  für  Chi- 
rurgie 1756 
Park,  H.  1781 
Park,  Mango  1796 
Parke,  Davis  &  Co.  1877 
Parker,  James    1791,  1796 
Parker,  Robert  1787 
Parker  (Drechselmaaohine) 

1821 
Parker  (Lampe)  1819 
Parkes     (Bleientsilbening) 

1850 
Parkes  (Kautschuk)    1843, 

B.  a.  Lampadius  1796 
Parkinson  1817 
Parmenides  480  v.  Chr. 
Farmen tier,  A.  A.  1787 
Parmentier(Chemiker)1881 
Parrot  1816 
Parry,  E.  1819,  1827,  s.  a. 

Koss  1818 
Parry,  G.  1864,  1870 
Parseval,  von  1906 
Parsons,  Ch.  A.  1884 
Parsons  (Grammophon) 

1906 
Parteis  1711 
Partsch  1882 
Pascal,  B.  1640,  1642,  1648 

1654,  1660 
Pascal  (Generator)  1861 
Paschen  1889,  1893 
Pashley  1730 
Pasley  1838 

Passburg  u.  Huber  1897 
Paessler   1894,   s.   a.   Bra- 

oonnot  1832 
Pasteur  1848,    1853,   1867, 

1868,   1860,    1861,    1864, 

1866,   1872,    1876,   1877, 

1880,  1885 


Paateur,  Chamberland  und 

Roux  1889 
Pastor  1835 
Patent  Plumbago  Crucible 

Company  1864 
Patera  1853,  1854,  1868 
Patschke  1903 
Patterson,  S.  B.  1836 
Patterson  (Jaluit)  1809 
Pattinson  1833,  1841 
Pauer  1810 
Pauksch  Aktien-Gesell- 

Bohaft  1898 
Paul  1741,  B.  a.  Wyatt  1738 
Paul  u.  Cownley  1884 
Pauli,  von  1870 
Paulin  1850 

Paulinns  von  Kola  409 
Paulitzky  1787 
Paulsen  1884,  1894 
Paulus,  AemiliuB  168  v.Chr. 
Paulus  von  Aegina  660 
Pausias  360  v.  Chr. 
Pauwels  1837 
Pavie  1903 

Pawlow  1895,  1898,  1901 
Payen    1822,    1825,    1836, 

1840,  s.  a.  Br^ant  und 

Payen 
Payer  1857 
Payer,   von  u.  Weyprecht 

1872 
Payne,  A.  H.  1880 
Payne  (Ingenieur)  1831 
Payne  u.  Hanbury  1728 
Payzant  1883 
Peach  u.  Home  1906 
Peachey  s.  Pope  u.  Peachey 
Peake  1860 
Peale  1878 

P^an  s.  Billroth  1881 
P6an  de  St.  Gilles  1856,  s. 

a.  Berthelot  u.  P6an  de 

St.  GiUes 
Peary  1891,  1898,  1906 
Pebal,  von  1862 
Pebal  u.  Freund  1861 
Pechmann,  H.  von  1894 
F6clet  1827 
Fecquet  1647 
Pecqueur  1846 
Pedemontanus    s.    Rosello 

1567 
Pedersen  u.  Poulsen  1898 


Pedrik  &  Ayer  Co.  1894 

Peichl  1876 

Peireso  1634 

Peletier  1573 

P^ligot  1841,  1844,  1858 

PeUat  1860 

Pellet  s.  Champion  u.  Pellet 

Pelletier,    B.    1788,    1790, 

1792 
Pelletier,  J.  1814,  1832.   s. 

a.  Caventou  u.  Pelletier 
Pelletier,  J.  u.  Sainte-CIaire- 

Deville  1846 
Pelletier,  J.  u.  Thiboam^ry 

1836 
Pelletier,  J.  u.  Walter  1837 
PeUetier  u.  Vogel  1815 
Peiouze,  J.  Th.   1831,  1834. 

1836,  1838 
Peiouze,  J.  Th.  und  G^lis 

1843 
Peiouze,  J.  Th.   u.  Fr6my 

1854 
Peiouze,    Eugene     o.    Au- 

douin  1873 
Peiouze  u.  Kunheim  &  Co. 

1867 
Peltier  1834 
Peltoa  1884 

Penok  1891.   1894,   1904 
Pender  s.  Field.  Pender  u. 

Anderson 
P^niakoff  1892 
Penn,  J.  1838,  1867 
Penot  1547 
Penzoldt,  F.  1880 
Penzoldt       (Hydroextrak- 

teur)  1836 
Pepys  1802 
Fercy  1876 
Fereira  1842 
FMer  1792 
P^er   u.    Auxiron    s.    de 

Jou£froy  1783 
P^rignon  1690 
P6rin  1844.  1852 
Pering  1810 
Perkin,  W.  H.  1866.  1866. 

1869.  1884 
Ferkln.    W.   H.    jr.    1889. 

1894,  1904 
Perkin,  A.  G.    u.  Gonnell 

1896 


—     1118     — 


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PiraontnvBnEtichiiis 


Perkin,  W.  H.    u.  Duppa 

1868.  1860 
PerMiiB,  A.  M.  1822,  1831, 

1835 
Perkins,  J.  1824. 1835,  1845 
Perkins,  J.  u.  Faiiman  1820 
Pemolet  1852 
Perret  &  Sohn  u.  Ollivier 

1833 
Perrier,  Anthony  1822 
Perriganlt  a.  Farcot  1864 
Perrin  1896 

Perrine,  C.  1904,  1906 
Perrine,  H.  1836 
Ferronnet  1770 
Perrot  1834 
Peirotin  1902 
Perry  1830 
Feme  1713 
Person  1851 
Persoon  1822 
Persoz  1839,  s.  a.  Biot  n. 

PeT8oz,8.a.Paynu.Per8oz 
Persoz,  Rondot  n.  Miohel 

1858 
Perty  1852 
Peschel,  0.  1874 
Peschel    (Steinbohr- 
maschine) 1798 
Pessina  von  Czeohorodl802 
Pester  Mablmühle  1870 
Pet  1580 

Peter  der  Große  1715 
Peter  IV.  von  Aragonien 

1354 
Petermann  1846,  1866 
Petera,  Ch.  A.  F.  1861 
Peters.  Karl  1899 
Petersen  1861 
Petiot  1870 
Petit,  A.  Th.  s.  Dolong  u. 

Petit  1816,  1819 
Petit,  Fran^oiB  1729 
Petit,    J.    L.    1716.    1731, 

1736,  1750 
Petit  (Pnlverisiermasohine) 

1823 
Petitjean  1856 
Fetr^ano  1896 
Petrie,  F.  1883,  1887,  1891 
Petrucci  1498 
Petrus  de  Crescentiis  1280 
Petrus  Martyr  1516 
Fett  1637 


Pettenkofer     1849,     1860, 

1867,   1858,   1870,   1872, 

1875,  B.   a.   Mendelejew 

1869 
Pettenkofer  u.  Voit  1861, 

1871 
Petters  1857 
Pettigrew  1873 
Pettit  u.  Molon  1852 
PettuB  1683 
Petzval  1840,  1856 
Peurbach,  von  1450,   1454 
Peutinger  s.  Celtes  1500 
Peyer  1677 
Peyssoael  1723 
Pfaff,  Ch.  H.  1808,  1826, 

B.  a.  Volta  1793 
Pfaff,  Joh.  1839 
Pfaff,  Philipp  1766 
Pfatischer  1898 
Pfeffer   1873,    1876,   1877, 

1883 
Pfeiffer  1889,  1895 
Pfeiffer  u.  Friedberger  1903 
Pfister  1842 
Pflüger,  A.  1904 
Pflüger,    E.     1859,     1863, 

1872,   1875,   1877,   1886, 

1904 
Pfolspeundt  1460 
Pfuel,  von  1817 
Pfyffer  1766 
Phelps  1884 
Phidias  438  v.  Chr. 
Philagrios  350 
Philippart  1881 
Philippos  378  v.  Chr. 
Philippsohn  u.  Leechziner 

1878 
Phillipp8,J.  1841 
PhiUips,  P.  1831,  1836 
Philo  210  V.  Chr. 
Philolaos  420  v.  Chr. 
Phipps  1825 
Phipson  1869 
PhokoB  550  V.  Chr. 
Phoenix  Bridge  Co.  1904 
PhysiologuB  180 
Fiat  1888 
Piazzi  1801 

Picard  1669,  1670,  1675 
Piccard  1864,  1874 
Picciotto  1848 
Picoolomini  1539 


FiccolpasBo  1648 
Piche  1873 
Picht  1907 
Pickard,  G.  1906 
Piokering,  £.  C.  1879,  1888, 

1889 
Pickering,    W.    H.     1899, 

1902,  1905 
Pictet,  A.  1906 
Piotet,  A.  M.  1790 
Pictet,  R.  1876,  1877,1894, 

1906 
Pictet,  A.  u.  Rotsohy  1903 
Piefke  1893 
Pieler  1884 
Pieniazek  1884 
Pienitz  1807 

Piero  della  Franoesoa  1450 
Fierqnin  1831 
Piette  1901 

Pigott  s.  Noble  n.  Pigott 
PiU  1846 
Pilfttres.  Rozier 
Pilgram,  Pater  1788 
Pilz  1865 
Pinedo,  de  1523 
Pinel  1792,  1802 
Ping-wang  750  v.  Chr. 
Pinner  1892 

Pinner  n.  Schwarz  1902 
Pinto  1542 
Pintsoh,  J.    1867,    1877, 

1891 
Pinzon  u.  Sohs,  de  1509 
Piorry  1828 
Pipin  768 
Piria  1839,  1856 
Firia  u.  Ettling  1838 
Piria  u.  Limpricht  1856 
Pirogow  1860,  1864 
Pirquet,  von  1907 
Pisani  1300 
Piso  1648 
FistoriuB  1817 
Pitard  1311 
Pitha,  von  1840 
Pitiscus  1695 
Pitman  1837,  s.  a.  Willis 

1602 
Pitot  1728 
Pittler,  von  1890,  1904, 

1906 
PiuB  VI.  1778 
Piutti  1886 


1119 


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Piver,  M.  0.  18«0 

PimlS32 

Pizarro  1532 

Pianok  1888 

Planer  u.  Trommsdorf  1778 

Piano  Carpini,  de  1246 

Planta  1765 

Plantamour  1860,  1878 

Planta  1869,  1886 

Plateau  1832,   1839,   1843. 

1862 
Plater  1570,  1583 
Plath  1887 

Platner  b.  Hautsoh  1666 
Plato  387  V.  da. 
Platt  1652 
Plattner  1836 
Plattner  o.  Peroy  1846 
Player  1870 
Playfair,     John    1802,    b. 

a.  Hausmann  1806 
Playfair,  L.  1849 
Playfair,  W.  S.  8.  Mitchell 

1877 
Playfair  (Formeisen)    1769 
PleiscU  1836 
Plenoiz  1762 

Plinius  der  Ältere  77,  78 
PliBson  1827 
Plocq  u.  Guillain  1878 
Ploeesl  8.  Littrow  u.  Ploessl 
Plücker  1836,   1847,   1850. 

1869,  1861 
Plücker  u.  Hittorf  1866 
Plumier  1749 
Plumke  1836 
Plump  1821 
Plutarch  78 
Pneumatic  Tool  Company 

1898 
Po,  Pemäo  da  1472 
Pogge  1874,  1882 
Poggendorff  1821,  1826, 

1840,  1841,  1844 
Pohl  1828 
Pohlig  1904 
Poincar^  1881 
Poinsot  1804 
Poir^  1834 
Poirel  1834 
Poiseuille  1828,  1848 
Poisson  1804,  1816,   1833, 

1835 
Poitevin  1865,  1861 


Pökel  8.  Beukelss 

Poleni  1717 

Polhem  1694,  1710,   1719, 

1726,  1740 
Politzer  1863 
Pollak  1892,  8.  a.  Virag  u. 

Pollak 
PoUender  u.  Braueil  1849 
Polo,  Marco  1298 
Polo,  Marco  u.  Maffeo  1260 
Polo,     Marco,    Maffeo    n. 

Marco  jnn.  1271 
Polonoeau  1830 
Polster-Sohapier  1880 
PolBunow  1763 
Polte  1896 

Pombeiros  s.  1802  Batiata 
Ponce,  de  1670 
Ponce  de  Leon  1512 
Poncelet  1813,  1825,  1848 
Poncelet  u.  Coriolis  1826 
Ponfick   1890 
Pons  1818 
Pontifex  1824 
Ponton,  M.  1839 
Ponza  1876 
Pope  u.  Peachey  1899 
Popoff,  W.J.  (Admiral)1880 
Popoff  (Kohärer)  1895 
Popp  1888 
Popper  1875 
Pöppig  1826 
Pordenone,  de  1316 
Porret  1808 
Porro,  Ed.  1876 
Porro,  Ign.   1847,    1851, 

1862 
Pörsch  u.  ZetzBche  1876 
Porta  B.  Della  Porta 
Porter  (Anker)  1846 
Porter  (Regulator)  1860 
Porter  (Stimmgabel)  1893 
Porterfieid  1769 
Portis  1878 
Porzellanmanufaktur   S^v- 

res  1816,  1867 
Posch  1774 

Poseidonios  100  v.  Chr. 
Posselt  n.  ßeimann  1828 
Postemac  1903 
Pothenot  s.  SneUius 
Potoni6  1906 
Poetsch  1880 
Pott,  J.  H.  1739,  1746 


Pott,  P.  1745 
Pott  (Chelsea)  1816 
Pott  (Pneumatische  Zylin- 
der) 1843 
Potter  1712 
Pottevin  s.  Kastle  n.  Loe- 

venhart  1900 
Pouillet  1822,   1827,   1836, 

1837,  1838 
Poulett  Scrope  1826 
Poulsen,    V.    1905,    s.     a. 

Pedeisen  u.  Poulsen 
Pouncey  1858 
Ponroel,  M.  A.  1879 
Ponrfour  du  Petit  1710, 

1727 
Pow  n.  Fawcus  1823 
Powdl,  B.  1866 
I  PoweU,  J.  W.  1869 
Powers  1768 
Prandtl  1864 
Praetorius  1590 
Pratt  1810,  1855 
Pravaz  1831 

Praxagoras  335,  330  t.  Chr. 
Precht  1880,  1900 
Preece,W.  H.  1864,  1893 
Prentioe  &  Sohn  1866,  1893 
Preshel  1837 
Pressier  1874 
Preßluftstabzuführungs  - 

Gesellschaft  1906 
Prestel  1864 
Prestwich  1885 
Pretsch  1854 
Preußische  Regierung  1886, 

1887,   1888,   1892,   1897, 

1906 
PreuCisohes      Ministerium 

der  öffentlichen  Arbeiten 

1908 
Pr6vost  1830 
Pr^vost  u.  Dumas  1824 
Preyer,  T.  W.  1871,  1873 
Pribram  1902 
Prioe  1816 

Prichard  1813,  1836 
Prießnitz  1830 
Priestiey  1770,  1771,  1772, 

1774,  1776,  1776,  1777, 

1778,  1799 
PrieeÜey  u.  Scheele  1771 
Prieetman  Brothers  1889 
Prienr-Duvemois  1800 


—     1120     — 


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PiVMMIIVIRIICllllll 


Prim  1882 

Prini^e  1760 

Pringle  n.  Huzham  1743 

Prmg8hei]nl866. 1874, 1879 

Plinsen  n.  Croerligs  1890 

Prinsep  1828 

Prior  1840 

Pritchard  1886 

Privat  1813 

Probst  1839 

ProbuB,  Kaiser  281 

Proohaska  1800 

Prothoroff  o.  Müller  1886 

Prokopios  663 

PröU  1872 

Pröll  u.  Dörfel  1884 

Prony,  G.  C.  F.  M.  1821 

Prony,  M.  R.  de  1802 

Prosser  1840 

Prött  u.  Seelhoff  1887 

Proust   1787,    1798,    1801, 

1806,  1807,  1818 
Prout  1816,  1834 
Prudentios  Clemens  406 
Prudhomme  1877,  1880 
Pryt«  1886 
PrzewalBkij  1870,  1879, 

1883 
Psohorr  1902 
Psohorr  tu  Vongeriohten 

1900 
PtolemaeuB  160 
Ptolemaeos    II.    Philadel- 

phoB  260,  269  t.  Chr. 
Puff  1908 
Puissant  1807 
Pulfrich  1886,  1888,  1899 
Pullinger  1891 
Pullman,G.1868, 1872,1887 
Pullmann  (Gerberei)  1897, 

1898 
Pupin  1899 
Purkinje,  J.  E.  1825,  1836, 

1837 
Purkinje  (Techniker)  1825 
Purkinje,  J.  £.  u.  Valentin 

1835 
Purnell  u.  Fleur  1766 
Pythagoras  632  v.  Chr. 
Pytheas  320  v.  Chr. 


D»tmit»edter 


Quatrem^-Disj  onvall  797 

Quenstedt  1843 

Quercetanus  s.  du  Chesne 

Quetelet  1833,  1835,  1841, 
1842 

Quetelet,  Olbers  u.  Benzen- 
berg 1837 

Quevenne  1840 

Quincke,  G.  1861,  1862, 
1884,  1894 

Quincke,  G.  u.  Wagen- 
mann 1866 

Quincke,  H.  1891 

Quinquet  1756 

QuiroB  1606 

Quintenz  u.  Schwilgngl822 

Quittenbaum  1826. 


Babitz  1873 
Rabateau  1892 
Radakowii  1900 
Radde  1863 
Radinger  1870 
Radziszewski  1877 
Rae,  John  1863 
Rae  (Goldgewinnung)  1867 
Rafael]il902 
Raffelsberger  1840 
Rai-ko  2600  v.Chr. 
Raky  1896 
Raleigh  1684,  1697 
Ramazzini  1680 
Ramean  1726,  1730 
Rammelaberg  1880 
Ramon  y  Cajal  1891,  1899 
Rampont  u.   Roosebeke 

1870 
Ramsay,  C.  A.  1678 
Ramsay,  W.  1905,  1907 
Ramsay  u.  Cleve  1896 
Ramsay  u.  Rayleigh  1896 
Ramsay,  Shields  u.  Mond 

1898 
Ramsay  u.  Soddy  1903 
Ramsay  u.  Travers  1898 
Ramsbottom,  J.  1862,1863, 

1864 
Ramsbottom  (Firma)  1860 
Ramsbottom,     Kitson     u. 

Meggenhofer  1855 
Ramsden  1775,  1777,  1783, 

1789,  1799,  1801 

—     1121      — 


Ramses  II.  1250  y.  Chr. 
Ramses  III.   1170  v.  Chr. 
Ramsey  u.  WUdgoose  1618 
Rankine,  W.  J.   M.    1867, 

1869,  1866 
Ranneken  1672 
Ransome,  R.  1785 
Ransome  u.  Söhne  1840 
Ranvier  1880 
Raoult,  F.  M.  1876,  1884, 

1888 
Raoult  (Schloß)  1862 
Raps  1893 
Raschdorff  1898 
Raschig  1887,  1907 
Rasmussen  1868 
Rasori  1836 
Raspail  1826 
Ratcliffe  1680 
Ratdold  1487 
Rateau  1889,   1898,   1900, 

1902 
Rath,  vom  1868 
Rathenau  u.  Rubens  1894 
Rathke  1820,  1825 
Ratpert  880 
Ratzeburg  1839 
Ratzel  1880,  1882 
Rauhenast,  von  1 198 
Rauter  1888 
Raus  1868 
Ravaton  1760 
Ravehead  1766 
Ravel  1896 
Ravenscroft  1674 
Ray  1686,  1692,  1693, 1696 
Raydt  1879,  1880 
Rayer  1826,  1839 
Rayger  1667 
Rayleigh  1871,  1907,  8.  a. 

Ramsay  u.  Rayleigh 
Rayleigh  u.  Boys  1886 
Read,  Nathan  1791 
Read,  Carol  u.  Agramonte 

1899 
Readman  1891 
R«all806 

Real  u.  Pichon  1827 
Realdo  Colomba  1569,  s.  a. 

Serveto  1640 
R6aumur  1709,  1711,  1722, 

1724,   1730,   1734,   1760, 

1762 
Reaves  1781 

71 


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PtrwMwmwrulchnl« 

Rebeur-Pasch'witz  1889, 
1892,  B.  a.  HengleT  1830 

Kebmanu,  Eihardt  u. 
Krapf  1848 

Becamier  1818 

Recamier  u.  Pravaz  1827 

Reokenzaun  1882 

RecklinghauBen  1863 

Recklinghausen  u.  Wal- 
deyer  1871 

Recknagel  1878 

Recorde  1557 

Redard  1907 

Reden,  von  8.  Reignier  1780 

Redfield  u.  Loomis  1849 

Redi  1648 

Redtenbacher,  F.  1858 

Redtenbacher,  Joseph  1843 

Reece  1849 

Reed,  E.  J.  1864,  1868, 
1884 

Reee,  de  1736 

Rees,  van  1846 

Reese  1876 

Reese  1870 

Reeve  1877 

Reffye  1867 

Regensburg  (freie  Stadt) 
1452 

RegiomontanuB  1463, 1475, 
8.  a.  Walther  u.  Regio- 
montanuB 

Regnard  1888 

Regnart  1818 

Regnault  1835,  1839,  1840, 
1841,  1845,  1846,  1847, 
1860,  1859,  1862,  1863, 
s.  a.  Magnus  u.  Regnault 

Regnault  u.  Jelly  1840 

Regnault   u.   Reiset    1849 

Regnier  1790,  1810 

Rehe  1819 

Reich,  F.  1847,  1849, 1862, 
1859 

Reich  u.  Richter  1863 

Reichardt  1860 

Reichaidt  u.  Bueb  1892 

Reiche  1826 

Reichenbach,  G.  von  1800, 
1804,  1807,  1808,  1811, 
1816,  1819,  1820 

Reiohenbach,  K.  von  1828, 
1830,  1832 


Reiohenbach,  von  u.  Fraun- 
hofer 1812 

Reichert  1840,  1847 

Reiohseisenbahnen  1882 

Reid  1870 

Reignier  1780 

Reimann  1827 

Reimer  1876 

Reinecker,  J.  £.  1893 

Reinhard  1800 

Reinhold,  Er.  1561,  1560 

Reinitzer  1888 

Reinke  1901 

Reinsch  1839 

Reis  1861 

Reisinger  1818,  s.  a.  Himly 
1828 

ReiBS  u.  Stübel  1866,  1868 

ReisBwitz,  von  1824 

Reithoffer  s.  Stadler  1820 

Rellstab  1868 

Remak  1839,  1843.  1844, 
1851,    1852,    1855 

Remington  b.  Sholes,  Soul4 
u.  Glidden  1867 

Renaldini  s.  Huygens  1666 

Renan  1860 

Renard,  A.  1888 

Renard,  C.  1887,  1903 

Renard  tr^res  b.  Verguin 
1869 

Renard  u.  De  la  Haye  1878 

Renard  u.  Krebs  1884 

Renault,  E.  1831 

Rendu  1841 

Renk  1891 

Rennie,  G.  1829 

Rennie,  J.  1812 

Rennie,  G.  u.  J.  1838 

Reno  1893 

Renucci  1834 

Repsold,  A.  1874 

Repsold,  A.  G.  1835 

Repsold,  J.  G.  1801 

Repton  1789 

R6sal  1862 

Ressel  1826 

Retgers  1893 

Rettig  1890 

RetziuB  1835,  1842 

Reuben  u.  Philipp  1817 

Reuleaux  1875 

Reusch  1867,   1868,   1870 

Reuss  u.  Porret  1807 

—     1122     — 


Reverdin,  Jacques  L.  1869 
Reverdin,  Jacques  L.  u.  A. 

1882 
Rey  1630,  1631 
Reye  1868 
Reyher  1679 
Reynolds  1767 
Rhaeticus  1639,  1651 
Rhätische  Bahn-Gesell- 
schaft 1903 
Rhaze8  950 
Ribourt  1876 
Ricard,  F.  1880 
Riccati  1722 

RiccioU  1661,  1661,   1670 
Riccioli  u.  Grimaldi  1640 
Richard,  J.  1892 
Richard  u.  Archibald  1901 
Richards  Ch.W.  (Indikator) 

1861 
Richards,  T.  W.   1892 
Richardson,  B.   W.    1864. 

1871 
Richardson,  James  s.  Barth. 

Richardson  u.  Overweg 
Richardson,  John  s.  Ross, 

James    Clarke    1848     u. 

Frankin,    Back    u.    Ri- 
chardson 
Richardson,  T.  1842 
Richardson,Irving  a.Lund  v 

1863 
Richarz  n.  Ziegler  1900 
lUche,  J.  B.  L.  A.  1857 
Riebe     (Holzgasgenerator) 

1898 
Richer  1672,  s.  a.  Huygens 

1673 
Riebet  1876 

Riebet  u.  H6rioourt  1888 
Richman  1879 
Richmann  1760,  1753 
Richter,  A.  G.  1777,  1804 
Richter,  Eduard  1891 
Richter,  H.  £.  1866 
Richter,  H.  Th.  s.  R^ch  u. 

Richter 
Richter,  J.  B.   1792 
Richter,  M.  M.  1893 
Richter,  Theodor  1878 
Richter      (GresohoBzünder) 

1862 
Richthofen,  von  1868,  1872, 

1886 


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Google 


Rickli  1865 

Biokmers  1891 

Ricks  1896 

Ricord  1831 

Ridder  1840 

Rider  1564 

Riebeck  1861,  1872 

Riedel,  B.  1882,  1889 

Biedel,  J.  D.    1884,    1893, 

1903 
Rieder,  J.  1897,  1908 
Biedler  1882,  1883,  1899 
Riefler  1893 
Riehl  1908 
Riemann  1857 
Riemer,  J.  1903 
Riemer,  P.  de  1818 
Ries  1901 
Riese  1518,  1524 
Riess  1837,  1845 
Riess  u.  Marianini  1838 
Rieszner  1875 
Rietschel  1903 
Rietsohel  &  Henneberg  1901 
Rigaud  1837 
Riggenbach  1864 
Riggenbaoh,  Näff  u. 

Zschokke  1870 
Righi  1884 

Rigollot  (Prähistorie)  1854 
Rigollot  (Senfpapier)   1867 
Rijp  B.  Barents  1696 
Riley  1889 
RiUieux  1830 
Rimpau,  Th.  H.  1862 
Rimpau,  W.  1902 
Ringelmann  1897 
Rinmann  1780,  1783 
Riolan  1626,  1648,  1649 
Riquet  s.  Andr^oBsy  1666 
Risbec  1879 
Risler  1847 
Ritchey  1901 
Ritscbie,  s.  1833  Saxton 
Ritter,  A.  1874,  1889 
Ritter,  H.  1860 
Ritter,  J.  W.    1798,    1801, 

1803 
Ritter,  K.   1806,  1817 
Rittinger  1844,  1858,  1862 
Ritty  1879 
Riva-Rocci  1903 
Rive,  de  la  1837,  s.  a.  Da- 

nieU   1836 


Rivero,  da  1821 
Riviöre  1895 

Rivolta  u.  Mafincoi  1888 
Rizzo  1898 
Bobbia,  della  1438 
Bobert,  F.  1852,  1864 
Bobert,  L.  1799 
Boberts,  Is.  1888 
Boberts,   B.   (Manchester) 

1822,  1825 
Boberts,  Dale  &  Co.  1864 
Boberts,  Dale  u.  Pritchard 

1857 
Bobertson,  D.  1763 
Bobertson,  B.  H.  1897 
Robertson  (Latema  magica) 

1798 
Robertson    (Ratinierma- 

Bchine)  1838 
Roberval  1634,  1639,  1663, 

1670 
RobiUon  1823 
Robins,  B.  1745.  1756 
Robinson,  T.  R.  1846 
■Robinson  u.  Cotham  1858 
Robiquet  1812,  1817,  1829, 

1832,  B.  a.  Colin  u.  Robi- 
quet 
Robison,  Job;n  1759 
Robison  (Drahtlehie)  1823 
Röbling  1870 
Roebuck  1746 
Rochleder  1842,  1847,1851, 

1856 
Rochleder  u.  Schwarz  1853 
Roohon,  de  1776 
Roeckner  u.  Rothe  1880 
Rocquetaillade  1360 
Rodman  1857,  1859,  1860 
Roger  von  Parma  1180 
Rogers,  F.  M.  1879 
Rogers,  S.  B.  1825 
Rogers  u.  Bright  1895 
Roggeveen  1721 
Roguin  1817 
Robland,  P.  1904 
Rebifs  1866 
Röhmann  1897 
Rohr,  von  1903 
Rokitansky  1842,   1844, 

1860 
Roland  b.  Lembert  1810 
Roland  (Dampfkessel)  1870 
Rolando  1809 

—     1123     - 


Ptnonwvenelchnli 

Rolfink  1640,  1656 
Rolf&  1902 
BoUe,  M.  1690 
Bolle(Schweelapparat)  1 858 
BoU^  s.  Quintenz  u.  Schwil- 

gue 
Rolls  1875 

Romagnosi  s.  Oersted  1820 
Romanos  1892 
Romano  Pane  1497 
Romanowsky  1890 
Romazotti  1896 
Romberg  1855,  1857 
Rom«  de  i'Isle  1772,  1783 
Römer,  F.  A.  1841 
Römer,  O.  1674, 1675, 1676, 

1678,  1685,  1689,  1701 
Römer  u.  Wimmer  1906 
Romme  1793 
Ronalds  1816 
Ronalds  u.  Brooke  1846 
Bondelet  1554 
Böntgen,  G.  M.  1829,  1836 
Böntgen,  W.  K.  1895 
Böntgen  u.  Schneider  1886 
Bood  1893 

Boonhuyze,  van  1663 
Boot  1867 
Boozeboom  s.  Bakhuis- 

Roozeboom 
Rosauer  1840 
RoBcoe  1863,  s.  a.  Bunsen 

u.  Roscoe 
Roscoe  u.  Dittmar  1859 
Rose,  F.  1871 
Rose,  a.  1863,  1871 
Rose,  H.  1821,  1830,  1840, 

1841,    1844,   1853,    1855, 

1856 
Rose,  Val.  d.  Ältere  1772 
Rose,  Val.  d.  Jüngere  1801, 

1802,  1807 
Rösel  von  Rosenhof  1750 
Roseleur  u.  Boucher  1850 
Rosenbach  1884 
Rosenbach  u.  Semon  1880 
Rosenbusch  1873,  1887 
Rosenthal,  Isidor  1907 
Rosenthal,  Jos.  1906 
Rosenthal,  M.  (Apotheker) 

1872 
RoseUo  1567 
Rosenberg  1904 
Rosenfeld  1888 

71« 


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PifioiiMvmiichiiw 

Rosenheim  1895 

Rosenkranz.  P.  H.  1900 

Rosenstiehl  1876 

Roaetti  1640 

RöBing  1886 

Robb,  J.  aarke  1831,  1841, 

8.  a.  Ro88  1829 
Ro88,  John  1818,  1829 
Ross,  R.  1897,  1902 
Ross,  J.  C,  Bird,  Eellett, 

Moore,  Rae  u.Richardson 

1848 
Ro88  u.  WinanB  1834 
Rosse  1844,  1846 
Rossetti  1867,  1879 
Rössler,  B.  1633 
Rostan  1820 
Rotch    1893,    1901,    s.    a. 

£ddy  u.  Rotch  1894 
Roth.  P.  1876 
Roth,  Karl  1884 
Rothenbach,  F.  1896 
Rotbgiesser  1896 
Rothmann  1686 
Rothachild(Bankhau8)  18 16 
Roudaire  1874 
Rouelle  1764 
Rouen  (Stadt)  1892 
Roulli^  u.  Boa«  1898 
RouqayTouI-Denayrouze 

1870 
Rousselot  1889 
RoussiUe  1866,  1878 
RouBsin  1861.  1878 
Routledge  1864 
Roux,  J.  N.  1826 
Roux,  Ph.  J.  1819 
Roux,  P.  P.  E.  8.  Pasteur, 

Chamberland  u,  Roux,  s. 

Nocard  ti.  Roux 
Roux, W.  1885 
Roux,  P.  P.  E.  u.  Yersin 

1888  n 

Rowland,  H.  A.  1873,  1876, 
1880,  1882.  1887,  1891, 
1899 

Rowley  1838 

Rozier,  PUfttre  d«  1783 

Rubens  1897 

Rubens  u.  Du  Boi8jl895 

Rubens  u.  Nichols  1897 

Ruberg  1798 

Ruberoid-Gesellschaft  1897 

Rubner  1885,  1894,  1901 


Rubruquis  1260 
Rucoellai  1300 
Rudbeok  1661 
Rudberg  1830,  1837 
Rudlei  1862 
Rudolf  von  Hohenembs 

1360 
Rudolf      (Waffenschmied) 

1306 
Rudolff.  Cair.   1626 
Rudolph,  E.  1887 
Rudolph,  P.  1890 
Rudolph!,  E.  A.  1808 
Rudorffer.  von  1847 
Ruellius  1530 
Ruff  u.  Albert  1905 
Ruffus,  JordanuB  1250 
Rufus97  .:.' 

Ruggieii  1821 
llügheimer  1882 
Ruhl  u.  Beukler  1840 
Ruhmer  1901,  1902,  1904, 

1906 
Rühmkorff  1846,  1861 
Ruickholdt  1832 
Ruini  1598 
Ruiz  1779 
Rumford  1778,  1786,  1794, 

1796 
R&mpler  1901 
Rumsey  1787 
Rung  1886,  s.  a.  Thomson 

1870 
Runge    1821,    1834,    1836, 

1837,  1847 
Runne  1889 
Ruolz,  de  1841,  s.  a.  Wright 

1840 
Rusooni  1819 
Rusooni  u.  Baer  1826 
Rüssel,  Rieh.  1750 
Ruesel  (Seiherpresse)  1832 
Rüssel,    Hasselquist,    Hol- 
land u.  Volney  1760 
Russell,  J.  S.  1834,  1844 
Russell,  William  J.  1904 
Russell  (Major)   1862 
Russell,  J.  S.    u.  Brunei, 

J.   E.   1852 
Russische  Regierung  1902 
Rust,  E.  H.  1884 
Rust,  J.  N.  1824 
Rutherford,  D.  1772,  1794 
Rutherford,  E.  1896 

—     1124     - 


Rutherford,  L.M.  1864,1866 
Rutherford  u.  Brooks  1900 
Rutherford  u.  Soddy  1902. 

1903 
Ruthven  1839 
Rütimeyer  1866 
Rutty  1739 

Ruysbroek  s.  Rubmquis 
Ruysch  1666,  1691 
Ryder  1841 

Rydgier  s.  Bülroth  1881 
Rydin  1828 
Rynmann  1606 
Rysselberghe  1873,  1882 
Rziha  1861. 


Saalmüller  1847 

Saavedra]1527.  1628 

Saavedra  Barba  s.  Barbs 

Sabadini  1823 

Sabatier  1906 

Säbatier  u.  Senderena  1902, 

1906 
Sabattini  1638 
Sabine,  £.  1819. 1822,  1827 
Sabine  (Eupferbeplattnng) 

1860 
Sabine,    E.    Gautier    und 

Wolf  1852 
Saooardo  1887 
Saooheri  1733 
Sachs,  F.  1906 
Sachs,  J.  1869,  1866.  1870, 

1872 
Sachs  u.  Jonas  1848 
Sachs  u.  Wiesner  1869 
Sachsenberg,       Gebr.      u. 

Brückner  1876 
S&chsischer  Bergbau  1770 
Saohsse  1883 
Sack,  R.  1868 
Sacrobusto,  de  1256 
Sadler  1791 
Säfkow  1890 
Sagebien  1868 
Sagnac  1898 
Saint  1790 

Saint-Cyr  Radiason  1883 
Sainte-CIaire-Deville   1848, 

1849,    1864,   1867,    1866, 

1868 


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Sainte  -  Ciaire  -  Deville  und 

Caron  18S7,  1858 
Sainte  -  Claire  -  Deville  und 

Debray  1859 
Sainte  -  Claiie  -  Deville  und 

Wöhler  1856,  1857 
Saint-Evre  1844 
Saint -Venant    n.   Wantzel 

1839 
Saissy  1819 
Sala  1647 
Saladin    (Rotationsz&hler) 

1841 
Saladin  (Sultan)  1232 
Sala  y  Gomee  1793 
Salamon  u.  Goldie  1900 
Salea-Girons  1856 
Saliceto,  G.  de  1279 
SalkowaM,  E.   1887,   1889, 

1893 
Salkowski,    E.   u.  Jastro- 

witz  1892 
Salm-Horstmar,  von  1849, 

1856 
Salmon  1807.  1816 
Salö,  Gasparo  da  158S 
Salsano  1784 
Salter  1860 
Salya    s.    Sömmering    u. 

Schilling  von  Canstadt 
Salvioni  1897,   1902 
Salzenberg  1897 
Salzwedel  1904 
Samenhof  1887 
Samuda,  Grebrüder  1867 
Samuda  a.  Oegg  u.  Samuda 
Sanohez  1760 

Sandberg  (Chemiker)  1906 
Sandberg  (Ingenieur)  1887 
Sandioraft  Poundry  Co. 

1896 
Sandmeyer  1884,  1896, 

1899 
Sanherib  700  v.  Chr. 
San  Roberto  1852 
Sanson  1650 
Santarem,   de  u.  de  Esoo- 

var  1471 
Santel  1883 
Santen,  van  1682 
Santorini  1710 
Santoro  1614,  1626 
Santoa-Dumont  1901,  1906 
Sanuto,  Livio  1688 


Saporta,  von  1861 

Sappey  1874 

Sarasin,  E.  1879 

Saraain,  P.  u.  F.  1893,  1901 

Sardinien  (Königreich)1819 

Sarmenjeat  1876 

Saron,  de  a.  Prieatley  1776 

Sarpi  1680 

Sara,  G.  0.  1879 

Sara,  M.  1835,  1860 

Sartorius  1881 

Saasenay,  de  1832 

Sattler  1820 

Satyroa  u.  Pythia  352   v. 

Chr. 
Saucerotte  1801 
Sauerbruoh  1904 
SauBsure,  H.  B.  de  1783. 

1786,  1787.  1788,  1790 
Sauasure,  Th.  de  1804, 1812, 

1814,  1820,  1822.  1832 
Santer  1822 
Sanvage 1660 
Sauvagea  de  la  Crorx  1749, 

1769 
Sanveor  1700 
Savage  1832 
SavaUe  1861 
Savannah  (Dampfboot) 

1818 
Savart    1820.    1840.  s.   a. 

Biot  u.  Savart 
Savary.  Felix  1824,  1827 
Savary,  Fr.  P.  1773 
Saveliew  1894 
Savery,  Th.  1698 
Savery,    Servington    1730. 

1743 
Savonarola  1440,  1460, 

1460 
Sawyer  1877 
Sazby  u.  Farmer  1866 
Saxo  GrammatiouB  1186 
Saxton  1833 
Say,  H.  1797 
Saynerhütte  1846 
Scaliger  1683 
Soarenzio  u.  Lewin  1864 
Scarpa   1780,    1789,    1803, 

1804 
Sohaafhausen  1863 
Schaal  1887 
Schaeberle  1896 
Schacht  1869 


Schäffer,  J.  Chr.T;i765 
Schaff  er  u.  Budenberg  1862 
Schaffgotsch,   Graf   1857, 

1858 
Schaffner  u.  Heibig  1878 
Schaffner  u.  Mond  1861 
SchafhäutI  1854 
Scharlau  1860 
Schatten  u.  Michaelia  1840 
Schaudinn  u.  Hoflmann 

1905 
Scheel  1892 
Scheele  1769.   1770,   1774, 

1775,   1776,   1777.   1778, 

1779,   1780,   1782.   1783, 

1784,   1785.   1786,   1788, 

8.  a.  Elhuyar  1783,  a.  a. 

Prieatley  u.  Scheele,  s.  a. 

Gähn  1775,  b.  a.  Hjelm 

1781 
Scheele  u.  Gren  1780 
Schefczik  u.  Port  1849 
Scheffer,  W.  1908 
Scheffler  1857 
Scheibler,  C.     1865,    1867 

1869,  1880,  1882 
Scheibler,  J.  H.  1834 
Scheiner,    C.    1613,    1615, 

1619.   1625,   1630,   1631, 

B.  a.  FabriciuB  1611 
Schellhammer  1690 
Schenck,  R.  1897,  1902 
Schenck,  R.  B.  1846 
Schenck  von  Grafenberg 

1684 
Schenk,  A.  1858 
Schenkel  1885 
Soherer.  J.  J.  1850 
Scherer,  von  1795 
Schering  u.  Wild  1884 
Scherzer,  von  1857 
Soheuchenatiehl,  von   1842 
Scheuchzer  1700,  1702 
Scheurer-Kestner   u.   Meu- 

nier-DollfuB  1891 
Schiaparelli  1867,   1878, 

1889.  1890 
Schiba-schojo   150  v.  Chr. 
Schicht.  G.  1902 
Schickhart  1629.8.a.Snellius 

1617 
Schiele.  Chr.  1852 
Scbiendll867 
Scbiess  1888 


—     1125     — 


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PmoMiivtnMniiils 


Schiff,  H.  1868,  1873, 1883 
Schiff,  £d.  u.  Kümmell 

1897 
Schiff,  R.  1905 
Schiff,    M.     u.    Brown-S^- 

quard  1865 
SchUd  1902 
SchillingvonCanstadt  1812, 

1835,  8.  a.  Sömmeiing  u. 

Schilling  von  Canstadt 
Schimmel  &  Co.,  0.  1880 
Schimmel  &  Co.  (Leipzig) 

1888,  1900,  1906 
SchimmelbuBch  1891 
Schimper,  A.  F.  W.   1898 
Schimper,     K.     F.      1834, 

1835,    1837,    1840,   b.   a. 

Braun  u.  Schimper 
Schimper,  Ph.  W.  1874 
Schinz,  E.  1868 
Schinz,  H.   1885 
Schinz,   R.  E.   1862 
Schirach  1750 
Schittenhelm  1904 
Schlagin tweit,  H.  1850 
Schlagintweit,  A.  u.  H.  1850 
Schlagintweit,  A.,  H.  u.  R. 

von  1855 
Schleich  1890 
Schieiden  1838 
Schleifer  1884,  1891 
Schleinitz,  von  1874 
Schlemm  1830 
Schlemüller  1880 
Schleyer  1879 
Schlick  1892,   1893,   1903 
Schlickeysen   1854,    1859, 

1871 
Schliemann  1869 
Schlieper  1846 
Schlieper  u.  Baum  1881 
Schlömilch  1903 
Schlör  1882 
Schlösing  1878 
Schlö8ing  u.  Müntz  1877 
Schloßberger    u.    Döpping 

1844 
Schlotheim     1804,     s.     a. 

Brongniart  1822 
Schlotthauer  1845 
Sclilumberger  1831 
Schmarda  1853 
Schmerling  u.  Boa6  1833 


Sohmidl    s.    Fravirth    n. 

Martel  1883 
Schmidt,  A.  1872 
Schmidt,  Adolf  (Mediziner) 

1907 
Schmidt,  Adolf  (Physiker) 

1886,  1891.  1899 
Schmidt,  Alezander  1861, 

1876 
Schmidt,  C.  A.  1891 
Schmidt,  Carl  1845,   1846, 

1847,  1852 
Schmidt,  E.  1897 
Schmidt,  F.  1859 
Schmidt,  G.  C.  1902 
Schmidt,  G.  J.  L.  1872 
Schmidt,  J.  A.  1802 
Schmidt,  J.  J.  F.   1878 
Schmidt,  Rob.  E.  1888 
Schmidt,  Wilh.  1882,  1884, 

1892,  1900,   1903 
Schmidt,  Wolfgang  1880 
Schmidt,  Aug.  u.  Heim,  A. 

1887 
Schmidt,  G.  u.  Curie  1898 
Sohmiedeberg  1887,   1897, 

8.  a.  Bergmann  u.  Schmie- 
deberg 
Schmiedeberg  u.  Hamaok 

1875 
Schmiedeberg     u.     Koppe 

1870 
Schmitt  8.  Eolbe  1873 
Schmuckert  1756 
Schnabel  u.  Henning  1877, 

1878 
Schnee  s.  1902  Hornung 
Schneider,  A.  1873 
Schneider,  Br.  1887 
Schneider,  C.  C.  1883 
Schneider,  C.  V.   1660 
Schneider,  E.  R.   1853 
Schneider,  R.  1888,  1894 
Schneider  &  Co.  1888,  1892 
Schneider  &  Co.  u.  Terre 

Noire  1873 
Schnell  1789 
Schnirch  1859 
Schnitzer  b.  Emin  Pascha 

1876 
Schober  s.  Atwood   1784 
Schoeffel  1890 
Schöffer,  P.  1457 
Schofield  1875 


Scholtz,  W.  1901 
Scholz,  B.  1892 
Schomburgk  1835 
Schönbach  1868 
Sohönbein  1837.  1839,1845. 

1846,  1847 
Schöne,  E.  1861,  1874 
Schöner  1520 
Schönfeld  1889 
Schönherr  1908 
Sohönlein  1827,  1839 
Schönrock  8.  Lummer  1884 
Schorlemmer  1863,   1864 
Schott,  E.  1664 
Schott,  O.  1884,  1903,  8.  a. 

Abbe,  Schott,   C.  n.    R. 

Zeiß 
SchötÜer  8en.  1844 
Schouw  1823 
Schöyen  1864 
Schrader  u.  Dumoke  1878 
Schrank  1864 
Schraube  1882 
Schreger  8.  Dupuytren  1826 
Schreiber,  Paul  1872 
Schreiber,  Salomon,  Günz- 

burger  u.  Ferner  1878 
Schreiner  1870 
Schrey  1887 

Schreyer  8.  Rayger  1667 
Schröder,  H.  1890 
Schröder,   He.   1869,  8.   a. 

Dusch  1853 
Schröder,  Johann  1641 
Sohroeder  u.  Grillo  1887 
Schrödter,  Rud.  1880 
Schröter,  Chr.  G.  s.  Christo- 

fori  1711 
Schröter,  J.  H.  1805 
Schroeter  (Bakteriolog) 

1871 
Schroth  1860 
Schrötter,  A.    1841,    1847. 

8.  a.  LampadiuB  1796 
Schrötter,    L.    von    1866, 

1896,  1898 
Sohubart  von  Kleefeld  1774 
Schubert,  H.  1879 
Schübler  1811.  1817 
Schuchardt  n.    Krause  8. 

Rokitansky  1844 
Sohüchtermann  &  Kremer 

1885 
Sohuokert.  S.  1876 


1126     — 


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Schuckert  &  Co.  1886 
Schuh  1840,  1868 
Schu-king  2137  v.  Chr. 
Schnle  1894 
Schule,  von  1760 
Schülke  1867 
Schuller  1882 
Schulte  im  Hofe  1899 
Schultz,  Aug.  1883 
Schulte  u.  Lübbecke  1881 
Sohultz-Lupitz  1860,  1883 
Schultz-Sellack  1869 
Schultze,  B.  S.  1860 
Schnitze,  Eduard  1864 
Schultze,  EruBt  1897 
Schultze,  M.   J.    S.    1860, 

1854,  1863,  1864 
Schultze,  M.  O.  S.  1890 
Schnitze,  E.  A.  u.  Ulrich 

1873 
Schulz,  G.  1687 
Schulz,  H.  1882 
Schulze,  Ferdinand  1836 
Schulze,  Franz  1868 
Schulze,  J.  H.  1727 
Schulze  (Ansichtskarte) 

1870 
Schulze,    E.    u.   Likiemik 

1891 
Schulze,  E.  n.  Steiger  1887 
Schumann,  M.  1866,  1882 
Schumann,  V.    1893 
Schumann  u.  Gruson  1883 
Schumburg  1900 
Schunok  1855,  1871,  1873, 

1880 
Schunck  u.  Marchlewski 

1894,  1896 
Schüpphaus  1890 
Schüre!  1540 
Schuster,  A.  1884 
Schuster,  Fr.  1820 
Schuster.  I.  C.  1800 
Schutt,  E.  1904 
Schütz'sche   G-Iasindustrie- 

GeseUschaft  1907 
Schütz  8.  Löffler  u.  Schütz 
Schützenberger  1861,  1867, 

1869 
Schützenberger  u.  de  La- 

lande  1873 
Schüzenbach  1823,  1850, 

1863 
Schwabe  1826.  1843 


Schwalbe,  B.  1886 
Schwalben.  Klaatsch  1900 
Schwamkrug  1850 
Schwankhardt  1670 
Schwann  1835,  1836,  1837, 

1839,  1844 
Schwartze,  H.  1868,  1873 
Schwartze(Apotheker)1827 
Sohwartzkopff,  B.  1883 
Schwarz,  B.  1313 
Schwarz,  L.  C.  H.  1850 
Schwarz  (Kalksandstein) 

1898 
Schwarz-Hugnenin,  Blech- 

Steinbaoh  u.  Eck  1846 
Schwarz  u.  Valentiner  1898 
Schwarzlose,  A.  W.  1907 
Schwarzschild  1900,  1901 
Schwedler  1864 
Schwedoff  1886 
Schweigger  1820 
Schweikart  1819 
Schweinfurth  1870 
Schweizer  1857 
Sohwendener    1868,    1874, 

1881 
Schwerd  1822,  1836 
Schwerin,  Graf  1904 
Schwerz  1823 
Schwiening  1893 
SchwUgue  s.    Quintenz  u. 

Schwilgue 
Schyriaeus  de  Rheita  1646 
SoiUa  1670 
Scissa,  de  u.  Scheuchzer 

1706 
Scoreeby,     W.     Vater    u. 

Sohn  1806,   1822 
Scoriagesellschaft  1906 
Scott,  E.  L.  1869 
Scott,  H.  S.  1902 
Scribner  1879 
Scribonius  Largus  48 
Scrope  Poulett   s.  Poulett 

Scrope  1825 
Soudder  1901 
Scultetus  1663 
Seaton  s.  Northrop  1896 
Sebold  u.  Anton  1846 
Secchi  1868,  1863,  s.  a.  De 

la  Eue  1860,  s.  a.  Spoerer 

u.  Secchi  1871 
Seck  1892 
SMillot,  Ch.  1878 

—     1127     — 


S^dillot,  J.  E.  1849 
Sedlaczek  1878 
Seebaoh  1866 
Seebeok,   L.  F.  W.  A.  s. 

Cagniard  de  la  Tour  1819 
Seebeok,    T.   J.    A.    1808, 

1810,  1813,  1821,  1823 
SeeUger  1881 
Sefström  1830 
Segard  1823 
Seger,  E.  1893 
Seger,  Hermann  1880,  1881 
Seger  u.  Aron  1886 
Segner  1733,  1760 
S^uin,  A.  1797 
S6guin,M.  1827 
Sehlmaoher  1832 
Seignette  1672 
Seitz  1906 
Sekiya  1891 
Seleiikos  150  v.  Chr. 
Seleukos  Nikator  312,  300 

v.Chr. 
Selke  1899 
Sella  1858 
SeUe  1895 

Seilers  &  Co.  1872,  1879 
Selligue  1834,   1837,  s.  a. 

Jobard  1834 
Selling  1872 
Sellmeier  1890,  s.  a.  Bous- 

sinesq  1868 
Selmi  1876,  1878 
Seltsam  1880 
Sembritzki  1881 
Semennikow  1866 
Semmelweiß  1847 
Semmer  u.  Perroncito  1878 
Semmler  1886,  1892,  1898, 

1900,  1903,  1905,  1906 
Semmler  u.  MaoKenziel906 
Semon,  F.  1883 
Semon,  B.  1891 
Semper,  G.  1863 
Semper,  E.  1880 
Senac  1749 

S^narmont  1847,  1851,1854 
Senator  1869 
Sendtner  1877 
Senebier  1782 
Seneoa  63 

Senefelder  1796,  1826,  1833 
Senff  1794 
Senftenberg,  von  1568 


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mit 


Senguerd  b.  Papin  1676 
Bening  &  Co.  1892 
Senleoq  d'Aidree  1877 
Senn  1884, 1904,  b.  a.  BUl- 

roth  1883 
Senwoaret  III.  1880  v.  Chr. 
Seppings  1810 
3er  1884 
Scr«nyi  1907 
S<\rg«<a»t  1890 
SOTgiu«  Grata  100  v.  Chr. 
Bwp»  Hnto  1877 
ülorpotlot  1880 
8«»rrÄo  ».  d'Abreu  1511 
t»orrt«,  A»  1000 
8,Mtu«iu<r  1800.  1819 
»MwWm  18S22,  1827,  1828, 

18^1 
8ovvt>to  1Ö40 
8oivl«Nr«  1S93 
St'Moiuana  1888 
Sotli  1070 
i»«'Uohonow  1863 
i4<ittoK»at  1861 
Hpttorborg  1881 
SmiUu  183ß 
StNv^ne  u.  Gaben  1897 
Movorin  1901 
Sttvorin  n.  Steenke  1844 
»«vorino  1629,  1646 
HitwaU  1887 

Moxtus  Julius  Africanna  220 
Muyboth  1873 
Soyferth  1867 
Heyffert  a.  Soheibler  1865 
Seyrig  1883 
Seysa  1871 

Shakespeare  1598,  1601 
Shakleton  s.  Scott  1902 
ShankB,  A.  1849 
Shaiik8(Frä8ma8ohine)1863 
Sharpe  Boberts  &  Co.  1836 
Sharpey  1846 
Shaw,  Ph.   1830 
Shaw  (Pulverramme)  1872 
Shawk  1829 
Sheffield  1812 
Shen-nung  2700  v.  Chr. 
Shenstone  1899 
Shepherd  1877 
Shields  1880 
Shiga  1897 
Shireü  1819 
Shoffield  1820 


Sholes,  Soul^  u.  Grlidden 

1867 
Shore  1711 
Short  1825 
Shrapnel  1803 
Sibirsew,  Tanfiljew  u.  Ferk- 

min  1902 
Sichel  1833. 1841 
SickelB  1838 
Sickingen,   von  s.  Achard 

1784 
Siokler,  F.  K.  L.  1817 
Siokler  (Tierf&hrten)  1834 
Siebe,  A.  1837 
Siebe.  D.  1863 
Sieber  1826 
Siebold,  K.  Th.  E.  von  1845, 

1848,  1856 
Siebold,  Ph.  F.  von  1824. 

1843 
Siedentopf  u.  Zsigmondy 

1903 
Siegen,  von  1642 
Siegert  n.  Dürr  1888 
Si^Med,  M.  1903 
Siemens,  Fr.    1856,    1868, 

1876,  1877,  1879,  1882, 
1884,  1886.  1886 

Siemens,  Hans  1862 
Siemens,  Karl  Georg  1868 
Siemens,  Werner  von  1846, 
1847,   1848,    1860,   1864, 

1866,  1857,  1869,  1860, 

1867,  1872,  1874,  1876, 

1877.  1879,  1880,  1881, 
1887,  s.  a.  Wiedemann, 
G.  1870 

Siemens,  William  1846, 

1850,  1863,  1854,  1860, 

1861,  1863,  1869,  1870, 

1877,  1878 

Siemens  brothers  1874. 1886 

Siemens,  F.  u.  W.  1856 

Siemens,  Gebr.  &  Co.  1877, 

1878 
Siemens-Schuckertwerke 

1892 
Siemens  u.  Frischen  1854 
Siemens  u.  Himly  s.  Schil- 
ling von  Canstadt  1812 
Siemens    &   Halske    1851, 
1866,   1873.   1876,   1877. 
1881,   1886,   1889,   1890, 

—     1128     — 


1894,  1896,  1898,   1899. 
1900,  1902,  1906 

Siemens  &  Halske  n.  All- 
gemeine Elektricit&ts- 
Geaellschaft  1903 

Siemens  &  Halske  n.  Fri- 
schen 1868 

Siemens  &  Halske  u.  Sie- 
mens &  Co.  1868 

Siemens,  Werner  n.  Wil- 
liam 1846 

Siemens,  William  n.  Adam- 
son  1863 

Siemens,  William  u.  Hun- 
tington 1883 

Simienowice  1649 

Siepennann  1887 

Sievert  1900 

Sigault  1768 

Signal -Service  (Institut) 
1873 

Signorini  1842 

SUber  1880 

SUbermann  s.  Favre  a.  SU» 
bermann 

Sillar  n.  Wigner  1860 

Silliman  1855,  1860 

Silow  u.  Quincke  1875 

SUvatiouB  B.  Sylvatious 

Silver  1854,  1869 

Simler  1660 

Simon,  G.  1864,  1869 

Simon.  H.  Th.  1896.  1898, 
1900 

Simon,  P.  L.  1801 

Simon  (Ingenieur)  1878 

Simon,  G.  Berger  u.  Henle 
1841 

Simon  u.  Reich  1899,  1903 

Simonow  1843 

Simonsen,  £.  1898 

Simony  1846 

Simplioins  620 

Simpson,  James  1828 

Simpson.  J.  Y.  1841,  1847. 
1869 

Simpson,    Thomas    1743. 
1747 

Simpson,  T.  u.  Dease  1837 

Sims,J.  1840 

Sims,  M.  1849 

Simsen  n.  Stewart  1748 

Sinclair  1790,  1820 

Sind,  von  1766 


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PWVORMMntMllllll 


Sinding-Larsen  a.  Castner, 

Kellner  u-Sinding-Larsea 
Singer  1861 
Singer-N&hmaschinen-Gre- 

sellachaft  1907 
Singleton  1883 
Sinsteden  1854 
SiBson  1720 
Siaaon  u.  White  1866 
Six  1782,  1784 
SixtuB  IV.  1474 
Sjögren  n.  Steubeok  1900; 
Sjöqvist  1894 
Skoda  1839 
Skraup  1880,  1883 
Skylax  620  y.  Chr. 
Slaby  u.  Arco  1901 
Sladen  1868 
Sloan  1846 
Smart  1846 
Smeaton  1760,  1752,  1766, 

1767,   1769,  1760,  1772"; 

1778.   1779.  1781,  1787 
Smellie  1754 
Smith,  Archibald  1760 
Smith,  B.  L.  1871 
Smith,  D.  1849 
Smith,  F.  P.  1836 
Smith,  Hamilton  1866 
Smith,  Herbert  1899 
Smith,  James  1807,  1833 
Smith,  John  1829 
Smith,  R.  A.  1872 
Smith,  Th.  1898 
Smith.  W.  1799,  1816  1819 
Smith  (Bremse)  1876 
Smith  (Smeth\nck)  1864 
Smith  (Telephonie)  1881 
Smith,    K.   W.   CoUes  u. 

Adams  1839 
Smith  n.  Kilbome  1892 
Smithson  1811 
Smulders  1892 
Snape  1683 
SneU  1864 
SneUins  1617.   1618 
Snelus  1882 
Snider  1866 
Snodgraff  n.  Johnston 

1806 
Snyder,  V.  1906 
Snyers  1906 
Sobrero  1847 


Soci6t6  chimique  des  «isi- 

nes  dn  Bhöne  1897 
Sociöt^  internationale   du 

oanal  maritime  de  Co- 

rinth  1893 
Sooi4t6  pour  la  transmission 

de  la  foroe  par  l'öleotri- 

cit6  1892 
Soddy  1906,  s.  a.  Bamsay 

u.  Soddy  1903 
Soden,  von  u.  Treff  1906 
Sohncke  1879 
Sohncke  u.  Wulff  s.  Hessel 

1830 
Söhnlein  u.  Crüldner  1891 
Soldner,  von  1811 
Soleil  1845,  1847 
Soleysel  1664 
Soliman  1641 
Sollas  u.  David  1896 
Solms,  Graf  zu  1559 
Solon  694  v.  Chr. 
Solvay  1861,  1863,  1872 
Sommer,  Bob.  1899 
Sdmmering,  von  1778,1809, 

s.  a.  Prochaska  1800 
Sömmering  u.  Schilling  von 

Canatadt  1811 
Sommeiller  1860 
Sommeiller,     Grandis     u. 

Grattoni  1867 
Sommerbrodt  1883 
Sonklar,  von  1873 
Sonne  1864 
Sonnenburg  1889 
Sonnenschein  1867 
Sonnoy  1678 
Sonatadt  1872 
Soper  1888 

Soranos  von  Ephesos  110 
Sorby  1860,  1868.  1864 
Sorel,  M.  1866,  1867 
Sorel  (Eisenverzinknng) 

1836 
Sörensen  1861 
Sorge  1744 

Soaigenee  a.  Julius  Caesar 
Sostratos  von  Knidos  260 

v.Chr. 
Soto,  de  1639 
Soubeiran  1838,  1842 
Soubeiran  u.  Capitaine  1839 
Soubeiran  n.  liebig    1831 
Souohon  1839 


Souffrice  &  Co.  1863 
SouthweU  1698 
Southwestem-Eisenbahn- 

Geaellaohaft  1845 
Soutter  u.  Hammond  1846 
Sowerby  1812 
Sozhlet  1881,  1886 
Spalding  1894 
SpaUansani   1760,   1766, 

1783,  1786 
Spanier,  Die  1519 
Speokle  1560,  1689 
Speke  1868,  a.  a.  Burton  u. 

Speke 
Speke  u.  Grant  1860 
Spelterini  1904 
Spenoe  1860 
Spencer  1860 
Spenoer-MiUer  1904 
Sperlioh  1840 
Sperling  1650 
Spiegelberg  1870 
Spiel  1884 
Spina,  de  1300 
Spindler,  W.  1893 
Spinetti  1600 
Spinola  1866 
Spira,  de  1470 
Spitzer,  E.  1906 
Spitzer,  W.  1899 
Spiz  B.  MartiuB  u.  Spix. 
Spooner  u.  Harris  1830 
Spoerer  u.  Seochi  1871 
Sprague  1901 
Sprengel,    Ch.     K.     1790, 

1793 
Sprengel,  H.  1873 
Sprengel,  K.  1830,  1837 
Spring  1882,  1885.  1896 
Spring  u.  de  Boeck  1887 
Spring  u.  Lucion   1892 
Springmühl  1884 
Sprang  1886,  1888 
Spurgin  1836 
Squire  u.  Crehore  1896 
Ssemenow  1867 
Ssewerzo-w  1864 
Staby  1905 
Stadion,  von  1816 
Stadion,  von  a.  Davy  1815 
Stadler  ( Kantschukgewebe) 

1820 
Stadler  (Ziegel)  1883 
Städeler  1869,  1864 


—     1129     — 


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Stager  1850 

Stahl,  Chr.  E.  1877,  1883, 

1884 
Stahl,   6.  E.    1692,    1698, 

1700,  1702 
StahlBchmidt  1866 
Stallmg  1870 
Stamm  1835 
Stammer  1860,  1861 
Stampfer  1830,  1839,  1851, 

8.  a.  Plateau  1832 
Stanhope  1780,  1804 
Stanley,  H.  M.  1874,  1879, 

1887 
Stanley  (Chronothermo- 

meter)  1882 
Stanley  U.Li vingstone  1871 
Stannyan  1706 
Stantien  u.  Becker  1873 
Stapff  1880 
Starok  1792 
Stark,  J.  1906 
Stark  (TuberktüoBe)  1785 
Starley  u.  Sutton  s.  Law- 

Bon  1879 
Starr  1846 
Stas  1870,  1872 
Staasano  1900 
Staudinger  1905 
Staudt,  von  1847 
St^rinerie  de  Milly  1890 
Steam  1898 
Stearns  1807 
Steel  1875 
Steenstrup  1842 
Steenstrup  u.Worsaae  1872 
Stefan  1871,  1872,  1879 
Steffen  1878,  1900 
StehUn  1868 
Stein,  J.  A.  1770 
Stein,  W.   1873 
Steiner  1832 
Steinhauser  b.  Wagner,  H. 

1870 
Steinheü,  Ad.  1864,  1881 
Steinheil,  K.  A.  1836,1838, 

1839,  1846,  1869 
Steinheil  Soehne  u.  Voigt- 

laender  &  Sohn  1893 
Steinkopf  1687 
Steinle  u.  Härtung  1878 
Steinmetz  1890,  1892,  1904 
Steinvorth  1895 
Steinweg  1855 


Steuer  1738 
SteUuti  1626 
Stenberg  1877 
Stenhouse  1848 
Stenhouse  u.  Erdmann,  O. 

L.  1845 
Stenonis  1660,  1663,  1664, 

1665,  1667,  1669 
Stephan,  H.  1865 
Stephan  (Apotheker)   1887 
Stephens  1833 
Stephenson,  G.  1814,  1816, 

1816,   1825,   1826,   1829, 

1830,  1835 
Stephenson,  B.  1833,  1840, 

1841,  1860 
Stern,  William  1902 
Stemberg,  Graf  1820 
Stemberg  (Ingenieur)  1860 
Stemeck,  von  1892 
Sternawärd  1855 
Sternwarte  zu  Greenwioh 

1833 
Stevens,  John   1804 
Stevens,  R.  1832 
Stevens,  F.  u.  R.  L.  1839 
Stevens  u.  Sohn  1863 
Stevenson,  R.   1807,  1821 
Stevenson,  T.   1849,   1868, 

1874 
Stevenson  u.  WiUiamson 

1868 
StevinuB  1585,  1586,  1587, 

1590,    1596,   1600,   1605, 

1617 
Stewart,  B.  1858 
Stieler  1817 
Stifel  1644 
Stiger  1898 
StUarsky  1813 
Stilling  1842 
Stingl  u.  B^reuger  1871 
Stirling  1816 
Süsser  1690 
Stobbe  1906 

Stock  u.  Guttmann  1904 
Stock  u.  Siebert  1905 
Stoeckhardt  1861 
Stockhausen  u.  Traiser  1904 
Stöcklin  1904 
Stockton  1826 
Stodola  1899 
Stöbrer  1844 

—     1130     — 


Stokes  1849,  1862,  1853, 
1864 

Stoklasa  u.  Czemy  1903 

StoU  1770 

Stolte  1893 

Stölter  &  Co.  1861 

Stolz,  Fr.  1904 

Stolze,  W.  1841 

Stolze(Phototbeodolit)1881 

Stölzel  1816 

Stone,  J.  S.  1892,  1902 

Stone(Schmttbrenner)  1805 

Störk,  von  1760,  1762 

Strabo  18 

Straohe  1895 

Strand  u.  Mason  1868 

Strasburger  1875 

Strasburger  u.  Guignard 
1884 

Strasser  1810 

Stratingh,  Becker  u.  Botto 
1836 

Straten  300  v,  Chr. 

Straus,  Isidore  1882 

Strauß  (Buchdruckwalzen- 
presse) 1814 

Strebel  1908 

Strecker,  A.  1847,  1860. 
1864,  1861,  1868 

Strecker,  K.  1895 

Strecker  u.  von  Gorup  Be- 
sanez  1854 

Streicher  1823 

Stricker,  S.  1877 

Striokland  1834 

Stromer  1390 

Stromeyer,  F.  1817,  1821, 
B.  a.  Hermann  u.  Stro- 
meyer 

Stromeyer,  G.  F.  L.  s.  Del- 
pech  1816 

Streng  1877 

Strowger  1898 

Strub  1892 

Strutt,  J.  1768 

Strutt,  W.  1792 

Struve,  F.  A.  A.  1817 

Struve,  K.  F.  1802 

Struve,  W.  von  1824,  1867 

Struve,  H.  W.  u.  Svan- 
berg  1848 

Stnbel  1897,  a.  a.  Rdas  u. 
Stübel 

Stuckenholz  1887 


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Studei,  B.  1866 
Studer,  J.  G.  1785 
Stublmann  b.  Emin  Pascha 

1890 
Stnmpf,  J.  1891 
Stumpf,  K.  1890,  1896 
Stumpf,   K.     u.  Abraham 

1901 
Stumpf,  K.    u.  Meyer,  M. 

1896 
Stumpf elt  1640 
Sturgeon  1826,  1830 
Stnrgeon  u.  Colladon  1874 
Sturm,  Job.  Chr.  1676 
Sturm  B.  Colladon  u.  Sturm 
Sturm  (Ölmühle)  1718 
Sturmhöfel  1900 
Sturrok  1842 
Sturt  1828 

Submarine  Signal  Co.  1904 
Suckow  1832 
Sucruta  500  v.  Chr. 
Suidas  1050 
Sulla  87  V.  Chr. 
Sully,  de  1606 
Sully,  H.  1705 
Sulzer,  J.  G.  1746,  1761 
Sulzer,   Gebr.    1867,   1872, 

1900 
Sumner  1837 
Sung-Dynastie  1269 
Supan  1884,  1898 
Süring  8.  Berson  u.  Snring 
Suriray  1869 
Surzycki  1905 
Suess  1872,  1875,  1883 
SüßmUch  1741 
Sutter  8.  Marehall  1848 
Sutton  1813 
Süvern  1868 
Svanberg  1857 
SvavarBson  860 
Svedberg,  Th.  1906 
Sverdrup  1898 
Swab,  von  1742,  1758,  s.  a. 

CroDstedt  1758 
Swainson  1835 
Swammerdam  1658,    1669, 

1670 
Swan  1864,  1879,  1884 
Swan,  Hunter  u.  Riohard- 

son  1907 
Swartz  1863 
Swedenborg  1718,  1734 


Sweet,  J.  E.  1872 
Sweynheim  u.  Pannartz 

1467 
Syokle,  van  1865 
Sydenham  1660,  1683 
Sydow,  von  u.  Hauslab,  von 

1839 
Sylvatious  1310,  1317 
Sylvester  II.  s.  Gerbert 
SylviuB  8.  de  la  Boe 
Sylvius,  J.  1510 
Syme  1842 

Symington  1801,  1802 
Symmer  1759 
SynesioB  400 
Szcepanik  1897 
Sz^ch6nyi  1877. 


Tabari^  1838 
Tabemaemontanus  1613 
Taohenius  1666,  s.  a.  Car- 

danuB  1653 
Tacke  1894 
Tafel  1890 
Tagliacozza  1575 
Tainter  1886,  s.  a.  Bell  u. 

Tainter  t 

Tait,  L.  1865 
Takamine  1901 
Talabot  1832 
Talbot,  B.  1899 
Talbot,    W.    H.   P.    i830, 

1839,  1862 
TaUois  1840 

Tammann  1899, 1900, 1902 
Tanaka  1891 
Tang  (Dynastie)  617 
Tangye  1863 

Tangye  brothers  1868, 1872 
Tannett  n.  Walker  1884 
Tanret  1877 
Tappeiner,  von  1902 
Tardieu.  A.  A.  1862 
Tardieu  (Violoncello)  1700 
Targone  1580 
Tarquinius  Priscus  600,  590 

v.Chr. 
TartagUa  1537,  1664 
Tartini  s.  Sorge  1744 
Tasman  1642,  1643 
Taupenot  1865 
Taurinus  1826 


Taylor,  Br.  1715 
Taylor,  E.  R.  1901 
Taylor,  G.  1830 
Taylor,  H.  D.  1892 
Taylor,  John  1816,  1822 
Taylor,  S.  1786 
Taylor  (Bergingenieur) 

1808 
Taylor  (Generator)  1896 
Taylor     (Waasersäulenma- 

sohine)  1842 
Taylor,  C.  u.  G.  1793 
Taylor  u.  Crerdee  1900 
Taylor,  C.  u.  Walker  1770 
Taylor  u.  White  1900,  1906 
Taylor  Wordsworth  &  Co. 

1840 
Tecklenborg  1903 
Teissereno  de  Bort  s.   Re- 
nard 18S7 
Teleki  u.  Höhnel  1887 
Telesio  1568 
Tdford,    T.     1793,     1805, 

1826 
Telefunken-GeseUsohaft 

1906,  1908 
Telliameds.Demai]Iet  1740 
Tellier  1873 
Teilkampf  1844 
Tempelbibliothek  zu  Nip- 

pur  2600  V.  Chr. 
Temper  u.  Pfützner  1901 
Templemann  1729 
Ten-Brink  1860 
Tennant,  Ch.  1798,  1799 
Tennant,    S.    1791,    1796, 

1803,  1816 
Tenon  1806 
Ten  Rhyne  1683 
Terentius  Varro   60,  37  v. 

Chr. 
Terpandros  676  v.  Chr. 
Terral  1729 
Terraneo  1700 
Tertullian  193 
Tesla   1887,    1893 
Tessi^  du  Motay  1867,  1868 
Tessi^  du  Motay  u.  Mar6- 

chal  1866 
Tetinius  168  v.  Chr. 
Thaies  686  v.  Chr. 
Thalwitzer  1879 
Than,  von  1867 
Thaer  1809 


—     1131     — 


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Thaxter  1892 
Theden  1745,  1777 
Theisen,  A.  1880 
Theisen,  Eduard  1890, 

1894,  1899 
Thelen,  J.  1878,  1880 
Themison  30  v.  Chr. 
Th^nard,  L.  J.  1801,  1807, 

1818,   8.    a.  G-ay-Lnssac 

u.  Thtoard 
Th^nard,  P.  1846,  1866 
Theoderioh  600 
TheodoriouB  Teutonioiu 

1310 
Theodoros  von  Eyrene  410 
.    V.  Chr. 
TheodoroB  von  Samoa  632 

v.Chr. 
TheodosiuB  I.  386 
Theognis  609  v.  Chr. 
Theophilus    (Benediktiner) 

1100 
Theophilus  (Preebyter) 

1050 
Theophrastos   von   Eresos 

320  V.  Chr. 
TheoreU  1870 
Thevart  1688 
Thövenon  1866 
Thevenot  1661 
Thibaut  de  Chanvalot  1780 
Thiboumöry  1836 
Thiele,  J.   1892,   1900 
Thiermann  1901 
Thiersoh  1860,  1872,  1886, 

1889,  B.  a.  Waldeyer  1866 
Thierry  1830 
ThieB  u.  Herzig  1888 
ThileniuB  1784 
Thilorier  1834 
Thimonnier  1829 
Thölden  1600 
Thoma  1898 
Thomas,     Sidney    8.    G-il- 

christ  u.  Thomas 
Thomas,  W.  1878 
Thomas  (Faßfabrikation) 

1817 
Thomas  u.  Laurens  1824 
Thomas  u.  Prevost  1894 
Thomas  von  Cantimpr^ 

1233 
Thomas  (Colmar)  1818 
Thomasset  1878 


Thommen  1864 
Thompson,  H.  1866 
Thompson  (Soda)  1857 
Thompson,  J.  u.  C.  1820 
Thompson,  L.  u.  Pf  äff  1837 
Thoms  1902 
Thomson,  C.  J.  1836 
Thomson,  J.    1860,    1863, 

1854,  1865,  1882 
Thomson,  A.  8.  Fothergill 

1793 
Thomson,    C.  W.    1868 
Thomson,  E.    1867,    1884, 

1889 
Thomson,  James  1 849, 1852, 

8.  a.  Faraday  1850 
Thomson,  Joseph  1879 
Thomson,  J.  J.  1890  1907 
Thomson,  E.  W.  1846 
Thomson,  W.   (Lord   Kel- 
vin)   1850,    1861,    1866, 
1858,   1860,   1867,   1870, 
1871,   1872,   1875,   1884, 

1886,  1887,   1896,  s.  a. 
Henry  1842 

Thomson,  J.  u.  Clausius 
1860 

Thomson,  J.  M.  u.  W.  T.  1903 

Thomson  Houston  Interna- 
tional Electric  Co.  1886, 
1893 

Thomson  Sterne  &  Co.  1878 

Thonet  1834 

Thomycroft,  John  J.  1872 

Thomycroft,  JohnJ.  &Co. 

1887,  1908 
Thoroddsen  1881 
Thorpe  1875 
Thouin  1810 
Thoulet  1892 
Thouvenin  1844 
Thuillier  1630 
Thukydides  424  v.  Chr. 
Thümel  1869 
Thünen,  von  1826 
Thuret  1854 
Thurmann  1830 

Thum  u.  Taxis,  von  1516 

Thumeysser  1672 

Thury  1889 

Thutmosis  III.  1476  v.  Chr. 

Thutmosis  IV.  1425  v.  Chr. 

Thwaite  1894 

Thybourel  u.  Appier   1617 

—     1132     — 


Tidemann  (Obeiingenieur) 

1876 
Tiedemann  1805, 1822, 1826 
Tiedemann  u.  Gmelin  1823 
Tieffenbrucker  1553 
Tiemann  1894 
Tiemann  und  Haarmann 

1874 
Tiemann  u.  Krüger  1893 
Tiemann  u.  Reimer  1876 
Tiemann  u.  Semmler  1893, 

1895 
Tien-tschen  2630  v.  Chr. 
Tiffany  1888 

TUghman  1854,  1866,  1871 
Tillmanns  1874 
TUloch  u.  FouÜB  1775 
TUp  1876 

Timaeos  260  v.  Chr. 
Timmis  u.  Forbes  1889 
Timofejew  1578 
Timotheos  398  v.  Chr. 
Tinn6,  A.  1862 
Tiro  63  v.  Chr. 
Tisley  1873 

Tissandier  1883,  1885 
Tissot,  N.  A.  1881 
Tissot,  S.  A.  1770 
Tissot  (Atmung)    1908 
Titchener  1892 
Titherley  1894 
Titius  1766,  1768 
TitusSO 

Tizzoni  u.  Cattani  1896 
ToU,  von  1891,  1900 
ToUe  1895 
Tommasina  1906 
Tompion  1696 
Toepler   1869,  1865,  1871. 

1883,  s.  a.  Belli  1831 
ToreU    1861,    1870,    1872. 

1876 
Torlonia,  Fürst  1854 
Torres  1606 

Torricelli  1643,  1644,  1646 
Torti  1712 

Toscanelli  1468,  1474 
Tourasse  n.  Courteaat  1820 
Toumaire  1863 
Toumal  u.  Christol  1828 
Toumefort  1700 
Tourte  1785 
Toutin  1632 


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Townley  1667,  8.  a.  Boyle 

n.  Mariotte  1662 
Townsend  1858 
Toynbee  1841,  1863 
Tradesoant  1666 
Tragus  s.  Bock 
Trail  Taylor  1866 
TraUes    1811,    1812 
Traube,  J.  1884,  1895,1901 
Traube,  L.  1860, 1861,  1867 
Traube,    M.     1858,     1867, 

1875 
Traube,  W.  1900 
Traucat  1564 
Trautmann  1610 
Trauzl  1877 
Travers  8.  Bamsay  u.  Tra- 

vers 
Tredgold  1824,  1826,  1827 
Trembley  1744 
Tremery  u.  Poirier  1828 
Tresca  1868,    s.  a.  Helm- 

holtz  1865 
Tressidder  1891 
Treu,  von  1760 
Treub  1880 
Trevany  1832 
Trevelyan  1829 
Treviranus,  L.  C.  1863 
Trevithick  d.  Ältere  1776 
Trevithick,  Richard  1812 
Treyithiok,    R.  u.   Vivian 

1802,  1804 
Triewald  1716,  8.  a.  Partels 

1711 
Triger  1839 
Trimberg  1300 
TrincaTeUa  1610 
Tristam  1441 
Trithemius  1500,  1608 
Troja  1776 
Troeltsoh  1866 
Tromholt  1882 
Trommsdorf    1792,    1810, 

1818 
Trooet,  L.  J.  1866 
Troo8t  u.  HautefeuiUe  1874 
TrooBtwijk   und   Deimann 

1789 
Trousseau  1860 
Trouton  1884 
Trouv^   1869,    1881,   8.  a. 

Nitce  1879 
Trowbridge  1880 


Trudaine  1774 
Trump  1906 
Tsai-lun  106 

Tschang-kien  127  v.  Chr. 
Tscheljuskin  1742 
T8chennak,  A.  1901 
Tschermak,  G.  1866.  1877 
Tacheming  1894 
Tsching-wang  1160  v.  Chr. 
TBchirch  1898 
T8chimhau8,  von  1683, 1687 
Tschugaeff  1901,  1902 
T8chu-kong  1100  v.  Chr. 
Tsin  (Dyna8tie)  380 
Tain-8chi-wang-ti    212    v. 

Chr. 
Tuoker  1845 
Tulasne,  Gebr.  1861 
Tüll  1730 
Tullock  1824 

Tung-kiang-kang-mu  1232 
Tunner  1835,  1846 
Türck  1862,  1860 
Turgot  1774 
Tumbull  1790 
Turner  1831 
Turpin  1886 
Tutton  1895 
Tweddel  1875 
TwitcheU  1898 
Tycho  8.  Brahe 
Tyer  de  Dalton  1851 
Tylor  1871 
TyndaU  1866,   1867,  1860, 

1861,  1867,  1881 
Tyson  1683 
Tysaoke  1691. 


Ubaldi  1577,  1600 
üebel  1901 

üchatius.  von  1854,  1856 
Uhlenhuth  1901,  1906 
Uhlhom  1817 
UjheU  1871 
Uitgeest,  van  1592 
Ulbricht,  R.  1885,   1888 
Ulbricht  (Photometer)  1901 
Ullmann,  F.  1904 
Ulloa  1738.  1746 
Ulloa  u.  Bougaer  1744 
Ullrich  8.  Nietski  u.  M&ok- 
1er  1890  «i 

—     1138     — 


PtTioimii>tr»lcliBlt 

Ullrich  u.  Fusegänger  1904 

Unge  1901 

Unger,  F.  1830, 1833.  1841, 

1852,  1856 
Unger,  J.  B.  1844 
Ungnad  1661 
Universal-Schreibmaechi  - 

nen-Gesellachaft  1907 
Unna  1884,  1886,  1894,  8. 

a.  Ducrey  1888 
Unterilp  1904 
Unverdorben  1826,  1828 
Uralitgeeellsahaft  1896 
Urbain  1907,  1908 
Urbain  u.  Laoombe  1904 
Urbantschitech  1884 
Urdaneta,  de  1666 
Ursz  1802 
Us^be  1864 
Uttmann  1661 
Utz8chneider  1806. 


Taca,  de  1634 

Vachon  1847 

Vau  1837 

Vaillant  1907 

Vaillard  u.  Dopter  1907 

Vakuum  -  Reiniger  •  Gresell- 

Bohaft  1902 
Valenoiennes  1855 
Valentin,  G.  G.  1852,  1876 
Valentiner   s.   Schwarz   u. 

Valentiner 
Vallance  1824 
VaUes,  de  1626 
VaUet  1837 
ValÜBneri  1728 
Yakalva  1704 
Valtellina-Bahn  1903 
Valturiua  1472 
Vambery  1864 
Vanconver  1792 
VanderbUt  1906 
Vapor  Fuel  Co.  1883 
Varantiua  1691 
Varenius  1660 
Varignon  1710 
VaroUo  1668 
Varrentrapp  1840 
Varro  1684,  8.  a.  Terentiue 

Varro 
VasaUo  1894 


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Vassenins  1733 

Vasserot  1859 

Vauban  1673,  1687 

Vaucanson,  de  1738,  1748, 
1750,  1769,  8.  a.  Cart- 
wiight  1784 

Vancher  1803 

Vaudadn  1889 

Vanquelin  1789, 1797,1798, 
1806,  1807,  B.  a.  Chaus- 
sier  n.  Vauquelin  1799 

Vauquelin  u.  Buniva  1800 

Vauquelin  u.  Pourcroy  1797 

Vauquelin  u.  RobiquetlSOS 

Vautier  1892 

Vautin  1887,  1893 

Vavasseur  1866 

Vega,  de  la  1580,   1604 

VegetiuB,  Publius  380 

Vegetius  Renatus  400 

Vego,  del  1640 

Veiel  1835 

Veit  1884 

Velaaco  1720 

V6Iayer,  de  1653 

Veldener  1476 

Velpeau  1840,  1853 

Velsch  1674 

Veiten  1867 

Venatius  Fortunatus  609 

Venel,  G.  F.  s.  Hoffmann 
1735 

Venel,  J.A.  1788 

Venetz  1815,  1822 

Venier  1860 

Vera  1780 

Verband  deutscher  Elektro- 
techniker 1903 

Verdeil  1851 

Verdet  1856 

Verdol  1885 

Verdu  1853 

Verduc  1712 

Verein  deutscher  Eisen- 
bahnverwaltungen  1866, 
1875 

Vereinigte  Kunstseidefabri- 
ken A.-G.  1900 

Vereinigte  Staaten  •  Regie- 
rung 1881 

Vergilius  Maro  40, 30  v.  Chr. 

Verguin  1859 

V6rit6  1858 

Verlinde  1876 


Vemeuil  s.  Paquier  u.  Ver- 

neuil  1900 
Vemier,  P.  1631 
V^ron  1846 
Verovio  1586 
Verrazzano  1524 
Versmann  u.  Oppenheim 

1859 
Very  1891 
VesaUus  1543 
Vesconte  1318 
Vespuooi  1499,  1501 
Vettin  1867 
Viault  1890 
Viborg  1801 

Vibrans  s.  Holmann  1880 
Vicars  1850 
Vicat    1818,    8.    a.  Aspdin 

1824 
Vicentini  1895 
Vicentino  1650 
Vicq  d'Azyr  1775,  1786,  8, 

a.  Goethe  1784 
Vidal.  R.  1893 
Vidal  de  Cassia  1840 
Vidi  1848,  s.  a.  Leibmzl702 
Vidier  1794 
Vieille  1886 
Vierordt  1860,  1873 
Vierthaler  1867 
Vieta  1579,  1680 
Vieussens  1685,  1700,  1715 
Vigenöre,  de  1608 
Vignier  1869 
Vignoles  1836 
Vignon  8.  Charlier  u.  Vig- 

non 
Vigo,  de  1514 
Vikramaditja  66  t.  Chr. 
Villanovanus  1280 
Villa  Real  1611 
ViUard.  P.   1899,   1903 
Ville,  G.  1866 
Vill^me  1862 
Villemin    1867,   s.  a.  1882 

Koch 
Vimenet  1870,  1872 
Vimont  1856 
Vincent  1877 

Vincenz  von  Beauvais  1250 
Viola  1897 

Violette  1848,  1849,  1851 
Violle  1878,  1884 
Virag  u.  Pollak  1899 

—     1134     — 


Virohow  1845,  1851,  1854, 

1858,   1859,   1863,    1864, 

1869,  1870 
Virdung  1511 
Virgilius  745 
Visconti,  Die  1399 
Visen,  von  1438 
Vitet  1771 

Vitruviufl  13  v.  Chr.,  20 
Vivian    8.    Trevithick    u. 

Vivian  1804 
Viviani  1643,  1692 
Vogel,  E.  1863 
Vogel,  H.  C.   1871,   1890 
Vogel,   H.  W.  1868,  1873 
Vogel,  S.  G.  von  1796 
Vogel  (Chlor)  1855 
Vogel  u.  Ulrich  1891 
Vogelsang  1869 
Vogler,  Abt  1786 
Vohl  1867 

Vohsen  8.  Voltolini  1888 
Voigt  1878 

Voigt  u.  Gröbli  1865 
Voit,  von  1861 
Volckamer  1680 
Völckel  1840 
Völckers  1863 
Volhard,  P.  1900 
Volhard,  J.  1862,  1876 
Volhard  u.  Erdmann  1884 
Volk  1881 
Voelkel  1862 
Volkmann,   A.    W.    1837, 

1863 
Volkmann,    P.    O.    E.    s. 

Quincke  1894 
Volkmann,    R.   von    1875, 

1879 
Volkmann,  R.  von  u.  König, 

F.  8.  Rokitansky  1844 
Volta    1775,     1776,     1783, 

1787,   1789,   1793,   1796, 

1800,  1801 
Völter  8.  Keller  1843 
Voltolini  1888 
Vorländer  1906 
Vorländer  u.  Meyer  1902 
Vorsselmann  de  Heer  1840 
Vorster  u.  Grüneberg  1860, 

1863 
Vortmann  1877 
VossiuB  1666,  1666 
Vries,  G.  de  1643 


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PflnoMnwrMChnls 


Vries,   H.  de  (Botaniker) 
1877,  1886,  1901. 


Waage    s.    Criildberg     a. 

Waage 
Waalfl,  Tan  der  1873,  1877, 

1884 
Waokenroder  1826,  1845 
Wade  1886 
Wagner,  A.  1844 
Wagner,  Jegor  1894 
Wagner,  J.  P.  1841,  s.  a. 

Neeff  u.  Wagner 
Wagner,    Hermann    1870, 

1895 
Wagner,  M.  1868 
Wagner,  P.  1877,  1889 
Wagner,  Richard  1874 
Wagner,  Kudolph  1836, 

1846 
Wagner  (Apotheker)  1867 
Wahab  u.  Abu  Seid  878 
Wahlberg  1841 
Wahlenberg  1812 
Wahrendorff,  von   1840 
Waitz  1705 
Waiz  8.  Scheele  1774 
Wake  1826 
Walbeck  1819 
Walbridge  1878 
Walcher  1889 

Walcher-Uyßdal,  von  1895 
Waloker,  E.  F.  1842 
Waiden  1895,  1896 
Waldenbnrg  1875 
Waldeyer  1865,  1883,  8.  a. 

1891  Bamon  y  Cajal 
Waldvogel  1446 
Waldseemüller   1507,   1613 
Walf  erdin  1847 
Walgenstein  1665 
Walker,  James  1827 
Walker,  8.  C.  1846 
Walker  (Kabel)  1849 
Walker,  S.  &  Co.  1878 
Walker  u.  Warren  1853 
Walkhoff,  O.  1900,  1903 
Walkhoff  (Zucker)  1853 
WaU  1708 
WaUace  1853,  1858 
Wallach  1885,   1891,  1896, 

1906 


Waller,  A.  der  Ältere  1850 
Waller,  A.  der  Jüngere 

1878 
Waller,  J.  von  1851 
WaUeiiua  1761,  1763,  1768 
WalliB,  J.  1655,  1668 
Wallis,  S.  1766 
Walmann  1820 
Walrand  n.  Delattre  1884 
Walsohaerts  1844 
Waltenhofen,  vonl869,1880 
Walter  (Ingenieur)  1804 
Walter  (SohnellpreB8e)1869 
Walter  von  der  Vogelweide 

1210 
Walther,  B.  1484 
Walther,  P.  von  1841 
Walther  u.  Begiomontanus 

1471 
Walton  1862 
Walz,  G.  1893 
Wanklyn  1857,  1858 
Wanklyn  u.  Cooper  1890 
Wanner  1901 
Warburg  1869,  1872,  1877, 

1880,    1896,    1897,   B.   a. 

Kundt  u.  Warburg 
Warburton  1873 
Ward,  E.  1740 
Ward,  N.  B.  1830 
Ward,  P.  1852 
Wardrop  1808 
Waring,  B.  1826 
Waring  (Ingenieur)  1881 
Warnung  1880 
Warren  (Carbid)  1897 
Warren,  J.  C.  1846 
Wartenberg  s.   Connatein, 

Hoyer  u.  Wartenherg 
Wartha  u.  Pfeifer  1882 
Washbume  1870 
Wassermann,  A.  1906,  1907 
Waterton  s.  Krönig  1856 
Watkins  u.  Baughe  1638 
Watson,  P.  H.  1866 
Watson,  William  1786 
Wateon  (Ammoniak)  1828 
Watt,  C.  1838 
Watt,  J.  1764,  1766,  1767, 

1769,   1770,   1772,   1778, 

1780,    1781,   1782,   1784, 

1785,    1790,   1799,   B.    a. 

Cavendish  1781 
Watts  1860 


Way  1860 

Webb,  F.  W.  1885,  1905 
Webb  (Reisender)  1808 
Webb  u.  Thomson  1887 
Weber,  E.  F.  1836 
Weber,  E.  H.  1826,   1827, 

1834 
Weber,  Hermann  1899 
Weber,  H.  F.  1887 
Weber,  J.  J.  1889 
Weber,  L.  1885 
Weber,   Rudolph  1872 
Weber,  W.  E.  1825,  1828, 

1830,   1835,   1836,   1843, 

1846,    1853,    1856,   8.    a. 

Gauß  u.  Weber 
Weber  (Oberkassel)  1898 
Weber,  W.  E.  u.  E.  1846 
Weber,  W.  E.  u.  E.  H.1826 
Weber-Zeidleru.  Hartmann 

1892 
Webster,  W.  1888 
Weokherlin  1846 
Weddeli  1823 
Wedekind  1903 
Wedgwood,  J.    1759,  1782 
Wedgwood,  T.  1802 
Wegmann  1870 
Wehnelt  1889,  1899,  1904 
Weichardt  1904 
Weichselbaum     u.    Jaeger 

1899 
Weidel  1879 
Weidenreioh  1902 
Weidler  1727 
Weierstrass  1849,  1865 
Weigel,  Chr.  E.  1771 
Weigel,  E.  1687 
Weigelin  1871 
Weigert  1871,   1875,   1885, 

1890 
Weigmann  1890 
Weilhöfer  1822 
Weiller  1902 
Weinberg,  A.  1894 
Weindl  1627 
Weinek  1900 
Weinhart  1878 
Weinhold,  A.   1870 
Weinhold,  R.  1894 
Weisbach  1866,  s.  a.  Ber- 

noulli,  D.  1736 
Weishaupt  1851 
Weiske  u.  Wild  1874 


—     1135 


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PtnoiMBwnilchnlt 

Weiskopf  1868 
Weismann  1875,  1887 
Weiss,  Chr.  S.  1813 
Weiss,  F.  J.  1885 
Weiss,  J.  1840 
Weiss  (Chinasäure)  1890 
Weiss  (Langensalza)  1830 
Weiss  u.  Aichele  1904 
Weissenf eld  1844 
Weitbrecht  1740 
Weiden  1794 
Weldon  1867 

Weldon  u.  Pechiney  1884 
Wellman-Seaver    Eng.   Co. 

1889 
WeUner  1879,  1894 
WeOs,  Horaoe  1844 
Wells,  Spencer  1868 
Wells,  W.  Ch.    1792,  1814 
Wells  u.  Hagar  1819 
Welsh  1862 
Weite  1887 
Welter  1819,  1820 
Wenceslans  von  Olmütz 

1483 
Wenck,  A.  1898 
Wenham  1860 
Wenner  1890 
Wenael  1777,  1785 
Wenzell  1864 
Wepfer  1658 
Weppen  1845 
Werder  1846,  1852 
Werdermann  1877 
Werkmeister  1700 
Werlhof  1740 
Wemebnrg  1800 
Werner,    A.     1892,     1893, 

1901, 1902,  B.a.Hantzsch 

u.  Werner 
Werner,  A.  G.  1775,  1785 
Werner,     J.     1522,    s.    a. 

Vespucoi  1499 
Werner  u.  Pfleiderer  1875 
Wemich  u.  Wehmer  1894 
Wemicke,  E.  1881 
Werth  1887 

Wertheim,  Th.  1844,  1856 
Wertheim,  W.  1844,  1848, 

1867 
Wertheim,  Th.  u.  Eochleder 

1848 
Wesenfeld  1875 
Wessely  1892 


Wessen  1870 
Westerhof  1560 
Weetien  s.  Brücke  1861 
Westinghonse  1875,   1882 
Westinghouse  Electric  Co. 

1902 
Weeton  1861,  1868,  1881, 

1888,  1892,  1893 
Weetphal  1870,  1871 
Weetrum,  van  1902 
Westmmb  1792,  181ff 
Wethered  1855 
Wetherill  1896 
Wetter,  O.  1882 
Wetts  1782 
Wetzlar  1827 
Weypreoht  s.  von  Payer 
Wharton  1660  F, 

Wheatstone     1827,     1833, 

1834,   1836,   1837,   1839, 

1840.  1843,  1868,  1867, 
s.  a.  Siemens,  W.  1867, 
B.  a.  Helmholtz  1860 

Wheatstone  u.  Cooke  1837, 

1841,  1846 
Wheeler,  G.  M.  1869 
Wheeler  (Amalgamation) 

1862 
WheweU  1860 
White,  A.  C.  1890 
White,  Anth.  1821 
White,  Ch.  1768 
White,  James    1811 
White,  Josiah  1818 
White,  Ph.  1634 
White,  S.  S.  1860 
White,  W.  1888 
White  TL  Grant  1864 
Whitehead  1866 
Whitehead  u.  Lupis  1864 
Whitehouse  1826 
Whitney  1793 
Whitwell  1869 
WMtworth  1834,1841,1842, 

1847,   1851,   1868,  1864 
Wiborgh  1889 
Wiohelhatis  u.  Daimstaed- 

ter  1869 
Wichmann,  P.  1906 
Wick,  von  1364 
Wickersham  1853 
Wiokersham  Nail  Co.  1880 
Wickersheimer  1880 
Wiokield  1880 

—     1136    — 


Widal  u.  Gruber  1896 
Widal  o.  Ravaut  1900 
Widman,  0.  1892 
Widmann,  J.  1489 
Widmannstetter,  von  1808 
Widmark  1881 
Wiebekdng  1807 
Wiebel,    K.  W.  M.    a.  W. 

1873 
Wieohert  1897 
Wied,  Max  Prinz  von  1815 
Wiedemann,  £.  1876, 1879, 

1888 
Wiedemann,  G.  1849,  1862. 

1868,  1866,  1870 
Wiedemann,  G.    o.  Franz 

1863 
Wiedemann  u.  Schmidt  1 895 
Wiedersheim  1882 
Wiegmann  s.  Ungar  1833 
Wiegmann  n.  Polstorff  1842 
Wien,  M.  1890,  1891,  1902 
Wien,  W.  1893 
Wien,  W.  u.  Lnmmer  1896 
Wiener,  0. 1893,  1895 
Wiener,  W.  1888 
Wiener  Hofbibliothek  1411 
Wiesner  1873,  1881,  1893 
Wücke  1762,  1768,  1772,  s. 

a.  Canton  1763 
Wilcox  1866 

Wüoox  u.  Gibbs  1857,  1884 
WUd,  H.   1859,   1863,  1865 
Wild,  Pet«r  1889 
Wild  u.  Osnaghi  1874 
Wüde,  G.  W.  1833 
Wüde,  H.  1867 
Wüde.  W.  R.  1846 
Wilhelm  von  Holland  1253 
Wilhelm  von  Oranien  1572 
Wilhelm  IV.  1666 
Wilhelmy  1850 
Wilke,  C.  J.  1850 
Wilkee  1840,  1844 
Wilkins  1849 
WilMnson,  J.  1787,  1790, 

1792,  1794 
Willdnson  (Kompreesions- 

geschoß)    8.    Lor«u    u. 

Wilkinson 
Will,    H.    (Enzymtheorie) 

1896 
Wm,  H.  (Senföl)  1844 
Will  u.  Lanbenheimer  1879 


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Will  n.  Schmidt  1888 

Will  u.  Varrentrapp  1842 

WiUan  1790 

Willans  1880 

Willcox  1860 

WiUdenow  1792 

Willem  u.  Miele  1904 

WiUems  1851 

Williams,  C.  G.  1860 

Williams,  J.  1860 

Williams  (Battenr)  1826 

Williams  (CSiemiker)  1854, 
1856 

Williams  (Ingenieur)  1842 

Williams  (wasserdichte 
Schotte)  1834 

Williamson,  A.  1850,  1851 

WiUiamson,  T.   180» 

Willis,  Henry  1867 

Willis,  J.  1602 

Willis,  R.  1828,  1837 

Willis,  Th.  1667, 1670,  1671 

Willis,  W.  1873 

Willonghby  1672,  s.  a. 
Chanoellor  1653 

Wills  B.  Borke  1860 

Willson  1892 

WiUstätter  1901,1903,1906, 
B.  a.  Büchner  a.  WiU- 
stätter 1898 

Willstätter  u.  Benz  1908 

Willst&tter  n.  Bode  1900 

Willstätter  n.  Hooheder 
1907 

Wilaing  1887 

Wilsmore  1907 

Wilson,  Alexander  (Phy- 
siker) 1749,  1757 

Wilson,  Alexander  (Ver- 
bondpanzer)  1877 

Wilson.  A.  B.  1851,  1852 

Wilson,  A.  (Reisender)  1783 

Wilson,  B.  1746 

Wilson,  F.  8.  Jones,  Wil- 
son u.  Gwynne 

Wilson,  H.  A.  1899,  1902, 
1903 

Wilson,  John  1763 

Wilson  (Jacquardmaschine) 
1821 

Wilson  u.  Gray  1894 

Wilson,  P.  u.  Gwynne  1854 

Wilson,  F.  u.  Payno  1855 

Wimmer  1860 

Darmstaedtet. 


1865, 
1885, 
1891, 


1745, 


Winokler,  F.  L.  1832,  1844 
Windhausen  1869 
Windholm  1780 
Wingen  1893 
Winkelmann  1877 
Winkler,   CL    1861, 

1875,  1877,  1879, 

1886,  1887,  1890, 

1898 
Winkler,  E.  1877 
Winkler.  J.  H.  1744, 

1746 
Winkler,  L.  W.  1892 
Winnecke  u.  Stone  1862 
Winnerl  1831 
Winogradsky    1887,    1888, 

1890 
Winslow  1827 
Winsor  s.  Winzler 
Winter  1807 
Wintemitz,  Hugo  1898 
Wintemitx,Wilh.  1877,1900 
Winterschmidts.  HöU  1763 
Wintringham  1760 
Winxler  (Winsor)  1802 
Wirsung  1647 
Wirz  1746 

Wischnegradski  1879 
Wise  s.   Harrison   1780 
Wise,  S.  1769 
Wisemann  1676 
Wise-Wood  1900 
WislicenuB,  J.    1869,  1873, 

s.  a.  Fick  1867 
Wislicenus,  W.  1888 
Wissmann,  von  1881,  1886 
Wissmann,  Wolf  u.  Fran- 

(ois  1884 
Wiston  1701 
Witelo  1270 
Withering  1783 
Witt,Jandel671 
Witt,   0.   N.    1875, 

1879,  1886,  1887 
Witt  u.  Charlois  1898 
Witt  u.  Eoechlin  1881 
Witte  1900 
Wittich  1582 
Wittmann  1874 
Wittstein  1861 
Woeikoff  1880,  1887 
Wohl  1886 
Wöhler,    F.     1827,     1828, 

1829,   1834,   1837,   1839, 

-      1137      — 


1876, 


1842,  1844,  1849,  1860, 
1851,  1857,  1862,  8.  8. 
Liebig  u.  Wöhler 

Wöhler  u.  Bussy  1828 

Wöhler  u.  Mahla  1852 

Wöhler  u.  Sainte  -  Claire- 
Deville  1857 

Woehler  (Ingenieur)  1870 

Wohlwill  1870,  1878 

Wolf,  C.  1882 

Wolf,  Ch.  von  1709 

Wolf,  M.  1891,  1900,  1906 

Wolf,  0.  1872 

Wolf,  R.  E.  1862,  1898 

Wolf,  R.  1862,  8.  a.  Sa- 
bine, Wolf  u.  Gautier 

Wolf  8.  Wissmann,  Wolf 
u.  FranQois 

Wolf  (Windtorbino)  1862 

Wolf -Schweinfurt  1850 

Wolff,  C.  H.  1872 

Wolff ,  E.Th.von  1854, 1864, 
1868,   1871,    1874,    1880 

Wolff,  J.  1863,  1870 

Wolff,  K.  F.  1768 

Wolff-Eisner  1907 

Wolffenstein  1894,  1895, 
1906 

Wölfler  1881 

Wolkoff  1862 

Wollaston  1797,  1802,1803, 
1804,  1S09,  1810,  1812, 
1813,  1817,  1822,  1828, 
8.  a.  Fraunhofer  1814 

Wollny  1877,  1886,  1890, 
1891,  1897 

Wolpert  1878 

Wolstein  1773 

Woltereck  1906 

Weltmann  1790,  1799 

Wood,  A.  1855 

Wood,  Ch.  1749 

Wood,  J.  T.  1863 

Wood,  N.  1827 

Wood,  R.  W.  1907 

Wood,  T.  1772,  1776 

Wood,  W.  1829 

Wood.  W.  A.  1860 

Wood  (MetaU)  1860 

Wood,  Popp  u.  Beckerl898 

WoodaJl  u.  Duckham  1906 

Woodbury  1865 

Woodhouse  1803 

Woodward,  John  1696 

72 


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PmoMiivttfiMchiiit 


Woodward  (Clev6land)1875 

Woodward  (Gr«brüder)186e 

Woolf  1804 

Woepcke  1863 

WoTcester  1633 

Workmao,  Clark  &  Co.l904 

WoTonin  1866 

Worthington,  C.  C.  1884, 
1895 

Worthington,  Henry  R. 
1840,  1848,  1867,  1876 

Woskressensky  1838.  1841 

Wotton  1652 

Woulfe  1771,  1790 

Wrangell,  von  1820 

Wray  1670 

Wrede,  von  1843 

Wright,  A.  E.  1903 

Wright,  P.  H.  1806 

Wright,  Gebr.  1906 

Wright,  R.  1816 

Wright,  Thomas  1750 

Wright  (Ga8maBchine)1833 

Wright(Galvano8tegiell840 

Wright  (WeUenmotor)1902 

Wrigley  1892 

Wrisberg  1780 

Wroblewski  1884,  s.  a. 
Olazewski  u.  Wroblewski 

Wulff,  L.  1887 

Wulfstan  800 

Wällner  1866 

Wandt  1881 

Wurm  1834 

Wurmbrand,  von  1625 

Wurster  1886 

Württembergische  Post-  u. 
Telegraphen- Verwaltung 
1891 

Wurtz  1844,  1847,  1848, 
1849,  1863,  1866,  1857, 
1868,  1859,  1862,  1863, 
1867,  1868,  1869,  1872, 
8.  a.  Berthelot  1864 

Wurzer  1819,  1823 

Wu-wang  1160  v.  Chr. 

Wyatt  1738. 


Xavier  1850 
Xenophanes  620  v.  Chr. 


Xenophon  370  v.  Chr. 
Xerxes  486  ▼.  Chr. 


Yale  1865 

Yarrow  1888 

Yeadon  1878 

Yersin  s.  Roux  u.  Yersin, 

8.  a.  Kitasato  n.  Yersin 
Young,  A.  1770 
Young,  James  1860 
Young,  8.  1892 
Young,    Th. .  1792,    1800, 

1801,   1802.   1806.   1807. 

1822 
Young  (Amerika)  1870 
Younghusband  1887 
Yü  2220  V.  Chr. 
Yvon  Villarceau  1872. 


Zach,  F.  X.  von  1803 

Zahn.  J.  1666,  1686 

Zahn.  J.  K.  W.  1827 

Zalinski  1884 

Zallinger  zum  Thiim  1779 

Zamboni  s.  Ritter  1803 

Zander  1866 

Zaufal  1884 

Zeemann,  P.  1896 

Zehnpfand  1898 

Zeiher  s.  Vidi  1848 

Zeise  1822,  1833 

Zeiß  1847 

Zeiß   s.    Abbe,   Schott   a. 

Zeiß 
Zeiß  (Firma)  1891,  1897 
ZeUner  1816 
ZengheUs  1906 
Zenker,  W.  1866 
Zenker,  von  1860 
Zenneck  1901 
Zeno  1392 
Zeppelin,   von  1898,  1900, 

1907,  1908 
Zetterlund  1870 
Zeum  1810 
Zeuner    1855,    1868,    1869. 

1863 
Zeuthen  s.  Schubert  1879 


Zickler  1898 
Ziegler,  D.  H.  1860 
Ziegler.  J.  H.  1759 
Zi^er.  M.  1903 
Ziehl  1906 

Ziemann  s.  Ross  1902 
Ziervogel  s.  Wetzlar  1827 
Zimmermann,  von  1777, 

1783 
Zimmermann,  F.  1894 
Zimmermann,  H.  1888, 

1890,  1907 
Zimmermann,  S.  1573 
Zimmermann,  O.   u.  Beh- 

rend  1896 
Zincke,  Th.  1870,  1886 
Zinin  1842,  1844,  1855 
Zinn  1766 
Zirkel  1866 

Ziska  von  Trocnow  1424 
Zittel  1872 
Zittmann  1750 
Zoccarello  u.  Fioravanti 

1549 
Zollikofer  1899, 1901 
Zöllner,    J.    C.    F.     1861, 

1866.    1872.  1879.  a.  a. 

Hengler  1830 
Zöllner,  Kaspar  1480 
Zöllner  a.  Huggins  1869 
ZoeUy  1902 
Zoeppritz  1878 
Zorn  1879 
Zosünos  430 
Zschimmer  1903 
Zsohömer  1900 
Zsigmondy,  R.  A.  1898 
Zuber  1790 
Züblin  1874 
Zalkowsky  1890,  1898 
Zambe  1687 

Zündel  u.  Desoamps  1902 
Zuntz,  N.  1871,  1877,  1889 
Zuntz  a.  Greppert  1886, 1888 
Zuntz,     Löwy,    Müller    a. 

Caspari  1901,  1903 
Zurkinden  1584 
Zürn  1726 
Zwaardemaker  1895 
Zwez  1890 
Zwirn,  E.  1907 


—     1138     - 


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Sachverzeichnis. 


72* 


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Sachverzeichnis. 

Die   hinter   den  Stiohworten  befindlichen  Nummern  geben  die  Jahreszahlen  an 
Vom  Jahre  1800  ab  ist  zoi  leichteren  Auffindung  hinter  die  Jahreszahl  der  Anfangs- 
buchstabe des  betreifenden  Personennamens  gesetzt. 


Abakos  444  y.  Chr..  1617 

Abbe'sches  Kondensoisystem  1872  A 

Abbildung  nicht  selbstlenchtender  Ob- 
jekte 1872  A 

A-B-C-Prozeß  1860  S 

Abdampf,  dessen  Wiederverwendung 
1896  Z,  1900  L,  1900  R,  1904  £ 

Abel'sche  Funktionen  1829  A.  1829  J, 
1849  W,  1857  R,  1863  H 

Abel'sohes  Theorem  1829  A,  s.  a.  Abel- 
sohe  Funktionen 

Abendrot  s.  Morgen-  n.  Abendrot 

Abendstem  532  v.  Chr. 

Aberration  s.  Licht,  Aberration  desselben 

Abessinisoher  Brunnen  1816  N 

Abfallsohwefels&ure  1902  E 

Abfallstofie,  Beseitigung  und  Verwendung 
derselben  1787B,  1819G,  1827  R,  1836B, 
1860  W,  1860  S,  1867  L,  1868  F,  s.  a. 
Abortanlagen,  Fettgewinnung  aus  Ab- 
wässern, Kanalisation,  Reinigung  der 
Abw&sser,   Rieselfelder,  Torfstreu 

AbfallstoSe,  Verbrennung  derselben 
1875  F,  1894 S 

Abführmittel  1847  S,  1898  T 

Abkühlung  durch  Lösungen  von  Salzen 
1550 

Ablenkung  des  Stromes  im  Leiter  s.  Hall- 
sches  Phänomen 

Abortanlagen  1660.  1786.  1864  M,  1867  L, 

1870  M,  1880  H.  1892  B,  1894  L 
Abrasion  1861 J.  1872  R  j 

Abschwäohung  der  Virulenz  der  Bakte- ! 

rien  1878  B,  1880  P,  1889  P 
Absolute  Temperatur  1808  G.  1851 T       ' 


I  Absonderungsvorg&nge    1650  W,    1660  S, 

I      1686  B,  1687  C,  1745  L,  1861 R,  1855  B, 

I      1882  R 

'  Absorbierende  und  ausstrahlende  Eigen- 
schaften der  Körper  1859  K,  1870  C, 
1879  S,  8.  a.  Schwarzer  Körper 

Absorption  der  Gase  durch  Flüssigkeiten 
1803  D,  1836  G,  1855  B,  1892  W 

Absorption  der  Gase  durch  starre  Körper 
1777,  1902  D 

Absorption  der  Strahlung  1760,  1777, 
1836  B,  1853  B,  1857  B,  1870  M 

Absorptionsgesetz  s.  Absorbierende  und 
ausstrahlende  Eigenschaften  der  Körper 

Abstimmungsapparate  1869  S 

Abwärmekraftmasohine  1850  D,  1896  Z 

Abwflsser  s.  Reinigung  der  Abwässer 

Abziehbilder  1860  K 

Acoelerierte  Bewegung  1687,  1604, 
1673 

AcetaniUd  1843  G,  1886  C 

Acetatdraht  1905A 

Acetessigester  1863  G 

Aceton  1831 L 

Aceton  im  Harn  1867  P,  1880  J 

Aceton,  kiinstlich  1861  P 

Aoetonurie  1880J 

Acetylen  1836  D,  1859  B,  1862  W,  1863  B, 
1870  G,  1892  W,   1900  J,  1905  P 

Aoetylenmotor  1896  R 

Aoetyloellulose  1907  £ 

Achatwald  1892  H 

Aohromasieprinzip ,  dessen  Anwendung 
auf  Mikroskope  1829  M,  s.  a.  Linsen, 
Mikroskop,  Objektiv,  Okular 


—     IUI 


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Sachvtmlelmlt 


Achromstische  linse  b.  linse,  achroma- 
tische 

Aoidimetrie  s.  Volumetrisohe  Analyse 

Ackererde  s.  Boden 

Acne  1894  U 

Aconitin  1833  G 

Aconitum  s.  Eisenhut 

Acridinfarbstoffe  s.  Teerfarben 

Acrolein  1843  R 

Addison'sche  Krankheit  1856  A 

Additive  Dreifarben-Photographie  s.  Pho- 
tographie in  natürlichen  Farben 

Adenin  1886  K,  1897  F 

Adenoide  Vegetationen  1868  M 

Aderlaß  1618 

Aderpresse  1674 

Adiaphon   1820  S 

Adipocire  b.  Leichenfett 

Adosapparat  1899  A 

Adrenalin  1901  T,  1903  J,  1904  S 

Aerodynamisches  Paradoxon  1826  C 

Aerolithe  s.  Meteorite 

Aeroplan  s.  Flugapparate,  Luftballon 

Aerostat  s.  Luftschiffahrt 

Aerostatische  Grundgesetze  387  v.  Chr., 
1664,  1662,  1802  G,  1880  S 

Aerotonometer  1872  P 

Affination  1802  A 

Affinität  1654,  1684,  1702,  1718,  1776, 
1777,  1801  B,  1880  0 

Afflnitätstabellen  1718,  1776 

Afrika  600,  450,  100  v.  Chr.,  1067,  1433, 
1436,  1441,  1446,  1447,  1456,  1457, 
1471,  1472,   1484,  1486,  1605,  1894  B 

Afrika,  äquatoriale  Ostküste  1607,  1615, 
1848  R,  1861  D,  1879T,  1887T,  1889 M, 
1890  £,  1899  M 

Afrika,  äquatoriale  Westküste  1471, 1601, 
1681,  1683,  1777,  1818  M,  1860  A, 
1852  L,  1861  B,  1875  B,  1877  S,  1884  L, 
1884  N,  1887  K,  1898  F 

Afrika,  Durchquerungen  1802  B,  1827  C, 
1852  L,  1866  R,  1873  C,  1874  8,  1877  8, 
1881  C,  1881 W,  1884B,  1884  L,  1886  W, 
1897  M 

Afrika,  Kongolander  1484,  1848M,  1866L, 
1870  S,  18718,  1874  P,  1874  8,  1876  B, 
1879  8,  1882  P,  1884  K,  1884  W.  1893  G 

Afrika,  Nigergebiet,  Nord-  und  Nordwest- 
afrika  1795,  1798,  1822  C,  1830  L, 
1850  B,  1863  V,  1880  F,  1902  L 

Afrika,  Nilländer  und  Zentralafrikanisohe 
Seen  460 v.Chr.,  64,  1492,  1520,  1768, 
1793,    1813  B,   1819  C,   1822  C.  1826  L, 


1837  A,  1839  A,  1857  B,  1858  L,  1868  8, 
1860  H,  1860  S.  1862  B,  1862  T.  1864  M, 

1870  N,  1876  E,  1876  G,  1879  J,  1887  S 
Afrika,   8üdafrika   1487,    1796,    1803  L, 

1841 W,  1866 M,  1871 M,  1872  H,  1886  S. 

1899  P 
After,  künstlicher  1800  D 
Agglutination    der    Bakterien     1896  W, 

1906  M 
Aggressine  1906  B 
Agoraphobie  s.  Platzfurcht 
Agrarprognose  1877  B 
Agrikulturchemie  1804  8,  1809  T,  1830  S, 

1840  L,  1844  B,  1866  L,  1860  B,  1860  8. 

1871  M,  1884  H,  1885  B,  1894  H,  1897  8. 
8.  a.  Boden,  Bodenabsorption 

Agrikultnrohemische  Versuchsstationen 
18518 

Agrikulturphysik  1817  S,  1844  B,  1876  H, 
s.  a.  Boden,  Bodenabsorption,  Boden- 
bildung 

Ähnlichkeitslehre  368  v.  Chr. 

Akkommodation  des  Auges  1619,  1637, 
1792,  1846  B,  1860  C,  1862  H.  1864  D 
1894  T,  1899  G 

Akkumulator  (elektrischer)  1854S,1859P, 
1882  F,  1886  M,  1891  M,  1892B,  1894  B, 
1901J,  1903  E 

Akkumulator  (Kraftoammler)  1846  A, 
1884  B,  1887  P 

Akromegalie  1886  M 

Aktinium  1899  D,  1902  G,  1907  B 

Aktinoautographie  s.  Photeohie 

Aktinometer  1834  H,  1838  P,  1855  B, 
1868  V,  1906  A 

Aktinomykose-Pilz  1877  B 

Akupunktur  600  v.  Chr.,  1683 

Akustik  8.  Schall  und  die  damit  zusam- 
menhängenden Artikel 

Akustik  (Name)  1700 

Akustische  Apparate  1861  H,  I88I  £, 
1902  8 

Alanin  1849  B,  1850  8 

Alarmapparate  1862  B,  1883  8,  s.  a.  Feuer- 
melder 

Alaska  1866  D 

Alaun  87  v.  Chr.,  624,  760,  1620,  1663, 
1754,  1797,  1838  G,  1870 L,  s.  a.  Kryo- 
lith,  Tonerdeverbindungen 

Alaun,  dessen  Unterscheidung  von  Eisen- 
vitriol 1620 

Alaun,  dessen  Zusammensetzung  1764 
1797 

Albertotypie  1867  T,  s.  a.  Lichtdruck 


—     1142 


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Saehmniduib 


Albulabahn  1903  R 

Albumin  8.  Eiweiß 

Albuminpspier  1848  B 

Albuminnrie  1760,  1827  B 

AlbumoBen  1883  E 

Aldehyde  1834  D,  1835  L,  1836  B,  1840  D, 

1852  B,  1876 R 

Aldehyde,    aromatische,   deren  Synthese 

1906  & 
Aldehydbildung    durch    Oxydation    von 

Methylgruppen  1897  S 
Adehydgrün  1861  C,  1864  ü 
Aldol  1872  W 

d'Alembert'schea  Prinzip  1743 
Aleppobenle  1750,  1884  D 
Aleurometer  1849  B 
Aleuron-Kömer  1855  H 
Alezine  1890  B 
Alfenide  s.  Argentan 
Alfonsini'sche  Tafeln  1262 
Algebra  390  v.  Chr.,  250,  600, 1644,  1773  L, 

1853  H,  1854  B,  1865  W.  1871  L,  8.  a. 
Buchstaben,  Buchstabenrechnung,  Dio- 
phantische  Gleichungen,  Gleichungen, 
Logarithmen,  Reihen,  s.  a.  Arithmetik 

Algraphie  1892  S 

Alhidade  1576 

Alizarin  s.  Teerfarben  (Anthrachinonfarb- 
stoffe) 

Alizarinbordeauz  1901  F 

Alizarincyanin  1901  P 

Alizaringelb  1887  N 

AlkaUblau  1872  B 

Alkalien,  deren  elektrische  Darstellung 
1800  C,  1803  D,  1851  C,  1891  G,  1892  C, 
1892  L,  1893  V,  1896  H,  1898  0 

Alkalien  und  Erden  1640,  1684,  1736, 
1755,  1764,  1774,  1807  D,  1808  D 

Alkalien,  deren  Präezistenz  in  der  Pflanze 
1764 

Alkalien,  deren  Reaktion  auf  Pflanzen- 
säfte  1684 

Alkalihydrüre  1811  G,  1874  T,  1902  M 

Alkalimetrie  s.  Volumetrische  Analyse 

Alkalisohmelze  der  Sulfosäuren  1869  W 

Alkaloide  s.  Aconitin,  Alkaloide  der  Betel- 
nuß, Alkaloide  des  Cooablattes,  Alka- 
loide der  Granatbaumrinde,  Alkaloide 
der  Solanaceen,  AUantoin,  Aspwagin, 
Chinarinden -Alkaloide,  Chinoline,  Cho- 
lin,  Colchioin,Jaborandi- Alkaloide,  Lu- 
pinin, Nicotin,  Opiumalkaloide,  Pi- 
perin,  Pyridin  und  dessen  Homologe, 
Schierlingalkaloide,    Senfsamenalkaloi- 


de,  Strychnosalkaloide,  Trimethylamin, 

Veratiin,  Xanthingnippe 
Alkaloide  der  Betelnuß  s.  ArecoUn 
Alkaloide  des  Cocablatts  s.  Cocain,   Ec- 

gonin,  Euoain,  Hygrin,  Tropacooain 
Alkaloide  der  Granatbaumrinde  b.  PeUe- 

tierin 
Alkaloide    der    Solanaceen    s.    Atropin, 

Atropamin,  Belladonnin,  HyoBcyamin 

Tropidin,  Tropin 
Alkanna  und  Alkannin  1813  J 
Alkohol  960,    1440,    1784,    1828  H,  s.  a. 

Alkoholometer,    SpirituB    a.    Spiritue- 

brennerei 
Alkohol,  absoluter  1796 
Alkohol  in  der  Wundbehandlung  1696 
Alkoholate,  deren  Darstellung  1906  C 
Alkohole,   deren  Bildung  aus  Aldehyden 

1862  W 
Alkohole,  synthetische  Bildung  derselben 

1828  H,  1871 L 
Alkohole,  mehratomige  1864  B,  1867  W 
Alkohole,   sekundäre  und  terti&re,   Pro- 
gnose derselben  1868  K 
Alkoholhydrocarbongas  1903  P 
Alkoholmeßapparat  1867  S 
Alkoholometer  und  Alkoholometrie  1794, 

1811  T,  1812  T,  1824  G,  1833  B,  1851  B, 

1 888 E, s.a. Amylalkohol, Gäxung,  Hefe, 

Schlempeverarbeitung 
Alkohokadikale  1849  F,   1849  E,    1860  L 
Allantoin,  auch  künstlich  1800  V,  1837  L, 

1877  G 
Allogamie  s.  Bestäubung  der  Pflanzen 
Allotropie  1841 B,  1841  R,  1861  H,  18890. 

1897  L.  1899  C,  1902  S,  19Q6M 
Allozan  und  AUoxantin  1838  L 
AUylverbindungen  1856  C 
Almagest  150 
Alpaka  s.  Argentan 
Alpenglühen  1864  B 
Alpenkarten  s.  Eartographie 
Alpenkunde    1560,    1700,     1786,    1787, 

1865  S 
Alpenstraßen  1800  N 
Altazimut  s.  Azimutalquadrant 
Alterssichtigkeit  1864  D 
Altertümer,  deren  EonBervierang  s.  Eon- 

Bervierung  von  Altertümern 
Althaea  s.  Eibisch 
Aluminium     1827  W,     1854  S,     1865  B, 

1886  C,  1886  H,  1890  B 
Aluminium,   Reduktion  der  Metallozyde 

durch  dasselbe  1897  G 


—     1143     — 


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Aluminiumbronze  1886  C,  1889  H 
Aluminiumlot  1906  G 
Aluminiumplatten   an   Stelle   der    litho- 

graphiachen  Steine  s.  Algraphie 
Alnminiumsprengstoffe  1897  D 
Almniniamrerbindangen    1860  C,    s.    a. 

Tonerde 
Aluminothermie  1897  G-,  1899  G 
Alnminothermie,   deren  Anwendung  für 

Sprengstoffe  1897  D 
Alypin  1905  H 
Amalgamation  des    Goldes   und   Silbers 

77,  1657.  1609,  1790,  1860  K,  1862  W, 

1880  D 
Amalgamation  des   Zinks  für  Batterien 

1830  St 

Amalgame  77,  750,  1557,  1808  S,  1830  St 

Ambra  1817  C 

Ameisen  1792 

Ameisenäther  1777 

AmeLsengift  1886  H 

Ameisenigel  1884  H 

Ameisensäure  1670 

Ameisensäure  aus  Kohlenozyd  1902  M 

Ameisensäure,  Synthese  derselben  1821 D, 

1831  P,  1865  B,  1861  E,  1902  M 
Amerika  1492,  1493 

Amerika,  Nordamerika  10  y.  Chr.,  986, 
1001,  1497,  1498,  1500,  1612,  1519, 
1523,  1524,  1629, 1534,  1535,  1539, 1540, 
1607,  1636,  1673,  1689,  1740,  1741, 
1771,  1789,  1792,  1803  L,  1820  L, 
1823  B,  1825  E,  1825  F,  1837  8,  1842  F, 
1869  P,  1869 W 

Amerika,  Südamerika  1499,  1500,  1501, 
1509,  1532,  1535,  1541,  1563,  1781, 
1799,  1815  W,  1817  M,  1826  P,  1835  S, 
1865  A,  1868  B,  1876C,  1880C 

Amerika,  Zentralamerika  1494,  1602, 
1513,  1886  M 

Amide  1830  D.  1853  G 

Amidoguanidin  1892T 

Amidokörper,  deren  Bildung  aus  Nitro- 
körpern  1842  Z,  1854  B 

Aminbasen  1849  W,  1850  H 

Amine,  aromatische,  deren  Darstellung 
1906  S 

Aminosäuren,  heterocydisohe  1901  F 

Aminsäuren  1853  G 

Ammeiin  und  Ammelid  1829  L 

Ammoniak,  dessen  Bildung  aus  dem 
Stickstoff  der  Kohle  1883  B,  1883  C, 
1889  M,  1907  C 

Ammoniak  aus  Gaswasser  s.  Gaswasser 


Ammoniak  aus  Seeschlick  1899  D 
Ammoniak,  essigsaures  1610 
Ammoniakgas  1774,  1785,  1846  R 
Ammoniaksalze  als  Düngemittel  s.  Dün- 
ger, künstlicher 
Ammoniaksodafabrikation  1838D,  1861 S, 
1863  S,  1872  S,  1878  8,  1880  T,  1887  M, 
1893  B 
Ammoniakverbindungen  750,  1270,  1595, 
1608,    1647,    1666,    1700,    1774,    1785, 
1786,  1804  S,   1816  A,    1821  B,  1821  G. 
1842  F,  1877  G,  1879  A,  1883  B,  1899  D, 
1906  W 
Ammoniakwasser  s.  Gaswasser 
Ammonium  als  Radikal  1816  A 
Ammoniumamalgam  1808  S 
Ammoniumbasen  1849W,  1850  H 
Ammoniumcarbonat  1270 
Amoeba   coli    1860  L,    1876  L,     1883  K. 

1903  S 
Amorphie  1833  F 

Amp^re'sohe  Sohwimmerregel  1820  A 
Amphibien  1789,  1803  T,  1819  R,  1844  M 
Amphiozus  1844  M.  1866  E,  1890  B 
Amputation  20,  1676,  1731,   1761,  1764, 

1775,  1822  L,  1842  S 
Amüsetten  1740 
Amygdalin  1837  L,  1901  £ 
Amylacetatlampe  1883  H 
Amylalkohol  1785,  1837  C,  1876  B 
Amylnitrit  1844  B,  1859  G 
Am ylo verfahren  der  Brennerei  1894  C 
Anaerobien  1861  P,  1882  D,  1882  G 
Analogie  von  Licht,  Wärme  nnd  Elektri- 
zität 1845  F 
Analyse,    elektrische    1864  G,     1866  L, 
1879  C,  1888  E,  1893  F,  1898  W,  1903  G 
Analyse  des  unendlich  Eldnen  1696 
Analyais  des  Unendlichen  1825  D 
Analysis,  kombinatorische  1779 
Analytische  Chemie    1620,    1572,    1666, 
1667, 1679, 1706,  1720,  1746, 1749,  1768, 
1761,    1780,    1782,    1786,    1788,    1789, 
1795,  1801  D,  1802  R,  1804  C.   1814  B. 
1815  T,  1821  S,  1822  W,  1823  B,  1836  P, 
1843  L,  1843  M,  1848  D,  1848  F,  1848  S. 
1857  S,  1858  S,  1861  G,  1880  G,  1882  H, 
1883  K,  1883  N,  1886  W,  18940,  1904  G, 
s.  a.  Analyse,  elektrische,  Calorimetri- 
sche  Analyse,  Elementaranalyse,  Gas- 
analyse,  Gerichtliche  Analyse,  Lötrohr 
und  dessen  Anwendung,  Mikroohemi- 
sehe  Analyse,  Mineralanalyse,  Pflansen- 
chemie,  Spektralanalyse,  quantitatiTe, 


1144     — 


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SaehvHnichnlt 


VolumetriBcbe  Analyse,  Zirkularpolari- 
sation,  Zooohemisohe  Analyse 

Ananas  1636 

Anastatisoher  Druck  1841  B 

Anästhesie  64,  1010,  1150,  1220,  1799, 
1844  W,  1846  J,  1846  W,  1847  8,  1859  G, 
1870  L,  1907  R 

Anästhesie,  örtlich  1545,  1646,  1746, 
1784,  1852  A,  1864  R,  1873  £,  1890  S, 
1895  M,  1901 T,  B.  a.  Cocain,  Hyper- 
ämie, Lumbalpunktion,  Stovain 

Anastigmat  1890  R 

AnatoUsohe  Bahn  1896  A 

Anatomie,  ohimrgisohe  1742,  1776  D, 
1838  M,   1853  y 

Anatomie  des  Menschen  300  v.Chr.,  167, 
1314,  1518,  1543,  1668,  1664  6,  1726, 
1740,  1742,  1748,  1774  A,  1774  H, 
1776  0,  1775  D,  1776,  1777,  1778  8, 
1780W,  1786V,  1787M,  17898.  1800  B, 
1803  L,  18060,  1809  M,  1817D,  1819  R, 
1822T,  1826T,  1834  A,  1834  B,  1834W, 
1836  C,  1838  M,  1840  B,  1845  B,  1845G, 
1846  H,  1846  S,  1862  M,  1853  V,  1854  H, 
1862  L,  1866  B,  1865  H,  1866  H,  1868  G, 
1874  S,  1878  F,  1880  R,  1883  6, 1883  W, 
1891  R 

Anatomie,  pathologische  1726,  1761, 
1790  B,  1808W.  1833  C,  1836  C,  1841  T, 
1842 R,  1856A,  1857  H,  1860  H,  1863  R, 
1864  C,  1865  B.  1868  R,  1872  F,  1882  B, 
1882  8,  1883  M,  s.a.  Bakterien,  Bakte- 
riologie, Carcinom,  Fieber,  Geschwülste, 
Paraiysis  agitans.    Ptomaine,    Typhus 

Anatomie  der  Schildkröte  1800  B 

Anatomie  des  Seidensohmetterlings  1686 

Anatomie,  vergleichende  330 v.Chr.,  1555, 
1670,  1744,  1786,  1795,  1809  M,  1819  R, 
1821  G,  1826  T,  1834  M,  1845  G,  1882  W 

Anatomische  Entdeckungen  336,  300  E, 
300  H  V.  Chr.,  80.  167, 169,  1480,  1518, 
1640,  1543,  1546,  1550  E,  1550  P, 
1550  M,  1566,  1670  P,  1670  K,  1573, 
1622,  1628,  1647  P,  1647  W,  1650, 
1651 H,  1651 R,  1660,  1661,  1662, 
1665,  1667,  1670  M.  1677  H,  1677  P, 
1680Ba,  1680C,  1683D,  1685V,  1686B, 
1687  C,  1691  R,  1697P,  1700  V,  1742L. 
1745L,  1748M,  1760C,  1761M,  1780C, 
17898,  18060,  1806T,  1812M,  1831 P, 
1833  E,  1834  A,  1836  R,  1840  H,  1847  K, 
1864  H,  1862  L,  1868  G 

Anatomische  Messungsmethode  s.  Mes- 
sung des  menschlichen  Körpers 


Anatomische  Präparate  1665  R,  1746, 
1781,  1865  H,  1880  W,  1886  B.  s.  a.  Ge- 
friermethode, QneoksUberinjektion 

Anatomisohe  Tafeln  1745 

Anohylostomiasis  s.  Wnrmkrankheit 

Androiden  1790 

Anemochord  1789 

Anemograph  1734,  1839  0 

Anemometer  60,  1667,  1709,  1838  C, 
1846  R,  1878  R 

Anemopatbie  s.  Inhalation 

Aneroidbarometer  1702,   1848  V,   1849  B 

Aneurysmen  140,  350,  1685,  1710,  1776, 
1786 

Angina  70  t.  Chr. 

Angina  pectoris  1772 

In^tröm -Einheit  1866A 

Angosturarinde.  deren  Einführung  in  den 
Arzneisohatz  1759 

Anilidsäuren  1848  G 

Anilin  1826  U,  1837  R.  1841  P,  1842  Z, 
1843  6,  1843  H,  1848  6,  1863  H 

Anilinblau  1860  G 

Anilinfarben  s.  Teerfarben 

Anis  532  v.  Chr.,  1660 

Anisöl  1833  B 

Anker  s.  Schiffsanker 

Anker  der  Dynamomaschine  1842  E, 
1856  8,  1860  P,  1873  H.  1876  8,  1888  F, 
1890  A,  8.  a.  Dynamomaschine  unter  a 

Ankerketten  s.  Ketten 

Ankerwinde  1823  P.  1882  B 

Ankylostoma  duodenale  s.  Wurmkrank- 
heit 

Anodenstrahlen  1906  G 

Anorganische  und  organische  Körper, 
deren  physiologische  Wirkung  1839  B, 
1868  C,  1871  R,  1874  K,  1882  H,  1887  S, 
1888H,  1890  B,  1892  L,  1892 R,  1893  B, 
1899  L,  1901  F,  1901 L 

Anorganische  Nahrungsstoffe  1873  B. 
1902  B 

Anorganische  Verbindungen,  deren  Syste- 
matik 1899A 

Anpassung  der  Tiere  1816  B.  1871 L, 
1880  S,  1893 H 

Ansichtspostkarte  1870  8 

Anthracen  1831  D,  1869  6 

Anthracen,  synthetisch  1866  L,  1867  B, 
1874  B 

Anthracenblau  1891  B 

Anthraohinon,  auch  synthetisch  1836  L. 
1868  6,  1869  6.  1874  B,  1874  P 

Anthrachinoniarbstoffe  s.  Teerfarben 


—     1145     — 


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Sachvtnalehnit 


Anthrachinonsnlfosäure  1903  J 

Anthranilsäure  1890  He,  1890  Ho 

Anthranilsäureäthylester  als  Riechstoff 
und  Bestandteil  der  Blütendüfte  I898E, 
1900  H 

Anthrarufin  1898  H 

Anthropogeographie  1882  K 

Anthropometrische  Messungen  1882  B,  s. 
a.  Daktyloskopie 

Anthropologie  1501,  1736,  1760,  1773, 
1832  C,  1836  B,  1842  R,  1863  S,  1865  B, 
1874  P.  1893  S,  1894  B 

Antiarin  1888  C 

Antichlor  s.  UnteiBohwefligsaures  Natron 

Antifebrin  s.  Acetanüid 

Antillen  1492,  1493,  1494 

Antimon  1707,  1836  L,  1887  B.  1904  8, 
1905  S 

Antimon,  dessen  ätiotrope  Modifikationen 
1905  8 

Antimonbutter  1648 

Antimonchloride  1648 

Antimonige  Säure  1812  B 

Antimonsäure  1812  B 

Antimonverbindungen,  organische  1631, 
1850  L,  1869  B 

Antimon  Wasserstoff  1837  T,  1904  8 

Antimonzinnober  1844  U 

Antioxydation  1905  L 

Antiplanet  1881  St 

Antipyrin  1884  K 

Antiquaschrift  1471,  1495 

Antiseptioa,  Lehre  von  denselben  1839  S 

Antiseptische  Wundbehandlung  1696, 
1768,  1831  H,  1860  L,  1867L,  1872T, 
1877  B,  1880  M,  1881  K,  1881  N 

Antithyreoidserum  1902  M 

Antitoxine  1890  B,  1891  E,  1894  B, 
1897  E,  1905  E 

Anthrophore  1887  St 

Anziehungskraft  der  Sonne  s.  Sonne 

Anziehungskraft,  elektrische  s.  Elektri- 
sche Anziehirngskraft 

ÄoUpile  100 

Äolsharfe  1650 

Aperiodizität  der  schwingenden  Magnet- 
nadel 1869  L) 

Äpfelsäure  1784 

Äpfelsäure,  synthetisch  1860  K,  1860  L 

Äpfelsäureäther  1807  T 

Aphasie  1826  B,  1863  B 

Apigenin  1867  L 

Aplanat  1864  St 

Aplanat,  astigmatischer  1887  M 


Apochromste  1886  A,  8  u.  Z 

Apomorphin  1869  M,  1902  A 

Apoplexie  1658,   1730 

Apparat  zur  Herstellung  von  Gefrorenem 
1872  M 

Apparat  zur  Heilnng  des  Beinbruchs 
1760,  1774 

Apparate  zum  Arbeiten  unter  Wasser  s. 
Gründungen,  Luftdruokgründung,  Tau- 
cherglocke, Taucherhelm 

Appendidtis  s.  Blinddarmentzündung 

Apomorphin  1869  M,  1902  P 

Appretur  1580.  1790,  1820  8,  1895  K. 
1904  8,  1904  8  und  T,  s.  a.  Gaufrieren. 
Krepon,  Meroerisieren,  Moirieren,  Sei- 
denglanz 

Aqua  Appia  305  v.  Chr. 

Aquädukte  s.  Wasserleitungen 

Aquatintatechnik  1769 

Aqua  tofana  1625 

Äquatorial  1685,  1749,  1807  R,  1871  L 

Äquidistante  Linien  s.  Niveaulinien 

Ära  s.  Zeitrechnung 

Arabinose  s.  Pentose 

Arabische  Ziffern  1202 

Araneologie  1797 

Aräometer  400.  1121,  1600,  1663,  1675. 
1757,  1768,  1787,  1846  B,  1868  G.  8.  a. 
Alkoholometer,  Saccharometer 

Ar&ometrische  Glasperlen  1767 

Araroba  s.  Goapulver 

Arbeit  als  mechanisoher  Begriff  1826  P 

Arbeitsübertragung  1873  F,  1877  S,  1879 
Chr,  1880  H.  1881  D,  1887  T,  1891  D, 
1906  E,  1906  P 

Arbitragerechnung  1732 

Arohaeopterix  1861  0 

Archicembalo  1550 

Archimedisches  Prinzip  250  v.  Chr. 

Arecolin  1888  J 

Argentan  1823 G 

Arginin  1887  8,  18918 

Argon  1895  R 

Arie  1607 

Aristol  1888  M 

Aristotelischer  Versuch  330  v.  Chr. 

Arithmetik  s.  Buchstaben  in  der  Mathe- 
matik, Buchstabenrechnung,  Dezimal- 
brüche, Eettenbrüche,  Logarithmen, 
Potenzen,  Potenzieren,  Rechenbücher, 
Wurzeln,  s.  a.  Algebra  u.  Zahlentheorie 

Armbrust  1139 

Armillarsphäre  240  v.  Chr.,  150,  1576 

Amica  1650 


1146 


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SaehvtrulehB*! 


Amios,  deren  Einführung  in  die  Medizin 
1613 

Aromatische  Verbindungen,  deren  Queck- 
silberbindungea  1902  D 

AromatiBche  Verbindungen,  deren  Theorie 
1865  E 

Arrowroot  1873  W 

Arsen  64,  750,  1260,  1676,  1733,  1768, 
1836  M,  1844  B,  1867  B.  1867  H,  1882  S. 
1893  R,  1900  B 

Arsen,  dessen  ätiotrope  Modifikationen  s. 
Arsen 

Arsen,  dessen  Verwendung  in  der  Medi- 
zin 1650,  1697,  1786 

Arsen,  dessen  Nachweis  auf  biologischem 
Wege  1892  G 

Arsenchlorid  1648 

Arsenige  Säure  750,  1746 

Aiseniksäure  1526,  1748,  1775,  1778 

Arsenmolybdänsäure  1868  D 

Arsenprobe  1836  M,  1842  F 

Arsenverbindungen,  organische  s.  Ka- 
kodyl 

Arsenwasserstofl  1776,  1876  S 

Arsonvalisation  1887  A 

Artemisia  78 

Arten,  botanische  und  zoologische,  deren 
Wandelung  1850  G,  1852  ü,  1863  Seh, 
1855  P,  1858  D,  1858 W,  1859  D,  1868  D 

Arten,  zoologische,  Einführung  dieses 
Begrifies  1693 

Arten,  zoologische,  Verschiedenheit  der- 
selben 1749 

Arterien  und  Venen  330  v.  Chr.,  200, 
1510,  1570,  1678,  1823  A 

Arteriosklerose  1804  8,  1833  L,   1898  T 

Arteriosklerose,  künstliche  1903  J 

Artesische  Brunnen  320,  168  v.  Chr..  450, 
1126,  1681 

Arthropoden  1734,  1796,  1797,  1871  K,  s. 
a.  Insekten 

Arthrothese  1878  A 

Artischocke  64 

Arzneimittel,  physiologische  Wirkung  a. 
Anorganische  und  organische  E&iper, 
deren  physiologische  Wirkung 

Arzneimittellehre  und  Arzneimittel  64, 
169,  1020,  1633,  1646,  1660,  1608, 
1615,  1790,  1792,  1813  0,  1820  G, 
1827  S,  1842  P,  1856  B,  1860  H,  1864  B, 
1867  F,  1875  O.  1879  H,  1898  T,  1902  H 
B.  a.  Anorganische  und  organische  Kör- 
per, deren  physiologische  Wirkung, 
Pharmazeutische  Apparate,    s.  femer 


die  betreffenden  Chemikalien,  Präparate, 
Drogen  und  Pflanzenstofle 

Asa  foetida  1818  T 

Asbest  430  v.  Chr.,  77,  1883  M,  1884  R, 
1896  ü,  1901  C 

Asbestpapier  1883  M 

ABbestschiefer  1901  C 

Asbestzement  1892  E 

AschenanalyBe  von  Nahrungsmitteln 
1880  W,  1906  A 

Asohenbestandteile  der  Pflanze,  deren 
Bedeutung  1804  S,  1813  D,  1837  S, 
1840  L,  1842  W,  1856  S,  1871  W 

Aschgraues  Licht  des  Mondes  1490 

Aseptin  1870  G 

Aseptische  Wundbehandlung  1847  S, 
1882  N,  1886  B,  1891  S,  1897  M 

Asien  620,  400,  327,  300,  127  v.  Chr., 
878,  976,  1245,  1260,  1260,  1271.  1290, 
1298,  1316, 1325, 1497, 1508, 1511, 1612, 
1626,  1643,  1654,  1656,  1688,  1738, 
1742,  1761,  1831  G,  1833  B,  1843  W, 
1867  S,  1868  C,  1869  S,  1862  P,  1864  S, 
1864  V,  1866  G,  1868  F,  1868  R,  1868  S. 
1869  H,  1870  P,  1872  E,  1876  B,  1875  H, 
1877  S,  1879  P,  1883  P,  1887  Y,  1889  B, 
1896  H,  1897  L,  1899  H,  1901 S,  1903  P 

Asparagin  1805  V,  1886  P 

Asparaginsfiure  1827  P 

Asphalt  444  v.  Chr.,  1620,  1712.  1832  S, 

1854  M,  1866  B,  8.  a.  Asphaltfilz,  As- 
phaltröhren,  Asphaltverfahren ,  Asph  alt- 
zinkprozeB 

Asphalt     für    photographisohe    Zwecke 

1816  N 
Asphalt,    künstlich     1791   E,     1840  H, 

1855  B 
Asphaltfilz  1856  B 
Asphaltröhren  1878  C 
Asphaltverfahren  1816  N 
Asphaltzinkprozeß  1782 
Aspirationspsychrometer  1852  W,  1887  A 
Aspirin  1899  D 
AssimilationsprozeB    der    Pflanze    1779, 

1804  S,  1824  D,  1840  L,  1870  M.  1879  P 
Assimilation  der  Eohlensäure,  künstliche 

1906L 
Astatisohe  Nadeln  1821  A,  1821  H 
Asteroiden  s.  Planetoiden 
AsterismuB  1837  B 
Ästhetik    in   Beziehung    zur    Geometrie 

1639 
Astigmatismus  1801  Y,  1860  D 
Astralgeometrie  1819  S 


—      1147     — 


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Astrolabium  150,  1270,  1475 

Astronomie,  geschichtliohe  Entwickelung 
B.  Mechanik  des  Himmels 

Astronomie,  praktische  8.  Astronomische 
Beobachtungen,  Astronomische  Instru- 
mente, Astronomische  Zeitnotienmg, 
Astrophysik,  Persönliche  G-leichung, 
Planetentafeln,  Sternkarten,  Stern- 
kataloge ,  Stemtafeln ,  Sternwarten, 
Tafeln,  mathematische  und  astro- 
nomische 

Astronomische  Beobachtungen  1484, 1566, 
1576,  1823  B 

AstronomiBche  Extinktion  1897  M 

Astronomische  Instrumente  s.  Äquato- 
rial, ArmiUarsph&Te,  Astrophotometer, 
Astrospektroskop ,  Azimutalquadrant, 
Babnsucher,  Chronoskop,  Fadenkreuz, 
Femrohr,  Gnomon,  Heliometer,  Helio- 
trop, Jakobsstab,  Mauerquadrant,  Me- 
ridiankreis, Nonius,  Passageinstrument, 
Pendel,  Photometer,  Planisphäre,  Qua- 
drant, Sonnenuhr,  Spektralapparat, 
Spiegelkreis,  Spiegelsextant,  Theodolit, 
Torquetum,  Uhr,  UniversaUnstrament, 
Winkelmaß 

Astronomische  Strahlenbrechung  100, 
1580,  1604,  1743,  1819  B,  1900  C 

Astronomische  Tafeln  s.  Planetentafeln, 
Stemkataloge,  Stemtafeln,  Tafeln, 
mathematische  und  astronomische 

Astronomische  Zeitnotierung  auf  elektri- 
schem Wege  1846  W 

Astronomisches  Femrohr  s.  Fernrohr 

Astrophotographie  s.  Photographie  der 
Him  melskörper 

Astrophotometer  und  Astrophotometrie 
s.  Photometrische  Erforschung  der  Him- 
melskörper 

Astrophysik  1859  K,  s.  a.  Astronomische 
Strahlenbrechung,  Entropie  des  Weltalls, 
Creschwindigkeit  des  Lichts,  Licht,  Aber- 
ration desselben,  Photographie  der 
Himmelskörper ,  Photographie  des 
Sonnenspektnims,  Photometer,  Photo- 
metrische  Erforschung  der  Himmels- 
körper, Reflexion,  Schwere,  Sonnen- 
spektrum, Spektra  der  Himmelskörper, 
Spektral  analyBe,Spektralerscheinniigea, 
Welt&ther 

Astrospektroskop  und  Astrospektroskopie 
s.  Spektra  der  Himmelskörper 

Ataxie,  Friedreich'sche  1863  F 

Atemmechanik  1868  H,  1877  P 


Äthan,  synthetisch  1863  B 

Äther  s.  Welt&ther 

Äther  1640,  1730,  1796 

Äther,  gemischte  1850  W 

Äther,  zusammengesetzte  1784,  1827  D, 
1834  D,  1862  B 

Ätherbildong  1850  W 

Ätherische  öle  64,  1280,  1290,  1526, 
1811  J,  1818  H,  1820  S,  1824  B,  1825  D, 
1832  D,  1833  B,  1839  S,  1840  V,  1844  S, 
1844  We,  1844  Wi,  1862  B,  1858  B. 
1862  B,  1865  E,  1869  F,  1871J,  1877  A, 
1880  B,  1881  G,  1884 1,  1885  W,  1886  S. 
1888  S,  1890  C,  1890  D,  1891  W,  1892  S, 
I892W,  1893  B,  1893  M,  1893  Tand  K. 
1893  T  und  8,  1894  B,  1894  T,  1894  W, 
1896  T,  1898  E,  1898  8,  1900  G,  1900  H, 
1900  S,  1900  Soh,  1902  Th,  1902  Tsch, 
1903  S,  1904  B,  1904  P,  1905  S,  1906 
Chab,  1906  Char,  1906  H,  1906  K. 
1906  Soh,  1906  Se,  1906  S  und  M,  1906 
So,  1906  W,  B.  a.  Campher,  Campher- 
säure, Terpene 

Ätherschwefels&ure  1819  S,  1855  B 

Ätherwellen,  deren  chemische  Wirkung 
1866  B 

Äthionsäure  1833  M 

Äthylamin  1849  W,  1852  B 

Äthylate  1837  L 

Äthylchlorür  1836  K 

Äthylen  1795 

Äthylen,  synthetisch  1861  B,  1863  B 

Äthylenchlorid  1796 

Äthylenoxyd  1859  W 

Äthylidenchlorid  1835  R,  1857  W 

Äthylidenchlorid,  dessen  Einführung  in 
den  Arzneisohatz  1870  L 

Äthylsulfür  1839  R 

Äthylwasserstoff  1864  S 

Atlantischer  Ozean  1660 

Atmometer  b.  Dermatmometer,  Yer- 
dunstungsmesäer 

Atmosphäre,  deren  Höhe  1030 

Atmosphäre,  deren  Zusammensetzung  s. 
Eudiometrie 

Atmosphäre  b.  Himmel,  Luft,  Wolken 

Atmosphärische  Maschine  s.  Dampf- 
maschine 

AtmoBphärisohe  Strahlenbrechung  s. 
Astronomische  Strahlenbrechung 

Atmung  der  Pflanze  1771,  1779,  1804  S. 
1822  S,  1875 M 

Atmung  der  niederen  Landtiere  1888  L 


-      1148      - 


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Saehmniduib 


Atmung  der  Wassertiere  1670,  1694, 
1877  J 

Atmung,  deren  Innervation  s.  Atmungs- 
zentrum 

Atmung,  künstliche  s.  Künstliche  Respi- 
ration 

Atmungsapparat  s.  Kespirationsapparate, 
Bettungsapparate 

AtmungsproEeB  des  Menschen  1610,  1661, 
1669  L,  1669  M,  1671,  1674,  1679,  1746, 
1767.  1777,  1812  L,  1819  C,  1837  F, 
1849  R,  1860  V,  1861  P,  1868H,  1872 P, 
1877  P,  1903  Z.  8.  a.  Atmnngszentrum, 
Blutgase 

Atmungszentmm  1760,  1812  L,  1837  F, 
1857  K 

Atomgewichtsbestimmung  und  Tafeln 
1808  D,  1814  B,  1840  R,  1870  S,  1874  M, 
1892  R,  1899  J,  s.  a.  Molekulargewicht 

Atomistische  Anschauungen  470,  420, 
306,  55 v.Chr.,  1624, 1661, 1687, 1808D, 
1846L,  1861  M 

Atomistische  Theorie  1808  D 

Atomwärme  und  Molekularwärme  1819D, 
1831  N,  1840  R,  1864  K 

Atozyl  1902  S,  1906  U 

Atropamin  1888  W.  1891  H.  1901 W 

Atropasäure  1880  L 

Atropin,  auch  synthetisch  1831 M,  1879  L, 
1888 W.  1889 H.  1894H.  1898  B  und  W, 
1901 W,  1903  A 

Attenuationslehre  1845^3 

Ätzammoniak  1270 

Ätzfiguren  1808  W,  1817  D,  1865  L 

Ätzgrund,  weicher  1620 

Ätznatron  s.  EaustiBohe  Soda 

Ätzspitzen  1882  W 

Audiometer  s.  Sonometer 

Aufbereitung  s.  Braunkohle,  deren  Auf- 
bereitung, Elektromagnetische  Auf- 
bereitung, Erzaufbereitung,  Steinkohle, 
deren  Aufbereitung 

Aufmeißelung  des  Mittelohrknoohens 
1736,  1873  S,  1889  K 

Aufrahmung  der  Milch  s.  Milch' 

Aufschließung  von  Mineralien  für  die 
Analyse  1793,  1802  R 

Aufzüge  1687,  1835  C,  1846  A,  1880  H, 
1880  S,  1886  F,  1893  R,  1898  G,  1901  C, 
8.  a.  Gichtaufzug 

Augapfel,  dessen  Bewegung  1826  M, 
1845  L 

Auge,  menschliches  300  v.  Chr.,  20,  1160, 
1550,    1558,    1560.    1561.    1683,    1687. 


1600,  1604.  1616,  1619,  1634,  1636, 
1666,  1668.  1672,  1689,  1704,  1741, 
1766, 1768, 1760, 1806T.  1807  Y,  1812M, 
1818C.  1826  P.  1826  M,  1828  E,  1830  S, 
1839  B.  1839  P.  1845  B,  1846  L,  1847  D, 
1849  B,  1860  H.  18.^0 M,  1862L,  1864  S, 

1860  D,  1863  V,  1864  D,  1871  H.  1876  B, 
1878  P,  1885  C,  1892  G.  1901  D,  s.  a. 
Akkomodation,  Augenleuohten,  Netz- 
haut, Netzhautbildohen 

Augen,  Bewegungsgesetze  derselben 
1847  D 

Augen,  künstliche  1850  M 

Augenheilkunde  500,  300  v.  Chr.,  20,  64, 
167,  1010,  1160,  1256,  1660,  1683, 
1686,  1600,  1666,  1705,  1706,  1709, 
1713.  1720C,  1720H,  1730,  1774,  1780, 
1792  B,  1802  S,  1804  R,  1808  W,  1828  H, 
1833  S.  1834  M.  1838  J.  1839  D,  1841  S, 
I841W,  1847D,  I849B,  1860 B,  1860 H, 
1851  A.  1863  G.  1864  C,  1864  G,  1856  6, 
1866  A,  1868D,  1868 G.  1860  D.  1860  K, 
1864  D,  1864  V,  1869  F,  1873  C,  1877  F. 
1884  C,  1886  C,  1890  H.  8.  a.  Farben- 
blindheit, Kurz-  und  Weitsichtigkeit, 
Übersichtigkeit 

Augenhintergrund,  dessen  Photographie 
1901  D 

Augenlenchten  1704,  1839  B 

Augenspiegel  1860  H 

Auramin  1883  C 

Aurin  1861  K 

AuBcultation  s.  Perkussion 

Ausdehnung  der  festen  Körper  100,  1780, 
1813  W,  1816  D,  1866  F 

Ausdehnung  von   Flüssigkeiten  1802  H, 

1877  A,  1877  W,  1892  S 
Ausdehnung   der  Gase    1802  G,    1837  R, 

1842  M,  1847  R,  1873  W.  1893  A 
Ausdehnungsgeseto  der  Gase  (Gay-Lus- 

sac'sches  Gesetz)  1802  G 
Ausdehnungslehre  1844  G 
Ausflußgeschwindigkeit    des   Wassers  s. 
Flüssigkeiten,  deren  Ausfiußgesohwin- 
digkät,  Torrioelli'sohes  Theorem 
Ausflußthermometer  s.  Gewichtsthermo- 
meter 
Ausgleichgruben,  Gjers'sohe  1882  G 
Ausgrabungen    1843  B,    1868  B,    1860  R. 

1861  F,  1863  W,  1869  S,  1875  C,  1876  K, 

1878  H,  1886  D.  1892  H,  1900  K 
Auslegeapparat     für    Buohdruokpressen 

1896  K 
Auslegerbrücken  s.  Brücken 


—     1149     — 


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Auslese,  physiologische  1892  R 

Ausschmelzen  der  Fette  1829  A,  1883  P, 
1889  W,  1898  P 

Außenwinkel  378  v.  Chr. 

Ausstrahlung  b.  Absorbierende  und  aus- 
strahlende Eigenschaften,  Emission, 
Kathodenstrahlen,  Kirchhoff 'sohes  Ge- 
setz, Strahlung 

Austemzucht  100  v.  Chr. 

AustraUen  1528,  1667,  1601,  160S,  1606, 
1642,  1643,  1721,  1772,  1828  8,  1831  M, 
1839  E.  1839  6. 1844  L.  1866  G,  1867  H, 
1868  G,  1860  B,  1862  M,  1866  M,  1872  G, 
1873W,  1874P,  1879P,  1882L,  1884P 

Austrium  1902  P 

Antan  1906  £ 

Autodigestion  1889  S,  1900J 

Autogene  Schtreifiang  s.  Schweißong, 
autogene 

Autolyse  s.  Autodigestion 

Automaten  210  ▼.  Chr.,  100,  1738,  1790, 
1886  E,  1887  B 

Automatische  WasserfQllung  der  Tender 
1860  R 

AutomobU  1649,  1686,  1748,  1769, 1801  E, 
1804  T,  1831 G,  1836  B,  1841 W,  1851  H, 
1864  D,  1863  M,  1880  S,  1881  V,  1882  R, 
1883  D.  1885  B,  1903  C,  1903  R 

Autoplaatik  s.  Naturselbstdruck 

Autopiate  1900  W 

Autoskopie  s.  Bronchoskopie 

Autotypie  1782  S,  1852T,  1855  P,  1881  M, 
1888  J,  1890L,  1891  y,  1899  A 

Autoxydation  1846  S,  1899  E 

Auvernier,  Fran  von  1874  M 

Auxetophon  1906  P 

Aventurin,  künstlich  1280 

Aventuringlas  1857  P 

Avidität  1880  0 

Avogadro'sohe  Regel  1811  A 

Axiomlehre  1899  H 

Azimutalquadrant  1676, 1673, 1676, 1787, 
1879,  s.  a.  Theodolit 

Azofarbstofie  s.  Teerfarben 

Azofuohsin  1888  F 

Azoren  1431 

Azotometer  1868  S 

Azoverbindungen  1834  M,  1867  G,  1882K. 


Babinsld'sohes  Symptom  1896  B 
Bacillen  s.  Bakterien 
Bäckerei  s.  Brot 


Backpulver  1866  H 

Backsteinbau  s.  Ziegelfabrikation 

Baoterium  commune  coli  1886  E 

Bäder,  hydroelektrische  1902  H 

Badewesen  23  v.  Chr..  1829  0,  1889  L, 
s.  a.  Lichtbad,  Luftbad,  Seebäder 

Baffinsbai  1616 

Bagdadbahn  1899  A 

Baggermasohine  1691,  1718,  1737,  1796, 
1843  O,  1869  C,  1869  L,  1869  M,  1876  B, 
1877  R,  1878  P,  1892  S,  1898  E,  1906  K, 
1907  L 

Bahnhofsanlagen  1902  G 

Bahnsucher  1861  A 

Bain's  elektrochemischer  Telegraph 
1843  B,  1846  B 

Bajonnet  1698 

Baken  1116 

Bakterien,  Natur  und  Einteilung  der- 
selben 1683,  1786,  1830  E,  1837  D. 
1840  H,  1841  D,  1849  N,  1852  P,  1853  C. 
1872  C,  1884  B,  1892  T 

Bakterien,  deren  Entdeokungsgesohichte 
1683,  1837  B,  1837  D,  1839  S,  1842  B, 
1842  G,  1844  G,  1846  E,  1849  P,  1857  P, 
1861P,  1863  D,  1864  P.  1868  K,  1871 H, 
1871  R,  18730,  1876  F,  1876  K,  1877  B. 
1877  G,  1877  L,  1878  B.  1878  K,  1878  S, 
1879  N,  1880  E.  1880 P,  1881  G,  1882  D. 

1882  K,  1882  L.  1882  L  und  S,  1883  F. 

1883  K,  1884  G,  1884  H.  1884  L,  1884  X, 

1884  R,  1886  E,  1886  P,  1886  P  und  W, 

1889  P,  1892  T,  1893  B,  1894  K,  1897  C, 
1897  E,  1897  S,  1899  W,  1907  M,  s.  a. 
Bakteriologie,  Protozoen 

Bakterien  bei  Ohrenkrankheiten    1870  M 

Bakterien,  Einwirkung  der  Elektrizität 
auf  dieselben  1879  C 

Bakterien,  Einwirkung  des  Lichts  auf 
dieselben  1877  D,  1892  B 

Bakterien,  Einwirkung  meohanisoher  Er- 
schütterung auf  dieselben  1891  M 

Bakterien,  Einwirkung  der  Temperatur 
auf  dieselben  1887  F 

Bakterien,  Färbung  derselben  1871  W 

Bakterien,  Schw&rmbewegung  derselben 
1881  E.  1907 M 

Bakterien,  tötende  Eigenschaften  der 
Blutkörperchen    und    des   Blutserums 

1890  P 

Bakterien,    Verwandtschaft   mit   Schim- 
melpilzen 1866  H 
Bakterien,  Züchtung  derselben  1872  K 
Bakterienfilter  1884  C 


—      1150 


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Nichwnicliiiis 


Bakteriologie  1671,  1683.  1721.  1762, 
1766.  1786.  1830  E,  1836  C,  1836  Schu. 
1836  Sohw,  1840  H.  1849  N,  18ö2  P, 
1860  L,  1860  P.  1864  P,  1866  W,  1867  L. 
1871S,  1871  W,  1872  C,  1872K,  1875L, 
1875M,  1876  P,  1875W.  1877  K,  1878  B, 
1878  H.  1880  B,  1881  K,  1881  K  u.  W, 
1883  M,  1884B.  1884  H,  1886 B,  1887  D, 
1887  G.  1887P,  1887  W,  1888B,  1888  W, 
1890  B,  1890  W,  1891  £.  1892  T,  1893  B, 
1893  M,  1894  B,  1896  G,  1896  G  u.  D. 
1896  W,  1897  F.  1897  E.  1898  B.  1902  G. 
1903  B.  1906  B,  s.  a.  Bakterien.  F&ul- 
nis,  Gärung,  Immunisieruiig,  Infusions- 
tierchen, SepticMmie  u.  Pyämie 

Balata  1840  S 

Baldrian,  dessen  '  medizinische  Anwen- 
dung 1680 

Balkenträger  s.  Träger 

Ballistik  1537.  1746,  1860  M,  1869  N. 
1863  B,  1864  B,  1874  S,  1889  N,  1892  K, 
1900  R 

Ballistisches  Pendel  1746,  1869  N 

Ballonfahrten  s.  Drachen  u.  Ballons  zur 
Begistrierung  meteorologischer  Vor- 
gänge, Luftballon 

Ballonphotograpfaie  1859  N,  1904  8 

Balneologie  8.  Bäder  u.  Badewesen 

Banane  77 

Bandagenwalzwerk  1827  W,  1853  E. 
1867  D 

Bandmühle  1600 

Bandonion  s.  Ziehharmonika 

Bandsäge  s.  Sägen  u.  Sägemaschinen 

Bandwurm  u.  Finnen  1650,  1683,  1862  K 

Bandwurmmittel  1898  B 

Banki'sche  Wassereinspritzung  1894  B 

Banknoten  u.  Banknotenpapier  1718. 
1750,  18291),  1860  W 

Bantingkur  1863  H 

Banti'sche  Erankheit  1894  B 

Baracken  s.  Asbestschiefer,  Lazarette 

Bäreninsel  1596 

Barium  1808  D,  1864  M,  1905  G 

Bariumsalze,  kolloidale  1904  N 

Barlow'sohe  Erankheit  1875  B, 

Bamakelgans  1596 

Barograph  s.  Barometer,  Thermobaro- 
graph 

Barometer  1643  T,  1643  V,  1676,  1702, 
1797,  1848  V,  1849  B.  1863  A.  1872  S. 
1886  S 

Barometerleuchten  1675 

Barometerprobe  1661 


Barometersohwankungen  1666,  1780. 
1839  H 

Barometrische  Höhenbestimmung  s. 
Höhenmessung 

Barometrische  Minima,  deren  Zagstraßen 
1881  B 

Barometrograph  s.  Thermometrograph 

Barren  181 IJ 

Barton'sche  Enöpfe  1831  B 

Barytverbindungen  1630,  1774,  1780, 
1783,  1810  G,  1858  E,  1883  M 

Baryzcntrische  Regel  s.  Guldin'sche 
Regel 

Baryzentrisches  Ealkül  1827  M 

Basalt  1751.  1756,  1778 

Basedow'sche  Erankheit  1840  B,  1883  E, 
1902  B,  1902  M 

Basische  Auskleidung  der  Eonverter 
1862  T,  1879  G 

Bastardbefruchtung  der  Pflanzen  1761. 
1865  M 

Bathometer  1440.  1860  S 

Batterie-Carbon-Telephon  1877  £ 

Batterien,  konstante  s.  Eonstante  Eetten 

Batterieschloßgewehr  1517 

Baumaterialien  s.  Asbest,  Asbesfczement, 
Asphalt,  Asphaltzement,  Beton,  Eisen, 
Feuerschutz,  Gesteinsbohrmaschinen, 
Gips.  Glas,  Holzzementdeckung,  Im- 
prägnierung, Ealkbrennerei,  Ealksand- 
stein,  Eorkstein,  Luftmörtel,  Material- 
prüfung, Metallographie,  Poröse  Steine, 
Porosität,  Sandstein ,  Schlackenstein, 
Steinbearbeitung,  Wasserglas,  Wasser- 
mörtel, Zement,  Ziegelfabrikation 

Baumechanik  s.  Mechanik  der  Baukon- 
struktionen 

BaumwoDe  800,  v.  Chr,  1298,  1786,  1793 

Baumwolle,  Filzen  derselben  (Ratinieren) 
1844  M 

Baumwolle,  Carbonisation  derselben 
1851  E 

Baumwolle,  Entkömung  derselben  1793 

Baumwolle,  Eräuseln  derselben  (Erepon) 
1884  D 

Baumwolle,  Mercerisieren  derselben  s. 
Mercerisieren  der  Baumwolle 

Baumwolle,  Seidenglanz  derselben  1894  T 

Baumwollsaatöl  1826  W 

Baumwollsamt  1740,  1763,  1841  H 

Baumwollstoffe,  Sengen  derselben  1898  M 

Bausto£Ee  s.  Baumaterialien 


—     1151     — 


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Bauwesen,    dessen   Mechanik   b.  Mecha- 
nik   der    BaukonBtrukiionen,    Hydro- 
mechanik 
Bauzitsteine  1870  L 
Bayrum  1860  M 
Becherwerk  s.  Elevatoren 
Becken,  Lehre  rom  s.  Geburtshilfe 
BecquerelBtrahlen  1896  B,  1896L,  1896  N, 

B.  a.  Radioaktive  Stoffe 
Bedürfnisanstalten  s.  Abortanlagen 
Befruchtung    1853  B,    1854  E,    1876  B, 

1875  He,  1887  B 

Befruchtung  der  Pflanzen  1823  A,  1848  L, 
1850  H,  1861  H,  1854  T.  1866  P,  1868  S, 
1898  G,  1898  H,  s.  a.  Entwicklungsge- 
schichte der  Pflanzen 

fiefruchtungsvorgänge ,  deren  Identität 
im  Tier-  und  Pflanzenreich  1884  S 

Beharrungsvermögen  1587,  1609 

Beinbruch,  dessen  Heilung  1760,  1774 

Beizen  und  deren  Bedeutung  für  die 
Färberei  1630,  1753,  1830  0,  1832  D, 
1836  R,  1840  M.  1859  B,  1864  D,  1883  L, 
1891  E 

Belagerungstürme  330,  304,  87  v.  Chr. 

Beleuchtungs.  Bogenlampen,  Gasbeleuch- 
tung, Glühlampen,  Lampen  u.  Brenner, 
Stearinkerzen 

Beleuchtung  von  Eörperhöhlen  s.  Bron- 
choskopie, Endoskopie,  Gastrodiapha- 
nie,  Laryngoskopie,  Ösophagoskopie 

Belichtung,  Einfluß  derselben  auf  Harze, 
Leim  usw.  1782,  1816  N,  1855  P 

BeU'Bches  Gesetz  1811  B,  1826  B,  1831  M 

Belladonna  1640 

Bclladonnin  1868  E,  1888  W,  1894  H, 
1901  W 

Benzalchlorid  1863  C 

Benzaldehyd  s.  Bittermandelöl 

Benzomid  1832  L 

Benzinbrände  in  chemischen  Wäschereien 

1876  F,  1893 R 

Benzinmotoren  s.  Petroleum-  u.  Benzin- 
motoren 

Benzinoform  1889  L 

Benzoeharz  1497,  1660,  1608,  1826  ü 

Benzoesäure  1608 

Benzoesäureäther  1782 

Benzol  1825  F,  1833  M,  1846  B,  1849  M, 
1863  C,  1866  E,  1876  L,  1879  B,  1880  N, 
1887  H 

Benzol,  synthetisch  1867  B 

Benzolderivate,  hydrierte  1896  E 

Benzolsulf  osäure  1834  M 


Benzonitril  1844  F 

Benzoyl  (Radikal)  1832 L 

Benzylalkohol  1863  C 

Benzylchlorid  1863  C 

Berberin  1826  C,  1889  P 

Bergamottöl  1680 

Bergbahnen  s.  Eisenbahnwesen,  Seil 
bahnen,  Zahnrndbahnen 

Bergbau  s.  Amalgamation,  Anemometer, 
Aufbereitung,  Bohrtechnik,  Fahrkunst, 
Fördermaschinen,  Gesteinsbohrmaschi- 
nen, Ealündustrie,  Markscheidekunst, 
Schlagwetter,  Schrämmaschine,  Sicher- 
heitslampe, Sprengarbeit,  Steinkohle, 
Ventilation,  Wasserhaltungsmaschinen, 
s.  a.  die  einzelnen  Metalle  wie  Blei. 
Eisen,  Gold,  Silber  iisw. 

Bergbohrer  1660 

Bergkrankheit  1690, 1787, 1876  J,  1878  B. 
1894  E,  1901  Z 

BergkrystaU,  dessen  Durchlässigkeit  für 
ultraviolette  Strahlen  1881  W 

Berieselung  s.  Abfallstoffe,  Beseitigung 
derselben 

Berieselungskühlapparat  1863  B,  1872  L 

Beringstraße  1740 

Berlinerblau  1704,  1866  E 

Bernstein  800,  320  v.  Chr.,  1873  S 

Bemsteinsäure  1675.  1847  S,  1868  P 

Bemsteinsäure,  künstlich  1841  B,  1880  L 

Bertrand-Thiel-Prozeß  1894  B 

Berührungselektrizität  1761,  1766,  1780, 
1789  V,  1793  V,  1800  F,  1905  G 

BeryUium  1797,  1828  W 

Berzeliuslampe  1808  B 

Beschleunigung  beim  freien  Fall  und  Be- 
stimmung derselben  1608.  1673,  1735. 
1790,  1818  E,  1821  A 

Bessemer  Gebläse  1882  R 

Bessemer  Prozeß  1865  B,  1866  M,  1868  H, 
1882  C,  1884 W 

Bessemer  Prozeß  für  Eupfer  1866  S. 
1879  B,  1880 M 

Bestäubung  der  Pflanzen  1761,  1793. 
1862  D,  1873  M,  1889  M 

Betafunktion  1730 

Betain  1869S 

Betelnuß  1888  J 

Bethellisieren  1838  B 

Beton  u.  Betonsteine  20,  1834  P,  1865  L, 
1867  M,  1893  L,  1896  G,  1895  H,  1896  G, 
1906  C,  1907  E,  s.  a.  Brücken,  Decken- 
konstruktionen 

Betoneisenbau  s.  Beton   u.  Betonsteine 


1152     - 


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Beugung  des  LiobtB  1666,  1821  F.  1823  F, 
1831  Ba,  1831T,  1836S,  1882  R,  ISOSM 

Beugung  der  W&rmestrahlen  1880  K 

Bengongsgitter  1686,  1821  F,  1864  N, 
1882  R,  1886  L,  1898  M,  1903  £ 

Beulenpest  1721.  1894  K 

Beulenpeat-Bacülus  1894  K 

Bewässerung  s.  Drainage,  Rieselfelder, 
Wiesenbau 

Bewegung  der  Himmelskörper,  Lehre  von 
derselben  547,  632,  460  v.  Chr.,  620, 
1543,  1609, 1868  H,  s.  a.  Mechanik  des 
Himmels 

Bewegung,  beschleunigte  s.  Aooelerierte 
Bewegung 

Bewegungen,  autonome,  der  Pflanzen 
1827  M,  1880  D,  1881  S,  1881  W 

BewegnngBgesetze  1609,  1618,  1687,  s.a. 
Mechanik,  allgemeine 

BewegungBwerkzeuge,  menBchliche  167, 
1644,  1660,  1679,  1798.  I833P,1836W, 
1867  M 

BibUoUthen  1817 S 

Biebricher  Scharlach  1880  N 

Biegewalzwerk  1816  F 

Biegungeelastizit&t  s.  Elastizit&t 

Bienen  u.  deren  Waben  1233,  1626, 
1669,  1710,  1784,  1792,  s.  a.  Bienen- 
zucht 

Bienengift  1896  L 

Bienenzucht  60,  1350,  1760,  1848  D, 
1852  B,  1862  E.  1865  H,  1873G 

Bierbrauerei  1880 v.Chr.,  624,  768,  1492, 
1526,  1722,  1816  E,  1863  6,  18706, 
1872  L.  1872  P,  1873  G,  1876P,  1883  H, 
1892  H,  1898  N 

Bierdruokapparat  1880  B 

Bierhefe  1792 

Bifilar-Magnetometer  1836  G 

Bildumkehrsystem  B.  Spiegelprismen- 
System 

Bilharzia-Erankheit  s.  Leberegelkrank- 
heit 

Bilirubin  s.  Gallenfarbstofie 

Biliverdin  s.  GaUenfarbstoffe 

Billion  1484 

Bilsenkraut,  dessen  medizinische  Anwen- 
dung 1762,  B.  a.  Hyoscamin 

Bindegewebe  1869  V 

Bindem&her  1877  D 

Binneneis,  grönländisches  1888  N,  1891  D 

BinnenschifEahrtskan&le  2260,  10  v.  Chr., 
1280,  1605,  1643,  1662,  1768,  1803  G, 
1813  G,  1817  C,  1826  T,  1840  A,  1844  S, 
D»rinitacdt«T. 


1848  D,  1848  I,  1866  M,  1872  C,  1881  Y, 
1888  C,  1892  P,  1906  P.  s.  a.  Geneigte 
Ebene,  Schifbhebewerke,  Schleusen 

Binokel  1609,  1618 

Binokulares  Femrohr  s.  Binokel,  Fem- 
rohr 

Binomialkoefflzient  1544 

Binomialreihen  1078,  1760,  1826  A 

Binomischer  Lehrsatz  1669 

Biogenetisches  Grundgesetz  1793, 1863  M. 
1866  H,  1894  B 

Biologie  s.  Entwicklungsgeschichte 

Biologie,  theoretische,  der  Pflanzen  1901 R 

Bioskop  1904  D 

Biot-Savart'sohee  Gesetz  1820  B 

Bitterklee  1540 

Bittermandelöl  1853  C,  1879  J 

Bittersalz  1696 

Bitumen  444  v.  Chr. 

Bixin  1875  E 

Blanc  fix  1868  E 

Blasebalg  1475  v.  Chr.,  1650,  1780 

Blasenscheidenflstel  s.  Vesikovaginalflstel 

Blasensteine  s.  Steinoperation 

Blasinstramente,  Ventile  derselben  1816S, 
8.  a.  die  einzelnen  Instrumente 

Blasrohr  der  Lokomotive  1804  T,  1813  B, 
1816  S,  1829  S,  1863  Z,  1884 A,  1888 E 

Blattfallkrankheit  der  Reben  s.  Perono- 
spora 

Blattgold  s.  Goldschlägerei 

Blattstellung  1835  S,  1868  H 

Blaudruck-Lichtverfahren  1842  H,  1907  M 

Blaud'sche  Pillen  1831  B 

Blaue  Grotte  1826  E 

Blauen  der  Wäsche  1580 

Blauholz  s.  Farbholz 

Blausäure  1782,  1787.  1816  G 

Blausäure,  synthetisch  1869  B 

Blechschere  1725,  b.  a.  Eisenschneide- 
Vorrichtungen 

Blei  1475,  800  v.  Chr.,  1640,  1833  P, 
1842  E,  1850  P,  1866P.  1882  B,  1882 E. 
1891  L.  1903 H 

Blei,  dessen  Entsilberang  1833  P,  1842  E, 
1850  P,  1882  E,  1891  L 

Bleiche  der  Textilwaren  1760,  1786, 
1786,  1798,  1820  H,  1866  F.  1866  C, 
1866  T,  1871  S,  1878  E,  1882  E,  1883  H, 
1883  M,  1886  L,  1888  T,  1890  B,  1891  E. 
1893  C,  1894  E,  1897  A 

Bleichen  der  öle  u.  Fette  1838  W, 
1844  C,  1878 S 

7S 


—     1153     - 


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BleichflüsBigkdten      1785,     1792,     1798, 

1822  L,  1866  C,  1886  L 
Bleiessig  760,  1760 
Bleiglas  1612,    1635,    1674,    1729,    1767, 

1784,  1806  U,  1813  G,  1830  C 
Bleikabel  1877  S,  1878  B 
Bleikammerkrystalle  1806  C,  1834  M 
Bleikrankheit  20 
BleikrystaUglas  1612,  1636,  1784 
Bleilöten  1838  D 
Bleipflaster  136  v.  Chr.,  14 
Bleiplatten,  gewalkte  1670 
BleirShren  97,  1539,  1790,  1804  A,  1900  P 
Bleiröhrenpresse  1820  B,  1822  H,    1826  S 
Bleipresse  für  Kabel  1878  B 
Bleisicherung  gegen  Kurzsohlufi   1878  £, 

1887  H,   1903  V 
Bleistiftfabrikation     1566,     1699.     1683, 

1790  C 
Bleiumhällung  der  Kabel  1863  E,  1878  B 
Bleiverbindungen    320  v.  Chr.,    64,    77, 

1596,  1760,   1774,    1787,  1798,  1801 T, 

1807  V,  1834  B,  1852  P 
Bleivergiftung  s.  Bleikrankheit 
Bleiwage  632  v.  Chr. 
Bleiweiß  320  v.  Chr..  1766,    1774,    1780, 

1801  T,  1840  B,  1841  P,  1885  B 
Bleiweiß,  dessen.  Giftigkeit  1780 
Bleizuoker  1595 
Blepharoplastik  1818  G,  1855  G 
BUnddarm  1518 
Blinddarmentzündung    1824  L,    1827  M, 

1884  M,  1886  F,  1889  S,  1901  C,  1904  M 
Blindenschrift    1786,    1829  Br,    1836  B, 

1879  1,  8.  a.  Schreibmaschine  für  Blinde 
Blinder  Fleck  im  Auge  1668,  1862  L 
Blitz,  Analogie  desselben  mit  dem  elek- 
trischen Funken  1708,  1746,  1749,  1762, 

1896  L 
Blitz,   Art   u.  Wirkung  desselben   1763 
Blitz,  Dauer  desselben  1834  W 
Blitzableiter    1170  v.  Chr.,    1763,    1754, 

1846  B,  1846  S,  1881  M,  1886  U,  1897  0 
Blitze,  deren  Einteilung  1838  A 
Blitzphotographie  1884  K 
Blitzregistrator  s.  Gewitterregistrator 
Blitzröhren  1711 
Blitzspektrum  1868  K 
Blitzstatistik  1869  B 
Blitzsteine  1734  M,  1778  B 
Blockdruck  1426,  1439 
Blockwerke  b.   Eisenbahnsignalwesen  u. 
.   Weichenstellung 
Blumen,  künstliche  1826  B 


Blut  n.  Blutgerinnung   169,   200.    1669, 

1823  D.  1837M,  1837  V,  1840A,  1845  B, 

1846  Br,  1867  M,  1861 S,  1871 H.  1872P, 

1875  S,  1901  U,  1901  Z,  1902  F,  1905  N 
Blut,  dessen  Eisengehalt  1825  E 
Blutdruck,  dessen  Messung  1726,  1847  L, 

1878  B,  1900  G,  1903  R 
Blutegel  30  v.  Chr.,  1861  S 
Bluten  der  Pflanzen  1867  H 
Blüten,  deren  Bestäubung  s.  Bestäubung 

der  Pflanzen 
Bluterkrankheit  1080 
Blutfarbstoffe    1826  E,    1847  R,     1851  F, 

1862  H,  1888  N,  1896  S,  1901  N 
Blutfleckenkrankheit  1740 
Blutgase  1816  D.  1837  M,  1857  M,  1872  P 
Blutkohle  1867  H 
Blutkörperchen  1658,  1673,  1770,  1863  R, 

1864  C,  1882  B,  1890  V,  1902  W,  1904  H 
Blutkörperchen,  deren  Emigration  1863  R, 

1864  C 
Blutkreislauf  s.  Kreislauf  des  Bluts 
BlutkrystaUe  1851  F 
Blutlaugensalz,  gelbes  1749, 1782, 1836  G, 

1841  L,  1855  K,  1867  P,  1870  H 
Blutlaugensalz,  rotes  1822  G 
Blutleere,  künstliche  Erzeugung  derselben 

1873  E 
Blutplättchen  1882  B 
Blutpräparate  1886  B 
Blutstillung  400  v.  Chr.,   20,   169,   1279, 

1363,    1614,    1546,    1674,    1731,    1764, 

1806  J,   1859  S,   1867  L,  1873 E 
Blutsverwandtschaft  zwischen  Menschen 

u.  Menschenaffen  1902  F 
Bluttransfusion  1616,  1666.  1667,  1876  S 
Bluttrockenpräparat  1874  E 
Blutumlauf,  dessen  Geschwindigkeit  1669, 

1828  H,  1860  V 
Blutuntersuchung,  forensische  1901  U 
Bobbinetmasohine  1809  H 
Bockbrücken  54v.  Chr,  1825  B 
Boden,    Bodenanalyse    u.    Bodenkunde 

1650,     1761,    1809  T,    1813  D,    1830  S. 

1840  S,  1844  B,  1864  W,  1870 M,  1873  E, 

187Ö  0,  1884  E,  1891  W,  1893  H  1894  H 
Boden,    dessen    Durchlässigkeit    1817  S, 

1891  W 
Boden,  dessen  capillare  Leitung  1840  S, 

1860  N,  1881  D 
Boden,   dessen  Wasserkapazität   1817  S, 

1894  H 
Boden,  Wärmestrahlung  desselben    1790 


1154      - 


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Bodenabaorption  1819  G,  1836  B,  18S0H. 
.     ISfiOW.  1868H,  1868L,  1862M,  1869  E, 

1888  B,  190111 
Bodenbakterien  1881  K,  1882  G,  1884  H, 

8.    a.    Denitrifikation,    Eisenbakterien, 

Nitrifikation,  StickstofEaAsimiliernng 
BodenbUdung    1846  6,    1868  D,    1881 D, 

1886  R,  1887B,  1890 W,  1893H,  1896  B, 

1897  W 
Bodenkarte  1902  S 

Bodenluft  I8S2B,  s.  a.  Badioaktivität 
Bodenstörungen,  deren  Kontrolle  1887  H 
Bodentemperatnr  1817  S,  1886  W,  s.  a. 

Erdwärme 
Bogen  (Waffe)  100,  1602 
Bogenlampe,  singende  1898  S 
Bogenlampen,  elektrische  1813  D,  1844  F, 

1848P,  1868  J,  1876  J,  1877  S,  1877  W, 

1878  H.  1878  L,  1896  A,  1900  B,  1903  S, 

1904  S,  1906  6 
BoUendach  1540,  1816  E 
Bohnenberger'sche  Maschine  1817  B 
Bohrmaschinens.  Gesteinsbohrmaschinen, 

Holzbohrmaschinen,  Metallbohrmasohi- 

nen 
Bohrtechnik  1660, 1834  A,  1834  0, 1839T, 

1843  F,  1844  C.  1844  E,  1846  F.  1849  E, 

1851  C,  1863  L,  1867  L,  1874  M,  1880  P, 

1884H,  1885 K,  1892 E,  1896 R,  1896 H, 

8.  a.  Gesteinsbohrmaschinen,  Holsbohr- 

maschinen,  Metallbohrmaschinen 
Bojen  1858  J,  1868  8t,  1876  C,  1877  P 
Bologneser  Fi&schchen  1670 
Bologneser  Leuchtstein  1630 
Bolome^r  1867  S,  1881  L,  1886  L.  1889  P 
Bombenkanone  1822  P 
Bombonnes  s.  Woulfe'Bohe  Flasche 
Boote  mit  Petroleum-  o.  Bensinmotoien 

1886  D.  1896  H 
Bor  1808  D,  1867  S 
Bora  8.  Fallwinde 
Borax  1702,  1736.  1747,  1821  G,  1842  C, 

1899  H 
Borda'sche  Regel  1786 
Borda'sche  Wägemethode  1788,  1878  J 
Bomeol  1838  F,  1860  B,  1866  B,  1884  J 
Bomyval  1903  R 

Borsäure  1702,  1776,  1828  L,  1870  G 
Borstahl  1894  M 
Borsnpercblorid  1824  B 
Borsnperfluorid  1809  G 
Borwasserstoff  1890  W 
Botanik   s.   Botanische  Beobachtungen, 

Botanische  Gärten  u.  Institute,  Bota- 


nische Systeme,  Landwirtschaft,  Palä* 
ontologie,  Pflansen  und  die  weiteren 
Artikel  daselbst,  s.  femer  die  einseinen 
Pflanzennamen 

Botanische  Beobachtungen  2700,  327, 
320  T.  Chr.,  1632,  1838  G,  1864  C, 
1868  Seh,  1874  Soh 

Botanische  G&rten  u.  Institute  320  v. 
Chr.,    1310,    1880  T,    1892  B,   1904  £ 

Botanisohe  Systeme  1700,  1763,  1789, 
1813  D,  1839  E 

Botulismus  s.  Fleichvergiftung 

Boucherisieren  1841 B 

Bonillontafeln  1816  W 

BouUe-Möbel  1672 

Bovovaccination  1902  B 

Boyle-Mariotte'sches  Gesetz  1662, 1819A, 
1826  0,  1847  R,  1860  C,  1890  A 

Brachistochrone  1696 

Brandung  1835 D,  1849 S 

Branntwein  s.  Spiritus  a.  Spiritusbren- 
nerei 

Brasüienholz  s.  Rotholz 

Brasilin  181  IC,  1896  E 

Brauer'sohes  Unterdruckverfahren  1904  B 

Braunkohle,  deren  Aufbereitung  u. 
Trocknung  1872  R,  1883  K 

Braunkohle  u.  deren  Entstehung  320  v. 
Chr.,  1640 

Braunkohlenbriketts  1847  M,  1868  F, 
1860  H,  1863  M,  1872  R 

Braunkohlenkoks  1875  B,  1881  M 

Braunkohlenteeröl-Industrie  s.  Paraffin 

Braun'sche  Röhre  1898  B,  1901  E,  1901  Z 

Braunsohweiger  Grün  1764 

Brechung  des  Lichts  s.  Refraktion  des 
Lichts 

Brechung  der  Wärmestrahlen  s.  Refrak- 
tion der  Wärmestrahlen 

Brechungsexponent  der  Gase  1806  A, 
1806  D,  1826  D,  1868  G,  1862  L,  1876  B, 
1880  B,  1880  L,  1888  B,  1896  E 

Brechungsexponent  fester  u.  flüssiger 
Körper  1802  W,  1814F,  1857  M,  1871  A. 
1877  K,  1882F,  1886P,  1888P,  1893  H 

Brechungsexponent  der  ultraroten  Strah- 
len 1800  H,  1838  F,  1872  L,  1879  M, 
1880A,  1886  L 

Biecbungsexponent  elektrischer  Wellen, 
Verhältnis  zur  Dielektrizitätskonstante 
1860  M,   1875  B 

Brechungsexponenten  von  Mischungen 
und  Lösungen  1862  L 

Brechungswinkel  160 


78» 


1155     — 


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Brechweinstein  1631,  1859  B 

Breitebestimmnng  320,  146  v.  Chr. 

BreitengradmessuDg  s.  GradmessuTig 
unter  a 

Bremerlampe  1900  B 

Bremsberge  1866  H 

Bremsen  b.  Bremsen  f.  HebemMchinen, 
Eisenbahnbremsen,  FlüasigkeitBbremBe 

Bremsen  für  Hebemaschinen  1861  A, 
1862  R,  1856H,  1860N,  18600, 1868W, 
1869  H,  1878  B,  1881  W,  1893  L 

Brennen  des  Kalks  s.  Kalkbrennerei 

Brennen  der  Ziegelsteine  s.  Ziegelfabri- 
kation 

Brenner  s.  Lampen  u.  Brenner 

Brennerbahn  1864  T 

Brennerei  s.  Spiritus 

Brennesselgift  1886  H 

Brennglas  423  v.  Chr.,  1774 

Brennkegel  s.  Wärmemessung 

Brennmaterialien,  deren  Heizeftekt  1772, 
1787,  1833  B,  1853  B,  1868  8,  18918, 
6.  a.  BrennstofFe,  flüssige,  Verbrennungs- 
wärme 

Brennpunkt,  Bestimmung  desselben  bei 
Brennspiegeln    u.   Linsen   1260,    1647 

Brennspiegel  532, 1260, 1647, 1747, 1821P 

Brennstoffe,  flüssige,  zur  Dampfkessel- 
hmzung  usw.  1862  B,  1875  A,  1883  V, 
1886  L,  1904 C 

Brennwertbestimmung  der  Steinkohle  s. 
Brennmaterialien 

Brenzcateohin  1839  B 

BrenzBchleimsäure  1818  H 

Brenzweinsteinsäure  1807  R 

Bfezina'sche  Platte  1866  B 

Bridgewater-Eanal  1768  B 

Briefe,  deren  Stempelung  1661,  s.  a.  Brief- 
stempelmaschine 

Briefkuvertmaschine  1846  D 

Briefkuverts  1820  B,  1845  D 

Briefmarke  1653.  1819  S,  1837  C,  1840  H, 
1852  A 

Briefstempelmasohine  1826  W,  1881  H, 
1884  B 

Brieftaube  44  v.  Chr.,  300,  1167,  1641, 
1572,  1815  R,  1870  R 

Bright'sche  Krankheit  1827  B  * 

Brikettpresse  1845  M,  1852  G,  1866  E, 
1878  Y,  1883  C,  1905  8 

Briketts  8.  Braunkohlenbriketts,  Brikett- 
presse, Erzbrikettierung,  Steinkohlen- 
briketts 


Brillen  66.  1038,  1260,  1300,  1363.  1617, 
1660,  1604,  1780,  1792W,  1804W, 
1826  A.  1860  D,  1899  6 

Britanniabrüoke  1860  S 

Britannien  460,  320,  64  v.  Chr. 

Brookengespenst  1744,  1887  S 

Brom  1826  B.  1866  F 

Bromkalium  u.  Bromnatrinm  1826  B 

Bromkalium  als  Arzneimittel  1860  L 

Bromnatrium  s.  Bromkalium 

Bromsüber  1826  B,  1839  T 

BromaUber,  dessen  molekulare  Umwand- 
lung 1879  M 

Bromstickstoff  1829  8 

Bromnral  1907  E 

Bronchialasthma  1667,  1866  R,  1892  E 

BronohialgefäBe  1691 

Bron«dioskopie  1884  P,  1886  L,  1896  K, 
1896  S,  1898 K 

Bronze  1640 

Bronzefarbe  1760 

Bronzezeit  1730  K,  1836  T 

Brot  1810  L,  1835  P.  1849  B,  1860  V, 
1866  H,  1866D,  1866  H,  1874D,  1876  W, 

1881  L,  1891 G,  1896  K 
Brotherhood -Maschine    1873  B,    1881  B, 

1882  B 
Bronnoker'sche  Reihen  1668 
BrouBsaiBmus  1808  B 
Brownianismus  1780 
Bruchbänder,  elastische  1663 
Brüche  s.  Unterleibsbrüche 
Bruchrechnung  s.  Dezimalbrüche,  Eetten- 

brüche,  Stamm  bräche 

Bmcin  1819  C,  1901  M 

Brücke,  erste  eiserne  1773 

Brücken  u.  Brückenbau  620  A,  620  N, 
600,  613,  64,  18  v.  Chr.,  104,  106. 
1650,  1691,  1666,  1770,  1773,  17788, 
1804  W,  1807  W  1813  D,  1813  G. 
1823  N,  1825  B,  1826  T,  1835  8,  1838  L. 
1846  H,  1860  S,  1852  P,  1862  W,  1856  L, 
1858  M,  1859  F,  18698,  1860  8,  1864  8, 
18666, 1870  R,  1870W,  1872  F,  1874E, 
1876M,  1877  W,  1880  M,  1883  F,  1883  8, 
1892H,  1893  L,  1898  K,  1904P.  1905  L, 
1906  E,  1907  L,  s.  a.  Eisenbahnwesen, 
Luftdruckgründung.  Träger 

Brflckenaufgabe  Enlers  1736 

Brückenpfeiler,  Gründung  mit  Lattdruck 
s.  LuftdruckgTündung 

Brunnen,  abessiniBcher  1816  N 

Brunnenkresse  78 

Brustfellentzündung  1816  L 


—     1156     — 


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Brütung,  künstliche  1750,  1780 
Buchbinderei  1480, 1610, 1820  H.  1842  B, 

1860  B,  1873  B,  1885  B 
Buchdruckerkunst  693,  U26,  1440,  1446, 

1450,    1467,    1470,    1471,    1476,    1487, 

1495,  1522, 1760, 1764, 1811  K,  1819  G. 

1846  H,  1863  B,  1879  B,  s.  a.  Drnoker- 

presse 
Buohdmokfarben  1832  S 
Bnchdmckpresse  s.  Druckerprease 
Buchstaben  in  der  Mathematik   330  v. 

Chr.,  160,  1680,  1637,  1739 
Buchstabenrechnung  1680,  1620 
Bügelstromabnehmer      für      elektrische 

Bahnen  1887 S 
Bühne    464  v.  Chr.,    1874  W,     1889  L, 

1896  L,  8.  a.  Theaterbau 
Bulbärparalyse  1862  D 
Buznerang  40  v.  Chr. 
Bunsenbrenner  1860  B 
Bunsenelement  1836  D 
Bunte'sche  Bürette  s.  Gasanalyse 
Buntpapier  1550,   1666,   1823  P,  1837  C, 

1840  E 
Bumettisieren  1838  B 
Büßerschnee  1882  G 
Butter  450  y.  Chr.,  1883  C 
Buttermaschine  1820  S,  1855  S 
Buttersäure  1818  C,  1864  E.  1864  S 
Buttersäure,    künstlich    1843  P,    1864  £, 

1864  S 
Butylen  1826  F 
Bntyrin  1843  P 
Byssus  460  v.  Chr.,  193. 


Cachexia  strumipriva  1882  B,  1883  K 

Cadaverin,  auch  synthetisch  1885  B 

Cadet's  arsenikalische  Flüssigkeit  1764 

Cadmium  1817  H,  1905  G 

Cadmiumverbindungen  1817  S 

CaSein  1821  R,  1827  O 

CaSein.künsÜiches  1861 S,  1895F,  1897F, 
1900  T 

CagniardeUe  1812  C 

Cagniard-Latour'soher  Zustand  1822  C, 
1861  M 

Caissons  1869  F 

Gajepatöl  1731 

Caicinm  1808  D.  1899  M,  1906  B 

Caloinm,  dessen  Verwendung  zu  Reduk- 
tionen 1906  B 


8«Cll¥tfMlChllll 

Calcium,    dessen    Gasaufnahmef&higkeit 

1907  A 
Caloiumcarbid   1862  W,    1892  M,   1897  W 
Calciumoar  bid,  dessen  reduzierende  Eigen» 

Schaft  1897  W 
Caldumoarbidindustrie  1892  M,  1892  W 
Caloiumcyanamid    aus  atmosphärischem 

Stickstoff  1899  F 
Calciumplumbat  1889  K,  1893  S 
Calcium  Verbindungen     64,     1300,     1380, 

1674.    1693,    1750,    1767,    1768,    1790, 

1801  D,  1818  T,  1841  F,  1861  S,  1883  M, 

1890  E 
Calciumwasserstoff  1896  G 
Caledonia-Eanal  1806  T 
Calorimetrie  1763,  1780,  1830  D,  1840  R, 

1846  F,  1870  B,  1879  B,  1890  F.  1892  J. 

1899  M 
Calorimetrie  beim  Menschen  s.  Respira- 

tionsapparate 
Calorimetrische  Bombe  1879  B,  1899  M 
Cambrisches  System  s.  Grauwacke 
Camera  lucida  1809  W 
Camera  obscura  1321,  1558, 1666,  1812W 
Campher,   auch  künstlich    1070,  1838  P, 

1868  B,  1866  B,  1879  H,  1883  E,  1884 1, 

1893  B,  1894  B,  1896  B,  1900  A,  1901  C, 

1903  C,  1903  E 
Camphersäure  1797,  1903  E 
Canadabalsam,    dessen   Anwendung    für 

mikroskopische  Präparate  1832  B 
Canada-Paeiflc-Bahn  1886  C 
Canarin  s.  Farbstoffe  verschiedener  Art 
Canarische  Inseln  40  v.  Chr.,  1270,  1402, 

1634 
Cantharidin  1812  R 
Cantileverbrüoke  s.  Brücken 
Capillaranalyse   1861  G,   1861  S,    1880  G. 

s.  a.  Capiilarität 
Capillarelektrometer  1873  L,  1887  O 
CapiUarität    1490,    1650,    1666,    1806  Y, 

1806  L,  1822  Po,  1831F,  1834  R,  1836F, 

1840  S,  1843  P,  1848  P,  1856  Q.  1860  M, 

1860  N,  1862P,  1864  M,  1871 T,  1881  D, 

1883  S,  1884  T,  1886  £,  1889  M,  1894  Q, 

1901  Gr,  1904  S,  s.  a.  Enoohenkohle 
Capiilarität,   Beziehung  zur  chemischen 

Zusammensetzung    n.    Eonzentration 

1860  M,  1864  M,  1883  S.  1884  T 
Capillarkonstante,  deren  Beziehung  zum 

Molekulargewicht  s.  Capillarit&t 
Capillarkreislauf  1661 
Capronsäure  1818  C 
Capsules  für  flüssige  Arzneimittel  1834  M 


—     1157     — 


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Udivwnldiiilt 


Carbazid  s.  StickstofFkohlenoxjd 

Carbide  1862  W,  1894  M,  1902  M 

Carbolsäure  a.  Phenol 

Carbonisation  1851  K 

Carborundum  1892  A 

Carburierung  der  Gase  1826  F,  1834  J, 
1873  L,   1887  H,  1897  D 

Caroinom  1812  L,  1863  V,  1865  W,  1905  E 

Cardanisohe  Formel  1505,  1545,  1667 

Cardanisches  Gelenk  s.  Kreuzgelenk,  ear- 
danisohes 

Caries  der  Knochen  s.  Malum  Pottii 

Carminsäure  1818  C.  1893  M,  1894  S, 
1897  L 

Camot'Bcher  Satz  1824  C 

Caro'sches  Reagens  1898  C 

Carteaianisoher  Taucher  1648M 

Carthamin  1846  S 

Cascara  sagrada  1877  P 

Cascarillarinde  1090 

Casein  1842  R,  1854  G,  1869  C,   1893  S 

Casein maierei  1842  G 

Caesium  1860  B,  1881  S 

Caesium  Verbindungen  1862  B 

Caspinleder  1898  P 

Cassia  1000 

Cassini'sohes  Gesetz  der  Mondbewegung 
1687 

Cassini'sche  Kurven  1780  L 

Cateohu,  Catechin  1560,  1832  N 

Catgut  1867  L 

Celloidinpapier  1868  O 

Cellularpathologie  1869  V 

Celluloid  1869  H 

Celluloidverband  1896  L 

Cellulose  1840  P,  1846  S,  1850  N,  1857  S, 
1866  T,  1871  S.  1874  M,  1893  C 

Cellulose,  Verdauung  derselbeii  1864  H 

Celluloseacetat  1881  F,  1899  L 

Central-Paciflc-Bahn  1862  H 

Centrosomen  1876  B,  1887  B 

Cerebrin  1851  G 

Ceresin  1871  ü 

Cerium  u.  Cerium -Verbindungen  1804  B, 
1839  M,  1842  M,  1868B,  1866 B,  I876H, 
1882H,  1884  A,   1901  M,   1904  U 

Chalkotypie  1860  H 

Chamäleon,  mineralisohes  1774,  1820  F 

Chamäleonlösung,  Titration  mit  der- 
selben 1860  H 

Champagnerwein  1690,  1854  M,  1882  C 

Chappeseide  1834  F 

Chaptalisieren  des  Weins  1808  C 

Charcot'sche  Krystalle  1870  S 


Chasles'sches  Prinzip  der  Umkehrung  der 

Bewegung  1839  C 
Chausseewalze  1787, 1830P,  1869  L.  1868  A 
Chelidonsäure  1839P,  1884  0,  1891  C 
Chemiatrisches  System  1650 
Chemie,      aiial3rtiBche     s.      Analytische 

Chemie 
Chemie,  d&ten  Einteilung  1777 
Chemie,  erste  Anwendung  des  Wortes  430 
Chemie,  erstes  Lehrbuch  derselben  1695 
Chemie,  physiologische  1854  S 
Chemiglyphie  s.  Glyphographie 
Chemigraphie  s.  Zinkographie 
Chemiluminescenz  1877  R,  1901  D,    s.  a. 

Leuchten    der   Fische,    Leuchten    des 

Fleisches,  Leuchten  des  Holzes 
Chemische  Evakuierung  der  Glählampe 

1904  M,  1906  S 
Chemische  Harmonika  s.  Harmonika 
Chemische  Kleiderreinigung  1846B,  1 875F, 

1893  R.  1893  S,  1900  B 

Chemische  Verbindung  1620,  1654,  1661, 

1732 
Chemische  Verbindung  u.  Zerlegung  durch 

das  magnetische  Kraftfeld  1907  R 
Chemische  Verwandtschaft  s.  Affinität 
Chemische  Vorgänge  bei  Gasen  1872  H 
Chemitypie  s.  Zinkographie 
Chemotaxis  1881 E,  1883P,  1884S,  1889  M, 

1894  M 

Cheyne-Stokes'sches  Atmungsphäuomen 
1819C 

Chiffreschrift  s.  Geheimschrift 

Chilisalpeter  1821  R,  1854  N,   s.  a.   1630 

China  878,  1271,  1290,  1298,  1316,  1655, 
1688,  1831  G,  1868  R 

Chinagras  s.  Ramie 

Chinaldin  1881  D 

Chinarinde  1640,  1712, 1740, 1790. 187«  M 

Chinarindenalkaloido  s.  Chinin,  Chini- 
din, Cinchonin,  Cinchonidin,  Cuprein 

Chinarindenbaum  1780 

Chinasäure  1790,  1806  V,  1899  W 

Chinawurzel  1824P 

Chinesisches  Grün  1868  P 

Chinesische  Mauer  (Grofie  Mauer)  212 
V.  Chr. 

Chinicin  1863  P 

Chinidin  1833  H 

Chinin  1820  C,  1867  H 

Chinizarin  1875  B 

Chinole  1901  B 

Chinolin,  auch  synthetisch  1834  R,  18426. 
1843  H,  1869  K,  1879  B,  1879  K,  1880  S 


—     1158     — 


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«Hchvmilchiiit 


Chinoline  s.  Chinaldin.  Chinolin,  leo- 
ohinolin,  Lepidin 

Chinolinfarbstoffe  8.  Teerfarbea 

Chinolingelb  1883  J 

Chinolinrot  1883  J 

Chinon  1838  W,  1868  G 

Chinonimidiarbstofie  8.  Teerfarben 

Chinosol  1893  F 

Chinoxalin  1884  H 

Chirurgie,  allgemeine  522,  336,  60  T.  Chr., 
20,  169,  210,  360,  660,  1100,  1160, 
1279,  1296,  1311,  1320,  1363,  U60, 
1460,  1617,  1545,  1560,  1651.  1575, 
1686,  1720,  1730,  1731,  1739,  1778. 
1780,  1784,  1800  D,  1812  L,  1813  D. 
1816  G,  1815  L,  1817  C,  1818  6,  1818  M, 
1821  W,  1822  L,  1828  D,  1839D,  1840P, 
1841  D,  1841 W,  1842  S,  1843  L,  1846  W, 
1860  T,  1864  S,  1860  P,  1866  W,  1868  B, 
1872  T,  1874  K,  1877  B.  1877  C,  1878  F, 
1879  V.  1881  B,  1881W,  1882G,  1882  R, 
1883 K,  1884 M,  1893 K,  1895 K,  I904B, 
1904  S.  8.  a.  Anästhesie,  Antiseptische 
Wundbehandlung.  Aseptische  Wundbe- 
handlung, Blutstillung,  Wundheilung 

Chirurgie,  konservative  1761,  1812  L, 
1843  L 

Chirurgie,  plastisches.  Plastische  Chirurgie 

Chitin  1823  0.  1875  L 

Chitosamin  s.  Glykosamin 

Chladni'sohe  Klangflguren  1787 

Chlor  1774.  1786.  1798,  1799,  1810 D, 
1820  B,  1836M,  18450,  1866V,  1867W, 
1868  D,  1884  W,  1887  M,  s.  a.  Bleich- 
flÜBsigkeiten.  Chlorfabrikation,  Chlor- 
kalk 

Chlor,  flüssiges  1887  V 

Chlor,  Substitution  desselbeii  durch 
WasserstoS  s.  WaaserstofE 

Chlor,  dessen  Einwirkung  auf  Kohlenstoff 
1902  B 

Chlor&thylen  s.  Äthylenchlorid 

Choral  u.  Chloralhydrat   1832  L,    1869  L 

Chlorate  s.  Chlorsäure  und  chlorsaare 
Salse 

Chlorblei  64 

Chlorbleiche  s.  Bleiche  der  Textilwaren 

Chlorcalciuxn  1380,  1693 

Chloroyan  1827  S,  1828  S 

Chlorelayl  1836  B 

Chlorfabrikation  1799.  1836  M.  1846  0, 
1866  V.  1867  W,  1868D,  1884  W,  1887M, 
1887  V,  B.  a.  Bleiohflüssigkeiten,  Chlor- 
kalk 


Chloride,  deren  Darstellung  1904  H 
Chlorige  Säure  1815  S,  1843  M 
Chlorierendes  Rösten  der  £rze   1790  G, 

1840  H,  1843  B 
Chlorkalium  1660 
Chlorkalk  1798,   1799,    1867  W,    1868  D, 

1884  W,  1888  H 
Chlorkohlenoxyd  1811  D 
Chlorkohlenatoff  1821  F,  1839  B,  1889  L, 

1893  S 
Chlomatrium  s.  Kochsalz 
Chloroform  1831  S.  1847  S,  1884  C 
Chloroform  als  Anästhetioum  1847  S 
Chlorometrie    s.  Volnmetrische  Analyse 
Chlorophyll  1782,  1824  D.  1831  B.  1851  V, 

1864S,  1870  F,  1874  P,  1879  P,  1892  M, 

1894  S,  1896  S,  1901  N,  1906W,  1907  W, 
1908  W 

Chlorophyll,  dessen  Bleichung  durch  Licht 

1782 
Chlorophyll,  tierisches  1883  £,  1894  B 
Chlorose,  ägyptische  1851  G 
Chlorphosphin  1880  M 
Chlorräucherung  1775 
Chlorsäure    u.    chlorsaure    Salze    1786, 

1814G 
Chlorsaures  Kali  1786,   1847  L.    1866  H, 

1889  G 
Chlorschwefel  1782.  1869  M.  1904  H 
Chlorsilber  1696,  1608 
Chlorsilber,  Löslichkeit  in  Kochsalzlösung 

1827  W 
Chlorsilber,  Löslichkeit  in  unterschwefiig- 

saurem  Natron  1846  H 
Chlorsilberreaktion  1695,  s.  a.  Silbersalze 
Chlorsilioium  1823  B,  1867  B,  1869  F 
Chlorstickstoff  1811  D,  1888  G 
Chlorwasserstoff  s.  Salzsäure 
Chlorwismut  1663 
Chlorzink  1648 

Chlorzink  in  der  Wundbehandlung  1881  K 
Chlorzinkzement  1856  S 
Chlorzinn  (Doppelt-)  1695 
Cholecystektomie   s.    Exstirpation     der 

Gallenblase 
Cholerabadllen,   Beaktion  auf  dieselben 

1887  D 
Choleraerreger  1883  K 
Cholesterin  1776.  1873  S 
Cholin  1851  B,  1866  L,  1867  W,  1875  S 
Chondrin  1831  M 

Chordenrechnung  s.  Trigonometrie 
Chrom  1797,  1897  G 
Chrom,  passives  1898  H 


—      1169     — 


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oschvfnsichiils 

Chromasciameter  1878  H 

Chroznatisohe  Adaptation  1903  E 

Chromfluorid  1891  E 

Chromgelb  1798 

Chromgerbung  1878  H,  1883  S,  1906  L 

Chromgewinnung  1906  G 

ChromierfarbBtofEe  1888  F 

Chromolithographie  1827  Z 

Chromoskop  18881,  1900  M 

Chromosphäre  der  Sonne  1706 

Chromoxyd  1798 

Chromsäure  1798 

Chromsaures  Kali,  dessen  Liohtempflnd- 

liohkeit  1839  P,  1852  T.  1865  P 
Chromsaure  SaLce,  deren  Verwendung  in 

der  Färberei  1820  G 
Chromstahl  1821  B.  1866  B 
Chrom  Verbindungen  1798, 1800M,  1820G, 

1827B,  1827  W,  1842  M,  1844  F,  1844  P, 

1847  B,  1868  P,  1869  F,  1859  G,  1891  E 
Chromjlohlorid  1827  B 
Chronograph     u.    Chronoskop     1821 A, 

1831 W,  1840W,  1848B,  1856H,  1860B, 

1863B,  1864B,  1874  S,  1896  S,  1900  R, 

8.  a.  Ballistik,  Geschosse 
Chronologie  s.  Zeitrechnung 
Chronometer  1736,  1772 
Chronophotographie    »,     Momentphoto- 

graphie 
Chronothermometer  1882  S 
Chrysanilin  1862  H,  1884  F 
Chrysarobin  1875  A 
Chiysaxm  1898  H 
Chrysen  1879  G 
Ch^sin  1864  P,  1896  E 
Chrysoidin  1876  W 
Chrysophansäure  1844  S 
Chyluagefäße  300  v.  Chr.,  1622,  1647 
Ciceroschrift  1467 
Cinchonidin  I844W 
Cinohonin  1820  C,  1844  W,  1867  H 
Citochromie  s.  Autotypie 
Citoplate  1900  W 
Citral  1886  S,  1888  S 
Citrone  120 

Citronellol  1886  S,  1890  D,  1904  B 
Citronenaäure  1784 
Citronensäure,  synthetisch  1881 G 
Citronensäure&ther  1807  T 
Clairaut'sches  Theorem  1743 
Clarinette  1700 
Cloaca  maxima  590  v.  Chr. 
Clyderegulierung  1870  G 


Cocain  18S7S,   1869  N,   1879  A,   1884  K. 
1886  J,  1886  M,  1898  B,  1900  W 

Cocain,  künstliches  1886  M,  1900  W 

Coccus  caoti  1626 

Cochenille  1626,    1630,    1818  C,    1848  D. 
1894  S,  1897 L 

CocosnuQbutter  1882  J 

Codein  1832  R,  1869  M,  1881  G,  1900  P 

CofEein  s.  CafFein 

Coherer  s.  Eohärer 

Cohteion  di^lectrique  1900  B,  s.  a.  Leit- 
fähigkeit der  Gase 

ColanuB  1886  J 

Colchicin  1819  C,  1838  G,  1864  H 

Colchicum  autumnale,   dessen  medizini- 
sche Anwendung  1762 

Codenteraten  1848  L,  1872  H,  1874  M 

ColUdin  1847  A,  1870  B 

Colorimeter  s.  Colorimetrie 

Colorimetrie    1827  H,     1833  C.      1863  £. 
1864  M,  1872  W,  1887  G,  1891  E 

Colostrum  1837  D 

Columbowurzel,  deren  Einführung  in  den 
Arzneischats  1771 

Compound-Dynamos  1879  B 

Compound-Maschine  s.  Dampfmaachine 

Conchinin  s.  Chinidin 

Conchiolin  1864  F 

Conchyliologie     1730,     1812  S,     1837  B, 
1844  G 

Congrere-Druok  1820  C 

Congreve'sche  Streichhölsar  1832  T 

Conhydrin  1856  W 

Coniferin  1866  E,  1874  T 

Coniin  1827  G,  1881  H 

Conün,  künstliches  1886  L,  1906  L 

Constriktion    s.    Blutleere,      künstliche 
Erzeugung  derselben 

Contagium  animatam  1671,  1840  H 

Copaivabalsam  1638 

Cordite  1891  D 

Corliss-Steuerung  1848  C 

Comein  1866  V 

Corona  s.  Sonne 

Corpuskulartheorie  s.  Atomiatisehe  An- 
schauungen 

Corti'Bches  Organ  1846  C 

Coerulein  1871  B 

Corydalin  1826  W 

Cotamin  1844  W,  1903  F 

Cotes'scher  Lehrsatz  1710 

Coulomb'sches  Gesetz  der  magnetischen 
Femwirkung  1785 


—     1160     — 


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Saclnamiebnlt 


Conlomb'sohea  elektrigohes  GrondgeBetB 
1786 

Coulomb'sche  Drehwage  s.  Elektrimhe 
Me  Qinatnunente 

Cracking-ProiieB  1890  D,  1897  £ 

Crapfarbstoffe  1861  S 

CroceinBoharlach  1880  N 

Crooin  1885  K 

Croakillwalze  1841  C 

Crotonaldehyd  u.  Crotons&uie,  synthe- 
tisch 1872  K 

Crotonöl,  dessen  Einföhnmginden  Arznei- 
schätz  1825  S 

Croup  1765,  1818  B,  1850  T 

Crownglas  1767  D 

Crustaceenpanzer  1901  B 

Cumarin,  auch  synthetisch  1866  P 

Cumol  1837  P 

Cuprein  1884  P 

Curar«  u.  Curarin    1684,  1828  B,  1886  B 

Curcumin  1815  P 

Cyan  1815 G 

Cyananthren  1906  B 

Cyanfabrikation  1826  D,  1836  D,  1866  E, 
1894  B,  1900  B,  s.  a.  Stickstoff,  dessen 
Überführung  in  Cyanverbindungen 

Cyanin  1856  W 

Cyankalium  1782,  1826  D,  1840  W, 
1842  L,  1845  B,  1876  E,  1887  S,  1892  B, 
1896  C 

Cyankalium,  Gewinnung  beim  Hochofen- 
betrieb 1826  D,  1836  D 

Cyanmethyl  1847  D 

Cyanometer  1790 

Cyanotypie  s.  Blaudruok-Liohtverfahren 

Cyansäure  1823  L 

Cyansäure&theT  1848  W 

Cyanstickstofititan  1822  W 

Cyanursäure  1828  S,  1829  L 

Cyanwasserstofi  s.  Blausäure 

Cykloheptan  s.  Suberon 

Cyklohezan  s.  Hexamethylen 

Cymol  1841  G,  1892  W 

Cystin  1810  W 

Cystoskop  1879  N 

Cytodiagnostik  1900  W. 


Dachkonstruktionen  1540,  1650,  1816  E, 
1830  P,  1864  S,  1886  S,  s.  a.  Asphalt, 
Dachpappe,  Deckenkonstruktionen, 
HolzEcment,  Kuppelbau,  Träger,  Ziegel- 
fabrikation, Zink 


Dachpappe  1791,  1840  H.  1855  B,  1897  R 
Daguerrotypie  1838  D,  1843  F 
Daktyloskopie  1892  G 
DaltonismuB  s.  Farbenblindheit 
Datton'sches  Gesetz  1802  D,  1803  D 
Damaststahl  1886  B 
Dämmerung  1716,  1864  B 
Dampfakkumulator  1884  B,  1890  F 
Dampfautomobil  s.  Dampfstraßenwagen 
Dampfbad  1626 

Dampfbildung  bei  der  Verdampfung  1601 
Dampfdichte    [s.    Molekulargewicht     u. 

dessen  Bestimmung 
Dampfdruck,  Beziehungen  desselben  zum 

Molekulargewicht  1888  B 
Dampf  druckakkumulator  1884  B  '■ 

Dampfdruckerniedrignng   von  Lösungen 

1822  G,  1870  G,  1888  R 
Dämpfe,   deren  Spannkraft    1759,   1764, 
1769,    1792,    1804  D,    1827  T,   1830  A, 
1843  M,  1855  K,  1878  D,  1888  P 
Dampf  elektrische  Lokomotive  1894  H 
Dampf  elektrisiermaschine  1840  A 
Dampffeuerspritze  s.  Feuerspritze 
Dampfhammer     1784,     1842  N,     1846  C. 
1852  D,  1857N,  1861K,  1863 R,  1870 K, 
1882  D,  1891 F 
Dampfheizung  1652,  1745,  1791,   1878  B 
Dampfkessel    100,    1718,    1750,    1776  T, 
1781  W,  1786  E,  1787  F,  1791  R,  1804S. 
1828  T,  1829  S,  1840  A,  1843  H.  1844  F, 
1866  B,  1866J,  1866W,  1860G,  1862  W, 
1868  A,  1877  F,  1879  R,  1880  S,  1887  M, 
1887  T,  1890  N,  1894  H,  1894K,  1894L, 
1895  D,   1898P,  1902  E,  1904  B,  s.a. 
Alarmapparate,  Feuerungsanlagen,  Gaa- 
analyse,  Staubkohlenfeuerung,  Zuger- 
zeugung u.  Zugregler 
Dampfkessel  aus  Stahl  1855J,  1879  R 
Dampfmaschine  1687,  1690,  1698,  1705, 
1707,   1712,  1718  B,  1718  D,  1763 P, 
1764  W,    1766  W,    1767  W,    1769  W, 
1776  H,    1778  W,    1781  W,    1782  W, 
1784  W,  1786  M,  1792B,  1792P,  1797C, 
1799  M.  1799W,  1801E,  1801S,  1802  M, 
1802T,  1804  W,  1816  W,  1820  C,  1822  P, 
1827  T,  1829  E,  1829  R,  1837H,  1840 A, 
1840  S,  1842  W,  1844M,  1844  W,  1848C, 
1866  Z,  1868  E,  1869  R,  1867  S,  1870  R, 
1872  Seh,  1873  A,  1876C,  18761,  1876L, 
1880  W,  1881  K,  1883B,  1884S,  1887  B, 
1892  S,  1893  S,  1894  G,  1894  H,  1898  M, 
1900  M,  1900  S,  1903  P,  s.  a.  Abwärme- 
kraftmaschine,      Expansionsmaschine, 


—     1161     — 


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Heißdampfmasohine.Hochdruokdampf- 
maschine,  Kleindampfmaschine,  Kon- 
densation, Lokomobile ,  ÜBzillierende 
Dampfmaschine,  Regulatoren,  Rotie- 
rende Dampfmaschine,  Schnelllaufende 
Dampfmaschine,  Steuerung,  Verbund- 
maschine 

Dampfmaschine,  Theoriederselben  18Ö6Z, 
1859  R,  1870  R.  1893  S 

Dampfmaschine  im  landwirtschaftlichen 
Betrieb  1810  P,  1812  T,  s.  a.  Dampf- 
pflug 

Dampfmaachinenkolben  1797  C,  1862  R 

Dampf maschinensohieber  1799  M 

Dampfmotor  für  Straßenfahrzeuge  b. 
D  ampfstraßen  w  agen 

Dampfpfeife  1833  S,  1873  L,  s.  a.  Alarm- 
apparate 

Dampfpflug  1855  F,  1856  H,  1862  P 

Dampfpumpe  s.  Pumpen 

Dampframme  s.  Rammmaachine 

Dampf  Sagemühle  s.  Holzsägemühle 

Dampfschifi  s.  Dampfschiffahrt,  Schiff- 
bau 

Dampfschiffahrt  1643,  1736,  1783, 
1787  F,  1787  M,  1787  R,  1791  R,  1802S, 
1804  F,  1804  S,  1807  F,  1812  B,  1813  B, 
1815  F,  1818  S.  1836  S,  1838  M,  1838  R, 
1839B,  1852  R,  1862  D,  1880  P,  1900  M, 
1905  H,  1906  B.  1907  S 

Dampfsparer  s.  EondensationswasBer- 
ableiter 

Dampf  spritze  1830  B 

Dampfstrahlgebläse  1804T,  1870S,  1872K, 
8.  a.  Blasrohr,  Injektor 

Dampfstrahlphänomen  1887  H 

Dampf  Straßen  wagen  1769,  1769,  1784, 
1791  R,  1801  £,  1804  T,  1831  G,  1880  S 

Dampfturbinen  s.  Turbinen 

Dampfturbinenboote  s.  Turbinenboote 

Dampfüberhitzung  s.  Wasserdampf 

Dämpfung  an  elektrischen  Meßinstru- 
menten 1869 D,  1894 S 

Dampfwagen  s.  Dampfstraßenwagen, 
Lokomotive 

Dampfwalze  s.  Chausseewalze 

Dampierstraße  1699 

Daniell- Element  1836  D 

Darmaoastomose  1883  B 

Darmdrüsen  80 

Darwinismus  s.  Descendenztheorie,  s.  a. 
Arten,  botanische  u.  zoologische 

Dasymeter  1888  S 


Daturin,    dessen   Identität  mit  Atropin 

1831  AI 
Davisquadrant  1686 
Davisstraße  1585 
Davylampe  s.  Sicherheitslampe 
Decipium  1878  D 
Deckenkonstruktionen   1785  Ä,     1801  B, 

1873R,  1885M,  1885 S,  1886  Si,  1892 Kl, 

1873  St.  1893  W,  1896  D,  1895  H.  s.  a. 

Dachkon8truktionen,Crewölbebau,Kup- 

peibau,  Monierbau,  Rabitzbau,  Träger 
Deckglas  für  mikroskopische  Präparate 

1784 
Decolorin.eter  1825  P 
Deflation  1872  R 
Deformationsarbeit  1879  C 
Deformationstheorie  der  Krystalle  1834  N 
Dehnungszeiohner  1872  F 
Deiche  10  v.  Chr.,  1799  W,  1800  E,  1888  P 
Deklination  1492,  1510, 1525. 1538.  1585, 

1616,  1636,  1786, 18336, 1843S,  1849  L, 

1883  L 
Deklination,    Säkularvariation  derselben 

1636,  1896  B 
Deklination,    Variation   derselben    1722, 

1849  L,  1861  B 
Delirium  tremens  1813  S 
Delisches  Problem   430,    390,  387.    340, 

220.  180  V.  Chr. 
Deltametall  1882  D 
Dendriten  1840  S 
Denitrifikation    u.    Stickstoffentbinduug 

1814  D,  1876]^.  1882  G,  1893  M 
Denkfähigkeit  480  v.  Chr. 
Dentalien  1866  L 
Denudation  1862  J,  1872  R 
Dephlegmier-Apparate  1801 A 
Depressimeter  1888  E 
Derivationsrechnung    s.   Differential-  u. 

Integralrechnung 
Dermatmometer  1878  E 
Dermatol  1891  H 
Dermatologie  s.  Hautkrankheiten 
Dermatotherapie  1886  U 
Descendenztheorie  547, 450v.Chr.,  1809L, 

1868D,  1858  W,  1869  D.  1866H.1866K. 

1868  D,  1871 D,  1873  K,  1875  D.  1875  W, 

1880  S.  1892  R,  s.a.  Arten,  botanische 

n.  zoologische,  deren  Änderung 
Desinfektion    u.    Deai&fektionsapparate 

1776  G.     1831  H,     1860  L.     1867  C, 

1877  D,  1880  M,  1880  S,  1881  K,  1881  K 

u.  W.  1888  L.  1887  G,  1893  F,  1897  K, 

1903  C 


—     1162 


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Desintegrator  1862  C,  1900  Z 

Desmotropie  s.  Tavitometrie 

Destillation  330  v.  Chr.,  975,  1270 

Destillation  der  Metalle  1900  K 

Destilliertes  Wasser  975 

Detektor  für  elektrische  Wellen  1906  P, 
8.  a.  Eohärer 

Determinanten  1760,  1838  D,  1854  B 

Determinantentheorie  1874  H 

Deutsche  Kolonien  (Entdeoknngsge- 
schichte)  1515,  1526,  1528,  1567. 1681, 
1683,  1721,  1766  B,  1766  W,  1783  W, 
1848  R,  1857  B,  1858  S,  1861  B,  1884  F, 

1889  M 

Deutschland,  dessen  baltische  Küste  800 
Deviation    u.    Deviationskompaß    1697, 

1798,  1833  B,  1839  A,  1855  D,    1876  P 
Devon  s.  Grauwacke 
Dewar'sche  Flasche  1893  D 
Dextrin  1809  B,  1833  B,    1836  P,   1892  L 
Dextrose  s.  Traubenzucker 
Dezimalbrüche  1140,  1454,   1596,   1596, 

1600 
Dezimalsystem  1464 
Diabetes  100  v.  Chr.,  1670,  1775,  1816  C, 

1903  N 
Diabetes,  künstliche  1849  B,  1889  M 
Diaceturie  1885  J 
Diagenese  1880G 

Diagnose  durch  Agglutination  1896  W 
Diagnostik,    physikalische    420  v.  Chr., 

1690  F,    1761,    1816 L,   1828  P,  1839  S. 

1890  B,  8.  a.  Thermometer,  dessen  An- 
wendung in  der  Medizin 

Diagramme  1772  W,  1868  Z,  1863  V,  1886H 
Dialyse  1861  6 

Dialytisches  Fernrohr  s.  Femrohr 
Diamagnetismus  1846  F,  1847  B,  1847  F, 

1847  K,  1851  B 
DiamagnetismuB  der  Gase  u.  der  Flamme 

1847  B.  1847  F 
Diamagnetometer  1847  R 
Diamant  387  v.  Chr.,  1456 
Diamant,  Identität  mit  Kohle  u.  Graphit 

1773,  1796,  1807  A 
Diamanten,  künstliche  1893  M 
Diamant,  Schleifen  desselben  8.  Edelatein- 

schletferei 
Diamant,  dessen  Verwendung  zum  Stein- 

gravieren  77 
Diamant.   Verbrennung  desselben   1773, 

1796.  1807  A 
Diamant.   Vorkommen  im   Meteoreisen, 

Eisen  u.  Stahl  1882  B.  1896  F 


Diamantbohrung  1867  L,  1862  L.  1886  K 

Diamantsägen  1870Y,  1883  P 

Diametralzahlen  1544 

Diamide  1863  G 

Dianenbanm  s.  Silberbaum 

Diapedese  1864  C 

Diaphanometer  1790,  1860  S 

Diaphragmenströme  1861  Q 

Diastase  1814  K,  1833  B,  1846  M,  1846  D, 

1892  L,  1896  L 
Diastimeter  s.  Distanzmesser 
Diätetik  420,  370  v.  Chr.,  60,  169,  1387, 

1567,  1660,  1843  G 
Diazomethan  1894  P 
Diazoverbindungen       1867  G,       1882  E, 

1894  P 
Dichloressigsäure  1864M 
Dichogamie  1790 
Dichroismus    1804  W,     1809  C.     1845  H, 

1874  K 
Dichtigkeit  der  Gase  1806  A,  1845  R 
Didym  1842  M,  1873  M.    1879  L,    1886  A 
Dielektrizität  1839  F,  1860  M,  1860  M 
Dielektrizitätskonstanten  1839  F,  1860M, 

1869  8, 1860  M.  1874  B,  1875  B,  1875  S, 

1893  N 
Dielektrizitätskonstanten,     Beziehungen 

zum  Brechungsexponenten  s.  Brech- 
ungsexponent 

Dielektrizitätskonstante,  Beziehungen  zur 
chemischen  Eonstitutdon  1892  L 

Dieselmotor  1893  D 

Differential-  u.  Integralrechnung  260, 
180  V.  Chr.,  1635,  1636,  1668,  1671, 
1676,  1686,  1689,  1691,  1692.  1694, 
1696,  1710,  1715,  1722,  1728,  1730, 
1739,  1744,  1748.  1760,  1765,  1797, 
1798,    1822  F,  1829  A,  1829  D,  1877  N 

Diflerentialgalvanometer  1826  B 

Difierentialschraube  1781 

Differentialthermometer  1676 

Differenzierung  der  Bakterien  1896  G 

Diffraktion  des  Lichts  s.  Beugung 

Diffusion  der  Flüssigkeiten,  freie  1816P, 
1855F 

Diffusion  der  Flüssigkeiten  durch  Scheide- 
wände 1748.  1826 D,  1850 G,  1854 G, 
1861  G,  1877  P,  1888  N 

Diffusion,  elektrische  1888  N 

Diffusion  fester  Körper  1878  V.  1881  He, 
1881  Ma,  1882  C,  1885  Sp 

Diffusion  von  Gasen  u.  Dämpfen  1802  D, 
1829  G,  1861  M,  1870  L,  1871  St.  1876  B 


—      1163     — 


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tMkvtntictals 


Diffusion  von  Gaaen  durch  poröse  Sohaide- 

w&nde  1833  G,  1873  F 
Diffusion  von  Gasen  durch  Flüssigkeiten 

1875  E 
Diffusionsgesets  der  Gase  1802  D 
Digalen  1904C 
Digestor  s.  Papin'soher  Topf 
Digitalin  1845  H 
Digitalia  1210,  1861 T,  1904  C 
Dihydronaphthalin  1891  B 
Dikatopter  1894  E 
DUatometer  1866  F,  1867  R 
DUuviura  1821  B,  1836  B,  1866F,  1872T 
DimensionBlehre  1844  G 
Dimethyl  1864  S 
Dimorphie  1821  M 
Dinassteine  1822  Y 
Dinomia  1860  O 
Diophantische  Gleichungen  250 
Dioptra  100 
Dioptrik  1611,  1841  G 
Diorama  1822  D 

Dioxynaphthalinfarbstoffe  1888  F 
Diphenjl  o.  Triphenylmethane  s.  Teer- 
farben 
Diphenylamin  1864  H 
Diphenylaminblau  1866  Gi 
Diphenylschwarz  1904  U 
Diphtherie   1611,    1766,    1818  B,   1884  L, 

1894  B,  1903  G 
Diphtherie-Antitoxin  1894  B 
Diphtherie-BacilluB  1884  L 
Diphtherie- Bacillus,     Toxin    desselben 

1888  R 
Dippel'sch««  öl  1700 
Dismembrator  1877  N 
Dispersion  des  Lichts  1648,  1670,  1760, 

1829  C,  1868 B 
Dispersion  des  Lichts,  anomale  1862  L, 

1870  C,  1870 K 
Dispersion    in    Gasen    1865  K,     1875  B, 

1880  B 
Dissoziation    1837  A,     1847  G,     1857  S, 

1862  P,  1873 H 
Dissoziationstheorie,  elektrolytischel  887  A 
Distanzmesser  1450,  1573,  1726  Z,  1811 B, 

1839  S,  1857  E,  1861  G,  1875  B,  1889  R, 

1893  G,    1899  0,    1899  P,  s.  a.  Taohy- 

metrie,  Wegemesser 
Dinretin  1887G 
Dividivi  1792 
Divisionszeichen  1686 
Dochtkohle  für  Bogenlampen  1877S 


Docks  1495,  1818M,  1839G,  1840C. 
1841C,  1862C,  1906C 

Dolomit  1790 

Donauregnlierung  1890L 

Doppelbefrachtung  bei  höheren  Pflanzen 
1898G 

Doppelboden  bei  Schiffen  1843B 

Doppelboot  mit  Schaufelrad  1787 

Doppelbreohendes  Prisma  1776 

Doppelbrechimg  des  Lichts  1669,  1678, 
1776,  1816B,  1896E 

Doppelbrechung  infolge  Elektrisierung 
durchsichtiger  Körper  1876K 

Doppelglocken -Isolator  1858C 

Doppelkohlensaures  Kali  1757 

Doppelkohlensaures  Natron  1801 R 

Doppelobjektiv  1840P 

Doppelsaizbildang  1897H 

Doppelschnittverh&ltnis  1827  H 

Doppelsitz -Ventile  1800H 

Doppebprechen  auf  einem  Leitungsdraht 
1863G,  1854S,  1863M,  1874E 

Doppelsteme  1678,  1778,  1781,  1782, 
1824St,  1827  S,  1834B,  1861 C,  1861 P, 
1862A,  1889P,  1890V,  18963,  1899B 

Doppelte  Buchführung  1487 

Doppeltivirkende  Dampfmaschine  1767 

Doppler'sches  Prinzip  1842  D ,  1906  S. 
1907  G 

Dortmund-Ems-Kanal  1892P 

Dover'sches  Pulver  1740 

Dowsongas  s.  Wassergas 

Dowsongasanlagen  1878D 

Drache  390  v.  Chr. 

Drachen  und  Ballons  zur  Registrierung 
meteorologischer  Vorgänge  1749,  1784, 
1879B,  1882  K,  1883  A,  1885T,  1887R, 
1894  B,  1894D,  1894E,  1896  H,  1901R, 
1904 H,  1905 K,  19050,  1907  H 

Drahtfabrikation  1306,  1766,  1783,1813W 
1819B,  1867B,  1870B,  1877  M,  1893A, 
1893D 

Drahtflechtmaachine  1893D 

Drahtglas  1886S 

DrahÜeitung,  elektrische,  erste  1727 

Drahüose  Telegraphie  s.  Telegraphie  ohne 
Draht 

Drahtnägel  s.  Nagelfabrikation 

Drahtseil  1780,  1834A,  1837N,  1864F, 
1888P 

Drahtseilbahnen  s.  Seilbahn 

Drahtseilbrüoken  s.  Brücken,  Hänge- 
brücken 

Drahtseilspinnmaschine  1837N 


—     1164     — 


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Drahtseiltrangmission  1850  H,  1860Z 

Drahtstifte  s.   Nagelfabrikation 

Drainage  60,  350,  1600.  1755,  I796E, 
1833  S,  1861P,  a.  a.  TonwarenindnBtrie 

Drainagebehandlung  von  Wunden  1778, 
1853C 

Drainröhren  b.  Tonwarenindustrie 

Draper'Bohes  Gesetz  1847D,  1887  E, 
1887  W,  1897L 

Dreohselmasohine  1821 P 

Drehbank  632  v.  Chr.,  1578,  1740,  1749, 
1794,  1797,  1831P,  1839B,  1841 W, 
1865J,  1869D,  1888S,  1890P,  1893R. 
1894B 

Drehbohrung  s.  Bohrtechnik 

Drehbrücken  1804  W 

Drehbühne  1896L 

Drehgestell  an  Lokomotiven  1831J 

Drehpistole  s.  Revolver 

Drehrost  s.  Feuerungsanlagen 

Drehstrommotoren  s.  Dynamomaschine 
unter  b 

Drehung  des  Lichts  durch  Magnetismus 
1886A 

Drehung  der  Polarisationsebene  s.  Zirku- 
larpolarisation 

Drehung  der  PoIarisationBebene  durch 
Magnete  und  elektrischen  Strom  1846F, 
1847F,  1856V 

Drehung  der  Polarisationsebene  durch 
Magnete  in  Beziehung  zur  chemischen 
Konstitution   1884P 

Drehung  der  Polarisationsebene  bei  Re- 
flexion von  magnetisierten  Spiegeln 
1878E,  1884K 

Drehungsgesetz  der  Winde  1756  K,  1835D 

Drehungstheorie,  magnetische  1856  W 

Drehungsvermögen,  Beziehungen  zur  che- 
mischen Zusammensetzung  1848P 

Drehungsvermögen ,  Beziehungen  zur 
Konzentration  und  zur  Natur  des 
Lösungsmittels  1831B,  18720,  1873L, 
1879L 

Drehungsvermögen,  molekulares  1884P 

Drehwage,  Coulomb'sche  1784  M 

Dreieck,  arithmetisches  1654 

Dreifach  -  Expansionsmaschine  s.  Expan- 
sionsmaschine 

Dreifarbendruck  1710,  1869D,  1873V, 
1876A,  1891V,  s.  a.  Photographie  in 
natürlichen  Farben 

Dreifelderwirtschaft  805 

Dreiflammrohrkessel  1898P 


Diescbmaschine  1670,  1772,  1785,  1795, 
183 IT,  1860C 

Drifttheorie  1840L 

Drillmaschine  s.  Sämaschine 

Drillwirtschaft  1730 

D.ronten  1507 

Druck  der  Kassenscheine  1830C 

Druckerpresse  1450,  1620,  1772,  1787, 
1811 K,  1814S,  1817C,  1819G,  1819  W, 
1846  H,  1846  S,  1848A,  1859D,  1863  B, 
1869  W,  1870D,  1878G,  1878  M,  1880P, 
1884C,  1884  H,  1888  K,  1890  K,  1896K 
1896  K,  1897H,  1898  K.  1899  M,  1900K 

Druckerschwärze,  deren  Entfernung  aus 
bedrucktem  Papier  1774 

Druckluft  zum  Betrieb  von  Bohrma- 
schinen usw.  1844B,  1857S,  1874S 

Druckluft  zum  Betrieb  von  Lokomotiven 
1875R 

Druckluft  tax  Kraftverteilung  1687, 
1888P 

Druckluftgrnndung  s.  Luftdruokgründnng 

Druckluftwerkzeuges.  Preßlnftwerkzeuge 

Druckpumpe  210  v.  Chr. 

Druckregulator  für  Gasanstalten  1816C 

Druokschreibeapparat  für  Gasanstalten 
1824C 

Druckverband  1811 H 

DruckverflüBsigung  des  Eises  1849T, 
1858  M 

Drummond'sches  Licht  1826G,  1844F 

Drüsen  1650,  1686,  1687,   1745,  1851 B 

Dualitätsprinzip  1813G,  1813P 

Duchenne'sche  Krankheit  1862D 

Ductus  BartholinianuB  1680 

Ductus  Stenonlanus  1663 

Ductus  thoracicus  1564,  1647 

Ductus  Whartonianus  1650 

Ductus  Wirsungianus  1 647 

Duddell'sohes  Phaenomen  1894D,  1898S 

Duftstoffe,  tierische  1879  J 

Dukdalben  1568 

Dulcin  1893R 

Dulong  u.  Petit'sches  Gesetz  1819D,  s.  a. 
Atomw&rme 

Dumdumgeschosse  1897D 

Dünen  u.  Dünenbefestigung  1550,  1768, 
1796 

Dünger,  flüssiger,  Maschinen  zum  Aus- 
gießen desselben  1840C 

Dünger,  künstlicher  1604,  1630,  1761, 
1787,  1804H,  1840L,  1841P,  1845L, 
1852P,  1856B,  1856V,  1863P,  1885S, 
1890K,   1898  W,   s.  a.  Knochenschrot 


1165     — 


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tachvarzaidiali 


Dünger,  künstlicher,  Herstellung  aus 
Stickstoff  der  Luft  1S99F 

Dünger,  künstlicher,  Herstellung  aus  Me- 
lassenschlempe  1898  W 

Düngung  800  v.  Chr.,  350,  1550,  1803  H, 
1850  S,  1860S.  1865M,  1868  W,  1883S, 
1889H 

Düngungsatreumaschine  1836  K,  1854C, 
1882S 

Düngungsversuche  1871 M,  1877  W 

Dunkelkammer  s.  Camera  obscura 

Dünnschliffe  1850S 

Dnnstputzmaechine  1892S 

Dnodezimalsystem  1800W 

Duplexpumpe  1875W 

Dnrohbiegungszeichner  1872F 

Dorchgangswagen  1864F,  s.  a.  Eisenbahn- 
vagen 

Durchlässigkeit  von  Gestein  und  Wän- 
den für  Wasser  und  Luft  1858P 

Durchleuchtung  u.  Beleuchtung  von  Kör- 
perhöhlen 8.  Bronchoskopie,  Endosko- 
pie, Gastrodiaphanie,  Laryngoskopie, 
Ösophagoskopie 

Durchsichtigkeit  der  Luft  1790,  1850  S, 
1880A 

Durchstrahlbarkeit  der  Luft  1580,  1744, 
1767,  1867T,  1880A,  1881T,  1887T 

Dynamische  Theorie  des  magnetischen 
Feldes  1864  M 

Dynamit  1887N 

Dynamitkanone  1884Z 

Dynamomaschine : 

a)  Gleichstromgenerator  u.  Motor 
1860F,  I869G,  1873H,  1879B,1883L 
1887  H,  1890A,  1892F,  1893G,1900D 

b)  Wechselstromgenerator  u.  Motor, 
Drehstrommotor  1832P,  1833S, 
1834D,  1842E,  1844S,  1845W, 
1850A,  1867W,  1884H,  1884T, 
1886G,  1886F,  1887T,  1888P,  1888H, 
1891D,  1894H,  1899D,  1902W,  1905Z 

c)  Transformatoren  1880G,  1882B, 
1890  K,  1890S,  1894  H 

8.  a.  Elektromagnetische  Maschinen 
Dynamomaschine,  deren  Theorie  1867S, 

1869W,  1873R,  1880F.  1885K,  1886H 
Dynamometer  1790, 1810R,1821P,1827  H, 

1828E,  1829N,  1841  M,  1874  H,  1880H, 

1894F 
Dynamoprinzip  1867S 
Dysenterie  1875L,   1883  K,   1907  V 
DysenteriebacilluB  1897S 
Dysprosium  1886L. 


E(e),  algebraisches  Zeichen  1739,  1873  H 

Eau  de  Javelle  1792 

Eau  de  Labarraque  1822L 

Ebbe  u.  Flut  320,  160,  100  v.  Chr.,  18, 
1590,  1598,  1609,  1616,  1687.  1742, 
1754,  1774,  1831L,  1847A,  1850W, 
1859B,   1872B,   1875T,  1885B 

Ebbe-  u.  Flutmaschinen  1713,  s.  a.  Wel- 
lenmotoren 

Ebene,  schiefe  1586,  1608 

Ebullioskop  1833B 

Eogonin  1885M,  1900  W 

Echinodermen  1805T,  1846M.  1848L 

Echinokokkenkrankheit  1821 B 

Echo  1772 

Ecrasement  lin^aire  (Unblutiges  Abquet- 
schen von  Polypen)  1853C 

Edelsteine,  künstliche  1837G,  1849E. 
1860  W,  1878F,  1893  M,  1900P,  1906  M 

Edelsteinschleiferei  632  v.  Chr.,  1456 

Edestin  19020 

Edinol  1902F 

Efeulinie  8.  Ziasoide 

Effloreszieren  1710 

Egge  1838F,  1839A 

Eglomisds  1790 

Egrainiermaschine  1793,   1795 

Ei,  tierisches  u.  menschliches  330  v.  Chr., 
1651,  1662,  1667,  1757,  1768,  1824P, 
1825P,  1826  R,  1827B,  1835W,  1839S. 
1842B,  1844E,  1848  M,  1863B,  1875Ha. 
1875  He,  1876B,  1877  H,  1878B,  1883Be. 
1887Be,  1887N,  1890S 

Eibisch  320  v.  Chr. 

Eichelkakao  1828M 

Eichenrindengerbsäure  1866R 

Eieralbiunin,  krystallisiertee  1889H 

Eiffelturm  1889E 

Eileiter  1561 

Eimerkunst  s.  Wasserräder 

Einbalsamierung  von  Leichen  460  v.  Chr., 
18416.  1880W 

Einfädelmaschine  1878V 

Einfluß  des  Magnetismus  auf  lichtelek- 
trische Entladungen  1890E 

Eingeweidewürmer  1650,  1683,  1766, 
1781,  1808R,  1862  K,  1860B,  1860L. 
1871  K 

Einhüllende  Kurven  s.  Kurven,  ein- 
hüllende 

Einschienenbahn  1821P,  1875S,  1880L. 
1897B,  1906S,  1907B 

Einstreu  1803  H 

Einzelligkeit  der  Infusorien  1845S 


1166 


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Eis,  dessen  Plastiät&t  s.  Plastizit&t  des 
Eises 

Eisboden  1737 

Eisbrecher  1864B,   1898M,  1903  S 

Eiscalorimeter  1780,  1870B 

Eisen,  als  Bestandteil  der  Pflanzenl892M 

Eisen,  reduziertes  (Ferrum  hydrogenio 
reductum)  1837  W 

Eisen,  reduziertes,  dessen  medizinische 
EinfOhrung  1840  Q 

Eisen,  dessen  ätiotrope  Modifikationen 
1897L 

Eisen,  dessen  Flüchtigkeit  1889F,  1891M 

Eisen,  dessen  Kohlenstoffgehalt    1814  E 

Eisen,  dessen  Passivität  1790 

Eisen,  dessen  Strukturveränderung  durch 
Erschütterung  1854P,  1870W,    1878B 

Eisen,  dessen  Verbreitung  im  anima- 
lischen Organismus  1826E,  1888  S, 
1888W,  s.  a.  Chlorophyll 

Eisen,  dessen  Verwendung  im  allge- 
meinen, namentlich  bei  Bauten  1475, 
760  V.  Chr.,  1644,  1630,  1760,  1786, 
1793,  1801B,  s.  a.  Baumaterialien, 
EifFeltuim,  Wolkenkratzer 

Eisen,  gerbsaures,  dessen  Einführung  in 
den  Arzneischatz  1831A 

Eisen,  milchsaures  1840G 

Eisen,  Schutz  desselben  gegen  Rost  s. 
Rostschutz 

Eisen,  Verwendung  desselben  in  der  Arc- 
neikundel831A,  1831B,  18400, 1864  E, 
1877P,  1886B 

Eisen,  Verwendung  im  Schiffbau  1787, 
1820M,  1831F,  1836R,  1839B,  1867S, 
s.  a.  Stahl  im  Schiffbau 

Eisenalbuminate  1877F 

Eisenbahn,  transportable  1876D 

Eisenbabnbrem8enl833S,  I851A,  1864A, 
1868R,  1865L  1867  A,  1869  H,  1870R, 
1871B,  1875Sm,  1875St,  1875W,  1877H, 
1880C,  ISSOSch,  1880Si,  1882B,  1884S, 
1887D,   1887E,   1889T,   1891S,   1901N 

Eisenbahnbrücken  s.  Brücken,  Eisen- 
bahnwesen 

Eisenbahnfährboote  s.  Trajektanstalten 

EisenbahnluxuBwagen  u.  Eisenbahnluxus- 
züge  1836C,1858P,  1872P,1887P,1890N 

Eisenbahnoberbaus.  Eisenbahnschwellen, 
Eisenbahnwesen,  Eisenwalzwerk,  Im- 
prägnierung des  Holzes,  Laschen,  Schie- 
nen u.  Schienengleise,  Schienenstoß, 
Seilbahnen,  Zahnradbahnen 


Eisenbahnschwellen  1836E,  1846G,1848P, 
1882  H 

Eisenbahnsignalwesen  u.  Weichenstellung 
1830S,  1832F,  1833B,  1833S,  1836C, 
1836C.  1838R,  1839L,  1840B,  1840S, 
1841C,  1841E,  1841 H,  184IS,  1842Be, 
1842BU,  1842C,  1842G,  1842S,  1843B, 
1843C,  1846B,  1846L,  1846M,  1846S, 
1846Br,  1846L,  1847B,  1848M,  1849S, 
18600,  1861T,  1863D,  1864C.  1866B, 
1866B,  1866S,  1868F,  18580,  1868S, 
1868  V,  1859T,  1859V,  1861 H,  1863  H, 
1863S.  1864  E,  1864P,  1866  H,  1865L, 
1868D,  1868S,  1870F,  1871Ha,1871  He, 
1873L,  1873S,  1875R,  1876F,  1876S, 
18778ch,  1877Si,  1878S,  1879R,1882W, 
1887W,  1888S,  1888U,  1888Z,  1889B, 
1890N,  1890Z,  1891M,  1894L,  1894S, 
1895N,  1896B,  1901 B,  19010,  1905B, 
1907G 

Eisenbahnwagen  u.  Einrichtung  derselben 
1775.  1825B,  1830L,  1834R,  1836C, 
1838L,  1844B,  1844  E,  1854F,  1868P, 
1864  E,  1867  P,  1876  H,  1890  N,  s.  a. 
Bremsen,  Eisenbahnluxuswagen,  Eisen- 
bahnzugbeleuchtung 

Eisenbahnwagen,  Heizung  derselben 
1870F 

Eisenbahnwesen  1776,  1813G,  1826S, 
1836C,  1836P,  1843B.  1845H,  1846H, 
1863B,  1863F,  1864G,  1867S,  1862  H, 
1864T,  1870W,  1872F,  1888Z,  1898B, 
1898G,  1902G,  ig06E,1908P,  s.a.  Bahn- 
hofsanlagen, Brücken  u.  Brückenbau, 
Dampfmaschine,  Dampfstraßenwagen, 
Eisenbahn,  transportable,  Eisen- 
bahnbremsen ,  Eisenbahnsignalwesen 
u.  Weichenstellung,  Eisenbahnwagen, 
Eisenbahnzugbeleucbtung,  Elektrische 
Bahnen,  Hängebahnen,  Lokomotiven, 
Pferdebahnen,  Schienen  u.  Schienen- 
gleise, Schwebebahnen,  Seilbahnen, 
Stufenbahn,  Trajektanstalten,  Tunnels 
u.  Tunnelbau,  Zahnradbahnen 

Eisenbahnzugbeleuchtung  1844E,  1867P, 
1882R,   1883B,   1902S,  1903A.    1904R 

Eisenbakterien  1888W 

Eisenbeton  s.  Beton 

Eisenblech,  Verzinnung  desselben  1646, 
1551 

Eisenblech,  Walzen  desselben  s.  Eisen- 
walzwerk 

Eisencarbonyl  s.  Eisenkohlenoxyd 

Eisenchlorid  1648 


—     1167     — 


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EiBendrahtamhnlluiig  der  Kabel   1861 K 

Eisenhüttenkunde  1619. 1713, 1722, 1728, 
1783,  1804L,  1805  H,  1809E,  1840  H, 
1846C.  18690,  1861D,  1862T,  1869D, 
18790-,  1886L,  1904G,  8.  a.  Hochofen- 
betrieb 

Eisengießerei  760  v.  Chr.,  1640,  1708, 
1760,  1794,  1813S,  1824  T,  1827  P, 
1839  H,  1851 M,  1866B,  1865L,  1863G, 
1886N 

Eisenhat,  dessen  medizinisohe  Anwen- 
dung 1762 

Eisenjodür,  dessen  medizinisohe  Einfnh- 
ning  1831P 

Eisenkohlenozyd  1891 M 

Eisenkohlenstofflegieningen  u.  deren  Be- 
zeichnung 18950 

Eisenoxydhydrst,  Gegengift  gegen  arse- 
nige  Säuren  1834B,  1867W 

Eisenportlandzement  s.  Zement 

Eisenpr&parate  1831B,  183IP,  1837y, 
1840G,  1840  Q,  1866  H,  1867  W,  1877P 

Eisensaccharat  1837y,  1866H 

Eisenschmelz verfahren  I904E 

EisenachneideTorriohtungen  1532,  1606, 
1907  H,  1908C,  s.  a.  Kaltschneidever- 
fahren 

Eisenschwamm  1846C,  1869G 

Eisensilicid  I895M 

Eisenträger  s.  Träger 

Eisenverbindungen  750,  1648,  1704,  1749, 
1811G,  1822G,  1831B,  1834B,  1840P, 
1841L,  1849P,  1867H,  1895M,   1897L 

Eisenvitriol  750,  1250,  1620,  1646,  1719P, 
1831B 

Eisenwalzwerk  1532,  1728,  1769,  1783C, 
1792W,  1815F,  1820B,  1820M,  1827W, 
1848D.  1863  K,  1866B,  1867D,  1885  M, 
1891 M,  1892B,   1902  K 

Eisenzeit  1836  T 

Eisessig  1788L,  1844M 

Eisfarben  1880  H,  1889W 

Eishöhlen  1886S,  1891F,  1899C 

Eismaschine  1810L,  1834P,  1860C,1862K, 
1867C,  1898L 

Eisschrank  1867  M 

Eiszeit  1816V,  1822V,  1834S,  1835C, 
1836A,  1837S,  1840L,  1846S,  1866P, 
1870T,  1876T,  1882P,  1891T,  1893D, 
a.  a.  Erratische  Blöcke 

Eiterkörperchen  1864C 

Eiweiß  u.  Eiweißstoffe  1760,  1840M, 
1861M,  1862B,  1856H,  1860K,  1864K, 
1865H,  1875H,  1876P,  1883K,  1886M, 


1889H,  1890H,  1894S,  1897S,  1899K, 
19020,  19060 
Eiweiß,  dessen  Verwendung  in  der  Eat- 

tundruokerei  18300 
Eiweiß  im  Harn  von  Nierenkranken  1760 
Eiweiß,  krystallisiertes   1866H,    1889  H, 

1897S,  1902O 
Eiweißstoffe,  aktive  1876P,  1S86M 
Ekliptik  1100,  320  y.  Chr.,  400.  156» 
Ekzem  1790,  1894C 
Elaidin  1832B 

Elastische  Fasern  im  Sputum  1845  K 
Elastische  C^webe  1820S,  1828M 
Elastische  Nachwirkung  1835W,  1849C, 

1863  K 
Elastizitöt    1638,    1669,    1678  H,    1705, 
1784,    1807Y,    1821N,    1822C,    1825G, 
1827C,  1840H,  1844W,  1857W,  1868T, 
187 IK.  1874B.  1888L 
Elastizitätsgrenze  1868T,  1888L 
Elektrische  Abstoßung  1663 
Elektrische  Anziehungskraft  1600,  1663, 

1675,  1707 
Elektrische  Bahnen  1836S,  1841 W, 
1851F,  1879S,  1881S,  1886T,  1886G, 
1887S,  1S89S,  1892S,  1893L,  1894C, 
1894H,  1894L,  1901S,  1902L,  1903  S. 
1908  P,  s.  a.  Sehwebebahnen 
Elektrische  Beleuchtung  s.  Bogenlampen, 

Glühlampen,  LnminescenzUcht 
Elektrische  Bleicherei  1883  H.  I894E 
Elektrische  Droschke  1881P,  1892S 
Elektrische  Endosmose  1807K,   1862  W. 
1861 Q,  1862Q,   1893B,  1898B,   1904S 
Elektrische  Entladung  s.  Entladung 
Elektrische    Erscheinungen,    deren    Be- 
einflussung durch  das  Licht  s.  licht, 
dessen  Einfluß 
Elektrische  Heizung  I892C 
Elektrische  Influenz  1753,  1762 
Elektrische  Kanone  1901B 
Elektrische  Klemmschrauben  1840P 
Elektrische  Kraft  (Bezeichnung)  1600 
Elektrische  Kräfte  in  Nerven  u.  Muskeln 

B.  Muskelstrom  u.  Nervenstrom 
Elektrische  Kraftübertragung  s.  Arbeits- 
übertragung 
Elektrische  Leitungen  1727, 1730,  1882E, 

1887  H,  1891 D,   1891W 
Elektrische  Liohterscheinungen  in  ver- 
dünnten  Gasen    1901 H,   1905G.  s.  a. 
Anodenstrahlen,  Geißler'sche  Röhren, 
Kathodenstrahlen 


1168    — 


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Elektrische  MaBeinheiteu  s.  Maße,  elek- 
trische 
Elektrische  MeBinstrumente: 

a)  Spannungsmesser: 
ElektroBkop  1753,  1782,  1786 
Elektrometer    u.   Voltameter   1600, 

1777,  1834P,  1853K,  1867T,  1872T, 
1873L,  18790, 1892H,  1896N,  1899E 

Torsionswage  1784M,  1785C,  1867T 

Kompensator  1890F 

b)  Strommesser: 
Elektrodynamometer  1846W,  1889F, 

1893W 
Galvanometer,  Spiegelgalvanometer 
u.  Galvanometer  mit  direkter  Ab- 
lesung n.  absoluten  Angaben  1820S, 
1821  H,    1821 P,    1825  N,    1826  B, 
1833  G,     1834  P,    1837  P,    1858  T, 
1869  D,   1880  P,    1880  W,    1881 A, 
1888  W,  1890  W,  1893  P,  1896  K 
Galvanoskop  1801 S 
Wechselstrommesser  1876C,  1888F, 
1889P,    1890J,    1890W,    1894D, 
1894K,    1901 Z,    1902D,    1905  L, 
s.  a.  Elektrodynamometer  (oben) 
o)  Widerstandsmesser  u.  Widerstands- 
einheit:    18260,     1841P,     1843  W, 
1846B,     1853W,      1856W,      1860S, 
1862B,  1881J,  I885K,  1885T,  1889C, 
1898C 
Elektrische  Meßmethoden  s.  Aperiodizi- 
tat    der    schwingenden    Magnetnadel, 
Brann'sche  Röhre,  D&mpfung  an  elek- 
trischen Meßinstrumenten,  Dielektrizi- 
tätskonstante, Dynamometer,  Elektro- 
dynamische Maßbestimmung,  Elektro- 
motorische    Kraft,      EnergiemesBung, 
Hyateresis ,       Kompensationsmethode, 
Kondensator.Lichteinheit,  Magnetische 
Eisenprüfung,  Meßmethoden  für  Mag- 
netismusmessung,  Messung  der  Selbst- 
induktion ,     Messung    hochgespannter 
Ströme,  Wattmeter 
Elektrische  Nomenklatur  I834F 
Elektrische   Potentialdifferenz   zwischen 

Metall  u.  Flüssigkeiten  18870 
Elektrische   Potentialfunktion   u.   deren 

Messung  1863  K,  1867T,  1872T 
Elektrische  Schleppschiffahrt  1898S 
Elektrische  Schnellbahn  1903  S 
Elektrische  Schnellpost  1856B,  1860  W 
Elektrische  Schwingungen  1868F,  1871H, 
1887  H,  1888  H,  1890L.  1892  L,  1896  L 
ElektrischeSenge  derTextilwaren  s.Sengen 


Darmstardtar. 


Elektrische  Sicherungen  1878E,  1887  H, 
1896E,  1896S,  1903V 

Elektrische  Spannung  in  der  Pflanze 
1851B,  1876B 

Elektrische  Uhren  1839S,  1844B,  1861 H 

Elektrische  Wärmemesser  s.  Bolometer, 
Elektrisches  Luftthermometer,  Ther- 
moelement, Thermomultiplikator,  Wi- 
derstandsthermometer 

Elektrische  Wellen,  deren  Brechungs- 
ezponent 1860  M 

Elektrische  Wellen,  deren  Fortpflan- 
zungsgeschwindigkeit 1887  H,  1888H, 
1892  L 

Elektrische  WeUen,  deren  Photographie 
1908R 

Elektrische  Wellen  in  Drähten  1870B, 
1888H 

Elektrischer  Bagger  1907L 

Elektrischer  Funke  1672,  1706,  1858F 

Elektrischer  Funke,  dessen  Dauer  1834W 

Elektrischer  Kondensator  1783,  1788, 
1872T 

Elektrischer  Omnibus  1899S 

Elektrischer  Rückstand  1837  K 

Elektrischer  Schmelzofen  I849D,  1883S, 
1892M,  1900H 

Elektrischer  Trog  1800C 

Elektrischer  Widerstand  s.  Elektrische 
Meßinstrumente  unter  c 

Elektrischer  Wind  1897A 

Elektrisches  Boot  1834J,  1881T,  1882R, 
1896  H 

Elektrisches  Klavier  1874G 

Elektrisches  Ldoht,  dessen  Identität  mit 
dem  Licht  1888  H 

Elektrisches  Löt-  u.  Schweißverfahren 
1867T,  1887B,  1892L 

Elektrisches  Luftthermometer  1837R 

Elektrisiermaschine  1663,  1706,  1743, 
1744,   1745,  1755,  1762,  1773 

Elektrizität,  atmosphärische  s.  Luft- 
elektrizität 

Elektrizität,  deren  Anwendung  in  der 
Medizin  s.  Elektrotherapie 

Elektrizität,  deren  Ausgleich  durch  Spit- 
zen 1764 

Elektrizität,  deren  Definition  u.  Name, 
sowie  Hypothesen  über  dieselbe  586 
V.  Chr.,  1600,  1730,  1746,  1759 A, 
1759S,  1825G,  1866M,  1870B,  1888  H 

Elektrizität,  deren  Wirkung  auf  das 
Fflanzenwachstum  s.   Elektrokultur 

74 


—     1169 


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tadivaRaichnb 


Elektrizität,  deren  Entstehung  bei  Be- 
rührung zweier   Flüssigkeiten   1828N 

Elektrizität,  deren  Entstehung  bei  Be- 
rührung von  Metallen  u.  Gasen  1839G 

Elektrizität,  deren  Entstehung  beim 
Durchfließen  von  Flüssigkeiten  durch 
poröse  Wände  1861Q 

Elektrizität,  deren  Entstehung  beim 
Durchgang  von  Luftblasen  durch  Flüs- 
sigkeiten 1895T 

Elektrizität,  deren  Entstehung  durch  Be- 
strahlung u.  Wärme  1887  H,  1907  M 

Elektrizität,  deren  Entstehung  durch 
Verdampfung  1780 

Elektrizität,  deren  Fortpflanzung  1727, 
1730,  1747 

Elektrizität,  deren  Geschwindigkeit  s. 
Geschwindigkeit  der  Elektrizität 

Elektrizität,  deren  Sitz  auf  der  Ober- 
fläche der  Körper  1786 

Elektrizität,  Identität  der  aus  verschie- 
denen Quellen  gewonnenen  1833F 

Elektrizität  in  der  Landwirtschaft  1879C, 
1896B 

Elektrizität,  Liciter  u.  Nichtleiter  der- 
selben 1729,  1744 

Elektrizität,  positive  u.  negative  1778 

Elektrizität,  tierische  48,  230,  17Ö1,  1780, 
1789,  1839F,  s.  a.  Mnskelstrom  u. 
Nervenstrom 

Elektrizitäts  Verteilung  1756 

Elektrizitätszähler  1880W,  1882A,  1888A, 
I891H,   1892S 

Elektroaffinität  1899A 

Elektroanalyse  s.  Analyse,  elektrische 

Elektrochemie  1789,18000, 1803B,  1803D, 
1806B,  1805G,  1806D,  1807B,  1807D, 
1812B,  1817L,  1833F,  1835B,  1837R, 
1838B,  1840  W,  1843B,  1849  K,  1851B, 
1851C,  1855B,  1858L,  1865E,  1875G, 
1878S,  1879A,  1879C,  1879D,  1880D, 
1882B,  1882F,  1883  H,  1883M,  1884B, 
I884C,  1884H,  1885R,  1886C,  1886H, 
1886S,  1887B,  1889C,  1889G,  1889  He, 
1889H0,  1891G,  1892A,  1892C,  1892L, 
1892M,  1893H,  1893M,  1893V,  1896  H, 
1896N,  18980,  1899M,  1900H,  1900K, 
1900  S,  1904G 

Elektrochemie  der  Lösungen  1833F, 
1887  A,  1894N,  1903C 

Elektrochemische  Theorie  1820B 

Elektrodiagnostik  s.   Elektrotherapie 

Elektrodynamik  1827A 


Elektrodynamische      Maßbestimmung 
1834W,    1846W 

Elektrodynamisches  Grundgesetz  1827A 

Elektrodynamometer  b.  Elektrische  Meß- 
instrumente unter  b 

Elektroendoskopische  Apparate  1879N 

Elektrogravüre  1897R 

Elektrokultnr  1885L 

Elektroluminescenz  1869P,1879W,  189äG. 
1895W 

Elektrolyse  s.  Elektrochemie 

Elektrolyse  fester  Substanzen  1807D, 
1875  W,  1881 H 

Elektrolyse  organischer  Sänren  1849K 

Elektrolyse,  sekundäre  Aktion  bei  der- 
selben 1839  S 

Elektrolyse,   Theorie  derselben   1805G 

Elektrolytische  Leitimg  u.  Diffusion 
1888N 

Elektrolytische  Wirkung  von  Wechsel- 
strömen 1837R,  1879D 

Elektrolytisches  Grundgesetz  1833F 

Elektromagnete  1826St,   1836C 

Elektromagnete,  deren  Anziehung  und 
Tragkraft  1840L 

Elektromagnetische  Aufbereitung  1798. 
1847P,  1858S,  1879F,  1882D,  1884 M. 
1885B,  1896W,  1897G 

Elektromagnetische  Liohttheorie  1865  M. 
1888 H,  1889 H 

Elektromagnetische  Maschinen  1832P, 
1833  S,  1834D,  1842E,  1844S,  1846  W. 
1860A,  1854S,  1860P,  1867W 

Elektromagnetische  Rotationsapparate 
1821F 

ElektromagnetisoheSchwingungen  1 842H . 
1868F,  1887  H,  1888H,  1889H,  1890B. 
I890L,  I892L,   1896R,  1900R,  1903S 

Elektromagnetischer     Wellende.tektor 
1887  H,  1890L,  1896R,  1903S 

Elektromagnetismus  1820  Am,  1820  Ar. 
1820B,  18200,  1820S,  1823A,  1824S. 
1826S,  1838J,  1842H,  1875R 

Elektromagnetismus,  Bezeichnung   1641 

Elektrometer  s.  Elektrische  Meßinstru- 
mente unter  a 

Elektrometer,  absolutes   1872T 

Elektromobil  1854D,  1881V,  1882R, 
1892S 

Elektromotoren  s.  Dynamomaschine. 
Elektromagnetische  Maschinen 

Elektromotorische  Kraft,  deren  Messung 
1831F,   1841P,   1862D,   1873L,    1890F 

Elektronentheorie  1875R,  1883L,  1895Z 


—     1170     — 


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SMhvMniebni* 


Elektrooptik  vi.  elektrooptische  Erschei- 
nungen 1865  M,  1875  K.  1887  He, 
1888  Ha,  1888  He 

Elektrophor  1762,  1775 

Elektroskop  s.  ElektriBche  Meßinstm- 
mente  unter  a 

Elektrostatisches  Grundgesetz  s.  Cou- 
lomb'sches  Gesetz 

Elektrotherapie    48,    230,    1745,    1749, 

1796,  1842D,   1855R,   1868B,   1887A 
Elektrotonus  1859P 
Elementaranalyse   1777,    181  IG,    18146, 

1815G,  1831L,  1832L.  1842W,    1903D 
Elemente  der  Griechen  450,  370,  330  v. 

Chr. 
Elemente,  chemische.  Allgemeines  1661, 

1702,   1783 
Elemente,  chemische,  deren  Entdeckungs- 
geschichte  77,  1260,  1546,  1669,  1733, 
1738,    1751,    1766,    1771,    1772,    1774, 
1775,    1781,    1782,    1783,    1791,    1794, 

1797,  1801H,  1803T,  1803W,  1804B, 
I807D,  1808D,  1809G,  181  IC,  1817A, 
1817  H,  1823B,  1824B,  1826B,  1827W, 
I828B,  1828W,  1830S,  1839M,  1841P, 
1842M,  1843M,  1844R,  1860B,  1861B, 
1861C,  1863  R,  1868  L,  1875  L,  1878 D, 
1878M,  1879C,  1879D,  1879L,  1879N, 
1880  M,  1885A,  1886L,  1886W,  1887M, 
1892L,  1895  R  u.  C,  1895  R  u.  R.  1898C, 
1898R,  1899C,  1899D,  1902P,  1907Bo 
von,  1907BO,    1907  ü,   1908U 

Elemente,  galvanische  s.  Konstante  Ket- 
ten 

Elemente,  mathematisch  unteilbare  1636 

Elemente,  periodisches  System  derselben 
1869  M 

Elephantiasis  1840F 

Elevator   1780,   1878R,  1882D,  1894B 

Elfenbein  438  v.  Chr. 

Elfenbeinimitation  1844F,  s.  a.  Galalith 

Ellipse  260  v.  Chr.,  1780 

Ellipsoide  1798L 

Elliptische  Funktionen  s.  Funktionen, 
elliptische 

Elliptische  Polarisation  1817Br 

Elmsfeuer  1601,  18880 

Emaü    1700  v.    Chr.,    1300,   1540,   1632 

Emaildraht  1905A 

Emaillierte  Geschirre  s.  Geschirre 

Email  verfahren  1888J 

Emanation  1900Ru,  1902G,  1903Ru, 
1904  L,  1905R 


Emanation,  deren  Einwirkung  auf  Kup- 
fersalzlösungen 1907R 

Emanium  1902G 

Embolie  1845V 

Embryo  s.  Foetus 

Embryoskop  1890G 

Emission  des  Lichts,  beeinflußt  durch 
Magnetismus  1895Z 

Emissionsvermögen  eines  schwarzen  Kör- 
pers 1869K 

Empyem  des  Thorax  s.  Brustfellent- 
zündung 

Emulsin  1837L 

Emulsionsverfahren ,  photographisches 
1861G,  1871M,  1878B,  1879M,  1881E 

Endoskopie  1807B,  1853D,  1869T,1879N, 
1881M 

Endosmose  u.  Exosmose  s.  Diffusion  der 
Flüssigkeiten  durch   Scheidewände 

Endotrypsie  s.  Peptase 

Energie,  potentieUe  u.  kinetische  1826P 

Energiemessung  1890S,  1892A,  1892B, 
1893W,  1898M,  1899N 

Energieumsatz  im  Körper  1780L,  1894R, 
1901R 

Enharmonium  s.  Harmonium 

Enneadekaeteris  432  v.  Chr. 

Entamoeba  s.  Amoeba 

Entdeckungen,  geographische  s.  die  ein- 
zelnen Ländergebiete,  s.  femer:  Deut- 
sche Kolonien,  NordöstUohe  Durch- 
fahrt, Nordpolarfahrten,  Nordwestliche 
Durchfahrt,  Südpol  u.  äüdpolarfahrten, 
Weltumsegelungen 

Enterhaken  260  v.  Chr. 

Enterotomie  335  v.  Chr. 

Entfärbungspulver  1867H,  1869L 

Entfärbungsvermögen  der  Holzkohlel785 

Entfernungsmesser  s.  Distanzmesser 

Entfernungsmesser,  stereoskopischer 
1893G,  1899P 

Entfettungskur  1863  H,  1878E 

Entfritter  s.  Kohärer 

Entglasung  1724R 

Enthaarungsmittel  1557,  18S4B 

Entladevorrichtung  1891H 

Entladungder  Elektrizität  1834H,  1837  R, 
1840  V,  1842  H,  1858F,  1860T,  1887H, 
1895L 

Entladung  der  Elektrizität,  deren  Dauer 
1834W,  1858P 

Entladung  der  Elektrizität,  Einflußräes 
ultravioletten  Lichts  auf  dieselbe 
1887He,   1888Ha,  1888He, 

74* 


1171      — 


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•MhWMldllliS 


Entladung  der  Elektrizitftt : 

deren  chemische  Wirkung-  1802W 
deren  Lichtwirkung  1845M 
deren  mechanische  Wirkung  1845R 
deren  Wärmewirkung  1837K,   1840V 
Entladung   der    Elektrizität   durch   mit 
verdünnten     Gasen    gefüllte     Räume 
1864G,  1859P 
'  Entomologie  s.  Insekten 
Entropie  des  Weltalls  1865C 
Enucleatio  bulbi  1845B 
Entwässerung  der   Städte  690  y.    Chr., 

1856B,   1873H,   1884P 
Entwickler,  photographische  1839T, 
1844H,  1850R,  1862R,  1877C,  I880A, 
1893L,  1902F 
Entwicklung  der  organischen  Schöpfung 

450  V.  Chr.,  1745,   1852U 
Entwicklungsgeschichte     der     Pflanzen 
1694, 1768,  1786,  1803V,  1823A,1825B, 
1844G,  1844M,  1844N,  1850H,  1851T, 
1854T,   1856P,   18Ö7P,   1868S,   1877S, 
1880T,  1883G,  1884S,   1896K,   1903K, 
s.   a.   Mutationstheorie,   Pflanzenzelle, 
Vererbbarkeit       erworbener       Eigen- 
schaften 
Entwicklungsgeschichte  von  Mensch  u. 
Tier  547,  480,  370  v.  Chr.,  1665,  1651, 
1662,    1669,    1677,    1703,    1745,    1757, 
1760,    1762,    1768,    1784,    1793,    1797, 
18060,  1817D,  1817P,  1820B,  1824P, 
1826P,  1825R,  1826R,  1827B,  1836W, 
1838D,  1838M,  1839S,  1840B,  1840R, 
1841K,  1842B,  1843R,  1844E,  1846M, 
1848M,  1849H,  1852K,  1862R,  1853B, 
1854K,  1856S,  1857M,  1860B,  1863M, 
1865B,  1866H,  1871K,  1872H,  18738, 
1874M,  1875Be,1876Ha,  1875He,  18758, 
1876B,  1877He,  1878B,  1879H,  1880F, 
1882P,  1883Be,  1883W,  18848,  1887Be, 
1887BO,  1887W,  1890B,  1891H,  1892L, 
1899L,  1901L,.1903H,  1903L,  s.a.  An- 
passung, Mutationstheorie,  Partheno- 
genesis,  Tier-  u.  Menschenzelle,   Ver- 
erbbarkeit   erworbener    Eigenschaften 
Entwicklungsmechanik  1885R 
Entzündlichkeit  von  Holz  u.  Geweben  s. 

Feuerschutz 
Entzündung,  medizinische  1792.  1842R, 

1864V,  1863R,  1864C 
Enzian  64 

Enzyme,  Enzymwirkung  u.  Enzymtheo- 
rie 17838, 1814K,  1837B,  1837L,1847D, 
1858T,  1860B,  1861 S,  1867K.  1869L, 


1872H,  1874G,  1878K,  1890L,  I890M, 
1892J,  1894F,  1896B,  1896W,  1898B, 
1898P,  1899F,  18998,  1901C,  1901L, 
1901P,  1902C,  1903B,  19038,  1904S, 
B.  a.  Reversible  Enzymreaktionen 
Enzyme,  sauerstofftragende  1858T, 
1890L,  1892J,  1896B,  1899S,  1903B, 
19048 
Eocän,      Mioc&n,       Oligocän,     Pliocän 

1838L 
EoBine  1871B,  1873C 
Epidemiographie  1620,  1660,  I868F,  e.  a. 

Grundwasser 
Epigenesis  1768 
Epüepsie  1770,  1851P,  1880J 
Epizyklen  210  v.  Chr. 
Epizykloide  1525,  1694D 
Equatoiial  ooud4  s.  Äquatorial 
Erbium  1843M,  1866D,  1879C,  1886C 
Erbswurst  1766,  1867G 
Erdachse,    deren    Schwankungen    1747, 

1749  1888K,  1889H 
Erdalkalihydrüre  1896G 
Erdbahn,  deren  Exzentrizität  900 
Erdbeben  u.  Erdbebenkunde  300  v.  Chr., 
63,  1690,  1793,  1804H,  1848M.  1872S, 
1883M,  1891S,  1893H,  1897W,  I903M, 
8.  a.  Seebeben,   Seismische    Apparate 
Erdbohrer  1650 
Erddruck  1773,  1867R 
Erde,    deren    Abplattung    1666,     1743, 

1837B,  1901H 
Erde,  deren  Achsendrehung  400,    260  v. 

Chr.,  1440,  1543,  1679,  1764,  1850F 
Erde,  deren  Dichte  1774,  1798,  1852R. 

1866A,  1878J,  1887W,  1896K 
Erde,  deren  Größe  und  Gestalt  220.  100 
v.Chr.,   1796,  1819W,   1822S.  1841B, 
1875L,  1880C,  1886L 
Erde,   deren   Entstehung  450   v.    Chr.. 

1749,  1836B 
Erde,    deren    innerer    Zustand    1889R, 

1897W 
Erde,  deren  Kugelgestalt  632,  330  v.  Chr., 

77,  746 
Erde,  deren  Leitfähigkeit  für  den  elek- 
trischen Strom  1744,  18388,  1862L, 
1884S 
Erde,  als  kosmischer  Körper  s.  außer 
den  vorstehenden  Artikeln  noch:  Be- 
wegung8ge8etze,Exzentrizität,  Fall  (Ab- 
weichung bei  demselben  infolge  der  Erd- 
drehung), Foucault'soher  Pendelver- 
such, Geoid,  Gravitationsgesetz,  Ka. 


1172 


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SMhwxBlcbiiii 


lender,  Mechanik  des  Himmels,  Mond- 
finsternisse, Nutation  der  Erdachse, 
Präzession,  Rotation,  SchTrereabnahme, 
Sonnenfinsternisse,  Zeitrechnung,  Zen- 
traUener,  Zentrifugalkraft 

Erden,  seltene,  deren  Trennung  1904U, 
8.  a.  Cerium,  Gadolinium,  Samarium, 
Yttererde 

Erdgas  400  v.  Chr.,  1884P 

Erdglobus  547,  169  v.  Chr.,  1492,  1832G 

Erdinduktor  1853W 

Erdklosett  1864M 

Erdmagnetismus  u.  Messung  der  Inten- 
sität u.  der  anderen  Elemente  des- 
selben 1600,  1683,  1785L,  1804G, 
1804H,  1819S,  18228,  1829H,  1833G, 
1835G,  1836G,  1836W,  1841 R,  1842G, 
1842L,  1849L,  1851P,  1853W,  1880N, 
1882N,  1883K,  1883T,  18868,  1891E, 
1895B,  1896E 

Erdmagnetismus,  dessen  tägliche  Varia- 
tion 1821 H 

Erdmagnetismus,  dessen  Zusammenhang 
mit  dem  Mond  1839K 

Erdmagnetismus,  dessen  Zusammenhang 
mit  den  Planeten   1890S 

Erdmagnetismus,  dessen  Zusammenhang 
mit  der  Sonne  1861B,  18848 

Erdmagnetismus,  dessen  Zusammenhang 
mit  den  Sonnenflecken  1852S,  1861B, 
1891E 

Erdme8sungen,intemationalel617,1861B, 
1889H 

Erdoberfläche,  deren  Krümmung  s.  Erde, 
deren  Kugelgestalt 

Erdoberfläche,  Morphologie  derselben  s. 
Geologie 

Erdoberfläche,  deren  Messung,  sowie  Ver- 
teilung von  Land  u.  Wasser  auf  der- 
selben 1310,  1661,  1681,  1693,  1729, 
1742,  1783,  1796,  1837R,  1856A, 
1870W,   1884K,   1895W 

Erdöl  8.  Petroleum 

Erdpyramiden  1779,   1897K 

Erdrinde,  deren  Niveauschwankungen 
1878P 

Erdstrom  s.  Erde,  deren  Leitfähigkeit 

Erdumsegelungen   s.   Weltumsegelungen 

Erdwachs  1787,  1833M,  1871Ü 

Erdwalze  1578 

Erdwärme,  Zunahme  mit  der  Tiefe  1616, 
1763,  1784,  1821A,  1829M,  1831E, 
1841 Q,  1845L,  1847W,  18808,  1885P, 
18918,   1896D,   1906M 


Erepsin  19010 

Erglühen  dünner  Drähte  durch   Galva- 
nismuB   u.   dessen   operative   Verwen- 
düng  1800F,  1827R,  1849M 
Ergotin  1864W 

Ergotismus  (Kriebelkrankheit)  1630 
Erhaltung  der  Kraft  1823N,  s.  a.  Gesetz 

der  Erhaltung  der  Kraft 
Erhaltung  des  Stoffs  s.  Konstanz 
Erhebungstheorie  1816B,  1834E,  1866R 
Erie-Kanal   1817C 

Erkrankung,  Theorie  derselben  1740 
Ermüdung  8.  Geistige  Leistungsfähigkeit 
Ermüdungstozine  1904W 
Ernährung    der    Haussäugetiere    1836K, 

1905K,  s.  a.  Tierzucht 
Ernährung   der   Pflanzen    1758,    1840L, 
1856L,  1860B,  18708,  1871N,  1877P, 
1903S 
Ernährung,  künstliche  20,  1680 
Ernährung  des   Menschen   444  v.    Chr., 
1757H,  1830M,  1842L,  1861P,  1861V, 
1865F,  1886S 
Eros  1898W 
Erosion  1872R 
Erratische  Blöcke  1802P,  1806H,  1816V, 

18360 
Erregungstheorie  s.  Brownianismus 
Erstarrungsgesetz,  chemisches  1884R 
Erysipel  u.  dessen  Erreger  1824R,  1883F 
Erzaufbereitung  1500,  1546,  1770,1802X1, 
1844R,  1850W,  1851C,  1852P,  1853Ba, 
1853BO,  1857B,  1858B,  1858R,  1858S, 
1862C,  1862M,  1862R,  1868K,  1872D, 
1884L,    1898W,    1897P,    1902E,   s.    a. 
Elektromagnetische  Aufbereitung,  Erz- 
brikettierung 
Erzbrikettierung  1897E,  1898G,  19058 
Erzguß  532  v.  Chr. 
Eskimos  1721 
Essigäther  1759 
Essigfabrikation  1732B,  1823S 
Essiggärung  s.  Essigsäure- Gärung 
Essigsäure    750,     1658,     1732,     1788La, 
1788LO,   1799,   1800F,   1814B,   1815L, 
1821D,  1823S,  1844M,  1849H,  1852G, 
1852V,  1864P,  1878K,  8.  a.  Essigsäure- 
Gärung 
Essigsäure,  synthetisch  1848K 
Essigsäureanhydrid  1852G,   1878K 
Essigsäure- Gärung  1821D,  1822P,1837K, 

1864P,  1878H 
Essigsaure  Salze  1595,  1610 


1173      - 


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Essigsaure  Tonerde,  deren  Einführung 
in  den  Arzneischatz  1878B 

Esterbüdung  1894M 

Estermethode  (nach  Fischer)  1901 F 

Etard'sche  Reaktion  1877E 

Ethnographie  n.  Ethnologie  1711,  1724, 
1760,  1772,  1775,  1813P,  1829E,  1843S, 
1853W,  1870V,  1871T,  1875B 

Etiolement  der  Pflanzen  1686 

Eucain  1896M 

EucalyptuBöle  1854M,  1888S 

Eudiometrie  1748. 1772P,  1774P,  1806G, 
1846B,  1890W 

Euler-Cramer'sches  Paradoxon  1748 

Euler'sches  Polyeder  1758 

Euler'scher  Satz  1758 

Euler'sche  Zahlen  175S 

Euphonium  1790 

Eurhodine  1879W 

Europium  1892L 

Eutektische  Mischung  1875G 

Euxanthinsäure  I845S 

Euxanthon  1845S,  1889G 

Evaporimeter  a.  Verdunstungsmesser 

Evektion  150 

Evolute  1673 

Evolutionstheorie  und  deren  Bekämpfung 
1669,  1762,  1768 

Ezartikulation  des  Ellenbogengelenkes 
1536 

Exartikulation  des  Fußes  1860P 

Exartikulation  des  Hüftgelenks  1739, 
1815G,  1842S 

Exartikulation  des  Kniegelenks  1750 

Exartikulation  des  Oberschenkels  s.  Exar- 
tikulation des  Hüftgelenks 

Exartikulation  des  Schultergelenks  1710, 
1815L 

Exartikulation  des  Unterkiefers  1842S 

Exhaustionsmethode  368  v.   Chr. 

Exhaustor  für  Leuchtgasfabrikation 
1839G 

Exkavator  s.  Baggermaschine 

Expansionsmaschine  1769,  1776,  1778, 
1802T,  1804W,  1816W,  1823C,  1840A, 
1840S,  1860H,  1873A,  1874E,  1881K, 
1884B,  1887B,  1890H,  1900M,  1901H, 
B.  a.  Verbundmaschine 

Experimentalphonetik  1889R 

Experimentalphysik,  Anfänge  300  v.  Chr. 
.  Explosion  chemischer  Substanzen  durch 
den  SchaU  1872C 

Explosionsmotoren  1680,  1820C,  1880W, 


1887H,  1889C,  1893D,  1896R,  1897B. 

1898Ha 
Explosivstoff  von  Sprengel  1873S 
Explosivstoffe  s.  Sprengmittel 
Exponenten  1078,  1360,  1637,  1668,  1760 
Exponentialreihen  1750 
Exstirpation  der  Clavicula  1818M 
ExBtirpation  der  Gallenblase  1882L 
Exstirpation     des     Kehlkopfes     1866W, 

1873B 
Exstirpation     des     Kropfes    s.     Kropf- 

exstirpation 
Exstirpation  des  Mastdarms  1879y 
Exstirpation  der  Milz  1549,  1826  Q,  1854S 
Exstirpation  der  Niere  1869S,  1877C 
Exstirpation  des  Uterus  1877C,  1878F 
Extinkteur  s.   Feuerlöschmittel 
Extinktionskoeffizient  s.  Absorption  der 

Strahlung 
Extrakte  1810T,  1861H,  1897G 
Extraktion  von  ölen  und  Fetten  1856D, 

1863R,     1889L,     s.     a.     Extraktions- 

Apparate 
Extraktionsapparate      1842A,      1856D, 

1857S,  1863R,  1878P,  1880M 
Extrastrom  1836F,  1849E 
Exzentrizität  der  Erdbahn  s.  Erdbahn. 


Fachwerk  (Fachwerksträger)  s.  Träger 

Fadenkreuz  im  Femrohr  1662,  1667 

Fagott  1539 

Fahrgeschwindigkeit,  deren  Registrie- 
rung  1864C,   1866H,   1880F 

Fahrkunst  für  Bergwerke  1550,  1694, 
1833D 

Fahrrad  1649.  1685,  1817D,  1854F, 
1855M,  1866T,  1867M,  1869M,  1869S, 
1870C,  1879L,  1885H,  1890D,  1894M, 
1895D,  1898  H,  1898M 

Fahrstuhl,  elektrischer  1880S 

Fäkalstoffe  s.  AbfaUstoffe 

Faksimileschnitt  (Clair  obscur)  1508 

Fall,  Abweichung  bei  demselben  infolge 
der  Erddrehung  1679.  1804B 

Fall,  freier  330  v.  Chr.,  1687,  1589.  1602, 
1604,  1673,  1679,  1784,  1804B,  8.  ». 
Beschleunig^ung  beim  freien  Fall 

Fallgesetze  1602,  1604,  1608 

Fallmaschine,  Atwood'sohe  1784 

Fallschirm  1480,   1783,   1908L 

Fallstäbchen  I900S 

Fallwinde  1793E,  1866H 


—     1174     — 


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Falt-  u.  MeßmaBcbine  s.  Zeugfaltma- 
schine 

Falzmaschine  1850B 

Falztrichter  für  Buchdruckpressen 
1884H 

Fakziegel  1841 G,  1883S 

Fango,  dessen  Badioaktivit&t  1903E 

Farben  dünner  Blättchen  1665,  1676 

Farben  der  Tiere,  Zweckmäßigkeit  der- 
selben 1794 

Farben,  Erklämng  der  Entstehung  der- 
selben 1807Y,  1861M,  1867H,  1889H, 
1894KO,  1894Kr 

Farbenblindheit  1794,  1878H,  1889H, 
1894KO,  1894Kr 

Farbendruck  1710 

Farbenempfindung  s.  Farben,  Erklärung 
der  Entstehung  derselben 

Farbenkreisel  1760 

Farbenphotographie  b.  Photographie 

Farbenringe  (Polarisation)  1813B 

Färberei  1640,  1630,  1663,  1740.  1763, 
1776,  1792,  1810K,  1815L,  1820G, 
1834R,  1839P,  1859B,  1871P,  1873S, 
1876W,  1880H,  1880P,  1883L,  1886E, 
1888K,   1896E,   1898C,   1900B,   1902Z 

Farbholz  u.  Farbholzextrakte  181  IC, 
1844E,  1880K,  1882C 

Farbige  Schatten  1672 

Farbindikatoren  für  die  rolumetrisohe 
Analyse  1667,  1680,  1828G,  1878L 

Farbstoffanalyse,  spektroskopische  1902F 

Farbstoffe  verschiedener  Axt  (Canarin, 
Lackmus,  Murexid,  Orseille)  1300, 1667, 
1680,  1828  G.  1829  R,  1838L,  1841  G, 
1848S,  1886D;  bezüglich  der  übrigen 
Farbstoffe  s.  die  einzelnen  Kate- 
gorien 

Farbstoffe,  deren  elektrochemische  Dar- 
BteUung  1875G 

Farbstoffe,  Zusammenhang  zwischen  de- 
ren Konstitution  u.  Eigenschaften 
18686,  1876W,  1896  S,  1905H 

Färbung  der  Bakterien  1871W,  1875W, 
1877  K,  s.  a.  Malariaparasiten,  deren 
Färbung 

Färbung  der  markhaltigen  Nerrenfaser 
1885W 

Färbung  mikroskopischer  Präparate 
1856G,  1874E,  1896H 

Färbung  der  Nervensubstanz  1878F 

Färbung  der  Neuroglia  1890W 

Färbung  organischer  Verbindungen  s. 
Farbstoffe,    Zusammenhang  zwischen 


SMhvMxiicIiiils 

deren       Konstitution      und      Eigen- 
schaften 
Färbung  der  Spirochacten  1905L 
Farren,  männliche  64 
Faßfabrikation    1817T,    1823S,    1860H, 

1864B 
Faßreifenpresse  1864B 
Fata  morgana  s.  Luftspiegelung 
Fäulnis  u.  dabei  auftretende  Körper  1279, 

1762, 1766, 1830E,  1836Schu,  1836Sohw, 

1856P,    1858F,  1868B,  1872C,  1876K, 

1877B,   18788,  1879B,  1884R,  188ßB, 

1886E 
Fäuhiisbakterien    1762,    1830E,    1872C, 

1884B,  1886E 
Fäulnisschutz    des    Holzes    s.    Impräg- 

nierung 
Favuspilz  1839S 

Fechner'sches  Gesetz  der  Reize  1860F 
Federmotoren  1878S 
Federwage  1860S,  1864J,  1878J 
Fehling'sche  Lösung  1860P 
Feilen,  Schärfen  derselben  1890B,  1896E 
Feilenhaumaschine    1604,    1735,    1854B, 

1872B,  1874M,  1890S 
Feilenwalzmaschine  1864D 
Feilmaschine  1804  R 
Feinverteilte  Metalle,  deren  katalytische 

Eigenschaft  1902S 
Peldbrandöfen  1820W 
Feldlazarette  s.  Lazarette 
Feldmühle  1580 

Feldspate,  deren  Isomorphie  1865T 
Felsbildung   durch   niedrige    Lebewesen 

1839E 
Felsenbilder,    vorgeschichtliche    1895R, 

1901C 
Felssprengung     unter    Wasser     1847G, 

1876N,  1888H,  1890L 
Fenchon  1905S,  1906S 
Fermat'sches  Problem  1658 
Fermente  s.  Enzyme 
Fermente,  deren  Ursprung  s.  Generatio 

aequivoca 
Fermente,  künstliche  1901 B 
Fermentöle  1830B 
Fernando  Po  1472 
Femdrucker  1847S 
Fernheizwerke  1867S,  1880H.  1901T 
Femobjektiv  189  IM 
Femphotographie  s.  Telephotographie 
FemregistrieTapparat  für  meteorologische 

Zwecke  1873  R 


—     1175     — 


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■MnVMMWhnlS 


Fernrohr: 

a)  astronomisches  1611,  1665,  1684, 
1757,  1783,  1814F,  1818G,  1824A, 
1872Y,  1890C,  1892T,  1896A 

b)  binokulares  1609,  189IZ 
o)  dialytisohes  1832L 

d)  holländisohes  ( Galilei' sches)  1608, 
1609G,  1609L,  1890S 

e)  Spiegelteleskop  1671,  1786,  1844R, 
1845R,   1901 R,   1907G 

f)  terrestrisches  1645,  1862P,  1895A, 
1902K,  s.  a.  Achromasie,  Fadenkreuz 

Femschreiber  u.  Fernseher  1855C,  1877S, 
1880A,  1890G,  1894  C,  1897S.  1902G, 
1902E 

Femsprecher  s.  Telephon  u.  Telephonie 

Ferratin  1885B 

Ferrochrom  1865B 

Ferrocyanverbindungen  s.  Eisenverbin- 
dungen 

Ferro,  Meridian  von  1634 

Ferromangan  ISSÖM,  1893G 

Ferrotjpie  s.  Schnellphotographie 

Festigkeit  der  Baumaterialien  s.  Material- 
prüfung, Mechanik  der  Baukonstruk- 
tionen,  Hydromechanik 

Festkörper  in  der  Atmosphäre  1880  A, 
1885H,  1887  T 

Festungsbau  210  v.  Chr.,  1517,  1527M, 
1554,  1560,  1578,  1617,  1630,  1658, 
1673,  1685,  1687,  1742,  1748,  1776, 
1778,  1826H,  1830M,  1844B,  1860B, 
s.  a.  Panzergeschütze,  Panzertürme 

Fettbildung  aus  Eiweiß  1861P,  1871P, 
1897C,  1904P 

Fettbildung  aus  Kohlehydraten  1859S, 
1874W,   1878R 

Fette,  deren  Ranzigwerden  1795,  1840L 

Fette,  deren  Zusammensetzung  1817C, 
1851H,  8.  a.  öle  u.  Fette 

Fette.  künstUche  1843P,  1854B,  1900K, 
1903E 

Fettgas  1815T 

Fettgewinnung  aus  Abwässern  1858K, 
1863S 

Fettgewinnung  aus  Kadavern  1884D 

Fettproduktion  der  Pflanzen    1878R 

Fettsäure,  isomere,  Prognose  derselben 
18e3K 

Fettsäuren  a.  Fette,  flüssige,  deren  Um- 
wandlung   in    feste     1832B,     1902L, 

.     1905S 

Fettspaltung  1831M,  1842J,  1854T, 
1854W,  1855M,  1898T,  1902C,  1902K 


Fettepaltimg  durch  die  Magenschleim- 
haut 1858M,   1880C,   1900V 

Fettsynthese  im  Körper  1884M 

Fettuntersuchtmg  1884H 

Feuchtigkeits-  u.  Niederschlagsverhält- 
nisse  der  Erde  1880W,  1898S 

Feuerbestattung  77,  1774,  18768 

Feuerfeste  Stoffe  s.  Feaersohutc 

Feaerklosett  1894L 

Feuerleiter  400,  1761,  1878W,  1880P 

FenerlÖBchdosen  s.  Feuerlöschmittel 

Feuerlöschmittel  1791,  1846E.  1864C, 
1876  B,  1903  C,  s.  a.  Alarmapparate, 
Feuerschutz,  Fenerwehrapparate,  Ret- 
tungsapparate 

Feuerlose  Lokomotive  1883H,  1890F 

Feuermelder  1838S,  1851S,  1905H 

Feuerschiffe  1780H,  18078 

Feuerschutz  87  v.  Chr.,  77,  1638,  1719, 
1821G,  1825F,  1859V,  1882G,  1883M. 
1885M,  1885S,  1896U,  1899H,  1901C, 
s.  a.  Feuerlöschmittel,  Feuerwehrappa- 
rate 

Feuerschutzanzug  8.     Rauohhelm 

Feuersichere  Baukonstruktionens.  Feuer- 
schutz 

Feuerspritze  230  v.  Chr.  100,  1666,  1672, 
1829S,  1830B,  18588,  1876J 

Feuerstein  1617 

Feuerungsanlagen  1689,  1785,  1819B, 
1831  H,  1832J,  1836B,  1839B,  1860T, 
1867S,   1872C,  1872R,  1888S 

Feuerungsanlagen,  deren  Kontrolles.  Gas- 
analyse 

Feuerwaffen  s.  G«schosse°,  Greschütze. 
H  andf  enerwaff en,  SohieBpul  ver,  Spreng- 
mittel 

Feuerwehrapparate  s.  Feuerleiter,  Feuer- 
löschmittel, Feuerspritze,  Rauchhelm, 
Respirationsapparate 

Feuerwerkerei  1821 R 

Feuerzeichen  468,  450  v.  Chr. 

Feuerzeug  320  v.  Chr.,  1770,  1780,  1786. 
1803M,  1824D,  s.  a.  Zündhölzer 

Fiaker  1650 

Fibrin  1847L,  18618,   1871H,   18768 

Fibroin'  1836M 

Fieber  420  v.  Chr.,  90,  1667,  1660,  1736, 
1738,  1758,  1802P,  1808B,  1839G. 
1840M,  1843G,  1867T,  1869S.    1885M 

Fiedelbogen  s.  Streichinstrumente 

Figurierte  Zahlen  s.  Polygonalzahlen 

Filariasis  1674,  1872L,  1891M 

Filixsäure  1898B 


—      1176      — 


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oMh  VHlMCnlliS 


Films,  photographische  1890L,  1890S 

Filterpresse  1828N,   1863J,  1906H 

Filterscbablonen  1837M 

FUtration  50,  77,  780,  1890A,  s.  a.  Rei- 
nigung des  Gebrauchs-  u.  TrinkwaMers 

Fingerhut  1210,  1696 

Fingerverkrümmung  1683,  1813D 

Finnen  1852K,  1860L 

Finsen'sche  Lichtbehandlung  s.  Licht- 
therapie 

Firn,  Entstehung  desselben  1850S 

Firnis     1060,     1832S,     1852  B,     1854M 

Fischangeln  1853M 

Fischbauchträger  1838L 

Fische  1551,  1554,  1672,  1735,  1819R, 
1834M,  1848C,  1857L,  1857Ma,  1857Mä, 
1872  G,  1874  D,  1878  M,  1908  H,  s.  a. 
Fischzucht,  Zitterrochen 

Fische,  fliegende  1878M 

Fische,  deren  Lebendhaltung  1906P 

Fiflchguano  1852P 

Fischleim  1859J 

Fischpässe  1870C 

Fischtreppen  1870C 

Fischzucht  1726,  1853C,  1878B 

Fisetin  1896P 

Fisteloperationen  1834J 

Fittig'sche  Synthese  mit  Natrium  1864F 

Fizationsmittel  für  Textilwaren  s.  Beizen 

Fixierung  von  ChlorsUberbildem  mit 
unterschwefUgsaurem  Natron  1820H 

Fixsterne,  deren   Bezeichnung  1603 

Fixsterne,  deren  Eigenbewegung  1718, 
1868H 

Fixsterne,  deren  Helligkeit  1843A,  1866Z, 
1900S 

Fixsterne,  deren  Ortsbestimmung  600 
v.Chr. 

Fixsterne,  deren  Parallaxe  1838B,  1839H, 
1884G,  1890K 

Fixsterne,  neue  134  v.  Chr.,  1572,  1596, 
1604,  1901 A, 

Fixsterne,  veränderliche  1598,  1782 

Fixsterne,  Photogramme  derselben  1 887 H 

Fixsterne  s.  außer  den  vorstehenden 
Artikeln  noch:  Doppelsteme,  Ekliptik, 
Licht,  Aberration  desselben,  Mechanik 
des  Himmels,  Milchstraße,  Nebelflecke, 
Photographie  der  Himmelskörper,  Pho- 
tometer, Photometrische  Erfotsohung 
der  Himmelskörper,  Sirius,  Spektra  der 
Himmelskörper,  Spektralanalyse,  Stern- 
bilder, Sternkarten,  Sternkataloge, 
Sternsysteme,    Stcmtafeln,    Südliches 


Kreuz,  Szintillation,  Tafeln,  [mathe- 
matische u.  astronomische,  Tierkreis, 
Wärme  der  Weltkörper,  Zentralsonne 

Fixstemsystem,  mehrfaches,  1881  S 

Flachdruckverfahren,  textiles  1900H 

Fl&chenberechnungen  1750  v.  Chr.,  100, 
1640,  1747 

Flächen,  krumme  1698,  1729,  1763,1827G 

Flächen,  Theorie  derselben  1827G 

Flächenmessung,  geographische  s.  Erd- 
oberfläche, deren  Messung 

Flachsspinnmaschine  s.  Flachsverarbei- 
tung 

Flachsverarbeitung  1793,  1810G,  1812L, 
1825K,  1840T,  1842G,  1846S,  1852B, 
1874C 

Flageolettöne  1677 

Flamme,  deren  Leitfähigkeit  1786,  1787 

Flamme,  Färbung  derselben  durch  in  ihr 
verbrennende  Substanzen  1546,  1764, 
1755.  1830T 

Flamme,  Theorie  derselben  1550,  181 7 D, 
1842F, 1876H 

Flamme,  manometrische  1872K,  1907M 

Flammenreaktionen  1754,   1859B 

Flaschenblasmasohine  1886As,  190  IS 

Flaschenpost  1843B 

Flaschenzug  250,  184  v.  Chr.,  1577, 
1861W,  1867E,  1875V,  1894P 

Flavanthren  1901 B 

Flavin  1775B 

Flavone  s.  Teerfarben 

Flavonfarbstoffe  1895K 

Flechtensymbiose  von  Pilz  u.  Alge  1868S 

Flecktyphus  1501,  1750 

Flecktyphus,  dessen  Erreger  1908K 

Fleckwasser  1846B 

Fleisch,  Leuchten  desselben  s.  Leuchten 
des  Fleisches,  Pboaphorescenz 

Fleisch,  Pökeln  desselben  1420,  1885  R 

Fleischbeschau  168  v.  Chr. 

Fleischextrakt  1714,  1847L,  1850P, 
1862G 

Fleischfressende  Pflanzen  1769,  1874H, 
•1876D 

Fleischvergiftung  1897E 

Fleischzwieback  1850G 

Fließen  fester  Körper  s.  Plastizität  fester 
Körper 

Flimmerbewegtmg  1683,  1835P 

FUntensohrot  b.  Patentschrot 

Flintglas  s.  Bleiglas 

Flock- Tapeten  1620 

Florentiner  Aufgabe  1692 


—     1177     — 


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SMhMffniduils 

Floridableicherde  1869L 

Floristik,  känozoische  1866H 

Florteiler  1848M 

Flöte  1847B 

Flugapparate  1873P,  1877F,  1890L, 
1891L,  1894M,  1894W,  1896C,  1899A, 
1901F,  1905W,  1906B,  1906S,  1907F, 
1908D,  1908F 

Flugzeitenmeseer  s.  Chronograph 

Fluidkompaß  1875B 

Fluor,  dessen  Verbindungen  mit  Chlor 
u.  Brom  1906L 

Fluor,  festes  1903M 

Fluor,  flüssiges  1897M 

Fluor,  Isolierung  desselben  1813D,1866F, 
1887M 

Fluor,  Reaktionsfähigkeit  1897M 

Fluoren  1874G,  1880F 

Fluorenverbindungen  1876A 

Fluorescein  1871B,  1876B 

Fluorescenz  1838B,  1852S,  1865B,  1872H 
1888W,  1897M 

Fluorescenz,  deren  Beziehung  zur  Kon- 
stitution 1897M,  1904N 

Fluorindine  1883C 

Fluorkieselglas  s.  KieselsuperQuorid 

Flüsse,  Keinigung  derselben  s.  Reinigung 
der  Flüsse 

FluBeisen  s.  Stahl-  u.  Flußeisenbereitung 

Flüssige  Krystalle  s.  KrystaUe,  flüssige 

Flüssige  Luft  s.  Luft,  flüssige 

Flüssigkeiten,  deren  Ausflußgeschwindig- 
keit  100,  1646,  1728,  1739 

Flüssigkeiten,  deren  Bodendruck  1587 

Flüssigkeitsbewegung  durch  den  elek- 
trischen Strom  B.  Kataphorese,  Elek- 
trische Endosmose 

Flüssigkeitsbremse  1851A 

Flüssigkeitsstrablen,  deren  Wesen  1886R 

FluBkunde  945,  1280,  1590,  1746 

Flußregulierung  s.  Kanalisierung  der 
Flüsse,  Stromkorrektionen 

Flußsäure  1670,  1770,  1802M,  1809G, 
1810A,   1823B,  1856F,   1869G,   1890E 

Flußsäure,  deren  Verwendung  in  der 
Brauerei  1890E 

Flußspat,  dessen  Leuchten  1677 

Flußspat,  dessen  Durchlässigkeit  für  ultra- 
violette Strahlen  1893S 

Flußufer,  deren  Verschiedenheit  1860B 

Flutmühlen  s.  Ebbe-  u.  Flutmaschinen 
.  Fluxionsrechnung  s.  Differential-  u.  In- 
tegralrechnung 

Flyer  (Spindelbank)  1821C 


Föhn  8.  Fallwinde 

Fördermaschinen  1546,  1597,  1687,  1694, 
1793,  1833D,  1834A,  1846A,  1852M, 
1856H,  186ID,  1864W,  1866M,  1868H, 
1869E,  1869H,  1877B,  1878B,  1878K, 
1879P,  1883J,  1891K,  1893T,  1894L, 
1896C,  1899S,  1900S,  1902A.  I903K, 
1904B 

Förderrinne  1891K,  1896C 

Forensische  Medizin  s.  Medizin,  gericht- 
liche 

Formalin  (Formaldehyd)  1867H,  1885L, 
1896R,  1906E,   1907  F 

Formeln,  chemische  1815B 

Formen  von  Figuren  in  Gips  330  v.  Chr. 

Forstbau  1768,  1852H,   1871J,   1874P 

Forstlehranstalten  181  IC 

Forstmeteorologie  1873E 

Fossile  Pflanzen  u.  Tiere  s.  Paläontologie 

Fossilien,  deren  Natur,  Bedeutung  u. 
Klassifizerung  s.   Paläontologie 

Foetus,  Atembewegungen  desselben  u. 
Auskultation  seiner  Herztöne  1543, 
1573,  1818M,  1822L 

Foetus,  dessen  Schnittbilder  1866H 

Foetus,  Ernährung  desselben  1667 

Foetus,  Veränderungen  in  dessen  Blut- 
lauf 1566,  1661 

Foucault'scher  Pendelversuch  1860F 

Fourier'sche  Reihen  1822F,  1829D 

Fractio  contiuua  s.  Kettenbrüche 

Frakturschrift  1522,  1760 

Franklaud'sche  Reaktionen  zum  Aufbau 
von  Kohlenwasserstoffen  1849F 

Franklin'sche  Tafel  1749  B 

Franzband  und  Halbfranzband  1610 

Fräsen  u.  Fräsmaschinen  1716,  1775, 
1784,  1806J,  1819R,  1836S,  1839P, 
1840N,  1849K,  1862H,  1863B,  1863S, 
1867B,  1873B,  19061 

Fraunhofer'sche  Streifen  1802W,  1814F, 
1872L,  1880A 

Freifallapparat  s.  Bohrtechnik 

Freüauf  s.  Fahrrad 

Fremdbestäubung  s.  Bestäubung  der 
Pflanzen 

Freskotecbnik  s.  Malerei 

Fresnel's  Spiegelversuch  1822P 

Fresnel'sche  WeUenfläche  1851K 

Friedel  u.  Crafts'sohe  Reaktion  1877F 

Friedel  u.  Crafts'sohe  Synthese  1877F 

Friktionsscheiben  1705 

Frittröhre  s.  Kohärer,  Spintherometer 


1178     — 


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oMvIi  MI  isichnls 


FroetBchutz  der  Vegetation  1680,    1757, 

1867  T 
Fruchtsäfte,  gefrorene  s.  Limonaden 
Fruchtzucker,  dessen  Spaltung  1876F 
Fruchtzucker,  dessen  Synthese  1890F 
Frühgeburt  1787 
Fuchsin  1856N,  1867H,  1869V,   1860M, 

1863H,  1866C 
Fucino-See  1854T 
Fulgensäuren  1906S 
Fulgide  1905S 
Fnlgnrites.  Blitzröhren 
Füllfederhalter  1843D 
Füllöfen  1870M 

Fulminate  1797,  1800H,  1802B,  1823L 
FnlminuTs&ure  1856L 
Fulvene  1900T 
Fumarsäure  1819L 
Fundamentierung  s.  Gründimgen 
Fimkeln  der  Sterne  s.  Szintülation 
Funkenfänger  für   Schornsteine   1841 E, 

1863J 
Funkeninduktor  1861 R 
Funktionen  1636,  1760 
Funktionen,  algebraische  1798,  1829A, 

1867  R 
Funktionen,  analytische ^  1797 
Funktionen,  automorphe]1881P 
Funktionen,    elliptische2l827L,    1829A, 

1829J,   1863H.   1880K 
Funktionen,  hyperbolische  1766 
Funktionen,  Lamö'sche  1867L 
Funktionen,  (Name)   1686 
Funktionen,  symmetrische  1629,  1804P, 
Funktionen -Theorie^  1742,V  1797,   1820C, 

1827L,  1829A,  1829J,  1849W.  1867R, 

1863H,  1881P 
Funktionen,  transzendente  1798 
Funktionswechsel  1875D 
FurohungsprozeB  1824P,  1826R,  1840R, 

1844K.  1876B,  1876Ha,  1876S,  1876B, 

1877He,  1892L 
Purfuran  1870L 
FumierschneidemaBchine    1799,    1808B, 

1817R 
Fuselöl  s.  Amylalkohol 
Futtermauem  1773C,   1857S,   1877W 
Futtermittel,  deren  Zusammensetzung  u. 

Nährwert  1842L 
Fütterungslehre  1860H. 


Gabeln  1608,  1781 
Gadolinium  1880M,  1904U 


Galaktose  1876F 

Galaktoskop  1843D,  1866F 

GalaUth  1897K 

Galeeren  1472 

Galilei'ftches  Fernrohr  s.  Femrohr 

GaUe  1620,  1663,  1736,  1775,  1844S, 
1847S,  18628,  1864S,  1901P 

Gajaein  1871B 

Gallenfarbstoffe  1864S 

GaUensteine  1341,  1731 

Gallisieren  des  Weines  1828G 

Gallium  1876L 

GaUocyanin  1881K 

Gallussänre  1786,  1872L 

Gallussäure,  synthetisch  1860L 

Galvanische  Reizung  1848B 

Galvanische  Vergoldung  1805B,  1840W 

Galvanischer  Strom,  dessen  Lichtwir- 
kung 8.  Lichtwirknng  des  galvanischen 
Stroms 

GalvanismuB  s.  Berührungselektrizität 

Galvani6mus(Bezeiohunng)  1796 

Galvanographie  1840E 

Galvanokaustik  1846H,  1864M 

Galvanolyse  1841C 

Galvanometer,  Spiegelgalvanometer,  Gal- 
vanometer mit  direkter  Ablesung  u. 
absoluten  Angaben  s.  Elektrische  Meß- 
instrumente unter  b 

Galvanoplastik  1836D,  1837J,  1840M, 
1840W 

Galvanoskop  s.  Elektrische  Meßinstru- 
mente unter  b 

Galvanostegie  1840V7 

Galziekte  s.  Trypanosomakrankheiten 

Gammafunktion  1730 

Gangfährten  von  Tieren  1834S,  1880P 

GangUen  1748,  1837P,  1839R,  1865D, 
1893K 

Ganglion  Gasseri  1893K 

Gangspill  s.  Ankerwinde 

Game  1891E 

Gartenkultur  1480,  1653,  1715,  1789, 
1826  L 

Gärang  1682,  1764,  1787.  1818E,  1835C, 
1837E,  1837S,  1839L,  1847S,  1858P, 
1868T,  1860P,  1882H,  1883H.  1894F. 
1896W,  1898B,  1903S,  1904B,  s.  a. 
Hefe 

Gärung  ohne  Pilze  1869L,   1886D 

Gämng,  zeUenfreie  1898B,  1903S,  1904B, 
s.  a-Glykolyse 

Gasanalyse  1846B,  1846B,  1868S,  18740, 


—     1179     — 


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1876R,  1879W,  1888S,  1890H,  1893A,  1 
1895E,  1899A 

Gasautomat  1887B 

Gasbatterien  1839G 

Gasbehälter,  Kuppeldächer  derselben 
1864S 

Gasbeleuchtung  a.  Leuchtgas 

Gaabojen  1877P 

Gasdampfmaschine  1878S 

Gasdruck  I802D 

Gasdruckmesser  1824C,    s.  a.  Geschosse 

Gasdruckregulator  1815C 

Gase  1610,  1880A 

Gase,  deren  Abweichung  vom  Boyle- 
Mariotte'schen  Gesetz  bei  höherem 
u.  niedrigerem  Druck  1819A,  18260, 
1844N,  1870C,  1884M,  1884W,  1890A, 
1892Y,  1893A 

Gase,  deren  Absorptionsverhältm88el777, 
1778,  1803H,  1812S,  1857B,  1859R 

Gase,  deren  Adsorption  1842M,  1879C 

Gase,  Ausdehnung  derselben  s.  Ausdeh- 
nung der  Gase 

Gase,  deren  AusflnBgeschwindigkeit 
1857B 

Gase,  deren  Ausströmen  aus  Bohren 
1736,  1826A,  1839S,  1846G,  1857B 

Gase,  deren  Dichtigkeit  8.  Dichtigkeit 
der  Gase 

Gase,  deren  Diffusion  s.  Diffusion  der 
Gase 

Gase,  Leitfähigkeit  für  Wärme  1860M 

Gase,  deren  Reibung  1846G,  1860M, 
1875K 

Gase,  deren  Trennung  1905D 

Gase,  deren  Verbindungsverhältnisse 
1808G 

Gase,  Verflüssigung  derselben  1823F, 
1834T,   1877P,   18830,   1897M,  1898D 

Gaserzeuger  s.  Generatoren 

Gasfernwerke  1899Z,  1901Z 

Gasfemzünder  s.  Gasselbstzünder 

Gasfeuerung  s.  Eisenhüttenkunde,  Gene- 
ratoren, Glas  u.  Glasindustrie,  Hoch- 
ofengichtgase, Verwendung  derselben, 
Kanaltrockenofen,  Porzellan,  Regenera- 
tivfeuerung, Ringofen,  Stahl-  u.  Fluß- 
eisenbereitung, Tonwarenindustrie 

Gasfeuerung  für  Kalköfen  s.  Kalk- 
brennerei 

Gasgebläse,  dessen  Verwendung  zum 
Schmieden  von  Eisen  1907H 

Ga8glühUchtl846G,  1867T,  1872C,1885A, 
1897S,  1898B,  1900L,  1904A,   1906B, 


g.  a.  Glühstrümpfe,  Invertlampe,  Preß- 
gasglüblicht 

Gashammer  1885B,  1894C 

Gasheizung  1863S,  1901T 

Gasheizung,  zentralisierte  für  Städte 
1863S 

Gasheizung,  zentralisierte  von  den  Gru- 
ben ans  1867S 

Gasinvertbeleuchtung  s.  Invertiampe 

Gaskette  s.  Gasbatterien 

Gasmaschinen  1680,  1791,  1801L,  1823B, 
1833W,  1838B,  18390.18546,  1858H, 
1860L,  1861M,  1862B,  18670,  1873B. 
1879C,  1879D,  1883G,  1889D,  1891 S, 
18930,  1894B,  18960,  1896P,  1898K, 
1899C,  8.  a.  Petroleum-  u.  Benzin- 
motoren, Sauggasanlagen,  Spiritns- 
motoren 

Gasmesser  s.  Gasuhr 

Gasmoleküle,  deren  mittlere  Wegelänge 
I860C 

Gasöfen  s.  Heizöfen,  Regenerativfeaernng 

Gasolinlampe  1872F 

Gasometer  1802P,  18841 

Gasreinigungsmasse,  deren  Verarbeitung 
auf  Ammoniak  u.  Berlinerblau  1845E, 
1846L,  1855K,  1867P,  1900B,  1903F, 
8.  a.  Leuchtgas 

Gasselbstzünder  1840K,  1868B,  1888  R, 
1890D,  1892K,  1893M,  1S96C,  1897M, 
1898M,  1904A,  1905R 

Gas- Senge  der  Textilwaren  s.   Sengen 

Gasthermometer  1840R 

Gastraeatheorie  1871K,  1872H 

Gastrektomie  1881 B 

Gastroanastomose  1881W 

Gastrodiaphanie  u.  Gastroskopie  1889E, 
1908  R 

Gastroenterostomie  1881W 

Gastrotomie  1849S 

Gasuhr  1813C,  1820M,  I867S 

Gaswasser,  dessen  Verarbeitung  auf  Am- 
moniak u.  Cjan Verbindungen  1815A, 
1828W,  1840C,  1843J,  1852W,  1854L, 
1866C,   1866L,   1877G,   1879A,   1904D 

Gaswechsel  s.  Atmung 

Gattersägen  1870Y 

Gaufrieren  1806B 

Gaumendefekte  1561 

Gauß'sche  Logarithmen  1803L 

Gauß  u.  Webers  elektrische  Telegraphen- 
Verbindung  1833G 

Gay-Lussac's  Gesetz  1802G 

Gebärmutterox>eration  s.  Gynäkologie 


—     1180     — 


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MUl  Vif  iMch  nis 


Gebirgsbahnen  s.  Eisenbahnwesen,  SeQ- 
bahnen  (Personentransport),  Zahnrad- 
bahnen 

GebirgsbUdung  18,  1644,  1760,  1777, 
1802P,  1808H,  1830P,  1830T,  1834E, 
1846D,  1862J,  1873M,  18738,  1876D, 
1875S,  1880H,  1883S 

Gebläse: 

a)  Kapselgebläse  1660,  1867K,  1885E, 
1892J,  H.  a.  Eapaelpumpe 

b)  Kettengebläse  1820H 

c)  Kolbengebläse  s.  Blasebalg,  Besse- 
mergebl&se,  Hochofengeblftsemaschi- 
nen,  Zylinderbalggebläse 

d)  Luftkompressoren  und  Wassersäulen - 
kompressoren  1687,  1860S,  1866M, 
1874J,  1876C,  18908,  1891H 

e)  Schleudergebläse  1689,1711P.  1729, 
1760H,  1839C,  1852L,  1854M,  1869G, 
1872F,  1878H,  1882K,  1883C,  1883G, 
1884  8,  1886W,  1890W,  1894  M, 
1900  D 

f)  Schraubengebläse  1812C,  1883B, 
1889K 

g)  Strahlgebläse  1863Z,  1870S,  1872E, 
1884A,  1887H,  1888K 

Gebläseluft,  Erhitzung  derselben  1828N 

Geburtshüfe  77,  110,  650,  1452,  1460, 
1500,  1543,  1569,  1661,  1673,  1587, 
1600,  1610,  1662,  1668,  1686,  1718, 
1721,  1753,  1754,  1756,  1768,  1776, 
1788,  1791,  1797,  1816  J,  1818M, 
1819N,  1822L,  1843H,  18478,  1848M. 
1849S,  1864C,  1858W,  18708,  1884C, 
1884V,  1887W 

Gefängniswesen  1777 

GefäSpräparate  8.  Anatomische  Präparate 

Gefrieren  der  Pflanze  1880M 

G«friermethode  für  anatomische  Präpa- 
rate  1818R,   18428,   1862L,   1865C 

Gefrierpunktsemiedrigimg  1788,  1870G, 
1884H,  1884R,  1888E 

Gefrierpunktsemiedrigung  des  Blutes 
1894K 

Gefrierschächte  1880P 

Gefrierverzögerung  s.  Unterkflhlung 

Gegendampf  apparat  1866L 

Gegensprech  verfahren  1853G,  I864S, 
1855B,  1863M 

Gegenstromkondensator  1885W 

Geheimschrift  360  v.  Chr.,  1608 

Gehirn-  tu  Bückenmarkphysiologie  330 
V.  Chr.,  167,  447,  1668,  1644,  1667, 
1697, 1710, 1712, 1716,1727,1760,1778, 


1800P,  18018,  1802G,  1808R,  1809R, 
1811B,  1812L,  1823F,  1825B,  1826B, 
1826T,  1828F,  1830B,  1831M,  1832H, 
1833M,  1837F,  1841L,  1842B,  18428, 
1846W,  1860H,  1862T,  1863B,  1857K, 
1869P,  1861 B,  1863B,  18638,  1864L, 
1866D,  18658,  1866L,  1869G,  1871F, 
1873F,  1874G,  1876M,  1880J.  1880M. 
1884H,  1886W,  1891 B,  1894F,  1894N, 
1899R 

Gehimdruck  1712,  1716 

Gehirnerschütterung  1716 

G«himerweichung  1820R 

Gehimwasser  s.  Liquor  cerebrospinalis 

Gehörknöchelchen  1480,  1646 

Grehörsinn  e.  Ohr  u.  dessen  Anatomie 

Gehverband  1880H 

Gr«igenbau  s.  Streichinstrumente 

GeiSler'sche  Röhren  1864G,  1869P, 
1904M,  1904W 

Geißler'sche  Röhren,  deren  Verwendung 
EU  Beleuchtungszwecken  1904M 

Geisterspiegel  100 

Geisteekrankheiten  s.  Irrenpflege 

Geistige  Leistungsfähigkeit  1903K 

Gelatine  b.  Leim 

Gelatine  als  blutstillendes  Mittel  1896C 

Gelatine,  deren  Verwendung  in  der  Me- 
dizin 1866G,   1865H,  1896C 

Gelatinebiattchen  1865H 

Gelatineemulsion  1878B 

Gelatinekapseln  1866G 

Gelbfieber  1694,  I881F,  1899R 

Gelbholz  183  IC 

Creldbeförderung  in  Warenhäusern  s. 
Rohrpost 

Geldschrank,  feuerfester  1834M,  1838C, 
1844A,  1860C,  1890M 

Gelenke  1836W,  1863H 

Gelenkkrankheiten  1821 B,  18398,  1844R 

Gelenkrheumatismus  48,   1683,  1869V 

Gelochte  Papierstreifen,  deren  Verwen- 
dung in  der  Telegraphie  1867W 

Gemälderegenerierung  1870P 

Gemeingefühl  s.  Hautempfindungen 

Gemüse,  komprimierte  1869M 

Geneigte  Ebene  1830D,  18448,  1848D 

Generatio  aequivoca,  deren  Widerlegung 
1648,  1661,  1669,  1766,    18368,   1860P 

Generatio  spontanea  s.  G«neratio  aequi- 
voca ^ 

Generationswechsel  1816C,  18358,  18428 

Generatoren  1839B,  1841 E,  18423,18568, 
1861P,  1873L,  1878D,  1878G,  1894B, 


—      1181      — 


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tachvtrztichiiii 


1896T,  1897D,  1897J,  1898R,  1900T, 
1901D,  1905M 

G«mckkrampf  8.  Menlagitis 

Geodäsie  s.  Erde,  deren  Größe  u.  Gestalt, 
Erdmessung,  Erdoberfläche,  Geodä- 
tische Instramente,  Geoid,  Gradmess- 
ung, Kartographie,  Taohymetrie,  Tri- 
angulation 

Geodätische  Instrumente  s.  Dioptra,  Di- 
stanzmesser, Fernrohr,  Heliotrop,  Kipp- 
regel, Libelle,  Meßrad,  Meßtisch,  Ni- 
vellierinstrumente, Pendel,  Theodolit, 
Winkelmaß,  Winkelspiegel 

Greodätisohe  Linie  1698 

Geognosie  s.  Geologie 

Geographie,  allgemeine  647,  620H,  620S, 
460,  240  V.  Chr.,  18,  945,  1070,  1163, 
1256,  1620,  1624,  1754,  1817R,  1834H, 
1856P,  s.  a.  Entdeckungen,  geographi- 
sche, Erde  u.  damit  zusammenhängende 
Artikel 

Geographie,  vergleichende  1737,   1817  R 

Geographische  Homologien  1620,  1749, 
1772,  1845H 

Geographische  Krankheitslehre  1886H 

Geoid  1872L,  1876B 

Geologie  620,  450  v.  Chr.,  360, 1590, 1620, 
1644,  1650,  1669,  1680,  1681,  1695, 
1749,  1769,  1762,  1772C,  1774,  1778, 
1783Z,  1785W,  1802P,  1802S,  1812C, 
1816B,  1815S,  1821B,  1822B,  1822H, 
1830L,  1834A,  1836B,  1836H,  1837  R, 
1839B,  1339E,  1841P,  1841R,  1843Q, 
1844B,  1845H,  1855D,  1856P,  1850L, 
1858N,  1867L,  1869V,  1875D,  1875S, 
1883F,  1884K,  1887  R,  1888D,  1889L, 
1889R,  1890N,  1894H,  1894P,  1906P, 
s.  a.  Eiszeit,  Erdbeben,  Erratische 
Blöcke,  Gebirgsbildung,  Geologische 
Formationen,  Geologische  Karten,  Ge- 
steine, künstliche  Bildung  derselben, 
Gletscherforschung,  Gletscherschliffe, 
Kontraktionstheorie  Paläontologie, 
Plastizität,  Vulkane 

Geologie,  stratigraphische  s.  Geologische 
Formationen 

Geologische  Experimente  s.  Geologie,  Ge- 
steine, künstliche  Bildung  derselben, 
Plastizität  fester  Körper 

Geologische  Formationen  1680,  1769, 
1762,  1785,  1822B,  1822C,  1826D, 
1830D,  1834A,  1835M,  1837D,  1838L, 
1839B,J1840M,  1841 P,  1857H 


Geologische  Karten  1680,  1743,  1775, 
1816S,  1836H 

Geologische  Systematik  s.  Geologische 
Formationen 

Geometrie  1760,  685,  532.  430,  378,  300. 
250,  220,  170  V.  Chr.,  100,  220,  300. 
1270,  1573,  1596,  1634,  1635,  1637. 
1689,  1740,  1747,  1748,  1796,  1827G. 
1844G,  1857R,  1882L,  I899H.  s.  a. 
Kegelschnitte,  Kurven 

Geometrie,  abzählende  1879S 

Geometrie,  analytische  387  v.  Chr.,  1637, 
1639,  1700,  1807H,  1827M,  1835P, 
1874H 

Geometrie,  darstellende  s.  Geometrie, 
deskriptive 

Geometrie  der  Lage  s.  Geometrie,  pro- 
jektive n 

Geometrie,  deskriptive  1639,  1795 

Geometrie,  neuere  s.  Geometrie,  pro- 
jektive 

Geometrie,  nichteuklidische  368  v.  Chr., 
1639,  1733,  1766,  1819S,  1825T,  1826L. 
1831B,  1844G,  1868B,  1872K,  8.  a. 
Geometrie,  projektive 

Geometrie,  projektive  300, 1813G,  1813P. 
1832S,  1847S,  1868R,  1872K 

Geometrie,  synthetische  1852C,  s.  a.  Geo- 
metrie, projektive 

Geomorphologie  s.  Geologie 

Geophysik  s.  Geologie 

Geoplastiks.  Reliefkarten 

Geotropismus  1806K,   1824D,   1870P 

Gepaarte  Radikale  1853K 

Geraniol  1871J,  1886S,  1893T 

Gerberei  1880,  320  v.  Chr.,  1750,  1769. 
1797,  1832B,  1849C,  1853K,  1864B, 
1868K,  1861 B,  1866K,  1868M,  1876C. 
1877G,  1877K,  1878H,  1880K,  1882H. 
1883S,  1886C,  1894P,  1897J,  1897P. 
1898P,  1898W 

Gerbsäure  1793,  1827B,  1864D,  18738, 
1897J,  s.  a.  Eichenrindengerbsäure 

Gerbstoff extrakte  I880K 

Gerbung,  elektrische  1849C 

Gerichtliche  Analyse  18640,  1891J, 
1901U,  1906N,  1906D 

Gerichtliche  Medizin  s.  Medizin,  gericht- 
liche 

Germanium  1886W 

Germaniumverbindungen  1887W 

Geruchssinn ,  dessen  Empfindlichkeit 
1887P,  1889B 


—      1182     — 


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Sachraraiehiilt 


Geröstaubstanzen   niederer   Tiere    1709, 
18230,  1831M,  1846S,  1864F,  1865V, 
1859S,  1878H,  1901B 
Gerykpampe  s.  ölluftpumpe 

Geschirre,  emaillierte  1783,  1836P 

Gesohosae,  Flugbahn  derselben  u.  Mes- 
sung der  Flugzeiten  1537,  1745,  1850M, 
1859K,  1860B,  1863B,  1863N,  1864B, 
1874S,  1877T,  1892K,  1893B,  1900R, 
B.  a.  Dumdumgesohoese,  Geschütze, 
Handfeuerwaffen,  Kartätschgranate, 
Kugeln,  eiserne,  Schrapnell,  Spitz- 
kugeln 

Geschütze  u.  Geachützwesen  424,  360, 
230D,  230K.  212,  210  v.  Chr.,  100, 
390,  678,  1232,  1250Ba,  1260M,  1259, 
1285,  1313,  1331,  1378,  1405,  1424, 
1486,  1637,  1640,  1555,  1568,  1573, 
1697C,  1597L,  1625,  1627,  1649,  1659, 
1686,  1710,  1740,  1749,  1766.  1805C, 
1822P,  1824P,  1826R,  1836B,  1840W, 
1841K,  1846C,  1852H,  1853L,  1854B, 
1856E,  1856L,  1866M,  1856U,  1857  R, 
1858W,  1859A,  1859C,  1860K,  1860N, 
1860P,  1860R,  1861G,  1881K,  1862R, 
1864A,  1865H,  1865K,  1866C,  1866S, 
1866V,  1867K,  1867B,  1873A,  1879B, 
1879G,  1882M,  1882S,  1883M,  1883S, 
1884L,  1884Z,  1892B,  1892K,  1893K, 
1896K,  1896P,  1899K,  1900E,  1901B, 
1902K,  1904H,  s.  a.  Geschosse,  Panzer- 
ge}chütze,SchnellfeuerkanoDe,TorpBdo- 
kanone 

Geschütze,  Messung  der  Gasspannung  in 
denselben  1860R 

Geschützpforten  auf  Kriegsschiffen  1600 

Geschützrohre,  erste  aus  Gußstahl  1866E 

Geschweißte  Bohre  1825W,  1845P 

Geschwindigkeit  der  Elektrizität  1747, 
1834W,   1876S,   1887H,   1888H,   1892L 

Geschwindigkeit  des  Lichts  78,  1607, 
1676,  1727,  1849P,  1854F,  1874C, 
1888H,  1892L,  1902P,   1905M,  1907H 

G^chwindigkeit  der  Röntgenstrahlen 
1905M 

Geschwindigkeit  des  Schalls  78,  1624, 
1636,  1687,  1708,  1738,  1740,  1812C, 
1816L,  1823B,  1825M,  1827C,  1848W, 
1861T,  1863R,  1870K,  1905H 

Geschwindigkeit  des  Schalls  in  festen 
Körpern  1823B 

Geschwindigkeit  des  Schalls  in  Flüssig- 
keiten 1827C 

Geschwindigkeitsmesser  1904F 


Geschwülste  1801 B,  1838M,  1863  V,  1882C 
Gesetz  der  Erhaltung  der  Kraft  1644, 

1667,  1842M 
G«8etz  der  exzentrischen  Empfindungs- 
projektion 1833M 
Gesetz     der    konstanten     Proportionen 

1777,  1792R,  1801P,  1804D 
Gesetz   der  konstanten  Wärmesummen 

1840H 
Gesetz  der  Korrelation  1801C 
Gesetz  der  multiplen  Proportionen  1807D 
Gesetz  derjmultiplen  Volumina  1808G 
Gesetz  der  Rationalität  der  Indices  1839M 
Gesetz  der  spezifischen  Energie  der  Siu- 

nesnerven  1826M 
Gesetz  der  Stromverzweigungen  1847K 
Gesetz  der  verschiedenartigen  Funktio- 
nen der  vorderen  u.  hinteren  Wurzeln 
der  Rüokenmarksnerven  s.   Bell'sches 
Gesetz 
Geaichtsfeldmessungen  1865G,  1869F 
Geaichtsneuralgie     1730,     1773,     1858S, 

1893K 
Gesichtssinn  s.  Auge,  menschliches 
Gresichtswinkel  als  Rassenmerkmal  1760 
Gesteine,    künstliche    Bildung   derselben 
1790,    1823B,    1837G,    1849E,    1851 S, 
1858S,   1860D,  1877H,  1879P,  1880D, 
1882F,  1897G,  1897H,  s.  a.  Edelsteine, 
künstliche 
Gresteinsbohrmaschinen  430  v.  Chr.,  1686, 
1798M,  1805W,  1844B,  1844C,  1851 C, 
18Ö7L,  18578,  1862L,  1876B,    18818, 
1885K,  1907G 
GesteinsmagnetismuB  1538,  1798,  1849  R, 

1856M 
Gresteinsmetamorphose  1880G 
G^steinszersetzimgu.  BodenbUdung  durch 

Mikroorganismen  s.  Bodenbildung 
Gesimdheitspflege  480,  420  v.  Chr.,  50, 
1399,  1680,  1750,  1774P,  1777H,  1784F, 
1785R,  1792F,  1824P,  1872P,  1876E, 
1886L,  1894R,  1901R,  s.a.  Abfallstoffe, 
Badewesen.Bakteriologie,  Beleuchtung, 
Berieselung,  Boden,  Desinfektion,  Er- 
nährung des  Menschen,  Feuerbestat- 
tung, Gewerbehygiene,  Hausmüll,  Hei- 
zung, Kanalisation,  Klimatologie,Kon- 
servierung  von  Lebensmitteln,  Luft, 
Nährmittel,  Reinigung  des  Gebrauchs- 
u.  Trinkwassers,  SäugUngsmilch,  Städte, 
Stoffwechsel,  Ventilation,  Wasser- 
leitungen 
Getreide,  dessen  Lagerung  s.  Silospeicher 


—     1183     — 


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oMhvMMwhnJs 


Getieidemühlen  13  v.  Chr. 

Getreidesorten,  deren  Verbesserung  s. 
Saatgetreide 

Getreide-  u.  Saatförderung  s.  Elevator 

Gewebe,  deren  Prüfung  1873B 

Gewebelehre  8.  Histologie 

Gewebespannung  der  Pflanze  1837D 

Gewehr  s.  Handfeuerwaffen 

Gewehr,  automatisches  s.  Handfeuer- 
waffen, automatische 

Gewehr  mit  drehbarer  Ladetrommel 
1584,  8.  a.  Revolver 

Gewehrpatrone  1567 

Gewehrzüge  1480,  1630,  1826D 

Gewerbehygiene  1880,  1876E,  1886L, 
1894W 

Gewicht  8.  Wage  u.  Gewicht 

Gewiohtssysteme  s.  Maß-  u.  Crewiohts- 
systeme 

Gewichtsthermometer  1816D 

Gewichtszunahme  bei  Oxydation  der  Me- 
taUe  1553,  1630,  1772,  1774 

Gewitter  b.  Luftelektrizität 

Gewitterregistrator  1895P 

Gewölbebau  420,  18  v.  Chr.,  1773,  1835M, 
1841H,  1857S,  1893W,  1898R,  s.  a. 
Brücken,  Kanäle,  Kuppelbau,  Wasser- 
leitungen 

Gewürznelken  s.  Nelken 

Geysir  u.   Geysirtheorie  1185,  1846B 

Gezeitenlehre  s.  Ebbe  u.  Flnt 

Gicht  20,  1683,  1797,  1839S 

Gichtaufzng  1830H,  1872G,  1887F, 
1902L,  1904P 

Gichtgase  s.  Hochofeugiohtgase 

Gifte  u.  Gegengifte  138  v.  Chr.,  64,  1625, 
18130,  1834B,  1904G,  8.  a.  die  betref- 
fenden Chemikalien   u.  Pflanzenstoffe 

Güchrist  Thomas- Prozeß  I879G 

Gips  450,  330  v.  Chr.,  64,  1300.  1638, 
1750,  1790,  1838G,  1849  V,  1885M, 
1885S,  1890H,  s.  a.  Schlackensteine 

Gipsabguß  330  v.  Chr.,  1838G 

Gipsbrennerei  1838G,  1849V,  1890H 

Gipsdielen  1885M 

Gipsen  des  Ackerbodens  1769 

Gipsen  des  Weins  64 

Gipsleimverband  1894A 

Gipsmühlen  1790E,  1838G 

Gipsverband  975,   1851M,   1880H 

Gitterbrücken  s.  Brücken 

Gitterträger  s.  Träger 

Glanzgold  1830K 

Glanzzwirn  1830T 


Glas,  dessen  Löslichkeit  im  Wasser  1869E 

Glas  n.  Glasindustrie  64,  1050,  1280, 
1290,  1330,  1540,  1612,  1635,  1679, 
1688,  1724,  1764,  1784,  1802L,  1806Ü, 
1810S,  1813G,  1818D,  1828E,  1830C. 
1844C,  1846B,  1846F,  1850B.  1853B, 
1856P,  18568,  1857N,  1867P,  1860P, 
1868S,  1868W,  1871T,  18730,  1875B, 
1877L,  1877S,  1884S,  1886Ab,  1886Ab, 
1900S,  1903L.  1903Z,  1905F,  19070, 
s.  a.  Glasmalerei,  Spiegel  u.  Spiegelglas 

Glas&tzung  mit  Flnßsäure  1670,   1853B 

GlasblasemaBchine  I846F,  1886A8 

Glasblasetisch  1679 

Glasfenster  290,  1330 

Glashohlziegel  1896F 

Glasmalerei  405,  880,  999,  1050,  1460, 
1804F,   1848A,   1866P,   1888T,   1890D 

Glasperlen  1475  v.  Chr. 

Glasstreokofen  1844C 

Glastränen  u.  Bologneser  Flä8chchenl670 

Glasor  auf  Tonwaren  1438,  1670 

Glaswolle  1860B,  1868W 

Glaubersalz  1648,  1764,  1870H,  1870M, 
8.  a.  Sulfatfabrikation 

Glaukom  1709,  1834M,  1841S,  1849B, 
1854G 

Glazialer  Ursprung  des  Diluviums  1872T 

Glazialtheorie  s.  Eiszeit,  Erratische  Blöcke 

Gleichgewicht,  chemisches  1862B,  1867G, 
18880,  1906N 

Gleichgewicht  flüssiger  Körper  1743, 1755 

Gleichheitszeichen  1460,  1557 

Gleichstrommotoren  u.  Generatoren  s. 
Dynamomaschine  unter  a 

Gleichungen  100,  250,  1078.  1220F, 
1220N,  1484,  1605,  1545,  1612,  1644, 
1657,  1669,  1676,  1683,  1890,  1730, 
1740,  1799,  1804P,  1826A,  1831G,  s.  a. 
die  folgenden  Artikel 

Gleichungen,  algebraische  1220,  1487, 
1629,   1658,   1799,   1831G,  1863H 

Gleichungen  ersten  Grades  1750  v.  Chr. 

Gleichungen,  höhere  1078,  1683,  1826A 

Gleichungen,  kubische  1078,  1220,  1505, 
1545,  1669,  1676,  1683,  1730 

Gleichungen,  quadratische  100 

Gleichungen,  unbestimmte  1484,  1612, 
1690 

Gleislose  elektrlsohe  Straßenbahnen 
1892S,  1901G 

Gleitbügel  s.  Elektrische  Bahnen 

Gleitflächen  1868R 


-      1184 


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BachvHnlehBis 


CrletscherfoTBchimg  18,  1644,  1660,  1702, 
1706,  1760,  1786,  1787,  1789,  1802P, 
1816V,  1822V,  1830H,  1836C,  1836A, 
1840L,  1841C,  1841R,  1842F,  1847M, 
1850P,  1866T,  1865H,  1874G,  1881F, 
1886H,  1888F,  1891 R,  1906F,  s.  a. 
Eiszeit,  Erratische  Blöcke,  Gletscher- 
schlitFe,  Plastizität  des  Eises 

Gletscherschliffe  1835C,  I836A,  1870T 

Gliedmaßen,  künstliche  1606,  1816P 

Glimmlicht  s.  Elektrische  Liohterschei- 
nungen  in  verdünnten  Gasen 

Gliome  1864  V 

Glisson'gche  Kapsel  1664 

Globus  s.  ErdglobuB  n.  Himmelsglobus 

Glocken,  Glockengeläut  u.  Glockenspiel 
409,  1100,  1467,  1640,  1690 

Glucose  s.  Traubenzucker 

Glucoside  1808P,  18196,  1821D,  18306, 
1836K,  1837L,  1846H,  1863R,  1865S, 
1866K,   1874T,   18766 

Glucoside,  synthetisch  1879M,  1893P 

Glühlampen,  elektrische  1838J,  1840G, 
1841M,  1846J.  1846K,  1846S,  1868J, 
1869F,  18778,  1879E,  18798,  1898A, 
1898N,  19016,  1902D,  1903J,  1904B, 
1906D,  1906E,  1907C,  s.  a.  Chemische 
Evakuierung  der  Glühlampe,  Queck- 
silberpumpen 

Glühlampe  als  Signalmittel  für  Fern- 
sprechämter 18880 

Glühstahl  1846T 

Glühstrümpfe  1872C,  1881 C,  1886A, 
1894K,  1898B,  19066 

Glukosamin  s.  Glykosamin 

Glutin  1831M 

Glycerin  1783.  1854B,  1855W,  1874K, 
1889H 

Glycerin,  synthetisch  1873P 

Glycerinbleiozydkitt  I868H 

Glycerinleim  verband  1836  V 

Glycerinphosphorsäure  1836P 

Glycerinschwefelsäure  1836P 

Glycerose  1890F 

Glyoiirhizin  1808P 

Glykogen  1867B 

Glykokoll,auch  synthetisch  1820B,1868P, 
18688 

Glykol  1857W 

Glykol8äure";i857W,   1858K 

Glykolyse  1877B.  1890L.  18986,  1899J, 
1903SI 

Glykolytisches  Enzym  1890L 

Glykosamin  1876L,  1902F 

Dkrmitaedter. 


Glyphographie  1843P 

Glyptik  1526 

Gnomon  s.  8onnenuJur 

Goapulver  1864E,  1876A 

Gobelins  1376,  1662 

Gold,      Vorkommen     desselben     1841C, 

1848M,  1866M,  1866H,  1872S 
Gold  im  Meerwasser  1866H,  18728 
Goldene  Regel  der  Mechanik  100 
Goldener  Schnitt  1270 
Goldfüllung  der  Zähne  400  v.  Chr.,  1866 A 
Goldgewinnung   132  v.    Chr.,   77,   1260, 

1557,    1802A,    1806H,    1846P,    1847L, 

1852M,  1857F,  1865E,  1867R,  1869M, 

1880D,   1884M,  1887F,  1896N 
Gold-  u.  Silbersoheidung  77. 1260, 1802A, 

1869M,   1878W,  1884M,   1896N 
Goldküste  1471 
Goldlegierungswage  18380 
Goldprobe  609  v.  Chr. 
Goldpurpur  1685 

Goldschlägerei  800  t.  Chr.,  1711 
Goldschmiedekunst  800  v.  Chr. 
Goldschwefel  s.   Schwefelantimon 
Goldverbindungen     750,     1608,     1806P, 

18116,   1831J,   1842H,   1887K 
Gold  Wirkerei  241  v.  Chr. 
Golfstrom  1519,  1772 
Goniometer  1780,  1809W.  1836C,  1879H, 

1893C.  1894F,  18998 
Goniometrie  900,   1679,   1826K 
Gonokokkus 1879N 
Gonorrhöe  1700,   1793,  1879N 
Gooch-Tiegel  1880G 
Göpel  1707,  1727,  1846C 
Gotthardbahn  1872P 
Goulard'sches  Wasser  1760 
Graafsche  FoUikel  1662 
Grabstätten,       prähistorische       18366, 

18746 
Gradierwerke  1579,  1726,   1794 
Gradmessung : 

a)  6reitengradme88ung  220, 100  v.  Chr., 
827,  1525,  1617,  1633,  1669,  1736, 
1761,  1768,  1792,  1820G,  18228, 
18616,  18791,  1889H 

b)  Längengradmessung  1733,  18116, 
1857'S,  1886J,  1906G 

Grahambrot  1860G 
Grammophon  1887B,  1906P 
Granatbaumrinde  1877T 
Granulöse  1850N 

Graphische  Darstellung  durch  Polarko- 
i      ordinalen  18206 

76 

1185     — 


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Graphische  Registrierung  s.  Registrier- 
apparate, selbsttätige 

Graphische  Statik  s.  Mechanik  der  Bau- 
konstruktionen 

Graphit  1599, 1779, 1807  A,  1892A.  1899P 

Graphitit  1891L 

Graphittiegel  b.  Sohmelztiege) 

Graphophon  s.  Phonograph 

Grasmähmaschine  1850B,  1860W,  1900M 

Grauglut  1887K,   1887W,  1897L 

Grauwaoke  1836M,  1846B 

Gravitation,  Schnelligkeit  der  Über- 
tragung derselben  1822L 

Gravitationsgesetz  1682,  1825G,  1827S 

Great  Eastem  (Dampfer)  1862R 

Greathead  shield  1886G 

Griechisches  Feuer  678 

Griesputzmaschine  1890H 

Grüfinmühle  1892G 

Griffith's  Weiß  s.  Idthopon 

Grignard'sche  Synthese  1900G 

Grissonr&der  1899G 

Grobmörtel  s.  Beton 

Grönland  983,  1392,  1721,  1822S,  1860H, 
1869E,  1888N,  1891D,  1891P,  1898P, 
1898S 

Grove- Element  1839G 

Grubenausbau  1796 

Grubenkompaß  1546,  1633,  1785,  1810B 

Grubentheodolit  1827B 

Grundbau  s.  Gründungen 

Grundeigenschaften  der  Körper  100 

GrundmaBe,  natürliche  b.  Maß-  u.  Ge- 
wichtssysteme 

Grundmoräne  1847M 

Gründungen  13  v.  Chr.,  1778S,  1837M, 
1839T,  1843P,  18Ö2P,  1853B,  1859F, 
1877R,  1878P,  1880P,  1884H,  1900D, 
s.  a.  Baggermaschine,  Baumaterialien, 
Bohrtechnik,  Brücken,  Rammmaschine 

Gründünger  mit  Stickstof fersatz  1860S 

Gründüngung  800  v.  Chr. 

Grund'wasser,  Beziehung  desselben  zu 
Epidemien  1872P,  1902G 

Grünspan  s.  Kupferverbindungen 

Guajacol  1845P,  1858H,  1868G,  1883S 

Guajak  1617 

Guanidin,  auch  synthetisch  1861S,  1868E 

Guanin  1844U,  1897F,  1900T 

Guano  1604,  1804H 

Guignet's  Grün  1869G 

Guineawurm  s.  Filariasis 

Guldin'sche  Regel  300,  1640 


Gummi  arabicum  420  v.  Chr.,  1848P, 
1904S 

Gummidruck  1868P 

Gummigutt  1603,  1808B 

Gummireifen  für  Wagenräder  u.  Fahr- 
räder 8.  Pneumatik 

Gußeisen  s.  ELsengießerei 

Gußeisen,  schmiedbares  1722,  1804L 

Gußeisen wolframlegierungen  s.  Wolfram- 
eisen 

Gußstahl  1700, 1722. 1740,  1811K,  1843K. 
1851M,  1863K,  1854U,  1855E,  1864W 

Gußstahl,  Verwendung  zu  Greschützen 
1856E,  1857R,  1867k 

Gußstahlreifen  1863K 

Guttapercha  1656,  1840M,  1847H,  1847S. 
1906H,  8.  a.  Kautschuk 

Guttapercha  als  Isolationsmittel  1846S, 
1847S 

Gymnastik  s.  Heilgymnastik.  Orthopädie 

Gynäkologie  480  v.  Chr.,  110,  1260,  1565. 
1621,  1661,  1661,  1663,  1667.  1755, 
1761,  1783,  1787,  1797,  18010,  1807S, 
1809M,  1813L,  1818R,  1822S,  1826D. 
1840K,  1841S,  1858W.  1860  R.  1861 B. 
1863P,  1863V,  1878F,  1879C 

Gyroskop  1860F 

Gyrotrop  s.  Stromwender. 


Haarbalgmilbe  1841S 

Haarlemer  Meer  1840  G 

Haarpinsel  260  y.  Chr. 

Haase'sohe  Spundwand  s.  Bohrtechnik 

Häckselschneidemaschine  1766,    1801  L 

Hadley'sches  G«setz  s.  Passate 

Hafenbauten  300,   19  v.   Chr.,    1800  J. 

1826T,   1834P,   1867C,  1874S,  1876N, 

1890N,  1892R,  1897B,  1901C,  1903H, 

1903L 
Haferkur  1903N 
Hagarpresse  1819W 
HagelfäUe  I889B,  1893F 
Haidinger'sche  Lux>e  1846H 
Halbfranzband  1610 
Halbsohattenapparate    s.    Polarisations- 

apparate 
Halbwassergas  s.  Wassergas 
HaU'Bches  Phänomen  1880H,   1900M 
H&mataerometer  s,  Aerotonometer 
Hämatein  1844E 
Hämatogen  1886B 
HämatokrystaUin  s.  Hämoglobin 


—     1186     — 


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H&matoxylin  1811C.  1895E 

Hammenneohanik  am  Pianoforte  1711, 
1770 

Hämodynamik  1837  V 

Hämoglobin  1861F 

HämolyBe  1898B,  1902K 

Hämolysine,  BpeziflBche  1898B 

Hämophile  8.   Bluterkrankheit 

Hämorrhoiden  s.  Pfortaderleiden 

Handfeuerwaffen  1480,  1617,  1640,  1567, 
1684,  1626,  1630,  1698,  1730,  1750, 
1756R,  1806N,  1807F,  1815E,  1826D, 
1832L,  1836D,  1843K,  1844T,  1849M, 
1858C,  I860F,  1860S,  1862P,  1863M, 
1865S,  1879L,  1883M,  1886L.  1897D, 
1902M,  1903  D,  1908  P.  a.  a.  Hand- 
feuerwaffen, automatische,  Revolver 

Handfeuerwaffen,  automatische  1883M, 
1902  M,  8.  a.  Maschinengewehr 

Handschriften,  versteinerte  s.  Bibliolithen 

Handschuhfabrikation  1807W,  1836F, 
1850X 

Handschuhzuschneidemaschine   1850X 

Handsetzsieb  für  Bergwerksbetrieb  1500 

Hanf  1862  K 

Hängebahnen  s.  1903  B,  s.  a.  Schwebe- 
bahaen 

Hängebrücken  1560, 1691, 1813G,  1823N, 
1826T,  1852P,  1869S,  1870B,  s.  a. 
Brücken 

Hansom  (Gefährt)  1834H 

Hanteln  1811J 

Harfe  3000,  398  v.  Chr.,  181  IE 

Harmonielehre  1726,   18660 

Harmonika,  chemische,  u.  empfindliche 
Flamme  1777,  1867S,  1868L 

Harmonium  1810G,  1861H,  1881E,  1891T, 
1893E 

Harmonograph  1873T 

Harn  u.  dessen  Bedeutung  für  die  Dia- 
gnose 1583,  1644 

Harn,  dessen  Eiweißgehalt  1760,  1889  R 

Harnanalyse  1850H,  1853L 

Harnsäure  1776,  1797,  1868S,  1874P 

Harnsäure,  synthetisch  1882H,  1895 F, 
1898P 

Harnsäurebildung  aus  Nuoleinstoffen 
1889H,  1904S 

HarnsäurebUdung  durch  Orgaaextrakte 
1899S 

Harnsteine  1644,  1776,  1884E 

Harnstoff  1799 

Harnstoffe,  künstUche  1828W,  1879D, 
1881H 


Hamstoffgärung  1890M 

Harnuntersuchung  1736 

Härte  u.  Härteskalen  181  IM,  1829 F, 
1833S,   1873E,   1882H,   1894A 

Härte  des  Wassers  s.  Wasser,  dessen 
Härte 

Härtekurven  1873E 

Härten  der  Bausteine  I884K 

Härteofen  1906K 

Härteprüfer  (Härtemesser)  1833S,  1903B 

Hartglas  1875B,  1877S 

Hartgummi  18526 

Härtung    mikroskopischer    Präparate 
1842H,  1842S,  1864Sch,  1865C,  1883G, 
1887M 

Härtung  von  Stahl  s.  Stahl,  dessen  Här- 
tung 

Harze  1826U,  1831B 

Harzer  Wettersatz  s.  Hochofengebläse- 
maschine 

Harzöl  1835F,  1888R 

Hasenscharte  1545 

Haspel  1868L,  1900S 

Haubitze  1424.  I897D 

Hauchbilder  1842M 

Hausenblase  1859J 

Hausmüll  s.  Abfallstoffe,  Verbrennung 
derselben 

Haut,  deren  Kälte-  u.  Wärmempfindung 
1884B 

Hautempfindungen  167,  1831P,  1834W. 
1852M,   1858K.  1860F,   1884B 

Hautfarbe  der  Neger  1626 

Hautkrankheiten  400  v.  Chr.,  20,  1630, 
1648, 1761,1777,  1790W,  1807  A,  1826R, 
18398,  18418,  1844G,  1846H,  1846E, 
1851B,  1860H,  1863B,  1894U,   1896F 

Hautkrankheiten,  deren  Beeinflussung 
durch  Hochfrequenzströme  1908  St 

Hautrespiration  1805A 

Hebel  250,  210  v.  Chr.,  300 

Hebelade  1617,  1723,  1740 

Hebelgesetze  300 

Hebelpresse  184  v.  Chr. 

Heber  210  v.  Chr.,  100,  1601 

Heberschreiber  1867  T 

Hebezeuge  s.  Aufzüge,  Differential- 
schraube, Fahrkunst,  Flaschenzug, 
Fördermaschinen,  Gichtaufzug,  Haspel, 
Hebel,  Hebelade,  Krane,  Schiffshebe- 
vorrichtungen, Schiffshebewerke,  Seil- 
bahnen, Seile,  Verkürzung  derselben 
zwecks  Hebung  von  Lasten,  Winden 

Hebezeuge,  pneumatische  1894P 


75« 


—     1187 


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SsciivinMCliHit 


Hedschra  622 

Hefe,  Ernährung  derselben  1860P,  1869M 

Hefe,  deren  Natur  u.  Erzeugung  1680, 
1760J,  1787, 1792, 1810K,  1817P,1818E, 
1835C,  1837K,  1837S.  1843M,  1847D, 
1858T,  1860P,  1870R,  1876P,  1879H, 
1882H,  1883H,  1886D,  1886H,  1888H, 
1889H,  1894F,  1895D,  1895L,  1896L, 
1896W,  1902G 

Hefe,  deren  therapeutische  Verwendung 
1886He,  1890B 

Hefe,  Sexualität  derselben  1902G 

Hefeseruin  1907D 

Heftmaschine  1842K,  1873B,  1885B 

Heilgymnastik  444  v.Chr.,  1813L,  1828D, 
1866Z,  B.  a.  Orthopädie 

Heilkunde,  'wissenschaftliche  400  y.  Chr., 
361,  1200,  1660,  1736,  1770,  1856P 

Heißdampflokomotive  1898M,  1900S, 
1903S,  1905Bo,  I905M 

Heißdampfmaschine  1884S,  1892S,1898M, 
1898W 

Heißluftbehandlung  1891 B 

Heißluftbehandlung  des  Lupus  1897H 

Heißluftma«chine  1705,  1794.  181ÖS, 
1824C,  1833E,  1839C,  1868L 

Heizgase,  deren  Natur,  Greschwindigkeit 
u.  Untersuchung  1827P,  1838C,  1846B, 
1868S,  18740,  1879W 

Heizöfen  1796,  1854M,  1862L,  1870M, 
1872L,  1873J,  1878W,  1882S,  1885S, 
1886M,   1887N,   1892C 

Heizrohre  1830G 

Heizstoffe,  flüssige  s.  Brennstoffe,  flüssige 

Heizsysteme  I831H,  1839B,  1857Hi, 
1863S,  1867S,  1872C,  1880H,  18848, 
s.  a.  Dampfkessel,  Heizung 

Heizung  s.  Brennmaterialien,  Brennstoffe, 
flüssige,  Dampfheizung,  Dampfkessel, 
Elektrische  Heizung,  Gasheizung,  Ge- 
nerativgasfeuerung, Heizöfen,  Heiz- 
systeme, Kamine,  Luftheizung,  King- 
ofen, Ventilation,  Wasserheizung 

Heizwert  von  Brennmaterialien  s.  Brenn- 
materialien 

Hektograph  s.  Walzenmasse 

Hektographentinte  1879K 

Helepolen  s.  Belagerungstürme 

Heliograph  1858D  1876M 

Heliographie  1816N,  1854P,  1881M 

Heliogravüre  1852T,  1879K,  1896L 

Heliometer  1748,  1753,  1829B,  1874R 

Helioskop  1630 

Heliostat  1666 


HeUotrop  1820G,  1876M 

Heliotropin,      künstliches      (Piperonal) 

1869F 
Heliotropismus     der     Pflanzen     1811K, 

1824D,  1870F 
Heliozentrisches  System  350,  260  v.diT., 

1440,  1543 
Helium  1868L,  1895R,  I903Ra,  1903Ru. 

19060,  1907L,  1907  R,  1908K 
Helium,  dessen  Diffusion  durch    Quars 

1904J 
HelldunkelBchnitt  (Clair  obsour)  1508 
Helm,  eiserner  387  v.  Chr. 
Hemitropie  der  Krystalle  1822H 
Hennebiquebau  s.  Monierbau 
Henry's  Gresetz  der  Absorption  der  Gase 

durch  Flüssigkeiten  I803H 
Herbarium  1532 
Heringe,  deren  Einsalzen  1420 
Hemiotomie  s.  Unterleibsbrüche 
Herodianische  Zahlen  160 
Heroin  1898D 

Heron'sche  Dreiecksformel  100 
Heronsball  100 
Heronsbrunnen  100 
Herpes  tonsurans  1844G 
Herpes  Zoster  1790,   1863B 
Hertz'sche  Schwingungen  s.  Elektrische 

Schwingungen 
Hertz'sches  Phänomen  1887H,  1896W 
Herz  u.  dessen  Erkrankung  1663.   1715, 

1726,   1749,   1846W,   1867T 
Herzbeutelöffnung  1663 
Herzbeutelpunktion  1840S 
Herztätigkeit   1663,   1669,   1736,    1851H, 

1906E,  1907M 
Heterocyclische  Verbindungen  1870L 
Heterostylie  1858D 
Heufieber  1903D 
Heulbojen  1876C 
Heuschnupfen  s.  Heufleber 
Heustreuer  u.  Heuwender  1816S 
Hezagramma  mysticum  s.   Pascal'scher 

Satz 
Hexamethylen  1894P 
Hieroglyphen  1799,  1807C 
Highmorehöhle  1651,  1821C 
Himalaja  1808W,  1855S 
Himmel,  dessen  Bl&ne  1790,  1871 R 
Himmelsglobus  260  y.  Chr. 
Hinken  1826D 
Hinterladungsgeschütze   1697,    1826B, 

1840W,  1846C,  1859C,  1860K,  s.  a.  Ge- 

schütze  u.  Gesohützwesen 


1188     — 


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SMhvemIchnis 


Hinterladungsgewehre  1836D,  1858C, 
1862P,  1863M,  1865S,  1879L,  1886L, 
8.  a.  HandfeuerwafEen 

Hippopede  368  v.  Chr. 

HippoTS&ure  1797V 

Hippursäure,  deren  Synthese  im  Orga- 
nisrnns  1842W 

Hippnrsänre,  künstlich  1853D 

HimchiruTgie  1876M,  1878C,   1889B 

Histidin  1896E 

Histochemie  1S40M 

Histologie  I801B,  1835P,  1838M,  1839S, 
1840 R,  1861 R,  1862K,  1867L,  s.  a. 
Muskeln,  Nerven,  Tier-  u.  Menschen - 
zelle 

Histometer  1873B 

Hitzdrahtinstrumente  s.  Elektrische  MeB- 
instmmente  unter  b  (Wechselstrom- 
messer) 

Hitzschlag  1879J 

Hobelmaschinen  s.  Holzhobelmaschine, 
Metallhobelmasohine 

HoohätzungsTerfahien  1804S 

Hochbahnkran  1892S 

Hochdruckdampfmaschine  1801E,  1802T, 
1828A,  1840A 

Hoohdruckzentrilugalpumpe  1900E 

Hochfrequenzströme,  deren  medizinische 
Wirksamkeit  1908St 

Hochofenbetrieb  1713,  1826H,  1828N, 
1846B,  1869C,  1861W,  1867L,  1872G, 
1884M,  1886L,  19046,  1905A,  s.  a. 
Gichtaufzug,  Hochofengichtgase,  Hoch- 
ofenschlacke, Winderhitzung 

Hochofengebläsemasohine  1863M,  1869C 

Hochofengichtabschlüsse  1861L,  1870P, 
1886K 

Hochofengichtgase,  Untersuchung  der- 
selben 1845B 

Hochofengichtgase,  Verwendung  dersel- 
ben 1814A,  1837P,  1859C,  1876B, 
1879A,  1883E,  1884M,  1886L,  1894T, 
18960,  1898K,  1899C,  1899T,  1900B, 
1900K 

Hochofenkrystalle  s.  Cyanstiokstofftitan 
1822W 

Hochofenschlacke  1862L,  1866L,  1870L, 
1875W,  1876M,  19058 

Hochwasserprognose  1864B 

Hodgkin'sche  Krankheit  1840H 
Hoffmann-Iiioht'scher  Ringofen  1867H 
Hofmann'sche     Synthese     aromatischer 

Amine  1873H 
Hof  mann- Violett  1862H 


Höfe  um^  Sonne  u.  Mond  1825F 

Höhe,  deren  Einfluß  auf  den  Organismus 
1590,  1869  L,  1875  J,  1878  B,  1890  V, 
1894K,  1894M,  1896L.  1901Z.  1903Z, 
s.  a.  Bergkrankheit 

Höhenklima  1210,  1749,  1750,  1787, 
1869  L,  1890  V,  1894M,  1901 Z,  1903Z 

Höhenmessimg  320  v.  Chr.,  1648,  1686, 
1772,  1799,  1817W,  1843B,  1862B, 
1892H,  8.  a.  Drachen  und  Ballons, 
Höhenwarten 

Höhenschichtlinien  1737 

Höhenwarten  zu  meteorologischen  Zwek- 
ken  1706,  1787,  1873S,  1890J,  1893R 

Höhlenfauna  s.  Höhlenforschung 

Höhlenflora  s.  Höhlenforschung 

Höhlenforschung  1774E,  1814H,  1821 B, 
1828T,  1833S,  1836B,  1844T,  1856F. 
1858L,  1865D,  1874Ba,  1874Bo,1874M, 
1883F,  1887P,  1888P,  1894K,  1896R, 
1901C,  1901G,  1901P,  8.  a.  Eishöhlen 

Höhlenwohnungen  s.  Höhlenforschung 

Hohlsteine  s.  Lochsteine 

Holländisches  Femrohr  s.  Femrohr 

Höllenstein  750 

Höllenstein-Injektionen  1840V 

Holmium  1879C,  1886L 

Holz,  Biegen  desselben  1720, 1794, 1810F, 
1834T 

Holz,  dessen  EonBervierung  s.  Impräg- 
nierung 

Holz,  dessen  trockene  Destillation,  Ver- 
gasung u.  Verkohlung  1640,  1792M, 
1797L,  1799L,  1830R,  1849P,  1851V, 
1904E,  B.  a.  Holzessig,  Methylalkohol 

Holz,  dessen  Trocknung  u.  Auslaugung 
1760,  1825L,  1848V 

Holzbahn  für  Transporte  1630 

Holzbearbeitung  u.  Holzbearbeitungsma- 
schinen 1592,  1720,  1776,  1793,  1794, 
1799,  1801B,  1805B,  1808B.  1808N, 
1810F,  1817R,  1818F,  1820E,  1823S, 
1834T,  1840B,  1841B,  1843J,  1844P, 
1852P,  1852S 

Holzbohrmaschine  1793,  1852S 

Holzbrüoken  s.  Brücken 

Holzessig  8.  Essigsäure 

Holzfärberei  1841 B,  1844P 

Holzgas  1792,  1849P 

Holzgeist  s.  Methylalkohol 

Holzhobelmaschine  1776,  1817R,  1840B 

Holzkohle,  deren  Absorptionsvermögen 
1777 


—     1189     — 


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Holskohle,  deren   Entfärbungsvermögen 
1785 

Holzmöbel,  gebogene  1834T 

Holnfigemähle  1592.  1808B,  1811B 

Holzschliff  1843K,  1891E 

HoIzBchnitt  593,  1498,  1608,  1790,  1820T 

Holzschnitzmaschine  I843J 

Holzachrauben,  deren  Fabrikation  1806J, 
1845S,  1851B 

Holzstoffpapier  1765,  1843E 

Holztafeldruck  8.  Blockdruck 

Holzverband  1877E 

HolzwoUe  1880A 

Eolzzementdeckung  1840H 

Homatropin  1879L 

Homöopathie  1810H 

Homologe    Beihen,    deren  physikalische 
Eigenschaften  I842E,  1865K 

Honig,  dessen  Trennung  vom  Wachs 
1865H 

Hopfen  624,  768 

Horizontalkurven  s.  Höhenschichtlinien 

Horizontalpendel  1830H,  1892B 

Homhautpfropfung  s.  Keratoplastik 

Horopterlehre  1612 

Hörrohr  u.  Hörapparate  1648,  1906D 

Hospitalbrand  18220 

Hospital'wesen  s.  Lazarette 

Hub-  u.  Rotationszähler  1841 S,  1844G, 
1844H.  1874H 

Hübl'sche  Jodzahl  I884H 

Hudde'sche  Regel  1657 

Hudsonstraße  1576,  1607,  1741 

Hufeisenmagnete  1743 

Hüftgelenk,  Operation  desselben  1882R, 
8.  a.  Exartikulation 

Hühnercholera,  Erreger  derselben  1878S, 
1880P 

Humustheorie  1804S,  1809T 

Hundswut,  Schutzimpfung  gegen  die- 
selbe 1885P 

Hutfabrikation  1730, 1793, 1850W,  1860B, 
1864B,  1870V,  1872V 

Huygens'sches  Prinzip  der  Elementar- 
yrellen  1690 

Hydrastin  1861D 

Hydraulik  s.  Hydromechanik 

Hydraulische  Kraftübertragung  s.  Ar- 
beitsübertragung 

Hydraulische  Presse  1660,  1796,  1800N, 
1819M,  1832R,  1854Sm,  1858R,  1859B, 
1861H,  1865D,  1885C 

Hydraulische  Trockenpresse  1885C 

Hydraulischer  Fembetrieb  1872S 


Hydraulischer  Kalk  s.  Wassermörtel 
Hydraulischer  Minenbetrieb  1852H 
Hydraulischer  Mörtel  s.   Wassermörtel, 

Zement 
Hydraulischer  Widder  1796 

Hydraulisches  Preß-  u.  Prfigeverfahren 
1901H 

Hydrazin  1887C,  1892T,  1895L,   1907R 

Hydrazine  s.  Phenylhydrazin 

Hydrierung  durch  fein  verteilte  Metalle 
1902S,  1905S 

Hydrocele  1720 

Hydroceünlose  I876G 

Hydrochinon  1844W 

Hydrochinon  als  Entwickler  1880A 

Hydrocyclische  Verbindungen  1886  B, 
1894P 

Hydrodisulfld  1908B 

Hydrodynamik  s.  Hydromechanik 

Hydroelektrische  B&der  s.  B&der,  hydro- 
elektrische 

Hydrogelen  s.  Kolloidale  Substanzen 

Hydrolith  1906J 

Hydromechanik  250  v.  Chr.,  1586,  1587, 
1601,  1628,  1646,  1670,  1728,  1738, 
1739,  1772,  1786,  1799L.  1799W, 
1800E,  1802P,  1823N,  1841H,  1849D, 
1856W,  1861A,  1872B,  s.  a.  Ebbe  u. 
Flut,  Flüssigkeiten,  deren  Ausflufi- 
gesch windigkeit,  Flüssigkeiten,  deren 
Bodendruck,  Widerstand  des  Wassers 
gegen  die  Fortbewegung  der  Schiffe 

Hydrometrische  Bestimmungen  u.  Appa- 
rate 1690,  1728,  1790,  1817U,  1819R, 
1868B,  1861A,  1873A,  1888F  H  •   i 

Hydrometrischer  Flügel  B.Woltmann'8cher 
Flügel 

Hydrooxygenlicht  18266,  1846G,  1867T 

Hydropathie  1830P 

Hydrophthalsäure  1867G 

HydroBchweflige  S&ure  1869S,  8.  a.  Hy- 
droBulfitküpe 

Hydrosole  s.  Kolloidale  Substanzen 

Hydrostatik  s.  Hydromechanik 

Hydrostatische  Wage  1586,  1864J 

Hydrostatisches  Paradozon  1587 

Hydrostatisches  Prinzip  250  v.  Chr. 

HydroBumtküpe  1873S,  1902Z,  1904B 

Hydrotherapie  s.  Kaltwasserbehandlung 
u.  Kaltwasserkur 

Hydrotrisulfld  19086 

Hydrotropismus  der  Pflanze  1811K, 
1859S,  1872S 

Hydrovolve  1903K 


1190 


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Hydroxylamin  1868L,  1887K,  1891L 

Hydrüre  1811G,  1868G,  1874T,  1891W, 
1898  R,   1902M 

Hygiene  8.  Gesundheitgpflege 

Hygrin  1889L 

Hygrometer  1440,  1490,  1646,  1664,  1676, 
1783,  1820D,  1880L,  8.  a.  Psychro- 
meter 

Hygroskopische  Beobachttingen  210  v. 
Cbx.,  100 

Hyoscyamin  18336,  1888W,  I903A 

Hyoscyamas  1833G,  s.  a.  Bilsenkraut 

Hyperämie,  künstliche  1892B 

Hyperbel  210  v.  Chr.,  1668.  1780 

Hypermetropie  s.  Übersichtigkeit 

Hypnotismus  1841B.  1866L,  1875R, 
1878C,  1884B 

Hyponitrite  1871D,  1879Z 

Hypoxanthin  1850S,  1897F 

Hypsothermometer  1817W 

HystereuB  (magnetdeche  Trägheit)  1880W, 
1881E,  18928,  1901K 

Hysterie  1683,  1870C. 


latromathematik  1679,  1760 

Ichthyol  18808 

Ilgner'Boher  Schwungradausgleich  19008 

Imaginäre  Größen  1637,  1730 

Immedialsohwarz  1894W 

Immersionslinse  1747,  1827A,  1878A 

Immunisierung  80  v.  Chr.,  1717,  1796, 
1877P,  1880P,  1883M,  1888R,  1889P, 
18906e,  1890Bu,  1891  £,  1894D,  1895C, 
1896P,  1896G,  18966  u.  D,  1896W, 
1897E,  1903W,   1906N,  19060,  1908B 

Immunisierung  durch  Eiweißsubstitute 
19060 

Impetigo  1894U 

Impfung  B.  Pockenimpfung 

Implantation  bei  Nervendefekten  18826 

Imprägnierung  des  Holzes  1719,  1730, 
1799,  1821G,  1831B,  1832E,  1838Be, 
1838BU,  1841B,  18826,  1894W,  1899H 

Indamine  1877N,  1879W 

Indanthren  1901B 

luden  1890K 

Indenkörper  1886Z 

Indican  18558 

IndiceB,  krystalUnisch  1829G,  1839M 

Indien  460,  327  v.  Chr. 

Indiennes  1608 

Indigfarbstoffe  b.  Teerfarben 


Indigo,  künstlicher  tu  dessen  Vorge- 
schichte 8.  Teerfarben 

Indigo,  natürlicher  n.  Indigokarmin  s. 
Teerfarben 

Indigpnrpur  1870B 

Indigrot  1870B,   18738,   1905F 

Indikatoren  für  Maschinen  1772,  1825  M, 
1861 R.  1863V,  1878D,  1881C,  1900R, 
1902H 

Indimbin  1873S 

Indische  Ziffern  s.  Arabische  Ziffern 

Indischgelb  18458 

Indium  u.  dessen  Verbindungen  1863  R, 
1866W 

Indol  1866B,  1868B,  1869B.  1876K, 
1876N,  18'/7B 

Indol,  als  Produkt  der  Fäulnis  1875K 

Indol,  Bestandteil  der  Blütendüfte 
1900Hei,  1900He8 

Indole,  deren  Synthese  1883F 

Indone  s.  Teerfarben 

Indophenole  1881W 

Indoxyl  1879B 

Induktion  durch  Erdmagnetismus  1832F 

Induktion  durch  Reibungselektrizität 
1838R 

Induktion,  elektrische  (Volta-Induktion) 
1831F 

Induktion,  magnetelektriBche  (Magneto- 
induktion) 1831 F,  1835F 

Induktion  bei  großer  Entfemimg  der 
Stromkreise  1880T 

Induktion,  deren  Theorie  1845N,  1873M 

Induktion  in  körperlichen  Leitern  1824A, 
1831F 

Induktionsapparat  1831F,  1846D,  1851R 

Induktionspendel  1880W 

Induktionsströme  höherer  Ordnung 
1841H 

Induktionswage  1881H 

InduUne  1864R,  18678 

Infektionskrankheiten,  deren  Entstehung 
u.  Bekämpfung  37  v.  Chr.  1762,  1788, 
1865L,1872P,1902G,8.a.  Bakteriologie, 
Puerperalfieber,  Septichämie,  Tuber- 
kulose 

Infinitesimalgeometrie  1796M 

Infinitesimalrechnung  s.  Differential-  u. 
Integralrechnung 

Influenz,  elektrische  1763,  1762,  1788 

Influenza  1743 

InfluenzabacilluB  1889P 

Inftuenzelektrisiermaschine  1831B,  1866H 


—      1191      — 


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SMhWXMChlllt 


Infusionstierchen  167«,  1760, 1762, 1786M, 
1830E,  1830G,  1834E.  1841D,  1845S, 
1848S,  1852P,  1876B 
Ingwer  1292 

Inhalation  1793,   1856S,   1872F 
Initialen  1487 
Initialzündang  1863N 
Injektion  der  Gefäße  1510,   16(5.   1678, 

B.  a.  Anatomische  Präparate 
Injektion,  hypodermatiache   (suboutane) 

1865W 
Injektor  1868G 

Inkandeszenzbeleuchtung  1890B,  1826  G, 
1867T,    1872C,    1884P,    1886L,    8.    a. 
Gasjjühlicht 
InkUnation    1544.    1676,    :722,    1842G, 

1842L,  1853W 
Inklination,  Variation  derselben  1722 
InklinationskompaQ   167flk   1842G 
Innere  Reibnng  s.  Reibung  der  Flüssig- 
keiten 
Inosinsäure  1847L 
Insekten   1233,   1734,    J750,   1792,   1796. 

1797,   1850B,   1855B 
Insektenfressende  Pflanzen  1769,  1874  H, 

1875D 
Insektenpulver  1840B 
Inseln,  Elassifizierang  derselben  1837H 
Insolation  1834H,  1838P,  1883L 
Instrumente  zum  Messen  der  Geschwin- 
digkeit von  Luft  u.  Gasen  s.  Anemo- 
meter 
Intarsia  1511 
Integral  1730,  1750 
Integral,  Benennung  1686 
Integralrechnung  a.  Differential-  u.  Inte- 
gralrechnung 
Integralzeichen  1686 
Intensivbeleuchtung  8.  GasglühUoht,  In- 

vertlampe,  Preßgasglühlicht 

Interferenz    des    Lichts     1666,     1802Y, 

1809H,  1822P,  1831T,  1849H,  1856J, 

1862F,  1884L,  1888H,  1891M,  1897H, 

1901L  u.  G,  1905G,   1906G 

Interferenz  des  polarisierten  Licht8l827F 

Interferenz     der     Schallwellen     1825W, 

1838H 
Interferenz  der  Wärmestrahlen  1847  F 
Interferenzrefraktor  1856J 
InterferenzTöhre  1838H 
Interferenzspektroskop     1864N,     1862F, 
1897H,    1898M,    1901L  u.    G,    1905G 
Interferometer  189  IM 
Interpimktionen  200  v.  Chr.,  1495 


Invar  1899G 

Invarianten  und  Invariantentheorie  1773, 

1845C,  1866C,  1874H 
Inversion  1847D,  1860B,   18890 
Inversor  s.  Stromwender 
Invertin  1847D,  1860B 
Invertiampe  1879S,  1881C,  1903M 
Invertzucker  1847D 
Involution  300 

Ionen,   Begriff  u.  Wanderung  derselben 
1839D,  1853H,  1879E,  s.  a.  Disaozia- 
tionstheorie,  elektrolytische 
Ionen  in  der  Atmosphäre  s.  Luftelektri- 
zität 
lonengehalt  von  Lösungen,  dessen   Be- 
stimmung 1904F 
Ionisation  der  Luft  s.  Luftelektrizität 
lonisationsisomerie  1899H 
lonium  1907B,  1907H 
lonon  1894T 
Ipecacuanha  und  deren  Einführung  in 

die  Medizin  1672L 
Iridektomie   1720,   1804B,   1864G 
Iridium  1803T 
Iridium  Verbindungen  1846C 
Iridodesis  1854C 
Irisierendes  u.  opaleszentee  Glas  1856P, 

1888T 
Iron  1893T 
Irradiation  1839P 
Irrationale  Größen  632,  410  v.  Chr.,  1270, 

1330,  1737  1766,  1865W 
Irrenpflege  1650, 1570,  1620,  1692,  1763H. 
1763M,  1792P,  1807P,  1810E,  18260, 
1834B,  1835P,  1839C,  1846G,  1847L. 
1848P,  1851F,   1860L,   1864S,   1869L. 
1870W,  1871W,  1873B,  1873Fe,  1874K. 
1875P,  1879K,  1880M,  1881W,  1894F. 
1899K,  1899S,  8.  a.  Epilepsie,  Hypno- 
tismus,  Katatonie,  Kretinismus,  Para- 
lyse 
Irrigation  361,  1840V,  1865L 
Irritabilität  1672,   1680,   1757,  1780 
Irrlichter  1895S 
Isametralen  1848D 
Isanomalen  1848D 
Isäthionsäure  1833M 
Isatid  I841E 
Isatin,  Aufbau  desselben  1841E,   1866B, 

1870B,  1878B,  1879C 
Isatin,  synthetisch  1878B 
Ischias  1764 
Island  860,  188  IT 
Isländisches  Moos  1673 


—     1192     — 


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mit 


Isobarenkarte  1863L,  1869B 

Isobathenkarte  1737 

iBobomeol  1S66B,  1894B,  1901 C,  1903C, 

iBobuttersäure  1864E 

iBochasmen  1887F 

Isochinolin  1885H,  1889G 

Isochrone  1689 

Isochronenkarte  1881  Gr 

Isoooniin  1886L,  1906L 

Isodynamenkarte  1880N,  1891 N 

Isodynamiegesetz  1901 R 

Isogonenkarten  1700,  1826H,  1880N, 
1891N 

Isohypsenkarte  1771 

Isoklinenkarte  1701,  1768,  1880N 

Isolaktose  1902F 

Isoleucin  ie04E 

Isoliermaterialien,  deren  Verwendung  bei 
Heizanlagen  u.  deren  Untersuchung 
1903R 

Isolierschemel  1732 

Isolierung  der  oberirdischen  Telegraphen- 
leitungen 186SC 

Isomaltose  1890F,  1892L 

iBomerie  1823L,  182ÖF,  1828C,  1829G, 
1831B, 1833G 

Isomerie,  physikalische  1861 P 

Isomorphie  18166.  1819M,  1896T 

Isonitrile  1867H 

Isoperimetrisches  Problem  1330 

Isophanen  1881H 

Isophthalsäure  1836L 

Isopropylalkohol  1862F 

Isopurpursäure  1859H 

Isothermen  1816H 

Isothermenkarte  1817H 

Iva  1700. 


Jaborandi  1875H 
Jaborandialkaloide  s.  Pilocarpin 
Jacquardmaschine  8.  Webstuhl 
Jahr  s.  Kalender,  Zeitrechnung 
J&hrliche  Gleichung  des  Mondes  1690 

Tyoho  Brahe 
Jakobsstab  1325 
Jalape  1609 

Japan  1642,  1643,  1690,  1824S 
Java  1836J 

Jenaer  Normalglas  1884S 
Jod  1811C,  1826P,  1861C,  1854F,  1872L, 

1894B 
Jod  als  Arzneimittel  1820C,  1826C 


Jodadditionsmethode  1884H 

Jodgrün  1869H 

Jodinjektion  1840V 

Jodipin  1898W 

Jodkalium  1820C 

Jodoform  1822S 

Jodoform- Verband  1880M 

Jodol  1888C 

Jodoniumrerbindungen  1894M 

Jodosoverbindungen  1892M 

Jodpentafluorid  1871G 

Jodsäure  1813G 

Jodsilber  1814D 

Jodst&rkereaktion  1814C 

JodstickstofC  1829S 

Jodwasserstoffsäure  1813G.  1845F 

Joule'sches  Gesetz  1840  J 

Joule-Lenz'sches  Gesetz  1844L 

Julianische  Periode  1683 

Jungfraubahn  1898G 

Jupiter  u.  dessen  Trabanten  1 610G,  1 610M, 

1676,  1692,  1892B,  1904P,  1903P 
Justierwage  s.  Münztechnik 
Jute  1822B. 


Kabel,  Auffindung  schadhafter  Stellen 
derselben  1850S,  1866J 

Kabel,  indoeuropäisches  1868S 

Kabel,  konzentrische  1884F 

Kabel,  submarine  1811S,  18390,  1843M, 
1848S,  1849W,  1850B,  1851B,  1851K, 
1867S,  1858C,  1860S,  1865J,  1866C, 
1866P,  1874S,  1897P,  1902G,  1903C 

Kabel,  Umhüllung  derselben  1860B, 
1861K,   1863E,   1878B 

Kaffeepflanze  1580 

Kaffeesurrogat  1666 

Kaffein  s.  Cafiein 

Kainit,  dessen  Verarbeitung  1880P 

Katrin  1883F 

KaiserkanaJ  1280 

Kaiserschnitt  77,  1600,  1818G 

Kaiser- Wilhelm- Kanal  1887B 

Kakao  s.  Schokolade 

Kakaobutter  1735 

Kakodyl  1764,  1837B,  1848K 

Kakodylsäure,  deren  therapeutische  An- 
wendung 1882S 

Kala-azar  s.   Trypanosomakrankheiten 

Kalander  s.  Appretur 

Kaleidophon  1827W,  1861M 

Kaleidoskop  1817B 


—     1193 


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lulniinltlwli 


Kalender  2206,  747, 717, 694, 640, 460, 432, 
381,  46  V.  Chr.,  369,  526,  716,  1340, 
1439,  1474,  1682,  1691.  1793,  b.  a.  Zeit- 
rechnung 

Kalenderreform  b.  Kalender,  Zeitrech- 
nung 

Kali  (Bezeichnung)  1800K 

Kali,  als  Bestandteil  der  Mineralien 
1800K 

Kali,  dessen  Verschiodenheit  von  Natron 
1736 

Kali,  dessen  Notwendigkeit  Eur  Pflan- 
zenem&hning  1871N,  1883S 

Kali,  kohlensaures  s.  Pottasche 

Kaliber  1841W,   1851W,  1905B 

KalibermaBstab  1540 

Kalidünger  1863F,  1883S,  1889W 

Kalündustrie  1860V,  1861P,  1862G, 
1863V,  1870M 

Kalium  1807D,  1808G,  1823Br,  1868L, 
1889C 

Kaliumamid  18086 

Kaliumhydrür  1902M 

Kaliumpercarbonat  1896C 

Kaliumsulfat  1380,  1860  V,  1863V,1880P 

Kaliumsulfat  aus  Kainit  1880P 

Kaliumsuperoxyd  1861H 

Kalium-wasserstoff  1896G 

Kaliverbindungen  64,  1380,  1526,  1650, 
1663,  1736,  1764,  1767,  1782,  1800K, 
1820C,  1821B,  1840W,  1845B,  s.  a. 
Pottasche,  Salpeter 

Kalk  B.  Caloiumverbindungen 

Kalkbrennerei  184  v.  Chr.,  64,  1719P, 
1812A,  1836G,  1862S,  1864H,  1876G, 
1882E,  1883D 

Kalkerde  1750 

Kalkhydrat  1830F,  1879D 

Kalkmörtel  b.  Luftmörtel,  Wassermörtel 

Kalkofen  s.  Kalkbrennerei 

Kalkpis6bau  s.  PiB^bau 

Kalksandstein  1852B,  1880M,  1898S,  8. 
a.  Kunststeine 

Kalksohw&mme  1844G,  1872H 

Kalkspat,  KrystaUform  desselben  1781 

Kalkstein  1818V,  1824A,  1830F,  1838P, 
1865L,  1879D 

KalkBtickstoff  1899F 

Kalomel  u.  dessen  Anwendung  in  der 
Medizin  1360,  1696,  1842S 

Kalorie  1842  J 

Kalorische  Maschine  s.  Heißlnftmaschine 

Kalotypie  1839T 


Kälte,  deren  Einwirkung  auf  organische 

Körper  1900D 
Kalte  BAder  23  v.  Chr.,  s.  a.  Seebäder 
K&lteerEeugung  durch  elektrische  Ströme 

1834P,  1844L 
KSlteerzeugungsmaschinen : 

a)  durchExpansion  komprimierterGase 
1850G.  1862K,  1869W,  1898L 

b)  durch  Verdunstung  I810L,  1824V. 
1835P,  1860C,  1863S,  1867C,  1873S, 
1873T,  1875L,  1876P 

Kältemischungen  1660,  1689,  1626,  1635, 
1660.  1667,  1759,  1787,  1788,  1795, 
1861P,  1876P,  1880P 

Kaltschneideverfahren  1606,  1823B. 
1875R,  1885M 

Kaltwasserbehandlung  bei  Fieber  u.  Ty- 
phus 1770,  1798,  1861B 

Kaltwasserkur  23  v.  Chr.,  1547,  1798, 
1830P,   1848K,   1877W 

Kamine  1796,  1854M,  1873J 

Kämmmaschine  1845H,  1860L 

Kamptulikon  1844G 

Kamschatka  1696,  1728 

Kanal  von  Korinth  68,  1893S 

Kanäle  s.  Binnenschiffahrtskanaie,  See- 
kanäle, vgl.  a.  Kanalisierung  der  Flüsse 

Kanalisation  der  Städte  690  v.  Chr..  1543. 
1830B.  1860W,  1866B,  1859B,  1873H, 
1875P,  1881W,  1884F.  8.  a.  Abort- 
anlagen, Hydromechanik.  Hygiene  der 
Städte,  Kanäle,  Reinigung  der  Ab- 
wässer, Rieselfelder,  Wasserleitimgen 

Kanalisierung  der  Flüsse  1734,  1807E, 
1818W,  1834P,  1860C,  1866B,  1870G, 
1881V,  1886B,  1886P,  1888H,  1890L, 
1892R,  1897P,  1898B,  1898E,  1900B. 
s.  a.  Schiffshebewerke,  Strom  korrek- 
tionen,  Tauerei,  Wehre 

Kanalstrahlen  18866,  1889W.  1902S, 
1906S.  1907T 

Kanaltrockenofen  1875B 

Kanarienvogel  1566 

Kanarin  1886P 

Kaninchenseptiohämie  18816 

Kanonen  s.  Geschütze 

Känozoische  oder  Neuzeitpeiiode  der 
Erdbildung  1838L 

Känozoische  Floristik  1866H 

Kant-Laplace'sohe  Theorie  8.  Kosmolo- 
gische  Theorien 

Kap  der  Guten  Hoffnung  1487 

Kap  Hoom  1616 

Kapverdische  Inseln  1467 


—     1194     — 


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Saehvwnichiib 


KappengeschosBe  1896E 

Kapaelgebläse  s.  GeblSse,  Eapselpumpe 

Eapaelpumpe  1693 

Kapuzinerkresse  1580 

Kardinalpunkte  b.  Knotenpunkte 

Kardiograph  u.  Kardiogramme  1861M, 
1906E, 1907M 

Kardiermaschine  1741,  1772 

Karisohes  Meer  1580 

Kartätsohgranate  1673 

Karten,  meteorologisohe  1686 

Kartenkopiermaschine  für  den  Jacquard - 
stuhl  1821W 

Kartoffel,  1584,  1588,  1787,  1900B 

Kartoff elbrennerei  s.  Spiritus  u.  Spiritus- 
brennerei 

Kartoffelgrabemaschine  1856H 

Kartoffellegemaschine  1904K,  1904U 

Kartoffelpflanzlochmaschine  b.  Kartoffel- 
legemaschine 

Kartographie  u.  kartographische  Pro- 
jektion 647,  520,  320,  146  v.  Chr.,  110, 
150,  1318,  1375,  1457,  1460,  1467,  1474, 
1500,  1502,  1507,  1513,  1520,  1544, 
1568,  1669,  1570,  1629,  1650,  1666, 
1679,  1700,  1701,  1728,  1737A,  1737B, 
1760,  1763,  1765,  1766,  1771,  1772, 
1777,  1779,  1780,  1790,  1791,  1799L, 
1806R,  1811S,  1816H,  1817H,  1817S, 
1821M,  18300,  1839S,  1840B,  1840R, 
1841K,  1855P,  1864L,  1865D,  1869M, 
1881G,  1881T,  1891P,  1904P,  s.  a. 
Reliefkarten 

Kartometer  s.  Kurvenmesser 

KartonnageninduBtrie  1873B 

K&sebereitung  450  v.  Chr.,  1872H,  1882D 

Kaskadenmethode  1690 

Kasseler  Gelb  1782 

Kastenfonnerei  in  nassem  Sand  1708 

Katadioptrisches  Mikroskop  1672 

Katalase  1901L 

Katalepsis  60 

KatalTiische  Wirkungen  181 IK,  1817D, 
1831P,  1846J,  1875W,  1877F,  1884A. 
1890M,  19010,  19020,  1905S 

Kataphorese   1801R,   1807R,   1895L, 
1895M,  1896S,  I901B,  s.  a.  Elektrische 
Endosmose 

Katarakt  s.  Augenheilknnde 

Kataraktsteuerung  1787 

Katarrh  1660 

Katastrophentheorie  1812C 

Katatonie  1874K 

Katatjpie  19020 


Katheter  300  v.  Chr.,  1768,  1777,  1823A, 

1860N 
Kathetometer  1816D 
Kathodenstrahlen  1869P,  1869H,  1879C, 

1882G,  1886C,  1892H,  1892L,  1895P, 

1897K,  1898B,  1898G,  1898M,  1898S, 

1899V,  1902L 
Kattundruckerei  77,   1608,    1769,   1770, 

1780,    1808L,    1809K,    1815L,    18180, 

1819D,  1820K,  1822K,  1827K,  18300, 

1834P,  1846S,  1864G,  1854M,  1869C, 

1863L,  1869K,  1880P,  1881K,  1881S, 

1887N,  1890N,  1892L,  1894W,  1900B, 

1900H,  1902R,  1902Z,  1904B 
Kaukasus  1807K,   1846A,  1863R 
Kaustische  Soda  1844W,  1853G,  1867T, 

1891G,  1892C,  1892L,  1893y,  1896H, 

18980 
Kautschuk  1636,  1736,  1761,  1768,  1770, 

1832L,  1836C,  1836H,  1839G,  1843P, 

1844G,  1846H,  1852G,  1855G,  1860J, 

1906H 
KautschukeiBatz  s.  Balata,  ölkautschuk 
Kautschukgewebe  1820S,  1823M 
Kefir  1874B 
Eegelachnitte  340,  330,  210  v.  Chr.,  300, 

1078, 1637, 1639, 1640, 1666, 1780,1813P 
Eehlkopf   169,   1650,   1600,    1667,    1710, 

1761,  1841L 
Eehlkopf,  Exatirpation  desselben  1866W, 

1873B 
Eehlkopf,  künstlicher  1873B 
Eehlkopfkrankheitenl750, 1862B,  1866S, 

1866W 
Kehlkopfspiegel  1866G,  1858C,  1862B 
Kehrtunnel  1864T 
Keilschrift  1802G 
Keimbläschen  1826P 
Keimblätter  1768,  1817D,  1817P,  1820B, 

1843R,  1849H,  1871K,  1878B,  1879H, 

1883B,  I883W,  1891H 
Keime,  mikroskopische,  deren  Xachweis 

durch  den  Sonnenstrahl  188 IT 
Keimfleck  1836W 
Kepler'sche  Gresetze  1609,  1618 
Keratinpillen  1884Ü 
Keratoplastik  1818R,  1877H,  1907Z 
Keratoskopie  s.  Skiaskopie 
Kerguelen-Inseln  1772 
Kermes  s.  Schwefelantimon 
Kemtheorie  1835L 
Kerr'sches  Phänomen  1878K 
Eesselspeisung,  selbsttätige  1760 
Kesselstein  1880F 


—     1195     — 


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Saehvtmichiils 


Keßler'sches  Fluat  1884K 

Eetenel905S,  1907W 

Ketone  1831L,  1844Cha,  1896W 

Ketten  u.  deren  Fabrikation  1634,  1750, 
ISOSF,  1810B,  1813B,  1816B,  1823P, 
1832G,   1863T.   18861,   1894B.   1894E 

Eettenbruch  (Name)  1737 

Kettenbrüche  1672,  1669,  1737,  1767 

Kettenbrücke  8.  Brücken,  Hängebrücken 

Kettenbrücken,  deren  Theorie  181 3G, 
1823N 

Kettengebläse  s.  Greblfise 

Kettenlinie  1673,  1691 

Kettenprüfungsmaschinen  1810B,  1861L 

Kettenpumpe  s.  Patemosterwerk 

Kettenregel  (Kettensatz)  1736 

Kettensohiffahrt  s.  Tauerei 

Kettentaue  1813B 

Keuchhusten  1578,  1728,  1897C 

Keuchhusten,  dessen   Erreger  1906B 

Eaautschou  880 

Kienöl  1877A 

Kieselgallerte  1758 

KieseUluorwasserstoffsäure  1776 

Kieselmolybdänsäure  1881P 

Kieselsäure  1746,  1768,  1811S,  1830F, 
1868R,  1876M 

Kieselsuperfluorid  1775 

Kieserit  1860K 

Kinderheilkunde  400  v.  Chr.,  1650,  1683. 
1728,  1756,  1794,  1826L,  1833Q.1843K, 
1867V,  1869B,  1875B,  1882K,  1885G, 
1891 R,  1894C,  1897  C,  1899  R,  1899W 

Kindermehl  1872N 

Kinematik  1794M,  1834A,  1837W,  1862R, 
1875R 

Kinematograph  (Kinematoskop)  1895L 

Kinetische  Gastheorie  1738B,  1856K, 
1860M,  1876K 

Kino,  dessen  Einführung  in  den  Arznei- 
schatz 1757 

Kippregel  1808R,  1866B 

Kirchenglocken  s.  Glocken 

Kirchhoff' Bches  Gesetz  der  Emission  s. 
Absorbierende  u.  ausstrahlende  Eigen- 
schaften der  Körper 

Kirschlorbeerwasser  1646 

Kitte  1830B,  1844D,  1866S,  1860J, 
1868H 

Kjökkenmöddinger  1872S 

Klammerzeichen  in  der  Mathematik  1629 

Klang,  Analyse  desselben  1860H,  1872K 

Klänge  durch  Schwingungen  fester,  luft- 


förmiger   u.   flüssiger   Körper    1799C, 
1834C 

Klangfarbe  18430,   1858H,   1860H 

Klangfiguren,  Chladni'sche  1787 

Klangfiguren,  Lissajous'sche  1855Li 

Klangfiguren,  Melde'sche  1860M 

Klärungserscheinungen  der  Suspensionen 
1893B 

Klassifikation,  zoologische  1693,  1735, 
1796,  1812C,  1821G,  18500 

Klavier  s.  Pianoforte 

Kleber  1746 

Kleebau  1774 

Kleiderhaken  u.  Kleiderösen  1827H 

KleidunginhygienischerBeziehung  1875P 

Kleinbessemerei  1882C,   1884W 

EJeindampfmasohinen,    Kleinmotoren 
1872B,  18728,  1882S 

Kleymühlen  1844C,   1854S 

Klimaschwankungen  1890B 

Klimatische  Einteilung  der  Erde  1884S 

Klimatische  Kuren  u.  Kurorte  1792. 
1877B,  1883K 

Klimatologie  1845H,  1865H,  1883H. 
1887W,  s.  a.  Feuchtigkeits-  n.  Nieder - 
schlagsverhältnisse.  Höhenklima,  Isa- 
metralen,  Isanomalen,  Isothermen, 
Klimaschwankungen,  Klimatische  Ein- 
teilung der  Erde,  Klimatische  Kuren, 
Phänologie,  Solarkonstante,  Tempera- 
turabnahme mit  der  Höhe,  Wald,  dessen 
klimatische  Bedeutung 

KUschöe  1896J 

Klöppelei  u.  Klöppelmaschine  1561. 
1872M,  1881H,  1894M 

Klosettanlagen  s.    Abfallstoffe 

Klumpfuß  1784,  1803S 

KnaUgas  1775 

Knallgasgebläse  1776,  1859S 

Knallgold  1608 

KnallpUtin  1878M 

Knallquecksilber  1800H,  1897P 

Knallsäure  1823L 

Knallsignal  1850O 

KnaUsUber  1788B,  1802Br 

Knetmaschine  1810L,  1876W 

Kniephänomen  1870W 

Knoblauchöl  1844We 

Knochen,  deren  Bildung  u.  Neubildung 
1692, 1741, 1776, 1834H,  1848S,  1851V, 
18680,  1863W,  1867M,  1870W,  1903M 

Knochen,  chemische  Zusammensetsong 
derselben  1766 


—     1196     — 


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tadnftraldmlt 


Knochen,  Transformation  derselben 
1870W 

Knochenbau  des  Menschen  1784,  1805L, 
1864C,  1867M,  1870W 

Knochenkohle  1793, 1812F,  1822P,1826P, 
1828D,   1830G,  1845W,  1861S,   1868S 

Knochenkrankheit  s.  Osteomalacie,  Pa- 
get'sohe  Knochenkrankheit 

Knochenmark  1866B 

Knochenschrot  n.  Knochenmehl  als  Dün- 
gemittel 1774,  1840L,  1850B,  1880S 

Knochentuberkulose  1676,  1745,  1816D, 
1844R 

Knopffabrikation  1 683, 1 794, 1 826C,  1 83 1 B 

Knorpel  1851V,  1874T 

Knotenknüpfer  1858A,  1877D 

Knotenpunkte  1845L 

Kobalt  1640,  1733,  1863P,  1867W,  1878B 

Kobaltblau  1818T 

Kobaltglas  1540 

Kobaltsaflor  1540 

Kobaltverbindungen  1540,  1706,  1768, 
1780,  1785,  1806P,  1818T,  1860F, 
1851H,  1871 R,  1877V,  1879J 

Koch'scher  Desinfektor  1881K 

Kochkiste  1867M 

Kochsalz,  dessen  Vorkommen  in  Wirbel- 
tieren 1894B 

Kochsalz,  Erkennung  seiner  Basis  1736 

Kochsalzgewinnung  18,  64,  750,  1579, 
1726,  1729P,  1736,  1793,  1794,  1834A, 
1844B,    189ÖB 

Kockelskömer  1020,  I819B 

Koeffizienten,  unbestimmte  1637,  1755 

Kohärer  1838M,  1879H,  1890B,  1896M, 
1895P,  1908R,  s.  a.  Spintherometer 

Kohledruck  u.  Kohlebilder  1866P 

Kohlenfemspreoher  1878L 

Kohlenhaumaschine  s.   Schrämmaschine 

Kohlenhydrate  s.  Zuckerarten 

Kohlenoxyd  1799,  1801C 

KohlenoxydkaUum  1834L,  1862L,  1885N 

KohlenoxydmetaU  Verbindungen  1890M, 
1891M,  1891P 

Kohlenoxysulfid  1867T 

Kohlensäure  1610,  1757,  1766,  1773, 
1775,  1777,  1779,  1791,  1796,  1801C, 
1807A,  1823D,  1834T,  1844N,  1863K, 
18650,  1879R,  1880R 

Kohlensäure,  flüssige,  deren  Anwendung 
1875B,  1890A 

Kohlensäure  zur  Feuerlöschung  1875B 

Kohlensäure,  deren  Reduktion  zu  For- 
maldehyd 1907r 


Kohlensäureassimilation  außerhalb  der 
Pflanze  1904F 

Kohlensäuremotor  1907H 

Kohlensäurezerlegung  durch  Tiere  1908L 

Kohlenstaubfeuerung  s.  Staubkohlen- 
feuerung 

Kohlenstaubmotor  1880W 

Kohlenstoff  1773,  1779,  1791,  1796, 
1807A 

Kohlenstoff,  asymmetrischer  1874H 

Kohlenstoff,  dessen  AUotropie  1841B 

Kohlenstoff,  dessen  Entffirbnngsvermö- 
gen  s.  Holzkohle,  Knochenkohle 

Kohlenstoff,  dessen  Rolle  im  Eisen  1814K 

Kohlenstoff,  Valenz  desselben  1857K, 
I858C,  I858K,  1901G 

Kohlenstoffatome,  Verkettung  derselben 
1857K,  1858C,  1858K 

Kohlenstoffring,  siebengliedriger  1898B 

Kohlensuboxyd  1906D 

Kohlenversorgung  von  Kriegsschiffen 
während  der  Fahrt  1904S 

Kohlenwasserstoffe  u.  Synthese  derselben 
1776,  1795,  1825F,  1849F,  1855W, 
1856B,  1864Be,  1870B,  1870Z,  1872B 

Kohlenwasserstoffe,  aromatische,  als  Pe- 
troleumrüokstände  1877L,  1902N 

Kohlenwasserstoffe,  deren  Pikrinsäure- 
Verbindung  1857Fr 

Kohlenwasserstoffhydrate  1863W 

Köhlerei  s.  Holz,  dessen  trockene  Destil- 
lation 

Koks,  dessen  Verwendung  zur  Eisen- 
erzeugung 1713 

Koksöfen  1713,  1781,  1842B,  1847A, 
1856A,  1856C,  1864C,  18800,  1883S, 
1887H 

Kokstürme  zur  Absorption  von  Gasen 
1836G 

Kollagen  1878H 

KoUargol  1903C 

KoUateral-Kreialauf  1786 

Kollektor- Steuerung  der  elektromagne- 
tischen Maschine  1860P 

Kollimator-Gyroskop  1886F 

Kollodium  1846S 

Kollodium  trookenverfahren  1855T 

Kollodiumverfahren  1860L 

Kolloidale  Substanzen  1839W,  1850G, 
1853K.  1864C,  1855P,  1857F,  1873S, 
1880B,  1886W,  1887M,  1887S,  1888D, 
1889C,  1896L,  1896K,  1896S,  1897L, 
1898B,  1898L,  1898Z,  1900H,   1902B, 


-      1197      — 


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taehWRaMiiito 


1903C,  1903S,  1904K,    1904B,    1906S, 
1906E,  a.  a.  Eataphoreae 

Kolloidales  Gold  1857F,  1873S,  1902B, 
1903S 

Eolloidalea  Kupfer  lg98L 

KoUoidales  Platin  1885W,   1898B 

Kolloidales  Quecksilber  1897  L,  1902B 

Kolloidaler  Schwefel  1888D 

Kolloidales  SUber  1839W,  I887M,  1889C, 
1902B.  I903C 

Kolloidales  Wismut  1898L 

Kolloidales  Wolfram  1906K 

Kölnisches  Wasser  1709 

Koloss  von  Rhodos  290  v.  Chr. 

Kolosseum  80 

Kombination  (Bezeichnung)  1685 

Kombinationen  u.  Fermutationen  s. 
Wahrscheinlichkeitsrechnung 

Kombinationsschlösser  1530, 1784, 1818C, 
1852R,  1855Y,  1869K 

Kombinationstöne  1744,  1819H,  1867T 

Kombinatorische  Schule  1779 

Kometen  63,  1531.  1666,  1681,  1705, 
1744L.  17970,  18120,  1818E,  1818P, 
1826B,  1836A,  1835B,  1864D,  1900A, 
s.  a.  Kegelschnitte,  Meteorite,  Meteor- 
steinfälle 

Kometen,   deren  Verhältnis  zu  den  Me- 
teoriten 1837M,  1867S 
-  Kommandoapparat  1881H,  1892F,1900A, 
1901T 

Kommunizierende  Röhren  210,  13  v. 
Chr.,   1587,  s.  a.  Hydraulische  Presse 

Kommutator  s.  Stromwender 

Kompaß  1160  v.  Chr.,  380,  1181,  1242, 
1302,  1438,  1539,  1545,  1597,  1798, 
1833B.  1839A,  18S5D,  1874H,  1876B, 
1876P,  1892W,  1904E 

Kompaßpflanzen  1842A,  1883St. 

Kompensationsmethode  1831  Fe,  1841P, 
1862B,  1890F 

Kompensationspendel  1899Gr 

KompensatoT  s.  Elektrische  Meßinstru- 
mente 

Komplexe  Gleichungswurzel  1740 

Komplexe  Größen  1812G,  1820C 

Komplex- Zahlen  1853H 

Kompressibilität  der  Flüssigkeiten  1886R, 
8.  a.  Wasser,  Kompressibilität  desselben 

Kompressibilität  der  Gase  s.  Gase,  deren 
Abweichung  vom  Boyle-Mariotte'schen 
Gesetz 

Kompressibilität  des  Wassers  s.  Wasser, 
Kompressibilität  desselben 


Komprimierte  Luft  s.  Druckluft 

Konchoide  220  v.   Chr.,   1025 

Kondensation  (chemisch)  1867B,  s.  a. 
Synthese 

Kondensation  bei  Dampfmaschinen  1710. 
1765,  1804W,  1829E,  1834H,  1859H, 
1872T,  1875K,  1875P,  1880B,  188öW. 
1890T,  1894T,  1895W 

Kondensationsluftpumpe  1880B,   1885W 

Kondensationswasserableiter  1869K 

Kondensator  bei  Dampfmaschinen  s. 
Kondensation 

Kondensator  elektrischer  s.  Elektrischer 
Kondensator 

Kondensor- System  I872A 

Konditionierapparat  für  Seide  1832T 

Konduktor  s.  Elektrisiermaschine 

Konduktor  (Bezeichnimg)  1729 

Kongo  1484 

Kongorot  1884B 

Königswasser  750 

Konoide  250  v.  Chr. 

Konservierung  von  Altertümern  1881 B. 
1886E,  1892K,  s.  a.  Papyrus 

Konservierung  des  Holzes  s.  Impräg- 
nierung 

Konservierung  von  Lebensmitteln  1420. 
1807  A,  1860G,  1865P,  1870G,  1885R. 
B.  a.  Fleischextrakt,  Milch  u.  Milch- 
wirtschaft 

Konsonanten,  deren  Entstehung  I856B 

Konsonanz  u.  Dissonanz  1730,  1858H. 
1896S 

Konstante  Ketten  1836D,  1839G,  1840B. 
1859M,   1868L,   1874C,   1892L,   1892W 

Konstanten,  astronomische  1878N 

Konstanz  der  Bewegung  547  v.  Chr. 

Konstanz  der  Materie  490,  450.  420  v. 
Chr.,  1620,  1667,  1770,  1872S,   1894L 

Konstitution,  chemische,  deren  Bezieh- 
ung zur  Farbe  1876W,  1883K 

Konstitution,  chemische,  deren  Bezieh- 
ung zum  Geschmack  1882H 

Konstitution,  chemische,  deren  Bezieh- 
ung zur  Drehung  der  Polarisations- 
ebene,  zur  Krystallisation,  zur  physio- 
logischen Wirkung,  zum  Schmelzpunkt, 
zum  Siedepunkt  s.  Drehung,  Kry- 
stallisation, Physiologische  Wirkung. 
Schmelzpunkt,  Siedepimkt 

Konstitutionswasser  u.  Krystallwaaser, 
deren  verschiedenes  Spektealverhalten 
1904C 


—      1198      - 


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Sachvwnicbiil* 


Kontaktrolle  für  elektrische  Bahnen  s. 

Elektrische  Bahnen 
KontaktTeifahren      für      Schwefelsäure 

8.  SohwefelBäure-Eontaktyr^rfahren 
Kontinente,  deren  Formähnlichkeit  nach 

Süden  1620,  1772,  s.  a.  Geographische 

Homologien 
Kontinuierliche   Brennöfen  s.    Ringofen, 

Ziegelfabrikation 
Kontinuierliche  Transformationsgruppen, 

Theorie  derselben  1871L 
Kontinuierlicher  Herdofenprozeß  1899T 
Kontinuitätshypotheae    s.    Erde,    deren 

innerer  Zustand 
Kontraktion8theoriel830P,1830T,1846D, 

1873M,  1875D,  1875S,  1880H,  1883S 
Kontraaterscheintmgen  1490 
Kontrollkasse  s.  Registrierkasse 
Konvektion,  elektrolytische  1873H 
Konversionssalpeter  s.  Salpeter 
Konzentrationselemente,     Theorie     der- 
selben 1878H,  1888N 
Koordinaten,  astronomische  146  v.  Chr. 
Koordinaten,  geographische  146  v.  Chr. 
Koordinatenmethode,        mathematische 

1637,  1691,  1700.  I729C,  1835P,  1867L, 

s.  a.  Polarkoordinaten 
Koordinationslehre,    chemische    1892W, 

1901W,  1902W 
Kopal  1826Ü 

Kopemikanisches  Planetensystem  1643 
Kopfzange  1721,  1753L, 
Kopiermasobine  1780W 
Kopiertelegraph  s.  Telegraphische  Über- 
tragung von  Schriftzeichen 
Kopiertinte  s.  Tinte 
KopuUeren  der  Bäume  s.  Pfropfen  der 

Bäume 
KoraUen  1723,   1844G,   1855V 
Koralleninseln  1766,   1836D,  1896S 
Korkbohrer  1837M 
Korkkugel- Elektrometer  1753,  1777 
Korksäure  1787 
Korkstein  1880G 
Korkweste  390  v.  Chr. 
Körnerprobe  1868R 
Körperberechnungen    1640,    1747,    8.   a. 

Stereometrie 
Körperhöhlen,  deren  Durchleuchtung,  s. 

Beleuchtung  von  Körperhöhlen 
Körpertemperatur   s.    Wärmebildung   u. 

Temperatur  des  Körpers 
Korrosionspräparate  1745 
Korund,  künstlich  1897G 


Kosinus,  Name  1620 

Kosinus-Satz  1783 

Kosmische  Physik,  Anfänge  einer  wissen- 
schaftlichen Behandlung  547,  490,  460, 
420,  390,  350,  330,  300,  146  v.  Chr., 
1543,  1585,  8.  a.  Astrophysik,  Mecha- 
nik des  Himmels 

Kosmogonie  s.  Kosmologische  Theorien 

Kosmologische  Theorien  1568,  1734, 
1750W,  1755K,  1784H,  1796L,  1865  R, 
1889R,  1907A 

Kotangente  900 

Kotbeizen  1898W 

Kraftausgleicher,  hydraulischer  1884W 

Kräftefunktion  s.  Potentialtheorie 

Kräftepaare  1804P 

Kräfteplan  1872C 

Kräftezusammensetzung  1584 

Kraftgasanlagen  s.  Hochofengichtgase, 
deren  Verwendung,  Sauggasanlagen, 
Wassergas 

Kraftlinien,  elektrische  1853F 

Kraftlinien,  magnetische  1852F,  1880H 

Kraftmesser  1908H 

Kraftsammler  s.  Akkumulator 

Kraftübertragung  s.  Arbeitsübertragung 

Kraftwagen  s.  Automobil 

Kraftwechsel,  dessen  Messung  s.  Respira- 
tionsapparate 

Krampfadern  1460 

Krane  212  v.  Chr.,  100,  1440,  1846A, 
1850F,  18600,  1864R,  1867B,  1868H, 
1874A,  1876A,  1885S,  1887St,  1891N, 
1892S,  1895M,  1895S,  1901C,  1903H 

Kraniograph  1865B 

Krankenhäuser  s.  Lazarette 

Krankenpflege  im  Kriege  1600,  1657, 
1714,  1758,  1793,  1859N,  s.  a.  Lazarette 

Krankheit,  deren  Wesen  400  v.  Chr.,  1526, 
1660 

Krankheit,  im  Verhältnis  zum  Grund- 
wasserstand B.  Grundwasser 

Krankheiten,  deren  Erblichkeit  1510 

Kratzenbeschläge  für  Kiatzenmaachiaen 
1811D 

Kratzmasohine  für  Baumwolle  1741,1772, 
1847  R 

KrätzmUbe  1686,  1834R 

KräuselweUen  s.  Capillarität 

Kräuterbücher  370  v.  Chr.,  1530,  1642, 
1560 

Kreatin  u.  Kreatinin  1832C,  1847L 

Kreatin,  synthetisch  1862V 


—     1199     — 


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Sadivwitlchiili 


Krebs,  dessen  Beeinflussnug  durch  Hooh- 
frequenzströme  1908St,  b.  a.  Carcinom 

Krebspest  1898H 

Kreide,  deren  Verwendung  zur  Zement- 
fabrikation 1838P 

Kreidegebirge  1841 R 

Kreidetechnik  1740 

Kreis,  Einteilung  in  360  Grade  170  v.Chr. 

Kreisende  Dampfmaschine  1903P 

Kreisexzenter  1799M 

Kreislauf  des  Blutes  300  y.  Chr.,  169, 
1640,  1565,  1670,  1583,  1628,  1661D, 
1661M,  1673, 1760, 1785,  1827W,  1828P, 
1835R,  1844R,  1846W,  1860D,  1864L. 
1866L,  1867L,  1869G 

Kreismessung  s.  Zahl  ii 

Kreissäge  1805B,  1S20E,  1833W,  1866G 

Kreisschere  1811W 

Kreisteilmaschine  1674,  1776,  1800R, 
1889H 

Kreisteilungsgleichung  1801G 

Kreisviereok  638 

Krempelmaschine  1771 

KrempelwaLze  490  v.  Chr. 

Kremser  1822K 

Kreolin  s.  Sapocarbol 

Kreosot  1828R,  1845P,  1858H,  1883S 

Kreosot  in  der  Wundbehandlung  1831H 

Krepon  1884D 

Kresole  als  Produkt  der  Fäulnis  1879B 

Kretinismus  1657,  1787,  1788,  1816G, 
1851F, 1873B 

Kretinismus  durch  Entfernung  derSohild- 
drüse  1882S,  1883S 

Kreuzgelenk,  cardanisches  210  v.  Chr., 
1645 

Kreuzpendel  1873T 

Kreuzung  der  Fasern  des  Gehirns  1710, 
1880M,  1885W 

Kriebelkrankheit  s.  Ergotismus 

Kriegsbrücken  1826B,  1881S 

Kriegschirurgie  6.  Chirurgie,  allgemeine 

Kriegsschiffe  s.  Schiffbau 

Kriegsspiel  1569,  1824R 

Kriminalanthropologie  1869L 

Kritischer  Zustand  der  Gase  1822C, 
186  IM,  1869A 

Krokonsäure  1825G,  1886N 

Kromarograph  1900K 

Kropf,  dessen  Wesen  1649 

Kropfexstirpation  1791D,  1800H,  1878K, 
1882R.  18S3S 

Krumme  Lichtstrahlen  1891S 

Kryolith  1850T,  1855R 


Kryoskopie  s.  Gefrierpimktsemiedrigung 

Kryptol  1904B 

Krypton  1898R 

Krystalle,  deren  Ausdehnung  durch  die 

Wärme  1825IK,  1866F 
Krystalle,  deren  Elastizität  1834N 
Krystalle,  deren  elektrische  Eigenschaf- 
ten 1884K 
Krystalle,     deren    kfinstliche     Bildung 

1827B 
Krj^talle,  deren  Messung   1813M,  s.  a. 

Goniometer 
Krystalle,  deren  Struktur  in  Beziehnng 

zur  Leitfähigkeit  1847S,  1849W 
Krystalle,  Einschlüsse  in  denselben  1 702, 

1858S 
Krystalle,  flüssige  1877L,  1888R,  1889L, 

1890G,  1896L,  1897S,  1900L,  1902Y, 

1904L,  1906y 
Krystallglasuren  1879L 
KrystalliniBche  u.  amorphe  Körper,  deren 

Unterschied  1891L 
Krystallisation   750,    1661,    1707,    1710, 

1816G,  1819M,  1827B,  1858B,  1868S. 

1870G,   1896L,  1896T,   1897B,   1900L 
Krystallisation,    Beziehung  zur  Konsti- 
tution 1896T 
KrystaUisationsmikroskop  1877L 
Krystallmagnetismus      1847P,      1849F. 

1900L 
Krystallographie  1696,  1669,  1707,  1772, 

1776,  1781.  1783,  1784,  1811M,  1813M. 

1813W,  1816B,  1819B,  1821 B,  I823M. 

1823N,  1826F,  1826K,  1826M,  1829G, 

1830H,  1830N,  1839M,  1846H,  1849B, 

1854S,   1855M,   1858S,   1860F,    1867G, 

1868R,  1870G,  1871 G,  1871 R,  1877L, 

1879H,  1879S,  1881B,  1883B,  1889F. 

1891L,    1894B,    1897V,    1901 R,   s.  a. 

Krystalloluminescenz 
Krystalloluminescenz     1841  Ro.     1869  P, 

1895B 
KrystaUoptik     1811M,     1826M.     1827F, 

1837B,  1855K,  1863D,  187IG,  1876L, 

1877L,  1881B,  1889P 
KrystaUoptischer  üni  versalapparatl  87  IG 
Krystallsysteme  s.  Krystallographie 
KrystaUsysteme,  deren  theoretische  Mög- 

Hchkeit  1879S 
KrystaUwasser  s.  Konstitutionswasser 
Kubatur  der  Kugel  260  v.  Chr 
Kubikzahlen  1864L 
Kugeüager  I845S 
KugeUinse  (Weitwinkelobjektiv)  1860H 


-      1200     — 


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Kugelmühle  1876S,  1894L 

Kugeln,  eiaeme  1378 

Kugelventile  I836M 

KOhlapparate  1771,  1872L 

Kulierstühle  s.  Strick-  u.  Wirkmaschinen 

Kulissensteuerung  1842W,  1844W,1855A 

Kulturteobnik  1883D 

Kummer'sche  Fläche  1851K 

Kumys  1874B 

Kunstbuchstaben  s.  Initialen 

Kunstbutter  1868M 

Künstliche  Augen  b.  Augen,  künstliche 

Künstliche  Gliedmaßen  s.  Gliedmaßen 

Künstliche  Kespiiation  bei  AsphyktiBchen 

1584,  1855H 
Künstliche  Steine  s.  Gesteine,  künstliche 

Bildung  derselben 
Kunstramme  s.   Rammmaschine 
Kunstschlosser  s.  Kombinationsschlösser 
Kunstseide  s.  Seide,  künstliche 
Kunststeine  20,  1840  K,  1845S,  1852B, 

I865L,  1880M,  1898S 
Kunstwebpult  1900W 
Kunstwollfabrikation  181 3L,  I861K 
Kupferbeplattung     der     Schiffe     1761, 

1824D,   1860S,   1866M,  s.   a.   Schiffs- 
bodenfarben 
Kupfergewinnung  77,  1450,  1540,  1840H, 

1847L,  1866N,  1859G,  1865E,  1866S, 

1870W,  1879B,  1880M,  1883M,  1886S, 

1889H,  1907C 
Kupferoxydammoniak  als  Lösungsmittel 

für  Cellulose  1857S 
Kupferrubin  1828E 
Kupferstahldraht  1907F 
Kupferstich  1446,   1513D,   1513G,   1620, 

1642,  1710,  1740,  1769,  1830C,  1893H, 

8.  a.  Glyphographie 
Kupf erver  bindungen     64,     1697,     1656, 

1661,   1664,    1755,   1778,   1798,   1820S, 

I828E,  1841B,  1841S,  1844W 
Kupfervitriol  64,  1841B 
Kuppelbau  27  v.  Chr.,  532,  1420,  1546, 

1811B,  1850C,  1864S,  1890Z,  1898R, 

8.  a.  Dachkonstruktionen,  Gewölbeban, 

Träger 
Kuppeln    der    Eisenbahnwagen    1840L, 

1866V,  1876V,  1898M 
Kuppelturm    für    Panzerschiffe   1860  C, 

1861 E,  1868 ß 
Kurbel  der  Dampfmaschine  1781,  1901L 
Kurven  250  v.  Chr.,  300,  s.  a.  Kegelschnitte 
Kurven,  algebraische  1748,  1835P 
Kurven,  einhüllende  1644T 


Darmstaedter. 


8«diirirMldnili 

Kurven,  geometrische  420,  368,  220,  180 
V.  Chr.,  1025,  1625,  1546,  1634,  1635, 
1639,  1644B,  1644T,  1673,  1689,  1691, 
1694,  1696,   1698,   1729,   1748 

Kurvendarstellung  von  Naturerschei- 
nungen 1360 

Kurvenlehre,  höhere  1748 

Kurvenmesser  1874W 

Kürzeste  Linie,  Wirkung  nach  Richtung 
derselben  1270 

Kurzschrift  63  v.  Chr.,  1680,  1602,  1678, 
1786,  1792,  1817G,  1837P,  1841S, 
1860A,  1866F,  1867D,  18873 

Kurz-  u.  Weitsichtigkeit  1560,  1604, 
1851A,  1856A,  1864D 

Kuaso,  dessen  Einführung  in  den  Arznei- 
schatz 1824N 

Küsten  u.  Küstenlinien  1702,  1885H 

Küstenfieber  1905K 

Kuvertfaltmaschine  s.  Briefkuvertma- 
schine 

Kyanaethin  1847K 

Kyanisieren  1832K 

Kymographion  1847L. 


Lab  1872H,  1873B 

Labrador  1500 

Labyrinth  1830  v.  Chr. 

Lacoainsäure  1888S 

Lac-Dye  1888S 

Lachgas  s.  Stickstoffoxydul 

Lachmuskel  1710 

Lackmus  1680,  1828G,  1841G 

Lactase  1894F 

Lactobutyrometer  1854M 

Lactodensimeter  188  IS 

Lactokrit  1887L 

Lactone  n.  Lactonsäuren  1881F 

Lactoskop  8.  Galaktoskop 

Ladeetock,  eiserner  1730 

Ladogakanal  1716 

Ladungssäule  (sekundäre  Säule)  I803R 

Lafetten    1749,    1855M.    1866S,    1881M, 

1882S.  1883S,  1896C,  1900E,  1901K 
Lähmung  durch  Verletzung  des  Gehirns 

447 
Laktator  s.  Melkmaschine 
Lambert'scbes  Theorem  1744 
Lamellenbremse  1864A,  1868W 
Laming'sohe  Masse  1846L 
Lampen  u.   Brenner   1550,   1674,    1780, 

1783A,   1783L,   1786,   1806St,   1808B, 

7« 


—     1201     — 


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aaGhMmiehiilt 


1809B,  1819P,  1827P,  1834L,  1836P, 
1848F,  1865S,  1867D,  1872P,  1878L, 
1879S,  1886H,  1888R,  1890C,  1903M, 
1907D,  8.  a.  Bogenlampen,  Glühlampen, 
GaBglühlicht,  Invertlampe,  Preßgas- 
glüÜicht 

Lampenzylinder  1480,  1756.  1827P, 
1840R 

Lana  philosopMca  s.  Zinkoxyd 

Landwirtschaft  u.  Landwirtschaftslehre 
700,  550,  184,  37,  30  v.  Chr.,  60,  805, 
1280,  1534, 1571, 1591, 1730, 1743. 1748, 
1750,  1757,  1765,  1769,  1770,  1774, 
1790,  1801L,  1804S,  1809T,  1811C, 
1812K,  1817S,  1819S,  18208,  1823S, 
1826T,  18308,  1834G,  1834H,  1835K, 
1839B,  1840C,  1840L,  1844B,  1854C, 
1855H,  1856L,  1860B,  1860H,  18608, 
1868M,  1868W,  1871M,  1876H,  1879C, 
1883D,  1884H,  1886B,  s.  a.  Agrikiütur- 
chemie,  Agrikulturphysik,  Boden 

Landwirtschaft,  erste  Anwendung  der 
Dampfmaschine  in  derselben  1810P 

Landwirtschaftliche  Lehranstalten  1809T, 
1851S 

Landwirtschaftliche  Maschinen  s.  Binde- 
mäher, Dampfpflug,  Dreschmaschine, 
Drillwirtschaft,  Dünger,  flüssiger,  Dün- 
gungsstreumaschine, Häckselschneide- 
maschine, Heustreuer,  EartoSelgrabe- 
masohine,  Kartoffellegemaschine,  Kno- 
tenknüpfer,  Mähmaschine,  Pflug,Säma- 
scMne,  SchoUenbrecher 

Lane'sche  Meßflasche  1767 

Längenbestimmung  320,  146  v.  Chr.,  110, 
1499,  1544,  1547,  1634,  1766,  1846W, 
1904A,  8.  a.  Gradmessung 

Längen-  u.  Breitenbestimmung  820,  827 

Langen'sche  Glocke  1861L 

Längenmaße  s.  Maß-  u.  Gewichtasysteme 

Längenteilmaschine  1667,  1799.  1882R 

Langstoßherd  1770 

Languedoc-Kanal  1666 

Lanolin  1882L 

Lanthan  u.  Verbindungen  1839M,  1842M. 
1858B,  1873M,  1875H.  1901M 

Laparotomie  335  v.  Chr. 

Lapis  lazuli  s.  Ultramarin,  natürliches 

Laryngologie  70  v.  Chr.,  140,  169,  1543, 
1546,  1667,  1675,  1704,  1750,  1761, 
1775,  1818B,  1844E,  1852G,  1855G, 
1858C,  1860T,  1862B,  1866S,  1880R, 
1884P,   1885J,   1886L,   1888V,   18910, 


1895K.  18968.  1898E,  s.  a.  Croup, 
Diphtherie,  Kehlkopf,  Stimmbänder, 
Stimme  des  Menschen 

Laryngoskopie  s.  Laryngologie 

Laryngostroboskop  18910 

Laryngotomie  1776D,  1844  E 

Laschen  für  Schienen  18328,  1847B 

Lasthaken  1889W 

Lasurstein  8.  Ultramarin,  natürliches 

Latente  Plastizität  s.  Plastizität  fester 
Körper 

Latente  Wärme  s.  Wärme,  latente 

Latema  magica  1665 

LathyrismuB  1873C 

Laufrad  1907K 

Lautäußerungen  der  Fische  s.  Fische 

Läutwerke  s.  Eisenbahnsignalwesen  u. 
Weiohenstellung 

Lawinen  1880H 

Lazarette  368,  1597,  1600,  1667,  1714, 
1734,  1743,  1750,  1756,  1758,  1793, 
1859N,  1860E,  1864P,  1883D 

Lebendige  Kraft  1695 

Lebenskraft  1752.  1798 

Lebensrenten-Berechnimg  1671 

Leber  1654,  1890P 

Leberegelkrankheit  1851B 

Lebertran  1823W 

Le  Chatelier'sche  Regel  1887L 

Lecithin  1861 G 

Lecithin,  dessen  Einfluß  auf  das  Wachs- 
tum 1896D 

Lecithin,  dessen  Rolle  bei  der  Hämolyse 
1902K 

Leclanch^- Element  1868L 

Leder  s.  Gerberei 

Lederspaltung  1768,  1783,   1846P 

Leeren  s.  Lehren 

Legierungen  760,  1772,  1828P.  1830R, 
1860W.  1875G.  1882S.  1899G,  1904W 

Leguminosen,  deren  Knöllchen  s.  Stick- 
stoff assimilierung 

Lehren  (Leeren)  1823  R,  1841 W,  1848P, 
1861  W 

Leichenalkaloide  s.  Ptomaine 

Leichenfett  1786 

Leichenverbrennung  s.  Feuerbestattung 

Leidener  Flasche  1745,  1746,  1749,  1767, 
1906T 

Leidener  Flasche,  Beziehung  der  Elektri- 
zitätsmengo  zur  Belegung  1746 

Leidener  Flasche,  deren  Verwendung  zu 
Heilzwecken  1745 


—     1202     — 


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Leidenfrost'soheB  Ph&nomen  1732,  1766, 
1840B 

Leim  1813A,  18190,  1826F,  1836M, 
1844F,  1852T,  1865P,  1859D,  1869J, 
18646,  1870S 

Leimhärtong  durch  Belichtung  1866P 

Leim  verband  18357,  1894A 

Leinöl  8.  Firnis 

Leitfähigkeit  von  Elektrolyten  1879K 

Leitfähigkeit  der  Erde  1744,  1838S 

Leitfähigkeit  von  festenEörpern,  nament- 
lich Metallen  u.  Metallpulvern  18260, 
1831 F,  1838M,  1886C 

Leitfähigkeit  der  Flamme  1746,  1827P, 
1877H,  1879H,  1899W,  1902W 

Leitfähigkeit  von  Flüssigkeiten  1845H, 
1846B,  1847H,  1863B,  1869P,  1879K, 
1884A,  1887K 

Leitfähigkeit  von  Gasen  1853B,  1860M, 
1872S,  1887H,  1889P,  1890T,  1896W, 
1897W,  1900B 

LeitfossUien  1680,  1688,  1762,  1799 

Leitungsbahnen  in  Gehirn  u. » Rücken- 
mark 1873F.  1891 R 

Lemniskate  368  v.  Chr.,  1780 

Lenz'sches  Gesetz  des  induzierten  Stroms 
1834L 

Leonard'sche  Schaltung  1900S 

Leoniden  1799 

Leonische  Waren  1670 

Lepidin  1855F 

Lepra  1848D,  1871H 

LeprabaoilluB  1871H 

Leseproben  in  der  Augenheilkunde  1 836  K, 
1851A 

Leslie'scher  Würfel  1804L 

Lettern  s.  Buchdruckerkunst 

Letterngießmaschine  s.  Setz-  u.  Lettern- 
gießmaschine 

Leuchtbakterien  1853H,  1856F,  1875P, 
1877B,  1891B,   1902M,  1903M 

Leuchten  der  Blüten   1762 

Leuchten  der  Fische  1592,  1853H,  1876P 

Leuchten  des  Fleisches  1592,  1862H, 
1875P,  1903M 

Leuchten  der  Gase  u.  Dämpfe  s.  Elektro- 
luminescenz 

Leuchten  des  Holzes  1832H,  1856F 

Leuchtfeuer  800  v.  Chr.,  s.  a.  Leuchttürme 

Leuchtgas  1682,  1726,  1739,  1781,  1783  M, 
1792M,  1802W,  1808C,  1812M,  1815C, 
1817  R,  1819G,  1820G,  1824C,  1826F, 
1835M,  1836P,  1846E,  1846L,  1849P, 
1865K,  1857H,  1860H,  1862H,  1866L, 


tachvwriMcliiili 

1873P,  1884C,  1886A,  1886E,  1890M, 
1892D,  1900B.  1901 R,  1903F,  1904D, 
1905B,.1905S,  1906W,  1907B,8.a.  Am- 
moniak, dessen  Büdung  aus  dem  Stick- 
stoff der  Kohle,  Gasreinigungsmasse, 
Gaswasser 

Leuchtgas,  flüssiges  1907B 

Leuchtgas,  portatives  1819G 

Leuchtinfusorien  als  Ursache  des  Meeres- 
leuchtens 1830  M,   1834E 

I^uchtöl  1834L 

Leuchtorgane  der  Tie&eetiere  1881K 

Leuchtschiffe  s.  Feuerschiffe 

Leuchtsteine  s.  Phosphorescenz 

Leuchttürme  260  v.  Chr.,  1610,  1766, 
1757,  1821F,  1821S,  1879D,  1886B 

Leucin  1818P,  1820B,  1858P,  1870H, 
1891S,  1897R,  1904E 

Leucin  als  Produkt  der  Fäulnis  1868F 

Leucin,  synthetisch  1870H 

Leukämie  1845V,  1904S 

Leukocytose  u.  Leukocyten  (weiße  Blut- 
körperchen) u.  Wandenmg  der  Leuko- 
cyten 1863R,  1864C,  1883M,  1890B, 
1890F,  1891H,  1892J,  1901C,  1901K, 
1904H,  1904M,  1904S,  1906B,  1906B, 
8.  a.  Phagooytose 

LibeUe  1661,  1776,  1812R 

Libration  des  Mondes  1637,  1647 

Licellagame  s.  Garne 

Liehen  ruber  I860H 

Licht,  Aberration  desselben  1260,  1725, 
1727,  1828H,  1867R,  1870R,  1872A, 
s.  a.  Femrohr,  Linsen,  Mikroskop,  Ob- 
jektiv, Okular 

Licht,  Absorption  desselben  in  festen  u. 
flüssigen  Körpern  s.  Absorption  der 
Strahlung 

Licht,  Absorption  desselben  in. Gasen  u. 
farbigen  Flammen  s.  Spektralerschei- 
nungen 

Licht,  Absorption  desselben  im  Welt- 
raum 1744 

Licht,  Absorption  u.  Emission  1847D, 
1869K 

Licht,  aschgraues  des  Mondes  1490 

Licht,  bakterizide  Wirkung  desselben 
1877D,  1892B 

Licht,  Brechung  desselben  s.  Refraktion 
des  Lichts 

Licht,  dessen  chemische  Wirkung  1865B, 
1863M,  1865S,  1867B,  1868V,  1872L, 
1880A,  1902C,  1902T,8.  a.  ChlorophyU, 

7«* 


—     1203     — 


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Saehvtmichiiii 


Photographie,  Selenzelle,  Sensibila- 
toren,  Sensibilisation 

licht,  dessen  Einfluß  auf  elektrische  Er- 
scheinungen 1887H,  1888H,  1890B, 
1890E 

Licht,  dessen  geradlinige  Fortpflanzung 
1823F 

Liicht,  dessen  transversale  Schwingungen 
1821F 

Licht,  Gesch-windigkeit  desselben  s.  Ge- 
schwindigkeit des  Lichts 

Licht,  Wärme  u.  Elektrizität  als  Mani- 
festationen derselben  Naturkraftl845F 

Licht,  Wesen  desselben  330  v.  Chr.,  1038, 
1666.  1678,  18210,  1836A,  1847D, 
1865M,  1873M,  1888H 

Lichtäquivalent,  dessen  Bestimmung 
1865T,  1902A 

Lichtbäder  1894K 

Lichtbehandlung  der  Hautkrankheiten  s. 
Lichttherapie 

Lichtbogen,  elektrischer,  dessen  Ablen- 
kung durch  den  Magneten   1821D 

Lichtbogen,  elektrischer,  dessen  Tem- 
peratur u.  Lichtstärke  1813D,  1821D, 
1844B,  1879R 

•Lichtdruck  1832S,  1839P,  1862T,  1854P, 
1855P,  1867T,  1869A 

Lichteinheit  1862D,  1883H,  1884V, 
1892D,  1898H 

Lichtelektrische  Ermüdung  s.  Photo- 
elektrische Ermüdung 

Lichtelektrische  Telegraphie  ohne  Draht 
1898Z 

Lichtenberg'sche  Figuren  1777 

Lichterscheinungen,  elektrische,  im  luft- 
leeren Raum  1747,  1864G,  18656, 
1859P,s.a.Anoden8trahlen,Kanalstrah- 
len, Kathodenstrahlen,  Röntgenstrahlen 

Lichtkugel,  Ulbricht'sohe  1901 U 

Lichtmähle  s.  Radiometer 

Lichtpausapparat  s.  Blaudrucklichtver- 
fahren 

Lichttherapie  1815L,  1877D,  1881W, 
1889M,  1894K,  1895P,  1896F,  1902T, 
1903D,  s.  a.  Röntgenstrahlen,  deren 
therapeutische  Verwendung 

Lichtwellen,  Bestimmung  u.  Länge  der- 
selben 1821F,  1862F,  1864F,  1882R, 
188ÖL,  1890L,  1891M,  1897H,  1898M, 
1901L,  1905G,  1906G,  8.  a.  Beugungs- 
gitter 

Lichtwellen,  stehende  1821F,  18S6Z, 
1888W 


Lichtwirkung  auf  die  PfUmzen  s.  Wirkung 
des  Lichts  auf  die  Pflanzen 

lichtwirkung  des  galvanischen  Stroms 
1802N,  1813D,  182ID,  1840C 

Liebig'scher  Kühler  1771W 

Liegende  Dampfmaschine  1792P 

Ligatur  s.  Unterbindung 

Ligroin  1846B 

Limnologie  1730,  1797,  1803V,  1828M. 
1869F,  1879S,  1886R,  1904C,  1904E 

Limonaden,  gefrorene  1621,  1660 

Linalool  1881G,  1898S 

Linea  rhombica  s.  Loxodrome 

Linie,  geodätische  1698 

Linüermasohine  1803A 

Linoleum  1844G,  1862W 

Linse  (Bezeichnung)  1611 

Linse,  achromatische  1729,  1747,  1750, 
1767,  1812B,  1889H.  s.  a.  Femrohr, 
Mikroskop,  Objektiv,  Okular 

Linsen  u.  Linsenbilder  1848L,  1870R, 
1872A 

Idnsen,  periskopische  1804W,  1813W 

Linsenträger  1838L 

LinthkanaUsierung  1807E 

Lipase  1815M,  1901P 

Liquor  cerebrospinalis  1837M 

Lissajous'sche  Figuren  1855L 

Lithion  1818G,  1825B 

Lithion,  kohlensaures  1855B 

Lithium  1817A,  1818D 

Lithiumwasserstoff  1896G 

Lithographie  1796S,  1833S,  s.  a.  Al- 
graphie,  Anastatischer  Druck,  Chromo- 
lithographie, Lichtdruck,  Photolitbo- 
graphie 

Lithographische  Schnellpresse  1846S 

Lithopon  18770 

Lithotomie  s.  Steinoperation 

Lithotripsie  s.  Steinoperation 

Lloyd'sohe  Wage  1842L 

Lochmaschine  1868T 

Loohsteine  1813D,  1850B,  1892K 

Log  1677,  18638 

Logarithmen  1582,  1614,  1617,  1620B 
1620G,  1803L,  1863H,  1877N 

Logarithmen,  Benennimg  1614 

Logarithmische  Spirale  s.  Spiralen 

Lohbrühen,  deren  Sauerwerden  1832B 

Lokalanästhesie  s.  Anästhesie,  örtliche 

Lokalisation  1667,  1710,  1760L,  1801S. 
1809R,  1812L,  1823F,  1825B,  1826B. 
1828F,  1830B,  1831M,  1837F.  1841L 
u.  D,  1846We,  1863B,  1857E,  1861 B, 


1204     — 


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Sadivtmleliiils 


1864L,  1866L,   187 IF.  1873F,  1874G, 
1876M,  1880J,    1881E,  1884H,  1894F 

Lo-Eao  1858P 

LokomobUe  1812T,  1831H,1840R,  1860W, 
1862W,  1898W,  1902G 

Lokomobile  mit  Scbleppbahn  1854B 

Lokomotivblaerohr  4  Blasrohr  der  Loko- 
motive 

Lokomotive  1804T,1811B,  18136,  1814S, 
1816K,  18163.  1826S,  1827S,  1829R. 
1829S,  1830H,  1830St,  1831J,  1833N, 
1834F,  1834P,  1836G,  1836B,  1836C, 
1837P,  1840  Ri,  1841K,  1843C,  1846Ca, 
1850E,  1855R,  1860K.  1864F,  1874M, 
1876M,  1878S,  1880B,  1886D,  1886W, 
1889V.  1894H.  1898M.  1903B,  1904B, 
1905Ba,  1906Bo,  1906C.  1906H,  1906M, 
19068, 1906V,  1905W,1907A,8.a.Ei8en- 
bahnbremsen,  EisenbahnwoBen,  Steue- 
rung, Verbundlokomotive,  Zahnrad- 
bahnen 

Lokomotive,  elektrische  1892B.  1903V. 
B.  a.  Dampfelektrisohe  Lokomotive 

Lokomotive,  feuerlose  s.  Feuerlose  Loko- 
motive 

Lokomotive,  rauchlose  1875R,  1883H 

Lokomotivlampe  18783 

Long  Arm  System  zum  Verschluß  der 
Sohottentüren  1896D 

Lösohwesen  s.  Feuerlöschmittel 

LöBbUdung  1868R 

Lösung  u.  Löslichkeit  1736, 1780S,  1784H, 
1875G,  1884H,  1885H,  1887A,  1888R, 
1890H,  1894N,  1903C 

Lösung,  feste  1885H,  s.  a.  Diffusion  fester 
Körper 

LöBungsw&rme  1861 P 

Lot  für  WassertiefenmesBungen  1440. 
1846M,   1860S.    1853M,   1854B,   1870T 

Lötrohr  u.  dessen  Anwendung  1670,  1758, 
1799,  1820B,  1835P,  1878R 

Lötung,  elektrische  a.  Elektrisches  Löt-  n. 
Sohweißverfahren 

Lötung  von  Metallen  692  v.  Chr.,  1838D, 
1905K,  8.  a.  Aluminothermie 

Loxodrome  1546,  1691 

Lucigenlampe  1886H 

Ludolf'sche  Zahl  1596.  s.  a.  Zahl  .t 

Luft,deren  Ammoniakgehalt  1804S.  1826L 

Luft,  deren  Durchsichtigkeit  1790 

Luft,  deren  Durchstrahlbarkeit  a.  Durch- 
atrahlbarkeit  der  Luft 

Luft,  deren  Kohlensäuregehalt  1791, 
1804S.  1872S  I 


Luft,  Eigenschaften  derselben  1674,1790, 
1878D 

Luft,  flüssige  1854S,  1877P,  1878D, 
1891K,   1893D,   1898L,   1900L.  1902L 

Luft,  flüssige,  als  Sprengmittel  1900L 

Luft,  flüssige,  Fraktionienmg  derselben 
1902L,  1905P 

Luft,  flüssige  zur  Vakuumerzeugung 
1898D 

Luft,  G«vicht  derselben  1540 

Luft,  Eeimgehalt  derselben  1860P,1881T 

Luft,  Reibimgswiderstand  derselben  330 
V.  Chr. 

Luft,  deren  Zusammensetzung  1774F, 
1774L,  1783C,  18048,  1805G,  1846B, 
1847D,  18728.  1890W 

Luftbad  1796.  1865R,  1885L 

Luftballon  u.  Luftballonfahrten  1670, 
1709,  1782M.  1783C,  1783Mi,  1783Mo, 
1783R,  1784J,  1785B,  1804G,  1852G, 
1862G,  1872H,  1883T,  1884R,  1886T, 
1893G,  1894B,  1897A,  1898Z,  1900D, 
1900Z,  1901B,  19018,  1903L,  1906P, 
1907C,  1907D,  1907G,  1907H,  1907J, 
1907Z,  1908L,  1908 Z,  s.  a.  Flugappa- 
rate 

Luftballon,  dessen  Imprägnierung  1894B 

Luftdruck  1030,  1643T,  1643V,  1648P, 
1654G,  1686K,  1831E.  s.  a.  Isobaren- 
karte, Variometer 

Luftdruck,  Einwirktmg  auf  den  Organis- 
mus s.  Höhe,  deren  Einfluß  auf  den 
Organismus 

Luftdruckakkumulator  1887P 

Luftdruckgeschüte  230  v.  Chr. 

Luftdruckgründung  1778S.1839T,  1843P, 
1859F,  1878P 

Luftdruokleiter  1880P 

Luftelektrizität  1708, 1725, 1749  F,  1752D, 
1752L,  1785C,  1811S,  18270,  1850M, 
1853B.  1872P,  1872W,  1873G,  1889B, 
1896E,  1900E,  1901E,  1902M,  1903W 

Luftelektrizität,  Messung  derselben 
1896E,  1901 E 

Luftfähre  1893P 

Luftheizung  10,  1769,  1792S,  1821M, 
1854M 

Luftkompressoren  b.  Gebläse 

Luftmaschine  s.  WaaBersäulenmaschine 

Luftmörtel  184  v.  Chr..  20 

Luftpumpe  1641,  1664,  1660,  1661,  1676, 
1676, 1878B,  1880B,  1885W,  s.  a.  Kon- 
densation bei  Dampfmaschinen,  Luft- 
kompressoren,   ÖUuftpumpe,    Queok- 


—     1205     — 


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8«ch»«nilchiiit 

silberluftpampe,      Vakaumerzengung, 
Wasserluftpumpe 
Luftreiten  8.  Pneumatik 
Luftreinigung  s.   Sterilisierung 
Luftschiffahrt  s.  Luftballon 
Luftspiegelung  1795M,  1893W 
LuftBtickerei  1882W 

Luftthermometer  1816D,  1840B.  1842M 
Lüftung  8.  Ventilation 
Luftzirkulation    u.    deren     Veranachau- 

lichung  1867V,  1875F 
Lulea-Ofotenbahn  1903L 
LuUin'scher  Versuch  1766 
Lumbalpunktion  1891 Q,  1900B,  1906C 
Luminescenz  1888W,  s.  a.  Chemilumines- 
cenz,  Elektroluminescenz,  Fluorescenz, 
Krystalloluminescenz,  Phosphorescenz, 
Thermoluminescenz,  Triboluminescenz 
Luminescenzlicht  1904M 
Lungen,  Bau  derselben  1661 
Lungenentzündung  1826L,  1860T,  1877S 
Lungenheilstätte  s.  Höhenklima,   Sana- 

toriumbebandlung 
Lungenschwimmprobe  1667K,  1812H 
Lungenschwindsucht  s.  Tuberkulose 
Lungenseuche  1851W 
LuntenschloB  1617 
Lunulae  Hippocratis  430  v.  Chr. 
Lupen  63,  66,  1038,  1250,  1637,  1817F, 
1820B,   1829C,  1841C,  1846H,  1847Z, 
1848L,  1851 B,  1864St,  1903  R 
Lupenphotographie  1840D 
Lapinin  1897S 
Luppenquetsche  1805H 
Lupus  1863V,  1884K,  1895F 
LurohfiBche  1864G,  1891S 
Luteolin  1833C,  1895K 
Lutetium  1907U,  1908U 
Lutidin  1847A 

Luxuswagen  s.  Eisenbahnluzuswagen 
Lyddit  1886T 

Lymphgefäße  1650,  1651,  1677,  1776C 
Lysin  1889D,  1902F 
Lysol  s.  Sapocarbol. 


Macadamisieren  1819M 
Maclaurin'sche  Formel  1742M 
Maclaurin'sche  Reihe  1716T 
Maclurin  183  IC 
Madagaskar  1505,  1868G 
Madeira  1419 
Madurafuß  1712,  1861 C 
Magalhäesstraße  1520 


Magdalarot  1867S 

Magen  1898P 

Magen,  dessen  Durchleuchtung  s.  Gastro- 
diaphanie 

Magenfistel,  künstliche  s.  Gastrotomie 

Magenpumpe  u.  Magensonde  1822B, 
1829A,  1867K,  1871L,  1875E 

Magenresektion  1881B 

Magensaft  s.  Verdauung 

Magisches  Quadrat  1400 

Magisterium  bismuti  s.  Wismut,  basisch- 
salpetersaures 

Magnalium  1894M 

Magnesia  1756,  1759 

Magnesiazement  1867S 

Magnesium  1808D,  1830B,  186IB,  1882F 

Magnesium  zu  photographischen  Auf- 
nahmen 1859C,  1865T 

MagnesiumbUtzlicht  s.  Magnesium  zu 
photographischen  Aufnahmen 

Magnesiumverbindungen  1765,  1759, 
1840K,  1848F,  1858S,  1860B,  1866S. 
1890L,  1900G 

Magnet,  dessen  Einfluß  auf  das  elek- 
trische Licht  1821D,  1861P,  1869H. 
1898B 

Magnet,  dessen  Tragkraft  1743,  1840H 

Magnet,  dessen  Verwendung  in  der  Au- 
genheilkunde s.  Magnetoperation 

Magnet,  dessen  Verwendung  zur  Extrak- 
tion von  Geschossen  500  v.  Chr.,  1256, 
1320 

Magnet,  dessen  Verwendung  zu  therapeu- 
tischen Zwecken  1873M 

Magnetisation  des  Lichts  s.  Drehung  der 
Polarisationsebene  durch  Magnete  u. 
durch  den  elektrischen  Strom 

Magnetische  Beobachtongsnetze  1829H 

Magnetische  Direktionskraft,  deren  Mes- 
sung 1785,  1833G 

Magnetische   Eisenprüfung  1900E 

Magnetische  Femwirkung,  deren  Grund- 
gesetz 1785 

Magnetische  Landesaufnahme  1849L 

Magnetische  Massen,  deren  Wirkung  auf- 
einander 1785,  1819H,  1833G 
Magnetische    Mischungen     ohne     Eisen 

1901H 
Magnetische  Polo  der  Erde  1530,  1588, 

1831 B,  1841 B,  1905A 
Magnetische  Stürme  1899S 
Magnetische  Wage  s.  Lloyd'sche  Wage 
Magnetische  Wirkung  der  Reibungselek- 
trizität 1826C 


1206 


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Sachvtntiehiito 


Magnetischer  Äquator  I827S 

Magnetisches  Feld,  dessen  dynamische 
Theorie  1852F,  1854F,  1864M 

Magnetisierung  von  Eisenstäben  durch 
Streichen  mit  Magneten  1539, 1730,1750 

Magnetisierung  von  Eisen  durch  Influenz 
1580 

Magnetisierung  durch  den  galvanischen 
Strom  1820Ar,  1826S 

Magnetisierungskonstante  1864F 

Magnetismus,  Allgemeines  über  denselben 
585  V.  Chr.,  1269,  1580,  1589,  1600, 
1730,  1760,  1785,  1825G,  s.  a.  Erd- 
magnetismus 

Magnetismus,  beeinflußt  durch  magne- 
tische Kraft  1858W 

Magnetismus,  beeinflußt  durch  Wärme 
1825K 

Magnetismus,  dessen  Abhängigkeit  von 
der  Stromstärke  1840L 

Magnetismus,  dessen  Beziehung  zur  che- 
mischen Konstitution  1865W,  1884P 

Magnetismus,  dessen  Verteilung  in  Mag- 
neten 1785,  1846R 

Magnetismus  u.  Diamagnetismus  der 
Gase  1847P,  1850P 

MagnetkrystaUkräfte  s.  Krystallmagnetis- 
mus 

Magnetnadel,  Ablenkung  durch  den 
galvanischen  Strom  18200 

Magnetnadel,  Geschichtliches  s.  Kompaß 

Magnetometer  1785,  1833G,  1835G, 
1842L,  1849L,  s.  a.  Meßmethoden  fflr 
Magnetismusmessung 

Magnetoperation  des  Auges  1600,  1890H 

Mahagoniholz  1597 

Mähmaschine  78,  350,  1784,  1799,  1800M, 
1807S,  1826B,  1831M.  1845H,  1850B, 
1851H,  1851M,  1858A,  1860W,  1877D, 
1900M 

Makrobiotik  1796 

Malachitgrün  1877F,  1878D 

Malaria  1608,  1697,  1718,  1836R,  1880L, 
1885G,  1897R,  1902B,  1903K 

Malariaparasiten,  Färbung  derselben 
1890R,  1893M,  1904G 

Mal  de  caderas  s.  TrypanoBomakrank- 
heiten 

Malerei,  Technisches  450,  350, 13  v.  Chr., 
1301, 1340, 1720,  1842M,  1846F,  1845S, 
18638,  1875K,  1887Pe,  1887Pr,  1902R 

Mal  perforant  du  pied  1873D 

Malpighi'sche  Bläschen  1670 


Malpighi'sche  Blindsäcke  1686 
Malpighi'sche  Körperchen  1670 
Malpighi'sches  Schleimnetz  1670 
Maltafleber  u.  dessen  Erreger  1887  B 
Maltase  1894F 
Maltose   1814K,    1814S,    1833B,    1846D, 

1892L 
Malum  Pottii  1745,  1816D 
Mälzerei  1870G,  1873G,  1892H 
Malzextrakt,  dessen   Einführung  in  den 

Arzneischatz  1861H 
Mammut  1768,  1806A 
Mammutpulver  1859R 
Mammutpumpe  1746,  1897G 
Manchester- Seekanäl  1887L 
Mandelöl  64 

Mandelsäure,  synthetisch  1832W 
Mandragora  s.  TollkirBche 
Mangan  1774,  1775,  1854B,  1857B,1893G 
Mangan- Regenerierung  1867W 
Manganbronze  1876P 
Mangankupfer  1840G 
Mangansäure  1820F,  1832M 
Manganstahl  1866M,  1888H,   1893G 
Mangan  Verbindungen   1774,    1776,    1780, 

1820F,  1832M,  1856T,  1867W 
Mannit  1807P 
Manometer  1661, 1684,1685,1827G,1849B, 

18528,  18628,  1872D,  1872K,  1874M, 

1878T,  1888A,  1894A 
Manometrische  Flammen  1872K,  1907M 
Mansardendach  1650 
ManseUräder  1876A 
Margarine  1868M 
Marignani  verfahren  1904M 
Marinegalvanometer  1858T 
Marineleim  1860J 
Mariotte'sche  Flasche  1684 
Mariotte'sche  Röhre  1684 
Mariotte'scher  Fleck  1668 
Mariotte'sches  Gesetz  s.  Boyle-Mariotte- 

Bches  Gesetz 
Maritime  Meteorologie  1831M,  1853M 
Mark,  verlängertes  1685 
Markscheidekunst  100, 1546,  s.  a.  Grub^i- 

kompaß 
Marmor  und  dessen  Verarbeitung  362  v. 

Chr.,  64 
Mars  u.  seine  Trabanten  1646,  1680, 1716, 

I877H,    18788,    1879P,   1905L,   1908L 
Marsh'sche  Probe  s.  Arsenprobe 
Martinprozeß,   basischer  1864M,   1879P, 

1889C 
Maschinen,  pneumatische  210  v.  Chr.,  100 


-     1207 


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•aehvtmicliiili 


Maschinen  zum  Fördern  des  Walsers  s. 
Paternoaterwerk,  Pumpen,  Syphonoid, 
WasserhaltungBmaschinen,  Wasserluft- 
pumpe, Wasserräder,  Wassers&ulenma- 
Bchine,  Wasserschnecke 

Maschinen,  statische,  Gesetze  derselben 
1710 

Maschinenbau,  Allgemeines  13  v.  Chr., 
1858  R,  18766,  s.  a.  die  einzelnen 
Maschinen 

Maschinengewehr  1854Be,  1883M,  1907S 

Masern  950 

Maß-  u.  Gewichtssysteme  2660,  670  ▼. 
Chr.,  1101,  1670,  1672,  1727,  1749, 
1771,  s.  a.  Maßbestimmung,  absolute, 
Metermaß 

Massage  600,  400  v.  Chr.,  169,  1575,  1650, 
1853B,  1861B,  1863M,  1875M,  1878P, 
1880M,  1884U,  1888E 

Maßbestimmung,  absolute  1670,  1672, 
1749,1771,1833G,1866W,1864P,1876E, 
1892 M,  1907 B 

Maße,  elektrische  18260,  1866W,  1859S, 
1881J,  1883H 

Massenausgleich  bei  Dampfmaschinen 
1831H,  1841B,  1893S,  1900B 

Massenwirkungsgesetz,  chemisches  1777, 
1801B,  1867G 

Maßflasche  s.  Lane'sche  Maßflasche 

Massut  s.  Brennstoffe,  flüssige 

Mastdarmfistel  1746 

Mastdarmspiegel  1831 F 

Mastix  1844D 

Mastkur  1877M 

Materialprüfung  1756M,  1817B,  1827L, 
1827T,  1828T,  1840H,  1860S,  1851C, 
1852W,  1866K,  1870W,  1872F,  1873B, 
1877M,  1877W,  1878T,  1879D,  1884B, 
1888A,  1894A,  s.  a.  Baumaterialien, 
Mechanik  der  Baukonstruktionen 

Materie,  deren  Beschaffenheit  1884T 

Materie,  deren  Konstanz  s.   Konstanz 

Mathematik,  Geschichtliches  2630,  2600, 
2500,  320,  300  v.  Chr.,  1518 

Mathematik,  höhere  s.  Determinanten- 
theorie, Differential-  u.  Integralrech- 
nung, Funktionen,  Funktionentheorie, 
Invariantentheorie,  Variationsrech- 
nung, Wahrscheinlichkeitsrechnung 

Mathematik,  niedere  a.  die  einzelnen  Ge- 
biete 

Mauerquadrant  980,  1687 

Mausoleum  352  t.  Chr. 

Mauvein  1866P 


Maxima-  u.  Minimatheorie  1636,  1747 

Maximum- u.  Minimumthermometer  1757, 
1782 

MaxweU'scher  Satz  der  Cregenseitigkeit 
der  Form  Veränderungen  1864M 

Mechanik,  allgemeine  390,  260  v.  Chr., 
1677,  1594,  1668.  1710,  1736,  1742, 
1743,  1766, 1788, 1804P,  1813D,1820N, 
1826G,  1826P,  1829C,  1834H,  1836G. 
1839C,  1861M.  1884H,  1893H,  s.  a.  die 
folgenden  Artikel 

Mechanik  der  Baukonstruktionen  420  v. 
Chr.,  1766,  1773,  1799W,  1813Du. 
1813G,  1820N,  1823N,  1836M,  18570, 
1867S,  1864S,  1872C,  1874M,  1874R. 
1877W,  1880F,  1880M,  1888Z.  s.  a. 
die  einschl&gigen  Grebiete  der  Mechanik 
u.  Hydromechanik,  Materialprüfung 

Mechanik  des  Himmels  s.  Almagest, 
Astrophysik,  Bewegung  der  Himmels- 
körper, Bewegungsgesetze,  Ekliptik, 
Entoopie  des  Weitaus,  Gesetz  der  Er- 
haltung der  Kraft,  Gravitationsgesetz, 
Heliozentrisches  System,  Kegelschnitte, 
Kosmologische  Theorien,  Pol  der  Welt- 
aohse.  Schwere,  kosmische,  Sonnen- 
system, dessen  Stabilit&t,  Sternkarten. 
Stemkataloge,  Stemsysteme,  Stern- 
tafeln, Tafeln,  mathematische  u.  astro- 
nomische, Welt&ther,  Weltsystem,  Zeit- 
rechnung, 2^ntrifugalkraf t ,  s.  a.  die 
einzelnen  Himmelskörper 

Mechanik  des  Maschinenwesens  s.  Ma- 
schinen, Maschinenbau 

Mechanische  Leiter  als  Feuerwehrgerät 
8.  Feuerleiter 

Mechanische  Leiter  zum  Fördern  von 
Baustoffen  1836  3 

Mechanische  Wärmetheorie  1790M,  1824C. 
1833C,  1842C,  1842J,  1842M,  1847H, 
1850C,  1850H,  1860J,  1861T,  1885B, 
19041 

Mechanische  Wärmetheorie,  ersterHanpt- 
satz  1842M,  zweiter  Hauptsatz  1860C 

Mechanisches  Wärmeäquivalent  I842C, 
1842J,  1842M,  1850J,  1879J,  1880R. 
1903G 

Mechanotherapie  1863M 

Meconin  1826D,  1900r 

Meconsäure  1805S 

Medinawurm  s.  Filariasis 

Medizin,  gerichtliche  1532,  1678,  1598, 
1614,  1667,  1689,  1792,  1797A,  1812H. 


-      1208     - 


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tftCllVtRilolllliS 


18130,  1828M,  1829C,  1860C,  1852T, 
1901U,  1905N 

Medizinische  Beobachtungen,  Allgemeines 
2700, 2600,  420,  300  v.  Chr.,  100,  1200, 
1827  Seh 

Medische  Mauer  1837L 

Medullaranästhesie  8.  Lumbalpunktion 

Meereskunde  s.  Tiefseeforschung 

Meeresleuchten  1822E,  1830M,  1834E 

MeeresstraBen  1520,  1585,  1606,  1609, 
1616,  1648,  1699, 1728,  1766W,  1768C, 
1786L 

Meeresströmungen  1893N,  1904M,  s.  a. 
Golfstrom 

Meeresströmungen,  Theorie  derselben 
1878Z 

Meerestiefen,  gemessene  s.  Tiefseefor- 
schung 

Moereswellen,   deren   Vermessung   1906L 

Meereswellen,  deren  Verwendung  s.  Wel- 
lenmotoren 

Meereszirkulation,  vertikale  1792,  1823L, 
1872C 

Meerleuchten  s.  Meeresleuchten 

Meermühlen  I836D,  1873W 

Meerrettig  320  v.  Chr. 

Meerschaum  1735 

Meerwasser  s.  Seewasser 

Megaphon  1903L 

Mehlmischmaschine  I892W 

Mehlsichtmaschine  1550 

Mehrfach- Expansionsmaschine  s.  Expan- 
sionsmaschine 

Mehrfach- Telephonie  1882J 

Mehrfalztrommel  1888K 

Mehrphasensystem  1888F,  1888H 

Meibom'sche  Drusen  1666 

Meilenstein  260  v.  Chr. 

Meiler  s.  Holz,  dessen  trockene  Destilla- 
tion 

Melam  u.  Melamin  1829L 

Melasseentzuckerung  1849D,  1866S, 
1867F,   1878S,   1880S,   1882S 

Melassendünger  s.  Dünger,  künstlicher 

Meldereiter  560  v.  Chr.,  s.  a.  Rufposten 

Melibiose  1902F 

Melinit  1886T 

Melkmaschine  1862K 

MeUitsfiure  1799  K 

Melograph  1745 

Melone  320  v.  Chr. 

Meloplastik  1826R 

Membranen,  künstliche  s.  Niederschlags- 
membranen 


Membranfilterpresse  s.  Filterpresse 

Membranphonograph  (Phonautograph) 
1859S 

Membranpumpe  1874H 

Menidre'sche  Krankheit  186 IM 

Meningitis  cerebrospinalis  1886F 

Meningitis- Erreger  1886F,  1899W 

Meniskus  (Bezeichnung)  1611 

Mensch,  prähistorischer  1734M,  1778B, 
1828T,  1833S,  1836B,  1856F,  1866F, 
1867B,  1872S,  1878P,  1887F,  1900S, 
1901G,  1901P,  1903W 

Mensch,  Stellung  desselben  im  Natur- 
reich 647  V.  Chr.,  1650,  1735,  1775, 
1863H,  1901U 

Menschen-  u.  Tierblut,  dessen  Unter- 
scheidung 1901U,  1902F 

Menschenrassen  1684,  1711,  1736, 17766, 
1775P,  1842R,  1868G,  1870V,  1871H, 
1874P,  1879M 

Menschliche  Gehwerkzeuge  s.  Bewegungs- 
werkzeuge,  menschliche 

Menthol   1825D,   1892S,   1905H 

Mercerisieren  der  Baumwolle  1844M, 
1884D,   1894T 

Mergel  1830F 

Meridian  von  Ferro  1634 

Meridian  von  Greenwich  1884K 

Meridian  von  Rhodos  146  v.  Chr. 

Meridiankreis  1701,  1801 R,  1819B 

Merinoschafe  1822D 

Merkaptan  1833Z 

Merkur  1660,  1806S,  1889S 

Merkurdurchgänge  1631,  1677 

Mesenchym  1879H 

Mesitylen,  künstlich  1838K,  1866F 

Mesolabium  220  v.  Chr. 

Mesothorium  1907H 

MeßbUdrerfahren  s.  Photogrammetrie 

Meßeinheiten,  elektrische  s.  Maße,  elek- 
trische 

Meßinstrumente : 

a)  Flächenmesser  s.  Planimeter 

b)  Geschwindigkeitsmesser  s.  Anemo- 
meter, Ballistik,  Ballistisches  Pendel, 
Hydrometrisohe  Bestimmungen  u. 
Apparate,  Log,  Tachometer 

o)  Kraft-  u.  Leistimgsmesser  s.  Dyna- 
mometer, Indikatoren,  Manomet«r 

d)  Längenmesser  s.  DUatometer,  Di- 
stanzmesser, Lehren,  Meßrad,  Me- 
termaß, Wegemesser 

e)  Luftdruckmesser  s.  Aneroidbarome- 
ter,  Barometer,  Barometrograph 


—     1209     - 


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f)  Raummesser  s.  Gasuhr,  Wasser- 
messer 

g)  Schwereniesser  8.  Wage  u.  Gewicht, 
femer  (für  spezifiBches  Gewicht) 
Aräometer,  Hydrostatische  Wage, 
Pyknometer 

h)  Temperaturmesser    s.     Gasthermo- 
meter, Luftthermometer,  Pyrometer, 
Thermoelement,  Thermometer,  Ther- 
mometrograph,  Thermosäule 
i)  Winkelmesser  s.  Quadrant,  Sextant, 
Theodolit,      Winkelmaß,     Winkel- 
epiegel 
k)  Zählwerke  s.    Hub-   u.    Botations- 
zähler,  Rechenmaschine,  Schrittzäh- 
ler, Taxameter,  Tonmiquet,  Wege- 
messer 
1)  Zeitmesser  s.  Chronometer,  Metro- 
nom, Pendel,  Sonnenuhr,  Stunden- 
messer, Wasseruhr,  Uhren 
Meßinstrumente,  Schutz  derselben  gegen 

Störungen  1895J,  1895R 
Meßinstrumente,   elektrische  s.    Elektri- 
sche Meßinstrumente 
Messerfabrikation   1781,   1805B,   1847D 
Messing  1742,  1779,  1781,  1832M,  1896C 
Messing,  Warmpressen  desselben  1896D 
Meßkette  827,  160.5,  1633 
Meßknecht  (Pressler'scher)  1874P 
Meßmaschine  s.  Kaliber 
Meßmaschine  für  feste  u.  pulverförmige 

Substanzen  1906T 
Meßmethoden  für  Magnetismusmessung 
1884  Q,  1884R,  1885H,  1886L,  1891C, 
1891D,  1891E 
Meßrad  1525,  1869S,  1874W 
Meßtisch    1590,   1820R,  s.  a.  Kippregel 
Messung    der    chemischen  Lichtwirkung 

1855B,  1868V 
Messung    der    Selbstinduktion     1873M, 

1891W 
Messung  des  menschlichen  Körper8l879H 
Messung  hochgespannter  Ströme  1899E 
Messung  hoher  Temperaturen  s.   Pyro- 
meter, Wärmemessung 
Messung  in  absolutem  Maße  1833G 
Messung  kleiner  Gasdrucke  1874M 
Metachromatypien  s.  Abziehbilder 
Metalladem,  deren  Auffindung  1904D 
Metallammoniakverbindungenl893W,s.a. 

Chrom,  Kobalt,  Platin 
Metallbohrmascbinen  1710,  1803B 
MetaUchemie,  Beginn  derselben  1546 
Metalle,  deren  Geruch  1907G 


Metalle,  deren  Zunahme  bei  der  Calci- 
nation  1490,  1630,  1674,  1772 

Metallhobelmaschinen  1560,  18I4H 

Metallhydrüre  s.  Metall  Wasserstoff  Verbin- 
dungen 

Metallische  Reflexion  1816B,  1853S, 
1898H 

Metallisieren  des  Holzes  1719P 

Metalllüster  auf  Majolika  1548 

Metallmoir^  1814A 

Metallographie  1864S,  1875G,  1S78M. 
18950,  1896C,  1900H 

MetaUorganische  Verbindungen  1837B. 
1848K,  1849F,  1850L,  1861W,  1852F, 
1852F  u.  C,  1857W,  I860C,  1863F, 
1869F,  1890L,  1900G 

Metallotherapie  1860B,  1878C 

Metalloxyde,  deren  Reduktion  1904W 

Metallschläuche  1890L 

Metallsole  s.  Kolloidale  Substanzen 

Metallthermometer  1800J 

Metallwasserstoff  Verbindungen  1896  G, 
1902M 

Metamorphose  der  Pflanze  1768,  1786 

Metapbenylendiamin  1844Z 

Metaphosphorsäure  1833G 

Metastase  1823M 

Meteorite  460  v.  Chr.,  78,  1651,  1794, 
1799, 1803B,  183301b,  183301m,  1837M, 
1837Q,  1863R,  1864N,  1867A,  1867S. 
1873D,  1880D,  1880G,  1891B,  1S91P, 
8.  a.  Kometen,  Meteoreteinfälle 

Meteorograph  1846B,  1870T 

Meteorologie,  allgemeine  387,  330,  100 
V.  Chr.,  1350,  1505,  1522,  1566,  1582, 
1623,  1690,  1700,  1707,  1715,  1771, 
1774,  1780,  1788P,  1788S,  1835H, 
1873S,  1888S,  1895B.S.  a.  Aerostatische 
Grundgesetze,  Agrarprognose,  Alpen- 
glühen, Atmosphäre,  Atmosphärische 
Strahlenbrechung,  Barometer,  Berg- 
krankheit, Blitz,  Blitzröhren,  Brocken 
gespenst,  Dämmerung,  Drachen  und 
Ballons  zur  Registrierung,  Durchsichtig- 
keit der  Luft,  Elmsfeuer,  Fallwinde. 
Festkörper  in  der  Atmosphäre,  Hagel 
fälle,  Himmel,  dessen  Bläue,  Höfe, 
Höhenklima,  Höhenwarten  zu  meteoro- 
logischen Zwecken,  Hygrometer,  Irr- 
lichter, Klimatologie,  Luft,  Luftballon, 
Luftelektrizität,  Luftspiegelung,  Nacht- 
wolken, leuchtende,  Nebelbildung, 
Rauhfrost,  Regen,  Reif.  Schnee,  Schnee- 
grenze, Sturmwarnungen,  Sziatillation. 


1210 


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Saclnnmicliiiii 


Tau,  Thermometer,  W&rmeleitungBkon- 
staute  der  atmosphärischen  Luft, 
Wasserdampf,  atmosphärischer,  Wetter- 
progno8e,Wetterkarten,Wind©,Wolken, 
s.  a.  Meteorologische  Instrumente 

Meteorologie,  dynamische  s.  Barometer- 
schwankungen, Barometrische  Minima, 
Drehungsgesetz  der  Winde,  Eiszeit, 
Feuohtigkeits-  u.  Niederscblagsverhält- 
niese  der  Erde,  Isanomalen,  Isobaren- 
karte, Isothermen,  Luftdruck,  Luft- 
zirkulation, Passate,  Stürme,  magne- 
tische. Stürme,  Wirbelcharakter  der- 
selben, Sturmwarnungen,  Winde,  deren 
Verhältnisse  u.  Bezeichnung,  Windge- 
setz, barisches 

Meteorologie,  dynamische  (Bezeichnung) 
1879R 

Meteorologie,  hygienische  189öB 

Meteorologie,  kosmische  s.  Mond,  dessen 
Einfluß  auf  den  Luftdruck,  Sonnen - 
flecke  u.  deren  Beziehung  zur  Erd- 
wärme 

Meteorologie,   maritime   1853M,    1879  N 

Meteorologische  Instrumente  s.  Anemo- 
graph, Anemometer,  Barometer,  Dra- 
chen V.  Ballons,  Hygrometer,  Meteoro- 
graph, Psychrometer,  Regenmessung, 
Thermometer,  Thermometrograph,  Ver- 
dunstungsmesser, Windfahne,  Windrose 

Meteorsteinfälle  78,  1794,  1803B,  s.  a. 
Meteorite 

Metermaß  1792M,  1800P,  1875H,  1892M, 
1907B 

Methan,  synthetisch  1863B 

Methode  der  Kaskaden  1690 

Methode  der  Koinzidenzen  1735,  1790 

Methode  der  Maxima  u.  Minima  1636, 1747 

Methode  der  kleinsten  Quadrate  1796, 
1806L 

Methode  der  vollständigen  Induktion  1654 

Methode  der  unbestimmten  Koeffizienten 
1637 

Methode  des  Unteilbaren  1635 

Methoden,  analytische  1637D 

Methylalkohol  1822T,  1834D 

Methylalkohol,  Synthese  desselben  1858B 

Methylamin  1849W,  1852B 

Methylamin,  flüssiges  19066- 

Methylanilin  1866B 

Methylenblau  1877C,  1891E 

Methylenblau,  dessen  therapeutische  An- 
wendung 1890E,  1891E 

Methylgrün  1866L 


Methylierung  1906E 

Methylsulfür  1839R 

Methylviolett  1866L,  s.  a.  Hof  mann- 
Violett 

Metronom  s.  Taktmesser 

Miesmuschel  1888B 

Migräne  1873L 

Migrationstheorie  der  Tiere  1868W 

Mikadogelb  1886B 

Mikrobe  (Name)  1878S 

Mikrochemie  1840M,  1846S 

Mikrochemische  Analyse  1866H,  1877B, 
1880H,  1886K,  1894B,  s.  a.  Metallo- 
graphie 

Mikrometer  1640,  1667,  1737,  1743,  1776, 
1845B,  8.  a.  Beugungsgitter,  Faden- 
kreuz 

Mikroorganismen,  deren  Nachweis  durch 
den  Sonnenstrahl  188 IT 

Mikroorganismen  als  Ursache  der  In- 
fektionskrankheiten 1762P 

Mikroorganismen,  deren  Zerstörung  durch 
Kochen  1836S 

Mikrophon  1877B,  1877E,  1878H,  1878L, 
1881H 

Mikrophotographie  I840D,  1844M,1866M, 
1870D,  1886A,  1906K 

Mikropyle  1854K 

Mikroskop  1590,  1614,  1637,  1665,  1668, 
1672,  1679,  1716,  1747,  1823A,  1824C, 
1827A,  1861B,  1872A,  1878A,  1886A. 
1886A,  S  u.  Z,  1897Z,  1903S,  1904D, 
1906K 

Mikroskop,  Bezeichnung  1614 

Mikroskop,  erste  Verwendung  1692,  1626 

Mikroskop,  katadioptrisches  1672 

Mikroskopisches  Studium  der  Gesteine 
1850S,   1858S,   1866Z,   1873R 

Mikroskopisches  Studium  der  MetaUe  a. 
Metallographie 

Mikrotom  18430,  1866H 

Mikrowage  1902S,  1903N 

Milch  u.  Milchwirtschaft  1794,  1827A, 
1849H,  I856G,  1863S,  1864P,  1869B, 
1872H,  1872L,  1875H,  1879L,  1886A, 
1886S,  1891 R,  1902G,  1903  J,  1904D, 
1904W,  s.  a.  Butter,  Galaktoskop,  Käse- 
bereitung 

Milch,  kondensierte  1849H 

Milchanalyse  1854M,  1866F,  1881S,1887L 

Milchsäure  1780,  1832B,  1881H,  1894P, 
1896L,  1900B 

Milchsäure,  synthetisch  1860S,  1868W 


1211     — 


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MilohB&uregärung  u.  deren  Erregerl867P, 
1877L,  1884H,  1896L,  8.  a.  Gärung, 
zellenfreie 

MUchstraOe  1610,  1765,  1784 

Hilchwirtschaftliohe  Versucbastation 

1876P 

MilchEentrifugen  1864P,  1879L 

Milchsuoker  1616 

Milchzucker,  dessen  Spaltung  1876F 

Militärsanitätswesen  s.  Lazarette 

Million,  Bezeichnung  1484 

Millon'sches  Reagens  186  IM 

Milz  1670 

Milz,  Exstirpation  derselben  s.  Exstir- 
pation  der  Milz 

Milzbrand,  Scbutzimpfang  gegen  den- 
selben 1889P 

Milzbrand,  Übertragung  desselben  1863D 

MüzbrandbacUlus  1849P,  1863D,  1876E 

Mimikry  1794.  1860B 

Mimosenblätter.  deren  Bewegungen 
1848B 

Minderer'scher  Spiritus  1610 

Minen  87  v.  Chr..  1403,  1496,  1568,  1778, 
18056,  1812S,  8.  a.  Sprengarbeit 

Minen,  submarine  1420.  1686,  1801F, 
1812S,  1876N,  1907L 

Minensohiffe  1686 

Mineralanalyse  1674,  1641.  1720.  1771, 
1780,  1782,  1802R,  1823B,  1840R, 
1877B,  1880H 

Mineralien,  deren  AufBchlieQung  für  die 
Analyse  s.  Mineralanalyse 

Mineralien,  deren  chemische  und  physi- 
kalische Kennzeichen  1669,1730,1763, 
1777,   1792 

Mineralien,  deren  Entstehung  1702,  1777 

Mineralien,  deren  mikroskopische  Unter- 
suchung 1860S,  1866Z 

Mineralien,  künstliche  s.  Gesteine,  künst- 
liche Bildung  derselben 

Mineralmalerei  s.  Malerei 

Mineralogie  s.  Ätzfiguren,  Dimorphie. 
Doppelbrechung,Isomorphie,Krystalle, 
Krystallisation,  Krystallographie,  Kry- 
stiJIoptik,  Lötrohr,  Mineralanalyse,  Mi- 
neralien ,  Mineralogische  Systematik, 
Piezoelektrizität,  Plastizität,  Polymor- 
phie, Pyroelektrizität 

Mineralogische  Systematik  1660,  1768, 
1763,  1776,  1782,  1811M,  1816Be, 
1816Br 

Mineralöle  s.  Paraffin-  u.  Mineralölindu- 
strie 


Mineralfttoffweohsel  1874B,1880W,1893L, 

1900E,  1902B,  1906A 
Mineralwässer,     deren     Analyse     1572, 

1900K 
Mineralwässer,    künstliche    1572,     1736, 

18178,  1848B,  1877B 
Mineralwassertherapie  1900K 
Minuszeichen  1489 
Minute,  Bezeichnung  150 
Miocän  1838L 
Mischgas  s.  Wassergas 
Misohvorrichtungen    für    öle    u.    Fette 

1890A 
MißbUdnngen  330  v.  Chr..  1818M,  1829G. 

1840G,  1876D.  1885R.  1890G 
Mississippi  1623,   1539,   1673L,   1673M 
Mississippiiegulierung  1898E 
Mithiidatisme  80  v.  Chr. 
MitisguB  1886N 

Mitrailleuse  1565,   1867R.   1883M 
Mittemachtssonne  663 
ModeUsohleppversuche  u.  Modellsohlepp- 

Versuchsstationen  1763.  1793,  1827W. 

1830M,  1844R,  1866R.  1872F,  1876T, 

1879R,  1884D,  1900K 
Mohr 'sehe  Wage  1848M 
Moirö  metallique  s.  Metallmoirö 
Moirieren  1769 
Moi-vre'scher  Satz  1730 
Molekül,  Atom  u.  Äquivalent  1846L 
Molekularbewegung  in  Gasen  1907E 
Molekularbewegung  kleinster,  fester  Teil- 
chen in  Flüssigkeiten  1827B 
Molekulares  Drehungsvermögen  s.  Dreh- 
ung der  Polarisationsebene  durch  Mag- 
nete, Drehungsvermögen 
Molekulargewicht  u.  dessen  Bestimmung 

1815G,  1826D,  1861W,  1857B,  1868H. 

1876K,  1878M,  1884R.  1886E.  1888B. 

1888E,  1888R,  1889B.  1889H,  1896T, 

1898L 
Molekularkräfte  1836M 
Molekularmagnetismus  1865W 
Molekularphysik  1888L 
Molekularrefraktion  1806A,  1868G, 

1862L,  1880B,  1880L 
Molekularvolum    1840K,    1866K,    1859S 
Molekularwärme  s.  Atomwärme 
Molektdarwirkungen  zwischen   Gasen  u. 

festen   Körpern   bez.    Flüssigkeiten    s. 

Gase,  deren  Absorption 
Moleküle,  deren  Geschwindigkeit  1858C, 

1860M 
Moleküle,  deren  mittlere  Wegel&nge  1860C 


1212 


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tachvintldinii 


Molette  1808L 

MolkeTei  s.  Milch  a.  MilchTrirtschait 

MoUuaken  1730,  1767,  1766,  1795,  1816B, 
1870L,  1901B 

MoUoBkengeh&use  1901 B 

Molukken  1511,1520 

Molybdän  u.  deeaen  Verbindungen  1781, 
1859B,  1886K,  1895M 

Momentphotographie  1874J,  1874M, 
1880M,   1882  A,   1884M,  1896L 

Monat  B.  Kalender,  Zeitrechnung 

Mond  585,  530,  460,  420,  300,  146  v.Chr., 
150,  980,  1490,  1499,  1560,  1609,  1647, 
1687,  1733,  1751,  1753,  1760,  1766, 
1799,  1846M,  1858S,  1878S,  1880D, 
1886L,  1891V,  1897L,  1900W,  1902P, 
1906F,  1907M,  s.  a.  Caesini'sches  Gesetz 
der  Mondbewegnng,  Evektion,  Höfo 
um  Sonne  und  Mond,  Jährliche  Gleich- 
ung des  Mondes,  Libration,  Licht,  asch- 
graues, Sonnenfinsternisse,  Variation 
des  Mondes,  Wärme  der  Weltkörper, 
8.  a.  die  nachstehenden  Artikel 

Mond,  dessen  Einfluß  auf  den  Luftdruck 
1733 

Monde  der  Planeten  8.  die  betreffenden 
Hauptplaneten 

Mondfinsternisse  685  v.  Chr. 

Mondgas  1889M 

Mondglas  1330 

Mondjahr  s.  Kalender,  Zeitrechnung 

Mondkarten  s.  Mond 

MondUcht,  dessen  Wärme  1846M 

Mondparallaze  146  v.  Chr.,  160,  1761 

Mondtafeln  1763,  1760 

Moneren  1870H 

Monierbau  s.  Beton  u.  Betonsteine 

Monochloramin  1907  R 

Monochloressigsäure  1867H 

Monoootyledonen  u.  Dicotyledonen,  de- 
ren Unterscheidung  1676 

Monograph  1902H 

Monosulfopersäure  1898C 

Monotypie  I893H 

Montblanc,  dessen  Besteigung  1787 

Moorkultur  1712,  1862R,  1877P,  1894T 

Moorversuohsstationen  1877F 

Moränen  1786,  1787,  1802P,  1816V, 
1822V,  1835C,  1837S,  1847M,  s.  a. 
Gletsoherforschung 

Moränenlandschaft  1837S 

Morgen-  u.  Abendrot  1899L 

Morgenstern  532  v.  Chr. 

Morin  1831C 


Morphin  1803D,  1806S,  1869M,  18816, 
1900P,  1903K 

Morphiumsucht  1874F 

Morpholin  1889K 

Morphotropie  1870G 

Morse'scher  Sohreibtelegraph  1836M, 
1844M 

Morse'sche  Strichpunktsohrift  1840M 

Mörser  1686 

Mörtel  1871K,  1871S,  8.  a.  Beton,  Gips, 
Luftmörtel,  Mörtel,  hydraulischer, 
Waaaermörtel,  Zement 

Mörtel,  hydraulischer  20, 1682. 1756,1796, 
1834P,  1866S,  1898Z 

Mosaikdmck  1826S 

Moschus,  natürlicher  1906S 

Moschus,  künstlicher  1889B 

Motorboot  ohne  Dampf  s.  Boot  mit  Pe- 
troleum- u.  Benzinmotoren,  Elektri- 
sches Boot 

Motordrachenflieger  e.  Flugapparate 

Motorfahrrad  1895D 

Motorschlitten  1901M 

Motorwagen  s.  Automobil 

Moxen  1680 

Mucin  1886H 

Mulinierstuhl  1272 

Müllerei  und  Müllereimaschinen  536, 
1560,  1680,  1751,  1781,  1784,  1810P, 
1821H,  1825A,  1829S,  1832B,  1847V, 
1862J,  1863L,  1867F,  1869J,  1870P, 
1870W,  1872H,  1877N,  1878R,  1887H, 
1890H,  1892S,  1894S 

Multiplextelegraphie  1872M,  1875L, 
1898M 

Multiplikationszeichen  1686 

Multiplikator  1820S,  1826N 

Mumien  s.  Einbalsamierung  von  Leichen 

Mumiendurobleuchtung  1905A 

Mundspiegel  1720 

MuntzmetaU  1779,  1832M,  1862M 

Münzprägemaschinen  s.  Münztechnik 

Münzsortiermaschinen  s.  Münztechnik 

Münztechnik  444  v.  Chr.,  1552,  1568, 
1615,  1685. 1790,  1808G,  1816B,1817U, 
1828N,   1834W,   1844C,  1860L,  1871S 

Murexid  1838L 

Muscardine  1837B 

Muscarin  1870S 

Muschellinie  s.  Konchoide 

Muschelschalen,  Bildung  derselben  1709 

MuBCon  19063 

Musik,  Technisches  676,  350  v.  Chr.  610. 
910,  1660 


-      1213      - 


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Huaik,  physikalische  Theorie  derselben 

I863H 
Husikinstrumente,    meohanisohe,    Loch- 

platten  für  dieselben  1877E 
Musiknoten    u.    Notendruck    910,    1026, 

1476.  1498.  1625.   1686,   1756.   1836B, 

1892W 
Musivgold  1681 
Muskatnuß  660,  1903S 
Muskeldurchsohneidnng  s.  Myotomie 
Muskeleiweiß  1860E 
Muskelkraft.  Quelle  derselben  1860H 
Muskeln   167.   1662,    1660.     1670,    1672, 

1679B,  1679L,  1680.  1745,  1757. 1780G, 

1780H,  1827N,1833K,  1836W,  1840B, 

1840H.  1847K,  1848D,  1848H,  1850H, 

1867F,  1871Z,  1874H,  1880R.  1886Z. 

1889Z 
Muskelstrom  1780G.1827N,1848D,  1878W 
Muskelton  1670 
Muskete  1667,  1626 
Muskulatur  der  Arterien  1840H 
Mutationstheorie  1901V 
Mtttoskop  s.  Kinematograph 
Mutterkorn    1661,    1630,     1787,    1807S, 

1864W,  s.  a.  Ergotin 
Myasthenie  1895J,  19010 
Myoetoma  s.  Madurafuß 
Myooderma  1822P 
Mycosis  fungoides  1807A 
Mydriatika  1828H 
Myelin  1854V 

Mykologische  Forschung  s.  Pilze 
Myographien  1850H 
Myom  1860R,  1863  V 
Myopie  s.  Kurz-  u.  Weitsichtigkeit 
Myosin  1860E 

Myotomie  1662,  1839D,  1841 D 
Myrabolanen  1260 
Myrioetin  1872L 
Myristicin  1903S 
Myrosin  1837B 
Myrrhenöl  1832  R 
Mytilotoxin  1888B 
Myxinoiden  (Schleimfische)  1834M 
Myxobakterien  1892T 
Myxoedem  18780.  1883S 
Myxomyceten  1829F. 


Nachbilder  1634 

Nachgeburt,  Entfernung  derselben  1864C 

Nachtfröste    s.   Durcbstrahlbarkeit    der 

Luft,Fro8t8ohutz,  Nächtliche  Strahlung 


Näohtiiche  Strahlung  1784,  1893H 
Nachtlicht  1526 

Nachtwolken,  leuchtende  1882J 
Nadelfabrikation  1812B,  1817H,  1831L, 

1835P,  1838N,  1840P,  1853J,   1853M. 

1856N,   1865C,   1866B,   1867K,   1872B 
Nadelproblem,  mathematisches  1777 
Nadeltelegraph  1835S,  1837W 
Nagana  s.  Trypanosomakrankheiten 
NageUabrikation     1771,     1790,     1804G. 

181 IW,  1841 R,  1846W,  1880F,  1880W, 

1900F 
Nähmaschine  1790, 1829T,  1836M,1847H, 

1851S,  1851W,  1852G,  1852W,  1853W, 

1857W,   1873H,   1879D,   1884W 
Nähnadel  s.   Nadelfabrikation 
Nährboden  u.  Nährflüssigkeit  für  Bak- 
terien 1860P,  1872K,  1881K 
Nährgelatine  als  Nährboden  188 IE 
Nährklystiere  20,  1680 
Nährmittel,    chemische    1842W,    1847L, 

1850P,  1862G,  1893S,  1895F 
Nährmittelfabrikation  1845V,  1869M 
Nährpräparate  s.  Nährmittel,  chemische 
Nährsalzpräparate  1803L 
Nahrungsmittel,    deren    Wärmewert    s. 

Ernährung  des  Menschen 
Naphtalin  1820G,  1832L,  1865E 
Naphtälin,  synthetisch  1867B,  1869G 
Naphtalinrot  1867S 
Naphtamaschinen  1S88Y 
Naphtazarin  1861R 
Naphtolazofarbstoffe  1878R,  1879B 
Naphtolgelb  1868M 
Naphtylamin  1842Z 
Napier'sche  Analogien  1614 
Narcein  1832P 
Narkose  s.  Anästhesie 
Narkotin  1808D,  1817  R,  1844W,  1867H 
Nasenheilkunde  s.  Rhinologie 
Nasenschleimhaut  1660 
Natrium  1807D,  1889C 
Natriumamid  1808G,  1858B,  1894T 
Natriumbicarbonat  1893B 
Natriumsulfat  s.  Glaubersalz 
Natriumsuperoxyd  1861H,  1897A 
Natriumverbindungen  1857W 
Natron  (Bezeichnung)  1800K 
Natron,  dessen  Verschiedenheit  von  Kali 

1736,  1768 
Natron,  essigsaures  1736 
Natron,  kohlensaures  s.  Soda 
Natroncarbonöfen  1887N 


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Sachiwmiciiiili 


Natronverbindungen  1683,  1736,  1768, 
1797,  1864B,  s.  a.  Chiligalpeter,  Glau- 
bersalz, EauBtische  Soda,  KoohsaLB, 
Soda 

Naturgeschichte,  Allgemeine  77,  1682, 
1845H 

Naturreich,  Einteilung  desselben  in  drei 
Reiche  1682 

Naturselbstdruck  1849A,   1850E 

Navigation  1837S,  s.  a.  Schiffahrt 

Navigationsschule  1438 

Neandortalschädel  1856F,  1887F,  1901G, 
1903W 

Neapelgelb  1840B 

Nebel  u.  Nebelflecke  1612,  1618,  1764, 
1771,  1779,  1786, 1824H,  1845  R,  1848B, 
1852H,  1864H,  1865H,  1877H,  1880D, 
1887H,  1888R 

Nebel  (meteorologisch)  1886H,  1887T, 
1894M 

Nebelbilder  s.  Brockengespenst 

Nebelhorn  1861D 

Nebennieren  1564,  1855A,  1855B,  18940, 
1901T 

Nebularhypothese  s.Kosmologische  Theo- 
rien 

Neeff  scher  Hammer  1839N 

Nekrose  der  Knochen  1782 

Nelken  650 

Neodarwinismus  1875W 

Neodym  1885A 

Neon  1898R 

Neovitalismtis  1901 R 

Neoytterbium  1907U  ,  1908U 

Nephrektomie  s.  Nierenchirurgie 

Nephrotomie  s.  Nierenchirurgie 

Neptun  u.  dessen  Trabant  1796,  1823B, 
1845A,  1846G,  1846L,  1888P 

Neptunismus  1669,   1740,  1785 

Nemstlampe  1898N 

Nerven  u.  Nerventätigkeit  330,  300  v. 
Chr.,  80,  97,  167,  1667,  1686,  1764, 
1776,  1810M,  1811B,  1826B,  1826M, 
1831M,  1836B,  1837F,  1837P.  1839R, 
1840H,  1844R,  1846C,  1846W,  1848D, 
1860H,  1850S,  1850W,  1851B,  1851L, 
18548,  1859P,  1867L,  1876F,  1878F, 
1882G,  1883W,  1886M,  189IE,  1892T, 
s.a.  Gehirn- u.  Rückenmarkphysiologie, 
Hsutempfindungen,  s.  ferner  die  ein- 
zelnen Organe 

Nerven,  deren  elektrische  Kräfte  1827N, 
1848D 

Nerven,  deren  Entartung  1850W 


Nerven,  deren  vasomotorische  Funktion 
1851B 

Nerven-  o.  Sehnenersatz  1882G 

Nervendehnung  1873N 

Nervendurchschneidung  s.  Neurotomie 

Nervenerregung,Fortpflanzimgsgesch  win- 
digkeit derselben  1850H 

Nervennaht  1836B,  1882G 

Nervenstrom  1848D,  1859P 

Nervus  sympathicus  1851B 

N'ervus  vagus,  dessen  herzhemmende 
Tätigkeit  1846W 

Neßler'sches  Reagens  1856N 

Netzhaut,  deren  Rolle  in  bezug  auf 
Lichtempfindung  300  v.  Chr.,  1160, 
1583,  1604,  1619,  1850M,  1863V,1871H, 
1876B,  8.  a.  Gesichtsfeldmeesungen, 
Netzhautbildchen 

Netzhaut  als  eigentliches  Sehorgan  300 
V.  Chr.,  1619 

Netzhautbildchen  1587,  1625 

Netzmaschine  1804J 

Neue  Sterne  s.  Fixsterne,  neue 

Neu-Fundland  1524 

Neu-Guinea  1526 

Neumann-Kopp'sches  Gesetz  1864K 

Neurasthenie  1860B 

Neurektomie  1793,  1889T 

Neurin  1865L 

Neurin,  synthetisch  1868W 

Neurom  1829W 

Neuronal  1904F 

Neuronen  1891 R 

Neuropathologie  1740,  1862D,  1863F, 
1870C 

Neurosen,  traumatische  1866E 

Neurotomie  1730 

Neusilber  e.  Argentan 

NeutraUsationswärme  s.  Thermochemie 

Neutralitätsgesetz  1777W 

Newton'sches  Farbenglas  1666H,  1676N, 

Nickel  1751,  1823G,  1842B,  1867G, 
1878F,  1893H 

Nickel,  dessen  katalytische  Eigenschaf- 
ten 1902S 

Nickelcarbonyl  s.  Nickelkohlenoxyd 

Nickeleisen  u.  Nickelstahl  1850W,  1888S. 
1889  R,  1899G 

Nickelkohlenoxyd  1890M 

Nickelmünzen  1837F 

Niokelstahl  s.  Nickeleisen  u.  Nickelstahl 

Nickelverbindungen  1751,  1830R,  1890M 

Nicorsohes  Prisma  1828N 


—     1215     — 


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aaGhvtmicImlt 


Nicotin,  auch  Bynthetiech  1828P,  1867H, 

1892P,  1903P 
NiederschlagsmembTanen  1867T,  1876T 
NieUo  1450 

Nieren  1662,  18060,  1845B,  1890B 
Nierenchirirgie  1680, 1690, 1839R,1869S, 

1877C 
Nierenkrankheiteu    550,     1760,     1827B, 

1839R 
Nierensteine  b.  Harnsteine 
Nietmaschine     1838P,     1875T,     1879A, 

1889T,  1898K,  1906A 
Nilblau  1879M 
Nilregulierung  1898B 
Nilschwelle  460  v.  Chr. 
Nilstauwerk  1898B 
Niobium  u.  dessen  Verbindungen  1844R, 

1853R,  1866B,  1907B 
Nitragin  1895N 
Nitrifikation,  Nitrosobakterien  u.  Nitro- 

bakterien  1877S,  1887P,  1890W,  1902N, 

1908M 
Nitrile    1831P,    1834P,    1844F,    1847D, 

1862M 
Nitrile,  Überführung  in  Amine  u.    Al- 
kohole 1862M 
Nitrobenzol  1834M,  1849M 
Nitroglycerin  1847S,  1868M 
Nitroguanidin  1892T 
Nitrohydroxylamin  1907A 
Nitrokörper  8.  Teerfarben 
Nitrokörper,  aliphatiBche  1872M,  1892K 
Nitrokörper,  basische  1845H 
Nitrokörper,  deren  Umwandlung  in  Ami- 

dokörper  1842Z,  1854B 
Nitromethan  1872M 
Nitroprussidnatrium  1849P 
Nitrozellulose  s.  Schießbaumwolle 
Niveau  s.  Libelle 
Niveaukanal  s.  Kanäle 
Niveaulinien  1728,  1737.  1771,  1791,1799, 

1817H,  18300,  1881G 
Nivellierinstrumente  1684,  1790,  1810B, 

18398 
Nobili'Bche  Farbenringe  1826N 
Noeud  vital  1837F 
Nomenklatur,    chemische    1787,    1811B, 

1892P 
NoniuB  1631 
Nordlicht  320  v.  Chr.,  1561,  1621,  1714, 

1740,     1741,     1843B      1867A,    1882T, 

1883L,  1884P,  1887P,  1894P 
Nordlicht,  Höhe  desselben  1740,  1884P 


Nordlinie,  Kenntnis  derselben  2600,  1830 
V.  Chr. 

Nordöstliche  Durchfahrt  1553.  1556,1580, 
1596,  1821L,  1875N,  1878N 

Nordostseekanal  1887B 

Nordpolarfahrten  1806S,  1819P,  1820W, 
1827P,  1829R,  1833B,  1848R,  1850M. 
1853K,  1853R,  1857M,  1860H,  1869K, 
1871H,1871S,1872P,  1876Na,  1875No, 
1878N,  1879D,  1881G,  1893N,  1897A, 
1898P,  1898S,  1900L,  1900T,  1906H, 
1906M.  1906P 

Nordwestliche  Durchfahrt  1600,  1576, 
1585,  1607,  1612,  1614,  1616,  1818R, 
1819P,  1819S,  1846F,  1850M,  1857M. 
1903A 

Normalelement  1874C.  1892W 

Normallösungen  1808D 

NonnalmaBe  s.  Maß-  u.  G«wicht«ByBteme 

Normalsäure  1808D 

Normalton,  internationaler  1834S 

Northern-Pacific-Bahn  1883N 

Norwegium  1879D 

Noten  B.  Musiknoten  u.  Notendruck 

Notendruck  b.  Musiknoten  u.  Noten- 
druck 

Novooain  1905E 

Nowaja  Semlja  1566,  1870J 

Nudein  1871H,  1874M 

Nucleoproteide  1874M,  1889H 

Numeriermaschine  1809B 

Nürnberger  Eier  1505 

Nürnberger  Schere  400 

Nußöl  64 

Nutation  der  Erdachse  1747,  1749 

Nutrose  1894H 

Nystagmus  1801S, 


Oberbau  s.  Eisenbahnwesen 

Oberbautheorie  188SZ 

Oberfläfihenkondensator  1787,   1829E, 
1834H,  1869H 

Oberflächenspannung  s.  CapiUarität 

Oberflfichen  Vergaser  1896P 

Oberhefe  1843M,  1870R 

Oberirdische    Stromzuführung    s.    Elek- 
trische Bahnen 

Obertöne  1677,  1896S 

Objektiv  (Bezeichnung)  1646 

Objektiv  der  Camera  obscura  1812W 

Objektiv  für  Femrohre  1045, 1665, 1757, 
1814F,  1818G,  1890C,  1892T 


—      1216     — 


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Objektive,  photographische  1812W, 
1839C,  1840P,  1856P,  1857G,  1860D, 
1860H,  1864S,  18818,  1890R,  1892H, 
1893S 

Oblaten  zum  Einnehmen  von  Araneien 
1872L 

Observatorium  8.  Sternwarten 

Obstkultnr  1228,  1260,  1535,  1664,  1600, 
1652,  1666,  1687,  1693,  1710,  1760, 
1787,  1810T,  1816K,  1821D,  1846D, 
18520,  1854L,  1858D,  1860L,  1879L, 
1900B 

Obturatoren  1561 

Odometer  s.  Schrittzähler,  Wegemesser 

Odontograph  1837W 

Offene  Wundbehandlung  1809K 

Ohm'sches  Gesetz  der  StromstärkeI8260, 
1831Fe,  1837P 

Ohm'sches  Gesetz  des  Magnetismus 
18400 

Ohmmeter  s.  Elektrische  Meßinstrumente 

Ohr  u.  dessen  Anatomie  400  v.  Chr.,  20, 
1480,  1543,  1546,  1650E,  1550F,  1570, 
1602,  1640,  1665,  1683,  1691,  1704, 
1735,  1741,  1742,  1760,  1761,  1780, 
1781,  1789,  1824P,  1846C,  1850S, 
1854H,  1863H 

Ohrenheilkunde  400  v.  Chr.,  20,  1600, 
1640,  1683,  1704,  1736,  1741,  1761, 
1801C,  1819S,  18211,  1829D,  1841T, 
1846W,  1853T,  1861M,  1863P,  1866T, 
1868M,  1868S,  1870M,  1873S,  1884Z, 
1889K,  1896B 

Ohrenkatheterismus  1704.  1741,  1863P 

Ohrenmassage  1884U 

Ohrspiegel  1600 

Okklusion  der  MetaUe  1868G,   1898R 

Ökonometer  1893A 

Oktaeteris  540  v.  Chr. 

Oktoplex  von  Rowland  18991t 

Okular  (Bezeichnung)  1645 

Okular  für  Fernrohre  1645,  1684,  1783, 
1824A,  1872Y 

Okulieren  der  Strftucher  1666,  1787 

öl  der  holländischen  Chemiker  s.  Chlor- 
äthylen 

Olbers'sche  Methode  1744 

Olbildendes  Gas  s.  Äthylen 

Ölbremse  s.  Flüssigkeitsbremse 

öle  u.  Fette  800,  259  v.  Chr.,  1787,  1790, 

1800N,  1821H,  1829A,  1830C,  1838W, 

1844C,  1858K,   1863S,   1869B,  1878F, 

1878S,  1883P,  1884D,  1889W,  1890A, 

Darmstaedter. 


1S98F.  B.  a.  Extraktion  von  ölen  n. 
Fetten,  Hydraulische  Presse,  Ölkuchen 

öle,  Extraktion  derselben  s.  Extraktion 
von  ölen  und  Fetten 

öle,  deren  Festwerden  durch  Salpeter- 
säure B.  Elaidin 

Olfaktometer  1895Z 

Ölfarbendruck  1833S 

Olgas  1815T,  1867P 

Ölgemälde,  Regeneration  derselben  1870P 

Oligocän  1838L 

OUvenöl  800  v.  Chr.,  1832R 

ölkautschuk  1848S 

Ölkuchen,  deren  Verwendung  1700,  1761 

ölluftpumpe  1874G 

Olm  1814H 

Ölmalerei  s.  Malerei 

Ölmotoren  1898H 

Ölmühle  n.  Ölpresse  1718,  1800N,  1821P, 
1856D 

ölpastell  s.  Malerei 

Ölsäure  u.  deren  Überführung  in  feste 
Säuren  1823C,  1883S,  1902  L 

ölseparation  1902E 

ölsüß  s.  Glyoerin 

Olympiaden  260  v.  Chr. 

Ombrometer  s.  Regenmessung 

Omnibus  1819L 

Opaleszenzglas  s.  Irisierendes  Glas 

Operationen,  neue  s.  Chirurgie,  allge- 
meine 

Ophthalmologie  s.  Augen,  Augenheilkunde 

Ophthalmometer  1850H 

Opiansäure  1844W 

Opium,  dessen  Gebrauch  in  der  Medizin 
161.5,  1701 

Opiumalkaloide  s.  Codein,  Cotamin, 
Morphin,  Narcein.Naxkotin,  Papaverin, 
Thebain 

Opsonine  s.  Phagocytose 

Optik,  Allgemeines  300  v.  Chr.,  63,  1604, 
1853H 

Optisch  aktive,  asymmetrische  Körper 
1902F 

Optisch  aktive  Körper,  deren  Umwand- 
lung in  ihre  Antipoden  1895W,  1896W 

Optische  Systeme,  deren  Kardinalpunkte 
1845L,  1871T 

Optometer  1615,  1769,  1801Y.  1830S, 
1863H 

Orange  1520 

Orchestrion  1785,  1791,   1860K 

Orcin  1829R 

Orexin  1890P 


—     1217     — 


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Sachmmichiils 


Organische    Körper,    deren    Untersohei- 
düng  von  den  unorganischen  Körpern 

1777,  8.  a.  Anorganische  u.  organische 
Körper 
Organische  Körper,  Konstitution  dersel- 
ben 1777,1835L,1839D,  1850W,1853G, 

1853K,   1864S,   1865K.  s.  a.  Konstitu- 
tion, chemische 
Organtherapie  1889Bi,  1889Br,  1894B 
Orgel  230  v.  Chr.,  1470,  1685,  1785.  1791, 

1832B,  1842W,  1846E,  1850K,  1867Ba, 

1867W 
Orkney-Inseln  84,  18198 
Orlean  1525,  1875E 
Ornithin  1891 S 
Ornithologie  s.  Vögel 
Orsat'scher  Apparat  18740 
Orseille  1300,   1829R,   18488 
Oersted'scher    Kompressionsapparat     s. 

Piezometer 
Orthochromatische  Platten  1873'V 
Orthodiagraphie  1899M 
Orthodiaskopie  s.  Orthodiagraphie 
Orthof  orm  1897E 
Orthopädie  210,  1561,  1650,  1700,  1741, 

1788,    1812H,    1813L,    1816D,    1816J, 

18270,  1828D,  1830&,  1866Z,  1880H, 

1890H,  B.  a.  Heilgymnastik 
Orthopädische  Heilanstalt^  erste  1788 
Orthoskop  1856P 
Ortsbestimmung    110,    820,    1270,    1499, 

1615,  18378,  1844W,  1886F 
Ortsbestimmung,      chemische       1865K, 

1866B 
Orvopumpe  18970 
Osmium  1803T 
Osmiumlampe  1898A,  1901B 
Osmium  Verbindungen  1848C 
Osmotischer   Drucik   u.    dessen    Theorie 

1877P,  1884H,  1890H 
Osmotischer  Druck  in  der  Pflanzenzelle 

1877P 
Osmotische  Theorie  der  Voltakette  1888N 
Ösophagoskopie  1881M,  1895R 
Ösophagotomie  1730 
Osramlampe  1905D 
Osteoklasie  18270 

Osteologie  s.  Knochen,  deren  Bildung 
Osteomalacie  1739 
Osteoplastische    Resektion   am    Schädel 

s.   Replantation  von  Knochenperiost- 

lappen 
Osteotomie  1852L 
Osterfest  325 


Ostindien  1497,  1520,  1601,  1812  M 
Oszillierende       Dampfmaschine        1785, 

1820C,  1838P 
Oszillierende  Entladungen  1824S,  1842H. 

1858F,  1895L 
Oszillograph  1889F 
Ovariotomie  1809M.  1858W 
Oxaläther  1773 
Oxalsäure    1773,    1776,    1801D,    1829G. 

1867W,  1868E,  1905M 
Oxalsäure,    synthetisch    1868B,    1868D, 

1868E 
Oxalsäure  aus  Kohlenoxyd  1905M 
Oxalsäure,    deren    Lichtempündlicbkeit 

1776B 
Oxamid  1830D 
Oxanilid  1843G 
Oxazine  1879M 
Oxime  1882M 
Oxindol  1866B.  1878B 
Oxoniumsalze  1899C,  1901 B 
Oxyanthrachinone  18508,  1871 B,  1888B. 

1891B,  1901P 
Oxycellulose  1893C 
Oxyohinone  s.  Teerfarben 
Oxydase  19048 

Oxydationen  im  Körper  1858T 
Oxyhämoglobinkrystalle  1847  R 
Oxyliquid  s.  Sprengmittel 
Oxymethylanthrachinon  1898T 
Oxyprolin  1901 P 
Ozeane,  deren  Einteilung  1660 
Ozeanien  s.  Polynesien 
Ozeanographie  s.  Tiefseeforsohung 
Ozogenlampe  1821D 
Ozokerit  8.  Erdwachs 
Ozon  1792M,  18398, 1865H,  1856B,1873F. 

1882H,  1886W,  18878,  1899L.   1904H 
Ozon  aus  Luft  1906F 
Ozon  in  der  Atmosphäre  1873F 
Ozon  im  Regenwasser  1856B 
Ozonide  1904H 
Ozonreaktion  1886W 
Ozotypie  1899M. 


Pacini'sche  Körperohen  1831P 
Packfong  s.  Argentan 
Paget'sche  Knochenkrankheit  1877P 
Paläontologie  520,  450  v.  Chr.,  18,  1020. 

1510,  1517,  1550A,  1550P,  1616,  1670. 

1680,    1688,    1695,    1700,    1728.    1734. 

1749,    1759,    1768,    1774,    1778.    1789. 


—     1218     — 


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SachvHnIcIiiilt 


1799.  1803T.  18048,  1812C,  1812S, 
1816S,  1820S,  1821B,  1822B,  1830Ü, 
1836B,  1835M,  1836A,  1836B,  1836H, 
1837B,  1839E,  1840L,  1841P,  1841 R, 
1843Q,  I844G,  1844M,  1846B,  1848G, 
1850E.  1850O,  1862Ü,  1864C,  18660, 
1855U,  1858Sch,  1868So,18613, 1866H. 
1866F,  1866R,  1869M,  1872B,  1872Z, 
1873K,  1874M,  18748,  1876W,  1877C, 
1877G,  1879F,  1882C,  1890N,  1892H, 
1894H,  1901 G,  1907B.  b.  a.  HöUen- 
forsohong,  Leitfossilien,  8teinkohIe 

Paläontologie,  Bezeichnung  1821B 

Paläophytologie  s.  Paläontologie,  Phyto - 
Paläontologie 

Paläozoologie  s.  Paläontologie 

PaUadium  1803W,  1898M 

Palladium,  dessen  Wasserotoff aufnähme 
1898M 

Palladinmverbindungen  1845K,  1808G, 
1898R 

Pallograph  1892S 

Palmenpapier  3500  v.  Chr. 

Palmin  s.  CooosnuDbutter 

Palmitinnäure  aus  Ölsäure  18838 

Palmöl,  dessen  Bleiche  1838W,  1844C, 
1878S 

Panamakanal  1829B,  1881L 

Pangeometric  1826L 

Pankreas  1647,  1650,  1663,  1664.  1686, 
1823T,  1834E,  1846B,  1846B,  1857C, 
1872L,   18848,  1889M,  1901P 

Pankreassaft  8.  Verdauung 

Pankreatin  1872L 

Pankreon  1901C 

Panorama  1755,  1787,  1792,  1831L 

Panoramafemrohr  1902K 

Panspermie  1860P,  1881 T 

Pantelegraph  s.  Telegraphische  Übertra- 
gung von  Schriftzeiohen 

Pantograph  1631,  1880L 

Panzerautomobil  1903C 

Panzerdeck  1876B 

Panzergalvanometer  1895  R 

Pancergeschntze  1630, 18828,  18838,  s.a. 
Panzerschiffe,  Panzertürme 

Panzerkasematten  18668 

Panzerplatten  1877W,  18888,  1891T, 
1892H,  1892K,  1902K 

Panzerschiffe  1354,  1782,  1834P,  1855G, 
1859D,  1860C,  1860W,  1861E,  1864R, 
1866M,  1868R,  1876B,  1880B,  1888W, 
1904C,  1906E,  1906J,  1908A 


Panzertürme  1874G,  1886G,  1908A,  s.  a. 

Panzerschiffe 
Papaverin  I848M,  1 889  G,  1903  P 
Papierfabrikation  3500  v.  Chr.,  105,  1228. 
1390,  1765,  1774,  1780.  1790T.  1793T, 
1799R,    1803D,  1805B,  18061,  1820D, 
1821C,  1825P,  1829D,  1840Ei,  1843K, 
1848B,  1852C.  1853G.  1860W,  1864R, 
1866T,  1874M,  18818,  1900Z 
Papier  machö  1740 
Papierräder  1876A 
Papin'soher  Topf  1674 
Pappos'sche  AuJ^abe  300 
Papyrus  1891 P,  1892W 
Parabel  250  v.  Chr.,  300,  525,   1744 
Parabolische  8pirale  s.  Spiralen 
Paraffin  1809F,  1830R,  1842L 
Paraffin-    u.  yiineralälindustrie    18348, 
1846G.  1849  R,  1850  Y,  1858  R.  1861 R, 
1884K,  1887K 
Paraffinkerzen  18378 
Paraffinpapier  1869Fr 
Paraffinverband  1866T 
Parallaxe  s.  Fixsterne,  deren  Parallaxe, 

Mondparallaxe,  Sonuenparadlaxe 
Parallelenaxiom  30  Ov.  Chr.,  a.  a.  Geome- 
trie, niohteuklidisohe 
Parallelogramm  der  Kräfte   1586,   1639, 

1687,  1710 
Parallelogrammführung  1784W 
ParaUelsohaltung  1884H.  1885G 
Paralyse  der  Irren  1798,  1826C 
Paralysis  agitans  1817P,  1870C 
Parfüms     1508,     1628,    1832D,    1834M, 
1837L,   1852B,  1860P,  1864M,  1866P, 
1869Pi,  1869P1,  1874T,  1876T,  1881G. 
1885W.  1889B.  189 IW,  1895Z.  1900Hei, 
1900He8, 1900G,  19068,  s.a.Ätberlscbe 
Öle 
Parry'soher  Trichter  1870P 
Parthenogenesis      1703,      1746,      18568, 

1887W 
Parthenogenesis  infolge  Einwirkung  che- 
mischer Agentien  1892L,  1899L,  1901L 
Parvolin  I854W 
Pascal'sches  Gesetz  1660 
Pascal'scher  Sechseck- Satz  1640 
Paschen's  Gesetz  1889F,  s.  a.  Leitfähig- 
keit der  Gase 
Passageinstrument  1689.  1824B 
Passate.  Gtesetz  derselben  1735 
Passivität  des  Eisens  u.  anderer  Metalle 

1790,  18378.  1898H 
Pasteurisieren  1865P,  1867V 

77« 

—     1219     — 


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SachMnalehnb 


Pastillen  s.  Tabletten 
Patentachse  für  Luxuswagen  1787 
Patentblau  1888H 
Patentbuchse  für  Fuhrwerke  1787 
Patentschrot  1782,  1849S 
Pateraprozeß  1846H,  1858P 
Patemosterwerk  1546,  1748,  s.  a.  Bagger- 
maschine, Elevator,  Kettengebläse 
Patioprozeß  1557 

Patronenpapier  für  Webstühle  1766 
Patschuli  1850M 
Pattinson -Prozeß  1833P 
Pavillonsystem  in  Hospitälern  1714, 1766 
Paynisieren  1831B 
Pedometer  s.  Schrittzähler 
Pegamoid  1894W 
Pellagra  1730 
Pelletierin  1877T 
Pelometer  1877B 
Peltier'sches  Phänomen   1834P 
Pendel  u.  Pendelgesetze  990,  1683,  1638, 

1673,    1687,    1721,    1726,    1735,    1768, 

1893R 
Pendelmanometer  1894A 
Pendelmüblen  1892G 
Pentathionsäure  1846W 
Pentose    1867S,    1886K,    1892K,    1892S, 

1896H,  1900N 
Pentosurie  1892S 
Pepsin  1836S 
Peptase  1874G 
Peptide,  deren  Vorkommen,  Synthese  u. 

Eigenschaften    1903F,    1905F,   1905L, 

1907F 
Peptone  1835S,  1883K,  1903S 
Pergament  263  v.  Chr. 
Pergamentpapier  1853G 
Perhydrate  1906W 
Perimeter  18e9F 
Periodisches  System  derElemente  1829D, 

1865N,  1869M 
Periskop  1804W,  181 2W 
Peristaltik  des  Darmes  1680 
Perityphlitis  s.  Blinddarmentzündung 
Perkin'sche  Reaktion  1866P 
Perkin- Violett  1856P 
Perkussion  u.  Auskultation  1685,  1761, 

1816L,  1818M,  1828P,  1839S,  1890B 
Perkussionsapparat  1677 
Perkussionsgewehr  1807F 
Perlen,  künstliche  1680,  1897B 
Permeabilität  für  Magnetismus  1854F 
Permutation  (Bezeichnung)  1685 
Peronospora  1S80M 


Peroxyde  u.  Persäuren  1816S,  1832M, 
1863B,  1878B,  1891M,  1895W,  1898C. 
1899B,  I901B,  1901M,  s.  a.  Ozonide 

Peipetuum  mobile  1775 

Persönliche  Gleichung  1785,  1821A, 
1823B.  1863H 

Perspektive  u.  Perspektivapparate  464 
V.  Chr.,  1436,  1450,  1480,  1525.  1600, 
1639,  1668,   1769,   1791,   1851 L 

Perspiration  1614 

Persulfat  1891M 

Persulfate,  deren  therapeutische  Anwen- 
dung 1901M 

Perubalsam  1560 

Peru-Guano  s.  Guano 

Pessar  1830H 

Pest  s.  Beulenpeet 

Petersburger  Aufgabe  1639 

Petiotisieren  des  Weines  1870P 

Petrefakten  s.  Paläontologie 

Petroleum  (Erdöl)  444  v.  Chr.,  1629. 
1694,  1823D,  1826C,  18d9D.  1860H. 
1860S,  1863S,  1865S,  18771..,  1877X. 
1879A,  1887K,  1887S,  1890D,  1890F. 
1897E,  1906P,  1907K,  s.  a.  Erdwachs 

Petroleum,  festes  1887K 

Petroleum  zur  Dampfkesselheiznng  s. 
Brennstoffe,  flüssige 

Petroleum-  u.  Benzinmotoren  1838B. 
1863M,   1873H,  1883D,   1884S,   1889P 

Petroleum-  u.  Benzinmotoren,  deren  dek- 
trische  Zündung  1860L 

Petroleumgas  18€0H 

Petroleumkohlenwasserstoffe.  deren  Syn- 
these 1902S 

Petroleumlampe  1856S.   1857D.   18781^ 

Petroleumprüfer  1879A 

Pcyer'sche  Dosen  1677 

Pfahlbauten  1499,  1853M 

Pfeffer,  spanischer  1494 

Pfefferminze  1696 

Pfeiffer'sches  Phänomen  der  Vernichtung 
der  Choleravibrionen  1896P 

Pferd  B.  Tierheilkunde,  Tierzucht 

Pferd,  dessen  Gangarten  1880M 

Pferdealter,  dessen  Bestimmung  370  v. 
Chr.,  1802P 

Pferdegöpel  1646,  1793G 

Pferdestärke  als  Maß  1770 

Pfirsich  320  v.  Chr. 

Pflanzen  als  Luftverbeeserer  1771 

Pflanzen,  deren  physiologische  Anatomie 
1864C,  1874S 


—     1220 


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Sacbvtmlchnlt 


Pflanzen,  Präexistenz  dos  Alkali  in  den- 
selben 1764 
Pflanzen,     deren      Schutzvorrichtungen 

1788,  1876K,  1883St. 
Pflanzen,    deren    Transport    u.    Kultur 

1830W,  1901A 
Pflanzenarten,     deren     Zusammenhang 

1852U 
Pflanzenchemie  1647,   1668,   1692,   1699, 

1769,  1795,  1821R,  1847R,  1882D 
PQanzeneinteilung  1560,  1576,  1583,1620, 

1650,  1686,  1753 
Pflanzengeographie    100   v.    Chr.,    1768, 
1806R,  1807H,  1812W,  1815H,  1820D, 
1823S,    1855D,  1878E,   1884D,  1898S, 
1904E 
Pflanzenhistologie  1682 
Pflanzenkrankheiten      1833II,       1833U, 
1839R,  1845T,  1853B,  1858K,  1859K, 
1859S 
Pflanzenkultur  auf  Erdkämmen  1834H 
Pflanzenökologie  1880W 
Pflanzenphysiologie,  Allgemeines  1898S, 
B.  a.  Aschenbestandteile  der  Pflanze, 
Assimilationsprozeß    der  Pflanze,    At- 
mimg der  Pflanze,  Bastardbefruchtung 
der  Pflanzen,  Befruchtungder  Pflanzen, 
Bestäubung  der  Pflanzen,  Bewegungen, 
autonome  der  Pflanzen,  Blüte,   deren 
Entwicklung,    Blüten    der    Pflanzen, 
Chemotaxis,  Chlorophyll,  Dichogamie, 
Elektrische  Spannung  in  der  Pflanze, 
Elektrokultur,  Ernährung  der  Pflanze, 
Fleischfressende  Pflanzen,  Gefrieren- der 
Pflanze,  Gewebespannung  der  Pflanze, 
Heterostylie,  Osmotischer  Druck  in  der 
Pflanzenzelle,     Pflanzenzelle,     Pollen- 
8chlauch,SchIafbewegungen  der  Pflanze, 
Sensibilität  der  Pflanze,   Skelett   der 
Pflanze  (Stereom),  Stärkekömer,  Stick- 
stoffassimilierung,   Stoffaufnahme  der 
Pflanze,   Tropistische   Krümmungsbe- 
wegungen   der    Pflanze,     Vegetation, 
Wachstum  der  Pflanzen,  Wanderung  u. 
Umwandlung  der  organischen  Substanz 
in  der  Pflanze,  Wasserverdampfung  in 
der  Pflanze,  Wirkung  des  Lichts,  Wir- 
kung der  Elektrizität,   Zellgerüst  der 
Pflanze 
Pflanzensamenkontrollstationen     1862H, 

1869N 
Pflanzenzelle   1667,    1670,    1781,    1812M, 
1830M,   1831B,  1838S,  1841U,  1844N, 
1846M,  1850B,  1877P 


Pflanzenzelle,    deren     Bewegung    1772, 

1846M 
Pflaster  135  v.  Chr.,  14,  48,  169,  1861M, 

1873D 
Pflaatermaschinen  1823K 
Pflaume  320  v.  Chr.,  1900B 
Pflug  2700  V.  Chr.,  1730,   1785,   1848F, 
1851P,  1855F,  1856H,  1879Chr,  1894Z, 
1896B 
Pflug,  elektrischer  l879Chr,  1894Z,  1896B 
Pflug,  Theorie  desselben  1765 
Pflüger's  Zuckungsgesetz  1859P 
Pfortaderleiden  1698,  I873E 
Pfropfen  der  Bäume  1228,  1260,   1666, 

1687,  1693,  1787,  1810T 
Phagocytose     1883M,     1895D,     1903W, 

1904N 
Phänologie  1751,  1836M,  1842Q,  1853F, 

1881H,  18921 
Phantasmagorie  100,  1798 
Pharaoschlange  1865  R 
Pharmakognosie  s.  Arzneimittellehre 
Pharmakognosie,  Bezeichnung  1827S 
Pharmakologie  8.  Arzneimittellehre 
Pharmakologie,  Bezeichnung  1790 
Pharmakopoen,  früheste  975,  1150.  1546 
Pharmazeutische  Apparate  u.   pharma- 
zeutische Technik  330,  184  v.  Chr.  64, 
77,     750,     1121,    1270,    1771,    1810T, 
1819W,  1823K.  1823P,  1823S,  1827B, 
1834M,  1842A,  1848M,  1861M,  1865F, 
1865G,  1869P,  1870G,  1871Le,  1872R, 
1873D,  1876L,   1884U.   1887St 
Pharmazie  s.  Anorganische  u.  organische 
Körper,  deren  physiologische  Wirkung, 
Arzneimittellehre  n.  Arzneimittel,  Mine- 
ralwässer, Nährmittel,chemi8ohe,  Pflan- 
zenchemie, Pharmakognosie,  Pharma- 
kologie, Pharmakopoen,  Pharmazeuti- 
sche   Apparate 
Pharos  260  v.  Chr. 
Phasenregel  1878G,  1888B 
Phenacetin  1887K 
Phenanthren  1872F,  1874G 
Phenol    (Carbolsäure)     1834R,     1841L, 

1860L,  1867C,  1867K,  1879B 
Phenol  als  Produkt  der  Fäulnis  1879B 
Phenol,    dessen    autibakterielle    Eigen- 
schaften 1860L 
Phenolschwefelsäurebildimg  im  Organis- 
mus 1876B 
Phenylenbraun  1864M 
Phenylhydrazin  1875F 
Philippinen  1520 


—     1221     — 


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SaehvHMiehiils 


Phlebitiß  1780,  1836C,  1845V 

PUogistontheorie  1682,  1702,  1732,  1774 
1783 

PUoridön  1836K 

Phloroglucin  1898B 

Phonautograph  1859S 

Phonendoskop  1890B 

Phonisches  Rad  1876L 

Phonograph  1869S,1878E,  1886T,  1889E, 
1901 S,  1903L,  8.  a.  Vibrograph 

Phonophotographie  1889H 

PhoBphamid  1846G 

Phosphine  1845T,  1855H 

Phosphoniumbasen  1873H 

Fhosphoniumiodid  1817H 

Phosphor  und  dessen  Verbindungen  1669, 
1715,  1743,  1750,  1766,  1777,  1788, 
1808G,  1809D,  1810D,  1812D,  1829W, 
1847S.  1847W  1863H,  1875T,  1890M, 
1891 R,  1902  S,  B.  a.  Pbosphors&ure, 
Phosphorverbindungen  (organische), 
PhosphorwasserstofF 

Phosphor,  dessen  allotrope  Modifikatio- 
nen 1847S,  1863H,  1902S 

Phosphor,  dessen  therapeutische  Anwen- 
dung 1760 

Phosphor,  hellroter  1902S 

Phosphor  im   Gehirn   1715 

Phosphorbasen  s.  Phosphine 

Phosphorbronze  1870M 

Phosphorchlorid  1810D 

Phosphorchlorür  1808G 

Phosphorescenz  1592,  1630,  1674,  1693, 
1768,  1776,  1811H,  1842B,  1865B, 
1888W,  1904L 

Phosphorige  Säure  1812D 

Phosphormetalle  1788 

Phosphormolybdänsäure  als  Reagens  auf 
Stickstoffbasen  1857S 

Phosphormolybdänsaures  Ammonium 
1848S 

Phosphoroskop  1865B,  1892L 

Phosphoroxychlorid  1847W 

Phosphorpentafluorid  1875T,  1890M 

Phosphors&ure  1743. 1766,  1777L,  1777S, 
1780,  1828C,  1833G,  1848F,  1872A 

Phosphortrifluorid  1890M 

Pho8phoryerbindungen,organischel846T, 
1846G,  1855H,  1873H 

Phosphorwasserstoff  gas  1783,  1790, 
1845T 

Photechie  1904B,  1904R 

Photochemie  s.  Licht,  dessen  chemische 
Wirkung 


Photoohromatisohe  Therapie  1875P 
Photoohronoskop  s.  Chronograph  a.  Chro- 

noskop 
Photoelektrische  Ermüdung  1888H 
Photoelektrintfit  1889H,  1894E 
Photogalvanographie  1854P,  s.  a.  Helio- 
graphie 
Photogrammetrie  1864L,  1867M,  1878P, 

1881S,  1886F.  1896K,  1905B,  1905L 
Photographie  990, 1666,  1726,  1727.  1737, 
1776,  1777S,  1780C,  1782H,  1782S. 
1802D.  1802W,  1810S,  1814D,  1816S, 
1820H,  1826B,  1829N,  1838D.  1839P. 
1839T,  1840P,  1842H,  1843F,  1844H, 
1848Be,  1848B1,  1848N,  1850L,1860R, 
1852L,  1862T,  1855P,  1855T,  1856P, 
1856Z,  1858P,  1869C,  1860H,  1861G, 
1861M,  1861P,  1862R,  1864St,  I866T, 
1866W,  1867T,  18680,  1869D,  1869S, 
1871M,  1873V,  1873W,  1877C,  1878B, 
1878E,  1879M,  1880A,  1881 E.  I885L. 
1886E,  1888J,  1888W,  I890L,  1891L, 
1891M.  1891V,  1893L,  1896S.  1896W. 
1898N,  1900M,  1900N,  1902P,  1902M. 
19020,  1904B,  1904D,  1904K,  1904R. 
1906K,  1907L,  1908L,  1908S,  s.  a. 
BaJIonphotographie,  Entwickler,  photo- 
graphische,  Pigmentdruck 
Photographie,  Anwendung  derselben  zu 
astronomischen  Messungen  1857B, 
1900S,  s.  a.  Photographie  der  Himatela- 
körper 
Photographie,  Anwendung  derselben  zur 
Erkennung  der  Fftlscbung  von  Schiift- 
zeichen  1891J 
Photographie  auf  Eiweiß  u.    Kollodinm 

1848B,  1848N,  1860L,  I855T 
Photographie  auf  Glasplatt«n  1848N 
Photographie  der  Himmelskörper  1845F, 
1860B,  1861B,  1858D.  1860D.  1864R. 
1868L,  1880D,  188IJ,  1884K,  1887E. 
1891W,    1900S.    1900W,    1903Z.    8.  ». 
Photographie  des  Sonnenspektrama 
Photographie  auf  Papier  1839T.   1844H 
Photographie      des       Sonnenspektrams 
1848Be,  1866R,  1868A,  1872L.  1880A. 
1887R,  s.  a.  Ultrarote  Strahlen,  Ultra- 
violette Strahlen 
Photographie  in  natürlichen  Farben  aof 
direktem  n.   indirektem   Weg   18I0S, 
1848Be,  1856Z,  186IM,  1861 P.  1869D. 
1869S,    1888J,   1891L,    1891V.   1895S, 
1895W,  1898N,  1900M,  1900N,  1902M. 
1904D,  1907L 


—     1222     — 


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Photographie  mit  ultraviolettem  licht 
1906E 

Photographie  ohne  Mitwirkung  desLichts 
1904R 

Photographie  von  fliegenden  Geschossen 
1889N,  1893B 

Fhotographische  Aufnahme  des  Gelän- 
des aus  der  Vogelperspektive  1802M 

Photographisohe  Bilder  des  Magens  u. 
der  Harnblase  1891K 

Photographisohe  Films  1890L 

Photographische  Visitenkarten  I850L 

Photographophou  1878B,  1901 R,  s.  a. 
Photophon 

Photogravüre  s.  Heliogravüre 

PhotoUthographie  1852L,  1905S,  s.  a. 
Lichtdruck 

Photomeohanischer  Druck  s.  Autotypie, 
Dreifarbendruck,  Galvanographie,  He- 
liographie, Heliogravüre,  Lichtdruck, 
Photogalvanographie,  Pigmentdruck, 
Woodbury  druck 

Photometer  und  Photometrie  1760, 1794, 
1839B,  1843B,  1863W,  1875R,  1879P, 
1879Z,  1885P,  1887S,  1889L,  1893R, 
1896S,  1901E,  1901K  u.  N,  1901L, 
1901 U,  8.  a.  Interferenzspektroekop, 
Lichteinheit,  Spektrophotometer 

Photometrische  Erforschung  der  Him- 
melskörper 1861 Z,  1879P,  1886P, 
1890B,  1893M,  1894M 

Photomikroskop  1844M 

Photophon  1878B 

Photoskulptur  1862V,  1899S 

Phototheodolit  1881 S 

Phototropie  1899M 

Photozinkotypie  s.  Autotypie 

Phtaleine   1871B,  1873C,  1876B,  1888M 

Fhtalsäure  1836L 

Physik,  erste  Geschichte  derselben  320 
v.  Chr. 

Physiologie,  mensohlische  u.  tierische, 
AUgemeines  167, 1810M,  1826M,  1856P, 
1860  B,  s.  a.  AtmungsproiseB,  Be- 
wegungswerkzeuge,  Blut,  Blutdruck, 
Blutgase,  Entwicklungsgeschichte  von 
Mensch  und  Tier,  Ernährung,  G«him- 
u.  Rücken  mar  kphysiologie,  Kreislauf 
des  Bluts,  Leber,  Muskeln,  Nerven  u. 
Nerventätigkeit,  Nervenerregung,  Ner- 
vus sympathicus,  Nervus  vagus,  Pan- 
kreas, Speichel,  Sprache  u.  Sprech - 
Werkzeuge,  Spraohlaute,  Stoffwechsel, 
Verdauung 


Physiologie  niederer  Tiere  1903F 
Physiologische  Anatomie  der   Pflanzen 

1874S 
Physiologische  Wirkung,  deren  Beziehung 

zur  Konstitution  1868C,  188IH,  1892R, 

1893B,    1901 F,   s.  a.   Anorganische  u. 

organische    Körper,    deren    physiolo- 
gische Wirkung 
Physostigmin  1856J 
Phytin  1903P 

Phytoohemie  s.  Pflanzenchemie 
Phytol  1907W 
Phytopaläontologie  1830U,  1850E,1858S, 

1874S 
Phytosterin  1887S 
Phytotomie  1837M 
Pi  (x)  8.  Zahl  71 
Pianoforte  1500,  1660,  1600,  1697,  1711, 

1745,  1770,  1789,  1823E,  18238,  18558, 

1876K,    1880R,    1882J,    1899M,  8.    a. 

Melograph,  Kromarograph 
Pianola  1877E,  1887W 
Picolin  1847A,  1870B,  1879W 
Picrotoxin  1819B 
Piezoelektrizität  1782,  1889C 
Pi&Eometer  18220 
Pigmentdruck   1798  V,    1832  8,    1839  P. 

1862T,   1865P,  18648,  1866W,  1878E 
Pikrinsäure  1771,  1886T 
Pikroaconitin  1833G 
Pilgerschrittwalzverfahren  1856B,  1891M 
Pillen  1884Ü 

Pillenmaschine  18238,  1873D 
Püocarpin  1875H,  1902P 
Pilze  1829F,  1837B,1855F,  1867F,1868S, 

18778,  1880B,  18878,  1896K 
Pimpinella  1753 
Pinachromie  1904K 
Pinatypie  1904D 
Pinenchlorhydrat  1803K,  1833B,  1862B, 

1901 C 
Pinksalz  1830B 
Piperazin  1871H 
Piperidin,     auch     synthetisch      1848W\ 

1863C,  1867H,  1879K,  1886L 
Piperin  18190,  1853C,  1882R 
Piperinsäure  I882R 
Piperonal  1869F 
Pis^ban  1791,  I828R,  1862B 
Pissoir  s.  Abortanlagen 
Pistazien  320  v.  Chr. 
Pistole,  automatische  s.  Handfeuerwaf- 
fen, automatische 
Pithecanthropus  erectus  1891 D 


—     1223     — 


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SaekvwaicbiiU 


Pitofache  Röhre  1728,  1849D 

PittakaU  1832R 

Pityriasis  vereicolor  1846E 

Planetarium  1678 

Planeten  und  deren  Trabanten  s.  Abend- 
stem,  Epizyklen,  Eros,  Exzentrint&t, 
Geschwindigkeit  des  Lichts,  Jupiter, 
Kepler'sche  Gesetze,  Kopernikanisches 
Planetensystem,  Mars,  Merkur,  Merkur- 
durchgänge, Morgenstern,  Neptun,  Pla- 
teau'scher  Versuch,  Rotation  der  Pla- 
neten, Saturn,  Titius-Bode'sche  Regel, 
Uranus,  Venus,  Venusdurchgänge,  Vul- 
kan, 8.  a.  die  folgenden  Artikel 

Planeten,  Licht  derselben  1611 

Planeten,  deren  Bewegung  u.  gegen- 
seitige Störungen  532  v.  Chr.,  1799, 
1801G,  1839L,  1843H,  1875L 

Planetenräder  1781 

Planetensystem  532,  368,  350,  250  v.  Chr., 
1543,  1687 

Planetentafeln  1661  Re.  1627,  1660,  8.  a. 
Stemkataloge ,  Stemtaf  ein ,  Tafeln, 
mathematische  u.  astronomische.  Tri- 
gonometrische Tafeln 

Planetoiden,  deren  Entdeckungsgeschich- 
te 1801G,  1801P,  18020,  1804H, 
18070,  1845H,  1851S,  1890B,  1893M, 
1906W 

Planimeter  1814H,  1856A,  1882H,  1884E, 
1885P,  1888C 

Planisphäre  1531 

Plankton  1887H,   1889H,   1898C,  1903B 

Plastische  Chirurgie  600  v.  Chr.,  20, 
1460,  1575,  1818B,  1818G,  1822D, 
1826R,  1863B,  1869R,  1871C,  1886T, 
1893K,  1900G,  1901E 

Plastizität  des  Eises  1856T,  1865H, 
1902T,  1905r 

Plastizität  fester  Körper  1868T,  1882S, 
1884K,  1901A 

Plastomenit  1886L 

Plateau'soher  Versuch  1843P 

Platin  1738,  1749,  1784,  1800K,  1813W, 
1828N,  1828W,  1859S,  1886W,  1898B, 
1906M 

Platin  als  Kontaktsubstanz  1817D, 
1821D,  1824D,  1831P,  1875W,  1888R 

Platin  als  Münzmaterial  1828N 

Platin,  dessen  Dehnung  1813W 

Platin,  dessen  Destillation  1905M 

Platinoyanür  1834D 

Platinfeuerzeug  s.  Feuerzeug 

Platiniridium  i843G,  1875H 


Platinkohlenoxyd  1891P 

Platinotypie-  1873W 

Platintiegel  n.  Platingef&ße  sur  Schwefel- 
Bäure-Konzentration  1784,  1800K, 
1873F 

Platinverbindungen  1828B,  1828M. 
1834D,  1851 H,  1878M,  I886W,  1886J. 
1898B 

Plattenturm  für  die  Schwefelsäurefabri- 
kation  1886L 

Plattieren  1742 

Plättmasohine  für  die  Kämmerei  1830W 

Platafurcht,  Platzangst  187 IW 

Pleochroismus  1817B 

Plessimeter  1828P 

Pleuritis  8.  Brustfellentzündung 

Pliocän  1838L 

Plücker'sche  Pormeln  1836P 

Plungerkolben  1674,  1796 

Pluszeichen  1489 

Plutonismas  1644,  1680,  1740M,  1788H, 
1836B,  1868S 

Plutonit  (Asbestmasse)  190 IC 

Pluviometer  s.  Regenmessung 

Pneumatik  für  Fahrrad  u.  Wagen  1846T, 
1890D 

Pneumatik  bei  Musikwerken  1887W 

Pneumatische  Bahn  s.   Rohrpost 

Pneumatische  Fundierung  s.  Luftdruck- 
gründung 

Pneumatische  Getreide-  u.  Saatbeförde- 
rung s.  Elevator 

Pneumatische  Leiter  1880P 

Pneumatische  Maschinen,  Anfänge  100 

Pneumatische  Therapie  1664,  1835J, 
1838T,  1875W 

Pneumatische  Wanne  1774P 

Pneumatisches  System  für  Abortanlagen 
1867L 

Pneumonie-Mikrokokkus  1886F,   1899W 

Pochwerk  1505,  1853B,  1862M 

Pocken  und  Pockenimpfung  950,  1717, 
1796,  1892G,  1894C 

Pökeln  des  Fleisches  1420,  1885R 

Pol  der  Weltachse,  dessen  Verschiebung 
1483 

Pole,  magnetische  s.  Magnetische  Pole 

Polarisation,  elliptische  s.  Elliptische  Po- 
larisation 

Polarisation,  galvanische  1802G,  1803R. 
1839L,   1844P,   1854S,   1873H,   1892K 

Polarisation  des  Lichts  1690,  1808M, 
1811A,  1811M.  8138,  1817Bi,  1817Br, 
1827F,  1844H,  1888H,  1892K 


1224     - 


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vMlivwMolinlK 


Polarisation  der  Wärme  1812B,  1849D 
Polarisation    des    Zuckers    s.    Sacchari- 

metrie 
Polarisationsapparate   u.    Halbschatten - 

apparate      zur       Zuckernntersuchung 

1811M,  1833N,  1844M,  1845S,  1847S, 

1855K,  1860J,  1865W,  1877L 
Polariskop  1840S 
Polaristrobometer  1865W 
Polarkoordinaten  zur  graphischen   Dar- 

BteUung  1820B 
Polarlicht  s.  Nordlicht,  Südlicht 
Poleraoskop  s.  WaUspiegel 
Polhöhe,  deren  Veränderlichkeit  1873N 
Pollantin  1903D 
Pollonschlauch  1823A 
Polonium  1899C,  1902M,  190SC 
Polyäthylenalkohole  1859W 
Polyeder,  reguläre  s.  Vielecke 
Polygonalzahlen  632,   170  v.   Chr.,   160, 

980,  1658 
Polygone  s.  Vielecke 
Polymerie,  deren  Erklärung  1867B 
Polymorphie  1821M,  I836P,  1877L 
Polymorphie  im  Tierreich  1848L 
Polynesien  1520,  1526,  1528,  1667,  1643, 

1721,1766B,1766W,  1783,  1793,1809P, 

1880H,  1884P 
Polypen  der  Nase  u.  des  Kehlkopfes  400 

V.  Chr.,  660,  1750 
Polypen,  deren  tierische  Natur  1723 
Polypeptide  s.  Peptide 
Polzellen  1848M,  1887W 
Ponderabilität  der  Feuermaterie,   deren 

Unmöglichkeit  1732 
Pontinische  Sümpfe  1778 
Populin  1830B 
Poröse  Steine  1791P 
Porosität  der  Gebäudemauem  1858P 
Porro'sche  Operation  1876P 
Portlandstone  1824A 
Portlandzement  s.  Zement 
Portulak  320  v.  Chr. 
PorzeUan  617,   1298,   1687,   1695,   1710, 

1724,    1816M,    1816P,    1830K,    1834A, 

1840P,  1855B,  1867P,  1870M,  1879L, 

18808,  1881S,  1882C 
Porzellan,  dessen  Faulen  1904R 
Porzollanglocken  als  Isolatoren  s.  Doppel- 

glookenisolator 
Positionsarithmetik  638 
Positivpapieren.  Positivverfahren  1839P, 

1844H,  1855P,  18680,  1873W,  1881E 
Postbriefkaaten  1653 


Postkarte  1866S,  1869H 

Postwesen  444  v.  Chr.,  1298,  1464,  1516. 
1646,  1653,  B.  a.  Briefe,  deren  Stem- 
pelune,  Briefkuverts,  Briefmarke,  Brief - 
stempelmasohine,  Brieftaube,  Elek- 
trische Schnellpost,  Meldereiter,  Post- 
briefkasten, Postkarte,  Rohrpost, 
Rufposten,  Streifbänder  der  Postbrief- 
sendungen, Telephon,  s.  a.  die  ein- 
schlägigen Artikel  der  elektrischen,  op- 
tischen u.  akustischen  Telegraphio  ' 

Potential,  logarithmisohes  1877N 

Potentialfunktion  1825G,  1834H,  1836G 

Potentialgefälle  18270 

Potentialtheorie  1825G,  1834H,   1836G 

Potenzen  1360,  1484,  1526,  1612,  1637, 
1668 

Potenzieren  u.  Radizieren  1140,  1360, 
1637,  1818T 

Potenzreihe  1766 

Pothenot'sche  Aufgabe   1617 

Pottasche  64,  1838D,  1859M,  1860V, 
1900P 

Poudrette  1787,   1894L 

Präformation  der  Keime  1762 

Prähistori©  1700S,  1730E,  1734M,  1774E, 
1778B,  1821B,  1828T,  1833S,  1834S, 
1836B,  1836T,  1864R,  1856P  1858L, 
1864M,  1866F,  1867B,  1872.S,  1878P, 
1880P,  1887F,  1895R,  1900S,  1901G, 
1901P,  1903W 

Prähistorische  Einteilung  1836T,  1864M 

Praseodym  1885A,  1901M 

Pravaz'sohe  Spritze  1831P 

Präzession  146  v.  Chr.,  900,  1543,  1576, 
1765,  1827L 

Presbyopie  s.  Alterssichtigkeit 

Pressen  100,  s.  a.  die  betreffenden  Einzel- 
konstrnktionen 

PreßgasglühUcht  1891P,  1895D,  189ttN, 
1896R,  1897S,  1899G,  1900L,  1905L 

Preßglas  1830C 

Preßkohle  s.  Briketts 

Preßluftgründung  s.  Luftdruckgründung 

Preßluftstab  1906P 

Preßluftwerkzeuge  1857S,  1867B,  1868J, 
1879R,  1891M,  1894P,  1898P 

Preßschwamm  184  IS 

Preßtorf  1852G,  1856E 

Primeln,  Hautreizung  durchj^ dieselben 
1900N 

Primulin  1868M 

Primulingelb  1887G 


—     1225     — 


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SMlivtfwIcIiiito 

Primzahlen  632,  220  v.  Chr.,  1668, 1801G, 
1825D,  1851K 

Prinsep'sche  Legienmgen  1828P 

Prinzip  der  Glementarwellen  (einhüllen- 
den Flächen)  1690 

Prinzip  der  Gleichheit  von  Wirkung  n. 
Gegenwirkung  1687 

Prinrip  der  gleichmäßigen  Dmckfort- 
pflanzung  in  tropfhar  flüssigen  Medien 
s.  Pascal'sches  Gesetz 

Prinzip  der  kleinsten  Wirkung  1744 

Prinzip  des  kleinsten  Zwangs  1828G 

Prinzip  der  virtuellen  Verschiebungen 
1586,  1660,   1717,   1788,   1799 

Prinzip  von  der  Erhaltung  der  lebendigen 
Kräfte  1673,  1703 

Prisma  (Bezeichnung)  1611 

Prisma,  doppelbrechende«  1776 

Prismenkreis  1770 

Prismenkreuz  s.  Winkelspiegel 

Probefrühstück  1885E 

Probekost  1907S 

Probierkunst  1674,  1771 

Problem  der  drei  Körper  1753 

Progressionen,  arithmetische  1825D 

Projektion,  krystaUographisohe  1823N, 
1839M 

Projektionen,  kartographische  s.  Karto- 
graphie 

Projektionskunst  1665,  1759,  1802C, 
1872M 

Prolin  1901  r 

Prony'scher  Zaum  s.  Dynamometer 

Propeller  s.  Dampfschiffahrt,  Reaktions- 
rad, Schiffsschraube 

Propionsäure,  auch  synthetisch  1848K, 
1858W,  1860L 

Proponal  1905F 

Proportionalzirkel  1589 

Proportionen  632,  368  v.  Chr. 

Propylalkohol  1853C,  s.  a.  Isopropyl- 
alkohol 

Prosthaphaeresis  1682 

Protagon  1866L 

Protamine  1896K,  1899K 

Protein  1820B,  1840M,  1901F,  I903F, 
1907F 

Proteolytische  Enzyme  s.  Enzyme 

Proteus  s.  01m 

Protocateohusäure  1859H 

Protoplasma  1772,  1835D,  1844N,1846M, 
1855Ü,  1863S,  1865B,  1880P,  1888B, 
1903H 


Protoplasma,  dessen  Identität  mit  Sar- 
kode 1855U,  1863S 

Protoplasma,  deasen  Zirkulation  1772, 
1835D 

Protozoen  1830G,  1835D,  1845S,  1848S. 
8.  a.  Flecktyphus,  Gelbfieber,  Infu- 
sionstierchen ,  Malaria,  Texasfieber. 
Trypanosomakrankheiten 

Protozoen  (Bezeichnung)  1830G 

ProtyUn  1903K 

Protuberanzen  der  Sonne  1733,  IS60D, 
1868J,   1868L,  1869Z,   1871S 

Prout'sche  Hypothese  ISlöP,  1870S 

Prüfungsapparate  für  Explosivstoffe  s. 
Geschosse,  Flugbahn  derselben 

Prüfungsmaschinen  zur  Untersnchnng 
der  Baustoffe  s.  Materialprüfung 

Prutenische  Tafeln  1561  Re 

Pseudomorphin  1835P 

Pseudomorphosen  1772 

Pseudophenole  1895A 

Pseudosphäre  1868B 

Psychiatrie  s.  Irrenpflege 

Psychologische  Messungen  s.  Psychome- 
trie 

Psychometrie  1860H,  1862V,  1860F, 
1868E,  1881W,  1886L,  1903K 

Psychophysik  1825W,  1834W,  1860F, 
1903K,  s.  a.  Persönliche  Gleichung, 
Psychometrie,  Reaktionszeit 

Psychrometer  1777,  1825A,  1887A 

Ptolemaeischer  Lehrsatz  160 

Ptomaine  1856P,   1868B,   1878S,   1885B 

PtyaJin  1831L 

Puddelofen,  rotierender  s.  Rotierender 
Ofen 

Puddelprozeß  (Eisenpuddeln)  1783, 
1825R,   1840H,   18590 

Puddelprozeß  für  Stahl  1849B 

Puerperalfieber,  Übertragbarkeit  dessel- 
ben 1668,  1788D,  1843H,  1847S,  1905B 

Pulegon  1892S 

Puls  u.  Pulslehre  2668,  330,  300  v.  Chr.. 
100,  1440,  1738,  1740,  1827W,  1847L, 
1860V,  1861M 

Puls,  Verhältnis  seiner  Geschwindigkeit 
zur  Schnelligkeit  des  Atmens  1 690 

Puls  als  Fiebersymptom  1738 

Pulsometer  1872H,  1887K 

Pulver  8.  Schießpulver 

Pulverisiermaschine  1823P 

Pulvermaschine  1680 

Fulverramme  s.  Bammmaschine 


—     1226 


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Pampen  210, 13  v.  Chr.,  400,  1650,  1693, 
1650,  1674,  1689,  1716,  1746,  1785, 
1796,  1800B,  1835M,  1836A,  1840A, 
1840W,  1843K,  1848A,  1848W,  1860G, 
1862T,  1857W,  1868G,  1862H,  1862K, 
1867R,  1869Ca,  1875W,  1884W,  1890J, 
1897G,  18970,  1899E,  1900E,  1900S, 
1901H,  19020,  1902R 

Ptinicin  1880S 

Ponktmengen,  Lehre  von  den  1872C 

Pupillenbüdung,  künstliche  1720,  1804B 

Pupins  Drahtspulen  1899P,  1906S 

Purin  verbindnngen  1874P,  1897F,1898F, 
1900T,  1904S 

Purkinje' Bches  Phänomen  1826P 

Purpurbakterien  1907M 

Purpurfarbstoffe  990,  1870L,  1880S, 
1889L,  1905P 

Purpurin  1850S,  1876B 

Purr6e  1845S 

Piisohelkunst  s.  Patemosterwerk 

Puzzolanerde  20 

Pyämie  B.  Septichämie  u.  Py&mie 

Pyknometer  1121 

Pyocyanase  1907E 

Pyoktanin  1872M 

Pyramiden  2600  v.  Chr. 

Pyramidon  1902H 

Pyrheliometer  e.  Aktinometer 

Pyridin  1847A,  1854W,  1869K,  1879K, 
1881C,  1883S,   1905P 

Pyridin  u.  Homologe  s.  CoUidin,  Lntä- 
din,  Parvolin,  Pioolin 

Pyridinfarbstoffe  s.  Teerfarben 

Pyroelektrizität  1707,  1754,   1766 

PyrogaUuBsäure  1786,  1878J 

PyrogalluBsäure  als  Entwickler  1860B 

Pyromagnetische  Maschine  1886S 

Pyrometer  1731,  1782,  1800B,  1817B, 
1828P,  1836P,  1869S,  1878S,  1880S, 
1887L,  1889W,  1890P,  1890M,  1892H, 
1900K,  1901W,  1903P,  1904H,  s.  a. 
Calorimetrie 

Pyron  u.  Pyronderivate  18840,  1891C 

Pyronin  1889G 

Pyrophorel711,  1904A 

Pyrophosphorsäure  1828C,  1833G 

Pyrrol  1851A,   1870L,   1905P 

Pythagoraeischer  Lehrsatz  532  t.  Chr. 


Quadrant  320  v.  Chr.,  1531,  1587,  s.  a. 

Davisquadrant,  Mauerquadrant 
Qnadrantenelektrometer  1867T 


Quadratriz  420  v.  Chr. 
Quadratur  der  Hyperbel  1668 
Quadratur  des  Kreises  430,  420  v.  Chr., 

1634E,   1873H.   1882L 
Quadratwurzel  410,   250  v.   Chr.,   1140, 

1672 
Quadratzahlen  1854L 
Quantitative     Spektralanalyse     1867B, 
1863BO,  1866B,  1866L,  1871P.  1873V, 
1877G,  1891K 
Quarantaine  1868F 
Quarz  u.  Tridymit  1868B 
Quarz,  dessen  Durchlässigkeit  für  ultra- 
violette Strahlen  1862St,   1893Scb 
Quarzglas  1839G,  1888B,  1899H,  1899S 
Quassia  1742 

Qnatemionen,  Hamilton'sche  1863H 
Qnebracho  1880P,  1882H,  1896P 
QuecksUber  330,  320  v.  Chr..  64,  1633, 

1759,  1768,  1787,  1846C 
Quecksilber,  dessen  Anwendung  in  der 
Medizin  1500,   1526,   1540,   1750,  s.  a. 
Kalomel,  Sublimat 
Quecksüber,    dessen    Festwerden   durch 

Kälte  1769 
Quecksilber,  dessen  Fixierung  1733 
Qiieoksilber,  dessen  Schwere  13  v.  Chr., 

100 
Quecksilberbogenlampe    1896A,    1903S, 

1904K,  19066 
Quecksilberinjektion     für     anatomische 

Präparate  1781 
Quecksilbermanometer  1888A 
Quecksilberkolbenluftpumpe  1865G, 

1865T,   1900K,   1904K,  1906G 
Quecksilberoxyd,    Reduktion    desselben 

1774 
QuecksUberrotationspumpe   1904K 
Quecksilbersalbe  950 
Quecksilberstrahlpumpe  1873S,  1883S 
Quecksilberverbindungen  320 v.Chr.,  750, 
1360,  1687,   1768,  1774,    1775,   1801P, 
1830B,  1830K,  1842S,  1846M,  1852F, 
1856N,  1868H,  1860P,  1866R 
Quellenlehre  460  v.  Chr.,  20,  1666,  1684, 

1797,  1827P,  1868P,  1887D 
Quellung  1889H,  1896B,  1903D 
Quercitrin  1811C 
Quercitronrinde  1776 
QuerkontraktionskoefClzient  1827C 
Quetschhahn  1863M. 


—     1227     — 


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Sidi  Mmtehnit 


Babitzbau  1873R,  1885S,  a.  a.  Gipsdielen 

Racemische  Verbindungen,  deren  Spal- 
tung u.  Unterscheidung  I848P,  1886H, 
1899B 

Rachitis  1650 

Rad  an  der  Welle  1577 

Raddampfer  g.  Radschiffe 

Raddrehung  s.  Augapfel,  dessen  Be- 
wegung 

Radialsteine  1873J 

Radiergummi  1770 

Radierkunst  1483,  1613D,  I513G,  1899S 

Radikale,  gepaarte  1863K 

Radikale,  organische  1849F,  1849K, 
1850L 

Radikaltheorie  1832L 

Radioaktive  Stoffe  1896B,  1898C,  1898S, 
1899C,  1899D,  1899E,  1900E,  1900R, 
1902E,  .1902G,  1902M,  1902R,  1903C, 
1903  Ra,  1903Ru,  1903V,  1905B,1905B 
u.  R,  1906C,  1905R,  1906B,  1907B, 
1907H 

Radioaktivität  des  Erdreichs  1902E 

Radioaktivität  der  Luft  1900E 

Radioaktivität  der  Quellen  1903E 

Radioblei  1899C,  1899E,  1900Ru 

Radiokonduktor  s.  Eohärer 

Radiometer  1873C,  1879Z,  1897  R 

Radiomikrometer  1887  B 

Radiophon  1893B,  1898M 

Radiotellur  1902M 

Radiothorium  1905Ra 

Radium  1898C,  1900Ru,  1903C,  1903B, 
1903V,  1905S,  1907B 

Radium,  dessen  therapentiBohe  Wirkun- 
gen 1900W,  1901A,  1901D,  1901S, 
i903D,  1903P,  1904N 

Radium,  Vorkommen  in  der  Sonnen- 
photosphäre  1905S 

Radreifen  1827W,  1853K,  1854G,  s.  a. 
Pneumatik 

Radschiffe  1405,  1472, 1543,  1707, 1787M 

Radschloßgewehr  1517 

Radzähne  1874,  1759,  1837W 

Raffinieren  der  Fette  u.  öle  1790 

Rahmgewinnungsmethode  s.  Milch 

Railway  Spine  1866E 

Raketenapparat  s.  Rettungsapparate 

Rakybohrung  1895R 

Ramie  1850M,  1862D,  1881H,  1890L, 
1898B 

Rammmaschine  20,  1707,  1799,  1836C, 
1«44N,  1846S,  1864R,  1866S,  1869B, 
1872S 


Ranken,  Bewegung  derselben  1827M 

Ransigwerden  der  Fette  s.  Fette,  deren 
Ranzigwerden 

Raoult'sches  Entarrungsgesetz  1884  R. 
1888  B,  1888 E 

Rapidstahl  s.  Wolframeisen  u.  Wolfram- 
stahl 

Rasternetze  für  Autotypie  1890L 

Ratanhia  1779R 

Ratiniermasohine  ( Filzmaschine)   1838  R 

RationeUe  Werte  1737 

Rauohapparat  1860P 

Rauch beseitigung,  namentlich  bei  Loko- 
motiven 1785,  1841H,  1894L,  1905S 

Raucherzeugung  als  Frostsohutz  s.  Frost- 
schutz 

Rauchgasanalysator  I895K 

Rauchgase  s.  Gasanalyse 

Rauchhelm  u.  Feaerschutzanzüge  1S50P, 
18760 

Rauchverbrennung,  deren  Beförderung 
1785,  1841H,  1890J,  1894H,  1894L, 
I905S,  B.  a.  Feuerungsanlagen,  Rauch- 
beseitigung 

Rauohverhütung   s.    Rauchverbrennung 

Rauhfrost  1788 

Rauhmaschine  1684,  1791 

Raumanschauung  1836M;,  1844G 

Raumkurven   1698,   1700,   1729 

RauBchbrand  1875F,  1880A.  1904G 

Reaktion,  chemische,  deren  Regeln  1887  L 

Reaktionsbeschleunigung  durch  Fremd- 
stoffe 8.   Katalytische  Wirkungen 

Reaktionsgeschwindigkeit,     chemische 
1777W,  1801B,  1850W,  1866H,  1880M, 
1897G 

Reaktionsrad  1738,  1745,  1750.  1839R 

Reaktionszeit  1868E,  1881W,  1886L. 
1894H 

Real'sche  Extraktpresse  1806R 

Realgar  64 

R^aumur- Porzellan   1724 

Reblaus  1854F 

Rechenbrett  2630.  444  v.  Chr.,  1617 

Rechenbücher  2630,  1750,  430.  320.  310, 
300,  170  V.  Chr.,  150,  1202,  1460,  1484, 
1487,    1489,    1514,    1518,    1525,    1626, 
1732 
RechenmaBchine  1642,  1667,  1782,  1818T, 
1822B,    1872S,    1883E,    1892B,    s.    a. 
Rechenbrett,  Rechenstab 
Rechenscheibe  s.  Rechenstab 
Rechenstab  1617,  1864S 
Reck  1811J 


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SMhvsnMdNils 


Rectoakop  1876L,  189ÖE 

Recurrensfieber  a.  Rückfallfieber 

Reelle  Größe  1637 

Rees'Bche  Regel  1736 

Reflexbewegungen  s.  Gehirn-  u.  Rücken- 
markphysiologie 

Reflexion  des  Lichts  100,  150,  1038,  1690, 
1821F,  1888H,  s.  a.  Goniometer,  Helio- 
stat,  Polarisation,  Spiegelablesung 

Reflexieit  1850H 

Refraktion  des  Lichts  250  v.  Chr.,  100, 
150,  1038,  1604,  1618,  1637,  1648, 
1649,  1666,  1768,  1870R 

Refraktion  der  Wärmestrahlen  1880K 

Refraktion,  konische,  des  Lichts  1832H, 
1837L 

Refraktionstafel  1600 

Refraktometer  s.  Brechungsexponent 
fester  u.  flüssiger  Körper 

Regelation  1850F,  s.  a.  Drackverflü^tsigung 

Regen  und  Regenmossung  1280,  1639, 
1670,  1789,  1849S,  1886R,  1886H 

Regen,  dessen  Entstehung  1280,  1788, 
1887T,  18893 

Regen,  dessen  FaUgeschwindigkeit  1849S 

Regenbogen  1310,  1649,  1704,  1744, 
1836A 

Regeneration  von  Mangandioxyd  aus 
Manganlaugen  1867W 

Regenerativbeleuchtnng  1879S,   1903M 

Regenerativfeuerung  1856S,  1860  V, 
1861S,  1864M 

Regenschirm  800 

Registrierapparate  s.  Anemograph,  Balli- 
stik, Barometer,  Chronograph  u.  Chro- 
noskop,  Geschosse,  Flugbahn  derselben, 
Ombrograph,  RegiBtrierapparate,Belbst- 
tätige,  Thermobarograph,  Thermometer 

Registrierapparate,  selbsttätige  1734, 
1772,  1794,  1805E,  1821A,  1846R, 
1847L,  1848B,  1850H,  1850V,  1860B, 
1861M,  1868E,  1873R,  1889F,  1892R 

Registrierballons  s.  Drachen 

Registrierkasse  1879  R 

Regiatrierthermometer  s.  Thermometro- 
graph 

Regulatoren  für  Dampfmaschinen  1784, 
1834B,  1845S,  1854S,  18598,  1860P, 
1862B,  1872P,  1873F,  1877G,  1877S, 
1882D,  1884P,  1886H,  1891S,  1895T, 
1899S 

Regulatoren  für  Dynamomaschinen 
1885M,  1887K,  1889T 


Reibung  u.  Reibungsviderstand  1518, 
1699,  1710,  1785,  1829R,  183IM, 
1877W,  1887K,  s.  a.  Kugellager,  Rol- 
lenlager 

Reibung  der  Flüssigkeiten  1687,  1796, 
1848P,  1861H,   1868R,  1887A 

Reichsapfel  159  v.  Chr. 

Reif  1788 

Reihen  632  v.  Chr.,  1637,  1676,  1742, 
1765 

Reihen,  arithmetische  170  v.  Chr.,  1539, 
1612,  1664 

Reihen,  geometrische  1025,  1202,  1544 

Reihen,  hypergeometriache  1812G,1851K 

Reihen,  mathematiache  1612,  1668,  1716, 
1720,  1812G,  1822F,  1829D,  1851K, 
1857L 

Reihen,  rekurrente  1720 

Reihen,  trigonometriache  1760,  1820D 

Reihen,  unendliche  1739,   1750 

Reihentheorie,  Trahre  1820C,  1826A 

Reil'ache  Insel  1808B 

Reimer'sche  Aldehydaynthese  1876R 

Reinigung  der  Abw&saer  1691,  1860H, 
1868S,  1873M,  1880R,  1888W,  1896D, 
1898D,  s.  a.  Kanalisation,  Wasserlei- 
tungen 

Reinigung  der  Flüsse  1868F,  1892B, 
1893F 

Reinigungdes  Gebrauchs-  u.  Trinkwaasera 
50,  77,  1806C,  1822P,  1828S,  1834N, 
1835F,  1839S,  1841C,  1861N,  1866H, 
1868S,  18718,  1874K,  1876B,  1884C, 
18880,  1891 K,  1893P,  19008,  1901 R, 
19028 

Reinigung  der  Wohnungen  von  Staub 
1902  V 

Reinigungsmasse  für  Leuchtgas  1846L, 
1857H 

Reisbau  2356  v.  Chr. 

ReLsetheodolit,  magnetischer  1849L 

Reismüllerei  1873M,  1894S 

Reißleine  1893G 

Reitsattel  385,  1380 

Rekonstruktion  von  Körperteilen  aus 
anatomischen  Präparaten   1886B 

Relais  1844M 

ReUefdruck  1830C,  1865W 

Reliefkarten  1510,  1766P,  1800M,  1810Z, 
1835B,  18801,  1894H 

Reliefklischee  1903A 

Reliefkopiermaschine  1830C 

Reliefperspektive  1668 

Rebefphotographie  I908L 


—     1229 


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Replantation  von  Knochenperiostlappen 

1863W 
Besektion,  Allgemeines  660,  1843L 
Resektion  des  Brustbeins  169 
Rejektion    de«    Ellenbogen-,    Hand-    o. 

Fußgelenks   1629,  1731,   1786M 
Resektion  des  Uüfl^elenks  1821W 
Resektion  des  Kniegelenks  1762 
Resektion  des  Magens  1881B 
Resektion  des  Oberkiefers  1693,  1827G 
Resektion  des  Schultergelenks  1768, 1786 
Resektion,  subperiosteale  1845L 
Resektion  des  Unterkiefers  1730,  1813D, 

1818G 
Resektion    des     Unterschenkelknochens 

1640 
Resonatoren,  Helmholtz'sche  1860H 
Resonatoren.  Hertz'sche  1887H 
Resorcin  1864H 
Resorcinblau  1890N 
Respiration  s.  Atmungsprozefi 
Respirationsapparate      1849R,       1861P, 

1888Z,  1904A,  s.  a.  Rettungsapparste 
Respirator  1841J 
Reststrahlen  1897R 
Reten  1889B 

Retortenkohle  für  Bogenlampen  1844F 
Rettungsapparate    390    v.    Chr.,    1792, 

1799H,  1870R,  1880P,  1894H,  189öW, 

1904  B,     1908  T,      8.     a.   Feuerleiter, 

Rettungsboote,  Sicherheitslampe 
Rettungsboote  u.  dazu  gehörige  Appa- 
rate    1784,     1808M,     1826D,     1838F, 

1850P,  1866P 
Rettnngsmörser  1792 
Reusen  s.  Schleppnetze 
Reversible      Enzymreaktionen      1884M, 

1898C,  1900K,  1901E,  1902F 
Reversionspendel  1817B,  1818K 
Revolver    1565,     1684,     1842C,    1850L, 

1870W,  1891 K 
Revolverbank  1869De 
Revolverofen  s.   Rotierender  Ofen 
Reziprozität,  Gesetz  derselben  1813P 
Rhabarber  650,  1844S 
Rhabarber,    dessen    Einführung   in    die 

Medizin  550 
Rhamnetin  1842F 
Rheinregulienmg  1830B,  1888H 
Rheoohord  s.  Elektrische  Meßinstrumente 
Rheostat  s.  Elektrische  Meßinstrumente 
Rhinologie  400  v.  Chr.,  169,  660,  1363, 

1660,    1804D,    1821C,    1860C,    1868M, 

1885J,  1888V,   1904L 


Rhinoplastik  500  v.  Chr.,  1450,  18I8B, 
1818&.  1822D 

Rhodamin  1888M 

Rhodanqaecksilber  s.  Solfocyanqueck- 
silber 

Rhodanwasserstoffsäure  s.  Sulfocyan- 
wasserstofisäure 

Rhode  Island  1524 

Rhodium  1803W 

Rhodiumverbindungen  1860C,  1891J 

Rhusma  1557 

Riooati'sche  Differential^eichung  1722 

Richmann'sche  Regel  1750 

RioinuBÖl  64,  1847  S 

RicinuBölsäure  1847S,  1892L 

Riechstoffe  s.  Parfüms 

Rieselfelder  1150,  1543.  1743,  1819G, 
1836B,  1836C.  1850W,  1868F,  1873H 

Riesenfemrohrel665, 1785, 1844R,1845R. 
1896A 

Righi'sohes  Phänomen  1884R 

Rigibahn  1870R 

Rinderepilepsie  1880J 

Ringanker  für  magnetelektrische  Ma- 
schinen 1860P 

Ringofen  1776,  1839A,  1857H,  1864H, 
1870M,  1879E 

Ringspindel  1830J 

Rinmans  Grün  1780 

Rio  de  la  Plata  1509 

Rippenheizrohre  s.  Heizrohre 

Ritter'sche  Schnittmethode  1874R 

Robinsoninsel  1563 

Roburit  1884R 

Rodagen  19026 

Röhrenfabrikation  97,  1539,  1672,  1790, 
1804A,  1808C,  18180,  1820B,  1822H, 
1825W,  18268,  1840K,  1845P.  1852M. 
1854B,  1856B,  1869H,  1886M,  1891M, 
1892E,  1893W,  1900F 

Röhrenkessel  1827S,  1829S,  1858S,1905V 

Röhrenpulver  1891 D 

Röhrentr&ger  1860S 

Rohrpoet  1810M,  1838C,  1853C,  1867C, 
1892B,  1900L,  1002G,  s.  a.  Elektrische 
SchneUpost 

Rohrpumpe  1895D 

Rohrzucker  627,  1820D,  1890P 

Rohrzucker,  dessen  Spaltung  1847  D. 
1860B 

Rollenlager  1847R 

Rollenmaschine  zum  Transport  von  La- 
sten 660,  550  V.   Chr.,   1718 

RoUschUttscbuhe  1823R 


—     1230     — 


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SachvwMtebnii 


Bomanoskopie  1896E 
Romanowskyfärbung  1890R 
Komanzement  s.  Zement 
RongaJid  1904B 
RöntgenmeBiöhre  1904K 
Röntgenstrahlen       a.      Röntgentechnik 
1895R,  1896F,  1905A,  1905B,  1906D, 
1906R,  1907M 

Röntgenstrahlen,  deren  Greschwindigkeit 
B.  Geschwindigkeit  der  Röntgenstrah- 
len 

Röntgenstrahlen,  deren  therapeutische 
Verwendung  1896R,  1896F,  1897S, 
1898R,  1899M,  1900S,  1902A,  1903A, 
1904H,  1904S.  1905B,  1906D,  1906G, 
1905MO,  1905S,  1905W,  1906D,  1907V 

Roots  blower  1867R 

Rosanilin  1862H 

Rose  4S0  y.  Chr. 

Rosenöl  1290,  1820S,  18e9F,  1893M, 
1900S 

Bose's  Metall  1772,  18756 

Rosinduline  1882S 

Rosolsäure  1834R 

RoBhaar,  künstliches  1900V 

Roßkastanie  1565 

Röstöfen  18646,  1876M 

Rostschatz  1906D 

Rotation  des  Magneten  unter  dem  Ein- 
fluß von  Strömen  1821F 

Rotation  von  Strömen  unter  dem  Ein- 
fluß von  Magneten  1821 F,  1828A 

Rotation  der  Planeten  1667,  1679,  1680, 
1692,  1794,  1850F,  1890S,  1896L, 
1898  D 

Rotationsebene,  deren  Erhaltung  1817B 

Rotationsmagnetismus  1821 F,  1824A, 
1831F 

Rotationsmasohine  s.  Schnellpresse 

Rotationspumpen  1660,  1800B,  1867R, 
I890J 

Rotationszähler  s.  Hub-  u.  Rotations- 
zähler 

Rotglut  u.  Weißglut  1847  D,  1887K, 
1887W,  1897L 

Rotholz  1317 

Rotierende  Dampfmaschine  1782,  1899H, 
1903P 

Rotierender  Ofen  1853E,  1853W,  18690, 
1868S,  1869D,  1872C,  1875J,  18768, 
1876M,   1879M 

RotzbaclUus  1882L 

Rotzkrankheit  1749,  1882L 

Rover  Safety  Bicyole  1879L 


Rübenschneidemaschine       s.       Wurzel- 

Bohneidemaschine 
Rübenzucker  u.  dessen  Fabrikation  1747, 
1801A,  1811B,  1812F,  1812N,  1820H, 
1830R,  1830T,  1840S,  1844S,  1849D, 
1850S,  1852R,  18638,  1863W,  1854D, 
1861 S,  1863Ja,  1863  Je,  1864R.  1865S, 
1867F,  187 IK,  1878M,  1878S,  1880S, 
1882S,  1886W.  1887W,  1888B,  1892H, 
1894H,  1898M,  1900S,  1906R 

Ruberoid  1897R 

Ruberythrinsäure  1851R 

Rubidium  1861 B,  1862B 

Rubidium  Verbindungen  1862B 

Rubifuscin  1883M 

Rubin,  künstlicher  18376 

Rubin^as  1679,  1828E,  1888R 

Rüböl  1790 

Rückenmark  s.  Gehirn-  u.  Rückenmark- 
Physiologie 

Rückenmark,  dessen  funktionelle  Selbst- 
ständigkeit 1812L,  1853B,  18696,  s.  a. 
Rückenmark,  dessen  Leitungsfunktion 

Rückenmark,  dessen  Leitungsfunktion 
zum  Gehirn  181 IB,  1826  B,  1831M, 
1862T,   1866D,   1865S,   1873F,   1891 R 

Rückenmarksgesch-wülste,  derenDiagnose 
u.  Operation  1872L,  18876 

Rückenmarkskrankheiten  1832U,  1857R, 
1866E,   1870C,   1873N,   1876L,   1890F 

RückfaUfieber  u.  deBsen  Bacillus  1739R, 
18730,  1906D 

Rückkühler  s.  Kondensation 

Rückschlag  bei  6ewitter  1780 

Rücksubstitution  1842M 

Ruderräder  s.  Radschiffe 

Ruderschiffe  700  v.  Chr. 

Rüdersdorfer  Kalkberge  1876G 

Rudolphinische  Tafeln  1627 

Rufposten  486  v.  Chr.,  s.  a.  Meldereiter 

Rundsohachtofen  1866P 

Rundstühle  s.  Strick-  u.  Wirkmaschinen 

Ruß  u.  Rußfabrikation  1817D,  1872S, 
1876H,  1879T,  1906F 

Russeleffekt  s.  Photeohie 

Ruthenium  1846C 

Rutheniumverbindungen  1848C 

Rutschschere  18340. 


Saatgetreide,  dessen  Verbessenmgl862H, 

1892N,  1902R 
Saatzucht  18198 


—     1281     — 


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SabadiUa  1572 

Sabatier  u.  Senderens'Bche  Keaktion 
1902S.  1905M,  1905S 

Saccharimeter  s.  Polarisationsapparate 

Saccharimetrie  1818  B,  1832  B,  1833  B, 
B.  a.  Polariaationsapparate 

Saccharin  1878F 

Saccharometer  1845B 

Saccharomyces  in  der  Weinhefe  1870R 

Sachalin  1761 

Safflor  1846S 

Saflor  8.  EobaltsafloT 

Safran  1198,  1886K 

Safranin  1866P,  1867S,  1878T,  1879W, 
1887W 

Safrol  1844S 

Saftstrom  der  Pflanzen  1727 

Sägemühlen  s.  Steinbearbeitung 

Sägen  n.  Sägemaschinen  77, 1801B,1805B, 
1808B,  1808N,  1820E,  1836M,  1862P, 
1870Y,  1894L 

Sahara  1869D 

Saharameer  1874  R 

Saiten,  Mitklingen  derselben  1636 

Saitenschvingungen  1636,  1700,  1729, 
1792,  1800  Y,  1891 K 

Salamandrin  1898F 

Salben  169,  1886U 

SaUcin  1819B,  1838P 

Salicylaldehyd  1838P,  1839P 

Salicylazofarbstoffe  1887N 

Salicylsäure  1839P,  1860K,  1873K 

Salicylsäure  in  der  innerenMedizinl873K, 
1877S 

Salicylsäure  in  der  Wundbehandlung 
1872T 

Sahcylsäuremethyläther,  auch  synthe- 
tisch 1843C 

Salipyrin  1884B 

Salmiak  750,  1647,  1720 

Salmiakgeist  1700 

Salol  1886N 

Salpeter  750,  1232, 1250B,  1250M,  1285, 
1546,  1550,  1729,  1834D,  1854N,  s.  a. 
Nitrifikation 

Salpeter,  Abkühlung  bei  Auflösung  des- 
selben 1550 

Salpetersäure  750,  1225,  1648,  1751,  1776, 
1784,  1786,  1789,  1833K,  1849S,  1859L, 
1886L,  1893P,  1898S,  1899K,  1899M, 
1900L,  1901 U,  19020,  1903B,  1903M, 
1908M 

Salpetersäureanhydrid  1849S,  1872W 

Salpetersäureäther  1834D 


Salpetersäuiebildung  an8Ammoniakl789 
1833K,  1902O 

Salpetersäurebildung  aus  Stickstoff  u. 
Sauerstoff  durch  Elektrizität  1784, 
1859L,  1882P,  1899K,  1899M.  1902C, 
1903B,  1903M,  1908S 

Salpetersäuregänmg  1882M,  1890W 

Salpetersaure  Salze  als  Düngemittel  1630, 
1860B 

Salpetrige  Säure  1648  1776 

Salpetrigsäure&ther  1681,  1827D 

Salz  s.  Kochsalz 

Salze,  Begriff  u.  Unterscheidung  der- 
selben 1654,  1666,  1754.  1780 

Salzlager,  Entstehung  derselben  1897H 

Salzlösungen,  Verhalten  der  durch  be- 
stimmte Erstarrungspunkte  charakte- 
risierten 1875G 

SaLslÖBungen.  Verhalten  derselben  beim 
AuskrystaUisieren  1897H 

Salzsäure  1648,  1775.  1810D,  1815D, 
1820B,  1874H,  1887K 

Salzsee,  Großer  1689 

Samarium  1879L,  1880M,  1892L,  1904U 

Sämaschine  1500.  1783,  1803D,  1809W, 
1830A,   1835K,   1840C,   1868S.   1870R 

Samen  der  Pflanzen  1825B 

Samenfäden  1677,  1841K,  185aB,  1864K 

Sammet  s.  Baumwollsammet 

Samoainseln  1721 

Sanatoriumbehandlung  der  Tuberkulose 
1749,  1859B 

Sand  als  Bestandteil  des  Mörtels  1830F, 
1879D,  1886G 

Sandarak  800  v.  Chr. 

Sandelholz  1814P 

Sandesrechnung  260  t.  Chr. 

Sandgeleise  1870E 

Sandkulturmethode  1849S 

Sandrohr  zur  Dünenbepflanzung  1768 

Sandstein  1884K 

Sandstrahlgebläse  1871T,  1890M,  1897B 

Sandwichinseln  1527 

San  JoB^- Schildlaus  1880C 

Santalin  1814P 

Santonin  1830K,  1882C,  1903W 

Sapocarbol  1885S 

Saponin  1853  R 

Sarcine  1842G 

Sarkin  b.  Hypozanthin 

Sarkode   1835D,   1855U,   1863S 

Sarkom  1863V,  1905E 

Sarkosin,  auch  künstlich  I847L.  1862V 

Sarsaparilla  1824P 


—     1232     — 


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Satelliten    s.    die    betreffenden    Haupt- 1  S&nren,   deren   Beaktion  auf   Pflanzen- 


planeten 

Sattel  B.  Reitsattel 

Saturn,  dessen  Ringe  u.  Trabanten  1610, 
1655,  1657,  1662,  1671,  1672,  1675, 
1684,  1787,  1789,  1794,  1843S,  1848B, 
1860B,   1857M,   1895B,   1899P,   1906P 

Satz  von  der  Gegenseitigkeit  der  Form- 
veränderungen  1864M 

Sauerampfer  1647 

Sauerbruch'sches  Unterdruckverfahren 
1904S 

Sauerkleesalz  1647,  1773 

Sauerstoff  1771,  1775,  1889K,  1890B, 
1896E,  1899D,  1902L 

Sauerstoff,  dessen  Nachweis  durch  Bak- 
terien 1881  £,  1907M 

Sauerstoff  als  acidifizierendes  Prinzip 
1777,  1778 

Sauerstoff,  dessen  Ein^trirkung  auf  an- 
organische u.  organische  Körperl809D, 
1875  J,  1878B,  1883£,'il901Z 

Sauerstoff,  vierwertiger  1881F,  1899C, 
1901B  E 

Sauerstoffassimilation^dnrch  Tierel883£ 

Sauerstoffatmungsapparate  s.  Rettungs- 
apparate 

Sauerstoffbereitung,  technisch  1868T, 
1890B 

Saueratoffschmelzverfahren  s.  Eisen- 
schmelzverfahren 

Sauerstofftherapie  1798B,  1799H,  1900M 

Säugetiere  1768,  1803  T,  1835S,  1844W, 
1859H,  1884C,  1884H,1891D,  s.a.  Tier- 
zucht 

Säugetiere,  eierlegende  1884C,  1884H 

Sauggasanlagen  1886L,  1894B,  1900T, 
s.  a.  Hochofengiohtgase,  deren  Ver- 
wendung 

Säuglingsmilch  1849H.  1869B,  1886S, 
1891 R,  1904D 

Saugplatte,  Witt'sche  1886W 

Saug-  n.  Druckpumpen  s.  Pumpen 

Sangstrahlpumpe  s.  Wasserluftpumpe 

Säuren,  deren  Begriff  1666,  1667,  1699, 
1777L,  1778L,  1787B,  1788B.  1810D, 
18I5D,  1816G,  1820B 

Säureamide  s.  Amide,  Diamide 

Säureanhydride  1853G 

Säurechloride,  organische  1832L,  1846C 

Säuren,  deren  Atomigkeit  1859W||.»'»<  ^ 

Säuren,  deren  Basizität  1833G,  1838L, 
1869W 


Säfte  1667 

Säuren,  deren  Überführung  in  Aldehyde 
1866K,  1866P 

Säuren,  einbasische,  deren  Synthese 
1865F 

Säuren,  mehrbasische,  deren  Synthese 
1869W 

Säureradikale,  organische  I853Chi 

Scandium  1879N 

Sohabkunst  1642 

Schachtabteufen  s.  Bohrtechnik 

Sohaohtbohren  s.  Bohrtechnik 

Schächte  1880P 

Schädel,  prähistorischer  1903W 

Schädellehre  n.  Schädelmessung  1760, 
1775,  1842R,  1865B 

Schalenkreuz  für  Windmessung  1846R 

Schall,  allgemeine  Eigenschaften  des- 
selben 390,  330  V.  Chr.,  20,  160,  1690, 
1872Ch,  1900S 

Schall,  Brechung  desselben  1857H 

Schall,  Geschwindigkeit  desselben  s.  Ge- 
schwindigkeit des  Schalls 

Schall,  Interferenz  desselben  1826W, 
1838H 

Schall,  Reflexion  desselben  1648,  1763, 
1772 

Schallenergie,  tälweise  Umwandlung  der- 
selben in  Wärme  1869W 

SchaUintensität,  deren  Messung  18810 

SohallsGhwingungen,  deren  Aufzeichnung 
u.  Bestimmung  1872K,  1882B,  1891K, 
1893R,  1896S 

Schaltiere  s.  Mollusken 

Schaltjahr  s.  Kalender,  Zeitrechnung 

Scharlach  (Krankheit)   1904M 

Scharlachfärberei  s.  CocheniUe 

Scharlachserum  1908M 

Schaubühne  s.  Bühne 

Schaufelräder  s.  Radschiffe 

Schaumwein  s.  Champagnerwein 

Scheelisieren  I883N 

Scheidenspiegel  1818  R 

Soheiner'soher  Versuch  1615 

Scheintod  s.  Künstliche  Respiration 

Scheinwerfer  1886S 

ScheUaok  1828U 

Scherenfabrikation  1781 

Schermaschine  1684,  1768,  1803J,  1816P, 
1883S 

Schiefe  Ebene  300,  1686,  1608 

Schielen  u.  Scbieloperation  1839D,1853G, 
1858D 


Darmstaedter. 


—     1233 


78 


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Sadmoilcliiils 


Schienen  u.  Schienengeleise  1767,  1776, 
1789,  17930.  1803N,  1803W,  1809L, 
1820B,  I832S,  1834S,  1835B,  1835L, 
1835S,  1836K,  1836V,  1846G,  1847B, 
1848P,  1849B,  1849P,  1851W,  1862N, 
1861G,  1867N,  1870K,  1882H,  1887H, 
1887S.  1892J,  1896C,  1899G,  1906K 

Schienenstoß  1809L,  1835S,  1847B, 
1849F,  1852N,  1887H,  1905F 

Schierling,  dessen  medizinische  Anwen- 
dung 1760 

Schierlingalkaloide  s.  Conün,  Conhjdrin, 
Isoconiin 

Schießbaumwolle  1832B,  1838P,  1840D, 
1845S,    1846S,    1849L,    1866A,    1903T 

Sohießpulver  1232,  1250B,  1260M,  1259, 
1285,  1313,  1610,  1754,  1819C,  1849A, 
1852S,  1859R,  1864S,  1866P,  1876N, 
1879W,  1883D,  1886  V,  1890N,  1897D 

Schießpulver,  chemische  Vorgänge  bei 
dessen  Zersetzung  1867B,   1874N 

Sohießpulver,  gepreßtes  1862S,  1869R 

Schießpulver,  rauchschwaches  1864S, 
1866P,   1875N,   1886V,   1890N 

Schießwolle  s.  Schießbaumwolle 

Schiffahrt  s.  BinnenschifCahrtakan&le, 
Dampfschiffahrt,  Deklination,  Devia- 
tion, Ebbe  u.  Flut,  Feuerschiffe,  Hafen- 
bauten, Hydromechanik,  KanaUsiening 
der  Flüsse,  Kartographie,  Kompaß, 
Leuchttürme,  Lot,  Meeresströmungen, 
MeeresweUen,  Nordpolarfahrten,  Orts- 
bestimmimg, Passate,  Rettungsappa- 
rate, Rettungsboote,  Schiffbau,  Schleu- 
sen, Seekanäle,  Seezeichen,  Segelschiff- 
fahrt,  Südpolarfahrten,  Tauerei,  Wellen- 
besänftigung, Weltumseglungen,  Wider- 
stand des  Wassers,  Zeitball 

Schiffbarmachung  der  Flüsse  s.  Kanali- 
sierung  der  Flüsse 

Schiffbau  700,  600  v.  Chr.,  78,  1354,  1472, 
1474,  1612,  1535,  1637,  1727,  1746, 
1775,  1786B,  1799L,  1810S,  1820M, 
1831F,  1834W,  1839B,  1843B,  1843  E, 
1844R,  1857M,  1857S,  1871F,  1876L, 
1880J,  1884D,  I884R,  1886E,  1888W, 
1891 R,  1893S,  1894  V,  1896U,  1902K, 
1903S,  1903T,  1906L,  1906Br,  1907F, 
8.  a.  Boote  mit  Petroleum-  u.  Benzin- 
motoren, Borda'sche  Regel,  Dampf- 
schiffahrt, Docks,  Eisbrecher,  Eisen, 
Verweudungim  Schiffbau,  Feuerschiffe, 
Geschützpf orten,  Great  Eastem,  Hafen- 
bauten, Hydromechanik,  Ketten,  Ket- 


tenprüfungsmaAchinen,  Kommandoap- 
parat, Kupferbeplattung,  Kuppeltürme, 
Minenschiffe,  Hodellschleppveisache, 
Panzerplatten,  Panzerschiffe,  Propeller, 
Radsohifle,  Rettungsapparate,  Ret- 
tungsboote, Schiffahrt,  Schiffnanker, 
Schiffsbodenfarben,  Schiffshebewerke, 
Schleusen,  Schottentüren,  SegeLschiff- 
fahrt,  Stahl  im  Schiffbau,  Torpedo- 
boote, Turbinenboote,  Unterseeboote, 
Widerstand  des  Wassers 

Schiffbrücke,  erste  513  v.  Chr. 

Schiffe,  deren  Schutz  gegen  Muschelan- 
satz u.  gegen  Korrosion  s.  Kupferbe- 
plattung der  Schiffe,  Schiffsboden - 
färben 

Schiffsanker  680  v.  Chr.,  1810P,  1846P. 
1864M,  1870J,  1898H,  1904L 

Sohiffsbodenfarben  1625,  1848H,  1860S 

Schiffshebevorrichtungen  1688,  1844E. 
1861B,  1882C,  1900M 

Schiffshebewerke  1794W,  1840A,  1872C. 
1883S,  1888C,  1894H 

Schiffskessel  s.  Dampfkessel 

Schiffskreisel  s.  Schlingerbremse 

Schiffsmasohine  s.  Dampfmaschine 

Schiffsmast  1727 

Schiffsmühle  80  v.  Chr.,  536 

Schiffsprüfung  1861L 

Schiffsschraube  1738,  1787  F,  1826R, 
1836S,  1838L,  1838  R,  1843E,  1851M. 
1862D,  1872T,  1880P,  1906A 

Sohiffstransporte  s.  Geneigte  Ebene 

Sohiffswiderstand  s.  Widerstand  des  Was- 
sers gegen  die  Fortbewegung  der  Schiffe 

Schilddrüse  1750,  18780,  1882R,  1883K. 
1883S,  1884H 

Schilddräse,  Exstirpation  derselben  s. 
Kropfezstirpation 

Schilddrüse,  Jod  in  derselben  1894B 

Schüdkröten  1800B 

Schiseophon  1893D 

Schlackensteine  1862L,  1865L,  1875W 

SchlaokenwoUe  1864P.  1870P,  1877E 

Schlaf  bewegungen  der  Pflanze  1753, 
1876P 

Schlafkrankheit  s.  Trypanoswmakrank- 
heiten 

Schlafwagen  1836C 

Schlagmaschine  für  Baumwolle  1795. 
1806S,  1812E 

Schlagmaschine  für  Wolle  1733,  1818M, 
1826W 


—     1234     ~ 


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Schlagwetter  1845F.  1862A.  1865A, 
1881H,  1894H,  IQOOL,  s.  a.  Sicher- 
heitslampe,    Ventilation,    Ventilatoren 

Schlagwetterindikator  1862A,   1900L 

Schlangengift  1648,  1765,  1886M,  1887S, 
1892C,  1895C,  1902K,  1903K 

Schlangengiftlecithid  1903K 

Schleimabsonderung  der  Nase  1660 

SchleimpUze  b.  Myxomyceten 

Schleimsäure  1780 

Schleimzucker  1807P 

SohlempeTerarbeitung  1877  V,  1894B, 
1898W 

Schleppbahn  1854B 

Schleppmodellversuche  s.  ModeUschlepp- 
versuche 

Schleppnetze  u.  Reusen  1779,  1833F, 
1838B,  1886A,  1888R 

Scbleppzug  8.  Tauerei 

Scbleudergebläse  s.  Grebläse 

Sohleudermühle  1862B 

Schleuderthermometer  1830A 

Schleusen  260  v.  Chr.,  1253,  1509,  1643, 
1666,  1793,  1794,  1844S,  1848D,  1881L, 
1897B,  s.  a.  Binnenschifiahrtskanäle, 
Seekan&le 

Schlichtmaschine  1803J,  1882B,  1884H 

Schlierenapparat  1869T 

Schlingeibremse,  gyroskopisohe  1903S 

Schlippe'sches  Satz  1714 

SchlitteninduktionBapparat  1846D 

Schlösser  s.  Kombinationsschlösser 

Schlüssel  632  v.  Chr. 

Schmelzen  der  Metalle  334  t.  Chr.,  760 

Schmelzofen  1866W,  1867K,  1887H 

Schmelzpunkt  334  v.  Chr. 

Schmelzpunkt  von  Legierungen  1830R 

Schmelzpunkt,  dessen  Beziehung  zur 
chemischen  Konstitution  1879C,  1898M 

Schmelzpunktserniediigung  s.  Grefrier- 
punktsemiedrigung 

Schmelztemperatur,  deren  Proportiona- 
lität mit  dem  Druck  1860T,  1861 B, 
1858M,   1888A,   1892B,  1899T,  1900T 

Schmelztiegel  1864P 

Schmelzungswärme  1756D.1772W,1830B, 
1870B 

Schmiedepresse  18Ö4S,  1861H,  1866D, 
1884T 

Schmierkur  1600 

Sohmiermitteluntersuchungen   1888M 

Schminke  u.  Schminkweiß  1681 

Schmirgelscheiben  1863B 


SttiuMMlchnlt 

Schmutzwässer  s.  Reinigung  der  Ab- 
wässer 

Schnabeltier  1884C,  1884H 

Schneckenpresse  1854S 

Schnee  1882G,  1889B,  1893H 

Schneegrenze  1516,  1744,  1820H,  1880R 

Schneemesser  1904H 

Schneepflug  u.  Schneeschleuder  für  Ei- 
senbahnen 1876T,  1884  J,  1886L,1889G 

Schneidemaschine  für  Buchbinderei 
1820H 

Schneidkluppe  für  Schrauben  I834W 

SchneUdrehstahl  s.  Wolframeisen  u. 
Wolframstahl 

Schnellessigfabrikation  s.  Essigfabrika- 
tion 

Schnellfeuerkanone  I899K,  1900E 

Sohnellladegeschütz  230  v.  Cbr. 

Schnelllaufende  Dampfmaschine  1822P, 
I841B,  1862A,  1872S,  1873B,  1880W, 
1884P,  1894G,  1900B 

Schnellphotographie  1866S 

Schnellpost  s.  Elektrische  Schnellpost 

Schnellpresse  u.  Rotationsmaschine 
1811K,  1846H,  1846S,  1848A,  18636, 
1869W,  1878M,  1880P,  1884H,  1888K, 
1890K,  1895K,  1896K,  1898K,  1899M, 
1900K 

Schnellpresse,  lithographische  1846S 

Schnellrechner  210  v.  Chr. 

Schnellschütze  1733 

Schnellseher  1882A 

Schnelltelegraph  1899  V 

SchneUwage  1400  v.  Chr.,  1121 

Schokolade  1519,   1606,   1803A,   1846D 

Schollenbrecher  184  IC 

Schöpfräder  s.  Wasserräder 

Schornsteine  1768,  1830A 

Schotten,  wasserdichte  1834W,  1843  B, 
1896D 

Schottentüren,  deren  Verschluß  1896D 

Schraffiermethode  1780M,  1791 D,  1799L 

Schräge  Stellung  der  Kohlen  in  der  Bo- 
genlampe 1900B 

Schrämmmaschine  1862F 

SohrapneU  1573,  1803  S 

Schraube  ohne  Ende  250  v.  Chr. 

Schraubendampfer,  erster  1836S,  1838R 

Schraubenfabrikation  1834W,  1842W, 
I852F,  1872S,  s.  a.  Schraubenmaß 

Schraubengebläse  s.  Gebläse 

Schraubenmaß  1841W,  1851W 

Schraubenpfähle  zu  Gründungen  1837M 

Schraubenpresse  1854S 


78' 


—     1235     — 


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Sachvtmichnit 


Schraubstock  1763  1 

Schieibfedeni  624.  1808B,  8.  a.  Stahl- 
federn 

Schreibmaschine  1714,  1829B,  1860M, 
18Ö7S,  1907Ü,  8.  a.  Stenographier- 
maachine 

Schreibmaschine  für  Blinde  1786, 1860M, 
1907  A,  1907P 

Schiiftengraviermaschine  s.   Pantograph 

Schriftgattungen  1467,  1471,  1496,  1522, 
1760 

Schriftgießmaachine  s.  Setz-  u.  Lettem- 
gießmaachine 

Schriftskalen  1835E,  1851A 

Schrifttafeln  zur  Sehschärfe-Untersuch- 
\mg  8.  Leseproben  in  der  AugenheU- 
kimde 

Schrittzähler  100,  1727, 1831P,  8.  a.  Wege- 
messer 

Schrot  8.  Patentschrot 

Schroth'sche  Kur  1850S 

Seh  rümpf  ungstheorie  8.  Kontraktions- 
theorie 

Schuhwarenfabrikation  1790,  1810B, 
1822B,  1844L,  1851D,  1868B,  1875K 

Schuppen  der  Tannenzapfen,  Anordnung 
derselben  1830B 

Schußtafehi,  erste  1537 

Schußwunden  s.  Wundheüung 

Schutzfärbung  der  Tiere  s.  Mimikry 

Schutzimpfung  s.   Immunisierung 

Schutzmittel  der  Pflanzen  1788 

Schutzpockenimpfung  s.  Pockenimpfung 

Schutzstoffbildung  durch  pflanzliche  Tox- 
albumine  189  IE 

Schwarzer  Körper  1859K,  1879S,  1884B, 
1893W,   1895W,    1898L 

Schwarzer  Tropfen  1761 

Schwarzkunat  s.  Sohabkunst 

Schwebebahnen  1821P,  1880L,  1893L 

Schwebeverbände  400  T.  Chr.,  1450,  1760, 
1774,  1786 

Schwebungen  1700 

Schwedlerträger  1864S 

Schwefel  1546,  1781,  1807B,  1837G. 
1841 R,  1848S,  1860H,  1861S,  1878S, 
1887C,  1888D,  1899F 

Schwefel,  dessen  aUotrope  Modifikationen 
1841 R 

Schwefel,  dessen  Vorkommen  auf  Fix- 
sternen 1908L 

Schwefel,  Wiedergewinnung  aus  Soda- 
rückständen 1837G,  1861S,  1878S, 
1887C 


Schwefelantimon  64,  1603,  1714 

Schwefelbakterien  18S7W 

Schwefelchlorid  1782 

Schwefelchlorür  1782 

Schwefelfarbstoffe  s.  Teerfarben 

Böhwefelheptoxyd  1878B 

ScJüwefelhexafluorid  1899M 

Schwefelkohlenstoff  1796L,  1856D, 
1901 T 

Schwefelleber  1608B,  1663B,B.a.KaliTer- 
bindungen 

Schwefelmetalle,  Allgemeines  750,  1615, 
1811B 

Schwefelmilch  1807B 

Schwefelnatrium  als  Enthaarungsmittel 
1854B 

Schwefelphosphor  1843B 

Schwefelsäure  750,  1666,  1760,  1755,1777, 
1780,  1801C 

Schwefelsäure,  rauchende  1792,  1877C 

Schwefelsäure,  wasserfreie  1755 

Schwefelsäure,  Zusammensetzung  der- 
selben 1777.  1801C 

Schwef els&nref abrikation  1 666, 1 740, 1 746. 
1766,  1774.  1792,  1793,  1800K,  1801 C, 
1818H,  1825K,  1827G,  1833P,  1838D. 
1838H,  1844K,  1860G,  1856H,  18616, 
1864G,  1871G,  1872D,  1873F,  1873S, 
1876M,  1877C,  1878C,  1878H,  1883L, 
1884L,  1886L,  1887A.  1887K,  1891K, 
1893B,  1893K,  1899M,  1902E,  s.  a. 
Schwefelsäurekontaktverfahren 

Schwefelsäurekontaktverfahren  1831P, 
1846J,  1852W,  1855P,  1875W,  1877W, 
1887S,  1897B,  1897K,  1898C,  1898H. 
1901K 

Schwefelsaurer  Kalk  1750 

Schwef  elstickstoff  1838S 

Schwefelstickstoffsäure  1844F,  1887R 

Schwefelwasserstoff  1776,  1787,  1788, 
1862K 

Schweflige  Säure  800  v.  Chr.,  1616,  1775, 
1777,  1884H 

Schweflige  Säure,  deren  konservierende 
Wirkung  1839L 

Schweinerotlauf,  Schutzimpfung  gegen 
denselben  1889P 

SchweinerotlaufbaciUus  1882L 

Schweinfurter  Grün  1820S 

Schweißung,  autogene  1905F 

Schweißung,  elektrische  8.  Elektrisches 
Löt-  u.  Schweißverfahren 

Schwemmsteine  1892K1 


—     1236     — 


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SachMralehnlt 


Schwere,  kosmische,   Ursache  derselben 

1782L 
Sohwereabnahme  von  den   Polen  nach 

dem  Äquator  1672R,  1673H,  1743C 
Sohwereanomalien  1892S,  1896E 
Schwerpunkt  250  v.  Chr.,  100 
Schwerspat  1630 

Sohwertsägen  s.  Steinbearbeitung 
Schwimmanatalten  1817P 
Schwimmdock  s.  Docks 
Schwimmende  Ziegel  1791P 
Schwimmweste  390  y.  Chr. 
Schwindsucht  8.  Tuberkulose 
Schwingungen  von  Platten  1787C 
Schwingungen    von    Saiten    s.    Saiten- 

sohwingungen 
Schwingungen  an  St&ben  1799,    1820S, 

1855L 
Schwingungsmittelpunkt  1673 
Schwingungszahl,  absolute  s.  Nonnalton 
Schwingungszahlen,   deren   Bestimmung 

u.    Vergleiohung  ^90  v.    Chr.,    1819C, 

1820S,  1840D,  1896S 
Schwungrad  1781 

Schwungwage  (Hengler'sche)  s.  Horizon- 
talpendel 
Scultetus'sche  Binde  1663 
Sechsrollenmotor  1854S 
Seohstaktmasohine  1883G 
Seebäder  1796 
Seebeben  1887R 
Seedeiohe  8.  Deiche 
Seefahrten,   deren   klimatischer   Nutzen 

1883K 
Seekanäle  1250,  610,  260  v.  Chr.,  68,  645, 

1609,  1666,  1715,  1798,  1805T,  1829B, 

1857C,   1859L,  1881L,  1887B,  1887L, 

1893S,  1907N 
Seekarten  s.  Kartographie 
Seekunde  s.  Limnologie 
Seeminen  s.  Minen,  submarine,  Torpedos 
Seesalz  s.  Kochsalz 
Seetangasche,  deren  Einführung  in  den 

Arzneischatz  1760 
Seewasser,  Allgemeines  330  v.  Chr.   946, 

1865P 
Seewasser,       dessen       Ammoniakgehalt 

1867V 
Seewasser,    dessen    Destillation    330    v. 

Chr.,  1717,  1761 
Seewasser,  dessen  Dichte  1828E,  1867 R, 

1874K,  1877B 
Seewasser,  dessen  Goldgehalt  s.  Gold  im 

Meerwasscr 


Seewasser,  dessen  Beziehung  zu  denSalz« 
lagern  1897H 

Seewasser,  dessen  Silbergehalt  s.  Silber 
im  Meerwasser 

Seewasser-  u.  Brackwassertiere  1857M, 
1858M 

Seewesen  s.  außer  den  vorstehenden  Ar- 
tikeln noch:  Ebbe  und  Flut,  Eels- 
sprengung  unter  Wasser,  Flaschenpost, 
Gold  im  Meerwasser,  Hydrometrische 
Bestimmungen,  Kabel,  Leuohtinfuso- 
rien,  Limnologie,  Meeresleuchten, 
Meeresströmungen,  Meereswellen,  Na- 
vigation, Navigationsschulen,  Ozeane, 
Schiffbau,  Schiffahrt,  Schiffshebe- 
werke, Seezeichen,  Silber  im  Meer- 
wasser, Taucherwesen,  Tiefseefor- 
schung, Wasserbauten 

Seezeichen  800,  290,  260  v.  Chr.,  1116, 
1668,  1610,  1780,  1807S,  1821F,  1821S, 
1861D,  1876C,  1877P 

Segelanweisungen  1676,  1707,  1879N 

Segelschiffahrt  1890S,  1891 R,  1903T, 
1908H 

Segelwagen  1600 

Seger'sche  Schmelzkegel  18 SOS 

Sehen,  Wesen  u.  Theorie  desselben  1038, 
1160,   1660,  1604,  1619,  1846L,  1847D 

Sehnendurchschneidung  s.  Tenotomie 

Sehnenscheiden  u.  Sehnenscheidenent- 
zündung 1726 

Sehnentafeln  146  v.  Chr.,  160 

Sehnerv  480  v.  Chr. 

Sehprobe  s.  Leseproben 

Sehpurpur  1876B 

Sehrichtungen,  Gesetz  derselben  1853H 

Sehsohärfeuntersuchung  1674,  1861A,  s.- 
a.  Leseproben 

Seiches  s.  Limnologie 

Seide,  deren  Zusammensetzung  und  Be- 
standteile 1836M,  1866C,  1902F 

Seide,  künstUche  1884S,  1886C,  1898F, 
1898S,  1899L 

Seidelbast  1560 

Seidenfabrikation  2630,  2220,  330  v.  Chr., 
1272,  1805H,  1865L 

Seidenglanz  auf  Geweben  1860A,  1S86C, 
1894T 

Seidenhaapel  1272 

Seidenkrankheiten  1837B,  1864P 

Seidenraupenzucht  2630,  2220  v.  Chr., 
666,  1654,  1806G,  1810D,  1823F 

Seidenspinnereien  1834F 

Seifenfabrikation  77, 1741,  1791L,  1810C, 


—     1237     — 


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.    1816C,  1823C,  1828A,  1832D,  1842K, 

I843G,  1846D,  1855G,  1868H,  1876K, 

1890C,  1902C,   1902K,   1902S,   1903K, 

1904S,  1906S,  1906M 

Seifenspiritus  1741 

Seifenspiritus    zur    Desiiifektion   in    der 

Wundbehandlung  1897M 
Seignettesalz  1672 

Seilbahnen  zum  GütertranBport  100, 1411, 
1597,  1780,  1861D,  1868H,  1877B, 
1883J 
Seilbahnen  zum  Peraonentransport  100, 
1411,  1826P,  1862A,  1892V,  8.  a. 
Hängebahnen 
Seilbohrung  1844K 

Seile,  Verkürzung  derselben  zwecks  He- 
bung von  Lasten  1590 
Seüerei  1793,   1795,   1798,   1799,   1826T, 
1873L,  1878W,  8.  a.  Drahtseil,  Flaohs- 
verarbeitung,  Hanf 
SeUmaschine  1793,  1868M,  1878W 
Seilpolygon  1710 
Seilspinnmaschine  1793 
Seilwage  1710 
Seineregulierung  1892R 
Seismische  Apparate  136  v.  Chr.,  1703, 
1784,    1825C,    1841F,    1869M,    1874B, 
1882E,  1885M,  1887G,  1892R,  1896V 
Seitenkettentheorie  1897E 
Sekante,  Bezeichnung  1583 
Sekantenkoeffizienten  1755 
Sektion  von  Leichen  480,  300  v.  Chr., 

1314,  1640 
Sekundämaht  1881K 
Sekunde,  Bezeichnung  160 
Selbatelektrisierung     des     menschlichen 

Körpers  1902H 
Selbstgärung  süßer  Früchte  1869L 
Selbstinduktion  1835F 
Selbstladepistole  1902M 
Selen    u.    seine    Verbindungen    1817B, 
1827M,   1851H,  1851 W,  1873M,  1906M 
Selen,    dessen   allotrope   Modifikationen 

1851H,  I906M 
Selen,     dessen     elektrisches     Verhalten 
1837K,  1851H,  1873M,  1887S,  1906M, 
s.  a.  Selenzelle 
Selensäure  1827M 
SelenzeUe  1877S,  1878B,  1902K,  1902R, 

1906K 
Seltene  Erden  s.  Cerium,  Decipium,  Di- 
dym,     Dysprosium,     Erbium,     Euro- 
pium, Gadolinium,  Holmium,  Lanthan, 
Lutetium,  Neodym,  Praseodym,  Sama> 


rium,  Scandium,    Terbium,    Thorium, 
Thulium.  Ytterbium,  Yttrium 
Semaphoren  400,  1842G 
Senegalwurzel  1696,  1736 
Senföl  1844We,  1844Wi,  1868H 
Senf  öl,  synthetisch  1855Z 
Senfpapier  1867  B 

Senfsamenalkaloide  s.  Sinidbin,  Sinapin 
Sengen  der  Textilwaren  1817H,  1898M 
Senkereh,  Tafeln  von  1854L 
Senkkästen  1859F 
Senkwage  s.  Aräometer 
Sennesblätter  1000 

Sensibilisatoren  1869Sch,  1873V,  1886E 
Sensibilisation,  medizinisch  1902T,1903D 
Sensibilität  der  Pflanze  1804E,    1873P, 

1881D,  1902N 
Sepia  1901 F 
Sepsin  1868B 

Septichämie   u.    Py&mie    1765,     18226, 
1823M,  1836C,  1842B,  1845V,   1847S. 
1866P,  1861P,  1862B,  1866K.   1868B, 
1868K,  1871B,  1878K,  1884R 
Serin  1866C,  1902P 
Serodiagnose  1903W 
Serum  gegen  Schlangengift  1895C 
Serumkrankheit  1903A 
Serumtherapie,  deren  Begründung  1890B 
Setz-    u.     LettemgieBmaachine     18220. 
1838B,   1851S,  1863J,  1884M,   1895R, 
1901 S 
Setzsieb  1600 

Senchenwellen,  regelmfiBige  1903G 
Sexagesimalsystem   2650  v.   Chr.,    1454. 

1854L 
Sextant  s.  Spiegelsextant 
Sexualität  der  Pflanze  s.  Entwicklungs- 
geschichte der  Pflanzen 
Sgraffitomalerei  1863S 
Shanks-Rästen  1843D 
Shetlandinseln  s.  Süd-Shetlandinselii 
Shoddy  s.  KunstwoUfabrikation 
Shrapnel  s.  Schrapnell 
Sibirien    1549,    1553,    1578,    1648.    1696. 
1728,  1737,  1740,  1763,  1829H.  1842M, 
1868C. 1900T 
Sibirische  Überlandbahn  1902R 
Sicherheitslampe  1815D,  1815S,  1841M. 
1882W,  1884P,  s.  a.  Schlagwetterindi- 
kator 
Sicherheitsröhre  1668,  1820W 
Sicherheitssprengstoffe  1873S 
Sicherheitsventil   1674,   1855R 
Sicherheitszünder  1831B 


—      1238     — 


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Sidonal  1899W 

Sieb  des  Eratoathenes  220  v.  Chr. 

Siedekurve  1849C 

Siedepunkt,    Beziehung   zur  chemischen 

Konstitution    1842E,    1863B,    1866K, 

1877W 
Siedepunkteerhöhung     s.     Molekularge- 
wicht 
Siedetemperatur,     deren     Abhängigkeit 

vom  Druck  1674,  1849C,  1877W 
Siedeverzug  1785,  1818G,  1843D,  1864D 
Siegellack  15S4 
Siemens-Einheit  I860S 
Siemens-Martinprozeß  s.  MartinprozeB 
Siemens  -  Steinmann'scher     Gaskalkof  en 

1862S 
Signalwesen     s.      Eisenbahnsignalwesen, 

Feuerzeichen,  Meldereiter,  Postwesen, 

Bufposten,   Telegraphie,  mechanische, 

optische  u.   akustische 
SQbensohreibmasohine  1907U 
Silber,  als  Antiseptikum  1897C,  1903C 
Silber,    dessen    allotrope   Modifikationen 

1889C 
Silber,  dessen  Porosität  1661 
Silber  im  Meerwasser  1787 
Silber,  dessen  Verwendung  zur  Synthese 

1896W 
Silberbaum  1710 
Silbergewinnimg  77,  750, 1260, 1540. 1557, 

1609,    1790G,   1802A,   1815L,    1827W, 

1830G,   1833P,  1843B,  1846H,  1847L, 

1850P,  1858P,  1859R,  1860K,  1862W, 

1865E.  1869M,  1870C,  1870W.  1882E, 

1884M,  1887F,  1896N 
Silbemitrat  s.  Höllenstein 
Silberplattierung  1742 
Silberprobe  1830G 
Silberreaktion  mit  Salzsäure  1695 
SQbersalze,  deren  Schwärzung  durch  das 

Licht   1666,    1727,    1737,    1777,    1780, 

1802D,  1802W,  1810S 
Silberverbinduiigen     750,     1595,     1608, 

1788B,  1802Br,  1827W,  1830G,  1834W, 

1846H,  1847  S 
Silicide  1895M 

SiUcium   1823B,   1856S,   1868M 
Siliciumohloroform  1857B 
Silioiumeisen  s.  Eisensilicid 
SiUciumfluoroform  1905R 
Siliciumkupfer  1866S 
Siliciumoxalsäure  1882F 
Siliciumtetrafluorid  1809G 
Siliciumtrichlorid  1869F 


Siliciumverbindungen  1809G,  1823B, 
1856S,  1857B,  1858M,  1863F,  1869F, 
1882F,  1897D,  s.  a.  Kieselsäure 

Sihciumwasserstoff  1857B 

Silikate,  deren  Verwendung  zum  Mörtel 
1830F 

Silospeicher  1825M 

Silphium  690  v.  C3ir. 

Süur  s.  Grauwacke 

Simplonbahn  1898B 

Simpson'sche  Regel  1747 

Sinaibin  1879W 

Sinapin  1826H,  1861B 

Singende  Flammen  1857T 

Sinnesorgane  der  Waasertiere  1857L, 
1908H 

Sintflut  520  v.  Chr.,  1510.  1517,  1695, 
1700,  1728,  1749,  1822  H 

Sinus,  Bezeichnung  900 

Sinusbussole  1837P 

Sinuselektrometer  I863K 

Sinuslinie  1634 

Sinussatz  1463 

Siaustafeln  638,  1454 

Siphonoid  s.  Syphonoid 

Siphonrekorder  s.  Heberschreiber 

Sirene  1681,  1819C,  1820S,  1851D,  1907M 

Sirius   1861C,  1861P,  1868H 

Sisal  1836P 

Skatol  als  Bestandteil  der  Blütendüfte 
1900H 

Skatol  als  Produkt  der  Fäulnis  1877B 

Skelett  der  Pflanze  (Stereom)  1874S 

Skiaskopie  1873C 

Skioptikon  s.  Projektionskunst 

Skierometer  s.  Härteprüfer 

Skorpiongift  1866B,  1876V,  1895C 

Skrofulöse  400  v.  Chr.,  1756,  1826L, 
1867V,  1882K,  1899W 

Smalte  1540 

Sodafabrikation  64,  1736,  1768,  1776S, 
1778M,  1791L,  1814  C,  1823M,  1838D, 
1843D.  1860T,  1853E,  1861S,  1863S, 
1868S,  1872S,  1875S,  1876M,  1878M, 
1878S,  1878T,  1880T,  1887C,  s.  a.  Am- 
moniaksodafabrikation, Elektrochemie, 
Kaustische  Soda,  Sulfatfabrikation 

Sodarückstände  s.  Schwefel,  Wiederge- 
winnung aus  Sodarückständen 

Sohlendurchnähmaschine  1790S,  1861D, 
1868B 

Solanin  1821D 

Solarkonstante  1838P,  1883L 

Solenoid  1822A 


—     1239     — 


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Somatose  1893F 

Sömmeringbahn  18646 

Sommersolstitium  281  v.  Chr. 

Bonne  420,  300.  100  v.  Chr.,  160,  1160, 
1611,  1613,  1646,  1706,  1733,  1770, 
1781,  1822  E,  1826  S,  1838  P,  1860  D, 
1861K,  1865R,  1868L,  1871V,  1891D, 
1891R,  1891S,  1894W,  1895N,  1898R, 
B.  a.  Almageot,  Bewegongsgesetze,  Ek- 
liptik, Gravitationggestetz,  Heliosentri- 
Bches  System,  Helium,  Höfe  um  Sonne 
u.  Mond,  Kalender,  Kepler'sohe  Gre- 
getze,  Mechanik  des  Himmds,  Mond- 
finsternisse, Protuberanzen,  Schwere, 
Spektralanalyse,  Tierkreis,  Zeitrech- 
nung, Zentrifugalkraft,  s.  femer  die 
nachfolgenden  Artikel 

Sonne,  deren  Eigenbewegung  1781 

Sonnenbad  s.  Luftbad 

Sonnendesinfektion  s.  Bakterien,  Ein- 
wirkung des  Lichts 

Sonnenfackeln  1613 

Sonnenfinatemigge  2137,  763,  686,  300 
V.  Chr. 

Sonnenflecke  u.  deren  Beziehung  zur 
Erdwarme  1160,  1611,  1613,  1815H, 
18438,  1852S,  1852W,  1860D,  1887F, 
1894S 

Sonnenlicht  u.  Sonnenwärme  als  Kraft- 
queUe  1847H,  1864M 

Sonnenmaschine  1864M 

Sonnenmikroskop  1679 

SonnenparaUaze  160, 1770,1822E,1862W, 
1873G,  18886,  1896N,  1904K 

Sonnenschirm  1170  v.  Chr. 

Sonnenspektrum  1666,1670,17778,1800H, 
1801 R,  1802W,  1814F,  1889H,  1897  R 

Sonnenspektrum,  Photographie  desselben 
B.  Photographie  des  Sonnenspektnims 

Sonnenstich  1879J 

Sonnensystem,  dessen  Stabilität  1799 

Sonnentafeln  1896N 

Sonnenuhr  730,  647,  280,  270  v.  Chr., 
1468 

Sonometer  1879H 

Soor- Erreger  1842B 

Soxhlets  Kindermilch   1886S 

Sozojodol  18800 

Spagat  1878W 

Spalierbaumzucht  1652 

Spaltpilze  s.  Bakterien,  Bakteriologie 

Spaltung  racemischer  Verbindungen 
1899P 


Spannkraft  der  Dämpfe  s.  Dämpfe, 
deren  Spannkraft 

Spannungggesetz,  Volta'sohes  180IV, 
1850K 

Spaonungsmesser  g.  Elektrische  MeBin- 
strumente 

Spannungsreihe  der  Metalle  1793,  1798, 
18086 

Spannungstheorie,  Baeyer'sohe  1885B 

Spargel  320  v.  Chr. 

Speichel  1663, 1780, 1786S,  1831L,  1846  M. 
1851L 

Speiseröhre,  deren  Beleuchtung  8.  Öso- 
phagoskopie 

Speisemfer  b.  Alarmapparate 

Speisewagen  s.  EisenbahnluzuBwagen 

Spektrader  Himmelskörper  1823F,  1 869K, 
1861K,  1863S,  1864D,  1864H,  1868L. 
1871V,  1889P,  1890V,  1891R,  1908  Loc, 
1908  Low 

Spektralanalyse  1869B,  1869K,  1862M, 
1865P,  1873V,  1903R,  1904C,  1906P, 
s.  a.  Quantitative  Spektralanalyse 

Spektralapparat  1869B,   1860A,  1863L 

Spektralerscheinungen  1802W,  1814F, 
1827H.  1830T,  1832B,  1836W,  1859K. 
1861P,  1862J,  1866P,  1872L,  1880A. 
1889H,  1896J,  1901T,  1904C,  1904D, 
1904P,  1907W 

SpekJTochemie  g.  Brechungsexponent 
der  Gase,  Molekularrefraktion,  Refrak- 
tion des  Lichts,  Refraktometer 

Spektrophotometer  1823P,  18776 

Spektroskop,  geradsichtiges  1860A 

Spektrotelegraph  1886L 

Spektrum,  dessen  Beeinflussung  durch 
Druck  u.  Temperatur  1866W 

Spektrum  der  Gase  u.  dessen  Beeinflus- 
sung durch  das  magnetische  Feld 
1859P,  1861P,  1866P,  1895Z,  1907W 

Spektrum  einfacher  n.  zusammengesetz- 
ter Körper,  dessen  Beziehung  zur 
chemischen  Konstitution  1877C,  1883K 

Speläologie  s.  Höhlenforschung 

Spenoemetall  1860S 

Spermin  1870S 

Spezifische  Drehung  s.  Zirkularpolaii- 
sation 

Spezifische  Energie  der  Sinnesnerven 
1826M 

Spezifisches  Gewicht  260  v.  Chr.,  1686. 
1676,  1787,  1864J 

Spezifisches  6ewicht  der  6aae  1669, 1766, 
18166 


—     1240     — 


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Saelnamichiito 


SpeziÜBohe  Gewichte,  erste  Tabelle  der- 
selben 1603 

Spezifisohes  Volum  s.  Molekularvolum 

Spezifische  Wärme  s.  Wärme,  spezifiBohe 

Sphären,  himmlische  420  ▼.  Chr. 

Sphäroidaler  Aggregatzostand  1840B 

Sphygmograph  1850V 

Sphygmomanometer  1878B 

Spiegel  u.  Spiegelglas  1260,  1688,  1775, 
1840D 

Spiegel,  Belegung  derselben  1250, 1790W, 
1843D,  1855P,  1856L,  1859V,  1896K, 
1905B,  1907C,  1907H 

Spiegel,  rasch  rotierende,  deren  Verwen- 
dung zu  optischen  Messungen  1834W 

Spiegel,  Theorie  derselben  150 

Spiegelablesung  1826P,  18736 

Spiegelgalranometer  s.  Elektrische  Meß- 
instrumente 

Spiegelkreis  1770,  s.  a.  Prismenkreis 

Spiegelprismensystem  1852P,  1895  A 

Spiegelquadrant  1730 

Spiegelsextant  1701N,  1777R,  1803Z 

Spiegelteleskop  a.  Femrohr 

Spielkarten  1392,  1767,  1832D 

Spinalpunktion  s.  Lumbalpunktion 

Spinat  1530 

Spinnen  1709,  1797,  1901 K 

Spinnengift  1901K 

Spinnenseide  1709 

Spinnerei: 

der  Baumwolle  1738,  1741, 1768, 1769A, 
1771 A,  1772L,  1772W,  1775A,  1776C, 
1776W,  1790K,  1795C,  1806S,  1812E, 
1821C,    1826H,  1825R,  1830J,  1831S, 
1847R,  1859M,  1872W 
des  Flachses  s.  Flachsverarbeitang 
der  Wolle  1733,  1776W,  1789C,  1806D, 
1826  Go,     1826  Gou,     1827  W,     18290, 
1845H,  1848M,  1850L,  1856V 
des  Zwirns  1813P 

Spinnrad  1530 

Spintherometer  1897S 

Spiralbohrer  1863M 

Spiraldeflektor  1872S 

Spiralen  250  v.  Chr.,  1546,  1644,  1691 

Spiralnebel  s.  Nebel  u.  Nebelflecke 

Spiralpumpe  1746 

Spiraltheorie  der  Blattstellung  1836S 

Spiritus  u.  Spiritusbrennerei  950,  1440, 
1682,  1747,  1750, 1785L,  1798A,  1801A, 
1817G,  1817P,  1819B,  1820C,  1822P, 
1824D,  1832C,  I833B,  1845B,  1861S, 
1870G,  1870Z,  1871H,  1872L,  1873G, 


1873H,  1873 J,  1874M,  1875B,  1877V, 
1878S,  1883H,  1884G,  1889B,  1890E, 
1891M,  1892H,  1894C,  1896R,  1898S, 
1900J,  1901C,  B.  a.  Alkohol,  Alkoholo- 
meter 
Spiritus  aus  Aoetylen  1900J 
Spiritus  aus  Holz  1819B,  1898S,   1901 C 
Spiritus  aus  Kartoffeln  1747,  1750,  I873H 
Spiritus  aus  Mais  1884G,   1891M 
Spiritus  aus  Melasseschlempe  1877V 
Spiritus  aus  Torf  1870Z 
Spiritus  aus  Zuckerrüben  1824D 
Spiritusglühlicht  1896R,  1898Z 
Spiritusmefiapparat  s.  AlkoholmeBappa- 

rat 
Spiritusmotoren  1897  R,  1902  A 
Spitzbergen  1596,  1676,  1822S,  1861T 
Spitzen-  u.  Tüllfabrikation  1561.  1758S, 
1769F,  1775C,  1809H,  1835D,  1872M, 
1881H,  1882W,  s.  a.  Stiokmaechine 
Spitzkugeln  1826D,  1862L 
Spongin  1859S 
Sporen,  deren  Abtötung  durch  Erhitzen 

1765,  1807  A,  1836S 
Sprachlaute     1828W,     1837W,     1856B, 

1858D,  1860H 
Sprache  u.  Sprechwerkzeuge  1727, 1788K, 
1791K,  1856B,  s.  a.  Stimme  des  Men- 
schen 
Sprachrohr  1670,  1763 
Sprachzentrum  1861 B 
Sprague'sches  Motorensystem  190 IS 
Sprechende  Bogenlampe  1898S 
Sprechmaschine  1788K,  1843F,  1907M 
Sprengarbeit  (bergmännische)  1668,  1627, 
1686,    1687,     1863N,    1868B,    1876N, 
1882E,  s.  a.  Minen,  Sprengmittel,  Zün- 
der, Zündschnur,  Zündung 
Sprenggelatine  1875N 
Sprenggeschosse  s.  Geschütze 
Sprengkultur  1876H 
Sprengminen  s.  Minen 
Sprengmittel  1873S,1875N,1886T,1897D, 
1900L,  1903H,  B.  a.  Aluminiumspreng- 
stoffe, Chlorsaures  Kali,  Cordite,  Dyna- 
mit, Knatlquecksüber,  Melinit,  Nitro- 
glycerin,   Pikrinsäure,     Plastomenit, 
Roburit,     Schießbaumwolle,     Schieß- 
pulver,  Sprenggelatine 
Springfluten  63 

Spritzenschläuche  s.  Feuerspritze 
Spülbohrverfahren  1853B 
Spulmaschinen  1766,  1799A 
Spundwände  1862P 


—     1241 


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Sflchwüldiiils 


Spurweite  der  Eisenbahnen  I82SS 

St.  Helena  1502 

Stabilität  des  SonnensystemB  8.  Sonnen- 
system, dessen  Stabilität 

Stabspannungen  1874R 

Stacheldraht  1873H.  1878H 

Stachdhäuter  s.  Ecbinodermen 

Städte  (hygienische,  Wohnlichkeits-  u. 
andere  Einrichtungen)  50,  1792, 1824P, 
1872P,  1875P,  g.  a.  Abfallatoffe,  Abort- 
anlagen, Desinfektion,  Gesundheits- 
pfiege,Heizung,Kanalisation, Reinigung 
der  Abwässer,  Reinigung  des  Gebrauchs- 
n.  Trinkwassers,  Rieselfelder,  Strafien- 
u.  Wegebau,  Straßenbeleuchtung,  Stra- 
ßenkehrmaschine, Ventilation,  Wasser- 
leitungen 

Stahl-  u.  Flußeisenbereitung  2220,  800, 
400  V.  Chr.,  1050,  1540,  1546,  1574, 
1627,  1700,  1722,  1728,  1740H,  1811K. 
1835T,  1846T,  1849B,  1851M,  1853K. 
1854  U,  1855B,  1856B,  1856M,  1861 S, 
1864M,  1864W,  1868H,  1872C,  1878S, 
1879G,  1879P,  1882C,  1882G,  1882S, 
1884W,  1888S,  1889C,  1889H,  1889R, 
1891D,  1891T,  1892H,  1894B.  1894M, 
1896C,  1899H,  1899T,  1900H,  1900E, 
1900S,  I903R,  1904Ga,  1904G1,  1905S, 
1906H,  1906K 

Stahl,  dessen  Anlassen   1050,   1889H 

Stahl,  dessen  elektrische  Bereitungl878S, 
1900H,  1900K,  1900S 

Stahl,  dessen  Härtung  800  v.  Chr.,1889H, 
1895C,  1904  Gl,  1906K 

Stahl,  dessen  Verdichtung  in  flüssigem 
Zustand  1856B,  1864W,  1899H,  1903R 

Stahl  im  Dampfkesselbau  s.  Dampf- 
kessel aus  Stahl 

Stahl  im  Schiffbau  1857S,  1873S 

Stahlbronze  1856U 

Stahlfedern  1579,  1780,  1808B,  1808D, 
1830P,  s.  a.  Schreibfedem 

StahlOasohen  für  verfLüssigte  Gase  1880L 

Stahlguß,  erster  1700 

Stahlschnur-  u.  Stahlb&nderbetrieblSSO  J, 

:    1906E 

Stahlstich  1820H,  1820P 

Stammbrüche  1750  v.  Chr. 

Stampfbeton  s.  Beton 

Stanley  kessel  1880Se 

Stannioltekturen  187  IL 

Staphylom  1838J 

Staphylorraphie  1819R 

Stärke  u.  Stärkefabrikation  184  t.  Chr., 


1745B,  1781C,  1826R,  1834M,  1840Ja, 
1840JO,  1842C,  1846D,  1850N,  1860S, 
1870F.  1872S,  1873W,  1878D,  1890Z. 
1892L,  1896K.  1899K 

Stärke,  deren  chemische  Veränderung 
1809B,   1811K,   1833B,  1882H,   1894C 

Stärke,  deren  Wanderung  nach  der  Ver- 
änderung 1882M 

Stärke,  lösUche  1840J,  1878D,  1890Z. 
1895K 

Stärkekömer  in  der  Pflanze,  deren  Bil- 
dung u.  Rückbildung  1851M,  1856N, 
1862W,  1866S,  1870Fa,  1870S.  1873G 
1879P, 1882M 

Stärken  der  Wäsche  1580 

Stärkezucker  s.  Traubenzucker 

Staroperation  s.  Augenheilkunde,  Glau- 
kom 

Statik  s.  Hydromechanik,  Mechanik 

Statische  Momente  1516.  1577 

Statistik  1660,  1741,  1746,  1835  Q,  1890H 

Statistik,  medizinische  1662,  1825L 

Statistische  Zählmaschine  1890H 

Staub  in  der  Atmosphäre  1880A,  1881 T, 
1887T 

Staubfignren,  Kundt'sche  1870K 

Staubfiguren,  Liohtenberg'sche  1777 

Staubinhalationskrankheiten  1860T 

Staubkohlenfeuerung  1831H,  1872C. 
1893F,  1894K 

Staubstrommethode  1864G,  1872C 

Staubzähler  1880A 

Stauroskop  1855K,  1866B 

Stauungshyperämie  s.  Hyperämie,  künst- 
liche 

Steapsin  s.  Lipase 

Stearinkerzen  1817C,  1831M,  1834C, 
1842J,  1848M,  1854T,  1855Mi.  1890S, 
1905S,  s.  a.  Ölsäure 

Stearinsäure  1817C 

Stearinsäure  aus  Ölsäure  a.  Fettsäuren 
u.  Fette 

Stechapfel  (Datura  stramonium),  dessen 
medizinische  Anwendung  1690,  1762, 
1831M 

Stecknadeln  s.  Nadelfabrikation 

Stefan'sches  Gesetz  der  Strahlungsener- 
gie des  schwarzen  Körpers  1879S 

Stefan-Boltzmann'sches  Gesetz  1884B 

Steigbügel  590 

Steinbearbeitung  u.  Steingewinnung  430. 
362v.Chr.,77,390,1798M,1798P,1806W, 
1824D,  1824T,  1827C.  1829M,  1832L. 
1833W,  1835H,  1839M.  1842P,  1844Ch, 


—     1242     — 


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1844CO,  1845M,  1861C,  1862A,  1853L, 
1867L,  1858B,  1866G,  1871T,  1870Y, 
1880B,  1882E,  1883P,  1886K,  1902W, 
B.  a.  GeBteinsbohrmaschinen 

Steinbohrer  b.  GeBteiuBbohrmaeohinen 

Steindruck  b.  Lithographie 

SteineiB  1821 E,  1891 T 

Steinfräsmaschinen  b.  Steinbearbeitung 

SteingravieTmaschinen  s.  Steinbearbei- 
tung 

Steinheiltelegraph  1836S 

SteinhobelmaBchine  b.  Steinbearbeitang 

Steinkohle,  deren  Aufbereitung  1808T, 
1848B,  1866B,  1866E.  1871C,  1872B, 
1883K 

Steinkohle,  deren  Vergasung  in  den  Koh- 
lengruben I867S 

Steinkohle,  deren  erste  Verwendung  1113 

Steinkohle,  deren  Wesen,  Entstehung  u. 
Klassifikation  1540C,  182gK,  1838L, 
1852G,   1883G,    1905P 

Steinkohle  an  Stelle  von  Holzkohle  zur 
Eisenerzeugung  u.  Glaserzeugung  1619, 
1636 

Steinkohlenbriketts  1833F,1845M,1863M. 
1868E 

Steinkohlenteer  b.  Teer 

Steinkohlenverkokung,  erste  1640 

Steinoperation  50  v.  Chr.,  20,  169,  1450, 
1560,  1823H,  1866T 

Steinradierungen  1899S 

Steinröhren  1798M,  1798P,  1805W 

Steinsägen  b.  Steinbearbeitung 

SteinschloBgewehr  1617 

Steinspaltmaschine  s.  Steinbearbeitung 

Steinzeit  1730E,  1836B,  1836T,  1864M, 
1874Ba,  1874M 

Stempelmaschine  s.  Briefs  tempelmaschine 

Stenographie  s.  Kurzschrift 

Stenographiermaschine  1880M 

Stenotelegraph  1900C 

Sterengesetz  1859S 

Stereochemie  1848P,   1873W,   1874H, 
1889H,  1894M,  1901W 

Stereoohromatische  Bemalung  1884K 

Stereoohromie  s.  Malerei 

Stereograph  1865B 

Stereokomparator  1899P 

Stereometer  s.  Volumenometer 

Stereometrie  368,  250  v.  Chr.,  100,  1330, 
1487.  1758 

Stereophotographie  1908S 

Stereoskop   1833W,   1843B,   1857H 


Stereoskop,  dessen  Anwendung  zur  Un- 
terscheidung echten  Papiergelds  vom 
falschen  1869D 

Stereoskopisches  Mikroskop  1897Z 

Stereotypie  1710,  1729,  1775,  1797D, 
1797H,  1800R,  1804S,  1829G,  1830D, 
1900W 

Sterilisierung  1765S,  1836S,  1837S,1839S. 
1853D,  1860P 

Stern- Anis  1550 

Stembüder  2500,  800.  650,  630,  276  v. 
Chr.,  1610,  1756,  1784.  s.  a.  Stern- 
karten, Stemtafeln,  Tierkreis 

Sternkarten  1639,  1603,  1712,  1843A, 
1848H,  1867A,  1872H,  1887M,  1906G 

Stemkataloge  290,  126  t.  Chr.,  160,  1260. 
1252, 1440, 1666,  1603, 1661, 1712, 1762, 
I802M,  1828B,  1867A,  1889S,  1896A, 
s.  a.  Planetentafeln.  Stemtafeln,  Tafeln, 
mathematische  u.  astronomische 

Sternschnuppen  s.  Meteorite 

Stemsy Sterne,  dreifache  1881S 

Stemtafeln  150,  1252,  1476,  s.  a.  Pla- 
netentafeln ,  Stemkataloge ,  Tafeln, 
mathematische  u.  astronomische 

Stem  Vielecke  1330 

Sternwarten  827,  990.  1440.  1471,  1676 

Stethoskop  1816L,  1828P 

Steuermaschine  1866M,  1898P 

Steuerung  von  Dampfmaschinen  u.  Pum- 
pen 1712.  1718,  1787,  1819M,  1833N. 
1834F,  1836C,  1836F,  1838P,  1838S, 
1839St,  1842W,  1844M,  1844W,  1846P, 
1848C,  1865A.  1857P,  I858Z,  1859H, 
1863V,  18678,  1875D,  1876C,  1892C, 
1895K 

Stickmaschine  1828H,  1865H.  1865V, 
1866B.  1894H 

Stiokoxyd  1772P,  1776L 

Stickstoff  1772R,  1899P,  1904L,  1906E 

Stickstoff,  asymmetrischer  1904L 

Stickstoff,  dessen  Überführung  in  Am- 
moniak s.  Ammoniak,  dessen  Bildung 
aus  dem  Stickstoff  der  Kohle 

Stickstoff,  dessen  Überführung  in  Cyan- 
verbindungen  1826D,  1839F,  1845B, 
1862M,  1899F 

Stickstoff,  dessen  Verwertung  s.  Salpeter- 

'  s&urebildung,  Stickstoff,  dessen  Über- 
führung in  Cyanverbindungen 

Stickstoff,  fünfwertiger  1899P 

StickstoffassimUienmg  durch  den  Acker- 
boden 1860B,  1860L,  1886B 


—     1243     — 


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taehvtmlehalt 


StiokBtoffaasimilierang  der  Leguminosen 
1853T,  1866W,  1884H,  1888B 

Stickstoffbeetimmung  1831L,  1842W, 
1883K 

Stickstoffkohlenoxyd  1894C 

StiokstoffmetaUe  1841 S,  1840W 

Stickstoffoxydul  1776P,  1799D,  1844W, 
1906F 

Stickstoffpentoxyd  s.  Salpetersäurean- 
hydrid 

Stickstoff  quecksilber  1860P 

Stickstofftheorie  (Landwirtschaft)  1830S 

Stickstoff verbindnngen,  sauerstofiRialtige 
1907A 

Stickstoffwasserstoffsäure  1890C,  19056 

Stimmbänder  169 

Stimme  des  Menschen  80,  169,  1700D, 
1741P,  1791K,  1806D,  1816B,  1828W, 
1835M,  1837W,  1856B,  1858D,  1860H, 
18910,  1908  M,  8.  a.  Vokalsirene,  Vokal- 
theorie 

Stimme  des  Menschen,  deren  Übertra- 
gung in  die  Feme  1667,  1870W 

Stimmgabel  1711,  1859C,  1893P,  s.  a. 
Megaphon 

Stimmgabel,  elektromagnetische  1871H, 
1880K 

Stöchiometrie  1777W,  1792R,  1801P, 
1802P,  1804D,  1807D,  1814B 

Stoff  auf  nähme  der  Pflanze  1804S,  1844M, 
1859K,    1859S,    1864W,    1871W 

Stoffausbreitemascbine  1825C 

Stoffwechsel  1614,  1780L,  1810M,  1816M, 
1836S,  1839B,  1842L,  1843G,  1851M, 
1852S,  1857B,  18Ö7C,  1860B,  1861P, 
1871P,  1873B,  1874W,  1877P,  1877Z, 
1883K,  1884M,  1889H,  1890L,  1894R, 
1895P,  1898P,  1901P,  1901R,  1901Z, 
1902B,  1903S,  1904A,  1904Ch,  1904P, 
1904S,  1907H,  B.  a.  Autodigestion, 
Mineralstoffwechsel,  Respirationsappa- 
rate 

Storchschnabel  100,  1631 

Stoß  u.  Gesetze  desselben  1668,  1669, 
1677,  1742 

Stoßtöne  1876E 

Stottern,  Methode  Eur  Heilung  desselben 
1879G 

Stovain  1904P,  1905C 

Strahlapparate  1804  T,  1862  T,  1858G; 
1872K,  1873S,  1883S,  1887H,s.a.  Blas- 
rohr der  Lokomotive,  Gebläse,  In- 
jektor 

Strahlende  Materie  e.  Eathodenstrahlen 


Strahlensysteme  1851K 

Strahlgebläse  s.  Grebläse 

Strahlung,  Gesetz  derselben  1858S, 
18d9K,  1879S,  1884B,  1898R 

Strahlungsdruck  1631,  18120,  1835B, 
1873M,   1900  A,   1900L,   1901 S 

Strahlungstheorie  1900A 

Strangfalzziegel  1883S 

StraB  1810S 

Straßen-  u.  Wegebau  312,  260  v.  Chr.. 
1600,  1787,  18I3D.  1813G,  1819M. 
1826T,  1830P,  1836S,  1854M.  a.  a.  As- 
phalt, Brücken,  Chausseewalze,  Eisen- 
bahnwesen, Elektrische  Bahnen,  Maca- 
damisieren,  Meilenstein,  Straßenbe- 
leuchtung, Straßenkehrmaschine,  Tun- 
nels 

Straßenbeleuchtung  378,  1802W.  1879S. 
8.  a.  Bogenlampen,  Leuchtgas 

Straßenkehrmaschine  1847W 

Straßenwalze  s.  Chausseewalze 

Streckmetall  1885S 

Streichinstrumente  609,  868,  996,  1300. 
1511,  1553,  1685,  1700,  1785 

Streifbänder  für  Postbriefsendungen  1653 

Streitwagen  1250  v.  Chr. 

Streptobacillus  1888D 

Streumine  1420 

Strick-  u.  Wirkmaschinen: 
Kulierstühle  1589,  1758,  1769F,  1769W, 
1775C,  1861P,  1868C,  1878V 
Rundstühle  1798D,  1845F,  1858T 
Strickmaschinen  1808L,  1858T,  1860E, 
1866L,  1894H 

Stroboskopische  Scheiben  1832P,  1905L, 
8.  a.  Thaumatrop 

Ströme,  elektrische,  deren  Wirkung  auf 
einander  1827A 

Stromenergie,  Umsetzung  in  mechanische 
Energie  1823F 

Stromgesohwindigkeit  der  Flüsse,  deren 
Messung  s.  Hydrometrische  Bestim- 
mungen Tl.  Apparate,  Log 

Stromkorrektionen  570  v.  Chr.,  1830B, 
1856D,  i870G,  1888H,  1888P.  1890L, 
1890N.  1892R,  1896F,  1898B,  1898E. 
s.  a.  Eanalisierung  der  Flüsse 

Strommaß,  absolutes   1843We 

Strommesser  s.  Elektrische  Meßinstru- 
mente 

Stromquadrant  s.  Hydrometrische  Be- 
stimmungen u.  Apparate 

Stromregulierang  s.  Stromkorrektionen 

Strömungsströme  1872  Z 


—     1244     — 


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Stromunterbrecher  1871H,  1885M,  1889M, 

1891W,  1898A,  1898B,  1899W,  1900B, 

1900S,  8.  a.  Wagner'echer  Hammer 
Strom  Verzweigung  1847K 
Strom'wärme  u.  ohemisohe  Wärmel840J, 

1844L,  1847H,  1860T,  1882H 
Stromwender     1828P,     1832A,     1832P, 

1844P,    1846B,   s.   a.    KoUektorstene- 

rung 
Strontian Verbindungen    I792H,     1795L, 

I818T,  1880S 
Strontianverfahren  s.  Melasseentzucker- 

ung 
Strontium  1808D,   1854B,   1905G 
StrophantuB  1885F 

Struktur,  chemische  1869B,  1866K,  1891F 
Strümpfe,  seidene  1559,   1564 
Strychnin  n.  dessen  Einführung  in  die 

Therapie  1818C,  1821M,  1890T 
Strychnosalkaloide  s.  Brucin,    Curare  u. 

Curarin,  Strychnin,  Veratrin 
Stuckarbeit  1300,  s.  a.  Gips 
Stufenbahn  1890B 
Stumpfachwanz  (Theodolit)  1816R 
Stnndenmesser  880 
Stürme,  magnetische  1899S 
Stürme,  Wirbelcharakter  derselben  1698, 

1886P 
Sturmwarnungen  1793B,  1842K,  1846F, 

1849B,  1872B 
Sturzofen  für  die  Eisengießerei  1750B 
Stützmauern  b.  Futtermauem 
Styrax  1857H 

Subcutane  Chirurgie  1816D,   1862L 
Subcutane  Vaselininjektion  s.  Plastische 

Chirurgie 
Suberon  1898B 

Sublimat  und  dessen  technische  Anwen- 
dung 760,  1832E 
Sublimat,    Anwendung   in    der   Medizin 

1647,  1877B,  1881K 
Sublimation  760 
Submariuegucker  1886H 
Substitution     u.      Substitutionstheorie, 

chemische      1828G,      1830D,      1832L, 

1834D,  1835L,   1842M,  1845K 
Substitutionslehre,  mathematische  1831G 
Subtropische  Zone  1829  B 
Südland,    hypothetisches    150    v.   Chr., 

1599,  1642,  1772,  1772K 
Südliches  Kreuz  1312 
Südlicbt  1745 
Südorkneyinseln  1819  S 


Südpol  n.  Südpolarfahrten  160  v.  Chr., 
1599,  1772C,  1772K,  1819B,  1819S, 
1823  W,  1830  B,  1839B,  1840W,  1841 R 
1895 K,  1897  G,  1898B,  1901D,  1901  N, 
1902  S,  1903  B,  1903  C 

Südsee  1513,  s.  a.  Polynesien 

Süd-Shetlandinseln  1819  S 

Suezkanal  1260,  610,  260  v.  Chr.,  645, 
1798,  1869  L 

Suggestion  s.  Hypnotismus 

Sulfatfabrikation  1870  H,  1876  J,  1879M, 
s.  a.  Sodafabrikation 

Sulflnfarben  s.  Teerfarben 

Snlfitzellstofi  1866  T,  1874  M 

Sulfobenzid  1834  M 

Snifocarbaminsäure  1822  Z 

Sulfooyanqueoksilber  1866  R 

SulfocyanwasserstofFsäure  u.  Verbindun- 
gen derselben  1808  P,  1829  L 

Sulfonai  1884  B 

Sulzer's  Berfihrungselektrizitfits-Versuch 
1761 

Sumach  1872  L 

Sumatra  1608 

Sumpfgas  1776 

Superphosphat  1840  L,   1841  F,    1846  L, 

1860  K,  1872  A,  1886  H,  1890  K 
Snrra  s.  Trypanosomakrankheiten 
Süßholz  320  V.  Chr.,  s.  a.  Glycirrhizin 
Süßstoffe  B.  Duloin,  Saccharin 
Süfiwasserpolypen  u.  andere  niedere  Tiere, 

deren  TeUbarkeit  1744T,  1746B 
Symbiose  1868  S,  1871  C,  1886  F 
Sympathisches      Nervensystem       1727, 

1842B,  1853  B 
Symphyseotomie  1768,  1776,   1783 
Synästhesie  1876  F 
Synopsie  1891  E,  1892  T 
Synthese,    chemische     1819  L,     1828  H, 
1828W,  1831P,  1832W,  1837L,  1838K, 
1839  E,  1840  D,  1841  B,  1843  C,  1843  P, 
1844  K,  1847  D,  1847  K,  1848  K,  1849  F, 
1860S,  1860W.  1851  H,  1852B,1853Cah, 
1853  Cao.  1863Cha,  1863  Chi,  1853  D, 
1863  G,  1863  W,  1864  B,  1854  S,  1866B, 
1866W.  1865Z,  1866B,  1856Ca,  1866  Ch, 
1866K,  1866P,1867B,  1857Wa,  1867Wu, 
1868  B,    1868  K,    1868  Wa,   1868  Wu, 
1859  Bu,  1859  W,    1860  Ke,   1860  Ko, 
IseOLau,  1860P,  1861B,  1861K,  1861P, 

1861  St,  1862P,  1862M.  1862V,  1862W, 
1863  Be,  1863  Bu,  1863  G,  1863  K, 
1863  W,  1864  B,  1864  E,  1864  F,  1864  S, 
1866  C,    1866  F,    1866  Bae,    1866  Bar, 


—     1245     — 


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»«chviririchntt 

1866  G,      1866  L,      1866  P,     1867  Ba, 

1867  B«,     1867  G,     1867  H,     1867  W, 

1868  B,  1868  D.  1868  E,  1868  G,  1868  W, 

1869  Ba,  1869  Be,  1869  G,  1869  S, 
1869  Wi,  1869  Wu,  1870  Ba,  1870  Be. 
1870E,  1870G,  1870  H,  1870Z,  1871Ba, 
1871  L,  1872  B,  1872  K,  1872  Wu, 
1873  P,  1873  H,  1873  M,  18738,  1874B, 
1874G,  1874P,  1874T,  1875W,  1876Ba, 

1876  M,  1876  R.  1876  T,  1877  B,  1877  C, 

1877  E,  1877  Fi,  1877  Fr,  1877G,1877N, 
1877P.  1878  B,  1878  D,  1878F,  1878  R, 

1878  T,  1879  Bae,  1879  Bau,  1879  Be, 
1879C,  1879  G,  1879  H,  1879  J,  1879  K, 

1879  L,  1879M,  1879W,  1880  B,  1880  P, 

1880  L,  1880  N,  1880  S,  1881  C,  1881  D, 
1881 G,  1881H,  1881 K,  1881 W,  1882  H, 

1882  R,  1882  S,  1883  C,  1883  E,  1883  F, 

1883  J,  1883  M,  1884  B,  1884  C,  1884  F, 

1884  H,  1884  J,  1884  M,  1884  P,  1884  S. 
1884V,1886K,  1885  La,  1885  Lo,  1885M, 
1885N,  1886B,  1886L,  1886  P,  1886  Z, 

1887  C,  1887  K,  1887  N,  1887  W,  1888  B, 

1888  F,  1888 W,  1889  B,  1889G,  1889 K, 
1890  D,  1890  F,  1890  He,  1890  Ho, 
1890  N,  1890  P,  1891  B,  1891  C,  1891S. 
1892S,  1892T,  1893  F,  1893  M,  1893  R, 
1893  T  u.  S,  1893  V,  1894  B.  1894  H, 
1894M,  1894  P,  1894  T,  1894  W,  1896  A, 
1896  F,  1896  K,  1895T.  1896  B,  1896  K, 
1896  S,  1897  A,  1897  E,  1897  G,  1898  C, 
1898D,  1898E,1898F,  1898G,  1898  Ha, 
1898HO,  18988,  1899  C,  1899  F,  1899 L, 

1899  P.  1899  8,  1900  A,  1900  F,  1900  G, 

1900  K,     1900  P,    1900  Soh,     1900  8e, 

1900  Th,     1900  Tr,     1900  W,     1901  C, 

1901  E,  1901  F,  1901 G,  1901 W,  1902C, 

1902  Fa,     1902  Fi,     1902  H,     1902  M, 

1902  8,  1902  T,  1903  A,  1903  B,  1903  C, 
1903Fi,  1903Fiu.M,  1903  Fre,  1903 Fri, 
1903J,    1903  Kn,     1903Ko,     1903P, 

1903  R,  1904  B,  1904  Bo,  1904  Fo, 
1904FU,     1904H.     1904  K,     1904  P, 

1904  St,     1904U,    1905  Ba,     1905  Be, 

1905  Ei,  1905  Es,  1906  F  u.  A,  1906  F 
u.M.  1905  Fr,  1905  H,  1906  L,  1906  M, 

1905  P,    1905  Sta,     1905  Sto,    1906  Cii, 

1906  G,  1906  H,  1906  K,  1906L,  1906  M. 

1906  0,     1906  Sa,     1906  Se,     1907  E, 

1907  F,  1907  K,  1907  B,  1908  W 

Synthese  im  Körper  1884  M 

Synthese  mit  magnesiumorganischen  Ver- 
bindungen 1901  G 

Syphilis    1500,    1517,    1520,    1526,  1634, 


1640  M,     1540  P,     1660,     1700,    1719. 
1740,  17508,  1750Z,  1786.  1793. 1831  K, 
1861  W,  1858  V,  1864  8  1878  A,  1886  F. 
1888  D,  1903  M.  1905  M,  19058.  1906 N. 
1906  U,  1906  W,  1907  W 
Syphilis,  Bezeichnung  1620 
Syphilis,  deren  Erreger  1837  D,  1906  S 
Syphilis,  deren  Zusammenhang  mit  Pa- 
ralyse 1660,  1906  W 
Syphonoid  1877  H 
Syphonrekorder  s.  Hebersohreiber 
Szintillation  u.  Szintillometer  1 665, 1 847  A, 
1866 M,  1882 E. 


Tabak  u.  Tabakspfeife  1497,  1665,  1685 

Tabula  Peutingeriana  1600  0 

Tabes  dorsalis  1832  H,  1857  R,  1873  K 

Tabletten,  komprimierte  1872  R 

Tachometer  1817  U,  1825  D,  s.  a.  Anemo- 
meter, Hytirometriscbe  Bestimmungen 
u.  Apparate 

Tachymetrie  1778G,  1847  P 

Tachypyrion  s.  Feuerzeug 

Tafeln,  mathematische  u.  astroDomische 
160,  990,  1262,  1464,  1463,  1475. 
1661  Re,  1651  Rh,  1696,  1627,  1906  G, 
s.  a.  Planetentafeln,  Sternkataioge, 
Stemtafeln 

TagesheUe,  allgemeine  1885  W 

Taktmesser  1815  M 

TalbUdung  1690  8, 1746  S,  1861 J,  1886  R 

Talbot-Prozeß  1899  T 

Talbot'sohe  Linien  1831  T 

Talgkersen  160 

Talmigold  1840T 

Talsperren  1876  C,  1880  H,   1887  1 

Tamarinden  1260 

Tambouriermaschine  1866  B 

Tamponade  1877  B 

Tanaceton  1900  8 

Tangente,  deren  Einführung  980 

Tangente,  Bezeichnung  1683 

Tangentenbussole  1837  P 

Tangentenproblem  1637,  1676,  1683 

Tangententafeln  990 

Tangential-  Seh  wef  elsäuiekammem  1 899H 

Tankdampfer  1877  N 

Tannigeu  1894  F 

Tannin  s.  Gerbsäure 

Tantalium  1801  H,  1802  £,  1809  W. 
1825  B,  1863  R,  1856  R,  1904  B 


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Tantallampe  1904  B 

Tapeten ,     Gesundheiteschädlichkeit    der 

mit  Arsen  gefärbten  1876  S 
Tapetenfabrikation  1620,    1763,   1790  T, 

1823  P,  1837  C,  1883  M 
Tarier-Methode  1788 
Tartaglianische  Formel  1546  C 
Tast-    u.    Temperatursinn    330  v.  Chr., 

1834  W,  1852  V.   1860  P,  1884  B 
Tastkörperchen  1862  M 
Tau  330   V.    Chr.,    1748,    1762,    1790  P, 

1814  W,  1877  A,  1877  W 
Taubenpost  s.  Brieftaube 
Taubenvögel  s.  Dronten 
Taubatummenunterticht  1670, 1692, 1770, 

1896  B 
Taucherglocke   210  v.  Chr.,    1360,    1616, 

1664,  1692,  1779 
Taucherhelm   1438,  1837  S 
Tauchersohacht  1778 
TaucherBohiff      1692,      1844  E,      1847  G, 

1888  H,  1890 L 
Taucherwesen    s.    SchifEshebung ,     Sub- 
marineguoker,  Taucherglocke,  Taucher- 
helm, Taueherschacht,  Taucherschiff 
Tauerei  1406,  1732,  1820  T,  1838  J,  1898  S 
Taurin,  auch  künstlich  1864  S 
Tausehierarbeit  1610 
Tautomerie  1885  L,  1899  H 
Taxameter  s.  Wegemesser 
Taylor'scher  Lehrsatz  1715 
Taylor'sche  Reihe  1716 
Technologie,  Bezeichnung  1772 
Tee  150  v.  Chr.,  1588,  1684  B 
Teer,  dessen  Verwendung  u.  Destillation 
1681,     1739,     1746,     1799  L,      1822  L, 
1838  B.  1846  B,  1856  0,  1863  C,  1863  K, 
1873  P,  1879  A,  1888  L 
Teerfarben: 

Nitrokörper  1771 W,    1869  H,    1868  M, 

1898  H 
Azofarbstoffe  (AminoasofarbstoSe,Oxy- 
azoverbindungen,  Asofarbstofie  aus 
Naphtholdisulfosäure,     Dioxynaph- 
thalinfarbstoffe ,   Diazokörper),    Hy- 
drazone,  Azomethine  1864M,  1876W, 
1878  K,     1879  B,     1880  N,     1883  M, 
1884  B,     1886  B,     1887  G,     1887  N, 
1888  F,  1894  S,   1897  G 
Oxychinone  1861  R 
Anthrachinonfarbstoffe  1826  C,  1850  S, 
1868  G,     1869  G,     1875  R,     1877  P, 
1888  B,     1891  B,     1898  H.    1901  B, 
1901  F,   1905 B 


Diphenyl-  u.  Triphenylmethane  1832R, 
1834  R,  1837  B,  1866 N,  1857  H, 
1859  V,  1860  G,  1860  M,  1861  C. 
1861  E,  1862  H,  1862  N,  1863  H, 
1864  U,  1866  C,  1866  G,  1866  L, 
1869  H,  1871  B,  1872  B,  1873  C, 
1876  B,  1876  M,  1877  F,  1878  D. 
1878  F,      1881 K,      1883  0,      1884  C, 

1888  H,      1888  M,     1889  G,     1896  S, 
1902B 

Chinonimidfarbstoffe  (Indamine,  Indo- 
phenole,  Oxazime,  Oxazone,  Azin- 
farbstofie.  Safranine,  Induline,  Chin- 
oxaline  u.  Fluorindine)  1866P,  1864  R, 
1869  P,  1876  L,  1877  C,  1877  N, 
1878  T,     1879  M,     1879  W,    1881  W, 

1882  S,  1883  C,  1884  H,  1890  N 
Anilinschwarz  1863  L,    1874  L,   1904  U 
Chinolinfarbstofte      1819  B,      1866  W, 

1883  J,  1889 P 
Acridinfarbstoffe  1862  H,  1884  F 
Pyiidinfarbstoffe  1904  K 
Sohwefelfarbstoffe      1868  M,      1873  C, 

1887  G,  1893  V,  1894  W 
Oxyketone,  Xanthone,  Flavone,  Cuma- 
line.  Indone  1811  C,  1818  C,  1831 C, 
1833  C,      1842  P,      1845  S,      1864  P, 

1889  G,  1893  M,  1896  K 
Indigofarbstofle : 

Indigo,  natürlicher  u.  Indigokarmin 
64,  1740,  1778,  1789,  1791,  1812  C, 
1839  £,  1903  L,   s.  a.  Hydrosulfit- 
küpe,  Zinkstaubküpe 
Indigo,    künstlicher  u.   dessen  Vor- 
geschichte 1826 U,  1841 £,  1841 F, 
1866  B,    1868  B,    1869  B,    1870  B, 
1870  E,     1873  Schu,     1873  Schütz, 
1876  N,  1877  B,  1878  B,  1879  Bau, 
1879  C,    1880  B,    1882  B,    1883  B, 
1890  He,  1890  Ho,  1897  B,  1898  D, 
1899  S,  1902  Z,  1906 F 
Teersohwelen  320  v.  Chr. 
Teerwasser  1744 
Teigteilmaschine  1866H 
Teilbarkeit  niederer  Tiere  s.  SüQwasser- 

polyp«! 
Teilmaschine    s.    Ereisteilmaschine     u. 

Längenteilmasohine 
Teinoskop  1812  B 

Telautograph  1890  G,  1894  C,  1902  G 
Telegraphenstangcn  aus  Glas  1907  Seh 
Telegraphie  1774L.  1796  B,  1809  8, 1811  S, 
1816  R,  1820  A,  1829  F,  1833  G,  1836  E, 
1836  M,  1836  S,  1836  W,  1836  C,  1836  S, 


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1837  V,  1837  W,  1838  C,  1838  S,  1839  W, 
1840M,  1841W,  1843  B,  1843W,  1844F, 
1844  M,  1845  B,  1845  F,  1846  B,  1846  C, 
1846Si,  1846St,  1847  H.  1847  S,  1849  W. 
1860  B,  1850  St,  1851  B,  1853  6, 1854M. 
1864  S,  1855  Bon,  1855  Bog,  1855  C, 
1855  H,  1866  S,  1858  W,  1863 M,  1867T, 
1867W,1872M,  1874  E,  1875  L,  1886  L, 
1898  M,  1899  P,  1899  R,  1899  V,  1902  B, 
B.  a.  Kabel,  Babmarine 
Telegraphie  ohne  Draht  1831 L,  1838  M, 
1849W,1852H,  1879  H,  1880  T,  1884  P, 
1888H,  1890B,  1893P  1894L,  1894M, 
1894  B,  1895  M,  1896  P,  1896  S,  1896  K, 
1898  B,  1898  Z,  1901  M,  1901  S,  1902  M, 
1902  R,  1902  W,  1903  8,  1904  A,  1904  B, 

1906  P,  1906  P,  1906  C,  1906  T,  1907  G, 

1907  L.  1908  T,  s.  a.  Wellendetektor 
Telegraphie  unter  Benutsang  des  Wassers 

1811  S,  1831  L,  1862 H 

Telegraphie,  mechanische,  optische  u. 
akustische  560, 486, 458.450,360V.  Chr., 
400,  1679,  1633,  1670,  1684,  1763,  1792, 
1793,  1794,  1796  B,  1796  M,  1798  C, 
1833  J 

Telegraphie  vermittelst  Wassersersetzung 
1809  S 

Telegraphie  u.  Telephonie,  gleichzeitige 

1876  G,  1876  P,   1882  R 
Telegraphische  Übertragung  von  Schrift- 
zeichen,   Photographien    usw.    1855  C, 
1881  B,  1890  £,  1902  K,  1906  K 

Telegraphen  1898  P 
Telekardiogramm  1906  E 
Telemeter  s.  Distanzmesser 
Teleobjektiv  1861  P,  1891  M 
Teleosadik  1800W 
Telephanie  s.  Fernschreiber 
Telephon  u.  Telephonie  1837  P,  1848  W, 
1854  B,  1861  R,  1876  B,  1877  B,  1877  E. 

1877  P,  1878  H,  1878  L,  1879  L,  1879  S, 
1881  A,  1881  B,  1881  H,  1881  S,  1882  J, 
1888  B,  1888  0,  1889  F,  1890  W,  1892  S, 
1898  S,  1899  P,  1900  A,  1906  A,  1906  S, 
1907  J 

Telephon,  optisches  1889  P,  1890  W 
Telephonanalyse  1884  B,  1895  E 
Telephonie,  drahtlose  1899  S,  1906  A 
Telephonograph  1898  P 
Telephonverkehr     zwischen     fahrenden 

Zügen  u.  Stationen  1907  J 
Telephotographie  1861 P,  1881  B,  1886  L, 
1891  M,    6.    a.    Telegraphische    Über- 
tragung von  Schriftzeichen 


Teleskop,  Bezeichnung  1614 
Telestereoskop  1867  H 
Telharmonium  1906  C 
Tellermaschine  s.  Sechsrollenmotor 
Tellur    u.    dessen    Verbindungen     1782, 

1832  B,  1851  W 
Tellurchloride  1832  B 
Tellurige  S&ure  u.  Tellursäure  1832  B 
Telpherage  1883  J 
Temperatur,   Beziehung   zum  Druck  s. 

Siedekurve 
Temperatur,    gleiohschwebende    u.    un- 

gleichschwebende  b.  Tonleitern 
Temperatur  des  Körpers  s.  Wärmebüdnng 
Temperatur,  Messung  hoher  u.  niedriger 

1828  P,  1880  S,  1884  W,    1887  L,  s.  a. 

Pyrometer 
Temperaturabnahme  mit  der  Höhe  330 

v.  Chr.,  1788  S,  1806  H,  1902  A 
Temperatnrmessung     am     Krankenbett 

s.  Thermometer,  dessen  Anwendung  in 

der  Medizin 
Temperaturverteilung     auf     der     Erde 

1840  D 
Temperaturznnahme   im    Erdinneren   s. 

Erdwärme 
Tempern  des  Eisens  1722,  1804  L 
Tender    der   Lokomotive,    automatische 

Wasseraufnahme  desselben  1860  R 
Tenotomie  1784  T,  1816  D 
Teratologie  s.  MiBbildungen 
Terbium  1843  M,  1865  D 
Terephtalsäure  1836  L 
Terpene  1818  H,  1858  B,  1862  B,  1880  B, 

1885  W,  1893  B,    1900  G,  s.  a.  Ätheri- 
sche öle 
Terpentinöl   64,    1260,    1803  K,    1818  H, 

1852  B,  1858  B,  1862  B 
Terpineol  1891  W,  1894  W,  1904  P 
Terrainkur  1865  0 
Terrestrische  Extinktion  1906  B 
Terrestrische  Strahlenbrechung  1902  H 
Terrestrisches  Fernrohr  s.  Femrohr 
Tertiärformation,  deren  Einteilang  1838  L 
Teaohing  1860  F 
Tesla's     elektrische     Wellenphänomene 

1893  T 
Tetanolysin,    dessen   Absättigung   durch 

Antitoxin  1903  A 
Tetanus  u.  Tetanusbadllus  1884  N 
Tetanus,  Reindarstellung  der  dabei  auf- 
tretenden    giftigen     Basen    u.     deren 

Wirkung  1893  B,  1896  T 


—     1248 


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Tetrachlorkohlenstoff  1839  R,  1843  E, 
1889L,  1893  S 

Tetrahydronaphthalin  1870.B 

Tetrathionaäure  1843  F 

Tetronal  1888  B 

Texasfleber  1892  S,  1905  E 

TextUiBdnstrie  s.  Baumwolle,  Färberei, 
Eattundmckerei,  Ramie,  Seide,  Spinne- 
rei, Stickmasohine,  Strick-  u.  Wirk- 
maschinen, WebBtnhl,  Wolle 

Thallium  u.  dessen  Verbindungen  1861  C, 
1862  C,  1867  C 

Thanmatrop  1827  P 

Theater  s.  Bühne,  Theaterbau 

Theaterbau  1638,  1826  F 

Thebain  1835  T,  1903  E 

Thein  s.  Caffein 

Thelen'sche  Pfanne  1878  T 

Th^nard's  Blau  1818  T 

Theobromin,  auch  künstUchee  1841 W, 
1897  F,  1900  T 

Theodolit,  geodätischer  100,  1720,  1735, 
1762,  1807  R,  1827  B,  18818 

Theodolit,  astronomischer  1816  R,  1836  R 

Theophyllin,  auch  synthetisch  1888  E, 
1897  F,  1900T 

Theorie  der  aromatischen  Verbindungen 
1865  E 

Theorie  der  Schwebungen  1700 

Thermalquellen  13  v.  Cbx. 

Thermit  s.  Aluminothermie 

Thermobarograph  1886  S 

Thermochemie  1780  L.  1840  H,  1846  F, 
1852  P,  1853  T,  1854  T,  1877  0,  1882  T, 
1897  B,  1906  N,  s.  a.  Atomwärme 

Thermodifiusion  1873  F 

Thermodynamik  der  Atmosphäre  1888  B 

Thermoelektrizität  1821  S,  1823  0,  1823S, 
1838  F,  1856  T,  1857  M,  1859  W,  1887  L 

Thermoelement  1887  L,  1904  H 

Thermoluminescenz  1864  F 

Thermometer  210  v.  Chr.,  100,  1631, 
1665,  1700,  1714,  1730,  1742,  1757, 
1800J,  1830  A,  1860S,  18848,1887  A, 
1902  D,  s.  a.  Gasthermometer,  G«wiohts- 
thermometer,  Luftthermometer,  Pyro- 
meter ,  Thermometrograph ,  Tiefeee- 
thermometer 

Thermometer,  dessen  Anwendung  in  der 
Medizin  1736  B,  1758  H,  1798  C,  1839  G, 
1867  T 

Thermometer,  Bezeichnung  1624 

Thennometrische  Höhenbestimmung  s. 
Höhenmessung 

Dkrmatkedter. 


ThermometriBche  Uhr  s.  ChroAothermo- 

meter 
Thermometrograph  1782,  1872  M,  1880  N 
Thermomultiplikator  1830  K,  1831 M 
Thermosäule    1821 S,     1830  N,    1870  N, 

1889  G,  1897  R,  s.  a.  Thermoelektrizität 
Thiazime  u.  Thiazone  1876  L,  1877  C 
Thioanilin  u.  Homologe  1868  M 
Thiocatechin-Farbstoffe  s.  Teerfarben 
Thiophen  1883  M,  1884  V 
Thomasprozeß  s.  GilohristThomas-ProzeQ 
Thomasschlaoke  1885  S 
Thomson's  Marine-Galvanometer  1868  T 
Thomson'soher  Satz  der  Berechnung  der 

elektromotorischen  Eraft  der  Elemente 

1878  H 

Thorium  u.  dessen  Verbindungen  1828  B, 

1829  B,  1861  C,  1866  B,  1898  S 
Thrombose  1846  V 
Thulium  1879  C 
Thymol  1719 
Thyreojodin  1894  B 
Tibet     1661,     1846  H,     1874  N,     1877  S, 

1879  P,  1889  B,  1895  H,  1897  L 
Tiefbohrung  s.  Bohrtechnik 
Tiefkultur,  deren  Beginn  1748 
Tief  Seeablagerungen  1884  B 

Tiefeeef orschung  u.  Meereskunde  150, 100 
v.Chr.,  945,  1643,  1650,  1665,  1706, 
1749,  1772,  1779,  1815  C,  1818  R, 
1823  L,  1831  L,  1831.M,  1833  F,  1834  £, 
1840  M,  1842  B,  1845  P,  1846  L,  1850  S, 
1853M,  1854B,  1857D,  1857  H,  1859 C, 
1860  S,  1861  L,  1865  F,  1868  T,  1870  D, 
1871A.  1871  M,  1872  M,  1873B,  1873N, 
1874  S,  1875  A,  1878  Z,  1879  8,  1880  N, 

1881  B,  1881  E,  1884  B,  1886  A,  1887  H, 
1889  H,  1891A,  1892  B,  1892  T,  1898  C, 
1899  A,  1901 E,  1902G,  1903  B.  1906  N 

Tiefseethermometer  u.  Thermometrie  des 

Meeres   1749.    1782,    1823  L,    1872  M, 

1873  N,  1880  N 
Tiegeldruckpresse  1870  D,  1878  G,  1884  C 
TiegelguOstahl  s.  Gußstahl 
Tiegelöfen  1740,  1884  B,  1888  P 
Tier   u.   Pflanze,    Verhältnis   dersdben 

1845  8  - 
Tier-  u.  Mensohenzelle    1838  D,    18398, 

1840  H,  1840  R,  1852  R,  1873  8, 1876  B, 

1882  F,  1883  B.  1887  B,  1903  H 
Tier-  u.  Menschenzelle,  deren  Bewegung 

1835 D,  1846 J,  1850 D,  S.a.  FUmmer- 
bewegung,  Leukocytose 
Tierarzneikunde  s.  Tierheilkunde 

7» 


—     1249 


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Tierohemie  1839  B,  1860  H 

Tiere,  niedrigste,  Wesen  derselben  1846  S 

Tierformen,  eeitliche  Umänderung  der- 
selben 1866  H 

Tiergeographie  100  v.  Chr.,  360,  1163, 
1749,  1768,  1777,  1803  T,  1836  S, 
1844  W,  18638, 1863  L,  1876  W,  1894  H, 
18960 

TierheUlnmde  2700,  330,  37,  30  t.  Chr., 
60,  340,  380,  660,  1260,  1666,  1566, 
1678,  1698,  1618,  1664,  1683,  1749, 
1763,  1762,  1766,  1771,  1772,  1773  A, 
1773W,  1776, 1778.  1780,  1790,  1800B, 
1800  M,  1801  V,  1802  P,  1819  L,  1821  G, 
1822  D,  1827  H,  1829  C,  1831 B,  1832  B, 
1836  G,  1837  H,  1838  D,  1842  B,  1848  L, 
1849  P,  1860  Her,  1850  Heu,  1866  S, 
1869G,  1863H,  1868  F,  1869  J,  1872G, 

1878  B,  1887  A 

Tierklassen  1736, 1812  C,  1820  B,  1844  M, 
1848  L,  1848 S 

Tierkreis  1600  v,  Chr. 

Tierphänologie  1859  F 

Tierauoht  37,  30  v.  Chr.,  1678,  1760, 
1770,  1801V,  1836  K,  1846  W,  1869  G, 
1861 K,  1861  S,  1864  D,  1872N,  1874  W, 
1906  E 

Tinktiermethoden  s.  Färbung  der  Bak- 
terien u.  die  folgenden  Artikel  daselbst 

Tinol  1906  K 

Tinte  2630,  210  v.  Chr.,  78,  624,  1667, 
1780  W,  1847  R,  1866  L,  1872  B,  1879  E, 
1883  M 

Tinte,  sympsthetiBcbe  1663,   1706,   1737 

Tironisohe  Noten  s.  Enrsschrift 

Titan  n.  dessen  Verbindungen  1791, 1796, 
1821  B,  1822W,  1836F,  1857W,  1874F, 

1879  L,  1896  M,  1896  E 
TitinB-Bode'sche  Regel  1766 
Titrierong  s.  Volumetrisohe  Analyse 
Toise  von  Peru  1736 
Tollkirsohe  320  v.  Chr. 
Tolnbalsam  1660 

Tolnidin  1845  H 

Toluol  1837  P 

Toluol,  synthetisch  1864  F 

Tomate  1680 

Töne,  deren  Wesen  s.  Elangfarbe 

Tonempflndnngen  1890  S 

Tönen    fester   Eörper    18^7  P,    1848  W, 

1869  W 
Tönen  von  Eisenstäben  1837  P,  1848  W 
Tonerdeverbindungen   760,    1620,    1638, 

1663,  1764,  1768,  1797,  1816  Z,  1818V, 


1823  B,  18270, 1827W,  1830  F,  1832D, 

1860  T,  1867  L,  1887  B,  1892  P 
Tonleitern  n.  Tonarten  370,  910,   1847, 

1607,    1700,     1771,     1861 H,    1880  B, 

1881  £,  1901  S 
Tonnen  (als  Seezeichen)  1116 
Tonnensystem  1786  G,  1870  M,  1881 W 
Tonometer  1872  P 

Tonschneidemasohine  s.  Ziegelfabrikation 
Tonstärke,  Messung  derselben  1854  S 
Tonsysteme,    deren  Ermittiimg   1884  E, 

1901 S 
Tonwarenindustrie     1170,     800    v.    Chr. 

1640,  1648,  1720,  1759,  1782,  1807  B, 

1810  D,  1820  G,  1833  G,  1833  3, 1834  A. 

1841  A,  1844  C,  1853  N,  1866  B,  1857  A. 

1860  V,  1862  B,  1870  M,  1880  S,  1885  S, 

1892  G,  1904  R,  s.  a.  Porzellan 
Töpferscheibe     1170   v.   Chr.,     1855  B, 

1867  A 
Topfknltur  s.  Düngungsversuche 
Topographie,  Bezeichnung  1807  P 
Torfmull  in  der  Wundbehuidlnng  1881 N 
Torfstreu  1803  H,  1850  S,  1880  H 
Torfverarbeitung  1791 P,  1849  R.  1852  G, 

1866  E,  1859  S,  1860  E,  1864  B.  1870  Z, 

1896  J,  1900  Z,  1903Z,  1904S,  1906  W. 

1907  C,  1908 M 
Torfverkohlung  1896J,  1903  Z,  1907  C 
Torfwolle  1880  B 
Tormentillwurzel  350 

Torpedo,    lenkbarer,    durch   elektrische 

Wellen  1898  0,  1906  G 
Torpedoboote  1872  T,  1881 S 
Torpedokanone  1891  C 
Torpedos  u.  Torpedowesen    1568,    1622, 

1776,  1864  W,  1866  W.  1868  H,  1872  H, 

1872  L,  1878  B,  1881  B,  1891 C,  1892  B. 

1894  H,  1897  0,  1898  0,  1901 U.  1906  G, 

1908  T 
Torqnetum  1475 
Torresstraße  1606 
Torricelli'sohes  Theorem  100,  1646 
Torsionselastizität  s.  Elastizität 
Torsionsgalvometer  1880  F 
Tormonswage  s.   Elektrische  MeBinstm- 

mente 
Totalreflektometer  s.  Breohungaozponent 

fester  n.  flSssiger  Eörper 
Totalreflexions.  Breohnngsexponent  fester 

n.  flüssiger  Eörper 
Tourenzähler  1844  G,  1844  H 
Toumiquet  s.  Adetpresse 


—     1250     — 


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Trabanten   s.   die  betieflenden  Haupt 

Planeten 
Traoheotomie    70  ▼.  Chr.,     140,    1646, 

1676,  1818  B 
Traganth  320  v.  Chr. 
Träger  1820M,  1824  T.  1830  H,   1838  L. 
1860  C,  1867  C,  1868  M,  1864  S,  1866  G, 
1870  P,  1874  R,  1880  P,  1890  Z,  1892  K, 
1803  S,    1901  C,   B.  a.  Brücken,  Daoh- 
konatruktionen.DeokenkonBtruktionen, 
EiBenbahnwesen,  EieenwalBwerk,  Kup- 
pelbau, Schienen 
Trägheitsmoment  1766 
Trägheitsprinzip  1600 
Trajansfomm  107 
Trajektanstalten  1861  N,  1887  C,  1893  P, 

1903  S 
Trambahn,  Bezeichnung  1703 
Tr&nenapparat  169,  1713,  1802  S 
Transformation,  lineare  1846  C 
Transformationsgruppen  1871 L 
TraDsformationsgrttppen,  kontinuierliche 

1871 L 
Transformatoren  s.  Dynamomaschine 
Transmissionen  s.  Drahtseil,  Stablsohnur- 

u.  Stahlb&nderbetrieb,  Zahnräder 
Transmutationstheorie  1809  L 
Transpiration  1868  R 
Transplantation  s.  Plastische  Chirurgie 
Transplantation  der  Hornhaut  s.  Kerato- 
plastik 
Transplantation    von   Knochen   1809  M, 

18680 
Transport   von    Baustüoken    700,    660, 

560  V.  Chr. 
Transversal  schwingende  Flammen  1872H 
Transzendenten,  deren  Theorie  1730 
Traubenkrankheit  1845T,  8.a.P6rono8pora 
Traubensäure  1819  E,  1829  G,  1848  P 
Traubensäure,  synthetisch  1860  P 
Traubenzucker     1792,    1811  K,    1840  D, 

1857  A,  1860  B,  1876  P,  1890  C 
Traubenzacker,  Synthese  desselben  1890F 
Traumatropismus  der  Pflanze  1894  S 
Trebertrocknung  1880  T 
Treibhäuser  1652,  1710,  1716,  1792 
Trepanation  420  v.  Chr.,  20,  1100,  1646 
1716,  1775  D,  1864  B,  1876  V,  1878  C, 
s.  a.  Himchirurgie 
Trevelyan'sches  Phänomen  1829  T 
Triaden  von  Döbereiner  1869  M 
Triangularinstrument  1600 
Triangulation  1617,  1822  S 
Trias,  Bezeichnung  1834  A 


Triboluminesoenz  1898  B,  1901  T 

Tribometer  1786 

Trichine  1836  0.  1860  L.  1860  Z 

Trichine  als  Ursache  der  Trichinose  1860Z 

Tiiohloressigsäure  1830  D 

Trichloressigsäure,  deren  Synthese  1844K 

Tridymit  1868  R 

Trigonometrie  146  v.  Chr.,  60,  638,  900, 
980,  1454,  1463,  1679,  1696,  1617, 
1753,  1783 

Trigonometrie,  Bezeichnung  1696 

Trigonometrie,  niohteuklidische  1825  T 

Trigonometrie,  sphärische  310  v.  Chr., 
100,  160,  1026.  1260,  1463,  1614,  1(^9. 
1763,  1796 

Trigonometrische  Tafeln  1464, 1661,  1696 

Trillion,  Bezeichnung  1484 

Trimethylamin  1861  D,  1861  H 

Trimethylcarbinol  1863  Bu 

Trinkwasser,  dessen  Härte  s.  Wasser, 
dessen  Härte 

Trinkwasser,  Reinigung  desselben  s.  Rei- 
nigung des  Gebrauchs-  u.  Trinkwassers 

Trional  1888  B 

Triphenylen  1906  M 

Triphenylmethan  1878  F 

Trithionsäure  1842  L 

Trookenapparate  1880Thei,  I880Thel, 
1896  M,  1897  P 

Trockendock  s.  Docks 

Trockenelement  1888  G 

Trockenlegung  von  Seen  u.  Meeresteilen 
1778,  1840  G,  1854  T,  1892  L 

Trockenmaschine  für  Stoffe  1862  C 

Trockenöfen  1872  B 

Trockenplatten  -  Photographie  1856  T, 
1862  B.  1871  M 

Trockensäule  (Zamboni'sche  Säule)  1803  B 

Trockenzentrifuge  1897  P 

Trogapparat,  elektrischer  1800  C 

Trollhätta-Kanal  1609 

Trommelanker  1873  H 

Trommelfell,  künstliches  1640,  1853  T 

Tropaoocain  1889  L 

Tropasäure  1879  L,  1880L,1901  W,  1903  A 

Tropenkrankheiten  s.  Beulenpest,  Fila- 
riasis,  Gelbfieber,  Lathyrismus,  Leber- 
egelkrankheit. MadurafuB,  Malaria, 
Maltafleber,  Pellagra,  Trypanosoma- 
krankheiten,  Vergiftung  durch  pflanz- 
liche Gifte,  Vergiftung  durch  tierische 
Gifte 

Tropfdektroden  1887  0 

Tropfglas  1800  S 

7»« 


—     1251     — 


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Tropidin  1879}:.  188»  H,  1901 W 
Tropin  1879  L.  1889  H,  1901  W,    1903  A 
Tropistisohe  Erümmungsbewegnngen  der 

der  Pflanzen  1806  E,  1811  K,   1824  D, 

1870  F,    1872  S,    1894  S.   8.  a.  Chemo - 

tudB,    Greotropismos,    HeliotropismuB, 

HydrotropismuB 
Tropen  1896 F 
Tronton'sche  Begel  1884  T 
TmtswafFen  800,   101,  40  v.  Chr.,  1139, 

1602,    1874  B,   B.  a.  HandfeaerwaSen; 

Geschütze 
Tryp^noBomakrankheiten  1884D,  1886H, 

1901 D,  1903  C.  1903  N,  1904  L,  1904  L 

n.  M,  1906  K 
Trypanrot  1904  E 
Trypsin    u.    Tryjwin Verdauung    1867  C, 

1883  K,  1901  H,  1901  P 
TryptophMi  1901  H 
Taetsekrankheiten  b.  TrypanoBomakrank  - 

heiten 
Tub»  Enstaehii  1660 
TuberkdbacillaB  1882  K,  1888C 
Tuberkelbacillus,  Nachweis  außerhalb  des 

Körpers  1888  C 
TuberkelbaciUoB,     Züchtung    desselben 

1887  N 

Tuberkeln  1660,  1786  S,  1794B,  1810  B, 

1863  V,  1867  V,  19Ö7  M 
Tuberkulin  1890  K,  1907  P,  1907  W 
Tuberkulose    a.    deren    Übertragbarkeit 

169,  1660,  1689,  1786  S,  1794  B,  1810  B, 
1843  k,  1869  B,  1863  V,  1867  V,  1876D, 
1877  K,  1882  K,  1883  S,  1885  M,  1888  C, 

1888  R,  1891  D,  1898  S,  1899  W,  1901  K, 
'  1,902  B,  1907  P,  1907  W 

Tulpe  1560 
Tunioin  1845  S 

Tunnels u. Tunnelbau  700,  632, 300 v.Chr., 
1666,  1802  M,  1803  0,  1826  B,  1826  S, 

1864  G,  1856  G,  1861  R,  1864  T,  1872  F, 
1874  L,  1886  G,  1888  B,  1898  B,  s.  a. 
Bohrtechnik,  Eisenbahnwesen 

Tunneltreibmaschinen  1825  B,  1886  G 
Turbine,  Bezeichnung  1824B 
Turbinen  1738, 1746, 1750,  1791 S,  1824  B, 
.    1827  F,  1827  R.  1837  H,  1849  F,  1850  S, 

1862  S.  1853  T,  1856  G,  1864  P,  1879C, 
■    1884  Pa,      1884  Pe,      1887  L,      1892  F, 

1893  S,  1895  K,  1896  0,  1898  R,  1902  Z 
Turbinenboote  1894  M,  1904  W 
Turbokompressor  1900  R 
Türbopumpe  1902  R 
Turboventüator  1900  R 


Tnrgotine  1774 

Türkisohrotfärberei  1776  L,  1810  E, 
1820  K,  1836  R,  1886  £,  1892  L 

Türkischrotöl  1836  R,  1883  L 

Turmalin,  optiBohe  u.  el^triache  Eigen- 
schaften 1707,  1764,  1766.  1813  S 

Turmalinzange  1827  M 

Turngeräte  1786,  1811J,  1838  E 

TuBche  2630  v.  Chr. 

Tympanum  13  v.  Chr. 

Tyndall'Bche  Schmelzfiguren  1860  T 

Tyneregulierung  1890  N 

Typen  B.  Buohdruckerkunst 

Typendruoktelegraph  1837  V,  1847  S 
1866  H 

Typentheorie  1839  D,  1860  W,  1863  6 

Typhus  1769,  1798,  1866  B,  1861 B, 
1872  P,  1880  E,  1883  S,  1884  G,  1896  W, 
1902  G,  1906  M 

TyphuB,  Bezeichnung  1769 

TyphnsbacUluB  1880  £,    1884  G,    1906  H 

l^ometer  1879  B 

Tyrosin  1846  L,  1858  F,  1883  E 

TyroBin  als  Produkt  der  Fäulnis  1868  F 

Tyrosin,  synthetisch  1883E 

Tyrosinase  1896  B. 


Überchlorsäure  1816  S 

Überchromsäure  1847  B 

Überhitzung  des  Dampf  es  s.  Wasserdampf, 
Überhitzung  desselben 

Überjodsäure  1833  M 

Überkaltung  s.  Unterkühlung 

Überlandbahn,  amerikanische  1836P,  s.  a. 
Canada-Pacific-Bahn,  Central-Pacifio- 
Bahn,  Northern-Paciflc-Bahn 

Überlandbahn,  sibirische  1902 R 

Übermangansaure  1832  M 

Übermangansaures  Eali  s.  Chamäleon 

Übersättigung  der  Lösungen  1898  0 

Überschmelzung  8.  Unterkühlung 

Überschwefelsäure  1878  B,  1891 M 

Übersichtigkeit  1864  D 

Übungsbehandlung  bei  Rückenmarks- 
krankheiten 1890  F 

üchatiusbronze  1856  U 

Udometer  s.  Regenmessung 

Uhr,  Verwendung  dersell>en  bei  astrono- 
mischen Beobachtungen  1484,  1566 

Uhren: 
Chronometer  1736,  1772 
Elektrische  Uhr  1836  C,  1839S,  1844B, 
1861 H 


—     1252     — 


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SWhVNMKlllllS 


Gewiohtsuhr  860,  980 

Hemmung    1680.     1695,    1720,     1748, 
1790.  1893  R 

Kunstuhr  1672 

Pendeluhr  1636,    1666,    1670,    1893  E, 
1899  G 

PneumatiBohe  ühr  1880  M 

Bäderuhr  850.   1232,  1318,  1364 

Repetieruhr  1676 

Schlaguhr  1318.  1364 

Sekundenuhr  1690 

Spiralfeder  1674 

Taschenuhr  1505,  1674 

Wasseruhr  460,  230  v.  Chr.,  807,  1690 
Uhren,  gleicher  Gang  derselben  1666 
Ulbrioht'sohe  LichtkuÄcl  1901 U 
UUmuin'Bohe  Synthese  mit  Enpferpulver 

1904  U 
ülmer  Münster,  Turm  desselben   1890  B 
ültrafiltration  1907  B 
Ultramarin,  kanstliches  1826  G,  1840  V, 

1860  R,  1873  H,  1876  G,  1876  H,  1877  H, 

1878  K,  1880  S,  1890  B 
Ultramarin,    natürliohee    1298,     1806  C, 

1890  B 
Ultramikroskop  1903  S 
Ultrarote  Strahlen  im  Spektrum  1800H, 

1842  B,  1867  B,  1872  L,  1880  A,  1880  D, 

1900L,  1904  D 
Ultraviolette     Strahlen     im    Spektrum 

1801  E,  1852  S,  1863  M,  1867  B,  1881 W, 

1887  H,  1888H,  1889 M,  1893S,  I896S, 
1901  K  u.  N,  1903  Z,  1904P,  1905  H, 
1906  K 

Ultraviolette  Strahlen,  deren  Anwendung 

zur  Photographie  1906  K 
Ultraviolette  Strahlen,  deren  Einfluß  auf 

die     elektrische     Entladung    1887  H, 

1888  H 
Umdrehungskörper  1640 
Umkehrproblem  1829  J 
Umschalter  s.  Stromwender 
Umwandlung    eines    sechsgliedrigen    in 

einen  fünfgliedrigen  Ring  1885  K 
Umwandlungstemperatur  1886  H 
Undulationstheorie  des  Lichts  360  v.  Chr., 

1665,  1678,  1690,  1768,  1821  F.  1835  S. 

1854  P 
Undnlator  1890  L 

Unipolares  Leitvermögen  1904  W,  1905  P 
Universalgelenk  210  v.  Chr.,  1546 
Universalinstrument    (Quadrans   azimu- 

talis)  1587,  1836  R 
Universalrundlaufmaschine  1904  P 


Universalsprache  s.  Weltsprache 
Univei8alwalzw«rk  1848  D 
Unterbindung  20,  169,  1545, 1775,  1804  C, 

1817  C,  1867 L 
ITnterbreoher  s.  Stromunterbrecher 
Unterbromigsaure  Salze  1834  B 
Unterchlorige  S&ure  1834  B 
Unterchlorigsaure     Salze     1785,     1792, 

1822  L,  1885  L 
Unterdrains  1755 
Unterhefe  1843  M,  1870  R 
Unterirdische  Stromzufühmng  s.  Elektri- 
sche Bahnen 
Unterkühlung  1677, 1788, 1827  F,  1898  0 
Unterleibsbrüche  97,   1660,    1663,    1701, 

1777,  1780  S,  1804  C,  1877  C 
Unterleibstyphus- BacÜluB     s.     Typhus- 

bacilluB 
Unterphosphorige  Säure  1816  D 
Untersalpetersäure  1776,  1777 
Untersalpetrige  Säure  1871 D 
Unterscheidung  von  Menschen-  u.  Tierblut 

1901  U 
Unterschwefelsäure  1819  W 
Unterschwefligsauf  es  Natron  1799, 1813G, 

1820  H,  1862  L 
Unterseeboote  1472,  1622,  1776,  1801 F, 

-  1826  M,  1882C,  1882  N,  1896  R,  1906  G, 
1907  D 

Unterwasserkabel  s.  Kabel,  submarine 
ünterwassersignale  1841 C,  1904  S 
Unterwind     für     SchifFskessel     1882  H, 

1888  S 
Upasgift  1888  C 
Uralit  1896Ü 
Urämie  1868  F 
Uran  1790  K,  1841 P,  1896  B 
Uranoplastik  1822  D 
Uranus  u.  dessen  Trabanten  1690,  1781, 

1787,  1798,  1846  L,  1874  N 
Uranverbindungen  1790,  1841 P,  1842E, 

1864P,.1877S 
UreterenkatheterismuB  1896  C 
Urgeschichte   des   Menschen  s.  Mensch, 

-  prähistorischer 
Urosin  1899  W 
Uroskopie  1534,  1683 
Urzeugung  s.  Generatio  aequivooa 
Uterus  1564,  1774,.  1822  S 
Uterusezstirpation  1826  D,  1878  F. 


—     1253     — 


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Vakanmdeatillation  1902  F 
Yakanmerzengang  1898D,  1902D,  1802F, 

1906  S,  8.  a.  Luftptimpe,  öllnftpampe, 

Qaeoksilberluftpumpe,        WasBerli^- 

pampe 
Vakaumpfonne  1812  H 
Vakaumreinigimg  1902  V' 
Valenz  der  Elemente    1863  F,    1867  E, 

1868C,  1860  £,  1886  B,  1889  H 
Valenztheorie  1867  K 
Valeraldehyd  1840  D 
Valeriangfture  1818  C 
Valeriansänre,  könstUche  1840  D 
Vanadium  u.  dessen  Verbindungen  1830S, 

1831  B,  1874  L.  1893  M 
Vanille  1811 B 

Vanillin  1811  B.  1874  T,  1876T 
Variable  Werte  1694,  1728,  1765 
Variation  des  Mondes  980 
Variationsreohnung    1696,    1744,    1760, 

1889  G 
Varioen  b.  Krampfadern 
Variometer  1896  H 
Vaaelin  1876  C 
Vegetation,  deren  Beziehung  zum  lioht 

u.  zum  Klima   1740,    1870  F.    1873  G, 

1893  W 

Vegetation,  deren  Schutz  gegen  Frost  s. 
Frostschutz 

Vegetationsbilder,  urweltliche  1866  U 

Veitstanz  1683 

Velo  1436 

Venenklappen  1610,  1570 

Ventilation  1711,  1714,  1729. 1750,  1768, 
1854  M,  1862  L,  1876  P 

Ventilatoren  s.  Gebläse 

Ventile  1800H,  1883R,  1884B,  s.  a.  Ge- 
bläse, Pumpen,  Steuerung  von  Dampf- 
maschinen 

Ventühabn  1875  J 

Venus,  deren  aschgraues  licht  1710 

Venus,  deren  Botation  1667,  1890  S, 
1896  L.  1898D 

Venusdurohgänge  839.  1639,  1677,  1874J 

Veränderliche  Sterne  s.  Fixsterne,  ver- 
änderliche 

Verant  1903  R 

Veratrin  1819  C,  1821 M,  1871 W 

Verbände  400  v.  Chr.,  975,  1460,  1663, 
1760,  1774,  1786,  1791. 1811 H,  1836  S, 
1836  V,  1846  B,  1851  M,  1865  T.  1872  E, 
1877E,  1880 H,  1880M.  1889  B.  1889  W, 

1894  Ä,  1896  D.  1896  L,  1904  S 
Verbandwatte  1872  E 


Verbindungen,  gesättigte  u.  ungesättigte 

1860  £ 
Verbleien  von  Metallgegenständen  1908  M 
Verbrennung  (chemisch)  1260, 1560, 1669, 

1671,  1776,  1777,  1817  D 
Verbrennung  (medizinisch)   400  v.  Chr., 

660,  1867  L 
Verbrennungsmotoren  s.  Acetylenmotor, 

Explosionsmotoren,        Gasmaschinen, 

Petroleum-   u.   Benzinmotoren,   Sang- 
gasanlagen, Spiritusmotoren 
Verbrennungswärme  1781. 1830D.  1846F. 

1866  F,  1891  S,  B.  a.  Brennmaterialien, 

deren  Heizefiekt 
Verbundlokomotive      1816  W,      1829  R, 

1846  C,  1860  K.  1874M,  1876  M.  1880B. 

1885D.  1885  W,  1889  V.  1903  B.  1906  B, 

1906  H,  1906  M 
Verbundmaschine  1829  R,  1860  N,  1860  V7, 

1874  Z,  1881 E,  B.  a.  Verbundlokomo- 
tive 
Verdampfapparate  1830  R,  1882  C 
Verdampfungsgeschwindigkeit  1803  D 
Verdampfungswärme  1763, 1842B.  1859R, 

1882  C.  1884 T 
Verdauung  444  v.  Chr.,  1620,  1663,  1679, 
1746,  1762,  1783,  1810  M,  1823  T, 
1833  B,  1834  E,  1834  P.  1836  S.  1843  R. 
1846  Be,  1846  Br,  1862  S.  1886  £, 
1896  P.  1898  P,  1901  H,  1901 P,  1901  Z, 

1907  S 
Verdauungskrankheiten  1833  B,  1868  F 
Verdünnungsgesetz  1888  0 
Verdunstung  fester  Körper  1906  Z,  1907  6 
Verdunstungskälte   s.    Kälteerzeugnngs- 

maschine 
Verdnjastxmgsmesser      1813  L,      1864  P, 

1873  P,  1874 W 
Veredelung  der  Bäume  s.  Obstkultnr 
Vererbbarkeit  erworbener  Eigenschaften 

1903  E,  1906  M,  s.  a.  Mutationstheorie 
Vererbung,  zoologische  1876W 
Verflüssigung  der  Gase   1823  F.    1877  C, 

1877  P,  1878  C.  1883  0. 1893D,  1897M. 

1898  L,  1899  D,  1900  D.  1903  M,  1908  K 
Vergiftung    durch    pflanzliche    Gifte    s. 

Curare.  TTpasgift 
Vergiftung     durch     tierische     Gifte    s. 

Schlangengift,  Skorpiongift 
Vergoldung  77,  1698,  1866  L 
Vergoldimg,  galvanische  1805  B,  1840  W 
VergröBerungsgläser  s.  Lupen 
Verktdkung  s.  Verbrennung 
Verkaufsautomaten  s.  Automaten 


—     1254 


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YerlöBohen   brennender   Körper'  in   ver- 

aohlossenen  Gref&Ben  1260 
Vermeesingen  1841  R 
Vemiokelang  1842  B 
Veronal  1903  F 
Verplatiniening  1869  V 
Versohiebongsgesetz,  optiaohes  1893  W 
VecBoh'winden  von  Wasserlftuf en  n.  Wieder- 

auffinden  derselben  s.  WaBserl&afe 
VeneifangsproBcB  1810  C,  1816  C 
VeTföIberong    1840  W,    1843  D,    1855  P, 

1856  L 
Versteinemngen  s.  Pal&ontologie 
Vertikale  Retorte  für  Leuohtgas  1812  M, 

1905  B,  1906  W 
Verwitterung  s.  Bodenbüdung 
Vendnkungdee  Eisens  1786, 1836S,  1908M 
Verzinnung  des  Eisens  u.  anderer  Metalle 

320t.  Chr.,  1546,  1551,  1850 R,  1908M 
VeeikovaginalfiBtel    u.    •sehnitt    1834  L, 

1849  S.  1854 S 
Veterin&rknnde  s.  Tierheilkunde 
Vibrationsgalvanometer  1889  F,  1890  W 
Vibrationsmassage  1880M,  1884  U,  1888E 
Vibrationsmikroskop  1855  L,  1880  E 
Vibrograph    1830  W,     1856  D,     1859  S, 

1873  T,  1878 E 
Vibroskopie    1800  Y,     1827  W,     1865  L, 

1861 M,  1871  H,  1880  K 
Victoria  regia  1836  S 
Viehseuchen  20 
Vielecke  387  7.  Chr.,   638,    1270,    1640, 

1796 
Vielfaohumschalter  18793, 1881 A,  18880, 

1890  W,  1892  S,   1900  A 
Vierfach-Expansionsmasohine  s.  Expan- 
sionsmaschine 
Viertaktmaschine  1899  C 
Vierweghahn  1720,  1769 
Vienellenbad  1902  H 
Viktoriablau  1884  C 

Violine  u.  Violinbogen   s.  Streichinstru- 
mente 
Virulenz  s.  Abschw&chung  der  Virulenz 
Visoose  1892  C,  1898  S,  1900  V 
Viderbüohlein  1487 
Visitenkarten  1560 
Vitellin  1897  S 

Vögel  1607,  1651,  1599,  1672,  1828  A 
Vogel's  photographisches  Gresetz    1873  V 
Vogelflug  1679,  1889  M,  1890  L 
Vokalsirene  1907  M 
Vokaltheorie   1828  W,    1837  W,    1858  D, 

1860  H 


Voltaeffekt  s.  Beriihmngselektrizitftt 

Voltameter  s.  Elektrische  Meflinstru- 
menter 

Yolta'sohe  Säule  1793  Y,  1800  Y 

Yoltastrom,  polare  Erregung  desselben 
1869  P 

Yolumenometer  1797 

Volnmetrisohe  Analyse  1667,  1680,  1749, 
1789,  1790  K,  1795D,  1806  D,  1808  D, 
1824  6, 18280, 1830  G,  1846M,  1848D, 
1860  S,  1863  L.  1863  M,  1860  H,  1876  V, 
1878  L 

Volumgesetz  der  Gase  1808  G 

Yolumveränderungen  beim  Schmdzen 
1772.  1826  E,  1854  E 

Vulkan  (hypothetischer  Planet)  1869  L 

Vulkane  u.  Tulkanisohe  Erscheinungen 
460  V.  Chr.,  63,  1707,  1751,  1766, 
1778F.  1785W.  1793B,  1804H,  1815B, 
1826  B,  1826P,  I868S0, 1866  R,  1866  S, 
1872  P,  1877  T,  1897  S.  1899  H. 


'Wachs  s.  Honig,  dessen  Trennung  vom 

Wachs 
WaohsabguS  330  t.  Chr. 
Wachskerzen  160 
Wachsmalerei  s.  Malerei 
Wachstuch  1307 
Wachstum  der  Pflanzen  1801 L,  1866  N, 

1872  S,  1877 Y 
W&chterkontrolluhr  1858  B 
Wallen,  eiserne  800  v.  Chr. 
Wageu.  Gewicht  2660, 1400  t.  Chr.,  1121, 

1574,1670,1747,  1788B,1810G,  1822Q, 

1838  0, 1848  M,  1850  S,  1864  J,  1869  B, 

1902  S 
Wagebarometer  1675 
Wagenräder    für    Eisenbahnen    1830  L, 

1864  G,  1876  A 
Wagner'scher  Hammer  1839  N 
WahlverwaiidtBchaft,    doppelte    1654  G, 

1776  B 
Wahrscheinlichkeitsrechnung  1160, 1639, 

1640,    1654,    1671,    1685,    1716,   1736, 

1777,  1779,  1795,  1806  L 
Waid  1778 
Wald,    dessen     klimatische    Bedeutung 

1826  M,  1873  E,  1877  B 
Waldheilstätten  1877  B 
Waldmeister  1280 
WaldwoUe  1840  W 


—     1255     — 


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SachiNmichnIt 


Walkmaaohine  18260, 1833D,B.s.WaBch- 
masohine 

Wallspiegel  1637 

Walzen  des  Eisens  s.  Eisenwalzwerk 

Walzen  von  GuBstahlreifen  1853  K 

Walzenmasae  1819  Gr,  1859  D 

Walzwerke  für  Münzzweoke  1662,  1615 

Wandeltürme  s.  Belagerungstürme 

Wanderniere  1649,  1825  B,  1839  R 

Wanderang  n.  Umwandlung  der  organi- 
schen Substanz  in  der  Pflanze  1885  V 

Wangeneisatz  s.  Meloplastik 

Ward'soher  Kasten  1830  W 

Wärme,  deren  Wesen  450,  330  v.  Chr., 
1590,  1620,  1649,  1667,  1778,  1799, 
1807  Y,  1831  M,  1835  A,  1851  T 

Wärme,  Abnahme  derselben  mit  der 
Höhe  8.  Temperaturabnahme  -  mit  der 
Höhe 

Wärme,  Absorption  u.  Emission  1804  L, 
1847D,  1850 M,  1869  K 

Wärme.  Beziehungen  zum  Licht  1807  Y, 
1831  M,  1880  E 

Wärme,  Brechung  derselben  s.  Refraktion 
der  Wärme 

Wärme  der  Weltkörper  1886  H 

Wärme,  deren  Polarisation  s.  Polarisa- 
tion der  Wärme 

Wärme,  latente  s.  Lösungswärme, 
Schmelzwärme,  Verdampfungswärme 

Wärme,  spezifische  1763,  1780,  1796, 
1819  D,  1840  R,  1864K,  1870 B,  1876K, 
1886  J,  1891J 

Wärme,  spezifische,  von  Dämpfen  1862  R 

Wärme,  spezifische,  von  Gasen  1813  D, 
1840  R 

Wärme,  strahlende  1682,  1777  Lam, 
1777  S,  1804  L,  1831 M,  1860  M,  1861  T, 
1879S.  1880  K,  1883  L 

Wärme,  tierische  s.  Wärmebildnng 

Wärmeausnutzung  in  Fabriken  1904  £ 

Wärmebildung  n.  Temperatur  des  Kör- 
pers 1669,  1777  Lav,  1810  M,  1824  D, 
1848  H,  1861  B,  1886  P,  1900  W,  s.  a. 
Atmung,  Thermometer,  dessen  An- 
wendung in  der  Medizin 

Wärmeeinheit  1904  J 

Wärmeerzeugung  durch  chemische  Pro- 
zesse 1852  F 

Wärmeerzeugung  durch  mechanische  Ar- 
beit 1778  R,  1799  D,  1842  J,  1850  J, 
1879  J,  1880  K 

Wärmegenerator  1900  L,  1900  R 


Wärmeleitung   1822  P,    1828  F,    1835  P, 

1839  D,  1847  S,  1853  W,  1872S 
Wärmeleitungsfähigkeit 

fester  Körper  s.  Wärmeleitung 
fiÜBsiger  Körper  1839  D 
der  Gase  1860  M,  1872  S 
der  Krystalle  1847  S 

Wärmeleitungskonstante  der  atmosphä- 
rischen Luft  1896  M 

Wärmemesser,  elektrischer  s.  Elektrische 
Wärmemesser 

Wärmemessung  mittels  schmelzender  Me- 
talle 1828  P,  1880  S 

Wärmemotoren  (Kryophore)  1888  M 

Wärmeschutzmittel  1860L,  1872  M 

Wärmespeicher  1900  R     • 

Wärmetheorie  s.  Mechanische  Wärme- 
theorie 

Wärmeverbreitung  b.  WärmeleitHng 

Wärmewirkung  des  galvanischen  Stroms 

1840  J,  1844  L,  1847  H,  1860  T,  1882  H 
Warzenfortsatz -Operation  1736, 8.  a.  Auf- 

meißelung  des  Mittelohrknochens 

Waschmaschine  1691,  1788,  1816  D, 
1846  B 

Waschmaschine  für  Zementbereitong 
1886  G 

Wasser,  Ausfluß  desselben  97,  100,  1646, 
1717,  1848  P,  1861  H 

Wasser,  Bewegung  desselben  in  Röhren 
u.  Flußbetten  1786,  1849  D,  1866  W, 
1865  D,  1872  B 

Wasser,  Dichtigkeit  desselben  1772, 
1826 E,  1854 K 

Wasser,  dessen  Durchsichtigkeit  u.  Farbe 
1704,  1847  B,  1861  W,  1889  K.   1896  S 

Wasser,  dessen  erodierende  Tätigkeit  18, 
1692 

Wasser,  dessen  Gefrieren  unter  der  Luft- 
pumpe 1810  L 

Wasser,  dessen  Härte  1832  C,  1865  B, 
1882  W 

Wasser,  dessen  meteorischer  Ursprung 
330  V.  Chr. 

Wasser,  fließendes,  dessen  Geschwindig- 
keitsmessung s.  Hydrometrische  Be- 
stimmungen und  Apparate 

Wasser,  Kompressibilität  desselben  1661, 
1762,  1822  0.  1847  B 

Wasser,  reines  1895  K 

Wasser,  Reinigung  desselben  s.  Reini- 
gung der  Abwässer,  Reinigung  der 
Flüsse,  Reinigung  des  Gebrauchs-  u. 
Trinkwassers 


—     1256     — 


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Wasser,  Siohtbarkeitsgrenze  desselben 
1858L 

Wasser,  Synthese  desselben  17&1 

Wasser,  dessen  angebliche  Umwandlung 
in  Erde  1770 

Wasser,  Unterkühlung  desselben  s.  Unter- 
kühlung 

Wasser,  dessen  Yerdunstong  ans  dem 
Meere  946 

Wasser,  dessen  Verhalten  beim  Frieren 
1636, 1667, 8.  a.  Wasser,  Dichtigkeit  des- 
selben 

Wasser,  Zusammensetzung  desselben 
1781,  1783,  1800  C,  1801  S 

Wasserbad  184  t.  Chr.,  1819  W 

Wasserballast  1867  M 

Wasserbauten  s.  Abessinisoher  Brunnen, 
Baggermasohine,  Binnenschiff  ahrts- 
kanäle,  Bohrtechnik,  Brücken,  Deiche, 
Drainage,  Dünen,  Ebbe  u.  Flut,  Fels- 
sprengung, Gründungen,  Hafenbanten, 
Hydromechanik,  Kanalisierung  der 
Flüsse,  Pfahlbauten,  Pumpen,  Bamm- 
maschine, Schleusen,  Seekanäle,  See- 
wesen, Seezeichen,  Stromkorrektionen, 
Talsperren,  Taucherwesen,  Trocken- 
legong,  Turbinen,  Wasserleitungen, 
Wasserräder,  Wehre 

Wasserbett  1864  A 

Wasserbrunnen  2000,  594,  320,  13  v.  Chr. 

Wasserdampf,  atmosphäiischer  1280, 
1788,  1880  A,  1886  H,  1887  T 

Wasserdampf,  Eigenschaften,  insbeson- 
dere Spannkraft  desselben  s.  Dämpfe, 
deren  Spannkraft 

Wasserdampf,  Uberhitzung  desselben 
1822  P,  1855W,  1857  H,  1857  P.  1859  F, 
1869  Z.  1884  S,  1892  S,  1900  S,  1903  S, 
1906  B 

Wasserdichte  Stoffe  s.  Kautschuk,  Kaut- 
schukgewebe 

Wasserfenchel  78 

Wasserfördermaschinen  s.  Hydraulischer 
Widder,  Pumpen,  Spiralpumpe,  Wasser- 
göpel, Wasserräder,  Wassersäulen- 
maschine, Wasserschnecke 

Wassergas  1780  F,  1830  D,  1834  J,  1846G, 
1860  K,  1873  L,  1876  D,  1877  S,  1878  D, 
1889  M,  1892  K,  1896  S,  1897  D,  1901  L, 
1903  K,  1905  S 

Wasserglas  1823  F,  1826  F,  1856  G, 
1866  K,  1883  M 

Wassergöpel  1646 

Waseerhaltungsmaschinen  1726,  1776  H, 


1807  M,  1900  E,  1901  H,  s.  a.  Pumpen, 

Wassersäulenmaschine 
Wasserheizung   10,  1716,   1780,   1792  B, 

1820  D,  1824  T.  1831  P,  1864  M,  1882  H 
Wasserklosett  1660 
Wasserknltnrmethode  1768,  1860  K 
Wasserläufe,    Zusammenhang  derselben 

1876  K,  1894  A 
Wasserleitungen  632,  306, 180,  18  r.  Chr., 

60,   97,   600,    1682,    1601,   1672,    1768, 

1798M,  1806  W,  1848J,  1849  D,  1866W, 

1872  B,  1876  M,  1880  H,  s.  a.  Hydro- 
mechanik, Kanalisation,  Pumpen,  Rei- 
nigung des  Grebrauchs-  u.  Trinkwassers, 
Talsperren,  Wasserhaltungsm aschinen, 
Wassermesser,  Wasserräder 

Wasserluftpnmpe  1866  K,  1869  B,  1872  C, 

1873  J 

Wassermenge  eines  Stromes,  Berechnung 
derselben  1670 

Wassermesser  13  v.Chr.,  1824  P,  1828  B, 
1836  P,  1849  M,  1853  S,  1863  S  u.  A, 
1876  D,  18920,  1907  L 

Wassermörtel  s.  Mörtel,  hydraulischer 

Wassermotoren  s.  Turbinen,  Wasser- 
räder, Wassersäulenmaschine 

Wassermühlen  80,  13  v.  Chr.,  390 

Wasserorgel  13  v.  Chr. 

Wasserqneoksilberlnftpumpe  1878  B 

Wasserräder  13  v.  Chr.,  1610,  1682, 
1672,  1737,  1738,  1746,  1760,  1762, 
1763,  1826P,  1841  M,  1868  3.  1903  K, 
8.  ft.  Turbinen 

Wasserreinignng  s.  Reinigung  der  Ab- 
wässer, Reinigung  der  Flüsse,  Reini- 
gung des  Gebrauchs-  u.  Trinkwassers 

Wasserrohrkessel  8.  Dampfkessel 

Wassersäulenmaschine  1763,  1808  R, 
1842  T.  1846  A,  1860  A,  1872  S 

Wasserschnecke  260  v.  Chr. 

Wasserstandmeeser,  fernzeigende ,  für 
Eisenbahnen  1856  D,  1866  S 

Wasserstoff  1766,  1781,  1783,  1898  D, 
1899  D,  1905  F,  1906  J 

Wasserstoff,  Substitution  desselben  durch 
Chlor  n.  umgekehrt  1834  D,  1842  M, 
1858  B 

Wasserstoffknpfer  1844  W 

Wasserstoffpersulfid  1908  B 

Wasserstoffsäuren  1770  S,  1787  B,  1810  D, 
1816  D,  1820  B,  1838  L 

Wasserstoffsuperoxyd  1818  T,  1863  M, 
1866  T,1874  S,  1894  W,  1903  W,  1904  H 

WasserstoS  1736,  1799  W 


1257     — 


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Waaserstrahlpiunpe  b.  Waaserlnftpumpe 

Wassenaoht  560,  1760,  1775  C,   1827  B 

Waaaerahr  460,  230  v.  C3ir.,  807,  1690 

WaaserTerdampfimgin  der  Pflanze  1886  L 

WaaserrerBorf^ng  der  Städte  b.  Waaser- 
leittingen 

WaaaerToltameter  1834  F 

Wasaerwage  a.  Libelle 

WasBerweUen,  deren  FortpflanznngBge- 
Bohwindigkeit  1826  W 

Wasaerwellen,  deren  Keflezion  n.  Duroh- 
kreozung  1826W 

WiMBW wellen,  deren  Ursache  1826  W 

Wasserzeiolien  «.  andere  Papiermarken 
1760,  1829  D 

WasserzerBetBung  1783 

WaaserzerBetzung,  galvaniBohe  1789  T, 
1800  C,  1801  S 

Wattmeter  1893  W 

Wau  1833  C 

Weber'BcheB  Gesetz  der  Unterschiedaemp- 
findlichkeit  1834  W 

Webpnlt  B.  Ennatwebpnlt 

Webstuhl  1426,  800  t.  Chr.,  1689,  1600, 
1728,  1733,  1768,  1760,  1769,  1776, 
1784  C,  1796  L,  1796  M,  1798  D,  1799  J, 
18070, 1808  J,  1809  H,  1821 W,  1822  K, 
1826  G,  1836D,  1836H,  1841H,  1872M, 
1886  V.  1896  N,  1900  H,  1900  W 

WeohselBtromgleichriohter  1892  P,  1897  G 

Wechs^Btrommesser  s.  Elektriacbe  Meß- 
instrumente 

Wechselstrommotor-Diagramme  1894  H 

WeohBelstrommotoren  n.  Greneratoren  s. 
Dynamomaachine 

Weokerohrwerk,  elektrisches  1836  C 

Wegebau  s.  Straßen-  u.  Wegebau 

Wegemeaser  13  v.  Chr.,  100,  1894  N,  s.  a. 
Sohrittz&hler 

Wehneltkathode  1904  W 

Wehre  1818  W,  1834  P,  1860  C,  1860  D, 
1876  B 

Weichen  b.  Eisenbahnsignalwesen  a. 
Weichenstellung 

Weiohaelreguliemng  1888  P 

Weinbereitung  2220,  660  v,  Chr.,  64,  77, 
1690, 1884  S,  1888  M,  B.  a.  Champagner- 
wein, G&mng,  Gipsen  des  Weins,  Keb- 
laus,  Traubenkrankheit,  WeinverbeBse- 
rung,  Weinverf&lschung 

Weingeist  s.  Alkohol,  Spiritus 

Weinrebe,  Kultur  derselben  281,  1887  F 

Weinstein  1626,  1760,  1769 

Weinsteinsäure  1769,  1829  G,  1848  P 


Weinsteinsäureäther  1807  T 
WeLaverbeesernng    77,    1808  0,    1828  G, 

1866  P,  1870  P,  1888  N 
Weinverffilsohung  n.  Weinprobe  64,  1595, 

1787  F 
Weißbier  1526 

Weißblech  1646,  1661,  1814  A 
WeißbleohabfäUe,    Entsinnen    derselben 

1878  W,  1899  B,  1900  M 
Weißes  Meer  870 
Wdtsichtigkeit  s.  Eurzsiehtigkeit 
Wellblech  1876  W,  1877  F 

Wellen,     transversale    in    Flüssigkeiten 

1825W 
Wellen,    transversale    in    Saiten    1779, 

1826  W 
Welleubesänftigung  77,  1774,  1880  S 
Wellenbrecher  1812  K,  1874  S 
WeUendetektor  1896  B,  1902  M,    1903  S. 

1904  E 
Wellendynamometer  1849  S 
Wellenlänge    der    Linien    des    Sonnen - 

Spektrums    1866  A.     1882  K,     1887  R, 

1897  B 
Wellenmesser,  elektrischer  1902  F 
Wellenmotoren    1693,     1713  P,    1868  St 

1902  W 
Wellenphänomene,  elektrische  1893  T 
Wellentheorien    1687.    1813  G,    1816  P, 

1826  W,  1826  F 
WeUrohr  s.  Wellblech 
Welt&ther  330  v.  Chr.,    1818  E,    1884  T. 

1885  H 
Welter'scheSioherheitsrShre  1668. 1820W 
Weltsprache     1600,     1605,     1662,    1666, 

1879  S,  1887  S,  1906  M 
Weltsystem  460, 368.  350,  260, 150  v.Chr., 

1586,  8.  a.  Eosmologische  Theorien 
Weltumsegelung.Ideen  darüber  240v.Cbr., 

1310.  1474 
Weltumsegelungen    1620,    1677,   1766  B, 

1766W,  1768C,  1772C,  1776C,  1785L, 

1816  K,  1840  W,  1872  M 
Werkzengmaschin^ibau,  frühester  1740, 

1797 
Werlhofsche  Krankheit  1740 
Weaerreguliemng  1896  F 
Weston'soher  PrädsionsstrommeBser 

1888  W 
Westnimit  1902  W 
Wetteranzeiger,  chemischer  1705 
Wetterbeobachtungen  s.Sturmwamungen, 

Wetterkarten,  Wetterprognose 
Wetterführung  s.Schlagwetter,  Ventilation 


—     1258     — 


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Wetterkarten  1820  B,  1846  L,  1864  B, 
1863L 

Wetterprognose  276  v.  Chr.,  1608,  1771, 
1773,  1780,  1793  B,  1797  Q,  1854  B, 
1877  B.  1880  L,  b.  a.  Stormwaraongen, 
Wetterkarten 

Wetten&iden  1880  L 

WettenchieBen  1898  St 

Wetteratadien,  synoptisohe  s.  Wetter- 
karten 

Wetterwarten  s.  Höhenwarten 

Wheatstone's  ABC-Telegraph  1868  W 

WheatBtone'sohe  Brfioke  1843  W 

Wickersheimer'sche  Flfissigkeit  1880  W 

Widal'sohe  Probe  1896  W.  1906M 

Widerstand  der  Bamnaterialien  s.  Mate- 
rialpröfang 

Widerstand  des  Mittels  1640,  1687,  1719, 
1746,  1892  C.  1896  L,  1907  E,  1907  Z 

Widerstand  des  Wassers  gegen  die  Fort- 
bewegung der  Schiffe  1673, 1763, 1793  B, 
1844  B.  1871 F,  1884  D 

Widerstandseinheit,  elektrische  s.  Elek- 
trische MeBinstromente 

Widerstandsmesser,  elektrischer  s.  Elek- 
trische Meßinstrumente,  Telephonana- 
lyse, Kondensator 

Widerstandsrollen  für  Rheostaten  1889  C 

Widerstandsthermometer  1860  S 

Widmannstetter'sohe  Figuren  1808W 

Wiederaufleben  eingetrockneter  u.  ge- 
frorener Tiere  1848  B,   1873 P,   1894 P 

Wiederbelebung  asphyktisoh  Geborener 
1860  S 

Wiesenbau  1743,  1760,  1861 P,  1887  S 

Wildb&che,  deren  Verbanung  1779, 
1826  D 

Wildseuohe  1878  B 

Windbüohse  1660 

Winde,  deren  Verhältnisse  u.  Bezeich- 
nung 810,  1665,  1660,  1667.  1707. 
8.  a.  Drehungsgesetz 

Winde,  deren  geologische  T&tigkeit  1560, 
1847  N,  1868  R 

Winden  1440,  1781,  1800  C,  1808  B. 
1836S,  1861  A.  1863  A.  1867  B,  1867  M, 
1886  F,  1894  P,  s.  a.  Ankerwinde 

Winderhitzung  bei  Hochöfen  1828  N, 
1869  C.  1869  W.  1886  L 

Windfahne  60,  1678,  s.  a.  Anemograph, 
Anemometer 

Windgesetz,  barisches  1860  B 

Windkarten  1686,  1863M 

Windkessel  100,  1666 


Windmesser  b.  Anemograph.  Anemo- 
meter 

Windmotoren  s.  Windrtder 

Windräder  1738, 1752, 1756, 1772, 1799  M, 
1848  K,  1862  W,  1876  H,  1907  B 

Windrose  1820  B,  1828  D,  s.  a.  Anemo- 
graph, Anemometer 

Windtnrbine  1862  W 

WinkehnaB  632  v.  Chr. 

Winkelspiegel  1760,  1861  B 

Winkelteilapparat  1895  E 

Winkelteilnng  220  t.  Chr.,  1026 

Wintergreenöl  1843  C 

Winterveredelung  der  Bäume  1687 

Wippe  s.  Stromwender 

Wirbelatome  (Moleknlarwirbel)  1861 M 

Wirbeltheorie  von  Descartes  1649  D 

Wirbellose  Tiere  1766,  1796.  1816  B, 
1844  K,  1848  L,  1848  S,  1859  H.  1871  L, 
1893  H,  s.  a.  Arthropoden,  Coelente- 
raten,  Echinodermen,  Eingeweide- 
würmer, Mollusken,  Protozoen 

Wirbeltiere  1748,  1796,  1801 L.  1812  C, 
1820  R.  1848  M.  1864G,  1872  6, 1878  B, 
1882  C,  1882  W,  1890  B.  1894  B,  1907  H. 
B.  a.  Amphibien,  Fische,  Säugetiere, 
Vögel 

Wirbeltiere,  Bezeichnung  1801 L 

Wirbeltiere,  Einheit  des  Bauplans  1748, 
1801 L 

Wirkmaschine  s.  Strick-  u.  Wirkma- 
schinen 

Wirkung  der  Elektrizität  auf  die  Pflanzen 
B.  Elektrokultur 

Wirkung  des  Lichte  auf  die  Pflanzen 
1686,  1782  S,  1842  A,  1865  S,  1870  F, 
1872  S,  1881 W 

Wismut  XL  dessen  Verbindungen  1646, 
1663,  1672,  1681,  1739,  1780,  1812  D, 
1818  B,  1863  S,  1891  H,  1898  C,  1902  M, 
s.  a.  Wismut,  basisoh  salpetersaures 

Wismut,  basisch  salpetersaures  1681, 
1786  0,  1884  K 

Wismut,  dessen  Verwendung  in  der  Me- 
dizin 1786  0,  1884  K,  1891  H 

Witherit  1783 

Witterungsanomalien  1837  D 

Wolf  s.  Schlagmaschine 

Wolfram  u.  Wolfram  Verbindungen  1783, 
1848  Ii,  1860  W,  1857  B.  18580,  1859  V, 
1897  M 

Wolframeisen  n.  Wolframstahl  1868  0, 
1863  L,  1900  T,  1903  H,  1906  T 

Wolframlampe  1903  J,  1906  K 


—     1259     — 


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WoUnunsaares  Natron  sum  Fenenchutz 

1825  F 
Wolken,     Höhenbestimmnng    derselben 

1030,  1651,  1864L,  1882  J,  1896  K 
Wolken,    deren    Nomenklatur-   1802  H, 

1882  L 
Wolkenkratzer  1883  J,   1890  H,    1897  R, 

1907  S,  1908 M 
WoUastondraht  1813  W 
Wolle  n.    WoIlBohweiB    1832  S,    18S3  C, 

1856D,  1859  M,  1863  M,  1867  V.  1870  H, 

1873  S,  1888  K,  s.a.  Lanolin 
WoUfett  64,  1853  C,  1873  S,  b.  a.  Lanolin 
Woltmann'Boher  Flügel  1790,  1873  A 
Wood's  MetaQ  1860  W,  1875  G 
Woodburydruok  1865  W 
Wootzstahl  8.  Damaststahl 
Woulfe'Bche  Flasche  1790 
Wrangellland  1763 
Wundheilung  400  t.  Chr.,  20,   169,  361, 

1180,    1220,    1279,    1320,    1363,    1460, 

1646,    1616,    1696,    1715,    1778,    1789. 

1790,  1809  K.  1840  H.  1850  T,  1853  C. 

1867L.  1877B,  1884  K,  1896  K,  1901  M, 

B.  a.  Antiseptische  Wundbehandlung, 

Aseptische  Wundbehandlung 
Wnndinfektionskrankheiten  b.  Septichä- 

mie  u.  Pyämie 
Wurfbewegung  1602 
Warfelverdoppelung  430,  387,  340.  220 

v.Chr. 
Wurmkrankheit  1851  Gr,  1898  L 
Wurmrindenbaum  1770 
Wurmsame  64,  1830  K 
Wurstvergiftung  8.  Fleischvergiftung 
Wurtz-Fittig'sche  Synthese  1853  W 
Wurzeln  u.  Wurzelausziehen  410  v.  Chr., 

500,  1140,  1572,   1644 
Wurzelschneidemaschine  1834  6- 
Wurzelzeichen  1460,  1624,  1526 
Wutkrankheit  330  v.  Chr.,  1827  H,  1885  P, 

1903  N. 


Xanthin,  auch  synthetiseh  1817M,  1861 S, 

1897  F,  1900  T 
Xanthinbasen  1889  H 
Xanthingruppe      s.     Adenin,      CaSein, 

Gnanin,    Hypoxantbin,    Theobromin, 

Theophyllin,  Xanthin 
Xanthogensäure  1822  Z 
Xanthone  s.  Teerfarben 
Xanthorhammin  1842  F 
Xenon  1898 B 


Xylektypom  1897  B 
XyloUth  1892  S 
Xyloee  s.  Pentose. 


Tard  1101 

Tellowstone-Park  1806C,  1863  L,  I870W, 

1871  H,  1878  P,  1899  H 
Tlang-Ylansr-Öl  1866  G 
Yoghurt  1906  M 
Ytterbium     1878  M,      1879  C,      1879  N, 

1907  U,  1908  U 
Yttrium  o.  Verbindungen  1794  G,  1804  B 

1828  B,  1843  M,  1878  M,  1904  ü 
Yukatan  1886  M. 


Zaffer  b.  Eobaltverbindungen 

Zahl  e  1739,  1873  H 

Zahl  n  260,  210  V.  Chr..  1220,  1596, 1706. 
1766,  1777  B,  1873  H,  1882  L 

Zahlen  8.  Ziffern 

Zahlensysteme  1800  W,  1854  L 

Zahlentheorie  532,  300,  220  v.  Chr.,  150, 
980, 1658. 1774,  1801  G,  1825D,  1838D, 
1851  K,  1863  H,  1866  W,  1880  E 

Zähne,  chemische  ZuBammensetzung  der- 
selben 1802M 

Zähne  der  Wirbdtiere,  deren  Bedeutung 
für  die  Elassifikation  1850  O 

Zähne,  künstiiche  1756,  1776,  1826  S. 
1860  W 

Zahnheilknnde  400  v.  Chr.,  20,  1561, 
1651,  1728,  1756,  1771,  1776,  1804  G, 
1818  B,  1830 S,  1848  D,  1855  A,  1855G, 

1866  8,  1867  B,  1870  M 
Zahnkurvenzirkel  1837  W 
Zahnradbahnen  1811  B,   1812  C.    1846  C, 

1867  P,  1866  M,  1868  S,  1870  B,  1882  A, 
1892  S 

Zahnräder  1674,   1759.   1837  W,   1899  G. 

8.  a.  die  folgenden  Artikel 
Zahnräderformmaschine  1839  H 
Zahnräderfräsmasohine  1837  W . 
Zahnräderhobelmaschine  1829  G 
Zahnräderschleifmaschine  1878  T 
Zahnradsirene  1681,  1820  S 
Zamboni'sche  Säule  8.  Trockensäule 
Zapon  1880 C 

Zeeman'sohes  Phänomen  1896  Z 
Zeichenapparate  s.  Camera  ludda,  Dika- 
dopter,      Proportionalzirkel,      Storch- 
schnabel 
Zeichen,  chemische  s.  Formeln,  chemiache 


1260 


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Sachvwntehnit 


Zeichen  n.  Beseiohnungen,  mathematische 
330  V.  Chr.,  150,  638,  1460,  1489,  1524, 
1526,  1557,  1629,  1631,  1637,  1686. 
1732,  1739,  B.  a.  E,  Zahl  jt 

Zeigertelegraph  1839  W,  1846  6,  1846  S 

ZeitbaU  1833  S 

ZeitUoht  1900  E,  s.  a.  Magnesinrnzuphoto- 
graphiachen  Aufnahmen 

Zeitrechnung  2205,  747,  717,  594,  540. 
460.  432,  381,  312,  260,  56,  60.  46 
V.  Chr.,  284.  359.  625,  622.  681.  715. 
1474,  1682.  1583,  1691,  1792,  1793, 
8.  a.  Kalender 

Zelle  B.  Pflanzenzelle,  Tier-  u.  Menschen- 
zelle 

Zellen,  künstliche  1876  T 

Zellenfreie  Gärung  1898  B 

Zellgerüst  der  Pflanze  1830  M 

ZeUteUung  1852  R 

Zement  und  Zementöfen  1796  P,  1817  B, 
1818  V,  1824  A,  1830  P,  1838P,  1855  B, 
1862L.  1864H,  1865 L,  1870Me,  I876M, 
1877  M.  1879D,  1883 D,  1884  E,  1885  S, 
1886  6,  1892  a.  1892  K,  1893  S,  s.  a. 
Asbestzement,  Holzzementdeckung, 
Wassermörtel 

Zementputz  1884  E 

Zementstahl  1574,  1627,  1722 

Zementstein  1884  E 

Zentra  des  Eopfmarkee  s.  LokaliBation 

Zentralbatteriesystem  1881 A,  1890  W. 
1888  0,  1892  S 

Zentralen,  elektrische  1880  H,  1886  F 

Zentralfeuer  u.  G-egenerde  420  v.  Chr. 

Zentralnervensystem  s.  Gehirn-  u. 
Büokenmarkphysiologie 

Zentralnervensystem,  Degeneration  des- 
selben 1887  M 

Zentralsonne,  Mädler'sche  1846  M 

Zentrifugalgebläse  s.  Gebläse 

ZentrifugalguB  1809  £,  1849  S,  1856  B, 
1893  W.  1894  H 

Zentrifugalkraft  1587,  1673.  1892  G 

^entrifugalmaschine  1749  F 

Zentrifugalpumpe  1689,  1848  A,  1900  S 

Zentrifugalventilator  1689 

Zentrifuge  1836P,  1860S,  1864P,  1866G, 
1879  L,  1889  R 

Zerstäubung  von  Farben  auf  Stoffen  n. 
Gegenständen  aUerArt  1871 P,  1898  C, 
1907  8 

Zeugdruck  s.  Eattundmckerei 

Zeugfaltmaschine  1830  H 

ZeugmeBmasohine  1830  H 


ZeTtgung  8.  Entwicklungsgeschichte  von 
Mensch  u.  Tier 

Zeugungsorgane,  deren  Physiologie  1838  M 

Zichorie  320  v.  Chr.,  1763 

Ziegelarbeiter,  deren  Anämie  1851  G 

Ziegelbau  b.  Ziegelfabrikation 

Ziegelfabrikation  1150,  1619,  1638. 1776, 
1791  F,  1791 P,  1799  E,  1807  H,  1813  D, 
1820  W,  1827  C,  1839  A,  1841  G,  1844C, 
1860  B,  1854  J,  1854  S.  1857  H,  1870  M, 
1873  J.  1875  B.  1879  E,  1883  S,  1885  C, 
8.  a.  Glashohlziegel 

Ziegelofen  s.  Ziegelfabrikation 

Ziegelpresse  s.  Ziegelfabrikation 

Ziehharmonika  1835  B 

Ziffern  632 v.Chr.,  150,  638,  1202,  1614, 
1863  W 

Zimmerheizung  s.  Hdzöfen 

Zimt  320  V.  Chr. 

Zimtaldehyd  u.  Zimtsäure.  auch  synthe- 
tisch 1834  D,  1866  C.  1867  B 

Zincke'sche  Synthese  1870  Z 

Zink  u.  dessen  Verbindungen  64,  1620. 
1546.  1648,  1742,  1758,  1782,  1798. 
1805  H.  1812  S,  1838  B.  1849  F.  1886  R. 
1886  S,  1898  H,  1904  L 

Zinkchlorid  1648,  1838  B 

ZinkguB  1833  G 

Zinkographie  1815  E.  1846  P,  1871  A 

Zinkoxyd  64.  1782 

Zinkstaub  als  Reduktionsmittel  1866  B. 
1866  S.  1867 S 

Zinkstaubküpe  1867  S 

Zinkvitriol  1546 

Zinkweiß  1782 

Zinn  800  V.  Chr.,  1570,  1814  A,  1878  W^ 
1880  R,  1899  C 

Zinn,    dessen    allotrope    Modifikationen 

1899  C 

Zinnober  s.  Qnecksilberverbindungen 
Zinnverbindungen  1595,  1630,  1648,  1681. 

1792.  1812  D.  1817  B,  ,1830  B,  1832  P,; 

1844  F.  1849  D.  1852  F 
Zinseszinsrechnung  1202.  1586.  1706 
Zirkonium  1790,  1824  B,  18615  T 
Zirkularpolarisation      1811  A,       1817  B.- 

1818  B.  1833  B.  1848  P.  1865  M,  1872  0. 

1873  L,  1879 L 
Zissoide  180  v.  Chr. 
Zitterrochen  u.  andere  Zitterflsche    48, 

230,  1751,  1773 
Zodiakallicht  1585, 1733, 1803  H,  1867  A. 

1900  W 
Zodiakus  s.  Tierkreis 


-^    1261     ^ 


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Zoneneiiiteilnng  der  Erde  480  v.  Chr. 

Zooohemisohe  Analyse  1847  L 

Zoogeographie  s.  Tiergeographie 

Zoologie  B.  Anatomie,  Anatomische  Ent- 
deckungen, Anthropologie,  Biogene- 
tisohea  Grundgesetz,  D  eszendenztheorie, 
Entwicklungsgeschichte  von  Mensoh  n. 
Tier,  Mensoh,  prähistorischer,  Mensch, 
Stellung  desselben  im  Naturreich, 
Menschenrassen,  Paläontologie,  Pan- 
spermie,  Parthenogenesis,  Physiologie, 
menschliche  n.  tierische,  Tiefseeforsch- 
ung, Tier-  u.  Menschenzelle,  Tiergeo- 
graphie, Tierzucht,  Zoologie,  systema- 
tische 

Zoologie,  systematische  330  v.  Chr.,  180, 
1163,1233,  1260  A.  1260  V,  1360,  1660, 
I66I,  1662,  1699,  1633,  1648,  1693, 
1736  A,  1736  L,  1748L,  1749  B,  1758  L, 
1766P,  1768P,  1796D,  1801L,  1812C, 
1820  B,  1821  G,  1860  0, 1867  M,  1873B. 
1896  O,  8.  a.  Wirbeltiere,  WirbeUose 
Tiere 

Zoologischer  Garten  1160  v.  Chr. 

Zoophyten  1662 

Zucker  im  Organismus  1 00  y.  Chr.,  1670W, 
1776,  1816  C,  1843  B,  1849  B,  1892  S. 
1903  N,  1904  P 

Zuoker&hnliohe  Körper,  Synthese  der- 
selben 1869  B,  1866  C,  1886  L 

Zuokerarten  u.  deren  Synthese  1807  P, 
1886  K,  1890  F,  1891  F,  1894  F,  1902  F. 
1906  L,  8.  a.  Milchzucker,  Pentoee, 
Rohrzucker,  Traubenzucker 

Zuckerbildung  aus  Eiweiß  a.Fett  1904  P 

Zuokeroouleur  1900  S 

Zuekerfabrikation  s.   Bnbenzaoker 

Zuckerproduktion  der  Pflanze  18698 

Zuckerrohr  s.  Rohrzucker 

Zuokersänre  1837  H 

Zugerzeugnng  n.  Zugregler  1863  Z,  1890  J, 
1894  H 

Zugfestigkeit  1828  T.  1862  W,  1873  B. 
1888  A,  s.  a.  Materialprüfung 

Zugmesser  1886  S 

Zugregler  s.  Zuge^zeugung 


Zugstraßen  der  barometrischen  Minima 
1881  B 

Zugrerband  1889  B 

Zngverstärkung  für  Schifiskessel  1887  IC 

Zugvögel  1767 

Zugwiderstand  1841 M 

Zuidersee  1892  L 

Zünder  1596,  1836  B,  1854  B.  1860  N, 
1862  R,  1904  B,  8.  a.  Zündschnur 

Zünder,  Regulierung  der  Brennzeit 
1596 

Zündgeschwindigkeit  explosibler  Gas- 
gemenge 1875  M,  1907  N 

Zündhölzer  1805  C,  1816  D,  1822  W, 
1832  K,  1832  T,  1834  B,  1837  P,  1840  A, 
1846  S,  1847  S,  1848  B,  1866  L,  1870  B. 
1893  S,  1897  S,  1906  G,  s.  a.  Feaerseug 

Zündhütchen  1816  E 

Zündloch,  konisches  1704 

Zündnadelgewehr  1836  D,  1863  M 

Zündschnur  1831  B,  1880  H 

Zündung,  elektrische  1806  G,  18128, 
1823  H,  1830  S,  1863  V,  1867  S,  1876  K 

Zündung,  meohanJBohe  s.  Minen,  Spreng- 
arbeit, Zündschnur 

Zungenpfeifen  1828  W 

Zusammengesetzte  Äther  s.  Äther 

Zusammenhang  der  Flüsse  s.  Waaserlänfe 

Zusohneidemasohine  1878  P 

Znstandagleichung,  chemische  1873  W, 
1892  Y,  1901 T 

Zweifach-Expansionsmasohine  8.  Expan- 
sionsmaschine 

Zweitaktmasohine  1879  C,  1889C,  1889  D, 
1891  S,  1893  0,  18960.  1898  K 

Zwimfabrikation  1813  P,  1819  M,  1830  T 

Zwischenglied  zwischen  Fischen  u.  Am- 
phibien s.  Lurchflsche 

Zwischenkiefer  1784 

Zykloide  1634,  1673 

Zylinderapparat  s.  Brechungsexponent 
fester  u.  flüssiger  Körper 

Zylinderbalggebläse  1689,  -  1760,  1775, 
1780W,  1787B,  1807  B,  1820 F,  1828 L, 
1866  T,  1878  K,  1879W,  1890  C 

Zylinderinduktor  1856  S 

Zymase  1898  B,  s.  a.  Invertin. 


—     1262     — 


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Druckfehler- Verzeichnis. 


S    Z.  S  T.  o.  aetae  ein  Komma  hinter  Rond- 
■chlffe 

50  Aietaetil  ron  80  auf  das  Jahr  200  in  letzen 

51  Z.  21  T<  TU  lies  „den"  Gersim 


SS  Z.  21  T. 
8»  Z.  24 
»9  Z.  24  T. 

102  Z.  22  T. 


o.  lies  „nicht"  Aber 
o.  lies  Mezeieom 
.  n.  lies  Telegraphie 
o.  Tersetze  den  Artikel  Lndolf  Tan 
Genien  hinter  den  Artikel  Hftlle 
S.  120  Z.  21  T.  o.  setze  an  die  Spitze  der  Zeile  die 

Jahreszahl  1639 
S.121  Z.  IT  T.  o.  lies  aiel  anohon 
8. 121  Z.  19—25  Y.  o.   Wie  Oberzeugend  nachge- 
wiesen werden  ist,  ist  der  Brief 
der  Marion  Delorme  eine  F&I- 
BohODS    von    Berthoad;     der 
Artikel  ist  demnach  zn  strei- 
ohen 
.129  Z.  22  T.  u.  lies  Conteanz 
.  147  Z.  22  T.  o.  lies  WassermSrtel 
■  ISO  Z.  20  T.  o.  lies  aeqnatorea 
.  152  Z.  30  T.  XX.  lies  Pampus 
.153  Z.   9  ▼.  n.  lies  Engelbert  statt  Engelbrecht 
o.  lies  Jean  Merjr 
,  n.  lies  ZenodoroB 
o.  lies  berohe 
o.  Dominique  nicht  fett 
o.  lies  Vieussens 
.  172  Z.  10—11  ▼.  o.  setze  den  Artikel  Beetu- 
schett  auf  S.  171  TOr  Dufay 


160  Z.   7 
160  Z.  16  ▼. 

163  Z.  17  T. 

164  Z.22 
168  Z.    9  V. 


S.  172  Z.  14— IS  T.  u.  setze  den  Artikel  Amman 

auf  das  Jahr  1724 
S.  ISO  Z.  27  T.  o.  lies  vgl.  1696  R 
S.220  Z.  11  T.  n.  lies  Vgl.  77  Plinius 
8.263  Z.  19  T.  o.  Ues  8.  78  n.  Chr.  Plutarch 
8.275  Z.  26  y.  n.  Ues  1890  statt  1870 
8.296  Z.  23  T.n.  lies   „erlangten"  nnd   „erfan- 
den" 
S.SIO  Z.  18  T.  u.  Ues  Vgl.  1905B 
8. 323  Z.  12  T.  XL  Ues  Wobum  statt  Wobarn 
8. 335  Z.    1  T.  u.  Ues  Berkinshaw  statt  Birktn- 

Shaw 
8. 387  Z.    8  T.  n.  Ues  Artomisia  oina 
8.394  Z.  23  T.  o.  Ues  1844  statt  1842 
8.305  Z.    1  V.  o.  Ues  1817  C  Statt  1817  B 
8. 308  Z.    3—5  T.  o.  streiche  den  Artikel  Dublano 
8. 443  Z.  15—19  T.  o.  streiche  den  Artikel  Althans 
8. 538  Z.  15  y.  o.  Ues  Beketow  statt  Beketon 
8. 607  Z.  10  T.  o.  Ues  Abbot  statt  Abbet 
8.610  Z.  11  y.  o.  Ues  PararosaniUn 
8.617  Z.   2  y.  o.  Ues  Desintegrator  statt  Diain- 
tegrator 
8. 620  Z.    7  y.  u.  Ues  Efirperhfihlen 
8. 655  Z.  14  y.  o.  streiche  ein  „nicht" 
8.711  Z.  22  y.  o.  Ues  m  statt  cm 
8.731  Z,  19  y.  o.  Ues  „die  Lage"  statt  der  Ijage 
8. 7S8  Z.   3  y.  n.  Ues  Eulenboig  statt  Xnlenberg 
S.755  Z.   3  y.  o.  Ues  Becgnerel 
8. 880  Z.  16  y.  o.  Ues  Nitroglycerin 
8. 898  Z.  27  y.  o.  Ues  Lumbalpunktion. 


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Ornck  von  Oscar  Brandstettei  in  Leliizig. 


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